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German Pages 196 [200] Year 1970
GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER M I T W I R K U N G ZAHLREICHER F A C H G E L E H R T E R
BEGRÜNDET VON
HERMANN PAUL
HERAUSGEGEBEN VON
W E R N E R BETZ
18/2
BERLIN
WALTER DE G R U Y T E R & CO VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.
1970
SCHWEDISCHE SPRACHGESCHICHTE VON
ELIAS W E S S ß N
B A N D II WORTBILDUNGSLEHRE
BERLIN
WALTER DE G R U Y T E R & CO VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.
1970
Deutsche Fassung der schwedischen Ausgabe von Suzanne öhman
Archiv-Nr. 430570/6
Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshaadlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit & Comp. — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
INHALT Einleitung
1
I.
7
Verschiedene Arten der Wortbildung Uber die Veränderung des Wortschatzes. Spontane Neuschöpfung S. 7. Schallnachahmung, Lautsymbolik, Reimwörter, Kontamination S. 8. Kurzwörter, Buchstabenwörter S. 18. Umgekehrte Wortbildung S. 20. Sog. kurze Ableitungen S. 21. Übergang zu anderen Wortarten S. 22. Ableitung und Zusammensetzung S. 24.
II.
Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
27
Substantive und Adjektive: nominale Wortbildung
27
A. Ableitung Flexionsstamm und Wurzel S. 27. Der Ablaut in der Wortbildung S. 28. Wurzelnomina S. 32. Ableitungssuffix und Flexionsstamm S. 33.
27
1. Urg. -ia- S. 35. — 2. Urg. -an-, -ön- S. 41. — 3. Urg. -ian-, -iönS. 46. — 4. Urg. -in- S. 47. — 5. Urg. -na- S. 48. — 6. Urg. -niS. 49. — 7. Urg. -nd- S. 63. — 8. Urg. -pa-, -da- S. 53. — 9. Urg. -ipö- S. 54. — 1 0 . Urg. -dt- S. 56. —11. Urg. -du- S. 57. — 1 2 . Urg. -iz-, -öz- S. 59. — 1 3 . Urg. -ila-, -ala-, -ula- S. 59. — 14. Urg. -sla-, -slö S. 60. — 15. Urg. -ga- S. 61. — 16. Urg. -uhta- S. 62. — 17. Urg. -iska- S. 63. — 18. Urg. -unga-, -inga- S. 65. — 19. Urg. -ungö, -ingö S. 68. Ableitungen, die aus Zusammensetzungen entstanden sind: 1. Isl. -ligr S. 71. — 2. Isl. -samr S. 74. — 3. Isl. -lätr S. 75. — 4. Isl. -rcenn S. 75. — 5. Isl. -d6mr S. 75. — 6. Isl. -skapr S. 76. — 7. Isl. -leikr S. 77. B . Zusammensetzung I. Nominale Zusammensetzungen S. 78. II. Abgeleitete Zusammensetzungen S. 90.
77
Verben: verbale oder finite Wortbildung
93
A. Ableitung 1. Urn. -ön S. 95. — 2. Urn. -ian S. 96. — 3. Urn. -nön S. 100. — Übrige verbale Gruppen S. 110.
93
B. Zusammensetzung
113
VI
Inhalt
III. Wortbildung mit in altschwedischer Zeit entlehnten Ableitungssilben 130 A. Personenbezeichnungen 130 1. -are S. 130. — 2. -när S. 136. — 3. -ska, -erska S. 136. — 4. -inna S. 137. B. Abstrakta 138 6. -het S. 138. — 6. -eri S. 141. — 7. -else S. 143. — 8. -ande 5. 149. C. Adjektive 159 9. -isk S. 159. — 10. -bar S. 161. — 11. -aktig, -haftig S. 163. — 12. -mätig, -massig S. 165. — 13. -dan S. 165.
IV. Wortbildung mit Endungen lateinischen oder romanischen Ursprungs 167 Verben: -era
167
Personenbezeichnungen 170 1. -ant, -ent S. 170. — 2. -ör, -tör S. 171. — 3. -ator, -tor S. 171. — 4. -and S. 172. — 5. -är S. 172. — 6. -arie S. 172. — 7. -ist S. 172. — 8. -(i)ker S. 173. — 9. -an S. 174. Abstrakta 174 1. -tion, -(s)sion S. 174. — 2. -mang S. 176. — 3. -ans, -ens S. 176. — 4. -age S. 177. — 5. -is S. 177. — 6. -i S. 177. — 7. -yr S. 178. — 8. -ur, -atur S. 178. — 9. -ih S. 178. — 10. -ad S. 178. — 11. -at S. 179. — 12. -itet S. 179. — 13. -ess S. 179. — 14. -ism S. 179. Sachnamen 180 1. -ment S. 181. — 2. -at S. 181. — 3. -in S. 182 — 4. -id S. 182. — 5. -ett S. 182. — 6. -it S. 182. — 7. -os S. 182. — 8. -on S. 182. Adjektive . . 183 1. -al S. 183. — 2. -ell S. 183. — 3. -iv S. 183. — 4. -ant, -ent S. 185. — 5. -abel S. 185. — 6. -är, -ar S. 185. — 7. -ös S. 185. — 8. -il S. 186. — 9. -id S. 186. — 10. -at S. 186. — 11. -an S. 186.
D I E WICHTIGSTEN ABKÜRZUNGEN adän. Adj. Adv. afrz. ags. agutn. ahd. Akk. ANF anorw. aschw. Aufl.
altdänisch Adjektiv Adverb altfranzösisch angelsächsisch altgutnisch althochdeutsch Akkusativ Arkiv för Nordisk Filologi altnorwegisch altschwedisch Auflage
Bd. best. Birg. Aut. Bur.
Band bestimmt der Hl. Birgitta eigenhändige Aufzeichnungen Codex Bureanus (die älteste Handschrift des „Altschwedischen Legendars")
Cod.
Codex
dän. Dat. DL dt.
dänisch Dativ das Landrecht von Dalarne (Dalalagen) deutsch
EK engl. etym. Euf.
die Chronik des Königs Erik (Erikskrönikan) englisch etymologisch Liedersammlung der Königin Eufemia
F. (Fem. fem.) frühaschw. frühnschw.
Femininum, feminin frühaltschwedisch frühneuschwedisch
Gen. gespr. GL
Genitiv gesprochen das Landrecht von Gotland (Gutalagen)
VIII
Die wichtigsten Abkürzungen
got. gotl. gutn. GWB
gotisch gotländisch gutnisch Gustaf Wasas Bibel (1540—41)
HL Hs.
Landrecht von Hälsingland (Hälsingelagen) Handschrift
ib. idg. Imperf. Ind. Inf. Interj. isl.
ibidem indogermanisch Imperfektum Indikativ Infinitiv Interjektion isländisch
Jh. Jrg.
Jahrhundert Jahrgang
Komp. Konj. Konj. kons. KrL KS
Komparativ Konj ugation Konjunktion konsonantisch Landrecht des Kristoffer Konungastyrelsen (eine Abhandlung über die Pflichten eines Königs, um 1330)
lat. Lex. Line.
lateinisch J. Petri Gothus, Dictionarium Latino-Sueco-Germanicum, gedruckt in Linköping (Lincopiac) 1640
M. (Mask., mask) Maskulinum, maskulinum MB und MB 1 Bibelarbeiten des Mittelalters 1 (Kommentar zum Pentateuch) MEL Landrecht des Magnus Eriksson MESt Stadtrecht des Magnus Eriksson mhd. mittelhochdeutsch mnd. mittelniederdeutsch mundartl. mundartlich N. (neutr.) NoB Nom. norw.
Neutrum, neutrum Namn och Bygd (Zeitschrift) Nominativ norwegisch
Die wichtigsten Abkürzungen
IX
nschw. NT 1526
neuschwedisch Neues Testament von 1526
obl. ÖgL Ortsn. ostg., ostgöt.
obliquus Landrecht von Ostgötiand (Östgötalagen) Ortsnamen ostgötländisch
Part. Perf. Pers. PI. Präp. Präs. Prät. Pron. Prov.
Partizip Perfekt Person Plural Präposition Präsens Präteritum Pronomen Provinz
refl. runenschwed.
reflexiv runenschwedisch
S. s. oder S. schw. SAOB
SNF Sö 154 u. dgl. spätaschw. ST Subst. siidschw. sv.
Seite siehe schwedisch Svenska Akademiens Ordbok (Wörterbuch der schwed. Akademie) Landrecht von Södermanland (Södermannalagen) Svenska Fornskrift-Sällskapets Samlingar Singular Landrecht von Schonen (Skänelagen) Svenska Landsmälen (Die schwedischen Mundarten); Zeitschrift Studier i Nordisk Filologi Runeninschriften von Södermanland, Nr. 154 spätaltschwedisch Siälinna Trost (Seelentrost) Substantiv südschwedisch svenska ( = schwedisch)
U 344 u. dgl. UL unbest. urg.
Runeninschriften von Uppland, Nr. 344 Landrecht von Uppland (Upplandslagen) unbestimmt urgermanisch
SdmL SFSS Sg. SkL SL
χ
Die wichtigsten Abkürzungen
urnord. und urn. urnordisch uispr. ursprünglich utg. utgiven ( = herausgegeben) VgL I VgL II Vidh VmL volksetym.
Älteres Landrecht von Westgötland (Äldre Vastgötalagen) Jüngeres Landrecht von Westgötland (Yngre Västgötalagen) Aufzeichnungen des Pfarrherrn von Vidhem Landrecht von Westmanland (Västmannalagen) volksetymologisch
westg.
westgötländisch
EINLEITUNG Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine vollständige Grammatik oder Sprachlehre zu gliedern. Eine natürliche Einteilung wäre etwa folgende: 1. Lautlehre 2. Wortlehre 3. Satzlehre 4. Stillehre 5. Bedeutungslehre. Die LAUTLEHRE handelt von den Sprachlauten, von ihrer Bildung und ihrem Vorkommen, ferner von den Eigenschaften, die die Sprachlaute oder Gruppen von Sprachlauten in der zusammenhängenden Rede besitzen. Die Lautlehre gliedert sich also in die beiden folgenden Teile: a) die PHONETIK oder Lautlehre im engeren Sinn, die beschreibt, wie die in der Sprache vorkommenden Laute gebildet und wie sie vom Hörer aufgefaßt werden. Man unterscheidet also zwischen der genetischen Lautlehre und der akustischen. b) die PROSODIE oder die Lehre von den Eigenschaften, die die Sprachlaute oder Lautgruppen in der zusammenhängenden Rede besitzen. Diese Eigenschaften sind im wesentüchen folgende vier: Sonorität, Quantität, Intensität und Tonalität. Die Sonorität (Hörbarkeit) bestimmt die Sprachlaute in ihrer Eigenschaft als Sonanten oder Konsonanten (Selbstlaute oder Mitlaute) und damit auch die Silbenbildung. — Die Quantität (Länge, Aussprachedauer) kann sowohl bei den einzelnen Lauten (Aal: all) als bei den Lautgruppen (Silben) verschieden sein. Damit hängt auch die Einteilung der fortlaufenden Rede in Sprechtakte zusammen. Mit Sprechtakt ist hier eine Lautfolge oder ein Ausdruck gemeint, der von zwei Pausen in der Artikulation begrenzt ist. Diese Pausen können sowohl durch physiologische Umstände als vom Inhalt her bedingt sein. — I n t e n s i t ä t und Tonalität sind, was man mit der Bezeichnung Akzent zusammenzufassen pflegt. Im sprachlichen Akzent wirken nämlich, prosodisch gesehen, zwei verschiedene Dinge zusammen, und zwar in verschiedenen SpraWessto, Schwedisch II
1
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Einleitung
chen und verschiedenen Dialekten auf verschiedene Weise. Diese zwei sind Tonstärke (oder Druckstärke) und Tonhöhe oder Tonfall (dynamischer und musikalischer Akzent). Statt Ton- oder Druckstärke pflegt man mit einem unrichtigen Terminus „Betonung" zu sagen. Die Tonstärke wechselt sowohl im einzelnen Wort wie auch im Satz, d. h. in der zusammenhängenden Rede. Gewisse Silben sind starktonig („betont"), andere sind schwachtonig („imbetont"). Gewisse Wörter werden durch Tonstärke und Dehnung hervorgehoben; es sind dies die wichtigen Wörter, die Wörter, die den Kern eines Sprechtaktes bilden. — All unsere Rede ist mit einer Tonhöhenbewegung, einer Melodie verbunden. Die Wörter haben ihre festen musikalischen Akzente; im Schwedischen gibt es zweierlei: den Akut und den Gravis. Aber auch die zusammenhängende Rede hat ihre Tonhöhenbewegung. Verschiedene Satzarten haben verschiedenen „Tonfall": Ausruf, Frage, Aussage. Aber der Tonfall ist auch eines der wichtigsten Kennzeichen der verschiedenen schwedischen Mundarten (derjenigen von Gotland, den schwedischsprechenden Teilen von Finnland, Norrland, Dalarna, Bergslagen, Wärmland usw.) und natürlich auch der verschiedenen Sprachen. Diese musikalischen Eigenschaften der Rede sind es, die man mit dem Terminus Tonalität zusammenzufassen pflegt. Die Lautlehre hat zwei praktische Anwendungsgebiete: a) SPRECHTECHNIK und VORTRAGSKUNST. b) RECHTSCHREIBUNGSLEHRE, die von der Übertragung der Rede in die Schrift handelt und somit für den Gebrauch der Schriftsprache von grundlegender Bedeutung ist. Die WORTLEHRE handelt von den Wörtern und ihren verschiedenen Formen. Die wichtigsten Fragen dabei sind, wie die Wörter gebildet und wie sie gebeugt werden. Mit Beugung sind mehr oder weniger regelmäßige Veränderungen in der Form der Wörter gemeint, die im Zusammenhang mit Modifikationen ihrer Bedeutung und ihrer Verwendung vorkommen. Die Wortlehre zerfällt daher in Wortbildungslehre und Wortbeugungslehre. Die SATZLEHRE (Syntax) behandelt Wortverbindungen und Sätze, die gewöhnlich die Bestandteile einer sprachlichen Darstellung ausmachen und zwar ihren Bau, ihre verschiedenen Arten und ihre Verbindungen untereinander.
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Einleitung
Die STILLEHRE (Stilistik) handelt von der sprachlichen Darstellung im ganzen, gesehen im Zusammenhang mit ihrem Zweck. Sie berührt also sowohl den allgemeinen Sprachgebrauch in seinen verschiedenen Stilarten als auch die individuelle, besonders die künstlerische, Verwendung der Sprache. Sie umfaßt deshalb viele verschiedene Gesichtspunkte und Arbeitsmethoden. Stilforschung kann sowohl von rein sprachlich-formalen als auch von literaturgeschichtlichen und psychologischen Ausgangspunkten her betrieben werden. — Von praktischer Bedeutung ist besonders die normative Stillehre; sie handelt von Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit, d. h. von der richtigen Form und der Verwendbarkeit der einzelnen Ausdrücke. Die Sprache — sowohl die gesprochene wie die geschriebene — ist ein Zeichensystem, womit wir unsere Gedanken zum Ausdruck bringen und andern mitteilen. Jeder sprachliche Ausdruck — ein Wort, ein Satz, eine Darstellung in ihrer Gesamtheit — kann daher von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden: Form und Inhalt. Die Bedeutung besteht aus dem Inhalt, den Vorstellungen und Ideen, die durch den sprachlichen Ausdruck vermittelt werden. Wichtige grammatische Fragen sind daher folgende: Welche Bedeutungen sind in einer gewissen Sprache zum Ausdruck gekommen und wie geschieht dies ? Welche grammatischen Kategorien liegen dem Bau der Sprache zugrunde? Dies ist der Gegenstand der Bedeutungslehre (Semantik, Semasiologie, Noreens Semologie). In der Grammatik kann man indessen nie streng zwischen Form und Bedeutung unterscheiden, nie eines davon völlig isoliert betrachten. Genau genommen gehören die Verwendungen und Funktionen der verschiedenen Formgruppen auch zu ihrer Bedeutung im weiteren Sinn. Sowohl in der Wortlehre als in der Satzlehre müssen semantische Gesichtspunkte angewandt werden, wenn auch die morphologischen überwiegen. Dies gilt selbstverständlich auch von der Stilistik. Die Bedeutungslehre widmet ihre Aufmerksamkeit mehr direkt den grammatischen Kategorien und deren Funktionen. Sie gibt also eine systematische Beschreibung der sprachlichen Ausdrücke und ihrer Gruppierung nach dem Gesichtspunkt der Bedeutung. Die Bedeutungslehre ist besonders wichtig für die Lexikographie, deren wichtigste Aufgabe es ist, die Bedeutungsunterschiede der Wörter und deren Verhältnis untereinander zu analysieren. 1·
4
Einleitung
Stillehre und Bedeutungslehre sind verhältnismäßig selbständige Teile der Grammatik. Derjenige Teil der Stillehre, der sich mit der Untersuchung von sprachlichen Eigenheiten einzelner Schriftsteller und einzelner literarischer Erzeugnisse befaßt, steht der Ästhetik sehr nahe. Mit Recht ist die Stilistik als eine Grenzwissenschaft zwischen Literaturgeschichte und Sprachforschung betrachtet worden. Die Bedeutungslehre andererseits berührt sich nahe mit der Sprachphilosophie. Auch die Lautlehre wird im allgemeinen allein, ohne Zusammenhang mit der übrigen Grammatik, behandelt. Sie hat Berührungspunkte mit der Akustik (die Lehre von den physikalischen Eigenschaften der Laute) und mit der Physiologie (die Lehre von den verschiedenen Organen des menschlichen Körpers und ihren Funktionen). Die zentralen Teile der Grammatik sind daher die Wortlehre und die Satzlehre. Eine gewöhnliche elementare Grammatik enthält infolgedessen diese beiden Teile, von der Wortlehre jedoch eigentlich nur die eine Hälfte, nämlich die Wortbeugungslehre (Flexionslehre). Statt Wortbeugungslehre wird oft die weniger geeignete Bezeichnung Formenlehre gebraucht. Zur „Formenlehre" oder der Lehre von den sprachlichen Formen müßten ja eigentlich auch die Wortbildungslehre und ein großer Teil der Satzlehre gehören. Denn da werden auch sprachliche Formen behandelt, im Gegensatz zu den sprachlichen Bedeutungen, die in der Bedeutungslehre behandelt werden. Es kann daher nicht richtig sein, den Namen Formenlehre von der Beugungslehre allein zu gebrauchen, wenn auch diese ein wichtiger und, besonders für das elementare und praktische Sprachstudium, bedeutungsvoller Teil der Grammatik ist. Bei der hier skizzierten Einteilung der Grammatik schreitet man von der kleineren Einheit zur größeren weiter: Laut, Wort, Satz und Stil. Die Gegenstände der verschiedenen Teile der Grammatik sind verschieden. Einen Versuch, die Grammatik auf einen mehr einheitlichen Grund aufzubauen, so daß alle Teile vom gleichen Gegenstand, jedoch von verschiedenen Gesichtspunkten aus, handeln, stellt das Werk Adolf Noreens, „Värt spräk", (1903—23) dar. Schon bedeutend früher hat er einen Entwurf dazu in seinem Aufsatz „Nägot om ord och ordklasser" vorgelegt (1879). Die Sprache kann, so sagt Noreen, von drei verschiedenen Gesichtspunkten aus behandelt werden: von dem des Materials, dem
Einleitung
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des Inhalts und dem der Form. Vom Material oder den physikalischen Bestandteilen der Sprache handelt die Lautlehre oder Phonetik, vom psychischen Inhalt der Sprache (den Ideen, die durch die Sprachlaute mitgeteilt werden) die Bedeutungslehre oder Semologie. Die Formenlehre oder Morphologie schließlich stellt die Art und Weise dar, wie das Sprachmaterial geformt wird, um den Inhalten (Bedeutungen) als Ausdruck zu dienen. Während die gewöhnliche Einteilung der Grammatik in Lautlehre, Wortlehre und Satzlehre „für ihre drei Teile verschiedene Gegenstände hat, nämlich die Bestandteile der Wörter, die Wörter selbst und die Verbindungen der Wörter, so haben meine drei Teile", sagt Noreen, „den gleichen Gegenstand, nämlich die Sprache in ihrer Gesamtheit, aber von drei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet: dem des Materials, dem der Form und dem des Inhalts. D. h. ich behandle die Sprache in der gleichen Weise wie wenn jemand ein bestimmtes kleines Ding beschriebe, und zwar zuerst in dessen Eigenschaft als Knochenstück, dann als einen von sechs Flächen begrenzten Körper und schließlich als Würfel (für das Würfelspiel), oder er würde ein Gebäude in dessen dreifacher Eigenschaft als Backsteinkomplex, einstöckiges Haus in maurischem Stil und Kaffeehaus behandeln." Dieser Einteilung der Grammatik durch Noreen liegt die von ihm nachdrücklich vertretene Auffassimg zugrunde, daß die Sprache ein menschliches Kunstprodukt sei, ähnlich wie z. B. ein Würfel oder ein Gebäude. Man muß sich jedoch fragen, ob Noreen sich nicht selbst von den Bildern, die er anwandte, beeinflussen ließ. Gewiß, man kann zugeben, daß die Sprache ein Resultat der menschlichen Entwicklung und des Geistes ist, aber doch ganz anderer Art als z. B. ein Gebäude. Gewiß, man kann die Sprache mit einem Gebäude vergleichen, aber man muß sehr vorsichtig sein, wenn man aus einem derartigen Vergleich zwischen einem materiellen Produkt und einem Mittel für geistige Tätigkeit Schlüsse ziehen will. Die Sprache ist ein Ausdrucksmittel und ein Mitteilungsmittel. Sie hat deshalb eine äußere und eine innere Seite, eine materielle und eine geistige, Zeichen (Symbole) und ihre Bedeutungen, Formen und ihre Anwendung. Deshalb scheint eine Zweiteilung der Grammatik natürlich zu sein, viel natürlicher und richtiger als eine Dreiteilung. Aber auch eine Zweiteilung läßt sich niemals vollständig durchführen; bei der Betrachtung der Laute
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Einleitung
und Formen muß man immer gleichzeitig ihre Anwendung und Bedeutung berücksichtigen. Man kann jedoch das Hauptgewicht mehr oder weniger auf dieses oder jenes legen. Die materielle Seite muß der Hauptgegenstand sein, aber daneben ist natürlich eine Sprachwissenschaft denkbar, die sich hauptsächlich mit dem begrifflichen Inhalt, den Bedeutungen beschäftigt und die ihren Schwerpunkt dort hat. Dann kommt man aber zu der herkömmlichen Einteilung in Lautlehre, Wortlehre und Satzlehre zurück. Jedoch müßte man sie mit einer besonderen Bedeutungslehre vervollständigen1. Jeder Teil der Grammatik kann auf zwei verschiedene Weisen behandelt werden: deskriptiv (beschreibend) und historisch (etymologisch), oder synchronisch und diachronisch, wie manche heutige Sprachforscher die gleiche Sache lieber ausdrücken. Die d e s k r i p t i v e L a u t l e h r e beschreibt die Sprachlaute in einer bestimmten Sprachepoche, z. B. im heutigen Schwedisch. Die h i s t o r i s c h e L a u t l e h r e behandelt die Entwicklung der Sprachlaute innerhalb eines bestimmten historischen Zeitraumes. Ähnlich verhält es sich mit der W o r t l e h r e und der S a t z l e h r e . Eine umfassende Arbeit in deskriptiver, und gleichzeitig normativer, schwedischer S t i l l e h r e ist „Riktig svenska" von Erik Wellander. Eine historische Stillehre (Stilgeschichte) würde die verschiedenen Stilrichtungen der schwedischen Literatur (die Landschaftsgesetze, die Ritterdichtung und das Volkslied, die Renaissance, den Barock, den akademischen Stil, den französischklassischen Stil, die Romantik, den Realismus usw.) behandeln. Eine solche Übersicht gibt es für die schwedische Literatur noch nicht, wäre aber außerordentlich wünschenswert. Was schließlich die Bedeutungslehre betrifft, besitzen wir für das Schwedische eine ausführliche Darstellung in Noreens „Värt spräk", Bd. 5. Für das historische Studium der Sprache und der Literatur werden immer Lautlehre und Beugungslehre grundlegend bleiben. Sie enthalten nämlich das, was absolut unumgänglich ist, um die Texte lesen und ihren Inhalt verstehen zu können.
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Über die Sprachauffassung Ad. Noreens vgl. nunmehr V. Jansson in der Sammlung „Universitetet och forskningen" (1968), S. 261 f.
I.
ARTEN DER WORTBILDUNG U b e r die V e r ä n d e r u n g e n des W o r t s c h a t z e s . Spontane Neuschöpfung Der Wortschatz einer Sprache verändert sich unaufhörlich, so lange die Sprache lebt und gebraucht wird. Gewisse Wörter veralten und verschwinden, wenn sie keine Aufgabe mehr erfüllen1. Andererseits wird der Wortschatz in verschiedener Weise vermehrt und erweitert. Neue Wörter werden, fertig geformt, durch Entlehnung aus fremden Sprachen eingeführt. Solche L e h n w ö r t e r können allmählich in Aussprache und Beugung so völlig mit dem ererbten Wortschatz verschmelzen, daß sie nicht mehr als Fremdlinge empfunden werden. Ferner werden neue Wörter aus schon vorhandenem Wortmaterial durch Analogie nach noch fortwirkenden Mustergruppen gebildet, also in überlieferten grammatischen Formen (hauptsächlich Z u s a m m e n s e t z u n g und A b l e i t u n g ) . Dies ist es, was wir in der Hauptsache mit dem Begriff Wortbildung meinen. Endlich findet dauernd in beschränktem Ausmaß eine s p o n t a n e N e u s c h ö p f u n g von Wörtern statt, in ähnlicher Weise, wie einmal in den Anfängen der Sprache der Grundstock des Wortschatzes zustande kam. Laut und Bedeutung gingen, indem eine bestimmte Lautfolge in gleichen Situationen wiederholt wurde, eine feste Verbindung ein; dadurch wurden die Wörter zu überlieferten Bezeichnungen für bestimmte Begriffe. In der Kindersprache findet eine ziemlich umfangreiche Neuschöpfimg von Wörtern statt (Pa-pa, Wau-wau, Töff-töff usw.), bis dies von dem Bestreben des Kindes überflügelt wird, die Wörter und Ausdrücke der älteren Leute zu lernen, d. h. sich den Wortschatz der überlieferten Sprache anzueignen. 1
Ad. Noreen, Ordens död („Spridda studier" 2, 1903, S. 126f.); G. Cederschiöld, Döda ord („Om kvinnospr&k och andra ämnen", 1900, S. 86f.).
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Verschiedene Arten der Wortbildung
Schallnachahmung, Lautsymbolik, Kontamination
Reimwörter,
Eine Menge schwedischer Wörter sind, in älterer und jüngerer Zeit, durch S c h a l l n a c h a h m u n g entstanden. Beispiele: skratta (vgl. auch dt. lachen), fnissa, fnittra, fnysa, mumla (vgl. dt. murmeln, lat. murmur are), nynna, smacka, snarka, sucka, snyfta, hicka, gnola (vgl. dän. nynne), gnäUa, viska (vgl. engl, whisper), muttra, vissla (vgl. isl. blistra), skraLa, gorma, skvallra, sladdra, vyssja (zur Interjektion uyss), bjäbba, babbla, jollra, käüa, käxa, tjaia, brumma, knorra, morra, böla, gnägga (vgl. norw. knegge), bräka, pipa (vgl. lat. pipiare), braka, knaka, klappa (k. med händerna .klatschen', k. byk .Wäsche klopfen [beim Sptihlen]'; vgl. dt. klopfen), stampa, knall, skräll, raspa, plaska, skvalta, skvätta, skvalpa, smattra, snattra, surra, summa (vgl. dt. summen, von Bienen), susa. Fägeln (,der Vogel') kvittrar, lärkan (,die Lerche') drillar, gässen (,die Gänse') kacklar, alfägeln (,die Eisente') gackar, kräkan (,die Krähe') kraxar, morkullan (,die Schnepfe') knispar oder knortar, duvan (,die Taube') kurrar oder kuttrar, grodorna (,die Frösche') kväka oder kvacka (vgl. isl. „alptirnar kvaka" ,die Schwäne singen'), isl. „ari hlakkar" ,der Adler schreit' (Vgluspä), klockan (,die Uhr') tickar, „uret (,die Uhr') pickar" (Bellman), skottet (,der Schuß') klickar (,geht nicht ab'), bjällran (,das Glöckchen') pinglar, kaffet stär och (,der Kaffee steht auf dem Herd und') puttrar, skorna (,die Schuhe') oder dörren (,die Tür') knarrar, det gnisslar under medarna (,es knirscht unter den Schlittenkufen'), täget (,der Zug') tuffar oder töffar, motorn (,der Motor') knattrar, kedjan (,die Kette') rasslar, det prasslar bland löven (,es prasselt im Laub'), vinden susar, äskan (,der Donner') mullrar, vägorna kluckar mot bäten (von den Wellen gegen das Schiff), bäcken (,der Bach') porlar, „vattnet pollrar vid äran" (vom Wasser am Ruder), „det tassar, det brakar över stock och sten" usw. Ferner manche Tiernamen, wie krdka (vgl. dt. Krähe, engl, crow), korp (vgl. isl. hrafn, dt. Rabe), kornknarr, uv und uggla, syrsa, humla (vgl. lat. bombus), bi, wahrscheinlich auch tjäder (vgl. griech. τέτραξ .Birkhahn') und orre2, lat. cucuUiS, dt. Kuckuck, engl, cuckoo. Wörter, bei denen die Schallnachahmung noch deutlich ist, nennt man onomatopoetisch3. • E. Wessen, Vära ord (1932, 1960), L. Moberg in: Nysvenska studier 28 (1949), S. l l f . 3 K. Nyrop, Ordenes liv 2 (1924), S. 2f. — Vgl. lat. sursurrat .flüstert, säuselt,
Verschiedene Arten der Wortbildung
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Es kann vorkommen, daß Wörter infolge der Sprachentwicklung ihren onomatopoetischen Charakter ganz oder teilweise verlieren. Vgl. dt. lachen (urg. und urn. *hlahian), aber isl. hlceia und schw. le; dt. singen (urg. und urn. *singuan), aber schw. sjunga; aschw. hvina, aber nschw. vina; isl. gaukr M. .Kuckuck' (urg. und urn. *gauka-), aber schw. gök; griech. ßoös ,Ochse, Kuh', lat. bos, aber schw. ko. So wie das geschwächte le durch das schallnachahmende skratta ersetzt worden ist, so wurde auch für das Bellen des Hundes die ältere Bezeichnung gö (südwestschw. mundartl., isl. geyia go .bellen'; vgl. got. gaunon .laut klagen') im östl. Schweden und in der Hochsprache durch skälla, dazu das Substantiv skall, verdrängt. — Das Wort spräk (und das davon abgeleitete Verbum spräka) ist eine Entlehnung des mnd. sprake (vgl. dt. Sprache und das Verbum sprechen sprach)·, es ist zweifellos onomatopoetisch, wie auch das damit verwandte spraka (z. B. von Holz, das brennt). Schallnachahmend sind auch prata, svara, dän. snakke. Die lautlichen Ausdrücke für Gefühle können in gewissen Fällen innerhalb von weiten Grenzen variieren und auch verschieden aufgefaßt und wiedergegeben werden. Schallnachahmend sind wohl schw. snyfta, dän. hulke, engl, sub, dt. schluchzen; es sind verschiedene Versuche, die gleiche Sache wiederzugeben. In naher Berührung mit den schallnachahmenden Wörtern stehen die l a u t m a l e n d e n und die sog. l a u t s y m b o l i s c h e n Bildungen, mit welchen man versucht, andere Sinneswahmehmungen als durch das Gehör vermittelte wiederzugeben; besonders oft handelt es sich um Bewegungen oder um Licht. Beispiele: gunga, vagga, hoppa, guppa, rulla (dt. rollen, frz. rouler), snudda (nudda), lufsa, snubbla, tulta, linka, slinta, slingra, ringla, nicka, vippa, trippa, spritta, sprattla, vifta, fiffla, knipa, titta, kika (vgl. engl. peep), stirra, plira, darra, dallra, huttra, skutta, strutta, smutta, spotta, myllra, mysa, rysa, gnistra, glimma („stjärnorna gnista och glimma"), glimta, glittra, skimra; kladd, tagg, tapp, labb, tass, pigg, klubba, gnutta, snuva, trasa; klibbig, trubbig, fläbbig, pigg, butter4.
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plätschert', ululat .brüllt, schreit, heult', murmurat .murrt', mugit ,muht', barbarus eigtl. .plappernd, stammelnd*, bubo ,Uhu', turtur .Turteltaube', isl. bumba, aschw. bamba .Trommel'. Ein uraltes Verb ist dt. wehen. Eine Partizipialbildung dazu ist Wind (lat. ventus (lat. ventus), eigtl. .wehend', vgl. S. 53. Weitere Beispiele in den Abhandlungen von E. Hellquist: Nägra bidrag tili nordisk spräkhistoria (in: Nordisk Tidsskrift for Filologi 3, 12, 1903
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Auch einige Tiernamen gehören hierher, z. B. padda ,Kröte, Padde', wahrscheinlich auch snok .Ringelnatter' (vgl. engl, snake .Schlange' und das Verbum snoka .schnüffeln'). Die Grenze zwischen schallnachahmender und lautsymbolischer Wortbildung ist außerordentlich unbestimmt. Eigentlich können wir nur die menschlichen Sprachlaute und die menschliche Stimme „nachahmen". Tierstimmen und andere Laute können wir mit unseren Wörtern nur annähernd nachahmen. Durch die Macht der Gewohnheit bilden wir uns ein, daß wir sie in den Wörtern, die wir hören und in herkömmlicher Weise verwenden, wiedererkennen. In zahlreichen Fällen handelt es sich um eine Synästhesie oder Sinnesanalogie, oder auch um eine Bedeutungsverschiebung (z. B . vom Laut zu derjenigen Bewegung, die den Laut hervorruft). Ein Wort wie fladdra (dt. flattern, engl, flitter, flutter) war vielleicht ursprünglich schallnachahmend und wurde erst nachträglich mit der Vorstellung der Bewegung selbst verbunden. Ähnliches gilt von z. B . krossa und krasa (vgl. frz. eraser), kratta (eigtl. .schaben'), snatta, nappa, snappa, nafsa, vaja (eigtl. .wehen'). Der Vogel vipa .Kiebitz' hat seinen Namen von seinem Laut erhalten, aber das Verbum vippa bezeichnet eine Bewegung (vielleicht von einem schallnachahmenden vipp). Das Verbum hoppa kommt wahrscheinlich von einer anspornenden Interjektion hopp\ (vgl. isl. ορά), wie auch titta vom Zuruf titt, titt! (titt ut!) der Kindersprache. Wenn es von der Krähe heißt, sie kraxar, so ahmt man ihren Laut nach, sagt man aber, sie flaxar mit ihren Flügeln, meint man ihre Bewegung (vgl. flyga, fladdra u. dgl.). Vielleicht ist auch das Verbum klippa anfänglich schallnachahmend; aber diese Grundbedeutung ist verdrängt worden, und das Wort bezeichnet eine Tätigkeit (mit einer Schere oder dgl.), die einen gewissen Laut verursacht. Wahrscheinlich gehören auch hierher die Wörter prick .Punkt' und das gleichbedeutende lat. titulus. Verschiedenartige Vokale und verschiedenartige Konsonantenverbindungen spielen offenbar bei den schallnachahmenden und bewegungsmalenden Wörtern eine gewisse Rolle für die Bedeutung. Durch V o k a l w e c h s e l („Ablaut") kann der Inhalt der Wörter in einem gewissem Grade abgewandelt werden. Beispiele: tissla och tassla, trissla och trassla (Olle Hedberg), dingla och dangla, linka bis 1904) und Nägra anmärkningar om de nordiska verben med mediageminata (in: Göteborgs Högskolas äxsskrift 14, 2, 1908).
Verschiedene Arten der Wortbildung
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und lunka, smiska und smaska, sladdra und sluddra, slarva und slurva, rissla (dän. risle), rassla und rossla, knistra und knastra, famla, fumla (fumlig) und dän. fimle, knittra und knattra, norw. knirke und schw. knarke, dirra (dän. dirre) und darra, dän. krible og krable, dän. bilpe und bulpe .plätschern', schw. slinka und slankig, snusk und snask, aschw. snitra ok snatra, pitra ok patra. Der Vokal i vermittelt dabei gern eine Nuance von diminutiver Bedeutung (einen schwachen Laut, eine kleine Gestalt, etwas Kleines oder Jämmerliches oder dgl.), α oder u im Gegenteil etwas Großes (Plumpes, Schreckenerregendes). Vgl. tipp (z. B. nästipp .Nasenspitze') und tapp (»Pfropfen, Sprund'), bisse (z. B. tomtebisse .Heinzelmännchen, Knirps') und basse (.Wildschwein, grober Kerl, Soldat'), klimp, klump und (das Verbum) klampa, „en liten smörklick" und „en stör bergsklack", tuppen .der Hahn' und tippera .die Hühner' (Lockruf in u. a. Ostgötland), snibb, snipa, kinkig, fnittra .kichern', knirka ,leicht knarren', aber knarka .knarren', „ett knistrande och knastrande" (Strindberg), „skottet klickade", aber „vägorna kluckade mot stranden", dän. „en kluckende latter", „sitta och klinka pa pianot", aber „han har alltid nägot att klanka pa", „klanka" ,wie ein Rabe tönen' (Lex. Line. 1640), „tjädertupparna klunkade", gippa und guppa, dän. klimpre .klinken' und schw. klampa .stampfen', „stjärnorna tindrar", „gruset risslar", aber „kedjorna rasslar" (vgl. auch gnissla), dän. „at pille sa smät". Vgl. auch gr. μακρός .groß' und μικρός .klein'. Gewöhnlich heißt es „kyrkklockorna ringer", aber „När mäktiga klockorna runga" (Strindberg) und „Ät sidan svängde klockan tungt. Nu hordes bedöfvande de första slagen runga" (Heidenstam). „Den swale Westwind surrar ibland och raskar i löfwen", „mange sma Bäckiar ruska sa sachtelig' fram" (Stiernhielm, Hercules, Vers 267, 268). Das Verb klinga wird hauptsächlich von kleineren Glocken und Instrumenten mit einem hohen und hellen, feinen Klang (schw. klang) gebraucht, ζ. B. von Harfe und Klarinette; lat. clangor auch von den schmetternden Tönen einer Tuba. „Klang, det klingar uti isen" (Bellman, Ep. 42). Es kommt sogar vor, daß das eine Wort sich auf Licht bezieht und das andere auf Laute: glimma .schimmern, glänzen' und glamma .lärmen, toben'. Einige Wörter und Ausdrücke zeigen Vokalwechsel innerhalb des Wortkörpers: virrvarr, sicksack, tipptopp (engl, tip top), tripp trapp (Stiernhielm, Hercules), krimskrams, villervalla, klingklang, si och sa, ditt och datt, pick och pack, slidder och sladder, dän. sniksnak, visvas, sliddersladder usw.
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Eine Art „Ablaut" ist also auch heute bei der Neuschöpfung von Wörtern wirksam. Zum Teil ist er offenbar analogischer Art. Wortgruppen wie tipp, tapp und topp, pligg und plugg, knarra und knorra können produktiv werden. Aber es ist wohl nicht nur das; es ist vielmehr zu erwägen, ob der Vokalwechsel, den wir in der Sprachgeschichte als Ablaut bezeichnen, im Wesentlichen nicht von gleicher Art ist wie die ausdrucksbetonte Wortbildung mit Vokalwechsel, der für die Sprechsprache der nordischen und germanischen Sprachen immer noch in so weitem Umfang maßgebend ist. Auch K o n s o n a n t e n w e c h s e l kann vorkommen, besonders am Anfang der Wörter. Der Reim spielt bei der Wortbildung und Wortwahl eine gewisse Rolle. Beispiele: braka und knaka, gnata und tjata, sladdra und pladdra, smattra und knattra, snattra und tjattra, grina und flina, qwittra und tittra (Wiwallius), glimma und strimma (Bellman), glindra und tindra, vissla und gnissla, hinka und linka, porla und sorla, brusa und susa, muttra (:mumla), huttra (:hu!) und puttra, syssla und pyssla, (mundartl.) fika und hika (dän. hige), (mundartl.) byta und kyta, (mundartl.) trase und läse, „en fnurra pä träden" (vgl. fnas, fnyk, fnatt usw.) und dän. „en kurre pä träden", klunk und slunk, sus och dus, rubb och stubb, knall och fall, i ur och skur, huller om buller, huxflux, klumpedump, hit och dit, kors och tvärs, härs och tvärs (älter auch hart och tvärt), mundartl. hoven droven ,im Handumdrehen' (aus dem Mnd.; vgl. dt. hüben und drüben), frühnschw. fritt och kvitt, lalla och tralla, krackla och hackla („Bröllopsbesvärs ihugkommelse"), aschw. jlikrare ok smikrare, norw. faddersladder ,Geschwätz', norw. kravle og skravle, norw. hviske og tiske, dän. edelcsgge i bund og grund, dän. gä i skudder-mudder, dän. stä last og brast, isl. vid traud ok nauö .gerade noch', isl. nu leid og beid .jetzt verging einige Zeit' 6 . Viele mehr oder weniger zufällige Wörter entstehen in dieser Weise, durch Abwandlung des anlautenden Konsonanten, nicht zuletzt in der Alltagssprache und im Slang: skvallra — ballra—pallra — tjall5
E. Hellquist, Om ordet nippertippa och liknande bildningar (in: „Göteborgs Högskolas ärsskrift" 16, 2, 1900). Vgl. engl, to and fro, picnic, ping-pong, hum-drum, hurly-burly, shilly-shally .zaudernd', helter-skelter .holterdiepolter', hugger-mugger .insgeheim', harum-scarum .Hals über Kopf', fiddle-faddle ,Unsinn', willy-nilly .nolens volens', with scot and lot (s. ferner Ο. Jespersen, Growth and structure, 9. Aufl. 1938, S. 220), dt. dann und wann, in Hülle und Fülle, auf Schritt und Tritt, Lug und Trug, schalten und walten, harren und starren.
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ra (G. Bergman, Skolpojksslang, 1934, S. 68), braska — blaska — plaska — daska — smaska — slaska — traska — naska (dt. naschen) — fnaska — snaska — mundartl. klaska und baskae, trampa — stampa — klampa, knuffa — puffa — skuffa — gruffa.skubba und lubba .laufen', pulsa — trulsa, rulta — tulta — trulta, tuta — truta — puta — pluta, tindra — glindra, ringla — dingla — vingla — slingra, sjdpig — vapig — läpig. Dies sind alles (oder wenigstens zum größten Teil) Wörter der Alltagssprache, und sie drücken die gleiche Grundvorstellung mit sehr kleinen Variationen aus. Diese sind oft durch Assoziationen mit anderen Wörtern verursacht, was dann zu durch die Form bedingten Kombinationen und Kontaminationen verschiedener Art geführt hat. Auch außerhalb der eigentlichen Wortbildung kommen oft Reimwörter in Doppelausdrücken zusammen vor, um die Bedeutung zu verstärken. Beispiele: blöta och stöta, hänga och slänga, ralta och skvalta, handel och vandel, rätt och slätt, titt och tätt, med lock och pock, i fyllan och villan, klä och flä (aschw. kla ok fla), aschw. han gret ok ilia let. Doppelausdrücke mit reimenden Wörtern sind besonders kennzeichnend für den volkstümlichen Erzählerstil: „det knakade och brakade", „dä gren och flen Jan Ersa". Stilistisch sind dergleichen Doppelausdrücke nahe verwandt mit den gefühlsbetonten, verstärkenden Iterationen: stackars, stackars Uten; finfin und dgl. Hier einige Beispiele für die Bedeutung des Reims bei der Wortbildung und Wortwahl; sie stammen aus älterer und jüngerer Literatur: aschw. taka arf ok orf; väria ok eigh häria; hiälpa ok eigh stiälpa7; Per sculu crakä ok flacä Mariu kirkiu i Skarurn (VgL I). Hawir man brunn i garpi, han skal bylia oc wm hylia (DL, UL). Thän skal wäria, som ey wil häria (MO). I kirkionne fafängt pitra och patra, thz är mz diäflenom snitra och snatra (Post.). Minne siäl lengtar och trengtar effter Herrans gärdar (GWB Ps. 84. 3; dt. Bibel: Meine Seele verlanget und sehnet sich . . .; dän. Bibel 1550: Min Sicel lengis oc begerer inderlige .. .)8. ,,Fnyste och pyste" β
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Hierher auch noch das volkstümliche Sprichwort „Om Anders braskar, dä. slaskar julen". Das Wort braska .knastern, knistern; lärmen, prahlen' (und das Substantiv brask .Prahlen, Aufschneiderei', ζ. B. „en braskande annons") hält man für eine Entlehnung von mnd. traschen. Vgl.E.Lid£nin:Meijerbergs Arkiv(1941),S.102.„Deivarmeirtilstelpenntil hjelp" (O. Duun). „Sä. andreshielpare ateij sineginstielpare" (S. Columbus). Über das Verbum trängta, s. unten S. 14.
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(Stiernhielm, Hercules 40). „Hon war klädd uppä Fransk, der-ä alt war brokot och krokot, Ringat och slingat . . . i Lyckior och nyckior, Pappat och knappat . . . beflittrat och splittrat" (ib. Vers 33f.). „Koo oc soo, med hytt oc mytt är alt sin kos" (Fredsafl). „Med hytt och mytt, med saker, pick och pack" (U. Hiärne, Rosimunda). „Jagh linkar och lunkar pä bäde sijder" (S. P. Brasck 1650). „Dee [näml. die Schweine] flootas, dee rootas" (S. P. Brasck 1645)9. „Det var ett liv och ett kiv" (Strindberg, Roda rammet). „Kornknarren arpade och snarpade" (Strindberg, Hemsöborna). „Det röck och knöck i bäten" (Strindberg, SkärkarlsUf). „Det vajade och svajade och klingade och pinglade" (Heidenstam, Heliga Birgitta). „Och pratet pladdrade . . . och valsen fladdrade" (Fröding, Baien). „Han stampade och klampade. Axel och Frida rusade förbi farmor, viskande och tisslande, fräsande och väsande som kattor" (Hjalmar Bergman, Farmor och Vär Herre). „Främja en gärning med räd eller däd" (Gesetzbuch: „Brottsbalken" 1962). „Dersom De og jeg i forening künde laere det danske folk at saette taering efter nsering og rette pynten efter m0nten" (Η. Pontoppidan). „Fjas og spas" (F. Paludan-Müller). Reimende und alliterierende Wortverbindungen haben sicher bei der Wortschöpfung eine große Rolle gespielt und haben zur Entstehung von formalen Varianten, zufälligen oder bestehenden, beigetragen: larvig och lapig, lufsig och läpig, kny och knapp, bludder och bluff (Torsten Fogelquist), slarvig und slurvig. Häufig handelt es sich offenbar um Kontaminationen: kleta aus klena und smeta, tjata aus kälta und gnata, klanka aus klaga, klandra und anka, gnava aus gnaga und skava (es kann aber auch eine südschw. Form sein, mit Übergang von g > v), gnetig aus gnet, gnutta u. a. und petig, knal aus knapp und skral, knart aus knöl und kart, käfsa aus käft und gläfsa, glindra aus glimma und tindra, fjompig aus fjollrig und klumpig u. a., snuskig aus snask und ruskig, bekyttad aus bekymrad und betuttad, kvalm ist wahrscheinlich eine Umbildung von dvaltn nach kvälja (kvalde) usf. Loppa ,Floh' kann wahrscheinlich in gleicher Weise erklärt werden: es ist eine hypokoristische Bildung (vgl. isl. flö, dt. Floh, engl. flea), ein Reimwort zu hoppa, mit l- von lus. Das Verbum trängta (aschw. ßränkta) ist wahrscheinlich eine schwedische Neuschöpfung, 9
Vgl. G. Castrin, Stormaktstidens diktning (1907), S. 1 7 4 , 1 7 8 ; E . Wessen in der Ausgabe von „Spei om Herculis wägewal" (1955), S. 58; B. Risberg in: Nysvenska studier 4 (1924), S. 125.
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nämlich eine Verschmelzung von längta und tra ,sich sehnen' (aschw. Prä). Weniger wahrscheinlich ist ein Zusammenhang mit trdng (aschw. pranger) und tränga (aschw. prängia).
Das Wort
kommt einige Male in religiöser mittelalterlicher Literatur vor, und später dann in der GWB (7mal, davon 6mal im Psalter)10. Die dänische Bibel von 1550 hat das Wort nicht; an seiner Stelle steht begcerer (verstärkt mit storlige) oder forlengis. Trängtan hat heute
eine Nuance von .schmachten.' Es ist ein Wort, das der gehobenen Sprache angehört. Vor allem ist es natürlich der Reim auf längta, der die Variante trängta am Leben erhält: längtan och trängtan, „Nu länchta, nu tränchta Qwinnor och Män" (Wiwallius); „Mig drifver en längtan, en aningsfull trängtan" (Wallin). Andere Beispiele: isl. badmr M. aus barmr und fadmr (F. Holthausen in GRM 18, 1930, S. 150, E. Lid6n, Ordstudier, 1937, S. 101 f.), isl. staulpa F. ,Mädchen' aus stelpa F. und stauli M. (E.
Lid6n in: Meijerbergs Arkiv 3, 1941, S. 98), aschw. slupa ,den Mund aufsperren, verschlingen' aus glupa und sluka (E. Noreen ib. S. 7), schw. mundartl. hylpa ,Grube' aus häl und gylpa (E. Lidin, Blandade spräkhistoriska bidrag 2, 1934, S. 43f.), fnschw. glysa .leuchten, glänzen' aus glisa und lysa, schw. fjun aus dun und Wörtern mit fj- (fjäder, schw. mundartl. jjuk .Staubkorn' u. dgl., A. Lindqvist in: Meijerbergs Arkiv 4, 1941, S. 158). Die Bedeutung .verhauen, verprügeln' des Verbums klä ,kratzen' beruht sicher zum großen Teil auf dem Einfluß des Reimworts slä, die Bedeutung ,übers Ohr hauen' vielleicht auf dem von flä11. Lautsymbolik ist wahrscheinlich besonders bei der Bildung von Kosewörtern und bei der von Verben mit intensiver oder iterativer Bedeutung wirksam. Ein nicht geringer Teil des Wortschatzes, der „etymologisch dunkel" ist, dürfte auf Schallnachahmung oder Lautsymbolik, Reimwortbildung oder Kontamination beruhen. 10
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Aber nicht Ps. 42. 2 „Sä. som hiorten ropar effter ferskt watn, sä, ropar mijn Siäl Gudh til tigh" (Bibel 1917: „Säsom hjorten trängtar tili vattenbäckar, sä trängtar . . .). Dt. stumm (woraus schw. stum) ist nach O. Jespersen eine Kontamination zwischen still und dumm (dumb). Uber andere derartige „blendings", s. in seinem Buch Language (1922), S. 312f. Engl, smog, der raucherfüllte Londoner Nebel, ist aus smoke und fog zusammengesetzt. Schw. und dän. snirkel ist aus dem Deutschen entlehnt; es ist das gleichbedeutende Schnirkel, das seinerseits sicher eine Kontamination von Schnecke und Zirkel ist.
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Besonders bei gefühlsbetonten Wörtern — vor allem mit herabsetzender Bedeutung (Pejorativa) — kann man eine solche Lautsymbolik spüren, z. B. pj- in pjoskig, pjunkig, pjollrig (pjollra, pjoller), pjatt (.Weichlichkeit, Verzärtelung'), aschw. piälter .Lumpen', piältogher .verlumpt', härapspjäkker .Herumstreicher', fjin fjantig, fjollig, fjäskig (Torheit), dän. fjas, dän. fjog (fjoget), -fs- in krafsa, rafsa till sig, slafsa i sig, hafsig, lafsig, rafsig, tafsig, tjafsig, tilltufsad, glufsa, lufsa, rufsig, slufsig (Schlampigkeit, Ungepflegtheit), -ms- in flamsig, hamsig, jamsig, slamsig, tramsig, vimsig (Haltlosigkeit), -dnk- in kdnka und stänka (Schwerarbeit), -ubbin gubbe, kubbe, stubbe, klubba, knubbig, trubbig. Der Ausgangspunkt war vielleicht recht zufällig zustande gekommen. Aber wenn einmal ein Laut oder eine Lautverbindung einen derartigen Gefühlston erhalten hat, kann er sich auf Reimwörter und Neubildungen ausdehnen. Der Gefühlston ist nämlich von größter Bedeutung für das Entstehen von Assoziationen, und damit für die Verwendung der Wörter. Es können reine Lautassoziationen zwischen Wörtern bestehen, und diese sind stärker bei Wörtern anschaulichen Inhalts. Das Entscheidende ist also nicht, ob der Laut an und für sich eine Ausdrucksfunktion besitzen kann, sondern was man tatsächlich zu hören glaubt — hier ebensogut wie bei den schallnachahmenden Wortschöpfungen12. Niemand wird bestreiten wollen, daß beim Wort Zickzack (schw. sicksack) die Form an sich schon so beschaffen ist, daß sie die Bedeutung von Wiederholung samt Veränderung unterstreicht. Ähnlich in schw. „gnugga händerna", , , k n u f f a ät sidan", „guppa upp och ner", sjunga und sang, engl, sing und song, dt. singen und Gesang usw. Allerdings darf man eine These von der bewußten Verwendung von Lauten bei der Wortbildung nicht zu weit treiben. Dies könnte zu gefährlichen Spekulationen führen. Hier kommen wir zu Fragen, die nicht mehr zur Wortbildungslehre gehören, sondern zu der allgemeinen Bedeutungslehre und der Psychologie, Fragen, die mit den allgemeinen symbolischen Aufgaben und Funktionen der Sprache zusammenhängen. 12
„Äfven spräkets namn pä de döda tingen röja, fastän dunklare, att ljudet sammanklingar med väsendet. Hvem hörer orden vind och vijta utan att i själfva ljudet förnimma nägot luftigt och sväfvande ? Hvem hörer orden std och stark utan att förnimma nägot fast och varaktigt" (V. Rydberg).
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Verschiedene Arten der Wortbildung
Schallnachahmung und Lautsymbolik sind verschiedene Arten von e x p r e s s i v e r Wortbildung. Ein sehr großer Teil der Interjektionen ist von dieser Art; und zwar werden sie immer noch als schallnachahmend oder lautsymbolisch aufgefaßt. Beispiele: bim — bam — bum, Plumps, plumpsen, ticktack, summ — summ; im Schwedischen bing — bang, tick — tack, plaska, pladask, vips, sjas (frühnschw. auch has), pang, plums, bums. Anfänglich sind manche Interjektionen impulsive Ausdrücke, teilweise mit variierender Form, aber allmählich wird auch diese fest. Beispiele: Au, ich hab mich gestochen! Brrr, ich frier! Pfui, schäm dich! Pst! oder bst! Oh, wie schön/ Schwedisch: z. B. „aj, jag stack mig", „ussj, sä dumt/", ,,0, sa vackert/", „hu, jag fryser", ,,/y skäms/" ,,Pst!". Nachahmung von Tierlauten: miau, wauwau, bäää, kikeriki, schw. vov, mu, bä, kuckeliku usw.13. Die Kindersprache ist voll von schallnachahmenden und lautmalenden Wörtern; einige erfindet das Kind selbst, andere wieder lernt es von den Erwachsenen. Dadurch gewöhnt sich das Kind allmählich an den Symbolcharakter der Wörter und anderer sprachlicher Ausdrücke. Die Erfahrung, die es dabei macht, überträgt es 13
Über Neuschöpfung und Lautsymbolik, s. H. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte (4. Aufl. 1909), S. 174f., Ad. Noreen, Värt spräk 5 (1904), S. 96f.; O. Jespersen, Sprogets udvikling og opstäen (1926), S. 93f., Language (1922), S. 396f., Linguistica (1933), S. 283f.; K. Nyrop, Ordenes liv 6 (1932); E. Tegnör, Ur spräkens värld 1 (1922), S. 181, 191f. Über Reimwörter H. Güntert, Uber Reimwortbildungen (1914); R. M. Meyer, Die altgermanische Poesie (1889), S. 106, 291f., 302f.; H j . Falk, Betydningslaere (1920), S. 103 f. Über Kontamination bei der Wortbildung K. Brugmann in I F 12 (1901), S. 150f.; L. Bloomfield in P B B 37 (1912), S. 245f.; V. Andersen, Sammanfald og berering (in: Festskrift til Vilh. Thomsen, 1894); G. Cederschiöld, Om ordlekar (1910), S. 39f., Fresta duger (1914), S. 66, Framtidssvenska (1918), S. 132f.; E.Tegnör, Urspräkens värld 1 (1922), S. 193; E. Lidin, Blandade spräkhistoriska bidrag (1934), S. 8; K. Nyrop, Ordenes liv 3 (1926), S. 35 f. Vgl. auch S. Beifrage, Interjektionerna (in: Spräk och stil 9,1909, S. 159f.); H j . Ideforss, De primära interjektionerna i nysvenskan (1928). Die konsonantischen Laute spielen im Slang und ähnlicher gefühlsbetonter Sprache eine große Rolle; vgl. z. B. A. Etzler, Zigenarna (1944), S. 17 f. Uber Lautsymbolik auch P. Diderichsen, Elementar dansk grammatik (1946), S. 18; H. Regnill, Semantik (1958), S. 25f.; B. Malmberg, Nay vägar inom spräkforskningen (1959), S. 48f.; E. Wessen, Värt svenska spräk (1968), S. 136f. Wessen, Schwedisch II
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auf neue Wörter, die nicht schallnachahmend oder lautmalend sind. So erlebt das Kind die symbolische Funktion der Sprache. Dies ist außerordentlich wichtig, vielleicht das wichtigste Erlebnis in der Entwicklung des Menschen. Sehr wahrscheinlich geben die Erwachsenen häufig, ohne es zu wollen, den Kindern eine lautsymbolische Auffassung eines Wortes ein: „du liebes, liebes Kind", „ein großer, großer Löwe", „ach, du bist ja so dumm!". Da kann es nicht wunder nehmen, wenn sie als Erwachsene zu hören glauben, daß die Zeichen lieb, groß, dumm selbst symbolisch diese Eigenschaften ausdrücken. Die Iteration kommt in der Wortbildung bei Kindern und primitiven Volksstämmen häufig vor. Beispiele: Papa, Mama, Popo; Beriberi', frz. bobo, joujou, bonbon, schw. auch pippi ,Vogel', kaka .Kuchen', namnam, ,was Gutes', z. B. .Süßigkeiten' usw. Rein kindersprachliche Wörter sind aber in der Sprache der Erwachsenen nicht zahlreich (schw. pappa, mamma, kaka u. ä.); sie stammen hauptsächlich daher, daß die Erwachsenen das Lallen der Kinder nachahmen und es für kürzere oder längere Dauer in ihre Sprache aufnehmen. Die eigene Sprache der Kinder hingegen ist ganz von dem Bestreben beherrscht, das Lallen zu überwinden und sich den Wortschatz und die Sprachgewohnheiten der Erwachsenen anzueignen. Kurzwörter, B u c h s t a b e n w ö r t e r Eine andere Art von Wortbildung geschieht durch Verstümmelung, d. h. Abkürzung eines Wortes ohne Veränderung von dessen Bedeutimg. Solche Kurzwörter sind im Schwedischen z. B. bil (von automobil), bio (biograf), buss (omnibus), dricks (drickspengar), skjuts (skjutsfärd), livs (livsmedel), flyg (flygmaskin, -väsendet, -vapnet), snus (snustobak), sprätt (sprätthök), lok (lokomotiv), rek (rekommenderat brev) stins (urspr. st. ins., stationsinspektör), manus (manuskript), pek (pekoral), el (elektricitet), temp (temperatur), korr (korrektur), foto (fotografi), konsum (konsumtionsförening), oms (omsättningsskatt), ub&t (undervattensbat), gengas (generatorgas), genrep (generalrepetition), reaplan (reaktionsdrivet flygplan), miko (mindervärdeskomplex), tonären (die Lebensjahre zwischen 13 und 19, d. h. die Zahlen, die auf -ton enden) und tonäring (vgl. engl, the teens und teenagers in derselben Bedeutung), kolla (kollationera), diska (diskontera), vulka (vulkanisera), maska (maskera). Oft in euphemistischer Absicht, ζ. B. vigg (vigilans) mit dem Verbum vigga .leihen', pank
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Verschiedene Arten der Wortbildung
(pankrutt), ferner kvastning (kvarsittning) und kvasta der Schülersprache. Mit einer gewissen Umformung: spex (von Spektakel), priffe (von preferens), dille (von delirium), dazu dilla .dummes Zeug reden', gästis (von gästgivargard), kondis (konditori), dekis (dekadens), funkis (funktionalistisk), kompis (kompanjon) usw. Wortbildung durch Ellipse liegt in Wörtern vor wie ta Studenten (= Studentexamen), muntan (= muntlig examen), en deckare (= dedektivroman). Hierher kann man auch Kurzformen von Personennamen zählen, z. B. Hans statt Johannes, Grete statt Margarete usw.14. Eine in den heutigen Sprachen allgemein vorkommende, aber typisch schriftsprachliche Wortabkürzung findet sich besonders für Namen von Institutionen und Firmen, indem nämlich die Anfangsbuchstaben zu Benennungen zusammengestellt werden; es sind dies die sog. B u c h s t a b e n w ö r t e r , die sowohl geschrieben als gesprochen verwendet werden. Entweder werden die Buchstaben einzeln ausgesprochen wie in USA, DDT, NZZ ( = Neue Zürcher Zeitung), BMW, DDR, BBC ( = Brown, Boveri & Co., oder mit englischen Buchstaben ausgesprochen = British Broadcasting Company), PR (= Public Relation); schwedische Beispiele: FN ( = Förenade Nationerna), KB ( = Kungliga Biblioteket), LO ( = Landsorganisationen), JO ( = Justitie Ombudsman), TT ( = Tidningarnas Telegrambyrä), DN (= Dagens Nyheter), SJ ( = Statens Järnvägar), TNC (= Tekniska NomenklaturCentralen), SAOB ( = Svenska Akademiens Ordbok); oder auch liest man die Buchstaben zusammen wie ein Wort, z. B. Hapag ( = Hamburg-Amerika-Paketfahrt AG), Nato ( = North Atlantic Treaty Organisation), GATT (= General Agreements on Tariffs and Trade), I AT A {= International Air Traffic Association), Fiat ( = Fabrica Italiana per Automobiii Torino); schwedische Beispiele: ASEA (— Allmänna Svenska Elektriska Aktiebolaget), Sara ( = Stockholmsdistriktets Allmänna Restaurang Aktiebolag), Saco ( = Sveriges Akademikers Central Organisation), Esselte ( = Sveriges Litografiska Tryckerier). Die Tendenz ist also international und kommt in allen modernen Sprachen vor 16 . Über Ellipse bei der Wortbildung, s. Ad. Noreen, Värt spr&k Bd 5 (1904), S. 85f.; O. Östergren in „Spräk und Stil" 15 (1915), S. 103f.; E.Wellander in „Studier i Modärn Spräkvetenskap" 8 (1921), S. 25f. 16 Über Kurzwörter und Buchstabenwörter, s. auch E. Wellander, Riktig svenska, S. 720f. 14
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Die meisten Buchstabenwörter sind Eigennamen, aber es gibt darunter auch vereinzelte Appellative, z. B. schwedisch wc {ett wc, best. Form wc-t, PL wc-n), TV ( = televisionsapparat .Fernseher', en TV, TV-η, PI. TV-ar), PM (— Pro memoria, Sg. en oder ett PM, PL flera PM). Umgekehrte W o r t b i l d u n g oder R ü c k b i l d u n g Zuweilen kommt eine Neubildung von Wörtern vor, die man u m g e k e h r t e (oder retrograde) W o r t b i l d u n g nennen könnte und meist R ü c k b i l d u n g nennt. Zu utländsk oder utlänning bildet man utland(et), zu spänstig in der Sportsprache das Subst. spänst, zu enfaldig, larvig, djupsinnig, lättsinnig, klenmodig, svulstig die Substantive enfold, larv, djupsinne, lättsinne, klenmod, svulst, zu samtidig das Substantiv samtid(en), zu baltisk en bait (PL balter; vgl. grekisk: grek, turkisk: turk u dgl.), zu plastisk das Subst. plast (Material; vgl. metallisk: metall u. dgl.), zu kufisk das Substantiv en kuv. Zu dem aus dem Deutschen entlehnten mindervärdig hat man das Substantiv mindervärde gebildetle. Mit andern Worten: nach dem Muster von anderen Wortpaaren formt man neue „Grundwörter" zu schon bestehenden Wörtern, die den Charakter von Ableitungen haben. Um retrograde Wortbildung handelt es sich wahrscheinlich ebenfalls, wenn zur neutralen Form aschw. *andafatt (vom Adjektivum *anda-far .atemlos') sekundär eine maskuline Form nschw. andjadd (von S. Columbus als in der Umgangssprache üblich bezeichnet) nach dem Muster von z. B. hemmastadd (zu städja, Perf. Part, stadd, Ν. statt), klädd, f'ödd neu gebildet wurde. Die Umformung steht im Zusammenhang mit dem Übergang von unpersönlicher zu persönlicher Konstruktion: älter honom är andfdtt für .ihm geht der Atem aus', jünger han är andfddd. Ähnlich: älter jag har sett honom (dem), j ü n g e r han var nyligen sedd i Staden, de var ofta sedda tillsammans; han blev ombedd att stiga in.
Verwandt mit der sog. umgekehrten Wortbildung sind „Subtraktionsbildung" vom Typus drots ,Truchseß' statt älterem drotset, nys („fä nys om nägot" .Wind von etwas bekommen') statt älterem nysen, ekorre .Eichhörnchen' statt älterem ekorn (ikorn), droit (jorddrott) statt älterem drotten, tallrik von mnd. tallerken (dän. tallerken), vielleicht auch der Männername Axel statt älterem 18
T. Johannisson in: „Nysvenska Studier" 21 (1941), S. l f .
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Axelen, wo -et, -en, -n als suffigierte Artikel aufgefaßt wurden. Ein ostgötisches jolpera .Kartoffeln', entstanden aus jordpäron (eigentl. ,Erdbirnen'), hat sich den bestimmten Pluralformen vom Typus smulera (hochsprachl. smulorna ,die Brosamen') angeschlossen, und deshalb gibt es heute im Dialekt eine unbestimmte Pluralform jolper (vgl. smuler)17. Sog. kurze Ableitungen Von in gewissem Sinne gleichartigem Charakter ist eine im Neuschwedischen sehr häufige Art, Verbalabstrakta besonders von schwachen Verben zu bilden. Zu Substantiven konnte man schon von alters her in bequemer Weise Verben bilden, indem man einfach die verbale Endungen (Infinitiv -a, usw.) an die Stammform des Substantivs hinzufügte: eld — elda, jord — jorda, fors — forsa, Ids — Idsa, gap — gapa, dröm — drömma, frojd — fröjda fsigj, tvätt — tvätta, skjuts — skjutsa, cykel — cykla, bil — bila, tank — tanka, skidor PL — skida ,Ski laufen', bädd — bädda, dikt — dikta, krig — kriga, träl — träla, strejk — strejka, „falka pä sitt byte", „han ryggade tillbaka" usw. Oft ist offensichtlich das Substantiv das Primäre, aber häufig gibt es auch sowohl das Verb als das Substantiv im allgemeinen Sprachgebrauch, ohne daß es, wenigstens für das neuschwedische Sprachgefühl, klar wäre, welches das „Grundwort" sei: räd — rada, grät — grata, lov — lova, tal — tola, svar — svara, bad — bada, bräk — brdka, hat — hata, lek — leka, seger — segra, anger — ängra, rop — ropa, del — dela, skämt — skämta, spräk — spraka, spei — spela, bruk — bruka, sus — susa, skutt — skutta, „barnet i vaggan" — „bäten vaggade" usw. Nach solchen Mustern entstehen umgekehrt zu Verben oft neue Substantive, gewöhnlich mit abstrakter oder resultativer Bedeutung : hol zu böla, gnäll zu gnälla, small zu smcUla, prat zu prata, skrait zu skratta, gräl zu gräla, kost zu kasta, suck zu sucka, nick zu nicka, darr zu darra, skymt zu skymta, skämt zu skämta, bit zu bita, stänk zu stänka, fusk zu fuska, jäkt zu jäkta, slit zu slita, släp zu släpa, plugg zu plugga, hak zu baka, slakt zu slakta, byk zu byka, trösk zu tröska, spring zu springa, ryck zu rycka, tryck zu trycka, snärj zu snärja, skvaller zu skvallra, krängel zu krangla, 17
Über „Subtraktionsbildungen", s. O. Jespersen in „Festskrift til V. Thomsen" (1894) und in „Englische Studien" 1935.
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tissel och tassel (Fröding) zu tissla och tassla, gnissel zu gnissla, •pahitt zu hitta pa, utlägg zu lägga ut1&. Besonders in der Alltagssprache sind solche Wortschöpfungen häufig, sind aber zuweilen von ziemlich vorübergehender Natur 19 . In solchen Fällen sind die Substantive durch Analogie gebildet, nach dem Vorbild einer schon bestehenden großen und lebenskräftigen Mustergruppe. Aber wenn man, was durchaus zu rechtfertigen ist, vom Verb als dem Primären ausgeht und das Substantiv als eine Abstraktbildung dazu auffaßt, dann sieht es aus, als ob dieses durch eine Verkürzung oder Verstümmelung des Grundworts entstanden wäre. Derartige Bildungen werden zuweilen k u r z e A b l e i t u n g e n (oder kurze Verbalabstrakta) genannt 20 . Uber den Ursprung dieser Mustergruppe von Verbalabstrakta, siehe Näheres unten S. 33. Die meisten dieser kurzen Ableitungen sind in ihrem grammatischen Genus neutral (ifei-Genus): ett gott skratt, ett djärvt kast, ett lyckligt slut, dumt prat, däligt skämt usw. Aber es gibt auch viele mit rfew-Genus, z. B. en sharp smäll, en suck, en skymt, en blick {an-, in-, överblick u. a., aber ett ögonblick, ögonblicket, trotz dem deutschen der Augenblick). In der Regel bezeichnen diese Wörter mit den-Genus ein einzelnes, begrenztes Geschehnis. Aber scharfe Grenzen zwischen den beiden Gruppen gibt es nicht.
Ubergang zu anderen Wortarten In gewissem Sinn erhält man auch ein neues Wort, wenn ein Wort in eine andere Wortart übertritt. Hierher gehören vor allem die Substantivierungen von Adjektiven, z. B. svensk -ar (älter: PI. de svenske), dansk, tysk, höger -n (politische Partei), fett -et, vilt -et 18
Bereits isl. anorw. hall N. zu kalla, kast N. zu kasta, pol N. .Geduld' zu pola u. a. m. 19 Einige Beispiele aus der Literatur: „med ideligt jänk pä kaftanen och kragen", „detta fäj och fjäsk i Kyrkherrgäln" (A. M. Lenngren), „och akten er för jäntor och deras falska blig" (Fröding). 20 G. Cederschiöld, Verbalabstrakterna (1908), S. 96 f. „Enklare och behändigare nom. actionis kunna ej tänkas än de som formeilt äro lika med verbets stam . . . Angeläget är, att envar, som nitälskar för enkelt, folkligt och inhemskt spräkbruk, tillvaratager, nyttjar och förökar ord av detta slag, sä att han ocksä i sin skrift liter dem, sä, ofta som möjligt, träda i stallet för de oviga avledningarna pä -ande (-ende), -(n)ing, -an, -else."
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(oder det vilda), världsalltet. Ältere Substantivierungen sind: //MS, djufi, grund, brant, ny, lugn, hög; zuweilen gibt es das Adjektiv nicht mehr: sdr (noch bei Bellman: „näsan är sdr"), hol (isl. holl .hohl'), rum (mundartl. rum .geräumig'), arg (aschw. *erugher ,mit Grünspan überzogen', zu aschw. er, isl. eir Ν. ,Kupfer'), men Ν. ,Schaden' (isl. meinn .schädlich'), frö (isl. frior .fruchtbar'). Sehr gewöhnlich ist auch die Substantivierung von Adjektiven in schwacher Form: unge, like, gula, halva, flata, svenska .schwedische Frau; schwedische Sprache', vana, tunga .schwere Last'; zuweilen ist das Adjektiv nicht mehr erhalten: järfie (isl. jar fir ,braun'), midja (isl. midr ,sich in der Mitte befindend, mittlere'), vdnda (isl. vdndr ,schwer'). Ursprünglich auf Ellipse beruhen die in der heutigen Stockholmer Sprache gewöhnlichen Wörter Idngfranska ,Weißbrot', smäfranska („köpa sex smdfranska" .sechs Brötchen kaufen'); letzteres kommt meistens im Plural vor, aber dann sekundär auch ett smdfranska. Umgekehrt kommt es auch vor, daß ein Substantiv adjektivisch gebraucht wird oder der Bedeutung nach mehr oder weniger zum Adjektiv umgewandelt wird, ζ. B. „de är släkt med varandra" ( = besläktade .verwandt'), „han var alldeles slut" ( = utmattad .erschöpft')21. Auf dem Imperativ fußen Bildungen wie krypin, skymundan, fiassofifi, förgätmigej (vgl. dt. Vergißmeinnicht, ferner den lat. Pflanzennamen Noli me tangere), „leka tafatt", „leka tittut", „ta sig en svängom"22. Ferner gehört auch die im Neuschwedischen nicht seltene Verwendung von Adverbien als Adjektive hierher: „en bra karl" (urspr. ist bra, brav ein Adjektiv, aber diese Verwendung war frühzeitig ausgestorben), „en avsides by", „utsocknes människor", „lagom varm", sekundär auch als Adjektivum „lagom värme", „en lagom bläst", fordomdags („i fordom dagh" S. P. Brasck 1650, „min fordom ögnatröst" Lucidor), „ett fjärran land" (äff fiärran land GVB), „gä pä fei sida", „en ringa gäva" u. dgl. Die Negation inte ist aus dem Pronomen intet, Neutrum zu ingen, entstanden; in gleicher Weise in älterer Zeit icke, das also ursprünglich .nichts' bedeutete. Das Adverb nog ist eigentlich ein altes Neutrum (ohne 21
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K. G. Ljunggren, Adjektivering av substantiv (1939); Hj. Lindroth, Om adjektivering av particip (1906); C.-E. Thors, Substantivering av adjektiv i fornsvenskan (1949). T. Hjelmqvist, Imperativiska substantivbildningar i svenskan (1913).
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Verschiedene Arten der Wortbildung
-t) zum Adjektiv aschw. nogher .genügend'. Manche Präpositionen sind aus Substantiven entstanden: bland, mot (isl. m6t N. .Begegnung'), tili (vgl. dt. Ziel), wahrscheinlich auch hos (von hus; vgl. das gleichbedeutende frz. chez von lat. casa ,Haus'). Von den schwedischen Konjunktionen sind viele aus Adverbien entstanden: da, sedan, (e)när, (e)medan, ehuru, eller, och (vgl. ock, dt. auch, ursprünglich eine adverbial gebrauchte Substantivform); aus Pronomina: ty, wahrscheinlich auch att (dt. daß, engl, thatJ23; aus Präpositionen: för, efter (in der Umgangssprache). Freier Übertritt von einer Wortart in die andere ist bekanntlich in hohem Maße für das Englische charakteristisch (sog. „conversion"). Besonders häufig ist, daß ein Substantiv ohne Veränderung der Form als Verb fungieren kann (z. B. name, address, murder, park, camp)] ebenso ein Adjektiv (z. B. narrow: „the road narrows")24. Ableitung und Zusammensetzung Die gewöhnlichsten und wichtigsten Arten, in denen neue Wörter gebildet werden, sind A b l e i t u n g und Z u s a m m e n s e t z u n g . Von sten bildet man teils (Adj.) stenig, (Verbum) stena, teils stengrund, stenhärd, gatsten; von sol teils solig, sola sig, teils solsken, varsol; von läsa teils läsning, läsare, läsbar, teils läsrum; zu fara bildet man färd, fora, föra, vanför, farbar. Man nennt Wörter wie stenig, solig, stena, sola sig, läsning, läsare, farbar, färd, fora, föra, -för abgeleitete Wörter oder A b l e i t u n g e n , Wörter wie stengrund, stenhärd, gatsten, solsken, varsol, läsrum zusammengesetzte Wörter oder Z u s a m m e n s e t z u n g e n . Im Gegensatz dazu nennt man sten, sol, läsa, fara einfache Wörter oder G r u n d w ö r t e r . Unter einem abgeleiteten Wort oder einer Ableitung verstehen wir ein Wort, das aus einem anderen (oder aus dessen Stamm- oder Wurzelform) durch die Anfügung einer Silbe gebildet ist, die nicht die Bedeutung eines selbständigen Worts besitzt. In gleicher Weise, durch Ableitung und Zusammensetzung, geschah die Wortbildung seit urdenklichen Zeiten: im Altschwedi23 24
E. Wessen, V&rt svenska spräk (1968), § 152. Über sog. Satzwörter, z. B. kanske, kanhända vielleicht* (urspr. „det kan ske", „det kan hända"), förstäs .gewiß, selbstverständlich' („det förstäs"), Idt vara s. A. Lindqvist, Satzwörter (1961); E. Wessen in „Nysvenska Studier", Bd. 47 (1967).
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sehen, im Urnordischen, im Urgermanischen, in der indogermanischen Ursprache. Der ererbte Wortschatz der altnordischen Sprachen (isl., aschw.) war also in dieser Weise zusammengesetzt. Die gleichen Wortbildungsmittel (Ableitungssilben, Ablaut, Präfixe usw.) finden sich in den meisten andern verwandten Sprachen, und sie können daher mit Hilfe der vergleichenden germanischen und indogermanischen Sprachforschung erhellt werden. Die Wortbildungstypen der nordischen Frühzeiten waren indessen ganz andere als die der heutigen Sprache. Die gewaltigen Veränderungen, die die nordische Sprache während der Wikingerzeit erlitt, erschütterte die alte Wortbildung ebensosehr wie die alte Wortbeugung. Die Ableitungssilben wurden durch die Synkope reduziert; in gewissen Fällen verschwanden sie völlig. Einheitliche Typen wurden infolge der Lautentwicklung in kleinere Gruppen zersplittert. Mehrere alte Wortbildungsmittel verloren dadurch allmählich ihre Lebenskraft. Sie lebten zwar im alten, ererbten Wortgut weiter, waren aber nicht mehr imstande, neue Wörter zu bilden. Statt dessen entstanden neue Wortbildungsmittel, teils dadurch, daß gewisse Endglieder in Zusammensetzungen zu bloßen Ableitungssilben geschwächt wurden (z. B. tro-lig, läng-sam, sjukdom, vänskap, stor-lek), teils auch vor allem durch Entlehnungen aus dem Deutschen (lärar-inna, sangerska, stor-het, föd-else, läsande usw.). Einen neuen bedeutenden Zuschuß von Wörtern erhielt die schwedische Sprache in jüngerer Zeit durch die Entlehnung von Wörtern romanischen Ursprungs. Zum größten Teil sind es gelehrte Wörter oder Kulturwörter mit internationaler Verbreitung. Diese zeigen vielerlei eigene Wortbildungsweisen, die sich sehr stark von denen der älteren einheimischen Wörter unterscheiden. Hierher gehören Bildungen wie inflamma-tion, division, abonnemang, promen-ad, pass-age, adjunkt-ur, lektor-at, annons-ör, real-ist usw. Der schwedische Wortschatz besteht in der Hauptsache aus drei großen Schichten von Wörtern: den altererbten, autochthon nordischen, den während des Mittelalters aus dem Niederdeutschen entlehnten und schließlich den internationalen Wörtern klassischen oder romanischen Ursprungs. Jede dieser Wortgruppen besitzt ihre charakteristische Wortbildung (Wortableitung). Es ist daher natürlich, daß man, besonders wenn man den historischen Aspekt in den Vordergrund stellt, bei der Behandlung der schwedischen
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Verschiedene Arten der Wortbildung
Wortbildung diese Dreiteilung zugrunde legt. Wir werden somit zunächst die Wortbildung der altnordischen Sprachen darzustellen haben, so wie sie im Isländischen und dem frühesten Altschwedischen in Erscheinung trat. Aus praktischen Gründen geben wir die Beispiele in den meisten Fällen in ihrer isländischen Form.
II. DIE WORTBILDUNG DER ALTEN NORDISCHEN SPRACHEN SUBSTANTIVE UND ADJEKTIVE: NOMINALE WORTBILDUNG A. A b l e i t u n g Flexionsstamm und Wurzel Die alten indogermanischen Sprachen waren bekanntlich außerordentlich formenreich. Dies gilt z. B. vom Latein, und in noch höherem Grade vom Griechischen und Sanskrit. Auch das Umordische zeigt noch dasselbe Bild, und bis zu einem gewissen Grade auch das Isländische und das Altschwedische. Ein Substantiv hatte fast immer, wenn es in der Rede verwendet wurde, eine bestimmte Kasusform, die durch eine bestimmte Kasusendung gekennzeichnet war, z. B. Akk. agrum, aram, legem, kontinent; Gen. agri, arae, legis, hominis. Das, was zurückbleibt, wenn man von diesen Formen das Kasussuffix entfernt, ist der für die verschiedenen Formen des Paradigmas gemeinsame F l e x i o n s s t a m m , z. B. agro-, arä-, leg-, homen-. Dieser Stamm enthielt häufig ein Ableitungssuffix, das für mehrere gleichartige Wortbildungen gemeinsam war, z. B. -ro- in agro-, -en- in honten-. Das Suffix -ro-, germ, -ra- ist beispielsweise ein Bestandteil von isl. legr (schw. läger ,Lager') N. zu liggia .liegen', setr ,Sennerei' (eigtl. ,Sitz') zu sitia .Sitzen', timbr ,ΗοΙζ' zu idg. dem .bauen' (ζ. B. in lat. domus). Das Suffix -en-f-on- kommt häufig in Wörtern vor, die Lebewesen bezeichnen, ζ. B. isl. arfi ,Erbe', godi ,Priester', schw. tomte, namne. W u r z e l nennt man in der vergleichenden Grammatik denjenigen Teil eines Wortes, der zurückbleibt, wenn man sowohl die Kasusendung als die Ableitungssilbe entfernt hat. Die Wurzel ist somit das für eine Gruppe verwandter Wörter Gemeinsame, der Träger der eigentlichen Grundbedeutung, ζ. B. ag- in
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
lat. ager ( u m > u n Im Prät. PI. der 4. und 5. Klasse wurde statt dessen der Vokal gedehnt (vgl. lat. legimus, venimus), was wahrscheinlich eine „Ersatzdehnung" (für eine weggefallene Reduplikationssilbe) ist. Der Ablaut beruht auf einer Anzahl von Lautgesetzen, die in der indogermanischen Grundsprache wirksam waren, in einem Zeitraum also, der sehr weit zurückliegt. Was wir von dieser Grundsprache glauben wissen zu können, ist eine Rekonstruktion auf Grund von Vergleichen zwischen den Sprachen, die aus ihr entstanden sind. Wir lernen auf diesem Wege natürlich nur eine verhältnismäßig späte Stufe der Grundsprache kennen, eine Sprache mit reich entwickelter Wortbeugung und Wortbildung, mit festen Kasussuffixen und Ableitungssuffixen. Über ihr Entstehen können wir in den meisten Fällen nur Vermutungen aussprechen. Zu den Charakte-
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ristika des Lautsystems, die schon voll ausgebildet waren, gehört der Ablaut. Den Ablaut finden wir nicht nur in den Stammformen der starken Verben, sondern auch in mannigfacher Weise in der Wortbildung. Als Erstes möge hier eine Gruppe von sekundären Verben genannt werden, die sogenannten Kausativa: dt. setzen zu sitzen, legen zu liegen, fällen z u fallen, führen zu fahren, schw. sätta zu sitta, lägga zu ligga, bränna zu brinna, föra zu fara, leda zu lida
.gehen' usw. Siehe dazu S. 97 f. Aber auch sonst kommt der Ablaut in der Wortbildung vor, besonders bei einem uralten Typus von nominalen Bildungen, die zu starken Verben gehören, z. B.: 1. lida ,gehen': leid F. ,Weg, Gang', rida , reiten': reid F. ,Ritt, Wagen', (v)rida ,drehen': (v)reidr .verdreht, zornig', aschw. vridh F. .Klinke (eigtl. ein Drehknopf), DarmVerschluß', gripa: greip F. .Griff', grina eigtl. .sich öffnen, auseinanderklaffen': grein F. ,Ast', skina .scheinen': skin Ν . .Schein', svida .brennen, w e h t u n ' : svidi M. .Schmerz', Präs. snjr ( < urg. *snlwiR), dt. schneit: sniör M., dt.
Schnee ( < urg. *snaiwa-), aber schw. snö ,Schnee', und dazu neu gebildet das Verb det snöar ,es schneit'. 2. briöta .brechen': braut F. .Weg (Rodung)', brot N. .Brechen,
Bruch-(stück)', broti M. .Gerümpel', bioda: bod N. .Botschaft, Bote', skiota: skot
N . .Schuß', andskoti
M. ,Feind',
kliufa
.spalten':
klauf F. ,Huf' (der Paarhufer), klofi M. .gespaltenes Holzstück', driiipa .tropfen': dropi M. .Tropfen', friosa .frieren': frost Ν., dt. biegen: isl. baugr M. .Ring', bogi M. .Bogen', got. tiuhan, dt. ziehen:
isl. taug F. .Tau, Seil'. 3. binda: band N., brenna: brandr M., bruni M. .Brand, Feuersbrunst', finna: fundr M. (aschw. fynd F.) ,Fund', dt. sinken,
aschw. siunka: nschw. sank .sumpfig', sänka .senken', aschw. stiunka .fliegen, wirbeln': stank N. .Wirbeln'. 4. bera: burr Μ. .Sohn', burdr M. (aschw. byrd F.) ,Bürde', barn
Ν., barmr ,Busen', schw. bar .Bahre', stela: stuldr M. (aschw. styld
F.) .Diebstahl', skera: skurdr M. (aschw. skyrp F.) ,Schur, Ernte'. 5. gefa: gtQf F. ,Gabe', gipt F. ,gäva' (schw. hemgift, dt. Mitgift), gcefr (schw. gäv, dt. gäbe) .prächtig, gut', gcefa F. ,Glück',
drepa: drdp N. .Todschlag', reka .werfen, treiben': rak N. ,Wrak', liggia: lägr .lag', leegi N. .Lager', kveda: kveedi N. ,Lied', lat. seco:
SQg F. .Säge'.
Ableitung
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6. taka: fdtcekr ,arm', fara: fcerr .imstand zu fahren', (schw. van-, vapen-, talför), föra F. .Fuhre', kala (kol, kalinn) ,kalt sein',
kaldr ,kalt': dt. kühl ( < *kölia-): isl. kuldi M. ,Kälte', aschw. kyld F.
Ebenso in manchen anderen Fällen, wo kein starkes Verb vorhanden ist: 1. heitr ,heiß': hiti M. ,Hitze', smida (dd) .schmieden': smiör
M. ,Schmied', Uf N.: lifa (fd) ,leben', kvikr .lebendig' (vgl. lat. vlvus): kveikia (kt) .lebendig machen, entflammen', (um. *kuaikuian), norw. kveikja, dän. kvcege.
2. raudr ,rot': rodi M. »Rötung', siukr ,krank, siech': s6tt F. (urn. *suhti-, vgl. dt. Sucht), lof N. ,Lob': leyfa (fd) .rühmen,
preisen; erlauben'. 3. berg, biarg N . : borg F. ,Burg', kiami M. ,Kem': korn N., miqlk F. ,Milch' (urn. *melku): molka ,melken', blindr: blenda
(
schw. mundartl. merafton); in der Vglundarkviöa wechseln myrkr viör (ά myrkvan vid Str. 3) und myrkvidr {myrkvid i gggnum. Str. 1). Aschw. (helagher dagher, Akk. hälghan dagh) PI. hcelghi(r) daghar (Akk. hälgha dagha) > hälgedaghar, nschw. helgdagar, dazu der Sg. helgdag. Aschw. hindri dagher (Akk. hindra dagh) eigtl. .hintere Tag, folgender Tag' (vgl. dt. hinter), ergibt schon im 14. Jahrhundert eine feste Zusammensetzung hinderdagher ,der Tag nach der Hochzeit'. Im Aschw. gewöhnlich im Plural: storbyiar, storflokkar, gopgämingar usw. Aschw. (allir man) Gen. aldra manna vägher oder almanna vägher. Aschw. medh iempne wikt (Engelbrechtslied), nschw. jämvikt .Gleichgewicht'. Die Verschmelzung kommt vor allem im einheitlichen Wortakzent und in der einheitlichen Wortbedeutung zum Ausdruck. Vgl. smä barn (xx) .kleine Kinder' und smäbarn (xx) .Kleinkind', smä grisar (xxx) und smdgrisar (xxx), ebenso (älter) gröna saker und grönsaker, „Sveriges sköna litteratur" und skönlitteratur, ett franskt bröd und franskbrödet, (sla) dövörat (tili) .nicht hören wollen' (aschw. thet döva örat), (fä ndgot i) vrängstrupen .sich verschlucken', kallsvett .Angstschweiß', barmark .schneeloser Boden', fiatmark .ebener Boden'. Dazu können allmählich auch Formveränderungen kommen, weil Wörter als Glied einer Zusammensetzung sich zuweilen anders entwickeln als wenn sie selbständig sind. Zusammensetzungen haben im Schwedischen im allgemeinen den Hauptton auf dem ersten Glied und Gravis. Bei gewissen Typen, besonders in West- und Südschweden, kommt jedoch auch der Akut vor, besonders wenn das erste Güed die s-Form zeigt oder aus einem einsilbigen Wort, das auf Vokal ausgeht, besteht: landsman, bläbär, trädgärd (aschw. trägarPer), Sjöberg10. Das Wort riksdag ist entlehnt. 10
Ad. Noreen, Växt spräk 2, S. 253f.; A. Kock, Svensk akcent 2 (1878), S. 90f., A. Lyttkens u. Fr. Wulff, Svenska spräkets ljudlära 2, S. 74f., G. Daneil, Svensk ljudlära, 4. Aufl. (1937), S. 56.
Nominale Zusammensetzung
87
Der Kompositumakzent (mit dem Hauptton auf dem ersten Glied) unterscheidet sich somit von dem für feste Wortverbindungen charakteristischen Zusammenfassungsakzent (mit dem Hauptton auf dem hinteren Wort) in z. B. tjugofem (xxx), Birger jarl, Gustav Adolf, Svenska akademien, Svarta havet, das Gebet „Fader vdr" (xxx), das jedoch starktonig beginnt Fader vär (xxx; vgl. dazu auch dt. das Vaterunser, aber Vater unser, der du bist ...; ferner far min xx u. dgl.). Vgl. Stora torget (xxxx) und Stortorget (xxx), Västra Läng'gatan und Väs'terlanggatan, Gustav Adolfs torg' und Birger ja'rlsgatan, Tegners minne und Tegnerminnet, Stockholms Da'gblad und Stock'holmstidningen, Göta älv' und Da'lälven (Kla'rälven), Roda bo'dama und Rö'dbo(d)torget usw. Zusammenfassungsakzent kommt in Ortsnamen vor wie Tomelilla (xxxx), Mörbylänga, Hagebyhöga; Västeras (xxx; vgl. Västra Ryd xxx u. dgl.), Östersund, Södertälje, Södermalm (älter: Södra malm), Gripsholm, Signildsberg, Valdemarsudde usw11. Vgl. auch Göteborg (xxx), Hälsingborg, Mariefred, Mariestad, Ulricehamn, Filipstad (aber Karlstad xx, Kristianstad xxx), Karlsborg, Karlskrona, Simrishamn, Oskarshamn, Öregrund, Hudiksvall, Härnösand, Örnsköldsvik usw.12. Wechselnder Akzent kommt bei einigen Ortsnamen vor: Karlshamn, Sundsvall usw. Was die B e d e u t u n g betrifft, so ist das zweite Glied gewöhnlich das Grundwort und das erste Glied bildet die Bestimmung dazu. Die Bedeutungsverhältnisse, in denen die beiden Glieder eines Kompositums zu einander stehen, können im übrigen sehr verschiedener Art sein. Dies Problem ist von Ad. Noreen bei der Darstellung seiner Lehre vom „status" (d. h. des Bedeutungsverhältnisses zwischen Grundwort und Bestimmungswort) behandelt, und zwar in „Värt spräk" Bd. 5 S. 178f., 190f. und Bd. 7, S. 383 f.13. Die semantische Verschmelzung kann mehr oder weniger vollständig sein. Sobald eine Zusammensetzung in den allgemeinen 11
12 13
Man beachte, daß der Akzent nach vorne verlagert wird, wenn die Zusammensetzung bestimmte Form hat (z. B. Östersjön xxx, fastlandet xxx), aber an seiner Stelle bleibt, wenn die Zusammensetzung unbestimmte Form hat (z. B. Södermalm xxx, Norrmalmstorg). Für weitere Beispiele, s. Ad. Noreen, Värt spräk 2, S. 231 f. Über nominale Zusammensetzungen, s. im übrigen G. Cederschiöld in ,,Svenska landsmäl" 1911, S. 348f., R. Iversen in „Maal og minne" 1924, S. 9f., A. Western in „Maal og minne" 1929, S. 45f.
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
Sprachgebrauch eingegangen ist, denkt man gewöhnlich nicht mehr über die Bedeutung der einzelnen Glieder nach oder wie sie sich zueinander verhalten (z. B. jämväg .Eisenbahn', brännvin .Branntwein'). Wenn die Lautentwicklung dann formale Abweichungen vom Grundwort bewirkt oder wenn die Bedeutung sich verändert, verliert die Zusammensetzung, was ihren Inhalt und ihre Bildungsweise betrifft, an Durchsichtigkeit, z. B. bläckhorn .Tintenfaß', matsäck .Proviant, den man bei sich hat, z. B. im Rucksack', smörgäs »belegtes Brot', hämsko .Hemmschuh', basiu .Sauna', högtid .Feier (vgl. mhd. hochgezite)', oriagrann .wörtlich'. Wenn schließlich eines der Glieder als selbständiges Wort ausstirbt, wird die Zusammensetzung völlig undurchsichtig. Beispiele: bröllop .Hochzeit', brudgum ,Bräutigam', hustru .Ehefrau', allmoge .Bauernsame', lördag .Samstag' (eigtl. .Laugentag'), farkost .Fahrzeug', fatabur .(altschwedisches) Vorratshaus', danaarv .Hinterlassenschaft, die keinen gesetzlichen Erben hat', eriksgata .Rundreise des neugewählten schw. Königs durch das Reich', vadmal .Lodentuch', gullviva .Himmelsschlüssel', äska ,Donner', helvete .Hölle', härad .Gerichtsbezirk', afton ,Abend'14. Ein großer Teil der schwedischen Ortsnamen besteht aus derartigen Bildungen. Viele Lehnwörter sind ursprünglich zusammengesetzt und bewahren die Akzentuierung eines zusammengesetzten Wortes, auch wenn ihre Bildungsweise und der Inhalt ihrer Glieder ganz undurchsichtig sind. Beispiele: fredag .Freitag', frukost .Frühstück', allvar ,Ernst', villkor .Bedingung', näktergal .Nachtigall', lövkoja .Levkoje' (gr. leuko'ion zusammengesetzt v. leuko's .weiß' und i'on .Veilchen'), örfil .Ohrfeige'. Eine besondere Gruppe von nominalen Zusammensetzungen besteht aus den sog. Bahuvrlhi-Komposita15 oder Possessivkomposita. Beispiele: lat. tripes .Dreifuß', magnanimus .großherzig', got. lausawaurds .geschwätzig', freihals .mit freiem Hals' (isl. fridls, aschw. frals .frei'), hrainjahairts .mit reinem Herzen', armahairts .barmherzig' (Lehnübersetzung von misericors), dt. barfuß, isl. prevetr ,drei Jahre alt' (: prir vetr), aschw. fiäpertiugher »bestehend 14
16
Über härad, s. SAOB: Η 2072, über afton T. Johannisson in „Meijerbergs Arkiv för svensk ordforskning" 6 (1943), S. 50 f. Der Terminus stammt aus der altindischen Grammatik. Das Sanskritwort bahuvrihi bedeutet .viel Reis', dann ,Mann, der viel Reis besitzt'; es ist also eine Zusammensetzung von der gleichen Art wie lat. tripes, dt. Graubart, schw. grdskägg.
Nominale Zusammensetzung
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aus vierzig' (: fiuritighi), nschw. klumpfot .Person, die einen Klumpfuß hat', sidensvans .Seidenschwanz' ,Rödluva .Rotkäppchen', Bläskägg .Blaubart', gotl. mundartl. langhala .Bachstelze' (d. h. .der Vogel mit dem langen Schwanz'), dän. langhale .Eidechse'. Diese Zusammensetzungen scheinen in den älteren Epochen der indogermanischen Sprachen sehr zahlreich gewesen zu sein und dürften aus einfachen, kopulalosen Relativsätzen entstanden sein: vir magnanimus ,ein Mann groß (ist sein) Herz'1®. Bahuvrihi-Komposita sind ursprünglich auch die germanischen Zusammensetzungen mit -Uka .Körper' und mit -haidus ,Wesen, Art', woraus die Ableitungssilben -ligr (S. 71) und -het (S. 138f.) entstanden sind.
Zusammensetzungen mit einem Verbum als erstem Glied sind ein verhältnismäßig junger Typus17. Er ist wohl durch den Zusammenfall von einem Verbalsubstantiv mit dem Verbalstamm entstanden, z. B. isl. fiskibdtr .Fischerboot' (: fiski F. .Fischerei' und fiskia .fischen'), sendibodi .Sendbote' (:senda), kennimadr (: kenna). Ein großer Teil der ersten Glieder läßt sich ebensogut auf ein Verbalsubstantiv wie auf ein Verbum zurückführen. Andere sind Analogiebildungen, so z. B. göromdl .Arbeit, Beschäftigung', lärobok .Lehrbuch', svaromdl .Stellungnahme des Beklagten', dröjsmdl .Verzögerung', skilsmässa ,Scheidimg'. Beispiele aus dem Neuschwedischen: byggmästare .Baumeister', brygghus .Waschküche', däggdjur .Säugetier', flyttfdgel .Zugvogel', ringklocka .Klingel', tändsticka,Zündholz', väntsal .Wartesaal', körbana .Fahrbahn', tröskverk .Dreschmaschine', symaskin .Nähmaschine', sparbank, stop final .Stopfnadel', staplats, bärrem .Tragriemen', sovvagn, drivbänk .Treibbeet', skrivbok .Schreibheft', raderkniv .Radiermesser', kalkerpapfier .Pauspapier', läsebok, tänkesprak .Gedenkspruch', räknekonst, räkneord, frdgesats, knäckebröd, hittebam .Findelkind', smädeord ,Schmähwort', givmild .freigebig', sevärd, brännhet. 18 17
H. Jacobi, Compositum und Nebensatz (1897). Es gibt jedoch schon im Gotischen vereinzelte Beispiele wie winpiskauro .Wurfschaufel' zum Verbum winpjan .werfen'; aschw. läsepunger M. .einer, der den Säckel zuschließt, Geizhals', stängemunder M. .einer, der den Mund schließt* (Med. Post. 5, S. 225). H. Osthoff, Das Verbum in der Nominalkomposition (1878); H. Falk in ANF 4, S. 359 f.
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
II. Abgeleitete Zusammensetzungen Abgeleitete Zusammensetzungen entstehen durch Kombination von Ableitung und Zusammensetzung. Beispiele dafür sind tjockhuding .Dickhäuter' zu tjock hud, blaögd .blauäugig' zu bid ögon, trearig .dreijährig' zu tre dr, tystldten .schweigsam' zu tyst lat, brevbärare .Briefträger' zu bära brev, handvändning .Handumdrehen' zu vända handen. Da die neuen Wörter in üblicher Weise durch Ableitung mit Hilfe von auch sonst noch produktiven Ableitungssuffixen entstanden sind, ist diese Art von Wortbildung genetisch gesehen als eine Form von Ableitung zu betrachten. Sie wird aber hier im Kapitel über die Zusammensetzung behandelt, weil derartige Wörter in einem gewissen Zusammenhang mit gewöhnlichen Komposita stehen. Die Grenze zwischen eigentlichen Zusammensetzungen und abgeleiteten Zusammensetzungen ist auch in mehreren Hinsichten recht unscharf. Dies gilt auch besonders von den oben erwähnten Bahuvrihi-Komposita. In mehreren indogermanischen Sprachen werden mit dem Suffix -io- (germ, -ia) Ableitungen von zusammengesetzten Wörtern oder Wortgruppen gebildet (vgl. oben S. 40). Dabei wird die festere Verbindung dadurch gekennzeichnet, daß das erste Glied immer in der Stammform auftritt. Der Typus stammt also aus sehr alter Zeit. Beispiele: gr. μεσονύκτιου .Mitternacht' zu μεση νύξ, lat. cequinoctium .Tagundnachtgleiche' zu cequa nox, plenilunium .Vollmond' zu plena luna, multiloquium .Weitschweifigkeit' zu multiloquus .geschwätzig', latifundium .großes Landgut' zu latus fundus, aquiductium .Wasserleitung' zu aqua ductus, trivium .Scheideweg' zu tres vice, Privilegium zu privus .privat' und lex F. .Gesetz'. Besonders in den italischen und germanischen Sprachen wurden dergleichen Bildungen — sowohl Substantive als Adjektive — außerordentlich produktiv. Hier folgen einige nordische Beispiele: isl. fornmali N. zu fornt mal, alvapni zu $11 vdpn, tvibceti zu tvcer bcetr, hdvetri, middegi, heiptyrdi zu heiptar ord, nisl. happdrcetti .Lotterie' zu happadrdttur .Ziehung (der Lose)', dulnefni .Pseudonym' zu dularnafn dasgl., aschw. almänni ,Gemeinde' zu allir man, Thykbyle (nschw. Tibbie) ,ein dicker Wohnsitz, ein großes Dorf'; isl. Ufvcenn ,einer, der noch hoffen kann, zu leben' zu lifsvdn F., eineygr .einäugig' zu eitt auga, ferstrendr .mit vier Küsten' zu fiorar strandir, aschw. prcetylfter .aus drei Zwölfteln bestehend'. Mit einer andern Art von Ableitung: isl. fereerdr .mit vier Rudern ausge-
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Abgeleitete Zusammensetzung
rüstet' zu fiörar arar (nnorw. feering ,Boot, das mit vier Rudern gerudert wird'), leiglendingr .Pächter' (norw. leilending) zu leiguland, hvttvädungr .Mann in Taufkleidern' zu hvitavddir ,Taufkleider', aschw. almänninger .Allmend' (allir man), fäfylinger M. (ögL) .Mann, der fearföling (VgL) (d. h. Verbergen von getötetem Vieh) begangen hat', isl. Svarthgfdi M. usw18. Besonders zu beachten ist ein altertümlicher Typus von Einwohnernamen: gr. Νεοπολίτης ,Mann von Νεα πόλις (Neapel), lat. Aquiflavienses zu Aquce Flavianez, isl. Hiardhyltingar zu Hiardarholt, Borgfirdingar zu BorgarfigrSr, Reykvikingar zu Reykiavik, Naumdoelir zu Naumudalr, Raumdcelir zu Raumsdalr, Sparbyggiar zu Sparabu, aschw. Ridhbo zu Ridhaby (Reaby bei Gränna), nschw. delboar .Einwohner von Delsbo' (aschw. Dilsbo) usw. Ferner mit Ellipse in zusammengesetzten Ortsnamen: isl. Rosmhvelingar zu Rosmhvalanes, Laxdcelir zu Laxärdalr; gleich gebildet sind ζ. B. aschw. ullboar zu Ullavi und haboar (in Habo hundare) zu Hatuna .Hätuna'. Hier möchte ich auch isl. vestgautar, aschw. västgötar erwähnen; als Kompositum ist dieser Name natürlich sekundär im Verhältnis zum Namen des Landes isl. Vestra Gautland, aschw. Västragötland (nschw. Västergötland)19. Im Neuschwedischen sind besonders folgende abgeleiteten Zusammensetzungen zu beachten: teils Substantive auf -ing und Adjektive auf -ad, -d, -t, -ig, -lig, ζ. B. noshörning, fyrsiding, femäring, högbarmad, seglivad, mörkhyad, högröstad, vindögd, bredbent, tomhänt, vildsint, djuptänkt (: djupa tankar), snabbtänkt, rödharig, ljuslockig, varmblodig, svartochvitrandig (: svarta och vita ränder), jämnärig, överärig, tvaochetthalvtärig (: 2 x / 2 är), samtidig (: samma tid), frispräkig, rätträdig, ordhdllig, ordhittug (S. Columbus), langvarig, tillräcklig, lättfaitlig (lätt att fatta, lätt uppfattad), päpasslig, pälitlig, pdstridig, pätaglig, genomskinlig, uthallig, svarätkomlig, outtömlig, outsäglig, outsinlig, ofrankomlig (:icke kommaifrän), obestridlig, eftertänksam; oäterkalleligen; le
Nur scheinbar gleich gebildet sind Wörter wie schw. tdlamod .Geduld': tälmodig,
gudsfruktan
.Gottesfurcht': gudfruktig,
dt. Langeweile:
lang-
weilig, oder helgsmdl ung. .Feiertag': helgmälsringning .Einläuten des Feier (Sonn) tags' (S. 85), Kristi himmelsfärd .Christi Himmelfahrt': himmelfärdsdagen
.Himmelfahrtstag'.
Umgekehrt
allmakt: allsmäktig
(mnd.
almechtich, dt. allmächtig), wahrscheinlich umgebildet nach allsvdldig. 19
E. Wess6n in „Namn och Bygd" 20 (1932), S. 71f.
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
teils Verbalsubstantive auf -are, -ande, -else, -ning, -eri, z. B. vägvisare, sjusovare, fiskhandlare (: handla med fisk), ordförande, gottfinnande, illamdende, villfarelse, pdnyttfödelse („I mästen födas pä nytt"), krigföring, höbärgning, nddebevisning, handvändning, betydelseutveckling, löneglidning, djurpldgeri. Das Adjektiv zeigt als erstes Glied immer reine Stammform, selbst wenn das zweite Glied aus einem Neutrum oder einem Plural besteht, z. B. Idgland (: lagt land), grdberg (: grätt berg), godhjärtad (: gott hjärta), grönsaker (: gröna saker). Das Zahlwort isl. einn, N. eitt, nschw. en, N. ett hat als erstes Glied die Formel isl. ein-, nschw. en-, z. B. isl. eineygr, .einäugig' (: isl. eitt auga). Nschw. enformig, -färgad, -radig, -tonig, -sidig, -siffrig, -stämmig, -stavig (:stavelse), -armad usw.; ebenso zu neutralen Grundwörtern: enbladig, -fröig, -rummig, -sprakig, -spärig, -väldig, -homing, -hornad, -könad, -ögd usw. Aber auch ettdrig, -dring, ettöring, es sind Ableitungen von ett dr, ett öre usw.
VERBEN Α. A b l e i t u n g Die Grundbedeutung der W u r z e l eines W o r t e s kann verschiedener Art sein: ein Gegenstand, eine Eigenschaft, eine Handlung oder ein Zustand. Das Kernwort einer etymologischen Wortgruppe kann daher ein Substantiv, ein Adjektiv oder ein Verbum sein. Auch die Wortbildung um dieses Kernwort kann verschieden sein. So haben wir einerseits nominale, andererseits verbale Wortbildung. Deshalb ist das Hauptproblem der Wortbildungslehre: Wie werden nominale Stämme zu Verben gebildet? und: Wie werden Verben von Substantiven und Adjektiven gebildet ? Die etymologischen W o r t f a m i l i e n , aus denen unser Wortschatz besteht, sind daher sehr ungleich zusammengesetzt. Es besteht eine große Menge verschiedenster Möglichkeiten, die bei verschiedenen Wortfamilien verschieden ausgenutzt werden, was vor allem mit dem praktischen Ausdrucksbedürfnis zusammenhängt, das sich in jedem Fall aufdrängt. Einige Wortgruppen sind klein und armselig, andere wieder sind reich entwickelt. Die etymologische Wortgruppe wird durch Assoziationen zwischen den Wörtern untereinander zusammengehalten: es regnet, Regen, regnerisch; es stürmt, Sturm, stürmisch', es schneit, Schnee, schneeig; Nebel, nebelig usw. Die einzelnen Wörter gehören ihrerseits wieder zu grammatischen M u s t e r g r u p p e n , wo andere, und zwar formale, Assoziationen wirksam sind: es regnet, stürmt, schneit; Regen, Sturm, Schnee; regnerisch, stürmisch, schneeig, nebelig usw1. 1
Natürlich kommt es auch vor, daß in der Bedeutung nahe verbundene Wörter
miteinander
etymologisch
nicht verwandt
sind, sondern ver-
schiedenen Wortfamilien angehören. So ζ. B. das A d j . kvick (isl. kvikkr, dt. keck, eng. quick, lat. vivus) in seiner ursprünglichen Bedeutung .lebend' und das Verbum leva (isl. Ufa,
t y . leben, eng. live), mit dem Substantiv
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
Die s t a r k e n Verben sind gewöhnlich primär, womit gemeint ist, daß sie den Kern einer etymologischen Wortgruppe ausmachen, die außerdem aus Nomina und abgeleiteten (sekundären) Verben bestehen kann. So ist eine Anzahl von gut ausgebildeten Mustergruppen mit Traditionen aus indogermanischer und urgermanischer Zeit entstanden. Daher kommt es, daß die etymologischen Wörterbücher so häufig eine „Wortfamilie" um ein starkes Verb als deren Mittelpunkt und Kern gruppieren. Ein großer Teil des gemeinsamen nordischen Wortschatzes kann auf diese Weise erfaßt werden. Es kommt indessen auch vor, daß ein Nomen den Mittelpunkt einer solchen Wortgruppe bildet. Beispiele: Sonne (sonnig, sich sonnen), Wolke (wolkig, sich wölken), Stein (steinig, steinigen), Pferd, rot (und andere Farbadjektive), kalt. Die Mustergruppen, die man hier findet, sind zum Teil anders zusammengesetzt. Daraus folgt, daß ein starkes Verbum hier und da sekundär, d. h. eine Analogiebildung sein kann. So verhält es sich z. B. mit dem isländischen Verbum rioda (raud) ,rotfärben', zum Adj. raudr ,rot', das das primäre Wort dieser Gruppe sein dürfte; Präs. rjdr ,es wird rot', Prät. raud ,es wurde rot' (z. B. beim Sonnenaufgang), sol rjdr fiQÜ ,die Sonne färbt die Berge rot' (bei der Morgenröte); dazu sölarrod N. und rodi M. ,Röte'. „Det var ärle um morgonen, dä. soli ho rau i lunde" (Norske folkevisor 6, 86). In gewissen Fällen ist es unmöglich zu entscheiden, welches primär ist, ob das Substantiv, das Adjektiv oder das finite Verbum. Beispiele: isl. snjr ,es schneit' oder snior M. .Schnee' (got. snaiws, schw. snö). Es ist m. a. W. nicht ohne weiteres sicher, daß jedes starke Verb ein Erbe von urgermanischer oder indogermanischer Zeit sein muß. Ableitungen im eigentlichen Sinn des Wortes kommen hingegen unter den starken Verben nicht vor. Auch unter den s c h w a c h e n Verben gibt es viele, die primär sind, also nicht durch Ableitung von einem Grundwort gebildet sind. Dies gilt vor allem von den Verben mit den Stämmen auf urnord. -δ- und -e-, d. h. den Verben der ersten und dritten schwachen Konjugation. Diese primären schwachen Verben sind zum liv (isl. lif N., eng. life). Vgl. das lat. Adj. vivus und das Verbum vivere, dazu das Subst. vita F. ,Leben'. Eine reiche Entwicklung des Systems der Mustergruppen durch eine effektive und lebendige Wortbildung muß zu den allerwichtigsten und wertvollsten Bestandteilen einer Sprache gezählt werden.
Verbale Ableitung
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großen Teil germanische oder nordische Neubildungen, die keine Entsprechungen in andern Sprachen haben. Die Verben auf -e- sind zum größten Teil Intransitiva. Beispiele: Ufa (schw. leva, dt. leben, engl, live-, aber lat. vivere), hafa (schw. hava, dt. haben, engl, have; aber lat. habere), duga .taugen', vaka .wachen', gapa .klaffen, (den Mund) aufsperren', brosa ,lächeln', fiora .wagen', pola .dulden', una .zufrieden sein', segia .sagen', pegia .schweigen' (lat. tacere). Zuweilen stehen Nomen und Verbum nebeneinander, z. B. trua F. ,Glaube' und trua (Präs. trüir) ,vertrauen', kaup N. ,Kauf', kaupi M. .Käufer' und kaupa (Präs. kaupir) .kaufen', samr Adj. .derselbe', samt M. .das Gebührende' und sama (Präs. samir) .passen', somi M. ,Ehre' und soma (Präs. sömir) ,ziemen'. Unter den er frauarande sum näruarande (MEL Kg 5). MeJ> Wessum ejmm ok trolouan . . . bindz baj>e vnger ok gamall . . . frauarande sum J>e när varo (ib. Kg 6). Jjässi lagh gaff os konong Magnus, närwärändi flästum J>em bästu j hans raj) waru (UL). Hierzu auch der Inf. närvara (jag skall närvara, han bad mig närvara) und das Supinum (Partizipium) närvarit (de har närvarit vid mötet), wie auch die Verbalsubstantive aschw. närvara F. und franvara F., nschw. närvaro und fränvaro (i min
fränvaro u. dgl.). Die einzige finite Form, die ziemlich allgemein gebraucht worden ist, ist eigentümlicherweise Prät. PI. de närvoro (vid festen närvoro kungen och drottningen), eine rein schriftsprachliche Form, die nunmehr auch verschwindet. Heute dafür die Umschreibung: han är (var) närvarande (fränvarande). Finite Formen mit trennbarer Zusammensetzung kommen selten vor, in der heutigen Sprache gar nicht. Beispiele aus dem Gesetzbuch 1734: . . . nägon som 4 embetes wägnar när är (R 10); Warde den hörd som när är; ta mä han som när är (R 17); Är nägor fränwarande, och hafwer ej fullmächtig, som när är (R 22). Zu beachten ist, daß in allen diesen Beispielen das Verbum am Ende eines Nebensatzes steht. — Eine ganz andere Bedeutung hat das Verbum vara när (zu Stütze und Hilfe) in der Bibelsprache: Jagh är när idher alia daghar in til werldennes enda (Matt. 28). 2. Mit einer Partikel (einem Adverb, einer Präposition) als erstem Glied zusammengesetzte Verben waren schon seit indogermanischer Zeit sehr häufig. Die Partikelkomposition kommt auch im Lateinischen (und dessen Tochtersprachen) vor. Eine große Zahl dieser Präfixe finden sich in mehreren indogermanischen Sprachen und gehen also in sehr frühe Zeit zurück. Zu diesen gehören: got. af- (in aftiuhan .wegführen', dt. ab-ziehen; vgl. lat. abduco), at- (in attiuhan .hinführen', atbairan .bringen'; vgl. lat. adduco, adfero), ana- (dt. an-; vgl. gr. ava-), and(a)-
(in andstandan .widerstehen', isl. andskoti Μ. ,Feind',
andsvar N. .Antwort', dt. entfliehen, Antwort), bi- (in bistandan .herumstehen', dt. bestehen; vgl. gr. άμχρι-),
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
dis- (in distairan .zerreißen', dt. zerstören', vgl. lat. discerno)6, fair- (in fairgreipan .ergreifen'; vgl. gr. περί- ,umher'; vgl. lat. -per ago), faur- (in faurgaggan .vorbeigehen'; vgl. gr. παρα-), frα- (in fraweitan .sich rächen'; vgl. lat. profero, gr. προ- ,vor'), ga- (in gaqiman .zusammenkommen', dt. gebären; vgl. lat. convenio), in- (in insaihvan ,zusehen'; vgl. invideo), uf- (in ufhausjan .gehorchen'; vgl. lat. sub-, gr. irrr-), ufar- (in ufargaggan .überschreiten', dt. übersteigen; vgl. lat. super-, gr. irrrep-), us- (in usqiman .töten', dt. erblicken). Die meisten dieser Partikel hatten ursprünglich lokale Bedeutung. In der Zusammensetzung mit Verben wurde diese indessen oft abgeschwächt, oder sie verflüchtigte sich gänzlich8. Übrig bleibt nur eine Abwandlung der Bedeutung des einfachen Verbs in der einen oder anderen Richtung. Dabei ist zu beachten, daß intransitive Verben durch die Zusammensetzung gewöhnlich transitiv werden und imperfektive Verben perfektiv. Die meisten gotischen einfachen Verben zeigen durative oder imperfektive Aktionsart, während die meisten zusammengesetzten perfektiv sind. Die perfektive Bedeutung tritt umso deutlicher hervor, je mehr die Partikel ihre materielle Bedeutung verliert. Vgl. got. hausjan ,hören': gahausjan »auffassen, vernehmen', slepan .schlafen': gaslepan .entschlafen, einschlafen', bairan .tragen, schwanger sein': gabairan .gebären' (dt. gebären), dt. sehen: ersehen, steigen: ersteigen usw. Bei den Nomina spielte die Partikelkomposition ursprünglich eine bedeutend geringere Rolle. Hier war sie im wesentlichen auf ein paar Typen beschränkt: teils Bahuvrlhi-Komposita, teils abgeleitete Zusammensetzungen (z. B. isl. llendr ,im Lande woh5
6
Es kann gar kein Zweifel darüber herrschen, daß got. dis- mit lat. disund dt. zer- zusammengehört (B. Delbrück in IF 21, S. 356). Nach H. Hirt (Handbuch des Urgermanischen 2, 1932, S. 128) „fehlt bisher eine Erklärung". Die gleiche Unregelmäßigkeit zeigt sich bei got. du- ,zu' (vgl. engl, to, dt. zu) und bei got. ga-, dt. ge- (vgl. lat con-). Die stimmhaften anlautenden Konsonanten sind sicher die Folge einer Entwicklung in schwachtoniger Vorsilbe (vgl. aber Pokorny, Idg. Wb. 232). Vgl. E. Wellander, Die Bedeutungsentwicklung der Partikel ab (1911); T. Johannisson, Verbal och postverbal partikelkomposition (1939); B. Hesselman, Huvudlinjer i nordisk spräkhistoria 1 (1945), S. 25.
Verbale Zusammensetzung
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nend', ersekr .unschuldig'), und teils Verbalnomina. Letztere waren im engen Anschluß an die entsprechenden zusammengesetzten Verben gebildet und sind daher im großen ganzen als sekundär im Verhältnis zu diesen zu betrachten. Hierbei ist zu beachten, daß ein gewichtiger Unterschied in der Betonung der verbalen und nominalen Formen besteht: erstere tragen den Hauptton gewöhnlich auf der Wurzelsilbe des Verbs, letztere auf dem Präfix. Dieser Betonungsunterschied ist es, der zur Folge hat, daß das Präfix verschiedene Formen aufweist: got. andniman .entgegennehmen' : andanems .angenehm', andhafjan .antworten': andahafts F. .Antwort', dt. entlassen: Antlitz, empfangen: Antwort, erteilen: Urteil, erlauben: Urlaub usw. Es ist zu vermuten, daß diese Akzentregel auch in andern Fällen gültig war, wie z. B. in got. afle'tan .verzeihen': af'let .Verzeihung', anafil'han .anvertrauen': a'nafilh N. .Empfehlung', frawaur'kjan .sündigen': fra'waurhts F. ,Sünde', uswaur'kjan .vollenden: us'waurhts .gerecht'7. Aber natürlich muß man auch damit rechnen, daß sich die Betonung der Substantive derjenigen der Verben angeschlossen hat. In jüngeren Neubildungen ist dies auch in der Regel der Fall: dt. Befehl zu befehlen, Beruf zu berufen, Verhör zu verhören usw.8. Infolge der nordischen Synkope sind die unbetonten Präfixe gewöhnlich weggefallen. Ursprünglich präfigierte Verben fielen dadurch mit den einfachen Verben zusammen. Zuweilen verrät die Rektion des Verbums oder eine Verschiebimg in dessen Bedeutung, daß es einmal ein Präfix besaß9. Vgl. isl. grdta e-n ,j-n beweinen', vinna .erwerben' (vgl. dt. gewinnen), heita (dt. verheißen), nema e-n e-u ,j-n e-r Sache berauben' (got. biniman), stela ,bestehlen' (iss er stolinn hamri E>rymskvida. 1; Värßär maßär stolen feär sins VgLI); sitia iqrd ,bewohnen', sitia e-t .etwas versitzen, untätig sein', Part. galinn .verhext durch Zaubergesänge, verrückt' (lat. incantatus), pa var grund groin grcenum lauki „grüne Gräser im Grund wuchsen", wörtl. .dann wurde der Boden mit grünen Gräsern bewachsen' 7
Wahrscheinlich beruht es auch auf der Betonung, daß der Endungsvokal in got. uswahsts .Wachstum' synkopiert wurde, aber nicht in wahstus .Wuchs', ebenso in gakusts .Prüfung', aber nicht in kustus dasselbe. 8 „Allen mit be- zusammengesetzten Substantiven liegen Verba gleicher Zusammensetzung zugrunde" (Weigand, Deutsches Wörterbuch). 9 R. Vonhof, Zur Entwicklung der germanischen echten Verbalkomposita im Altwestnordischen (1905); B. Delbrück, Synkretismus (1907); I. Modier, Fornvästnordiska verbstudier 2 (1934), S. 64f.
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Die Wortbildung der altnordischen Sprachen
(V styrls (UL Praef Hs. A), hörsl > hörls (MP 1, Birg. 1 u. 2), försl > förls (Bil), klifförsl > klifförls (MEL Hs. A), uskirlse (SmL). Wahrscheinlich machte sie sich auch sonst bemerkbar. Die Umstellung der Konsonanten in der Endung hängt vermutlich mit dem Wechsel von einsilbigen und zweisilbigen Formen zusammen (styrsl, styrslin). Aus styrsl wird styrsl, mit sonantischem l; wenn es auch in flektierten Formen, wo es vor einem Vokal zu stehen kam, sonantisch bleiben sollte, mußte in der Aussprache eine Umgruppierung der Konsonanten geschehen : styrslin > styrlsin, styrilsin. Dazu wurden dann Grundformen wie styrils, hörils (z. B. MP 1) und styrilse, hörilse gebildet. Man erhielt somit in einigen Fällen nebeneinander eine Form auf -sl und eine auf -ls oder -ilse, die miteinander wechseln konnten: vigsl und vighilse, styrsl und styrilse, skirsl und skirilse (MB 1), isl. smyrsl und aschw. smyrilse. Diese Fälle konnten das Muster für Neubildungen aufgeben und so die Voraussetzungen schaffen für die Verbreitung des Suffixes -ilse. Besonders günstig war es hierfür, wenn die phonetischen Verhältnisse eine Abstraktbildung auf -sl verunmöglichten (beispielsweise bei den Verben fresta, likna). Die große Masse der altschwedischen Wörter auf -eise hat indessen einen ganz anderen Ursprung; ihnen entsprechen nämlich 5
E i n paar jüngere Lehnwörter sind hackeise (um 1500) und bakelse, v o n nd. hackeise und backeise. Wessta, Schwedisch II
10
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
mittelniederdeutsche Wörter auf -nisse. Diese Endung findet sich in allen germanischen Sprachen außer den nordischen, also sowohl in den westgermanischen Sprachen (dt. Finsternis, engl, witness usw.) wie im Gotischen (z. B. blotinassus ,Opfer' zu blotan .opfern'). Es herrscht kein Zweifel darüber, daß es die im Mittelniederdeutschen so gewöhnlichen Wörter auf -nisse (-enisse, -ense) sind, die den meisten altschwedischen Wörtern auf -Use zugrunde liegen und die den altschwedischen Abstraktbildungen auf -Use Produktivität und Lebenskraft verliehen haben. Eine interessante, aber in mancher Hinsicht undurchsichtige Frage ist, wie es geschah, daß das mnd. -nisse (-ense) durch das schw. und dän. -Use ersetzt wurde. Auf nordischem Gebiet sind keine Spuren der niederdeutschen Suffixform -nisse (also mit η im Suffix) vorhanden6. Bei der Entlehnung von mittelniederdeutschen Wörtern auf -nisse wird -nisse durch -Use ersetzt: mnd. vangenisse (vengenisse) wird so zu fangilse (fängilse), drövenisse zu drövilse, rüwenisse (von ruwen .bereuen') zu ruelse, ,Reue', ein im Schwedischen ganz isoliertes Wort, vorderfnisse zu fordärvilse, vorsümenisse zu forsumilse, vorgenknisse (von vorgän) zu forgängelse, schickenisse zu skickelse usw.7. Sicher muß man von der gekürzten Form -ense (bedrövense, gremense = nschw. bedrövelse, grämeise usw.) ausgehen, die in der Sprechsprache wahrscheinlich sehr üblich war. Es ist nicht anzunehmen, daß eine solche Umbildung an verschiedenen Orten innerhalb des ausgedehnten nordischen Sprachgebiets geschehen konnte, ohne daß ein Zusammenhang bestanden hätte. Wahrscheinlich kam sie zunächst in einem begrenztem Gebiet auf und verbreitete sich von da aus über das übrige. Als Ausgangspunkt kann man sich kaum einen andern Ort vorstellen als Dänemark, wo der deutsche Einfluß sich am frühesten und stärksten geltend machte. Hier wurde mnd. vangenisse zu fangilse, und in dieser Form wanderte das Wort weiter sowohl nach Norwegen und Island wie auch nach Schweden. Ähnlich kann es sich mit einigen der ältesten Lehnwörter verhalten haben. Döpilse ist (ebenso das Verbum döpa) ein speziell ostnordisches Wort (isl. β
7
Vereinzelte Beispiele wie liiknisse MESt Ä 8 hs A (liiknilse hs BC u. a.), forliknelse .Vergleich (der geschlossen wird)' (Läsning för klosterfolk, S. 86), skapnilse (Gregorius) betyghnilse in einem Brief von Arboga 1381 (SRP 1554). Ein ähnlicher Fall ist wahrscheinlich isl. lihneshi N., was eine Entlehnung des as. geliknissi ist.
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Abstrakte. skim F. vighilse,
.Taufe', skira .taufen'); es gehörte, wie auch rökilse und zum besonderen Wortschatz der Missionare und folgte der christlichen Kirche bei ihrer Ausbreitung von Süden nach Norden. Wir haben nun einige der Faktoren besprochen, die zur Entstehung der schwedischen Abstraktbildungen auf -eise beigetragen haben. Eine kleine Gruppe von sehr gebräuchlichen Wörtern schlug Wurzel im Sprachbewußtsein und konnte dann ids Muster für Neubildungen dienen. Zunächst bei der Entlehnung aus dem Mittelniederdeutschen von Wörtern auf -(e)nisse, wobei diese Endung mit -ilse ersetzt wurde; dann aber auch bei Neubildungen zu rein nordischen Verben. Ein großer Teil der Wörter auf -ilse gehörte sicher vorzugsweise der Schriftsprache an, die ja viel mehr Verwendung für Verbalabstrakta hat als die Sprechsprache8. Die Wörter auf -ilse waren im Spätaltschwedischen und im 16. Jahrhundert bedeutend häufiger als heute. Dies gilt besonders von der Bibelsprache der Reformationszeit. Im heutigen Schwedisch finden sich viele Wörter auf -eise als Ableitungen von Verben und mit abstrakter oder sekundär konkreter Bedeutung. Beispiele: händelse, rörelse, födelse, hotelse, eggelse, rättelse, styrelse, frestelse, vistelse, lockeise, böjelse, bakelse, hackeise, stärkeise, stifteise, skrivelse, stavelse, ändelse. D i e m e i s t e n
gehören zu mit einem Präfix oder einem adverbialen ersten Glied zusammengesetzten Verben: berättelse, betydelse, befrielse, bekännelse, berömmelse, besvikelse, förargelse, förbrytelse (zu förbryta sig; v g l . brott zu bryta), (själv)förglömmeise, förintelse, förmörkelse, förpliktelse, förskräckelse, förströelse, förtömelse, anklageise, förebraelse, ;päminnelse, äminnelse, förlätelse, överldtelse, tillätelse, tillnärmelse(vis)9, missfirmelse, tillsägelse, gensägelse, motsägelse, uppgörelse, upplevelse, upprinnelse, upptuktelse, utfästelse, inlevelse, jämförelse, övertygelse, överenskommelse, överensstämmelse, hemsökelse, hänförelse, iakttagelse, tillfredsstättelse, blodsutgjutelse, pliktuppfyllelse, kungörelse, frigörelse, gottgörelse. Manche gehören ausschließlich 8
9
Uber nordische Substantive auf -eise, s. Fr. Tamm, Tvänne tyska ändelser i svenskan (1878); E. Björkman, Smälandslagens ljudlära (1896), S. 43f.; D. A. Seip, Om suffixet -else i nordisk (in Festskrift til professor Ο. Broch, 1947), Om endelsen -else i nordisk (in D. A. Seip, Omstridde sp0rsmäl i norsk spr&kutvikling, 1952); B. Loman, Fornsvenska verbalstudier pä. -an, -ning och -eise (1961). Vgl. PI. tillnärmelser — närmanden. 10*
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
oder vorzugsweise höheren Stilarten, besonders dem religiösen Sprachgebrauch, an: skapelse, bebädelse, omskärelse, instiftelse, korsfästelse, uppständelse, uppenbarelse, förkunnelse, omvändelse, halleise, helgelse, väckelse, bönhörelse, hugsvalelse, vederkvickelse, anfäktelse, ruelse, villfarelse, begärelse, förstockelse, förhärdelse, överträdelse, förlätelse, välsignelse, förbannelse, förtappelse, uppbyggelse, tacksägelse, utkorelse, rättfärdiggörelse, efterföljelse, betraktelse, tillredelse, tillkommelse, förödelsens styggelse, täckelse. Zweifellos ist dies ein Erbe aus älterer Zeit, als das Suffix noch gebräuchlicher war als heute. Sowohl in älterer Zeit als im heutigen Schwedisch ist es auffallend häufig, daß eine Bildung mit -eise zu einem reflexivem Verbum mit passiver Bedeutung gehört: fresteise (zu frestas), vistelse (zu vistas), tilldragelse (zu tilldraga sig), tiUnärmelse (zu närma sig tili nägot), förhävelse (zu förhäva sig), förseelse (zu förse sig),bedrövelse (zu blibedrövad), besvikelse (zu bli besviken), förlustelse (zu förlustasig), inlevelse (zu leva sig in), grämeise (zu gräma sig), ändelse (zu ändas), underkastelse (zu underkasta sig), skepelse (zu skepa sig), vidskepelse .Aberglaube' (zu aschw. skipa sik vidh ,sich betragen'). Im Dänischen hat die Wortbildung mit dem Suffix -eise eine größere Rolle gespielt als im Schwedischen. Das Dänische hat häufig eine Ableitung mit -eise, wo das Schwedische das Verbalabstraktum in anderer Weise bildet: anelse, danneise, nydelse, preivelse, lettelse, prydelse, dyrkelse, angstelse, dreftelse, ledelse, skuffelse, anseelse, anskuelse, anvendelse, anstrengeise, begavelse, begravelse, beskrivelse, forfatterbestemmelse, forglemmelse, forkortelse, forlovelse, forlcengelse, forkolelse, fortvivlelse, fortscettelse, gennemarbejdelse, gennemgäelse, henrykkelse, indbydelse, indflydelse, indvielse, misforstäelse, modtagelse, omgivelse, opdagelse, opfattelse, opfindelse, overdrivelse, overraskelse, overscettelse, tilbedelse, tilvcerelse, undtagelse, undersegelse, feiltagelse, deltagelse, sterrelse; befojelse .Befugnis' (schw. befogenhet). Seltener ist der entgegengesetzte Fall, wo das Schwedische ein Wort auf -eise hat, das Dänische aber eine andere Wortbildung verwendet: beretning (schw. berättelse), betydning (schw. betydelse)10, bemcerkning (schw. bemärkelse), abenbaring (schw. uppenbar eise). Schw. lidelse .Leidenschaft' und dän. lidelse .Leiden' entsprechen beide dem lat. passio, aber mit verschiedener Bedeutung. Schw. varelse .Lebewesen' und 10
Älter schw. auch betydning, betydningsfull (Tegner).
Abstrakta
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dän. ν (Brelse ,Ort, wo man sich aufhalten kann, Zimmer' haben beide konkrete Bedeutung angenommen, aber in verschiedener Weise. Die ältere, abstrakte Bedeutung .Dasein' ist bewahrt im Ausdruck liv och varelse („Du liv och varelse har givit at allt i himmel och pa jord", Schw. Kirchengesangbuch 15, 2); vgl. aschw. vcerilse .Aufenthalt'. Dän. sp0gelse .Gespenst' und das gleichbedeutende schw. spöke sind beide aus dem Niederdeutschen entlehnt (ndt. spökels, spök). Eine Reihe von Wörtern auf -eise sind erst in späterer Zeit nach dänischen Vorbildern im Schwedischen gebräuchlich geworden: försändelse, förstdelse, förälskelse, upplevelse, självhävdelse, hänvändelse, självövervinnelse, besvikelse, betingelse, upprinnelse. Wahrscheinlich auch salvelse .Sentimentalität, Gefühlsüberschwang' (zu dän. salve .salben, einweihen'). 8. Bedeutend später als das Suffix -eise tritt im Schwedischen das Suffix -ande auf, das heute das gewöhnlichste Mittel ist, um Verbalabstrakta zu bilden. Aus der altschwedischen Zeit gibt es nur einige wenige Beispiele. Der erste sichere Beleg, den man kennt, ist aus der Ubersetzung der Revelationes der Hl. Birgitta (Hs. vom Anfang des 15. Jh.s): vakte at han ey fallir ofmykyt j tröstande a miskunnena (Birg. 2, S. 174), hon hafdhe owirflödhelikhet j dryk oc mat ok ätande ok drikkande j oloflicom timom (Birg. 3, S. 86). Ferner noch: til forthänkiande ok til minnes (Grundbuch der Stadt Stockholm des Jahres 1420); wogho the thät swa ower effter thera bätzsta godhthyckiande (ibid., Jahr 1426); wart thet ätandit forstyyrt (Själens Trost, S. 147, 1440—50). Das Wort ätande .Essen, Mahlzeit' begegnet indessen auch in Handschriften (von der Mitte des 15. Jahrhunderts) der Euphemia-Lieder (Ivan V. 875, Fredrik V. 377, 407, 3078, Flores V. 602 Hs. Verel.)11, und vermutlich stand es wenigstens in einigen Fällen schon im Original (Anfang des 14. Jahrhunderts). Es dürfte somit das erste Wort dieser Art sein, das im Schwedischen gebraucht wurde. Die Zusammensetzung ätan(de) tidh .Essenszeit' kommt auch in Herr Ivan (V. 2236) vor, ferner in einem Diplom von 1403 (genest äpter ätendä tiidh wm midhdaghen) und in mehreren Sprichwörtern; die Bedeutung des ersten Gliedes ist indessen nicht ganz klar12. In der ältesten Handschrift (um 1450) des Kommentars zum Pentateuch kommen die 11
12
Es wechselt in diesen. Texten mit ätan F., was eine zweite Form ist, um mnd. etent .Essen, Mahlzeit' wiederzugeben. Vgl. ätande varur .Eßwaren', wo das erste Glied ein Part. Präs. ist.
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
Wörter avitande värdher .tadelnswert' und thänkiande värdher .denkwürdig' vor, die aber bestimmt nicht im Originaltext (Mitte 13. Jh.) standen; sie fehlen nämlich in der Hs. B, die statt dessen avita värdher zeigt. In dem mittelalterlichen Stadtrecht findet man folgendes Beispiel (B22): thet är swa vndirstanda Ms. Β (1387), thet är swa vnderstandande Ms. CD (Ende 14. Jh.), thet är swa forstandandhe Ms. A (15. Jh.), thet skall man swa vndirstanda Ms. NO (15. Jh.). Erst gegen das Ende des Mittelalters werden Wörter auf -ande häufiger. Ihre Zahl ist jedoch verschwindend klein, verglichen mit den Verbalabstrakta auf -eise, auf -ning und auf -an. Aus einer Übersetzung von Suso vom Ende des 15. Jhs. (Holm A4): oc mz hälgasta oc höffwitzskasta kyssande henne . . . helsade og goda nat sagde (Suso, S. 378). Aus einer Postille von derselben Zeit (Line. 204: ο): eth bliffuande „ein Dasein" (Medeltidspostillor 5, S. 75, 76). Aus einer Legendenhandschrift vom Anfang des 16. Jhs. (Line. 39 Fol.): oc giordhe sik mykla frögdh oc glädhi, oc mykyt owerdadh, mz ätandhe oc drikkande, oc danz oc frögdh (Leg. 3, S. 192), oc yw hon nämber stadhenom kom, yw större skriandhet wart (ib. S. 646)13. Aus dem Stockholmer Grundbuch, Jahr 1493: effter hoffwendalz afflidande. Aus Zunftordnungen (Anfang 16. Jh.): i theres afflydende „bei ihrem Tod" (S. 150), i theris sittiende „während ihres Sitzens" (S. 107, 141). Aus Urkunden von der gleichen Zeit: for eth anrennende (.Anfall') skull (Hemming Gadh, 1500), leffrere eth anrennan (Hemming Gadh, 1506), i the godhe herres närwarende (1504)14, gudh se l o f f , i finghe goth hissandhe i dag, i fore äff (Hemming Gadh, 1514)15. In der Eriks-Chronik Hs. Α heißt es (V. 68) von Erik dem Lispler und Hinker: haltan thz war ok hans sidh .Hinken, das war auch seine Sitte'; haltan ist hier ein Verbalabstraktum auf -an (s. S. 50). In der Hs. C (geschrieben 1476) stand wahrscheinlich haltandhe (die Schrift ist beschädigt und es ist nur noch dhe zu lesen), somit ein Substantiv auf -ande (in der Hs. Β fehlt die Stelle). 13
Daneben skrian (besonders im Ausdruck rop ok skriari). Das erste Mal als
Neutrum: eth stört skryan. 14
Gewöhnlicher ist, in ähnlichen Ausdrücken, närvaran: i monge dandemäns
närwaran (1510) u. dgl.; das Geschlecht des Wortes (F. oder N. ?) geht somit aus den Belegen nicht hervor. 15 Zur Bedeutung dieses Wortes, s. G. Carlsson in: Historisk tidskrift 1958, S. 130 f.
Abstrakta
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Wie Fr. Tamm (in seiner Abhandlung „Tränne tyska ändelser i svenskan") gezeigt hat, sind diese Wörter auf -ande den mnd. neutralen Substantiven auf -ent oder -en (Gen. -endes, Dat. -ende) nachgebildet: etent ,Essen', vischent .Fischen', levent ,Leben', stervent .Sterben', vornement .Vernehmen', wesent .Aufenthalt'
usw. Dergleichen Verbalsubstantive konnten fast zu jedem Verbum gebildet werden (Sarauw). In Wirklichkeit waren sie nichts anderes als die Substantivierung des Infinitivs. Dieser konnte wie der nhd. Infinitiv als Substantiv gebraucht werden. Wenn solche Verbalsubstantive im Schwedischen nachgebildet wurden, erhielten sie entweder eine Form auf -an, die mit einer einheimischen Wortbildung zusammenfiel (s. S. 50), oder auch eine Form auf -ande (-ende), die sich an das Part. Präs. der Verben anschloß: mnd. eten(t), Dat. etende wurde, wie wir sahen, teils durch ätan, teils durch ätande wiedergegeben. Im Mittelniederdeutschen scheint übrigens, wie Tamm betont, der Dativ die am häufigsten verwendete Form gewesen zu sein: mit etende ,,mit Essen", van etende „vom Essen" usw. Mit vorangehender Präposition to (hdt. zu) entstand daraus der normale Infinitiv mit finaler Bedeutung. Es ist auch ganz eindeutig, daß die schwedischen Verbalsubstantiva auf -ande anfangs hauptsächlich in Präpositionsausdrücken vorkommen. Keine andere Formveränderung war also nötig, als daß der Vokal e der mnd. Endung -ende gegen ein α ausgetauscht wurde, eine völlig normale Angleichung an das schwedische Lautsystem16. Die niederdeutschen Infinitive konnten auch als Gerundia, gewöhnlich mit der vorangehenden Präposition (Infinitivkonjunktion) to, verwendet werden. Dies wird im Schwedischen ebenfalls nachgebildet. Beispiele: thet.. . staar mik ey til görande at iak skal myrdha thetta faghra bam (Själens Trost, S. 337); vndir thes wart 16
Eine Ausnahme bildet das Wort väsen. Mnd. wesen(t) ergab auf Schwedisch väsen und väsende, wahrscheinlich, weil es sich im Schwedischen nicht an ein Verbparadigma anschließen konnte, sondern isoliert dastand. Ebenso resultierte mnd. tovoren(t) im Schwedischen in til förene (förende, förande). Vgl. dagegen, daß mnd. Wörter auf -er die Endung -are erhalten, und zwar im Anschluß an eine lebenskräftige Wortgruppe (S. 132). In ähnlicher Weise wurde mnd. vormögende, eigentlich das Part. Präs. (dän. formuende .vermögend'), im Schwedischen im Anschluß an die zahlreichen Adjektive auf -en zu förmögen umgewandelt. Eine Umbildung in entgegengesetzter Richtung geschah bei schw. främmande, von mnd. vremmet (dt. fremd).
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
Amelio, grewans syny, til vitande, at Amici fadher war dödhir (ib. S. 453); oc star til troandhes at the snarlika mista mik (Leg. 3, S. 679); hennes astwndhan war ä mer oc mer til penitencie görande (ib. S. 651); Sigga och hans arfwm til äghande ok brukande (Kalmar tänkebok, S. 52, 1424), hanom ok hans arfwm äwärdhelika til äghande (ib., S. 52, 1425), sama prebendam til ökiande ok stadhgande (ib., S. 3, 1430); ena qwam . .. som heter Tilloqwäm oc hör rettheliga wara halff annar nath i hwaria fiortan daga til malande ,um Korn zu machen' (Dipl. Dal. 1, S. 266, 1435); jach hade aldrich jntet medh tik til görende (Stockholms stads tänkeböcker 1483—92, 5. 250); Och alle mine pantha wnnar jagh henne til lösandhe (Dipl. vom Jahr 1494); war mich . .. twiffwell her noget emot at sägindis (Brief, Jahr 1513, BSH 5, S. 532); thet ware oss myndre skam oc skadi oc mz grat at lidhande (MB 2, S. 191). In den Zunftordnungen finden sich zahlreiche Beispiele, die eine stark vom Deutschen beeinflußte Sprachform zeigen: en gulringh mz en sten til forsettende (,um vorne zu setzen', S. 146); Ok jngen ytermera kost ther epter til görende i nager mathe (S. 80); eller sätie ther en til loffuan fore innan xiiij dagha ther nestkomande vt til giffuende (S. 81); Hvelken som Äff landit komber . . . medh skoo tili seilende (S. 32); Tha vore the alle endrektelige om läredrengia til sätiende ath tiene eth aar (S. 34); effter een swen til tienist mz sine peninga ok kost til hollende (S. 157)17. Im 16. Jahrhundert sind Verbalabstrakta auf -ande keine Seltenheit mehr, auch wenn sie zahlenmäßig immer noch weit hinter den bedeutend gewöhnlicheren Typen auf -ning und -eise zurückstehen. Sie kommen in alienmöglichen Arten der Literatur vor — sowohl in kirchlicher Büchersprache (NT 1526, GWB, Olaus Petri) wie in Chroniken (Olaus Petri, Peder Swart) und in der Kanzleisprache (Registratur Gustav I, Stadtprotokoll von Stockholm). Einige Beispiele aus der GWB: Och tä folkit j landit the Cananeer sägho thet söriandet (1. Mose 50. 11); När tu tä hörer itt ruskande offuan i Peronaträän gängandes (1. Chron. 15.15); Ther man mykit sweriande hörer, ther stäär honom häret offuer enda (Sir. 27.15); Leyonens rytande och Leyinnones röst (Hiob 4); När man woghe min iemmer och ladhe alt mitt lijdhande pä ena wägh (Hiob 6. 2); tä kom fruchtan och bäffuande migh vppä (Hiob 4); titt vpseende bewarar min anda (Hiob 10); The som medh byggiande vmgä (Hiob 3 in marg.); Hanna . . . födde them medh spinnande (Tob. 2); medh 17
Andere Beispiele, s. Söderwalls Wörterbuch, Art. til (2, S. 631).
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fruchtan och darrande tacker honom (Tob. 13); Tiener Herranom med fruchtan och frögden idher medh bäffuande (Ps. 2. 11); Jagh är sä trött äff suckande (Ps. 6. 6); bögh tijn öron til mit ropande (Ps. 88. 2); (Han) sägh ath the hade platz medh roende (Marc. 6. 48, NT 1526); i alio lidhande (2. Thess. Vorwort, NT 1526); At hon degheligh war til anseende (Judith 10. 4; ähnlich Jer. Klagl. 4. 7, Off. 4. 2, 3); hwadh han til bestellande hadhe (Tob. 1); tilsägher migh Saram Una dotier til giffuande (Tob. 7). Nach deutschem Vorbild wurden Verbalsubstantive auf -ande mit vorangehender Präposition til verwendet, um gerundive Bedeutung auszudrücken: det star icke til liiande(s) ,es ist nicht auszuhalten' u. dgl. Beispiele: Och sä mykin koppar at han icke stoodh til wäghande (1. Chron. 23. 3); medh en sädana siwkdom som icke stodh til botanies (2. Chron. 21. 18); at them nu intet meer stoodh til botande (2. Chron. 36. 16); Konungenom stär icke til görande at läta them sä bliffua (Esther 3.8; die dän. Bibel hat: det staar icke Kongen til at lide at lade dem saa bliffue); Tu äst itt land som intet stäär tü rensande (Hes. 22. 24; dän. Bibel: Du est it Land som icke staar til at rense); En troghen wen stäär icke til betalandes (Sir. 6. 15; dän. Bibel: En trofast Ven staar icke til at betale; ndt. Bibel 1533: Ein truwe frundt ys mit nenem gelde noch gude tho betalende); sä mykit mich stär tilgörandes (Rom. 1. 15, 1526, 1541; dän. Bibel: saa meget som mig mueligt er); Ty medh Gudz ord är icke til skemtande (2. Makk. 4. 17; ndt. Bibel: mit vnses Hern Gades worde ys nicht tho schympende); Ty then onde haffuer intet til hoppande (Spr. 24. 20; ndt. Bibel: Wente de böse hefft nichtes to hapende). Äff alt thetta haffuer man rikeligha noogh til förständandes (Olaus Petri, Om Gudz ordh, 1528); Och thet är noogh til merkiandes i the danska och swenska cröneker; sä mykit honom stodh til görandes (Olaus Petri, Chronik); om the Danskes tyrannij stodh til lidhande eller ey (P. Swart); I änden pä thenne mänaden är siönödh til befruchtande (Almanach 1617); medh förloff tilsäyandes (E. Schroderus 1639); Ok är en Oration wäl en ordewäf til kallandes; Ond är egentligen om feel tilsäijandes (S. Columbus, Ordeskötsel). TU önskandes vore, at . . . (C. G. Tessin 1757). Och är til önskande at denne wäxt ... mä hos oss mycket planteras („Allehanda" 1767 17/10). — Statt tü kommt ab und zu at oder til at vor: oppa en XIIII dagha ath görendhe (1508, BSH 5, S. 296); rätteligare ath seyiande, rättare at seyandes (Olaus Petri); intedt stodh nu annadt än gott tili att föruentandes (P. Swart); Och är den människa . . . föga annorlunda än
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
som barn . . . til at achtandes (Per Brahe). Die Präposition fehlt nur selten: wij haffue sädana förhopandes och förmodhandes ,wir haben dies zu hoffen und zu vermuten' (Olaus Petri 2, S. 350). Ty icke äro the altijd troendes, som sä skryta (Chronander 1649). Besonders häufig ist im älteren Schwedisch ein adverbiales til görande(s) .ungefähr; auf die Gefahr hin, unter der Bedingung' und til säyandes .sozusagen, das heißt'. Beispiele: an nu om en Uten tijdh til görande (Hos. 1. 4); pa äär och dagh til görandes (Es. 32. 10); pa en tima til görandes (Kirchenverordnung von 1571); wid största straff til görandes (S. Columbus); the torkas i Solen pa 2 eller 3 Timmar tilgörandes (Colerus). Dieser vom Deutschen beeinflußte Sprachgebrauch liegt einer Reihe von Ausdrücken zugrunde, die immer noch gebräuchlich sind: det är (star) till finnandes („Intet av dessa kännemärken är här tili finnandes"), det är härvidlag tili märkandes, sä tili sägandes .sozusagen', med respekt tili sägendes, sä tili förstäendes, icke tili förglömmandes1%. — Ähnliche Ausdrücke sind von den Mundarten bekannt, u. a. von der westgötländischen Mundart: det var inte te fänganes ,es war unmöglich zu bekommen' (S. Landtmanson, 1950, S. 77); auch in der Mundart von Runö: det var tili vetandes, att det skulle komma storm; hä är langt te gangande ,es ist weit zu gehen'; med bröd och smör ät brudens kockar tili smakande (SvioEstonica 1939, S. 142, 1940—43, S. 105, 112). Sehr oft entsprechen solche Ausdrücke einem „finalen Infinitiv". Beispiele: Ηan stod icke tili att känna igen; Det var icke tili att motstä; Säsom var att vänta; Det är att märka; sä att säga; sä att förstä; icke att förglömma; „Värt öde är bestämdt, det stär att läsa uppä din panna" (Tegn£r, Afskedet). Abstrakta auf -ande können heute von den allermeisten schwedischen Verben gebildet werden, jedoch nur von den wenigsten reflexiven Verben und Deponentien19, und gar nicht von Hilfs18
18
Weitere Beispiele, s. O. östergren in: Spräk och Stil 17 (1917), S. 139. — Über Ausdrücke vom Typus det var til görande (nach mnd. dat was to donde) s. Tamm a. a. O. und A. Kock in: Svenska landsmälen 15: 5 (1898), S. 56f. Ausnahmen sind z. B. misslyckande (zu misslychas), dldrandets gdta (zu äldras), allt vistande pd värdshus (zu vistas), vederfdende (zu vederfas), enligt förljudande (zu det förljudes), annalhande (zu nalkas), seltener: färdande (zu färdas), handskande (zu handskas), vänslande (zu vänslas).
Abstrakta
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verben oder von Verben, die ausschließlich oder hauptsächlich der Umgangssprache angehören20. Ihr besonderes Kennzeichen ist — im Vergleich mit anderen Abstraktbildungen —, daß sie die Handlung an und für sich bezeichnen, ohne Spezialisierung oder Beschränkung, und daß sie daher, soweit dies überhaupt möglich ist, „mit dem Infinitiv gleichbedeutend sind" (Ad. Noreen). Andere Verbalsubstantive erhalten gern eine mehr spezialisierte Bedeutung oder werden mehr oder weniger konkret. Vgl. visslande: vissling, gäspande: gäspning, blinkande: blinkning, vandrande: vandring, byggande: byggning, mottagande: mottagning, skrivande: skrivning, skriveise, tecknande: teckning, tydandet av gätor: tydning, tolkande: tolkning, predikande: predikan, tänkande: tanke. Infolge dieses ausgeprägt verbalen Charakters können sie auch die verschiedensten Bestimmungen zu sich nehmen und somit einen finiten Satz oder einen Infinitivausdruck ersetzen. Die Verbalsubstantive auf -ande unterscheiden sich vom Infinitiv durch ihre substantivische Form (Artikel, ev. Plural), durch attributive Bestimmungen (Gen.-Attribut, Präpositionsattribut) an Stelle eines Objekts (Subjekts), schließlich dadurch, daß ihnen keine Zeitbedeutung anhaftet. Beispiele: ,,Efter ett beklagande av sin oförmäga övergick han tili att skildra . . . " ( = efter att ha beklagat sin oförmäga), „Till förebyggande av dylikt äro tvä utvägar möjliga" ( = för att förebygga dylikt), „Efter en längre ätagande (zu dtaga sig), uppförande (zu uppföra sig), närmande (zu närma sig), medvetande (: veta med sig). 20 Wegen seiner Allgemeinheit sollte das neutrale -ande (-ende) nach Fr. Zu reflexiven Verben z. B.
Tamm (Avledningsändelser hos svenska substantiv, 1897, S. 31) als Flexionsendung verstanden werden. In SAOrdl. (7. Aufl. 1900) S. I heißt es, neutrale Verbalabstrakta auf -ande „kunna i allmänhet bildas till alia svenska verb pä -a, och de äro i förhällande tili verben egentligen ingenting annat an ett slags böjda infinitiver". G. Cederschiöld (Verbalabstrakterna i nutida svenska, 1908, S. 11): „öfriga tili verbet hörande nomina actionis ha ofta nog specialiserat sig i nägon viss betydelse eller till bruk i nägon viss stilart; neutret pä -ande (-ende) är däxemot nästan att betrakta som en böjningsform af verbet själft och kan i allmänhet ersätta dess finita form". Auch Ad. Noreen ist der Ansicht (Värt spräk 5, S. 447), daß „denna allmännelighet och regelbundna bildningsprincip" der Form auf -ande zur Folge hat, daß sie „utan tvekan mäste erkännas säsom en böjningsform inom verbparadigmet", der er den Namen Gerundium gibt. — Anders C. Larsson in: Ärsskrift för Modersmälslärarnas förening 1936, S. 66.
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
tids sysslande med frägan är jag övertygad om att . . ." ( = efter att under en längre tid ha sysslat), „Han mäste tili nödens avhjälpande anlita statens tillgängar" ( = för att avhjälpa nöden), „Förebyggande af en allmännare hungersnöd ( = att förebygga . . .), genom anskaffände af brödföda och utsäde ( = genom att anskaffa. ..) utgjorde ofta ett bland regeringens sväraste bekymmer" (B. v. Beskov 1861), „Then som honom wil ifrän rymmande hindra" ( = frän att rymma) (Gesetzbuch von 1734). Die Verbalsubstantive auf -ancle bilden wie die Partizipien feste Zusammensetzungen, auch wo der Infinitiv sowie die übrigen Formen lose Verbindung zeigen. Beispiele: utseende (: se ut), stormen är i tilltagande (: taga tili oder tilltaga, en tilltagande storm), i förbigdende (: gd förbi), ett tag φα södergdende (ett södergaende tag), illamdende (:mä illa, han kände sig illamaende), välbefinnande (: befinna sig väl), vidtaga dtgärder för lagens ikraftträdande (: träda i kraft), tillgodohavande (: ha tili godo), förgottfinnande (: finna för gott),för mitt vidkommande (: vad mig vidkommer). Zu dem einen oder andern Wort auf -ande fehlen die entsprechenden finiten Verbformen, ζ. B. zu inflytande, överinseende, förehavande, mellanhavande. Das Substantiv umbärande ist viel gewöhnlicher als das Verbum umbära; ζ. B. ett liv i umbäranden, utsliten av nöd och umbäranden. Ebenso: id£er i vardande. Verbalabstrakta dieser Art finden natürlich eine große Verwendung in der Schriftsprache, vor allem in ihren mehr durchdachten und verstandesmäßigen Stilarten, also etwa in der Normalprosa und im Kanzleistil. Für diese Arten von schriftlicher Darstellung sind sie außerordentlich kennzeichnend. Der fast unbegrenzte Bestand an Verbalsubstantiven auf -ande ist ein Hilfsmittel, das nicht nur von gutem ist. Es ermöglicht eine starke Konzentration der Darstellung, kann aber, wenn es übertrieben viel angewandt wird, dazu führen, daß das finite Verbum, das ja doch das natürlichste Ausdrucksmittel der Sprache ist, zurückgedrängt wird. Unter den Nachteilen, die die Verbalabstrakta auf -ande haben, erwähnt Gustaf Cederschiöld, daß sie die Darstellung schwerverständlich machen, daß die Ableitung lang und schwer ist, daß sie viel Platz beansprucht ohne viel zu besagen, daß sie gleichlautend ist mit dem Partizip Präsens, das gerade in den gleichen Stilarten eine reiche Verwendung erlangt hat, und daß sie nicht geeignet ist, das erste Glied von Zusammensetzungen zu
Abstrakta
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bilden21. An erster Stelle muß unter den negativen Eigenschaften der -imie-Bildungen erwähnt werden, daß diese dazu beitragen, eine Kluft zwischen Schriftsprache und einer natürlichen, ungezwungenen Sprechsprache entstehen zu lassen. Substantive auf -ancle sind nach Cederschiöld „einer ungezwungenen und volkstümlichen Umgangssprache fast völlig fremd". Auch wenn diese Behauptung, wie besonders Ad. Noreen betont, eher übertrieben ist — einige Wörter auf -ande kommen zweifelsohne in der Umgangssprache vor, ja sogar in den Mundarten 22 —, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sie sehr wenig zahlreich sind und nur selten in der Umgangssprache oder im literarischen Stil vorkommen. Dies hängt zum Teil mit dem fremden Ursprung dieser Wortbildung zusammen, aber vor allem damit, daß diese Stilarten einen bedeutend geringeren Gebrauch von reinen Verbalabstrakta machen. Das seltene Vorkommen von Verbalabstrakta auf -ande in der Dichtung — besonders in der älteren Dichtung — erklärt sich vor allem dadurch, daß sie sich als schwere Daktylen nicht leicht in die gewöhnlichen Versmaße (trochäischen, jambischen) einfügen. Dasselbe gilt von Präsens Partizipien auf -ande. Beispiele: „Halft som i sofvande, halft som i vakande" (Fröding); „öfver morgnande vag" (V. Rydberg). „Grottes hällande i gang dagen lang och natten läng", „Slika massors närande vore för besvärande" (V. Rydberg). Zweifellos fand die Wortbildung auf -ande zuerst in deutsch beeinflußter Sprechsprache Eingang. Darauf deutet nicht zuletzt die schwedische Form hin, in die die deutsche Endung umgemodelt wurde. Die Einverleibung muß also geschehen sein, als der niederdeutsche Einfluß noch stark war, d. h. im späteren Mittelalter. Eine Anzahl Wörter auf -ande gehörten demnach der Sprechal
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Man bildet inflytelserik zu inflytanäe, förfaringssätt zu förfarande, medvetslös zu medvetande. Vgl. damit plumpe Zusammensetzungen wie uppseendeväckande, förtroendeingivande, levandegörande (av en ide). S. u. a. J. Götlind, Studier i västsvensk ordbildning (1918), S. 43f.; E. Hummelstedt in „Svenska landsm&len" 1936, S. 160f., Birgit Erikson, Avledningssuffixen i Nagu-mälet („Studier i nordisk filologi" 31—32. 10. 1945, S. 4 f.); S. Landtmanson (1952), S. 89; Ad. Noreen, Fryksdalsmälets ljudlära (1877), S. 37. Beispiele: westgötl. ett tuppagalane är bätter än sju fadervär (nach Hesselman 1948, S. 83), tebäranne .Ereignis' (Landtmanson 1952, S. 84); smäländ. ä dä tröskanet rächte jlera veker . . . Ndr tröskinga för daen va slut, Engen aen hade förtroane te dä (nach G. Hedström 1948, S. 21—22).
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
spräche an: ätanie, drickande u. a. Aber erst in der Schriftsprache wurde die Wortbildung auf -ande in größerem Ausmaß produktiv. Dies hängt damit zusammen, daß diese neuen Wörter sich eng an die Bedeutung der Verben und deren gesamte Verwendung anschlossen. Diejenige fremde Sprache, von deren Konstruktionsart das Schwedische in neuerer Zeit am stärksten beeinflußt wurde, gebraucht in reichem Maße Verbalsubstantive, die sich am bequemsten mit Abstrakta auf -ande wiedergeben lassen. Sie mußten bei Übersetzungen aus dem Deutschen besonders dazu dienen, die deutschen substantivierten Infinitive wiederzugeben. Im Dänischen sind Verbalabstrakta auf -ende lange nicht so häufig wie die Wörter auf -ande im Schwedischen. Sie haben oft eine Bedeutung, die in einer bestimmten Art begrenzt ist; mehrere von ihnen werden ausschließlich oder hauptsächlich in einigen stehenden Ausdrücken gebraucht. Zu den gewöhnlichsten gehören: foretagende .Handlung, (Geschäfts-)Unternehmung', andragende »Antrag, Gesuch', anliggende .Angelegenheit', befindende .Befinden', ferlangende .Verlangen, Forderung' (et urimeiigt ferlangende, fd f.), forlydende, forbindende (uden forbindende), forblivende (derved matte det have sit forblivende), foregivende (under foregivende), forehavende (et nyttigt forehavende), forbigäende (et ord i forbigäende) mellemvcerende (sit private mellemvcerende), tilgodehavende, vedkommende (for sit vedkommende), anbelangende (for mit anbelangende), aftagende (vcere i aftagende), anseende, henseende, udseende, vidende (med hans vidende, uden mit vidende, mod bedre vidende), medvidende .Wissen', givende (fä noget til givende) .Geschenk', sigende (besonders im Ausdruck efter sigende), lydende .Wortlaut'. Beispiele: ,,Jeg skselvede og bsevede ved hans forlangende" (K. Blixen). Faderen gav foretagendet sin velsignelse; Sadane foretagender vil altid blive vanskelige; Man drak pä hans velgäende. Einige sind altertümlich oder mundartlich. Man beachte besonders den Ausdruck sta til troende .verläßlich sein'. Beispiel: „Kan nu virkelig notisen fra 1668 stä bedre til troende enn dokumenter utstedt av selve erkebiskopen?" (M. Olsen). Die Wörter auf -ende sind gewöhnlich Neutra. Eine Ausnahme bildet henseende: i denne henseende, en henseendens genitiv (FalkTorp). PI. i alle henseender, personlige andragender. Den schwedischen Verbalabstrakta auf -ande entsprechen im Dänischen im allgemeinen Wörter auf -en. Sie haben die gleiche
Adjektive
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Bedeutung und können von den meisten Verben gebildet werden: viden, tanken, forsken, riden, keren, leben, dundren, lytten, hvisken usw. Sie können ähnlich wie die schwedischen Wörter auf -ande verwendet werden: virkningen af hans optrceden, med sin rastlese higen, en sddan seig udspinden af eget personlighedsindhold, voldenes nedriven, tilstandenes utforandrede bestden, samtalen var i dalen, en hei by med en kommen og gden, en stimen af mennesker, „Det är en faerd mellem flyven og sv0mmen" (Ibsen), „Frygt og baeven" (Kierkegaard), „Der blev der nu en Sp0rgen og en Svaren" (F. Paludan-Müller) usw. Daß dieses -en in der dänischen Schriftsprache so produktiv geworden ist, beruht sicher auf dem Bedürfnis, den deutschen Gebrauch des substantivierten Infinitivs (das Wissen, das Denken, das Reiten usw.) nachzubilden. Aber im Gegensatz zu ihren deutschen Vorbildern sind die dänischen Wörter auf -en nicht-neutralen Geschlechts (en viden, en leben, en hilsen). Sie haben sich also in formaler Hinsicht an die einheimische Wortbildung mit dem Suffix -cen (-an) angeschlossen, die in altdänischer Zeit ziemlich lebenskräftig gewesen zu sein scheint 23 . C. A d j e k t i v e Eine große Zahl von Adjektiven wurde während des Mittelalters und später aus dem Deutschen entlehnt. Unter ihnen sind viele Ableitungen mit den Endungen -ig, -isch, -lieh und -sam, denen die nordischen Ableitungssuffixe -ug, -sk (-isk), -lig und -sam entsprechen. Diese Wortbildungsmittel erhielten dadurch eine vermehrte Anwendung und verstärkte Lebenskraft. Das erste der genannten Suffixe hatte im Deutschen und im Schwedischen allerdings verschiedene Form (vgl. S. 61). Die entlehnten Wörter behielten die Endung -ig: kraftig, hurtig, duktig, viktig, maktig, händig, häftig usw. Allmählich wurde auch in den ererbten Wörtern das einheimische Suffix -ug durch das entlehnte -ig ersetzt. Über aus dem Deutschen entlehnte Adjektive auf -lig und -sam s. oben S. 72; 74f. 9. Einige Adjektive auf -isk wurden — wie bereits S. 63 erwähnt — schon während des Mittelalters aus dem Niederdeut83
Über Verbalsubstantive auf -en in der dän. Bibel von 1550, s. B. Moide, Källorna tili Christian III:s bibel 1550 (1949), S. 180. — Für das heutige Dänisch, s. P. Skautrup, Det danske sprogs historie, Bd. 4 (1968), S. 254.
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
sehen entlehnt, z. B. hövisk (mnd. hövesch, dt. höfisch, eigtl. ,zum Hofe gehörend', Lehnbildung nach frz. courtois), lybsk (mnd. lüb(i)sch, zu Lübeck). Bedeutend mehr wurden aber später aus dem Hochdeutschen entlehnt oder nach deutschen Mustern gebildet: hädisk, nitisk, partisk, svärmisk, djurisk, jordisk, självisk, slavish, helvetisk, pdvisk, katol(i)sk, kätter(i)sk, latin(i)sk, grekisk, nordish, german(i)sk usw. Der fremde Ursprung dieses Wortbildungstypus verrät sich noch in der Betonung, dem sog. „akuten Akzent", auch dann, wenn das Grundwort einheimisch ist, z. B. jo'rdisk, he'dnisk (zu he'den). Dieses Suffix fand seine größte Verwendung als Mittel, um Adjektive lateinischer oder griechischer Herkunft nach deutschen Vorbildern ins Schwedische umzumodeln. Dabei tritt dt. -isch, schw. -isk an Stelle von lat. -icus, gr. -ικός. Beispiele: biblisk, faktisk, typisk, rytmisk, idyllisk, satirisk, poetisk, klassisk, cynisk, komisk, tragisk, historisk, antikvarisk, substantivisk, adjektivisk, botanisk, atlantisk, baltisk, gotisk, brittisk, belgisk, europeisk, asiatisk, persisk, indisk, arabisk, mongolisk, sibirisk, kinesisk, orientalisk, parisisk. Dies ist die normale Art, Adjektive von Grundwörtern mit starktoniger Endsilbe zu bilden: metodisk, organisk, monarkisk, metallisk, pedantisk, symbolisk, idealisk, idiotisk, patriotisk, aristokratisk, demokratisk, filosofisk, teologisk, pedagogisk, psykologisk, barbarisk, fantastisk, parasitisk, entusiastisk, humoristisk, absolutistisk, aktivisiisk (u. a. zu Personenbezeichnungen auf -ist), fanatisk (zu fanatism oder fanatiker), heroisk (zu hero'er PL). Der Hauptton hegt somit in der Regel auf der Silbe, die der Endung -isk vorangeht. Wenn das Grundwort auf betontes -i auslautet: melo'disk (: melodi'), harmo'nisk (: harmoni'), sympa'tisk (:sympati'), ener'gisk (: energi'), ekono'misk (: ekonomi'), ele'gisk (:elegi'), iro'nisk (:ironi'), akade'misk (: akademi'), allego'risk (: allegori'), blasfe'misk (: blasfemi'), par'tisk (: parti'), ma'gisk (: magi'), male'risk (: mdleri') usw. Auch zu Grundwörtern mit dem Hauptton auf einer anderen Silbe als der letzten können Ableitungen auf -isk mit Betonung der zweitletzten Silbe (Pänultima) gebildet werden. Auch hier wird der Ton verlagert, jedoch in anderer Richtung. Beispiele: prosa'isk (: pro'sa), sata'nisk (: sa'tan), helve1tisk (: hel'vete), paradi'sisk (: pa'radis), ete'risk (: e'ter; „i äteriska vägor" Thorild 1781), balsa'misk (:bal'sam\ „balsamiska vindar" Stagnelius), pate'tisk (:pa'tos), herku'lisk (: Her'kules), oska'risk (:Os'kar), usw. Über Adjektive auf -isk
Adjektive
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zu Substantiven auf -i'k (•poli'tisk zu politi'k, roman'tisk zu romanti'k, matema'tisk zu matemati'k, gymnas'tisk zu gymnasti'k, heral'disk zu heraldi'k usw.), s. S. 178. Über die Form -istisk (realistisk u. dgl.), s. S. 180. Der Form -atisk liegen Grundwörter mit griechischer Stammform zugrunde: schema'tisk (vonsche'ma, gr. PI. σχήματα), problema'tisk (von proble'm, gr. PI. προβλήματα) usw. In manchen Fällen, wenn der Stamm des Grundworts auf -n auslautet, wird ein -sk angefügt und der Hauptton kommt auf der Endsilbe zu liegen. Diese Betonung läßt den Schluß zu, daß das angefügte Suffix hier gleichfalls ursprünglich die Form -isk hatte, diese aber in dieser Stellung zu -sk gekürzt wurde: medicinsk (: medicin), amerikansk (: amerikan, amerikanare), japansk (: Japan, japan), kubansk (: Kuba, kuban), siciliansk (: Sicilian, sicilianare), gustaviansk (: gustavian), italiensk (: Italien, italien-are), florentinsk (: florentin-are, Flor ens), veneziansk (: Venezia, Venedig), neapolitansk (: Neapolis, Neapel), korsikansk (Korsika), atensk (: Aten), berlinsk (: Berlin), bysantinsk (: bysantin-are), platonsk (: Piaton), paulinsk (: Paulus), karolinsk (: Karolus, karolin), rumänsk (: Rumänien, rumän-ier), napoleonsk (: Napoleon) usw. Dagegen z. B. by'ronsk (: Byron)·, und mit gedehntem n: tyrannisk (: tyrann, tyranni)1. 10. Das älteste schwedische Wort mit der Endung -bat ist uppenbar, aschw. uppinbar (yppin-, opin-). Es kommt in den jüngeren Teilen der Landschaftsgesetze vor mit der Bedeutung .allen bekannt, für alle erkennbar, notus, manifestus' (von einer Handlung, einem Verbrechen); dazu gehört das Adverb uppinbarlika ,vor aller Augen, öffentlich' (mnd. openbarliken) und das Verbum uppinbara »bekanntgeben*. Das Wort ist das mnd. openbär (ahd. offanbäri), ist also entlehnt. Das zweite Kompositionsglied wurde in den nordischen Sprachen mit dem Adjektiv bar ,nackt, entblößt' assoziativ verbunden, das in der Rechtssprache in ähnlichen Bedeutungen verwendet wird: bar ok atakin ,auf frischer Tat ertappt'; im Isländischen wurde das Wort daher zu opinberr (nach berr .nackt') umgebildet. Das erste Glied hat aber gewöhnlich eine Form, die vom Adjektiv ,offen' verschieden ist: aschw. uppinbar (uppin-), aber upin (ypin, opin) ,offen', vgl. nschw. uppenbar, aber öppen. Außer in der Rechtssprache kommt 1
Über die Endung -isk in Adjektiven zu Grundwörtern klassischen oder romanischen Ursprungs, s. auch S. 183.
Wcssin, Schwedisch Π
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
das Wort auch in anderen der ältesten Texte vor (Cod. Bureanus Kommentar zum Pentateuch, Euphemia-Lieder); es gehört also schon früh dem gebräuchlichen Wortschatz an. Sonst finden sich nur wenige und seltene Formen auf -bar im Altschwedischen, z. B. skinbar .leuchtend, glänzend' (skinbarlika »deutlich, offenbar'), dyrbar ,kostbar'. Erst im Frühneuschwedischen werden sie zahlreich und allgemein. Die Endung mnd. mhd. -bär (ahd. -bäri) ist eigentlich ein Verbaladjektiv zum Verbum bära, entsprechend isl. -bcerr ,der tragen kann, der trägt' (s. oben S. 36), z. B. mnd. vruchtbär ,Frucht tragend, fruchtbar'. Vgl. lat. -fer in z. B. frugifer »fruchtbar', lucifer .Lichtbringer', gr. -φόρος in ζ. Β. φωσφόρος ,Lichttragend'. Später erhielt -bar in Zusammensetzungen eine abgeblaßte und allgemeinere Bedeutimg ,mit sich führend, versehen mit' und sank zum bloßen Suffix herab. Ursprünglich konnte es nur mit Substantiven verbunden werden, aber schon früh wurde es in deutschen Dialekten auch an Verben angefügt, ζ. B. mnd. schinbar, stritbar, wandelbar, dt. eßbar, trinkbar, denkbar. Im Neuschwedischen gibt es eine Menge Adjektive auf -bar. Viele sind aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt (oder haben deutsche Vorbilder): fruktbar, manbar, lastbar, ryktbar, medelbar, kostbar, redbar, ärbar, underbar, skenbar, förnimbar usw. Das Suffix ist indessen besonders produktiv geworden, um von Verben oder Verbalabstrakta „passive Möglichkeitspartizipien" (wie die lat. Adjektive auf -bilis) zu bilden: användbar, hörbar, kännbar, tänkbar, mätbar, delbar, farbar, gangbar, segelbar (: segla), flyttbar, tvättbar, ätbar, vägbar, bildbar, klyvbar, formbar, hdllbar, läsbar, märkbar, njutbar, skönjbar, tänjbar, tämjbar, valbar (und väljbar), säljbar, töjbar, synbar (gewöhnlicher: synlig), sängbar, grobar (grobart frö .keimfähiger Samen'), godtagbar, uppsägbar, urskiljbar utbytbar, hopfällbar u. a., odlingsbar, utvecklingsbar, beräkningsbar, förbättringsbar, beskattningsbar (und beskattbar), utmätningsbar (und utmätbar), amorterbar, daterbar, trafikerbar, realiserbar, kontrollerbar, verifierbar usw. Besonders zu erwähnen sind manche, die ausschließlich oder vorzugsweise negiert vorkommen: ofattbar ( = unmöglich zu fassen), ofelbar, okränkbar, oskattbar, oförutsebar ( = unmöglich vorauszusehen), op&verkbara omständigheter usw. Bei Ableitungen von transitiven Verben ist die Bedeutung passiv: ätbar ( = was gegessen werden kann), läsbar ( = was gelesen werden kann) usw., bei Ableitungen von intransitiven Verben
Adjektive
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dagegen gewöhnlich aktiv: grobar (= was keimen kann), hallbar ( = was sich halten kann), zuweilen auch passiv, z. B. gängbar ( = was „begangen" werden kann, also en gangbar bro = eine Brücke, über die man gehen kann), farbar (.befahrbar'). Was die Betonung betrifft, so weichen die Adjektive auf -bar von andern abgeleiteten Adjektiven, also denen auf -ig, -lig, -isk, ab. Die Endung-Jar trägt einen starken Nebenton: tänkbar, hällbar usw. Man kann bei diesen Wörtern sehr gut beide Silben gleich stark betonen. In Zusammensetzungen mit dem Negationspräfix o- ändert sich aus rhythmischen Gründen die Betonung zu xxx otänkbar, oskattbar usw. Die Hauptsilbe des Worts wird also geschwächt. — Ganz anders bei den Wörtern auf -ig, -lig, -isk, z. B. ogiltig, omöjlig, osjälvisk. Die Betonung xxx kann in solchen Zusammensetzungen zu xxx (aber nicht zu xxx) werden, z. B. odödlig, odräglig usw. 11. Im späteren Altschwedisch treten Adjektive auf -aktig und -haftig auf, die aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt oder nach deutschen Vorbildern gebildet sind. Beispiele von vor der Mitte des 15. Jahrhunderts sind sehr selten. Erst gegen Ende dieses Jahrhunderts und am Anfang des nächsten werden sie häufiger: fylghaktogher (-aftigher) .folglich, gehorsam' (1442; mnd. volgehaftich, volgachtich), äraktogher ,verehrungswürdig' (,,Själens tröst" um 1450; mnd. erachtich), buraktig .bäuerisch', bönaktigh und bönhaftigh .bittend', delaktogher und delaftogher (mnd. deU haftich, -achtich), dödhaktoghet .Steifheit, Lahmheit', fruktagtogher .fürchtend' (mnd. vruchtachtich), lifaktogher .lebend, lebhaft' (mnd. lifachtich) und lifaktoghet, lyghnaktogher und lyghnaftigher .lügenhaft, unwahr', skinaktoghet ,Glanz, Klarheit', skäraktogher ,klar, leuchtend', skäraktogher .unkeusch', tviflaktigher und tviflhaftigher .unschlüssig, zweifelhaft' (mnd. twivelachtich), tiänistaktigher und tiänistaftigher .dienstpflichtig, dienend, dienstbereit' (mnd. denstaftich), tiänistaktoghet .Dienstpflicht', varaktigher .dauerhaft' (mnd. waraftich), varaktogher .wahrhaft' (mnd. wdrafiich, -achtich), väraktogher und väraftigher .wehrhaft, bewaffnet' (mnd. weraftich, -achtich). Eine erweiterte Form auf -akteliker Hegt Adverbien auf -akteligha (lyghnaftelighen, tiänistakteligha) und Substantiven auf -aktelighet (svikaktelighet .Falschheit; Heimtücke', viliaktelighet .Dienstbereitschaft') zugrunde. Die Endung -aktogher kommt von mnd. -achtich, die in gewissen Dialekten aus -(h)aftich, entspr. dt. -haftig, entstanden ist. Dieses 11*
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
Suffix ist eine mit der Adjektivendung -ig erweiterte Form von mnd. -haft (dt. lebhaft, wahrhaft, wohnhaft u. dgl.), got. -hafts, dasselbe Wort wie isl. haptr .gefangen', eigentlich das Partizip zum Verbum heben, schw. häva (lat. captus zu capto). Die ursprüngliche Bedeutung war also .behaftet mit, verbunden mit'. Von den vielen neuschwedischen Wörtern auf -aktig ist ein Teil direkt aus dem Deutschen entlehnt oder durch Übersetzung deutscher Wörter gebildet: delaktig, fördelaktig, felaktig, livaktig, lögnaktig, ständaktig, tjänstaktig; varaktig, läraktig, skiljaktig, tvivelaktig, nöjaktig usw. Andere wieder sind schwedische Neubildungen. Wenn sie von Substantiven abgeleitet sind, haben sie die Bedeutung .ähnlich' (mit Ad. Noreens Terminologie: „approximativ qualifizierend"), z. B. karlaktig, pojkaktig, käringaktig, bondaktig, daraktig, bovaktig, spjuveraktig, skurkaktig, lymmelaktig, narraktig, svinaktig, köttaktig, pulveraktig, feberaktig, sömnaktig. Besonders zu Stoffbezeichnungen: träaktig, glasaktig, kalkaktig, järnaktig, blyaktig usw. Wenn das erste Glied aus einem zusammengesetzten Wort besteht, nimmt es ein -s an: skolpojksaktig, fruntimmersaktig, p&fägelsaktig, urskogsaktig, smastadsaktig, hushällsaktig usw., zuweilen auch sonst, z. B. fjärilsaktig, slottsaktig, silkesaktig, sammetsaktig, pappersaktig. Von Adjektiven abgeleitet geben die Zusammensetzungen gewöhnlich an, daß die Eigenschaft in geringerem Grad vorhanden ist: bläaktig .bläulich', rödaktig .rötlich', sötaktig .süßlich', lösaktig, smäaktig usw. Besteht das erste Glied aus einem Abstraktum oder einem Verbalstamm, erhält die Ableitung gewöhnlich die Bedeutung von Neigung, Tendenz, Hang, z. B. lögnaktig, tjänstaktig, skvalleraktig, skrymtaktig, läraktig, slösaktig usw. Mehr allgemein charakterisierend sind z. B. lydaktig, varaktig, tvivelaktig, nöjaktig. Bei vielen Adjektiven auf -aktig kann der Hauptton, wenigstens alternativ, auf der Endung liegen. Besonders ist dies der Fall mit einigen, die der Predigtsprache angehören: gudaktig, delaktig u. a. Sicher ist dies ein Erbe von der Sprache, von der das Suffix und die Wortbildung entlehnt wurden. Die dänischen Adjektiva auf -agtig teilen sich in zwei Gruppen mit verschiedener Betonung und verschiedener Bedeutung: ist das erste Glied ein Stoffname, liegt der Ton auf der ersten Silbe (trceagtig, glasagtig), bei den übrigen Wörtern auf dem Suffix (barnagtig, livagtig, grinagtig, blodagtig)2. 2
J. Brondum-Nielsen, Studier og tydninger (1961), S. 41 f., 81f. (auch in „Danske studier" 1917, S. 35f.).
Adjektive
165
Die deutsche Nebenform auf -haftig kommt im Neuschwedischen in dem aus dem Deutschen entlehnten Wort manhaftig vor. 12. Die Endung -mätig gibt es in zwei neuschwedischen Adjektiven: likmätig und rättmätig; beide sind aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt (mnd. Ukmetich, rechtmetich) und erst seit dem 16. Jahrhundert belegt. Im Frühneuschwedischen treten außerdem noch ein paar Wörter mit der gleichen Endung auf: regelmätig, konstmätig. Gewöhnlicher ist die hochdeutsche Form -massig. Wörter mit dieser Endung sind jedoch im Schwedischen ziemlich jung. Erst im 19. Jahrhundert werden sie zahlreicher: regelmässig, konstmässig, skolmässig, planmässig, taktmässig, yrkesmässig, affärsmässig, förständsmässig, begreppsmässig, känslomässig, darhusmässig. Das erste Glied ist stets ein Substantiv, und die Bedeutung des abgeleiteten Adjektivs ist .kennzeichnend für'. Mnd. -metich, dt. -mäßig ist eine Ableitung von mnd. mate, mhd. maze ,Maß, Art', somit eigentlich: ,ein gewisses Maß oder Art habend' (angegeben durch das Grundwort)', dann .ähnlich, übereinstimmend mit' 3 . Häufig gibt es mit der gleichen (oder ähnlicher) Bedeutung ein Adjektiv auf -enlig, z. B. planenlig, ändamälsenlig. 13. -dan in sädan, hurudan, likadan. Am ältesten ist sädan, für das es schon Belege in Texten vom Ende des 14. Jahrhunderts gibt4. Gewöhnlich erscheint es unflektiert in der Form svadana; weniger häufig svadan, N. svadant. Das Wort ist eine Umbildung von mnd. södän, eigentlich eine Juxtaposition, wo mnd. dan das Partizip des Verbums d6n (dt. tun, engl, do) ist, also: ,so beschaffen, so gemacht'5. Im Neutrum gibt es neben sodan auch eine Form auf -e: sodane, das natürlich der schwedischen Form auf -a svadana zugrunde liegt. Das Wort wird neben den gleichbedeuten3
4
5
G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 278f.; Ragnhild Söderbergh, Suffixet -massig i svenskan. En historik-semantisk ordbildningsstudie (1964), Ändelsen -massig i svenskan (in der Zeitschrift „Spräkvärd" 1965: 3, S. 9f.). Ein Beispiel im Pentateuch-Kommentar Hs. A oc annath swa dant fehlt in Hs. Β und fand sich daher wohl nicht im Originaltext. In der Eriks-Chronik (V. 3271) steht ein wäl dan ,Wohlgestalt' (dt. wohlgetan) .
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Wortbildung mit in altschw. Zeit entlehnten Ableitungssilben
den aschw. sliker und ßyliker verwendet, die es fast völlig ersetzt (schw. mundartl. tokken und sikken .solch'). Auch im 16. Jahrhundert ist die unflektierbare Form auf -a sehr häufig: en sädana man u. dgl. Sie begegnet noch bei Stiernhielm (Hercules), aber ist da vielleicht ein Archaismus. Im späteren Altschwedisch kommt auch hurudana vor, eine Neubildung nach dem Muster von svadana, möglicherweise mit mnd. wddän(e) als Vorbild.
IV. WORTBILDUNG MIT ENDUNGEN LATEINISCHEN ODER ROMANISCHEN URSPRUNGS A. V e r b e n Die Endung -era. Eine große Menge der Verben, die in altschwedischer Zeit von außen übernommen wurden, zeigen die Endung -era. Zum größten Teil sind sie lateinischen oder romanischen Ursprungs. Die meisten sind indessen aus dem Niederdeutschen entlehnt, und die aschw. Endung -era gibt mnd. -eren wieder. Die starktonige Silbe -er-, die der Infinitivendung (schw. -a, dt. -en) unmittelbar vorangeht, entspricht lateinischen oder romanischen Infinitiven: lat. -are, -ere, -ere, afrz. -er. Gegenüber den schwedischen Verben auf -era stehen deutsche auf -ieren, französische auf -er (z. B . agiter, celebrer, congratuler), englisch auf -ate (ζ. Β. agitate, celebrate, congratulate). Viele aschw. Verben auf -era sind in der kirchlichen Kultur zu Hause, z. B. appellerα (mit dem Substantiv appellacie F.), disputera (mit d. Subst. disputeran F. und disputerare M.), figurera .bildlich anwenden', formera, reformerα und transformera, funderα, ordinera und forordinera, installera, visitera (mit den Subst. visiteran F. und visitering F.), konfirmera .bekräften' (mit d. Subst. konfirmatz), kanonicera, studera (mit d. Subst. studeran F.), prophetera, ornera. Andere gehören in die medizinische Literatur (Arzneibücher), ζ. B . destillera (mit d. Subst. destillering F.), klarera, proberα, pulvrisera, purgera (mit d. Subst. purgatz F.). Zugrunde liegen lateinische Verba auf -are (-ere): appellare, disputare, formare usw. Eine Reihe von Verben gehören zum Wortschatz des Ritterwesens oder der weltlichen Kultur im übrigen, z. B . bordera ,einen buhurt reiten', diostera ,tjostieren', tornera (mit dem Subst. torneament schon im Cod. Bureanus) .turnieren', kriera .ausrufen'. Hier liegen französische Verben mit der Endung -er zugrunde: border, joster, torner, crier. Hier fügen sich noch
168
Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
Wörter an wie regerα mit den Substantiven regeran F., regering F., regerilse N. PL, regiment(e) N. (lat. regere, afrz. reger), plantera (lat. plantare, afrz. planter), presentera (afrz. presenter), spazera (mlat. spaziari, mnd. spazeren), trakterα ,behandeln, erwägen' (lat. tractare). So weit diese Verben einen Bestandteil der schwedischen Sprechsprache ausmachen, sind sie aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt worden, das eine Menge romanischer Lehnwörter mit der Endung -eren übernommen hatte: regeren, spazeren, planteren, presenteren, studeren usw. Im Deutschen konnten dann innerhalb gewisser Grenzen mit dieser Endung auch neue Verben zu germanischen Wortstämmen gebildet werden, z. B. werderen .schätzen', huseren ,hausen', halveren .halbieren', bogseren .schleppen'; vgl. nhd. buchstabieren, stolzieren u. a. Afrz. hanter .häufig besuchen' wurde im Mnd. hanteren ,in Geschäften besuchen, Handel treiben' und in volksetymologischem Anschluß an das Substantiv hand .besorgen, erledigen', was ins Aschw. als hanterα mit den Substantiven hanteran F. und hantering F. übernommen wurde. Mnd. martelen, marteren .martern' wurde aschw. martla und martera, martelera. Lat. arrestare ergab mnd. rosteren .verhaften, beschlagnahmen', wovon aschw. rostera. Es gibt eine altschwedische Neubildung auf -era. Zum Subst. härbärghe N. wird das Verbum härbärgha gebildet, wozu das Subst. härbärghan F. mit der Nebenform härbärgheran F. und dem Subst. härbärghare M. mit der Nebenform härbärgherare M. sekundär dazukommt. Eine frühe Entlehnung ist das Verbum predika; sehr wahrscheinlich gehört es noch in die Missionszeit. Lat. Präs. prcedicat (von prcedicare) wurde einfach mit nordischer Flexion als predikar wiedergegeben. Ein anderes Missionswort ist färma .konfirmieren' (Vgl. I). Im Altschwedischen finden sich nebeneinander die Verben planta und plantera, forma und former a; aber einzig die Form dikta (-ar, -adhe), auch in der Bedeutung .diktieren'. Mit diesem Suffix -era hat das Schwedische ein Mittel erhalten, mit dessen Hilfe Verben lateinischen oder romanischen Ursprungs übernommen werden können. Sie gehen alle nach der 1. schwachen Konjugation (Präs. -ar, Imperf. -ade) und haben in hohem Maße zur starken Stellung dieser Beugungsgruppe im Neuschwedischen beigetragen. In jüngerer Zeit sind eine Menge solcher Wörter ins Schwedische aufgenommen worden. Es sind mehrere Hundert, und ihre Zahl vermehrt sich ständig durch Entlehnungen wie durch
Verben
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Bildung neuer Verben zu griechischen oder lateinischen Wortstämmen. Beispiele: adressera, applddera, gruppera, marschera, kokettera, resonera, respektera, retumera, kommendem, censurera, normera, motivera, intressera, linjera, leverera, tapetsera, telefonera, pensionera, protestera, ruinera, trafikera, dirigera, vaccinera, numrera, möblera, datera, foliera, tentera, florera, cirkulera, debitera, spekulera, markera, isoler a (ital. isola, lat. insula). Häufig kommen Nebenformen vor auf -(i)sera (nach frz. Verben auf -iser, dt. auf -isieren): karakteriserα, civilisera, generalisera, botanisera, centralisera, moralisera, arkaisera, antikisera, modernisera, socialisera, schematisera, humanisera, romantisera, fantisera (: fantasi), praktisera, katalogisera, lokalisera, acklimatisera, stilisera, kolonisera, ironisera, rationalisera (: rationell), industrialisera (industriell) usw. Eine andere Nebenform ist -(i)fiera (von frz. -fier, von lat. -ficare): identifiera, exemplifiera, versifiera, intensifiera u. a. Das Grundwort ist oft ein Substantiv, seltener ein Adjektivstamm. Die Ausbreitung des Suffixes auch auf nicht-romanische Wortformen beruht zweifellos auf deutschen Vorbildern. Es gibt verhältnismäßig wenig solche Wörter im heutigen Schwedisch: (för)blommera, hantera, härbärgera, husera, fundera, förskottera, glasera, vaddera, värdera, halvera, frukostera1. Zu den meisten Verben auf -era können Verbalabstrakta auf -ing {regering, datering, fundering, gradering, taxering, motivering, formulering, fabulering, lokalisering, praktisering, konservering, katalogisering usw.) und auf -ande (telefonerande, stiliserande usw.) gebildet werden, zu einigen auch Nomina agentis auf -are (tapetserare, barberare, bogserare, pennformerare usw.). Größtenteils werden aber Substantive und Adjektive mit Wortbildungsmitteln abgeleitet, die in jüngerer Zeit entlehnt sind und die ausschließlich oder überwiegend zu Stämmen fremden Ursprungs gebraucht werden. Z. B. instruera — instruktör — Instruktion — instruktiv, prenumerera — prenumeration — prenumerant, subskribera — subskription — subskribent, representera — representant — representation — representativ, dekorera — dekoratör — dekoration — dekorativ, citera — citat — citation, käsera (von frz. causer) — 1
Die Verben auf -era gehören zu den Fremdkörpern in der schwedischen Sprache, die der Dichter V. Rydberg daraus entfernen wollte oder deren Zahl er wenigstens zu vermindern wünschte: „Vore vi trogne värt modersmäl, skulle vi säga planta lika väl som inplanta samt värda (isl. virda) för värdera, handa (isl. handla, höndla) för hantera" (1873).
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
käsör — käseri, emigrera — emigrant — emigration, redigera — redaktör — redaktion, reducera — reduktion. Kennzeichnend für die große Zahl dieser romanischen Suffixe ist, daß sie — im Gegensatz zu den meisten der bisher behandelten — den Hauptton tragen. Es ist indessen zu beachten, daß zu einem Verbum auf -era lange nicht immer ein Abstraktum auf -tion (nyansera, kommatera, markera usw.) oder ein Adjektiv auf -tiv gebildet werden kann. Ebensowenig ist damit zu rechnen, daß ein Substantiv auf -tion stets ein Verbum auf -era voraussetzt oder das immer ein Substantiv auf -tion und ein Adjektiv auf -tiv einander entsprechen.
B. P e r s o n e n b e z e i c h n u n g e n 1. -ant, -ent ist das gewöhnlichste Suffix, um Nomina agentis zu Verben auf -era zu bilden, z. B. emigrant, debutant, kontrollant, Spekulant, fabrikant, Praktikant (praktisera), musikant, prenumerant, Protestant, representant, kommendant, guvernant; regent, student, dirigent, recensent, referent, korrespondent, konkurrent, opponent, producent, konsument. Die Wörter sind zum großen Teil gelehrte Entlehnungen und zwar aus dem Deutschen (man beachte die Aussprache), zugrunde liegen aber französische Wörter auf -ant, -ent oder lateinische auf -ans (Gen. -antis), -ens (Gen. -entis), was im Grunde genommen Substantivierungen des Präs. Partizips sind. Vgl. Adjektive auf -ant, -ent (S. 185). Wie die schwedischen Personenbezeichnungen auf -ande (resande u. dgl.) bezeichnen die auf -ant und -ent in der Regel eine eher zufällige Beschäftigung. Aber es gibt viele, die eine mehr berufsmäßige Tätigkeit ausdrücken und also der Bedeutung nach denen auf -are entsprechen. Ab und zu ist der Zusammenhang mit dem Verbum ziemlich schwach, und die Wörter auf -ant, -ent sind reine Titel geworden, z. B. kommendant, docent, student, president, disponent. Ein schwedisches Grundwort fehlt z. B. bei patient und bei dem femininen guvernant (von frz. gouvernante zu gouverner .steuern'). Es gibt vereinzelte Sachnamen mit agenzieller Grundbedeutung: tangent (: tangera), variant (: variera), briljant (: briljera). Nur predikant hat als Grundwort kein Verbum auf -era\ älter ist als Nomen agentis predikare (z. B. Olaus Petri).
171
Personenbezeichnungen
2. -ör ist ebenfalls sehr gewöhnlich, um Nomina agentis zu Verben auf -era zu bilden. Sie bezeichnen im allgemeinen eine regelmäßige, eher berufsmäßige Tätigkeit. Beispiele: montör, frisör,
gravör, skulptör,
arrangör,
flanör,
käsör, Inspektor.
Oft ge-
hören die Wörter auf -ör ebenso nah oder näher mit einem Subs t a n t i v z u s a m m e n : fabrikör,
exportör,
kontrollör,
dansör
(: dans
oder dansa), kassör (: kassa). Ohne schwedisches Grundwort: guvernör,
konduktör,
ingeniör,
chaufför,
vivör;
ferner die Sach-
namen portör, parlör. Zuweilen existieren nebeneinander Bildungen auf -ant, -ent und auf -ör meist wohl mit verschiedenen Bedeutungen : kontrollör — kontrollant, kommender — kommendant, fabrikör — fabrikant, direktör — dirigent. — Die E n d u n g -ör k o m m t v o n
frz. -eur, das die gleiche Funktion hat. Am ältesten ist die Form frz. -teur, schw. - t ö r in z . B . aktör (:agera), direktör (: dirigera), redaktör (: redigera), instruktör (: instruera), expeditör (: expediera), kompositör (: komponera), deklamatör (: deklamera). Diese Wörter
gehen auf lateinische Bildungen auf -tor zurück; diese Endung wurde an den Stamm des Perf. Part, angefügt, z. B. ac-tor-em zu agere, composi-tor-em zu componere. Im Französischen wurden dann Wörter auf -tor analogisch von Infinitivstämmen abgeleitet. — Zu den Wörtern auf -tör werden Feminina auf -(t)ris gebildet, z. B . aktris, direktris, dansös.
ackompanjatris,
servitris,
oder auf - ö s , z. B .
Einige wenige Lehnwörter auf -ör sind Sachnamen oder Abstrakta: humör, vigör, favör, honnör,
kulör.
3. -ator ist die lateinische Entsprechung von frz. -(a)teur (in z. B. declamateur). Das Suffix kommt in ziemlich vielen Bildungen z u Verben auf -era vor: agitator, diktator, konservator, examinator, tentator, laborator,
informator, registrator,
arrendator, katalysator,
kurator, donator usw. Zu lateinischen Verbstämmen, die nicht auf -a auslauten, gibt es einige Nomina agentis auf -tor: promoter (: promovera), revisor (: revidera), inspek'tor .Inspektor' u n d inspekto'r ,Gutsverwalter' (: lat. inspicere .beaufsichtigen'), doktor
(:lat. docere .lehren'), lektor (:lat. legere ,lesen'), rektor (:lat. regere .leiten'), professor ( : l a t . profiteri .verkündigen'), censor (: censere .prüfen'), pastor (:pascere .weiden, füttern'), kantor (: canere .singen'), kalfaktor (: lat. calefacere .heizen'), de'bitor (PI.
debito'rer), kre'ditor (PI. kredito'rer) usw. Es gibt manche Sachnamen mit instrumentaler Bedeutung, besonders in der techni-
172
Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
sehen Fachsprache: separator, ackumulator, transformator, generator, motor, traktor, mo'nitor, inhi'bitor usw.
4. -and in einigen Personenbezeichnungen zu Verben auf -era, ζ. Β. konfirmand, examinand, tentand. Sie kommen von lateini-
schen Gerundiven auf -andus (confirmandus u. dgl.). Abstrakte Bedeutung hat das aus dem Französischen entlehnte reprimand (ausgesprochen -ang'd), vom lat. Gerundiv reprimenda N. PI. 5. -är (von frz. -aire, von lat. -arius oder -aris s. S. 130 f.)
bildet von substantivischen Grundwörtern teils Adjektive (s. S. 185), teils Substantive. Diese können sowohl Personenbezeichnungen wie auch Sachnamen sein, ζ. B. millionär, missionär, fensionär, revolutionär, ministär; cirkulär, formulär. Manche
Wörter auf -är gehören ebenso nahe oder näher mit Verben auf -era zusammen, ζ. B. Parlamentär,
motionär,
petitionär. Ohne proprietär,
schwedisches Grundwort: Volontär (lat. voVuntarius), proletär, Veterinär.
Eine Variante ist -iä'r, -jä't, von frz. -ier, -iere (von lat. -arius, -aris), ζ. B. grenadjär, finansiär. Eine andere ist -i'r, zunächst über dt. -ier, in ζ. B. bankir (letztlich von it. banchiere), furir. 6. -a'tie (von lat. -arius, s. -are S. 130f.) in ζ. B. aktuarie, arkivarie, bibliotekarie, notarie. Hierzu auch das Adj.
antikvarie, ordinarie.
7. -ist' (von frz. -iste, von lat. -ista, das von gr. -ιστής in Nomi-
na agentis zu Verben auf -{ζω stammt, ζ. Β. εύαγγελίζομαι ,ich verkündige das Evangelium') ist sehr gewöhnlich in persönlichen Bildungen zu substantivischen Grundwörtern. Sie bezeichnen Personen, die sich mit etwas beschäftigen, die einer gewissen Gruppe oder Richtung angehören oder die Anhänger von jemandem sind, den das Grundwort bezeichnet. Beispiele: cyklist, bilist, mopedist, maskinist, grossist, manufakturist, charkuterist, gardist, mejerist, gymnasist, seminarist, pianist, violinist, flöjtist, cellist, organist (: Organum ,Orgel'), psalmist, stilist, botanist, kemist, germanist, slavist, kanslist, kontorist, telefonist, journalist, kapitalist, alkoholist, buddhist, kalvinist, darwinist, fosforist, verdandist, isolationist. Zu Adjektiven: humanist, socialist, realist, privatist .Privatschüler', absolutist usw. Zu Verben auf -era: komponist, publicist u. a.
Personenbezeichnungen
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Ohne schwedisches Grundwort: artist, jurist (1528), baptist (aus dem Engl.), optimist, pessimist, pietist, chauvinist usw. Die Endung bildet innerhalb gewisser Schranken auch mit einheimischen Wortstämmen Ableitungen, z. B. bläbandist, nykterist, fyllerist, flottist. Es können somit zu einer Menge von substantivischen (und adjektivischen) Grundwörtern Personenbezeichnungen auf -ist gebildet werden. Neue können jederzeit entstehen. Jedoch nicht ganz frei und unbehindert. Es wäre ein leichtes, eine ganze Reihe von Wörtern zu nennen, von denen keine Ableitung auf -ist gebräuchlich ist. — Persönliche Bildungen auf -ist haben häufig Abstraktbildungen auf -ism neben sich: socialist —socialism, purist — purism, aktivist — aktivism, idealist — idealism usw. 8. -(i)ker in einer großen Zahl von Bezeichnungen von Wissenschaftlern, Künstlern und technischen Berufsleuten, z. B. fysiker, matematiker, grammatiker, Historiker, Statistiker, musiker, lyriker, romantiker, kritiker, Politiker, mekaniker, elektriker. Wörter auf -(i)ker können auch Personen mit einer gewissen Ansicht oder Gemütsart bezeichnen, oder solche, die einer gewissen Vereinigung oder einem gewissen Kreis angehören, z. B. cyniker, fanatiker, hysteriker, ironiker, flegmatiker, sangviniker, akademiker, klassiker. Persönliche Bildungen auf -iker haben fast immer ein Adjektiv auf -isk neben sich (z. B. elektrisk, klassisk, historisk), häufig auch ein Substantiv auf -ik (z. B. fysik) oder auf -i (z. B. geometri, melankoli), selten einmal auch ein Verbum auf -isera (z. B. kritisera, botanisera, polemisera). Die Wörter auf -iker sind im allgemeinen aus dem Deutschen übernommen: so erklärt sich, daß das Suffix schwachtonig ist. Die Endsilbe -er ist das eigentliche Suffix (entsprechend schw. -are)\ aus Ableitungen von Substantiven auf -ik entstand ein neues Suffix -iker, das große Verbreitung erlangte. Die deutschen Wörter auf -ik haben oft den Hauptton auf der nächstletzten Silbe: Systema'tik, Tech'nik usw., daher auch die gleiche Betonung in den Ableitungen auf -isch und -iker (schw. -isk und -iker). Da im Schwedischen der Bildungstypus auf -ik aus dem Französischen übernommen wurde (mit Betonung der letzten Silbe), der auf -iker aber aus dem Deutschen, findet scheinbar ein Wandel der Betonung bei der Bildung von Personenbezeichnungen auf -iker (und Adjektiven auf -isk) statt: esteti'k — este'tiker, takti'k — tak'tiker, romanti'k — roman'tiker usw. Uber ähnliche Verhältnisse bei Adjektiven auf -isk, s. S. 160f.
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
9. -a'n (von lat. -anus, ital. -ano; vgl. frz. -ain) in Ableitungen von Substantiven. Ursprünglich in Adjektiven, z. B. human, profan, spontan, momentan. (Vgl. lat. urbanus, montanus, Romanus usw.) Aber das Suffix wird fast nur in Substantivierungen von solchen verwendet, z. B. republikan, kaplan (:kapell). Es ist gewöhnlich in Ableitungen von Ortsnamen, z. B. spartan, afrikan, indian, oder von Personennamen (um Anhänger zu bezeichnen), z. B. muhammedan, dominikan, luteran, rudbeckian, schartauan, boströmian, gustavian. Ohne schwedisches Grundwort, z. B. veteran, vegetarian, charlatan. Außerdem gibt es noch einige wenig zahlreiche Wortgruppen, z. B. auf -in in karolin (: Carolus), jakobin (vgl. die Familiennamen Hedin, Lundin, Vallin usw.), bramin, ferner auf -it in jesuit, hussit, moskowit, semit, israelii, kalmarit, bandit, favorit, expedit usw., auf -ot in patriot, idiot, cypriot (: Cypern .Zypern'), auf -ard in dynamitard, auf -at in adressat, Stipendiat, soldat, kamrat, diplomat, hanseat usw. Zur Bildung von persönlichen Feminina werden gewöhnlich die bereits behandelten Suffixe -inna und -ska verwendet, z. B. doktorinna, regentinna, studentska, kassörska, rektorska. Daneben auch die oben erwähnten -ös und -tris. Schließlich in einigen Fällen -essa: prinsessa, baronessa, ferner -ess: negress, und -issa: diakonissa, äbbedissa. C. A b s t r a k t a 1. -tion ist (nach -ing) das gewöhnlichste Suffix für Abstraktbildungen zu den Verben auf -era, ζ. Β. expedition, distribution, konsumption, lnspektion, subskription, reaktion, abstraktion, Funktion, reduktion, direktion, desinfektion, redaktion. Wie aus obigen Beispielen hervorgeht, erleidet der auslautende Konsonant des Verbalstamms häufig eine Veränderung (zuweilen auch dessen letzter Sonant). Endet der Stamm des Grundworts auf t, d oder s, erhält die Endung die Form -(s)sion, ζ. B. diskussion, permission, inversion, reflexion, annexion, division, revision, allusion, explosion, kollision, erosion, invasion, recension. Unregelmäßig sind konstruktion (: konstruera), position (: ponera; deposition, disposition, exposition, komposition, opposition, proposition), fiktion (:fingera), korruption (: korrumpera), kompression (: komprimera), konfusion (: konfundera), rekvisition (: rekvirera), suggestion (: suggerera).
Abstrakta
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Gewöhnlicher als das einfache -tion (-sion) ist indessen die Form -ation. So werden die Abstrakta zu allen Verben auf -era gebildet, die auf lateinische Verben auf -are zurückgehen; an den lateinischen Stamm auf -a- wurde also die Endung -tion angefügt. Beispiele: agitation, allitteration, amputation, artikulation, assimilation, centralisation, civilisation, deklination, disputation, donation, emigration, examination, gestikulation, imitation, improvisation, installation, Kapitulation, konfirmation, Cooperation, ockupation, organisation, realisation, reparation, Spekulation, variation, visitation. Endet das Grundwort auf -cera, tritt k an Stelle von c, also ζ. B. dedication, fabrication, multiplication, provocation, specification, kvalifiCation (: dedicera, fabricera usw.). Andere Nebenformen sind -ition in repetition, addition und -ution in absolution (: absolvera), execution (: exekvera), revolution (:lat. revolvere). Verbalabstrakta zu Verben auf -fiera (von frz. -fier) haben die Endung -fiCation, z. B. exemplification (: exemplifiera), personification (: personifiera), verification (: verifiera), identification (: identifiera). Verbalabstrakta auf -tion (mit allen Nebenformen) sind im Schwedischen sehr zahlreich. Manchmal gibt es kein Verbum auf -era, wohl aber ein Substantiv oder ein Adjektiv, womit eine Bildung auf -tion assoziativ verbunden werden kann, ζ. B. excursion (:exkurs), precision (: precis), discretion (: diskret), ConCretion (: ConCret), desperation (: desperat). Ohne schwedisches Grundwort: leCtion, mission, passion, nation, station, progression, legation, sensation, revolution usw. Die Endung -tion kommt — gewöhnlich durch deutsche oder französische Vermittlung — von lat. -tion- in ζ. B. actio (Akk. actionem) .Handlung' zum Verbum agere .treiben, handeln', mission (Akk. missionem) .Sendung' zum Verbum mittere. Dieses lat. -tiön- ist eine mit einem »-Suffix erweiterte Form der Endung -ti-, die in indogermanischen Sprachen weit verbreitet ist, um Verbalabstrakta zu bilden (s. oben S. 56). Die erweiterte Form -tiön-, die an den Verbalstamm des Supinums und des Perf. Part, antritt, ist ein regelmäßiges und produktives Element der lateinischen Wortbildung. Auch -iön- allein kann im Lateinischen Abstrakta bilden; viele solche sind ins Schwedische übernommen worden: opinion, religion, union, legion, region usw. Bereits im Altschwedischen gibt es vereinzelte Verbalabstrakta, die auf ein lateinisches Wort auf -tiön- zurückgehen: aschw. läCsie (läCse, läCsa) ,Lesen, Text' (lat lecio, mnd. leCsie; vgl. nschw.
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
läxa), appellacie F. (1502) .eindringliche Bitte', konfirmatz F. (1506) .Bestätigung', purgatz F. .Reinigung, Abführmittel', frühnschw. reformatie (1527), disputatie (1527, Olaus Petri 1530), conjirmatiebreff (Olaus Petri), repetition (Kirchenverordnung 1571), disputatz (dän. disputats), reputatz ,Ansehen'. Lat. -tio wurde mnd. -tie, -tse, -ts, und in dieser Form wurden die Wörter entlehnt. Vgl. aktie von holl. actie, von lat. actio. Hierher gehören auch frühnschw. collatz (z. B. GWB), später kalas von mnd. collatzie, von lat. collatio .Zusammenschluß, Beitrag', und frühnschw. seglatie, seglats, seglassen (NT 1526; GWB: seglatsen) (dän. seilads) von mnd. seglatie', dies ist eine Lehnbildung, die lat. navigatio wiedergibt (vgl. nschw. seglation); vgl. auch dän. instruks (von lat. instructio), pokulats .Trinkgesellschaft', visitats »Visitation', fundats ,Stiftungsurkunde, Statuten'. Aus dem Französischen entlehnt sind nschw. fason (frz. faqon) von lat. factio und reson (frz. raison) von lat. ratio. Zu nordischen Wortstämmen: seglation, byggnation (nicht in SAOB; das älteste notierte Beispiel in G. Frödings „Räggler ä paschaser" 1895), muntration (um 1840; das älteste Beispiel in SAOB bei W. von Braun, offenbar scherzhaft)1. 2. -mang (von frz. -ment) zu einigen Verben auf -era, die aus dem Französischen entlehnt sind, z. B. resonemang, abonnemang, arrangemang, möblemang, bombardemang, engagemang, ackompanjemang. Ohne Grundwort im Schwedischen: evenemang, komplimang (dazu komplimentera). — Vgl. -ment (S. 181). 3. -ans', -ens' (von dt. -anz, -enz oder frz. -ance,-ence, von lat. -antia, -entia, eigtl. N. PI. vom Part. Präs. auf -ans, -ens) zu einigen Verben auf -era, ζ. Β. allians, assurans, stimulans, extravagans, leverans, tolerans, korrespondens, konferens, konkurrens, divergens, influens, residens. In manchen Fällen fehlt ein solches Verbum auf -era, aber das Substantiv auf -ans oder -ens steht statt dessen neben einem Adjektiv auf -ant oder -ent und erscheint als Abstraktum zu diesem. Beispiele: elegans,nonchalans(:nonchalant),vakans, intelligens, kompetens, konsekvens, evidens. Die Endung -ans wird in der Regel -angs (vgl. frz. -ance) ausgesprochen. Die Endung -ens wird verschieden ausgesprochen. Am gewöhnlichsten ist die Aussprache nach dem Schriftbild, in manchen Wörtern ist es die ein1
E. Wessen in der Zeitschrift „Spr&kvärd" (1966).
177
Abstrakta
zig vorkommende: divergens, intelligens, konsekvens usw. In anderen gibt es daneben die Aussprache -angs (vgl. frz. -ence, -ance), z. B. korrespondens, konferens, konkurrens. Manchmal fehlt ein schwedisches Grundwort, z. B. resonans (zu lat. resonare), finans, assonans. — Frühnschw. -antie, -entie, z. B. ordinantie, pestilentie (Olaus Petri 1530). 4. -age (ausgespr. -a'sch, von frz. -age, von lat. -aticum) bildet Substantive zu einigen Verben auf -era, ζ. Β. passage, massage, emballage, plantage, kolportage, sabotage. Ohne Anschluß an solche Verben im heutigen Schwedisch: bandage, ekipage, garage, personage, reportage, vernissage. Im Niederdeutschen konnte das Suffix auch zu Ableitungen von einheimischen Wortstämmen verwendet werden2, und einige solche Mischbildungen aus der Seefahrts- und Handelsterminologie sind ins Schwedische übernommen worden: lastage, läckage, tonnage, tacklage, fastage, slitage. — Vgl. frz. voyage, courage usw., engl, patronage, village usw. 5. -i's (von frz. -ice, von lat. -itium, -itia) bildet Substantive zu Verben auf -era, ζ. Β. exercis, servis, notis. -e's (von griech. -esis): askes, hypotes, syntes, katakres usw., dt. -ese (Hypotese), engl. -esis. Ohne Grundwort im Schwedischen. -y's in analys, elektrolys u. a. -o's: siehe S. 182. 6. -i' (von mnd. -ie oder frz. -ie, von lat. -ϊα) ist ein äußerst produktives Wortbildungsmittel, um von Substantiven (seltener Adjektiven) als Grundwörtern Abstrakta zu bilden, ζ. B. barbari, tyranni, demokrati, aristokrati, byräkrati, idioti, filologi, mytologi, teologi, geografi, biografi, astronomi, filosofi, diplomati, kirurgi (und andere Namen von Wissenschaften und Künsten), typologi (Montelius), knappologi (Strindberg), ortodoxi, analogi, monarki, konditori. Seltener zu Verben auf -era, ζ. Β. dementi, garanti, travesti oder koketteri, kdseri, spioneri. Ohne schwedisches Grundwort ζ. Β. harmoni, allegori, amnesti. Das Suffix -i ist ein Bestandteil von -eri, das oben S. 141f. behandelt ist. 2
Schon von Samuel Columbus (Ordeskötsel, um 1679) beobachtet: „I Holland är löjligt at de göra sig ord af Holländskan med Fransysk termination. Virijage, Timmerlage." Wessen, Schwedisch II
12
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
7. -y'r (von frz. -ure, von lat. -ura) bildet einige Substantive zu Verben auf -era, ζ. Β . gravyr, dressyr, frisyr, tortyr. I n der F o r m -atyr erscheint es in karikatyr, advokatyr und als -ityr in garnityr, polityr. Ohne schwedisches Grundwort: lektyr, broschyr, miniatyr, uvertyr. Glasyr (von frz. glagure zu glacer .gefrieren machen') ist
in seiner Bedeutung von glas beeinflußt worden; neu gebildet ist flottyr.
8. -u'r (von lat. -ura) zu substantivischen Grundwörtern, z.B. agentur, docentur, intendentur, adjunktur, arkitektur, diktatur, Professur, censur. Zu Verben auf -era: skulptur, korrektur (: korrigera), konjektur (: konjiciera). Mit der Nebenform -atur (von lat.
-atura) werden einige Substantive mit abstrakter Grundbedeutung zu Verben auf -era gebildet, ζ. B . armatur, makulatur,
Signatur,
titulatur, registratur. In ein paar Fällen auch zu Substantiven: kvadratur, muskulatur, komministeratur. Ohne schwedisches Grundwort : litteratur, kultur, natur, kreatur,
figur.
9. - i ' k mit Betonung des Suffixes (von frz. -ique, von lat. -ica, nach gr. - ική, Fem. der Adjektive auf - ικός, gewöhnlich als Bestimmungswort zum bloß hinzugedachten Substantiv τεχνή F. .Handwerk, Fertigkeit, Kunst') bildet wie die Endung -i Namen von Wissenschaften und Künsten, ζ. B . estetik, exegetik, pedagogik, retorik, gymnastik, lingvistik, joumalistik, statistik, metodik, Ornamentik, rytmik, metrik, epik, historik, gotik. Zugrunde liegen
meist Personenbezeichnungen, zuweilen aber auch andere Substantive. Ohne schwedisches Grundwort: matematik, juridik, musik, teknik, logik, grammatik,
aritmetik usw. Neben den Sub-
stantiven auf 4k steht fast immer ein Adjektiv auf -isk (ζ. B. neben
karakteristik, stilistik, erotik, mystik, Praktik die Adjektive karak-
teristisk, stilistisk usw.), oft auch persönliche Bildungen auf -iker (ζ. B. stilistiker). Vgl. über Adj. auf -isk, S. 159 und 183, über Substantive auf -iker, S. 173.
10. -a'd (von frz. -ade, von ital. und span, -ade, von lat. -ata) bildet Substantive teils zu Verben auf -era, teils auch zu Substantiven, ζ. B . promenad, parad, blockad, krevad, kanonad. Ohne schwedisches Grundwort: marmelad, limonad, bastonad, charad
usw.
179
Abstrakte.
11. -a't (von dt. -at, von lat. -atus in z. B. senatus) wird gebraucht, um Namen von Ämtern zu bilden, manchmal auch vom Gebiet oder Ort, wo das Amt ausgeübt wird, also z. B. lektorat, konsulat, inspektorat, vikariat, antikvariat, pastorat, Sekretariat, proletariat.
12. -ite't (von dt. -ität, afrz. -itet, frz. -ite, von lat. -itäti- in z. B. dignitas, societas) bildet Abstrakta von Adjektiven romanischen oder klassischen lateinischen Ursprungs, z. B. dignitet (Olaus Petri 1530), naivitet, aktivitet, objektivitet, relativitet, humanitet, brutalitet, banalitet, genialitet, lojalitet, idealitet (: ideell), neutrality, sentimentalitet, suveränitet, stabilitet, sensibilitet, absurditet, raritet, religiositet (: religiös), nervositet (: nervös), preciositet (.•preciös), kuriositet (: kurios), antikvitet (: antik), intellektualitet (.•intellektuell), nationalitet (: nationeü), popularitet (-.populär), vulgaritet (: vulgär). Zu Adjektiven auf -isk (von dt. -isch): identitet, solidaritet, jovialitet, bestialitet. Nur selten finden sich Substantive ills Grundwörter, z. B. invaliditet, rivalitet, virtuositet. Ohne schwedisches Grundwort: universitet, dignitet, celebritet, kvalitet (auch kvälite), kvantitet, annuitet, auf -etet: societet, pietet, auf -tet: fakultet. — Vgl. engl, -(i)ty in liberty, humanity, nobility, society, university usw. 13. -ess' (von frz. -esse, von lat. -itia in z. B. Icetitia .Freude') in ein paar Adjektivabstrakta, ζ. Β. finess, tristess, nobless, sekretess, delikatess, grossess. 14. -ism (von frz. -isme, von lat. -ismus, von gr. - ιαμος) ist ein äußerst gewöhnliches Suffix, das in einer Menge von teils alten, entlehnten Wörtern, teils modernen Neubildungen mit oft internationaler Verbreitung vorkommt. Diese Wörter bezeichnen in der Regel eine Denkrichtung, einen Parteistandpunkt oder eine Bewegung, die Propaganda treibt. Das Grundwort kann ein Substantiv oder ein Adjektiv sein. Beispiele: liberalism, konservatism (: konservativ), radikalism, socialism, kommunism, fascism, pacifism, rojalism, patriotism, idealism (: ideell), realism (: reell), katolicism, asketism, symbolism, expressionism, purism, formalism (: formell), rationalism (: rationell), intellektualism (intellektuell), industrialism (: industriell), militarism (: militär), marxism (: Marx). Gewöhnlich gibt es neben einem solchen „tendenziellen 12·
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
Abstraktum" auf -ism eine persönliche Bildung auf -ist (s. oben S. 172). Häufig sind die zusammengehörenden Wörter auf -ism und -ist von einem fremden Grundwort abgeleitet, das im Schwedischen fehlt, z. B. ateism und ateist, egoism und egoist, ebenso nihilism, sofism, rabulism, spiritism, terrorism, pietism. Die Zusammengehörigkeit kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß die neben den Substantiven auf -ism stehenden Adjektive die Endung -istisk haben, d. h. sie sind mit dem Suffix -isk von den Personenbezeichnungen auf -ist abgeleitet: idealistisk zu idealist und idealism, humanistisk zu humanist und humanism, separatistisk zu separatist und separatism, legitimistisk, skandinavistisk, protektionistisk usw. Manchmal gehören Bildungen auf -ism mit Personenbezeichnungen auf -iker und Adjektiven auf -isk zusammen, z. B. fanatism (fanatiker und fanatisk), cynism, skepticism. Endlich können auch zu Personenbezeichnungen auf -(i)an „tendenzielle Abstrakta" aus -ism gebildet werden, z. B. muhammedanism, puritanism, rousseauanism. Zuweilen ist die „tendenzielle" Bedeutung nicht so hervortretend, und das Wort gibt nur eine Eigenschaft, ein Charakteristikum an: dilettantism, heroism, vandalism, subjektivism, servilism, parallellism, truism (vom Engl.; gebildet zu engl, true ,wahr') usw. Besonders zu erwähnen sind Bezeichnungen für fremde Spracheigentümlichkeiten, die von den Volksnamen in lateinischer Form gebildet sind, z. B. germanism, gallicism, danism, norvagism. Bereits in der griechischen und lateinischen Stilistik und Grammatik kommt der Terminus barbarismus vor. Ganz selten ist die Bedeutung kollektiv, z. B. organism, mekanism, vokalism.
D. S a c h n a m e n Um den Träger der Handlung, „den Agenten", oder die Handlung selbst zu bezeichnen, gibt es, wie wir gesehen haben, sehr ausgeprägte und lebenskräftige Wortbildungstypen. Nomina agentis sind gewöhnlich Personenbezeichnungen, aber auch Gegenstände können benannt werden, als ob sie aktiv wirkend wären. Dazu kommt noch, daß aus einer agenziellen Grundbedeutung sich leicht eine instrumentale Bedeutung entwickelt. So gibt es beispielsweise eine Anzahl von Gegenstandsbezeichnungen auf -(a)tor mit instrumentaler Bedeutung.
Sachnamen
181
Ferner kann ein Verbalabstraktum häufig auch das konkrete Resultat der Handlung bezeichnen. Aus einer aktionellen Grundbedeutung entwickelt sich also eine resultative. Daher sind zahlreiche Substantive auf -(a)tion Konkreta, z. B. donation, detonation, dekoration, inflammation,
observation.
Daß auch virtuelle Abstrakta konkrete Bedeutung erhalten können, haben wir oben an Beispielen gesehen. Besondere Wortbildungsmittel für Sachnamen sind dagegen nicht sehr zahlreich. Dies gilt wenigstens für den normalen Sprachgebrauch. Gewisse wissenschaftliche, technische und merkantile Fachsprachen haben jedoch einen großen Bedarf an Namen für Stoffe, Produkte, Fabrikate, für welche sie eine Terminologie mit besonderen Wortbildungsmitteln entwickelt haben. Hier können nur einige wenige erwähnt werden. Ein großer Teil dieser Wörter ist international; sie wurden erst in jüngster Zeit aufgrund des griechischen und lateinischen Wortschatzes der klassischen Zeit, aber mit völlig modernen Bedeutungen gebildet. Diese Bildungsweise wird vor allem für t e c h n i sche u n d w i s s e n s c h a f t l i c h e F a c h a u s d r ü c k e , Namen von Erfindungen, neue wissenschaftliche Begriffe u. dgl. verwendet. 1. -ment' (von lat. -mentum) in einigen wenigen Bildungen zu Verben auf -era:
ornament,
supplement,
signalement,
logement,
instrument, komplement. Ohne schwedisches Grundwort: moment, fragment, monument, experiment, departement, argument,
dokument,
Sakrament, medikament. Die Grundbedeutung ist die von Verbal-
abstrakta, aber alle schwedischen Entlehnungen sind Konkreta. Einige dieser Wörter hatten, da sie aus dem Französischen übernommen wurden, daneben auch eine (ältere) Aussprache auf -mang und wurden dieser Aussprache gemäß geschrieben: supplemang, departemang (Hjalmar Söderberg), momang (Linnd, Kellgren; heute noch ,,i sista momangen") usw. — Vgl. die Abstraktbildungen auf -mang (S. 176).
2. Die Endung -a't in persönlichen Bildungen (von lateinischen Partizipien auf -atus) und in Verbalabstrakta (von lateinischen Verbalsubstantiven auf -atus) wurde bereits erwähnt. Mit dem gleichen Suffix können auch Sachnamen zu Verben auf -era gebildet werden, z. B. citat, plagiat, preparat, referat, resültat, separat, koncentrat, verifikat, destillat, fabrikat (: fabricera), predikat
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
(: predicera), petrifikat (: petrificera), prejudikat (: prejudicera). Historisch gesehen sind diese Wörter Substantivierungen von Partizipien: citat von lat. citatum ,das Zitierte' usw. Andere Wörter auf -at gehen auf eine abstrakte Grundbedeutung zurück: ornat (von lat. ornatus M. .Schmücken'), intemat, pensionat usw. Ohne schwedisches Grundwort: apparat, kantat (vgl. kantor), traktat. Im Gegensatz zu allen vorhergenannten Wörtern, die neutral sind, sind diese drei nicht-neutral („Genus reale"), z. B. kantaten ,die Kantate'. Eine spezielle Verwendung hat das Suffix in der chemischen Terminologie, z. B. fosfat, sulfat, klorat, hydrat, opiat. 3. -i'n (von frz. -ine, von lat. -inum\ vgl. oben S. 49) wird in zahlreichen chemischen und technischen Fachausdrücken verwendet, ferner in Namen von pharmazeutischen Erzeugnissen, Präparaten u. dgl., zum größten Teil moderne latinisierende Neubildungen zu verschiedenen Grundwörtern, z. B. medicin (von lat. medicus ,Arzt'), vaccin (von lat. vacca ,Kuh'), koffein, sackarin, kinin, kokain, terpentin, paraffin, salubrin, dilutin, margarin, tuberkulin, antifebrin, aseptin, lanolin, gelatin, vitamin, penicillin. — In einigen Lehnwörtern hat -in diminutive Funktion, z. B. amorin, karaffin, lanternin. 4. -i'd (von frz. -ide, von gr. - ίς, Gen. - iSos) gleichfalls in einigen chemischen Termini, ζ. B. karbid, klorid, oxid, fluorid. 5. -ett' (von frz. -ette, einem Diminutivsuffix) in einigen Wörtern, von denen die meisten diminutive Bedeutung haben, ζ. B. cigarett, operett, sjalett, statyett, balett, tablett. 6. -i't (von gr. - ϊτις, feminine Endung von Adjektiven als Bestimmung zu dem nur gedachten Substantiv νόσος F. .Krankheit'): bronkit, irit (: iris .Regenbogenhaut'), appendicit (: appendix, Wurmfortsatz'), poliomyelit .Kinderlähmung' (Abkürzimg polio) usw. 7. -o's (von gr. - ωσις .Stellung, Lage'), z.B. in diagnos, prognos, hypnos, symbios, neuros, psykos, metamorfos, tuberkulös; auch in chemischen Termini, ζ. B. glykos, laktos, maltos. 8. -o'n (von gr. -cwN.), besonders in der modernen Atomphysik: elektron, neutron, proton; cyklotron, synkrotron usw., und in der chemischen Industrie: nylon, aceton, neon usw.
Adjektive
183
Ε. A d j e k t i v e Adjektive zu entlehnten substantivischen Grundwörtern werden sehr oft mit dem Suffix -isk (vgl. S. 160f.) gebildet. Beispiele: praktisk, mystisk, kritisk, fragmentarisk, problematisk, idealistisk, musikalisk, teatralisk, egoistisk, karakteristisk, agitatorisk (: agitator und agitation), organisatorisk (: organisator und organisation), civilisatorisk (: civilisation), obligatorisk (: obligation), illusorisk (: illusion), patetisk (: patos), kosmisk (: kosmos), cyklonisk (: cyklon), melankolisk (: melankoli), flegmatisk (:flegma), sangvinisk, kolerisk usw. — Ferner -esisk in z. B. kinesisk (: kines, Kina), milanesisk (: it. milanese), veronesisk, genuesisk, capresisk (: Capri). 1. -a'l (von frz. -al, lat. -alis) in Ableitungen von Substantiven: central, horisontal, kontinental, monumental, kommunal, neutral, normal, klerikal, postal, sentimental, universal, fenomenal, kolossal, instrumental, vokal, orkestral usw.; verschiedene kommen nur (oder vorzugsweise) in Zusammensetzungen vor: spektralanalys, experimentalfält, kolonialvälde, Instrumentalmusik usw. Dazu kommen häufig Substantivierungen, z.B. (en) central, personal, linjal, koral; (ett) ideal, kvartal, adverbial, material. Ohne Grundwort im Schwedischen ζ. B. total, oval, social, final, filial, kapital, spiral, moral, general. 2. -ell' (von frz. -el, von lat. -alis) in Ableitungen von Substantiven: formell, ideell, industriell, ceremoniell, kulturell, individuell, universell usw. Man beachte den Unterschied zwischen ideal und ideell (vgl. dt. ideal und ideell). Häufig zu Substantiven auf -tion (zu denen niemals Adjektive auf -isk gebildet werden): nationeil, konstitutionell, sensationell, oppositionell, redaktionell usw. Dazu oft Substantivierungen, z. B. naturell; ceremoniell oder ceremoniel, materiel. Ohne Grundwort im Schwedischen: aktuell, generell, kriminell, officiell, konfidentiell, essentiell .wesentlich', bagatell, duell, eternell, flanell, hoteil, kapeil, karamell, novell, pasteil. 3. -i'v (von frz. -if, -ive, von lat. -ivus) ist ein Suffix, das in entlehnten Adjektiven sehr häufig vorkommt. Es kann an substantivische Grundwörter antreten, ζ. B. subjektiv, impulsiv, effektiv, attributiv, predikativ. Die Grundwörter sind meistens ursprünglich Partizipien von lateinischen Verben oder Substantivierungen von
184
Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
Partizipien. Legt man den Verbalstamm zugrunde, heißt die Endung also (-t-iv, d. h.) -tiv. Mit diesem Suffix -tiv werden Adjektive zu Verben auf -era gebildet, z. B. aktiv (: agera), konstitutiv, spekulativ, dekorativ, administrativ, negativ, representativ, konservativ, imitativ, recitativ. Dabei erleidet der Verbalstamm vor -tiv die gleichen Veränderungen wie vor -tion; also z. B. produktiv (: producera), konstruktiv (: konstruera), fiktiv (: fingera), suggestiv (: suggerera). Lautet der Stamm des Grundworts auf d aus, erhält das Suffix die Form -siv, z. B. explosiv (: exploderα), expansiv (: expanderα), suspensiv (: suspenderα). Neben einem Verbum auf -era gibt es also gewöhnlich teils ein Abstraktum auf -tion (-ation, -sion), teils ein Adjektiv auf -tiv (-ativ, -siv): producera — Produktion — produktiv, instruera — Instruktion — instruktiv, spekulera — Spekulation — spekulativ, illustrera — illustration — illustrativ, dekorera — dekoration — dekorativ, konstituera — konstitution — konstitutiv, representera — representation — representativ. Ohne Grundwort im Schwedischen: passiv, offensiv, defensiv, progressiv, intensiv, definitiv, fakultativ, disjunktiv. Substantivierungen liegen in mehreren grammatischen Termini vor: substantiv (: substans), adjektiv (von lat. adjicere .dazufügen'), komparativ (: komparera .vergleichen'), Superlativ (: superlatus .hinaufgetragen') usw. Adjektive auf -iv hatten ursprünglich regelmäßig den Hauptton auf der Endsilbe: nai'v, fikti'v usw. Mehrsilbige Wörter hatten außerdem einen Nebenton auf einer vorangehenden Silbe, gewöhnlich der ersten, z. B. pro"dukti'v, successi'v, kon" servati'ν. In derartigen Fällen ist die Betonung ziemlich labil, und es ist darum eine Neigung vorhanden, die je nach den rhythmischen Verhältnissen stärker oder schwächer ist, Hauptton und Nebenton die Plätze tauschen zu lassen, ζ. B. produktiv und pro'duktiv, relati'v und re'lativ, konservati'v und konservativ. Bei diesen Wörtern auf -iv sind daher öfters zwei Aussprachen möglich. Dies macht sich besonders dann geltend, wenn ein Gegensatz hervorgehoben wird und darum die Wortstammsilbe als Bedeutungsträger den Hauptton erhält. Beispiele: ak'tiv und pass'iv, po'sitiv und ne'gativ, ob'jektiv und sub'jektiv, kval'itativ und kvan'titativ, offensiv und de'fensiv, ex'tensiv und in'tensiv usw. Wenn das erste genannt wird, ist das zweite schon mitgedacht. Ebenso bei expressiver Betonung: „det var de'finitivt slut", ,,han är otroligt agg'ressiv" u. dgl. Grammatische Fachausdrücke haben stets den Hauptton auf der
Adjektive
185
ersten Silbe: sub'stantiv, ad'jektiv, kom'parativ, no'minativ, kon'junktiv usw. 4. -ant' (von frz. -ant, Endung des Part. Präs.) zu Verben auf -era, ζ. Β. briljant, charmant, frappant, genant, intressant, markant, tolerant, imposant (:imponera), raljant, intrigant. Ursprünglich mit der Aussprache -angt; daneben gibt es die Aussprache -ant, teils unter Einwirkung des Schriftbilds, teils weil ein Teil der Wörter über das Deutsche entlehnt wurden. — Dazu kommen viele Adjektive auf -ent', ohne Grundwort im Schwedischen, die aber mit Abstraktbildungen auf -ens zusammengehören: intelligent, kompetent, evident, konsekvent, kongruent, impertinent, ambivalent usw. Vgl. Substantivbildungen auf -ant und -ent (S. 170), ferner auf -ans und -ens (S. 176). 5. -a'bel (von frz. -able, von lat. -äbilis) bildet „Möglichkeitspartizipien" zu Verben auf -era, ζ. Β. acceptabel, presentabel, diskutabel, resonabel, riskabel, respektabel, tolerabel, transportabel, trafikabel, irritabel. Einige Male bildet das Suffix Ableitungen von Substantiven, ζ. B. komfortabel, miserabel. Ohne schwedisches Grundwort: veritäbel. Eine Nebenform -ibel (von frz. -ible, lat. -ibilis) in disponibel, expansibel, horribel, sensibel, plausibel, penibel. — Vgl. engl, -able in admirable, agreeable, insufferable usw., -ible in possible, credible, terrible usw. 6. -ä'r (von frz. -aire, von lat. -arius oder -aris) bildet Adjektive zu substantivischen Grundwörtern, ζ. B. familjär, doktrinär, reaktionär, revolutionär, totalitär, polisiär, disciplinär, elementär, titular, rektangulär. Unregelmäßig gebildet ist litterär (: litteratur), humanitär (: humanitet). Ohne Grundwort im Schwedischen: ordinär, primär, sekundär, populär, vulgär, efemär, militär usw. — Vgl. Personenbezeichnungen auf -är (S. 172). — Die lateinische Form -aris (oder -arius) hegt einigen Adjektiven auf -ar zugrunde, ζ. B. polar, velar, alveolar (in Zusammensetzung: elementarbok), samt einigen Substantivierungen, z.B. jubilar, kommentar, exemplar. — Vgl. engl, -ary in literary, ordinary, military usw. 7. -ö's (von frz. -eux, -euse, von lat. -osus) bildet Adjektive zu Substantiven, ζ. B. nervös, melodiös, skandalös, pompös, religiös (: religion), graciös (: grace, lat. gratice), pretentiös (: pretention),
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Wortbildung mit Endungen lat. oder rom. Ursprungs
ambitiös (: ambition), tendentiös (: tendens), voluminös (: volym), generös, kuriös, inventiös. Man beachte den Unterschied in der Bedeutung von officiell und officios ,halboffiziell'. — Vgl. engl. -ous in curious, precious, tremendous usw. 8. - i ' l (von lat. -ilis) in einigen Lehnwörtern, für die im Schwedischen ein Grundwort fehlt: stabil, mobil, steril, viril, senil, pueril, infantil, juvenil, servil, gentil, gracil, febril, civil. 9. -i'd (von lat. -idus) in z. B. gravid, solid. 10. -a't (von lat. -atus) in z. B. moderat, separat. 11. Über Adjektive auf -a'n, s. oben S. 174.
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