Schwedische Sprachgeschichte: Band 3 Grundriß einer historischen Syntax [Reprint 2012 ed.] 9783110838923, 9783110063639


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German Pages 388 [392] Year 1970

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Table of contents :
Einleitung
Der einfache Satz und seine Glieder
Substantive: 1. Kasus
2. Artikel
Adjektive
Pronomen
Kongruenz
Präpositionen und Adverbien
Die Wortstellung. 1. Die attributiven Bestimmungen
Verben: 1. Kongruenz
2. Tempus
3. Modus
4. Infinitiv
5. Partizip
6. Passiv. Die s-Formen des Verbums
7. Subjektlose Sätze
8. Unpersönliche Verben
Die Wortstellung. 2. Die Satzglieder im einfachen Satz
Das Satzgefüge
1. Konditionales Satzgefüge
2. Der Relativsatz
3. Att-Sätze
4. Konsekutivsätze
5. Finalsätze
6. Temporales Satzgefüge
7. Kausalsätze
8. Konzessivsätze
9. Vergleichssätze
10. Indirekte Fragesätze
11. Sog. verallgemeinernde Relativsätze
Die Wortstellung. 3. Die Wortstellung im Gliedsatz
Satzverkürzungen: Akkusativ + Infinitiv (A. c. I.)
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Schwedische Sprachgeschichte: Band 3 Grundriß einer historischen Syntax [Reprint 2012 ed.]
 9783110838923, 9783110063639

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GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGELEHRTER

BEGRÜNDET VON

H E R M A N N PAUL

HERAUSGEGEBEN VON

WERNER BETZ

18/3

BERLIN

WALTER D E GRUYTER & CO VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG

-

J. GUTTENTAG,

VERLAGS-

BUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

1970

SCHWEDISCHE SPRACHGESCHICHTE VON

ELIAS WESSEN

B A N D III GRUNDRISS EINER HISTORISCHEN SYNTAX

BERLIN

WALTER DE GRUYTER & CO VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG · GEORG REIMER - KARL J . TRÜBNER · VEIT & COMP.

1970

Deutsche Fassung der schwedischen Ausgabe von Suzanne öhman

Archiv-Nr. 430570/7

Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J, Göschen'sche Verlagshandlung * J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit & Comp. — Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30

INHALT Einleitung

1

Der einfache Satz und seine Glieder

9

Substantive: 1. Kasus 2. Artikel Adjektive Pronomen Kongruenz Präpositionen und Adverbien Die Wortstellung. 1. Die attributiven Bestimmungen Verben: 1. Kongruenz 2. Tempus 3. Modus 4. Infinitiv 5. Partizip 6. Passiv. Die s-Formen des Verbums 7. Subjektlose Sätze 8. Unpersönliche Verben Die Wortstellung. 2. Die Satzglieder im einfachen Satz

Das Satzgefüge 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Konditionales Satzgefüge Der Relativsatz Α «-Sätze Konsekutivsätze Finalsätze Temporales Satzgefüge Kausalsätze Konzessivsätze Vergleichssätze Indirekte Fragesätze Sog. verallgemeinernde Relativsätze

Die Wortstellung. 3. Die Wortstellung im Gliedsatz Satzverkürzungen: Akkusativ + Infinitiv (A. c. I.)

9 28 52 56 87 88 104 129 133 143 156 162 180 202 214 218

246 253 268 298 305 313 315 326 330 337 345 350 359 371

D I E WICHTIGSTEN

ABKÜRZUNGEN

adän. Adj. Adv. afrz. ags. agutn. ahd. Akk. ANF anorw. aschw. Aufl.

altdänisch Adjektiv Adverb altfranzösisch angelsächsisch altgutnisch althochdeutsch Akkusativ Arkiv för Nordisk Filologi altnorwegisch altschwedisch Auflage

Bd. best. Birg. Aut. Bur.

Band bestimmt der Hl. Birgitta eigenhändige Aufzeichnungen Codex Bureanus (die älteste Handschrift des „Altschwedischen Legendars")

Cod.

Codex

dän. Dat. DL dt.

dänisch Dativ das Landrecht von Dalarne (Dalalagen) deutsch

EK engl. etym. Euf.

die Chronik des Königs Erik (Erikskrönikan) englisch etymologisch Liedersammlung der Königin Eufemia

F. (Fem. fem.) frühaschw. frühnschw.

Femininum, feminin frflhaltschwedisch frühneuschwedisch

Gen. gespr. GL

Genitiv gesprochen das Landrecht von Gotland (Gutalagen)

VIII

Die wichtigsten Abkürzungen

got. gotl. gutn. GWB

gotisch, gotländisch gutnisch Gustaf Wasas Bibel (1540—41)

HL Hs.

Landrecht von Hälsingland (Hälsingelagen) Handschrift

ib. idg. Imperf. Ind. Inf. Interj. isl.

ibidem indogermanisch Imperfektum Indikativ Infinitiv Interjektion isländisch

Jh. Jrg.

Jahrhundert Jahrgang

Komp. Konj. Konj. kons. KrL KS

Komparativ Konjugation Konjunktion konsonantisch Landrecht des Kristoffer Konungastyrelsen (eine Abhandlung über die Pflichten eines Königs, um 1330)

lat. Lex. Line.

lateinisch J. Petri Gothus, Dictionarium Latino-Sueco-Germanicum, gedruckt in Linköping (Lincopias) 1640

M. (Mask., mask) Maskulinum, maskulinum MB und MB 1 Bibelarbeiten des Mittelalters 1 (Kommentar zum Pentateuch) MEL Landrecht des Magnus Eriksson MESt Stadtrecht des Magnus Eriksson mhd. mittelhochdeutsch mnd. mittelniederdeutsch mundartl. mundartlich N. (neutr.) NoB Nom. norw.

Neutrum, neutrum Namn och Bygd (Zeitschrift) Nominativ norwegisch

Die wichtigsten Abkürzungen

IX

nschw. NT 1526

neuschwedisch Neues Testament von 1626

obl. ÖgL Ortsn. ostg., ostgöt.

obliquus Landrecht von Ostgötland (Östgötalagen) Ortsnamen ostgötländisch

Part. Perf. Pers. PI. Präp. Präs. Prät. Pron. Prov.

Partizip Perfekt Person Plural Präposition Präsens Präteritum Pronomen Provinz

refl. runenschwed.

reflexiv runenschwedisch

S. s. oder S. schw. SAOB

SNF Sö 164 u. dgl. spätaschw. ST Subst. südschw. sv.

Seite siehe schwedisch Svenska Akademiens Ordbok (Wörterbuch der schwed. Akademie) Landrecht von Södermanland (Södermannalagen) Svenska Fornskrift-Sällskapets Samlingar Singular Landrecht von Schonen (Skänelagen) Svenska Landsmälen (Die schwedischen Mundarten); Zeitschrift Studier i Nordisk Filologi Runeninschriften von Södermanland, Nr. 164 spätaltschwedisch Siälinna Tröst (Seelentrost) Substantiv südschwedisch svenska ( = schwedisch)

U 344 u. dgl. UL unbest. urg.

Runeninschriften von Uppland, Nr. 344 Landrecht von Uppland (Upplandslagen) unbestimmt urgermanisch

SdmL SFSS Sg. SkL SL

χ

Die wichtigsten Abkürzungen

urnord. und um. urnordisch urspr. ursprünglich utg. utgiven ( = herausgegeben) VgL I VgL II Vidh VmT. volksetym.

Älteres Landrecht von Westgötland (Äldre Västgötalagen) Jüngeres Landrecht von Westgötland (Yngre Västgötalagen) Aufzeichnungen des Pfarrherrn von Vidhem Landrecht von Westmanland (Västmannalagen) volksetymologisch

westg.

westgötländisch

EINLEITUNG In einer deskriptiven Darstellung der syntaktischen Verhältnisse der Sprache ist es durchaus sinnvoll, vom Ausspruch1 als der natürlichen Einheit jeder sprachlichen Äußerung auszugehen. Mit Ausspruch als grammatischem Terminus ist hier der sprachliche Ausdruck für einen Gedanken, ein Gefühl oder einen Willensakt gemeint. Der Ausspruch kann völlig mit einer Äußerung zusammenfallen, so daß die Äußerung aus einem einzigen Ausspruch besteht. Dies ist oft bei Gesprächen der Fall, wo die abwechselnden Äußerungen der Sprecher schnell aufeinander folgen. Ausruf und Frage sind ebenfalls Beispiele solcher völlig selbständiger Aussprüche. Eine Äußerung kann jedoch auch aus mehreren Aussprüchen bestehen, aus einer Ausspruchsfolge, so beispielsweise in einer Erzählung oder einer längeren Schilderung, die aus mehreren, mit einander verknüpften Gedanken besteht. In diesem Fall ist der Ausspruch ein grammatisch selbständiger Teil einer zusammenhängenden mündlichen oder schriftlichen Darstellung. Der Ausspruch wird beim Sprechen normalerweise durch Pausen abgegrenzt; in der Schrift wird der Anfang mit einem großen Buchstaben gekennzeichnet und das Ende mit einem satzschließenden Satzzeichen. Es ist aber nicht immer gesagt, daß diese phonetischen und graphischen Kennzeichen mit dem zusammenfallen, was man 1

Ausspruch gibt hier den schwedischen Terminus mening wieder, der sonst gewöhnlich mit Satz übersetzt werden kann. Da aber der Verfasser sich auf die Terminologie seines Lehrers Adolf Noreen (1854—1925) stützt (bes. in dessen wissenschaftlichem Hauptwerk „Värt spräk" Bd. 6, 1904, S. 40f.) und dieser in der von ihm selber betreuten deutschen Ausgabe seines Werkes „Einführung in die wissenschaftliche Betrachtung der Sprache" (Halle 1923), S. 239f. für mening den Terminus Ausspruch vorschlägt, ist es wohl richtig, sich hier an diese Terminologie zu halten (S. ö.). — Jetzt ausführlich über die Termini Satz und Ausspruch (schwed. sats und mening) in E . Wessen, Värt svenska spräk (1968), S. 143f. Wessen, Schwedisch I I I

1

2

Einleitung

vom grammatischen Gesichtspunkt aus als einen Ausspruch betrachten möchte. Auch i n n e r h a l b eines Ausspruchs kann es Pausen geben. Den Teil der Rede, der von zwei Artikulationspausen begrenzt wird, nennt man Sprechtakt. Ein Ausspruch kann einen einzigen Sprechtakt bilden, er kann aber auch aus mehreren Sprechtakten bestehen. Der Ausspruch ist also keine rhythmisch-melodische Einheit, aber auch primär keine morphologische Einheit, sondern in der Hauptsache eine Einheit semantischer Natur. Es ist jedoch nötig, den Ausspruch nicht nur gegen den Sprechtakt abzugrenzen, sondern auch gegen einen anderen grammatischen Begriff, nämlich gegen den Satz. Ein Ausspruch ist in der Regel satzförmig. Er ist „der Ausdruck für eine vorsichgehende (nicht eine ,vorsichgegangene') Verknüpfung von Gedankenelementen" 2 . Dies bedeutet, daß der Ausdruck normalerweise aus einer Verbindung zwischen einem grammatischen Subjekt und einem grammatischen Prädikat besteht. Die meisten Aussprüche können bei einer grammatischen Analyse in einen Subjektsteil und einen Prädikatsteil zerlegt werden. Indessen gibt es auch vielerlei elliptische Ausdrücke, die keine Sätze mehr sind (oder es vielleicht nie gewesen sind), aber trotzdem Aussprüche ausmachen, ζ. B. Komme morgen (Telegramm). Gesagt und getan. Kein Rauch ohne Feuer. Mein Haus, meine Welt. Lange Haare, kurzer Verstand. 2. Klasse Uppsala, hin und zurück. Nächste Lindenerstraße ( = nächste Haltestelle ist die Lindenerstraße). Dummkopf! ( = du bist ein Dummkopf). Freie Fahrt! Grade! Blöd! Was für ein Glück! Hinaus! Willkommen! Meine Damen und Herren! Guten Tag. Feuer! (Ruf bei Ausbruch eines Brandes oder Befehl zum Schießen.) „Andra öden, andra farligheter" (O. v. Dalin). Ein Mann, ein Wort. Sadan herre, sädan dräng (Wie der Herr, so der Knecht). Ferner auf Schildern: Eingang verboten. Notbremse ( = dies ist eine Notbremse). Müllers Erben. Buchtitel: Gedichte von V. Rydberg, u. dgl. Völlig verblaßte Ellipsen sind ζ. B. Danke; Verzeihung. Aussprüche sind auch die Antwortwörter ja, doch, nein; ebenso die Interjektionen, die meistens reine Ausrufwörter sind, ζ. B. Hallo! Au! Pfui! Aussprüche sind ferner, trotz ihrer morphologischen Eingliedrigkeit (und daher ohne satzförmig zu sein) Imperative wie Komm! 2

Noreen, a. a. O., S. 248.

3

Einleitung

Wirf den Ball her!, genau so gut, wie lat. voco ,ich rufe', pluit ,es regnet* usw. ebenfalls Aussprüche sind. Hierbei handelt es sich nicht um Ellipsen, sondern um Morpheme, die n o r m a l e r w e i s e sowohl das Subjekt wie das Prädikat enthalten. Guten Tag! und Leb wohl! gehören historisch gesehen zwar zwei verschiedenen Kategorien an, in der heutigen Sprache sind aber beide Ausdrücke einfach Formeln, sprachliche Symbole, die in bestimmten Kontexten und Situationen verwendet werden und dann volle Bedeutung haben. Ein Ausspruch kann ferner entweder aus einem einzigen Satz bestehen (ζ. B. „Karl kommt morgen") oder aus mehreren Sätzen, die einander über- und untergeordnet sind (ζ. B. „Karl hat mir einen Brief geschrieben, worin er mitteilt, daß er morgen kommt, falls schönes Wetter ist"). Im ersteren Fall haben wir es mit einem einfachen Ausspruch zu tun, im letzteren dagegen mit einem zusammengesetzten (einer Periode). Wir treffen hier auf den in formaler Hinsicht bedeutungsvollen Unterschied zwischen Hauptsatz und Gliedsatz (Nebensatz), zwischen selbständigem und unselbständigem Satz. Der selbständige Satz (Hauptsatz) k a n n allein einen Ausspruch bilden, auch wenn er es keineswegs immer tut, sondern häufig mit Ergänzungen versehen ist. Der unselbständige Satz (Gliedsatz) ist sinnlos, wenn er allein steht. Er existiert nur, um einen anderen Satz näher zu bestimmen, um den Gedankengang vollständig zu machen. Er bedeutet im Zusammenhang nicht mehr als ein Satzglied im Hauptsatz. S a t z ist somit g a n z u n d g a r ein m o r p h o l o g i s c h e r T e r m i n u s , A u s s p r u c h dagegen h a u p t s ä c h l i c h ein s e m a n tischer. Es ist ganz üblich, daß satzförmige einfache Aussprüche aufeinander folgen. Sie sind Glieder in einem Zusammenhang und bilden eine Ausspruchfolge. Beispiel: „Alle sind gekommen. Da können wir anfangen." Hier ist das Verhältnis zwischen den beiden Aussprüchen durch da ausgedrückt, das den zweiten Ausspruch einleitet und auf den vorhergehenden zurückweist. Das Gleiche kann jedoch auch durch einen zusammengesetzten Satz ausgedrückt werden: „Da nun alle gekommen sind, können wir beginnen." In einem Fall wie „Karl kommt morgen, und er hat im Sinn, einige Tage zu bleiben" haben wir es mit einer Folge von selbständigen Sätzen zu tun, die, weil sie nahe zusammenhängen, mit1*

4

Einleitung

einander fester verknüpft worden sind, und zwar als nebengeordnete Sätze (Satzverbindung). Jeder dieser Sätze kann einen Ausspruch bilden. Vom syntaktischen Gesichtspunkt — wenn auch nicht vom rhythmisch-melodischen oder graphischen Gesichtspunkt — haben wir es auch hier mit einfachen Aussprüchen zu tun. Einen Grenzfall haben wir im folgenden Ausdruckstypus: „Karl kommt morgen und hat im Sinn, einige Tage zu bleiben." Das Subjekt ist mit zwei koordinierten Prädikaten verbunden. Der Ausspruch kann nicht ohne Änderung in zwei selbständige Sätze aufgelöst werden. Dies müssen wir grammatisch gesehen als einen einzigen Ausspruch betrachten. Er ist dadurch entstanden, daß man zwei einfache Aussprüche zusammengezogen hat. Die erste Aufgabe der deskriptiven Syntax sollte sein, die verschiedenen Arten des Ausspruchs (Behauptung, Frage, Aufforderung, Wunsch, Ausruf) und die Verbindungen von Aussprüchen in der zusammenhängenden Darstellung (durch Bindewörter, Demonstrativpronomen und Adverbien) zu behandeln. Wenn diese Unterscheidungen geklärt sind, folgt die Aufgabe, den Bau des einzelnen Satzes zu analysieren und die verschiedenen Teile des Satzes darzustellen. Dabei gelangt man zum Verhältnis zwischen Kernwort und Ergänzung oder näherer Bestimmung: zwischen dem Substantiv und seinen näheren Bestimmungen, zwischen dem Verb und seinen Ergänzungen. In einer geschichtlichen Darstellung ist die Sache etwas anders. Aus praktischen Gründen, mit Rücksicht auf das Material und die Aufgaben, geht man in einer historischen Syntax gewöhnlich nicht in dieser systematischen Weise vor, sondern man beginnt mit der Syntax der verschiedenen Wortarten: der des Substantivs, des Adjektivs, der pronominalen Wörter und des Verbs, d. h. man beginnt mit der Syntax der Satzteile. Zur Syntax des Substantivs gehört eine Darstellung des Gebrauchs der verschiedenen Formen des Substantivs: dies sind die Kasusformen, der bestimmte und unbestimmte Artikel, der Plural. Wie diese Formen gebildet werden, gehört in die Wortbeugungslehre, wie sie gebraucht werden, in die Syntax. Dieser Teil der Syntax ist daher in hohem Grade eine Funktionslehre der Wortformen. Der andere Teil der Syntax (der vom zusammengesetzten Satz handelt) ist andererseits im wesentlichen eine Formbildungslehre, d. h. eine Darstellung der Struktur der verschiedenen Satztypen:

Einleitung

5

es werden also verschiedene Arten von Gliedsätzen, Satzverkürzungen, Wortstellungen behandelt. Im Zusammenhang damit muß natürlich die Funktion der verschiedenen Satzformen beachtet werden. Diese Darstellung wird daher aus folgenden zwei Teilen bestehen: 1. Eine Beschreibung des S a t z b a u s des e i n f a c h e n S a t z e s , wie er zusammengesetzt ist und was die Kennzeichen der einzelnen Satzglieder in Wortbeugung und Wortstellung sind. Betrachtet man dies von den Satzteilen her, so handelt dieser Teil der Syntax von der Verwendung der Wörter und der Wortformen und ihrem Verhältnis zueinander innerhalb des Satzes. 2. Eine Beschreibimg der v e r s c h i e d e n e n S a t z a r t e n u n d i h r e r V e r k n ü p f u n g e n m i t e i n a n d e r i n n e r h a l b des z u s a m m e n g e s e t z t e n Satzes. Die Satzlehre oder Syntax ist ein Teil der Morphologie (der Lehre der sprachlichen Formen), auch wenn die Art des Themas ständige Aufmerksamkeit auf die semantischen Verhältnisse fordert. Andere Teile der Morphologie sind die Wortbeugungslehre und die Wortbildungslehre. Die historische Syntax behandelt die syntaktischen Veränderungen während einer bestimmten Zeitperiode. Die schwedische historische Syntax soll also die Veränderungen beschreiben, die der Ausspruch und die Sätze seit der ältesten Zeit (dem Runenschwedischen) bis in unsere Tage durchgemacht haben. Zum Teil steht diese Entwicklung in nahem Zusammenhang mit den Veränderungen, die das Formensystem durchmacht, ζ. B. die Auflösimg des Formensystems und seiner Vereinfachung einerseits und der Gebrauch von Präpositionen und die fest geregelte Wortstellung andererseits. Wortbeugungslehre und Syntax müssen in dergleichen Fällen einander gegenseitig erhellen und ergänzen. So wie andere sprachliche Kategorien (Ausdrucksformen), bilden auch die Sätze Mustergruppen, die der Anlaß zu Analogiebildungen werden. Die psychologischen Voraussetzungen für eine bestimmte Neubildung oder Veränderung können lange Zeit hindurch bestehen bleiben. Es kann daher schwierig sein, Altes und Neues zu unterscheiden. Denn die Entstehung eines neuen Satztypus braucht nicht immer zum Untergang des älteren zu führen. Es ist auch nicht immer gesagt, daß der neue Satztypus den älteren in der gleichen oder einer ähnlichen Funktion ganz ersetzt, so wie dies

6

Einleitung

beispielsweise der Fall ist, wenn mal zu mal wird und die ältere Aussprache vollständig aus der Sprache verschwindet. Die beiden Satztypen können als ziemlich gleichwertige Alternativen nebeneinander weiterleben. Diese Umstände machen die Beschreibung einer syntaktischen Entwicklung während einer längeren Periode schwer übersehbar, aber überaus interessant. Dazu kommt noch, daß die verschiedenen Veränderungen eng miteinander und mit anderen Formveränderungen verbunden sind; es ist somit klar, daß die Entwicklungen innerhalb der Syntax recht kompliziert sein müssen. In höherem Maße als in der Lautlehre und der Wortbeugungslehre hat man das Bedürfnis, die Darstellung auf kürzere Zeitperioden zu beschränken. Verschiedene Stilarten haben ihre syntaktischen Eigenheiten, und so war es auch in früherer Zeit. Die Syntax muß ständig die Stilart berücksichtigen. Eine schwedische historische Syntax müßte eigentlich aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt sein, wovon jeder für sich sowohl beschreibend wie auch, soweit möglich, historisch vergleichend sein müßte: eine Darstellung der Syntax der altschwedischen Rechtssprache, eine der Syntax der religiösen Schriftsprache in altschwedischer Zeit, eine der Syntax der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts (und ihrer Veränderungen bis in die heutige Zeit), eine der Syntax des Ritterromans und des Volkslieds, eine der Syntax des Kanzleistils vom Mittelalter an, eine der Syntax des akademischen Prosastils im 18. Jahrhundert, eine der Syntax der volkstümlichen Erzählung usw. Wenn einmal diese Untersuchungen beendet sein werden — oder eine genügende Zahl davon — dann wird es leichter sein, sich einen Uberblick über die Hauptzüge der syntaktischen Entwicklung zu verschaffen. Keine einzige dieser vorbereitenden Arbeiten liegt heute schon vor. Dagegen gibt es viele ausgezeichnete Untersuchungen von einzelnen syntaktischen Erscheinungen in älterer und neuerer Sprache. Ein vollständiges bibliographisches Verzeichnis würde ziemlich umfangreich werden. Die meisten dieser Arbeiten werden jedoch an den betreffenden Stellen der vorliegenden Arbeit erwähnt. Da hier der Versuch gemacht werden soll, im Rahmen meiner „Schwedischen Sprachgeschichte" die syntaktische Entwicklung der schwedischen Sprache zu beschreiben, mußte die Darstellung

Einleitung

7

sich bis auf weiteres in der Hauptsache auf die Verhältnisse in der ältesten Schriftsprache beschränken. Den Kern bilden daher die Landschaftsrechte, und von da stammt auch die überwiegende Zahl der Beispiele. Aber auch die Runeninschriften wurden beachtet und als Belege herbeigezogen. Manche Beispiele stammen auch aus den Sprichwörtern (MO), aus der Dichtung (EK, HI, Fl) und aus der ältesten religiösen Prosa (Bur, MB 1, Birg, ST). Es gibt verschiedene Ei scheinungen, sowohl solche mit alter Tradition und solche neueren Ursprungs, die wegen des exklusiven Stilcharakters und des konservativen Gepräges der Rechtssprache dort gar nicht oder nur sehr spärlich vertreten sind. Die Darstellung mußte daher mit anderen, jüngeren Quellen ergänzt werden. Im übrigen wurde die Beschränkung auf das Altschwedische nicht streng durchgeführt, sondern einige Erscheinungen werden, wo es möglich war, bis in die neuere Zeit, ja zuweilen bis in unsere Tage verfolgt. Daran lag mir um so mehr, als es heute sehr ungewiß ist, ob eine Fortsetzung dieser „Grundzüge" Zustandekommen kann. Da es von Anfang an die Absicht war, daß diese Arbeit zu Unterrichtszwecken an den Universitäten und als Unterlage für weitere Forschungen dienen sollte, habe ich mich bemüht, die Darstellung so übersichtlich und kurzgefaßt wie möglich zu gestalten. In gewissen Fällen habe ich sie jedoch vielleicht über jenes Maß hinaus, das nötig oder richtig gewesen wäre, anschwellen lassen. Jeder, der sich mit syntaktischen Fragen beschäftigt hat, weiß, daß es in der Natur des Materials hegt, daß allen Fragen keine gleichförmige Behandlung zuteil werden kann. Es ist schwierig, sie — zuweilen wegen der Art der Quellen — so ausführlich zu behandeln, wie es ihnen wegen ihrer Wichtigkeit und Bedeutung zukäme. Dazu kommt, daß die Dokumentierung besondere Schwierigkeiten bietet. Eine LautVeränderung läßt sich manchmal an einem einzigen Beispiel erläutern. Und fünf bis sechs aufgezählte Wörter können ein ausreichend klares Bild des Vorgangs geben. Eine syntaktische Erscheinung dagegen fordert oft eine ausführlichere Erhellung mit Beispielen verschiedener Art. Denn sie stellt häufig einen Typus dar, der in verschiedenen Variationen auftreten kann. Außerdem nimmt jedes Beispiel einen mehrfach größeren Raum ein als ein Beispiel aus der Lautlehre oder Wortbildungslehre.

8

Einleitung

Was die Zitate betrifft, so sei noch bemerkt, daß sie nicht immer völlig „buchstabengetreu" wiedergegeben sind. Buchstaben, die nur zum Schmuck dienen, sind häufig weggelassen, offensichtliche Schreibfehler sind stillschweigend im Interesse der leichteren Lesbarkeit korrigiert worden, wenn sie für die Frage, die sie erhellen sollen, nicht von Bedeutung waren.

DER EINFACHE SATZ UND SEINE GLIEDER SUBSTANTIVE 1. Kasus § 1. Mit Hilfe der Kasusformen werden in den altnordischen Sprachen die verschiedenen Bedeutungsverhältnisse gekennzeichnet, in denen ein Nomen oder Pronomen zu andern Wörtern des Satzes (oder zur Gänze des Satzes) steht. So ist es die hauptsächliche Aufgabe des Nominativs, das grammatische Subjekt, die des Akkusativs, das direkte Objekt („das von der Handlung Betroffene") und die des Dativs schließlich, das indirekte Objekt („das, dem sich die Handlung zuwendet") anzugeben; die hauptsächliche Funktion des Genitivs ist, den Besitzer zu bezeichnen. Daneben hat der Dativ noch die Aufgaben übernommen, die früher dem Instrumental zufielen; dieser gab das Werkzeug, das Mittel, die Umstände der Handlung an. § 2. Außer als Subjekt kommt der N o m i n a t i v auch als Prädikativum (Gleichsetzungsnominativ) oder als prädikatives Attribut vor. Beispiele: Wari J»er J>a oJ)ilfasta, sum fyrra waru wäjjfastar (DL). Oc wardir hani manz bani ,auch ein Hahn kann Töter eines Mannes werden' (DL). Swa war oc han goöJ)är drängär. Han war laghmaöpär litlä stund. Hwaöän äff war han saghf>är . . . laghä styräri, oc ]by war han saghöär kuämilikä faöjiir at fostärlandi (Vidh). I>ät är fyrsta, än siukir liggir .wenn er krank daniederliegt' (DL). Han la thröttir j sinne bodh (ST). Ä mäjaan hon änkia siter ,so lange sie (da) als Witwe lebt' (eigentl. .sitzt') (MEL). Hon hafdhe sitit änkia j 84 aar (ST). Auch als Apposition zum Subjekt: Jjurhkutr risti runa J>isar fots arfi .Torgöt ritzte diese Runen, der Erbe des Fot' (U 308); Tolfte war Algutär, hans sun, äptir han, mykilhughäj>är maöpär oc girughär (Vidh). In der altnordischen Dichtung war die nachgestellte Apposition ein vielverwendetes stilistisches Mittel, um einen Begriff zu vari-

10

Der einfache Satz und seine Glieder

ieren. Gewöhnlich handelt es sich um das Subjekt des Satzes. Auch in schwedischen versifizierten Runeninschriften kommen zahlreiche Beispiele davon vor: sitiit nu karuR a kuta sinum skialti ubfatlafm skati m a r i k a sitiR nu garuR a guta sinum, skialdi

umb fatlaÖR, skati Mtzringa ,(er) sitzt nun gerüstet auf seinem Pferd mit dem Schild am Schulterriemen, der Fürst der Märinger' (Rök), han fial i urustu austr i garjjum Iis furugi lanmana bestr Hann fiall i orrostu austr i Gardum, lids forungi, landmanna bcestr

,er fiel im Kampf im Osten im Gardareich, der Häuptling der Kriegerschar, von den Landsleuten der beste' (Sö 338), [ha]n fial i hulm[k]arj)i skaijjan uisi mij) ski[ba]ra Hann fiall i Holmgardi, skceidaR visi, med skipara ,er fiel in Holmgard, der H a u p t -

mann des Schiffs, mit den Schiffsmännern' (Sö 171). Wenn eine sich auf das Subjekt beziehende Apposition erst am Ende des Satzes als lobende Beifügung steht, pflegt man diese stilistische Form „Umrahmung" zu nennen. Sie kommt in den Runeninschriften der Wikingerzeit und der altnordischen Dichtimg recht häufig vor. S. Näheres darüber im § 68 (mit Fußnote 7). § 3. Die wichtigste Funktion des A k k u s a t i v s ist es, den von der durch das Verb ausgedrückten Handlung betroffenen Gegenstand (Objekt) anzugeben. Beispiele: Wräkär bonde sitt leghohion bort, man ällr kono (UL). Nu f>orfwä land kunung wäliä. E>a skulu J)ry folkland fyrstu kunung taka (UL). Sveär egho konong at taka ok sva vräkä (VgL I). Ein Verbum, das in dieser Weise eine Objektsergänzung im Akkusativ bei sich zu haben pflegt, nennt man gewöhnlich transitiv. Der Akkusativ kann bei manchen Verben stehen, die im Neuschwedischen ein Präpositionsadverbial bei sich haben: SiJjän skal J)ing visä; I>a skal hanum £>ing visä (Vg LI); Nu hawer han Jring stämt (SdmL); Fyrst skal by letä (VgL I); Han spurö^i innurlikä oc letäöj>i al Lums lagh; Han com . . . tyundä äff bondom biscupi; Han gat fyrst comet sit biscufsdöme til rättä lyönu; Fyrsti byskupär, som här com cristnu a (Vidh); l>änkia J)ina pino (Bur); Undra hon hans buf) (Bur). Vgl. auch Ausdrücke wie ganga ej), standa dom (,sich unterziehen'), standa konungs buj) (,sich unterwerfen'), fara ί ο φ (,Boden bebauen'). In gewissen Fällen kann diese „transitive" Konstruktion daherkommen, daß das Verbum in diesen Ausdrücken ursprünglich mit einem schwachtonigen Präfix versehen war. Eine solche Präfigierung macht im

Substantive

11

Urgerm.-Urnord. ein intransitives Verbum transitiv (vgl. dt. weinen — beweinen, steigen — ersteigen, lachen — auslachen u. dgl.). Später, als infolge der nordischen Synkope die schwachtonigen Vorsilben schwanden, fielen die einfachen und präfigierten Verben formal zusammen 1 . Als eine Art von „Inhaltsakkusativ" („inneres Objekt") darf man wohl einen Fall bezeichnen wie han turuknaj>i i bagi harmtau]} m u k i n „er ertrank im (See) B&ven eines sehr traurigen Todes" (Sö 318). Vgl. isl. konungr hiö hann banahQgg u. dgl. § 4. Doppelte Akkusative, der eine Objekt, der andere Prädikativum, kommen bei einigen Verben vor, wie ζ. B. bei kalla, döma, sväria, göra. Das Prädikativum kann ein Adjektiv oder ein Substantiv sein; bei passiver Konstruktion entspricht ihm ein Nominativ. Beispiele: Kallär maj>är man bykkiuhuälp (VgL I). E>u kallat)e mik vkuäpinsorj) (VgL I). E>a skal han sik allum götom trolekän sväriä (VgL I). Läggia (sväria) man biltughan. Gäri hvemlej>är sik vrepän (VgL I). Gör man annän strandsattan (SdmL). BaJ>o Februam . . . göra sin son romara blip an ok J)era ovinum vrej)an (Bur). For the lyptena latir iak idhir qwittan oc lösan „von diesem Versprechen lasse ich Euch los und frei" (ST). Dagegen mit Präposition: I>a skal laghmaj)är han fyrst til konungs dömä (VgL I). Gästir kombir til gardz ok gör sik til hosponda (MO). Auch bei andern Verben kann zu dem Objekt eine nähere Bestimmung als prädikatives Attribut hinzugefügt werden: GiärJ)i gasagarö knäshöghan (DL). E»a taki drotin oc laij>i hanum bana bundnan i garj> „da greife der Bauer und bringe ihm den Mörder gebunden auf seinen Hof" (GL). Han [ = der Drache] kastadhe konungen dödhan for ungana (Di). Här är intet mehra ähn dagar twa, sedan wj bore digh lijk „seitdem wir dich als Leiche trugen" (Volkslied über Herr Märten; Liederbuch der Kgl. Bibl. in 4°). Zum Akkusativ bei sog. unpersönlichen Verben, s. § 128. Zum Akkusativ bei der Satz Verkürzung „Akkusativ mit Infinitiv", s. § 205. Ein überflüssiges Reflexivpronomen ist kennzeichnend für den Stil der Volkslieder: du varst dig sä liten. Besonders häufig bei Verben der Bewegung: Jag vill ridha mig vndher öö; och the ginge 1

E. Wessen, Schwedische Sprachgeschichte 2, 118 f.

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Der einfache Satz und seine Glieder

sigh till Dannemarck usw. Dies dürfte eine Nachahmung von deutschem dichterischem Sprachgebrauch sein2. § 5. Der Akkusativ wird auch in Umstandsergänzungen (Adverbialen) verschiedener Art verwendet. Bei Verben der Bewegung wird der Weg mit reinem Akkusativ angegeben. Beispiele: Nu a han erix gatu rij)ä (UL). i»e gingo rättan vägh (Bur). [The] gingo enä gatu (ApG), [Han] redh lankt vm kring, een stenoghan stigh oc thrangan (ST). Noch im heutigen Schwedisch: han for landvägen, han hade gatt en lang omväg u. dgl. — In isländischen Eddagedichten kann auch das Ziel der Bewegung mit dem Akkusativ bezeichnet werden: Niu kom ek heima (VafJ>r.). In älterer Zeit war dies gewöhnlicher als heute. Die Akkusative hem, bort (von brät F. ,Weg'), rum .hinaus' haben sich zu reinen Adverbien entwickelt. Beispiele: i>a skal han t>iuf hem mä|) sär lepä (VgL I). I>a skal han [Akk.-Obj.] rum kallä (VgL I). Normalerweise wird in den altnordischen Sprachen das Ziel indessen durch die Präposition til -f Gen. ausgedrückt : fara til pings u. dgl.; til ist ursprünglich ein Akkusativ des Zieles (vom Subst. til Ν. ,Ziel') mit der Ergänzung im Genitiv. Daß diese Entwicklung verhältnismäßig spät ist, erhellt daraus, daß weder im Gotischen noch in den altwestgermanischen Sprachen eine Präposition til existiert hat (vgl. § 56). Noch gewöhnlicher ist der adverbiale Akkusativ, um die Z e i t zu bezeichnen (sowohl auf die Frage: wann ? wie auf: wie lange ?). Beispiele: Nu sitär han i banni nat ok iamlanga (ögL). Nu ripär han annän timä (UL). Standär lik enä nat owight inni (UL). E>a seal prästir J)rea sunnodagha i sanghusdurum standa (DL). Gangir man at wägh hälghan dagh til kirkiu (DL). Han war laghmaöpär litlä stund (Vidh). Tha han hafdhe thaer langan tyma warft oc bygt (ST). Ther lagh han langan tima (ST). En dagh; hwart J)riJ>ia ar; hwaria sykna viku; hwarn syknan dagh; baj»e vinter ok somar. Aber auch mit Präposition: um mi£>ian afton; um hälghan dagh; um liusan dagh usw. Steht ein Substantiv allein, ohne Ergänzung, muß eine Präposition verwendet werden: 1 dagh; at quäldi; um vartima; um sunnodagh; um Jjorsdaghin; um vintren; um vikuna usw. Vereinzelte Fälle von adverbialem Akkusativ, ohne Präposition, können noch vorkommen: Hans 2

S. „Nysvenska studier" 8 (1928), S. 61. — Vgl. koma sik .kommen': Skipmännene (wildo) wtfly äff skipeno ok koma sik tili landit (ApG); isl. t>eir |>reyttu at komask ί borgina (SnE).

Substantive

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hästäswen myröi han iuläotto (Vidh). Morgon .morgen' (auch: a morghon, i morghon). Es gibt auch andere Arten des adverbialen Akkusativs: alia staj)i .überall'; samulej) .ebenfalls'; ängalund ,in keiner Weise'. Han war marghä wäghä (,in mancherlei Art') wäl fallin til J>äs walz (Vidh). Wiltu ey haffuat tessa leedh (,in dieser Weise', EK). Vgl. nschw. han har gätt (en) lang väg; de reste sju mil om dagen; han har varit borta flera är (i flera ar), det hände förra mändagen (i mändags); nästa ar skall vi flytta; han kommer hit varje dag. „Middagstiden gick Susanna ner" (Bellman). „Middagstiden träffades vi som vanligt" (Runeberg, Den gamle trädgardsmästarens bref). Als Adverbiale des Orts oder der Zeit sind jedoch Präpositionsausdrücke gewöhnlicher. § 6. Sowohl D a t i v als A k k u s a t i v kommen bei einer Menge Verben vor, ζ. B. giva (sälia, sköta) manni iorj), lana (borgha) manni pänninga, gipta (fästa) manni konu, fa (sända) manni buf>, unna manni lif, biupa manni hiälp, synia (.verweigern') manni nokot, döma manni rät, halda manni kost, afla konu barn, skipa (.verpachten') manni iorf», stämna manni t>ing, vita [ = beschuldigen] manni valdsgärning, afhända andrum ν φ , forgiva manni synd. Schon aus diesen Beispielen geht hervor, daß das Verbum und der Akkusativ häufig eine geschlossene Bedeutungseinheit bilden, zu der der Dativ als Ergänzimg tritt. Über diese Wortstellung, s. § 141. Bei der Passivkonstruktion wird der Dativ beibehalten: kona fästis manni; ran kännis manni u. dgl. Beispiele: i>a a kunungär hanum frit) giwä (UL). Hand skal händi säliä (DL). Lanar maj)är manni J>räl sin (VgL I). £>y gipftär bondä {>äm manni dottor sinä, är til arfs standär (VgL I). Nw giptir fajiur dottur sina wtlänskum manni (DL). [Hon] vill sinum barnum arf vnnä (VgL I). Än säliä vill iorj) sinä, J)a skal biuj>ä arvä sinum (VgL I). l>a bujmm wir härra Byrghi laghmanni... at han laghj)i win a (UL). E>et ma eigh bonde aj)rum syniä. Syn han hanum sinä fästikono (VgL I). Kännir bonde hustru sinne ella hustru bonda sinum hoor (DL). Ingin matti oc hanum laghäspiäl kyännä (Vidh). I?er skulu hanum uägh läggiä (VgL I). Vatn skal eigh vändä . . . aj>rum manni til andmärkä (VgL I). Han kände hänne book (KL). Thän kännir andrum aka äptir, som fore akir (MO). Thät är ilt at känna gamblom hund at rwka (MO). kuj>

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. . . für kifi onum sakait auk sutin Gud . . . forgivi hanum sakaR ok syndiR „Gott vergebe ihm Verbrechen und Sünden" (U 323). Giptis kona afrum manni (VgL I). Syns hanum ranzsak. Nu är ranzsak sund (VgL I). Gafs J>a salumanni lighri raj)a (DL). E>a dömis eghur byrj>amanni (DL). Nu kännis kunu trulldombär . . . Nu kännis hänne J)ät (ögL). Kännis manni älla kunu hoor (DL). SiJ>an kan Jjem hughir wändas (DL). Mestärämannom louas £>ät at haua swärj) (KP). For J>än skul biujsas vt mina naf»e allum vif»arj)yrtugum (Birg. Aut.). § 7. Nur den D a t i v regieren viele Verben; der Dativ gibt an, daß die Handlung mit Rücksicht auf jemand geschieht, zu seinem Vorteil oder Nachteil. Solche Verben, die man übrigens gewöhnlich zu den Intransitiva zählt, sind hiälpa, biärgha, skapa, spilla, tyna .verderben; verlieren', lypa, piäna, pakka, troa, trösta, faghna, hälsa, una, fylghia, möta, na, varpa .pflegen; die Verantwortung haben für', svara ,die Verantwortung haben für', synas ,sich zeigen', rönas ,sich zeigen', tilhöra, tilsighia, afsighia .künden' usw. Hier entspricht also das Verbum allein der Wortgruppe Verbum + Akkusativ vom § 6. Eine Objekt Vorstellung ist mehr oder weniger deutlich in solchen Verben miteinbeschlossen: helfen = Hilfe geben, schaden = Schaden zufügen, glauben = Glauben schenken usw. Der Dativ nennt überwiegend Personen; aber manche Verben haben eine solche Bedeutung, daß Sachnamen vorkommen können (ζ. B. jem.-m oder etwas folgen). Beispiele: kuj> hialbi at hans auk alum kiistnum „Gott helfe seinem Geist und allen Christen" (U 457). Nu hauär bonde sinu körne burghit (ÖgL). . . . swa at [watn] ska]bar ängium ella akrum (DL). . . . at han spille egh uärkum hans (ÖgL). ee a ok lanti altri tynjri CR a Mnglanii aldri tyndi „er verlor das Leben in England" (Vg 187). £>ät han vili . . . sino raj>e oc sinom J)iänistomannum lyj>a (Birg. Aut.). I vilin ängum kättara Jbiäna älla forraJ)ara oc egh hans syni (Birg. Aut.). !>a vildi iäk slikum rätti una (VgL I). Fylghir hin sinum bium (ÖgL). Än han vil sins fafrars gärnigum fylghia (Birg. Aut.). E>a ma uaghn uaghne möta (ÖgL). Angin skal affguj>um blotä (UL). Han ma eig utuäghum na (VgL I). Gitär eighi sinu nait (VgL I). Prester skal wardä framl5msum (VgL I). Warfri hwar garj)um oc grindum oc broum wm bolstad sin (DL). Swari siälwir wärkum sinum (DL). E»y a kloccare swara (VmL). Mer skulde iak J)inom döf> varkunna (Bur). Han

Substantive

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syntis mangom sinom känneswenom (ApG). Han röndis sinu riki wäl (Vidh). Wm J>e sakir, J)är biscope oc kirkiu höra til (DL). Sighi J>a til klockarenum; Säghir äi kluckare bondum til (DL). Swa som häxra plägha oc än at sighia synom mannom til, taghar han et örlogh driwa wil (EK). Nu sämbär äi a bondä oc landboä [dat.], J>a a han hanum äff sighiä fore grannum ok nagrannum (UL). Han skal J>ät attir giäldä, ella äff sighiäs sweninum (DL). Maria fagnate fägin sinom bröfirom (Bur). Ä fägnar barn bottom klute (MO). Ä är thwagno barne matir i wanom „(ein) gewaschenes Kind hat immer Essen zu erwarten" (MO). Drinkarum wardhir radh fore ok dubblarom siällan (MO). Zusammen mit einem Präpositionsausdruck, der das Ziel oder die Absicht ausdrückt, steht häufig ein Dativ. Beispiele: lefstein lit kera SIR il sialu botar ok sini kunu ikirun ok sinum sunum . . . broan Lifstczinn let gczra sen til salubotaR ok sinni kunu Ingirun ok sinum sunum . . . broaR „Livsten Heß die Brücken machen zur Seelenbuße für sich und seine Frau Ingerun und seine Söhne" (U 347). Akrum är garj>ir at wäg oc himil at J)äkiu (DL). Läggär maj)är manni fä sit in til gätslu (VgL I). I»ät a vitu, baf>vm J>em uil uitä til egho (VgL I). E>a uill han öpa sik til hialp (ögL). i>ät gangar egh bröprum til fulnajja (ÖgL). I>är kombär bropir at arfwi bröl>är sinum (UL). Nu seal presti til föfra läggia (DL). Lagh skulu wärä sat ok skipäj) almänni til styrls, baj>i rikum ok fatökum (UL). . . . almoghänom til ganghs oc hwariom ij)rä i sinom stajs (KP). Thät är een ondir skadhi, ängom kombir til gagns (MO). Maria kom hanom tel hialp (Bur). Auch viele Fälle vom Verbum göra mit einer substantivischen oder adjektivischen Ergänzung: Nu gär man handran andrum (ÖgL). RiJ>är man hem at andrum ok giör hanum hemsokn (UL). Giörs landboä hemsokn (UL). Giora forfiski andrum (DL). Gör iäc thet allum kunnukt. In solchen Fällen kann der Dativ als Ergänzung zum Satz in seiner Gänze bezeichnet werden; er hat in hohem Maße die Bedeutung eines Dativus commodi vel incommodi. Wenn der Dativ einen possessiven Genitiv oder ein Possessivpronomen ersetzt, kann ein Dativ in Verbindung mit einem Substantiv stehen, das einen Körperteil oder dgl. bezeichnet: skär tungu or höfj)i manni; £>er allir skulu taka i hand bapvm £>em; J>a skal han taka stol [.Stola, Halsbinde'] aa hals sie; hanum liggir hungir a halsi; Man skal ey giffnom häste i mim see; J>ät gik hanum aldrigh ur minni; f)ät kom hanum i hugh (J>a kom hanum

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i hugh a t . . .). Auch sonst kann ein Dativ hie und da einen possessiven Genitiv ersetzen: stuj> trikila i stafn skibi stod drcengila i stafn skipi „er stand männlich auf dem Steven des Schiffes" (Sö 164), J>aim hit kila muJjiR pceim het Gitta moöir „ihre Mutter hieß Gilla" (U 372). Beim Verbum egha .besitzen' kommt zuweilen ein reflexiver Dativ mit sehr abgeblaßter Bedeutung vor: is ati ain sir skib es atti ceinn sex skip „er besaß allein ein Schiff" (U 778); Nu a biur sä böle sum bonde „nun hat der Biber Bau gleichwie der Bauer" (ögL). Über den Dativ bei sog. unpersönlichen Verben, s. § 128. Es liegt in der Natur des Dativs, daß er hauptsächlich Lebewesen bezeichnet („persönliches Objekt"). §8. I n s t r u m e n t a l e Funktion hat der Dativ vor allem bei Verben, die verschiedene Arten von Bewegung bezeichnen: kasta steni, skiuta spiuti, rij)a hästi, roa skipi, aka in korni sinu, stiga fotum, hylia halmi u. dgl. Beispiele: Är rughi sait a bole (VgL I). Huarghin gitär han J>erre sak mäj) laghum rundit „er kann sich nimmer mit einem Eid von dieser Sache lösen" (VgL I). Nu haua f>e släpt fiäti (ÖgL). Witis manni, Jsät han eldi lösum släpti (DL). E»a casta f>e om coli köpe (VmL). Aber auch bei vielen anderen Verben: runenschw. styra (sigla) skipi3, aschw. styra landum, rapa (Änkia aghär siälff giptu sinni raj>a; Ra]oi hustrun föj)u sinni), valda eldi, taka handum, taka konu rane, lysa vighi (lysa sättum), binda fästum, skipta (skipta hästum älla skiutum; skipta arvi), svara (han swarar ängu), orka (orkar han botum), glöma (glöma guzziuia t>y „vergessen die Paten dies" DL), elda Qsa eldar afgumbrandum „da feuert man mit verkehrten Bränden" DL), blota (Blotajra J>air synum oc dydrum sinum „sie opferten ihre Söhne und Töchter" GL), hätta vijjär ,aufs Spiel setzen' (hätta vijjär J)rim markum), stinga vijper Q>är stingir handum wijnr „der damit in den Händen festsitzt" DL), koma vipär (Han kombär eigh dulum ν φ „er kommt nicht (da)zu mit Leugnen", d. h. „er darf nicht unter Eid leugnen" VgL I), koma garJri um ϊοφ, byggia by attungum (VgL I), 8

is kufli ual knari stura es ktmni vol knesrri styra ,,er konnte das Schiff gut steuern" (U 654). hn uft siklt. . . turum knari kann oft siglt . . . dyrum knarri „er (ist) oft gesegelt . . . mit kostbarem Schiff" (Sö 198). istur|>i austr skibi es styrdi austr skipi „er steuerte (sein) Schiff nach Osten" (U 439).

Substantive

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fullum sarum huggin (sarghajper), döjram dräpin .totgeschlagen' usw. Besonders zu beachten sind einige Ausdrücke, wo das Substantiv von der gleichen Wurzel wie das Verb gebildet ist: raj)a helräjfum, sa varsäj» sinni, räna handrani, fara köpfärpum, köpa torghköpi rättu, döia brafmm döf>. Den Dativ regieren die Verben nalka ,nähern' und fiärka .entfernen' wie auch ihre s-Formen nalkas und fiärkas (nalkas konunge, fiärkas Gudhi). Auch das Verbum halda .halten' hat in alten Texten seine Ergänzung im Dativ: J)u hält hanum undir od ok äg (VgL I); J>a skal väj)ium haldä „dann soll er das Pfand behalten" (VgL I); halda frij)i sinum (ögL); halda sinum bonda „seinen Mann zurückbehalten" (SmL); et vir magin halda cristindomi orum oc tro vari retri oc landi oru bygdu (GL). Aber das Gewöhnliche ist doch der Akkusativ: halda hand sina a bok u. dgl. — Das Verbum stiäla hat im Isländischen und Altnorwegischen den Dativ der Sache (ef maör stelr hundi manns eöa ketti; äss es stolinn hamri), im Altschwedischen aber den Akkusativ (iak stal eigh fä £>it; stiäl maj)är J>räl manz allär ambut). Bei passiver Konstruktion kann es sowohl heißen: £>änni gripär uar fra mär stolen; varj>är hyrsä stolen (mit dem Gestohlenen als Subjekt) wie auch: värj>är maj>är stolen fäär sins (mit dem Bestohlenen als Subjekt und dem Gestohlenen im Genitiv). — Das Verbum böta hat in der Bedeutung .ersetzen, entschädigen' Akkusativobjekt (böta sak sina); in der Bedeutung ,Buße zahlen', .durch Bußen ersetzen' wird der Betrag der Buße in den Dativ oder den Akkusativ gesetzt (böta J>rim markum oder böta Jjrea marker), wenn aber ein Dativobjekt vorhanden ist, stets in den Akkusativ (böta hanum J)rea marker). In der Bedeutung ,heilen, gesund machen' regiert es den Dativ Q?u bötte siukom). — Das Verbum boa kann u. a. bedeuten ,als Eheleute miteinander leben' (J»er mughv eigh bo mäj) Guz rätti). Es kann auch (im VgL I) in bezug auf den Mann gebraucht werden in der Bedeutung ,mit einer Frau im Ehestand leben': Skiutär J>a kono af handum sär, ma eig bo hänni mäj) Guss rätti (im VgL II ist der Dativ in allen drei Beispielen durch eine Präposition ersetzt: ma eig boo me£> henni at Guz rätti). Bemerkenswert ist die alte Konstruktion mit dem Dativ bei den Zusammensetzungen mit firi-: firigära manni, firifara arvuj)i sinu u.dgl. Beispiele: Kona firigär stiupbarni sinu (VgL I). I>a hauir hvn firigiort sär ok frij)i sinum (VgL I). Han firigär liue Wessta, Schwedisch HI

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hänna mäj) ogärningom (ögL). Han hawär foregiört allu J>y han a (UL). Han firikom live hänna (ÖgL). £»a hauär hon firistuüt frälsi sinu (ÖgL). Egh ma hon . . . Jjerra gärsimum forhägpa (ÖgL). — Eine ähnliche Bedeutung hat ndt. vor- (dt. ver-) in damit präfigierten Verben, von denen viele ins Schwedische entlehnt oder da nachgebildet wurden: förverka, försitta, försova sig usw. Auf die instrumentale Bedeutung geht wohl auch die Verwendung von hvi und py (Dat. von hvat ,was' und pät ,das') als Umstandswörter zurück: .wodurch' und .dadurch', dann kausal .warum' und .darum'. § 9. Mit der instrumentalen Funktion hängt wahrscheinlich auch die Verwendung des Dativs zusammen in Fällen wie: Nu är barn föt bästum hällum (DL); Nu kan kirkia brinna älla stulin varjsa ipnum durum (ÖgL); Nu än J)er hämnas a hana Jtaghar älla ok obrutnum fri£>inum (ÖgL); Vrakär [man fä] hem vlowandis grannum (VgL I). Der Ausdruck besteht also aus einem Substantiv und einem Adjektivattribut; er bezeichnet in bezug auf das Prädikatsverb die begleitenden Umstände, unter welchen die Handlung vor sich geht und ist gleichwertig mit einem Gliedsatz. Obrutnum fri]?inum bedeutet somit ,mit dem Frieden ungebrochen' (d. h. ohne den Frieden zu brechen), vlowandis grannum „mit den Nachbarn nicht erlaubend" (d. h. ohne Erlaubnis der Nachbarn)4. In den ältesten Texten wird indessen gewöhnlich in dergleichen Ausdrücken die Präposition at verwendet: VarJjer in gangit at opnom dorom (VgL I); Löpär fä innangärjns at helum garj)i „während der Zaun ganz ist" (VgL I), at Jjrangalöso mali „ohne zwingende Gründe" (DL); Han skal lysa at rykandi sari oc rinnande blof>e (DL); at J>em döj>um „wenn sie tot sind" (SdmL); at manni livandis „während der Mann lebt" 6 . Oft steht ein Adjektiv allein, mit vorangehender Präposition: at saklöso „ohne daß man sich einer Rechtssache schuldig macht", at oskiptu „ohne 4

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Uber vlowandis, eine unflektierte, adverbiale Form des Präsenspartizips, s. unten § 17. At börnum fathurlösum, oc är baj>e til fathurfathär oc mothärfather . . . J>a wari the nest at wäriä börn (SkL). Hier ist der Präpositionsausdruck mit einem Nebensatz koordiniert und daher damit gleichwertig: „wenn Kinder vaterlos sind und wenn beide Großväter leben . . .". Vgl. isl. at orrostu lokinni „als der Kampf beendet war".

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Substantive

daß eine Teilung vorgenommen worden ist"; ReJ) a Karläby at ugisläöu „. . . ohne daß Geisel gestellt oder genommen wurden" (Vidh)®. Das Adjektiv (Partizip) steht in dergleichen Fällen im Neutrum, was natürlich ist, da es sich nicht an ein unausgesprochenes, nur gedachtes Subjekt anschließt, sondern sich auf die ganze Situation bezieht. In etwas jüngeren Quellen wird der Gebrauch des doppelten Dativs ohne Präposition wieder häufiger, zweifellos, weil man so den lateinischen Ablativus absolutus nachbildete. Buchgelehrte, die mit den Ausdrucksformen des Lateins gut vertraut waren, bemühten sich, diese so weit möglich in ihrer Muttersprache wiederzugeben. In diesem Fall konnte man allerdings an einen einheimischen, wenn auch ungewöhnlichen Sprachgebrauch anknüpfen, der aber im Begriff war, neueren Formen zu weichen, nämlich Präpositionsausdrücken und Nebensätzen. Beispiele: SiJ)an gangnum manaj)i wildi hann J>aim bort wisa (GS); der Satz enthält eine Satzverkürzung, die ganz deutlich nach lateinischem Vorbild geformt ist. I>ässi lagh gaf os konung Magnus, närvärändi flästum J>em bästu i hans raj> waru ok mangum andrum goJ)um mannum (UL). E>a lystu per ]?em (nämlich: das Gesetz) a J>ingi, J>em ahörändi, är um warpäpi (UL Conf H). Kununger skal kirkium, klärkum ok klostrum . . . alt gamalt frälse, oskaddum kronunna rät, halda (MEL). Siehe ferner § 104. § 10. Der Dativ wird mit gewissen Adjektiven verbunden, und zwar hauptsächlich solchen, die eine ähnliche Bedeutung wie die Verben haben, die den Dativ regieren (§ 7): gof>er, milder, hulder, najmgher, vrej>er, harper, grymber, trygger, troin, troleker, fäghin, skylder, skyldugher, rätter, parfliker, nytliker, J)äkker, kär, liuver, stygger, lej>er, när usw. In den meisten Fällen stehen diese Adjektive als Prädikativum neben den Verben vara und varpa, und es sind daher die Prädikate, die aus der Kopula und dem sinnergänzenden Adjektiv bestehen, die als Ergänzung einen Dativus commodi vel incommodi haben. Beispiele: Sva se mär guj> hol ok vattum minum (VgL I). I>u uast syndoghum mildar (Bur). E>e milda mö varj) grymum vrej) ok naJ>ogh nöJ)staddom (Bur). Frändir äru wslom wärst (MO). Waru £>a allir tryggir landi sinu (Vidh). ]>a skal han sie allum götum trolekän sväriä (VgL I). Pcet 6

Vgl. die Verwendung der Präposition at in Fällen wie: RiJjir man hästi manz at owilia hans sum äghir (DL). 2»

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cer rcett hvarium at bidia pater „jedem liegt es ob, das Pater (noster) zu beten" (Vg 76). Hwat . . . är allum mannum parfflikt är (UL Praef). 5em . . . sum nytlike äru bape kununge oc almänne (SdmL). Ilt är siwkum at fäktas (MO). Ilt är qwikum at bränna (MO). Ebenso: Skam är skäggiotom man at skälwa (MO). När garpe „nahe einer Einhegung"; Komparativ: närmer solu „weiter südlich"; Liggir wägher of nala manni „zu nahe von einem Mann" (DL). Hierher gehört auch das Wort hvemleper ,der für jederman Böse', d.h. ,der Teufel' in den Schlußworten des VgL: Gäri huemledär sik vrepän „Möge der Böse ( = der Teufel) zornig werden". — Die Adjektive liker und iämn stehen mit dem Dativus comparationis: maper är manni likaster; sanno liker; pyliker, hviliker. Ηwar är sinom gawom likir (MO). Han haföpi oc clärkdom ärlikän, iämth goöpom clärkum (Vidh). Mit dem Dativ kann auch angegeben werden, in welcher Hinsicht eine Eigenschaft gilt (Dativus limitationis). Beispiele: ]?a takär pän arff, sum nipium är nästär ok kyni kunnästär (UL). Värpär annär vittnum sipäri „wird der eine später in Hinsicht auf Zeugen", d. h. „kann er sich auf weitere Zeugen berufen" (VgL I). Vgl. isl. Hon var friö synum ok mikil vexti (Njala). Bei Komparativen kommen zwei Arten von Dativen vor, nämlich einer, der das Verglichene (Dativus comparationis) und einer, der das Maß (Dativus mensurse) bezeichnet. Der erstere beantwortet die Frage: größer (länger usw.) als was ?, der letztere die Frage: wie viel größer (länger usw.) ?. Beispiele von Dativus comparationis: prim vättrum länger „länger als drei Winter"; prim örum mera„mehr als drei öre"; pry pund ella prim pundum mera. Är eldir hofpi höghri „wenn das Feuer höher ist als der Kopf" (DL). Vi skuldom po huaro haua han kärare Hue uaro (Bur). Godh ordh äro gulle bätra (MO). Syn är saghu rikare (MO). Siällan är quistir bwli bätra (MO)7. — Beispiele von Dativus mensurae: myklu värri; halvu minni (d. h. ,halb so viel'); halvu meri (d. h. .doppelt so viel); halvu höghri (d. h. »doppelt so hoch'); pripiungi minnä (SdmL); prim daghum fyrra ,drei Tage früher'; pät är prim markum dyrra ,es ist drei Mark teurer'. Auch bei den temporalen Partikeln fore, äptir, sipan (als Adverbien, Präpositionen oder 7

Vgl. isl. νάητι briöara „früher als zu erwarten war", nnorw. vonom meir „mehr als erwartet", vonom betre „besser als erwartet". Über den Dativus comparationis im Altwestnordischen, s. V. Skard, Dativstudien

(1951).

Substantive

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Konjunktionen): niu nattum for Jul. Siu manäj>um sij»än bonden är döjaär (UL). Fämtan daghum sij)an hon var döt oc iorJ>at (Bur). Besonders bei der Angabe von Jahreszahlen: Giwit war bref J>ättä i Stokholmi äptir wars härrä byrf» Jrasänd arum twem hundräf» arum niu tighi arum ok säx arum (UL Conf). Hvat ,was' hat im Aschw. den Dativ neben sich in Ausdrücken wie: hvat brutum J)ät halst är; a hvat dögre är han do. Hwat awärkum han gör a skoghi manz (HL). Hwat skilnapi J>era mällum war (SdmL). Jak veth ey, hwat barne thu est (ST). Hwat systrum oc brödhrum (Wahlordnung für die Wahl der Äbtissin in Vadstena, ungf. 1450). Hwad elde är heitare än J>än . . . (Birg.) Vgl. § 52. § 11. Der Dativ kommt auch in vielen adverbialen Ergänzungen (Satzadverbialen) vor: rummi .draußen' (VgL I), nokrum staj» ,an einem Ort', J>ässum lundum .auf diese Art', osini, osinum »unglücklicherweise, leider', f)o hvaru .trotzdem', fyrstum .zuerst', senstum .zuletzt', dagum .tagsüber', natum .nachts' (GS), stundom, längdum, enkom, longo .vor langer Zeit', enu sinni .einmal', tvem sinnum um hvart ar, böte säx sinnum niu marker, tualf sinum (Stein von Rök). Han J)orpte väl νφ at Jrigia smam, som förra gaaf ofstorom (Bur). Smam ok smam sankar fatigh kuna sik barn saman (MO). Daghum ok daghum ,Tag für Tag'. Aber auch litit ok litit (Akk.) .nach und nach'. Hierher gehören auch die erst im Neuschwedischen belegten lagom .angemessen, mäßig' und mestom .meistens'. § 12. Den Genitiv haben Verben, die .begehren, erstreben, erwerben; nötig haben, nicht haben' u.dgl. bedeuten: bipia, bepas, kräfia, leta, afla, niuta, porva (viper), mista, räna, stiäla. Der Genitiv drückt neben diesen Verben einen Erwerb oder das Gegenteil davon (einen Verlust, einen Bedarf, ein Fehlen) aus; man könnte von einem Genitivus potiendi vel egendi sprechen. Beispiele: E»y bij>är maf)är sär kono pärrä, är til arfs Stander (VgL I). Grifiär at bej>äs ,um Geleit zu verlangen' (VgL I). l>a skal han sär uäghär kräfiä (VgL I). Gangä bapir a torgh kiöpä sinnä letä (UL). Nu afla J)ön bot ok barna (ögL). Havir hun sat [,gesät'], f>a nyute f)es (VgL I). [Karl konongär] nöt sins goöJ>ä faöfmrs til nams (Vidh). E>aira niautr han oc schiela „diese Beweise kommen ihr auch zugute" (GL). E>a |>urfpti äi lagha wij> (UL Prsef). Bonde J)än, sins hauir mist „der Bauer, der das Seinige verloren hat" (VgL I). Han är J)iufs sins räntär (VgL I). VärJjär

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Der einfache Satz und seine Glieder

mapär stolen fäär sins (VgL I). Mit ähnlicher Bedeutung: Thäs giordhis mik nödh (HI). Thu skal thäs aldre fanga bot (HI). Ergänzung im Genitiv haben auch einige andere Verben: göma, vitia .besuchen', dylia .leugnen, ableugnen', hämna(s) ,sich rächen', bipa, gäta .erwähnen'. Beispiele: i>er som egh uildu fiätz göma (ögL). I>er aghu byr at bipä ok manz at giömä (UL). Mopir skal til farä prysvar a iamlangä bos at vittiä (VgL I). I>a skal han dylia . . . ok dyli bapi barns ok häfj>a (ÖgL). Hämnir mapär J>iufs, hämnir maj>är räpsingär a pingi (VgL I). i»in käre son bij>ar J)in .erwartet dich' (Bur). Oc är hans e giättit at gof>öo (Vidh). Wenn den Verben sväria und vita .bestätigen, beweisen' ein mit at ,daß' eingeleiteter Satz folgt, kann es vorkommen, daß das Korrelat dieses Gliedsatzes aus einem Genitiv päs besteht: E»a skal a J)ingi nämd gärä . . . päs at sväriä, at han är eigh sandär sarämapär hans (VgL I). E>a skal saksöke . . . vitä J>äs, at han inti alt a endaghä til fripär hans (VgL I) 8 . Ebenso, wenn der Inhalt des Eids vorher angegeben ist und päs (oder pät) zusammenfassend darauf zurückweist : E»or eigh J)äs sväriä . . . — I>or han eigh J)ät sväriä (VgL I). § 13. Bereits in frühaltschwedischer Zeit gehen Verben, die ursprünglich den Genitiv oder instrumentalen Dativ regieren, zu einer Konstruktion mit dem Akkusativ oder mit einer Präposition über. Es gibt unter den oben erwähnten kaum ein einziges Verbum, das nicht in einer solchen jüngeren Ausdrucksform belegt ist: kasta sten (kasta mäp steni), bipia frif», leta hemulsman sin, leta äptir vär])i sinu, göma sial sina, göma at husum usw. Beispiele: Guö giwi os sin frij>. Wi J>orwm alle han wäl wip (SdmL). Firi Jiät mäst nutum vi J>ina nape (Bur). Wari {>än malsäghande, sin rät . . . miste (SdmL). [Han] misti iorpina (DL). Hwar sum annan ränir bol oc bygning (DL). [Man] wardir räntir sapuls sins oc annara kostä . . . warpir räntir af slipa oc pingum sinum (DL). Ein Beispiel wie: Konongär vil sär kono bij>ia (VgL I) ist doppeldeutig: kono kann Genitiv oder Akkusativ sein. Manches Mal kommen beide Konstruktionen, die ältere und die jüngere, im selben Text vor. Auch in verschiedenen Handschriften des gleichen Texts können sie miteinander wechseln. Das oben (§ 12) erwähnte Beispiel: I>a purfpti äi lagha wi]p (UL) zeigt diese Form in den Hs AB Espl. und der Ausgabe 1607; die Hs Ä und das VmL haben statt lagha (Gen.) die Form lagh (Akk.). In der Uberschrift 8

Vgl. G. Neckel in APhS 1 (1929), S. 2f.

Substantive

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zum ögL Km 4 hat die Hs A: Vm än man räni älla stiäl, J)a dyli ranit; die Ausgabe vom Jahre 1607, die auf einer Handschrift fußt, die oft ältere Formen aufweist, hat hier: ransins. Ebenso ÖgL Ε 18 Hs A: E>a hauär han foruärkat alt {>ät; 1607: allu J>y. Innerhalb ein und desselben Kapitels vom VgL I gibt es die Ausdrücke: Köpir mapär iorjao sinni (instrum. Dativ) und: är iorj) lösom örom köpt. Es kann vorkommen, daß auf diese Weise das eine oder andere Verbum zwei Akkusative regiert. Beispiel: I>a skal bötrina borgharan kräuia „da soll man vom Bürgen Buße verlangen" (ÖgL). Das Verbum spyria .fragen' steht im Isländischen gewöhnlich mit dem Genitiv der Sache (spyria mann räös; J>ess at spyria u. dgl.), im Altschwedischen dagegen mit dem Akkusativ der Sache. Das Verbum fara kann im Isländischen und im Altnorwegischen eine Ergänzung im Genitiv haben, die den Weg oder den Zweck angibt (fara leidar sinnar, fara erenda sinna),

im Alt-

schwedischen aber nur im Akkusativ (fara sin vägh, fara sin ärende).

Auch diejenigen Intransitiva, denen ursprünglich ein eigentlicher Dativ (§ 7) folgte, ersetzen diesen allmählich mit dem Akkusativ. Diese beginnende Verschiebung im Sprachgebrauch ist wohl auch der Grund davon, daß eine Dativergänzung bisweilen zum Subjekt im passiven Satz wird. Beispiele: Han ma eig sua gära, at topt annärs mans spillis, eig akri, eig äng, eig väghum mannä (VgL I)9. . . . at spilt är akär ok äng (UL). Hans liiff oc gotz skulle wara forgiort (MB 1). Han wardhir hulpin, som Gudh vil hiälpa (MO)10. § 14. Im Unterschied zu den andern Kasus wird der Genitiv vorzugsweise als Bestimmung zu einem Substantiv verwendet. Er ist die attributive Form des Substantivs; man hat denn auch vermutet, daß er ursprünglich eine Adjektivbildung ist. Es ist charakteristisch, daß dem Genitiv des Substantivs beim persön* Hier muß man Subjektsvertauschung annehmen: . . . eig [ma han spilla] akri, eig äng, eig väghum mannä. Das Beispiel kann nicht als völlig sicher betrachtet werden: spillis kann, wie Schlyter meint, falsch für spillir stehen, was die Form der Ergänzung im VgL II ist: han ma hanä eigh sua giära, at tompt annars manz spillir, eig akrä manz, eig engh, eig väghum mannä. 10 Über den Ersatz des instrumentalen Dativs durch den Akkusativ, s. besonders K. G. Ljunggren, Objekt och adverbial (1942), S. 76f.

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Der einfache Satz und seine Glieder

liehen Pronomen eine adjektivische Bildung entspricht: mein, dein usw. Die possessive Bedeutung ist die Hauptfunktion des Genitivs; sie ist es auch, die in der jüngeren Sprechsprache und Schriftsprache weitaus am stärksten weiterlebt. Beispiele: bondans husfru; leghudrängär bondans; bondans hundir; annars manz tompt oc farwägh allra manna; i biskups stol; mäj) vref)S händi ,mit der Hand eines Zornigen', d. h. ,im Zorn' (ögL u. a.); aldra göta J>ing (VgL).—Der possessive Genitiv kann auch allein stehen mit nur gedachtem Bezugswort. Beispiele: Nu ma ängin annärs foregiörä, äi fajrir sons ok äi son fapurs (UL). i>ät är £>äs perrä, är iorf)äwärJ)i atti „es gehört dem unter ihnen, der . . . " (VgL I). Vär£>är iorj) farin . . . J»a är hun bäggiä f)erä „dann gehört sie ihnen beiden" (VgL I). Besonders zu beachten ist der Fall, wo eine Präposition at ,bei' einem Genitiv vorangeht: Standär lik enä natt owight inni at bondäns (UL). Warpir giestir dräpin at bondans (DL). Hema at pera ,bei ihnen zu Hause' (SdmL). Isl. at Heriafgörs ,beim Heervater' (Vsp), at Vglundar ,zu Hause bei Volund' (Vkv pr), at Ränar ,bei Ran' (Eyrb.-S.), at ins tryggva vinar ,beim treuen Freund' (Häv). Hier ist ein Dativ husi oder hemi ausgelassen, der Ausdruck ist somit elliptisch. Vgl. dt. ich wohne bei Meyers, nschw. jag bor hos Sjöbergs (hos fyrvaktarns); den här boken har jag köpt hos Fritzes; boken har kommit ut hos Norstedts, har Anderssons kommit hem än?. „Hos Prestens hvad stoj och hvad stök" (Α. M. Lenngren). „Skräddarns skulle ha dans" (Strindberg). Raskens ( = der Soldat Rask und seine Familie). „Gä tili grannas!" 11 So sind auch zahlreiche gotländische Hofnamen vom Typus Siggairs, Gairvalds, Bateis, Hammars, Botvide usw. zu erklären. § 15. Im Altschwedischen kann der attributive Genitiv auch andere Bedeutungen haben als die possessive: mej> fäj)ärnisfrända raj)i, vif) hans komo, vtan manna kynnilse (subjektiver Genitiv); vpdrät skipä, skoghä ruzl, lottakari J)iufnaJ>ar (VgL), Garf>r ir granna setir „Holzzaun ist Schlichter von Nachbarn" (GL), laghä yrkir (UL Praef), scapare himils ok iorf>ä (SdmL), Guz räzl, oröJ)ännä framförelse ok giärninginnä fulkomelse (Vidh), til idar rikes 11

G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 268; G. A. Tiselius in „Spräk och stil" 7 (1907), S. 127f.; N. Beckman ib. S. 243f.; N. Haisland in „Danske folkemaal" 5 (1931), S. 17f., 129f.

Substantive

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styrkilse (Birg.Aut.), idra f>iänistomanna oc vnderdana forra^are (Birg. Aut.) (objektiver Genitiv)12; prottaR piagn ,ein Mann von Kraft' (Sö 90 u. a.), margs kyns creatura, thäs kyns ängla, aldra handa laghmal, J)riggia handa naj>ir (Gen. quaJitatis)13; priggia famna varghanät, fäm aina tiuj)är, J)riggia öra sak, oris mun ,das Maß (der Wert) von einem öre', manapar stämna, Jariggia ara häff), frijjer dags ok nattar (Gen. mensurae)14; Jjrea spän huetis, syu skiäppur hafrä ällär J>rer bygs, fiora alna läriz oc tiughu, half mark gulz, markland iorJ)ar, bolstaper iorf>a, siax markär pänninga älla prea markär uaftmala (Gen. generis)16. Am ehesten als ein Genitivus qualitatis ist wohl folgendes Beispiel aus einer versifizierten Runeninschrift zu betrachten: brujjr uanu f>aa bistra mana a land auk i lij>i uti bredr vaRU paiR bcestra manna a landi ok i liöi uti „die Brüder gehörten zu den besten Männern im Lande und draußen auf dem Feldzug" (Sö 338). Vgl. isl. Var sü litillar aettar „sie stammte aus einem geringen Geschlecht". Genitivus partitivus kommt als nähere Bestimmung von Substantiven, Pronomen oder Adjektiven im Superlativ vor. Beispiele: half tylft boanda manna, en J)era, hvar J>era, nokor ij>ra .jemand von euch', annat tväggia, hvar annarra soknamanna, ingin man J)ässä hems, äkki vätta ,nicht im geringsten', litet vätta ,ein bißchen' (zu vättr ,Ding'); runenschw. landmanna bcestr (Sö 338), shgiastr manna ,der geschickteste unter den Männern', aldrä J)äghnä wärstär (Vidh), aldra högster. Das partitive Verhältnis kann auch durch die Präposition af ausgedrückt werden: J>rif>iunger af vatni; en af pem ... annär f»errä (KP); (Akk.) J»riJ)iung af bium, lut af biorne (ögL); en mykin lot äff laghum warum (Vidh). § 16. Bei Adjektiven, welche Länge, Breite, Höhe, Alter usw. bezeichnen, wird das Maß mit dem Genitiv angegeben (auch hier 12

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Auch im Nschw., ζ. B. „Bekänn dig till hans lydnad". Stadens grundläggare. Brottslingens straff. Hans utnämning kom oväntat. Auch im Nschw., ζ. B. en medel&lders man; en gammaldags sed; den sortens pengar; ett slags ost (flera slags, alia slags). Auch im Nschw., z . B . efter en timmes väntan; mänga Ars erfarenhet; ρ4 5 meters avstind u. dgl. Aber auch ζ. B. gäwi {jrea alnar gwt läript [Akk.] (DL) oder: jwy pund mä}j smör (ÖgL); fiughur pund mä{j fläsk (ÖgL). S. § 68. — Frühnschw. en hoop medh folck; en stoor hoop folck och quinnor (GWB); en stoor hoop med krut, en godh hoop medh hakar, en hoop bätar, en godh hoop krigxfolk, een godh hoop sölff fat, en hoop medh prester (P. Swart).

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Der einfache Satz und seine Glieder

ein Genitiv mensurae): tiughu alna langer, priggia famna breper, knäs högher, ars gamal, niu natta (fämtan ara) gamal. Bei Altersangaben kann das Adjektiv ausgelassen werden: J)e sum fämtan ara äru (ÖgL), uaggobarn . . . J>ät priggia ara är ällär minna (VmL). Noch in der GWB, ζ. B. Och tä han wardt tolff ära gammal; the som woro tiughu ära. — Auch das Adjektivum värper ,wert' hat eine Ergänzung im Genitiv bei sich: fiughurra marka värj>er; f>y äm iak värper vnningiälaghä „daher bin ich eines Finderlohns wert" (VgL I). ϊ>ο at forni laghä rättir sein wirjmingä wärjjir (UL Conf). Vereinzelte Beispiele von Genitivkonstruktionen kommen auch bei einigen anderen Adjektiven vor. Beispiele: at tumara miltan urjja uk matas ku}>an, d. h. auf altschw. at Domara, mildan orda ok mataR godan (Sö 130). han uaa miltr matan auk male riein „er war freigebig mit Essen und flink im Reden" (U 739). (Vgl. isl. matar g6ör Häv 39). Ok stodho vp ther the satu vndhirs fülle .voller Erstaunen' (Bil). Hwar som arla riis, han wardhir mangs viis (MO). Nu skal thu thäs vara viis, Blanzaflur är ey ij paradiis (Fl). Wenige Male neben einem Präsenspartizip: Nu är J)än litils uitande, sum firi skal sea (ÖgL; Hs. von MEL, MESt). I>äs uiliandis, at . . . ,in der Absicht, daß . . (ÖgL). The äre alle eens wiliande (KS). Han var £>äs valdande (.verursachend, schuldig'); alzwaldande1*. Bei Komparativen wird päs .desto' abwechselnd mit dem Dativ py .dadurch, darum' verwendet: £>äs bätri (värri); äi J)äs mera at . . . ,nicht darum mehr, weil . . .', äi {>y flera at . . . Daher im Neuschwedischen tyvärr und dessvärre, beide mit ungefähr der gleichen Bedeutung. § 17. Der Genitiv kommt auch in einigen adverbialen Ergänzungen vor: annars staz .anderswo', annars hems ,in der andern Welt', J)ässa hems ,in dieser Welt', annars dags .folgenden Tags', sva dags (nschw. auch hur dags), sva ars, morghons ok quälz ,morgens und abends', annars hughar ,außer sich, bestürzt', J)äs värkis ,in der Absicht', ens (nschw. in der Wortverbindung icke ens), alz ,in allem, völlig', annars .sonst, anderenfalls; anders', ällighis .sonst', pvärs .quer, in die (der) Quere', längs .längs, entlang', nys (nschw.) 1β

Anders A. Kock in SL 16, 6 (1898), S. 61; E. Olson, De appellativa substantivens bildning i fsv. (1916), S. 436.

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nyss .eben, gerade'17. Bereits im Altschwedischen wird alz (Gen. Sg. N. von alder ,all') besonders als Verstärkung bei negierenden Wörtern verwendet. Daher der Übername, den die Königin Sofia (13. Jahrh.) ihrem Schwager Herzog Erik gab: Hans broder kailade hon Erik alzenkte (EK). Der adverbialen Verwendung des Genitivs haben die zahlreichen Adverbien auf -is ihre Entstehung zu verdanken: inrikis, utländis, inbyrdis, framlel>is, afsidhis, särdelis, halfgäxj>is, halfväghis, baklängis, rättsölis usw. (Ableitungen mit urnordischem ia-Suffix von in und rike, ut und land, in und borf), fram und lej>, af und sidha, sär ,für sich' und del, halver und garper, halver und vägher, bak und dem Adj. langer, rätter Adj. .recht' und sol)18; livandis, ovitandis ,ohne das Wissen von irgendjemand', olovandis u. dgl. Beispiel: Taker man bat manz olofandes (VmL). Vgl. nschw. halwägs, utomlands, midskepps, dagligdags, motsols, inhyses (bo inhyses hos nägon), inbördes (hälla frid inbördes, inbördes testamente), usw.; oförhappandes. Lehnwörter sind dagegen aschw. strax (aus mnd. strakes .gerade gestreckt, sofort'), forgävis (aus mnd. vorgevens, Gen. vom Perf. Part, vom Verbum vorgeven .weggeben'), invärtis (aus mnd. inwerdis), nschw. flux (16. Jh.; aus mnd. fluckes ,im Flug, in fliegender Hast'), längs (17. Jh.; aus dt. längs); sie sind also schon in der Ursprungssprache adverbiale Genitive. Unerklärt ist die Wortbildung in aschw. i aftons .gestern Abend', i morghons .heute Morgen', i Vinters, i vintras .vorigen Winter', friihnschw. i sommars, später analogisch i somras, i varas, i höstas, i julas, i päskas. Einer der auffallendsten Unterschiede zwischen Schriftsprache und Umgangssprache des heutigen Schwedisch betrifft die Verwendung des Genitivs. In der Schriftsprache hat sich diese seit der altschwedischen Zeit nicht merkbar verändert. Der Gebrauch des Genitivs ist, gestützt durch Tradition und fremde Vorbilder (Deutsch, Latein), beibehalten worden. In der Umgangssprache 17

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Zum adverbialen Genitiv, s. M. Nygaard, Norren syntax § 141; A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch § 376; J. E . Rydqvist, Svenska spräkets lagar 6, S. 143 f. Uber Adverbien auf -is, s. E. Wessen, Schwedische Sprachgeschichte 2, S. 40; T. Johannisson in Festskrift tili Elias Wessen 1954, S. 123f.

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Der einfache Satz und seine Glieder

(besonders in den Mundarten) ist der Gebrauch heute bei weitem mehr eingeschränkt19. In der heutigen schwedischen Umgangssprache wird der possessive Genitiv auf -s eigentlich nur bei Lebewesen verwendet. Sonst gebraucht man am liebsten Präpositionsausdrücke. Beispiele: (Schriftsprache) Fullmäktige beslöt att lata reparera kyrkans tak — (Umgangssprache) De beslöt att laga taket pä kyrkan (oder: kyrktaket). Vid husets alia hörn — Vid alia hörnen pa huset. Stadens invanare — Alla som bor i stan 20 . Literatur: K. F. Söderwall, Om verbets rektion i fornsvenskan (1866); A. Wadstein, Kasusläran i Äldre Yästgötalagen (1874); E. Schwartz, Om oblika kasus och prepositioner i fornsvenskan före är 1400 (1878); O. östergren, Nägra fall av kasusväxling i fornsvänskan (ANF18,1902); K. G. Ljunggren, Objekt och adverbial (1942). — M. Nygaard, Norren syntax (1905), S. 81—154; A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch (2. Aufl. 1921), S. 113—120; Hj. Falk u. A. Torp, Dansk-norskens syntax (1900), S. 15—53; O. Östergren, Obestämd genitiv efter preposition (in „Spräk och Stil" 17, 1917, S. 129f.); G. Neckel in APhS 8 (1933), S. 164f.; E. Wellander, Zum Schwund des Genitivs (in: „Fragen und Forschungen", Festgabe für Theodor Frings, 1966, S. 156f.).

2. Artikel § 18. Der Gebrauch von Artikeln kam in den ältesten Epochen der indogermanischen Sprachen nicht vor. Es gab keinen formalen Ausdruck für den Unterschied zwischen bestimmter und unbestimmter Bedeutung bei den Substantiven. Lat. vir bedeutet ,ein Mann' oder ,der Mann', bonus vir ,ein guter Mann' oder ,der gute Mann'. Indessen haben sich die Artikel in den romanischen und germanischen Sprachen im wesentlichen in gleicher Weise entwickelt, und es muß ein Zusammenhang innerhalb dieser syntaktischen Neubildung bestehen, die sich über ein so großes südund westeuropäisches Sprachgebiet hinzieht. In den urnordischen Inschriften lassen sich noch keine Spuren von Artikeln feststellen. Ihr Erscheinen gehört in die Zeit der germanischen Sondersprachen, aber es geschah unter gemeinsamen Voraussetzungen, die in gemeinnordische, teilweise vielleicht sogar in gemeingermanische Zeit zurückreichen. 19 20

S. u. a. S. T.a,ndtmanson, Västergötlands folkmäl 4 (1950), S. 50f. Über die Umschreibung des possessiven Genitivs mit der Präposition av, s. besonders SAOB A 92 f.

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Der bestimmte Artikel tritt in den nordischen Sprachen in zwei verschiedenen Formen auf: teils als enklitische Hinzufügung zu einem Substantiv, was schon in vorliterarischer Zeit zu einer besonderen Substantivflexion führte (mann-in), teils als vorangestellter Artikel vor einem selbständigen Adjektiv oder einer Verbindung von Adjektiv und Substantiv mit bestimmter Bedeutung (pän gamli man, pän gamli). Die westgermanischen Sprachen dagegen haben in beiden Fällen den gleichen Artikel. § 19. D e r b e s t i m m t e s u f f i g i e r t e A r t i k e l ist eine für die nordischen Sprachen gemeinsame Eigentümlichkeit. Die anderen germanischen Sprachen haben statt dessen den vorangestellten Artikel: dt. der, die, das, holl. de, het, engl. the. Auch die romanischen Sprachen haben im allgemeinen vorangestellte Artikel; nur das Rumänische hat nachgestellten (domnul ,der Herr' von dominum illum), wie auch die nur entfernt verwandten, aber geographisch benachbarten Sprachen Bulgarisch, Serbisch und Albanisch. In allen Sprachen, in denen der bestimmte Artikel vorkommt, hat sich dieser aus einem demonstrativen Pronomen entwickelt, dessen Bedeutung verblaßt war. Dies gilt von gr. ό, ή, το (denen wahrscheinlich isl. sä, sü, pat unmittelbar entsprechen). Die Artikel der romanischen Sprachen sind aus lat. ille .jener' entstanden : frz. le, la, ital. il, la, rum. -ul. Im Gotischen, der ältesten germanischen Kultursprache, findet sich zum mindesten ein Ansatz zum Gebrauch des Artikels; es ist das Pronomen sa, so, pata, das dazu verwendet wird. Aber es ist schwierig, aus Wulfilas Bibel völlig sichere Schlüsse zu ziehen, weil die Ubersetzung in weitem Ausmaße vom griechischen Original beeinflußt ist, das ja Artikel hatte. Beispiele: ik im sa wigs „ich bin der Weg" (Joh. 14, 6), ik im pata daur „ich bin die Tür" (Joh. 10, 9), ik im pata weinatriu „ich bin der Weinstock" (Joh. 15, 5). In allen diesen Beispielen hat der griechische Grundtext vorangestellten Artikel. Dasselbe Demonstrativum (isl. sä, su, pat, aschw. pän, pe, pät) entwickelte sich in den westgermanischen Sprachen zum Artikel. Auf einem anderen Pronomen beruht der nordische suffigierte Artikel; er ist identisch mit dem isländischen vorangestellten Artikel inn, in, it (§ 25f.). Jedenfalls ist es klar, daß der nordische suffigierte Artikel erst entstanden ist, als die germanische Spracheinheit aufgelöst war. Daß er enklitisch angefügt wurde, hängt zweifellos damit zu-

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sammen, daß die nordischen Sprachen länger als die westgermanischen die freie Wortstellung der Adjektive und Pronomina bewahrt haben; in besonders hohem Maße gilt dies für das Isländische. Dasjenige Pronomen, aus welchem sich der suffigierte Artikel entwickelte, hatte wie die possessiven Pronomina seinen Platz normalerweise nach dem Substantiv: also maör-in ,Mann, dieser*. S. auch § 73. Entscheidend bei der Entstehung des Artikels war, daß die Verwendung des Demonstrativums auch auf solche Fälle ausgedehnt wurde, wo es nicht ausgesprochen hinweisend (deiktisch oder anaphorisch) war, sondern nur schwach hindeutend. Dabei hat es natürlich seine Starktonigkeit verloren. Während das Demonstrativum seinen eigenen Wortakzent besaß, schloß sich der Artikel enklitisch an sein Substantiv an. Die ältesten schwedischen Sprachdenkmäler verwenden den suffigierten Artikel noch wenig. Auf den Runeninschriften kommen bloß ein paar vereinzelte (und leider nicht völlig sichere) Beispiele vor: kuj> heabi ontini (U 644; die Lesung ist nicht völlig gesichert), kuj> hialbi antini (U 669; der Stein ist heute verschwunden). Gewöhnlich heißt es: gud hialpi and hans, mit dem possessiven Pronomen an Stelle des suffigierten Artikels. Allerdings ist zu sagen, daß es auf den Runeninschriften nur selten vorkommt, daß man ein Substantivum in bestimmter Form erwarten würde. Der Umstand, daß mit Artikeln versehene Formen in den Runeninschriften fehlen, beweist daher nicht mit Sicherheit, daß es den Gebrauch des Artikels in der schwedischen Sprechsprache des 11. Jhs. nicht gegeben hätte1. — In den Landschaftsgesetzen wird der Artikel nur sparsam gebraucht, besonders selten im ältesten, im VgL I (zusammen etwa 20mal). In der überwiegenden Zahl der Fälle wird die artikellose Form mit bestimmter Bedeutung ver1

Vgl. JiaiR otu by slaifia btu „sie besaßen das Dorf Släbro" (Sö 367), in sun to sif>an „und der Sohn starb hernach" (U 29). — Das einzige Beispiel von suffigiertem Artikel auf dänischen Runeninschriften findet sich in einer Runenritzung auf der Kirchenmauer in Tornby, im nördlichen Jutland (DR 169): han hafjji; mikit gaman af tonom um morhenen J>er „er hatte viel Freude an den Tönen des Morgens (dem Chorgesang) dort". Sowohl die Formen der Runen wie die Sprache lassen erkennen, daß der Runenritzer ein Norweger war. Man datiert die Inschrift ungefähr um das Jahr 1200, sie ist also sehr jung. — Vgl. O. v. Friesen, Rökstenen (1920), S. 63.

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wendet: bonde = ,der Bauer' oder ,ein Bauer', kirkia = ,die Kirche' oder .eine Kirche'. Beispiel: Gangär at stiala bryti ok Jjräl, bryti skal vppi hängiä ok eigh präl2. — Bedeutend häufiger ist der suffigierte Artikel in andern Rechtsdenkmälern, besonders im ögL, MEL und MESt, aber auch hier kommt es sehr oft vor, daß eine artikellose Form in bestimmter Bedeutung verwendet wird. Ähnlich verhält es sich mit den Eddaliedern, die zwar erst im 13. Jahrhundert aufgezeichnet wurden, die aber auf alter mündlicher Tradition beruhen: sie verwenden fast ausschließlich unbestimmte Form. Eine Ausnahme bildet das Gedicht HärbarösΙχόδ, das sich von den andern durch den reichlichen Gebrauch des Artikels unterscheidet. Es wäre indessen übereilt, daraus den Schluß zu ziehen, daß der suffigierte Artikel sehr spät entstanden sei, etwa erst im frühen Mittelalter. Das Fehlen des Artikels in der Eddasprache ist zweifellos so zu erklären, daß der traditionsgebundene poetische Stil hier eine Altertümlichkeit bewahrt hat; der suffigierte Artikel fand keinen Eingang in die alte Dichtung, die ja ihren besonderen Wortschatz und ihre besondere Syntax besaß. Man darf annehmen, daß es sich mit der Rechtssprache, die schon früh ihre charakteristische und konservative Stilart ausgebildet hatte, ähnlich verhält. In anderen Schriften des 14. Jhs., ζ. B. im Codex Bureanus, ist der Gebrauch des Artikels völlig ausgebildet, und man kann bereits die Regeln unterscheiden, die heute noch gültig sind. In der poetischen Literatur, vor allem in den Euphemialiedern, war der suffigierte Artikel einer recht starken Konkurrenz von seiten des vorangestellten Artikels ausgesetzt, was auf fremdem Einfluß beruht (s. unten § 21). Uber die Verwendung des Artikels in den mittelalterlichen Sprichwörtern, s. B. Hesselmans Darstellung in „Xenia Lideniana" (1912), S. 201f. Auch in anderen Texten kommt die bestimmte Form mit allgemeiner Bedeutung vor, ζ. B. War Herra skapadhe warghen eller biörnen (MB 1). Der bestimmte Artikel entstand in der Sprechsprache. Dies ist der Fall in den romanischen Sprachen: das Latein kennt den 2

Es ist auffallend, daß das Wort p l v e .Papst' beide Male, da es vorkommt, mit dem suffigierten Artikel steht (til paväns i Rom, af pavanum); dagegen stets konunger, biskuper, laghmajjer, wenn diese Wörter in bestimmter Bedeutung vorkommen. Die grammatische Form der Wörter kann eine gewisse Rolle dabei gespielt haben (K. Larm in ANF 49, S. 374f.).

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Artikel noch nicht, aber als die romanischen Sprachen im Mittelalter in schriftlichen Quellen hervortraten, war der Artikel schon fertig ausgebildet. Seine Entstehung fand also in der lateinischen Volkssprache der Spätantike statt. Ähnlich verhält es sich sicherlich in den germanischen und nordischen Sprachen. Der Gebrauch des Artikels entwickelte sich allmählich in der Sprechsprache, anfänglich als Alternative. Ausgangspunkte für diese Entwicklung können sowohl in der deiktischen wie in der anaphorischen Verwendung des Demonstrativums vorhanden gewesen sein. Aber die Artikelformen drangen zunächst nicht in die höheren Stilformen der Sprechsprache, wie ζ. B. in den feierlichen Vortrag des Gesetzes oder in die Dichtung. Erst allmählich festigte sich der Gebrauch des Artikels und näherte sich dem Zustand, der im Neuschwedischen herrscht. Diese kontinuierliche Entwicklung können wir zum Teil in der altschwedischen Literatur verfolgen. Aber die Form der bestimmten Substantivbeugung bildete sich schon in vorliterarischer Zeit aus, und zwar nicht in ihrer letzten Epoche. § 20. In der frühesten altschwedischen Literatur (ebenso in der frühesten altdänischen) wird zuweilen pän, pät in einer Weise verwendet, die dem bestimmten Artikel sehr nahe kommt. Noch wird nicht streng zwischen dem Typus eprin, iorpin, bamit und dem Typus pän eper, pe iorp, pät barn unterschieden. Manchmal kann es sich um reine Grenzfälle handeln, die in einer Zeit, als der Gebrauch des suffigierten Artikels sich noch nicht gefestigt hatte, besonders nicht in der Rechtssprache, recht natürlich waren. Der letztere Typus wird indessen manches Mal verwendet, wo kaum stärkere Spuren von eigentlicher Deixis vorliegen und wo man also am ehesten den suffigierten Artikel oder statt dessen sogar ein rein anaphorisches Pronomen vor dem Substantiv erwarten würde3. Beispiele: Nu sighiä frändär barnsins barn wärä döt föt; J>a sighär pan wij) swar sitär, at barn är quiet föt, ok J)ät barn f>a miolk af mof>or spinä (UL). Nu delä byär twe um iorj) enä; J)a sighär sik en granni af J>e delu, J>än iorJ>eghande är j J>em by (UL). Comber man bort meö barke oc warmer ei takin meö, clandas J>en barker firi hanum . . . J>a lej>e bark til stoks meö VI mannum. Swäriä J)e barkin til £>e ek, aldin bär, J>a böte III marker (SdmL). 3

Über ein runenschwedisches Beispiel, das wahrscheinlich hierher gehört (U 73), s. unten § 37.

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Guz rätviso dombar skal konung oc hans afkömd ν φ J>ät rike skilia (Birg). Dieses Schwanken im Sprachgebrauch gerade auf ostnordischem Gebiet steht wahrscheinlich mit dem vorangestellten Artikel der westgermanischen Sprachen im Zusammenhang. Der Anstoß zu diesem Gebrauch kam von Süden her und kann nicht selbständig im Norden, unabhängig von der ähnlichen Entwicklung in den südlicheren (westgermanischen und romanischen) Sprachen, entstanden sein. Diese sprachgeschichtliche Beobachtung läßt sich durch eine sprachgeographische Parallele erhellen. In ganz West- und Südjütland wird, wie im ganzen westgermanischen Gebiet, der vorangestellte Artikel verwendet. Es heißt also da ζ. Β. α mann ,der Mann', e iorp, J)ätta bref, i J)ässu brewe, bok pässi, (Akk.) J)änna palmquist (Bur), i thässo hälgho skript (MP 1), hin karl u. dgl. Seltener steht der suffigierte Artikel: J>än kostin, barnit J)ät, J)ätta malit, J)ässa pänningana (ögL), Joanne kolaren (KP), £>a natena (Bur) usw. E>än dagin koma sändebopane (Birg, aut.). — In spätaltschwedischer Zeit nimmt die Verwendung des Artikels zu, aber dies ist sehr verschieden in verschiedenen Texten. Beispiel: Ther äptir fortidde Christofer then stadhen (ST). In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts überwiegt der mit Artikel versehene Typus entschieden. Beispiele aus der GWB: Thenne mannen haffuer begynt byggia. Wisseligha wiste han, hoo 3»

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Der einfache Satz und seine Glieder

och hurudana thenna quinnan är. Seer tu thenna quinnona? Hwadh mon warda vthaff thetta barnet ? . . . hwadh them sagdt war om thetta Barnet. Hwilken som anammar thetta barnet j mitt nampn . . . Sägh til thenna stenen, at han warder brödh. Sa är nu thenna lijknelsen. The förstodho icke thetta ordet. Nu j try aar haffuer iagh . . . sökt frucht pä thetta Fikonaträdh. Herre, lät stä thet än nu j thetta äret. Mitte man tä icke lösa äff thetta bandet pä Sabbathen ? Iagh pijnas swarligha j thenna loghanom. . . . vthi thetta pijno rwmet. Sä begaff thet sigh widh otta daghar effter thenna orden, at . . . I thenna tijdhen. — Then mannen war rettferdigh. Glädhens och frögdens pä then daghen. Säsom scriffuit är j then boken äff Isaie Prophets ordom. Och the fructadhe at fragha honom om thet ordet. Sodome skal dreghelighare warda pä then daghen, än them stadhenom. Gäär och sägher them Räffuenom. [Dä] wardt stoor hunger j thet landet. Ifrä then tijdhen begynte Jesus til at predica. Pä then daghen; i then natten; in til then daghen, tä . . . Han kom j alia then egnden widh Jordan. Rychtet gick vth om honom j all then egnden. Tigh wil iagh giffua all thenna machten. — Artikellose Formen kommen ebenfalls vor, sind aber bei weitem nicht so häufig. Beispiele: Fridh ware thesso hwse. Gudh är mechtigh vpweckia Abrahe söner äff thenna stenar. [Han] äät intet j the daghar. Tä skola the fasta i the daghar. Sä hende thet vthi the daghar, at . . . Drotningen äff Södherlanden skal vpstä pä Domen medh the män äff thetta siechtet. Hans modher gömde all thessa ord vthi sitt hierta. Artikellose Formen sind, wie Karl Agren hervorgehoben hat, besonders häufig bei Substantiven, die im Plural stehen. Dieses Nebeneinander von artikellosen und mit Artikel versehenen Formen lebt im großen ganzen ein paar Jahrhunderte unverändert weiter, mit großem Übergewicht der mit Artikel versehenen Formen, besonders bei Schriftstellern und Dichtern, die eine freiere und mehr zur Umgangssprache neigende Einstellung hatten (Agneta Horn, Samuel Columbus, Olof v. Dalin in „Then swänska Argus"). Hingegen läßt sich in diesem Fall kaum ein Unterschied im Sprachgebrauch von mittelschwedischen und götländischen oder südschwedischen Schriftstellern feststellen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts findet indessen eine deutliche Veränderung zugunsten der Artikellosigkeit statt. Sie steht im deutlichen Zusammenhang mit den damaligen allgemeinen Bestrebungen, den Sprachgebrauch fester zu regeln, die geradezu kennzeich-

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nend sind für jene Zeitepoche. In diesem Fall sind sie den Sprachgewohnheiten der Umgangssprache und der Mundarten entgegengesetzt. Ein typisches Beispiel hierfür ist, wie B. Hesselman und K. Ägren hervorgehoben haben, die Umredigierung des „Argus", die Dalin im Jahr 1754 vornahm: denne mannen, detta förslaget

wird dabei in großem Umfang zu denne man, detta förslag abgeändert. S. ferner „Schwedische Sprachgeschichte" I, § 196. — Uber die Form des Substantivs, mit oder ohne suffigiertem Artikel, nach dem Pronomen denne (denna värld — denna världen, detta glas — detta glaset, dessa dagar — dessa dagarna), s. Söderwalls ordbok 2, S. 772; SAOB D, Sp. 888; K. Ägren a. a. 0., S. 58f. Ähnlich verhält es sich, wenn ein Substantiv ein determinatives Pronomen bei sich hat, d. h., wenn ihm ein Relativsatz folgt. Im Frühaltschwedischen steht es gewöhnlich ohne Artikel. Beispiele: Böte J^reia markär J>öm mannum, J>a iorj) aghu, sum han förj>e likit iui (ögL). I hafin J>e fulasta frägj) . . . {>än kristin man ma haua (Birg. aut.). Beispiele mit suffigiertem Artikel kommen indessen ebenfalls vor. Besonders gilt dies, wenn das Determinativpronomen nach dem Substantiv steht. Beispiele: Sunnudaghin J)än, är näst är . . . (Vgl I; VgL II: Sinnodagh J>en, sum nest är . . .; ÖgL: E>än sunnudaghrin, sum nästär är . . .). i>a skal bonden vald eghä sa, är sak giuär (VgL I). E>e männini, sum nämdi äru, skulu f>a pänningana ut sökia (ÖgL). Alli hini ef>ane, sum för suorus (ÖgL). E>ät arit, han sait hawär (UL). I>ät barnit, penningana hawär vp takit (SdmL). — Thet kornit, som fiol a godha iordh (MP 1). — Aus der GWB: Sedhan han gick vthi then stadhen, som kailas Nain . . . Icke kan then stadhen dölias, som ligger pä itt bergh. . . . j then natten, tä. han förrädd wardt. Saligh är then quedhen, som tigh burit haffuer, och the spenar, som tu dijt haffuer. Ingen äff the män, som bodhne woro. — Weitere Beispiele s. §§ 159—1615. 5

K. Agren, a. a. O., S. 58f., 108f.; B. Hesselman in seiner Einleitung zu „Then Swänska Argus" (1919), S. CXLf.; R. Wikander, Studier över Stil och spräk i Dalins Argus (1924), S. 60f.; SAOB D 888. Über die Verhältnisse im heutigen Schwedisch, s. N. Beckman, Svensk spräklära, §§ 68, 687 2 , Anm. 2, § 70 und Anm. 5; E. Wessdn, Värt svenska spräk (1968) § 43. Beispiele: denna bok, denna stad; den hasten, det äret. Umgangssprache: den här boken, för denna gingen (Westschw.). Jag har den äran att lyckönska. Jag fick det intrycket, att saken var avgjord. Den boken, som han gav mig, hade jag redan läst. Det löftet har han sedan alltid hällit.

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Der einfache Satz und seine Glieder

Ein Substantiv, dem ein Genitiv oder ein Possessivpronomen vorangeht, hat normalerweise artikellose Form". Wenn der Genitiv oder das Possessivpronomen nach dem Substantiv steht, kann dieses auch bestimmte Form haben, ζ. B. skänkiaren kunugs, husit hans, swärdhit sit. Vgl. nschw. min vän, hans gird, aber vännen min, gäxden hans. Verwandtschaftswörter haben auch dann keinen Artikel: mor min, bror hans (§ 73). Im übrigen ist der Gebrauch des suffigierten Artikels während der ganzen altschwedischen Zeit in den verschiedenen Texten sehr verschieden. Artikellose Formen kommen, auch außerhalb der Rechtssprache, viel häufiger vor als im heutigen Sprachgebrauch. Die älteren Typen ohne Artikel sind in einer Menge erstarrter ererbter Ausdrücke und stehender Redensarten bewahrt. Beispiele: Strandäwart>er a haldäs, til sol är up gangin (UL). I»a sum sool gangir vndi wid „hinter dem Walde" (DL). Sidhan sool är oprunnen; sidhan sool war sat (MB 1). Skina som sol (Bur, Fl). Hon sompnadhe ey, för sool op gik (Fl) . . . oc wara her igen, för sool ganger op i morgon (Di). Der Ausdruck „da sol gär upp (ned)" u. dgl. ist aus neuerer Zeit wohlbekannt; „när sol gär ned" (V. Rydberg, Prometevs o. Ahasverus). Vgl. isl. f>ä var dagr liöss ok söl farin. Nach einer Präposition steht häufig die artikellose Form, auch noch in neuschwedischer Zeit. Hier handelt es sich gewöhnlich gerade um ererbte stehende Ausdrücke. Wenn zwei Substantive koordiniert sind oder in anderer Weise mit einander korrespondieren, stehen sie ebenfalls häufig in unbestimmter Form. So ζ. B. i kirkiugarj)inum, aber: i kirkiu ällr kirkiugarjri (UL). Sipan sände han J>öm atar tel skogh ok stranda (Bur)7. Bei gewissen Substantiven wird die artikellose Form vorgezogen: fa]pir, moJ>ir (gleichwie heute noch die umgangssprachlichen Formen far, mor auch bestimmte Bedeutung haben) 8 , konunger, biskuper, lagh, f>ing, iorJ)rike, himirike, paradis, hälvite, ferner auch bei Bezeichnungen von Wochentagen, Jahreszeiten und kirchlichen Festen. Gemeinsam für alle diese Wörter ist, daß sie bereits an und für sich bestimmte Bedeutung haben und häufig Individualbezeichnungen sind, die nahezu den Charakter von Eigenneimen β

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Anders in gewissen Mundarten, s. H. Vendell, Ordbok (1904), S. XXXIV; G. Lundström, Nyländsk syntax (1938), S. 16 f. Über entsprechende Verhältnisse im Nschw., s. K. Ägren a. a. O., S. 27 f.,

42 f. 8

Vgl. norddt. Vater, Mutter, aber süddt. der Vater, die Mutter.

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haben. Beispiele: Ther fore älskade fader oc moder hanum litit. Vtan faders oc moders vitu (Di)9. Volksnamen stehen oft ohne Artikel. Beispiele: Sveär egho konong at taka (VgL I). Sväiär, iufia, romara (Bur). Rytza, the rytza, rytzane ,die Russen' (EK). Eigennamen stehen ohne Artikel. Wenn ein Appellativum allmählich zu einem Ortsnamen wird, hat dieser jedoch gewöhnlich Artikel, dessen Aufgabe dann ausgesprochen die der Individualisierung ist: (Akk.) Rof>in, heute ,Roslagen' (UL), Viken, heute .Bohuslän' (EK), a Coparbergheno (KP), Mwnkaholmen (EK), (Akk.) i Faroyna (GS), i Aasöne ,auf (der Insel) Äsön' (MESt, a Ase Bj) u. a.10. Der Landschaftsname Dalarne hat im Mittelalter unbestimmte Form: Dalar, (Dat.) i Dalum, (Gen.) Dala hundare (in Dalum 1303, i Dalum KP, DL usw.), Dalana (1470,1540 usw.)11. S. darüber ausführlicher O. Ottelin in „Nordiska studier" (1904), S. 438f., ferner K. Lärm a. a. O., S. 105f. 10 „Daß mittelalterliche Ortsnamen bestimmte Form aufweisen, gehört jedoch zu den Ausnahmen, und es ist unbestreitbar, daß die Namen im 14. wie auch im 15. Jh. in der Regel unbestimmte Form haben. Die allermeisten Namen, die in jener Zeit in bestimmter Form auftreten, sind Flurnamen, ein Teil davon sind Siedlungsnamen, die den Flurnamen nahestehen. Ebenso verhält es sich mit den Siedlungsnamen, die gleichzeitig in bestimmter und unbestimmter Form vorkommen, oder so, daß die bestimmte Form die unbestimmte ablöst," ζ. B. Hög (Kirchenspiel in Hälsingland): apud Högh 1314, Höghen 1440; Älven (Dorf in Jämtland): I Älff 1410, j Eluene 1438 (V. Jansson, Nordiska vin-namn, 1951, S. 17f.). Das Dokument von etwa 1273 betreffs der Grenze zwischen Schweden und Norwegen (Sveriges traktater I, S. 242 f.) enthält Ortsnamen in bestimmter Form. Über bestimmte Form bei Seenamen, s. E. Hellquist in „Svenska landsmälen" 20, 2 (1906), S. 46f. Vgl. runenschw. i bagi ,auf dem B4ven' [ein See in Södermanland], isl. Vaenir, aschw. Vsetur, fraan Sooma (nschw. frin Sommen, ,vom Sommensee') 1447, usw. Nschw. Bolmen, Vidöstern, Möckeln, LSnghalsen, Mälarn (Mälaren) usw.; ebenso die Flußnamen Lagan, Ätran, Nissan (aschw. Lagha, Etra, Niz, isl. Nizä) usw.; die Waldnamen Holaveden, Finnveden (runenschw. finhij>i) usw. Uber die Namenform Scarane ,Skara' (in Westgötland) bei Adam von Bremen, s. E. Wessen, Studier tili Sveriges hedna mytologi och fornhistoria (1924), S. 145. Über den Namen Rekerne schreibt Gun Widmark (1961): am ältesten ist Rek F. .Strasse, Weg', um 1380 i Rekinne (Dat.), später zu Rekarne umgebildet. Vgl. auch Hj. Falk und A. Torp, Dansknorskens syntax (1900), S. 71 f. 9

11

Svenska landskapslagar, hrgb. von A. Holmbäck und E. Wessön, 2 (1936), S. XVI f.

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Ebenso verhält es sich mit dem Landschaftsnamen Södertörn: im Altschwedischen lautet er Tör und ist in die beiden Gerichtsbezirke öfra Tör und Ytra Tör aufgeteilt (das Wort ist auch ein Bestandteil des Kirchspielnamens Vantör und des Dorfnamens Törawi im Kirchspiel Sorunda)12. Analogisch zeigen auch die fremden Flußnamen Tibern, Nilen und Jordanen (GWB; Atterbom, V. Rydberg) bestimmte Form. In frühneuschwedischer Zeit war es nicht ungewöhnlich, daß der Schlußartikel an einen (kürzeren) Familiennamen angefügt wurde, um nähere Bekanntschaft oder Vertraulichkeit auszudrükken. Beispiele: Brasken (Hans Brask), Grabben (Nils Grabbe), Dacken (Nils Dacke) bei Peter Swart, Cruusen (Lars Cruus) bei Agneta Horn, Frisken (Peder Frisk), Torsken (Jonas Torsk) und Bangen (Elias Bonge) bei Runius, „gamla Schmidten" (Korporal August Schmidt), Bergen und Akerblommen ( = Berg, Äkerblom) bei Bellman (Ep. 78), „Görtzens gudar" (Snoilsky), „Malmens hustrur" (Fröding)13. Dieser Gebrauch, Familiennamen mit einem suffigierten Artikel zu versehen, hängt wahrscheinlich mit einer ähnlichen Verwendung eines hypokoristischen -en, -n im Deutschen zusammen, ζ. B. Fausten, Wagnern. Die deutsche Endung hat selbstverständlich nichts mit dem nordischen suffigierten Artikel zu tun. § 23. Eine besondere Funktion hat der suffigierte Artikel in Fällen wie aschw. en lutren ,ein Teil, der eine Teil', (Akk.) twa lutina ,zwei von den (drei) Teilen', annat öghat »eines der Augen, das eine Auge', halft rikit, i mijuom wäghenom, hwart £>ingit, äpte huart uittnit, af hwariu häräj)inu, som barnen ,ein Teil der Kinder', somlikin sädhin. Beispiele: Isl. Vilda ek, at J>£r feldiö seglin ä. ngkkuru skipinu „auf einem der Schiffe" (Vgls.). Aschw. 12

Nach der Ynglingasaga von Snorre wurde der König Agne erhängt d austanveröum Taurinum; Snorre, der auf seiner Reise in Westgötland auch Auskünfte über Ostschweden sammelte, meint damit offenbar einen Ortsnamen. Es muß sich um Tör .Södertörn' handeln. Es ist auffallend, daß dieser Name bestimmte Form zeigt, also wie ein Appellativum. Zum Namen, s. W. Akerlund, Studier över Ynglingatal (1939), S. 89f.; ferner Snorri Sturluson, Ynglingasaga, hrgb. von E. Wessen (1962), S. 63; N. Ahnlund, Stockholms historia före Gustav Vasa (1963), S. 61f.

13

Weitere Beispiele bei E. Hellquist, Studier i 1600-talets svenska (1902), S. 95f., G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 259.

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Een fiälen af dorom gek sundär (SD 23/3 1354). Fiärdha är, at angin ouinnin ingange ginom portana „Quartum est, quod nullus inimicorum per portas introest" (Birg). Vm nakor atir täpte nakra the gropena, fiolle hau ey swa diupt „Si aliquis autem obstrueret aliquam illarum fossarum . . . " (Birg). Scriptin skiptir nattena ij fyra dele. Och swa tha han stodh op af bönomen, var en delen atir (Bonav). Han spordhe, hulkom gudhenom [.welchem von den Göttern'] thet teknit tilhördhe (ST). Das Attribut besteht hier aus einem Zahlwort, einem Pronomen oder einem Adjektiv mit starker Flexion. Derartige Ausdrücke haben partitive Bedeutung. Vereinzelte Beispiele davon gibt es noch in neuschwedischer Zeit. Beispiele: Thä gik han in vthi en baten som var Simonis . . . theres stalbröder som woro vthi annan bäten (NT 1526; GWB: vthi then andra baten). Naghra man . . . som bespeya landet, och säija oss igen, huilken wäghen wij skole dragha ther in (GWB). Tiyo alna longt skal huart brädhet wara (GWB) . . . pä hwars landens eghit tungomaal (NT Förspr.). Läter them settia sigh nedh, j hwart matskapet femtiyo ,in jeder Tischgesellschaft' (GWB). Huilken parten bätre sack hafft haffuer (O. Petri). Doch künde ingen parten seija sigh [then] gongon nagot mycket haffua antingen wunnet eller tappat (P. Swart). I annan Socknenne gick bodkaffle, att the skulle komme tilhope och höre Her Götstaff Ericsons breff, och j annen Socknen Erchebispens breff (ebd.). Konungen satte han j högsätet och sigh sielff j annat högsätet (ebd.). [Konungen] förskickade sä hwar hopen tili sin ort (ebd.). Thet war icke longt emillan hwart bulret, sä att Konungen hade altijdh nog til at skaffa (ebd.). [Konungen kailade] till sigh hwar skocken effter annen (ebd.). Han vpteckte thet intet för them, för än the droge frä annat natlägret (ebd.). Pä hwarie sijdan (ebd.). Somt folket (S. Columbus). Noch in Dalins Zeitschrift „Argus": at de intet wiste, pä hwilken Föten de skulle stä (2. Aufl. 1754: pä hwilken Fot) 14 . Auch sonst kann ein Substantiv suffigierten Artikel haben, wenn ihm ein adjektivisches Wort vorangeht, das eine Menge oder Vielheit bezeichnet. Besonders ist dies der Fall nach angin ,kein'. Beispiele: Thet diwp, som ängen hawer gründen (MB 1). Oc kom ängin natten mällan (MB 1). Tha war omsidher engin födhan i stadhenom (MB 1). Hon hafdhe ängin drykken sik eller sinom 14

Vgl. K. Agren, a. a. O., S. 63f.

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sone (MB 1). Nu tala fläste högh thing vm mik, vtan angin fructin fölghir (Birg). The orkadho ekke bära mykyn matin medh sik (Bonav) . . . än tho at hon hafdhe giort änga syndena (Bonav). Hans discipuli gingo in i stadhin at faa them nakan matin (Bonav). Nar han nalkadhis thy oc fan änga fikonar, bannadhe han thy (Bonav). För ty the woro säsom fäar, ther ingen Heerdan hadhe (NT 1526, GWB). Wij haffuom intit brödith (NT 1626; GWB: intet brödh). Thz hadhe ingen wädzskan (NT 1526; GWB: ingen wätsko). The skyr som intit watnet haffua (NT 1526; GWB: vthan watn). The . . . hade ingen eelden (P. Swart). § 24. Wenn das Adjektiv stark flektiert wird, steht sonst der Ausdruck ohne Artikel und hat unbestimmte Bedeutung. Bestimmte Bedeutung scheinen solche Ausdrücke lediglich in der Dichtung und in altertümlichen Ausdrucksweisen zu haben. Beispiele: kujjr karl kuli, frukn trek[ii] asmutr (ög 81, was eine versifizierte Inschrift ist). Vatn skal eigh vändä af forno fari ,νοη seinem alten Lauf' (VgL I). Rätter malsäghandi, (Akk.) rätta tro ,den rechten Glauben' (Birg, ApG), und andere Verbindungen mit dem Adjektiv rätt; i hej>num timä (UL); hälägh crisnä ,das heilige Christentum' (Vidh); cristen tro (Bur, Bil, ST). Es ist möglich, daß solche Beispiele als Reste eines alten Ausdruckstypus anzusehen sind, der in die Zeit vor der Entstehung der schwachen Adjektivflexion zurückreicht16. Er erscheint auch in Eigennamen — eigentlich substantivierte Adjektive — wie runenschw. Diarfx, Forkunnr, Gamatt, OspakR, Osnikinn usw. und in Zunamen wie Petrus hwit,

Peder Swart, Thore läng usw.1® — Schwieriger zu beurteilen sind die ziemlich vielen Beispiele, die im sog. Altschwedischen Legendarium vorkommen: Grymbar karl („der schreckliche Mann") kumbar mot hanom. Saloghar mapar („der arme Mann") fan ängen anzsuar. Ok satte salogh fru alla sina tröst tel mildo mö. Ebenso: ful prästar, galin kärling, Akk. gopan gäst, gamblan karl, salogha kono, i diupt häluite usw. Es kann sein, daß diese Ausdrucksweise 15

Auch im Isländischen kommen Reste der älteren Konstruktion von stark flektiertem Adjektiv mit artikellosem Substantiv vor; besonders in der Dichtung, die ja häufig eine altertümlichere Syntax als die Prosasprache bewahrt hat. Beispiele: Fyrr vil ek kyssa konung ülif öan, en blööugri brynju kastir. 16 Vgl. isl. Häkon galinn, Hakon heröibreiör, Ketill flatnefr usw. — Hierher gehört auch der Seename Leläng ,der lange Le' (isl. HUr M. ,das Meer').

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mit dem in mehrerer Hinsicht eigentümlichen Stil des Textes zusammenhängt und deshalb einen eher individuellen und zufälligen Charakter hat 17 . § 25. Der vorangestellte Artikel — oder wie er in der schwedischen Grammatik gewöhnlich genannt wird: der b e s t i m m t e freistehende Artikel (,,den bestämda fristäende artikeln'') — wird dagegen regelmäßig vor einem schwach flektierten Adjektiv verwendet, und zwar sowohl wenn dieses Adjektiv attributive Bestimmung zu einem Substantiv ist wie auch wenn es allein, substantiviert, steht: den gamle mannen, den blinde (vgl. dt. der alte Mann, der Alte; engl, the old man, PI. the poor). Früher wurde die bestimmte Bedeutung durch das schwache Adjektiv allein angegeben (ungi maßr); später kam dann noch der vorangestellte Artikel dazu, um besonders hervorzuheben, daß das, was durch den Ausdruck bezeichnet wird, bekannt oder bereits erwähnt ist18. Die älteste schwedische Schriftsprache verwendet in dieser Funktion die ursprünglich demonstrativen hin »dieser da' und pän .jener'. Ersteres Wort ist in den älteren Texten am häufigsten. Letzteres wird mit der Zeit alleinherrschend1®. Beispiele: t>iaurikn hin J>urmuJ)i (Rök), kristr hin helgi (U391), bali hin raujti (Vslö); hin älsti (hin annär, hin yngsti) koldär, til quälz hins J>riJ>ia (VgL I); hin hälghi Erikär kunungär, wahrscheinlich auch (Dat.) Erikinum hälghä (statt Erik hinum hälghä), hin hej>ne (UL); hin gambla (seil, tompt), hine fiure (ögL); gripr hinn ohaiJ>verJ)i, hin elzti, hin frelsi, (Nom. PI. N.) hin olerJ>u (GL); späghil hin skärasta (MB 1, Hs B); (Akk.) run^r flau tAkinukutu runaR paR reeginkundu (Sparlösa, um 800); vgl. urn. runo fahi raginakudo (Fyrunga); a J)ingi J>y fyrstä, (Akk.) J»än goJ)ä grij) (VgL I); J)e tolf, £ät sannasta, a fötär ]DÖS döjDa (ÖgL); {)än goJ>e kunung Magnus, (Gen.) J)äs hälghä andä, J>erä hälghu kirkiu, äff J)ön gamblu laghum, (Akk.) häst J>än bäzta, J)ät bäzta 17

18 19

Über die entsprechende Konstruktion in der dichterischen Sprache der Neuzeit („stälskodd kämpe", „ljuslockig Balder", „bleknad gösse", „över likstrött slagfält", ,,i nattkall vind", ,,pä avtärd kind" usw.), s. K. Agren a. a. O., S. 76 f. S. E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968), S. 12 f. Von inn (in, it), das im Isl. und Anorw. präpositiver Artikel ist, finden sich nur wenige und unsichere Spuren: runenschw. in heilhi kristr (Sö 126), mirkit mikla (Sö 41), in mikla (U 226), (Akk.) handina hälghu (Vidh).

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swin, Warä fru dagh J)än öffrä, frändär J>er nästu, kirkiuklä]}i sin J)e bäztu häldär än Jse wärstu, J)än döj>e (UL); löghärdaghenom J)öm förstä (KP); ifir ])än vnge sum J)än gambla (Birg. aut.). Auch in Ortsnamen: der Gerichtsort önhälgha (1431) im Kirchspiel Villberga (Uppland), aus älterem Ö in hälgha ,die Heilige Insel', Strömenlitla (MESt), der südliche Arm des Norrström in Stockholm. Vgl. auch Holmr inn gräi, die Insel Holmengrä im Kirchspiel Skee, (Bohuslän), und der Leuchtturm Holmen grä an der Westküste Norwegens. Uber Ortsnamen von diesem Typus, s. Chr. Matras in: Early English and Norse Studies, presented to H. Smith (1963), S. 141 f. § 26. Der vorangestellte Artikel kann vor einem schwach flektierten Adjektiv in manchen Fällen wegbleiben: 1. Vor dem Pronomen sami, das ja nur schwach flektiert. Beispiele: sami man, samu lagh, (Akk.) sama dagh; jedoch auch: sama malit, a samu iorJ)inne. Tha ropadhe sama röstin annan tidh (ST). Samma daghen gingo naghre Phariseer fram (GWB). I samma stundenne frögdadhe sigh Jesus (GWB), En Samaritan kom samma wäghen (GWB). Die artikellose Form (sami man) ist, wenn man von der Stellung vor einem Relativsatz absieht, viel gewöhnlicher als die mit suffigiertem Artikel (sama malit). Auch in der neuschwedischen Schriftsprache hat das Substantiv hinter samme unbestimmte Form: de bor i samma hus, vi gick samma väg tillbaka. Im Isländischen ist der Gebrauch sehr verschieden: sama haust, ί sama staö (Snorre), ena sijmu nott (Gunnlaugs Saga), J>at sama haust (Snorre), £>at sama gull (Vgls. Saga). 2. Ohne Artikel stehen gewöhnlich die Ordinalzahlen sowie Komparative und Superlative, die eine Lage oder Reihenfolge bezeichnen. Beispiele: um fyrru Mariu mässu, i nyrrä Rof>in, (Akk.) höghra väghen, a vinstra stolenum; a fiärj)ä J)ingi(nu), J)riJ)ia dagh(in), til J)riJ)ia manz; til attunda dagh äpte J>rättunda dagh (SdmL); Fyrsti sten (VgL I, „der Danaholmer Traktat"), fyrstu lagh, fyrsti laghmaj)är, j fyrstä balkinum (UL), J)a taki ynxtä syzkini näst solo ok älztä fiärst (UL), til älstu bröj>ranna (ögL), älzta barnit (SdmL); i främste vägginne (Birg), i ytirsta timanom (MP 1). Auch bei Substantivierungen kommen artikellose Formen vor: fyrsti, J>ri{>i usw. (neben J)än fyrsti, f»än J>riJ>i usw.), fyrsto (Dat. Sg. N.) ,fürs erste, zunächst', at minsto ,zum mindesten,

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wenigstens'20. — Das Substantiv kann bestimmte oder unbestimmte Form haben; ersteres dürfte am häufigsten sein, und im Neuschwedischen ist es zur Regel geworden. 3. Vor Adjektiven, die zu Eigennamen hinzugefügt sind: (Akk.) antuit rauf>a (U 643), Adalwaröär gambli, hin hälghi Adalwaröär vngi, biskupär Bändict vngi, Hakun rööe (Vidh), Swärkir konongär gambli (Gen.), Swärkirs sun gamblä (Vidh), Wiger spa, Philippus röj)e, Äskil skiälghe (UL), Karl dighre, Knuter rike (Bil), Salomon wijse (MB 1, KS), Nabogodonosor gamble (MB 1) usw. Es scheint ein deutlicher Unterschied zwischen diesen Beispielen und den oben (§ 25) erwähnten, die vorangestellten Artikel zeigen, zu bestehen. Zwei der runenschwedischen Beispiele (Rök; Vs 15) stammen aus Versen, und die Adjektive sind ausgesprochen charakterisierend. Tjudrik auf dem Stein von Rök hat nur gerade hier das lobende Attribut hinn purmodi. Ebenso ist im Ausdruck Kristr hinn halgi (U 391), der Teil einer Gebetformel ist, das Adjektiv nur ein gewöhnliches Attribut, das gegen ein anderes Adjektiv ausgetauscht werden könnte. Ähnliches gilt von hin hälghi Erikär kunungär, J)än gojae kunung Magnus. Dagegen handelt es sich in Fällen wie Hakun rööe, Wiger spa usw. um richtige Zunamen. Wenn von Andvettr raudi die Rede ist, so ist dies eben wahrscheinlich die gewöhnliche Benennung des Mannes, während Ballt hinn raudi eine eher zufällige Bildung ist. Sicher unterschieden sich die beiden Namentypen auch in der Betonung: bei fester Verbindung Wortgruppenakzent und Hauptton auf dem Adjektiv, bei frei gebildeter Verbindung Hauptton sowohl auf dem Namen wie auf dem Adjektiv. 4. In andern Namen und ähnlichen stehenden Verbindungen: Rödha hafuit (MB 1, Bil, ST), fore höghä altära ,vor dem Hochaltar' (Vidh), hälghi J>orsdagher (äftir hälgha f>orsdagh, ögL), langi freadagher (Akk. fredaghen langa, Bur), (Akk.) huita sunnudagh u. a. In Ortsnamen: Höganäs usw. 5. Sonst weniger häufig, teils mit suffigiertem Artikel beim Substantiv, teils ohne. Runenschw. . . . iftiii uku my sina „nach seinem jungen Mädchen (seiner jungen Tochter)" (U 169). Ungi mapr bezeichnet den Bräutigam in den Vorschriften für Hochzeiten im GL. Gambli karlin bedeutet im ÖgL ,der Alte, der Vater' 20

Später umgebildet zu aschw. i förstonne, nschw. 4t minstonne (J. E . Ryd· qvist, Svenska spräkets lagar 5, S. 136f.)·

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im Gegensatz zu den erwachsenen Söhnen eines Hofes. In den Bestimmungen über Wechselwirtschaft im ögL stehen ,das alte Teilstück' (nschw. „gamla skiftet") und ,das neue Teilstück' (nschw. „nya skiftet") im Gegensatz zueinander wie auch ,das alte Grundstück' (nschw. „gamla tomten") und ,das neue Grundstück' (nschw. „nya tomten"): i>y at J>er skulu sa uarsäj) sinne i gamblu skiptinne ok träf»a i nyiu skiptinne. Nu äru alle af gamblu tompt farnir ok alii a nyia tompt komnir. Die einheitliche Bedeutung tritt in solchen Ausdrücken stark hervor. Sie kommen den Bedeutungen von Namen nahe. Soll die Bestimmtheit durch den Artikel ausgedrückt werden, geschieht dies durch den suffigierten Artikel des Substantivs. Ebenso wie in der Rechtssprache mapr und maprin abwechselnd mit bestimmter Bedeutung verwendet werden (§ 19), können auch sowohl ungi mapr wie gambli karlin bestimmte Bedeutung haben21. Die ältere, artikellose Form lebt heute noch in der Rechtssprache fort. Aber die jüngere, mit Artikel versehene Form (gamle mannen) ist bis heute als ein besonderer Ausdruckstypus neben den gamle mannen bewahrt geblieben. Dies läßt sich gut an Beispielen aus dem ST (hrsg. 1871—73) zeigen: Tha kom til them en erliker gamal man, fatighir j klädhum, tho mykyt höfwiskir oc sidhughir j sinom athäfwom . . . Vm sidhe sadhe gamble mannen . . . En Petrus . . . sagdhe til gambla mannen . . . Gamble mannen swaradhe . . . (S. 46—47). Oc tha war riddarin wordhin spitälskir . . . Spitälske riddarin saghdhe (S. 448). Ahnlich auch: vngemannen ,der Jüngling' (S. 234—235), fatike mannen (S. 315), syuke mannin (S. 462), stekta hönsit (S. 273). § 27. Die Regeln für den Gebrauch des Artikels sind heute noch ziemlich dieselben wie im Altschwedischen. So fehlt der vorangestellte Artikel bei Komparativen und Superlativen, die eine Lage oder Reihenfolge bezeichnen: förra aret, yttre skärgärden, högra sidan, södra delen, mellersta Lappland, nästa dag, i sista minuten, i längsta läget ,fast zu lang'; ferner vor den Ordinalzahlen: andrakapitlet, tredje versen, fjärde upplagan; vor Adjektiven, die die Nationalität bezeichnen: svenska spräket, tyska riket. Er fehlt auch vor Namen und anderen Ausdrücken mit einheitlicher Be21

An einer Stelle (Ä 9: 2) hat die Hs Α des ÖgL til gambla karlsins, die Ausgabe von 1607 dagegen til gambla karls.

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deutung: heliga Birgitta, Svarta havet, Stora torget, Svenska akademien, stora landsvägen, gamla värdshuset, bestämda artikeln, swarta natten (S. Columbus), i fria luften, pa ljusa dagen, mitt inne i mörka skogen u. dgl. Gamla testamentet steht im Gegensatz zu Nya testamentet. Als „gamle herr Sten" wird im 16. Jh. Sten Sture der Ältere bezeichnet im Gegensatz zu „unge herr Sten" (Sten Sture der Jüngere); später heißt es auch „gamle kung Gösta" (Gustaf Wasa) zum Unterschied von Gustav II. Adolf. Gamle kungen kann auch ,der frühere König' bedeuten, während der Ausdruck den gamle kungen besagt, daß der König jetzt alt ist22. § 28. Bereits in der ältesten schwedischen Schriftsprache gibt es somit einen merkbaren Bedeutungsunterschied zwischen den Typen pän gamli man (pän gamli mannin) und gamli mannin. Dies ist eine dem Schwedischen eigentümliche syntaktische Erscheinung, die keine unmittelbare Entsprechung im Isländischen hat. Auch das heutige Dänisch kennt sie kaum; dies hat zwar vorangestellten Artikel in ζ. B. det danske sprog, Det Kongelige Theater, i den sidste tid, jedoch heißt es Store Baelt (im Gegensatz zu: Lille Baelt), gamle Larsen u. dgl., med st0rste forn0jelse. Das Substantiv selbst zeigt, wenn ihm ein Adjektiv mit vorangestelltem Artikel vorangeht, in der Regel artikellose Form, also pän gamli man (Beispiele, s. § 25). Der Typus pän gamli mannin ist noch im Frühaltschwedischen ziemlich selten. Beispiele: Nu uar!>är hundär manz galin; J>a skal J>än lysa, som han a, J>än galna hundin (ögL Hs A; drei andere Hs: sum hundin a). Nu än ny auärkan skaj>a gamble auärkan; J>a a J)ön gambla auärkanin uitzorj) nyiu auärkum ryuä (ÖgL). £>ät förra morJ>it (ÖgL). Ä hwar män delä vm lik märke, J>a hawi ä £>ät gambla bolsmärkit wizorj) (SdmL Hs A; Hs B: gamalt bolsmärke). E»e heJ>no konungane, J>e cristno konungane (Bur). In manchen Fällen scheint es das Bedürfnis nach Deutlichkeit zu sein, das den doppelten Artikel veranlaßt hat. In spätaltschwedischer Zeit wird die Verwendung des doppelten Artikels immer häufiger. In der Bibelsprache des 16. Jhs. 22

Vgl. ferner N. Beckman, Svensk spriklära §68%; K. Ägren a . a . O . , S. 80f.; M. Ivarsson in „Nysvenska studier" 11 (1931), S. 189f.; R. Körner in „Moderna sprite" 32 (1938), S. 52f.; K. Larm a . a . O . , S. 491; L. Hulthön, Studier i jämförande nunordisk syntax 2 (1948), S. 45f; E. Wessen, V&rt svenska spr&k (1968) § 23.

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ist sie zur Regel geworden. Beispiele aus der GWB: Then tigh slaar pa thet ena kindbenet. Gaär jgenom then tranga porten. Jagh är then godhe Heerden. När han gick vth meth thet Galileiska haffuet . . . Rikesens barn skola warda vthkastat j thet ytersta mörkret. Der Artikel then, thet ist hier völlig unbetont und kann nicht verstärkt werden. Anders verhält es sich, wenn der Ausdruck sich auf einen folgenden Relativsatz bezieht; dann sind then, thet Determinativa und können eine stärkere Betonung erhalten. In solchen Fällen steht das Substantivum häufig ohne Artikel, besonders wenn es im Plural gebraucht wird (vgl. oben, § 22). Beispiel: Alt folcket gladde sigh äff the herligha gerningar som giordes äff honom. Während der neuschwedischen Zeit verbreitet sich dieser Sprachgebrauch immer mehr. Heute hat er den Typus den gamle man vollständig ersetzt. Dieser ist nur in vereinzelten altertümlichen Redewendungen und Ausdrücken bewahrt (ζ. B. den heliga skrift, den heiige ande) und in dichterischer Sprache (den unga ek, den stolta sol, den svarta mull, de vida djup)23. Dadurch ist ein weiterer Unterschied im Gebrauch des Artikels zwischen dem Schwedischen und dem Dänischen entstanden. Hier folgen einige Beispiele aus der neueren schwedischen Dichtung (18. und 19. Jahrhundert): „De murkna plankor knarra" (Bellman Ep. 12). „Den grymma Vinter, den friska Vär" (Kellgren); hier hängt das Fehlen des Artikels mit der Personifikation der Jahreszeiten zusammen. „De höga Spherers harmoni", „svallet af de sjudande passioner", „de stilla dygder", „den blinda kärlek" (Kellgren); in Kellgrens Dichtung und Prosa gibt es übrigens viele Beispiele für diesen Typus. „De nattliga zoner bepurpras af glans, ren vakna i dans de eviga toner"; „De vise köpmän ströko de langa skägg"; „Det sköna land vid jordens östra gräns" (Atterbom). „Hän öfver de vida djup" (V. Rydberg). „Snart är den lustiga värtid förgängen"; „den stolta sol, som sjunger där den far" (Karlfeldt). In der Ritterdichtung kommt es vor, daß das adjektivische Attribut nachgestellt und unflektiert ist: then iomfru rik, then riddare godh. Dieser Ausdruckstypus ist fremden Ursprungs. In der späteren Dichtung findet er nur beschränkte Verwendung, und 23

S. ferner K. Agren, a. a. O., S. 97 f.

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Substantive

zwar als archaisierendes Stilmittel (ζ. B. „Torsten Vikingsson, den bonde god"). Vgl. auch „du riddare god" (Tegner). § 29. In den altwestnordischen Sprachen ist das Pronomen inn (hinn) zum vorangestellten Artikel geworden: es heißt nicht bloß inn gamli madr (inn gamli), sondern auch inn ttundi konungr, hit fyrra sumar (inn pridi, inn elzti); außerdem noch (hinter demonstrativen und possessiven Pronomina) sid inn ungi madr, minn inn hvassi higrr. Der Typus inn gamli madr gehört jedoch vorzugsweise der poetischen Sprache an; in der Prosasprache steht gewöhnlich sd, su, pat vor dem Artikel, und zwar auch, wenn der Ausdruck lediglich anaphorische Bestimmtheit besitzt. Einem aschw. pän gamli maper entspricht somit gewöhnlich ein isl. sii inn gamli madr. Es ist unwahrscheinlich, daß die Entwicklung in den beiden Sprachen völlig gleich verlief. Das Pronomen inn wird im Altschwedischen kaum eine so ausgedehnte Verwendung als freistehender Artikel gehabt haben wie im Isländischen24. Vermutlich traten daneben schon frühzeitig hinn und sa (altschw. pän) als Konkurrenten auf, und offenbar setzte sich letzteres auf ostnordischem Gebiet rascher und vollständiger durch. Die isl. Ausdruckstypen sd inn gamli madr, hafit pat it diupa, sid inn ungi madr, minn inn hvassi higrr hat es im Altschwedischen sicher nie gegeben, ebensowenig wie inn fimti dagr, inn yngri hrödir. § 30. Der u n b e s t i m m t e A r t i k e l kommt in der Rechtssprache nicht vor: Nu dör stafkarl i sokn; Bor smif)är a landi; Hängir klokka i kirkiu usw. Wenn en im Runenschwedischen oder den Landschaftsrechten verwendet wird, ist es betont. Es wird als Zahlwort gebraucht oder in Bedeutungen, die darauf zurückgehen. Beispiele: J>a finku |>au barn in max ain lifJ>i „Dann bekamen sie Kinder, aber allein ein Mädchen blieb am Leben" (U 29). han to haima auk ati totur aina „Er starb zu Hause und hatte bloß eine Tochter" (G 136). auk ain ati tabu ala[n] „Und allein besaß er ganz Täby" (U 127). |>ηκ eniR kamo af „Nur drei kamen (mit dem Leben) davon" (U 214). Ligia män tver siuker, baj)ir i eno husi. Drukknä tuer, bajnr a enu skipi (VgL I). Α bonde en by allän (UL). Nu kan en garj)är nij>ri liggiä (UL). BuJ>kafli en skal i fiarjmng hwarn (SdmL). Wari J>ät alt eet köp oc skipti (DL). Binda twer cöp a en man (DL). 24

Es gibt davon nur wenige und unsichere Belege, s. oben S. 43, Fußn. 19. Wensin, Schwedisch ΙΠ

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Wil en ryua oc annar wil halda (DL). Entima ,ein (einziges) Mal', enalund ,in gleicher Weise'. In anderen Texten des 14. Jahrhunderts kommt, wenn auch verhältnismäßig selten, en als unbestimmter Artikel vor. Beispiele: £»är liggär han i enom collä (Vidh). Han sighs hawä . . . gört en mykin lot äff laghum warum (Vidh). Takin idar sij)an en forman (Birg. Aut.); en dagh, en riddare (Bur). Dagegen ohne Artikel ζ. B.: han war goöär skyttäri; Swärkir konongär, sniäller man oc goöär drängär (Vidh); Han hafdhe brodher, som heet E.; E. hafdhe son, som heet Baltazar (MB 1); kristin man, annar konungar, aber: En annar man (Birg.Aut.); Han war rasker drenger (Di). Die individualisierende Bedeutung des Artikels tritt häufig deutlich hervor: War en iu£>e Ioachim at namne; En prowastär var i Cicilia; vij) een port oc hete Aurea (Bur); En sädhisman vtgick at saa sina sädh (MP 1). Dagegen fehlt der Artikel oft, wenn das Wort allgemeine Bedeutung hat. Die mittelalterlichen Sprichwörter kennen den imbestimmten Artikel nicht. Beispiele: Litin thwua vältir opta stört las. Godhir vili draghir halfft las til by. Gamal katir lapar ok miölk. Tombir källare gör galna deghio. Ont ögha skulde aldre got see. Die Sprichwörter haben einen altertümlichen Stil; der Gebrauch des Artikels ist hier noch nicht eingedrungen. Dazu kommt noch, daß der Satz durch die Artikellosigkeit größere Allgemeingültigkeit erhält. Die artikellose Form ist auch heute noch kennzeichnend für die Sprichwörter: Bränt barn skyr eld. „Ett bränt barn" wirkt individualisierend und paßt deshalb nicht. Vgl. En blind höna finner ocksä ett korn. Hier ist der Artikel „ett (korn)" notwendig; in seiner Bedeutung kommt er dem Zahlwort nahe. ,,Εη blind höna" hat den Artikel um der Korrespondenz willen erhalten, die eine so große Rolle für die Form der Sprichwörter spielt. Die Bedeutung von en als Zahlwort oder als indefinites Pronomen hegt seiner Verwendung in partitiven Ausdrücken zugrunde, so ζ. B. in en lutrin .einer der Teile, der eine Teil' (§ 23), en thin swen, wörtl. ,ein dein Knappe', also .einer deiner Knappen', en sin riddare, en thera kompan .einer ihrer Kameraden', en riddarins win ,einer von den Freunden des Ritters'. Pä samma tijdh . . . förskickade Her Götstaff en sin Cancellij Scriffuer . . . tili Lybeck (P. Swart). Ebenso: Amicus kalladhe til sik twa sina thiänara (ST). Thet är tig bettre, at et tit ledamot förderfwas (GBW: Matth

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5. 29, 30), jedoch: Det är dig bättre, att en av dina lemmar förloras (Bibel 1917). Für den ausgedehnten Gebrauch von en als Artikel während des Mittelalters hat wahrscheinlich fremder Einfluß eine gewisse Rolle gespielt. Das Isländische aber, das dem weniger ausgesetzt war als die anderen nordischen Sprachen, verwendet heute noch keinen unbestimmten Artikel. Literatur: I. Otman, Äldre Västgötalagen (1883), S. 143f.; O. Ottelin, Om användningen af slutartikel i Codex Bureanus (in „Nordiska studier, tillegnade Adolf Noreen" 1904, S. 435f.); B. Hesselman, Om användningen av slutartikel i de östnordiska medeltidsordspräken (in: „Xenia Lid^niana" 1912, S.201f.); K. Ägren, Om användningen av bestämd slutartikel i svenskan (1912); E . Olson, Studier över pronomenet den i nysvenskan (1913); E . Terner, Studier över räkneordet en (1922); K. Larm, Den bestämda artikeln i äldre fornsvenska (1936); Söderwalls Wörterbuch, die Artikel en und ßän ; SAOB, die Artikel den und en; E. Wellander, Spräk och spräkvärd (1964), S. 186f. Hj. Falk und A. Torp, Dansk-norskens syntax (1900), S. 60f.; K . MylordMeller in ANF 39 (1923), S. 333f.; Aage Hansen, Besternt og ubestemt substantiv (1927). M. Nygaard, Norran syntax (1900), S. 26f.; A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch (2. Aufl. 1921), S. 120f.; B. Delbrück, Der altisländische Artikel (1916); G. Leijström, Om obestämda artikeln (1934). Uber Ausdrücke vom Typus „en din broder", ,,en din fot", s. H. Gering, Kommentar zu den Liedern der Edda I (1927), S. 371.

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ADJEKTIVE § 31. Die meisten Adjektive können im Positiv und im Superlativ stark oder schwach flektieren: goper maper ,ein guter Mann' xind pän gope maper (gope maprin) ,der gute Mann'. Die starke Form hat im allgemeinen unbestimmte Bedeutung, die schwache hingegen bestimmte Bedeutung 1 . Als Prädikativ wird das Adjektiv (im Positiv und im Superlativ) stark flektiert. Beispiele: ko)>iR trekas godtR drangiait; yfü fef>rka tuo kuf>a treka cBfti[R\ fcedrga tva, goda drangia. Bei der Anrede, die ja nicht immer bestimmte Bedeutimg hat, kann sowohl die starke wie die schwache Form vorkommen. Beispiele: Vngir man, stat vp! Godhir vngir man, ridh snarlika bort! Thy ridh thin wägh, vngir man oc stoltir! Ο thu arme dare, iak hafwir thet opta sagt . . . Godh människia, bidh til Gudh for mikl (ST) Ο thu vsält barn, hwa skal thik nu födha? (ST) Käre win (und: Win käre), Käre son (und: Son käre) (ST). Goder drenger, hwat man ästw ? Vnger man, hwre mykit haffuer tw fortärt ? Tw goder drenger, vn mik lösa huffuod frända mins 1 Käre frende, tag nw bada hästana oc rid hem medh! Godhe wen Didrik, jach är komen at sökia hiälp oc radh äff thegh (Di). Gack bortt til Myrona tu later, see νρρέ hennes sedher och lär (GWB). Jagh sägher tigh, vnger man, statt vp. Godhe Mestar, hwadh skal iagh göra . . . (GWB). — Vndirstat, vsal, at iak är Ihesu Christi thiänare (ST). — E b e n s o : . . . at iak vsal skulde ey forga. Nu hafwir iak arm qwinna enkte til bärghan. Förin mik vslan man til min win (ST)a. Ein Adjektiv kann selbständig gebraucht werden, mit einem nur gedachten Substantiv. Beispiele: slikt skal vngum bötä firi uajjasar sum gamblum (VgL I). E>aär ezöret mef) litlo brutit (Alsnö stadga). 1

Über den Typus kuj>r karl kuli „der gute Mann Gulle" und den Typus grymbar karl „der grausame Mann", s. § 24. a Für Beispiele auf dem Neuschwedischen s. E. Hellquist, Studier i 1600talets svenska (1902), S. 175.

Adjektive

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§ 32. Einige wenige Wörter werden im Frühaltschwedischen nur stark flektiert: halver, miper, alder ,all', annar, (PI.) bapir und die pronominalen siälver, sliker, pyliker, hviliker, somber. Halver und aider haben quantitative Bedeutung. In gewissen Verwendungen stehen sie den Zahlwörtern nahe, wie auch annar und bapir. Beispiele: half tylft ,ein halbes Zwölft' und ,das halbe Zwölft'; mäp tylpt at fäperni ok halua [,ein halb'] at möperni. E»a skal han halvän läghärstad haua, ok haluän pen prester uip liki takär (VgL I). Halvän vägh skal huar perrä mälli toftä läggiä (VgL I). Ätt hans är half prälar ok frälsgivar (VgL I). — (PI.) Nu warpär sua, at halui [d. h. die Hälfte der Männer der Dorfgemeinschaft] uilia annat ok halui annat (ögL). — Halff wärldin (MB 1); halft liusit (Bur.) Halver annar (halfannar) = l x / 2 , halver pripi = 2 1 / a , halver fämti = 4Va usw. — GWB: halff högtijdhen ,die halbe Festzeit'; half ft titt hws ,dein halbes Haus'. all sokn; alt härape; (Akk.) alan tabu „ganz Täby" (U 164); mip ala skibin med alia skipan „mit der ganzen Schiffsmannschaft" (U 349); alia pa eghn; um pa laghsaghu; alt pät morpgialdit; al väruld (Bur); (Akk.) allän almoghän (KP); alt gruuufolk (KP). (PI.) allir bocläröir män; alia fiura hyrnu ,alle vier Ecken'; (Akk.) alia pessa epa; all folkfräls hion; all pön kläpe, hanum uaru bape skapap ok skurin; (Dat.) kuj> hialbi . . . alum krietnum; (Gen.) kup trutin hialbi ont alra kristina. Im Singularis wird aider in der Bedeutung von ,ganz, vollständig' (somit bei Substantiven, die nicht eine Vielheit oder Menge bezeichnen) mit der Zeit durch hei ersetzt: alt landit, alt Finland, später: heia landet, heia Finland, nschw. all konst, all kraft, allt folket (koll.) und: heia folket. GWB: all werlden skulle beskattas (1917: heia världen skulle skattskrivas); alt hwset ther the säto. „All skogen är full af doft" (Fröding). Ebenso z. B. i helom stykkiom oc halwm (KP) 3 . a mipian wägh; ginum mipian by; j midhiom wäghenom (Birg); ij midhiom wägh (Al); um mipian dagh; a midhia nat usw. Anstelle des Adjektivums miper tritt allmählich das Neutrum mitt, das adverbial verwendet wird: mitt p i vägen, mitt i natten und dgl., oder eine Zusammensetzung: midhdagher, midhapton (mundartl. merafton), mipsumar, mipfasta usw. bapiit bryj>r .beide Brüder'; (Akk.) staina bapa; kumbl bapi ,beide Steinhaufen'. pin buku bapir i baristam „sie wohnten 3 Vgl. lat. omnis und totus; letzteres trat im Altfrz. an Stelle des ersteren.

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beide in Barresta" (U 336); J>au truknajra ba}>i „sie ertranken beide" (U 455). Badir hat immer bestimmte Bedeutung ,die beiden'. annar .einer von zweien', ,der eine' und ,der andere' (alter), ,ein anderer' (alius); Annan vard daudr i Girkium (U 1087); annar tväggia; Jhh antra (U 518); hin annär koldär ,die Kinder aus zweiter Ehe' (VgL I); alle andre köpsta^a (KP). § 33. Der Superlativ wird sowohl attributiv wie prädikativ verwendet. Beispiele: han uae boanti bestr i kili Hann vaR boandi baztr i Kili (Sö 213); (Akk. PI.) ment kynasta mcennr kunnasta (Sö 56); (Gen. PI.) brujir uaRu J>aa bistra mana bredr vaRu pcBtR bceztra manna (Sö 338); (Apposition) lanmana bestr landmanna bceztr (Sö 338); slyiastr 1113119 slegiastr manna (U 1011); uas unt hifni bistr vas und Mfni bceztr (Sö 136); han uas buta bastr Hann vas bonda bceztr (U 16); is uas trakia batstr es vas drcengia bceztr (U 802); uaitu . . . snialastis i suij>iuj> VURU . . . sniallastiR i Svipiod (Aspa, gefunden 1937). Hin älsti koldär, hin yngsti koldär, pen yngsti koldär (VgL I); a pingi f>y fyrstä (VgL I); firi längstä fingär (VgL I); i efstu giftu ,in der letzten Ehe' (VgL I); aldrä J>äghnä wärstär (Vidh). § 34. Nur schwach flektieren Komparative, Präsens Partizipien, Ordinalzahlen (von pripi an) und das Pronomen samt. Das schwache Adjektivum steht gewöhnlich hinter einem Demonstrativum oder vorangestellten Artikel (pan pe pät). Beispiel: (Akk.) jrina fakra sten penna fagra stcein (U 219). Ohne Artikel wird die schwache Form des Adjektivs nur in den Fällen verwendet, die im § 26 erwähnt sind. § 35. Die Ordinalzahlen fangen mit 3 an (wie im Lateinischen: tertius, quartus usw.): aschw. J>riJ>i, fiärf)i, fämpti usw. En (isl. einn) bedeutet ,ein' oder ,der eine'; es kann auch .irgendein, ein gewisser' bedeuten. Annar kommt als Gegensatz zu en zur Verwendung: .der andere'. Es entspricht (außer lat. alter und alius) auch lat. secundus (eigtl. .folgender', zu sequor). Beispiele: Isl. Brceör vara Jjrfr. Het einn Slagfiör, annarr Egill, J>riöi V^lundr. Aschw. J)rir äru Jriuvär. En är J)än, är stial ok takär. Annär raj>är i händär Jjiufi. X>rif>i takar vij>r (VgL I). Danäholmber är skiptär i J>re löte. A en lot Vpsalä conongär. Annän a dana conongär. i>ridf)iä lot a Noregs conongär (VgL I).

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MaJ)er far sär af>alkono . . . Far aj>ra . . . Far hina J>riöiu (VgL I). Fyrsti sten a Suntrv asi, annär i Danäbäc, J)ridJ>i Kinnästen usw. (VgL I). E>a skal sarum lysa a t>ingi J)y fyrstä . . . ok a adru J>ingi, än a ftriöiä äptir mälä (VgL I). Iak . . . lysti firi fyrstä motsmanni ok nästa by ok J>riJ)iä £>ingi (VgL I). Vgl. auch auf dem Stein von Rök: sakumukmini J>at . . . J>at sakum anart . . . |>at sakum tualfta. Anstelle von en kann somit als Ordinalzahl fyrster, fyrste eigtl. ,der vorderste' treten; es ist der Superlativ von for, fyrir (vgl. lat. primus, Superlativ von altlat. pri ,vor', Komp. prior). Ebenso im Englischen first. Im Deutschen dagegen erst, ahd. erist, Superlativ von er (isl. dr) ,friih'. Beispiel: J>it uas fursta J>ie tusti kalt „dies war das Erste, dies, das Toste als Bezahlung entrichtete" (U 344). Literatur: C.-E. Thors, Substantivering av adjektiv i fsv. (SNF36—38, 1949).

PRONOMEN § 36. Die p e r s ö n l i c h e n P r o n o m i n a hann und hon sind bekanntlich eine nordische Neubildung; sie haben keine formale Entsprechung im Gotischen oder in den westgermanischen Sprachen. Bereits in vorliterarischer Zeit wurden sie in vollem Umfange verwendet. Sie konnten sämtliche Wörter Mit grammatischem männlichem und weiblichem Geschlecht vertreten (im Gegensatz zum heutigen Schwedisch), also auch Sachwörter und Wörter mit abstraktem Inhalt. Beispiele: Nu a egh bonde almänningx älla kirkiu uägh uända . . . utan Jjerra uilia, sum han skulu fara „die ihn [den Weg] fahren sollen" (ögL). Adamas är en sten sua harj>ar, han gitar ängen brutit (Bur). Min härra, £>in pina är sent tald, horo sar hon var ok manghfald (Bur). Oc visto Jje, fyr än strijpin byriadis, huru hon ändajns (Birg. Aut.). Im Neutrum Singular und im Plural werden die Pronomina hann und hon durch Formen des demonstrativen Pronomens pän ergänzt, also Sg. N. pät, PLpe(r),pa(v),pön. Es besteht ja auch im heutigen Schwedisch keine scharfe Grenze zwischen „persönlichem" und „demonstrativem" Pronomen. So war es offenbar auch in vorliterarischer Zeit. Im ganzen darf man wohl sagen, daß ein persönliches Pronomen schwachtonig ist und anaphorische Funktion hat (d. h. es weist auf etwas schon Erwähntes hin), während ein demonstratives stärker betont ist und in der Regel deiktische Funktion hat (d. h. es weist auf jemanden oder etwas hin, der oder das aus der Situation hervorgeht). Auch wenn in altschwedischer Zeit unverkennbar ein Unterschied im Gebrauch von einerseits hann, hon und andrerseits pän aufrecht erhalten wird, können das Neutrum pät und der Plural pe teils völlig schwachtonig — anaphorisch, teils mehr oder weniger betont — demonstrativ sein, d. h. sie gehören zwei verschiedenen Flexionsmustern an, nämlich dem des persönlichen Pronomens hann, hon, pät, PI. pe und dem des demonstrativen pän, pe, pät, PI. pe. Wegen ihrer Schwachtonigkeit konnten sich hann, hon, pät (besonders als Objekt) enklitisch an ein vorangehendes Wort an-

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schließen, gewöhnlich an das Verb. Beispiele: £>a bindran han „da bindet er ihn" (ögL). Hin bij>in i frij>, sum iorjjenä a „der den Boden besitzt, soll ihn in Frieden bitten" (UL). Mö waren (,war sie') än, tha sol gik op, oc nw är hon min hustrv (Di). Siehe ferner „Schwedische Sprachgeschichte" 1, § 142, 195.2. Ein persönliches Pronomen, das Subjekt ist, kann ausgelassen werden, wenn ohnedies aus dem Zusammenhang deutlich hervorgeht, wer gemeint ist. Beispiel: Annar konongär war Ämundär colbrännä, oc hat J>y colbrännä, at war riwar i räfstum sinum at brännä hus mannä (Vidh). § 37. Die Bedeutungsdifferenzierung von kann (hon) und pän, wie sie in altschwedischen literarischen Texten begegnet, scheint sich indessen erst nachträglich ausgebildet und gefestigt zu haben. Die Runeninschriften bieten ein reiches Material zur Erhellung der Verwendung und Bedeutung der Pronomina. Kann ist zwar als anaphorisches Pronomen in einem neuen Hauptsatz weitaus am häufigsten: . . . Jjir litu risa stin Juna ifÜR tuka fajiur sin on fürs uti krikum „Er kam in Griechenland ums Leben" (U 201). . . . ifÜR kisbiarn fajrar sin sun uitkars i su[al]unisi on trabu nurminr ο kniri asbiarnaR „Ihn töteten Norweger auf dem Schiff von Äsbjöm" (U 258). i[n]kirun harJ>[a]R totüi lit rist[a] runiR at eik sialfa h n uil austr fara auk ut d l iutsala „Sie will ostwärts fahren und hinaus nach Jerusalem" (U 605). Aber SU(R) findet sich in ähnlichen Zusammenhängen: stikuR karJ>i kubl |>au aft auint sunu sin sa fial austr „Er fiel im Osten" (ög 8). hakun karju bru Jjasi ian su skal haita kunas bru ia[n] saR uaR su[n] hakunaR „und sie soll Gunnars Brücke heißen, und er war Sohn von Häkon" (ög 162). alrikR raisti stain sun sirif>aR at sin fafjur sbiut saR uisitarla u m uanit haff>i „Er war westwärts gewesen" (Sö 106). . . . at byrstain brujjur sin saR uaR austr mi|> ikuari „Er war ostwärts mit Ingvar" (Sö 320). . . . at bru}>ur sin usnikin saR furs austarla maj> iiknuari „Er kam im Osten mit Ingvar ums Leben" (Sö 3 3 5 ) . . . . iftiR fulkbiarn sun sin saR ita}>is uk mij> k r k u m „Er starb draußen (?) unter den Griechen" (U 358). kitilfastr risti stin J>ina iftiR askut fajjur sin saR uas uistr u k ustr „Er war westwärts und ostwärts" (U 504). . . . J>ir bryj>r aliR litu risa stin J>ina iftiR suin bru|mr sin saR uar}> tuj>r a iutlati on skulti fara til iklan)>s „Er bheb tot auf Jutland. Er sollte nach England fahren" (U 539). . . . eftir asur bunta sin sun hakunaR iarls saR

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uaa uikika uaur|>r „Er wax Landwehrer gegen die Wikinger" (U 617). . . . aftit sunu sina sa hit aki sims uti furs „Der hieß Äke, der im Ausland zugrunde ging" (U 1016). Die Form sa oder saR ist in diesen Beispielen ungefähr gleichbedeutend wie kann: sie hat kaum einen stärkeren deiktischen Sinn als der Plural pceiR in ähnlichen Fällen. Dagegen sind in den Landrechten Beispiele für die entsprechende Verwendung von pän selten: Nu sitär giärningisman i sokn £>än äncti sar; han a prästi at paschum . . . Nu sitär hussätisman i sokn pän hus leght hawär ok ängä saj) ällr fä hawär; J)än a prästi at paschum . . . (UL; pän im letzteren Satz ist vermutlich stärker betont als han im vorhergehenden). Ok ä hwar barnä goz hawär handä mällum, hwat f>ät är faj)ir ällr moJ)er ällr frändr, J>än a hwart ar rättä räkning äff J)y goz giörä (UL). Swer man ef> oc giwer sipan peninga fore sama mal, hawi J)en sialwer ej> sin ruwit (SdmL; pen sialwer ist hier selbstverständlich stark betont). Kan inteckiuman nocrum sac wilia giwa, at han hawer ei fult giort, wäri t>en sic me9 styremanni sinum (SdmL). Noch in der GWB gibt es Beispiele für eine gleichartige Verwendung von then: Äter sende hau til them en annan tienare. Then kastadhe the hoffuudhet sönder medh steen . . . Äter sende han en annan. Then drapo the . . . Sä hadhe han än nu en son then han käär hadhe. Honom sende han ock til them pä thet sijdsta . . . Men wijngardzmännenar sadhe emellan sigh, Thenne är arffuingen (Mark. 12). Thet war en rijker man som hadhe en Gärdzfogda, then wardt berychtat för honom, at han förfoor hans äghodelar (Luk. 16). Then ist hier wohl anaphorisch (gleichwertig mit han, honom), jedoch stark betont; thenne hingegen ist deiktisch. — Wenn in spätaltschwedischen Texten einmal then steht, wo man han (hon) erwarten würde, beruht dies sicherlich auf fremdem (deutschem) Einfluß. Über pän und (seltener) han als determinatives Pronomen vor einem Relativsatz, s. § 159—161, über pät als Determinativum vor einem att-Satz, s. § 169. § 38. Interessanter als dieses Schwanken im Gebrauch von kann und saR als anaphorisches Pronomen, das wir für die runenschwedische Zeit feststellen können, ist vom historischen Gesichtspunkt aus, daß wir in Runeninschriften auch unzweideutige Spuren des älteren Pronomens es (eR) antreffen, das einen Hauptsatz einleitet und daher gleichwertig ist mit dem gewöhnlicheren

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kann1. Dieses es ist ursprünglich anaphorisches Pronomen und entspricht got. is ,er', dt. er; es ist also die Form für den Sg. M. in Subjektstellung. In dieser Verwendung, die in der Sprechsprache, besonders in der Erzählung, eine der gewöhnlichsten gewesen sein dürfte, kommt es noch auf den Runensteinen des 11. Jahrhunderts vor. Fünf Söhne ließen zwei stattliche Runensteine zur Erinnerung an ihren Vater Gunnlev errichten, den einen (U 644) bei der Brücke von Ekilla, im Kirchspiel Yttergran, den anderen (U 654) etwa 2 km davon entfernt am Varpsund, im Kirchspiel von övergran. Der Gedenkspruch ist auf beiden der gleiche. Darauf folgt auf dem ersten Stein: han fil austr mij) ikuari Hann feil austr med Ingvari „Er fiel im Osten mit Ingvar", auf dem zweiten: is uasaustr mijj ikuari tribin Es vas austr med Ingvari drepinn „Er wurde im Osten mit Ingvar erschlagen", is auf dem Stein am Varpsund entspricht direkt dem han vom Stein bei der Brücke von Ekilla. Dazu kommt noch, daß is uas austr . . . am Anfang eines neuen Schlangenornaments der Ritzung steht; es hat also im Verhältnis zum Vorausgehenden einen ausgesprochen selbständigen Platz erhalten. Auf dem Stein am Varpsund findet sich außerdem noch ein Zusatz, und zwar in einem völlig freistehendem Schlangenornament weiter unten auf dem Stein: is kuni ual knari stura Es kunni val kneerri styra „Er konnte das Schiff gut steuern". Es ist undenkbar, daß diese beiden Sätze, die mit is eingeleitet sind, grammatisch untergeordnete Sätze sein könnten; sie müssen als selbständige Hauptsätze betrachtet werden, is ist m. a. W. ein anaphorisches Pronomen ,er' und nicht ein relatives Pronomen .welcher'. Auch in einigen anderen Fällen ist es am natürlichsten, solche Mitteilungen über den Toten, die mit is eingeleitet sind, als selbständige Sätze zu betrachten2. Andererseits ist es ganz klar, daß es (eR) bereits in runenschwedischer Zeit als Relativpronomen verwendet wurde und daß sich somit das hypotaktische Satzgefüge damals schon entwickelte. Auf 1

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Inwiefern das is der Inschriften als is oder es ausgesprochen wurde, ist nicht leicht zu entscheiden. Hauptsächlich aus praktischen Erwägungen wird hier die Bezeichnung es verwendet; vgl. die Nebenform runenschw. eR (iaR), aschw. är und isl. es, er. Als Beispiele mögen besonders erwähnt werden U439, 661, 802, DR 192 (Flemlöse). — Vgl. Ad. Noreen, Aschw. Grammatik §510, A. 6; O. v. Friesen, Rökstenen (1920), S. 62.

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den Inschriften gibt es gleichfalls unzweideutige Beispiele dafür (s. § 161). In manchen Fällen ist es unmöglich zu entscheiden, welche Deutung die richtige ist. Man befindet sich zweifellos in einem Übergangsstadium. Und es ist daher keineswegs erstaunlich, daß die verschiedenen Stufen der Entwicklung gleichzeitig in den Quellen vorkommen. Dergleichen ist im Gegenteil sehr gewöhnlich, wenn es sich um syntaktische Erscheinungen handelt. In literarischer Zeit gibt es, ebensowenig wie im Isländischen, irgendwelche Spuren des parataktischen Konstruktionstypus mit es (en). § 39. Es besteht auch noch ein anderer Unterschied als der Grad der Starktonigkeit zwischen kann (hon) und pän. Ersteres kann lediglich alleinstehend (substantivisch) gebraucht werden, dieses sowohl alleinstehend wie attributiv (adjektivisch). Auch attributiv kann es mehr oder weniger betont sein. Beispiele: (Wenn jemand einen andern eines gewissen Diebstahls anklagt) £a är sa bonde bundin vij> vitu (VgL I). (Wenn jemand nach und nach alles, was er in einem Dorf besitzt, verkauft, sogar seine letzten Rechte) ]pa war J)än karl alsäla „dann war der Mann ganz ausverkauft" (DL). Köpir man häst vm liwsan dagh wppinbarlika . . . combir rättir äghande oc klanda J)an häst (DL). E>ät han hawir laghbujnt J)a iorf) (DL). Eig wlti iak J>iufnäJ)i J>em (VgL I). Gripär sar var fran mär stolen (VgL I). ]>er skulu letä i J)em hvsum (VgL I). Än Sweriki for e wäl, mäöän J>er fränlingär rädhu (Vidh). Han war marghä wäghä wäl fallin til J)äs walz (Vidh). In derartigen Fällen hat pän, pät ungefähr die Bedeutung ,dieser, ein solcher'. Schwachtonig kommt es besonders in der Stellung vor einer Verbindung von Adjektiv und Substantiv (oder vor einem substantivierten Adjektiv) mit bestimmter Bedeutung vor, und hier erhält es die Funktion des Artikels (pän gopi man), s. § 25. Vor einem alleinstehenden Substantiv war es der übermächtigen Konkurrenz eines anderen ursprünglich demonstrativen Pronomens ausgesetzt, nämlich der von inn (pät bam und barnit, pe bröper und bröprine). In der Rechtssprache läßt sich eine gewisse Neigung verspüren, pän, pät als vorangestellten Artikel zu gebrauchen, aber diese Entwicklung wurde auf einer frühen Stufe schon unterbrochen (s. § 20). § 40. Was in den nordischen Sprachen während der vorliterarischen Zeit auf dem Gebiet der Pronomina geschehen ist, ist im

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ganzen gesehen, daß stärker betonte Wörter schwächer betonte ersetzt haben. Das gemeingermanische is, si, it(ö) (vgl. lat. is, id, got. is, si, ita, dt. er, sie, es) ist verschwunden und wurde durch die ursprünglich demonstrativen (und daher stärker betonten) kann, hon, pät, PI. pe ersetzt. Sicher steht diese Entwicklung im Zusammenhang mit der Entstehung des bestimmten Artikels, die ja natürlich eine parallele Erscheinung ist. Ein demonstratives inn, in, it, das normalerweise nach seinem Bezugswort stand, schmolz enklitisch damit zusammen und erhielt dabei eine bloß schwach hinweisende Bedeutung. § 41. Hier muß noch auf eine weitere Erscheinung auf dem Gebiet der Pronomina hingewesen werden. Demonstratives pän (isl. sä, sü, pat) besaß in urnordischer Zeit eine stärkere Deixis und konnte in der Bedeutung ,dieser' gebraucht werden. Beispiele: dagaa )>aH runo faihido „Dag malte diese Runen" (Einang). sau J>at bAtuts „derjenige, der dies bricht" (Björketorp). aft uamu|> stantarunaR )>aR (Rök). stikuR kar)>i kubl J)au „Stygg machte dieses Denkmal" (ög 8). hailki raisti stain J>an „Helge errichtete diesen Stein" (NlyR 228 Tu). Mit der Zeit, als pän hauptsächlich eine andere Aufgabe erhielt, trat an seine Stelle das hinweisende Pronomen pänni, pässi, pätta (isl. siti, petta), das durch die Beifügung einer verstärkenden Partikel -si oder -a an die verschiedenen Formen von pän gebildet ist: Nom. saR-si, N. pätt-a, Gen. päss-a, Akk. pänn-si oder pänn-a, PI. pätR-si usw. Auf Hunderten von Runensteinen gibt es Belege dafür, und das Pronomen steht normalerweise in den üblichen Gedenksprüchen: . . . raisti stain |>ansi . . . . . lit raisa etain J>ina . . . . . kiar|)i kuml Jjatsi . . . . . . . lit kira mirki J)itsa . . . usw. Es gibt auch viele andere Beispiele: stain sae si stanr at ybi (Sö 137). sirijjr kiarju b[ru] J>osi (Sö 101). fotr risti runaR ]>asi ( U 167). i r J>isi b i s |>aiRa u f j a l

„Dieses Dorf ist ihr Erbgut" (U 130). han ati ain by Jrina (U 331). aukfcinkstat»J>ina kar^i (U 212). aukaubti fcinsa bu „und kaufte dieses Dorf" (U 209). fulkin likr . . . i J>aimsi huki „verborgen liegt . . . in diesem Hügel" (öl 1). — aft ruulf statR stain sasi ( D R 192 Flemlöse). kasa sunir ristu stin J>insi ( N l y R

84 Vang). saRsi ist also im Runenschwedischen ein ausgesprochen deiktisches Pronomen; es weist auf etwas hin, das sich am Ort befindet und unmittelbar von dem, der die Inschrift liest, gesehen werden

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kann. Daher fand es natürlich gerade in der Inschriftensprache reiche Verwendung. Diese deiktische Funktion tritt auch im Altschwedischen stark hervor, besonders in der direkten Anführung. Beispiele: Byr J>änni havir varit fullbyr bäpi i he]?nu ok kristnu (VgL I). E>änni gripär uar fra mär stolen (VgL I). £>ässi ramarkar äru nij)är komnir mäj> aldra iorJ>attara uilia (ögL). Bok J)ässi skiptis i attä laghäbalkä (UL). i>änna paradis palm skalt J)u föra firi mino Mke (Bur). Thätta hwalff, som thu seer häre (Fl). I thänne graff är hon ey inne (Fl). Thänne vägh, thär ij här seer (HI). Aber daneben wird natürlich auch pänni verwendet, um auf etwas schon Erwähntes hinzuweisen. Beispiele: E»änne kolaren aghär hwarn syknän dagh giua atärtan matokorghä (KP). Allä J»ässe bötär taki J>än vp, som skaj)an takär (KP). i>änne klärkar fik i sinne banasot dighar räzl vm sina sial (Bur). Äpter thässe ordh han thaghar thagdhe (HI). Im Gegensatz zu pän steht pänni vorwiegend attributiv, wie aus den hier gegebenen Beispielen hervorgeht. Es wird im Runenschwedischen selten substantivisch gebraucht: }>aisi uaau uikulfs arfaR (U 676). Im Altschwedischen dagegen verhältnismäßig häufig. Beispiele: Nu J>är til at f>ättä se witirhkt, f>a latum wir J>ättä breff scriwä. SiJ>än Jjässir allir hafj>u giörlikä umweit (UL Conf). Hwar J)ättä forsymär, böte Jjre örä. Hwat J)ässe rätlikä gyora, f>ät skal stajrakt vara (KP). £>ättä äru vkväJ>insorf) kono (VgL I). Das Pronomen pänni kann durch das Adverb här verstärkt werden. Dies ist erst in spätaltschwedischen Texten belegt: Thetta här hände ey äff store beskelikheet vtan äff hiärtans wanmakt (Cod. D 4). Der Hauptton lag auf dem Adverb, und das schwachtonigere Pronomen wurde daher gekürzt: aschw. thätta här > nschw. det här. Ebenso det där. Noch außerdem verstärkte Formen sind schw. mundartl. denne härne (den hänna), den häminga, norw. denne hersens („denne hersens menneskenatur" Ibsen, Per Gynt). § 42. Ein persönliches Pronomen hann, hon, pät, PI. pe wird häufig pleonastisch unmittelbar vor dem Prädikatsverbum gebraucht, besonders um ein Subjekt zusammenzufassen, das aus verschiedenen Wörtern besteht oder mit Attributen versehen ist. Beispiele: kinluk hulmkis tutiR systia sukruJ>aR auk J>aiita kaus aun lit keara bru J>esi „Ginnlög, Holmgers Tochter,

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Schwester von Sygröd und Göt, sie ließ diese Brücke machen" (U 617). Besonders gewöhnlich ist dies im Plural (wenn auch nicht allgemein): k u n a r u k s a s u r JMR l i t u risa s t i n J>ina (U 258), k u r i j ) u k k u j j l u k J>aR l i t u risa s t i n |>ina ( U 328), h u l m s t a i n a u k u i k u j i r f > a u n l i t u r a i s a s t a i n (Sö 37). So auch zusammen mit einem Substantiv: f r y s t i n J j o r b i u r n f a s t i u i n i u t r ulfR k u n t i a r f r J)ain b r u j > r r a i s t u s t i n „diese Brüder errichteten den Stein" (U 510), s i b i a u k i u r u n a u k J j u r k u n a u k i n k i k i r j » J>au s u s t k y n [ l i t ] u r a i s a s t a i n | ) i n s a (Sö 288). k u | > f a s t r a u k h e l g u n a u k n e n i R J>aun m y f > k i n i l i t u r e i s a s t e i n ( ö l 26), [ b i u r n ] a u k J>au u t [ r l a ] u k m u j i k n i „Björn und Underlög, Mutter und Sohn" (Sö 280), r o s t e i n a u k e i l i f s a k i a u k h a k u n r e i s f m f>eiR s u e i n a n iftiR s i n f a j j u r ( S m 16), i a r u n t r u k iarl JJ[IR s ] u n i R i k i m a r [ s ] u k

ketilyaR „Jorund und Jarl, die Söhne von Ingemar und Kättilö" (U 307). Ein solcher zusammenfassender Ausdruck, der sich auf bereits erwähnte Personen bezieht, kann auch anaphorisch in einem folgenden Satz gebraucht werden: JjeiR b r y j > r r e i s t u k u b l t>i[s]a „die (vorher erwähnten) Brüder errichteten dieses Denkmal" (öl 27), t j e i r brj>r k a m u h n a a a t a r f i „die Brüder kamen nach ihr zum Erbe", d. h. .beerbten sie' (U 73), k u j > h i e l b i a n t JiaiRa f e j j r k a „Gott helfe der Seele des Vaters und des Sohnes" (Sö 347)3. Ein zusammenfassendes Pronomen kann zuweilen auch auf einer Inschrift an erster Stelle stehen, — vor den Namen, die damit gemeint sind: j > a u n k u l f i n k r a u k s t i n f r i j > r a u k s i k f a s t r l i t u r a i s a s t i n f ) i n o (U 419). Vgl. £är bliuu £>e Yuar ok Haraldär dödhe (SD 6, S. 487, 1354). Wie im Isländischen kann in dergleichen Fällen eine gekürzte Ausdrucksweise verwendet werden, und zwar so, daß nur eine der Personen genannt wird, während die andern stillschweigend als bekannt vorausgesetzt werden. Beispiel: t a n a u k h u s k a r l a u k s u a i n a u k h u l m f r i | > r £>aun m i j > k i n l i t u r i t a s t i n J>ino a f t i R h a l f t a n f a j > u r J>aiRa t a n s „Mutter und Söhne,

sie ließen diesen Stein errichten zum Gedenken an Halvdan, Vater von Dan und den andern" (U 240). Hier geht aus dem Zusammenhang deutlich hervor, wer mit dem Ausdruck }>aiRa t a n s gemeint ist; es sind die Brüder Dan und Huskarl und Sven. Das ist dagegen 3

In diesem Zusammenhang sind auch die bereits in den Runeninschriften belegten Ausdrücke patR allin (faj>ur JtaiRa altra L 1671, Säve 84), pais andriR (JjiR antriR U 518), peeiR bredr alltR (U 539, 608), pceiR priR breür (U 367) zu erwähnen. — Uber pleonastisches Pronomen, s. ferner § 138.

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nicht der Fall bei jjaie tan in folgender Inschrift: Jjaie tan uaHU sunis kulsu[ai]ns „Dan und seine Brüder waren Kolsvens Söhne" (U 177); die Inschrift ist fragmentarisch, und Dan kann möglicherweise auf einem verlorenen Teil erwähnt sein, aber nicht seine Brüder, auch Kolsven nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Ausdruck Jjaiaa kaue auf der oben erwähnten Inschrift U 617; mit syst» sukru|>aR auk f>aiita kaue kann jedoch vielleicht gemeint sein, daß die Brüder von Ginnlög Sygröd und Göt waren, diese beiden und keine andern. ]>au kitilmuntr (U 356) bedeutet „Kättilmund und seine Frau" und J>au ikiJ>ora (U 102) „Ingetora und ihr Mann". Eine andere gekürzte Ausdrucksweise kommt auf einigen Runeninschriften vor: suen auk f>en bryjjr ristu stein ifta faJ>UR sin (ög 161). Die Namen aller Brüder bekamen auf dem Stein nicht Platz, und darum muß Sven für sie alle stehen; also: ,Sven und die Brüder' = ,Sven und seine Brüder'. Ähnlich auch U 758, 855, 1033, 1172. Andererseits kann ein kann unmittelbar vor einen Namen gesetzt werden, um einen gewissen Mann von mehreren vorher erwähnten zu unterscheiden. Beispiel: J>urfiriJ> risti efÜR askut auk kauta sunu sina stin J>asi han kuti etajus i ikuars hilfhiki „Er, Göte, kam in der Heerschar Ingvars ums Leben" (ög 155). Vgl. isl. kann Gleipnir (Edda, ed. G. Neckel, S. 316). § 43. han (hon) kann im Altschwedischen zuweilen verwendet werden, ohne daß es sich auf eine bestimmte Person bezieht, also wie ein indefinites Pronomen. Beispiel: Sua gaar annars men hanom när, som han är hanom liuuar ok kär (Bur). Besonders im Spätaltschwedischen und im Frühneuschwedischen ist es üblich, daß han sich auf ein indefinites man oder en ,jemand, man' in einem vorhergehenden Satz bezieht. § 44. Das Neutrum pät des Demonstrativpronomens hatte schon in den altnordischen Sprachen eine Reihe von Aufgaben, die über seine primäre Funktion als anaphorisches oder deiktisches Pronomen hinausreichten. 1. ,Es' bzw. ,das' leitet eine Erklärung oder eine Zusammenfassung ein und weist somit auf etwas Vorausgehendes zurück. Diese Verwendung ist also ausgesprochen anaphorisch, und das Pronomen pät ist stark betont. Beispiele: Dräpär maj)er man i kirkiu,

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f)ät är nijüngsvärk (VgL I). Aus dem ögL: E>a skal hänne gäras lagha omynd. I>ät skulu uara niu öra. — Nu gär bonde köp uij> kunu sina. i>ät kalla uäggiaköp uara. — Gull ok siluär ok iorj) ok annöjiugh hion, diurs horn, J)ät kallas gärsima. — Nschw. Vi säg en man komma emot oss; det var min bror. Jag trodde att han var rik, men det var han icke. Nschw. det ,es' kann sich auf Ausdrücke verschiedener Art beziehen (Substantive, Infinitive, Sätze). Beispiele: Kan du komma i morgon ? Ja, det kan jag. Det gläder mig. — Vill du följa mig ett stycke ? Ja, det vill jag. — Är vi snart framme ? Ja, det är vi. — Har din bror redan gatt ? Ja, det har han. — Skall han komma i dag ? Ja, det skall han. — Yarför reser du ? Det är fragan. 2. Det ,es' steht d e t e r m i n a t i v und vertritt einen folgenden Infinitiv oder einen Nebensatz. Beispiele: Det är roligt att resa. Det var svart att komma tili rätta med honom. Det passar inte att tala sä. Det var bra, att du kom. Det var mitt fei, att vi kom för sent. Det var väl, att du vill hjälpa oss. Det är ovisst, om han kommer. Det förljudes, att en kommuniki är att vänta. — Vgl. Att elda med ved är dyrt. — Det är dyrt att elda med ved. Wenn der Infinitiv ausgelassen wird (Ellipse), heißt es: Ved är dyrt oder: Det är dyrt med ved. Det är träkigt (an einer Vorstellung zu sein) med länga pauser. Oder: Länga pauser är träkigt. Det är gott med sill. Sill är gott (also scheinbar ohne Kongruenz des prädikativen Adjektivs mit dem Subjekt)3". Wenn das Subjekt aus einem Infinitivausdruck oder einem Gliedsatz besteht, der hinter dem Prädikat steht, so wird schon im Altschwedischen gewöhnlich ein pät vor dieses gesetzt, das auf das Subjekt hinweist. Beispiele: I>ät är ni]?ingsvärk at bärä sc(io)ld ivir £>angbreccu (VgL I). t>ät är rät J)än at taka, sum baj)um sämbär a (UL). Aus dem ÖgL: I>ät är prästins skuld a kirkiubole boa. Nu är J)ät klokkarans skuld bära bok ok stol i sokn. E>a är J>ät bondans skuld, som han dör at, präste buj) fa. Nu är J>ät bonda skyld um sunnudagh til kirkiu koma. E>a är J>ät bondans uitzorj) uita han lutskiptan fran sik. Wenn der Satz mit einem Adverb (pa od. dgl.) oder einem andern starktonigen Wort beginnt, kann das demonstrative pät fehlen: i>a är got, at (andere Hs: än) allum sämbär a (ÖgL). Ebenso: Langt är til kirkiu fara (DL). Besonders häufig ist ein einleitendes thet in Sprichwörtern und ähnlichen Redewendungen. MO enthält eine reiche Sammlung von M

Vgl. Gun Widmark in der Zeitschrift „Spräkvärd" 1966, Nr. 2. Wessin, Schwedisch III

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Beispielen; einige seien hier erwähnt: Thät är ängin skam väia them, thär bätir kan. Thät är gamal sidh, barn gör barns gärninga. Zahlreiche Sprichwörter haben folgende Form: Thät är got a hawa trudhit sina barnasko. Thät är ont at wänia the swiin ν aker, som i äro. Thät är ilt at drunkna a thört lande. Thät är siälsynt at se hwitan rampn. Thät är seent at taka hunda, sidhan hiortin är lupin gynom by. Aber fast ebenso oft fehlt thet, und der Satz beginnt mit dem Prädikativ (got, ont usf.). Beispiele: Got är wara äff godho thugin. Ont är äta kirsebär mädh härra barnom. Ilt är at hawa mang barn ok litin mat. Dies ist regelmäßig in den vielen Sprichwörtern der Fall, die mit Bätra är . . . beginnen und einen Vergleich enthalten: Bätra är stämma bäk än aa. Bätra är fly än illa fäktas. Bätra är see widh annars skadha än widh sin eghin. Vgl. isl. Betra er liföom [an s6 o]liföom (Häv). Betra er öbeöit an se ofblötit (Häv). Anorw. Betra hafa en än vera (Landrecht; Stjörn). Betra es leifa föstra gödan pan son Ulan (Runeninschrift von Kirk Michael). Nschw. Bättre (är) brödlös än rädlös. Bättre sent än aldrig. Bättre en fägel i handen än tio i skogen. Es kann auch ein anderes Wort als das Prädikativ emphatisch an den Anfang des Satzes gestellt werden: Barne är ödgiort grata „Für ein Kind ist es leicht zu weinen". — Auch mit andern Prädikatsverben als är: Thät dughir ey at dragha thän til disk, som burin är til wisk. Thät dughir ey at sighla i ogiort wädhir. Thät synis wäl a kin, hwar kasi masar. Thät är synt aa hwsune, hwar beenit är sundir. Thät skadha rakkan, thät han leekir mädh hundum. Thät staar ey til hunda, thät hors dö. — Aus andern Texten: Konungen sagdhe: „Thet är mik last, at i wilin eigh wara här julin al" (EK). Thet är icke gott, at menniskian är allena (GWB). Bätre wore honom at en quernsteen hengdes widh hans hals (GWB). Thet skall ingen erligh man . . . medh nägen skääll biwisa, at jagh är en fange (P. Swart). Thet hade warit bäter, att Paulus hade warit brender, än hau skulle bliffua äff hwar man kender (ib.). Däth roopade jungfru Anna: „Du stille din fästemanne" (Liederbuch in 4* der Kgl. Bibl.). — Sa hende thet sigh, at then fattighe bleff dödh. Och thet hende sigh, at han kom . . . Jedoch auch ohne det: Sä hende sigh, at när han kom in moot Jericho, satt en blinder widh wäghen och tiggde. Och hende sigh, widh the gingo, wordo the rene (GWB). Och skeedde, at tä han them welsignat hadhe, slrildes han jfrä them (GWB). — Thedh giörs icke behoff tigh ähra (Messenius). — Här vtaff kom, a t t . . . (P. Swart).

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Die determinative Funktion von det, ja, sogar auch seine bestimmte Bedeutung, sind stark geschwächt. Det ist zum reinen Formwort herabgesunken. Im Neuschwedischen steht stets det, außer in einigen Fällen, wo der Satz mit einem Adverb eingeleitet wird: Härav framgär, att . . . Därav följer, att . . . Härvid är att märka, att . . . u. dgl. 3. Ein det kann natürlich auch einen Nebensatz vertreten, der das Objekt zum Prädikat des Hauptsatzes bildet. Die Konjunktion dt. daß, engl, that, schw. att entstand dadurch, daß das determinative „das" vom Hauptsatz an den Anfang des Nebensatzes hinüberwanderte: ich glaube das, er kommt > ich glaube, daß er kommt. S. Näheres darüber im § 169. 4. Wenn das Prädikat vor dem Subjekt steht, wird außer dem eigentlichen Subjekt noch ein „unechtes Subjekt" det als satzeinleitendes Wort gesetzt. Beispiele: Det har kommit ett brev. Det har icke kommit regn pä flera veckor. Det kommer ingen post idag. Det sprang en hund pä. vägen. Det ligger ett nystan pä golvet. Det gär ett tag kl. 1. Det utbröt ett häftigt oväder. Det bläser en kall vind i dag. Det gar mycket folk här förbi. Det gick ett rykte. Det var natt i garden. Det fattas tre kronor. Det ligger fyra fartyg i hamnen. Det framställdes ett förslag. Det hordes en vissling. „Det gar en frestare igenom lifvet" (Tegner). „Det 1er bortom hafven mot fogeln en strand" (Stagneüus). „Det var ein tid, det bodde uti norden en storsint ätt" (Geijer). „Pa blomsterbeströdda gator vimlar af frie män; det äker en triumfator pä Via Sacra igen" (Snoilsky). „Det vandrar vägor i Sudersjö, det ständar palmer pä Sikelö . . . Det gär en hviskning i folkets led" (Fröding). „Det dagas väl bättre tider . . . Det drager i skogen en ryttare fram" (Fröding). „Det vimlar bätar där och angare" (Fröding). „Det spökar prat i mitt vänstra öra" (Fröding). „Det stär aftonglans över fjällen" (Heidenstam). „Det visslar en bondtrygg stare, det skymtar en räv över mon, det hoppar en jagad hare — jag trampar en mask med skon (D. Andersson 1915). „Det smäller korkar och det dansas livligt" (Hj. Gullberg). Wie aus obigen Beispielen hervorgeht, wird det als „unechtes Subjekt" namentlich dann gesetzt, wenn ein neues Subjekt eingeführt wird, wenn also das eigentliche Subjekt ein Substantiv im Singular mit unbestimmtem Artikel oder ein unbestimmter Plural {en fägel od. fäglar) ist. Die Wortstellung ist das Primäre, die det-

Konstruktion ist eine Folge der Inversion. Im Neuschwedischen 5·

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Der einfache Satz und seine Glieder

kann in einem Aussagesatz mit „ungerader" Wortstellung das Prädikatsverbum niemals am Anfang stehen. Die erste Stelle nimmt dann det ein. Man nennt dies die präludierende Konstruktion (schwed. „presenterings konstruktionen"). Vgl. darüber vor allem I. Wallin, Om det grammatiska subjektet (1936). Das Prädikat richtet sich im Schwedischen nach diesem präludierenden det, nicht nach dem nachfolgenden eigentlichen oder echten Subjekt wie dies im Deutschen der Fall ist: es steht daher stets im Singular4. Auf die sog. Subjektsfrage antwortet jedoch das echte Subjekt (in den Beispielen oben ett brev, regit, en hund usw.). Det ist hier reines Formwort, genau wie in subjektslosen Sätzen (det regnar usw.). In einem Gespräch oder einer Erzählung und überhaupt in mündlicher Darstellung ist die präludierende Konstruktion zweckmäßig und natürlich, wie Gustaf Cederschiöld hervorgehoben hat (Om svenskan som skriftspräk, 2. Aufl. 1902, S. 259): „Das Wort, das besonders hervorgehoben werden soll, darf nämlich nicht zu allererst stehen, falls es leicht und sicher soll aufgefaßt werden können, sondern es muß bis zu einem gewissen Grade durch den Zusammenhang vorbereitet und unterstützt werden . . . Dadurch, daß man von der psychologisch richtigen Ausdrucksform abweicht, wird die Schriftsprache leicht etwas steif und gekünstelt." Vgl. Det satt en figel i trädet — en fägel satt i trädet. Det hordes en vissling — en vissling hördes. Der Typus mit det ist umgangssprachlicher und volkstümlicher, der andere rein schriftsprachlich. Fängt man den Satz mit dem wirklichen Subjekt an, verschwindet das „unechte Subjekt" gewöhnlich; jedenfalls ist es nicht notwendig. Auch bei „ungerader" Wortstellung kann det wegbleiben: Har ett brev kommit ? oder: Har det kommit ett brev? Darin unterscheidet sich der hier beschriebene Satztypus von den subjektslosen Sätzen (§ 121): Regnar det ? Knackade det pä dörren ? — Det var mänga här. Var det mänga ? Hur manga var det ? Es gibt manche Grenzfälle, wo eine det-lose Konstruktion undenkbar ist. Beispiele: Det tog eld i klädema. Det gick häl pä. flera Ställen. „Ta eld" und „gä hal" sind nunmehr einheitliche Ausdrücke, die nicht frei umgestellt werden können, und det ist daher von der gleichen Art wie das det in den subjektslosen Sätzen. Vgl. 4

Dies kann in einem gewissen Grad zur Verbreitung der Konstruktion beigetragen h a b e n : lieber I trädet satt det Ho f&glar als I trädet sutto tio fäglar.

Pronomen

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Det brann ett ljus i rammet ( = Ett ljus brann i rammet) und: det brann ljus därinne; (det) brann ljus ist der einheitlichere Ausdruck, was sich auch in der Betonung äußert. „Det brann eld i spiseln inne i stugan" (Strindberg). Ähnlich: „Nu gär det böljor öfver sjö" (V. Rydberg). Semantisch von ganz anderer Art sind Sätze wie: „Det var en tjusande idyll" (G. Hellström). „En tjusande idyll ist hier Gleichsetzungsnominativ (Prädikativ), nicht Subjekt, und det ist echtes Subjekt, nicht „unechtes", obwohl es schwachtonig ist und sich auf nichts Bestimmtes bezieht. — Det är en vän, som jag kan lita pa: mit demonstrativem (und mehr oder weniger betontem) det. Det tog flera minuter. Die Entstehung des „unechten Subjekts" det fällt in verhältnismäßig späte Zeit. Sie geschah hauptsächlich auf analogischem Wege und setzt voraus, daß ein bedeutungsarmes, formales det bereits in einer Reihe einigermaßen ähnlicher Fälle vorhanden war. In der isländischen Prosa ist bekanntlich die „ungerade" Wortstellung ziemlich häufig, auch in rein erzählenden Sätzen. Im Altschwedischen kommt sie ebenfalls vor, wenn es auch verhältnismäßig wenig Belege dafür gibt, was hauptsächlich auf dem Charakter der Texte beruht. Beispiele: Liggär lik a wighwalü „es liegt eine Leiche am Mordort" (UL). War en πφβ, Ioachim at nampne (Bur). Im Spätaltschwedischen ist die ^-Konstruktion allgemein durchgeführt. Beispiele: Thet war en man, ther hafdhe et ilt sar (KS). Thet war een hälaghir martir, het Ignacius (ST). Thet war en dag, konungen oc Seueke sato oc taladis wid (Di). Thet wardt en stor stridh ij himmelen (GWB). Thet plegar komma sorgh effter fäfenge gläde (P. Swart). Um die Inversion zu ermöglichen, steht ein „unechtes Subjekt" det auch in Fällen wie den folgenden: E>ät äru £e osijri flyandi (KS). Thet ma engin dräpa til arffs (EK). Thet hengia än summe, för än thet skeer (EK). Thet slipper stundom enom itt ord fram (GWB). Thet kom icke min tijdh än (P. Swart). Det künde hvarken hök eller hund honom tili härbärge fölia (Volkslied). . . . ett sädant äskiedundrande, att thet mätte huar man rädas (Diar. Gyll.). Det är intet alia Bonder lika, skun I tro (Mod6e, Dirhusetl 6 . Beginnt der Satz mit einem Adverb des Ortes oder der Zeit, ist det überflüssig. Beispiel: Här ligger een kälda skampt ijfra ,es gibt 5

Weitere Beispiele, s. R. Ljunggren, Om den opersonliga konstruktionen (1926), S. 350f.

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eine Quelle nicht weit von hier' (HI). Im heutigen Schwedisch kann det ausgelassen werden, wenn der Satz mit här beginnt (jedoch kaum nach andern Adverbialen). Beispiele: Det är kallt här — Här är (det) kallt. Det berättas här om en trollkarl — Här berättas (det) om en trollkarl. „Här är det ödsligt och stilla" (Fröding). Dagegen: Det är vackert nu ute pä landet—Nu är det vackert ute pä landet. Ute pä landet är det vackert nu. Här är (det) vackert nu. Det snöar ute — Ute snöar det. „Nu är det höst" (Tegner). An Stelle von pät kann zuweilen das Ortsadverb pär in stark verblaßter Bedeutung stehen. Beispiele: E>är äru J>ry öl, är iammykit skal böta J)räl sum £>iägn (VgL I; VgL II hat statt dessen: I>ön äru J>ry öll . . .). I>är är sant, iäk födde barn (DL). Hani oc twa hönur, J)är är bondans waghli (DL). Sidhan ther qwäldadhis (MB 1). Ther (andere Hs: Thet) war ey lankt mellon thet han swor ok han wt äff rikit foor (EK). Wenn der Satz ein Adverbial des Ortes enthält, nimmt die Neigung, ein schwachtoniges, einleitendes där zu verwenden, zu. Beispiele: Ther ligger en riddare fangin j tornet (Namnlös o. Valentin). „Där växte uti Hildings gärd tvä plantor" (Tegner)®. — Es ist diese Konstruktion, mit dem „Subjektsanzeiger" der, die im Dänischen (wie auch im Englischen) zur Regel geworden ist. Sie ist auch in der südschwedischen Umgangssprache üblich, und die neuschwedische Schriftsprache kennt sie gleichfalls. „Där lag ett skimmer öfver Gustafs dagar" (Tegner). „Efterhand faller där ro över honom" (H. Larsson). Das formale där bedeutet einen allgemeinen Hinweis auf die Situation. Darum ist es ziemlich gleichwertig mit dem „unechten Subjekt" det .„Där gingo tre jäntor i solen pä vägen vid Lindane Le", jedoch (im gleichen Gedicht): „Det stod tre studenter vid grinden" (Fröding). Hier war es der Versrhythmus, der bestimmend war — zunächst für die Wahl der Verbform: (Där) gingo, aber (Det) stod. Damit folgte dann der Wechsel zwischen Där und Det. Det war im ersteren Fall nicht möglich, da es als „unechtes Subjekt" keine Verbform im Plural nach sich haben kann. (Dagegen ζ. B. Det gick tre smä jäntor . . .). Ebenso: „Där sutto tvä gummor och kardade ull" (Heidenstam). Vgl. Det gick mänga människor förbi — Där gingo (od. gick) mänga människor förbi. „Ungerade" Wortstellung (oder im Neuschw. präludierende Konstruktion) ist keineswegs notwendig, wenn das Subjekt un6

Weitere Beisoiele s. Söderwalls Wörterbuch 2, S. 774, SAOB: D 2523.

Pronomen

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bestimmte Form hat, auch wenn es das Übliche ist. Beispiele: Orm är opta vndir blomstrande buska „es befindet sich oft eine Schlange . . ." (MO). Isl. Maör er ί sk6ginum „es ist ein Mann im Wald" (Gisla-Saga). 5. Ein ziemlich unbestimmter Hinweis — auf die Situation im allgemeinen — ist pät in folgenden Beispielen aus dem ögL: Nu J)ön kona, sum sua mykil omynd fylghir, at J)är är siattungx attungär. — Nu döia barn mojmrinna . . . huat J)ät äru syni älla dötär („seien es Söhne oder Töchter"). Äru bape syni ok dötär („sind es sowohl Söhne wie Töchter"), J>a äniir . . . Äru alt dötär ok ängin son („sind es alles Töchter und kein Sohn"), £>a äruir . . . — Är sambroftir til . . . huat sum J)ät är häldär apalkunu son älla frij)lu son. — I>a än f>ät är egh utan en („ist es nur einer"). — I>a är J)ät ej>är Jjrätylftär. Völlig bedeutungsleer und rein formal scheint pät in anderen Fällen zu sein: I>a uar J)ät sua först i laghum, at . . . Nu är J>ät sua stat, at . . . Nu sij)an kom J>ät sua, at . . . „Dann geschah es, daß . . . " Im ÖgL finden sich manche ähnliche Beispiele. (Auch mit pät als Objekt: Nu gaf J)ät sua Birghir iarl, at. . .). — Konongär vil sär kono bit)ia. Är £>ät vtan konongrikiz ... (VgL I). — Vgl. ohne ,es' isl. Er annan veg, en ek hygg „ist dies anders, als ich glaube" (SnE). Aschw. Är J)än, min sun hafar ualt („ist dies derjenige, den mein Sohn gewählt hat"), fta varf>ar han fulkumnapar. Är eg han („ist es nicht er"), J)a varftar han skäleka afskipaj>ar (Birg. aut.). Die Grenze zwischen einem (schwach) demonstrativen det und einem rein formalen det kann nicht immer mit voller Bestimmtheit gezogen werden. Je allgemeiner ein det ist, je unbestimmter weist es auf die Situation hin und je mehr nähert es sich dem reinen Formwort. Beispiel: Det är jag (= „der an die Türe klopft, das bin ich" oder „ich bin es, der an die Türe klopft"). 6. „Ungerade" Wortstellung wurde offensichtlich häufig zu emphatischen Zwecken verwendet — um das Subjekt, von dem der Satz aussagt, hervorzuheben. Statt zu sagen „Alles, was von Wölfen abstammt, heult" kann man sagen: Thät thiwtir alt, äff wluom är komit. Statt „Alles ist nicht Gold, was glänzt": Thät är ey alt gwl, som glimar. Ahnlich: Thät är opta häst, som gnäggiar som föl. Thät är ey alt got i magha, som i mwnne är söt. Thät wardher illa swlghit, som gratande wardhir ätit (MO). Eine besondere emphatische Konstruktion ist die Vorwegnahme oder Ausklammerung eines Satzgliedes (schw. u t b r y t n i n g ) .

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Beispiele: Jag tycker bäst om den tavlan — Det är den tavlan, som jag tycker bäst om. Man känner bäst igen honom p4 gangen — Det är pä gangen, man bäst känner igen honom. Nagon knackade pä dörren — Det var nagon, som knackade pä dörren. Diese Konstruktion zeigt eine sehr feste Form. Der einfache Satz wird in zwei Teilsätze aufgeteilt, und zwar dadurch, daß das Kernwort, das man hervorgehoben haben will, aus dem Satz herausgenommen und als Gleichsetzungsnominativ in einen Satz gestellt wird, der mit Det är (var) . . . beginnt; der übrige Satzinhalt folgt in einem angefügten Relativsatz. — Auch bei Fragesätzen kann eine ähnliche Konstruktion vorkommen. Hier ist es das Fragewort, das ausgeklammert wird, z.B. Vad heter han? — Vad är det han heter ? Vart är det, som han har rest ? Hur mycket är det, boken kostar ? Vem var det, som knackade pa dörren ? In rhetorischen Fragen ist es das Kernwort, das ausgeklammert wird, ζ. B. Har jag icke alltid sagt detta ? — Är det icke detta, som jag alltid har sagt? Über die Ausklammerung im älteren Schwedisch, s. § 168. Eine mit Obigem scheinbar verwandte, in Wirklichkeit jedoch ziemlich verschiedenartige Ausdrucksweise ist „Es war einmal...", womit so manche Volksmärchen beginnen: schw. ζ. B. Det var en gäng en kung, som hade tvä döttrar ( = en gang levde en kung, som hade tva döttrar). Det var hat hier eine konkretere Bedeutung als in obigen Beispielen. Vgl. aschw. En rikir man var . . . han hafde en ämbitzman ouir sit godz (MP 1). Thet war en rijker man som hade en Gärdsfogda (GWB), aber auch: En man hadhe twa söner (GWB). Han är, som med Guds lag plä uppä hjärtat klappa „er ist es, der . . . " (Dahlstierna). Eine emphatische Konstruktion anderer Art liegt in Sätzen vor wie isl. Helgi okSväva er sagt at vseri endrborin (=Sagt er atHelgi ok Sväva vaeri endrborin). 7. Im Altschwedischen entwickelte sich gleichfalls ein unechtes Subjekt det bei den ursprünglich subjektslosen Sätzen (det regnar ,es regnet', det brinner ,es brennt' u. dgl.). S. darüber §121. ,Es' (nschw. det) wax somit in altschwedischer Zeit in vielen Fällen zu einem bedeutungsleeren Wort herabgesunken und hatte eine bloß rein formale syntaktische Aufgabe. Dies geschah hauptsächlich auf zwei Wegen: teils durch Schwächung des ursprünglich determinativen det (det är roligt att resa; det är min far, som

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har sagt det), teils dadurch, daß ein det als „unechtes Subjekt" an den normalen Platz des Subjekts eingefügt wurde. Sowohl für das unmittelbare Sprachgefühl wie auch für die grammatische Analyse wax es ziemlich schwierig, zwischen den beiden det zu unterscheiden (von R. Ljunggren det: 1 und det: 2 benannt). Literatur: K. Brugmann, Der Ursprung des Scheinsubjekts es in den germanischen und romanischen Sprachen (1917); R. Ljunggren, Om den opersonliga konstruktionen (1926); I. Wallin, Om det grammatiska subjektet (1936); E. Wess6n, Värt svenska spr&k (1968) § 104—106. Vgl. im übrigen das Kapitel über „subjektlose Sätze" unten S. 202 f.

§ 45. Stark hinweisend ist das Pronomen sami (pän samt). Es bezeichnet eigentlich die Identität mit etwas vorher Erwähntem oder mit etwas, das in einem folgenden, mit sum eingeleiteten Gliedsatz genannt wird (vgl. § 162). Es kann aber auch in der gleichen Funktion wie pänni gebraucht werden; zuweilen wechseln die beiden Wörter in verschiedenen Handschriften an der gleichen Textstelle mit einander ab. Vgl. samulund, samulej)is, saman, sam- (samfundr, samsät .Vergleich' [jur.], sampykkia .Zustimmung' usw.). Samt wird im Altschwedischen in Übereinstimmung mit der Bedeutung des Wortes stets schwach flektiert; Spuren der starken Flexion sind im Ausdruck jämt och samt erhalten. sami kommt in der Rechtsprache verhältnismäßig selten vor. Dagegen ist es in der religiösen Sprache und vor allem in der Kanzleisprache sehr verbreitet. Im Laufe des Mittelalters entwickelt es sich zu einem ausgesprochen schriftsprachlichen Pronomen. Dies gilt besonders von der erweiterten Form pän sami. Beispiele: Dräper maf>er man, ok varj>er sif>an han dräpin a fotom hans a sama uighualli ok i samu stund (VgL II). . . . haui ki[r]kya vixl sinä samu (VgL I). Dör stafkarl i sokn, samu pianist är prästär hanum skyldär (ögL). Nu takär mapär yppinbarlika skript ok faider atär i samu synd (ÖgL). I>a skulu per uaknadrykkiu sina haua i samu karum, som per för hafpu (ÖgL). £>ät uar skärskutat a sama dagh ok sama döghni, sum atte ok lagh uaru (ÖgL). Samä hälghj) a man um allä sunnudaghä haldä, sum nu är saght (UL). Böte samu sac oc skipti samulep (SdmL). Är nokur j fylghi . . . mej> £>em sum drapu oc är äi sama wiliande (DL), pän sami wird in den Rechtsdenkmälern hauptsächlich in zwei Fällen verwendet : teils, wenn der Ausdruck selbständig ist (ohne Substantiv),

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Der einfache Satz und seine Glieder

teils wenn ihm ein Nebensatz folgt (J>än also determinativ ist). Beispiele: £>a skal thän sami giälda houoJ)tiunda (VgL II). Dömir domäri nokon fallin. ... ok dömir domäri J)än samä sipän warf>än (UL). i>ätta är lagha lösn ... VIII geter firi örtugh ... firi VIII ges (.Ganse') J>et sama (SdmL). . . . huat häldär J)än sami, sum han hämdis a, giorJ>e gärjnna . . . Gior]?i J)än sami egh gärj>ina, J>a . . . (ögL). i>ön sami ättin, sum . . .; J)än sama rät, sum . . . (ögL). Beispiele von anaphorischer Verwendung von pän sami mit bezug auf etwas schon Erwähntes finden sich jedoch bereits in ausgesprochen schriftsprachlichen Textteilen der Landschaftsrechte : (der Eid soll bestätigen, daß) J>öm samu pänninga böj> han a f>em sama stämnudagh (ÖgL); Bär konä forgiärningär manni, wärpär bar ok a takin, J>a skal hanä takä . . . ok J>e samu forgiärningär mäj) hänni (UL). Aus andern Texten: Ok J>ässä samu uärn vndirstandum uir värä gildä um aldrähandä tiundä (die Verordnung des Bischofs Brynjulf). Wir wilium . . . at allir . . . är byggiä j nyrrä RoJ>in, litin at J>öm samu laghum (ULConf). Hawm wi J>ässä samu book meö dighri winn . . . samansat (SdmL Praef). A J)em samä collä standär clocnä hus J>errä nu i Mädalby (Vidh). Mäd slikum samu skiälum skal swarandi pröwäs (Vidh). . . . at J>ön sami höghtid hiöls vare fru tel hejjars (Bur). Simon sagj>e tel Mariam J)ässa samu profeciam: „l?it lif som hans suärj) skal ginum gangha" (Bur). Man hat oft den Eindruck, daß ein Verfasser die Forderung nach Deutlichkeit übertrieben hat; eines von beiden, also pänni oder sami, hätte genügt. So auch im folgenden Beispiel aus der Alsnö-Verordnung (1285): ]>a skal han aldrigh friö fa, fyr än han J)än sami biöär fore hanum, sum husit atti. Summe und densamme werden immer noch in gleicher Weise wie in der ältesten schwedischen Rechtssprache verwendet: ersteres als Attribut (vi bor i samma stad; det är sak samma; pä samma sätt), letzteres selbständig (det gör mig detsamma.det är ständigt ett och detsamma; jag säg honom med detsamma; i detsamma som han kom . . .). Es ist kennzeichend für die Kanzleisprache und für die von ihr beeinflußte schwerfälligere Schriftsprache, daß densamme außerdem anaphorisch, auf etwas früher Genanntes hinweisend, verwendet wird, wo ein han oder denne vollauf genügte und daher am Platz wäre. Diese Verwendung ist der Umgangssprache, wie auch der flüssigen und natürlichen Prosa, völlig fremd. Sie kommt, wie gesagt, schon früh in altschwedischen Urkunden vor, nahm aber in jüngerer Zeit zu, zweifellos unter dem

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Einfluß von deutsch derselbe, das in gleicher Weise gebraucht wurde. In beiden Sprachen handelt es sich um das gleiche, nämlich um ein — besonders in juristischer Schriftsprache vorkommendes— Streben nach Genauigkeit und Deutlichkeit. Beispiele aus der GWB: Hwilken är then samme äronnes Konung? („Wer ist denn der König der Ehre?") Mestar, icke är iagh then samme ? („ich bin es wohl nicht ?") Jagh är then samme som talar medh tigh („Ich, der ich mit dir spreche, bin der, den du jetzt nanntest"). Tä han kom til thet samma rwmet . . . Mon han tacka them samma tienarenom ? In der heutigen Schriftsprache kommt densamme aus rhythmischen Gründen mit Vorliebe im Endtakt eines Sinnschritts vor. Beispiele: De äro fä, som nägonsin sett hans namn nämnt och för ett ögonblick lagt märke tili detsamma (F. G. Bengtsson). Hans kärlek tili hembygden och intresse för densamma. S. ferner SAOB: D 914f. § 46. Ein anderes pronominales Verstärkungswort ist aschw. sialver »selbst*. Es kann mit einem Substantiv oder einem Pronomen verknüpft werden (vgl. nschw. kungen själv, han själv, för sig själv). In den nordischen Sprachen flektiert es nur stark (isl. sialfr), dies im Gegensatz zum Gotischen, wo das entsprechende Wort silba .selbst' stets schwach gebeugt wird (wie got, sama, isl. aschw. samt). Sialver war wohl stets starktonig. In der Regel steht es unmittelbar nach seinem Bezugswort, und zwar als betontes Attribut, es kann jedoch auch frei im Satz stehen, dann als prädikatives Attribut (vgl. nschw. jag har sett det själv, jag har själv sett det, själv visste han ingenting). In der Rechtssprache ist es häufig, daß das persönliche Pronomen ausgelassen wird und daß sialver allein das Subjekt vertritt. Man beachte auch, daß, wenn der Satz ein reflexives Pronomen enthält, sialver entweder direkt hinter diesem oder direkt hinter dem Subjekt folgen kann (vgl. nschw. han själv har hjälpt sig, han har hjälpt sig själv). Beispiele: suain kiarfu eftiit sin fajmr uikar sun ainiki sialfs raisti stain (öl 39). raisjii sialfs faJ>iR at sun tauj>an (Sö 122). [stai]n Jjinaft mik sialbit (Sö 176). biarn finuijjaa sun lit raisa stain eftin sik sialfan (U 433). iarlabaki lit [raisa s]tain at sialfan sik (U 149). . . . yftir selfan sik kuikan (U 734). E>a skal han sialwer sik vtgärj>ä; gärj>i umkring sik sialuär; TräJ)ir maj)är enka akär, gärj>i sialvär umkring; Sa svm iorj) säl, sialuär

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skal han köpfästum bindä; Faider [eine Glocke] i hovod presti äller kloccärä, varj)i sär sialver; Givär bonde sär sialvär sak; Α dözdäghi ma ikki fra aruä giuä at laghmäli, num arvi quäder sialvär ia vif>r; Bonde skal eig ransak syniä, än han är sialuär hemä (VgL I). ]>är är huar hwuzsman firi sialuan sik; Taki fiän J>rea markir, sik sökir sialuär; l>a hemule J>ät sik sialft; I>e wltu sialuir, at J)e uildu egh uij)är taka (ögL). Lytisbötär äru sua mykla sum sialfs hans botin (ÖgL). I kirkiu siälffri (UL). Bonden siälwer (SdmL). Böti hirjungi siälwir; Swari siälwir wärkum sinum; Hun skal hawa twa kunur J)är til witna, sialf hun i>rij»i (DL). Guö syälwär; han sialwär fäl i Wisingxsö; hans sialfs maghär göröhe hanum J)ät (Vidh). Iak hawyr äi syalwir insigle (SD 6, S. 437, 1353). Vm J>ri[J>]ia tima a natene com sialvar Ihesus; Ihesus sialuar böj) iorfia . . . moper licama oc förj>e sialuar tel himirikiz sialena; han kom firi riddaran sialuan; J>u förf>e mik sialua Guz mopor (Bur). For qwäld vil iak mik siälfuir dödha (Fl). Wil thu wara tik siälffuir hull (Bischof Thomas). Wenn sialver ein Possessivpronomen sin verstärken soll, entsteht eine merkwürdige Attraktion: das schwachtonige sin schließt sich dem Genitiv sialfs an und nicht seinem substantivischen Bezugswort, zu dem es eigentlich gehört. Beispiele: Bötin ok J)öm kirkiuwäriändär äff sinum sialfs pänningum (UL). Han hawär äi stuj>ä rum ok stulpä a tompt sinni siälfs (UL; andere Hs: a tompt siälfs sins). Nu ma ängin gangä j skogh annärs manz ällr sin siälfs (andere Hs: sialfs sins) äptir ykornum (UL). . . . i sit sialfs hus ällär annars manz hus (Alsnö-Verordnung 1285). Sighär han sik wärä räntän ällr j sialfs sins skoghi takin wärä (UL). äff siälfsins wäghnä (UL). Mäö mykli snilli oc syalfsins forseo (Vidh). För än han hem kom i sialfs sins hus (Bur). Entsprechende Form des Femininums: £>a liggi [hon] ogild firi sialura sinna gär{> (ÖgL). [Hon] wäri sik medh siälfra sinne edhe (MESt). Und des Plurals: äptir sialfra J>era rät (MEL). Vgl. ags. hire selfre sunu ,ihr eigener Sohn' (Beowulf), sialfs sins hat also die gleiche Bedeutung wie sin eghin, das ebenfalls in den ältesten Texten vorkommt, wenn auch bedeutend weniger häufig: Häriär a sit eighit land (VgL I). Hwar J>än sitt äghit bröj) ätär (UL). a sins eghin kost = a siälfs sins kost (UL). Ziemlich bald ersetzte indessen das Adjektivum eghin den Genitiv sialfs (F. sialfra, PI. sialfra). Als Genitiv von han själv gebraucht man heute stets hans egen oder sin egen. Stiernhielm machte den Versuch, själv-sin einzuführen: Snöd är en

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Ädelman, den sielf-sijne Dygder ey adla (Hercules); een neeslig Sielff sins förgätenhet, sijnsielfs förgäten (Lycksalighetenes Ährepracht). Als Verstärkungswort zu einem Pronomen im Singular kann auch en .allein, nur' gebraucht werden: iak en, han en usw. (vgl. im Plural vi baj>ir, J>e alle u. dgl.). Hier kommt ebenfalls eine merkwürdige Genitivbildung vor: mäj> ens sins ej>e „mit seinem Eid allein" (UL). § 47. sik ist das Reflexivpronomen der dritten Person Singularis und Pluralis. Es bezieht sich somit auf das Subjekt im gleichen Satz (oder auf das Subjekt in einer Satzverkürzung). Wenn ein anderes Wort als das Subjekt des Satzes oder das Subjekt in einem vorangehenden Satz das Bezugswort ist, wird statt dessen das anaphorische kann verwendet. Ein Reflexivum kann niemals in der Stellung eines Subjekts vorkommen und hat deshalb keine Nominativform. Normalerweise steht es nach dem Verbum, das es ergänzt; da es schwachtonig ist, schließt es sich enklitisch an die Verbform an. Damit sind die Voraussetzungen für die Entstehung der sog. s-Formen des schwedischen Verbums gegeben (§ 113). § 48. sik konnte in vorliterarischer Zeit auch reziprok verwendet werden (vgl. dt. sie begegneten sich, darüber stritten sie sich, sie haben sich Heb). Daher haben die s-Formen bei manchen Verben reziproke Bedeutung (ζ. B. bärias .streiten, sich schlagen', s. § 114). Im Altschwedischen gibt es nur vereinzelte (und zum Teil unsichere) Beispiele dafür, daß sik noch so verwendet werden kann (s. Söderwalls Wörterbuch, Artikel sik). Ein zufälliger Germanismus ist wohl: A gatonne slogho sik the bowa (EK). Nur im Ausdruck sin α mällum ,unter einander' kommt regelmäßig das reflexive Pronomen mit reziproker Bedeutung vor. Beispiele: Lösöra skiptin syszkini mällum sin (ögL). f>a skipte huar sin i mällum (ÖgL). Gudh gaff ospakom diwrom sämio sina mällan (MB 1). Statt dessen wird ein reziprokes Verhältnis durch hvar in der Verbindung mit annar ausgedrückt. Diese werden gewöhnlich als zwei selbständige Wörter mit verschiedenen Funktionen im Satz behandelt, häufig sind sie durch andere Wörter voneinander getrennt. Hvar ,jeder, ein jeder', steht gewöhnlich als Subjekt im Satz, annar hingegen als Objekt oder als ein anderes untergeord-

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netes Satzglied. In diesem Fall läßt sich die Entwicklung eines Formworts recht gut verfolgen. Erst in neuschwedischer Zeit verschmolzen sie zu einem Wort mit einheitlicher Bedeutung (hvarannan, hvarandra). Vgl. damit die verschiedenen Arten, reziprokes Verhältnis im Isländischen auszudrücken: T0ku J>eir Jsa tal meö ser Gunnlaugr ok Hrafn; sagöi hvärr QÖrum frä feröum sinum. Beispiele: Dör maj)är i by, annar i aj>rum by, baj>ir a eno dögri, farä män i mote, sigher hvar aj)rum döj)ä J>errä, hvarghi J>errä är annars arvi (VgL I). i>a skal hvar J>errä af>rum grid sälia (VgL I). Bondä hvar gaf £>er af ajjrum sin rät „jeder Bauer gab dem andern seinen Anteil davon" (VgL I). Nu mötes twe män, dräpär hwar annan (UL). I>är näst hwar laghmapär äptir aj)rum (UL). Hawum wi . . . mef> flokkum vtmerct balkana, swasum här scriwas ok nämpnis hwar eptir andrum (SdmL). Sigher huar androm at Ioseps brödher äro kompne (MB 1). E>a sagdho domarene hwar til annars (Birg.). Af Jrinne rätviso far hwar eptir andrum til helvitis (Birg.). . . . at han kunne göra hwar annars owän „sodaß er jeden zum Feind des andern machen konnte" (KK). Hwar stak i annars skioll (Di). Hwar gaff androm stora hug (Di). Hwar thera stak hin andra j skiöllen (Di). Eine entscheidende Veränderung tritt ein, wo ein Subjekt im Plural eingeführt wird; hvar rückt dann näher an die Form von annar heran, das zum Kernwort in der Verbindung wird: E>e sagJ>o εφ an huart andro drömen (Bur). IuJ>a vämpto sik ok callaf>o huar annan (Bur). Tolf män J>rötos [.wurden müde, wurden es müde'] huar äpte annan (Bur). Ok fiollu hwar andrum j famna (Bil). The taladho hwar til annars (MB 1). The fa se sik hwar annan (MB 1). Änglane skodha hwar annars fäghrind (Birg). Thy sculu the inbyrdhis hwar thera bära annars byrdhe medh thulumodh oc kärleek (Klosterregel von Vadstena). The baro theris swerd hwar thera offuer annars huffuod (Di). Noch in der GWB finden sich Beispiele wie: Ther hatar hwar annan; The taladhe hwar medh annan, daneben aber auch: Men the sadhe til hwar annan; The trampadhe pä hwar annan; The taladhe inbyrdhis medh huar annan; När the thetta hörde, gingo the vth, hwar effter annan; Rijke och fattighe moste wara jbland hwar annan; . . . bam, som sittia pä torghet, och ropa emoot hwar annan. Aus anderen frühneuschwedischen Texten: Och ginge breffuen hwart om annadt och emoot hwardt annadt (P. Swart). Hwart bodh effter annat „der eine Bote nach dem andern"

Pronomen

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(P. Swart). The skutte monga skechtor och pijlar öffuer elffuene huar til annen (P. Swart). Ther läge the mot huar annen j nägre dagar (P. Swart). [J skolen] see genom finger hwar med androm (Kirchenverordnung 1571). Wij betackom ehr allesamman, som här äro nu hwar medh annan (S. Brasck 1645). Rimar och hostar iblan hwar om ann [,um einander'] icke tungan och lungan (Runius). Sist vanka slängar hvar om an (Bellman Ep. 40). Nach der Verschmelzung hatte man also folgende Flexion: Gen. hvarannars, Dat. hvarandrom, Akk. hvarannan. Einen Nominativ gibt es selbstverständlich nicht. Das Wort wird fast ausschließlich im Maskulinum gebraucht; man beachte jedoch den Ausdruck om vartannat. Hvarannan ist noch im 18. Jahrhundert die gewöhnliche Schreibform und auch heute diejenige, die beim Reden die gewöhnlichste ist (varann'): De säg pä varann, u. dgl. Hvarandra setzt vielleicht in gewissem Maße den alten Dativ hvar androm fort, aber vor allem dürfte die Form als Angleichung an das pluralische Subjekt und Prädikat zu verstehen sein (de sägo varandra); der Plural erschien in diesem Zusammenhang als die richtigere Form. Der Umstand, daß hvarannan auch Zahlwort (.secundus quisque') ist, hat hingegen hierbei kaum eine Rolle gespielt. Nschw. mettan varandra — sins emellan .unter einander'. Beispiel: „Trötta pä är af betryck, räckte de mellan hvarandra skälen, dar ovän och fränder krossat . . . glömskans vallmo tili dryck" (v. Heidenstam). § 49. Zu den persönlichen Pronomina gehören in den nordischen Sprachen (wie in anderen germanischen und indogermanischen Sprachen) auch adjektivische Bildungen, die Zugehörigkeit ausdrücken, nämlich die sog. possessiven Pronomina. Sie erfüllen somit die gleiche Aufgabe wie der possessive Genitiv bei den Substantiven. Was die dritte Person betrifft, so liegt die Einschränkung vor, daß sinn sich nur auf das Subjekt des Satzes beziehen kann, es ist mit andern Worten ein reflexives Possessivum (§ 50). Außerdem gibt es undeklinierbare Formen der gleichen Stämme (min, pin, sin, var, okar, ipar), die substantivisch, als Ergänzungswörter zu Verben, die den Genitiv regieren, oder nach Präpositionen, die den Genitiv nach sich haben, verwendet werden. Beispiele: Eig galt J)u min at „nicht littest du dies meinetwegen" (VgLII). f»inkäre son bif»ar J>in (Bur). Hem til sin; mälli sin; sin i mällin (VgL I). Hwar okar ,jeder von uns beiden' (MB 1, Hs B).

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Der einfache Satz und seine Glieder

I>a komo män atäx til war (UL Conf). Gudhlikä man komo til var (ApG). Nach dem Muster des Gen. PI. (ßera u. a.) sind Formen auf -a entstanden: sina mällum; hwar waara (MB 1, Hs A); almoghänom til ganghs oc hwariom ijjrä i sinom staj) (KP); annar wara skal dödher blifwa (HI); hwar idhra tiene sinom affgudh (GWB). § 50. sinn (sin, sitt) ist ein reflexives Pronomen, d. h. es bezieht sich auf das Subjekt des Satzes als Besitzer. Die Verteilung zwischen sinn und den Genitiven hans, hännar, päss, PI. pera ist also im Altschwedischen ungefähr die gleiche wie im heutigen Schwedisch. Sie hat ihre Entsprechung in der Verwendung von suus und eius im Lateinischen: habitavit in villa sua und habitavit in villa eius. Das Gotische stimmt im Gebrauch des reflexiven ,sein' mit den nordischen Sprachen überein. Die westgermanischen Sprachen dagegen haben diese Verteilung zwischen reflexiven Possessiva und Genitiven des persönlichen Pronomens nicht bewahrt. Im Deutschen wird sein verwendet, wenn das Wort für den Besitzer ein Maskulinum oder ein Neutrum ist, ihr jedoch, wenn das Wort für den Besitzer ein Femininum Singularis oder ein Plural ist. Dieses ihr ist ursprünglich der Genitiv von sie, also ein undeklinierbares Wort, das aber analogisch adjektivische Flexion angenommen hat. Sein und ihr weisen aber nicht nur auf das Subjekt des Satzes als Besitzer hin, sondern auf irgend ein Wort des Kontextes (sein Haus ist schön = schw. hans hus är vackert; ich wohne in seinem Hause = schw. jag bor i hans hus). Im Englischen ist umgekehrt ,sein' ganz außer Gebrauch gekommen und ist durch die Genitive his, her, their ersetzt worden. Beispiele: estrij> lit bro kiara eftis ikuar bonta sin auk at raknualt sun hans (U 310). . . . Jhk bryj>r alia litu risa stin J)ina iftiR suin brujmr sin (U 539). Abweichungen von der Regel sind jedoch im Altschwedischen keineswegs ungewöhnlich: Syn han hanum sinä fästikono „Verweigert er [ = der Vater] ihm [ = dem Bräutigam] seine Braut" (VgL I). Guö löne syal hans allär sinär godgiärningär (Vidh). Nu ri]?är man hem at andrum ok före han mäj) uald ur sinum garj>e (ögL). Nu ma egh taka draparan i sialfs sins heme (ÖgL). Hanum uar laghlika £>ing stämt firi sina sanna gärj> (ÖgL). Böte niu marker oc giälde J>em fä sit, sum scaj>an fik (SdmL). Mit bezug auf ein Subjekt im Plural kommt zuweilen pera anstelle von sin vor. Beispiele: SiJ)an skal laghmaj>er ok aider

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Pronomen

almoghe ej>a J)era suäria (MEL). Afgupa präste offradho J>era afgujri (Bur). Fadher ok modher rifua thera har (Fl). Huat barn nima i thera yngsko (KS). The drogo theris swerdh vpa bade sidor (Di). Gar nicht selten begegnet in Schriften der Reformationszeit deras, wo man sin erwarten würde, z. B. The stodho longt j fra honom, och vphögdhe thera röst (NT 1526; die GWB hat dies in sina röst abgeändert). Erst gegen das Ende des Mittelalters läßt sich in einigen Texten eine gewisse Unsicherheit im Gebrauch von sin und hans feststellen. Dies beruht sicher auf fremdem Einfluß. Beispiele: Han fämpte Darium om sin hals (Al). I gudz nampn farom wy, synne naadher beegäxom wy (RK 3). Skedde honom ther ett skalkestycke äff sin egen dreng (P. Swart)7. — S. darüber ferner (außer Söderwalls Wörterbuch) S. Columbus, Ordeskötsel (Hesselman), S. 74; „Schwedische Sprachgeschichte" 1, §195.5 (mit dort zitierter Literatur). § 51. Durch die Verbindung von hvar ,jeder, ein jeder' mit dem reflexiven Possessivpronomen sin ist ein distributives hvar sin entstanden, das sich auf einen pluralischen Ausdruck — ursprünglich bloß das Subjekt des Satzes, nunmehr aber auch das Objekt — bezieht: De fick var sin smörgäs. Vi satt vid var sin ända av bordet. De har rätt, var pä sitt sätt. De var, var pä. sitt sätt, betydande personligheter. Vi fick var sitt äpple. Han gav oss var sin slant. Vi skildes ät och gick var at sitt hall. „Sa skänkte gumman oss hvar sin sup" (Bellman). „Hon gaf oss alia hvar sitt glas" (ders.). „Pä hvar sin sida om fjärden högarna lyfte sin rund" (Tegn£r). Var sin kann auch in den Plural gesetzt werden: De fick var sina tvä smörgäsar ( = de fick tvä smörgäsar var „jeder von ihnen bekam zwei Butterbrote"). Vi har var sina bekymmer. Die semantische Verschmelzung wurde dadurch begünstigt, daß hvar-sin (hvar-sitt) als varsen (varsett) ausgesprochen wurde, was hier und dort als vars en (vars ett) aufgefaßt und zum Teil auch so geschrieben wurde. Interessant ist, daß in diesem Fall verschiedene Stufen der Entwicklung von der altschwedischen bis in die heutige Zeit nebeneinander weitergelebt haben®. 7

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Im NT 1526 steht einige Male hans, hennes statt sin: myn dotter är j hennes ytersta; thä suckade han j hans anda; icke Salomon j all hans herligheet; en arbetare är hans löön ward. In allen diesen Fällen hat die GWB hans, hennes gegen sin ausgetauscht. R. Körner in: „ModersmAlslärarnas Förenings Arsskrift" 1959, S. 63f. Wessen, Schwedisch III

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Beispiele: t>a skulu tver iarpeghändi . . . hvar firi sinni tylft gangä (VgL I). t»a skulu per . . . ganga hvar byr i sit märki (VgL I). I>a gäri hwar äftir sinum wilia (ögL). Taki hwar sin lot, sum han a i bono (UL). E»a skal hwar sinä träjpu sa (UL). Hwar sak äptir sinum brutum (UL). Gangi J>a hwar til sins (DL). E>e skulu tva män til taka, sin huar pera „Sie sollen zwei Männer dazu nehmen, jeder einen" (MEL). E»e tolf skulu pet suäria, huar i sin staj) (d. h. ,jeder einzeln', MEL). Es ist zu beachten, daß sin in Verbindung mit einem hvar, zum Unterschied von dem, was sonst in der Rechtssprache die übliche Wortstellung war (§ 73), stets vor dem Substantiv steht. Dies zeigt, daß sin in dieser Stellung betont war. Aus andern Quellen: Han räfsti hwarium äptir sinni gärö. E>a waru VII boo til stafs oc stols, oc hwart sit bo aflät [.erworben'] af pämma VII biscupum (Vidh). ]>a foro pe huar sin vägh (Bur). Hwariom ij>rä i sinom staj) (KP). Ä kärir hwar sina queso. Hwariom är sin sör söt ok sin angir ledh (MO). Tha the vthgutu äff säkkiomen hwetit, fan hwar thera sit sölfwir atir (ST). Wi hafwom hwar wara seet sin dröm (ST). Aus der GWB: Och Gudh giorde wildiwr pä iordenne, hwart effter sijn artt. Och bädhe skencken och bakaren drömde om ena natt huar sin dröm, och huars theras dröm hade sijn vthtydhelse. Tä drömde oss badhom j enne natt hwar sin dröm. Och tä the slogho vthaff säckerna, fan huar en sitt peningaknyte j sinom säck. Legg huariom sina peningar offuan j hans seek. Och the hastadhe sigh, och ladhe huar sin säck äff nidh pa iordena, och huar lät vp sin säck. — Huar dagh haffuer sijn eghen plägho. — Och the gingo alle hwar vthi sin stadh, til at lata beskatta sigh. — [Hon] fortalde sä och wpnemnde all sijn barn, huar vidh sitt nampn (P. Swart). — Hwar äger sin sak ensam böta, och ej annars lott förwärka. Fylle tä hwar af sin jord, mannen twä delar, och hustrun tridiung (Schwedisches Reichsgesetz 1734). — Noch bei J. Ο. Wallin (1779—1839): „De jublandes gny och de jemrandes skri jag hört hur de gä hwar pä sin melodi" (Hemsjukan). Ursprünglich war hvar Subjekt und das Prädikat stand daher im Singular (huar lät vp sin säck; nschw. var dag har sin pläga). Aber schon früh in altschwedischer Zeit konnte hvar als Apposition neben ein Pluralsubjekt gesetzt werden (i>a foro J>e huar sin vägh; the gingo heem igen i then gängen, hwar til sitt). Dadurch wurde hvar enger mit dem reflexiven Possessivum verknüpft, und der Ausdruck hvar sin konnte dann auf andere Verhältnisse übertragen werden (han gav dem var sin del u. dgl.; hvar vill sin väg—

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Pronomen

„alla wela hwar sin wäg" 1760). Das ursprünglich betonte sin kam zwischen zwei starktonige Wörter, hvar und das Substantiv, zu stehen, und wurde selbst dadurch schwachtonig. Hvar kann auch mit dem alleinstehenden Reflexivpronomen sik (Gen. sin, Dat. sär) korrespondieren. Beispiele: Huar gik sidhan heem til siin (Fl). Hwar lyt [.jeder Teil'] fiöll seer (Di). Nschw. De sutto där tysta var för sig. Fakultetens ledamöter skola var för sig avgiva yttrande. § 52. Wie bereits erwähnt (§ 10), konnte in den altnordischen Sprachen das Interrogativ hvat ,was' eine nähere Bestimmung im Dativ bei sich haben: hvat manne ,was für ein Mann', hvat mannom ,was für Männer'. Im Singularis unterschied sich bei manchen Substantiven die Dativform nicht von der des Nominativs-Akkusativs: hvat ϊ ο φ ; ä hvat fä J)ät vara kan. Daher kann in der jüngeren Sprache hvadh adjektivisch vor einem Substantiv in dessen unflektierter Form gesetzt werden und hatte dann die Bedeutung /was für ein, welcher'. Beispiele: . . . huadh dygder en prest haffua skall .welche Eigenschaften', . . . ee huadh tungomääl han vthi är (NT 1526). Hwad qvinna är som haffuer tijo penningax ? (GWB). Hwadh Konung wil giffua sigh til örligs . . . (GWB). Sägh oss, äff hwadh macht gör tu thetta? (GWB). Vthi hwadh hws j kommen, sägher först . . . (GWB). The skulle . . . ränsa vth hwad ogräss the funne äff thet slaget (P. Swart). Hwad fäfäng ting all war förhopning ärl (Skogekäx Bergbo). Hvad slädar syns pa sjön (Bellman). Hvad ljus öfver griften! (Franzen). Hvad blommor jag skulle 4t Brudgummen plocka! (Stagnelius). Gud! med hvad ord skall jag din godhet prisa? (Stagnelius). Hvad yra fattar dig? Hvad throner störtas om! Hvad riken sönderstyckas (Tegn£r, Svea). Hvad fester firas där, hvad sang, hvad dansl (Tegn£r, Skidbladner). Hvad tälamod, hvad mannamod, hvad kraft i hug, hvad eld i blod, hvad lugn i skiften alla, hvad bragder kräfdes ej . . . (Runeberg). Vad rätt har du till detta? Pä vad sätt? Av vad skäl tror du det? Nu böra vi ocksä tillse, i vad män detta gäller alltjämt. — Jagh vndrar hwadh för man thet är (S. P. Brasck 1650). Vad för slag? § 53. Es gab in den ältesten nordischen Sprachen kein Pronomen, das dem nschw. man ,man' entspricht und das man verwendet, um ein Subjekt mit allgemeiner und unbestimmter Bedeutung zu 6·

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bezeichnen. Statt dessen wird gewöhnlich ein subjektloser Satz gebraucht (s. § 121—127). Bei gewissen Verben konnte auch der Plural män mit allgemeiner Bedeutung stehen (vgl. in neuschwedischer Umgangssprache: de säger att . . folk säger att . . .). Beispiele: VärJ>ar maj>är dräpin a aldra götä marku, vita män eigh banä til (VgL I). f»a kallä män J>än lottakärä uärä Jriufnäpär (VgL I). Hans forste högtij) är hans fözla, som män kalla iul (Bur). Män grouo tel rotenna (Bur). In der Rechtssprache dagegen wird der Sg. maper ,Mann' in der Bedeutung von .jemand' gebraucht. Beispiele: VärJ)ar maj)är dräpin; VärJ>är maj)är stolen; Giuär mapär manni J>iufs sak (VgL I). Nu a man bigarj), J>a ma man eigh sätia skruf nämer bigarj>e . . . (ögL). Nu grauär man diki (ögL). Äff alt J)ät korn man sa til iorth, skal tiunda äff (VgL II). Oc ärum wi skyldughir at tiunda af alle f>e säö, som man arwjier i iorJ)ena (SdmL). Ebenso kann auch der PL män .einige' bedeuten: Delä män vm mylnustad (VgL I). In gewissen Fällen liegt eine allgemeine Bedeutimg ,man' sehr nahe: Ligger ren ginum acra, J»e man rij>er at (SdmL). Besonders gilt dies bei allgemeinen Regeln und Vorschriften (die oft die Hilfsverben skal oder ma enthalten): Nu ma man egh hämnas äpte bötär fästa (ÖgL); I>är seal man biuj)a firi sic XVIII manna e£> (SdmL); Swa seal man allum waf>aej>um fölghiä (SdmL). Die Bedeutung ,man' liegt denn auch ohne Zweifel in einigen jüngeren Teilen der Gesetzestexte vor, ζ. B. I>än fyrsti är kirkiu balkär, är man skal sial sinä mäj) giömä (UL Praef). Nu wäntir man här a land sitt (UL). Wm dottur skal man swa wndirstanda, at hon är skynia kuna (DL). MäJ> lagh skal man land byggä (HL; der gleiche Wortlaut in MO; vgl. Land skulu mäj> laghum byggias UL; Mäth lagh skal land bygiäs (JL). Swa som blant äpläfruet waxör nällär . . ., man skal £>em wp taka ok bort kastä (HL). Nu skal man laghman väliä (MEL). Är J»et ok sua, . . . ät nakar ryme vndan kunungx baneer, J>en tij> man til fiändä drägher . . . (MEL). Gerade in MEL finden sich viele Beispiele von diesem Typus: Nu än man [,ein Mann, jemand'] är inlänzskär, ok veet man hans aruä, t>a skal aruit standa. . . Nu än man veet äi hans arua . . . ärue J>a kununger halft. Und aus andern Texten: angin af almoghänom ma nokor vapn bära, som man ma nokon skapa mep gyora (KP). Nw skal man borghamestara ok radhmen wälia (MESt). Oc skal man skyuta „Steuer zahlen" (MESt hs B; Ok skal skiwtas hs A). Nw ma man spyria . . . (MB 1). Nu än thu spör, än Adam hafdhe

Pronomen

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alia konster eller ey, tha skal man göma at antzswarom (MB 1). In den mittelalterlichen Sprichwörtersammlungen ist man mit dieser Bedeutung sehr häufig: Man skal a lande liua som thär är sidher. Man skal ey giffnom häste i mun see. Man faar opta loff for litit. Thät man mädh syndom faar, thät mädh sorghom forgaar usw. Der Gebrauch von man gehört auch zu den Kennzeichen der Sprache der höfischen Dichtung (EK und die sog. EuphemiaLieder). Beispiele: The vänasta man medh öghon sa (HI). Tho man all wärelle leta seal, man finder ey annar tholik fal (HI). Godha tiägna finder man ther (EK). Thet finder man her i bokenne scriffuit (EK). Danz ok leker ok fagher ord hörde man bade vte ok inne (EK). Man sigher, at man aldregh saa drotningena swa gladha som tha (EK). In der EK allein gibt es (nach dem Wörterverzeichnis von R. Pipping) etwa 100 Belege. Aus der GWB: Ty tä man mätt är, skal man likwel tenckia at man äter hungra kan, och tä man rijk är, skal man tenckia at man äter fattigh warda kan. Man moste nu glädhias och frögdas. Hwar tagher man brödh här j öknenne, ther man them medh mätta kan ? Hans röst skal man icke höra pä gatomen. Huru kan man hoppas thet man seer ? — Aus der Chronik des Peder Swart: Tet ma man seie förwisse, att . . . The . . . höllet [.hielten es'] alt för ett, man motte seia them hwadh man wille. Man hat gewöhnlich eine allgemeine und kollektive Bedeutung. Es schließt auch den Sprecher und den Angesprochenen mit ein. Hin und wieder kann auch eine bestimmte Person damit gemeint sein, oder es kann ein ,ich' (,wir') oder ,du' (,ihr') ersetzen. Beispiele : Bleff pä thet sidsta sä oförskemd, att han wille mestra sin Herra och Konung j näger stycker, hwilket man her framdeles berörandes warder. (Letzteres ist eine Versicherung des Verfassers). Will man weta, huru Konungen bekam the breff, om hwilka förberördt är, tä gick thet sä till (P. Swart). Es gab also für die Entstehung eines unbestimmten Pronomens man gewisse einheimische Voraussetzungen, aber zweifellos wurde sie durch deutschen Einfluß gefördert und beschleunigt. Noch heutigentags gehört das unbestimmte Pronomen man hauptsächlich der Schriftsprache an. Die natürliche Umgangssprache, besonders wenn es sich um Mundart handelt, hat statt dessen en: en kan aldrig veta u. dgl. „Men ofta ser en, att det tar skada, som växer vackrast och lovar mest . . . " „En kan förstä, det är sorg i Hagen" (Fröding). ,,Det är sant, det är svärare synd att bedraga

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den en bundit sig tili, den en lovat sa heligt, för det är som en repa en aldrig kan laga" (Fröding). Man kann nur als Subjekt verwendet werden; in den andern Funktionen wird es durch en ersetzt: Man vet aldrig, när det gäller en själv. Man skall vara tacksam mot den, som vill hjälpa en. Det kostar pä. att skiljas frän det, som har varit ens hem. En in der Bedeutung ,man' kommt in der altschwedischen Literatur nur vereinzelt vor, im Frtihneuschwedischen ist es jedoch recht häufig. Beispiel: Vthan en bliffuer född pä nytt, kan han icke see Gudz Rike (GWB). Die allgemeine Bedeutung ,man' geht hier gleichfalls von dem unbestimmten (aber individuellen) .jemand' aus. „Och kommer en i vägen, da sla de honom ned" (Fröding). Eine Eigenheit des GL ist es, daß es (wie das Lateinische) oft das persönliche Pronomen der 2. Person pu in allgemeinen Vorschriften benützt. Beispiele: Drepr pu mann a paim fripi, pa byt priar marcr. Sargar pu mann, byt tolf oyra. Slar pu mip stangu epa yxarhambri, byt siex oyra . . . Banda haldr J>ir engun, fyr pan pu byt hafr. — Ein einziges Mal im VgL I : Razbana skal ping uisa vm sak pa, pu kallar han sannän at värä (VgL I I : . . . är pu giuir hanum ok pu kallär han sannan at vara). — Vgl. auch Hävamäl (ζ. B. Str. 19, 44—46). In der heutigen schwedischen Umgangssprache kommt de (ausgesprochen di, dom) häufig in einer sehr allgemeinen Bedeutung vor, ungefähr gleichwertig mit folk „die Leute" oder dem indefiniten Pronomen man vor. Beispiele: I Skäne äter di rikor. Nu har dom lagt p i smöret igen. Dom säger att det skall bli kallt i vinter. Literatur: E. Tegn^r, Ur spräkens värld 3 (1930), S. 263f.; N. Beckman, Västeuropeisk syntax (1934), S. 16f.; SAOB: Ε 560, Μ 201f.; Ε. Terner, Räkneordet en (1922), S. HOf.

KONGRUENZ § 54. Die adjektivischen näheren Bestimmungen kongruieren mit ihrem Substantiv in Genus, Numerus und Kasus. Dies gilt auch für Genus und Numerus des alleinstehenden (substantivischen) Pronomens, das sich auf ein Substantiv bezieht. Dabei ist zu beachten, daß Substantive mit verschiedenem Genus im Neutrum zusammengefaßt werden. Beispiele: Spiuti, Half dan, pceiR rcsispu stcein (Sö 131). Gudlaug ok Hialmlaug, paR rceistu . . . (Sö 208). Frceybiorn ok Gudrun, pau rettu stcein (Sö 11). Fullugi ok Asgunn, paun hion letu haggva

stcein ceftiR sik kvik badi (U 1093). — E»ät är laghä forfal manz aller cono, än siuk äru (VgL II; VgL I: at per siuk äru). Nu byggir kall ok kärling i Jjorpi ensamin [N. PI.] samän . . . J)ön haffj>u ängum andrum til sighiä (UL). Raf>i halfwi nämpd hwart, prästär ok kirkiä (UL). Brinder alt inne, bonde, husfru ok barn (MEL). Än tho at nokot liffui äff them syskanum (MESt Hs B). I>ön J>ry, tiltalende ok swarende ok witni (Vidh). [Flores von sich und Blanzaflur:] Hwi mattom vi ey dö ok vi badhin om en tima? (Fl). [Uber einen Mann und eine Frau:] The slepto hwart annat ok gingo i stuffuna (Di). Noch in der GWB: Man och quinno giorde han them . . . och the tw warda itt kött. The woro bädhen Abraham och Sara gammul, och wel til älders kommen. The woro bädhen [Zacharias und Elisabeth] retferdigh för Gudh . . . och bädhen woro the framlidhin j sin alder. Nschw. de unga tu. Bereits in den ältesten Texten kommt daneben auch das Maskulinum vor. Beispiel: Skyldir skulu baj>ir lucä ok baj>i kräfiä, slikt hvart sum i bo a, hvat J>är fyr görär vurjra, än J>er samän komo . . . (VgL I).

PRÄPOSITIONEN UND ADVERBIEN § 55. Schon in indogermanischer Zeit wurden neben den Kasusendungen auch Präpositionen verwendet, um das grammatische Verhältnis der Wörter untereinander zu bezeichnen. Präpositionen der altnordischen Sprachen sind: a ,auf' (dt. an, engl, on, got. ana, griech. άνά), af ,νοη' (dt. ab, engl, of, got. af, lat. ab, griech. άπό), at ,bei, gegen, an, zu' (engl, at, got. at, lat. ad), for, fyrir »vor, für' (dt. vor, für, engl, for, got. faur(a), gr. παρά), fra, fran ,νοη' (engl, from, got. fram), i ,in' (dt., engl., got. in, lat. in), mäf> ,mit' (dt. mit, got. mij>, gr. μετά), um ,um' (dt. um), undir (dt. unter, engl, under, got. undar), ur ,aus' (got. us), viper, vif) .gegen, zu, bei' (dt. wider, engl, with), yvir ,über' (dt. über, engl, over, got. ubar; vgl. lat. super, gr. ύπέρ, mit präfigiertem s-), äftir ,nach' (engl, after). Aschw. äftir ist eine erweiterte, ursprünglich adverbiale Form von runenschw. aft (apt), at ,nach, zur Erinnerung an', wie fyrir von for, yvir von isl. of ,über' (dt. ob) und undir von isl. und,unter'. Die zweisilbigen Formen auf -ir waren ursprünglich Adverbien. Die einsilbigen Formen at, for, of, und sind aus der isländischen Dichtung und isländischer volkstümlicher Prosa wohlbekannt. Die Form aft gibt es auch auf einigen älteren Runensteinen, ζ. B. aft uamuf> st$nta runaa J>an Aft Vamod standa runaR paR (Stein von Rök), trikiaR risjju stin {>isi aft krib kilta sin DrangiaR rceispu stain pennsi aft Greeip, gilda sinn (ög 64 Stein von Bjälbo)1. In den Runeninschriften des 11. Jahrhunderts sind at und ceftiR ungefähr gleich häufig in der stehenden Gedenk1

O. v. Friesen, Rökstenen (1920), S. 29; E. Wessen, Runstenen vid Röks kyrka (1958), Skänningebygdens runinskrifter (1966).

Präpositionen und Adverbien

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formel: . . . at Biorn, fadur sinn; . . . cefiiR Biorn, fadur sinn. Hier-

her gehört wahrscheinlich auch aschw. at in gewissen Bedeutungen : ganga at bium (vgl. ganga äftir älghium ögL); riddaren lät at hanom leta [.suchen'], tel han hitez (Bur); at ari ,nach einem Jahr' u. dgl. Offenbar sind in aschw. at zwei verschiedene Wörter miteinander verschmolzen. Die Partikel of kommt einige Male in Runeninschriften in der perfektivierenden Funktion vor, die aus den isländischen Eddagedichten bekannt ist: han uaistr hafn uf uaiiit leki „er ist lange im Westen gewesen" (Sö 159). Hierher gehört auch das verstärkende of in aschw. ofmykil .allzu groß', ofgamal .allzu alt', ofäfli N. .Ubermacht', ofsokn F. ,zu viel Schuldklagen', ofnala Adv. .allzu nahe' usw.2. Vgl. isl. til in der gleichen Bedeutung: til snotr .allzu klug', til fätt ,allzu klein', mikils ti snemma .allzu früh' (Hävamäl). Die meisten dieser Präpositionen haben eine lokale Grundbedeutung (sie beziehen sich auf die Verhältnisse im Raum), aber allmählich erhielten sie eine erweiterte Verwendung, um Bedeutungsverhältnisse der verschiedensten Art zu bezeichnen. Die mit lokaler Bedeutung regieren den Dativ, wenn es sich um Lage, und den Akkusativ, wenn es sich um Richtimg handelt. Beispiele: Han fan diäwlen sialuan a enom skoghe (Bur). [Han] kom j een storan skogh (ST). Diejenigen, die die Herkunft angeben (af, fra, ur), regieren den Dativ. Von den übrigen regiert um nur den Akkusativ, die übrigen meistens den Dativ. Wie im Altwestnordischen wird mäp gewöhnlich mit dem Dativ verbunden, aber auch der Akkusativ kommt vor, und zwar bereits in den ältesten Texten: Bindi J)iuf a bak ok lepe til f>ings mäf> tua vittnismän (VgL I). Mäö tylpt at fäperni ok halua at möj>erni (VgL I). Signale Guö mej» sinä na£>a (Akk.) warjpi mej) ws allum saman (DL). § 56. Während der altschwedischen Zeit erhalten die Präpositionen, wie bereits hervorgehoben, vermehrte Verwendung; die Kasusformen verlieren immer mehr ihre frühere Aufgabe, die syntaktischen Verhältnisse auszudrücken. So wechselt ζ. B. im 2

Uber das Präfix of-, s. ferner Söderwalls Wörterbuch, SAOB, Rietz; vgl. T. Johannisson, Verbal och postverbal partikelkomposition i de germanska spräken (1939). Über perfektivierendes of (um), s. H. Kuhn, Das Füllwort of—um im Altwestnordischen (1929); ferner Ingerid Dal, Ursprung und Verwendung der altnordischen „expletivpartikel" of, um (1930).

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MEL: vinin gelde hanum ater mej) fullum geldum (Tj 18) mit: vinin gelde honum ater fullum geldum (Tj 19). Da sich außerdem das Bedürfnis nach reicheren Nuancierungsmöglichkeiten geltend macht, wird diesem mit neuen Präpositionen entsprochen. Solche sind aus Adverbien und adverbialen Ausdrücken entstanden (Kasusformen oder Präpositionsausdrücke). Die adverbiale Bedeutung und Verwendimg ging stets dem Gebrauch als reines Formwort voraus. Verschiedene schwedische Präpositionen sind aus substantivischen Formen entstanden8. Die meisten dieser sekundären Präpositionen sind zwar gemeinnordisch, haben aber keine Entsprechungen in andern germanischen Sprachen; sie sind daher wohl in urnordischer Zeit oder später entstanden. Die gewöhnlichsten sind: til: Akk. eines Substantivs urn. *tila N. .Ziel', ahd. zil, dt. Ziel; vgl. § 5. Die Präposition til hatte also ursprünglich lokale Bedeutung, sie bezeichnet Bewegung in der Richtung auf einen Ort: koma til lands, til strandar; ganga til pings; fara til ^Englands u. dgl. Das dazugehörende Substantiv war nähere Bestimmung; es steht daher im Genitiv. Schon in den altnordischen Sprachen fand til reiche Verwendung in andern, übertragenen Bedeutungen. Nicht weit von Ziel in konkreter räumlicher Bedeutung steht Ziel = Zweck, Absicht. Man beachte deshalb den Gebrauch von til in Beispielen wie: isl. briöta til mergiar ,bis in das Mark, um an das Mark zu kommen'; gengu £>ann dag allan til myrkrs; aschw. Angin ma annan til arfs dräpa ,um das Erbe zu erlangen' (ögL); Nu bitär hästär fyl til hälia (ÖgL); naquar liknilse til barns (ÖgL); be{>as til kirkiu .bitten, Kirchenpfarrer zu werden' (UL); vanför til äruupes (Bur); Och han lät regna Man til them til maatz (GWB). — Vgl. über verstärkendes til im Isländischen § 55 (S. 89)4. mot (a mot, i mot) oder mote (a mote, i mote): Akk. oder Dat. von mot Ν. .Begegnung'. Ζ. Β. Konungin gik them wt i moot „ging hinaus zu ihnen zur Begegnung" (EK). 3

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Vgl. ζ. B. lat. causa (Abi.) ,um . . . willen' (amicitiae causa u. dgl.), secundum .nach, gemäß' (secundum legem); vulgärlat. foras ,vor' (it. fuori, frz. hors de); frz. chez ,bei' (von lat. casa, Abi. ,im Haus'); dt. wegen, kraft, laut, trotz. — Uber die neuen Präpositionen in den nordischen Sprachen, s. K. G. Ljunggren, Objekt och Adverbial (1942), S. 103f., 118f. Uber die Präposition til, s. T. Johannisson, Verbal och postverbal partikelkomposition (1939), S. 347, Fußnote. — Uber til als Einleitung von finalen Nebensätzen, s. § 177.

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mällum, runenschw. mi|>Ji: Dat. PL, bzw. Dat. Sg. von einem Substantiv mäpal, mij>il Ν. ,Mitte'; mällan (Umbildung nach den Adverbien auf -an), hos: wahrscheinlich Akk. von hus N. ,Haus', mit Übergang des Vokals ü > ο in schwachtoniger Stellung („Schwedische Sprachgeschichte" I, § 38, 4). Ein ostnordisches Wort, welchem isl. hia, norw. hja entsprechen. Vgl. in der gleichen Bedeutung när und jämte. „Du skall inga andra gudar hava jämte mig". bak, bak um: Akk. von baker Μ. .Rücken', kring, kring um, um kring: von schw. mundartl. kring , Kreis, Ring*. Beispiele: Husär maj>är i akärgärj>i, J»är sum aj>rir grannä äghu iorf) kring um (VgL I). Läriunganar som ther kring om honom säto (GWB). Kring om et präcktigt Silfver-Bord tolf Svenska Carlar suto (A. Odel). . . . sla en ring af himmelsk trefnad kringom j ordens lumpna träk (Atterbom). — Byggir hau ut a mark byär, gärjri um kring sik sialvär (VgL I). Hogger man eller barkar vm kring J>e apald, bäruträ är (SdmL). — Über den Wechsel kringom: omkring im Neuschwedischen, s. „Schwedische Sprachgeschichte" I § 176. bland, i bland (map) .vermischt mit': von bland N. .Mischung', gen .gegen, entgegen', (i) genum .durch': Akk., bzw. Dat. PI. des Adjektivs gen .gerade, direkt', när, näst (nästa) .neben, bei': vom Adverb im Komparativ när ,nahe' und im Superlativ näst. Beispiel: Jagh är när idher alia daghax in til werldennes enda (GWB). fore . . . sakir, fore skuld. Das einfache fyrir (firi, fore) hat ebenfalls die Bedeutung ,um . . . willen': fore sinä vsidhi oc folsko; fore sins wrangleks sakir (Vidh). af . . . halvum ,im Namen + Gen.': af dottur sinna halvum, af hans halvum. innan, utan, firi utan, innan firi, utan firi, utan viper, framan for. Beispiele: innan garj>s, soknar, lands, Jjriggia vintra; utan harass, boJ>ar; vtan staurs ej>a innan (GL); firi utan kirkiudyr (VgL I); innän firi borpe äller vtan firi bryggiosporJ>e (SdmL); utan viper J)ing (VgL I). Vgl. frühnschw. Burman holler för stadhen ut .draußen vor der Stadt'; Holgerdh ridher för stadhen vp (Liederbuch von Bröms Gyllenmärs). — Zur Präposition utan, s. A. Nordling in SNF 31—32 (1945). — Nschw. inomlands, utom-

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lands könnten Umbildungen von aschw. innan lands, utan lands sein. Aber es kann sich auch um adverbiale Genitive (§ 17) handeln ; so auch wahrscheinlich inomhus, utomhus u. a. Vgl. auch innan dess, dessförinnan, dessutom. — Nschw. inom, utom sind aus aschw. in um, ut um entstanden, d. h. die Adverbien in und ut waren Verstärkungswörter zu Präpositionsausdrücken mit um ,um, um . . . herum'; vgl. auch die ähnlichen aschw. in til, in vidh, ut af, ut i, ut medh usw., nschw. intill, invid, utav, uti, utmed, framför (frammanför) usw. ovan, nij>an, ovan firi, norf»an firi u. dgl. Das Isländische hat statt dessen fyrir innan stokk, fyrir ofan hüsin, fyrir neöan Heiöi, fyrir noröan bergit usw.; unz fyr ütan kom äsa garöa ok fyr innan kom igtna heima (Thrymlied). Das Adverb ist hier zwischen die Präposition und das Substantiv eingeschoben worden. Aber es kann auch nachgestellt werden: fyrir igrö ofan, of briöst framan u. dgl. Isl. fyrir ofan augun bedeutet ,über den Augen', ofan fyrir augun ,vor den Augen herunter'. — Vgl. auch isl. um nes fram (um fram nes) ,vor der Landzunge', riöa meö vatni fram (meö fram vatni) ,dem See entlang', halda έ leiöina fram (d fram leiöina) ,den Weg fortsetzen' (nisl. halda äfram .fortsetzen'). Sigmundr ok allir synir hans väru langt um fram alla menn aöra . . . Hann kalla allir menn ί fornfrceöum um alla menn fram (Cod. Reg.). Vgl. kring um und um kring, nschw. kringom und omkring. sidhan .seither, seit', ursprünglich Adverb, ist im Altschwedischen als Präposition selten. Beispiele: Jak hawer här a lighat sidhan mikelsmesso ok nw är jwl (EK). „Jag längtar hem sen ätta langa ar" (Heidenstam). undan ,νοη': undan rätum ärwingia. hinvagh, annanvagh .jenseits': hinvagh Kiägglu (VgL I); annanvagh sundit. In gewissen Fällen war die Präposition ursprünglich das Bezugswort und das Substantiv ihre nähere Bestimmung; so bei ζ. B. til, mällum, när, innan. In anderen Fällen waren die beiden Wörter wahrscheinlich jedes für sich Ergänzung zum Verbum; erst allmählich traten sie in nähere Verbindung zueinander und verschmolzen zu einem einheitlichen Ausdruck, wo das eine Glied nur noch eine sehr abgeblaßte Bedeutung hat: a mote, gen, genum, bak, bland. Die ältesten schwedischen Texte vermitteln oft einen guten Einblick in den Verlauf der Entwicklung, in der ein adver-

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bialer Ausdruck seine volle Bedeutung verliert und zu einem grammatischen Formwort herabsinkt5. Mit dem Genitiv stehen: til, mällum, fore . . . skuld (sakir); mit dem Genitiv oder Dativ: innan, utan, bland; mit dem Akkusativ: genum; die übrigen haben Dativ. Bereits in frühester altschwedischer Zeit erhält jedoch der Akkusativ bei allen Präpositionen eine immer ausgedehntere Verwendung, und zwar sowohl bei den primären, wie bei den sekundären®. Die Partikel kommt so gut wie immer vor das Substantiv zu stehen. Lediglich mällum steht häufig dahinter: frifja mällum, bärghanna mällum, J>era mällum, sin i mällum7. Es heißt mällum sin oder sin i mällum .untereinander', letzteres sicher aus rhythmischen Gründen (vgl. „Schwedische Sprachgeschichte" I, § 176). Außerdem findet sich sina mällum mehrere Male in verschiedenen Handschriften der Landschaftsrechte belegt (ζ. B. Dräpas maghar sina mällum DL); dies ist aber entweder fehlerhafte Schreibung für sin a mällum oder auch eine Umbildung nach dem Muster von J>era mällum u. dgl.8. Ζ. B. lejsa J>iuft a hand manni; bära vitni a händer manni; han segilde a hender Danmark; the ridhu hender Tiwidh. β Ζ. B. UL Praef: mällum rät ok orät; U L : til allän Jjän rät; D L : til {>rea markir; innan {je siw nättir; K P 1347: coma til sinä gyärningh . . . oc £>är standä a sinne gyärningh til mijjiän dagh; Birg. Autogr. (1360—70): Profetin saghe til konungen. — Uber Ausdrücke vom Typus til lands im Neuschwedischen s. H. Vendell, Spräket i Peder Swarts krönika (1905), S. 148f-, O. östergren in „Spräk och stil" 17 (1917), S. 129f., in „Nysvenska studier" 1 (1921), S. 138f. 7 Vgl. nschw. oss emellan, dessemellan, äret igenom, vintern över, honom förutan, oss tili handa. Zum Teil beruht dies wahrscheinlich auf deutschem Einfluß: das Jahr hindurch, den Winter über usw. Über derartige Inversionen in der älteren schwedischen Dichtung, s. J . Mjöberg, Verskonst och ordkonst (1961), S. 112f. 8 Die isländische Prosasprache stimmt betreffs der Stellung der Präpositionen mit dem Altschwedischen überein: sie sind (mit Ausnahme von ά milli, i milium) vorangestellt und schwachtonig. In der Dichtung (besonders im „Spruchmetrum", liööah&ttr) dagegen steht die Präposition häufig hinter dem Substantiv und ist betont: velli ά ,auf dem Boden', vigi at ,im Streit', drum hgllum frd ,νοη unsera Sälen', annars briöstum i ,in der Brust eines andern', higrstefnu til ,zum Ding der Schwerter', menn yfir ,über die Menschen'. Auf der Runeninschrift des Steins von Rök: vettvangi a ,auf dem Schlachtfeld'. Zweifellos hängt dies mit dem Rhythmus zusammen und ist ein Überbleibsel eines älteren Zustands mit freierer Wortstellung. 5

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Hier und da kann die Präposition durch mehrere andere Wörter von dem von ihr abhängigen Substantiv getrennt sein. Beispiele: isl. Allir rikismenn, er ί växu landinu u. dg].9. Aschw. Vr skal mässufatum farä (VgL I). Vet eigh, hvat häldr äptir mälir quikum ällär döJ>om (VgL I). Nu si|)an af lij>är bröj>ra aruinu (ögL). In den beiden letzteren Beispielen ist es die Gliedsatzwortstellung, die die Verlegung der Präposition nach vorne verursacht; dem Prädikat muß ein Glied vorangehen, aber der ganze Präpositionsausdruck wäre zu schwer; es genügt mit der Präposition allein. Das erste Beispiel aus dem VgL I ist ein Hauptsatz; das Subjekt (der Priester) ergänzt sich aus dem Vorhergehenden. Um eine normale Wortstellung zu haben, muß ein anderes Wort als das Prädikat den Satz einleiten. VgL II hat statt dessen: V mässofatum skal präster fara. Die Voraussetzung ist in beiden Fällen, daß die Präposition noch von dem von ihr abhängigen Substantiv getrennt werden konnte. Dabei wird sie starktonig wie ein Adverb und nähert sich bisweilen der Funktion einer Verbalpartikel. Für die Funktion und Bedeutung der Präpositionen sei auf die Wörterbücher verwiesen. Über Präpositionen, von denen ein Gliedsatz abhängig ist, s. § 155, 173, 179. § 57. Wenn das Substantiv nur gedacht ist, nicht wörtlich ausgedrückt, steht die Präposition allein, und zwar adverbial. Beispiele : Isl. PA skyldi brenna alia dauöa menn ok reisa eptir (,nach ihnen', d. h. ,zu ihrem Andenken') bautasteina (Snorri). Aschw. t>ät, a torghe köpess, vtän boJ>är sva sum i. Til t>ings ok fra (VgL I). Han seal fyrstum i kirkiu wara ok senstum w fara (DL). Han skal vif) £>y banorJ>i ganga; vil han ν φ ganga, at han är sandär friuvär; vil han eigh ν φ ganga . . . (VgL I). I>ät heter vthus, J>o at las se firi [nämlich: dem Haus]. I>er skulu mäj) ganga [nämlich: dem Bestohlenen]. Stiälä tuer faj>ghär, värf>ä taknir mäj> [nämlich: dem Gestohlenen]. £>a skal hin äptir fara [nämlich: seinem Haustier], är sit hauir känt. E>a skal hin til gangä, är sit hauir känt (VgL I). Takir sij>an samu kunu oc löpir burt mej) [,mit ihr'] . . . Föt>is barn sij)an, oc han är fajjir at [,vom Kind'] (DL). Haldär maftär a uakni sinu, lö{>är maf>är a [.gegen es'], far af [,davon'] banä, böti firi [,für dieses' oder .dafür'] niv markum (VgL I). »M. Nygaard, Norron syntax (1905), S. 363 (Anm. 1), 379 (Fußnote 1), 384 (I c); G. Neckel, Beiträge zur Eddaforschung (1908).

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VärJ)är maj)är barj)är oc frij>ir a [,an ihm'] brutin. Kumbär han til [,an den Ort, dorthin']. E»a skal hin til [,zu sich'] uita (vgl. t>a skal han uita til sins; VgL I). P a är sa J>iuvär at „dann ist er dazu der Dieb" (VgL I). Faider faj>ir fra . . . (VgL I). Är kirkia i . . . [,im Dorf'] (VgL I). Eig Jjyftes iak a „damit machte ich mich nicht zum Dieb" (VgL I). E»a skal a sea „dann soll man es ansehen" (VgL I). Skil J)em a; sämbär J>em a (VgL I). I>ät äghu barn vitu til, ok eig til flerrä (J>ät hat hier emphatische Betonung und steht daher im Satz an erster Stelle; VgL I). Gior man forsäti andrum . . . Warfrir £>än dräpin, sum til combir, liggi i twäböte. WarJjir J>än dräpin, sum firi sitir, liggi i enböte (DL). Swa langt J>era skäl liggia til [d. i. auf beiden Seiten der Mühle naheliegen] (SdmL). ]?rea markir takir biscopir äff hwariu drapi, a hwat daghi J>ät combir tili [»eintrifft, geschieht'] (DL). Han gaff til [,zu diesem, dazu'] half mark gulz. Flästa J>e pänningä . . . lät han til [,gab er dazu, gab er daran'] (Vidh). Diese freie Verwendung von Präpositionen als Adverbien ist außerordentlich kennzeichnend für die Syntax des Altnordischen. Sie ist ebenso charakteristisch für die isländische Prosa wie für die altschwedische Rechtssprache. Infolge ihrer Stellung im Satze wird eine solche Präposition starktonig, und diese Starktonigkeit hat weitereVeränderungen der syntaktischenVerhältnisse zur Folge. § 58. Eine solche adverbiale, starktonige Partikel kann näher mit dem Verbum verbunden werden, ohne jedoch ihren Zusammenhang mit einem nur gedachten, nicht wörtlich ausgedrückten Hauptwort („die Rektion") und ihren Charakter als selbständiges Satzglied völlig zu verlieren. Beispiele: Huggär mapär af ba{>är handär af manni . . . hoggär af bapa fötär af manni (VgL I). Im letzteren Satz kann das erste af als pleonastisch bezeichnet werden. Aber aus dergleichen Ausdrücken entsteht allmählich ein neuer Typus von verbalen Zusammensetzungen. Jloggir äff fingir äff manni . . . Hoggir hand af manni . . . Hoggir af hand, swa at hon hängir wij>är (DL). Neuschwedische Ausdrücke vom Typus hugga av, komma tili, kännas vid u. dgl. schließen sich an Ausdrücke mit ursprünglichem Adverb an, wie ζ. B. flyga upp, bränna upp, fatta ned, komma in, springa ut, kasta fram usw. Manchmal ist die Vorstellung eines mitgedachten Substantivs undeutlich und flüchtig, so daß statt dessen der Zusammenhang

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mit dem Verbum stärker hervortritt. Verbum und Partikel bilden dann zusammen eine Einheit. Beispiele: Än vatn är til [.gibt es, ist vorhanden']; sämbär £>em a; skil J>em a (VgL I). Bei reflexiven Ausdrücken konnte das Pronomen enklitisch an das Verbum angefügt werden, und die Präposition folgte dann hinterher, und zwar starktonig. Beispiele: Svd nysisk frööra hverr fyrir (Hav). Reö Iaröar burr umb at J)reifask (Thiymlied). Sendusk J>eir gersimar d milli ( = sendu sin ä milli). Noch im heutigen Schwedisch gibt es einige derartige Ausdrücke mit reziproker s-Form: de talades vid, de följdes dt (§114). § 59. Die Partikel steht, wie aus den Beispielen hervorgeht, in einem Hauptsatz in der Regel vor einem Infinitiv und einem Partizip, aber nach einer finiten Verbform. Also ζ. B . : han skal in ganga; värjjer in gangit; han ganger in. Im ersteren Fall lag vermutlich sowohl auf der Partikel wie auf der finiten Verbform ein Hauptton, im letzteren gewöhnlich nur auf der Partikel, während das Prädikatsverbum schwachtonig war. Beispiele: I>a skal hirjjingi staf sin hos stingä [.seinen Stab daneben einstecken'], hat sin undir hovoj) läggiä . . . ällir ris undir brytä [.darunter'] (VgL I). Hwar sum han . . . sa nokot affat f>äs Guöi skuldi mäö Jriänä (Vidh). t»rij>i takar vij)är (VgL I). Hittiz at kirkiugarj)är ok toptärgarpär (VgL I). Ebenso: Spyrs up skaj>i (VgL I). Im Gliedsatz konnte die Partikel als „Keil" wirken und dann vor dem Verbum stehen (§ 202). § 60. Aus der Menge solcher Ausdrücke, die aus einem (finiten) Verb und einer Partikel gebildet waren, ist im Schwedischen eine zahlreiche Gruppe von unfest zusammengesetzten Verben entstanden : tala om', känna till', skynda pa', bry sig om', usw. Verb und Partikel formen eine semasiologische Einheit mit einer oft stark abgewandelten Bedeutung. Aus der Entwicklung geht hervor, daß diese „unechten" Zusammensetzungen sogenannten Wortgruppenakzent zeigen, d. h. sie haben einen zusammenfassenden Hauptton auf dem zweiten Glied (der Partikel). Viele von ihnen können (sekundär) ein Objekt zu sich nehmen: hugga av' fingret, klippa av' träden, ta av' hatten, tycka om' sparris, lägga tili' nägra ord, han visste ingenting av' ( = han visste icke av nägonting) usw. Das Partizip Perfekt ist stets mit der Partikel fest verbunden: avhuggen, omtyckt, tillagd usw.

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§ 61. Häufig könnte eine Form des Pronomens pät hinzugedacht sein. Beispiele: Runenschw. kuj> hielbi sal hans betr J>an han kuni til gerua „besser als er dazutun konnte" oder „als er verdiente" (Sö 212 u. a.). Aschw. Är J>et hult halmi, J»a är sa ]>iuvär at (VgL I). Än J>ön uarpa takin uipär älla yppinbar uitni hittas til. Kombär han undan mäj> [,mit dem' oder .damit'] (ÖgL). Der Satz kann auch ein anaphorisches pär ,da, dort' enthalten, das ursprünglich lokale, allmählich aber eine abgeblaßte und allgemeine Bedeutung hatte, so daß es eine Form eines deiktischen oder anaphorischen pät ersetzen konnte. Beispiele: t>är havir husprea lykil til („da hat die Hausfrau den Schlüssel zu"). ]>än . . . gialdi aptär allän skapä, pär gangär gönom [„all den Schaden, der dort durch geht"]. Fa pär banä af. Angin a pär sak a [„keiner hat da das Recht auf Bußen"]. I>är a han vitu til (VgL I). Pär a han af twa lyti. Nu ma han egh ep pär firi ganga . . . Huar sum pär gangär ep firi (ÖgL). I>är skal ängin lipugher um sitia bupkafla at flytia. E»än hans vald pär til haver. Vari pär mäp bondin saklös. I>är ma nämas til fripa mällum (SdmL). i>är skal han een rök af hawa. I>är skal hon hawa witni mep. E>är a hwarti karl ella kunungir i. i>är ma näma til. Fa skapa af man ella kuna . . . Fa pär fä skapa af. Föpis pär oc nokot af. Fastna pär bondans hundir i. Taki pär witni til (DL). i»är skal han giua hanum fult firi (KP). Ebenso im indirekten Fragesatz: E>a skal häräpsnämd uita, huat pär är sant um (ÖgL). Wegen seiner demonstrativen (oft anaphorischen) Bedeutung steht pär ursprünglich zuvorderst im Satz. Die nahe Verbindung zwischen den beiden Adverbien übt indessen allmählich eine attrahierende Wirkung aus, so daß entweder die Präpositionspartikel nach vorne zu pär am Anfang des Satzes gerückt wird — so besonders bei lokaler oder temporaler Bedeutung (därpa .darauf', därefter .darnach' usw.) —· oder auch wird pär nach innen im Satz versetzt und erhält dann gewöhnlich seinen Platz unmittelbar vor der Präposition. Beispiele: Isl. Vilium ver hafa J>ar til yövam styrk (Völsunga-Saga). J>ar fyrir faer J)ü mykin frama (Völsunga-Saga). Hann rseör firi regni ok skini sölar, ok J>ar meö ävexti iaröar (Snorri, Edda). — Aschw. Bonde hvar gaf J>är af aj>rum sin rät (VgL I). Wari pär mäj) bondin saklös (DL). I>e skänkto J)ik jDär firi ätikio ok galla (Bur). Ok vildu J)e pär ii gaa til hemelikth hus (SD 6, S. 487, 1354). Thär äftir kom Petrus thiit (ApG). In Gliedsätzen: Gangär J)är ivir, ]?a böti ängte (VgL I). Wessen, Schwedisch III

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I>än hans wald J)är til hawer (SdmL). Kunne J>ät swa vara, ät han vilde J)är af fara. Skal myätas hans ärwj)i, som han hawär J)är a wart. Wil äi iorf>äghanden f)är vnde gangä (KP). [De] vaktädhä konungx skath, sum J)är ii var . . . Smasuenen, sum J)är inni fore var, meente J>em ok vildi J>em J)är eigh in läta (SD 6, S. 487, 1354). — In einigen der obigen Beispiele ist pär reines Adverb des Ortes, in andern Fällen wieder ist es Ersatz für eine Form des Pronomens pät. Indessen verschmolzen erst viel später ther, dar und die nachfolgende Partikel zu einer wirklichen Zusammensetzung. Sie wurden lange getrennt geschrieben (ither af, ther medh usw.) und zwischen ihnen konnten ein Wort oder mehrere Wörter stehen. Beispiele: Ther wil iak sighia thik een liknilse äff (ST). Ther torde eller künde Doctor Peder intet swara till (P. Swart). The hade ther intet förstond vppä. (ders.) Ther sade han neij till, at han wille icke haffua thet nampnet (ders.). Ther gif tu migh thin nade til. Ther vore längt af skrifva. Heute lediglich in archaisierender Sprache und Dichtung: De visste där intet av. (S. Näheres darüber SAOB: D 2525f.) In einzelnen Fällen geschah die Verschmelzung zu einem Adverb mit einheitlicher Bedeutung verhältnismäßig früh, wenn auch die getrennte Schreibung lange aufrecht erhalten wurde. Beispiele: Nagre dagar ther effter . . . Sä lett han tä bliffwat ther widh then gongon. Ibland annat klagade han ther öffuer att . . . (P. Swart). Gleich wie im ersten der obigen Beispiele können im heutigen Schwedisch Adverbien auf där- attributiv verwendet werden, ζ. B. dagen därpa, innebörden däri, meningen därmed, hans undran däröver. § 62. Außerordentlich wichtig ist der Gebrauch solcher adverbialer Partikel in Relativsätzen. Hier ist die Partikel schwachtonig und hat gewöhnlich ihren Platz zuletzt im Satz. Beispiele: Grännär skulu i gar£> gangä J>äs fyrst, är näst är grun a. E>än skal barn äghä, är huariä nat liggär hoss ok giptär är til. E>ät hetir ä aldra götä J>ing, är laghmaj>är är a. Han skal J>em lag biudä, är han köpte af. I>riJ)i af f»y landi, är havir grip sin i känt (VgL I). E>än aghi bo at skiptä, ej>sörit är brutit a (UL). I J»y hundare . . . sum lehmiger är ut gangin af (SdmL). [De] gengo til hans härbärghe, sum hans smasuen ok hans son lagho ii (SD 6, S. 487, 1354) . . . att almogen motte fä wetta, huar the skulle retta sigh effter (P. Swart). S. ferner auch § 167.

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§ 63. Neben diesen neuen Ausdrucksformen lebt der alte Typus einfaches Verbum + Präposition in gewissem Umfang bis heute fort. In vier Fällen kann das von der Präposition abhängige Wort an der Spitze des Satzes und die Präposition unter den letzten Wörtern, gewöhnlich zu allerletzt stehen: 1. im emphatischen Satz. Beispiele: Honom kan jag lita pä. Honom vill jag icke ha nägot att göra med. Det känner jag icke tili. Det har jag inte hört nägonting om. Hunden fär vi lov att akta oss för. Det har jag ingen lust till. Pengar vet du mycket väl, att han icke bryr sig om. „Theologien höll han pä i tretti är med" (Kellgren, Dumboms lefverne). „Mull jag skapats av" (Levertin). 2. in Fragesätzen. Beispiele: Vem talar du om ? Vad tänker du pä ? Vad skall det tjäna tili ? Vad beror det pä ? Vad har du kommit hit för ? Jag vet inte, vad han satt och tänkte pä. Jag frägade honom, vilket rum han helst ville bo i. „Vad skall ditt här jag liknavid?" (Strindberg). 3. in Relativsätzen, wo das Relativpronomen anstelle des von der Präposition abhängigen Substantivs steht. Beispiele: Den man, som det här berättas om . . . Det hus, som jag bor i . . . Den sak, som du talade om . . . Han hyllades med en festskrift, som han själv svarade för innehället i. Mig är det ingen, som bryr sig om. 4. in Infinitivausdrücken. Beispiele: Det var nägonting att tänka pä. Det är ett bra hus att bo i. Har du nägonting att betala med? Nägot tälte hon skrattas ät. Han är svär att komma tili rätta med. Han är icke att lita pä. Det var nägonting att ledas vid (vgl. Han gick och leddes vid ensamheten). Det skall jag bjuda Er pä. (Det som jag bjöd honom pä. Vad bjöd du honom pä?) „Er har jag föga att bjuda pä" (Snoilsky). „Dalin var ingen person att göra narr av. Han künde nämligen själv göra narr av folk" (Ο. Hedberg). Derartige Ausdrücke hat es also in den nordischen Sprachen seit langem gegeben, während die deutsche, französische und lateinische Sprache sie nicht kennen. Für das Englische gilt das gleiche betreffs des ersten Falles, da diese Sprache für emphatische Konstruktionen so wenig übrig hat. Die drei letzteren Fälle dagegen haben im Englischen ihre Entsprechungen. Beispiele: What are the boys whispering about ? The man whom I spoke of . . . The house I live in . . . It is a good house to live in. Literatur: A. Heusler, Aisl. Elementarbuch (2. Aufl.), § 453—467; Μ. Nygaard, Norren syntax §23; S. Bugge, Der Runenstein von Rök (1910), 7*

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S. 33; B. Delbrück, Die Wortstellung in dem älteren Westgötischen Landrecht (Germanische Syntax 4, 1921), S. 4 6 1 ; K. G. Ljunggren, Studier över förhällandet mellan verbalpartikel och verb i fornsvenskan (1932).

§ 64. Die Negation, idg., urg. ne, hatte ihren Platz vor dem Verbum. Vgl. lat. nolo, nescio, ags. nettan (von ne willan), got. ni wissedun „sie wußten nicht". Urn. nie solu sot uk ni SAkse stAin skorin . . . ni snAten ni wiltiR mans lagi Ne [e]s solu sott ok ne saxe stceinn skorinn . . . ne snartR ne viltiR mcennR Iceggi (Stein von Eggjum). Da die Negation schwachtonig war, machte sich das Bedürfnis nach Verstärkung stark geltend. Zu diesem Zweck wurde gemeinnordisch die Partikel -gi gebraucht, die enklitisch an diejenigen Wörter des Satzes angefügt wurde, die den Hauptton trugen. So entstanden die adverbialen isl. eigi .niemals, nicht', aldrigi .niemals', hvergi .nirgends' und die pronominalen einngi (engt) .niemand, keiner', eittki (etki, ekki) .nichts', manngi .niemand', vcetki .nichts'. Die Negationsbedeutung wurde immer mehr diesen Wörtern beigelegt, und so konnte die schwachtonige Negation während der Synkopezeit gänzlich verschwinden. Isl., aschw. eigi erhielt ganz einfach die Bedeutung .nicht' und wurde dann zur gewöhnlichen Satznegation. Im Altschwedischen entwickelte sich später ikke (ursprünglich .nichts') zur Satznegation, dann auch intet, inte. Das finite Verbum wurde mit der Partikel ne negiert, Adjektiv und Partizip dagegen mit der tiefstufigen Wurzelform n-, woraus lat. in-, griech. α-, urg. un-, dt. un-, nord. o-, u- entstanden. Diese Form muß ursprünglich schwachtonig gewesen sein. Allmählich wurde sie zum Präfix und fester mit dem von ihr negierten Wort verbunden. Als im Germanischen der Akzent an die Spitze des Wortes vorgeschoben wurde, konnte diese Partikel — wenigstens alternativ — den Hauptton erhalten. Literatur: SAOB: ej, icke, inte(t); J. A. Aurön, Iakttagelser rörande negationen i modersm&let (in: Svenska Akademiens handlingar 22, 1907, S. 3 0 9 1 ) ; J. Brandum-Nielsen, Sproglig Forfatterbestemmelse (1914), S. 1381

§ 65. Schwieriger sind ja, jo, nej (Antwort auf Entscheidungsfragen) in das System der Wortarten einzureihen. Manchmal zählt man sie zu den Adverbien, manchmal wiederum zu den Interjektionen (N. Beckman § 190, SAOB); keines ist richtig. Zwar können sie als Ausrufe verwendet werden (ζ. B. Ja, det mä. jag säga; Nej,

Präpositionen und Adverbien

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men vad ser jag!), aber dies ist keineswegs ihre primäre Aufgabe, wenn sie als Antwort auf Fragen gebraucht werden. Sie sind auch nicht wie die Adverbien nähere Bestimmungen zu andern Wörtern im Satz (Verben, Adjektiven oder Adverbien) oder zu einem ganzen Satz. Sie sind selbst satzwertig, also eine Art von Satzäquivalenzen. Ein ja als Antwort auf die Frage: Kommt er morgen ? bedeutet: Er kommt morgen. Ferner sind sie Variablen, die ihren ganzen Bedeutungsinhalt aus dem Zusammenhang empfangen. Sie sollten daher als pronominale Wörter bezeichnet werden, und zwar als eine Gruppe für sich neben den Pronomen und (pronominalen) Adverbien. Ihr „Korrelat" liegt in dem Fragesatz, auf welchen sie sich beziehen (§ 131). Ihre lautgeschichtliche Entwicklung bietet gewisse besondere Probleme („Schwedische Sprachgeschichte'' I § 11, Anm. 6, § 55, Fußnote). Ja, nein sind Wörter, die für alle germanischen Sprachen gemeinsam sind. Bereits das Gotische hat: SijaiJ)-J)an waurd izwar: ja, ja; ne, ne „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein" (Matth. 5, 37). In den schwedischen Landschaftsrechten (VgL I, ögL, UL usw.) kommen häufig der Ausdruck qväpa (sighia) ia viper .zustimmen, einwilligen, gutheißen; gestehen, zugeben' und sein Gegensatz qväpa (sighia) ne viper .verneinen, leugnen' vor, was bereits den Gebrauch dieser Wörter als Antwort voraussetzt. Ferner rThätiär höghst i laghum: ne ok ja (ÖgL, Hs B). „Wil thu, frw, at vi sighiom honom til ?" „Ja, iak idher thet radha vil" (Fl). Gewisse Sprachen verwenden keine derartigen „Antwortwörter", sondern bestätigen durch Wiederholung eines Kernwortes der Frage und verneinen, indem sie dieses Wort negieren. Dies ist besonders der Fall im Lateinischen. Die Antwort auf die Frage: Solusne venisti? ist: Solus ( = ja), oder: Non solus ( = nein). Ebenso: Venitne hodie frater tuus? Venit (oder: Hodie) oder: Non venit10. In isländischen Sagas finden sich vereinzelte Beispiele von ähnlichen Antworten. In der „F0stbrceöra-Saga" (1925—27; S. 12): Iqöutt segir: „Hvat bauö £>ύ hanum her gisting?" Hann svarar: 10

In der lateinischen Bibel.wird Matth. 5. 37 folgendermaßen übersetzt: Sit autem sermo vester: est, est; non, non. — Eine andere Art zu antworten war mit Hilfe der Adverbien certe ,gewiß', minime .keineswegs'. Später verwendet man auch die Adverbien etiam, ita, sie als bejahende Antwort. Beispiel: Apostelgesch. 22.27 „Die mihi, si tu Romanus es?" At ille dixit: „Etiam". Mlat. Respondit, quod sic (fuit). Respondit, quod non (fuit). Davon die heutigen ital. Antwortwörter si, no.

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Der einfache Satz und seine Glieder

„Bauö ek." — (S. 51) „Hvärt ertu I>orgeirr Hävarsson ?" Hann svarax: „Sä. er maör enn sami. — (S. 63) „Vann hann ä pormööi Bersasyni?" Grüna segir: „Siä enn sami geröi J>at". In altschwedischen Texten, die aus dem Lateinischen übersetzt sind, können ähnliche Antworten begegnen, sicherlich, weil der Übersetzer wortgetreu die Ausdrucksweise des Originals wiedergab. Beispiele: (Bei der Aufnahme einer Nonne in das Kloster soll der Bischof einige Fragen an sie stellen). Episcopus ante fores interroget dicens: „Est tu libera . . . ?" Quae si respondent: „Libera sum" . . . Tunc adhuc addat episcopus: „Petis, inquit, ingressum huius religionis . . . ? " Dicente ilia: „Peto". — Oc spöri hona . . . sighiande: „Äst thu fräls . . . ?" Oc hon suara: „Sannelika, jak är fräls" . . . Sighi än tha biskopin: „Bedhis thu thässa renlifuis jngong . . . ?" Hon swari: „Jak bedhis". Eine Fragepartikel än ,ob' kommt — allerdings selten — in der älteren Schriftsprache vor, wie auch noch in der heutigen Umgangssprache. Beispiele: „Herr Gräl, än Lärdom da? hwad will det ordet säija?" (O. v. Dalin, Argus 1734). „Än den dä?" (ib.). Än sen dä? („na, und was mehr?") Än du dä? („na, und was meinst du?") „Än den Hingsten i füllt sträck, Hur han löper ung och käck" (Bellman, Ep. 42). „Säj hvad har du i korgen? . . . Än i byttan pä armen?" (Bellman, Ep. 47). „Det har nu blifvit ett mode at utgifva sina arbeten. Än om jag vägar samma djerfhet ?" (C. G. Leopold, Brief an J. A. Lindblom 1796). „Än Odin och hans gudahof?" (C. J. L. Almqvist, Törnrosens bok, Groß-O. 3, 1850, S. 4). „Än Purpurgrefven?" (ebd., S. 50). „Nä än se'n?" (ebd., S. 137). „Nä, än alla millioner tallrikar, knifvar och gafflar, min farl" (ebd., S. 158). „Än dä Leontes, gösse?" „Än Eurysakes?" (Runeberg, Kungarne pä Salamis). A. F. Dalin, Ordbok 2 (1853), s. 737. „Än sonen, Olof, war han i fängeise än ?" (P. Hallström, De fyra elementen, 3. Aufl. 1911, S. 108). Ebenso in norwegischer Sprechsprache und umgangssprachlicher Schriftsprache: End om vi klaedte fjaeldet? sagde eneren til den udenlandske eg (Björnson, Arne, 1858). End om kongen naegter ? (Hamsun, Markens grade). Die Partikel än ist etymologisch identisch mit dem Bindewort aschw. än, isl. en ,aber, und'; dt. und, engl. and. Noch im Altschwedischen steht sie häufig als Konjunktion (s. Söderwalls Wörterbuch), wurde aber mit der Zeit durch das aus dem Deutschen entlehnte men ersetzt.

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Uber das direkte Fragen einleitende aschw. hvat, hvadh mit der Bedeutung ,wie, warum; vielleicht', s. § 199. Literatur: N. Beckman, Västeuropeisk syntax (1943), S. 14; G. Cederschiöld, Oni svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 102f.; K. F. Sundin in „Spr&k och stil" 11 (1911), S. l f .

DIE WORTSTELLUNG 1. DIE ATTRIBUTIVEN BESTIMMUNGEN § 66. Unter den substantivischen Attributen sind E p i t h e t o n und Apposition besonders wichtig. Beide werden vorzugsweise als Beifügungen zu Personennamen gebraucht. Sie unterscheiden sich — so, wie diese Termini hier verwendet werden — im wesentlichen dadurch, daß das Epitheton eine feste Bestimmung ist, die infolge langewährenden Gebrauchs usuell geworden ist; es teilt nichts Neues mit; es ist ein Titel, eine Berufsbezeichnung, ein Ubername, überhaupt eine kennzeichnende oder unterscheidende Beifügung. Die Apposition dagegen erscheint als eine eher zufällige Beifügung, die in der Regel den Zweck hat, etwas Neues mitzuteilen; sie kann gewöhnlich durch einen Relativsatz ersetzt werden. Namen und Epitheton bilden eine feste Verbindung mit einheitlichem Akzent, der im Neuschwedischen stets auf dem zweiten Glied liegt, gleichgültig, ob dieses Bezugswort oder nähere Bestimmung ist: Bengt lagman — lagman Bengt (vgl. Erik den heiige — heliga Birgitta). Die Apposition hingegen hat einen eigenen Akzent. Das Epitheton steht im heutigen Schwedisch normalerweise vor seinem Bezugswort und schließt sich ohne Pause unmittelbar daran an: hertig Erik, prinsessan Sibylla, statsridet Edenman, rädman Nilsson, skomakare Andersson, ordet upplysning usw. Die Apposition andererseits steht normalerweise nach ihrem Bezugswort und ist davon durch eine deutliche Pause getrennt: Nathan Söderblom, Sveriges ärkebiskop; Karl Ragnar Gierow, Svenska Akademiens sekreterare. Zwar kann die Apposition auch vor ihrem Bezugswort stehen, verliert aber dann etwas von ihrer Selbständigkeit und die Pause unterbleibt: Richelieu, den store statsmannen — den store statsmannen Richelieu; Guile, en god bonde — den gode bonden Gulle. Auch die Starktonigkeit kann dabei geschwächt werden. Die vorangestellte Apposition gleicht daher in formaler Hinsicht dem Epitheton. Versucht man die Pause beizubehalten,

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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macht sich statt dessen die Tendenz geltend, Bezugswort und nähere Bestimmung miteinander zu vertauschen, so daß die nähere Bestimmung zum Bezugswort wird: Sveriges huvudstad Stockholm — Sveriges huvudstad, Stockholm. In der heutigen Sprache ist die Grenze zwischen Epitheton und Apposition unscharf, und so war es gewiß auch in früheren Zeiten. Das Epitheton, die feste Verbindung, hat sich grundsätzlich aus der Apposition entwickelt. Die Beschreibimg der beiden Kategorien muß für eine Sprache der Frühzeit, ζ. B. das Latein oder das Isländische, anders ausfallen als für das heutige Schwedisch1. § 67. E p i t h e t o n . Beispiele davon finden sich bereits im Runenschwedischen: Porbiorn skald (U 29, 532), Liutr styrimadr (U 1016), ceftiR GceiRmund karl (U 659), aftiR Vidbiorn grikkfara (U 956), (Gen.) Hakonan iarls (U 617), VigmundaR styrimanns (U 1011), Gud drottinn (U 627, 759). In dem „Danaholmstraktat" (VgL I): Sven tiuguskiäg. Aufzeichnungen des Pfarrherrn von Vidhem (Hs Β 59, um 1325): Olawär skotkonongär, Ämundär colbränna, Stänkil konongär, Ingi konongär usw., Vnni ärchibiscupär, af Sigfriöi biscup usw. (jedoch auch: biscupär Iärpulwär, biscupär Bändict vngi), Ion hyrnä, Biorn kialki, I>orer räfwär, Tubbi stalläri, (Gen.) Mangnusär sun minniskiolz, Magnus skinnäri, Guduastär räuär. Verordnung von Alsnö (1285): biskup Anundär af Strängiänäs usw.2, härrä Vlwar Karlssun, härrä Bändict laghman, prowäst Andres oc prowäst Ion. Bestätigungsbrief für UL (1296): härrä Byrghir tyundälaghman, mästär Andris, härrä Rö]j Kiäldarsson, härrä Bändict Bosson, härrä Philippus röj)ä, Hakun laghman, Sighurf) domärä, Ion gasabogh; Vorwort zum UL: (Dat.) Byrgheri iarli ok Magnusi kunungi; UL: hin hälghi Erikär kunungär, konong Magnus. ögL: Birghir iarl, i Knuts kunungs daghum, i kunung Eriks daghum, kunung Magnus. GS: Awayr strabayn. Cod. Bur.: Maria mö, iomfru Maria, Farao kunung, Dauid kunung, Iacob patriarcha, Stephanus domare, Henrich 1

2

Die Termini Epitheton und Apposition werden hier mit Rücksicht auf ihre Eignung für die Sprachgeschichte verwendet. In der deskriptiven Grammatik und der Stilistik ist eine andere Abgrenzung zwischen ihnen durchaus denkbar. Zu Epitheton und Apposition, s. Ad. Noreen-Pollak, Wissenschaftliche Betrachtung der Sprache (1923), S. 333f.; E. Wessen, Värt svenska spr&k (1968), § 120. 3, 4. Dagegen ist als Apposition zu betrachten: Iacuppär, ärchibiscupär af Ypsalum.

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Der einfache Satz und seine Glieder

kesare, Sanctus Gregorius paue usw. Birg. Aut.: til konungs Magnus. ApG: Herodes konungir. EK: Jon iärl, Wolram skytta u. a. Testament des Magnus Eriksson von 1346: Wi Magnus konunger oc Blanz drötning. „Konung Alexander": Darius keysar. In allen altgermanischen Sprachen stand das Epitheton (wie auch die Apposition) ursprünglich nach seinem Bezugswort3. Durch den Einfluß von lat. dominus, das im mittelalterlichen Latein stets vor dem Namen stand, trat auf deutschem Sprachgebiet schon frühzeitig eine Veränderung betreffs der Titel und Berufsbezeichnungen ein. Dieser neue Brauch verbreitet sich während des Mittelalters im Gefolge der vielen entlehnten Titel in den Norden. Voraus gehen die entlehnten Standestitel herre, fru, iomfru; diese stehen immer vor dem Namen. Ferner ζ. B. hertogh, marsk, greve, weiter die kirchlichen biskup, proväst, mäster, die bürgerlichen mäster .Handwerksmeister', skipper4 .Schiffer', hustru. Biskup steht bald — nach altschwedischem Gebrauch — hinter dem Namen, bald vor. Der neue Gebrauch beeinflußt auch einige einheimische Titel, vor allem die vornehmsten: konung, drottning. In der Erikschronik begegnen abwechselnd Erik konung und konung Erik, letzteres am häufigsten. Im 15. Jahrhundert ist konung Christiern u. ä. das einzig Übliche. Bei der Landbevölkerung und der Bürgerschaft der Städte blieb der alte Wortstellungstypus während des ganzen Mittelalters bis in die neuere Zeit lebendig. Ein reiches, fast unerschöpfliches Material ist uns in den Urkunden und den Stadtprotokollen und Steuerlisten erhalten geblieben: Laurens skomakare, Hanis smedh, Claus skreddare, Laurens swerdslipare, Peder kannegiutare usw. Selbstverständlich sind andere Epitheta als die Berufsbezeichnungenvon der Neuerung nicht berührt worden: Lasse dalakarl, Staffan wesgöte, Olof bagge, Jacob rödnacke, Niels urwädher, Kristian tyrann, Magnus sommar, Peder sunnanväder usw. Olaus Petri nennt unter den Stockholmer Bürgern, die beim Blutbad von Stockholm (1520) hingerichtet worden waren: Knut öning, Eric helsing, Heming grönskalle, Hemic sträbock, Lambrect bäding, Simon skreddare, 8

4

Vgl. isl. 014fr konungr, Knüt l&varör, Gunnlaugr ormstunga usw. — G. Neckel in APhS 1 (1926), S. 8f. Uber das Wort „skeppare" hat I. Modier einen interessanten Aufsatz in „Studier i nordisk filologi", Bd. 39 (1949) geschrieben.

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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Päwel skinnare, Eric smeltare, Anders kötmongare, Mattz tunnebindare, Lambrect bärdskärare. Einige waren schon erbliche adlige oder bürgerliche Familiennamen geworden: Erich Ryning, Jachim Bragde, Moens Green, Erich Kuse, Gunnar Galle, Anders Ruth, Mattz Crona, Hans Weser, Lasse Hass. Der fremde Einfluß ist jedoch unwiderstehlich. Der Gebrauch von Standes- und Amtstiteln erhielt in neuerer Zeit immer größere Verbreitung; dabei steht der Titel stets vor dem Namen: greve Per, mäster Olov, baron Stadig, kapten Uggla, korpral Fast, ingeniör Olsson, kassör Westin, doktor Holm, kandidat Arpi usw5. Die Voranstellung wird in der Schriftsprache alleinherrschend. Die alte Konstruktion mit nachgestelltem Epitheton bekommt immer mehr den Charakter einer altertümlichen oder provinziellen Sprache: Johannes döparen, Per svinaherde, Torsten fiskare, Gert bokpräntare, Jesper nattvakt und Joakim hakeskytt, Per statsdräng, Mickel räv. Wie die Beispiele zeigen, sind es ausschließlich Taufnamen, die auf diese Art eine Berufsbezeichnung nach sich haben können; bei Familiennamen steht die Berufsbezeichnung stets voran: smeden Jonsson, skomakare Karlsson®. Was schließlich die Akzentverhältnisse betrifft, so ist es wahrscheinlich — obwohl sich nichts beweisen läßt —, daß bereits in der altnordischen Sprache der heutige Wortgruppenakzent herrschte, d. h. daß Namen und Epitheton durch einen einheitlichen Akzent, der auf dem letzten Wort lag, verbunden waren. Das heißt m. a. W.: das Epitheton war starktonig, der Name dagegen schwachtonig. Das gleiche galt natürlich, wenn das feste Attribut aus einem Adjektiv oder einem Präpositionsausdruck bestand. Diese Betonung des letzten Glieds erklärt einigermaßen die großen und unregelmäßigen Veränderungen, die die Personennamen in altschwedischer Zeit erfahren haben. § 68. Appositionen sind in den Runeninschriften sehr häufig. Mitteilungen über den Toten werden fast durchwegs in dieser Form gemacht. Gewöhnlich folgt eine derartige Apposition unmittelbar nach ihrem Bezugswort. Beispiele: ... at Biorn, fadur Hierher gehören natürlich auch Fälle wie ζ. B. konungariket Sverige, Staden Göteborg. ® S. ferner K. Agren, Om användningen av bestämd slutartikel (1912), S. 121 f.; Gudrun Lundström, Nyländsk syntax (1939), S. 194. 6

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Der einfache Satz und seine Glieder

sinn nytan (Sö 7) . . . ceftir Kcetilhaufda, fadur senn, boanda godan (Sö 19) . . . at Porkel, fadur sinn, prottaR piagn (Sö 112) . . . for salu HolmgicBRs, fadur SygredaR, boanda sins (Sö 101) . . . ceftiR Assur, bonda sinn, sun HakonaR iarls (U 617) . . . at syni sina, snialla drcengia (Sö 163) . . . ceffti]R Fastvi, modur sina, Oncems dottfujr (U 112) . . . ceftiR Biorn, frcenda senn, Svceins sun ok BcenkfridaR i Hamarby (Sö 286). Es kommt jedoch auch vor, daß die Apposition vor dem Namen steht. Beispiele: ... at sinn fadur Spiut (Sö 106) . . . at fadur sinn Skarf (Sö 107) ... at modur sina Stceinfridi (Sö 128) . . . at brodur sinn HrodgceiR ok fadur sinn Holmstcein (Sö 173) . . . at sun sinn Biorn (Sö 174) . . . at brodr sina Viking ok Sigfast (Sö 197) . . . ceftiR systursyni sina Mrnmund ok Ingimund (U 72). Diese Wortstellung ist u. a. kennzeichnend für den Runenritzer Visäte. Weniger häufig ist, daß eine Apposition sich auf einen Genitiv bezieht: . . . pceiRa odal ok cettaRfe („ihr Erbgut"), FinnvidaR suna a Mlgiastadum (U 130). Weitaus interessanter sind, was die Wortstellung betrifft, diejenigen Fälle, wo die Apposition sich auf das Subjekt der Gedenkspruchformel bezieht,wo sie also etwas Neues über den, der den Stein errichten und die Runen ritzen ließ, mitteilt. Auch da folgt die Apposition gewöhnlich unmittelbar nach dem Wort, das sie grammatikalisch und sachlich näher bestimmt. Beispiele: Biorn, Finnvidar sun (U 130, 433), Gunnar, sun Farulfs (U 312, 315), Ingirun, Hardar dottiR (U 605), Ginnlaug, HolmgcetRs dottiR, systiR SygredaR ok pceim Gauts (U 617). Hier zeigt sich indessen, daß die Apposition in den altnordischen Sprachen eine viel freiere Stellung im Satz hatte als in den heutigen nordischen Sprachen. Nicht selten wird die Apposition durch das Prädikat (mitsamt seinen Ergänzungen) von seinem Bezugswort getrennt. Beispiele: Mrnfast[r] ok Mrngautr lata, syniR SiggunnaR, rceisa stain (U 503). AlrikR rceisti stain, sun SigridaR, at sinn fadur Spiut (Sö 106). . . . ceftiR Skarda, brodur sinn. Hann for austr hedan med Ingvari. A ScBrklandi liggR, sunR 0yvindaR (Sö 131). Sigridr gcerdi bro pasi, modir Alriks, dottiR Orms, for salu HolmgcetRs . . . (Sö 101). Vigmundr let haggva stcein at sik sialfan, slegiastr manna (U 1011). Hann do austr, sun GismundaR (U 283). Porgautr risti runaR pessaR, Fots arfi (U 308). Wenn die Apposition, wie in den drei letzten Beispielen, zuletzt im Satz steht, erhält sie einen sehr selbständigen Charakter, so wie in einer Satzverkürzung. Das

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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Subjekt leitet den Satz ein und die Apposition beschließt ihn; diese Erscheinung nennt man „Einrahmung"7. Die Apposition ist besonders in der altgermanischen und altnordischen Dichtung zuhause, wo sie eine wichtige Rolle als stilistisches Ausdrucksmittel spielt, das Variation genannt wird. Einige derartige Beispiele gibt es auch in schwedischen versifizierten Runeninschriften. Die Dietrich-Strophe auf dem Stein von Rök: Red

PiodrikR,jhinn

SittR nu garuRja PceiR cendadus

pur modi, Jstillt R flutnajstrandu

guta sinum,jskialdi i austrvegi,

Porkeil

HrceidmaraR.

umb fatladR,jskati ok Styrbiorn,

Meeringa.

piagnaR

godiR

— (Sö

34). Vor angestellte Apposition kommt jedoch in der alten Dichtung ebenfalls vor. Beispiele davon finden sich auf Runeninschriften: godr karl Gulli, frekn

drceng\_R\ Asmundr

( ö g 81).

In den Rechtsdenkmälern sind eigentliche Appositionen selten, was mit ihrem Stil und Inhalt zusammenhängt. In ihnen macht sich kein Bedürfnis nach freien Beifügungen im Satz geltend, denn Personennamen und andere Individualbezeichnungen kommen selten vor. Zwei Fälle sind bemerkenswert. Der eine ist die einschränkende oder näher bestimmende Apposition bei einem Substantiv, ζ. B . : siluär . . . sua mykit sum han in tok, egh minna ok egh mera (ögL). Der andere ist nähere Bestimmung zu einem Pronomen im vorhergehenden Satz: l>ät gange aldrigh hanum tili arfs, bondanum; Nu kunnu ]per Jjrätta, fäj>rinis frändrini; Synis Jjät a likinu . . ., manz handauärk; Warpär alt takit saman, hand ok brandär (ÖgL). Überhaupt ist der Gebrauch von Appositionen eine schriftsprachliche Erscheinung. In aller übrigen altschwedischen Prosa kommt sie häufig vor, ungefähr ebenso häufig wie im heutigen Schwedisch. Einige Beispiele aus älteren Texten: Philipus konongär, Halstens sun; Ingi konongär, broder Philipusär konongs, och heter äptir Ingä konong, Halstens konongs broöär; Si[c]trygger, Alguz sun; Swärkir konongär, sniäller man oc goöär drängär; Rangwaldär konongär, baldär oc huxstor; Ion konongär, Swärkirs 7

Ein viel beachteter Fall ist der kleinere Stein von Jelling (DR 41): kurmR kunukR karjü kubl £>usi aft J)urui kunu sina tanmarkaR bot. Da die Form bot sowohl Nominativ als auch Akkusativ sein kann, kann DanmarkaR bot grammatisch gesehen entweder eine Beifügung zu Gorms konungR oder zu pyrvi sein. S. dazu „Danmarks Runeindskrifter. T e x t " (1942), Sp. 79, Anm. 3 und Sp. 873f. (mit dort zitierter Literatur).

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Der einfache Satz und seine Glieder

sun, bärnskär at aldri oc mykit goöwiliäJ>är (Vidh); Wiger spa, hej)in i hejmum timä (UL Praef); Byrghir, mäj> Guz nafium kunungär sweä ok giötä (UL Conf); Maria, J)e milda mö (Bur); mange propheta ok kiännefädher, Guz kiänneswena (ApG). Die Apposition kann vorangestellt sein: J>än go de biscupär Bändictär (Vidh); £>än goJ)e konung Magnus (UL); war broker Bändictär (Verordnung von Alsnö 1285); war troin J)iänistuman härra Byrghir tyundälaghman (UL Conf). Einen hochgradig schriftsprachlichen Charakter hat die adjektivische Apposition im folgenden Beispiel aus dem Bestätigungsbrief zum U L : . . . at wir . . . skipajmm bot, os wärj>ilikä ok J)öm parflikä, a mote Wessum J>era Jjungä. Die Apposition richtet sich — nach einer bekannten grammatischen Regel — in ihrem Kasus nach dem Substantiv, das sie näher bestimmt. Beispiele: [Han] thiänte for sinom herra, Canaan rikis konunge (ST). Wenn die Apposition aus einem adjektivischen Wort besteht, erstreckt sich die Kongruenz auch auf Numerus und Genus. Einige wenige Male erscheint die Unregelmäßigkeit, daß die Apposition in den Nominativ gesetzt wird, obwohl ihr Bezugswort in einem andern Kasus steht (die sog. freie Apposition). Dies zeugt von größerer Selbständigkeit der Apposition8. Beispiel: ...at bredr sina Hulta ok at Porkel ok at Sialfa, syntR Svceins (U 566). Die Apposition ist zweifellos eine syntaktische Erscheinung einheimischen Ursprungs. Sie war in vorliterarischer Dichtung und damit verwandten Stilarten zuhause. Sie kam jedoch in der Sprache späterer Zeiten zu ungemein reicher Verwendung, teilweise wegen fremder Vorbilder, teilweise aber auch einfach deshalb, weil sie für die Schriftsprache eine so natürliche Ausdrucksform darstellt. Sie erlaubt eine Konzentration, die häufig sehr wertvoll ist und bewußt erstrebt wird. Sie trägt auch in hohem Maße zur Ausschmückung der Schilderung bei. Obwohl die Apposition keineswegs als eine Gliedsatzverkürzung definiert werden kann, läßt sie sich doch häufig durch einen Relativsatz (oder einen temporalen Gliedsatz) ersetzen. Besonders die vorangestellte Apposition ist ein charakteristischer Zug der Schriftsprache in jüngerer Zeit. Die nachgestellte Apposition ist jedoch das Natürliche. Sie teilt ja etwas Neues mit und ist, wie bereits erwähnt, oft gleichwertig 8

Dies ist eine allgemein sprachliche Erscheinung; s. darüber u. a. M. Nygaard, Nomra syntax, S. 82; A. Kock in ANF 44 (1928), S. 229 f.

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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mit einem Gliedsatz. Die Voranstellung ist das Ergebnis einer weiteren Bearbeitung des gedanklichen Inhalts. Vgl. „Magnus, der gute König" und „der gute König Magnus". Die Grenze zwischen einer adjektivischen Apposition und einem prädikativen Attribut ist zuweilen schwer bestimmbar und verschwommen. Beispiel: „Lugn stod han mot Europa" (Tegner). Rein schriftsprachlich sind natürlich Konstruktionen wie „Glad över denna framgäng, skyndade han hem". Hier ist die Apposition in eine sog. attributive Satzverkürzung übergegangen (vgl. § 103). Ein besonderer Fall ist die sog. partitive Apposition. Diese besteht aus einem Wort, das ein Maß oder eine Menge bezeichnet: drei Meter Stoff; ein Glas Wasser; eine Flasche Bier; eine Kette Rebhühner; ein Fuder Heu; schw. tre meter Tyg; tvä par skor; ett glas vatten; en flaska öl; en flock änder; ett lass hö. Diese Art von Apposition hat sich anders entwickelt und ist nicht nur schriftsprachlich, sondern auch in hohem Grade umgangssprachlich. Wortgruppen dieser Art sind auf dem letzten Glied betont. Derartige Ausdrücke finden sich frühzeitig im Altschwedischen. Beispiele: Böndir skulu kirkiu gewa tolf fjynnia säö oc fiuwr las oc tyughu äng . . . gäwi Jjrea alnar gwt läript (DL). Got par sko for en öre, en alin repäläript twäbret fore halwän öre; Item et (tu) lispund smör, et Q>ry) lispund fläsk, halft annät pund salt nötakyot rökt, halft J)riJ>iä pund salt, J)rättan spän myol, J>re väli sild, fäm barä copar (KP). In den Rechtsdenkmälern stehen jedoch diejenigen Wörter, die die Art oder den Stoff bezeichnen, häufiger im Genitiv (Genitiv generis oder Genitiv partitivus), s. § 15. Zuweilen kommen beide Konstruktionen nebeneinander vor: Firi bondans sial oc husfru givi prästi nyw allna lärift, firi bondans barn fiora alna lärez (DL). I>rea spän huetis ok en J)yn rugh ok en J>yn biug . . . ok fiura J>yni hästakorn ok J)är mäj) tu las foJ>är ok £>ry pund mäj) smör ok fiughur pund mäj) fläsk . . . ok et halft pund mäj) uax (ögL). § 69. Auch das starktonige Genitivattribut scheint im Altnordischen normalerweise nachgestellt gewesen zu sein. Beispiele: Gud hialpi salu Ulfs (Sö 9). Gud hialpi and porbiamaR (Sö 84). Hann vaR sunn Audur (Sö 60). Hann vaR brodiR GyridaR ok MstriÖaR (U 329). Hann kvam at arfi barns sins (U 332). . . . ceftiR syni InguR (U 73). ... a kncerri Asbiarnan (U 258). Aber auch Voranstellung kommt vor: Gud hialpi Pceim faöga salu uk

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Der einfache Satz und seine Glieder

Guds modtR (U 241). Ginnlaug, Holmgceiüs dottiR, systiR Sygredan ok paiRa Gauts (U 617). Va.RU alliR Vikings syniR (Sö 54). Pessi va.RU Vigulfs arfaR (U 676). Hann tok Knuts giald (U 194). Wenn der Genitiv vor seinem Bezugswort steht, ist es oft möglich, einen besonderen Grund für diese Wortstellung zu finden. Sie kann mit dem Rhythmus zusammenhängen oder mit der Allitteration in versifizierten Inschriften: Ulfs syntR (U 225), at Poru ver (Sö 137). Sie kann auch darauf beruhen, daß der Genitiv mit seinem Bezugswort einen einheitlichen Begriff bildet: at sunaR arfi ... at arfi Ingu, dottur sinnaR (U 29), i Olofs kirkifuj (U 687). — Das Material der Inschriften ist außerordentlich reichhaltig, aber es ist größtenteils von derselben Art und daher einseitig: das Bezugswort ist ein Verwandtschaftswort (sun, brodir, magR usw.) und der Genitiv ein Personenname. In den frühaltschwedischen Texten kann man für gewisse Fälle bestimmte Regeln unterscheiden: 1. Genitivus partitivus und der damit verwandte Genitivus generis stehen nach ihrem Bezugswort: tua öra gulz. Beispiele, s. §15. 2. Ein Genitivus qualitatis und ein Genitivus mensurse dagegen werden immer davor gesetzt: fiughurtan natta stämna. Beispiele, s. § 15. 3. Wenn die Gänze des Ausdrucks eine einheitliche Bedeutung hat, wird der Genitiv vorangestellt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn ein solcher Ausdruck nicht eine zufällige Zusammenstellung ist, sondern allem Anschein nach bereits usuell war. Aus derartigen Verbindungen entstehen Genitivkompositionen, die sich nicht mehr scharf von Zusammensetzungen unterscheiden. Beispiele: ArfJ)är bolker, i>iuvä bolker, Lecara rätter usw.; kirkiu dyr, kirkiu garner, kirkiu bol, af kirkiu fä usw.; lagha böter, lagha värn, lagha tak usw.; f»ry nif)ingx op; nij>ings värk; vapa sar, tialdru sten; i biscups stol; Guz moJ)ir; apalkono barn; aldra göta f>ing; mäj) tylptär ej)e ok tuäggiä mannä vittnum; a J>riggia vägha motum; Bondä sun skal laghma£>är värä. Eine auffallende Veränderung erleiden die Namen mit son. Während sun Ulfs, sun AnundaR in den Runeninschriften des 11. Jahrhunderts die gewöhnliche Wortstellung ist, sind in den Urkunden des 13. Jahrhunderts die Formen Ulfssun, Anundarsun das Normale. Beispiele: Halstens sun, Swärkirs sun, Cornubä sun (Vidh). Birgittä Anundädottir, (Gen.) herrä Lafrinzä Wlphson, härra Birghirs Magnusson

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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(1344) usw. Jedoch: broöer Ingä konongs, broöer Philipusär konongs (Vidh). 4. Umgekehrt wird ein „schwerer" Genitiv gerne nachgestellt, d. h. ein Genitiv, der aus mehreren koordinierten Wörtern besteht oder der durch ein Attribut oder einen Relativsatz näher bestimmt wird. Es heißt also suia kunungr, Suiarikis cunungr (GL), aber: kununger swea ok giöta (UL), kununger swea ok göta ok normanna (SdmL), konunger Suearikis ok Noreghis ok Skane (SdmL, KP), sweä konongär oc göta (Vidh). Andere Beispiele: i namn faf>urs oc sunar oc andäs helagha (VgL I, DL); namn J>errä mannä, är Wästragötlanz lagh göröo (Vidh); topt annärs mans; J>iuf annärs mans; i siang annarrar kono (VgL I); clocnahus J)errä nu i Mädalby (Vidh); firi vangömo J>errä mannä, som . . . (KP). Ebenso, wenn die beiden Wörter stark hervorgehoben sind und mein daher das Normale vermeiden will. Beispiele: Fäm äru fang iorJ)ar . . . Annät är hemgäf sunär. J>riJ)ia är hemfylgö dottor (VgL I). 5. Ebenso wurde ein „leichter" (schwachtoniger) Genitiv gewöhnlich nachgestellt, obwohl natürlich aus einem ganz anderen Grund: er schließt sich ohne eigenen Akzent an das Bezugswort an. Beispiele : VärJ)är fästikona mans takin; Stiäl majjer J>räl manz ällär ambut; frändär bondä (VgL I). . . . i bo manz; Nu skaf>ar kalui manz; Nu far til arue bondans; E»a böte prästrin J)rea markär arua bondans (ögL). Die Genitive manz, bondans haben hier nahezu pronominale Bedeutung .jemandes', ,sein'. Dagegen ζ. B. Jm är äi mans maki (im sog. ,Heidengesetz'); mäf> tolf manna ej)e (VgLI). — Zu den persönlichen Pronomina hans, hänna, pera, s. unten § 73. 6. Der Genitiv von Ortsnamen: Vpsalä conongär, Noregs conongär („Danaholmstraktat"); Bryniuluär, Skara biscupär (1281); til Strengnes domkirkiu, i IäJ>irs sokn (1344); i Upsala bo, i Ro]?s bo (ÖgL). Im übrigen ist die Stellung des Genitivattributs in den Rechtsdenkmälern ziemlich verschieden. Die Voranstellung überwiegt jedoch im großen und ganzen, besonders in den etwas jüngeren Texten. Zuweilen scheinen Rhythmus und Alliteration eine Rolle für die Wahl zu spielen: Sun är fajmrs arvi; oc drak miolk or moJ)or spina (VgL I); ]?a är brud i bondans sins wardnajri (DL). Auch die Form des Bezugsworts ist von Bedeutung: mäj> uilia ok iakuä]?i aldra iorJ>attara, dagegen: mä£> aldra iorjjattara uilia; mäj) luui äghandans, dagegen: mäf> äghandans ia ok hans gojrailia (ÖgL). Beispiele: kunungs (iarls, biscups, laghmans, bonda) bryti, Wessto, Schwedisch III

8

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Der einfache Satz und seine Glieder

kunungs (härtugha, biskups) man, kunungs (laghmans, häraj>shöfj)inga) domber, firi kunungs borf)e usw.; e£>söre kunungs wechselt mit kunungs ej)söre (ÖgL); i annärs manz handum, i J)iufs haptum (VgL I); mins fea bani, annars manz hunda, drapara bo, draparans frändär, landboans garj> (Akk.), sinna husfru lut, sinna barna lut, uif)är . . . bonda sins arua, bäggia fterra arua, J>äs Jierra arua, kununna malsman (jedoch auch: bonda [Dat.] kununna), barn mojjurinna, manzins arua (jedoch auch: arua manzins) usw. (ÖgL); krankrä mannä sij>i, mannä missämi, mannä samwärä (UL, Bestätigungsbrief); äptir sins faöurs dööä, hans fa]purs bani, wästgöta lagh, landsins lagh, Lums lagh, laghmanz namn (Vidh); vm berghsens bygning, til berghsens nytta oc gang, vm ärwf>ismannä lön, vtan hwars manz spordagh, stände Jtiufs rät (KP). Da die Voranstellung das Normale ist, kann der Genitiv nachgestellt werden, wenn er besonders hervorgehoben werden soll. Beispiele: Gangär maj>r fran kono sinni mungiptri i siang annarrar kono (VgL I). E»a är J>ät e{jär tolf manna (ÖgL); ensak bondans, ensac byamanna (VmL; UL hat statt dessen: bondäns ensak, byämannä ensak), enfä bondans, ensak soknamanna (DL), enfä |>era sialfra (VmL), ensac malseghanda (byiamanna, bonda, laghmanz), ensac kununx und konungs ensac (SdmL); morJ>äre sins härrä (KP). In andern Texten ist die Nachstellung weniger häufig, ζ. B. Modherin piltzsins, Swenane hosbondhans (MP 5). Wenn zwei Genitive ein Substantiv näher bestimmen, wird gewöhnlich der eine dem Bezugswort vorangestellt und der andere ihm nachgestellt („Umklammerung"). Beispiele: ... at Frosta, IngirunaR sun ok Guilceifs (Sö 340); i stafs bo ok stols; karls sak ok kununx; a J)ings uägh ok kirkiu; kununna frändär ok barnanna (ÖgL); stuj>ä rum ok stulpä (UL); ware stens matir ok strandär (DL, VmL); i Guz friöi ok hälghrä mannä (Vidh); firi Guz hepar ok varra fru (Bur); daghs rwm ok natta (MO). Diese Regel gilt nicht nur für Genitive, sondern gleichfalls für andere koordinierte nähere Bestimmungen zu einem für diese gemeinsamen Bezugswort (s. dazu § 72 und 142). Vereinzelt kommt bei koordinierten Verbindungen auch die chiastische Wortstellung vor. Beispiel: ... at domara mildan orda ok mataR godan. Vgl. § 141. §70. Die Stellung des A d j e k t i v a t t r i b u t s im Verhältnis zu seinem Bezugswort scheint ursprünglich frei gewesen zu sein, d. h.

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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sie wurde in jedem einzelnen Fall jeweils durch den Inhalt und die Art des Adjektivs bestimmt, zu einem Teil wohl auch durch die rhythmischen Verhältnisse innerhalb des Satzes. Im Lateinischen ist das Adjektivattribut gewöhnlich nachgestellt; vorangestellt wird es teils, wenn es mit besonderem Nachdruck hervorgehoben werden soll (ζ. B. beim Gegensatz), teils wenn es mit seinem Bezugswort zusammen einen einheitlichen Begriff bildet. Wulfila folgt gewöhnlich sklavisch seiner griechischen Vorlage. So ζ. B. in den Versen Matth. 7. 18—19: Ni mag bagms J)iu£>eigs akrana ubila gataujan; nih bagms ubils akrana J>iu]3eiga gataujan. All bagme ni taujandane akran god usmaitada (5 Fälle von Nachstellung wie in der Vorlage). Wenn die Vorlage einmal dem Ubersetzer die Wahl freiläßt, kann er ζ. B. schreiben akran gof> „gute Frucht" (Joh. 15. 2; die Vorlage hat hier kein Adjektiv). So viel ist jedenfalls sicher, daß die Nachstellung dem Gotischen nicht fremd war. Dagegen lassen sich kaum Schlüsse über die Häufigkeit ziehen. In den altwestgermanischen Sprachen ist eine starke Neigung zur Voranstellung des flektierten Adjektivs vorhanden. Besonders ist dies der Fall, wenn Attribut + Substantiv einen einheitlichen Begriff bilden. Nachgestellte Adjektivattribute sind in der Prosaliteratur selten. In der gebundenen Rede ist die Wortstellung etwas freier; offenbar ist dies altüberliefert. Im Isländischen kommt das Adjektivattribut in beiden Stellungen vor. Die Voranstellung ist am häufigsten, auch in der Dichtung. In der Prosasprache wird sie mit der Zeit immer mehr verwendet. Wenn Adjektiv + Substantiv eine feste Verbindung bilden oder einen einheitlichen Begriff ausmachen, ist sie Regel. Steht das Adjektiv nach seinem Bezugswort, dann wird es selbständiger und erhält eine mehr oder weniger appositive oder prädikative Bedeutung. Es kann dann oft mit einem Relativsatz umschrieben werden. Zweifellos kam dies auch in der Betonung zum Ausdruck. Beispiel: Ρά. er £>au hgföu litla hriö gengit, varö fyrir J>eim mgrk st6r. Hier wäre eine andere Wortstellung (hrlö litla und stör mgrk) undenkbar; in anderen Fällen besteht Wahlfreiheit. Ähnliche Verhältnisse herrschen im Altgutnischen. GL zeigt 54 Fälle von vorangestelltem und 30 Fälle von nachgestelltem Adj ektivattribut9. 9

Das Adjektiv gutniscr ist nicht mitgezählt. 8*

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Der einfache Satz und seine Glieder

§ 71. In den Runeninschriften gibt es ziemlich zahlreiche Beispiele von Adjektiven in attributiver Stellung. Die allermeisten dieser Beispiele lassen sich einigen wenigen Typen von Verbindungen zuordnen, die in jenen Gedenkspruchformeln zu Hause sind, die den Kern des größten Teils der Inschriften ausmachen. Die große Menge der Belege zeigt, daß die Wortstellung in diesen Verbindungen verhältnismäßig fest war. In der bekannten Einleitung Varinn fadi fadiR aft fceigian sunu auf dem Stein von Rök ist die Wortstellung durch Alliteration und Rhythmus bedingt. Ebenso, jedoch mit einem andern Ergebnis, in drei andern Beispielen, wo das Attribut ein Wort ist, das ,tot' bedeutet: Rceispi sialfR fadtR at sun daudan (Sö 122); . . . kumbl kcenniligt ceftiR Kala daudan (Sm 16); . . .ceftiR Styrbiorn, sun sinn myrdan (U 691). Die Beispiele zeigen, daß beide Wörter starktonig sind und eigene Sprechtakte bilden. Die Wortstellung ist daher frei und kann sich nach andern Forderungen richten. — Die Verhältnisse sind genau die gleichen in isländischer Dichtung und Prosa. Beispiele: Gudrun sat yfir Sigurdi daudum (Guör I Pr.). At mqg daudan, at iqfur daudan, at daudan ver (Sig.lied 54). Alte Beispiele von festen Verbindungen, die zu Eigennamen übergehen, sind ungewöhnlich, ζ. B. Leldng ,der lange Le', See in Dalsland-Wärmland. Eine zahlreiche Gruppe von Beispielen enthalten ein lobendes Attribut, das einem Verwandtschaftswort (fadur, brodur, sun, bonda, konu, mag) + sinn beigefügt ist, also vom Typus at Iarl, fadur sinn godan; im ganzen sind es über 50 Fälle mit dem Adjektiv godan (Fem. goda, Akk. PL goda). Mit anderen Adjektiven: sniallan 6 mal (ζ. B. at Romund, sun sinn sniallan), nytan 3mal (z. B. at Biorn, fadur sinn nytan), frcegan lmal (ceftiR BorggcetR, fadur sinn frcegan), sidburinn lmal (ceftiR Svcein, sun sinn sidburinn). Einige Male fehlt das Possessivum: ceftiR ßorgils, brodur godan (Sö 287), at ßori, fadur godan (Sö 31), . . .sun sniallan (U 960). Zuweilen wird das Verwandtschaftswort direkt von der Präposition regiert: ceftiR sun sinn godan (U 324; ähnlich U 585, ö g 224), ceftiR brodr sina goda Asvald ok Hcelga (öl 46), ceftiR sun sin ceiniga (U 69). Dichterisch stilisiert sind folgende: SyntR giardu at sinn fadur sniallan (Sö 145), SyniRgiardu at fadur sniallan (Sö 166), Hiar stcendr stceinn at godan 0pis arfa ok PorunnaR (Sö 138). Die von der Regel abweichende Wortstellung im letzten Beispiel hängt natürlich mit

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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dem „schweren" Adjektivattribut zusammen. Sonst wird das Attribut allgemein nachgestellt. Dies ist der für Mittelschweden gewöhnliche Typus der Gedenkspruchformel10. Das Adjektiv ist direkt zu dem Verwandtschaftswort hinzugefügt. In Gotland, vor allem in Westgötland, herrscht ein anderer Typus vor: dem Namen des Toten und der Verwandtschaftsbezeichnung wird außerdem noch eine Apposition beigefügt, die aus einer Personenbezeichnung (bonda, drang, pegn, svcein, styrimann) + einem Adjektiv (godan, nytan, sniallan) besteht. Beispiele: ceftiR Kcetühaufda, fadur sinn, bonda godan; ceftiR sun sinn Smid, drang godan u. dgl., zusammen 14 Fälle. Dazu mit andern Adjektiven: algodan l m a l (ceftiR Styfiald, brodur sinn, svcein algodan), nytan 3mal (ζ. B. ceftiR Viseta, fadur sinn, bonda nytan), sniallan lmal, hcefan lmal, ufilan lmal. Mit vorangestelltem Attribut nur 3mal, ζ. B. ceftiR Dag, fadur sinn, godan pegn. Falls das Adjektiv mit einem Adverb verstärkt wird, ist dagegen Voranstellung häufiger: ceftiR Odda, sun sinn, harda godan drceng u. dgl. 12mal, ceftiR Grim, sun sinn, miok godan drceng u. dgl. 4mal; nachgestellt: ceftiR Msh.il, brodur sinn, drceng harda godan; ceftiR bredr konu sinnaR Msbiom ok lula, drcengia harda goda u. dgl. 8mal. — Einige Male ist das Verwandtschaftswort direkt durch die Präposition regiert: at sun, miok nytan drceng (U 166), ceftiR fcedga tva, goda drcengia (U 766), at syni sina, snialla drcengia (Sö 163). Zuweilen ist, umgekehrt, die Mitteilung des Verwandtschaftsverhältnisses ausgelassen (oder folgt erst später): ceftiR Gilda, bonda godan u. dgl. 5mal, ceftiR Ingvar, algodan drceng", ceftiR era algodan drceng-, ceftiR uifa, harda godan pegn (somit 3mal). Ein paarmal fehlen sowohl Namen als Verwandtschaftswort, und die Personenbezeichnung ist direkt von der Präposition abhängig: at godan drceng (U 760), at bonda godan a Funnum (U 999). Dichterische Stilisierung weisen folgende Beispiele auf: . . . mcerki mykit ceftiR mann godan (U 300). Ristu mcerki at mann mcetan, syntR algodiR at sinn fadur (U 208) 11 . Ein besonderer Fall liegt vor, wenn das Bezugswort aus dem Reflexivpronomen sik besteht: ceftiR (at) sik sialfan 8mal, (Fem.) 10

11

In Uppland 37 Beisp., Södermanland 21, Närke 1, Ostgötland 9 und auf öland 7. Die im obigen Abschnitt behandelten Inschriften verteilen sich folgendermaßen: Uppland 14, Westmanland 2, Södermanland 9, Ostgötland 9, Öland 2, Westgötland 29, Smäland 1.

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Der einfache Satz und seine Glieder

ceßtR(at) sik sialfa 3mal; at sialfan sik 2mal; at sik kvikvan „nach sich, während er lebte" 7 mal, at kvikvan sik lmal; at sik sialfan kvikvan lmal, ceftiR sialfan sik kvikvan lmal. In dieser Art bilden die meisten Beispiele aus den Runeninschriften einen Teil eines Präpositionsausdrucks (oder einer Apposition zu einem Präpositionsausdruck). Wichtig ist, daß sie im Endglied des Satzes stehen. Das Adjektiv erhält dann dadurch, daß es nachgestellt ist, größeres Gewicht. Vielleicht ist es deshalb, daß die Voranstellung häufiger wird, wenn das Adjektiv mit einem Adverb verstärkt ist. Nachstellung und verstärkendes Adverb erfüllen in gewissem Sinn die gleiche Aufgabe und können daher Alternativen zueinander bilden. Soviel ist jedenfalls sicher, daß der Gebrauch des nachgestellten Adjektivattributs in den Inschriften nur möglich sein konnte, wenn die Stellung des attributiven Adjektivs noch verhältnismäßig frei war.

Das übrige Material ist nicht groß. In den meisten Fällen stammt es außerdem aus Inschriften mit poetischer Stilisierung und ausgesprochenem Rhythmus. Als Attribut zum Objekt: stain almykinn

( U 437, 735), bro hardslagin, braid ( U 323), mcerki mykit

( U 300), mcerki mcerkiligt ( U 773), mykit

mcerki ( U 102),

runaR

(U 346, 847, L 1050, 1053), harmdaud mykinn (Sö 338). Zum Subjekt: Godr karl Gulli . . . frekn drczng[R]Asmundr (ög 81),

rettaR

Gcerdu

kumbl

snialliR

syniR

HolmlaugaR

(Sö

88),

. . .

snialliR

drcengiaR ( S ö 155), . . . snialliR svceinaR at sinn fadur ( U 225), til λEnglands ungR drcengR farinn

jekt: Gisl

ok Ingimundr,

godiR

VAR

(Sö 55); als Apposition zum Subdrcengiar (U 808), Kcetilhaufdi ok

Stceinkcetill pceiR rceistu . . ., snialliR

syniR

OlofaR

Ristu

( S ö 70),

mcerki . . ., syntR algodiR, at sinn fadur ( U 208), saR vaR drepinn a Mnglandi,

drcengR harda godr

bondi godr ( ö g

94), VaRu

(ög 104). Zu Prädikativa:

OIUR

Vikings

syniR

kann

landborniR

vaR

mcenn

(Sö 54); ähnlich ceftiR Biorn, fadur sinn, bondi godr (U 57). Die Beispiele scheinen zu zeigen, daß auch die Anfangsstellung im Satz (oder in einer Redewendung) betont war und deshalb für ein kennzeichnendes Attribut geeignet war. Über Adjektive mit schwacher Flexion (Kristr hinn hcelgi, ceftiR Andvett rauda u. dgl.), s. § 26. 3, über Superlative s. § 33. Die Beispiele mit Komparativen sind wenig zahlreich und kommen alle in Inschriften mit gebundener Form vor: (Sg. Nom. N.) ma ceigi brautaRkuml

bcetra verda ( U 323), ( P I . N o m . N . )

munu

icegi mcerki mcetRi verda ( U 69. 225), ( S g . A k k . M . ) cengi fadtR sun

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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snitülaRa (Sö 140). In den beiden ersten Beispielen kann der Komparativ als Prädikativum aufgefaßt werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Adjektivum allr. Der gleiche Ausdruck wird sowohl vorangestellt: ceinn atti allan Tceby (U 164, 165, 261) wie nachgestellt: ceinn atti Tceby allan (U 127), kann atti ceinn Tceby allan (U 212) verwendet. Übrige Beispiele: ceinn atti allthundari petta (U 212), med alia skipan (U349); alliR Vikings syntR (Sö 54), pceiR bredr alliR (U 539, 608, L 1053), (ack.) stceina pessa alia (U 778, V m 13), allum kristnum (U 457), allum kristnum sialum ( ö g 39, G 63, 118), and aldra kristinna (U 1143), pcetRa sial allr a (G 36, 66, 67).

Zahlwörter können sowohl vor wie nach ihrem Bezugswort stehen. Die Wortstellung wurde wahrscheinlich durch den Satzrhythmus bestimmt, und zwar derart, daß das Zahlwort stets an betonter Stelle stand. Nachstellung: fcedrgaR tvceiR (U 1139), bredr prtR (Sm 80), ceftiR syni sina tva (U 102, 373), ceftiR systr sinaR tvaR (U 393), ceftiR syni sina pria (G 134), en hvceriaR ceigu langmodrgu priaR barn siax (Sö 176), ValkaR fem (Rök), kunungaR tvcBiR tigiR (Rök). Voranstellung: tu giald (U 241), pry giald (U 344), fiogura vintur at fiogurum nafnum, burnt R fiogurum bredrum (Rök), fem syni ( ö g 81), for niu aldum (Rök), tvalf sinnum (Rök), hvceriR tvceiR tigiR kunungaR (Rök). Hierher gehört auch badtR: ßceiR byggu badiR i Baristum Pair letu rceisa stceina bada (Sö 178).

(U 336),

§ 72. Die frühaltschwedischen Texte bieten natürlich ein bedeutend reichlicheres und vor allem unterschiedlicheres Material. Die Attribute kommen immer noch sowohl vorangestellt als auch nachgestellt vor. Die nachgestellten sind jedoch bei weitem nicht so häufig wie in der isländischen Prosa. Außerhalb der Rechtssprache sind sie ziemlich selten. Die Entwicklung der ostnordischen Sprachen stimmt in diesem Punkt eher mit der der westgermanischen Sprachen überein. Im westnordischen Sprachgebiet hat sich eine usprünglich freiere Wortstellung länger erhalten. 1. Die normale Stellung des Adjektivattributs ist somit die vor seinem Bezugswort. Besonders ist dies der Fall, wenn Adjektiv + Substantiv einen einheitlichen Begriff bilden. Beispiele: sandir ärwingi, rättir äghande (DL); goöhär konongär, sniällär man oc goöpär drängär (Vidh); ländär maj>är, maghändi maj)är, {jydiskär maj)är, härlänskär mapär, (Akk.) friplösän man,

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Der einfache Satz und seine Glieder

ätborin man, af bofastum manni, af vtlänskum manni, lärfnr män, bocläröir män, väslir män, vtlänskir män (VgL I); hälghir män, hälghir änglär (Vidh); hälgh hion (DL); annö|>ugh hion (ögL); fuldär (sandär) J)iuvär, fullär {üufsbötär (VgL I); fuldär (sandär) J)iufnaJ)är (ÖgL); of högher skaj^i (ÖgL); rät lagh, vrang banäsak, handsalt fä, inlaght fä (VgL I); wtempt hors, forn hus, skiäpt wapn ella skurit cläj>i (DL); go5 aar, god döme, goöä lön (Vidh); hawir Jjröttan häst (DL); riwir gambla wäghi oc gambla grindastafiir (DL); lysir gamblu sare oc äi mäj>an nytt är (DL; das Adjektivum ist hier ganz offenbar betont); lösom örom (VgL I); bästum hällum (DL); mädh fullum vapnum, mädh halvum gialdum, i vgildum acri (.Heidengesetz'); a farnom vägh, or anöj)gom stad (VgL I); mäj) friplösom manne (ÖgL); j langum timä, j gamblum laghum, mäj) faum orjjom, äff särlikum na{>um, j flerum flokkum (UL Conf), i hef>num timä (UL Prsef); a gamblum farwäghi, i skiptum skoghi, i ogildum akri, met) bundni byrj)i, i hälghum sätum (DL); mäj) brafium giärningum (Vidh). Mi per wird stets vorangestellt (wie im Isländischen auch): (Akk.) mi^ian dagh, a πιφΐοτη vägh u. dgl. (§ 32). 2. Ist ein Adjektiv nachgestellt, wird es stärker hervorgehoben und erhält eine selbständigere Stellung. Es kann wenigstens einen eigenen Sprechtakt bilden und kann somit eine Pause vor sich haben. Oft ist es gleichwertig mit einem Gliedsatz und kann durch einen solchen ersetzt werden. Damit hängt zusammen, daß die Nachstellung besonders bei Partizipien vorkommt, und zwar vor allem bei zusammengesetzten. Beispiele: E>a skal hanum fa sko nysmurj)ä „die neu geschmiert sind". Biöi aldrigh häldär rät än huskonä hudstrukin „die gestäupt ist". Akär maj)är iuir äng uslägnä ällär ivir akar, sij)än vp är runnit. Rotär svin a akri vprunnum. Gangär maj>är fran kono sinni mungiptri. Mäle J)är frändär bondä . . . vid kono hans mundgiptä12 (VgL I). Farr sipän lot hans oskiptän „bebaut dann seinen Bodenanteil [während er noch] ungeteilt [ist]" (UL). Foren han sij)än j ö ubygdä „zu einer unbewohnten Insel" (UL) . . . iwir aker saj>an „über einen Acker, der gesät ist" (SdmL) . . . utan hon fae naf>er af J>em liwandum „außer in dem Fall, daß sie Gnade von ihnen zu deren Lebzeiten erhält" (SdmL). Slar fa]pur sun sin frangiptan (DL). I>aim gaf han namn allum ofydum „bevor sie 12

Aber auch ζ. B. Än hon atte laghgiptan bonda (ÖgL).

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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geboren waren" (GS). [Anna] grät sin bonda tapaj>an (Bur). — Hat das Partizip eine nähere Bestimmung bei sich, tritt seine appositive Stellung noch deutlicher hervor: Fang mans huggin i skoghe (VgL I). — Prädikative Funktion hat das Partizip in Fällen wie: [Ein Bauer hat] en sin son ogiptan (ÖgL), und natürlich auch in: J)än φ skal ofästan ganga (ÖgL). Reine Adjektive können gleichfalls nachgestellt werden, wenn sie hervorgehoben werden sollen. Beispiele: Han atti snilli myklä fore aörum mannum. Han haföjai oc clärkdom ärlikän (Vidh). Ena ek aldinbära; skip stiornfast; mäj) laghum rättum; torghköpe rättu (VgL I). Up at Odnem ändlangum „längs des Sees Änimmen hinauf" (Vidh); mäj) by ändlangum (ÖgL). Mattul utlänzkan (ÖgL). Nu myrj)ir mojpir barn sit hej)it (ÖgL). Wit attum fajrar giömin ok go]pän (UL). Fäm pänninga bla (Vidh), pänningä hwitä (UL), pänninga nokora (DL). Guö alzwaldughär (SdmL Prol, Bur u. a.). Thy lika Aristotiles barna skäl ok näme vidh taflo släta (KS). Romara hafJ>o frij> goJ)an (Bur). Bei manchen Ausdrücken schwankt der Gebrauch, wie nicht anders zu erwarten ist. Beispiele: af oskiptu bo (ÖgL) — äff bo hans oskiptu (UL); vplänzk lagh — mäj) Wigers flokkum ok laghum upplänzkum (UL); mäf> vittni borno — mäj) svornom ej>e (VgL I); maj)är änskär — änskär maj»är (VgL I). t>räl dräpär man ättaj)an — Far frälsgiui ättaj)ä kono (VgL I). E»ät är ej)är J)rätylftär — E>ät är J>rätylftär ej)är (ÖgL). Bötis attir . . . sun vfödir i XL markum, dottir vföda mej) LXXX markum — Böte vbornan sun mej) XL markum, dottir vföda mej) LXXX markum (DL). Ist das Adjektiv nachgestellt, kann es durch andere Wörter von seinem Bezugswort getrennt sein. Beispiele: E>a skal kuigu taka otamä (VgL I). Um än J>än man hittis, sum lej>ir här a land sit utländzskan (ÖgL). In Gliedsätzen kann das Adjektiv von dem Substantiv, das es näher bestimmt, durch das Prädikatsverbum getrennt sein (§ 202). Beispiele: E>y mera, at mere se ska]?i gör (VgL I). I>än, sum siuj) hawär dyupästän (UL). Thän bidhär ey länge, thär godhan faar daghwardh. Lätum thän swäria, änga hafuir siälena. Thär är skyt snyt, som änga äro näsa. Ey äru the alia mör, som faghert hawa haar, ok ey alt stekara, som langa hawa kniffua. Hwa margha sökir brunna, han findir etir i soma (MO). Einen besonderen Fall bildet die halb prädikative Bestimmung in Ausdrücken wie: äptir faj)ur döj)än, äftir moJ>or J>erra döj>a, äptir prästin döj)än (VgL II), eptir han döj)än rVgL I), äptir böter

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Der einfache Satz und seine Glieder

festär (VgL II); Än ]?er hämnas . . . obrutnum fripinum (ögL); E>a ma hanum ogildum i eld skiuta (ÖgL). Für schwach flektierte Adjektive (auch Superlative und Ordinalzahlen) gelten dieselben Regeln. Voranstellung ist bei Appellativen am häufigsten, jedoch kann auch Nachstellung vorkommen. Beispiele: (Akk.) hälgha J>orsdagh (VgL I); gambli karlin (ÖgL); fyrstä motsmanni, at siundä daghi, til J>riJ>iä salä, hin yngsti koldär, hans älstä barn (VgL I); til fardaghä nästu, a man J>än skyldästä, til quels hins Jiriöia, a pingi J»y fyrstä (VgL I); a langa freadaghi (VgL I) — J)ät sannajjes hänne fredaghen langa (Bur); höghtijjen . . . haldar J>o nampnet gambla (Bur; Hs Β und C: gambla nampnit). S. auch § 25—26. Alder ,all; ganz' steht normalerweise vor einer Verbindung von Adjektiv + Substantiv, wie auch vor einem Pronomen (oder Artikel) + Substantiv. Beispiele: allir män, allir boclärdir män, allir bocarlär, all Jjy fyl, sum . . .; aldra göta J)ing, til aldra köpa; allum frälsum mannum; (Akk.) alia landa, firi alia ]5a män; allan by, allan aldär, alt har, allan £>än skaf»a; s. ferner § 32. Aider kann jedoch auch nach dem Nominalausdruck gesetzt werden, den es näher bestimmt. Beispiele: utgarpär allir ok lij>; kyrkia al; kirkiugarj>är aldär; firi kirkiugarf» allän; kuikkän tiundä allan (VgL I); stiäl wagn allan; ywir bolstad allan (DL). Das nachgestellte aider ist stärker hervorgehoben. Zahlwörter sind in der Regel betont. Sie stehen meistens vor ihrem Bezugswort, können aber auch dahinter stehen, dann gewöhnlich aus rhythmischen Gründen. Vorangestelltes en bedeutet im VgL I ,ein einziger, ein und derselbe (unus, idem)', nachgestelltes .allein, einsam (solus)': Är egh num et bol; a eno döghri. Et munhaf skal eptir tylpt hväriä. Vtän mandrap eit „mit Ausnahme von Todschlag allein". Böte atta örthoghär saksökä enum. Andre Zahlwörter: Tver män skulu vittni bära. Bär iak päs vittni ok vir män tver. Ligia män tver siukir, baf>ir i eno husi. Stialä tver faj>ghar . . . Egho faj>ghar tver ena kono. Egho bröj)är tver ena kono usw. (fapghar und bröpär stehen hier im Gegensatz zu einander, daher ist tver verhältnismäßig schwachtonig). Tva (f>rea) örä; örä tva (prea). E>rim (niu) markum; markum J>rim (niu). Hätta vif) sinum J>rim markum (VgL I). Tolf fasta; soknämän sex. £>rear nättir; nättir J>rear (DL). Röstir J>re „drei Stimmen" (Birg). Wird das Substantiv durch zwei koordinierte Attribute näher bestimmt, steht oft das eine davor und das andere dahinter („Um-

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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klammerung"). Beispiele: svänskan man eller smalenskän (VgL I); [hämnas] a sät mal ok böt (ögL); til slikra gärning älla Jsylikra (ögL). Η an war goöär skyttäri ok starkär; Han war goöär maöär oc sniällär; rätwis man oc staölikär; spakär maöär oc rätwis; til aldrä raöa oc rätra (Vidh). faghra sidhi oc rena, wise män ok digdhelighe (KS); Mange bäkkia ok sma (MO); raska häladha ok oblyghe (EK); rena mö ok skära (Bur); hart hierta ok ilzafult (MP 1); een stoor man oc starkir, een stenoghan stigh oc thrangan (ST); en rikan riddara oc mäktighan (D 4). In Knittelversen steht das Adjektivattribut gewöhnlich vor seinem Bezugswort. Aber am Zeilenende ist die Wortstellung zuweilen die umgekehrte. Beispiele: Tha var hemma en riddare god; Marina var en jomfrw stolt; Tagher bar hon et hierta holt; ridderskap ok häladha godha (EK). Hein thakkadhe them for gafuor rika (Fl). Som en aker släter (Al). Hvar äre nw thiin torn oc borgher stora ? (D 4). Ο Gudh näde migh, bonde gräa (S. P. Brasck). Ebenso in den Volksliedern: Han sadlar sin gingare grä; Holger drager sin brynj'a ny, hon skin som solen röda; han var klädd i skarlakan röd u. dgl. Das Adjektiv wird teils aufgrund seiner Stellung im Endglied der Verszeile (und des Satzes) und teils, weil es als Reimwort steht, stark hervorgehoben. Solche Nachstellung des Adjektivattributs wird zu einer Ausdrucksform, die mit der Zeit als spezifisch poetisch aufgefaßt wird, und so lebte auch dieser Sprachgebrauch in der dichterischen Sprache bis in die jüngste Zeit weiter13. Beispiele: „Fjäriln vingad syns pä Haga" (Bellman) [ = der beflügelte Schmetterling], „Det torpet lilla straxt utom tulln" (Bellman), „Hasten gul" (Bellman). „Af frostblommor hvita är majfältet prydt" (Stagnelius). „Strömoln fly för vinden blid"; „Ur tjäll af grenar t ä t a " ; „Ceres-blommans döttrar bla" (Atterbom). „Fran kämpe tjuguarig hon vände ohörd om" (Tegner). ,,I sitt gemak hon sitter, den gamla drottning god" (Snoilsky). § 73. Ein völlig schwachtoniges Attribut kommt enklitisch hinter sein Bezugswort zu stehen. Besonders ist dies bei den p o s s e s s i v e n P r o n o m i n a der Fall. Diese stehen im Runenschwedischen normalerweise nach dem Substantiv, das sie näher bestimmen. Dasselbe gilt von den Genitiven hans, hcenna, pceiRa. 13

R. Pipping, Kommentar tili Erikskrönikan (1926), S. 20f.; E. Wessen in „Nysvenska studier" 8 (1928), S. 64.

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Der einfache Satz und seine Glieder

Es gibt zahlreiche Beispiele, die meisten sind einander jedoch ziemlich ähnlich: es sind Verwandtschaftswörter (Vater, Bruder, Sohn oder dgl.), gefolgt von sinn. Einige andere: ... a gota sinum „auf seinem gotischen Pferd" (Stein von Rök), ... en aft Gceirulf, brodur minn, varp iak hrauR (Sö 176), . . . paun letu rceisa stain ceftiR sun hcennaR (Sö 37), Gud hialpi and pceiRa (Sö 35), Assurr vaR huskarl hans (U 330), skrceid knarr hans i kaf „sein Boot scheiterte"

(U 214). Ist die Wortstellung anders, läßt sich fast immer ein besonderer Grund dafür finden. Die Anordnungsmöglichkeiten auf der Ritzfläche scheinen folgende Wortstellung verursacht zu haben . . . syniR giardu at sinn fadur sniallan (Sö 145); man vgl. benach-

barte Runensteine, die wahrscheinlich vom gleichen Ritzer geschaffen wurden: . . . at Β ofa, fadur sinn sniallan (Sö 144), . . . at Gaut, fadur sinn sniallan (Sö 147). Wenn das Possessivum, weil es

einen Gegensatz bezeichnet oder aus einem andern Grund, betont ist, steht es stets vor dem Substantiv: . . . hon kom pceiRa at αφ, en paiR bredr komu hcennaR at arfi (U 73). Ebenso in Inschriften

mit gebundener Form, wenn das Possessivum stabt und daher rhythmisch betont ist: . . . svceinaR gcerdu at sinn fadur (U 323), . . . snialltR svceinaR at sinn fadur (U 225),. . . rceispu pceiR svceinaR afttR sinn fadur (Sm 16), Sigbiorn satti cefÜR sinn fadur stcein almykinn (U 437), . . . syniR algodiR at sinn fadur Sterkar (U 208), wahrscheinlich auch . . . Salvi ok Smidr at sinn brodur (Sö 61).

Offenbar existieren für diesen Fall spezielle Wortstellungsregeln. Ist das Possessivum schwachtonig, steht es normalerweise nach dem Substantiv; es schließt sich enklitisch daran an und hat keinen eigenen Wortakzent. Steht es dagegen vor dem Substantiv, wird es hervorgehoben und ist akzentuiert. Diese Regel läßt sich eigentlich allein für das reflexive sinn nachweisen, aber hat zweifellos auch für die übrigen Possessiva gegolten; außerdem hauptsächlich noch für die Genitive hans, hcennaR, pceiRa. Wichtiger ist, daß sie sicherlich ebenfalls für die Demonstrativa inn (in, it) und hinn (hin, hit) gegolten hat, die ja phonetisch so sehr den Possessiva minn, pinn, sinn gleichen. War inn schwachtonig, schloß es sich enklitisch an ein Substantiv an; dies ist es, was die Entstehung des suffigierten Artikels der nordischen Sprachen zur Folge hatte. Die gleiche Regel gilt auch im Isländischen: normalerweise ist das Possessivum schwachtonig und nachgestellt. Wenn es betont ist, steht es vor dem Substantiv. Beispiel: Engi mätti segia med ordunum frä sinum harmi (SnE).

Die Wortstellung der attributiven Bestimmungen

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In den urnordischen Inschriften gibt es drei Beispiele, alle mit nachgestelltem Possessivem: (Akk.) magu minino (Kjölevig), (Nom.) swestar minu liubu (Opedal), sunu sin (Sölvesborg). Im Gotischen steht das possessive Pronomen gewöhnlich nach seinem Bezugswort (ζ. B. waurd mein ,mein Wort'); vorangestellt wird es bloß, wenn es stark betont ist (mein waurd ,mein Wort'). Dasselbe gilt für die Genitive is (zu is ,er'), izos (zu si ,sie) und ize (zu eis M., ijos F., ija N. ,sie'). Die Wortstellung in der gotischen Bibel ist in hohem Maße von der des griechischen Originals abhängig und folgt diesem darin häufig geradezu sklavisch (vgl. § 70). Um so beachtenswerter sind daher die Abweichungen, was die Possessiva betrifft; diese müssen auf dem Gebrauch im Gotischen selbst beruhen. Vgl. lat. pater meus ,mein Vater', emphatisch (oder beim Gegensatz) jedoch meus pater ,mein Vater'. Noch in den schwedischen Landschaftsrechten ist der Zustand im großen und ganzen unverändert: die possessiven Pronomina stehen in der Regel nach ihrem Substantiv. Beispiele: Han skal eigh rät lagh a landi varu bryta; i>a skal lösä grip sin mäj) J)rim markum (VgL I); [wenn jemand] ränir man fäiär sins (VgL II); E>än man sum lej>ir a land sit här utlänzskan . . . häria land sialfs sins (ögL); Iäk will . . . lot min witä ok fäj>ärni minu raj)ä (UL); I>u hawir salt byr{> wara; karl hawi pänninga sina (DL); en mykin lot af laghum warum (Vidh). Dasselbe gilt von den Genitiven hans, hännar, pera: i>u är sandär bani hans; Somi hans var skärdär ok manhälghi hans brutit; allir klärkar hans; arf hans; kona hans; af bole hans; frändär hans; sun hännar; vid fajsur hännar; lagh J)errä (VgL I). Steht ein Possessivum vor seinem Substantiv, ist dies fast immer ein Zeichen dafür, daß es betont ist. Beispiele: Än kona firigär stiupbarni sinu, vill sinum barnum arf unna „ihren eignen Kindern" (im Gegensatz zu ihrem Stiefkind); Än varir landa känna sin grip i ajsru landi ällär utlänskir män i varu landi; annar i varu landi, ok annar hinvagh Kiägglu; E»a takar hin annär koldär sit möj)ärni (VgL I). Nu hauär bonde sinu körne in burghit; E»a a prästär sin f)rij)iung a akre af taka . . . han ma ämuäl biärgha sinu körne sum bondin sinu (ÖgL). Fylghi hin sinum bium fran bigarpe sinum (ÖgL). Hanä köpte han mä5 sinum pänningum „mit seinem eigenen Geld" (Vidh). Inlaght fä värfiär bort stolet ok bondä fä mä£> . . . Skal vitä mäd tylptär ef>e, at hans fä var mäj) stolet „daß seine eigenen Besitztümer auch gestohlen waren"

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Der einfache Satz und seine Glieder

(VgL I); hun ällär hännär börn [im Gegensatz zu Kindern in früheren Ehen] (VgL I). Göf>e swa hans iorj) sum sina (DL). Besonders in der Verbindung hvar . . . sin, z.B. Bonde hvar gaf J)är af aj>rum sin rät; [Da soll] ganga hvar by i sit märki (VgL I). Wahrscheinlich haben während der Zeit der freieren Wortstellung rhythmische Verhältnisse eine große Rolle gespielt und die Wortstellung bestimmt. Beispiele: I>a seal prester byscup uid varä, eller hätta uid sinum £>rim marcum (sinum war hier wahrscheinlich schwachtonig wegen seiner Stellung zwischen den starktonigen Wörtern vip und prim)·, Han skal up latä sin invistärhus; är konongär arvi hans — f>a är kloster hans arvi (VgL I); örmynd hänna — hänna örmynd (ögL); j olästum husum hans — j hans olästum husum (UL); mej) godwilia hans — geen hans wilia; at owilia hans — wtan hans wilia (DL); Nu är hans sial i ro . . . oc ben hans i hwiläs i Wpsalum (Vidh). Die Verhältnisse sind jedoch in verschiedenen Texten sehr verschieden, ja sogar in verschiedenen Handschriften des gleichen Texts. Gehört ein Possessivum zu zwei koordinierten Substantiven, wird es gewöhnlich zum ersten hinzugefügt. Beispiel: hos bröörum sinum ok frändum (Vidh). Völlig anders verhält es sich, wenn man sich von den Gesetzbüchern andern altschwedischen Texten zuwendet. Sowohl in der religiösen Prosa (bereits von Cod. Bur. an) wie in der Dichtung überwiegt bei den Possessiva (auch bei hans, hennes, deras) die Voranstellung in hohem Maße. Der alte Wortstellungstypus ist zu einer seltenen Ausnahme geworden. Die Eriks-Chronik hat 2mal broder min (beide Male in der Anrede) und außerdem einmal hielma sina (im Reim). Cod. Bur. weist vereinzelte Beispiele auf, so: Minnis J)ik, son min, J)ins mästara orJ>. Birgitta miin (Birg). Auffallend zahlreich sind die Beispiele in der Didriks-Chronik: Jak wilde, at thw ware nw hema när moder thin, sön min; Wij wiliom giffua tik ater swerd tit; kennas wid fränder sinä; Söner hans liffde lenge äfftir hanum; The . . . funno skiold hans; [Han] klöff hielmen oc huffuodit hans usw. Vielleicht beruht dies ganz einfach auf dem Einfluß des altnorwegischen Originals; es kann aber auch der Ausdruck für ein bestimmtes stilistisches Bestreben des Übersetzers sein. Es ist kaum wahrscheinlich, daß diese Veränderung spontan, ohne daß sich fremder Einfluß geltend gemacht hätte, vor sich gegangen ist. In den westgermanischen Sprachen war die Voran-

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Stellung schon frühzeitig das Normale, und zwar auch dann, wenn das Possessivum schwachtonig war. Vom deutschen Sprachgebiet aus hat sich dann dieser allgemeine Sprachgebrauch gegen Norden nach Dänemark und Schweden ausgebreitet. Eine Ausnahme bildet immer noch das Vaterunser, schw. Fader vor. In älterer Dichtung kommt zuweilen ein nachgestelltes Possessivum oder ein nachgestellter schwachtoniger Genitiv vor. Beispiele: Gamble mannen stryker graskaHan sijn. Älderdomen frester frenderna sijn („Gamle mannen"). Yxen ens .seine Axt' (Lucidor). „Hustru min slar mig ihjäl" (Bellman Ep. 41). Die Möglichkeit hat immer bestanden. In der heutigen Umgangssprache und in den Mundarten ist die Nachstellung bei Verwandtschaftswörtern nicht ungewöhnlich, ζ. B. far min, syster hans, hustru min; sonst ist sie selten. Ist das Possessivum betont und Träger eines eigenen Wortakzents, ist es stets vorangestellt. Vgl. Mor min är sjuk, aber: Min mor är syster tili hans mor14. § 74. Das attributive D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n sa (aschw. pän) scheint in den Fällen, wo es betont war, nach dem Substantiv gestanden zu haben, das es näher bestimmte. Es war Träger eines eigenen Wortakzents, und Ausdrücke wie runaR pan. (Stein von Rök), kumbl pau (ög 8) bildeten zwei Sprechtakte. Als es dann in der Wikingerzeit durch die erweiterte Form sasi (aschw. pänni) abgelöst worden war, stand es normalerweise vor dem Substantiv (oder der Verbindung Adj. + Subst.), das es näher bestimmte: pceiR bredr, paun hion, aschw. £>än gojri man, J>ät barn. Dies ist auch der Fall, wenn es ausnahmsweise betont ist: ]?a är sa bonde bundin vij) vitu (VgL I ; s. oben § 37); jedoch auch: Gripär sa var fra mär stolen; han är f»iuvär at J>yft J>erre (VgL I). Die Nachstellung ist besonders häufig, wenn sa (;pän) auf einen folgenden Relativsatz hinweist : I>y ualt iak eigh sak J)erre, J>u giuär mär (VgL I). Aber auch: I>riJ)i af J>y landi, är . . . (VgL I). Weitere Beispiele, s. §159—161. Das deiktische und daher gewöhnlich betonte sasi, aschw. pänni steht in runenschwedischer Zeit normalerweise nach dem Substantiv, das es näher bestimmt. Dies ist eine Stellung, die es offenbar von dem älteren betonten sa übernommen hat. Es gibt jedoch eine große Zahl von Ausnahmen, wie schon aus der Beispiel14

Uber den Sprachgebrauch im 17. Jh. macht S. Columbus interessante Angaben in seinem Werk „ E n swensk ordeskötsel" (hrg. von S. Boström 1962), S. 70.

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Der einfache Satz und seine Glieder

Sammlung im § 41 hervorgeht. So zeigt der Runenritzer Visäte beinahe immer vorangestelltes Pronomen: pessa stceina (U 72), pessum mcerki (U 73) u. a. In der altschwedischen Literatursprache ist diese Wortstellung die Regel. In einigen älteren Texten ist der Gebrauch jedoch schwankend: So im VgLI: i>änni gripär var fra mär stolen; i J>ässu male; mäj) J)ässi vitu; jedoch auch: Byr £>änni havir varit fullbyr; GarJ)är pänni standär firi toft hans; Tyaldrä J)ässi ligger rät; Skipt J)ässi var aldrigh farin af bole J)ässu; Han atti eig barn J)ättä; i landi J)ässu. Ebenso im Bestätigungsbrief und im Vorwort zum UL: allä J)öm, J)ättä breff seä; Giwit war breff £>ättä; Wi dwaldum nokrä swa stund J>ässä bön at hörä; E>a gawum wir wart iaqwäj>i til bön Jaässä; i upbyriän J>ässäri bok; Bok J)ässi skiptis i attä laghä balkä. Das eine oder andere Mal kann das Demonstrativum durch eine Verbform von seinem Bezugswort getrennt sein. Beispiele: Porstainn let penna retta stain (Sö 61). Kumbl gcerdu patsi Kcetill fokj AslakR (Sö 46). Pordr ok Porunn penna restu sten (Vg 32)16. Es ist nicht die Stellung der näheren Bestimmung an und für sich — vor oder nach dem Substantiv —, die das Entscheidende ist, sondern die überlieferten Betonungsverhältnisse der Wortgruppen. Während runenschw. (Akk.) faöur sinn oder (Nom.) madr-inn einen einzigen Sprechtakt bildeten, sinn fadur aber, zumindest fakultativ, zwei, so bestanden ζ. B. runaR paR oder (Akk.) stain panna zweifelsohne aus zwei Takten, und zwar war das Pronomen stark betont. Samt steht, wie auch pän samt, sliker samt, gewöhnlich vor dem Substantiv, das es näher bestimmt. Beispiele: a sama vighualli ok i samu stund (VgL II); faldär atär i samu synd (ögL); samu pianist (ÖgL, UL); pässa samu sät (ÖgL); sük samu lagh (DL); samulej), samustund. Nachstellung kommt jedoch vereinzelt vor. Beispiel: haui kirkia vixl sina samu (VgL I). Vgl. nschw. det är samma sak — sak samma. Literatur: A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch (2. Aufl. 1921), S. 182f.; G. Neckel in: APhS 1 (1926), S. 10f., 8 (1933), S. 156f.; R. Pipping, Kommentar tili Erikskrönikan (1926), S. 20f.; P. Diderichsen, Saetningsbygningen i Skaanske lov (1941), S. 931; Κ. M. Nielsen in: APhS16 (1943), S. 212f., Danmarks runeindskrifter (1942), Sp. 877f. 15

Diese Wortstellung hat in der Eddadichtung ihre Entsprechung. S. darüber E. Salberger in ANF 74 (1969), S. 227f.

1. Kongruenz

VERBEN

§ 75. Im Verbalsystem der indogermanischen Sprachen ist die Personalflexion uralt, so wie auch die Kasusflexion bei den Substantiven. Mit Hilfe der Form des Prädikatverbums wurde das Subjekt der Handlung bezeichnet: lat. dico diets dicit; dieimus dicitis dicunt; ebenso im urnordischen Präsens vom Verbum .fahren': *faru *fari R *farid; *farum *fared * far an; noch im Isländischen beim Verbum ,sein': em es est; erum eruö eru. Die Endungen des Prädikatverbums waren somit ursprünglich Bedeutungsträger, sie hatten im Satz eine semantische Funktion. Das Subjekt brauchte nicht durch ein besonderes Wort bezeichnet werden, wenn aus dem Zusammenhang klar hervorging, auf was sich das Verbum bezog. Dies war vor allem dann der Fall, wenn das Subjekt der Sprecher selbst oder der Angeredete („1. und 2. Person") war. Beispiele: Veni, vidi, vici. Got. qij)a izwis (aber betont: aJ)J>an ik qij)a izwis „aber ich sage euch"). Urn. dagan J>an runo faihido (Einang), gibu auja (DR Br 61). runo fahi raginakudo (Noleby). Jedoch auch in der „3. Person", sobald das Subjekt bekannt oder bereits genannt ist. „Das Subjekt liegt im Verbum", wie man es früher bei der Übersetzung aus den klassischen Sprachen auszudrücken pflegte. Hatte der Satz ein explizites Subjekt — sei es nun ein Nomen oder ein Pronomen —, wurde die Subjektsfunktion durch die Nominativform ausgedrückt. Es bestand also in derartigen Sätzen eine formale Übereinstimmung zwischen Subjekt und Prädikat. Infolge der gemeinnordischen Synkope wurde dieses System aufgelöst. Allmählich, als die Endungen infolge der Lautentwicklung geschwächt wurden und schwanden, wurde es notwendig, ein Pronomen einzufügen, auch in der 1. und 2. Person. Die Personalflexion des Verbums wurde dadurch immer mehr nur ein Mittel, um auf das Subjekt hinzuweisen, eine grammatische Kongruenzflexion, die in gleichem Maße überflüssig wurde, wie die Sprache durch die Wortflexion, in der Wortstellung oder auf andere Weise Wessen, Schwedisch III

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Möglichkeiten erhielt, das Subjekt zu bezeichnen. Eine solche Kongruenzflexion kann durch die Tradition lange Zeiten erhalten bleiben, wie wir es vom Deutschen und Isländischen her kennen, aber sie spielt keine wesentliche Rolle für das Verständnis. In der isländischen Dichtung kommt es häufig vor, daß das Pronomen der 1. und 2. Person als Subjekt „ausgelassen" wird. Auch in der Prosa kann das Pronomen der 3. Person fehlen, wenn aus dem Zusammenhang klar hervorgeht, was gemeint ist (vgl. §36). § 76. Beim Imperativ war das Auslässen des Subjekts Regel — da war es ja völlig überflüssig —, und so ist es bis in unsere Tage geblieben. Beispiele: IorJ>a lik pätta! (DL). Stat up rasklika! Skipin mik Paulum ok Barnabam! (ApG). Latum thän swäria, änga hafuir siälena! (MO). Gaam vt oppa markena oc forlustum oss! (ST). Mit Pronomen, ζ. B. isl. Räö J)ü mer ηύ, Frigg! (Vaff>r.). Heyr J>ünü, Loki! (I>rymskv.), runenschw. Rad pul (U 11, 29). Besonders wird das Subjekt dann gesetzt, wenn es hervorgehoben werden soll, weshalb es in solchen Fällen auch starktonig ist. Beispiele: Tw gör äff thenna, huat tu gither! (EK). Giffuen I them at ätal (GWB). Beim Imperativ darüber hinaus noch ein u n b e t o n t e s du oder I (,Ihr*) als Subjekt zu setzen, ist für den Volksliederstil kennzeichnend: Tw älska frihet mer än gull! Tw tak tik wel til wara! (Bischof Tomas, um 1440). Tw sägh, att tw stodh p i grunnethl I leggen migh nidh, min käre söner, I taghen tili att fly! Zum Teil kann dies damit zusammenhängen, daß der Imperativ abwechselnd mit dem Konjunktiv (Optativ) verwendet wurde: säg icke sä — du säge icke sa. § 77. Im Altschwedischen herrscht somit zwischen dem Subjekt und dem Prädikat eines Satzes insofern formale Kongruenz, als der Numerus des Subjekts in allen drei Personen in den Endungen des finiten Verbums zum Ausdruck kommt. Dagegen sind verschiedene Personalendungen nur noch im Plural gebräuchlich; im Singular sind die 1. und 3. Person gleich, und für die zweite Person hat sich eine besondere Form nur im Imperfektum der starken Verben (ζ. B. £>u drapt, grätst) und im Präsens der Präteritopräsentia (ζ. B. J>u vetst, thorft, kant, skalt) erhalten, auch bei vara (f»u äst) und vilia (fra vilt). Am Ende der aschw. Periode ist dann auch infolge weiterer Schwächung der Endsilben die

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Verben: Kongruenz

Kongruenzbeugung in der Umgangssprache bei den dreisilbigen Imperfekta verschwunden: han kastadhe — the kastadhe. Nachdem die besonderen Formen für die 1. und 2. Person zum größten Teil außer Gebrauch gekommen waren, blieben in neuschwedischer Zeit von der älteren Kongruenzbeugung eigentlich nur noch die sog. Pluralformen des Verbums (han gick — de gingo) übrig. § 78. Indessen gibt es schon in frühaltschwedischer Zeit zahlreiche Beispiele von singularischen Verbformen zu pluralischen Subjekten. In der Mehrzahl dieser Fälle steht das Prädikat vor dem Subjekt. Der Sprecher oder Schreiber ist sich noch nicht ganz bewußt, daß er ein pluralisches Subjektswort gebrauchen wird. Jedenfalls stand er noch nicht unter dem Einfluß der Pluralform, als er das Prädikatswort formte. Beispiele: Hiar rettiR GudlceifR ok . . . (der Rest der Inschrift ist verloren; Sö 66). Her skal standa stceinaR pessiR (Sö 206). Gangär at stialä bryti ok J)räl (VgL I; Stiäl bryti ok J>räl VgL II). i>a är tilgävär intär (VgL I). Brindär inne maf)är ok kona ok barn £>erra (ögL). Nu will man ok konä samän wighiäs. Nu kan frillubarni päningär wäxä. Pom är ok prästär ok klokkäri swa mykin rät skyldughir. Är döf) fajrir ok moJ)ir (UL, MEL). (In den beiden letzten Beispielen hat das Prädikativum Pluralform.) Delis wijiär garjjer ok rinnande watn (SdmL). Nu är tald manhälghis mal (VmL; UL: äru). Swa som blant äj)lä fruct waxör nällär, J>ithslä ok J>orn (HL). Nu är J>e fiughur, domärän ma hindrä (Vidh). Sva var hans kindar, som J>e vaien brenda af tarom (Bur). Ek hafuir skipadh idhir väriara,säm idhir skal väria (Birg.). . . . sa at sunder brast tw riff i hanum (Di). Sidhan redh Hillebrand ok Alabrand wt äff Berna (Di). Ther waro inne syu leon, hwilkom hwar dagh gaffs tw faar til födho oc twa människior (ST). Bleff sä bewilligat och beslutadt alle the articklar her j begynnelsen framsatta wore (P. Swart). In solchen Fällen läßt sich deutlich eine Tendenz feststellen, das Prädikatsverbtun in den Singular zu setzen, auch wenn das pluralische Subjekt unmittelbar danach folgt. Das gleiche kann auch vorkommen, wenn das Subjekt ziemlich weit vorausgeht. Beispiele: Ok ben hans hwiläs i Upsalum ok hawir pär teet ok oppenbarät margh faghär iärtigni (Vidh). Coma tue Guz ängla ok sighia sik vara £>era gömara ok räj) J)öm at lyj)a J>y raj)e (Bur). Ebenso, wenn das Subjekt aus zwei (oder mehreren) Wörtern besteht, die einen in einem gewissen Grade einheitlichen 9·

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Der einfache Satz und seine Glieder

Begriff bilden. Beispiele: Ligger ra ok rör bya mällum (UL, MEL). MeJ> pessum ej>um ok trolouan, sum laghman ok almoghe hauer svorit ok louat kununge sinum, binz baj)e vnger ok gamall (MEL). Ä men fa]per oc mot>er liwer (SdmL Hs A; Hs B : liwa). Decius . . . spurte huar kirkionna goz ok gul uar (Bur). Myn hielm, myn brynia ok myn plata skal wardha äff hedhnom mannom stöt (EK). Alwara ok gaman fallir wäl saman (MO). Da also singularische Verbformen in gewissen syntaktischen Verhältnissen eine ziemlich häufige Alternative waren, war es natürlich, daß solche auch sonst sporadisch vorkommen konnten. Beispiele: sum lagh är (VgL I; das Wort lagh ist in diesem Text sonst stets formal ein Plural). Siu nätär seal mällum f>ing hwart wara (SdmL Hs A; Hs Β : sculu; sieben Nächte = eine Woche). Än nokor forfall är fiär i (DL). In E K und den Euphemia-Liedern gibt es sichere Beispiele, wo die Formen durch die Reimstellung festgelegt waren und deshalb zum Originaltext gehört haben müssen: tara nidher a hans kinder flööt (EK) u. a. Aber mit vereinzelten derartigen Beispielen, die sehr gut auf Zufall (Reimwort) oder Fehlschreibung beruhen können, läßt sich nicht allzuviel beweisen. Sie können nicht als Zeugnis dafür betrachtet werden, daß die Pluralformen des Verbums auf dem Wege waren, allgemein aus der Umgangssprache zu verschwinden. Diese Vereinfachung in der Flexion des Verbums gehört im großen ganzen in eine spätere Zeit („Schwedische Sprachgeschichte" 1, § 204). § 79. Wenn das Subjekt aus einem Kollektivum besteht, zeigt das Prädikat zuweilen pluralische Form. Es richtet sich somit nicht nach der grammatischen Form des Subjekts, sondern nach seinem Inhalt (constructio ad sensum). Beispiele: Alt folkith hördhe thässa röst oc sagho blusen brännande oc hördho baswna latt oc sagho berghit ryka (MB 1). Ähnlich: Huar sum J)öm föj)ir mera än et mal . . . älla ueta £>em nakra foruist (,ihnen Hilfe leisten'; ögL). Nu fälle nämd garj) älla bro, ok nämna til män ]?em sum f>e fälla („und sie nennen die Männer, welche sie als schuldig verurteilen"; ÖgL). Folkit j huseno hördho ropit oc komo löpande (ST). Hon byriadhe ropa, swa at alt folkit waknadhe oc komo thit löpande oc funno barnit dräpit (ST). Bryllöpskläde mangt et paar til thet bröllop skorin waro (EK). En partt haffua wähl wendt . . . (P.Swart).Ther läge en part druckne (P.Swart).Hwem säya foleket migh wara? (GWB). Slepp mitt folk at the magha tiena migh

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(GWB). „Folket sig til jorden böja, sina Glas uphöja" (Bellman). „Herskapet mumsa som svin" (Bellman). „Tärefulla, tärefulla stod da all vir Slägt" (Bellman). Bei zwei koordinierten Sätzen braucht im zweiten das Subjekt nicht explizit genannt sein, auch wenn es im vorangehenden Satz eine andere und untergeordnete Funktion hat. Beispiele: Thet vndradhe allom, oc sagdho thet wara eeth vndir af Gudhy (ST). Och han sompnadhe äter, och äter drömde honom och sägh at siw ax . . . wexte pa enom stielk (GWB). Vgl. isl. E»ar J>0tti Ööni fagrir landskostir, ok kaus ser f»ar borgstaö (SnE). § 80. Besteht das Subjekt aus pät oder pätta, richtet sich das Prädikatsverbum gewöhnlich nach dem Prädikativum. Beispiele:

Pat va.RU freBndr ficeiRa (U 337). Pat CRU syniR AsgceiRS (U 473).

Pät äru f>rir örär (VgL I). I>ät äru atta örtoghär ok fäm märker (VgL I ; VgL I I : J>ät är . . .). Äru tvar stuwur ok toptärgarf>är i mälli, ]aa äru J)ät tu bol (VgL I). E>ätta äru vkvä|)insor]5 kono (VgL I). E>ät skulu uara nijpiar hans innan J>riJ)ia knä (ögL). E>ät skulu uara böndär ok boande män (ÖgL). Pätta äru morJ)vapn (SdmL). E>ät äru tyughu markir at manhälg hans (DL). Thet äro dara, som swa mykyt sinom barnom gifwa (ST). Tha kom attande plaghan, thet waro locuste (ST). Thet waro thri kompana, the wandradho til saman (ST). Thetta äro miin kära barn (ST). Thet ären j (ST). Ebenso: Hwat brutum J>ät halst äru (UL). Noch in der GWB: Thet äro siw konungar (Apok. 19). Thetta äre tina gudar (2 Mos. 32). Anders, Tyenn das Subjekt ein zusammenfassendes pluralisches Pronomen ist: Pässi äru al vangömslä. f»ässi äru ofäfli (VgL I). 2. Tempus § 81. Was die Zeitformen des Verbums betrifft, so ist zu beachten, daß das P r ä s e n s auch gebraucht werden konnte, um die Zukunft zu bezeichnen. Besonders war dies der Fall, wenn der Satz ein Zeitadverbial enthielt, das den Satzinhalt in die Zukunft verwies. Sonst wurde die Zukunft meistens durch die Umschreibung mit skal oder muri -f- Infinitiv ausgedrückt. Mun bezeichnet eigentlich einen Gedanken oder einen Vorsatz (vgl. ,ich habe im Sinn zu kommen', ,ich habe vor zu fahren', schw. „jag tänker komma", „jag ämnar resa"); es ist verwandt mit isl. muna ,sich erinnern', lat. memini. Skal bezeichnet ursprünglich eine Pflicht, eine Not-

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wendigkeit, eine Bestimmung (vgl. dt. soll, Subst. Schuld, schw. skuld und Adj. schuldig, schw. skyldig). Beispiel: I>än eg vil, han skal (Birg. aut.). „Det ena du vill, det andra du skall". Beide Hilfsverben drücken also eine Modalität aus, aber diese kann geschwächt werden, und der Übergang zum Futurum geschieht dann sehr leicht. In den Eddaliedern (und in der isl. Prosa) wird gewöhnlich mun (mon) als temporales Hilfsverbum verwendet, während skal gewöhnlich modale Bedeutung (,soll') hat. Im Altschwedischen dagegen hat skal bereits zum überwiegenden Teil temporale Funktion. Beispiele: Μ mun liggia, med aldr liftR, bro hardslagin „Immerfort wird liegen, so lange es Menschen gibt, die Brücke festgeschlagen" (U 323). Munu ceigi markt mceiiti verda „Nicht wird ein größeres Denkmal entstehen" (U 225). Hi&r mun standa stceinn midli byia „Hier wird der Stein stehen zwischen den Dörfern" (U 729). Peet skal at minnum manna, medan menn Ufa „Dies soll zur Erinnerung an diese Männer sein, so lange Menschen leben" (U 114). lord sal rifna ok upphiminn „Die Erde wird zerreißen und der Himmel darüber" (Sö 159). Hann skuldi fara til Mnglands „Er war im Begriff, nach England zu fahren" (U 539). Skal thu sidhan bära then mat fore thin fadher . . . oc mon han tha giwa thik sina wälsignilse (MB 1). Vi hopum, at han skal lenger liffua (EK). Vi skulum än ena stund bidha; hans sorgh mon bradlikha forlidha („wird wohl schnell vergehen", Fl). Guzs rätviso dombar skal kunung . . . ν φ J>ät rike skilia (Birg. aut.). Tha thu kombir til hymirikis, skal thu faa alt thet thu astundar (ST). — In Aufforderungssätzen und in nachgestellten Hauptsätzen von konditionalen Satzgefügen drückt skal eine Schuldigkeit, eine Obliegenheit oder, falls der Satz eine Negation enthält, ein Verbot aus. Beispiele: Thu skalt aminnas at hälgha synnodaghin. Thu skalt ey hafwa andra gudha for mik (ST). Als reine Umschreibung des Präsens und Imperfekts kommen mon und monde außerordentlich häufig in der Ritterdichtung und in den Volksliedern vor. Beispiele: Iak veet ey, hwar hon mon wara (Fl). Flores spordhe, hwar Blanzaflur monde vära (Fl). Iak hughde, at han monde galin vära (HI). Haghel oc frost munde thär ey thryta (HI). Tha likamin monde thetta forsta . . . swa syrghiande monde han tha grata (Der Streit zwischen Seele und Körper, D 4). Der Gebrauch hängt mit der poetischen Technik bei der Knittelversdichtung zusammen. Mit Hilfe dieser bedeutungs-

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leeren finiten Verbformen konnte man Infinitive als Reimwörter am Ende eines Satzes oder einer Verszeile setzen. — Auch in der Prosa kommen derartige Umschreibungen vor, besonders häufig in Fragesätzen. Beispiele: Swenin spordhe sin herra, hwat borgh thet munde wara (ST). Noch weit in die Neuzeit hinein waren solche periphrastischen Formen in der Dichtung sehr häufig. Dagegen kommen sie in der Bibelsprache und in anderer Prosa nicht vor. Ein besonderer Fall sind die Fragesätze; mon entwickelt sich mit der Zeit zur feinen Fragepartikel: Mon han komma ? später: Mon han kommer ? (Näheres darüber, s. „Schwedische Sprachgeschichte" 1 § 202 und SAOB: man, mdnde.) Die Zukunft wird ebenfalls, wenn auch selten, durch varpa -f Infinitiv ausgedrückt. Beispiele: Äpti J)y wärj>är han lejmng ut biuj>ä, han will siälfwär uti wärä (UL). Nu wardhom wi swara (MB 1). Wardher Adam särdelis opstanda oc särdelis Eva (MB 1). Varpa + Infinitiv hat jedoch gewöhnlich modale Bedeutung; es drückt Zwang, Notwendigkeit (.müssen') aus. Beispiele: Vi wardhom antighia hafua them badha äller mista han ok hafua then skadha (Fl). J wardhin nw fölgia mik om sin (EK). Oc warder iak at fölgie hanum, en togh at iak haffuer ther skam äff (Di). Aus späterer Zeit gibt es nur selten Beispiele von vardha + Infinitiv mit reiner Zukunftsbedeutung. Frühneuschw. Gud han varder tage alle sine kristelige bekännare uti sit . . . beskärm (Gustav Wasa, Brief). . . . migh til at läta lefwa then dagh, som . . Eder warder frögda (Gustav II Adolf, Brief 1613). Jagh wardher see hwar iagh fäär en häst (J. Rondeletius 1614). Sä warde Landsens barn i Manligheet och Dygder Inläggia sädan Prijs . . . (Stiernhielm, Cupido). Man hat allen Grund, bei derartigen Beispielen aus späterer Zeit deutschen Einfluß vorauszusetzen. Im Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen entstand eine andere Art, das Futurum auszudrücken, nämlich durch Umschreibung mit werden und dem Part. Präs.: mnd. ik werde kommende, mhd. er wird lesend(e) usw. Im Hochdeutschen entwickelte sich daraus das heutige Futurum: ich werde kommen, er wird lesen. Im Spätaltschwedischen kommen Nachbildungen dieses Futurums vor, wenn auch ziemlich selten (Beispiele bei Söderwall: varpa 13). In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts werden sie sehr häufig und infolgedessen auch in der frühneuschwedischen Schriftsprache. Beispiele: Alt thet tu bedhes äff Gudhi, thet warder Gudh giffuandes tigh (GWB). När iagh warder them heemsökiande,

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skola the falla (GWB). The warda icke afflätandes äff alt thet the haffua sigh företaghit at göra (GWB). Och idher skal intet warda skadhandes (GWB). Kongl. Maij:t warder wijdare där öfwer resoluerandes (1688). Björn sade: honom warder ofta missjämt händande (E. J. Björner 1737). S. ferner „Schwedische Sprachgeschichte" 1, § 207. Im Neuschwedischen kann die Zukunft auch durch Umschreibung mit dem Präsens von komma + Infinitiv mit vorangehendem att ausgedrückt werden. Beispiele: Han kommer att stanna här ett par är. Det kommer att dröja länge. Det som har varit, det som nu är och det som kommer att v a r a . . . Han förstod, hur det skulle komma att gä. S. SAOB unter K, Sp. 1953; ferner N. Beckman, Svensk spraklära § 145 II, 1; E. Wessen, Värt svenska spräk (1968) § 76, 78. Literatur: N. Beckman, Hur uttryckes hos verbet framtid i forn- och nysvenskan ? (in: Spräk och stil 17, 1917, S. lf.).

§ 82. In den germanischen Sprachen ist das P r ä t e r i t u m ( I m p e r f e k t u m ) der starken Verben bekanntlich aus dem indogermanischen Perfektum entstanden. Dieses bezeichnete ursprünglich die Handlung als in der Gegenwart vollendet (terminativer Aspekt). Allmählich wurde es statt dessen zur reinen Tempusform der Vergangenheit. Das Präteritum des schwachen Verbums ist eine germanische Neubildung; wahrscheinlich ist es zunächst eine Umschreibung mit einem Verbalsubstantiv und einem Hilfsverbum gewesen1. Als einzige Form für die Vergangenheit wurde das Präteritum nicht nur verwendet, um das, was sich (in einer Erzählung) ereignete, zu bezeichnen, sondern auch das, was sich ereignet hat oder ereignet hatte. Dies ist in den altnordischen Sprachen häufig der Fall. Beispiele: SiÖJ>än han fan lanzins lagh, J>a huxädjai han J>em mäö myklli snilli „Nachdem er das Gesetz des Landes gefunden hatte . . . " (Vidh). Sidhan Iosep do . . tha wäxste thera släkt „Nachdem G. gestorben war . . ." (MB 1). Sidhan swa langer time leedh . . . tha taladhe then konunger „Nachdem so lange Zeit vergangen war . . . " (MB 1). § 83. Die Umschreibung mit vara + Part. Präs. wird zuweilen gebraucht, um einen Vorgang oder einen Zustand als andauernd zu bezeichnen. Beispiele: En konä er livändi „wenn die Ehefrau 1

E. Wessen, Die nordischen Sprachen (1968), S. 14f.

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noch lebt" (VgL I). Nu är utländingär J)är boandi (ÖgL). . . . um the äre alle ens wiliande ok hielpande (KS). The äru farande ok komande (KS). Hans örs war springande som en ra (HI, V. 487; vgl. Waar örs the sprungo tha wäl fast V. 491). Hon war loghande i Gudz älskogha (MB 1). J them war en herra, het Vespasianus, ofwir landit radhande (ST). Die Konstruktion ist hauptsächlich in der Übersetzungsliteratur belegt, und es ist daher wahrscheinlich, daß sie zum Teil auf fremden Einfluß beruht. Sie kommt in andern germanischen Sprachen vor, und zwar sowohl im Gotischen wie auch in den westgermanischen Sprachen. Im Deutschen ist sie außer Gebrauch gekommen, hat sich jedoch im Englischen dafür kräftig entwickelt (die sog. progressive Form: What are you doing? I am writing a letter). Der heutigen schwedischen Umgangssprache und den Mundarten ist diese Art, einen durativen Vorgang auszudrücken, völlig fremd. S. ferner § 100, 101. Anm. Ein eigentümlicher Gebrauch der Imperfektform alte .besaß', wo man statt dessen eine Präsensform (a, agher, ägher) erwarten würde, kommt in den Landschaftsrechten bisweilen vor. Beispiel: Huar sum dräpär biur ok brytär hi£>i hans, lati atär biurin {jem, sum ängina atte (ÖgL).

§ 84. Das Perfekt und das Plusquamperfekt werden im Altschwedischen wie in den andern altgermanischen Sprachen durch Umschreibung mit hava (im Präs. oder Prät.) und dem Partizip Perfektum vom Hauptverbum des Satzes gebildet. — Ursprünglich kam diese Konstruktion bei Sätzen mit transitiven Verben vor; das Partizip war dann eine Beifügung, ein Attribut, zum Akkusativobjekt. Es stand daher aufgrund seiner Funktion im Satz im Akkusativ und richtete sich in Numerus und Genus nach dem Objekt. Beispiele: hann havir mik sändan (eigtl. „er hat mich als einen gesendeten"), hann havir häst köptan, hann haföi borg brutna. Also: Subjekt und Prädikat (havir, haföi) -f Objekt (mik, häst, borg) + Attribut (sändan, köptan, brutna). Dadurch wird ein Umstand in der Gegenwart als Resultat einer früheren Handlung angegeben (hann sändi mik; hann köpti häst; han bröt borg „er sandte mich,"; „er kaufte ein Pferd"; „er brach die Burg"). Natürlich war das Objekt häufig ein Neutrum (besonders häufig ein neutrales Pronomen): hann havir Jaat (alt, nokot, änkte) sagt; hann havir sagt, at . . . Das Objekt konnte ausgelassen oder nur

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gedacht sein oder das Verbum ohne Objekt gebraucht werden; auch in solchen Fällen erhielt das Partizip neutrale Form. Das Neutrum Sg. ist die allgemeine, „neutrale", Form des Adjektivs (und Partizips); sie wird angewendet, wenn das adjektivische Wort als Prädikativum (oder prädikatives Attribut) an einer früheren Stelle im Satz steht als das Substantiv, das es näher bestimmt. Dies geschieht besonders häufig, wenn das Bezugswort aus verschiedenen Gründen zuletzt im Satz zu stehen kommt; seine sprachliche Form ist dann dem Sprecher noch nicht bewußt oder zumindest nicht bestimmend für ihn. Beispiele: isl. Feit hefir hon pä. menn, er . . . (SnE). Vgl. nschw. Runt omkring läg kringkastat stenar (statt: kringkastade), trädrötter och annan brate. Jedoch auch: Sten och bräte läg kringkastat (Bo Bergman). Tummeliten fick gömt sina bröder där (Hj. Gullberg). Allmählich entstand eine nähere Verbindung zwischen dem Verbum finitum und dem Partizip: dieses erhielt dann stets neutrale Form, ohne Rücksicht auf Genus oder Numerus des Akkusativobjekts, und kam nach und nach unmittelbar nach dem Verbum zu stehen. Das Objekt, falls ein solches vorhanden war, war nun Ergänzung zum zusammengesetzten Prädikat: havir (hafdi) war zum Hilfsverbum, zum flektierten Teil des Prädikats, geworden, während das Partizip der wesentliche Bedeutungsträger war. Beispiele: hann havir sänt mik (also nicht: mik sändan), hann havir köpt häst; hann havir brutit borg; hann havir sagt mer dröm sinn. Vgl. nschw. de hade ljus sparade för heia vintern — de hade sparat ljus för heia vintern; han hade allt ogjort — han hade icke gjort nagot. Kungen fick sina order framförda—han fick framfört en hälsning tili mig. Han gick in för att fä kläderna torkade — för att fa torkat kläderna. Der Gebrauch der zusammengesetzten Zeitform wurde auch auf Verben ausgedehnt, die den Genitiv oder Dativ regierten, und noch auf andere intransitive Verben. Beispiele: hann havir mer hulpit; hau havir mist margra manna; han havir farit. Auch zu intransitiven durativen Verben (ζ. B. leva, sova) kann das Perfektum auf diese Weise gebildet werden, ζ. B. hann havir livat (sovit, standit), nschw. elden har brunnit heia natten. Belege für die ältere Konstruktion finden sich auf Runeninschriften, einzelne auch in den ältesten literarischen Texten. Beispiele: Stain haviR rettan „Er hat den Stein errichtet" (Vs 15). SUR vestarla um vamt hafdi, borg um brutna ok um barda „ E r war west-

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wärts gewesen, hatte Burg gebrochen und Burgleute erschlagen" (Sö 106). Firi Mariu messu i fastu seal huer maj>r hafa tiunt sina fram reida (GL). Tha forsmadhe hon [Hagar] sina frw [Sara] . . . [Sara beklagt sich bei Abraham:] Miin thiänistaqwinna hawer mik forsmadha „hält mich geringgeachtet" (MB 1). — Vgl. isl. Einn dröttin hefk dttan „einen Herrn habe ich gehabt" (Eyvindr, 10. Jh.). Meö J>eim haetti hefir Sverrir sagöan fienna draum: Gu9 hefir mik sendan (Sverris Saga, ung. 1200). B0k {>essi heitir Edda. Hana hefir saman setta Snorri Sturlo sonr (Edda, Cod. Ups.). Mit unflexibler, neutraler Form: Hann hafdi a JEnglandi tu giald takit (U 241, 344). Iak hauär f»ik kallat (ögL). Han hauär han slaghit älla sarghat (ÖgL). Han hauär sakina uärkat (ÖgL). E»a hauär han brutit gislinga lagh (ÖgL). Guö hawir J>ik til domärä sat (Vidh). Doppeldeutig: Tha Iosep hafdhe brefuit läsit, sagdhe han (Nie. Ev.). Then tidh han hafdhe thetta versit läsit, sagh han Wara Fru koma (ST). Her hafwir thu mik funnit (ST). The . . . haffdo thera swerd dragit (EK). — Vgl. isl. Ei Sa hefi ek fengit af gllum J>eim (Snorri, Edda). Der mit der Einfügung der zusammengesetzten Zeitformen in das Konjugationssystem zusammenhängende Ubergang der neutralen Partizipform zum sog. Supinum zeigt sich besonders in einer Reihe von analogischen Neubildungen bei auf Vokal auslautenden Verben, die auf nähere Assoziationen mit dem Infinitiv und dem Präsens zurückzuführen sind. So ζ. B. nschw. han har gätt, stdtt (aber Part, han är utgdngen, uppständen u. a.), fdtt (aber Part, undfdngen u. dgl.). Ebenso sett (zu se, säg .sehen'), lett (zu le, log .lächeln'), dött (zu dö, dog .sterben') usw. Derartige Supinumformen sind im Spätaltschwedischen belegt. Literatur: J. E. Rydqvist, Svenska spräkets lagax 1 (1860), S. 456f.; G. Neckel in APhS 1 (1926), S. 4f.; R. Pipping in: Bidrag tili nordisk filologi (1936), S. 143f.; S. Ekbo, Studier över uppkomsten av supinum (1943); G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 244; R. Ljunggren, Supinum och dubbelsupinum (1934).

§ 85. Das Perfekt drückt aus, daß das Ergebnis der Handlung in der Gegenwart andauert; dies im Gegensatz zum Präteritum (Imperfektum), das einen Vorgang in der Vergangenheit bezeichnet und daher das Tempus der Erzählung ist. Der Inhalt des Präteritums wird besonders deutlich in gewissen Satzgefügen der Rechtssprache, wo das Perfektum in einem nachgestellten Hauptsatz im

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Gegensatz steht zu einem Präsens (in der Gegenwart ablaufendes Geschehen) in einem vorangehenden Gliedsatz. Beispiele: Nu far han af för; ]?a hauär han firifarit arwj)e sinu (ögL). Sitär man i kirkiu wägh . . . dräpär, sarghär ällr blopwiti slar; han hawäx brutit kununx ej>söre (UL). Hwilkin som see qwinno oc girnas hona til synd, han hafwir nu syndat medh hänne j sino hiärta (ST). — Durch das Perfektum wird festgestellt, was die Folge einer Handlung ist. Mit Recht hat man in derartigen Fällen von „emphatischem Perfektum" gesprochen. Literatur: T. Johannisson in: Bidrag tili nordisk filologi (1936), S. 159f.; V. Jansson in ANF 55 (1939), S. 160.

§ 86. Bei intransitiven Verben, die eine Veränderung des Ortes oder Zustands bezeichnen, verwendet man die Umschreibung mit vara und dem Perf. Part. Beispiele: Ρά er Baldr var fallinn . .. (SnE). VaR til Mnglands ungR drangR farinn (Sö 55). Nu är skip ut i lejxmg gangit (UL). Hon är nu swa lankt komin bort (Fl). Thet är seent at taka hunda, sidhan hiortin är lupin gynom by (MO). Wäktaren war soffnath (Di). Das Partizip, das rein prädikativ ist, kongruiert mit dem Subjekt. Später wird auch die Umschreibung mit hava und dem Partizip in unflexibler neutraler Form (Supinum) verwendet. Dies ergibt einen gewissen Unterschied in den Bedeutungen: die Umschreibung mit vara drückt den sich ergebenden Zustand aus, sie ist eine Art Perfekt-Präsens (han är kommen = ,,er ist jetzt hier"); die Umschreibung mit hava hebt mehr die Veränderung, die Tätigkeit, den Vorgang hervor (han har kommit = „er ist gerade gekommen"). Vgl. Han är fallen — han har fallit. Han är utgängen — han har gätt en läng väg. Han är nyss hemkommen — Han har kommit hem för en stund sedan. Vi är komna hit (vi har kommit hit) i ett viktigt ärende. Han är försvunnen sedan i onsdags — Han har försvunnit under en resa. Är han redan rest ? — Han har rest i tre timmar. Tjälen är nyss gangen ur jorden ( = . . . ist jetzt weg). Sä är nu äter en vecka gangen. Han var bliven gammal. „Eiden är kommen lös" (Dan Andersson). „Fägeln var redan utflugen" (F. Nilsson Piraten). „Solen var nyss uppkommen" (V. Moberg). „När de fiesta gästerna voro resta . . ." (F. G. Bengtsson). — Vgl. „Schwedische Sprachgeschichte" 1, § 206. Beispiele: Jagh är kommen til at vptenda en eeld pä. jordenne. Sij, nu j try aar haffuer iagh kommet och sökt frucht pä thetta

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Fikonaträdh. Tin brodher är kommen (GWB; Bibelübersetzung von 1917: „Din broder har kommit"). [Jag] haffuer aldrigh gänget äff titt bodh (GWB). [Da] knorradhe the alle at han ingängen war til at gästa när en syndare (GWB; 1917: „han har gätt in"). Alt folcket som tijt gänget war at see här pä (GWB). När nu fienderne wore till thet nesta alle tredde j land vtur skeppen (P. Swart). När nu Koning Götstaff war dragen tili Vpland igen . . . (P. Swart). När han war stigen til skepz och skulle draga tädan, war kommen vt til sjös, badh han bläsa vp huadh wädher ther wille (P. Swart). [De] funne honom pä thet sidsta sittiandes vti en ekiestock, ther han war vtrodder pä en stoor skogxsiö (P. Swart). Wachten ähr afuikin medh (Tisbe, 1609). Wijst thet sä tilgängit ähr „gewiß, so ist es zugegangen" (Tisbe). Literatur: T. Johannisson, Hava och vara som tempusbildande hjälpverb i de nordiska spräken (1945); G. Bergman in: ANF 66 (1941), S. 162f.

§ 87. Das Hilfsverbum har, hade wird sehr selten ausgelassen. Beispiele: hn uft siklt til simkala „er ist oft nach Semgallen gesegelt" (Sö 198; dies kann aber falsch geritzt sein anstelle von siklti .segelte'). E>ät är nifringsvärk, firigiort landi ok lösum örum (VgL I). BaJ>ir skulu f>er iuirlösir uärä ok lösgiurpir ok barföttir, bundit brökär νφ knä (VgL I). Dör man scriptälös, prästir buj) fangit oc är vtan forfall, böte f>rea markir (DL). Dör barn vcristit, prästir buö fangit, böte J>rea markir (DL). (SdmL hat an den entsprechenden Stellen: oc prester hawar buö fangit; oc hawer prester buö fangit.) Nu hauär {>än häfjjum a kumit, sum giuit uar, um J>ry ar takit af gift (ögL). Liggär humpär firi lagha mali ok will egh firi uäghia, kumit vm sik diki älla gär]?i ok hauat um J>ry ar (ÖgL). Auch das Hilfsverbum är ,ist' kann hier und da infolge von Ellipse fehlen: Kunungär biujsär lej)ung ut, skip liggär j läghi, lyptingär tiäldäj)är, skiöldär a stampni (UL). Tax man, bastas ok bindz ok pinas oforwunnin, ei vppinbarlika i handum takit (MEL). Im Neuschwedischen kann das Hilfsverbum ,har' im Hauptsatz nur in der Dichtung ausgelassen werden. Beispiele: „Han jorden skänkt stor fröjd och frid" (Schw. Kirchengesangbuch 24, 1). „Jag stätt i fyra timar jämt" (Bellman). „Till dig aldrig Afund sökt nägon stig" (Bellman). „Ej Norden förr sett tvä sä sköna" (Tegner). „Jag läst om Finlands sista krig" (Runeberg). ,,De fyllt

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sitt värf, de gjort sin skörd" (Runeberg). „Jag huggit, tills min kraft förgatt" (Runeberg). „Vi följt honom bland försäten . . . Vi sett honom öppna stigar" (Snoilsky). „Kvarnhjulen stannat" (Strindberg). „Vi tröttnat att blödaför egen dolk" (v. Heidenstam). „Jag drömt som främling pä en främmad strand" (Levertin). „Du räddat genom ären ditt friska, knappa hull" (Karlfeldt). Uber die Auslassung der Hilfsverben ,har' und ,hade' in Gliedsätzen, s. „Die nordischen Sprachen", S. 133f. Beispiele: Han berättade, att han kommit dagen förut. Jag vet, att han nyligen sält sin gard. Om han givit efter, hade saken redan varit uppgjord. In älterer Schriftsprache kommt es ab und zu vor, daß, falls zwei Relativsätze in einem Satzgefüge aufeinander folgen, Aar oder hade im ersten Gliedsatz ausgelassen werden kann. Beispiel: . . . the äghodelar som the församlat, och thet folck som the tilrustat haffua (GWB). Literatur: A. Kock in: ANF 24 (1908), S. 196f.; S. Ekbo a. a. O., S. 62f.

§ 87a. Durative Aktionsart kann durch Wiederholung ausgedrückt werden. Beispiele: Han läser och läser heia dagarna. Han sprang och sprang allt vad han künde. Bisweilen wird das Andauernde, Ununterbrochene deutlicher durch eine Verbindung von zwei Verben ausgedrückt, von denen das erste (das schwachtonig ist) eine Lage oder einen Zustand ausdrückt. Beispiele: Han sitter och skriver. Han ligger och sover. Vad han satt och tankte pä, vet ingen. Ja, här gär jag ä ser pä den vackra utsikten. Skall vi gä ä promenera en stund före maten ? Vi ska ut ä äka. Ska vi gä ut ä gä ? Har du varit ute ä gätt ? „Det var en ung karl, som gick och plöjde sitt träde en sommarmorgon . . . Och han, som plöjde, gick och gladde sig ät att snart fä sä räg dar" (S. Lagerlöf). Das Eintreten einer durativen Handlung kann mit dem Hilfsverbum bliva + Präs. Part, ausgedrückt werden: Han blev liggande vaken. Han blev sittande och stirrade ut genom fönstret. Han blev stäende och säg efter henne. „Jag blir stäende och ser ned pä däcket" (G. Hellström). Zuweilen kann sich die durative Aktionsart mit dem finalen Infinitiv (§ 97) berühren und eine schwankende Bedeutung erhalten. Beispiele: Jag skall lägga mig att vila en stund. Da att und och in der gesprochenen Umgangssprache schon seit langem gleich ausgesprochen werden (s. „Schwedische Sprachgeschichte" I, § 77

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u. Fußnote 38), können Verwechslungen eintreten: Skall vi ga att bada ? oder: Skall vi gä och bada ? Ηan satte sej äfiska kann schriftsprachlich entweder Ηan satte sig att fiska oder Ηan satte sig och fiskade sein. Deshalb auch: Han blev sittande och stirra ut genom fönstret. Hier kann stirra (ursprünglich) ein umgangssprachliches Imperfektum sein (s. „Schwedische Sprachgeschichte" I, § 205). In diesem Zusammenhang müssen auch die folgenden gewöhnlichen Ausdrücke der Umgangssprache erwähnt werden: Var sä. god ä stig in! Var sä. god a sitt nedl (geschrieben: Var sä. god och sitt ned!) Ursprünglich wohl: Var sä god att sitta ned! Vgl. dän. Vaer sä god at sidde ned! Infolge von Attraktion ist der Infinitiv sitta durch den Imperativ sitt 1 ersetzt worden. 3. Modus § 88. Der K o n j u n k t i v war in den altgermanischen Sprachen eine morphologisch klar entwickelte Formengruppe, die u. a. durch besondere, vom Indikativ abweichende Endungen gekennzeichnet war. Er war Träger von gewissen bestimmten Bedeutungsfunktionen. Formal entspricht der Konjunktiv der germanischen Sprachen derjenigen Modusform, die in der vergleichenden indogermanischen Grammatik Optativ genannt zu werden pflegt. Dieser wurde mit einem Suffix -i- gebildet, das teils an einen thematischen Präsensstamm (wobei idg. -ö-t- > -oi-, woraus germ, -ai-, isl. aschw. -i), teils an einen athematischen Perfektstamm (idg. germ, -t-, isl. aschw. -i) angefügt werden konnte. Beispiele: Präs. Opt. 3. Sg. gr. φέροι ,er möge tragen', γράφοι ,er möge schreiben', got. bairai, nimai, isl. skiöti, fari usw., Prät. Opt. 3. Sg. got. nemi, isl. ncemi, skyti, foeri usw. (mit i-Umlaut), aschw. näme, bruti, före usw. (ohne Umlaut). Inwieweit dieser germanische OptativKonjunktiv auch Reste des indogermanischen Konjunktivs — morphologisch und funktionell — enthält, darüber ist man sich nicht einig. Der germanische Konjunktiv erscheint in zwei verschiedenen Formsystemen, die sich sowohl morphologisch wie semantisch voneinander unterscheiden. Das eine schließt sich an den Präsensstamm der starken wie auch der schwachen Verben an und wird daher Konjunktiv Präsens genannt. Das andere ist bei den starken Verben auf der Stufe des Prät. PI. gebildet und heißt daher ge-

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wohnlich Konjunktiv Präteritum. Der Konj. Prät. der schwachen Verben ist analogisch nach dem der starken Verben aus dem Präteritumstamm gebildet: aschw. 3. Sg. han kallape, spurpe, lifjje, 3. PI. J>e kallaj)in, spurj)in, lifj>in. Es existiert indessen keine eigentliche Tempusbedeutung bei diesen Konjunktiven: der Bedeutungsunterschied ist von modaler Art. So heute noch: nschw. give: gave, vare: vore, gänge: ginge usw.; man fühlt ohne weiteres, daß Formen wie finge, fore, vore sich sehr wohl auf die Gegenwart oder Zukunft beziehen können. Ebenso bei schwachen Verben; ζ. B. ,,Vad det skulle glädjamig, om han lyckas!" und „Vad det skulle glädja mig, om han lyckades!" In beiden Fällen handelt es sich um etwas Zukünftiges; aber die Imperfektform drückt etwas größere Ungewißheit aus1. Ebenso: „Det ser inte ut, som om det regnade" (eben jetzt, in diesem Augenblick). Der Konjunktiv drückt hier eine gewisse Unsicherheit aus. Er ist dadurch noch heute ein wertvolles Ausdrucksmittel. Die Konjunktive der altgermanischen Sprachen haben somit nichts von der temporalen Bedeutung mitbekommen, die sich gemeingermanisch bei den Indikativformen entwickelt hat. Sie sind, was die Zeit betrifft, indifferent. Die finiten Verbformen haben also entweder temporale Bedeutung (Indikativ) oder modale (Konjunktiv). §89. Der K o n j u n k t i v Präsens wird in Hauptsätzen verwendet, die einen Wunsch, eine Aufforderung oder eine Bestimmung ausdrücken. Er hat also optative oder hortative Bedeutung und gibt sog. volitionale (willensbezogene) Modalität an2. Beispiele: runenschw. Gud hialpi and hans. Radi saR kunni „deute, wer es kann" (Sö 213, U 887; Radi sa er kann L 1975). 1

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Im Deutschen verhält es sich ähnlich, vgl. ζ. B. Glinz, Die innere Form des Deutschen (1952), S. 108 u. a. Sog. deliberativer (unterstellender, erwägender) Konjunktiv (lat. Quid faciamus? Quos sequar?, got. hva qi]jau ? „Was soll ich sagen?" hve wasjaima ? „Womit werden wir uns kleiden?", in Gliedsätzen: Ni maurnaijj saiwalai izwarai, hva matjai£> jah hva drigkaij} „Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet") scheint dagegen im Altschwedischen nicht vorzukommen. Statt dessen verwendet man die Umschreibung mit einem Hilfsverbum. Beispiel: Huad sculom vi äta älla drikka, älla huar medh skulom vi klädhas ? (MB 1).

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Aschw. BiJ)i sua sär Guö hollän ok uattum sinum (VgL I). Sua se mär GuJ) holl (VgL I). Gäri huemledär sik vrejjän (VgL I). Böte halzbani . . . tiughu märkär, halde frij)i sinum. An drapari kumi aldrigh i frij) (ögL). Swa gangi kunungs utgiärjrir fram (UL). Standi J>ylik lagh fore allum wänslämalum (UL; Ausg. 1607: Standin). Swa lati GuJ) os skiptä arff, at wir J)iänum hymiriki (UL). VärJ)är han goJ)är kunungär, f>a lati GuJ) han längi liwä (UL). GuJ) giwi allum sin frij) (UL). Guö giöre han goöan ok gamblan . . . oc ä thy äldre, at han se rätuisare (SdmL Hs B). Byri fyrst pafin mej) sik siälfum, lete oc spyri granleka (Birg. aut.). Eine häufig wiederkehrende Formel in den Urkunden ist: Thet se (wari) allom mannom witerlighit, at . . . — Sagdhe Gudh . . .: Wardhe liws (MB 1). Tilkomi thit rike (ST). Ära wari Gudhy j höghdinne (ST). Gudh gifwi thik godhan dagh, min käre brodhir (ST). Gudh miskunde sik ofwir thik, mit kära barn (ST). Gud hawe heder, äro ok loff (EK). Gudh thakke idher for rika gafuo (HI). Forbiudhe thet Gud (HI). Nadhe os Gudh fore storan vanda (HI); vgl. nschw. gunäs „Gott sei uns gnädig". Rade Gudh, oss icke angrar en gong (P. Swart). Koste nu hwadh thet kosta künde (ders.). Wil, sade han, Koningen taga them naget ifran medh wald, sa tagi (ders.). Han frie sigh, sade han, om han kan (ders.). Gudh hielpe, som raar (Wiwallius). Den lust har, häg, vett och qvickhet, pröfve den här (Linne). Vandre visa sköna släkten mot det mal oss Herren satt! (V. Rydberg). Tvi vale för stört styggt troll (Fröding) ,Pfui, welch ein großer, häßlicher Troll' (vale dial, für varde,werde') In der Sprache der Landschaftsrechte wird der hortative Konjunktiv sehr häufig verwendet, und zwar sowohl in selbständigen Aufforderungssätzen wie auch — vor allem — im nachgestellten (bedingten) Hauptsatz von konditionalen Satzgefügen. Diese sind die normale Form einer Rechtsregel und verleihen daher dem Gesetzesstil in hohem Grade sein Gepräge. Beispiele: Bristär at ej)e, böte fiuratighi markär (ÖgL). Uill han a mote suäria, J)a suäri sum för uar skilt (ÖgL). Weitere Beispiele im § 151. Dagegen stellt der Indikativ in einem solchen Satz eine Tatsache fest. Beispiel: Dör bonde ok liwär barn äptir, J>a ärwir barn faj)ur sin (UL). Neben dem Konjunktiv gibt es auch die Umschreibung mit einem Hilfsverbum (skal, ma, a). Beispiele: Attungum skal by byggiä (VgL I). Prester seal bonda ola (VgL I). Verier hun eigh varj), J>a skal hun gangä fra bo ok boslot (VgL I). Nu dele prästär ok kirkia . . . J)a skal J)än hemula, sum gaf . . . Hauär annat J)erra Wcssfe, Schwedisch ΠΙ

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laghhäfpat, f>a hemule J>ät sik sialft (ÖgL). Uill han a mote suäria, f>a skal han sua suäria sum . . . (ÖgL). Tyund skal a akrum äff sättiäs (UL). Es scheint kaum ein wirklicher Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Ausdrucksarten zu bestehen. Offenbar ziehen gewisse Verben (ζ. B. böta) die Konjunktivform vor, wohl aufgrund der Tradition; in andern Fällen dagegen ist die Hilfsverbkonstruktion das Natürliche. Auch rhythmische Verhältnisse haben in großem Umfang die Wahl der Ausdrucksform bestimmt. Mundartliche Unterschiede haben sich gleichfalls bis zu einem gewissen Grade geltend gemacht. Der Konjunktivtypus ist im DL verhältnismäßig häufiger als im VgL I. Die· Landschaftsrechte haben somit keinen einheitlichen Stil. In manchen Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts kommt ein formelhaftes Gebet Gudh hans siäl hafui (nadhe) vor, das sich unmittelbar an den Namen des Toten anschließt. Beispiele: then gode herren her Steen, Gud han[s] siäl nade met alle cristne siäle . . . frw Ingeborgx ärffuinghe, Gud hennes siäl liise (1509). Die Wortstellung deutet darauf hin, daß die Formel den Charakter eines Gliedsatzes hatte 8 . Ähnlich auch im Nschw.: Hwarföre tackar iagh tienstlighen och wänlighen alle Gudfruchtige, för all benägenhet och bewijste wälgerningar, Gud hwar och en löne i ewigheet (S. A. Forsius, 1620). Min s. broders hustrw, fru Brijtha De la Gardie, ähr . . . saleligen affleden i Stockholm den 11 hujus. Gudh hennes siäl ewinnerligen hugswale (A. Oxenstierna, 1645). Dy wij säija ännu: Gudh hugswale hans eller hennes Siäl! Gudh frögde hans Siäl. Gudh hugne tin Siäl! eller som de gambla . . . hafwa sagt: Gudh hans Siäl nade! Gudh wari honom nädigl Gudh hans Siäl hafwe! (P. Dijkman, Antiquitates Eccl., 1703). Gud hans Siäl evinnerlig nade. Gud honom välsigne och beware i alia hans lifsdagar (Sch. Rosenhane 1642). S. ferner § 202. Bei zwei nebengeordneten Aufforderungssätzen kommt es häufig vor, daß der erste Umschreibung und der zweite Konjunktiv zeigt. Beispiele: Uiliä böndär by äff nyu byggiä . . . f)a skal hwar sinä trä{>u sa, ok sij)än gangi ny skipt a (UL). Guf>faJ)ir oc gudmojrir maghu barn döpä i prangum, oc giwin namn slict, J>e wilia (DL). Wil äi iorpäghanden J>är unde gangä, J>a haui han wald, som rudde, säliä sin lut hwem han vil, oc taki fult firi sit arw]?i (KP). 8

C. Larsson, Ordföljdsstudier (1931), S. 53f.

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Das Umgekehrte kommt jedoch auch vor: Konjunktiv im ersten der beiden mit ok oder älla koordinierten Sätze und Umschreibung im zweiten. In solchen Fällen kann es sein, daß das Hilfsverbum ausgelassen wird und daher im zweiten Satz ein Infinitiv allein steht. Beispiele (alle aus dem ögL): Nu uarj)är lekare dräpin; £>a böte arua hans [„an seinen Erben"] Jiriggia iamlanga gambla kuighu ok [skal] köpa hanum nyia hanzska. Ok giui um arit firi gäft>rälin fiura markär ok [skulu] luka hanum arwjns lön. Ok hin gialde f)rea markär sum salde . . . ok [skal] ganga sua äfte tolf manna ej>. Ahnlich: I>e haua alio J>y foruärkat, sum J)e aghu ouan a iorJ)inne, ok [skulu] biltugha uara um alt rikit. Von diesen beiden Ausdruckstypen ist zweifellos der mit dem Konjunktiv der ältere. Auch wenn es die Umschreibung mit einem Hilfsverbum sicherlich bereits in gemeinnordischer (und urnordischer) Zeit gegeben hat, so hat sich dieser Typus eben später allmählich verbreitet und ist auf Kosten des Konjunktivs vermehrt angewendet worden. Dies hängt mit der allgemeinen Entwicklung der Sprache von einem synthetischen zu einem mehr analytischen Typus zusammen. Hortativer Konjunktiv kann auch mit dem Imperativ abwechseln. Beispiele: runenschw. Radi sa kunni (Sö 213). — Rad pu (U 11, 29). Nu gömin f)är at, böndär „achtet nun hierauf, (ihr) Bauern" (ÖgL). Im GL werden manche Rechtsvorschriften im Imperativ gegeben: Caupir J)u hest, £a royn hann vm £ria daga. Ähnlich in den Vorschriften der Arzneibücher. Imperativ (für die 2. Sg.) und Konjunktiv (für die 3. Sg.) ergänzen einander also. Beispiele: Das Vaterunser, das es ja im Altschwedischen schon früh gegeben haben muß, zeigt Optativ in den drei ersten Bitten und Imperativ in den vier letzten: Hälakt wari thit nampn. Tilkomi thit rike. Thin wili wardhe . . . Giff oss wart daghlikit brödh. Oc forlat oss wara skuld . . . Oc inledh oss ey i frestilse. Vtan fräls oos äff ondo (ST). — En af idar älla flere gange til konungs Magnus, oc sigin sua . . . (Birg. Aut.). Vilin I eg siälue, J>a fan us idan sun (Birg. Aut.). K o n z e s s i v e (einräumende) Bedeutung hat der Konjunktiv in parenthetisch eingeschobenen Sätzen wie den folgenden: Hafwir thin man orätwiislika aflat godz — thet wari stulit, röfwat eller medh vkir wunnit eller j hwat matto thet är orättelika afflat —, thet skalt thu ey nytia (ST). Aus nschw. Zeit: Han är en olärd man: wari Doktor, eil' hete Magister (Stiernhielm, Hercules). Koste 10»

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hwad det kosta will (Dalin, Argus). Det skall ske, vare sig du vill eller icke. Vare härmed hur som helst. Vgl. norw. det vaere seg. § 90. Auch in G l i e d s ä t z e n wird der Konjunktiv Präsens häufig verwendet. Er wird gebraucht, sowie der Satzinhalt durch das Verb des Hauptsatzes oder anderswie als gewünscht oder bloß gedacht dargestellt wird. Oft scheint es wahrscheinlich, daß ursprünglich ein optativer Sinn zugrunde hegt. Beispiele: E>ät är occat rap, at wir bajrir aflin oc baper gömen (VmL; UL: afflum, giömum). I>a är J>ät rät, at barn ärwen fajmr sin (SdmL). Kununger skal . . . al gamul Suerikis lagh . . . halda ok styrkia ok väria, sua ät ängin olagh gangin iui rät lagh, särüka ät ängin vtlänzskär rättär dräghis in i rikit . . ., ängin ok J>ön lagh giuis almoghanum vtan ia ok gopuilia pera (MEL). Thy är widhirthorfftokt, at the ey längir tholins (ST). Ein in den Urkunden häufig vorkommender parenthetischer Satz ist: „was Gott verbiete", z. B. Kan oc swa tymä, som GuJ> forbyupe, at . . . (Testament des Königs Magnus Eriksson 1346). Der Konjunktiv Präsens kommt vor allem in f i n a l e n Sätzen vor, deren Inhalt eine optative Verbform höchst natürlich erscheinen läßt. Beispiele: Suäri J)o uarlika £>än epin, at synin bryti egh atär han (ÖgL). E>a skal prästr at husum giömä, at per äi äff wanrökt fordärwins (UL).Nu pär til atpättä se witirlikt, J>alatum wir . . . (UL Conf). Gyrin, sum iac idar rapar, til päs at färe fingo skaj>a (Birg, aut.); fingo ist hier zweifellos verschrieben für finge, denn der Ind. Prät. wäre sinnlos, und der Konjunktiv Prät. hat (wahrscheinlich der Deutlichkeit wegen) bei diesem Verbum den Konjunktiv Präs. ersetzt4. Ebenso in k o n z e s s i v e n Sätzen, die mit po at eingeleitet sind (§ 187). Beispiele: I>ät hetir uthus, po at las se firi (VgL I). Äi är J>e bot merä, Jjo at baj)i brinni by ok bonde (UL Hs A; andre Hs: brindär; VmL Hs B: brinne, Hs C: brinder). Nokor daghleken ärwupysman . . . än ]x> ät han se löskyr man (KP). Sowie der Inhalt des Satzes als wirklich dargestellt wird, verwendet man den Indikativ, und in anderen Texten als den Gesetzen ist der Konjunktiv in konzessiven Sätzen überhaupt selten. 4

Bei andern einsilbigen Verben auf -ä werden gleichfalls keine Konjunktivformen gebildet. Zu gä und stä werden noch die alten Formen gänge, stände verwendet: Gänge det Eder väll Stände det honom frittl Vgl. dazu auch über Prät. Ind. atte, § 83 Anm.

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Endlich noch in K o n d i t i o n a l s ä t z e n , die mit num, utan ,wenn nicht' eingeleitet sind. Beispiele: [Der Priester soll] eigh ok flera vaka, num prester uili aller bondi uili (VgL I). [Der Boden] väri i fullum utgiärpum, utän kunungär giwi f>e iorf» frälsä (UL). Nu ma ängin bolstaf)ä ra upp taka. . . . utän allir iorJ>eghandär J>är wij>är sein (UL). [Ein Vogelfreier] ma oc skal hawa frij> nästä ij>är . . . vtän han se morJ>äre (KP). Für weitere Beispiele, s. § 155. Vereinzelt kommt der Indikativ bereits in den Landschaftsrechten vor, ζ. Β. Α dözdägi ma ikki fra arvä giuä at lagmäli, num arvi quäder siälvär ia vij>r (VgL I). Havi länsman ängum wizorö wm saramal, wtan sandir malsäghandi är fori (DL). Diese Tendenz tritt im MEL und in anderer Literatur stärker hervor. Ein Konjunktiv liegt auch in einem k o m p a r a t i v e n Gliedsatz in einer gotländischen Runeninschrift vor: kuj) hialbi selu hans auk kus moJ)iR betr Jjen uin bijjia kunin (L 1591 Stenkumla, Gotland). Formal kann kunnin sowohl Konj. Präs. wie auch Konj. Prät. sein. Das Präsens scheint jedoch hier das Natürlichste zu sein, aber mit einer virtuellen Bedeutung: „als uns möglich ist zu beten". Der Indikativ steht dagegen in einer ähnlichen Gebetsformel auf mehreren Inschriften der Mälarseegegend: Gud hialpi hans and ok salu bcetr pan hann gcerdi til „besser als er dazu das

Seine tat", d. h. „als er verdiente (während er lebte)" (U 69, 338, 371, 539, 586), bcetr pan hann hafR (hcBfiit) til gart „als er verdient

hat" (Sö 195, U 759). Der Inhalt des Satzes wird hier als wirklich dargestellt. Eine dritte existierende Formulierung ist unklar betreffs Tempus u n d Modus: bcetr pan hann kunni til gcerva (Sö

210, 212); kunni kann sowohl Konj. Präs. wie Ind. oder Konj. Prät. sein. Da aber dieselbe Form einmal auch mit einem Pluralsubjekt vorkommt: bcetr pan til kunni gcsrva (Sö 197), ist der Indikativ doch wohl ausgeschlossen. Somit wahrscheinlich: „besser als er (sie, PI.) durch seine (ihre, PI.) Taten verdienen" (oder: „haben verdienen können"). In Vergleichssätzen, wozu man auch mit fyrr än eingeleitete Sätze zählen muß, können im Altschwedischen sowohl Konj. Präs. wie Konj. Prät. vorkommen. Beispiele: ]>a skulu allir grannär fyrr swintäpt hawä, än säjrisspandär ut bäris (UL). I>y at per gatu egh sit ut giuit för än ändakarlani hafjjin ramarkana uitrat (ögL). I>inna stapga gierj)i hann mij> lanz raj>i, fyr en hann haiman fori (GS). Jäk war mäj) bondä minum skiämbar än skuldi ok wit wildum baj>in (UL). Jag wente [.erwartete'] ey annat än hon ware drunknadh (ST). Auch in literarischer Zeit

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geschieht es oft, daß sich der Modus wegen des Zusammenfalls der Formen nicht bestimmen läßt; dies gilt besonders für die Hilfsverben kunne (künde), vilde, skulde. § 91. Der K o n j u n k t i v P r ä t e r i t i hatte ursprünglich die Aufgabe, das, was im Satz ausgesagt wird, als nichtwirklich oder unsicher oder bloß möglich zu bezeichnen. Beispiele: Al then ondzska, han plägade driffua,wore her for langt att skriffua (KK). J sage gerna yxen säte i huffuedet pä migh, men j wille icke sielffue holla i skafftet (P. Swart). — Ack att jag vore frisk. Ja, det vore bra roligt. Jag ville den [ = der Schnee] läge sä öfver mitt hjerta (F. Bremer 1843). Jag ville, jag vore i Indialand (Fröding). — Der Konj. Prät. kann als die potentiale oder hypothetische Form des Verbums bezeichnet werden. Daher kommt auch der Konj. Prät. im Gliedsatz bei weitem häufiger vor als im Hauptsatz. Der Konj. Prät. in W u n s c h s ä t z e n gibt einen Wunsch an, der kaum oder unmöglich erfüllt werden kann. Im Altschwedischen kommen zuweilen Wunschsätze vor vom Typus: Gudh gafue, iak hafdhe aldre seet thik (Fl). Gudh gafwe, at wi häldir saldoms til thräla oc mattom lifwit behalda (ST). I>y huxum vi a oc györum . . . helbrugfju til hugh oc licama — GuJ) gawe at swa ware til syälinnä —, wart bäggia testament (Testament des Königs Magnus Eriksson 1346). Das Unwirkliche wird im Gliedsatz dargestellt. Dies wirkt auf die Prädikatsform des Hauptsatzes zurück: durch den Konj. Prät. kommt ein Wunsch zum Ausdruck, der unmöglich erfüllt werden kann (anders der Konj. Präs.). Seine wichtigste Verwendung hat der Konj. Prät. im k o n d i t i o n a l e n S a t z g e f ü g e , wo eine Aussage als von einer andern abhängig oder bedingt dargestellt wird. Wird die Bedingung oder die Voraussetzung als unsicher oder als nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmend bezeichnet, dann ist auch das sich daraus Ergebende hypothetisch. Hier wirkt die Modalität des Gliedsatzes ebenfalls auf die des Hauptsatzes zurück. Das konditionale Satzgefüge hat daher in solchen Fällen sowohl im Hauptsatz wie im Gliedsatz den Konjunktiv. Beispiele: Vare J>ät sua . . . J>a bruti han giarna ej)söret (ögL). Warin allir rätwisir, J)a J>yrfpti äi lagha wij) (UL Praef.). Älläs worfje skyt kunungxdöme greuadöme ällä minna (MEL). Wore han icke en ogerningsman, sä hadhe wij icke offuerantwardat tigh honom (GWB: Joh. 18. 30). Der Konj. Prät. gilt also für die Gegenwart oder für Allgemeingültiges; er ent-

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spricht somit dem Präsens. Für die Vergangenheit wird das Plusquamperfektum verwendet. Beispiele: HafJ)e Jra vitit, at konungin ville eg lypa, J)a haffte J>u egh varit sua välviliugh honom alt . . . at sighia (Birg. aut.). S. ferner den „irrealen Fall" § 153. Eigentlich sind Wunschsätze wie: Om det ändä snart bleve vär! (so würde das mich freuen). Tank, om jag finge resa (das wäre herrlich). Ja, det vore bra roligt (wenn wir zusammen gehen könnten) elliptische konditionale Satzgefüge. Einer der beiden Sätze ist nur gedacht, weil er als selbstverständlich mit einbegriffen ist. Zuweilen kann ein Relativsatz betreffs seines Inhalts mit einem Konditionalsatz gleichwertig sein: Den som finge följa med! (der könnte sich glücklich schätzen). Den som väl vore härifrän! Den som künde skriva sä bra! „O den som hade vingar som fäglarna ha" (Tegner). Ja, den som det visste! (der wäre ein tüchtiger Mann). Einen ähnlichen Inhalt — einer Aussage, die sich auf irreale Voraussetzungen gründet — hat der Nachsatz im folgenden Beispiel: Awi, at han thet ey häller loot ok haffde porten fore them lukt! thet ware honom halwo mynne otukt „das wäre ein weitaus kleineres Verbrechen von ihm gewesen" (EK). Die beiden Sätze sind gleichwertig mit einem konditionalen Satzgefüge. Der Konjunktiv Prät. kommt gleichermaßen auch in konditionalen Vergleichssätzen vor. Beispiele: Svä föru skip £>eira, sem fugl flygi (Yngvars-Saga, hrsg. von E. Olson, S. 16). — Sva skal J)ät sökia ok väriä, sua sum fä havi dräpit (VgL I). ]>a droymdi henni draumbr, so sum Jirir ormar warin slungnir saman i barmi hennar, oc J>ytti henni, sum pair skri£>in yr barmi hennar (GS). [Han] öpte oc gal, som han i elde laghe (Bur). Enne persona syntis vakande oc eg sofande, sum hon vare i eno palacio (Birg, aut.). Derartige Sätze besitzen in hohem Maße einen Inhalt, den der Sprecher (Schreiber) als nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmend hervorheben will. Daher ist der potentiale oder hypothetische Konjunktiv völlig natürlich. In denjenigen Fällen, wo keine besonderen Konjunktivformen bestehen, wird der irreale Charakter des Satzes nur durch die Tempusverschiebung (Prät. statt Präs.) angegeben. Beispiel: Angin ma ok annän i warj> fore sik sätiä, utän han swari sakum . . . swa sum han siälfwär swara skuldi, än han i warj)i brytä kunni (UL).

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§ 92. In der i n d i r e k t e n R e d e steht im Altschwedischen gewöhnlich der Indikativ. Aber auch der Konjunktiv kommt vor, besonders dann, wenn der Verfasser das, was er wiedergibt, nicht als Tatsache charakterisieren will, sondern als auf subjektiver Auffassung beruhend, als etwas, das bis zu einem gewissen Grade unsicher und vielleicht nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmend ist. Der Gebrauch des Konjunktivs in der indirekten Rede hängt also mit seinem potentialen Inhalt zusammen. Vgl. isl. E>0rr . . . svarar, at hann var J>ä nyvaknaör, sagöi, at J>ä var mi9 nött, ok enn vaeri mil at sofa (SnE). Auch die Bedeutung des regierenden Verbums ist in einem gewissen Grade für die Wahl des Modus im Gliedsatz ausschlaggebend. Wie im Latein gilt auch in den germanischen Sprachen die syntaktische Regel, daß im Gliedsatz der Konj. Prät. nach einem Tempus der Vergangenheit im Hauptsatz folgen muß. Hier haben also die Konjunktive analogisch eine gewisse temporale Bedeutung erhalten. Beispiele: [De] skulu . . . J)ar J)et sueria, et J)et sein ret guta lag (GL). En f>air annzsuarajav f»a, at ny oc nif>ar wari e oc e (GS). Iak thänkte, han vare en galin man (HI). Prädicaren . . . baj>, at han kome tel prädican (Bur; Bil: skulde koma). En ängel baj> han ganga tel strand ok fara i första skip, han funne (Bur). Diäwlin . . . sagf)e, at han gate sina synde aldre böt . . . ok sagf>e han sälan varj)a, än han drape sik siäluar ok wrj>e Guz martir (Bur). E>a fan us idan sun, suat i . . . honum kronona opanuar]pin mäf) surnum ej>e, J>ät han vili vart land atar vinna (Birg. aut.). Höfdhingin . . . bödh them sima til landit, thet gato, ok andra föra sik a skipbordhomin til landit, som the gatin (ApG). Hon swaradhe, at thet ware hänne mykyt lyofft (ST). Die Verhältnisse im Isländischen und in anderen altgermanischen Sprachen deuten darauf hin, daß in der indirekten Rede der Konjunktiv in älteren Zeiten häufiger war. Beispiele aus der heutigen schwedischen Schriftsprache: Han sade, att han vore sjuk. Han frägade, om han finge lov. Vgl. Han sade, att han var sjuk, oder — näher an die direkte Rede angelehnt — : Han sade, att han är sjuk. Die Inschrift auf dem Stein von Rök bietet mehrere Beispiele von i n d i r e k t e m F r a g e s a t z . Sie haben alle das Prädikatsverbum im Konjunktiv. Beispiel: Sagum ungmcenni pat, hvariaR valraubaR vamn tvaR. Im literarischen Altschwedisch sind die Modusverhältnisse hier ungefähr die gleichen wie in indirekter Rede. Der Indikativ überwiegt also stark (auch abgesehen von den

Verben: Modus

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vielen Beispielen, wo man wegen des Zusammenfalls der Formen nicht entscheiden kann, welcher Modus vorliegt). Der Konjunktiv wird verwendet, um Ungewißheit anzugeben. Beispiele: [Han] spordhe them alia at radhe, om hans son konigens dotter bade (EK). Dagegen: Han spordhe, huro gamal konungen war (EK). Hon . . . wilde see, hwart karit fluti medh barneno (ST). Dagegen: Konungzsens dottir . . . fik see, hwar karit flöt j watneno (ST). E>a skal konongär al[la] landä at spyria, huarn J>er uiliä hava (VgLI). Der Konjunktiv kann auch in anderen Gliedsätzen vorkommen, u. a. in solchen, die eine indirekte Rede enthalten, oder in einem konditionalen Satzgefüge. Beispiele: Ware een människia fangin j eens hedhninga hws, han matte wäl stiäla thet han ate oc drukke til nödhtorfft. Ware een människia j hungirsnödh, tha matte han stiäla vtan synd swa mykyt han ate oc drukke til lifsins berning. Och wordhe han ther äptir rikir, tha burdhe hänne thet betala (ST). § 93. Obwohl also der Konjunktiv im frühen Altschwedisch der Ausdruck für gewisse bestimmte Bedeutungen ist, ist er eine Verbform, die sich im Rückgang befindet. Im ganzen ist er im Isländischen bedeutend zahlreicher vertreten als im Altschwedischen und Altdänischen. In isländischer Dichtung und Prosa ist er eine ausgesprochen lebendige Form, die noch so ziemlich die gleichen Bedeutungsfunktionen hat wie im Gotischen und in anderen altgermanischen Sprachen. Im Dänischen ist der Gebrauch des Konjunktivs schneller und weiter zurückgegangen als im Schwedischen. So ist der Konjunktiv Imperf. bereits in frühneudänischer Zeit (17. Jh.) völlig außer Gebrauch gekommen, während er im Schwedischen heute noch in konditionalen Satzgefügen und in indirekter Rede vorkommt. Ferner ist der Konjunktiv in der Umgangssprache weiter zurückgegangen als in der traditionsgebundenen Schriftsprache. Vgl. Om jag finge, fore jag strax — Om jag fick, sä skulle jag fara strax. Han framhöll, att detta vore alldeles omöjligt — Han sa, att det var alldeles omöjligt. Han fragade, om detta ginge för sig — Han frägade, om det gick för sig. Kanske det är bäst att jag reser med detsamma och struntar i alltihop — Kanske vore det bäst, att jag reste med detsamma och struntade i alltsammans. Det borde finnas möjligheter tili förhandlingar, om det funnes tillstymmelse tili gensvar pä motständarsidan (Sv. D. 8/1 1966). In diesen Beispielen ist der Satz

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mit dem Konjunktiv der schriftsprachlichere. Er hat auch einen höflicheren und bescheideneren Ton. Die Schriftsprache hat also hier eine Nuancierungsmöglichkeit, die wertvoll ist. Man beachte, daß die Imperfektformen in dergleichen Fällen jeglicher Zeitbedeutung entbehren; reste, struntade im obigen Beispiel bezieht sich auf die Zukunft. Dies gilt auch bei konditionalen Ausdrücken: Vad jag skulle bli glad (oder: Vad jag blev glad), om han kom hem! — Am besten erhalten ist der optative Konjunktiv, aber auch hier ist in der Umgangssprache statt dessen die Umschreibung (mit md, mdtte) häufig. Die abnehmende Verwendung des Konjunktivs hängt ganz deutlich mit der Auflösimg des Endimgssystems zusammen. Infolge der Lautentwicklung verschwand in manchen Fällen der Unterschied zwischen Indikativ und Konjunktiv. Im Konjunktiv Imperfekt der schwachen Verben gab es bereits im frühesten Altschwedisch nur noch für die 3. PI. eine besondere Endung, — verschieden vom Indikativ — : the lagdhin, hafdhin, mattin — the lagdho, hafdho, matto. Die Konjunktivform wurde indessen auch hier schon frühzeitig durch den Indikativ ersetzt, offenbar in Analogie mit den anderen Formen, die sich nicht vom Indikativ unterschieden. Im 15. Jahrhundert werden häufig Formen wie the lagdho, the hördho usw. in Sätzen verwendet, wo man Konjunktiv erwarten würde. Zahlreiche Verba haben also im Imperfektum kein besonderes Merkmal für den Konjunktiv. Es sind vor allem die starken Verben, die bis in die heutige Zeit besondere Formen für den Konjunktiv weitergeführt und bewahrt haben. Sehr wichtig ist auch, daß der Modusgebrauch nicht durch irgendwelche mechanische Regeln gebunden ist. Der potentiale Konjunktiv bedeutete eine Möglichkeit, die Aussage zu modifizieren und ihr eine subjektive Tönung zu geben, die für das Verständnis nicht notwendig war. Daher spielt auch hier der Stil für den Sprachgebrauch eine wesentliche Rolle. Allem Anschein nach war der Gebrauch des Konjunktivs im Altschwedischen bedeutend freier als im Isländischen und variierte je nach dem Inhalt und der Bedeutung des Satzes. In der Sprache entwickelten sich allmählich für die Differenzierung der Sätze in modaler Hinsicht andere Hilfsmittel: vor allem die Umschreibung mit modalen Hilfsverben, ferner der Gebrauch von modifizierenden Satzadverbien, in der gesprochenen Sprache außerdem noch Stimmodulationen, Tonfall und Gesten.

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Dadurch wurde der Konjunktiv überflüssig und konnte durch den Indikativ ersetzt werden. Beispiele: Om jag fick, sä gav jag honom alltsammans. Det var bättre, om han kom redan nu. Bereits im frühesten Altschwedischen geht der Gebrauch des Konjunktivs in erheblichem Umfang zurück. Später läßt sich der Rückgang in allen Punkten feststellen. In der heutigen Schriftsprache gibt es noch teils den Optativen Konjunktiv im Hauptsatz, teils den potentialen in konditionalen Satzgefügen, konditionalen Vergleichssätzen und der indirekten Rede. Die Umgangssprache verwendet im ersteren Fall Umschreibung, im zweiten Fall Indikativ. Für die Schriftsprache jedenfalls würde es einen Verlust bedeuten, falls man nicht mehr die Möglichkeit hätte, durch die Form des Prädikatsverbums das Verhältnis zur Wirklichkeit und die Einstellung des Sprechers auszudrücken, die man bei einer konsequent eingehaltenen Unterscheidung zwischen Indikativ und Konjunktiv noch besitzt. § 94. Statt des Konjunktivs wird schon altschwedisch in weitem Ausmaß Umschreibung mit einem Hilfsverbum verwendet, meistens ma, matte (Wunsch, Absicht), skal (Befehl, Vorschrift), skulde (im Nachsatz eines konditionalen Satzgefüges). Zu den alten modalen Hilfsverben pflegt man auch aschw. kan, vil, mun zu zählen; später kommen noch hör, lär, tör, torde, fdr (besonders in negierten Sätzen, um ein Verbot auszudrücken) dazu. Ihnen folgt ein Infinitiv ohne att. S. näher § 96. Über die verschiedenen modalen Hilfsverba, s. in den Wörterbüchern, vor allem in dem von Söderwall und in SAOB. § 95. Uber den I m p e r a t i v handelten schon frühere Abschnitte (§§ 76 und 89). Ein Imperativ kann ab und zu in einem Gliedsatz vorkommen, nämlich in einem att-Satz nach Verben, die .bitten, gebieten, befehlen* bedeuten. Beispiele: Tha sagdhe then ene: „Skip, jak byudhir thik widh Gudz ordh . . . at thu kom hit oc föör oss ofwir watnit!" (ST). Jak bidhir thik, at thu, mildasta iomfru, bidh for mik oc hielp mik at faa j hymerike roo (ST). Literatur: K. Ahl6n, Om verbets syntax i den äldre fomsvenskan (1883), S. 4f.; G. Mattsson, Konjunktiven i fomsvenskan (1933); A. Sundqvist, Studier i svensk moduslära (1955); C. I. Stähle, Syntaktiska och stüistiska

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studier i fornnordiskt lagspräk (1957); G. Bergman, Rätt och fei i spriket (1962), S. 76f.

4. Der Infinitiv § 96. Der Infinitiv ist die substantivische Form des Verbums. Er wird daher in Funktionen verwendet, die normalerweise dem Substantivum zukommen: als Subjekt, als Objekt, von Präpositionen abhängig usw. Beispiele: att resa är roligt; det är bäst att försöka; glöm inte att stänga dörren; jag bad honom hjälpa mig; jag hörde honom sjunga; genom att pröva olika metoder. Der Infinitiv wird gewöhnlich als die Grundform des Verbums betrachtet und wird in den Wörterbüchern als Stichwortform verwendet. Semantisch steht der Infinitiv den Verbalsubstantiva nahe, aber er besitzt gewisse morphologische und syntaktische Merkmale, die ihm eine Sonderstellung geben, und zwar schließen sie ihn näher an das Verbparadigma an. Der Infinitiv hat die Rektion des Verbums übernommen: er regiert z.B. den Akkusativ, wenn die finiten Formen es tun. Beispiele: lat. timere hostes, gleich wie: timuit hostes, aber: timor hostium; deutsch Bäume fällen wie: er fällte Bäume, aber: das Fällen von Bäumen; schw. att skriva tydligt (Adv.), wie: han skrev tydligt, aber: tydlig skrift; ebenso: han är van att arbeta, aber: van vid arbete. Zum Unterschied vom Substantivum ist der Infinitiv inflexibel. Geschichtlich gesehen ist er aus einer Kasusform eines Verbalsubstantivs entstanden, das gewisse syntaktische Aufgaben übernahm und im Zusammenhang damit zu einer, vom Substantivparadigma isolierten, unbeugbaren Form wurde. Der Infinitiv ist in den indogermanischen Sprachen eine verhältnismäßig späte Erscheinung. Inwiefern Infinitivkonstruktionen in der idg. Ursprache vorkamen, ist ungewiß und umstritten ; sicher ist, daß es keine gemeinsame, einheitliche Infinitivform gegeben hat. In den verschiedenen Sprachfamilien hat sich daher der Infinitiv aus verschiedenen Nominalbildungen entwickelt. Die germanischen Sprachen haben einen Infinitiv auf -an: got. bindan, dt. binden, schw. binda. Wahrscheinlich ist er aus dem Akkusativ eines Verbalsubstantivs auf -ana, älter -ono-, entstanden; urg. *beronom, *beran(a), got. bairan, dt. (ge)bähren, isl. bera, aschw. bära. Dann analogisch auch zu anderen Präsensstämmen,

Verben: Infinitiv

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ζ. Β. *kallön, isl. kalla, * haben, isl. hafa, aschw. hava. Als der Infinitiv sich zu einer normalen Flexionsform entwickelte, kamen die Wörter auf -an(a) als Verbalsubstantive außer Gebrauch. In welchen syntaktischen Funktionen entstand nun der Gebrauch des Infinitivs? Es gibt nur zwei Fälle, die von solcher Bedeutung sind, daß sie hierbei in Frage kommen können: der eine ist nach sog. modalen Hilfsverben, der andere in Konstruktionen von Objekt mit Infinitiv (a. c. i.). In beiden Fällen war der Infinitiv ursprünglich Objekt zu einem regierenden finitenVerbum. Es ist daher natürlich, daß der Infinitiv aus einer Akkusativform eines Verbalsubstantivs entstanden ist. Die älteste Entwicklung des Infinitivs hängt somit nahe mit der Entstehung von modalen Hilfsverben zusammen. Der Infinitiv ist hier ursprünglich Objekt zum finiten Verbum: er will wissen = er wünscht Wissen, er soll kommen = er ist (das) Kommen schuldig, er möge fahren = er vermag (das) Fahren, er kann lesen = er kennt (das) Lesen usw. Die beiden Wörter verschmolzen allmählich zu einer semantischen Einheit mit verbalem Inhalt. Innerhalb der Wortgruppe geschah eine Verschiebung, so daß das Hauptgewicht auf dem Infinitiv zu liegen kam und das finite Verbum zu einem „Affixwort", zu einem Hilfsverbum, herabsank. Mit diesen Hilfsverben konnte man neben den finiten Formen (er kommt, schw. han kommer, er kam, schw. han kom) in verschiedener Weise die Bedeutung des Verbums modifizieren (er wird kommen, schw. han skall komma, er will kommen, schw. han vill komma usw.). Diese Form von Umschreibung gab es schon in früher gemeingermanischer Zeit. Sie ist in allen altgermanischen Sprachen ein regelmäßiger Teil der Verbbeugung gewesen. Auch manche andere Verben, die den Akkusativ regieren, können einen Infinitiv als Objekt bei sich haben: han lovade komma, han började springa, han brukar stanna, han fick flytta, jag bad honom vänta, aschw. Han badh gifwa sik drikka (ST). Een hynda stodh ofwir barnit oc gaff thy dia (ST), isl. s61 ter sortna „die Sonne zeigt Schwarzwerden" (Vsp), at ey vaeri J)iggia Jjegit (Häv). Die Bedeutung des finiten Verbums ist gewöhnlich abgeblaßt, und es nähert sich manchmal der Funktion eines Hilfsverbums. Ein Objekt, das zuerst vom finiten Verbum regiert war, kann allmählich als zu dem zusammengesetzten Prädikat gehörend aufgefaßt werden. Beispiel: Thet fik hans fatika modhir wita (ST).

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Manche Verben, besonders Wahrnehmungsverben (sehen, hören, finden u. dgl.), werden mit zwei Objekten konstruiert, wobei das eine die Person angibt, das andere die Handlung: ich hörte ihn singen ( = ich hörte ihn + ich hörte Singen), ich ließ ihn gehen ( = ich ließ ihn zu + ich ließ Gehen zu). So entstand der „Akkusativ + Infinitiv" („Objekt und Infinitiv"), der in den altnordischen Sprachen eine so große Rolle gespielt hat. S. Näheres darüber § 205. Bei unpersönlichen Verben kann der Infinitiv als Subjekt stehen: isl. alls mik fara tiöir „wenn mich zu fahren gelüstet" (Vaf]jr); „litet ocksä mig döma lyster" (Tegner). — Über den Infinitiv als Subjekt (und Prädikat), s. § 44, 1—2. § 97. Finale Bedeutung wird in den altnordischen Sprachen durch die Präpositionen at (til, til at) samt der Kasusform des Verbalsubstantivs ausgedrückt: aschw. at fara (til at fara, til fara, schw. mundartl. te d fara, te fara). Finaler Infinitiv erhielt ausgedehnte Verwendung, um den Zweck einer Handlung oder die damit verbundene Absicht auszudrücken. Besonders häufig kommt er bei den Verben der Bewegung vor (ganga, fara, koma, senda usw.). Beispiele: isl. Ggndul ok Skggul sendi Gautatyr at kiosa of konunga („um zu wählen"); Riöa vit skulum . . . Ööni at segia („um Odin zu berichten"); Νύ mun allvaldr koma d. hann sialfan at sid (Häkonarmäl). Ηόη var büin til at springa af harmi (Gudr I). Aschw. Han är i sokn farin, siukum at hialpä (VgL I). Gangär at stialä bryti ok J)räl (VgL I). Alt stadzins folk kom saman at hörä Guz ordh (ApG). f»än sum stämdär varjjär honum at svara (KP). Sidan lagdis the nider at soffua (Di). „Om Er lyster til at veta hvem hon var" (Bellman). „Maken tunga til at sjunga fins omöjlig" (Bellman). Das Objekt einer Handlung und die damit verbundene Absicht berühren einander häufig in der Bedeutung. Es existiert keine scharfe Grenze zwischen Infinitivobjekt und finalem Infinitiv. In vielen Fällen konnte daher der Infinitiv mit oder ohne at gebraucht werden. Dies hat dazu geführt, daß die finale Bedeutung von at verblaßte; at sank zum reinen Formelement herab, zum „Infinitivzeichen" ( = Infinitivkonjunktion). Diese Entwicklung geschah verhältnismäßig spät, was daraus hervorgeht, daß in den altgermanischen Sprachen verschiedene Präpositionen diese Funktion erhielten: got. du (du fiskon ,um zu fischen'), westgerm. to (dt. zu fahren, engl, to give). — Daß eine Präposition die Funktion eines

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„Infinitivzeichens" annimmt, hat übrigens eine noch ausgedehntere Verbreitung: es ist eine gesamtwesteuropäische Erscheinung (N. Beckman, Västeuropeisk syntax, S. 15). Nachdem die finale Bedeutung von at verblaßt war, mußte eine neue Präposition hinzugefügt werden: han sprang för att hinna tili täget (vgl. dt. um den Zug zu erreichen); han gick upp pä berget för att betrakta stjärnorna (vgl. dt. um die Sterne zu betrachten). Der Infinitiv tritt somit in zwei verschiedenen Formen auf: reiner Infinitiv und Infinitiv mit vorangehendem att (neuschwedisch; = altschw. at). Reiner Infinitiv wird nach den modalen Hilfsverben und beim „Akkusativ mit Infinitiv" (§ 205 f.) verwendet. In den übrigen Fällen hat sich in der späteren Sprachentwicklung der Infinitiv mit att auf Kosten des reinen Infinitivs ausgedehnt. So vor allem dann, wenn der Infinitiv Subjekt oder Objekt des Satzes ist. Es herrscht indessen hier eine gewisse Wahlfreiheit, und zwar sowohl in den altnordischen Sprachen wie im heutigen Schwedisch. Dagegen ist der Gebrauch des att-Infinitivs feste Regel, wenn der Infinitiv nähere Bestimmung zu einem Substantiv oder Adjektiv ist (lusten att resa, villig att förhandla), oder wenn ihm eine Präposition vorangeht (genom att friga). Der Gebrauch des Infinitivs hatte sich somit im Wesentlichen bereits in vorliterarischer Zeit festgelegt und hat seither keine größeren Veränderungen erlitten. § 98. Beispiele für die Verwendung des Infinitivs: a) DottiR bad gcerva (U 4). Hakon bad rista (U 11). PatR letu braut rydia ok broaR giara (U 101). [Han skall] biuj)a hanum ϊ ο φ at köpä (VgL I). Hinn . . . lati dömä sär gar£> at varj>vetä (VgL I). Bef>is til stums at farä (VgL I). Syn han til stums at farä (VgL I). I»or han eigh J>et sväriä (VgL I). Prästär a mej) laghum en häst i garf)i at havä (VgL I). Hittir hin sit at stäftia (VgL I). Taker kyrkia at fyrnas (VgL I). Daghär takär at lij>a (ögL). Nu takär J)ät talas (ÖgL). Han böj> ok sit namn i kirkiu dyrkia ok J>är innän bönir sinä til hans at förä (SdmL). Α räj> karl at säliä (DL). I>a toku £>eer at dela (DL). I>än sum kyärä hawär (KP). Forbyufmm wi y^rom almoghä nokon form an fore sik taka (KP). [De] ba£o GuJ) giua sik J)ät barn, hanom mate piäna (Bur). [De] louaJ>o giua GuJ)i J>ät gärna (Bur). [De] J>orJ>o hanom ängte men göra (Bur). Han formate ok eigh mer nima än Ave Maria (Bur). Folk pläghar

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f>a vm kirkio mäj) liusom ganga (Bur). [Han] haffdhe thänkt at tälia en käp (D 4). Thet dughir ey at gylla, som ey är gul wärt (MO). Barn skal krypa, til thet nimbir gaa (MO). Nödh kännir nakot kona at spinna (MO). Graffua orkar iagh icke, tiggia blyies iagh (GWB). Han begynte lijdha nödh (GWB). Och the begynte göra sigh gladh (GWB). Der wankar skabba, och der wankar klaa (S. P. Brasck). b) Köpe skal til taka tua . . . vmfärö varöa „um für die Besichtigung der Grenzen zu bürgen" (VgL I Fragm.; Β 59: umfärd at varj)ä). I>a skal han haua . . . tylptär ef> J)äss at sväriä (VgL I). E>a skal . . . tva man til garz gärä, grijiär at bej)äs (VgL I). Far maj>er a akär sin ällär äng sinä at boä (VgL I). Huar sum . . . hialpär J>em til nakuat ilt at gära (ögL). t>ön hafffm ängum andrum til sighiä (UL). E>a seal han läta fara präst sin iorf>a liik J>ät (DL). Ripir man til garz, bijua sik kunu (DL). Alt J>ät GuJ> gaf J>öm at ägha (Bur). . . . än f>e egh barn fingo at ökiä Guz folk (Bur). Hon haf]?e . . . präst at sighia daghleka mässo (Bur). I them timanom sände Herodes konungir härskap at pina somlikä män (ApG). [Han lät gripa Petrus,] andwardhande han säxtan riddarom at giöma (ApG). Haffuen j här naghot at äta? (GWB) [Han] lade sigh soffua j lakan säng (P. Swart). c) Aus dem MO: Skam är skäggiotom man at skälwa. Got är at leka, nar wäl fallir. Ilt är siukum at fäktas. Ont är äta kirsebär medh härra barnom. Bätra är köra än dragha. Bätra är stämma bäk än aa. Bätra är dyrt köpa än swälta. Bätir quämir skrapa osten än skrädha. Hema är bäst at sofua. Thet är got at hawa trudhit sina barnasko. Thet är got at simma, tha annar haldir huwdhit vppe. Thet är got i skäro watne skylias. Thet är ilt at wara sinna kunw vndirdan. Thet är siälsynt at se hwitan rampn. Thet är ont skiptä taka in stoor hug ok wt giwa ond ordh. Thär är ont at stiäla, som bondin är siälwär thiwuir. — Hans ijd war läsa (S. Columbus). Tala är silver, tiga är guld. •— Isl. Ganga er betra en gista s6 (Sigrdrifumäl). Sofa lystir mik (Hyndlulioö 47). d) E>y är han värj)är lif sit latä (VgL I). I>y äm iak uär]?är orpiuua at varä (VgL I). Präster är skyldogher gest at husla sum bondä (VgL I). Sijaan äru böndär skyldir han til kirkiu föra (ÖgL). Han är egh för at uäria (ÖgL). E>a är vant pänninga taka (UL). I>är seal engin lijaugher vm sitiä buj)cafla at flytiä (SdmL). Wari J>en näster at föj>ä, sum näster är att ärwä (SdmL). [Han var] eygh

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goöpär at J>ra (Vidh). Mins mik likamans, huru Jrangar han är at dragha, stripar ok stor at styra (Bur). [Han var] ängte lärj)ar läsa älla siu[n]ga (Bur). Han är godhir lokka, som siälwir wil medh hoppa (MO). Thän päning är ondir inne halda, som wt skal (MO). — E>ät är prästins skuld a kirkiu bole boa (ögL). Prästir kan buö fa man at scripta ella barn at kristna (DL). Aghi J>a wald at kära til J>es mans (DL). Gafs £>a köpumanni wald oc vitsord lighri raj)a (DL). [Han] hafpe dighran goJ>vilia J>iana vare fru (Bur). e) Combär han til at köpä iorj) (VgL I). I>än laghä staj)gi, sum skipaj)är är til at rätträ krankrä mannä sij)i (UL Conf). J J)erä laghum . . . hittis . . . sumpt J>unct til at litä (UL Conf). I . . . giordhin idhir owärdhoga til at faa äwärdhelikit liiff (ApG). Man ma . . . ey nödha han til at drikka (MO). Honom är ilt at löpa, som nödhis til at löpa (MO). En riddare . . . hwilkin thär war skipadher til at wakta röffwara (D 4). Om minnat tha böriadhe til at frysa (D 4). Tha keysaren thet hördhe, böriadhe han til at grata oc iämbra (ST). Tha tok koklarin til at brännä (ST). Ur GWB: Sädhan satte sigh folcket til at äta och dricka, och stodho vp til at leeka. Ifrä then tijdhen begynte Jesus til at predica. Forsten skal sittia ther j til at äta brödh in för Herranom. Jagh är kommen til at vptenda en eeld pa jordenne.. . . folcket som vthgick til at döpas äff honom. Äst tu kommen til at förderffua oss ? En Sädhesman gick vth til at sää sina sädh. Then ther haffuer öron til at höra, han höre. Twä män gingo vp i Templet til at bidhia. Och sä gick han in til at bliffua när them. —The satthe sigh nidh tili att bethe . . . och begynte tili att leke (Har. Olufssons Liederbuch). f) Tha hedhnungane thet hördho, byriodho the til fly (ST). Han strödde thet j watn, och gaff thet Israels barnom til drikka (GWB). In frühneuschwedischer Zeit kommt til (til at) ziemlich häufig als Infinitivkonjunktion vor (Gustaf II Adolf, Agneta Horn, Karl XII, Argus u. a.). Thermedh will iag besluta, at iag eder beder stadig til bliwa (Gustav Adolf). Liufligit är til see, huru diur och foglarna spisa (Spegel). Sen . . . bar det hem til supa käl (Runius). De ha gett oss en root te tugga pä och en hard nött at bita (ders.). Liten tufwa kommer ofta stört lass et wälta (ders.). Ja glömde te säija (Argus). Ingen fick laf te trösta henne (ders.). ,,Det är farligt tili att jaga i den djupa lejonskog" (Tegner 1808). Der Infinitiv kann ausnahmsweise mit einem Substantiv kombiniert werden. Beispiele: E»a a han baj)e boskipte ok sarbötrina Wessto, Schwedisch III

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ok i frij) bij)ia (ögL). Ähnlich muß auch folgendes Beispiel beurteilt werden: Sijaän skal han dömä til hogs ok til hangä „Dann soll man ihn verurteilen zum Hieb und zum Hängen"; hun a eigh hug ok eigh hangä (VgL I). Vgl. „Schwedische Sprachgeschichte" 1 (1970), § 123 Anm. 4. Anm. 1. Es kann vorkommen, daß der Infinitiv nach einem modalen Hilfsverbum mit einer Infinitivkonjunktion versehen ist. Beispiele: Seal a Crist enan at troa (SdmL). Soknamen skulu syn at nämpna (DL). Nu kunnu leghohion siuk at wärj)ä (UL). Aff J)ämma J)rim skal han först man at scripta (DL). Anm. 2. Ein eigentümlicher Fall findet sich im DL Μ 26: Wpdragha skipa oc wtskiuta skipa . . . (UL und VmL haben an der entsprechenden Stelle: Vpdrät skipa ok vtskut skipa . . .). Die Infinitive stehen außerhalb des syntaktischen Zusammenhangs. Der Schreiber des DL hat vermutlich die Ausdrücke als eine Uberschrift aufgefaßt und darum die Verbalsubstantive vpdrät, vtskut durch Infinitive ersetzt. Aber das Genitivattribut skipa blieb aus Versehen stehen. Aufgrund dieses eigentümlichen Beispiels den Schluß zu ziehen, der Infinitiv hätte im Altschwedischen ein Genitivattribut bei sich haben können, dürfte verfehlt sein. Literatur: K. Ahl6n, Om verbets syntax i den äldre fornsvenskan (1883), S. 16f. ·— Über den Infinitiv mit und ohne att: E . Hellquist, Studier i 1600-talets svenska (1902), S. 194.

5. Partizip § 99. Die Partizipien sind die adjektivischen Formen des Verbums. In gewissen indogermanischen Sprachen, besonders im Sanskrit (und in der Wedasprache), im Griechischen und Lateinischen, wird viel, das wir normalerweise durch einen Gliedsatz wiedergeben, durch ein Partizip -f- Ergänzungen ausgedrückt. Das Partizip spielt in diesen Sprachen eine viel größere Rolle als in den altgermanischen Sprachen. Wahrscheinlich sind diese Partizipkonstruktionen ein Erbe aus sehr alter Zeit, als noch kein Gliedsatzsystem ausgebildet war. Das Partizipium conjunctum ist m. a. W., als Typus betrachtet, eine ursprünglichere syntaktische Konstruktion als der Relativsatz, der Ablativus absolutus eine

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ältere Ausdrucksweise als der temporale Gliedsatz. Bei den südlicheren indogermanischen Völkern, mit ihrer früheren und mächtigeren kulturellen und literarischen Entfaltung, gelangten die älteren syntaktischen Formen zu einer reichen und vielseitigen Verwendung; sie haben neben den neu entstehenden Gliedsätzen eine große Rolle im zusammengesetzten Satz, in der Periode, gespielt. Bei den Germanen dagegen, mit ihrer primitiveren literarischen Kultur und ihren einfacheren Ausdrucksbedürfnissen ging auch die sprachliche Entwicklung langsamer vor sich. Die Partizipkonstruktionen blieben bei einfachen und spärlichen Formen stehen, und sie wurden bald von dem jüngeren System mit Gliedsätzen zurückgedrängt. Doch gerade in den altnordischen Sprachen finden sich zahlreiche Spuren von einer ursprünglichen einheimischen Verwendung des Partizips in satzwertigen Funktionen. Sie stehen oft in eigentümlichem Gegensatz zum lateinischen Einfluß, der ja durch die katholische Kirche so stark wurde. Vieles scheint daraufhinzuweisen, daß sogar ziemlich komplizierte lateinische Partizipialkonstruktionen den Nordländern nicht besonders fremd vorkamen. Die germanischen Sprachen besitzen zwei Partizipien. Das eine (Partizip Präsens) schließt sich in Form und Bedeutung den Präsensformen des Verbums an. Es hat aktive Bedeutung und kann ein Attribut zum Träger der Handlung bilden. Beispiele: singend ( = derjenige, der singt), schreibend ( = derjenige, der schreibt), schmelzendes Eis ( = das schmilzt), verwelkende Blumen ( = die verwelken), fliehende Soldaten ( = die fliehen), steigende (fallende) Temperatur, schw. pä fastande mage, „nägon gang brytes det vandrande svärd" ( = svärdet som vandrar „das Schwert das wandert"), „han fyller det bräddfullt med skummande vin" ( = vin som skummar „Wein, der schäumt"). Die Handlung wird als ablaufend, andauernd und daher unvollendet bezeichnet. Das Präsenspartizip wurde in urnordischer Zeit nur schwach gebeugt und erhielt dann infolge der Lautentwicklung eine einzige, inflexible Form (nschw. -ande, -ende). Das andere Partizip (Partizip Perfekt) war, wie schon der Name angibt, semantisch an das Perfekt des Verbums angeschlossen; es gab eine Eigenschaft an, die die Folge der Handlung war. Daher hat das Part. Perf. von transitiven Verben passive Bedeutung; es gehört zum Objekt der Handlung. Beispiele: ein gesungenes 11·

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Lied ( = das gesungen wurde), ein geschriebener Brief ( = der geschrieben wurde), ein gebrochener Arm ( = der gebrochen wurde), schw. bunden ( = ,der gebunden wurde'), kastad ( = ,der geworfen wurde'). Falls das Verb durative Bedeutung (ohne zeitliche Begrenzung ablaufend) hat, bezeichnet auch das Partizip eine andauernde, immer noch bestehende Eigenschaft beim Objekt; es erhält häufig einen Inhalt, der direkt Präsenscharakter hat. Beispiele: ein geliebter Sohn ( = der geliebt wurde und immer noch geliebt wird), eine belagerte Stadt. Der Unterschied zwischen Partizip Präsens und Partizip Perfekt besteht dann lediglich darin, daß das eine aktiv (ein liebender Vater), das andere passiv (ein geliebter Sohn) ist. Bei den intransitiven Verben dagegen hat das Part. Perf. aktive Bedeutung und gehört zum Subjekt. Beispiele: gekommen ( = der gekommen ist), gefallen ( = der gefallen ist), schw. somnad ( = som har somnat ,der eingeschlafen ist'), vuxen .erwachsen' ( = som har vuxit ,der gewachsen ist'). Auch hier bezeichnet das Partizip das Resultat der Handlung. Intransitive imperfektive Verben bilden aufgrund ihrer Bedeutung im Schwedischen (und den anderen nordischen Sprachen), wo zwischen Partizip und Supinum unterschieden wird, keine Perfektpartizipien; hierher gehören ζ. B. leva, sova, springa, slutta, ligga, sitta, sta. Wird einmal ein Partizip von einem solchen Verbum verwendet, kann man bemerken, wie die Bedeutimg irgendwie terminativ oder resultativ ist, d. h. mit anderen Worten, daß es sich in Wirklichkeit um ein Vorgangsverbum oder ein transitives Verbum handelt. Beispiele: han är gängen ( = ,er ist von hier weggegangen'), ett vilsegänget fär ( = ,das sich verirrt hat'), en närg&ngen fräga ( = ,die einem nahe geht'), gangna tider ( = ,die vergangen sind'), en bortsprungen hund ( = ,der weggelaufen ist'), en genomvakad natt ( = ,die man durchgewacht hat'), ett avlyssnat samtal ( = ,das man abgelauscht hat'), han är uppständen ( = .auferstanden'), utstandna faror (.überstandene Gefahren'; ein Partizip ständen gibt es jedoch nicht), det brunna ( = ,das Abgebrannte' oder .Verbrannte') var försäkrat. Hier ist zu beachten, daß die rein durativen Verben (die imperfektiven Verben) in der Minderzahl sind. Die allermeisten Verben sind ihrer Bedeutung nach perfektiv. Daher hat auch der weitaus überwiegende Teil der Partizipien vom Typus bunden, kastad, böjd die Bedeutung von etwas, das vollendet und abgeschlossen ist, und die Bezeichnung Partizip Perfekt kann daher

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im großen und ganzen ids semantisch berechtigt angesehen werden. § 100. Die Partizipien konnten wie die Adjektive sowohl a t t r i b u t i v wie p r ä d i k a t i v gebraucht werden. In der ersteren Funktion kamen sie den reinen Adjektiven näher und konnten daher leicht zu Adjektiven werden. Beispiele vom Part. Präs. in a t t r i b u t i v e r Verwendung: maghandi maj»er (VgL I, ögL); väghfarandi man; pighiandi mässa; gangande fä, liggiande fä; bärande trä; rinnande watn (SdmL); bläsande stormber, brinnande eider, äff thighiande hugh, medh thinne bläsande brädhe (MB 1); ridhande folk, then springande brun (HI); der Ortsname Fallandefors (heute: Fallanfors, Smäland)4. Ok com äff himnum skinande sky mäj> bläsande vinde (Bur). Staffrande man skal stydhia sik medh käp (MO). Ä groor gangande fot ok swältir sitiande kraka (MO). Vgl. isl. Sialdan liggiandi ulfr s6r laer um getr, ηέ sofandi maör sigr (Häv). Er ηύ gott berandi bor9 ä horninu „es ist nun eine gute tragende Kante am Horn", d.h. so, daß man es tragen kann ohne vom Inhalt zu vergießen (SnE); vgl. mundartl. p4 lekande brädd, was soviel sagen will wie ,nahe am Uberlaufen' (Rietz). Partizip Perfekt in attributiver Verwendung: mef> svornum ej)e; a farnum vägh; i skipajmm skoghe; mej) vphaldne hand sinne (MEL). Vältär hästär, rotär svin a akri vprunnum „auf einem Acker, wo die Saat bereits gewachsen ist" (VgL I). Akär maj)är iuir äng uslägnä ällär iuir aker, sipan vp är runnit (VgL I). I>aim gaf han namn allum ofydum „bevor sie geboren waren" (GL). Das nachgestellte Partizip hat in dergleichen Fällen eine deutlich satzwertige Funktion. Noch ausgeprägter ist diese in Texten, wo man Einfluß von lateinischer Schriftsprache voraussetzen muß. Beispiel: . . . ok ei ytermeer mej> härfärj» vtan goJ)uilia J>era til fangnum „ohne ihre Zustimmung dazu erhalten habend" (MEL). Weitere Beispiele, s. § 72, 2. Viel weniger oft kommt das Partizip Präsens in solcher satzwertigen Funktion vor: . . . utan hon fae naj>er af J»em liwandum „wenn sie nicht von ihnen Gnade erhält, während sie am Leben sind" (SdmL). Die adjektivische Funktion tritt, wie zu erwarten, besonders bei dem Präsenspartizip der imperfektiven Verben hervor, und bei 4

Uber Präsenspartizipien in Namen von Wasserfällen, s. J. Sahlgren in: „Namn och bygd" 18 (1930), S. 144.

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solchen Partizipien ist, wenn sie häufig sind, die Neigung zur Adjektivierung besonders stark: livande ( = kviker), havande .schwanger' ( = digher mej) barni), boande ( = bofaster .wohnhaft'), skinande ( = lius, vgl. dt. glänzend); nschw. bitande köld, ett leende landskap, en förtjusande utsikt, en ingaende analys, mitt under brinnande krig, det var spännande att höra, marken är stärkt sluttande usw. Es ist wohl das Fehlen einer zeitlichen Begrenzung in der Bedeutung des Verbums, was das rein Adjektivische in der Funktion solcher Partizipien hervorhebt und dies im Sprachgebrauch zur Dominanz kommen läßt. Trotz dieser Neigung zur Adjektivierung, die bei gewissen Partizipien, die häufig verwendet werden, hervortritt, hat das Partizip Präsens doch im großen und ganzen sein verbales Gepräge beibehalten und auch seinen Zusammenhang mit den finiten Verbformen. Daher gehört es zu den wichtigsten Mitteln, um Leben und Bewegung in eine Schilderung oder Erzählung zu bringen. Es ist imstande, einen Gliedsatz (mit einem finiten Verbum) zu ersetzen und verleiht dadurch der Darstellung sowohl Anschaulichkeit als auch Konzentration. Es gehört vor allem dem gehobenen Stil an, und zwar sowohl in der gebundenen Sprache wie in der Prosa. Lange war allerdings der Gebrauch des Präsenspartizips durch die Vorherrschaft des jambischen Versmaßes gehemmt. Die dreisilbigen Formen ließen sich nicht in die zweisilbigen Takte einfügen. Aber nachdem die Romantiker sich erfolgreich diesem Zwang widersetzt hatten, wurde das Präsenspartizip wieder zu einem wichtigen Bestandteil der dichterischen Sprache. Beispiele aus ..Drömliv" von Viktor Rydberg (mit anapästischem Rhythmus): ,,Är det strälande stjärnors ätersken? Är det skimmer af bidande stunders fröjd?" „I hviskande skog", ,,vid flammande härd", „öfver morgnande vag" ( = som morgnas .erwacht'), „genom susande lund, genom hviskande mo". Aus „Atlantis" von Gustaf Fröding (mit daktylischem Rhythmus): „tung är den välvande kampens musik", „här ligger vattnet stillaitigande vik", „drömmar nas svävande villa", „de glänsande slotten", „en skimrande marmorborg", „algernas fibrer grönskande näten kring kolonnaderna sno". Aus „Baien": „En smäcker jakt . . . med varvind susande i hvarje klut och glädjevimplar vajande i förn". Aus „Ströftag i hembygden": „Frän björkens gungande krona, fran vindens vaggande gröna hus", „om kungssorg bland hviskande blad". Aus „Det borde varit stjärnor": „. . . det förpinande ljuset, det slocknande suset".

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Gewisse Partizipien kommen auch mit s u b s t a n t i v i s c h e r F u n k t i o n und mit substantivischer Flexion vor. Gemeingermanische Substantive sind bonde ,Bauer', frände .Freund' und fiande .Feind'. Andere Beispiele: isl. gefandi, PI. gefendr .freigebige Männer', die Norhe Veröandi, die Stromschnelle Riükandi, der Völkername J)rcendr, isl. und agutn. rekendr PI. .Kette'. Eine Gruppe von Wörtern, die in der altschwedischen Rechtssprache häufig sind: kärande, svarande, sökiande, äptirmälande, iorf>äghande, kirkiuväriande usw. Beispiele: !>a skal väghändi til fnngs farä (VgL I) . . . än väghänder äru marghir til (VgL I). E>er äru alle malsäghanda at J)y male (ögL). Nu kära J)er äptir Jmkkabot, sum hänna giftanda äru (ÖgL). Lan a leände hem bäräs „Geliehenes soll dem Ausleiher nach Hause zurückgebracht werden" (UL). Han skal hörä tiltalendä ok swarendä ok witni (Vidh). §101. Die verbale Bedeutung wird bei der p r ä d i k a t i v e n Verwendung besser bewahrt; das finite Verbum und das Partizip bildeten oft eine Einheit, die das Prädikat des Satzes ausmachte. Daher konnten die Partizipien Bestandteile von verschiedenen verbalen Umschreibungsformen sein. Die wichtigsten davon sind die zusammengesetzten Zeitformen der Vergangenheit (han har kastat, han har kommit, han är kommen usw.). S. § 84. Ferner gehören hierher die Verbindungen von vara oder bliva mit dem Part. Präs. in rein verbaler Funktion (§83). Beispiele: isl. Fäxs var hann flytandi (Atlamäl 4). Gunnlaugr gekk ί brott J)egiandi. — Aschw. Nu är utländingär J>är boandi (ÖgL). Allum J>em i Uplanda laghsaghu boandes äru (SdmL Hs B). Nu än frälsis man . . . gör skipte . . . mej> J>em sum a skatgildum iorfmm boande äru (MEL). Hwart mal, fore han kom, pa war han bötändi at (Vidh). Var hon staj)lek[a] enom staf» Jnänande a bönom (Bur). Petrus var sovande (ApG). Petrus blef thär standande ok böste (ApG). Äre Moysi ordh swa ludhande (MB 1). Jak är ey wäl talande, sidhan iak war bränder a minne tungo . . . Aron, thin brodher, han är wäl talande man (MB 1). Vm sidhe wordho the kifwande „fingen an zu zanken" (ST). Then som gör blinda seende, halta gangande oc dödha lifwande (ST). Tha thykte honom, som een stoor steen ofwir honom hängde . . . Tho likowel bleff steninhängiande (ST). . . . eptir wars foghota budh, som tha är radanda a wara wägna (SD von 1340). Hon var tilhiälpande (Arboga tb). Hon är migh bannandes (S. P. Brasck). Nschw. Han är sängliggande. Han föll omkull och blev

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liggande hjälplös. Han var själv vällande tili alltsammans. Säkert hade Kxistinas övermäktiga arbetsbörda varit vällande tili hennes snedresa (V. Moberg 1956). Zuweilen findet sich eine finite Konstruktion des gleichen Verbums unmittelbar vor der Partizipkonstniktion: E>a swarar J>en sum a bor [„der (dar) auf (dem Grund und) Boden wohnt"] oc sie kiännir. Aghi J>a aboandi wald oc witzorj) sik firi fäfieme wäriä (SdmL). Zukunft kann, wie bereits (§ 81) erwähnt, nach niederdeutschem Vorbild durch das Präsens von vardha + Part. Präs. ausgedrückt werden: han varder kommande u. dgl. Ganz selten kann ein Part. Präs. als Artergänzung des Akkusativobjekts bei den Verben hava, göra vorkommen. Beispiele: E>y hafar diafulin giort J)era hiärta brännande (Birg. Aut.). Nschw. Ska vi ha honom gaende här ? Ein ausgesprochener Latinismus ist die Wiedergabe des lateinischen Gerundiums durch ein Partizip Präsens (statt durch den Infinitiv). Dies kommt jedoch außerhalb der Ubersetzungsliteratur kaum vor. Ein frühes Beispiel hierfür gibt es indessen in den autographischen Aufzeichnungen der Hl. Birgitta: Väggiana äru sua styggelika aseande (lat. ita deformes in colore ad intuendum). Ein anderer — ziemlich auffallender — Latinismus kommt gleichfalls bei Birgitta im folgenden Satz vor: Pik skal synas (sum) fyre mini vini fore mik standande „dir soll es scheinen (als ob) vier meiner Freunde vor mir ständen" (das Wort sum ist später hinzugeschrieben worden, über der Zeile; es gibt keine entsprechende Stelle im lateinischen Text). So wie hier das Verbum synas werden auch einige Male die Wahrnehmungsverben se, höra und finna mit dem Part. Präs. als Artergänzung des Akkusativobjekts anstatt mit einem A. c. i. (§ 204) konstruiert. Beispiele: Nw far Iacob oc faar bradhlika at se Esau komande (MB 1). Nw fa Israels söne at se Pharao konung oc allan hans här äptir sik farande (MB 1). Alt folkit hördhe thässe röst oc sagho blusen brännande . . . oc sagho berghit ryka (MB 1). Tha saa iak min son ömblica hängiande (Birg). [Han] fan ther et swenbarn, sitiande (ST). § 102. Beim Verbum koma kommt eine a d v e r b i a l e Verwendung des Präsenspartizips vor, die gewöhnlich die Bewegungsart angibt (han kom springande u. dgl., vgl. dt. ,er kam gelaufen'). Bereits in den Landschaftsrechten ist dies häufig. Beispiele: Isl.

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I»ar k0mr inn dimmi dreki fliügandi (Vsp.). Kom J>ar af veiöi veöreygr skyti, Vglundr, liöandi (Vgl. 8). — Kombär £>är man a gangändi, akände, ripände ällr roände (UL). Nu kunnu J>e rifiande eller gangande i garö coma (SdmL). Nu kan skip til stadhen sighlande ella roande koma (MESt). Nu komber Esau farande (MB 1). Nu kom Flores farande thäre (Fl). Ther kom konungin gangande nidher (EK). The vpländzske komo ther ridhande (EK). Her Niels Sture komber dragande med Dala makt (StK). Komme sä . . . dragandes tili Ornäs medh 20 karla (P. Swart). När thesse komme körande vp ät siön tilRätwijk(ders.).Här kommer Holfred gängandes (S. P. Brasck). Hon kommer nu här dankandes och krypandes (Chronander 1649). Det var märkvärdigt att se allt det vatten, som den vären bjöd pä. Det kom regnande frän himlen, det kom nedrusande i stora strömmar frän bergen, det kom framsipprande ur j orden . . . Det kom farande ned frän berget . . . Det var likt en äska, som kom rullande fram pä jordytan (S. Lagerlöf, Jerusalem). Ä bia kommer flygnass, ä mörer kommer smygnass . . . Ä kräkan kommer kraxnass, ä svalan kommer flaxnass (Fröding, En litten lät om värn). Pä de mörka gärdena syns fint fjun av säd komma spirande. Kanske kommer de hembärande med honom pä en bär. De kom flyttande med allt sitt bohag. — S. ferner SAOB unter Κ 1938. Diese Verwendung des Partizips ist altererbt und ist heute noch in der Umgangssprache und den Mundarten völlig geläufig. Wahrscheinlich ist es ein Überbleibsel einer viel ausgedehnteren Anwendung, die in erzählenden Darstellungen begegnet und die auch aus der isländischen Literatur bekannt ist. Beispiele: Gratande hon for konungin gik (Fl). Herra Iwan ther effter sowande la (HI). Jak wil sörghiande oc gratande fara nidh til hälfwite (ST). [Hon] stoodh baak för honom widh hans fötter grätandes (GWB). Tä quinnan sägh at thet icke war lönlighit, kom hon skelffuande (GWB). [Han] hade och sijna skäribätar liggiandes i sjöen (P. Swart). Hon satt där flämtande (Fröding). De stappla frysande tillbaka (Fröding). Hon gick varje morgon fastande tili mässan. — Isl. Hlaeiandi Vglundr hofsk at lopti. Grätandi ΒρδνΐΜτ gekk 0r eyio (Vkv). . . . er hon grätandi g0röisk at segia J>at er hlaeiandi hglöa beiddi (Brot). Eisandi gekk . . . loföungs floti lgndum fiarri (HHu I). Svä at fold fyrir för skialfandi (Grott.). Gott er at räöa Rinar mälmi ok unandi audi styra ok sitiandi saelu niota (Sig.sk.). En sumir segia svä, at J>eir draepi hann inni ί rekkju sinni, sofanda

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(„während er schlief") . . . J)eir sviku hann i tryggö ok v6gu at hdnum liggianda ok öbünum (Frä dauöa Siguröar). Otr . . . ät blundandi (SnE). Eine etwas freiere und selbständigere Stellung im Satz hat das adverbiale Präsenspartizip in einigen anderen Fällen, die bereits in den ältesten Texten vorkommen. Beispiele: Huggär maj>er ek J>a, sum aldin bär, ulouändis (VgL I); ähnliche Beispiele im ögL, UL usw. Nu kliuer man siälfuiliandis i trä (MEL). Alskona köt oc fiska, som wi atom i Egipto lande oköpandis (MB 1). RiJ>är man hem at andrum, J>äs uiliandis at han uill bondan [skaj)a gära] (ÖgL, Eidespflichtverordnung; die gleiche Verordnung in mehreren Landschaftsrechten, aber das Partizip hat im allgemeinen s-Form, ist also adverbial). In dergleichen Fällen hat das Partizip gewöhnlich adverbiale Form auf -s (§ 17). Diese Verwendung ist zweifellos ebenfalls einheimisch und immer noch volkstümlich, wenn sie sich auch auf einige wenige Ausdrücke beschränkt; besonders olovandes: „han har varit ute olovandes nägra ganger", „det har han gjort olovandes", oförhafipandes: „det skedde alldeles oförhappandes", oköpandes umsonst, ohne zahlen zu müssen, skickandes geschickt (han har fätt det s.), omistandes unentbehrlich u. dgl. Das Subjekt von dergleichen adverbialen Präsenspartizipien ist gewöhnlich nur gedacht und es geht aus dem Zusammenhang hervor, was gemeint ist, und zwar oft so allgemein und imbestimmt, daß es eben ohne sprachlichen Ausdruck bleibt. Wenn nötig, kann ein Subjekt in der Form einer Ergänzung im Dativ hinzugefügt werden. Beispiele: olovandis grannum „ohne Erlaubnis der Nachbarn" (VgL II, MEL); hanum vlovandis „ohne Erlaubnis von ihm" (VgL II); J>ät kom pär, hanum owitandis „ohne daß er es wußte" (SdmL). Wahrscheinlich ist dies eine Weiterbildung des einheimischen adverbialen Typus; es steht jedoch der latinisierenden absoluten Dativkonstruktion (s. unten § 104) nahe. Vgl. nschw. mig ovetande (me inscio), honom oätspord, honom undantagen. § 103. In den jüngeren Teilen der Landschaftsrechte (spez. den Kirchengesetzen), wo man fremden Einfluß voraussetzen kann, begegnen ausgeprägtere appositive Partizipkonstruktionen. Beispiele: I>it skulu allir, baf>e quikkir ok döf»ir, komändi ok farändi j wäruld ok äff (UL). Dräpär man . . . til Upsalä farändi, J>är wärändi ok J)äf>än farändi (UL). Kan swa ilia warf>a, at bonde oc husfru oc barn f>erä me δ ]?em tappas all sänder i watni, saman

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farandi i skipi (SdmL). Nu agher konunger eö sin suäria . . . biöiandi sik sua Guö hullan (SdmL Hs B; vgl. z. B. VgL I SiJ)än skal han firi tylpt gangä, bij)iä sva sär Guö holl). Seal han eriksgatu sina riöa rätsöles um land sin, byriande i Upsalum (SdmL Hs B). Liccair snielli, boandi par sum kallar Stainkirchiu (GS). — Das Partizip kann nähere Bestimmungen bei sich haben (Akkusativobjekt, Umstandsergänzung); dadurch tritt seine satzwertige Stellung im Satz deutlich hervor. Der ganze Ausdruck ist eine nähere Bestimmung zu einem Substantiv (oder einem Pronomen) und entspricht also am ehesten einem satzwertigen Attribut. Bei derartigen Konstruktionen müssen im allgemeinen fremde Vorbilder und Verfasser mit Lateinkenntnissen vorausgesetzt werden. Es ist jedoch bemerkenswert, daß sie ohne Schwierigkeiten auch in den nordischen Rechtsstil übernommen werden konnten, wenn auch in bescheidenem Ausmaße. In der religiösen Prosa dagegen sind sie außerordentlich häufig. Beispiele: En klärkar, Vare Fru giärna J)iänande, han las . . . (Bur). Tha alt folkit war j kirkiu, fastande a sinum bönum (Bil). Oc skal iak göma thik bortfarande oc aterkomande, nw oc ä hwart thu far (MB 1). Guz modhir taladhe til sinna brudh, sighiande (Birg). Ernie persona syntis, vakande oc eg sofande, sum hon vare i eno palacio (Birg. Aut.). Skanuga, idar oc idrum syni Jriänto, viliandis idar oc idrum synijnäna (Birg. Aut.). En annar man, i rikeno infödar, J>ätta sin onämdar, af GuJ>i til konung valdar, han skal rikeno styra (Birg. Aut.). Seande, at thet thäktis iudhomin, lät han gripa sanctum Petrum . . ., andwardhande han säxtan riddarom at giöma, viliande han fram ledhä for folkit (ApG). Hedhninganä, hörande thetta, gladdus (ApG). Än androm, ey hafuande Gudz kärlek, sigias liknilse (MP 1). Hon [d. h. die Taube] kom atir at qwälde, förande een grönan olioträqwist j sinom munne (ST). Tw hauer stuliss vppa min broder soffwande (Di). Auch in Urkunden verschiedenster Art: Wi Magnus konunger oc Blanz drötnyng . . . Witande at äneti är wyssari än döprin oc äneti owissäri än dozens tymi, Thänkyände oc, at J>en som mykit hawer aaf Gupi . . . är mykit oc harj»licä plictugher . . . (SD im Jahr 1346). — När han gick fram bäter, sägh han twä andra brödher . . . j bäten medh theras fadher Zebedeo, botandes sijn näät (GWB). Sä syntes honom Herrans Ängel, ständandes pa höghro sidhon wid Rökaltaret (GWB). Eine Partizipkonstruktion (Partizip + nähere Bestimmungen) ist in dergleichen Fällen ein satzwertiger Ausdruck, sie ersetzt

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einen Gliedsatz, gewöhnlich einen Relativsatz oder einen temporalen Gliedsatz. Im Spätaltschwedischen und Frühneuschwedischen kommt es auch sehr häufig vor, daß nach einem vollständigen und abgeschlossenen Hauptsatz noch ein Partizip folgt, das sich appositiv auf das Subjekt des Hauptsatzes bezieht. Die Partizipkonstruktion steht dann statt eines koordinierten Hauptsatzes mit dem gleichen Subjekt. Beispiele: Aus dem GWB: The woro bädhen retferdigh för Gudh, wandrandes j all Herrans bodh och stadhgar ostraffelighe. Men Maria gömde all thenna ord, betrachtandes them i sitt hierta. Hon kom aldrigh bortt vthu Templet, tienandes Gudhi medh fasto och böner natt och dagh. [Han] föll pä sitt ansichte för hans fötter, tackandes honom. Och strax fick han sijn syyn igen, och folgde honom prijsandes Gudh. — Aus P. Swarts Chronik: Thä hade konungen mykit ängrat, att han lätt sigh honom vndkomma, kallandes honom en vlffvnge. Wedh Sancte Katherine tijdh gaff han sigh iffrä sin gärd Räffznäss, achtandes sigh ätt Dalarne. [Han] bleff ther sä när then nattene öffuer, törkandes sijn kläder. The vptäckte strax sitt wärff, bediandes honom för Gudz skuld, att han nu wille wända om igen. Men när han fick förstä, thet han lägh pä sitt Slott Munkeboda, luhrandes effter tidender ifrä Danmark, usw. Auch in der heutigen Schriftsprache kommen nicht selten Präsenspartizipien als satzwertige Attribute vor, allein oder auch mit näheren Bestimmungen neben sich, was ihnen einen selbständigeren Charakter gibt. Beispiele: Jag lemnade min styfmor läsande högt för Selma vid aftonlampan, och gick upp pä mitt rum, längtande att bli allena med mina tankar (F. Bremer 1843). Han vände hemät, antagande ett högtidligt uttryck (Strindberg). Och vid majorskans fötter ligger kapten Kristian, kyssande hennes kjortelfall, vätande golvet med tärar (S. Lagerlöf). Är du blott slumpens ymnighetshorn, gjutande evigt en varelseström . . . ? Är du en ondskefull demon, skapande väsen för gyckels skull? (Fröding). Forsen högt grätande budet bar tili en älf (Fröding). Han stannade och stod där som en jägare, snopet tittande efter det flyende villebrädet (V. Moberg 1956). Han säg dem komma frän brunnen eller källan med sina ämbar, halkande pä isgatan, strävande och böjda mot blästen . . . flämtande och svettdrypande i sommarens hetta, famlande i vinterns mörker (V. Moberg 1946). Jag säg honom en kväll i solnedgängen, sittande pä en stol utanför sitt hus . . . Fadern var en vänlig man, alltid bevarande drag av

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sitt lantliga ursprung (O. Holmberg 1958). Der Umgangssprache ist diese Ausdrucksweise fremd. In gewissen Sprachen, besonders im Französischen und im Englischen, hat diese Verwendung des Partizips eine ziemlich ausgedehnte Verbreitung. § 104. Einen völlig anderen Charakter haben Ausdrücke vom Typus at vfäldu mali „bei ungefällter Sache", d. h. „ohne daß in einer Rechtssache ein Urteil gefallen ist" (VgL I), at manni livandis „beim Mann lebend", d. h. „während der Mann lebt" (SdmL), at hanum ovarandis „ohne daß er [es] mitteilt" (SdmL), at ojjrängdo mali „ohne zwingenden Grund" (DL), at oswornum J>rätylpta ej)inum „bevor der Eid von drei Dutzend Männern noch geleistet war" (SdmL), at stiltum rätti „obschon ihm sein Recht gewährt worden war" (HL). Es ist ein Spezialfall vom Typus at opnom dorom „bei offener Tür", „wenn die Tür offen ist" (VgL I), d. h. ein Präpositionalausdruck, der gleichzeitig einen Vorgang und einen Begleitumstand zur Handlung angibt, die im Satz mitgeteilt wird (s. § 9). Der Ausdruck entspricht einem temporalen Gliedsatz (eingeleitet mit medan, under det att, dd). Die Präposition ist in der Regel at ,bei' mit dem Dativ. Außerdem kommen in der gleichen Funktion at ,nach' und äptir mit dem Akkusativ vor: runenschw. at sik kvikvan, at sun daudan u. dgl., aft faigian sunu (Stein von Rök), aschw. eptir han dö£>än (SdmL), agutn. eptir faj)ur dauj>an, eptir hann dauj>an „nachdem er tot ist" (GL), adän. aftir faj)ir J)erä döj>än, äftir bötär fästä, isl. eptir konung liöinn, at gram dauöan (im Kehrreim von Hallfreds Preislied über König Olaf von um 1000), at Hrungni dauöan (Hdrbarösliöö 14). Nu ma han egh hämnas äpte bötär fästa „nachdem die Buße versprochen worden ist" (ögL). Die Wortstellung kann wechseln. Ist das Partizip (oder das Adjektiv) nachgestellt, hat es ein selbständigeres Gepräge als wenn es vorangeht; es nähert sich der prädikativen Funktion (vgl. § 72). Im Altschwedischen steht das Partizip gewöhnlich vor dem Substantiv, ist also rein attributiv. Beispiele: Han skal til biupä at rinnändä blof)i ok riuf)ändä sari wa£äej> „bei rinnendem Blut und blutender Wunde" (UL). £>än a biuj)ä at brinnändä brandi ok riukändä röki „den soll er bieten bei brennendem Brand und rauchendem Rauch" (UL). At oskiptum scoghe maghu allir äghanda far a oc fikia at saklösu „Wenn Wald nicht verteilt ist, mögen alle Besitzer ihn ungestraft benüt-

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zen" (DL). Förir sijian bort af at gipt ogullne, böte III marker „ohne daß das Handgeld bezahlt ist" (SdmL). Taker man in af hiorj)walle at garjram ogierJ)um „von Weideland, wo kein Zaun aufgestellt ist" (SdmL). Ziemlich nahestehend sind Ausdrücke wie: mej) väriande hand (MEL), a flyande fot (KrL), a sitiande radhe (MESt). Entsprechungen finden sich im Altdänischen, im Isländischen und Altnorwegischen, im Gotischen und in anderen altgermanischen Sprachen: got. at sunnin urrindandin „bei aufgehender Sonne"; isl. at upprennandi s01u (Härbarösliöö), at liönum Jjrim vetrum „nachdem drei Winter vergangen waren". Νύ er maör veginn έ ndttar Jseli [„im Dunkel der Nacht"] at sloknum eldum (GulL). At uppvesande solo (GulL). Altdän. Aldrigh ma han mer forgöra än J>re marc at manni udräpnum (SkL). Nach dem 14. Jh. verschwindet diese Ausdrucksweise. Sie war fast ausschließlich in der Rechtssprache zu Hause. Ein paar späte Beispiele sind noch in der Vadstena-Übersetzung des Bonaventura (Ende 14. Jh.) belegt: [Jesus kam herein] aat luktom dorom (ianuis clausisl. Vielfach steht das Partizip allein, mit vorangehender Präposition: Takär maf>er bo mans vp at vfäldu „ohne daß dieser verurteilt ist" (VgL I). Hugger maj>er hus vp mans at vsöktu „ohne daß ein Mahnverfahren gegen ihn eingeleitet ist" (VgL I). Reö a Karläby at vgislädhu „ohne daß Geislen gestellt wurden" (Vidh); at uskiptu; at swa giordho „als so geschehen war" (MB 1); fore swa giört (UL Conf); eptir swa buj>it „nachdem das Angebot also gemacht ist" (SdmL), äfti sua giort (ögL, Cod. Bildst.), äpte naquara dagha sua fastat (Bur), äpte sva iatat ok svorit (Bur). Vgl. isl. at svd bünu, vid svä Mit; adän. at sua görJ>o (SkL)5. Eigentlicher dativus absolutus — der also aus einem Bezugswort und einer näheren Bestimmung (einem Partizip) besteht — kommt nur dort vor, wo man annehmen kann, daß fremde Vorbilder wirksam waren. Beispiele: . . . än sakin uar för laghwnnin, hanum liuande „während er noch am Leben war" (ÖgL Kkl7). Nu kan dottir firiliggia sik, liuande faj>ur ok moJ>ur (ÖgL Ä 1). i>ässi lagh gaff os konong Magnus, närwärandi flästum J)em bästu, j hans 6

Vgl. G. Neckel in APhS 8 (1933), S. 160; G. Schütte in: Festskrift til Finnur Jönsson (1928), S. 413f.; P. Diderichsen, Satningsbygningen i Skaanske lov (1941), S. 91 f.

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raj) waru (UL). t»a lystu J>er J)em a J)ingi, J>em ahörändi, är um warj)äj>i (UL Conf). Lowe äff biscope taknu, farin bonder hem til sokn (SdmL Hs B; Hs A: Luf är af biscupi takit). Gangnum manaj>i wildi hann Jsaim bort wisa (GS). Mehrere Beispiele finden sich in der Wahlverordnung des Königs Magnus Eriksson (SdmL Hs B), die bearbeitet in das MEL aufgenommen wurde: Ok eöum gangnum sculu the fylghia hanum iuir laghsaghu thera. Han seal älska Guö ok the hälghu kirkiu ok rät hänna styrkia, oskaddum allum konunglicum rät. — Solche, nach lateinischem Vorbild gebildete Partizipkonstruktionen kommen in der späteren Rechtssprache sehr selten vor, mit Ausnahme von einigen wenigen stehenden Ausdrücken, wie z. B. undantaknum at enosto tvem punctum (SdmL Conf); ängum undantaknum (MEL). In der Urkundensprache sind sie dagegen häufig, wie auch in gewissen religiösen Texten des Spätmittelalters. Beispiele: Forfars nakat laan, honum närwarande, som wtlänte . . . (MB 1). Tha leddis Lya in til Iacobs säng, honom owitandis (MB 1). Ginstan kom brefwit äff wädhreno nidherfallande, alio folkeno aseande (ST). Thetta lät fadhrin göra sinne dottir, modhrinne owitande (ST). Oc hänne sofwande, stak han knifwin j hänna hand (ST). Riddarin giordhe swenin druknan, ok, honom sofwande, stal han fran honom brefwit (ST). Tha flögh en höna j hans sköt oc warp ther eet äg, honom ey atskötande „ohne daß er acht darauf gab" (ST). Ein reiner Latinismus ist der selbständige Dativ in Fällen wie den folgenden: Myklom thyma nw framlidhnom, sidhan Herren Gudh giffwit haffde Israeli . . . fridh (MB 2). Äußerst selten in der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts, so ζ. B. Sä giordhe Ioseph them een lagh . . . til at giffua Pharao then femte delen, vndantaghnom Prestaäkrenom (GWB 1 Mos. 47). Salomo . . . wandradhe effter sins fadhers Dauidz sedher, vndantagno at han offradhe och rökte vppä högdomen (GWB). Lateinische Vorbilder liegen auch Konstruktionen zugrunde wie: Ängelen flögh fra hanom tel Annam, J>är sat ii Nazaxet ok grät sin bonda tapa^an (Bur). Konungen suarar sik räj^as diäwlen nämpdan (Bur). Während der altschwedischen Zeit erhielten also die Partizipien, besonders das Partizip Präsens, vermehrte Verwendung in satzwertigen Formen verschiedenster Art. Das Schwedische hatte in mehreren Fällen Konstruktionen, die den lateinischen glichen, weshalb die Anpassung an die lateinische Ausdrucksweise natürlich war. Es ist oft schwierig, den im Grunde einheimischen Gebrauch

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gegen den neuen, latinisierenden abzugrenzen, der sich in der Prosasprache mehr und mehr einbürgerte. Der zunehmende Gebrauch besonders des Präsenspartizips in verschiedenen Funktionen spiegelt ziemlich deutlich den wachsenden lateinischen Einfluß auf die schwedische Schriftsprache wieder. § 105. Wahrscheinlich sind einige Ausdrücke in den Gesetzen, wo das Präsenspartizip prädikativ mit Futurum- oder Gerundiumbedeutung steht, ebenfalls nach fremdem Vorbild gebildet. Beispiele : Hun är eig huggande oc eig hängiände (VgL II; vgl. VgL I: Hun a eigh hug ok eigh hangä; s. S. 162). I>ät ar sua undistandande a t . . . „hoc ita intelligendum est" (ögL; in gewissen Hs auch: E>ät är sua undistanda). Nu är til kunungxrikit i Suerike kununger väliande ok ey äruande (MEL). Thet som ätandi eller drikkande är (MeSt). Aus anderen Quellen: Ä är ilt rädhandis (MO). Ey är kaalen thäs värre troande, thet han rindir ey vpp i förstonne (MO). Alt J)ät görandi är älla latandi (KS). Tho äru noghre the sidhi flyande (KS). In der religiösen Ubersetzungsliteratur wird diese Konstruktion beinahe regelmäßig verwendet, um lateinisches Gerundium oder Gerundivum wiederzugeben. Beispiele: Oc är thet märkiande at . . . (MB 1, mehrere Male; jedoch auch: Oc ma här märkias at . . ., Nu skulom wi märkia at . .., Oc är thet at märkia at . . ., Oc är thet märkelikit a t . . .). All Jnng äru J>ik vitande (Birg. aut.). Thet är oc swa vndirstandande (ST). Spör radh äff mik, hwat görande är til thet ärandit (ST). I tesse helgo läst äru siäx ting märkiande (MP 1). Ey är bradhelica suarande j wredhe (Birg). Gudz ordh äru predicande (Birg). Ostadighet är en sädana odygd, at hon allesteds straffandes är (Olaus Petri). När . . . rychtet kom tili Vpsale, att sadane gäster woro wäntandes (P. Swart). Erchebispen, then ta war förmodandes iffra Norlanden (P. Swart). Om thesse twä är icke eens dömandes (Olaus Petri). Man darf jedoch vermuten, daß dieser Gebrauch des Partizipiums in der nordischen Umgebung nicht als allzu fremd empfunden wurde. Es gibt sowohl in isländischer Prosa wie in altnorwegischen Gesetzen ziemlich nahe Entsprechungen. Beispiele: t a t er eigi geranda; Hvat er £>ä til räös takanda? . . . Skiott er til rdöa at taka (Gisla Saga). Menn lesta skip sitt . . . ok er J)6 boetande „möglich zu flicken". Brytr skip hans, svä at eigi er boetande (Stadtrecht des Magnus Lagabötir). Ebenso heute noch in volkstümlicher Sprache (di va' väntannes „sie wurden erwartet"; det

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är inte ätannes „das kann man nicht essen"; det far man oköpannes „das bekommt man geschenkt", d. h. „man braucht es nicht zu kaufen"; det är alldeles omistannes „man kann nicht ohne das auskommen" u. dgl.). Han ä väntanes när som heist (V. Moberg 1927). Auch im Norwegischen, ζ. B. Det er ikkje annat ventande „es ist nichts anderes zu erwarten" (S. Moren). Presten Manders er jo ogsä ventendes fra byen „der Pfarrer Manders wird ja auch aus der Stadt erwartet" (Ibsen 1881). Das gerundivische Präsenspartizip hatte demgemäß im einheimischen, nordischen Sprachgebrauch gewisse Voraussetzungen. Es ist jedoch vermutlich bereits in den ältesten Texten durch fremde — vor allem lateinische — Ausdrucksweise beeinflußt. Später wurde dieses passive Präsenspartizip auch attributiv verwendet, besonders in gewissen stehenden Ausdrücken. Beispiele: medh gratande tarom (Euphemialieder, ApG; auch sonst häufig in der spätmittelalterlichen Literatur; auch NT 1526), haldande hus „Haus, das gehalten werden soll, Festung" (KS), Hwa som i otidh ätir, han skal fasta ätande tidh (MO); oachtande fnöskote stubbar (Stiernhielm), i väntande dagar (Schering Rosenhane 1642); sine innehafvande Embeten (Verfassung 1809). In solchen Fällen wird das Partizip einem Wort zugeordnet, das eigentlich Objekt oder Adverbial zu der durch das Verbum ausgedrückten Handlung ist. Vgl. auch ζ. B. med gratande ögon (Schering Rosenhane 1642); i skrivande stund; gäende bord; sittandes ärenden (V. Moberg 1927). Einige Beispiele aus der Kanzleisprache: mitt ägande hus; min innehavande tjänst; ä dragande kall och ämbetets vägnar. Auch in der dichterischen Sprache können dergleichen Subjektsvertauschungen vorkommen. Beispiele: „Sä foglarne qväda pä. skyndande färd" (Stagnelius); skyndande .eilend' ist hier = skyndsam ,eilig'. Norw. Der var intet blivende sted ( = ,Ort, wo man bleiben konnte'). „Mine vagende naetter" (,meine durchwachten Nächte'; Ibsen). Eine rein grammatische Konstruktion ist im Spätaltschwedischen der Gebrauch solcher futurischen Partizipien wie komaskolande = lat. venturus, hvilaskolande = lat. acquieturus u. dgl. Wahrscheinlich sind sie beim Lateinunterricht entstanden, oder sind jedenfalls davon gestützt worden. Da skal ursprünglich modale Bedeutung (schw. ,bör'; vgl. dt. soll) hatte, konnten Zusammensetzungen mit -skolande auch das lateinische Gerundium wiedergeben. Beispiele: Uitaskolande är, a t . . . „Sciendum est, quod . . . " Wessen, Schwedisch ΠΙ

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Wnder hoffdeno är haffuaskolande höghinde „Sub capite habendus est cussinus". . . . j kommaskolande tima „in futuro" (Reg. S. Salv.). Sigh, hwat göraskolande är them, som thänna wäghin inganga (Spec. Virg.). § 106. Bemerkenswert ist, daß die Partizipien, da sie ja nominale Formen sind, mit dem Präfix o- negiert werden (und nicht mit dem Adverb eigi .nicht', wie die finiten Formen): at oswornum J>rätylpta ef>enum „bevor noch der Eid von drei Dutzend Männern geschworen wird" (SdmL). Weitere Beispiele, s. § 104. Ebenso: isl. [Sumt] ρΐ var drukkit, sumt var ölagat (Häv.). Altnorw. [Wenn der Hausbesitzer sagt], at hann hafe ulokit hüsaleigu „daß er die Miete nicht bezahlt habe". £>en . . . sum oguldit hauer „der nicht bezahlt hat" (SdmL). E>a kunnu sumi oscurit hawa (SdmL). Thet ware mykit bäter fordragit ok konungsins hion ware oslagit (EK). Ey wari nakar minzsta godh gerning . . . olönat (Birg). Thy wil iak wara odaradhir äff thik „deshalb will ich nicht von dir hinters Licht geführt werden" (ST). Haffde min brodher thetta ogiort (Margareta Clausdotter). Thet är ogiort än (Chronander 1649). Vgl. nschw. det vill jag läta vara osagt; det är ännu ogjort; osvuret är bäst. Alia gärningar är eftersatta, ogjorda i sin rätta tid (V. Moberg 1946). In ähnlicher Weise ny- in ζ. B. nybakad, nyfallen (von Schnee), nyfiken, nymornad, nymälad, nypästigen, nyskriven. Dazu sind sekundär Infinitive und finite Formen gebildet, ζ. B. ny-anställa (zu ny-anställd, ny-anställning), ny-bygga (zu ny-byggd, ny-bygge, ny-byggare), ny-välja (zu ny-vald, ny-val). — Die Partizipien sind imstande, ganz wahlfrei Zusammensetzungen zu bilden, auch reine Synthetica, ζ. B. välkommen, handfallen, trögsprungen ( = trög att springa ,nicht gern laufen'), utlevad, solbränd, nödställd, tungrodd, sällspord. Beispiele: aschw. Synis f>ät egh a likinu innan manaj), ]pa J)ät är nyhit (ögL). GoJ)er vin är senfangin (KS). E>u gräst nykomen i var kläjse. i>aghar nyföddar [a] attunda dagh J»olde J)u saklös Moysi lagh (Bur). Isl. Hann var J)ä nj^aknaör (SnE). Daß das Supinum stärker verbalen Charakter hat als das adjektivische Partizip, zeigt sich auch darin, daß es sich nicht mit o- negieren läßt. Beispiele: Han kom objuden — Man hade icke bjudit honom. Den var obrukad — Han hade icke brukat den, Huset är omilat — Man hade icke mälat huset. Ebenso: Kräftorna

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var nykokta — De hade nyss kokt kräftorna. Han var nyrakad — Han hade nyss rakat sig. Stugan var rödfärgad. Zu rödfärgat, rödfärgare (,Rotfärber'), rödfärg können finite Formen gebildet werden: rödfärgar, rödfäxgade und somit auch das Supinum rödfärgat: Han hade rödfärgat sin stuga. § 107. So wie hava als temporales Hilfsverbum werden auch fa und gita in der Bedeutung ,können, mögen' mit dem Partizip Perfekt im Neutrum („Supinum") verbunden. Beispiele: Faar ei pa sac vt takit (SdmL). Far f>änna ej) gangit, wari saclös (DL). Ingin man J>ässä hems far hans goögiärningär allär talt (Vidh). Konungens Foutar finge som nappast talat tw eller try ord medh them (P. Swart). När en annen prest . . . fick thetta sport . . . (ders.). — Han skal varj)ä hänni, til J)äs är hun gitär kuärn draghit ok ko molkät (VgL). I>är sum äi gitä stenär lighät (UL). Kununger giter sik ei annorlundum vart (MEL). Iak gitar J)ät eigh vekt älla styrt (Bur). Angin gat hanom liknas (Bur). Iak giter mina dotter ey bäter stat „ich kann meine Tochter nicht besser anbringen" (EK). [Hon] kärdhe for fadhir oc modhir, at hon ey gate lifwat, vtan hon then swenin finge (ST). Thera hästa gato ekke mera burit (Di). Han war hogmoduger, sa at ängen gat omgangit sik medh hanum (Di). Den som gitter bidt (,kann warten'), han fär fuller smidt (Runius). Mit stark verblaßter Bedeutung: Vif) moJ>or döt> gat iak fast gratet, sukkat ok syrkt ok ilia latet (Bur). Nur selten steht fa mit dem Infinitiv: £>it skal byr agha, sum op far höra „so weit soll sich der Boden des Dorfes erstrecken, als man den Ruf hören kann" (ögL). Fa mit dem Infinitiv wird sonst verwendet um anzugeben, daß etwas aus Zufall, aus Versehen geschieht: Nu fa han raj)a hänne of harj)lika (ÖgL). Diese Konstruktion wird auch als Umschreibung gebraucht, besonders um das Eintreten einer Handlung hervorzuheben (perfektivisch), ζ. B. „Dä jag fick se honom komma". Beispiele: Tha faar han finna, huar thet är (EK). Tha konungen fik hänne se, täktes hon honom (Marg. Clausdotter). The fingo see en hiort. Tha fingo the se a hans arm en storan gwllring (Di). Orka »mögen, vermögen' hat gewöhnlich einen Infinitiv nach sich (ohne at), zuweilen aber auch ein Partizip im Neutrum. Beispiel: Orkar hon ef)in gangit (DL). Im GL wird in der gleichen Bedeutung vinna verwendet. Beispiel: Vindr hann ai aij>i uppi haldit. 12*

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Im VgL II gibt es ein Beispiel von einer ursprünglicheren Konstruktion, wo das Partizip mit dem Objekt kongruiert: Far han eig sokn främdä „kann er nicht mit Erfolg seine Klage führen" (VgL I: Far han eigh sokn främt). — Vgl. nschw. han fick ingenting uträttat; dän. jeg gad nok set den mand „ich möchte den Mann gerne sehen", jeg gad vidst (oder: jeg gad vide .ich möchte wissen'). Ganz anderer Art ist die Konstruktion von höra mit dem Neutrum des Perfektpartizips. Beispiele: Jac hördhe sakt af enom brodhor thät som mic ey thäkkis (Vitae patrum); vgl. aktiv: „jag horde en broder säga det, som . . .". Hwo thet hauer ey förra hört sakt, nu ma han thet höra (EK); vgl. Iak hauer hört, at i hawen sakt (EK). [The] som thettä breff sea älla höra läsit (1404); vgl. [The] som thätta breff see ella höra läsas (1404). — Nach modalen Hilfsverben folgt bisweilen das Part. Perf. Neutr. statt des Infinitivs hava + Part., d. h. das Hilfsverbum hava ist ausgelassen. Beispiel: Summi willo han huggit ok summi slagit (EK). Literatur: J. E. Rydqvist, Svenska sprikets lagar 1 (1860), S. 401f.; Märta Ahlberg, Presensparticipet i fornsvenskan (1942); J. Mjöberg im Jahrbuch des Schwedischlehrervereins („Modersmällärarnas Förening") 1962, 5. 164 f.

6. Passiv. Die s-Formen dee Vetbums § 108. Die Verben bestehen in semantischer Hinsicht aus zwei verschiedenen Arten, je nachdem sie eine Tätigkeit bezeichnen, die ein Objekt voraussetzt oder eine, die normalerweise keines hat: der Mann baut ein Haus, er fällt einen Baum, er hackt Holz, der Junge ißt einen Apfel, die Katze jagt die Maus; der Vogel fliegt, der Hund springt, das Gras wächst, die Blumen welken, er friert, es regnet. Die ersteren nennt man t r a n s i t i v , die letzteren intransitiv. Bei einem transitiven Verbum kann der Ausgangspunkt (das psychologische „Prius") entweder das Subjekt, d. h. der Ausüber der Tätigkeit sein, oder das Objekt, d. h. das, worauf sich die Tätigkeit richtet und an dem sie sich vollzieht. Der sprachliche Ausdruck kann also in zweierlei Weise geformt werden: entweder steht der Ausüber der Tätigkeit als grammatisches Subjekt (ζ. B. Columbus entdeckte Amerika, schw. Kolumbus upptäckte Amerika), oder auch das Objekt der Tätigkeit (ζ. B. Amerika wurde von

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Columbus entdeckt, schw. Amerika upptäcktes av Kolumbus). In beiden Fällen fällt das grammatische Subjekt mit dem psychologischen „Prius" (häufig auch das psychologische Subjekt genannt) zusammen. Das Prädikatsverbum hat im a k t i v e n Satz eine andere semantische Richtung als im p a s s i v e n : während sich die Handlung im aktiven Satz vom Subjekt aus auf das Objekt richtet, richtet sie sich im passiven auf das Subjekt. Andere Beispiele: Der Jäger schießt den Fuchs: das Prädikat schießt geht von der Jäger (Subjekt) aus, es hat Subjektseinstellung zu der Jäger und ist auf den Fuchs (Objekt) gerichtet, es hat Objektseinstellung zu den Fuchs. — Der Fuchs wurde vom Jäger geschossen (das Prädikat wurde geschossen ist auf der Fuchs (Subjekt) gerichtet; es hat Subjektseinstellung zu der Fuchs, hat aber keine Objektseinstellung). Schw. Jägaren sköt räven — Räven sköts av jägaren. Läraren berömmer gossarna — Gossarna berömmes av läraren. Torkan har förstört säden — Säden har förstörts av torkan. Die aktive Konstruktion ist gewöhnlich die, die sich als die natürlichste darbietet; daher ist sie auch am häufigsten, besonders in der Umgangssprache. Sie ist auch, sprachgeschichtlich gesehen, die ursprünglichere. Die passive Konstruktion ist überall jünger, sekundär. Besonders ist die voll ausgebildete, mit einem Agens versehene Konstruktion (gössen berömdes av läraren för sin flit) der natürlichen Rede fremd. Sowie ein Urheber des Geschehens, ein Agens, in der Vorstellung mitvorhanden ist, ist es natürlich, daß dieses zum grammatischen Subjekt des Satzes wird. Zuweilen kann es indessen vorkommen, daß kein bestimmter Urheber der Handlung im Bewußtsein auftritt. Das, auf das sich die Handlung richtet, ist das Wichtigste und beherrscht die Vorstellung und den sprachlichen Ausdruck vollständig. Beispiele: Det hordes en vissling (oder: En vissling hördes). Es ist verhältnismäßig gleichgültig (oder es ist nicht bekannt), wer es war, der hörte; es kann irgend jemand gewesen sein. Aktiv: Man hörde en vissling (vgl. dt. man hörte ein Pfeifen). Die beiden Sätze bedeuten jedoch nicht ganz dasselbe. Weitere Beispiele: Det blev mörkt, och lamporna tändes. Aktiv: . . . och man tände lamporna. Det gavs i väras följande ämnen i studentexamen . . . De gamla hjälptes ned för stegarna. Vid olyckan kastades han ur bilen. — Missbruk atalas. „Det fanns en spanning i lüften, som inte künde avledas, bara urladdas" (Karl Ragnar Gierow).

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Es kann auch vorkommen, daß die beiden Vorstellungsglieder, der Urheber der Handlung und das Objekt der Handlung, ungefähr gleich wichtig sind, und dann kommt es auf den Zusammenhang und die Umstände an, welches der beiden Glieder zum Subjekt gemacht wird, m. a. W. ob die Konstruktion aktiv oder passiv wird. Beispiele: Riksdagen utövar allena svenska folkets urgamla beskattningsrätt. — Svenska folkets urgamla rätt att sig beskatta utövas av riksdagen allena (Schw. Reichsverf. § 57). Man behöver icke följa den i anvisningarna rekommenderade timplanen. — Den i anvisningarna rekommenderade timplanen behöver icke följas. Eine ähnliche Wahlfreiheit herrscht in folgenden Satztypen: Konungen (styrelsen usw.) beviljade honom avsked. Passiv: Avsked beviljades honom av styrelsen, oder: Honom beviljades avsked (Det beviljades honom avsked). Die Bedeutung der passiven Konstruktion als sprachliches Ausdrucksmittel liegt also vor allem darin, daß sie die Möglichkeit bietet, Sätze mit der dominierenden Vorstellung (dem psychologischen „Prius") als grammatischem Subjekt zu bilden, und dadurch in einer Schilderung abwechselnd intransitive und transitive Verben zu gebrauchen1. Diese Konstruktion ist daher auch in der ungezwungenen literarischen Schriftsprache zu Hause. Beispiele: „Klockor klämtade, vagnar rasslade, sprutor drogos fram, vatten langades upp frän sjön, folk strömmade till fran alia byar" (S. Lagerlöf). „Han blef inställsam, bar sig klumpigt at, men genomskädades och kastades tillbaka" (Strindberg). In der Dichtung kann es vorkommen, daß intransitive Verben, die normalerweise einen Präpositionsfall als Umstandsergänzung bei sich haben, transitiv konstruiert werden, also mit einem Akkusativobjekt. Beispiele: „Da jag dig, fader, tänker" (Geijer). „Men jag ej klagar flyende dagen" (Geijer). „Jag längtar marken, jag längtar stenarne, där barn jag lekt" (v. Heidenstam)2. Hierher gehört auch ein Fall wie „den längtade friden" (J. O. Wallin): hier ist ein Part. Perf. von einem intransitiven Verbum einem Substantiv zugeordnet worden, das die Rolle eines Akkusativobjekts innehat; das Partizip hat somit passive Bedeutung (s. § 99). 1

2

H. Paul, Prinzipien (6. Aufl.), §193—195; R. Körner, Studier over syntaktisk nybildning i svenskan (1948), S. 134f. und 300f. Andere Beispiele bei J. Mjöberg in: „Spräk och Stil" 1 (1901), S. 198f., 218; ferner bei R. Berg, Om den poetiska friheten (1903), S. 104f.

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§ 109. Die Entwicklung der Passivkonstruktionen hatte eine gewisse allgemeine Verschiebung der syntaktischen Subjektskategorien zur Folge. Dies gilt besonders für die sog. unpersönlichen Verben, die ursprünglich von einer Objektsvor Stellung beherrscht waren: mich friert, mich hungert, mir ahnt, schw. mig fryser, mig drömmer, mig lyster, mig anar usw. Das Objekt (ganz gleich, ob es sich um ein Akkusativ- oder Dativobjekt handelt) wird später durch das Subjekt ersetzt: ich friere, ich habe Hunger, schw. jag fryser, jag drömmer usw. (s. darüber auch § 128). Jüngere Konstruktionen ähnlicher Art sind: han blev hjälpt — älter: honom blev hulpet (vgl. mit persönlicher Konstruktion: hans bröder hjälpte honom [Dat.]) — honom blev hjälpt av hans bröder — han blev hjälpt av sina bröder; han beviljades avsked. Beispiele: Nagot tälte hon skrattas ät (Runeberg). Han är för gammal för att blifva skrattad ät i smyg (A. Ch. Leffler). Han skrattades öppet ät av stadsborna. Men en gang . . . hade jag en natt av en poliskonstapel getts möjlighet att komma in i ett rum, där han lag död (I. Lo Johansson 1959). Och snart nog anförtroddes han jämväl en annan uppgift (A. Grape 1962); vgl. En annan uppgift anförtroddes honom; man anförtrodde honom en annan uppgift. Formen kultint skall här söka förklaras pä samma sätt (Ε. Salberger 1949); vgl. Jag skall här söka förklara formen kultint pä samma sätt. Vi meddelas ocksä att det amerikanska engagemanget mäste ökas (G. Myrdal 1966). Han har av kungen uppdragits att bilda ny regering (Schw. Rundfunk 1968). Alle diese Veränderungen haben dies gemeinsam, daß ein psychologisches Subjekt oder ein „Prius" im Bewußtsein (,,das für den Gedanken Wichtigste") zum grammatischen Subjekt gemacht wird, was eine Veränderung der Konstruktion notwendig macht. Formale Merkmale des grammatischen Subjekts sind: Nominativform [han statt honom, jag statt mig) und (normalerweise) die Stellung vor dem Prädikatsverbum im Aussagesatz. Vgl. mig fattas ingenting — jag saknar ingenting. Hier besteht in der Bedeutung der Verben selbst ein Unterschied: fattas hat Subjektseinstellung zu ingenting, saknar dagegen hat Objektseinstellung zu ingenting. § 110. Das Perfektpartizip ist, wie schon erwähnt, eine Form, die bei den transitiven Verben passive Bedeutung hat. In den altnordischen Sprachen konnte daher das Passiv durch Umschreibung

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mit den Hilfsverben vara oder varda und dem Part. Perf. gebildet werden. 1. Der ältere dieser beiden Umschreibungstypen ist derjenige mit dem Hilfsverbum vara. Im Isländischen und den übrigen altgermanischen Sprachen kommt er ebenfalls vor. Außerdem gibt es auch Entsprechungen davon in andern indogermanischen Sprachen (Sanskrit, Griechisch, Latein). Beispiele: isl. Eptir J>at väru £>eir flegnir ok bornir til ketils „darauf wurden sie (die Böcke) abgehäutet und zu einem Kessel getragen". l?ä var tekinn Sleipnir, hestr Ööins, ok leiddr fram (SnE). Pä. var borit üt ä skipit lik Baldrs (SnE). Var hon borin 4 bdlit (SnE). ualraubaR tuaa |>aR suaj> tualf einum uaain [n]umnaa [a]t ualraubu „die Beute der beiden Kämpfe, die zwölfmal als Beute genommen wurde" (Stein von Rök). Es vas austr med Ingvari drepinn (U 654). Hann vas drepinn a Virlandi (U 533). Hann vas svikinn (U 1148). Pa iak var ger (Glocke von Saleby). Bonde är til vinorz bij)in (VgL I). £>aghar firi fäst är skilt ok handum saman takit, J>a är tilgävär allär intär (VgL I). i>är uar i klä£>um uafpär ok i uaggu lagj)är (VgL I). Ällär är mal hans spilt „andernfalls ist seine Sache (vor Gericht) verloren". Fyr än burghit är „bevor es geerntet ist". Danaholmbär är skiptär i J)re löte (VgL I). Af hanum äru Lums lagh calläö. l>y war han kalläöär Kringalli. E»är war han ioröäöär in enom collä. I>y war han saghöär kuämilikä faöir at fostärlandi. Han war döptär i kyäldu Jierrä, wiö Hosaby liggär. Han war usinni swa brat af daghum takin. Sun hans Swärkir war borin i Danmark. I?a war sanctä Mariä kyrkyä fulkomäö i hans daghum (Vidh). Nu grauär man diki, skär ur gäshngatorwu . . . Nu är egh torwa ur skurin (ögL). Nw är prästär takin (SmL). Kristär war säldär, ok J)a lösti Kristär allä kristnä (UL). Opunsdagh afptä £>är [„am Mittwoch, nachdem"] iunkhärre Magnus war halshuggin (HL). I>ättä bref var giort ok giuit . . . Min härra, t>in pina är sent tald (Bur). Al väruld är af f>inom fä{>ar bygf> (Bur). Hon war wänüka förd til landa (EK). Honom war sakt äff enom mäktughum oc widhfräghum konung (ST). Then sami Christus war hengdir oppa korssit (ST). Thu wast mik wistir (ST). Thet war wäll skutit (Di). Drengeliga war till ridit äff en vngan man (Di). Aus den Beispielen geht hervor, daß die Umschreibung mit vara im ältesten Schwedisch nicht nur verwendet werden konnte, um, wie in der heutigen Sprache, etwas zu bezeichnen, das bereits vollendet ist, also einen Zustand, sondern auch um etwas mitzu-

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teilen, das geschieht oder geschah, also einen Vorgang, eine Veränderung. Dies muß damit zusammenhängen, daß das Partizip in dergleichen Sätzen noch mehr von seiner verbalen Bedeutimg besaß als in der heutigen Sprache. 2. Daneben kommt jedoch bereits im Runenschwedischen und Frühaltschwedischen Umschreibimg mit varda und dem Part. Perf. vor. Beispiele: VarS a Holmi Halfdan drepinn (ög 81). . . . ett varö haggvinn (ög 177). Hann vard svikinn a Finnaidi (U 130). VärJ>är J>iuuär takin (VgL I). UarJ>är lekäri barj>är (VgL I). Hur waar fru warj> först scapath (Bur). Fämptan aar äptir at Adam oc Eva wordho vthdrifwin äff paradiis, wardh Cayn föddir (ST). Een man, het Christus, warth hängdir oppa korssith (ST). Diese Ausdrucksform gibt es auch im Gotischen und in den altwestgermanischen Sprachen (ebenso im heutigen Deutsch), in anderen indogermanischen Sprachen dagegen nicht. Es handelt sich also um eine germanische Neubildung, einen jüngeren Typus als vara + Part. Perf. In der Eddadichtung und in volkstümlicher isländischer Prosa ist vera + Part. Perf. der normale Ausdruck für das Passiv: kann vor veginn bedeutet sowohl „er war getötet (tot)" wie auch „er wurde getötet", verda + Part. Perf. hat dagegen gewöhnlich rein passive Bedeutung (Nygaard § 162f., Heusler 2. Aufl. § 434—435). — Vgl. engl, he was killed — dt. er wurde getötet. Als sich der Gebrauch der Umschreibung mit vardha im Altschwedischen ausgedehnt hatte, trat eine bestimmte Arbeitsverteilung zwischen den beiden Passivbildungen ein. Vom Ende des Mittelalters an und in den darauffolgenden Jahrhunderten wird vardha in den meisten Stilarten durch das aus dem Mittelniederdeutschen entlehnte bliva ersetzt. Die Umgangssprache in Mittel- und Nordschweden verwendet jedoch heute noch das Imperfektum vart3. Bereits im Altschwedischen ist also der Unterschied in der Verwendung der beiden Ausdrucksweisen Ηan är (var) skadad und Ηan varder (vart) skadad, heute ersetzt durch Ηan blir (blev) skadad, völlig ausgebildet. § 111. Die Passivbildung mit Hilfe von Umschreibungen hat sich natürlich aus der allgemeinen Verwendung von vara und »Söderwalls ordbok (Suppl.): bliva-, SAOB: Β 3193; Ε. Björkman in „Sprik och Stil" 2 (1902), S. 90.

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vardha (bliva) als Kopula entwickelt: han var dödher — han vardh (blef) dödher, gräset är grönt — gräset blir gult och visset. Vara ist imperfektiv (durativ), es bezeichnet einen dauernden Zustand; vardha (bliva) ist perfektiv, es bezeichnet das Eintreten eines Zustande oder einer Veränderung. Bei intransitiven Verben, wo ja keine passive Bedeutung in Frage kommen kann, erhält die Umschreibung mit vara + Part. Perf. die Bedeutung eines aktiven Perfekts: han är kommen = han har kommit, blomman är vissnad = blomman har vissnat, trädet är fallet = trädet har fallit usw. Der erstere Typus (han är kommen usw.) betont mehr das Resultat, den Zustand, der letztere (han har kommit usw.) mehr die Veränderimg, die Handlung. Eine Umschreibung mit bliva (•Han blir kommen, *Blomman blev vissnad, Trädet blir fallet u. ä.) hätte kaum eine Aufgabe zu erfüllen, da die Bedeutung mit der des Präsens und des Imperfekts zusammenfällt (Han kommer, Blomman vissnade u. ä.). § 112. Was die Z e i t b e d e u t u n g der passiven Umschreibungen betrifft, ist zu beachten, daß diese teils von der Kopula — är (var) ist imperfektiv (durativ), vorder (vart) und blir (blev) sind perfektiv —, teils vom Partizip abhängig ist. Dieses hat, wie früher (§ 99) hervorgehoben, bei transitiven Verben Perfektbedeutung, bei intransitiven Präsensbedeutung. 1. Perfektive Verben. Trädet är fällt. Bordet är malat. Die Handlung (fälla, mala) ist abgeschlossen, und das Ergebnis liegt vor: Perfekt-Präsens. Trädet blir fällt. Die Handlung ist im Gange (oder steht bevor): reines Präsens (mit futurischem Nebenton). Ähnlich mit der Kopula im Imperfektum: Trädet var fällt. Die Handlung war (zu einem gewissen Zeitpunkt) abgeschlossen, und das Ergebnis lag vor: Perfekt-Imperfekt. Trädet blev fällt: reines Imperfekt. Die Zeitbedeutung der Sätze beruht demgemäß auf einem Zusammenspiel zwischen der Zeitbedeutung der Kopula und der des Partizips. Sie kann natürlich innerhalb ziemlich weiter Grenzen variieren, je nach dem Zusammenhang und dem Vorkommen von Zeitausdrücken und anderen Bestimmungen (Gliedsätzen). Die Umschreibung mit bliva (varda) fällt in der Bedeutung im großen und ganzen mit den s-Formen des Präsens und Imperfekts zusammen. 2. Durative Verben. Han är fruktad. Huset är bebott (Gegenwart). Han blir fruktad. Huset blir bebott (Zukunft). — Staden var be-

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lägrad. Staden blev belägrad. Das Partizip h a t keine ausgesprochene

Zeitbedeutung, es steht dem reinen Adjektiv ziemlich nahe. Hier ist es also die Kopula, die ganz und gar die Zeitbestimmung des Satzes bestimmt. § 113. Die s-Formen des nordischen Verbums sind bekanntlich durch die Verschmelzimg von Verbum und reflexivem Pronomen entstanden. Die Voraussetzung für den phonetischen Vorgang war die Schwachtonigkeit des Pronomens: es Schloß sich enklitisch an die Verbform an und wurde während der Synkopeperiode lautlich so sehr geschwächt, daß zuletzt nur ein -s übrigblieb. Damit waren Voraussetzungen für Funktionsveränderungen geschaffen. -s, das ja ursprünglich bloß zur 3. Person gehörte, wurde nun auch auf die 1. und 2. Person übertragen. Die s-Endung, die heute kaum einen bewußt rückbezüglichen Inhalt hat, hat im Neuschwedischen neue Aufgaben erhalten: teils kommt sie bei einer großen Zahl von Deponentia (meistens Intransitiva) vor, teils wird sie als ein regelmäßiges Mittel zur Bildung des Passivs gebraucht. Mit anderen Worten: es entstand in der Wikingerzeit (und der folgenden Zeit) eine Neigung zur phonetischen Verschmelzung der enklitischen Reflexivformen mit den Verben; dies hat die semantische Differenzierung gefördert. 1. Man muß also von dem Gebrauch einer reflexiven Form ausgehen, d. h. von einem aktiven Verb + reflexivem Pronomen. Es gab indessen reflexive Verben verschiedener Art. Das Gewöhnlichste ist, daß das Reflexivum im Akkusativ als Akkusativobjekt zu einem transitiven Verb steht. Die reflexive Form bedeutet dann, daß das Subjekt als auf sich selbst zurückwirkend gedacht ist: die Handlung geht nicht nur von ihm aus, sie richtet sich auch auf es. Im Satz wird m. a. W. sowohl ausgesagt, was das Subjekt macht wie auch, was mit ihm geschieht. Vgl. Han hejdade bilen (Akk.Objekt). Han hejdade sig (Akk.-Objekt). Han hejdades (ζ. B. von der Polizei). Im letzten Beispiel ist das Subjekt nicht selbst tätig, es führt die durch „hejda" bezeichnete Handlung nicht selbst aus, sondern die Handlung ist auf es gerichtet, es ist Gegenstand (Ziel) der Handlung. Die Konstruktion ist passiv ( = han blev hejdad). Neben den lautgesetzlich entwickelten s-Formen leben Reflexivformen (Verb + sik) weiter und werden auch stets wieder neugebildet: isl. setiask und setia sik, aschw. läggias und läggia sik,

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kläf>as und klä£>a sik, giptas und gipta sik, skiiias und skilia sik, stäj)ias und stäj)ia sik ,sich stellen, eine Stellung, einen Dienst annehmen', samnas und samna sik .sich versammeln', likas und lika sik, bätras und bätra sik, skriptas und skripta sik usw. Beispiele : Giuär maj>är sik i klostär . . . Giuiss han mäj) sinum lot in (VgL I). En riddar . . . gafs i klostar (Bur). — t>a skal han . . . gierä sik orjnuvä. Gäri hvemleder sik vrej)än „möge der gegen alle Böse (der Teufel) sich ärgern". Gärs mapär lösvittingär. Män göräs asatir „Männer kommen überein" (VgL I). Tiden görs mig lang (Volkslied). — Wäri sik bonden £>är han bor. Wars han, wäris hemä fore hundäri sinu (UL). — Wil nokor flatfaras, J>a skal a J)ingi laghbiuj>äs aruum sinum. Angin ma sik ok enom af arfwm flatfara (VgL II). — Kalläs annär sik hauä ärft skipt ok annar cöpt, sa a vitu, är ärft kalläs havä (VgL I). sik und -s machen hier das Subjektsglied in einem A. c. i. aus. — Huad sculom vi äta, älla drikka, älla huar medh sculom vi klädhas? (MP 1) Han skulde sik klädha tha i stadh (HI). — Tha sampnadis hertoghane bade. Ok sampnado sik ok foro til Dalä (EK). — Noch in der GWB: (über einen jungen Löwen wird gesagt:) Thet wände sigh til at rijffua . . . (über einen andern jungen Löwen:) thet ock sa wandes til at rijffua (Hes. 19. 3,6). — Solen bärgas (Stiernhielm, Hercules). Solen bergar sig (J. Frese). — Auch im heutigen Schwedisch gibt es einige Verben, die mit im wesentlichen gleicher Bedeutung reflexiv und in der s-Form verwendet werden, ζ. B. glädja sig — glädjas, hämna sig — hämnas, yppa sig — yppas, bättra sig — (för)bättras, förundra sig — förundras, ysta sig — ystas, utveckla sig — utvecklas. Han skildes ( = skilde sig) frän sin uppgift med stor skicklighet. Andere Beispiele von s-Formen mit reflexiver Bedeutung: Iak fästis eig mäj> J)är „ich trat keinen Dienst bei Dir an" (VgL I). Nu boa bröj)är i bo saman ok giptis en af J)em (ÖgL). Bonde skils νφ J)iuf saklös a t>ingi (VgL I). Nu kännas tue wij> et köp (ÖgL); -s wird hier eigentlich durch die Präposition wip regiert: Nu känna tue (Subj.) et köp (Akk.-Obj.) wij> sik. [Ledungen, ,die Heerfahrt'] skal. . . stäj>iäs a lipstämpnum ,sich einstellen' (UL). Nu kan J>äm manni hughär wändäs (UL). I>a seal prästir . . . spyrias fjrri, än nokor forfal är „sich erkundigen, ob irgendein Hindernis bestehe" (DL). Ocegläddus wästgötär af hanum (Vidh). Han stals swahäöän „er begab sich heimlich von hier weg" (Vidh.). SiJjan en gutar wendus wij>r cristindom „gewöhnte sich" (GS). Maria fästes „verlobte

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sich" (Bur). Dualdes I>är sij>an eet ar „blieb zurück, hielt sich auf" (Bur). Duua . . . sattis iui blomsterquisten (Bur). Guz mojjer tej>es hanom wref> ok oblij» (Bur). Tha sägilde thera hoffwodhär utan amynnit ok lagdis ther „da segelte ihr Hauptheer in die Flußmtindung und setzte sich da fest" (EK). Tw hauer stuliss vppa min broder soffwande „du hast dich an meinen Bruder herangeschlichen, als er schlief" (Di); vgl. Nu stial ma£>är eld i hus annars (ÖgL). Die Häufigkeit von Fällen, wo s-Formen mit reflexiven Formen abwechseln, macht es wahrscheinlich, daß die s-Formen in jener Epoche noch als reflexiv aufgefaßt werden konnten, värias und väria sik sind zwei gleichwertige Varianten, die lange als ererbte Formen neben einander bestanden. Zwar war väria sik zu värias geworden, daneben lebt jedoch väria sik weiter (oder wird ständig aufs neue gebildet). Die Wahl der einen oder der anderen Form beruhte auf den Betonungsverhältnissen im Satze, auf dem Bedürfnis nach Deutlichkeit und auf Tradition. Im Isl. (Eddadichtung und volkstümliche Prosa) sind die synthetischen Formen auf -sk erheblich häufiger als die entsprechenden Formen auf -s im Altschwedischen. Vermutlich ist dies in der Hauptsache eine rein schriftsprachliche Ausdrucksweise: man zog die deutlichere, analytische Form vor. Zum Teil kann dies darauf beruhen, daß die s-Formen neue Aufgaben bekommen haben und deshalb doppeldeutig sind: han skal värias kann bedeuten ,er wird verteidigt werden (ζ. B. von einem durch die Gemeinde ernannten Rat)'. Bis zu einem gewissen Grade kann auch der Einfluß des Niederdeutschen mitgespielt haben. Die Entwicklung geht jedenfalls mehr und mehr dahin, daß die s-Formen nicht mehr in rein reflexiver Funktion verwendet werden. In dieser Funktion sind sie durch reflexive Formen ersetzt worden. Ζ. B. han lägger sig tidigt; han klädde pä sig; repet har snott sig. In einigen Fällen hatte sich die s-Form bereits in vorliterarischer Zeit eingebürgert: isl. beiöask ,(ftir sich) begehren', minnask u. a., runenschw. andas (isl. andask) ,den Geist aufgeben, sterben', aschw. bej)as, minnas, faras (firifaras) .umkommen', vidherfaras, gangas ,zu Ende gehen, erlöschen', latas ,tun als ob', biärghas ,(für sich) einbringen', vinnas at (til) .reichen'. Beispiele: Kän wlf pater noster, htm bedhis ä lamb (MO). Sua gamul kronunna goz, ät ängin minnis . . . huru J)et först vndir hona kom (MEL). Mynnes jder nakot äff Hatwna leek? Fulgörla mynnes han mik (EK).

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Hann fors uti (U 349). Firifars fä af ofäfli (VgL I). Hwar sum byargs vm paska dag (Brynj. st.). E>räl ma eighi firi bonda byärghas (VgL I). . . . J>öm til skaj>ä, burghis hawä (UL). MäJ»an J)ät uinz at (ögL). Cann so ilia at bieras „sich so übel anstellen" (GS). Mik bars ey bätre aat än svo (HI). Hon begynte siälas „sie war am Sterben" (GWB). — Einige von diesen Deponentien können ein Akkusativobjekt zu sich nehmen. Das bedeutet, daß ihr -s aus einem Dativ (SCBR) entstanden ist. Ähnlich aschw. göras .werden': Alexander giordhis wredher (Al). Then börda giörs tung, som ökes och icke giörs minder. Tidhen giörs wrängh (Wiwallius). Tiden görs mig läng; skogen görs grön (Volkslieder) usw. Vgl. oben, S. 188. In altschwedischen Texten kommt es häufig vor, daß die reflexive Verbform -s das Subjekt in einem A. c. i. bildet. Beispiel: Hon sagdis thet göra vilia (Di). § 114. 2. Ein Spezialfall ist die reziproke Verwendung: vi möttes, de skildes, vi ses igen, de hjälptes ät, hundarna släss och bits, hästarna sparkas, baggarna stängas u. dgl. Beispiele: Skiliäs J>e at sif>an (VgL I). Köpäss ]?er vid, annar i varu landi ok annar hinvagh Kiägglu ällär i Danmark. Äru baj)ir utlänzkir, ]per uid hauä köpz (VgL I). E»a skal nämdin sitia sik ensamin ok talas uij)är (ÖgL). Nu bärias män i kirkiugarf>e (ÖgL). Nu dräpäs gästir at bondä (UL). Nu will man ok konä samän wighäs (UL). Nu hittas men satir i garj)i oc skilias osatir (DL). Han hawer want, sidhan the saghos, medh Laban (MB 1). Konungin ok hertogin möttos tha (EK). Sidhan gingo the herra ok talados widh (EK). Thädhan foro the alle sänder, helsados wäl ok tokos i händer (EK). Siälwe riwas ulua, tha the ey hava kalva (MO). Warm säng ok latir dräng the skilias nödhogh aat (MO). — Vgl. isl. J>eir tökusk ί hendr „sie reichten sich die Hände" (Njäla). Die reziproke Bedeutung besagt, daß zwei oder mehrere die gleiche Tätigkeit gegen einander ausüben: Α gegen B, und Β gegen A. Sie setzt also ein Subjekt im Plural voraus. Wenn jedoch sekundär ein solches Verbum auf ein Subjekt im Singular bezogen wird, fällt die Vorstellung eines Objekts weg, und die Bedeutung nähert sich mehr oder weniger dem reinen Aktiv. Beispiele: Nu bärs präster ok bonde (ÖgL). Än löskamajjär drax älla slas „wenn ein Landstreicher jemanden an den Haaren zieht oder prügelt" (ÖgL). Nu bryz han wij)är hana „jetzt ringt er mit ihr" (ÖgL).

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Annar en hann [d. h. das Pferd] bitz, J>riJ)i en hann frembru fotum sparcas (GL). Hwar sum wäckir bloö älla bärs „jeder der Blut erweckt oder streitet" (DL). Tha brotadhis en ängel medh honom . . . Tha han brotadhis medh änglenom (MB 1). Wij slogos twe mot fem . . . Iak slogx medh hanum (Di). lach skal slas medh them (Namnlös och Valentin). — „Kunde vi räkas, skulle vi spräkas" (Bellman). „Med löskemän slogs jag i hvar tavern" (Fröding). Wie oben (§ 48) erwähnt, kommt im Altschwedischen ein reflexives Pronomen mit reziproker Bedeutung nur im Ausdruck sin α mällum .unter einander' vor. Der Gebrauch von sik in reziproker Bedeutung verschwand bereits in vorliterarischer Zeit4. Die s-Formen konnten nicht mehr gegen Verbum + sik ausgetauscht werden. Es bestand also nicht die gleiche alternative Möglichkeit wie bei den Verben mit rein reflexiver Bedeutung. Das dürfte wahrscheinlich der Anlaß sein, weshalb verbale sFormen mit reziproker Verwendung sich bis auf den heutigen Tag besser gehalten haben. Beispiele: mötas, skiljas, räkas, umgäs, knuffas, gnabbas, retas, släss, brottas, kyssas, talas vid, hjälpas ät, bytas om med varandra. § 116. 3. In gewissen Fällen ist die reflexive Bedeutung verblaßt; man empfindet sie kaum noch oder überhaupt nicht mehr. Das Subjekt wird als zu seinem Vorteil oder aus Rücksicht auf sich selbst handelnd dargestellt. Dagegen ist die Vorstellung von einem Akkusativobjekt mehr oder weniger verdrängt, oder auch völlig verschwunden. Es bestehen viele verschiedene Grade von Übergängen von reflexiver zu sog. medialer Bedeutung. gläpia ,froh machen, erfreuen' ist ein transitives Verbum; häufig ist das reflexive gläpia sik und gläßias ,sich frohmachen', d. h. ,froh werden'. In gleicher Weise ist eine Reihe von Verben mit s-Form zu Adjektiven gebildet, ζ. B. lejjas ,traurig werden' (nschw. ledas, less), fäghnas, vrängias ,böse werden', dirvas ,kühn werden', girnas .begehren, verlangen', blyghias, styggias, Jjröttas ,müde werden, sich ermüden', uslas (und usla sik); ödhas, fyrnas ,alt werden', lösas ,lose werden, sich lösen', nödhgas, värdhoghas, vredhas und vredhgas, bätras (und bätra sik), minzkas, likas .gleich sein, gleichen', sannas ,sich bewahrheiten', nschw. lugnas („hans oro lugnades" ,beruhigte sig'), envisas, (ät)nöjas (und * Ausnahmsweise noch in E K : A gatonne slogho sik the bowa. Vgl. dän. „De sig m0de, de iorklarede Haje" (Oehlenschläger).

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nöja sig), skalkas, väsnas, dän. gr0nnes ,grün werden, grünen', traettes ,müde werden', lsenges, isl. sefask ,sich beruhigen' (zu aschw. säver ,ruhig', nschw. sävlig). Bei allen diesen Verben ist eine Verschiebung von transitiv-reflexiver Bedeutung zu intransitiv-medialer eingetreten. Man hat keinen Grund, an ein Agens, einen Urheber des Geschehens zu denken. Die s-Form bezeichnet einen Zustand oder eine Eigenschaft des Subjekts; sie ist oft gleichwertig mit bliva oder vara -j- Prädikativum, und sie kann die gleiche Bedeutung wie ein Inchoativum auf -na haben (tröttas — tröttna, likas — likna usw.). Eine solche Bedeutungsveränderung kann allerdings schon bei den reflexiven Formen stattfinden (vgl. dt. die Tür öffnete sich), aber ihr wurde natürlich durch die Entwicklung, die das Akkusativobjekt völlig in den Hintergrund treten ließ, sehr Vorschub geleistet. Beispiele: Taker kyrkia at fyrnass ,alt zu werden' (VgL I). Nu lösis ben ur skenu ,löst sich' (ögL). E>ät sannafies hänne fredaghen langa (Bur). The hoghmodhas äff minne nadh (Birg); noch in GWB in der Bedeutung .hochmütig sein'. Ä fäghnas hion äff hullom komande (MO). Tha mannin wandas, tha villis honom snildin (MO). [Vom Gras:] Thet ther bittijda blomstras, och snart wisnar . . . och förtorkas (GWB). Sasom . . . ett Gräs och een Blomma . . . grönskas och blomstras om affton. Träler och almena pack bruke siälen int' ann' i stalle för salt, at kroppen han icke mä rottnas (Stiernhielm, Hercules). Vi mäste nöjas med hvad vi fa (Runeberg). In der poetischen Sprache kann reflexive Verwendung der verbalen s-Formen noch vorkommen. Beispiel: „Ej lyfts en höjd mot himlens rand, ej sänks en dal, ej sköljs en strand" (Runeberg), = ej lyfter sig . . ., ej sänker sig . . ., ej sköljer sig . . . Eine Bedingung für einen solchen Gebrauch ist, daß die Vorstellung von einem anderen Agens ausgeschlossen ist. Das grammatische Subjekt ist gleichzeitig der Gegenstand für die Handlung des Verbums. Das rein Metrische kann dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. 4. Bei einigen intransitiven Verben konnte ein reflexives Pronomen hinzugefügt werden, nicht um eine veränderte Bedeutung, sondern nur um die lebhaftere Teilnahme des Subjekts an der Handlung auszudrücken. In solchen Fällen ist die reflexive Form häufig gleichwertig mit einer aktiven Form. Beispiele: hvila — hvila sik, hvilas, skynda — skynda sik, skämpta — skämpta sik,

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byria — byrias („Nu börias min sorgh", Wiwallius), ökia —• ökias, £>ora — J>oras, hämna — hämnas, lyj)a — lyj>as (nschw. lyss), likna — liknas, ialla — fallas .fallen, untauglich werden", anda — andas, vanka — vankas. Zweifellos gab es dergleichen reflexive Formen bereits in urnordischer Zeit, und zwar vor der Synkope; auf sie gehen einige altschwedische s-Formen mit intransitiver und medialer Bedeutung zurück. Wie natürlich ist, kommt die s-Form besonders bei Verben vor, die eine Gefühlsreaktion bezeichnen: räftas (eigtl. ,sich Angst machen'), ängslas, skämmas (got. skamma sik), ijjras .bereuen', lustas ,Lust fühlen', avundas, höghfärdhas; die Lehnwörter hopas (auch: hopa, dän. habe), drövas (nschw. bedrövas), frygdhas. Es ist das subjektive Moment der Bedeutung, das in diesem medialen -s zum Ausdruck kommt. In gewissen Fällen ist die s-Form obligatorisch geworden, die einzige, die in der Sprache weiterlebt und verwendet wird. Beispiele: ändas ,sein Leben beschließen', ällas ,alt werden', lyktas (.aufhören'), fattas, £>rivas, blomstras, grönskas, andas, svitas, läkias. Beispiele: JEndadis Assurr austr i Grikkium (ög 81). Ändäs bolstaf>är a sio (UL). Medh sorgh mon nu ändas var aar (Fl). Her byriarz laghbok västgöta (VgL I). AnfriJ)är byriäs um Olafsmässu (UL). Swa lyktäs kununx balkär (UL). Swa ymskäs mannä samwärä (UL Conf). Ben hans hwiläs i Wpsalum (Vidh). Ä hwilas oxe, mädhan annar dräghir (MO). I>a falz fätillös byrpe (ögL). Ä fallir äff fatalös byrdh (MO). Falls han at tylpt, böte J>rer marker (VgL I). Faldir han at e£e (DL). Es handelt sich hier im Hinblick auf die Funktion um das gleiche mediale -s wie in der oben (S. 191) beschriebenen Verbgruppe gläpias usw. Der Ausgangspunkt für eine s-Form kann demnach sowohl ein transitives wie auch ein intransitives Verbum sein. Diese beiden Wörtergruppen sind es, auf die jene im Neuschwedischen so zahlreichen Verben auf -s mit „neutraler" Funktion zurückgehen. Die meisten von ihnen sind intransitive Deponentien: yvas, frodas, äldras, väsnas, ävlas, tredskas, vandas, handskas, skingras (molnen skingras), färdas, vistas, hällas ,sich aufhalten' (var hälls han nu? Güsten hölls pä sjön; lät honom hällas!), svalkas (aftonen svalkas), knoppas (träden knoppas), lövas (skogen lövas), läkas (säret haller pa att läkas), kvävas (han höll pä att kvävas), vattnas (det vattnas i munnen), täras (ögonen täras), narras ,nicht die Wahrheit sagen' (eigtl. ,sich zum Narren machen'), det förljudes Wessto, Schwedisch III

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usw. Auch hier hat die s-Form eine gewisse Funktion zu erfüllen, die jedoch recht verschwommen und schwer zu bestimmen ist. Hier sind auch noch einige unpersönliche Verben zu nennen: aschw. daghas ,es wird Tag', qväldas ,es wird Abend', nattas, nschw. det väras. Beispiele: . . . fran J>y först daghas oc til daghfulghit är (VgL II). Tha först daghadhis; för än daghas; til daghas (MB 1). Ther quäldäs ey, som quinnor drikka (MO). Sidhan ther qwäldadhis (MB 1). Them nattadhis oc myrktis (MB 1). „Det har kvällats och vi mäste hem till aftonvarden" (Strindberg). Hier ist wohl eine reflexive Grundbedeutung völlig undenkbar. Die entsprechenden isländischen Verben haben auch aktive Form: dagar, kveldar, ndttar, värar. Im Schwedischen ist die s-Form folglich sekundär; sie hat die gleiche Aufgabe, nämlich anzugeben, daß eine Veränderung eintritt, wie -na in det ljusnar, det klarnar, det mulnar, det mörknar. Dagegen det regnar, det snöar, det blaser usw. (wo die betreffende Witterung anhält). § 116. 5. Die mediale Bedeutung liegt manches Mal sehr nahe an der passiven. Es gibt Grenzfälle, wo schwer zu entscheiden ist, ob mediale oder passive Bedeutung das Wahrscheinliche ist. Es kommt vor allem auf die Grundbedeutung des Verbums an. Daher ist es natürlich, daß die verbalen s-Formen in den nordischen Sprachen passive Funktion erhielten. Eine derartige Entwicklung läßt sich indessen allein bei solchen Verben voraussetzen, die in ihren aktiven Formen transitiv konstruiert werden, d. h. die ein Akkusativobjekt zu sich nehmen können. Es verhält sich jedoch kaum so, daß die Entwicklung zum Passivum über das Medium gegangen wäre, sodaß Reflexivum — Medium — Passivum eine normale und zusammenhängende Entwicklungslinie wäre. Es ist wohl eher so, daß bei gewissen Verben die reflexive Funktion sich in eine mediale („neutrale") umwandelte und bei andern in eine passive. In gewissem Sinne sind dies entgegengesetzte Tendenzen. Die reflexive Bedeutung besagt ja, daß das Subjekt des Satzes die Handlung ausführt und gleichzeitig Ziel der Handlung ist. Richtet sich die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf letzteres Moment, geschieht eine Verschiebung in der Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat, die zum Passivum führt. Wenn dann Prädikatsverbum und Reflexivum infolge der Lautentwicklung zu einem Wort verschmelzen, wird die dominierende Objektsvorstel-

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lung des Prädikats auf das grammatische Subjekt gerichtet, das folglich eher als Ziel für die Handlung und nicht als deren Ausüber aufgefaßt wird. Ein Vergleich zwischen verschiedenen Verben kann dies vielleicht veranschaulichen. Han gladde sig (reflex.) — han gladdes (med.). han ist reines Subjekt zur neuen Verbform gladdes-, die Objektsvorstellung hat sich völlig aufgelöst. Han böjde sig (reflex.) — han böjdes. Die neue Verbalform böjdes drückt nicht so sehr aus, was er tat (mit sich selber), sondern vielmehr, was mit ihm geschah, nämlich, daß er Gegenstand eines Biegens war. Wer die Handlung ausführte, ist in der neuen Form nicht ausgesagt, es ist unbestimmt oder gleichgültig; die ursprüngliche Subjektsvor Stellung hat sich m. a. W. verflüchtigt. Das Wichtigste ist vielleicht, daß die s-Form in ihrer neuen Funktion neuen Subjekten zugeordnet wird. Trädet böjdes (vom Sturm). Der Baum biegt sich nicht, er ist ausschließlich der Gegenstand, an dem sich die Handlung vollzieht. Zum größten Teil handelt es sich wohl wie hier um die analogische Verwendung von s-Formen auch bei Subjekten, die aus Sachwörtern bestehen. Bei solchen lag es näher, die Sätze als passiv aufzufassen. Beispiele: Spyrs up skaj>i „wird der Schadenverüber aufgespürt" (VgL I). Skilias män aat liuande (rezipr.) ok spyrias döj)e „und werden bekannt als Tote", d. h. es wird bekannt, daß sie tot sind (MEL). Bär prester messufat hem oc glatass J>er (VgL I). I>ät, a torghe köpess (VgL I). Nu huggs minste finger äff mäj> vaj)a (ögL). Pom skil iäk allum lagh fore sik („für alle diese schreibe ich vor, daß sie einen Eid ablegen dürfen"). En skils almannä wägher til by hwars (UL). Här hittas namn J>errä mannä, är Wästrägötlanz lagh göröo (Vidh). Han [Bischof Unne] wigf>is i Änglandi oc sändis swa hingat (Vidh). Nar han hafde vp gifwit andan, nidhir bögdhis hofwodit til brystit (Birg). Hans hughir bögjais til fulan lusta, oc han bögf>e sin likama til oloflika gärning (Cod. Ox.). I Ihesu Christi hedhir ok namn skulu böghias al knä (Cod. Ox.). Bätra är thät trä, som böghis, än thät, som bristir (MO). Then tidh han war dödhir oc laa oppa barenne j kyrkionne oc skulde iordhas (ST). Widh the ordhin blöttis hans hiärta, öghonen fyltos medh tarum, armane oc hendrena vthrektis til at vmfempna modhrena (ST). In solchen Sätzen kommt die Bedeutung der s-Formen einem Passivum sehr nahe. Die Bedeutungsverschiebung kann besonders dann leicht stattfinden, wenn der Gedanke an einen Ausüber der Handlung sich nicht geltend macht. Das Prädikat sagt dann ganz 13·

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einfach aus, daß das Subjekt des Satzes Gegenstand derjenigen Handlung ist, die durch das Verb bezeichnet wird. Beispiele: Kona giftis manne. Ljusen tändes runt omkring i den lilla Staden, och även pa den mörka himlen tändes stjärnorna. Temperaturen förespas bli normal, och nederbörden väntas bli tillräcklig. Man kann wohl sagen, es liege Passiv vor, sobald das grammatische Subjekt als Gegenstand der Handlung, die durch das Verbum zum Ausdruck kommt, aufgefaßt wird. Zur Entstehung des Passivs hat sicherlich das Bestreben beigetragen, subjektslose Konstruktionen zu vermeiden. Diese waren in den altnordischen Sprachen, und nicht zuletzt in der altschwedischen Rechtssprache, außerordentlich häufig (§ 121), aber es besteht die deutliche Tendenz, sie mit anderen Ausdrucksweisen zu ersetzen. Die s-Formen boten die Möglichkeit, von einem Substantiv als grammatischem Subjekt auszugehen. Beispiele: Bot skal skipta til sätta mans (VgL I). Prästa arff skal sva skiptas (VgL II). M t kallär danäarf (VgL I). i>ät kallajjis for]bum dana arf (ögL). Attungum skal by byggiä (VgL I). LiJ> oc garpär oc broor skulu attungum byggiäs (VgL II). Um huru drapara bo skal skipta (Rubrik). Nu skal drapara bo skiptas . . . t>a hans bo skal skiptas (ÖgL). Han skal brytä til örä ok örtoghä (UL; SdmL: Han seal brytäs . . .). Tyund skal a akrum äff sättiäs . . . ok laghä wärn um haldäs (UL Hs A; andere Hs: haldä). — Folgende Beispiele sind aus dem SdmL: Nu seal bool til kirkiu läggiä (Hs Α, Β ; andere Hs: leggias). l?e huus seal presti i händer sätiä (Hs A; Hs B : skulu . . . sätias). Til kirkiu scrudh seal köpa böker (Hs B ; andere Hs: sculu köpas). Vm prest ok clokkara, huru J>em seal wäliä ok taka (Hs A; andere Hs: huru the sculu wälias). Ei seal korn mällum akra bära (Hs A; Hs B : bäras). Liwer J»et barn, f>a seal J>et til kirkiu bärä (Hs A, B ; andere Hs: bäras). E>ät til skiptis bärä skulde (Hs A; Hs B : bäras). E>a seal sac hans miätas (Hs A; Hs Β : tha seal mieta sac). — Einige weitere Beispiele: All lan sculu hei hem flyties (VgL I). Lan a leände hem bäräs (UL). Nu takär J>ät talas, at hon är hauande (ÖgL). Nu iorjms hon (ÖgL). Hittis barn i likinu (ÖgL). Wil han äi sik rättä . . . J>a skal kunungi til sighiäs (UL). ]>är laghjjingis swa sum frij)ä mällum ok sökis (UL). Huru J)ing seal haldas (SdmL). Skal myätas hans ärw]bi (KP). MeJ) pessum ejmm ok trolouan . . . binz bajie vnger ok gamall (MEL). Thw nampt j dagh j thine läkxe gamalt ordhquädhe, at bätra vare forekoma än forekomas (Birg. Rev. 4. 74; Tu in gram-

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matica tua composuisti hodie proverbium, quod melius esset praevenire, quam prseveniri). Thet ilia foes, thet medh sorgom forgoes (P. Swart). Daher ist es auch ganz natürlich, daß ein passiver Satz, der mit einer s-Form des Verbums gebildet ist, mit einem aktiven Satz, der das indefinite Pronomen man als Subjekt hat, abwechseln kann. Beispiele: Tha pater noster siongx, tha bör thik staa. Tha man siongir första agnus dei, fal a knä (ST). Vgl. unten §120.

Bei jeder syntaktischen Neubildung spielt die Analogie eine große Rolle. So wurde auch der Gebrauch von s-Formen in der neuen Funktion auf neue Verben übertragen, bei denen nicht die gleichen Ausgangspunkte vorhanden waren. Dadurch wurde die Entwicklung beschleunigt und der Gebrauch gefestigt. Sobald die Bedeutung des Prädikats solcherart ist, daß es naheliegend ist, an eine Ursache oder einen Ausüber der Handlung zu denken, liegt reines Passiv vor. Die ursprünglich reflexive Bedeutung der sFormen hat die Entwicklung in dieser Richtung nicht verhindern können. In der Rechtssprache sind Beispiele dieser Art nicht ungewöhnlich: Fas aptär gripär spiltär ällär sprängdär (VgL I). Vm än ma]?är myrj>is älla kona, bärs i fialstär ok legs a lön (ögL). Nu sighär prästär ällr kirkiuwäriändär merä giwit wärä, ok J)ät nekäs „es wird bestritten (von dem, der gegeben hat)" (UL). Nu kan buj)kafle upskäras . . . äller kunnu walzgiärninga i hundare göräs (SdmL). Fontir wighis oc barn döpiz (DL). E>a skulu allir grannär fyrr swintäpt hawä, än säjnsspandär ut bäris (UL). E>a ma han fangäs ok i kisto sätiäs (KP). [Dieser Palmenzweig,] han skal bäras for Jrinne likbaar (Bur). ]>ar singis bruj)messa, sum vngi maf>r ier oc bryllaup seal driccas . . . E>ar sum bruj>messa sings oc bryllaup dries (GL). Minni sculu scenkias so marg, sum husbondi wil (GL). En domar dymins ai lengr oc aijjir lyptins ai lengr en solsetr (GL). Vitus lettis oc hittis „Vitus wurde gesucht und gefunden" (ST). Thät maa väl tros wtan twäkan, at siälffwer Gudh tässa frw wtualde (Margareta Clausdotter) . . . medh draaff ther swijnen medh föddes (GWB). § 117. 6. Die letzte Stufe der Entwicklung ist, daß die handelnde Person mit Hilfe der Präposition af angegeben wird. Beispiele: Eig ma J>et fä tapaz af J>eim, er uiö tacr (VgL I Fragm.). E»a skal arvi . . . lätä dömä sie af I>ingi „sich vom Thing richten lassen"

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(VgL I). Klandäs si]?än f>e ί ο φ af ärwingiom J)äs, sum säldi (UL). E>a seal kirkiä af bondum hanum i händer sätiäs (SdmL). Clockare a J>essum lundum af presti oc soknamannum takas (SdmL). Yppis [script] av andrum oc ei af presti (SdmL). t>a skalt Jra först älska GuJ>, at fm maghi älskas af hanum (KS). Oc J>e sändos af them hälgha andä i mang landskap (ApG). Helsonnä ordh varo them äff Gudhi sändh (ApG). Flere folk dräpas äff naatwardh än äff swärdh (MO). . . . foleket som vthgick til at döpas äff honom (GWB). [Han] frestadhes j fyratijo daghar äff dieffuulen (GWB). Willen j see een röö som drijffs äff wädhret? (GWB). [Han] hoppadhes fa see naghot tekn göras äff honom (GWB). Die Präposition af ,νοη, von . . . her' kann u. a. auch die Ursache, den Grund von etwas bezeichnen. Beispiele: i>a skal hin . . . brötärtak firir fa af bolfastum mannum . . . E>a skal kuarsätutak firi belass af bolfastum manni (VgL I). E>a skulu böndär . . . äff biskupi loff bef»äs (UL). . . . at J>er äi äff wanrökt fordärwins (UL). J>är til [ma han] i rike sino af GuJ)i höxstan dom haua (MEL). Firi t>ässa sak fik Ioakim blyght ok snybbo af ήφοηι (Bur). Gudz hedher skulle meras äff then färdh (EK). Der Präpositionalausdruck bezeichnet den Urheber oder das Bewirkende, von dem die Handlung ausgeht oder von dem sie ausgeführt wird. Daher ist es recht natürlich, daß das Agens bei passiven Verben durch ein Präpositionalobjekt mit af ausgedrückt wurde. Beispiele: l>aghar han är af laghmannum ok landzmannum sua valder ok til kunungx dömder (MEL). Han qualdes af diäflenom (Bur). Al wäruld är af J>inom fäj>ar bygd (Bur). Thu kystis äff Iwdas medh fals oc swik (ST). „Ren af löfvet höljes detta sälla bo, der min Daphne döljes [,sich verbirgt'] i en menlös ro" (Kellgren, Värvisa). Infolge fremdsprachlichen Einflusses können zuweilen in späteren altschwedischen Texten, besonders in Ubersetzungen, passive Konstraktionen vorkommen, die in der schwedischen Sprechsprache als Fremdlinge erscheinen. Beispiel: Genstan Sanctus Blasius kom j stadhin . . . bödz han j mörkastowo läggias (ST). § 118. Die Verwendimg der verbalen s-Formen in passiver Funktion ist also zweifellos aus rein einheimischen Voraussetzungen heraus entstanden, und sie gehörten zur natürlichen, lebenden Sprechsprache. Die Belege aus der Periode der frühaltschwedischen Schriftsprache, vor allem aus den Gesetzen, sind durch ihre große Zahl und ihren Charakter unzweideutige Zeugen dafür. Viele Aus-

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drücke, die in den Texten vorkommen, sind sicher volkstümlich und für die Sprache natürlich gewesen. Allein, was die letzte Stufe der Entwicklung betrifft, nämlich den Gebrauch eines hinzugefügten Agens, kann man gewisse Zweifel hegen, und zwar ganz einfach deshalb, weil derartige passive Ausdrücke weniger volkstümlich und weniger natürlich sind. In Situationen, wo im Bewußtsein ein Ausüber der Handlung klar hervortritt, ist es psychologisch natürlich, diesen als Ausgangspunkt für die Satzbildung zu nehmen, das heißt m. a. W., ihn zum grammatischen Subjekt zu machen und dementsprechend den Satz aktiv zu formulieren. In der mehr überlegenden und abstrakteren Schriftsprache verhält sich die Sache anders. In den Gesetzen, die eine volkstümliche Sprache zeigen, gibt es nicht viele passive Sätze, die ein Agens haben. Dasselbe gilt auch von der isländischen volkstümlichen Prosa (den Sagas). Im gelehrten isländischen Stil „werden dagegen die reflexiven Formen nach lateinischem Vorbild in großem Umfang mit ausgesprochen passiver Bedeutung verwendet, wobei das Subjekt als einer Einwirkung ausgesetzt dargestellt wird, und daher das logische Subjekt mit der Präposition af hinzugefügt wird" (Nygaard). Das Gleiche gilt von der altschwedischen Schriftsprache. Es ist möglich, daß der Gebrauch von mit einem Agens versehenen passiven Ausdrücken im Altschwedischen eine starke Stütze im Lateinischen fand. Die altschwedische Prosaliteratur besteht zu einem sehr großen Teil aus Übersetzungen von lateinischen Originalen. Der deutliche Unterschied in Stil und Syntax, der zwischen den volkstümlichen Landschaftsrechten und der religiösen Prosa besteht, ist des öfteren hervorgehoben worden (P. Öhlin, K. G. Ljunggren, Carl Larsson, Märta Ahlberg u. a.), so auch in vorliegender Arbeit. Passive Konstruktionen sind bekanntlich im Lateinischen außerordentlich häufig. Es lag nahe, diese beim Übersetzen mit den s-Formen des Verbums wiederzugeben. Es läßt sich denn auch direkt zeigen, daß der ausgedehnte Gebrauch des Passivs, besonders der des s-Passivs, auf lateinischen Vorbildern beruht, die sehr häufig unmittelbar in der übersetzten Textstelle stehen, oder sonst in allgemeinen Sprachmustern zu finden sind. Daß die passive Ausdrucksweise im allgemeinen Sprachgebrauch relativ spät ist, geht auch daraus hervor, daß das Agens im Schwedischen, im Deutschen und im Englischen durch drei verschiedene Präpositionen ausgedrückt wird, nämlich durch av, bzw. von undiy.

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§ 119. Die finiten s-Formen behalten die temporale Bedeutung der aktiven Formen bei. Die s-Form scheint im Präsens am häufigsten zu sein, während für das Tempus der Vergangenheit die Umschreibung vorgezogen wird. Perfekt und Plusquamperfekt werden fast immer umschrieben. Die s-Form des Supinums kommt also weniger oft vor. Beispiele: Nu six — Nu är sagt. E>ät göris — I>at är gört (war gört). Gifs hanum ϊ ο φ — Är hanum iorj) givin. War J)ät giort i frij>i — än J)ät i friftinum giörs (DL). Al väruld är af Jrinum fäj>ar bygd (Bur).. . . huru J)ik äru andelik vnderstandilse gifin (Birg. aut.). Thän stenin, som är af idhär vpbyggiandum bortvrakin (ApG). — Vgl. nschw. Inskriften omtalar att stenen har rests (oder: har blivit rest) av en fader över hans son. Beide Arten, das Passiv auszudrücken — Umschreibung und s-Form—, begegnen zuweilen miteinander kombiniert. Beispiele: Them wart tha venlika folgt til strand, helsados wel ok tokos j hand. Marghin röder mwn ward tha kust, som aldrig kystes sydhan äff hiertans lust, thy at the saghos summi aldrig meer (EK). [Han] wardt haffder äff Andanom vthi öknena, och frestadhes j fyratijo daghar äff dieffuulen (GWB). — Mit eindeutig absichtlichem Wechsel: Oc thenne stadher kalladhis först Gabus . . . Sidhan wardh han kalladher Luza . . . Sidhan kalladhis han Salem . . . Sidhan wardh han kalladher Betel (MB 1). § 120. Soll nur das Geschehen oder die Handlung allein mitgeteilt werden, kann man im Neuschwedischen die s-Form des Verbums mit einem unpersönlichen det als „vorläufiges Subjekt" (schw. „formellt Subjekt") gebrauchen: det spelas, det pratas sa mycket; här skall (det) arbetas; det sägs att . . det serveras endast ä la carte (oder: här serveras . . .). Entweder ist die handelnde Person gänzlich unbekannt, oder auch will man völlig davon absehen, daß eine solche existiert (oder existieren kann) und nur mitteilen, daß eine Tätigkeit oder ein Geschehen stattfindet. Vgl. det dansades heia natten (dt. es wurde die ganze Nacht getanzt) — man dansade heia natten (dt. man tanzte die ganze Nacht). In dieser Verwendung hat also die s-Form keine passive Funktion. Daher kann die s-Form in solchen Fällen auch bei intransitiven Verben angewendet werden. Wenn der Satz ein Orts- oder Zeitadverb enthält, kann det als Subjektswort ausgelassen werden; ebenso in nachgestellten Hauptsätzen. Hierher gehören wohl auch Höflichkeitsfragen wie: vad sägs ?

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vad tycks ? vad falls ? ( = vad sägs det ? u. dgl.). Die s-Form gibt es nur im Schwedischen; dän. hvad behager ? hvad befaler ? Beispiele: Huat J>et barkas ällä brennis, vari alt vm en lagh (MEL). Tha thet spordhis, at drotningin war dödh (Di). Och när han kom och nalkadhes hwsena, hörde han siungas och dantzas (GWB). Här dricks wijn, här quädes och dantzas . . . alt in vtöffuer midnat (P. Swart). . . . j then gambla Sälen, ther om prestemotedt plägade drickas prestegille (ders.). Här säts an uti kors och i qwär . . . här sturlas och stormas, Här är buller, och här är gny, här sorlas och alias (Stiernhielm, Here.). Flux da stiges af häst, bade nickas, bugas och handtags (Bröllopsbesvärs ihugkommelse). Dä säges, at Kong Karl i dät hijskeliga slag . . . haar reede mäd een stöfwel den uthlängste dag (Dahlstierna). Det skulle väntas med gudstjänsten tili dess ankörnst (G. J. Ehrensvärd). Pä källare och gator, pä nationssalar och i enskilda samqväm jublades, dracks, hurrades och sjöngs frihetsvisor (B. v. Beskow). Hör hur i marken det skrattas, det sjunges, det bölas! (J. O. Wallin). Tog hon i dansen ett steg, lorgnetterades, hviskades, mystes (Runeberg, Hanna). Stugan är ljus, där leks, där väntas ej blodiga budskap (Julkvällen). Hvart hon skädar, seglas, landas (Julkvällen). Det fragtes blott, det gavs ej svar (Sveaborg). Det hviskas och det växlas blickar och det tisslas och det tasslas (Strindberg, Roda rummet). Nu räfsas och bärgas (Trefaldighetsnatten). Det plöjdes, säddes, fiskades och timrades (Hemsöborna). Och sä ska det fjäsas hit och sä ska det fjollas dit (Hemsöborna). Därpä bröts upp och tagades hem med sang (Skärkarlslif). Knall! hördes det i land bakom tallarna, och sä pep det i lüften och sa skvatt ut i sjön (Skärkarlslif). . . . himlens örtagärd här; här soves, vandlas och växer (Stadsresan). Sedan mä börjas pä nytt; i askan och fruktbara slammet odlas och säs (Stadsresan). Vi mäste . . . bräka allt hvad bräkas kan (Sömngängarnätter 1884). Sen biases det till anfall och klappas och smekes och nypes och lekes (Fröding, Härjarinnor). . . . dess mer det stämdes, klagades och tappades och vanns (Jan Ersa och Per Persa). Runt omkring mig hamras och larmas det, rivs ner och repareras . . . Runt omkring mig hör jag det bräkas; rivas ner, byggas upp. . . Runt omkring mig hamras och larmas, rivs ner, byggs upp . . . Runt omkring mig spikas och bultas det, skriks och skränas (P. Lagerkvist 1919). Hör, vad det bullras och skrattas! (E. Lindorm). I ett rum sjöngs det kupletter, och i ett annat domderades det Shakespeare (R. Schildt).

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Ist das Verbum transitiv, kann ein Akkusativobjekt hinzugefügt werden, ohne daß es, wie bei gewöhnlicher Passivkonstruktion, als grammatisches Subjekt verstanden werden muß. Besonders häufig ist dies der Fall, wenn Verb + Objekt einen stehenden Ausdruck bilden. Beispiele: det bakas bröd; det tändes ljus i salen; det pratas sä mycket; det krossades en ruta. Selbstverständlich gibt es Grenzfälle, die eine doppelte Deutung zulassen. Das letzte Beispiel kann rein passiv verstanden werden ( = en ruta krossades); det als Subjektswort ist dann ausschließlich eine Folge der Inversion. Vgl. auch mit explizitem Agens: Jag hör hur det suckas och viskas av kvävda, hotande röster (Heidenstam, Hälsning till Finland). Det roptes af röster tili tusendetal (Runeberg). Diese Verwendung von s-Formen ist ganz volkstümlich und ist in den Mundarten sehr verbreitet. Daher ist es wahrscheinlich, daß sie ebenfalls ein hohes Alter hat. Seltener kommt das umschriebene Passiv in dieser Funktion vor. Beispiel: Det blev ocksä spelat schack (Böök). Dies scheint besonders südschwedischer Sprachgebrauch zu sein. Literatur: P. öhlin, Studier över de passiva konstruktionerna i fornsvenska (1918); N. Hänninger in: „Studier tillägnade Esaias Tegndr" (1918), S. 250f.; E. Wellander in: „Minnesskrift tillägnad Axel Erdmann** (1913), S. 126f.; G. Cederschiöld, Om svenskan som skriftspräk (2. Aufl. 1902), S. 260f.; N. Beckman, Svensk spräklära (9. Aufl. 1945) § 144; Ebba Björnström, Om nägra olika sätt att uttrycka passiv betydelse i nusvenskan (in: „Spräk och stil" 4, 1904, S. 198f.); Ad. Noreen, V4rt sprik 6, S. 681 f.; R. Körner, Studier över syntaktisk nybildning i svenskan (1948); G. Holm, Om s-passivum i svenskan (1952).

7. Subjektlose Sätze § 121. Charakteristisch für die altnordischen Sprachen ist der überaus reichliche Gebrauch von subjektslosen Sätzen. In gewissen Fällen ist gar keine Subjektsvorstellung vorhanden, sondern der Vorgang allein wird mitgeteilt. Dies gilt besonders bei intransitiven Verben: isl. rignir ,es regnet', lysti (geröi liost) ,es wurde hell', ηύ liör fram vetrinum „jetzt geht der Winter zu Ende", f0r J)ä svd „da ging es so", svä sem gengit haföi „wie es gegangen war", paöan vikr landi til landnorörs „von da biegt das Land gegen Nordosten ab" usw. Jedoch auch bei transitiven Verben mit Akkusativobjekt: isl. f>ä kyrrir siöinn (Akk.) „da beruhigt es das Meer", d. h. da beruhigt sich das Meer, J>d leysti isa (Akk.) „da

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löste es das Eis", d. h. da schmolz das Eis, ΙιέΓ hefr upp sggu „Hier fängt eine Saga an". In anderen Fällen wird das psychologische Subjekt als Objekt der Handlung aufgefaßt und wird in den Akkusativ oder Dativ gesetzt: mik dreymir draum (Akk.) ,,ich träume einen Traum", batnaöi hänum „es wurde besser mit ihm", henni likaöi vel til hans „sie hatte ihn gern" u. dgl. Viele dieser Verben sind auch in der altschwedischen Literatur belegt. Folgende Gruppen mögen hier besonders hervorgehoben werden: 1. Verba, die Naturphänomene bezeichnen. Beispiele: Oc rängde ower iordhina fyretighi dagha oc fyretighi nätter (MB 1). . . . oc togh swa angeslica at reghna (HI). Thet rängde alia nat, lyghnadhe oc war mykin thordöön (Sju vise mästare). That hade ey regnt alia the waar (KK). Forst munde stormen pa Staden sta, sidhan blestet ther lika fra (KK). Thet frös, bleste oc snöde (KK). Fran f>y först daghas oc til daghfulghit är (VgL II). Til J)es et lysir a J)riJ)ia dygri (GL). Stat op arla, som först daghas (MB 1). Til daghas (MB 1). Alt til dagadhis (ApG). Then tidh daghadhis (ApG). Then tidh som daghadhis (ST). Om morghonin, som daghadhis, gig Israels folk ofwir hafwit (ST). The gingo bort som daghadhis (Vitae patrum). Tha dagadis, tha stodo the op (Di). Kom i morgon, som dagas, vtan for lönaporten (Di). The byriade . . . at strida, till at solbergat war (Di). Stundom fiärar ok stundom flödhir „bald ist es Ebbe und bald ist es Flut" (MO). Frühnschw. . . . sä at intet regnar; sa at thet liungadhe ther äff; Om morghonen bittijdha, ta thet daghadhes (GWB); mörnar ,es wird Morgen' (vgl. „Nysvenska studier" 4, S. 233f.). Neuschw. det bläser, stormar, haglar, blixtrar, yr (aber auch: snön yr), det skymmer, det mörknar, dagas, väras, det är kallt, det är sommar, det blev kväll, det blir storm till natten. Ein Grenzfall ist ζ. B. det faller regn, was dem Inhalt nach zwar mit det regnar gleichwertig ist, aber grammatisch doch am ehesten zweigliedrig = regn faller. 2. Außer diesen „meteorologischen" Verben gibt es eine Menge anderer Ausdrücke für einen reinen Vorgang, die ein bedeutungsleeres det als grammatisches Subjekt haben. Beispiele: Höra J>e, at rymbär j iorJ)o „daß es in der Erde poltert" (UL). Neuschw. det brinner; det kliar i nacken; det gör ont i entä; det ekade isalen; det vimlade av människor (människor vimlade det av); det dröjde länge; det gick honom ilia. [Han] sporde them, hure tilstodh. The swarade: alt wähl (P. Swart). Han skulle . . . bespana granneliga,

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hure medh them tilstodh (ders.). Sedan skulle han . . . bringa honom wiss kundskap, hure här tilstodh j Swerige (ders.). Thet stodh intet wähl till j Danmarck (ders.). Nu staar thet ilia tili (Urban Hiärne). Hur stäare te? (,Wie steht's?') (Dahlstierna). Hur star till (Dahn, Argus). Det gör detsamma. Det kvittar (,das ist mir gleich'). Weitere Beispiele, s. § 44. Ferner gibt es einige Verba, die in dem Sinn subjektslos verwendet werden, daß sie aufgrund ihrer Bedeutung ausschließlich oder meistens in der 3. Sg. gebraucht werden, und zwar mit einem neutralen Subjekt, gewöhnlich einem att-Satz. Der Hauptsatz kann dann ein (ursprünglich) vorausweisendes det (§ 44) enthalten. Beispiele: Kan swa illa warf)a at . . . Nu kan oc swa illa händä at . . . (SdmL). Kan manni hända göra hör (SdmL). (Vgl.: I langum timä kunnu mang ny fall händä. UL Conf.) Opta händer at nakor sidhuänia byrias (Birg). Thet hände ther äpte, at . . . (ST). En dagh hände thet swa, thet . . . (Sju vise mästare). Thet hände sigh, at . . . (GWB). Ty künde henda, att nagot künde bewijsas them emot (P. Swart). . . . som thet medh migh är händt och gatt (S. Brasck 1645). Thätta skedde j thy som daghadis (MB 2). Och skeedde, at tä han them welsignat hadhe, skildes han jfra them (GWB). Och thet skeedde sä (GWB). Thet begaff sigh at . . . (NT 1526, GWB). Thet pläghar ther ekke regna ellir snioa (ST). Die letzteren drei Verben sind Lehnwörter (ske und plägha 14. Jh., begaff sigh 16. Jh.). Thet gik som jomfru Maria honom sagde (EK). Thet lijder nu fast at daxsins tidha (HI). Tha tog til at mörkia äff nattena (Di). Thet lidher fast at quelle (H. Oluffsons Liederbuch). Gewisse Verben, die k ö r p e r l i c h e oder s e e l i s c h e E m p f i n d u n g e n und E i n d r ü c k e ausdrücken: mik hungrar, hanum J)yrstir; mik angrar, mik lystir, mik minnir, mik |>ykkir, nschw. mig vämjes, mig synes, det äcklar mig usw. Die Person, die die Empfindung hat, wird als (indirektes oder direktes) Objekt aufgefaßt, als einer Beeinflussung ausgesetzt, und steht im Dativ oder Akkusativ. Die Verben werden also unpersönlich konstruiert (§ 128). Beispiele: Biskupär a . . . slikin timä til sokn koma, han siälfwän lystir (UL). [Bondi] söki pingät kirkiu, är hanum fiykkir näst varä (VgL I). i>ykir bondanum prangt i by, rymi bort (DL). Ä giös thöm gambla, tho at han widh eldh sitir (MO; auch persönlich konstruiert: Ä gös gamal man, tho at han vidh eld sitir). Thän mätte wet ey, huru thöm hungrugha likar (MO). Thän heelbrogdhe wet ey, huru thöm siwka edhir ,,wie den Kranken zumute ist"

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(MO). Manne ledhis rat widh een mat „gleiches Essen verleidet einem bald" (MO). Mik hafuir länge langat . . . til tholika crasa (Bil). Länktadhe honom hem til landa (ST). . . . som migh drömt haffuer (GWB). — Solche Verben können einen Infinitiv oder einen Satz (häufig einen α/ί-Satz) als Subjekt haben. — Vgl. die ältere Ausdrucksweise: honom drömde een dröm (Akk.) om ena nat (ST), und die jüngere: J>a droymdi henni draumbr (GS), drömde them badhom en drömber (Nom.; Pass). 4. Auch bei anderen unpersönlichen Verben (§ 128, 3), wenn im Satz kein grammatisches Subjekt vorhanden ist. Beispiele: Skil £>em a, bondä ok presti . . . J)a skal prester bötä (VgL I). Sämber £>em a, J)et är väl (VgL I). Säms J)em eig a, f>a skal lanz asyn nämnä (VgL I). Riken [Objekt] sämber thess bäter aa „die Reiche kommen desto besser überein" (EK). . . . J>ät, sum allum snällum samj>ykkis a (UL). . . . än idar J)äkkis (Birg. aut.). Erik konunge lykkadis tha bäther (EK). Mik bars ey bätter aat än swa „mir ging es nicht besser als so" (HI). Them crisno gik ther wäl i hand (EK). Wideke sagde hanum att, hwre farit haffde (Di). Einige unpersönliche Verben können als Subjekt ein Sachwort, einen Infinitiv oder einen Satz haben. §122. 5. Häufig in p a s s i v e n A u s d r u c k s w e i s e n . Beispiele: Isl. Porgeirr drap ä dyrr. Ioöurr tok til oröa: „Ä dyrr er drepit" (Fostbroeöra saga). Aschw. Nu sighs, nu er sagt (UL). Swa sum sighx i landämärum (Vidh). Hanum war firigiort mäö ondom dryk (Vidh). Them är marghom holpit wäl (MD). Besonders häufig ist dies in Gliedsätzen verschiedener Art. Beispiele aus VgL I: Oc wäri sik, sum saghät är. Swa sum skilt är. £>aghar firi fäst är skilt ok handum saman takit. Var]?er in gangit at opnom dorom. Är grauit vndir syll. Ma se bloö ok bänd hinnugh, sum dräpit var. Fyr än burghit är „bevor [die Ernte] geborgen ist". Är rughi sait a bole. Sif>än i attungä är repät. I>aghar in är takit. Han skal sva firi iorJ> lukä, sum J)a är til buj>it. Akär maj>är . . . ivir akar, sif>än vp är runnit. Aus andern Texten: . . . sua sum för uar saght (ögL). . . . sum skilt är (ögL). Nu sij>än fäst är („nachdem die Verlobung stattgefunden hat"), f»a skal uighia (ÖgL). Um J)erra arf ok J)erra köp, sijsan uight är „nachdem die Trauung stattgefunden hat" (ÖgL in einer Überschrift; im Text: Nu sij>än J>ön äru uighj) . . .). Nu sijaan til är mält „nachdem der Heiratsantrag gemacht worden ist" (ÖgL). Fyr än laghfylght war hanum „bevor

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die Klage gegen ihn gesetzlich erhoben worden war" (UL). E>a standä land wäl, laghum fylghis (UL). E>ät fyrsta ezört warpir (DL). . . . J>är til afdräx „bis der Aufbruch geschieht" (KP). Honom war sakt äff enom mäktoghum . . . konung (ST). Förläten, sä warder idher förlätit. Giffuer, sä warder idher giffuit (GWB). Men tigh warder igen lönt j the rettferdighas vpständelse (GWB). — Vgl. nschw. Det var dukat (Det hade dukats) för 12 personer; oder: Man hade dukat för 12 personer (§ 53). Ein Ausdruckstypus, der in den Landschaftsrechten häufig begegnet, ist folgender: Sva är i laghum talt, at J>rir äru J>iuuär (VgL I). Der att-Satz kann als Subjekt des Verbums im Hauptsatz bezeichnet werden, und dieser hat das Korrelat sva, das einem pät ,das' entspricht. Ähnlich: Mestärämannom louas J)ät at haua swärj) (KP). Der Infinitivausdruck ist Subjekt zu louas, und er wird durch das vorausweisende pät vertreten. § 123. 6. In a k t i v e n A u s d r ü c k e n , zu denen ein allgemeines, unbestimmtes Subjekt hinzugedacht werden kann; im Neuschwedischen wird in dergleichen Fällen das Indefinitpronomen man gebraucht oder man bedient sich einer passiven Ausdrucksweise. Beispiele: Isl. E>ormo9r kvaö hätt migk, sva at heyröi um allan herinn „so daß man es im ganzen Heer hörte" (oder „so daß es . . . gehört wurde"). Eigi J>arf langt frä J>vi at segia „darüber braucht man nicht viel zu sagen" (oder „darüber braucht nicht viel gesagt zu werden"). Aschw. 5>ät kallär danäarf; E»ät kallär väggiärköp; i»ät kallär holmsköp (VgL I). Nu köpir man a sträte eigh mäj) uitne; Pät kalla strätisköp (ögL). Pät kalla wäjnafasta (DL; i>ät callar wäfiiafastar VmL). f»ät kallär offsinnis arff (UL). VärJ>är dräpit hors ällär n ö t . . . vet eig hvar drap „man weiß nicht wer der Totschläger war" (VgL I). Takär biur a almänninge (ÖgL). Nu skaf»ar kalui manz, gialdi firi öri (ÖgL). Warin allir rätwisir, ]?a purpti äi lagha wij> (UL Prsef.). Auch in Gliedsätzen: Prear ärv J)iufs vitulösor: en än i handi takar; annur, än or husi draghär (VgL I). . . . äi swa liuslikä, sum wij> ftorf (UL Conf.) Gör händi men, J)ät houoJ)et liutar „fügt man der Hand eine Verletzung zu" (Bur). [König Olov] legfiis i hamn J)a, sum callar Akrgarn (GS). . . . sum kallar Amons släkt (MB 1). Tha sang i kniffuen sa högt, at höra matte ouer alt huset (Di). Besonders häufig kommt dies in Gesetzesvorschriften der Landschaftsrechte vor, und zwar in Ausdrücken mit skal oder ma mit

Verben: Subjektlose Sätze

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dem Infinitiv. Beispiele aus dem VgL I: Fyrst skal by letä. A grannä skal kallä. Leper eigh fiät or by, pa skal ransakä. Vill han eigh uipar gangä, pa skal piuf a bak bindä ok til pingsz förä. Eigh ma fyr lösän latä.—Fyrra seal barn cristna än man huslä. Än biskup skal takä. Attungum skal by byggiä. Sva skal uittni bärä. I?a skal kuighu taka otamä ok flytiä up a bäsing. E>a skal alt har af roppo rakä ok sipän smyria. I>a skal hanum fa sko nysmurpä. Huru myulnu skal gära. Här sighär, horo pinglot skal skiptä. — Aus dem ögL: Um huru kirkiu skal byria. Um huru biskupe skal bup fa, und ähnliche Kapitelüberschriften. E»a skal skötninga til kirkiu giua. E>a skal köpa bökär. i>a skal präst til kirkiu taka. I>a ma egh biskups rätte bort skripta. Egh ma ef> a mote nämnd ganga. Nu ma ängin ep ganga a mot biskups nämd „Somit, niemand darf einen Eid leisten gegen die Schöffen des Bischofs". E>a skal hana ur iorp up taka ok lik hänna up skära. Uarpa bötär borghapa, pa skal bötrina borgharan kräuia ok egh hämnas. — Aus andern Texten: Ei seal korn mällum akra bärä (SdmL). Äptir vtgiärpum kununx ma sökiä oc nämä i allum fripum (SdmL). Thet skal til asko bränna (MB 1). Es ist sonderbar, daß diese für die altnordischen Sprachen so charakteristische Konstruktion außerhalb des nordischen Gebiets nur in Spuren belegt ist (G. Neckel in APhS 1, S. 19). § 124. Auch ein bestimmtes Subjekt kann ausgelassen werden, wenn aus dem Zusammenhang oder der Situation klar hervorgeht, was gemeint ist. Zweifellos ist es ein altertümlicher Zug der Sprache, daß ein anaphorisches „er", „es" oder „sie" nicht gesetzt werden braucht (§ 75). Beispiele aus dem VgL I: Värder master i kirkiugardhi dräpin . . . pa skal [der Pfarrer] eighi tipir vetä fyr än [er, der Pfarrer] havir biscups lof til. — Stangär piur . . . far [der Verletzte] af banä, böte [der Besitzer des Tiers] firi III markum. — Haui pän, sum i handum hauir, piuf til pings. Dömiss [ = han mä dömas „er soll verurteilt werden"] päpän til konungsgarz. — I>rear ärv piufs vitulösor . . . Gitär [ = „er kann"] hvarghin sik orpiufä giort. — Nu är pät böt, at ranzsak sundi. — I>a skal [er] kuarsätutak firi bepäss af bolfastum manni. Pär skal [der Angeklagte] väriä firi hemäföt ällär [dem Kläger] laghvm lösä. — „Iak födde han hemä i husum ok häskäp. I>är dipi ok drak miolk af mopor spina. Pär uar i kläpum uafpär ok i uaggu lagj>er" —. Aus anderen Texten: Nu är barn fööt bästum hällum . . . Är

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swenbarn, taki twa men oc ena kunu (DL). Der Gliedsatz dieses Satzgefüges hat ein bestimmtes Subjekt („das", nämlich „das Kind"), der Hauptsatz ein unbestimmtes („man"). Nu sij>an af lijjär bröj)ra aruinu „nachdem es (nämlich „das Erbe") am brüderlichen Erbe vorbeigeht", d. h. wenn das Erbe an entferntere Verwandte als die Brüder geht (ögL). Häufig fehlt das Subjekt in Sätzen, die das Subjekt mit einem anderen Satz des gleichen Satzgefüges gemeinsam haben (also gewöhnlich in Gliedsätzen). Beispiele: Annar konongär war Ämundär colbrännä, oc hät J>y colbrännä, at war riwar i räfstum sinum . . . Priöi war Ämundär slemä, J)y at war sliskär (Vidh). The äru siw, som huart landskap torff widhir, än skal wara j godhom skipilsom (KS). Ein Pronomen der 1. oder 2. Person kann ebenfalls ausgelassen werden: i>u hawir ilia giort, hawir salt byrj) wara (DL). I>ot J)em bius skrifa, J>ik äru fiärrä „wenn dir auch befohlen wird, an die zu schreiben, die dir fern sind" (Birg. Aut.). Es kann vorkommen, daß die Deutung einer Textstelle unsicher ist, weil der heutige Leser nicht mit Gewißheit feststellen kann, wie das nur gedachte Subjekt in einem solchen Satz zu ergänzen ist. Dies ist der Fall bei dem viel diskutierten ersten Paragraph des Abschnitts „Af mandrapi" im VgL I: UärJ)är maj)är dräpin ok af daghum takin, ]pa skal uighi a t>ingi lysä, ok frafal aruingiä sigiä, ok a adru. Än a pridia eftyr mälä, ällär är mal hans spilt. Wer ist es, der „uighi a ]?ingi lysä" soll? Und wer soll auf dem dritten Thing „eftyr mälä" ? Derartige Fälle, wo das implizite Subjekt unklar ist, kommen selbstverständlich meist in den älteren Rechtsdenkmälern vor, weil diese sich eng anschlossen an das mündliche Vortragen der Gesetze mit dessen freieren Form, das von den Zuhörern mit dem, was ihnen bekannt oder selbstverständlich war, ergänzt werden konnte. (Dies gilt natürlich nicht nur für das Subjekt. Auch andere Teile des Satzes können nur gedacht sein und sprachlich nicht zum Ausdruck kommen.) § 125. Die verschiedenen Typen von subjektslosen Sätzen, die im Obigen behandelt wurden, sind in Wirklichkeit sehr verschieden von einander. Die letzte Gruppe (§ 124) ist bloß grammatisch gesehen subjektslos, nicht aber semantisch oder psychologisch. Genau genommen gehört sie gar nicht hierher. Das Subjekt ist ganz einfach deshalb ausgelassen, weil es aus dem Zusammenhang ergänzt werden kann und daher keines sprachlichen Ausdrucks

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Verben: Subjektlose Sätze

bedarf. Es handelt sich also am ehesten um einen Fall von Ellipse. Ein ähnlicher Fall liegt beim Imperativ vor, wo der Angeredete das Subjekt ausmacht; ein Imperativsatz wird darum kaum als subjektslos im eigentlichen Sinn des Wortes aufgefaßt. Aus den Beispielen geht indessen hervor, daß die Grenze zwischen dieser Gruppe und der unmittelbar vorher behandelten (§ 123. 6) in gewissem Sinn als fließend bezeichnet werden kann. In vielen Fällen kann man sich als Subjekt entweder eine bestimmte Person (der Pfarrer, der Erbe, der Kläger u. dgl.) oder auch ein unbestimmtes, allgemeines ,man' denken. Ein allgemeines, unbestimmtes Subjekt kann auch anders als durch einen subjektslosen Satz ausgedrückt werden. Zuweilen wird das Prädikatsverbum in die 3. Pers. PI. gesetzt, und zwar mit oder ohne das Pronomen pe ,sie'. Beispiele: Nu uarjaär man a skoghi dräpin, ok uita egh, huar sum han drap (ögL). Sicherlich war dies in der Sprechsprache sehr gewöhnlich (vgl. nschw. „di säjer a t t . . . " , „det vet di inte" u. dgl.). Ferner kann in dergleichen Fällen der Plural män mit einer allgemeinen, kollektiven Bedeutung stehen: P a kallä män J)än lottakärä uärä f)iufnä]?är (VgL I). Nu ganga män äftir älghium . . . Nu fara män äftir diure (ÖgL). I>a uar J)ät sua först i laghum, at män toku fäm alna stang (ÖgL). isiehe ferner § 53. Endlich kann auch die s-Form der Verben verwendet werden, wobei der von der Handlung betroffene Gegenstand grammatisches Subjekt ist (§ 116): I?ät kailas gärsima (ÖgL). Huru f»är skulu e|>a äftir gangas (ÖgL). — Vgl. isl. Meö lQgum skal land byggia „mit Gesetz soll man Land bauen"; alls J>ik froöan kveöa „da sie sagen ( = man sagt), Du seiest weise"; svä segia menn ί fornum sQgum „so sagen Männer ( = so sagt man, so heißt es) in alten Erzählungen". Auch in diesem Fall (§ 123. 6) existiert also für den Gedanken ein Subjekt der Handlung, auch wenn es allgemein und kollektiv ist, das der Sprecher nicht für nötig findet, näher zu bezeichnen. Anders verhält es sich mit den Passivkonstruktionen vom Typus Är grauit vndir syll „ist unter der Schwelle gegraben worden" (§ 122, 5). Das Partizip hat die Form des Neutrums und dadurch wird der Gedanke an ein Subjekt abgelehnt; bloß die Handlung wird hervorgehoben. Auch wenn es hier gewisse Berührungspunkte mit den aktiven Ausdrücken mit allgemeiner, kollektiver Bedeutung (§ 123, 6) gibt, so sind doch diese neutralen, passiven AusWessin, Schwedisch ΓΠ

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Der einfache Satz und seine Glieder

drücke mit den eigentlichen subjektslosen Sätzen (§ 121, 1—4) näher verwandt und müssen zu diesen gezählt werden. Vgl. nschw. Det blev ocksä spelat schack. Det dansades tili langt in pä natten (§ 120).

Ebensowenig wie bei isl. rignir oder lat. pluit existiert hier für den Gedanken ein Subjekt. Es wäre sinnlos hier die sog. Subjektsfrage zu stellen. Genauso ist es in anderen Fällen, wo nur die Tatsache, daß etwas vor sich geht, die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Beispiele: det ringer (pä dörren, i telefon), det ryker ur skorstenen, det prasslade bland löven, det drar frän fönstret, det blänker pä vattnet, det droppar frän träden, det nappar, det svindlar för tanken, det värker i kroppen. „Da suckar det sä tungt uti skogen" (vgl. „Hvem suckade sä tungt uti skogen?"). „Se hur det spritter i buskar och grenar". „Det hviner i luft, det skummar pä fjärd" (V. Rydberg). „Det glittrar sä gnistrande vackert i an, det kvittrar sä lustigt i füren . . . Det sjunger och doftar och lyser och 1er frän jorden och himlen" (Fröding). „Det skymtar, det sväfvar som böljande här, det dansar pä yra, eteriska tär. Det skymtar som barmar och halsar, det lyfter pä släp som af silke och flor, det vajar, det viftar och valsar i nätta, bevingade skor" (Fröding). „Det skiftar ljust af asp och al och björk" (Fröding^. „Det är skimmer i molnen och glitter i sjön, det är ljus öfver stränder och näs . . . Det är tomt, det är bränt, det är härjat och kalt" (Fröding). „Det sjunger i vindens växande hvin som sträkar med sällsamt ljud . . . Det susar i kammarn pä hvinande loft om det trogna blod som jag ärvt, och det svävar som gammalt lavendeldoft kring kuddens skinande lärft" (Karlfeldt). Det var en vacker dag. Det närmade sig midsommar. Zuweilen kann, wie in den letzten Beispielen, ein leises Schwanken zwischen einem vollständig bedeutungsleeren det — somit subjektsloser Satz — und einem det, das schwach auf die Situation hinweist, auf das, was man vor Augen hat, also einem deiktischen Pronomen bestehen. In solchen Fällen kann man es mit der „Subjektsfrage" versuchen; sie ist hier keineswegs völlig sinnlos. Eine agenzielle Bestimmung kann bisweilen hinzugefügt werden, und zwar wie bei passiven Verbformen durch die Präposition av ausgedrückt: Bin surrar överallt — Det surrar och stimmar överällt av bin (E. Zilliacus 1937). „Pä blomsterbeströdda gator det vimlar av frie män" (Snoilky).

Verben: Subjektlose Sätze

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§ 126. Die normale Form für eine Äußerung ist ein Satz. Daher werden auf analogischem Wege solche eingliedrigen Ausdrücke wie lat. pluit, isl. rignir zu Sätzen umgebildet, und zwar mit einem sog. grammatischen Subjekt: frz. ilpleut, dt. es regnet, schw. det regnar, wo il, es, det eine rein formale Aufgabe haben. Sie vertreten das Subjekt und nehmen dessen Platz ein. Semantisch gesehen ist nichts geschehen, die Veränderung ist ganz und gar nur morphologisch. Sind pluit, rignir vom psychologischen Standpunkt aus eingliedrige Ausdrücke, so sind il pleut, es regnet dies im selben Maße1. Aschw. pät hatte ursprünglich anaphorische oder deiktische Bedeutung. Wie jedoch aus obigen Beispielen (§ 121. 1—4) hervorgeht, wurde häufig bereits im Altschwedischen ein thät vor Verben, die ursprünglich subjektslos verwendet wurden, hinzugefügt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn kein anderes Wort vor dem Prädikat steht. Wenn ein nu, tha, här oder dgl. den Anfang eines Satzes bildet, dann kann das grammatische Subjekt fehlen; ebenso in Gliedsätzen. In der GWB ist die Stellung ungefähr die gleiche. Hier folgt das Material, soweit es mir bekannt ist. regna: sä at thet regnar vppä iordena Hiob 38. 26; Om himmelen igenlyckt warder, sä at intet regnar 1. Könige 8. 35; Om iagh igenlycker himmelen, sa. at intet regnar 1. Chron. 7. 13; itt stadigt drypande tä fast regnar Sprüche 27. 13; effter intet regnar pä iordena Jer. 14. 4; Lijka som regnboghen synes j molnskynom när regnat haffuer, sä blenckte thet alt om kring Ezechiel 1. 28; Han badh ena böön, at thet icke skulle regna, och thet regnde ock intet pä iordena Jacobus 5. 17; at intet regnar vthi the daghar Off. 11. 6; Strax säyen j, Regn kommer, och thet skeer sä Luk. 12. 54. sniögha: tä thet sniöghar nedh äff Libanon Jer. 18. 14. haghla: Reck tina hand vp ätt himmelen, at thet haghlar . . . ther Jsraels barn woro, ther haghladhe intit 1

N. Beckman (Västeuropeisk syntax, 1934, S. 19) hat einen Umstand hervorgehoben, der zur Entwicklung von es zum grammatischen Subjekt beigetragen haben kann, nämlich der Gebrauch der Inversion als regelmäßige Form für die Frage. Eine solche Inversion wird möglich mit Hilfe des grammatischen Subjekts: dt. regnet es? — Anders, aber kaum richtig, u. a. die Duden-Grammatik, die im es von es regnet u. dgl. eine unbestimmte Ursache sehen will, so daß ihm „der Charakter eines echten Subjekts durchaus zukommt" (Kennziffer 852, Duden-Grammatik 1959 [Nachtrag d. Übers.]). 14*

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Der einfache Satz und seine Glieder

2. Mos. 9. 22, 26. liunga: Röök gick vp vthaff hans näso . . . sä at thet liungadhe ther äff 2. Sam. 22. 9; Damb gick vp äff hans näso . . . sä at thet liungadhe ther äff Ps. 18. 9. dona, dundra: för ty thet donar säsom thet wille komma itt stoort regn 1. Könige 18. 41; Thz dundradhe j himmelen Ps. 77. 19; Och när the stilla stodho . . . sä dundradhe j himmelen Ezechiel 1. töya: han läter sitt wädher bläsa, sä töyar thet vp Ps. 147.18. daghas: Om morghonen bittijdha, tä thet daghadhes Daniel 6. 19; Och som thet dagadhes Luk. 22. 66; til dess thet daghades ApG 20. 11; sä lenge thet daghas 2. Petri 1. 19; [de] vnskadhe at daghas skulle ApG 27. 29. warda mit einem Substantiv oder Adjektiv: Tä dagher wardt Luk. 4. 42, 6. 13, ApG 12. 18, 16. 35, 27. 39; The tiocke skyyr skilia sigh, at klart skal warda Hiob 37; Men hijtze bleff och sniö och ijss j eeldenom Weish. 16. 21; och wardt itt haghel och eeld Off. 8. 7; Och thet wardt liungeeld, och röster, och tordön Off. 16. 18; Och Gudh sadhe: „Wardhe liws." Och thet wardt liws 1. Mose 1. Anders verlief die Entwicklung bei den sog. unpersönlichen Verben: mik hungrar u. dgl. (§ 121. 3—4). Bei den meisten von ihnen wurde die Subjektslosigkeit dadurch beseitigt, daß in der späteren Sprache das psychologische Subjekt zum grammatischen Subjekt des Satzes wurde. S. unten § 129. Noch heute hat das Schwedische gewisse Gliedsätze, die subjektslos sind: sä snart ske kan; som sant (känt) är; som sagt är (var); som väl är; säsom skrivet stär; om sä illa skulle hända (vara); som sig bör; medan tid är u. a Α Es ist zu beachten, daß die Wortstellung in diesen Sätzen fest ist, und zwar mit dem Prädikat an letzter Stelle des Satzes, was sie als Gliedsätze kennzeichnet. Jeder Versuch, die Wortstellung zu ändern, hat zur Folge, daß ein det eingeschoben werden muß. Daher auch in der GWB td dagher wardt, jedoch td thet daghadhes. Subjektslose Hauptsätze kommen ebenfalls vor, jedoch nur in einigen Ausdrücken, die aus einem modalen Hilfsverbum und einem Infinitiv bestehen: mä vara, kan hända und das nunmehr rein adverbiale kanske3. § 127. Es besteht keine Veranlassung, hier auf die viel diskutierte Frage einzugehen, ob Sätze wie lat. pluit, tonat, aind. vati ,es windet' 2

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Für andere Beispiele aus dem Nschw., s. E. Hellquist, Studier i 1600-talets svenska (1902), S. 177. E. Wessen in: Nysvenska studier 47 (1968), S. δ f.

Verben: Subjektlose Sätze

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isl. rignir usw. u r s p r ü n g l i c h subjektslos gewesen sind oder nicht. Manche — besonders ältere — Sprachforscher haben gemeint, daß dies nicht der Fall war, und zwar wegen der animistischen Vorstellung von der Natur, die man bei primitiven Völkern voraussetzen muß. „Det primitive menneske sä bak naturens foreteelser levende makter; likesom vi ennu vid siden av „det bläser" kan si „vinden bläser", säledes stod ved det upersonlige uttryck oprindelig en som personlig vesen forestilt kraft som Subjekt; jfr. de fullere betegnelser som det homeriske Ζεϋς ύει (eigentl. Zevs lar regne), lat. Jupiter tonat, vest- og nordnorsk „han regner". Man tör visstnok ga ut fra at strengt upersonlige verber var fremmede for det idg. ursprog: ved ethvert finitt verbum tenktes pa et handlende vesen" 4 . Ubersetzung: „Der primitive Mensch sah hinter den Erscheinungen der Natur lebendige Mächte; wie wir heute noch neben „es windet" sagen können „der Wind bläst", so stand bei einem unpersönlichen Ausdruck ursprünglich eine als ein persönliches Wesen vorgestellte Kraft als Subjekt; vgl. die volleren Ausdrücke wie das homerische Ζευς ύει (eigtl. „Zeus läßt es regnen"), lat. Jupiter tonat, westund nordnorw. han regner. Man kann sicherlich mit Recht annehmen, daß streng unpersönliche Verben der idg. Ursprache fremd waren: bei jedem finiten Verbum dachte man sich ein handelndes Wesen". Nichts deutet mit Sicherheit darauf hin, daß dies für diejenigen Zeiträume gilt, die wir mit Hilfe von nordischem Sprachmaterial überblicken können. Subjektslose Sätze waren im Gegenteil eine grammatische Form, die in den altnordischen Sprachen sehr verbreitet war. Ein Umstand, der hier ins Gewicht fällt, ist, daß die Mehrzahl der hierhergehörenden Verben abgeleitet sind, d. h. sie setzen ein substantivisches oder adjektivisches Grundwort voraus: isl. rignir (aus regit), dagar, vdrar, li/sir, schw. det snöar, haglar usw.; ebenso isl. dreymir ,es träumt', fysir ,es verlangt', lystir ,es gelüstet' usw. Die Verhältnisse waren hier also anders als bei solchen primären idg. Verben wie ai. väti, lat. pluit usw. Literatur: K. Brugmann, Der Ursprung des Scheinsubjekts es in den germanischen und romanischen Sprachen (in: „Berichte über die Verhandl. d. sächs. Gesellschaft d. Wissenschaften 69, 5, 1917); G. Cederschiöld, Om s. k. subjektslösa satser i svenskan (in: G. Cederschiöld, Om ordlekar, 1910, S. 61 f.); N. Beckman, Västeuropeisk syntax (1934), S. 19f.; E. Olson, Studier över pronomenet den i nysvenskan (1913), S. 77f., SAOB: D 829f.; 4 Hj. Falk, Grammatikkens grunnlinjer (1923) S. 1.

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R. Ljunggren, Om den opersonliga konstruktionen (1926); I. Wallin, Om det grammatiska subjektet (1936). — Uber die Ausklammerung s. unten S. 295. — U b e r subjektslose Sätze als Entsprechung zu nschw. ,man' (§ 123) s. M. Nygaard, Norren syntax (1906), S. 14f.; Hj. Falk u. A. Torp, Dansknorskens syntax (1900), S. 3 ; G. Neckel in APhS 1, S. 19f.; H. de Boor, Studien zur altschwedischen Syntax (1922), S. 22f., 60f.; N. Beckman, Västeuropeisk syntax (1934), S. 17; P. Diderichsen, Saetningsbygningen i Skaanske lov (1941), S. 23; P. Skautrup, Det danske sprogs historie 1 (1944), S. 276.

8. Unpersönliche Verben § 128. Bei manchen Verben kommen im Altschwedischen sog. unpersönliche Konstruktionen vom Typus mik hungrar .mich hungert', mik angrar .mich reut', mik lystir .mich gelüstet', honom lykkadhis ,ihm glückte', thik bör .dir geziemt' usw. vor. Von solchen Verben wird von jedem Tempus bloß eine finite Form gebraucht, nämlich die neutrale 3. Sg. Diese unpersönlichen Konstruktionen wurden ursprünglich dadurch verursacht, daß dergleichen körperliche oder seelische Empfindungen wie Hunger, Durst, Kälte, Traum, Reue, Lust usw. als etwas Aktives, Tätiges, das auf den Menschen einwirkt, aufgefaßt wurden. Es ist charakteristisch, daß alle hierher gehörenden Substantive entweder Maskulina oder Feminina sind, aber niemals Neutra. Vgl. „Die nordischen Sprachen", S. 19. Derjenige, der die Empfindung hat (also das psychologische Subjekt), wird als Objekt, als den durch die Handlung Betroffenen aufgefaßt und daher in den Akk. oder Dat. gesetzt. Gewisse derartige Verben ergeben mit diesem persönlichen Objekt einen vollständigen Satz (ζ. B. mik hungrar). Sie sind somit subjektslos (§ 121. 3). Andere wieder müssen in der Regel mit einem grammatischen Subjekt, das gewöhnlich dasjenige bezeichnet, das das persönliche Objekt beeinflußt, ergänzt werden; es kann aus einem Infinitiv, einem Gliedsatz, einem Akkusativ mit Infinitiv oder einem Pronomen bestehen. Die betreffenden Verben können nach ihrer Bedeutung folgendermaßen eingeteilt werden: 1. Ausdrücke für körperliche Gefühle oder Empfindungen. Beispiele: Tha hungradhe varom Herra (Bonav.). Om morghonen . . . hungradhe honom (GWB). Migh törster (GWB). Nschw. migh vämies; det kväljer mig, det äcklar mig, mun-dartl. det kolnar i mig ,ich schaudere vor Kälte' (isl. mik kelr ,ich friere') u. dgl.

Unpersönliche Verben

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2. Ausdrücke für seelische Affekte oder Zustände. Beispiele: E>a droymdi henni draumbr, so sum J>rir ormar warin slungnir saman i barmi hennar (GS). Tha drömde hanum dröm, som han ware draghin for Gudz dom (Bil). Drömde mik en dröm i nat um silki ok ärlik päl (Cod. Run. des SkL). Ä drömir so om draff (MO). Honom drömde een dröm om ena nat (ST). Migh drömde at itt wijnträ war för migh (GWB). Mägh drömde at Herr Pädar lop bort frä sin Hatt (Dahlstierna). — Thy länktadhe honom hem til landa (ST). Migh lenges ther effter (GWB). — Thät angra mik nu, at iak hafuir här til lughit (Bil). Migh ängrar thet (GWB). När Iudas . . . sagh at han war dömder, ängradhe honom (GWB). Das einzige Beispiel von angra, das in den Rechtsdenkmälern vorkommt, ist zweideutig: Han angrar, sum salt hawir (DL); han kann hier sowohl Akk. (vgl. mik angrar) wie Nom. sein. Rade Gudh, oss icke ängrar en gong, att wi widersakade Götstaff Erichson (P. Swart). — Then ogudachtige skal thet see, och honom skal förtrytat (GWB).— Honwm träghar thät han lewir, som räknar thät han ätir (MO). — Ο hur fasade mig (U. Hiärne). — Allum lej)is J)är vij)är (SdmL). Migh ledhes widh at leffua (GWB). — Och honom begynte mishaga (GWB). — Isl. Sofa lystir mik (Hyndl. 46). Aschw. Lyster idher ther a at lydha (HI). Thet lystir mik wel at see (ST). Henne tymade ok, thet mangom lyster, at gifftas (EK). Gör hwacth tino hierta lyster och tinom öghon behaghar (GWB). Migh lyster at weta, huru Glorelae är gätt (Jud. red.). . . . at han fierran mä reesa, tijt han reesa lyster (S. Brasck 1645). Wij haa hwad oss mä lysta (ib.). Mäg löstar alt med dem at taala (Dahlstierna). Mig nu lyster med dig tala förr'n jag dör (Bellman, Ep. 24). Mig ocksä litet att döma lyster (Tegner). — Os J)ikkis f>ät vara likt sanno (Birg. aut.). SiJ)an J)otte mik, sum iumfrun til fiera talaj>e (Birg. aut.). Mik thykker bäter vara dödh än länger lifua vidh tholka nödh (Fl). Mik thykker thik vara een dara (Fl). Mik thykte, som iak hafdhe alia werldena oppa minom halse (ST). Migh tycker sä; Jagh tycker migh att thet är nogh (S. Brasck 1645). Sä tycker meg däd künde wäl taa's in i skrifwande (Columbus). Mäg tyckes tuppa börja nu ä gala (Dahlstierna). — Mik undrar (HI). Thet vndradhe allom (ST). Jedoch auch: jak vndrar, the vndradho. Nschw. gewöhnlich: jag undrar om . . . At wij kunnom skrifwa och läsa, thet undrom wij intet (Stiernhielm). Vgl. norw. „Undrer mig'pa, hvad jeg fär at se over de h0je fjselde" (Björnson). Mange forskere har undret seg over dette ordet. —

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Der einfache Satz und seine Glieder

Aschw. En tidh kom Birge jerl i hugha, at han skulle tala til sin husfrwgha (EK). Kom honom i hugh thet hälgha ordhit (Pa). Herre, oss kommer j hogh at . . . (GWB). Jedoch auch: När then tijdhen kommer, skolen j komma i hogh (GWB). Nu kommer jagh hogh förre tijder (S. Brasck 1645). — J nat bars mik fore, som ängil Gudz kom til mik (Prosagedichte). — Thik draghir wel til minnis, at iak eentidh befälte thik eet barn at dräpa (ST). 3. Einige andere Verben. Beispiele: Nu skil J)öm a, sum i nämdinne äru (ögL). — Seande, at thet thäktis iudhomin (ApG). Thätta thäktis kesarenom mykit oc aldra mest iomfrune (Bil). Tha mislikadhe konumgenom (ST). Om tigh sä täckes (S. Brasck 1645). — Migh skal intet fattas (GWB). Haffuer idher näghot fattas? (GWB). Nschw. Vad fattas dig? Det fattades honom mod. — Aschw. Sa skal tigh lyckas j alt thet tu gör (GWB). — Wie lykkas ist auch das Verbum bör aus dem Mnd. entlehnt. In den Landschaftsrechten kommt es noch nicht vor, und ebensowenig im MEL; es finden sich bloß vereinzelte Belege in Bu., Birg. Aut., EK und den Euphemialiedern. Später jedoch wird es sehr häufig. Beispiele: Bör idar J)ät löna, iac nu sigar (Birg. Aut.). Ο brödhär, tilbör at skriftin skal fulkomnas (ApG). Os tilbör at lydhä Gudhi hällär än mannom (ApG). Idhir tilburdhe at tala först Guz ordh (ApG). Bör thik medh nokrom kompanom wandra, tha skalt thu enkte swik mot them göra (ST). Mik bör ey vidher thik at kifua (HI). Wisten j icke, at vthi the stycker som min Fadher tilhöra, bör migh wara? (GWB). Ty bör mig flitelig nyttja dagen . . . (H. Spegel, Schw. Kirchengesangbuch 430). Oss kristna bör tro och besinna . . . (H. Spegel, Schw. Kirchengesangbuch 317). § 129. Die unpersönliche Konstruktion besteht in gewissen Fällen bis in die neuschwedische Zeit unverändert fort. In der Bibelsprache des 16. Jahrhunderts ist sie verhältnismäßig häufig, zum Teil wegen des Vorbilds der deutschen Bibel. Aber sie verändert sich auch, und zwar in zweierlei Weise: teils wird ein determinatives det als Subjekt eingeführt, teils wird die unpersönliche Konstruktion dadurch in eine persönliche umgewandelt, daß das persönliche Objekt zum Subjekt des Satzes gemacht wird. Also einerseits: det lyster mig, det synes mig, andererseits: jag hungrar (gewöhnlicher: jag är hungrig), jag drömmer, jag kommer i häg, det tyckes mig — jag tycker, det lyckades mig — jag lyckades, det misslyckades för honom — han misslyckades usw.

Unpersönliche Verben

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Nachdem der Satz hier gewöhnlich mit einem persönlichen Objekt (migh, honom usw.) beginnt, liegt nicht das gleiche Bedürfnis nach einem Scheinsubjekt det wie in anderen subjektslosen Sätzen (det regnar u. dgl.) vor. Daher heißt es selten (oder niemals) det hungrar migh, det drömmer mig. Dagegen wird bei anderen Verben gern ein determinatives det eingeschoben, das auf einen folgenden Infinitiv oder Gliedsatz hinweist. Beispiele: Thet angrar mic, at iac giordhe swo (HI). Det förtröt mig, att jag i alia mina lifsdagar skulle blifva hos en sadan (Agneta Horn). Det lyckades mig att finna sparet. Oder auch mit einem demonstrativem det (detta): Det lyckades mig i sista stunden. In der GWB findet sich zwar der ältere Typus: Om morghonen . . . hungradhe honom; Migh törster; jedoch auch der jüngere: I skolen hungra; j skolen törsta. Die GWB hat vom Verbum drömma bloß die unpersönliche Konstruktion migh drömmer, die persönliche jag drömmer ist jedoch sonst die im Frühneuschwedischen am häufigsten vorkommende. Vom Verbum tycka gibt es in der älteren Sprache sowohl mig tycker wie jag tycker, und zwar nimmt letzteres mit der Zeit an Häufigkeit zu. Sahlstedt verwendet nur die persönliche Konstruktion. Bei den s-Formen ist der unpersönliche Typus zäher: mig tyckes, det tyckes mig. Ebenso mig synes, det synes mig; dagegen im Dän. jeg synes. Die ältere Konstruktion wurde in vielen Fällen durch den deutschen Sprachgebrauch gestützt (migh drömmer — mir träumt, migh längtar — mich verlanget usw.). Ein Teil der unpersönlichen Verben ist sogar aus dem Deutschen entlehnt: migh anar, migh lyckas, migh hör. Bemerkenswert ist, daß von dem ebenfalls entlehnten Verbum hoppas, das im Deutschen nur persönlich konstruiert werden kann (mnd. ik hope, dt. ich hoffe) neben der persönlichen Konstruktion auch eine unpersönliche vorkommt, wahrscheinlich durch den Einfluß von bedeutungsverwandten Wörtern {migh thykker, migh längtar u.dgl.). Beispiele: Mik hopes, han komber wel til war (EK). Thäs hopas mik, thu ma hona finna . . . ok hopar mik the glädhi fa (Fl). Mik hopas til Gudh, thet wardhir än got om sidhe (ST). Honom hoppas migh nu senda (GWB). Literatur: A. Lindqvist, Förskjutningar i förhällandet mellan grammatiskt och psykologiskt Subjekt (1912).

DIE WORTSTELLUNG 2. Die Satzglieder im einfachen Satz § 130. Wir formen unsere Äußerungen — sowohl bei der natürlichen Rede wie auch bei der mehr durchdachten schriftlichen Darstellung — auf analogischem Wege, d. h. nach Mustern, die in unserem Bewußtsein latent wirksam sind, nämlich den sog. sprachlichen Mustergruppen oder Grundformen der Sätze und Satzgefüge. Der einzelne Sprachbraucher ist in seiner sprachlichen Tätigkeit durch das Spracherbe und die Sprachmittel und Ausdrucksformen, die jenes zu seiner Verfügung stellt, gebunden. Innerhalb dieser Grenzen aber bewegt er sich mit einem gewissen Maß von Freiheit, die desto größer ist, je besser er die sprachlichen Ausdrucksmittel beherrscht. Jede Äußerung ist — wo sie nicht ein reines Zitat oder eine gedankenlose Wiedergabe ist — eine Neuschöpfung, ein Akt geistiger Tätigkeit. Die Wortstellung innerhalb des Satzes ist dasjenige Gebiet des Sprachlebens, wo das Wechselspiel zwischen Regel und Freiheit am deutlichsten zutage tritt. Es gibt Sprachen, die innerhalb des Satzes eine sehr feste und regelmäßige Wortstellung aufweisen. Es gibt andere, die eine größere Freiheit und Abwechslung erlauben, wo also die Wortstellung verwendet werden kann, um Bedeutungsnuancen wiederzugeben. Für die Wortstellung der schwedischen Sprache gelten völlig andere Regeln als für die des Englischen oder des Deutschen, was jedem klar sein dürfte, der einmal versucht hat, einen Text aus der einen Sprache in eine der anderen in korrekter und idiomatischer Form zu übertragen. Die Wortstellung einer Sprache ist ferner bis zu einem gewissen Grade abhängig vom Sprachbau im ganzen, vor allem von der Wortbeugung. In einer formenreichen Sprache ist die Wortstellung im ganzen gesehen freier als in einer mit einfacherer Wortbeugung. Um ein einfaches Beispiel zu nehmen: auf Lateinisch konnte es entweder heißen Amor vincit omnia oder Omnia vincit Amor oder Vincit omnia amor; ebenso Romulus Romam condidit oder Condidit Romam Romulus. Im heutigen Schwedisch: Kärleken övervinner

Wortstellung im einfachen Satz

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allt. Will man dasselbe mit Allt övervinner kärleken ausdrücken,

wird der Satz stark emphatisch und erhält nur durch die Betonung den richtigen Sinn. Omnia vincit amor dagegen ist eindeutig, övervinner kärleken allt andererseits ergibt eine Frage1. Die Wortfolge ist im Schwedischen verhältnismäßig frei, was wir als einen großen Vorteil hinsichtlich der Ausdrucksmöglichkeiten betrachten. § 131. Bei den satzförmigen Äußerungen lassen sich nach ihrer Bedeutung drei verschiedene Arten unterscheiden: Ausrufesätze (darin einbegriffen Wunschsätze und Aufforderungssätze), ferner Aussagesätze (Behauptungen, Feststellungen, Mitteilungen) und drittens Fragesätze. Diese drei Hauptarten von Sätzen gibt es in den meisten Sprachen mit klar geformten und unterscheidenden grammatischen Kennzeichen. Man darf wohl mit Recht annehmen, daß dies immer schon so gewesen ist, also bereits zur Zeit der indogermanischen Ursprache. Das Zentrale in einer grammatisch stabil geformten Sprache — und eine solche war schon die indogermanische Grundsprache — ist natürlich die ruhige Mitteilung (die Aussage, der narrative Satz), und gegen diese als Hintergrund heben sich der Ausruf (die Aufforderung) und die Frage mit Hilfe von besonderen Kennzeichen ab. Wir wollen versuchen, diese besonderen Kennzeichen näher zu umreißen. Der Ausruf (der Wunsch, die Aufforderung) ist vor allem durch die Modusform des Prädikats (Konjunktiv, Imperativ oder Umschreibung mit einem modalen Hilfsverbum) charakterisiert, jedoch bis zu einem gewissen Grade auch durch die Wortstellung. Die Frage besteht semantisch und morphologisch aus zwei verschiedenen Arten: Entscheidungsfrage (rogative Frage) und Ergänzungsfrage (quäsitive Frage). Beispiele von Entscheidungsfragen: Schläfst du ? Kommt er morgen ? Hat die Uhr schon geschlagen ? Die normale Ausdrucksform hierfür ist im heutigen Schwedisch wie im heutigen Deutsch die ungerade Wortstellung. Die Antwort ist ja oder nein, schwedisch ja, jo oder nej. (Zu diesen „Antwortwörtern", s. § 65). — Beispiele von Ergänzungsfragen: Wer hat das Haus gebaut? Wie geht es Dir? Wie heißest du? Wann reisest du? Wo wohnt er? Das spezielle Ausdrucksmittel ist das 1

Ganz dasselbe gilt von den entsprechenden deutschen Sätzen: Die Liebe übermüdet alles— Alles überwindet die Liebe — Überwindet die Liebe alles?

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Der einfache Satz und seine Glieder

einleitende Fragewort. Die Antwort muß den Satz in bezug auf das Fragewort ergänzen: Dr. P. (hat das Haus gebaut). (Mir geht es) gut. (Ich heiße) Paul Müller. (Ich reise) morgen. (Er wohnt) in Stockholm. Das Fragewort in einer Ergänzungsfrage steht stets an erster Stelle des Satzes. Dies ist in sämtlichen indogermanischen Sprachen eine absolut feste Wortstellungsregel und sie galt sicher bereits in der indogermanischen Grundsprache. Es ist ja natürlich, daß die Frage mit dem wichtigsten Wort beginnt, d. h. mit dem, worauf man eine Antwort verlangt. Die Entscheidungsfrage dagegen war zunächst bloß durch den Frageton gekennzeichnet. Beispiele: lat. ^Etatem meam scis? Antwort: Scio (oder: Non scio). Got. Gasaibis J)o qinon? „Siehst du jene Frau?" Die Inversion war wahrscheinlich schon früh sehr häufig, und zwar ganz einfach deshalb, weil das Prädikat es war, dem die Frage galt. In den germanischen Sprachen wurde — vermutlich schon auf einer frühen Stufe — die Inversion ein Kennzeichen der Frage. Man erhielt, in erster Hand bei kurzen, zweigliedrigen Sätzen, den Gegensatz zwischen dem narrativen Er kommt und dem interrogativen Kommt er ? Dies hatte seinerseits eine Einschränkung des Gebrauchs der Inversion in narrativen Sätzen zur Folge. Die Betonung spielte von Anfang an eine vorherrschende Rolle für die Unterscheidung der drei Hauptarten. Beispiele: „Er kommt nicht" kann eine Aussage sein, mit einer anderen Betonung jedoch eine (Entscheidungs-)Frage: „Er kommt nicht?" ( = Kommt er nicht ?), oder ein Ausruf „Er kommt nicht!" (vgl. den Wunschsatz „Komme er nicht!", „Möge er nicht kommen!" und die Aufforderung „Komm nicht hierher!"). Das Fragezeichen läßt sich als den graphischen Ausdruck für den Frageton auffassen, genau wie das Ausrufszeichen für den Ausrufeton. § 132. Im heutigen Schwedisch gelten folgende verhältnismäßig feste Regeln für die Wortstellung im Hauptsatz: 1. In E r g ä n z u n g s f r a g e n wird der Satz durch das Fragewort eingeleitet. Dies ist, wie bereits erwähnt, eine Regel von großer Verbreitung und hohem Alter. Sie ist ein Ausdruck für die allgemeine Regel, daß das wichtigste Wort des Satzes an erster Stelle steht.

Wortstellung im einfachen Satz

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2. Kennzeichnend für E n t s c h e i d u n g s f r a g e n ist die ungerade Wortstellung oder die Inversion, mit dem Prädikatsverbum am Anfang des Satzes. Diese Regel hat nicht so hohes Alter wie die obige, da die Inversion früher auch in Aussagesätzen vorkommen konnte. Wunschsätze und Zurufe (Befehle) beginnen ebenfalls mit dem Prädikat (dem Konjunktiv, dem Imperativ). 3. Im Aussagesatz steht das Prädikat normalerweise an zweiter Stelle; es bildet das zweite Satzglied des Satzes. Ihm kann das Subjekt vorangehen, aber auch ein Adverbial oder eine andere Ergänzung, oder auch ein Gliedsatz. Wenn ein anderes Satzglied als das Subjekt den Satz beginnt, erhält dieser folglich ungerade Wortstellung. Abweichungen hiervon kommen in der Dichtung vor, die überhaupt größere Freiheit in der Wortstellung aufweist, hauptsächlich darum, weil sie sich durch mehr Rhythmus und Emphase auszeichnet als die gewöhnliche Rede. Versmaß und Reim bedingen zuweilen eine andere Wortstellung als die, die in der Prosa natürlich und gewöhnlich ist. Beispiele: „Gubben ej förgäfves detta tyckte" (Α. M. Lenngren). „Berg och kullar prydda sta", „Vin och Flickor och Fredmans Sträka Natten ljuflig gör", „Mot en vägg med skalmar tryckta Star en kärra full med drank" ( = en kärra. . . star med skalmarna tryckta mot en vägg; Bellman). „Ditt namn [Objekt] skall ock en stjerna [Subjekt] fä" (Lidner). „Drömmen mig detta har lärt" (Stagnelius). „Ej vid dess kopparport din hand jag skall trycka tili afsked" (Stagnelius). „En morgon fran stranden ett skepp jag säg" (Geijer). „Fritjof, din därskap jag aldrig förläter" (Tegner). „Da jag tili min cittra tog" (Atterbom). „Vi länge väntat dig hade" (Snoilsky). „Af angest de späda hjärtan knappt vägade slä" (Snoilsky). „Algernasfibrer grönskande näten kring kolonnaderna sno" (Fröding). „I trädgärdstäppan med blomster och frukt snart äppelträden sig täcka" (Levertin). „Fiendehänder graven grävde, inga snyftningar vinden kvävde, inga bröst sig i saknad hävde, fienders hän ditt liktal var" (B. Gripenberg).„Skymmande dimma vät över slätten vilar" (A. U. Bäath). Es ist charakteristisch, daß das Sprachgefühl aufgrund der Tradition diese Wortstellung als poetisch auffaßt, d. h. als in der Dichtung zugelassen, aber keineswegs darum etwa als auch in der gewöhnlichen Umgangssprache möglich.

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Der einfache Satz; und seine Glieder

Eine natürliche Wortfolge wurde von den älteren Dichtern nicht als besonders erstrebenswert betrachtet; wichtiger waren jedenfalls Reim und Rhythmus. In den Knittelversen des Mittelalters ist eine derartige Wortstellung — mit dem Prädikat an letzter Stelle — sehr selten; kommt sie einmal vor, so ist dies gewöhnlich durch den Reim bedingt. Beispiele: Med gul ok sölff ok starka hiorde the taffwesta tha vndan runno (EK). Häghren, som ey simmer, vatnith straffar; en later bonde pä. sin aker klaff ar (Peder Mansson). Vgl. isl. Ok hann J>at or9a allz fyrst um kvaö. . . . greyiom sinom gullbgnd sn0ri ok nwjrom sinom ηιρη jafnaöi (Thrymlied). 4. Die satzbestimmenden Adverbien (ζ. B. die Negation) haben normalerweise ihren Platz unmittelbar nach dem Prädikat. Im Gliedsatz hingegen stehen sie vor dem Prädikat. Diesen Unterschied zwischen parataktischer und hypotaktischer Wortfolge gab es im frühesten Altschwedischen noch nicht. Von diesen vier Hauptregeln für die Wortstellung im heutigen Schwedisch hat also nur die erste schon im frühesten Altschwedisch in voller Ausdehnung gegolten. § 133. Drei Faktoren sind es, die die Wortstellung im Aussagesatz bestimmend beeinflussen: die grammatische Tradition, das Ausdrucksbedürfnis und der Satzrhythmus. Es gibt somit teils eine normale grammatische Wortstellung, die dem Spracherbe angehört und die sich nur langsam verändert, teils gewisse Ausdrucksmöglichkeiten für die Hervorhebung und Gefühlsbetonung (Emphase); außerdem können rhythmische Gesetze modifizierend wirken. Zusammen mit der Betonung erscheint die Wortstellung als ein Mittel, um die wichtigsten Wörter eines Satzes hervorzuheben. In der Rede sind rhythmische Gesetze wirksam, die nach einem regelmäßigen Wechsel zwischen stärkeren und schwächeren Gliedern streben und die dadurch die grammatische Ordnung der Wörter einer rhythmischen Einteilung in Takte und Sinnschritte anpassen. Emphase und Rhythmus repräsentieren die beweglichen Elemente innerhalb der Wortstellung, die F r e i h e i t , im Verhältnis zu den von der Tradition gegebenen Regeln. Die Emphase ist der Ausdruck für die eher zufälligen und individuellen Bedürfnisse; sie muß stets gegen den Hintergrund des Normalen auftreten, sogar gern im Gegensatz zum Normalen, wenn sie zur Geltung kommen

Wortstellung im einfachen Satz

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soll. Ohne Regeln keine Freiheit. Der Satzrhythmus dagegen ist unabsichtlich und unbewußt wirksam; er folgt allgemeinen Gesetzen und kann im Lauf der Zeiten Veränderungen der traditionellen Wortstellungen verursachen. Emphase und Rhythmus sind in hohem Grade stilistische Faktoren und treten in verschiedenen Stilarten mit verschiedener Stärke auf. In der gesprochenen Sprache haben sie mehr Raum als in der geschriebenen; sie wirken in einer spontanen und lebhaften Erzählung stärker als in einer durchdachten sachlichen Darstellung. Die Möglichkeiten für emphatische Wortstellung sind in verschiedenen Sprachen sehr verschieden. Im heutigen Schwedisch sind sie ζ. B. größer als im Englischen. Man kann auch die klassischen Schriftsprachen, Latein, Griechisch und Sanskrit, miteinander vergleichen; die Emphase tritt am häufigsten im Griechischen auf und am seltensten im Sanskrit. Bereits Samuel Columbus (f 1679) hatte die freie Wortstellung des Schwedischen bemerkt: „I Swenskan har man den frijheten at omsättia orden, ymse förät, och ymse efter, däd inte mänge sprak kunna göra." Als Beispiel führt er an: „för däd köpet kunni haa'n [ = könnt Ihr ihn haben]; ok: ni kunn haa'n för dä' köpet" (En Swensk Orde-skötsel, hrsg. von Sylvia Boström, 1963, S. 94). § 134. Im Aussagesatz mit substantivischem Subjekt ist die gerade Wortstellung das Natürliche. Das Prädikat folgt unmittelbar nach dem Subjekt; es bildet also das zweite Glied des Satzes. Die Sinnergänzungen des Prädikats (Objekt, Adverbial, Negation) folgen nach dem finiten Prädikatsverbum. Falls das Prädikatsverbum zusammengesetzt ist (Hilfsverbum + Infinitiv oder Partizip) stehen im Altschwedischen die Ergänzungen normalerweise zwischen den beiden Teilen des Prädikats („Umklammerung"). Beispiele: Fotr hiogg runaR (U 678). Frisa gildaR letu rceisa stain pennsa (U 379). Pialfi gcerdi bro at Bollu, dottur sina (U 867). Aschw. Sveär egho konong at taka (VgL I). Barn J>orf kristnu, maj>er husl (VgL I). Kona a slökifrillu son ok annan aJ>alkono son (VgL I). Offensichtlich ist diese Wortstellung bis zu einem gewissen Grade rhythmisch bedingt. Der Satzrhythmus besteht aus dem Wechsel zwischen schwereren und leichteren Gliedern, und zwar sowohl semantisch wie auch morphologisch. Der Anfang des Satzes ist gewöhnlich sein am stärksten betonter Teil. Es ist der

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Der einfache Satz und seine Glieder

natürliche Platz für ein neues Subjekt, worüber etwas ausgesagt wird. Das darauf folgende Glied, das zweite, ist dagegen prosodisch schwachtonig. Das Prädikatsverbum macht zwar den Mittelpunkt des Satzes aus; damit ist jedoch keineswegs gesagt, daß es ein vollschweres Satzglied ist. Wenn das Verbum finitum aus einer Kopula (är, blir) besteht, liegt die Betonung auf dem Prädikativum. Besteht es aber aus einem Hilfsverbum, liegt die Betonung auf dem Hauptverbum (Infinitiv oder Partizip). Falls das finite Verb eine Ergänzung bei sich hat, liegt die Betonung auf der Ergänzung. Daher hat das Prädikatsverbum die Tendenz, die zweite Stelle im Satz einzunehmen. Was die germanischen Sprachen betrifft, ist es kaum richtig, wie B. Delbrück es tut, zu betonen, daß das Prädikat sich enklitisch an das starktonige erste Glied des Satzes anschließt. Eher fügt es sich proklitisch an das ihm folgende dritte Glied an. Die wichtige Regel von der Zweitstellung des Prädikats im Satz ist also in der Hauptsache die Folge eines rhythmischen Gesetzes. Was hier primär ist, ist nicht leicht zu entscheiden, ebensowenig wie die Frage, wann und wie die Wortstellung zustande kam. Auch wenn das Subjekt ein pronominales Wort und daher schwachtonig ist, tritt keine Veränderung in der Wortstellung ein. Der Satz beginnt dann mit zwei schwachtonigen Gliedern und hat prosodisch einen Auftakt von mindestens zwei Silben. Die proklitische Stellung des finiten Verbums tritt hier noch stärker hervor. Beispiele: Han är min bäste vän (xxxxxx). Han har inte kommit än. Han har rest bort för tre veckor sedan. Die Wortstellung ist dieselbe: Subjekt (S) — finites Verbum (F) — Ergänzungen (E), wenn auch der Satzrhythmus verändert ist. Dieser Satztypus ist besonders häufig in zusammenhängender Darstellung, ζ. B. in einer längeren Erzählung. In Runeninschriften und altschwedischen Texten gibt es zahlreiche Beispiele davon. Hann vaR daudr i Holmgardi (U 687). In zusammengesetzten Sätzen, die aus zwei (oder mehreren) nebengeordneten Teilsätzen mit gemeinsamem Subjekt bestehen (Satzreihe), erhalten in der älteren Schriftsprache die Ergänzungen des zweiten Prädikatsverbums (und der folgenden Verben) häufig ihren Platz vor dem Prädikat. Die Wortstellung sieht somit so aus: S — F — E + E — F ( + E — F ) . Beispiele: Böndir för^u stuk oc sten, oc grundwal growu oc kirkio giorjm (DL). Sitir man a kirkiu wägh . . . firi andrum, dräpir, sarghar ella blodwita slar

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Wortstellung im einfachen Satz

(DL). Combir J>an man w häftum, dräpir man ella by brännir (DL). Ganz gewiß ist die Wortstellung in dergleichen Fällen durch rhythmische Gründe bedingt. Bereits in altschwedischer Zeit lag, besonders in festen Verbindungen, der Hauptton normalerweise auf der nachgestellten Ergänzung, und das Verbum war mehr oder weniger unbetont (taga fram, taga av daga, sld blodvite, läta illa usw.). Infolge der Wortstellung grundwal growu, blodwita slar usw. bekam der Ausdruck zwei Ikten, und zwar lag der eine auf dem Verbum, das durch die betonte Endstellung stärker hervorgehoben wurde. Mit Recht kann man hier von einer prägnanten Wortstellung sprechen. Das ziemlich reichliche Vorkommen derartiger Sätze in den Rechtsdenkmälern ist daraus zu erklären, daß sie aus dem mündlichen Vortrag der Gesetze übernommen sind, wo sie nach den rhythmischen Gesetzen der gesprochenen Sprache geformt worden waren. Ähnlich verhält es sich ζ. B. mit dem Ausdruck han gret ok illa let „er weinte und tönte jämmerlich (jammerte)", der aus dem altschwedischen Legendarium bekannt ist, aber auch von neueren schwedischen und norwegischen volkstümlichen Erzählungen. Es handelt sich also um einen stehenden, pleonastischen Ausdruck, wo die beiden miteinander kombinierten Verbformen sich reimen. Der Eindruck wäre nicht der gleiche mit der Wortstellung han gret ok let illa, wo das zweite Verb seinen eigenen Hauptton verliert. Beim Aufkommen jener Wortstellung hat wohl auch der Umstand eine gewisse Rolle gespielt, daß in Infinitivausdrücken vom Typus pät ma äi i eldi brinna oc äi i watni siunka regelmäßig die Ergänzungen vor den Infinitiven standen2. § 135. Statt mit dem Subjekt kann der Satz mit einem Adverbial (Umstandsergänzung) beginnen, und zwar gewöhnlich einem Pronominaladverbium, das die Zeit oder die Lage oder Richtung oder die Art und Weise angibt und sich häufig auf etwas bezieht, das bereits erwähnt ist. Es handelt sich somit um Wörter wie altschw. nu, pa, sipan; här, hit, häpan·, pär, pit, päpan\ sva, py, po u. a. In diesem Fall tritt Inversion ein; die Personalform des Verbs steht an zweiter Stelle, und das Subjekt folgt unmittelbar darauf als drittes Glied des Satzes. Die Wortstellung ist demnach folgende: Adverbial — Verbum finitum — Subjekt — Ergänzungen. Beispiele: Pa fingu pau son ... Pa vard hann daudr (U 29). 2

Vgl.hierzu E. Wess6n in: „Svenska landskapslagar" 2 (1936), S. l l f . , Svenskt lagspräk (1966). Wessta, Schwedisch III

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Nu skal bonde hus vpp lätä (VgL I). I>a skal Jnngsmannä vittni latä bärä (VgL I). Sva är i laghum talt (VgL I). Nu boa brö^är i bo saman (ögL). Nu takär man kunu rane (ÖgL). E>y mat J>u egh ärua han (ÖgL). Nu gifptis kona ok fa barn mä]p bonda sinom. Nu dö han. Sijaan gifptis hon androm . . . ]>a dö hon si£>an . . . I>a takar swa kuldur sum kuldur (ÖgL). — Nschw. Lyckligtvis mötte han ingen under tiden. Ungerade Wortstellung begegnet nicht selten in Sätzen, die mit ok eingeleitet sind: Oc aghu män fri£> hawa, pär kununger biuj>er vt lejmng sin (SdmL). Oc seal husfru a altare bäxa leef oc leefsufl vm kirkiumässodagh (DL). Altgutn. Auk byggvi kann i by sunnarst (L 1571). Isl. i>at likaöi (jllum vel, ok maelti J)vi manngi ί gegn (Ari). Die ungerade Wortstellung ist in diesem Fall dadurch bedingt, daß ok ursprünglich ein starktoniges Wort war, ein Adverb, eine Kasusform vom Substantivum auk Neutr. .Zusatz, Vermehrung' ( = dt. auch). Als es später seine Betonung verlor und zum schwachtonigen Bindewort wurde, bestand die ungerade Wortstellung noch lange als Alternative weiter8. Gerade Wortstellung ist jedoch nach ok das Gewöhnliche, sowohl im Isländischen wie im Altschwedischen4. Anm. 1. Gerade Wortstellung ist sehr selten in Sätzen, die mit einem Zeitadverb eingeleitet werden. Beispiele: SiJjän hans lotär, sum brutlikär är, skiptis i J)ry (UL). i>a vi mäf> go]?e forhoxän . . . vnnom ij>är at bliua vipär J)än r ä t . . . (KP). Letzteres ist eine rein schriftsprachliche Konstruktion, um das vi des Königs und Briefausstellers hervorzuheben. Anm. 2. Die Partikel nu besitzt in ein paar Fällen eine eigentümliche Bewegungsfreiheit. GuÖ hialpi sial nu hans (U 617). Gu9 läti sial nu hans J)ät nyutä (Vidh). A £>em samä collä standär β

Anders Hj. Falk, Grammatikkens historiske grunnlinjer (1923), S. 88; J. Lollesgaard, Syntaktiske studier (1920), S. 33 f. * Es besteht kein Zusammenhang zwischen diesem älteren Sprachgebrauch und der Inversion nach och, die in der heutigen Kanzleisprache und besonders in der Geschäftssprache vorkommt: Vi hava mottagit Eder ärade skrivelse, och hava vi härmed äran meddela . . . Diese Wortstellung ist aus dem Deutschen entlehnt, als die ältere Inversion nach och in den nordischen Sprachen schon lange ausgestorben war. S. E. Wellander, Riktig svenska, S. 434. — Zur Inversion nach ok, s. C. I. Stähle, Syntaktiska och stilistiska studier i fornnordiskt lagspräk (1958), S. 116; Hj. Alving, Det grammatiska subjektets plats i den narrativa satsen (1916).

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clocnähus J)errä nu i Mädalby (Vidh). Es hat den Anschein, als ob nu, um der Schwachtonigkeit zu entgehen, nicht die Stelle unmittelbar nach dem Prädikatsverbum habe einnehmen wollen. Anm. 3. Nach lat. item und seinem Ersatzwort framlepis, die einen neuen Abschnitt in einer Darstellung einleiten, besonders in Verordnungen und Satzungen, kommen sowohl gerade wie ungerade Wortstellung vor. Beispiele: Item skal hwar smältäre smältä . . . Item hwar kolare skal haua . . . (KP). Anm. 4. In einem mit kanske (kanhända) eingeleiteten Satz kann alternativ die Wortstellung auch gerade sein. Beispiele: Kanske han kommer (Kanske kommer han redan i dag). Kanske det gär. Kanhända det redan är för sent (Kanhända är det redan för sent). Kanske det inte blir sä lätt (Kanske blir det inte sä lätt). Kanske hans öde redan är avgjort (Kanske är hans öde redan avgjort). Das kommt daher, weil kanske, kanhända ursprünglich Sätze sind; das, was darauf folgte, war also ein von kanske, kanhända abhängiger Gliedsatz. Vgl. § 135. — Ähnlich verhält es sich mit Fragesätzen, die mit manne eingeleitet werden. Sie haben gerade Wortstellung. Beispiele: Manne han kommer? Männe han redan har kommit? Dies hängt damit zusammen, daß männe ursprünglich eine modale Verbform war, die einen Infinitiv nach sich hatte: Männe (Mände) han komma ? Vgl. „Schwedische Sprachgeschichte"

I, § 202. Ein Satz kann auch durch ein Pronomen als Akkusativ- oder Dativobjekt, das an erster Stelle des Satzes steht, mit dem Vorhergehenden verknüpft werden: Hana fikk Ragnfastr i Snotastadum (U 29). Hann (Akk.) sviku Hakumcenn i utfaru (G 134). Hann drapu norrmcenn a kncerri Asbiaman (U 258). Hanum är fuldär Jnufnapär a bak bundin (ögL). Hanum uar laghlika ping stämt (ögL). Hanum liggir hungir a halsi (DL). Die Wortstellung muß hier ebenfalls als normal, nicht als emphatisch bezeichnet werden. Im Altschwedischen waren also sowohl gerade wie ungerade Wortstellung normal. In beiden Fällen nimmt das Prädikatsverbum den gleichen Platz ein, es steht in Zweitstellung. § 136. Ein Gliedsatz, der ein Satzgefüge einleitet, beeinflußt die Wortstellung des Hauptsatzes in gleicher Weise wie ein anderes vorangestelltes Satzglied. Ein n a c h g e s t e l l t e r H a u p t s a t z hat 15*

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also m. a. W. normalerweise Inversion und wird durch die Personalform des Verbums eingeleitet. In der altschwedischen Rechtssprache gibt es ziemlich viele Ausnahmen. Gerade Wortstellung kommt nämlich nicht selten nach einem einleitenden Bedingungssatz vor. Der Grund dafür ist, daß es sich hier ursprünglich um zwei selbständige Sätze handelt. Der zweite von ihnen konnte gerade oder ungerade Wortstellung haben, und erst allmählich festigte sich der Gebrauch dahin, daß die Inversion das Normale wurde. Es ist klar, daß dies in hohem Grade auf analogischem Einfluß von anderen Arten von Satzgefügen beruhte. Die immer festere Gestaltung des zusammengesetzten Satzes (des Satzgefüges) in altschwedischer Zeit führte zu je länger je größerer Gleichförmigkeit in der Wortstellung. Beispiele, s. unten unter „Konditionales Satzgefüge" (S. 253f.). Uber gerade Wortstellung nach einem allgemeinen Relativsatz, s. unten § 138. § 137. Ein Satz beginnt oft mit einem Satzglied, das in der Vorstellung oder für den Gedanken am stärksten hervortritt, also mit einem psychologischen „Prius" (oder einem psychologischen Subjekt), auch, wenn es in dem Satz, der dann geformt wird, die Stellung eines untergeordneten Glieds einnimmt. Beispiele: Vindstilla var det. Ankare hade jag inget. Glad blev han inte. Min granne, honom har jag icke mött pa länge. Blasipporna (de) är inte svara att hitta. Det här huset, i det bor det fyra familjer. Föredraget hade nog varit min mening att höra pa. Förra äret, dä. var det en ovanligt sen vär. Besonders oft in der Dichtung: „Ut eller in, om nägon vill, klyf hans hufvudskalle" (Tegndr). „Hans flamma, är hon ej gode gudars län?" (Tegner). „De gula skördar, som pä fälten gunga, i dem har skördemannen ringa del" (V. Rydberg). „I lunden under Neapels mäne, jag vet att minst du behöver be" (Snoilsky). „Men gyllne kungaringen, den fick han aldrig fatt" (Heidenstam)5. 5

Als Bezeichnung für „das Glied, worüber der übrige Satz als Aussage empfunden wird" hat man in der grammatischen Analyse mit Vorteil den Terminus Satzbasis verwendet. Diese fällt keineswegs stets mit dem grammatischen Subjekt zusammen, aber sie kann zuweilen Anlaß zu dem, was wir hier emphatische Wortstellung genannt haben, geben. Über „Satzbasis", s. vor allem I. Wallin, Om det grammatiska subjektet (1936), S. 51 f., 285f.

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Auch die Wortstellung mit einem nachgestellten Subjekt ist unnormal und kann deshalb dazu beitragen, dieses zu verstärken, es hervorzuheben. Beispiele: „Han öppnas, grafvens port" (Lidner). „Ja, han sadhe sä, räfwen om rönnbären" (J. Chronander). Aschw. Howösaar oc hwlsaar, J)em skal wärkiände war|>a (DL; man beachte, daß varfia den Dativ regiert; die Substantive zu Beginn des Satzes stehen außerhalb des syntaktischen Zusammenhangs). Sar all annur, warj)i äki längir än attir är helt (DL). Sto]?hors, i skoghum gangä, all f>y fyl sum af föj>äs äghu per baj)i (VgL I). Vpdrät skipä ok utskut skipä, wärf»är man fore lunnum ällr borJ>e . . . gildär mäj> waj)agiäldum (UL). Skriptaman, t>a han är i kirkiu leddir, J>a är han karinu millän ejjgildir (DL). Vm wagnicla fer{>ir f>a schulu ai flairin aca J>an tuair „was die Fahrten der Wagenfahrer anbelangt, so sollen . . . " (GL). En vm ogutnisct fulc J>a liautin tuar systrir gin ainum bryj>r (GL). Item £>än stafge som vi met> ijtär för gyorjiom vm berghsens bygning, viliom vi, ät stafmghär skal vara (KP). Bei näherer Überlegung, besonders bei der schriftlichen Darstellung, sind dem Sprecher (Schreiber) der Inhalt und die syntaktische Form des Satzes von Anfang an klar. Aber es kann trotzdem vorkommen, daß das Wort an die erste Stelle gesetzt wird, das sachlich oder gefühlsmäßig als das wichtigste erscheint. Es kann dies das Subjekt sein, jedoch auch ein anderes Satzglied. Die Emphase oder der Nachdruck kann auf sachlichen oder gefühlsmäßigen Ursachen beruhen, oder natürlich auch auf einem Gemisch von beiden. Die Emphase ist in der altschwedischen Rechtssprache sehr verbreitet, was natürlich ist, da ihr ja der mündliche Vortrag der Gesetze zugrunde liegt und sie also gesprochene Sprache wiedergibt. Man kann beinahe mit Recht behaupten, daß die emphatische Wortstellung das Normale ist, sodaß das für den Zusammenhang wichtigste Satzglied in der Regel an erster Stelle des Satzes steht. Das emphatisch hervorgehobene Satzglied kann Objekt oder Adverbial sein. Beispiele: Aft Vamod standa runan paR (Stein von Rök). Aus dem VgL I: Vatn skal eigh vända af fornu fari. Barn skal brymsignä firi utän kirkiudyr. Tialdrustenä skal tva i iorj) grava. Halvän vägh skal hvar J>errä läggia. Byscupi seal gengyärd gärä. Atvistärmanni skal J)ing visa. Attungum skal by byggia. Skuldum skal skipta

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sum bo. Löst skal hin lata, är i handum havir. Atta skulu oJ)olfästir varä. Α grannä skal kallä. A t>ingi skal owormaghe köpe lysä. Firi ofävli skal eigh warj>ä. Vr skal mässufatum farä. Atr skal han gialda. Eigh mughu grannär ranszak syniä. Eigh ma maj)er af kono sinni iorJ> köpä. E»ät är abyrf>, ok eigh wlti iak J)iufnä£>e J>em. Boä böndär i by mäj> lendum manni, eig mughu J)er vitu mistä J>y häldär. Ebenso in Gliedsätzen: [Er soll] bij)iä sär sva GuJ) holl, at eigh drap mit fä J>it fä. Sva sigiä lärj)ir män, at eig ma ne vij) kväj)ä. . . . t>rim mannum fiem, är eig hava nijjingsvärk giort. — Aus dem D L : E>ässa iord (Obj.) atti fapur min (Subj.). i>ätta lät iak giora. DöJ) hafj)i f>än karl af. Sakir är han at J»rim markum. Gildir är han mej> siw markum. Fallen är Bassum kona at fyritighi markum. Quickan seal J>an man i iord gräwa. Ä ganga barn a bätri halwu. Oc wardir hani manz bani (ok ist hier starktonig, es ist Adverb: .auch, sogar'; Rhythmus und Reim können bestimmend auf die Wortstellung eingewirkt haben). — (E>a aghu J>er han til pings föra). Egh aghu J>er han um arm binda ok egh stukka (ögL). — At lij>är sott at manni. Än äghu J)e byrr at bij>ä . . . Bort sighlä J>e. Til komä andri (UL; in einem stark rhythmisch geformten Abschnitt). Domara seal man swa wäliä (SdmL). Hwarn siunda dagh ma länsmapär J>ing hawa (SdmL). Gutland hitti fyrsti maftr J>an, sum E»ieluar hit (GS). Boland al J>itta warj>a (GS). I>aim gaf han namn allum ofydum (GS). Mic witin ir nu faigastan (GS). Vgl. isl. Mik weitstu verda vergiarnasta (E>rk). — Ont är thät hors, ey thol een kyrkmässoridh (MO). Ey dughir kasta dyra stena for swin (MO). Medh lagh skal man land byggia (MO; vgl. UL: Land skulu mäj) laghum byggiäs). Howdhlöös här wardhir ey radh fore (MO). Barnlösan hafwin j mik giort (ST). Mit nafn will iak ekke löna (Di). Op stodh Flores ok drogh sin kniiff (Fl). — Vgl. isl. fslendinga bok g0r9a ek fyrst byskopum 0rum. Teit f0ddi Hallr. Penna atburö sagöi Teitr oss (Ari). „Hrseddr er Öläfr Tryggvason ηύ. Eigi ]Dorir hann at sigla meö hgfuö ä skipi sinu." „Hätt mun Ormrinn bera mik ί kveld, honum skal ek styra." „Ekke er J>etta Ormr hinn langi" (Snorri). — Nschw. „Upp jag stod, d& hanen gol, tidigt i morgonväkten." „Glömd sitter jag." „Stor var den sol, som sjönk i kvällen." „Bort ga de. Stumma skrida de, en efter en, tili skuggornas värld. Klockorna däna. Tungt slä de, mullra och kvida de." „Vitt blev ditt här. Langt blev ditt skägg" (Heidenstam). — Dän. „Sommer var det, midt pa dagen, i et hj0rne af hegnet" (J. P. Jacobsen).

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Hunden fir vi lov att akta oss för. En elegantare reseskildring far man leta efter. Honom kan man alltid lita pä. Det har jag inte hört nagonting om. Det brydde han sig inte om. Det rar jag inte för. Vad beror det pa ? In obigen Beispielen sind manche Nuancen vertreten, und zwar vom ausgesprochenen poetischen Stil mit rhythmischer Form lind stark hervorgehobenem Wort in Anfangsstellung bis zu adverbialen Bestimmungen mit bloß sehr schwacher Emphase. Es gibt keine scharfe Grenze zwischen der Inversion, die man als normale Wortstellung (§ 185) bezeichnen kann, und der emphatischen, sondern lediglich verschwommene Übergänge. Charakteristisch ist, daß bei der Emphase die Stellung des Prädikats unverändert bleibt; die Personalform ist der feste Punkt des Satzes, worum sich alles dreht und wendet. Die Wortstellung ist demnach im Altschwedischen, wenn man sie mit der der heutigen Sprache vergleicht, ziemlich frei, und sie konnte es sein, weil die Kasusformen die grammatischen Verhältnisse des Satzes angaben. Es konnte kein Zweifel darüber herrschen, was Subjekt und was Objekt war. Als aber die Flexion des Nomens vereinfacht wurde, mußte die Wortstellung Aufgaben übernehmen, die bisher der Wortbeugung oblagen, und sie wurde daher fester. Beispiele: Klockarenum seal föJ>o fa (DL). Kläpsins bände a klokkarin uarj>a (ögL). § 138. Eine Form von Emphase, die bereits in den frühesten altschwedischen Texten reichlich vertreten ist, soll in diesem Zusammenhang erwähnt werden, obwohl sie mit der Wortstellung nichts unmittelbar zu tun hat: ein betontes Satzglied kann durch ein pleonastisches Pronomen oder Adverb wiederholt werden. So das Subjekt, wenn es an erster Stelle des Satzes steht, durch ein anaphorisches han, hon, pät, PI. pe vor dem Prädikat. Beispiele: Birghir iarl han gaf af iarnbyrj>ina (ÖgL). Mädhan Blanzaflor hon lifuir än (Fl). Waar örs the sprungo tha wäl fast (HI). Pafen han ma J)ätta pakit opnya (Birg. aut.). Henna nampn thet war Dyana (Paris ok Vienna). Een foghil han wäär sin eghin bwr (Bischof Thomas). En stut han hweekar, män en oxe drager stadigt, en foole han skeenar, men en häst han dantzar (Wiwallius). Herr Pädar han drömde en dröm om a Natt (Dahlstierna). Se Löparn han trippar sä snällt (Bellman). — Besonders oft, wenn das Subjekt nähere Bestimmungen bei sich hat: Nu J>än, sum nästär är

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hanum a möprinit, han skal böta (ögL). I>äs frändär, sum dräpun uar, pe skulu ora (ÖgL). Awair strabain af Alfa socn hann gierpi fyrsti frip wipr suia kunung (GS). En klärkar vare fru giärna piänande, han las henne daghleka tel hepar (Bur). S. auch § 42. Hinter einem betonten Satzglied in Erststellung wird häufig ein pleonastisches pa eingeschoben. Besonders ist dies der Fall, wenn das hervorgehobene Satzglied nähere Bestimmungen bei sich hat und ihm eine Pause folgt. Beispiele: Crussur oc klokkor, calka oc messufat, pa seal byscuper vighia (VgL I). Huarghi pa rätkändi iak han fyr än här (VgL I). I>än kostin pa förin böndär a kirkiubol (ÖgL). Α fämtinne pa skulu pe suäria (ÖgL). Äff Upsalum pa aghu pe hanum fylghiä ok til Stränginäs (UL). Fore allär sakir pär prästi witis, pa a prästär fore sin forman kalläs (UL). Iwir pe mal nu up täliäs, pa aghu bapi nämpd rapä (UL). Af py goz, sum pär är iwir at, pa hawi prester wald testament sit göra (SdmL). Hwat wi gitum til sat . . . pa skulum wir samän sättia (UL Conf). En eptir Mariu minni pa hafi huer mapr haimluf (GL)e. Ein nachgestellter Hauptsatz wird ebenfalls gern mit einem anaphorischen Adverb pa eingeleitet. Besonders häufig ist dies nach Konditionalsätzen, es kommt jedoch auch bei Relativ- und Temporalsätzen vor. Nach einem Gliedsatz folgt natürlicherweise eine Pause. Pa dient dann dazu, nach der Pause an das Vorige anzuknüpfen. Es ist somit sowohl eine einleitende wie auch eine verbindende Partikel. Die Zeitbedeutung ist nur noch schwach vorhanden, oft sogar ganz verschwunden, und die Partikel steht dann, wenn man so will, rein pleonastisch. Für Beispiele, vgl. unten unter den verschiedenen Arten von Gliedsätzen. — Neben pa kommen auch, obwohl weniger häufig, das Adverb des Ortes pär und das der Art und Weise sva, vor. Beispiel: Ingeborgh swa heyt hans syster (EK). Nach einem allgemeinen Relativsatz wird der Hauptsatz gewöhnlich mit einem anaphorischen Pronomen eingeleitet, welches das Subjekt des Satzes ist und das, was im Vordersatz ausgesagt wurde, zusammenfaßt. Beispiele aus dem MO: Hwa ey waghar, han ey vindir. Hwar illa fallir, han illa riis. Hwa äkke wäl staffrar, han ey wäl gärdhir. Hwat vnghir nimbir, thät han gamal haldir. β

S. ferner Schlyter (Glossare und Wörterbuch): Art. pa; Söderwall (Wörterbuch) : Art. pa A 8; Α. Wenning, Studier över ordföljden i fornsvenskan (1930), S. 20f.; B. Bjerre, Nordiskakoniunktionsbildningar 2 (1938), S. 91.

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Thät man mädh syndom faar, thät mädh sorghum forgaar. Sprichwörter dieser Art bestehen aus zwei gleich gebauten Sätzen mit identischem oder wenigstens korrespondierendem Rhythmus. Dies ist der Grund, warum das Prädikat im nachgestellten Satz ungewöhnlicherweise an letzter Stelle steht. Das Primäre sind demnach in diesem Fall nicht die Wortstellung des Hauptsatzes und sein Rhythmus, sondern die des Gliedsatzes. Die beiden Prädikatsverben sind zuweilen durch Alliteration (vägar: vinner) oder durch den Reim (fär: förgär) verbunden. In der heutigen schwedischen Umgangssprache kommt es außerordentlich häufig vor, daß das Subjekt eines Satzes durch ein unmittelbar darauf folgendes anaphorisches Pronomen wiederholt wird. Dies war zunächst gewiß eine emphatische Ausdrucksweise. Nach dem Hauptwort folgte dann gern ein Pause, die dazu diente, das Subjekt noch besonders hervorzuheben, und das Pronomen stand proklitisch, in einem Auftakt. Diese Ausdrucksweise wurde indessen allmählich weit über ihre ursprüngliche Aufgabe hinaus verwendet, ohne daß ein Drang zur Ausdrucksentladung vorhanden gewesen wäre; das Pronomen wurde m. a. W. rein pleonastisch gesetzt. Dadurch wurde die Pause vermindert oder sie fiel völlig weg. Beispiele: Min bror han är fem ar äldre än jag. I Wien (dar) har jag aldrig varit. Men gk den vägen (det) vägade vi inte. — „Golfvet det gungar", „Skylten pä stängen, den knarkar och hviner" (Bellman, Ep. 77), „Värdinnan hon är galant", „Helt tyst i skorsten Murre han satt" (Ep. 78). „Hur torpet det sluttar ner", „Mollberg han damp af stoln", „Herdinnan trumf i bordet hon slog" (Ep. 81). „En konung i Sverige han flyr icke gärna" (Nicander). „Men hjärtat det var godt" (Runeberg). „Kung Liljekonvalje han sänker sitt sorgsna hufvud" (Fröding). „Och seglen de glänsa pä hafvets vida rum, och v&gorna de kasta sig med dän och med skum . . . Och skuggorna de tätna, och dagen den är all" (Fröding)7. — Ein satzeinleitendes Objekt kann in derselben Weise durch ein anaphorisches honom, kenne, det, PI. dem (dom) wiederaufgenommen werden, das Prädikativum durch det (zuweilen auch sä). Beispiele: Men pojken honom har vi inte hört av pä länge. „Mitt halfva kungarike det vill jag gifva dig" (Fröding). — Ebenso 7

O. Gjerdman in der Festschrift für Hugo Pipping (1924), S. 132f. Über pleonastisches Pronomen im Frühaltdänischen, s. Hj. Falk und A. Torp, Dansk-norskens syntax (1900), S. 275f.

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wird ein Adverbial, das zu Beginn des Satzes steht, gern durch ein Pronominaladverb (nu, da, här, där) wiederholt. Am häufigsten kommt sä vor, das in allen möglichen Zusammenhängen — nicht bloß nach Adverbialen der Art und Weise — rein pleonastisch verwendet wird. Es entspricht somit in gewisser Hinsicht dem altschwedischen pa. In der Umgangssprache kommt es häufig vor, wird aber in der gehobenen schriftlichen Darstellung als unnötig vermieden. Beispiele: „Uti var hage där växa bla bär" (Gotländisches Volkslied). „Hvar dag sä star du brud", „Rätt nu sä skiner soln" (Bellman). „Och nu sä är vi gifta, och nu sä är hon min" (Fröding, Jäntblig). § 139. Im Gegensatz zum heutigen Schwedisch konnte in den altnordischen Sprachen das Verbum finitum auch am Anfang eines Aussagesatzes stehen. Liggär lik a wighwalli (UL) ist nicht notwendigerweise eine Frage oder ein Konditionalsatz, es kann ebensogut ein Aussagesatz sein, also „es liegt eine Leiche am Mordort". Im isländischen Sagastil ist bekanntlich bei der Erzählung die Inversion sehr häufig. Das Subjekt ist gewöhnlich bekannt und braucht daher nicht erwähnt zu werden, oder auch besteht es aus einem schwachtonigen Wort. Das Neue, das mitgeteilt wird, liegt im Prädikatsteil des Satzes, im Verbum finitum und seinen Ergänzungen. Das ist der Grund, warum die Personalform des Verbs so häufig am Anfang des Satzes steht; gleichzeitig, wie sie an das Vorangehende anknüpft, führt sie die Erzählung weiter. Die sog. Fortsetzungs-Wortstellung ist in gewissem Sinne verwandt mit der Stellung des Verbums nach einem adverbialen Einleitungswort (§ 135) oder mit der in nachgestellten Hauptsätzen (§ 136). Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des isländischen Sagastils 8 . Zweifellos war sie auch in der altschwedischen Umgangssprache eine völlig normale und gewöhnliche Form der Wortstellung. Es bestand also ein wesentlicher Unterschied zwischen der Wortstellung in Sätzen, die eine freistehende Mitteilung ausmachen (ζ. B. eine Runeninschrift) oder eine Erzählung beginnen, und der in Sätzen, die nur ein Glied einer zusammenhängenden Schilderung oder Erzählung bilden. Die Inversion hatte eine gewisse Aufgabe als Mittel, um die Sätze miteinander zu verknüpfen. 8

W. Braune, Zur Lehre von der deutschen Wortstellung (in: Festgabe für R. Hildebrand, 1894); A. Heusler, Altisländisches Elementarbuch (1913) § 478; Hj. Falk, Grammatikkens historiske grunnlinjer (1923), S. 87f.

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In der altschwedischen Schriftsprache kommt diese Fortsetzungs-Wortstellung selten vor, und zwar einfach darum, weil die erhaltenen Literaturdenkmäler nicht von der Art sind, daß man sie erwarten könnte. Ein paar Beispiele können vielleicht hierher gezählt werden: StyrJ>i J>a goJ)är laghma£>är (Vidh). Löste Guz ängel han af iarnom ok Erodis kunugs hand (Bur). Zuweilen (in der Legendenliteratur) scheint ein Zeitadverb pa mitgedacht oder ausgelassen worden zu sein. Beispiele: Tha vndradho brödhirne ther mykyt oppa oc kastadho vp grafwena. Funno the at rotin äff lilionne war vthwext äff riddarans munne (ST). Thentidh the hafdho ther bygt langan tyma, hende thet om ena nat, at Iwlianus mykyt thröttir äff ärwodhe laa j sinne säng. Fik han höra ena ömkelika röst (ST). In mehreren anderen Fällen dagegen kommt im Altschwedischen reine Inversion vor. Einige Male hängt sie sicher mit der verifizierten Form und deren freieren Wortstellung zusammen. Beispiele: Fiall a Fyri frekn drcengR Asmundr. Mndadis Assurr austr i Grikkium. Vard a holmi Half dan drepinn (ög 81). SkrceiÖ knarr hans i kaf (U 214; Endreim und Alliteration; die beiden Teile des Prädikats umklammern das Subjekt). Vgl. die lebhafte Kampfschilderung in den Häkonarmäl, wo die Inversion fast vollständig durchgeführt ist: Brgkuöu broddar, brotnuöu skildir . . . Brunnu beneldar ί bl6ögum undum, lutu langbaröar at lyöa figrvi usw. Ein unbetontes Subjektspronomen wurde oft enklitisch an das Verb angefügt. Beispiele: Sva skal vittni bära: „Bär iak J)äs vittni . . ." (VgL I). Vest J>u mina möJ)o (Bur). Jäk war mäj) bondä minum skiämbär än skuldi ok wit wildum baj)in. Wäntir iäk f»ät iäk är äi at meru kumin än skipt rättri (UL). Vndra hon hans bu£> ok gör giärna, som han bijiar (Bur). Iak är hans J)iänistosuen. BiuJ>ar iak J>ik at boa νφ Rolika kirkio J>u vilt (Bur). Radher iak hwariom kristnom manne . . . (MB 1). Zweifellos ist dies ein Überbleibsel eines älteren Zustands, wo die persönüchen Pronomina stets suffigiert wurden, sobald sie unbetont waren. Ein vorangestelltes iak, pu usw. würde den Eindruck besonderer Hervorhebung vermitteln. Vgl. isl. Kenni ek, at J)ü ert Äsapörr. Kann ek J>d ij)r6tt, er ek em albüinn at reyna. Koma ]?eir at kveldi til eins büanda. Kennir hann, at brotinn var laerleggrinn. Let hann J>ar eptir hafra ok byriaöi feröina austr (SnE). Dagegen mit betontem Pronomen: Ek veit nakkvat (HHu I; mit Alliteration auf ek); Ek man iijtna är um borna (Vsp).

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Ein völlig schwachtoniges är ,ist' steht zuweilen vor einem betonten Subjekt: ER pcessi byR pceiRa odal ok cettaR-fe (U 130). Är the sorgh wärre, som sidharst kombir (MO). Ein überschweres Subjekt wird gern an das Ende des Satzes gestellt. Dies ist gleichfalls eine Art von Emphase (Nachdruck). Beispiele: Gcerdu kumbl snialliR syntR HolmlaugaR (Sö 88). Takär en lot saksöken, annän konongär, ^rifiiä häräj) (VgL I). Liggiä uiö tolf markär häraöshyfpingä (VgL I). Giffs £>a hanum wizorj) til rättä laghä skipt (UL). Sätze dieser Art, die eine Vorschrift enthalten und mehr oder weniger an eine vorher erwähnte Voraussetzung anknüpfen, sind in den alten Gesetzen sehr häufig. Ihrer Form nach sind sie Aussagesätze, ihrem Inhalt nach aber Aufforderungssätze, und die Wortstellung kann (wie Hjalmar Alving betont hat) dadurch beeinflußt sein. — Bei der Inversion können unmittelbar hinter dem Prädikat dessen Ergänzungen folgen, und das Subjekt kommt dann an letzter Stelle des Satzes zu stehen. Beispiel: Kan hittas i lästum hwsum J>iufwir ella J)iufnaJ>ir (DL). Reine Inversion kommt vor allem bei der Einführung eines neuen Subjekts zur Anwendung. Im Neuschwedischen geschieht dies häufig mit Hilfe eines unechten Subjekts „det"; dies ist die sog. präludierende Konstruktion (§44. 4). Beispiel: Liggär lik a wighwalli ,,es liegt eine Leiche am Mordort" (UL). Flögh wp hani „es flog ein Hahn in die Höhe" (DL). War en iupe, Ioachim at nampne (Bur). In der Bibelsprache des 16. Jhs. ist die Inversion in erzählender Darstellung recht häufig. Beispiele: Sadhe Jesus til henne . . . Sadhe Martha til honom . . . Sadhe Jesus til henne . . . Sadhe hon til honom . . . (Joh. 11. 23—27). Sadhe Jesus: tager bortt stenen. Sadhe til honom Martha . . . (Joh. 11. 39). Swaradhe them Phariseerna . . . Swaradhe the och sadhe til honom . . . (Joh. 7. 47, 52). Swaradhe Jesus och sadhe til them . . . (Joh. 2.19). War ok een offuerscrifft scriffuin offwer honom (Luk. 23. 38). Woro ock nagre Greker (Joh. 12. 20). Woro ock teslikes naghor annor skep (Mark. 4. 36). Witnadhe ock folcket (Joh. 12.17). Im Neuschwedischen kommt die Inversion lediglich in stark archaisierendem Stil vor: „Sitter i högen högättad höfding" (Tegner). „Voro nu satte i hög kung Bele och Torsten den gamle" (Tegn6r). Bis zur parodierenden Übertreibimg in Frödings „En uppländsk runinskrift". Sonst ist sie in der Dichtimg selten. Beispiele: „Satte jag mig pä bergets kam, spejade ut över fjärden, säg

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huru solen i väster sam, längt, längt i väster gick fäxden (Fröding). „Genomvandrat har jag allen skuggornas land det öde" (v. Heidenstam). „Steg genom kvällens höst strandsvallets bundna brus, drev genom mil av natt norrskenets bläa ljus" (Karin Ek). Emphatische Hervorhebung des Prädikats durch Umschreibung mit dem Verbum .machen' begegnet in der isländischen Eddadichtung. Beispiele: G0rÖit hon hiüfra, ηέ h