Schwedische Ortsnamenforschung [Reprint 2019 ed.] 9783486764178, 9783486764161


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German Pages 30 [32] Year 1932

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Table of contents :
Schwedische Ortsnamenforschung
1. Geschichte. Forscher
2. Wichtigere Ergebnisse
3. Organisation, Publikationen, Quellenmaterial, verschiedene Hilfsmittel, Bibliographien
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Schwedische Ortsnamenforschung [Reprint 2019 ed.]
 9783486764178, 9783486764161

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Schwedische Ortsnamenforschung. Geschichte, Ergebnisse und Organisation. Der Ortsnamenforschung, d. h. der Untersuchung älterer und jüngerer Ortsnamen von sprachlichen und anderen Gesichtspunkten aus, dürfte in Schweden, dank hochstehender Methodik und wichtigen Ergebnissen, früher als in den meisten andern Ländern eine überragende Stellung innerhalb der philologischen Fächer zuerkannt worden sein. Die Ortsnamenforschung kann in Schweden auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken, aber das mächtige Aufblühen zu Beginn des 20. Jahrhunderts muß im engsten Zusammenhang mit dem einzig dastehenden Aufschwung der Toponomastik im Nachbarland Norwegen betrachtet werden, wie ihn in erster Linie das von 0 . Rygh u. a. verfaßte Monument; lwerk „Norske Gaardnavne" (1897 ff.) darstellt. Im Folgenden gebe ich eine Übersicht über die schwedische Ortsnamenliteratur und die bisher gewonnenen wichtigeren Ergebnisse der Ortsnamenforschung auf dem Gebiete schwedischer Zunge mit Einschluß des finnländisch- schwedischen Sprachbereiches. Im allgemeinen wird auch jene Literatur mitangegeben, die mit Skäne, Bohuslän und anderen früher zu Dänemark und Norwegen gehörigen Provinzen verknüpft ist, wobei jedoch in mehreren solchen Fällen eine Ausnahme nötig erschien, wo die Ortsnamen dieser Provinzen von dänischen oder norwegischen Ortsnamenforschern im Zusammenhang mit dänischem oder norwegischem Ortsnamenmaterial im allgemeinen behandelt wurden und daher vom intern hochschwedischen Gesichtspunkt aus geringeres Interesse bieten. In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf hinweisen, daß das Ortsnamenmaterial in allen nordischen Ländern naturgemäß so viele Berührungspunkte und so enge Verwandtschaft hat, daß man eigentlich von einem einzigen n o r d i s c h e n Ortsnamenforschungszweig reden sollte, weshalb ein scharfes Auseinanderhalten der resp. dänischen, norwegischen und schwedischen Forschung mit gewissen Schwierigkeiten verbunden ist. Eine Übersicht über die schwedische ON-Literatur und die in der schwedischen ON-Forschung gewonnenen Ergebnisse in der Art der vorliegenden Überschau ist früher nicht gel

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geben worden. Dagegen haben Jöran Sahlgren 1 ), T. E. Karsten 5 ) u. a. wichtige kürzere Beiträge zur Forschungsgeschichte auf verschiedenen Teilgebieten geliefert, während Hjalmar Lindroth ein populär gehaltenes, inhaltsreiches und von vielen Gesichtspunkten aus wertvolles „Handbuch" der schwedischen Ortsnamenforschung 3 ) herausgegeben hat. Zunächst will ich versuchen, eine kurze Geschichte zu geben und die bedeutenderen Forscher vorzuführen. 1. G e s c h i c h t e . F o r s c h e r . Die Ortsnamenforschung hat in Schweden alte Ahnen. Wie in den meisten anderen Ländern ließen es sich schon in älteren Zeiten die Gelehrten angelegen sein, aus den dunklen Namen von Dörfern und Städten, Kirchspielen, Bezirken und Landschaften Kenntnis der alten Geschichte des Gebietes und des Landes zu gewinnen. Diese gutgemeinten Beiträge haben natürlich heute in der Regel nur rein historischen Wert. Indessen tritt allmählich der eine oder andere Forscher hervor, dessen Ergebnisse beachtenswerter sind. Als den ersten schwedischen ON-Forscher betrachte ich unter diesem Gesichtspunkt J. H. R h e z e l i u s , dessen in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahrhunderts zusammengebrachten topographischen Sammlungen aus Smäland, Oeland und Uppland zum grösseren Teil heute noch ungedruckt sind. Rhezelius war vor allem Ortsnamensamm 1 er. Der erste erfolgreichere B e a r b e i t e r war der Historiker A n d r e a s Stobseus 4 ), dessen Abhandlung De Scania antiqua 1706 gedruckt wurde. Für die Deutung der Ortsnamen hatte sich zwar schon früher u. a. Stobseus' Lehrer, der vielgeschäftige O l o f R u d b e c k interessiert („Atland", Teil 1, 1679), aber seine Namenerklärungen waren nur in Ausnahmefällen von bleibendem Wert, wenn auch seine Bedeutung für die historische Forschung lange Zeit hindurch groß blieb. Trotz dieser schönen Ansätze wurden indessen — mit einigen vereinzelten Ausnahmen — bedeutsamere Erfolge auf dem Gebiete der schwedischen Toponomastik erst in unserem Z. B. in „Skagerahults sockens naturnamn" I, Sthlm. 1912, S. 1 f.; Namn och bygd ( = NoB) 1919, S.^81 ff.; Rig 1920, S. 153ff; „Hälaingborgatraktena ortnamn" (in L.M. Baath „Hälsingborgs historia" I, Hälsingborg 1925)^S. 107 ff. s ) „Nägot om den nutida ortnamnsforskningen. Dess mal, medel och resultat" (in „Första periodiska forskarmötet" II, Helsingfors 1925, S. 52ff.). 3 ) „Vära ortnamn och vad de lära oas", Sthlm. 1923, 2. Aufl. 1931. Sahlgren, NoB 1919, S. 81.

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Jahrhundert erzielt. Doch traten schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Anzahl Forscher auf, die in größeren und kleineren Abhandlungen durch genaue Materialsammlungen und vergleichende Untersuchungen zeigten, daß sie modernere wissenschaftliche Methoden einigermaßen beherrschten. So kamen schon 1867 und 1868 A. 0 . F r e u d e n t h a l s Abhandlungen über die schwedischen Ortsnamen in Nyland, im eigentlichen Finnland und auf Aland heraus (vgl. unten S. 13 f.) und 1869 0 . R. B e l l a n d e r s „ Anteckningar om Westmanlands härader" x ), Studien, die es verdienen, als Erstlingsarbeiten der modernen schwedischen ON-Forschungen bezeichnet zu werden. Schon 1867 war die 1. A u f l a g e von C. 6 . S t y f f e ' s wichtigem geographischen Handbuch „Skandinavien under unionstiden" herausgekommen, das große Namensammlungen enthielt (3. Aufl. 1911). Zu dieser älteren Gruppe von Abhandlungen gehören u. a. auch: J . G . L . B e r g s t r ö m , De nominibus locorum Sudermanniae (1873; schwed. Aufl. 1875); H. H i l d e b r a n d ' s kurze aber geniale und hervorragende Beiträge in Yitterhets Hist. och Ant. Akad s . Mänadsblad 1876 S. 299ff.; A. F a l k m a n , „Ortnamnen i Skäne", (1877); M. F. L u n d g r e n , „Spräkliga intyg om hednisk gudatro i Sverige" (1878); G. D j u r k l o u ' s methodisch wichtiger Vortrag „Om svenska ortnamn, stälda i samband med historiska ock kamerala forskningar" (Svenska landsmäl, Bd. 1, 1880); J . N o r d l ä n d e r s Ortsnamenuntersuchungen in „Norrländska samlingar" (1892—1905); P. A. K j ö l l e r s t r ö m „Svensk namnbok" (1895; wenig wertvoll). Einen hohen und dauernden W e r t f ü r die ON-Forschung hat L u n d g r e n - B r a t e ' s großes Personennamenlexikon „Personnamn f r ä n medeltiden" (1892—1915; Svenska landsmäl 1 0 : 6), wo auch viele, doch oft unsichere Ortsnamenerklärungen gegeben werden. An Bedeutung überragt seine Vorgänger als vergleichender Forscher K. H. K a r l s s o n , der schon 1897 in der Zeitschrift „Svenska fornminnesföreningens tidskrift" mehrere der wichtigsten und später lebhaft diskutierten schwedischen Dorfnamentypen (-hem, -vin, -sta, -tuna, -vi, -by u. a.) vom Gesichtspunkt des Alters wie der lokalen Verbreitung erfolgreich behandelte. Im J a h r e 1905 gab Karlsson eine Übersicht über „Upplands ortnamn" (in „Üppland, skildring af land och folk", 1). Eine gute Arbeit ist auch E r i k M o d i n ' s „Härjedalens 1 ) Man beachte: Schweden ist in 24 „län" eingeteilt, jedes län zerfällt in eine Anzahl „härad" und jedes härad in eine Anzahl „socknar" (Kirchspiele).

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ortnamn ock bygdesägner", Svenska landsmäl Bd. 19, 1902 (2. Aufl. 1911) 1 ). Ungefähr gleichzeitig begannen zwei andere Sprachforscher sich für das Stadium der ON zu interessieren, nämlich A d o l f N o r e e n und E l o f H e l l q u i s t , die auf ganz andere Weise als ihre Vorgänger es verstanden, aus der ON-Forschung eine methodische und ergebnisreiche Wissenschaft zu machen. Und hiemit sind wir an der Stelle, wo die schwedische Namenswissenschaft emporblühte, ein Aufblühen, das diese binnen kurzem dem Vorgänger im norwegischen Nachbarland ebenbürtig machen, ja bald genug einen weit ringsum anerkannten Rang verschaffen sollte. Das Jahr 1902, in dem das kgl. Ortsnamenkomitee unter Adolf Noreens sprachwissenschaftlicher Leitung eingesetzt wurde, das Jahr 1906, in dem dieses Komitee die groß angelegte Publikation „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län" herauszugeben begann, das Jahr 1903, in dem Hellquist das erste Heft des großen Werkes „Studier öfver de svenska sjönamnen" herausgab, und das Jahr 1904, in dem die Studien desselben Verfassers über die ¿w^e-Namen herauskamen, sind wichtige Daten in der nordischen Sprachwissenschaft. Darauf, daß das Aufblühen der schwedischen ONForschung zum Hintergrund den einzig dastehenden Vormarsch hat, den dieselbe Wissenschaft zu Ende des 19. Jhs. im Nachbarlande Norwegen antrat, ist schon oben hingewiesen worden ; in der Tat ist die Arbeit „Sverges ortnamn" in mancher Hinsicht eine Nachbildung von „Norske Gaardnavne" — gleichwie später ihrerseits die „Sverges ortnamn" neben den „Norske Gaardnavne" als Vorbild dienen sollten für Dänemarks offizielle ON-Publikation „Danske Stednavne" (1922). Hier benütze ich auch die Gelegenheit, um die Bedeutung hervorzuheben, welche dänische Forscher wie Oluf Nielsen, N. M. Petersen und Joh. Steenstrup auch für die schwedische Namensforschung hatten. Als Ortsnamenforscher war Elof Hellquist in erster Linie Philolog. A d o l f N o r e e n s größte Verdienste liegen dagegen auf einem anderen Gebiet, — daß er die offizielle schwedische Ortsnamenforschung in die Wege geleitet und organisiert hat. Denn ein so ausgezeichneter Sprachhistoriker Noreen auch war, so war doch seine Neigung und sein Interesse für die mehr Schon hier muß betont werden, daß um 1900 auch finnländischschwedische Forscher (Saxen, Karsten u. a.) sich ernstlich für das Studium der ON zu interessieren begannen. Aus Gründen, worauf unten hingewiesen wird, habe ich es für das geeignetste gehalten, die finnländische Forschung für sich zu behandeln (unten S. 73ff.).

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sachliche Seite des onomatologischen Materials nicht ebenso ausgeprägt. E r hat indessen doch viele dauernde Beiträge zur Ortsnamenforschung gegeben. Und wenn auch die früheren Deutungen des Ortsnamenkomitees oft etwas Abstraktes und Wirklichkeitsfremdes an sich hatten, so erweiterte doch die langjährige Beschäftigung mit den Ortsnamen allmählich Noreens Gesichtskreis, und spätere Teile von „Ortnamnen i Älvsborgs län" sind wesentlich besser als die ersten. Als Beispiel f ü r Noreens viele ausgezeichnete Ortsnamenuntersuchungen kann genannt werden „Sjönamnet Anten" (NoB 1913). Noreens wichtigste Arbeit auf dem Gebiete der Ortsnamenforschung ist ohne Zweifel „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län", f ü r dessen Deutungen er die Hauptverantwortung trägt. Schon im J a h r e 1900 hatte Noreen einen übersichtlichen, populär gehaltenen Aufsatz herausgegeben: „Om vära ortnamn och deras ursprungliga betydelse" 1 ). Die hohen Altersbestimmungen, die er 1906 in dem Aufsatz „Ur vära ortnamns historia" 2 ) machte, haben später in den meisten Fällen revidiert werden müssen. Yon Noreens vielen Schülern waren mehrere, die sich der Ortsnamenforschung widmeten, Lampa, Lundberg, Sahlgren, Erik Noreen u. a. m. (Über diese siehe weiter unten.) Noreens Schüler war auch R o b e r t N o r r b y , ein besonders ideenreicher und f ü r seine Zeit tüchtiger Ortsnamenforscher; seine beste Abhandlung ist „ Ydre härads gärdnamn", Stockholm 1905. Übrigens haben die meisten schwedischen Sprachforscher des 20. Jahrhunderts Adolf Noreen ganz oder teilweise ihre Ausbildung in der Sprachgeschichte und Forschungsmethode zu verdanken. E l o f H e l l q u i s t hat eine ganze Reihe bedeutungsvoller Arbeiten über schwedische Ortsnamenforschung herausgegeben. Schon seine zwei ersten gleichzeitig veröffentlichten Namenmonographien unterschieden sich in Bezug auf den Umfang der Untersuchung, die Anlage und energische D u r c h f ü h r u n g der Aufgabe, die er sich stellte, von den Arbeiten der Vorgänger. Hellquists ungefähr 1000 Seiten starke „Studier öfver de svenska sjönamnen, deras härledning ock historia", gedruckt 1903—1906 in Svenska landsmäl, ist nicht nur die größte, sondern auch bisher die einzige, einen größeren Teil des Landes umfassende schwedische Naturnamenmonographie. Die In „Nordisk tidskrift" 1900. Später abgedruckt u. a. in Noreens „Spridda studier" 2. Samml., 2. Aufl., 1911. 2 ) In „Julbok . . herausg. von E. Stave, Uppsala 1906. Abgedruckt in „Spridda studier", 3. Samml., 1913.

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Kritik, die u. a. von Sahlgren gegen Hellquists Seenamenarbeit gerichtet wurde, ist ohne Zweifel meistens berechtigt gewesen, aber das hindert nicht, daß Hellquists umfassende sprachgeschichtliche Einsicht, verbunden mit guter Kenntnis eines großen Namenmaterials ein W e r k von hohem Werte ergeben hat. Dasselbe gilt von Hellquists ,Om de svenska ortnamnen pä -inge, -unge ock -unga" (veröffentlicht 1904 in Göteborgs högskolas ärsskrift), die erste große schwedische Monographie über Siedelungsnamen. Weit später gab Hellquist noch eine verdienstliche Untersuchung über Siedelungsnamen heraus „De svenska ortnamnen pä -by* (1918 in Göteborgs Yet. o. vitt. samhälles handlingar F. 4. 20:2). Auch für den Ortsnamenforscher von großem W e r t ist desselben Verfassers „Svensk etymologisk ordbok", Lund 1922. In „Lidingöns ortnamn" (in „Lidingön och dess natur", Stockholm 1927) gab Hellquist eine kurze Übersicht Uber den älteren Namenschatz eines kleinern Gebiets. Neben Noreen und Hellquist haben andere mit ihnen gleichzeitige Sprachforscher mehr zufällig ihren Unterricht und ihre Untersuchungen der Ortsnamenkunde gewidmet. Durch Schriften, die schon im 1. Jahrzehnt des 20. J a h r hunderts erschienen, zeigten sich auch O t t o von F r i e s e n („Om landskapsnamnet Uppland", Fataburen 1906) und H e r m a n G e i j e r („Om sättet för dialektala ortnamns upptagande i riksspräket", Spräk och stil 1906, 1907) als hervorragende Kenner der schwedischen Ortsnamen. In einer ganzen Reihe kürzerer methodisch wichtiger Ortsnamenstudien hat von Friesen später vom sprachlichen und sachlichen Gesichtspunkt aus in überzeugender Weise ältere und jüngere Siedelungsnamen gedeutet („Namnet Vegeholm" in NoB 1913, „Gursten" in NoB 1914, „Namnet Jönköping" in Meddelanden frän Norra Sniälands fornminnesförening IV 1915, „Tvä fornsmäländska bygdenamn" in derselben Zeitschrift Jahrg. VIII 1926, „Ord för hväll och morgon i nägra svenska ortnamn" in Nysvenska studier 1931). Wie in der Studie über Gursten hat er kürzlich in seiner wichtigsten onomatologischen Arbeit „Bynamn pä de uppländska runstenarna" (NoB 1930) geschickt und ergebnisreich Runen- und Namenforschung vereinigt. Schließlich hat von Friesen auch mehrere populär gehaltene Übersichten über uppländische Dorfnamen gegeben (Upsala Nya Tidnings julnummer 1907, 1915, 1918, 1919, 1922). Durch seine Seminarübungen an der Universität in Uppsala hat von Friesen eine große Rolle in der Forschungsmethode gespielt, besonders betreffs sachlicher Untersuchungen über die Bedeutung von Namen.

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Geijers obengenannte Abhandlung 1906—1907 bedeutete viel f ü r die damalige Forschung. In „Ortnamnens undersökning ock regiering" 1912 (Svensba landsmäl bih. 7) zeigte Geijer ungefähr gleichzeitig mit Sahlgren, daß er die Methode beherrscht, durch umfassende Materialsammlungen die Namensetymologien zu stützen. E v a l d L i d e n s und B e n g t H e s s e l m a n s Leistungen auf dem Gebiet der Ortsnamen imponieren zunächst nicht durch ihren Umfang, aber destomehr durch ihre Qualität. Lidens Gelehrsamkeit und Vielseitigkeit in der Behandlung, wie sein gesundes Urteil und seine Begabung f ü r kritische Schärfe haben auch in der Ortsnamenforschung überzeugende Etymologien und methodisch wichtige Studien Zustandekommen lassen. S. z. B. die Aufsätze „Om nägra ortnamn" (Arkiv för nord. fil. 23, 1907), „Västgötanamn" (NoB 1916), „Nägra halländska och västgötska o r t n a m n " (ebenda 1920), „Spridda namntydningar" (ebenda 1926). Schon in seinen „Blandade spräkhistoriska bidrag" (Göteborgs högsk. ärsskrift 1904) benützte Lidön auch schwedisches Ortsnamenmaterial. Sowohl die Arbeiten des Ortsnamenkomitees als auch „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län" haben in einer großen Anzahl von Fällen aus Lidens Urteil Nutzen ziehen können. Seine außerordentliche Begabung als W o r t - und Sachforscher hat auch die Tätigkeit von Kollegen und Schülern gefördert. Hesselmans Ortsnamenstudien werden charakterisiert durch innige Vertrautheit mit den Mundarten und der alten Sprache und eine geniale Gabe, durch eine Synthese von topographischem Detailstudium und umfassenden vergleichenden Sprachstudien Licht in die Namen, die er deuten will, zu bringen. Charakteristisch sind in dieser Hinsicht die Aufsätze „När och Närke" (NoB 1914), „Gamla ord bevarade i uppländska ortnamn" (Strena philologica upsaliensis, Uppsala 1922), „En naturnamnstudie" (Arkiv för nord. fil. 44 tilläggsband 1928). Hesselmans letzte und größte Ortsnamenarbeit „Längheden och Hälsingskogen" (NoB 1930) gehört zu dem besten, was auf dem Gebiet der schwedischen Namenforschung geschrieben wurde; sie zeigt, wie weit man mit guter Methode und gründlicher Stoffkenntnis kommen kann. Nach Adolf Noreens Tode (1925) wurde Hesselman zum Mitglied im Ortsnamenkomitee ausersehen und hat seitdem als Vorsitzender des Komitees fungiert. Durch Noreen, Hellquist und andere Forscher war im ersten J a h r z e h n t des 20. Jahrhunderts die schwedische Ortsnamenforschung in die Höhe gebracht worden und hatte eine

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bemerkenswerte und würdigere Stellung als bedeutsames philologisches Fach erreicht, das in mancher Hinsicht eigene Prinzipien und eigene Methode verlangt. Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war es anderen Forschern vergönnt, diesen Artunterschied noch stärker zu betonen, durch neue, umfassende Untersuchungen und wichtige methodische Studien das onomatologische Wissen weiter zu vertiefen und zu erweitern und schließlich durch neu erscheinende Publikationsfolgen vermehrte Möglichkeiten für die Veröffentlichung von Abhandlungen und Materialsammlungen zu schaffen. An erster Stelle unter ihnen stand J ö r a n S a h l g r e n . Durch die Dissertation „Skagershults sockens naturnamn" I, Stockholm 1912, und durch die 1913 erstmals an die Öffentlichkeit getretene Ortsnamenzeitschrift „Namn och bygd", die erste und lange die einzige in ihrer Art in Schweden und in der Welt, brachte es Sahlgren zu einer führenden Stellung innerhalb der nordischen Ortsnamenforschung. Schon die kleine, an neuen Anregungen reiche Studie „Forntida vägar" (Upplands fornminnesförenings tidskrift 1910 S. 92 ff.) zeigte Sahlgrens Begabung als Ortsnamenforscher. Seine Sachlichkeit, seine weitausholenden Untersuchungen über Namensbedeutung und seine starke Betonung der Notwendigkeiten, die Etymologie müsse gesichert und gefestigt werden durch gründliche Untersuchungen über die den Namen zugrundeliegenden realen Verhältnisse (Terrainstudien u. dgl.) — all das enthielt zu einem gewissen Teil etwas Neues in der nordischen Namenforschung; auf jeden Fall war Sahlgren energischer auf diese wichtigen Arbeitsmethoden eingestellt als die Vorgänger. Sahlgren war in höherem Maße als die Vorgänger ein Eealphilolog. Die Abhandlung „Skagershults sockens naturnamn" 1912, welche hauptsächlich — wie früher der Aufsatz „Edsbergs härads sjönamn" in Svenska landsmäl 1908 — Seenamen behandelt, zeigt am besten von allen seinen Schriften, wie weit man mit diesen neuen Methoden bei der Untersuchung des Ursprungs und der Ableitung einzelner Namen kommen kann. Methodisch wichtig war auch seine in derselben Abhandlung enthaltene und im Gegensatz zu Hellquists obengenannter Seenamenarbeit geschriebene Studie über die Bildung von Seenamen durch Ellipse. Dieses Namensbildungsprinzip war zwar schon früher auch Hellquist bekannt, aber Sahlgren hat doch das Verdienst, es zuerst in einem größeren Zusammenhang diskutiert und gewürdigt zu haben. Man hat daran ausgesetzt, daß Sahlgren vielleicht seine These von der Ellipse

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zu weit getrieben hat, aber diese h a t auf jeden Fall in der späteren Literatur eine sehr große Rolle gespielt. In seiner späteren sehr umfassenden Tätigkeit hat sich Sahlgren hauptsächlich mit Siedelungsnamen beschäftigt. Auch in diesen, oft kurzen und konzentrierten Abhandlungen finden wir neue Methoden und wichtige fruchtbare Aufschlüsse. E r hat z. B. die Bedeutung der Flußtäler, besonders des Tals der Laga als Kulturwege und Vermittler neuerer Ortsnamentypen hervorgehoben; er hat mit Hilfe der ältesten Ortsnamen den Norden in drei verschiedene Kulturprovinzen eingeteilt, die dänisch-schwedische, norwegisch-schwedische und ostschwedische, von denen eine jede ihre eigenen zeitlichen Namenschichten h a t (NoB 1919 S. 94, „Forntida svenska kulturprovinser och kulturvägar" in ß i g 1920); er hat weiterhin die Ortsnamenforschung durch eine Methode f ü r die Bestimmung der inneren Chronologie der Namen bereichert: „die geometrische" ( N o B 1927 S. 49 ff.). Eine gute Studie über Siedelungsnamen in Schonen gibt „Hälsingborgstraktens ortnamn" (in L. M. Bääth „Hälsingborgs historia" I, 1925); in derselben Arbeit gibt Sahlgren wie früher in anderen Arbeiten wichtige Übersichten über die ältesten Typen schwedischer Siedelungsnamen und deren Chronologie. Die Abhandlungen über schwedische Ortsnamen haben sich mit Vorliebe mit chronologischen Problemen befaßt; Sahlgren hat hier das Verdienst, im Gegensatz zu dem Norweger Hansen und seinen Nachfolgern in Schweden Noreen und (in seiner früheren Tätigkeit) Lindroth aufgezeigt zu haben, daß man die ältesten Namenstypen füglich nicht auf ein früheres Vorkommen als die Eisenzeit zurückführen darf. Sahlgrens kritische Einstellung hat auch auf anderen Gebieten zu guten Ergebnissen geführt, zum Beispiel sein Hinweis auf die unechten «¿-Namen (NoB 1923 S. 110) und seine Kritik nicht genügend behutsamer Kultnamenforscher. In einer Anzahl anderer, oft methodisch bedeutsamer Abhandlungen und Aufsätze hat Sahlgren Kernprobleme seiner Wissenschaft behandelt oder W e g e in vorher garnicht oder wenig bekannten Teilen derselben gebahnt. Ich nenne z. B. „Bläkulla och bläkullafärderna" (NoB 1915), „Förbjudna namn" (ebenda 1918), „Västgötska ortnamn av typen Kölingared" (Lunds universitets ärsskrift 1918), „Forna tiders jakt och djurfängst belysta av ortnamnen" (NoB 1920), „Nordiska ortnamn i spräklig och saklig belysning" (ebenda 1922, 1923, 1925), „iSta-namnen i N ä r k e " (ebenda 1927).

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Jöran Sahlgren hat unbestreitbar in späterer Zeit eine f ü h rende Stellung in der schwedischen Ortsnamenforschung eingenommen. Das geht ganz besonders hervor aus den großen Erfolgen, die er teils als Hauptredakteur der schon seit 1913 von ihm geleiteten streng wissenschaftlichen Zeitschrift „Namn och bygd", welche eine große Rolle nicht nur für die einheimische Forschung, sondern auch für die Erweckung des Interesses für die onomatologischen Disziplinen im Ausland, besonders in Dänemark und Deutschland gespielt hat, teils als Leiter und Organisator in der staatlich unterstützten Ortsnamenforschung des Landes erzielt hat. Man denkt hiebei einerseits an seine im Jahr 1910 erfolgte Anstellung als Sekretär im Ortsnamenkomitee, andererseits und vor allem an seine Stellung als Leiter des schwedischen Ortsnamen-Archivs und dessen wichtige Sammlungsarbeiten (s. unten). Seit dem Jahre 1930 ist er Inhaber der persönlichen ordentlichen Professur für nordische Ortsnamenforschung an der Universität Uppsala. Eine bedeutende Rolle als Organisator und Publizist hat auch H j a l m a r L i n d r o t h gespielt. Schon der siedlungsgeschichtliche Entwurf „Göinge härads gärdnamn" (Fornvännen 1911) zeigt seine Begabung für diese Art Forschung, obgleich er dort in chronologischen Fragen von älteren Ansichten abhängig ist, die sich als nicht durchwegs haltbar erwiesen haben. Drei besonders durch große Materialsammlungen wertvolle Abhandlungen sind die darnach erschienenen Namenmonographien „En omdebatterad önamnsgrupp" (Fornvännen 1914), wo insbesondere in Uppland und Södermanland vorkommende Namen auf -am, -garn ausführlich erörtert werden, „Studier över ortnamnen pä -lösa" (Fornvännen 1915) und „De nordiska ortnamnen pä -rum" (Göteborgs Yetenskaps och Yitt. samh. handl. 1916). Lindroth hat allen diesen Monographien übersichtliche Karten über die Verbreitung der verschiedenen Namenstypen beigegeben, eine beachtenswerte Neuerung in der schwedischen Ortsnamenforschung. Der Verfasser zeichnet sich in diesen wie in späteren Arbeiten durch geistige Beweglichkeit, Vielseitigkeit und Ideenreichtum aus. Aber man hat andererseits in Bezug auf die drei genannten Arbeiten auf den Mangel eines sachlichen Unterbaues und auf eine gewisse Voreiligkeit in den Folgerungen hingewiesen. Lindroth hat in seinen späteren Arbeiten seine Aufmerksamkeit besonders den Namen des Bohuslän gewidmet: die populär geschriebenen „Bohusläns härads- och sockennamn" (1918) und „Namnforskningar bland västkustens öar och skär"

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(1921), ferner die Abhandlung „Kust- och skärgärdsnamnen i Göteborgs och Bohus län. 1. Sjökortet Tjörn" (1922) und das große und gründliche Werk „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län" (I 1923, II 1925—29), worin die Siedelungs- und Flurnamen des Läns systematisch gesammelt und bearbeitet sind. Besonders in seinen späteren Arbeiten erweist sich Lindroth als scharfsinniger Etymologe von großer Erfahrung und als gründlicher Kenner der Verhältnisse des Bohuslän. Gleich Sahlgren zieht er oft einfache nahe zur Hand liegende Deutungen solchen vor, die weiter hergeholt, aber vielleicht weit interessanter sind — ein sehr gesundes Prinzip. Neben der eigenen publizistischen Tätigkeit hat Lindroth auch andere wichtige Leistungen zur Förderung der Ortsnamenforschung erzielt: Die 1917 erfolgte Gründung des unternehmenden „Institutet för ortnamns- och dialektforskning vid Göteborgs högskola" und die Redaktion von dessen Publikationsserien „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län" und „Skrifter utgivna av Institutet för ortnamns- och dialektforskning vid Göteborgs högskola" (Teil I kam 1918 heraus). Lindroth hat sich auch als populärer Schriftsteller betätigt; mit der 1923 gedruckten guten Übersicht „ Vära ortnamn och vad de lära oss" wollte er ein für das größere Publikum berechnetes Handbuch der Ortsnamenforschung geben (2. Aufl. 1931). O s k a r L u n d b e r g und E l i a s W e s s e n haben sich in ihren onomatologischen Studien beide mit Vorliebe mit Kultnamen beschäftigt, einem interessanten, aber oft unsicheren und vieldeutigen Stoff. Beide haben auf diesem Gebiet viel von dem norwegischen Sprachforscher Magnus Olsen gelernt. Lundberg zeichnet sich durch Ideenreichtum und kühne Kombination aus. Er hat u. a. die Namen auf Smör- behandelt (Fataburen 1910) und die Namen Härnevi (Uppsala Univ. ärsskr. 1911) und (wie früher E r i k B r a t e ) Vrindavi (NoB 1913). Während Lundberg sich auf einen Einzelnamen oder irgend ein Problem von geringerem Umfang konzentrierte, hat Wessen im allgemeinen größere Problemkomplexe erörtert. Wessen hat mit Hilfe von Ortsnamen, welche Götternamen enthalten, mit reichen Ergebnissen behandelt „Forntida gudsdyrkan i Östergötland" (Meddel. frän Östergötl. fornminnesför. 1921—22) und „Minnen av forntida gudsdyrkan i Mellan-Sveriges ortnamn" (Studier i nord. filol. 14, 1923). Sowohl Lundberg als Wessen haben außerdem in geringerem Umfang sich auch für andere Gebiete der Namenforschung interessiert. Zusammen mit Anders Grape hat Lundberg die topographische Studie geschrieben „Byar och bönder

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i Alunda för 600 är sedan" (Upplands forminnesfören. tidskriffc, Bd. 7, 1913—17). Wessen hat entscheidende Beiträge zu der lebhaften Diskussion der nordischen Philologen über den alten Stadtnamen Birca (NoB 1923, 1925) geliefert. In dem Aufsatz „Skänningebygdens ortnamn" (in „Skänninge stads historia", 1929) behandelte er ostgötländische Siedelungsnamen. Wesentlich im Rahmen der Publikationen des Ortsnamenkomitees sind E r i k N o r e e n und R a g n a r L j u n g g r e n tätig gewesen. Noreen ist als Sekretär des Komitees Mitarbeiter bei den „Ortnamnen i Älvsborgs län" gewesen und zu einem beträchtlichen Teil Hauptverfasser der „Ortnamnen i Yärmlands län". Er hat hier sowie in verschiedenen kleineren Aufsätzen viele verdienstvolle Ausführungen gemacht. Eine gute topographische Untersuchung sind Noreens „Studier rörande gränserrta mellan Värmland och Dal samt Värmland och Norge i äldre tid" (NoB 1919). Ljunggrens größte hierher gehörige Arbeit ist sein gründlicher, von großer Orts- und Sprachkenntnis zeugender Bericht über „Namn pä lägenheter och hemmansdelar" in „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län" 1 : 2 (1923). Einer der tüchtigsten Ortsnamenforscher des letzten Jahrzehnts ist auch N a t a n L i n d q v i s t . Seine große und unter vielen Gesichtspunkten wertvolle Monographie „Bjärka-Säby ortnamn" I 1926 ist die erste gründliche und mit Hilfe von modernen wissenschaftlichen Methoden ausgeführte Untersuchung der sämtlichen Siedelungs- und Flurnamen eines kleineren Gebiets. Lindqvist hat sich besonders in Betreff des sachlichen Unterbaues von Etymologien große Verdienste erworben. Man kann kaum sagen, daß verschiedene in bemerkenswertem Grade ausgeprägte S c h u l e n sich innerhalb der schwedischen Ortsnamenforschung gebildet hätten. Schon oben ist indessen darauf hingewiesen worden, daß mehrere der behandelten Forscher auch durch ihre Tätigkeit als Lehrer große Bedeutung für die Ortsnamenforschung hatten. Von den Schülern Adolf Noreens ist schon oben gesprochen worden. Größere Bedeutung als Lehrer der onomatologischen Fächer haben einerseits Sahlgren, andererseits Liden und Lindroth gehabt. Sahlgrens Bedeutung in methodischer und sonstiger Hinsicht ist in der ganzen späteren Ortsnamenliteratur leicht erkennbar. Als unmittelbare Schüler Sahlgrens erweisen sich: N i l s Ö d e e n , in dessen großer Dissertation über die maZa-Namen „Studier iSm&lands bebyggelsehistoria", Lund 1927, man überall

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den Einfluß Sahlgrens merkt, und E r i k B r u h n , welcher in der Dissertation „Ägonamn i Rönnebergs härad, I " Lund 1931, die erste größere Bearbeitung des reichsschwedischen Feld- und Wiesennamenmaterials gegeben hat. Seitdem die Professur f ü r nordische Ortsnamenforschung in Uppsala 1930 zustande kam, hat Sahlgren in ganz anderer Weise als früher Gelegenheit bekommen, um sich und in seinem Seminar eine ganze Reihe jüngerer Ortsnamenforscher zu sammeln, deren Dissertationen schon teilweise ausgearbeitet sind oder vorbereitet werden. Gleich wie die Ortsnamenprofessur und das Ortsnamenarchiv in letzterer Zeit Uppsala zu einem Zentrum dieser Wissenschaft gemacht hat, so haben doch die Professoren Liden und Lindroth nebst dem Institutet för ortnamns- och dialektforskning schon früher Göteborg eine ähnliche Stellung gegeben. Lidens und Lindroths tüchtigster Schüler auf onomatologischem Gebiet ist I v a r L u n d a h l , der mit der Dissertation „Falbygdens by- och gärdnamn", gedruckt in „Göteborgs högskolas ärsskrift" 1927, der schwedischen Kulturnamenforschung eine ihrer besten Monographien lieferte. Kürzlich hat C. G. T e n g s t r ö m unter Lindroths Leitung in der umfangreichen Dissertation „Studier över sydbohuslänska inkolentnamn" (Göteborgs högsk. ärsskr. 1931) seine Beobachtungen über die aus Ortsnamen gebildeten Einwohnernamen zusammengestellt. In der vorstehenden teilweise nach chronologischen Gesichtspunkten geordneten Darstellung habe ich es absichtlich unterlassen, auch die f i n n l ä n d i s c h - s c h w e d i s c h e Forschung zu besprechen. Diese hat nämlich in der Hauptsache ein ganz anderes Namenmaterial als die reichsschwedischen Forscher behandelt — die schwedischen Ortsnamen in Finnland — und ist außerdem teilweise f ü r andere Probleme interessiert gewesen, weswegen es wohl gerechtfertigt ist, in dieser Übersicht an einer einzigen Stelle eine zusammenfassende Darstellung der Tätigkeit der finnländischen Ortsnamenforscher zu geben. Das Aufblühen der Ortsnamenforschung begann in Finnland ungefähr um dieselbe Zeit wie in Schweden: ungefähr um das J a h r 1900. Vorher war eigentlich nur ein Forscher von Bedeutung aufgetreten, A. 0 . F r e u d e n t h a l (vgl. oben S. 3). Schon bevor Bellander und die übrigen oben S. 3 genannten schwedischen Forscher des 19. Jahrhunderts etwas veröffentlicht hatten, hatte Freudenthal drei für seine Zeit bedeutende Abhandlungen drucken lassen, die indessen so ziemlich seine ganze Tätigkeit auf dem Gebiet der Toponomastik

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ausmachten: „Om svenska ortnamn i Nyland" (in „Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk" 1867), ,Om svenska ortnamn i Egentliga Finland" und , 0 m Alands ortnamn" (ebenda 1868). Schon Freudenthal war — wie vorher vom finnischen Standpunkt aus Yrjö Koskinen („Pohjanmaan asuttamisesta", „Suomi" 1857) — dafür interessiert, aus den Ortsnamen im westlichen und südlichen Finnland Kenntnis über frühere schwedisch-finnische Besiedlung in diesen Landstrichen zu gewinnen. Es war natürlich, daß die Nationalitätengegensätze in Finnland auch das durch Alter und bestimmte Lokalisierung wichtige Ortsnamenmaterial ausnützen mußten. In der ganzen späteren finnländisch-schwedischen Ortsnamenliteratur hat die Frage nach dem Alter und der früheren Ausbreitung der schwedischen resp. finnischen Kolonisation eine Hauptrolle gespielt. Freudenthal, der Bahnbrecher des schwedischen Ortsnamenstudiums in Finnland, bekam erst um 1900 würdige Nachfolger: Ralf Sax6n, T. E. Karsten, Yäinö Solstrand, Hugo Pipping, 0 . F. Hultman u. a. Der tätigste unter den finnländisch-schwedischen Namenforschern ist T. E. K a r s t e n gewesen. Seine bedeutendste Arbeit ist seine große Abhandlung über Flur- und Siedelungsnamen „Svensk bygd i österbotten", die größte schwedische Namensmonographie, die bisher publiziert wurde. „Svensk bygd i Österbotten" ist das Resultat langjähriger Sammelarbeit. Schon 1906 und 1908 hatte Karsten unter dem Titel „Österbottniska ortnamn, Spräkhistorisk och etnografisk undersökning, I" — eine für seine Zeit wichtige Abhandlung — diejenigen Teile seines Österbottnischen Materials drucken lassen, welche die Namen von Flüssen, Fjorden, Buchten und Sunden behandelten, und diese Partien sind nachher in umgearbeiteter und erweiterter Form auch in „Svensk bygd" aufgenommen worden. Im ganzen genommen gilt das sowohl von „Svensk bygd" wie von den früher veröffentlichten „Österbottniska ortnamn", daß die sprachliche Erklärung der einzelnen Namen im allgemeinen die schwächste Seite der Abhandlung ausmacht. Man vermißt nicht selten Angaben aus finnländischen Mundarten, ebenso wie Angaben über die sachlichen Voraussetzungen der vorgeschlagenen Deutung (ein typisches Beispiel: G-rindörarna „Svensk bygd I" S. 327). Aber das hindert nicht, daß „Svensk bygd i Österbotten" eine sehr bedeutende Arbeit ist. In einem ersten Teil (1921) werden Flurnamen, in einem zweiten Teil (1923) Siedelungsnamen behandelt. Karsten hat auch in besonderen

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Kapiteln ausführlich und übersichtlich die Bildungsart, das Alter usw. der verschiedenen Namengruppen erörtert. Dank der Arbeit Karstens ist uns :aunmehr f ü r mehrere wichtige Flurnamengruppen das finnländische Material leichter zugänglich als das reichsschwedische. Methodisch besonders wichtig ist schließlich die im 2. Teil enthaltene Untersuchung über „landhöjning och bebyggelse". Karstens übrige Leistungen auf dem Gebiet der Ortsnamenkunde mögen in aller Kürze genannt sein. In einer ganzen Reihe von Arbeiten hat er sich f ü r das Studium von Ortsnamen als Zeugnis für die frühere Ausbreitung der schwedischen Kolonisation interessiert: „Äldre germansk kultur i Finland belyst av ortnamnen" („Studier i nordisk filologi" 2, 1911), „Germanisch-finnische Lehnwortstudien" (1915) u. a. m. Die kultischen Ortsnamen hat Karsten in mehreren seiner Arbeiten behandelt; hier kann besonders genannt werden der Aufsatz „Spär af fornnordisk tro och kult i östsvensk folktradition" (Finsk tidskrift 73, 1912). Übersichten über germanische Ortsnamen in Finnland hat Karsten gegeben: in „Svenskarnas bosättningar i Finland" („Skrifter utg. av Svenska litteratursällskapet i Finland" 115, 1914; enthält S. 141 ff. auch ein ausführliches Verzeichnis der Literatur in Kolonisationsfragen), „De nordiska ortnamnen som historiska minnesmärken med särskild hänsyn tili Finland" („Historisk tidskrift för Finland" 1917) und „Ortnamnens vittnesbörd" (in „Det svenska Finland" 2 : 1 , 1922). Schon vor Karsten war R a l f S a x é n als Ortsnamenforscher hervorgetreten. Seine Abhandlungen „Finska länord i östsvenska dialekter" (1895—98; Svenska landsmäl 1 1 : 3 ) , „Den svenska befolkningens àlder i Finland, belyst af ortnamnen" („Finska fornminnesföreningens tidskrift" 2 1 : 3 ; 1901) und „Spräkliga bidrag tili Den svenska bosättningens historia i Finland, I " (1905) waren ebenso wie die spätere Studie „Finländska vattendragsnamn" (Studier i nordisk filologi 1, 1910) gute Beiträge zur Kenntnis der früheren Ausbreitung der schwedischen und finnischen Besiedelung, und nun folgte eine sehr lebhafte Diskussion in der Fachliteratur. Saxéns Flußnamendeutungen zeichnen sich in mehreren Fällen durch gründliche und gut motivierte Auseinandersetzungen aus, oft mit Hinweisen auf Terrainstudien und sachliche Angaben. Ungefähr um dieselbe Zeit veröffentlichte Y ä i n ö S o l s t r a n d die erste gute Untersuchung über schwedische Flurnamen im Schärenbezirk, „Aländska ortnamn" (in „Brages ärsskrift" 1909

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und 1910). Eine geschickt ausgeführte Detailstudie ist der Aufsatz , 0 m namnet Kökar" (Hembygden 7, 1916). Solstrand vermied den ganzen in vielen Fällen unnötigen sprachhistorischen Apparat und das kühne Hantieren mit urnordischen F o r men, das f ü r mehrere seiner Zeitgenossen zum Teil charakteristisch gewesen ist. E r begnügte sich dafür mit dem guten Stoff, den das Studium des Dialektes und Terrains ihm schenkte. Ein hervorragender Forscher war auch 0 . F . H u l t m a n . Seine Tätigkeit auf onomatologischem Gebiete ist jedoch nicht besonders umfangreich. 1916 gab er in einem kleinen Aufsatz im „Kalender utg. av Svenska folkskolans vänner" eine populäre Darstellung der „Socken- och kapellnamnen i svenska Nyland", wo er Freudenthals 50 J a h r e früher gegebene E t y mologien verbesserte. Eine gute Detailstudie ist der Aufsatz „Medelpad" (Xenia Lideniana, 1912). Prinzipiell wichtig ist Hultmans — gegen Karsten gerichteter — Hinweis auf den engen Zusammenhang zwischen dem Ortsnamenmaterial in Schweden und in den schwedischen Teilen von Finnland (Finsk tidskrift Bd. 88 S. 427ff., besonders S. 437ff., 1920; Bd. 91, S. 3ff., besonders S. 47 ff., 1921). H u g o P i p p i n g s größte onomatologische Arbeit ist seine Abhandlung „Finländska ortnamn" („Skrifter utg. av Abo Akademikommitte", 7, 1918), wo er eine größere Anzahl alphabetisch aufgeführter Siedelungs- und Flurnamen eingehend erörtert. Die Arbeit zeichnet sich aus durch große Gelehrsamkeit und geistreiche Kombination, was auch von seinen vielen übrigen Ortsnamenuntersuchungen gilt, „De skandinaviska Dnjeprnamnen" (in „Studier i nord. fil." 2 : 5 , 1911), „Ortnamnens vittnesbörd om gängna tiders spräk" („Svenska litteratursällskapets Skrifter" 140, 1918) u. a. m. Aber die Namen werden oft allzu konstruktiv und isoliert behandelt und Sachliches wird selten erörtert. Eine gute Studie ist Pippings „Malepert och Vatnuori" in NoB 1924. Schließlich bleibt noch übrig, in dieser kurzen Übersicht auch R o l f P i p p i n g zu nennen, welcher u. a. in „Studier i nord. fil." 1 8 : 1 (1928) eine Anzahl Ortsnamendeutungen vorgelegt hat. 2. W i c h t i g e r e

Ergebnisse.

Schon in der oben gegebenen Forschungsgeschichte sind die wichtigsten bisher gewonnenen Ergebnisse der schwedischen Ortsnamenforschung summarisch und an verschiedenen Stellen

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genannt worden, wobei jedoch mehr Gewicht auf Anführung der wichtigsten Literatur als auf einen ausführlichen und vollständigen Bericht über den Inhalt dieser Literatur gelegt wurde. Auch bedeutsamere Probleme und Resultate konnten in der Regel nur angedeutet werden und der Leser hatte daher aus meiner Darstellung nicht erwarten können, auch nur in sehr konzentrierter Form einen Auszug aus den Abhandlungen und Diskussionen zu finden. Nachstehend soll unter dem Gesichtspunkt des S t o f f e s und der E r g e b n i s s e der Abhandlungen eine sehr kurz zusammengefaßte Übersicht der wichtigsten schwedischen Ortsnamenliteratur gegeben werden. Zuerst jedoch ein paar einleitende Bemerkungen über das schwedische Ortsnamenmaterial im allgemeinen. Im Gegensatz zu den Verhältnissen in den beiden großen westgermanischen Sprachen, deutsch und englisch, zeigt das Ortsnamenmaterial in der skandinavischen Sprachgruppe ein bedeutend einheitlicheres Gepräge. Die schwedischen Sprachforscher sind sich im allgemeinen darüber klar, daß man in dem schwedischen Sprachmaterial wie es in den Mundarten und Geschichtsquellen bewahrt ist, keine außergermanische Sprache ausfindig machen kann 1 ). Auch in unseren allerältesten See- und Siedelungsnamen hat man wie in einer direkten Überlieferungsreihe dieselbe Sprache zu sehen, die heute noch in Schweden gesprochen wird. Das hindert nicht, daß sowohl in älterer wie in jüngerer Zeit mehrere entlehnte Worte und Ortsnamen in die Sprache aufgenommen wurden — insonderheit hat dabei das Finnische und Lappische in den Grenzstrichen im Norden und Nordosten eine gewisse Rolle gespielt. In der Erörterung über diese Sprachmischung in den schwedisch sprechenden Teilen Finnlands haben die Ortsnamen wegen ihres Alters und ihrer Bodenständigkeit große Bedeutung gehabt (vgl. oben S. 13 ff.). Auf der anderen Seite sind die skandinavischen Sprachen in vielleicht etwas größerem Ausmaße selber die Gebenden gewesen. Schon in alter Zeit kann man skandinavische Namen in Finnland, Rußland, längs der ganzen östlichen und südlichen Ostseeküste, in England usw. nachweisen. Mit der Bezeichnung „ o r t n a m n " (in Schweden immer geschrieben „ortnamn", nicht „ortsnamn") meint man in Schweden nicht nur alte Siedelungsnamen, sondern auch die jüngsten und anscheinend unbedeutendsten Flurnamen, also auch Namen ') Vgl. Hellquist „Det svenska ordförrädets älder och ursprung", 1,

1929, S. 125 ff.

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von Ackerstücken, Wegen, Steinen und dgl. Die Bezeichnung „ b e b y g g e l s e n a m n " (Siedelungsnamen) — auch „kulturnamn", „territoriella namn" genannt — bezieht sich auf Namen von Höfen, Dörfern, Kirchspielen und dgl., die Benennung „ n a t u r n a m n " (Flurnamen) hinwiederum faßt zusammen die Namen von Seen, Sümpfen, Flüssen, Wasserfällen; Inseln, Untiefen, Landspitzen; Bergen, Bergrücken, Steinen, Hügeln; Wäldern, Wiesen, Äckern, Viehweiden; Wegen, Furten, Brücken, Grenzmarken und anderen Naturverhältnisse, in der Regel Terrainverhältnisse bezeichnenden Namen. Die Anzahl der in der schwedischen Sprache vorhandenen gebräuchlichen oder nur durch Überlieferung bekannten Ortsnamen dürfte wahrscheinlich nicht weniger als 10 Millionen betragen. Die große Mehrzahl derselben ist sehr jung. Für Hunderttausende von Siedelungs- und Flurnamen läßt sich indessen nachweisen, daß sie auf das Mittelalter zurückgehen, und eine nicht geringe Anzahl ist mit Sicherheit vorliterarisch. Viele Flurnamen werden mit Recht als unsere ältesten bewahrten Ortsnamen betrachtet, z. B. die Namen von größeren Seen und Inseln. Die ältesten Siedelungsnamen haben nicht in überzeugender Weise weiter zurückgeführt werden können als auf die älteren Abschnitte der Eisenzeit (vgl. unten). Umfassende Ortsnamenarbeiten, in denen in größerem Ausmaße sowohl Siedelungs- als Flurnamen gedeutet werden, sind an erster Stelle zu nennen die S. 27 genannten Publikationsserien. Von anderen bedeutenderen Arbeiten, in denen sowohl Siedelungs- als Flurnamen erörtert werden, mögen genannt werden: T. E. Karsten „Svensk bygd i Österbotten" 1—2, Helsingfors 1921, 1923, und Natan Lindqvist „Bjärka-Säby ortnamn" 1, Uppsala 1926. Flurnamen. Die Flurnamen sind in Schweden noch nicht im selben Ausmaß wie die Siedelungsnamen Gegenstand methodischer Untersuchung gewesen (in der Benennung „Flurnamen" sind hier solche Siedelungsnamen nicht mit einbezogen, die ursprünglich Terrain bezeichnen, Berga, Stockholm usw.; s. oben). Man weiß noch recht wenig von der Klassifizierung, der Bildungsart, der geographischen Ausbreitung und dem Alter der verschiedenen Flurnamengruppen. Vereinzelte Ansätze zu solchen Untersuchungen finden sich jedoch an verschiedenen Stellen in der Literatur, z. B. in Hellquists unten genannten Seenamenarbeit; weiterhin hat für Österbotten Karsten in seiner

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vorhin genannten Monographie „Svensk bygd", 1 S. 576ff. interessante Übersichten über die Bildungsart usw. der verschiedenen Flurnamengruppen gegeben. S e e n a m e n . Die Hauptarbeit ist Elof Hellquist „Studier öfver de svenska sjönamnen, deras härledning ock historia" (1903—06). Hellquist gibt in einer alphabetisch geordneten ersten Abteilung Etymologien solcher Seenamen in Süd- und Mittelschweden, die nicht mit einem Appellativ mit der Bedeutung „See" zusammengesetzt sind. Hellquists Arbeit enthält weiterhin Untersuchungen über Bildungsart, Bedeutung, Alter, Ausbreitung und dgl. der Seenamen. Seine Arbeit ist grundlegend für die schwedische Seenamenforschung. Das hindert nicht, daß sie mit Kecht in mehreren Punkten der Kritik ausgesetzt war. Besonders hat Sahlgren in der wichtigen Abhandlung „Skagershults sockens naturnamn" 1, 1912 in seiner Kritik gegen Hellquist in vielen Beziehungen die Forschung über die Seenamen vorwärtsgebracht (gute Etymologien, Forderung einer besseren Kenntnis von Terrain und Realien, Vergleichsnamen („jämförelsenamn"), Problem der Ellipse). Kenntnis des finnländisch-schwedischen Materials für See- und Moornamen gewinnt man bei Karsten „Svensk bygd" 1 S. 246—2S8, 604—608 (1921). Von anderen Arbeiten Uber Seenamen mögen genannt sein: Sahlgren „Edsbärgs härads sjönamn" in Svenska Landsmäl 1908 S. 43ff.; Hellquist, Arkiv för nordisk fil. 29 (1913) S. 373ff. (Entgegnung an Sahlgren); Sahlgren, NoB 1913 S. 45ff.; Sahlgren, Arkiv för nord. fil. 33 (1917) S. 50ff.; J . K a i e n , NoB 1920 S. 97—114; Hesselman in „Strena philologica upsaliensis", Uppsala 1922, S. 178 ff. F l u ß n a m e n . Die schwedischen Fluß- und Bachnamen scheinen gewöhnlich weder so alt noch so interessant zu sein wie die Seenamen. Die größeren Wasserläufe haben oft altererbte, direkt charakterisierende Namen (z. B. Lagan, Ljungan), während die kleineren Flüsse und Bäche in der Regel ihren Namen nach dem nächsten Dorf erhielten (z. B. SJcepplandaän). Eine zusammenfassende, größere Darstellung der Flußnamen im eigentlichen Schweden fehlt noch. Dagegen haben Saxen in „Finländska vattendragsnamn" (Studier i nord. fil. 1, 1910) und Karsten in „Svensk bygd" 1, S. 57—188, 576—598 (1921) ein großes finnländisches Flußnamenmaterial gesammelt und bearbeitet. Vereinzelte Beiträge und Etymologien findet man u. a. bei Hellquist „Studier öfver de svenska sjönamnen" 2—5, S. 19f., 61—69, 126ff. (1905—06); N. Beckman, NoB 4 (1916) S. 155ff.; N. Lindqvist „Stört och smätt i spräkets spegel" 0*

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(1927) S. 29ff. (über -älv, -ä etc. im zweiten Glied); N. Ödeen „Studier i Smälands bebyggelsehistoria 11 (1927) S. 328ff. Die schwedischen Namen von W a s s e r f ä l l e n sind u. a. von Sahlgren in NoB 18 (1980) S. 141 ff. behandelt worden. B e r g n a m e n . Namen von Bergen, Hochgebirgsgegenden, Felsen und anderen höher als das umgebende Terrain liegenden Punkten sind noch nicht in größerem Umfang Gegenstand einer systematischen Behandlung gewesen. Kenntnis des finnländischen Materials kann indessen auch in Bezug auf diese Namen bei Karsten „Svensk bygd" 1 S. 501—528 (1921) gewonnen werden. Norrländisches Material findet sich gesammelt bei E. 0 . Nordlinder in „Svenska Landsmäl" V I : 3 S. 23—26 (1887); J . Nordlander „Norrländska samlingar" S. 242ff. (1903); Modin „Härjedalens ortnamn" S. 13 ff. (2. Aufl. 1911). N a m e n i n S k ä r e n b e z i r k e n . Yon diesen haben in erster Linie die Inselnamen die schwedischen Forscher interessiert. Ziemlich gute Inselnamenmonographien sind auf westschwedischem Gebiet Lindroths gemeinverständliche „Namnforskningar bland Västkustens öar och skär", Stockholm 1921, und seine Abhandlung über „(Önamn pä) Sjökortet Tjörn" in „Skrifter utg. av Institutet för ortnamns- och dialektforskning vid Göteborgs högskola", 3, 1922; auf ostschwedischem Gebiete Lindroth in „Fornvännen" 1914 S. 125ff. (-am, -garn), Karsten „Svensk bygd" 1 (1921) S. 288—461, 608—619. Für Namen von Buchten, Sunden, Landspitzen usw. kann hingewiesen werden auf Yäinö Solstrand „Aländska ortnamn" in „Brages ärsskrift" 4 (1909) S. 94—136 und 5 (1910) S. 151— 198; Karsten „Svensk bygd" 1 S. 189—246, 461—483 (1921). F e l d n a m e n . Namen von Äckern, Wiesen u. dgl. sind behandelt worden von Erik Bruhn „Ägonamn i Rönnebergs härad" 1 (Lund, 1931) und Karsten „Svensk bygd" 1 (1921), S. 529— 557, 6 2 2 - 6 2 9 . Yon Flurnamen anderer Art, die Gegenstand ausführlicher Behandlung geworden sind, mögen hier genannt werden die Namen von B r ü c k e n und W e g e n (Sahlgren „Forntida vägar" in „Upplands fornminnesförenings tidskrift" 1910, S. 92 ff.; Hesselman „Längheden och Hälsingskogen" in NoB 1930, S. lff.) und von S t r a ß e n (Gösta Langenfeit „Nägot om namnen pä offentliga platser i svenska städer" in „Svenska stadsförbundets tidskrift" 1916, S. 186 ff). Zuletzt will ich nachdrücklich den Wert und Umfang der (oben unter den verschiedenen Fluruamenrubriken nicht ge-

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nannten) Sammlungen von Flurnamen aller Art betonen, die enthalten sind in den großen Publikationen „Ortnamnen i Älvsborgs län", „Ortnamnen i Yärmlands län" und „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län". Die Flurnamen sind hier f ü r sich behandelt, und mit Hilfe der verschiedenen Rubriken „Seen und Buchten", „Wasserläufe", „Inseln", „Höhen", „Brücken", „Täler", „Äcker", „Wälder" usw. und der ausgezeichneten Register ist dieses Material leicht zugänglich. Zu den verschiedenen Flurnamengruppen gehöriges norrländisches Material wird behandelt von J . Nordlander „Norrländska samlingar", Stockholm 1892—1905. Siedelungsnamen. Die schwedische Literatur über Siedelungsnamen ist wesentlich bedeutender als die Literatur über Flurnamen sowohl qualitativ als quantitativ. Es ist auch natürlich, daß die Forscher in erster Linie von den Siedelungsnamen angelockt wurden, die infolge ihres Alters und ihrer praktischen Bedeutung und dank den aus Literatur und Quellen bekannten Namensformen immer die größte Rolle gespielt haben. Früher bezeichnete man mit dem Ausdruck „Ortsnamen" zunächst die Siedelungsnamen; sowohl innerhalb als außerhalb Schwedens hat dieses W o r t übrigens, zum mindesten in der populären Sprache, bisweilen immer noch diese eingeschränkte Bedeutung. Die schwedischen Siedelungsnamen sind jedoch in Bezug auf Struktur, Häufigkeit, geographische Verbreitung und Alter sehr verschieden. Die gewöhnlichsten Namen und Nament y p e n — Fridhem, Torp, Norrby usw. sind oft auch die jüngsten, während unsere allerältesten Dorfnamen — z. B. die auf -vin, -lösa — sehr selten auftreten. Der Forschung ist es bisher erst gelungen, einen geringeren Teil dieses großen Materials der P r ü f u n g zu unterziehen. Das hindert nicht, daß die Literatur recht umfassend ist, besonders im Hinblick auf das geringe Alter dieser Wissenschaft. Die gewöhnlichste Anlage einer Studie über Kulturnamen war schon im 19. Jahrhundert und ist immer noch ganz natürlich die, daß die sämtlichen oder die meisten Siedelungsnamen eines gewissen g e o g r a p h i s c h e n G e b i e t e s , z. B. eines Kirchspiels, behandelt wurden. Ferner hat man vom Stoff mit weiterer geographischer Ausbreitung ausgehend verschiedene für die Ortsnamenforschung bedeutsame, allgemeine P r o b l e m e erörtert, z. B. Götternamen in Ortsnamen, chronologische Fragen.

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Man hat schließlich auch mit Vorliebe ältere Dorfnamen mit gewissen E n d u n g e n , -rum, -by, -stad usw. behandelt. Innerhalb der großen Gruppe der g e o g r a p h i s c h e n A b h a n d l u n g e n findet man teils die großen unten S. 27 genannten Publikationen, teils verschiedene Abhandlungen und Aufsätze von geringerem Umfang. Als Beispiele aus verschiedenen Teilen des schwedischen Sprachgebietes nenne ich (von Süden gehend): S k ä n e : Axel Falkman „Ortnamnen i Skäne" (1877), Lindroth „Göinge härads gärdnamn" („Fornvännen" 1911), Sahlgren „Hälsingborgstraktens ortnamn" (in L. M. Bääth „Hälsingborgs historia" 1, 1925). Innerhalb der dänischen Ortsnamenforschung hat das Material von Skäne eine große Rolle gespielt; vgl. J . Steenstrups Übersicht „De danske Stednavne", 2. Aufl., 1918. S m ä l a n d : Eric Elgqvist „Studier i södra Smälands bebyggelsehistoria" („Hylten Cavalliusföreningens ärsbok" 1931), Axel Forsström „Hakarps sockens ortnamn" (in „ Vär hembygd" 1927), Lindroth „Vad ortnamnen lära oss om Värends bebyggande" (in „Ur Värends historia", 1912), Nils Ödeen „Studier i Smälands bebyggelsehistoria" (1927). Ö l a n d : Lindroth „Häradsoch sockennamnen inom södra delen av Kalmar län" („Södra Kalmar län" 2, 1926). Ö s t e r g ö t l a n d : Natan Lindqvist „BjärkaSäby ortnamn" 1 (1926), Robert Norrby „Ydre härads gärdnamn" (1905), Elias Wessen „Skänningebygdens ortnamn" (in „Skänninge stads historia", 1929). V ä s t e r g ö t l a n d : „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län" 1 : 2 — 2 0 : 2 : A (1906—30), S. Lampa „Bjärke härad" (Svenska landsmäl 1908), Ivar L u n dahl „Falbygdens by- och gärdnamn" (1927), „De västgötska häradsnamnen" (in „Västsvenska hembygdsstudier", 1928), Sahlgren „Västgötska ortnamn av typen Kölingared" (Lunds universitets ärsskrift 1918). B o h u s l ä n : „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län" 1, 2 (1923, 1925—29), Lindroth „Bohusläns härads- och sockennamn" (1918), C. G. Tengström „Studier över sydbohuslänska inkolentnamn" (1931). D a l s l a n d : „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län" (siehe unter V ä s t e r g ö t l a n d ) . V ä r m l a n d : „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Värmlands län" (1922—1926). V ä s t m a n l a n d : O. R. Bellander „Anteckningar om Westmanlands härader" (1869). N ä r k e : Sahlgren „ S t a - n a m n e n i Närke" (Namn och bygd 1927). S ö d e r m a n l a n d : J . G. L. Bergström „De nominibus locorum Sudermannise" (1873; schwed. A u f l a g e 1875). U p p l a n d : von Friesen in „Upsala Nya Tidnings julnummer" 1907, 1915, 1918, 1919, 1922, „Bynamn pä de uppländska runstenarna" (NoB 1930),

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Hellquist „Lidingöns ortnamn" (in „Lidingön och dess natur", 1927). H ä r j e d a l e n : Erik Modin „Härjedalens ortnamn och bygdesägner", 2. Aufl., 1911. M e d e l p a d und A n g e r m a n l a n d : J. Nordlander „Norrländska samlingar" (1892—1905), D.Palm „Medelpadska ortnamn" (in „Älsta" 1925-28). V ä s t e r b o t t e n : E. 0 . Nordlinder „Lule-socknarnas person- ock ortnamn" (Svenska landsmäl "VI:3, 1887). F i n l a n d (mit Aland): Siehe die Literaturangaben S. 13ff. (bei der Besprechung der finnländischen Forscher) und S. 27 (unter „Veröffentlichungen von Material"). Innerhalb der schwedischen Siedelungs- (und Flur-Namenforschung sind inzwischen außer dem geographischen Gebiet auch viele a n d e r e G e s i c h t s p u n k t e und Interessen für die Anlage der Abhandlungen bestimmend gewesen. Schon in der Geschichte der Forschung habe ich oben viele von den allgemeinen Problemen, methodischen Gesichtspunkten u. dgl., die in der Literatur behandelt wurden, genannt oder berührt, z. B. die Ellipsentheorie (Sahlgren) x ), Yerbreitungswege der Ortsnamen (Sahlgren), die schwedische Kolonisation in Finnland (Karsten und andere finnländische Forscher), den Zusammenhang zwischen Einwohnernamen und Ortsnamen (Tengström), die Bedeutung der postglacialen Landhebung für die Ortsnamenchronologie (Karsten) 3 ), die Bedeutung der Ortsnamen für die Kenntnis des Tierbestandes und der Jagdverhältnisse älterer Zeiten (Sahlgren) 3 ). Hier mag in größter Kürze noch folgendes genannt werden. Die aus Jordanes, Ptolemaios und anderen antiken Schriftstellern bekannten ä l t e s t e n Volks- und O r t s n a m e n im Norden (Schweden) sind behandelt worden u. a. von J. V. Svensson, NoB 1917 S. 109ff., 1919 S. lff., 1921 S. 59ff., 1925 S. 25ff, A. Noreen „Spridda studier" 4 (1924) S. 62ff. Um die K u l t n a m e n , d. h. die Ortsnamen, welche Götternamen enthalten oder in anderer Weise Zeugnis von dem Kultus der vorchristlichen Zeiten ablegen, ist auf schwedischem Gebiet eine reiche Literatur erwachsen, was nicht hindert, daß noch jede größere Zusammenfassung des ganzen Stoffes fehlt. Literatur nach 1912 u. a.: Hellquist im Arkiv för nordisk filologi 29 S. 376ff. (1913), Wellander NoB 1914 S. 179 ff., Sperber ebenda S. 239ff., Sahlgren im Arkiv för nord. fil. 33 S. 50ff. (1917). 2 ) Vgl. auch Sahlgren NoB 1921 S. 155 ff., 1922 S. 127 ff., Högbom NoB 1922 S. 119ff. 3 ) Vgl. auch Hellquist in „Sydsvenska ortnamnssällskapets äraskrift" 1925 S. l f f .

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Die älteren Ortsnamenforscher waren sehr geneigt, in allen möglichen Ortsnamen Erinnerungen an heidnischen Kultus zu sehen, und immer noch ist man, besonders in Finnland, auf diesem Gebiet in den Theorien recht optimistisch (z. B. in Hinsicht auf die Namen auf Brud-). Gute Übersichten über Kultnamen geben Wessens obengenannte Arbeiten (S. 71). Schon früher sind genannt worden wichtige hiehergehörige Abhandlungen von Karsten (S. 75), Lundberg (S.71) und Lundgren (S. 63; veraltet). Weiter kann u. a. hingewiesen werden auf H. Jungner „Gudinnan Frigg och Als härad", Uppsala 1922 (vgl. Wessens Kritik NoB 1922 S. 97 ff.), Lindroth in „Göteborgs högskolas ärsskrift" 36, 1930 (Minnesskrift S. 38 ff.), Magnus Olsen „Hedenske kultminder i norske stedsnavne" 1, Kristiania 1915 (in „Videnskapsselskapets skrifter"; auch schwedisches Material wird behandelt), Sahlgren, NoB 1923 S. 110 ff. (unechte ti-Namen). Das A l t e r der Siedelungsnamen interessierte schon im 19. Jahrhundert die Ortsnamenforscher, aber dieses lebhafte Interesse für die Namenschronologie ist in noch höherem Grade bezeichnend für die Abhandlungen und Ortsnamenstudien der letzten Jahrzehnte gewesen. Schon früh sah man z. B. ein, daß Ortsnamen, welche christliche Personennamen enthalten, in die christliche Zeit gehören, daß Ortsnamen, welche den bestimmten Schlußartikel enthalten, oft nicht weiter zurückgeführt werden können als in das 16. Jahrhundert. Eine einigermaßen sichere r e l a t i v e Chronologie — d. h. die gegenseitige Reihenfolge zwischen den verschiedenen Ortsnamentypen — erreichte man auch bald, aber dagegen dauerte es lange, bis man hinsichtlich der a b s o l u t e n Chronologie einen sicheren Griff machte. Hier hat sich, wie schon oben S. 9 hervorgehoben, Sahlgren die größten Verdienste erworben. Er hat auch bewiesen, daß die verschiedenen Typen von Siedelungsnamen zum großen Teil ganz verschiedene geographische Verbreitung haben und daß die verschiedenen K u l t u r g e b i e t e des Landes (vgl. S. 9) nicht nur ihre eigenen Namentypen, sondern auch eigene chronologische Gruppen haben. Man rechnet nun im allgemeinen damit, daß selbst die ältesten Namentypen (-inge, -lev, -hsa, -vin) nicht mit Sicherheit weiter zurückgeführt werden können als in die früheren Perioden der Eisenzeit (Zeit vor Christi Geburt). Von anderen, wichtigeren Namentypen sind auch -Tiem und -sta zur heidnischen Zeit zustande gekommen, -sta im allgemeinen in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt. Die Ortsnamen auf -by waren in zentraleren Gegenden schon zur Wikingerzeit gewöhnlich. Jüngere sind u. a. -boda, -hidt,

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-mala, -ryd, -torp (im allgemeinen mittelalterlich). Naturbezeichnende Siedelungsnamen wie Berga, Mark usw. können von sehr verschiedenem Alter sein; in der Regel gehören sie indessen zu den allerältesten Kulturnamen. Ich weise auf Sahlgrens oben S. 9 genannten Arbeiten über Siedelungsnamen hin und auf die frühere dort zitierte Literatur; vgl. auch Lundahl „Falbygdens by- och gärdnamn" S. 187 ff. (1927), Karsten „Svensk bygd i Österbotten" 2 S. 294ff. (1923). An die Dorfnamen mit verschiedenen E n d u n g e n (Zusammensetzung oder Ableitung) hat sich allmählich eine ansehnliche Literatur geknüpft. Ich nenne zum Schluß ganz summarisch die größten und wichtigsten von diesen Arbeiten: -bo. Sahlgren, NoB 1925 S. 129 ff. -by. Hellquist „De svenska ortnamnen pä -by* („Göteborgs Yet. och vitt. samh. handl. F. 4, 20 : 2", 1918). David Palm in „Västsvenska hembygdsstudier" S. 58 ff. (1928). -bygcl. David Palm, NoB 1927 S. 133 ff. -garn, -am. Lindroth „En omdebatterad önamnsgrupp" („Fornvännen" 1914 S. 125ff.). -inge. Hellquist „Om de svenska ortnamnen pä, -inge, -imge ock -unga" („Göteborgs högskolas ärsskrift" 1905). -lösa. Lindroth „Studier över ortnamnen pä -TöscvÄ Fornvännen" 1915 S. lff.). Sahlgren, NoB 1919 S. 96 ff. -mala. Nils Ödeen „Studier i Smälands bebyggelsehistoria", Lund 1927. -os. Johan Kaiin, NoB 1921 S. 132 ff. -rum. Lindroth „De nordiska ortnamnen pä -rurn" („Göteborgs Yetenskaps och vitt. samh. handl. F. 4, 18 : 1", 1916). -ryda. Lindroth in „Meddelanden frän Norra Smälands fornminnesförening" 6 S. 52 ff. (1922). -skruvj Nils Ödeen „Studier i Smälands bebyggelsehistoria", Lund 1927, S. 481 ff. -stad. Sahlgren „Starnamnen i Närke" (NoB 1927, S. lff.). -tofta, -tomta. Sahlgren „Skagershults sockens naturnamn" 1, 1912, S. 102 ff. -torp. Sahlgren, NoB 1922, S. 141 ff., 1923, S. 69 ff. -und. Lindroth, NoB 1918, S. 41 ff. 3. O r g a n i s a t i o n , P u b l i k a t i o n e n , Q u e l l e n m a t e r i a l , v e r schiedene Hilfsmittel, Bibliographien. Unten soll in größter Kürze und sehr summarisch über die wichtigsten von den Hilfsmitteln Bericht erstattet werden,

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welche der nunmehr relativ gut organisierten schwedischen Ortsnamenforschung zu Gebote stehen. M i t t e l p u n k t e der F o r s c h u n g u n d O r t s n a m e n a r c h i v e . Das führende und größte ist „ S v e n s k a o r t n a m n s a r k i v e t " in Uppsala, begründet am 1. Jan. 1928, staatlich unterstützt und seit der Entstehung geleitet von Jöran Sahlgren. Seit 1930 ist Sahlgren auch Professor für nordische Ortsnamenforschung an der Universität Uppsala und leitet als solcher die wissenschaftlichen Übungen in dem nordischen Ortsnamenseminar der Universität. Das Namenmaterial des schwedischen Ortsnamenarchivs besteht wesentlich aus Zetteln in Sedezformat, welche enthalten 1. Angaben über die lokale Aussprache (am 1.10. 31 ungefähr 215000 Blätter in Sedezformat), 2. Exzerpte aus älteren, besonders mittelalterlichen, Urkunden, 3. Flurnamen-Exzerpte aus modernen topographischen und wirtschaftlichen Karten (ungefähr 75000 Blätter in Sedez). Außerdem finden sich solche Hilfsmittel wie Kartensammlungen und Ortsnamenliteratur. Das wertvollste Material des Archivs sind die Ausspracheangaben, wozu als Lautbezeichnung das „landsmälsalfabet" von J. A. Lundell verwendet wird. Die wichtigste Aufgabe des Archivs ist gegenwärtig das Einsammeln der Namensformen des Lokaldialektes, wobei teils sämtliche alte Dorf- und Hofnamen, teils alle wichtigeren Flurnamen aufgezeichnet werden. Das Einsammeln, das hauptsächlich von ausgesandten, gut geeigneten Studenten ausgeführt wird, ist jetzt (Dezember 1931) für ungefähr ein Drittel des Landes fertig. Das Ortsnamenarchiv in Uppsala sammelt Dialektmaterial von ganz Schweden, außer den Malmöhus und Kristianstads län und dem Göteborgs och Bohus län. In dem letzteren län hat „ I n s t i t u t e t f ö r o r t n a m n s - och d i a l e k t f o r s k n i n g vid G ö t e b o r g s h ö g s k o l a " sein Arbeitsfeld. Dem Institut steht seit dessen Gründung 1917 Professor Hjalmar Lindroth vor. Es ist sehr tätig gewesen und es hat schon einen Teil seines Materials veröffentlicht (s. unten). Weiter ist zu nennen, daß „ S y d s v e n s k a o r t n a m n s s ä l l s k a p e t " in Lund unter der Leitung von Jöran Sahlgren die Namen aus Malmöhus und Kristianstads län sammelt, und daß Professor K. B. W i k l u n d in Uppsala die Sammlung finnischer und lappischer Namen in Schweden leitet. Für die schwedisch sprechenden Gebiete in Finnland spielt » S v e n s k a l i t t e r a t u r s ä l l s k a p e t i F i n l a n d " eine entsprechende Rolle. In ihrem Archiv in Helsingfors ist schon seit

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Ende des 19. Jahrhunderts ein nicht unbedeutendes Namenmaterial gesammelt worden. Die Qualität ist indessen sehr ungleich und das Material im allgemeinen nicht mit dem in Uppsala und Göteborg zu vergleichen. Z e i t s c h r i f t e n . Die in der Ortsnamenforschung des ganzen Nordens führende Zeitschrift ist „Namn och bygd", begründet im J a h r e 1913 von Anders Grape, Oskar Lundberg und Jöran Sahlgren. Der Hauptredakteur ist von A n f a n g an Jöran Sahlgren gewesen. N o B hat bisher 19 J a h r g ä n g e hinter sich. Außer wertvollen Originalaufsätzen enthält diese streng wissenschaftliche Zeitschrift auch Rezensionen über Literatur und früher enthielt sie auch jährlich Bibliographien. Yon geringerem Gewicht und mehr populär gehalten sind die Schriftserien „Skrifter utgivna av Institutet för ortnamns- och dialektforskning vid Göteborgs högskola", wovon bisher unter Redaktion von Hjalmar Lindroth 4 Hefte erschienen sind (1918, 1920, 1922, 1926) und schließlich die von Jöran Sahlgren redigierte „Sydsvenska ortnamnssällskapets ärsskrift", wovon bisher 5 Hefte gedruckt wurden (Jahrg. 1925—1931). V e r ö f f e n t l i c h u n g e n v o n M a t e r i a l . EineAnzahl größerer, nach län geordneter Publikationsreihen mit einem ausführlichen, für jeden einzelnen Namen chronologisch geordneten Namenmaterial und mit kurz gefaßten Deutungen sind begonnen oder (in einem Fall) abgeschlossen worden. Das 1902 eingesetzte kgl. Ortsnamenkomitee *), dessen leitende Kraft, worauf oben hingewiesen wurde, seit seinem Entstehen Adolf Noreen war (gestorben 1925), gab schon 1906 das erste Heft von „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Älvsborgs län" heraus und 1919 waren alle Häradsbeschreibungen in diesem län gedruckt (Redakteure: Adolf Noreen, Sven Lampa, Erik Noreen). Von „Sverges ortnamn, Ortnamnen i Värmlands län" sind die Teile 2, 4, 5, 7, 8 und 10 (1922—1926) herausgekommen (redigiert von Adolf Noreen, Sven Lampa, Erik Noreen und Bengt Hesselman). F ü r Örebro län und Hallands län liegen ähnliche Publikationen im Manuskript begonnen vor, redigiert von (Adolf Noreen und) Jöran Sahlgren. Von „Ortnamnen i Göteborgs och Bohus län" hat das Ortsnameninstitut in Göteborg durch Hjalmar Lindroth 2 Bände herausgeben lassen, die 1923 und 1925—29 gedruckt wurden. Die schwedische Literaturgesell1 ) Über die Organisation und die Arbeiten des Komitees s. weiter Jöran Sahlgren, „De officiella svenska ortnamnsundersökningarna" (in „Svenska kalendern" 1930).

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schaft in Finnland hat durch Greta Hausen die sehr breit angelegten Stoffpublikationen „Nylands ortnamn" 1—3, 1920—24, und „Alands ortnamn", 1927, herausgegeben, welche überreiche Namenbelege bis zum J a h r 1600, dagegen aber keine Deutungen enthalten. Alle oben genannten Publikationsfolgen enthalten sowohl Siedelungsnamen wie auch — im geringen Ausmaß — Flurnamen. Ä l t e r e s N a m e n m a t e r i a l . Neben der mündlichen Überlieferung sind ältere Namenbelege das wertvollste Material des Ortsnamenforschers. N u r im Ausnahmefall findet man schwedische Ortsnamen vor 1300 belegt. Die wichtigsten mittelalterlichen Namensurkunden sind die sog. Diplome (Kaufbriefe u. a. m.), teilweise abgedruckt u. a. im „Svenskt diplomatarium" (mit Ortsnamenregister), dessen ältere Reihe (Stockholm 1829 bis 1921) Urkunden aus den Jahren 817 bis 1355 umfaßt, während die jüngere Reihe (1875 bis 1904) die Zeit 1401 bis 1420 umfaßt 1 ). Ein wichtiges topographisches Handbuch mit einem reichhaltigen Namenmaterial und guten Identifizierungen ist C. Gr. Styffe „Skandinavien under unionstiden" (3. Aufl. 1911). Zu A n f a n g des 16. Jahrhunderts beginnt indessen eine andere, weit ergiebigere Namensquelle zu fließen, nämlich die Grundbücher („Landskapens handlingar") in „Kammararkivet", Stockholm, und in „Finlands statsarkiv", Helsingfors; seit etwa 1530 oder 1540 kann man praktisch gesprochen J a h r f ü r J a h r Schriftformen f ü r so ziemlich sämtliche schwedische Dorfnamen finden. Im 16. J a h r h u n d e r t enthalten diese U r kunden auch viele Flurnamen. Für die Siedelungsnamen sind weiterhin Kirchenbücher und Gerichtsbücher sehr ergiebig. Das ältere bedeutendere Flurnamenmaterial ist auf den Gutsund D o r f k a r t e n zu finden, die schon seit Mitte des 17. J a h r hunderts in beträchtlicher Anzahl vorkommen und die später im 18. und 19. J a h r h u n d e r t in der Gestalt von Flurregelungskarten („skifteskartor") eine unschätzbare Quelle f ü r den Flurnamenforscher ausmachen, nicht nur wegen des großen Umfangs des Namenmaterials, sondern auch wegen seiner lokalen Provenienz und genauen Lokalisierung. Diese noch wenig ausgenützten Namenurkunden finden sich wieder in „Lantmäteristyrelsens arkiv" in Stockholm und in den Yermessungsämtern der verschiedenen län. Für die Namen der Schärenbezirke hat man seit dem 18. J h d . in den Seekarten (im „ Sjökarteverkets l ) Andere mittelalterliche Quellen siehe Sven Tunberg in NoB 1914, S. 98 ff.

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arkiv", Stockholm) ein recht gutes Material, das jedoch nicht immer besonders zuverlässig ist, was die Namensformen betrifft. V e r s c h i e d e n e H i l f s m i t t e l . F ü r den Ortsnamenforscher ist die Kenntnis der Beschaffenheit des benannten Terrains notwendig. Die wichtigsten modernen schwedischen Karten sind folgende: Die Generalstabskarte umfaßt ganz Schweden. Der Maßstab ist 1 : 100000 außer f ü r Teile des nördlichen Schwedens, wo er 1 : 200000 ist. Diese zuverlässige Karte enthält die Kirchspielgrenzen, alle Dorf- und Hofnamen nebst den wichtigeren Flurnamen. Wertvoller für die topographische Forschung sind die Wirtschaftskarten („ekonomiska kartor"), einstweilen jedoch erst herausgegeben f ü r etwas mehr als die Hälfte der län (1 : 20000 oder 1 : 50000). Über einen großen Teil des Landes gibt es gute geologische Karten. Die Seekarten des Sjökarteverket sind in sehr verschiedenem Maßstab herausgegeben, im besten Fall 1 : 50000 (Hafenkarten und dgl. ausgenommen) 1 ). F ü r das schwedisch sprechende Gebiet in Finnland können folgende Kartenwerke empfohlen werden: Die vom Vermessungsamt herausgegebene „Finlands ekonomiska karta" 1 : 1 0 0 0 0 0 ; Kirchspielkarten 1 : 2 0 0 0 0 , die Generalkarte 1 : 4 0 0 0 0 0 (umfaßt das ganze Land, brauchbar in gewissem Maße auch für Detailorientierungen), Seekarten unter anderem im Maßstab 1 : 50000 und übersichtliche geologische Karten. Verzeichnisse schwedischer Siedelungsnamen nebst Angaben über die Lage und anderes findet man in folgenden alphabetisch angeordneten Namenlexika: C. M. Rosenberg „Geografiskt-statistiskt handlexikon öfver Sverige" 1—2, Stockholm 1882, 1883; „Förteckning ä städer, köpingar, byar, gärdar m. fl. orter i Sverige" (gewöhnlich genannt „Postortlexikon"), Stockholm 1909 (nebst Supplement 1920); „Svenska ortnamn i Finland", Helsingfors 1926. B i b l i o g r a p h i e n . Die Zeitschrift „Arkiv för nordisk filologi" enthält seit dem J a h r 1883 jährliche Verzeichnisse von neu herausgekommener Literatur über nordische Sprachen; darin ist auch die Namenliteratur aufgenommen. NoB enthält f ü r die Jahre 1913—19 besondere Ortsnamenbibliographien mit kurzen Inhaltsangaben. „Acta Philologica Scandinavica" nehmen seit 1925 in ihren Jahresbibliographien spezielle Verzeichnisse von Schriften über Namen nebst orientierenden Be') Eine gute Übersicht über moderne schwedische Kartenwerke gibt die von der „Generalstabens litografiska anatalt" herausgegebene Anleitung „Vära kartor", Stockholm 1926.

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richten über den I n h a l t auf. Schließlich verzeichnet Vilhelm Gödel in der Bibliographie „Svenska ortnamn" in „Antikvarisk tidskrift för Sverige" 1 7 : 4 , 1905, die bis 1903 einschließlich herausgekommene Literatur über schwedische Ortsnamenforschung, wobei auch die wichtigeren geographischen Arbeiten und Urkundenpublikationen a u f g e f ü h r t werden. In Elof Hellquists „Svensk etymologisk ordbok", Lund 1920—22, das auch ein großes Ortsnamenmaterial enthält, kann man schließlich in den verschiedenen alphabetisch geordneten Artikeln Literatur finden, die zu den einzelnen Namen gehört. Uppsala.

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