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German Pages 309 [308] Year 2023
Hana Chorvátová Prunkvoller Frauenschmuck während des langen 9. Jahrhunderts im Mährerreich
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde
Herausgegeben von Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann und Steffen Patzold
Band 136
Hana Chorvátová Prunkvoller Frauenschmuck während des langen 9. Jahrhunderts im Mährerreich
Typologie, Chronologie und historische Bedeutung
Gefördert aus öffentlichen Mitteln durch den Slowakischen Kunstfonds.
ISBN 978-3-11-103018-0 e-ISBN (PDF) 978-3-11-103026-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-103029-6 ISSN 1866-7678 Library of Congress Control Number: 2022946831 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Integra Software Services Pvt. Ltd. Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
Vorwort Fragen zur Datierung frühmittelalterlichen Schmucks erregten schon immer das besondere Interesse der Archäologen. Im letzten Jahrzehnt erfuhr dieses grundlegende Interesse sowohl in unserem Arbeitsgebiet1 als auch in den Nachbarländern erneut einen deutlichen Aufschwung. Binnen weniger Jahre erschienen mehrere Monographien zur Chronologie des Schmucks in Österreich2, Kroatien3, Serbien4 und Bulgarien.5 Das Interesse am Frauenschmuck ist verständlich, weil sich anhand dieser Fundgruppe viele kulturhistorische Fragen stellen und historische Erkenntnisse voranbringen lassen. Zu diesen weiterführenden Fragen kann man jedoch erst gelangen, nachdem zwei grundlegende Aufgaben erfüllt worden sind. Es geht hierbei um die Chronologie – sowohl die relative als auch die absolute. Die Datierung archäologischer Funde besitzt ihre ganz eigene Charakteristik, und sie wird unter dem Einfluss neuer Funde und Befunde sowie durch die Vertiefung unserer Erkenntnisse fortlaufend präzisiert. Gerade letzteres führte seit den 1990er Jahren zu brennenden Fragen bezüglich der bisherigen Datierung desjenigen Schmucks, welcher traditionell zuerst als Byzantinisch-orientalischer und später als VeligradSchmuck bezeichnet wurde. Neue Ansichten zur Datierung der frühmittelalterlichen Funde in Österreich und Ungarn haben tschechische und slowakische Archäologen ununterbrochen dazu gezwungen, die Chronologie des mährischen Frauenschmucks zu überdenken.6 Sie bemühten sich, die Probleme bei der Chronologie des Frauenschmucks auch mit Hilfe der Kombinationsstatistik und neuer Computermethoden zu lösen.7 Probleme der Schmuckchronologie weckten bereits während des Studiums auch meine Neugierde, und ich war bemüht, sie nachzuvollziehen. Mein Ziel war es insbesondere, den Modewandel des Frauenschmucks kennenzulernen. Ich suchte nach einer Methode, um seine Entwicklung zu verfolgen. Eine weitere Fragestellung, welche mich im Zusammenhang mit diesem Schmuck anzog, war dessen unklarer Ursprung, da sich zu vielen Typen von Ohrringen und Kugelanhängern keine Analogien finden ließen. Die vorliegende Arbeit ist das Resultat jahrelanger Forschungen auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wie der südmährische Frauenschmuck genau zu datieren ist. Sie stellt die vorläufigen Ergebnisse meiner Untersuchungen zu diesem
Ungermann 2005; Galuška 2013. Eichert 2010. Petrinac 2009; Sokol 2016. Bikić 2010. Grigorov 2007. Štefanovičová 2004; Staššíková-Štukovská 1999, 2001; Ungerman 2005. Pavlovičová 1999; Hanuliak 2004.
https://doi.org/10.1515/9783111030265-202
VI
Vorwort
Thema dar, wobei sie auch die einzelnen Forschungsschritte dokumentiert. Der methodologische Zugang zu den in der Arbeit diskutierten Problemen wird in den nachfolgenden Kapiteln schrittweise vorgestellt. Dieses Vorgehen wurde gewählt, um den Gang des Erkenntnisprozesses zu verdeutlichen, wie er bei der Untersuchung des Schmucks und vor allem bei der Suche nach einer geeigneten Methode, mit der man zur relativ-chronologischen Abfolge des prunkvollen Frauenschmucks gelangt, erforderlich gewesen ist. ✶ Im ersten Kapitel werden forschungsgeschichtlich wichtige Arbeiten erörtert. Dies dient dem Ziel, auf Probleme, die bei der Erforschung der Chronologie und auch des Ursprungs des Schmucks vom Ende des 8. bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts – man kann vom „langen 9. Jahrhundert“ reden8 – immer wieder vorkommen, aufmerksam zu machen und diese zu diskutieren. Es erscheint mir sehr wichtig, die Genese der Ansichten zu Datierung und Ursprung des prunkvollen Frauenschmucks, der ursprünglich als „byzantinisch-orientalisch“ bezeichnet wurde, zu rekapitulieren. Man kann dabei verfolgen, wie einige Autoren, von einer relativ schmalen Befundbasis ausgehend, einen (möglichen) Ursprung des Schmucks festzulegen versuchten9 oder auf Unstimmigkeiten bei der Chronologie des mährischen Schmucks anhand der bekannten Funde aufmerksam machten.10 Leider gingen anregende Ideen unter dem Einfluss späterer Ansichten fast verloren. Bei der Abfassung meiner Studie haben sich diese Ideen jedoch als noch immer inspirierend erwiesen; man kann verschiedentlich an sie anknüpfen. Zu grundlegenden Änderungen bisheriger Vorstellungen zur Datierung des Prunkschmucks kam es, als Unstimmigkeiten bei der relativen Datierung der Bestattungen auf dem Gräberfeld „Na valách“ in Staré Město11, dem in der vorliegenden Arbeit ein gesondertes Unterkapitel gewidmet ist, erkannt wurden. Diese Änderungen resultierten aus Analysen derjenigen Grabinventare, die stratigraphisch in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden können. Eindeutig ließ sich zeigen, dass viele Gräber mit prunkvollem Frauenschmuck von jüngeren Gräbern überlagert wurden, welche häufig Material enthielten, das jedoch für relativ älter gehalten wurde. ✶
In der Fachliteratur tauchen Überlegungen zum „langen 9. Jahrhundert“ schon relativ früh auf. Der Terminus beginnt sich auch in der Archäologie durchsetzen. So lautete der Titel einer Tagung in Budapest im Jahre 2015 “How long is the 9th century A. D. in the Carpathian Basin? New Data – New Approaches“. Vgl. in I. 2 Datierung und Forschungsstand, z. B. die Ansichten von Jan Eisner (1956) oder Jaroslav Böhm (1955). Z. B. Jiří Sláma (1957); Jan Cibulka (1958). Der Name „Na valách“ kommt in der Literatur auch im Zusammenhang mit Mikulčice vor (Poulík 1957). In der vorliegenden Arbeit wird jedoch unter der Bezeichnung „Na valách“ ausschließlich das Gräberfeld in Staré Město verstanden.
Vorwort
VII
Der zweite Teil der Arbeit ist der Typologie derjenigen Schmucktypen gewidmet, die in den Frauengräbern am häufigsten vertreten sind und miteinander kombiniert wurden. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren dabei Ohrringe und Kugelanhänger. Bei der Vorstellung der Schmucktypen wurden bisherige Ansichten zu ihrer Datierung, zur Häufigkeit ihres Vorkommens und insbesondere zum Kontext, in dem sie sich vor allem auf dem Gräberfeld „Na valách“ befanden, zusammengefasst. Mehr Raum wurde den Traubenohrringen gewidmet. Für sie wird eine neue Klassifizierung vorgeschlagen, bei der die Betonung auf der Traubenform – und nicht, wie in den bisherigen Typologien, auf der Verzierung des unteren Bogens – liegt. Bei der Analyse der Gräber mit diesen Ohrringen wurde nachgewiesen, dass bestimmte Typen von Traubenohrringen nicht miteinander kombiniert wurden. Diese Erkenntnis hatte Einfluss auf die weitere Untersuchung des Frauenschmucks. Sie ermöglichte es, verschiedene Schmuckgruppen zu erkennen, die in Südmähren und den umliegenden Gebieten erscheinen. Bei der Klassifizierung der übrigen Prunkohrringe habe ich mich hingegen an die bisherigen Systeme gehalten. Ein gesondertes Unterkapitel gilt den Kugelanhängern, die wahrscheinlich nicht als Knöpfe benutzt wurden. Sie erschienen auch als Anhänger – meist in Gestalt einer Kugel – an Halsbändern. Unter ihnen nehmen getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung eine Sonderstellung ein. Sie zogen bereits in der Vergangenheit die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich; die Meinungen zu ihrer Datierung haben sich inzwischen wesentlich geändert. Allgemein muss man bei den getriebenen Kugelanhängern – genau wie beim Schmuck – die Entwicklung der Ansichten bezüglich ihrer Chronologie bereits ab den 1930er Jahren berücksichtigen, weil diese auch die Datierung anderer Funde wesentlich beeinflusst haben. ✶ Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt in ihrem dritten Teil, in dem die relative Chronologie des Frauenprunkschmucks präsentiert wird – so wie sie sich nach der Analyse von Fundensembles wichtiger mährischer Gräberfelder darstellt. Die Erstellung einer relativ-chronologischen Sequenz war das Hauptziel der Arbeit. In diesem Kapitel werden drei Phasen herausgearbeitet und die Kriterien ihrer Abgrenzung erklärt. Neben der relativen Chronologie werden auch Fragen der absoluten Datierung Aufmerksamkeit geschenkt, welche im Gegensatz zur relativen Datierung häufig leidenschaftliche Diskussionen hervorrufen. Die absolute Chronologie hängt in noch viel stärkerem Maße als die relative Datierung vom jeweiligen Forschungsstand ab, weswegen nicht auszuschließen ist, dass sich die gegenwärtigen Schlussfolgerungen unter dem Einfluss neuer Funde und Befunde ändern können. Weiterhin geht dieses Kapitel auch auf die Frage ein, auf welche Ursprünge dieser Schmuck zurückzuführen ist. Traditionell hat man hierbei an einen direkten Einfluss byzantinischen Schmucks und das Einwirken orientalischer Elemente gedacht. Die Analyse des Schmucks zeigt jedoch, dass die Impulse auch aus anderen
VIII
Vorwort
Gebieten, welche bisher in den Erwägungen der Archäologen kaum eine Rolle spielten, stammen können. Im letzten Teil der Arbeit werden Fragen aufgeworfen, die aus den neuen Erkenntnissen zur relativen und absoluten Datierung des Frauenprunkschmucks resultieren. In diesem abschließenden Kapitel wird der neue Forschungsstand zum prunkvollen Frauenschmuck und seiner Entwicklung zusammengefasst. ✶ Meine Arbeit zur Chronologie des mährischen Frauenschmucks nahm seit 2004 viel Zeit in Anspruch, in der mir viele Menschen wertvolle Ratschläge und vielfältige Unterstützung gewährt haben. Die Forschungen mündeten 2015 in einer Prager Dissertationsschrift, die hier in überarbeiteter Form vorgelegt wird. Am Beginn dieses langen Weges stand die Erkenntnis einiger Unstimmigkeiten in der relativen Chronologie des Gräberfeldes „Na valách“ in Staré Město. Bei der Orientierung wurde mir Hilfe von Prof. Dr. Heiko Steuer (Freiburg im Breisgau) gewährt, der meinen unzähligen Fragen mit großer Geduld begegnete und mir Anleitung zu weiteren Untersuchungen gab. Viele richtungsweisende Ratschläge habe ich zu Beginn auch von Prof. Dr. Jiří Sláma, CSc. († 2020, Prag) erhalten. Er wurde später zu meinem Mentor, mit dem ich neu auftretende Probleme immer vertrauensvoll diskutieren konnte. Ein Dankeschön gebührt auch meiner Kollegin Dr. Danica Staššíková-Štukovská (Nitra), mit der ich von Anfang an lange Diskussionen bezüglich des Ursprungs und der Datierung des Frauenschmucks führte. Später, nach ersten Ergebnissen, haben mich beim weiteren Vorankommen Prof. Petr Sommer, DrSc., (Prag), Prof. Dr. Sebastian Brather (Freiburg im Breisgau), Prof. Dr. Erik Szameit (Wien), Dr. Kateřina Tomková (Prag), Dr. Nad′a Profantová, CSc. (Prag) und Mgr. Jiří Košta (Prag) mit vielen Ratschlägen und auch moralisch vielfältig unterstützt. Bei Prof. Jiří Macháček, PhD (Brünn) möchte ich mich für die Bereitstellung einiger Pläne des Gräberfeldes Břeclav-Pohansko und für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in das Fundmaterial dieses Gräberfeldes bedanken. Ein Dankeschön für die Zusendung von Fachliteratur und viele Diskussionen gebührt weiterhin meinen Kollegen Dr. Hubert Fehr (Thierhaupten), Dr. Wolfgang Breibert (Wien) und vielen anderen, die ich gar nicht alle nennen kann. Bei historischen Interpretationen hat mir Doz. David Kalhous, PhD (Brünn) uneigennützig geholfen. Großer Dank gebührt ebenso dem Übersetzer Luboš Lantaj (Banská Bystrica) und meinem Kollegen Andreas Neubert (Halle/Saale) für die Korrektur des Textes. Für die sprachliche Durchsicht danke ich Sebastian Brather (Freiburg im Breisgau) und für die grafische Überarbeitung der Tafeln Michael Kinsky (Freiburg im Breisgau). Nicht zuletzt gilt mein Dank meinem Ehemann, meinen Kindern sowie meinen Eltern, die mich allesamt bei meinen Bemühungen geduldig unterstützt haben.
Inhaltsverzeichnis Vorwort I 1 2 3 3.1 3.2 3.3 3.4
3.5 3.6 II 1 1.1
V
Einführung und Problemlage 1 Die Terminologie und ihre Probleme 1 Datierung und Forschungsstand 6 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ 26 Hrubýs Datierung – Ausgangspunkte und Schlussfolgerungen 28 Mörtel in Grabverfüllungen 33 Das Problem der „sekundären Tiefe“ 35 Widersprüche bei der relativen Datierung der Gräber mit Überschneidungen 41 a) Fundsituation der Gräber 14/48 und 15/48 (Planquadrat 8/D), Taf. 1 41 b) Fundsituation der Gräber 279/49 und 282/49 (Planquadrat 7/D), Taf. 1 42 c) Fundsituation der Gräber 24/48, 25/48, 26/48, 41/49 und 91/ 49 (Planquadrat 8/D), Taf. 2 44 d) Fundsituation der Gräber 10/48, 20/48, 21/48, 22/48, 23/48, 39/49, 63/49 und 129/49 (Planquadrat 8/D), Taf. 3 46 e) Fundsituation von Grab 268/49 (Planquadrat 9/E), Taf. 4 48 f) Fundsituation der Gräber 66/49, 100/49 und 107/49 (Planquadrat 10/D), Taf. 4 49 g) Fundsituation der Gräber 27/51, 35/51 und 37/51 (Planquadrat 10/E), Taf. 5 50 h) Fundsituation der Gräber 172/51, 191/51 und 192/51 (Planquadrat 7/C), Taf. 4 51 Unstimmigkeiten bei der relativen Datierung der Sporen 52 Zusammenfassung 64 Typologie der Schmuckformen 67 Ohrringe 68 Traubenohrringe 68 a) Ohrringe mit ährenartiger Traube (Typ Dostál Abb. 8,10.15.21) und Traubenohrringe des Typs Trilj (Typ Dostál Abb. 8,12) 70 b) Ohrringe mit vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,2) 76 c) Ohrringe mit verlängerter Traube (Typ Dostál Abb. 8,3–4) 78 d) Ohrringe mit doppelkonischer Traube (Typ Dostál Abb. 8,6) 81
X
1.2 1.3
1.4
1.5
1.6 1.7 2 2.1 2.2 2.3
Inhaltsverzeichnis
e) Ohrringe mit beidseitiger Traube aus vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,8–9) 85 f) Auswertung 86 Am oberen Bogen verzierte Ohrringe (Typ Dostál Abb. 8,30.32; 9,19) 90 Lunula-Ohrringe 94 a) Lunula-Ohrringe mit Ketten (Typ Dostál Abb. 10,15–16) 95 b) Lunula-Ohrringe mit Trommeln (Typ Dostál Abb. 10,19) und Lunula-Ohrringe aus Filigran (Typ Dostál Abb. 10,18) 97 c) Lunula-Ohrring mit Pyramiden aus Grab 167/51 (Typ Dostál Abb. 10,24) 98 d) Lunula-Ohrringe mit Traube und Stachelverzierung (Typ Dostál Abb. 10,27.31) 99 Säulchenohrringe 100 a) Ohrringe mit granuliertem Säulchen (Typ Dostál Abb. 10,2–3) 102 b) Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen (Typ Dostál Abb. 10,6–7) 103 c) Ohrringe mit einem Blechsäulchen (Typ Dostál Abb. 10,1.12.14) 104 Trommelohrringe 106 a) Ohrringe mit vier Trommeln in Kugelform (Typ Dostál Abb. 9,2) 107 b) Ohrringe mit vier Trommeln mit dichter feinkörniger Granulation (Typ Dostál Abb. 9,6) 108 c) Ohrringe mit vier fassförmigen Trommeln aus zwei Hälften (Typ Dostál Abb. 9,9) 108 d) Ohrringe mit vier Trommeln und Schlaufe am unteren Bogen (Typ Dostál Abb. 9,8) 109 e) Ohrringe mit unverzierten Trommeln aus zwei Hälften (Typ Dostál Abb. 9,11) 110 f) Ohrringe mit (meist) sieben Trommeln (Typ Dostál Abb. 9,14) 110 g) Analyse 111 Körbchenohrringe (Typ Dostál Abb. 9,21–22.26) 117 Zusammenfassung der Erkenntnisse 120 Kugelanhänger 121 Bisherige Klassifikationen und ein neuer Vorschlag 122 Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen (Typ Dostál Abb. 14,1) 126 Kürbisförmige Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,19) 127
Inhaltsverzeichnis
2.4 2.5 2.6 2.7 2.8
2.9
III 1 2 2.1
Silberne Kugelanhänger mit Granulation auf der gesamten Oberfläche (Typ Dostál Abb. 14,3) 128 Kugelanhänger mit Doppelmantel (Typ Dostál Abb. 14,12) 129 Silberne Kugelanhänger mit Kappen (Typ Dostál Abb. 14,17) 131 Analyse 132 Exkurs: Kugelanhänger vom Typ Skalica, mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,16) und Kugelanhänger aus Glas 137 Getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung 145 a) Herstellung 145 b) Entwicklung der Ansichten zur Datierung 147 c) Klassifikation – Material, Ziermotive, Größe 155 d) Analyse 158 e) Ursprung 164
4 5
Entwicklung der Schmuckkombinationen 168 Probleme der Schmuckchronologie 168 Entwicklung der Kombinationen 173 Kombinationstyp 1: Horizont Trilj-Staré Město um 800 (Taf. 35–36) 173 Kombinationstyp 2: Eine „neue Schmuckwelle“ nach dem Beginn des 9. Jahrhunderts (Taf. 35–37) 178 Kombinationstyp 3: Modifikationen nach der Mitte des 9. Jahrhunderts (Taf. 35–37) 180 Der Schatzfund von Răducăneni und seine Beziehungen zum mährischen Frauenschmuck 183 Die Inspirationsquelle der „neuen Schmuckwelle“ 190 Ergebnisse 197
IV 1 2 3 4
Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks Schmuckherstellung 201 Schmuck und Gesellschaft 204 Schmuck und Taufe 209 Rückblick 213
V 1 2 3 4 5
Ergebnisse 215 Typologie und Kombinationsstatistik Drei Kombinationstypen 217 Absolute Datierung 219 Herleitung des Schmucks 221 Ausblick 222
2.2 2.3 3
215
200
XI
XII
VI 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Inhaltsverzeichnis
Anhang: Liste der relevanten Gräber Staré Město „Na valách“ 224 Staré Město „Špitálky“ 226 Uherské Hradiště-Sady 226 Břeclav-Pohansko 226 Mikulčice, Kirche II 227 Mikulčice, Kirche VI 228 Rajhrad 228 Rajhradice 228 Stará Kouřim 229
Quellen und Literatur Quellen Literatur
230 230 230
Abbildungsnachweis
247
Ortsregister Tafeln
257
253
224
I Einführung und Problemlage Die Untersuchung des frühmittelalterlichen prunkvollen Schmucks in Südmähren und seinen Nachbarregionen ist mit vielen Emotionen und ungelösten Fragen verbunden. Obwohl seit der Publikation des Gräberfeldes „Na valách“ in Staré Město1, aus dem der umfangreichste Komplex von Frauenschmuck stammt2, bereits weit mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen ist, wurde die relative Chronologie dieses Schmucks bis jetzt nicht zufriedenstellend rekonstruiert. Daher bildet sowohl seine relative als auch seine absolute Datierung seit Jahrzehnten einen Diskussionsgegenstand. Vor der eigentlichen Analyse des Gräberfelds und eigenen Betrachtungen zu seiner Datierung soll die Aufmerksamkeit zunächst der Forschungsgeschichte und der Terminologie dieser Fundgruppe gelten. Die nunmehr revidierte Datierung des Frauenschmucks unterscheidet sich wesentlich von den bisherigen, von der vorangehenden Forschergeneration formulierten Schlussfolgerungen. Diese Änderung resultiert aus neuen, wichtigen Informationen, die mit der relativen Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ zusammenhängen. Aus diesem Grund gilt das erste Kapitel diesen Erkenntnissen, da sie unseren Blick auf die bisherige Datierung der materiellen Kultur des 9. Jahrhunderts neu ausrichten.
1 Die Terminologie und ihre Probleme Die Entwicklung der Terminologie hängt eng mit fortschreitender Forschung und neuen Funden zusammen.3 Im Laufe der Forschung haben Archäologen für den frühmittelalterlichen Schmuck aus dem Gebiet des ‚Großmährischen Reiches‘4 unterschiedliche Begriffe verwendet. L. Niederle führte für den goldenen und silbernen Prunkschmuck den Begriff „byzantinisch-orientalischer Schmuck“ oder „Schmuck mit byzantinisch-orientalischem Charakter“ in die Literatur ein.5 J. Eisner sonderte eine Gruppe „donauländischen“
Hrubý 1955a. In der Folge wurden weitere Gräberfelder mit vielfältiger Grabausstattung publiziert, z. B. Břeclav-Pohansko (Kalousek 1971), bei den Kirchen II und VI in Mikulčice (Poulík 1957; Kavánová/Profantová 2003). Inzwischen wurde auch der Katalog des Gräberfeldes bei der Basilika in Mikulčice herausgegeben; Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019. Über eine geeignete Terminologie dachten vor einiger Zeit auch N. Profantová und J. Macháček nach; Profantová/Kavánová 2003, 71; Macháček/Dresler/Přichystalová 2019, 314. Die Begriffe „Großmähren“ bzw. „Großmährisches Reich“ sind sehr üblich in der tschechischen und slowakischen Historiographie. Sie setzten sich vor allem im 20. Jahrhundert durch; Hadler 2006. In der deutschsprachigen Literatur findet sich häufiger der Begriff „Mährerreich“. Niederle 1930. https://doi.org/10.1515/9783111030265-001
2
I Einführung und Problemlage
Ursprungs aus, ohne sie näher zu spezifizieren.6 Diese Gliederung übernahmen V. Hrubý7 und B. Dostál.8 Letzterer hat für den „byzantinisch-orientalischen Schmuck“ den Terminus „Veligrad-Schmuck“ vorgeschlagen.9 Sein (ausschlaggebendes) Argument bildete die Tatsache, dass dieser Schmuck damals fast ausschließlich aus Südmähren bekannt war10 und der reichhaltigste Fundbestand aus dem Gräberfeld „Na valách“ bei Staré Město stammte. Unweit hiervon befindet sich eine Gemeinde, der die geschichtliche Tradition den Namen „Velehrad“ zugewiesen hatte, mit der Vermutung, dass es sich um das in den Schriftquellen erwähnte Velehrad handele. Die Bezeichnung „Veligrad-Schmuck“ etablierte sich nach und nach sowohl in der tschechischen archäologischen Literatur11 als auch international.12 Den Begriff „Schmuck donauländischen Ursprungs“ prägte wie erwähnt Eisner.13 Weitere Forscher akzeptierten diese Bezeichnung, wandelten jedoch seine Charakterisierung etwas ab.14 In Eisners Aufsatz finden wir keine genauere Charakteristik der neuen Schmuckgruppe. Einigen Äußerungen können wir entnehmen, dass J. Eisner bei den Betrachtungen des „donauländischen Schmucks“ vom historischen Rahmen ausging und diesen Schmuck mit dem awarischen Gebiet und wohl auch mit awarischen Traditionen verknüpfte: „In der Zeit, als der Untergang des awarischen Reichs einsetzte und sein Ende nahte, übte das awarische Gebiet eine starke Wirkung auf den südmährischen Kulturkreis aus. So kam z. B. auch der Ohrring mit einigen Kügelchen in einer kleinen Traube zu uns.“15 J. Eisner betonte, dass der awarische Schmuck einem starken byzantinischen Einfluss unterlag: „Die Ohrringe im awarischen Gebiet waren entweder Importe aus Byzanz, oder sie wurden in einheimischen Werkstätten nach römisch-byzantinischem Muster gefertigt.“16 Der „donauländischen“ Fundgruppe wies er Gürtelbeschläge aus der Gemeinde Gajary (Bez. Malacky), aus Blatnica (ursprünglich Turčianska Blatnica)17 und Malý Čepčín (beide Bez. Martin) zu, ebenso schildförmige Fingerringe.18
Eisner 1947, 142–162. Hrubý 1955a, 308. Dostál 1966, 30–33. Dostál 1965, 361. Die Ausgrabungen auf dem Gräberfeld in Zalavári-Vársziget haben ein verhältnismäßig großes Ensemble an ähnlichem Schmuck erbracht; Szőke 2010, Abb. 16. Galuška 1996a, 90, 92; Lutovský 2001, 323; Ungerman 2005, 708. Z. B. Eichert 2010, 24; Szőke 2010, 36; Nowotny 2011, 113. Eisner 1947, 143. Hrubý 1955, 308; Dostál 1966, 30–33. Eisner 1947, 144. Eisner 1947, 144. Es ist nun überzeugend dargelegt, dass die Funde aus Blatnica von verschiedenen Fundplätzen stammen; Robak 2017. Eisner 1947, 145.
1 Die Terminologie und ihre Probleme
3
Hrubý ging bei der Klassifikation der zahlreichen Ohrringe von Staré Město „Na valách“ von Eisners Arbeit aus.19 Er neigte zu dessen Schlussfolgerungen, verknüpfte jedoch den „donauländischen Schmuck“ nicht wie J. Eisner direkt mit der Tradition des awarischen Kulturkreises. Laut Hrubý erwächst der „donauländische Schmuck“ aus alten gestalterischen Traditionen des Donaugebietes, mit denen Mährerreich später verbunden war.20 Die Verbindung zum awarischen Khaganat verschwindet völlig, und es scheint, dass diese Betrachtung die mährische und slowakische Archäologie bis heute beeinflusst hat. Die Typologie des „donauländischen Schmucks“ – genauer gesagt der Ohrringe – wurde später von Dostál überarbeitet,21 und dessen Gliederung wurde nun sozial interpretiert. Der Autor bezeichnete den „donauländischen Schmuck“ als „Volksschmuck“.22 Gleichzeitig merkte er an, dass die Schmuckstücke „donauländischen“ und „byzantinischen“ Ursprungs kaum gemeinsam vorkommen.23 Bei Hrubý und Dostál traten Differenzen bei der Zuweisung konkreter Ohrringtypen zu den genannten Gruppen auf. Im Gegensatz zu J. Eisner wiesen sie Traubenohrringe mit einem oder mit vier Kügelchen dem „byzantinisch-orientalischen Schmuck“ zu. B. Dostál bemerkte zu den Traubenohrringen, dass: „aus Sicht ihrer Genese der donauländische Ursprung und eine starke Beeinflussung durch den byzantinisch-orientalischen Schmuck lediglich in einer bestimmten Etappe ihrer Entwicklung nicht ausgeschlossen werden können (Typen 3, 4, 6, 7). Ihr Übergang zum Belo-Brdo-Inventar zeugt vom Volkscharakter dieses Schmucks.“24 Was die chronologische Abgrenzung anbetrifft, existierte der „donauländische Schmuck“ in der Wahrnehmung B. Dostáls in der materiellen Kultur Mährens während der gesamten Periode – vom Ende des 8. bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts.25 K. Marešová versuchte bei der Untersuchung des Gräberfeldes Uherské Hradiště-Sady, in der Flur „Horní Kotvice“, eine neue Gruppe von Ohrringen auszusondern, und zwar Ohrringe „donauländisch-byzantinischen Charakters“. Mit diesem Namen bezeichnete sie eine Gruppe von Ohrringen, bei deren Herstellung byzantinisch-orientalische Techniken, insbesondere Granulation und Filigrantechnik, jedoch in einer gröberen Form mit den Techniken der „donauländischen“ Juweliere kombiniert worden seien. Ein weiteres Merkmal bildet das Material – vergoldete Bronze.26 Marešovás Versuch, eine weitere Schmuckgruppe auszusondern, folgte die archäologische Forschung nicht.
Hrubý 1955a, 222. Hrubý 1955a, 308. Dostál 1966, 32, Abb. 7. Dostál 1966, 30–33. Dostál 1966, 30. Dostál 1966, 35. Dostál 1966, 35. Marešová 1983, 103–104.
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I Einführung und Problemlage
Als Material für die Ohrringe des „byzantinisch-orientalischen“ bzw. „VeligradSchmucks“ wurde Gold oder Silber verwendet. Sie wurden durch anspruchsvolle Goldschmiedetechniken wie Granulation und Filigran, gelegentlich auch durch Einlegen von Glas, gestaltet. Dies führte zur Annahme, die Fertigprodukte seien importiert worden – man zog ihre Herstellung in Südmähren nicht in Betracht.27 Im Unterschied zum „donauländischen Schmuck“ hat man lange Zeit das Auftreten „byzantinischorientalischer“ Schmuckobjekte vor der Ankunft Konstantins und Methods in Mähren bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts angenommen.28 Gegenwärtig schwindet aus archäologischen Arbeiten die Aufteilung in „donauländischen“ und „byzantinisch-orientalischen Schmuck“. Stattdessen erscheint nunmehr neben der Bezeichnung „Veligrad-Schmuck“ auch die allgemeinere Bezeichnung „großmährischer Schmuck“29 bzw. „Frauenschmuck des älteren oder des jüngeren großmährischen Horizonts“.30 Die Bezeichnung „großmährischer Schmuck“ ist allerdings etwas irreführend. Sie kann nämlich indirekt die Einordnung des Frauenschmucks über traditionelle historische Daten Mährerreichs (von seiner Entstehung 833 bis zum Untergang 906) fördern und datiert diesen im Voraus.31 Das traditionell „Großmähren“ genannte politische Gebilde ist im Grunde genommen ein Konstrukt der Historiker, welche die Erwähnung der Vertreibung Pribinas aus dem Gebiet von Nitra 83332 als Entstehungsakt Mährerreichs interpretieren. Die Mährer selbst werden zum ersten Mal 822 auf dem Reichstag in Frankfurt erwähnt; ihre Formierung und ihr zivilisatorischer Aufschwung haben jedoch lange davor erfolgen müssen – ähnlich wie bei den slawischen Stämmen in den ehemaligen römischen Provinzen Pannonia Savia und Dalmatia.33 Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine Elite, die wir in reichen Männer- und Frauengräbern fassen können, wie sie plötzlich in Südmähren auftauchen – z. B. in Staré Město „Na valách“ oder „Špitálky“ und in Uherské HradištěSady, aber auch im heutigen Kroatien – z. B. in Biskupija Crkvina, Knin und Trilj.34 Weitere Untersuchungen haben jedoch einheimische Werkstätten nachgewiesen, in denen wahrscheinlich goldene und silberne Schmuckstücke hergestellt wurden; zuletzt zusammenfassend Galuška 2013, 99–156. Die Existenz von Werkstätten bedeutet jedoch nicht, dass der Prunkschmuck von örtlichen Handwerkern hergestellt wurde. Angesichts der anspruchsvollen Goldschmiedetechniken neige ich dazu, die Anwesenheit fremder Juweliere anzunehmen. Vgl. Abschnitt I. 2. Profantová 2003, 71; Hanuliak 2004. Insbesondere Ungerman 2005. Die absolute Datierung nach schriftlichen Quellen hat N. Porfantová bei der zeitlichen Einteilung des Gräberfeldes bei der Kirche VI in Mikulčice beeinflusst; Profantová/Kavánová 2003, 88. Inzwischen erschienen Studien, welche erneut die zweifelhaften Angaben der Conversio Bagoariorum et Carantanorum, aus der die Anwesenheit Pribinas im heutigen Nitra abgeleitet wird, thematisierten; Harvát 2019, 44–50; Harvát 2022, 9–31. Poulík 1960, 165; Třeštík 2001, 65–67, 110. Třeštík, 2001, 110. – Die Datierung der Gräber aus Biskupija-Crkvina und Trilj fiel sehr unterschiedlich aus. Kurz nach dem Fund des Grabs in Trilj wurde sein Inventar in das 8. Jahrhundert datiert; Karaman 1921, 3–20. Später wurde diese Datierung in eine jüngere Periode verschoben;
1 Die Terminologie und ihre Probleme
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In der internationalen Literatur wird im Zusammenhang mit dem südmährischen Prunkschmuck der Terminus Niederles – „byzantinisch-orientalischer Schmuck“35 oder der Begriff „Veligrad-Schmuck“ verwendet. B. M. Szőke spricht im Zusammenhang mit Zalavár bei gleichartigem Schmuck von Elitenschmuck.36 Die Typen des Frauenschmucks wurden von Dostál klassifiziert und definiert, und diese Einteilung wird mit kleinen Abänderungen bis heute verwendet.37 Dostál hat Hrubýs Konzept fortgesetzt und weiterhin Schmuck „donauländischen Ursprungs“ von solchem „byzantinisch-orientalischen Ursprungs“ unterschieden. Wiederum wurden in die genannten Gruppen lediglich Ohrringe eingeordnet. Bei anderen Schmuckarten kommt diese Aufteilung nicht vor. Zu den Ohrringen „donauländischen Charakters“ zählt Dostál folgende Typen: einfache Ringohrringe, Ohrringe mit Öse, Ohrringe mit Sförmigem Abschluss, Ohrringe mit Mäander-Abschluss, Ohrringe mit Spiralabschluss, Ohrringe mit spiralförmigem Anhänger, Ohrringe mit röhrenförmigem Anhänger, Ohrringe mit hohlen Kugeln (Trommeln) und Ohrringe vom Karantanischen Stil.38 Zu den Ohrringen „byzantinisch-orientalischen“ Ursprungs zählt er Trauben-, Trommel-, Körbchen-, Säulen- und Lunula- Ohrringe mit mehreren Varianten sowie Ohrringe mit Traubenanhänger.39 Vor Kurzem hat sich dann Š. Ungerman mit einigen ausgewählten Ohrringtypen detaillierter befasst.40 Seit der Monographie Hrubýs und den Publikationen Dostáls kamen viele neue Funde zutage und wurden neue Erkenntnisse erzielt. Sie erlauben, Datierung, Ursprung oder bisherige Aufteilung des Frauenschmucks aus verschiedenen Blickwinkeln neu zu betrachten. Die erste – und sehr wichtige – Erkenntnis ist es, dass bereits in den ältesten Gräbern von Staré Město „Na valách“ (z. B. die Gräber 193/51, 200/51 [Taf. 7], 286/49 [Taf. 9]) Schmuckkombinationen vorhanden sind, die aus prunkvollen goldenen oder silbernen Ohrringen und Kugelanhängern bestehen. Viele neue Erkenntnisse hat auch die Veröffentlichung der Gräberfelder Prušánky I und II sowie Biskupija-Crkvina – Vinsky 1981, 9–53; Werner 1978/1979; Trilj – Korošec 1995–1996, 87–97. U. Giesler 1974, 532, hat die Gräber aus Biskupija-Crkvina in das letzte Drittel des 8. Jahrhunderts gestellt, womit jedoch J. Werner 1978/1979, 232, Anm. 32a, nicht einverstanden war, der sie erst in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts datierte – auch unter dem Einfluss der Datierung des Gräberfeldes in Staré Město „Na valách“. Auf die Probleme der späten Datierung hat auch M. SchulzeDörrlamm 1995, 562–563, hingewiesen. Heutzutage wird immer mehr das Ende des 8. Jahrhunderts erwogen; Petrinec 2009, 142, 223–226. Die gesamte Genese der Datierung der Münzgräber aus Biskupija-Crkvina wurde vor kurzem von A. Jurčević 2011, 111–147, und Š. Ungerman 2006 zusammengefasst. – Vgl. Kapitel III. Brather 2008, 281. Szőke 2008, 46; 2010, 38. Dostál 1991; Ungerman 2005; Čáp et al. 2011. Dostál 1966, Abb. 7. – Da die vorliegende Arbeit insbesondere auf den Prunkschmuck ausgerichtet ist, werden die in die Gruppe des „donauländischen Schmucks“ gestellten Ohrringe nur am Rande erwähnt. Dostál 1966, Abb. 8, 9, 10. Ungermann 2005.
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I Einführung und Problemlage
Nechvalín I und II erbracht.41 In Prušánky I wurde ein interessanter Satz Traubenohrringe geborgen, welche insbesondere aus Bronze und Kupfer hergestellt wurden und mit den bisherigen Vorstellungen zur Klassifikation des Frauenschmucks nicht in Einklang zu bringen sind. Sie zwingen uns, neue Fragen zur traditionellen sozialen Zuordnung der Schmuckgruppen in den „donauländischen Schmuck“ – den „Volksschmuck“ – einerseits und den „byzantinisch-orientalischen Schmuck“ – den Schmuck der Elitegruppen – andererseits zu stellen (Taf. 24). Damit gerät die Ansicht Eisners, der den „donauländischen Schmuck“ weniger als Äußerung einer sozialen Gruppe denn als Hinweis zum Ursprung der Schmuckgruppe betrachtete, erneut in den Vordergrund. Ähnliche Betrachtungen stellt auch B. M. Szőke an42, der einige Ohrringtypen aus den ‚großmährischen‘ Gräberfeldern für eine Fortsetzung der aus awarischen Gräberfeldern bekannten Ohrringformen hält. Welche Bezeichnung ist für den Prunkschmuck nun am besten geeignet? Die Erstellung einer wissenschaftlichen Terminologie ist stets ein ziemlich komplizierter Prozess. In der Archäologie erscheinen Benennungen nach geographischen Gebieten, nach dem eponymen Fundort oder nach der Art der Verzierung bzw. der Form des Fundgegenstandes. Die bisherigen Bezeichnungen für diesen Schmuck trugen bereits eine gewisse Interpretation mit sich, die dessen Ursprung oder Datierung betrafen. Die Bezeichnung „byzantinisch-orientalisch“ hat das Ursprungsgebiet des Schmucks, „großmährisch“ die chronologische Abgrenzung angedeutet. Am besten wäre eine Bezeichnung, die keinerlei Erklärung im Voraus signalisieren würde – also ein neutraler Terminus. Als äußere Form des untersuchten Schmucks gelten die aufwendigen Juweliertechniken und die seltenen Materialien – Gold und Silber. Deshalb erscheint die beschreibende Bezeichnung – prunkvoller Frauenschmuck – am besten geeignet. Diese Bezeichnung liefert lediglich eine kurze Charakterisierung des Schmucks; d. h., es handelt sich um goldene und silberne Schmuckobjekte, die am häufigsten in Gräbern von Frauen oder Mädchen vorkommen.
2 Datierung und Forschungsstand Die Datierung des frühmittelalterlichen prunkvollen Frauenschmucks hat eine lange und interessante Entwicklung hinter sich, welche nicht nur den jeweiligen Stand der archäologischen Erkenntnis, sondern auch die Entwicklung der Archäologie selbst widerspiegelt. In Mitteleuropa wurde die Chronologie archäologischer Funde wesentlich von der Übertragung bekannter historischer Ereignisse auf das archäologische Material beeinflusst.43 Noch vor dem Zweiten Weltkrieg bildete sich die Vorstellung
Klanica 2006. Szőke 1992. Breuer 2005, 108; Macháček 2005, 101; Ungerman 2006, 361.
2 Datierung und Forschungsstand
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heraus, die awarischen Gräberfelder endeten am Ende des 8. Jahrhunderts. H. Mitscha-Märheim datierte das Gräberfeld in Münchendorf in das 8. Jahrhundert. Er nahm eine Belegung nach 791 nicht an.44 Die absolute Datierung ging von den historischen Berichten über die Zerstörung des Awaren-Reichs durch Karl d. Gr. aus. Diese Meinung bildete sich heraus, bevor systematische Ausgrabungen an den meisten Fundplätzen stattfanden, und nach dem Zweiten Weltkrieg hat man im Grunde genommen dieses Konzept fortgeschrieben. Das Auslaufen der meisten awarischen Gräberfelder wurde an das Ende des 8. Jahrhunderts datiert, obwohl die Awaren in schriftlichen Quellen auch weiterhin erwähnt wurden – zuletzt 822. Das Ende des 8. Jahrhunderts oder die Formulierung „um das Jahr 800“ wurde für Archäologen zu einem Fixpunkt, an dem die Slawen in Südmähren, in Südwestösterreich und in angrenzenden Gebieten zur Körperbestattung übergingen. Es ist ein Paradoxon, dass trotz der Erwähnung von Kontakten und Konflikten zwischen Awaren und Slawen in schriftlichen Quellen keine gegenseitige Beeinflussung der Sachkultur erwartet wurde und man lediglich eine zeitliche Abfolge erwog – auf die awarischen Gräberfelder folgten die ‚großmährischen‘.45 In den 1990er Jahren erschienen Studien, die auf Probleme in der Chronologie frühmittelalterlicher Gräberfelder hinwiesen;46 zu wesentlichen Fortschritten kam es jedoch nicht. In den letzten Jahren wurden frühere Datierungen des frühmittelalterlichen Materials in Österreich, Kroatien, Slowenien und auch Serbien neu bewertet und zugleich viele neue Analysen durchgeführt. Ihre Ergebnisse korrespondieren meist nicht mit den bisherigen Erkenntnissen – z. B. in Österreich47 oder in Kroatien.48 Das Bild der archäologischen Kulturen des 9. Jahrhunderts begann sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zu formen, und es bestimmte den Trend der weiteren Entwicklung. Forschungen kurz nach dem Krieg haben die bisherigen Erkenntnisse kaum beeinflusst, worauf auch Eisner in seiner Rezension zu Hrubýs Monographie „Staré Město. Das Großmährische Gräberfeld ‚Na valách‘“ hingewiesen hatte.49 Die existierenden Schlussfolgerungen wurden weiterhin unkritisch übernommen und weiterentwickelt.
Mitscha-Märheim 1941, 54, 55. Z. Čilinská 1980, 38–39, bemühte sich, die Datierung des Untergangshorizonts der awarischen Gräberfelder auf dem Gebiet der Slowakei mit einem Ausgriff in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts zu verschieben, ist damit jedoch auf grundsätzliche Ablehnung gestoßen (mündliche Information Z. Čilinská). In den 1990er Jahren erfolgte zaghaft die Datierung einiger Gräber in das 9. Jahrhundert. J. Zábojník 1991, 296, hat seine letzte Stufe der Gürtelgarnituren SS IV den Jahren „780–800 (825)“ zugewiesen. Gegenwärtig arbeitet man in der österreichischen Archäologie mit der Datierung der Spätawarenzeit zwischen 630 und 822; Pomberg/Stadler 2018, 228. Dostál1991; Szameit 1991; 1992; 1996 mit weiterer Literatur; Szőke 1992. Eichert 2010; Nowotny 2011. Petrinac 2009. Eisner 1956.
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I Einführung und Problemlage
Paradoxerweise waren es Historiker, die auf Diskrepanzen archäologischer Datierungen zu einigen historischen Ereignissen aufmerksam machten. Einerseits hielten nämlich Archäologen sehr an einem historischen Ereignis – der Ankunft Konstantins und Methods in Mähren – fest, andererseits maßen sie vielen anderen Erwähnungen in den Quellen keine besondere Bedeutung bei, wie z. B. die Teilnahme der Mährer am Reichstag in Frankfurt 822. Schrittweise hatte sich insbesondere die Vorstellung durchgesetzt, unter der Herrschaft Rastislavs (reg. 846–870) und Svatopluks (reg. 870–894) hätte Mährerreich einen markanten Machtzuwachs erreicht. Der Zeit ihrer Herrschaft wurden die meisten Funde einschließlich des prunkvollen Frauenschmucks zugeordnet.50 Diese Vorstellung hatte sich dermaßen eingebürgert, dass sich einige Archäologen und Historiker gegen Änderungen der chronologischen Bestimmung des archäologischen Materials mit der Behauptung wehrten, dass es für eine andere Datierung keine Stütze in den schriftlichen Quellen gäbe. Nachfolgend soll etwas genauer betrachtet werden, wie sich die Meinungen zur Datierung des prunkvollen Frauenschmucks entwickelten. Die Datierung des „byzantinischen Schmucks“ hat sich seit den 1920er und 1930er Jahren entwickelt. Ihre Begründer waren J. Schránil51, L. Niederle52 und später J. Eisner.53 Die Fundkomplexe, mit denen sie arbeiteten, stammten oft von gestörten und unvollständig erfassten Gräberfeldern. Die Erwägungen Schránils zur Datierung der Funde aus Böhmen und Mähren gingen von folgendem chronologischen Schema aus: A. Ältere Burgwallperiode zwischen slawischer Einwanderung nach Böhmen und Mähren am Ende des 9. Jahrhunderts, sowie B. Historische Fürstenperiode, das 10. und 11. Jahrhundert umfassend.54 Die meisten der damals bekannten Funde (Trommel-, Korbohrringe, getriebene Kugelanhänger, Waffen, Sporen) aus Gräbern wie Želénky und Kolín sowie Funde aus Mähren von Vrbka bei Kvasice „Na Tabarkách“55 stellte Schránil eindeutig erst in die Fürstenperiode, also in das 10. bis 11. Jahrhundert.56 In seinen Arbeiten betonte Schránil einseitig den Einfluss östlicher Elemente, insbesondere aus Byzanz, auf die Entwicklung der materiellen Kultur in Böhmen und Mähren.57 Impulse aus dem
Dostál 1966, 90. Schránil 1925; 1928. Niederle 1930. Eisner 1947; 1952. Schránil 1928, 284–322. Die Funde von diesem Fundort wurden zuerst von P. F. Přikryl 1890, 14–21, publiziert. Der Schmuck aus den Grabhügeln wurde damals in das 5.–7. Jahrhundert datiert; Přikryl 1890, 21. Schránil 1928, 293–295. Schránil 1925, 188, 192–193.
2 Datierung und Forschungsstand
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Westen gelangten seiner Meinung nach erst im Laufe des 12. Jahrhunderts in den Bereich des frühmittelalterlichen tschechischen Staats.58 Niederle befasste sich in seinen Arbeiten intensiv mit der Entwicklung des Schmucks im frühen Mittelalter. Er war sich seiner langen und komplizierten Entwicklung von der späten Römerzeit bis zum Spätmittelalter bewusst.59 Einem Teil des Schmucks wies er einen orientalischen Ursprung zu.60 Das Vorkommen anderer Schmucktypen verband er mit bestimmten Veränderungen im Laufe der Gesamtentwicklung byzantinischer Zierstücke, z. B. bei den Trauben- 61 und den Lunula-Ohrringen.62 Eisner ging bei der chronologischen Beurteilung des Schmucks aus Böhmen, Mähren und der Slowakei von den Arbeiten Schránils und Niederles aus. Zum ersten Mal erscheint bei ihm die Gliederung in den Schmuck „donauländischen Typs“, den er hier zum ersten Mal teilweise definierte63, und den Schmuck „byzantinischen Ursprungs“.64 Diese Aufteilung wurde später von Hrubý übernommen.65 Zum Schmuck „donauländischen Ursprungs“ zählte Eisner Ohrringe mit mehrfacher Sförmiger Schlaufe und mit vier Kügelchen. Deren Fertigung datierte er auf das 8. Jahrhundert66 und vermutete zugleich, dass der „donauländische Schmuck“ wesentlich durch den awarischen Kulturkreis beeinflusst wurde.67 Den Zufluss byzantinischer Importe nach Mähren verband er mit Mährerreich und der Mission der Heiligen Konstantin und Method. Seiner Meinung zufolge erreichte der byzantinische Einfluss Böhmen im fortgeschrittenen 9. Jahrhundert, insbesondere jedoch erst im 10. Jahrhundert.68 Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, noch vor Beginn der großen systematischen Untersuchungen in Staré Město, Mikulčice, Břeclav-Pohansko und weiteren Fundplätzen, gab J. Poulík anhand der archäologischen Funde eine Synthese zur historischen Entwicklung im frühmittelalterlichen Mähren heraus. Er versuchte dabei, auch einige Funde aus Staré Město „Na valách“ aus den Ausgrabungen A. Zelnitias
Schránil 1925, 193. Niederle 1930, 7, 8 Anm. 2. Niederle 1930, 7–9. Niederle 1930, 131. Niederle 1930, 134, 145. – Laut L. Niederle haben sich die Lunula- Ohrringe nach und nach von den einfachen (zweispitzigen) Lunula- Ohrringen zu Formen mit einer dritten mittleren Spitze entwickelt. Die zweispitzigen Lunula-Ohrringe datierte er in das 7. und 8. Jahrhundert und die dreispitzigen ins 9. und 10. Jahrhundert. Den damals bekannten Fund des Lunula-Ohrrings aus Grab 106/ AZ von Staré Město datierte er an das Ende des 9. Jahrhunderts; Niederle 1930, 141, 143, 145. Eisner 1947, 143–145. Eisner 1947, 146–152. Hrubý 1955a, 222. Eisner 1947, 144, 156. Eisner 1947, 144, 156. Eisner 1947, 146.
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I Einführung und Problemlage
chronologisch einzuordnen. Die Funde aus Grab 106/AZ datierte Poulík an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts.69 Einen entscheidenden Einfluss auf die Ansichten zur Datierung des Frauenprunkschmucks bis zum Ende des 9. und in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts besaß in den 1950er Jahren der Kirchenbefund auf dem Gräberfeld in Staré Město „Na valách“. Es war der erste Befund dieser Art, und er wies für lange Zeit nicht nur der Datierung des prunkvollen Frauenschmucks, sondern der gesamten materiellen Kultur Südmährens und angrenzender Regionen, insbesondere für das 9. Jahrhundert, die Richtung. Für ein besseres Verständnis der Schlussfolgerungen Hrubýs zur Datierung der besagten Kirche werden nachfolgend seine Prämissen einer näheren Betrachtung unterzogen. Hrubý stützte sich bei der Datierung der Kirchenfundamente auf damalige Erkenntnisse und schriftliche Quellen. Wichtige Faktoren waren dabei seiner Ansicht nach: a) die Gesamtdatierung der Körpergräber auf dem Gräberfeld, die er mit den Jahren 800 und 950 eingegrenzt hatte;70 b) schriftliche Quellen über die Ankunft Konstantins und Methods,71 und c) archäologische Funde aus denjenigen Gräbern, welche durch die Grundmauern der Kirche überdeckt wurden. Direkt unter dem Kirchenfundament wurden nur vier Gräber – 82/49, 114/49, 134/49 und 366/49 – entdeckt.72 In Grab 114/49 fanden sich keine Funde, und aus Grab 82/49 liegt lediglich ein eisernes Messer vor. Entscheidend waren die Gräber 134/49 und 366/49. Im Erstgenannten wurde eine Frau mit getriebenen Kugelanhängern begraben (Taf. 30). Im Letzteren 366/49 fand man neben vielen kleinen Eisengegenständen auch eiserne Sporen (Taf. 6, Typ II). Die Funde aus diesen Gräbern haben eine wichtige Rolle bei der Datierung der Kirche gespielt, insbesondere der Kugelanhänger mit Palmette aus Grab 134/49. Zur Zeit der Entdeckung der Kirche am Fundplatz „Na valách“ waren Funde getriebener Kugelanhänger insbesondere aus der damaligen Tschechoslowakei und Ungarn bekannt. Die tschechischen Funde wurden von Schránil in das 10. und 11. Jahrhundert datiert.73 Aus Ungarn und der heutigen Slowakei waren Funde getriebener Kugelanhänger von zwei Fundorten bekannt: Mudroňovo (ungarisch Szilas-Puszta) in der heutigen Slowakei, wo der Fund zusammen mit arabischen Münzen des 10. Jahrhunderts entdeckt wurde,74 und Heves in Ungarn, wo er in einem Frauengrab zusammen
Poulík 1948, 47, 48, 52. Hrubý 1955a, 284; 1955b, 280. Hrubý 1955a, 287. Hrubý 1955a, 284; 1955b, 282–286. Schránil 1925, 188; 1928. Hampel 1902, 303, 304.
2 Datierung und Forschungsstand
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mit altungarischen Funden vergesellschaftet war. V. Pataky datierte das Stück in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts.75 Nur vereinzelt wurde eine Datierung ins 9. Jahrhundert erwartet.76 Die Sporen aus dem genannten Grab 366/49 wurden in die mittlere Gruppe der Sporen (Typ II) eingeteilt, die zwischen 850 und 900 datiert werden kann.77 Aufgrund dieser Erkenntnisse datierte Hrubý die Errichtung der Kirche am Fundort „Na valách“ in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts.78 Er ließ jedoch offen, ob sie noch vor der Ankunft Konstantins und Methods gebaut wurde, erwog hierfür jedoch nur den Zeitraum kurz nach 850: Wenn wir uns nur auf die archäologischen Quellen stützen, kann auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Kirche am Fundplatz ‚Na valách‘ bereits vor der Ankunft der Brüder aus Thessaloniki entstand, kurz nach dem Jahr 850, als sich das Christentum in Mähren unter dem Einfluss der früheren Missionen aus Italien, Griechenland und aus Deutschland gefestigt hatte.79
Gleichzeitig schloss er jedoch ihre Entstehung vor 850 aus: „Die archäologische Untersuchung des Gräberfeldes hat jedoch keinerlei Anhaltspunkte für die Vermutung gebracht, dass die Kirche ‚Na valách‘ noch vor dem Jahr 850 entstanden sein könnte.“80 Den Untergang der Kirche datierte er an das Ende des 9., eventuell an den Anfang des 10. Jahrhunderts: Als den spätesten historischen Moment, an dem die Kirche zerstört worden sein könnte, könnte man vielleicht die Jahre 905–906 nennen […] Einige Gräber mit Mörtel, also solche, die erst nach dem Niederreißen der Kirche eingetieft wurden, enthalten jedoch immer noch reiche Funde, insbesondere Prunkschmuckstücke aus Edelmetallen, wie sie bei der einheimischen Bevölkerung nur schwer kurz nach Raubüberfällen von Fremden nach dem Untergang des Großmährischen Reichs vorgefunden werden können. Deswegen scheint der Untergang der Kirche erst im Jahr 906 sehr unwahrscheinlich. Die archäologischen Quellen verweisen lediglich auf die Jahre um 900 – entweder kurz davor oder kurz danach.81
Die Datierung des Schmucks wurde neben dem Kirchenbefund noch durch weitere Faktoren beeinflusst. Einen Wichtigen bildeten Funde von Mörtelfragmenten in den Grabverfüllungen. Hrubý vermutete, dass diese von dem im frühen 10. Jahrhundert
Pataky 1939, 207, 208. Niederle 1930, 81; Poulík 1948, 55–56. – Nur J. Cibulka hat die Möglichkeit eingeräumt, die getriebenen Kugelanhänger aus Grab 134/49 (Taf. 30) bereits in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts zu stellen; Cibulka 1950, 15, zitiert nach Hrubý 1955b, 284, Anm. 27. Hrubý 1955b, 284. – Zum Problem der Datierung der Sporen auf dem Gräberfeld vgl. Abschnitt I. 3. 5. Hrubý 1955a, 284; 1955b, 286. Hrubý 1955a, 287. Hrubý 1955a, 287. – V. Hrubý hat später auch betont, dass die Sakralbauten sowohl auf „Na valách“ als auch auf „Špitálky“ (eher) erst nach 850 entstanden sein könnten; Hrubý 1965, 198. Hrubý 1955a, 287.
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I Einführung und Problemlage
niedergerissenen Sakralbau stammen, und teilte die Gräber anhand dieser Zerstörung auf zwei aufeinanderfolgende Perioden auf. Seiner Meinung nach erschienen in den Verfüllungen der jüngeren Grabgruben Mörtelfragmente oder sonstiges Baumaterial der niedergerissenen Kirche – im Unterschied zu älteren Gräbern, in denen sich kein Mörtel fand. So gelangte er zu der Schlussfolgerung, dass alle Gräber mit Mörtelresten und diejenigen, welche sie stratigraphisch noch überdeckten, ebenso wie Gräber mit analogen Funden in das 10. Jahrhundert gehören.82 Mörtel in den Verfüllungen der Gräber war der ‚Beweis‘ für ihre Anlage nach der Zerstörung der Kirche. Dass Mörtel bereits zum Zeitpunkt des Kirchenbaus in Gräber gelangt sein konnte, schloss Hrubý aus. Ebenso verneinte er einen möglichen Eintrag in die Gräber während eines schrittweisen Verfalls der Kirche.83 Hrubý versuchte in einigen Fällen, bestimmte Ohrringtypen aufgrund der Funde von Mörtel in den Grabverfüllungen absolut zu datieren. So stellte er z. B. die „durchbrochenen“ Säulenohrringe und die Körbchenohrringe erst an den Beginn und in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.84 Diese Ohrringe wurden dann für ihn zu einer „zuverlässigen Stütze bei der Datierung der Fundkomplexe“ mit diesem Ohrringtyp.85 Der Mörtel in der Grabverfüllung wurde dann lange nicht nur für Hrubý, sondern ebenso für weitere Forscher86 zum entscheidenden Datierungskriterium der Gräber und ihrer Funde in die Zeit nach dem Ende der Kirche. Erst bei der Auswertung des Gräberfeldes von Uherské Hradiště-Sady begann man, das Vorkommens des Mörtels in Grabverfüllungen bereits während der Nutzung der Kirche zu erwarten.87 Sofort nach Erscheinen der Staré-Město-Monographie kamen Ansichten auf, die Hrubýs Datierungsansätze problematisierten. Jaroslav Böhm war mit den chronologischen Schlüssen nicht einverstanden und kritisierte Hrubýs Orientierung an historischen Daten: Als Rezensent des Werkes kann ich nicht leugnen, dass die Ausführungen des Autors sehr präzise durchdacht, dass sie logisch sind; ich bin jedoch der Meinung, dass einige chronologische Schlussfolgerungen, zu denen er kommt, durch einen falschen, meiner Meinung nach zu engen historischen Ausgangspunkt des Autors bedingt sind.88
Auf die problematische Datierung einiger Schmucktypen an den Anfang und insbesondere in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts haben J. Eisner und J. Sláma ange-
Hrubý 1955a, 291. Hrubý 1955a, 286; 1955b, 212–276. Hrubý 1955a, 241, 243. Hrubý 1955a, 241. Dostál 1990, 36, 39. Galuška 1996a, 94; 1996b, 274, 275. – Auf diese Möglichkeit haben kurz nach Erscheinen der Monographie J. Sláma 1957 und auch M. Schulze-Dörrlamm 1994, 584–585 aufmerksam gemacht, die auch die Möglichkeit einer Erweiterung des Kirchenschiffs nicht ausgeschlossen hatte. Böhm 1955, 7.
2 Datierung und Forschungsstand
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sichts der Funde aus Böhmen und Bayern hingewiesen.89 Auf Probleme, die sich aus der Datierung Hrubýs ergaben, hat ebenso auch J. Cibulka aufmerksam gemacht.90 Eisner hat in seiner Rezension die Chronologie des Gräberfeldes in Staré Město auf der Grundlage des Schmucks gelobt.91 Er war jedoch mit der späten absoluten Datierung des „byzantinischen Schmucks“ nicht einverstanden. Er bemerkte den Einfluss der bisherigen Arbeiten J. Schránils, L. Niederles, J. Poulíks und auch seiner eigenen auf Hrubýs Datierung und machte auf die enorme Zunahme der Neufunde (insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg) aufmerksam, die eine Revision der Datierung einiger archäologischen Quellen gebieten würden.92 In seiner Rezension betonte Eisner: „wenigstens eine Sache sollte endlich aus unserer Diskussion wegfallen – nämlich die Verknüpfung der Funde zweier zeitlich voneinander entfernter Gräberfelder in Předmostí bei Přerov“93, auf die sich die mährischen Archäologen bei der Datierung des Prunkschmucks aus dem Gräberfeld in Staré Město „Na valách“ stützten. Dostál hat erst 1990 erkannt, dass das Material aus Předmostí bei Přerov von zwei Gräberfeldern stammt – aus der mittleren und aus der jüngeren Burgwallzeit94, ggf. zwei Phasen eines Gräberfeldes mit kontinuierlicher Belegung.95 Für die Schmuckchronologie hob Eisner zwei wichtige Momente hervor. Das erste sei der Fund zweier getriebener Kugelanhänger mit Gravierung in Grab 134/49, welches unterhalb der Kirchenfundamente entdeckt wurde. Dieser Fundort zeuge davon, „dass das Juwelierhandwerk byzantinischen Charakters bereits im mittleren 9. Jahrhundert am Ort voll entwickelt war.“96 Der zweite wichtige Aspekt für die Datierung der Funde aus Staré Město ist der Einfluss der großmährischen Schmuckherstellung auf das böhmische Umfeld: Beim Beginn des Einflusses der Produktion aus Staré Město auf Böhmen können wir nicht vom mittleren Drittel des 9. Jahrhunderts abrücken und ihn lediglich auf das letzte Drittel dieses Jahrhunderts beschränken oder dessen Beginn sogar erst in das 10. Jahrhundert verlegen. Für die Zeit nach Svatopluks Tod kann weder ein Einfluss der Mährer auf die Böhmen noch eine Verbindung von Mähren mit byzantinischem Gebiet vorausgesetzt werden.97
Eisner 1956; Sláma 1957; 1958. Cibulka 1958, 45, 46. Eisner 1956, 188. Eisner 1956, 187. Eisner 1956, 188. J. Eisner 1933 führte in die tschechische und slowakische Literatur folgende Periodisierung ein: älteste Burgwallzeit 600/650–800, mittlere Burgwallzeit 800–950, jüngere Burgwallzeit 950–1150/1200. Heute benutzt man diese Periodisierung nicht mehr. Dostál 1990, 40. Eisner 1956, 188. – V. Hrubý 1955a, 211, hat getriebene Kugelanhänger mit Gravierung nicht für ein Produkt byzantinischer Werkstätten gehalten. Eisner 1956, 188.
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Damit drückte Eisner aus, dass „byzantinischer Schmuck“ bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts produziert wurde und mit dem Untergang von Mährerreich sein Ende fand.98 Kurz darauf wies auch J. Sláma auf Widersprüche bei der Datierung mehrerer Schmuckformen hin, und zwar bei Ohrringen mit S-förmiger Schlaufe99, Traubenohrringen100 und bei schildförmigen Fingerringen aus Bronze (sog. Blučina-Typ nach J. Poulík).101 Sláma zufolge können Ohrringe mit mehrfacher S-förmiger Schlaufe anhand ostmitteleuropäischer Fundkomplexe zwischen die zweite Hälfte des 8. und die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts eingeordnet werden,102 womit er Hrubýs Datierung am Beginn des 10. Jahrhunderts widersprach.103 Auch bei anderen aufgeführten Funden neigte er zu einer wesentlich früheren Datierung, wobei er eine Einordnung bereits in das 8. Jahrhundert nicht ausschloss.104 Ebenso wie Eisner und Cibulka hob auch J. Sláma die Bedeutung getriebener Kugelanhänger unterhalb der Kirchenfundamente in Staré Město „Na valách“ hervor und betonte ihr Vorkommen bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts.105 Sláma schloss darüber hinaus die Möglichkeit einer noch früheren Datierung einiger Schmuckstücke „byzantinischen“ Charakters nicht aus: Die hochentwickelte Schmuckfertigung in Großmähren im 9. Jahrhundert musste notwendigerweise ihre Grundlagen im vorangegangenen Jahrhundert haben […] und in dasselbe Jahrhundert wird ohne Zweifel auch eine Reihe von Fundobjekten byzantinischen Charakters fallen, deren Datierung sich bis jetzt auf die genannten historischen Ereignisse stützt.106
Deshalb sprach er sich für die Revision einiger chronologischer Schlussfolgerungen aus.107 Gleichzeitig wies er als erster auf das Problem hin, Gräber aufgrund von Mörtel in der Verfüllung zu datieren. Er machte darauf aufmerksam, dass der Mörtel nicht nur nach dem Untergang der Kirche, sondern bereits während ihres Aufbaus und ihres gewöhnlichen, allmählichen Verfalls in die Gräber gelangt sein könnte.108 J. Cibulka wies in seiner Monographie auf Probleme hin, die aus der sehr späten Datierung des ‚großmährischen Schmucks‘ resultierten.109 In den Zeitraum des allgemeinen Verfalls in den letzten Jahren von Svatopluks Herrschaft wurden zwei
Eisner 1956, 189. Sláma 1957, 260–261. Sláma 1957, 262–263. Sláma 1957, 265. Sláma 1957, 266. Sláma 1957, 263. Sláma 1957, 260, 262, 265. Sláma 1957, 262. Sláma 1957, 263. Sláma 1957, 263. Sláma 1958, 312, 314. Cibulka 1958, 45.
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Drittel der Gräber mit den reichsten Funden gestellt. Cibulka rechnet für diese Zeit angesichts ungarischer Angriffe in Mährerreich mit deutlichen Erschütterungen in politischer, wirtschaftlicher und auch gesellschaftlicher Hinsicht. Er hielt es für unmöglich, dass es gerade in dieser Zeit zum größten Aufschwung der Siedlungen und zu einem Bevölkerungswachstum gekommen sein könnte.110 Ein weiteres Problem, das im Zusammenhang mit Hrubýs Spätdatierung entstand, sind zeitliche Unterbrechungen bei der Belegung kleiner und großer Gräberfelder, auf denen die meisten Gräber der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zugewiesen wurden.111 Cibulka hielt es deswegen für notwendig, einen Teil der zeitlich spät eingeordneten Befunde in die zweite Hälfte oder an das Ende des 9. Jahrhunderts zu verschieben. Nach diesem Datierungsmodell ergäben sich keine Diskontinuitäten bei der Belegung, wie sie u. a. auf dem Gräberfeld an der Kirche in Modra anzutreffen sind.112 Leider blieben diese wichtigen Beobachtungen Eisners, Cibulkas und Slámas zur absoluten Datierung des „byzantinischen Schmucks“ in der Folgezeit weitgehend unbeachtet. Mitte der 1960er Jahre erschienen die ersten Arbeiten B. Dostáls, welche die Richtigkeit und weitere Begründung der Datierung des „byzantinischen Schmucks“ an das Ende des 9. bis zur ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bestätigten. Dostál war mit der Datierung von Hrubý beinahe vorbehaltlos einverstanden.113 Dostál wertete des Weiteren neue Funde von nach dem Zweiten Weltkrieg untersuchten Gräberfeldern zusammen mit Altfunden aus. Anhand des seinerzeit bekannten archäologischen Materials von südmährischen Gräberfeldern nahm er eine Dreiteilung der mittleren Burgwallzeit vor, welche er auch absolutchronologisch abgrenzte. Sein chronologisches Konzept wurde über lange Zeit zur wesentlichen Vorlage für die Interpretation der großmährischen Geschichte. Für chronologisch besonders sensibel hielt er Schmuck und Waffen – insbesondere Schwerter.114 In seinen ältesten Horizont reihte Dostál Gräber mit Funden vom späten ‚Keszthely-Charakter‘ ein, dreilappige Stirnbänder, gegossene Bronzeschnallen, Riemenzungen und sonstige Beschläge.115 Gleichzeitig wies er diesem Horizont Gräber mit Gegenständen des sog. Blatnica-Mikulčice-Typs116 (vergoldete und bronzene Sporen, verziert mit Halbpalmetten oder mit menschlichen Masken, Sätze von Riemenzungen, Schnallen und
Cibulka 1958, 45–46. Cibulka 1958, 46. Cibulka 1958, 46. Dostál 1965, 1966. – B. Dostál Dostál 1966, 74–75, hat lediglich einige Typen von Ohrringen und Kugelanhängern ergänzt, die bei V. Hrubý in Staré Město „Na valách“ nicht vorkamen und bei den Sporen des Typs I A nach V. Hrubý auf die Verlängerung ihres Dorns und ihr Vorkommen in jüngeren Perioden anhand späterer Forschungen vom Gräberfeld in Břeclav-Pohansko hingewiesen. Dostál 1966, 89–94. Dostál 1966, 89. Zum Blatnica-Mikulčice-Horizont vgl. Anm. 17.
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Klemmbügeln, verziert mit ähnlichen Motiven, ausgeführt mit Kerbschnitt, Punzen und Gravur), Schwerter des Typs K und H sowie primitive Keramik, ähnlich Typ II nach J. Poulík, zu. Außerdem sollen zu diesem Horizont auch Gräber mit Relikten des heidnischen Bestattungsrituals gehören. Vom Schmuck hat Dostál Ohrringe mit einem Kügelchen hier eingeordnet. Dieser Materialbestand kann – laut Dostál – insbesondere in Männergräbern erkannt werden. Vom Gräberfeld Staré Město „Na valách“ gehören seiner Meinung nach die Gräber 109/AZ (ein Mädchengrab), 291/AZ, 295/AZ, 307/AZ, 80/48 (ein Mädchengrab), 156/49, 266/49, 287/49,117 50/50, 223/51 und 114/51 zu diesem Horizont.118 Dostál hob deren stratigraphische Position hervor, die einige als zu den ältesten gehörig ausweist. Von den Gräberfeldern in Mikulčice wies er dem ältesten Horizont die Gräber 90, 108 (ein Frauengrab), 265 und 280 von der Kirche I –, stratigraphisch belegt119 – und die Gräber 50 und 70 von der Kirche VI zu. Von Befunden außerhalb der Hauptzentren stellte er einige Gräber aus Boleradice, Blučina und Vranovice hierher. Er berührte die Problematik der Abgrenzung des ältesten Horizonts auf „dörflichen“ Gräberfeldern. Auf ihnen kommen insbesondere Funde wie Eisengegenstände und Schmuck des „donauländischen Typs“ vor, bei denen eine genauere Datierung nicht möglich ist.120 Zur absoluten Datierung hat sich Dostál nicht präzise geäußert. Anhand der Einführung und der folgenden, dem mittleren Horizont gewidmeten Abschnitte, kann hierfür die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts vorausgesetzt werden. Anhand der aus schriftlichen Quellen bekannten Ereignisse hat Dostál den mittleren Horizont mit der Herrschaft Rastislavs und Svatopluks verbunden, die ihm zufolge eine Zeit innerer Konsolidierung zusammen mit dem Beginn einer großzügigen Außen- und Innenpolitik darstellte.121 Damit hinge auch der allgemeine kulturelle Aufschwung zusammen, der sich insbesondere im Kunsthandwerk – in der Schmuckherstellung – widerspiegelte. Die mährische Schmuckherstellung reihte er in einen Kunstkreis ein, der ein Konglomerat aus den im byzantinischen Gebiet bewahrten antiken Traditionen bildet und der durch die vom Schwarzen Meer aus und weiter nach Westen vordringenden frühislamische Kunst beeinflusst wurde. Dostál wies auf A. Alföldis Ansicht hin, der diesen Kunstkreis zur spätawarischen und altungarischen Kunst zählt. In diesen Zeitraum fallen nach Dostál Beginn und Aufschwung der Herstellung derjenigen Schmuckobjekte, die er als ‚Veligrader Schmuck‘ zusammenfasste, wie z. B. getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung und sil-
In Grab 287/49 wurde jedoch Mörtel gefunden, und deswegen wurde es von V. Hrubý erst in die Periode nach dem Abriss der Kirche datiert. Es kam wahrscheinlich zu einem Druckfehler, weil es bei Grab 114/51 im Zusammenhang mit den Gräbern 113/51 und 115/51 eine komplizierte Fundsituation gibt. B. Dostál hat vermutlich Grab 116/51 gemeint, in dem ein Schwert und Sporen gefunden wurden. Dostál 1966, 90. Dostál 1966, 89, 90. Dostál 1966, 90.
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berne Kugelanhänger, die auf ihrer gesamten Oberfläche mit Kügelchen verziert sind, sowie prächtige Ohrringe und Fingerringe.122 Er setzte des Weiteren einen Anstieg der Formenvariabilität – insbesondere zum Ende dieses Zeitraums – voraus. Als weitere Fundgegenstände nannte Dostál Schmiedeerzeugnisse: vollständig beschlagene Eimer, Feuerstahl mit eingerollten Enden, Sporen des Typs II nach V. Hrubý. Absolutchronologisch grenzte B. Dostál einen Zeitraum von der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts ab.123 Nach Dostáls Meinung verstärkte sich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts der orientalische Einfluss, der vielleicht mit dem Auftauchen der Ungarn zusammenhängt.124 In diesen Horizont ordnete er Kugelanhänger mit pflanzlichem, geometrisch stilisiertem und ggf. auch sich auflösendem Ornament sowie silberne Kugelanhänger mit flächiger Granulation, die auch bei den Trommelohrringen vorkommt, ein. In diesen jüngsten Horizont gehören seines Erachtens ebenso Trommelohrringe mit sieben bis zehn Trommeln, Körbchenohrringe mit neun Körbchen und Lunulaohrringe. Dostál zufolge erschienen in diesem Zeitraum bei den Ohrringen neue Elemente wie der S-förmige Abschluss, Ketten, Verzierung der Trauben mit auf Drahtringe aufgeschmolzenen Kügelchen – außerdem dünne S-förmige Lockenringe, Kappen an Kugelanhängern sowie mit flächiger Granulation und mit Glas verzierte Fingerringe. Er betonte das Vorkommen ähnlicher Formen und Techniken wie an den aus Hacksilberschätzen bekannten Schmuckstücken. Damit bestätigte Dostál Hrubýs Meinung vom Auftreten der höchstentwickelten großmährischen Erzeugnisse in denjenigen Gräbern, die im Laufe der ersten drei bis vier Jahrzehnte des 10. Jahrhunderts angelegt worden waren.125 So wurde Hrubýs Konzeption der absoluten und relativen Datierung des Schmucks sowie der Sporen von der tschechischen, slowakischen und internationalen Fachwelt akzeptiert. Bei neuen Untersuchungen auf weiteren Gräberfeldern in Südmähren – Josefov, Rajhradice, Horní Kotvice – tauchten immer neue Probleme auf, die sich aus dieser Konzeption ergaben. In den 1980er Jahren erschienen erste Arbeiten, die auf eine Unausgewogenheit bei der Datierung der Männer- und der Frauengräber126 und auf Unstimmigkeiten bei der Datierung einiger Typen des „byzantinischen Schmucks“127 hinwiesen, was in den 1990er Jahren zu einer breiteren Diskussion führte. Anhand der Analyse des Gräberfeldes Uherské Hradiště-Sady in der Flur „Horní Kotvice“ wies K. Marešová auf eine Unstimmigkeit bei der absoluten Datierung der Ohrringe hin – konkret bei Ohrringen mit sechs Körbchen sowie bei den sog. Säu-
Dostál 1966, 90. Dostál 1966, 90. Dostál 1966, 91. Dostál 1966, 90. Bialeková 1979, 99; später auch Dekan 1980, 130. Poulík 1975, 69.
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lenohrringen.128 Sie setzte anhand der Analyse des sonstigen archäologischen Materials den Beginn der Belegung bereits in die Mitte des 8. Jahrhunderts und deren Ende in die Mitte des 9. Jahrhunderts. Aufgrund der Funde von Ohrringen mit sechs Körbchen (Gräber 5 und 30)129 und von Säulenohrringen (Gräber 44 und 99)130 schloss sie jedoch die Anlage einiger Gräber erst in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts nicht aus.131 Marešová ging von der Herstellung von Körbchenohrringen bereits im dritten Viertel des 9. Jahrhunderts aus.132 Sie wies dabei auf Unstimmigkeiten bei der bisherigen späten Datierung der Körbchenohrringe an das Ende des 9. und die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts hin. Ein weiteres Indiz für die frühere Datierung der Säulenohrringe ist nach Marešová ihr Vorkommen unter dem Grabhügel von Hluboček am Hluk.133 In diesem Zusammenhang wies sie außerdem auf analoge Ohrringe vom Gräberfeld Münchendorf hin.134 Zweifel hinsichtlich der Schmuckdatierung erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts äußerte seit der Mitte der 1970er Jahre auch J. Poulík.135 Z. Klanica hat in einigen Arbeiten auf die Möglichkeit einer früheren Datierung einiger Gräber bereits in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts hingewiesen.136 Sogar V. Hrubý hat kurz vor seinem Tod seinen Datierungsansatz für das Gräberfeld „Na valách“ widerrufen.137 Anfang der 1990er Jahre verstärkte sich die Diskussion zur Datierung des Frauenschmucks. Diese Debatte wurde durch Beiträge österreichischer138 und ungarischer139 Archäologen angestoßen, die ähnliches archäologisches Material aus frühmittelalterlichen Gräberfeldern ihrer jeweiligen Arbeitsgebiete zwar unterschiedlich, jedoch jeweils in einen älteren Zeitraum als das Material aus Südmähren stellten.140 Zu dieser Diskussion trug ein Artikel des Historikers D. Třeštík bei,
Marešová 1983, 106–107. Marešová 1983, 106. Marešová 1983, 107. Marešová 1983, 130. – Für die Gräber des jüngeren Horizonts gibt die Autorin kleinere und flachere Grabgruben mit verschiedenen Lagen der Toten an. Grab 5, in dem die Körbchen-Ohrringe gefunden wurden, ist paradoxerweise mit 194 cm das tiefste Grab des Gräberfeldes; Marešová 1983, 21, Gräbergruppe 19. Marešová 1983, 106. Marešová 1983, 107. – V. Hrubý 1939, 12, hat das Hügelgräberfeld im Wald Hluboček am Hluk allgemein in das 9. Jahrhundert eingeteilt. Marešová 1983, 107. – Mitscha-Märheim 1941, 54, 55, datiert das Gräberfeld in Münchendorf allgemein in das 8. Jahrhundert, setzt jedoch keine Fortsetzung der Bestattung nach 791 voraus. Poulík 1975, 63, 69; 1985, 29. Klanica 1985, 113; 1990, 57–63. Galuška 1996b, 267. Szameit 1991, 73–79; 1992, 803–839; 1996, 215–225. Müller 1984; Szőke 1992. E. Szameit 1991, 77, 1992, 827; 1996, 222–223, datiert die Funde von österreichischen Gräberfeldern in die zweite Hälfte des 8. und den Anfang des 9. Jahrhunderts. B. M. Szőke 1992, 892, datiert ähnliche Funde von Gräberfeldern aus Westungarn erst in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.
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der wiederum auf Unstimmigkeiten zwischen der archäologischen Datierung und den historischen Nachrichten hinwies.141 Erste Versuche einer Neugliederung des „byzantinischen Schmucks“ legte Dostál vor. Im Zusammenhang mit den Problemen bei der Datierung der Überreste der Sakralbauten in Staré Město „Na valách“ und „Špitálky“ sowie in Břeclav-Pohansko eröffnete er die Diskussion zu Fragen der absoluten Datierung des Prunkschmucks. Er fragte, ob seine [V. Hrubýs – H. Ch.] Gruppe der Gräber mit Mörtel nicht in den Zeitraum vor dem Untergang Großmährens gehöre […], mit anderen Worten, ob die richtig aufgestellten, relativchronologischen Gruppen der Gräber aus Staré Město nicht in den Rahmen des 9. und des beginnenden 10. Jahrhunderts ‚eingepasst‘ werden sollen.142
Gleichzeitig skizzierte er eigene Überlegungen zum Ende der Belegung der Gräberfelder in Staré Město „Na valách“ und „Špitálky“ bereits lange vor der Mitte des 10. Jahrhunderts.143 Des Weiteren befasste er sich detaillierter mit dem frühestmöglichen Vorkommen getriebener Kugelanhänger mit gravierter Verzierung. Er lehnte ihre späte Datierung in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts bis zur zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ab und wies auf ihr mögliches, viel früheres Auftreten hin.144 In einer weiteren Arbeit hat sich Dostál dann nicht nur mit der Datierung des „byzantinischen“, sondern auch mit derjenigen des „donauländischen Schmucks“ befasst. Auf der Basis aktueller Studien zur Chronologie der Gräberfelder im Donauraum hat er diesen zunächst in das 8. bis 10. Jahrhundert gestellt und dabei auf seine weite räumliche Verbreitung hingewiesen. Im Schlussteil der Arbeit sprach er sich wiederum für die Einordnung des „byzantinischen Schmucks“ an das Ende des 9. bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts aus. Er betonte dessen byzantinischen Ursprung und seine beschränkte geographische Verbreitung.145 Mit dem Beginn des „byzantinischen Schmucks“ in Mähren hat er sich dagegen nicht eingehender befasst. Er betonte lediglich dessen Entstehung unter byzantinischem Einfluss.146
Třeštík 1991, 9, 23; wörtlich: „Die Chronologie der letzten Phase der großmährischen materiellen Kultur, insbesondere des Veligrad-Schmucks, hätte deswegen eine grundsätzliche Revision verdient.“ Auf die Diskrepanz zwischen der Datierung des ‚Veligrad-Schmucks‘ und der aus schriftlichen Quellen bekannten Ereignisse haben auch J. Cibulka 1958, 46, und R. Turek 1959, 298, hingewiesen. Dostál 1990, 39. Dostál 1990, 40. – Eine (ganz) ähnliche Meinung bereits bei J. Cibulka 1958, 45. Dostál 1990, 40. – Er hat dabei an die Ergebnisse der Studien von K. Benda erinnert, der die Ähnlichkeit der Techniken zeigte (Pressen, Gravieren, punzierter Hintergrund und Palmettenmotiv), die bei der Herstellung der Gefäße aus Nagyszentmiklos und bei spätawarischen Beschlägen sowie bei der Herstellung der Zierscheibe mit dem Falkner aus Grab 15 aus „Špitálky“ und bei der Herstellung der Kugelanhänger verwendet wurden. Das Vorhandensein dieser Techniken im weiteren donauländischen Umfeld ab der zweiten Hälfte des 8. und im gesamten 9. Jahrhundert hat er nicht ausgeschlossen; Benda 1963, 60. Dostál 1991, 84. Dostál 1991, 84.
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Dostáls Meinung zum Ende der Herstellung des „byzantinischen Schmucks“ am Ende des 9. Jahrhunderts wurde nach und nach akzeptiert.147 So schloss sich Č. Staňa der chronologischen Einordnung an. Mit diesen Zeitangaben verband er jedoch lediglich den Abbruch der Schmuckherstellung. Offen bleibt seiner Meinung nach jedoch das Ende der Belegung auf den Großmährischen Gräberfeldern.148 Die Studien Dostáls begannen, die bis dahin herrschende Bindung der Archäologen an die traditionelle Datierung aufzulösen. Von diesem Moment an erschienen sowohl in der tschechischen als auch in der slowakischen Fachliteratur häufiger Arbeiten, in denen die Autoren die Datierung einiger Funde im Vergleich zu bisherigen Auffassungen erheblich früher ansetzten. Mit Fragen der Datierung des Schmucks des 9. Jahrhunderts befasste sich im Rahmen seiner Auswertung des Gräberfeldes in Uherské Hradiště-Sady auch L. Galuška. Er wies auf das Problem der zeitlichen Bestimmung des Schmucks anhand der Anwesenheit von Mörtel in der Grabverfüllung hin, was – wie er richtig betonte – einen grundlegenden Einfluss nicht nur auf die Chronologie des Schmucks hätte.149 Galuška erwog die Möglichkeit des Eintrags von Mörtel in die Gräber bereits während der Existenz der Kirche150, was V. Hrubý eindeutig abgelehnt hatte. 151 Diese Vermutung hat Galuška auf den Gräberfeldern Sady und Staré Město „Na valách“ verfolgt. Für Letzteres legte er dieses Indiz an der Gruppe der Gräber 134/49, 298/49 und 299/49 dar, die sich in unmittelbarer Nähe westlich der Kirche befinden.152 L. Galuška formulierte die Hypothese, nach der Grab 299/49 ebenso wie Grab 134/49 noch vor Errichtung der Kirche eingetieft wurde, und dass das Kind aus Grab 298/49 bereits während der Existenz der Kirche in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts begraben wurde. Er schloss die Möglichkeit aus, dass die Gräber 298/49 und 299/49 erst in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, Hrubý folgend, angelegt worden wären.153 Anhand der aufgeführten Erkenntnisse sowie der Analyse des Gräberfeldes Uherské Hradiště-Sady mutmaßt Galuška, dass die Anfänge der Herstellung „byzantinischen Schmucks“ in Mähren bereits im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts lägen.154
Staňa 1995, 42; Galuška 1996a, 97; Lutovský 2001, 323. Staňa 1995, 43. Galuška 1996b, 268, 269. – Dieses Problem betrifft auch die Datierung der Sporen, Äxte, Eimer, etc. Galuška 1996a, 94; 1996b, 274, 275. Hrubý 1955a, 286. Grab 134/49 (junge Frau, Tiefe 140 cm) ist von den Grundmauern der Kirche überdeckt; die eigentlichen Fundamente wurden in einer Tiefe von 60–80 cm unter dem ursprünglichen Bestattungsniveau aufgefunden; Hrubý 1955a, 280. In der Verfüllung von Grab 298/49 (Mädchen, Tiefe 200 cm) wurden Mörtelreste gefunden. In Grab 299/49, das sogar eine Tiefe von 240 cm aufwies, wurden keine Mörtelreste beobachtet. Galuška 1996b, 274, 275. Galuška 1996a, 97.
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Eine ausführliche Studie hat E. Pavlovičová den Kugelanhängern gewidmet.155 Sie versuchte, die zeitliche Einteilung der Kugelanhänger mit Hilfe der Seriation und anhand ihrer Kombination mit Sporen zu lösen.156 Sie hielt sich dabei ausschließlich an die Typologie und Chronologie der Sporen von D. Bialeková.157 Anhand der Seriation und der Kombination der Kugelanhänger mit den Sporen wies Pavlovičová auf die Möglichkeit einer früheren Datierung einiger Kugelanhängertypen hin, so für getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung, kürbisförmige158 (bzw. melonenförmige nach der Terminologie E. Pavlovičovás), des Weiteren für Kugelanhänger mit geometrischem Muster, für solche mit Granulierung auf der gesamten Oberfläche und schließlich für mit Kappen verzierte Kugelanhänger – und zwar in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.159 Insbesondere bei getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung wiederholte sie im Grunde genommen die bereits ausgesprochenen Ideen anderer Autoren.160 Auf die Möglichkeit einer früheren Datierung einiger Ohrringe „byzantinischen Charakters“ (z. B. Ohrringe mit einer durch feinen Draht hergestellten Lunula) in das erste Drittel des 9. Jahrhunderts hat auch D. Staššíková-Štukovská anhand der Funde vom Gräberfeld in Borovce (Bez. Piešťany) hingewiesen.161 Zu Problemen der Chronologie der materiellen Kultur im 9. Jahrhundert äußerte sich auch T. Štefanovičová mehrfach.162 Sie erinnerte wiederholt an die Diskrepanz zwischen der Datierung der Männergräber – in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts – und diejenige der Frauengräber – an das Ende des 9. Jahrhunderts.163 Die Autorin hob die Bedeutung der Bearbeitung der Kugelanhänger durch Pavlovičová hervor, die gewisse Möglichkeiten der Verknüpfung bei der Gesamtbeurteilung des Schmucks eröffne. Auch bei ihren weiteren Betrachtungen stützte sich Štefanovičová auf die nicht publizierte Doktorarbeit E. Pavlovičovás.164 E. Pavlovičová konzentrierte sich in ihrer neuen Arbeit auf die Typologie und Chronologie der Ohrringe „byzantinischen Charakters“ aus Südmähren und der Südwestslowakei165 und wandte dabei erneut
Pavlovičová 1996. Pavlovičová 1996, 100, 101. Pavlovičová 1996, 95, 102. L. Galuška 1996b, 275, datierte diesen Schmucktyp in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Pavlovičová 1996, 104–109. – Zur Kritik der Methodologie und der Chronologie bei Pavlovičová vgl. Abschnitt II. 2. Auf Möglichkeiten einer früheren zeitlichen Einordnung der getriebenen Kugelanhänger hatte bereits vor längerer Zeit J. Bureš 1964, 44–64, hingewiesen. J. Poulík 1975, 69; 1985, 31, Z. Klanica 1970, 444, und B. Dostál 1990, 40, kamen aufgrund einer Inkonsistenz in der relativen Datierung der Sporen zu einer früheren Datierung getriebene Kugelanhänger. Staššíková-Štukovská 1997, 200; 2000, 103–104. Štefanovičová 1996; 2004. Štefanovičová 2004, 389. Štefanovičová 2004, 390. Pavlovičová 1999 (unpublizierte Dissertation; zitiert nach Štefanovičová 2004, 391).
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das Seriationsverfahren an. Anhand der Kombinationsstatistik datierte sie Ohrringe mit Traube, Ohrringe mit Blechlunula, Ohrringe mit Lunula aus Filigrandraht sowie Ohrringe mit vier Trommeln von den Fundplätzen Skalica, Staré Město „Na valách“ und Staré Město „Špitálky“ in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.166 T. Štefanovičová verwies im Zusammenhang mit diesen Ergebnissen auf das Adriagebiet hin167, aus dem Ohrringfunde bekannt geworden sind, die eine Analogie zu denjenigen aus Südmähren bilden. Die kroatischen Funde werden in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert.168 T. Štefanovičová setzt Kontakte zwischen den beiden Gebieten bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts voraus. Sie hält jedoch die kroatischen Funde nicht für Importe aus Südmähren nach Dalmatien oder umgekehrt die mährischen Stücke nicht für Importe aus Dalmatien. Beide Gebiete verfügten ihrer Meinung nach über eine eigene Entwicklung in der Schmuckherstellung. Sie lehnt damit die ältere Meinung von Dostál zur Vermittlung des Veligrad-Schmucks in benachbarte Gebiete ab.169 Š. Ungerman befasste sich detailliert mit der Chronologie des Schmucks. In einer umfangreichen Studie versuchte er erstmals, den Frauenschmuck relativchronologisch genauer aufzuteilen und diesen noch weiter zurück ins 9. Jahrhundert zu datieren, obwohl die Idee einer so frühen Ansetzung für die meisten Forscher bis vor Kurzem nur schwer akzeptabel erschien. Weiter versuchte der Autor, denjenigen Frauenschmuck auszusondern, der den ‚älteren großmährischen Horizont‘ charakterisieren sollte. Bei der Ausgliederung der Funde verfuhr er nach der traditionellen und bewährten Methode der Fundkombination in Gräbern. Somit sonderte er Schmuck aus, der seiner Meinung zufolge in den älteren großmährischen Horizont gehörte. Zu diesem Horizont zählte der Autor insbesondere Gräber aus Staré Město „Na valách“, und zwar die Gräber 15/48, 24/48, 25/48, 26/48, 33/48, 129/49, 253/49, 268/49, 282/49, 102/51, 193/51, 195/51, 50/50, 151/50, 167/51, 103/50, 317/49 und 253/ 49 – sowie vom Gräberfeld Uherské Hradiště-Sady Grab 209/59 usw. In diesen Gräbern kamen laut Ungerman gleichartige Kombinationen an Fundgegenständen vor, welche den Inhalt des älteren großmährischen Horizonts darstellen – es sind einige Typen von Ohrringen, Perlen, Fingerringen und Anhängern. In seiner Studie formulierte Ungerman die Idee, dass das archäologische Material der mährischen Gräberfelder die Aussonderung einiger Schmucktypen ermögliche, die dem sog. Vor-Köttlach-Horizonts entsprechen, welcher insbesondere für das östliche Alpengebiet und viele ihm zugeordnete Fundorte aus Niederösterreich charakteristisch ist. Die Identifizierung des dem Vor-Köttlach-Horizont zugehörigen Schmucks auf den mährischen Gräberfeldern ermögliche ein besseres Verständnis
Pavlovičová 1999, 103–104; zitiert nach Štefanovičová 2004, 391. Štefanovičová 2004, 391. Štefanovičová 2004, 393. Štefanovičová 2004, 394–395.
2 Datierung und Forschungsstand
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der Anfänge der Körperbestattung in Südmähren und somit auch des Beginns des älteren ‚großmährischen‘ Horizonts mit prunkvollem Frauenschmuck: Dieser Horizont ist in seiner klassischen Erscheinung auf den großmährischen Gräberfeldern nicht vertreten, weil in diese Zeit erst die frühesten Anfänge der Körperbestattung fallen (vgl. z. B. Grab 2 in Prušánky oder Grab 499/55 in Dolní Věstonice), auch wenn diese Gegenstände in Mähren und der Slowakei natürlich verwendet worden sind. Noch im Laufe des VorKöttlach-Horizonts begannen sich die geblasenen Perlen zu verbreiten, die in größerem Maße erst im darauffolgenden großmährischen Horizont allgemein vorkommen. Damals begann man die Körperbestattung auch in Südmähren und in der Südwestslowakei häufiger zu praktizieren, wobei Schmuckobjekte des Vor-Köttlach-Horizonts ins Grab gelegt wurden, die zu diesem Zeitpunkt immer noch im Umlauf waren, jedoch nur noch vereinzelt – sie bildeten schon keine typischen Kombinationen mehr.170
Genauer hat sich der Autor in einem weiteren Artikel ausgedrückt: Bei uns kommen die Vor-Köttlach-Gegenstände nicht mehr in Kombinationen, sondern meistens vereinzelt, als ‚Antiquitäten‘ oder aus der Mode gekommene Gegenstände, zusammen mit Objekten jüngeren Charakters vor. Daraus resultiert, dass man in Mähren mit der Körperbestattung erst begonnen hatte, als die für den Vor-Köttlach-Horizont typischen Gegenstände bereits aus dem Umlauf verschwunden waren. Die obere Grenze für die Datierung dieses Horizonts sollte demnach ungefähr den Zeitpunkt des Beginns der großmährischen Körperbestattung bestimmen.171
Daraus resultiert die Mutmaßung Ungermans, dass in Südmähren dem älteren großmährischen Horizont der Vor-Köttlach-Horizont vorausging bzw. dass die zum VorKöttlach-Horizont gehörenden Schmuckstücke dort zu den ältesten Körpergräbern gehören. Ungermans Ansicht ist in der bisherigen Forschung zum südmährischen Schmuck einerseits neu und andererseits auch wiederum nicht. Denn die Erwägung, dass dem Frauenprunkschmuck eine frühere Produktion vorausging, korrespondiert mit älteren Forschermeinungen. Ein neues Element ist Ungermans Zuweisung einiger Ohrringund Perlentypen zum Vor-Köttlach-Horizont sowie sein Versuch, die mährischen Funde in zeitliche Zusammenhänge mit dem östlichen Alpen- und dem unteren Donaugebiet zu bringen. Dem Autor kann man eine sorgfältige Analyse der Grabkomplexe mehrerer Fundplätze aus einem größeren geographischen Umfeld und Nachweise gegenseitiger Kombinationen einzelner Schmuckobjekte bescheinigen. Seine Analysen erbringen jedoch Hinweise, die auch andere relativ-chronologische Modelle zur Entwicklung des Frauenschmucks ermöglichen. Auch wenn die traditionelle und ebenso die sich neu formierende Chronologie des Frauenschmucks vom Gräberfeld Staré Město „Na valách“ ihren Ausgangspunkt nah-
Ungerman 2005, 737. Ungerman 2006, 361.
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I Einführung und Problemlage
men, fehlt für diesen Fundplatz bis jetzt eine gründliche Analyse – eine Analyse, welche die komplizierte stratigraphische Situation und das Verhältnis der Kirche zu den Gräbern detailliert untersucht hätte. Aufgrund vieler Indizien zeigt sich, dass es auf dem Gräberfeld zwei Horizonte gibt – den älteren Gräberhorizont, der dem Bau der Kirche vorausging, und den jüngeren Horizont, der mit der Kirche selbst zusammenhängt. Die Überprüfung vieler stratigraphischer Situationen auf dem Gräberfeld wird sich sehr kompliziert gestalten. Im Archiv des Archäologischen Instituts in Brünn, wo der offizielle Fundbericht aufbewahrt wird, fehlt die primäre Funddokumentation – die Einzelbeschreibungen der Gräber sowie die Pläne der Gräber und Planquadraten sind nicht vorhanden. Auch im Slovácke Museum in Uherské Hradiště finden sich keine Dokumente zum Gräberfeld.172 Als einzige Quelle verbleiben Hrubýs Publikation und der Gesamtplan des Gräberfeldes. Eine große Hilfe stellt auch der Ausschnitt aus dem Gräberfeldplan in J. Poulíks Publikation dar.173 Anhand dieser drei Dokumente lässt sich wenigstens teilweise der ältere und der jüngere Horizont der Gräber charakterisieren. Am besten können diese zwei Horizonte in den Planquadraten 7–9/D-E unterschieden werden, wo sich auch die Kirche selbst befindet. Gerade die Analyse einiger Befundsituationen weist darauf hin, dass nicht alle Gräber, die Š. Ungerman dem ältesten Horizont zugeordnet hatte, diesem tatsächlich auch zuzurechnen sind. Es handelt sich um die Gräber 15/48, 24/48, 25/48, 26/48, 33/48, 195/51. Mit Ausnahme des Grabs 195/51 gehören alle anderen zum Planquadrat 8/D. Alle von Ungerman erwähnten Gräber gehören zum Horizont derjenigen Gräber, welche sich durch eine viel geringere Tiefe auszeichnen – zwischen 30 cm und 100/130 cm, d. h. zum jüngeren Horizontgehören.174 Š. Ungerman arbeitet in seiner Studie auch mit Perlen und stellt fest, dass die Millefiori-perlen zum Vor-Köttlach-Horizont gehören. Hier reiht er auch die Gräber 33/48 und 195/51 ein. Zur Situation von Grab 33/48 ist oben bereits Stellung genommen worden. Grab 195/51 ist das relativ jüngste Grab der Dreiergruppe, zu dem noch die Gräber 193/51 mit reicher Ausstattung und 194/51 gehören. Eine ähnliche Situation gibt es auch bei Grab 181/49, in dem Millefioriperlen gefunden wurden. Es befindet sich zusammen mit Grab 180/49 südlich der Fundamente der Kirche; beide weisen eine Tiefe von 105 cm auf. Die Beine von Grab 180/49 fallen nach unten in Grab 215/49, dessen Tiefe 150 cm beträgt. Nördlich von Grab 181/49 hat man später Grab 311/49 mit einer Tiefe von 150 cm gefunden, das nicht vollständig untersucht wurde und sich in unmittelbarer Nähe der Kirchenwand befand.175 Diese Situation deutet an, dass Grab 181/49 zum jüngeren Bestattungshorizont gehört. Die übrigen Gräber 177/51, 119/49, 238/49, 309/49, in denen Š. Ungerman mit dem Vor-Köttlach Für die Information bedanke ich mich bei Mgr. D. Menoušková, Mitarbeiterin des Slovácke Muzeum in Uherské Hradiště. Poulík 1948–1950. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. c–d. Hrubý 1955a, 460.
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Horizont verbundene Perlen identifizierte, können für Gräber des älteren Bestattungshorizonts gehalten werden. Demnach scheint also der Vor-Köttlach-Horizont dem älteren großmährischen Horizont – in der Terminologie Š. Ungermans – nicht vorauszugehen, sondern im Bereich des Gräberfeldes in Staré Město zeitgleich zum ältesten Horizont des prunkvollen Schmucks zu sein, wobei einige Perlentypen sich auch im archäologisch festgestellten jüngeren Horizont fortsetzen. Diese Möglichkeit lässt auch der Autor selbst zu: Das angedeutete Bild mit dem Vorkommen des frühen Veligrad-Schmucks abzustimmen, ist nicht einfach, weil dieser in den Gräbern aus Staré Město mit Schmuckobjekten Vor-Köttlacher und „donauländischen“ Ursprungs nur minimal kombiniert wird. Höchstwahrscheinlich ist das deswegen so, weil sie unterschiedlicher Provenienz entstammen und bis zu einem gewissen Maße vielleicht auch ein unterschiedliches soziales Umfeld repräsentieren. Trotzdem scheint es so, dass alle diese Schmuckgruppen ungefähr zeitgleich sind.176
Ähnlich wie Š. Ungerman halte ich es für wesentlich, die relative Chronologie des Schmucks zu präzisieren. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn die chronologische Beziehung des Vor-Köttlach-Horizonts zum ältesten Schmuckhorizont in Südmähren geklärt werden würde. Dies wird jedoch nicht einfach sein. Die sich formende Elite Südmährens hatte eine Vorliebe für andere Typen und Formen von Schmuck als die Bevölkerung in Niederösterreich und im östlichen Alpengebiet. Bemerkenswert ist nämlich die vereinzelte Kombination von Prunkschmuck mit Perlenketten auf den Gräberfeldern Südmährens, worauf bereits mehrfach N. Profantová aufmerksam gemacht hat. Aus den Befunden auf dem Gräberfeld in Staré Město resultiert keine eindeutige Abfolge der erwähnten Horizonte, wie sie von Š. Ungerman in Betracht gezogen wird, sondern eher ihre parallele Entwicklung. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass einige Gräber mit Gold- und Silberschmuck, in denen die am oberen Bogen verzierten Ohrringe überwiegen, noch älter sind als Gräber mit den dem Vor-Köttlach-Horizont zugehörenden Gegenständen. Weitere Untersuchungen und die Veröffentlichung bisher nicht publizierter Gräberfelder werden neue Impulse für Betrachtungen bezüglich der Schmuckchronologie geben. 2013 erschien ein Buch L. Galuškas mit einem Kapitel zur Datierung des Frauenprunkschmucks. Der Autor bezog sich auf die Arbeiten von Ungerman177 und meine eigenen Texte178 und stellte seine eigenen Ansichten zur Datierung vor. Seiner Meinung nach kann man von zwei Bestattungsphasen auf dem Gräberfeld „Na valách“ sprechen. Einen wichtigen Meilenstein stelle der Bau der Kirche dar. Einige neue Schlussfolgerungen bezüglich der Chronologie des Prunkschmucks akzeptierte Galuška, bei einigen blieb er bei seinem ursprünglichen Ausgangspunkt. Er kehrte wieder zur
Ungerman 2005, 739. Ungermann 2005. Chorvátová 2004; 2007.
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I Einführung und Problemlage
Bedeutung des Mörtels in der Grabverfüllung für die Datierung zurück und hält – ähnlich wie Hrubý – den Mörtel für einen Indikator einer jüngeren Belegung – d. h. erst nach dem Bau der Kirche.179 Den jüngsten Versuch zur Chronologie des Frauenschmucks stellt der Aufsatz von J. Machaček, R. Přichystalová und P. Dresler dar.180 Besondere Aufmerksamkeit wurde vor allem dem Schmuck der letzten Etappen des mährischen Fürstentums am Ende des 9. und in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts gewidmet.181 Die Probleme und Unstimmigkeiten bei der Datierung des Frauenschmucks resultieren aus der Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“. Der nachfolgende Abschnitt wird sich daher mit diesem Gräberfeld befassen. Es wird darin die Ansicht V. Hrubýs zur Gräberfeldbelegung und deren gesamte Datierung vorgestellt; und es wird auf die Unstimmigkeiten hingewiesen, welche bei der detaillierten Beurteilung konkreter Gräber auftreten.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ Dieses Kapitel beruht auf meinem Artikel aus dem 2004 Jahr.182 Ungeachtet der seitdem verstrichenen Zeit seien diese Überlegungen erneut – und nun auf Deutsch – vorgetragen, um die Fülle an Unklarheiten und Komplikationen sowie die mangelhafte relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ zu demonstrieren. Der Text ist um Reaktionen auf einige Probleme ergänzt, wie z. B. die Datierung anhand des Mörtels, Fragen der „sekundären Tiefe“ und Interpretationen einiger Überschneidungen, die seitdem erschienen. Die Grundlagen zur Datierung des Frauenprunkschmucks, die mit nur kleinen Änderungen bis vor Kurzem galten, wurden von V. Hrubý anhand der Untersuchung des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ erarbeitet.183 Diese Fundstätte unterscheidet sich sowohl von anderen, an einer Kirche gelegenen Gräberfeldern „des langen 9. Jahrhunderts“ in Südmähren als auch von anderen mitteleuropäischen Gräberfeldern im slawisch besiedelten Raum erheblich – und zwar durch die hohe Anzahl an Gräbern und die reichhaltigen Funde. Bei den archäologischen Untersuchungen wur-
Zur Situation bezüglich Grab 251/49 vgl. Galuška 2013, 202. In der Studie analysierten sie ein neues Gräberfeld, das in Břeclav-Pohansko zusammen mit einem neu entdeckten Sakralbau untersucht wurde; Macháček et al. 2014. Macháček/Dresler/Přichystalová 2019, 322–337. Chorvátová 2004. Hrubý 1955a.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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den in den Fluren „Na valách“,184 „Stodůlky“ und „Nový svět“185 insgesamt 1634 Gräber aufgedeckt. Hrubý vermutet ein zusammenhängendes umfangreiches Gräberfeld auf einer Fläche von ca. 10 ha mit ca. 13.290 Gräbern.186 Die Untersuchungen erbrachten mehrfach Grabüberschneidungen, insbesondere in der Nähe des Sakralbaus und in von diesem entfernt gelegenen Bereichen. Hrubý hatte bei der Bearbeitung der Befunde einen schweren Stand. Die Erforschung der materiellen Kultur des 9. Jahrhunderts stand praktisch erst an ihrem Anfang. Viele Befunde waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Hrubý erstellte die Chronologie und die Typologie – insbesondere beim Schmuck – auf der Grundlage einer schmalen Materialbasis für überregionale Vergleiche. Bei der Datierung des Schmucks hielt er sich an die damalige Einordnung der Funde aus der Tschechoslowakei187, Ungarn188 und Slowenien.189 Während der Untersuchung waren keine Münzfunde zu verzeichnen, welche eine absolute Datierung hätten präzisieren können. An die Erhebung dendrochronologischer Daten war damals nicht zu denken. Hrubý stellte die Körpergräber und ihre Funde an den Beginn des 9. und die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts, wobei er den herausragenden und bis dahin weniger bekannten Frauenschmuck in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datierte.190 Dank der Untersuchung wurde die materielle Kultur um eine nie dagewesene Menge an verschiedenen Schmuckarten – Ohrringe, Anhänger, Perlen – sowie weitere Fundobjekte wie Sporen, Waffen, weiterhin Geräte des täglichen Bedarfs, Keramik und andere erweitert. Bei der Bearbeitung der Funde lenkte Hrubý seine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Datierung des Schmucks, sondern er befasste sich auch sehr detailliert mit der Typologie und Chronologie weiterer Fundgegenstände, wie z. B. Sporen, Riemenzungen, Keramik usw. Es war eine ungeheuer große Bandbreite an Material zu bearbeiten, was die Verfolgung vieler Details unmöglich machte. Die Datierung der Gräber wurde zudem durch die sehr komplizierte Fundsituation auf dem Gräberfeld erschwert, wie sich noch zeigen wird.
In der Flur „Na valách“ 1492 Gräber; Hrubý 1955a, 539; Hochmanová-Vávrová 1962, 201–256. In der Flur „Nový svět“ wurden 72 Gräber und in der Flur „Stodůlky“ 70 Gräber untersucht; Hrubý 1955a, 539. Hrubý 1955a, 47, 294. – In unmittelbarer Nähe zu „Na valách“ hat V. Hrubý 1955a, 370, noch 500 zerstörte Gräber am Sandplatz Klečko und weitere 200 zerstörte Gräber beim Aushub des Mühlgrabens vermutet. In der Flur „Na valách“ wurden inzwischen weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt und dabei (auch) neue Siedlungsgruben und Gräber aufgedeckt; Galuška 2004. Neue Gräber wurden zuletzt 2019 entdeckt. Schránil 1925, 1928, 288–322; Niederle 1930, 81, 141; Eisner 1947; Poulík 1948, 56. Pataki 1939, 208. Korošec 1950, 96,97. Hrubý 1955a, 238–246, 292.
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I Einführung und Problemlage
Bei der detaillierten Betrachtung von Hrubýs Ergebnissen der Gräberfeldanalyse tauchen einige Unstimmigkeiten auf.191 Sie sind so schwerwiegend, dass sie einen erheblichen Einfluss auf die relative Chronologie des Gräberfeldes haben. Nachfolgend ist auf vier Themenbereiche einzugehen, bei denen sich die Widersprüche am deutlichsten zeigen: 1. die umstrittene Datierung einiger Gräber anhand von Mörtel in der Verfüllung und das Problem des Vorkommens von Mörtel in besonders tief gelegenen Gräbern, 2. die im Zusammenhang mit der „sekundären Tiefe“ zu bemerkenden Unstimmigkeiten, 3. Fundsituationen von Gräbern mit widersprüchlicher relativer Datierung, 4. Widersprüche bei der Datierung der Gräber mit Sporen. Für ein besseres Verständnis des Datierungsproblems werden nun zunächst Hrubýs Ausgangspunkte für die relative und absolute Datierung des Gräberfeldes betrachtet, bevor nachfolgend seine Ergebnisse und einige Widersprüche vorgeführt werden.
3.1 Hrubýs Datierung – Ausgangspunkte und Schlussfolgerungen Bei der Erarbeitung der absoluten Datierung der Körperbestattungen des Gräberfeldes für den Zeitraum zwischen 800 und 950 ging V. Hrubý von folgenden Prämissen aus: – von der Christianisierung Südmährens seit dem Beginn des 9. Jahrhunderts und den dadurch vollzogenen Wechsel von der Brandbestattung zur Körperbestattung,192 – von historischen Ereignissen – insbesondere die Ankunft von Konstantin und Method im Jahr 863 und die Invasion der Ungarn am Anfang des 10. Jahrhunderts, – von der Existenz der Kirche auf dem Friedhof und der Vermutung, dass Mörtelbruchstücke in den Grabverfüllungen erst von der abgerissenen Kirche stammen.193 Diese Prämissen erscheinen gleich zu Beginn der Monographie im Kapitel „Dislokation der Gräber“, in dem Hrubý die Entwicklung der Körperbestattungen auf dem Gräberfeld vorstellte.194 Körperbestattungen datierte Hrubý zwischen 800 und 950. Bei der Beschreibung der Verteilung der Gräber auf dem Gräberfeld teilte der Autor die Gräber stratigraphisch und chronologisch auf drei Phasen auf. Gleichzeitig wurde
Publiziert im Abschnitt „Analyse der archäologischen Quellen und historische Schlussfolgerungen“ der Monographie und ebenda unter „Archäologische Quellen“. Die Widersprüche erscheinen ebenso bei Hrubý 1955b, 265–299. „Alle Brandgräber können also mit ausreichender Sicherheit noch vor das Jahr 800, dagegen die Körpergräber in die Jahre danach gestellt werden“; Hrubý 1955a, 291. Hrubý 1955a, 284, 291, 292, 322. Hrubý 1955a, 49–50.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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auch die Charakteristik der Gräber in den einzelnen Phasen aufgeführt: „Zunächst werden wir jedoch nur die Dislokation der Gräber beachten, für deren Beurteilung es notwendig ist, sämtliche entdeckte Gräber stratigraphisch und chronologisch in drei Phasen aufzuteilen, welche auf dem Gräberfeld mit Sicherheit unterschieden werden können.“195 Der ältesten Entwicklungsperiode hat Hrubý folgende Gräber zugeordnet: 28–33/48,196 83, 84, 160, 226/49; 203, 209, 213, 224, 275, 276/49 und 26, 27, 36, 233, 239, 243, 244, 258, 259, 260, 270, 271/49. Diese bilden laut Hrubý Gruppen, in denen Verstorbene beiderlei Geschlechts und verschiedenen Alters bestattet wurden. Die Grabgruben dieser Gruppen sind meist besonders tief; ihre Sohlen befinden sich 120–200 cm unterhalb der ursprünglichen Oberfläche. Einzelne Gräber in den Gruppen berühren, überdecken oder stören sich gegenseitig. Die älteste Phase der Belegung hat V. Hrubý in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts datiert.197 Die Gräber der zweiten – mittleren – Phase werden nicht mehr in Gruppen angelegt: Sie sind völlig unregelmäßig über ihnen [den älteren Gräbern – H. Ch.], in der Regel jedoch zwischen ihnen angelegt, sodass die Oberfläche des Gräberfeldes gänzlich von Gräbern bedeckt wird und die ursprünglichen Gruppen hier untergehen (Gräber 9/48, 255/49, 22/50 und andere). Die Gräber dieser Zeit beziehen sich locker auf die Kirche, sodass um sie herum die größte Kumulation der Gräber des gesamten Gräberfeldes entsteht. Sie kommen wieder als Etagengräber vor, jedoch mit dem Unterschied, dass die Überreste der älteren Gräber respektiert werden (153, 311 und 312/49 oder 145 und 365/49 oder 31–34 und 46/49 und weitere). Diese relativ jungen Bestattungen fallen oft in die niedriger gelegenen Gräber […] Die unregelmäßig aufgeteilten und insbesondere an der Kirche konzentrierten Gräber können nach dem Fundmaterial ungefähr ins letzte Viertel des 9. Jahrhunderts datiert werden.198
Für die jüngste Phase vermutete Hrubý, dass das alte, mit Gräbern bereits überfüllte Gelände verlassen und die Gräber nun in niedrigeren Lagen angelegt wurden. Sie sind meist noch unregelmäßig verteilt, bilden jedoch stellenweise mehr oder weniger regelmäßige Reihen (Gräber 70, 66, 83, 91 und 106/50 oder 73, 85, 84, 86/50 oder 121, 112, 108, 79 und 115/50 und weitere199). Diese Gräber vermeiden Überschneidungen; im Gegenteil – man kann manchmal zwischen den einzelnen Gräbern ein und desselben Horizonts auch ganz regelmäßige Abstände von bis zu 150 cm beobachten. Die
Hrubý 1955a, 49. In der Publikation sind die Gräber 28–33/49 aufgeführt – wahrscheinlich handelt es sich hierbei jedoch um einen Druckfehler. Laut Plan 3 müssen es die Gräber 28–33/48 sein. Die Gräber aus dem Jahr 1949 stammen vom Planquadrat 8/E. Hrubý hat die Stratigraphie der Gräber in Planquadrat 8/D beschrieben, wohin eindeutig die Gräber 28–33/48, 83/49, 84/49, 160/49 und 226/49 gehören. Hrubý 1955a, 49. Hrubý 1955a, 49–50. Hrubý 1955a, Taf. 17/1–2. – Auf Taf. 17/1, auf die V. Hrubý hingewiesen hatte, sind die Gräber 204/49 und 209/49 abgebildet, die er als Gräber der ersten Phase aufführte.
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Gräber der jüngsten Phase erreichen laut V. Hrubý Tiefen von lediglich 40–100 cm unterhalb der ursprünglichen Oberfläche; Funde treten in ihnen nur selten auf und können in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert werden.200 Im abschließenden Kapitel „Datierung des Gräberfelds und seine Auswertung“ präsentierte Hrubý demgegenüber jedoch vier Entwicklungsphasen. Seiner Meinung nach war die Datierung der Körpergräber zwar komplizierter, aber genauer. Das wichtigste Merkmal des Friedhofes sei die Existenz der Kirche und ihr Abriss, „weil der Zeitpunkt des Abrisses dieses ‚Tempels‘ eine gewisse Menge an Körpergräbern auf zwei aufeinander folgende Perioden aufteilt: die jüngeren Gräber weisen nämlich in ihren Schüttungen Bruchstücke von Mörtel oder von einem anderen Bauwerkstoff der zerstörten Kirche auf, währenddessen sich in den älteren kein Mörtel befindet. Zu den jüngeren Gräbern gehören mit Sicherheit auch diejenigen, welche über den Gräbern mit Mörtel angelegt worden sind, auch wenn sie in ihren Verfüllungen keinen enthalten. Man kann also mit großer Sicherheit sagen, dass wenn die Kirche um das Jahr 900 zerstört wurde (zwischen 885 und 906), dann gehören alle Gräber mit Mörtel und die Gräber oberhalb derselben, ebenso wie andere Gräber mit analogen Beigaben ins 10. Jahrhundert. Gräber, die unterhalb der Gräber mit Mörtel angelegt worden sind, und alle anderen Gräber mit analogen Funden gehören demgegenüber ins 9. Jahrhundert.“201 Hrubý hat anhand dieses Ausgangspunktes 808 Gräber in den Zeitraum zwischen Abbruch der Kirche und Aufgabe des Gräberfeldes eingereiht: Zur Periode nach dem Abbruch der Friedhofskirche, wo unter dem Schmuck Ohrringe mit orientalischem Charakter überwiegen, wurden 808 Gräber eingeteilt, die allem Anschein nach bereits in das 10. Jahrhundert gehören, und zwar am ehesten in seine erste Hälfte. Eine noch genauere Datierung dieser jüngsten Gräber ist mit Hilfe der Funde nicht mehr möglich. Sicher steht nur so viel fest, dass die in der Flur ‚Na valách‘ bestattete Bevölkerung den typischen Schmuck der jüngeren Burgwallzeit – S-förmige Ohrringe, die wir mit Sicherheit ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts feststellen – nicht mehr erlebte, auch wenn deren Alter höher sein könnte. Der Einwand, dass die Abwesenheit der S-förmigen Ohrringe eine besondere, lokale Erscheinung sein könnte – anders gesagt, dass das Gräberfeld auch noch in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts bestanden haben könnte – ist wenig überzeugend. […] Fest steht demnach, dass die Bestattungen auf ‚Na valách‘ wahrscheinlich irgendwann in der Mitte des 10. Jahrhunderts aufhörten – vielleicht infolge der letzten, gewaltigen Westexpansion der Ungarn in den Jahren 940–960.202
Hrubý hat die fortgesetzte Belegung des Gräberfeldes auch nach dem Verfall der Kirche nachdrücklich betont: „Der Niedergang der Kirche bedeutet jedoch nicht gleichzeitig das Ende der Bestattungsfunktion in der Lokalität ‚Na valách‘.“203 Und
Hrubý 1955a, 49–50. Hrubý 1955a, 291, 292. Hrubý 1955a, 292. Hrubý 1955a, 287–288.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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an anderer Stelle: „Archäologisch wurde nachgewiesen, dass der Niedergang der Kirche am Ende des 9. Jahrhunderts nicht gleichzeitig das Ende des Friedhofs bedeutet, auch wenn bis vor Kurzem bisweilen geschlussfolgert wurde, dass weder die Kirche noch der Friedhof den Untergang des Großmährischen Reichs überdauert hätten“.204 Bei der Datierung der älteren Gräber kann man nach Hrubý eine zweite Besonderheit des Friedhofes nutzen: Es ist die häufig vorkommende Überschichtung und gegenseitige Störung der Gräber bei ihrer außerordentlichen Anzahl und dem Reichtum der Beigaben: die Wiederholung ein und desselben Gegenstandes in verschiedenen Grabhorizonten verbindet alle derartigen Gräber zu einer kontinuierlichen Reihe, aus der die Fundgruppen resultierten, die gerade für die einzelnen Horizonte der Grabstätte charakteristisch sind […] Als Hilfsmittel bei der Datierung der einzelnen Gräber diente in einem gewissen Maße auch die Gestaltung ihrer Gruben, die Lage der Verstorbenen, die typologische Einteilung der einzelnen Funde in die allgemeine Entwicklungsreihe des einen oder anderen Gegenstandes usw.205
Anhand dieser Beobachtungen konnte man Hrubý zufolge alle Skelettgräber aus dem 9. Jahrhundert ungefähr in seine Drittel einteilen. In das erste Drittel des 9. Jahrhunderts hat Hrubý 31 Gräber datiert, bei denen noch Relikte des heidnischen Bestattungsrituals sichtbar sind. In ihnen kommen Gegenstände des späten Keszthely-Typs und Objekte in provinzialrömischer Tradition vor. In das zweite Drittel des 9. Jahrhunderts hat er 105 Gräber gestellt, die noch vor dem Auftreten des „byzantinischen Schmucks“ und vor Errichtung der Kirche angelegt worden seien. In das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts, in dem bereits „byzantinischer Schmuck“ getragen und die Kirche erbaut worden war, hat er 529 Gräber eingereiht.206 Das Bild des Gräberfelds, welches der Autor im Kapitel „Dislokation der Gräber“ vorgestellt hatte, stimmt nicht mit seinen weiteren Aussagen im Text oder im Schlussteil der Monographie bzw. mit den Informationen im Artikel207 überein. Die Entwicklung der am Anfang des Buches präsentierten Bestattungshorizonte unterscheidet sich markant von der Darstellung in den abschließenden Kapiteln des Buches und in der vorläufigen Studie.208 Die drei Gräberfeldphasen im Kapitel „Dislokation der Gräber“ können keinesfalls mit der im Kapitel „Datierung des Gräberfelds und seine Auswertung“ vorgestellten Entwicklung in vier Phasen synchronisiert werden. Im Anfangskapitel klingt die erste Phase erst im dritten Viertel des 9. Jahrhunderts aus, d. h. sie
Hrubý 1955b, 297, 298. Hrubý 1955a, 292. Hrubý 1955a, 292. – V. Hrubý hat leider nirgendwo konkret die Gräber der jeweiligen Drittel des 9. Jahrhunderts angegeben. Hrubý 1955b. Hrubý 1955b.
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I Einführung und Problemlage
schließt noch die ersten beiden Phasen und teilweise die dritte Phase im Kapitel zur abschließender Datierung ein.209 Identisch sind lediglich die letzten Phasen, welche in den Zeitraum nach dem Abbruch der Kirche gehören. Widersprüchlich ist auch die konkrete Datierung einiger Gräber der ersten Bestattungsphase laut Kapitel „Dislokation der Gräber“ anhand des archäologischen Materials. Das betrifft z. B. die Gräber 213/49 und 224/49, die Hrubý zu den Gräbern der ersten Phase gezählt hatte.210 Letzteres211 gehört aber anhand der Ohrringfunde in die Zeit um 900, Grab 213/49 in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts.212 Hrubý widerspricht sich weiterhin bei der Charakterisierung der Gräber der letzten, seiner dritten Phase. Für diese hat Hrubý die Aufgabe des alten, bereits überfüllten Bestattungsareales und die Erweiterung des Friedhofes in „niedrigere“ Lagen (d. h. in den südlichen Teil des Friedhofs) vermutet. Unter den Gräbern, die nach ihm bereits in die letzte Phase – die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts – gehören, führt er auch Grab 106/50 an.213 Gerade in diesem wurden aber Sporen gefunden, die der Autor zu seinem Typ IA rechnete, den er für den absolut ältesten hielt und in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts setzte, wobei er die Möglichkeit ihres Fortlebens auch im dritten Viertel des 9. Jahrhunderts sah.214 Neben der widersprüchlichen Datierung einiger Gräber sind auch weitere Informationen widersprüchlich – wie z. B. die Angaben zur Tiefe der Gräber in den einzelnen Phasen oder die angeblich geringe Menge an Funden in den Gräbern der abschließenden Phase. Laut der Aussagen am Anfang des Buches treten Funde in den Gräbern der abschließenden Phase nur ausnahmsweise auf.215 Die erstellte Chronologie des Schmucks zeigt jedoch paradoxerweise keinerlei Übereinstimmung mit dieser Behauptung. Gerade in die letzte Phase des Gräberfeldes – vom Beginn bis zur ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts – hat Hrubý eine beachtliche Menge an Gräbern mit der reichsten Schmuckausstattung datiert – z. B. die Gräber 251/49, 317/49, 323/49, 193/51, 282/49.
V. Hrubý hat auch für die zeitliche Kennzeichnung der Phasen verschiedene Bezeichnungen gewählt. Manchmal verwendet er die Bezeichnung nach Vierteln, ein anderes Mal nach Dritteln des Jahrhunderts, was sehr unübersichtlich wirkt. Bei dieser Gräbergruppe fehlt jedoch Grab 268/49, das sich zwischen den Gräbern 275/49 und 276/49 und unterhalb der Gräber 209/49 und 224/49 befindet; vgl. unten). Hrubý 1955a, 232. Hrubý 1955a, 230–233. Hrubý 1955a, 50. Hrubý 1955a, 186. – Vgl. Abschnitt I. 3. 5. Hrubý 1955a, 50.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
33
3.2 Mörtel in Grabverfüllungen Schwerwiegende Unstimmigkeiten sind insbesondere beim Vergleich der im Kapitel „Dislokation der Gräber“ in die erste und in die zweite Belegungsphase gestellten Gräber mit ihrer Datierung anhand des Mörtels in besagtem Artikel aufgetreten. Unter den Gräbern der beiden ersten Phasen gibt Hrubý auch Gräber an, die er aufgrund von Mörtel in der Grabverfüllung in die Zeit „nach dem Abbruch der Kirche“ datiert hat. Es sind von der ersten Phase die Gräber 30/48, 27/49, 36/49, 83/49, 84/ 49, 244/49, 258/49, 276/49, 31/48, 226/49,216 233/49, 239/49,217 259/49, 260/49,218 259/49 und 270/49,219 von der zweiten Phase die Gräber 42/49, 153/49, 145/49 und 46/49.220 Mörtelreste häufen sich insbesondere in den Verfüllungen jener Gräber, die in der Nähe der Überreste des Sakralbaus entdeckt wurden. Neben den Fundamenten der Kirche wurden auch Grundmauern eines weiteren Baus entdeckt, den Hrubý in das 16. Jahrhundert stellte.221 Auch in seiner Nähe hat man viele Gräber mit Mörtel in der Verfüllung vorgefunden, den Hrubý jedoch anhand von Struktur und Farbe des Verputzes eindeutig für Mörtel von der Kirche hielt. Er schloss jegliche Möglichkeit des Vorkommens von Mörtelresten anderer Bauten und seiner Einbettung in die Gräber bei späteren Umgestaltungen und Eingriffen aus. Für Mörtel der abgerissenen Kirche hielt er auch Bruchstücke aus den Gräbern 178/50 (Planquadrat 9/H) und 35/50 (Planquadrat 13/D), die sich ca. 25 m südlich (178/50) und ca. 45 m östlich (35/50) der Kirche befanden. Grab 178/50 wurde dabei noch von einem jüngeren Siedlungsobjekt gestört.222 Eine Störung durch einen jüngeren Eingriff wird auch für Grab 35/50 nicht ausgeschlossen.223 Wie bereits angeführt, ließ Hrubý aber keine Einstreuung des Mörtels zu – weder während des Baus noch beim allmählichen Verfall der Kirche. In der Monographie gibt er an, dass die Kirche abbrannte. Das Ende der Kirche kann jedoch mit diesem Brand nicht in Verbindung gebracht werden, weil auch eine Menge an rosafarbenem versengten Mörtel gefunden wurde, der nochmals mit Kalk überstrichen wurde. „Dies kann durch nichts Weiteres erklärt werden, als durch die Behauptung, dass die abgebrannte Kirche wieder saniert und weiterverwendet wurde; ansonsten hätten die von den Kirchenwänden abgefallenen, versengten Bruchstücke
Hrubý 1955b, 286. Hrubý 1955b, 286–295. Hrubý 1955b, 286–295. Hrubý 1955b, 286. Hrubý 1955b, 286. Hrubý 1955b, 268. Hrubý 1955a, 489. Hrubý 1955a, 471. – Grab 35/50 ist in Plan 3 gleich neben Grab 9/50 eingezeichnet, für das Hrubý eine Störung durch den modernen Graben am östlichen Rand des Schilderschen Gartens annimmt.
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I Einführung und Problemlage
des Mörtels nicht wieder überstrichen werden können.“224 Funde dunkelgrau bis schwarz versengten Mörtels führt Hrubý von den Gräbern 141/49, 251/49 und 81/49 an.225 Diese Information lässt jedoch eine Reihe von Fragen aufkommen und bietet viele andere Erklärungen an. Können wir den Mörtel als chronologischen Indikator ansehen, wenn er sich oftmals auch in Gräbern fand, deren Tiefe sich zwischen 150 bis 190 cm bewegte (83/49, 84/49, 226/49, 251/49, 252/49, 272/49, 273/49) und sogar 200 cm überstieg (253/49, 283/49226)? Viele Gräber mit Mörtel wurden von einigen jüngeren Gräbern überdeckt (z. B. Grab 253/49 von den Gräbern 1/48, 2/48 und 4/48, Grab 283/49 von den Gräbern 278/49 und 280/49). Können wir also die Mörtelstücke, die in der Verfüllung von Gräbern gefunden werden, die weit von den Fundamenten der Kirche entfernt sind und sogar von jüngeren Gräbern gestört werden, als Mörtel einer zerstörten Kirche betrachten? Die vorgestellten Beispiele der Gräber mit Mörtel lassen daran zweifeln. Zum Mörtel als einem möglichen Datierungsmittel hat sich unlängst im Zusammenhang mit der Suche nach Kriterien für die relative Chronologie der Gräber in Staré Město „Na valách“ erneut Galuška geäußert.227 Er vertritt wie erwähnt weiterhin die Meinung, dass der Mörtel als ein wichtiges Mittel für die Datierung herangezogen werden könne. Im Unterschied zu Hrubý ist er sich jedoch der Tatsache bewusst, dass der Mörtel – ggf. weiteres Baumaterial – bereits seit der Errichtungszeit der Kirche, d. h. ab der Mitte des 9. Jahrhunderts, in die Gräber gelangt sein könnte,228 und er verbindet den Mörtel nicht ausschließlich mit dem Niedergang des Kirchenbaus.229 Deswegen ist fraglich, ob wir mit Hilfe des Mörtels die Frage der relativchronologischen Sequenz des Schmucks auf dem Gräberfeld „Na valách“ tatsächlich lösen können. Etwas Ähnliches deutet letztendlich auch Galuška an – zwar nicht im Zusammenhang mit dem Mörtel, aber mit der Kirche. Die Anwesenheit des sakralen Baus bedingt jedoch auch das Vorhandensein der Mörtelstücke auf dem Friedhof. Die Zeit der Entstehung dieser Kirche teilt die Bestattungszeit der Körpergräber imaginär in zwei Phasen auf. Die erste, ältere Phase des Gräberfeldes „Na valách“ nimmt den Zeitraum vor dem Bau der Kirche ein und ist chronologisch mit dem sog. älteren Großmährischen Horizont im Grunde genommen identisch. Die zweite, jüngere Phase des Gräberfeldes entsteht nach dem Bau der Kirche, und die in ihrem Verlauf angelegten Bestattungen bilden den Inhalt des jüngeren großmährischen Horizonts. Hieraus resultiert klar, dass die Bestimmung der Zeit des
Hrubý 1955a, 287. Hrubý 1955a, 287. In Grab 283/49 wurde zwar kein Mörtel gefunden, aber der Bruchteil einer Fliese (Hrubý 1955a, 456), weshalb es Hrubý 1955b, 286, Anm. 32, in die Zeit nach dem Abriss der Kirche datiert. Galuška 2013, 205–210. Galuška 2013, 207. Galuška 2013, 210.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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Kirchenaufbaus, dieser imaginären Zäsur zwischen beiden Phasen der Körperbestattung, einen verhältnismäßig wichtigen, jedoch aus Sicht der Chronologie der materiellen Kultur einen mehr oder wenigen bedeutungslosen Moment darstellt [Hervorhebung H. Ch.]. Wir können uns wahrscheinlich nur schwer die Situation vorstellen, dass die Mährer aus Staré Město nach dem Bau der Kirche plötzlich aufhören würden, ihre bis dahin geläufigen Schmuckstücke, Waffen oder Reitausstattungen zu tragen, diese den Handwerkern als Rohstoff zur Verfügung zu stellen und neue Typen der erwähnten Gegenstände zu verwenden.230
Wenn der Bau der Kirche also aus der Sicht der Chronologie der materiellen Kultur einen „mehr oder weniger unbedeutenden Moment“ darstellt, können wir uns auch die Frage stellen, welche Bedeutung der Mörtel aus diesem Bau in den Grabverfüllungen besaß? Weitere Zweifel ruft auch Galuškas Aussage hervor, dass der Mörtel vom Beginn des Baus der Kirche bis zu ihrem Niedergang in die Gräber gelangte. Dieser Zeitraum kann ziemlich lang sein, und ohne neue Analysen des Mörtels lässt sich nicht entscheiden, aus welcher Zeit der Mörtel in der Verfüllung kommt – d. h., man kann auch keine relative Datierung vornehmen. Angesichts der aufgeführten Probleme bei der Erstellung der relativ-chronologischen Sequenz des prunkvollen Frauenschmucks wird in der vorliegenden Arbeit das Vorhandensein von Mörtel in der Grabverfüllung außer Acht gelassen.
3.3 Das Problem der „sekundären Tiefe“ Einen weiteren Widerspruch in Hrubýs Publikation stellt die sogenannte „sekundäre Tiefe“ dar. Der Autor weist in der Einleitung zum zweiten Teil („Archäologische Quellen“) auf die Angabe zweier Tiefen bei der Beschreibung der Gräber hin: Bei einigen Gräbern aus der Rettungsgrabung ist eine auffällig große Tiefe der Gruben angegeben. Sie wurden nämlich von einem an der verlassenen Grabstätte errichteten Wall überdeckt und einige andere durch Aushub von Bau- und Geländeumgestaltungen im Schilderschen Garten231 überschichtet, sodass die Grabtiefen erst von der sekundären Oberfläche des Gräberfeldes ausgemessen worden sind. Bei anderen Gräbern, ähnlich wie bei den identisch gelegenen Gräbern von der Forschungsgrabung, wird die Tiefe der Gruben mit zwei Daten angegeben: z. B. 80 (und 120) cm. Bei diesen Gräbern gibt das erste Maß die ursprüngliche Tiefe des Grabs (unterhalb der seinerzeitigen Oberfläche) an und das zweite Maß (in Klammern) die Stärke der rezenten Schichten, von denen die Grabstätte an derjenigen Stelle überdeckt wurde.232
Galuška 2013, 204. Benannt nach dem Besitzer des Gartenareals. Hrubý 1955, 369. – Auch bei den Gräbern der Ausgrabungen von A. Zelnitius gibt V. Hrubý manchmal die „sekundäre Tiefe“ an (bei Gräbern im Planquadrat 7/D). Leider ist es nicht immer die richtige Tiefe, die bei der Ausgrabung von A. Zelnitius festgestellt worden ist – z. B. gibt A. Zelnitius 1942, 31, bei Grab 106/AZ eine Tiefe von 210 cm (Wall) und 200 cm an, während Hrubý 1955a, 379, eine Tiefe von 310 cm nennt.
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I Einführung und Problemlage
Nach dieser Beschreibung können wir eine identische Mächtigkeit der „sekundären Tiefe“ – der nachgräberfeldzeitlichen Aufhöhung – bei jenen Gräbern voraussetzen, die sich überschneiden und insbesondere dann, wenn ein Grab ins andere „rutscht“. Gerade bei den Beschreibungen solcher Befundsituationen stimmen die Angaben zur „sekundären Tiefe“ jedoch oft nicht überein. In der Beschreibung des Grabs 169/51 gibt Hrubý Folgendes an: „Grube 180 × 50 × 150 (und 75) cm, […], fällt irgendwie in Grab 163/51.“233 Die Maße der Grabgrube und der „sekundären Tiefe“ bei Grab 163/51 betragen: „235 × 114 × 230 (und 160) cm.234 Die Differenz der „sekundären Tiefe“ beträgt 85 cm. In der Nähe dieser Gräber wurden die Gräber 186/51, 187/51 und 190/51 entdeckt. Laut Plan 3 werden diese Gräber folgendermaßen überschichtet: das unterste Grab ist 187/51, welches Grab 190/51 überdeckt, und als letztes wurde Grab 186/51 angelegt. Die Maße der Grabgrube von Grab 187/51 betragen 110 × 40 × 145 (und 100) cm.235 Grab 190/51 besitzt die Maße 200 × 50 × 135 (und 220) cm.236 Bei Grab 186/51 wurde lediglich die Tiefe vom ursprünglichen Niveau der Grabstätte und die „sekundäre Tiefe“ ermittelt: 155 (und 100) cm.237 Die Differenz in der „sekundären Tiefe“ beträgt 120 cm! Fraglich ist, ob der Plan 3 die tatsächliche Fundsituation widerspiegelt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Grab 190/51 das älteste der genannten drei Gräber ist. Eine ähnliche Situation kommt auch bei der Dreiergruppe der Gräber 172/51, 191/51 und 192/51 vor.238 Sehr unterschiedliche Angaben zur „sekundären Tiefe“ kommen auch bei den Gräbern eines Planquadrats vor. So erscheinen im Planquadrat 8/C Gräber ab einer Tiefe von 25–40 cm (Gräber 36/48, 35/48, 40/48, 42/48, 49/48), aber auch ein Grab mit einer Tiefe von 255 cm (97/51).239 Gleichzeitig erscheinen in diesem Planquadrat folgende Gräber, für die Hrubý die „sekundäre Tiefe“ angibt: 151–152/51, 153/51, 155–156/51, 157–158/51, 159/51, 160/51, 161/51, 163/51, 168/51, 169/51, 185/51, 186/51, 187/51, 189/51 und 190/51.240 Viele Fragen ergeben sich ebenfalls beim Vergleich der Tiefenangaben zu den Gräbern der Forschungssaison der Jahre 1948 und 1951, die laut Plan 3 eng benachbart liegen (von 0 cm241 bis zu 50–100 cm). Die Tiefen der Gräber aus dem Jahr 1948
Hrubý 1955a, 515. Hrubý 1955a, 513. Hrubý 1955a, 517. Hrubý 1955a, 517. Hrubý 1955a, 517. Hrubý 1955a, 515, 518. – Vgl. Abschnitt I. 3. 4. h. Grab 97/51 befindet sich unmittelbar an der Grenze der Planquadrate 8/C–D und 9/C–D. Am Ende des Abschnitts findet sich eine Tabelle mit unterschiedlichen Angaben zur „sekundären Tiefe“. Grab 19/48 berührt z. B. laut Plan 3 mit seinem nördlichen Rand die Gräber 151/51, 152/51, 157/51 und 158/51.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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erreichen nicht einmal die Werte der „sekundären Tiefe“ der Gräber aus dem Jahre 1951, z. B. 42/48 (25 cm)242, 43/48 (118 cm) und 160/51 (100 [und 150] cm).243 Die festgestellten Unstimmigkeiten bei der „sekundären Tiefe“ an Stellen, wo laut Plan 3 weder der Wall noch irgendwelche Geländeunebenheiten erkennbar sind, verwundern. Weshalb Informationen zur „sekundären Tiefe“ für die Gräber aus dem Jahr 1948 (auch bei jenen unterhalb des Walls) fehlen, kann nicht geklärt werden. Es lässt sich lediglich vermuten, dass das Fehlen der „sekundären Tiefe“ mit der Geländeumgestaltung vor Untersuchungsbeginn zusammenhängt.244 Dennoch wurden im Jahr 1948 in den Planquadraten 8/C-D auch flache Gräber mit einer Tiefe ab 25 cm von der Geländeoberfläche erfasst.245 Die „sekundäre Tiefe“ fehlt jedoch auch bei einigen Gräbern aus dem Jahr 1951 – obwohl sie sich in der Nähe derjenigen Gräber befinden, bei denen sie angegeben ist. Im Planquadrat 9/B wurde z. B. bei den Gräbern 146/51, 149/51, 150/51 unweit des Grabs 226/51 auch die „sekundäre Tiefe“ angegeben – bei diesem ist jedoch nur eine Tiefe verzeichnet.246 Diese Feststellungen haben Einfluss auf die Interpretation des chronologischen Verhältnisses einiger Gräber zueinander. Sie können die bisherigen Ansichten zum Gräberfeld Staré Město „Na valách“ wesentlich ändern und Einfluss auf die Gesamtdatierung haben. In den Vordergrund rückt die Frage, ob es eine Begründung zur Angabe der „sekundären Tiefe“ an Stellen gibt, an die der Wall nicht reichte. Die Differenzen in der Angabe der Mächtigkeit der Aufschüttungsschichten sind in einigen Fällen – wie bereits erwähnt wurde – sehr unterschiedlich. Die größten Zweifel entstehen bei den Angaben zur Fundsituation der Gräber 221/51, 223/51 und 224/51 mit der „sekundären Tiefe“ im Planquadrat 7/B. Hrubý gibt bei der Beschreibung des Brandgrabs 221/51 zwischen den Gräbern 223/51 und 224/51 eine Tiefe von 48 (und 90) cm an.247 In der den Brandgräbern gewidmeten Passage seiner Monographie dagegen erwähnt er keine Aufschüttungen über diesen: „die Brandgräber waren flach eingetieft – höchstens 48 cm (221/51 […]), was den bisherigen Erfahrungen von anderen gleichzeitigen mährischen Gräberfeldern entspricht.“248 Gleichzeitig merkt er Folgendes an: „Es ist bemerkenswert, dass sie alle – genauso wie ihre durcheinander geworfenen Überreste – am nördlichen Rand der untersuchten Friedhofsfläche, d. h. auf den am höchsten gelegenen Stellen, entdeckt wurden. Da sich heutzutage dieser Teil des Gräberfeldes eigentlich am Ufer des Mühlgrabens befindet, sind die meisten
Hrubý 1955a, 416. Hrubý 1955a, 513. Hrubý 1955b, 265. Z. B. die Gräber 1/48 (30 cm); 13/48 (40 cm); 35/48 (40 cm); 36/48 (30 cm); 40/48 (41 cm), 42/48 (25 cm); Hrubý 1955a, 409, 411, 415–416). Hrubý 1955a, 511, 526. Hrubý 1955a, 524. Hrubý 1955a, 53; Hervorhebung H. Ch.
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I Einführung und Problemlage
Brandgräber wahrscheinlich durch seine Anlage zerstört wurden.“249 Bei den Gräbern 223/51 und 224/51 wird jeweils dieselbe Tiefe von 170 cm und dieselbe „sekundäre Tiefe“ angegeben – jedoch nicht 90 cm, wie beim Brandgrab Nr. 221/51, sondern 200 cm.250 Anhand dieser unterschiedlichen Werte bei der „sekundären Tiefe“ in der Beschreibung der Gräber kann man voraussetzen, dass diese „sekundäre Tiefe“ nicht der von Hrubý angeführten Mächtigkeit der ‚rezenten Schichten‘ entspricht. Zur Erklärung bieten sich zwei Möglichkeiten an: – V. Hrubý hat die „Aufschüttungen“ richtig erkannt. Diese „Aufschüttungen“ müssen jedoch nicht zwingend zu den rezenten Aufschüttungen gehören, sondern sie können mit Geländeumgestaltungen bereits in fernerer Vergangenheit, z. B. beim Bau des Walls251 oder des „ursprünglich nicht großen Plateaus“ zusammenhängen, das von Hrubý erwähnt wird.252 – Es handelt sich um die ursprüngliche Tiefe der Gräber, und für die „sekundäre Tiefe“ gibt es keine Begründung – vgl. z. B. die Situation bei den Gräbern 221/51, 223/51, 224/51.253 L. Galuška reagierte in seiner Arbeit auf die veröffentlichten Zweifel bezüglich der „sekundären Tiefe“, wobei er sich eindeutig der ursprünglichen Erklärung Hrubýs angeschlossen hat.254 Auch diese Erklärungen Galuškas haben jedoch das Misstrauen gegenüber den Schlussfolgerungen zur „sekundären Tiefe“ nicht gemindert. Es lassen sich weitere problematische Beispiele aufführen. Dabei handelt es sich um Fundsituationen bei Körper- und Brandgräbern am nördlichen Rand des Gräberfeldes. Neben den bereits erwähnten Gräbern 221/51, 223/51 und 224/51 mit „sekundärer Tiefe“ im Planquadrat 7/B können wir auf eine weitere Gruppe von Körpergräbern im Planquadrat 11/B hinweisen – 100/51, 101/51, 102/51, 103/51, 105/51 und 106/51 – sowie das Brandgrab 293/51. Bei letzterem wird nur eine Tiefe von 46 cm angegeben.255 Bei den übrigen Gräbern wird auch die „sekundäre Tiefe“ in einer Spanne von 118 cm
Hrubý 1955a, 53. Hrubý 1955a, 524. Hrubý datierte den Wall zunächst in das 16. bis 17. Jahrhundert; Hrubý 1949, 32. Später hat er den Beginn der Errichtung des Walls bereits zum Ende des 10. Jahrhunderts vermutet. Er betonte jedoch wiederum eine Errichtung des Walls erst auf dem verlassenen Gräberfeld; Hrubý 1965, 230–232. Einige Indizien – vereinzelte Umschichtung der Gräber unterhalb des Walls, Respektieren der Wallgrenze durch einige Gräber – schließen nicht aus, dass der Wall noch während des Bestehens des Gräberfeldes errichtet wurde. Vgl. unten. Auch das Grab unter dem Grabhügel in Žlutava wies eine Tiefe von 330 cm auf; Dostál 1966, 20. Galuška 2013, 221–223. Hrubý 1955a, 536.
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bis 130 cm angegeben; bei Grab 101/51 wird jedoch wiederum nur eine Tiefe von 165 cm angegeben.256 Wichtig wird die Beantwortung der Frage nach der „sekundären Tiefe“ insbesondere bei den Gräbern, die sich laut Plan 3257 in einer Superposition befinden und bei denen eine unterschiedliche „sekundäre Tiefe“ angegeben wird. Galuška hat auf solche Situationen leider überhaupt nicht Bezug genommen. Ohne eine detaillierte Überprüfung der Fundberichte ist eine eindeutige Erklärung unmöglich. Gleichzeitig werden die Angaben Hrubýs zur Tiefe der Gräber im Kapitel „Dislokation der Gräber“ korrigiert werden müssen. Hrubý hat für die ältesten Gräber ausgeführt: „Die Grabgruben dieser Gruppen sind in der Regel die tiefsten, weil sich ihre Sohlen 120–200 cm unterhalb der ursprünglichen Ebene befinden.“258 Auch ohne die „sekundäre Tiefe“ sind laut seinen Angaben jedoch Gräber mit einer Tiefe von mehr als 200 cm vorgekommen, wie z. B. 88/49 (220 cm), 99/49 (230 cm), 119/ 49 (225 cm), 126/49 (232 cm), 253/49 (220 cm), 265/49 (210 cm), 266/49 (260 cm), 271/ 49 (243 cm), 282/49 (265 cm), 313/49 (230 cm), 366/49 (255 cm, Grab unterhalb der Kirchenmauer), 86/51, 193/51 (230 cm), die von V. Hrubý jedoch sehr oft erst in das 10. Jahrhundert datiert wurden wie z. B. die Gräber 282/49, 86/51. Der Vollständigkeit halber ist noch zu ergänzen, dass die Situation bezüglich der Grabtiefen auf dem Gräberfeld sehr kompliziert ist. In den südlicheren Teilen, bis zur Grenze des durch die Ausgrabung festgestellten Grabens, erreichen die Gräber meist eine Tiefe mit sehr geringen Werten (40–80 cm).259 Im Planquadrat 7/J sind jedoch Gräber entdeckt worden, deren Tiefe sich zwischen 126 cm und 160 cm bewegte. Diese Situation hat Hrubý selbst im Kapitel „Geologische Verhältnisse“ erklärt: „Da das Gelände von der Kirche aus ein Nord-Süd-Gefälle von 10–15° aufweist, wurden die oberen Bodenschichten aus höheren Lagen vom Regen weggespült sowie später bis zum Fuß des Hanges über der Jesuitenstraße verlagert“.260 Trotzdem hielt er die verhältnismäßig niedrigen Werte der Grabtiefen im südlichen Teil des Gräberfeldes für ein chronologisch verlässliches Merkmal, um die letzte Belegungsphase des Gräberfeldes zu rekonstruieren.
Hrubý 1955a, 504–505. Hrubý 1955a. Hrubý 1955a, 49. Ausnahmen stellen die Gräber 90/50 – 8/F mit einer Tiefe von 170 cm und 195/50 – 9/F mit einer Tiefe von 160 cm dar; Hrubý 1955a, 478, 493. Hrubý 1955a, 46.
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I Einführung und Problemlage
Tab. 1: Übersicht zu den angegebenen Grabtiefen für die einzelnen Ausgrabungsjahre in den Quadraten 8/C und 8/D. Die Quadrate messen 10 × 10 m. Mit Fettschrift werden die Gräber mit der „sekundären Tiefe“ angegeben, die sich laut Plan 3 überdecken. Gräber Nr.
Tiefe in cm
Gräber Nr.
Tiefe in cm
Gräber Nr.
(und ) (und ) (und ) ? (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und ) (und )
(und ) (und )
Tiefe in cm („sekundäre Tiefe“)
Quadrat /C
Quadrat /D
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Tab. 1 (fortgesetzt) Gräber Nr.
Tiefe in cm
Gräber Nr.
Tiefe in cm
Gräber Nr.
Tiefe in cm („sekundäre Tiefe“)
Quadrat /D
3.4 Widersprüche bei der relativen Datierung der Gräber mit Überschneidungen Im Folgenden sollen acht archäologische Stratigraphien vorgestellt werden, anhand derer Unstimmigkeiten in der relativen Chronologie des Gräberfeldes aufgezeigt werden können und welche von grundsätzlicher Bedeutung sind. a) Fundsituation der Gräber 14/48 und 15/48 (Planquadrat 8/D), Taf. 1 Nördlich der Kirchenfundamente befinden sich die Gräber 14/48 und 15/48. Laut dem von Hrubý publizierten Gesamtplan 3 des Gräberfeldes und auch nach dem von Poulík publizierten Teilplan der Grundmauern der Kirche261 wird Grab 15/48 (200 × 55 × 110 cm) teilweise durch Grab 14/48 (110 × 40 × 70 cm) überdeckt.262 Hrubý hat sich zu ihrem stratigraphischen Verhältnis nicht geäußert. In beiden Gräbern wurden Frauenohrringe gefunden. In Grab 14/48 handelt es sich um ein bronzenes Exemplar, das V. Hrubý zum Schmuck des „donauländischen Typs“ und zur Gruppe II „Ohrringe mit spiralförmigen hinteren Anhängern“ zählte.263 Hrubý hält diesen Ohrringtyp für typisch für Gräber des mittleren und des jüngeren Fundhorizonts:
Poulík 1948–1950, Abb. 57. Hrubý 1955a, 411. – Bei der Beschreibung von Grab 14/48 gibt V. Hrubý keine Störung des Skeletts an: „Das Skelett eines 6- bis 7-jährigen Mädchens, mit einer Länge von etwa 100 cm, lag rücklings, mit den Armen entlang des Körpers und mit gestreckten Beinen“; Hrubý 1955a, 411. Hrubý 1955a, 226. – Beschreibung der Ohrringe: „Sie sind aus einem Bronzedraht gefertigt und am unteren Bogen, der mit einem kranzartigen Knoten abgeschlossen ist, mit einem hinteren Anhänger in Form eines Röhrchens aus spiralförmigem, gewickeltem Draht versehen“; Hrubý 1955a,
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I Einführung und Problemlage
„Ohrringe mit spiralförmigen hinteren Anhängern aus Grab 183/AZ haben wiederum den unteren Bogen mit einer Öse abgeschlossen, die ebenso kennzeichnend für das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts ist. Ich vermute deswegen, dass wir alle mährischen Ohrringe dieses Typs dieser Zeit zurechnen können“.264 In Grab 15/48 wurden drei Paare silberner Ohrringe gefunden: Ohrringe mit sieben Körbchen, Ohrringe mit sieben Trommeln, verziert mit Rhomben aus feiner Granulation und Ohrringe mit vier Trommeln, verziert mit dichter, feiner Granulation. Alle Typen wurden von Hrubý in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert.265 Neben den Ohrringen wurden in diesem Grab einer 25-jährigen Frau noch zwei silberne, mit Palmetten verzierte Kugelanhänger und das Fragment eines Messers gefunden. Bei der Datierung dieser Gräber ergibt sich ein Widerspruch. Grab 15/48 wird aufgrund des Fundmaterials erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert,266 währenddessen Grab 14/48, welches das erstgenannte überdeckt, bereits in das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert wird. Die Gesamtsituation im Planquadrat 8/D ist kompliziert. Auch Grab 15/48 gehört – obwohl es von einem Grab überdeckt wird – zur jüngeren Phase des Gräberfelds, d. h. erst in die Phase nach dem Bau der Kirche.267 In dieses Planquadrat 8/D gehören auch die Gräber 31/ 48, 32/48 und 33/48 mit einer Tiefe von 60 cm bis 110 cm268 sowie die Gräber 83/49, 84/49 und 226/49 mit einer Tiefe von 155 cm bis 190 cm.269 Zur Fundsituation bzw. zur Datierung des Grabs 15/48 hat sich auch Galuška geäußert. Er nimmt nicht detailliert Stellung zur Datierung des Grabs, schließt aber nicht aus, dass das Grab aus der Zeit vor dem Bau der Kirche stammt. Dabei geht er vom Fehlen von Mörtel in der Grabverfüllung aus. Gleichzeitig lässt er anhand des Inventars offen, ob das Grab auch nach dem Bau der Kirche angelegt worden sein kann – in einer Zeit ohne bauliche Aktivitäten.270 b) Fundsituation der Gräber 279/49 und 282/49 (Planquadrat 7/D), Taf. 1 Bei der Beschreibung von Grab 279/49 gibt Hrubý folgende Daten an: „Grube ? × ? × 170 cm, W-O-ausgerichtet. Skelett eines etwa 6- bis 7-jährigen Jungen […] Das linke Bein fiel in das niedriger gelegene Grab 282/49 […] Am linken Arm lag
226. Zu diesem Ohrringtyp zählte V. Hrubý auch den bronzenen Ohrring aus Grab 224/49; Hrubý 1955a, 227. Hrubý 1955a, 227. Hrubý 1955a, 239–241. Hrubý 1955a, 240. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. c–d. Hrubý 1955a, 414–415. Hrubý 1955a, 431, 447. Galuška 2013, 247.
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eine sog. Pfeife“.271 Diese Fundsituation ist auf dem Gräberfeld nicht ungewöhnlich. Zur chronologischen Einteilung des Grabs und des Fundes hat Hrubý Folgendes bemerkt: „Grab 279/49 gehört aus stratigraphischer Sicht zu den jüngeren Bestattungen in der Flur ‚Na valách‘. Es wurde jedoch noch vor dem Untergang der Friedhofskirche angelegt, weil in ihm kein Mörtel vorkam, obwohl es sich in der Nähe der Kirchenfundamente befindet. Demnach gehört auch dieses Spielzeug wahrscheinlich in das letzte Viertel des 9. Jahrhunderts.“272 Grab 282/49 (200 × 50 × 265 cm), in dem eine junge, 20- bis 25-jährige Frau bestattet wurde, wies eine besonders reiche Ausstattung auf. Es wurden hier zwei Paare goldener Ohrringe mit neun Körbchen, drei Paare goldener Ohrringe mit ‚ährenartigen‘ Trauben, zwei paarige goldene und zwei paarige silberne Kugelanhänger mit Kappen, deren Oberfläche mit granulierten Dreiecken verziert ist, zwei paarige Kugelanhänger aus stark vergoldetem Kupferblech mit einer Rosette und zwei Paare silberner Säulenohrringe gefunden.273 Das Grab wurde von Hrubý anhand der Funde der Kugelanhänger und Ohrringe datiert: „Nach allen aufgeführten Tatsachen können also die Kugelanhänger mit Kappen aus Staré Město – ebenso wie die Kugelanhänger mit angeschlossenen Filigranringen – in das 10. Jahrhundert datiert werden, und zwar nach dem Gesamtcharakter des Gräberfeldes in seine erste Hälfte.“274 Die goldenen, granulierten Kugelanhänger – „Knöpfe“ – hat Hrubý in das letzte Viertel des 9. bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts,275 die Körbchenohrringe mit sechs bis neun Körbchen in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert: „Sie werden hier von Kugelanhängern (Gräber 15/48, 282/49), silbernen Perlen mit Kappen (Grab 191/50) und Mörtelfragmenten aus der abgerissenen Friedhofskirche (Gräber 253/49, 317/49, 323/49) begleitet. Und somit werden die Körbchenohrringe zu einer zuverlässigen Stütze bei der Datierung der Fundeinheiten, weil sie durch die erwähnten Begleitfunde mit Sicherheit in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert werden können. Von dieser Datierung zeugt übrigens auch ihr Vorkommen auf den Gräberfeldern in Žalov und Předmostí, die insgesamt relativ jünger sind als das Gräberfeld Na valách.“276 Wieder taucht hier ein Widerspruch bei der relativen Datierung dieser Gräber auf. Grab 279/49 wird aus „stratigraphischer Sicht“ ins letzte Viertel des 9. Jahrhunderts und Grab 282/49 anhand der Funde in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert. Das Grab, das in das darunter gelegene Grab reicht, wird früher datiert als das Grab, in das es reicht. In Grab 282/49 wurde kein Mörtel gefunden. Mörtel wurde je-
Hrubý 1955a, 455. Hrubý 1955a, 276. Hrubý 1955a, 455–456. Hrubý 1955a, 213. Hrubý 1955a, 212. Hrubý 1955a, 241.
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I Einführung und Problemlage
doch in Grab 317/49 dokumentiert, dessen Ausstattung derjenigen aus Grab 282/49 ähnlich ist. Grab 317/49 wurde unterhalb von drei Gräbern (314/49, 315/49, 316/49) gefunden, und unter ihm wurde kein weiteres älteres Grab festgestellt. Funde (Körbchen- und Säulenohrringe) wurden nur in diesem Grab dokumentiert. Zu Grab 282/49 äußerte sich jüngst auch Galuška, wobei er behauptet, dass das Grab später sekundär geöffnet wurde.277 Aus der Beschreibung Hrubýs resultiert diese Information jedoch nicht. Wichtig sind auch seine Angaben, dass auf dem Gräberfeld keinerlei Indizien vorkommen, die eine sekundäre Öffnung einiger Gräber andeuten würden, und auch für Grab 282/49 schließt er diese Möglichkeit aus. Hrubý war im Zusammenhang mit durcheinander gebrachten Knochen der Meinung, dass es sich um eine Bestattung im Sitzen handele.278 Falls Galuška über zusätzliche Informationen verfügt, wäre deren zeitnahe Publikation besonders wichtig, damit zukünftig ähnliche Missverständnisse vermieden werden können. c) Fundsituation der Gräber 24/48, 25/48, 26/48, 41/49 und 91/49 (Planquadrat 8/D), Taf. 2 In Grab 26/48 (170 × 58 × 90 cm) wurde eine junge Frau begraben. Die rechte Skeletthälfte wurde nicht gesichert, weil das Grab durch Grab 24/48 teilweise zerstört worden war.279 Grab 24/48 überschneidet nach dem Plan von Poulík auch Grab 25/48. Hrubý kommentiert diese Befundsituation nicht. In Grab 24/48 (200 × 70 × 90 cm) wurde eine ca. 60-jährige Frau begraben. Ihre Ausstattung war sehr reichhaltig: vier Paare goldener Traubenohrringe, ein Collier aus vier bronzenen vergoldeten Perlen, zwei goldene Ringe, ein goldenes Glöckchen, ein gläserner Kugelanhänger, ein silberner, vergoldeter Kugelanhänger, Bruchteile einer silbernen, viereckigen Plakette, Bruchteile eines silbernen Reliquiars (Kaptorge) und atypische Eisenbruchstücke (ein Messer?).280 Die Datierung dieses Grabes bzw. der in ihm entdeckten Funde bewegt sich bei Hrubý von der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (eisernes Glöckchen)281 über das Ende des Jahrhunderts (bronzene, vergoldete Perlen, goldene Ringe)282 bis an den Beginn des 10. Jahrhunderts (silberne Kaptorge, silberne Plakette).283 In Grab 26/48 wurden entdeckt: zwei gepaarte, goldene Ohrringe, deren unterer Bogen mit Filigran verziert ist,284 ein weiteres Paar silberne Ohrringe mit sechs Körbchen, eine Sichel, ein Messer mit Überresten einer hölzernen Scheide und ein Gefäß, außerdem
Galuška 2013, S. 226. Hrubý 1955a, 79. Hrubý 1955a, 414. Hrubý 1955a, 413. Hrubý 1955a, 266. Hrubý 1955a, 258–259, 270. Hrubý 1955a, 203, 265. Hrubý 1955a, 234.
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Mörtelbrocken.285 Hrubý datiert dieses Grab anhand des Mörtels und der Körbchenohrringe in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts. „Da das Grab zum jüngsten Fundhorizont des Gräberfeldes „Na valách“ gehört und in ihm auch silberne Ohrringe mit Körbchen gefunden wurden, sind die Ohrringe der Variante 3d erst der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zuzuweisen.“286 Im Kapitel zur Datierung der Bronzeperlen aus den Gräbern 24/48, 25/48 und 285/49 hat er dagegen angeführt: „Auf den älteren Ursprung der Perlen von ‚Na valách‘ weist auch ihr Material – vergoldete Bronze – hin. Man kann sie wahrscheinlich an das Ende des 9. Jahrhunderts datieren – nicht nur wegen des mittleren Horizonts der Gräber, in denen sie gefunden wurden, sondern auch nach der Fundvergesellschaftung mit goldenen Traubenohrringen des Typs I-3b und goldenen Ringen mit granulierten Buttons.“287 Es kommt hier zu einer Unstimmigkeit bei der Datierung von Gräbern, die sich stratigraphisch überlagern. Das stratigraphisch tieferliegende Grab 26/48 und seine Funde werden in die Mitte des 10. Jahrhunderts datiert, während Grab 24/48, welches Grab 26/48 stört, von Hrubý an das Ende des 9. Jahrhunderts gestellt wurde, und nur im Zusammenhang mit dem Fund der silbernen Plakette datierte er das Grab 24/48 an den Anfang des 10. Jahrhunderts. Die komplizierte Befundsituation im Planquadrat 8/D wird auch durch die Gräber 91/49 und 41/49 in unmittelbarer Nähe des Grabs 26/48 angedeutet. Grab 91/ 49 bzw. das Knochenlager wies eine Tiefe von 160 cm auf, wurde unter den Grundmauern des Baus gefunden, und in ihm kamen auch Mörtelbruchstücke vor.288 Grab 41/49 besitzt eine Tiefe von 150 cm; es reichte bis unter die Grundmauern des Baus, und auch in ihm wurde Mörtel gefunden.289 Mörtel kam insbesondere in den besonders tief gelegenen Gräbern vor, die von jüngeren Gräbern überlagert waren. Leider kommentiert Hrubý diese Befundsituation wiederum nicht. Obwohl Grab 26/48 durch Grab 24/48 gestört wurde, gehörte es nicht zu den ältesten Gräbern dieser Gruppe, sondern – genau wie Grab 15/48290 – zum jüngeren Horizont des Gräberfeldes. Mit der archäologischen Situation der Gräber 24/48, 26/48 und 25/48 hat sich wiederum auch Galuška befasst,291 insbesondere im Zusammenhang mit dem Vorkommen von Mörtel in Grab 26/48, wobei er gerade am Beispiel dieser Gräber dessen Bedeutung als wichtiges Datierungsmittel unterstrich. Galuška stellte für diese Gräbergruppe folgende relativ-chronologische Entwicklung vor: Grab 25/48 bildet das relativ älteste Grab, später wurde bei der Sanierung der Kirche eine junge Frau in
Hrubý 1955a, 414. Hrubý 1955b, 294. Hrubý 1955a, 259. Hrubý 1955a, 432. Hrubý 1955a, 427. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. d. Galuška 2013, 211–215.
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Grab 26/48 bestattet,292 und als letzte folgte die Frau in Grab 24/48. Mit der Beurteilung des Grabs 24/48 als relativ jüngstes kann man einverstanden sein. L. Galuška äußerte sich auch zur absoluten Datierung – primär anhand des Mörtels. Seiner Meinung nach wurde Grab 25/48 im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, Grab 26/48 am Anfang der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts und Grab 24/48 schließlich irgendwann in den 860er bzw. 870er Jahren angelegt.293 Diese von Galuška präsentierte Gruppe wird aus einem viel breiteren Fundkontext herausgerissen,294 der alle drei Gräber in den jüngeren Bestattungshorizont des Gräberfeldes setzt und auf die Problematik der Mörtel-Datierung verweist. Leider steht derzeit keine bessere Dokumentation als der Teilplan aus J. Poulíks Publikation295 und V. Hrubýs Plan 3296 zur Verfügung. Auch Galuška bietet weder einen neuen, detaillierteren Plan noch eine sonstige Dokumentation des Gräberfeldes.297 Mit Hilfe von Poulíks Plan und der Untersuchung der Grabtiefen in diesem Planquadrat 8/D können die Gräber 24/48, 25/48 und 26/48 zum jüngeren Bestattungshorizont, d. h. in eine Phase nach dem Bau der Kirche, gestellt werden.298 d) Fundsituation der Gräber 10/48, 20/48, 21/48, 22/48, 23/48, 39/49, 63/49 und 129/49 (Planquadrat 8/D), Taf. 3 An die eben erörterte Fundsituation schließt sich unmittelbar eine weitere Gruppe von Gräbern an, bei denen mehrfach Überschichtungen auftreten. Bei der Untersuchung im Jahr 1948 wurden die Gräber 10/48, 20/48, 21/48, 22/48 und 23/48 freigelegt. Laut Plan 3 und auch nach Poulíks Kartierung wurden die Gräber 22/48 und 23/48 unter den Gräbern 20/48 und 21/48 (Tiefe 100 cm) gefunden, wobei Grab 23/ 48 außerdem von Grab 10/48 überlagert war. Alle genannten Gräber werden nach beiden Plänen von Grab 129/49 überschichtet. Hrubý gibt jedoch bei der Beschreibung der Gräber 20/48 und 21/48 an, dass die unteren Gliedmaßen der Verstorbenen in das niedriger gelegene Grab reichen. „Das Skelett […] fiel in das tiefer gelegene Grab, sodass die Beine 60 cm niedriger als der Schädel lagen.“299 Hrubý gibt leider keine Grabnummer an. Die Gräber 22/ 48 und 23/48 erreichten lediglich eine Tiefe von 110 cm bzw. 130 cm. Bei der Beschreibung des Grabs 129/49 werden Angaben zur Größe der Grabgrube aufgeführt: 180 × 60 × 170 cm.300 Daher kann vermutet werden, dass die Gräber 20/48 und 21/48
Galuška 2013, 213. Galuška 2013, 215. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. d. Poulík 1948–1950, Abb. 57. Hrubý 1955a. Galuška 2013. Chorvátová 2007, 89–91. Hrubý 1955a, 412. Hrubý 1955a, 437.
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in das Grab 129/49 ‚fallen‘. Grab 129/49 wird auch von den Gräbern 39/49 (Tiefe 140 cm),301 63/49 (Tiefe 140 cm) mit Mörtel302 und 51/49 (Tiefe 150 cm) mit Mörtel überschichtet.303 Wiederum treten in der Gruppe der umgeschichteten Gräber markante Unstimmigkeiten bei der relativen Datierung auf. In den Gräbern 10/48, 20/48, 21/48, 51/49 63/49 wurden keine Funde entdeckt. In Grab 39/49 wurde lediglich ein Messer dokumentiert. Die Gräber 22/48, 23/48 und 129/49 waren reich an Funden, insbesondere Schmuck. In Grab 22/48 wurden beim Skelett einer 60-jährigen Frau drei Paare goldener Ohrringe, ein Paar silberner Ohrringe, ein Messer, ein Eimer, zwei eiserne Krampen und 39 Bandbeschläge des Sarges gefunden.304 In Grab 23/48 wurde ein 40- bis 50-jähriger Mann begraben. Bei ihm wurde ein Messer gefunden, wobei die Außenseite der Scheide mit drei Medaillons verziert ist. Mit demselben Motiv waren auch weitere Funde verziert: ein Bandbeschlag, eine Schnalle und eine Riemenzunge. Außerdem wurden ein Feuerstahl und eine Hornsteinklinge gefunden.305 In Grab Nr. 129/49 einer 30- bis 40-jährige Frau hat man zwei Kugelanhänger (einer mit dem Bild eines Vogels, derandere mit einem pflanzlichen Ornament), einen silbernen Ohrring, dessen unterer Bogen mit Filigran und einer ährenartigen Traube verstärkt ist, einen bronzenen Ohrring und das Bruchstück einer silbernen Plakette gefunden. Hrubý hält Grab 23/48 für eines der ältesten des Gräberfeldes: „Dabei ist jedoch bemerkenswert, dass die Feuerstahle sich […] in den am niedrigsten gelegenen Gräbern (Gräber 23/48, 41/50, 35/50 u. a.) und nur vereinzelt in den Gräbern des mittleren Horizonts (Grab 185/49) befinden.“306 Die Gräber 22/48 und 129/49 datierte er an den Anfang des 10. Jahrhunderts.307 Das am niedrigsten gelegene und von jüngeren Gräbern überdeckte Grab wird anhand der Funde in die letzte Phase des Gräberfeldes datiert. Auch bei dieser Gruppe bleiben die Angaben widersprüchlich. Diese Gruppe von Gräbern stellt eine komplizierte Fundsituation mit zwei Bestattungshorizonten dar. Der jüngere Horizont besteht aus Gräbern mit Tiefen von 40 cm bis 130 cm 10/48, 20/48, 21/48, 22/48 und 23/48. Der ältere Horizont wird durch Gräber mit Tiefen von 140 cm bis etwa 170 cm präsentiert: Gräber 39/49, 63/49 und 129/49.
Hrubý 1955a, 427. Hrubý 1955a, 429. – Knochenlager eines erwachsenen Menschen, über dem Schädel von Grab 51/49. Hrubý 1955a, 428. Hrubý 1955a, 412. Hrubý 1955a, 412–413. Hrubý 1955a, 117. Hrubý 1955a, 203, 234, 245.
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e) Fundsituation von Grab 268/49 (Planquadrat 9/E), Taf. 4 Eine interessante stratigraphische Situation findet sich in Planquadrat 9/E. Dort wurden die Gräber 203/49, 206/49, 209/49, 213/49 224/49, 268/49, 275/49 und 276/49 untersucht, die Hrubý in die älteste Entwicklungsperiode des Gräberfeldes stellte – das letzte Viertel des 9. Jahrhunderts.308 Unter den genannten Gräbern hat er Grab 268/ 49 nicht aufgeführt, obwohl sich dieses zwischen den Gräbern 275/49 und 276/49 befindet, die wiederum von den Gräbern 209/49 und 224/49 überdeckt werden. In Grab 224/49, das laut Plan 3 über Grab 268/49 liegt, wurden zwei verschiedene Ohrringe gefunden. Einer davon ist silbern, aus einem eckigen Draht; der Unterbogen ist mit einer S-Schlaufe abgeschlossen und einer ährenartigen Traube verziert. Der zweite, vergoldete Ohrring ist aus gedrehtem Draht gefertigt. Der untere Bogen ist mit einer ährenartigen Traube doppelkonischer Form, aus Drähten gewickelt, verziert. Außerdem wurden hier sechs Perlen und zwei Messer gefunden.309 Hrubý datiert den bronzenen Ohrring an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts,310 den silbernen Ohrring in die Zeit um das Jahr 900311 oder an das Ende des 9. und in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.312 In Grab 268/49 wurde in einer Tiefe von 140 cm eine 45- bis 50-jährige Frau begraben, bei der an den Seiten des Schädels Ohrringe mit vier Trommeln und am linken Ellbogen ein Messer gefunden wurden.313 Den Ohrringtyp hat Hrubý in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert. Bei ihrer chronologischen Bestimmung ging er von der Anwesenheit von Mörtel in den Grabverfüllungen (Grab 253/49) und vom gemeinsamen Vorkommen mit Kugelanhängern mit gravierter Verzierung (Gräber 52/48, 299/ 49) aus. Gleichzeitig stützte er sich auf die Datierung ähnlicher Funde vom Gräberfeld in Ptuj und auf das Vorkommen ähnlicher Ohrringe in Hacksilberfunden.314 Die Fundsituation deutet erneut auf einen Widerspruch bei der relativen Datierung der Gräber hin. Grab 268/49 wird anhand der Ohrringe in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert, und der Ohrring aus Grab 224/49 gehört in die Zeit um 900.315 Laut dem Kapitel „Dislokation der Gräber“ gehört aber die gesamte Gräbergruppe mit Ausnahme von Grab 268/49 in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts.316 Ähnliche Ohrringe mit vier an Säulen befestigten Trommeln wie in Grab 268/49 wurden auch in Grab 151/ 50 gefunden, das von vier Gräbern – 165/49, 125/50, 136/50, 137/50 – überlagert wird und unter dem sich kein weiteres älteres Grab gefunden hat.
Hrubý 1955a, 49. Hrubý 1955a, 447. Hrubý 1955a, 227. Hrubý 1955a, 232. Hrubý 1955a, 246. Hrubý 1955a, 453. Hrubý 1955a, 239. Hrubý 1955a, 232. Hrubý 1955a, 49.
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Zur Fundsituation des Grabs 268/49 und der umliegenden Gräber hat sich wiederum auch Galuška geäußert.317 Grab 268/49 hält er für eindeutig älter, genauso wie die Gräber 275/49 und 276/49. Als jüngstes sieht er Grab 224/49 an, was angesichts seines Inventars nicht ganz sicher ist. Dieses ist merklich beschädigt, was nicht ausschließt, dass es durch einen jüngeren Eingriff (durch Grab 209/49?) gestört wurde, so wie dies auch in Poulíks Plan angedeutet wird.318 Gleichzeitig bemerkt Galuška aber, dass „beinahe in allen Verfüllungen der umliegenden Gräber Mörtel gefunden wurde – dann weist alles darauf hin, dass auch Grab 268/49 bereits in der Zeit vor dem Bau der Kirche, d. h. im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, angelegt wurde.“319 Er zählt leider nicht die Gräber mit Mörtelfunden auf. In den Verfüllungen der Gräber, die sich in unmittelbarer Nähe von Grab 268/49 befanden, nämlich die Gräber 203/49, 204/49, 206/49, 209/49, 213/49 und 224/49 mit einer Tiefe von 90 cm bis 120 cm, wurde jedenfalls kein Mörtel gefunden.320 In Grab 276/49 mit einer Tiefe von 140 cm fand sich dagegen Mörtel.321 f) Fundsituation der Gräber 66/49, 100/49 und 107/49 (Planquadrat 10/D), Taf. 4 Eine Fundsituation, die auf eine widersprüchliche Datierung des Schmucks hinweist, kam auch in Planquadrat 10/D vor. Laut Plan 3 wurden durch die Untersuchung drei Gräber in Superposition festgestellt: 66/49, 100/49 und 107/49. In Grab 66/49 (180 × 60 × 125 cm) wurde eine 40-jährige Frau bestattet. Ihre Ausstattung bestand aus dem Fragment eines latènzeitlichen Armbands, eines Messers, eines unvollständigen Gefäßes und eines Colliers, das aus sechs Glasperlen und einer Bernsteinperle bestand, wozu noch eine gelochte Bronzemünze (nicht identifizierbar) und ein Bleikreuz (zerfallen) traten.322 Hrubý datierte das Grab an das Ende des 9. oder den Anfang des 10. Jahrhunderts.323 Unter diesem wurden die Gräber 100/49 und 107/49 aufgefunden. In Grab 100/49 (Tiefe 155 cm) war ein halbjähriges Kind begraben, von dessen Skelett nur Schädelreste mit Zähnen und Splitter der Langknochen übrigblieben; eine Grabausstattung war nichterhalten.324 In Grab 107/49 (200 × 85 × 195 cm) war eine Frau in einer im unteren Teil vertieften und mit Brettern verkleideten Grabgrube begraben. An ihrem Schädel wurden zwei silberne Ohrringe gefunden, deren untere Bögen mit Filigran verstärkt und mit granulierten Knoten abgeschlossen sind. Neben den Ohrringen bestand ihre Ausstattung aus einem Messer, einem
Galuška 2013, 237–238. Poulík 1948–1950, Abb. 57. Galuška 2013, 238. Hrubý 1955a, 445–447. Hrubý 1955a, 454. Hrubý 1955a, 429–430. Hrubý 1955a, 263–264. Hrubý 1955a, 433.
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Gefäß und einem Eimer.325 Diese Ohrringe hat Hrubý als „Typ 3b“ bezeichnet und sie an den Anfang des 10. Jahrhunderts, insbesondere in dessen erste Hälfte datiert: „Aus den Fundumständen resultiert, dass die Ohrringe 3b und auch 3c gleichzeitig sind. Beide kommen in Gräbern des jüngeren und des jüngsten Fundhorizonts des Gräberfeldes ‚Na valách‘ vor, und beide werden nicht nur von den für das 10. Jahrhundert charakteristischen Trommel- (Gräber 52/48, 83/48) und Körbchenohrringen (Grab 191/50), sondern auch Mörtelresten (Grab 252/49) begleitet. Deswegen sind die Ohrringe beider Varianten in Staré Město in die Zeit um das Jahr 900 und überwiegend bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts zu setzen.“326 Das am niedrigsten gelegene, von zwei jüngeren Gräbern überlagerte Grab wird anhand eines Ohrrings des Typs 3b erst in die abschließende Phase der Belegung datiert. Die Situation ist ähnlich wie bei Grab 129/49, in dem ein Ohrring gleichen Typs gefunden wurde. Ein Grab mit ähnlichem Ohrringtyp befand sich auch unter vier jüngeren Gräbern im Planquadrat 10/E.327 g) Fundsituation der Gräber 27/51, 35/51 und 37/51 (Planquadrat 10/E), Taf. 5 In Planquadrat 10/E taucht wiederum eine Gräbergruppe auf, bei der man auf Ungereimtheiten ihrer Datierung stößt. Laut Plan 3 wurden die Gräber 27/51, 28/51, 31/51, 35/51 und 37/51 untersucht, wobei Letzteres von allen anderen genannten Gräbern überlagert wird. In Grab 27/51, das laut Plan die Gräber 28/51, 35/51 und 37/51 überlagert, wurden beim Schädel eines 5-jährigen Mädchens zwei bronzene Ohrringe aus vierkantigem Draht gefunden328 – ähnlich wie in Grab 14/48 – des „donauländischen Typs“ zur Gruppe II (Ohrringe mit spiralförmigem hinteren Anhänger) gehörend, die von Hrubý an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert werden.329 Bei der Beschreibung des Grabes 35/51 gibt Hrubý an: „Die Schüttung enthielt Scherben von Gefäßen (8) und Langknochen eines erwachsenen Individuums, herausgeworfen aus Grab 37/51.“330 Im Grab hat man folgende Funde entdeckt: ein Messer, ein Rasiermesser, ein Feuerstahl, zwei Schleifsteine, Überreste eines zweireihigen Knochenkamms, ein Gefäß und ein Drittel eines weiteren Gefäßes.331 V. Hrubý hat Grab 35/51 als zum ältesten Fundhorizont gehörig angesehen.332
Hrubý 1955, 434–435. Hrubý 1955a, 234. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. g. Hrubý 1955a, 496. Hrubý 1955a, 227. Hrubý 1955a, 497. Hrubý 1955a, 497. Hrubý 1955a, 117.
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Bei der Beschreibung von Grab 37/51 bemerkt Hrubý: Der Großteil des Grabs war durch die Bestattung von Grab 35/51, in dessen Schüttung Langknochen dieser Verstorbenen gefunden wurden, durcheinandergebracht. Auf der rechten Seite des Schädels lagen zwei Ohrringe (1–2); die linke Seite des Schädels war schon früher gestört worden […] 1. Silberner Ohrring, dessen durch Filigran verstärkter unterer Bogen mit einer ährenartigen, vierseitigen Traube verziert ist (2,8, 1,6 cm). 2. Silberner Ohrring, dessen mit Granulation verstärkter unterer Bogen mit einer ährenartigen Traube versehen ist (2,1, 1,5 cm).333
Wie bereits angeführt, hält Hrubý Ohrringe des Typs 3b für Ohrringe des jüngeren und des jüngsten Fundhorizonts. Er datierte sie um 900, insbesondere aber in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts. Die Ohrringe des „Typs 3a“ werden von V. Hrubý ebenso an das Ende des 9. und in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert.334 Grab 37/51, das gestört ist, wird also anhand der Funde in einen späteren Zeitraum gestellt als Grab 35/51, von dem es gestört wird, und als Grab 27/51, in dem ein Ohrring mit spiralförmigem hinterem Anhänger gefunden wurde. h) Fundsituation der Gräber 172/51, 191/51 und 192/51 (Planquadrat 7/C), Taf. 4 Bei der Fundsituation dieser drei Gräber lässt sich in Hrubýs Publikation im Gegensatz zu den anderen Beispielen kein markanter Widerspruch in der relativen Chronologie feststellen. Diese Situation wird jedoch hier als Beispiel herangezogen, bei dem Gräber mit Schmuck vom „donauländischen Charakter“ Gräber mit Prunkschmuck überlagern, wodurch sich Informationen zu den relativ-chronologischen Beziehungen von Prunk- und „donauländischen Schmuck“ auf dem Gräberfeld ergeben. Zugleich ergibt sich bei diesen Gräbern das Problem der „sekundären Tiefe“.335 Die Gräber 172/51 und 191/51 haben laut Plan 3 Grab 192/51 überlagert. Bei den Gräbern 172/51 und Nr. 191/51 wird lediglich die Tiefe und die „sekundäre Tiefe“ angegeben; weitere Maße sind nicht bekannt. Grab 172/51 besitzt eine Tiefe von 80 cm und eine „sekundäre Tiefe“ von 170 cm, Grab 191/51 eine Tiefe von 50 cm und eine „sekundäre Tiefe“ von 220 cm. Bei Grab 192/51 werden weitere Maße der Grabgrube angegeben – Länge 170 cm, Breite 60 cm und Tiefe 140 cm sowie „sekundäre Tiefe“ 220 cm. Hrubý gibt keine stratigraphische Beziehung zwischen den Gräbern 172/51 und 192/51 an. Bei der Beschreibung von Grab 191/51 wird angegeben, dass der Grabboden in das tiefer gelegene Grab 192/51 absank.336 Grab 172/51 war fundleer. Grab 191/51 enthielt drei Paare bronzener Ohrringe – ein Paar einfacher ringförmiger Ohrringe, ein Paar mit spiralförmigem Abschluss und ein Paar mit hohler Kugel. Bestandteil des Inventars waren außerdem ein Gefäß, ein Messer und ein Eimer. In Grab 192/51, in welches das Grab mit dem Volksschmuck absank, wurden
Hrubý 1955a, 497. Hrubý 1955a, 234. Vgl. Abschnitt I. 3. 3. Hrubý 1955a, 515, 518.
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I Einführung und Problemlage
ein Paar goldener Traubenohrringe,337 ein Paar silberner Traubenohrringe (zerfallen) sowie zwei verschiedene Kugelanhänger gefunden – einer mit getriebenen Spiralen und einer mit besonderer Verzierung.338 Gegenüber der Öse ist ein dreizackiger Stern abgebildet. Bestandteil der Schmuckkollektion war ein silberner Ring, dessen Band mit Filigranfäden mit unverzierten Halbkugeln verziert war. Die Tiefen der jüngeren Gräber sind auch angesichts unterschiedlicher Angaben zur „sekundären Tiefe“ unklar. Angesichts des Absinkens von Grab 191/51 in das tiefer gelegene Grab 192/51 können wir einen größeren zeitlichen Abstand zwischen den Gräbern voraussetzen. Die erläuterten Fundsituationen weisen auf Widersprüche bei der relativen Datierung der Gräber hin. Goldene oder silberne Prunkohrringe, wie z. B. Ohrringe mit ährenartiger Traube und verstärktem unteren Boden, Körbchenohrringe, verschiedene Typen der Trommelohrringe und Säulenohrringe, wurden in Gräbern mit Mörtelresten gefunden. Anhand derer hat Hrubý – ungeachtet aller sonstigen Fundumstände – diesen Schmuck erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert. Die Analyse der Fundsituationen konnte jedoch nachweisen, dass die an Prunkschmuck reichen Gräber zur älteren Bestattungsphase des Gräberfeldes gehören. Über ihnen werden jüngere Gräber mit dem als „donauländischen Typ“ bezeichneten Schmuck gefunden – eine Situation, wie sie sich z. B. bei Grab 191/51 mit „donauländischem Schmuck“ und Grab 192/51 mit Prunkschmuck zeigt. Oftmals werden unter den Gräbern mit prunkvollem Schmuck keine älteren Gräber festgestellt.
3.5 Unstimmigkeiten bei der relativen Datierung der Sporen Missverständnisse in der relativen Chronologie des Gräberfeldes kennzeichnet auch die Datierung der Sporen (Taf. 6), wiederum wegen des Mörtel-Arguments. Hrubý hat anhand der 92 Sporenfunde vom Gräberfeld folgende chronologische Entwicklung skizziert: „Die kurze Bestattungszeit in der Flur ‚Na valách‘ erlaubt es bei den Funden in Staré Město nicht, ein vollständiges Bild der Entwicklung slawischer Sporen zu verfolgen; jedoch sind zwei unterschiedliche Entwicklungslinien bei diesen zu erkennen, welche sich bei den ältesten Formen deutlich in zwei Gruppen differenzieren lassen, die als Typ I (A–B) bezeichnet werden. Durch das Verschwinden der ursprünglichen Unterschiede zwischen ihnen wird dann – ohne Zweifel bereits in heimischer Umgebung – die gemischte Form der Sporen des jüngeren Typs II ge-
Laut Beschreibung vielleicht vom Typ Trilj: „verziert mit ährenartigen Trauben, deren Kügelchen sich mit Ringen aus Filigrandraht abwechseln“. Vgl. Abschnitt II. 1. 1. a.; Hrubý 1955a, 518. Bei der Analyse der Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen weist V. Hrubý diese Kugelanhänger irrtümlich Grab 193/51 zu; Hrubý 1955a, 211.
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bildet, deren weitere Entwicklung zu den späten Formen des Typs III verläuft.“339 Im Einführungsteil des Kapitels hat er freilich angeführt, dass in die so beschriebene Klassifizierung der Sporen wegen ihrer beachtlichen Beschädigung lediglich die Hälfte der Funde eingeordnet werden konnte.340 Bei der Datierung der Sporen ging er von ihrer Typzugehörigkeit, vom sonstigen Inventar und von der Stratigraphie aus.341 Im Text hat Hrubý leider nicht angegeben, welches weitere Fundmaterial in den Gräbern zusammen mit den einzelnen Sporentypen vorkommt. Sporen des Typs IA besitzen geringe Ausmaße und eine leichte Ausführung. Ihre ungefähr 10 cm langen Schenkel werden in der Regel durch eine breite Parabel geöffnet, sodass sie mit dem Dorn des Sporns einen stumpfen Winkel bilden. Sie sind aus einem dünneren, dreiseitigen oder auf der äußeren Seite gerundeten Stab gefertigt. […] An den Schenkelenden befinden sich kleinere Befestigungsplatten in Form eines Vierecks oder Rechtecks, die manchmal an den gegenüberliegenden Seiten verziert sind […] und quer angeordnet sind.“342 Später hat er jedoch eine abweichende Charakteristik für die älteste Gruppe der Sporen gegeben: „In den ältesten Gräbern, welche die erste Gruppe bilden, kommen massive Sporen vor, deren Schenkel aus einem dreiseitigen, merklich gewölbten Eisenstab gefertigt sind und deren Bogen mit einem dicken Dorn versehen ist. Diese Sporen sind für die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts typisch, kommen jedoch auch noch in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts vor.343
Zu den Sporen des Typs IA hat er Funde aus folgenden Gräbern eingereiht: 156/49, 185/49, 307/49,344 106/50, 140/50, 174/50 und 190/50.345 Hrubý ging bei der Datierung der Sporen sowohl von Analogien in Deutschland als auch Polen aus. Anhand der Form der Sporen des Typs IA schloss er auch die Möglichkeit nicht aus, dass sie ein spätes Entwicklungsglied provinzialrömischer Sporen mit Kugelanhängern darstellen.346 Für sehr wichtig erachtete er folgende Feststellung: Bestattungen mit Sporen des Typs IA gehören zum ältesten und mittleren Horizont der Gräber in der Flur ‚Na valách‘, von denen keines Mörtel aus der abgerissenen Kirche enthielt [Hervorhe-
Hrubý 1955a, 182. Hrubý 1955a, 182–190. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955a, 184. Hrubý 1955b, 284. V. Hrubý hat die Sporen aus Grab 307/49 nicht nur zum Typ IA (Hrubý 1955a, 184, Abb. 31, 5), sondern auch zum Typ II gestellt (Hrubý 1955a, 188, Abb. 33, 4), und zwar jeweils mit völlig unterschiedlichen Abbildungen der Befestigungsplatten. Bei ihrer Aufführung im Rahmen des Typs IA hat V. Hrubý Folgendes angegeben: „Die Befestigungsplatten der Sporen aus Grab 307/49 (Abb. 31/5) sind dazu noch mit einem Ornament aus ausgetriebenen Ringen versehen“; Hrubý 1955a, 184. Bei ihrer Zuordnung zum Typ II: „Zu dieser Gruppe gehören auch die Kindersporen aus Grab 307/ 49 (Abb. 33/4), deren Platten eine Dreiecksform haben und mit drei Nieten versehen sind“; Hrubý 1955a, 188. Diese unterschiedliche Einteilung verursacht Komplikationen bei der Typologie und Chronologie der Sporen. J. Poulík 1957, 294, hält sich an ihre Einteilung zum Typ IA. B. Kavánová 1976, 47, hat sie zu ihrem Typ IV eingereiht, der der ursprüngliche Typ II nach Hrubý ist. Hrubý 1955a, 184, 186. Hrubý 1955a, 184.
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bung H. Ch.]. Tauschierte Sporen, die ebenso mit Sicherheit zu diesem Typ gehören [Sporen aus Grab 185/49, von Hrubý um 850 datiert347 – H. Ch.], haben wir in die Mitte des 9. Jahrhunderts datiert. Allen Umständen nach scheint es demnach so, dass Sporen des Typs IA zu den ältesten Funden dieser Art auf dem Gräberfeld gehören, größtenteils aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, obwohl sie noch in das dritte Viertel dieses Jahrhunderts reichen.348
Sporen vom Typ IB charakterisierte V. Hrubý folgendermaßen: Sie sind auffällig groß, massiv und stets aus einem dreiseitigen, eisernen Stab hergestellt. Ihre Schenkel sind 15–16 cm lang und öffnen sich wenig. Die Befestigungsplatten besitzen größere Maße, und die Nieten an den Platten sind oft mit Ringen aus Filigrandraht verziert.349 Hrubý hat diesem Sporentyp die Funde aus den Gräbern 19/48, 266/49, 287/49, 50/50, 116/51, 223/51 und 224/51 zugewiesen.350 Die Sporen des Typs IB hielt er für gleichzeitig mit denen des Typs IA. Zu ihrer Datierung in das zweite und dritte Viertel des 9. Jahrhunderts tragen laut Hrubý neben der Stratigraphie auch Analogien für die Verzierung der Sporen aus den Gräbern 266/49 und 224/51 bei. Anhand des Vorkommens von Mörtel in Grab 287/49 vermutete er ihr Fortdauern bis zum Ende des 9. Jahrhunderts.351 Zum Typ II hat Hrubý diejenigen Sporen gestellt, bei denen sich seiner Meinung nach Merkmale der Typen IA und IB verbinden. Sporen des Typs II fallen größer aus und bestehen aus massiven dreikantigen oder einseitig gewölbten eisernen Stäben. Die Befestigungsplatten besitzen unterschiedliche Form: rechteckig, quadratisch, halbkreisförmig oder sogar sechseckig, und es wurde bei ihnen keine Verzierung in Buntmetall festgestellt. Sie haben meist zwei Befestigungsnieten – es kommen jedoch auch Exemplare mit mehr Nieten vor. Verzierungen kommen an den Dornen in Form einer Riffelung vor. In diese Gruppe hat Hrubý Sporen aus den Gräbern 6/48, wieder Grab 307/49, 313/49, 366/49, 117/51, 352 190/51, 251/51, 265/51 gestellt.353 Für diesen Sporentyp ließ Hrubý das Vorkommen bereits in der ältes-
„Die prächtigsten Sporen dieses Typs waren in Grab 185/49 […] verziert am Dorn, an den Schenkeln und auch an den Befestigungsplatten mit Bändern aus geflochtenem Muster, das durch eine Tauschierung aus silbernem und kupfernem Draht ausgeführt ist. […] Eine ähnliche Verzierung trat noch später beim Schwert aus Lucknainen in Preußen auf, das von G. Kossinna in die Mitte des 9. Jahrhunderts datiert wird; aus derselben Zeit stammt wahrscheinlich auch die eiserne Gürtelzunge aus Velem St. Vid mit analog tauschiertem Geflecht. Per analogiam könnte man annehmen, dass die mit tauschiertem Flechtwerk verzierten Sporen aus Staré Město ebenso in die Zeit um 850 gehören“; Hrubý 1955a, 184. Hrubý 1951, 184; 1955a, 186. Hrubý 1955a, 186. Hrubý 1955a, 186–187. Hrubý 1955a, 187. Grab 117/51 war ein Frauengrab. In den Gräbern 117/49 und 117/50 wurden keine Funde entdeckt. Ein Druckfehler ist jedoch auch nicht ausgeschlossen, und V. Hrubý hatte ursprünglich Grab 116/51 angegeben. Die Sporen aus diesem Grab hat er zum Typ IB gestellt. Hrubý 1955a, 188.
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ten Bestattungsperiode zu, betonte jedoch ihre größte Verbreitung in den Gräbern der mittleren Phase; in den jüngsten Gräbern traten sie nach seiner Meinung nicht mehr auf. Absolut hat er sie in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts datiert.354 Später hat er die Sporen von Typ II abweichend charakterisiert: „In die zweite, jüngere Gruppe reihe ich die Sporen mit kleineren Formen, mit langen, oft auch kantigen Dornen am Schenkelbügel ein, die aus leichteren und an der Rückseite leicht gewölbten Stäben gefertigt sind. Ihre Herstellung konzentriert sich auf die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts.“355 Bei der Datierung der Sporen des Typs II stützte sich V. Hrubý auf Schlussfolgerungen J. Schránils bezüglich der kontinuierlichen Zunahme der Dornlänge.356 Auf dieser Grundlage hat Hrubý diesem Typ auch die Sporen aus Grab 366/49 zugewiesen: „Da die Sporen aus Staré Město aus dem Grab unter den Kirchengrundmauern von einer leichteren Ausführung mit langen Dornen sind, gehören sie nicht zum jüngsten Typ, sondern in die zweite Gruppe – die mittlere, die ich ungefähr in die Jahre 850–900 datiere.“357 In die letzte, als Typ III bezeichnete Gruppe hat V. Hrubý Sporen gestellt, die aus einem breiten eisernen Band hergestellt wurden, das sich an den Enden der Schenkel in eine Befestigungsplatte mit zwei Nieten verbreitert. Zeitlich sollen sie in das letzte Viertel des 9. und an den Anfang des 10. Jahrhunderts gehören. Die Datierung wurde seiner Meinung nach auch durch die Stratigraphie der Funde bestätigt. Sie kamen in den Gräbern des jüngsten Horizonts vor.358 Bei der Datierung der Sporen kommt es erneut zu Unstimmigkeiten. Sporen des Typs IA, die dem Autor zufolge eindeutig in den ältesten Bestattungshorizont gehören und die überhaupt ältesten ihrer Art auf dem Gräberfeld seien, befinden sich im südlichen Teil. Im Zusammenhang mit dem südlichen Teil des Friedhofs hat Hrubý jedoch im Kapitel „Dislokation der Gräber“ ausgeführt, dass die Belegung hier erst in der Schlussphase erfolgte. Die Gräber 106/50, 140/50, 174/50 und 190/50 mit Sporen des Typs IA stammen nun aber gerade vom südlichen Teil des Gräberfeldes. Grab 106/50 zählt er sogar zu den Gräbern der jüngsten Phase, die er in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datierte.359 Widerspruchsvoll ist auch seine absolute Datierung der Sporen des Typs IA und die Datierung des Schwertes vom Typ X, das gemeinsam mit ihnen in Grab 190/50 gefunden wurde. Sporen vom Typ IA kamen laut Hrubý insbesondere in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts vor, wobei man ihnen auch noch das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts zugestand. Das Schwert aus Grab 190/50 datierte er jedoch erst an den Beginn des 10. Jahrhunderts: „in die
Hrubý 1955a, 188. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955a, 190; 1955b, 284. Hrubý 1955a, 50.
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Jahre nach 900.“360 Mit der zeitlichen Einordnung des Schwertes widerspricht sich also Hrubý eindeutig bei der absoluten Datierung der Sporen des Typs IA. Sporen vom Typ IA wurden auch in zwei Gräbern gefunden, bei denen es eine widersprüchliche Fundsituation gibt. Dies sind die Gräber 185/49 und 140/50. Laut Plan 3 wird Grab 185/49 von Grab 309/49 überdeckt. Beim von Poulík publizierten Plan Hrubýs ist die Situation genau umgekehrt. Grab 185/49 überdeckt Grab 309/ 49.361 Es entsteht die Frage, welcher der Pläne nun die tatsächliche Fundsituation wiedergibt? Einige Indizien deuten darauf hin, dass die tatsächliche Fundsituation auf dem von J. Poulík publizierten Plan zu erkennen ist. Grab 185/49 wird von Hrubý folgendermaßen beschrieben: „Grube ? × ? × 80 cm, SWW-NOO-orientiert. Skelett eines ungefähr 50- bis 60-jährigen Manns, mit einer Körperlänge von 182 cm, lag rücklings, mit nach hinten geneigtem Schädel, mit den Armen entlang des Körpers und mit gespreizten Beinen. Hinter dem Schädel lag ein Schleifstein (1), am linken Arm ein Feuerstahl (2), am rechten Oberschenkelknochen ein Messer (3), an den Beinen Sporen (4), Reste von Schnallen und Schlingen (5). Die Verfüllung enthielt eine Gefäßscherbe (6).“362 Hrubý führt keine Angaben zur Störung des Grabs durch ein jüngeres Grab und auch nicht zur Stratigraphie auf.363 Zu Grab 309/49 führt er Folgendes an: Grabgrube von 110 × 50 cm, Tiefe von 150 cm, Orientierung NWW–SOO. Durch die Untersuchung hat man in ihr auch eine Kammer aus Holzplanken festgestellt. Das Skelett des Kindes war nicht erhalten. Weitere Angaben zur Stratigraphie führt Hrubý nicht auf. Im Grab wurden ein Gefäß aus Ton – eine sog. „Feldflasche“ (čutora) –, bronzene gleicharmige Kreuze, eine Perle aus grünlichem Glas mit dunkelblauen Augen und ein zerfallenes Messer gefunden.364 Wenn jedoch Grab 185/49 älter als Grab 309/49 sein sollte, müsste es durch dieses gestört sein, weil letzteres eine größere Tiefe von 150 cm erreichte. Die Beschreibung des Grabs 185/49 deutet jedoch einen späteren Eingriff an. Dass demgegenüber Grab 309/49 das relativ ältere ist, lässt sich nicht ausschließen, wobei es nicht gestört sein muss, was bei einem Tiefenunterschied von 70 cm möglich ist. Hrubý datiert es anhand der Feldflasche aus Ton in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts,365 d. h. in einen späteren Zeitraum als Grab 185/49. Gerade auf die Sporen aus Grab 185/49 und ihre chronologische Bestimmung um 850 haben sich J. Poulík366 und D. Bialeková367 am häufigsten berufen und darauf ihre Datierung aufgebaut. Ohne die Kenntnis der genauen Fundsituationen ist
Hrubý 1955a, 167. Poulík 1948–1950, Abb. 57. Hrubý 1955a, 443. Hrubý 1955a, 443. Hrubý 1955a, 460. Hrubý 1955a, 150, 265. Poulík 1957, 296; 1963, 41; Vgl. unten. Bialeková 1977, 134.
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es sehr schwer, über die gegenseitige stratigraphische Position dieser Gräber zu urteilen; das wahrscheinlich relativ ältere Grab ist aber wohl 309/49. Eine ähnlich unklare Fundsituation ist auch bei den Gräbern 140/50 und 154/ 50 zu verzeichnen. Laut Plan 3 ist Grab 154/50 in Grab 140/50 eingezeichnet. Im Grab 140/50 wurde ein 50-jähriger Mann bestattet, bei dem neben Sporen vom Typ IA zwei paarige eiserne Schnallen gefunden wurden.368 Im Grab 154/50 war eine 60-jährige Frau beerdigt; bei ihr wurden sechs silberne Ohrringe mit neun Körbchen, ein silberner Ring mit blauem Glas, ein silberner getriebener Kugelanhänger, ein Messer sowie Scherben verschiedener Gefäße gefunden wurden. Nach Hrubýs Beschreibung war das Skelett der Frau gestört; erhalten blieben nur der (verlagerte) Schädel und die Langknochen der Arme und Beine.369 Hrubý hat sich leider zur stratigraphischen Position dieser Gräber wiederum nicht geäußert. B. Kavánová zweifelte im Sinne der bisherigen Kenntnisse zur Chronologie des „byzantinischen Schmucks“ nicht an der relativ älteren Stellung von Grab 140/50.370 Sie hat die Sporen aus diesem Grab zu denen mit langem Dorn gezählt.371 Anhand neuer Analysen der Gräber mit Körbchenohrringen kann man jedoch voraussetzen, dass Grab 154/ 40 relativ älter als Grab 140/50 ist. Alle Sporen vom Typ IA befanden sich in Gräbern, die nicht von jüngeren Gräbern überlagert waren. Unter den Gräbern mit Sporen vom Typ IA befinden sich ältere Bestattungen. Sie wurden ausschließlich im südlichen Teil des Gräberfeldes gefunden. Sporen vom Typ IB, II und auch III wurden dagegen oftmals in Gräbern gefunden, die von jüngeren Gräbern überlagert waren, die ziemlich tief lagen und sich insbesondere nördlich der Fundamente der Kirche und unter dem Wall befanden (Taf. 6). Die Gräber 19/48, 266/49, 287/49 und 50/50, in denen Sporen des Typs IIB gefunden wurden, befanden sich unter einigen Gräbern, wie z. B. Grab 19/48, unter den Gräbern 17/48 und 18/48. Über Grab 266/49 wurden noch die Gräber 1/49, 42/ 49 und 265/49 gefunden. Grab 50/50 befand sich unter den Gräbern 21/50, 23/50, 26/50, 38/50, 40/50 und 43/50. In Grab 287/49 wurden Mörtelbruchstücke gefunden. Dies wurde für Hrubý zum eindeutigen Kriterium für die Datierung der Sporen des Typs IB erst an das Ende des 9. Jahrhunderts. Er hat die Möglichkeit eines Einschleppens von Mörtelstücken aus Gräbern, die Grab 287/49 überdeckten, nicht in Betracht gezogen. Laut
Hrubý 1955a, 484, 485. Hrubý 1955a, 486, 487. Kavánová 1976, 56. – Gleichzeitig war es für sie der Nachweis, dass Sporen mit langem Dorn spätestens im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts auftauchen. Sie hat sich auf eine ähnliche stratigraphische Situation auf dem Gräberfeld in Břeclav-Pohansko berufen, wo Grab 24, in dem Sporen mit langem Dorn gefunden wurden, von Grab 135 „überdeckt“ war, in dem drei Paar Ohrringe mit 7 Trommeln und ein Paar Ohrringe mit vier Trommeln gefunden wurden; Kalousek 1971. Kavánová 1976, 55.
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Plan 3 wurde Grab 287/49 von den Gräbern 28/49, 59/49, 49/49, 176–177/49 und von Grab 200/49, dessen Skelett mit dem linken Teil direkt in Grab 287/49 „fiel“, überdeckt.372 Eine Verlagerung von Mörtel aus jüngeren Gräbern hat er lediglich bei Grab 266/49 zugelassen.373 Grab 287/49 hat Dostál zu den Gräbern des ältesten Horizonts eingeteilt.374 Grab 116/51 befindet sich unter dem Wall. Bei den Gräbern 223/51 und 224/51 taucht das Problem der „sekundären Tiefe“ auf. Gräber mit Sporen des Typs II weisen ähnliche Fundumstände wie Gräber mit Sporen des Typs IB auf – sie werden durch jüngere Gräber überdeckt. Grab 6/48 befindet sich unter Grab 5/48. Grab 313/ 49 befand sich unter den Gräbern 133/49 und 248/49 in einer Tiefe von 230 cm.375 Grab 366/49 wurde unter den Grundmauern der Kirche in einer Tiefe von 255 cm gefunden, und darüber wurden noch die Gräber 145/49 und 365/49 angelegt.376 Die Gräber 251/51 und 265/51 wurden unter dem Wall entdeckt. Grab 190/51 wird von den Gräbern 186/51 und 187/51 überdeckt, und bei ihm taucht gleichzeitig auch das Problem der „sekundären Tiefe“ auf.377 Gräber, in denen Sporen des Typs III gefunden wurden, kann man ebenso anhand der ‚Stratigraphie‘ nicht eindeutig als die jüngsten bezeichnen. Grab 210/49 könnte laut Plan tatsächlich zu den Gräbern des ‚höchsten Horizonts‘ gehören – es „fiel“ in Grab 277/49. Bei Grab 86/51 ist diese Information sehr diskutabel. Das Grab wurde in Planquadrat 9/D entdeckt, wo Gräber mit Tiefen von ca. 115–130 cm liegen (38/49, 45/49, 15/49, 50/49, 94/49),378 aber auch Gräber mit Tiefen von 170–190 cm (101/49, 103/49, 108/49, 120/49, 115/49)379 und sogar Gräber mit Tiefen von 200–230 cm (111/49, 119/49, 126/49), die von jüngeren, flacheren Gräbern überdeckt waren. Grab 86/51 wies eine Tiefe von 220 cm auf. Laut horizontaler Stratigraphie ist es sehr unwahrscheinlich, dass Grab 86/51 mit den Sporen des Typs III zu den jüngsten Gräbern aus dem 10. Jahrhundert gehört. Kavanová und Bialeková haben diesem Sporentyp noch das Fragment eines Sporns aus Grab 261/49 (Kind, 160 cm) zugewiesen, das von drei jüngeren Gräbern überlagert war. Die Analyse der Fundumstände der Gräber mit den verschiedenen Sporentypen zeigt, dass Gräber mit Sporen des Typs IA nicht zu den ältesten auf dem Gräberfeld gehören und somit die Sporen nicht die ältesten des Gräberfeldes sind. Die Analyse zeigte weiter, dass in den besonders tief gelegenen Gräbern gerade diejenigen Spo Hrubý 1955a, 444. Hrubý 1955b, 295. Vgl. Abschnitt III. 1. Hrubý 1955a, 460. Hrubý 1955a, 467. Vgl. oben. Hrubý 1955a, 425, 427–428, 433. Grab 38/49 überdeckt z. B. die Gräber 115/49 und 118/49; Grab 45/49 überdeckt die Gräber 96/ 49, 15/49 und Grab 50/49 überdeckt Grab 116/49 und teilweise Grab 238/49, in dem auch Mörtel gefunden wurde; Hrubý 1955a, 448.
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ren vorkommen, die Hrubý für die entwicklungsgeschichtlich jüngeren gehalten hatte – also solche vom Typ IB, II und III. Daraus ergibt sich, dass die relativchronologische Bestimmung der Sporen auf dem Gräberfeld falsch ist. Typologie und Chronologie der Sporen wurde beachtliche Aufmerksamkeit geschenkt.380 Einige Datierungen Hrubýs wurden dank neuer Funde korrigiert; die von ihm anhand der Funde aus Staré Město erstellte grundlegende relative Datierung der Sporentypen blieb jedoch erhalten. J. Poulík stützte seine Datierung der Sporen aus Grab 44 bei der Kirche II und aus Grab 50 bei der Kirche VI in Mikulčice auf die widersprüchliche relative und auch absolute Datierung Hrubýs, insbesondere auf die Datierung der Sporen vom Typ IA, „die von V. Hrubý vor einiger Zeit als Typ IA anhand der Funde und stratigraphischer Beobachtungen in Staré Město bezeichnet wurden.“381 Er berief sich bei der absoluten Datierung der beiden genannten Sporen aus Mikulčice insbesondere auf die Datierung der Sporen aus Grab 185/49 auf um 850.382 Poulík drückte anhand der Datierung der Sporen des Typs IA durch V. Hrubý und anhand der Ziertechnik der Sporen aus Grab 44 bei der Kirche II seine Meinung zur früheren Herstellung der Sporen aus Mikulčice aus: Wenn wir die Sporen des Typs IA nach V. Hrubý vom Gräberfeld Staré Město ‚Na valách‘ mit den Funden aus Mikulčice vergleichen, dann handelt es sich insbesondere um einen Vergleich der vergoldeten Exemplare mit tauschierten eisernen Formen, die Nachahmungen der Prunkvorlagen sein können. Der bisherige Stand der Forschung zeigt uns also, dass die Herstellung der erwähnten vergoldeten Formen im Gebiet um Mikulčice früher begann, als die Sporen des Typs IA in Staré Město hergestellt wurden, d. h. bereits am Anfang des 9. Jahrhunderts. Zu dieser Datierung kamen wir ebenso bei den Analysen der vergoldeten Sporen […] von der Kirche II in Mikulčice.383
1957 datierte Poulík bei der Auswertung des Friedhofs die Sporen aus Grab 44 um 850.384 In diesem Artikel stellte er zum ersten Mal auch Betrachtungen bezüglich der künstlerischen Verwandtschaft der Sporen aus Mikulčice und der Funde aus Blatnica an.385 Diese Idee entwickelte er später bei der Analyse des Gräberfeldes bei der Kirche VI weiter,386 während er 1957 die zeitliche Einteilung des Fundes aus Blatnica in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts bzw. die Datierung des Schwertes zwischen 840 und 870 vorgenommen387 und auch die Datierung des Grabs 44 anhand der Kugelanhänger in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts präsentiert hatte: „Ihre solide Ausführung zeugt davon, dass sie aus der Blütezeit des Kunsthand-
Kavánová 1976, Bialeková 1977. Poulík 1963, 41. Poulík 1963, 41. Poulík 1963, 41. Poulík 1957, 298. Poulík 1957, 296. Poulík 1963, 43–44. Poulík 1957, 298.
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I Einführung und Problemlage
werks im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts stammen. Somit ist wahrscheinlich, dass diese Ziergegenstände, die für das altmährische Umfeld so charakteristisch sind, jünger sind als die Sporen aus demselben Grab, die um 850 datiert werden können.“ Das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts ist seiner Meinung nach gleichzeitig auch die Zeit, in der es zur Niederlegung der Funde ins Grab gekommen ist: Zu dieser zeitlichen Bestimmung führte nicht nur die Analyse der Ziermotive, sondern auch die Tatsache, dass beide Sporen an ihren Schenkeln repariert sind. Sie dienten also eine längere Zeit und kamen erst im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts ins Grab. Davon zeugen andere Gegenstände aus dem Grabinventar und die Anlage des Grabs des Magnaten im Rahmen der mit der Kirche II zusammenhängenden Geländegestaltung. Grab 44 lag ebenso über dem älteren Grab 74, in dem ein Gefäß mit plastischer Marke in Form eines Kreuzes am Boden gefunden wurde […] Bis jetzt können wir Keramik mit solchen Marken im altmährischen Umfeld frühestens in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts datieren. Das Grab mit dem Gefäß lag ebenso innerhalb der Geländegestaltung der zweiten Kirche, die gegen 860 erbaut wurde.388
1963 lehnte Poulík die Einordnung der Funde aus Blatnica in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts bereits ab und betont gleichzeitig das Fehlen der Funde des Blatnica-Stils nach der Mitte des 9. Jahrhunderts: In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gibt es hier nämlich nichts, was wir vom Stil her mit der Gruppe der Objekte aus Blatnica oder mit denen aus Mikulčice (vergoldete Sporen mit Garnituren von Bandbeschlägen) vergleichen könnten. In der zweiten Hälfte und insbesondere im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts überwog in Mähren eine eigenständige Kultur, die mit goldenen und silbernen Schmuckstücken insbesondere in Staré Město markant charakterisiert war, wo es bis jetzt nur ziemlich wenig Gegenstände vom Typ Blatnica oder Mikulčice gibt.389
Seit dieser Zeit erscheint in der Literatur auch ein neuer Terminus: Fundstücke des ‚Blatnica-Mikulčice-Typs‘ oder Stils390 oder der ‚Blatnica-Mikulčice-Horizont‘,391 der die Datierung der materiellen Kultur in Südmähren und in der Westslowakei bedeutend beeinflusst hat. Später, anhand der Datierung der Sporen aus Grab 44 bei der Kirche II in Mikulčice, entwickelte J. Poulík auch die Idee einer früheren Datierung der dort gefundenen Kugelanhänger und setzt diese an den Anfang ihrer Entwicklung.392 Poulík 1957, 298. Poulík 1963, 44. Dostál 1966, 89; 1990, 40; Dekan 1985, 130. Bialeková 1980a, 29; 1980b, 219; Štefanovičová 2004, 390. – Die Meinungen zur Datierung des eigentlichen Blatnica-Horizonts, der von J. Eisner eingegrenzt wurde, waren bislang nicht einheitlich und sie sind es auch heutzutage nicht – die älteren Meinungen finden wir bei Eisner 1952, 323–328, die neueren bei Wachowski 1989, 209–220; 1992, 104–105. Poulík 1975, 63, 69; 1985, 31, Vgl. Abschnitt II. 2. 9. – Charakterisierung und Datierung des Blatnica-Mikulčice-Horizonts, die von der zeitlichen Abgrenzung der Sporen des Typs IA nach V. Hrubý und IV nach D. Bialeková ausgingen, sind nur noch forschungsgeschichtlich relevant. 2017 publizierte Z. Robak eine umfangreiche Studie, in der er zeigte, dass mit der Fundstelle Blatnica verbundene Fundgegenstände nicht wie vermutet aus einem Grabkomplex stammen, sondern wahrscheinlich das Ergebnis einer Sammlertätigkeit darstellen; Robak 2017.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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B. Kavánová akzeptierte die relativ-chronologische Entwicklung der Sporen nach Hrubý. Lediglich die Sporen aus Grab 366/49 hat sie als ältesten Typ I ausgesondert, zusammen mit den Sporen aus den Gräbern 90, 232 und 265 von der Kirche II in Mikulčice und den Sporen aus Grab 58 vom Gräberfeld in Kopčany.393 Diesen Typ hält sie für die ältesten Sporen mit Befestigungsplatten. Die Entwicklung der Sporen geht nach Kavánová weiter zu Typ II, der Typ IA nach Hrubý entspricht. An den Beginn ihrer Entwicklung hat sie ähnlich wie J. Poulík die Sporen aus Grab 44 von der Kirche II und aus Grab 50 von der Kirche VI eingereiht. Diesen Typ hat sie in die Varianten A und B aufgegliedert, wobei für Variante B direkte Nachweise zu seinem Vorkommen vor 850 fehlen. Zur Variante B hat sie auch die Sporen aus Grab 185/49 gezählt. Mit der Datierung dieser Sporen von Hrubý um 850 war sie einverstanden.394 Zum ältesten Fundhorizont gehören laut B. Kavánová auch die Sporen des Typs III (= Typ IB nach Hrubý). Kavánová hat Typ III in die Varianten A und B gegliedert, wobei die Variante B dem Typ II nach Hrubý entspricht.395 Zu den Sporen der Variante III B hat B. Kavánová nur die Gräber 19/48 und 313/49 mit Sporen des Typs II nach Hrubý eingereiht. Mit der Chronologie der Sporen des Typs IB nach Hrubý vom Gräberfeld in Staré Město hat sich auch L. Galuška befasst. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er den Prunksporen aus den Gräbern 266/49 und 224/51. Er kam zu der Schlussfolgerung, dass die Sporen aus Grab 224/51 um 800 hergestellt wurden. Bei den Sporen aus Grab 266/49 erwägt er eine Fertigung in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, genauer in ihrer älteren Phase. Er hält beide Gräber für die ältesten des Gräberfeldes.396 Die Sporen des Typs III, Variante A nach der Typologie Kavánovás (= Typ IB nach Hrubý) sind mit ihrem Typ II gleichzeitig.397 Die Sporen des Typs III B bilden eine jüngere Variante von III A und erscheinen deswegen später als die Sporen des Typs II.398 Die Entwicklung verlief laut Kavánová weiter zu Typ IV, und zwar auf der Grundlage der Sporen von Typ II durch Übernahme von Merkmalen des Typs III (wodurch sie sich praktisch der Meinung von Hrubý anschließt). Kavánová zählt zu Sporen des Typs IV Funde aus folgenden Gräbern von Staré Město „Na valách“: 307/49, 112/51, 251/51, 265/51 und 289/51. Sehr problematisch war für sie die chronologische Einteilung der Sporen mit breitem Schenkel (Typ III bei V. Hrubý).399 Als eine selbständige Variante sonderte Kavánová Sporen mit langem Dorn aus. Zu diesen hat sie die Sporen aus Grab 140/50, 123/50 und 204/AZ von Staré Město gezählt.400
Kavánová 1976, 19–21. Kavánová 1976, 28, 31. Kavánová 1976, 36. Galuška 1998, 99, 101, 103; 1999, 102–103. Kavánová 1976, 40. Kavánová 1976, 36, 40. Kavánová 1976, 51–53. Kavánová 1976, 55.
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I Einführung und Problemlage
Bialeková reihte anhand der Untersuchung des Burgwalls Pobedim Sporen mit breiten Schenkeln (sie bezeichnet diese wie Hrubý als Typ III) in der Entwicklung noch vor Sporen, die Hrubý als Typ IA bezeichnet (Kavánová Typ II, Bialeková Typ IV). Bialeková war mit den Schlussfolgerungen der chronologischen Einteilung der Sporen IV (IA) eindeutig mit V. Hrubý einverstanden: „Seine [Hrubýs – H.Ch.] Schlussfolgerungen sind bis heute gültig.“401 Ihrer Meinung nach wurde die Entwicklung der Sporen mit Typ V fortgesetzt, der Typ IB und II nach Hrubý sowie IIIB und IV nach Kavánová entsprach. Wieder wird der von Hrubý erstellten relativ-chronologischen Entwicklung der Sporen gefolgt. In der Typologie Bialekovás kamen Sporen mit langem Dorn überhaupt nicht vor,402 auch wenn gewisse Anzeichen einer Dornverlängerung auch bei den Exemplaren von Pobedim ausgewiesen werden.403 Exkurs: Neue Erkenntnisse zur relativen Datierung der Sporen Inzwischen erschienen mehrere Arbeiten, die sich entweder kurzgefasst oder detailliert mit der Datierung der Sporen befassen. Die Ansichten sowohl zur relativen als auch zur absoluten Datierung einiger Typen haben sich radikal geändert. Mit der Typologie der Sporen der Karolingerzeit und haben sich Th. Kind und Z. Robak detailliert befasst.404 Robak, der die Sporen aus dem weiteren Mitteleuropa bearbeitet hat, teilt diese in neun Typen auf. Das Hauptkriterium dafür ist die Art, wie die Sporen am Schuhwerk befestigt werden – Sporen mit Schlaufe (Typ 1), Sporen mit fester Schnalle (Typ 2),405 Sporen mit einer Öse und einem festen Niet (Typ 3), Sporen mit Platten und einem Niet (Typ 4), Sporen mit ausgewölbter Platte (Typ 5), Sporen mit vertikalen Reihen von Nieten (Typ Biskupja-Crkvina, Typ 6 und 7), Sporen mit Platten mit zwei Nieten (Typ 8) und Sporen mit Platten und einer quergelegten Reihe von Nieten (Typ 9).406 Sporen, die am häufigsten in Mähren und in der Südwestslowakei vorkommen, sind die Typen 6 und 7 (Biskupja-Crkvina), die dem Typ IB nach Hrubý und VA nach Bialeková entsprechen, sowie Typ 8, der Typ II nach Hrubý und Typ VB nach Bialeková gleicht. Als Typ 9 hat Robak Sporen zusammengefasst, die in der tschechischen und slowakischen Literatur in zwei Typen aufgeteilt werden: Sporen mit flachem Schenkel, Typ III nach Hrubý und auch Bialeková, zusammen mit Sporen des Typs IA nach Hrubý und IV nach Bialeková. Aus Robaks Analyse resultieren ähnliche Schlussfolgerungen zur relativen Chronologie der Sporen wie aus der Ana-
Bialeková 1977, 134. Bialeková 1977, 133. Bialeková 1977, Abb. 13. Kind 2007; Robak 2013. Sporen mit einer festen Schnalle wurden von P. Kouřil bearbeitet; er vermutet ihr häufiges Vorkommen in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, insbesondere im zweiten Viertel; Kouřil 2001, 254. Robak 2013, 25–35.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
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lyse der Gräber mit Sporen auf dem Gräberfeld „Na valách“.407 Darüber hinaus zeigt auch die Analyse der Sporen in Gräbern um die Basilika in Mikulčice ganz ähnliche Ergebnisse.408 Zu den ältesten Sporen, welche in nennenswertem Umfang auf dem Gebiet Südmährens und der Südwestslowakei vorkommen, gehören Sporen der Typen 6 und 7 – Sporen des Typs Biskupja-Crkvina. Zusammen mit ihnen erschienen auch frühe Sporen vom Typ 8.409 Zu ihrer oberen zeitlichen Grenze hat sich Robak nicht eindeutig geäußert, sondern lediglich die Meinungen anderer Forscher zusammengefasst, wobei er ein Auftreten bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts zulässt. Zuletzt sind laut Robak Sporen vom Typ 9 hergestellt worden; ihren Beginn vermutet er um die Mitte des 9. Jahrhunderts.410 In der tschechischen Archäologie wird auch weiterhin zwischen Sporen mit flachem Schenkel (Typ III nach Hrubý und Bialeková) und Sporen mit quergelegten Nieten (Typ IA nach Hrubý und IV nach Bialeková) differenziert. Angesichts gewisser Konstruktionsdifferenzen zwischen den Sporen (Breite der Schenkel) ist ihre Differenzierung zwar angezeigt – wenn schon nicht nach Typen, dann wenigstens nach Varianten. Ihnen ist der Abschluss durch eine Platte mit horizontal angeordneten Nieten gemeinsam. Vor einiger Zeit haben sich zu ihrer relativ-chronologischen Beziehung Košta und Kavánová geäußert.411 Košta vermutet, dass Sporen mit flachem Schenkel nicht älter als die Sporen mit quer angeordneten Nieten an der Platte sein können.412 Kavánová vermutet anhand der Stratigraphie des Gräberfeldes bei der Basilika in Mikulčice jedoch genau dies – Sporen mit flachem Schenkel seien älter.413 Wie erwähnt, sind von Staré Město „Na valách“ lediglich drei Gräber mit Sporen mit flachem Schenkel bekannt. Zwei Gräber – 86/51 und 261/49 – können ziemlich sicher in den älteren Bestattungshorizont, d. h. vor dem Bau der Kirche, eingeordnet werden. Grab 261/49 befindet sich in unmittelbarer Nähe der Apsis und wurde durch die Gräber 4/49, 42/49, 36/49414 und 58/49 überdeckt. Hieraus resultiert, dass Sporen mit flachem Schenkel (Typ III nach Bialeková und Hrubý) früher als solche mit quer angeordneten Nieten an den Platten (Typ IA nach Hrubý und Typ IV nach Bialeková) aufkommen.
Vgl. oben. Ungerman/Kavánová 2010; Kavánová 2012. Robak 2013, 33. Robak 2013, 34. Košta 2008; Kavánová 2012. Košta 2008, 283. Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 4; Kavánová 2012, 170. Auf Plan 3 ist Grab 36/49 angegeben; es ist jedoch möglich, dass es sich um Grab 56/49 handelt, in das laut Beschreibung Grab 58/49 „fällt“; Hrubý 1955a, 429.
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I Einführung und Problemlage
Vielleicht bringt die Zukunft weitere Details zur relativen Chronologie der aufgeführten Sporentypen. Entscheidend ist, dass die zuletzt genannten Sporen als jüngste Formen auftraten, welche auf dem Gebiet des Mährerreichs in Benutzung waren. Die relative Chronologie der Sporen bzw. des Aufkommens der einzelnen Typen ist damit definitiv geklärt. Sporen vom Typ Biskupija-Crkvina und diejenigen mit fester Schnalle stellen die ältesten Typen dar, deren Vorkommen auf den Gräberfeldern zusammen mit Sporen des Typs II nach Hrubý einsetzte. Sporen des Typs IA nach Hrubý bzw. Typs IV nach Bialeková haben sich zusammen mit Typ III als die jüngsten Sporenformen erwiesen.415
3.6 Zusammenfassung Die Analyse ausgewählter stratigraphischer Situationen rief Bedenken und Zweifel an der bisherigen relativen Datierung des archäologischen Materials des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ hervor. Die vorgestellten Fundumstände der Gräber mit Schmuck und derjenigen mit Sporen weisen eindeutig auf Unstimmigkeiten in der relativen Chronologie des Gräberfeldes hin. Das Missverständnis entstand infolge Hrubýs Prämisse, wonach Mörtel ein geeignetes und nahezu eindeutigen Datierungsmittel darstelle, welches die Gräber mit Mörtelresten erst in den Zeitraum nach dem Niedergang der Kirche datiere.416 Mörtel kam auch mehrmals in Gräbern mit Frauenprunkschmuck vor. Danach hat Hrubý goldene und silberne Ohrringe der jüngsten Bestattungsperiode zugewiesen, obwohl diese Gräber oftmals von jüngeren Gräbern überdeckt oder gestört wurden. Das Fehlen von Mörtel war für Hrubý gleichzeitig der Beweis dafür, dass die betreffenden Gräber vor dem Niedergang der Kirche angelegt wurden.417 Ganz an den Anfang der Sporenentwicklung hat Hrubý Vertreter des Typs IA eingereiht. Nach der Analyse der Befundsituation der Sporengräber gehören Exemplare vom Typ IA jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit erst an das Ende der Sporenentwicklung418 auf dem Gräberfeld. Die falsch erkannten bzw. datierten Materialgruppen von Staré Město haben die absolute Datierung vieler archäologischer Funde in weiten Teilen
Trotz der hier aufgeführten Zusammenhänge erscheinen immer noch Arbeiten, die bei der absoluten Einordnung der Sporen des Typs IA nach Hrubý und IV nach Bialeková in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts verbleiben; Jakubčinová 2014, 219. Nur bei dem bereits erwähnten Grab 266/49 verzichtete Hrubý auf die Datierung anhand des Mörtels. So bei der chronologischen Abgrenzung der Sporen des Typs IA und bei der Datierung des Grabs 279/49. Vgl. Abschnitt I. 3. 5. Exkurs.
3 Die relative Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“
65
des zentralöstlichen und südlichen Europas nach 1955 beeinflusst, womit man sich bis heute auseinandersetzen muss.419 Das Problem der relativen Datierung der Funde des Gräberfeldes wird nur durch eine neue, gründliche Analyse zu lösen sein. Wie bereits mehrfach angedeutet, ist es hierfür notwendig, sämtliche Daten – wie die gegenseitigen stratigraphischen Beziehungen der Gräber, die Abmessungen der Grabgruben und ihre Orientierung, die genaue Lokalisierung der Gräber im Plan, Grabskizzen, alle Funde420 – offenzulegen, also neu vorzulegen in der Weise, wie auch der Friedhof bei der Kirche VI in Mikulčice von N. Profantová erneut publiziert wurde.421 Eine Reihe wichtiger Informationen zur relativen Chronologie des Gräberfeldes werden von Hrubý selbst gegeben.422 Durch die Geländeuntersuchung des Jahres 1948 wurden demnach vier wichtige Tatsachen festgestellt: 1. An der höchsten Stelle des Gräberfelds wurde „ursprünglich eine nicht sehr große“ Plattform untersucht. 2. Im südlichen Teil der Sondage von 1948 befand sich eine größere Anzahl an Gräbern. Sie störten sich gegenseitig und überdeckten sich teils mehrfach. 3. In den untersten Gräbern wurden sehr reiche Funde angetroffen: goldene Ohrringe, ein mit Goldblech beschlagenes Messer und weiteres. 4. In den Verfüllungen vieler Gräber wurden Mörtelstücke vorgefunden. Diese Beobachtungen ließen Hrubý vermuten, dass sich der südliche Teil der Sondage dem zentralen Teil des Gräberfelds nähere, und er erwartetet dort eine Kapelle oder Kirche. Tatsächlich wurden in nur 20 cm Entfernung vom Südende der Sondage, an der Stelle der bereits früher erkannten Plattform und in unmittelbarer Nähe einer großen Anzahl von Gräbern, die Fundamente einer Kirche entdeckt.423 Mit diesen vier Punkten hat Hrubý also entscheidende Informationen zum Gräberfeld beigesteuert. Die wichtigste davon betrifft die Plattform an der höchsten Stelle. Hrubý hat diese Plattform zwar nicht näher beschrieben, weder ihren Umfang noch weitere Parameter angegeben. Auch in der Monographie äußerte er sich dazu nur sehr knapp: „An der höchsten Stelle des untersuchten Teils des Gräberfeldes im Schilderschen Garten befand sich eine nicht allzu große Plattform (später
Kleemann 2010, 86, Anm. 63. Einige Gräber, wie z. B. 8/51, 40/51, 39/51, sind an der Grenze der Planquadrate 10/D und 10/E eingezeichnet. In der Beschreibung der Gräber gibt Hrubý jedoch Planquadrat 11/D an. Es fehlen hier die zeichnerische Dokumentation der Gräber und auch viele Funde. Profantová/Kavánová 2003. Hrubý 1955b. Hrubý 1955b, 268.
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I Einführung und Problemlage
durch den Wall und rezente Aufschüttungen aus dem Aushub der anliegenden Keller überdeckt), auf welcher die auf dem bereits früher angelegten Friedhof erbaute Kirche stand.“424 Dieser Befund ermöglicht nun aber einen völlig neuen Blick auf die innere Entwicklung des Gräberfeldes, und sie eröffnet neue Möglichkeiten ihrer Interpretation. Diese Plattform klärt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Frage der „sekundären Tiefe“ auch an denjenigen Stellen, an die der Wall nicht reichte, und die markanten Unterschiede in den Tiefen der Gräber in den Planquadraten 7/D und 8/D, also der Gräber 24/48, 26/48, 41/49 a 91/49, 10/48, 20–23/48, 39/49, 63/49 und 129/49, 97/ 51. Besagte Plattform deutet im nördlichen Teil zugleich eine komplizierte Entwicklung auf dem Gräberfeld an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die ältesten Gräber (in Planquadrat 7–10/C und 7–10/D, bei denen Tiefen von 180–200 cm oder die Angabe der „sekundären Tiefe“ auftreten) von der genannten Plattform überdeckt wurden, auf der später die Kirche errichtet wurde, um die wiederum später das jüngere Gräberfeld entstand.425 Diese Hypothese kann durch eine neue, detaillierte Analyse bestätigt oder widerlegt werden. Hrubýs Monographie bleibt trotz der genannten Widersprüche wertvoll und wichtig. Dank dieser Publikation kann man die Unstimmigkeiten überhaupt erst erkennen. Gleichzeitig ist es auf der Basis ihres zweiten Teils „Archäologische Quellen“ möglich, die weitere Erforschung dieses einzigartigen frühmittelalterlichen Fundplatzes und somit auch der materiellen Kultur auf dem Gebiet des östlichen Mitteleuropas fortzusetzen.
Hrubý 1955a, 46. Die bisherigen Erkenntnisse schließen nicht aus, dass es zwei zeitlich nicht sehr weit auseinanderliegende Phasen des Gräberfeldes gibt. Die erste Etappe erstreckte sich auf der gesamten Fläche des Schilderschen Gartens; wahrscheinlich dehnte sie sich tatsächlich vom nördlichen Rand Richtung Süden aus (Gräber 190/50, 191/50), wie es Hrubý vermutete. Diese Gräber sind meist von WNW nach OSO ausgerichtet. Später, nach der Entstehung der Plattform und der Errichtung des Kirchenbaus, beginnt die jüngere Phase des Friedhofs, deren Gräber nicht nur in Richtung Kirche, sondern auch in Richtung Wall angelegt wurden. Damit sollte nun auch die Debatte bezüglich der Datierung des Walls eröffnet sein.
II Typologie der Schmuckformen Im vorangehenden Kapitel zur Analyse der stratigraphischen Situation der Gräber mit Schmuck und mit Sporen wurde die fehlerhafte relativ-chronologische Gliederung der materiellen Kultur auf dem Gräberfeld „Na valách“ deutlich. Bereits Hrubý hatte festgestellt, dass das wiederholte Vorkommen von Ohrringen und weiteren Fundobjekten in den Gräbern die Erarbeitung einer chronologischen Reihe ermöglicht. Um die relative Entwicklung erfassen zu können, muss man sich zunächst detailliert diejenigen Fundgegenstände genauer ansehen, von denen wir bei der Erstellung der relativen Sequenz ausgehen werden. Im Folgenden sollen die Typen von Ohrringen und Kugelanhängern vorgestellt werden, welche den Hauptanteil in den Grabausstattungen bildeten. Dabei werden bisherige Ansichten zu ihrer Datierung kurz dargelegt sowie neue Erkenntnisse zu ihrem Fundkontext auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ aufgeführt. Perlen und Fingerringe kamen in Gräbern mit prunkvollem Schmuck recht sporadisch vor, weswegen ihnen nachfolgend keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Besonderes Interesse gebührt zuerst der großen und mannigfaltigen Gruppe der Traubenohrringe, doch auch andere Ohrringtypen erfahren eine Auswertung. Eine eingehende Betrachtung gilt ebenso den Kugelanhängern, die einen beinahe untrennbaren Bestandteil der Schmuckkombinationen darstellen. Die Klassifizierung der Ohrringe und Kugelanhänger dient lediglich als Basis für weitere Erkenntnisse zur relativen Chronologie des Schmucks mit Hilfe von Kombinationen und Grabinventaren, in welchen Ohrringe und Kugelanhänger gemeinsam vorkommen.1 Die Typenansprache hält sich im Folgenden zunächst an diejenige B. Dostáls.2 Angegeben sind die einzelnen Formen daher nach den dort publizierten Abbildungen. In ihnen wird auf die eigentlichen Typenbezeichnungen verwiesen, bei denen sich Dostál an Hrubýs Vorbild orientierte, aber eigene Typenbezeichnungen wählte. Um den Varianten der definierten Typen gerecht zu werden, seien hier nicht die allgemeineren Typen und ihre Bezeichnungen zugrunde gelegt, sondern die Abbildungsnummern Dostáls. Daraus ergibt sich z. B. die Angabe „Typ Dostál Abb. 8,2“, womit Dostáls „Typ B I 1a“ gemeint ist. Für den Überblick und besseren Orientierung wird daher auf die Konkordanztabelle verwiesen.
Vgl. Kapitel III. Dostál 1966. https://doi.org/10.1515/9783111030265-002
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II Typologie der Schmuckformen
1 Ohrringe 1.1 Traubenohrringe Traubenohrringe sind die häufigsten Ohrringe, und sie stellen den Großteil des Frauenschmucks insgesamt dar; bis heute wurde ihnen jedoch keine größere Aufmerksamkeit zuteil. Eine Reihe von Unklarheiten resultiert daher aus ihrer nicht hinreichenden Typologie und Terminologie. Unter dem Terminus „Traubenohrring“ verbirgt sich ein breites Spektrum von Ohrringen – in der Klassifikation von Dostal als „Varianten“ bezeichnet. Die bisherige Typologie Hrubýs und Dostáls legte das Augenmerk nur auf einige Elemente wie die Grundform (einseitige, beidseitige, doppelkonische Traube) bzw. auf die Verarbeitung des unteren Bogens (nicht verziert, mit Granulation oder mit Filigran verziert). Anhand dieser Kriterien wurden die Traubenohrringe von Dostál3 in vier Typen mit vielen Varianten aufgeteilt:4 Ohrringe mit einfacher Traube: 1. Variante – Ohrringe mit einem Kügelchen (Typ B I 1 a = Dostál Abb. 8,1) 2. Variante – Ohrringe mit einer Traube aus vier Kügelchen (Typ B I 1 b = Dostál Abb. 8,2) 3. Variante – Ohrringe mit einseitig gestreckter Traube, manchmal mit Trommel abgeschlossen (Typ B I 1 c = Dostál Abb. 8,3–5) Ohrringe mit beidseitiger Traube: 1. Variante – Ohrringe mit beidseitigen Trauben (Typ B I 2 a, b = Dostál Abb. 8, 8, 9) 2. Variante – Ohrringe mit ährenartiger Traube, granuliert (Typ B I 2 c = Dostál Abb. 8,10) 3. Variante – Ohrringe mit ährenartiger Traube, gegossen (Typ B I 2 d = Dostál Abb. 8,14). Dostál wies der zweiten Variante auch Ohrringe zu, bei denen der Abschluss des Bogens mit einer Öse versehen ist (Typ Dostál Abb. 8,11–12).
Dostál 1966, 35–36. Zum besseren Verständnis wurden bei den Traubenohrringtypen die Bezeichnungen nach den Abbildungen bei B. Dostál 1966 gewählt, so wie sie Š. Ungerman 2005 verwendet.
1 Ohrringe
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Traubenohrringe mit verziertem unteren Bogen:5 1. Variante – Traubenohrringe mit unterem Bogen verstärkt durch Granulation (Typ B I 3 a = Dostál Abb. 8,15–16) 2. Variante – Traubenohrringe mit unterem, durch Filigran verstärkten Bogen (Typ B I 3 b = Dostál Abb. 8,21–23) Traubenohrringe, auch am oberen Bogen verziert: Dostál erwähnte im Text sechs Varianten; spricht konkret jedoch nur von drei: (Typ B I 4 b = Dostál Abb. 8,30), (Typ B I 4 d und B I 4 f = Dostál Abb. 8,34). Dostáls Klassifizierung der Traubenohrringe hatte neben der Form und Befestigungsart auch die Verarbeitung des unteren Ohrringbogens zur Grundlage, nach der Typen mit unverziertem unteren Bogen und solche mit Verzierung (Granulation, ggf. Filigran) an dieser Stelle unterschieden wurden. Die Varianten der Traubenohrringe definierte Dostál anhand der Form der Ohrringtraube. Es zeigt sich, dass dies ein brauchbareres Merkmal zur Differenzierung darstellt, und es bietet dem Betrachter eine konkretere Vorstellung. Aus diesem Grund wird es besser sein, die Traubenohrringe nach der Form und Konstruktion der Traube als nach der Gestaltung des unteren Bogens zu definieren. Die Verzierung des unteren Bogens erhöht im Grunde genommen nur die „Pracht“ des Ohrrings und kann eher als Variante angesehen werden. Nach der Wahl dieses Kriteriums – der Form der Ohrringtraube – können wir sechs Typen von Traubenohrringen unterscheiden, die im frühen Mittelalter auf den Gräberfeldern in Südmähren vorkamen. Die Juweliere waren – und sie sind es bis heute – sehr kreativ, und deswegen kommen bei einigen Typen Exemplare vor, die in Details vom Grundschema abweichen. Einige Ohrringe sind sogar Unikate und können keinem der bekannten Typen eindeutig zugewiesen werden. Probleme entstehen nicht nur bei der Bildung einzelner Typen und der Zuweisung der Exemplare, sondern auch bei der Terminologie. Eine genaue Beschreibung der einzelnen Traubentypen ist manchmal viel zu lang, weswegen es sich als vorteilhafter erweist, den Traubenohrringtypen eine kurze Bezeichnung nach ihrem jeweils hervorstechenden Merkmal zuzuweisen (z. B. „Ohrringe mit ährenartiger Traube“), das bereits auch in der Literatur gebräuchlich ist, oder sie nach dem Fundort zu benennen und außerdem um die Bezeichnung des Ohrrings nach den Tafeln von Dostál, wie sie Ungerman in seiner Studie verwendet, zu ergänzen. Die Unterscheidung von sechs Typen von Traubenohrringen muss nicht endgültig sein, weil bei der Analyse hier nur von bildlichen Darstellungen ausgegangen wird; die Zukunft könnte zu einer detaillierteren Aufteilung der Traubenohrringe führen.
B. Dostál erwähnte mehrere Varianten (B I 3 c–d), die er jedoch nicht näher beschrieben hat.
70
II Typologie der Schmuckformen
a) Ohrringe mit ährenartiger Traube (Typ Dostál Abb. 8,10.15.21) und Traubenohrringe des Typs Trilj (Typ Dostál Abb. 8,12)
Abb. 2.1: Ohrring mit ährenartiger Traube (a) und Traubenohrringe vom Typ Trilj (b).
Den Terminus „Ohrring mit ährenartiger Traube“ (Abb. 2.1) verwendete V. Hrubý.6 Die Traube des Ohrrings ist beidseitig, wobei der obere Teil der Traube meist durch zwei bis drei Reihen von Kügelchen gebildet und mit einem größeren Kügelchen abgeschlossen ist. Der untere Teil besitzt oft eine Kügelchenreihe mehr als der obere und ist ebenso mit einem größeren Kügelchen abgeschlossen. Die Abschlusskügelchen sind häufig an einem feinen Draht befestigt – oder werden von einem Kügelchenring gehalten, wie z. B. Staré Město „Na valách“, Grab 22/48 (Taf. 13), oder sie sind direkt in der letzten Kügelchenreihe eingebettet. Die Traube wird mit einer Schlaufe am unteren Bogen des Ohrrings gehalten. Ohrringe mit ährenartiger Traube kommen in zwei Grundvarianten vor – entweder mit ährenartiger Traube ohne Gestaltung des unteren Bogens oder in prächtigeren Varianten. Der untere Bogen kann mit feiner Granulation verziert sein (Staré Město „Na valách“, Grab 22/48, Břeclav-Pohansko, Gräber 70, 97 oder 336 [Taf. 20]). Seltener kommt Verzierung mit Filigran vor (Staré Město „Na valách“, Grab 26/48 [Taf. 13]); gelegentlich wird der untere Bogen aus zwei verflochtenen, gedrehten Filigrandrähten gebildet (Staré Město „Na valách“, Grab 298/49 [Taf. 11]). Beide Varianten kommen beinahe auf allen Gräberfeldern Südmährens vor – nicht nur in Nekropolen des Typs Staré Město oder Mikulčice, sondern auch auf den „dörflichen“ Friedhöfen wie z. B. Hluk, Lanžhot,7 Rajhradice sowie auch in der Südwestslowakei wie z. B. in Čakajovce, Gräber 335 und 426,8 Cífer-Pác, Grab 19,9 oder in Böhmen, z. B. in Klecany, etwa Grab 53/05, Klecany II, Grab 28,10 Stará Kouřim, Gräber 110, 96b, 12911 (Taf. 22) und weitere. Die Juweliere haben bei ihrer Herstellung Gold, Silber und auch Bronze verwendet. Ohrringe mit ährenartiger Traube kommen in verschiedensten Kombinationen mit anderen Ohrringen vor, ins-
Hrubý 1955a, 232. Dostál 1966, Taf. XV,21.22.25–26, Taf. XXIV,12–13. Rejholcová 1995b, Taf. LIV,1–2. Zábojník 1985, 211; Hanuliak 2004, 165. Profantová et al. 2010, Taf. 42,2–3; 97,4/1–2. Šolle 1966, Abb. 13a,3a; 40a,3–4.
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besondere jedoch mit Körbchen-, Trommel-, Säulchenohrringen und mit verschiedenen Kugelanhängern.12 Nicht selten stellen sie auch die einzige Grabausstattung in Form von vier Paaren dar, z. B. Rajhrad, Grab 166.13 Ohrringe mit ährenartiger Traube kommen in sehr mannigfaltigen Varianten in einem weiten Gebiet Zentral- und Südosteuropas vor – auch in Ungarn, z. B. in Zalavár-Vársziget,14 Kroatien,15 Serbien16 oder Bulgarien.17 Sie wurden ursprünglich zwischen dem Ende des 9. und der Mitte des 10. Jahrhunderts datiert.18 M. Hanuliak hat ihr Vorkommen auf dem Gebiet der Slowakei während aller drei Bestattungshorizonte19 vom Beginn des 9. bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts festgestellt.20 Neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit der relativen Chronologie in Staré Město „Na valách“ revidieren ihre zeitliche Einteilung. Veränderungen zeigen sich u. a. bei den Gräbern 282/49 (Taf. 1), 298/49 (Taf. 11) und 189/51. Alle drei erreichen Tiefen von 200 cm und mehr (Grab 282/49 wird vom jüngeren Grab 279/49 gestört), womit sie mit großer Wahrscheinlichkeit in den älteren Bestattungshorizont des Gräberfeldes gehören.21 Grab 282/49 gehört zu den reichsten Gräbern – nicht nur des Friedhofes, sondern Südmährens überhaupt. Im Grab wurden neben drei Paar goldener Ohrringe mit ährenartiger Traube ohne Verzierung am unteren Bogen auch drei Paar von Kugelanhängern gefunden – ein Paar goldener granulierter Kugelanhänger, ein Paar silberner Kugelanhänger mit Kappe und ein Paar getriebener Kugelanhänger. Ein Bestandteil der Ausstattung der jungen Frau bildeten des Weiteren zwei Paar goldener Ohrringe mit neun Körbchen und zwei Paar silberner Silberohrringe (Taf. 1). Grab 298/49 wies kein so vielfältiges Inventar auf, enthielt jedoch zwei verschiedene Varianten von Ohrringen mit ährenartiger Traube: drei Paar silberner Ohrringe mit ährenartiger Traube und mit granulationsverziertem unteren Bogen sowie ein Paar goldener Ohrringe mit ährenartiger Traube und unterem Bogen aus gedrehten Filigrandrähten (Taf. 11). Ähnliche Ohrringe wurden sonst nur in Grab 239/49 gefunden. Grab 189/51 enthielt zwei Varianten von Traubenohrringen – ein Paar ohne verzierten unteren Bogen und ein zweites Paar mit filigranverziertem unteren Bogen. Diese Beispiele zeigen, dass die Form von Ohrringen mit ährenartiger Traube auch im älteren Bestattungshorizont des Gräberfeldes eine hohe Variabilität aufwies. Prunkvolle Varianten von Ohrringen mit ährenarti-
Vgl. unten. Staňa 2006, Abb. 15,166. Szőke 2010, Abb. 16,6.8. Petrinec 2009, Abb. 45. Bikic 2010, Abb. 14,10–11. Grigorov 2007, Abb. 6,10.13–14. Dostál 1966, 35. Hanuliak 2004, 166. Hanuliak 2004, 31. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. b; Taf. 1,2.
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ger Traube wurden auch in Gräbern des jüngeren Bestattungshorizonts entdeckt (z. B. Gräber 24/48 [Taf. 2] und 22/48 [Taf. 13]). Bemerkenswerte Komplexe von Ohrringen mit ährenartiger Traube kamen des Weiteren auf den Gräberfeldern von Břeclav-Pohansko (Gräber 38, 70, 82, 84, 96, 97, 134, 136, 153, 270, 336, 344), Rajhrad (Gräber 91, 100, 165, 166 (vier Paar) 466,484) und von Rajhradice (Gräber 27, 80, 108, 134, 210, 228, 308) vor. Ein detaillierter Vergleich und technische Analysen der Ohrringe mit ährenartiger Traube würden wohl neue Erkenntnisse zur Herstellung dieses Frauenschmucks ermöglichen und vielleicht die Existenz einzelner Werkstätte enthüllen. Ohrringe mit ährenartiger Traube waren sehr beliebte Schmuckobjekte. Ihr Vorkommen in Grab 426 von Čakajovce22 oder Grab 58 in Nitra-Šindolka23 zusammen mit Kauri-Muscheln sowie in böhmischen Grabinventaren wie z. B. Klecany I, Grab 53/05, Klecany II, Grab 28,24 deutet auf ihre große Beliebtheit in der materiellen Kultur auch noch in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts hin. Unter dem Terminus „Ohrring mit ährenartiger Traube“ werden in der Literatur gelegentlich auch ähnliche Ohrringe erfasst, welche jedoch einige Abweichungen aufweisen und entweder als selbständige Typen oder zumindest als Varianten klassifiziert werden (Abb. 2.1b). Leider kann man sie auf Abbildungen nicht immer gut unterscheiden, und es ist möglich, dass sie oft nicht einmal abgebildet, sondern lediglich als Ohrringe mit ährenartiger Traube genannt wurden. Dostál hat sie in seiner Typologie nur in Verbindung mit dem unterschiedlichen Abschluss ihres unteren Bogens – und zwar mit einer Öse – aufgeführt.25 Aber selbst auf der schematischen Abbildung ist ersichtlich, dass die Traube des Ohrrings nach einem ganz anderen Konzept hergestellt wurde. Hanuliak erkannte den Unterschied zwischen den erwähnten Ohrringen und hat sie im Rahmen seines Typs „Ohrringe mit beidseitigem Anhänger“ als Variante 10c charakterisiert.26 Diese Ohrringe weisen eine höhere Variabilität bei der Befestigung der Traube am Ring des Ohrrings auf. Manchmal ist die Traube am unteren Bogen mit einer Schlaufe befestigt, oder die Kügelchen werden direkt am Ring des Ohrrings angebracht. Gleichzeitig wird sowohl der untere als auch der obere Teil der Traube von einer Reihe unterschiedlich großer Kügelchen gebildet, die entweder (meist) mit einem Ring aus kleinen Kügelchen oder mit einem glatten Draht zusammengefügt werden. Bei Ohrringen mit ährenartiger Traube werden die Reihen von Kügelchen direkt aufeinandergelegt, und zwischen den Kügelchen taucht kein Ring auf – weder aus Draht noch als Granulation. Ein wichtiger Unterschied gegenüber Ohrringen mit ährenartiger Traube besteht auch im Durchmesser desjenigen Kügelchens,
Rejholcová 1995b, Taf. LXVIII, 1–8. Fusek 2008, Abb. 3. Profantová 2010, Taf. 42,2–3, Taf. 97,4/1–2. Dostál 1966, Abb. 8,12. Hanuliak 2004, 166, Abb. 171a,10c.
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das die Traube abschließt. Bei diesen Ohrringen erreicht das Kügelchen einen wesentlich größeren Durchmesser als die anderen Kügelchen der Traube. Auch diese Ohrringe kommen in Varianten mit verziertem oder unverziertem unteren Bogen vor – aus Bronze oder Silber. Daneben treten prunkvollere Exemplare auf, bei denen der untere Bogen z. B. mit Granulation verziert ist und die überwiegend aus Gold hergestellt wurden. Mit einer ähnlichen Traube wurden alle drei Ohrringpaare aus dem Grab im kroatischen Trilj verziert (Abb. 2.1b; Taf. 33). Zwei Paar gehören zu den am oberen Bogen verzierten Ohrringen, und ein Paar besitzt einen unverzierten Bogen.27 Angesichts dessen schlage ich als Arbeitsbegriff für Ohrringe mit ähnlicher Traube „Traube des Typs Trilj“ vor. Die Beachtung dieser Unterschiede hat ihre Bedeutung. Ein detaillierter Blick auf diejenigen Exemplare, die als „Ohrringe mit ährenartiger Traube“ bezeichnet werden, deutet eine Formdifferenz der Ohrringe an. Leider wird man ohne gründliche Untersuchung der einzelnen Exemplare keine Sicherheit über jene Details erlangen, in denen sich die Varianten unterscheiden. Differenzen in der Fertigung der Trauben könnten eine unterschiedliche Juweliertradition, ggf. eine unterschiedliche Werkstatt, widerspiegeln. Als besonders klare südmährische Vertreter des Typs Trilj kann man zwei Paar goldener Ohrringe aus Grab 13A von Staré Město „Špitálky“ (Taf. 14) ansehen. Ähnliche Ohrringe sind auch vom Fundplatz Pustiměř28 und aus Gräbern in Staré Město „Na valách“ (Gräber 88/AZ, 81/50, 143/50; 121/AZ und 192/51 [letzteres nur anhand der Beschreibung]) bekannt. Vom Gräberfeld Břeclav-Pohansko könnte man diesen Ohrringen ein Paar aus Grab 6329 (Taf. 19) zuweisen. In Grab 81/50 in Staré Město „Na valách“ hat man neben einem bronzenen, vergoldeten kleinen Ohrring ein Messer und elf Perlen gefunden, die leider nicht abgebildet sind. Das Grab befindet sich im Süden des Gräberfelds. In Grab 143/50 fand sich der kleine Ohrring zusammen mit einem ährenartigen Ohrring. Aus dem Gebiet der heutigen Südwestslowakei stammt ein Ohrring des Typs Trilj aus Grab 97 vom Gräberfeld in Veľký Grob.30 Bei der chronologischen Bestimmung der Ohrringe vom Typ Trilj hilft uns das Inventar des namengebenden Grabes selbst. Neben drei Ohrringpaaren (zwei Paar mit verziertem oberen Bogen), einem Paar goldener, mit Granulation an der unteren Hälfte verzierten Kugelanhänger, einem Ring und einer Kette aus mit Filigran verzierten Metall-Perlen enthielt das Grab auch eine Münze Konstantins V. (reg. 741–775) und seines Sohns Leo IV. (reg. 775–780). Ähnlich wie bei den Gräbern aus Biskupija-Crkvina bestehen auch bei der Datierung des Grabs aus Trilj unterschiedliche Meinungen. L. Karaman datierte das Grab an das Ende des 8. Jahrhunderts.31 Später schlug man
Dostál 1966, 37, wies das erwähnte Ohrringpaar der Variante mit ährenartiger Traube zu. Poulík 1948, Taf. LXXIV,9. Kalousek 1971, Abb. 63,5–6. Chropovský 1957, XII,4. Karaman 1921.
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eine spätere Ansetzung vor, und zwar in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts32 – eine auch in der slowakischen Literatur akzeptierte Datierung.33 M. Petrinec kam anhand der Analyse des Inventars zu der Meinung, dass die Prägung der Münze von der Bestattung zeitlich nicht weit entfernt sei, wobei sie insbesondere von zwei am oberen Bogen verzierten Ohrringpaaren ausging.34 Ähnlich wie Š. Ungerman wies sie auf Analogien mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen35 hin, die oft auf awarischen Gräberfeldern der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vorkommen.36 Mit großer Wahrscheinlichkeit gehört demnach auch das Grab in Trilj an das Ende des 8. Jahrhunderts. Mit dem Aufkommen der Ohrringe vom Typ Trilj können wir bereits in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts rechnen, und ihre Entwicklung setzte sich im 9. Jahrhundert fort. Im heutigen Bulgarien kommen sie bis zum Ende des 9. Jahrhunderts vor.37 Wann erscheinen die Ohrringe des Typs Trilj in Südmähren? Die Antwort wird uns von Funden reich ausgestatteter Grabkomplexe geboten – Grab 13A (Taf. 14) aus Staré Město „Špitálky“ und Grab 63 (Taf. 19) von Břeclav-Pohansko. Vom Gräberfeld Břeclav-Pohansko können wir zur Unterstützung der aufgeführten Betrachtungen nicht nur Grab 63, sondern auch die Inventare der Gräber 65 und 38 nutzen, zwischen denen sich die erstgenannte Bestattung befand. Alle drei Gräber wurden wahrscheinlich kurz nacheinander angelegt. Diese These wird außer durch die Inventare auch durch die Gestaltung der Grabgruben und ihre Tiefe sowie durch Holzreste bestätigt. Die Gräber 65 und 38 weisen eine Tiefe von 130 cm und 140 cm auf, was auf dem Gräberfeld in Pohansko das Maximum darstellt. Die Frau aus Grab 63 bekam auf ihren letzten Weg fünf Paar silberner Ohrringe mit – ein Paar Säulchenohrringe, ein Paar Ohrringe mit „Stacheltraube“ und drei Paar verschiedener Typen von Traubenohrringen – mit doppelkonischer Traube, ein Paar Ohrringe mit ährenartiger Traube und unterem, mit vier granulierten Drähten verziertem Bogen und ein Paar Ohrringe des Typs Trilj. Die Ohrringe, die wir dem Typ Trilj zuweisen, besitzen eine am unteren Bogen mit einer granulationsverzierten Kette befestigte beidseitige Traube. Der obere Teil der Traube besteht aus einer Reihe von Kügelchen, die mit einem (ebenso wie die Traube am unteren Bogen) größeren Kügelchen abgeschlossen werden. Der untere Teil der Traube besitzt zwei Reihen kleiner Kügelchen; der untere Bogen der Ohrringe blieb unverziert.38
Korošec 1995–1996. Štefanovičová 2004, 393. Petrinec 2009, 141–142. Vgl. Abschnitt II. 1. 2. Ungerman 2005, 715. Grigorov 2007, 19, Abb. 25, 33. Kalousek 1971, 54 Abb. 63.
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Alle erwähnten Ohrringe gehören zu den ältesten Ohrringtypen auf südmährischen Gräberfeldern.39 In ungefähr den gleichen Zeithorizont gehört auch Grab 38, in das neben drei Kugelanhängern mit getriebener Verzierung in Form eines kleinen Vogels zwei goldene Ohrringpaare – mit „Stacheltraube“ und mit ährenartiger Traube – und der Rest eines silbernen Ohrrings gelegt wurden.40 In Grab 65 war ein Mann mit einem Schwert des Typs B bestattet worden, das um das Jahr 800 aus der materiellen Kultur verschwindet.41 Eine frühere Anlage des Grabs 65 – während des Bestehens der Palisadeneinzäunung des „Herrenhofs“ – hat auch J. Vignatiová erwogen,42 wobei sie die Zugehörigkeit aller drei Gräber zu einem Zeithorizont ausgeschlossen hat. Grab 38 hielt sie für jünger, weil es einen Trog überdeckt, der erst mit der jüngeren Phase des „Herrenhofs“ zusammenhängt.43 Mit den neuen Erkenntnissen kann die Anlage der erwähnten Gräber erst nach 800 erwogen werden.44 Dies wird durch die getriebenen Kugelanhänger in Grab 38 gestützt.45 In Grab 13A (Taf. 14) von Staré Město „Špitálky“ wurden neben den Ohrringen auch eine kleine goldene, mit Filigran verzierte Perle sowie zwei Glasperlen entdeckt. Bei der Gesamteinschätzung des Grabs muss auf die doppelte Abdeckung der Grabgrube mit Holz hingewiesen werden. Im erhaltenen Inventar des Grabs erscheint kein Objekt, das eine Datierung des Grabs in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts nahelegt. Der Ausgräber selbst hielt Grab 13A, welches kurz nach der Erbauung der Kirche ausgehoben wurde, für das relativ älteste auf dem Gräberfeld.46 Bei der absoluten Datierung hat er es jedoch erst zum letzten Drittel des 9. Jahrhunderts gezählt.47 Gleichzeitig deuten die Inventare aus umliegenden Gräbern wie z. B. aus den Gräbern 2, 15 und 24 an, dass auf dem Friedhof zu Beginn des 9. Jahrhunderts mit Begräbnissen begonnen wurde. In diesen Gräbern kamen am oberen Bogen verzierte Ohrringe (Variante mit Trommeln) und ebenso Ohrringe mit stachelartiger Verzierung vor. Aus Grab 15 stammt die bekannte Plakette mit dem Falkner. Die obere zeitliche Grenze für das Vorkommen der Ohrringe vom Typ Trilj auf südmährischen Gräberfeldern ist bis jetzt nicht ganz klar.
Vgl. Abschnitt II. 1. 1. d und II. 1. 4. a. Kalousek 1971, 43 Abb. 38. Geibig 1991, 141. Vignatiová 1993, 97. Vignatiová 1993, 92. Laut Plan überdeckt Grab 38 zwar einen Trog; in der Beschreibung des Grabes wird dies jedoch nicht aufgeführt; Kalousek 1971, 42–44. Nach den Teilplänen besteht zwischen Grab und Trog jedoch keinerlei Beziehung. Laut Plan wird Grab 38 von Grab 37 überdeckt, und laut Katalog wird durch Grab 37 ein älterer Trog überlagert; Kalousek 1971, 42. Für die Bereitstellung der Pläne bedanke ich mich bei Prof. J. Macháček, PhD, Brünn. Überlegungen zur früheren Datierung des Grabes 65 wurden durch neueste typologische Analysen und eine 14C-Datierung bestätigt; Košta/Hošek/Dresler/Macháček/Přichystalová 2019, 186–201. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Poulík 1955, 344. Poulík 1955, 332.
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b) Ohrringe mit vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,2)
Abb. 2.2: Ohrring mit vier Kügelchen.
Besondere Aufmerksamkeit unter den Ohrringtypen rufen kleine, feine Ohrringe mit einem bis vier Kügelchen in Pyramidenform hervor (Abb. 2.2). Meist weisen diese Ohrringe einen unverzierten unteren Bogen auf; es treten jedoch auch einzelne Exemplare mit verziertem unteren Bogen auf – z. B. in Grab 145/51 (Taf. 8) aus Staré Město „Na valách“, welche mit Filigran verziert waren,48 oder ein Ohrring aus Grab 547 vom Gräberfeld Prušánky II.49 Wie bereits aufgeführt, hatte Eisner die Ohrringe mit einem oder vier Kügelchen in Traubenform zum Schmuck „donauländischen Charakters“, andere Fachleute jedoch zum Schmuck „byzantinisch-orientalischen Charakters“ gezählt. Die Ansichten zur Datierung dieser Ohrringe waren zwar vielfältig, jedoch herrschte weitgehende Einigkeit darüber, dass sie im Vergleich zu anderen Ohrringen recht früh anzusetzen sind. Poulík datierte Exemplare südmährischer Ohrringe mit vier Kügelchen zunächst in das gesamte 9. Jahrhundert; um 800 ordnete er lediglich das Exemplar aus Grab VI von Vranovice ein und schloss aus, dass diese Ohrringe bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts verwendet worden waren.50 Hrubý unterschied zwischen einer Variante mit einem Kügelchen und einer mit dreiseitiger Traube.51 Er hielt erstere für den ältesten Schmuck in Staré Město und legte ihr Vorkommen auf das erste Drittel des 9. Jahrhunderts fest.52 Ohrringe mit vier Kügelchen betrachtete Hrubý ebenso als ältere Schmuckform und nahm an, dass sie bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts in Gebrauch waren. Vereinzelt nahm er jedoch ihr Vorkommen auch noch zu Beginn des 10. Jahrhunderts an.53 Zu gleichen Schlussfolgerungen kam auch Dostál.54 Z. Měřinský hat zwei Jahrzehnte geäußert, dass diese Ohrringe in Südmähren vom Ende des 8. bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts vorkommen.55 Szőke hat seine Betrachtungen sehr detailliert formuliert, und er ver-
Hrubý 1955a, 511. Klanica 2006, Taf. 75,3. Poulík 1948, 42. Hrubý 1955a, 228, 230. Hrubý 1955a, 228. Hrubý 1955a, 230. Dostál 1966, 35. Měřinský 1985, 34.
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knüpfte diese Ohrringe mit dem awarischen Kulturumfeld,56 ähnlich wie Eisner kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.57 Zuletzt haben Hanuliak und Klanica sich mit diesem Ohrringtyp befasst. Hanuliak bezeichnet sie als „Ohrringe mit einseitigem granulierten Anhänger“ und unterscheidet vier Varianten; unserem Typ entspricht allein seine Variante 9a.58 Seinen Analysen slawischer Gräberfelder zufolge kamen diese kleinen Ohrringe sowohl in der älteren als auch in der jüngeren großmährischen Periode vor.59 Klanica wies auf das Vorkommen dieser Ohrringe auf awarischen Friedhöfen in der Südwestslowakei hin. Aufgrund der Analyse der Gräberfelder in Prušánky, insbesondere von Friedhof I, kam er zu der Schlussfolgerung, dass die kleinen Ohrringe zum ältesten Horizont südmährischer Körpergräber gehören.60 Ohrringe mit vier Kügelchen kommen nicht in so großer Zahl vor wie Ohrringe mit ährenartiger Traube, sondern eher sporadisch vor. Der bis jetzt umfangreichste Fundkomplex stammt aus Staré Město „Na valách“ mit sechs Gräbern und aus Prušánky mit vierzehn Gräbern. Goldene Exemplare kamen allein in Staré Město „Na valách“, Gräber 145/51 und 148/51, vor. Weitere Ohrringe dieses Gräberfeldes, wie z. B. aus den Gräbern 82/48, 66/50, 261/51, 267/51, wurden aus Silber oder Bronze gefertigt. Die Ohrringe von Prušánky I, z. B. Grab 27, 84, 105, 202 und 164 (Taf. 24),61 sowie Nechvalín I, Grab 72,62 wurden aus Silber oder Buntmetall gefertigt. Nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch Altfunde belegen ihr häufigeres Vorkommen auf „dörflichen“ Gräberfeldern: Prušánky, Nechvalín, Velké Bílovice, Skalica, Brno-Komín, Těmice. Diese Ohrringform wird auch mit Typen „donauländischen Schmucks“ kombiniert – z. B. Prušánky, Grab 78, mit einem Ohrring mit Trommel. In der Slowakei kommen Ohrringe mit vier Kügelchen am häufigsten auf awarischen Gräberfeldern wie z. B. Želovce, Gräber 143, 188, 192, 293, 478 und weitere,63 oder Nové Zámky, Gräber 210 und 489, vor.64 Auch auf dem Gräberfeld Bešeňov, Bez. Nové Zámky, kommen sie vom 9. bis 10. Jahrhundert vor.65 Grab 19 mit Ohrringen mit vier Kügelchen befindet sich jedoch außerhalb der Hauptgruppe der Gräber. Das Umfeld Bešeňovs gehört zu den im Frühmittelalter besonders dicht besiedelten Gebieten, und deswegen ist eine längere Belegungsdauer des Gräberfeldes bereits seit dem frühen 9. Jahrhundert nicht ausgeschlossen.
Szőke 1992, 862. Eisner 1947, 144. Hanuliak 2004, Abb. 171a,9a. Hanuliak 2004, 165. Klanica 2006, 96. Klanica 2006, Taf. 25,3–4; 31,5–6; 32,3–5.17.19; 37,36–37; 40,14–15. Klanica 2006, Taf. 9,22. Čilinská 1973, Taf. XXV,143, XXXIII,188, XXXIV,192, XLIV,293, LXXXII,478. Čilinská 1966, Taf. XL, LXXII. Nevizánsky 1979, Taf. II,3–4.
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Neue Analysen der Funde haben Měřinskýs Betrachtungen bezüglich ihres häufigen Vorkommens in Südmähren vom Ende des 8. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts bestätigt.66 Gleichzeitig deutet sich an, dass die akademische Aufteilung des Schmucks in „donauländische“ und „byzantinisch-orientalische“ Formen als Schmuck der breiten Bevölkerung bzw. der Eliten nicht für alle Ohrringtypen adäquat ist. Das eigentliche Motiv Eisners für die Aussonderung des „donauländischen Schmucks“ war dessen aus dem awarischen Umfeld stammende kulturelle Tradition.67 Gleichzeitig hat Eisner bei der Charakterisierung des „donauländischen Schmucks“ stets die Inspiration durch das byzantinische Umfeld bei der Herstellung awarischer Ohrringe betont.68 Die künftige Forschung sollte sich diejenigen Ohrringe konzentrieren, die sich bruchlos aus dem awarischen Milieu entwickelten. Ohrringe mit drei oder vier Kügelchen gehören zu denjenigen Schmuckformen, deren Kontinuität wir sicher nachweisen können. c) Ohrringe mit verlängerter Traube (Typ Dostál Abb. 8,3–4)
Abb. 2.3: Ohrringe mit verlängerter Traube.
Als „Ohrringe mit verlängerter Traube“ werden alle Ohrringe bezeichnet, deren Traube aus zwei oder mehreren Reihen von drei Kügelchen gebildet und mit einem Kügelchen abgeschlossen wird (Abb. 2.3). Hrubý69 und Dostál70 haben Ohrringe mit verlängerter Traube als selbständige Variante ausgesondert. Klanica dagegen wies sie Ohrringen mit vier Kügelchen zu. Es zeigt sich jedoch, dass die Aufteilung dem Formenspektrum eher gerecht wird. Als wichtiges Argument gilt ihr gemeinsames Vorkommen mit Ohrringen mit vier Kügelchen wie z. B. in Prušánky, Grab 202, 26571 oder Grab 4 vom Gräberfeld Devín „Za kostolom“.72 Ohrringe mit verlängerter Traube besitzen meist einen unverzierten unteren Bogen; bei einigen Exemplaren ist er in S-Form gestaltet. Aus Mähren sind Ohrringe
Měřinský 1985, 35. Eisner 1955. Eisner 1947, 144. Hrubý 1955, 230. Dostál 1966, 35. Klanica 2006, Taf. 40,12–14; 43, 13. Plachá/Hlavicová 1990, Taf. 4,4–5.
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mit verlängerter Traube aus Staré Město, z. B. Gräber 117/51, 63/48 und 281/49,73 Uherské Hradiště-Sady, Grab 173/59, Prušánky, Gräber 108, 156, 202, 265, 272, 423, 432, 434, 474, 584 usw.,74 Horní Kotvice, Gräber 49, 86, 110, 217,75 oder Velké Bílovice, Grab 43,76 bekannt. Die Ohrringe wurden überwiegend aus Bronze oder aus vergoldetem Buntmetall hergestellt; für das Ohrringpaar aus Grab 281/49 von Staré Město „Na valách“ und das Grab von Uherské Hradiště-Sady hat man Gold verwendet. Ihr Vorkommen betrifft überwiegend dörfliche Gräberfelder; auf einigen fehlen sie jedoch.77 Die Datierung der Ohrringe fällt sehr unterschiedlich aus. Hrubý und Dostál zählen diese überwiegend zum letzten Drittel des 9. und an den Anfang des 10. Jahrhunderts.78 Marešová hat in ihnen demgegenüber einen älteren Traubenohrringtyp gesehen und sie an das Ende der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gestellt.79 Ungerman hält Ohrringe mit verlängerter Traube für typischen Schmuck der Spätawarenzeit und des älteren großmährischen Horizonts.80 Hanuliak hat diesen Typ nicht ausgesondert.81 Diesen Ohrringen kann man mit Vorbehalt prunkvolle Ohrringe aus Gold oder Silber mit ähnlicher einseitiger Traube aus einigen Reihen von Kügelchen und mit einem abschließenden Kügelchen zuweisen. Im Unterschied zum Grundtyp sind sie jedoch am unteren Bogen mit feiner Granulation oder mit Filigran verziert. Solche Ohrringe finden sich in Grab 286/49 in Staré Město „Na valách“ (Taf. 9), in Grab 203/59 aus Uherské Hradiště-Sady, in Grab 3 vom Grabhügel 2 in Skalica82 oder vom österreichischen Hügelgräberfeld aus Sigless, Grabhügel 2, Grab 1.83 Solche prächtigen Ohrringe sind eher Ausnahmen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass auch in ihrem Fall dieselbe Idee im Vordergrund steht – die Verlängerung und Betonung der Traube. Bei der Datierung der Ohrringe mit verlängerter Traube lässt sich bis heute keine zufriedenstellende Antwort geben. Besser steht es um die Ursprünge ihres Vorkommens. Sie wurden auf dem Gräberfeld in Staré Město „Na valách“ in Gräbern entdeckt, die eindeutig zum älteren Bestattungshorizont gehören. Grab 281/49 befindet sich nördlich der Grundmauern der Kirche, seine Tiefe beträgt 215 cm, und
V. Hrubý gibt auch einen Ohrring aus Grab 213/49 an; hier handelt es sich jedoch wahrscheinlich um einen beschädigten Ohrring mit ährenartiger Traube. Klanica 2006, 92–94. Marešová 1983, Taf. 18. Měřinský 1985, 111, Abb. 30,1–2. Vgl. nächste Seite. Hrubý 1955a, 231. Marešová 1983, 105. Ungerman 2007, 99. Hanuliak 2004, Abb. 171a. Budinský-Krička 1959, Taf. XIII,2.5. Talaa 2008, Abb. 2.
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II Typologie der Schmuckformen
laut Plan wird es von Grab 262/49 überlagert. Grab 63/48 liegt unter dem Wall. Auch im Fall des prächtigen Ohrrings mit verlängerter Traube kann man Grab 286/ 49 dem älteren Gräberhorizont zuweisen. Zum Grabinventar gehört auch eine Kette mit Millefioriperlen, die bereits am Ende des 8. und im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts vorkommen.84 Das zeitliche Ende dieser Ohrringe wurde bis jetzt noch nicht hinreichend untersucht.85 Wahrscheinlich ist dieser Zustand ihrem ungleichmäßigen Vorkommen auf südmährischen Gräberfeldern und der ungenügenden Auswertung vieler Gräberfelder geschuldet. Sie fehlen z. B. auf den Gräberfeldern Rajhrad und Rajhradice,86 Mokrůvky,87 Mušov88 oder Břeclav-Pohansko. Aus Dolní Věstonice sind sie lediglich aus drei Gräbern bekannt: 443/55, 563/55 und 403/55, wobei jedes Paar ein Unikat darstellt.89 Ein weiteres Exemplar kennen wir von Grab 7 aus Nechvalín 1.90 Das Fehlen der Ohrringe mit verlängerter Traube kann kleinregionale Unterschiede in Südmähren andeuten. Im Gegensatz zu Ohrringen mit vier Kügelchen finden sich Ohrringe mit verlängerter Traube nicht auf awarischen Friedhöfen. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Ohrringen mit verlängerter Traube kann man bei Formen sehen, die in Mittelböhmen vorkommen. Es handelt sich um Ohrringe mit dreiseitiger Traube und einem S-förmigen Abschluss des unteren Bogens,91 für die in der Literatur der Terminus Ohrringe vom Typ „Jízdarna“ („Reitmanege“) aufkam.92 Auf eine gewisse Ähnlichkeit zu den mährischen Ohrringen mit verlängerter Traube hat bereits Hrubý hingewiesen.93 Aus Südmähren ist nur ein einziges Ohrringpaar dieses Typs bekannt, und zwar aus Grab 49 in Horní Kotvice.94 Ohrringe dieses Typs kamen in Böhmen insbesondere auf Gräberfeldern vor, auf denen auch Schmuck großmährischer Tradition entdeckt wurde, wie z. B. die Prager Burg „Jízdárna“,95 Žalov-Cihelna, Grab 66/1952, Žalov „Na panenské“, Grab 20/2003 und 24/2003,96 Klecany I, Gräber 54/05 und 68/06.97 Tomková stellt Ohrringe des Typs „Jízdarna“
André 1973, 165. Ungerman 2007, 99. Staňa, 2006. Měřinský/Unger 1990. Jelínková 1999. Ungerman 2007, 99. Klanica 2006, Taf. 1,5.6. Tomková 2005, 231–233; Profantová 2013a, Abb. 2. Tomková 2012, 179. Hrubý 1955a, 230. Marešová 1984, Taf. 18,9–10. Tomková 2005, Abb. 5,14. Tomková und kol. 2012, Abb. 115,4.6, 144,1–2, 149,5. Profantová 2010, Taf. 45,7.7; Taf. 60,1.
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an den Anfang bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts.98 Die bisherigen Erkenntnisse ermöglichen keinen eindeutigen Nachweis für eine Entwicklung der Ohrringe des Typs „Jízdarna“ aus den mährischen Ohrringen mit verlängerter Traube.99 Aus geographischer Sicht ist interessant, dass Ohrringe mit verlängerter Traube bis jetzt nicht aus Bulgarien,100 jedoch aus Serbien101 und Kroatien102 bekannt geworden sind. Einige Exemplare dieses Typs finden sich auch auf dem Gräberfeld Zalavár-Vársziget in Ungarn.103 Hieraus resultiert, dass die Ohrringe mit verlängerter Traube in ihrer Verbreitung bis jetzt im Wesentlichen auf Südmähren, die angrenzende Südwestslowakei und auf die Region um Zalavár beschränkt sind. d) Ohrringe mit doppelkonischer Traube (Typ Dostál Abb. 8,6)
Abb. 2.4: Ohrring mit doppelkonischer Traube.
Relativ schwer sind Formen zu definieren, die in der Literatur als Ohrringe „mit einseitiger doppelkonischer Traube“ bezeichnet werden (Abb. 2.4).104 Diese Schwierigkeiten werden durch die Seltenheit des Typs verursacht, wozu der Umstand tritt, dass nahezu jedes Exemplar ein Unikat darstellt. In der Form, wie wir den Ohrring aus dem schematischen Bild bei Dostál kennen, ist er nur aus Grab 22/48 (Taf. 13) von Staré Město105 und eventuell von Grab 88/AZ106 an gleicher Stelle bekannt. Weitere Exemplare unterscheiden sich entweder durch die Verarbeitung des unteren Bogens, wie die Ohrringe aus Grab 63 (Taf. 19) von Břeclav-Pohansko,107 oder der Traube, wie die Ohrringe aus 33/AZ (Taf. 7) und 122/51 (Taf. 8) aus Staré Město „Na valách“.108 Zu diesem Typ hat Profantová auch Ohrringe aus Grab 1481 (Taf. 17)
Tomková 2005, 263. Jüngst erwägt Tomková eine Verschiebung des ältesten Vorkommens der Ohrringe des Typs „Jízdarna“ noch vor 900. Für diese Information und die Möglichkeit ihrer Verwendung bedanke ich mich bei K. Tomková. Ungerman 2007, 100. Grigorov 2007. Bikic 2010, Abb. 13. Šmalcelj Novaković 2020, 38, Abb. 43,16. Szőke 2010, Abb. 16,2–3. Hrubý 1955a, 231; Dostál 1966, 35; Hanuliak 2004, 164. Hrubý 1955a, Taf. 53,2–3. Hrubý 1955a, Taf. 26,6. Kalousek 1971, 54, Abb. 63,1–2. Hrubý 1955a, Taf. 24,11; 79,3.
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bei der Kirche VI in Mikulčice eingereiht. Diese goldenen Ohrringe weisen jedoch beidseitige Trauben auf. Die Anordnung der unteren Traube steht Ohrringen mit doppelkonischer Traube sehr nahe.109 Die typenbestimmenden Ohrringe aus Grab 22/48 wurden aus Gold hergestellt. Der untere Bogen ist unverziert. Die Traube wird aus vier Reihen von Kügelchen mit Granulation gebildet. Die einzelnen Reihen unterscheiden sich durch die Größe der Kügelchen, und sie sind so übereinander angeordnet, dass sie die doppelkonische Form der Traube bilden. Ähnlich wurden auch die goldenen Ohrringe aus Grab 88/ AZ hergestellt. Die Form der Traube steht den silbernen Ohrringen aus Grab 63 von Břeclav-Pohansko sehr nahe. Sie unterscheiden sich durch den verzierten unteren Bogen, der mit vier granulierten Drähten verziert ist. Silbern sind auch die Ohrringe aus Grab 122/51, welche jedoch eine unterschiedliche Anordnung der Kügelchen in der Traube aufweisen. Die prunkvollen Ohrringe mit doppelkonischer Traube wurden an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert.110 Hrubý und Dostál definierten sie als Ohrringe mit einseitiger doppelkonischer Traube.111 Hanuliak hat diesen Ohrringtyp – ähnlich wie die genannten Autoren – zu den Formen mit einseitig granulierter Traube gestellt und als Ohrringe mit doppelkonischem hinteren Anhänger Typ 9 Variante c bezeichnet.112 Alle erwähnten Autoren datieren die Ohrringe an das Ende des 9. Jahrhunderts.113 Ähnlich denkt auch Profantová, die die Entstehung der Ohrringe aus Grab 1481 kurz vor 900 ansetzte.114 Neue Erkenntnisse erlauben es nun, über eine veränderte Datierung der prunkvollen Ohrringe mit doppelkonischer Traube nachzudenken. Ein wichtiges Ensemble stammt aus dem erwähnten Grab 63 von Břeclav-Pohansko, welches bereits in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts datiert werden kann. Ähnlich verhält es sich bei Grab 33/AZ. Einen Bestandteil des Inventars stellt ein goldener Ohrring dar, dessen beidseitige Traube ursprünglich mit einer kleinen Glaskugel verziert war. Analoge Ohrringe mit Glaskugeln finden wir oft auf awarischen Gräberfeldern. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass beide Ohrringe aus Pohansko erst im Laufe der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstanden sind, als ähnliche Ohrringe nicht mehr Bestandteil der Frauenmode waren. Szőke setzt das Ausklingen der Ohrringe mit doppelkonischer Traube spätestens im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts an.115 Doppelkonische Ohr-
Profantová 2003, Abb. 76: 1/1481, 2/1481. Dostál 1966, 35. Hrubý 1955a, 231; Dostál 1966, 35. Hanuliak 2004, 164. Aus der Slowakei können wir den Ohrring aus Grab 35 von Trnovec nad Váhom den Prunkexemplaren der Ohrringe mit doppelkonischer Traube zuweisen; Točík 1971, Taf. XXI,6. Dostál 1966, 35; Hanuliak 2004, 165. Profantová 2003, 82. Szőke 1992, 865.
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ringe aus Grab 88/AZ trafen auf Ohrringe, die anhand der Abbildungen zu Traubenohrringen des Typs Trilj gezählt werden können.116 Für verlässliche Schlussfolgerungen wird jedoch eine genaue Überprüfung des Typs erforderlich sein. Grab 122/51 wird an das Ende des 9. bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts gestellt.117 Wegen der Singularität beider am unteren Bogen mit Filigran verzierten Ohrringpaare mit doppelkonischer Traube und der aus einem feinen Filigrandraht hergestellten Lunula-Ohrringe stand das Grab nicht im Mittelpunkt des Interesses der Forscher. In neueren Publikationen zur Schmuckdatierung haben ihm weder Ungerman noch Galuška Aufmerksamkeit geschenkt. Der gesamte Fundkontext des Grabes erlaubt es jedoch, seine Anlage am Anfang des 9. Jahrhunderts anzunehmen. Das Grab eines 5-jährigen Mädchens befindet sich nordöstlich der Kirche unter dem Wall. Seine Grube wies erstaunliche Ausmaße auf: 210 cm Länge, 105 cm Breite und 180 cm Tiefe. Am Grubenboden befanden sich drei Balken, auf denen der mit einem Brett abgedeckte Baumsarg von 160 cm × 58 cm × 24 cm lag. Neben den Ohrringen befanden sich im Grab zwei schildförmige Ringe, zwei Kugelanhänger, eine Kette aus 65 Perlen und weitere 10 Perlen als Armband (?). Außer dem Schmuck hatte das Mädchen auch eine Sichel, einen kleinen Eimer und ein eisernes Messer mit ins Grab bekommen.118 Ein ähnlicher Sarg wurde in Grab 193/51 gefunden, welches ein sehr interessantes und wichtiges Inventar mit drei Paar verschiedener Ohrringe, zwei Ringen und einem Paar Kugelanhängern zusammen mit drei Messern enthielt. Galuška hält dieses Grab für eines der ältesten Gräber auf dem Gräberfeld. Er vermutet „seine Entstehung deutlich vor der Mitte des 9. Jahrhunderts“.119 Analoge Erwägungen kann man auch bei Grab 122/51 anstellen. Es steht angesichts seiner Fundzusammenhänge zeitlich eher Grab 193/51 als Gräbern aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts nahe. Die bis jetzt aufgeführten Gräber mit doppelkonischem Ohrring und weiterem Inventar sind bisher jedenfalls nicht in Zusammenhängen erschienen, die zu einer Datierung nach dem 9. Jahrhundert berechtigen würden. Eine Ausnahme stellt Grab 22/48 dar.120 Unter den in Südmähren, der heutigen Südwestslowakei121 und Niederösterreich122 gefundenen Traubenohrringen kommt ein Ohrringtyp vor, der entfernt an Ohrringe mit doppelkonischer Traube erinnert. Es gibt jedoch ziemlich viele Unter-
Hrubý 1955a, Taf. 25,7. Hrubý 1955a, 245. Hrubý 1955a, 507–508. Galuška 2013, 231. Vgl. Kapitel III. Devín-Vinohrady, Grab 9 (Eisner 1940–1941); Devín „Za kostolom“, Grab 73 (Plachá/Hlavicová/Keller 1990, Tab. 13,73); Hurbanovo, Gräber 10 und 50 (Točík 1971, Taf. XLVII,1–2, L,10–11); Trnovec nad Váhom, Gräber 35, 56 und 360 (Točík 1971, Taf. XXI,6, XXI,36, XXXVI,15). Pitten, Grab 41; Friesinger 1975/1977, Taf. 42,2.
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schiede, insbesondere beim Material und der Fertigungstechnik der Traube, die nicht fein wie bei den bis jetzt aufgeführten Ohrringen ausfallen. Das Aussehen der Traube unterscheidet sich jedoch nicht wesentlich. Man kann von einer „Imitation“ der Prunkexemplare oder einer „volkstümlichen Umsetzung“ der Ohrringe mit doppelkonischer Traube sprechen und diese als Variante II – „Ohrringe mit doppelkonischer Traube II“ – aussondern, womit eine „preiswertere“ Ausführung gemeint ist.
Abb. 2.5: Ohrring ähnlich einem Ohrring mit doppelkonischer Traube.
Die besten Beispiele bilden Funde bronzener Ohrringe aus Grab 2/51 von Staré Město „Na valách“123 und aus Grab 570 vom Gräberfeld Prušánky oder aus den Gräbern 35 (Abb. 2.5) und 62 von Velké Bílovice. Die Ähnlichkeiten bei diesen Ohrringen sehen auch Měřinský124 sowie Profantová, die sie in Verbindung mit dem Typ B I 1d nach Dostál bringt.125 Hanuliak hat sie als dritte Variante der Ohrringe mit einseitiger Traube ausgesondert und als „Variante 9c“ bezeichnet.126 Auch im Falle der einfachen Variante der Ohrringe mit doppelkonischer Traube überwiegt die Meinung der Forscher bezüglich ihrer zeitlichen Einordnung an das Ende des 9. Jahrhunderts.127 Eine abweichende Ansicht bezüglich der zeitlichen Bestimmung finden wir bei Klanica. Er zählt die Ohrringe mit doppelkonischer Traube zu den „Ohrringen mit hinterem Anhänger aus großen, umgeschlagenen Kügelchen“ und hat zwei Varianten ausgesondert.128 Den Ohrringen mit doppelkonischer Traube entspricht seine zweite Variante.129 Klanicas Meinung nach sind beide Varianten auf die ältere Gruppe der altmährischen Körpergräber beschränkt – im Rahmen dieser Gruppe dann eher im älteren Zeitraum. Das Fehlen der Ohrringe mit doppelkonischer Traube I und II auf den Gräberfeldern Rajhrad und Rajhradice unterstützt Klanicas Datierung dieser Ohrringe in Südmähren bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts. Anhand ihres Vorkommens auf Gräberfeldern wie Devín-Vinohrady oder Devín „Za kostolom“ und Veľký Grob können wir ebenso die Beliebtheit dieser Ohrringe bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts erkennen. Die Gräberfelder Trnovec nad Váhom und Hur-
Hrubý 1955a, Taf. 74: 7. Měřinský 1985, 35. Profantová/Kavánová 2003, 82. Hanuliak 2004, Abb. 171a, 9c. Hanuliak 2004, 165. Klanica 2006, 92–94. Klanica weist der zweiten Variante auch die Ohrringe aus Grab 22/48 zu, die von Hrubý und Dostál als Ohrringe mit doppelkonischer Traube bezeichnet wurden; Klanica 2006, 94.
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banovo gehören zu den verhältnismäßig großen Bestattungsplätzen, welche über einen längeren Zeitraum genutzt wurden. Eine gründlichere Analyse dieser Friedhöfe fehlt allerdings bisher, und so ist nicht ausgeschlossen, dass Ohrringe mit doppelkonischer Traube zur älteren Belegungsphase gehören. e) Ohrringe mit beidseitiger Traube aus vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,8–9)
Abb. 2.6: Ohrringe mit beidseitiger Traube aus vier Kügelchen.
Ohrringe des Typs Dostál Abb. 8,8–9 gehören zu den sporadisch auf südmährischen Gräberfeldern vorkommenden Ohrringen, weshalb sie die Forschung kaum interessierten (Abb. 2.6). Hrubý und Dostál haben sie dem Typ mit beidseitiger Traube zugewiesen und als selbständige Variante bezeichnet, ihnen jedoch keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, da bis dato im Grunde genommen nur zwei Exemplare aus Grab 63/48 von Staré Město bekannt waren. Erst spätere Untersuchungen haben neue Funde erbracht. Mit diesen Ohrringen haben sich Hanuliak130 und Klanica befasst, der sie „Ohrringe mit hinterem Anhänger aus großen, umgeschlagenen Kügelchen, Variante 1“ nennt.131 Hanuliak hat das Vorkommen der Ohrringe des Typs Dostál Abb. 8,8–9 nur in elf Gräbern von zehn Fundplätzen verzeichnet, z. B. Devín Burgwall, Grab 166/85, und Veľký Grob, Grab 100.132 Typ Dostál Abb. 8,8–9 kommt nicht nur in Mähren, sondern auch in der Südwestslowakei, Niederösterreich und im angrenzenden Ungarn verhältnismäßig selten vor. Verzeichnet wurden sie z. B. auf dem Gräberfeld von Pitten, Grab 70, oder auf Gräberfeldern des Typs Sopronkőhida-Pitten-Pottenbrunn, z. B. Garanbonc, Grab 13,133 oder Alsórajk-Határi.134 Analoge Ohrringe kommen jedoch oft auf Gräberfeldern in Rumänien, z. B. Izvoru,135 und in Bulgarien vor und wurden jüngst von Grigorov bearbeitet. Er hat sie zu seinem Typ II.1 gezählt, bei dem sich auch Ohrringe mit vier Kügelchen finden.136 Grigorov erwägt einen byzantinischen Ursprung, ohne jedoch die Herkunft aus dem Umfeld der awarischen Kultur auszuschließen. Diese Formen sind insbesondere in der südlichen Walachei konzentriert und auf Friedhöfen ab der
Hanuliak 2004, 164–165. Klanica 2006, 92–93. Hanuliak 2004, 166. Szőke 1992b, Taf. 32,13. Szőke 1996, Taf. 30. Mitrea 1989, Abb. 6,2; 8,4. Grigorov 2007, Abb. 4.
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zweiten Hälfte des 7. bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts belegt.137 Auch Grigorovs Erkenntnisse unterstützen die Betrachtungen Klanicas bezüglich des Vorkommens der Ohrringe des Typs Dostál Abb. 8,8–9 im selben Zeithorizont wie die Ohrringe mit doppelkonischer Traube, d. h. in der Mitte des 9. Jahrhunderts.138 f) Auswertung Die obigen Erläuterungen zur Typisierung der Traubenohrringe führen sowohl zu einem Zuwachs an Informationen als auch zu neuen Fragen. Besondere Bedeutung besitzt die Auswertung von Fundkombinationen bzw. deren Fehlen innerhalb der Grabausstattungen. Bemerkenswert und wichtig erscheint, dass Ohrringe mit ährenartiger Traube in den Gräbern bislang nur selten in Kombination mit anderen Typen von Traubenohrringen vorkommen. Sie traten lediglich mit Traubenohrringen mit vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,2), z. B. Horní Kotvice, Grab 83, oder mit doppelkonischer Traube (Typ Dostál Abb. 8,6), z. B. Staré Město, Grab 22/48, auf (Taf. 3). Ohrringe mit ährenartiger Traube kommen beinahe überhaupt nicht in Kombination mit Ohrringen des Typs Trilj (Typ Dostál Abb. 8,12) vor. Ausnahmen stellen allein Grab 143/50 aus Staré Město und Grab 63 (Taf. 19) aus Břeclav-Pohansko dar. Sogar auf den Gräberfeldern Nechvalín und Prušánky, auf denen beinahe alle Traubenohrringtypen vorkamen, wurden keine Kombinationen von Ohrringen mit ährenartiger Traube mit sonstigen Traubenohrringen (Taf. 24) beobachtet. Eine weitere wichtige Feststellung betrifft die Tatsache, dass ährenartige Traubenohrringe praktisch nicht zusammen mit Traubenohrringen mit Perlen auftreten. Ährenartige Ohrringe waren insbesondere an Trommel- und Körbchenohrringe gebunden. Diese Erscheinung können wir auf beinahe allen bekannten Gräberfeldern verfolgen. Demgegenüber haben jedoch andere Traubenohrringe durchaus Kombinationen gebildet. Die meisten verschiedenen Kombinationen bieten die Gräberfelder Nechvalín I, z. B. Grab 21 (Taf. 24), auf denen Ohrringe mit doppelkonischer Traube II (Typ Dostál Abb. 8,6) und Ohrringe des Typs Dostál Abb. 8,8 vorkamen, sowie Prušánky, z. B. Gräber 164 oder 265, in denen Ohrringe mit vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,2) zusammen mit Ohrringen mit doppelkonischer Traube II gefunden wurden, oder das bereits erwähnte Grab 202 (Taf. 24). Mehrere Kombinationen von Traubenohrringen liegen aus Grab 63 in Břeclav-Pohansko (Taf. 19) vor, in dem ausnahmsweise Ohrringe mit ährenartiger Traube gefunden wurden. Gleichzeitig ist interessant, dass andere Traubenohrringe nicht mit Trommel- bzw. Körbchenohrringen, d. h. mit denjenigen Ohrringen kombiniert waren, mit denen zusammen Ohrringe mit ährenartiger Traube (Typ Dostál Abb. 8,10) vorkommen. Diese Erkenntnisse eröffnen viele Fragen. Sind diese Unterschiede ausschließlich chronologischer Art, oder können wir darin auch eine soziale Differenzierung
Grigorov 2007, 18. Klanica 2006, 94.
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oder ethnische Vielfalt sehen? Oder treffen hier mehrere oder gar alle Aspekte aufeinander? Bei der Frage der Chronologie wird vom Gräberfeld Staré Město „Na valách“ ausgegangen. Als bis jetzt einzige Nekropole bietet sie ein umfangreiches Quellmaterial, welches auch verhältnismäßig gut publiziert ist. Zukünftig – nach der Veröffentlichung und Analyse des Friedhofes an der Basilika in Mikulčice – wird es möglich sein, die Schlussfolgerungen bezüglich der Datierung des Schmucks zu verifizieren bzw. zu modifizieren. Bis jetzt wurde in dieser Arbeit bei der Charakteristik vieler Gräber folgende Formulierung verwendet: Das Grab gehört in den älteren oder jüngeren Horizont. Die Unterscheidung zweier Horizonte – eines dem Bau der Kirche vorangehenden älteren Horizonts und eines der Errichtung des Sakralbaus folgenden jüngeren Horizonts – geht direkt von der archäologischen Situation auf dem Gräberfeld „Na valách“ aus, insbesondere in den Planquadraten 7–8/D–E in unmittelbarer Nähe der freigedeckten Kirchenfundamente. Die Analyse der Traubenohrringe ermöglicht es, gemeinsam mit den Erkenntnissen der horizontalen Stratigraphie, eine markante Veränderung im Repertoire des Frauenschmucks zu erfassen, die im Laufe des älteren Bestattungshorizonts auf dem Gräberfeld Staré Město ablief. Oben wurde aufgeführt, dass es zu keinen Kombinationen anderer Traubenohrringe mit denjenigen mit ährenartiger Traube kommt. Die Kartierung der Ohrringe vom Typ Trilj auf dem Gräberfeld „Na valách“ zeigt, dass die meisten Gräber im nördlichen Teil liegen – sie befinden sich sogar in jenen Teilen, in denen der Wall verläuft. Im südlichen Teil finden sich Ohrringe des Typs Trilj dagegen nur sporadisch. Eine wichtige Rolle für die Rekonstruktion der Veränderungen im Frauenschmuck spielen Grab 282/49 und die Gräber im Planquadraten 7–8/B–C. Im nördlichen Teil des Gräberfeldes finden sich die Frauengräber 193/51, 200/51 und 166/ 51 sowie weitere, in denen am oberen Bogen verzierte Ohrringe vorkamen – die eindeutig zum ältesten Typ gehören und verhältnismäßig früh auch wieder verschwinden.139 Neben Frauengräbern liegen in diesem Teil des Gräberfeldes auch die Männergräber 119/A/Z, 223/51 und 224/51 sowie das Brandgrab 221/51. Das Inventar des Grabes 223/51 kann bereits an das Ende des 8. Jahrhunderts datiert werden. Davon zeugen nicht nur Sporen des Typs IB, sondern auch das Schwert wohl vom Typ B. Ähnlich verhält es sich mit Grab 224/51, wo gleichfalls Sporen des Typs IB mit Tauschierung auftreten. Der gesamte nördliche Teil des Gräberfeldes ist also durch Gräber mit einem sehr „altertümlichen“ Inventar und außerdem mit komplizierten Holzkonstruktionen charakterisiert. Man darf demnach voraussetzen, dass dies der chronologisch älteste Teil des Friedhofs ist.140 Weiter südlich zu den Planquadraten
Vgl. den folgenden Abschnitt. Nach den bisherigen Erkenntnissen – so wie diese in der Publikation von Hrubý studiert werden können – scheint es, dass der genannte Friedhofsteil – Planquadrat 7/B – der älteste Teil ist,
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7–9/D–F erscheinen im Inventar der Frauengräber neue Ohrringtypen, und in den Männergräbern kommen nach und nach Sporen vom Typ IA und Schwerter vom Typ X vor – wie z. B. in den Gräbern 190/50 oder 141/50, die sicher in den jüngerem Horizont gehören.141 Auf die kontinuierliche Belegung des Gräberfeldes hat kürzlich auch Š. Ungerman hingewiesen, der dies anhand des Vorkommens von Millefioriperlen und Perlen mit Ringösen beobachtete.142 Bei der relativen Datierung der Gräber kann man sich daher auch auf die horizontale Stratigraphie stützen. Wie erwähnt, kommt Grab 282/49 dabei eine bedeutende Rolle zu. Es befindet sich nördlich der Kirche im Planquadrat 7/D, und in dieses Grab ist das jüngere Grab 279/49 eingetieft. Wir können davon ausgehen, dass dieses Grab zum älteren Horizont der Gräber gehört, welche dem Bau der Kirche vorausgingen. Das Schmuckinventar des Grabes unterscheidet sich deutlich von den Gräbern, in denen am oberen Bogen verzierte Ohrringe vorkommen, und von einigen Gräbern mit außergewöhnlichem Schmuck wie z. B. die Gräber 167/51 und 122/51. Das Inventar des Grabes bilden Ohrringe mit ährenartiger Traube, zwei Varianten von Säulchenohrringen und Körbchenohrringe zusammen mit drei Paar Kugelanhängern, von denen eines zu den getriebenen Kugelanhängern gehört. Aufgrund der Lage des Grabes südlich der ältesten Gräbergruppe ist es wahrscheinlich, dass dieses Grab später als jene anderen Gräber unter dem Wall angelegt wurde. Wie viel später, lässt sich leider nicht klären. Fest steht, dass das Inventar des Grabs einen völlig neuen Schmuck darstellt, der bis dahin nicht vorkam. Grab 282/49 (Taf. 1) kann man als Repräsentanten einer neuen Schmuckwelle ansehen, die im Umfeld einer südmährischen Elite erscheint. Diese Erkenntnis ermöglicht es, die Schmuckentwicklung im südlichen Mähren besser zu erfassen. Bisher konnte man lediglich einen jüngeren und einen älteren Bestattungshorizont unterscheiden. Unter dem älteren wurden diejenigen Gräber verstanden, die noch vor dem Bau der Kirche ausgehoben wurden. Den jüngeren Horizont stellen diejenigen Gräber dar, die erst nach dem Bau der Kirche entstanden sind. Der ältere Horizont umfasst jedoch ziemlich viele Gräber, bei denen eine gewisse Entwicklung vorausgesetzt werden muss. Die Unterscheidung der Ohrringe, welche neue Formen des Schmucks darstellen, ermöglicht es nun, die innere Entwicklung dieser älteren Etappe der Friedhofsbelegung zu erfassen. Von jetzt an wird bei der Auswertung der Gräber mit Schmuck unterschieden, ob ihr Inventar noch zu der ältesten Schicht des Schmucks oder aber in jenen Zeitraum gehört, in dem neue Typen von Ohrringen und Kugelanhängern erscheinen. Der gesamte ältere Gräberhorizont auf dem Gräberfeld bekommt damit genauere Konturen, und es wird möglich, Veränderungen in Schmuck bzw. Mode zu verfolgen.
von dem aus das Gräberfeld erweitert wurde, nicht nur in südliche Richtung, sondern auch nach Osten und Westen. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Ungerman 2005, 737–739.
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Das Fehlen der letzten beiden Typen der Traubenohrringe und von Ohrringen mit vier Kügelchen auf einigen Gräberfeldern motiviert wiederum zu zwei Fragen: Ist das eine chronologische oder eine soziale Angelegenheit, oder sind möglicherweise beide verknüpft? Momentan kann man darauf noch keine sichere Antwort geben; angesichts der Situation auf dem Friedhof „Na valách“ lässt sich jedoch vermuten, dass auch der chronologische Aspekt eine Rolle spielt. Völlig davon verschieden zeigt sich jedoch die Situation auf dem Gräberfeld Prušánky I, wo Gräber mit verschiedenen Kollektionen auch nah beieinanderliegen. Die Analyse der Traubenohrringe hat weiterhin gezeigt, dass man die ursprünglichen Charakteristiken von Dostál bezüglich des „donauländischen Schmucks“ auf der einen und des „byzantinisch-orientalischen Schmucks“ auf der anderen Seite etwas modifizieren kann. Traubenohrringe mit vier Kügelchen, mit verlängerter Traube, mit doppelkonischer Traube und der Typ Dostál Abb. 8,8–9, die allesamt den „byzantinisch-orientalischen“ Formen zugewiesen wurden, kommen auch auf „dörflichen“ Friedhöfen vor und sind miteinander kombiniert. Es werden davon Exemplare nicht nur aus Gold, sondern auch aus Bronze oder vergoldetem Kupfer hergestellt. Ebenso finden sich auch Ohrringe mit ährenartiger Traube auf „dörflichen“ Gräberfeldern, dort aber in Kombination mit anderen Ohrringen – meist mit Röhrchen. Es scheint, dass die ursprüngliche Einschätzung des „donauländischen Schmucks“ nach Eisner dessen Charakterisierung genauer trifft als die spätere soziale Konnotation, die sich in der Folge durchgesetzt hatte. Bereits bei den einzelnen Typen der Traubenohrringe wurden geographische Unterschiede ihres Vorkommens erwähnt. Ohrringe mit ährenartiger Traube gehören zu den verbreitetsten Traubenohrringen. Sie kommen in einem weiten Raum des zentralen Donaugebiets und auf dem Balkan vor. Aus Ungarn sind die genannten Ohrringe bis jetzt nur von der Grabstätte Zalavar-Vársziget bekannt. Bemerkenswert ist das begrenzte Vorkommen der Ohrringe mit verlängerter Traube (Typ Dostál Abb. 8,3) in Frauengräbern Süd- und Südosteuropas – mit Ausnahme von Serbien und Kroatien. Wenn wir die Ansicht teilten, Ohrringe des Typs „Jízdarna“ von Ohrringen mit verlängerter Traube abzuleiten, dann wären diese wie Ohrringe mit ährenartiger Traube die einzigen Traubenohrringe, die auch in Böhmen verbreitet waren. Völlig anders liegt die Sachlage bei Ohrringen vom Typ Dostál Abb. 8,2 mit vier Kügelchen und bei jenen mit doppelkonischer Traube. Sie kamen sporadisch in Südmähren und der Südwestslowakei vor, jedoch öfter auf dem Balkan und in Dalmatien; wir kennen sie bislang nicht aus böhmischen Inventaren. Auf Gräberfeldern in der Slowakei kommen sporadisch auch die letzten beiden Typen der Traubenohrringe (Typ Dostál Abb. 8,6 und 8,8–9) vor, die sich am häufigsten auf frühmittelalterlichen Friedhöfen in Bulgarien und Rumänien finden.143 Deuten die genannten Unter-
Grigorov 2007, 17–22.
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schiede im Vorkommen auf Unterschiede in der Herstellungstradition hin – oder kann man von unterschiedlichen sozialen oder ethnischen Gruppen ausgehen?
1.2 Am oberen Bogen verzierte Ohrringe (Typ Dostál Abb. 8,30.32; 9,19)
Abb. 2.7: Am oberen Bogen verzierte Ohrringe.
Zu den markanten, jedoch nicht besonders häufigen Ohrringen gehören Formen, bei denen auch der obere Teil des Ohrringbogens verziert ist (Abb. 2.7). Meist wurden sie in die Gruppe des „byzantinisch-orientalischen Schmucks“ eingereiht; Eisner stellte sie jedoch in die Gruppe des „donauländischen Schmucks“.144 Die bekannten Exemplare erlauben die Aufgliederung in drei Varianten: a) sowohl am oberen als auch am unteren Bogen mit Filigran oder Granulation verzierte Ohrringe ohne Anhänger am oberen Teil des Bogens, b) sowohl am oberen als auch am unteren Bogen verzierte Ohrringe mit einseitigem Anhänger und c) am oberen Bogen verzierte Trommelanhänger. Die Variante a) erscheint sowohl in goldener als auch in silberner Ausführung. Bei der Verzierung des Bogens verwendeten die Juweliere verflochtene Filigrandrähte oder feine Granulation. Funde dieser Ohrringe sind aus Staré Město „Na valách“, Gräber 193/51 und 200/51 (Taf. 7),145 einem Grab von Staré Město „Štěpnici“,146 aus Uherské Hradiště-Sady, Grab 86/60 (Taf. 15),147 vom Gräberfeld Břeclav-Pohansko, Grab 178,148 und aus Nechvalín, Grab 128,149 bekannt geworden. Aus der Slowakei stammen solche
Eisner 1955, 215. Hrubý 1955a, Taf. 84,2–3; 82,3–6. Poulík 1975, 78. Galuška 1996a, Abb. 56,12. Kalousek 1971, Abb. 178. Klanica 2006, Taf. 19,3–4.
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Ohrringe allein vom gestörten Gräberfeld in Abrahám, Grab 1,150 und aus Skalica, Grabhügel 33, Grab 2.151 Diese Variante kam außerdem im Grab aus Trilj (Taf. 33)152 sowie auf dem Gräberfeld in Zalavár, Grab 71,153 vor. Die Variante b) unterscheidet sich durch einen einseitigen Anhänger am oberen Bogen von den anderen Ohrringen. Die Exemplare dieser Form wurden aus Silber, Gold und Bronze hergestellt. Die Ohrringe traten bisher auf dem Gräberfeld „Na valách“, Gräber 51/50, 103/50 (Taf. 12), 166/51 und 200/51,154 sowie Sady, Gräber 86/59 und 209/59 (Taf. 15),155 auf. Ähnliche Ohrringe kommen relativ häufig auf awarischen Gräberfeldern vor – als Typ IX und X nach Z. Čilinská.156 Die Ohrringe der Variante c) sind am oberen Bogen nicht wie bei den beiden anderen Varianten durch Filigran oder Granulation, sondern durch Trommeln verziert. Die Trommeln sind nicht nur am unteren Teil des Bogens angeordnet, wie wir das bei Ohrringen mit fünf bis sieben Trommeln kennen, sondern sie reichen auch bis zum oberen Viertel des Bogens und werden manchmal mit einem einseitigen Anhänger – auch in Form einer Trommel – abgeschlossen. Diese Form kam bis jetzt nur in Gold vor, und die Trommeln sind mit feiner Granulation verziert. Bekannt sind Exemplare vom Gräberfeld Uherské Hradiště-Sady, Grab 209/59,157 „Špitálky“, Grab 2, (Taf. 14)158 weiter aus Mikulčice bei der Basilika, Grab 505,159 sowie das Grab von Mikulčice „Na Štepnici“.160 Außerhalb Südmährens ist ein Exemplar vom Gräberfeld Zalavár-Vársziget161 bekannt geworden. Hrubý hat am oberen Bogen verzierte Ohrringe als Typ 4 bezeichnet und in sechs Varianten aufgeteilt. Er datierte sie insbesondere an das Ende des 9. und den Beginn des 10. Jahrhunderts.162 Diese Datierung Hrubýs hat Dostál übernommen.163 Galuška hat später Hrubýs Datierung korrigiert, jedes Exemplar separat zeitlich eingeordnet und keine allgemeine Ansetzung verfolgt. Grab 51/50 von Staré Město mit dem genannten Ohrringtyp hat er in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts gestellt.164 Andere Gräber hat er unterschiedlich datiert – überwiegend jedoch in die zweite
Hanuliak 2004, 255, Taf. I,10–11. Budinský-Krička 1959, 99–100. Karaman 1921. Szőke 2014, Abb. 30. Hrubý 1955a, Taf. 73,15–16; 67,6; 78,3; 82,1–2. Galuška 1996a, Abb. 56,11.14. Čilinská 1975, 65, Abb. 1. Galuška 1996a, Abb. 56,18. Poulík 1955, Abb. 23,5–6. Poláček 2000, 209, Abb. 08.03.03. Poulík 1975, Taf. 78. Szőke 2014, Abb. 76. Hrubý 1955a, 235, 236. Dostál 1966, 37. Galuška 1996b, 275.
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Hälfte des 9. Jahrhunderts. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts oder eher kurz danach hat er die Gräber 193/51 und 200/51 vom selben Fundplatz sowie Grab 209/59 vom Gräberfeld Sady eingereiht,165 Grab 103/50 aus Staré Město „Na valách“ mit einem ähnlichen Ohrring jedoch in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts.166 Grab 86/60, in dem ein am oberen Bogen verzierter Ohrring gefunden wurde, wird später als Grab 209/59 – ungefähr in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts – eingeordnet.167 Jüngst hat Galuška die Datierung des Grabes 193/51 mit einem am oberen Bogen verzierten Ohrring bereits vor der Mitte des 9. Jahrhunderts angesetzt.168 Die am oberen Bogen verzierten Ohrringe der Varianten a) und b) aus Südmähren kommen mit Form und Zierelementen den awarischen Ohrringen der Typen Typs IX und X nach Čilinská nahe.169 Im awarischen Umfeld haben diese eine lange Tradition. Sie tauchen bereits seit der Mitte des 7. Jahrhunderts auf. Ihr Ursprung wird im byzantinischen Juwelierwesen gesucht.170 Čilinská teilt die am oberen Bogen verzierten Ohrringe aus der Zeit des awarischen Khaganats in zwei selbständige Typen IX und X auf.171 Die Ohrringe des Typs IX haben einen runden Bogen, und der Querschnitt des Drahts ist rund oder viereckig. Sie werden ungefähr von der Mitte des 7. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts datiert.172 A. Pásztor vermutet ihr Ausklingen im ersten Drittel des 8. Jahrhunderts,173 É. Garam beschränkt sie auf das Ende des 7. Jahrhunderts.174 Für Ohrringe des Typs X ist eine ovale Form des Bogens charakteristisch. Der Querschnitt des Drahts ist rund, am häufigsten jedoch vier- bis sechseckig.175 Laut Čilinská stellen diese Formen den Höhepunkt des Goldschmiedehandwerks des 8. Jahrhunderts dar.176 Sie sind mit einem beidseitigen Anhänger am unteren und mit einem einseitigen Anhänger am oberen Bogen verziert. Bei diesem Ohrringtyp taucht bei einigen Ohrringen am oberen dieselbe Verzierung wie am unteren Bogenteil auf, gelegentlich nur eine Verstärkung des Drahts im oberen Bogenteil – ähnlich wie bei den Exemplaren aus Südmähren, so z. B. bei den Ohrringen aus Grab 76 von Pilismarót,177 bei den Ohrringen aus den Gräbern 775 und 777 vom Gräberfeld in Holiare,178 bei den Ohrringen aus Grab 132 vom Grä-
Galuška 1996a, 95. Galuška 1996a, 94. Galuška 1996a, 97. Galuška 2013, 231. Čilinská 1975, 65. Čilinská 1975, 78; Garam 2001, 31. Čilinská 1966, 144–147; Čilinská 1975, 77–80. Čilinská 1966, 144; Čilinská 1975, 77–78. Pásztor 1986, 127. Garam 2001, 31–32. Čilinská 1966, 146. Čilinská 1975, 79. Fettich 1965, 39, Abb. 59; Szőke 1992, 933, Taf. 9. Točík 1968a, 207, Taf. LXXXVII,29.34.
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berfeld Abony.179 Nach Čilinská beginnt ihr Vorkommen in den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhundert; zu ihrem Ausklingen kommt es gegen Ende des 8. Jahrhunderts.180 É. Garam datiert ein ähnliches Exemplar vom Fundplatz Nagytétényi in Budapest in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts.181 An das Ende des 8. Jahrhunderts wird von einigen Forschern wie erwähnt auch das Grab aus Trilj datiert. Szőke dagegen setzt einige Grabkomplexe mit am oberen wie am unteren Bogen verzierten Ohrringen des Typs X nach Čilinská bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts.182 Ist die zeitliche Differenz von mindestens 50 bis 75 Jahren im Verschwinden der am oberen Bogen verzierten Ohrringe aus der materiellen Kultur des Karpatenbeckens einerseits und derjenigen Südmährens und der heutigen Südwestslowakei andererseits plausibel? Die ursprüngliche Datierung des Schmucks in Südmähren stützte sich insbesondere auf historische Ereignisse, und die meisten Schmuckstücke wurden erst in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts – nach der Ankunft von Konstantin und Method – gesetzt. Die Analyse einiger stratigraphischer Situationen an der Grabstätte „Na valách“ zeigte, wie dargelegt jedoch, dass die meisten Gräber mit Prunkschmuck zum ältesten Bestattungshorizont des Gräberfeldes gehören. Gräber mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen befinden sich auf dem Gräberfeld „Na valách“ im nördlichen Teil unterhalb des Walls (Gräber 193/51 und 200/51), wobei sich Grab 200/51 unweit der wichtigen Männergräber 223/51 und 224/51 befindet, die auch traditionell an das Ende des 8. Jahrhunderts datiert werden. Bei Grab 166/51 zeigt sich das Problem der „sekundären Tiefe“. Die Gräber 51/50 und 103/50 befinden sich im südlichen Teil des Gräberfeldes. Grab 103/50 ist laut Plan durch jüngere Gräber überlagert. Die Fundsituation bei Grab 51/50 ist nicht völlig eindeutig; möglicherweise gehört es ebenfalls zu den älteren Gräbern. Beide Gräber wiesen im Vergleich mit anderen umliegenden Gräbern – mit Ausnahme von Grab 110/50 – tiefere Grabgruben auf. In ihrer Nähe befindet sich Grab 50/50, in dem Sporen vom Typ IB mit goldenem kürbisförmigen Kugelanhänger wie in Grab 51/50 gefunden wurden. Zu einer deutlichen Verschiebung bei der Datierung der am oberen Bogen verzierten Ohrringe neigt Ungerman. Er schließt nicht aus, dass dieser Ohrringtyp bis zum Ende des 9. bzw. bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts in Gebrauch war.183 Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kam auch St. Eichert, der annimmt, dass ähnliche Ohrringe bei den Karantanen nach dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts nicht mehr vorkommen.184 Die am oberen Bogen verzierten Ohrringe zeigen sich als charakteristischer Prunkohrringtyp am Ende des 8. Jahrhunderts, vielleicht mit einem Übergreifen bis in das erste Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts. Diese Datierung unterstützt auch der
Éber 1902, 260. Čilinská 1975, 80–81. Garam 1993, 95, Taf. 35,2. Szőke 1992, 887. Ungerman 2005, 715–716. Eichert 2010, 23.
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Schatz aus Petrovec, in dem arabische Münzen aus den Jahren 753/754 bis 788/798 gefunden wurden.185 Die besondere Verzierung mit Trommeln bei Variante c) der am oberen Bogen verzierten Ohrringe ermöglicht es, über einen Wechsel beim südmährischen Frauenschmuck nachzudenken. Die dritte Variante verbindet nämlich die ältere Form der Ohrringe – Verzierung auch am oberen Bogen – mit dem neuen Zierelement einer Trommel, das sich wieder markant durchgesetzt hatte. Die Gesamtform des Ohrrings hat sich offensichtlich – langfristig gesehen – nicht durchgesetzt; mit der Zeit blieben die Trommeln auf den unteren Teil des Ohrringbogens beschränkt. Vom Beginn einer Veränderung kann man auch deshalb sprechen, weil Variante c) in den Gräbern zusammen mit den beiden vorherigen Varianten vorkommt, so z. B. in Grab 209/59 von Uherské Hradiště-Sady oder im Grab von Štepnica.186 Nach und nach erhielten alle Varianten der am oberen Bogen verzierten Ohrringe ein neues Design, was wir am Trommelohrring von Grab 193/51 verfolgen können, in dem auch ein Paar der am oberen Bogen verzierten Ohrringe vorkommt. Ähnliche Varianten der Trommelohrringe erscheinen später insbesondere in Kombination mit neuen Ohrringtypen, vor allem mit Körbchenohrringen und Ohrringen mit ährenartiger Traube.187
1.3 Lunula-Ohrringe Lunula-Ohrringe stellen ziemlich spezifische Typen dar. Die einzelnen Typen unterscheiden sich verhältnismäßig deutlich und sind gleichzeitig wenig zahlreich. Zwei Typen stellen in Südmähren bis jetzt sehr vereinzelte Funde dar. Unter dem Terminus „Lunula-Ohrringe“ werden seit Hrubý Ohrringe angesehen, „die einen unverzierten oberen Bogen zum Aufhängen aufweisen, und der untere Bogen ist durch Ziertechnik so ausgefüllt, dass hier eine Lunula mit zwei oder drei Spitzen entsteht“. Für die Fertigung aller Lunula-Ohrringe haben die Juweliere Gold oder Silber verwendet. Hrubý unterschied auf dem Gräberfeld „Na valách“ fünf Typen.188 Seine Aufteilung hat Dostál übernommen,189 und auch die vorliegende Arbeit stützt sich darauf. Die ersten beiden Varianten stellen Lunulae mit derselben Form dar. Die erste betrifft Lunulae mit drei oder zwei spitzen Enden, gefertigt aus einem goldenen oder silbernen Blech oder einer ähnlichen Form aus Filigran. Die letztere Variante der Lunula-Ohrringe weist eine mit innerem Band geformte Lunula auf, auf deren unterem Bogen eine Traube aufsitzt.
Kiss 1986, 119–120; Breuer 2005, 116; Eichert 2010, 20. Poulík 1975, Taf. 78. Vgl. Abschnitt II. 1. 5. Hrubý 1955, 243–244. Dostál 1966, 40.
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a) Lunula-Ohrringe mit Ketten (Typ Dostál Abb. 10,15–16)
Abb. 2.8: Lunula-Ohrringe mit Ketten.
Es handelt sich um Lunula-Ohrringe, deren Lunula aus einem goldenen oder silbernen Blech gefertigt ist und die mit Ketten verziert sind (Abb. 2.8). Dieser Typ der Ohrringe kommt in Staré Město „Na valách“, Grab 106/AZ (Taf. 8), und „Špitálky“, Grab 1 vor.190 Auf dem Gräberfeld in Břeclav-Pohansko wurden sie in Grab 43 entdeckt, und in diese Gruppe werden als Variante auch rechteckige Ohrringe mit Ketten aus Grab 158 (Taf. 18) vom selben Gräberfeld eingeteilt.191 Hrubý und Dostál datierten diesen Typ in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts,192 und auch Poulík stellte die Lunula-Ohrringe vom Gräberfeld „Špitálky“ erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.193 Lunula-Ohrringe mit Ketten wurden bisher nur in drei Gräbern gefunden, was keine allgemeine Datierung erlaubt. Man kann lediglich die chronologische Einteilung eines jeden Grabs nach den weiteren Begleitfunden versuchen.
Poulík 1955a. Kalousek 1971, 46. Hrubý 1955a, 244; Dostál 1966, 40. Poulík 1955a, 330.
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Auf dem Gräberfeld in Staré Město kamen diese Ohrringe in Grab 106/AZ mit goldenen Säulchenohrringen und silbernen Traubenohrringen,194 einem Paar goldener, auf der gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Kugelanhängern sowie zwei Perlen, davon eine aus Millefiori-Glas, vor. Die Funde, die LunulaOhrringe begleiten, gehören zu denjenigen Objekten, die bereits in den Gräbern des älteren Bestattungshorizonts des Gräberfeldes „Na valách“ auftauchen. Es handelt sich insbesondere um Säulchenohrringe und goldene Kugelanhänger. Für die Datierung des Grabs 106/AZ ist auch seine Lage wichtig. Es wurde unterhalb des Walls entdeckt. In seiner unmittelbaren Nähe befand sich Grab 88/AZ, das nicht nur durch seine Konstruktion, sondern auch seine Funde interessant ist. Es wurden zwei Paar Traubenohrringe – ein goldenes Paar doppelkonischer Ohrringe und ein Paar silberner Ohrringe – gefunden, welche Ohrringe des Typs Trilj darstellen. In unmittelbarer Nähe des Grabes 106/AZ wurden in keinem einzigen fundführenden Grab – Gräber 88/AZ, 103/AZ und 113/AZ – Objekte gefunden, die wir mit der „neuen Schmuckwelle“195 verbinden könnten. Alle aufgeführten Tatsachen stützen die Erwägung, dass das Mädchen in Grab 106/AZ kurz nach dem Aufkommen der neuen Schmuckwelle bestattet wurde, da die Säulchenohrringe einen Bestandteil des Inventars darstellen. Galuška vermutet, dass das Grab in die Zeit kurz vor der Entstehung der Kirche, d. h. vor der Mitte des 9. Jahrhunderts, gehören könnte.196 In den Gräbern von Břeclav-Pohansko kamen Kettenohrringe zusammen mit Ohrringen mit sechs Körbchen vor – so in Grab 158. Diese Ohrringtypen gehören zum Schmuck der neuen Welle. In Grab 1 von Staré Město „Špitálky“ wurden Lunula-Ohrringe mit Ketten zusammen mit einem silbernen getriebenen Kugelanhänger mit gravierter Verzierung – hier Palmetten in einem herzförmigen Mäander – gefunden. Diese Variante der getriebenen Kugelanhänger kommt im jüngeren Bestattungshorizont des Friedhofs von Staré Město „Na valách“ ebenso wie bei Kirche II in Mikulčice in Grab 44 vor.197 Die Erkenntnisse zur chronologischen Abgrenzung der Lunula-Ohrringe mit Ketten lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. Die Inventare von Grab 106/AZ und der benachbarten Gräber lassen es möglich erscheinen, dass Lunula-Ohrringe mit Ketten ziemlich früh – in der Zeit der einsetzenden Körperbestattung – vorkommen. Gleichzeitig weisen die Kombinationen der Lunula-Ohrringe mit Ketten und der getriebenen Kugelanhänger mit einer Palmette im herzförmigen Mäander aus Grab 1 von Staré Město „Špitálky“ auf ihr Vorkommen noch in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts hin.
Der Typ der Traubenohrringe konnte nicht bestimmt werden. Hrubý gibt diesen nicht an, und aus der durch Zelnitius publizierten Abbildung ließ sich der Typ nicht bestimmen; Zelnitius 1942, 37. Vgl. Abschnitt II. 1. 1. Galuška 2013, 239. Vgl. Abschnitt II. 2. 9.
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b) Lunula-Ohrringe mit Trommeln (Typ Dostál Abb. 10,19) und Lunula-Ohrringe aus Filigran (Typ Dostál Abb. 10,18)
Abb. 2.9: Lunula-Ohrringe mit Trommeln (a) und Lunula-Ohrringe aus Filigran (b).
Angesichts der Formähnlichkeit der Lunula-Ohrringe mit Trommeln und jenen aus Filigran geformten, die in zwei Paaren vorliegen, werden sie hier gemeinsam präsentiert (Abb. 2.9). Lunula-Ohrringe mit Trommeln sind bis jetzt lediglich von den Gräberfeldern „Na valách“, Grab 193/51 (Taf. 7),198 und Uherské Hradište-Sady, Grab 209/59,199 bekannt. Aus Filigran geformte Lunula-Ohrringe kennen wir aus Grab 122/ 51 (Taf. 8) von Staré Město „Na valách“200 und wiederum ein Paar aus Grab 209/ 59 (Taf. 15) vom Gräberfeld Uherské Hradiště-Sady.201 Dostál hat zu den LunulaOhrringen mit Trommeln auch Exemplare aus Brno-Maloměřice, Práče und Pěnčín gestellt.202 Bei der chronologischen Einordnung dieser Lunula-Ohrringe zeigt sich eine ähnliche Situation wie beim vorherigen Typ. Ursprünglich waren auch diese Exemplare erst an das Ende des 9. Jahrhunderts, eventuell an den Beginn des 10. Jahrhunderts datiert worden.203 Später wurde diese Datierung von Galuška korrigiert. Im Falle von Grab 193/51 hat er dessen Anlage bereits kurz nach der Mitte des 9. Jahrhunderts erwogen.204 Die Exemplare aus Sady wurden nach Galuškas Meinung um die Mitte des 9. Jahrhunderts in Grab 209/59 gelegt.205 Unter dem Einfluss neuer Erkenntnisse hat Galuška seine Ansicht zur Datierung beider Grabkomplexe geändert und verschiebt ihre Datierung nun vor die Mitte des 9. Jahrhunderts.206
Hrubý 1955a, 518–519. Galuška 1996a, 137, Abb. 88,11–12. Hrubý 1955a, 508. Galuška 1996a, 137, Abb. 88,13–14. Dostál 1966, 40. Hrubý 1955a, 245; Dostál 1966, 40. Galuška 1996a, 95. Galuška 1996a, 94. Galuška 2013, 231.
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Die Ohrringe aus Grab 122/51 wurden von Hrubý an den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert.207 Auch dank dem Paar aus Filigran hergestellten Lunula-Ohrringen wird die Überlegung bestätigt, dass Grab 122/51 nicht allzu lange nach der Bestattung eines Kindes in Grab 193/51 und einer jungen Frau in Grab 167/51 angelegt worden sein kann. c) Lunula-Ohrring mit Pyramiden aus Grab 167/51 (Typ Dostál Abb. 10,24)
Abb. 2.10: Lunula-Ohrring mit Pyramiden.
Bei Lunula-Ohrringen mit Pyramiden handelt es sich wiederum um Einzelexemplare (Abb. 2.10). Die Ohrringe stammen aus einem Mädchengrab, das auch mit seiner sonstigen ziemlich ungewöhnlichen Ausstattung Aufmerksamkeit erregte. Neben den goldenen Lunula-Ohrringen wurden ein Halsschmuck aus silbernen, verflochtenen Drähten mit silbernem Anhänger, zwei unverzierte goldene Kugelanhänger, sieben Millefioriperlen, ein Eimer sowie ein Messer gefunden.208 Die Kugelanhänger und Ohrringe sind einzigartig, und wir können uns bei der chronologischen Bestimmung nicht auf sie stützen. Anders dagegen die Perlen: sie gehören zur Gruppe der Millefioriperlen, die ein wichtiges Mittel für die Datierung und insbesondere für die Synchronisierung der mitteleuropäischen Funde darstellen.209 Diese Millefioriperlen ermöglichen die Einordnung des Grabs 167/51 zu jenen Gräbern, die dem älteren Bestattungshorizont auf dem Gräberfeld „Na valách“ angehören. Diese chronologische Bestimmung wird auch von den umliegenden Gräbern unterstützt, z. B. Grab 166/51, in dem ein am oberen Bogen verzierter Ohrring gefunden wurde, und unweit davon Grab 286/49 mit Millefioriperlen. Das Grab selbst befindet sich nordwestlich der Fundamente der Kirche – in einem Teil, der intensiv genutzt wurde.
Hrubý 1955a, 245. Hrubý 1955a, 514. Ungerman 2005, 724.
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d) Lunula-Ohrringe mit Traube und Stachelverzierung (Typ Dostál Abb. 10,27.31)
Abb. 2.11: Lunula-Ohrringe mit Traube und mit Stachelverzierung.
Zu dieser Gruppe gehören Ohrringe, die im Innenraum des Bogens eine aus Filigrandraht gebildete Mondsichel aufweisen (Abb. 2.11). Der untere Bogen ist mit einer Traube verziert. Die Trauben sind manchmal mit drei oder vier granulierten, pyramidenförmig angeordneten Kügelchen verziert. In der Literatur wird die Form daher auch als „stachelartige Traube“ bezeichnet.210 Bisher sind solche „Stacheln“ an Ohrringen vorgekommen, die wir aus typologischer Sicht auch zu Ohrringen mit ährenartiger Traube stellen können. Oft sind es Exemplare, die sich durch besondere Feinheit und Aufwand der Juwelierarbeit auszeichnen. Das Motiv der Pyramidenverzierung aus vier Kügelchen kam jedoch auch bei einigen anderen Ohrringtypen vor, so z. B. bei Ohrringen mit durchbrochenem Säulchen und bei am oberen Bogen verzierten Trommelohrringen – wie in Grab 40/ 51 aus Staré Město „Na valách“ und Grab 262 aus Břeclav-Pohansko. Einen sehr wichtigen Fundkomplex bildet die Grabkammer mit den drei Gräbern 82/60, 86/60 und 87/60 vom Gräberfeld Sady, wo in den Gräbern 86/60 und 87/60 drei verschiedene Ohrringpaare mit stachelartiger Verzierung gefunden wurden (Taf. 15). Lunula-Ohrringe mit stachelartiger Traube kamen auf dem Friedhof „Na valách“ in den Gräbern 22/48 (Taf. 13), 40/51, 87/51, 97/51, 117/51 und 133/51 (Taf. 8),211 in Uherské Hradiště-Sady in Grab 87/60, in Břeclav-Pohansko in den Gräbern 67, 99 (Taf. 19) und 262 sowie in Skalica in Grabhügel 3, Grab 2,212 vor. Ohrringe mit ährenartiger Traube und stachelartiger Verzierung wurden in den Gräbern 38 (Taf. 19), 178 und 262 aus Břeclav-Pohansko, in Staré Město „Na valách“ in den Gräbern 293/49, 196/51, 97/AZ und 99/AZ, auf dem Gräberfeld „Špitálky“ in den Gräbern 2 und 24 (Taf. 24),213 in Mikulčice im Suburbium, Grab 1686,214 gefunden. Angesichts des gemeinsamen Vorkommens verschiedener Ohrringtypen mit stachelartiger Verzierung seien diese Ohrringe hier gemeinsam betrachtet.
Hrubý 1955a, 245; Dostál 1966, 35. Hrubý 1955a, 497–498, 502–503. Budinský-Krička 1959, Taf. XIII,3.7. Poulík 1955, Abb. 23,1–2, Abb. 21,1.3. Poláček 2000, 209, Abb. 08.03.01.
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Hrubý hat diese Ohrringe ursprünglich in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert.215 Dostál neigte ebenfalls zu dieser Datierung und vermutete, dass ihre Fertigung noch in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts fortgesetzt wurde.216 Galuška datiert die Gräber 86/60, 87/60 und 82/60 dagegen in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts.217 Neue Erkenntnisse zur Chronologie der Ohrringe betreffen auch die Gruppe der Ohrringe mit stachelartiger Verzierung. Die Fundsituation der Gräber in Staré Město zeigt, dass Gräber mit Ohrringen mit stachelartiger Traube zur älteren Belegungsphase gehören. Grab 87/51 wurde unterhalb des Walls in unmittelbarer Nähe des Grabes 116/51 gefunden, aus den Sporen des Typs II nach Hrubý stammen. Grab 87/ 51 weist eine Tiefe von 255 cm und ist laut Plan 3 durch Grab 79/51 überdeckt worden. In Uherské Hradiště-Sady wurde in den erwähnten Frauengräbern ein Paar Ohrringe mit innerer Lunula gefunden, und zusammen mit diesem wurde in Grab 87/60 ein Paar Traubenohrringe vom Typ Trilj entdeckt. In Grab 86/60 kamen am oberen Bogen verzierte Ohrringe mit ährenartiger Traube, beide noch mit kleinen Pyramiden aus vier Kügelchen, vor. Im Männergrab 82/60 wurden Sporen entdeckt,218 die sicher zum ältesten Typ gestellt werden können – Typ II nach Hrubý. Alle bis jetzt erwähnten Gräber weisen darauf hin, dass Ohrringe mit innerer Lunula und solche mit stachelartiger Verzierung zusammen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen vorkommen, womit sie zu den ältesten Ohrringtypen gehören. Ihre Beliebtheit setzt sich auch bei jüngeren Schmuckensembles mit Trommel- und Körbchenohrringen und getriebenen Kugelanhängern fort, wie man beim Inventar der Gräber 38 und 99 aus Břeclav-Pohansko beobachten kann. Grab 22/48 mit (beschädigten) Lunula-Ohrringen mit fünfseitiger Traube weist jedoch darauf hin, dass Ohrringvarianten mit innerer Lunula bis in den jüngeren Bestattungshorizont überdauern konnten.
1.4 Säulchenohrringe Säulchenohrringe gehören zu den bemerkenswerten Ohrringtypen, die in Südmähren gefunden worden sind. Wir finden zu ihnen im 9. und 10. Jahrhundert keinerlei Analogien. Sie bilden Unikate; erstaunlicherweise haben sie jedoch bis heute keine besondere Aufmerksamkeit erregt. Es zeigt sich, dass sie eine vielfältige Gruppe bilden – nicht nur, was die Form, sondern auch, was die Verzierung betrifft. Hrubý hat drei Typen der Säulchenohrringe unterschieden:
Hrubý 1955a, 245. Dostál 1966, 40. Galuška 1996a, 97. Galuška 1996a, 97.
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Typ 1: Ohrringe mit granuliertem Säulchen, Typ 2: Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen, Typ 3: Ohrringe mit Blechsäulchen mit drei Varianten.219 Dostál differenzierte lediglich drei Varianten der Säulchenohrringe: mit granuliertem, durchbrochenem oder einem Blechsäulchen.220 Die gegenwärtige Ansicht zu den Säulchenohrringen deutet an, dass Hrubýs Einteilung der Vielfalt der Säulenohrringe – insbesondere Blechsäulchen – besser gerecht wird. Hrubý bemerkte Unterschiede in der Art der Verzierung. Die erste Variante zeichnet sich durch eine feine Granulation in verschiedenen Mustern aus; die Ohrringe wurden aus Silber gefertigt. Die zweite Variante der Ohrringe mit Blechsäulchen wurde hingegen aus Bronze gefertigt und mit kleinen Filigranringen verziert. Zu diesen Varianten lässt sich anhand neuer Funde noch eine weitere Variante hinzufügen: Säulchenohrringe, die auf der gesamten Oberfläche mit feinkörniger Granulation verziert sind. Die meisten Exemplare aller Säulchenohrringe stammen aus Staré Město „Na valách“. Weitere Funde kommen aus Břeclav-Pohansko,221 Předmostí, Hluk,222 Dolní Věstonice223 sowie Rajhradice.224 In der Slowakei wurden sie in Pobedim, Ducové und Bíňa gefunden.225 Lange Zeit wurden Säulchenohrringe zusammen mit Körbchen- und Trommelohrringen für die jüngsten Ohrringtypen der großmährischen Periode gehalten. Gegenwärtig wird ihre Datierung grundlegend neu beurteilt. Erstmals geschah dies Mitte der 1990er Jahre, als Galuška die Datierung des Grabs 299/49 (Taf. 11) mit der Variante mit durchbrochenem Säulchen grundsätzlich änderte. Gegenüber bisherigen Vorstellungen datierte er das Grab in den Zeitraum vor Errichtung der Kirche,226 also bereits in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.227 Neben zwei silbernen Ohrringen mit vier Trommeln und zwei silbernen Kugelanhängern mit pflanzlichem Ornament wurde in diesem Grab auch ein Paar silberner durchbrochener Ohrringe entdeckt. Galuškas Annahme ist wahrscheinlich richtig, weil das betreffende Grab auch in einer Tiefe von 240 cm gefunden wurde, wohingegen Grab 134/49 unter dem Fundament der Kirche eine Tiefe von lediglich 148 cm aufweist. Die Analyse weiterer Gräber mit Säulchenohrringen – insbesondere mit den ersten beiden Typen – in Staré Město „Na valách“ hat Galuškas Feststellungen unterstützt.
Hrubý 1955a, 242–243. Dostál 1966, 40. Kalousek 1971. Dostál 1966, 40. Ungerman 2007, 10, 104. Staňa 2006, Abb. 53,2–4. Vendtová 1969; Hanuliak 2004; Holčík 1991. Galuška 1996b, 275. Galuška 1996a, 50.
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II Typologie der Schmuckformen
a) Ohrringe mit granuliertem Säulchen (Typ Dostál Abb. 10,2–3) Die Trommeln der Ohrringe sind mit großen granulierten Kügelchen verbunden, von denen sich zwei bis drei übereinander befinden und im Schnitt eine Rosette bilden (Abb. 2.12). Gleichzeitig sind diese Kügelchen mit kleinen Pyramiden aus vier Kügelchen verziert. Typisch ist auch der Abschluss des unteren Bogens in S-Form oder mit einer Öse.
Abb. 2.12: Ohrringe mit granuliertem Säulchen.
Solche Exemplare wurden bis jetzt auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ entdeckt, wo sie aus den Gräbern 83/AZ, 259/49, 282/49 (Taf. 1) und 345/49 (Taf. 12) stammen.228 Ein weiteres Ohrringpaar liegt vom Grabhügel in Hluk vor.229 Abgesehen von den Objekten in Grab 345/ 49 und 282/49 wurden die übrigen Exemplare in Gräbern mit bescheidener Ausstattung gefunden. In den Gräbern 83/AZ und 349/49 fanden sie sich gemeinsam mit Ohrringen mit ährenartiger Traube; in Grab 259/49 (Taf. 12) waren sie mit drei Perlen und einer bronzenen Rechteckfibel kombiniert. Solche Fibeln gehörten nicht zu den beliebten Schmuckobjekten im Arbeitsgebiet.230 Österreichische Archäologen datieren diese Spangen in Auhof und Michelsdorf in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.231 Bestandteil des Inventars von Grab 345/49 war auch ein kleiner silberner Kugelanhänger, verziert mit kleinen Dreiecken aus Granulation. Die Funde haben bis heute keine Kombination von Ohrringen mit granuliertem Säulchen und jüngeren Funden erbracht.
Hrubý 1955a, 242. V. Hrubý gibt noch ein Paar Ohrringe aus Grab 212/51 an; bei deen Beschreibung im Katalog heißt es aber: „mit einer massiven, ährenartigen Traube versehen, die mit granulierten Trommeln abgeschlossen ist, so dass sie an Ohrringe mit einer Säule erinnern“. Leider gibt es keine Abbildung zu den Ohrringen, und deswegen seien sie hier nicht den Säulchenohrringen zugewiesen. Dostál 1966, Taf. XV,19–20. Ungerman 2005, 722. Tovornik 1986, 480.
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b) Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen (Typ Dostál Abb. 10,6–7)
Abb. 2.13: Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen.
Die bemerkenswerteste Variante der Säulchenohrringe bilden Exemplare mit durchbrochenem Säulchen (Abb. 2.13). Das zwei Trommeln verbindende Säulchen besteht aus drei Halbbogen, die aufeinandersitzen und gleichzeitig zu einem Kreuz zusammengesetzt sowie mit einer kleinen Granulation in Form einer Pyramide verziert sind. Solche Formen sind von drei Fundplätzen bekannt geworden – von den Gräberfeldern „Na valách“, Břeclav-Pohansko und Předmostí. Diese Säulchenohrringe wurden außer in Grab 299/49 (Taf. 11) auf dem Friedhof „Na valách“ noch in weiteren Gräbern mit wichtigem Inventar gefunden – Gräber 106/AZ (Taf. 8), 282/49 (Taf. 1) und 317/49 (Taf. 11). Mit dem zuerst genannten haben wir uns bereits im Zusammenhang mit den Lunula-Ohrringen mit Ketten befasst. Grab 282/49 ist von zwei Gesichtspunkten her wichtig – nicht nur wegen der Reichhaltigkeit und Vielfalt seiner Ausstattung, sondern auch aufgrund seiner Fundsituation. Hier wurden drei verschiedene Ohrringtypen und zwei Varianten von Säulchenohrringen gemeinsam mit drei verschiedenen Paaren von Kugelanhängern gefunden. Die Ausstattung deutet auf die Gleichzeitigkeit des vielfältigen Schmucks – Ohrringe mit ährenartiger Traube, Körbchenohrringe und zwei Versionen von Säulchenohrringen – hin. Gemeinsam mit Ohrringen mit neun Körbchen, ergänzt durch Glas, sind verschiedene Versionen der Ohrringe mit durchbrochener Säule auch in Grab 317/49 aufgetaucht. Alle Ohrringe sind aus Silber gefertigt und vergoldet. Auch Funde aus den Gräbern in Břeclav-Pohansko deuten an, dass dieser Typ zu den ältesten Ohrringen der „neuen Welle“ des Frauenschmucks gehört. Die Säulchenohrringe waren Bestandteil des bereits erwähnten Grabes 63, in dem sie zusammen mit drei verschiedenen Typen von Traubenohrringen – mit ährenartiger Traube, Typ Trilj und doppelkonischer Traube – und mit Ohrringen mit stachelartiger Verzierung gefunden wurden. In Grab 67 waren sie mit einem Ohrringpaar mit innerer Lunula kombiniert. In Grabinventaren des jüngeren Bestattungshorizonts von „Na valách“ kommen Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen nicht vor. Diese Form war wahrscheinlich aufgrund ihrer anspruchsvollen Herstellung nur für eine relativ kurze Zeit im Umlauf.
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II Typologie der Schmuckformen
c) Ohrringe mit einem Blechsäulchen (Typ Dostál Abb. 10,1.12.14)
Abb. 2.14: Ohrringe mit einem Blechsäulchen.
Sie unterscheiden sich von den vorherigen Typen durch ihre variablere Verzierung sowie im Material (Abb. 2.14). Verbunden wurden die Trommeln mittels einer Blechrolle. Ein gemeinsames Merkmal für die ersten Varianten a) (Typ Dostál Abb. 10,12) ist der S-förmige Abschluss des unteren Bogens, ähnlich wie bei den vorher beschriebenen Säulchenohrringen. Die bisher häufigste Variante wurde aus Silber gefertigt und war mit verschiedenen geometrischen Mustern aus feiner Granulation verziert. Die meisten Exemplare kommen wie meist aus Staré Město „Na valách“ – aus den Gräbern 196/AZ, 266/AZ, 124/50, 155/51, 179/51. In Dolní Věstonice stammen sie aus den drei Gräbern 62/46, 284/55 und 346/55; in je einem Grab wurden sie in Nechvalín (Grab 44)232 und Rajhradice (Grab 66)233 gefunden. Einige Exemplare sind vom nicht näher untersuchten Gräberfeld in Předmostí bekannt. Vom Bestattungsplatz in Pobedim II stammt ein Exemplar aus Grab 48.234 Die Variante b) (Typ Dostál Abb. 10,13) unterscheidet sich in Material und Verzierung von den anderen. Diese Ohrringe wurden aus Bronze gefertigt, und die Oberfläche ist mit kleinen Ringen aus Filigrandraht bedeckt. Diese Variante wurde an mehreren Fundplätzen entdeckt – in Staré Město „Na valách“, Gräber 101/51 und 252/51, in Dolní Věstonice, Gräber 278/47, 463/55 und 756/57,235 in Rajhradice, erneut Grab 66.236 Die zeitliche Eingrenzung ist bei diesen Varianten nicht so eindeutig wie bei den vorherigen Typen. Die Ohrringe mit einem Blechsäulchen stammen aus Gräbern, deren Ausstattung nicht so reichhaltig ist oder bei denen sie oft sogar das einzige Objekt darstellen. In Dolní Věstonice werden sie auch von Ohrringen „donauländischer“ Proveni-
Klanica 2006, Taf. 7,11–12. Staňa 2006, 145, Abb. 53,2. Vendtová 1969, Abb. 53,11. Ungerman 2007, 103. Staňa 2006, 145, Abb. 53,3.
1 Ohrringe
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enz begleitet.237 Auf dem Gräberfeld „Na valách“ sind sie dreimal mit Ohrringen mit ährenartiger Traube kombiniert: Grab124/50, 155/50 und 252/51 – ähnlich wie in Grab 48 in Pobedim. Einmal wurde ein solches Ohrringpaar gemeinsam mit einem Ohrring mit sechs Trommeln gefunden: Staré Město „Na valách“, Grab 179/51. Anhand des Fundes beider untersuchten Varianten in Grab 66 in Rajhradice kann man ihr gleichzeitiges Vorkommen vermuten. Säulchenohrringe mit einem Blechsäulchen treten in Kombinationen erst mit dem Schmuck der neuen Welle auf, d. h. sie gehören nicht zum Schmuck des ältesten Horizonts. Ungerman weist anhand von Beobachtungen in Dolní Věstonice auf ihre mögliche frühe Anwesenheit im Inventar der Gräber hin. Gleichzeitig stellt er die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der oberen Grenze ihres Vorkommens heraus. Er vermutet angesichts ihrer niedrigen Anzahl, dass sie nicht allzu lange verwendet wurden.238 Mit Hilfe der horizontalen Stratigraphie auf dem Friedhof „Na valách“ können wir feststellen, dass die Anlage der Gräber 155/51 und 179/51 wahrscheinlich dem Bau der Kirche vorausging. Bei Grab 124/50, das sich fast am südlichen Rand des Gräberfeldes befindet, verfügen wir nicht über solche Informationen. Daraus resultiert, dass beide Varianten der Säulchenohrringe in Staré Město noch vor der Entstehung der Kirche in die Erde gelangt sind und ihr Vorkommen im jüngeren Zeitraum lediglich vereinzelt ist. Erkenntnisse von anderen südmährischen Gräberfeldern stehen dieser Feststellung nicht entgegen. Bei den bisher publizierten Bestattungsplätzen sind beide Varianten nicht in Kombination mit Funden vorgekommen, die wir zum jüngsten Belegungshorizont stellen könnten. Eines der Merkmale, welches die Typen und Varianten der Säulchenohrringe verbindet, ist der S-förmige Abschluss des unteren Bogens. Ursprünglich wurde dieser Teil des Ohrrings für ein chronologisch sensibles Element gehalten, das die Säulchenohrringe zu den jüngsten Ohrringtypen stellte. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand kann der S-förmigen Abschluss jedoch eher als Indikator für ein früheres Vorkommen geltend gemacht werden. Die letzte Variante c) Typ Dostál Abb. 10,1 stellen die auf ihrer gesamten Oberfläche mit feinkörniger Granulation verzierten Säulchenohrringe dar. Sie sind bisher nur von drei Fundorten bekannt: Břeclav-Pohansko, Gräber 197, 256,239 Ducové, Grab 1070,240 und Bíňa, Grab 14.241 Alle vier Gräber wecken erhöhte Aufmerksamkeit durch ihr verwandtes Inventar. Auf allen drei Gräberfeldern wurden recht große Kugelanhänger mit getriebener Verzierung gefunden. Genaue Angaben exis-
Ungerman 2007, 103–104. Ungerman 2007, 104. Kalousek 1971, Abb. 256,3–8. Hanuliak 2004, XXXIV,3.4. Holčík 1991, Taf. 3.
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II Typologie der Schmuckformen
tieren nur zu Grab 256 (Taf. 21) aus Břeclav-Pohansko – der Durchmesser des Kugelanhängers beträgt 3,5 cm. Die Kugelanhänger aus dem Grab 14 in Bíňa waren beschädigt. Die genauen Abmessungen der Kugelanhänger aus dem Grab in Ducové sind unbekannt; auf den Bildern ist jedoch ersichtlich, dass es sich um größere Exemplare handelt.242 Eine Analogie zu einem der Kugelanhänger aus Grab 1070 findet sich in Grab 197 aus Břeclav-Pohansko. In Grab 256 (Taf. 21) in Břeclav und in Bíňa erscheint auch ein analoges zweites Ohrringpaar, und zwar mit vier Trommeln, welche jeweils mit Granulation in gleicher Weise verziert sind. Die Trommeln werden durch Granulationsstreifen in Felder aufgeteilt, wobei diese wiederum durch Dreiecke aus Granulation ausgefüllt sind. Die Ähnlichkeit aller drei Inventare deutet an, dass der Schmuck wahrscheinlich in derselben Zeit entstanden ist – möglicherweise von demselben Juwelier. Die Frage lautet, wann die Kombinationen von Ohrringen und Kugelanhängern zustande kamen. Dabei können uns Kugelanhänger mit gravierter Verzierung helfen.243 Durch die typologische Analyse der getriebenen Kugelanhänger konnte eine Entwicklung der Motive nachgewiesen werden. Zuerst wurden verschiedene Tiere und eine einfache Palmette dargestellt. Am Abschluss der Entwicklung hatten sich die Kugelanhänger vergrößert, und bei der Verzierung überwog das Motiv einer zweifachen Palmette und einer Palmette in einem herzförmigen Mäander. Diese Entwicklung kann auch dank einiger wichtiger stratigraphischer Situationen auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ und ebenso für den Bestattungsplatz an der Kirche II in Mikulčice verifiziert werden.244 Wie erwähnt, erreichten jene Kugelanhänger, die gemeinsam mit den auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Säulchenohrringen vorkommen, größere Ausmaße und besitzen als Verzierungsmotive eine zweifache Palmette. Daher kann man vermuten, dass diese Ohrringe erst zu einem späteren Zeitraum vorzukommen begannen und dass sie die letzte Variante darstellen, mit der gleichzeitig das Design der Säulchenohrringe entwickelt wurde. Im Unterschied zu den Körbchen- und Trommelohrringen sind Säulchenohrringe bis jetzt in keinem einzigen Typ und in keiner Variante in Böhmen entdeckt worden.
1.5 Trommelohrringe Die Gruppe der Trommelohrringe ist zahlreich und vielfältig. Allein auf dem Gräberfeld „Na valách“ wurden 102 Trommelohrringe gefunden,245 darunter viele Unikate – z. B. Ohrringe mit drei Trommeln in den Gräbern 16/AZ und 121/AZ. Hrubý
Ruttkay, A. 2002, F23. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Hrubý 1955a, 238.
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hat nicht allein die große Variabilität der Trommelohrringe erkannt, sondern auch eine unterschiedliche Datierung einzelner Varianten und Typen erwogen; dieser Ansatz wurde in der Folgezeit aber nicht weiterverfolgt. Später ist Dostál zur einheitlichen Datierung verschiedener Versionen der Trommelohrringe mit einem Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts gelangt.246 Ist es jedoch wahrscheinlich, dass in so einer großen Schmuckgruppe keine Entwicklung zu ermitteln ist? Hrubý hat drei Trommelohrringtypen unterschieden – mit drei, vier und sieben Trommeln – und im Rahmen des Typs mit vier Trommeln noch einmal vier Varianten ausgesondert. a) Ohrringe mit vier Trommeln in Kugelform (Typ Dostál Abb. 9,2)
Abb. 2.15: Ohrring mit vier Trommeln in Kugelform.
Als erste Version der Ohrringe mit vier Trommeln hat Hrubý Exemplare mit Trommeln in Form von Kugeln herausgestellt, welche mit Granulationen in Form geometrischer Muster verziert sind (Abb. 2.15). Dieser Gruppe wies er Funde aus den Gräbern 22/48 (Taf. 13), 178/50 (Taf. 12), 76/48 und ein Exemplar aus einem noch vor den systematischen Ausgrabungen aufgefundenen unbekannten Grab zu.247 Außer den silbernen Ohrringen aus Grab 178/50 bestanden die Ohrringe aus Gold. Die Funde aus den Gräbern 22/48 und 76/48 hat Hrubý in den mittleren Bestattungshorizont des Friedhofs gestellt und sie in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts datiert. Die Ohrringe aus Grab 178/50 hat er aufgrund des Vorkommens von Mörtel248 erst an den Anfang des 10. Jahrhunderts gestellt.249
Dostál 1966, 37. Hrubý 1955a, Taf. 24,13. Grab 178/50 befindet sich am Rande des südlichen Teils des Gräberfelds und ist durch ein jüngeres Siedlungsobjekt V/50 stark gestört; Hrubý 1955a, 489. Hrubý 1955a, 238.
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II Typologie der Schmuckformen
b) Ohrringe mit vier Trommeln mit dichter feinkörniger Granulation (Typ Dostál Abb. 9,6)
Abb. 2.16: Ohrring mit vier Trommeln mit dichter feinkörniger Granulation.
Ohrringe mit vier Trommeln, verziert mit dichter feinkörniger Granulation, bilden die zweite und häufigste Variante der Trommelohrringe (Abb. 2.16). Die Exemplare sind sowohl auf den zentralen Gräberfeldern wie Staré Město „Na valách“, Gräber 15/48 (Taf. 1), 251/49 (Taf. 10), 253/49 (Taf. 10), 14/50 und 178/50, Břeclav-Pohansko, Gräber 127 und 135 (Taf. 21),250 Burg Bratislava, Grab 53,251 Mikulčice-Klášteřisko, Gräber 1298 und 1314,252 als auch auf Gräberfeldern wie Rajhradice, Gräber 251 und 332,253 verbreitet. Einige Exemplare sind auch aus Zalavár-Vársziget254 bekannt. Die Ursprünge dieser Ohrringe liegen laut Hrubý bereits im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts, ihre größte Verbreitung vermutete er jedoch in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. c) Ohrringe mit vier fassförmigen Trommeln aus zwei Hälften (Typ Dostál Abb. 9,9)
Abb. 2.17: Ohrring mit vier fassförmigen Trommeln aus zwei Hälften.
Kalousek 1971, Abb. 127,7a, 135,3–4. Štefanovičová 1975, Abb. 39. Klanica 1985, 510, 530–531, Abb. 21,9.11–12. Ähnliche Ohrringe wurden auf weiteren Gräberfeldern in Mikulčice gefunden, u. a. bei Kirche VI, Grab 183; Profantová/Kavánová 2003, 289, Taf. 72–4/183. Staňa 2006, Abb. 64,1, Abb. 69,3.7. Szőke 2010, Abb. 16,14.
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Die dritte Variante der Ohrringe mit vier Trommeln unterscheidet sich von den vorher behandelten in einigen Merkmalen (Abb. 2.17). Besaßen die bisher erwähnten Trommelohrringe kugelförmige Trommeln, so weist diese Form fassförmige Trommeln auf, welche aus zwei Hälften bestehen, deren Verbindung sich unter zwei Reihen von Granulation auf dem gesamten Trommelumfang verbirgt. Ein weiterer Unterschied besteht in der Befestigung der mittleren Trommeln am Ohrringbogen. Die Trommeln sitzen nicht direkt auf dem Bogen auf, sondern auf einem mehrreihigen Kranz – einem Säulchen aus Kügelchen verschiedener Größe. Im Unterschied zu den vorherigen Ohrringen kennen wir diese dritte Variante nur in wenigen Paaren. Sie traten auf dem Gräberfeld „Na valách“, Gräber 268/49, 151/50 und 133/51 (Taf. 8),255 und in Špitálky, Grab 2 (Taf. 14),256 auf. Ein Exemplar stammt aus Grab 505257 bei der Basilika in Mikulčice.258 Hrubý hält diese Ohrringe für relativ jünger als die vorherigen Versionen. Er datiert sie in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.259 d) Ohrringe mit vier Trommeln und Schlaufe am unteren Bogen (Typ Dostál Abb. 9,8)
Abb. 2.18: Ohrring mit vier Trommeln mit Schlaufe am unteren Bogen.
Diese Variante der Ohrringe mit vier Trommeln, die mit einer Schlaufe am unteren Bogen befestigt und mit Granulationsstreifen in zwei Hälften aufgeteilt war – wobei jede Hälfte von Dreiecken aus Granulation ausgefüllt ist (Abb. 2.18) – wurde bereits im Zusammenhang mit der auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Variante der Säulchenohrringe erwähnt. Wir können außerdem Grab 5/48 (Taf. 13) vom Gräberfeld „Na valách“ ergänzen, in dem sie zusammen mit zwei Paar Ohrringen mit sieben Trommeln gefunden wurden. Laut Fundsituation gehört dieses Grab zum jüngeren Bestattungshorizont, was die chronologischen Vermutungen unterstützt, die bei der letzten Variante der Säulchenohrringe geäußert wurden.
Hrubý 1955a, Abb. 69,13–14. Poulík 1955, Abb. 23,8. Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 10,3. Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 10,3. Hrubý 1955a, 239.
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e) Ohrringe mit unverzierten Trommeln aus zwei Hälften (Typ Dostál Abb. 9,11)
Abb. 2.19: Ohrring mit unverzierten Trommeln aus zwei Hälften.
Die bis jetzt genannten Trommelohrringe zeichnen sich durch reichhaltige und aufwendige Verzierung aus – nicht nur auf den Trommeln, sondern auch am unteren Bogen des Ohrrings (Abb. 2.19). Meistens war dieser mit einer Granulation oder mit Filigran verziert, was bei der zweiten Variante überwog. Die letzte Variante der Ohrringe mit vier Trommeln weist dagegen keine prächtige Verzierung auf. Die Trommeln sind unverziert und bestehen aus zwei durch eine Leiste miteinander verbundenen Hälften. Hrubý war nur ein Paar solcher Ohrringe aus Grab 33/48 bekannt; später hat V. Hochmanová-Vávrová ein ähnliches Exemplar in Grab 1/57 gefunden.260 Ähnliche Ohrringe sind auch vom Gräberfeld Prušánky, Gräber 133 und 456,261 bekannt geworden. f) Ohrringe mit (meist) sieben Trommeln (Typ Dostál Abb. 9,14)
Abb. 2.20: Ohrring mit (meist) sieben Trommeln.
Einen bemerkenswerten Typ der Trommelohrringe bilden Ohrringe mit (meist) sieben Trommeln (Abb. 2.20); es können jedoch auch geringe Abweichungen in der Anzahl der Trommeln vorkommen, indem fünf oder sechs vorhanden sind. Zusammen mit Ohrringen mit vier Trommeln, die an den Trommeln mit einer feinen Granulation verziert sind, gehört dieser Typ zu den häufig vorkommenden Trommelohrringen. Be-
Hochmanová-Vávrová 1962, 202, Taf. VII. Klanica 2006, Taf. 36,3.
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kannt sind sie von mehreren Gräberfeldern, nicht nur von den zentralen, wie Staré Město „Na valách“, Gräber 5/48, 15/48 (Taf. 13), 52/48, 83/48, 251/49 (Taf. 10), 253/49 (Taf. 10) 66/50, 95/50 und 65/51, Břeclav-Pohansko, Gräber 99 (Taf. 19), 135 (Taf. 21), 330 und 342 (Taf. 20), sondern auch von einigen „dörflichen“ wie Nechvalín, Gräber 55, 103 und 130,262 Rajhrad, Grab 461,263 Rajhradice, Gräber 27, 80, 251 und 310,264 Brno-Horní Heršpice sowie von Grabhügeln wie in Vrbky „Na Tabarkách“.265 Ein wichtiger Komplex dieser Ohrringe stammt vom Gräberfeld in Stará Kouřim, Gräber 86, 89, 95, 96b und 129 (Taf. 22).266 Ein weiteres Paar stammt aus einem Frauengrab in Kolín.267 Einige Ohrringpaare wurden in einem Grab an der Prager Burg im Lumbe-Garten, Grab 53,268 und auf dem Gräberfeld Klecany I, Grab 53/ 05,269 gefunden. Hrubý datierte sie in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.270 Gegenwärtig wird eine so späte Datierung von Galuška ausgeschlossen; er neigt zu einer wesentlich früheren Datierung, und zwar in den „älteren großmährischen Horizont“ des Gräberfeldes „Na valách“,271 ohne das jedoch näher auszuführen. g) Analyse Neue Erkenntnisse zum Frauenschmuck des frühen Mittelalters haben auch Einfluss auf die Trommelohrringe und ihre Datierung. Die präsentierte Formentwicklung lässt keinen Zweifel an der großen Vielfalt der Trommelohrringe, die sich wahrscheinlich auch in ihrer unterschiedlichen Zeitstellung widerspiegeln wird, wie bereits Hrubý andeutete.272 Hrubýs Morphologie ist noch immer aktuell – zu ergänzen ist lediglich eine weitere Variante mit vier Trommeln.273 Im Zusammenhang mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen war bereits von Trommelohrringen die Rede; es handelt sich um am oberen Bogen verzierte Trommelohrringe. Insbesondere die Verzierung des oberen Bogens mit Trommeln – wie bei den anderen am oberen Bogen verzierten Ohrringen – war der Grund ihrer Zuordnung zu diesen. Wie ausgeführt, geht diese Variante von der älteren Form der Ohrringe aus, bei der auch der obere Bogen ver-
Klanica 2006, Taf. 8,10–13, 13,5.6, 18,25. Staňa 2006, 38,1–7–9. Staňa 2006, Abb. 51,5, 55,4, 64,3, 65,1. Dostál 1966, Taf. LXI,17–18. Šolle 1966, 81, 152. Košta/Lutovský 2014, 99, Taf. 5,8a. Frolík/Smetánka 2014, Abb. 109,1–4. Profantová et al. 2010, Abb. 42,1.4. Hrubý 1955a, 240. Galuška 2013, 235. Hrubý 1955a, 238. Vgl. unten.
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ziert war274 und vielleicht zur Inspiration für spätere Ohrringe mit sieben Trommeln wurde. Diesen Prozess können Ohrringe mit acht Trommeln aus dem bereits mehrmals erwähnten Grab 193/51 (Taf. 7) andeuten. Zusammen mit ihnen wurden in diesem Grab auch am oberen Bogen verzierten Ohrringe gefunden. Im Folgenden werde ich nach Anhaltspunkten für eine genauere Datierung einzelner Trommelohrringtypen suchen. Die Trommel als Konstruktions- und Verzierungselement stellt nichts grundlegend Neues dar. Verschiedene Trommelohrringtypen sind von awarischen Gräberfeldern insbesondere im westlichen Pannonien275 bekannt und werden in das 7. und 8. Jahrhundert datiert.276 Viele verschiedene Typen von Trommelohrringen stammen vom Gräberfeld in Želovce, wobei einige bis in das 8. Jahrhundert datiert werden.277 Anhand bislang publizierter Grabbefunde können wir ein unterschiedlich frühes Einsetzen einzelner Typen oder Varianten der Trommelohrringe voraussetzen. Zum Teil habe ich bereits angedeutet, dass die am oberen Bogen verzierten Trommelohrringe zu den ältesten Typen gehören. Bis jetzt sind nur vier Gräber mit diesen Ohrringen bekannt geworden. Zweimal sind sie in Kombination mit einem anderen, am oberen Bogen verzierten Ohrringtyp vorgekommen – Sady, Grab 209/ 59, und ein Grab in Štěpnici –; mit gewissen Vorbehalten kann man hier auch Grab 193/51 Grab aus Staré Město und ein Grab 2 von Špitálky einbeziehen. Gerade Grab 2 (Taf. 14) von Špitalky ermöglicht uns dank dem gemeinsamen Vorkommen der am oberen Bogen verzierten Ohrringe und der Ohrringe mit vier Trommeln an einer granulierten Säule die Synchronisierung beider Ohrringe. Leider sind auch Trommelohrringe mit Säulchen sehr selten; bis jetzt kennen wir diese nur von weiteren drei Gräbern – 268/49, 151/50 und 133/51 (Taf. 8) – von „Na valách“. Ihre Datierung wird dadurch erschwert, dass sie zweimal den einzigen Fund darstellen: Gräber 268/49 und 151/50. Hilfsweise finden sich Argumente in ihrer Lage auf dem Gräberfeld. Grab 268/49 wurde von zwei jüngeren Gräbern – 209/49 und 224/49 – und teilweise von Grab 206/49 überlagert. Grab 151/50 befindet sich im südlichen Teil des Gräberfeldes und wurde ebenso von jüngeren Gräbern überdeckt. Grab 133/51, welches Bestandteil eines Doppelgrabs mit einer komplizierten Auskleidung aus Holz und einer selbständigen hölzernen Kammer278 ist, wurde unterhalb des Walls gefunden. Neben Ohrringen mit vier Trommeln wurden in diesem Grab auch zwei weitere Ohrringpaare gefunden – Traubenohrringe mit ährenartiger Traube und Lunula- Ohrringe mit einer Traube.
Vgl. Abschnitt II. 1. 2. Čilinská 1975, 64. Čilinská 1975, 66; Breuer 2005, 46. Čilinská 1973, 18. Hrubý 1955a, 509.
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Wichtig für die zeitliche Einteilung sind getriebene Kugelanhänger mit einfachen Palmetten.279 Vielleicht nur bei Grab 133/51 kann man sicher davon ausgehen, dass es noch vor dem Bau der Kirche angelegt worden war. Der getriebene Kugelanhänger schließt das Grab jedoch von der ältesten Belegungsphase des Gräberfeldes aus. Die Gräber 268/49 und 151/50 wurden im südlichen Teil des Bestattungsplatzes gefunden – beide von jüngeren Gräbern überdeckt. Inventar und Lage weisen sie nicht der älteren Bestattungsphase zu; gleichzeitig gehören sie jedoch auch nicht zur jüngsten, weil sie beide von jüngeren Gräbern überlagert wurden. Das gemeinsame Vorkommen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen verweist auf eine wohl frühe Zeitstellung, was auch die Fundsituationen der Gräber belegen. Noch komplizierter ist die Situation bei Ohrringen mit vier kugelförmigen Trommeln, von denen wir bislang nur vier Paar kennen. Ein Paar stammt aus einem unbekannten Grab von Ausgrabungen vor dem Zweiten Weltkrieg. Das silberne Paar gehört zum bereits erwähnten Grab 178/50 im südlichen Teil des Gräberfeldes, das durch ein jüngeres Siedlungsobjekt gestört wurde. Weder die Lage des Grabs auf dem Gräberfeld noch die Funde erlauben eine genauere Aussage darüber, ob das hier begrabene Mädchen vor dem Bau der Kirche, während ihres Ausbaus oder erst danach seine letzte Ruhe fand. Noch vor dem Bau der Kirche wurden dagegen wohl ein Mann und eine Frau im Doppelgrab 77/48 und 76/48 begraben. Die Vermutung resultiert aus der Lage des Doppelgrabs nördlich der Kirche unterhalb des Walls. Der Mann war ziemlich reich ausgestattet, aber die Funde sind nur sehr fragmentarisch überliefert, und auch ihre chronologische Einordnung ist nicht möglich. Das Grab befindet sich aber in der Nähe derjenigen Gräber, die man zum ältesten Bestattungshorizont stellen kann.280 Das letzte derartige Ohrringpaar wurde in Grab 22/48 gefunden. Aufgrund der Lage der Gräber auf dem Gräberfeld lässt sich vermuten, dass die Ohrringe mit kugelförmigen Trommeln ziemlich früh erschienen, aber auch später noch sporadisch vorkamen. Zu den verhältnismäßig häufig vorkommenden Trommelohrringtypen, die auch mehrmals miteinander kombiniert wurden, gehören jene Ohrringe mit vier Trommeln, deren Trommeln mit einer dichten Granulation verziert sind, und außerdem die Ohrringe mit sechs oder sieben Trommeln. Der ersterwähnte Ohrringtyp wurde stets aus Silber gefertigt. Beim zweiten Typ haben die Juweliere Silber und Gold verwendet. Die meisten Exemplare stammen vom Gräberfeld Staré Město „Na valách“, und anhand dieser Funde sei eine relativ-chronologische Aussage zu beiden Ohrringtypen getroffen. Zu den wichtigen Ausstattungen gehören die Gräber 251/49 und 253/49. In beiden wurden zwei Paar silberner Ohrringe mit vier Trommeln mit Granulation zusammen mit einem Ohrringpaar mit sieben Trommeln gefunden. Für
Leider ist der Kugelanhänger nicht abgebildet, nur seine Größe mit 2,5 cm × 2 cm angegeben; Hrubý 1955a, 509. Z. B. Grab 200/51 mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen.
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II Typologie der Schmuckformen
beide Gräber ist auch ihre Fundsituation wichtig. Sie befinden sich in der Nähe der Grundmauen des Sakralbaus. Hrubý und ebenso Galuška281 schließen eine Bestattung zeitlich vor dem Bau der Kirche aus. Galuška stützt sich wiederum auf die Mörtelfunde in den Gräbern. Deshalb datiert er die genannten Ohrringe in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts.282 Das Fehlen von Mörtel in Grab 15/48 mit ähnlichem Inventar ist für ihn ein Zeichen dafür, dass es noch vor dem Bau der Kirche ausgehoben wurde.283 Alle drei Fundsituationen schließen jedoch auch eine andere Interpretation nicht aus. Sie hängt davon ab, wie man das Verhältnis der Kirche zu den umliegenden Gräbern in ihrer unmittelbaren Umgebung beurteilt. Hierdurch ergeben sich weitere Fragen zur Gesamtinterpretation des Gräberfeldes „Na valách“, die auch für Überlegungen zur Entwicklung des Frauenschmucks Folgen hat. Bis heute gibt es keine detaillierte Analyse des Gräberfeldes „Na válach“, die auf das relativ-chronologische Verhältnis der Kirche und der Gräber zueinander gerichtet wäre. In der Literatur wurde im Allgemeinen angenommen, dass die meisten Gräber um die Kirche erst nach deren Bau angelegt wurden – mit Ausnahme derjenigen Gräber, die unter den Grundmauern der Kirche gefunden wurden (Gräber 82/ 49, 114/49, 134/49 und 366/49).284 Nur wenige Gräber wurden von Hrubý in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts und damit in die Zeit vor der Entstehung der Kirche datiert – von den Männergräbern 23/48, 41/50, 35/51, 223/51, 224/51 und 266/49,285 von den Frauengräbern 80/48, 82/48, 105/49, 281/AZ.286 Wie bereits mehrmals angedeutet, weisen bestimmte archäologische Befunde (überlagerte Gräber, Abrutschen einiger Gräber über 50 cm nach unten, Gräber unter den Fundamenten der Kirche) auf dem Gräberfeld darauf hin, dass die Kirche auf einem älteren, für eine recht lange Zeit belegten Bestattungsplatz errichtet wurde und dass dann weiterhin Begräbnisse stattfanden.287 Offen bleibt weiterhin, welche Gräber wir für älter als die Kirche halten können und welche während ihrer Existenz und Nutzung entstanden sind. Vieles hätte aus den jeweiligen Fundsituationen festgestellt werden können; aber leider stehen keine Beschreibungen der Fundsituation oder Pläne der einzelnen Gräber zur Verfügung.288 Die einzige Quelle bilden die Publikation und
Galuška 2013, 246. Galuška 2013, 247. Galuška 2013, 247. Hrubý 1955b, 282. Hrubý 1955a, 117, 182. Hrubý 1955a, 230. Chorvátová 2007, 91, 92; Vančo 2012, 105. Im Archiv des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften in Brünn befindet sich im Grunde genommen nur das Manuskript von Hrubý 1955, und im Slovácke Muzeum in Uherské Hradiště sind keine Dokumente zum Gräberfeld hinterlegt; für diese Information bedanke ich mich bei D. Menoušková.
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zwei Pläne – ein Gesamtplan aus Hrubýs Publikation und ein von Poulík publizierter Teilplan.289 Aus ihnen lassen sich einige wichtige Daten entnehmen, anhand derer man weitere Fragen bezüglich des Verhältnisses von Gräbern und Kirche zueinander stellen kann. Hrubý gibt an, dass die Kirchenfundamente in einer Tiefe von 60–80 cm unterhalb der ursprünglichen Oberfläche ausgehoben worden waren.290 Wichtig sind die Gräber, die unterhalb der Grundmauern gefunden wurden; zwei von ihnen wiesen eine Tiefe von 140 cm auf – die Gräber 114/49 und 134/49. Diese Befunde wecken die Aufmerksamkeit und lassen fragen: welches Verhältnis zur Kirche haben diejenigen Gräber in ihrer unmittelbaren Nähe, die eine Tiefe von mehr als 140 cm aufweisen? Wurden diese Gräber wirklich erst nach dem Bau der Kirche ausgehoben? Oder handelt es sich dabei um zuvor angelegte Gräber? Gibt es eine Möglichkeit, dieses chronologische Verhältnis aufzuklären? Lässt es sich im Nachhinein noch verifizieren? Diese Fragen sind wichtig für das Verständnis der relativen Chronologie des Frauenschmucks, insbesondere bei Gräbern mit reichhaltigem Inventar, wie z. B. 251/ 49 und 253/49. Beide Gräber weisen bemerkenswerte Tiefen von 180 cm bzw. 220 cm auf; die weiteren Maße der Grabgruben sind nicht bekannt. Die Bestattungen befinden sich beide unter jüngeren Gräbern. Kaum 2 m von Grab 251/49 entfernt wurde Grab 82/49 gefunden, das sich eindeutig unterhalb der Grundmauern der Kirche befindet. Die Gräber 251/49 und 253/49 (Taf. 10) unterscheiden sich nicht von Grab 82/ 49. Der Befund von Mörtel in beiden Gräbern kann nicht als entscheidend für eine Datierung nach Errichtung des Kirchenbaus gelten. Beide erwähnten Gräber wurden wahrscheinlich zusammen mit Grab 252/49 angelegt, bevor der Sakralbau existierte. Nicht allein die Fundsituation, sondern auch das Inventar der Gräber steht dem nicht entgegen. In Grab 253/49 sind neben silbernen Trommelohrringen mit feinkörniger Granulation auch silberne Ohrringe mit sieben Trommeln vorgekommen, die – wie gezeigt – in der „neuen Schmuckwelle“ einsetzen. Einen Bestandteil der Ausstattung stellten auch Ohrringe mit vier Trommeln, bestehend aus vier granulierten Rhomben, dar. Sie sind bei Hrubý leider nicht abgebildet – und laut Beschreibung wurden gleiche auch in Grab 299/49 gefunden,291 das Galuška bereits seit längerer Zeit für älter als die Kirche hält. Wichtige Hinweise zur Entwicklung der auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Trommelohrringe und der Ohrringe mit sieben Trommeln bekommen wir, wenn das räumliche Vorkommen auf dem Gräberfeld analysiert wird. Wichtig ist festzuhalten, dass beide Typen im nördlichen Teil des Gräberfeldes nur sporadisch vorkommen. Ohrringe mit sieben Trommeln wurden zusammen mit
Poulík 1948–1950, Abb. 57. Hrubý 1955b, 269. Hrubý 1955a, 459.
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einem Ohrring mit ährenartiger Traube in Grab 83/48 gefunden. Trommelohrringe mit feinkörniger Granulation stammen insbesondere aus dem südlichen Teil des Friedhofs in den Planquadraten 8–9/E–H – die Gräber 14/50, 178/50, 66/50, 95/50 und 65/51. Eine Ausnahme stellt Grab 15/48 dar, das jedoch zum jüngeren Bestattungshorizont gehört. Ohrringe mit sieben Trommeln kamen in Staré Město in Kombination mit Ohrringen mit sieben Körbchen nur zweimal vor – in Grab 65/51 und 15/48, in Pohansko ebenso nur zweimal – in Grab 99 und 342. In Rajhradice wurden in Grab 251 vier Ohrringe gefunden, wobei jeder von ihnen einen Typ repräsentiert – mit sechs (?) Körbchen, fünf Trommeln, ein Trommelohrring mit feinkörniger Granulation und ein Ohrring mit ährenartiger Traube. In Grab 332 am gleichen Fundort kamen zwei Varianten der Körbchenohrringe und ein Paar Trommelohrringe mit feinkörniger Granulation zusammen vor. Gemeinsam sind Körbchen- und Trommelohrringe auch auf dem Gräberfeld in Stará Kouřim vertreten – in den Gräbern 89 und 129. Ohrringe mit sieben Trommeln und Trommelohrringe mit feinkörniger Granulation kommen gemeinsam in Grabinventaren vor, und man kann daher ihr gemeinsames Vorkommen voraussetzen. Kein einziges Mal traten die erwähnten Typen der Trommelohrringe mit den drei älteren Typen der Säulchenohrringe auf. Kann man diese Erscheinung für die Folge einer gewissen Entwicklung in der Schmuckkombination halten, oder ist es lediglich eine Frage des Geschmacks der Trägerinnen? Die Tatsache, dass die Säulchenohrringe auf dem Friedhof „Na valách“ im nördlichen und zentralen und die silbernen Trommelohrringe mit feinkörniger Granulation eher im südlichen Teil konzentriert sind, kann doch ihr kurzes gemeinsames Vorkommen andeuten, wobei dann lediglich die Ohrringe mit vier Trommeln und feinkörniger Granulation weiterentwickelt wurden. Ohrringe mit durchbrochenem Säulchen traten später nicht mehr auf. Im Zusammenhang mit Ohrringen mit vier Trommeln auf granulierten Säulchen können wir diejenige Variante nicht unerwähnt lassen, die über ein beinahe identisches Design von Trommeln verfügt, die aus zwei Hälften hergestellt und mit verschiedenen geometrischen Mustern aus Granulation verziert wurde. Sie unterscheiden sich in der Befestigung der mittleren Trommeln. Sie wurden nicht an den Säulchen, sondern direkt am Bogen des Ohrrings befestigt, der eventuell mit einer Schlaufe gehalten wird. Exemplare dieser Variante kennen wir aus Staré Město „Na valách“, Gräber 5/48 (Taf. 13) und 12a/AZ, aus Pohansko, Gräber 313 und 256 (Taf. 21), und sowie aus Bíňa, Grab 14. Diese Variante verdient Aufmerksamkeit wegen der markanten Ähnlichkeit der zugehörigen Grabausstattungen, was trotz ihrer geringen Anzahl Aussagen zur zeitlichen Einteilung erlaubt. Wichtig sind insbesondere Grab 5/48 aus Staré Město, Grab 256 aus Pohansko und Grab 14 aus Bíňa. Über die Gräber aus Pohansko und aus Bíňa haben wir bereits im Zusammenhang mit den auf ihrer gesamten Oberfläche mit feinkörniger Granulation verzierten Säulchenohrringen gesprochen.292
Vgl. Ohrringe mit Blechsäulchen Typ Dostál Abb. 10,1.
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Bei allen Inventaren gelten als wichtige Elemente getriebene Kugelanhänger mit Palmetten im herzförmigen Mäander, die zum Abschluss der Entwicklung dieser Kugelanhänger vorkommen. Das deutet an, dass die Variante der Ohrringe mit vier Trommeln wahrscheinlich auch als eine der jüngsten Variationen verzierter Ohrringe mit vier Trommeln vorkommt. Angesichts der geringen Anzahl unverzierter Ohrringe mit vier Trommeln lässt sich deren chronologische Stellung nicht beurteilen. Der Fund aus Grab 33/48 erlaubt die Vermutung, dass sie im jüngeren Zeitraum „beliebt“ gewesen sind. Die Analyse hat Hrubýs seinerzeitige Vermutung über den zeitlich versetzten Beginn einzelner Trommelohrringtypen bestätigt. Als älteste erscheinen am oberen Bogen verzierte Trommelohrringe und Ohrringe mit vier Trommeln auf granulierten Säulchen, die auch am frühesten aus der Mode kamen. Wahrscheinlich kamen parallel Ohrringe mit kugelförmigen Trommeln vor, die jedoch über längere Zeit Verwendung fanden. Später dominierten Ohrringe mit vier Trommeln, verziert mit einer dichten Granulation, und solche mit sechs bis sieben Trommeln. Anhand der Stratigraphie des Gräberfeldes in Staré Město „Na valách“ und der Kombinationen mit getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung sowie einer Palmette im herzförmigen Mäander lässt sich vermuten, dass in die Schmuckkollektion als letzte Varianten der Ohrringe mit vier unverzierten Trommeln bzw. mit vier an einer Schlaufe befestigten Trommeln getreten sind.
1.6 Körbchenohrringe (Typ Dostál Abb. 9,21–22.26)
Abb. 2.21: Körbchenohrringe.
Zahlreich unter den Ohrringen auf südmährischen Gräberfeldern sind Körbchenohrringe (Abb. 2.21). Sie wurden aus Gold oder Silber gefertigt. Unterschiede finden wir nicht nur in der Anzahl der einzelnen Körbchen, die den Ohrring formen, sondern auch in ihrer Fertigung. Goldene Körbchen wurden von den Juwelieren aus Fili-
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grandraht gefertigt, z. B. in den Gräbern 282/49 und 290/49293 aus Staré Město. Bei einigen silbernen Exemplaren waren die Körbchen durch das Verflechten silberner Drähte gefertigt, wie z. B. in Grab 323/49.294 Bis jetzt sind Versionen mit neun, sieben, sechs und vier Körbchen bekannt. Ohrringe mit neun Körbchen bilden die Form einer von einem Körbchen ausgehenden und am Bogen des Ohrrings befestigten Weintraube. Bei Versionen mit sieben und sechs Körbchen werden am unteren Bogen des Ohrrings vier oder fünf Körbchen befestigt. Zwei weitere sind am mittleren Körbchen von beiden Seiten befestigt. Körbchenohrringe konzentrieren sich insbesondere an zentralen Fundplätzen wie Staré Město „Na valách“, Břeclav-Pohansko, sowie den Gräberfeldern in Mikulčice und Rajhradice. Wir finden sie auch auf „dörflichen“ Gräberfeldern wie Nechvalín oder Uherské Hradiště-Horní Kotvice, wo sie eher zu den außergewöhnlichen Funden gehören. Herkömmlich wurden Körbchenohrringe zusammen mit Säulchen- und Trommelohrringen für die jüngsten Ohrringtypen gehalten.295 Zuletzt wurden sie in dieser Perspektive von N. Profantová betrachtet. Am Anfang der Entwicklung dieses Ohrringtyps steht – laut Meinung Profantovás – die Variante mit vier Körbchen, die ab dem letzten Viertel des 9. Jahrhunderts anzusetzen sei. Die Entwicklung wird durch Varianten mit sieben und neun Körbchen abgeschlossen, und man könne sie in Komplexen aus dem ersten Drittel des 10. Jahrhunderts finden.296 Nunmehr gilt diese Auffassung als überholt, und man vermutet ein früheres Vorkommen dieser Ohrringe.297 Da Körbchenohrringe oft in Kombination mit Ohrringen mit ährenartiger Traube und Säulchenohrringen vorkommen, sei auf die obigen Erörterungen verwiesen, die an dieser Stelle um einige interessante Funde ergänzt seien. Es ist auf Grab 282/49 (Taf. 1) zurückzukommen, in dem neben den bereits erwähnten Ohrringen mit ährenartiger Traube und Säulchenohrringen auch zwei Paar goldener Ohrringe mit neun Körbchen gefunden wurden. Die Grabausstattung zeigt uns das plötzliche Auftreten neuer und sehr vielfältiger Ohrringtypen, über die bereits berichtet wurde. Wahrscheinlich sind gleichzeitig mit den Typen mit neun Körbchen auch Versionen mit sechs und sieben Körbchen aufgekommen. Wir können uns wieder auf Erkenntnisse der Horizontalstratigraphie auf dem Gräberfeld in Staré Město stützen. In unmittelbarer Nähe zu Grab 282/49 befindet sich Grab 290/49 mit einem Paar goldener Ohrringe mit sechs Körbchen. Weitere Gräber – mit silbernen Ohrringen mit sechs (Grab 85/ 48) und sieben (Grab 45/48) Körbchen – wurden im nördlichen Teil des Gräberfeldes
Hrubý 1955a, 457, Taf. 66, 11,12. Bei vielen Exemplaren kann die Fertigungstechnik der Körbchen nur anhand einer Autopsie festgestellt werden. Leider war mir das persönliche Studium der Ohrringe nicht immer möglich. Hrubý 1955a, 241; Dostál 1966, 39. Profantová/Kavánová 2003, 81. Ungerman 2005, 711; Galuška 2013, 225.
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entdeckt. Im südlichen Teil wurden ebenso Gräber mit silbernen Ohrringen mit neun (Grab 154/50) und mit sieben Körbchen [Grab 191/50, Taf. 12]) dokumentiert. Für die relative Chronologie ist wichtig, dass Ohrringe mit sechs Körbchen in Grab 15/48 (Taf. 13) gefunden wurden, welches wir sicher als ein Grab des jüngeren Bestattungshorizonts ansehen können.298 Wahrscheinlich wurden während der gesamten Nutzungsdauer der Körbchenohrringe gleichzeitig alle Varianten hergestellt; man hat sowohl Gold als auch Silber verwendet, und sie wurden miteinander kombiniert. Dies wird in zwei Gräbern bestätigt: Im Kindergrab 394 (Taf. 18) aus Břeclav-Pohansko wurden Ohrringe mit sechs und mit sieben Körbchen zusammen gefunden, und in Grab 332 in Rajhradice kamen Ohrringe mit neun Körbchen zusammen mit weiteren Körbchenohrringen vor (wahrscheinlich handelt es sich um Ohrringe mit sieben Körbchen, doch wegen Beschädigung lässt sich die Anzahl der Körbchen nicht genau ermitteln). Wie bereits ausgeführt, kamen Körbchenohrringe gemeinsam mit Ohrringen mit ährenartiger Traube, mit Säulchenohrringen und mit Trommelohrringen vor. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ kamen sie am häufigsten mit Ohrringen mit ährenartiger Traube vor – in den Gräbern 26/48, 45/48, 323/49, 67/50, 191/50 und 159/51. Je zweimal waren sie mit Säulchenohrringen (Gräber 282/49 und 317/49) und mit Trommelohrringen (Gräber 15/48 und 253/49) vergesellschaftet. In drei Fällen sind sie im Grab allein, ohne weiteren Schmuck (Gräber 290/49, 85/48 und 142/50), einmal eventuell gemeinsam mit einem getriebenen Kugelanhänger und einem Ring (Grab 154/50) vorgekommen. Ähnliche Kombinationen finden wir auch auf dem Gräberfeld BřeclavPohansko. Körbchenohrringe kamen dort jedoch häufiger mit Trommelohrringen vor (Gräber 99 [Taf. 19] und 342 [Taf. 20]), oder sie wurden nur von getriebenen Kugelanhängern begleitet (Gräber 9 [Taf. 20] und 394 [Taf. 18]). Lediglich einmal sind sie zusammen mit einem auf seiner gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Säulchenohrring vorgekommen (Grab 197). In Břeclav-Pohansko sind Körbchenohrringe zweimal gemeinsam mit Kettenohrringen vorgekommen (Gräber 43 und 153), ähnlich wie auf dem Friedhof in Staré Město „Špitálky“, Grab 1. Ähnliche Kombinationen finden wir auch auf anderen Gräberfeldern. Auf dem Friedhof an der Kirche VI in Mikulčice waren Ohrringe mit sechs Körbchen mit Ohrringen mit ährenartiger Traube kombiniert (Grab 160, Taf. 17), ähnlich wie auch auf dem Gräberfeld in Stará Kouřim (Gräber 48 und 129 [Taf. 22]), wobei im letztgenannten Grab auch Trommelohrringe gefunden wurden. Bei der chronologischen Stellung der Körbchenohrringe können wir anhand der Kombinationen mit anderen Ohrringen feststellen, dass Körbchenohrringe mit der „neuen Schmuckwelle“ erscheinen und sich ihre Beliebtheit auch im jüngeren
Vgl. die Fundsituation in den Planquadraten 7–8/C–D.
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Bestattungshorizont fortsetzte, ob in Staré Město „Na valách“ (Grab 15/48)299 oder bei der Kirche II in Mikulčice (Grab 51). Im Karpatenbecken erscheinen im 10. und im 11. Jahrhundert ähnliche Ohrringe, die von P. Langó als Ohrringe „mit durchbrochenen Blättern“ charakterisiert werden.300 Der Autor verweist auf die Einzigartigkeit der Ohrringe mit dieser Technik. Die meisten Exemplare sind nur durch die Art der Anfertigung der Körbchen miteinander verbunden. Ihren Ursprung vermutet Langó in den byzantinischen Provinzen auf dem Balkan – insbesondere in Dalmatien, von dem diese Ohrringformen in das Karpatenbecken gelangt seien.301 Die Erkenntnisse zu den mährischen Funden werden vielleicht zu einer Neubewertung der ähnlichen Ohrringe im Karpatenbecken führen.
1.7 Zusammenfassung der Erkenntnisse Ähnlich wie die Analyse der Traubenohrringe bringt auch die Untersuchung weiterer Ohrringe, die traditionell als „byzantinisch-orientalisch“ bezeichnet werden und die den Hauptanteil am Frauenschmuck darstellen, wichtige Erkenntnisse. Wiederum zeigt sich, wie wichtig die Kombinationen der Ohrringtypen bzw. ihr Fehlen für die Ermittlung der relativen Chronologie sind (vgl. Taf. 35–37). Anhand der bekannten Funde lässt sich feststellen, dass es keine Fundkombinationen verschiedener Varianten der am oberen Bogen verzierten Ohrringe mit Säulchenohrringen, Körbchenohrringen, Ohrringen mit sechs bis sieben Trommeln oder mit Ohrringen mit ährenartiger Traube gibt. Die am oberen Bogen verzierten Ohrringe treten mit Traubenohrringen des Typs Trilj auf. Am oberen Bogen verzierte Ohrringe kamen gemeinsam mit Ohrringen mit innerer Lunula, mit Lunula-Ohrringen mit einer Trommel oder mit „stachelartigen“ Ohrringen vor. Auch die Analyse weiterer Ohrringtypen weist auf einen Umbruch in der Schmuckmode hin. Bereits bei der Zusammenfassung der Erkenntnisse zu den Kombinationen der Traubenohrringe habe ich auf das Aufkommen eines neuen Typs von Traubenohrringen mit ährenartiger Traube hingewiesen. Nach der Analyse weiterer Ohrringtypen lässt sich festhalten, dass Ohrringe mit ährenartiger Traube erst später als z. B. Ohrringe des Typs Trilj oder Ohrringe mit vier Kügelchen aufkamen. Die hier und in Kapitel III vorgelegte Verfolgung der Kombinationen weiterer Ohrringtypen zeigt, dass in der materiellen Kultur des Mährerreichs recht plötzlich neue Ohrringtypen auftauchen und man von einer „neuen Schmuckwelle“ sprechen kann. Außer bei den Ohrringen kann man eine ähnliche Veränderung auch bei Kugelanhängern beobachten, die im nächsten Abschnitt vorgeführt werden.
Vgl. Abschnitt I. 3. 4. a; Taf. 1. Langó 2014, 431. Langó 2014, 431.
2 Kugelanhänger
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2 Kugelanhänger Als besonders charakteristische und zugleich einzigartige frühmittelalterliche Fundobjekte aus der ehemaligen Tschechoslowakei erweisen sich kleine Kugelanhänger, die aus verschiedenen Metallen und auch aus Glas gefertigt wurden (Taf. 25–32). In der tschechischen wie slowakischen Archäologie wurde für sie der Terminus gombík (Knopf)302 geprägt. Und das, obwohl gleich mehrere Indizien – die archäologische Situation, die Etymologie des Wortes und die Entwicklung der Bekleidung – ihre Funktion als Knüpf- oder Verschlusselement für diesen Zeitraum ausschließen.303 Auch mit Neufunden ist die größte Konzentration von Kugelanhängern in Südmähren, Böhmen und angrenzenden Regionen der heutigen Slowakei zu verzeichnen.304 Kugelanhänger haben die Aufmerksamkeit der Forscher bereits früh auf sich gezogen. Nach und nach haben sich mit ihnen insbesondere V. Hrubý, J. Poulík, Z. Klanica und zuletzt E. Pavlovičová befasst. Die Juweliere haben viele verschiedene Typen von Kugelanhängern erzeugt, von denen getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung eine besonders ausgeprägte Gruppe darstellen. Im folgenden Teil sollen die bisherigen Versuche zur Aufteilung der Kugelanhänger in typologische Schemata, die Ansichten zu ihrer Datierung und ein neuer Vorschlag zur chronologischen Einteilung vorgestellt werden. Wegen ihrer besonderen Ausprägung und ihrer großen Anzahl wird den getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung dabei ein eigener Abschnitt gewidmet.
Chorvátová 2009, 12. Der Terminus gombík ist in der tschechischen und slowakischen archäologischen Literatur seit einem halben Jahrhundert gebräuchlich. Mein Vorschlag, stattdessen den Begriff guľovitý prívesok („Kugelanhänger“) einzuführen, hat keine Anerkennung erfahren. Aus diesem Grund wurde in der slowakischen Version der vorliegenden Arbeit die Bezeichnung gombík verwendet. In der deutschen Literatur wird der Terminus Kugelanhänger (Brather 2008, 273) empfohlen, der daher auch in der vorliegenden Version benutzt wird. Der Begriff gombík wurde in der tschechischen archäologischen Literatur eingeführt; Eisner 1947, 146. Bei Hrubý finden wir keine einheitliche Terminologie. Explizit als gombíky hat er nur Stücke mit graviertem pflanzlichem, tierischem oder geometrischem Ornament bezeichnet; die übrigen waren für ihn einfach „Knöpfe“; Hrubý 1955a, 206. Das macht die Terminologie nicht einfacher. In Russland (in der Nähe von Gnëzdovo) tauchen Kugelanhänger als Knüpfelemente bereits seit dem Ende des 10. Jahrhunderts auf. In der Form unterscheiden sie sich von den mährischen und böhmischen Exemplaren. Neben Kugelanhängern aus Metall kommen auch solche aus Gewebe vor; Eniosova/Puškina 2012, 55–57, Abb. 7,1–3. In der aktuellen tschechischen Literatur wird nun erneut die Funktion dieser Objekte als Knüpfelemente erwogen. Unlängst wurde der Altfund eines „gombík“ veröffentlicht, an dem sich ein textiler Aufhänger erhalten hatte; Krupičková/Ottenwelter/Březinová 2019, Abb. 2, 3, 4. Eine Ausnahme bildet das Gräberfeld Zalavár-Vársziget; Szőke 2010, Abb. 17.
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II Typologie der Schmuckformen
2.1 Bisherige Klassifikationen und ein neuer Vorschlag Der Klassifikation frühmittelalterlicher Kugelanhänger aus Metall wurden vier Studien gewidmet.305 Die erste Klassifikation der Kugelanhänger aus Metall erstellte Hrubý in seiner Monographie zu Staré Město. Für die Kugelanhänger wählte er als Unterscheidungsmerkmal die Verzierung und teilte in neun Gruppen ein: 1. Kugelanhänger (gombíky),306 verziert mit einem getriebenen pflanzlichen, tierischen oder geometrischen Ornament, 2. kugelförmige Kugelanhänger, verziert mit getriebenen Spiralen, 3. Kugelanhänger mit doppelkonischer Form, verziert mit eingeprägten Rippen und mit Perlenkette, 4. Kugelanhänger, verziert mit Granulation a) auf ihrer gesamten Oberfläche mit gröberen Körnern der Granulation verziert, oft mit Drahtringen unterlegt, b) verziert mit Mustern feinkörniger Granulation (Dreiecke, Rhomben), gelegentlich mit Glasaugen, 5. Kugelanhänger, verziert mit Ringen aus einfachem oder gedrehtem Draht, 6. silberne Kugelanhänger mit Kappen, 7. „kürbisförmige“ Kugelanhänger mit Rippen, 8. Varia, 9. unverzierte Kugelanhänger. Dostál hat dann im Grunde genommen Hrubýs Aufteilung übernommen. Lediglich zur Gruppe der mit Granulation verzierten Kugelanhänger, die in Staré Město nicht vorkommen, hat er zwei Varianten hinzugefügt, und zwar c) Kugelanhänger mit Doppelmantel, verziert mit einer in Ringen angeschweißten Granulation, und d) laternenförmige (polygonale) Kugelanhänger mit Granulation und Glasstückchen.307 Klanica wählte zur Unterscheidung der einzelnen Typen als Basismerkmal das Material und die Verarbeitungstechnik.308 Daraus ergaben sich sechs Gruppen: 1. goldene, 2. vergoldete (aus Silber- oder Kupferblech), 3. silberne, 4. kupferne, 5. gläserne und 6. eiserne Kugelanhänger. Des Weiteren hat Klanica Varianten der ersten drei Gruppen der Kugelanhänger nach der verwendeten Fertigungstechnik differenziert: a) Filigran, b) Granulation, c) Treiben und d) Polychromie. Goldene Kugelanhänger wurden von Klanica in drei Varianten aufgeteilt: a) glatte Blechkugelanhänger, zu denen als Sondertyp „Kugelanhänger mit geripptem Mantel“ kamen, die sich von anderen Kugelanhängern auch durch die Fertigungstechnik unterscheiden,
Hrubý 1955a, 206–214; Dostál 1966, 60–65; Klanica 1970, 421–442; Pavlovičová 1996, 95–153. Vgl. Anm. 300. Dostál 1966, 63. Klanica 1970, 422.
2 Kugelanhänger
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b) mit Granulation und Filigran, c) getriebene Kugelanhänger mit pflanzlichen Ornamenten, überwiegend mit Blättern mit drei Zipfeln und einfachen Palmettenmotiven. Die Gruppe der vergoldeten Kugelanhänger hat Klanica nach dem des Kugelanhängers in zwei Untergruppen aufgeteilt: kupferne und silberne. Kupferne Kugelanhänger ahmen oft goldene Kugelanhänger nach. Ausnahmsweise kommen unter ihnen auch Kugelanhänger mit Glasstückchen vor. Mit der zweiten Untergruppe – silberne vergoldete Kugelanhänger – befasste sich Klanica nicht näher. Kugelanhänger aus Silberblech besitzen größere Maße als goldene Kugelanhänger, und die vegetabilen Ornamente sind deutlich entwickelt. Klanica beschrieb außerdem einfache Kugelanhänger aus Kupfer, die sehr selten sind und auf Gräberfeldern außerhalb der Hauptzentren vorkommen. Gläserne Kugelanhänger hält der Autor – genauso wie die kupfernen – für eine Randerscheinung, für einen absoluten Ausnahmefall Kugelanhänger aus Eisen.309 E. Pavlovičová hat fünfzehn Kugelanhängertypen für eine EDV-Auswertung der Grabausstattungen mit Kugelanhängern ausgesondert, wobei sie eine zeitliche Anordnung der einzelnen Typen durch Seriation anstrebte. Basis für ihre Aufteilung war die Verzierung. Sie ging von der Voraussetzung aus, dass die Verzierung „das sensibelste Kriterium der chronologischen Reihenfolge der Entwicklung einzelner Typen der Kugelanhänger sein kann“.310 Die Autorin hat lediglich jene Verzierungsmotive gewählt, die in den Gräbern mindestens zweimal vorkamen, und zwar mindestens mit einem zweiten Typen vom sonstigen Inventar, um eine ausreichende Anzahl an Kombinations- und Vergleichsmöglichkeiten zu erhalten. Von der Analyse hat sie ebenso auch Gräber ausgeschlossen, die außer einem Kugelanhänger keine weiteren Funde enthielten. Das Ergebnis dieser Auswahl waren 190 geeignete Gräber. Das sonstige Grabinventar wurde auf 50 Typen aufgeteilt. Bei der Auswertung hat Pavlovičová auch Material, Fertigungstechnik und Größe berücksichtigt.311 Das Ergebnis der Analyse war ein Seriationsdiagramm, das die definierten fünfzehn Typen bzw. ihre Verzierung in folgende Zeitabfolge brachte: – geometrisches graviertes Ornament, – Kugelanhänger, verziert mit Granulation und Glasstückchen, – geometrisches Ornament auf einem punzierten Hintergrund (meist in Form eines Kranzes), – mit Kappen gebildete Verzierung auf der Oberfläche des Kugelanhängers; Kappen mit Granulation und ggf. mit Filigran verziert,
Klanica 1970, 422–423. Pavlovičová 1996, 101–102. Pavlovičová 1996, 101.
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II Typologie der Schmuckformen
Vogelmotiv auf punziertem Hintergrund in verschieden geformtem Feld, meist durch Arkaden abgegrenzt, Verzierung aus getriebenen Spiralen, Verzierung aus granulierten geometrischen Mustern (Dreiecke, Rhomben, Streifen), dichte Granulation auf der gesamten Oberfläche des Kugelanhängers, „melonenartige“ Kugelanhänger, d. h. von der Öse bis zum unteren Feld gerillt, polyedrische (laternenförmige) Kugelanhänger, verziert mit farbigen Glasstückchen oder Steinchen, Filigranverzierung (meistens Filigranstreifen, welche die Felder abgrenzen, in denen sich Filigranringe befinden), pflanzliches Motiv (meistens Palmette) auf (meist) punziertem Hintergrund, in durch Arkaden oder herzförmigen Mäander abgegrenzten Feldern, gläserne Kugelanhänger mit eingeschmolzener Öse aus Metall, glatte, unverzierte Kugelanhänger, oft aus zwei verbundenen Halbkugeln, manchmal mit einem Ring, ggf. mit einer Blechscheibe an der Öse, Kugelanhänger mit Doppelmantel, mit komplizierter Verzierung – meistens mit Granulation und Filigran.312
Diese Seriation weist leider mehrere Mängel auf.313 Die Autorin hat u. a. nicht berücksichtigt, dass im Inventar der Gräber oft verschiedene Kugelanhängertypen gemeinsam vorkamen. Ihr Schlussdiagramm hat jedoch einige Kugelanhänger aus solchen Kombinationen in verschiedene Zeitabschnitte eingeordnet, z. B. im Fall der Kugelanhänger mit Doppelmantel und silbernen Kugelanhänger mit Kappen, die zusammen in Grab 505 aus III. Kirche in Mikulčice sind.314 Sie stützt sich des Weiteren auf die Chronologie der Sporen, obwohl das Vorkommen der Kugelanhänger mit diesen nicht so häufig wie mit anderen Schmuckformen ist.315 Kurz darauf wurden von M. Hanuliak Kugelanhänger ausschließlich aus dem Gebiet der heutigen Slowakei untersucht, wobei sich neun Gruppen316 ergaben: gläserne Kugelanhänger, unverzierte Kugelanhänger aus Halbkugeln, auf der gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte Kugelanhänger, mit Filigrandraht verzierte
Pavlovičová 1996, 102. Ausführlich bei Ungerman 2005, 708–709. Vgl. Abschnitt 2. 5–6. Die bisherigen Arbeiten haben sich bei der Chronologie dieser Kugelanhänger ausschließlich auf Gräber mit Sporen gestützt, zu denen bislang zwölf Befunde zählen: Staré Město „Na valách“, Gräber 261/49 und 50/50; Mikulčice Kirche II, Grab 44; Mikulčice Kirche VI, Gräber 43, 51, 70; Břeclav-Pohansko, Gräber 205, 225, 230, 269 und 329; sowie ein Grab aus Kolín; Košta/Lutovský 2014. Gegenwärtig verfügen wir über mehr als 60 Kombinationen verschiedener Typen der Kugelanhänger mit Ohrringen. Eine zehnte Gruppe hat Hanuliak für gegossene Kugelanhänger ausgesondert, die dem ungarischen Kulturkreis angehören und daher in der vorliegenden Arbeit unberücksichtigt bleiben.
2 Kugelanhänger
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Kugelanhänger, getriebene Kugelanhänger. Andere Kugelanhänger wurden als Varia beurteilt, da sie im slowakischen Material Unikate darstellen wie z. B. ein silberner Kugelanhänger mit Kappen, ein polyedrischer Kugelanhänger oder ein silberner Kugelanhänger mit Doppelmantel von der Burg in Bratislava, Grab 53.317 Laut der Begleitfunde kommen Kugelanhänger in allen drei Bestattungshorizonten vor, so wie diese vom Autor unterschieden wurden.318 Bei der Herstellung und Verzierung der Kugelanhänger haben ihre Produzenten beinahe sämtliche seinerzeit verfügbaren Materialien und vielfältige Goldschmiedeund Juweliertechniken verwendet. Deswegen ist es recht kompliziert, eine allgemeine Klassifikation für die Kugelanhänger zu erstellen. Aus der Distanz zeigt sich, dass die Verzierung der Kugelanhänger sehr wichtig ist und daher die von Hrubý erstellte sowie von Dostál ergänzte Klassifikation für eine grundlegende Orientierung ausreicht. Unter den Kugelanhängern gibt es jedoch viele Unikate. Am häufigsten gehören zu ihnen kleine goldene Kugelanhänger, die sich zusammen mit jenen Ohrringen finden, die man ebenso für Einzelanfertigungen halten kann – wie z. B. in den Gräbern 167/51 und 145/51 auf „Na válach“. Angesichts ihrer Einzigartigkeit wurden diese Stücke bei der weiteren Analyse nicht berücksichtigt. Es wird im Folgenden mit jenen Kugelanhängertypen gearbeitet, die aus mehreren Gräbern bekannt und in verschiedenen Kombinationen mit anderen Schmuckformen vorkommen. Die so ausgewählten Typen tragen zu einem komplexeren Bild der relativen Chronologie des Frauenprunkschmucks bei. Es sind die Folgenden: – Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen (Typ Dostál Abb. 14,1), – kürbisförmige Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,19), – auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte silberne Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,3), – Kugelanhänger mit Doppelmantel (Typ Dostál Abb. 14,12), – silberne Kugelanhänger mit Kappen (Typ Dostál Abb. 14,17), – getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung. Außer ihnen kommen auf den Gräberfeldern weitere Typen vor, die in den Gräbern jedoch nicht mit anderem prunkvollen Schmuck, sondern mit Ohrringen kombiniert sind. Für diese Sätze sind zugleich die des Öfteren vorkommenden Perlenketten charakteristisch, welche in den Sätzen des Prunkschmucks fehlen. In den erstgenannten Sätzen sind die Kugelanhänger Bestandteil der Ketten: mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger, Kugelanhänger des „Typs Skalica“319 und gläserne Kugelanhänger.
Štefanovičová 1975, Abb. 39, Hanuliak 2006, 177–178. Hanuliak 2004, 179. Hier vorgeschlagener Arbeitsbegriff.
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II Typologie der Schmuckformen
2.2 Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen (Typ Dostál Abb. 14,1)
Abb. 2.22: Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen.
Kugelanhänger mit Spiralen wurden bis jetzt nur von Staré Město „Na valách“ publiziert, wo sie in den Gräbern 317/49 (Taf. 11), 122/51 (Taf. 8) und 192/51 gefunden wurden (Abb. 2.22).320 Diese Kugelanhänger weisen mit einem Durchmesser von ca. 1,2 cm kleine Maße auf; sie sind aus Bronze – Gräber 122/51 und 192/51 – bzw. Silber – Grab 317/49 – gefertigt321 und wurden aus zwei horizontal verbundenen Hälften hergestellt. Die um 90° gedrehte Halteöse ist aus einem dünneren Draht gefertigt, welcher sich innerhalb des Kugelanhängerkörpers befindet. Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen kamen in den Gräbern gemeinsam mit einigen Ohrringtypen vor. In Grab 317/49 wurden sie mit Ohrringen mit neun Körbchen und drei Varianten der „Säulchenohrringe“, in Grab 122/51 mit Lunula- Ohrringen mit Körbchen, einer Variante der Traubenohrringe, mit schildförmigen Ringen, zusammen mit einer Perlenkette (Kugelanhänger als deren Bestandteil), einer Sichel, einem Eimer, einem Messer und einer Perlenkette am Arm gefunden. In Grab 192/51 wurde ein Kugelanhänger mit einem Paar goldener (Typ Trilj) und silberner Ohrringe gefunden; der zweite Kugelanhänger, der mit elliptischen Flächen verziert war, war mit einem silbernen Ring und einem Messer kombiniert. Abbildungen der Funde aus Grab 192/51 wurden nicht veröffentlicht.322 Anhand des Begleitmaterials in den Gräbern 122/51 und 192/51 datierte Hrubý diese Kugelanhänger in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts. Gleichzeitig hat er für die Kugelanhänger in Grab 317/49, in welchem Mörtel vorkam, eine Fortdauer bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts erwogen. Auf der Suche nach dem Ursprung dieser Form hat Hrubý einen Einfluss aus nördlicher Richtung nicht ausgeschlossen. Er stützte sich dabei auf die Verzierung in Form einer Spirale aus dünnem Filigrandraht auf goldenen Perlen.323 Dostál hat die mit einer Spirale verzierten Kugelanhänger zur Gruppe getriebener Kugelanhänger mit gravierter Verzierung gezählt,324 Pavlovičová wiederum zur Gruppe der Kugelanhänger mit geometrischem Muster. Sie hielt diese für die ältesten Typen, welche man in Mährerreich trug.325
Hrubý 1955a, 461, 508, 518. Hrubý 1955a, 508, 518, 461. Hrubý 1955a, 461, 508, 518. Hrubý 1955a, 211. Dostál 1966, 60. Pavlovičová 1996, 107.
2 Kugelanhänger
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2.3 Kürbisförmige Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,19)
Abb. 2.23: Kürbisförmiger Kugelanhänger.
Funde kürbisförmiger Kugelanhänger (Abb. 2.23) stammen von drei Fundplätzen: Staré Město, Gräber 50/50 und 51/50 (Taf. 12),326 Uherské Hradiště-Sady, Gräber 19/ 59, 173/59, und 209/59 (Taf. 15),327 sowie Mikulčice bei der dreischiffigen Basilika.328 Aus der Slowakei ist bis jetzt nur ein Fund eines goldenen kürbisförmigen Kugelanhängers – ähnlich den Exemplaren aus Grab 19/59 vom Gräberfeld Sady – und zwar vom gestörten Friedhof in Nitra, Piaristická 1,2, bekannt geworden.329 Mit Vorbehalt könnte in diese Gruppe auch das Exemplar aus Grab 78/48 von Staré Město „Na valách“ eingereiht werden. Die Fertigungstechnik der kürbisförmigen Kugelanhänger unterscheidet sich von derjenigen der getriebenen Kugelanhänger und auch der Kugelanhänger des Typs Skalica.330 Der Körper des Kugelanhängers ist aus goldenem Blech gefertigt331, der im unteren Teil mit einer kleinen, manchmal mit konzentrierten Rillen verzierten332 Platte und im oberen Teil mit einer größeren Platte mit Öse verbunden wurde.333 Die Größen der kürbisförmigen Kugelanhänger von „Na valách“ bewegen sich von 1,4–1,9 cm Höhe und 1,8–2,2 cm Breite. Ein kürbisförmiger Kugelanhänger aus Nitra weist höhere Maße auf – 2,2 cm Höhe und 2,4 cm Breite.334 Die Abmessungen der anderen kürbisförmigen Kugelanhänger werden in der Literatur nicht angegeben. Diese Kugelanhänger kamen in Frauengräbern vor – insbesondere bei kleinen Mädchen und einer jungen Frau. Die einzige bekannte Ausnahme stellt Grab 50/50 dar, in dem ein junger Mann bestattet worden war. Manchmal gesellen sich zu goldenen kürbisförmigen Kugelanhängern auch ähnliche aus Bronze, die sich jedoch von den erstgenannten nicht nur im Material, sondern auch in Herstellung und Gesamtform unterscheiden.
Hrubý 1955a, Taf. 73,12, 73,11. Galuška 1996a, Abb. 82,5.33–34, 88,1–2. Poulík/Chropovský 1985, Taf. XIV, ohne nähere Fundumstände. Čaplovič 1954, 24, Taf. III,3. Vgl. Abschnitt II. 2. 8. Für die Anhänger aus Grab 209/59 von Uherské Hradiště gibt L. Galuška stark vergoldetes Bronzeblech an; Galuška 1996a, 100. Hrubý 1955a, 473; Galuška 1996a, Abb. 63. Klanica 1970, 423; Galuška 1996a, 100. Čaplovič 1954, 24.
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II Typologie der Schmuckformen
Kürbisförmige Kugelanhänger wurden von der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts bis zum Ende des Jahrhunderts datiert. Das Exemplar aus Grab 50/50 wurde anhand des bronzenen viereckigen Beschlags, der als eine Form des Post-KeszthelyStils bestimmt wurde, in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert. Ein ähnliches Exemplar aus Grab 51/50 setzte man jedoch anhand der Kombination mit „goldenen Ohrringen mit beidseitiger Traube“ an das Ende des 9. Jahrhunderts.335 Dostál stellte Grab 50/50 zum ältesten Horizont, d. h. in Übereinstimmung mit Hrubý in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.336 Zuletzt hat sich mit der Datierung der beiden Gräber Galuška befasst und sie ebenfalls in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts gestellt.337 Ähnliche Stücke vom Friedhof Sady, Gräber 19/59, 173/59 und 209/59, sind vom selben Autor in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts gesetzt worden. Man vermutet, dass sie durch die byzantinische Mission nach Südmähren gelangten.338 Pavlovičová verwendet für die kürbisförmigen Kugelanhänger die Bezeichnung „melonenartig“, wobei eine Gruppe mit goldenen und eine mit bronzenen Exemplaren unterschieden wurde. Die Autorin vermutet, dass ein wesentlicher Teil dieser Kugelanhänger aus der älteren „großmährischen Periode“ stammt.339
2.4 Silberne Kugelanhänger mit Granulation auf der gesamten Oberfläche (Typ Dostál Abb. 14,3)
Abb. 2.24: Silberner Kugelanhänger, flächig mit Granulation verziert.
Die auf ihrer gesamten Oberfläche mit feiner Granulation überzogenen silbernen Kugelanhänger (Abb. 2.24) gehören zu den sehr häufig auftretenden Kugelanhängerformen. Der Durchmesser der Objekte bewegt sich ca. von 0,8 cm bis zu 1,9 cm. Die im Inneren des Körpers der Kugelanhänger befestigte Aufhängeöse in Form einer Träne ist aus feinem Draht hergestellt und wirkt manchmal wie gedreht. Die gesamte Oberfläche der Kugelanhänger ist mit Kügelchen einer feinen Granulation bedeckt, wobei bisweilen auch etwas größere Kügelchen vorkommen. Funde dieses Typs der Kugelanhänger sind auf folgende Gräberfelder konzentriert: „Na valách“, Gräber 106/AZ, 25/48 (Taf. 25), 281/49, 293/49, 302/49, 156/51
Hrubý 1955a, 213. Dostál 1966, 90. Galuška 1996b, 275. Galuška 1996a, 100. Pavlovičová 1996, 108.
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und 220/51, „Špitálky“, Gräber 2 und 15 (Taf. 27),340 und Sady, Gräber 136/59, 209/ 59 und 86/60.341 Aus der Umgebung von Mikulčice ist diese Variante von der Kirche II, Gräber 98 und 123,342 sowie der Kirche VI, Grab 118,343 bekannt geworden. Zwei Exemplare stammen vom gestörten Gräberfeld in Předmostí.344 Aus Böhmen ist ein Fund dieses Typs vom Gräberfeld in Stará Kouřim, Grab 129,345 belegt. Zur Datierung dieser Form gibt es unterschiedliche Ansichten. Hrubý datierte diese Kugelanhänger in das letzte Drittel des 9. und die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts. Dabei stützte er sich auf das gemeinsame Vorkommen mit Ohrringen in Předmostí bei Přerov. Für chronologisch aussagefähig hielt er auch die Verzierung – Granulation, die auch beim Schmuck in Hacksilberdepots vorkommt.346 Dostál hat ihr häufigstes Vorkommen erst in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts vermutet.347 Ähnlich argumentiert auch Profantová, die ihr Vorkommen erst zum Ende der großmährischen Periode vermutet.348 Allein Pavlovičová hat ihr Vorkommen in der materiellen Kultur Mährerreichs bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts nicht ausgeschlossen.349
2.5 Kugelanhänger mit Doppelmantel (Typ Dostál Abb. 14,12)
Abb. 2.25: Kugelanhänger mit Doppelmantel.
Kugelanhänger mit Doppelmantel (Abb. 2.25) sind bis jetzt nur vereinzelt bekannt geworden. Der Terminus „Kugelanhänger mit Doppelmantel“ wurde von Dostál in die Literatur eingeführt.350 Für sie ist ein Verzierungs- und zugleich Konstruktionselement charakteristisch – ein gewelltes Band. Es bildet die Außenkonstruktion auf der Oberfläche des Kugelanhängers.351
Poulík 1955, Abb. 23,3–4, 19,2–3. Galuška 1996a, Abb. 82,19, 88,3–4, 89,16. Poulík 1957, 369. Profantová/Kavánová 2003, 24. Dostál 1966, Taf. XXXIV,7–10. Šolle 1966, 271, Abb. 40a. Hrubý 1955a, 212. Dostál 1966, 63. Profantová/Kavánová 2003, 65. Pavlovičová 1996, 106. Dostál 1966, 63. Smetánka 1994, 110.
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II Typologie der Schmuckformen
Diese Kugelanhänger erschienen auf zwei Fundplätzen in Böhmen: auf der Prager Burg im Lumbe-Garten352 und in Želénky;353 weitere Funde liegen aus Mähren vor: Mikulčice, Grab 505 (Taf. 26) bei der dreischiffigen Basilika.354 In Silberausführung traten sie bei der Kirche II auf, und zwar in Grab 98355 sowie in der Slowakei auf der Burg in Bratislava, Grab 53,356 und in Nitra-Mikov dvor.357 Dostál datierte die Kugelanhänger mit Doppelmantel anhand ihres Vorkommens mit den Ohrringen mit „ährenartig-stachelförmiger Traube“ (Želénky) und Ohrringen mit sieben Trommeln in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.358 Gleichermaßen eingeordnet wurden die Funde silberner Kugelanhänger mit Doppelmantel aus Grab 98 bei der Kirche II in Mikulčice und aus Grab 53 von der Burg in Bratislava.359 Später hat Štefanovičová die Kugelanhänger mit Doppelmantel in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert.360 Smetánka stellte die Exemplare der Kugelanhänger mit Doppelmantel von der Prager Burg im Lumbe-Garten in das erste Drittel des 10. Jahrhunderts.361 Die Datierung der Kugelanhänger mit Doppelmantel aus dem Grab in Želénky hängt mit der chronologischen Bestimmung des Grabes selbst eng zusammen. In letzter Zeit wird eine Datierung des „Fürstinnengrabs“ in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts angenommen.362 Die goldenen Exemplare von Mikulčice aus Grab 505 von der dreischiffigen Basilika werden allgemein in das 9. Jahrhundert datiert.363 Pavlovičová hat sich mit der Datierung der Kugelanhänger mit Doppelmantel nicht detaillierter befasst und lediglich festgestellt, dass die Seriation sie zu den jüngsten Typen stellte.364
Smetánka/Hrdlička/Blajerová 1974, Taf. IV. Schránil 1925, 170–175; Lutovský 2001, 382–383. Poláček 2000, 206. Poulík 1957, 369. Štefanovičová 1975, 122. Fusek 2008, Abb. 6,6. Dostál 1966, 64. Poulík 1957, 302; Štefanovičová 1975, 79. Štefanovičová 1993, 301. Smetánka 1994, 112. Lutovský 2001, 383. Poláček 2000, 206. Pavlovičová 1996, 101, Taf. II.
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2.6 Silberne Kugelanhänger mit Kappen (Typ Dostál Abb. 14,17)
Abb. 2.26: Silberner Kugelanhänger mit Kappen.
Eine ausgeprägte Gruppe unter den Kugelanhängern stellen silberne Exemplare mit Kappen dar (Abb. 2.26). Sie stammen von den Gräberfeldern „Na valách“, Gräber 282/49 (Taf. 25), 284/49 (Taf. 10) und 191/50,365 Mikulčice bei der Kirche II, Gräber 51, 67, 128 und 134,366 bei der Basilika, Grab 505,367 bei der Kirche VI, Gräber 100 und 160,368 aus Břeclav-Pohansko, Grab 158,369 aus Kopčany, Grab 14,370 und aus Libice nad Cidlinou, Grab 268.371 Mit gewissen Vorbehalten kann auch ein ähnliches Exemplar aus Grab 118 vom Friedhof bei der Kirche VI in Mikulčice372 hierzu gezählt werden. Ursprünglich wurden die silbernen Kugelanhänger mit Kappen sehr spät datiert. Hrubý stellte sie erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.373 Diese Datierung wurde von Dostál übernommen.374 Pavlovičová hat dies nicht akzeptiert und vermutete ein früheres Vorkommen. Profantová ordnete einige Exemplare der Kugelanhänger mit Kappen in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts ein und argumentierte, dass es in Mikulčice eine Werkstatt zur Herstellung dieses Schmucks gegeben habe.375 Das Grab der „Fürstin“ aus Libice wird in das 10. Jahrhundert datiert – Dostál hat die Mitte des 10. Jahrhunderts erwogen. Er ging dabei von der Anwesenheit S-förmiger Ohrringe – manchmal wird die Bezeichnung „Ohrringe mit Öse“ verwendet – aus, die im Grab gemeinsam mit den Kugelanhängern mit Kappen gefunden wurden.376 Profantová datiert Grab 268 von Libice an den Anfang des 10. Jahrhunderts, schließt jedoch nicht aus, dass die (ersten) Kugelanhänger mit Kappen an diesem Fundplatz bereits am Ende des 9. Jahrhunderts auftraten.377
Hrubý 1955a, 213. Poulík 1957, 367, 368, 371. Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019, 94–95. Profantová/Kavánová 2003, Abb. 49,1/100, 67,7/160. Kalousek 1971, Abb. 158,6–7. Kraskovská 1965, 26. Turek 1976, Abb. 1,4–6. Poulík 1963, 154, 158, 167; Profantová/Kavánová 2003, Abb. 57,1/118–2/118. Hrubý 1955a, 213. Dostál 1966, 64. Profantová/Kavánová 2003, 72–73. Dostál 1966, 64. Profantová/Kavánová 2003, 74.
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II Typologie der Schmuckformen
2.7 Analyse In diesem Abschnitt wird es um jene Funde gehen, mit denen die erwähnten Kugelanhänger – kürbisförmige Kugelanhänger, Kugelanhänger mit getriebenen Spiralen, auf der gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte Silberkugelanhänger, Kugelanhänger mit Doppelmantel und Kugelanhänger mit Kappen – zusammen vorkommen, und um ihre chronologische Einteilung. Die Analyse der Grabausstattungen mit den erwähnten Kugelanhängern zeigte die auftretenden Kombinationen mit einigen Ohrringtypen, und zwar am oberen Bogen verzierte Ohrringe, Lunula-Ohrringe mit mehreren Varianten, Säulchenohrringe und Ohrringe mit stachelartiger Traube. Sehr wichtig ist das zweimalige Vorkommen kürbisförmiger Kugelanhänger zusammen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen („Na valách“, Grab 51/50, und Sady, Grab 209/59) sowie fehlende Kombinationen mit anderen Ohrringtypen. Diese Kombinationen stellen die kürbisförmigen Kugelanhänger in die älteste Phase des Frauenprunkschmucks in Südmähren. Bekräftigt wird dies durch den Zusammenfund dieser Kugelanhänger in Grab 50/50 mit Sporen des Typs IB nach Hrubý, die zu den ältesten Sporentypen auf mährischen Gräberfeldern gehören. Selten sind Kugelanhänger mit Spiralen, die bis jetzt nur von Staré Město „Na valách“ bekannt sind. Diese Kugelanhänger wurden auch in Grab 122/51 mit aus Filigran geformten Lunula-Ohrringen gefunden, welche ziemlich früh im Repertoire des prunkvollen Schmucks vorkommen. In Grab 317/49 sind sie mit Säulchen- und mit Körbchenohrringen kombiniert. Insbesondere erstere lassen eine ältere Bestattung vermuten. Auch das Vorkommen dieser Kugelanhänger in Grab 192/5, das von zwei jüngeren Gräbern überlagert wurde, stützt die Vermutung, sie kämen bereits früh vor. Gewisse Ähnlichkeiten der Kugelanhänger dieses Typs können wir in Funden auf awarischen Gräberfeldern sehen. In Zwölfaxing in Niederösterreich378 und in Kőlked-Feketekapu in Ungarn379 wurden analoge Gegenstände (Kugelanhänger) zu jenen aus Staré Město gefunden. Während A. Lippert sie als „Knöpfe“ interpretiert,380 spricht A. Kiss von „römischen Glöckchen‟ und hält sie für antike „Altstücke“.381 Die Kugelanhänger mit Spiralen in diesen Fundkomplexen deuten an, dass sie ein Bestandteil der materiellen Kultur in der älteren Belegungsphase von „Na valách“ und wahrscheinlich nur recht kurzfristig waren. Das Gräberfeld „Na valách“ in Staré Město bietet drei für die relative Datierung der auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten silbernen Kugelanhänger wichtige Grabkomplexe: die Gräber 106/AZ, 281/49 und 25/48. In Grab 281/49 wurden silberne granulierte Kugelanhänger zusammen mit zwei Paar goldener Ohrringe gefunden. Ein Ohrringpaar mit „ährenartiger“ Traube weist einen gedrehten
Lippert 1969, Taf. 4,7–8; 10,1. Kiss 1996, 268, Taf. 20,1. Lippert 1969, 49. Kiss 1996, 268.
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unteren Bogen auf. Beim zweiten Paar ist der untere Bogen mit einer dreiseitigen Traube verziert.382 In Grab 106/AZ sind kleine silberne Kugelanhänger mit zwei Paar goldener Ohrringe (Lunula-Ohrringe mit Ketten und Ohrringe mit durchbrochener Säule), mit zwei Paar silberner Traubenohrringe, einem Paar goldener, mit Kreuzen aus Granulation verzierten Kugelanhänger und zwei Millefioriperlen gefunden worden. Beide Gräber gehören mit großer Wahrscheinlichkeit zum älteren Bestattungshorizont. Grab 281/49 (Tiefe 215 cm) wurde in Planquadrat 8/D gefunden. Laut Plan 3 wurde es von Grab 262/ 49 und wahrscheinlich auch von Grab 196/49 überdeckt. Im Inventar des Grabes 106/ AZ hat man keinen Fund entdeckt, der seine spätere Anlage anzeigen würde; gleichzeitig befindet sich das Grab unterhalb des Walls in einer Tiefe von 200 cm.383 Einen wichtigen Komplex für die chronologische Abgrenzung der silbernen Kugelanhänger stellt insbesondere Grab 25/48 dar. In diesem Grab wurden neben den erwähnten Kugelanhängern zwei weitere Kugelanhängertypen gefunden: ein auf seiner Oberfläche mit granulierten Kreuzen verzierter silberner und ein mit pflanzlichem Ornament verzierter silberner, getriebener Kugelanhänger. Bestandteil des Grabinventars waren weiterhin 15 Bronzeperlen, verziert mit einer gröberen Granulation.384 Der auf seiner gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte silberne Kugelanhänger gehört mit seinen Maßen (Durchmesser 1,98 cm) zu den größten Exemplaren dieser Art. Grab 25/48 gehört zu einer Gräbergruppe (10/48, 11/48, 12/48, 20/48, 21/48, 22/ 48, 23/48, 24/48, 26/48 und 27/48) in Planquadrat 8/D, die zentrale Bedeutung für das Verständnis der relativen Chronologie auf dem Gräberfeld hat.385 Die Analyse der Fundsituation der Gräber in Planquadrat 8/D hat mehrere Bestattungshorizonte nachgewiesen. Grab 25/48 selbst ist durch Grab 24/48 gestört und durch die Gräber 11/48 und 20/48 überlagert. Überlegungen zu zwei Horizonten gehen von den Grabtiefen aus. Die Gräber der Ausgrabung 1948 wiesen Tiefen von ca. 40 cm bis zu 130 cm auf. Darunter hat man 1949 ältere Gräber gefunden – z. B. 41/49, 91/49, 83/49, 84/49, 89/ 49, 39/49, 63/49, 129/49, 226/49 und weitere. Die Tiefen dieser Gräber bewegten sich zwischen 150 cm und 190 cm.386 Die Fundumstände von Grab 25/48 zeigen eindeutig, dass es nicht zum ältesten Bestattungshorizont, sondern zum jüngeren gehört. Die Gräber 10/48–12/48 und 20/48 deuten an, dass in diesem Planquadraten auch nach der Anlage von Grab 25/48 weiter bestattet wurde. Eine analoge Kombination dieser drei Kugelanhängertypen wurde in Grab 118 bei der Kirche VI in Mikulčice gefunden, wobei dieses Grab durch das jüngere Grab 123 gestört worden war. Das Inventar, das die genannten silbernen, auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierten Kugelanhänger begleitet, deutet auf ihr recht frühes Vorkommen in der materiellen Kultur Mährens hin. Sie erscheinen bereits mit dem äl-
Hrubý 1955a, 455. Zelnitius 1942, 37. Hrubý 1955a, 414. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. c. Hrubý 1955a, 427, 431, 432, 437, 447.
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II Typologie der Schmuckformen
testen Typ der Prunkohrringe – den am oberen Bogen verzierten Ohrringen wie in Sady, Grab 209/59. Ihre Existenz kann man jedoch auch im jüngeren Zeitraum vermuten wie in Grab 25/48 in Staré Město. Von Staré Město „Špitálky“ kennen wir weitere Gräber mit analogen Ohrringen und deren Kombinationen mit Kugelanhängern. In Grab 2 wurden ein Paar goldene Trommelohrringe, ein Ohrring mit vier Trommeln, ein Paar mit stachelartiger Traube verzierte goldene Ohrringe, ein mit Filigran verzierter goldener Ring und ein Paar auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte silberne Kugelanhänger gefunden.387 Im Grab 15 wurden mehrere Schmuckobjekte festgestellt: ein mit Rhomben aus feiner Granulation verzierter goldener Kugelanhänger, zwei mit feiner Granulation verzierte, kleine silberne Kugelanhänger und ein goldener Traubenohrring (wahrscheinlich mit verlorenen Glasperlen). Außerdem stammen aus diesem Grab eine silberne Zierscheibe mit Falknerdarstellung388 sowie ein getriebener Kugelanhänger. Poulík datierte die Funde aus diesen Gräbern in den Zeitraum vom letzten Drittel des 9. bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts. Er schloss ein Vorkommen dieses Schmucktyps in Südmähren bereits im 8. Jahrhundert aus.389 Aber auch die Analyse der Inventare der genannten Gräber von „Špitálky“ weist auf ähnliche Kombinationen wie bei den zuvor erwähnten Gräberfeldern hin. Dadurch wird das relativ frühe Vorkommen dieser Kugelanhänger in der materiellen Kultur der Mährer bestätigt. Kugelanhänger mit Doppelmantel und jene mit Kappen werden von anderen Ohrringtypen begleitet. Die einzigen goldenen Exemplare der Kugelanhänger mit Doppelmantel Südmährens stammen aus Grab 505 von der Kirche III in Mikulčice (Taf. 26).390 Für das gemeinsame Vorkommen verschiedener Schmuckformen ist das ein sehr wichtiger Befund. In dem Grab wurden neben den erwähnten goldenen Kugelanhängern zwei Paar silberner Kugelanhänger gefunden. Eines davon bilden kleine, auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulation verzierte silberne Kugelanhänger, das zweite silberne Kugelanhänger mit Kappen. Zum Grab gehören auch ein auch am oberen Bogen verzierter, goldener Trommelohrring, ein Ohrring mit vier Trommeln auf Säulchen, ein vereinzelter Kettenohrring, ein Körbchenohrring und zwei Fingerringe.391 Dank dieser Einheit wissen wir, dass beide Kugelanhängertypen gleichzeitig waren. Kugelanhänger mit Kappen werden dann von anderen
Poulík 1955, 316. Der silbernen Zierscheibe mit der Darstellung eines Falkners wurde besondere Aufmerksamkeit zuteil. Zuletzt hat sich Cs. Bálint mit ihr beschäftigt. Er hat im Grunde genommen die Ergebnisse K. Bendas bestätigt; Benda 1963; Bálint 2004, 31–31. Bálint vermutet die Herstellung der Zierscheibe im 9. Jahrhundert, schließt jedoch diese bereits am Ende des 8. Jahrhunderts nicht völlig aus; Bálint 2004, 34. Poulík 1955, 332. Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 10; Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019, Abb. 108,1–2. Poláček 2000, 209; Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 10; Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019, Abb. 108,12.
2 Kugelanhänger
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Ohrringtypen begleitet. Häufiger kommen sie mit Körbchen- und Trommelohrringen vor – d. h. mit Schmuck, den wir mit der „neuen Schmuckwelle“ verbinden. Die Kombination silberner Kugelanhänger mit Doppelmantel und der mit Granulation verzierten silbernen Kugelanhänger mit zwei Paar von Trommelohrringen kennen wir bereits von Grab 98 bei der Kirche II in Mikulčice (Taf 16; 26).392 Im Grab aus Želénky wurden zusammen mit goldenen Kugelanhängern mit Doppelmantel drei goldene Ohrringe mit ährenartiger bzw. stachelartiger Taube gefunden. Der untere Bogen der Ohrringe war mit Granulation und Filigran verstärkt. Das Exemplar des Kugelanhängers mit Doppelmantel von der Burg in Bratislava wurde in einem Grab mit einem auf der gesamten Fläche der Trommeln mit Granulation verzierten Ohrring mit vier Trommeln (Typ Dostál Abb. 9,6) gefunden. Die beiden silbernen Kugelanhänger mit Doppelmantel aus Grab 98 bei der Kirche II in Mikulčice und aus Grab 53 von der Burg in Bratislava wurden mit anderen Ohrringtypen – wie z. B. Ohrringen mit sieben Trommeln (Typ Dostál Abb. 9,14) – als die goldenen Kugelanhänger gefunden. Beide Ohrringtypen (Typ Dostál Abb. 9,6 und 9,14) erscheinen auf dem Gräberfeld „Na valách“ bereits in der älteren (Gräber 251/49, 253/49), aber auch in der jüngeren Bestattungsperiode (Grab 15/48). Das Ende des Vorkommens der Kugelanhänger mit Doppelmantel kann bis jetzt noch nicht bestimmt werden. Im Zusammenhang mit den Kugelanhängern mit Doppelmantel muss auch der ähnliche Kugelanhängertyp vom Lumbe-Garten an der Prager Burg erwähnt werden. Die böhmischen Exemplare unterscheiden sich deutlich von den mährischen. Ihr gemeinsames Merkmal ist jedoch das gewellte Band. Den Kugelanhängern von der Prager Burg und dem gewellten Band als Ziermotiv hat Z. Smetánka seine Aufmerksamkeit geschenkt. Das Motiv hält er für ein aus dem karolingischen und ursprünglich merowingischen Umfeld stammendes Zierelement.393 Es erscheint auch im älteren Zeitraum, und zwar nicht nur in Westeuropa. Man kann dieses Element an dem in das 7. und 8. Jahrhundert datierten Schmuck byzantinischer Provenienz sehen. Mit einem gewellten Band war der aus dem reichen Grab aus Hlodossy stammende goldene Lunula-Anhänger verziert.394 Die Datierung des Fundes bewegt sich zwischen dem zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts bis um 700. Für den Schmuck aus Hlodossy wird byzantinische Provenienz angenommen.395 Das gewellte Band erscheint als Zierelement am unteren Bogen der Ohrringe. É. Garam hat sie als Ohrringe mit langgezogener Blechkugel bezeichnet, wie sie in Osztopán, Čelarevo/Dunacseb, Zamárdi und Pécsvárad-Fuller malom vorkommen.396 Den Fund des goldenen Ohrrings von Ozstopán hat die Autorin zum Horizont byzantinischer Funde gezählt, wel-
Poulík 1957, 369. Smetánka 1994, 111. Bálint 1989, 91–92, Abb. 38,6. Bálint 1989, 92. Garam 2001, 23–28, Taf. 9,1–4.
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che im awarischen Umfeld um 600 vorkommen.397 Smetánka datierte die Kugelanhänger anhand sonstiger Begleitfunde in das erste Drittel des 10. Jahrhunderts.398 Die neuesten Erkenntnisse zur relativen Chronologie von „Na valách“ beeinflussen wesentlich auch die Datierung der Kugelanhänger mit Kappen. Auf diesem Gräberfeld wurden Kugelanhänger in den Gräbern 282/49 und 284/49 gefunden, welche nicht weit voneinander entfernt lagen.399 Laut Plan 3 ist nicht ausgeschlossen, dass sich das Grab 284/49 unterhalb des Grabs 267/49 befindet. Grab 284/49, in dem ein etwa halbjähriges Kleinkind bestattet worden war, wies eine Tiefe von 200 cm auf.400 Wahrscheinlich gehören die beiden Gräber 282/49 und 284/49 zur älteren Belegungsphase des Friedhofs vor der Errichtung der Kirche. Ein weiteres Paar Kugelanhänger mit Kappen wurde in Grab 191/50 zusammen mit einem silbernen Ohrring mit sieben Körbchen gefunden. Das Grab lag im südöstlichen Teil unweit von Grab 190/50, in dem Sporen des Typs IA nach Hrubý und ein Schwert des Typs X gefunden wurden.401 Die Verstorbenen wurden wahrscheinlich im selben Zeithorizont bestattet. Aufgrund der Sporen vom Typ IA und der Lage auf dem Gräberfeld sind beide genannten Gräber relativ jünger als die Gräber 282/49 und 284/49. Angesichts ihrer Lage am südöstlichen Rand des Friedhofs kann man nicht entscheiden, ob die Bestattung während oder erst nach dem Bau der Kirche stattfand. Auf dem Friedhof bei der Kirche VI in Mikulčice hat man einen Kugelanhänger mit Kappe in Grab 100 direkt mit Sporen des Typs IA gefunden. Das Grab wurde vom jüngeren Grab 87 überlagert. Grab 160, in dem ein Paar Kugelanhänger mit Kappen gefunden wurde, war im Gegenteil vom jüngeren Grab 169 gestört und vom jüngeren Objekt II/60 überdeckt.402 Auf dem Friedhof bei der Kirche II in Mikulčice ist die Situation ähnlich. Kugelanhänger mit Kappen wurden auf diesem Gräberfeld in Grab 67 gefunden, das anhand der Fundsituation und auch der Tiefe von 130 cm zur älteren Belegungsphase gehört. Weitere Exemplare wurden in den Gräbern 51 und 128 gefunden, welche anhand ihrer Tiefe von jeweils 80 cm zur jüngeren Phase gezählt werden können. Aus der aufgeführten Übersicht resultiert, dass silbernen Kugelanhänger mit Kappen sowohl im archäologisch definierten älteren Horizont als auch in jüngeren Phasen auf den Gräberfeldern vorkommen. Unter den Kugelanhängern gibt es viele Unikate. Viele von ihnen können wir allein anhand ihrer Begleitfunde und eventuell anhand ihrer Lage auf dem Gräberfeld – dies betrifft insbesondere „Na valách“ – zeitlich einordnen. Wahrscheinlich
Garam 2001, 26. Smetánka 1994, 112. Die besondere Fundsituation von Grab 282/49 wurde bereits erwähnt; vgl. Abschnitt I. 3. Hrubý 1955a, 456. Hrubý 1955a, 167, 184. Profantová/Kavánová 2003, 34.
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sind in den Schmuckkollektionen auf diesem Gräberfeld sehr früh z. B. auch goldene unverzierte Kugelanhänger aus den Gräbern 145/51 und 167/51 und goldene, mit Filigran verzierte Kugelanhänger wie in Grab 193/51 aufgetaucht. Mit dem Aufkommen der „neuen Schmuckwelle“ können wir Varianten der mit Granulation auf der gesamten Oberfläche verzierten goldenen Kugelanhänger wie in Na valách“, Grab 282/49 und der mit Granulation in Mustern verzierten goldenen Kugelanhänger wie in „Na valách“, Grab 106/AZ, oder Břeclav-Pohansko, Grab 242, verbinden.
2.8 Exkurs: Kugelanhänger vom Typ Skalica, mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,16) und Kugelanhänger aus Glas
Abb. 2.27: Kugelanhänger vom Typ Skalica (a) und mit Filigran verzierter Kugelanhänger (b).
Diese drei Kugelanhängertypen gehören nicht sicher zum prunkvollen Frauenschmuck (Abb. 2.27). Obwohl sie mit dem Thema der vorliegenden Studie daher nicht direkt zusammenhängen, besitzen sie im Kontext des Gesamtverständnisses von Chronologie und Gestaltung sowie aufgrund der mit verschiedenen Einflüssen auf die südmährische Schmuckproduktion zusammenhängenden Fragen ihre Bedeutung, sodass sie hier berücksichtigt werden sollen. Kugelanhänger des Typs Skalica (Abb. 2.27a) stellen einen von den bisher aufgeführten Kugelanhängern unabhängigen, selbständigen Typ dar. Sie unterscheiden sich von anderen Kugelanhängern nicht nur durch ihre unterschiedliche Fertigung, sondern auch in ihren Fundkombinationen. Kugelanhänger des Typs Skalica sind bis jetzt nicht in Kombination mit prunkvollem Frauenschmuck wie Säulchen-, Körbchen- oder Ohrringen mit ährenartiger Traube gefunden worden. Sie wurden aus zwei Hälften hergestellt – jedoch nicht aus horizontal angeordneten, wie die meisten Kugelanhänger, sondern aus vertikal geteilten. Von anderen Kugelanhängern unterscheiden sie sich auch durch das Material – sie wurden aus Bronze gefertigt. Die Öse war gedreht und im Körper des Kugelanhängers fixiert. Aufgrund verschiedenartiger Beschreibungen der Verzierung dieser Kugelanhänger wird für sie hier die Arbeitsbezeichnung „Kugelanhänger des Typs Skalica“ nach einem Fund aus Grabhügel 12 in Skalica verwendet.403 Analoge Funde stammen
Budinský-Krička 1959, 71, 141, Taf. XX.
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aus Boleradice, Grab 48,404 und Mikulčice, Friedhof bei der Kirche II, Grab 64.405 Zu diesem Kugelanhängertyp könnte man unter Vorbehalt auch ein Exemplar von der Prager Burg, Grab 5,406 und aus Nitra „Pod Zoborom“, Grab 38,407 zählen. In der Literatur werden sie als Kugelanhänger mit geometrischer Verzierung charakterisiert.408 Dostál hat sie zu seiner dritten Kugelanhänger-Gruppe gestellt, die durch geprägte Rippen und mit Perlenschnur verziert ist. Er vermutete, dass die bei Kugelanhängern des Typs Skalica auftretende Verzierung mit der Zeit durch die Auflösung pflanzlicher Ornamente und die schrittweise Geometrisierung an getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung entstand.409
Poulík 1948, 55. Poulík 1957, 300, 367. – Anhand der Beschreibung könnte man zu diesem Typ auch die Kugelanhänger aus Grab 108 vom selben Gräberfeld einreihen; Poulík 1957, 370. Poulík hat zu diesem Grab leider anders als bei den Kugelanhängern aus Grab 64 keinerlei Abbildungen publiziert; gegenwärtig sind diese Exemplare verschollen; für die Information bedanke ich mich bei Mgr. M. Mazuch, Ph.D. – Nach der Beschreibung „ein kleiner bronzener Kugelanhänger mit gedrehter Öse, verziert mit geometrischem Muster (H. 1,5 cm, B. 0,9 cm)“ (Poulík 1957, 370) könnte man vermuten, dass es sich um den gleichen Kugelanhängertyp handelt, wie die sehr ähnliche Beschreibung und die Abmessungen der Kugelanhänger aus Grab 64 unterstreichen: „zwei bronzene, leicht vergoldete Kugelanhänger mit geometrischer Verzierung. Die Halteöse ist um die eigene Achse gedreht. (L. ca. 1,4 cm). […] Zwei kleine vergoldete Kugelanhänger […] Die Oberfläche ist durch ein einfaches geometrisches Muster verziert (L. 1,06; B. 0,91 cm […])“ (Poulík 1957, 367). – Die Anhänger des aufgeführten Typs vom Friedhof bei Kirche II in Mikulčice werden noch durch ein weiteres gemeinsames Merkmal verbunden – die analoge Fundsituation der Gräber. Beide Kugelanhänger stammen aus Gräbern, die eine beachtliche Tiefe aufwiesen – Grab 64 mit 145 cm und Grab 108 mit 186 cm; Poulík 1957, 367, 370. Auf dem Gräberfeld befinden sich nach Poulík zwei Gräbergruppen, die sich durch ihre Tiefe unterscheiden. Die erste weist eine Tiefe von 20–50 cm auf, die zweite Gruppe von 120–200 cm. Nach den von Poulík publizierten Daten kam es zwischen Gräbern mit unterschiedlichen Tiefen auch zu stratigraphischen Überlagerungen; Grab 44 mit einer Tiefe von 50 cm (Poulík 1957, 366) überdeckt Grab 74 mit 130 cm Tiefe (Poulík 1957, 368, Abb. 75), Grab 134 wurde 23 cm unter Grab 133 entdeckt (Poulík 1957, 371). Wahrscheinlich gehören Gräber mit größeren Tiefen zur älteren Bestattungsperiode. Diese Frage kann erst nach einer neuen, detaillierten Analyse des Gräberfeldes bei Kirche II in Mikulčice eindeutig beantwortet werden. Eine ähnliche Situation existiert auch in „Na valách“ (vgl. Abschnitt I. 3). Grab 108, in dem neben den Kugelanhängern eine größere Anzahl von bronzenen Objekten mit Anklängen an den späten KeszthelyHorizont gefunden wurde, wird von Dostál zu den ältesten Gräbern der mittleren Burgwallperiode gestellt; Dostál 1966, 90. Poulík datierte es an das Ende des 8. und den Anfang des 9. Jahrhunderts; Poulík 1957, 277. Profantová setzt es um 800 an; Profantová 1992, 625, während es R. Pöllath zwischen die Stufen SPAZ II und SPAZ III einordnet; Pöllath 2002, II, Abb. 34. Pavlovičová hat sowohl den Kugelanhänger aus Grab 108 von Staré Město „Na valách“ als auch den Kugelanhänger aus Grab 64 von Mikulčice eindeutig zu den Anhängern mit geometrischen Muster eingereiht; Pavlovičová 1996, 107. Smetánka/Hrdlička/Blajerová 1973, 369, Abb. 4. Čaplovič 1954, 12. Poulík 1957, 300, 367; Pavlovičová 1996, 107. J. Poulík hat ihre Verzierung auch mit folgenden Worten charakterisiert „walzenförmige Bordüre“; Poulík 1948, 55. Dostál 1966, 61, Abb. 12.
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Die Kugelanhänger aus Grab 64 bei der Kirche II in Mikulčice wurden von Poulík an das Ende des 9. und vor allem in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert.410 In diesem Grab wurden neben Kugelanhängern auch bronzene gegossene Ohrringe mit einseitiger Traube gefunden. Die Traube besteht aus einem Kugelring und ist mit einer größeren Kugel abgeschlossen. Poulík kannte zum Zeitpunkt der Publikation keine eindeutigen Analogien. Als nächste Parallele gab er goldene Ohrringe aus Grab 22/48 von „Na valách“ an. Außerdem wurden in Grab 64 auch zwei bronzene Ohrringe gefunden, die Poulík in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datierte, aber eine jüngere Ansetzung nicht ausgeschloss.411 Das Gefäß aus Grab 64 charakterisierte der Autor als Exemplar archaischer Form.412 Einen ähnlichen Kugelanhänger aus Boleradice, Grab 48, der am unteren Teil mit blauem Glas verziert ist, datierte Poulík in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts. Zu dieser Datierung neigte er anhand des Details der Glasverzierung, die auch am Ring aus Grab 46 von Boleradice vorkommt. Dieses Grab wird nach Poulík anhand der schildförmigen Ringe in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts gestellt.413 Bei der Klärung der Datierung der Kugelanhänger des Typs Skalica kann der Fund eines Kugelanhängers von Grabhügel 12 in Skalica behilflich sein. Im Grab unterhalb des Grabhügels wurden neben zwei Paar Kugelanhängern414 ein kompletter Steigbügel und das Bruchstück eines zweiten Steigbügels gefunden.415 Zu diesen Steigbügeln gibt es analoge Funde aus der Zeit des Awarischen Khaganats. Čilinská hat den Steigbügel von Grabhügel 12 aus Skalica zu ihrem Steigbügeltyp IV gestellt, der ins 8. Jahrhundert datiert wird.416 Budinský-Krička stellte das Grab anhand der Kugelanhänger an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts, wobei er sich auf die Datierung der Kugelanhänger aus Boleradice durch Poulík berief. Zugleich führte er jedoch an, dass Steigbügel auf „großmährischen“ Gräberfeldern sehr selten vorkommen.417 Vom Grabhügel in Skalica sind auch weitere Funde bekannt geworden, die ähnlich wie die Steigbügel rahmenmäßig an das Ende des 8. Jahrhunderts gesetzt werden können. In Grab 1 unterhalb des Grabhügels 3 wurde ein Paar vergoldeter Silberohrringe gefunden (Abb. 2.28), die Budinský-Krička zu Typ 4 f nach Hrubý gestellt hatte.418 Diese Ohrringe besitzen eine außerordentliche Form: sie erinnert an Ohrringe mit ährenartiger Traube – die Traube selbst ist jedoch ziemlich groß, besteht Poulík 1957, 300, 306. Poulík 1957, 231. Poulík 1957, 300. Poulík 1948, 55. Budinský-Krička 1959, Taf. XX,5–6. Budinský-Krička 1959, 71. Čilinská 1966, 237, Abb. 22. Budinský-Krička 1959, 134. Budinský-Krička 1959, 54, 135, Abb. 28,15. Es handelt sich (Typ 4 f nach Hrubý, Typ 8/34 nach Dostál) um silberne Ohrringe, die auch am oberen Bogen verziert sind, aus Grab 200/51 von Staré Město „Na valách“.
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Abb. 2.28: Ohrringe Typ Dostál 8,13.
aus einem Säulchen mit Reihen von Granulation und wird von einer großen Kugel abgeschlossen (Typ Dostál Abb. 8,13; Abb. 2.28). Analoge Ohrringe kennt man schon aus dem erwähnten Grab 64 bei der Kirche II in Mikulčice und aus Grab 119/49 von „Na valách“ (Taf. 9). In beiden wurden auch Kugelanhänger gefunden. Die Kugelanhänger aus Grab 64 wurden bereits erwähnt; aus Grab 119/49 stammen zwei silberne Kugelanhänger mit vereinzelter Verzierung und Perlen mit ringförmigen Ösen, die gemeinsam mit Millefioriperlen vorkommen. Der Beginn der Datierung für beide Perlentypen in Mittel- und Nordeuropa hat sich gegenwärtig auf die letzten zwei Jahrzehnte des 8. Jahrhunderts eingepegelt.419 In Grab 2 unter demselben Grabhügel in Skalica wurden drei Ohrringpaare gefunden: ein Paar mit vier Trommeln auf granuliertem Säulchen, wie bei den Ohrringen aus den Gräbern 268/49 und 151/50 von „Na valách“, Ohrringe mit einer Lunula aus Filigrandraht und Ohrringe mit einseitiger, verlängerter Traube, bei denen der untere Bogen mit Granulation verstärkt ist.420 Diese Ohrringtypen sind auch von „Na valách“ bekannt und stammen dort von Gräbern aus der älteren Bestattungsphase – z. B. Grab 200/51 und 97/51. In der Nähe des Grabes 119/49 wurde Grab 126/49 (Taf. 9) entdeckt, in dem eine bronzene, mit feinen Linien verzierte Schelle gefunden wurde, die viele Analogien auf awarischen Gräberfeldern hat, z. B. in Devínska Nová Ves,421 Holiare422 oder Dolní Dunajovice.423 Diese Schellen sind auch von slawischen Friedhöfen bekannt – neben Staré Město „Na valách“ auch aus dem österreichischen Grabhügel Wimm, Grab 36.424 Die chronologische Abgrenzung dieser Schellen ist bei Gräberfeldern aus der Zeit des awarischen Khaganats eindeutig. J. Zábojník datierte Grab 804 aus Devínska Nová Ves anhand der Pfeilspitzen in die Stufen Spätawarisch II und Spätawarisch III, d. h. in die Jahre zwischen 720 und 780.425 Daim datiert analoge Gürtelgarnituren in seine Stufe Spätawarisch IIIa. Er nimmt ein Fortleben dieser Garnituren über das Jahr 800
Callmer 1995, 49–54. Budinský-Krička 1959, Taf. XIII,1–7. Eisner 1952, 170, 171, Abb. 84,14. Točík 1968, 25, Taf. XXXVI,17. Klanica 1972, 11, Taf. 6,10–13. Friesinger 1984, 218, 219, Taf. 34,4. Zábojník 1991, 292, Tab. III.
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nicht an.426 Breibert datiert die Schelle aus Wimm anhand der Riemenzunge aus dem Grab in die letzte Phase der Spätawarenzeit zwischen 760 und 810.427 Auf dem Gräberfeld in Holiare ist die Schelle in einem Grab zusammen mit bronzenen Ohrringen mit kreisförmigem Bogen und vier Anhängern am Bogen gefunden worden. Ohrringe dieses Typs kommen auf Gräberfeldern seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts vor und klingen im ersten Drittel des 8. Jahrhunderts aus.428 In Grab 126/49 von Staré Město „Na valách“ wurde ebenfalls eine vierkantige Schnalle gefunden, die auch auf awarischen Gräberfeldern vorkommt. In den beiden erwähnten Gräbern 119/49 und 126/49 wurden auch silberne Kugelanhänger mit unausgeprägter Verzierung gefunden, die Hrubý als „durchgedrückt“ bezeichnete429 und an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts setzte.430 Beide Gräber wiesen mit 225 cm (Grab 119/49) und 232 cm (Grab 126/49) eine beachtliche Tiefe auf und wurden mehrfach von jüngeren Gräbern überdeckt.431 Anhand der vorliegenden Erkenntnisse können wir vermuten, dass die Datierung der Kugelanhänger aus Grab 64 aus Mikulčice von Poulík bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts viel zu spät ist. Wahrscheinlicher scheint die zeitliche Einteilung der Kugelanhänger des Typs Skalica – sowohl aus Skalica als auch aus Boleradice – an das Ende des 8. Jahrhunderts und in das erste Drittel des 9. Jahrhunderts. Gleichzeitig weisen die genannten Grabinventare auf eine große Vielfalt der Ohrringe wie Kugelanhänger sowie auf verschiedene Einflüsse auf den südmährischen Frauenschmuck hin. Die Funde analoger Kugelanhänger auf der Prager Burg im Lumbe-Garten und aus Nitra „Pod Zoborom“ gehen vielleicht von ähnlichen Traditionen aus wie die Funde aus Skalica, Mikulčice und Boleradice. Sie entstanden jedoch nicht in derselben Zeit, und in Gräbern wurden sie später deponiert. Die Kugelanhänger aus Grab 38 von Nitra „Pod Zoborom“ gelangten erst Anfang des 11. Jahrhunderts in den Boden. In diese Periode werden sie durch S-förmige Ohrringe mit getriebener Schlaufe gestellt, die in Gräbern und Münzschätzen mit Prägungen Stephans I. (reg. 1000–1038) vorkommen.432 Zu Kugelanhängern des Typs Skalica sind auch auf der Oberfläche mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,16) zu zählen. Die größte An-
Daim 1987, 167–169, Abb. 29. Eine analoge Gürtelgarnitur aus Hohenburg hat er in die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert; Daim 1996, Abb. 7. Breibert 2005, 406. Čilinská 1966, 146, 228; 1975, 77; Pásztor 1986, 127; Garam 2001, 31–32. Hrubý 1955a, 211, 436. Hrubý 1955a, 211. Den silbernen Gürtelbeschlag aus Grab 126/49 hat Hrubý in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert – mit der Begründung, dass dieses Grab zu den ältesten auf dem Friedhof gehöre; Hrubý 1955a, 198. Hrubý 1955a, 436, 427, Plan 3. Fusek 1998, 116.
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zahl ist auf dem Gräberfeld „Na valách“ gefunden worden – in den Gräbern 216/AZ, 233/49, 260/49, 44/51, 109/51, 138/51, 212/51 und 244/51. Aus Südmähren kennt man diesen Kugelanhängertyp von Boleradice aus demselben Grab 64 wie die Kugelanhänger des Typs Skalica433 und von Mikulčice aus Grab 440 bei der Basilika.434 Außer in Mähren sind die Kugelanhänger in Stará Kouřim, Grab 129 (Taf. 22),435 und auf heutigen slowakischen Fundorten, z. B. in Kopčany, Grab 20,436 und in Čakajovce Grab 191,437 dokumentiert. Die Kombination im Grab aus Boleradice bestätigt eindeutig ihre parallele Entwicklung; sie gehören zum selben Zeithorizont. Die Fundsituationen der Gräber in Staré Město sprechen recht eindeutig dafür, dass die Kugelanhänger in Grabinventaren sehr früh auftauchten. Neben Grab 44/51 im südlichen Teil des Gräberfeldes waren die übrigen Gräber im nördlichen Teil konzentriert. Interessant ist, dass Kugelanhänger mit Filigranringen an ähnliche Ohrringtypen gebunden waren wie Kugelanhänger des Typs Skalica. V. Hrubý hat leider keine Abbildung der Ohrringe aus Grab 212/51 publiziert; nach der Beschreibung ist jedoch nicht auszuschließen, dass es sich um Traubenohrringe handelt, deren Traube mit einer großen Kugel abgeschlossen ist – Typ Dostál Abb. 8,13. Wichtig ist auch, dass mit den Kugelanhängern mit Filigranringen häufiger auch Ketten kombiniert sind. Eine Bestätigung des Vorkommens der Kugelanhänger mit Filigranringen in der älteren Periode bietet die Situation auf dem Friedhof bei der Basilika in Mikulčice. Grab 440, in dem diese Kugelanhänger gefunden wurden, gehört zum älteren Bestattungshorizont.438 Es ist interessant, dass keiner der Kugelanhängertypen – weder der Typ Skalica noch der Typ mit Filigranringen – auf dem Gräberfeld bei der Kirche VI in Mikulčice und auch nicht in Břeclav-Pohansko vorkommt. Nur kurz sollen an dieser Stelle noch Kugelanhänger aus Glas erwähnt werden. Zuerst hat sich diesen Hrubý bei der Auswertung des Gräberfeldes „Na valách“ gewidmet. Gläserne Kugelanhänger datierte er in das letzte Drittel des 9. Jahrhundert mit einem Fortdauern bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts.439 Dostál akzeptierte die zeitliche Einteilung von Hrubý, wobei er allerdings auch ihr Auftreten noch um die Mitte des 10. Jahrhunderts erwog.440 Pavlovičová stellte fest, dass Kugelanhänger aus Glas ausschließlich mit dem „donauländischen Schmuck“ erscheinen und nicht in Gräbern mit „byzantinisch-orientalischem Schmuck“ auftreten. Die Autorin
Poulík 1948, 157. Ungerman/Kavánová 2010, Abb. 7,9. Šolle 1966, Abb. 40,a, Grab 129,5a–b. Kraskovská 1965, 27, Abb. 5,5. Rejholcová 1995b, 126, Tab. XXXVI,8–9. Ungerman/Kavánová 2010, 82. Hrubý 1955a, 204–205. Dostál 1966, 65.
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datiert das Auftreten gläserner Kugelanhänger bereits in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.441 Die Kugelanhänger aus Glas vom Gräberfeld Uherské Hradiště-Sady „Horní Kotvice“ datierte Marešová um 800.442 Der Materialgruppe widmete sich zuletzt Turčan im Zusammenhang mit der Entdeckung eines Glasofens in Devínska Nova Ves. Er fasste die Auffassungen der Fachleute zusammen und neigte zu einer Datierung der gläsernen Kugelanhänger in die zweite Hälfte des 9. und die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.443 Wichtige Anhaltspunkte zur zeitlichen Eingrenzung ergeben sich auch aus der fehlerhaften relativen Chronologie des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“. Es handelt sich um neue Erkenntnisse zur Unterstützung der Vorschläge von Marešová und Pavlovičová über ein frühes Auftreten gläserner Kugelanhänger – wahrscheinlich schon im Verlauf der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ erscheinen diese Kugelanhänger auch in Gräbern, welche man bereits in den ältesten Bestattungshorizont einordnen kann. Die Gräber 99/AZ, 56/48 und 147/51 befinden sich im Nordteil des Friedhofes. In Grab 99/AZ fanden sich neben zwei gläsernen Kugelanhängern auch silberne Ohrringe mit „stachelartiger“ Traube, verziert mit Granulation am unteren Bogen. In Grab 56/48 erscheint ein Krug aus gelbem Ton. Hrubý bezeichnete diese Keramik als „Keramik byzantinischen Charakters“ und verband sie mit der Anwesenheit Konstantins und Methods in Südmähren, weshalb sie in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts datiert wurden.444 Inzwischen ist bekannt, dass ähnliche Keramik auch aus weiteren Gräbern stammt und man sie zum älteren Bestattungshorizont des Gräberfeldes zählen kann – Gräber 21/AZ445, 309/49446 und 267/51.447 Grab 147/51 befand sich im nördlichen Teil des Gräberfeldes am Rand der Planquadrate 9–10/B. Neben dem aufgeführten Grab befanden sich dort mehrere Gräber, bei denen auch das Problem der „sekundären Tiefe“ auftrat.448 Das Inventar der nahegelegenen Gräber ist deshalb interessant, weil in beiden Gräbern goldene Ohrringe mit Trauben aus vier Kügelchen (Typ Dostál Abb. 8,2) vorkommen. Dieser Ohrringtyp gehört zu den ältesten Typen. Auch auf dem Friedhof Břeclav-Pohansko lässt sich annehmen, dass die gläsernen Kugelanhänger zu Gräbern aus der ältes-
Pavlovičová 1996, 109. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ erscheinen Kugelanhänger aus Glas auch gemeinsam mit prunkvollem Schmuck bzw. ‚Byzantinisch-orientalischem Schmuck‘: Gräber 99/AZ und 24/48. Marešová 1983, 114. Farkaš/Turčan 1998, 31–54, zur Bedeutung der Kugelanhänger aus Glas; Turčan 2001. Hrubý 1955a, 149–150, 418. Bei Grab 21/AZ erwägt Hrubý eine ‚sekundäre Tiefe‘ (bis 150 cm), obwohl das Grab aus der Geländeuntersuchung von Zelnitia stammt; Hrubý 1955a, 373. Grab 309/49 erreichte eine Tiefe von 150 cm (Hrubý 1955a, 460); nach dem Plan von Poulík 1948–1950 wurde es von Grab 185/49 überlagert. Grab 267/51 befindet sich ebenfalls unter dem Wall. Vgl. Abschnitt I.3.
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ten Belegungsphase gehören. Der Kugelanhänger stammt hier aus dem Kindergrab 274, welches eine Tiefe von 166 cm aufwies und teilweise von Grab 264 überdeckt wird.449 Für die Bestimmung der oberen Grenze des Auftretens gläserner Kugelanhänger sind Vorkommen von Kugelanhängern in weiteren Gräbern auf dem Gräberfeld von Staré Město wichtig. Die Gräber 209/AZ und 24/48 (Taf. 2) kann man auf Grundlage der Fundsituation zum jüngeren Bestattungshorizont zählen.450 Ein gläserner Kugelanhänger von Čakajovce ist nicht entscheidend für die Obergrenze der Datierung, denn das Exemplar aus Grab 123 kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit als Altstück ansehen. Die vorgestellten Erkenntnisse anhand der Beobachtungen zum Gräberfeld in Staré Město kann man folgendermaßen zusammenfassen. Gläserne Kugelanhänger erscheinen relativ früh in Gräbern – sei es schon auf dem Gräberfeld in Staré Město „Na valách“, sei es in Břeclav-Pohansko. Sie halten sich über das gesamte 9. Jahrhundert, wobei sie häufig Bestandteile von Halsketten sind. Gläserne Kugelanhänger besitzen im Unterschied zu den aus Metall geformten eine weitere geographische Verbreitung. Außer in Mähren, Böhmen und der heutigen Slowakei treten sie auch – und zwar am häufigsten – auf Friedhöfen in Niederösterreich451, Westungarn452 und Slowenien453 auf. Es ist bemerkenswert, dass bisher keine Funde aus Kroatien vorliegen. Aus dem vorstehenden Überblick zu drei Kugelanhängertypen – Typ Skalica, Kugelanhänger mit Filigranringen und gläserne Kugelanhänger – ergeben sich einige Schlussfolgerungen. Nach dem bisher publizierten Material sind insbesondere Kugelanhänger des Typs Skalica und Kugelanhänger mit Filigranringen mit anderen Typen von Ohrringen verbunden, denen in der Literatur nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ebenfalls wichtig ist, dass – seien es nun direkte Funde aus dem Grabinventar, z. B. Grab 108, oder aus der Ausstattung verwandter Gräber wie „Na valách“, Gräber 119/49 und 126/49, sich eine Verbindung mit dem awarischen Kulturkreis zeigt. Häufiger treten die erwähnten Kugelanhänger in Kombinationen mit Halsketten auf. Möglicherweise präsentiert das Inventar der aufgeführten Gräber eine bestimmte Schmuckgruppe, welche sich parallel mit den ältesten prunkvollen Schmuckausstattungen entwickelte, wie es sich auf der Grundlage von Staré Město „Na valách“ beurteilen lässt. Der Charakter des Schmucks schließt nicht aus, dass er deutlich von der Mode des Awarenreiches beeinflusst wurde.
Kalousek 1971, 139. Vgl. Abschnitt I. 3. 4. c. Friesinger 1971–1974, 105; Justová 1990, 185; Gutjahr 2008; Aspetsberger/Eichert 2016. Szőke 1992, 28. Bresčak 2002.
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2.9 Getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung Kugelanhänger mit gravierter Verzierung454 stellen eine sehr ausgeprägte und auch die häufigste Gruppe dar. Sie unterscheidet sich von den anderen insbesondere durch die Form ihrer Verzierung. Die meisten Exemplare stammen von südmährischen Gräberfeldern wie Staré Město, Břeclav-Pohansko, Mikulčice, Rajhradice usw. Recht oft kommen sie auch in Böhmen vor – z. B. auf der Prager Burg, in Kolín, Kouřim, Kačice, Budeč-Zákolany und Levý Hradec-Žalov sowie vereinzelt auch auf Fundplätzen der Südwestslowakei wie Bratislava, Nitra. Ducové, Mudroňovo und Bíňa. Weiterhin sind diese Kugelanhänger aus Ungarn,455 Bayern,456 Slowenien457 sowie aus Bosnien und der Herzegowina458 bekannt geworden. a) Herstellung Herstellung und Verzierung waren bis vor Kurzem nicht zufriedenstellend geklärt. Mit der Herstellung des Körpers der Kugelanhänger hat sich bereits J. Schránil befasst.459 Er vermutete, dass die Halbkugeln zusammen mit dem Ornament in einer eisernen oder bronzenen Form getrieben wurden. In den letzten Jahren gab es nun intensive Bemühungen, die Herstellungstechnologie der Kugelanhänger besser zu erfassen. Daraus resultiert eine ganze Reihe interessanter Erkenntnisse, welche insbesondere die Verzierung betreffen.460 Vielen neue Informationen hat die neueste Konservierung des Schmucks vom Gräberfeld im Lumbe-Garten durch Ludmila Šejvlová erbracht.461 Es wurde die Erkenntnis bestätigt, dass man die Kugelanhänger meist durch Verbindung zweier horizontaler Halbkugeln aus einem dünnen Blech aus Kupfer, Silber oder Gold gefertigt herstellte. Aus Blech wurden zwei Kreise mit entsprechendem Durchmesser ausgeschnitten und anschließend in einer Form aus Holz oder Harz zu Halbkugeln getrieben. Die Untersuchungen haben die
In habe die Bezeichnung „Knöpfe oder Kugelanhänger mit getriebener Verzierung“ aus der archäologischen Literatur übernommen. Neue Erkenntnisse zur Form der Verzierung haben jedoch eindeutig gezeigt, dass das Hauptmotiv durch Gravur gefertigt wurde. Das Treiben hat Anteil bei jedem Fertigungsprozess der Kugelanhänger. Die Verzierung, die für sie am meisten charakteristisch ist, erfolgt allerdings durch Gravur. Pataky 1939. Stroh 1954, 9. Der Fund aus Mauthausen wird nun in das 9. Jahrhundert datiert; Neumayer 2000, 192. Derzeit wird desen Datierung ins frühe Mittelalter in Frage gestellt; Hasil/Ottenwelter/ Barčáková 2020. Korošec 1950, 92. Žeravica 1985/1986, Taf. IV,2. Schránil 1925, 166, 180. Čáp/Macháček/Špaček 2011; Šejvlová/Ottenwelter/Frolík 2014, 273–283. Šejvlová/Ottenwelter/Frolík 2014, 273–283.
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Bedeutung der Blechbehandlung aufgezeigt. Wichtig war das Glühen462 des Blechs, wodurch man es für das Treiben vorbereitete. Nach dem Formen und Glühen wurde die Oberfläche der Halbkugeln gereinigt und poliert und somit für das Auftragen des Ziermotivs vorbereitet. Wesentlich sind die Feststellungen, welche die Herstellungstechnologie vor der Verzierung betreffen. In der archäologischen Literatur wurden verschiedene Arten der Verzierung aufgeführt – Pressen463 oder Treiben,464 kombiniert mit Pressen465 und Gravur.466 Das Verzierungsmotiv wurde wahrscheinlich zuerst mit einer spitzen Nadel vorgezeichnet. Nach Šejvlová wurde das Muster selbst mit einer stumpfen Nadel mit hölzernem Griff geformt; es wurde mit Hilfe von Rillen erstellt. Die endgültige Verzierung ist das Ergebnis mehrerer Techniken mit Hilfe einer stumpfen Nadel. Mit dieser hat man die Linien des Motivs geführt; durch die Gravur erzielte man die Umrisse des endgültigen Musters. Die Linien mussten dabei von beiden Seiten der Halbkugeln geführt werden. Die stumpfe Nadel wurde auch für die Füllung der Flächen mit Punkten verwendet. Auch während dieser Phase mussten Begleittechniken wie Glühen und Kitten angewendet werden. Die Aufhängeöse wurde gesondert gefertigt. Nach der Herstellung aller Segmente des Kugelanhängers mussten diese zu einem Stück verbunden werden. Zuerst hat man beide Halbkugeln durch Löten miteinander verbunden. Durch die Öffnung für die Öse an einer der Halbkugel hat man Kitt gegossen, der nach und nach erstarrte und beim Retuschieren der Lötstelle half. Danach wurde der Kitt wieder aufgeheizt und ausgegossen. Erst danach wurde die Aufhängeöse befestigt.467 Die experimentelle Herstellung von Repliken der Kugelanhänger erbrachte weitere Erkenntnisse zum zeitlichen Ablauf und materiellen Aufwand bei ihrer Herstellung. L. Šejvlová benötigte für die Herstellung eines Kugelanhängers ungefähr vierzehn Tage. Sie schließt nicht aus, dass der gesamte Prozess bei einem erfahrenen Juwelier des frühen Mittelalters weniger Zeit in Anspruch nahm; dennoch muss man mit einigen Tagen oder einer ganzen Woche rechnen. Kugelanhänger mit gravierter Verzierung erscheinen meistens als Paar, sodass die Gesamtzeit für die Herstellung des Schmucks entsprechend zunimmt. Auch für den materiellen Aufwand gab es Hinweise. Der Juwelier musste im Voraus eine beachtliche Menge von etwa 40–50 g Metall vorrätig haben; ein Großteil des Blechs wurde bereits bei der Vorbe-
Die Glühtemperatur liegt nahe bei der Schmelztemperatur des Materials, darf diese jedoch nie überschreiten. Dadurch wird die Zähigkeit und Dehnbarkeit erhöht; die Oberfläche kann plastisch geformt werden, und es entstehen keine Risse. – Vgl. Ottenwelter 2020; https://de.wikipedia.org/ wiki/Glühen, 22. 1. 2022. Poulík 1985, 30; Dostál 1990, 40. Pavlovičová 1996, 100. Pavlovičová 1996, 100. Dostál 1990, 40; Pavlovičová 196, 100. Šejvlová/Ottenwelter/Frolík 2014, 279–280.
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reitung der Halbkugeln zu Abfall. Neben einer ausreichenden materiellen Ausstattung musste der Produzent auch erfahren sein, weil allein die Herstellung der Halbkugeln durch Treiben und Löten handwerklich sehr aufwendig sind. Präzision und Geduld waren wichtige Voraussetzungen bei der Punktgravur.468 Alle Feststellungen verweisen auf einen spezialisierten Juwelier, der nicht nur über tiefgehende Kenntnisse der Metallurgie, sondern auch über geschickte Hände und Finger verfügen musste. Bis jetzt bleibt unbekannt, woher der Handwerker stammte und wo er die entsprechende Ausbildung erwarb. b) Entwicklung der Ansichten zur Datierung Die Entwicklung der Ansichten zur Datierung dieser Formengruppe ist außerordentlich kompliziert; und es drückt sich darin vor allem der jeweilige Erkenntnisstand aus. Diese Ansichten begannen sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Basis weniger Funde zu entwickeln. Die Entdeckung der Kirche in Staré Město „Na valách“ und vor allem des Grabes mit getriebenen Kugelanhängern unter ihren Fundamenten veränderte bei einigen Fachleuten den Blick auf die Chronologie der Kugelanhänger – sie tendierten zu einer Datierung bereits in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts, ein Ansatz, der seinerzeit leider nicht akzeptiert wurde. Weil die relative Chronologie des Friedhofes an der Kirche nicht richtig erkannt wurde, führte dies in der Folge zu einem falschen Ausgangspunkt bei der Datierung der Kugelanhänger. Um diese Entwicklung der Kugelanhängerdatierung verständlich zu erklären, wird sie in zeitlicher Folge dargestellt. Letztlich kommt vor allem Dostál eine Schlüsselrolle zu. Um zu erklären, wie sich dessen Ansichten wandelten, ist es allerdings notwendig, zur Entwicklung der Ansichten Poulíks zurückzukehren – und insbesondere dessen Datierung der „Gesichtssporen“ (Typ IA nach Hrubý) und der in den Gräbern auftretenden Kugelanhänger, welche er zum „Blatnice-MikulčiceHorizont“ einreihte. Die Analyse der Wandlungen in Poulíks Ansichten erklärt auch den Wechsel der Datierungsansätze bei Dostal. In der archäologischen Literatur war Dostals Meinung zur Datierung der getriebenen Kugelanhänger in der Folgezeit bestimmend und beeinflusste auch meine Vorstellungen. Gegenwärtig hat diese lange vorherrschende Ansicht nur noch forschungsgeschichtliche Bedeutung.469 I. Den Kugelanhängern mit gravierter Verzierung wurde große Aufmerksamkeit geschenkt, und es entwickelten sich mehrere Ansichten zu Datierung und Ursprung. Archäologische Funde von Kugelanhängern lagen insbesondere aus Böhmen,470
Šejvlová/Ottenwelter/Frolík 2014, 280. Im Vergleich zu Chorvátová 2008 haben sich einige meiner Ansichten zur Datierung und zum Ursprung der Kugelanhänger geändert. Schránil 1925.
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Mähren (Předmostí),471 Deutschland,472 der heutigen Slowakei (Mudroňovo)473 und auch aus Ungarn474 vor. Die Datierung bewegte sich in einer breiten Zeitspanne vom 9.475 über das 10. bis in das 11. Jahrhundert.476 Diese Datierung wurde durch Kombinationen der Anhänger mit arabischen Münzen und ebenso durch ihr Vorkommen auf dem Gräberfeld in Předmostí bei Přerov beeinflusst.477 II. Eine neue Sicht auf ihre Datierung eröffnete sich mit dem Befund von Grab 134/ 49 unter den Grundmauern der Kirche in Staré Město „Na valách“ (Taf. 30), in dem zwei vergoldete kupferne, mit Palmettenmotiv verzierte Kugelanhänger gefunden wurden. Sofort nach deren Entdeckung hat sich J. Cibulka mit ihnen befasst,478 wobei er sich auf die Analyse des Ziermotivs konzentrierte. Er kam zu dem Schluss, dass es byzantinischen Ursprungs sei, und er hat das Vorkommen dieser Kugelanhänger in Mähren bereits nach 814 nicht ausgeschlossen.479 Dieser Datierung schlossen sich noch in den 1950er Jahren Eisner480 und Sláma481 an. III. Hrubý dagegen war mit einer so frühen Datierung der Kugelanhänger nicht einverstanden und lehnte auch ihren byzantinischen Ursprung ab.482 Mit der Datierung in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts war auch Poulík nicht einverstanden.483 Hrubýs Auffassung zur chronologischen Abgrenzung der Kugelanhänger wurde zum einen insbesondere von ihrer Datierung durch arabische Münzen aus dem 10. Jahrhundert, zum anderen durch das Vorkommen dieser Fundgruppe in Gräbern mit Mörtelbruchstücken beeinflusst.484 Infolge dessen neigte er zur Datierung Poulíks, der die Kugelanhänger damals an das Ende des 9. und in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert hatte.485 Poulík stützte sich dabei auf die bis dahin bekannten Funde von Staré Město
Dostál 1966, 34. Stroh 1954. Hampel 1902, 303–305. Pataki 1939, 207–208. Niederle 1930, 9. Hampel 1902, 303–305; 1905, 666; Schránil 1925, 188; 1928; Pataki 1939, 207, 208; Poulík 1948, 56, Korošec 1950, 96, 97; Stroh 1954, 9. Das Gräberfeld in Předmostí bei Přerov hat Poulík und Hrubý lange Zeit bei ihrer späten Datierung des Schmucks und der Kugelanhänger beeinflusst. Dabei hatte J. Eisner bereits 1956 darauf hingewiesen, dass es hierbei wahrscheinlich zu einer Vermischung der Funde aus zwei zeitlich unterschiedlichen Friedhöfen gekommen ist; Eisner 1956,188. Dostál hat Eisners Hinweise erst 1990 akzeptiert; Dostál 1990, 40. Cibulka 1950, zitiert nach Hrubý 1955a, 210. Cibulka 1950, 15, zitiert nach Hrubý 1955a, 210; 1955b, 284. Eisner 1956, 188. Sláma 1957, 262. Hrubý 1955a, 210–211. Poulík 1955, 332. Hrubý 1955a, 210; 1955b, 284. Poulík 1948, 56.
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„Na valách“, Grab 106/AZ, und auf diejenigen von den Fundorten Předmostí und Slížany. Er war allerdings nicht mit der späten Datierung von Schránil in die zweite Hälfte des 10. und das 11. Jahrhundert einverstanden. Unter Berufung auf den Fund der Anhänger von Sližany, publiziert von J. Skutil im Jahr 1941,486 äußerte Poulík sogar die Mutmaßung, dass die Kugelanhänger zumindest bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts aufgekommen sein könnten. Gegen Cibulkas Datierung der Kugelanhänger in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts argumentierte Hrubý mit den – im Unterschied zu den Kugelanhängern aus dem bereits erwähnten Grab 134/49 unter dem Kirchenfundamt – kleineren Exemplaren aus Grab 261/49, in dem Mörtelbruchstücke gefunden worden waren. Außerdem führte er ihr gemeinsames Vorkommen mit S-förmigen Ohrringen und Denaren auf dem Friedhof in Předmostí bei Přerov487 an. Daher vermutete er ihr Auftreten erst im dritten Viertel des 9. Jahrhunderts und betonte das Fehlen eines überzeugenden archäologischen Nachweises, der ihre Datierung noch vor 850 ermöglichen würde.488 Die Alternative einer früheren Datierung wurde ihm nicht einmal durch den Fund der Kugelanhänger aus dem erwähnten Grab 134/49 unter den Grundmauern der Kirche deutlich. Dazu hat Hrubý Folgendes aufgeführt: Es ist weiter auf die Tatsache hinzuweisen, dass Kugelanhänger mit derselben Größe, sogar noch etwas kleiner, und mit derselben Verzierung […] ebenso in Grab 261/49, das zu den Gräbern mit Mörtel gehört, vorgekommen sind. […] Auch, wenn ich die Ansicht teile, dass die kleinen Kugelanhänger aus Grab 134/49 relativ älter sind als die Kugelanhänger mit größeren Formaten, am Beginn von deren Entwicklungsreihe sie zweifellos stehen, wage ich es nicht, diese vor das Jahr 850 zu datieren. Für diese Datierung gibt es in den archäologischen Quellen keinerlei Stützen.489
Mit der chronologischen Abgrenzung der Kugelanhänger aus Grab 134/49 hat Hrubý auch die Datierung der Kirchengrundmauern gestützt.490 Bei der Datierung der Kirche in Gräberfeld Staré Město „Na valách“ hat er zwar die Möglichkeit ihrer Errichtung noch vor der Ankunft von Konstantin und Method 863 zugelassen; erwogen hat er jedoch lediglich „kurz nach dem Jahr 850, als sich das Christentum in Mähren durch den Eingriff früherer Missionen aus Italien, Griechenland und aus Deutschland gefestigt hatte.“ Gleichzeitig betonte er: „Die archäologische Forschung hat jedoch nicht die kleinste Stütze für die Vermutung erbracht, dass die Kirche „Na valách„ noch vor dem Jahr 850 entstanden wäre‟.491 Zur Unterstützung seiner Argumente hielt Hrubý zudem im Gegensatz zu anderen Forschern die Kugelanhänger mit gravierter Verzierung nicht für Produkte by-
Poulík 1948, Anm. 247. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955a, 210; 1955b, 284. Hrubý 1955b, 284. Hrubý 1955a, 284; 1955b, 282. Hrubý 1955a, 287.
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zantinischer Werkstätten. Er vermutete, dass sie das Erzeugnis einheimischer, direkt in Staré Město arbeitender Werkstätten sind: Die Reliefverzierung des Kugelanhängers selbst, die zwar prächtig, jedoch nicht von solcher Feinheit ist, wie sie von byzantinischen Künstlern zu erwarten wäre, weist darauf hin, dass sie das Werk von Juwelieren aus Werkstätten sind, die in einem eher barbarischen Umfeld außerhalb des eigentlichen byzantinischen Kreises entstanden sind, welche jedoch ebenso unabhängig von der Sphäre der karolingischen Kunst waren.492
Bei dieser Interpretation ging er von der Verbreitung der Kugelanhänger insbesondere in Böhmen und im zentralen Donaugebiet mit nur vereinzelten Vorkommen in Bayern und in Slowenien aus. Er betonte dabei das Fehlen ähnlicher Funde im Schwarzmeergebiet, das er für einen Bestandteil von Byzanz hielt.493 Getriebene Anhänger nicht für byzantinische Produkte zu halten, war für Hrubý insbesondere wegen seines Datierungskonzeptes für den „byzantinisch-orientalischen Schmuck“ wichtig, da er dessen Aufkommen erst nach der Ankunft von Konstantin und Method betonte. IV. Einige Jahre später hat sich J. Bureš zu Kugelanhängern mit gravierter Verzierung – konkret zum Fund eines Anhängers aus dem Grabhügel in Skalica – geäußert. Er wies auf sehr ähnliche Ziermotive im frühmittelalterlichen Europa hin.494 So hat er auf die Ähnlichkeit in Komposition und Motiven der Palmette am Gürtelbeschlag aus Blatnica, an awarischen Gürtelbeschlägen z. B. aus Keszthely und der Kugelanhänger aus dem Grabhügel in Skalica sowie aus Staré Město „Na valách“ hingewiesen.495 Den Ursprung des Palmettenmotivs vermutet er im islamischen Kulturkreis. Er nimmt weiterhin an, dass das pflanzliche Ornament bereits im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts in das Karpatenbecken gelangte. Bureš schließt das parallele Vorkommen spätawarischer Gürtelbeschläge und Kugelanhänger im Donaugebiet nicht aus, wobei er für letztere ein Fortbestehen in jüngeren Zeiträumen annimmt.496 Später hat auch Klanica, ähnlich wie Bureš und Benda, die künstlerische Verwandtschaft der Ziermotive zwischen spätawarischen Gürtelendbeschlägen, Fundgegenständen des Blatnica-Stils und Kugelanhängern mit gravierter Verzierung beschrieben.497 Anhand der Ähnlichkeit der Ornamente sprach er sich für eine Kor-
Hrubý 1955a, 211. Hrubý 1955a, 210. Bureš 196; ähnlich auch K. Benda 1963. Bureš 1964, 46–47. Vor einiger Zeit hat N. Profantová wieder auf die Verwandtschaft der Motive auf awarischen Gürtelendbeschlägen und den ‚großmährischen‘ getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung hingewiesen; Profantová 1996, 26–36, Taf. 1–5. Bureš 1964, 62. Klanica 1970, 444. Z. Klanica ging insbesondere von den Arbeiten K. Bendas und J. Bureš‘ aus.
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rektur der Datierung einiger Kugelanhänger aus und hat ihre frühere Ansetzung bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts für möglich gehalten.498 V. Schließlich hat Dostáls Neudatierung der getriebenen Kugelanhänger zu Beginn der 1990er Jahre die archäologische Fachwelt bedeutend beeinflusst.499 Um die Bedeutung des Vorziehens auf den Beginn des 9. oder gar das Ende des 8. Jahrhunderts besser zu verstehen, ist zunächst an die Ansichten Poulíks zur Zuweisung und Datierung der Funde aus Mikulčice zur „Blatnica-Gruppe“ zu erinnern. Dostál stützte sich nämlich bei der Datierung gerade auf die Objekte aus Blatnica und Mikulčice. Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Datierungskonzeption der Kugelanhänger spielte nun aber Poulíks Stellung zur chronologischen Abgrenzung der Anhänger mit Sporen mit Gesicht aus Grab 44 bei der Kirche II in Mikulčice, die mit seiner Abgrenzung des „Blatnica-Mikulčice-Horizonts“ im engen Zusammenhang steht. Die zeitliche Abgrenzung des „Blatnica-Mikulčice-Horizonts“ hängt bei Poulík wiederum mit seinen Ansichten zur chronologischen Abgrenzung der Sporen aus Grab 44 bei der Kirche II500 und Grab 50 bei Kirche VI eng zusammen. Poulík hat beide bronzenen Prunksporen jenen Sporen zugewiesen, die Hrubý als Typ IA bezeichnete.501 Er stützte sich bei der zeitlichen Einteilung der beiden Sporen aus Mikulčice insbesondere auf die Datierung der Sporen aus Grab 185/49 von „Na valách“ – nach Hrubý um 850. Anhand der Datierung der Sporen vom Typ IA und anhand der Ziertechnik der Sporen aus Grab 44 bei der Kirche II in Mikulčice sprach sich J. Poulík für deren frühere Datierung aus.502 Bei der ersten Einschätzung hatte Poulík die Sporen aus Grab 44 also um 850 datiert.503 Gleichzeitig stellte er erstmals Erwägungen einer künstlerischen Verwandtschaft der Sporen aus Mikulčice und der Funde aus Blatnica an.504 Diese Idee hat er später bei der Analyse des Gräberfeldes bei Kirche VI weiterentwickelt.505 Während er 1957 die zeitliche Ansetzung des Fundes von Blatnica in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts bzw. die Datierung des Schwertes in die Zeit zwischen 840 und 870 annahm,506 lehnte er schon 1963 die Datierung der Funde aus Blatnica in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts ab und betonte gleichzeitig das Fehlen von Objekten im Blatnica-Stil nach der Mitte des 9. Jahrhunderts.507
Klanica 1970, 444. Dostál 1990. Außer den vergoldeten Sporen fanden sich noch Eisensporen vom Typ I A nach Hrubý.; Poulík 1957, 366–367, Eisensporen Abb. 78. Poulík 1957, 294; 1963, 41. Poulík 1963, 41, 50. Poulík 1957, 298. Poulík 1957, 296. Poulík 1963, 43–44. Poulík 1957, 298. Poulík 1963, 44.
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In Grab 44/II wurden neben den erwähnten Sporen auch zwei mit Palmetten in einem herzförmigen Mäander verzierte Kugelanhänger gefunden. Poulík hat sie 1957 in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts datiert.508 Das ist seiner Meinung nach auch die Zeit, in der diese Funde in das Grab gelangten. Er argumentiert dabei mit dem Befund des älteren Grabs 74 in 130 cm Tiefe.509 In der Publikation von 1963 hat er die Kugelanhänger aus Grab 44 überhaupt nicht beachtet und sich insbesondere an der Datierung der Kugelanhänger vom Friedhof bei der Kirche VI in Mikulčice orientiert. Bei der zeitlichen Einteilung verschiedener Kugelanhängertypen hielt er sich an eine Datierung insbesondere in die zweite Hälfte des 9. bis zur ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.510 In seiner Publikation von 1975 vertritt Poulík völlig neue Ansichten zur Datierung der getriebenen Kugelanhänger aus Grab 44 bei der Kirche II in Mikulčice. Darin begann er, die Fertigung der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung in derselben Werkstatt in Mikulčice zu erwägen, welche bereits im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts auch Sporen und die Garnitur vergoldeter Beschläge hergestellt hatte: Als ich 1957 zum ersten Mal die Funde aus den Gräbern von der zweiten Kirche in Mikulčice ausgewertet habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die vergoldeten Sporen aus Grab 44 erst irgendwann in der Mitte des 9. Jahrhunderts hergestellt worden sind. Ich habe nämlich zwei vergoldete Kugelanhänger […] berücksichtigt, die im selben Grab gefunden wurden und die ich ziemlich spät datiert habe – erst in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts. Aufgrund des Studiums und neuer Erkenntnisse bezüglich dieser Ziergegenstände komme ich zu dem Schluss, dass die vergoldeten Kugelanhänger aus Grab 44 in der Werkstatt in Mikulčice zusammen mit den Sporen und der Garnitur vergoldeter Beschläge wahrscheinlich bereits im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts, in der Zeit der Entstehung des karolingischen Stils, hergestellt worden sind.511
Die Niederlegung im Grab hat er noch vor der Mitte des 9. Jahrhunderts vermutet512 und auch den Beginn der Herstellung getriebener Kugelanhänger am Anfang des 9. Jahrhunderts nicht ausgeschlossen. Zu den ältesten Exemplaren dieses Typs hat er eines der Paare aus dem erwähnten Grab 44 gestellt: Ihre Fertigung begann im Zentralbereich des großmährischen Staates am Anfang des 9. Jahrhunderts, und zu den ältesten gehören zwei vergoldete Kugelanhänger aus Grab 44 in Mikulčice […], verziert mit Palmetten auf gerautem Hintergrund.513
J. Poulík erneuerte diese These 1985 mit Bezug auf seine Betrachtungen von 1957:
Poulík 1957, 298. Poulík 1957, 298; Grab 74 wird von J. Poulík in seinen späteren Arbeiten überhaupt nicht erwähnt. Poulík 1963, 49, 50, 60–63. Poulík 1975, 63. Poulík 1975, 63. Poulík 1975, 69.
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Bei der Auswertung der vergoldeten Sporen aus Grab 44 bei der zweiten Kirche in Mikulčice, die mit menschlichen Masken verziert waren […], hat man darüber nachgedacht, ob die zusammen mit ihnen aufgefundenen Kugelanhänger mit Palmettenverzierung auf gepunztem Hintergrund nicht bereits in der Mitte des 9. Jahrhunderts hergestellt wurden und ob sie nicht zum Komplex der Fundstücke vom Blatnica-Mikulčice- Typ gehören.514
Zum ersten Mal hat er sich hier bei Erwägungen zur Datierung der Kugelanhänger auf den Fund unter den Grundmauern der Kirche in Staré Město „Na valách“ berufen: Ebenso auch zwei vergoldete Kugelanhänger aus Grab 137/49,515 das unterhalb der westlichen Grundmauer der 1. Kirche „Na valách“ in Staré Město aufgedeckt wurde, wurden anhand der stilistischen Analysen in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert.516
VI. Offenbar ließ sich die Datierung der Kugelanhänger an den Beginn des 9. Jahrhunderts nur mühsam erreichen, und sie basierte auf einigen Unstimmigkeiten. Zur Datierung der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung an den Anfang des 9. Jahrhunderts ist man schrittweise von der Zuweisung der Sporen aus Grab 44 von der Kirche II in Mikulčice zum Typ IA nach Hrubý und von der absoluten Datierung der Sporen dieses Typs aus Grab 185/49 von Staré Město „Na valách“ durch Hrubý in die Zeit um 850 gekommen. Auf dieser Basis hat Poulík die Herstellung der mit menschlichen Masken verzierten Sporen in der ersten Hälfte oder sogar am Anfang des 9. Jahrhunderts vermutet. Obwohl er 1957 mit der Datierung des Schwertes aus Blatnica zwischen 840 und 870 einverstanden war, hat er 1963 den Funden aus Blatnica sehr ähnliche Funde in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert, wobei er ein Fortleben dieser Objekte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ausschloss. Im Jahre 1975 stellte Poulík dann eine völlig neue Ansicht zu den Ursprüngen der Kugelanhänger vor – er verschob sie an den Anfang des 9. Jahrhunderts und hielt die Kugelanhänger aus Grab 44 bei der Kirche II in Mikulčice für die ältesten Exemplare. Später wurden Poulíks Schlussfolgerungen bezüglich der Datierung getriebener Kugelanhänger mit gravierter Verzierung aus Grab 44 und ihre Zuweisung zu den „Blatnica-Mikulčice-Objekten“ von Dostál übernommen.517 In Übereinstimmung mit Klanica hat er auf die Verwandtschaft der Ziertechnik an den Kugelanhängern – das Ornament von Palmetten und Arkaden auf punziertem Hintergrund – hingewiesen, die auch an spätawarischen Beschlägen und den Gefäßen vom Schatz aus Na-
Poulík 1985, 31. In der Publikation findet sich ein Druckfehler – es handelt sich tatsächlich um Grab 134/49. Poulík 1985, 31. Wie bereits oben angeführt, hat Hrubý eine Datierung der getriebenen Kugelanhänger vor 850 abgelehnt. Dostál 1990, 40.
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gyszentmiklós (Sânnicolau Mare) verwendet wurden.518 Gleichzeitig stimmte er der Ansicht Bendas zu, dass die Punztechnik im weiteren Donaugebiet bereits seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts und während des gesamten 9. Jahrhunderts existierte.519 In Übereinstimmung mit Klanica und Poulík hielt er es für wesentlich, dass in Mikulčice Funde der getriebenen Schmuckstücke in Gräbern mit Objekten des Blatnica-Mikulčice-Stils vorkommen. Deshalb hat er das Auftreten getriebener Kugelanhänger in der älteren Periode, also in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, vermutet.520 VII. Die veränderte Datierung hat sich auch in Arbeiten weiterer Autoren niedergeschlagen. Štefanovičová lässt in ihren späteren Arbeiten die Möglichkeit einer Datierung getriebener Kugelanhänger bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts zu.521 Mit der Chronologie der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung hat sich am detailliertesten Pavlovičová befasst.522 Eine Möglichkeit zur Lösung des Datierungsproblems bei den getriebenen Anhängern wurde ihr durch deren gemeinsames Vorkommen mit Sporen angezeigt. Pavlovičová hielt sich ausschließlich an die Typologie und Chronologie der Sporen bei Bialeková.523 Anhand der Datierung der Sporen des Typs III und IV524 in Gräbern mit Kugelanhängern ist sie zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Klanica, Dostál und Poulík gelangt. Sie hat eine Datierung getriebener Schmuckstücke in den Zeitraum vor der Mitte des 9. Jahrhunderts nicht ausgeschlossen. Nach dem Untergang des Mährerreichs seien getriebene Kugelanhänger auf böhmischen Burgen produziert worden.525 Galuška vermutete die Herstellung dieser Kugelanhänger in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Seiner Ansicht nach kann über einen Beginn der Fertigung getriebener Kugelanhänger bereits um 800 nicht entschieden werden.526 VIII. Aus der Übersicht ist die nunmehrige Übereinstimmung bezüglich einer Datierung der Fertigung getriebener Kugelanhänger bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts ersichtlich. Dostál und Klanica haben auch ihr Vorkommen bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts nicht völlig ausgeschlossen. Ein Einwand gegen diese Datierung findet sich in jüngerer Zeit nur bei K. Mesterházy, der mit der Datierung der Ursprünge der Herstellung genannter Schmuckstücke bereits zu Beginn des
Dostál 1990, 40. Bureš 1964, 51, Anm. 20, hat auf die Probleme der Datierung dieses Schatzes hingewiesen. Benda 1963, 55. Dostál 1990, 40. Dostál kam unabhängig zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Klanica. In seinem Artikel hat er weder die Erkenntnisse von Klanica 1970 noch die von Bureš 1964 verwendet. Štefanovičová et al. 1993, 301. Pavlovičová 1996, 106. Bialeková 1977. Heute weiß man, dass auch Bialekovás Chronologie durch eine Unstimmigkeit belastet ist; vgl. Abschnitt I. 3. Nach Bialeková 1977_III, nach Hrubý und IA. Pavlovičová 1996, 106. Galuška 1996a, 100.
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9. Jahrhunderts nicht einverstanden war, sondern deren Herstellung erst um 840 und ihre Blütezeit während der Herrschaft Rastislavs (reg. 846–870) vermutet.527 Im folgenden Abschnitt wird versucht, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die neuen Erkenntnisse zur Datierung des Gräberfeldes in Staré Město „Na valách“ auch die Datierung der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung beeinflussen. Zunächst aber wird es um die Klassifizierung und Charakteristik der untersuchten Objekte gehen. c) Klassifikation – Material, Ziermotive, Größe Der Komplex untersuchter Kugelanhänger ist umfangreich, was genügend Raum für den Vergleich von Material, Verzierung und Größe bietet. Die Analyse erbrachte einige Teilerkenntnisse, die folgendermaßen zusammengefasst werden können. Die häufigste Gruppe der Kugelanhänger sind vergoldete Exemplare, die zwei Drittel ausmachen;528 eine weitere Gruppe bilden silberne Kugelanhänger, und vereinzelt traten goldene Anhänger auf. Die Ziermotive sind vielfältig; gleichzeitig kann man jedoch feststellen, dass jedes Paar getriebener Kugelanhänger ein Unikat darstellt. Am häufigsten kommen Pflanzen- (wie Palmette und Rosette) oder Tiermotive (wie Vogel, Hund, Fisch und Lamm) sowie ein Kranzmotiv vor. Das Palmetten-Motiv kommt in drei Varianten vor: a) als einfache Palmette in durch Arkaden getrennten Feldern (Taf. 30), b) als doppelte Palmette in ebenfalls durch Arkaden getrennten Feldern (Taf. 31), und c) als Palmette in einem herzförmigen Mäander (Taf. 32). Die Maße der Anhänger bewegen sich zwischen ca. 1,4 cm und 3,3 cm Höhe sowie 2,0 cm und 3,7 cm Breite. Die Analyse ergibt z. T. einen Zusammenhang des Ziermotivs mit der Größe der Kugelanhänger. Kugelanhänger mit einfacher Palmette in durch Arkaden getrennten Feldern sind meist kleiner als solche mit doppelter Palmette und Palmette in einem herzförmigen Mäander. I. Vergoldete Kugelanhänger. Bei ihnen kommen alle bis jetzt bekannten Ziermotive vor, am häufigste eine Palmette; außerdem finden sich Tiermotive und Kranz. Kugelanhänger mit Palmette stellen die zahlreichste und vielfältigste Gruppe dar. Eine Palmette kommt bei Kugelanhängern aller Varianten vor. Bei den Palmetten können wir Unterschiede in der Gesamtkomposition der Verzierung des Kugelanhängers beobachten. Kugelanhänger mit einfacher Palmette bilden im unteren
Mesterházy 1999, 234, 243. Die Autoren führen für die getriebenen Kugelanhänger neben der Vergoldung auch Informationen zum Material (Bronze, Silber oder Kupfer) an. In diesem Zusammenhang weist Profantová darauf hin, dass man ohne Röntgen-Fluoreszenz-Analyse bei vergoldetem Schmuck das ursprüngliche Material nicht genau feststellen kann. Aus diesem Grund wird hier die Gruppe vergoldeter Kugelanhänger ausgegrenzt. Für die Information bedanke ich mich bei N. Profantová.
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Teil das Muster eines Dreiecks mit einem Punkt – z. B. die Kugelanhänger aus Staré Město „Na valách“, Grab 133/51 (Taf. 30), oder mit drei Tropfenmotiven, z. B. Kugelanhänger aus Staré Město „Na valách“, Gräber 25/48 (Taf. 32), 134/49 (Taf. 30) und 261/49 (Taf. 30), sowie Břeclav-Pohansko, Gräber 158 (Taf. 18), 205 (Taf. 27), 230 usw. Ein ähnliches begleitendes Dreiecksmotiv mit einem Punkt oder drei Tropfen im unteren Teil kommt auch bei Kugelanhängern mit doppelter Palmette vor, z. B. Staré Město „Na valách“, Gräber 261/49 und 178/50 (Taf. 31), Břeclav-Pohansko, Grab 197 (Taf. 31) und 127, sowie Žalov, Grab 52. Bei Kugelanhängern mit einfacher Palmette gibt es außerdem Unterschiede in der Komposition der Verzierung im oberen Teil der Kugelanhänger. Bei einigen erscheint im oberen Teil um die Aufhängeöse das Motiv eines Dreiecks, ebenso wie im unteren Teil – z. B. Staré Město „Na valách“, Gräber 25/48, 133/51 (Taf. 30) und 251/49. In anderen Fällen kommt an diesen Stellen ein sechszackiger Stern vor wie Staré Město „Na valách“, Gräber 134/49 und 261/49 (kleinere Kugelanhänger), sowie Břeclav-Pohansko, Gräber 158, 205, 230 und 342 (Taf. 30). Kugelanhänger mit Palmette im herzförmigen Mäander weisen eine andere Gesamtkomposition auf (Taf. 32). Im oberen Teil ist die Verzierung in Form einer sechszackigen Rosette ausgeführt, ähnlich wie bei einigen Kugelanhängern mit dem Motiv einer einfachen Palmette, z. B. Břeclav-Pohansko, Gräber 9 und 360, Staré Město „Na valách“, Gräber 35/50 und 80/50, sowie Kirche II in Mikulčice, Grab 44. Die Rosette kommt als Zentralmotiv nur an zwei Plätzen vor – in Staré Město „Na valách“, Grab 282/49, und in Böhmen in Libochovičky in dem bereits 1847 entdeckten Körpergrab.529 Verschiedene Tiermotive (Taf. 28) kommen bei vergoldeten Kugelanhängern ebenfalls vor – Hund, Fisch530 sowie am häufigsten ein Vogel. Kugelanhänger mit Vogelmotiv sind von Staré Město „Na valách“, Gräber 129/49 und 251/49,531 Břeclav-Pohansko, Gräber 38 und 136,532 sowie aus Böhmen von Kačice und Zákolany bekannt.533 Weitere Exemplare mit Vogel werden für Grab 714 aus Mikulčice angegeben.534 Bei allen mährischen Kugelanhängern mit Tiermotiv kommen ähnliche Zierelemente vor. Die Vögel sind in kreisförmigen Medaillons platziert, die durch verschiedene Ornamente wie Diamanten oder eine Fischgräte eingefasst werden.535 Bei den böhmischen Exemplaren ist das Tier durch einen Rhombus eingegrenzt.
Sláma 1977, 69. Poulík 1967, 132, 149. Hrubý 1955a, Abb. 39,1.3. Kalousek 1971, Abb. 38,6–8, 136,1–2. Sláma 1977, 47, 177. Poulík 1985, Abb. 11. Anoškinová 1995, 126–127.
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Das Kranzmotiv (Taf. 29) erscheint an einigen Exemplaren von den Gräberfeldern Staré Město „Na valách“, Grab 2/57,536 Břeclav-Pohansko, Grab 141,537 Mikulčice bei der Kirche II, Gräber 133 und 275,538 Mikulčice bei der Kirche VI, Gräber 42 und 178,539 und an der Burg in Bratislava, Gräber 174 und 177.540 Aus Böhmen sind getriebene Kugelanhänger mit Kranzmotiv aus Smíchov, Žalov und Bubeneč bekannt.541 Mit gewissen Vorbehalten kann man hierzu auch vereinzelte Schlaufen einreihen, die bis jetzt nur an Exemplaren in Grab 129/62 von Uherské HradištěSady,542 und in Grab 129 von Stará Kouřim543 (Taf. 22) festzustellen waren – jedoch jeweils anderer Ausführung. Die drei zuletzt genannten Kugelanhänger weisen wesentlich geringere Maße als Kugelanhänger mit anderen Motiven auf. II. Silberne Kugelanhänger (Taf. 31). Silberne Kugelanhänger stellen eine häufige Gruppe dar. Sie kommen beinahe an allen bekannten Fundplätzen Südmährens vor: Staré Město „Na valách“, z. B. Gräber 5/48, 15/48 und 261/49,544 Staré Město „Špitálky“, Grab 1,545 Rajhrad, Gräber 70 und 461, Rajhradice, Gräber 27, 31, 96, 266 und 332,546 und sie sind auch aus Böhmen von Stará Kouřim, Grab 106b,547 bekannt. Auf ihnen ist ausschließlich das Motiv einer Palmette in allen drei Varianten bekannt. Ein neues Element stellen Motive zweier Tropfen dar wie in Grab 106b von Stará Kouřim. Andere Motive wie Tiere oder Kranz sind unter den silbernen Kugelanhängern bis jetzt nicht bekannt. III. Goldene Kugelanhänger. Goldene Exemplare wurden bis jetzt nicht ausreichend publiziert. Vollständig wurden sie lediglich aus Grab 18 von Staré Město „Špitálky“ vorgelegt.548 Weitere Exemplare werden in der Literatur über den Friedhof bei der Kirche III von Mikulčice erwähnt, aber bis jetzt noch nicht detailliert vorgestellt.549 Auf den abgebildeten goldenen Kugelanhängern trat das Palmettenmotiv auf, und zwar als einfache bzw. doppelte Palmette in durch Arkaden getrennten Feldern.
Hochmanová-Vávrová 1962, 202, Abb. VII,4. Kalousek 1971, Abb. 14,1–4. Poulík 1957, Abb. 81,7, 84,10–11. Profantová/Kavánová 2003, Abb. 34,42–1a, 71,178–1,2. Štefanovičová 1975, Abb. 41–42. Sláma 1977, Abb. 14,1.3.5. Mit den Kugelanhängern mit dem Motiv eines Kranzes hat sich zuletzt Profantová befasst, die hierfür den Terminus „geometrisches Ornament“ verwendet; Profantová/Kavánová 2003, 74–76. Galuška 1996a, Abb. 95,11–12. Šolle 1966, 40a, Abb. 129,6. Hrubý 1955a. Poulík 1955. Staňa 2006, Abb. 51, 56, 65, 69. Šolle 1966, 40a–b4. Poulík 1955, 322. Abgebildet sind drei Exemplare in Poulík/Chropovský 1985, Taf. XIV.
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d) Analyse Bisherige Arbeiten stützten sich bei der Chronologie der Kugelanhänger ausschließlich auf Gräber mit Sporen, zu denen gegenwärtig elf Befunde gehören. Es handelt sich dabei um Staré Město „Na valách“, Grab 261/49, Mikulčice bei der Kirche II, Grab 44, Mikulčice bei der Kirche VI, Gräber 43, 51 und 70, Břeclav-Pohansko, Gräber 205, 225, 230, 269 und 329, sowie ein Grab aus Kolín.550 Kugelanhänger mit gravierter Verzierung treten in den Gräbern insbesondere zusammen mit Schmuck auf, und zwar mit Ohrringen und anderen Kugelanhängertypen.551 Die bis jetzt für Erkenntnisse zur Entwicklung der Kugelanhänger wichtigsten Funde sind gegenwärtig Staré Město „Na valách“, Gräber 5/48, 15/48, 24/48, 25/48, 129/49, 251/49, 282/49, 298/49, 299/49, 132–133/51, 323/49, 154/50 und 178/ 50 (also 13 Gräber), sowie Břeclav-Pohansko, Gräber 9, 38, 99, 127, 135, 136, 158, 197, 256 und 342 (zehn Gräber). Gräbern mit Schmuck wurde jedoch bisher keine hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt. Aus diesem Grund sollen hier gerade diejenigen Gräber im Mittelpunkt stehen, in denen getriebene Kugelanhänger gemeinsam mit Ohrringen vorgekommen sind, wobei zunächst die beiden Fundplätze Staré Město und Břeclav-Pohansko in den Mittelpunkt gerückt seien. Die erzielten Resultate sollen dann durch Erkenntnisse von anderen Gräberfeldern ergänzt werden. Der wichtigste Fundplatz für die relativchronologische Einordnung der Kugelanhänger ist „Na valách“ bei Staré Město. Dort wurden einige Gräber dokumentiert, die mit ihren Funden und Befunden wesentlich dazu beitragen. Viele Gräber wurden oben bereits im Zusammenhang mit Körbchen-, Säulchen- und Trommelohrringen erwähnt, weil diese Ohrringtypen am häufigsten gemeinsam mit Kugelanhängern mit gravierter Verzierung vorkommen. Wiederum stößt man dabei auf Grab 282/49 (Taf. 1; 25), das durch seine reiche Ausstattung zu einem für die Relativchronologie besonders wichtigen Grab gehört. Aus ihm stammen drei Paar Kugelanhänger – ein Paar goldener, mit Granulation verzierter Kugelanhänger, ein Paar silberner Kugelanhänger mit Kappen und ein Paar goldener Kugelanhänger, verziert mit dem Motiv einer Rosette in durch einen Kranz abgegrenzten Kreisfeldern.552 Zu den wichtigen Befunden gehört auch Grab 129/49 aus dem Planquadrat 8/D, dessen besonderer Kontext bereits mehrmals erwähnt wurde.553 Es gehört zur älteren Bestattungsphase in diesem Planquadrat. Beim Skelett einer 30- bis 40-jährigen Frau wurden zwei verschiedene Kugelanhänger gefunden. Es handelt sich um einen vergoldeten, mit dem Motiv eines Vogels in drei durch drei Rillen getrennten
Košta/Lutovský 2014. Zusammen mit weiteren Typen der Kugelanhänger stehen uns heutzutage mehr als 60 Grabinventare mit Ohrringen und Kugelanhängern zur Verfügung. Hrubý 1955a, 456. Vgl. Abschnitt I. 3.
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Feldern verzierten Kugelanhänger, dessen Größe 1,9 × 2,4 cm beträgt (Taf. 28). Der zweite, silberne Kugelanhänger, verziert mit einem pflanzlichen Motiv, ist leider zerfallen. Es fanden sich weiterhin zwei Ohrringe – ein silberner, am unteren Bogen mit Filigran verzierter mit ährenartiger Traube – welcher sich nur aus der Beschreibung erschließt – und ein bronzener Ringohrring. Außerdem wurde noch das Bruchstück eines Blechs mit der Darstellung eines Vogels auf punziertem Hintergrund entdeckt.554 Durch einen Kranz abgegrenzte Kreisfelder erscheinen auch auf einem Kugelanhänger in Grab 251/49 (Taf. 10; 25). Dort wird das Hauptmotiv nicht durch eine Rosette gebildet, sondern von einem Vogel mit einem Tropfen; das Stück besitzt eine Größe von 3,3 × 4,1 cm. Neben dem Anhänger wurden im Grab noch zwei weitere Exemplare getriebener Schmuckstücke mit pflanzlichem Ziermotiv (Größe 2,8 × 3,5 cm), ein silberner Kugelanhänger mit Rhomben aus feiner Granulation und einer Größe von 0,7 × 0,9 cm, ein Paar Ohrringe mit sieben Trommeln, zwei Paar Ohrringe mit vier Trommeln mit feiner Granulation auf der gesamten Oberfläche, zwei silberne, mit Filigran verzierte Ringe und zwei silberne, fassförmige Perlen, verziert mit Kappen, die mit verflochtenem Filigran umwickelt sind, gefunden. Dieser Befund weist eine recht komplizierte Fundsituation auf.555 Zu den wichtigen Befunden gehört auch Grab 298/49 mit einer Tiefe von 200 cm (Taf. 11). Beim Skelett eines 7- bis 10-jährigen Mädchens lagen zwei Paar Kugelanhänger: ein Paar silberner, verziert mit einer einfachen Palmette und ein leider zerfallenes Paar.556 Weiterhin wurden drei Paar silberne Ohrringe mit ährenartiger Traube und mit durch Granulation verziertem unteren Bogen sowie ein Paar goldene Ohrringe mit ährenartiger Traube gefunden, deren unterer Bogen durch zwei gedrehte Drähte gebildet wurde. Das Motiv der Palmette am Kugelanhänger aus diesem Grab ähnelt dem Muster auf den Kugelanhängern aus Grab 133/51. In unmittelbarer Nähe des eben genannten Befundes wurde Grab 299/49 (Taf. 11) mit einer Tiefe von 240 cm entdeckt. In ihm wurde interessantes und wichtiges Material gefunden: zwei vergoldete, in der unteren Hälfte mit einem pflanzlichen Ornament und auf der oberen Hälfte mit einem sechszackigen, granulierten Stern verzierte Kugelanhänger, des Weiteren je ein Paar silberne Ohrringe mit durchbrochener Säule bzw. mit vier Trommeln, verziert mit Kreuzen aus Granulation, bei denen auch der untere Bogen mit Granulation verziert war.557 Wie oben ausgeführt, vermutet Galuška die Anlage des Grabs 299 noch vor dem Bau der Kirche; Grab 298/49 wurde jedoch – seiner Meinung nach – erst während der Existenz der Kirche ausgehoben.558 Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass nicht nur Grab 299/49, sondern auch 298/49 noch vor
Hrubý 1955a, 437–438. Vgl. Abschnitt II. 1. 5. b. Hrubý 1955a, 458. Hrubý 1955a, 458–459. Galuška 1996b, 275.
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der Errichtung der Kirche ausgehoben wurde. Angedeutet wird dies durch die Tiefe des Grabes, seine Lage und sein oben näher beschriebenes Inventar. Auch das Doppelgrab 132/51–133/51 gehört zu den aussagekräftigen Befunden (Taf. 8). Aus ihm sind zwei Exemplare vergoldeter, mit einfacher Palmette zwischen Arkaden verzierter Kugelanhänger bekannt. Im Grab wurde eine Holzkammer entdeckt, über deren Abdeckung das Skelett eines 10-jährigen Jungen lag; in der Kammer selbst war ein 20-jähriges Mädchen bestattet worden. Das Grab befand sich unter dem Wall am Rande des Planquadrats 9/C.559 Beim Jungen hat man ein eisernes Messer und eine eiserne (nicht abgebildete) Lunula gefunden. Beim Mädchen lagen drei Paar verschiedene Ohrringtypen: Ohrringe mit beidseitiger ährenartiger Traube, Ohrringe mit Lunula aus Filigrandraht und einer vierseitigen Traube, Ohrringe mit vier Trommeln, verziert durch Kreuze aus Granulation. Das erwähnte Kugelanhängerpaar wurde gleichfalls beim Mädchen gefunden. Eine reiche Gruppe von Ohrringen und Kugelanhängern mit Palmette wurde in Grab 323/49 gefunden. Am Schädel eines 8- bis 9-jährigen Mädchens wurden vier Paar Ohrringe gefunden: drei Paar silberner Ohrringe mit neun Körbchen und ein Paar goldener Ohrringe mit ährenartiger Traube.560 Am Unterkiefer lagen zwei Paar Kugelanhänger, von denen ein silbernes zerfiel, und der erhaltene vergoldete Kugelanhänger war mit einer Palmette im herzförmigen Mäander verziert.561 Wichtig ist wieder die Fundsituation: das Grab befindet sich südlich der Grundmauern der Kirche. Laut Plan 3 wird es weder von einem jüngeren Grab gestört, noch überdeckt es selbst ein älteres. Unmittelbar nördlich befinden sich die Gräber 103/50 und 317/49. In erstgenannten wurde beim Skelett einer 40-jährigen Frau ein goldener, am oberen Bogen verzierter Ohrring gefunden. In Grab 317/49 fanden sich am Skelett einer ebenfalls 40-jährigen Frau neben silbernen Kugelanhängern mit getriebenen Spiralen auch zwei Paar und ein einzelner Ohrring mit durchbrochenem Säulchen und ein Paar Ohrringe mit neun Körbchen (Taf. 11). Angesichts der Ausstattung des Grabes 323/49 selbst und seiner Lage in der Nähe der Gräber 103/50 und 317/49 kann man vermuten, dass es zu deren Anlage ungefähr zur selben Zeit kam. Deswegen kann es in den älteren Bestattungshorizont und damit zu den noch vor dem Bau der Kirche angelegten Gräbern gehören. Eine ähnliche Schmuckkollektion wurde auch in Grab 154/50 gefunden, welches durch Grab 140/50 mit Sporen des Typs IA nach Hrubý gestört wurde. Für Erkenntnisse zur Entwicklung der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung ist die Fundsituation im Planquadrat 8/D von Bedeutung, welche die Anwesenheit der Kugelanhänger auch im jüngeren Bestattungshorizont des Gräberfeldes eindeutig belegt. Als Nachweis dafür gilt das Vorkommen der Kugelanhänger in den Gräbern 5/
Hrubý 1955a, 509. Hrubý 1955a, 462. Hrubý 1955a, Taf. 69,8.
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48, 15/48, 24/48, 25/48 (Taf. 2; 13; 25) und 33/48. Alle im erwähnten Planquadrat liegenden und genannten Gräber gehören zum jüngeren Bestattungshorizont. In diesen Gräbern wurden Kugelanhänger in mehreren Varianten gefunden. Aus Grab 33/48 stammt ein Paar kleinerer, silberner, mit einer einfachen Palmette verzierter Kugelanhänger mit einem Durchmesser von 1,4 cm.562 Für die Gräber 24/48 und 25/48 führt Hrubý mit einer Palmette verzierte Kugelanhänger an. Laut seiner Beschreibung kann man bei einem Paar eine einfache Palmette vermuten. Das zweite Paar war mit Palmetten im herzförmigen Mäander verziert.563 In den Gräbern 5/48 und 15/48 kam eine ähnliche Kombination von Anhängern und Ohrringen wie in Grab 251/49 zutage: Ohrringe mit sieben Trommeln, Ohrringe mit vier Trommeln und auf der Oberfläche mit feiner Granulation verziert, Ohrringe mit sieben Körbchen (Grab 15/48, Taf. 13), Ohrringe mit sieben Trommeln, verziert mit Kreuzen aus Granulation und Ohrringe mit vier Trommeln, verziert mit Dreiecken aus Granulation, bei denen der untere Bogen auch mit Granulation verziert war. In diesem jüngeren Horizont sind bis jetzt keine Kugelanhänger mit Tiermotiven gefunden worden. Aus der aufgeführten Übersicht der Gräber ergibt sich, dass Kugelanhänger mit gravierter Verzierung in „Na valách“ ausschließlich in Gräbern mit Ohrringen vorkommen, die Bestandteil der „neuen Schmuckwelle“ sind – Trommel-, Körbchenund Säulchenohrringe. Die erwähnten Kugelanhänger sind bisher nie in Kombination mit Ohrringen der älteren, durch die Awaren vermittelten byzantinischen Tradition vorgekommen. Ein umfangreicher Komplex von Gräbern mit Ohrringen und den hier untersuchten Kugelanhängern ist auch vom Gräberfeld Břeclav-Pohansko bekannt geworden. Auf dem Gräberfeld wurden einige wichtige Gräber entdeckt: 9, 38, 99, 127, 135, 136, 158, 197, 256 und 342. – In Grab 9 (Taf. 20) wurden Kugelanhänger mit einer Palmette im herzförmigen Mäander zusammen mit einem Ohrring mit sechs Körbchen gefunden. Das Grab ist durch Grab 8 gestört, in dem sich das Bruchstück eines bronzenen, Sförmigen Ohrrings fand. – In Grab 38 (Taf. 19) kamen drei vergoldete Kugelanhänger mit dem Motiv eines Vogels zum Vorschein; außerdem befanden sich dort zwei Paar goldener Ohrringe – ein Paar mit ährenartiger Traube, das zweite mit stachelartiger Verzierung. – In Grab 99 (Taf. 19) wurden zwei silberne Kugelanhänger mit Kranzmotiv zusammen mit drei Paar silberner Ohrringe gefunden: Ohrringe mit sieben Trommeln, mit sechs Körbchen und Ohrringe mit einer Lunula aus Filigrandraht mit „stachelartiger“ Verzierung.
Hrubý 1955a, 415. Hrubý 1955a, 409.
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Den Inhalt des Grabs 127 bildeten zwei Kugelanhänger mit gravierter Verzierung, ein Kugelanhänger aus Blei, zusammen mit einem mit feiner Granulation verzierten Ohrring mit vier Trommeln und drei Perlen. Das Inventar des Grabes 135 (Taf. 21) stellt wiederum eine reiche Zusammenstellung dar. Dort wurden zusammen mit einem Paar silberner Kugelanhänger mit Palmette im herzförmigen Mäander vier Ohrringpaare gefunden: drei mit sieben Trommeln, ein Paar mit Granulation auf der gesamten Oberfläche verzierter Ohrringe, bei denen der untere Bogen ebenfalls mit Granulation verziert war. Grab 136 (Taf. 19) enthielt zwei silberne Ohrringe mit ährenartiger Traube, bei denen der untere Bogen mit Filigran verziert war, zwei Kugelanhänger mit dem Motiv eines Vogels und einen silbernen, mit Mustern aus Granulation und mit Gläschen verzierten Kugelanhänger. Ein reichhaltiges Inventar stammt auch aus Grab 158 (Taf. 18). Es enthielt neben zwei silbernen Kugelanhängern silberne Anhänger mit Kappen, zusammen mit Ohrringen mit neun Körbchen, Ohrringe mit Ketten und einem Ring. In Grab 197 wurden zwei silberne Kugelanhänger zusammen mit einem Ohrring mit sechs Körbchen aus glattem Draht und einem Säulchenohrring aufgefunden, der auf seiner gesamten Oberfläche mit Granulation verziert war. In Kombination mit silbernen Kugelanhängern hat man in Grab 256 (Taf. 21) vier Paar Ohrringe gefunden: ein Paar mit Dreiecken aus Granulation verzierte Ohrringe mit vier Trommeln, bei denen auch der untere Bogen mit Granulation verziert war sowie drei Paar auf ihrer gesamten Oberfläche verzierte Säulchenohrringe. In Grab 342 (Taf. 20) schließlich, das sich innerhalb einer selbständigen Gräbergruppe befindet, wurden zwei Kugelanhänger mit zwei Paar silberner Ohrringe gefunden: Ohrringe mit sieben Trommeln, Ohrringe mit ährenartiger Traube sowie ein Ohrring mit sechs Körbchen und zwei Schildringen.
Die Analyse der Grabkomplexe beider Fundplätze – Staré Město „Na valách und Břeclav-Pohansko – zeigte eine markante Ähnlichkeit der Schmuckzusammenstellungen in den Frauengräbern. Die Ähnlichkeit in den Kombinationen von Ohrringen und Kugelanhängern mit gravierter Verzierung kann man auch auf weiteren Gräberfeldern beobachten. Von Stará Kouřim sind Gräber mit ähnlichem Inventar bekannt geworden. In den Gräbern 110 und 129 (Taf. 22) kamen zusammen mit Kugelanhängern auch Ohrringe mit stachelartiger Verzierung vor.564 Eine ähnliche Kombination des Schmucks – Ohrringe mit stachelartiger Verzierung und Ohrringe mit ährenartiger Traube – ist auch vom Friedhof bei der Kirche VI in Mikulčice (Grab 183, Taf. 17) bekannt. Auf den inzwischen publizierten Gräberfeldern Rajhrad (Grab 461) und Rajhradice (Grab 332) sind analoge Kollektionen
Šolle 1966, Abb. 13b,40a.
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von Körbchen- und Trommelohrringe mit Kugelanhängern wie auf den beiden zuvor erwähnten Fundplätzen aufgedeckt worden.565 Dank der neuen Erkenntnisse zur relativen Datierung der Ohrringe können wir die Entwicklung der Ziermotive bei den getriebenen Kugelanhängern verfolgen. Die ältesten Muster bei den Kugelanhängern sind wahrscheinlich Vögel, Rosetten, einfache Palmetten oder Kränze. Diese Motive sind in Kombination mit den Ohrringen mit ährenartiger Traube, Ohrringen mit stachelartiger Verzierung und mit Ohrringen mit durchbrochenem Säulchen dokumentiert. Es sind sämtlich Ohrringe, die mit der „neuen Schmuckwelle“ erschienen sind, wie z. B. in Grab 38 aus BřeclavPohansko oder Grab 299/49 aus Staré Město „Na valách“. Das Motiv der Doppelpalmette und der Palmette in einem herzförmigen Mäander kam am häufigsten bei Kugelanhängern in Gräbern mit Körbchen- und Trommelohrringen vor, wie z. B. Rajhrad, Gräber 70 und 461, Rajhradice, Grab 332, Břeclav-Pohansko, Grab 135, oder Staré Město „Na valách“, Gräber 5/48 und 15/48. Diese Ziermotive kommen häufiger an vergoldeten und silbernen Exemplaren vor. Das Motiv der einfachen Palmette wird in der jüngeren Periode fortgesetzt. Aus Gräbern mit Schmuck, die in Staré Město „Na valách“ zum jüngsten Bestattungshorizont gestellt werden können (Gräber 66/49, 27/51, 14/48 und 213/49), sind keine getriebenen Kugelanhänger belegt; zusammen mit diesen „verschwinden“ auch Körbchen- und Trommelohrringe. Grabkomplexe mit Kombinationen von Sporen und getriebenen Kugelanhängern widerlegen die so angedeutete Entwicklung nicht; sie bestätigen sie eher. Am häufigsten kamen getriebene Kugelanhänger mit Sporen des Typs IA (nach Hrubý) z. B. in Břeclav-Pohansko, Gräber 225 und 329, in Mikulčice bei der Kirche II, Grab 44, und mit Spornen des Typs III nach Hrubý in Mikulčice bei der Kirche VI, Gräber 51 und 70, vor. Bislang sind sie nur in einem einzigen Fall mit Sporen des Typs IB (nach Hrubý) aufgetreten, und zwar in Břeclav-Pohansko, Grab 205. Sporen vom Typ IA gehören zu den jüngeren Spornen auf südmährischen Gräberfeldern. Dies bestätigen einige stratigraphische Situationen, in denen Gräber mit Sporen vom Typ IA zu den eindeutig jüngeren Gräbern gehören. So liegt Grab 44 mit den besagten Sporen und einem getriebenen Kugelanhänger mit Palmette im herzförmigen Mäander bei der Kirche II in Mikulčice über Grab 74.566 Ähnlich hat auch in Břeclav-Pohansko, Grab 225, mit Sporen des Typs IA und getriebenen Kugelanhängern das ältere Grab 208 gestört.567 Bis jetzt sind mit Sporen des Typs IA keine Kugelanhänger mit Vogel- oder Kranzmotiv, sondern allein getriebene Kugelanhänger mit dem einfachen Palmettenmotiv im herzförmigen Mä-
Staňa 2006, Abb. 38,69. Poulík 1957, 271, 298. Kalousek 1971, 135.
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II Typologie der Schmuckformen
ander bekannt, d. h. mit Motiven, die auch anhand konkreter stratigrafischer Beobachtungen in relativ jüngeren Gräbern auftreten. e) Ursprung Die Ansichten bezüglich des Ursprungs der getriebenen Kugelanhänger unterscheiden sich erheblich. Ihre Provenienz wurde in Byzanz und im Orient568 gesucht. Vor dem Zweiten Weltkrieg behauptete man auch ihren westlichen Ursprung, jedoch ohne weitere Argumentation.569 Hrubý hielt sie für Erzeugnisse einheimischer Werkstätten. Bei dieser Interpretation ging er von der Verbreitung der getriebenen Kugelanhänger insbesondere in Böhmen und im zentralen Donaugebiet mit nur vereinzelten Vorkommen in Bayern und Slowenien aus. Er betonte dabei das Fehlen ähnlicher Funde im Schwarzmeergebiet, das er Byzanz zurechnete.570 Einige Historiker sind der Meinung, dass die orientalische Kunst den Ausgangspunkt für Verzierung und Motive darstellt. Sie betonen insbesondere die Treibtechnik, die mit der orientalischen Toreutik zusammenhängt, deren Repräsentanten die Gefäße aus dem Schatz von Nagyszentmiklós (Sânnicolau Mare) bilden. Kunsthistoriker vermuten eine Verlagerung der Werkstätten nach Südmähren oder in die Westslowakei – auch wenn gerade aus der Slowakei bis jetzt nur wenige Exemplare dieser Kugelanhänger stammen. Sie gehen vom Fund einer harzartigen Unterlage für das Treiben von Pressblechen aus, welche auf der Burg in Bratislava gefunden wurde und auf der ein auf einem Pferd über einem geschlagenen Gegner sitzender Reiter abgebildet ist. Sie steht der bekannten silbernen Falkner-Darstellung aus Staré Město „Špitálky“ bei Uherské Hradiště nahe. Beide punzierten Objekte stehen – laut Kunsthistorikern – in Zusammenhang mit dem spätawarischen Stil, der wiederum durch die frühislamische Toreutik beeinflusst wurde. Mit der orientalischen Kultur hängen ebenso die auf diesen Pressblechen abgebildeten Motive zusammen. Auch die pflanzlichen Ornamente der großmährischen Kugelanhänger stehen der post-sasanidischen und frühislamischen Kunst nahe.571 Die Ornamente entsprechen hellenistischer Kunsttradition, in der Antike und orientalische Elemente gemischt wurden, wovon man später sowohl in Byzanz als auch im fränkischen und im awarischen Reich ausging – also überall dort, wo zuvor das Römische Reich existiert hatte. Dem entsprechen Ziermotive, deren Komposition z. B. bei den Tiermotiven im Laufe der Jahrhunderte nicht wesentlich geändert wurde. Die Platzierung eines Tieres oder eines pflanzlichen Mo-
Benda 1963, 61; Bureš 1964, 62; Klanica 1970. Preidel 1940, 496–497. Hrubý 1955a, 210–211. Gerát et al. 2009, 28–29.
2 Kugelanhänger
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tivs in einem kreisförmigen Medaillon auf punziertem Hintergrund kommt auch bei merowingerzeitlichen Pressblechfibeln und -anhängern des 7. bis frühen 8. Jahrhunderts vor.572 Nur schwer lässt sich eindeutig entscheiden, von wo aus diese Motive nach Südmähren gelangten., In der Literatur des frühen Mittelalters gibt es immer wieder die Tendenz, den Ursprung vieler mitteleuropäischer Neuerungen im Osten zu suchen – ex oriente lux. Bei einigen Fundgegenständen wurde jedoch genau die entgegengesetzte Richtung nachgewiesen, worauf V.V. Sedov hingewiesen hat. Er machte dabei insbesondere auf einige Ohrringtypen aufmerksam, die in Funden im heutigen Russland vorkommen und deren Ursprung er eindeutig im Umfeld Südmährens suchte.573 Ein weiterer Fall betrifft den Ursprung silberner Lunulae vom Typ Gnëzdovo, den man in Russland suchte. Es ließ sich aber nachweisen, dass sie aus Zentraleuropa nach Russland gelangten.574 Bei weiteren Betrachtungen ist jedoch die aus der obigen Analyse resultierende Erkenntnis wichtig, dass getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung bislang nicht im Horizont der ältesten Kollektionen des prunkvollen Frauenschmucks vorkommen. Ihr Auftreten setzt erst mit neuen Ohrringtypen – mit der „neuen Schmuckwelle“ ein. In der Vergangenheit sahen Archäologen oft eine Verbindung zwischen getriebenen Kugelanhängern und spätawarischen Bronzen bzw. mit ihren Ziermotiven.575 Sie fehlen nun jedoch gerade in Komplexen, welche von der älteren Schmucktradition ausgehen, was wohl eine direkte Vermittlung der Kugelanhänger mit gravierter Verzierung durch den awarischen Kulturkreis ausschließt. Angesichts dieser neuen Erkenntnisse ergeben sich erneut Alternativen. Möglich bleibt weiterhin die frühislamische Kunst. Weitergehende Betrachtungen zur Anwesenheit islamischer Händler im Raum nördlich der Donau um 800 eröffnete vor einiger Zeit der Fund einer arabischen Münze – eines kupfernen Fals des Kalifen Hārūn ar-Rašīd aus Bagdad (reg. 768–809), geprägt um 797 – auf dem Südhang der Burg in Bratislava.576 Die Funde arabischer Prägungen vom Ende des 8. Jahrhunderts aus dem Gebiet des heutigen Serbiens – Maglić (Bulkes)und Popinci –, Kroatiens – Brestovac – und Sloweniens – Braslovče –,577 aus Nordeuropa578 und
Klein-Pfeuffer 1993, 145, Taf. 87–88; Spiong 2000, 30–31; vgl. Abschnitt III. 4. Sedov 2001, 339. Chorvátová 2018, 133. vgl. Abschnitt III. 3. Bureš 1964, 62; Profantová 1996, 31–32. Hunka 2002, 188–190; 2007, 153. Kovács 2008, 523–524. Brather 1997. In der Literatur überwog zunächst die Ansicht, dass ältere arabische Münzen lediglich einen Bestandteil der Schätze mit jüngeren dargestellt haben. S. Brather hat jedoch gezeigt, dass einige, ausschließlich aus Münzen des 8. Jahrhunderts bestehende Schätze Ende des 8. Jahrhunderts deponiert worden waren. Dies haben dendrochronologische Datierungen bestätigt; Brather 2003, Anm. 23, Tab. 1.
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II Typologie der Schmuckformen
vom Beginn des 9. Jahrhunderts aus Rumänien579 spiegeln wahrscheinlich die Intensivierung der Handels- und Kulturkontakte zwischen Süd-, Zentral- und Nordeuropa sowie dem Kalifat wider. Unter der Herrschaft von Hārūn ar-Rašīds und seines Zeitgenossen Karl d. Gr. wurden intensive Handels- und diplomatische Beziehungen gepflegt.580 In diesen Zusammenhang gehört auch die Erwähnung über Bewegungen von Arabern im damaligen Thrakien während der Herrschaft Leos IV.581 Dies zeigt, dass mindestens seit dem Ende des 8. Jahrhunderts umfangreiche Möglichkeiten für Kontakte Zentraleuropas mit der islamischen Welt gegeben waren. Gleichzeitig sollte man auch eine Vermittlung islamischer Vorbilder durch das fränkische Reich in Betracht ziehen – dank der Intensivierung der Kontakte unter Karl d. Gr. Wie man sieht, ist die Frage nach dem Ursprung der getriebenen Kugelanhänger noch unbeantwortet, und es bieten sich verschiedenartige Interpretationen an. Vielleicht sollte man bei der Antwort auf diese Frage den Ursprung der Ziermotive und die Genese des Gegenstandes in Kugelform voneinander trennen. Diese Vorgehensweise wird von einer Beobachtung beeinflusst, auf die bereits Hrubý hingewiesen hatte und welche bislang nicht widerlegt wurde. Kugelanhänger mit gravierter Verzierung sind nämlich insbesondere in Böhmen, Mähren und der heutigen Slowakei verbreitet; nur vereinzelt kommen sie anderswo vor.582 Interessant ist auch, dass neben Kugelanhängern mit gravierter Verzierung in diesem Gebiet auch andere Kugelanhängertypen beliebt sind, die bereits im vorherigen Zeithorizont auftauchten. Vereinzelt kommen metallene Kugelanhänger in Kroatien, z. B. Trilj (Taf. 33),583 und Ungarn, z. B. Abony,584 oder Kroatien, in Brestovac,585 vor. Neben prunkvollen Kugelanhängern erscheinen in der späteren Periode auch Kugelanhänger aus Metall (Typ Skalica und mit Filigranringen) sowie aus Glas, welche andere Ohrringtypen begleiten. Analogien zu getriebenen Kugelanhängern sind bislang nicht bekannt; Kugelanhänger aus Glas wurden jedoch lediglich im angrenzenden Österreich,586 in Slowenien587 und Ungarn588 dokumentiert. Die vorliegenden Erkenntnisse verweisen auf die besondere Beliebtheit der Kugelform – nicht nur in Gestalt der Anhänger selbst, sondern auch bei den Anhängern an Ohrringen, wovon verschiedene Varianten der Körbchen- und Trommelohrringe zeugen, welche in denselben Gebieten wie getriebene Kugelanhänger vorkommen.
Teodor 1980. Charvát 1998, 27–33. Zástěrová 1992, 119. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Karaman 1921. Éber 1902, 252, 256. Breuer 2005, Abb. 77,1; Bühler 2014, Abb. 2. Friesinger 1971–1974, 105; Justová 1990, 185; Gutjahr 2008; Aspetsberger/Eichert 2016. Bresčak 2002. Szőke 1992, 285.
2 Kugelanhänger
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Die Häufigkeit von Kugelanhängern mit gravierter Verzierung in Böhmen und Mähren – wobei die ältesten Exemplare von südmährischen Gräberfeldern stammen – deutet an, dass die Handwerker mit der Fertigung getriebener Kugelanhänger direkt dort begonnen hatten – je nach Geschmack und gemäß den Wünschen der örtlichen Nobilität, wobei sie der Kugelform angepasste Ziermotive nutzten. Ähnlich denkt über den gesamten prunkvollen Frauenschmuck Ungerman.589 Dies wird möglicherweise von der ornithologischen Bestimmung der abgebildeten Vögel angedeutet: örtliche Vogelarten wie Großtrappe, Rohrdommel, Pfau und Schopfadler.590 Die obere zeitliche Grenze des Vorkommens getriebener Kugelanhänger wird von Funden getriebener Kugelanhänger in Gräbern bestimmt, deren Funde in das 10. Jahrhundert datiert werden.591 Vereinzelt sind auch Funde getriebener Kugelanhänger bekannt – jeweils nur ein Exemplar in Gräbern mit altungarischen Funden, z. B. Heves,592 Petoševci-Bagruša593 und Galanta.594 Diese Gräber weisen auf eine Fortexistenz der getriebenen Kugelanhänger auch im Laufe der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts hin. Wahrscheinlich endete ihre Fertigung etwas früher, zusammen mit der Herstellung einiger Schmucktypen. Das Produktionsende durch den Zusammenbruch des Mährerreichs ist ebenfalls nicht auszuschließen.
Ungerman 2005, 717. Anoškinová 1996, 125–129. Smetánka 1994, 106; Staššíková-Štukovská 1996. Pataky 1939. Žeravica 1985/1986, Taf. IV,2. Točík 1992, 143–144, Abb. 91,18.
III Entwicklung der Schmuckkombinationen 1 Probleme der Schmuckchronologie Viele neuere Arbeiten zum Schmuck enthalten Schemata, in denen die Autoren darstellen, in welcher Periode einzelne Schmuckformen und andere Gegenstände Bestandteil der materiellen Kultur waren.1 Diese Übersichten sind weit verbreitet und beliebt, bieten sie doch einen raschen Eindruck. Ohrringe und sonstiger Schmuck kommen zwar in den einzelnen Gräbern nur in geringer Anzahl vor – z. B. jeweils ein Ohrring oder ein Kugelanhänger; in vielen Fällen erscheinen sie jedoch in Kombination mit weiteren Schmucktypen und -arten. Wenn man diese Objekte nur nach einem Typ präsentiert, werden sie aus dem Kontext gerissen, und die Möglichkeit, sie in breiteren chronologischen Zusammenhängen zu sehen, geht verloren. Vor allem aber bleiben Änderungen im gesamten Stil der Schmuckmode unbemerkt. Ähnlich wurden in der Vergangenheit Perlentypen einzeln dargestellt, und man gewann die Vorstellung, dass sie chronologisch nicht sensibel seien und zur Erstellung einer relativen Chronologie nicht taugten. Erst als man nicht nur einzelne Perlen, sondern die Halsketten als Gesamtheit betrachtete, erwies sich, dass auch Glasperlen ein wichtiges Hilfsmittel darstellen. Entscheidend ist, in welchen Kombinationen Perlen zusammen am Halsschmuck vorkommen.2 Auf diese Weise ist es gelungen, die Bedeutung der Perlen und ihrer Kombinationen bei der relativen Datierung von Gräbern nachzuweisen. B. Sasse und C. Theune haben diese Methode durch den Vergleich mit Erkenntnissen zur Chronologie des Metallschmucks – insbesondere der Fibeln – aus Frauengräbern verifiziert.3 Hier soll nun ebenso vorgegangen werden. Bereits mehrfach habe ich das gemeinsame Vorkommen verschiedener Ohrring- und Kugelanhängertypen in den Grabausstattungen erwähnt. Diese Kombinationen ermöglichen es, die Frauengräber als Grundlage für die Erstellung der relativen Chronologie des prunkvollen Schmucks zu nutzen (Abb. 3.1). Die umfänglich ausgestatteten Frauengräber auf mährischen Gräberfeldern bieten eine ausreichende Menge an Funden für den Vergleich. Gelegentlich wurden je Grab mehrere Ohrring- und Kugelanhängerpaare entdeckt, die mit anderen Komplexen verglichen werden können. Die Ausstattungen mit prunkvollem Schmuck werden als „Schmucksätze“, „Garnituren“ oder „Kollektionen“ angesehen, wie sie denjenigen aus jüngerer Zeit ähnlich sind – im Sinne einer aktualistischen Betrachtungsweise.
Grigorov 2007, Abb. 24–31; Petrinec 2009, Taf. 306–317. Sasse/Theune 1996, Anm. 1. Sasse/Theune 1996, 187. https://doi.org/10.1515/9783111030265-003
1 Probleme der Schmuckchronologie
169
Abb. 3.1: Schmuckformen in den drei Phasen der Schmuckentwicklung.
Die bislang reichhaltigsten Zusammenstellungen umfassen mindestens drei bis fünf Ohrringpaare verschiedener Typen und zwei bis drei Paar verschiedener Kugelanhänger – wie z. B. in Grab 282/49 oder 505 von der Basilika in Mikulčice. Ähnliche Kollektionen mit anderen Ohrringtypen lassen sich auch auf „dörflichen“ Gräberfeldern beobachten, wie z. B. in Prušánky, Gräber 21, 72 und 157, Nechvalín, Grab 21, oder Čakajovce, Gräber 426, 449 und 572. Die beschriebene Methode ermöglicht es auch festzustellen, ob und wie sich in den Kollektionen die Auswahl an Ohrringen
170
III Entwicklung der Schmuckkombinationen
und Kugelanhängern kontinuierlich änderte, so wie sich in den erwähnten Halsketten die Zusammensetzung der Perlen geändert hat.4 Im Grunde genommen handelt es sich um die erprobte Methode der Kombinationsstatistik, von der man bei den ersten Versuchen einer chronologischen Gliederung5 ausging. Sie ermöglicht den Archäologen, die Zeitspanne des frühesten Vorkommens eines Artefakts, die Zeit seiner intensiven Nutzung und den Endpunkt seiner Umlaufzeit zu erfassen. In den 1990er Jahren wurden im Zusammenhang mit dem Durchbruch der EDV Seriationen von Funden und Gräbern als Hilfsmittel zur chronologischen Einteilung verwendet.6 Auch in unserer archäologischen Literatur erschienen einige Seriationen.7 C. Theune weist auf Einschränkungen und Mängel hin, die bei der Seriation auftreten,8 denn das Ergebnis hängt bereits von den Eingangsdaten ab.9 Wenn diese nicht hinreichend bestimmt sind, kann es zu verzerrten Ergebnissen kommen, wie z. B. bei der Seriation der Kugelanhänger durch E. Pavlovičová.10 Sie hat die Kugelanhängertypen nicht genau definiert und auch die weiteren Fundgegenstände, mit denen die Kugelanhänger kombiniert sind, nicht genau differenziert. Dagegen hat sie genaue Sporentypen zugrunde gelegt, doch kommen diese lediglich elfmal zusammen mit Kugelanhängern vor. Bei den Ohrringen wiederum hat sie zwar deren Grundtypen differenziert, jedoch nicht die Varianten berücksichtigt, die sich beim Prunkschmuck als sehr wichtig erwiesen haben, worauf frühzeitig L. Niederle aufmerksam gemacht hatte.11 E. Pavlovičová hielt Eimer, Gefäße und Messer für Gegenstände, die für einen älteren Horizont charakteristisch sind,12 auch wenn selbst Hrubý betonte, dass diese Gegenstände auch in Gräbern des jüngsten Horizonts vorkommen.13 Die Gefäße finden sich tatsächlich auch in Gräbern des jüngeren Bestattungshorizonts, z. B. in Grab 4/48, und ebenso Eimer wie in Grab 22/48. Bis jetzt wurden lediglich Studien zu zwei Ohrringtypen – mit Lunula aus Filigrandraht hergestellte Ohrringe und Lunula- Ohrringe mit Sternenanhänger – und ihren Varianten veröffentlicht.14
Sasse/Theune 1996; Codreanu-Windauer 1997, 76–82; Staššíková-Štukovská/Plško 1997; Theune 2008. Eggers 1974; Montelius 1903. Theune 1995, 323. Es handelt sich im Prinzip auch um eine Kombinationsstatistik. Eine Seriation wurde z. B. für Garnituren der Gürtelbeschläge von J. Zábojník 1991 erstellt. E. Pavlovičová 1996 analysierte Kugelanhänger. Seriationen von Gräberfeldern wurden von M. Hanuliak erstellt – Malé Kosihy (Hanuliak 1994) und Čakajovce (Hanuliak 1999), „großmährische“ Gräberfelder in der Slowakei (Hanuliak 2004). Der Wiener Archäologe P. Stadler erstellte eine Seriation der Männergräber von awarischen Gräberfeldern (Stadler 1996, 456–461). Theune 1995, 325–327. Theune 1995, 325. Pavlovičová 1996. Niederle 1930, 7–9. Pavlovičová 1996, 102. Hrubý 1955a, 113, 160. Staššíková-Štukovská 1996a; 1999.
1 Probleme der Schmuckchronologie
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Die Seriation der Gräber kann wichtige chronologierelevante Details wie z. B. das Alter des Verstorbenen und die Lage des Grabs im Gräberfeld nicht berücksichtigen. Beide Faktoren spielen jedoch eine wesentliche Rolle bei der chronologischen Fixierung des konkreten Grabs. Die Seriation kann zugleich unterschiedliche Kulturkreise eines zeitlichen Horizonts nicht erfassen. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ kommen wahrscheinlich in einem Zeithorizont Gräber mit Funden zweier verschiedener Kulturkreise15 vor – einerseits der Awaren (z. B. Gräber 21/AZ, 89/AZ, 184/AZ, 80/48, 126/49 und weitere) und andererseits des traditionell als „großmährisch“ bezeichneten Kulturmilieus (Gräber 193/51, 282/49, 122/51 und weitere).16 Die Analyse des Frauenschmucks zeigte, dass Ohrringe und Kugelanhänger verschiedener Gruppen nicht miteinander kombiniert wurden. Deshalb habe ich nicht bei der Erstellung der Schmuckchronologie eine computergestützte Seriation erwogen. Sie ermöglicht die Erstellung einer relativ-chronologischen Sequenz prunkvoller Ohrringe und Kugelanhänger. Das Ergebnis kann durch stratigraphische Beobachtungen auf dem Gräberfeld in Staré Město „Na valách“ und bei der Kirche II in Mikulčice17 sowie durch die Horizontalstratigraphie in „Na valách“ verifiziert werden. Hauptziel ist also die Schaffung einer relativchronologischen Sequenz des prunkvollen Frauenschmucks sowie die Rekonstruktion seiner Entwicklung in Südmähren. Die Skizze wird die Entwicklung der Mode der Ohrringe und Kugelanhänger in ihren Grundzügen umreißen. Als Basis fungiert die Kombination des Schmucks in den Gräbern, wobei die Kollektionen auf mehreren Gräberfeldern verfolgt werden – der wichtigste Fundplatz bleibt allerdings das Gräberfeld „Na valách“. Bei der Datierung der Schmuck enthaltenden Gräber spielen weitere Faktoren eine Rolle – z. B. das Alter des Verstorbenen oder die Lage des Grabes innerhalb des Friedhofs – d. h. Faktoren, welche die konkrete Datierung beeinflussen, in das chronologische Gesamtkonzept jedoch nicht einbezogen werden können. Das bedeutet, dass die konkreten Datierungen von Gräbern mit ähnlichem Inventar voneinander abweichen können. Diese Situation findet man in „Na valách“ vor. In Grab 22/48 (Taf. 3)
Funde awarischer und großmährischer Prägung erscheinen gemeinsam in Grab 50/50 (Sporen des Typs I B nach Hrubý, kürbisförmige Anhänger und eine viereckige Gürtelschnalle mit Parallelen auf awarischen Gräberfeldern [Zábojník 1991, Taf. 36,23]). Ähnliche Beispiele sind von anderen Gräberfeldern bekannt geworden, z. B. Ducové, Grab 1025 (propellerförmige Beschläge und Sporen vom Typ Biskupija-Crkvina; Hanuliak 2004, Taf. XXXIII,9–14), Modrá bei Velehrad, Grab 22 (awarische Bronzebeschläge und Sporen vom Typ II nach Hrubý; Hrubý/Hochmanová/Pavelčík 1955, 74, 90), Skalica, Hügel 34, Grab 3 (Bronzebeschläge mit Palmettenmotiv und Sporen vom Typ II nach Hrubý; Budinský-Krička 1959, 103, Taf. XL,1.3.5), Mikulčice bei der Kirche II, Grab 108 (einige Bronzebeschläge und zwei Kugelanhänger; Poulík 1957, 370). Als gemeinsames Merkmal dieser Gräber gilt ihre übermäßige Tiefe (von 200 bis 265 cm). Sie wurden von jüngeren Gräbern überlagert (Planquadrat 7/D 8/D, 9/D) oder befinden sich unter dem Wall. Der Katalog zum Friedhof in Mikulčice bei der Basilika mit weiteren vertikalstratigraphischen Situationen befindet sich in Vorbereitung. Er wird künftig zur Kontrolle der relativen Chronologie des Schmucks verwendet werden können.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
wurde eine 60-jährige Frau bestattet; das Inventar des Grabes bilden goldene Ohrringe mit doppelkonischer Traube, Ohrringe mit innerer Lunula, Trommelohrringe und Ohrringe mit ährenartiger Traube. Die ersten beiden Ohrringtypen finden wir bereits in den ältesten Kollektionen, und in ihrer Charakterisierung habe ich aufgeführt, dass sie im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts verschwinden.18 Auch zwei weitere Ohrringtypen tauchen sehr früh auf. In diesem Fall zeigt die Fundsituation jedoch, dass auch in der jüngeren Bestattungsperiode ältere Schmucktypen noch „lebendig“ waren. In dieser Periode kam es auf dem Gebiet Südmährens zu vielen bedeutenden Änderungen. Dieses Beispiel zeigt das Problem, auf das bereits H. Steuer hingewiesen hatte – dass sich bei der Datierung der Funde oftmals zwei unterschiedliche Tatsachen überschneiden – die Datierung der Bestattung und die Datierung der Funde.19 Ähnliche Probleme treten auch in der tschechischen und slowakischen Archäologie auf, was zu vielen Missverständnissen führt. Hrubý hat im abschließenden Kapitel seiner Arbeit zwar ausgeführt, dass die Gegenstände aus Gräbern die Zeit eingrenzen, zu der sie in die Erde gelegt worden sind und nicht für den Zeitraum entscheidend sind, in dem das Vorkommen des konkreten Gegenstandes in der materiellen Kultur beginnt.20 Bei der chronologischen Auswertung der einzelnen Funde (insbesondere der Schmuckobjekte) ist bei ihm jedoch der Zeitraum der Bestattung mit Zeitraum der Entstehung und „Verwendung“ der Gegenstände verschmolzen. In der Literatur treten somit Widersprüche bei der Datierung der Gräber anhand einzelner Funde auf, die aus dem Gesamtkontext des Grabs herausgerissen wurden. Bei der Datierung des Schmucks datierte man die einzelnen Ohrringformen separat, was zu vielen Unstimmigkeiten führte. Verschiedene Autoren haben oftmals ein und dasselbe Grab anhand verschiedener Artefakte in verschiedene Zeithorizonte eingeteilt, obwohl sie von der Zeit der Bestattung des Verstorbenen oder vom Horizont der Bestattung sprechen.21 Gegenstände, die gemeinsam im Grab vorgefunden wurden, sind zwar gleichzeitig, müssen jedoch nicht gleich alt sein.22 Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wann bestimmte Gegenstände aus dem Grabinventar hergestellt worden sind, können sich die Angaben zum Zeitpunkt ihrer Entstehung unterscheiden. Die Zeitspanne zwischen der Herstellung des Gegenstandes und seiner Deponierung kann bis zu 100 Vgl. Abschnitt 1. 1. d. Steuer 1977, 386; 1998, 136–137. V. Hrubý 1955a, 291, hat wörtlich Folgendes aufgeführt: „Das Gräberfeld „Na valách“ weist nämlich zwei besondere Charakterzüge auf, die eine mehrmalige Kontrolle der Datierung derjenigen Gegenstände ermöglichen, die klar die Zeit eingrenzen, in der sie als Beigaben ins Grab gelegt worden sind. Sie sind jedoch nicht für die Bestimmung desjenigen Zeitpunktes entscheidend, zu dem das Vorkommen dieses oder jenes Typs der Werkzeuge, Waffen oder Schmuckstücke in der slawischen […] Kultur überhaupt beginnt.“ Hrubý 1955a, 291; Galuška 1996a, 94, 100–101; Hanuliak 2004, 29. Steuer 1977, 400; Smetánka 1994, 106.
2 Entwicklung der Kombinationen
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Jahre betragen,23 was ein sehr großes Intervall in der Geschichte des Mährerreichs ist. Die Gegenstände im Grab können auch in verschiedenen Zeiträumen hergestellt worden sein. Der jüngste Gegenstand im Grab oder die Fundsituation determinieren jedoch den Zeitpunkt der Bestattung. Die Kombinationsstatistik ermöglicht die Erstellung relativ-chronologische Sequenzen sowie die Korrektur des Gesamtbildes hinsichtlich Gleichzeitigkeit oder Abfolge verschiedener Gegenstände. Erst nach Erstellung der relativ-chronologischen Gruppen kann man zur absoluten Datierung gelangen und nach Interpretationsmöglichkeiten suchen.24 Ohne diesen grundlegenden Schritt ist keine weitere Arbeit mit dem archäologischen Material möglich. Fragen zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontexten sind allein durch eine richtige relative und absolute chronologische Einteilung der Funde zu beantworten.25
2 Entwicklung der Kombinationen 2.1 Kombinationstyp 1: Horizont Trilj-Staré Město um 800 (Taf. 35–36) Im vergangenen Kapitel II wurden die einzelnen Typen der prunkvollen Ohrringe und Kugelanhänger charakterisiert, die auf südmährischen Gräberfeldern gefunden wurden. Dabei wurde auf ihre Typologie und Datierung eingegangen. Nun sollen insbesondere die Kombinationen im Fokus stehen, in denen die einzelnen Ohrringe und Kugelanhänger vorkommen. Dabei wird nicht nur beachtet, in welcher Kombination, sondern auch, in welchen sie nicht aufeinandertrafen. Interessante Erkenntnisse brachte die Analyse der Traubenohrringe. Nachgewiesen wurden Differenzierungen hinsichtlich des gemeinsamen Vorkommens einiger Typen. Deutlich machen sich die Kombinationen mit Ohrringen mit ährenartiger Traube bemerkbar. Bis jetzt fehlen sie völlig in Kollektionen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen. Ohrringe mit ährenartiger Traube kommen insbesondere zusammen mit Trommel-, Körbchen- oder Säulchenohrringen sowie getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung vor. Wichtig ist auch, dass auf dem Gräberfeld Prušánky Ohrringe mit ährenartiger Traube nicht mit anderen Traubenohrringen zusammen auftreten. Angesichts der Häufigkeit von Ohrringen mit ährenartiger Traube sind alle drei Feststellungen im Hinblick auf Veränderungen der Ohrringmode bedeutsam. Ihr Fehlen in Kollektionen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen besitzt relativchronologische Bedeutung. Die am oberen Bogen verzierten Ohrringe gehören zu den ältesten Typen prunkvoller Ohrringe Südmährens. Sie bilden zwar keinen umfangreichen, aber
Steuer 1977, 403. Klanica 1990, 58; Bubeník 1994, 55; Ungerman 2005, 710. Steuer1968, 24–25.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
doch einen wichtigen Komplex. Vom Gräberfeld „Na valách“ ist bekannt, dass Gräber mit ihnen zum ältesten Bestattungshorizont gehören – die Gräber 200/51 (Taf. 7), 193/ 51 (Taf. 7), 51/50 und 103/50 (Taf. 12). Diese Schlussfolgerungen gehen von der horizontalen Stratigraphie und der mehrfachen Überlagerung der Gräber 50/50, 51/50 und 103/51 aus. Außerdem wurden am oberen Bogen verzierte Ohrringe in ähnlichen Kombinationen auf den Gräberfeldern Uherské Hradiště-Sady, Staré Město „Špitálky“ und Břeclav-Pohansko (Grab 178) entdeckt. Oben wurde nachgewiesen, dass Kürbiskugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,19) und silberne Kugelanhänger (Typ Dostál Abb. 14,3) mit Granulierung auf der gesamten Oberfläche, die am oberen Bogen verzierten Ohrringe begleiten.26 Nachfolgend sollen einige wichtige Inventare detaillierter vorgestellt werden. Vom Gräberfeld Sady stammen zwei wichtige Grabgruppen mit der genannten Kombination – den ersten bilden die Gräber 209/59, 86/60, 87/60 (Taf. 15) und 82/60. Dem außerordentlich reichhaltigen Grab 209/59 hat man bereits mehrfach Aufmerksamkeit geschenkt. Anhand von fünf Paar verschiedener Ohrringe und zwei Paar Kugelanhängern kann man die Gleichzeitigkeit verschiedener Schmucktypen verfolgen und den weiteren Vergleich mit ähnlichem Schmuck anstellen. Hingewiesen sei auf das gemeinsame Vorkommen der am oberen Bogen verzierten Ohrringe in zwei Varianten (am oberen Bogen verzierte Ohrringe zusammen mit einem Anhänger, am oberen Bogen verzierte Ohrringe aus Trommeln) und Lunula-Ohrringen ebenso in zwei Varianten (Lunula- Ohrringe mit Trommeln und die aus feinem Perlenfiligran hergestellten Lunula- Ohrringe) sowie beschädigten silbernen Ohrringen. Die Ohrringe wurden von zwei Paar Kugelanhängern begleitet (kürbisförmige Kugelanhänger [Typ Dostál Abb. 14,19] und silberner granulierter Kugelanhänger [Typ Dostál Abb. 14,3]). In Grab 209/59 wurden des Weiteren ein goldener Ring und eine Perlenkette gefunden, was eine Synchronisierung des prunkvollen Schmucks mit den Perlen ermöglicht – wofür es nur sehr wenige ähnliche Kombinationen gibt. Der zweite wichtige Komplex für die relative Ausgrenzung der auf ihrer gesamten Oberfläche mit feiner Granulierung verzierten Kugelanhänger sind die Gräber 86/60, 87/60 (Taf. 15) und 82/60 vom gleichen Gräberfeld. Galuška gab in der Beschreibung beider Gräber eine gemeinsame Grabkammer an,27 d. h. die Gegenstände wurden gleichzeitig niedergelegt. Die Bedeutung der Grabkammer besteht auch in der Möglichkeit, Frauen- und Männerausstattung zu vergleichen. In Grab 86/60 wurde eine 30-jährige Frau mit zwei Paar goldener Ohrringe bestattet. Eines gehört zu den am oberen Bogen verzierten Ohrringen, und beide verfügen über Trauben mit Stachelverzierung. Im Grab wurden zwei auf ihrer gesamten Oberfläche mit Granulierung verzierte silberne Kugelanhänger gefunden. In Grab 87/60 wurde eine 50bis 60-jährige Frau mit zwei Ohrringpaaren entdeckt. Ein Ohrringpaar gehört zu den
Vgl. Abschnitt II. 2. Galuška 1996a, 137–138.
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Lunula-Ohrringen mit Filigran, das zweite wahrscheinlich zum Typ Trilj. Der untere Bogen des Ohrrings ist mit einseitigen Trauben mit Stachelverzierung versehen. Im Männergrab 82/60 wurden Sporen des Typs II nach Hrubý vorgefunden, die auf dem Gräberfeld „Na valách“ zu den ältesten gehören. Interessant ist, dass vom erwähnten Friedhof kein Ohrring mit einer ährenartigen Traube stammt. Vom Gräberfeld Staré Město „Špitálky“ sind weitere Grabkomplexe mit ähnlichen Ohrring-Funden und ihren Kombinationen mit ähnlichen Kugelanhängern wie in „Na valách“ und Uherské Hradiště-Sady bekannt. In Grab 2 wurden paarige goldene Trommelohrringe mit Verzierung am oberen Bogen, ein Ohrring mit vier Trommeln, paarige goldene Traubenohrringe mit Stachelverzierung und paarige silberne granulierte Kugelanhänger sowie ein mit Filigran verzierter goldener Ring entdeckt. Wichtig ist auch Grab 13A mit zwei Paar Traubenohrringen des Typs Trilj und einer mit Filigran verzierten goldenen Perle. Unter den aufgeführten Komplexen ragen diejenigen hervor, in denen verschiedene Varianten am oberen Bogen verzierter Ohrringe und kürbisförmige Kugelanhänger auftreten. Das Schmuckensemble wird durch silberne granulierte Kugelanhänger und einige weitere Lunula-Ohrringe ergänzt. Die Abgrenzung des ältesten Horizonts ist nicht einfach. Neben gegenseitigen Kombinationen der Ohrringe bietet sich eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ lässt sich die Horizontalstratigraphie nutzen. Es handelt sich um Gräber, die unter einem Wall liegen und ungefähr zur gleichen Zeit angelegt worden waren. Möglicherweise gehören zu diesem Horizont die goldenen Ohrringe mit vier Kügelchen aus den Kindergräbern 145/51 (Taf. 8) und 148/51 (Taf. 7). Ungefähr gleichzeitig sind vereinzelte goldene Lunula-Ohrringe mit Pyramiden aus Grab 167/51 anzusetzen, kombiniert mit einem unverzierten goldenen Kugelanhänger. Die Datierung dieses Grabes wird durch weitere Funde unterstützt, insbesondere fünf Millefioriperlen.28 Unweit befindet sich Grab 286/49 (Taf. 9), das ebenfalls eine Millefioriperle und zwei Perlen mit Ösen enthält. Die Perlen und die Fundsituation ermöglichen seine Einteilung in diesen zeitlichen Horizont – gemeinsam mit den bereits erwähnten Gräbern. Diese Zuordnung wird durch die anderen Funde nicht ausgeschlossen. Im Grab fand man neben der Perlenkette auch silberne Ohrringe mit verlängerter Traube und zwei Anhänger in Pyramidenform.29 Ähnlich kann man bei Grab 119/49 (Taf. 9) verfahren. Wieder traten zwei Perlen mit Ringösen30 und vereinzelte Traubenohrringe mit zwei einzelnen silbernen Kugelanhängern auf. Die gesamte Fundsituation widerspricht der Zuordnung zum erwähnten Horizont nicht. Das Grab befindet sich in Planquadrat 9/D, in dem eine mehrfache Überlagerung der Gräber festgestellt wurde. Grab 119/49 gehört zusammen mit Grab
Ungerman 2005, 725. Hrubý 1955a, 456, 457. Hrubý 1955a, Taf. 58,10.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
126/49 (Taf. 9)31 (mit Schelle, Gürtelbeschlag und Kugelanhänger) zu den am tiefsten gelegenen Gräbern. Aus der Vorkriegsuntersuchung können die goldenen Ohrringe aus Grab 33/AZ (Taf. 7) eingereiht werden. Einen Ohrring können wir dem Typ mit doppelkonischer Traube zuweisen, und beim zweiten Ohrring finden sich Analogien auf awarischen Gräberfeldern. Es handelt sich um Ohrringe, deren Traube mit einer Glasperle abgeschlossen wurde. Ähnliche Ohrringe kennen wir auch aus Grab 86/59 vom Standort Sady. Die vorgestellten Grabfunde mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen in Kombination z. B. mit Lunula-Ohrringen und insbesondere mit kürbisförmigen Kugelanhängern und silbernen granulierten Kugelanhängern bilden den ältesten Horizont. Wir finden die Gräber auf Gräberfeldern bei Staré Město und Uherské Hradiště. Ein weiteres Hauptmerkmal der bis jetzt erwähnten Schmuckstücke ist, dass beinahe alle Ohrringe aus Gold hergestellt wurden. Bis auf eine Ausnahme – die Ohrringe aus Grab 200/51 von „Na valách“ – wurden alle anderen aus Gold hergestellt: „Na valách“, Gräber 33/AZ, 51/50, 103/50, 145/51, 148/51, 167/51 und 193/51; „Špitálky“, Gräber 13A und 24; Uherské Hradiště-Sady, Gräber 86/60, 87/60, 86/59, 203/59 und 209/59. Eventuell mit einigen silbernen Objekten waren kombiniert: „Na valách“, Gräber 88/AZ und 122/51; Uherské Hradiště-Sady, Grab 173/59 und „Špitálky“, Grab 2. Die Konzentration des goldenen Schmucks im ältesten Horizont ist markant. Eine weitere wichtige Komponente des Horizonts stellen Millefioriperlen und Perlen mit Ösen dar; durch sie lassen sich auch einige Gräber mit seltenen Ohrringtypen zur ältesten Phase des Frauenschmucks stellen. So umfasste der älteste Horizont ein breites Spektrum an unterschiedlichen Ohrringtypen. Insbesondere am oberen Bogen verzierte Ohrringe weisen auf eine Vermittlung aus Byzanz über das Awarische Reich hin. Die Millefioriperlen deuten darüber hinaus auf eine weitere Region und andere Kontakte hin. Einige Fachleute nehmen an, dass diese Perlen im Nahen Osten hergestellt wurden und nach Europa im Kontext intensivierter Kontakte zwischen Karl dem Großen und Kalif Harun al-Rashid gelangten.32 Eine ähnliche Zusammenstellung an Schmuckstücken – insbesondere am oberen Bogen verzierte Ohrringe und Kugelanhänger, welche die älteste Etappe der Frauenschmuckmode in Südmähren darstellen – findet sich im Inventar des Grabs aus Trilj (Taf. 33), das oben im Zusammenhang mit einem Traubenohrringtyp – dem Typ Trilj – erwähnt wurde.33 Aus dem Grab stammt auch eine Münze Konstantins V. und seines Sohns, die zwischen 751 und 775 in Syrakus auf Sizilien geprägt wurde. Lange Zeit lehnte man die Datierung des Grabes an das Ende des 8. Jahrhunderts ab. Nur ein Teil der Forscher neigte wegen der Münze zu einer Datierung in
Detaillierter zur Ausstattung des Grabs 126/49 vgl. Abschnitt II. 2. 8. André 1973, 101–198. Vgl. Abschnitt II. 1. 1. a.
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das letzte Drittel des 8. Jahrhunderts.34 Viele lehnten jedoch diese frühe Datierung ab und neigten zu einer Datierung am Ende des 9. Jahrhunderts, eventuell noch bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts.35 Poulík akzeptierte zwar die Datierung der Funde aus Trilj in das 8. Jahrhundert, lehnte es aber ab, ähnliche Funde aus Staré Město „Špitálky“ ebenso zu datieren.36 Auch J. Werner war dieser Meinung – er argumentierte mit vier Traubenohrringen in Grab 62 auf dem Gräberfeld Nin-Ždrijac zusammen mit einer Münze Lothars I. zwischen 840 und 855.37 Zwischen den Ohrringen von Staré Město und Nin-Ždrijac bestehen jedoch markante Unterschiede. Die Ohrringe aus Nin-Ždrijac sind weder am oberen noch am unteren Bogen verziert, und es fehlt auch eine feine Linie an den Körnchen bzw. der Draht zwischen den Kügelchen an der Traube.38 Die Diskussion zur Datierung der kroatischen Grabkomplexe wurde zwar schon erwähnt,39 sie wird an dieser Stelle jedoch erneut gestreift. Für die Chronologie des Schmucks und der Sporen ist wichtig, dass es kroatischen Archäologen gelungen ist, weitere Gräber mit Münzen Konstantins I. und seines Sohns Leo zu entdecken. So wurde 2013 ein Grab im Dorf Vaćani bei Skradin entdeckt. Darin fand man ein Schwert des Typs K nach Petersen.40 Schwerter dieses Typs kommen laut neuesten Funden seit der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert vor.41 Neue Münzfunde zeigen, dass Münzen Konstantins V. nicht so selten sind, wie Werner annahm, sondern wahrscheinlich bereits eine Entwicklung am Ende des 8. Jahrhunderts widerspiegeln. A. Jurčević hat nachgewiesen, dass die Münzen entlang bedeutender antiker Straßen gefunden wurden und meist karolingerzeitliche Funde begleiteten – z. B. Sporen des Typs Biskupija-Crkvina oder Schwerter des Typs K. Der kroatische Forscher weist darauf hin, dass karolingerzeitliche Ausrüstungen bzw. durch karolingerzeitlichen Stil charakterisierte Gegenstände auf dem Gebiet der frühen kroatischen Fürstentümer höchstens während zweier Generationen verwendet worden sind.42 Diese neuen Funde ermöglichen ein überzeugendes Abrücken von der Spätdatierung der Funde aus Biskupija-Crkvina und des Frauengrabs in Trilj. Sie stützen gleichzeitig die Schlussfolgerung, dass die Münzen ein zuverlässiges Datierungsmittel darstellen, welches die betreffenden Funde an das
Karaman 1921; Poulík 1948, 43; Eisner 1956, 188; Sláma 1957, 262; Filip 1966, 1489; Gunjača/ Jelovina 1976, 106. Korošec 1952, 334, Anm. 60; Dostál 1966, 37; Werner 1978/1979, 232, Anm. 32a. Hrubý 1955a, 232, führte aus: „Durch die Analyse des gesamten Fundes kommen wir nämlich zur Ansicht, dass die Ohrringe aus Trilj bei Sinj in ihrem gesamten Charakter den Funden aus dem Ende des Großmährischen Reichs entsprechen.“ Poulík 1955, 332. Werner 1978/1979, 232, Anm. 32a. Belošević 1980, Y231. Vgl. Kapitel I. Für Informationen bedanke ich mich bei M. Petrinac. Košta/Lutovský 2014, 69, Anm. 15, 81. Jurčević 2011, 135–140.
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Ende des 8. Jahrhunderts bis an den Beginn des 9. Jahrhunderts stellt. Zur gleichen Schlussfolgerung kommen in der Monographie zum Fürstengrab von Kolín auch J. Košta und M. Lutovský.43 Mit dieser Datierung korrespondieren zudem diejenige der Ohrringe des Typs X auf awarischen Gräberfeldern laut Z. Čilinská und ebenso Erkenntnisse zu den Millefioriperlen, deren Vorkommen ab den letzten zwei Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts angenommen wird.44 Auf das Vorhandensein am oberen Bogen verzierter Ohrringe auch nach Beginn des 9. Jahrhunderts weist der Schatz aus Brestovac in Slawonien (Kroatien). Aus ihm stammen neben den Ohrringen auch neun Münzen, die zwischen 762 und 794/799 geprägt wurden.45 Wahrscheinlich gehören auch die Funde des Frauenschmucks aus Staré Město „Na valách“ und „Špitálky“ sowie Uherské Hradište-Sady zu diesem Horizont. Komplexe mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen können als älteste Kollektionen des prunkvollen Frauenschmucks angesehen werden. Diese älteste Etappe muss jedoch nicht lange gedauert haben. Darauf deuten die geringe Anzahl an Gräbern46 und das verhältnismäßig frühe Aufkommen neuer Formen von Ohrringen und Kugelanhängern hin. Die älteste Periode wird nicht durch Frauengräber mit den ältesten Schmuckzusammenstellungen allein ausgefüllt. Man kann zu ihnen auch Männergräber zählen. Sehr wichtig ist das Männergrab 82/60 von Uherské Hradiště-Sady, das Bestandteil einer Krypta mit den erwähnten Männergräbern ist. Das Männergrab 50/50 mit Sporen des Typs IB wird mit der erwähnten Periode durch den goldenen kürbisförmigen Kugelanhänger verbunden. Neben diesen Gräbern können wir anhand des Inventars auch weitere Männergräber berücksichtigen, wie z. B. die Gräber 224/51, 266/49 oder 119/AZ von „Na valách“. Männer- und Frauengräber repräsentieren so gemeinsam den ältesten Horizont der Körpergräber.
2.2 Kombinationstyp 2: Eine „neue Schmuckwelle“ nach dem Beginn des 9. Jahrhunderts (Taf. 35–37) In Abschnitt II. 1. 1. taucht oben zum ersten Mal der Terminus neue Schmuckwelle auf – im Zusammenhang mit der Feststellung, dass Ohrringe mit ährenartigen Trauben vereinzelt mit anderen Traubenohrringen vorkommen und laut Horizontalstratigraphie
Košta/Lutovský 2014, 81. André 1973, Callmer 1995. Kiss 1986, 120; Breuer 2005, 114; Bühler 2014. Neben den bereits erwähnten Gräbern könnte man anhand der Schmuckbeschreibung auch Grab 192/51 zum ältesten Horizont stellen, vielleicht auch Grab 267/51 mit Perlen mit aufgeschmolzenem gelben Faden oder das Kindergrab 309/49 mit Feldflasche („Na valách“). Zum genannten Horizont könnte außerdem auch Grab 13/A vom Fundplatz „Špitálky“ mit Traubenohrringen des Typs Trilj gehören.
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auf dem Gräberfeld „Na valách“ in den Gräbern des ältesten Horizonts fehlen. An Bedeutung gewinnt die Tatsache, dass zusammen mit Ohrringen mit ährenartigen Trauben auch viele weitere Typen von Ohrringen und Kugelanhängern aufkamen, die im ältesten Horizont noch nicht bekannt waren. Eine weitere Beobachtung besagt, dass es nicht zur Vermischung beider Horizonte kommt. Ab einem bestimmten Moment, der sich derzeit noch nicht absolutchronologisch fassen lässt, beginnen auf dem Gräberfeld „Na valách“, aber auch auf anderen (Břeclav-Pohansko, Kirche II und VI von Mikulčice, Stará Kouřim und weitere) neue Kollektionen des prunkvollen Frauenschmucks aufzutreten. Diese werden durch Ohrringe mit ährenartiger Traube und einen Typ der Körbchen-, Trommel- oder Säulchenohrringe oder mit mehreren zugleich gebildet. Wichtig ist das bereits mehrmals erwähnte Grab 282/49 (Taf. 1) von „Na valách“, das auf die Vielfältigkeit des Schmucks hinweist. Die Ohrringe werden durch neue Typen der Kugelanhänger ergänzt, von denen Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung die Hauptrolle spielen. In den Kombinationen überwiegen sie, und nach ihrer Präsenz in mehreren Komplexen kann man annehmen, dass sie einen wichtigen Bestandteil darstellten. Beim Vorkommen mehrerer Paar verschiedener Kugelanhänger gehört jeweils ein Paar zu getriebenen Kugelanhängern mit gravierter Verzierung. Außer getriebenen Kugelanhängern setzten auch Kugelanhänger mit Doppelmantel und silberne Kappenkugelanhänger ein. Neben den völlig neuen Ohrringtypen werden auch weiter einige Typen der Lunula- Ohrringe und Ohrringe mit Stachelverzierung fortgesetzt. Auf dem Gräberfeld „Na valách“ kann man aufgrund der Horizontalstratigraphie mutmaßen, dass beide Kollektionen kurzzeitig nebeneinander vorkamen. Gräber mit den neuen Ohrringtypen knüpfen unmittelbar an, manchmal treten sie in Kombination mit Lunula-Ohrringen mit Stachelverzierung auf, die von getriebenen Kugelanhängern begleitet werden. Als Stütze dieser Vermutung gilt die gemeinsame „Krypta“ der Gräber 86/60 und 87/60 zusammen mit der Fundsituation der Gräber 63 (Taf. 19), 65 und 38 (Taf. 19) aus Břeclav-Pohansko.47 Die Anzahl an Gräbern mit der neuen Schmuckwelle ist wesentlich größer als diejenige der vorherigen Periode. Es kommen nicht nur sehr umfangreich ausgestattete Gräber mit drei oder auch mehr Ohrringpaaren und mindestens zwei Kugelanhängerpaaren,48 sondern öfter auch Gräber mit zwei Ohrringpaaren aus Exemplaren mit ährenartiger Traube und Ohrringen mit sieben Trommeln oder Körbchenohrringe, z. B. Staré Město Grab 52/48, 83/48, 14/50, 95/51 und 159/51. Diese Mode etablierte sich in Südmähren für eine wesentlich längere Zeit und erreichte auch Gräberfelder in weiter entfernten, ländlichen Siedlungen wie Nechvalín. Erste Zusammenstellungen des neuen Schmucks gelangten auch nach Böhmen, und zwar offensichtlich bereits sehr
Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Drei Paar Kugelanhänger finden sich bislang lediglich in zwei Gräbern: Grab 282/49 vom Gräberfeld „Na valách“, Grab 505 bei der Basilika und bei der VI Kirche, Grab 118 in Mikulčice.
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früh, wie die Gräber 110 und 129 aus Stará Kouřim unterstreichen. In beiden kommt eine Kombination der getriebenen Kugelanhänger mit gravierter Verzierung zusammen mit Ohrringen mit Stachelverzierung vor. Auch aus dem Grab in Želénky ist ein Ohrring mit Stachelverzierung zusammen mit einem Kugelanhänger mit Doppelmantel bekannt. Ähnliche Kombinationen erschienen auch auf mährischen Gräberfeldern, z. B. stammen Kugelanhänger mit dem Motiv einer einfachen Palmette in Kombination mit Ohrringen mit Stachelverzierung aus Grab 183 bei der Kirche VI in Mikulčice oder aus Grab 3849 von Břeclav-Pohansko.50 Die Kollektionen des prunkvollen Frauenschmucks hatten sich wesentlich geändert. Gänzlich verschwunden sind am oberen Bogen verzierte Ohrringe, und es kamen viele neuen Typen hinzu. Säulchenohrringe spielten nun eine markante Rolle, deren prächtigste Variante jedoch verhältnismäßig rasch verschwand. Die Kollektionen setzen sich aus verschiedenen Varianten der Körbchen- und Trommelohrringe sowie Ohrringen mit ährenartiger Traube zusammen. Unter den Kugelanhängern ragen Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung hervor, ergänzt durch verschiedene weitere Typen – silberne mit Kappen oder Kugelanhänger mit Doppelmantel. Eine Veränderung kann man auch beim verwendeten Material beobachten. Laut Horizontalstratigraphie auf dem Gräberfeld „Na valách“ wurde ein Teil des Schmucks aus Gold gefertigt, doch kam auch Silberschmuck bereits auf – z. B. in den Gräbern 282/49, 298/49, 299/49, 317/49 und 196/51. Später kommt in den Kollektionen hauptsächlich Silber vor – von „Na valách“ sind die Gräber 251/49, 253/ 49, 323/49 und 154/50 zu erwähnen. Auch anderenorts kann man eine ähnliche Situation beobachten. In Břeclav-Pohansko kommen Komplexe vor, in denen sich goldene und silberne Schmuckstücke befinden – z. B. in den Gräbern 38 und 152. In weiteren Gräbern mit Prunkschmuck sind lediglich Silberohrringe und Kugelanhänger vertreten; die markantesten Komplexe sind die Gräber 63, 135, 158, 256 und weitere. Gleiches können wir auch bei Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung beobachten.51 Bis jetzt gibt es nur sehr wenige Spektralanalysen des Schmucks.52
2.3 Kombinationstyp 3: Modifikationen nach der Mitte des 9. Jahrhunderts (Taf. 35–37) Die detaillierte Analyse der Inventare von Gräbern mit prunkvollem Frauenschmuck, unterstützt durch archäologische Befundsituationen, ermöglicht auch die Abgrenzung einer dritten Phase des Schmucks und somit einer dritten Variante der Kollektionen.
Profantová/Kavánová 2003, obr. 72: 183. Kalousek 1971, 38. Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Smetánka/Staňa 1996; Profantová/Frána 2003; Kavánová 2009.
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Die Analyse des Gräberfeldes Staré Město „Na valách“ wies eindeutig zwei archäologisch gut zu trennende Gräberhorizonte nach. Entsprechende Befundsituationen können an mehreren Stellen des Gräberfeldes beobachtet werden, insbesondere in den Planquadraten 7–10/C–E, aber auch in den Planquadraten 2–3/C mit den Gräbern 209/ AZ, 210/AZ und 211/AZ.53 Die Mächtigkeit der Schicht zwischen den sich überlagernden Gräbern beträgt zwischen 60 cm und bis zu 140 cm. Für die Charakterisierung der abschließenden Phase des prunkvollen Frauenschmucks gelten als wichtige Komplexe aufgrund ihrer stratigraphischen Lage die Gräber 5/48, 15/48, 22/48, 23/48, 24/48, 25/48 26/48 (Taf. 2–3) und 33/48 von „Na valách“ sowie vom Gräberfeld bei der Kirche II in Mikulčice die Gräber 1, 51 und 127. Für die Beschreibung des jüngeren Bestattungshorizonts ist auch das Männergrab 44 von der Kirche II in Mikulčice mit Pressblechkugelanhängern und Sporen des Typs IA wichtig. In der dritten Etappe änderten sich die Ohrringe und Kugelanhänger in den Ensembles nicht mehr wesentlich. Nach bisherigen Erkenntnissen kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass feine Ohrringe mit Stachelverzierung verschwunden waren. Es änderten sich die Varianten einiger Ohrringtypen, und zudem waren nun einige Typen von Kugelanhängern verschwunden. Zu einer relativ wichtigen Änderung kam es auch bei den Säulchenohrringen. Sie gab es zwar weiterhin, doch verschwanden einige Varianten wie Ohrringe mit gebrochenem oder granuliertem Säulchen. Fortgesetzt wurden wohl Ohrringe mit Blechsäulchen, wobei die letzte Variante dieser Säulchenohrringe mit feinkörniger Granulation auf ihrer gesamten Oberfläche vielleicht erst in diesem letzten Abschnitt vorkommt (Bíňa, Grab 14; Břeclav-Pohansko, Gräber 197 und 256; Ducové, Grab 1070). Es änderten sich auch die mannigfaltige Gruppe der Trommelohrringe, was bereits erwähnt wurde. Die Gruppe der Körbchenohrringe erfuhr wohl ebenfalls gewisse Veränderungen, doch lässt sich dies erst durch Autopsie der Ohrringe bestätigen. Es gibt Hinweise darauf, dass jüngere Körbchenohrringe aus zwei geflochtenen Drähten gefertigt wurden, während bei den älteren Varianten die Körbe aus Filigran hergestellt worden waren. Unabhängig von der spezifischen Zeitstellung gab es stets Körbchenohrringe mit vier, sechs, sieben und auch neun Körbchen gleichzeitig. Gewisse Veränderungen kann man auch bei den Kugelanhängern beobachten. Bislang sind keine Kugelanhänger mit Doppelmantel aufgetaucht. Laut der Befundsituation bei der Kirche II in Mikulčice – Gräber 51 und 12854 – stellten Kappenkugelanhänger auch weiterhin einen Bestandteil der Kultur dar. Ebenso gab es weiterhin silberne granulierte Kugelanhänger. Es änderten sich Motive der Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung, indem das Tiermotiv und ebenso das Flechtband verschwanden. Nach wie vor war die einfache Palmette beliebt; es erscheinen darüber hinaus auch Palmetten im herzförmigen Mäander, die gerade bei den Kugelanhängern
Hrubý 1955a, 389. Vgl. Abschnitt II. 2. 6.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
aus Grab 44 von der Kirche II in Mikulčice vorkommen.55 Außerdem nahm der Durchmesser der Pressblechkugelanhänger zu. Eine ähnliche Entwicklung der Kugelanhänger wurde von Kavánová und Ungerman anhand vorläufiger Ergebnisse der Schmuckanalyse bei der Basilika in Mikulčice präsentiert.56 Gerade dieser Friedhof kann eine Kontrolle für die relative Chronologie des Schmucks anbieten und dank der Münze Michaels III. aus Grab 48057 auch mit Angabe der absoluten Datierung. Gewisse Indizien zur Unterstützung in den absoluten Daten hätten wir auch (schon) jetzt. Die Datierung wird vorläufig vom Inventar aus Grab 190/50 ermöglicht, neben dem man das Frauengrab 191/50 mit silbernen Kappenkugelanhänger, einem Körbchenohrring mit sieben Körbchen und einem Ohrring mit ährenartiger Traube fand. In Grab 190/50 hat man zusammen mit Sporen des Typs IA nach Hrubý auch ein Schwert des Typs X gefunden. Schwerter vom Typ X werden heutzutage von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis zum 10. Jahrhundert datiert.58 Die absolute Datierung der Sporen des Typs IA nach Hrubý ist immer noch nicht genau spezifiziert. Laut Fundsituationen wissen wir, dass diese Sporen eindeutig zum jüngeren Horizont der Gräber gehören – ob auf dem Gräberfeld „Na valách“59 oder bei der Kirche II in Mikulčice. In Österreich hat man diesen Sporentyp in Schichten vom Beginn des 10. Jahrhunderts gefunden.60 Die dendrochronologische Analyse von Hölzern aus den Wällen von Bojná und Pobedim,61 an denen mehrere Depots mit Sporen vom Typ IA gefunden wurden, deutet darauf hin, dass die meisten dieser Sporen in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts gehören. Zu Veränderungen in den Schmuckensembles kam es wahrscheinlich erst nach der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die Schmuckstücke der dritten Phase wurden insbesondere aus Silber hergestellt. Eine Ausnahme stellen die Gräber 22/48 und 24/48 dar, deren Schmuck auch aus Gold bestand. Bei beiden Gräbern ist es möglich, dass die Ohrringe früher hergestellt worden waren, auch wenn die Gräber aufgrund der Stratigraphie zum jüngeren Bestattungshorizont gehören.62
Vgl. Abschnitt II. 2. 9. Ungerman/Kavánová 2010, 83. Grab 480 liegt über Grab 499, d. h. es gehört zu den jüngeren Gräbern auf dem Gräberfeld; Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019, 83. Košta/Lutovský 2014, 82. Vgl. Abschnitt I. 3. Für die Information bedanke ich mich bei Prof. E. Szameit. Henning/Ruttkay 2011, 269, 278. Im Detail vgl. Kapitel IV.
3 Der Schatzfund von Răducăneni und seine Beziehungen
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3 Der Schatzfund von Răducăneni und seine Beziehungen zum mährischen Frauenschmuck Um ein zutreffendes Bild zum prunkvollen Frauenschmuck in Südmähren zu zeichnen, muss hier Grab 196/51 (Taf. 7) aus Staré Město „Na valách“ erwähnt werden. Aus ihm stammt der Fund einer silbernen zweizipfligen Lunula, eines Paares goldener Ohrringe, die an Ohrringe mit ährenartiger Traube erinnern, und von vier silbernen, fassförmigen Perlen mit Kappen. Das Grab befindet sich im nördlichen Teil des Gräberfeldes unterhalb des Walls im Planquadrat 8/B. In dessen unmittelbarer Nähe liegt Grab 200/51 mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen. Aufgrund der Lage auf dem Gräberfeld und weil jüngere Gräber in der Verfüllung von Grab 196/5163 angelegt wurden, dürfte Grab 196/51 mit dem Lunulaanhänger in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts angelegt worden sein. Mittels des Lunula- Anhängers und der silbernen Perle lässt es sich mit dem Schatzfund aus dem rumänischen Răducăneni64 verbinden, der neben vielen weiteren Schmuckstücken ähnliche silberne Perlen und zwei verschiedene Anhängertypen – Lunula des Typs Gnëzdovo und ein Anhänger Typ Těmice (Abb. 3.2) – enthielt. Das Schmuckdepot ist bereits seit längerer Zeit bekannt; in letzter Zeit zieht es jedoch wegen der darin enthaltenen Münzen besondere Aufmerksamkeit auf sich. Es handelt sich dabei um sieben Dirham. Die Münzen wurden in den Jahren 757 bis 806 während der Herrschaft der Kalifen al-Mansur (745–775), al-Mahdi (775–785) und Harun al-Rašid (786–809) geprägt.65 In der Vergangenheit hielt man sie allerdings nicht für ein geeignetes Mittel der Datierung des Schatzes.66 Eine späte Datierung wurde vor allem durch zwei silberne Lunula-Anhänger unterstützt, die in der Literatur als Typ Gnëzdovo bezeichnet werden.67 Analoge Exemplare stammen aus Hacksilberfunden in der Ukraine und Russland. Für das Ausgangsgebiet der silbernen Lunula-Anhänger hielt man traditionell dieses Gebiet.68 In den 1990er Jahren ergaben sich zwei wichtige Erkenntnisse zur Schmuckchronologie, denen zufolge die Kiewer Rus nicht das ursprüngliche Ausgangsgebiet dieses Anhängertyps war: zum einen die Analyse der Hacksilberfunde aus Polen durch H. Kóčka-Krenz;69 sie unterschied zwei Typen der Lunula-Anhänger des Typs Gnëzdovo, die sich geographisch und zeitlich gegenseitig ausschließen.
Hrubý 1955a, 520. Teodor 1980. Teodor 1980, 416–417. Teodor 1980, 420; Zoll-Adamikova/Dekówna/Nosek 1999, 127. Duszko 1972; Zoll-Adamikova/Dekówna/Nosek 1999, 127. Niederle 1913, 636, 641; Kralovánszky 1959, 80; Kostrzewski 1962, 206; Malachowska 1998, 91; Zoll-Adamikova/Dekówna/Nosek 1999, 100, 124. Kóčka-Krenz 1993.
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Die Lunulae des ersten Typs finden sich erst in an das Ende des 10. Jahrhunderts datierten Schätzen wie Obrzycko oder Ośnica bis in das 12. Jahrhundert. Einfache Lunulae aus Bronze oder Blei können auch noch später im 13. Jahrhundert vorkommen. Lunulae des ersten Typs häufen sich im westlichen Polen. Der zweite Anhängertyp taucht in bereits an das Ende des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts datierten Schätzen wie Zawada Lanckorońska und Dębicz auf und kommt bis ungefähr zur Mitte des 11. Jahrhunderts vor. Der zweite Typ konzentriert sich überwiegend auf das östlichen Polen mit den Fundorten Czersk, Ciechanów, CiechanówOkolica, Sejkowice und Zawada Lanckorońska.70 Anders verhält es sich mit Lunula-Funden in Russland. Funde silberner Lunulae des Typs Gnëzdovo stammen vor allem aus der Umgebung städtischer Zentren.71 Lunula-Anhänger aus den Schätzen werden anhand der Münzen bis in die zweite Hälfte des 10. und in die ersten Jahrzehnte des 11. Jahrhunderts datiert. Später kommen sie noch in Hacksilberschätzen an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert vor.72 Die große Bedeutung des rumänischen Depots für das Verständnis der Schmuckchronologie ergibt sich neben den genannten Erkenntnissen zur relativen Chronologie in Staré Město „Na valách“ durch genauere Analysen von Depots aus Nordeuropa, wo Jahrringdatierungen die Deponierung etwa zur Prägezeit der Münzen nachgewiesen haben.73 Daraus folgt, dass Münzen die Deponierung in den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts zuverlässig nachweisen. Der rumänische Schatz ist wegen einigen Schmucktypen, die man auch von Gräberfeldern im südlichen Mähren und in der heutigen Südwestslowakei kennt (auch wenn sie nicht dem Prunkschmuck zugewiesen werden), interessant. Sie zeigen die Mannigfaltigkeit der Formen und der Verzierung und verdienen daher Aufmerksamkeit. Für die mährischen und slowakischen Funde des Frauenschmucks sind aus diesem Schatz zwei Anhängertypen interessant – zwei silberne Lunula-Anhänger und ein Anhänger des Typs Těmice (Abb. 3.1) sowie Perlen aus Metall und einige Ohrringe, deren entfernte Analogien wir in den Inventaren der Frauengräber finden. Der Schatz enthält eine prächtige Variante des Ohrrings mit ährenartiger Traube – d. h. der Ohrring ist am unteren Bogen verziert, die Trauben setzen direkt am unteren Bogen auf, und die letzte Kugel an der Ähre ist viel größer als die anderen, was an den Stil der Traubenohrringe des Typs Trilj erinnert.74 Außerdem wurden im Schatz Ohrringe ge Kóčka-Krenz 1993, 87–90. Uspenskaja 1967, 102. Korzuchina 1954, 23, 25. Zuletzt wurde die Datierung und Bedeutung der Lunula auf dem Gebiet der Ukraine und Russlands von N. Chamajko zusammengefasst; Chamajko 2008; 2012. Brather 1995/1996, 124–125. Teodor 1980, Abb. 3,1–3. – Für weitere Erkenntnisse wird künftig die Untersuchung einzelner Exemplare prächtiger Ohrringe mit ährenartiger Traube erforderlich sein. Möglicherweise erfordert die Analyse eine detailliertere Klassifizierung dieser Ohrringe. Der Hauptunterschied scheint in der Traubenhalterung am Ohrringbogen zu liegen. Bei den meisten mährischen Exemplaren werden die Trauben mit Hilfe eines Drahts gehalten, während bei Traubenohrringen mit ährenartiger
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funden, die jenen mit beidseitiger Traube aus vier Kügelchen und Ohrringen mit doppelkonischer Traube ähneln.75 Die meisten Ohrringe weisen direkte Analogien zu auf der Balkan-Halbinsel vorkommenden Ohrringen auf.76 In Südmähren kommen ähnliche Typen selten vor – die meisten dieser Ohrringtypen stammen aus den Gräberfeldern Prušánky und Velké Bílovice – und werden nicht mit Ohrringen mit ährenartiger Traube kombiniert.77 Trotz der kleinen Anzahl an Vergleichen hilft der Schatz, eine Vorstellung bezüglich der Vielfältigkeit des Frauenschmucks zu gewinnen. Neben dem bereits erwähnten Lunula-Anhänger ist für uns ein Anhänger mit merkwürdiger Form und zugleich vereinzeltem Vorkommen bemerkenswert. Dostál definierte diesen Anhänger als „herzförmig“,78 Ungerman als „Schlangenanhänger“;79 man kann jedoch ebenso zwei „Nieren“ erkennen. Aufgrund der unklaren Definition der Form wird hier die Bezeichnung nach dem eponymen Standort Těmice gewählt – Anhänger vom Typ Těmice. Diesen Begriff hat bereits Ungerman verwendet.80
Abb. 3.2: Anhänger vom Typ Těmice.
Anhänger des Typs Těmice sind sehr selten (Abb. 3.2). Man hat ihn bis jetzt nur an drei mährischen Orten gefunden – Staré Město, Grab 141/51,81 Těmice82 und Litenčice83 – sowie an zwei Friedhöfen in der heutigen Südwestslowakei – Ipeľský Sokolec, Grab 8 (Fragment)84 und Čakajovce, Grab 226.85 Anhänger des Typs Těmice werden mit Lunula-Anhängern in Zusammenhang gebracht.86 Der chronologischen Einordnung der Anhänger des Typs „Těmice“ wurde aufgrund ihrer Seltenheit lange keine Aufmerksamkeit zuteil. Hrubý stellte Grab 141/51
Traube aus Kroatien die Trauben direkt am Ohrringbogen befestigt sind, was in Mähren eine seltene Ausnahme darstellt. wie z. B. beim Exemplar aus Grab 26/48 aus dem jüngeren Horizont; vgl. Abschnitt I. 3. 4. c. Teodor 1980, Abb. 1,3–10. Grigorov 2007, Abb. 48. Vgl. Abschnitt II. 1. Dostál 1966, 54. Ungerman 2005, 730. Ungerman 2005, 730, Anm. 30. Hrubý 1955a, 510. Dostál 1966, 20. Chybová 1998, 119. Vendtová/Rejholec 1963, 239, Bild 2:13. Rejholcová 1995b, 25. Hrubý 1955a, 263; Dostál 1966, 54.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
mit einem Anhänger des Typs Těmice ans Ende des 9. Jahrhunderts. Er wies auf die Lage des Grabs hin, der zufolge es zum älteren Bestattungshorizont des Gräberfeldes gehören könnte.87 Dostál ordnete das Stück den Lunula-Anhängern zu und setzte diese in die Mitte des 10. Jahrhunderts, womit er sich der Datierung Poulíks anschloss.88 Bei der Datierung des Anhängers vom Typ „Těmice“ aus Grab 226 von Čakajovce stütze sich M. Rejholcová auf die Datierung Poulíks89 und Dostáls und sah das Hauptvorkommen in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.90 Analoge Ohrringe mit beidseitiger doppelkonischer Traube, wie sie auch in Grab 226 gefunden wurden und wie sie auch aus dem rumänischen Depot bekannt sind,91 traten laut Rejholcová insbesondere ab der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts und im ersten Viertel des 10. Jahrhunderts auf. Ausnahmsweise wurden sie auch in Gräbern der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts gefunden.92 M. Hanuliak hat Grab 226 in den jüngeren Abschnitt des Horizonts A eingeteilt, den er durch das erste Jahrzehnt des 9. und das zweite Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts abgegrenzt hatte.93 Neueste Erkenntnisse zur relativen Chronologie auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ bestätigen Hrubýs ursprüngliche Erwägungen über die Einordnung des Grabes 141/51 in den älteren Bestattungshorizont. Es befand sich unterhalb des Walls nicht weit von Grab 287/51, in dem Sporen des Typs I B nach Hrubý gefunden wurden.94 Dieser Sporentyp trat auf dem Gräberfeld in den am tiefsten gelegenen Gräbern und in Gräbern unterhalb des Walls auf. Beides erlaubt ihre Zuweisung zum älteren Bestattungshorizont. Einen Bestandteil des Halsschmucks bildeten auch kleine konische Perlen – verziert mit aufgeschmolzenem farbigen plastischen gelben Garn. Sie treten in zwei Form- und Verzierungsvarianten auf. Die erste Form erscheint konisch, und das gelbe Garn auf ihrer Oberfläche bildet sich kreuzende Wellen; in der Mitte befinden sich aufgeschmolzene Punkte. Die zweite Form ist walzenförmig, und die Fäden bilden daran eine plastische Spirale.95 Auf den publizierten südmährischen Gräberfeldern kommen öfter beide Perlenvarianten vor – z. B. auf dem Gräberfeld „Na valách“, Grab 141/51, zusammen mit einem Anhänger des Typs Těmice, und in den Gräbern 171/51, 267/51 und 44/57, auf
Hrubý 1955a, 263. Dostál 1966, 54. Poulík 1957, 292. Rejholcová 1995a, 68. Teodor 1980, Abb. 1,3–10. Rejholcová 1995a, 59. Hanuliak/Rejholcová 1999, 9, 65. B. Kavánová hat die Sporen aus Grab 287/51 ihrem Typ IV zugewiesen, der Typ II nach Hrubý entspricht; Kavánová 1976, 84. Dostál 1966, 46.
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dem Gräberfeld Sady, Grab 209/59, Modrá bei Velehrad, Grab 496 und Grab III aus Vranovice.97 Auf dem Friedhof „Na valách“ befanden sich die Gräber mit den genannten Perlen im nördlichen Teil und wurden durch den Wall überdeckt. Im Bereich zwischen den Gräbern 141/51 und 267/51 wurde das bereits erwähnte Grab 287/51 mit Sporen des Typs II nach Hrubý entdeckt. Aus den Fundumständen resultiert, dass dieser Perlentyp zum älteren Bestattungshorizont des Friedhofes gehört. Ein aus den genannten Perlen bestehender Halsschmuck wurde auch in Grab 209/59 gefunden, das insbesondere Schmuck aus dem ältesten Horizont des prunkvollen Schmucks enthält und deswegen für die Synchronisierung des Frauenprunkschmucks und weitere Stilgruppen des Frauenschmucks wichtig ist.98 Kleine konische Perlen mit gelbem Faden wurden auch in Borovce gefunden, und Staššíková-Štukovská hat diese in die zweite relativchronologische Stufe eingeteilt, die zum ältesten Bestattungshorizont gehört.99 Deshalb kann man Perlen mit aufgeschmolzenem Faden für ein verhältnismäßig zuverlässiges Datierungsmittel halten, was für die Datierung vieler Schmuckstücke ein wichtiger Faktor ist. Kleine Perlen mit aufgeschmolzenem Faden traten zusammen mit einem Lunula-Anhänger außerdem in Grab 43 aus Nitra – zwei kleine konische und zwei walzenförmige Exemplare100 – und in Grab 8 aus Ipeľský Sokolec auf – fünf kleine konische und zwei walzenförmige.101 Einen besonderen Platz für die Chronologie nimmt Grab 226 vom Gräberfeld in Čakajovce ein. Dort wurde eine Frau im Alter von 40 bis 60 Jahren bestattet. Neben einem Halsschmuck mit Anhänger gab man ihr auch einen silbernen Ohrring, zwei eiserne Messer, einen Spinnwirtel und ein Gefäß mit in das Grab, und zwar (mit Ausnahme des Ohrrings) auf die linke Seite. Die Grabgrube gehörte mit ihren Maßen von 235 cm Länge, 88 cm Breite und 175 cm Tiefe102 zu den geräumigeren Gräbern auf dem Gräberfeld. Das Grab passt zu einer kleinen Gruppe von Gräbern, in denen die Verstorbenen von Südosten (Schädel) nach Nordwesten ausgerichtet waren – im Unterschied zur sonstigen Ausrichtung von Nordwest nach Südost.103 Diese Umkehrung ist auf diesem Gräberfeld für alle Gräber mit größeren Abmessungen charakteristisch. M. Hanuliak hat einen Teil der Gräber mit der oben genannten Charakteristik in den älteren Bereich des Horizonts A gestellt.104 Einen Bestandteil des Halsschmucks stellen neben quer geteilten Perlen auch vier Millefioriperlen
Hrubý/Hochmanová/Pavelčík 1955, 68–69. Poulík 1948, 168, Taf. XLV,12. Ähnlich Ungerman 2005, 737. Staššíková-Štukovská/Plško 1997, 261, Taf. 21. Chropovský 1962, Taf. XIII. Vendtová/Rejholec 1963, 239, Abb. 2,11. Rejholcová 1995b, 25. Rejholcová 1995a 15, 16. Hanuliak/Rejholcová 1999, 36.
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dar. Wie bereits ausgeführt, kommen Millefioriperlen erst seit dem letzten Drittel des 8. Jahrhunderts vor – bis ungefähr zur Mitte des 9. Jahrhunderts.105 Für den Anhänger des Typs Těmice vom gleichnamigen Fundort wurden keine Fundumstände aufgezeichnet. Aus gestörten Gräbern stammt auch ein Sporenpaar mit breiten Schenkeln.106 Diesen Sporentyp hat Hrubý als Typ III bezeichnet und ihn für die jüngsten Sporen auf dem Gräberfeld gehalten. Dieser Typ wurde in „Na valách“ in Grab 86/51 vorgefunden, das laut der Fundumstände zum älteren Bestattungshorizont auf dem Friedhof gezählt werden kann.107 Daraus resultiert, dass Anhänger vom Typ Těmice sowohl in Mähren als auch in der Südwestslowakei in Grabkomplexen auftreten, deren Inventar sich sehr ähnelt und die daher in den gleichen Zeitraum gehören. Gleichzeitig wurde auch im Schatz Răducăneni ein Anhänger des Typs Těmice mit einem Ohrring mit beidseitiger Traube (Typ Dostál Abb. 8,8) – analog zu jenem aus Grab 226 in Čakajovce – gefunden. Das Depot enthält noch einen weiteren Ohrringtyp.108 Ein einziger Ohrring aus dem Schatz ist Ohrringen auf einigen heutigen slowakischen Gräberfeldern ähnlich – so Nitra-Lupka, Gräber 11 und 14,109 Trnovec nad Váhom, Gräber 141 und 238,110 und unlängst auch in Mähren wie in Olomouc-Slavonín, Prostějov Okružní ulice und dem Hügelgräberfeld Jarohněvice.111 In der tschechischen und slowakischen Literatur wurde für ähnliche Ohrringe, deren unterer Bogen mit aufgewickeltem Draht verziert ist, der Terminus „Ohrringe des Nitra-Typs“ etabliert. Die Datierung dieser Ohrringe hat sich auf die zweite Hälfte des 9. und den Anfang des 10. Jahrhunderts eingependelt112 – mit einer Fortdauer möglicherweise bis zur Bijelo-Brdo-Kultur.113 Der Ursprung der genannten Ohrringe wird auf dem Balkan gesucht.114 Ohrringe vom Nitra-Typ kamen insbesondere in der heutigen Südwestslowakei gemeinsam mit einem weiteren Ohrringtyp vor, der bis jetzt keiner der erwähnten Schmuckgruppen zugewiesen werden konnte.115 Für die Ohrringe (Typ Dostál Abb. 8,40) hat sich die Bezeichnung „Ohrringe mit Traubenanhänger“116 oder „Ohrringe
André 1973, 164. Dostál 1966, Taf. LVII,18–19. Vgl. Abschnitt I. 3. Teodor 1980, Abb. 1,1. Chropovský 1962, Abb. 20. Točík 1971, Taf. XXVII,20–21, XXX,13. Kouřil 2009, 174. Štefanovičová 1990, 218; Grigorov 2007, 23. Kouřil 2009, 177; ähnlich auch Langó 2012, 280. Štefanovičová 1990, 218–219; Kouřil 2009, 177. Ungerman 2005, 731. Ungerman 2005, 731.
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mit Filigranstern“117 eingebürgert. Die Exemplare werden überwiegend aus Silber, gelegentlich auch aus Gold, hergestellt wie in Grab 12/59118 vom Fundplatz „Na valách“. Ähnlich wie viele andere Ohrringe wurden diese zunächst an das Ende des 9. Jahrhunderts119 oder erst in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts120 datiert. Ungerman hat nachgewiesen, dass sich die erwähnten Ohrringe auch in Kontexten mit Funden befinden, die bereits im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts erschienen. Bei der Klärung der Chronologie spielt Grab 770 aus Čakajovce eine bedeutende Rolle.121 Die Fundsituation des Grabs 33/48, in dem auch die genannten Ohrringe gefunden worden sind, deutet ihr Vorkommen auch im jüngeren Bestattungshorizont an.122 Analoge Ohrringe erscheinen auch auf altbulgarischen Friedhöfen, wobei man dort ihre weitere Entwicklung bis hin zum 11. Jahrhundert vermutet.123 Ungerman suchte nach einer Inspirationsquelle für diese Ohrringe in Byzanz.124 Das Vorkommen eines Ohrrings vom Nitra-Typ im Schatz von Răducăneni und seine Kombinationen mit Ohrringen mit Traubenanhänger kann die Diskussion um deren ursprüngliche Vorkommen eröffnen. Die Schmuckstücke aus dem Schatz von Răducăneni stellen wahrscheinlich weitere Stilgruppen des Frauenschmucks dar, auf die man nicht nur auf dem Balkan, sondern auch in Südmähren und der heutigen Südwestslowakei wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts stößt. Eine konkrete Vorstellung gewinnt man dank seiner Existenz auch zu Anhängern des Typs Těmice und zu einigen Typen der Traubenohrringe, die mit den Begleitfunden wahrscheinlich in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts gehören. Gleichzeitig erfährt man einiges über die vielfältige Zusammensetzung der Schmuckstücke verschiedener Stilgruppen auf dem Balkan, wo sich damals das Bulgarische Reich erstreckte – z. B. Schmuckstücke des Nitra-Typs. Diese Stilgruppen spiegeln wahrscheinlich Kontakte zwischen mehreren Regionen wider, und sie verweisen zugleich auf die Vielfalt für die gesamte erste Hälfte des 9. Jahrhunderts, die auf dem Territorium des Mährerreichs aufeinandertrafen. Bemerkenswert ist auch, dass der Schatz keine Körbchen-, Trommel- oder Säulchenohrringe und auch keine Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung enthielt. Diese Typen von Ohrringen und Kugelanhängern kommen in Bulgarien im
Bujna und Co. 1990, 17; Rejholcová 1995a, 59. Hochmanová-Vávrová 1962, 225. Rejholcová 1995a, 59. Hrubý 1955a, 237. Ungerman 2005, 731–732 mit detaillierter Auflistung einzelner Gräber mit den Ohrringen des Typs Dostál Abb. 8,40. Grab 33/48 liegt im Planquadrat 8/D, in dem komplizierte stratigraphische Situationen dokumentiert wurden; vgl. Abschnitt I. 3. 4. c. Grigorov 2007, 20–21, Abb. 7,5–6. Ungerman 2005, 731.
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7. bis 11. Jahrhundert nicht vor.125 Ist das ein Indiz dafür, dass die Suche nach diesem Schmuck nicht in die richtige Richtung zielt? Woher kam der Impuls für die Pressblechkugelanhänger, die Säulchen- und Körbchenohrringe? Bei den Pressblechkugelanhängern wurde bereits geäußert, dass es zu ihrer endgültigen Gestaltung wohl in Südmähren gekommen ist. Unklar bleibt jedoch, woher die Ziermotive der Kugelanhänger und die Technologie der Verzierung kamen. Wie sich herausstellte, kommen die Pressblechkugelanhänger nicht in den ältesten Inventaren vor, und wir können diese deswegen – trotz verwandter Motive – nicht mit dem awarischen Kulturkreis verbinden. Die Analyse der Komplexe hat eindeutig ihre Verknüpfung mit den Säulchen- und Körbchenohrringen nachgewiesen, die ein völlig neues Element im bisherigen Juwelierwesen darstellen.
4 Die Inspirationsquelle der „neuen Schmuckwelle“ Vor der Beantwortung der Frage nach dem Ursprung der neuen Schmuckwelle sei kurz an die Widersprüche erinnert, die Datierung und Provenienz der Männerausrüstung und des Frauenschmucks begleiten. Bei der Auswertung des Grabinventars der „großmährischen“ Friedhöfe traten in der Forschung jahrzehntelang zwei Paradoxa auf. Das erste Paradoxon betraf die widersprüchliche Datierung der Fundgegenstände aus Männer- und Frauengräbern, worauf mehrere Forscher hingewiesen haben.126 Glücklicherweise gehört diese Diskrepanz allmählich der Vergangenheit an. Das zweite Paradoxon hängt mit der Suche nach dem Ursprung der Fundobjekte zusammen. Bei Garnituren der Männergürtel oder bei den Sporen hat man im Fränkischen Reich nach Ausgangspunkten gesucht, und man sucht immer noch danach. Profantová hat neben der Männerausrüstung auch Keramikfragmente von fünf böhmischen Fundorten, die sie zur Badorfer Keramik stellt, für einen Beweis fränkischen Einflusses angesehen.127 Im Zusammenhang mit den Kugelanhängern mit Glasmasse aus Grab 16 vom LumbeGarten auf der Prager Burg hat auch Z. Smetánka fränkische Impulse erwogen.128 Die Einflüsse aus dem Fränkischen Reich wurden des Weiteren im Zusammenhang mit dem „Herrenhof“ in Břeclav-Pohansko erwogen.129 Bei der Suche nach dem Ursprung des mährischen Schmucks zielten die Nachforschungen dagegen immer in Richtung Osten – auf den Balkan und nach Byzanz – oder nach Süden nach Aquileia oder Dalmatien.130 In westliche Richtung – zum
Grigorov 2007. Z. B. Bialeková 1979; Giesler 1980; Štefanovičová 2004; zuletzt Ungerman 2005, 708. Profantová 2001, 329; 2011. Smetánka 1994. Dostál 1988, 284; Macháček 2005, 106. Štefanovičová 2004, 394.
4 Die Inspirationsquelle der „neuen Schmuckwelle“
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Fränkischen Reich – hat man mit Ausnahme von J. Böhm beinahe überhaupt nicht geschaut.131 Der Widerspruch bei der Genese der Männer- und Frauenmode ist nicht weiter aufgefallen. Ist es aber möglich, dass die Quellen der Inspiration für die mährische Elite geographisch so unterschiedlich wären? Es sei nachfolgend versucht, die Möglichkeiten einer Inspiration vom Fränkischen Reich, das im 9. Jahrhundert auf einen wesentlichen Teil des europäischen Kontinents Einfluss nahm, nachzugehen. Wie bereits in der Einleitung dieses Kapitels ausgeführt, hat die Analyse der Grabinventare zwei wesentliche Schmuckgruppen nachgewiesen, die gegenseitig beinahe überhaupt nicht kombiniert worden waren. Zudem ist deutlich, dass Schmuckstücke der ersten Gruppe etwas früher vorkommen. Diese Feststellungen sind wichtig und können auf zwei unterschiedliche Quellen der Inspiration aufmerksam machen. Verschiedene Informationen gibt es zum Ursprung der älteren Kollektionen des Frauenschmucks. Zu ihm gehören am oberen Bogen verzierte und überwiegend aus Gold hergestellte Ohrringe, Traubenohrringe aus vier Kügelchen, Traubenohrringe des Typs Trilj und Lunula-Ohrringe132 sowie einige Typen goldener Kugelanhänger – entweder unverziert und auch mit Filigran oder Granulierung verziert – und wahrscheinlich auch einige Exemplare der Trommelohrringe, z. B. aus den Gräbern 193/51 und 77/48 in Staré Město „Na valách“. Zu den am oberen Bogen verzierten Ohrringen und Ohrringen mit vier Kügelchen kennen wir viele Parallelen von awarischen Gräberfeldern. Die Ohrringe gehen von byzantinischen Formen aus, die sich durchsetzten und im Umfeld des Awarischen Reichs beliebt waren. Damit werden ältere Thesen der Forschung zum byzantinisch (-awarischen) Ursprung des prunkvollen Frauenschmucks bestätigt.133 Angesichts einer Münze Konstantins V. im Frauengrab von Trilj, dessen Inventar den mährischen Funden nahesteht, lässt sich der Beginn von Bestattungen mit diesem Schmuck am Ende des 8. Jahrhunderts vermuten – wohl bis in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts. Bislang weiß man dagegen nichts über den Ursprung der „neuen Schmuckwelle“, die anhand der Analyse der Grabkomplexe ausgesondert wurde. Zu ihr gehören Typen von Ohrringen und Kugelanhängern, die zuvor nicht in der materiellen Kultur des betrachteten Gebiets vorkamen: Ohrringe mit ährenartiger Traube, Körbchen- und Säulchenohrringe sowie Kugelanhänger mit Pressblech-Verzierung. Zunächst hat man diesem Schmuck einen byzantinischen bzw. orientalischen Ursprung zugeschrieben,134 im Falle der Pressblechkugelanhänger auch heimische Fertigung vermutet.135 Der Ausgangspunkt wurde aber in Byzanz gesucht. Die Entwicklung in Byzanz seit Anfang des 9. Jahrhunderts ruft jedoch erhebliche Zweifel hervor, ob das Reich, das durch innere politisch-gesellschaftliche Probleme in Anspruch genommen war und eine kulturelle
Vgl. unten, S. 192. Vgl. III. 2. 1. Eisner 1947, 143; Szőke 1992, 862. Hrubý 1955a, 312. Hrubý 1955a, 309.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
Krise (Ikonoklasmus) durchlebte, die Wiege für den prunkvollen Frauenschmuck in Südmähren gewesen sein kann.136 Im 9. Jahrhundert besaß Byzanz keinen wesentlichen Einfluss auf Mitteleuropa. Am Ende des 8. und bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts war Byzanz an der erneuten Eingliederung von Regionen interessiert, über die man im 7. Jahrhundert die politische und administrative Kontrolle verloren hatte – insbesondere Bereiche im Kerngebiet wie z. B. die Peloponnes.137 Bemerkenswert ist ebenso, dass wir gerade aus diesem Zeitraum, in dem Byzanz die Inspirationsquelle für den Schmuck gewesen sein sollte, nur wenige Exemplare kennen.138 Eine große Variabilität byzantinischen Schmucks betrifft insbesondere das 7. Jahrhundert; Frauenschmuck aus dem 8. und 9. Jahrhundert kennt man beinahe überhaupt nicht – diesem Kunsthandwerk geht es erst am Ende des 9. und am Anfang des 10. Jahrhunderts wieder besser.139 Daher lässt sich erneut nach fränkischem Einfluss bei der Entstehung der „neuen Schmuckwelle“ fragen. Die meisten Archäologen haben dies längere Zeit abgelehnt. Einer der wenigen Archäologen, der sich verschiedenen Kultureinflüssen auf das Mährerreich bewusst war, ist J. Böhm. Seine Beobachtungen fasste er folgendermaßen zusammen: Bei den Funden, die wir in Gräbern, Massenfunden, bei Siedlungen und auch vereinzelt vorfinden, ist ersichtlich, dass an der materiellen slawischen Kultur bei uns früher auch einige Kulturkreise teilhatten, die zu dem Zeitpunkt in Europa eine große Rolle spielten. Bei Waffen und einigen Schmuckstücken, und zwar insbesondere bei der Kleidung, ist der Einfluss des nördlichen wikingischen und des westlichen karolingischen Kreises bemerkenswert. Nichtsdestotrotz war auch der Anteil des südlichen Kreises bedeutend, den wir gewöhnlich unter dem breiten Begriff ‚byzantinischer Kreis‘ zusammenfassen, obwohl sich darunter nicht nur der
Zástěrová 1991; Avenarius 1992, 44. Avenarius 1992, 42, 43. Einige Forscher machen auf die Tatsache aufmerksam, dass nichts so unbeständig ist wie kleine Schmuckstücke, die bei Bedarf nach Rohstoff für modischen Schmuck oder Münzprägungen eingeschmolzen werden; Le Goff 2011, 18. Bosselmann-Ruickbie 2011; Antonaras 2012, 126. Direkt aus dem byzantinischen Gebiet, d. h. dem heutigen Griechenland, sind keine umfangreicheren Schmuckkomplexe aus dem hier betrachteten Zeitraum (8. bis 9. Jahrhundert) bekannt. In einem anregenden Artikel wurden von drei griechischen Autoren die bisherigen Beobachtungen und Funde zur Bestattung im frühen Mittelalter zusammengefasst. Die von uns verfolge Zeit wird von den Autoren als „‚Dark age‘ (transitional) period (7th–9th c.)“ bezeichnet. Vom Fundplatz Milea unweit der Stadt Elassona in Thessalien wurden in Grab 87 mit Kügelchen verzierte Lunula-Ohrringe aus Bronze gefunden. Formal sind sie Exemplaren ähnlich, die man vom Gräberfeld „Na valách“ kennt; Polou-Papadimitiuou/Tzavella/Ott 2012, 396, Abb. 13,1. In diesen Zeitraum fallen auch Funde der Millefioriperlen von Agia Triada; PolouPapadimitiuou/Tzavella/Ott 2012, Abb. 10,3). Für den jüngeren Zeitraum des 10.–12. Jahrhunderts, der als „Middle Byzantine period“ bezeichnet wird, kommt ein reicheres Sortiment an Ohrringen und anderen Schmuckstücken vor. Es gibt darunter vom Fundort Parapotamos Analogien zu Körbchenohrringen mit drei Körbchen; Polou-Papadimitiuou/Tzavella/Ott 2012, Abb. 16,b; sie kommen auf dem Balkan im 10.–11. Jahrhundert vor; Langó 2014, Abb. 5,3.5.
4 Die Inspirationsquelle der „neuen Schmuckwelle“
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ferne Balkan und das ostgriechische Gebiet, sondern auch der nahe Osten verbergen. Die wichtige Frage lautet, welche Gegenstände dieser Richtung zugewiesen werden können. Gegenüber der allgemeinen Überzeugung, dass dies bei allen Schmuckstücken der Filigrantechnik wie Ohrringen, Kugelanhängern usw. gilt, wird neuerlich darauf hingewiesen, dass auch hier ein westlicher karolingischer Anteil vermutet werden kann. Die Beteiligung beider Welten wird erst durch weitere Untersuchungen sichergestellt, bei der die Aufteilung der Funde auf beide Gebiete verfolgt werden muss. Der westliche Anteil an ihrer Herstellung kann nicht bestritten werden; Geist und Stil dieser Produktion sind jedoch zweifellos östlich, wo auch in diskontinuierlich vorkommenden Funden wichtige Analogien vorhanden sind.140
In diesen Zeilen hat Böhm eine ganze Reihe von Problemen treffend benannt, welche die Suche nach dem Ursprung des mährischen Schmucks begleiten und mit denen man bis heute zu kämpfen hat. Das Kunsthandwerk entwickelte sich im Merowinger- und Karolingerreich beträchtlich. Aus schriftlichen Quellen sind einige Juweliere bekannt. Der bekannteste ist der heilige Eligius, der später zum Bischof wurde.141 Es steht fest, dass die Produzenten durch byzantinische Traditionen tief beeinflusst und zugleich inspiriert waren und aus ihr viele Techniken schöpften. Karolingerzeitliche Handwerker hatten sich sämtliche Goldschmiedetechniken einschließlich Granulation und Filigran gründlich angeeignet. Gleichzeitig brachten sie mitteleuropäische Traditionen und den Geschmack ein. Damals wurde der orientalisch-islamische Einfluss stärker. Auf dem Gebiet des Fränkischen Reichs waren wohl auch Goldschmiede aus Byzanz tätig; die Mobilität gewisser Gruppen wie Händler, Handwerker und Gebildete kam nie zum Erliegen und blieb recht intensiv. Filigran wurde in dieser Zeit zu einer beliebten Technik. Verwendet wurde sie nicht nur zur Herstellung konkreter Formen wie im Fall der Ohrringe, sondern auch als Verzierungselement. Eine besondere Vorliebe gewann sie auch in Skandinavien,142 das mit dem Fränkischen Reich Kontakte pflegte.143 Exakte Parallelen zu „großmährischen“ Schmuckobjekten lassen sich im Fränkischen Reich allerdings nicht finden. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Säulchenohrringen kann man bei Ohrringen verzeichnen, die in der deutschsprachigen Literatur als „Bommelohrring mit zylindrischem Mittelteil“144 oder als „Ohrringe mit Blechbommel“145 bezeichnet werden. Diese Ohrringe erinnern an Säulchenohrringe mit Blechsäule. Neben der Form haben westliche und mährische Ohrringe auch den Abschluss des unteren Ohrringbogens gemeinsam, der in unserer Literatur als S-Schleife bezeichnet wird –
Böhm 1941, 530. Vgl. Kapitel IV. Duczko 1972; 1985; Eilbracht 1999. Hofmann/Kamp/Wemhoff 2014. Stein 1967, 62, Taf. 89,14–15. Freeden 1979, 360–361.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
auf diesen Zusammenhang hat bereits Š. Ungerman aufmerksam gemacht.146 Sehr beliebt waren in der Merowinger- und auch in der Karolingerzeit Körbchenohrringe, die jedoch eine andere Form als in Mähren aufweisen.147 Die Art der Körbchengestaltung ist bei einigen Typen derjenigen sehr ähnlich, die bei den mährischen Körbchenohrringen vorkommt. Bemerkenswert ist wieder der gleiche Abschluss des unteren Bogens in Form einer S-Schlaufe wie bei den Säulchenohrringen. Bei einem Ohrringpaar mit neun Körbchen aus Grab 317/49 ist die gläserne Einlage von Körbchen umgeben (Taf. 11). Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befindet sich ein goldener Ohrring mit drei aus Filigran hergestellten Körbchen, der der mährischen Körbchenform ähnelt. Leider sind bei diesem Ohrring keine Fundumstände bekannt, sodass er chronologisch nicht eingeordnet werden kann. Vorläufig wird er anhand der Ähnlichkeit mit slawischen Ohr- bzw. Schläfenringen und mit späteren mährischen Körbchenohrringen in das 8. Jahrhundert datiert. T. Springer weist gleichzeitig auf die Ähnlichkeit der Verarbeitung des Ohrrings mit Körbchenohrringen aus dem 6. und 7. Jahrhunderts von merowingerzeitlichen Reihengräberfeldern hin.148
Abb. 3.3: Ohrring aus Töplitsch, Kärnten.
Ungerman 2005, 712 Anm. 7. Fingerlin 1974, Abb. 1,6. Spring 2014, 204–205.
4 Die Inspirationsquelle der „neuen Schmuckwelle“
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Bei der Frage nach dem Ursprung der Körbchenohrringe ist ein Ohrring aus dem österreichischen Töplitsch sehr interessant (Abb. 3.2).149 Es handelt sich um einen bemerkenswerten Ohrring, in dem einige Verzierungselemente und -techniken verknüpft sind. Der Ohrring besitzt die Form eines Halbkreises, der aus Filigrandraht gebildet und mit ebenfalls filigranen Mustern ausgefüllt ist – ähnlich wie Exemplare der Lunula- Ohrringe aus Grab 122/51 von Staré Město „Na valách“ und wohl auch den Konturen eines Ohrrings aus Grab 209/59 in Uherské Hradiště-Sady. An den beiden Seiten ist der Ohrring aus Töplitsch mit zwei Körbchen verziert – ähnlich wie die Trommeln bei Lunula-Ohrringen aus Blech. An dem Ohrring sind am gesamten unteren Umfang Ketten befestigt, so wie man es bei vergleichbaren mährischen Exemplaren der Lunula-Ohrringe kennt. Der Ohrring vereint einige bedeutende Elemente, die bei Ohrringen in Südmähren vorkommen. Man findet diese jedoch auch bei verschiedenen Typen – Ketten an Lunula-Ohrringen, Körbchen bei Körbchenohrringen und Formgestaltung aus Filigran bei Lunula-Ohrringen aus den Gräbern 122/51 und 209/59. Bezüglich der mährischen Funde ist auch die Datierung des Ohrrings aus Töplitsch besonders. St. Eichert hatte ihn an das Ende des 8. Jahrhunderts („um 780“) datiert. Parallel weist er auch analoge Ohrringe von bayerischen (Weismain) und österreichischen (Pitten, Steinberg – Dörfl) Fundplätzen der Zeit um 800 zu.150 Ohrringe mit Ketten sind Bestandteil des Vor-Köttlach-Horizonts. Laut einer neueren Studie können auch die slowenischen Exemplare der Ohrringe mit Ketten in den gleichen Zeitraum datiert werden.151 St. Eichert schließt einen byzantinischen Ursprung nicht aus, stößt jedoch auf das Problem, dass in diesem Zeitraum keine direkte Parallele existiert. Ähnliche Ohrringe beginnen im byzantinischen Gebiet erst seit dem 10. Jahrhundert vorzukommen, und Ketten erscheinen nur sporadisch. Es scheint, dass der Einfluss des byzantinischen Juwelierhandwerks als Inspiration für das merowinger- und karolingerzeitliche Juwelierhandwerk überschätzt wird. Es wurde nachgewiesen, dass z. B. die Emailtechnik im Westen entwickelt wurde und von hier aus nach Byzanz gelangte.152 Archäologen neigen zur Vorstellung, dass neue Schmucktypen aus dem Osten kommen müssten – aus Byzanz oder dem heutigen Russland. Solche Ansichten hingen vom Stand der Erkenntnis ab; gegenwärtig gibt es jedoch eine ausreichende Menge an belastbaren Indizien, dass viele neue Muster des Schmucks, aber auch Techniken ihren Weg vom Westen in den Osten gefunden haben. Eine ähnliche Situation können wir auch im Zusammenhang mit den silbernen Lunula-Anhängern des Typs Gnëzdovo oder mit Glöckchen finden.153
Eichert 2010, 53, Abb. 14. Eichert 2010, 56; 2012, 304; 2013, 422. Pleterski 2013, sl. 2: NO04. Langó 2010, 393. Sedov 2001, 339.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
In der materiellen Kultur des Fränkischen Reichs finden wir viele Fibeln, von denen hier Pressblechfibeln Interesse beanspruchen dürfen. Sie sind kreisförmig und sind nicht nur durch ihre Herstellungstechnik mit Gravur, sondern auch wegen der Motive interessant, die denen an Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung nahestehen. Auf den Fibeln kommen aus einer Perlschnur bestehende Pflanzen- (Rosette) oder Tier- (Hund, Vogel) oder Reitermotive154 vor.155 Viele werden als christliche Motive interpretiert (Rosette oder Reiter). Die Pressblechfibeln sind im östlichen Merowingerreich konzentriert, und mehrere Forscher verbinden sie mit der Christianisierung.156 Alle drei Artefakte erinnern an den mährischen Schmuck. Die „Bommelohrringe mit zylindrischem Mittelteil“ sind in der Form Ohrringen mit Blechsäule ähnlich. Westliche „Körbchenohrringe“ sind bezüglich der angewandten Technik den mährischen Körbchenohrringen ähnlich. „Pressblechfibeln“ ähneln bezüglich der Motive und der Verzierungstechnik entfernt den Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung. Diese Beispiele können Ungermans These vom „heimischen“ Ursprung des Frauenprunkschmucks unterstützen: Diese Hersteller, die anspruchsvolle Technologien der Schmuckherstellung beherrschten, haben dann in unserem Umfeld – auf einen direkten Auftrag der örtlichen Elite hin – begonnen, spezifische Schmucktypen zu produzieren, zu denen woanders genaue Analogien fehlen. Dabei haben sie die längst und auch danach (auf dem Balkan bis hin zum Höhenpunkt des Mittelalters) bekannten Konstruktionselemente wie Trommeln, Körbchen, Lunula und Ketten verwendet und kombiniert. Für den Hauptgrund der Unterscheidung des Veligrad-Schmucks von den woanders bekannten Typen halte ich den Fakt, dass sich die Hersteller an den Geschmack ihrer mährischen Abnehmer halten mussten, der von dem Geschmack im Mittelmeergebiet etwas abwich.157
Es gibt jedoch einige gewichtige Faktoren, die uns davor warnen, diese Schmuckstücke als Inspiration für das mährische Material zu halten. Eine Ableitung der Juweliertechnik bleibt problematisch, da die Technik an kein geographisches Gebiet gebunden ist. Ein weiteres Gegenargument ist die Datierung der Funde aus dem westlichen Mitteleuropa. Alle Schmuckstücke sind in das 7. Jahrhundert bis an den Anfang des 8. Jahrhunderts oder noch etwas darüber hinaus datiert.158 Interessant ist jedoch, dass aus einem Grab in Stuttgart-Bad Cannstatt ein Komplex goldener Bommelohrringe mit zylindrischem Mittelteil zusammen mit einer Pressblechfibel mit Vogelmotiv stammt, der von F. Stein zu Elitengräbern des 8. Jahrhunderts gestellt wurde.159 Interessant wirkt auch, dass die einzigen Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung, die im Fränkischen Reich in Matzhausen gefunden wurden, von Ohrringen mit Ketten und
Das Reitermotiv ähnelt der Falkner-Darstellung aus Mikulčice. Klein-Pfeuffer 1993, Taf. 87–88. Klein-Pfeuffer1993, 145; Spiong 2000, 105. Ungerman 2005, 717. Klein-Pfeuffer 1993, 145; Spiong 2000, 31. Stein 1967, Taf. 89,14.15.
5 Ergebnisse
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Pferdefiguren begleitet sind. Auch wenn kein direkter Beweis vorliegt, kann man annehmen, dass das karolingerzeitliche Kunsthandwerk einen gewissen Anteil an der Entwicklung eines Teils des prunkvollen Frauenschmucks in Südmähren besaß. Angesichts der historischen Umstände und der Atmosphäre am Hof Karls d. Gr. ist es wahrscheinlich, dass sich der Einfluss des Fränkischen Reichs nicht nur bei der Verbreitung des Christentums bei den Mährern, sondern auch in weiteren Bereichen bemerkbar machte – und einer davon war das Juwelierwesen.
5 Ergebnisse In den vorangehenden Abschnitten habe ich versucht, die Entwicklung des prunkvollen Frauenschmucks so zu präsentieren, wie es anhand der publizierten Gräberfelder möglich scheint. Es können drei Varianten der Kollektionen des Frauenschmucks unterschieden werden (Abb. 3.1; Taf. 35–37): – Die erste Variante stellen Ensembles dar, die insbesondere durch am oberen Bogen verzierte Ohrringe und kürbisförmige Kugelanhänger charakterisiert werden. Die Schmuckstücke des ältesten Horizonts gingen von byzantinischen Traditionen aus, die auch im awarischen Khaganat beliebt waren. Südmähren stand unter einem starken kulturellen Einfluss des Awarenreichs, was auch die materielle Kultur beeinflusste – unter anderem die Schmuckherstellung.160 Darüber hinaus erscheinen im ältesten Horizont viele Unikate, was eine bunte Vielfalt belegt. – Die zweite Variante – die „neue Welle“ – unterscheidet sich bis auf die mit Stachelverzierung verzierten Ohrringe und einige Typen der Lunula-Ohrringe markant von den vergangenen Ensembles. Es dominieren neue Muster der Ohrringe – Säulen-, Körbchenohrringe und Ohrringe mit ährenartiger Traube – sowie Kugelanhänger – mit gravierter Verzierung, silberne Kappenkugelanhänger und Kugelanhänger mit Doppelmantel. Trommelohrringe gewinnen neue Formen in der Gestalt von sechs bis sieben Trommeln, mit vier Trommeln und mit verschiedener Trommelverzierung. Bislang sind mit den neuen Ohrring- und Kugelanhängertypen keine am oberen Bogen verzierte Ohrringe und kürbisförmigen Kugelanhänger aufgetaucht. – Die Kontinuität der Kollektionen geht von der horizontalen Stratigraphie auf dem Gräberfeld „Na valách“ aus. Ausgehend von den nachvollziehbaren Änderungen bei den Ohrringformen und der Ziermotive bei den Pressblechkugelanhängern kann man – zusammen mit der stratigraphischen Situation – auch von einem dritten Typ der Schmuckkollektionen sprechen. In ihm fehlen insbesondere einige Typen der Säulchenohrringe und der Kugelanhänger – diejenigen mit Doppelmantel.
Eisner 1947; Profantová 1992, 655.
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III Entwicklung der Schmuckkombinationen
Es konnte gezeigt werden, dass neben der prunkvollen Gruppe auch unterschiedliche Ohrringe und Kugelanhänger Bestandteile der Mode des Frauenschmucks sind.161 Die Kollektionen deuten auf Variabilität des Frauenschmucks und Vielfalt der Impulse auf die Schmuckherstellung hin. Analogien zu einigen Typen der Ohrringe – z. B. des Nitra-Typs oder zu einigen Traubenohrringtypen findet man im Depot aus Răducăneni im nordöstlichen Rumänien. Die Schmuckstücke aus dem Depot sind auf dem Balkan verbreitet.162 Anhand einiger Grabkomplexe wurde nachgewiesen, dass diese Schmuckstücke in Südmähren und der heutigen Südwestslowakei bereits im Laufe der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts und nicht – wie bislang vermutet – erst in dessen zweiter Hälfte aufkamen. Die bislang bekannten Funde zeigen, dass bestimmte Schmuckgruppen nicht miteinander kombiniert wurden – z. B. kamen Ohrringe des NitraTyps nicht zusammen mit Ohrringen mit ährenartiger Traube vor – sondern eher mit Ohrringtypen mit Analogien auf dem Balkan. Eine bessere Vorstellung über diese Schmuckgruppen wird man durch Veröffentlichung und durch Vergleich von Kombinationen der Ohrringe gewinnen können. Zurück zum prunkvollen Frauenschmuck und seinem Ursprung. Die Schmuckstücke aus Südmähren lassen sich auf einige Inspirationsquellen zurückführen, was bereits die ältere Forschung vermutete. Die durch das awarische Khaganat vermittelte byzantinische Tradition stand am Beginn der Schmuckstücke für die mährische Elite; später begann man, sich an aus dem Fränkischen Reich stammende Vorbilder zu halten. Als eine Inspirationsquelle gilt die Juwelierkunst im Fränkischen Reich. Westliche Juweliere produzierten Säulchenohrringe, Körbchenohrringe und Kugelanhänger mit gravierter Verzierung. Vielleicht waren neben ihnen auch Goldschmiede aus Byzanz oder vom Balkan tätig, die die Elite mit ihren Schmuckstücken belieferte. Der detaillierte Vergleich einiger Typen der Traubenohrringe sowie Materialanalysen können künftig neue Erkenntnisse zum Ursprung des Frauenschmucks erbringen. Es würde das Verständnis von Entwicklung und Verbreitung verschiedener Stile erleichtern, wenn Kombinationen von Ohrringen auf dem Balkan besser bekannt wären. In absoluten Daten scheint die Entwicklung der Kollektionen folgendermaßen abzulaufen: – In den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts und im frühen 9. Jahrhundert trugen Frauen Schmuckensembles des ältesten Typs. – Rasch kam während der ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts eine „neue Schmuckwelle“ auf, die viele neue Typen von Ohrringen und Kugelanhängern mit sich brachte. Daneben wurden weiterhin einige Kugelanhänger und Ohrringe aus dem vorangegangenen Abschnitt verwendet.
Vgl. Abschnitt II. 2. 8. Teodor 1980, 421.
5 Ergebnisse
–
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Nach der Mitte des 9. Jahrhunderts kam es erneut zu einer Änderung der Ensembles – nun allerdings nicht mehr so prägend wie beim Beginn der „neuen Schmuckwelle“).
Es bleibt zu hoffen und zu erwarten, dass zukünftig die hier skizzierte zeitliche Entwicklung überprüft und verbessert werden kann.
IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks Viele heutige Historiker sind sich bewusst, dass die Suche nach Erklärungen des Geschehens in der Vergangenheit nie abgeschlossen und eindeutig bestimmt ist. Sie entwickeln sich unter verschiedenen Gegebenheiten und beruhen insbesondere auf einem ständigen Zugewinn neuer Fakten, dem Einsatz neuer Methoden und der beständigen Vertiefung der Erkenntnisse. Die hier vorgestellten Betrachtungen stellen einen Versuch dar, neue archäologische Erkenntnisse in den Kontext der Geschichte des frühmittelalterlichen Europas einzufügen. Sie streben an, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was der prunkvolle Schmuck für die damalige Gesellschaft bedeutete. Neue Erkenntnisse – nicht nur zur Chronologie des Schmucks selbst, sondern auch solche über die frühmittelalterlichen Juweliere – eröffnen hierzu weitere Möglichkeiten. Die Revision der Chronologie, die in den vergangenen Kapiteln beschrieben wurde, bedeutet ein deutlich anderes Bild Südmährens im frühen Mittelalter. Wie mehrmals erwähnt, hat man den Schmuck traditionell erst nach der Ankunft Konstantins und Methods und insbesondere mit der Entwicklung des Großmährischen Reichs in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts angesetzt, für die ein markanter Anstieg des Prestiges und der wirtschaftlichen Macht der Eliten vorausgesetzt wurde. Mittlerweile ist es zu Verschiebungen bei der Datierung einiger Fundkomplexe mit prunkvollem Frauenschmuck in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts gekommen. Die Analyse der Grabinventare erlaubt die Datierung einiger Gräber mit prunkvollem Schmuck inzwischen bereits an das Ende des 8. und den Anfang des 9. Jahrhunderts, wodurch sich die eingebürgerte absolute Datierung radikal ändert. Diese Änderung wirkt sich auf mehrere Bereiche aus. Neben der Korrektur der Datierung einzelner Fundobjekte betrifft sie auch die Datierung der Kirchen, wodurch viele Fragen aufgeworfen werden, auf die sich nicht sofort Antworten finden lassen. Die Suche nach neuen Erklärungen wird langwierig sein. Die neuen Datierungen und die Unterscheidung zweier markanter Phasen des prunkvollen Schmucks – aus der Tradition des awarischen Khaganats erwachsene Schmuckstücke und die „neue Schmuckwelle“ – werfen viele Fragen auf. Was verbirgt sich hinter den neuen Feststellungen, was sagen sie aus? Man kann hierbei verschiedene Problembereiche unterscheiden: – Der erste hängt mit den Eigentümern bzw. Auftraggebern des Schmucks zusammen. Wer erwarb den prunkvollen Schmuck? Woher hatte er die Mittel zu seinem Erwerb? Oder war es die Entlohnung für eine Dienstleistung, oder ein Geschenk? – Der zweite Themenkreis hängt mit Fragen zusammen, auf welche Art und Weise der Schmuck auf das Territorium des mährischen Fürstentums kam und woher. Geschah dies durch Handel oder einheimische Fertigung, oder handelte es sich um Tauschobjekte bzw. Geschenke? https://doi.org/10.1515/9783111030265-004
1 Schmuckherstellung
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Die letzten Fragen sind mit den Herstellern der Produkte verbunden. Wer hat diese Schmuckstücke hergestellt? Woher kam er? Welche Stellung und Beziehung hatte er zur lokalen Elite? Nicht zuletzt sollte man fragen, welche Rolle Schmuck und Luxus generell in dieser Gesellschaft hatten. Allein durch die Klärung vieler, unterschiedlicher Erscheinungen und Zusammenhänge lassen sich diese Betrachtungen weiterführen. Bei der Suche nach Antworten sollen Erkenntnisse von Kulturanthropologen und Soziologen genutzt werden, weil der Gebrauch von Schmuck ein Phänomen ist, das sich vom Beginn der menschlichen Gesellschaft an beobachten lässt.
1 Schmuckherstellung Von den vielen Problemen, die hier unterbreitet wurden, soll zuerst auf diejenigen Fragen eingegangen werden, welche die Schöpfer des Schmucks – die Juweliere – betreffen. In den letzten Jahren kamen zum Thema „Arbeit und Handwerker im frühen Mittelalter“ eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse von Historikern hinzu. Besonders interessante Betrachtungen stellte der französische Mediävist Jacques Le Goff an,1 der mentale Veränderungen bezüglich der Handwerksarbeit und des technischen Fortschritts im 5. bis 10. Jahrhundert untersuchte. Seine Erkenntnisse sind auch für das hier verfolgte Thema interessant und können zu neuen Betrachtungen über die Rolle des prunkvollen Schmucks im Mährerreich und ebenso über seinen Ursprung anregen. Die Christianisierung, die einige weitere Fragenkreise verbindet wie z. B. Änderungen in den sozialen Beziehungen, die Stellung der Frauen und Kinder oder die politische Organisation der Mährer, darf ebenfalls nicht unberücksichtigt bleiben. Die aufwendigen Frauenschmuckstücke, die in südmährischen Gräbern gefunden worden sind, weisen eindeutig auf einen oder mehrere spezialisierte Juweliere hin. Es existieren leider keinerlei schriftliche Nachrichten zu Goldschmieden aus diesem Umfeld, und so muss man sich mit Berichten aus fränkischen und gegebenenfalls aus byzantinischen Quellen befassen. Bislang haben sich einige Archäologen mit der gesellschaftlichen Stellung der Juweliere befasst;2 die archäologischen Quellen können jedoch viele Fragen nicht beantworten. Archäologisch können wir Juwelieren mittels ihrer Gräber näherkommen, die im Laufe des frühen Mittelalters in verschiedener Häufigkeit vorkommen. Einige solcher Gräber stammen aus der Merowingerzeit, eine größere Anzahl aus den Zeiten des awarischen Khaganats im Karpatenbecken und erneut während der Wikingerzeit in Skandinavien.3 Es wurden
Le Goff 1984. Klanica 1974; Steuer 1982, 479; Turčan 1984, 484; jüngst Rácz 2013. Steuer 1982, 478; Henning 1991; Tobias 2021.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
dabei markante Differenzen bei der Grabausstattung bemerkt, weswegen zunächst diskutabel bleibt, wen die Gräber tatsächlich präsentieren und welchen Status die Handwerker in der damaligen Gesellschaft4 besaßen. In Südmähren wurde dagegen bis jetzt kein Grab gefunden, das in den Zeitraum des Mährerreichs zu datieren wäre; die Forschungen erbrachten jedoch einige Befunde zum Juwelierwesen.5 Weitergehende Erkenntnisse zu Veränderungen im Verhältnis von Handwerkern und Handwerksarbeit im frühmittelalterlichen Europa erbrachten die Untersuchungen Le Goffs. Dank seiner Untersuchungen verfügt man gegenwärtig über umfassendere Kenntnisse zu Juwelieren. Er untersuchte Veränderungen der sich formenden christlichen Gesellschaften bezüglich der handwerklichen und intellektuellen Arbeit, zu denen es im Verlaufe des Frühmittelalters kam. Aus spätantiken und frühmittelalterlichen Quellen gewann er Erkenntnisse zum zwiespältigen Verhältnis zur Arbeit, das auch das Christentum übernahm und mit dem sich die Kirche nach und nach abgefunden hatte. Diese Ambivalenz spiegeln auch die Evangelien wider, in denen sich einerseits Texte mit Empfehlungen, nach dem Beispiel der Lilien auf dem Feld und der Vögel unter dem Himmel nicht zu arbeiten (Mt 6,26–30; Lk 12,27–28), und andererseits Texte des Apostels Paulus (2. Thess 3,10) befinden, die die Menschen dazu auffordern.6 J. Le Goff meint, dass es gerade im Laufe dieser Periode zu markanten Umbrüchen im Verhältnis zur Handwerksarbeit kam. Zunächst wurden spezialisierte Handwerke verdrängt, um später wieder aufgewertet zu werden. In schriftlichen Quellen zwischen dem 5. Jahrhundert bis zum Beginn des 8. Jahrhunderts kommen Handwerker auf verschiedenen gesellschaftlichen Stufen vor – als Sklaven oder Unfreie, dabei jedoch hochgeehrt. In der Lex Burgundionum sind z. B. Bußen im Falle der Tötung (Wergelder) verschiedener Handwerker abgestuft angegeben – so werden für einen Zimmerer an seinen Herrn 40 Solidi, für einen Schmied 50 Solidi, für einen Silber verarbeitenden Juwelier 100 Solidi und für einen Goldschmied 150 Solidi bezahlt.7 Nach und nach ändert sich dieses Verhältnis zur Arbeit,8 und Juweliere sind auch im Umkreis des Adels und sogar unter Klerikern anzutreffen.9 Hierbei besaß die Entstehung des Benediktiner-Ordens einen positiven Einfluss.10 Belege liefert auch die hagiographische Literatur, welche Zeugnis über die vielfältige Tätigkeit der Mönche ablegt. Diese veränderte Einstellung charakterisiert auch das Motto der Benediktiner: „bete und arbeite“ (ora et labora). Aus dem 7. Jahrhundert ist die Lebensgeschichte eines aus einer höheren gesellschaftlichen Schicht stammenden Goldschmieds bekannt. Es ist der heilige Eli-
Rácz 2013, 379. Zuletzt Galuška 2013, 106–167. Le Goff 1984, 63. Le Goff 1984, 65. Le Goff 1984,66–73. Blaich 2005, 114. Le Goff 1984, 69–70.
1 Schmuckherstellung
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gius († 659/660), Bischof von Noyon, der auch als Patron der Goldschmiede bekannt ist.11 Aus der Legende erfährt man, dass er in eine christliche gallorömische Familie geboren wurde und sein Vater ihn zur Lehre zu einem Goldschmied namens Abbo schickte. Das überlieferte Leben des heiligen Eligius ist aus vielerlei Hinsicht wichtig. Sie deutet an, dass dem Goldschmiedehandwerk eine lange Ausbildung voranging, die sich nicht jeder erlauben konnte und dass dieses Handwerk wahrscheinlich nicht ausschließlich vom Vater an den Sohn vererbt wurde, wie oft behauptet wird. Es ist demnach wahrscheinlich, dass Juweliere Leute mit höherer Ausbildung gewesen sind. Die Ausbildung konnte sich nur derjenige leisten, der über stabile Finanzmittel während der gesamten Lehrzeit verfügte. Es ist möglich, dass Juweliere in die Stellung eines unfreien Menschen gerieten, ursprünglich aber einer vermögenden und gebildeten Familie angehört hatten. Die spezifische Ausbildung im Handwerk trug zur Aussonderung der „heiligen Handwerkskünste“ bei, zu denen neben dem Schmiedehandwerk12 auch die Juwelierkunst gehörte.13 Juweliere werden für ihre Arbeiten an Reliquiaren, an der Verzierung der Kirchen, aber auch an kleinen liturgischen Schmuckstücken geehrt.14 J. Le Goff betont, dass im Mittelalter beinahe alle menschlichen Tätigkeiten mit der Religion verknüpft waren und an religiöse Zwecke angepasst wurden. Im 8. bis 10. Jahrhundert bildete das Christentum in Westeuropa eine Religion, in deren Rahmen nahezu die gesamte intellektuelle Ausstattung der Menschen gestaltet wurde – Wortschatz, Gedankenwelt, ästhetische und moralische Normen.15 Mit dem gleichen Konzept wurde das Christentum auch in den neu christianisierten Gebieten vorgestellt und durchgesetzt, d. h. auch im Mährerreich. Anhand der vorliegenden Belege ist anzunehmen, dass der Juwelier oder die Juweliere, die den Schmuck in Südmähren produzierten, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten bei erfahrenen Meistern erwarben. Sie stammten wahrscheinlich aus einer Schicht, die einen gewissen gesellschaftlichen und auch wirtschaftlichen Status aufrechterhielt.16 Angesichts des Aufwandes der Produktion und Qualität der ersten Schmuckkollektionen dürften ihre Produzenten viele der Techniken aus Gebieten mitgebracht haben, in denen diese bereits eine lange Tradition hatten.
Zu Eligius vgl. Vierck 1974. Eliade 1957. Le Goff 1984, 68–69. Aus der Chronik des Mönchs von Sasau aus dem 12. Jahrhundert stammt die Erwähnung der handwerklichen Fertigkeiten des Abts Božetěch: Sed quia tu, abba, bene nosti sculpere et tornare, per sanctae obedientiae nostrae praeceptum ob diluendam culpam tuam, quam ex contumacia tua praesumptuose perpetrasti, tibi praecipimus, quatinus tuae longitudinis et latitudinis magnum mensuram crucifixum factum; Continuatio Monachi Sazaviensis, ed. Emler, 249–250. Le Goff 1984, 72. J. Le Goff 2011, 23, weist darauf hin, dass in frühmittelalterlichen Quellen Berichte über „reiche“ Menschen nur vereinzelt vorkommen und mit diesem Wort eher mächtige Menschen bezeichnet werden, die über gesellschaftlichen Einfluss verfügen.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
2 Schmuck und Gesellschaft In den folgenden Zeilen soll das Thema der Schmuckproduzenten beiseitegelassen und die Aufmerksamkeit ihren Erzeugnissen – den Schmuckstücken – zugewendet werden. Das Augenmerk gilt der Rolle von Schmuck in der Gesellschaft und dem Luxus bzw. Prunk, dessen unteilbaren Bestandteil Schmuck darstellte. Dazu gibt es mehrere Arbeiten, wobei als Grundlage die Studien zweier Soziologen – Georg Simmel und Gilles Lipovetsky – dienen sollen. Viele Religionen einschließlich des Christentums sind mit Prunk und Schönheit verbunden, die durch Schmuck aus Edelmetallen und Edelsteinen präsentiert werden. Mehrere Forscher aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen betonen, dass diese Funktionen kumuliert werden. Schmuck ist nicht allein ein persönlicher Prestigegegenstand, sondern besitzt in den Vorstellungen vieler Menschen auch die Fähigkeit, die religiöse Welt zu durchdringen und seinen Besitzern göttlichen Schutz vor Gefahren zu gewährleisten. Werkstoff und Motive des Schmucks weisen auf seine ursprüngliche Funktion als Talisman und Glücksbringer hin. Motive der Schmuckstücke und ihre Darstellungen an Statuen der Gottheiten ermöglichen ihre Verbindung mit der religiösen Sphäre in der Gestalt von Amuletten. Einige Schmuckformen wurden auch mit konkreten Gottheiten in Verbindung gebracht – so waren z. B. in den Kulturen Vorderasiens kreisförmige Anhänger mit einem Stern oder einer Rosette verbreitet, die mit der Göttin Ischtar/Inanna verbunden wurden.17 Für Schmuck und Amulett kennen einige Sprachen ein und dieselbe Bezeichnung.18 Laut einigen Forschern ist die ursprüngliche Schutzfunktion des Schmucks zwar nicht völlig verlorengegangen, nach und nach trat jedoch die Funktion als Zeichen oder Symbol mit dem Ziel einer Differenzierung der Träger und der Betonung ihrer Persönlichkeit in den Vordergrund. Im Lateinischen hat man für den Schmuck oder das Zierstück auch den Begriff ornamentum verwendet.19 Im Althochdeutschen (8. Jahrhundert) war das Wort zieri (ziaridu, ciarida) – Schmuck (in der Bedeutung als Zierde), Auszeichnung (Schmuck, Auszeichnung) als ornatum, muliebra glossiert.20 Georg Simmel sieht im „sich zieren“ und somit in der Bemühung „zu gefallen“ zwei gegensätzliche Tendenzen, die sich überlappen, einander beeinflussen und Beziehungen zwischen Einzelpersonen ermöglichen. Es ist der Wunsch, anderen Freude zu bereiten, und die Freude und die Fähigkeit zu gefallen soll rückwirkend auf uns wirken und das Ansehen unserer Persönlichkeit stärken.21 Der Mensch ziert sich mit schöner Kleidung, mit der Frisur oder auch mit Schmuck. Schmuck nimmt jedoch unter den Zierstücken eine besonders markante Stellung ein. Schmuck charakterisiert
Rehm 2001, 191. Jungbauer 1936, 1255. Ornamentum, pl. ornamenta – Abzeichen; Willers 2000. Seebold 2001, 336. Simmel 1992, 414.
2 Schmuck und Gesellschaft
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und erweitert den Eindruck der Persönlichkeit, weil er beinahe wie etwas wirkt, was aus ihr ausstrahlt. Deswegen waren glitzernde Metalle (seit ihrer Entdeckung in der Steinzeit) und Edelsteine das Hauptmaterial bei der Schmuckgestaltung. Schmuck wird oft durch eine Wertsache oder einen sehenswerten Gegenstand gebildet. In Bezug auf die Subjekte ist er die Synthese des Besitzes (etwas zu haben) und der Selbstdarstellung (jemand zu sein). Schmuck wurde auch zu einem Mittel, die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Status zu symbolisieren.22 Schmuck ist Bestandteil des breiteren Phänomens von Luxus. Der Blick auf die Geschichte des Wortes luxus im Griechischen und im Lateinischen bringt eine interessante Erkenntnis. Im antiken Griechenland hat man für Prunk meistens den Begriff ἡ χλίδή/hé chlidé verwendet, der gleichzeitig weitere Bedeutungen besaß. Auf der einen Seite hat man unter diesem Begriff wunderbare, qualitative, zerbrechliche, delikate Dinge verstanden wie z. B. ein wunderschönes Kleid, eine aufwendige und wunderschöne Verzierung – d. h. das, was man als „außerordentlich“ charakterisieren kann. Auf der anderen Seite wurde dieser Begriff auch als „Frechheit“, „Unverschämtheit“ und „Arroganz“ verstanden.23 Für Prunk oder Luxus kam auch das Wort ἡ τρυφή/hé tryfé vor, das „Pracht“ und „Bequemlichkeit“, aber auch „Hochmut“, „Stolz“ oder „Hoffart“ bezeichnete.24 Im Lateinischen stoßen wir auf den Terminus luxuria und auch luxus, was „Üppigkeit“ oder „Prasserei“ meinte. Sehr oft kamen diese Ausdrücke in Reformpredigten gegen den Prunk der Kirche vor – oder auch von den Begriffen sumptuus, sumptuosus als „aufwendig“ und „verschwenderisch“ abgeleitete Worte. Für Prunk hat man im Lateinischen einen anderen Begriff verwendet: lautitia.25 Aus der Übersicht der Begriffe, die das Wort Luxus von der Antike bis zum das Mittelalter begleiten, resultiert eine doppeldeutige Wahrnehmung von Luxus. Einerseits verbirgt sich hinter Luxus etwas Wunderschönes, Delikates oder Einzigartiges; gleichzeitig besitzt das Wort auch die Bedeutung von Prasserei oder Gefallsucht. Luxus bzw. Prunk oder das Phänomen des Überflusses bzw. der Verschwendung des Reichtums beschäftigt seit langer Zeit – bereits über zweieinhalbtausend Jahre – Philosophen wie Sokrates und Platon sowie seit der Entwicklung der Sozialwissenschaften auch Soziologen wie T. Veblen,26 M. Mauss und N. Elias. Über lange Zeit durchlief der Prunk in der Geschichte erhebliche Änderungen, behielt jedoch sein bedeutendes gesellschaftliches Gewicht. Soziologen haben gezeigt, dass Prunk eine sehr wichtige Rolle in allen Wirtschaftssystemen der menschlichen Gesellschaften spielt – von Jägern und Sammlern bis hin zu hoch stratifizierten Gemeinschaften.27 In staatlichen Gesellschaften beginnt der Luxus, sich in anderen Kategorien zu äußern, und es
Simmel 1992, 420. Liddell/Scott 1940. Menge 1973, 696. s. v. lautita. In: Latinitatis medii aevi 2016, Band 19, 424. Veblen 1958. Lipovetsky/Roux 2003, 22–29.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
dominiert persönliches Prestige. Man kann jedoch die Frage stellen, ob nicht gerade Prunk zur Formung des Staates beitrug – ob nun bereits bei den antiken oder den frühen mittelalterlichen. Lipovetsky versuchte in seiner Arbeit nicht, die Entstehung von Staaten in Abhängigkeit vom Prunk zu beantworten, auch wenn er ihm am Beginn der menschlichen Kultur eine wesentliche Gewichtung zuschrieb. Er stellte lediglich fest, dass die Entstehung von Staaten und die Aufteilung der Gesellschaft in Klassen einen Durchbruch in der Geschichte des Luxus darstellte. In einem bestimmten Moment hörten Reichtum und Überschuss auf, Gegenstand der Aufteilung zu sein; sie wurden zum Ziel von Konzentration und Hierarchisierung. Auch die Elite der Gesellschaft selbst begann sich zu differenzieren, und nach und nach kam es zu einer Aufteilung des Luxus in einen religiösen und einen weltlichen.28 Ist es möglich, dass Prunk zur Formierung politischer Gebilde beitrug? Eine Lösung kann man in Betrachtungen von N. Elias finden, der zwar diese Frage nicht direkt stellte, sie aber bei der Untersuchung des „Prozesses der Zivilisation“ berührte.29 Lipovetsky hielt Religion in enger Verknüpfung mit dem Luxus für die Bewegungskraft bei der Entstehung von Staaten.30 Ähnlich wie die Götter im alten Orient wurde auch Christus gefeiert und mit den prächtigsten Gegenständen „versorgt“ – mit wunderschönen Kleidern und großartigen Sakralbauten, die mit den besten Materialien verziert waren. All diese Gegenstände – festere Bauten aus Stein, reiche Gewänder, prunkvolle Objekte – begann auch die weltliche Elite getreu nachzubilden. Für die höchsten Spitzen dieser Elite entstand ein neues Bedürfnis – sich durch die äußere Erscheinung von der rangniederen und schwächeren Gefolgschaft abzusondern. Sie begannen, ihr Status nicht nur durch bessere Kleidung und Schmuck, sondern auch durch Gebildete und Priester, durch aufwendige Gastmahle und Jagden zu präsentieren.31 Lipovetsky sieht in diesen Aktivitäten eine ostentative Vergeudung zur Bestätigung der Ehre und des Prestiges, ähnlich den aufwendigen Spenden in einfachen Gesellschaften.32 Elias hat jedoch auch darauf hingewiesen, dass im frühen Mittelalter die Höfe der Feudalherren dank dieser Aktivitäten zu Orten wurden, wo nicht nur Reichtum und Vermögen, Handwerker und Händler mit Luxuswaren, sondern auch insbesondere das intellektuelle und kulturelle Geschehen akkumuliert wurden. Unter intellektueller und kultureller Tätigkeit ist die Konzentration gebildeter Kleriker zu verstehen, die sich mit Vermögensverwaltung und dem Abschreiben von Büchern befassten sowie die wandernden Dichter und Sänger, die das Prestige des Hofs steigerten. Dadurch zog der Hof eines reichen Magnaten eine Gemeinschaft von Menschen an, die allmählich in gewisse Abhängigkeit von ihrem Herrn gerieten, gleichzeitig jedoch auch ein
Lipovetsky/Roux 2003, 31–38. Elias 1997. Lipovetsky/Roux 2003. Elias 1997, 99. Lipovetsky/Roux 2003, 46–49.
2 Schmuck und Gesellschaft
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Gefühl der Zugehörigkeit gewannen.33 Auch wenn Elias sein Werk bereits in den 1930er Jahren geschrieben hat, sind viele seiner Betrachtungen auch heutzutage inspirativ. Zum besseren Verständnis der Verhältnisse im frühen Mittelalter trug auch die Untersuchung durch die Kulturanthropologie bei. Dank ihr haben Historiker mit neuen Ansichten einige Themen aufgegriffen, bei denen mit traditionellen historischen Methoden keine neuen Impulse mehr möglich waren wie z. B. die Erforschung der Verwandtschaft und Familie. Oder es sind dadurch in der Historiographie neue Themen aufgekommen, die bisher von den Historikern nicht erforscht wurden wie z. B. das Thema Spende, Ritual usw. Kann man die erwähnten theoretischen Kenntnisse auch auf den Untersuchungsgegenstand anwenden? Werden sie zu seinem besseren Verständnis beitragen? Den prunkvollen Frauenschmuck, genauer gesagt einige Ensembles, kann man als eine herausragende Äußerung des Luxus in der damaligen Gesellschaft betrachten. Kann man ihn gleichzeitig auch als Widerspiegelung gesellschaftlicher Veränderungen verstehen? Was war die Ursache dieser recht raschen Wende? Wie sind die Zierstücke in die Hände der Frauen und Mädchen gelangt? Wer initiierte ihre Distribution? Führte der Prozess zur Entstehung der Nobilität? Dies alles sind Fragen, die man zwar nicht genau beantworten, für die man aber mögliche Erklärungen suchen und ein Interpretationsmodell schaffen kann. Im letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts sind für Zentraleuropa die Kriege Karls d. Gr. gegen das awarische Khaganat von Bedeutung. Die im Khaganat, aber auch in seiner Nachbarschaft siedelnden Slawen kamen in Kontakt mit dem entwickelteren karolingischen Umfeld, und möglicherweise traten sie bereitwillig in die Dienste fränkischer Großer. Kontakte mit den Herzögen Karl d. Gr., denen sie militärische Dienste leisteten, standen wahrscheinlich am Anfang der Transformationen. Die Änderungen spielten sich auf zwei Ebenen ab – einer inneren und einer äußeren. Die äußere stellte die Übernahme fränkischer Kleidung und Ausrüstung dar,34 deren Spuren man im archäologischen Material in Gestalt der Waffen, Sporen und Gürtelbeschläge findet. Neben diesen äußeren Erscheinungen haben die Slawen neue Konzepte und Ideen über gesellschaftliche Beziehungen übernommen, die sie durch Kontakte mit dem Fränkischen Reich gewonnen hatten. Dies alles ermöglichte wahrscheinlich Impulse für die Formierung neuer sozialer Beziehungen.35 Zusammen mit den neuen Verhältnissen hat sich in der Gesellschaft auch das Gefühl einer Zusammengehörigkeit und somit einer Identität geformt.36 In der Karolingerzeit führte der Kontakt mit dem Fränkischen Reich zu einem steten Zivili-
Elias 1997, 88. Třeštík 2001,110. Steuer 2006, 233. Štefan 2014, 146. Die Kugelanhänger wurden bereits mehrfach als Identifikationssymbol angesehen, welches die Mährer gewählt hatten; zuletzt auch Chorvátová 2009, 16–17.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
sationsaufstieg, was durch die Entwicklung sämtlicher am Rande des Reichs lebender gentes dokumentiert werden kann.37 Archäologisch hat sich diese Änderung im slawischen Umfeld wahrscheinlich in Form reicher Männergräber mit Sporen des Typs Biskupija-Crkvina und Schwertern bemerkbar gemacht. Gräber mit ähnlicher Ausstattung kommen nicht nur auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens, sondern auch in Südmähren (Staré Město „Na valách“), in Mittelböhmen (Stará Kouřim) und in der Südwestslowakei (Ducové) vor. Dazu kann man auch reiche Frauengräber stellen, wie z. B. das Grab in Trilj oder einige Gräber von Staré Město „Na valách“, „Špitálky“ und auch Uherské Hradiště – Sady. Es fehlen leider schriftliche Quellen zu diesem Prozess. Teilweise lässt er sich in Quellen zum Save-Gebiet aufspüren. Dort tritt Vojnomír markant hervor, der in die Dienste des Markgrafen Erich von Friaul (reg. 789–799) getreten war und diesem geholfen hatte, den Schatz des Awarenrings zu erwerben. Vojnomír kannte die Verhältnisse im awarischen Reich wahrscheinlich sehr gut. Historiker halten ihn für einen Überläufer, der nach seiner Flucht vor den Awaren beim fränkischen Markgrafen Zuflucht gefunden hatte.38 Trotz des Fehlens schriftlicher Quellen kann man dieses Modell als eine Möglichkeit auch für Südmähren in Betracht ziehen. Wichtige Änderungen setzten dort wahrscheinlich ein, bevor die Mährer zum ersten Mal 822 in den schriftlichen Quellen vorkommen. Diese Idee ist allerdings nicht neu. Sie taucht sowohl in der archäologischen als auch in der historischen Literatur bereits seit längerem auf,39 und zuletzt wurde sie detailliert von D. Třeštík weiterentwickelt.40 Třeštík ging bei seinen Betrachtungen von den Erkenntnissen der Archäologie aus. Er stützte sich auf die Existenz von Burgen an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert, welche die Machtzentren der entsprechenden Gebiete bildeten, sowie auf reiche Gräber aus dem heutigen Kroatien und auch aus Südmähren.41 Die hier vorgelegte Analyse der Gräber mit Frauenschmuck widerspricht dieser Vorstellung nicht. Wenn meine Vermutung – die Datierung einiger Gräber aus Staré Město „Na valách“ in das letzte Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts – richtig ist, begannen die gesellschaftlichen Veränderungen bereits im Laufe der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts.42 Es lässt sich noch nicht einschätzen, wie weit die Transformation der Sozialbindungen fortgeschritten war. Man weiß nicht, wer der Lieferant des Schmucks war bzw. wer über ausreichende Mittel zur Herstellung der prunkvollen Ensembles für Frauen und Mädchen verfügte. Waren es ihre Ehemänner und Väter, die den Schmuck als Entlohnung für die Teilnahme an Kriegszügen gegen die Awa-
Štefan 2014, 146. Třeštík 2001, 65–67; Pohl 2002, 319; Steinhübel 2004, 50–51. Z. B. Poulík 1960, 53. Třeštík 2001, 107–126, insbes. 112. Třeštík 2001, 110. Ein Ausdruck dieser Veränderungen kann auch der Übergang zur Körperbestattung sein.
3 Schmuck und Taufe
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ren vom mächtigsten Anführer erhielten? Ist die Änderung der Sozialbeziehungen so weit fortgeschritten? Es ist nicht direkt belegt, aber auch nicht auszuschließen. Daneben gibt es noch eine weitere Möglichkeit, wie die prunkvollen Kollektionen den Weg zu ihren Trägerinnen finden konnten: es sind Gaben. Beide Möglichkeiten mögen sogar nebeneinander bestanden haben. Seit der Schrift von M. Mauss wurde die Institution der Gabe, die eine wichtige Rolle in archaischen Gemeinschaften spielte, detailliert erklärt.43 Mehrere Arbeiten haben die Bedeutung der Gabe auch im frühen Mittelalter nachgewiesen. Die Gabe war ein wichtiger Bestandteil der Politik der Merowinger- und Karolinger-Dynastie beim Formen neuer politischer Beziehungen.44 Die Beziehungen zwischen Herrscher und Nobilität waren beidseitig. Man ging vom Prinzip der Reziprozität aus, und es wurden Geschenke gewährt.45 Beim Militärdienst konnten sie Schwerter oder aufwendige Sporen darstellen. Gleichzeitig konnten auch Schmuckstücke für die Familie des Kriegers Bestandteile einer Gabe sein. Die Gaben waren auch ein wichtiges diplomatisches Mittel bei der Gewinnung von Einfluss in Nachbarregionen.46
3 Schmuck und Taufe Eine besondere Rolle spielten die Gaben auch bei der Taufe. Gerade diese Situation ist für unsere Auslegung von großer Bedeutung. Aus den schriftlichen Quellen sind einige Erwähnungen erhalten geblieben. In den Annalen des Fränkischen Königreichs findet sich zum Jahr 796 die Erwähnung eines gewissen Tudun, der mit einem Großteil der Awaren zu Karl d. Gr. gekommen war und sich ihm unterworfen hatte. Gleichzeitig wurden er und sein Volk getauft und durch Gaben geehrt.47 Aus derselben Quelle erfahren wir auch von einer ähnlichen Praxis bei der Taufe des dänischen Königs Harald Klak († ca. 846) und seiner Frau zusammen mit vielen seiner Leute im Jahr 826. Ähnlich wie Tudun wurde auch er mit vielen Gaben beschenkt.48 Ähnliches verzeichnete Christian in der Legende vom „Leben des heiligen Wenzels und der hei-
Mauss 1968. Curta 2006, 698–699; 2013. Třeštík 2001, 141. Wamers 1994, 5; Tinnefeld 2005. Annales regni Francorum ad a. 796, ed. Kurze, 98: In eodem anno tudun secundum pollicitationem suam cum magna parte Avarorum ad regem venit, se cum populo suo et patria regi dedit; ipse et populus baptizatus est, et honorifice muneribus donati redierunt. Annales regni Francorum ad a. 826, ed. Kurze, 169–170: Eodem tempore Herioldus cum uxore et magna Danorum multitudine veniens Mogontiaci apud sanctum Albanum cum his, quos secum adduxit, baptizatus est; multisque muneribus ab imperatore donatus per Frisiam, qua venerat via, reversus est. In qua provincia unus comitatus, qui Hriustri vocatur, eidem datus est, ut in eum se cum rebus suis, si necessitas exigeret, recipere potuisset.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
ligen Ludmila“. Nach der Annahme der Taufe wurde Bořivoj mit vielen Gaben beschenkt und machte sich auf den Weg nach Hause.49 Die Gabenpraxis bei der Taufe war demnach am Ende des 8. und im 9. Jahrhundert recht geläufig und verbreitet; sie lief wahrscheinlich nicht nur auf der höchsten Ebene bei der Taufe von Fürsten ab. Nach dem Zusammenbruch des awarischen Khaganats wurden für das Fränkische Reich Christianisierung und Konsolidierung des Gebietes zur Priorität. Es handelte sich insbesondere um Pannonien. Die kommenden Priester verfügten wahrscheinlich bereits über eine reichhaltige Praxis und Erfahrungen beim Unterrichten künftiger Christen und verstanden die Vorstellungen der Heiden ziemlich gut. Der Taufe selbst ging eine Periode der Vorbereitung – das Katechumenat – voran, da zur damaligen Zeit oft bereits Erwachsene zur Taufe kamen. Die Vorbereitung konnte einige Wochen dauern.50 Die reichhaltigen Erfahrungen vieler Priester-Missionare hat offensichtlich Alkuin († 804) bei der Formulierung der Unterrichtsmethode für neue Christen genutzt. Er erarbeitete ein dreiteiliges System. Nach seiner Anleitung sollte den Katechumenen zuerst das Vaterunser und das Credo erklärt werden, die sie in ihnen verständlicher Sprache auswendig lernen sollten. Beide Gebete gehörten zu den grundlegenden Kenntnissen, die von Christen damals gefordert wurden. Die Taufe stellte die zweite Phase dar, und erst danach sollten die neuen Gläubigen nach und nach im christlichen Glauben unterwiesen werden. Die weitere Ausbildung sollte die Zehn Gebote mit ihrer Erklärung und die Lehre zu Sünden, Tugenden, ewigen Löhnen und Strafen beinhalten.51 Aus älteren Erfahrungen gewannen die Priester die Erkenntnis, dass gerade Frauen den Ideen des Christentums schneller und intensiver folgen.52 Bekannt sind mehrere Geschichten, in denen es vor allem die Frauen von zunächst noch heidnischen Herrschern waren, die durch ihr Verhalten die Ehemänner zur Annahme des Christentums brachten.53 Zu den bekanntesten gehört die Geschichte des fränkischen Königs Chlodwig I. (reg. ca. 481–511) und seiner Ehefrau Chrodechild († 544), die für uns von Gregor von Tours aufgezeichnet wurde,54 oder die spätere Geschichte der Přemyslidin Dubrawka († 977) und des polnischen Fürsten Mieszko (reg. ca. 963–992) bei Thietmar von Merseburg.55 Mittels der Frauen bzw. Mütter nahmen die Priester wahrscheinlich auch auf die Kinder Einfluss, die im Allgemeinen neuen Ideen offener
Christianslegende, ed. Truhlář, 203: Mane facto ipsum ducem cum suis triginta, qui secum aduenerant, catechizans, perectis ex more ieiuniorum solempniis, sacrosancto baptizmatis fonte innouauit, pleniterque eum de fide Christi instruens, multis locupletatum donis ad propria redire concessit, tribuens ei venerabilis vite sacerdotem nomine Caich. Třeštík 2001, 125. Vavřínek 1963b, 27–28. Goody 2002, 62–63. Zu diesem Thema ist eine reichhaltige Literatur vorhanden; in der slowakischen Historiographie wurde es für Zentral- und Osteuropa im 10. bis 13. Jahrhundert von M. Homza 2017 bearbeitet. Gregor von Tours II,29–30, ed. Buchner, Bd. 2, 114–117. Thietmar IV,55, ed. Trillmich, 170–171.
3 Schmuck und Taufe
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gegenüberstehen und sich an eine neue Realität besser anpassen. Gleichzeitig konnten sich die Priester auch auf das Neue Testament stützen: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich (Mt 19, 14). Dank der Frauen und ihrer Kinder konnten die Priester Einfluss bei den Fürsten oder bedeutenden Kriegern gewinnen und diese zur Taufe gewinnen. Dieser Prozess kann bereits einige Jahre vor der Taufe „aller Mährer“ im Jahr 831 begonnen haben. Im vorangegangenen Kapitel wurde darauf hingewiesen, dass die neuen Typen einiger Ohrringe und Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung ihre Inspiration aus dem Fränkischen Reich bezogen haben könnten. In der Karolingerzeit wirkten in der Nähe bedeutender Kirchen und Klöster Metallwerkstätten,56 die den prunkvollen Schmuck nicht nur an Kirchen und Klöster, sondern auch an die Nobilität lieferten. Die Praxis, Schmuck von Klerikern an die Nobilität zu liefern, wurde auch in schriftlichen Quellen zum Ende des 7. und im 8. Jahrhundert in der Mainzer Diözese nachgewiesen.57 Kann man eine ähnliche Praxis auch in Südmähren erwägen? Zu dieser Erwägung führen christliche Symbole, die wir an Schmuckstücken der „neuen Welle“ vorfinden. Die markantesten zeigen sich an den Pressblechkugelanhängern. Die häufigsten Motive an den Kugelanhänger mit gravierter Verzierung sind Palmetten,58 Vögel und vereinzelt Fische, die für Symbole des Christentums gehalten werden.59 Für die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts kann man in Südmähren recht sicher Kenntnis und Wahrnehmung dieser Motive als Symbole des Christentums voraussetzen. Einige Ohrringe, z. B. Säulchen- oder Trommelohrringe, wurden mit einem Kreuz verziert. Eine Möglichkeit besteht nun darin, dass die Schmuckkollektionen eine Gabe bei der Taufe darstellen könnten. Neben Indizien, die von der historischen Forschung ausgehen, kann die Überlegung auch anhand der archäologischen Funde vom Gräberfeld „Na valách“ betrachtet werden. Ausgangspunkt hierfür bildet der Komplex der reichsten Gräber mit Schmuck der „neuen Welle“ in ihrem Gesamtkontext, der Alter der Verstorbenen und Lage des Grabs auf dem Friedhof umfasst. Es handelt sich um die Gräber 22/48, 24/48, 282/49, 251/49, 253/49, 298/49, 299/49, 317/49 und 154/50 (Taf. 13; 1; 10–11). In den Gräbern kamen jeweils mindestens zwei Paar Ohrringe und ein Paar Kugelanhänger vor, wobei Säulchen- und Körbchenohrringe sowie solche mit ährenartiger Traube und Kugelanhänger mit gravierter Verzierung überwiegen. Bei der Betrachtung des Alters der Verstorbenen und der Lage der Gräber auf dem Friedhof bietet sich folgendes Bild. Die Gräber jüngerer Frauen und Kinder
Spiong 2000, 104. Blaich 2005, 114, 116–117. In der tschechischen und slowakischen archäologischen Literatur wird das Motiv auf den Kugelanhängern Palmette genannt; es erinnert jedoch an die Darstellung einer Lilie. Die Lilie wird in der christlichen Symbolik als Symbol Christi angesehen. Es ist interessant, dass Pressblechkugelanhänger aus Böhmen die Motive des Kreuzes und einer brennenden Kerze enthalten, was eindeutig für einen christlichen Bezug spricht.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
sind im zentralen Teil des Friedhofes konzentriert. Die Gräber 317/48 und 154/50, in denen ältere Frauen bestattet wurden, befinden sich im südlichen und damit jüngeren Teil. Die Funde aus den Gräbern im südlichen Teil, wie z. B. aus den Männergräbern 140/50 und 190/50, zeigen überzeugend, dass sie im Verlauf des letzten Drittels des 9. Jahrhunderts angelegt wurden. Diese Erwägung wird auch durch die Gräber 60-jähriger Frauen (22/48 und 24/48) vom jüngeren Belegungshorizont des Gräberfeldes in Planquadrat 8/D nicht widerlegt. In Grab 22/48 befinden sich goldene Ohrringe mit doppelkonischer Traube, die an ältere Funde gebunden sind.60 Angesichts der Erkenntnisse insgesamt kann man fragen: Sind in diesen Gräbern Frauen und Mädchen bestattet worden, die zusammen das Christentum annahmen und dabei mit Schmuckgegenständen beschenkt wurden? Zum Zeitpunkt der Taufe könnten die Frauen aus den Gräbern 22/48, 24/48, 317/49 und 154/50 etwa 20 bis 25 Jahre alt gewesen sein. Die Taufe dieser Frauen muss dabei nicht direkt mit der Taufe „aller Mährer“ 831 zu tun gehabt haben, sondern könnte allgemeiner mit der Christianisierung zusammenhängen. Freilich gilt diese Überlegung zunächst ausschließlich für die Situation auf dem Friedhof „Na valách“. Tab. 2: Staré Město „Na valách“, Gruppe von Frauengräbern im Zentrum. Grab
Alter
Lage auf dem Gräberfeld
Grab / Grab / Grab / Grab / Grab / Grab / Grab / Grab / Grab /
-jährige Frau -jährige Frau -jährige Frau - bis -jährige Frau -jährige Frau - bis -jähriges Mädchen -jährige Frau -jährige Frau -jährige Frau
Planqudrat /D, zum jüngeren Horizont Planqudrat /D, zum jüngeren Horizont Planqudrat /D Planqudrat –/D Planqudrat –/D Planqudrat /D Planqudrat /D Planqudrat /F Planqudrat /F
Sehr oft wird in vergangenen Gesellschaften ein Antagonismus zwischen verschiedenen Gruppen postuliert. Oft kommen solche Erwägungen bei der Beurteilung des Verhältnisses von Christen und Heiden vor. Vielen Quellen zufolge gab es jedoch keinen unüberwindbaren Widerstand zwischen ihnen, und die Gruppen haben sich gegenseitig toleriert. Vielleicht begann die Annahme des Christentums in Südmähren schrittweise durch Einzelpersonen, vielleicht gerade durch Frauen. Der Bericht über die Annahme des Christentums von 831 bestätigt diesen Verlauf. Gleichzeitig bleibt hier jedoch eine weitere Möglichkeit grundsätzlich bestehen. Die Schmuckkollektionen wurden ihren Trägerinnen von ihren Nächsten – Ehe-
Vgl. Kapitel III.
4 Rückblick
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männer oder Väter oder Bräutigam – beschafft. Dies bleibt leider für immer offen, und es können sich dazu noch weitere Überlegungen gesellen.
4 Rückblick Im vorigen Kapitel war versucht worden, anhand der Analysen der Gräber mit Schmuck darauf hinzuweisen, dass neben dem Schmuck der „neuen Welle“ parallel eine weitere Gruppe an Schmuckgegenständen vorgekommen ist, die bis jetzt noch nicht genau charakterisiert wurde. In dieser Schmuckgruppe kommen auch andere Typen von Ohrringen und Kugelanhänger vor als diejenigen aus der Gruppe der „neuen Welle“. Markant sind hier Anhänger aus Glasperlen. Repräsentiert diese Schmuckgruppe eine andere soziale Schicht oder ethnische Gemeinschaft? Wenn es sich um soziale und nicht um ethnische Differenzen handelt, gehören dann die Gräber der Frauen und Kinder mit dem Schmuck der „neuen Welle“ zu einer Gruppe von Menschen, die vom Christentum früher angesprochen wurden und dieses noch vor der offiziellen Taufe annahmen? Falls ja, dann hatte ihre Entscheidung, das Christentum und mit ihm auch den Schmuck anzunehmen, grundsätzliche Bedeutung für die weitere Entwicklung der Mährer. Mit dem Schmuck gewann ihre Stellung eine neue Dimension. Wie bereits angeführt, trägt der Schmuck einige Bedeutungen in sich. Die prunkvollen Schmuckstücke haben zweifellos das gesellschaftliche Prestige gesteigert. Sie haben es ihren Trägerinnen ermöglicht, sich von den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft mit ähnlicher sozialer Stellung abzusondern; sie verliehen ihnen Ansehen und Respekt. Der außerordentliche Reichtum der Gräber von Frauen und auch Mädchen und ebenso die aufwendige Konstruktion ihrer Grabkammern und Baumsärge in Grab 193/51 und 122/51 lassen vermuten, dass sie eine bedeutende Rolle als Repräsentantinnen des Status und der gesellschaftlichen Stellung der Familie bereits seit dem Ende des 8. Jahrhunderts und im Laufe des gesamten 9. Jahrhunderts widerspiegeln. Leider fehlt ein direktes Zeugnis der schriftlichen Quellen; es könnten gerade Frauen – Ehefrauen – gewesen sind, dank derer die Männer eine bessere Stellung auf der sozialen Stufenleiter gewannen. Wahrscheinlich war das ein Impuls für neue gesellschaftliche Beziehungen, die wahrscheinlich mit der Entstehung einer höheren sozialen Schicht mit erblichem Status abgeschlossen wurden, wie es in der archäologischen Literatur schon seit Längerem erwogen wird.61 In diesem Zusammenhang erscheint es interessant, dass Kugelanhänger sporadisch auch in Männergräbern auftraten und insbesondere an das Vorkommen von Sporen gebunden waren. Bemerkenswert ist, dass sie am häufigsten mit Sporen des Typs IA nach Hrubý kombiniert wurden – z. B. auf dem
Klápště 2012, 27; Profantová 2005.
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IV Historische Einordnung des prunkvollen Frauenschmucks
Friedhof bei der Kirche II in Mikulčice, Grab 44, bei der Kirche VI die Gräber 43 und 100, in Břeclav-Pohansko, Gräber 225, 269 und 329 – d. h. mit dem jüngsten Sporentyp, der auf „großmährischen“ Gräberfeldern vorkommt.62 Nur vereinzelt sind Kugelanhänger auch mit älteren Sporentypen kombiniert – z. B. Staré Město „Na valách“, Grab 50/50, sowie Břeclav-Pohansko, Grab 205. Dies deutet an, dass Kugelanhänger – als Frauenschmuck – in der jüngeren Periode auch von Männern der Herrscherschicht übernommen wurden. Dieser Prozess hat vielleicht zur Prägung des wichtigen Gefühls der Zusammengehörigkeit und somit zur Formierung der gens der Mährer beigetragen. Die Anfänge der Transformation setzten mit den Körpergräbern mit reicher Männer- und Frauenausstattung ein. Viele Informationen lassen sich bei der Analyse des Gräberfeldes in Staré Město „Na valách“ gewinnen. Es ist bis jetzt das einzige Gräberfeld, bei dem man diese Veränderungen beobachten kann und bei der alle Horizonte des prunkvollen Frauenschmucks vertreten sind. Auf vielen bekannten Gräberfeldern wurde der älteste Horizont nicht dokumentiert – z. B. in Břeclav-Pohansko, auf den Friedhöfen bei den Kirchen II und VI in Mikulčice. Gräber mit den ältesten Kollektionen wurden dagegen in Špitálky und Uherské Hradište-Sady registriert. Den Beobachtungen der horizontalen Stratigraphie in Staré Město zufolge vollzog sich die Änderung der Mode rasch und äußerte sich markant im Frauenschmuck. In der Anfangsphase des Übergangs zur Körperbestattung war die Mode mährischer Frauen durch den Geschmack awarischer Frauen beeinflusst, die ihre Ohrringe von byzantinischen Juwelieren bezogen. Kontakte mit dem Karolingerreich haben jedoch die Mode geändert. Die fränkische Mode und der Lebensstil fränkischer Krieger sprachen auch die mährischen Fürsten an, die sich gegen weitere Kontakte mit dem Reich nicht wehrten. Einer der wichtigen Momente der Verbindung war die Teilnahme der Mährer am Reichstag in Frankfurt 822. Die Einladung war wohl nicht zufällig, und es gingen ihm nicht nur eine Intensivierung der Kontakte, sondern zweifellos auch der Machtzuwachs einiger Familien und ihr Übergang zum erblichen Adel63 voran. Die neuen Schmuckstücke wurden prestigeträchtiger als die bisherigen, die an alte Umstände erinnerten. Der neue Schmuck konnte den Familien einen ganz neuen Status verschaffen, der ihnen Prestige in der heimischen Gesellschaft und bei Kontakten mit fränkischen Familien sicherstellte.
Košta 2008, 287, Anm. 7. In diesem Zusammenhang wird der Begriff nicht wie im engeren Sinne für den hochmittelalterlichen und späteren Adel verwendet, sondern zur Kennzeichnung einer hochstehenden sozialen Schicht mit erblichem Status.
V Ergebnisse Schmuck bildet stets ein Thema, welches die Aufmerksamkeit von vielen Seiten auf sich zieht – ob nun von historischer oder sozialwissenschaftlicher Warte, was nicht zuletzt dadurch bedingt ist, dass der Schmuck unterschiedliche Bedeutungen birgt. Aus edlen Metallen und aus Edelsteinen erzeugte Schmuckstücke verschaffen ihren Besitzern Prestige und im nicht unwesentlichen Maße auch Respekt sowie in der Vorstellung vieler Menschen auch den göttlichen Schutz vor Gefahren. In der Archäologie ist er auch deswegen oft Gegenstand besonderen Interesses, weil viele Schmucktypen zu den chronologisch sensiblen Funden gehören, wodurch sie bei der relativchronologischen Ordnung sehr geeignet und hilfreich sind. Hauptziel der vorliegenden Arbeit war die Erstellung einer relativchronologischen Sequenz des vor allem in Südmähren vorkommenden prunkvollen Frauenschmucks, da sie trotz reichhaltiger Funde in der tschechischen und slowakischen Archäologie immer noch fehlte. Als unmittelbarer Anstoß zu diesem Thema erwies sich die Beobachtung, dass Gräber mit Prunkschmuck auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ zu denjenigen gehören, die oftmals durch jüngere Bestattungen überlagert wurden. Diese Erkenntnis widersprach grundsätzlich bisherigen Thesen zur relativen sowie absoluten Datierung des prunkvollen Frauenschmucks. Bisherige Vorstellungen über die Entwicklung des Schmucks verlieren damit offenkundig ihre Gültigkeit, und es bedurfte eines neuen Konzepts für die relativchronologische Gliederung.
1 Typologie und Kombinationsstatistik Einen wichtigen Bestandteil stellte die Untersuchung der forschungsgeschichtlichen Entwicklung der Schmuckdatierung einschließlich der Terminologie dar. Das erste Kapitel der vorliegenden Arbeit dient als Einführung in die Problematik insgesamt. Dort werden Fragen der Terminologie erörtert und Ansichten zur Datierung des prunkvollen Frauenprunkschmucks vorgestellt. Die etablierten Begriffe werden uneinheitlich verwendet. Der Terminus „byzantinisch-orientalischer Schmuck“ wird kaum noch gebraucht; in der internationalen Literatur hat sich die Bezeichnung „Veligrad-Schmuck“ etabliert, und in der tschechischen und slowakischen Literatur erscheint immer häufiger die Bezeichnung „großmährischer Schmuck“. Der erste Begriff deutet a priori den Ursprung des Schmucks an, und der letztgenannte grenzt ihn absolutchronologisch ab. Gegen die Bezeichnung „Veligrad-Schmuck“ werden in der archäologischen Fachwelt Vorbehalte formuliert. Angesichts seiner Akzeptanz in der internationalen Literatur wäre es eine Erwägung wert, ob er nicht praktikabel für den prunkvollen Frauenschmuck sein könnte. Die Benennung des Schmucks wird wahrscheinlich auch künftig Gegenstand einer breiteren Diskussion sein. Angehttps://doi.org/10.1515/9783111030265-005
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V Ergebnisse
sichts dieser Uneinheitlichkeit bezüglich der Benennung wähle ich die neutrale, deskriptive Bezeichnung „prunkvoller Frauenschmuck“. Besondere Aufmerksamkeit habe ich Unstimmigkeiten und Widersprüchen bei der relativen Datierung auf dem Gräberfeld „Na valách“ in Staré Město gewidmet. Dies ist wichtig, um markante Revisionen bei der Datierung einiger Typen von Ohrringen und Kugelanhängern zu verstehen. Den ersten Schritt zur relativchronologischen Sequenz bildete eine gründliche Bestandsaufnahme der einzelnen Schmucktypen. An ihnen wurde die Variabilität von Form und Verzierung verfolgt. Des Weiteren sind die Kombinationen miteinander und mit anderen Typen bzw. das Fehlen dieser Kombinationen analysiert worden (Abb. 3.1). Ein wichtiger Schritt war die Analyse der Befundsituation auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“. Sie zeigt, dass man sich im neben der vertikalen auch auf die horizontale Stratigraphie stützen kann. Dieses Ergebnis hilft wesentlich bei der Erstellung der relativen Chronologie des Schmucks. Meine Analyse des Gräberfeldes geht vom zweiten Teil der Monographie von Hrubý mit der Überschrift „Archäologische Quellen“ aus, mit dem man dank der genauen Gräberbeschreibungen gut arbeiten kann, und von Plan 3 ebenda. Als wichtige Quelle wird heute der von J. Poulík1 publizierte Plan eines Teils des Gräberfeldes angesehen. Entdeckte Unstimmigkeiten gehen ausschließlich von der Analyse des Quellenteils der Monographie Hrubýs und vom Vergleich der im ersten Teil präsentierten Ergebnisse aus. Übrig bleiben einige problematische Befundsituationen, die man ohne primären Fundbericht nicht klären kann. Die Analyse der Schmuckstücke erbrachte für fast jeden Typ der Ohrringe und Kugelanhänger neue Erkenntnisse. Wichtig ist dies vor allem für die Traubenohrringe. Als entscheidendes Hilfsmittel darf eine neue Gliederung der Traubenohrringe gelten, bei der die Betonung auf der Form der Traube und nicht auf der Verzierung des unteren Bogens liegt. Nach diesem Kriterium lassen sich sechs Typen von Traubenohrringen (Abb. 2.1–2.6) unterscheiden, von denen fünf bereits zuvor beschrieben worden sind. Hier habe ich einen neuen Typ ausgesondert und zunächst mit dem Arbeitsbegriff „Typ Trilj“ bezeichnet. Bisher wurde dieser unter die Ohrringe mit ährenartiger Traube gereiht. Die detaillierte Beobachtung von Form und Gestaltung der Traube zeigt aber Unterschiede, die man nicht übersehen kann. Anhand der Inventare mit Traubenohrringen lassen sich interessante neue Feststellungen treffen, die helfen, vielfältige Schmuckgruppen in Südmähren und der Südwestslowakei sowie benachbarter Gebiete in Österreich und Ungarn zu charakterisieren. Die Untersuchung hat die besondere Stellung von Ohrringen mit ährenartiger Traube nachgewiesen. Diese Ohrringe stellen den häufigsten und am meisten verbreiteten Typ dar – nicht nur unter den Traubenohrringen, sondern unter Ohrringen im Allgemeinen. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass Ohrringe mit ährenartiger Traube fast überhaupt nicht mit anderen Typen von Traubenohrringe zusammen vorkommen.
Poulík 1948–1950.
2 Drei Kombinationstypen
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Andere Traubenohrringtypen wurden demgegenüber miteinander kombiniert und kamen eher auf Gräberfeldern dörflichen Charakters vor, wie z. B. in Nechvalín, Prušánky (Taf. 24) und Velké Bílovice. Ohrringe mit ährenartiger Traube traten dagegen insbesondere mit Trommel-, Körbchen- und Säulchenohrringen auf. Auf dörflichen Friedhöfen, wo die drei zuletzt genannten Ohrringe seltener vorkamen, waren Ohrringe mit ährenartiger Traube mit anderen Ohrringtypen kombiniert, wie z. B. mit Röhrchenohrringen (Taf. 24). Eine ähnliche Situation tritt bei den Kugelanhängern auf. Durch die Analyse der Inventare lässt sich ermitteln, dass drei Kugelanhängertypen – der „Typ Skalica“, „mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger“ (Abb. 27) und „gläserne Kugelanhänger“ nur sehr selten mit anderen Kugelanhängern gemeinsam vorkommen. Gleichzeitig sind sie wie die anderen Kugelanhänger Bestandteil von Inventaren mit anderen Ohrringtypen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine bis jetzt nicht erkannte Schmuckgruppe, die von einer anderen Quelle als der Prunkschmuck ausgeht – ein Umstand, welcher wahrscheinlich zum Gegenstand weiterer Forschung wird. Die Kombinationen oder ihr Fehlen wurde auch bei anderen Schmucktypen verfolgt. Am oberen Bogen verzierte Ohrringe kamen mit verschiedenen Typen von Lunula-Ohrringen und Ohrringen mit Stachelverzierung vor. In Kombination mit Ohrringen mit ährenartiger Traube oder mit Körbchen-, Trommel- und Säulchenohrringen wurden sie dagegen nicht kombiniert oder sehr selten. Zusammen mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen kommen lediglich kürbisförmige Kugelanhänger vor, mit feinkörniger Verzierung auf ihrer gesamten Oberfläche. Andere Typen der Kugelanhänger wurden bis jetzt nicht festgestellt. Körbchen-, Trommel- und Säulchenohrringe sowie Ohrringe mit ährenartiger Traube bildeten Kombinationen mit anderen Kugelanhängertypen. Am häufigsten waren dabei Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung, Kugelanhänger mit einem Doppelmantel und KappenKugelanhänger.
2 Drei Kombinationstypen Bisherige Arbeiten zum frühmittelalterlichen Schmuck waren so konzipiert, dass sich die Aufmerksamkeit auf einzelne Schmucktypen und in ihrem chronologischen Rahmen an einzelnen Typen konzentriert hat. Es wurden die Typen der Ohrringe oder Ringe vorgestellt. Ausgehend von Ansichten zur Datierung hat man das Zeitintervall ihres Vorkommens eingegrenzt. Was man jedoch noch immer vermisst, ist eine Gesamtschau auf die modische Entwicklung des Frauenschmucks. Der auf den mährischen Gräberfeldern erhaltene Schmuck erscheint vielfältig und kommt in verschiedenen Kombinationen vor. So wurden z. B. in einem Grab zwei bis fünf Paare verschiedener Ohrringtypen und ebenso zwei bis drei Paare verschiedener Kugelanhänger entdeckt. Ich habe dies genutzt und die einzelnen Grabausstattungen als Kollektionen betrachtet. Bereits anhand der Kombinationen von Ohrringen und
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V Ergebnisse
Kugelanhängern war ersichtlich, dass sie mit unterschiedlichen Schmucktypen bzw. Stilgruppen einen Hinweis auf chronologische, soziale oder weitere Zusammenhänge darstellen können. Durch die Berücksichtigung der topographischen Lage der Gräber mit den Schmuckausstattungen auf dem Friedhof „Na valách“ ließ sich feststellen, dass es sich dabei um eine Entwicklung in der Zeit handelt. Gräber mit Kollektionen der am oberen Bogen verzierten Ohrringe waren insbesondere im nördlichen Teil des Gräberfeldes unterhalb des Walls konzentriert (Taf. 35). Gräber mit Körbchen-, Trommel- und Säulchenohrringen sowie Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung waren dagegen im zentralen und südlichen Teil häufig, wobei viele dieser Gräber durch jüngere Gräber überlagert worden waren. Diese Erkenntnis ermöglichte es zu vermuten, dass die letztgenannten Kollektionen eine „neue Welle“ des Schmucks darstellen. Säulchen- und Körbchenohrringe stellten ganz neue Ohrringformen dar, ebenso wie Pressblechkugelanhänger mit gravierter Verzierung (Taf. 35–37). Durch die Weiterverfolgung der Kombinationen von Ohrringen und Kugelanhängern wurde in den Ausstattungen der „neuen Schmuckwelle“ erneut eine Änderung nachgewiesen, die jedoch nicht mehr so ausgeprägt war wie die vorangegangene. Nun sind Ohrringe mit granuliertem und durchbrochenem Säulchen verschwunden; eine Fortsetzung erfuhren Ohrringe mit einem Blechsäulchen, und das Spektrum wurde wohl um eine neue Variante der Säulchenohrringe – mit feinkörniger Granulation auf ihrer gesamten Oberfläche – ergänzt. Aus den Analysen ergibt sich, dass Körbchenohrringe in allen Varianten weiterentwickelt wurden. Einige Typen von Trommelohrringen verschwanden wie z. B. jene mit vier Trommeln an granulierten Säulchen; neue, ähnliche Ohrringe mit vier Trommeln kamen hinzu. Die Trommel wurde mit einer Schlaufe am unteren Bogen befestigt. Änderungen kann man bei Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung beobachten. Verschwunden sind Kugelanhänger mit Tiermotiven, und auch die Komposition der Palmettenverzierung änderte sich. Zum Motiv einer einfachen Palmette trat eine Palmette im herzförmigen Mäander hinzu. Letztere Kugelanhänger nahmen an Größe zu und wurden in der Regel aus Silber gefertigt. Diese Änderungen resultieren nicht allein aus den Fundkombinationen, sondern können auch stratigraphisch verifiziert werden. Dabei muss man sich nicht ausschließlich auf das Gräberfeld „Na valách“ in Staré Město verlassen; zur Verfügung steht auch der Friedhof bei der Kirche II in Mikulčice, der einige wichtige stratigraphische Befunde aufweist wie z. B. die Situation von Grab 44 (Taf. 35–37). Die bislang publizierten übrigen Gräberfelder bieten leider keine Möglichkeit zur vergleichenden Überprüfung. Gräber mit Kollektionen der am oberen Bogen verzierten Ohrringe kennt man außerdem aus den Gräberfeldern in Staré Město „Špitálky“ und aus Uherské Hradiště-Sady. Die archäologische Situation beider
3 Absolute Datierung
219
Fundplätze ermöglicht leider keine detaillierte Untersuchung.2 Auf dem Friedhof Břeclav-Pohansko und bei den bislang publizierten Gräberfeldern in Mikulčice wurden keine ältesten Kollektionen festgestellt, so dass diese Gräberfelder wohl erst später angelegt wurden. Die Nutzung weitere Friedhöfe beginnt erst mit der „neuen Schmuckwelle“. Wahrscheinlich begann man damals auch mit Beerdigungen auf dem mittelböhmischen Friedhof in Stará Kouřim. Der Vergleich der gesamten Schmuckausstattungen anstelle einzelner Schmucktypen ermöglichte es, einen entscheidenden Schritt voranzukommen und die relativchronologische Entwicklung des prunkvollen Frauenschmucks genauer herauszuarbeiten. Auf dieser Grundlage lässt sich die Modeentwicklung in ihrer Gesamtheit verfolgen. Wir können feststellen, dass es zu Beginn Kollektionen gab, in denen am oberen Bogen verzierte Ohrringe, verschiedene Typen der Lunula-Ohrringe und zwei Typen der Kugelanhänger dominierten – kürbisförmige Kugelanhänger und mit flächiger Granulation verzierte Kugelanhänger. Später kamen völlig neue Typen von Ohrringen und Kugelanhängern auf. Die vorliegende Sequenz der Schmuckausstattungen eröffnet weitere Fragen. In den Vordergrund treten zwei Aspekte: zum einen die absolute Datierung des Schmucks und zum anderen seinen Ursprung.
3 Absolute Datierung Die absolute Datierung stellte jahrelang scheinbar kein Problem dar. Abweichende Meinungen, die nach dem Erscheinen von Hrubýs Monographie zum Gräberfeld „Na valách“ geäußert wurden, sind verschwunden – und man folgte der Vorstellung, den prunkvollen Frauenschmucks zwischen dem letzten Drittel des 9. und der Mitte des 10. Jahrhunderts zu datieren. Anfang der 1990er Jahre wurde die Datierung unter dem Einfluss neuer Funde von B. Dostál auf den Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 9. und dem Anfang des 10. Jahrhunderts verschoben. Nach und nach sind jedoch Arbeiten erschienen, die auf eine noch frühere Datierung hinwiesen. Zu einer grundsätzlichen Wende kam es erst, nachdem Unstimmigkeiten der relativen Datierung auf dem Gräberfeld „Na valách“ bemerkt und diskutiert wurden.3 Nun kam die Frage der absoluten Datierung des Prunkschmucks viel nachdrücklicher auf. Auf mährischen Gräberfeldern fehlen Münzen und Dendrodaten von Gräbern, die uns bei der Zuweisung der Funde behilflich sein könnten. Übrig bleibt nur der Vergleich mit münzdatierten Funden in Kroatien, auch wenn die Zuverlässigkeit der Münzdatierung oft angezweifelt wird.
Nach einigen kleinen Aufsätzen traten weitere Gräber mit am oberen Bogen verzierten Ohrringen – d. h. mit den ältesten Kollektionen – am Friedhof bei der Basilika in Mikulčice auf. Vgl. Kapitel I.
220
V Ergebnisse
Die ältesten Schmuckausstattungen – vertreten durch am oberen Bogen verzierte Ohrringe – können anhand mehrerer Indizien an die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert datiert werden. Dafür spricht zunächst die Ähnlichkeit mit vergleichbaren, am oberen Bogen verzierten Ohrringen von awarischen Gräberfeldern, die von Z. Čilinská als „Typ X“ bezeichnet und in das gesamte 8. Jahrhundert datiert wurden.4 Das zweite wichtige Moment ist das Grab aus Trilj mit ähnlichen Ohrringen und einer zwischen 751 und 775 geprägten Münze Konstantins V. Trotz vieler Zweifel, die in der Vergangenheit geäußert wurden, dürfte die Münze angesichts ihres Stempelglanzes ein recht zuverlässiges Indiz für die Datierung dieses Grabes sein. Zur chronologischen Eingrenzung des ältesten Horizonts tragen weiterhin vereinzelt auftretende Millefioriperlen bei. Dieser älteste Horizont dauerte wahrscheinlich nicht sehr lange an. Angesichts der Fundumstände auf dem Gräberfeld „Na valách“ kann man vermuten, dass er kurz nach Beginn des 9. Jahrhunderts endete (Taf. 35–36). Eine „neue Schmuckwelle“ wird insbesondere durch Säulchen-, Körbchen- und Trommelohrringe und solche mit ährenartiger Traube zusammen mit Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung, Kappen- Kugelanhängern und solchen mit Doppelmantel charakterisiert. Bislang ist im Kontext der Schmuckausstattungen der „neuen Schmuckwelle“ keine Münze entdeckt worden, und es sind auch keine Dendrodaten bekannt. Als einziges Hilfsmittel bleibt die Lage der Gräber mit diesen Schmuckstücken auf dem Gräberfeld „Na valách“. Anhand ihrer Verteilung kann man schlussfolgern, dass die neue Kollektion rasch auf die älteren Ausstattungen folgte – eine Zeitlang waren sie wahrscheinlich gleichzeitig beliebt. Dies resultiert insbesondere aus der Lage der Gräber 282/49 und 133/51, die sich in der Nähe zu Gräbern mit den ältesten Kollektionen finden (Taf. 35–37). Wie bereits ausgeführt, lassen sich bei den Kollektionen auch geringfügige Änderungen der neuen Schmuckkollektion archäologisch fassen. Leider tappt man – ähnlich wie beim Beginn der „neuen Schmuckwelle“ – auch hier bei der zeitlichen Bestimmung ziemlich im Dunkeln. Unsere Überlegungen können allein bei anderen Funden ansetzen. Grab 44 an der Kirche II in Mikulčice ist insbesondere durch Sporen und Masken (Typ IA nach Hrubý) bekannt geworden. Poulík hat die Sporen ursprünglich in das letzte Drittel des 9. Jahrhunderts datiert und mit dem Blatnica-MikulčiceHorizont verbunden. Gegenwärtig wissen wir, dass der Sporentyp aus Grab 44 zu den jüngsten Spornen der mährischen Slawen gehört. Sie traten in Kombination mit einem Schwert des Typs X auf (Staré Město „Na valách“, Grab 190/50), demzufolge Sporen vom Typ IA erst im Verlaufe der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts aufgekommen sein mögen. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Veränderung der Kollektionen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts begann; eine genauere zeitliche Abgrenzung ist derzeit nicht möglich (Taf. 35–37).
Čilinská 1975.
4 Herleitung des Schmucks
221
So kann man die relativchronologische Sequenz ungefähr absolut datieren. Die ältesten Kollektionen entstanden wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts, und einige ihrer Trägerinnen wurden vielleicht noch im 8. Jahrhundert mit ihnen begraben. Die Kollektionen der „neuen Schmuckwelle“ erscheinen wahrscheinlich sehr bald nach dem Beginn des 9. Jahrhunderts. Nach der Mitte des 9. Jahrhunderts kam es wieder zu einer Veränderung der Schmuckausstattungen. Die Forschung sollte sich künftig auf die absolute Datierung konzentrieren – vielversprechend wären naturwissenschaftliche Datierungen etwa durch Jahresringe.
4 Herleitung des Schmucks Ein weiterer Kreis von Fragen, die mit dem zentralen Thema der vorliegenden Studie in engem Zusammenhang stehen, betrifft den Ursprung des prunkvollen Frauenschmucks. Die in der Vergangenheit übliche Bezeichnung „byzantinisch-orientalischer Schmuck“ deutete den vermuteten Ursprung an. Bei den Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung meinte man auch, dass es sich um ein Produkt einheimischer Werkstätten handele; später zog man auch orientalische Einflüsse in Betracht. Die Position, den Ursprung im byzantinischen Reich zu suchen, sieht sich einem Problem gegenüber. Zu den meisten Typen von Ohrringen und Kugelanhängern fehlt es nach wie vor an Analogien aus Regionen, die im 9. Jahrhundert zu Byzanz gehörten. Trotzdem hat sich diese Herleitung des Schmucks aus Byzanz und seine Verknüpfung mit der Ankunft Konstantins und Methods im Mährerreich weit verbreitet. Erwägungen zu Einfluss aus dem Adriaraum kamen später hinzu.5 Inspirationen aus dem Westen wurden dagegen fast überhaupt nicht in Betracht gezogen, sieht man einmal von J. Böhm ab.6 Die relativchronologische Sequenz zeigte zwei unterschiedliche PrunkschmuckKollektionen. Die Schmuckgegenstände wurden untereinander nicht kombiniert. Für die frühen Schmuckausstattungen sind insbesondere am oberen Bogen verzierte Ohrringe und Lunula-Ohrringe mit Trommeln oder aus Filigran geformten LunulaOhrringe charakteristisch. Unter den Kugelanhängern kommen kürbisförmige und mit flächiger Granulation verzierte Kugelanhänger vor. Angesichts der am oberen Bogen verzierten Ohrringe, zu denen wir Analogien von awarischen Gräberfeldern kennen, kann man annehmen, dass sie von bei der awarischen Elite tätigen Goldschmieden gefertigt wurden, die von byzantinischen Handwerkstraditionen ausgingen. In den Kollektionen der „neuen Schmuckwelle“ befinden sich andere Ohrringformen, die bis dahin im byzantinischen Spektrum nicht vorkamen – es handelt sich insbesondere um
Štefanovičová 2004. Böhm 1941.
222
V Ergebnisse
Säulchen- und Körbchenohrringe. Zu Pressblechkugelanhängern mit gravierter Verzierung sind auf byzantinischem Gebiet ebenfalls keine Analogien bekannt. Überraschenderweise finden wir jedoch eine gewisse Ähnlichkeit zu Ohrringen von frühmittelalterlichen Gräberfeldern aus dem 8. Jahrhundert, die als „Bommelohrring mit zylindrischem Mittelteil“ bezeichnet werden. Aus dem Westen aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist auch ein Ohrring mit drei aus Filigran gefertigten Körbchen bekannt.7 Ein weiteres Indiz ist die Übereinstimmung im Abschluss des unteren Bogens in S-Form bei mährischen Ohrringen mit Ohrringen aus Süddeutschland. Deshalb muss nicht der eigentliche Ursprung, kann aber doch eine gewisse Inspiration für den mährischen Schmuck vom fränkischen Umfeld ausgegangen sein. Es gibt hierfür keinen direkten Beweis, aber die damalige kulturell-politische Situation schließt es nicht aus. Das Fränkische Reich war im 8. und 9. Jahrhundert das progressive Element in West- und Zentraleuropa. Dort fanden sich ausgezeichnete Gelehrte, Baumeister und Juweliere. Gleichzeitig hat die Geschichtswissenschaft nachgewiesen, dass der Kontakt unterschiedlicher gentes mit dem Frankenreich zu ihrem zivilisatorischen Aufschwung führte. Wahrscheinlich gab es kein Gebiet, in dem sich der westliche Einfluss nicht widergespiegelt hätte.
5 Ausblick Neben den Schmuckausstattungen mit Säulchen- und Körbchenohrringen erscheinen weitere Gruppen. Eine davon – der „Schmuck des Nitra-Typs“ – wurde in der Vergangenheit bereits beschrieben,8 und neueste Erkenntnisse bestätigen frühere Betrachtungen.9 Eine zweite Schmuckgruppe wurde in der Literatur bislang nicht charakterisiert. Dabei erscheinen atypische Ohrringe – oftmals Einzelanfertigungen – und sie werden von Anhängern begleitet, die in den Kollektionen mit Körbchen- und Säulchenohrringen fehlen. Gleichzeitig erscheinen andere Kugelanhänger – gläserne, mit Filigranringen verzierte Kugelanhänger und Kugelanhänger vom „Typ Skalica“. Die künftige Forschung sollte sich an diesen Schmuckgruppen orientieren. Zu den wichtigen Aspekten wird das chronologische Verhältnis der Gruppe der Prunkschmuckausstattungen und der neuerkannten Gruppe gehören. Laut Horizontalstratigraphie von Staré Město scheinen beide Gruppen teilweise gleichzeitig gewesen zu sein. Alle beschriebenen Erkenntnisse rufen weitere Fragen auf historischer Ebene hervor. Als grundsätzliche Voraussetzung für die Interpretation der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Erscheinungen gelten die verlässliche relativchronologische Bestimmung und die absolute Datierung. In der vorliegenden
Springer 2014, 204–205. Štefanovičová 1990. Kouřil 2009, Langó 2014.
5 Ausblick
223
Arbeit habe ich mich bemüht, diese Bedingungen zu erfüllen und im letzten Kapitel eine neue Ansicht anzubieten – genauer die Möglichkeiten einer neuen Auslegung abzustecken. Meine Interpretation geht von der Horizontalstratigraphie auf dem Gräberfeld Staré Město „Na valách“ aus. Aus den Inventaren der ältesten Gräber ist ersichtlich, dass die Frauenmode am Beginn unter dem Einfluss awarischer Frauen stand, die ihre Ohrringformen von byzantinischen Juwelieren bezogen. Nach dem Beginn des 9. Jahrhunderts kam es zu einer raschen Änderung der Mode, welche vermutlich durch das Fränkische Reich hervorgerufen wurde. Der Kontakt begann wahrscheinlich am Ende des 8. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Attacken Karls d. Gr. auf das Awarenreich. Die Intensivierung der Beziehungen war wohl an die Bemühung der Franken um die Christianisierung der unter dem Einfluss des Khaganats stehenden Gebiete gebunden. Mode und Lebensstil der westlichen Krieger sprachen auch die mährischen Fürsten an, die sich weiteren Beziehungen mit dem Reich nicht verweigerten. Früh auch gelangen Priester bzw. Missionare nach Südmähren, die sich bemühten, der dortigen Elite den neuen Glauben beizubringen. Im frühen Mittelalter waren einige Priester zugleich geschickte Juweliere; der bekannteste unter ihnen ist der heilige Eligius. Priester haben Frauen und Kinder wohl bei Gelegenheit der Taufe mit prächtigem Schmuck beschenkt, den sie vielleicht auch selbst gefertigt hatten. Viele der hier präsentierten Erkenntnisse sind in gewisser Weise besonders. Angesichts der bislang verbreiteten, in den 1960er Jahren aufgekommenen Vorstellungen zum Ursprung und zur Datierung des Schmucks in den Zeiten des Mährerreichs sind die Ergebnisse neu und umwälzend. Mit Blick auf einige Betrachtungen und Anmerkungen, die in der Literatur der 1940er und 1950er Jahre geäußert wurden, stellen sie freilich teils eine Rückkehr zu diesen frühen, später vergessenen und verdrängten Ansichten dar.
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber Diese Aufstellung enthält die Gräber mit prunkvollem Frauenschmuck und Kugelanhängern. Gräber mit reichen Kollektionen, die mindestens zwei Paare von Ohrringen und ein Paar Kugelanhänger enthalten, sind fett gekennzeichnet. Das Verzeichnis enthält Grabnummer, Verweise auf Abbildungen in der jeweils genannten Publikation und Informationen zu Geschlecht und Alter der Verstorbenen. F – Frau; M – Mann; n – nicht oder nicht hinreichend bestimmt 1 Staré Město „Na valách“ (Hrubý 1955a) Grab
Abbildung bzw. Tafel
Geschlecht
Alter in Jahren
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Abb. ,; Taf. ,.a–b.
https://doi.org/10.1515/9783111030265-006
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber
(fortgesetzt) Grab
Abbildung bzw. Tafel
Geschlecht
Alter in Jahren
/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / b/AZ /AZ a/AZ /AZ
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Taf. , Taf. , Taf. , Taf. , Taf. ,.
225
226
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber
2 Staré Město „Špitálky“ (Poulík 1955) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
A
Abb. ,– Abb. ,– Abb. ,– Abb. Abb. ,–
n F n n F
n n n n n
3 Uherské Hradiště-Sady (Galuška 1996a) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
/ / / / / / /
Abb. ,– Abb. ,– Abb. , Abb. ,– Abb. Abb. ,.. Abb. ,–
n F n F F F F
n n n – –
4 Břeclav-Pohansko (Kalousek 1971) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.
F F F F F n F n F F n F n F F n n F F F F
– – – – – – – –
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber
(fortgesetzt) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.
M M M n F n n F F n n
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5 Mikulčice, Kirche II (Poulík 1957) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. ,–
F n M n F n n F n n n n n F n M M M F
– n n Kind n n n n n Kind
Abb. Abb. ,– Abb. ,–
Abb. ,– Abb. ,– Abb. , Abb. , Abb. , Abb. ,– Abb. ,– Abb. ,
227
228
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber
6 Mikulčice, Kirche VI (Profantová/Kavánová 2003) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. ,/ Abb. ,/, / Abb. ,/, / Abb. ,/, / Abb. ,/ Abb. ,–/ Abb. ,–/ Abb. ,/ Abb. ,–/ Abb. ,/ Abb. ,–/ Abb. ,/ Abb. ,–/ Abb. ,,/
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– – Kind – – – – Kind –
7 Rajhrad (Staňa 2006) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. ,
F n n n F F
– n – –
8 Rajhradice (Staňa 2006) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter in Jahren
Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. , Abb. ,
F F F n n n n n F n n F n
– – n – – – – – – n – –
VI Anhang: Liste der relevanten Gräber
9 Stará Kouřim (Šolle 1966) Grab
Abbildung
Geschlecht
Alter
b b b a
Abb. b, Abb. a,b Abb. b, Abb. a, Abb. a, Abb. a,b Abb. a, Abb. b,b Abb. a, Abb. b, Abb. b,a Abb. a, Abb. a, Abb. b, Abb. b,
n n n F n M n F F n n n n M n
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Abbildungsnachweis Abb. 2.1 Abb. 2.2 Abb. 2.3 Abb. 2.4 Abb. 2.5 Abb. 2.6 Abb. 2.7 Abb. 2.8 Abb. 2.9 Abb. 2.10 Abb. 2.11 Abb. 2.12 Abb. 2.13 Abb. 2.14 Abb. 2.15 Abb. 2.16 Abb. 2.17 Abb. 2.18 Abb. 2.19 Abb. 2.20 Abb. 2.21 Abb. 2.22 Abb. 2.23 Abb. 2.24 Abb. 2.25 Abb. 2.26 Abb. 2.27 Abb. 2.28 Abb. 3.1 Abb. 3.2 Abb. 3.3
nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8:10, 15, 2.1 b nach B. Dostál 1966, Abb. 8:12 70 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8:2 76 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. Abb. 8:3,4 78 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8:6 81 nach Z. Měřinský 1985, Abb. 26:1 84 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8: 8,9 85 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8: 30, 32; 9: 19 90 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:15–16 95 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:19,18 97 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:24 98 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:27,31 99 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:2,3 102 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:6,7 103 nach B. Dostál 1966, 41, Abb. 10:12, 14 104 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:2 107 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:6 108 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:9 108 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. Abb. 9:8 109 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:11 110 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:14 110 nach B. Dostál 1966, 38, Abb. 9:21, 22, 26 117 nach B. Dostál 1966, 64, Abb. 14:1 126 nach B. Dostál 1966, 64, Abb. 14:19 127 nach B. Dostál 1966, 64, Abb. 14:3 128 nach B. Dostál 1966, 64, Abb. 14:12 129 nach B. Dostál 1966, 64, Abb. 14:17 131 V. Budinský-Krička 1959, 140, Abb. 30:3; 2. nach B. Dostál 1966, Abb. 14:16 137 nach B. Dostál 1966, 36, Abb. 8:13 140 nach B. Dostál 1966, Abb. 8, 9, 10, 14 169 nach Rejholcová 1995b, 132, Tab. XLII: 2 185 LANDESMUSEUM FÜR KÄRNTEN 194
https://doi.org/10.1515/9783111030265-008
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Abbildungsnachweis
Tafel 1 1
2
Tafel 2
Tafel 3
Ausschnitt des Planes nach Poulík 1948–1950, 109, Abb. 57, Inventar – 1–2 nach B. Dostál 1966; 7:16,17 (Grab 14); 3,4 – nach Dostál 1966 9:6,7; 5,6 – nach Dostál 1966, 9:21; 7,8 – nach Dostál 1966, 9:14; 9,10 – 13:21 (Grab 15) 260 Ausschnitt des Planes nach Poulík 1948-1950, 109, Abb. 57, Inventar – 11 nach V. Hrubý 1955a, 66/16 (Grab 279/49); 12-17 nach Hrubý 1955a, Tab. 66/ 3-6; 18-21 nach B. Dostál 1966, 10:8,3; 22-23 nach Hrubý 1955a, 66/1,2; 24-25 nach Hrubý 1955a, 66/15; 26-29 nach B. Dostál 1966, 9:22; 30-31 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:3 (Grab 282/49) 260 Ausschnitt des Planes nach Poulík 1948–1950, 109, Abb. 57, Inventar – 1–8 nach Hrubý 1955a, Tab. 55/1–8; 9–10 nach Hrubý 1955a, 55/9–10a, b; 11 – nach Hrubý 1955a, 55/11; 12 – nach Hrubý 1955a, Abb. 38:2; 13–16 nach Hrubý 1955a, 55/12; 17 nach Hrubý 1955a, 55/13 (Grab 24/48), 18–19 nach Hrubý 1955a, Tab. 57/9–10; 20–21 nach Dostál 1966, 9:26 (Grab 26/48) 261 Ausschnitt des Planes nach Poulík 1948–1950, 109, Abb. 57, Inventar – 1,2 nach Dostál 1966, Abb. 8:6,7; 3,4 – nach Dostál 1966, Abb. 9:1; 5,6 – nach Dostál 1966, Abb. 10:30; 7,8 – nach Hrubý 1955a, Tab. 53/1,4 (Grab 22/48); 9–10 – nach Hrubý 1955a, 54/1a, 2b (Grab 23/48); 11 – nach Hrubý 1955a, Abb. 39:3; 12 – nach Dostál 1966, Abb. 8:10; 13 – nach Dostál 1966, 7:1 (Grab 129/49) 262
Tafel 4 1
2
Ausschnitt des Planes nach Poulík 1948–1950, 109, Abb. 57, Inventar – 1–4 nach Hrubý 1955a, Tab. 64/3,4,9,10 (Grab 213/49); 5,6 nach Hrubý 1955a, 64/ 25; 7 nach Dostál 1966, Abb. 8–12(?); 8 nach Dostál 1966, Abb. 7:17 (Grab 224/49); 9,10 nach Dostál 1966, Abb. 9/9 (Grab 268/49) 263 Ausschnitt des Planes nach Hrubý 1955a, Plan N. 3, Inventar – 11,12 nach Hrubý 1955a, 78/15; 13,14, nach Hrubý 1955a, Tab. 78/16,17; 15,16 – nach Dostál 1966, 7:21 (Grab 191/51); 17,18 nach Dostál 1966, Abb. 8:30 (?), 19,20 nach Dostál 1966, Abb. 8:3,4 (?); 21 nach Dostál 1966, 12:32 (?), 22 nach Dostál 1966, 14:1 (?); 23 nach Dostál 1966, 14:22 (?) (Grab 191/51) 263
Tafel 5 1
2
Tafel 6 Tafel 7
Ausschnitt des Planes nach Hrubý 1955a, Plan N. 3, Inventar – 1 nach Hrubý 1955a, 58/13 (Grab 66/49); 2 nach Dostál 1966, Abb. 8:15 (?) (Grab 107/ 49) 264 Ausschnitt des Planes nach Hrubý 1955a, Plan N. 3, Inventar – 3 nach Dostál 1966, 7:17 (Grab 27/51); 4, 5 nach Dostál 1966, Abb. 8:27, 8:15 (Grab 37/ 51) 264 Ausschnitt des Planes nach Hrubý 1955a, Plan N. 3 265 Sporen nach Dostál 1966, Abb. 16 265 Grab 33/AZ – 1,2 nach Hrubý 1955a, Tab. 24/10,11 266 Grab 148/51 – 3,4 nach Dostál 1966, 8:2 266 Grab 193/51 – 5,6 nach Hrubý 1955a, Tab. 84/5–6; 7,8 nach Dostál 1966, Abb. 14: 20; 9,10 nach Dostál 1966, Abb. 8:30; 11,12 nach Dostál 1966, Abb. 10:19; 13,14 nach Dostál 1966, Abb. 12:26 266 Grab 196/51 – 15 nach Dostál 1966, Abb. 11:2; 16,17 – Abb. 8:22 266 Grab 200/51 – 18–21 nach Dostál 1966, Abb. 8:34; 22,23 nach Hrubý 1955a, Tab. 82:1,2; 24,25 nach Dostál 1966, Abb. 8:8 266
Abbildungsnachweis
Tafel 8
Tafel 9
Tafel 10
Tafel 11
Tafel 12
Grab 106/AZ – 1,2 nach Dostál 1966, Abb. 10:15; 3,4 nach Dostál 1966, Abb. 10:7; 5,6 nach Dostál 1966, Abb. 8:12 (?); 7,8 nach Hrubý 1955a, Tab. 37/1,2; 9,10 nach Dostál 1966, 14:3 267 Grab 122/51 – 11,12 nach Dostál 1966, Abb. 10:18; 13,14 nach Hrubý 1955a, Tab. 79/3; 15,16 nach Dostál 1966, Abb. 12: 21; 17,18 – nach Dostál 1966, Abb. 14:1 267 Grab 133/51 – 19–24 nach Hrubý 1955a, Tab. 78/5–10; 25,26 nach Hrubý 1955a, 40:3 267 Grab 145/51 – 27 nach Hrubý 1955a, Tab. 84/27; 28–30 nach Dostál 1966, Abb. 14: 22 267 Grab 119/49 – 1 nach Dostál 1966, Abb. 7:1; 2,3 nach Hrubý 1955a, Tab. 58/3,4; 4 nach Hrubý 1955a, Tab. 58/10; 5–6 nach Hrubý 1955a, Tab. 58/8,9 268 Grab 126/49 – 7 –11 nach Hrubý 60/8,9, 12, 13, 14 268 Grab 286/49 – 12–16 nach Hrubý 1955a, Tab. 67/1–5 268 Grab 297/49 – 17–21 nach Hrubý 1955a, Tab. 65/1–4, 7 268 Grab 251/49 – 1–13, 15 nach Hrubý 1955a, Tab. 61/1–13; 14 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:1; 16 nach Dostál 1966, 14: 4 269 Grab 253/49 – 17–20 nach Hrubý 1955a, Tab. 65/ 5,6,8,9; 21–22 nach Dostál 1966, Abb. 9: 4 269 Grab 281/49 – 23–24 – nach Dostál 1966, Abb. 8:3; 25–26 nach Dostál 1966, Abb. 8:39; 27–28 nach Hrubý 1955a, Tab. 64/1,2 269 Grab 284/49 – 29–30 nach Hrubý 1955a, 64/20–21 269 Grab 298/49 – 1–10 nach Hrubý 1955a, Tab, 67/14–17; 20–22, 11–12 nach Dostál 1966, Abb. 13 270 Grab 299/49 – 13–14 nach Dostál 1966, 10:8, 15; 15,16 nach Dostál 1966, Abb. 9:4; 17,18 nach Hrubý 1955a, Tab. 67/10–11 270 Grab 317/49 – 19 nach Dostál 1966, Abb. 10:7; 20,21 nach Dostál 1966, Abb. 10: 8,22,23 nach Dostál 1966, Abb. 10:9; 24,25 nach Dostál 1966, Abb. 9:24; 26,27 nach Dostál 1966, Abb. 14:1 270 Grab 323/49 – 28–33 nach Dostál 1966, Abb. 9: 25; 34–37 nach Dostál 1966, Abb. 13:1, 13: 18; 38, 39 nach Dostál 1966, Abb. 8:10 270 Grab 51/50 – 1–3 nach Hrubý 1955a, tab. 73/11, 15–16 271 103/50 – 4 nach Dostál 1966, Abb. 8: 33 271 Grab 178/50 – 5–8 nach Dostál 1966, Abb. 9:4; 9,10 nach Dostál 1966, Abb. 9:6; 11 nach Dostál 1966, Abb. 13:39 271 Grab 191/50 – 12–13 nach Dostál 1966, Abb. 14:17; 14 nach Dostál 1966 Abb. 9:21; 15 nach Dostál 1966, 8:15 271 Grab 259/49 16–17 nach Dostál 1966 Abb. 10:3; 18 nach Hrubý 1955a, Tab. 61/14 271 Grab 345/49 – 19–20 Dostál 1966, Abb. 8:12; 21–22 nach Dostál 1966, Abb. 10: 3; 23 nach Dostál 1966, Abb. 14:6 271
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Tafel 23 Tafel 24
Abbildungsnachweis
5/48 – 1–4 nach Dostál 1966, Abb. 9:9; 5,6 nach Dostál 1966, Abb. 9:15; 7–8 nach Dostál 1966, Abb. 9: 14; 9–10 nach Hrubý 1955a, Tab. 53/9–10 272 15/48 – 11,12 nach Dostál 1966, Abb. 9:6; 13,14 nach Dostál 1966, Abb. 9: 21; 15–16, nach Dostál 1966, Abb. 9:14; 17–18 nach Dostál 1966, Abb. 13:21 272 25/48 – 27 – nach Hrubý 1955a, Abb. 38:2, 28–32 nach Hrubý 1955a, Tab. 57/5–8, 17 272 22/48 – 19, 20 nach Dostál 1966, Abb. 8: 6,7; 21,22 nach Dostál 1966, Abb. 9:1; 23, 24 nach Hrubý 1955a, Tab. 56,15–16 272 26/48 – 33, 34 nach Hrubý 1955a, Tab. 57/9–10; 35, 36 nach Dostál 1966, 9:26 272 Grab 2 – 1–8 nach Poulík 1955, Abb. 23,1–8 273 Grab 13A – 9–15 nach Poulík 1955, Abb. 21, 4–10 273 Grab 24 – 24–26 nach Poulík 1955, Abb. 21, 1–3 273 Grab 87/60 – 20–23 nach Galuška 1996a, 89/17–20 273 Grab 209/59 – 1–14 nach Galuška 1996a, Abb. 87 274 Grab 86/60 – 15–19 nach Galuška 1996a, Abb. 89/12, 14, 16 274 Grab 87/60 – 20–23 nach Galuška 1996a, 89/17–20 274 Grab 1 – 1–4 nach Dostál 1966, Abb. 9: 26; 5,6 nach Dostál 1966, Abb. 14: 22; 7 nach Poulík 1957, Abb. 74:1 275 Grab 98 – 8–11 nach Dostál 1966, Abb. 9:14; 12–13 nach Dostál 1966, Abb. 14:12; 14–15 nach Poulík 1957, Abb. 84: 7 275 Grab 118 – 1–8 nach Profantová/Kavánová 2003, Abb. 57, 1–7/118 276 Grab 160 – 9–16 nach Profantová/Kavánová 2003, Abb. 67: 1–7/160 276 Grab 183 – 19–25 nach Profantová/Kavánová 2003, Abb. 72: 1–5/183 276 Grab 1481 – 17–18 nach Profantová/Kavánová 2003, Abb. 76: 1,2/1481 276 Grab 158 – 1–11 nach Kalousek 1971, Abb. 158 277 Grab 394 – 12–19 nach Kalousek 1971, Abb. 394 277 Grab 38 – 1–8 nach Kalousek 1971, Abb. 38 278 Grab 63 – 9–18 nach Kalousek 1971, Abb. 63 278 Grab 99 – 19–26 nach Kalousek 1971, Abb. 99 278 Grab 136 – 27–31 nach Kalousek 1971, Abb. 136 278 Grab 270 – 32–39 nach Kalousek 1971, Abb. 270 278 Grab 9 –1–3 nach Kalousek 1971, Abb. 9 279 Grab 67 nach Kalousek 1971, Abb. 67 279 Grab 197 nach Kalousek 1971, Abb. 197 279 Grab 336 nach Kalousek 1971, Abb. 336 279 Grab 342 nach Kalousek 1971, Abb. 342 279 Grab 135 – 1–10 nach Kalousek 1971, Abb. 135 280 Grab 256 – 11–20 nach Kalousek 1971, Abb. 256 280 Grab 48 – 1–8 nach Šolle 1966, Abb. 13b, 48 281 Grab 86 – 9–13 nach Šolle 1966, Abb. 13b, 86 281 Grab 89 – 14–17 nach Šolle 1966, Abb. 40a, 89 281 Grab 96b – 18–28 nach Šolle 1966, Abb. 40a, 96b 281 Grab 129 – 29–36 nach Šolle 1966, Abb. 40a, 129 281 Grab 110 – 37–23 nach Šolle 1966, Abb. 13a, 110 281 Grab 106b – 1–17 nach Šolle 1966, Abb. 40b, 106b 282 Grab 157 – 1–14 nach Klanica 2006, Tab. 37/6–16 283 Grab 164 – 15–19 nach Klanica 2006, Tab. 37/34–38 283 Grab 176 – 20–28 nach Klanica 2006, Tab. 40/2–10 283
Abbildungsnachweis
Tafel 25
Tafel 26
Tafel 27
Tafel 28
Tafel 29
Tafel 30
Tafel 31
Grab 202 – 29–34 nach Klanica 2006, Tab. 40/12–17 283 Grab 265 – 35–39 nach Klanica 2006, Tab. 43/13–16 283 Grab 21 Nechvalín – 40 – 49 Klanica 2006, Tab. 2/23–32 283 Grab 25/48 – 1 nach Hrubý 1955a, Abb. 38:2; 2–5 – nach Hrubý 1955a, Tab. 57/5–8 284 Grab 145/51 – 6–8 nach Dostál 1966, Abb. 14:22 284 Grab 251/49 – 10 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:1; 11 nach Hrubý 1955a, 38:3 284 Grab 282/49 – 12 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:2; 13–16 nach Hrubý 1955a, Tab. 66/1,2,15 284 Grab 98 – 1–2 nach Dostál 1966, Abb. 14:12; 3–4 nach Dostál 1966, Abb. 14:3 285 Grab 128 – 5–6 nach Dostál 1966, Abb. 14: 17, nach Dostál 1966, Abb. 14:18 285 Grab 505 – 9–14 nach Klanica/Kavánová/Kouřil/Ungerman 2019, Abb. 108 285 Grab 118 – 15–20 nach Profantová/Kavánová 2003, Abb. 57/118 285 Grab 15 – 1–4 nach Poulík 1955, Abb. 19 286 Grab 24/48 – 5 nach Dostál 1966, Abb. 13: 18; 6 – nach Hrubý 1955a, Tab. 55/11 286 Grab 19/59 – 7–10 nach Galuška 1996a, Abb. 82:5,6 286 Grab 209/59 – 11–14 nach Galuška 1996a, Abb. 87 286 Grab 136 – 15–17 nach Kalousek 1971, Abb. 136 286 Grab 205 – 18–22 nach Kalousek 1971, Abb. 205 286 Grab 129/49 – 1 nach Hrubý 1955a, obr. 39:3 287 Grab 251/49 – 2 nach Hrubý 1955a, obr. 39:1 287 Grab 38 – 3 nach Kalousek 1971, Tab. 32:1–2 287 Grab 136 – 4 nach Kalousek 1971, Tab. 32:3 287 Kačice – 5 nach Sláma 1977, Abb. 12:5 287 Zákolany – 6 nach Sláma 1977, Abb. 12:4 287 Grab 99 – 1 nach Kalousek 1971, Tab. 33:13 288 Grab 141 – 2–3 nach Kalousek 1971, Tab. 33:7,10 288 Praha – Bubeneč – 4 nach Sláma 1977, Abb. 14:4 288 Praha – Smíchov – 5 nach Sláma 1977, Abb. 14:1 288 Žalov – 6 nach Sláma 1977, Abb. 14:5 288 Grab 134/49 – 1 nach Hrubý 1955a, Abb. 40:2, Tab. 60/6 289 Grab 251/49 – 2 nach Hrubý 1955a, Abb. 38:3 289 Grab 261/49 – 3 nach Hrubý 1955a, Abb. 40:4, Tab. 82/14 289 Grab 282/49 – 4 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:2 289 Grab 292/49 – 5 nach Hrubý 1955a, Abb. 40:5, Tab. 65/18 289 Grab 133/51 – 6 nach Hrubý 1955s, Abb. 40:3 289 Grab 261/49 – 1 nach Hrubý 1955a, Abb. 38:5 290 Grab 178/50 2 nach Hrubý 1955a, Abb. 38:6 290 Grab 197 – 3 nach Kalousek 1971, Tab. 30:2 290 Grab 336 – 4 nach Kalousek 1971, Tab. 30:3 290 Grab 106b – 5–6 nach Šolle 1966, 40b, 106b 290
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252
Tafel 32
Tafel 33 Tafel 34 Tafel 35 Tafel 36 Tafel 37 Tafel 38
Abbildungsnachweis
Grab 25/48 – 1 nach Hrubý 1955a, Abb. 38:1 291 Grab 35/50 – 2 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:5, Tab. 73/13 291 Grab 80/50 – 3 nach Hrubý 1955a, Abb. 39:4 291 Grab 44 – 4 nach Poulík 1957, Abb. 85:2 291 Grab 54 – 5 nach Poulík 1957, Abb. 82:2 291 Grab 31(?) – 6 nach Sláma 1977, Abb. 12:1 291 Frauengrab Trilj / Foto von Zoran Alajbeg 292 Schatz von Răducăneni nach Teodor 1980, Abb. 1–3 293 Alle nach Taf. 1–23 294 Mikulčice, Kirche II, Grab 44 nach Poulík 1957, Abb. 76 295 Alle nach Taf. 1–23 296 Gesamtplan nach Hrubý 1955a 297
Ortsregister Abony, Kreis Cegléd, H 93, 166 Abrahám, Bez. Galanta, SK 91 Alsórajk-Határi, Alsórajk, Kreis Nagykanizsa, H 91 Aquileia, Reg. Friaul-Julisch Venetien, I 190 Auhof, Bez. Perg, A 102
Devínska Nová Ves, Bratislava-Devínska Nová Ves, Bez. Bratislava, SK 140, 143 Dolní Věstonice, (Unter Wisternitz), Bez. Břeclav, CZ 23, 80, 104, 105 Ducové, Bez. Piešťany, SK 101, 105, 106, 145, 171, 181, 208
Bešeňov, Bez. Nové Zámky, SK 77 Bíňa, Bez. Nové Zámky, SK 101, 105, 106, 116, 145, 181 Biskupija, Gespanschaft Šibenik-Knin, HR 4, 5, 64, 73, 171, 177, 208 Blatnica (früh Turčianska Blatnica), Bez. Martin, SK 2, 59, 60, 150, 151, 153 Blučina, (Lautschitz), Bez. Brno-venkov, CZ 16 Boleradice, (Polehraditz), Bez. Břeclav, CZ 16, 138, 139, 141, 142 Bojná, Bez. Topoľčany, SK 182 Borovce, Bez. Piešťany, SK 21, 187 Braslovče (Frasslau), Savinja, SLO 165 Bratislava, Bez. Bratislava, SK 108, 125, 130, 135, 145, 157, 164, 165 Brestovac, Gespanschaft – Požega-Slawonien, HR 165, 166, 178 Brno, (Brünn), Bez. Brno, CZ 77, 97, 111 Břeclav - Pohansko, (Lundenburg), Bez. Břeclav, CZ VIII, 1, 9, 15, 19, 26, 57, 70, 72–74, 80, 82, 86, 90, 95, 96, 99–101, 103, 105, 106, 108, 111, 118, 119, 124, 131, 137, 142–145, 156, 157, 158, 161–163, 174, 179, 180, 181, 190, 214, 219, 226 Bubeneč, (Bubentsch), Bez. Praha, CZ 157 Budapest, H VI, 93 Budeč – Zákolany, Bez. Kladno, CZ 145
Frankfurt am Main, Hessen, D 4, 8, 214
Ciechanów, (Zichenau), Kreis Ciechanówski, PL 184 Cífer-Pác, Bez. Trnava, SK 70 Czersk, Kreis Chojnicki, PL 184 Čakajovce, Bez. Nitra, SK 70, 142, 144, 169, 170, 185–189 Čelarevo, Baška Palanka, SRB 135 Dębicz, Kreis Średzki, PL 184 Devín, Bratislava-Devín, Bez. Bratislava, SK 78, 83, 84, 85
https://doi.org/10.1515/9783111030265-009
Gajary, Bez. Malacky, SK 2 Galanta, Bez. Galanta, SK 167 Garanbonc, Kreis Zala, HU 85 Gnëzdovo, Smolensk, RUS 121 Heves, Kreis Heves, HU 10, 167 Hlodossy (Glodossy), Kirowohrad, UA 135 Hluboček am Hluk, Bez. Uherské Hradiště, CZ 18 Holiare, Bez. Komárno, SK 92, 141 Hurbanovo, Bez. Komárno, SK 83 Ipeľský Sokolec, Bez. Levice, SK 185, 187 Izvoru, Argeș County, RO 85 Jarohněvice, Bez. Kroměříž, CZ 188 Josefov, (Josefsdorf), Bez. Hodonín, CZ 17 Kačice, Bez. Kladno, CZ 145, 156 Keszthely, Kreis Keszthely, HU 150 Klecany (Groß Kletzan), Bez. Praha – Ost, CZ 70, 72, 80, 111 Knin, Gespanschaft Šibenik-Kinin, HR 4 Kolín, (Köllein), Bez. Kolín, CZ 8, 111, 124, 145, 158, 178 Kopčany, Bez. Skalica, SK 61, 131, 142 Kőlked, (Feketekapu), Kreis Baranya, HU 132 Lanžhot. (Landshut), Bez. Břeclav, CZ 70 Levý Hradec – Žalov, (Roztoky), Bez. Praha – West, CZ 145 Libice nad Cindlinou, Bez. Nymburk, CZ 131 Libochovičky, Bez. Kladno, CZ 156 Litenčice, (Litentschitz), Bez. Koroměříž, CZ 185 Maglić (Bulkes), Kreis Bački Petrovac, SRB 165 Malý Čepčín, Bez. Turčianske Teplice, SK 2
254
Ortsregister
Matzhausen, Bez. Perg, A 196 Michelsdorf, Bez. Kirchdorf, A 102 Mikulčice, (Mikultschitz), Bez. Hodonín, CZ VI, 1, 4, 9, 16, 59, 60, 61, 63, 65, 70, 82, 87, 91, 96, 99, 106, 108, 109, 118–120, 124, 127, 129–131, 133–136, 138–142, 145, 151–154, 156, 157, 158, 162, 163 169, 171, 179, 180, 181, 182, 196, 214, 218, 219, 220 Modrá bei Velehrad, (Neudorf), Bez. Uherské Hradiště, CZ 15, 171, 187 Mokrůvky, (Morkuwek), Bez. Břeclav, CZ 80 Mudroňovo (ungarisch Szilas-Puszta), Bez. Komárno, SK 10, 145, 148 Mušov (Muschau), Wüstung, Bez. Brno-venkov, CZ 80 Münchendorf, Bez. Mödling, A 7, 18 Nechvalín, (Nechwalin), Bez. Hodonín, CZ 6, 77, 80, 86, 90, 104, 111, 118, 169, 179, 217 Nin – Ždrijac, Gespanschaft Zadar, HR Nitra, Bez. Nitra, SK VIII, 4, 72, 127, 130, 138, 141, 145, 187, 188 Nové Zámky, Nové Zámky, SK 77 Nürnberg, Bez. Mittelfranken, D 194, 222 Obrzycko (Obersitzko), Kreis Szamotulski, PL 184 Olomouc, (Olmütz), Bez. Olomouc, CZ 188 Osztopán, Kreis Somogy, HU 135 Ośnica, Kreis Makowski, PL 184 Pécsvárad (Pécsvárad-Fuller), Kreis Pécsvárad, HU 135 Pěnčín, Bez. Prostějov, CZ 97 Pilismarót, Kreis Esztergom, HU 92 Pitten, Bez. Neunkirchen, A 83, 85, 195 Pobedim, Bez. Nové Mesto nad Váhom, SK 62, 101, 104, 105, 182 Popinci, Vojvodina, SRB 165 Práče, (Pratsch), Bez. Znojmo, CZ 97 Prostějov, (Proßnitz), Bez. Prostějov, CZ 188 Prušánky, (Pruschanek), Bez. Hodonín, CZ 5, 6, 23, 76, 77, 78, 79, 84, 86, 89, 110, 169, 173, 185, 217 Předmostí u Přerova, (Przedmost), Bez. Přerov, CZ 13, 43, 101, 103, 104, 129, 148, 149
Răducăneni, Iași, RO 183, 185, 188, 189, 198 Rajhrad, (Groß Raigern), Bez. Brno-venkov, CZ 71, 72, 80, 84, 111, 157, 162, 163 Rajhradice, Bez. Brno-venkov, CZ 17, 70, 72, 80, 84, 101, 104, 105, 108, 111, 116, 118, 119, 145, 157, 162, 163 Sânnicolau Mare, Kreis Timis, RO 154, 164 Sejkowice, Kreis Gostyninski, PL 184 Sigless, Bez. Mattersburg, A 79 Skalica, Bez. Skalica, SK 22, 77, 91. 99, 137, 138, 139, 140, 141, 150, 171 Slížany, (Slischan), Bez. Kroměříž, CZ 149 Stará Kouřim, Bez. Kolín, CZ 70, 111, 116, 119, 129, 142, 157, 162, 179, 180, 208, 219 Staré Město, Bez. Uherské Hradiště, Flur – Na valách, Špitálky, CZ Staré Město, Bez. Uherské Hradiště, Flur – Na valách, CZ VI, VIII, 1–7, 9, 10, 12–16, 19, 20, 22, 23, 25, 26, 34, 35, 37, 43, 50, 52, 54, 55, 59–61, 63, 64, 67, 70, 71, 73, 74, 76, 77, 79, 81, 84–87, 90–92, 95–97, 99–102, 104–106, 108, 111–113, 116–118, 120, 122, 124, 126, 127, 132, 134, 138–145, 147–150, 153, 155–158, 162, 163, 164, 171, 176–179, 181, 183–186, 191, 195, 208, 214–216, 218, 220, 222, 223 Staré Město, Bez. Uherské Hradiště, Flur – Špitálky, CZ 4, 11, 19, 22, 73–75, 91, 95, 96, 99, 109, 112, 119, 129, 134, 157, 164, 174–178, 208, 214, 218 Steinberg- Dörfl, Bez. Oberpullendosrf, A 195 Těmice, (Temnitz), Bez. Hodonín, CZ 77, 185 Trilj, Gespanschaft – Split-Dalmatien, HR 4, 5, 52, 73, 74, 91, 93, 166, 176, 177, 191, 208, 220 Trnovec nad Váhom, Bez. Šaľa, SK 82–84, 188 Töplitsch, Bez. Villach Land, Kärnten, A 195 Uherské Hradiště – Sady, (Ungarisch Hradisch), Bez. Uherské Hradiště, CZ 4, 12, 17, 20, 22, 79, 90, 91, 94, 97, 99, 100, 127, 143, 157, 174, 175, 176, 178, 195, 208, 214, 218 Uherské Hradiště – Horní Kotvice, (Ungarisch Hradisch), Bez. Uherské Hradiště, CZ 3, 118
Ortsregister
Vaćani bei Scradin, Gespanschaft Šibenik-Knin, HR 177 Velehrad, Bez. Uherské Hradište, CZ 2, 171, 187 Velké Bílovice, (Groß Billowitz), Bez. Břeclav, CZ 77, 79, 84, 185, 217 Veľ ký Grob, Bez. Galanta, SK 73, 84, 85 Vranovice, (Branowitz), Bez. Brno-venkov, CZ 16, 76, 187 Vrbka, Bez. Kroměříž, CZ 8 Weismain, Bez. Lichtenfels, Oberfranken, D 195 Wimm, Bez. Perg, A 140, 141
255
Zákolany, Bez. Kladno, CZ 145, 156 Zalavár-Vársziget, Kreis Keszthely, HU 2, 71, 81, 89, 91, 108, 121 Zamárdi, Kreis Siófok, HU 135 Zawada Lanckorońska, Kreis Tarnowski, PL 184 Zwölfaxing, Bez. Bruck an der Leitha, A 132 Želénky, (Schelenken), Bez. Teplice, CZ 8, 130, 135, 180 Želovce, Bez. Veľ ký Krtíš, SK 77, 112 Žlutava, Bez. Zlín 38
Tafeln
Tafelverzeichnis 1 2 3 4 5
Die Befundsituation ausgewählter Gräber mit wichtige Stratigraphien Gräberfeld Staré Město “Na valách” –––– Taf. 1–6 Das Grabinventare mit prunkvollem Frauenschmuck –––– Taf. 7–33 Schatzfund von Răducăneni –––– Taf. 34 Die Entwicklung des prunkvollen Frauenschmucks –––– Taf. 35–37 Der Plan des Gräberfeldes in Staré Město “Na valách” –––– Taf. 38
Nicht alle Objekte sind bislang in Abbildungen publiziert; daher wurde in diesen Fällen stellvertretend auf Darstellungen derselben Typen zurückgegriffen, wie sie Dostál 1966 vorlegte. Nahezu alle auf den Tafeln gezeigten Gegenstände sind im Maßstab 1:2 abgebildet. Lediglich hiervon abweichende Maßstäbe werden daher jeweils gekennzeichnet.
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Grab 14/48 9 7
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Grab 15/48
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Grab 279/49 12
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Taf. 1: Staré Město „Na valách“, Befundsituation der Gräber 14/48 und 15/48 (Planquadrat 8/D) sowie der Gräber 279/49 und 282/49. – 1–2, 9–10 ohne M.
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2
3
4
5
6
11
10
7
8
12 17
13
18
14
15
19
20
16
Grab 24/48
21
Grab 26/48 Taf. 2: Staré Město „Na valách“, Befundsituation der Gräber 24/48 und26/48 (Planquadrat 8/D). – 12 ohne M.
262
Tafeln
1
2
3
4
5
6
7
Grab 22/48
10
9
12 11
Grab 23/48
13
Grab 129/49
Taf. 3: Staré Město „Na valách“, Befundsituation der Gräber 22/48, 23/48 und 129/49 (Planquadrat 8/D). – 9 M. 1:1; 13 ohne M.
8
263
Tafeln
1
2
7 5
3
4
9
8
Grab 213/49
10
Grab 268/49
6
Grab 224/49
11
12
17 13
18
22
14 21
15
16
Grab 191/51 19
20
23
Grab 192/51
Taf. 4: Staré Město „Na valách“. Befundsituation ausgewählter Gräber im Planquadrat 9/E sowie im Planquadrat 7/C. – 5, 15–16, 19–20 ohne M.
264
Tafeln
2
1
Grab 66/49
3
Grab 27/51
Grab 107/49
4
5
Grab 37/51
Taf. 5: Staré Město „Na valách“. Befundsituation ausgewählter Gräber im Planquadrat 10/D sowie im Planquadrat 10/E. – 1 ohne M.
Tafeln
265
B
C
D
E
F
7
8
9
Typ IA
1
10
Typ IB
2
Typ II
Typ III
Taf. 6: Staré Město „Na valách“, Vorkommen der Sporentypen auf dem Friedhof. Typ IA – Gräber 156/49, 185/49, 106/50, 140/50, 190/50; Typ IB – Gräber 19/48, 266/49, 287/49, 50/50; Typ II – Gräber 6/48, 313/49, 366/49, 190/51, 251/51, 267/51, 289/51; Typ III – Grab 86/51. – Ohne M.
266
Tafeln
7 1
2
Grab 33/AZ 5
3
9
4
8
6
10 11
12
Grab 148/51 Grab 193/51 13
16
17
14
18
19
20
21
Grab 196/51 15
24 22
23
Taf. 7: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 1–2, 24–25 ohne M.
25
Grab 200/51
Tafeln
3
267
4 15
5
6 11
7 1
13 9
Grab 106/AZ
17
8
2 10
20
23
21
22
14
18
Grab 122/51
27 19
16
12
28 29 30
Grab 145/51
24
25
26
Grab 133/51 Taf. 8: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 1–2, 7–10 ohne M.
268
Tafeln
1
2
8
3
9
7
Grab 126/49 10
11
4 5
6
Grab 119/49
13
14
15
17
20
16
12
Grab 286/49
Taf. 9: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 4, 12 ohne M.
18
21
19
Grab 297/49
269
Tafeln
1
2
3
4
10
11
5
6
12
13
7
8
9
14 15
17
18
21
Grab 251/49
16
23
24
25
26 29
Grab 281/49 27 19
20
28
22
Grab 253/49 Taf. 10: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 7, 21–22 ohne M.
30
Grab 284/49
270
Tafeln
1
2
3
4 13
5
6
7
14
15
16
8 17
9
11
10
18
Grab 299/49
12
Grab 298/49
19
20
21
22
23
28
29 34
26
27
Grab 317/49
30
31 36
24
35
37
25
Grab 323/49 32
33
38
39
Taf. 11: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 11–12, 17–18 ohne M.
271
Tafeln
1
2
5
4
6
8
7
Grab 103/50 3 9
Grab 51/50
10
Grab 178/50
12
13
14
15
16
17
Grab 191/50
18
Grab 259/49
19
20 23
21
11
22
Grab 345/49
Taf. 12: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 16–17 ohne M.
272
Tafeln
1
5
2
3
7
6
11
4
8
12
15
14
17
18
16
Grab 5/48
9
13
Grab 15/48
10
19
20
21
22
27
23 28
29
30
31
24
25
Grab 22/48
Grab 25/48 33
34
32 35
36
Grab 26/48 Taf. 13: Staré Město „Na valách”, Schmuckausstattungen. – 17–18, 30–31 ohne M.
26
273
Tafeln
9 1
10
11
12
3
2
13
14
15
Grab 13A 6 4
5
Grab 2 7
8
16
18
24
25
17
19
21
20
22
26
Grab 24 23
Grab 15? Taf. 14: Staré Město „Špitálky”, Schmuckausstattungen. – 3, 6, 14–15 ohne M.
274
Tafeln
15
16 17
1
2 3
4
18
19
Grab 86/60 5
6
7
8
11
9
10
13
Grab 209/59 Taf. 15: Uherské Hradiště-Sady, Schmuckausstattungen.
12
14
20
21
22
23
Grab 87/60
Tafeln
1
2
5
3
4
6
7
Grab 1
8
9
10
14
12
13
11
15
Grab 98
Taf. 16: Mikulčice, Kirche II, Schmuckausstattungen. – 5–6, 8–11 ohne M.
275
276
Tafeln
1
2 3
6
4
7
8
5
Grab 118
9
19
20
22
13
21
10
11
12
15
14
Grab 160
23
Grab 183
17
Grab 1481 Taf. 17: Mikulčice, Kirche VI, Schmuckausstattungen.
18
16
Tafeln
1
277
2
3
4 7
10
5 6
8
9
Grab 158
12
13
14
15
16
19 17
18
Grab 394
Taf. 18: Břeclav-Pohansko, Schmuckausstattungen. – 19 ohne M.
11
278
Tafeln
1
2
3 9 6
4
5
7
10
8
Grab 38 11
15
12
13
16
17
Grab 63 19
20
23
24
21
22
25
26
Grab 99
27
28
31 29
30
Grab 136 32
33
34
37 36
35
38
39
Grab 270
Taf. 19: Břeclav-Pohansko, Schmuckausstattungen.
14
18
279
Tafeln
1
4
5
6
7
2
Grab 9 3
Grab 262
8
9
12
13
15 14 10
11
17
16
Grab 197 19
Grab 67
Grab 336
21
23
27
18
22
24
28
25
29
Grab 342
Taf. 20: Břeclav-Pohansko, Schmuckausstattungen.
26
20
280
Tafeln
1
2
3
4
7
8
5
6
9
10
Grab 135
11
12
13
17
14
18
15
19
Grab 256 Taf. 21: Břeclav-Pohansko, Schmuckausstattungen.
16
20
281
Tafeln
9 1
2
3
17
4
16 10
5
6
11
14 15
7
Grab 89 12
13
Grab 86 8
Grab 48
29 18
19
20
21
22 30 26
23
24
25
28
Grab 96b
37
38
31
27
39
33
32
34
40
50
41
51 42 52 43 53 44
45
46
47
48
35
Grab 129
49
Grab 110 Taf. 22: Stará Kouřim, Schmuckausstattungen. – M. ca. 1:2.
36
282
Tafeln
3 4
1
9 11 12
5 10 2
6
7
16 8
13
14
15
Taf. 23: Stará Kouřim, Grab 106b, Schmuckausstattung. – M. ca. 1:2.
17
Grab 106b
283
Tafeln
Prušánky (I)
2
1
4
3
6
5
15
7
16
9
8
17
18
19
Grab 164 10
11
12
13
14
Grab 157
20
21
22
23
29
30
35 36
31
37
34 24
26
25
27
32
33
Grab 202
38
39
28
Grab 176
Grab 265
Nechvalín (I)
40
46
41
47
42
43
44
45
48 49
Grab21 Taf. 24: Kombinationen von Ohrringen mit ährenartiger Traube aus Prušánky und Nechvalín.
284
Tafeln
1
7 6
2
3
4
8
Grab 145/51
5
Grab 25/48 9
10
11
Grab 251/49
12
13
14
15
16
Grab 282/49 Taf. 25: Kombinationen von Kugelanhängern in Gräbern aus Staré Město „Na valách”. – 2–3 ohne M.
285
Tafeln
Mikulčice, Kirche II
1
2
5
6
3
4
7
8
Grab 98
Grab 128
Mikulčice, Kirche III
Mikulčice, Kirche VI
15
9
10
11
12
13
14
Grab 505
16
17
19
Grab 118
Taf. 26: Kombinationen von Kugelanhängern in Gräbern aus Mikulčice, Kirche II, III und VI. – 1–8 ohne M.
18
20
286
Tafeln
Staré Město „Špitálky“
1
Staré Město „Na valách“
2 5
3
4
6
Grab 15
Grab 24/48
Uherské Hradiště-Sady
7
8
9
10
Grab 19/59
11
12
13
14
Grab 209/59
Břeclav-Pohansko
15 18
16
Grab 136
19
20
17 21
22
Grab 205 Taf. 27: Kombinationen von Kugelanhängern in Gräbern aus Staré Město „Špitálky“, Uherské Hradiště-Sady, Staré Město „Na valách“ und Břeclav-Pohansko. – 5 ohne M.
Tafeln
287
1
Staré Město „Na valách“ Grab 129/49
2
Staré Město „Na valách“ Grab 251/49
3
Břeclav-Pohansko Grab 38
4
Břeclav-Pohansko Grab 136
5
Kačice
6
Zákolany Taf. 28: Vergoldete getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung und Tiermotiv aus Staré Město „Na valách“, Břeclav-Pohansko, Kačice und Zákolany. – 5–6 ohne M.
288
Tafeln
1
Břeclav-Pohansko Grab 99
2
3
Břeclav-Pohansko Grab 141
4
Praha-Bubeneč
5
Praha-Smíchov
6
Žalov Taf. 29: Vergoldete getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung und Kranzmotiv aus Břeclav-Pohansko, Praha-Bubeneč, Praha-Smíchov und Žalov. – 4–6 ohne M.
Tafeln
1
Grab 134/49
2
Grab 251/49
3
Grab 261/49
4
Grab 282/49
5
Grab 292/49
6
Grab 133/51 Taf. 30: Vergoldete getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung – einfaches Palmettenmotiv und Rosetten) aus Staré Město „Na valách“.
289
290
Tafeln
1
Staré Město „Na valách “ Grab 261/49
2
Staré Město „Na valách “ Grab 178/50
3
Břeclav-Pohansko Grab 197
4
Břeclav-Pohansko Grab 336
5
6
Stará Kouřim Grab 106b Taf. 31: Silberne getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung – verschiedene Palmettenmotive aus Staré Město „Na valách“, Břeclav-Pohansko und Stará Kouřim.
Tafeln
291
1
Staré Město „Na valách“ Grab 5/48
2
Staré Město „Na valách“ Grab 35/50
3
Staré Město „Na valách“ Grab 80/50
4
Mikulčice, Kirche II, Grab 44
5
Mikulčice, Kirche II, Grab 54
6
Žalov Grab 31 ? Taf. 32: Getriebene Kugelanhänger mit gravierter Verzierung – Palmettenmotiv in herzförmigem Mäander aus Staré Město „Na valách“, Mikulčice, Kirche II und Žalov. – 4–5 ohne M.
292
Tafeln
Taf. 33: Trilj. Schmuckkollektion aus dem Frauengrab (Foto Zoran Alajbeg). – Ohne M.
293
Tafeln
8 15
16 17
9
1
10
18 19
20
22
23
25
26
2 11 21 5
3
12
6
13 24
7
4
14
37
38
39
42 27 41
40 43 28
45
30 31
46
29 32
33 44
34
35
36
Taf. 34: Răducăneni, Schatzfund. – 27–29 M. 1:4.
47 48
Grab 33/AZ
Grab 200/51
Grab 193/51
Grab 122/51
Grab 51/50
Horizont Trilj-Staré Město Ende des 8./Anfang des 9. Jh.
Grab 317/49
Grab 282/49
Grab 106/AZ
Grab 323/49
Grab 298/49
Grab 251/49
„Neue Schmuckwelle“ nach Beginn des 9. Jh.
Grab 133/51
Grab 299/49
Grab 259/49
Grab 24/48
Grab 22/48
Grab 15/48 Grab 26/48
Grab 5/48
Modifikationen nach Mitte des 9. Jh.
294 Tafeln
Taf. 35: Entwicklung des Schmucks vom späten 8. bis späten 9. Jahrhundert – am Beispiel von Gräbern aus Staré Město „Na valách”. – Ohne M.
Uherské Hradiště-Sady, Grab 87/60
Uherské Hradiště-Sady, Grab 86/60
Staré Město „Špitálky“, Grab 13A
Uherské Hradiště-Sady, Grab 209/59
Staré Město „Špitálky“, Grab 24
Staré Město „Špitálky“, Grab 2
Horizont Trilj-Staré Město Ende des 8./Anfang des 9. Jh.
Mikulčice, Kirche VI, Grab 183
Mikulčice, Kirche VI, Grab 160
Mikulčice, Kirche II, Grab 98
Staré Město „Špitálky“, Grab 15
Mikulčice, Kirche VI, Grab 118
„Neue Schmuckwelle“ nach Beginn des 9. Jh.
Mikulčice, Kirche II, Grab 44
Mikulčice, Kirche II, Grab 1
Modifikationen nach Mitte des 9. Jh.
Tafeln
295
Taf. 36: Entwicklung des Schmucks vom späten 8. bis späten 9. Jahrhundert – am Beispiel von Mikulčice, Kirche II und Kirche VI, Staré Město „Špitálky“ und Uherské Hradiště-Sady. – Ohne M.
Horizont Trilj-Staré Město Ende des 8./Anfang des 9. Jh.
Grab 262
Grab 67
Grab 38
Grab 158
Grab 99
Grab 136
Grab 63
„Neue Schmuckwelle“ nach Beginn des 9. Jh.
Grab 394
Grab 197
Grab 9
Grab 256
Grab 135
Modifikationen nach Mitte des 9. Jh.
296 Tafeln
Taf. 37: Entwicklung des Schmucks vom späten 8. bis späten 9. Jahrhundert – am Beispiel von Břeclav-Pohansko. – Ohne M.