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German Pages [360] Year 2023
7
MONOGRAPH IES INSTRUMENTUM
LORICA SQUAMATA Schuppenpanzer im mittleren und oberen Donauraum zur Zeit der Markomannenkriege : Typo logie, Technologie, Chronologie, Chorologie
• Stefan Groh mit einem Beitrag von janet Schramm unter Mitarbeit von Helga Sedlmayer
A 8W
edit ions
Mergoil
Lorica squamata Schuppenpanzer im mittleren und oberen Donauraum zur Zeit der Markomannenkriege :Typologie, Technologie, Chronologie, Chorologie
Monographies Instrumenturn 76
Collection dirigee par Michel Feugere
Lorica squamata Schuppenpanzer im mittleren und oberen Donauraum zur Zeit der Markomannenkriege :Typologie, Technologie, Chronologie, Chorologie Stefan Groh mit einem Beitrag von janet Schramm unter Mitarbeit von Helga Sedlmayer
e . editions
Mergoil
Dremil-Lafage - 2023
e . editions
Mergoil
Diffusion, vente par correspondance Editions Mergoil - 13 Rue des Peupliers - 31280 Dremii -Lafage Te l : 0561830441 - e-mail : [email protected] ISBN: 9782355181351 ISSN : 1278 - 3846 Aueune partie de cet ouvrage ne peut etre reproduite sous quelque forme que ce soit (photocopie, scanner ou autre) sans l'autorisation expresse des Editi ons Mergoil. Mise en page: H. Sedlmayer Couverture : Editions Mergo il Image de couverture: Carnuntum, detai ls d'une lorica squamata (voir fig. 81.35, photo ÖAW/ÖAI, N. Gail) et de Ia pierre tomba le d'un centurio n (voir fig. A22, photo Kunsthistorisches Museum Wien, Antikensammlung). Photomontage H. Sedlmayer Impression : Aqui prin t Depot legal octobre 2023
INHALT
Vorwort
9
A. Typologie und Analyse der mittelkaiserzeitlichen loricae squamatae im mittleren und oberen Donauraum
11
A 1. Einleitung
11
A2. Die Fundregion
13
A3. Typologie der mittelkaiserzeitlichen squamae und Brustbleche im mittleren und oberen Donauraum
14
A3.1 Die typologischen Kriterien der squamae
14
A3.2 Die neue Typologie der squamae
22
A3.3 Die Typologie der Brustbleche von Schuppenpanzern
27 27
A3.3.1
Fundbestand und Typologie
A3.3.2 Besitzerinschriften
31
A4. Schuppenpanzer : Rekonstruktion, Träger, Verbreitung
31
A4.1 Vor- und Nachteile von Schuppenpanzern
31
A4.2 Herkunft und Truppenzuweisung
37
A5. Analyse des Fundbestands: Chronologie und Chorologie
42
A5.1 Die Chronologie der lorica squamata im mittleren und oberen Donauraum
42
A5.2 Quantitative Auswertung
51
A5.3 Schuppenpanzer als markerfür Legionsstandorte und Truppen zur Zeit der Markomannenkriege ?
59
A5.4 Carnuntum und Dura Europos: Ein Vergleich der Typenvielfalt von loricae squamatae
63
A5.5 Die Chorolog ie der lorica squamata im mittleren und oberen Donauraum
67
B. Ausgewählte Fundplätze mit loricae squamatae zur Zeit der Markomannenkriege im mittleren Donaura um
80
Bl. Carnuntum
80
B 1.1 Carnuntum - Legionslager Bl.l.l
Das Waffenmagazin im Legionslager Carnuntum
80 82
Bl.l.2 Schuppenpanzer aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum
85
Bl.l.3 Weitere Schutz- und Angriffswaffen aus dem Waffenmagazin des Legionslagers
87
Carnuntum 81.1.4 Datierung des Waffenmagazins im Legionslager Carnuntum B 1.1.5 Weitere Schuppenpanzer aus dem Legionslager Carnuntum B 1.2 Carnuntum - Auxi li arkastell B 1.2.1
Schuppenpanzer aus dem Auxi li arkaste ll Carnuntum
90 90 91 91
Bl. 2.2 Die Auswe rtun g des Fundbestandes aus dem Auxili arkaste ll Carnuntum
93
B 1.3 Carnuntum - Ca nabae un d Zivil stadt
95
Cnm untum - Fund li ste
96
Carnun tw n - Legio nslage r
96
Carnu ntum - Auxili arkastell
99
Cnrn untum - M ili tä ramphitheate r
10 I
Carnuntum - di ve rse Fundpl ätze
101
B2. Baumgarten an der Ma rch
149
B2. 1 Baum garten an der M arch :Befund e und Fundb esta nd
149
B2.2 Schuppenpan zer aus Ba umgarten an der Ma rch . U nte rsuchun g- Ko nse rvierungRekonstrukti o n
153
(Janet Schramm) B2 .2.1
Einleitun g
153
B2.2.2 Aufbau vo n Schuppenpan ze rn im Ü berbli ck
154
B2. 2.3 Schutzwirkun g von Schuppenp an ze rn und M ateri albeschaffenh eit
156
B2.2 .4 Schupp enpanzer aus Baum ga rte n an der Ma rch : D ie A rtefakte und dere n Techno logie
158
B2.2. 5 Schuppenpan zer aus Baum ga rten an der March : Restaurato ri sche Ma ßn ahm en
17 1
B2. 2.6 Schuppe np anze r aus Baum ga rten an der M arch : Zusamm e nfassun g und Bewe rtun g de r durchgeführten Maßn ahm en bis zur Mo ntage der A rtefa kte
187
B2.2.7 Anhan g: Naturwi sse nschaftli che Untersuchun ge n de r Schuppe np anze rteil e aus Baumga rten an de r Ma rch
187
B2.2 .8 Schuppenpan zer aus Baum ga rten an der Ma rch : Dokum entati o n
194
B3 . Stillfried an der M arch B3. 1 Das Vexill ati o nslage r Still fr ied - Befund e und Fund e B3. l.l
Pro dukti o nsstätte der römi schen Artill eri e
B3. l. 2 Ge rman ische Landn ahm e und rituell e Depon ierun g B3.2 Schupp enp anze r B4. Musov
224 224 224 226 238 253
B4. 1 Das spätaugusteische Leg ion slage r Musov-Neuri sse n
253
B4.2 Das Vexillati o nslage r M usov- Bu rgstall - Befunde und Fund e
260
B4.3 Germ ani sche Landn ahm e und rituell e Depo nierun g
263
B4.4 Schuppenp anze r
265
C. Schuppenpanzer im Barbaricum sowie vom mittleren bis zum oberen Donaulimes
274
C l. Schuppenp an ze r im Barbaricum sowie östli ch von Carnuntum
274
C 1.1 Ma rko m anni sches Siedlun gsgebiet
274
Skalice nad Svitavou
274
Ruhhof
274
Be rnhard sth al
275
C l.2 Quadi sches Siedlun gsgebiet
276
M ui la
276
C hotin
276
Dun ajska Luimi-Nova Lip n ica
276
Biely Kostal be i Trn ava
276
C ife r-Pac
277
C l. 3 Mittlerer Donaulimes östlich vo n Carnuntum
280
Geru lata- Ru sovce
280
Arrabnna-Györ
281
M ursella - Dombifö ld
281
Rhi spi a- Strebersdorf
281
Brigetio - Komarom
281
Celamantia - Iza
284
Aquincum - Bud apest
285
C2. Schuppenpanzer westli ch von Carnuntum C2 .1 Westpannonisch er- nori sche r Donaulimes
290 290
Vindobona- Wien
290
Comagenis- Tulln
292
Asturis-Zwentendorf
292
Arelape-Pöch larn
293
Lauriacum -E nns
294
Ovilava- Weis
298
Iovia cum -Schlöge n
301
C2.2 Raetisch er Donaulimes
302
Quintana -Künzing
302
Sorviodurum-Straubi ng
302
Regensburg-Kumpfmühl
303
Castra Regina -Rege nsburg
306
Abusina- Ei ning-Unterfeld
307
Abusina-Eining
309
C2.3 Exkurs : Aquileia-Heidenheim am raetischen Alblim es
310
C2.4 Exkurs : Bernsteinstraße und angrenzende Regionen in der Regio X, Südnoricum und
311
Südpannonien
Poetovio- Ptuj
311
Siscia-Sisak
313
Ad Pirum -Hrusica
315
Solva- Frauenberg
318
C3. Befunde zur Produktion von Schuppenpanzern im norisch-p annonischen Limeshinterland
319
C3. 1 Neunkirchen südlich von Vindobona
319
C3 .2 Aelium Cetium-St. Pölten
320
D. Zusammenfassung
322
Dl. Zusa mm enfass ung
322
D2. Summary
326
D3. Resum e
330
E. Anhang
335
E l. Abkürzungen
335
E2. Literaturverzeichnis
335
E3. Abbildungsnachweise
349
Die Waffen nieder! Sagt es vielen, vielen.
Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner
Quel est le defaut qui vous attire le plus ? Le defaut de la cuirasse.
Marie-Josephine de Suin, comtesse de Beausacq
0 0 0
0 0
De Ioricis Lorica vocata eo quod Ioris careat ; solis enim circulis ferreis contexta est. Squama est lorica ferrea ex lamminis ferreis aut aereis concatenata in modum squamae piscis, et ex ipso splendore squanarum et similitudine nuncupata. De ciliciis autem et poliuntur loricae et teguntur.
lsidor von Sevilla, Etymologiae (sive origines) 18,13,1-2
VORWORT
Bei der Vielfalt an römischen Fundgruppen und großen Menge fachspezifischer Publikationen erstaunt es, im Zuge von Recherchen auf Materialien zu stoßen, die bislang noch keiner zusammenfassenden Studie unterzogen wurden. Die in dieser Arbeit besprochenen loricae squamatae, oder besser, Tacitus (Hist. 1.79) folgend,ferreae et aereae laminae sind solche Artefakte, die zwar in vielen Kontexten auftauchen, mit denen sich aber noch niemand erschöpfend befasst hat. Schuppenpanzer standen im hier behandelten Untersuchungsgebiet des mittleren und oberen Donauraums zur Zeit der Markomannenkriege viel in Verwendung. Dies erklärt sich aus der großen Militärpräsenz, dem wechselvollen Kampfgeschehen und den dadurch evozierten Verwundungen und tödlichen Verletzungen der Soldaten, was großes menschliches Leid nach sich zog. In diesem Kontext ist es sehr beruhigend, zu wissen, dass den Studienobjekten, also den verschiedenen Ausformungen der lorica squamata, vorrangig ein positiver Aspekt, nämlich der Schutz von Menschen und die Rettung von Leben, attestiert werden kann. Schon zu Beginn der Arbeiten zu dieser Publikation war es klar, dass typologische und funktionale Überlegungen nur auf einer großen Materialbasis fußend zu weitreichenden Schlussfolgerungen führen. Diese Materialbasis beruht zum einen auf den Funden aus Baumgarten an der March, welche die Initialzündung für die im Folgenden vorgestellten Studien waren, zum anderen insbesondere auf großen Beständen aus Museen und Sammlungen sowie auf publiziertem Material. Die Untersuchung der Schuppenpanzerteile aus Baumgarten an der March erfolgte bereits bis 2012 im Rahmen einer Diplomarbeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart durch Frau Janet Schramm. Sie erklärte sich dankenswerterweise bereit, ihr Manuskript als Beitrag dieses Buches zur Verfügung zu stellen . Besonderer Dank gilt Gerhard Eggert und Andrea Fischer (Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) für die Betreuung ihrer akademischen Arbeit. Die umfangreiche Materialzusammenstellung der Schuppenpanzer des mittleren Donauraumes war nur durch die Unterstützung zahlreicher Kolleg*innen möglich. Besonders hervorzuheben sei an dieser Stelle das Team des Museum Carnuntinum unter der Leitung von Eduard Poilhammer und der Landessamm-
Iungen Niederösterreich, insbesondere Frau Jasmine Cencic, deren unermüdlicher Einsatz wahre Schätze aus den Depots der Kulturfabrik Hainburg zu Tage brachte. Ebensolcher Dank sei dem Team des MAMUZ in Asparn an der Zaya, Franz Pieler und Norbert Weigl, ausgesprochen, das alle unsere Arbeiten vor Ort unterstützte und bereitwillig alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellte. Folgenden Kolleg*innen sei für die Unterstützung des Forschungsvorhabens sowie Bereitstellung von publizierten und unpublizierten Funden und Abbildungen besonders gedankt : Walpurga Anti (Museum Stillfried), Clemens Eibner (Heidelberg), Karina Grömer (Naturhistorisches Museum, Wien), Ortolf Harl (Wien), Martina Hinterwallner und Martin Krenn (Bundesdenkmalamt), Rebecca Bade (ÖAW/ÖAI), Petya Andreeva (ÖAW/ÖAI), Renate Miglbauer (Stadtmuseum Wels), Eva Thysell (Universität Innsbruck), Stefan Traxler (OÖ Landes-Kultur GmbH), Yvonne Seidel (Wien), Thomas Atzmüller (Stadtmuseum Tulln), Bernhard Schrettle (ASIST, Retznei), Günther Moosbauer (Gäubodenmuseum Straubing), Roman Weindl (Museum Quintana), David Bartus (ELTE Budapest) und Orsolya Lang (BHM Aquincumi Muzeum). Für die Durchsicht und Korrekturen der englischen und französischen Übersetzungen der Zusammenfassung danke ich John Bintliff (Leiden) und Michel Feugere (Lyon/Montagnac). Zu großem Dank bin ich meiner Kollegin, Frau Monika Griebl (ÖAW/ÖAI) verpflichtet, die mit Akribie die Forschungen zu den Fundstellen und Artefakten in Stillfried unterstützte, und Herrn Nicolas Gail (ÖAW I ÖAI), der mit gewohnt hoher Professionalität für den Großteil der im Katalog abgebildeten Fotos verantwortlich zeichnet. Last but not least sei meiner Kollegin, Frau Helga Sedlmayer (ÖAW/ÖAI) nicht nur gedankt, sondern auch angemerkt, dass ohne ihre Unterstützung und Mitarbeit dieses Buch nicht erschienen wäre. Sie zeichnet nicht nur für die Grafiken, den Katalog und das Layout verantwortlich, sondern war auch unermüdliche Redakteurin und kritische Diskussionspartnerin im Werdegang dieser Publikation.
Wien, Juli 2023 Stefan Groh 9
Abb. Al :Die Fundregion der Schuppenpanze r im mittleren und oberen Donaura um
10
I LORI CA SQUAMATA
A. TYPOLOGIE UND ANALYSE DER MITTELKAISERZEITLICHEN LORICAE SQUAMATAE IM MITTLEREN UND OBEREN DONAURAUM Al. EINLEITUNG
Die Feldforschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts zu den beiden temporären römischen Lagern von Baumgarten an der March und Marchegg in Niederösterreich bildeten den Ausgangspunkt dieser Studie. Die Auswertung der geophysikalischen Messdaten bezeugt für Baumgarten an der March die Grabenanlagen zweier Feldlager, für Marchegg Abschnitte einer Lagerfront samt Toranlage. Von beiden Fundplätzen lagen umfangreiche Münzbestände eines lokalen Sammlers vor, der zudem in Baumgarten an der March größere Fragmente von loricae squamatae mit Textilresten entdeckt hatte. Die Herkunft dieser exzeptionellen Fundstücke aus einem römischen Lagerplatz war nun erstmals aufgrund der geophysikalischen Prospektionsergebnisse zu belegen. Es erscheint somit sinnvoll, die neuen Daten zu den Feldlagern mit jenen einer den Panzerteilen gewidmeten Diplomarbeit des Jahres 2012 zu kombinieren. In dieser hatte Janet Schramm den Schuppenpanzer samt Textil aus Baumgarten an der March nicht nur minutiös restauriert, sondern auch naturwissenschaftlich sowie kulturhistorisch ausgewertet, rekonstruiert und diskutied. Und schon führte das eine zum anderen, die umfassende Bearbeitung des Schuppenpanzers aus Baumgarten an der March eröffnete die Frage, welche Vergleichsbeispiele kontextuell zu berücksichtigen seien, und welche typologischen und chronologischen Kriterien für loricae squamatae überhaupt vorhanden sind. Der Fundbestand von Baumgarten an der March, einem temporären römischen Lagerplatz der expeditio I Germanica von 169/170 bis 176 n. Chr. 2, erwies sich als Ausgangspunkt zu grundlegenden Betrachtungen der Prozesse, die dem Kriegsgeschehen folgten, die
das Ende der römischen Präsenz in der March- ThayaRegion (Österreich, Slowakei, Tschechien), die erneute Landnahme und Purifikation durch germanische Siedler und die damit verbundenen rituellen Deponierungen markierten. Eine Tour d'Horizon zur Materialgruppe der Schuppenpanzer zeigte darüber hinaus, dass seit einer grundlegenden Arbeit des Maximilian von Groller-Mildensee aus dem Jahre 1901 zum Waffenmagazin im Legionslager Carnuntum keine zusammenfassende Studie zur Typologie, Verbreitung und Chronologie von Schuppenpanzern vorgenommen worden ist 3. Dies mag erstaunen, da sowohl die Schienen- als auch die Kettenpanzer bereits ausführlich diskutiert wurden, und Schuppenpanzer nicht nur in der römischen Bildkunst, sondern auch auf fast allen militärischen Fundplätzen häufig anzutreffen sind 4 • Schuppenpanzer waren nicht nur eine sehr weit verbreitete Schutzwaffe, sondern vor allem auch ein Symbol für die militärische Präsenz Roms an sich. Sie wurden mit Namenspunzierungen von den Eigentümern personalisiert und auch nach dem Ende der militäri schen Laufbahn (oder dem Ableben) weiterverkauft, also über Generationen genutzt. Die anzunehmende längere Nutzungszeit floss in Überlegungen zur Morphologie der bislang im Untersuchungsraum angetroffenen Schuppenpanzer ein. Sehr schnell wurde klar, welch großer Fundbestand, im Vergleich zu den übrigen Nordprovinzen des römischen Reiches, aus dem mittleren Donauraum vorliegt. Von Aquincum im Osten bis Eining-Unterfeld im Westen, vom Limeshinterland in Nordostnoricum und Nordwestpannonien, der Bernsteinstraße bis in die March-1l1aya- Region reicht der Untersuchungsraum dieser Studie, mit dem Ziel, eine Bestandsaufnahme und Analyse von lorica e squamatae vorzunehmen. Die in dieser Region, speziell in Carnuntum, angetroffene Fundmenge und die Kombination mit großen Textilresten lässt sich lediglich mit jener in Dura Europos-
I
Die Arbeiten erfo lgte n im Rahmen des EU -Projektes Dress!D (P rojekt le iterin K. Grömer) am Na turhi sto ri sche n Mu se um Wi en und an der Staa tli chen Akademie der Bildenden Kün ste Stull garl.
3
Von Groll er 190 I.
2
Groh/Schach inge r, in Dru ck.
4
Bisbop 2002 ; Thomas 2003; Wijnhoven 2022. TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 11
Qal'at es-Salihiye (Syria) vergleichen \ hinzu kamen exzeptionelle Einzelfunde aus Britannien (Trimontium-Newstead, Carpow) 6 . Ausgehend von den Neu funden in Baumgarten an der March wurde der reiche und bis dahin niemals erschöpfend betrachtete Fundbestand vom benachbarten Fundplatz am Siedlungsplateau von Stillfried an der March aufgenommen. Die Bedeutung von Stillfried an der March für die Logistik des Vorstoßes in die im Zuge der Markomannenkriege (166-180 n. Chr.) zu annektieren intendierte Provinz Marcomannia ist nicht zu unterschätzen und nur mit jener des Burgstalls in Musov (Mähren, Tschechien) zu vergleichen. Wir sind nun in Lage, alleine von diesen drei Fundplätzen mindestens sieben Deponierungen von Schuppenpanzerteilen mit Brustblechen und Textilresten zusammenzufassen und in einen chronologisch klar umrissenen Zeithorizont, nämlich in die Jahre 170-180 n. Chr. einzugliedern. Ausgehend von diesen Fundkomplexen wurden die sehr reichhaltigen Bestände an Schuppenpanzern aus Carnuntum dokumentiert und graphisch dargestellt. Diese Fundbestände gliedern sich in die loricae squamatae aus dem Legionslager und dem Auxiliarkastell, dem Amphitheater des Legionslagers, den Canabae sowie dem Umfeld der Zivilstadt Basierend auf der großen Carnuntiner Materialfülle und der Typologie des M. von Groller wurde der Versuch unternommen, alle bis dahin publizierten typologischen Gliederungsansätze zu vereinen, mit dem Ziel eine normierte Ansprache von Panzerschuppen zu generieren 7 • Es bestand keinesfalls die Absicht, ein Kompendium aller Schuppenpanzer der römischen Nordprovinzen zu erstellen, so wird bei der Durchsicht von Sammlungen, vor allem in den Rheinprovinzen und in Britannien, sicher noch das eine oder andere typologisch neue Stück zu entdecken sein. Die Typologie wurde jedoch derart konzipiert, dass sie quasi "nach oben offen" ist, also beliebig erweiterbar. Bislang wurde noch kein ganzer Schuppenpanzer eines Soldaten gefunden, die Deponierungen erfolgten lediglich in Form von Teilstücken 8 . Daraus resultierten Überlegungen zur Rekonstruktion, Form und Schließtechnik der Panzer. Es benötigt jedoch sicher noch weitere Studien um die Vielfalt sowie funktionale Details, das Changieren und Divergieren der Schuppentypen an einer lorica zu illustrieren. Materialanalysen zeigen jedoch heute schon, wie subtil und abwechslungsreich die Schuppenpanzer "personalisiert" waren. Eisenschuppen waren aus drei unterschiedlich harten Ble5
james 2004.
6
Curi e 19 11 ; Co ul ston 1999.
7
Von G roller 190 1. Ta f. XV (hier Abb. A I O); jütting 1995, Abb. 4 : Kornor6czy 2000, Abb. I ; Sim/ Kaminski 20 I:! , p. 6 1 mit Abb.
8
Ledi glich von Pferd epan zern (Pfe rd cdecken mit Schupp en) gibt es zwe i vo ll ständi g erhalt ene Stü cke in D11 m E11 ropvs: jamcs 2004, p. 13 1, Abb. 77.
12
I LORICA SQUAMATA
chen gefertigt, mittels unterschiedlicher Legierungen von Schuppen an ein und demselben Panzer erzeugte man schillernde "Glitzereffekte", die ein breites Spektrum aus Silber- und Goldtönen abdeckten 9 . Die große Diversität der Schuppen lässt auf eine Anpassung an funktionale Aspekte schließen. Diese Schutzwaffe wurde für unterschiedlichste Truppenteile, ja sogar die Reittiere selbst adaptiert. Eine besondere Stellung nehmen die sagittarii ein, deren Ursprung im Mittleren Osten zu suchen ist, und die eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Schuppenpanzern gespielt haben dürften. Eine klare Gliederung mit Blick auf typologische Unterschiede ebenso wie auf Funktionszuweisung steht hier noch aus. Eine Zuweisung an Pferde ist ob fehlender Verbände größeren Umfangs gleichförmiger Schuppentypen, wie jenem in Dura Europos, im Untersuchungsraum der mittleren bis oberen Donau nicht möglich, ihre Existenz zur Zeit der Markomannenkriege im römischen Heer eher zu bezweifeln 10 • Genauso wenig kann man unter Miteinbeziehung der bildliehen Darstellung, wie z. B. jener des Tropaeum von Adamklissi sowie der Siegessäulen des Traianus und des Marcus Aurelius 1 \ im Detail Schuppen- oder Panzertypen immer spezifischen Einheiten zuweisen. Auf dem zu unseren Funden kontemporären Bildprogramm der Siegessäule des Marcus Aurelius herrscht ein Nebeneinander unterschiedlicher Panzerungen. Segmentpanzer sind am seltensten vertreten, Ketten- und Schuppenpanzer alternieren in den Darstellungen, eine Unterscheidung von Auxiliarund Legionssoldaten wurde und kann nicht getroffen werden. Schuppenpanzer tragen hier Infanterie und Kavallerie 12 . Die unzähligen Lochkombinationen der Schuppen lassen auf einen großen Variantenreichtum in den Näh- und Verbindungstechniken schließen, mit denen man die Schuppen untereinander sowie mit dem Trägergewebe oder dem Leder verband. Daraus kann indirekt auf eine oftmalige Ausbesserung der Rüstungen durch ihren Besitzer geschlossen werden, ohne dass ein Spezialwissen notwendig gewesen wäre. Die Variabilität der Lochgrößen ist als Indizien für unterschiedliche Garne und Materialien zu werten. Dies eröffnet ein weiteres Kapitel zum Studium der loricae squamatae, und zwar jenes der Produktion. Es wurden im Untersuchungsgebiet Indizien für eine Fertigung der Panzer sowohl im Limeshinterland als auch in den Militärplätzen selbst gefunden. Die Herstellung eines Schuppenpanzers war ein sehr arbeitsteiliger Prozess, die Textil - und Ledererzeugung mit Eisen - und Buntmetallverarbeitung verband. Gerade in Oberital)
Sim / Kamin ski 20 12. p. 10 1- 102; Grangcr-Tay lor 20 12, p. 66-68 (i\'iasa da , h ulaea).
10
Harl1 996.
II
l.u pa 16972.
12
Gri ehcl 20 13; Burandt 20 17. p. 39-55; Wijnhoven 2022, p. 11 3- 123.
Iien , den Regionen an der Bernsteinstraße, Pannonia superior et inferior und Ostnoricum war die Textilerzeugung, bel egt durch zahlreiche epigraphisch e Evidenzen, ei n bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Der Großteil der norisch e n und pannonischen Inschriften zu collegia cen tonariorum , also zu den Verbänden der Textilproduzenten, stammen aus Aquincum, Savaria und Flavia Solva. Der Bedarf an Textilien für das Militär war enorm und so verwundert es nicht, dass in diesem Gebiet auch die Produktion von Schuppenpanzern gebündelt worden sein dürfte. Im 2. Jh. n. Chr. wurden alleine in den Donauprovinzen , wo die höchsten Truppenkonzentrationen zu beobachten waren, 400 000 Kleidungsstücke pro Jahr benötigt 13 . Die feingliedrigen, aus Schuppen unterschiedlichster Materialien (Messing, weitere Kupferlegierungen/ Bronze, Eisen, Bein, Horn, Leder) sowie aus dem Futter (Stoff, Leder) gefertigten Brust- und Körperpanzer spielten bei den Schlachten der Markomannenkriege im mittleren Donauraum und der nach dem Ende der Auseinandersetzungen um 180 n. Chr. einsetzenden Purifikation des Kampfgebietes durch di e germanischen Neusiedler eine bislang unterschätzte Rolle, die mit dieser Studie näher bel euchtet werden soll.
A2. DIE FUNDREGION
In der Analyse und typologi schen Bearbeitung wird ein Schwerpunkt auf den mittleren Donauraum gelegt. Die militärischen Interaktionen der Markomannenkriege erfolgten von 166- 180 n. C hr. in diesem Gebiet vor allem entlang der Flüsse, die strategische Vormarschrouten markierten . An der Einmündung der Flüsse March, Waag und Nitra in die Donau befanden sich die Legionslager von Carnuntum und Brigetio. Von Vindobona aus gelangte man am Landweg über Kollnbrunn (temporäres Lager) nach Musov an den Flüssen Thaya und Jihlava. Ei ne weitere Vormarschroute könnte von Lauriacum entlang des Flusses Aist nach Norden geführt haben, hi er fehlen aber noch archäologische Evidenzen für Feldzüge nördlich der Donau. Das Siedlungsgebiet der Markomannen und Quaden war mit einem vor allem an den Wasserwegen gelegenen Netz temporärer Lager überzogen, das wa hrscheinlich aber nur zur Zeit einzelner Vorstöße und Feldzüge der beiden expeditiones Germanicae in den Jahren 17 1- 176 und 178- 180 n. Chr. implementiert und genutzt wurde. Als Modell wird in diesem Gebiet die Ei nrichtung zweierlei Infrastruktur diskutiert, und zwar jene von Vexillationslagern der drei bis vier in diesem Abschnitt agierenden Legionen aus Vindobona, Carnuntum, Brigetio und Aquincum in der 13
Liu 2009. p. 95-96; Liu 20 12, p. 2 1.
Funktion dauerhafter Versorgungsbasen in Musov (legio X Gemina), Stillfried (/egio XIV Gemina) und Laugaricio- Trencfn (legio li Adiutrix) sowie jene der Feldlager (Abb. Al und A35) 14 • Hinzu kamen die Auxiliarkastelle im interessierenden Limesabschnitt, vor allem jene von Celamantia -IZa, Arrabona-Györ, Gerulata-Rusovce, Carnuntum, Klosterneuburg und Comagenis- Tulln. Die Besprechung der Funde von Schuppenpanzern wird in einem weiteren Schwerpunkt nach Westen am Donaulimes auf die Militärplätze der im Zuge der Markomannenkriege neu ausgehobenen Legionen, I! et III Italica, Lauriacum-Enns, Castra Regina-Regensburg und Eining-Unterfeld ausgeweitet. Publizierte Funde entlang des norischen und raetischen Donaulimes werden zudem aus den Kastellen von Arelape-Pöchlarn, Joviacum-Schlögen, Quintana- Künzing, Sorviodurum-Straubing und Regensburg-Kumpfmühl in die Studie integriert, wobei auch ein Blick auf den Alblimes mit dem Fundspektrum von Aquileia-Heidenheim geworfen wird. Entlang der Bernsteinstraße werden Funde aus Poetovio-Ptuj und Ad Pirum-Hrusica angeführt, um mögliche Aufschlüsse über die Trup penbewegungen von der Regio X (Aquileia) bis zum pannonischen Limes zu erzielen. Hinzu kommen Bestände aus den römischen Kolonien Siscia und Sirmium am Fluss Save, die an dieser wichtigen Ost-WestVerbindungsroute zwischen der Bernsteinstraße und der Donau lagen. Es bleibt zu untersuchen, ob die rasche und weiträu mige Dislokation von Truppenverbänden in dieser Region sich auch im Verbreitungsbild unterschiedlicher Schuppenpanzer niederschlägt, und ob von Panzern auf spezifische Einheiten, wie jene der sagittarii und der sarmatischen Lanzenreiter, oder einzelne herausragende Funktionen, wie jene der signiferi und cornieines geschlossen werden kann. Von besonderem Interesse sind Einflüsse aus dem Nahen und Mittleren Osten, von wo größere Truppenkontingente aus dem Einsatzgebiet der Partherkriege im Vorfeld der Markomannenkriege in den mittleren Donauraum versetzt worden sind. Bestimmte Schuppentypen scheinen ihren Ursprung im sarmatisch-skythischen Kulturkreis gehabt zu haben. Die sehr dynamischen Prozesse der Rekrutierung und Truppenverschiebung können jedoch auch anband der Schriftquellen und epigraphischer Belege nur erahnt werden. Es ist da von auszugehen, dass die Stammtruppen der Region zwar am m eisten in die kriegerischen Ereignisse involviert waren , aber an den Feldzügen eine bunte Schar an Truppenverbänden aus dem gesamten Reich und sogar von angeworbenen germanischen Hilfstruppen teilnahmen . Gerade dies kann wahrscheinlich für den Raum Carnuntum anband der Funde aus dem Waffen-
14
Cass. Dio 72,20, 1-2 ; Schmitt 1997, p. 182- 183.
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I
13
magazin im Legionslager sowie dem Auxi li arkastell gezeigt werden 15 •
A3. TYPOLOGIE DER MITTELKAISERZEITLICHEN SQUAMAE UND BRUSTBLECHE IM MITTLEREN UND OBEREN DONAURAUM
Panzerschuppen sind ein sehr heterogenes FundmateriaL Sie variieren in Material, Form, Größe und Funktion - oft an ein und demselben Panzer - eine typologische Aufarbeitung scheint daher fast aussichtslos 16 • Dennoch soll der Versuch unternommen werden, die meisten "kanoni sch" produzierten Panzerschuppen einer genormten Ansprache zu unterwerfen. Ein e grundlegende Typologie für Sch uppen römischer Panzer wurde, basierend auf dem reichhaltigen Fund material aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum, durch Maximilian von Groller erstellt (Abb. AlO). Sein e typologischen Überlegungen basierten vor allem auf der Anordnung der Löcher auf den Schuppen, also der Technik, mit der die Schup pen untereinander und am Trägermaterial des Futters fixiert wurden. Die Form (Umriss und Querschnitt) stand bei einer 2012 vorgelegten Typologie von D. Sim und J. Kaminski im Vordergr und der Betrachtungen 17 • Beide Typologien wurden zusammengeführt und neu strukturiert (Abb. A ll ). Im Folgenden werden Krite rien angeführt, die bei der Vorlage von Panzerschuppen zu beachten sind und auch in eine typologische Analyse einfließen sollten. Grundsätzli ch werden drei Gruppen von Schuppenformen unterschieden (Abb. Al2, Kap. A5.2) : Blattschuppen haben eine rechteckige oder quadratische Grundform, deren Breite mehr als die doppelte Länge misst. Der basale Abschluss kann unterschiedlich ausgeformt sein, gerundet oder eckig zugeschnitten . Lamellenschuppen sind langschmal und zumeist kleinformatiger. Ihr Breitenmaß unterschreitet das doppelte Längenmaß. Basal sind sie abgerund et oder spitz zulaufend. Lanzettschuppen sind kleinformatig mit einer annähernd quadratischen Grundform, die in einer Spitze ausläuft.
A3.1 Die typologischen Kriterien der squamae Das Material Römische Panzerschuppen wurden zumeist aus einer Kupferlegierung gefertigt, wobei anhand der Fund stücke aus Baumgarten an der March postuliert wird,
dass die Legierung und damit die Farbe einzelner Schuppen od er ganzer Schuppenpartien auf ein und demselben Pan zer variieren können . Diese Schuppen wurden aus Messing (Tombak) gefertigt (Kap. B2 .2.3 4), das an sich deutlich weicher al s Bronze ist. Durch die Kaltbearbeitung von Messing und geringe Zusätze von Zinn und Eisen können die physischen und chemischen Eigenschaften der Legierung jedoch verbessert we rden. Härtemessungen ergaben, dass römische Messinglegierungen infolge ihrer Bearbeitung durchaus mit der Härte der Zinnbronze konkurrieren können 18 . Diese Legierungen werden in Publikationen mit bloßer visueller Materia lbestimmung oft als Bronze oder Kupferlegierung angesprochen oder als Bronze mit Verzinnung 19 • Eine Vielfarbigkeit manifestiert sich besonders bei den Schuppen aus Masada (Abb. A2 )2°. In M usov-Burgstall fand sich sogar ein Panzer mit Schuppen aus Kupfe rlegierun g mit Versilb erung (Abb. B4.8- l 0) 21 • Daneben gibt es zah lreiche Eisenschuppen und , seltener, Schuppen aus Bein (Abb. C 1.11/1) sowie Leder (Abb. A3) 22 • Anband eines Fundstückes des späten 3./4. Jhs. n. Chr. aus Karanis/ Fayum (Ae gyptus) konnte gezeigt werden, dass die 2,1 x 5,6 cm großen Ledersch uppen (Typ Vcl) mit Lederbänd ern untereinander verbund en und rot bemalt waren 23 . Lederschuppen befestigte man jedoch nicht auf textilem Untergrund . Besonders viele Lederschuppen sind im Fundgut von Dura Europos (Abb. A3) vorzufinden 2\ somit kann erahnt werden, dass Schuppenpanzer aus Leder, zumind est in den Ostprovinzen, sehr geläufig waren. Bezugnehmend auf die sannatischen Reitertruppen und deren Einfa ll in die Provinz Moesia im Jahr 69 n. Chr. beschreibt Tacitus in seinen Hi storien, dass nur die vornehmsten Kämpfer der Stämme Schutzwaffen in Form von Schuppenpanzern trugen, die absolut undurchdringlich für Schl äge waren. Er sprach die Eisenschuppen von Panzern als f erreae laminae an (Tac. Hist. 1.79). Isidor von Sevilla bezeichnet die Sch uppe n aus Kupferlegierung, also Bronze, als lammina e aereae (Isid. orig. 13.2). Mit unterschied li chen Farbgebungen des Messings und der Kupferlegierungen war ein changierender Glitzereffekt von gelben und silbrigen Tönen am Kör18
Schmaud er/Will er 20 10, p. 69 1.
19
Unz/Deschl er-E rb 1997. p. 32, Nr. 844-857. Ta f. 35, frühe Kaiserze iL
20
Grange r-Taylor 20 12, p. 66-68.
21 Tejral 1992. p. 393-395. Abh. 11 /1 -2, 4 ; Hl ozek et al. 20 12, p. 125 11252. Abb. 3, ze ige n, da ss Pa nzerschuppen aus der Ze it der Markomannenkri ege und aus dem Umfe ld vo m Musov in der germa nischen Siedlung von Paso hl avky (M ähren , Tschec hisc he Republik) eingeschm olze n wurd en. Sie bestand en aus ein er Kupfer-, Zink -, Bleilegier un g. 22
D'Am ato/Sumncr 2009, p. 14 1- 142, Abb. 187 (Be in , Pompej i); ]ames 2004, p. 122- 125, Abb. 65 -66 (Leder, Dura Eurupus). Un kl ar ist, ob die Selt enh eit von Le derschuppe n in röm ischer Zeit durch die ungünstige n Lage rungsbedingun ge n beg ründ et ist. Vgl. da zu Ma nning 2022.
15
Herz 2020, p. 5.J-58; Droberjar/ Peska 2002, p. 11 2- 11 5.
16
Zur Geschi chte und Entwi cklung des Schu ppenpanzers im Mittelmee rraum vo m 9.-3. Jh. v. Chr., De Backer 20 12.
23
Fer rara 20 14, p. 123- 12/l.
17
Sim / Ka minski 20 12, p. 96, Abb. 61.
24
]ames 2004. p. 122 - I 29. Ahb. 65 -67.
14
I LORICA SQUAMATA
Abb. A2: Masada. Vielfarbigkeit der Schuppen aus Buntmetalllegierung
per intendiert, der vor allem bei Bewegungen der Gliedmaße sichtbar wurde. Durch einen geringeren Anteil an Zinn-Zusatz veränderte sich der Farbton von rotgelb in goldgelb (Kap. B2.2.4) 25 • Daneben gab es einen großen Anteil an Schuppen aus Eisen. Wie repräsentativ das Carnuntiner Spektrum mit zahlreichen Eisenschuppen für Schuppenpanzer im Allgemein ist, wird diskutiert. Im Zuge der Analyse des Waffenmagazins aus dem Legionslager Carnuntum (Kap. B 1.1) zeigte sich, dass Eisenschuppen am Beginn der Nutzung dieser Schutzwaffe in spättrajanischer/hadrianischer Zeit bevorzugt wurden. Metallographische Untersuchungen eiserner Schuppen aus Luguvalium-Cariisle bezeugen einen Aufbau aus drei dünnen Eisenlagen , deren Härte von innen nach außen zunahm. Dies kann als Indiz für eine sehr ausgeklügelte Produktionstechnik gewertet werden, die diesen Schuppenpanzern eine besondere Schutzfunktion verlieh 26 • Das Gewicht der Panzer dürfte einen nicht außer Acht zu lassenden Faktor dargestellt haben, weshalb eine sehr spezifische Verwendung der Schuppen aus Eisen anzunehmen ist. Die meisten Schuppen aus Eisen sind eher größer als jene aus einer Kupferlegierung, und besitzen daher auch weniger Überlappungsbereiche (Abb. A5-A6). Dies dürftetrotz der Härte des Materials eher ein Nachteil gewesen sein, weshalb man sie im Laufe des 2. Jhs. n. Chr. sukzessive durch die 25
Stiebel/Magness 2007 , p. 2.
26
Fulfo rd et al. 2004, p. 2 12 ; Sim/ Kaminski 20 12, p. I 0 1- 102, Tab. 12.
Abb. A3: Dura Europos. Schuppenpanzer aus Leder
TYPOLOGIE - CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 15
Abb. A4: Dura Europos. Pferdedecke
leichteren Messing-/Bronzepanzer substituierte. Die Verbindung der Schuppen miteinander erfolgte zumeist mit einem Draht oder feinem Blechstreifen aus Kupferlegierung, oder aber auch deutlich seltener mittels Eisendrähten 27 .
Die Größe
Römische Panzerschuppen weisen eine große Formenvielfalt auf. Ihre Größe hängt gegebenermaßen vom Schuppentyp ab, sie variieren von knapp über 1-20 cm Länge, die Breite reicht ebenfalls von unter 1-15 cm. Die Größe der Schuppen richtete sich auch nach dem Verwendungszweck und nach der Position am Panzer. Sie stellt aber offensichtlich auch ein chronologisches Kriterium dar, große Eisenschuppen wurden hauptsächlich in der Frühzeit der Implementierung von Schuppenpanzern in das Repertoire römischer Schutzwaffen ab flavischer Zeit produziert. An ein und demselben Panzer dürften zudem Schuppen unterschiedlicher Größe angebracht worden sein. Bei keinem der größeren Schuppenpanzerfragmente konnte jedoch bislang eine Kombination von Schuppen mit deutlich divergierender Größe festgestellt werden, was dagegen spricht, dass man z. B. den Rücken- oder Brustteil mit größeren und die beweglicheren Ärmelansätze bzw. Achselpartien mit kleineren Schuppen versehen hätte. Die Durchschnittsgröße der gesichert von römischen Soldaten getragenen Panzer, primär indiziert durch deren Vergesellschaftung mit Brustblechen (Kap. A.3.3), beträgt etwa 1,5 x 3 cm bei Blattschuppen. Diese Maße sind unabhängig von der Materialart, Eisen oder Kupferlegierung. Die durch27
)ones 2005, p. 20, Abb. 23. Bei einem Schuppenpanzer aus Eisen in
Luguva lium -Ca rli sle wurden die Schuppen auch mit Eisen ve rdraht et. 16
I LORICA SQUAMATA
schnittliehe Größe der Lamellenschuppen beträgt 1 x 2,9 cm, jene der Lanzettschuppen 0,8 x 1,3 cm. Lamellen- und Lanzettschuppen sind in der Verwendung für Pferdepanzer unbekannt. Man geht davon aus, dass die Schuppen von Pferdepanzern größer waren, als jene für Menschen, was lediglich anhand der Funde aus Dura Europos (Abb. A4) nachzuvollziehen ist. Die Schuppen der Pferdepanzer aus Kupferlegierung messen durchschnittlich 2,5 x 3,5 cm (Nr. 449) und 2,5 x 4 cm (Nr. 451), jene aus Eisen 4,5 x 6 cm (Nr. 450) und 5,2 x 7,2 cm (Nr. 452) 28 • Eine Besonderheit stellt die große Zahl an Eisenschuppen aus dem Waffenmagazin aus Carnuntum dar (Kap. B1.1.1 ), deren Durchschnittsgröße 3,3 x 5,4 cm beträgt. Dennoch kann aufgrund dieser Größe nicht auf die Präsenz von Kataphraktariern geschlossen werden. Die Schuppenpanzer der Pferdecken aus Dura Europos dürften eher der sassanidischen, denn der römischen Armee angehört haben 29 • Ein Befund aus Gerulata, wo große eiserne Blattschuppen mit fächerförmig sich öffnenden Schienen kombiniert waren (Abb. A26, Kap. Cl.3), zeigt, dass an der mittleren Donau große Eisenschuppen nicht bei Pferderüstungen Verwendung fanden. Die großen Eisenschuppen besaßen weniger Überlappungen als die kleineren Buntmetallschuppen (Abb. A5-A6), was sich negativ auf die Schutzwirkung bei Beschuss oder Schlag ausgewirkt haben muss 30 . Sie wurden im 2. Jh. n. Chr. Schritt für Schritt durch kleinere, sich dichter überlagernde Buntmetallschup-
28
james 2004 , p. 129- 134.
29
Harl 1996.
30
Vgl. dazu di e moderne Drago11 -Skin -Schutzweste, di e ebenfa ll s auf dem Prinzip der Überlappung von kl eineren runden Einzelelementen bas iert, Sim/ Kaminski 201 2, p. 108; https :1/de. wikipedia .o rg/w iki/ Dragon_Skin_ Bod y_ Armo r (Zug riff, 3.7.2023) , hier Abb. A7.
Baumgarten an der March
Sorviodurum -Straubing
Trimontium-Newstead
Abb. AS : Überlappung von Panzerschuppen
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 17
1 - Carnunt11111 (B 1.12/1)
2 - Cnn1 1111fulll (B 1.30/1-B 1.31/1, Ausschnitt) l.1!:!nJ___j
Abb. A6 : Carnunlum . Lochung und darau s resultierende Verdralztung von Blatt- und Latne/lenpatlZem. Röntget wuj11allnlen
18
I LORICA SQUAMATA
zerschuppen flach oder leicht gewölbt gefertigt wurde, gibt es auch Schuppen mit einem oder zwei erhabenen Mittelgraten (lorica plumata, Abb. A2) oder gar figuraler Verzierung33 • Letztere fehlen im mittleren bis oberen Donauraum.
Die Lochung
Abb. A7 : Moderne Dragon -Skin-Schutz weste z um Vergleich
pen ersetzt. Letztere waren stärker gewölbt, was die Schutzwirkung positiv verstärkte 3 1•
Die Form Römische Panzerschuppen sind zum überwiegenden Teil an drei Seiten gerade geschnitten und an der Unterseite halbkreisförmig abgerundet. Sie wurden, wie anhand des Materials aus Baumgarten an der March gezeigt werden kann, nicht gestanzt, sondern händisch geschnitten (Abb. B2.20, Kap. B2.2.4). Dies evozierte eine größere Vielfalt an Formen und Abweichungen von einer "typologischen Norm", erleichterte jedoch die Reparaturarbeiten der Besitzer 32 • Die meisten Variationen sind beim unteren Abschluss festzustellen, der flachbodig, gerundet, dreieckig - spitz zulaufend oder zungenartig gestaltet sein konnte (Abb. All). Am häufigsten sind terminal halbkreisförmig abgerunde te Schuppen (Biattschuppen). Darüber hinaus sind langschmale Lamellenschuppen mit gerundetem oder seltener spitzem Ende sowie spitz zulaufende Lanzettschuppen frequent. Es gibt aber auch seltenere Variationen mit trapezförmigem oder in Form einer Archivolte gestaltetem unteren Abschluss (Abb. A 10/2, 17). Während die überwiegende Zahl der bekannten Pan31
Sim /Kam inski 20 12, p. 98, Abb. 62.
32
Richte r 2004, p. 189. Repa raturarbeiten wurd en von den Soldaten selbst und in fabricae de r M ilitärplätze vorgenom men, McCa rthy et al. 200 1.
Maximilian von Groller legte seiner Typologie des Jahres 1901 die Anordnung der Lochungen auf den Schuppen zugrunde (Abb. AlO/I-IX). Es können in Bezug auf den Fertigungsprozess zwei Funktionen der Lochungen unterschieden werden, und zwar Löcher, die der Fixierung am Trägergewebe dienten und solche, durch die die Schuppen miteinander verbunden wurden. Die terminalen Lochungen dienten dem Aufnähen der Schuppen auf dem Trägergewebe, was mittels Zwirn-, Wollfäden oder Lederstreifen erfolgte (Abb. BL28, B2.8-9). Die Größe der oberen Löcher ist daher direkt vom Querschnitt des jeweiligen Fadens oder Lederstreifens abhängig und demnach nicht zwingend ein typologisches/funktionales MerkmaP 4 • Die seitlichen und basalen Löcher, zumeist Doppellöcher, dienten der Verbindung der Schuppen miteinander. Im Falle von Baumgarten an der March erfolgte dies nicht durch Drähte, sondern durch Blechstreifen (Abb. B2.10, B2.44, Kap. B2.2.4). Bei Lamellenschuppen, wie z. B. jenen aus Aquincum (Abb. CL7-9)3 5, fixierte man die einzelnen Schuppen mit jeweils einer Doppellochung auch an der Oberseite miteinander durch Drähte. Diese Lamellenpanzer wurden entweder gar nicht oder nur punktuell mit dem Unterhemd oder Textilfutter verbunden. An den Lamellen des Panzers aus Aquincum sind einige wenige Schuppen erkennbar, die terminal eine Vierfachlochung aufweisen (Abb. CL7, Mitte und oben), was auf ein solches nur partielles Vernähen schließen lassen könnte. Der Lamellenpanzer an sich war deutlich unbeweglicher als jener mit Blattschuppen. Schuppen, die im Randbereich der einzelnen Elemente eines Lamellenpanzers positioniert waren, besitzen nur an einer Längsseite (monolateral) vertikale Lochungen. Dies ist ein für die typologische Klassifizierung untergeordnetes Merkmal und nur durch die Position der Schuppe am Panzer bedingt. Auch die unterste Schuppenreihe, die den Panzer säumte, war zumeist anders gefertigt, sie wies einen halbrunden oder lanzettförmigen Abschluss ohne Lochung auf. Demzufolge ist die Zahl, Position sowie Größe der Löcher variabel, was eine simple Typologie an sich schon verwehrt. 33
Stiebel/Magness 2007, p. 1-2 , 65-66, Taf. 1-2, zum überwiege nden Teil aus Bronze, einzelne Schupp en aus Eise n, fl avisch ; Fischer 201 2, p. 169, Abb. 2 16.
34
Curie 19 11 , p. 158- 160, Abb. 12, Trimontium -Newstead , vor 180 n. Chr.
35
Nagy 1937, p. 153- 178 , Abb. 7- 11.
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 19
Lanzettschuppen verwendete man in spezifischen Teilbereichen des Körpers, wie z. B. als Nackenschutz bei Helmen. Diese Schuppen besaßen zumeist sechs terminal angebrachte Löcher, wobei die lateralen Lochungen für die Verdrahtung untereinander und die mittleren für eine Montage auf einem Trägermedium genutzt werden konnten. M. von Groller erwähnt, dass sehr kleine Schuppen in mehreren Reihen auch direkt auf Leder aufgenäht waren. Zusammen mit den Panzerschuppen fand man im Waffenmagazin des Legionslagers Carnunturn einen größeren Vorrat an Rohleder, wahrscheinlich vom Rind, wobei einzelne Stücke eine kobaltblaue und matt rosa Färbung aufwiesen 36. Eine Lederunterlage erhöhte den Tragekom fort und die Schutzfunktion der Nackenpanzerung. Die überdurchschnittliche Größe terminaler Einzel lochungen, wie sie an zahlreichen Schuppen des Typs III festzustellen ist, war durch den Querschnitt der Schnüre bedingt, mit denen sie am Trägergewebe fixiert wurden. Je größer deren Stärke war, desto stabiler war die Verbindung der Schuppenreihen mit dem Gewebe des Futters und damit auch die Stabilität der Rüstung. Offensichtlich fanden zwei unterschiedliche Techniken bei der Konstruktion der Schuppenpanzer Anwendung : Entweder man entschied sich für dünnere Schnüre, die in zwei bis vier Löcher an der oberen Schmalseite der Schuppen gefädelt wurden, oder aber man fixierte sie nur mittels einer dickeren Schnur am Trägergewebe. Der Durchmesser der Löcher erlaubt somit Rückschlüsse auf die Stärke der Schnüre/Riemen und der Drähte/Verbindungsbänder. Bei großen Löchern verblieben an der Rückseite der Durchlochung häufiger die Stege (z. B. Abb. Bl.4). Sie wurden nicht nachgefeilt Bei kleineren Löchern wurden überständige Metallteile hingegen entfernt und der Bereich der Durchlochungen sorgfältig geglättet (z. B. Abb. Bl.7) 37 . Die Löcher für die Verdrahtung der einzelnen Schuppen untereinander waren fast immer gleich groß. Bei der sehr seltenen Form einer lorica harnata squa rnataque waren Schuppen auf einem Kettenhemd montiert. Bei dieser Kombination besaßen die Schuppen lediglich an ihrer Oberseite, die noch dazu um 90° nach hinten geknickt war, drei bis vier Löcher 38 . Schuppenpanzer konnten leichter als Kettenhemden von den Soldaten selbst mit nur wenig Werkzeug repariert werden, sie benötigten jedoch mehr Platz in der Aufbewahrung, da sie nicht eingerollt, sondern als Ganzes entweder gestapelt oder aufgehängt werden mussten 39 . Die Funde aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnunturn zeigen jedoch, dass sie (als 36
37
Von Groller 1902. p. 98. Zur Lederve rarb eitun g lür Panze r im Legionslage r Vi lldcm issa. Ga nsse r-Burckh ard t 19.J 2, p. 44-5 1.
Altbestand in einem Depot) auch gefaltet wurd en (z. B. Abb. Bl.16, Bl.22, Kap. Bl.l) .
Das Gewicht Die Rekonstruktion eines aus etwa 3000 Blattschup pen einer Kupferlegierung bestehenden Panzers, der bis aufHüfthöhe reichte, ergab ein Gesamtgewicht von etwa 8,5 kg, vergleichbare einfache Nachbauten sind lediglich 6 kg schwer 40 . Ein hüftlanges Kettenhemd mit Ringen von 8 mm Durchmesser, die für das 2.-3. Jh. n. Chr. charakteristisch sind 4 1, besitzt (mit Schulterdopplung) ein Gewicht von 10-12 kg (je nach Brustumfang), ein Schienenpanzer des Typs Corbridge aus Edelstahl wiederum wiegt 11 - 13 kg 42. Die Schuppenpanzer waren somit die leichteste und gegen Beschuss (Abb. Al8) und Schwerthiebe effizienteste Schutzwaffen der römischen Armee. Sie waren flexibel und beweglich, passten sich optimal an die Körperkontur an und konnten sicherlich leicht repariert oder modi fiziert werden. Dies erklärt auch die anband von Na mensinschriften auf Brustblechen nachvollziehbare Weiterverwendung der Panzer durch mehrere Träger (Abb. A16, Kap. A3.3.2).
Das Trägergewebe Die Schuppen aus Eisen oder einer Kupferlegierung wurden auf einem textilen Trägergewebe montiert und zumeist mit Lederstreifen an den Rändern eingefasst. Blattschuppen wurden auf Textil vollflächig montiert, Lanzett- und Lamellenschuppen waren untereinander mit Drähten stark verwoben und entweder punktuell mit dem Trägergewebe oder Leder verbunden oder lediglich übergestülpt M. von Groller beschreibt bei der Auffindung der Schuppenpanzer im Waffenmaga zin des Legionslagers Carnunturn, dass Reste von mit Stroh gefülltem Textil gefunden wurden und dass bei Schuppenpanzern besserer Qualität das Textil durch Leder ersetzt worden wäre 43 . Anband des Panzers aus Baumgarten an der March kann die Bindetechnik genau nachvollzogen werden (Kap. B2.2.4, Tab. B2.4). Panamabindige Textilreste vom Trägergewebe eines Panzers sind noch in vielen Teilen erhalten . Das Gewebe aus weißlicher und grünlicher Bastfaser (Flachs oder Nessel) wurde mit Schnüren an den Metallschuppen festgenäht (Abb. B2.8), die Schuppenreihen wiederum befestigte man mit zwei sich kreuzenden Zwirnen auf dem Panamagewebe. In die großen Fadenlöcher an der terminalen Schmalse ite 40
junkelmann 1996. p. 68-69.
4I
Wijnh oven 2022. p. 263 , Abb. I I/ 2.
.J 2
h tt ps: // www.tc m po r a h i;, tor i ca .d e /o nl i ne- be, te lle n -web:. ho p / r9oC3% Bli m er- r0 oC3Yo BC;, tun g-wa IIen-gewa n du ng -zu be h 0 oC 3Yo ß6 r I rgoC3% 136mbche-r%C3% BC:s tung/ (Z ugri ff. 9.6.2023).
.J 3
Von Groll er 190 I, p. 92-93.
Vo n Groll er 190 1, p. 88-93.
38
Wijnh oven 2009. p. 58-61 . Tal. .J -7; Wijnh ovc n 20 16.
39
Croom 2000. p. 129- 134, Abb . .J .
20
I LORICA SQUAMATA
Abb. AB: Dura Europos. Blattschuppeil Typ 1Vc2 und V llle2 auf zweilagigem Textil mit Lede rversch n üru ng
der Schuppen fädelte man die Schnur ein, welche die Schuppenreihen mit dem darunter liegenden Gewebe verband. Diese Bindetechnik erzielte für die einzelnen zuvor verdrahteten Schuppenreihen eine größtmögliche Stabilität ebenso wie eine Beweglichkeit durch das Aufnähen auf das textile Futter nur jeweils entlang der terminalen Partie der Reihen. Auf einigen Schuppen
sind noch Lederreste sichtbar (z. B. Abb. B2 .56) 44 • Die Löcher für die Verdrahtung der einzelnen Schuppen untereinander waren fast immer gleich groß. An eisernen Schuppen aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum sind oftmals Reste des Trä-
44
Grömer 2014, p. 169-170, 222-223. TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE - CHOROLOGIE
I 21
Abb. A9: Carpow. Blattschuppen Typ IVd2 aufTextil aus Leinen mit Flachsschnüren und Ledereinfassung
gergewebes erhalten geblieben. M. von Groller illustrierte bereits die unterschiedlichen Bindetechniken und Faden- bzw. Textilreste von Schuppen aus diesem Bestand (Abb. Bl.28) 45• Neue Untersuchungen wurden von K. Grömer durchgeführt, größere Schuppen besaßen ein feines Ripsgewebe aus 0,8 mm Garn (Abb. B1.23/2 ), 7-10 Fäden/ cm, und kleinere Schuppen einen dicken Wollköperstoff mit 1,5 mm Garn und 5 Fäden/ern (Abb. Bl.26/4, Bl.28/3) 46 • Die Schnüre zum Annähen der Schuppen sind 2,5-3 mm starkeSZwirne aus Pflanzenfasern. Bei den Schuppenpanzern wurden offensichtlich viele unterschiedliche Gewebe verwendet, aus Carnuntum und Baumgarten an der March liegen feiner, fester Ripsstoff, dicker Wollköper sowie Panamabindung vor47 • Neben der Vielfalt an Schuppenformen ist somit auch eine große Diversität an textilen Polsterungen feststellbar, was die individuelle Anfertigung und Ausstattung der Panzer unterstreicht. Dies manifestiert sich letztendlich auch in der Gestaltung der Brustbleche mit Namensnennung (Abb. Al6, Kap. A3.3.2). Schuppenpanzer mit erhaltenem Trägergewebe gibt es vor allem aus Carnuntum, Baumgarten an der March, Vindobona, Sorviodurum, Carpow und Dura Europos (Abb. A8-A9) von antoninischer Zeit bis zur Mitte des 3. Jhs. n. Chr. 48 •
45
Von Groll er 1901 , Taf. 16.
46
G römer 2012 , p. 54-56, Abb. 1-2.
47
G römer et al. 201 2, p. 159- 160, 164- 165, Kat. Nr. 7, Taf. 88/1 1-1 3.
48
Manning 2022.
22
I LORICA SQUAMATA
A3.2 Die neue Typologie der squamae Typologie nach Lochung: Die Schuppentypen nach M. von Groller mit Erweiterungen Bei der Vorstellung der Panzerschuppen aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum zeigte M. von Groller eine Vielzahl von Typen (Abb. AlO), die durch ihre Lochung definiert waren. Bei vielen Stücken sind jedoch auch sekundäre Lochungen erkennbar, die Rückschlüsse auf eine Wiederverwendung erlauben. In der hier vorgestellten neuen Typologie (Abb. All) werden die neun Typen nach M. von Groller (Abb. Al0/1-IX) um jene erweitert, die im Fundbestand mehrfach anzutreffen sind. Es gibt immer individuell gefertigte Einzelstücke, die sich in keine sinnvolle Typologie einordnen lassen, eine zu differenzierte Gliederung der bestehenden Typen erscheint demnach nicht sinnvoll. Typ I - zeichnet sich durch vier Lochungen an der terminalen Schmalseite aus. Wie M. von Groller schon festhält (Abb. Al0/1-4, 31), variieren Form und Größe der Schuppen dieses Typs stark. Typ II - besitzt an der terminalen Schmalseite zwei Löcher, die jeweils in den Ecken positioniert sind, sowie mittig basal ein vertikales Lochpaar. Typ III - weist an der terminalen Schmalseite mittig ein Loch auf und hat an beiden Längsseiten jeweils eine vertikale Doppellochung. Die Position dieser Doppellochungen kann stark variieren. Dieser Typ
ist im letzten Drittel des 2. Jh s. n. C hr. sehr geläufi g, wobei zwei unterschi ed lich G rößen des termin alen Faden lochs festgestellt werden können. Typ IV - besitzt an der termin ale n Schm alse ite und mittig an den beid en Längsseiten je ein e vertikale Doppellochung. Die Montage am seitli che n Sa um von Panzern ergibt zudem eine Variante des Typs IV mit aussch li eßli ch monolateralen Lochungen. Typ V - we ist an der terminalen Schm alse ite eine horizontale und an den beiden Längsseiten je ein e ve rti kale Doppellochung auf. Typ VI - ist durch vertikale Doppellöcher an der terminalen Schm alseite und an den beiden Längsseiten charakter isiert sow ie durch e ine einfache basa le Lochun g. Typ VII - e ntspricht dem Typ V I und unterscheidet sich nur durch ein e b asal angebrachte vertikale Doppellochung. Dieser Typ ist in mehreren Varianten vor all em als Teil vo n Lamellenpanzern zu find en. In Randbe re iche n der Schuppe npa nze r wurde ein se itig auf die Loc hun g des Typs VII verzichtet (monolateral). Schuppen, die de n unteren Saum e in es Panzers bildeten, besaßen basal überh aupt keine Lochung (vor allem Typ IV). Typ VIII - entsp richt dem Typ IV, besitzt jedoch an der terminalen Schmalse ite ei ne G ruppe von vier Loch un gen. Typ IX - folgt dem Typ VII, hat jedoch an der terminalen Schmalsei te drei Doppellöcher.
Neu definierte Typen : Typ X - weist ausschli eßli ch an der terminalen Schm alse ite drei vertikale Doppellöcher auf49 • Typ XI - ist durch zwe i vertikale Doppellöcher an der terminalen Schm alse ite sowie jeweils zwe i üb ere inan der angeo rdn ete Doppellöcher an den beiden Längsseiten charakte ri siert 50 . Typ XII - bes itzt ledigli ch an de r termin alen Schmalseite ei ne horizontale Doppellochun g 51• Typ XIII - weist lediglich an der termin alen Schmalseite ei n Loch auf. Typ XIV - besitzt an der termin ale n und basalen Schmalse ite jeweils ein Loch und an den beid en Längsse iten jeweils zwei Löcher.
49
Vgl. Ko m o roczy 2000, p. 80, Abb. ! /Typ 1-2 .
50
Vgl. ja m cs 2004. p. 136, Ahb. 82 /468, 472.
51
Vgl. D'Am ato/S u mne r 2009, p. I4 1- 14 2, Abh. l 87.
Varianten ohne eigener Typenzuweisung Es gibt mehrere Varianten von Schuppe n, die lediglich in der verbalen Beschreibung defini ert werden. Di es betrifft die unregelm äßigen oberen Lochungen vor allem der Typen IV, V und VIII, bei de nen ein Fadenloch deutlich größer als das oder die anderen gepunzt wurde. Bei Schuppen, wo dies der Fall ist, wird kein eige ner Typ definiert, sondern deskr iptiv der Zusatz "großes Fadenloch" angegeben (Abb. All/unten). Die Lamellenschuppen der Typen IV und VII weisen per definitionem jeweils zwei laterale Lochungen auf. Zwecks einer Montage entlang des seitlichen Saum s der Panze r wurden diese Schuppen jedoch bisweilen d ahingehend modifiziert, dass sie nur monolateral gelocht wurden . Da dies nur von der jeweiligen Position am Panzer abhängig ist, wurde aufgrund dieser Anordnung der Lochungen kein eigener Typ klassifiziert. In der Beschreibung wird daher der Zusatz " monolateral" angefü hrt (Abb. All/unten) .
Typologie nach formalen Kriterien: Schuppentypen nach D. Sim und J. Kaminski mit Erweiterungen Ein weiteres Kriterium für die Klassifizierung von Schuppen ist deren bloße Form. Hi erfür liegt eine Typologie von D. Sim und J. Kaminski vor, bei der die Form der Schupp e mit Buchstaben (A-F) und die Wölbung bzw. der Querschnitt mit Nummern i-v definiert wird 52 • Im vorliegenden Fall werden die Formen a-f in Anlehnung an die Einteilungen von Sim/Kaminski 2012 defini ert und durch g-h erweitert: a - rechteckig b - lan zettförmi g c- halbrund d - halbrund/flach e - rec hteckig beschnitten f- dreieckig
neu: g- terminal und basal halbrund h - termin al rechteckig beschnitten , basal halbrund
52
Sim/ Ka min ski 20 12, p. 96, Abb. 6 1. An stalt de r Nom enkl atur i - v für den Qu erschnitt we rd en zwecks leicht erer Lesbarkeit die arabi schen Z iffe rn I - 5 ve r we ndet.
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 23
DER RO M IS CHE LIMES IN ÖSTERRE I CH . TafeUV
1899.
Formen der J!a;tzerschuppen . ff , 21
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Oberst O..olur.
Abb. A 10: Ca rnuntum. Typologie der Panze rschuppeil nach M. von Gmller
24
I
LORI CA SQUAMATA
JJU
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0~
0
ß ~
01
Stillfried 1
Abb. A 15 : Schuppenprmzer mit Bru stblechen. ßarbari cum (S till(rierl, M usov). M. 1:2. Hellgrau = Lot, dunkelgrau = Fe
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE - CHOROLOGIE
I 29
Fundort
Typ
Material
Schuppen
Maße
Knebel
Inschrift
Baumgarten an der March
B
Ae
Blatt
8,5
X
16,5
3
2 Namen
Sti llfried, Panzer 1
A
Fe
Blatt
7,7
X
16
2
-
Stillfried, Panzer 2
c
Ae
-
8,9
Musov, Panzer 1
A
Fe
Blatt
8,7
X
17,1
3
-
X
>15,1
2
-
Musov, Panzer 2
B
Ae
Lamelle
7,5
X
15,1
3
X-Ritzung
Carnuntum, Auxi liarkastell
A
Ae
Lamelle
4,2
X
>5,5
2?
4 Namen, Einheit
Ae
Lame lle
ohne Maßstab
2
1 Name, Funktion
X
15,5
-
-
Brigetio
A
Aquincum
D
Ae
Lamelle
7,8
Ad Pirum
A
Ae
Lamelle
9
>18,8
2
-
Quintana
A
Ae
Blatt
rekonstruiert
2
-
X
Tab. AI : Brustbleche von Schuppenpnn zem im Untersuclwngsraum (Abb. A 14-A 15)
Die hier untersuchten Brustbleche wurden sowohl für Blattschuppen- als auch Lamellenpanzer verwendet (im ausgewogenen Verhältnis 4:5). Sie waren zumeist aus einer Kupferlegierung gefertigt und besaßen, mit Ausnahme der eisernen Brustbleche des Panzers 2 von Stillfried, ob ihrer geringen Stärke keine Schutzfunktion60. Die meisten Brustbleche hatten zwei Knebelverschlüsse, es sind jedoch durch die Funde aus Baumgarten an der March, Stillfried und Musov- Burgstall (Abb. Al4-Al5, B2/51-53, B3.16, B4.8) auch drei Knebelverschlüsse belegt. Die Anzahl der Verschlüsse steht offensichtlich weder in Relation zur Größe der Bleche noch zur Form der Schuppen. Namensritzungen und/oder Nennungen der Einheit sind in etwa für die Hälfte der Brustbleche zu erwarten. Ihre Form variiert vor allem hinsichtlich der Stärke des halbrunden Halsausschnittes. Beim Typ A ist dieser annähernd halbrund, beim Typ B lediglich leicht eingezogen oder konkav. Die durchschnittliche Länge betrug 16 cm bei 8 cm Breite. Die eisernen Schließbleche des Typs C aus Stillfried (Abb. B3.9/2, B3.10/ 1) sind in ihrer unorthodoxen schwalbenschwanzartigen Form exzeptionell. Sie könnten aus dem Recyclen von Altbeständen resultieren , die in den castra gehortet wurden, wie dies der Bestand des Waffenmagazins von Carnuntum sehr gut zeigt (Kap. Bl.l.l) . Aufgrund der geostrategischen Lage kann eine Besatzung aus dem Legionslager Carnuntum im Vexillationslager Stillfried angenommen werden (Kap. B3.1.1). Gleichsam archaisch wirken auch die beiden eisernen Brustbleche des Panzers Musov 1 und das unverzierte Blech Musov 2 (Abb. AlS), deren Konnex zur legio X in Richtung Vindobona weist, wo ebenfalls ein großer "Aitbestand" an Eisenschuppen (Abb. C2.1, Kap. C2.1) festzustellen ist. 60
in Dum Europos gibt es drei Brustbl eche aus Kupferlegierung mit jeweils zwe i Knebeln samt anhaftend en Blatt sc huppen der Typen IV und VII , james 2004, p. 120- 122, Nr. 4 15-4 18.
30
I LORICA SQUAMATA
Nach ihrer Form, Funktion und Verzierung können in der Fundregion vier Typen unterschieden werden : Typ A - Die zweiteiligen Brustbleche aus Brigetio, Quintana, Ad Pirum, Musov 1 und Carnuntum-Auxiliarkastell sind von annähernd langrechteckiger Form mit halbrundem Ha lsausschn itt. Die eisernen Brustbleche aus Musov 1 waren bis auf eine Leistenrahmung unverziert, die übrigen besaßen eine Verzierung (gepresst oder ziseliert) in mehreren Bildfeldern. Die Bleche wurden mit zwei Knebeln verschlossen und mittels 4 Nieten mit dem Panzer verbunden. Typ B - Die zweiteiligen Brustbleche aus Baumgarten an der March, Stillfried 2 und Musov 2 waren schlichter ausgeführt mit keiner oder einer Verzierung aus applizierten tordierten Leisten. Der Halsausschnitt war nicht halbrund, sondern lediglich leicht konkav, die Bleche wurden mit 3 Knebeln verschlossen und mit 4 Nieten mit dem Panzer verbunden. Typ C- Die zweiteiligen unverzierten eisernen Brustbleche aus Still fried 1 waren schwalbenschwanzförmig und schlossen zum Hals hin konvex ab, überlappten sich jedoch im basalen Bereich (Abb. B3.8). Die Bleche waren recht massiv und boten daher einen Schutz gegen Projekti le und Sch läge. Sie wurden mit zwei Knebeln gesch lossen und besaßen wahrscheinlich le diglich zwei Nieten für die Befestigung am Panzer. Typ D - Das einteilige Brustblech mit Durchbruchsornament aus Aquincum ist hinsichtlich der Funktion und seines Dekors eine Sonderform. Anders als das Brustblech aus Bertoldsheim, das zwar eine vergleichbare Form wie jenes aus Aquincum, aber eine schmale Schließleiste an der linken Seite besaß 6 1, wurde es im Brustbereich eines Lamell enpanzers als reines Zierblech montiert. Der Lamellenpanzer wurde an seiner 61
D'Amato/Ncg in 20 17, p. 10 1, Abb. 96.
Rückseite mit einem dorsalen Schließblech verschlossen (Abb. Cl.7, Kap. Cl.3).
A3.3.2 Besitzerinschriften Rund die Hälfte der an mittlerer und oberer Donau angetroffenen Brustbleche von Schuppenpanzern weist Besitzmarken auf (Tab. A2, Abb. Al6) 62 • Die simpelste Ausformung liegt im Vexillationslager Musov vor, wo an der Außenseite des Blechs ein einfaches X punziert/ geritzt ist (Abb. A 16, B4.8/l ). Dieses Kürzel dürfte für die 10. Legion stehen, also für die am Burgstall von Musov in Detachements abkommandierte Vindobonenser legio X Gemina Pia Fidelis (Abb. B4.ll ). Bezug auf eine Truppe nehmen auch die an der Außenseite punzierten, an der Innenseite geritzten In schriften auf einem dekorativen Brustblech aus dem Auxiliarkastell Carnuntum (Abb. Al6, Bl.40/l). Der Text wiederholt innen wie außen den Besitzanspruch von Soldaten, Li(---) und S(---), zweier turmae der stationierten Ala. Die Kommandanten C(-- -) und D(---) sind auf Vorder- und Rückseite mit Nomen notiert. Außen ist der Text innerhalb einer tabula ansata eng aneinandergereiht punziert, innen hingegen grob geritzt, wobei die Nennung der zweiten turma durch vertikale Striche von der sehr wahrscheinlich bereits zuvor angebrachten getrennt wurde. Ausrüstungsteile und Schutzwaffen mit zwei und mehr Nennungen von equites mehrerer turmae sind keine Seltenheit, so sind beispielsweise in Sorviodurum (Raetia) und Herzogenburg (Noricum) bis zu drei aufjeweils einem Gesichtshelm vermerkt63 . Das unmittelbare Nebeneinander von Namen wie im Falle des Belegs aus dem Auxiliarkastell Carnuntum ist auch auf einem prominenten Stück aus Abusina-Eining zu konstatieren 64 • Dort sind mehrere Equites samt Turmae auf dem Kopfschutz eines Pferdes notiert. Aus Brigetio stammt ein detailreich dekoriertes Brustblech eines Schuppenpanzers (Abb. Al6, Cl.S/1) 65 • Die im untersten Bildfeld gravierte Darstellung des Capricorns ist als Emblem der Truppe zu deuten. Am mittleren Donaulimes schmückten sich damit die legio XIV Gemina in Carnuntum, die legio I Adiutrix in Brigetio ebenso wie die legio II Adiutrix in Aquincum. Dass sich gerade einer der Hornbläser, der cornicines, unter dem Bild dieses Horntiers als Besitzer verewigte, dürfte keine Zufälligkeit sein. Die wahrscheinlich von eigener Hand angebrachte teils punzierte, teils gravierte Inschrift nimmt nämlich auch im Schriftduktus 62
Die Um zeichnun g, Les ung und Auswertung der Bes it ze rin schrifte n au f d en Brustbl eche n wurd e da nke nswe rter weise vo n H. Sedlm ayer vo rge no mtn en.
63
!'fahl 20 12, p. 183, N r. 36 1, Taf. 5 1/36 1 ; Ubl 1979, p. 79, Nr. 90.
64
pfahl 20 12, p. 186, Nr. 369, Ta f. 55/369.
65
Flügel 2005, Ta f. 7.
auf das cornu speziellen Bezug. Die hornartige Krümmung des C in cornici(nis) ist durch eine doppelte Linienführung hervorgehoben 66 . Seite an Seite mit dem Hornbläser war der Signifer, der Träger des Feldzeichens, im Einsatz. Ein solcher könnte auf einem der Brustbleche aus dem Feldlager von Baumgarten an der March seinen Besitz markiert haben. M. Scholz (Kap. B2.2.4, Tab. B2.9) schlägt die Namen Cuspin(i) . Catauri vor und in einer Lesevariante deren Kombination mit einem S als Funktionsbezeichnung s(igniferi). Sollte der wenig prägnante Buchstabe am Ende der Textzeile hingegen als F gelesen werden, könnte auf das Nomen Cuspin(i) eine Filiatur folgen. In diesem Fall ist für den Besitzer des Panzers ein peregriner Stand und der Dienst in einer Auxilie anzunehmen. Der Name Cuspinus ist mit dem lateinischen Gentilnamen Cuspius verwandt, ein C(aius) Cusp(ius) Secundus ist als exercitator leg(ionis) II Adi(utricis) in Aquincum überliefert 67 • In den westkeltischen Bereich verweist Catauri, in dem der Stammesname der Caturiges in den Alpes Cottiae anklingt 68 • Im römischen Militär ist Caturix als Origoangabe für einen in Dalmatien stationierten tubicen der cohors III Alpinorum überliefert 69 , in Carnuntum erscheint dies für den optio einer Kohorte möglich 70 •
A4. SCHUPPENPANZER : REKONSTRUKTION, TRÄGER, VERBREITUNG A4.1 Vor- und Nachteile von Schuppenpanzern Die größten Vorteile der loricae squamatae lagen im relativ geringen Gewicht, in der Beweglichkeit und vor allem dem Schutz der Panzer gegen Schwerthiebe und Wurfgeschosse/pfeile (Tac. Hist. 1.79, Abb. AlS). Die Produktionskosten waren, bezieht man die Arbeitszeit und das Material mit ein, zwar hoch, doch boten sie bei mittlerer Haltbarkeitsdauer auch einen sehr guten Schutz gegen Angriffswaffen. Kettenpanzer waren noch aufwendiger, Schienenpanzer günstiger in der Herstellung 71 • Schuppenpanzer waren sehr flexibel, sie ließen sich leicht mit zusätzlichen Panzerungen kom66
Die Lesung d e r In sc hrift erfolgte anhand des in Flü gel 2005, Taf. 7 publi zierten Fotos. Eine Studi e d es Original s mag noch weitere Detail s erö ffn en.
67
C IL 111 3470.
68
Vgl. C IL V 78 17, C IL XII 78, C IL Xll 5707.
69
C!LIIf 6366 = 849 1.
70
HD0 74 073, Lupa 27976, Lö rincz 2001 , Nr. 487.
71
Sim /Kaminski 20 12, p. 95- 110, in sbesond ere Tab. II , wid ersprechen sich in ihrer Argum entati o n zu d en Produktionskosten der loricn squa111nta. So werd en in Tab. II di e Herstellungskosten al s sehr hoch beze ichne t, in den zusammen fasse nd en und abschließenden Argu m ent e n für Schuppe npanze r ist jedoch angeführt , dass diese billi g und leicht herzu stell en und auch einfach zu repari e re n wäre n (eb en d a, p. I 09)
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 31
binieren (Arm-, Schulterschutz) und auch leicht von den Soldaten selbst warten oder reparieren 72 • Die Eigentümer gewannen dadurch größere Unabhängigkeit in der Instandhaltung ihrer Schutzwaffen, die gerade bei der anzunehmenden Mobilität während der großen Bedrohungsszenarien antoninischer Zeit im Osten und Westen des Reiches eine immense Bedeutung hatte7 3 • Die Panzer mit einem Changieren von Silber-, Gelb- und Rottönen (Kap. A3.1) waren sicherlich auch äußerst repräsentativ. Noch völlig außer Betracht steht zudem eine Wasser und Staub abweisende Funktion. Die stark überlappenden Schuppen und Lamellen boten, ähnlich einer Dachkonstruktion, einen guten Schutz vor der Witterung. Hinzu kommen mögliche Änderungen in der Morphologie des Trägers einer solchen Rüstung, durch das Einsetzen einzelner Schuppenreihen konnte man den Panzer recht einfach an den Körperumfang anpassen. Die vermehrte Verwendung von Schuppenpanzern ab trajanischer bis in antoninische Zeit, wie sie sowohl der archäologische Befund als auch die Bildkunst bezeugen, dürfte jedoch auch als Reaktion auf eine militärtechnologische Entwicklung zu verstehen sein. Diese könnte auch mit der Eingliederung östlicher Truppen mit Bogenschützen zu Pferd (Abb. A 17) und zu Fuß sowie den Lanzenreitern zusammenhängen. Die Bogentechnologie verlangte für die Reiter einen besseren Schutz bei leichtem Gewicht und großer Beweglichkeit. Schienenpanzer boten zwar den besten Schutz gegen Pfeilschüsse, sie waren jedoch für die beweglich agierenden sagittarii und auch für die Reiter zu schwer, hier kamen als Alternative die Kettenhemden in Frage74 . Bei Kettenhemden hing die Schutzwirkung stark von der Fabrikationstechnik ab, gestanzte Ringe boten einen sehr guten, gelötete oder genietet Ringe einen weniger guten ballistischen Schutz, dazu spielte der Ringdurchmesser eine gravierende Rolle. Dünne Pfeilspitzen durchdrangen die Kettenhemden jedoch bei Schussversuchen aus kurzer Entfernung signifikant. Kettenhemden waren schwerer zu reparie ren und an den Träger zu adaptieren als Schuppenpanzer75. Bei pfeiltreffern auf gepanzerte Stellen war die Wahrscheinlichkeit einer tödlichen Verletzung eher gering, besonders anfallig für Schussverletzungen mit Pfeilen waren die exponiert sichtbaren Kavalleristen
72
Richter 2004, p. 189; Sumn er 2007, p. 55.
73
Der Mobilitätsgedanke spielte sicher auch bei der Entstehung der Schuppenpan zer eine Rolle, an der nomadi sierende Reitervölker des Mittleren Ostens beteiligt waren , die auch ohne Infrastruktur ihre Waffen in Stand halten mu ssten, Brzez in ski et al. 2002.
und deren Pferde sowie die signiferi und cornicines76 • Die technologische Entwicklung der Schutzwaffen und die stärkere Verwendung von Schuppenpanzern im fortgeschrittenen 2. Jh. n. Chr. dürfte in direktem Zusammenhang mit der innovativen Bogentechnologie dieser Zeit stehen, wie sie anband eines gut erhaltenen Kompositbogens aus dem Vicus von Rainau-B uch zu erfassen ist 77 . Aus de m Untersuchungsgebiet liegen Beispiele solcher Bögen und große Mengen eiserner Trifoliarspitzen, die im zeitlichen Kontext der Markomannen- und Sarmatenkriege zu sehen sind, aus Carnuntum (Auxiliarkastell und Legionslager) und Celamantia-Iza vor 78 • Weitere teils auch berittene Truppen mit Bogenschützen waren im westpannonischen Kastell Klosterneuburg (cohors I Aelia sagittariorum)i 9 und im ostnorischen Kastell Comagenis- Tulln (ala I Commagenorum sagittaria) stationiert 80 . Dies indiziert die massive Präsenz von sagittarii in der mittleren Donauregion als wichtiger Teil der Truppen in den Kämpfen gegen die Germanen und Sarmaten 8 1• Diese Stationierungen können wohl auch als Antwort auf die Kampftechnik und Technologien (,,Parthischer Schuss"), vor allem der gegnerischen Sarmaten, verstanden werden. Weitere Funde von Reflexbögen samt eisernen dreiflügeligen Pfeilspitzen sowie zweier Brandpfeile liegen aus Sorviodurum-Straubing vor. Hier wurde auch das große Fragment eines Blattschuppenpanzers gefunden (Abb. C2.1 0, Kap. C2.2) 82 • Im Bereich des Ostkastells III dokumentierte man nicht fertiggestellte Endversteifungen und zahlreiche Geweihabfälle, die als In dizien für eine Bogenbauwerkstätte gewertet werden. Schuppenpanzer und Reflexbögen stehen wohl im Zusammenhang mit der im Ostkastell III stationierten, teilberittenen cohors I Flavia Canathenorum millia76
Reuter 2009, p. 2 1-22. Wie wichti g der Schutz selbst der kl ein sten Körperpartien wa r, zeigt ein Beri cht des Prokopiu s, der ausführt, dass der Oflizier johannes von einem Pfeil in se in en ungeschützten Nacken töd li ch verletzt wunle (Prok. BV 2,4). Dies erklärt auch den Schutz des Nackens mit den fein en Lamell en-, Blatt- oder Lanzettschuppen.
77
Riesc h 20 17, p. 40-45, Abb. 24, di e Deponierung des Stücks dati ert um die Mitte des 3. jhs. n. Ch r. Der Boge n besitzt auf der Oberseite der Griffp latte eine Namensr itzung, spekulativ ist di e Lesung mit tunnae, Pfahl 201 2, p. 227. Nr. 862, Taf. 11 4/862.
78
jilek 2005a, p. 169- 170, Abb. 3, zeigt auf, da ss im Auxiliarkastell auffalli g viele eiserne dreiflüge lige Pfeilspit ze n und Beinverstärkungen von Refl ex böge n gefund en wurde n. Sie schli eßt daraus, dass Tei le der stationi erten Auxi li areinh eit be rittene sagiltarii waren. Au s dem Waffenm agaz in des Legion slagers stamm en sowo hl Beinversteifun gen von Rcll ex bögen als auch 209 Pfeilspitzen, Von Groll er 190 I, p. 128- 129, Taf. 22- 24 ; Beutler et al. 2017, p. 289 -290, Nr. 482-488. Im Auxiliarkastell von Celamantia - lza wurden 'feil e mehrerer Kompos it bögen und über 60 eise rne dreiflüge lige Pfeilspit ze n ge fund en, Rajta r 1996, p. 84, Abb. 4-5; Hrn ciarik 20 16, p. 142, Abb. 2. Aus diesem Kastell gibt es auch zum überwiegend en Teil Blattsc huppen (hier Abb. C l. 6/l -4). Im nur wen ige Kilom eter weiter östlich gelege nen Kastell Odiavu111-A imä sfüzitö war di e ala II/ Augusta 'lllra coru /11 sagittaria civium Ro11lllnoru111 stati on iert, Lörin cz 200 I, p. 25-26.
79
Spaul 2000, p. 480-482.
Riesch 20 17. p. 187-189 führt aus, dass Segmentpanzer mit einer Blechstärke von I ,5 mm gege n jeden Beschuss immun waren.
80
Spaul 1994, p. 94-95.
81
Lörincz 200 I, p. 92-95.
75
Ri esch 20 17, p. 183- 186.
82
Pramm er 1989. p. 30-3 1, Abb. 30. 37; Fischer 20 12. p. 20 I, Abb. 294.
32
I LORICA SQUAMATA
74
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#
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X
Musov
[Leg(ionis)} X
Cnrnuntum
••.••
TCLTDS
[T]CLI / TD
T(urma) C(--- ) L(---) T(urma) D(---) S(---)
[T(urma)} C(---) Li(---) I T(urma) D(---)
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CVSPIN. CATAVRI S oder CVSPIN. CATAVRI F Baumgarten
Cuspin(i) . Cntauri S(igniferi) oder Cuspin(i). Catnuri f(ilii)
·-/:·., V .-, '\er Bildnisse zu r Typolog ie der Schupp en und zur tatsächli chen Tragewe ise von Schupp enpan ze rn dürft e sich auf Ent wicklungstende nze n besc hränkc·n (Kap. A4.2).
wurden 67% der Panzer aus einer Kupferlegierung gefertigt, 32% aus Eisen, 1% aus einer Kombination von Schuppen beider Materialien. 86% der Eisenfunde stammen aus Carnuntum, nur 14% von den übrigen Fundplätzen (Abb. A44). Von den 96 NMI aus Carnuntum sind 74 NMI (77%) aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum überliefert, was diese Statistik relativiert. Die Funde entstammen einem speziellen Milieu mit spezieller Taphonomie, sie müssen demnach keineswegs repräsentativ für das gesamte Fundspektrum sein. Dennoch sind in Carnuntum, im Vergleich zu den übrigen Fundplätzen, überproportional viele Schuppen aus Eisen gefertigt. Die Carnuntiner Schuppen aus Eisen sind mit einem Mittelwert von 3,4 x 5,3 cm auch überdurchschnittlich groß, was womöglich auf die Verwendung bei spezifischen Truppen, vor allem der Kavallerie, schließen lassen könnte. Darüber hinaus dürfte jedoch auch die besondere Taphonomie des Waffenmagazins (Altbestand aus hadrianischer Zeit bis zu den Markomannenkriegen) einen Einfluss auf die Fundzusammensetzung ausgeübt haben (Kap. B 1.1.1 ). Die Verteilung der definierten Schuppentypen ergibt ein sehr klares Bild, dass nämlich die vier Haupttypen III, IV, VII und X mit 9572 von 9802 einem Typ zuweisbaren Stücken 98% der Gesamtmenge abdecken. Am weitaus stärksten ist der Typ X zugegen, der zu 99% bei den Lanzettschuppen und zu 1% bei Blattschuppen Verwendung findet. Dies erklärt auch schon die sehr große Zahl, sie ist direkt proportional zur geringen Größe dieses Schuppentyps. Anhand der Tab. A6 ist ersichtlich, dass von diesem Schuppentyp 300 Stück/dm 2 Panzer notwendig sind. Die Gesamtzahl entspräche somit einer "Panzerfläche" von etwa 11 dm 2 • Der Typ VII deckt mit 52 Stück/dm 2 etwa 47 dm 2 (0,47 m 2 ) ab. Von 2319 Schuppen des Typs VII fanden 2241 Schuppen oder 97% bei Lamellenpanzern Verwendung. Der Typ III deckt ebenfalls 47 dm 2 ab und ist zu 99% bei Blattschuppen zugegen, der Typ IV deckt 30,5 dm 2 ab und verteilt sich zu 81 % auf Blattschuppen und 19% aufLamellenschuppen (Tab. A7) 157 • Die Typen III und IV können als charakteristisch für Panzer mit Blattschuppen, der Typ VII für solche mit Lamellenschuppen und der Typ X für Panzerungen mit Lanzettschuppen bezeichnet werden (Tab. A7). Dies macht eine typologische Ansprache bei der Bearbeitung von Schuppenpanzern in Zukunft einfacher. Alle anderen Schuppentypen treten lediglich marginal auf. Sie könnten fallweise auch mit den vier stärksten Gruppen/Typen auf einem Panzer kombiniert gewe157
Die Gesamtfl äche der Pan ze rschuppen des bea rbeiteten Gesamt fundb estand s beträgt ledigli ch I ,3 m ', wobei die unterschiedliche G röße der Schuppen nur mit einem Durchschnittswert Be rücksich t igung fi ndet. Di e überdurchschnittlich großen Schuppen aus Carnu ntum könnten di e Gesa mtfl äche noch auf bis zu 2 m' vergrö ßern . Das letztendli ch sehr ge ringe Ausm aß des überli eferten Bestands ist dem nach bei all en hi er getroffenen Aussage n zu ve rgege nwärti ge n.
Lanzett
25 7% Lamelle 65
19%
Blatt
250 74%
Abb. A30.1 : Die Verteilung der Schuppenformell bei Panzern des Untersuchungsgebietes (340 NMJ)
Lanzett 3474 35%
Blatt 3865
39%
Lamelle
2584 26%
Abb. A30.2 : Die Verteilung der Schuppenformen bei Panze rn des Untersuchungsgebietes (n
= 9923)
Ae/Fe 4
1% Fe
109 32% Ae
229 67%
Abb. A30.3: Die Verteilung der Werkstoffe für Schuppen bei Panzern des Untersuchungsgebietes (342 NM!)
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
j 53
4000 3465
3500 3000 2500
2319
2260
2000 1529 15 00 1000
-
500 4
33
1
0 I
II
111
IV
122
12
-
-
V
VI
VII
VIII
28
6
-
IX
19
3
2
-
X
XI
XII
XIII
XIV
Abb. A31 : Die Verteilung der einzelnen Schuppentypen (n = 9802)
111
IV
VII
X
Blattsch uppen
99%
81%
2,9%
1%
Lamellenschuppen
0%
19%
97%
0%
1%
0%
0,1%
99%
100%
100%
100%
100%
Lanzetts chuppen
Tab. A 7: Die prozentuale Verteilung der Panze r mit Blatt-, Lamellen- und Lanzettschuppen nach Typen (n = 9573)
sen sein (z. B. Variante von Typ XI, Abb. B4.10/l). Teils besaßen sie eine spezifische Funktion wie z. B. für einen Armschutz (z. B. Typ IXcl, Abb. Bl.24/l-2).
Panzer mit Blattschuppen Die Panzer mit Blattschuppen waren am stärksten verbreitet. Es gab sie seit republikanischer Zeit und sie waren im mittleren bis oberen Donauraum ab dem fortgeschrittenen 1. Jh. n. Chr. präsent (Kap. A5.1). Dies indiziert, dass sie gesichert ab spätflavischer Zeit in diesem Raum getragen wurden. Die geringen Fundmengen der Frühphase sind jedoch schwer zu interpretieren : Wurden die Schuppen recycelt oder von Generation zu Generation weitergegeben ? Oder indiziert die Fundverbreitung, dass erst ab Mitte des 2. Jhs. n. Chr. Panzer mit Blattschuppen eine starke Verbreitung erfuhren ? Oder aber beruht deren verstärkte Distribution in antoninischer Zeit auf der Dislokation von Truppen aus dem Osten des Reiches im Zuge der Markomannenkriege ? Blattschuppen wurden aus Eisen oder emer Kupferlegierung gefertigt und waren vor allem in zwei Größen verbreitet, und zwar die kleineren mit 1,5 x 2,5 cm und die größeren von etwa 4 x 6 cm. Panzer mit Blatt-
54
I LORICA SQUAMATA
schuppen werden bei Infanterie und Kavallerie eingesetzt. Sie sind ausgesprochen häufig und für viele Verwendungszwecke geeignet. Es gab sie als Nackenschutz beim pseudoattischen Kavalleriehelm (Abb. A34/l) ebenso wie beim konischen Spangenhelm des Tropaion auf der Trajanssäule (Abb. A20) 158 , als Panzerhemd für die Soldaten, als Rüstung für Pferde, auch aus den unterschiedlichsten Materialien (Leder, Bein, Horn, Kupferlegierung, Eisen). Sie wurden in der Regel entlang ihrer terminalen Schmalseite mit dem Trägergewebe und seitlich untereinander fixiert. Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher Lochungen, was auf sehr individuelle Bedürfnisse der Träger abgestimmt sein dürfte. Es wurden vom Typ III sowohl silberglänzende Rüstungen aus Eisen, golden schimmernde aus Messing oder einer Kupferlegierung (Bronze), aber auch bichrome Panzer (Abb. B3.8) gefertigt 159 • Es gibt keine typologischen Unterschiede zwischen Panzerschuppen für Soldaten oder Pferde. Obwohl angenommen wird, dass die equites cataphractarii spätestens seit den Dakerkriegen Trajans in der römischen Armee weit verbreitet gewesen wären 160 , schlägt sich 158
Diese Helmfo rm ist für Boge nschützen aus dem Mittl eren Osten belegt, Ri chter 2004 , p. 382, Abb. 336 ; Vo n G roll er 190 I , p. 5, Abb. 20.
159
Zu den Materiali en : Gschwind 2004, p. 129.
160
)unkelmann 1992, p. 2 12-2 16.
das offensichtlich nicht in einem erhöhten Fundaufkommen nieder. Dies spricht dafür, dass Pferdepanzer in der mittleren Kaiserzeit bzw. in den Markomannenkriegen kaum in der römischen Armee in Verwendung standen (Kap. A4.2) 161 •
als bei den Panzern mit Blattschuppen. Diese Panze r traten in großer Zahl spätestens ab Mitte des 2. Jhs . n. Chr. und dann insbesondere zur Zeit der Markomannenkriege auf und sind in allen Fundplätzen prä sent, insbesondere in den Legionslagern. Anband der Schuppen aus Ad Pirum, Poetovio, Carnuntum, Stillfried und Musov (Abb. Al, A46) kann womöglich die Aufmarschroute und Verbreitung dieser Lamel lenpanzer von der Rekrutierung der Truppe (legio II Italica) im Raum Aquileia bis in das nördlichste Einsatzgebiet des Feldzuges gegen die Markomannen aufgezeigt werden. Es scheint naheliegend, dass diese Panzerhemden bevorzugt von Kavalleristen getragen wurden. Dies indiziert auch ein Brustblech mit Lamellenschuppen aus dem Carnuntiner Auxiliarkastell mit mehrfacher Tunna-Nennung (Abb. A 16, B 1.40/1 ). Schuppen dieses Typs wurden jedoch auch als Nackenschutz an Helmen montiert, wie es ein in die erste Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. datierter Befund aus dem Kastell Luguvalium-Carlisle zeigt (Abb. A34/3) 167 • Lamellenpanzer standen in großer Zahl bis um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr. in Verwendung und sind sowohl in Dura Europos (Kap. A5.4) als auch in den Zerstörungsschichten in Zeugma/ZE.l)Yfia (253 n. Chr.) präsent 168 • Neben den Schließblechen im Brustbereich dürfte es bei Lamellenpanzern auch dorsale Schließen gegeben haben, die wie einfache Scharnierbleche gefertigt waren. Ein Beispiel dafür könnte aus Aquincum vorliegen (Abb. Cl.7).
Die überlieferten Teilfragmente von Schuppenpanzern im mittleren Donauraum können aufgrundder Brustbleche den auxiliaren und Iegionären Soldaten zugewiesen werden (Kap. A3.3). Die größeren, vor allem aus Eisen gefertigten Schuppenpanzer, wie jene aus dem Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum, dürften in der Anfangsphase ihrer Implementierung in das Repertoire der Schutzwaffen des römischen Heers getragen worden sein (Kap. A4.2, A5.1 ). Es wird angenommen, dass die sarmatischen Reiter ursprünglich oft Lederpanzerungen mit großen Blattschuppen trugen , von denen aber lediglich im vorderen Orient (Dura Europos, Abb. A3) größere Reste erhalten sind 162 • Die ebenfalls überlieferten sarmatischen Schuppenpanzer aus Horn und Pfe rdehufen sind überhaupt nicht archäologisch bezeugt, sehr wohl gibt es aber im Legionslager von Aquincum Blattschuppen aus Bein (Abb. C 1.11/1) 163 . Die sannatischen Panzerreste aus den Gräbern der Kuban-Region (Russland) sind hybride Ausformungen mit Schuppen, die vom römischen Fundgut typologisch abweichen 164 • Panzer mit Blattschuppen besaßen (wahrscheinlich fast immer) Brustbleche, wobei die Formen dieser Bleche vom Material der Schuppen abhängig gewesen sein dürften (Kap. A3.3). Die Brustbleche der Pan zer mit Schuppen aus Kupferlegierung waren weitgehend normiert und besaße n zwei bis drei Knebel. Die wenigsten dürften figürlich verziert gewesen se in, hier täuscht der Fundbestand, da die wertvolleren Brustbleche oft sekundär intentional deponiert worden sind. Die einfachen Bleche hat man sicher zum Großteil recycelt. Neben den Schließblechen gibt es auch einfache Verschlusshaken wie bei den Kettenpanzern bzw. den Schulterüberwürfen von Ketten - und Schuppenpanzern ( Carnuntum, Auxiliarkastell, Abb. Bl.37/28, Kap. B1.2) 165 .
Der Nackenschutz eines pseudoattischen Kavallerie helmes des Typs Ostrov besteht aus Lamellenschuppen mit rautenförmigen Beilagscheiben, wie sie auch aus dem Auxiliarkastell Carnuntum vorliegen (Abb. A34/ 1-2). Der eponyme Helm eines thrakischen Reiters wurde im Gräberfeld des Lagers der legio XI Claudia in Durosturum-Silistra (Moesia inferior) gefunden 169 , die sowohl bei der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes als auch zur Zeit der Markomannenkriege im mittleren Donauraum eingesetzt worden ist.
Panzer mit Lamellenschuppen
Panzer mit Lanzettschuppen
Panzer mit Lamellenschuppen waren deutlich steifer und wahrscheinlich auch widerstandsfähiger gegen Schwerthiebe oder Geschosse als solche mit Blattschuppen 166 • Die vierfache Verbindung der Schuppen untereinander erforderte nur bei sehr schmalen Lamellen eine etwas größere Zahl an Schuppen/dm 2
Panzer mit La112ettschuppen sind die feinste bekannte Ausfonnung. Die Schuppen wurden lediglich an ihrer Oberseite in Reihen von etwa 1-1,5 cm Höhe mitei nander verbunden. Es ist fraglich, ob sie überhaupt immer auf einem Trägergewebe montiert waren. Dadurch ist eine große Flexibilität und Anpassung an stark variierende Oberflächen gegeben, was ihre Anordnung z. B. im Kopfbereich oder an den Schultern evozieren könnte. Die im mittleren Donauraum ge-
161
Harl 1996.
162
james 2004. p. 122- 129.
163
Brzezin sk i el a l. 2002. p. 20-33; Bir6 el al. 20 12, p. 77 -78.
164
Neg in 1998, p. 68-75.
167
McCa rth y et al. 200 I.
165
Es ist frag li ch. ob der Verschlusshaken fü r ein Hum e rale o de r einen Panzer ve r we nd et wu rd e.
168
Dieudonne-Giad el al. 20 13, p. 256-257, Gu ill au d 20 19, p. 418-426, Abb. 308.
166
Sumner 2007, p. 59; Ricsc h 20 17, p. 192- 193.
169
Ga rbsc h 1978, p. 73, Nr. 58.
r. 1493, p. 424, Taf. 80 ;
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I
55
Typ I!Icl (Baumgarten a.d. March )
Typ I!Ic2 (Carnuntum)
Abb. A 32: Blattschuppen des Typs Illc aus Baumgarten und Carnuntum. Quadratdezimeter. M . 1:1
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I LORICA SQUAMATA
Typ Xfl (Carnuntum)
Typen VI!cl und IVcl (Stillfried)
Abb. A33 : Lanzettschuppen des Typs Xf1 aus Carnuntum sowie Lamellenschuppen der Typen Vllc1 und 1Vc1 aus Stillfried. Quadratdezimeter. M . 1:1
TYPOLOGIE- CHRONOLOGIE- CHOROLOGIE
I 57
fundenen Teilfragmente von Schuppenpanzern dieses Typs waren eher rechteckig bis quadratisch von etwa 20 cm Seitenlänge (Abb. Bl.32, Bl.47!11) . Eine Schuppenhaube des 3. Jhs. n. Chr., deren Vorbild in einem Wandgemälde der Synagoge von Dura Europos zu erkennen ist, wurde in ihrer Rekonstruktion mit diesen feinen Schuppen gefertigt 170 • Denkbar ist auch ein Nackenschutz, in der Art wie er an einem Reiterhelm im Museum Mougins (Abb. A34/l -2a) angebracht war und auf der Trajanssäule auf einem Tropaion dargestellt ist (Abb. A20) 17 1• Zu dieser Interpretation kommt auch E. Scherer bei der Bearbeitung des Depotfundes mit Lanzettschuppen aus Aesica-Chester am Hadrianswall (Abb. A34/3), ein weiterer Vergleich liegt aus Coria-Corbridge vor 172 • Dies würde die am rückseitigen Helmsaum angebrachten Löcher zahlreicher Helme, auch jener im Waffenmagazin des Legionslagers Carnuntum (Kap. Bl.l.l), erklären. Die Panzer mit Lanzettschuppen sind eher selten im Fundaufkommen (Abb. A47) und reflektieren vor allem die Präsenz von Legionen. Die kleinen, spitz zulaufenden Schuppen mit einer Vielzahl an Lochungen an ihrer terminalen Schmalseite dürften ihren Ursprung in der skythisch/sarmatischen Panzerung haben. Hier sehen wir viele Formen, die im mittleren Donauraum bzw. in den Westprovinzen seltener vertreten sind, und lediglich auf Bildnissen im Osten gezeigt werden. Dazu zählen eher rechteckige Schuppen und eben jene kleinen spitzen Schuppen, die nicht nur als Panzerbesatz Verwendung fanden. Die Skythen/Sarmaten besetzten Helme, Brustbehang, Kampfgürtel, Ober- und Unterschenkelschutz, Hosen und Schilde mit Schuppen 173. Als Hypothese sei in den Raum gestellt, dass die kleinen Schuppen des Typs Xf (Abb. ASO- ASl) als Indiz für die Präsenz von sarmatischen Einheiten in den Legionen des mittleren Donauraums gewertet werden können und ihre Verwendung sich auf den Schutz von exponierten Teilbereichen des Körpers, wie z. B. den Nacken, erstreckte. Besonders eindrucksvoll kann die weitere Entwicklung des Spangenhelmes mit Nackenschutz aus Kettenpanzer sowie Schuppenpanzer bei den Sarmaten, Ostgoten und Franken in der Spätantike und im Frühmittelalter nachverfolgt werden 174 •
170
Sumner 2007, p. 50-5 1.
17 1
Von Groller 190 I, p. 5, Abb. 20.
172
Scherer 20 13, p. 8 1-93, insb. Abb. 7-8. Das Fragment besteht aus 96 Stücken 0,7 x 1,1 cm großen Schuppen einer Kupferlegierung des Typs Xf2. Di e Schuppen sind in sechs Reihen zu zehn Schuppen und vier Reihen zu neun Schuppen montiert. Die Deponierung im Bereich der Fo rtifikation des Lage rs erfolgte wahrscheinli ch im Zuge der Aufgabe durch einen So ldaten/ Reiter der cohors /1 A sturum equitata pia fi delis (Spaul 2000, p. 75-76) im späten 3. jh . n. Chr.; Robinson 1975, p. 154- 155, Abb. 439 (Corbridge).
A bb. A34: Lamellenschuppen als Nackenschutz von Reiterhelmen. 1 - Typ Ostrov. 2a - Beilagscheiben dieses Helms, 2b - im Vergleich
I 73
Hanse n 2003, p. 11 7- 11 9, Abb. 44.2.
mit Belegen aus Ca rnuntum (B1. 35/l ). 3 - Aesica- Chester
174
Müller 1998, p. 101 - 108, Abb. I8-20.
58
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% (NMI) Blatt
Lamelle
Lanzett
Brigetio, Celamantia, Barbaricum östlich der Kleinen Karpaten
69
6
Carnuntum (Legionslager), Baumgarten an der March, Sti llfri ed
79
Vindobona, Musov
68
25 15 21
Lauriacum, /oviacum, Ovilava
42
37
6
11 21
100
Castra Regina, Eining-Unterfeld
75
Untersuchungsgebiet
19
6
Tab. AS : Die proze ntuale Verteilung der Panzer mit Blatt-, Lamellen- und Lanzettschuppen im Bereich der Legionslager und deren Vormarschrouten sowie im gesamten Untersuclumgsgebiet
A5.3 Schuppenpanzer als marker für Legionsstandorte und Truppen zur Zeit der Markomannenkriege?
Im Untersuchungsgebiet befanden sich fünf Legionslager, deren Truppen direkt in die Markomannenkriege in der March- Thaya- Waag-Region sowie in Raetien involviert waren. Es sind dies die legio XIV Gemina aus Carnuntum, die legio X Gemina aus Vindobona , die legio I Adiutrix aus Brigetio, die legio II Italica aus Lauriacum und die legio IJJ Italica aus Castra Regina. Es stellte sich die Frage, ob deren jeweilige Besatzung quasi einen fingerprint in Form von Schuppenpanzern besaß, der es erlauben würde, auf den Einsatzort respektive die Zusammensetzung der Einheiten Rückschlüsse zu ziehen. Für die legio If ltalica wäre der Raum Lauriacum, Ioviacum, Ovilava aussch laggebend, Castra Regina und Eining-Unterfeld für die legio III Italica , Vindobona und Musov für die legio X Gemina sowie Carnuntum (Legionslager), Baumgarten an der March und Stillfried für die legio XIV Gemina und schließli ch Brigetio, Celamantia und die übrigen Fundorte in der Waagregion bis Laugaricio für die legio I Adiutrix (Abb. A35). Diese wurde durch die legio II Adiutrix aus Aquincum unterstützt.
Cl.3) ist vermutlich von nicht mehr als 2-3 Mindestindividuen auszugehen. Diese Funde könnten wie auch jene aus Celamantia auf die Anwesenheit von Reiterei oder berittenen sagittarii schließen lassen.
Carnuntum (Legionslager), Baumgarten an der March, Stillfried (legio XIV Gemina) Aus dem Legionslager Carnuntum (Kap. Bl.l), den temporären Lagern von Baumgarten an der March (Kap. B2) und dem Vexillationslager Stillfried (Kap. B3), also der Aufmarschzone der Truppen aus Carnuntum, gibt es 3444 bestimmbare Schuppen von 94 NMI (Abb. A37). Das Carn untin er Fundspektrum ist sehr vielfältig mit fast gleich vielen Schuppen der Typen III (1294) und X (1270) sowie ähnli chen Quantitäten von Typ IV (326) und VII (415). Hinzu kommen nennenswerte Zahlen des Typs VIII (76). Außergewöhnlich sind die großformatigen Schuppen des Typs IX (Abb. Bl.25) und ein aus vergleichbar groben Lamellen gefertigter Schulter-/ Armschutz (Abb. B1.26). Diese Elemente zeigen noch deutliche Anklänge an Schienenpanzer. Die prozentuale Vertei lung von Panzern (NMI, Tab. A8) mit Blatt-, Lamellen- und Lanzettschuppen von 79%, 15% und 6% ähnelt.
Vindobona, Musov (legio X Gemina) Brigetio, Celamantia, Barbaricum östlich der Kleinen Karpaten (legio I Adiutrix) Aus der Fundregion der legio I Adiutrix, dem Legionslager in Brigetio, dem Kastell Celamantia-Iza (Kap. Cl.3) und den ihnen vorgelagerten Fundplätzen im Barbaricum (Kap. Cl.2) stammen 218 bestimmbare Schuppen von 16 NMI (Abb. A36) . Die Fundzahlen zeigen einen Überhang von Schuppen der Typen VII (104 Stück) und III (86 Stück) , gefolgt von den Typen IV (19) und X (6) . In dieser Region sind Panzer (NMI) mit Blattschuppen mit 69% und Lamellenschuppen mit 25% vertreten (Tab. A8) . Für den relativ umfangreichen Fundbestand von Lamellenschuppen aus Cffer-Pac (Grubenhaus und Bereich der Feld lager, Abb.
Vom Legionslager Vindobona (Kap. C2.1) und dem Vexillationskastell Musov (Kap. B4) liegen 1608 bestimmbare Schuppen (Abb. A38) von 19 NMI vor. Am häufigsten ist Typ X mit 604 Stück, der in Vindobona und Musov vorkommt. Die Typen VII (529 Stück) und IV (424 Stück) sind aussch li eßlich in Musov vertreten. Typ III ist ledigli ch mit 50 Exemplaren und nur in Vindobona präsent. Die Gemeinsamkeiten der Fundspektren von Vindobona und Musov sind demnach marginal, die Vexi ll ation der legio X dürfte primär mit anderen Panzerungen (Kettenhemd, Schi enenpan zer1 75) ausgerüstet gewesen sein. Unter den Mindestindividuen (Tab. A8) der Panzer überwiegen in beiden 175
Ko m o r6czy et al. 2020, p. 2 10; Wij nhove n 2022, p. 375.
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