Kriminologie als reine und angewandte Wissenschaft: Ein System der juristischen Tatsachenforschung [Reprint 2019 ed.] 9783111524542, 9783111156156


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German Pages 667 [732] Year 1950

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG. Methode und Material
ERSTER TEIL. Die Einzelkriminalität
1. Abschnitt Tat und Täter (Reine Kriminologie)
2. Abschnitt Tatsächliche Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)
3. Abschnitt Tatsächliche Gefährlichkeit von Tat und Täter (Normative Kriminologie)
4. Abschnitt Behandlung von Tat und Täter (Praktische Kriminologie und Kriminalpolitik)
Zweiter Teil. Die Gesamtkriminalität
5. Abschnitt Stand und Bewegung der Kriminalität (Historische, genetische Kriminologie)
6. Abschnitt Die räumliche Verteilung der Kriminalität (Regionale Kriminologie)
7. Abschnitt Die kulturelle Bedeutung der Kriminologie (Kulturpolitische Kriminologie)
Anhang
Register
Front matter 2
I. Allgemeines, Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie
II. Bürgerliches Recht
III. Grenzgebiete des Bürgerlichen Rechts
IV. Zivilprozeß
V. Straf recht und Strafprozeß
VI. öffentliches Recht
VII. Volkswirtschaftslehre
VIII. Entscheidungs-Sammlungen, Zeitschriften
IX. Verschiedenes
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Kriminologie als reine und angewandte Wissenschaft: Ein System der juristischen Tatsachenforschung [Reprint 2019 ed.]
 9783111524542, 9783111156156

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W. Sauer KRIMINOLOGIE

Kriminologie als reine und angewandte Wissenschaft Ein S y s t e m der j u r i s t i s c h e n Tatsachenforschung

Von

Wilhelm Sauer Professor an der Universität Münster

Berlin 1950

WALTER DE GRUYTER & CO. vorm-ils G. J . Göschen'scbe Verlagshandlung

• J, Guttentag, Verlagsbuchhandlung

Georg Reimer • Karl J . T r ü b n e r • Veit & Comp-

Archiv-Nr.: 23 29 50 Druck: Sam. Lucas GmbH., Wuppertal-E.

MEINEM LIEBEN B R U D E R DEM LÄNGSTEN UND TREUESTEN BEGLEITER MEINES LEBENS UND MEINER ARBEIT Dr. Franz Sauer Staatsanwalt am Kammergericht Ministerialrat und Ministerialdirigent im Reichsjustizministerium Reichsgerichtsrat zur Zeit vermißt in Rußland

VII

Vorwort Die Kriminologie ist ein gemeinsames Arbeitsgebiet für Mediziner, Soziologen und Juristen. Sie behandelt, was noch immer nicht genügend beachtet wird, zwei große Kreise: einmal die Kriminalität des Einzelfalls und sodann die Gesamtkriminalität bestimmter Zeiten (Entwicklungsreihen und Entwicklungstendenzen) und bestimmter Räume (Bezirke, Landschaften, Volksteile, Völker). Beide Aufgaben ergänzen sich; keine läßt sich ohne die andere erledigen. Und beide sind unentbehrliche Arbeitsfelder für Mediziner, Soziologen und Juristen. Es ist unbegreiflich, daß die Juristen bisher so wenig die Bedeutung kriminologischer Arbeiten und Erkenntnisse für die Strafjustiz eingesehen haben; noch immer werden Tatbestandsmerkmale „ausgelegt", historisch untersucht und gemäß neuesten Entscheidungen ausgebaut, während für das kriminelle Leben im Bezirk und im Volk der Blick mangelt, ohne den doch eine gerechte und zweckmäßige Behandlung (Strafe und sonstige Maßregel) gar nicht denkbar ist. Auch ein theoretischer Ausbau beider Teile des Strafrechts (sogar des Allgemeinen Teils) sollte künftig mehr im Hinblick auf kriminologische Ziele erfolgen (einige Ansätze in meiner Allg. Strafrechtslehre 1949), soll die Strafrechtswissenschaft nicht in wertlose logische Konstruktionen oder unfruchtbare historische Rückblicke ausarten. Die Aufgaben der hier vorgelegten Kriminologie, die einen beträchtlichen Teil meiner Lebensarbeit darstellt, haben sich also gegenüber meiner Kriminalsoziologie von 1933 nicht unerheblich erweitert. Jenes Werk!) stellt gewissermaßen einen Vorbau dar, der zur Ergänzung der vorliegenden Kriminologie dient; leider ist das Buch im Handel vergriffen, und eine Neuauflage des umfangreichen Werkes kommt heutzutage nicht in Frage, obwohl wiederholt Ersuchen von Behörden (so kürzlich des Zentraljustizamts für die britische Zone) an mich um „leihweise Überlassung" eines Exemplars herantraten, was der Kuriosität halber für spätere Zeiten gebucht sei. In jenem Werk wurde zum ersten und bis jetzt einzigen Mal ein ausgeführter, vollständiger „Besonderer Teil" der Kriminologie (etwa 450 Seiten) vorgelegt, aus dem ja erst nach exaktwissenschaftlicher Methode allgemeine Erkenntnisse abgeleitet werden (die von der herrschenden Kriminologie meist nur aus der Statistik unzuverlässig und lückenhaft gewonnen werden) und der somit die tatsächliche und wiederum exaktwissenschaftliche Grundlage für die Strafrechtsdogmatik überhaupt bildet. Die Strafgesetze orientieren sich nicht i) Berlin und Leipzig, Verlag W. Rothschild, später Verlag f ü r Staatswissenschaft und Geschichte, 3 Lieferungen, zusammen 818 Seiten.

VIII nach ihrer geschichtlichen Entwicklung, wie noch immer einige Strafrechtler glauben, sondern nach dem kriminellen Leben, das sie gemäß den Prinzipien der Gerechtigkeit und der Zweckmäßigkeit verbessern sollen. Das kann gar nicht stark genug betont werden. Künftig ist das gesamte Strafrecht, Gesetzgebung, Rechtsprechung, besonders Strafbemessung und Vollzug, nicht zuletzt der Rechtsunterricht, k r i m i n o l o g i s c h a n z u l e g e n ; im Grunde wurden sie schon immer kriminologisch betrieben, wenn sie den kriminalistischen Bedürfnissen dienen wollten. Aber künftig ist eine zielbewußte Orientierung geboten; erst das ist exaktwissenschaftlicher Betrieb des Strafrechts. Unser soziales Zeitalter erfordert eine sozialwissenschaftliche Einstellung auch des Rechts; das Strafrecht ist psycho-soziologisch sowie sozialethisch zu begründen. Erst dann ist eine verständnisvolle, zweckdienliche Behandlung auch der Strafgesetze verbürgt, die nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck sind. In diesem Sinne hat ein guter Strafrichter schon immer gedacht und gehandelt, wenn er sich vielleicht auch in seinen Urteilen nicht immer entsprechend ausgedrückt hat. Meist scheint es den Strafrichtern noch immer an den erwünschten kriminologischen Kenntnissen zu fehlen; es reicht nicht aus, daß sie ihren eigenen, engen Bezirk kennen, während ihnen die oft völlig verschiedene Übung in anderen Bezirken bei Gleichheit der Fragen fremd ist. Mehr als einmal legte ich mir gewissenhaft die Frage vor, ob ich berufen sei, ein solches Buch zu schreiben, weniger nach der methodischen und systembildenden Seite (worin ich mich sicher fühlte) als in praktischer Hinsicht, ob meine Tatsachenkenntnisse ausreichen. Jedoch steckt in den 25 Dissertationen, die ich in zehn Jahren erzielte (hierüber Bericjit im Anhang § 35 unter Vergleich mit den Arbeiten aus den Kreisen Exners und v. Webers) mehr eigene Arbeit unter Beratung von Richtern und Staatsanwälten, als es äußerlich hervortritt. Auch ohne statistische Belege, ja gegen die (oft trügerische) Statistik gewinnt man bei Lebenserfahrung einen Blick für Lebenswahrheiten: man vermag Differentialdiagnosen und Sozialprognosen zu treffen. Die meisten (historisch gerichteten) Strafrechtstheoretiker umgehen diese wichtigste Frage. Als wenn ein Arzt sich nur mit der Geschichte und Vorgeschichte der Tuberkulosenbehandlung beschäftigt, statt Diagnose und Prognose der Krankheitsfälle zu studieren! Immer wieder muß betont werden, daß unser Buch nur einen kleinen Ausschnitt der Probleme und einen noch kleineren des Materials vorzulegen vermag. Die Tatsachenforschung gelangt niemals ans Ende, worin gerade das Reizvolle und das Zukunftsreiche der Kriminologie bestehen. Immerhin glaube ich, nunmehr einen Zeitpunkt erreicht zu

IX haben, um einen Querschnitt zu legen und d i e K r i m i n o l o g i e als r e i n e u n d als a n g e w a n d t e W i s s e n s c h a f t zu k o n s t i t u i e r e n . Auf die S y s t e m a t i k (die Überschriften der sieben Abschnitte und der einzelnen §§) und deren R e i h e n f o l g e , also den gesamtsystematischen Aufbau lege-ich dabei den allergrößten Wert; jede Verwirrung und unrichtige systematische Einstufung rächt sich an Unsicherheit der Erkenntnisse. Diese Problemstellung sollte in erster Linie scharf und klar eingesehen werden: erst dann kann sich die Tatsachenforschung an der Hand von Gerichtsakten usw. in gesicherten Bahnen bewegen und vor allem sich einfach, unter Ersparung von Zeit und Kraft, unter Ausscheidung alles überflüssigen Ballasts abwickeln. In ähnlicher, aber zum Teil abweichender Weise haben insbesondere Exner, von Weber und van Bemmelen, ferner Sieverts, K. Peters u. a. geforscht, neuerdings K. Bader (der ausdrücklich an meine Kriminalsoziologie von 1933 anknüpft), während Mezger wesentlich eine dogmengeschichtliche Entwicklung bietet. Exner und van Bemmelen, die bis jetzt die eingehendsten Systeme vorgelegt haben 1 ), sind allerdings über eine ätiologische Auffassung der Kriminologie, eine Ursachenlehre (AnlageUmwelt) kaum hinausgekommen, die doch nur am Anfang der Kriminologie steht. Es gilt für uns jetzt, von der ätiologischen Kriminologie weiter fortzuschreiten zunächst zur normativen, sodann zur praktisch-politischen (funktionalen), sodann zur historisch-genetischen, dann zur regionalen und schließlich zur kulturpolitischen Kriminologie. So sieht der systematische Aufbau der Kriminologie aus. Die Elemente hierzu waren im Besonderen Teil meiner Kriminalsoziologie aus den sozialen Tatsachen heraus erarbeitet; manche Deliktstatbestände, wie Tötung, Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, Hehlerei, Glücksspiel, haben eine so eingehende Darstellung erfahren, daß diese, wie einige spätere Bearbeiter schrieben, beinahe die Bedeutung einer Monographie erlangt hat. Meinen soeben genannten Vorgängern schulde ich Dank für manche Anregung und Belehrung, auch wenn einige von ihnen einst meiner Kriminalsoziologie in keiner Weise gerecht geworden sind. Dank schulde ich auch den medizinischen Kollegen und Instituten für manche wertvolle Auskunft, insbesondere dem Institut für gerichtliche Medizin in Münster und seinem früheren Direktor H. Többen. Mein Dank gilt vor allem zahlreichen Vertretern der Strafjustiz im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm, vielen Richtern und Staatsanwälten, mit denen ich im Briefwechsel stand und die meine Doktoranden betreut haben, nicht zuletzt aber meinen Doktoranden selbst und den Seminarteilnehmern, die mir manche i) Exner ist der einzige Gelehrte aus der engeren Lisztschen Sciiule, der die bedeutende Errungenschaft des Meisters, die kriminalsoziologische Arbeitsweise, beibehalten und ausgebaut hat; leider endete er bei dem Anlage-Umwelt-Problem, wozu das vorwiegend biologische Interesse in der nationalsozialistischen Zeit den Anlaß gegeben haben mag.

X wertvolle Vorarbeit geleistet haben und ohne deren Tatsachenforschung mein Buch nicht möglich gewesen wäre. Manche von ihnen befinden sich bereits in leitender Stellung; manche mußten ihr junges hoffnungsvolles Leben dem Vaterland weihen, sie leben in ihren Arbeiten, in mir und in Mitstrebenden, in der Wissenschaft und in der Kultur fort. Möge eine glücklichere Generation aus unserer Gemeinschaftsarbeit Werte ziehen und sie zum Segen des Rechtslebens in friedlicher Arbeit ausbauen und weiterführen! Zu manchem Doktoranden hat sich später ein geradezu freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Unsere Gemeinschaftsarbeit war eine so innige, daß ich hier gleichsam eine „zweite Praxis" erlebt habe, aus der ich für meine Wissenschaft bleibende Werte ziehen durfte. Und eine „zweite Jugend", die meine Arbeitskraft bis ins Alter jung und frisch erhielt. So möge auch dieses erstmalige System der Kriminologie kein starres, sondern ein offenes System sein, offen nicht nur, was selbstverständlich ist, für die Einreihung neuer Tatsachen und Erkenntnisse, sondern auch für seine eigene Erweiterung, seinen eigenen Ausbau. An vielen Stellen hat man, worauf ich wiederholt hinwies, den Eindruck, daß hier noch Nachprüfungen erforderlich sind und daß hier sogar neue Probleme ansetzen, deren Tragweite zur Zeit noch gar nicht zu ermessen ist. Die Kriminologie wird als Zweig der Soziologie noch lange, vielleicht für immer die „junge Wissenschaft" bleiben, an der sich die älteren Schwestern verjüngen können. Dieses Buch ist eine „Apotheose der Wahrheit" nach mehrfacher Richtung, bis tief in die Einzeluntersuchungen und in die praktische Behandlung hinein. Es ist ein nicht großes, aber wichtiges und notwendiges Glied in der Kette meiner juristischen und philosophischen Arbeiten, ohne die es nicht hätte geschrieben werden können. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß es in seiner Anlage und Denkweise einige Anregung für die nach meiner Überzeugung unentbehrliche Tatsachenforschung auch für andere Rechtsgebiete geben könnte. Insofern wagte ich den Untertitel: „Ein System der juristischen Tatsachenforschung". Bis zuletzt war ich im Zweifel, ob ich das Buch meinem Bruder oder ob ich es dem Gedächtnis an ihn widmen solle. Eine besondere Freude war mir, daß Radbruch in der mir gewidmeten Festschrift meinem Bruder mit einigen schönen Worten ein Denkmal im Hinblick auf seine Tätigkeit im Reichsjustizministerium gesetzt hat; aber auch ihm kann ich meinen Dank nicht mehr persönlich abstatten. Das berufliche Leben meines Bruders war zum Teil auch mein eigenes Leben. Wenn er ein besonders schwieriges Aktenstück über Sonntag mit nach Hause nahm, so zog ich daraus manchen inneren Gewinn für meine Wissenschaft, so daß ich auch hier fortlaufend eine neue Praxis erlebte. Möge dieses Buch, das ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe, dazu beitragen, daß Wissenschaft und Praxis mehr als bisher mit und für einander arbeiten.

XI

Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG

Methode und Material § 1. Wesen und Wege der Kriminologie S. 1 I. Aufgaben und Gegenstand. Kriminologie im Verhältnis zu anderen Wissenschaften: Biologie, Soziologie, Sozialethik und Strafrecht. II. Grundlagen und Arten der Methodik (S. 3). 1. Grundsatz: a) Analyse, b) Synthese zu Typen, c) Höhere Ganzheiten. 2. Die Forschertätigkeit: a) Feststellung von Tatsachen, b) Erklären, Verstehen, Begreiflichmachen, c) Deuten und Auslegen, d) Würdigen und Werten. 3. Verbindung der Gedankenreihen: Konstituierung der Kriminologie als exakter Wissenschaft. Tafel 1 (S. 8). § 2. Reine und angewandte Kriminologie S. 8 I. Möglichkeit und Notwendigkeit einer reinen Kriminologie. 1. Ihre Wesensmerkmale. 2. Ihr Umfang bei der folgenden Darstellung. II. Angewandte Kriminologie. Ihr logisches und soziologisches Verhältnis zur reinen Kriminologie (S. 11). 1. Materialgebundenheit (a—h). 2. S t a t i s t i k : a) Erkenntnisziel, b) Möglichkeiten, c) häufige Fehlerquellen (aa—ee); latente Kriminalität; Eigenart des Zahlenmaterials; Gesetz der kleinen und der großen Zahl; Abgrenzung des Beobachtungsstoffs und der Zeiten. 3. Notwendigkeit von Einzeluntersuchungen. Gesetz des beständigen Wandels. ERSTER

TEIL

Die Einzelkriminalität 1.

Abschnitt

Tat und Täter (Reine

Kriminologie)

§ 3. Die Tat S. 21 I. Das Wesen der Tat. Das kriminologische Grundgesetz. I I . Entstehung und Entwicklung der Tat. Forschungsmittel (S. 22). 1. Potenzen (Kraftmonaden). 2. Tendenzen: a) Anlaß und erste Stufe: Triebe, b) zweite Stufe: Strebungen, c) dritte Stufe: Bewußtsein und Wille. 3. Ergebnisse: a) Stufenaufbau, Tafel 2 (S. 31), b) exaktwissenschaftlicher Aufbau der Tat, Tafel 3 (S. 32). III. Folgerungen (S. 32): 1. Aufbau des Charakters. 2. Anlage- und Umwelteinflüsse auf die Tat. 3. Festlegung der Größe von Wert und Unwert des Tatwillens durch den Willensentschluß für die kriminologische Bewertung. 4. Die Willensfreiheit: a) Kern des

XII Problems Anlage—Umwelt, b) Kausalität und Freiheit, c) Erkenntnisse, d) abweichende Ansichten. 5. Verlauf der anomalen Tat. Tafel 4 { H a u p t t a f e i l ) , S. 40). § 4. Der Täter S. 41 I . Das Wesen des Täters. Individuum und soziale Persönlichkeit. I I . Elemente der Persönlichkeit (S. 42), insbesondere des Charakters; Schichtenaufbau (Kreise, Ringe): 1. Potenzen (Kraftmonaden). 2. Tendenzen: a) erster Kreis: Lebensgefühle, Triebe; b) zweiter Kreis: Strebungen, Gegenstrebungen, Ausgleiche; c) dritter Kreis: Bewußtsein, Intellekt: Willens- oder Verstandesmensch. 3. Ergebnis: Charakter, Kreislauf des Charakteraufbaues, Tafel 5 (S. 47). 4. Dogmengeschichtlicher Rückblick: a) bisherige psychologische Charakterlehre (Klages, H. Hoffmann, Lersch, Rothacker); b) anthropologische und konstitutionsbiologische Forschung (Lombroso, Kretschmei); neuere Ergebnisse. I I I . Folgerungen (S. 50). 1. Verstehen der Tat im Rahmen des Charakters, 2. als Schöpfung des Täters, 3. aber nicht notwendig als Ausfluß des Charakters (Persönlichkeitsadäquanz) mit Folgerungen (a, b), 4. Stufenleiter der Tat und Tätertypen, Tafel 6 ( H a u p t t a f e l 5. 56).

2.

Abschnitt

Tatsächliche Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische

Kriminologie)

§ 5. Die Voraussetzungen im allgemeinen. Das sog. Anlage Umwelt-Problem S. 57 I. Stand der Ansichten. II. Verhältnis von Anlage, Umwelt und Willensentschluß (S. 58). Gegensatz von Umwelt und Außenwelt. Der Vorrang der Umwelt vor der Anlage, des Willens vor der Umwelt. Für Betrug Tafel 7 (S. 60). I I I . Aufbau der Voraussetzungen nach ihrer kriminologischen Bedeutung (Einflußgrade und -stärken, S. 63). 1. Bestimmungsgründe (Determinanten), nicht Entstehungsgründe und Begleitumstände (Ort und Zeit). 2. Ursachen und bloße Bedingungen. 3. Wechselwirkung und selbständige Kräfte. 4. Mitursachen und Mitbedingungen. 5. Äußere und innere Voraussetzungen; Freiheit als Ursache. IV. Die einzelnen Voraussetzungen der Kriminalität in ihrem bio-, psycho- und soziologischen Aufbau (S. 65). 1. Drei Hauptgruppen; a) natürliche, b) sozial-kulturelle Voraussetzungen, c) das freie Wollen. 2. Hiermit sich kreuzend zwei weitere Hauptgrappen: persönliche und äußere Einflüsse mit neun Untergruppen. Tafel 8 ( H a u p t t a f e l , S. 68). i) Uber die Bezeichnung „Haupttafel" vgl. unten Fußnote im Verzeichnis der Tafeln (S. XXII).

XIII V. Arten und Gruppierung der Einflüsse. Die Kriminalität im natürlichen und sozialen Leben (S. 69). Tafel 9 ( H a u p t t a f e l , S. 70). VI. Aufgaben der folgenden Darstellung (S. 71).

8 6. Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

S. 72

I. Das G e s c h l e c h t . 1. Methode und Frequenz der Männer, Tafel 9a. 2. Material. Typische Männer- und Frauendelikte. 3. Auswertung. Psychologie der Frau und der Frauenkriminalität: a) Strukturen und Deliktstypen, b) Charakterunterschiede, Verteilung der Delikte. 4. Ergebnisse (S. 81). II. Die A l t e r s k l a s s e n . Methodisches (S. 84). 1. Die drei Stufen: a) Jugendkriminalität (bis zum 25. Lebensjahr), b) Keifekriminalität (bis zum 40. Lebensjahr), c) Spät-, Alters- und Greisenkriminalität. Psychische Merkmale und Tendenzen. Belege. 2. Die einzelnen Deliktstypen (S. 90): a) Verbindung des Materials mit Beruf, Vermögen und Landschaft, Betrug, Tafel 10 (S. 91), b) verwandte Delikte, c) Diebstahl, Tafel 11 (S. 96), d) Brandstiftung, Körperverletzung, Betrug, Tafel 12/14 (S. 97/99), e) Unterschlagung, f) Hehlerei, Tafel 15 (S. 101), g) Erpressung, Glücksspiel, h) Raub, Wilderei, Sachbeschädigung, Körperverletzung; sonstige Nutzdelikte, Tafel 16 (S. 103). 3. Die kriminelle Gesamtentwicklung der Lebensalter in Zusammenhalt mit Geschlecht und Vorbestraften, Tafel 17 (S. 107). 4. Erkenntnisse (S. 110). I I I . Die J u g e n d l i c h e n insbesondere (S. 146). Das Problem ist nicht nur ein solches der Altersklassen, sondern ein Problem des Beginns und der Prognose der Kriminalität, namentlich in schweren chronischen Fällen: Notwendigkeit der Frühdiagnose (S. 112). 1. Eigenart der Jugendpsyche: a) Starke Anlage, b) starke Umweltbedingtheit, c) geringe Willensstärke. 2. Kriminalität, der Jugendlichen und ihre Entwicklung, Tafel 18 (S. 118). 3. Gesamtentwicklung (S. 123). 4. Behandlung im einzelnen: a) Spezifische Jugendaltersdelikte, b) Haltlose, c) jugendwidrige Delikte, d) Verwahrloste, e) Psychopathen. IV. E r b a n 1 a g e (S. 120). 1. Stand der Frage. 2. Gegenstand: a) Voraussetzungen, b) spezifisch psychische Merkmale, c) Inhalt. Bedeutung der Anlage gegenüber der Umwelt und dem Willen. 3. Stärke und Bedeutung der Anlagefaktoren (S. 133). 4. Verschiedenheit bei einzelnen Typen (S. 135). 5. Geltungsgebiet. V. K r a n k h e i t , A l k o h o l (S. 138). 1. Irrtümliche Auffassungen. 2. Einflüsse. 3. Geisteskrankheit und Geistesschwäche. Sonstige Krankheiten. Schwachsinn. Alkoholismus, Tafel 19 (S. 146).

§ 7. Persönliche Voraussetzungren kultureller und besonders sozialer Art

S. 148

I. E l t e r n h a u s . Uneheliche Herkunft. Das Unehelichenproblem überhaupt (S. 151). II. F a m i l i e n s t a n d . Ehe. Ledige und Geschiedene (S. 153).

XIV III. E n g e r e G e m e i n s c h a f t e n ; A u s b i l d u n g (8. 159). Verhalten des Täters: 1. in der Familie, 2. in der Schule, 3. nach der Schulzeit, 4. sonstige' Organisationen, 5. Freundes- und Kameradenkreis (S. 162). 6. Ergebnisse und Zusammenhänge (S. 163). IV. B e r u f e u n d s o z i a l e S t e l l u n g (S. 165). 1. Methodisches (S. 166). 2. Soziologische Lösungsversuche (S. 168). A. Allgemeines über die Berufskriminalität. Die einzelnen Klassen. B. Sonstige soziologische Vorgänge, Tafel 20 (S. 173), Tafel 21 (S. 174). Ergebnis (S. 176). 3. Psychologischer Ausbau für einzelne Delikte (S. 173). 4. Einzelne Deliktstypen im Reich und in Einzelbezirken (S. 177): a) Diebstahl, Tafel 22 (S. 177), b) Betrug, Tafel 10 (S. 91), c) Brandstiftung, Tafel 23/25 (S. 181/83), d) Hehlerei, Tafel 26 (S. 183), e) andere wichtige Nutztypen: Urkundenfälschung, Unterschlagung, Untreue, Erpressung, Glücksspiel, Tafel 27 (S. 186), f) Gewaltdelikte (S. 188), g) Wilderei, Beruf und Wohnort, Tafel 28/29 (S. 190). 5. Vorbestraftenanteil der Berufe (S. 191). V . W i r t s c h a f t s l a g e des Täters (S. 92). 1. Allgemeine und kriminologische Bedeutung. 2. Ermittlungsmethoden. 3. Kriminelle Bedeutung wirtschaftlicher Not und Blüte (Wohlstand). 4. Erscheinungsformen wirtschaftlicher Not. 5. Einzelne Deliktstypen: a) Nutz- und Notdelikte: Diebstahl, Raub, Erpressung, Betrug, Urkundenfälschung, Unterschlagung, Hehlerei, Brandstiftung, Glücksspiel, b) Gewalt- und Schwächedelikte. VI. B i 1 d u n g (S. 202). 1. Wesen und Bedeutung. 2. Arten und Mittel. Presse und Rundfunk, Theater und Kino. VII. R e l i g i o n ( M o r a l ) u n d K o n f e s s i o n (S. 204). 1. Innere Überzeugung. 2. Einfluß von Konfessionen, Tafel 30 (S. 208). VIII. P o l i t i s c h e E i n s t e l l u n g des Täters (S. 209). 1. Politische Überzeugung. 2. Einfluß von politischen Parteien und Verbänden. § 8. Äußere Einflüsse natürlicher Art S. 210 I. L a n d s c h a f t , K l i m a , B o d e n g e s t a l t u n g ; Wesen und Bedeutung für die Kriminalität. II. Z e i t d e r T a t (S. 212). 1. Jahreszeiten: a) Delikts- und Tätertypen, b) Einzelergebnisse, c) Diebstahl, Körperverletzung, Brandstiftung (Tafel 31, 32, S. 218/19), Wilderei, Hehlerei. 2. Wochentage (S. 219). 3. Tageszeit (S. 221). III. O r t d e r T a t und Wohnsitz des Täters („Stadt und Land", S. 221). 1. Die Bedeutung der Örtlichkeit: a) Land und Kleinstadt, b) Mittelstadt, c) Großstadt, d) Ergebnisse (S. 226). 2. Einzeldelikte (S. 228): Falsche Anschuldigung, Brandstiftung und Wilderei; Angriffs- und Nutzdelikte. 3. Sonstige Ermittlungen, Ausland (S. 230). § 9. Äußere Einflüsse sozialer und allgemein kultureller A r t . . . S. 232 Allgemeine Bedeutung; Abgrenzung vom 3. Abschnitt (Gefährdung) und vom II. Teil (Gesamtkriminalität).

XV I. S o z i a l e s L e b e n (S. 234). 1. Sitte und Moral (Religion). 2. Geselligkeit und sonstige Arten des Zusammenlebens. Körperverletzung, Tafel 33 (S. 236), Unzucht, Glücksspiel. II. K u n s t u n d W i s s e n s c h a f t , R e l i g i o n u n d a l l g e m e i n e K u l t u r (S. 238). Bildungsmittel und Presse, Rundfunk und Film. Wesen und konkrete Wirkung auf unberufene Personen, bei Bedenken von Zeit, Ort und Form. III. Ä u ß e r e W e r k k u l t u r (S. 241). 1. Technik und Verkehr. Kraftwagen- und sonstige Verkehrsdelikte, Tafel 33a (S. 243) über fahrlässige Körperverletzung und Tötung. 2. Wirtschaft (S. 244). IV. P o l i t i k u n d R e c h t . Gesetze und Verordnungen (S. 247).

3. A b s c h n i t t

Tatsächliche Gefährlichkeit von Tat und Täter (Normative

Kriminologie)

§ 10. Wesen und Bedeutung (Maßstäbe) der Gefährlichkeit . . . . S. 248 I. Gegenstand. II. Maßstäbe: 1. Objektive Gefährlichkeit. 2. Subjektive Gefährlichkeit. 3. Moralische Verwerflichkeit. III. Ergebnisse. § 11. Verbrechens- und Verbrechertypen im allgemeinen . . . . S. 251 I. Aufgabe und Stand der Forschung. II. Die entscheidenden Einteilungsgesichtspunkte. III. Aufriß der folgenden Darstellung der Gefährlichkeit. IV. Methodische Hilfstypen (S. 255). § 12. Der Kriminalitätserreger S. 257 I. Allgemeine Notwendigkeit und funktionale Bedeutung des Begriffs: 1. ätiologische, 2. teleologische, 3. kriminologische, 4. wissenschafts theoretische, 5. praktische Funktion. II. Inhaltliche Bestimmung. 1. Entstehung und Entwicklung der Kriminalität. Systematischer Aufbau, Tafel 34 (H a u p 11 a f e 1, S. 261/62). 3. Kern des Kriminalitätserregers. 4. Weitere Beweisgründe: a) psychologische (der freie Wille), b) sozio-kriminologische (chronische Kriminalität), c) sozialethische Gründe (S. 264). III. Allgemeine Eigenschaften und Wirkungen (S. 266): 1. Psychologische, 2. soziologische und sozialethische, 3. kriminalpolitische und allgemeinpolitische Züge. IV. Tatsachenmaterial (S. 269): 1. Nur e i n Kriminalitätserreger. 2. Exakter Beweis für die Reihenfolge der Nutzdelikte (S. 270). 3. Verwandte Delikte. 4. Intervalle. Ersttat. Übergänge zu anderen Delikten (S. 271). Charakter der Ersttat, Tafel 35, 36 (S. 272/73). 5. Chronische Kriminalität; anlagemäßige Belastung als Ausschlußgrund (S. 274). § 12a. Erbliche Belastung („Anlage"), Krankheit und Alkoholismus als Ausschluß des Kriminalitätserregers (Verweisung) . S. 276

XVI § 13. Die "beliktstypen (Echte kriminologische Tat- und Tätertypen) S. 276 Wesen. Zusammenhang mit dem Kriminalitätserreger, Tafel 103 im Anhang (H a u p 11 a f e 1). I. Beine Nutz- und Nottypen, Tat- und Tätertypen (S. 277). 1. Greifer. 2. Schieber. 3. Verräter. 4. Ausbeuter. II. Reine Angriffstypen. Nur Tattypen (S. 280). 1. Gewalt- und Roheitsdelikte. 2. Gewalt- und Äußerungsdelikte. 3. Gewalt- und Machtausnutzungsdelikte. 4. Gewalt- und Ausbeutungsdelikte. III. Schwächetypen, ebenfalls mit vier Untergruppen (S. 282).

§ 14. Die Erscheinungsformen und Variationen der Deliktstypen . S. 283 I. Reine Wesenstypen und Mischtypen i.w.S. Grenz- oder Übergangstypen. Mehr- und einspurige Mischtypen. Kreuzungstypen. II. Kombinatorik (S. 288): 1. Beharrung und Variation. 2. Normalität (Kriminalitätserreger) und Regelwidrigkeit. Identitäts-, Parallelitätsund Kontrasttypen. III. Kombinationsanlässe (S. 293).

§ 15. Echte Persönlichkeitstypen: Anlaß- und Energietypen (Ätiologische und teleologische Typen)

S. 295

I. Stand der Forschung. Das Problem. II. Die entscheidenden Gesichtspunkte (S. 296). I. Prinzip. 2. Die drei Hauptarten: a) chronische, b) akute, c) subakute Kriminalität. 3. Konstitutive und symptomatische Wesenszüge. III. Die einzelnen Persönlichkeitstypen (S. 298): 1. Zufalls-, 2. Affekt-, 3. Gelegenheits-, 4. Vorbedachts- (planmäßige) Delikte; 5. bloßer Rückfall, 6. genereller (artverwandter) Rückfall, 7. Gewohnheits-, 8. Gewerbsmäßige, 9. Berufsmäßige Verbrecher; 10. Grassierungstendenz. IV. Zusammenfassung. Einflußstärken, Tafel 37. Besonders häufige Verbindungen (S. 303).

§ 16. Die Schwere der Kriminalität (Die Grade der Gefährlichkeit) S. 308 Aufgabe und Bedeutung, Tafel 38 (H a u p 11 a f el, S. 306/07). I. Erläuterungen und Erkenntnisse (S. 308). II. Einflußstärken (S. 311). 2. Einmaligkeits- und Wiederholungstendenzen (S. 312). 3. Kriminelle Wert- und Unwertgrößen (S. 314).

§ 17. Die Vorstrafen und Vorbestraften

S. 318

I. Problem und Aufgaben. II. Leitsätze für Auslegung und Auswertung der Vorstrafenlisten (S. 319). III. Entwicklung und Stand der Vorbestraften im allgemeinen (S. 323). 1. Material, Tafeln 39, 40, 41 (S. 325—332). Allgemeine Ergebnisse (S. 324). 2. Persönliche Verhältnisse (S. 333): a) Alter, Jugendliche, Tafel 42 (S. 334), b) Geschlecht, c) Beruf, Tafel 43 (S. 335). 3. Die einzelnen Deliktstypen, Tafel 44 (S. 336/37): a) Über- und Unternormale, b) die Vielvorbestraften (S. 339), c) Gewerbs- und Berufsmäßige, Tafel 45 (S. 341).

XVII IV. Einzeluntersuchungen über den Inhalt der Straflisten (S. 341): 1. Bückfällige and Erstbestrafte; 2. die sachliche Bedeutung der (normativ) ersten Straftat. Zusammenhänge (S. 342).

§ 18. Soziale Prognose and Differentialdiagnose

S. 343

I. Hauptfragen und Grenzen der Sozialprognose (S. 344). 1. Wesen dar Prognose. 2. Möglichkeit von Prognosen. 3. Wert und Bedeutung der Prognosen. 4. Richtigkeit der Prognosen. II. Ausführung der Sozialprognose (S. 347). 1. Differentialdiagnose als Vorfrage: a) Charakter der tatbestandlichen Deliktstypen, b) Wesensund Mischtypen, c) Ethische Typen, d) Ätiologische und teleologische Typen, e) Kontraindizien. 2. Typische Prognose. Vier Leitsätze der speziellen Prognose (S. 352). III. Verfahren bei der Prognose. Symptome und Kontrolle. Nordamerikanische Vorbilder. Punktenverfahren. Exner und Gericke. Die eigene Methode (S. 353).

4.

Abschnitt

Behandlung von Tat und Täter

(Praktische KHminologie und

Kriminalpolitik)

§ 19. Aufgaben und Möglichkeiten

S. 357

I. Behandlungsmöglichkeiten: 1. als Vorbereitung für Rechtsnormen; 2. zur Kritik und Reform der Rechtsnormen; 3. als Beschreibung der behördlichen Tätigkeit. II. Aufgabe dieses Buches.

§ 20. Die gesetzlichen Maßregeln nach ihrer kriminologischen Bedeutung

S. 361

I. Arten: 1. Abstrakt im Strafrechtssystem. 2. Konkret in der Kriminologie. II. Konkrete Voraussetzungen und Ziele der Maßregeln, Tafel 46 (S. 362). Eine kriminologisch-sozialethische Strafrechtstheorie.

§ 21. Die Strafbemessungsgründe und BekämpfungsvorausSetzungen

S. 363

A. Übersicht. I. Moralische Verwerflichkeit. 1. Motive. 2. Persönlichkeitseigenheit der Tat: a) frühere Verhaltungsweisen, b) Grade der Willensfreiheit, c) Grade der Einsicht, d) Grade der Fähigkeiten. II. Sonstige Gefährlichkeit (S. 365). 1. Arten: a) äußere, b) innere Gefährlichkeit. 2. Inhaltliche Bestimmung: a) Höhe des Schadens, b) Tendenz zur chronischen Kriminalität, c) innere Haltlosigkeit, auch pathologische Zustände, d) ungünstige Umwelt. B. Behandlung dieser Voraussetzungen in Praxis und Wissenschaft (S. 367). I. Gesetze.

XVIII II. Voraussetzungen. 1. Der kriminalbiologische Dienst (1937). 2. Anlage und Umwelt. III. Behandlung der Unverbesserlichen (chronische Kriminalität) (S. 369). IV. Sicherungsverwahrung und Strafen (S. 369). Vollzug, Tafel 47 (S. 371). V. Vorbeugende Mittel (S. 372). 1. Polizeiliche Maßregeln. 2. Private Maßnahmen, Selbstschutz. 3. Zukunftsplanungen: richterliches Ermessen: a) Entschädigung und Buße, b) Friedensschlichtung: aa) Aufenthaltsverbot, bb) Rechtsentziehung, cc) Berufsverbot. § 22. Die gerichtlichen Entscheidungen im Reich und in Einzelbezirken S. 375 Aufgaben. I. Strafen und Maßregeln im Reich (S. 376). 1. Allgemeine Tendenzen der Gerichte: a) Gleichmaß, 25 Deliktsarten, Tafeln 48, 49 I—XXV (S. 379—403), b) Verschärfung (S. 404). 2. Einzelne Typen (S. 404). II. Regionale Einzeluntersuchungen, Tafeln 50a—e (S. 411). § 23. Offene, latente und schleichende Kriminalität S. 418 I. Probleme: 1. Mangelnde Tatsachenfeststellung. 2. Mangelnde Beurteilung, normale Erkennbarkeit. II. Erkenntnismöglichkeiten (S. 420). 1. Grundsätze. 2. Symptome (S. 422): a) Vorstrafen, b) Verhalten nach der Tat, c) Verhalten Dritter, d) Urteilsgründe, e) Hohe Verurteiltenanteile. III. Arten der Kriminalität (S. 425). 1. Überwiegend offene, 2. latente (geheime), 3. schleichende Kriminalität. IV. Statistische Unterlagen (S. 425), Tafeln 50 f, 51—54 (S. 426). V. Einzeluntersuchungen (S. 429). Betrug, Brandstiftung, Glücksspiel, Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung. § 24. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln S. 433 I. Strafen. Vier Grade. II. Sicherungsverwahrung und Arbeitshaus, Tafeln 55, 56 (S. 435/38).

ZWEITER

TEIL

Die Gesamtkriminalität 5. A b s c h n i t t

Stand und Bewegung der Kriminalität (Historisch-genetische Kriminologie) § 25. Wesen und Gegenstand der Gesamtkriminalität S. 440 I. Aufgabe und Plan. Dio beiden Betrachtungsweisen (S. 440). Aufriß der geschichtlichen Kulturentwicklung. II. Gegenstand: die Deliktstypen der Einzelkriminalität (S. 441). Gruppentypen unter Wertbetrachtung.

XIX § 86. Die Bewegungskräfte der Gesamtkriminalität S. 442 Die möglichen Einflußarten. I. Die Einflüsse des kulturell-sozialen Lebens im allgemeinen (S. 443). II. Die politischen Einflüsse (S. 444), Bückgang der Kriminalität, Tafel 57 (S. 446). III. Wirtschaftlich-soziale Einflüsse (S. 446). 1. Die Konjunkturentwicklung. 2. Die wirtschaftlich entscheidenden Elemente. Der Primat der Wirtschaft in der kriminellen Entwicklung (S. 448). 3. Konjunkturdelikte; abweichende Ansichten (S. 453). 4. Konjunkturempfindlichkeit der drei Hauptdeliktstypen (a—c) (S. 454). 5. Ergebnis. IV. Rechtliche Einflüsse (S. 455). 1. Neue Strafgesetze. 2. Bedeutung der Rechtsnormen. Das Behandlungsproblem. V. Allgemeiner Charakter der Bewegungskräfte (S. 457). Umweltbedingtheit und freies Wollen. Geschichte, abwechselnde Herrschaft der Umwelt und der Willensfreiheit. I 27. Die einzelnen Epochen und Delikte S. 460 I. Periode des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen A u f s t i e g s (S. 460). 1. Allgemeine Charakteristik. 2. Wesensmerkmale. 3. Deliktstypen. 4. Der Krieg 1914/18 (S. 463). II. Periode der W i e d e r a u f b a u v e r s u c h e bis 1938 (S. 464). 1. Allgemeine Züge. 2. Nachwirkungen des ersten Weltkriegs bis zur Inflation 1923. 3. Die Zeit der Deflation und der Scheinblüte 1924/29 (S. 466). 4. Die Spätzeit der Scheinblüte und der Anstieg der Arbeitslosigkeit 1929/32 (S. 468). 5. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 (S. 471). 6. Ab- und Zugang der Erst- und Vorbestraften, Tafel 58 (S. 473/74) a) chronische, b) akute Kriminalität. III. S e i t d e m z w e i t e n W e l t k r i e g (S. 478). 1. Allgemeine Charakteristik. 2. Die Umwelt nach dem Kriegsende (S. 480). 3. Die einzelnen Delikte (S. 482). 4. Neue Täterkreise. Die Vertriebenen (S. 484). 6.

Abschnitt

Räumliche Verteilung der Kriminalität (Regionale Kriminologie, Kriminalitätsgeographie) § 28. Aufgaben und Möglichkeiten S. 485 I. Eigenart des Problems. Zugleich der soziologisch und politisch bedeutsame Erfolg: Erkenntnis von „Land und Leuten". II. Forschungswege (S. 486). "1. Abzulehnen: a) Vermischung mit dem ganz anders gearteten Problem „Stadt und Land" (oben § 8 III); b) deduktive Ableitung aus dem vermeintlichen Volkscharakter, so nicht nur die sog. völkische Auffassung, sondern auch der systematische Aufbau Exners; vielmehr ist umgekehrt die (induktive) Tatsachenforschung Voraussetzung für Bestimmung des Volkscharakters. 2. Richtiger Weg: Ermittlung der Eigenart eines kleineren Bezirks, hiernach eines Volksstamms und schließlich des Volkes (S. 487).

XX III. Ziel: Erkenntnis regionaler Wert- und Unwertgrößen (Deliktstypen und sonstiger typen) (S. 488). § 29. Landschaftliche Eigenart der Kriminalität. Materialgebundenheit der Einzelforschung S. 488 Begriff der Landschaft (Bevölkerung). Möglich nur typische Kriminalität, keine eigentliche, spezielle Kriminalitätsgeographie. I. N a t ü r l i c h e E i n f l ü s s e . 1. Klima. 2. Bodenformation, Nord- und Südlandschaft (S. 489). II. S o z i a l e , w i r t s c h a f t l i c h e u n d a l l g e m e i n k u l t u r e l l e E i n f l ü s s e (S. 491). 1. Statistik: a) Land und Kleinstadt, b) Mittelstadt, c) Großstadt, Ergebnis. 2. Staatlich-politische Eigenart. Mittellage und Grenzland. III. V o l k s - u n d S t a m m e s c h a r a k t e r . 1. Methoden. 2. Die maßgebenden Einteilungsgesichtspunkte: a) der material-intellektuale, indeterministisch-individualistische Typ; b) der formalintellektuale, auch emotionale, assozierend-deterministische Typ; c) verbindend mittlere Typen (S. 493). IV. Exkurs über die Rasse (S. 498). § 30. Regionale Forschung S. 500 I. Aufgabenkreise. 1. Eigenart, Stand und Bewegung der K r i m i n a l i t ä t , eines Bezirks. 2. Ergänzung und Berichtigung der allgemeinen Kriminalstatistik. 3. Reine Tatsachenforschung. II. Plan der Einzeluntersuchungen (S. 502). 1. Typische Reihenfolge. 2. Allgemeine Richtlinien. III. Regionale Einzeluntersuchungen (S. 504). § 31. Hauptgruppen der Kriminalität in Deutschland S. 505 I. Ziele und Mittel der Forschung. 1. Aufgabe. 2. Material, a) Regierungs- und sonstige Verwaltungsbezirke (Tafel 59, S. 506); b) deutsche Länder (Tafel 60, 61, S. 509/10); c) Verurteilte allgemein nach Oberlandesgerichtsbezirken (Tafel 62, S. 512); d) reine Angriffsdelikte nach Oberlandesgerichtsbezirken (Tafel 63, S. 514); e) Nutzdelikte nach Oberlandesgerichtsbezirken (Tafel 64, S. 516); f) Schwächedelikte nach Oberlandesgerichtsbezirken (Tafel 65, S. 518). II. Regionale Vorfragen, Stadt und Land (S. 508). IU. Deliktstypen (S. 519). 1. Angriffsdelikte. 2. Nutzdelikte (S. 521). 3. Schwächedelikte. 4. Diebstahl und Betrug in größeren Städten, Tafel 66 (S. 524). IV. Persönliche Verhältnisse (S. 525). V. Vorbestrafte (S. 526), Tafel 67, 68 (S. 526/8). VI. Zusammenfassung von Bezirken. V i e r L a n d s c h a f t s g r u p p e n (S. 529). 1. Nordgruppen nebst dem Osten. 2. Mittelgruppe. 3. Südgruppe. VII. B e s t i m m u n g e g r ü n d e (S. 533). 1. Kulturell-soziale Anlässe. 2. Natürliche Bedingungen (S. 534). 3. Freie Willensbestimmung, Charakter (S. 537). Ergebnisse (S. 539).

XXI S 32. Einzelne Landschaften und kriminologische Charakterzüge . S. 540 I. Eigenart von Delikten und (parallel) von Landschaften. 1. Im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm. Rheinischer und westfälischer Typ (S. 540). a) Abweichungen innerhalb des Bezirks (S. 643); b) Abweichungen vom ßeichsdurchschnitt und von anderen Bezirken (S. 544). 2. Regionale Gruppierungen der Einzeluntersuchungen (Verweisung auf den Anhang § 35, S. 547). 3. Bewertung (S. 548). II. Zur Literatur (S. 548).

7.

Abschnitt

Die kulturelle Bedeutung der Kriminologie (Kulturpolitische

Kriminologie)

§ 33. Die kriminologischen Gesetze S. 551 I. Das wissenschaftliche Problem. II. Einzelne kriminologische Gesetzmäßigkeiten. 1. Das kriminalsoziogenetische Grundgesetz und seine Sondererscheinungen (S. 551). 2. Das kriminalbiogenetische Grundgesetz und seine Sondererscheinungen (S. 551). I I I . Wichtige kriminalsoziologische Bewegungsgesetze (1—7). IV. Reine kriminalsoziogenetische Gesetze (S. 552). § 34. Kriminalität und Kultur S. 553 I. Förderung der Kriminalität bei sinkender wie bei steigender Kultur. Die einzelnen Deliktsgruppen und Typen. II. Kulturpolitische Gültigkeit widerspruchsvoller Lehrsätze (S. 554).

Anhang § 35. Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen. — Einzeluntersuchungen und allgemeine Erkenntnisse zur Beurteilung und Behandlung der Gefährlichkeit S. 555 Die Problematik und die vorliegenden Aufgaben. Hierzu Tafeln 69—102. A. D i e H o c h k r i m i n e l l e n (S. 555). I. Vorbestrafte Betrüger (Münster, Ausland), S. 555. II. Betrugstypen (Bonn), S. 565. III. Betrugstypen, Vorbestrafte und Einflußstärken (Bielefeld), S. 569. IV. Latente, halblatente und offene Betrugskriminalität (Essen), S. 572. V. Falsche Anschuldigung als Betrugstyp und als Schwesterdelikt der Verleumdung (Münster), S. 575. VI. Vorstrafen und Prognosen bei der Urkundenfälschung (Bayreuth), S. 579. VII. Vorstrafen und Prognosen bei der Unterschlagung (Untreue) (Insterburg, Münster), S. 580.

XXII VIII. Tätertyp, Rückfalls- und Grassierungstendenz bei der Hehlerei (Dortmund, Hagen, Münster), S. 581. I X . Tendenz der Erpressung (Bielefeld), S. 583. X. Tendenz des Glücksspiels (Wiesbaden), S. 583. X I . Differenzierungen und Tendenzen beim Betrug (Osnabrück), S. 584. X I I . Betrug, Schmuggel und Preistreiberei (Westmünsterland), S. 594. X I I I . Meineidige als Betrügertypen (Münster), Parallele Kriminalität., S. 595. XIV. Betrug der Vertriebenen der Nachkriegszeit (Württemberg-Baden), S. 596. B. D i e F r ü h - u n d d i e S p ä t k r i m i n e l l e n (S. 597). I. Typen des einfachen Diebstahls (Soest), S. 597. II. Typen und Ursachen der vorsätzlichen Körperverletzung (Rheine u. a.), S. 604. I I I . Brandstiftung als Angriffs-, Nutz- und Schwächedelikt (Paderborn, Münster), S. 606. IV. Typen und Tendenzen der Sachbeschädigung (Königsberg) S. 611. V. Vorstrafen beim Raub (Münster), S. 612. VI. Typen und Vorstrafen bei der Wilderei (Münster), S. 613. C. E r k e n n t n i s s e a u s d e n Einzeluntersuchungen (S. 613). I. Allgemeine Einsichten. 1. Einstellung in weiten Rahmen (Kombinatorik). 2. Kriminalitätserreger, Schwerkriminalität. 3. Belastung durch Anlage, Umwelt und Willenseinflüsse. 4. Rückfälligkeit. II. Erkenntnisse zur Vorstrafenfrage (S. 614). 1. Bedeutung des Deliktstyps. 2. Tendenz zum Chronischen. 3. Kombinatorik: reine, reife und reiche Vorstrafenliste. 4. Intervalle. 5. Ersttat. 6. Letzte Tat. 7. Tendenz der Tat.

T A F E L N l) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Konstituierung der Kriminologie als exakter Wissenschaft. S. 8 Entstehung und Entwicklung der Tat. S. 31 Exaktwissenschaftlicher (kriminologischer) Aufbau der Tat. S. 32 E n t s t e h u n g und E n t w i c k l u n g des Kriminalitätse r r e g e r s ( H a u p t t a f e l ) . S. 40 Aufbau des Charakters. S. 47 Echte kriminologische Typen: ätiologische oder Anlaß-, Rückfallsmöglichkeitsund Gefährlichk e i t s t y p e n ( H a u p t t a f e l ) . S. 56 Ätiologie von Betrugstypen, 200 Fälle des Bezirks Bielefeld 1928—39. S. 60 E i n f l ü s s e auf T a t u n d T ä t e r (sog.Umwelt u n d Anlage) ( H a u p t t a f e l ) . S. 68

!) In Sperrschrift sind einige Tafeln als „Haupttafeln" hervorgehoben, die f ü r den Aufbau, den Zusammenhang und die Tatsachenbewertung besonders wichtig sind. Der Leser wird gebeten, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu widmen und sie eingehend durchzudenken.

XXIII 9. D i e K r i m i n a l i t ä t i m s y s t e m a t i s c h e n A u £ b a u d e s n a t ü r l i c h e n u n d k u l t u r e l l e n L e b e n s ( H a u p t t a f e l ) . S. 70 9a. Anteil der Männer an der Bevölkerung in den größeren Staaten der Welt. S. 71 10. Altersstufen, Beruf und Vermögensverhältnisse bei Verurteilung wegen Betruges im Beich und in den Bezirken Münster, Bielefeld und Bonn. S. 91 11. Altersstufen beim einfachen Diebstahl im Reich und im Bezirk Soest. S. 96 12. Stärkenfolge der Altersklassen im Reich bei gefährlicher Körperverletzung, Brandstiftung und Betrug. S. 97 13. Altersstufen und Vorsatzbrandstifter im Bezirk Münster. S. 98 14. Stärkenfolge der Altersklassen im Reich bei Brandstiftung (auch fahrlässiger) und fahrlässiger Körperverletzung. S. 99 15. Altersstufen der Hehler in den Bezirken Leipzig, Dortmund, Hagen, Münster und im Reich. S. 101 16. Altersstufen bei Sachbeschädigung, Körperverletzung, Raub, Wilderei, Erpressung, Glücksspiel und Wanderdelikten in den Bezirken Königsberg, Münster-Nordwest, Münster, Bielefeld, Wiesbaden und im Reich. S. 103 17. Altersstufen, Geschlecht und Vorbestrafte im Reich. S. 107 18. Beteilung Jugendlicher an wichtigen Delikten nach RKrim.Stat. S. 118 19. Alkoholdelikte. S. 146 20. Die Verurteilten nach den statistischen Hauptberufsgruppen im Reich. S. 173 21. Die Verurteilten und Vorbestraften nach den Hauptberufsgruppen 1936 im Reich. S. 174 22. Berufsstellung der wegen Diebstahls Verurteilten im Reich und Bezirk Soest. S. 177 23. Berufszugehörigkeit bei Brandstiftung im Reich. S. 181 24. Soziale Stellung bei Brandstiftung im Reich. S. 182 25. Soziale Stellung bei Brandstiftung im Reich (Fortsetzung von Tafel 24). S. 183 26. Berufe der wegen Hehlerei Verurteilten im Reich und in einigen Bezirken. S. 183 27. Berufsangehörige und Vorbestrafte bei einigen wichtigeren Nutz- und Angriffsdelikten im Reich. S. 186 28. Beruf und Wohnort der wegen Wilderei Verurteilten im LG.Bez. Münster. S. 190 29. Berufszugehörigkeit der Wilderer im Reich. S. 190 30. Anteil der christlichen Konfessionen an wichtigen Delikten im Reich. S. 208 31. Jahreszeitlicher Verlauf der Brandstiftungskriminalüät im Reich und im Bezirk Münster. S. 218 32. Jahreszeitliche Verteilung der städtischen und ländlichen Fahrlässigkeitsdelikte im Bezirk Münster. S. 219 33. Soziale Ursachen der Körperverletzung. S. 236 33a. Verurteilte wegen fahrlässiger Körperverletzung und Tötung. S. 243 34. D e r K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r i n p s y c h o - , s o z i o - u n d kriminologischem und sozia 1 et h is ch e m Aufbau ( H a u p t t a f e l ) . S. 262 35. Deliktscharakter der Ersttat. S. 272

XXIV 36. Entwicklung des Kriminalitätserregers durch die einzelnen Deliktstypen. S. 273 37. Einflußstärken bei Anlaß- und Energietypen (ätiologische und teleologische Typen). S. 304 38. E i n f l u ß s t ä r k e n , E n e r g i e t y p e n u n d G e f ä h r l i c h k e i t s g r a d e b e i d e n e i n z e l n e n D e l i k t e n ( H a u p t t a f e l ) . S. 306/7 39. Die Vorbestraften 1932 bis 1939, auch die mehr als 4mal Bestraften, für einzelne Delikte. S. 325—31 40. Vorbestrafte von 100 Vorbestraften (1—6mal) 1882 und 1913. S. 332 41. Vorbestrafte in % überhaupt und mehr als 4mal 1920—39. S. 332 42. Verurteilte vorbestrafte Jugendliche 1923—39. S. 334 43. Verhältnis der Vorbestraften zu den Unvorbestraften. S. 335 44. Vorbestrafte unter 100 Verurteilten. S. 336/37. 45. Die mehrmals und die einfach Vorbestraften wegen einzelner Delikte 1931/32. S. 341 ( 46. Die Maßregeln seit 1933 (Strafen, Sicherung, Besserung), eine kriminologischsozialethische Strafrechtstheorie. S. 362 47. Sicherungsverwahrung auf Grund von Voretrafenlisten. S. 371 48. Zahl der Strafen und Sicherungsmaßregeln im Reich 1900—39. S. 378 49. Die einzelnen Gerichtlichen Strafen im Reich 1913—1936. S. 379—403. I. Überhaupt, II. Einfacher Diebstahl, III. Schwerer Diebstahl, IV. Raub, V. Betrug, VI. Urkundenfälschung, VII. Erpressung, VIII. Unterschlagung, IX. Untreue, X. Hehlerei, XI. Glücksspiel, XII. Zuhälterei, XIII. Meineid, XIV. Falsche Anschuldigung, XV. Verleumdung, XVI. Beleidigung, XVII. Gefährliche Körperverletzung, XVIII. Sachbeschädigung, XIX. Vorsätzliche Brandstiftung, XX. Widerstand, XXI. Fahrlässige Tötung, X X I I . Abtreibung, X X I I I . Kinderunzucht, XXIV. Widernatürliche Unzucht, XXV. Notzucht. 50. Gerichtliche Strafen in Einzelbezirken: a) wegen Unterschlagung. S. 412 b) „ Unterschlagung. S. 413 c) „ Hehlerei und anderer Nutzdelikte. S. 414 d) „ Erpressung. S. 415 e) „ Jagdwilderei und Diebstahl. S. 417 50. f) Latente Kriminalität des Betruges. S. 426 51. Reine offene Kriminalität. S. 427 52. Erzwungen offene Kriminalität. S. 427 53. Echte latente Kriminalität. S. 428 54. Erzwungen latente Kriminalität. S. 428 55. Anwendungsgebiete der Sicherungs- und Besserungsmaßregeln. S. 436 56. Sicherungsverwahrung gegen Gewohnheitsverbrecher. S. 438 67. Rückgang der Kriminalität 1933—39. S. 446 68. Ab- und Zunahme der Erst- und Vorbestraften 1932—38. S. 474 69. Kriminalität in Verwaltungsbezirken (Diebstahl, Betrug, Gefährliche Körperverletzung, Widerstand) 1883—1892. S. 506 60. Kriminalität in den Ländern. S. 509 61. Kriminalität in den Ländern nach dem Reichsdurchschnitt. S. 510 62. Verurteilte allgemein 1933 nach OLG.-Bezirken. S. 512

XXV 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 99a. 100. 101. 102.

Aiigriffsdelikte 1933 nach OLG.-Bezirken. S. 514 Nutzdelikte 1933 nach OLG.-Bezirken. S. 516 Schwäche- und Triebdelikte nach OLG.-Bezirken 1933. S. 518 Diebstahl und Betrug in größeren Städten. S. 524 Vorbestrafte Verurteilte nach OLG.-Bezirken. S. 526 Unterschlagung in den Landesteilen. S. 528 Vorstrafen beim Betrug (Münster). S. 557 Forts.: mehr als 4mal. Die Deliktsgruppen. S. 559 Forts.: Die Ersttat. S. 560 Forts.: Entwicklung der früheren Ersttäter. S. 561 Forts.: Lebensalter bei der Ersttat. S. 561 Forts.: Rückfallsgeschwindigkeit. S. 562 Forts.: Gerichtliche Strafen. S. 564 Forts.: Tat der 1. bis 4. Verurteilung. S. 567 Forts.: Betrugstypen und Einflußstärken. S. 570 Forts.: Lebensalter beim 1. Delikt und beim 1. Betrug. S. 572 Motive der falschen Anschuldigung. S. 578 Berufe der Verurteilten wegen Betruges (Osnabrück). S. "585 Wohnort der Verurteilten wegen Betruges. S. 585 Stellung der Betrogenen. S. 585 Vielfach Vorbestrafte wegen Betruges. S. 586 Art und Häufigkeit der Vorstrafen. S. 586 Rückfallsgeschwindigkeit bei mindestens 3 Betrugsstrafen. S. 587 Behandlung wegen Betruges. S. 587 Betrugstypen nach Altersklassen. S. 588 Betrugstypen nach Vorstrafen. S. 588 Vorstrafen von 6 Hochstaplern nach Art und Zahl. S. 589 Strafen für 3 Hochstapler, mehr als 5mal wegen Betrugs vorbestraft. S. 589 Rückfallsgeschwindigkeit bei Zechprellerei. S. 590 Behandlung von 22 Zechprellern. S. 590 Strafen für 11 Zechpreller, mehr als 5mal wegen Betruges vorbestraft. S. 590 Beruf und Geschlecht der Betrüger nach Kreuzungstypen. S. 591 Lebensalter der Betrüger nach Kreuzungstypen. S. 592 Vorstrafen der Betrüger nach Kreuzungstypen. S. 592 Zahl der verurteilten Betrüger nach Kreuzungstypen. S. 593 Rückfallsintervalle bei Betrüger. S. 593 Strafen der Betrüger nach Kreuzungstypen. S. 594 Kreuzungstypen bei Betrug und Schmuggel (Westmünsterland) S. 595 Vorstrafen beim Diebstahl. S. 599 Forts. I—VII Vorstrafen nach Deliktsgrundtypen. S. 600 Die Vorbestraften bei gefährlicher Körperverletzung, Brandstiftung und Betrug. S. 610 103. V e r b r e c h e n s - u n d V e r b r e c h e r t y p e n , U r s a c h e n u n d E r z i e h u n g s z i e l e ( H a u p t t a f e l ) . Anhang vor S. 617

Register

S. 617—639

XXVI

Häufigere Abkürzungen Abh.: Strafrechtliche Abhandlungen (Breslau) Arch.Rrim.: Archiv für Kriminologie, früher: Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik, herausgeg. v. Groß Arch.RWPh.: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, später: Arch.RSPh.: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Aschaffenburg Verbr.: Aschaffenburg, Das Verbrechen und seine Bekämpfung, 3. A. 1923 AStrL.: Sauer, Allgemeine Strafrechtslehre 1949 Bader Nachkriegskriminalität: Karl S. Bader, Soziologie der deutschen Nachkriegskriminalität 1949 (während der Drucklegung erschienen, konnte nur noch gegen Schluß berücksichtigt werden) van Bemmelen (Leiden), Criminologie, 2. A. 1948 Bl.GefK.: Blätter für Gefängniskunde DRZ.: Deutsche Rechtszeitschrift Exner KrimBiol.: Exner, Kriminalbiologie in ihren Grundzügen 1939. — 3. A. 1949 unter dem Titel: Kriminologie, mit einigen, für unser Buch nicht wesentlichen Änderungen. Zitiert ist nach der 1. A. GerS.: Gerichtssaal (Stuttgart) Grdlg. d. Strafr.: Sauer, Grundlagen des Strafrechts 1921 HWKrim.: Handwörterbuch für Kriminologie I, I I (Berlin, seit 1932) IKV.: Internationale Kriminalistische Vereinigung Jur.MethL.: Sauer, Juristische Methodenlehre 1940 KrimAbh.: Kriminalistische Abhandlungen, herausgeg. v. Exner KrimSoz.: Sauer, Kriminalsoziologie I, II, I I I 1932/3 KrimSt. oder Stat.: Kriminalstatistik für das Deutsche Reich v.Mayr: v. Mayr, Statistik und Gesellschaftslehre. Bd. 3: Moralstatistik 1917 Mezger KrimPol.: Kriminalpolitik auf kriminologischer Grundlage 1934. — 3. A. 1944 unter dem Titel: Kriminalpolitik und ihre kriminologischen Grundlagen Mitt.d.IKV.: Mitteilungen der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung Mitt.d.KrimBiolG.: Mitteilungen der Kriminalbiologischen Gesellschaft MonSchr.: Monatsschrift für Kriminalpsychologie (seit 1937: Kriminalbiologie) und Strafrechtsreform v.Neureiter KrimBiol.: v. Neureiter, Kriminalbiologie 1940 RG.: Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen RKrimSt. oder RKSt.: Kriminalstatistik für das Deutsche Reich Schneickert: Schneickert, Einführung in die Kriminal Soziologie und Verbrechensverhütung 1935 Schönke: Schönke, Kommentar z. Strafgesetzbuch 3. A. 1947, 4. A. 1949 SchwZ.: Schweizer Zeitschrift für Strafrecht Strafr.Abh.: Strafrechtliche Abhandlungen (Breslau) Untersuchungen z.Krim.: Untersuchungen zur Kriminalität in Thüringen H.l—10. Seitdem: Untersuchungen zur Kriminalität in Deutschland, herausgeg. von H. v. Weber

XXVII v. Weber: v. Weber, Kriminalsoziologische Einzelforschungen, Ergebnisse und Aufgaben 1939 ZStW.: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft (Tübingen) ZStrW.: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft (Berlin) Ein vollständiges Verzeichnis der Schriften des Verfassers (bis Mitte 1949) befindet sich am Schluß der ihm gewidmeten Festschrift (Berlin, W. de Gruyter & Co., 1949).

EINLEITUNG

Methode und Material § 1. Wesen und Wege der Kriminologie I. Aufgaben und Gegenstand Kriminologie ist die W i s s e n s c h a f t v o n d e r K r i m i n a l i t ä t der e i n z e l n e n M e n s c h e n und der K u l t u r v ö l k e r . Der Gegenstand ihrer Forschungsarbeit ist also ein doppelter: zunächst die Kriminalität als Erscheinung im Einzelleben („die Tat und der Täter"); sodann die Kriminalität im Leben der Staaten und Völker. Die Materialgebundenheit und Materialbegrenztheit zwingt zur Einschränkung der zweiten Aufgabe: Stand und Bewegimg der (statistisch erfaßbaren) Kriminalität innerhalb eines Staates. Voranzustellen für Forschung und Darstellung ist die erstgenannte Aufgabe, obwohl die Statistik vom Allgemeinen zum Besonderen geht; nur wenn die Einzelerscheinung erkannt ist — und nur sie ist mit den exaktwissenschaftlichen Erkenntnismitteln zu erforschen—, kann die zusammengesetzte Größe mit einiger Wahrscheinlichkeit näher bestimmt werden. Der gemeinsame F o r s c h u n g s g e g e n s t a n d ist die K r i m i n a l i t ä t , nicht (allgemeiner) das Verbrechen oder der Verbrecher, erst recht nicht (noch allgemeiner) die Tat oder der Täter. Tat und Täter sind wertfreie Begriffe; Verbrechen und Verbrecher sind positivgesetzliche Unwertgrößen; das Kriminelle ist eine soziologische und sozialethische Unwertgröße, die sich mit der positivgesetzlichen überschneidet, wenn auch weitgehend deckt. Wenn wir später von Deliktstypen sprechen, so sind diese kriminologisch zu verstehen und nicht gleichbedeutend mit Verbrechens- oder Tatbestandstypen. Die Kriminalität ist eine soziologischsozialethische Erscheinung im Leben der Menschen und Völker gleich der Krankheit, wie man von der Diebstahlskriminalität wie von einer Seuche in einem Lande zu bestimmter Zeit spricht. K r i m i n a l i t ä t b e d e u t e t im Sinne dieses Werkes S o z i a l g e f ä h r l i c h k e i t m i t E i n s c h l u ß der m o r a l i s c h e n V e r w e r f l i c h k e i t . Schon diese Grundauffassung, die an der Spitze eines großen, von ihr beherrschten Abschnitts steht (§§ 10—18), läßt erkennen, daß die Biologie, 1 Sauer, K r i n i a o l o g i e

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Einleitung. Methode und Material

§11

aber auch die Soziologie wichtigste Fragen der Kriminologie nicht erreichen und nur in deren Anfangsgebiete hineinragen. Auf der anderen Seite ragt die Kriminologie zum Teil auch über die Dogmatik des Strafrechts hinaus, für die sie zum größten Teil allerdings V o r w i s s e n s c h a f t ist. In ihrem ersten Aufgabenkreis ist sie zugleich angewandte und anzuwendende Wissenschaft insofern, als sie die strafrechtliche und kriminalpolitische Behandlung der Kriminalität, die Bestrafung und Bekämpfung, vorzubereiten hat. Das Gebiet der Kriminologie durchschneidet mehrere andere Reiche, die sie anderseits auch wieder verbindet, jedenfalls einander näherrückt, wie das Bild veranschaulicht.

Das V e r h ä l t n i s d e r K r i m i n o l o g i e z u a n d e r e n W i s s e n s c h a f t e n besteht äußerlich in einer Überkreuzung, sachlich in einer gegenseitigen Befruchtung, der Ergänzung, der Auswertung fremder Erkenntnisse. Die Kriminologie hat von jenen größeren Wissenschaftsgebieten deren gesicherte Einsichten zu übernehmen, so besonders von der Biologie, der Soziologie, der Volkswirtschaftslehre, der strafrechtlichen Dogmatik; aber jene werden umgekehrt auch durch die speziellen Ergebnisse der Kriminologie bereichert und vertieft. Im ganzen ist vor einer Überspannung und Expansionstendenz der Kriminologie gegenüber anderen Wissenschaften zu warnen. Sie sollte sich möglichst auf ein spezifisches Untersuchungsgebiet zurückziehen und'ein gewisses Reduktions- und K o n z e n t r a t i o n s p r i n z i p befolgen, in diesem Sinne eine „ r e i n e Wissenschaft" zu werden streben. Allerdings ist zu diesem Zwecke eine ,,s p e z i f i s cli e M e t h o d e " erforderlich; hiermit liegt es jedoch im Argen, weswegen man den Charakter der Kriminologie als eigener Wissenschaft bestritten hat. Wenn jeder Forscher seine eigene Methode befolgt oder wenn bei Verbindung aller Einzelmethoden eine Universalmethode empfohlen wird, wie der 1. Internationale Kongreß für Kriminologie (Rom 1938) i) ergab, so zeigt dies nur das Anfängerhafte unserer jungen Wissenschaft sowie die Größe des Abstandes von reiferen Wissenschaften und besonders vom Wissenschaftsideal. ») Deutsch in: Beitrüge zur Rechtserneuerung, H. 8, 1939.

§1 I I I

Wesen und Wege der Kriminologie

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II. Grundlagen und Arten der Methodik 1. Wie auch in anderen Wissenschaften, gilt als ein o b e r s t e r methodischer Grundsatz: zuerst Analyse und möglichste Individualisierung, sodann Synthese u n d B i l d u n g v o n S p e z i a 11 y p e n, z u l e t z t A u f s t r e ben zu h ö h e r e n Ganzheitstypen und Gesetzm ä ß i g k e i t e n . Es ist jene für die Geisteswissenschaften charakteristische Dreigliederung, die allein gesicherte Erkenntnisse gewährleistet. a) Die A n a l y s e sollte möglichst weit in die feinsten, individuellen Züge vordringen. Die statistische Feststellung der Gesamtkriminalität bestimmter Jahrgänge, ihrer Zu- oder Abnahme in der Folgezeit besagt wenig, wenn man nicht weiß, welche Delikte, schwere oder leichte, von jenem Wechsel betroffen sind. Auch möglichste Individualisierung der Altersstufen, der Berufsklassen, der Erst-, Vor- oder Vielbestraften ist erforderlich für ein sachgemäßes Urteil über Stand und Bewegung der Kriminalität. Die Taten sind nicht zu zählen, sondern zu wägen und zu werten. Als ein methodischer Mißgriff muß es bezeichnet werden, wenn angesehene Forscher1) von der Gesamtkriminalität, von dem Bestand in Staat und Volk, ausgehen und erst dann die Einzelverbrechen bestimmen. Ebenso verfehlt ist das neuerdings beliebte Ausgehen vom Täter oder gar von einem (meist verschwommenen, für zahlreiche, akute Delikte gar nicht möglichen) Tätertyp, um erst hiernach die Taten zu bestimmen. A u s z u g e h e n i s t v i e l m e h r v o n d e n E i n z e l t a t e n ; erst aus ihnen erkennt man den Täter; erst aus der M e h r h e i t der E i n z e l - die G e s a m t k r i m i n a l i t ä t . Ist es selbstverständlich weder möglich noch nötig, die sämtlichen Einzeltaten zu sammeln und zu beschreiben, so genügt für gewisse Typen (insbesondere die gleichförmig auftretenden Nutzund Notdelikte) die Kennzeichnung einiger weniger, repräsentativer Fälle unter Aufzeigung von Spezialtypen. Eine Individualisierung ist aber entgegen der herrschenden Kriminologie auch in räumlicher und regionaler Hinsicht anzustreben; die hier vorgelegte Kriminologie darf geradezu a l s r e g i o n a l o r i e n t i e r t bezeichnet werden. Im allgemeinen kann gar nicht genug vor unzulässiger Generalisierung auf Grund einiger statistischer Ergebnisse, vor deduktivem und konstruktivem Verfahren ohne gleichzeitigen Ausgang vom und beständiger Kontrolle durch das Leben, gewarnt werden. Man hüte sich auch, unbewußt trotz besserem Vorsatz in diesen Fehler zu verfallen. b) Die S y n t h e s e z u S p e z i a l t y p e n unter Formen und Gesetzmäßigkeiten ergibt sich aus dem soeben Gesagten. Die Wissenschaft ') So Exners Kriminalbiologie 193}.

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Einleitung. Methode und Material

§ 1 II 1

darf sich mit der Häufung von Einzelheiten nicht begnügen; vielmehr ist ihr Zusammenhang, also ein formales Prinzip aufzuzeigen. Außerdem: Einzelheiten nur um ihrer selbst willen bedürfen keinerlei Beachtung; nur solche von irgendwelchem Erkenntniswert sind würdig, festgehalten, mitgeteilt und überliefert zu werden. Bei der ermittelnden Tätigkeit der Kriminologie muß daher das Untersuchungsziel in den allgemeinen Umrissen schon bekannt sein, soll die Tätigkeit nicht ins Uferlose gehen und unfruchtbar enden. Leider wurde dieser Forschungsgrundsatz oft mißachtet. Ausfüllung von kriminalbiologischen Fragebogen und Akten auszüge um ihrer selbst willen, nur aus Stoffhunger, sind in gleicher Weise abzulehnen, wie wenn der Prozeßrichter ohne bestimmtes Richtziel (Petitum, Klagebegehren) und ohne Hinblick auf „mögliche" Entscheidung Material zusammentragen und Aussagen häufen würde. Auch die kriminologische Forschungsarbeit hat in geordneten Bahnen ,,m ö g liehen" E r k e n n t n i s z i e l e n , die schon ganz u n g e f ä h r feststehen oder intuitiv geahnt werden müssen, zuzustreben. Das ist keine Voreingenommenheit, sondern wissenschaftlich unerläßliche Exaktheit: die seit Kants transzendentalem Verfahren allgemein anerkannte Notwendigkeit der Verbindung von Induktion und Deduktion, von Stoff und Form, von Tatsachen und Gesetzen. Die Kriminologie ist in diesem Sinne nicht nur angewandte, sondern zunächst einmal reine Kriminologie. Aber auch hier kann man in einen Fehler gar zu leicht verfallen, vor dem nie genug gewarnt werden kann: Vergewaltigung der Tatsachen. Mit diesen Vorbehalten ist in der Kriminologie die Bildung von T y p e n anzustreben. Unbeachtliche Einzelheiten sind wegzulassen; das Typische als die regelmäßige Erscheinung oder die durch Gesetzmäßigkeiten gereinigte, von Nebensächlichkeiten und Zufällen befreite Materie ist herauszuheben. Methodisch interessieren in diesem Zusammenhang folgende G e g e n s a t z p a a r e , die später (§§ 11 ff.) darzustellen sind: a) Normal- (Durchschnitts)-Typ — Idealtyp; b) G r u n d t y p — abgeleiteter Typ (Sondertyp, Paralleltyp); c) Sachtyp — Personaltyp. Hinzutreten die wichtigen G e f ä h r l i c h k e i t s t y p e n : a) Deliktstypen mit ihren Erscheinungsformen: Wesens-, Kreuzungs- und Mischtypen; b) Anlaß- und Energietypen (ätiologische und teleologische Typen). c) Die h ö h e r e n G a n z h e i t e n , zu denen die Kriminologie aufzustreben hat, treten nach den obigen Ausführungen bereits deutlich hervor: Erkenntnis der kriminellen Erscheinungen und ihrer gesetzmäßigen Zusammenhänge; Vorarbeit für die Aufgaben der Bestrafung und Bekämpfung. Darüber hinaus ist die Kriminologie in das k u l t u r e l l e G ' a n z e selbst einzulassen; es ist zu fragen, welche Bedeutung die Kriminalität überhaupt sowie einzelne Delikte für die Kultur eines Volkes

§1 H 2

Wesen und Wege der Kriminologie

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besitzen und was sich über einen kulturellen Tiefstand, wie ihn die Kriminalität darstellt, und seine Prognose aussagen läßt. Auch die Kriminologie hat sich unmittelbar in den D i e n s t v o n K u l t u r , V o l k u n d S t a a t einzustellen. Will sie aber als W i s s e n s c h a f t e i g e n e r A r t erscheinen, so hat sie nicht nur im System der nationalen Kultur und im Völkerleben eine besondere Stellung zu erhalten, sondern ein Gleiches auch im System der Wissenschaften:ihr V e r h ä l t n i s z u a n d e r e n W i s s e n s c h a f t e n ist genau festzulegen. Dabei tritt schließlich das Bestreben hervor, die neue Wissenschaft in ihrer Eigenart durch einen s p e z i f i s c h e n Z e n t r a l b e g r i f f , in dem sich ihre Hauptfragen vereinigen, zu „konstituieren". Einen solchen sehen wir in dem schon früher gewonnenen, nunmehr noch weiter auszubauenden Begriff des K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r s ; er muß Auskunft geben über die tiefste, im Willen gelegene Ursache der Kriminalität wie über deren Grad, über die Gefährlichkeitstypen, ihre Prognose und Behandlung, um nur die wichtigsten Erscheinungen zu nennen (§ 12). Ein derartiger Begriff ist unentbehrlich nach der Auffassungsweise der hier vorgelegten Kriminologie; er mag aber natürlich anders benannt und anders formuliert werden, was von verhältnismäßig untergeordneter Bedeutung ist. In ihm werden die verschiedenen, sofort zu erörternden Methoden gegenständlich vereinigt: die deskriptive, ätiologische, teleologische und normative. 2. Die F o r s c h e r t ä t i g k e i t baut sich hiernach gemäß den bekannten Denkrichtungen anderer Wissenschaften in folgenden Stufenreihen aufi). Auch hier ist vom Einfachsten unter Analyse des Erfahrungsstoffs auszugehen; durch Hinzufügung weiterer Betrachtungsweisen ist die Methode schließlich zu einer höchst komplizierten zusammenzusetzen. Im Ergebnis ist es die soziologische Denkweise mit sozialethisch- und juristisch-normativem Ausblick. Ihre Vorstufen liegen im Bereich der Naturwissenschaften. So baut sich auch die Kriminologie von den Naturwissenschaften her durch Hinzufügung immer weiterer Bausteine aus den einzelnen Geisteswissenschaften zu einem methodologisch zusammengesetzten Gebilde auf, das im Ergebnis eine „Kriminalsoziologie" ist, wie wir sie früher (1933) entworfen haben. a) Die f e s t s t e l l e n d e T ä t i g k e i t betrifft zunächst die natürlichen Tatsachen (Lebensalter, Geschlecht, Erbanlage, Krankheit, Ort und Zeit der Tat), sodann die einfacher liegenden sozialen Tatsachen (berufliche, wirtschaftliche und politische Verhältnisse und sonstige soziale Umwelt, wie ländlicher oder städtischer Aufenthalt). Es ist die Arbeitsweise der Anthropologie, der Biologie, der Psychiatrie, und ein i) Vgl. schon meine Ausführungen i m Dtsch. S t r a f r . 1939 H. 7/8 sowie J u r . Methodenlehre 1940, S. 229/30. Zusammenfassend S y s t e m d. Rechts- und Sozialphilosophie 1949, §§ 23, 19.

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Einleitung. Methode und Material

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großer, die einfacher liegenden Verhältnisse betreffender Teil der Psychologie und Soziologie sowie der Geschichtswissenschaft verfährt ebenso; auch die Statistik mit Einschluß der Behandlung von Aktenmaterial findet hier ihren Platz. Es ist die rein beschreibende, rein deskriptive Arbeitsweise. b) Hieran schließt sich das E r k l ä r e n der Tatsachen, ihr V e r s t e h e n u n d B e g r e i f l i c h m a c h e n . Das Objekt ist begrenzter; es sind vor allem menschliches Wollen, Handeln, Unterlassen und Leiden, sodann auch die Ergebnisse menschlicher Tätigkeit, ihre Werke und Leistungen, Anordnungen und Gesetze, typische Zusammenfassungen. Es ist das tiefer ausgestaltete Arbeitsbereich der Biologie und Psychologie, vor allem der Soziologie und der Geschichtswissenschaft. Ein wichtiger, aber keineswegs der einzige Gegenstand sind die Ursachen, Begleitumstände und Wirkungen. Diese erste Steigerung wie Umgrenzung der Methode ist die ä t i o l o g i s c h ( k a u s a l ) - d e s k r i p t i v e Arbeitsweise. Nach Ansicht mancher Biologen erschöpft sich hierin bereits die Kriminologie1). c) Ein dritter Schritt bringt das D e u t e n u n d A u s l e g e n von menschlichem Wollen und Handeln. Die deskriptive Methode vertieft sich, über die ätiologische (oben b) hinaus, weiterhin zur t e l e o l o g i s c h e n (finalen) : Zweck und Sinn von Tat und Täter sind zu erforschen. Mit dieser Vertiefung der Méthode geht eine weitere Verengerung der Forschungsbereiche Hand in Hand: die Naturwissenschaften scheiden nunmehr ganz aus, und es bleiben nur noch die Geistes-, insbesondere die Sozial Wissenschaften. Die Methode ist zwar noch nicht selbst wertendnormativ, aber sie wird auf Wertungen und Normierungen der Untersuchungsobjekte bezogen (Rickert); sie bewegt sich in größeren Zusammenhängen, in Struktur-, Wert- und Sinnzusammenhängen (Dilthey, Spranger), wie Geschichte, Gemeinschaft, Gesellschaft, Volk, Staat, Nation, Kultur. Während die ätiologische Methode die Entstehungsgründe zu verstehen und begreiflich zu machen sucht, so deutet die teleologische Methode die Ziele, Wünsche, Sorgen, Aufgaben, Pflichten der handelnden Personen. Jene ergründet die Potenzen; diese fügt hinzu die Tendenzen. Jene stellt vor allem Diagnosen; diese stellt außerdem Prognosen. Ein letztes Ziel der Kriminologie ist die soziale Prognose. d) Der letzte Schritt der Kriminologie geht zum W ü r d i g e n u n d W e r t e n . Waren die bisherigen drei Methoden sämtlich deskriptiver Art, so erweitert sich die vierte ins N o r m a t i v e . Zu Unrecht wird diese wichtige Arbeitsweise der Kriminologie vorenthalten und den eigentlichen Normwissenschaften, der Rechtswissenschaft und der Ethik zugewiesen. Verschieden sind nur die Arten der Normen. Dort sind es ') Exners Kriminalbiologie 1939 befolgt f a s t n u r die ätiologische Methode, behandelt aber auch soziologische Fragen. Umfassender van Bemmelen 1948 und Bader 1949.

§1 113

Wesen und Wege der Kriminologie

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die staatlichen und die moralischen Gesetze; hier sind es die T y p e n d e r G e f ä h r l i c h k e i t (§§ 10 ff.), also Gesetzmäßigkeiten, die im Wesen der Gesellschaft, der Gemeinschaften und der Kultur begründet liegen und die auch die sachliche Grundlage und Voraussetzung zwar nicht für die moralischen, aber für die staatlichen Gesetze darstellen. Nur wegen der Verschiedenheit der Normen ist die richterliche „Beurteilung" verschieden von der kriminologischen „Würdigung und Wertung"; beide haben aber das gleiche Werturteil darüber abzugeben, ob die Tat sozialgefährlich und moralisch verwerflich ist. Eine wertfreie, neutrale, rein beschreibende Kriminologie bewegt sich nur in Vorfragen, stößt aber nicht zur Hauptfrage vor; diese betrifft die Gefährlichkeit (nebst Verwerflichkeit), ihre Grade und Typen, die ihren Ausdruck im Kriminalitätserreger finden. 3. V e r b i n d u n g d e r b e i d e n G e d a n k e n r e i h e n z u o b e n 1 u n d 2. Faßt man von den soeben zu 2 erörterten vier Arbeitsweisen die beiden ersten eng verwandten Bichtungen, das Feststellen und Erklären, zu einer einzigen zusammen, so daß sich im ganzen nur drei ergeben, so gewahrt man die interessante Erscheinimg, daß diese drei Methoden genau den drei oben zu 1 behandelten drei Stufen des Aufbaues der Kriminologie entsprechen: es ist jene Dreigliederung, die überhaupt den Geisteswissenschaften zugrunde hegt und die ihre methodologische Eigenart konstituiert, wie der gesamte Erste Teil unserer „Juristischen Methodenlehre" zu begründen suchte 1 ). Das Ergebnis dieser Beobachtung ist, daß die Kriminologie, die wir gemäß den obigen Ausführungen nach einer doppelten Dreigliederung zu errichten suchen, somit ihre doppelte methodische Grundlage als Geisteswissenschaft eigener Art erhalten konnte. Sie ist hiermit zu einer „ r e i n e n W i s s e n s c h a f t " geworden; sie ist keineswegs nur eine Verbindung einzelner Forschungsergebnisse, allenfalls unter einer mehr oder weniger willkürlich herausgegriffenen logischen Kategorie, etwa der zeitweise so beliebt gewordenen ätiologischen Kategorie Anlage—Umwelt; sie untersteht vielmehr einem durchgehenden gesetzmäßigen Zusammenhang. Wenn man zu diesen zwei Reihen noch als dritte die oben zugleich mitbehandelten obersten Ganzheiten stellt, zu denen die beiden Einzelreihen als regulative Idee aufzustreben haben, so ergibt sich eine nochmalige, also eine dritte methodologische Bestätigung unserer Dreigliederung: man kann alsdann die zur Veranschaulichung aufgestellte Tafel 1 auch horizontal von links nach rechts lesen, ebenso wie vertikal von oben nach unten. Überall ist es der gleiche methodische Dreitakt, der unsere Wissenschaft durchzieht. Er bewährt sich bereits im folgenden bei der Begriffsbestimmung der Tat, wie die dortige 2. Tafel § 3 I I 3 (vor III) zeigt, die nur eine Fortsetzung der hier vorgelegten, grundlegenden Tafel bedeutet. i) Hierüber berichtete ich k u r z in der Berliner Akademie-Zeitschritt schungen und Fortschritte 1947, S. 209.

For-

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Einleitung. Methode und Material

§21

Tafel 1

Konstituierung der Kriminologie als exakter Wissenschaft Logische Kategorie

I. Stufenaufbau der Einzelwissenschaft

II. Arbeitsweisen (Verarbeitung und Gestaltung)

III. Regulative Ganzheiten Objekte

Wissenschaften

Natur 1. Stoff Analyse in Ein- a) Feststellen Beschreibende Na(Gehalt) zeltatsaohen b) Erklären (mit Ein- tur- und Sozial(Verbrechens(z. B. ätiolozeltaten) wissenschaften: fall, Kriminagisch) Biologie, litätserreger) Psychologie, Soziologie 2. Form Synthese, (Gestalt) Typenbildung (Deliktstypen, Personaltypen)

3. Idee (Regulativ)

c) Deuten, Person Auslegen (Täter), (z. B. teleoloVolk gisch)

Beschreibende Sozialwissenschaften: Soziologie, geisteswissenschaftliche Psychologie, Völkerpsychologie

a) Erkenntnis d) Würdigen, Kultur b) Behandlung Werten (Gesellder Krimina(z. B. krimischaft) ; nologisch, lität (StrafGesetz, sozialethisch, barkeit, BeNorm kämpfung) juristisch)

Normative Sozialwissenschaften : Sozialethik, Rechtswissenschaft (Strafrechtsdogmatik)

§ 2. Reine und angewandte Kriminologie I. Möglichkeit und Notwendigkeit einer reinen Kriminologie Eine solche wurde bisher in Abrede gestellt; das heißt aber auf den selbständigen Wissenschaftscharakter der Kriminologie überhaupt verzichten. E s geht allerdings nicht an, eine Vielheit von Tatsachenforschungen, die überdies nicht einmal den gleichen Zielen dienen, zu einer neuen, vermeintlich selbständigen Wissenschaft zusammenfassen. Und an die primitivsten Zustände der Wissenschaftsgeschichte erinnert es, wenn man interessante Kriminalfälle oder auffallende statistische Zusammenstellungen zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, Erklärungen und Auslegungen macht und die Ergebnisse als Bausteine

§2 I I

Reine und angewandte Kriminologie

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der neu zu errichtenden Wissenschaft verwendet. Die zahlreichen Versuche, die Kriminologie einer anderen, bereits ausgebauten Wissenschaftsdisziplin als Anhang, Ergänzung oder Hilfsmittel anzugliedern, sei es der Biologie, der Soziologie oder der Strafrechtsdogmatik, scheitern daran, daß allein mit den Erkenntnissen und Arbeitsweisen jener Wissenschaften die Kriminologie nicht gefördert werden kann; sie besitzt ihre eigenen Probleme, die mit den Mitteln eigener Art behandelt werden wollen und müssen. Nur unter dieser Voraussetzung können auch jene so begrüßenswerten, aber in ihrem Wert oft so fragwürdigen Statistiken mit wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit ausgewertet werden. Merkmale einer reinen Kriminologie wurden oben (§ 1) wiederholt genannt; die dortige Tafel, die ihre Fortsetzung in § 3 I I 3 findet, zeigt die Umrisse, wie wir uns eine reine Kriminologie denken. Es wäre nunmehr verlockend, dieses Buch in zwei Hauptteilen, einer reinen und einer angewandten Kriminologie, aufzubauen; wir sehen von der Ausführung dieses gewiß reizvollen Planes ab, weil im Interesse der übersichtlichen Kürze es sich empfiehlt, auf jedes der reinen Kriminologie angehörendes Kapitel sofort seine Anwendung für praktische Aufgaben zu zeigen. Die reine Kriminologie beschränkt sich zum großen Teil auf die Entwicklung der Probleme und Pläne; der Leser erwartet aber alsbald die zugehörigen Lösungsversuche und Ausführungen als Bewährung und praktische Auswertung und würde ungeduldig werden, wenn er von einer Fülle von Aufgaben überschüttet wird. Wir stellen zunächst die wesentlichen Züge einer reinen Kriminologie zusammen und geben sodann eine kurze Übersicht über die jenen Erfordernissen genügenden Teile unseres Buches. 1. W e s e n s m e r k m a l e e i n e r r e i n e n K r i m i n o l o g i e . a) Sie ist eine W i s s e n s c h a f t e i g e n e r A r t ; sie ragt zwar in andere Disziplinen hinein, ist aber weder deren Anhang noch eine Hilfswissenschaft. Denn sie untersteht ihrem eigenen, spezifischen Untersuchungsziel und einer e i g e n e n g r u n d g e s e t z l i c h e n A u f g a b e : Feststellung und Behandlung der kriminellen Gefährlichkeit. Daher ist ein ihrem Wesen eigentümlicher, logisch-systematischer Aufbau möglich und notwendig. b) Diese „ S c h l ü s s i g k e i t " d e r B e w e i s f ü h r u n g erhöht die Beweiskraft ihrer Ergebnisse, selbst wenn die Tatsachenforschung durch ihre unvermeidlichen Lücken und Widersprüche in den statistischen Erhebungen stört. Fehlende Tatsachen dürfen allerdings nicht durch Konstruktionen ersetzt werden; aber einzelne ungeordnete Tatsachen können durch folgerichtige Beweisführungen einer einheitlichen Ordnung unterstellt werden. Vor allem werden uferlose Tatsachenforschungen eingedämmt und in geordnete Bahnen geleitet; Abschweifungen in

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Einleitung. Methode und Material

§2 11

sog. interessante Kriminalfälle und zeitgemäße Themen werden verhütet. An die Stelle der „Tatsachenforschung um ihrer selbst willen" werden durch die reine Kriminologie solche Spezialthemen gesetzt, die dem kriminologischen Grundgesetz (oben a) entsprechen, sich dem Petitum einfügen, das Thema des Ganzen einhalten. Die wissenschaftliche Arbeit wird von „unreinen" Ergebnissen befreit. c) Zu den wichtigsten Sonderthemen der reinen Kriminologie gehört, KriminalitätserregerimEinzelfallnachzuweisen u n d z u b e k ä m p f e n . Hierin besteht die D i f f e r e n t i a l d i a g n o s e (Vergleich mit Grenzfällen) mit anschließender S o z i a l p r o g n o s e (Voraussicht von Rückfalls- oder Besserungstendenzen). Die reine Kriminologie vermag diese konkreten Fragen mittels intuitiver Erkenntnis auf Grund praktischer Erfahrung i) exaktwissenschaftlich zu behandeln, auch ohne statistische Belege und ohne Ausfüllung von Fragebogen. Es wäre traurig, wenn man die wichtigen Fragen der kriminellen Gefährlichkeit nicht schon vor jenen Errungenschaften der neueren angewandten Kriminologie hätte sachgemäß erledigen können. d) Die methodische Voraussetzung zur Erzielung befriedigender Ergebnisse ist, abgesehen von praktischer Erfahrung und von Übung mit Vergleichsgrößen, die E i n h e i t v o n i n d u k t i v e m und d e d u k t i v e m V e r f a h r e n , v o n S t o f f u n d F o r m : die Erfassung von Einzelheiten derart, daß sie sich den Erkenntnisbedingungen und Erkenntniszielen harmonisch einfügen (Kants transzendentales Verfahren). — Erforderlich ist allerdings, daß man nicht nur die eine vorliegende Aufgabe, sondern gleichzeitig mehrere andere (bald mehr bald weniger), ähnliche Aufgaben mit erledigt und durch Probewertungen im Vergleichswege die „passende" Entscheidung des konkreten Falls findet. Dieses k o m p a r a t i v e V e r f a h r e n erkennt aus Ähnlichkeiten und Gegensätzen die Eigenart. Es verleiht auch die Berechtigung zu T y p e n b i l d u n g e n . e) Hier findet die S t a t i s t i k ihre Berechtigung und zugleich deren Begrenzung. Die statistische Methode ist nicht überall möglich und nötig. Die reine Kriminologie weist auf neue Probleme und Problemgebiete hin, deren Bearbeitung eine künftige Statistik erst in Erwägung ziehen kann. Die Statistik enthält Lücken und Widersprüche gleich dem positiven Gesetz; sie verlangt mitunter sogar nach Berichtigung. Die Statistik verhält sich zur reinen Kriminologie wie das positive Gesetz zur reinen Rechtstheorie (Rechtsphilosophie mit Sozialethik). Daß die Statistik und das positive Gesetz Mängel und Unrichtigkeiten aufweisen, zeigt das Walten jener reinen Wissenschaft. Aus einer Aufstellung der Statistik können die verschiedensten Erkenntnisse herausgelesen werden, 1) Hierzu eingehend Juristische Methodenlehre S§ 40/45.

§ 2 II

Reine und angewandte Kriminologie

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mitunter eine bestimmte Erkenntnis und gleichzeitig deren Gegenteil, und zwar mit derselben Schlüssigkeit. Die reine Kriminologie erfaßt aus mehreren gegenteiligen Sätzen die wahre Einsicht; sie besitzt einen intuitiven Sinn für das Wahre, wie die Rechtsphilosophie für das Gerechte. f) W e r t - u n d U n w e r t g r ö ß e n und damit der G r a d d e r G e f ä h r l i c h k e i t können nur in der reinen Kriminologie ermittelt und begründet, nur hier kann der Kriminalitätserreger entdeckt werden. Denn nur in diesem Gebiet ist der freie Willensentschluß als kriminelle Größe erkennbar und möglich; innerhalb der Statistik hat er keinen Raum. 2. Die r e i n e K r i m i n o l o g i e wird gegenüber der angewandten zwar allezeit ein wichtiges, ja das wichtigste, aber ein an Umfang kleines Gebiet einnehmen. Dafür dürfen ihre Lehren jedoch eine gewisse Allgemeingültigkeit beanspruchen als dem Wandel der tatsächlichen Verhältnisse nicht unterworfen; sie sind nicht materialgebunden. Sobald die konkrete Tatsachenforschung und die Statistik mitsprechen, wird das Gebiet der angewandten Kriminologie betreten. — In diesem Buch betreffen die reine Kriminologie die folgenden Kapitel: die Einleitung §§ 1, 2; die Tat und der Täter im allgemeinen §§ 3, 4; die einleitenden Kapitel der folgenden Darstellung, insbesondere die Voraussetzungen der Kriminalität im allgemeinen, das AnlageUmwelt-Problem § 5; der ganze Abschnitt über die Gefährlichkeit §§ 10/8 mit Ausnahme der zahlenmäßigen Tatsachenbelege, insbesondere also mit Ausnahme der Kap. Vorstrafen und Einzeluntersuchungen in § 17 und § 18; die Einleitungen des Abschnitts über Gesamtkriminalität §§ 25 ff. II. Die angewandte Kriminologie umfaßt nach dem soeben Gesagten das große Restgebiet und wird durch konkrete Tatsachenforschungen zu Sonderthemen gekennzeichnet. Bei der Wahl der Sonderthemen, die von einem Forscher nicht sämtlich und niemals in gleicher Gründlichkeit behandelt werden können, wird eine gewisse Willkür nicht vermeidbar sein. Die dem Forscher zugänglichen Spezialgebiete werden bei aller angestrebter Objektivität naturgemäß in den Vordergrund treten; vor allem aber macht sich jene M a t e r i a l g e b u n d e n h e i t bemerkbar, die der reinen Kriminologie eben fremd zu sein hat. Das Vorhandensein von statistischen Ermittlungen, die immer nur begrenzt und lückenhaft sein können, veranlaßt oft zur Bearbeitung eines Fragenkreises, dessen Bedeutung nicht in" entsprechendem Verhältnis zu derjenigen anderer Gebiete steht, die mangels statistischer Zugänglichkeit von der ange-

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Einleitung. Methode und Material

§2 II

wandten Kriminologie unbearbeitet bleiben mußten. Aus diesen Gründen muß manche Unebenheit im Inhalt wie in der Darstellung bei einer noch so stark im Ausbau begriffenen Wissenschaft in den Kauf genommen werden; jener Mangel wäre natürlich kein Grund, von der Darstellung der zur Zeit möglichen und vorliegenden Forschungsarbeit überhaupt abzusehen. Die bezeichnende Unausgeglichenheit der angewandten Kriminologie wird durch die reine Kriminologie als solche festgestellt, erklärt, begreiflich gemacht und bis zu einem gewissen Grade überwunden. Ein e i g e n a r t i g e s V e r h ä l t n i s v o n r e i n e r u n d a n g e w a n d t e r K r i m i n o l o g i e ergibt sich aus der erkenntnistheoretisch-methodologischen Erwägung, daß auch die reine Kriminologie keine absolut gültigen Tatsachen lehrt, sondern nur U r t e i l e über Tatsachen, über ihre Entstehungsgründe („Kausalurteile"), über ihre Gefährlichkeit und Behandlungsbedürftigkeit („Finalurteile") wiedergeben kann; auch die Diagnosen beruhen ebenso wie die Prognosen nicht auf Tatsachen, sondern auf Urteilen. Und dieses Urteilen ist wiederum soziologisch bedingt durch die herrschenden sozialen Strömungen, denen sich auch der objektivste Beurteiler nicht entziehen kann. Insofern wird selbst die reine Kriminologie durch den sog. Zeitgeist bedingt. Hiernach müßte es die erste Aufgabe der reinen Kriminologie sein, ihre eigenen sozialen Bedingungen zu erforschen. Das eigenartige Ergebnis wäre daher das A u f g e h e n d e r r e i n e n K r i m i n o l o g i e in a n g e w a n d t e r , nämlich in Ätiologie; und hiermit wäre die reine Kriminologie als reine, exakte Wissenschaft erledigt und widerlegt: das Aufgehen würde ein Aufgeben bedeuten. Die vermeintlich reine Wissenschaft verflüchtigt sich hiernach in Relativismus; die Kriminologie würde sich in Historismusi) erschöpfen. In dieser logisch- und methodischschlüssig erscheinenden Beweisführung ist jedoch ein Fehler untergelaufen, vor dem in unserer „Methodenlehre" nachdrücklich gewarnt wurde: das logische Urteil ist mit dem soziologischen verwechselt. Nur in logischer und methodologischer Hinsicht beruht auch eine reine Wissenschaft auf Urteilen (Kants transzendentales Verfahren!); in soziologischer Hinsicht dagegen hat sie jeder wissenschaftliche Forscher, will er dieses Ehrentitels würdig sein, von herrschenden Strömungen unabhängig zu stellen, mag ein unbewußter Miteinfluß auch bestehen. Die reine Wissenschaft beruht auf dem „freien", d. h. überwiegend selbstschöpfeiischen Wertstreben des Forschers nach Erkenntnis; der Forscher soll (!) ü b e r dem Zeitgeist stehen und. über die herrschenden Strömungen urteilen, um sie dem Wissenschaftsideal näher zu führen. i) So erschöpft sich Mezgers Kriminologie (mit dem Titel: Kriminalpolitik auf kriminologischer Grundlage, 1934, 1944) fast ganz in Dogmengeschichte mit kritischen Bemerkungen des Verfassers.

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Beine und angewandte Kriminologie

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Die S c h e i d u n g von reiner und angewandter K r i m i n o l o g i e besteht also auch methodisch mit vollem Recht. Man könnte den Unterschied so kennzeichnen: die reine Kriminologie ist methodenstreng und materialbeherrschend; die angewandte Kriminologie ist umgekehrt methodenfrei und materialgebunden. Die erstere ist zutreffend, die letztere aber irreführend, wenn auch nicht gerade irrig charakterisiert. Als Wissenschaft muß auch die angewandte Kriminologie einer Methode unterstehen, und diese besteht in ihrer B i n d u n g a n d i e r e i n e K r i m i n o l o g i e in der oben angegebenen Weise. J a die reine liefert die methodische Grundlage der angewandten. M a t e r i a l g e b u n d e n ist sie insofern, als sie mit dem ihr zur Verfügung stehenden Stoff auskommen muß und ihn ihren jeweiligen Zielen entsprechend zu verarbeiten hat; m e t h o d e n f r e i kann sie nur insofern genannt werden, als sie zur Erreichung dieser Ziele sich verschiedenartigster Methoden anderer Wissenschaften bedienen kann, worüber oben gesprochen wurde, der Biologie, der Psychologie, der Psychiatrie, der Soziologie, der Sozialethik, der Sozialpädagogik, der Verbrechensbekämpfung oder der Strafrech tsreform (Kriminalpolitik). 1. Die M a t e r i a l g e b u n d e i j h e i t der angewandten Kriminologie. Wir geben zunächst eine v o r l ä u f i g e Ü b e r s i c h t über das wichtigste Material; es kommen in erster Linie alle einschlägigen Archive von Behörden in Betracht, sodann wissenschaftliche Untersuchungen, schließlich auch zuverlässige private Aufzeichnungen. In der Hauptsache sind es die folgenden Urkunden: a) die Statistiken, vor allem die Kriminalstatistik des Reichs und der Länder (hierüber sofort unten zu 2), die Wirtschafts- und Bevölkerungsstatistiken, Statistik über Brände, Todesursachen, Straßenunfälle, sonstige Betriebsunfälle, Einbrüche, Fehlgeburten usw.; b) die Strafregister, auch die vermeintlich unerheblichen Vorstrafenlisten; c) die Gerichtsakten, insbesondere die Urteile, auch die freisprechenden und einstellenden Inhalts, auch die auf den ersten Blick unerheblich erscheinenden Urkunden; sehr wichtig sind auch die Anzeigen, Einstellungsbescheide, ja überhaupt die Eingänge; d) die Polizeiakten und Vollzugsakten mit ihren Feststellungen; e) die amtlichen Fragebogen, insbesondere die Akten der Kriminalbiologischen Untersuchungsstellen; f) ärztliche und sonstige Gutachten und Befunde; g) wissenschaftliche Arbeiten, vor allem die Einzeluntersuchungen zwecks Ergänzung, Überprüfung und evtl. Berichtigung statisti-

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scher Erhebungen; über die regionalen Untersuchungen vgl. unten §§ 28/32; h) Selbstzeugnisse von Verbrechern, Briefe von Beteiligten, Biographien, Tagebücher, Skizzen usw. 2. D i e S t a t i s t i k i m b e s o n d e r e n . Über W e s e n u n d W e r t der Statistik befinden sich eingehende Ausführungen in KrimSoz. § 4 S. 40/59, worauf an dieser Stelle zunächst verwiesen werden darfi). Der Wert statistischer Belege ist ebensowenig zu überschätzen wie ihre Notwendigkeit. Namentlich in soziologischen Arbeiten wird vielfach ganz mit Unrecht eine Tatsache erst dann als wissenschaftlich erwiesen angesehen, wenn sie zahlenmäßig belegt ist. Der schlüssigste zahlenmäßige oder urkundliche Nachweis trägt mitunter den Stempel des Unrichtigen mit derartiger Selbstverständlichkeit, daß es nicht einmal eines Gegenbeweises bedarf. So wenn die Vorstrafenliste eines erstmalig im 40. Lebensjahr wegen Betruges, Urkundenfälschung und betrügerischen Bankrotts bestraften Bankiers seine bisherige „Unbescholtenheit" bezeugt, wie im Fall der Gebrüder Sklarek (Berlin 1930/32); hier darf mit Sicherheit eine hohe latente Betrugskriminalität angenommen werden. D e r r e i n e n K r i m i n o l o g i e in Verbindung mit intuitiver Erkenntnis und Lebenserfahrung k o m m t g r u n d s ä t z l i c h e i n h ö h e r e r B e w e i s w e r t zu a l s d e r S t a t i s t i k . Auf der anderen Seite vermag natürlich die Statistik manche deduktiv gewonnenen Erkenntnisse und noch nicht voll erbrachten Beweisführungen in dankenswerter Weise zu bekräftigen. Zusammenfassend, ergänzend und berichtigend heben wir das Folgende hervor: a) Das E r k e n n t n i s z i e l steht auch hier voran und sollte zuerst klar herausgearbeitet werden; sonst bleiben Enttäuschungen nicht aus, die alsdann zu Unrecht der Statistik selbst und ihrer Methode, statt dem eigenen Erkenntnisstreben, zugeschrieben werden. Das Ziel ist für unsere Aufgaben auch hier D i f f e r e n t i a l d i a g n o s e u n d m ö g l i c h s t S o z i a l p r o g n o s e . Nicht auf Zahlen, auch nicht auf Einzeltatsachen kommt es uns an, sondern auf Wertgrößen und Werttendenzen; es ist nicht zu zählen und zu rechnen, vielmehr zu wägen und zu werten. Nicht die bloße Wiedergabe von Einzelheiten mit photographischer Treue interessiert unsere Wissenschaft, sondern die plastische, die stereoskopische Schau typischer Lebensbilder. Die Kriminologie sucht nach der hier vertretenen Auffassung Sachtypen und Personaltypen zu ergründen, und zwar vor allem Deliktstypen und von diesen i) Außerdem Roesner HWKrim. II 27, 30 (wo unsere Methode der Sachtypen geblllist wird).

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wiederum besonders Spezialtypen. Mit Gesamtsummen für das Reich und ganze Jahrgänge ist uns nicht gedient; wir suchen spezielle Unwertgrößen festzustellen, um sie ätiologisch zu erklären, teleologisch zu deuten, kriminalpolitisch-sozialpädagogisch zu behandeln. Hieraus vermag man die Werttendenzen abzulesen und schließlich den moralisch-kulturellen Stand eines Volkes zu begreifen. b) Die bekannten, b e g r e n z t e n M i t t e l u n d M ö g l i c h k e i t e n der Statistik überhaupt und der Kriminalstatistik insbesondere begrenzen auch die genannten Erkenntnisziele und mahnen immer wieder zur Vorsicht, um vor dem beliebten Fehler voreiliger Schlüsse und unzulässiger Verallgemeinerungen zu warnen. Die oft besprochenen Fehlerquellen der Statistik können aber bei möglichst umfangreichen Erhebungen und bei Kontrolle von verschiedenen Blickpunkten aus bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen werden. Wenn von der Statistik Zufälligkeiten und Unrichtigkeiten mitfestgestellt werden, so können diese unreinen Elemente bei Massenbeobachtung und ständiger Kontrolle bald als solche erkannt, bald verringert oder abgeschliffen, bald von umfangreicher Statistik selbst schon zur Seite gedrängt, vielleicht bereits ausgeschaltet werden. Zu beachten ist, daß die Fehler bei Erledigung einzelner Aufgaben r e l a t i v ausgeschaltet oder unschädlich gemacht werden können, wenn sie nur überall gleichmäßig auftreten. Will man z. B. lediglich untersuchen, inwiefern von 1913 bis 1938 die Betrugskurve einen anderen Verlauf nimmt als die Beleidigungskurve, inwiefern sich also beide Delikte in ihrem Kriminalitätsverlauf unterscheiden, so ist es unschädlich, die absoluten Verurteilungsziffern zugrunde zu legen ohne Rücksicht auf die in einzelnen Jahren eingetretene Verschiebung der Bevölkerungsziffer, auf die Zunahme der Bevölkerung von Jahr zu Jahr und auf die Abnahme infolge der Gebietsverluste; denn diese Fehler tauchen in beiden Kurven in gleicher Weise auf. Sie sind jedoch erheblich, wenn man allein prüfen will, ob die Betrugskriminalität in diesen Jahren gestiegen oder gesunken ist. Da wir in diesem Buche weitgehend ein vergleichendes Verfahren beobachten, so können wir unbesorgt insoweit die absoluten Zahlen zugrunde legen, falls uns die relativen Kriminalitätsziffern nicht zur Verfügung stehen, können also richtige Ergebnisse erzielen, auch wenn überall die gleichen Fehlerquellen unterlaufen. Man darf alsdann die Tabellen nur nicht zu anderen Aufgaben verwenden, für die der Fehler erheblich wird. c) H ä u f i g e F e h l e r q u e l l e n . aa) M ä n g e l d e r S t a t i s t i k ü b e r h a u p t u n d d e r K r i m i n a l statistik i n s b e s o n d e r e . Diese ergeben sich aus der Eigenart der Statistik; sie wurden oft und in den einzelnen Jahrgängen der Veröffentlichungen in der Einleitung wiederholt amtlich erörtert, so daß wir hierauf verweisen dürfen. Zu erwähnen ist die interessante Erscheinung, daß die von der Dogmatik des

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Strafrechts beklagten Mängel der Statistik mitunter sachlich zutreffendere Ergebnisse zeitigen als jene Lehren der Strafrechtsdogmatik; so die sachlich (und durch die Reform zum Teil bestätigte) Gleichbehandlung von Versuch und Vollendung, von Täterschaft und Teilnahme. Anderseits ist die vermeintliche, der Statistik zugeschriebene Errungenschaft des modernen Täterstrafrechts mit einem erheblichen Mangel verbunden. Wenn die neuere Statistik nicht mehr nach verurteilten Taten, sondern n a c h v e r u r t e i l t e n P e r s o n e n z ä h l t , so wirkt sich dies bei der einen Gruppe der Kriminalität ganz anders aus wie bei einer anderen; einige Delikte pflegen nämlich schon bei einmaliger Begehung abgeurteilt zu werden (Ehebruch, Unzucht, auch Tötung, Raub, Erpressung, Brandstiftung), so daß ein Unterschied in der Zählungsweise hier nicht erheblich wird, während bei anderen Delikten (Diebstahl, Betrug, Hehlerei, Betteln) der Täter in einem einzigen Verfahren oft wegen vieler Delikte abgeurteilt wird. Die Zahl der ohnehin sehr häufigen Delikte der zweiten Gruppe erhöht sich also gewaltig, wenn wir die Frequenz der einzelnen Delikte miteinander vergleichen wollen, z. B. um ihre Grassierungstendenz festzustellen. Sehr empfindlich stört die kriminologische Forschung der in neueren Kriminalstatistiken verstärkt auftretende M a n g e l a n D i f f e r e n z i e r u n g d e r T a t b e s t ä n d e . So wurde bisher die Verleumdung nicht besonders gegenüber der sonstigen Beleidigung gezählt; so werden in den neueren „Zusammenfassungen", auf die wir oft angewiesen sind, und in den besonderen Statistiken für Geschlecht, Alter und Berufe usw. vielfach verschiedenartigste Tatbestände als Einheit gezählt: Nötigung und Bedrohung, Begünstigung und Hehlerei, vor allem die untereinander höchst verschiedenen Sittlichkeitsdelikte. Derartige Gesamtziffom sind für unsere Aufgaben oft ganz wertlos. Demgegenüber sind wir vielfach auf umständliche regionale Sonderuntersuchungen für kleine Bezirke angewiesen und müssen alsdann im Vergleichswege rückschließend die Reichskriminalität ermitteln. Ein schwer wiegender Mangel ist in den zusammenfassenden Übersichten die Nichtberücksichtigung kriminologisch wichtigster Delikte, wie der Urkundenfälschung, des Glücksspiels, der (allerdings sehr seltenen) Erpressung, der Zuhälterei, des Meineids und der falschen Anschuldigung, vor allem der so stark grassierenden kleinen Kriminalität, Betteln, Landstreichen und Prostitution, während andere, kriminologisch unbedeutendere Delikte, wie schwere Körperverletzung und Kindestötung, gewissenhaft aufgeführt und mitgezählt werden. Unschädlicher, aber immerhin peinlichst zu beachten ist die bei manchen Delikten sehr starke z e i t l i c h e D i f f e r e n z v o n U r t e i l , T a t u n d U r s a c h e (Willensentschluß). Unsere Kriminalstatistik ist bekanntlich keine Verbrecher- oder Verbrechens-, sondern eine Verurteilten-, eine BestrafteiiStatistik. Die Kriminologie hat mehr Interesse für die Zeit der Tat (deren objektive Sozialgefährlichkeit zu bestimmen ist) sowie des Motivs (zur gerechten sozialethischen Wertung). Mitunter lassen sich aus den neueren Statistiken auch diese früheren Zeitpunkte einigermaßen sicher bestimmen. Sonst bleibt nichts anderes übrig als das radikale Mittel der Zurückdatierung, die sich bei akuten, einfach

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Beine und angewandte Kriminologie

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liegenden Gewaltdelikten auf kurze Zeit, bei erfahrungsmäßig schwierigen nnd langwierigen Verbrechen (z. B. beim fortgesetzten Betrug und betrügerischen Bankrott) auf mehrere Jahre bemessen dürfte. bb) L a t e n t e K r i m i n a l i t ä t - Gewisse Delikte, die nach der Statistik eine überdurchschnittliche Freisprechungsquote aufweisen, besitzen häufig auch eine hohe allgemeine Latenz, die auf verschiedenen Gründen beruht und sich verschieden äußert. Hierher gehören: die Scheu vor Anzeigen, z. B. beim Opfer von plumpen Betrügereien, von Erpressungen oder Wucherdelikten, bei schmutzigen Sexualexzessen, bei möglicher eigener Mitschuld, bei vermeintlich geringfügiger Kriminalität, bei Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit; ferner Nichtverfolgung mangels Strafantrags aus ähnlichen Gründen; Nichtentdeckung oder zu späte Entdeckung der Tat; Nichtverfolgung aus prozessualen oder polizeitechnischen oder allgemein politischen Gründen; Nichtüberführung wegen nicht völligen Schuldnachweises trotz stärksten Verdachts. Zur Erleichterung der Verfolgung und Überführung sowie zur sonstigen Verringerung der für das Ansehen der Strafjustiz so schädlichen hohen Latenz können die von der Kriminologie herauszuarbeitenden D e l i k s t y p e n dienen, worauf ich wiederholt hinwies (RrimSoz. S. 49); allerdings hat der Sozialtypologie die Einzelbeobachtung an die Seite zu treten, soll einer Vergewaltigung der Tatsachen begegnet, werden. L a t e n z w i c h t i g e r s o n s t i g e r T a t s a c h e n . Nicht zum Ausdruck gelangen aber auch, worauf nicht genügend hingewiesen wurde und was praktisch bei dem Lesen der Tabellen leicht übersehen wird, die für den Inhal* und den Grad der Kriminalität so wichtigen Einflußgründe und Begleiterscheinungen: wirtschaftliche und sonstige soziale Umweltverhältnisse, vor allem Konjunkturschwankungen und Krisen; Wandel der politischen Anschauungen und Lagen; Änderungen von Gesetzen und Verordnungen; Änderung in der Organisation der Strafjustiz, der Bekämpfungstaktik, der Energie der Strafverfolgung (bezeichnend die Gegensätze der Jahre 1913, 1919, 1933, 1939). Die zahlreichen Straffreiheitsgesetze der letzten Jahrzehnte haben die einzelnen Deliktskurven nachhaltig und verschiedenartig beeinflußt (vgl. unten die Entwicklung der Gesamtkriminalität in §§ 25/7). Vor allem ist zu berücksichtigen jene Verschiebung der Bevölkerung und der einzelnen Bevölkerungsklassen (Frauen, Jugendliche, Berufsangehörige usw.), die zur Aufstellung r e l a t i v e r K r i m i n a l i t ä t s z i f f e r n neben den absoluten Zahlen geführt hat, d. h. die Beziehung der für eine gewisse Zeitspanne zu ermittelnden Täter auf eine bestimmte Zahl der Bevölkerung, z. B. auf 100 000 der strafmündigen Bevölkerung. Hierin liegen weitere Fehlerquellen, um deren Ausschaltung man sich bemühte. Für die Kriegszeit bedarf es einer Spezialisierung auf die Nichtkriegsteilnehmer. Ferner ist der Scheidung in geburtenstarke und geburtenschwache Jahrgänge, der Zu- und Abnahme in bestimmten Berufsgruppen Rechnung zu tragen. Bei Untersuchungen einzelner Gerichtsbezirke sollte die Beziehung auf die Zahl der Gerichtseingesessenen zugrunde gelegt werden; sodann bedarf es der Beziehung auf die Gesamtkriminalität. Eine nach allen Bichtungen hin gehende 2 Sauer, Kriminologie

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Einleitung. Methode und Material

Relativierung wird immer ein unerreichbares Ideal bleiben. wird man herabmindern oder ausschalten können, wenn man und vergleichenden Zahlenwerte bewußt ist; vor allem muß eingedenk sein, im Vergleichswege ungefähre Wertgrößen zu

§2 112 Alle diese Mängel sich der bedingten man der Aufgabe ermitteln.

cc) E i g n u n g u n d E i g e n a r t d e s Z a h l e n m a t e r i a l s . Dieses ist auch unter Berücksichtigung aller sonstigen Mängel und Einflüsse keineswegs in allen Fällen gleich tauglich für die Gewinnung statistischer Erkenntnisse. Nach dem „ G e s e t z d e r g r o ß e n Z a h l " (v. Mayr), muß eine Massenbeobachtung möglich sein und jedenfalls eine hinreichende Zahl von Fällen zur Verfügung stehen, weil in diesem Fall die größere Gewähr für Ausscheidung des Zufälligen und für Her,ausarbeitung des Regelmäßigen und Typischen besteht. J e größer die Zahl, um so mehr nähert sich die Wahrscheinlichkeit der Gewißheit. Aber die Kriminologie wird auch kleinen Zahlenreihen seltener und weniger wichtiger Delikte manche Erkenntnis abgewinnen, wie zu zeigen sein wird, besonders dann, wenn der zugehörige Grundtyp erkannt und zur Ergänzung, j a als Vorbild und Maßstab herangezogen wird. Kennt man die Eigenart der Betrugskriminalität, so wird man aufmerksam auf bisher unerkannte Besonderheiten verwandter Delikte, der Urkundenfälschung, der falschen Anschuldigung und des Meineids. Ebenso vermag man aus der Hehlereikriminalität gewisse Schlüsse auf die nahestehenden Delikte zu gewinnen, auf die Eigenart der Zuhälterei, der Erpressung, des Glücksspiels und selbst der statistisch so schwer erfaßbaren Wucherdelikte. Daß bei diesem t y p o l o g i s c h - k o m p a r a t i v e n Verf a h r e n größte Vor- und Umsicht walten muß, versteht sich von selbst, soll die Gefahr der Vergewaltigung der Tatsachen vermieden werden. Gerade zu diesem Zweck ist aber die von uns stets empfohlene und geforderte Beobachtung von Einzelfällen eine ausgezeichnete Ergänzung und lehrreiche Kontrolle. Auch die Einzeluntersuchungen mit kleinen Zahlen erweisen sich in der gleichen Weise als wertvoll und nützlich, zumal wenn sie sich auf engem Raum bewegen. Wir können in dieser Hinsicht geradezu ein auch für die Statistik notwendiges, d. h. sie ergänzendes G e s e t z ' d e r k l e i n e n Z a h l entgegenstellen. Die regionalen Einzeluntersuchungen erlangen hier erneut praktische Bedeutung und zugleich theoretische Verankerung. dd) F e h l e r b e i d e r A b g r e n z u n g d e s Beobachtungss t o f f e s . Selten beachtet wird, daß schon die Wahl des Objekts nicht ohne Willkür geschieht. Weshalb wählt man diesen und nicht einen anderen Bezirk? Weshalb dieses Delikt und nicht ein anderes, das vielleicht bezeichnender für die Gewinnung krimineller Unwertgrößen wäre? Weshalb diesen Personenkreis? Weshalb nur bestimmte Jahrgänge? Die Gründe liegen meist in dem zur Verfügung stehenden Material selbst; es bietet sich schon in einem engeren Umfang an, während zusätzliche Forschung bald unmöglich (Aktenvernichtung, Auskunftsverbot), bald unökonomisch (zeitraubend, ohne Verhältnis zum erwarteten Gewinn) sein würde. Diese Fehlerquelle kann jedoch unschädlich gemacht werden, wenn man die Untersuchung immer auf die gleichen Kreise und Ziele beschränkt;

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Reim.' und angewandte Kriminologie

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alsdann kann die Vergleichung der Kreise miteinander doch zu einem relativ gültigen Ergebnis führen. Beispiel: Will man die Einflüsse der Wirtschaftslage auf die Betrugskriminalitat ermitteln, so ist es unschädlich, wenn man zufällig 100 Zechpreller des Bezirks a, 100 Zechpreller der Bezirke b, c, d usw. herausgreift, oder ebenso zufällig 50 Heiratsbetrüger oder Wechselfälscher des Bezirks a, der Bezirke b, c, d usw. Man braucht nicht etwa den (vielleicht unmöglichen) Nachweis zu führen, daß gerade diese Zechpreller, diese Heiratsbetrüger usw. f ü r den Bezirk typisch oder daß sie f ü r den Betrugstyp überhaupt typisch sind. Die Auswahl geschieht willkürlich. Aber die unterlaufenden Mängel werden unerheblich wenn man nichts weiter als den Einfluß der Wirtschaft untersuchen will. ee) D i e g e e i g n e t s t e n J a h r e ? Es wäre ein Irrtum, zur Gewinnung möglichst wertvoller statistischer Erkenntnisse immer den neuesten Jahrgang zugrunde zu legen. Dessen Wert verringert sich umso mehr, je anomaler das J a h r in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht ist. Dies gilt besonders von den Kriegsjahren, auch noch von der ersten Nachkriegszeit, auch von starken wirtschaftlichen Krisen, wie der Inflation und der gesteigerten Arbeitslosigkeit. Nur mit Vorsicht zugrunde zulegen sind auch die J a h r e mit den ersten Auswirkungen einschneidender Gesetze (Jugendschutz 1923/24) sowie größerer Amnestien (z. B. 1934, 1936). Vor allem sind J a h r e mit starken innenpolitischen Wandlungen (1933 ff.) stets im Hinblick auf diese Veränderungen und auf ihre kriminologischen Erscheinungen zu würdigen. Ebenso wichtig ist, auf veränderte Berechnungsmethoden Bedacht zu nehmen und Zurückhaltung gegenüber nicht ganz klareh Erhebungen oder solchen, die möglicherweise fremden Einflüssen unterliegen, zu beobachten. Geeignete N o r m a l j a h r e oder N o r m a l z e i t e n ausfindig zu machen, gehört zu der Kunst der statistischen Forschungs weise; sie können nicht ein f ü r allemal aufgestellt, sondern müssen von Fall zu Fall nach der jeweiligen Aufgabe ermittelt werden. Dabei ist zu beachten, daß mitunter solche Jahrgänge der Kriminalstatistik zugrunde zu legen sind, die an sich weniger geeignet nach den obigen Regeln erscheinen, die aber als Parallele bei Vergleichen des Reichs mit Einzelbezirken anzunehmen sind, wenn sich z. B. eine vorliegende Einzelforschung nur auf eine bestimmte Zeitspanne erstreckt; will man die letztere auswerten und mit dem Reich vergleichen, so kann selbstverständlich nicht eine ganz andere, an sich geeignetere Zeit der Kriminalstatistik für das Reich gewählt werden.

3. Überall zeigt sich die Notwendigkeit, die statistischen Ergebnisse durch E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n zu ergänzen, zu kontrollieren lind eventuell zu berichtigen. Erst dann werden die erwünschten Sondertypen herausgearbeitet, deren statistische Erfassung nicht möglich ist. Die Statistik selbst gewinnt hiernach nur die B e d e u t u n g a l l gemein t y p i s c h e r oder s y m p t o m a t i s c h e r E r k e n n t n i s s e , d i e d e r I n d i v i d u a l i s i e r u n g b e d ü r f e n ; es sind gewissermaßen Rahmen, die durch konkreten Inhalt auszufüllen sind.

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Einleitung. Methode und Material

§2 113

Selbst die Umwelttatsachen bedürfen jahrgangsweise der neueren Ermittlungen; das von früheren Statistikern gern benützte „Gesetz der konstanten Verhältnisse" bis zum Nachweis des Gegenteils kehrt sich richtiger in ein „ G e s e t z d e s b e s t ä n d i g e n W a n d e l s b i s z u m N a c h w e i s d e r K o n s t a n z " um. Auch hier zeigt sich eine gewisse S t o f f g e b u n d e n h e i t , die zugleich von der P o r s c h e r e i g e n a r t und der jeweiligen Zielsetzung abhängig ist. — Die Einzeluntersuchungen können insbesondere folgenden wissenschaftlichen Charakter annehmen. a) P s y c h o l o g i s c h e E r f o r s c h u n g d e r E i n z e l f ä l l e . Diese Arbeitsweise gehört zu den beliebtesten, und zwar um so mehr, als die Täterpersönlichkeit im Mittelpunkt des Interesses steht, über die von der Statistik so dürftig berichtet wird. Ich halte es aber nicht für zutreffend, wenn man meist die Kriminologie nach den beiden, anfangs (§ 1) gekennzeichneten Zielen dahin aufteilt, daß die Erforschung des Einzelfalls durch die Psychologie, die der Gesamtkriminalität durch die Massenbeobachtung der Statistik zu erfolgen hat. Beidemal sind vielmehr beide Arbeitsweisen erforderlich, und nur der Schwerpunkt kann sich verlagern. Will man die Gesamtkriminalität von seltenen Delikten feststellen, z. B. von Mord, Landesverrat oder Bahnbetriebsgefährdung, so wird man zur Vervollständigung der dürftigen statistischen Erhebungen um so mehr auf psychologische Erforschimg der ohnehin breit verhandelten eingehend aktenkundig erforschten Fälle eingehen können" und müssen. b) P s y c h i a t r i s c h e u n d e r b b i o l o g i s c h e F o r s c h u n g e n werden sich auf einen kleinen Kreis von Fällen erstrecken, die nicht einmal krimineller Natur zu sein brauchen, und bleiben den zuständigen Vertretern der Naturwissenschaften sowie der medizinischen Wissenschaft vorbehalten. c) Den Ausgang vom B e s o n d e r e n T e i l d e s S t r a f r e c h t s , der auch im Mittelpunkt der Erörterungen blieb, nahm meine Kriminalsoziologie zu einer Zeit (1928/33), als wegen der schwebenden Reformarbeiten eine andere, zu Deliktstypen vordringende Arbeitsweise kaum möglich gewesen sein dürfte. Über die Notwendigkeit, zuerst solche Deliktstypen zu erforschen, sprechen wir unten in § 13. d) E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n r e g i o n a l e r N a t u r werden in diesem Buch bevorzugt. Sie entsprechen der Forderung von Spezialtypen und genügen den Gesetzen der kleinen Zahl und des beständigen Wandels. Vgl. Näheres in §§ 28/9.

Die Tat

ERSTER D i e

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TEIL

Einzelkriminalität 1. A b s c h n i t t

Tat und Täter (Reine Kriminologie) § 3. Die Tat Sie bildet den Ausgangspunkt nicht nur für das Strafrecht, sondern auch für die Kriminologie; sie ist die einfachste Größe, die sich am genauesten in ihre Elemente zerlegen und mithin am sichersten erfassen und bestimmen läßt. Erst von hier aus gewinnt man jene zusammengesetzten, nicht eindeutig zu bestimmenden Begriffe, mit denen andere systematische Darstellungen bereits beginnen, womit der Aufbau zum mindesten methodisch erschwert wird: Täterpersönlichkeit und Charakter, oder gar Volk und Gemeinschaft. Gewiß mag die Bedeutung dieser Begriffe im Vordergrund stehen und erstes Interesse beanspruchen. Wenn sie aber teils grundverschieden für unsere Fragen aufgefaßt werden können, teils überhaupt erst der Klärung bedürfen, kann ein auf ihnen aufgebautes System nur den gleichen Bedenken unterliegen. Von einer zusammengesetzten Größe die einfache zu gewinnen, ist weder logisch zu billigen noch praktisch zu empfehlen. Jener Aufbau führt auch zu unnatürlicher Zerreißimg zusammengehöriger Probleme1). Außerdem knüpft sich der Unwertgehalt an die Tat und nicht an den Täter, so zweifellos in der Mehrzahl der Gelegenheitsdelikte; will und soll die Kriminologie also den Unwert bekämpfen und möglichst ausgleichen, so kann sie nur die Tat zum Ausgang nehmen, um von hier aus die Forschung in die rechte Bahn zum rechten Ziel zu lenken. I. Das Wesen der Tat Ihr Kern liegt in dem Wirken, der Strebung, in der Tendenz zu einer Veränderung in der Außenwelt. Sie läßt sich genauer als Willensstreben i) Das gilt z. B. von Exners Krlminalbiologie, deren typische Reihenfolge Ist: Volk — Täter — Tat. Der Weg Ist also gerade entgegengesetzt vom umfassendsten Begriff über einen zusammengesetzten Begriff zum einfachsten. Die Umwelt des Volkes S. 77 ff. taucht noch einmal auf beim Täter S. 287 ff., und dann in dem gekünstelten Begriff der Tataltuation S. 317, 123.

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Tat und Täter (Reine Kriminologie)

§ 3 11

bezeichnen, weil sie vom menschlichen Willen getragen sein muß; ferner auch als Wertstreben, weil sie in der Außenwelt von Wert und Bedeutung ist. Ihr krimineller Unwertgehalt besteht objektiv in der sozialen Gefährlichkeit (Unrecht), subjektiv in der moralisch-rechtlichen, der sozialethischen Verwerflichkeit (Schuld). Ihren rechtlichen Ausdruck erlangt dieser Unwertgehalt der Tat in der Mißbilligung durch das Gesetz, in den Tatbestandstypen. — Diese Leitsätze dürften, allenfalls von der Formulierung abgesehen, allgemeine Billigung finden; sie entsprechen der herrschenden Lehre der strafrechtlichen Dogmatik 1 ). Sie können als selbstverständlich und daher an dieser Stelle als überflüssig empfunden werden; sie bedürfen aber der Hervorhebung ganz besonders am Anfang, da nur von ihnen aus ein gesicherter Aufbau des Systems möglich ist und ungelöste Streitfragen erledigt werden. Die Einbeziehung strafrechtlich-dogmatischer, normativer Gesichtspunkte trübt nicht etwa die Reinheit exaktwissenschaftlicher Tatsachenforschung, sondern begründet sie im Gegenteil erst. Wer das leugnet, prüft seine Arbeitsweise nicht genau, in die er an irgendeiner Stelle jene Gedanken einführen muß. Die erste Aufgabe der Kriminologie ist, sich auf ihr eigenes G r u n d g e s e t z zu besinnen, das sie als Wissenschaft eigener Art konstituiert. Es lautet: E r f o r s c h u n g d e r e r h e b l i c h e n T a t s a c h e n , die auf ein b e s o n d e r s sozial g e f ä h r l i c h e s und s o z i a 1 e t h i s ch v e r w e r f l i c h e s V e r h a l t e n eine besondere staatliche Behandlung durch Bestrafung und sonstige Bekämpfung (Sicherung, Besserung usw.) e r f o r d e r n . Die Grundformel ist einfach, klar und erschöpfend in dem Sinne, daß ihre Bestandteile die Grundlage für den Ausbau der Kriminologie bieten..Hiermit wird Vorarbeit für die Rechtswissenschaft, die Gesetzgebung und Rechtsanwenduna geleistet. II. Entstehung und Entwicklung der Tat Der w i s s e n s c h a f t l i c h e A p p a r a t arbeitet fruchtbar mit den erkenntnistheoretischen Begriffen: Voraussetzung (Bedingung) und Folgeerscheinung. Die Kriminologie verwendet, weil und soweit sie bisher überwiegend naturwissenschaftlich orientiert war, in nützlicher Weise, aber durchaus einseitig und das WTesen der Tat sogar verfehlend, die ätiologische Figur: Ursache — Wirkung. Die wichtige Ergänzung, ja die kriminologische Grundlage, bildet die teleologische Fragestellung: Mittel — Zweck; nur diese vermag die Tat sinnvoll als das Wertstreben (Zweckstreben) eines Menschen zu erfassen, als Willenshandlung zu verstehen, (normativ) zu würdigen und zu beurteilen. Jene kausale Erklärung mit ihrer rückwärts gerichteten Betrachtung stellt in den ') Verweisen dar! ich auf meine Allgemeine Strafrechtslehre 1949, daselbst weitere Lit. Nachweise.

§ 3 II

Die Tat

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Brennpunkt ihrer Untersuchungen die Begriffe Anlage und Umwelt; neuzeitliche kriminalbiogische Schriften 2 ) erschöpfen sich vielfach in dieser zwar notwendigen, aber nur eine Vorfrage und einen Ausschnitt behandelnden Untersuchung. Man versperrt sich hierbei den Blick nach vorn zu den Zielen des Täters und zugleich zu den Aufgaben des Rechts. Das eigentliche Gebiet für die Behandlung der Fragen nach Entstehung und Entwicklung der Tat ist die P s y c h o l o g i e , die namentlich in ihren c h a r a k t e r o l o g i s c h e n F o r s c h u n g e n wertvolle Erkenntnisse gezeitigt hat. Die Kriminologie hat sie zu verwerten, hat sich aber vor unbeschränkter Übernahme zu hüten, da die Psychologie ihre Aufgabe in Erforschung der Seelenvorgänge sieht und den Aufbau des Charakters allein um dieser Erkenntnis willen betreibt, während die Kriminologie ihren Kreis teils enger, teils bedeutend weiter zieht. A u s g a n g u n d G r u n d l a g e alles Wollens und Handelns des Menschen sind seine Erlebnisse. Sie bilden und entwickeln sich in ihm, indem er die festgehaltenen, noch im Gedächtnis vorhandenen Erlebnisinhalte bereit hält, verbindet, verarbeitet, ordnet und hiermit umgestaltet, um neue Erlebnisinhalte vermehrt, und so fort. Schließlich steigert er den einen oder anderen Inhalt zu Wirkungsgrößen, die ihrerseits auf frühere und spätere Erlebnisse bestimmende Einflüsse ausüben. Dabei wird der Erlebende mehr oder weniger angeregt durch äußere Reize und durch Eindrücke; eine besondere Stärke der letzteren wird als „Impressionismus" bezeichnet, der nicht nur im künstlerischen Schaffen, sondern in jedem Erleben grundlegende Bedeutung besitzt. Die so entstandenen Kräfte (Potentionale, Rraftmonaden) finden schließlich Ausdruck (dessen besondere Stärke man „Expressionismus" nennt) in einem Willensentschluß; und dieser löst endlich die Tat aus. Die Tat ist ein Zweckstreben, ein Wertstreben unter Verwendung der im Täter vorhandenen physischen und psychischen Kräfte und unter Ausnutzung der Kräfte in der ihn umgebenden Außenwelt. Sie läßt sich zusammengefaßt als ein K r a f t - u n d W e r t s t r e b e n bezeichnen. Die in ihm und außer ihm vorgefundenen Kräfte verwertet der Täter zur Erreichung seiner eigenen Zwecke. Die Kräfte sind die Unterlagen, die Rahmen, die Modelle für die Wertstrebungen des Täters; in diesem Sinne habe ich früher in erkenntnistheoretischen Arbeiten den Begriff der Kraftmonaden (Leibnizsche Monaden) und der Wertmonaden zur Erklärung verwendet, wobei ich betont habe, daß es nicht auf den Sprachgebrauch, sondern auf die Sache, auf den Gegenstand und seine Erkenntnis ankommt. In der allgemeinen Biologie und Psychologie haben sich die Begriffe Potenzen und Tendenzen eingebürgert; ob die Bezeichnungen besser sind als die deutschen Ausdrücke Kraft- und Wertstrebungen, '') Exners Kriminalbiologie ist ausschließlich auf den Begriffen Anlage und Umwelt aufgebaut (S. 25 ff.).

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Tat und T&ter (Beine Kriminologie)

§3 I I I

möge dahingestellt bleiben. Die Tendenz läßt sich auch als die Neigung, die Potenz als die Eignung des Täters kennzeichnen. Die Tendenz der Tat ist deren Wesenskern, das Wertstreben; die Potenzen sind deren Voraussetzungen. Zunächst ist über die letzteren zu sprechen. 1. Die P o t e n z e n , K r a f t m o n a d e n , die Modelle für Wertmonaden, stellen die Keime dar, aus denen sich bei gegebenem Anlaß Kraft- und Wertstrebungen entfalten sollen. Sie sind einmal die im Täter selbst wie in einem Reservoir aufgespeicherten Kräfte, die, um beim Bild zu bleiben, nach außen strömen, wenn das Maß bis zum Rand gefüllt ist. Sie sind die verhaltenen Werte, die durch den Täter erweckt werden, wenn ihre Stunde gekommen ist. Aber sie wohnen keineswegs nur im Täter selbst, weswegen sie nicht etwa als Anlage aufzufassen sind; sie Hegen auch in der Außenwelt, was oft, namentlich von den Vertretern einer überspitzten Anlagetheorie, übersehen wird. Das Wertstreben des Täters entwickelt sich in der Form von T e n d e n z e n a u f G r u n d v o n P o t e n z e n . Die Tendenz ist die Neigung, die Potenz die Eignung. Die Tendenz der Tat ist deren Wesenskern; die Potenzen sind ihre Voraussetzungen im Täter, aber auch (was von der Psychologie weniger hervorgehoben wird) in der Umwelt. In der Persönlichkeit wie in der Außenwelt des Täters müssen jene Möglichkeiten gelegen sein, gemäß denen sich die Tendenz verwirklichen kann. Dort sind es Fähigkeiten und Eigenschaften des Täters, die Bedingungen seiner Willenskräfte; hier ist es der Boden, das Kraftfeld seiner Betätigung. In der Persönlichkeit wie in der Außenwelt des Täters wirken unaufhörlich Kräfte, in deren Strom die Entwicklung seiner einzelnen Taten eingebettet ist. Sie stellen sich teils fördernd, teils hemmend der einzelnen Tat entgegen oder verhalten sich zu ihr indifferent. Aus der allgemeinen Biologie lassen sich folgende Arten als fruchtbar fibernehmen und für kriminologische Zwecke verwerten. Einmal die Unterscheidung von p r i m ä r e n und s e k u n d ä r e n P o t e n z e n . Die ersteren bilden sich originär aus dem vorhandenen Bestände durch neue Wertstrebungen des Täters; die letzteren setzen eine Unterbrechung oder Hemmung des Wertstrebens voraus und knüpfen nach der Behebimg des Hindernisses an die frühere Entwicklung an. D i f f e r e n z i e r u n g s p o t e n z e n sind die Bedingungen für künftige Artbildungen; die Art ist im Keim bereits in der Potenz vorgebildet. Im Gegensatz hierzu kann man S o z i a l i s i e r u n g s p o t e n z e n solche nennen, die in sich bereits den Zug zur Vereinigung mit anderen, gleichen oder ähnlichen Potenzen tragen; in der Biologie erscheinen sie vielfach als sog. ganzheitliche Organisationspotenzen. Prospektive, für unsere Aufgaben vielleicht besser p r o g n o s t i s c h e P o t e n z e n drücken aus, was

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aus einer Potenz in Zukunft normalerweise oder auch nur unter Umständen werden wird oder wenigstens werden kann*). Die E n t s t e h u n g s g r ü n d e der Potenzen sind dreierlei Art: einmal durch Vererbung; sodann durch Erwerb, sei es aktiv durch Arbeitstätigkeit oder sonstige freiwillige Aufnahme, sei es passiv durch Zwang oder sonstige unwiderstehliche Außeneinflüsse; endlich drittens aus dem eigenen Innenleben infolge Verarbeitung schon vorhandener Kraft- und Wertstrebungen und ihre eigenartige Verbindung. Diesen dritten Entstehungsgrund übersehen die einseitigen Vertreter der beliebten Zwei-Ursachen-Lehre (Anlage—Umwelt); vom Gegenteil sollten schon die kulturellen Taten, insbesondere die Spitzenleistungen, überzeugen, nicht anders wie deren schärfste Antipoden: die Berufsverbrecher. — Und was ferner oft übersehen wird, das ist die Tatsache, daß die drei Entstehungsgründe nicht in alternativem, sondern in kumulativem Verhältnis zueinander stehen: die drei Gründe wirken in jeder zur Bildung von Potenzen erheblichen (nicht psychopathischen) Willenshandlung zusammen; verschieden sind nur die Einflußstärken und die Verbindungsarten. Je aktiver und selbständiger der Einzelne seine Fähigkeiten schafft, um so höher ist das Maß von Verdienst und Schuld. Je größer seine Passivität und Gleichgültigkeit gegenüber fremden Einflüssen, um so mehr Gleichgültigkeit, Widerstand oder Bekämpfung verdient er bei der Gemeinschaft. 2. T e n d e n z e n , W e r t s t r e b u n g e n . Sie entwickeln sich auf der Grundlage der Potenzen, der Kraftmonaden, wie folgt. a) A n l a ß u n d e r s t e S t u f e : es bildet sich im Täter irgendein ihn b e d r ü c k e n d e s L e b e n s g e f ü h l , ein Gefühl der Schwäche, der Depression, der Unlust, des Mangels, und zwar entweder auf einen äußeren Reiz, eines Eindrucks aus der Außenwelt, oder auf eine Veränderung der eigenen physischen oder seelischen Lage, einer Umbildung der Kräfte und ihrer gegenseitigen Verbindungen oder einer Neubildung von Kräften und Werten. So entstehen jene T r i e b e , die zunächst auf nichts anderes als auf Beseitigung oder Milderung des empfundenen Mangels gerichtet sind. Hier überwiegt das kausale Element: der Täter handelt, wie die bezeichnenden Wendungen lauten, „aus" Not, „aus" Schwäche, „aus" Angst. Aber es wäre verfehlt, derartige Handlungen als rein kausal aufzufassen oder sie gar den Zweckhandlungen gegenüberzustellen2); vielmehr sind sie ebenfalls auf einen Zweck, auf ein >) Zum Vorstehenden vgl. H. Driesch Philosophie des Organischen 4. A. 1928; Faul Weiss Morphodynamlk 1926. In der Naturphilosophie wird bekanntlich von Scbelling der Begriff der Potenz als die einem Gegenstand Innewohnende Fähigkeit, Veranlagung, Begabung, Kraft als metaphysischer Grundbegriff verwendet (System des transzendentalen Ideallsmus 1800, 1924); hierzu vgl. den folgenden Text. ! ) SO werden beim Aufbau des Charakters die Triebe vielfach den Richtungen und Strebungen entgegengesetzt und zwei verschiedene Kreise („Schichten") gebildet. Vgl. H. Hoffmann, Die Schichttheorie 1935; Ph. Lersch, Der Aufbau des Charakters 1938.

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Ziel, einen subjektiven W e r t gerichtet: der Täter handelt „ z u r " Überwindung oder Linderung der N o t usw. N u r mit dieser Maßgabe ist die Bezeichnung „reine Triebhandlungen" berechtigt. I h r e Eigenart besteht darin, daß der erstrebte Zweck nichts weiter als die positive Seite jener Negative, das erwartete Lustgefühl an Stelle der Unlust, ein W e r t s t a t t des Unwerts ist; eine neue positive Seite wohnt den Handlungen nicht inne, ein neuer W e r t t r i t t nicht hinzu, im Gegensatz zu den sog. reinen Z weckhandl ungen. Man unterscheidet meist zwischen normalen u n d pathologischen Trieben; zu den ersteren rechnet m a n den Selbst- und Arterhaltungs-, den Nahrungs- u n d Geschlechtstrieb, zu den letzteren den Stehl-, Zerstörungs-, Brandstiftungstrieb. Zu beachten ist, d a ß auch normale Triebe durch Übertreibung oder Herabdrückung einen pathologischen Zug annehmen können wie der Wander- u n d der Ausruhetrieb. Wichtiger f ü r kriminologische Zwecke ist eine andere Gruppierung auf normativem Gebiet, das neben der psychologischen Sphäre der K l ä r u n g bedarf. Von den Verbrechen gehören in diesen Kreis die von mir sog. r e i n e n N o t d e l i k t e , r e i n e n T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e 1 i k t e, z. B. Betteln, Schwächediebstahl, Sexualverbrechen. Die ethische Kehrseite bilden die Handlungen aus Mitleid, a u s Liebe, aus Pflichtgefühl; den letztgenannten wurde bekanntlich von keinem Geiingeren als K a n t allein sittliche Qualität beigelegt, während sie nach anderen nur einen höheren Grad der Moral darstellen, was jedoch ebenfalls bestritten werden k a n n . Dagegen gehören die sog. Handlungen aus Rachsucht, aus Schadenfreude, aus Neid, aus Gewinnsucht erst in die folgenden Gruppen. b) Z w e i t e S t u f e . Aus den in ihren Zielen noch nicht geklärten Lebensgefühlen, den Trieben, können (!) sich bestimmtere R i c h t u n g e n herausheben u n d zu S t r e b u n g e n weiter entwickeln; diese mögen nach dem Gesetz der Reaktion (Hegels Antithesis) G e g e n s t r e b u n g e n hervorrufen, und schließlich lösen sie sich nach dem Gesetz des Parallelogramms der K r ä f t e in einer Diagonale (Synthesis) a u f : ein K r a f t - u n d W e r t s t r e b e n gewinnt die Vorhand. Der dunkle, instinktive Trieb h a t sich auf ein bestimmtes neues Ziel ausgerichtet; in der Neuheit liegt der Unterschied gegenüber dem Triebziel. Wieder m a g eiii Gegenstreben als Reaktion a u f t r e t e n und wieder einen Ausgleich hervorrufen, u n d so fort. E s k a n n aber das Gegenstreben das erste K r a f t streben ersticken. D a n n folgt ein Rückschlag auf die erste S t u f e : es verbleibt entweder beim bloßen Lebensgefühl, beim primitiven Trieb; oder auch er erlischt. I m zweiten Fall ist die (mögliche) Folge, d a ß er eine neue Potenz hervorrufen k a n n ; es m a g sich eine sekundäre Potenz bilden, die wohl einmal eine neue Tendenz erweckt. Das Spiel der K r a f t - u n d Wertstrebungen, das sich auf der zweiten

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Die Tat

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Stufe vollzieht, bedarf ebenfalls, wie das auf der ersten Stufe, noch einer psychologischen und einer normativen Kennzeichnung. P s y c h o l o g i s c h überwiegen die Gefühle; schon das Hin- und Herschwanken ist ein typisches Merkmal des vorwiegend Emotionalen, des Stimmungsmäßigen, das sich der endgültigen Richtung noch nicht bewußt ist. Das Kraft, und Wertstreben ist aber mit Vorstellungselementen untermischt. Daher ist es nicht richtig, diese zweite Stufe schlechthin als Willenssphäre zu kennzeichnen; so einfach und scharf sind die Grenzen nicht zu ziehen. — N o r m a t i v steht das Kraftstreben und Machtgefühl im Vordergxund und ist die ethische Stellungnahme notwendigerweise abwartend; es ist noch ungewiß, ob der Täter, der sich selbst durchsetzen und behaupten will, berechtigte Ziele verfolgt. Es ist daher keine Überraschung für den Juristen, daß er auf dieser zweiten Stufe die große Zahl der r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e (Körperverletzung, Sachbeschädigung, Nötigung usw.) antrifft, die sich in Angriff und Schädigung erschöpfen, ohne erkennen zu lassen, ob und welche Interessen vom Täter dabei verfolgt werden. Diesen Delikten und nur diesen reinen Angriffsdelikten wird daher vom Gesetz so oft und weitgehend ein besonderer Rechtfertigungsgrund zugebilligt (Notwehr, Wahrnehmung berechtigter Interessen). Die Eigenart dieses Verbrechenstyps ist hiermit schon psychologisch begründet. c) D r i t t e S t u f e . Hier wird das Kraft- und Wertstreben zum B e w u ß t s e i n erhoben und durch den V e r s t a n d wie den W i l l e n geläutert. Nunmehr ist der psychische Vorgang bis zum M o t i v gediehen, das unmittelbar den E n t s c h l u ß (den Tatwillen) und im Anschluß die Tat auslöst: die V o r b e r e i t u n g s - und dann (oder gleichzeitig) die A u s f ü h r u n g s h a n d l u n g mit ihren näheren und ferneren W i r k u n g e n bis zu dem E r f o l g ; mit diesen letzten Stufen ist das kriminologische O b j e k t beschrieben, das auf seine Gefährlichkeit oder Schädlichkeit zu würdigen und werten ist. Verbleiben wir an dieser Stelle unseres Buches bei der dritten Stufe, der letzten, die von der Psyche handelt. Bewußtsein bedeutet den Zusammenhang und (i. e. S.) die Klarheit des Inhalts psychischer Erlebnisse. Hier setzt die neuere E r k e n n t n i s t h e o r i e an, indem sie das Bewußtsein (nach Kant die Vernunft) auf ihre logischen Gesetzmäßigkeiten untersucht und vor allem in Denken und Wollen (abgesehen vom Gestalten) gliedert, jene beiden Lebensfunktionen, die auch für die Psychologie grundlegend sind. Die P s y c h o l o g i e untersucht sie in ihren Elementen und Vorgängen. Das intellektuelle und das emotionale Element kommen bekanntlich im einzelnen Erlebnisakt niemals getrennt vor; es kann sich vielmehr nur um die Frage handeln, welches von ihnen im Einzelfall überwiegt und

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Tat und Täter (Beine Kriminologie)

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schärfer hervortritt, wobei nicht nur die konkreten Vorgänge, sondern auch die Personen, die Bewußtseinsträger verschieden sind. Daher ist der Streit müßig, ob im M o t i v die eine oder die andere Seite überwiegt, ob es als gefühlsbetonte Vorstellung oder als von Vorstellungen begleiteter oder getragener Gefühlsvorgang aufzufassen ist. Wir schlagen vor, das Überwiegen der Gefühlsseite mit T r i e b f e d e r , das Überwiegen der Vorstellungselemente mit Z w e c k oder auch mit B e w e g g r u n d zu bezeichnen, obwohl Beweggrund und Motiv regelmäßig gleichbedeutend gebraucht werden, was vielleicht darauf hindeutet, daß nach dem allgemeinen Sprachgefühl die Vorstellungsseite das Schwergewicht auch beim Motiv besitzt. Wichtig f ü r die gegenwärtige Aufgabe ist aber die Erkenntnis, daß bei gewissen Tat- und Tätertypen die Triebfeder, bei anderen wiederum die Zweckseite vorherrscht. Zu jenen gehören z. B. die sexuellen, zu diesen die wirtschaftlich eigennützigen Typen; die letzteren werden vom Gesetz oft (nicht: immer) als A b s i c h t s d e l i k t e ausgeprägt (Zueignungsabsicht beim Diebstahl, Bereicherungsabsicht beim Betrug). Die Unterscheidung wird für die Strafbemessung und für die Bekämpfung von Bedeutung insofern, als die Vorherrschaft der Veratandeselemente als der höhere Grad der Bewußtheit, der Klarheit über die Handlung und sich selbst, regelmäßig (keineswegs: immer) schwerer wiegt, als wenn der Täter sich ohne näheres Nachdenken von Gefühlsmomenten und Stimmungen leiten ließ. Mit den genannten begrifflichen Unterscheidungen von Motiv, Beweggrund, Triebfeder, Zweck und Absicht hängt eine weitere Unterscheidung von Stufen der Entwicklung zusammen, die zum Teil jene erstere bestätigt, zum Teil näher ausbaut oder modifiziert. Man pflegt nähere und entferntere Grade zu bestimmen. Als Z w e c k pflegt man die nächste, vom Täter sich selbst gestellte Aufgabe zu bezeichnen, die daher stets vom Verstand umfaßt sein muß; Z i e l ist dagegen auch ein ferneres Interesse des Täters, das von ihm erstrebt wird, das ihm auch von anderen gewiesen werden kann und alsdann oft nur in seinen Gefühlsbereich eintritt. A b s i c h t liegt dagegen der Tat noch näher, ist in der Tat selbst beschlossen oder steht alsbald nach ihrem Abschluß, weswegen die Gesetze die Absicht so oft als Tatbestandsmerkmal aufnehmen. Der B e w e g g r u n d ist als Grund wiederum mehr in die Vergangenheit, nämlich tiefer in die Psyche des Täters verlegt und ist als L e i tm o t i v oft das Ergebnis des Kampfes von Motiven und Gegenmotiven, die richtunggebende Triebkraft für die weiteren Stadien, durch die der Täter sein Streben vor sich selbst rechtfertigt (z. B. Gewinnsucht), während die T r i e b f e d e r als Triebmoment noch weiter in die Vergangenheit zurückreicht, nämlich die obige erste Stufe der ersten Erlebnisse und Triebe berührt. I n zeitlicher Reihenfolge ergibt sich hiermit diese Zusammenstellung: Triebfeder, Beweggrund, Absicht, Zweck,

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Ziel und alsdann noch fernere Ziele, Wünsche, Erwartungen, Hoffnungen. Mit M o t i v allgemein (Triebkraft, Motor) läßt sich das den Täter zur Tat letzthin bestimmende Element bezeichnen; es kann unter Umständen sein die Triebfeder, der Beweggrund, die Absicht oder der Zweck. Hervorgehoben sei noch einmal, daß alle diese psysischen Akte im Einzelfall oft zusammenfallen oder, soweit dies nicht zutrifft, ineinander übergehen* Um so mehr bedarf es einer sauberen psychologischen Zergliederung, die sich für weitere Einsichten als nötig erweisen wirdi). Von hier aus erklärt sich auch eine Reihe weiterer Gegensätze. Erwähnt sei an dieser Stelle eine häufige, kriminologisch bedeutsame Unterscheidung von Motiv und Zweck: das Motiv läßt Stärkegrade zu, weil es mehrere psychische und vor allem gefühlsmäßige Kräfte und Werte umfaßt; der Zweck tritt nur in einem Stärkegrad auf. Ferner: das Motiv ruht im Willen und kann nicht außerhalb der Täterpersönlichkeit betrachtet werden; der Zweck kann auch objektiv gesehen und allein der Tat beigelegt werden (realer Zweck). Das Motiv ist der ungleich wichtigere Begriff für die Kriminologie, die Psychologie, die Ethik und die Strafbemessung; der Zweck interessiert mehr bei der Tatbestandsbildung des Gesetzgebers und wird für die Erkenntnistheorie und die Methodenlehre von Bedeutung, insofern mittelbar auch für die Kriminologie. Das Motiv wird zum Zentralbegriff in der ethischen und strafrechtlichen Lehre von Pflicht, Verantwortung und Schuld: Kants viel zitierter Satz, daß nichts in der Welt gut sei als allein der gute Wille, bezieht sich auf das Motiv und findet sein Gegenstück in zwei strafrechtlichen Leitsätzen, deren Tragweite für die Strafbemessung wie für die Bekämpfung noch immer nicht erkannt zu sein scheint: nichts in der Welt ist böse als allein der böse Wille; und nichts in der Welt ist so gefährlich für den Menschen und das Gemeinschaftsleben als allein der böse Wille — wobei unter Wille das Motiv und unter böse das sozialethisch Verwerfliche, das den Grundtypen der Nutz- und Notdelikte zugrunde liegt, verstanden wird. Ubersehen wird oft, daß zwischen dem Entschluß zur Tat und dem Anfang der Tat noch ein B e t ä t i g u n g s w i l l e , ein Willensantrieb, ein Impuls sowie eine entsprechende B e t ä t i g u n g s e i g n u n g bei gegebener Sachlage vorhanden sein müssen, um Hindernisse zu überwinden und günstige Gelegenheiten zu benutzen. 3.

Ergebnisse

a) D e r S t u f e n a u f b a u d e r T a t . Die Tat entsteht und entwickelt sich in mehreren Stufen, Stadien oder Etappen, die zwar im Einzelfall mehr oder weniger zusammenfallen oder ineinander übergehen t) Die Dogmatik des Strafrechts kann namentlich In der Tatbestands-, aber auch in der Schuldlehre einen abweichenden und vereinfachenden Sprachgebrauch einftthren. Vgl. m. AStrL. gg 12 i n , 19.

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Tat und Täter (Reine Kriminologie)

§3 113

können, die aber in ihrem psycho-soziologischen Bedeutungsgehalt verschieden u n d daher zu trennen sind. E s mögen a u c h ganze Stufen übersprungen werden; das sind unvollkommene Handlungen, die aber gerade deswegen pathologische oder kriminelle Bedeutung besitzen k ö n n e n : so schließt sich a n den Trieb m i t u n t e r (oft n u r scheinbar) das Motiv oder gar ohne Motiv die Ausführungshandlung. Hier bedarf es genauer Untersuchung, ob nicht latente oder v e r k ü m m e r t e Zwischenstufen vorhanden sind. Die Stufenfolge möge durch Tafel 2 veranschaulicht werden; sie "bedarf nach obiger Darstellung keiner weiteren Erklärung. b) Der e x a k t w i s s e n s c h a f t l i c h e A u f b a u d e r Tat. Die bisherigen Ausführungen über Wesen u n d Entwicklung der T a t d ü r f t e n f ü r praktisch kriminologische Aufgaben, also f ü r die angewandte Kriminologie, genügen; an sie schließen sich u n m i t t e l b a r die Polgerungen an, die f ü r kriminologische Probleme erheblich sind. Die r e i n e K r i m i n o l o g i e erfordert noch eine wissenschaftliche Vertiefung u n d eine methodologisch-systematische Rechtfertigung der bisherigen E r gebnisse. W i r schieben daher an dieser Stelle einen Überblick über die s y s t e m a t i s c h e S t e l l u n g d e r E l e m e n t e d e r T a t zueinander ein u n d ergänzen bei dieser Gelegenheit zugleich die methodologische Grundlegung gemäß unserer Bemerkung in § 1 11 3. Erinnern wir uns an die Dreigliederung der Methode der Geisteswissenschaften überhaupt und der Kriminologie im besonderen, so zeigt sich, d a ß diese Dreiteilung notwendigerweise (wenn eine Methodik überh a u p t grundlegende Bedeutung besitzt) auch in der Gliederung der Tat-Elemente wiederkehrt, u n d zwar in doppelter Weise, wie die folgende Tafel 3 veranschaulicht. In der einen Richtung (von links nach rechts) ist die T a t zu b e t r a c h t e n : I. nach ihrem Gegenstand, 11. nach der A r t der Verarbeitung u n d Gestaltung der Elemente, I I I . nach der A r t ihrer methodisch regulativen Zusammenhänge. In der anderen Richtung (von oben nach unten) kehren auch innerhalb der soeben erwähnten drei Betrachtungsweisen die gleichen drei Gesichtspunkte wieder, wenn m a n nach der E n t s t e h u n g u n d Entwicklung der T a t fragt. Man k a n n sogar d a r ü b e r hinaus selbst innerhalb dieser Elemente noch weitere Unterteilungen erkennen, die von demselben methodischen Zug gekennzeichnet sind. — Auf diese Weise gelingt es, was fast unmöglich erschien, die Entwicklung der T a t (also ein genetisches, sich unaufhörlich wandelndes u n d daher der systematischen Erfassung" unzugänglich erscheinendes Gebilde) getreu der methodisch begründeten Aufgabe in Elemente zu analysieren, die sich zu einem höheren, systematischen Ganzen zusammenschließen, so d a ß selbst eine wissenschaftlich so spröde Materie, wie die Kriminologie, systematisch verarbeitet, in höhere Gesetzmäßigkeiten eingestellt u n d allererst als „reine Wissenschaft" begründet wird.

§3 113

Die Tat Tafel

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Entstehung und Entwicklung der Tat Umwelt

I

Erbanlage 1. Potenzen (K raftmonaden)

a) differenzierende b) sozialisierende c) prognostische

2. Tendenzen (Kraftstrebungen)

a) Lebensgefühle Triebe, Triebfeder b) Kraft- und Wertstrebungen Gegenstrebungen Diagonale c) Motive, Gegenmotive Beweggrund (Leitmotiv) Absicht Zweck Ziel weitere Ziele

Umweit (Hifcnri) 3. Tat

a) Entschluß (Vorsatz) Betätigungswille (Antrieb, Impuls) b) Vorbereitungshandlungen: nahe, fernere c) Ausführungshandlungen: Anfang, Ausführungsakt, Abschluß

4. Wirkungen

a) Erfolge: Mit-, Neben-, Nacherfolge b) weitere Wirkungen: Rück- und Fernwirkungen

Uniwelt, Persönlichkeit

Umwelt (hemmend)

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Tat und Täter (Beine Kriminologie)

§3 111

Tafel 3

Exaktwissenschaftlicher (kriminologischer) Aufbau der Tat (Anschlug an Tafel 1 in § 1 II 3) Methodische Dreigliederung 1. Stoff (Gehalt)

I. Gegenstand

Erlebnis Trieb

2. Form (Gestalt)

Reiz (von innen und außen); Eindruck

3. Idee (Regulativ)

Ausdruck durch Wille und Tat

II. Verarbeitung und Gestaltung a) Festhalten (Gedächtnis) b) Bereithalten für evtl. Auswertung (Potenzen)

III. Zusammenhänge und Ganzheiten a) Sachzusammenhang b) Kausalzusammenhang

c) Zusammenfassen; a) SinnzusammenOrdnen zu typischen hang Wirkungsfaktoren b) Strukturzusam(Tendenzen) menhang d) Orientierung auf Wertzusammenhang (Motivations- und konkrete Ziele (Wertstreben, WirkungszusamUrteilen) menhang)

III. Folgeningen Der Aufbau der Einzeltat erweist sich als grundlegend für das Verständnis komplizierterer, psycho-soziologischer Gebilde und bietet einen Anhalt für die Behandlung weiterer Probleme. Wir geben an dieser Stelle eine Zusammenstellung zum Zweck der Übersicht und verweisen des Näheren auf die spätere Darstellung. 1. Dem Stufenbau der Willensbildung zu 1 und 2 (Tafel 2) entspricht im wesentlichen der Aufbau des C h a r a k t e r s , der sich allerdings nicht stufen-, schrittweise, eindimensional, sondern in Kreisen, Ringen oder Schichten vollzieht. Vgl. unten § 4 II 3. 2. Die Tat wie der Charakter sind umgeben von A n l a g e - und U m w e l t e i n f l ü s s e n . Wie Tafel 2 veranschaulicht, hegt das Erbgut zeitlich vor den Potenzen und kann unter Umständen in der gesamten Reihe bis zur Ausführungshandlung nachwirken. Die Außenwelt dagegen umgibt die Willensbildung und die Tat samt dem Erbgut auf allen Seiten.

§ 3 III 3, 4

Die Tat

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Sie liegt vor, aber sie liegt auch natürlich neben und vor allem nach der Entwicklungsreihe. Erbgut wie Umwelt können auf jeden einzelnen Akt dieser Reihe ihren bald stärkeren, bald schwächeren Einfluß ausüben: auf jede der Potenzen und der Tendenzen, der Kraft- und der Wertstrebungen, der Gegenstrebungen und der Diagonalen, des Motivs mit seinen Gliedern. Eine exakte Forschung darf sich nicht mit der meist ganz allgemeinen Bemerkung begnügen: der Feststellung eines Anlageoder eines Umwelteinflusses auf die Tat oder auf die Willensbildung; sie hat vielmehr die Einflüsse nach Gegenstand und Stärke zu spezialisieren. Alsdann zeigt sich, daß sich der eine Einfluß fördernd, ein anderer hemmend, daß sich der eine verstärkend, ein anderer wieder abschwächend äußern mag. Alle diese Determinanten wirken im Motiv und im Entschluß offen oder latent nach. Schließlich mögen noch bei der Ausführung neue Hemmungen oder Antriebe auftreten, namentlich von Seiten der Umwelt. Vgl. Tafel 2. 3. Der W i l l e n s e n t s c h l u ß besitzt eine eigentümliche Bedeutung, die man dem Eintritt der Rechtshängigkeit im Prozeß vergleichen könnte: er legt d i e W e r t - o d e r d i e N i c h t w e r t g r ö ß e des Tatwillens für die kriminologische Bewertung fest, gleich ob sich nachher die Umwelt- oder Anlageeinflüsse zuungunsten oder zugunsten des Täters ändern sollten. Hat sich der Täter unter dem Druck bitterer Not zum Diebstahl entschlossen, so bleibt das verhältnismäßig milde Urteil der Rechtsordnung, das die Schuld und die Gefährlichkeit des Täters wegen des starken Umwelteinflusses nicht hoch bemißt, auch dann bestehen, wenn sich nach dem Entschluß die wirtschaftlichen Verhältnisse des Täters bessern. Hat er sich umgekehrt bei guter Wirtschaftslage zum Diebstahl entschlossen, so verbleibt es bei der Strenge des Urteils, wenn er später in Not verfällt. Für die richterliche Tatbestandsfeststellung ist bekanntlich erst der Zeitpunkt der Handlung maßgebend. Man wird aber, wie ich glaube, für die kriminologische Beurteilung, die sich auf die Sozialgefährlichkeit und sozialethische Verwerflichkeit zu erstrecken hat, den unmittelbar an das Motiv anknüpfenden Entschluß zugrunde legen müssen; auch für die richterliche Strafbemessung, für die vor allem die Schuldschwere maßgebend ist, dürfte dieser kriminologische Gesichtspunkt in erster, wenn auch nicht ausschließlicher Hinsicht entscheiden. Für die Bekämpfung (Sicherung und Besserung) ist natürlich die spätere Zeit ebenfalls erheblich. 4. Das Problem der W i l l e n s f r e i h e i t findet hiernach folgende Behandlung: a) Der K e r n der uralten Streitfrage ist bei der vorliegenden wissenschaftlichen Situation darin zu sehen, ob A n l a g e u n d U m w e l t Sauer.

Kriminologie

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Tat und Täter (Reine Kriminologie)

§ 3 III 4

oder eines von beiden den Willen des Täters a u s s c h l i e ß l i c h zu bestimmen vermögen, so daß er verantwortlich gemacht werden kann (Determinismus), oder ob er sich e n t g e g e n A n l a g e - u n d U m w e l t e i n f l ü s s e n , sei es auch unter ihrer M i t w i r k u n g , bestimmen und sich insofern frei zur Tat entschließen kann (relativer" Indeterminismus). Die erste Antwort mag für eine pathologische Willensbildung passen; nur die zweite ist für ethische und rechtliche Verantwortung möglich. Danach entschließt sich der Täter frei, d. h. selbständig aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus, so daß er sich auch anders hätte entschließen können; er wird also zwar von Anlage und Umwelt mitbestimmt, aber von ihnen nicht ausschließlich in dem Sinne bestimmt, daß er sich selbst nicht anders hätte entschließen können, sondern den fremden Einflüssen hätte folgen müssen. Willensfreiheit bedeutet persönlichkeitseigene Schöpferkraft. Wie das Werk der Kunst und der Wissenschaft und jedes anderen Kulturgutes die Schöpfung eines Menschen ist, so ist auch das Verbrechen das Werk des Täters. Wäre es nicht s e i n Werk, sondern auf bindende, unwiderstehliche Einflüsse der Umwelt oder der Erbanlage, also der Vorverfahren, zurückzuführen, so wäre es kein Verbrechen, jedenfalls nicht s e i n Verbrechen, und er könnte als Nichttäter nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Willensfreiheit ist daher Voraussetzung für Verantwortung, ist unerläßliche Bedingung für die Möglichkeit von Kriminalität. Diese Willensfreiheit ist nur ein A u s d r u c k f ü r s e l b s t ä n dige W i l l e n s - und T a t b i l d u n g i n n e r h a l b der oben b e s c h r i e b e n e n R e i h e . Das Wort mag für die Erkenntnistheorie und für die Ethik, auch für das Strafrecht verwendbar sein; für die Psycho- und Soziologie und mithin auch für die Kriminologie ist es unzulänglich: der „Wille" ist eine zusammengesetzte Größe, die der Analyse bedarf, und die „Freiheit" bedarf der näheren Bestimmung gegenüber den stets vorhandenen Einflüssen durch Umwelt und Erbgut. Auf jeder Station der Willensbildung kann sich eine Potenz oder Tendenz von der Umwelt und der Erbanlage unabhängig stellen; eine jede Größe der dargestellten Reihe kann das ausschließliche oder teilweise Werk des Willensträgers sein. Regelmäßig wird die sog. Willensfreiheit oder Wahlfreiheit in dem Motiv begründet sein, weil sieh hier der Täter zwischen mehreren Strebungen zuletzt entscheidet und alsbald zur Tat entschließt; aber die Selbständigkeit kann schon früher bei der Wahl zwischen Strebung und Gegenstrebung, bei der Bildung der Diagonale, begründet sein und später beim Motiv wieder fehlen; dann wurde der Täter wenigstens an einer Stelle selbständig aktiv. Auch schon die erste Strebung kann diö eigene Willensbildung erkennen lassen, selbst schon einer der ersten Triebe oder, noch weiter zurückliegend, eine Potenz zeigen diese Fähigkeit. J e früher die Selbständigkeit ansetzt, um so ausgeprägter

§ 3 III 4

Die Tat

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ist die Eigenwilligkeit der Tat, um so tiefer wurzelt die Tat in der Persönlichkeit. Gerade diese im tiefsten Innern begründete Selbständigkeit, wie man sie bei künstlerischen Neuschöpfungen antrifft, kann man bei Schwerverbrechern beobachten, die deswegen am unzugänglichsten für Erziehung und Bekämpfung sind. Der große Künstler wie der große Verbrecher schreiten von Anfang an ihren eigenen Weg, möglichst unabhängig gegenüber Umwelteinflüssen wie gegenüber der eigenen Erbanlage. Das Vorhandensein wie der Grad von Willensfreiheit kann man daher nur von Fall zu Fall feststellen; aber es lassen sich Deliktstypen aufzeigen, bei denen regelmäßig eine gewisse Einflußstärke im Verhältnis zu den Umwelt- und Anlageeinflüssen zu erkennen ist. Die alte Streitfrage nach dem Vorrang von Milieu- oder von Anlageeinflüssen hat sich als ebenso müßig herausgestellt wie der noch ältere Kampf zwischen dem absoluten Indeterminismus und dem Determinismus. Als eine der Hauptaufgaben der Kriminologie sollte erkannt werden, daß es zwischen d r e i D e t e r m i n a n t e n im Einzelfall oder möglichst für typische Deliktsgruppen abzuwägen gilt; das Ziel der Untersuchung sollte sein, möglichst exakt oder wenigstens bis zu einem gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit, auf Grund von Beobachtung oder von Erfahrung, die Höhe der E i n f l u ß s t ä r k e n v o n A n l a g e , U m w e l t u n d f r e i e m W i l l e n im E i n z e l f a l l s o w o h l wie f ü r d e n D u r c h s c h n i t t b e i D e l i k t s t y p e n zu ermitteln. Es bedarf der Feststellung, in welchem Verhältnis diese Determinanten zueinander steheni). Nach dieser Vorfrage bestimmt sich eine Reihe wichtigster Fragen der Kriminologie wie des Strafrechts: die Höhe der Gefährlichkeit und der Schuld und daher auch die Art und die Höhe der Strafe, die Wahl der Bekämpfungs- und Vorbeugungsmaßregel, die Gestaltung des Strafvollzugs und der sonstigen Anstaltsbehandlung. Die einfachste richterliche Erfahrung hat schon längst gezeigt, daß z. B. beim Notdiebstahl die Umwelteinflüsse überwiegen, bei Roheits- und gewissen Sittlichkeitsdelikten die Anlage stärker mitwirkt, während der .freie Willensentschluß bei Betrug und Erpressung, bei Verleumdung und gewerbsmäßiger Hehlerei den stärksten Anteil besitzt. b) Überwunden sollte die Lehre sein, daß die verschiedenen Wissenschaften und wissenschaftlichen Richtungen das Problem verschiedenen Lösungen zuführen: daß die Biologie die Anlage, die Soziologie die Umwelt, die (klassische) Strafrechtslehre den freien Willen behandelt. Es sollten vielmehr a l l e Lehren zusammenwirken, um die eine Frage zu i) K n m s o z . 1933 § 62 (S. 710/11) stellte einen ersten Versuch zur Aufstellung von Verhältnisgleichungen dar, die miteinander verglichen werden sollen u n d alsdann ein Bild von dem jeweiligen Deliktstyp bieten können. Der Versuch m u ß t e gewagt werden. Es folgten zahlreiche, u n t e n dargestellte Einzeluntersuchungen.

Tat lind Täter (Reine Kriminologie)

36

§ 3 III 4

bezwingen, die oben gestellt wurde. Richtig ist aber, daß die einzelnen Wissenschaften das Problem mit verschiedenen Mitteln anpacken und mit den ihnen eigenen Arbeitsweisen löseni). Übereinstimmung sollte nunmehr über folgendes herrschen: Das Problem der Willensfreiheit selbst besteht in der scheinbaren U n vereinbarkeit zweier wissenschaftlicher Grunds ä t z e , die beide richtig und notwendig sind. Der Determinismus lehrt die imbeschränkte Herrschaft des K a u s a l g e s e t z e s , dem auch das menschliche Wollen unterworfen ist, so daß ihm gegenüber kein „freies" Wollen mehr möglich ist. Der Indeterminismus lehrt dagegen, daß ethische und juristische Verantwortlichkeit, an der festzuhalten ein dringendes kulturelles, moralisches und staatliches Gebot sei, gerechterweise nur bei Willensfreiheit möglich ist. Also: dort Bindung, hier Freiheit; dort Kausalgesetz und mithin wissenschaftliche Erkenntnis; hier Sittengesetz und mithin Verantwortung, Schuld und Strafe. Dies sind die vorhandenen und notwendigen Gegensätze, an denen nicht zu rütteln ist; kein Prinzip darf aufgegeben werden, aber auch keines will und darf dem anderen weichen. Hier setzen die mannigfachen Lösungsversuche ein, die natürlich nur dann Beachtung verdienen, wenn man sich zuvor über das Problem und seine Gegensätze Klarheit verschafft hat. Jede Wissenschaft wird das Problem entsprechend den ihr selbst obliegenden Aufgaben zu lösen suchen. Nur insofern kann man verstehen, wenn die Naturwissenschaften, die Biologie und die Psychologie den ethischen Grundsatz der Verantwortung und mithin des freien Wollens vernachlässigt, daß anderseits die Ethik sich über die Anlage- und Umwelteinflüsse hinwegzusetzen geneigt ist. In schwieriger Lage befindet sich die Kriminologie: als Tatsachenwissenschaft befolgt sie selbstverständlich streng das Kausalgesetz, aber als Vorwissenschaft für das Strafrecht soll sie Schuld und Verantwortung im Weg der Tatsachenforschung begründen. Gerade diese Tatsachenforschung erleichtert aber ihre Aufgabe, weil sie von Fall zu Fall, von Typ zu Typ nachweist, ob und wie weit der freie Wille vorherrscht, und diesen selbst wiederum in die Kausalreihe einordnet. Sie fragt nicht, ob der Wille überhaupt sich frei entschließt, sondern löst diesen Willen in seine Elemente auf, die sie einzeln auf ihre Selbständigkeit untersucht, und erkennt hiermit den kausalen Zusammenhang aller dieser Glieder, selbst wenn diese, isoliert betrachtet, frei sind. T r ä g e r d e r s o g . W i l l e n s f r e i h e i t ist hiernach nicht der Wille überhaupt oder gar der Mensch: Träger ist vielmehr die konkrete Strebung, das W e r t s t r e b e n , in dem sich der Mensch aus sich heraus Ziele setzt; Träger das L e i t m o t i v , in dem er sich unter mehreren Motiven zu einem 1

) Über die Lösungsversuche vgl. Grdlg. d. StrR. § 19 und AStrL. § 12 I.

§3 III 4 c (1)

Die Tat

37

Motiv, unter mehreren Taten für eine Tat entscheidet. Suhjekt der Willensfreiheit sind die Potenzen und Tendenzen, die Kraftmonaden, die Kraftund Weitstrebungen bis zum Motiv, Entschluß und Betätigungswillen (Willensantrieb). Die Willensfreiheit ist somit eine bald in gerader Linie, bald in Wellenform, bald in Absätzen verlaufende Entvvicklungsreihe innerhalb der Persönlichkeit, wie sich auch die Umweltverhältnisse und selbst die Anlagepotenzen unaufhörlich vor und bei der 'Tat ändern können. Der sog. psychologische Erfahrungsbeweis, der sich auf die Tatsache des Freiheitsbewußtseins stützt, das bei jedem normalen Menschen vorhanden sei1), findet hiernach seine Bestätigung und Begründung; er selbst reicht natürlich für die wissenschaftliche Beweisführung nicht aus, schon weil ein subjektives Erlebnis wie Freiheitsgefühl sich als Trugbild erweisen kann und vielfach sich selbst und anderen eine Abhängigkeit vor unbekannten oder unbequemen Mächten verdecken will. — Eine Unterstützung (wenn auch nicht letzte Begründung!) findet der Freiheitsbeweis in der neueren Zwillingsforschung2): von eineiigen Zwillingen, die in gleicher Umgebung aufwuchsen, erzogen und ausgebildet wurden (diese durchaus gleichen Umweltverhältnisse können in einfacheren, ländlichen Kreisen einer wenig dicht bevölkerten Landschaft vorkommen), beging der eine bei wirtschaftlicher Not sofort Diebstähle, während der andere ein ordentlicher Mensch wurde. Also: gleiche Anlage und gleiche Umwelt; der Unterschied kann nur in der selbständigen Willensbildung liegen. c) Folgende zum Teil sehr bestrittene Erkenntnisse sind hiernach aufzustellen: 1. Die Anlage allein kann noch nicht zum Verbrecher machen (so die ältere, auf Lombroso zurückgehende anthropologische Lehre). — Ebenfalls nicht die Umwelt allein (die frühere, reine Milieutheorie). — Aber auch nicht Anlage zusammen mit Umwelt. Gegenbeweis: obige Feststellung des Freiheitsbewußtseins, unterstützt durch die Ergebnisse der Zw illingsforschungS). 1) So Th. Elsenhans, Lehrbuch der Psychologie, 3. A..1939 S. 423 ff. 2) J . Lange u. a.; vgl. Exner KrimBiol. S. 164 ff. 3) So anscheinend Exner 176: .„Es gibt also Menschen, welche durch die Umweltverhaltnisse zu Verbrechern w e r d e n (Sperrdrude!). An dieser Erkenntnis ist nicht zu deuteln. Freilich: daß in jener allgemeinen Notzeit (sc. Kriegs- u n d Nachkriegszeil) gerade sie und nicht auch alle a n d e r e n Leute Verbrechen begangen haben, hängt mit ihrer Persönlichkeit zusammen." Und die Zwillingsforschung lehrt: „Es gibt Menschen, die infolge i h r e r Anlage zu Verbrechern geworden sind" (Sperrdruck S. 177). „Wenn nun dort die Anlage, dort die Umwelt in den Vordergrund gerückt wird, so ist das durchaus vereinbar, da sich die Feststellung jeweils auf verschiedene Personengruppen bezieht" (S. 177). Es rächt sich hier wie überall die alleinige Gegenüberstellung von Umwelt u n d P e r sönlichkeit, die bei Exner durch die Anlage bestimmt wird (vgl. S. 39 unten mit einem gewissen Spott gegen die „sittlichen Anschauungen" der Indeterministen).

38

Tat und Täter (Reine Kriminologie)

§ 3 I I I 4 c (2), d

2. Möglich ist, daß die Anlage sowohl wie die Umwelt eines Verbrechens bei Personen mit sonst gleicher Willensbildung (soweit sich bei derartigen höchstpersönlichen Vorgängen von Gleichheit überhaupt sprechen läßt) die Begehimg von Verbrechen fördert, wenn auch nicht verursacht. Also: Personen mit ungünstiger Anlage-Disposition können kriminell werden, während sich andere Personen in gleicher Umwelt und bei sonst gleicher Willensbildung, aber bei anderer Anlage straffrei halten. Und ferner: Personen in ungünstiger Umwelt können kriminell werden, wenn sich andere Menschen von gleicher Anlage und Willensbildung (Zwillinge), aber in anderer Umwelt straffrei halten. Ob also jemand zum Verbrecher wird, hängt allein von seinem freien Willen ab. Aber Anlage und Umwelt können diesen Willen mitbestimmen; in welchem Grade, das hängt wieder vom Charakter der von ihm gewählten Tat, dem Tattyp, also letzthin wieder von seinem Willen ab.— Niemals kann jemand von Anlage oder Umwelt, auch nicht von beiden zusammen zum Verbrecher gestempelt werden. Jeder stempelt einzig und allein sich selbst zum Verbrecher. Niemand muß sich zum Verbrecher machen; jeder kann es vermeideni). d) A b w e i c h e n d e A n s i c h t e n . Über die Gegner der Willensfreiheit sprachen wir an anderen Stellen eingehend, worauf hier verwiesen werden darf 2 ): wer die Willensfreiheit ablehnt, wird weder den Tatsachen des Lebens noch den ethischen und strafrechtlichen Bedürfnissen gerecht, weil Verantwortung und Erziehung nur irgendeinen Sinn besitzen, wenn der Mensch sich frei aus sich heraus entschließen kann. Als ein eigenartiger Ersatz der von neueren Kriminologen geleugneten AVillensfreiheit hat der von ihnen aufgestellte Begriff der T a t S i t u a t i o n zu gelten. Jene Autoren 3 ) verstehen darunter die Lage, in der ein Mensch ein Verbrechen begeht, und zwar die äußere Sachlage sowohl wie die seelische Lage, die sich aus der Eigenart des Täters entwickelt und die Tat auslöst. Die erstere nennen wir konkrete Begleitumstände, also Umweltlage. Die letztere ist aber jenes psychische Element, das wir als freien, selbständigen Entschluß bezeichnen, nur mit dem großen Unterschied, daß sich dieser nicht ausschließlich aus der Umwelt und der Anlage des Täters ergibt, sondern eben in letzter Linie auf freier Wahl regelmäßig zwischen mehreren Möglichkeiten beruht. Weil die Leugner der Willensfreiheit dieses dritte Element nicht anders unterbringen können, verlegen sie es in eine „innere Tatsituation". Gegen diesen Begriff ist einzuwenden: a) er ist ein höchst künstliches, konstruiertes Gebilde; b) die Entwicklung der Tatsituation aus der Eigenart des Täters ist ein echt biologisches Erzeugnis, aber in kriminologischer Hinsicht höchst einseitig und vor allem unl) Auch dies wird bestritten, so von Mezger Strafrecht 2. A. S. 195: das ethische Werturteil sei nicht abhängig von der Möglichkeit des Andershandelns u n d Handelnkönnens. -) Gründl, d. S t r a f r . g 19, KrimSoz.; Lehrb. d. RPh.; Rechts- u. Staatsph.; J u r . Methodenlehre; AStrL.; Syst. RSozPh. (in allen Schriften vgl. Register). E x n e r KrimBiol. S. 317 (m. w. Lit.), auch Mezger KrimPol. S. 135.

§ 3 III 5

Die Tat

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richtig, weil die Tat selbst das Primäre ist, die ihrerseits vor allem auch durch die Umwelt bedingt wird; c) der Begriff der Tatsituation ist als ein statischer Begriff ein durchaus unzureichendes Surrogat für das Willensstreben, das nach einem dynamischen Begriff verlangt; d) die soziologische Seite des Verbrechens sowie der Besondere Teil (die Deliktstypen) werden vernachlässigt: die typische Umweltlage erklärt zwanglos, was mit dem Begriff der Tatsituation umständlich begründet werden soll1).

5. Die bisherige Darstellung der Tat bezog sich auf die normale Tat. Die beiden Arten der a n o m a l e n Tat, die pathologische und die kriminelle, verlaufen nicht notwendig abweichend, sondern oft in weitem Umfang ähnlich und zeigen mitunter nur in einem Punkte, der schon vor dem Beginn der Entwicklung liegen kann, die Abnormität. Die k r i m i n e l l e Tat zeigt sich während ihrer Entwicklung oder erst gegen Schluß an der hochgradigen Sozialgefährlichkeit und moralischen Verwerflichkeit. Deren tiefster Grund ist der sog. K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r ; er ist der selbst schöpfeiische Gestaltungswille des Verbrechers : die kriminelle Erscheinung der in den Tiefen der Persönlichkeit wurzelnden Willensfreiheit in dem soeben dargelegten Sinne. Wie jene, kann er sich über sämtliche Phasen der Entwicklungsreihe erstrecken und nimmt auf jeder Stufe verschiedenen Inhalt an, der genau dem psychologischen Gehalt der normalen Tatentwicklung entspricht. An dieser Stelle ist der Kriminalitätserreger insoweit zu kennzeichnen, als er die Parallele zu den Stufen der normalen freien Willensbildung bedeutet. Vgl. Tafel 4, die eine Parallele zu Tafel 2 (oben I I 3) erkennen läßt. Eine praktische Bedeutung gewinnt die Entwicklung des Kriminalitätserregers u. a. dadurch, daß er die Aufstellung der drei Hauptdeliktstypen und zugleich der drei Haupttätertypen erschließt, die eben in der psychologischen Entwicklung verwurzelt sind und deren Eigenart daher nicht auf einer zufälligen Einteilung der Verbrecher, wie sie oft gegeben wurde, sondern auf innerer, psychischer Notwendigkeit beruht, ebenso notwendig und innerlich begründet wie die Entwicklung der Schuld des Täters auf dem Grunde der Willensfreiheit. Die Erklärung und Ausgestaltung erfolgt in späteren Kapiteln; an dieser Stelle war nur der psychologische Grund in Verbindung mit der Willensfreiheit zu legen. Das Ganze der Entwicklung bedeutet die in der Dogmatik des Strafrechts aufgestellte und für die Strafbemessung besonders wichtige m a t e r i a l e S c h u l d , betrachtet in ihrer psychologischen Entwicklung. 1 ) s o wenn verbrechensfördernde Tatsituationstelle aufgestellt werden: es gibt Menschen, die immer wieder in ähnliche Tatsituationen geraten, und es gibt Verbrechen, die aus i m m e r wieder denselben Tatsituationen entspringen ) Struck a. a. O. 4 ) Struck S. 14.

II 2

101

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

f) Auch die H e h l e r e i ist in ihrem Verlauf durch die Altersstufen nicht so eindeutig bestimmt, wie es nach der RKrimStat. scheinen mag. Daß nach HW Krim. I S. 29 der Höhepunkt bei Männern auf Stufe 21—25, bei Frauen auf Stufe 30—40 liegen soll, gibt ein ganz irreführendes Bild von der Hehlereikriminalität überhaupt, worauf schon oben (1 nach c a. E.) hingewiesen wurde. Einzeluntersuchungenl) ergaben demgegenüber folgende Zahlreihen: Tafel

15

Altersstufen der Hehler in den LGBezirken Lebensjahr 14—18 18—21 21—25 25—30 30-40 40—50 50—60 60—70 über 70

Leipzig

10

24 20

Ì1 C°

Dortmund

21 92 133 194 88 39 9 1

Hagen

1 11 32 46 51 22 13 3 —

MUnster (nur Frauen)

— —

8 10 6 4 — —

Reich (1934) §§ 258/59

§ 260

241 766 1275 1439 1918 992 536 156 22

4 25 40 73 53 19 4







§ 261 —

1 5 16 38 18 11

Der Auf-und der Abstieg verläuft in jeder der Reihen in ähnlicher Stärke; der zahlenmäßige Höhepunkt ist überall, wenn man die gleiche Anzahl von Jahren zugrunde legt, in der Stufe 25—30 zu sehen, der sich offenbar am meisten die erste Hälfte der folgenden Stufe (30—35) annähert. Nur die Rückfallshehlerei (§ 261) erreicht die Spitze erst in der Stufe 30—40 (mehr als das Doppel der vorhergehenden Stufe). Annähernd dasselbe Ergebnis wird aber auch bei der gewerbsund gewohnheitsmäßigen Hehlerei (§ 260) gewonnen; dort wird auf die J a h r e 31)—35 vermutlich mindestens ebensoviel entfallen, wie die Stufe 25—30 enthält. Die Höhenlinie scheint überall zwischen den Jahren 25 und 35 zu verlaufen. Sodann fällt der besonders steile Anstieg in der Großstadt Dortmund auf, im Gegensatz zu dem allmählichen Steigen in dem benachbarten, aber ländlicheren Bezirk Hagen und auch zum Reich, wo der Anstieg weit allmählicher verläuft (was wiederum noch ausgeprägter in den Vorjahren hervortritt 2 ). Hieraus ergibt «ich folgendes; der Höhepunkt der Schwerkriminalität liegt in der Großstadt, und zwar bei den l) Weiß Die Hehler 1930 (Krim. Abh. H. 13) S. 23 f ü r Leipzig; oben wurde die zusammenlassende Gruppe IV über 100 Hehler zugrunde gelegt. — Fröleke Hehlerei 1339 (Strafr Abh. H. 402) f ü r LGBez. Dortmund. — Steinlage Hehlerei 1940 (Strafr. Abh. H. 406) für LGBez. Hagen. — W. Thiessen Hehlerei 1940 (Diss. Münster) für LGBez. Münster. ') Vergleichsweise nebeneinandergestellt werden die Jahre 1932 und 1933 von Steinlage S. 32. Die Angaben für 1934 bei Thiessen S. 20 sind nicht verständlich, vgl. dagegen RKrimSt. 1934 S. 184.

102

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 II 2

reiferen Jahren: frühestens 25—30, eher später. Wo die Hehlerei schon früher eine zahlenmäßig ansehnliche Höhe erreicht, liegen leichtere Fälle vor, Gelegenheitstaten jüngerer Personen und in mehr ländlichen Gebieten; derartige Hehlereien stehen in enger Beziehung zu jenen überaus zahlreichen Diebstählen der jungen Altersstufen. Hier ist die Hehlerei nichts weiter als Folgeerscheinung des Diebstahls, ihr „getreuer Trabant"; bezeichnend ist, daß sie im Inflationsjahr 1923 an die zweite Stelle in der zahlenmäßigen Rangordnung der Verbrechen emporschnellte: ein sinnfälliger Ausdruck stark umweltbedingter akuter Kriminalität. Die Mehrzahl solcher gleich einer Epidemie grassierender Diebstahls- und Hehlereifälle gehört dem Not- und Schwächetyp an. Das häufigere Vorkommen der Hehlerei in jüngeren Jahren, das sich ohne Zweifel aus obiger Tafel ergibt, betrifft oft oder meist harmlose oder erzwungene Fälle: der Frau bleibt nichts übrig, als Diebsgut des Mannes zu hehlen. Dagegen reift der gefährliche Hehlerei- (Ausbeuter- und Spannertyp) erst in den späteren Jahren heran, wo der Hehler den Diebstahl arrangiert und finanziert, ihn anregt, ermöglicht, vermittelt und auswertet; der Hehler zwingt seinen Dieben als seinen Gefolgsmännern, seinen Trabanten, seinen Willen auf und macht sie von sich abhängig, da ohne seine Geschäftemacherei die Diebstähle keinen Sinn hätten. Dieser reine Hehlereityp kommt erst in späten Jahren vor, frühestens von der Stufe 25—30 an. Früher wäre der Hehler gar nicht fähig, anderen Dieben, die nicht so schlimm sind wie er selbst, seinen Willen aufzuzwingen. Daß aber die Zahlen in den späteren Jahren sowie in den schweren Formen der gewerbsmäßigen und der Rückfallshehlerei so niedrig stehen, beruht zum nicht geringen Teil auf der erfahrungsmäßig hohen Latenz der Kriminalität; die Diebe tragen ihre Haut zu Markte, und die Hehler wirken im Verborgenen. Auch die Tafel über die Hehlerei erfordert eine „freie, sinngemäße Auslegung". g) Die E r p r e s s u n g bedarf ähnlicher Deutung wie die ihr eng verwandte Hehlerei. Die Relativzahlen erreichen bereits bei der Stufe 21—25 einen Höhepunkt, und zwar im Reich wie in einem Einzelbezirk; die Höhe bleibt bis zum 35. Jahr bestehen, also wie bei der Hehlerei. Vgl. Tafel 16. Es bedarf jedoch sinngemäßer Differenzierung. In den jüngeren Jahren überwiegt der dem Raub verwandte reine Angriffstyp. Die ungleich verwerflichere, ausbeuterische Chantage tritt erst in reiferen Jahren in den Vordergrund; der Schwerpunkt des reinen Nutztyps ruht auf den Jahresklassen 25—40. Mit diesem Charakter der Erpressung als Spätdelikte hängt die weitere Beobachtung zusammen, daß sie bis zum 70. Lebensjahr weit langsamer sinkt, nicht nur als Raub und Diebstahl, was selbstverständlich ist, sondern auch als Betrug und Unterschlagung, die selbst zu den chronischen Schwerdelikten der späteren Jahre gehören. Auffallend ist, daß im Alter über 55 Jahre wieder höhere Täterzahlen auftauchen.

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108

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 II 3

In den Folgejahren 1935 erfolgte nach KrimStat. 1935/36 (S. 11*) ein weiterer kleiner Rückgang. Ob er sich fortsetzte, ist jedoch zu bezweifeln, da die Zahl der Täter mit unbekanntem Alter auffallend hoch war, so daß anzunehmen ist, daß sich diese Täter auf die einzelnen Altersklassen ähnlich wie bisher verteilen; auch das Gesamtergebnis von 1936 ähnelt dem von 1934 durchaus. Die Kriminalitätsziffern der Verurteilten nach Alter und Geschlecht für 1935 und 1936 können nicht mitgeteilt werdenl); wir müssen also die obige Übersicht leider mit 1934 abschließen. Immerhin ergibt ein Vergleich der absoluten Ziffern der Jahre 1934 bis 36 (nach KrimStat. 1934/35) folgendes: ein nicht unbeträchtliches Ansteigen der Jugendlichen (vgl. hierüber unten III); die anderen Altersklassen zeigen einen Anstieg nur bis 1935, dagegen einen Rückgang bis 1936; gering ist aber der Rückgang in den Altersklassen 25—40. Das Gesamtergebnis von 1936 gleicht fast völlig dem von 1934; jedoch steigt die weibliche Kriminalität etwas an, die männliche nimmt etwas ab. Man darf annehmen, daß sich 1934 und 1936 sonst nicht wesentlich voneinander unterscheiden.

Der H ö h e p u n k t d e r K r i m i n a l i t ä t liegt bei den jüngeren Altersklassen, und zwar etwa vom 18. bis 25. Lebensjahr und zum Teil noch darüber hinaus bis zum 30. Jahr; noch bis zum 40. zeigt sie eine beträchtliche Höhe. Das Alter wie die frühe Jugend sind weniger belastet. Dieses aus der Tafel 17 trotz der Ungleichheit der Klassen zu entnehmende Bild wird durch psycho-soziologische Erwägungen erhärtet: in der reiferen Jugend entwickelt sich jener „Sturm und Drang", jenes Kraftgefühl und Geltungsstreben, das sich bei mangelnder sittlicher Festigkeit und ungünstiger Umweltlage, Versuchung und Not, seelischer wie wirtschaftlicher, gar zu leicht kriminell entläd: die Kehrseite des idealen Suchena und Strebens der Jugend. In dem Maße, wie der Lebenskampf anhält oder zunimmt, verbleibt die Kurve bei hohem Stand. Die Tafel weist aber trotz der statistischen Mängel auf eine viel beachtete, wenn auch mehrfach und wohl nicht immer ganz zutreffend 2 ) gedeutete Verschiedenheit einmal der Geschlechter, sodann der Zeitepochen. Die Kurve der Männer steigt und fällt plötzlicher, und zwar besonders in der Vorkriegszeit. Der Hauptgrund dürfte in dem hohen Stand der Gewalt- und Roheitsdelikte hegen, besonders der gefährlichen Körperverletzung, die bis 1914 die Vorherrschaft ausübte und vor allem die jungen Burschen vor und nach ihrer Militärzeit ergriff. Dagegen steigt die Kurve der weiblichen Kriminalität langsamer, erhält sich aber länger auf der Höhe; es ist die Zeit der Vorherrschaft der Nutz- und Notdelikte, die eine so bedeutende Rolle im kriminellen Leben der Frau spielen, wie wir oben sahen. Diesem Deliktskreis wendet sich in der Nachkriegszeit auch der Mann in gleichem Maße zu, wie er sich von jener ersten Gruppe abkehrt. So erklärt sich, daß 1) Die bisherige „Obersicht 10" in KrimStat. 1934 wird im folgenden Bande nicht fortgesetzt, anderseits durch eine wertvolle Tafel nach a n d e r e r Richtung hin ersetzt. 2) Unzureichend sind die Erwägungen Exners KrimBlol. S. 198/200.

§6 113

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

109

die männliche Kurve in der Nachkriegszeit erst später ihren Höhepunkt erreicht und langsamer fällt; im Jahre 1934 erhält sie sich auf verhältnismäßiger Höhe sogar länger (bis zum 30. Lebensjahr) als seit 1928, wo sie plötzlicher sinkt: ein Zeichen, daß auch in späteren Lebensjahren die jungen Männer keineswegs so gefestigt waren wie verhältnismäßig in der Vorkriegszeit, vielleicht auch weil ihre frühe Heirat ihnen Sorgen aufbürdete, denen sie nicht gewachsen waren. Umgekehrt beginnt die Frau, die in der Vorkriegszeit erst mit dem 30. Jahr den kriminellen Höhepunkt erreicht (auffallend erstarkt bei ihr allerdings der Betrug verhältnismäßig früh), in der Spätnachkriegszeit schon früh die Höhe zu beschreiten; seit 1928 erreicht sie den Gipfel bereits mit 21 Jahren, und im letzten Berichtsjahr 1934 steht sie schon mit 18 Jahren unmittelbar vor der höchsten Erhebung. Zu den Gründen gehören vor allem ihre ausgedehntere berufliche Tätigkeit, allgemein ihre frühere Selbständigkeit, während sie in der Vorkriegszeit aus der Zurückgezogenheit weniger hervortrat und mehr behütet wurde; mit ihrer stärkeren Teilnahme an den männlichen Berufen und am öffentlichen Leben nimmt sie zuweilen früh einen mannähnlichen Zug an, der sie auch zu den männlichen Delikten geneigter macht. Die frühe Heirat bringt der Frau zugleich vermehrte Sorgen für sich und ihre Familie und verstrickt sie früh und vermehrt in Leiden und Zweifel, denen ihr Körper und ihre Seele nicht gewachsen sind. Dieses Bild wird bestätigt und weiter verschärft durch die in diesem Zusammenhang gar zu leicht vernachlässigte Einsicht in die Verteilung der V o r s t r a f e n . Wie die Tafel zeigt, sind diese in beständigem Steigen begriffen, besonders auffallend und gleichmäßig seit 1921, und zwar trotz der beschränkten Auskunft der Strafregister seit G. v. 9. 4. 1920. Der Tiefstand um 1921 ist ebenfalls nicht günstig zu deuten: Überwiegen der erstmaligen, weiteste Kreise erfassenden Nutz- und Notdelikte, Versagen der Strafverfolgung gegen Chronisch-Schwerkriminelle, die in der Vorkriegszeit vor allem erfaßt wurden. Was nun an der Verteilung der Vorbestraften auf die Lebensalter besonders auffällt, das ist die zunehmende Verbreiterung der Lage der Höchstziffern: der Höchststand setzt früher ein und hält länger an. Im Jahr 1932 und mehr noch 1934 ist der Anteil der als besonders sozialgefährlich zu erkennenden Frühkriminellen schon seit dem 18. Lebensjahr auffallend hoch (im Gegensatz zu 1928); allerdings mag sein, daß man erst später die Frühkriminellen in Erkenntnis ihrer Gefährlichkeit energisch erfaßt und verfolgt. Ferner fällt auf, daß der Vorstrafenanteil in den späten Jahren (1932/34) sich in den älteren Jahresklassen nur langsam senkt und sich bis zuletzt auf ansehnlicher Höhe erhält; die Kriminellen hängen länger und zäher am Verbrechen, selbst über das 70. Jahr hinaus. Nicht nur an den Früh-, sondern auch und vor allem an der Spätkriminalität erkennt man schweres chronisches

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 II 4

Verbrechertum; der Kriminalitätserreger ist zu besonderer Stärke und Zähigkeit herangereift. Da in diesen Kreis vor allem die Nutz- und Notdelikte und in den Spätjahren die Schwächedelikte gehören, ist der kriminelle Stand durchaus ungünstig, die soziale Prognose für die jüngeren Leute denkbar schlecht, die Diagnose dagegen ziemlich sicher. Die Verteilung der Schwerkriminellen auf die einzelnen Altersstufen ist nunmehr weit gleichmäßiger geworden als in den früheren Perioden, in denen nur bestimmte Lebensjahre als besonders gefährdet erschienen. Und da die Gesamtkriminalität in den letzten Jahren nicht in entsprechendem Maße gestiegen ist, so fällt der Hauptanteil dieser Jahre auf die schwere und chronische Kriminalität, während man eine Abnahme der leichteren Fälle (oder deren Nichtverfolgung) erkennt. Auch diese Betrachtung des Vorbestraftenanteils, die noch, wie gesagt, durch einige berufsstatistische Belege ergänzt werden müßte, beleuchtet das eigenartige Verhältnis der Altersklassen wie der Geschlechter. D i e f r ü h e r b e o b a c h t e t e g r o ß e V e r s c h i e d e n h e i t im Lebensalter wie G e s c h l e c h t weicht immer mehr einer A n n ä h e r u n g m i t u n t e r b i s z u r G l e i c h h e i t : auch hier Fortschreiten von der früheren Differenzierung in der Richtung zur Uniformierung, also nicht nur in kultureller, sondern auch in krimineller Hinsicht. Die Frau wird mannähnlicher wegen ihres Übergreifens in die männlichen Berufe wie Delikte; und der Mann wird, was man gewiß nicht gern hört, wegen seines stärkeren Eingreifens in die der Domäne der Frau angehörenden Nutz- und Notdelikte und der Schwächedelikte kriminellweiblicher, innerlich schwächer, eigensüchtiger, kleinlicher, mehr von Not ü b e r m a n n t und daher e n t m a n n t . Und entsprechend: die Jugend wird frühreifer und altklüger. Und das Alter ? Es wird nicht etwa verjüngt — das ist nur durch wahren Idealismus möglich —, aber haltloser und schwächer, um schneller zu verfallen. 4. Folgende E r k e n n t n i s s e seien zusammengefaßt. a) „Einfluß des Lebensalters", also auch die vielbehandelte sog. Bedeutung des Jugendzeitalters, heißt Einfluß solcher Eigenschaften, die für einen Menschen von bestimmten Lebensjahren typisch, für den Menschen normal sind. Es gilt daher, vor allem die p s y c h i s c h e n E i g e n s c h a f t e n , Tugenden und Untugenden des Menschen, in chronologischer Typik zu erfassen und ihre möglichen kriminellen Auswüchse zu erkennen. Hierbei ist von erster Bedeutung die Erkenntnis der E i g e n a r t d e r e i n z e l n e n D e l i k t s t y p e n ; denn diese setzen ebenfalls gewisse psychische Eigenschaften zu ihrer Verwirklichung voraus. Es gilt daher, die Eigenart des betreffenden Menschen in seiner möglichen Tendenz zu gewissen Deliktstypen zu erfassen. Bei einiger Menschenkeni.tnis und kriminalistischer Erfahrung vermag man diese Beziehung im Einzelfall festzustellen. Die entscheidende Frage lautet

§6 114

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

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also: I n w e l c h e m L e b e n s a l t e r v e r m a g e i n M a n n , eine Frau bei d u r c h s c h n i t t l i c h e r k u l t u r e l l e r Bildung und bei normaler Umwelt-, insbesondere W i r t s c h a f t s l a g e (oder unter den jeweilig als typisch anzunehmenden Abweichungen) d e n k r i m i n e l l e n U n w e r t g e h a l t e i n e s D e l i k t s z u v e r w i r k l i c h e n ? Und zu welchen Deliktstypen (mit Einschluß der Untertypen, reinen Wesens-, Mischtypen usw.) fühlt sich ein solcher Mensch dieses Alters besonders hingezogen? b) Die U m w e l t l a g e pflegt insbesondere in jüngeren Jahren, etwa bis zum 30., nachhaltiger einzuwirken; die wirtschaftliche Lage ist mitunter auf jüngere Personen von geringerem Einfluß, wirkt aber auch in späteren Jahren über das 30. Jahr weit hinaus oft entscheidend ein. Die jüngeren Personen stehen auch mehr unter A n l a g e e i n f l ü s s e n . Die Widerstandskraft gegen Versuchungen und die f r e i e S e l b s t b e s t i m m u n g des Willens können (!) auch in jüngeren Lebensjahren bei einigen Personen stark ausgeprägt sein; in der Regel werden sie erst in reiferen Jahren vollwirksam und setzen meist, nicht immer, eine gewisse wirtschaftliche Festigung und sonstige normale (oder wenigstens nicht allzu ungünstige) Umweltlage sowie leidliche Gesundheit voraus. Insofern kann man in der Tat von „Konjuiüsturempfindlichkeit" gewisser Altersstufen im Gegensatz zu anderen sprechen. Bei näherem Zusehen wird man aber bemerken, daß das Lebensalter (d. h. die ihm eigenen Eigenschaften, vgl. oben a) nur einer von vielen mitbestimmenden oder begleitenden Faktoren ist, und ebenso die Wirtschaft, die Konjunktur, Blüte und Verfall. Ältere Personen reagieren auf Not wie auf Wohlstand regelmäßig weniger, weil sie innerlich gefestigter sind und sich mehr von ihrem selbständigen Willensentschluß leiten lassen. Sie k ö n n e n (!) sich also bei ihren Entschlüssen zum Verbrechen weniger umweltabhängig stellen; das ist wiederum verschieden je nach der Art der Deliktstypen (Nutz- oder Angriffs- oder Schwächetypen), auch von eingewurzeltem Hang zur Wiederholung (akuter oder chronischer Kriminalität). Andere Personen zeigen bei bestimmten Umweltverhältnissen und einer eigenen Anlage stärkere Abhängigkeit von der Wirtschaftslage, insbesondeie den Konjunkturen; das sind regelmäßig jüngere, haltlose, wirtschaftlich ungünstig gestellte Personen. Es können aber auch ältere sein, ohne daß man bestimmte Altersgrenzen ziehen kann. Insofern ist die Anschauung von Konjunkturempfindlichkeit gewisser Altersstufen irreführend; selbst tüchtige monographische Arbeiten erweisen sich nicht selten als einseitig und unrichtigl).

c) Das Hauptbetätigungsfeld jüngerer Personen sind die r e i n e n A n g r i f f s - , besonders die G e w a l t - u n d R o h e i t s d e l i k t e ; auch reine T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e l i k t e werden oft von ihnen begangen. In letzterer Hinsicht bei ühren sich mit ihnen die alten Jahresklassen. In der Mitte herrschen die Nutz- und Notdelikte oder die i) Gleitze Die Konjunkturkriminalität 1940 (Diss. Berlin); die dortigen Tabellen dürften zum Teil auf Zufallsergebnissen beruhen.

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 111

r e i n e n N u t z d e l i k t e , die um sich mehrere Kreise schlagen: je mehr sie sich vom Mittelpunkt entfernen, um so mehr nimmt ihre Stärke und Bedeutung als reiner Typ ab. — I n zeitlicher Hinsicht ist ein V o r d r i n g e n d e s N u t z u n g s t y p s als der eigentliche Kern der Kriminalität zu beobachten, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal nehmen die Nutzdelikte seit dem ersten Weltkrieg zu, die Angriffsdelikte ab. Sodann scheint auch innerhalb eines Deliktstyps der Nutztyp stärker um sich zu greifen, während der bloße Angriffstyp zurücktritt. So werden Körperverletzung, Sachbeschädigung, Brandstiftung usw. weniger um ihrer selbst, um der Schädigung willen begangen, als zu irgendwelchen weiteren Zwecken, Gewinn, ideellem Vorteil, Bewährung bestimmter Uberzeugungen. Insofern dringt die Kriminalität von den jüngeren Kreisen mehr in die mittleren, ja in die älteren vor. Nur einer von mehreren Gründen ist die Zunahme wirtschaftlicher Not oder sonst zwingender Umwelteinflüsse. — Nach alledem ist eine Z u n a h m e d e r S c h w e r k r i m i n a l i t ä t zu beobachten. d) Das Lebensalter allein vermag sogar den j u r i s t i s c h e n T y p e i n e s (auf der Grenze mehrerer verschiedener Gruppen stehenden) D e l i k t s zu bestimmen. So ist die Erpressung in jüngeren Jahren mehr ein der Nötigung als Sonderdelikt unterfallendes Angriffs- und weniger ein der Hehlerei verwandtes Nutzdelikt; in mittleren Jahren kehrt sich allmählich das Verhältnis um. Da oder soweit diese Kriminalität mehr in die mittleren Jahre vordringt, nimmt die Erpressung mehr den Zug eines Nutz- und Ausbeutungsdelikts an. Ähnliches ist beim R a u b und bei der Wilderei zu beobachten, ja mitunter auch bei der Brandstiftung (im Verhältnis zum Betrug). Jedoch bleibt der R a u b wegen größerer Beschränkung auf die jüngeren Stufen mehr Angriffsdelikt, während die Wilderei umgekehrt wegen ihres Vordringens in älteren Jahresklassen mehr Nutzdelikt ist, mehr sogar als die Erpressung. III. Die Jugendlichen insbesondere Das Problem der Jugendkriminalität ist nur als ein Ausschnitt aus der obigen Darstellung der Lebensalter zu verstehen und zu behandeln; zahlreiche monographische Abhandlungen leiden an isolierter und einseitiger Betrachtung ohne Rücksicht auf die Zusammenhänge. An sich sind nämlich die meisten Jugenddelikte, voran immer von neuem einfache Diebstähle und Roheitsdelikte, leichterer Natur und bedürfen so wenig wie harmlose Kinderkrankheiten der Aufbietung eines großen Behandlungsapparates. Die gar nicht zu unterschätzende Bedeutung des Problems besteht nicht in den Taten der Jugendlichen an sich, sondern in deren sozialen Prognose und in der schon jetzt den Tätern gebührenden Behandlung. Der Herd der Schwerkriminalität, die meist erst jenseits der Jugendjahre ausbricht, liegt fast immer schon in der Jugendpsyche;

§ 0 III 1

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

113

ein erst in reiferen Jahren gelegter krimineller Keim ist wiederum weniger besorgniserregend, beruht oft in überwiegendem Maße auf ungünstigen Umweltverhältnissen und entwickelt sich seltene!» zu schwerer chronischer Kriminalität. Zur richtigen Würdigung der Jugendlichenfrage muß man daher die Bedeutung der Schwerkriminalität späterer Jahre betrachten und die Höhepunkte der sich durch die Altersklassen ziehenden Kurven kennen. Das Jugendlichenproblem läßt sich an der Wurzel nur von einem späteren, also gerade außerhalb der Jugendjahre hegenden Zeitpunkt erfassen; seine schwierigsten und tiefsten Stellen liegen meist außerhalb der Fragen des Jugendzeitalters und lassen sich nur in anderen, größeren Zusammenhängen erörtern. Zu ihnen gehören die Kapitel der Gefährlichkeit der Tat, der Entwicklung der chronischen Kriminalität, des Kriminalitätserregers, seiner Entfaltung und seiner Symptome, sodann die der Vorbeugung, Erziehung und Bewahrung. Auf diese Kapitel, die natürlich in ganz anderen Zusammenhängen erörtert werden müssen, ist daher zu verweisen. Die typischen Jugenddelikte wurden aber bereits oben I I bei den frühen Altersstufen genannt, wo zugleich ihr Verhältnis zu den Taten Erwachsener bestimmt wurde, worauf es letzthin ankommt, wenn man die Eigenheit der Jugendlichentaten erfassen will. Die folgenden Ausführungen dienen daher nur zur Ergänzung nach mehrfacher Richtung. 1. Die J u g e n d p s y c h e hebt sich als eine ausgesprochene Sondererscheinung der oben II l a charakterisierten Eigenart der frühen Altersstufen heraus. Diese früheste, kriminologisch erhebliche Altersstufe wird vielleicht am besten so gekennzeichnet: mangelnde Reife bei Geltungsverlangen und Erziehungsbedürftigkeit, normalerweise auch Erziehungsbereitschaft. Aus dieser selbstverständlichen, in den Entwicklungsjahren begründeten Eigenart ergeben sich mit psychologischer, man möchte beinahe sagen: mit logischer Notwendigkeit drei Grundzüge, die wir sofort mit den drei kriminologischen Determinanten in Beziehung setzen: a) b e s o n d e r s s t a r k e A n l a g e b e d i n g t h e i t gleichzeitig physio- wie psychologischer Art: körperlich-seelisches Heranreifen in normaler oder hier besonders gefährlicher pathologischer Form; b) s t a r k e U m w e l t a b h ä n g i g k e i t und Umweltempfänglichkeit, ähnlich der Frau, weswegen die Kriminalität der Jugendlichen in so vielen Zügen der weiblichen gleich „feminin" erscheint, weswegen wiederum die charakteristischen Züge bei der weiblichen Jugend naturnotwendig so oft verdoppelt auftreten. Diese beiden verstärkten Einflüsse durch Anlage und Umwelt geschehen notwendig: c) a u f K o s t e n d e r f r e i e n , s e l b s t ä n d i g e n W i l l e n s b e s t i m m u n g , in der sich der Jugendliche unsicher und beschränkt fühlt; gerade hier will er sich aber wegen seines Geltungsdranges und seines Freiheitsgefühls zeigen und betätigen. Hier 8 Sauer, Kriminologie

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 III 1

entstellt der K o n f l i k t : der schwere Konflikt zwischen Wille und Wirklichkeit. Und dieser Konflikt ist es, der sich so leicht kriminell entläd. Keine Altersstufe ist in gleichem Maße kriminell gefährdet. Der Konflikt zwischen Wollen und Sollen ist beim Jugendlichen eine sich aus seiner Konstitution ergebende natürliche, insofern normale Erscheinung, die in späterem Alter als anomal zu gelten hat. Der Bruch mit bestehenden Ordnungen aller Art ist der Jugendpsyche adäquat, ebenso die Unbekümmertheit darum, die nicht selten zur Freude auswächst, mag der Bruch vom Jugendlichen selbst oder von Fremden ausgehen. Daher ist der Jugendliche nur vermindert verantwortlich, weil der Widerspruch zu seiner Natur gehört, ganz abgesehen von positiven Rechtsnormen. Die Kriminalität gehört vielfach, man möchte fast sagen, zu seiner zweiten Natur. Jedenfalls ist es eine Hauptaufgabe geworden, z w e i A r t e n v o n K r i m i n a l i t ä t zu unterscheiden: solche, die aus der Jugendpsyche unmittelbar folgt, die sich später leicht verlieren kann (!) und insoweit (!) nicht Besorgnisse erweckt (zahlreiche Gewalt- und Roheitsdelikte), und zweitens solche, die dem Jugendalter nicht adäquat ist (wie die Betrugsund Unterschlagungsgruppen) und die daher gar nicht ernst genug genommen werden kann, weil sich ja der Jugendliche auf anderem Gebiet austoben könnte. Während die erste Art mehr den Erzieher angeht, liegt bei der zweiten das spezifische kriminologische Problem: es gilt, die Wurzeln der Schwerkiiminalität aufzudecken. Aber es muß erkannt werden, daß dies im Grunde kein spezifisches Problem der Jugendlichen ist; es ist das P r o b l e m d e r A n f ä n g e d e r c h r o n i s c h e n S c h w e r k r i m i n a l i t ä t , die meist, aber nicht immer schon und keineswegs nicht nur im Jugendalter liegen. Von hier aus gesehen, entwickeln sich aus drei typisch jugendlichen, normalen Eigenschaften in drei Reihen, die den Alterskurven (oben I I l a ) entsprechen, drei Untugenden, die wiederum den drei Hauptdeliktsgruppen zugrunde liegen. Von diesen ist beim Jugendlichen die erste (Kraft, Roheit) am wenigsten besorgniserregend, weil sie am leichtesten abflauen kann; die zweite Untugend (Unbekümmertheit, Rücksichtslosigkeit) kann sich zähe erhalten und in späteren Jahren verstärkt hervortreten; die diitte endlich (Eigensucht, Eigennutz) erweckt die stärkste Befürchtung späteren Übergangs zum chronischen Verbrechertum. — Wegen der Ausgestaltung der Untugenden im einzelnen und des allmählichen Ubergangs der normalen Eigenschaften ins Kriminelle darf auf die Ausführungen oben bei der Entwicklung der Altersstufen verwiesen werden (II l a ) ; nur halten sie sich beim Jugendlichen naturgemäß mehr bei den Anfängen und frühen Stadien. In dieser Hinsicht ist folgendes ergänzend hinzuzufügen, wa.s seinen Grund speziell in Pubertät, in der Unreife, in dem Drang nach Reife, in der vorgestellten oder eingebildeten Reife und in dem Konflikt mit der Wirklichkeit findet.

§ 6 III 1

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

115

Zu a): Das Kraftgefühl äußert sich in dem Wunsch nach Persönlichkeitsentfaltung und in einer übertriebenen oder irrigen Vorwegnahme dieser Wunscherfüllung. Wiederum in dreifacher Weise kann sich dieses Streben äußern; es ist übrigens der normale Ansatz zu dem idealen Streben nach Vervollkommnung, nach Ewigkeitswerten, nach Kultur, nach Unendlichkeit, jenes faustische, gotische Streben. Erstens ein g e s t e i g e r t e s S e l b s t b e w u ß t s e i n des Jugendlichen; es wird zur Freude am Widerspruch, am Streit, am Kampf. So liegen nahe Auflehnungen gegen Tradition und Autorität, gegen die bestehenden Ordnungen im natürlichen wie im sozialen Leben. Der Mißerfolg schreckt nicht zurück, sondern steigert nur die Kampfstimmung, die Rechthaberei, den Dünkel. Mitunter geht es um kühnste Pläne und Wunschträume, ein Retter für andere Menschen, für Volk und Völker, ein Weltverbesserer zu werden. Typisch übersteigert sich Hamlet: „O Fluch und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam." Hieraus ergeben sich die beiden anderen Steigerungen. Zweitens das g e s t e i g e r t e E h r b e w u ß t s e i n ; das Ehrgefühl und die Reaktion gegen kleinste Verletzungen sind nirgends so fein ausgebildet wie im Jugendzeitalter der Menschen und Völker; die Ehre als Maßstab für eigenes Verhalten und für fremde Beurteilungen wird nirgends so oft angetroffen wie bei typisch jugendlichen, jugendlich empfindenden Menschen und Völkern (wobei es nicht auf die Jahre, sondern auf den Grad des Empfindens ankommt). Bezeichnend wiederum Hamlet: „Nicht ohne großen Gegenstand sich regen, doch einen Strohhalm selber groß verfechten, steht Ehre auf dem Spiel." Drittens das g e s t e i g e r t e F r e i h e i t s b e w u ß t s e i n , das Verlangen nach Selbständigkeit, nach Abstreifung aller Fesseln bis zur revolutionären Stimmung. Bezeichnend überaus zahlreiche heldische Jünglinge der schönen Literatur; bezeichnend vor allem ewig jugendliche Kulturspitzen wie Schiller, Beethoven, Fichte (vielleicht auch noch Kant in der kritischen Periode). Der Wunsch nach Abschüttelung aller Konvention, auch des leichtesten Zwanges erklärt viele Jugenddelikte. Übermut und Abenteurerlust bis zur Sinnlosigkeit, Drang nach Kraftentladung und Zerstörungswut ohne jeden Zweck bilden oft den einzigen Anlaß zu unbegreiflichen Roheitsdelikten Jugendlicher. Nietzsche erlebt in späten Jahren, als er im „Willen zur Macht" das „Leid am Wehtunmüssen" und die „Wollust am Zerstören" zum Programm erhob, eine zweite, anomale Jugendlichkeit, weil ihm die erste, echte gefehlt hatte. Von hier aus erklären sich manche unfaßliche Grausamkeit und Brutalität der Jugend. Z u b): Die S c h w ä c h e des Jugendliehen, sein Unvermögen gegenüber seinen Wünschen und Planungen, führt zu einem blinden S e l b s t v e r t r a u e n , zum „Glauben an seinen Stern", und zu einer beim

116

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 III 1

Mangel an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis begreiflichen V e r t r a u e n s s e l i g k e i t gegenüber anderen, den vermeintlichen Förderern der eigenen Ziele, weil er an ihre Versprechungen glaubt oder ihr Schmeicheln für ernst nimmt. Hiermit hängen zusammen: mangelnde U r t e i l s r e i f e , unkritische Haltung und Fähigkeit; mangelnde Einschätzung der eigenen Kräfte und der fremden Zuverlässigkeit; m a n g e l n d e V o r a u s s i c h t d e r F o l g e n des eigenen Tuns und dessen Aufnahme bei anderen. Und da die Wahrheit auf die Dauer nicht ausbleibt, folgen Enttäuschungen, U n s i c h e r h e i t , Unstetheit und Schwanken, Stimmungsumschläge und tatsächliche Rückschläge, Ernüchterung, G l e i c h g ü l t i g k e i t , Sorglosigkeit, Unbekümmertheit, Nachlässigkeit, Leichtsinn, Rücksichtslosigkeit — alles bei s t a r k e r U m w e l t a b h ä n g i g k e i t , Folgsamkeit und Gefügigkeit, trotz der ursprünglichen Revoltenstimmung, und mit dem Ergebnis des W i d e r s p r u c h s v o l l e n und Zwiespältigen, der Unausgeglichenheit bis zur U n z u v e r l ä s s i g k e i t , trotz der ursprünglichen Offenheit und Aufrichtigkeit. So erklärt sich die nicht selten zu beobachtende, erstaunliche M i t l e i d s l o s i g k e i t , die sog. Gefühllosigkeit und Herzlosigkeit gegenüber fremdem Leid. Über erste Kulturträger und Künstler, wie Mozart (der zeitlebens jugendlich-kindlich blieb), wird berichtet, daß sie über fremdes Leid, in ihrer eigenen Familie oder im Volk, oft teilnahmslos hinwegsahen, als ginge es sie nichts an (man denke an Goethes Interesselosigkeit gegenüber der politischen Erhebung), — allerdings wohl nur im Drang ihres kulturellen Schaffens, das sich durch nichts aufhalten ließ, worin ja zum Teil die Größe der eigenen Person besteht. Allgemein bei Jugendlichen wird aber beobachtet eine grenzenlose Gleichgültigkeit gegenüber tragischen Ereignissen, die auf Erwachsene erschütternd wirken, gegenüber Not und Tod, gegenüber Kriegsschäden und Bombenangriffen. Man kann bemerken, daß Jugendliche an Feuersbrünsten, die ganze Stadtviertel niederlegen, sich weiden. So erklärt sich ein großer Teil ihrer eigenen Brandstiftungen!). Hinzukommt allerdings noch die Genugtuung, daß sie sich als Urheber weittragender Geschehnisse fühlen, ein Motiv, das bei den (vorwiegend von Jugendlichen begangenen) Eisenbahnattentaten häufiger vorherrscht, wenn auch nicht allein entscheiden dürfte2). Dieser letztere Gesichtspunkt reiht die genannten Delikte also in die erste Gruppe (oben a) ein. Im Gegensatz zu jenen Gewalt- und Roheitsdelikten erhält und wiederholt sich das den Trieb- und Schwächedelikten zugrunde liegende Motiv, Gleichgültigkeit, Leichtsinn oder Rücksichtslosigkeit, oft in den späteren Altersstufen. Schon deswegen sollte diese zweite Gruppe, auch gegenüber Jugendlichen, eine strengere Behandlung erfahren. 1) Die Erklärung durch „Heimweh" (so Többen HWKrim. II 450) trifft m. E. wohl nur einen geringen Teil von Brandstiftungen durch Jugendliche. 2 ) KrimSoz. S. 223/24.

§6 I I I 2

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

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Z u c): Die E i g e n s u c h t a u f K o s t e n d e r M i t m e n s c h e n , die schon im Bereich der Jugenddelikte die strengste Behandlung und regelmäßig auch Bestrafung erfordert, führt zunächst allerdings auf normale Eigenschaften der Jugendpsyche zurück, aus denen sich erst jene besonders belastenden Momente entwickeln. Der Jugendliche denkt an sein persönliches Vorwärtskommen und sucht seine Ziele mit allen Mitteln und zunächst mit den einfachsten und bequemsten zu erreichen. Das primitivste Mittel, die ihm fehlenden Gebrauchsgegenstände oder das benötigte Geld zu verschaffen, ist der Diebstahl, auch der schwere, insbesondere der Einbruchsdiebstahl, der vom Jugendlichen aus zugleich als Gewaltdelikt, gleichsam als plan- und sinnvoll ausgestalteter Hausfriedensbruch (oder als Sachbeschädigung, Nötigung usw.) erscheint. Durch das dem Jugendlichen naheliegende Neidgefühl, durch Mißgunst gegenüber den Besitzenden und durch die ihm auch sonst willkommene Auflehnung gegen die bestehende Wirtschafts- und Eigentumsordnung wird er ebenfalls gerade zum Diebstahl getrieben. Wo andere Vermögensdelikte häufiger von Jugendlichen begangen werden, Unterschlagung, Hehlerei, selbst Betrug, erscheinen sie meist in enger Verwandtschaft oder Abhängigkeit vom reinen DiebstyJ). Verrat, Ausbeutung und Täuschung liegen dem Jugendlichen regelmäßig ferner; nur die in der Pubertät gesteigerte Einbildungskraft und lebhaftere Phantasie führen ihn wohl auch zu Betrugs- und Fälschungsdelikten, obwohl ihm die rechte Vorstellung von der Tragweite von Betrug und Urkundenfälschung meist abgeht und er kleines Mogeln, wie einst in der Schule, für erlaubt hält, worin er sich mit einer beliebten Einstellung der erwachsenen Frau berührt. Meist sind es Diebstähle aus Not und Triebhaftigkeit, bedingt durch die günstige Umwelt und die eigene wirtschaftliche Lage, zunächst einmalige Gelegenheitsdelikte, die jedoch bei gleichem Anreiz leicht in Schwächedelikte im Rückfall übergehen und hiermit in die obige Gruppe zu b überwechseln können; alsdann erscheinen sie als Fortsetzung der den Jugendlichen ebenfalls naheliegenden Betteldelikte. Sind dagegen schon in Jugendjahren echte Betrugs-, Veruntreuungs- oder Ausbeuter(Hehlerei-) Motive festzustellen, so ist die Prognose allemal schlecht und ist der Fall als Beginn chronischer Kriminalität zu diagnostizieren, also nachdrücklich zu bestrafen und ist vor allem seine Wiederholung durch Anstaltsbehandlung zu verhüten. 2. Die K r i m i n a l i t ä t d e r J u g e n d l i c h e n u n d i h r e E n t w i c k l u n g wurde bereits oben II 2 und 3 dargestellt; für einige Hauptdelikte wurde auf eine beachtliche regionale Verteilung aufmerksam gemacht, die vom Reichsdurchschnitt zum Teil abweicht. Zur Ergänzung sei eine Übersicht über die Veränderung des Jugendlichenanteils an der Gesamtkriminalität, zugleich für die wichtigsten Jugenddelikte, gegeben. Vgl. Tafel 18.

118

TatsäcH. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 1112

T a f e l 18 Beteiligung Jugendlicher Von j e 1UU Verurteilten waren Jugendliche 1 ) 1890 1882 | 1900 1 1913 1917

Verbrechen und Vergehen gegen das R S t G B

9,7

11,6

11,1

10,8

33,5

I. A n g r i f f s d e l i k t e : Körperverletzung: leichte vorsätzliche . . . . gefährliche Sachbeschädigung Brandstiftung, vorsätzliche . . Bahntransportgefährdg., vorsätzl Mord Totschlag Beleidigung Nötigung, Bedrohung Hausfriedensbruch Widerstand

3,9 6,7 14,4 24,8 56,3 7,3 2,4 1,4 3,3 2,8 1,8

4,8 7,8 17,9 30,5 66,7 6,8 2,4 2,1 3,1 3,8 2,0

4,8 7,9 16,4 37,7 50,0 12,4 11,7 2,5 3,0 4,7 2,0

4,5 7,1 14,9" 24,9 94,4 16,4 5,1 2.2 3,3 4,5 1,8

10,7 21,5 63,5 72,3 92,6 39,4 12,7 5,3 9,5 26,4 8,3

16,4 22,6 6,7 9,5

38,2 42,8 3,6 5,9

II. T r i e b - u n d S c h w ä c h e delikte : Unzucht mit Kindern . . . . Widernatürliche Unzucht . . . Abtreibung Kindestötung Fahrlässige Körperverletzung . I I I . N u t z - u. N o t d e l i k t e : Diebstahl: einfacher. . . . — Rückfall . . schwerer . . . — Rückfall . . Raub Unterschlagung Hehlerei, einfache Betrug Urkundenfälschung Eidesdelikte Glücksspiel Erpressung Kuppelei Zuhälterei



22,8 3,1 4,1 —

19,4 6,0 25,5 7,7 9,7 9,7 8,9 9,6 8,9



27,4 4,9 6,2 —

25,8 6,4 36,5 10,9 22,9 11,5 14,7 10,4 13,8



21,5 5,8 4,3 —

26,6 6,7 39,1 10,5 21,7 11,2 18,2 9,4 13,4



28,4 1,3 35,8 2,6 18,0 9,0 15,0 7,1 11,6



45,9 4,9 62,2 8,2 65,0 25,4 24,4 24,8 25,5





















') KKrimStat. 1882—1930 (HWKrim. I S. 853)

§ 6 III 2

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

1934

119

Zahl der verurteilten J ugendlichen") 1036 1937 1938 1939

1922

1924

1928

19111

12,5

7,4

5,8

5,3

10 959

14 939

21 765

16 942

15 084

2,6 5,2 19,0 39,5 44,4 6,5 4,5 1,7 2,4 7,6 1,8

2,8 4,4 12,8 22,0 60,0 7,3 2,0 1,1 2,2 3,9 1,3

2,9 4,0 10,9 13,4 85,0 3,3 2,2 0,9 1,7 3,2 0,8

2,6 4,1 9,3 13,1 53,3 3,3 2,6 0,8 1,8 3,4 0,7

80 271 258 29

135 443 427 50

241 749 751 56

178 574 419 56

186 521 480 42

8 6 101 33 71 39

7 4 137 21 54 31

17 11 225 37 95 50

5 8 161 37 100 22

10 3 141 29 77 30

17,9 17,2 3,4 11,0

17,5 14,8 2,5 4,2

17,5 20,7 4,1 10,1

16,1 14,6 3,8 11,3

(504)1) 121 133 6 284

763 481 82 7 563

1065 973 146 12 827

853 974 152 12 599

678 689 79 8 481



22,0 2,6 23,5 2,9 10,3 10,0 7,8 5,9 9,2



13,2 1,1 14,6 0,9 7,2 5,9 4,8 3,9 6,9



16,2 0,2 24,6 0,4 9,4 3,9 5,7 2,2 4,1



































3

)

3

)

3

)

15,2 | 7 096 0,2 | 5 326 | 6 831 | 9 519 20,8 | 1621 | 2 252 J 2 956 | 2 532 0,5 9,9 52 47 73 94 557 877 573 650 2,9 4032) 2682) 241 (294)2) 5,8 382 552 1,8 784 553 3,7 296 455 394 216 25 11 18 38 . 4,4*) — 29 42 32 45 — — 27 1 16 — 2 2 2 5 85 61 1 3 —

8

6 419 2 475 83 576 2982) 517 325 27 47 4 3 67

) RKrimStat. 1934 S. 22, 26 (für 1936 ff. die vorläufigen Mitteilungen). In der Ziffer bei „Unzucht mit Kindern" sind auch die Fälle des § 176 Nr. 1 u. 2 enthalten; in der Ziffer bei „Hehlerei" auch die erschwerten Fälle (§§ 258/61). *) Nicht mitgeteilt. 4 ) Nur für 1929 festgestellt. a

)

120

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 1112

Da die prozentualen Ziffern nur das Verhältnis der Jugendlichen zur Erwachsenen- und Gesamtkriminalität ausdrücken, gewinnt man keinen Eindruck von der wirklichen Höhe von der tatsächlichen Kriminalität der Jugendlichen; es sind daher zum Vergleich auch die tatsächlichen Verurteilungen angegeben, über die man von der RKrimStat. noch aus neuerer Zeit Auskunft erhält. So ist der Anteil der Jugendlichen am Betrug im Gegensatz zur Urkundenfälschung klein, ihre wirkliche Kriminalität aber groß; besonders augenfällig ist der Gegensatz beider Betrachtungen bei der Bahntransportgefährdung. Erst durch den Zusammenhalt empfängt man ein vollständiges Bild vom Stand der Jugendkriminalität, wobei allerdings als „Norm" (besser: als Vergleichsmaßstab) nur der Erwachsenenanteil zum Ausdruck kommt; man muß immer noch die statistisch nicht feststellbaren Wertgrößen, d. h. die Grade des Unrechts- und Gefährlichkeitsgehalts hinzunehmen. Erst dann vermag man (unter weiterer Berücksichtigung der mutmaßlichen Latenz!) die entscheidende Frage zu beantworten: W i e w e i t h a t d i e J u g e n d g u t o d e r s c h l e c h t a b g e s c h n i t t e n ? Wieweit hat sie sich (von ihrem Standpunkt, ihrem Können aus) bewährt? Jene Vorfrage für eine sachgemäße Behandlung und Bekämpfung. Auch die Änderungen der tatsächlichen Verhältnisse sowie der Gesetzgebung bedürfen selbstverständlich Beachtung (Geburtenausfall, JugendgerichtsG. v. 1923). M'ie man sieht, verläuft die Kriminalität der Jugendlichen in mehreren, sich zum Teil überschneidenden Wellenlinien; diese weisen mehrere Höhenpunkte auf, die eben verschieden zu bewerten sind, auch wenn sie ähnliche zahlenmäßige Anteile zeigen. Die außergewöhnliche Zeit um 1917 sieht die Kriminalität mit wenigen Ausnahmen um ein Doppeltes oder gar Vielfaches verdoppelt. Die Zunahme an sich ist wegen ihrer starken Umweltbedingtheit (Verrohung, Erziehungsmangel, Aufsichtslosigkeit, vorzeitige Berufsstellung) nicht so tragisch zu nehmen, da sie mit dem Wegfall der Bedingungen selbst wegfällt. Um 1922 sind die Anteile ähnlich wie in der Vorkriegszeit. a) Bei den Roheitsdelikten ist der Aufstieg steiler als bei den meisten Triebund vor allem als bei den meisten Nutzdelikten, mit Ausnahme des Raubes, der sich eben mehr als Gewaltdelikt erweist. Der überwiegende Grund des Kurvenanstiegs ist offenbar zunehmende Verrohung; und diese ist weniger besorgniserregend, da sie in den Kriegs- und ersten Nachkriegsverhältnissen gelegen ist und da sie vor allem der Jugendpsyche stärker entspricht. Sehr hoch ist der Anteil der Sachbeschädigung (die übrigens nach einer regionalen Untersuchung oben II 2 seltener ist); vor allem aber der Bahnbetriebsgefährdung, eines typischen Zerstörungsdelikts größten Ausmaßes, das zeitweise nur von Jugendlichen verübt wird. Sehr hoch ist der Anteil der Brandstiftung, die nach regionalen Untersuchungen (II 2) in neuerer Zeit mehr als Nutzungs- und Betrugs-, weniger als reines Vernichtungsdelikt vorkommt, bei Jugendlichen aber offenbar nur den letzteren Charakter trägt. Für Jugendliche ist auffallend hoch und gleichmäßig ihr Anteil an den Tötungsdelikten, zumal da diese oft oder meist Nutzmotiven entspringen, die bei Jugendlichen seltener sind; ferner die zum Teil ebenfalls

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hierher gehörigen auf Gewalt beruhenden Nutzdelikte Einbruchsdiebstahl und Raub. Baß alle diese Delikte verhältnismäßig geringen Schwankungen unterworfen sind, daß ihre Höhen- wie Tiefpunkte sich durch besondere Umweltverhältnisse (Krieg, erhöhter Jugendschutz seit 1923) erklären, zeigt die Verwurzelung dieser Roheitsdelikte in der jugendlichen Psyche. Dagegen liegen seltsamerweise u n t e r dem Normalsatz die übrigen, durchweg l e i c h t e r e n Gewalt- und Roheitsdelikte, vor allem die weitaus häufigsten: Körperverletzung und Beleidigung, aber auch Bedrohung, Hausfriedensbruch und nicht zuletzt Widerstand. Jedoch wohl nur scheinbar; als leichtere und der Jugendpsyche adäquate, beinahe ihre zweite Natur darstellende Angriffe unterliegen sie geringer Verfolgungsintensität, zumal in der Kriegs- und Nachkriegszeit, als Behörden und verletzte Privatpersonen von dringenderen Aufgaben erfüllt warenl). Gerade diese Taten sind die typischen Jugenddelikte, die wegen ihrer nicht weittragenden Folgen nicht verfolgt werden; sind sie dagegen von älteren Personen begangen, so besteht mehr Anlaß zur Verfolgung. So gelangt man zu dem eigenartigen Ergebnis, daß die t y p i s c h e n J u g e n d d e l i k t e e i n e n h ö h e r e n E r w a c h s e n e n a n t e i l aufweisen: ältere Personen sind deswegen strafbar, weil sie Eigenschaften besitzen und betätigen, die man den Jugendlichen eher verzeiht. Bei diesen typischen Jugenddelikten wird von den Einzeluntersuchungen eine ganze Reihe jener Eigenschaften festgestellt, die als typisch für Jugendliche erkannt wurden (oben 1 a): überschüssiges Kraftgefühl und Tatendrang, Schädigungswille und Zerstörungswut, Rache und Eifersucht, politische Motive und persönliche Streitigkeiten (Gelegenheit: Nachbarschaft, Arbeitsstätte, früher besonders im Wirtshaus oder nach Alkoholgenuß). Daß hierin aber kaum ein wesentlicher Unterschied von den nächstfolgenden Altersklassen besteht, ist nur ein Beweis für den Charakter dieser Straftaten als solcher des jüngeren Lebensalters. Speziell der Eintritt der Pubertät bietet dagegen den sehr häufigen Anlaß zu Brandstiftung und anderen gemeingefährlichen Delikten, wie der Bahnbetriebsgefährdung; zum Teil mag nur ein kindlich-spielerischer Wunsch, sich selbst als Urheber großen Unheils zu fühlen, dessen Tragweite der Täter nicht ermißt, maßgebend sein. Aber auch bei den Tötungsdelikten, besonders bei dem häufigen Mord durch die weibliche Jugend, entscheiden sexuelle Motive. b) Hoch ist auch der Anteil an den T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e l i k t e n . Aus der Pubertät erklären sich naturgemäß die meisten Sexualdelikte, deren Tragweite und Bedeutung der unreife Mensch oft nicht begreift; hinzukommt aber oft der ungünstige Einfluß der Umgebung, Verleitung und Anreizung, Anstachelung von Begierden und Neugier, begleitet nicht selten von Verlachen oder Mißachtung beim Zurückstehen. So ernst auch die Folgen und so dringend geboten Verhütungsmaßregeln sind, so gering wiegt oft die Schuld. Durchweg über dem Normalanteil stehen die Unzucht mit Kindern unter 14 Jahren, das häufigste i) Übereinstimmend für Körperverletzung: Räuber in v. Webers Thür. Unters. H. 8 1938 für LG.Bez. Rudolstadt (ein Sechstel aller Körperverletzen sind Jugendliche) und v. Weber Einzelforschungen 1939 S. 50. Für den Bezirk MünsterNordwest vgl. Wolters, Dlss. Münster 1942 (oben Tafel Ii).

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Sittlichkeitsdelikt überhaupt, und die beiden Fälle der widernatürlichen Unzucht, von denen der zweite Fall (Unzucht mit Tieren) einen noch höheren Anteil namentlich unter den älteren Jugendlichen (16—18) aufzuweisen scheintl). Auf diesem sozial so wichtigen Gebiet hatte die Jugendfürsorge keinen Erfolg, wenn man das Gleichbleiben der Kurven seit 1924 und den späteren Anstieg zugrunde legt; doch mag in den höheren Verurteilungsziffern auch die größere Intensität der Strafverfolgung zum Ausdruck kommen. Auch die Abtreibung verläuft in ziemlich gleichmäßiger Kurve. Der Anteil an Fahrlässigkeitsdelikten2) unterliegt größeren Schwankungen nach Tat, Jahr und Bezirk, Geschlecht und Beruf, Stadt und Land (vgl. oben II 2); als Verkehrsdelikte sind die fahrlässige Körperverletzung und Tötung mit Zunahme des Verkehrs im Steigen begriffen. Im Reichsdurchschnitt 1934/36 liegt der Anteil der Jugendlichen aber unter dem Normalsatz; bei der Tötung ist er höher als bei der Körperverletzung. Allerdings erreichen Nachlässigkeit und Leichtsinn des Jugendlichen vom objektiven Standpunkt sicherlich im Durchschnitt höhere Grade als beim Erwachsenen; die strafrechtlichen Anforderungen an die Jugendlichen und demnach der Grad der Verfolgungsintensität sind jedoch offenbar geringer. c) Die N u t z - u n d N o t d e l i k t e liegen an sich der Jugendpsyche ferner; sie sind normalerweise ein Erzeugnis reiferer Jahre, höherer Bildung und stärkeren kriminellen Willens. Um so schwerer wiegen sie, wenn sie schon bei Jugendlichen vorkommen. Nur der Diebstahl und besonders der den Gewaltund Roheitsdelikten näher stehende schwere Diebstahl entsprechen mehr der Jugendpsyche; demgemäß ist der Anteil der Jugendlichen von jeher bedeutend. Die größere Jugendfürsorge seit 1923 brachte nur ein zeitweiliges Sinken der Kurve; namentlich beim schweren Diebstahl stieg sie alsbald in beträchtliche Hohe, überall liegen die Ziffern über dem Normalsatz; beim schweren Diebstahl ist der Anteil doppelt so hoch, und seit 1928 steigt die Kurve unentwegt weiter. Auch nach Einzelunterauchungen (vgl. Tafel 11) ist der Diebstahl Jugendlicher in bedrohlicher Zunahme begriffen: 1931/39 um 4,3%; 1940/41 sogar um 22,1%; und 1941 bis Juli 1942 sogar um 37,9%3). Zu den Gründen werden gerechnet: strengere Verfolgung (besonders nach Einführung des Jugendarrests), aber auch bessere Gelegenheit während des Krieges, stärkerer Anreiz, wirtschaftliche Not, größere Bedürfnisse infolge beruflicher Beschäftigung, gesteigertes Verlangen nach seltenen Sachwerten. Der Anteil am Raub entspricht ungefähr dem Normalsatz; seine Kurve folgt dem des schweren Diebstahls. Etwas niedriger stehen die dem Jugendlichen ferner liegenden Verkehrsdelikte: Unterschlagung, Hehlerei, Betrug und Urkundenfälschung; die Hehlerei und die Urkundenfälschung nähern sich vielfach aber bedenklich dem Normalsatz. Auch sonst fällt ihre Höhe auf; da die ihnen zugrunde 1) Statistische Angaben f ü r 1928/30 bei Roesner HWKrim. I 854. 2) Für zwei Thüringer Bezirke ein Drittel der Täter bei fahrlässiger Brandstiftung und Körperverletzung! vgl. v. Weber Einzelforschungen s. 59. 8 ) Nach Uphoff wie oben II 2 c.

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liegenden Untugenden, Verschlagenheit, Ausbeutung, Lüge und Fälschung gerade der jugendlichen Seele verhaßt sind oder verhaßt sein sollten, erscheinen die hohen Anteile um so belastender für die Jugendlichenkriminalität, auch wenn man berücksichtigt, daß in diesen Fällen starke Umwelteinflüsse, günstige Gelegenheit und eigene Not entscheidend mitwirken. Oft geht dem Jugendlichen, wie übrigens auch dem weniger gebildeten Erwachsenen, die nötige Kenntnis von der Strafwürdigkeit und der objektiven Tragweite der vier Delikte ab, besonders der Hehlerei und der Urkundenfälschung; es ist erstaunlich, mit wie naiven Gründen der Täter seine Handlung vor sich und anderen zu rechtfertigen sucht. Bei den beiden anderen Delikten herrscht vielfach der Glaube, daß geringe Geld- oder Sachwerte behalten werden dürften. Nach Einzeluntersuchungen setzt sich ein großer Teil dieser Täter bezeichnenderweise zusammen aus kaufmännischen Lehrlingen, aus Hilfspersonen in größeren Betrieben und aus Hausangestellten!); die mangelnde Vorstellung von ihren neuen Aufgaben und ungewohnten Pflichten vermag natürlich nur bis zu einem gewissen Grade ihr Tun zu entschuldigen. Die Gewöhnung an derartige Handlungen, von denen ein großer Teil unentdeckt oder unverfolgt bleibt, reizt zur Wiederholung bei günstiger Gelegenheit und gefährdet die nächste Umgebung durch Ansteckung. — Von sonstigen schweren Delikten sind bei Jugendlichen häufiger anzutreffen: Meineid und falsche Anschuldigung sowie Glücksspiel2). Die Kurven durch die Jahrzehnte wie durch die Altersstufen weisen allerdings starke Schwankungen auf und lassen sich wegen der niedrigen Zahlen nicht auswerten. Im übrigen darf auf Ausführungen zu den Lebensaltern (II 2) verwiesen werden. 3. Zur G e s a m t e n t w i c k l u n g der Jugendlichen-Kriminalität sei noch folgendes hervorgehoben: a) Verfolgt man den A n t e i l d e r J u g e n d l i c h e n a n d e r G e s a m t k r i m i n a l i t ä t , also ihr Verhältnis zu den Erwachsenen, so läßt sich ein nicht ungünstiges Ergebnis für die Jugendlichen feststellen, wenn man von der Kriegszeit absieht; im Grunde ist es beinahe ein Gleichbleiben. Denn der Rückgang seit 1924 infolge des erhöhten Jugendschutzes durch JGG. 1923 führt schon 1925 wiederum zu einem ungefähren Gleichbleiben, wenn auch auf geringerer Höhenlage. Hiervon zu trennen ist die Entwicklung der tatsächlichen Kriminalität; dort ist eine Zunahme festzustellen, die im ganzen der Zunahme der Gesamtkriminalität entspricht. Diese Kurve 3 ) läßt allerdings einige Höhepunkte erkennen, wobei sich fragt, ob sie die Jugend im Ergebnis nicht stärker belasten. Der erste Höhepunkt erfolgt 1892 und eilt dem Gipfel der Erwachsenenkriminalität nur um einige Jahre voraus, erhält sich dafür aber auf einige Jahre; die zweite Höhe fällt auf das Jahr 1906, während die Gesamti) Vgl. v. Weber Einzelforschungen S. 50 sowie die Arbeiten von Mumdey und Schütze. ») Roesner HWKrim. I 855 sowie die oben zu II 2 genannten Arbeiten über falsche Anschuldigung, Meineid und Glücksspiel (b, g, h). 3) Veranschaulicht von BKrimStat. 1927 S. 62. HWKrim. I S. 841, 844.

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kriminalität 1908 die Spitze erreicht (für beide Kurven sind dies die höchsten Erhebungen); eine dritte Höhe liegt kurz vor dem ersten Weltkrieg, sie ist für die Jugendlichen geringer als für Erwachsene. Zu den Gründen des Anschwellens mögen gehören einmal vermehrte sozialpolitische Strafbestimmungeni), sodann überhaupt allgemeiner Wohlstand, der namentlich in einer Zunahme der reinen Angriffs-, vor allem der eigentlichen Wohlstandsdelikte sowie in einer verstärkten Verfolgungsintensität zum Ausdruck gelangt. I n und sofort nach der Kriegszeit 1919 beobachtet man das umgekehrte Verhältnis: der großen Abnahme der Erwachsenenkriminalität entspricht eine gewaltige Zunahme der jugendlichen; und als die Erwachsenen in den Inflationsjahren auf eine noch nie dagewesene kriminelle Höhe steigen, befinden sich die Jugendlichen schon wieder im Rückgang. Die Gründe liegen, wie erwähnt, in der Eigenart der Umweltverhältnisse sowie der vorherrschenden Deliktsgruppen (ohne die letzteren kann man dieses Abwechseln nicht verstehen). Aber wir erkennen zugleich eine s o z i o l o g i s c h e Gesetzmäßigkeit, daß die J u g e n d l i c h e n in der E n t w i c k l u n g d e r K r i m i n a l i t ä t d e n E r w a c h s e n e n o f t (aber offenbar nicht immer) v o r a u s g e h e n : 1918 erreichten die Jugendlichen den absoluten Höhepunkt, erst 1923 die Erwachsenen. Die Höhe, die 1923 von den Jugendlichen erstiegen wird, sticht weniger hervor als die der Erwachsenen. Seit der großen Senkung 1924 steigen die Jugendlichen wieder im Zickzack heran, während die Erwachsenen allmählich um einiges zurückgehen. Die Jugendlichen erreichen 1932 wieder einen Höhepunkt und gehen alsdann bis 1934 zurück, während die Erwachsenen beständig bis zu diesem Jahr, dem letzten Berichtsjahr der RKrimStat. zurückgehen (vgl. die beiden Tab. RKrimStat. 1934 S. 19)2). Nach den Ergebnissen f ü r 1936 weisen die Jugendlichen zwar eine absolute Zunahme auf, jedoch einen Rückgang der Kriminalitätsziffer (RKrimStat. 1934 S 29); denn 1934 waren die ersten geburtsstarken Jahrgänge in das Strafmündigkeitsalter (ab 1920) getreten, weswegen eine Zunahme der absoluten Ziffern ebensowenig zum Nachteil der Jugendlichen überhaupt aufgefaßt werden kann, wie ein Rückgang der Kriminalität seit 1924 (Heraufsetzung der Strafmündigkeit von 12 auf 14 Jahre) zu ihrem Vorteil auszulegen ist. Im Altreich betrug die Zahl der Jugendlichen 1934 nur 2933; 1935 schon 3552 und 1940: 4467. i) So Roesner a. a. O. S) Nach den Tab. bei Roesner HWKrim. S. 842/43 scheint das Ergebnis zu sein: vor dem ersten Weltkrieg Z u n a h m e bei den Jugendlichen u m 16,5, bei den Erwachsenen u m 17,7; und sodann 1930 gegenüber 1924: A b n a h m e bei den J u g e n d lichen um 30,3, bei den Erwachsenen n u r u m 21,0 °/n. Also hiernach beidemal günstig f ü r die Jugendlichen. Dabei ist aber zu beachten, daß Roesner das J a h r 1924 zugrunde legt, als die Jugendlichen noch nicht u n t e r voller Einwirkung des JGG. ihren vollen Tiefstand erreicht haben. Legt man schon das folgende J a h r 1925 zugrunde, so ergibt sich eine Z u n a h m e wie bei den Erwachsenen.

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Die rückläufige Bewegung setzt sich bis 1939 insofern fort, als sich auch die Kriminalitätsziffern verringern (KrimStat. 1935/36 S. 29+). Es ist jedoch zu beachten, daß in dieser dem zweiten Weltkrieg vorausgehenden Zeit ein großer Teil der Jugendlichen durch militärische Verbände erfaßt und die Gelegenheit zu Ausschreitungen in kriminologisch zu begrüßender Weise genommen oder beschränkt war, daß trotzdem aber gewisse Delikte nach obiger Tafel eine Zunahme aufwiesen: 1937 besonders Gewalt- und Roheitsdelikte, aber auch schwere Nutzdelikte (Erpressung im dauernden Anstieg bis 1939) sowie wichtige Unzuchtsdelikte. b) Bisher wurde die Entwicklung der Jugendkriminalität beiderlei Geschlechts dargestellt; es kam dabei vor allem die männliche Kriminalität zum Ausdruck. Die w e i b l i c h e J u g e n d k r i m i n a l i t ä t beträgt davon zu Anfang (seit 1882) 20,7%, also ein ähnlicher Satz wie die weibliche Kriminalität überhaupt an der Gesamtkriminalität. Sie verläuft ziemlich gleichmäßig und beträgt gegen Schluß der Vorkriegszeit nur noch 15%, das ist etwas weniger als der Anteil der weiblichen Kriminalität an der Gesamtkriminalität um diese Zeit. Im ersten Weltkrieg steigt auch sie aus ähnlichen Gründen wie die männliche; nach kurzem Fallen der Kurve seit Kriegsende steigt sie noch einmal 1921, um sodann beständig zurückzugehen (RKrimStat. 1934 S. 19 mit HWKrim. I S . 841). D i e w e i b l i c h e J u g e n d s c h n e i d e t g ü n s t i g e r ab nicht nur als die männliche Jugend, sondern auch als die weibliche Erwachsene (HWKrim. I 84 mit 581). c) Um zu einer endgültigen Bewertung zu gelangen, muß man noch die b e r u f l i c h e n und w i r t s c h a f t l i c h e n sowie die sonstigen Besonderheiten in Rechnung stellen; vor allem gilt es aber, die r e g i o n a l e n E i g e n t ü m l i c h k e i t e n zu berücksichtigen (ein allerdings unvollkommenes Bild nach den Oberlandesgerichtsbezirken vermittelt RKrimStat. 1934 S. 18, nach einigen großen Städten HWKrim. I S. 851). Endlich sind die V o r b e s t r a f t e n a n t e i l e sowie die Arten der Vorstrafen in Betracht zu ziehen. Man wird feststellen dürfen, daß die Jugendlichen relativ nicht stärker, aber auch nicht weniger als die Erwachsenen kriminell belastet sind; die hohe Kriminalität während des Krieges belastet sie wegen starker Umweltbedingtheit nicht mehr, wie sie der spätere Rückgang nicht entlastet. Wohl aber werden sie dadurch stärker belastet, daß sie trotz (oder wegen) günstigerer wirtschaftlicher Lage und früherer beruflicher Einstellung nach dem ersten Weltkrieg stärker auch zu Nutzdelikten neigen, die ihrer Wesensart ferner hegen. Mit ihrer früheren Reife, ihrer angeblich größeren Bildimg und Erfahrung sowie ihrer angeblich früheren Befähigimg zu beruflichen Aufgaben mögen die einst typischen Jugenddelikte zurückgegangen sein: die Gewaltdelikte, jene Gelegenheits-, Affekt- und Zufallsdelikte, Fälle akuter oder subakuter Kriminalität mit einfachem oder artverwandtem

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Rückfall. Statt dessen hat sich aber in die Kreise der Jugend das gefährlichere Gebiet der Nutz- und Notdelikte vorgeschoben und damit der Anfang schwerer chronischer Kriminalität Eingang verschafft. Die Frühreife brachte der Jugend als Geschenk die reifere Kriminalität mit. Die Jugendkriminalität wurde erst jetzt zum wahren Problem: schon bei der Jugend und gerade bei ihr gilt es, den Herd der Schwerkriminalität zu ergründen. Die Jugend selbst kann für diese Entwicklung nicht oder nicht voll verantwortlich gemacht weiden; ungünstige Umweltverhältnisse haben sie herbeigeführt. Die Jugend selbst hat mit ihrer Aufnahmefähigkeit sich aber als das „schwache Geschlecht" gezeigti). 4. Die B e h a n d l u n g d e r J u g e n d k r i m i n a l i t ä t , eines der großen praktischen Probleme, ist nach den obigen Ergebnissen verschieden nach der Art der begangenen oder zu befürchtenden Delikte und nach der Art der Persönlichkeiten zu gestalten. Folgende Gruppen kommen in Betracht: a) S p e z i f i s c h e J u g e n d a l t e r s d e l i k t e ; hier ist S t r a f e n u r b e i E x z e ß , d. h. besorgniserregender Überschreitung des normalen Mali es, geboten, eo vor allem bei lötung, Raub, schweren Verletzungen und Gefährdungen. Sonst sind Sicherungs- und Erziehungsmaßre^eln zu erwägen. — b) H a 11 l o s i g k e i t , Unsicherheit, übergroße Schwäche und Triebhaftigkeit, „Bummeln", Sexualdelikte, auch leichtere Diebstähle; hier haben stregen Erziehungsmaßregeln einzusetzen. Daneben kommen weniger eigentliche Strafen als strafähnliche Maßregeln (unter Wahrung der Ehre) in Betracht, wie der seit 1940 eingeführte Jugendarrest (und Wochenendkarzer), über den noch weitere Erfahrungen abzuwarten sind2). — i) Die w e r l v o l l e n E r m i t t l u n g e n d e r Deutschen V e r e i n i g u n g f ü r J u g e n d g e r i c h t e u n d J u g e n d g e r i c h t s h i l f e n auf G r u n d statistischer U m f r a g e n (vgl. e t w a Bericht v o n K t l n e m u n d in Z S t r W . 59 S. 184 f ü r 1936/37 m i t Ubersicht ü b e r die f r ü h e r e n B e richte) suchen u. a. die B e z i e h u n g e n zu den v e r s c h i e d e n s t e n sonstigen F a k t o r e n zu k l ä r e n , so zu den g r ö ß e r e n S t ä d t e n (in 3 G r u p p e n ) , zu d e n F a m i l i e n v e r h ä l t nissen, d e n Bei U r g e m e i n s c h a f t e n u n d d e r Wirtschaftslage, z. B. d e r A r b e i t s l o s e n f r a g e . Auch die wichtigsten u n d häutigsten J u g e n d d e l i k t e w e r d e n h e r v o r g e h o b e n ; als solche w e r d e n a n g e s e h e n (in dieser Reihenfolge): Sittlichkeitsverbrechen, K ö r p e r v e r l e t z u n g , Diebstahl, R a u b , T o t u n g s d e l i k t e ( d a r u n t e r auch A b t r e i b u n g ) , M o r d i n s b e s o n d r e , s c h w e r e r Diebstahl, U n t e r s c h l a g u n g , seit 1936 endlich a u c h B e t r u g . Die Z a h l e n f ü r die einzelnen S t ä d t e ( u n t e r d e n e n ü b r i g e n s wichtige G r o ß s t ä d t e nicht g e n a n n t w u r d e n ) sind jedoch d e r a r t verschieden, daß ursächliche Z u s a m m e n h ä n g e k a u m zu e r k e n n e n sind. So d a n k e n s w e r t die F e s t s t e l l u n g e n u m I h r e r selbst willen u n d zwecks s a c h g e m ä ß e r B e h a n d l u n g d e r J u g e n d t ä t e r sind, so bleiben doch m a n c h e Wünsche offen. Mit d e m r e m z a h l e n m ä ß i g e n Bericht, w i e e r b e s o n d e r s d e n Tabellen in Z. 59 S. 187 ff. z u g r u n d e liegt, ist noch nicht die A u s w e r t u n g s f l a g e gelöst; die einzelnen D e l i k t s t y p e n m ü ß t e n in i h r e n Bez i e h u n g e n zu d e n oben g e n a n n t e n F a k t o r e n u n t e r s u c h t w e r d e n . Bei d e n B e r u f e n m ü ß t e a n g e g e b e n w e r d e n , welche z a h l e n m ä ß i g e Beziehung zwischen d e n s t r a f fälligen J u g e n d l i c h e n e i n e r B e r u f s g r u p p e u n d den sämtlichen in i h r t ä t i g e n J u g e n d l i c h e n b e s t e h t (Z. 59 S. 202, 205). Richtig b e t o n t w i r d (Z. 54 S. 94), d a ß d e r .rebellische" J u g e n d l i c h e (d. 1. u n s e r A n g r i f l s t ä t e r ) „pädagogisch a n s p r e c h b a r e r " ist als d e r „apathische" J u g e n d l i c h e (d. i. u n s e r Schwächetyp.) I n t e r e s s a n t ist d i e Feststellung (Z. 54 S. 111), d a ß die „Eigentumsdelikte" e t w a 60 •/» aller J u g e n d d e l i k t e a u s m a c h t e n u n d d a ß die K r i m i n a l i t ä t d e r Mädchen sich f a s t g a n z auf sie konzentrierte. ) Bericht nach d e m S t a n d E n d e 1942 v o n P e t e r s in MonSchr. K r i m B i o l . 1942 S. 173. M e h r e r e P e i t r ä g e , P r o b l e m e d e r S t r a f r e c h t s e r n e u e r u n g , i n d e r F e s t s c h r i f t f ü r K o h l r a u s c h 1944.

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c ) J u g e n d w i d r i g e D e l i k t e atypischer Natur; es sind die eigentlichen „kriminellen Jugendlichen", die vor allem über das durchschnittliche Maß der bei Jugendlichen üblichen Anlage- und Umwelteinflüsse insbesondere Nutz- und Notdelikte einschließlich Fälschungsdelikte begehen. Dies ist jenes Gebiet, das wir früher als kriminell vollwertig bezeichneten, denen gegenüber die Angriffsdelikte, insbesondere die Gewalt- und Roheitsdelikte, gewissermaßen nur die Vorstufe darstellen, wie die Schwächedelikte einen Nachtrag und Nachglanz: eine Betrachtung, die so recht von den Lebensaltern her und speziell von den Jugendlichen aus gewonnen wurde. Bei den Jugendlichen sind derartige, eigentlich kriminelle Handlungen als besorgniserregende Symptome möglicher chronischer Kriminalität anzusehen. Bezeichnend ist, daß in dieser Gruppe die Jugendlichen keinen festumgrenzten Kreis darstellen, wie in der Gruppe zu a, sondern allmählich in die nächstfolgenden Altersstufen übergehen, wie ja auch in dieser Hinsicht die Klassen der „Halberwachsenen" und auch noch der „jungen Erwachsenen" (18—21 und selbst 21—25) vielfach eine ähnliche Behandlung verdienen wie die Jugendlichen. Und wenn der vom Gesetzgeber getroffene Einschnitt des 18. Lebensjahres so oft als willkürlich empfunden und wenn eine andere (oder gar keine) Regelung empfohlen wurde, so trifft diese Erwägung in der Tat für diese Gruppe c, aber natürlich nicht für die Gruppe a, weniger auch für die Gruppen b und d zu. In diesem Bereich ist auch gegen Jugendliche Strafe, unter Umständen entehrende scharfe Strafe, als Sühne und zur Bekämpfung geboten; hier erweist sich die häufige Parole, daß Jugendliche nicht in das Gefängnis oder überhaupt nicht vor den Strafiichter gehören, als irrig. Als „Ergänzung" kann Erziehung eintreten, hier mit RJGG. v. 6. 11. 1943 besser genannt: Zuchtmitteli). Also gerade das umgekehrte Verhältnis wie bei Gruppe a. — Im Einklang hiermit steht die in dieser Fassung anfangs wundernehmende Bestimmung der VO. v. 4. 10. 1939 (noch weitergehend RJGG. v. 6. 11. 1943 § 20 Abs. 1), daß das Gericht gegen Jugendliche das allgemeine Strafrecht, also insbesondere die gegen Erwachsene zulässigen Strafen, Sicherungs- und Besserungsmaßregeln anwenden kann, wenn der Täter nach seiner geistigen und sittlichen Entwicklung einer Person über 18 Jahre gleichzuachten ist und wenn die bei der Tat gezeigte, besonders verwerfliche verbrecherische Gesinnung oder der Schutz des Volkes eine solche Bestrafung erforderlich macht. Die Bestimmung dient zunächst der Vorbeugung; es sollen die üblen Einwirkungen des ersten Weltkriegs, das Anschwellen der Jugendiichenkriminalität, verhütet werden. Sodann soll aber, wie oben wiederholt betont wurde, die wirklich kriminelle i ) G a n z ä h n l i c h I m E r g e b n i s die G u t a c h t e n v o n Schaffstein und C l o s t e r m a n n Z S t r W . o«, 7 4 j (1ÜJ8) u n d v o n C l o s t e r m a n n , S c h m i t z , S e e l i g , S i e v e r t s u n d V i e r n s t e i n a u f dem R o m . K o n g r e ß 1938. Vgl. die r e i c h e L i t . i m A n s c h l u ß a n R J G G . v . 1.11. 43 (bei K . P e t e r s K o m m . 2. A . 44).

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

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Gesinnung, wie sie in gewissen Delikten hervortritt, durch Sühnestrafe und möglichst resozialisierende Maßregeln getroffen werden. Auch RG. 74, 307 (1940) legt auf die Voraussetzung der besonderen Verwerflichkeit der Gesinnung entscheidendes Gewicht. Diese „kriminellen Frühreifen" bilden ein Gegenstück zu den spätreifen „Halberwachsenen", bei denen die typische Eigenschaft der Jugendlichkeit sich über die gesetzliche Zeitgrenze hinaus erhält. — Neben dieser eigentlichen Kriminalität gibt es noch zwei für die Jugendpflege hochwichtige Gebiete, das sozialpolitische und das psychiatrisch-hygienische: d) V e r w a h r l o s u n g der Jugend ist entweder mittelbar eine Folgeerscheinimg der obigen eigenen Handlungen der Jugend unter ungünstigen Umweltverhältnissen, oder sie wird unmittelbar durch derartige schlechte Umwelteinflüsse herbeigeführt, die in der Familie oder der weiteren persönlichen Umgebung des Täters, seinem Bekanntenkreis oder in der allgemeinen wirtschaftlichen oder politischen Lage begründet sein können. Hier ist, soweit möglich, Beseitigung der Mißstände zur Sicherung und Vorbeugung, evtl. Anstaltsbehandlung, anzustreben. e) P a t h o l o g i s c h e F ä l l e erfordern auch hier eine besondere, der Jugendpsyche angepaßte Heilbehandlung. Hier ist aber die Abgrenzung von den Gruppen a und b oft nur mit großen Schwierigkeiten durchzuführen!) ; mitunter vereinigen sich beide Gruppen, so daß sowohl Heilwie Erziehungs- und sonstige Sicherungsmaßregeln anzuordnen sind. Dieser Grundriß ergibt sich unmittelbar aus den vorstehenden kriminologischen Ausführungen; diese Aufgabe allein sollte hier gestellt werden. Die Gruppierung ähnelt in vielen Punkten früheren, von anderem Ausgangspunkt unternommenen Einteilungsversuchen2). Es bedarf noch einmal'zur Vermeidung von Mißverständnissen der Hervorhebung, daß die unseren Gruppen zugrunde liegenden Typen nicht nach den gesetzlichen Tatbeständen (Tötung, Diebstahl, Betrug) gebildet werden sollen, sondern nach den kriminologischen Grundtypen (reiner Wesenstyp der Tötimg, des Diebstahls usw., Mischtypen: Nutzungs-, Schwächetyp usw.) sowie nach den Erscheinungsformen der akuten und chronischen Kriminalität. Auch diese Erkenntnisse sind den mannigfaltigen Aufgaben der Jugendfürsorge dienstbar zu machen. 1) Daß die wahre Ursache der Verwahrlosung in Krankheit liegt, wird von Erziehern mitunter verkannt oder unterschätzt, was im einzelnen Stutte in „Der öffentliche Gesundheitsdienst" 1941 B S. 178, 201 ff. nachweist und hiermit manche Fehldiagnosen u n i Fehlbehandlungen aufdeckt. 2) So von Stumpf! Die Ursprünge des Verbrechens 1936, Sieverts in MonSchr. für Straffälligenbetreuung und Ermittlungshilfe 1939 H. 10, Gregor in Z. für psych. Hygiene 1942 S. 87, der 824 Jugendliche und Minderjährige bei ihrer Entlassung aus dem Jugendgefängnis Heilbronn 1940 untersucht hat: unter den Leichtkriminellen waren 25 •/• psychopathisch, 6,4 '/• debil, der Rest psychisch normal, während unter „Anlagekriminellen" (offenbar Fälle der schweren oder chronischen Kriminalität) nur 3,23 "/• psychisch normal, dagegen 80,64 •/• psychopathisch und nur 1,14 '/> debil waren.

§ 6 IV1

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Über die normative Bedeutimg des RJGG. v. 6. 11. 1943 vgl. meine Allg. StrL. 1949 § 36 I I I . Zu den gefährlichen Neuerungen gehört die Überschreitung der Altersklasse vom 14. bis 18. Jahr nach unten (ab 12. Jahr) sowie die Ausdehnung der Strafe auf abartige, aber schuldlose Psychopathen (§ 3 Abs. 2, § 20 Abs. 2). IV. Erbanlage 1. S t a n d d e r F r a g e . Frühere Ansichten hatten die Bedeutung der Erblichkeitseinflüsse vernachlässigt und unterschätzt; neuere Forschungen führten unter Hervorkehrung biologischer Ziele zu einer Übertreibung und Zuständigkeitsüberschreitung. Noch jetzt sind es meist Biologen, die den Einfluß der Anlage überschätzen, während Soziologen und vor allem Sozialpädagogen mangelnde Erziehung oder Erziehbarkeil bei bösem Willen auch dort betonen, wo unvermeidbares Erbgut vorliegt. Will man die Fehler und Irrtümer, die Einseitigkeiten und Übertreibungen vermeiden, so sind zwei Gesichtspunkte zu beobachten: einmal gilt es, den Gegenstand der Vererbung möglichst genau zu bestimmen und nicht nur, wie bisher, von den Umwelteinflüssen, sondern auch, was oft übersehen wurde, von dem freien Willensentschluß abzugrenzen. Sodann ist, was bisher unterlassen wurde, eine Differenzierung nach Typen anzustreben, bei denen die Vererbbarkeit ganz verschiedene Bedeutung und Stärkegrade annimmt. Demgegenüber beschränkte man sich meist auf eine gewiß sehr dankenswerte umfangreiche Tatsachenforschung, die aber die leitenden Gesichtspunkte nicht genügend hervortreten ließ. So stellte man im Wege der statistischen Sippenforschung, durch die Untersuchung von Verbrecherstammbäumen und besonders durch die Zwillingsforschungi) fest, daß die Kinder, und zwar besonders die Söhne bestimmter Verbrecher zu gewissen Prozentsätzen straffällig wurden2); es fragt sich nur, nach welcher Richtung und vor allem aus welchen Gründen, ob wirklich wegen Vererbung krimineller Eigenschaften. Aufschlußreich sind sodann Parallelen zur Erblichkeit von kulturellen Begabungen sowie von Krankheiten und besonders Geisteskrankheiten; es sind aber nur Parallelen, die gerade die völlige Verschiedenheit von der Erblichkeit auf kriminellem Gebiet lehren sollten. 2. G e g e n s t a n d d e r V e r e r b u n g , a) Gegenstand sind nicht kriminelle Eigenschaften; sie werden ebensowenig vererbt wie moralisch« Untugenden. Vererbt werden nur gewisse spezifisch persönliche (s. unten b) 1) Lange Verbrechen als Schicksal 1929. Kranz Lebensschicksale krimineller Zwillinge 1936. Stampfl Erbanlage und Verbrechen 1935; Die Ursprünge des Verbrechens 1936; Bandb. d. Erbbiologie des Menschen 5, 1939, S. 368, 1223 ff. Exner KrlmBiol. 1939 S. 149. v. Neureiter KrlmBlol. 1940 S. 31. Mezger KrlmPol. 194C S. 109. Daselbst w. Llt, 2) Nach Exner 163 fast die Haute, ein großer TeU wieder rückfällig (nach Untersuchungen in der Sicherungsanstalt in Straubing an 159 Vätern von Kinder« und Stiefkindern). 9 Sauer, Krimlnolcfi«

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V o r a u s s e t z u n g e n d e r K r i m i n a l i t ä t (dieses Grundthema bildete den Ausgangspunkt, oben § 5); vererbt werden nur die Potenzen, nicht die Tendenzen (oben § 4); nur habituelle Empfänglichkeiten, Dispositionen und Fähigkeiten, nicht die Leistungen; nur die Eignung, nicht die Neigung. E s ist wie bei gewissen Infektionskrankheiten und bei gewissen kulturellen Leistungen; nicht diese selbst werden übertragen, sondern nur gewisse Anlagen, der günstige Boden f ü r die Keime. Bei den Nachkommen erster Kulturträger beobachtet man oft einen Zug ins Große, nur auf anderem Gebiete; ebenso zeigen die Kinder von Schwerverbrechern die Anlage zu Taten, die sich kriminell oder wenigstens moralwidrig in ganz anderer Richtimg auswirken. Die Kinder gewerbsmäßiger Betrüger können sich frei von Kriminalität halten, besitzen aber nachweislich oft Fähigkeiten, die sie zum Lügen und Ausbeuten, zum Geschäftemachen im besseren Sinne, zum Verdienen und Erwerben, ja zum gewandten kulturellen Schaffen verleiten und anleiten. Vererbt wird nicht der Kriminalitätserreger selbst, wohl aber der geeignete Herd, auf dem sich dieser entwickeln und auswirken kann. Wenn man feststellt, daß lügnerische Eltern ebensolche Kinder besitzen, so läßt sich die Vererbung derselben Eigenschaft doch nicht nachweisen; beobachten kann man jedoch die Anlage zu deren Entwicklung und gewisse günstige TJmweltlagen, das böse Beispiel und die nachlässige Erziehung. b) Vererbt werden nicht alle Voraussetzungen der Kriminalität, sondern nur die s p e z i f i s c h p e r s ö n l i c h e n , die nach früherer Lehre (Weismann) zum Keimplasma nebst den Determinanten gehören, nach neuerer Forschimg (Baur-Fischer-Lenz)i) den Genotyp im Gegensatz zum Phänotyp des Menschen bilden, wobei unter Genotyp das Erbbild als Inbegriff der die individuelle Struktur bestimmenden Potenzen, unter Phänotyp das äußere Erscheinungsbild des Organismus als Inbegriff der erkennbaren Merkmale verstanden wird. Die entscheidende Frage ist also, welche Merkmale zum Genotyp gehören, die „Konstitution", die „Keimfaktoren", das grundlegende „Essentiale" ausmachen. Die Frage läuft auf die Feststellung hinaus, welche Voraussetzungen, insbesondere welche Determinanten, welche Potenzen im konkreten Einzelfall zur Erbanlage gehören und welche von außen erworben und alsdann erst zum Bestandteil der Persönlichkeit werden. Der Gegensatz deckt sich im ganzen mit dem alten Gegensatz von Anlage und Umwelt, sofern man zur Anlage nur die Erbanlage rechnet und sofern man ferner eine Vererbung der von außen (aus der Umwelt) erworbenen Potenzen ausschließt. Da die Kriminologie nicht selbst Erbbiologie zu reinen Erkenntniszwecken betreibt, hat sie sich auf eine Übernahme der gesicherten erbbiologischen Erkenntnisse zum Zwecke ihrer Verarbeitung und Verweri) Menschliche Erblichkeitslehre I 4. und 5. A. 1936/40.

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tung für ihre eigenen Aufgaben zu stützen: für die Bewertung auf Gefährlichkeit (Verwerflichkeit) und für die Wahl der sachgemäßen Behandlungsweise. c) Der I n h a l t der sich vererbenden Erscheinungen kann alle körperlichen und geistigen Zustände umfassen. Eine frühere Auffassung suchte die Vererbung moralischer Qualitäten in Abrede zu stellen, um die ethische und rechtliche Verantwortung zu retten; sie verkannte, daß nach der Vererbungstheorie sich nicht die Tugenden und Untugenden, sondern nur die Potenzen und Dispositionen vererben können. — Eine andere, auch jetzt noch nicht genügend geklärte Frage ist, wieweit sich die Erbfaktoren der Vorfahren bei den Nachkommen in der gleichen, ähnlichen oder auch verschiedenen, ja scheinbar grundverschiedenen Weise äußern können. Im normalen, kulturellen Leben weiß man längst, daß hervorragende Künstler vielfach als ihre Nachkommen hervorragende Forscher und umgekehrt, hervorragende Ärzte als Nachkommen hervorragende Staatsmänner oder Feldherrn und umgekehrt aufzuweisen habeni). Eine überdurchschnittliche Befähigung springt oft um und äußert sich in diesen durch die Erfahrung oft bestätigten Fällen auf verschiedenen gegenteiligen Gebieten, die sogar entgegengesetzte Fähigkeiten voraussetzen. Und doch liegt gewiß eine Vererbung vor. Zur Ergründung muß man, um den Gegenstand der Vererbung zu erfassen, schon recht tief schürfen. Es sind im -innersten Grunde gewisse Wert-Potenzen, Wert-Dispositionen, Wert-Modelle, auf denen sich wahre Werte (Wert-Monaden) durch den Schöpfungsakt des freigestaltenden Willens erheben können. Auf Grund einer derartigen glücklichen Veranlagung werden die Nachkommen, oft durch gewisse Umwelteinflüsse auf einen anderen Beruf geführt, in den Stand gesetzt, sich auf völlig verschiedenem Gebiet schöpferisch-hervorragend zu betätigen. Auch kulturell unbedeutende oder gar asoziale Potenzen können sich durch Erbfolge und Umweltveränderungen zu kulturell schöpferischen Leistungen veredeln. So bemerkt man in Hegels Geschichtsphilosophie charakteristische, seinem Werk die Eigenart verleihende Spuren des väterlichen Berufs, der ein schematisches Einregistrieren mit bürokratischem Ordnungssinn erforderte. Und so glaubt man in Beethovens Kunst eine eigenartige Paarung der entgegengesetzten, asozialen Eigenschaften der Eltern zu erkennen: der jähzornig aufbrausenden Leidenschaft des trunksüchtigen Vaters und des zarten, innigen Empfindens der durch Krankheit und unglückliche Ehe gedemütigten Mutter. i) Nach einer Mitteilung E. Rüdins auf der Versammlung des Stiftungsrats der Deutschen Forschungsanstalt f ü r Psychiatrie sind auffallende Begabungen bei rd. 22 V« der Väter und rd. T'/i der Mütter von Wissenschaftlern festgestellt und bei rd. 46 •/• der Väter und rd. 23 •/« der Mütter von Künstlern. Unter den Kindern von Wissenschaftlern waren rd. 19 •/«, unter den der Künstler rd. 35 •/« aufteilend begabt. Die höheren Ziffern bei den Künstlern dürften auf der leichteren Erfaßbarkeit der künstlerischen Begabung gegenüber der wissenschaftlichen beruhen (nach einer Wiedergabe des Vortrags In der Dt. Ailg. Zeitg. v. 20.10.1941).

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§6 IV 2

Ähnlich lassen sich auch auf kriminellem Gebiet zwei Gruppen erkennen : aa) Zuerst die bekannte Erfahrungstatsache : k r i m i n e l l e V o r f a h r e n erzeugen kriminelle Nachkommen. Zu unterscheiden sind folgende Möglichkeiten: Es vererbt sich zwar nicht das Delikt, aber die D i s p o s i t i o n zu einem Delikt oder vielmehr zu einem Deliktstyp (Deliktsgruppentyp) ; d . h . : die Disposition des Vorfahren zur Körperverletzung vererbt sich als Disposition zum Gewalt- und Roheitsdelikt und kann in dem Nachkommen bei geeigneter Umwelt und entsprechender ethischen Einstellung des eigenen Willens ein zu dieser Gruppe gehöriges Delikt hervorrufen, also wieder eine Körperverletzung, aber auch eine Sachbeschädigung, Brandstiftung, Tötung, Nötigung (nebst Raub und Erpressung). Dagegen kann sich dispositionell ein reines Angriffsdelikt (Gewaltdelikt) m. E. nicht als ein zu einer völlig verschiedenen Deliktsgruppe gehöriges Delikt vererben, also z. B. als Nutz- und Notdelikt (Diebstahl, Hehlerei); auch nicht umgekehrt: ein Nutz- und Notdelikt dispositionell als Gewalt- und Roheitsdelikt. Würde also der Vorfahre wegen eines Gewaltdelikts bestraft sein und sein Nachkomme ein zu einem völlig anderen Deliktstyp gehöriges Delikt (Diebstahl) begehen, so würde das letztere nicht auf Erbanlage, sondern auf Umwelteinflüsse und eigenen Willensentschluß zurückzuführen sein (was für die Strafbemessung und Bekämpfung wichtig wäre). Möglich wäre jedoch m. E. Vererbung, wenn der Vorfahre ein reines Angriffs- oder ein Nutz- und Notdelikt begangen hat und der Nachkomme ein jenem Typ zugeordnetes Schwächedelikt begeht, das nur eine Abschwächung des ersteren Delikts darstellt. Eine dispositionelle Vererbung von beiden kriminell gewordenen Elternteilen kann zu folgender Lage führen: der Vater beging ein Gewaltdelikt (Körperverletzung), die Mutter ein Nutz- und Notdelikt (Diebstahl, Hehlerei), der Nachkomme vereinigt in sich beide Typen (Raub, Erpressung, Einbruch, Raubmord). — bb) Eine zweite Gruppe bilden die häufigeren und wichtigeren, aber weit schwieriger zu behandelnden und daher noch gründlicher zu erforschenden Fälle, in denen die Vorfahren nicht kriminell geworden sind, aber Fähigkeiten und Eigenschaften aufweisen, die in den Nachkommen bei gewissen ungünstigen Um weit Verhältnissen zum Verbrechen tendieren. Jene Potenzen der Vorfahren sind in der Tat vererblich und kriminalitätsfördernd, wenn sie zu solchen e t h i s c h e n M ä n g e l n gehören, die wir als Keim und Erreger gewisser typischer Delikte erkannten (KrimSoz. Tafel Anhang I). So hat bereits die Erfahrung gezeigt, daß bei Körperverletzung und Tötung schon die Vorfahren Neigung zu Gewalttätigkeit und Roheit, daß bei Diebstahl die Vorfahren Hemmungslosigkeit und Neidgefühl, daß bei Betrug und Fälschungsdelikten die Vorfahren Neigung zu Lüge und Täuschung erkennen ließen. Und ähnliche Feststellung wird man bei näheren Untersuchungen treffen können, daß bei Unterschlagung und Untreue die

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Vorfahren zu Vertrauensbruch und Hintergehung, daß bei Hehlerei und Erpressung die Vorfahren zu Ausbeutung und Brutalität neigten. Aber nicht nur moralische Schwächen, sondern auch i n t e l l e k t u e l l e u n d p h y s i s c h e D e f e k t e können die Disposition zu gewissen Verbrechen im Erbgang übertragen, wobei die Beziehimg naturgemäß lockerer ist als zwischen den eng verwandten moralischen und rechtlichen Unwerten. So wirken Geistesschwäche und Alkoholismus der Vorfahren auf die Kinder oft derart unheilvoll ein, daß diese bei gefährdender Umweltlage nicht mehr die nötige Widerstandskraft aufbieten können und der Versuchung zu Kriminalität erliegen; es sind wohl meist im Schwächetyp auftretende Fälle von Diebstahl, Unzucht, Betteln, Landstreichen, auch gewisse Gewaltdelikte, Sachbeschädigung, Brandstiftung, Hausfriedensbruch. Auch Krankheiten, Syphilis und Tuberkulose, können noch die Nachkommenschaft kriminell gefährden, worüber die Ansichten allerdings auseinandergehen (vgl. unten V). Wichtig sind alle diese Feststellungen deswegen, weil erbliche Belastung die Schuld mindert »nd besondere Behandlungsarten veranlaßt. Entsprechende Fragestellungen sind von dem amtlichen Fragebogen nur zum Teil vorgesehen. 3. S t ä r k e u n d B e d e u t u n g d e r Anlagefaktoren (konstitutionellen Einflüsse auf die Kriminalität). Hier ist zu der Frage Stellung zu nehmen, ob und wieweit ein günstiger oder ungünstiger Anlagefaktor gegenüber einer günstigen oder ungünstigen Umweltlage und gegenüber einem guten oder bösen Willen sich durchsetzen kann und wahrscheinlich sich durchsetzen wird und ob das Ergebnis kriminell oder erlaubt sein kann und wird. Dabei ergeben sich acht verschiedene Möglichkeiten der Verbindung der drei Einflußarten.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Erbanlage

Umwelteinfluß

Willensentschluß

Ergebnis

gut schlecht gut schlecht schlecht gut gut schlecht

gut schlecht schlecht gut schlecht gut schlecht gut

gut schlecht gut gut gut schlecht schlecht schlecht

gut schlecht wahrscheinlich: gut möglich: schlecht möglich: gut möglich: schlecht wahrscheinlich: schlecht gering-möglich: gut

Zur Erläuterimg bedarf es nicht der Belege durch Fälle oder gar itatistischer Nachweise; wenn man sich beliebige Fälle vergegenwärtigt, wird die Entscheidung der meisten Gruppen regelmäßig klar liegen,

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allerdings nicht aller Gruppen und außerdem nicht aller Fälle in den klarliegenden Gruppen. Überall wird nur mit dem Durchschnitt der Fälle sowie der Maßstäbe gerechnet; im Einzelfall gibt es selbstverständlich zahlreiche Übergänge, die vielleicht auch einmal eine abweichende Entscheidung nach sich ziehen können. Mit Durchschnittstypen und Einheitsmaßstäben zu rechnen dürfte unbedenklich sein, da es uns nur auf die Bearbeitung des obigen Themas ankommt. Der Wille wird erfahrungsgemäß von übereinstimmender Anlage und Umwelt nach deren Richtung gedrängt; nur ganz vereinzelt wird er sich gegen diese vereinte Macht auflehnen. Daher liegt die Entscheidung in den ersten beiden Fällen auf der Hand. Gehen Anlage und Umwelt auseinander, so kann sich der Wille verschieden entscheiden. Für die Bewertung gibt überall der Charakter des Willens den Ausschlag; stimmt er entweder mit der Anlage oder mit der Umwelt überein (Gruppe 3 und 4), so entscheidet über den Charakter des Erfolges mit einem Wahrscheinlichkeitsgrad die Seite, auf der der Wille steht; immerhin besteht hier die entferntere Möglichkeit des gegenteiligen Erfolges. Die Anlage, aber auch die Umwelt stehen dem Willen regelmäßig an Macht nach; auch hiernach sind die einseitige Anlage- wie die einseitige Milieutheorie widerlegt. Die problematischen Lagen stellen erst die Gruppen 5 und 6 dar, in denen der Wille gegen die vereinte Macht von Anlage und Umwelt steht; hier lassen sich m. E. Wahrscheinlichkeitsergebnisse nicht gewinnen. Weder vermag die vereinte Macht den Willen zu überstimmen, der also insofern noch immer seine grundsätzliche Überlegenheit zeigt; man denke an große Kulturschöpfer wie an Schwerstverbrecher. Noch dringt der Charakter des Willens regelmäßig (mit Wahrscheinlichkeitserfolg) durch; man vergegenwärtige sich Fälle, in denen der roh oder gewinnsüchtig veranlagte Mensch in schlechter Umgebung oder in wirtschaftlicher Not lebt und doch den besten Willen hat, dieser doppelt starken Versuchung zu widerstehen; das Ergebnis wird ebenso sicher ein Roheitsdelikt oder ein Diebstahl sein wie ein Sieg des guten Willens. Dagegen ähneln die beiden letzten Gruppen zu 7 und 8 wieder der 3. und 4.; der Wille dringt regelmäßig mit der ihm verbündeten Macht durch. Nur verbleibt eine entfernte Möglichkeit, daß die dritte, die gute Macht sich durchsetzt; sie ist entfernter als in den Gruppen 3 und 4, weil in schwierigen Lagen der böse Wille" sich verhältnismäßig häufiger und leichter durchsetzt als der gute. Die gute Veranlagung nützt allein also nichts; und die gute Pflege und Erziehung allein nützt ebenfalls nichts. Es ergibt nirgends umgekehr der Wille

sich die weitere E r k e n n t n i s : d i e A n l a g e i s t der Umwelt überlegen; aber auch nicht t die Umwelt der Anlage. Wohl ist aber sowohl der Anlage wie der U m w e l t über-

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l e g e n . Beiden Mächten vereint ist er zwar regelmäßig nicht überlegen, aber nicht notwendig unterlegen. 4. V e r s c h i e d e n h e i t der Anlagebedeutung bei e i n z e l n e n T y p e n . Auch dieses Thema wurde in der umfangreichen Anlageliteratur m. E. noch nicht genügend gewürdigt. Auch hier sind insbesondere die folgenden Typen zu berücksichtigen: a) Von den D e l i k t s t y p e n tritt die große Hauptgruppe der r e i n e n N u t z - u n d N o t d e l i k t e ganz zurück; bei ihnen besitzen die größte Einflußstärke teils die Umwelt (Not), teils der Wille (Absicht, Vorbedacht, Eigennutz, Gewinnsucht, Ausbeutung, Verrat, Lüge). Das sind Umstände, die zwar von bestimmten Anlageeigenschaften (Genußsucht, Berechenbarkeit, Wirtschaftssinn, Ichsucht, Unzuverlässigkeit) keineswegs unabhängig sind, die jedoch weit mehr von äußeren Einflüssen sowie ungleich stärker von der eigenen ethischen Haltung bestimmt werden. Auffallend und bezeichnend ist, daß die Anlagetheoretiker und Psychiater sich gerade mit diesen die kriminalistische Praxis beherrschenden Delikten verhältnismäßig selten beschäftigt haben und mit Vorliebe r e i n e A n g r i f f s d e l i k t e (Tötung, Körperverletzung, Brandstiftung, Sachbeschädigung usw.) u n d Sittlichkeitsd e l i k t e , dazu noch die k l e i n e K r i m i n a l i t ä t (Betteln, Landstreichen) behandeln, bei denen die Anlage in der Tat größere Einflußstärken aufweist. Auch hier wird der Fehler begangen, sich mit den Gesetzestypen (Tatbeständen) zu begnügen, statt wenigstens die häufigeren Fälle kriminologisch zu differenzieren. Stumpfl Handb. d. Erbbiologie 5, 1939, behandelt eingehend d i e G e w a l t u n d d i e S i t t l i c h k e i t s d e l i k t e , in zweiter Linie Betteln und Landstreichen, vermag aber dem Diebstahl kein, dem Betrug nur geringes Interesse für die Einwirkung der Erbanlage abzugewinnen (S. 1246, 1251 usw.). In einer von mir veranlaßten Spezialuntersuchung über die B e t r u g s t y p e n wird eine überwiegende Einwirkung der Anlage nur einem einzigen Betrugstyp (unter neun Gruppen!) zuerkannt von Allerbeck, Anlage und Umwelt beim Betrug im LG.Bez. Bielefeld 1942, z. Z. ungedruckt; dieser Fall ist der Zech- und Hotelbetrug, vgl. Tafel 7, oben § 5 II 3: Anlage zu Umwelt und Willensentschluß verhält sich bei diesem Sondertyp wie 60 zu 20 zu 20. In zweiter Linie steht der Darlehnsbetrug: 30 zu 30 zu 40. Bei den anderen Spezialtypen wird die Anlage weit vom Willen und (etwas geringer) auch noch von der Umwelt übertroffen. Für die K ö r p e r v e r l e t z u n g sucht die Anlagebedingtheit G. Wolters zu erforschen (Die Körperverletzung in Nordwest-Münsterland 1942, abgeschl. Diss., ungedruckt): nur wenige, gering interessierende Fälle erblicher Trunkenheit wurden festgestellt.

Innerhalb der Deliktstypen dürften die M i s c h t y p e n größere Anlageeinflüsse aufweisen; dort treffen sich verschiedenartige Typen,

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unter denen sich meist solche finden, die sich neben der Umwelt und dem Willen auch von der Anlage mehr oder weniger stark beeinflussen lassen, wie in dem oben genannten Betrugstyp. Größere Anlagebedingtheit weist sodann seiner Natur nach der Ü b e r z e u g u n g s t y p auf, bei dem die Umwelteinflüsse naturgemäß zurücktreten, der Wille und zuweilen auch der krankhafte Wille und mit ihm die Anlage in vorderer Linie stehen. b) Es bedarf noch der Untersuchung, wieweit die Bedeutung der Anlageeinflüsse durch das Zusammentreffen mit a n d e r e n (ätiologischen) E i n f l u ß a r t e n , die f ü r die Kriminalität nach obiger Zusammenstellung (§ 5 IV Tafel 8) erheblich sind, verstärkt werden kann. Voranstehen in dieser Hinsicht die j u g e n d l i c h e n A l t e r s k l a s s e n ; sie lassen die Anlagefaktoren ihrer Vorfahren, denen sie gewissermaßen noch am nächsten stehen, in unmittelbarer Frische auf sich wirken, während sie noch weniger von der Außenwelt berührt und nicht stark von der Selbständigkeit des Willensentschlusses durchdrungen aind. I n etwas verringertem Maße gilt Entsprechendes für die F r a u ; sie steht dem gleichalterigen Mann an Lebenserfahrung und Umweltberührtheit wie an Selbständigkeit der Willensentscheidung regelmäßig nach, so daß schon von hier aus gesehen die Anlageeinflüsse sich stärker entfalten können und müssen. Ähnliches kann man endlich bei den p r i m i t i v e r e n B e v ö l k e r u n g s s c h i c h t e n beobachten; je einfacher Beruf und Besitzstand, persönliche Kultur und Bildung des Einzelmenschen sind, um so stärker wirkt in ihm die eigene Anlage. Im großen ist es die gleiche Erscheinung wie im Leben j u n g e r , p r i m i t i v e r V ö 1 k e r ; sie denken und handeln aus ihrer Naturanlage heraus um so unmittelbarer und reiner, je unberührter sie von anderen Völkern sind und je geringer sie sich zu eigener, selbständiger Kultur in der Kulturgemeinschaft der Völker durchgerungen haben. I n allen Fällen ist es also nicht die Erbanlage allein und nicht einmal vorwiegend, die dem Wollen und Handeln die Richtung gibt; es wirken vielmehr zahlreiche Determinanten natürlicher, sozialer, kultureller Art in größerer oder geringerer Stärke mit. Selbst bei sachlichen, o b j e k t i v e n E i n f l ü s s e n gewisser Art kann sich die Anlage kraftvoller und umfassender entfalten; man wird dies im Einzelfall in kleinen Städten und auf dem Land im Gegensatz zur Groß- und Mittelstadt beobachten können, auch wohl in der warmen Jahreszeit, an heißen Tagen, im südlichen Klima, unter Anregung von Rauschmitteln, insbesondere bei Alkoholgenuß. Dieses Ergebnis pflegt man wohl so auszudrücken, daß der Mensch in derartigen Lagen sich so gibt, wie er wirklich ist, d. h. wie seine Erbanlage wirkt. Das Eigenartige ist, daß hier Umwelteinflüsse die Anlage stärker hervortreten lassen; was in diesen Lagen zurücktritt, ist der freie, selbständige Willensentschluß.

§ 6 IV 5

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5. G e l t u n g s g e b i e t . Die Bedeutung der Anlageeinflüsse wird, wie wir sahen, durchweg überschätzt; die neuere Kriminologie will gar die Anlage an den Anfang des systematischen Aufbaues stellen, um aus dem Erbgut die gesamte Persönlichkeit zu entwickeln. Tatsächlich entfaltet sich die normale Persönlichkeit weit mehr unter Umwelteinflüssen unter Selbstsetzung von Zielen und Lösung von Aufgaben; das gleiche gilt aber auch für die kriminelle Persönlichkeit mit der Maßgabe, daß ihre Ziele und Zwecke eben krimineller Natur sind. Beiden insofern „normalen" Persönlichkeiten steht die pathologische gegenüber, die für die Ethik wie für das Strafrecht regelmäßig nur insoweit in Betracht kommt, als gewisse Voraussetzungen für die volle Verantwortung fehlen. Zu diesen negativen Merkmalen gehört auch die e r b l i c h e B e l a s t u n g . Die Probleme der Vererbungslehre gewinnen, von hier aus gesehen, für die Ethik wie für die Kriminologie nur eine l i m i t a t i v e , n e g a t i v e B e d e u t u n g , die in erster Linie zum Zuständigkeitsbereich des Psychiaters gehören. So erklärt sich auch, daß auf dem Hauptgebiet der Verbrechen, der Nutz- und Notdelikte, das Erbgut und die Anlage mit ihren zahlreichen Problemen nahezu ohne Bedeutung sind. Das kriminologische Geltungsgebiet sind die reinen Angriffsdelikte, die insofern pathologisches Gepräge besitzen, als der Täter keine (für einen Verbrecher) normalen, verständlichen und verständigen, d. h. wirtschaftlich-eigensüchtig gerichteten Ziele verfolgt. Die Anlageprobleme machen sich daher bemerkbar bei den Fragen der Schuld (Gefährlichkeit und Verwerflichkeit), insbesondere der Zurechnungsfähigkeit, der Strafbemessung sowie des Vollzugs der Strafe und der anderen Maßregeln, wo es gilt, die Höhe der Schuld zu bestimmen; ihr Kern ist die Feststellung, ob die materialle Schuld, die „normalerweise" angenommen werden müßte, etwa durch erbliche Belastung vermindert oder ausgeschlossen ist. Rein arbeitstechnisch hat also die Anlage für die Kriminologie kaum eine andere und keine größere Bedeutung als für die strafrechtliche Dogmatik die Frage des Notstands bei der Schuld, der Notwehr bei der Rechtswidrigkeit; die logische Kategorie ist nur eine n e g a t i v e V o r a u s s e t z u n g , ein A u s s c h l i e ß u n g s g r u n d . Diese praktische Einsicht soll natürlich die grundsätzliche Bedeutung der Erbbiologie auch für die Kriminologie in keiner Weise schmälern; gehört doch die Schuld (Gefährlichkeit und Verwerflichkeit) zu den ersten und wichtigsten Kapiteln der Kriminologie wie des Strafrechts. Man gebe sich nur über das praktische Anwendungsgebiet keiner Täuschung hin; jede Überschreitung der Zuständigkeit richtet Verwirrung an und kann sich leicht in einer Verkennung von Wesen, Bedeutung und Tragweite einer Erscheinung äußern.

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 VI, 2

V. Krankheit und Schwachsinn. Alkoholismns

Die Aufgabe der folgenden Darstellung ist es nicht, über Fragen zu sprechen, die zur Zuständigkeit des Mediziners gehören und der klinischen Beobachtung bedürfen, vielmehr die Beziehungen zwischen Krankheit und Kriminalität klarzulegen und auf einseitige und daher irrige Auffassungen sowohl der Juristen wie der Mediziner hinzuweisen. 1. Zu den größten und folgenschwersten Irrtümern gehört die sog. einst-moderne, noch immer nicht ganz überwundene Ansicht, das Verbrechen sei durch Geisteskrankheit bedingt oder gar selbst Geisteskrankheit; wäre dies der Fall, so läge kein Verbrechen, sondern schuldloses Unrecht vor. Ebenso unrichtig ist die einstige sog. klassische Ansicht, die streng zwischen Verbrechen und Krankheit scheidet. Inzwischen ist durch die Tatsachen längst erwiesen, daß viele Krankheiten auf das Verbrechen einen starken Einfluß ausüben, daß sich in vielen Verbrechen pathologische Elemente befinden und daß ohne diese ein Verbrechen oft gar nicht entstanden wäre. Letztere Einsicht darf aber wiederum nicht dahin verstanden werden, daß ein Verbrechen wesentlich durch krankhafte Zustände verursacht wäre; vielmehr wird auch hier die oben (§§ 4, 5) dargelegte Auffassung bestätigt, daß die Krankheit den Willen weitgehendbeeinflussen kann,daß dieser aber sich letzten Endes selbständig, also frei von krankhaften, unwiderstehlichen Einflüssen bestimmt, soll noch ein Verbrechen vorliegen. 2. Folgende Einflüsse sind denkbar: a) Jede Krankheit kann als Störung des natürlichen Organismus die W i d e r s t a n d s k r a f t d e s W i l l e n s v e r m i n d e r n , so daß dieser infolge der Krankheit leichter zum Verbrechen gedrängt wird. Dieses äußert sich daher meist als Schwächedelikt oder im Schwächetyp. So beruhen Betteln und Landstreichen, vor allem Sittlichkeitsdelikte und vielfach auch Fahrlässigkeitsdelikte weitgehend auf krankhaften Zuständen. Auch manche Gelegenheitsdiebstähle durch willensgeschwächte, kranke Personen gehören in diesen Kreis. Den Gegensatz bilden die Gewalt- und Roheitsdelikte, die durch überschüssige Kraft und starke Gesundheit begünstigt werden. — b) Durch Krankheit kann aber die L e i s t u n g s f ä h i g k e i t v e r m i n d e r t und hiermit eine ungünstige Umweltlage hervorgerufen werden, die ihrerseits gewisse Verbrechen zu fördern geeignet ist. So wenn die Wirtschaftslage des Täters und seiner Familie durch Krankheit verschlechtert, wenn sein berufliches Vorwärtskommen oder seine Ausbildung durch Krankheit beeinträchtigt wird. In diesen Zusammenhang fallen wiederum Schwächedelikte und vor allem Nutzund Notdelikte, Diebstahl, Betrug, Fälschungsdelikte. — c) Durch Krankheit kann sodann der körperliche und geistige Zustand des Täters in einem Maße leiden und können k r i m i n e l l f ö r d e r n d e P o -

§6 V 3

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

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t e n z e n, also derartige E i g e n s c h a f t e n hervorgerufen werden, d a ß er leichter z u m Verbrechen greift: Steigerung der Ichsucht, der Reizbarkeit, des Mißtrauens, der Empfindlichkeit sowie Verminderung der Arbeitskraft u n d des Selbstvertrauens. I n diesen Kreis gehören reine Angriffsdelikte (Beleidigung, Körperverletzung, N ö t i g u n g usw.) u n d wiederum N u t z - u n d N o t d e l i k t e (Diebstahl, Betrug). — d) Auf der anderen Seite k a n n (!) die Krankheit, namentlich bei sittlich hochstehenden Personen, die g e g e n t e i l i g e W i r k u n g als soeben angegeben hervorrufen; die läuternde K r a f t des Schmerzes u n d des Leides k a n n d i e Moral vertiefen u n d die Widerstandskraft steigern: ein Täter m a g i m gesunden Zustand sich eher z u m Verbrechen entschlossen, bei Krankheit m a g er innere K r a f t zur Selbstbeherrschung gewonnen haben, oder er m a g das eigene unbefleckte Gewissen als Gegengewicht gegen unabänderliches äußeres Leid empfinden. 3. Diese drei kriminalitätsfördernden Einflüsse können d i e meisten K r a n k h e i t e n bei einiger Schwere und Dauer ausüben. Jede Krankheit wirkt in ihrer eigenen Weise; und sie wirkt verschieden bei den einzelnen Menschen und ihren Umweltlagen. Die Kriminologie bedarf auf diesen Grenzgebieten der Zusammenarbeit von Medizinern und Juristen. Sehr zu begrüßen ist die klinische Untersuchung b e s t i m m t e r K r a n k h e i t s b i l d e r auf ihre Eignung und Neigung zu bestimmten Deliktstypen; es ist dies ein biologisches Seitenstück zu der soziologischen Untersuchung einzelner Landschaften auf gewisse in ihnen verwirklichten Deliktstypen: dort eine Kriminalitätspathologie bestimmter Deliktstypen, hier eine Kriminalitätsgeographie bestimmter Deliktstypen. Dankenswerterweise ist von Többen angeregt worden, die Kriminalität einiger Krankheitserscheinungen in gewissen Bezirken zu erforschen; es gibt eine eigene Kriminalität der Krüppel, der Blinden, der Taubenl) usw. Wenn aber die K r i m i n a l i t ä t d e r T u b e r k u l o s e untersucht und alsdann von medizinischer Seite auf Grund einiger statistischer Nachweise die häufige soziale Minderwertigkeit der Nachkommen Tuberkulöser dargetan und behauptet wird, ein Tuberkulöser sei vom sozialen Standpunkt ebenso gefährlich wie ein Alkoholikei-2), so muß von sozialethischer und juristischer Seite Einspruch erhoben werden: das eigene Verschulden, das bei dem Alkoholiker ein ethisches und juristisches Unwerturteil auslöst, fehlt bei dem Tuberkulösen und erst recht bei dessen Nachkommen. Das umstrittenste Gebiet bilden die Grenzfälle der G e i s t e s k r a n k h e i t e n . I n Betracht kommen sämtliche Fälle, Psychosen sowie Psychopathien; über die Typen und ihre Abgrenzung besteht bekanntlich Streit, zu dem Stellung zu nehmen sich hier erübrigt^). Zweifellos bestehen Beziehungen zwischen Kriminalität und Geisteskrankheit; aber sie erweisen sich nur als lockere. Zunächst sei noch einmal mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß von einem Einfluß von 1) H W K r l m . 2, 78; d a z u n e u e r e D i s s . M ü n s t e r . V g l . H a g e m a n n H W K r i m . I 493. 2) D i T u l l i o , B ö h m u n d K r a n z b e i E x n e r 214, d e r s e l b s t i m g a n z e n l e i d e r

zustimmt.

) Ü b e r s i c h t e n b e i v . R o h d e n E i n f ü h r u n g 1933 S. 150 s o w i e i m K u r t S c h n e i d e r b e i M e z g e r K r l m P o l . 1942 S. 50. V g l . m. AStrI. § 23 I I .

Anschluß

an

140

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 V 3

Geisteskrankheit auf die Kriminalität nicht die Bede sein kann, weil die letztere •ine von Geisteskrankheit freie Schuld voraussetzt. Wenn man unter den Verbrechern viele frühere Geisteskranke feststellte, so kann doch das Verbrechen nicht auf Vorstadien der Geisteskrankheit zurückgeführt werdenl), weil eine auch nur beginnende Krankheit eben keine Schuld hervorrufen kann. Und wenn man umgekehrt unter den Geisteskranken viele frühere Verbrecher vorfand, so sind die Fälle doch selten, in denen die Kriminalität und insbesondere der Strafvollzug •ine Geistesgestörtheit hinterlassen2). Beidemal lassen sich m. E . aber die Verbrechensgruppen bestimmen, in denen gewisse psychische Anomalien häufig vorkommen und immerhin Grenzfälle zu echten Geisteskrankheiten bilden. a) Bas Gebiet der r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e stellt m. E . eine „anomale Kriminalität" und jedenfalls keine Voll-Kriminalität insofern dar, als der Täter häufig keine von seinem Standpunkt verständlichen Werte f ü r sich erstrebt. Hier begegnen daher oft psychische Züge, die bei auch nur geringer Veränderung des Falls (selbst innerhalb seiner typischen Grenzen), der Innenwelt wie der Umwelt, als geistige Abartigkeit gedeutet werden müssen. Die Grenze zur echten Geisteskrankheit liegt ganz nahe. Daher werden gerade bei der Beurteilung dieser Fälle so oft psychiatrische Sachverständige herbeigezogen. Die Eigenart tritt um so mehr hervor, wenn man als Gegensatz die Nutz- und Notdelikte, jene normale und volle Kriminalität, betrachtet. Besonders bezeichnend ist die Brandstiftung, die sowohl als reines Angriffs- wie als Nutzdelikt (Betrug) auftreten kann. I n einem Untersuchungsbezirk3) wurden unter den reinen Angriffsdelikten 46,2% als psychisch-minderwertig bezeichnet; ein großer Teil war erblich belastet, einige stammten aus Trinkerfamilien oder von Vorfahren, die mit psychischen Defekten behaftet waren. Sie selbst werden als stark erregbar «nd willensschwach, als unterdurchschnittlich in der Schule, von großer Haltlosigkeit und Unausgeglichenheit begutachtet. Unter ihnen befanden sich die sämtlichen Bückfälligen der Brandstifter. Dagegen wurden Psychopathen unter den Nutzungs- wie unter den Fahrlässigkeitsbrandstiftern nicht häufiger als bei anderen Straftaten angetroffen; und unter den 28 Nutzungstätern wurde nur eine Person als geistig-seelisch beschränkt und seelisch haltlos in der Urteilsbegründung bezeichnet. Ähnliche Ermittlungen wurden f ü r die Brandstiftung in einem anderen, nicht gleich bevölkerten Bezirk getroffen 4 ). Auch die Sachbeschädigung tritt vielfach unter psychopathischen Erscheinungen auf 5 ). 1) Dies versucht Exner KrimBiol. S. 218/19. *) Nach Stumpft Erbanlage und Verbrechen S. 290 kamen unter 361 Verbreabern nur 3 Fälle von Schizophrenie vor. Andererseits wird berichtet, daß nicht selten erst nach der Entlassung Geisteskrankheit ausbricht, auch wenn sie nicht schon beim Vollzug durch den sog. Zuchthausknall als Vorboten angemeldet wurde (KrlmSoz. 168). s ) Sixtus Die Brandstiftung unter bes. Berücksichtigung des LGBez. Münster, Dlss. Münster 1941 (abgeschlossen, z. Z. ungedruckt). 4 ) Jerrentrup Die Brandstiftung unter bes. Berücksichtigung des LG.Bez. Paderborn, Diss. Münster 1937 S. 57/58, 80 IT.: Psychopathen waren nur die Angriffs-, nlcbt die Nutzungstflter. ') Salewski Zur Soziologie und Strafwürdlgkelt der Sachbeschädigung, Strafr. Abh. H. 360 (1935) S. W/63.

§ 6 V 3, 4

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

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b) In einer zweiten Gruppe herrscht der S c h w ä c h e t y p und kann sioh die Kriminalität zu Geistesschwäche verflüchtigen; immerhin behält die Tat ihren Schuldgehalt. Auch hier liegt die Grenze zur echten Geisteskrankheit nahe. Die häufigsten Erscheinungen bilden die reinen Trieb- und Schwächedelikte, Betteln und Landstreicben, Fahrlässigkeit, Unzucht und Abtreibung, aber auch die im Schwächetyp stehenden Nutz- und Notdelikte, besonders der Diebstahl. In diesen Zusammenhang gehören auch die viel behandelten Abartigkeiten des T r i e b l e b e n s ; in Betracht kommen vor allem der Geschlechtstrieb, sodann der Zerstörungs- und Brandstiftungstrieb, endlich der Stehltrieb, auch wohl noch der Wandertrieb. Auch hier ist zu differenzieren. Das Anomale besteht bald in einer übertriebenen Steigerung, bald in einer übertriebenen Schwächung, bald in einer perversen Ablenkung der Triebe von der normalen Richtung, bald im Fehlen einleuchtender Motive und Ziele. Die frühere Erklärung mit krankhaftes Monomanien ist bekanntlich aufgegebenl); nur selten wird man wirkliche Erkrankungen lediglich partieller Natur nachweisen können, häufiger ergreifen sie, falls sie überhaupt vorliegen, das gesamte Seelenleben!!). Noch häufiger treten die psychopathischen Züge zurück und sind diese „reinen Triebhandlungen" dadurch charakterisiert, daß der Täter sich von gewissen Trieben und nicht von weiteren Zwecken bestimmen läßt (vgl. den obigen Aufbau der Tat § 3). Alsdann wird der kriminologische Typ deutlich: reiner Schwächetyp in Fällen, in denen man nach der Umweltlage einen Nutzungs- oder wenigstens einen Angriffstyp erwartete oder wenigstens für möglich hielt. Endlich sind in dieser Gruppe die eigenartigen Fälle der M a s s e n s u g g e s t i o n 3 ) zu behandeln: der Einzelne wird derart von einer Massenaktio» beeinflußt, von der „Bewegung mitgerissen", daß er nicht mehr selbständig denkt und fühlt, daß er sein Verantwortungsbewußtsein verliert und zu Handlungen fähig ist, die ihm außerhalb der Masse unbegreiflich erscheinen, deren er sich schämen würde; er fühlt sich durch die Vielheit gedeckt. Zu diesen Einzelnen gehören übrigens nicht nur die passiven, willenlosen Mitläufer, sondern auch die aktiven Teile, die Anführer, Wortführer usw. Diese Handlungen sind wie die reinen Triebdelikte zu behandeln; ein jeder bleibt voll verantwortlich, soweit nicht im konkreten Fall das Fehlen der Zurechnungsfähigkeit nachweisbar ist (was alsdann auf wesentlich anderen Gründen beruht als der Massensuggestion). 4. S c h w a c h s i n n . Unter Schwachsinn i. e. S. verstehen wir im Gegensatz zur Geisteskrankheit und Geistesschwäche einen dauernden, angeborenen oder früh erworbenen, wesentlich das Verstandesvermögen vermindernden Geistes(oder auch Körper-)zustand. Der Begriff ist also gegenüber jenem einmal enger (stationär, in erster Linie den Intellekt betreffend), sodann weiter (auch leichter« i) Aus der reichen Lit. vgl. etwa Gruhle HWB. 1, «02. «) Vgl. Gruhle HWKrim. I 802. 3) Grundlegend noch Immer: L e Bon, Psychologie des foules 1895, deutsch 1922. F e r n e r : Zaitzeff Die strafrechtliche Zurechnungsfähigkeit bei Massenverbrechen, J u r . Psychiatr. Grenzfragen g H. 6. Mezger Lehrb. 270. Sauer AStrL. 2t.

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Tateächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 V 4

Fälle umfassend). Während dort die Zurechnungsfähigkeit in der Regel ausgeschlossen oder stark vermindert wird, kann sie hier zwar ebenfalls ausgeschlossen, aber auch nur gering herabgemindert sein oder in den leichten Fällen auch bestehen bleiben. Insofern gelangen an den Strafrichter verhältnismäßig häufiger Fälle des Schwachsinns, wie diese Erscheinung die Bevölkerung überhaupt nicht gering belastet (etwa 1% und darüber), wenn auch die statistischen Nachweisel) wegen der Verschiedenheit des angelegten Maßstabs namentlich in den leichten Fällen nicht zuviel besagen dürfen. Einen gewissen Anhalt gibt die überkommene Einteilung in drei Stufen: Idiotie, Imbezillität, Debilität. In der ersten erreicht die geistige Entwicklung nicht die des 6 jährigen Kindes; in der zweiten erreicht sie den Geisteszustand bis zu Beginn der Pubertät; in der dritten bleibt sie hinter dem Zustand beim Abschluß der Pubertät zurück. — Dieser Maßstab verleitet allerdings zu der Annahme, als wäre der uns hier beschäftigende Schwachsinn nur ein Intelligenzdefekt; vielmehr ergreift er in seinen Folgeerscheinungen auch den Willen, auf dem in erster Linie jedes Verbrechen beruht. Das Problem besteht daher zum nicht geringen Teil in der Bestimmung des Verhältnisses von Verstand und Willen. Der Schwachsinn ist vor allem Verstandes- und erst in der Folgeerscheinung Willensschwäche. Das Verbrechen ist aber nicht Verstandes-, sondern Willensschwäche, wie auch der Intellekt keine ethische Tugend ist. Aber die Verstandesschwäche kann die Voraussetzung von Willensschwächen sein, ebenso wie die Tugend auch Wissen voraussetzt. Im Kriminalitätserreger sind in gleicher Weise Verstandes- wie Willenselemente vereinigt. Es gibt auch Verbrechen aus Unwissenheit, nämlich solcher Merkmale, die nicht zum Tatbestand gehören (gehören sie nämlich zum Tatbestand, so würde bei ihrer Unkenntnis kein Verbrechen vorliegen). Der Schwachsinn kann sich ähnlich der Krankheit und speziell der Geisteskrankheit nach drei Richtungen kriminell auswirken, wobei uns nur die leichteren Formen interessieren: a) Schwächung der Widerstandskraft bei Überschätzung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten; b) Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit bei Erschwerung der Umweltverhältnisse, wie Zurücksetzung der Unbegabten und Schwächlinge; c) Verursachung kriminalitätsbegünstigender Eigenschaften, wie Mangel an Selbstbeurteilung und Selbstbeherrschung, an Zutrauen und Beharrlichkeit, an Menschenkenntnis und Menschenbehandlung, an Erkenntnis der Tatsachen und ihrer Wirkung, an Aufnahmefähigkeit und Verarbeitung neuer Eindrücke, an Voraussicht der Folgen der Tat und ihrer Bedeutung für die Gemeinschaft. Diese Verschlechterung der eigenen Lage und Versuchung zu asozialen Handlungen begünstigen die Begehung gewisser Delikte; ihr Kreis ist offenbar aber weniger groß, als er oben bei den Krankheiten erkannt wurde, und die Täter sind weit weniger vielseitig, wie sich ja der Schwachsinn auch in Engstirnigkeit und Unbelehrbarkeit äußert. l) Material bei Gruhle HWKrlm. I 711; Kxner KnmBlol. 230; Mezger KrimPoU 45/46.

§6V 4

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

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a) Voran steht naturgemäß der S c h w ä c h e t y p , also zunächst der gesamte Kreis der Schwächedelikte, vor allem Betteln und Landstreichen, auch Diebstahl im Schwächetyp. Ferner kommen in Betracht die reinen Triebdelikte (oben 3), besonders die Sittlichkeitsdelikte. Die Unzucht mit Kindern sowie mit Tieren sind die typischen Delikte Schwachsinniger. Auch Fahrlässigkeitsdelikte (Brandstiftung, Körperverletzung) sowie Abtreibung scheinen von Imbezillen und Debilen öfter begangen zu werden. b) Auch reine A n g r i f f s d e l i k t e werden von Schwachsinnigen öfter begangen, als man es erwarten sollte; so Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und vor allem Brandstiftung. Gerade wo eine solche Tat ohne verständlichen (vom Standpunkt des Täters aus zu beurteilenden) Sinn und Zweck vorgenommen ist, wird man oft Schwachsinn zu vermuten haben. Eine Vernichtung von Werten ohne jeden Sinn zeugt bereits von Schwachsinn; manchmal ist das Motiv die Freude an den Scherben oder am Klirren; manchmal die Freude am Austoben der eigenen Kraft. Mitunter äußert sich der Schwachsinn im bloßen Mitlaufen: „so machen es die anderen auch" oder, innerhalb des engstirnigen Gesichtskreises: „so machen es alle". Das für den Schwachsinn Typische ist gerade die Verwirklichung des r e i n e n Angriffstyps, ohne Aufnahme von Nutzungszwecken. Sobald die Brandstiftung im Nutztyp (Versicherungsbetrug) begangen wird, entfällt auch das Schwachsinnsdelikt. Von den sonstigen Erscheinungsformen ist für das Delikt Schwachsinniger t y p i s c h die Begehung als Zufalls- und als reines Gelegenheitsdelikt bei vorwiegendem Umwelteinfluß. Möglich ist auch selbst ein Affektdelikt aus Verstandesschwäche, obwohl Affekt und Schwäche im Grunde Gegensätze sind. Vor allem sind B ü c k f a l l und G e w o h n h e i t m ä ß i g k e i t häufig Anzeichen f ü r Schwachsinn (Haupttypen: Betteln und Diebstahl). — Ziemlich gleichmäßig werden die P e r s o n e n k r e i s e betroffen. Allerdings scheinen die Schwachsinnsdelikte besonders Frauen, Jugendliche und Greise zu erfassen; da aber der Schwachsinn sich als stationäres Übel über sämtliche Altersklassen erstreckt, so nehmen an ihm auch (nur vielleicht in geringerem Umfange) die Männer und die mittleren Lebensalter teil. Wenn weitaus überwiegend die unteren Berufe und niederen Volksschichten betroffen werdenl), so liegt der Grund natürlich nicht bei jenen Kreisen, sondern beim Schwachsinn, der sich über Niederungen nicht erheben kann. Eine praktische Folgerung hat das Gesetz v. 14. 7.1933 über die U n f r u c h t b a r m a c h u n g gezogen; der Anteil der Schwachsinnigen wird als besonders hoch bezeichnet 2 ). Als geeigneter Maßstab gilt und bewährt sich auch hier der in diesem Buch zugrunde gelegte Begriff der sozialen Gefährlichkeit (Schädlichkeit) im Gegensatz zur sozialen Brauchbarkeit (Tüchtigkeit, Lebensbewährung). i) A n g a b e n b e i G r u h l e H W K r i m . I 711. l ) N a c h M e z g e r K r i m P o l . S . 46 b e t r a t e n 77 •/• d e r A n t r ä g e a u f U n f r u c h t b a r m a c h u n g aus d e n bayrischen Strafanstalten allein d e n Schwachsinn u n d w a r e n 64 •/• d e r U n f r u c h t b a r g e m a c h t e n S c h w a c h s i n n i g e . V g l . a u c h H o f f m a n n U n f r u c h t b a r m a c h u n g u n d K r i m i n a l i t ä t 1940, K r i m A b h . H . 44, s o w i e v . N e u r e i t e r K r i m B l o l . 1940 S . 24.

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Tateächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 6 V6

5. A l k o h o l i s m u s i ) Unter diesem sehr verschieden gefaßten Begriff verstehen wir jeden Mißbrauch alkoholischer Getränke mit kriminellen Polgen. Stets, auch in den leichten Fällen, liegt eine Vergiftung und mithin eine Krankheit vor2), fast stets auch eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Die Bedeutung des Einflusses auf die Kriminalität eines Volkes wird jedoch oft erheblich überschätzt, ebenso wie man andere naturalistische Faktoren, Erblichkeit und allgemein Krankheit, überschätzte. Besonders ist vor unzulässiger Generalisierung zu warnen; auch hier gilt es zu individualisieren und alsdann zu typisieren. a) Z w e i H a u p t a r t e n kommen in Betracht mit mehreren Übergängen : aa) A k u t e r A l k o h o l m i ß b r a u c h , Trunkenheit oder Bauschzustand. Drei Unterarten kommen vor. Einmal der gewöhnliche oder l e i c h t e R a u s c h . Wie jede Trunkenheit, ist besonders der leichteste Fall stark abhängig von der Aufnahmefähigkeit des Individuums; schon kleine Gaben können im Einzelfall die typischen Störungen im Gedankengang bewirken, die affektive K r a f t zuerst steigern und dann lähmen, die bisher vorhandenen physischen und psychischen (sittlichen) Hemmungen herabmindern oder aufheben sowie Urteilsschwäche, Einsichtslosigkeit und Gefühlsroheit hervorrufen. Diese leichte Form braucht an der Zurechnungsfähigkeit nichts zu ändern. Anders die zweite Unterart: der ungewöhnliche oder s c h w e r e R a u s c h z u s t a n d , schlecht genannt: pathologische Rausch (in Wahrheit ist jeder Rausch pathologisch als toxisch bedingte Bewußtseinsstörung, als echte Vergiftungserscheinung); seine Merkmale sind tiefgehende Bewußtseinsstörung bei Verkennung der Umgebung sowohl wie der Art und Folgen des eigenen Verhaltens, das oft in sinnlosem Toben und Schlagen besteht (sog. epileptischer Rausch). Die dritte Unterart bildet der von mir (in KrimSoz. u. ö.) sog. s u b a k u t e R a u s c h z u s t a n d , der äußerlich bereits als chronische Trunkenheit erscheint, der in Wahrheit aber nur eine durch gleiche Umweltverhältnisse (Wirtshausbesuch) nahegelegte, häufige Wiederholung akuter Rauschzustände bedeutet. Dieser in der Gerichtspraxis besonders häufig vorkommende Fall ähnelt der Dipsomanie (Perioden- oder Quartalstrunk); doch ist hier weniger die gleiche Umwelt von entscheidendem Einfluß als der eigene Seelenzustand des Trinkers: periodisch auftretende Unruhe und Verstimmung mit dem inneren Trieb, sich darüber durch Rauschzustände hinwegzusetzen 3 ). — bb) C h r o n i s c h e r A l k o h o l m i ß b r a u c h (Trunkl) Aus der reichen Lit. vgl. etwa Hoche Handb. d. gerichtl. Psychiatrie 2. A. 1909; Aschaffenburg 3. A. 1923 S. 77; Göring KrimPsych. 1922, Wlassak Grdr. d. Alkoholirage 2. A. 1929. S) So mit Recht Jahrreiß HWKrim. I 13; es wäre zu wünschen, daß diese Ansicht zum Gemeingut des Volkes würde, wozu aber In Deutschland und aucta in vielen anderen Ländern wenig Aussicht besteht. -) Näheres bei Jahrreiß a. a. O. S. IS.

§6 V 5

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

145

sucht, gewohnheitsmäßiger Trinker): nach jedem Alkoholgenuß wird unaufhörlich Wiederholung angestrebt (ähnlich dem Spieltrieb der gewerbsmäßigen Spieler); hier sind die Indizien chronischer Vergiftungserscheinungen klinisch nachweisbar. StGB. § 42c verlangt zur Unterbringung in eine Trinkerheilanstalt, daß der Trinker „gewohnheitsmäßig im Übermaß" geistige Getränke zu sich nimmt. Wann ein solches Übermaß vorliegt, kann nur von Fall zu Fall im Hinblick auf die Person des Trinkers bestimmt werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß mit dem fortgesetzten Trinken eine allmähliche Gewöhnung eintritt, so daß er nach zunehmend größeren Mengen verlangt (wiederum dem Spieler ähnlich). Allmählich ist eine psychische Umbildung zu beobachten, bei der die ursprünglichen individuellen Wesenszüge schwinden und die Trinker untereinander ähnlich werden; so ersteht das bekannte Bild des chronischen Säufers: Verminderung der Leistungsfähigkeit, des Gedächtnisses, der Auffassungsgabe und der Fähigkeit zur Aufnahme neuer Eindrücke, Selbstüberschätzung bei dauernd gehobener Stimmung und häufigem Umschlagen in das Gegenteil, in Reizbarkeit, Streitsucht und Verzweiflung. Hinzutreten organische Umbildungen, vielfach sexuelle Störungen, mitunter nach Jahren Alkoholpsychosen (Delirium, Halluzinose). b) Der E i n f l u ß d e s A l k o h o l m i ß b r a u c h s auf die Kriminalität ähnelt durchaus den Einflüssen der Krankheiten und des Schwachsinns; auch hier äußert ersieh nach drei Richtungen: Beeinträchtigung der Widerstandskraft, Herabminderung der Leistungsfähigkeit bei Erschwerung der Umweltverhältnisse sowie Erzeugung gewisser kriminalitätsfördernder Eigenschaften: Erregbarkeit, Enthemmung, Verrohung, Streitsucht, Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Begünstigt wird ein hiernach leicht zu beschreibender, keineswegs großer Kreis von Delikten; die Trinker zeigen sich auch in dieser Hinsicht als erfindungsarm und uninteressant (dies im Gegensatz zu den ihnen sonst in vielen Punkten verwandten Spielern). Bezeichnend werden auch dieselben Gruppen bevorzugt wie bei Krankheit und Schwachsinn; bezeichnend wiederum ist aber die umgekehrte Reihenfolge: die stärkere Aktivität des Alkoholismus bewirkt den Vorrang der reinen Angriffsdelikte.

10 Sauer, Kriminologie

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§6 V 5

T a f e l 19

Alkoholdelikte In Bayern wurden bestraft: Taten im Zustand der Trunkenheit überhaupt . . . davon waren c h r o n i s c h e T r i n k e r von den Taten insgesamt waren in Prozenten I. R e i n e A n g r i f f s d e l i k t e : Körperverletzung darunter gefährliche Körperverletzung einfache Körperverletzung Körperverletzung mit Todesfolge . . . schwere Körperverletzung (fahrlässige Körperverletzung) Beleidigung Widerstand Bedrohung Sachbeschädigung Hausfriedensbruch Mord und Totschlag Religionsvergehen II. R e i n e T r i e b - u n d S c h w ä c h e t y p e n : Sittlichkeitsdelikte Diebstahl, Betrug u. Unterschlagung (Schwächetyp) darunter einfacher Diebstahl (schwerer Diebstahl, auch Rückfall) . (Betrug) (Unterschlagung) Betteln und Landstreichen

1912/131) 9377 167

52,4 — — — — —

12,1 7,5 7,6 7,5 5,1 — —

2,1 3,8 — — — — —

19262) 1275 30

49,2 40,8 4,6 2,1 0,9 (0,8) 11,4 10,1 5,9 4,7 4,3 1,2 0,6 5,1 . 3,7 .2,4 (0,3) (0,7) (0,3)

? "

aa) Die r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e werden besonders von den drei Formen des akuten Rauschzustands betroffen. Unter ihnen ragen die engeren Roheitsdelikte hervor, jene typischen sog. Alkoholdelikte. In den statistischen Nachweisen3) werden die Prozentsätze verschieden angegeben, weswegen wir zwei Zahlenreihen anführen (Tafel 19). Nach den bayrischen Ermittlungen ist die Reihenfolge für 1912/13, die letzten normalen Jahre, die folgende: Köiperverletzung rd. 52%, Beleidigung rd. 12%, Widerstand, Bedrohung und Sachi) Die Ziffern sind e n t n o m m e n aus Z. d. Bayr. Stat. Landesamts 1915. >) E n t n o m m e n aus HWKrlm. I 19 (auf G r u n d von Bumke, Lehrt), d. Geistesk r a n k h e i t e n 1929). ") Außer den Statistischen J a h r b ü c h e r n Mir das Reich u n d die Länder sowie der RKrimStat. 1928 S. 17 vgl. die Nachweise in der Begr. z. StGB. Entw. 1927 S. 189, Anl. II 22, Aschaffenburg 77, Exner 222 ff., Rlstow Kriminalität der Roheitsdelikte 1933 (Strafr. Abh. H. 314) S. 17 ff., J a h r r e i ß HWKrim. I 19.

§6 V 5

Persönliche Voraussetzungen natürlicher Art

147

beschädigung je rd. " % , Hausfriedensbruch rd. 4 % . Die Reihenfolge stimmt mit den Ergebnissen auch für andere Länder überein und dürfte auch der späteren Sachlage ungefähr entsprechen, wenn auch die Anteile sich geändert haben mögen (zuerst Zu-, dann nach 1933 Abnahme des Widerstandes, Abnahme auch der Beleidigung wegen Rückgangs der Privatklagesachen). Nur ungefähr ergeben die Kurven der Körperverletzung ein Steigen und Sinken übereinstimmend mit dem Bierverbrauch 1 ); aber es zeigen sich doch beachtliche Abweichungen. Die Roheitsdelikte allgemein nehmen nach dem ersten Weltkrieg nicht im gleichen Maße ab wie der Alkoholverbrauch; ein (!) Grund mag in der zugenommenen Verrohung der Bevölkerung in der ersten Nachkriegszeit liegen2). Anderseits nimmt gerade das wichtigste Roheitsdelikt, die gefährliche Körperverletzung, nicht im gleichen Maße am Steigen und Sinken der Bierkonsumskurve teil; das mag mit einer stärkeren Konstanz der Deliktsbewegung überhaupt zusammenhängen, zeigt aber zugleich, daß der Alkoholgenuß nicht der Hauptgrund der Kriminalität ist. So wurde in Einzeluntersuchungen festgestellt, daß in einem Bezirk, in dem allerdings die Bevölkerung dem Trunk nicht besonders zuneigt, zwar die Wirtshausstreitigkeiten den Hauptanlaß zur Körperverletzung bilden, der Alkoholgenuß aber nicht wesentlich für die Körperverletzung war, sondern nur den Streit begünstigtes). In einem anderen Bezirk, dessen Bevölkerung stärker dem Alkohol huldigt, wurde als Anlaß zur Sachbeschädigung (die allerdings wohl nicht in gleichem Maß wie die persönlicher gestimmte Körperverletzung vom Trunk begünstigt wird) nur in 65% der Fälle ein Rauschzustand festgestellt*). Für den Raub, der sowohl den Gewalt- wie den Nutzdelikten angehört, wird der Alkoholgenuß des Täters als häufiger Anreiz zur Tat festgestellt 5 ); zugleich wird aber die früher schon geäußerte Ansicht bestätigt, daß der Raub Alkoholdelikt auf Seiten weniger des Täters als des Opfers ist 6 ), dessen Wehrlosigkeit die T a t ermöglicht: eine Abart der Leichenfledderei. Man bemerkt überall die Verschiedenheit nach Tat und Täter, Bezirk und Bevölkerung; und man gewinnt zugleich den Eindruck, daß die generell kriminalitätsfördernde Bedeutung des Alkohols vielfach überschätzt wurde. Gesteigert ist die Kriminalität der Alkoholdelikte bekanntlich in Ländern mit hohem Konsum alkoholischer Getränke, so in Bayern (Bier), in der Rheinpfalz (Wein) und in Ostpreußen (Branntwein); diese Tatsache ist physio- und psychologisch sowie ökonomisch selbstverständlich und wird durch die Vorherrschaft des wichtigsten Alkoholdelikts, der gefährlichen Körperverletzung, in jenen Ländern bewiesen (vgl. die Karte in HWKrim. I I S. 1086). Aber auch hier ist vor voreiligen Verallgemeinerungen zu warnen; der Verbrauch ist i) Kurven bei Exner, Rlstow u. a. t) So Ristow 22. 3) G. Wolters Die Körperverletzungskriminalität im Nordwest-Münsterland, Diss. Münster 1942 (abgeschlossen, z. Z. nicht gedruckt). Festgestellt wird zugleich das abweichende Ergebnis für den Vergleichsbezirk: Räuber Die Körperverletzungskriminalität im LG.Bez. Rudolstadt 1938, in v. Webers Thür. Unters. H. 8. 4) H. Salewskl a. a. O. S. 33 für den AGBez. Königsberg. ') Rob. Heimann Der Raub usw. 1938 (Strafr. Abh. H. 393) S. 28 für den LGBez. Münster. 6) Heindl Berufsverbrecher 1927 S. 228; Heimann a. a. O. S. 28.

148

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§7

dort gesteigert, nicht wo das Getränk erzeugt, sondern wo es billig und leicht erhältlich und wo die Bevölkerung ihm besonders zugeneigt ist. Das Bedürfnis und die Nachfrage sind aber gesteigert vor allem in kälteren Gegenden, in Seestädten, in Vergnügungsorten und in wohlhabenderen Bevölkerungsschichten. Ein Anreizmittel zur gefährlichen Körperverletzung ist sodann am wenigsten der Wein, am stärksten der Branntwein; auch in dieser Hinsicht gibt jenes Kartenbild nicht die gewünschte Erklärung. Die entscheidenden Gründe für die stärkere kriminelle Belastung jener Landesteile liegen bei der psychischen Einstellung der Täter, während dem Alkohol nur eine mehr oder weniger mitwirkende Bedeutung zukommt. bb) Der S c h w ä c h e t y p herrscht in den Fällen chronischen Alkoholmißbrauchs vor; sie sind ungleich weniger verbreitet, und der Alkoholgenuß nimmt noch weiter an Bedeutung ab. In diesen Fällen tritt infolge der Trunksucht zugleich eine Gefährdung der Lebenshaltung, des Erwerbs und Einkommens, ein. In Fortsetzung der obigen Aufstellung (zu aa) erscheinen vor allem die Sittlichkeitsdelikte zu dem auffallend geringen Prozentsatz von 2—5%. Wenn die Vermögensdelikte, Diebstahl, Unterschlagung und Betrug mit 3% angegeben werden, so ist dieser Anteil verhältnismäßig hoch; es kommt im wesentlichen wohl nur Diebstahl im Not- und Schwächetyp in Betracht, während die eigentlichen Nutzdelikte völlig zurücktreten. Vor allem findet in dieser Gruppe die kleine Kriminalität ihren Platz: Betteln und Landstreichen sind die typischen Folgen chronischer Trunksucht. Unter den Tätern dieser Gruppe befinden sich viele Psychopathenl). Die Alkoholdelikte sind vor allem Affekt- und Gelegenheitsdelikte; so in der ersten Gruppe zu aa. Täter sind überwiegend die männliche Bevölkerung vor allem der unteren Volksschichten, in den jüngeren und mittleren Lebensjahren. Sie tragen einen meist umweltbedingten akuten oder subakuten Charakter. Nur die wenigen, in der Fülle der Kriminalität eines Volkes untertauchenden uneigentlichen Alkoholdelikte der zweiten Gruppe (zu bb) besitzen chronisches Gepräge und ergreifen auch die älteren Lebensjahre, auch wohl mitunter besser situierte Personen. —• In Gruppe aa kommt außer der Strafe Sicherungsverwahrung in Frage, in Gruppe bb außerdem Trinkerheil- und Entziehungsanstalt sowie Arbeitshaus. Die Prognose ist im allgemeinen nicht günstig; aber es wird auch über einige erfolgreiche Heilbehandlungen berichtet.

§ 7. Persönliche Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art Das kriminologische Problem orientiert sich auch hier zunächst an den normalen Verhältnissen: Aufgabe des Menschen ist, für Staat und Volk sowie für die sonstigen Gemeinschaften Werte zu schaffen oder zum mindesten Werte anzustreben und bereitzuhalten. Auf dieser Grundlage entwickeln und vervollkommnen sich die Gemeinschaften und bei) Nach J a h r r e i ß a.a.O. S. 20 neigen Psychopathen erhöht zur Trunksucht.

§7 I

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reichem sie die Kultur der Staaten und Völker. Dies ist die große allgemeine Richtung, in der sich auch die Erziehung des Menschen und in späteren Jahren seine Selbsterziehung zu bewegen hat. Der normale Mensch entwickelt sich, von den kulturellen und speziell sozialen Gebilden beeinflußt, in ihrem Sinne weiter mit freier Selbstbestimmung, worin eben sein Ethos, seine Persönlichkeitskultur und sein Gemeinschaftswert bestehen. Der asoziale und besonders der antisoziale Mensch entwickeln sich in ungünstigem Sinne mit fehlerhafter Bestimmung, sei es, daß die Ursache (nicht notwendig: die Schuld) bei ihnen selbst oder bei den sozialen und kulturellen Mächten liegt. Diese Einflüsse zu untersuchen, ist das vorliegende Thema. — TJm ihm zu genügen, müßton der Reihe nach die Wirkungen der einzelnen kulturell-sozialen Gebilde auf die Verbrecher ermittelt werden: hierher gehören das Elternhaus, die Familienverhältnisse und Freundeskreise, die Schule und sonstigen Bildungsanstalten, die Konfession und die kirchliehen Verbände, sein eigener Familienstand, seine Ehe oder Ehelosigkeit, seine berufliche, soziale und wirtschaftliche Stellung, seine Bildung und eigene Persönlichkeitskultur, seine Stellung gegenüber dem Staat und den politischen Verbänden. Auch hier zwingt zur Einschränkung sowie zur Zusammenlegung das vorliegende oder überhaupt zu ermittelnde Material. Außerdem ist der Schwerpunkt naturgemäß auf solche Gebilde zu verlegen, von denen die bedeutendsten Einflüsse auf die Kriminalität auszugehen pflegen; dieses sind der Beruf und die Wirtschaft. I. Elternhaus. Uneheliche Herkunft 1. Daß die E i n d r ü c k e , die der heranwachsende Mensch in der Hausgemeinschaft des Elternhauses empfängt, ihn im ganzen Leben begleiten und auf das nachhaltigste beeinflussen, ist so selbstverständlich, daß statistische Erhebungen über die Bedeutung der Erziehung und der Erziehungsmängel für die spätere Kriminalität nicht beigebracht zu werden brauchen. Jeder, der in Jugendstrafsachen gearbeitet hat, wird wissen, daß in den meisten Fällen die Familienverhältnisse des jugendlichen Täters Mängel aufwiesen: Kriminalität oder Trunksucht oder Krankheit, übertriebene Härte oder Nachsicht, Zänkerei oder Vernachlässigung, schlechtes Vorbild der Eltern und der Hausgenossen, keine ausreichenden oder ungeeignete Erziehungsmittel, Tod oder Abwesenheit der Eltern oder eines Elternteils, ungünstige Einflüsse durch Geschwister oder Hausangestellte, durch Nachbarn oder den sonstigen Verkehr. Wenn Villjnger in mindestens der Hälfte der von ihm behandelten Jugendtätern Defekte in der Familie feststellte, so dürfte dies zu niedrig gegriffen oder den Mängeln zu enge Grenze gezogen sein. Straftaten Jugendlicher beruhen auf ungenügender Erziehung, zu der auch das ungünstige Vorbild gehört, allemal schon dann, wenn eine andere Erziehung, ein anderes

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Vorbild die Verfehlung verhindert hätte. Statistische Feststellungen versagen übrigens deswegen, weil die Erziehung eine in hohem Maße individuelle Angelegenheit ist, deren Feinheiten sich dem schematisierenden Zugriff entziehen, und weil fast immer noch andere Faktoren hinzukommen, die auf die Straftat bald fördernd, bald hindernd wirken, so die besondere körperliche oder geistige Veranlagung des Jugendlichen oder die Um Weltlage, Nahrungssorgen, Wohnungselend, Arbeitslosigkeit der Eltern, Anschauungen, die in dem Wohnort oder der Stadtgegend herrschen. Alle diese Umstände scheinen bei der an sich dankenswerten Untersuchung von Verbrecherstämmen vielfach nicht genügend berücksichtigt zu sein, weil in erster Linie die Veranlagung interessierte 1 ). Der die Kriminalität bedingende oder fördernde Mangel im Familienleben kann an folgenden Tatsachen erkennbar sein, die jedoch nur die Bedeutung eines Symptoms besitzen, keineswegs des einzigen Symptoms und keineswegs des entscheidenden Grundes: Vollwaise, Vaterwaise oder Mutterwaise, ein Elternteil wiederverheiratet, Ehe geschieden, Eheleute getrennt lebend, unehelich geboren, unehelich während der Erziehung oder auch später geblieben. Die Ermittlungen, die vor allem von der Jugendfürsorge angestellt sind 2 ), lassen die begreifliche, fast selbstverständliche Tatsache erkennen, daß die Frühwaisen besonders, daß die Vollwaisen mehr als die Halbwaisen, die Mutterwaisen mehr als die Vaterwaisen gefährdet sind; die letzteren überwiegen bekanntlich die ersteren in der Gesamtbevölkerung um mehr als das Doppelte, während sie in den Fürsorgeanstalten ungefähr einander gleichstehen 3 ). Wichtiger wird; im ganzen wird eine erhöhte Rückfälligkeit ermittelt 4 ). Die Frage ist das eigentliche kriminologische l'hema, worin die Gefährdung gesehen kann jedoch auch hier nur durch individualisierende Behandlung der einzelnen Delikte und Beurteilung nach ihrem Unrechtsgehalt, nicht allein nach der Zahl der Taten und der Vorstrafen befriedigend erledigt werden. Bei dieser Fallbehandlung bedarf es alsdann der Prüfung, ob die Straffälligkeit wirklich durch die defekten Familienverhältnisse entscheidend gefördert wurde. Vor allem sei auf die beiden einleuchtenden Tatsachen hingewiesen, daß einmal bei mangelhaften Familienverhältnissen Geschwister (eineiige Zwillinge) sich verschieden entwickeln und nicht selten zu wertvollen Persönlichkeiten aufsteigen, daß anderseits gesunde, ja sogar übernormal harmonische Ehen die Kriminalität fördern können, indem sie l) Hierauf weist eine neuere holländische Untersuchung hin: La. F. J e n s Kriminologische Studien, hgg. v. Pompe u. Röiing, Utrecht o. J., und dazu v. Weber ZStrW. 61, 540 (1942). i) Verwiesen sei auf die statistischen U m f r a g e n der Dtsch. Vereinigg. f ü r Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, Berichte in ZStrW. Bd. 49 fl. f ü r je zwei J a h r e . ») Kerscher Veibrechen u n d Verwaisung, KrimAbh. H. 29, 19; Stury Die äußeren Entwicklungsbedingungen junger Hechtsbrecher, ebda. H. 32. 4 , Vgl. Schnell, A. Schmtd und R a t t e n h u b e r in KrimAbh. H. 22, 24, 39.

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zur Verweichlichung des Willens und zur Schwäche des WiderstandsVermögens anhalten. Die rein zahlenmäßigen Ermittlungen durch die Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen gemäß den schematisierenden Berichten können und wollen daher nur mit allem Vorbehalt aufgenommen werden, worauf oben (§ 6 I I I g. E.) hingewiesen wurde, zumal da einige wichtigste Großstädte ausgefallen sind. So will wenig die zahlenmäßige Feststellung besagen und noch weniger befriedigen, daß die Vaterwaisen die Unehelichen an Straffälligkeit übersteigen!); immerhin kann aus dem Verhältnis der Zahlen die interessante Tatsache entnommen werden, daß die Unehelichen in den Großstädten kriminell günstiger dastehen als in den mittleren und kleinen Städten. Von Interesse ist auch, über die Jugendtäter aus gestörten (defekten) Ehen zu erfahren, daß ihr Anteil an der Gesamtzahl Straffälliger größer in den Mittelstädten ist (20—40%) als in den Großstädten^). Da die Angaben der Gerichtsakten in den gedachten Richtungen dürftig sind, ist zunächst weiteres Material abzuwarten. Die amtlichen kriminalbiologischen Fragebogen werden exaktere Feststellungen erleichtern, wenn auch allein kaum herbeiführen. 2. Die u n e h e l i c h e G e b u r t stellt kein besonderes Problem biologischer Natur, wie man früher meinte; die bloße Tatsache der Unehelichkeit bedeutet keine kiitninelle Belastung. Die Geschichte und die Erfahrung lehren, daß vorehelich geborene Personen sich zu tüchtigen Menschen, ja zu hervorragenden Kulturträgern (Anselm Feuerbach und sein ältester Sohn) entwickelt haben; mitunter mag die Energie der Eltern, die sich über soziale und rechtliche Bindungen hinwegsetzten, in anderer, kulturell-schöpferisch gerichteter Gestalt fortwirken, oder es mag ihr eigener Kampf gegen die öffentliche Meinung und (in ihrem Sinne) gegen imberechtigte Vorurteile ihre Willenskraft beflügeln. Eine kriminelle Gefährdung kann aber hegen in der häufig beobachteten, vererbten sexuellen Reizbarkeit und vor allem in ihrer lange Zeit mit einem moralischen Makel behafteten sozialen Stellung, in der verbreiteten öffentlichen Meinung, die in der Unehelichkeit eine Unehrlichkeit sieht, mit allen Folgen und den schädlichen Rückwirkungen auf den eigenen Charakter: ihre Zurücksetzung trotz gleicher Leistung wird als Ungerechtigkeit empfunden und untergräbt ihr Vertrauen zur staatlichen Rechtsordnung; die ihnen entgegengebrachte Lieblosigkeit der Behandlung kehrt sich bei ihnen zur feindlichen Haltung gegen eine von solchen Vorurteilen getragene Gesellschaftsordnung; die fortwährende Verheimlichung der Art ihrer Herkunft läßt die Täuschung als normal erscheinen und verleitet sie selbst zu Täuschung im Verkehr mit den Menschen; l) Im Ergebnis stimmen die Ermittlungen iür die Jahre 1930 bis 1937 wesentlich überein; vgl. ZStrW. 54 S. 102; 56 S. 593; 59 S. 200. i) Nach der Tafel ZStrW. 59 S. 202.

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§7 1 2

das Bewußtsein einer auf ihrer eigenen Entstehung lastenden, nie mehr zu beseitigenden Schande erzeugt in ihnen oft ein Minderwertigkeitsgefühl, das zu Resignation, Fatalismus und Pessimismus führt, die Entwicklung etwaiger günstiger Anlagen unterbindet und vor allem den selbständigen, schöpferischen Willensentschluß lähmt oder ganz hindert. Die naheliegenden Folgen sind Flucht in solche Kreise, in denen Gleichberechtigung zu erwarten ist, Umgang mit Kriminellen und eigene Kriminalität. Häufig zeigt der Uneheliche auch ein unstetes, schwankendes und widerspruchsvolles Wesen, vielleicht eine Folge der oft stark verschiedenen Natur beider, entgegengesetzten Kreisen angehörender Elternteile; die Folge ist wiederum Abgleiten ins Kriminelle, und es ist unvorhersehbar, nach welcher Richtung es erfolgen wird. Dazu kommt die Schwierigkeit oder Aussichtslosigkeit, den Täter zu lenken und zu erziehen. Die Tragik des Unehelichkeitsproblems liegt in der kriminologischen Erkenntnis aller dieser Tatsachen und Auswirkungen, verbunden mit der Unmöglichkeit, den wahren Grund der Kriminalität zu beseitigen; denn wollte der Staat jene sozialen „Vorurteile" der Ungleichstellung beseitigen, so müßte er seine eigene Einrichtung, die gesetzliche Anerkennung der Ehe, beseitigen. Anzustreben ist aber jedenfalls eine möglichste Milderung der rechtlichen Verschiedenheit. Nach einer früheren Untersuchung in Schleswig-Holstein (1874/89)1) war der Anteil der unehelichen, besonders schweren Verbrecher (zum Tode oder zu Zuchthaus verurteilt) 14,8%, während der Anteü der Unehelichen an den Lebendgeborenen der Gesamtbevölkerung nur 8,7% im Reich und 8,9% im Untersuchungsbezirk betrug, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die Unehelichen eine erhöhte Sterblichkeitsziffer aufweisen. Der Anteü der Unehelichen a n der Jugendkriminalität (1930/31) war in Dresden 15,5%, in Hamburg 10,5%, in Berlin 6,1%, in Bochum 3%, in Bremen 2%, in Köln nur 1,3% 2 ). Nach einer Reihe süddeutscher, insbesondere bayrischer Ermittlungen3) weist der Anteü der Unehelichgeborenen an den untersuchten Gruppen recht verschiedene Ziffern auf; bei den Rückfälligen 16%, 19,6% und 27,9%; an Erstbestraften 4,4% und 8,3%, an den Verurteüten des Münchener Jugendgerichts (1935) 18%; an verurteilten Fürsorgezöglingen 13,3 und 21%. Der Anteil an preußischen Fürsorgezöglingen wurde 1934 mit 18,4% angegeben. Diese Verschiedenheit der Ziffern zeugt von der Verschiedenheit der Taten, der Täter und der Umweltverhältnisse. Zu wünschen wäre auch hier eine Individualisierung, die nicht nur eine Zählung der Taten, sondern vor allem eine Wertung ihres Unrechtsgehalts zuläßt. Die erhöhte Tendenz zu Sittlichkeitsdelikten steht fest; nach obiger Charakteristik m ü ß t e auch eine solche zu Täuschungsdelikten vorhanden sein. In Kleinstädten soll der Anteü größer sein wegen stärkerer Belastung durch die öffentliche Meinung 4 ). Diese Erscheinung, die schon t) Nach einer Umfrage ZStrW. 54. 103 (1935) für 1930/31. *) Tönnies Uneheliche und verwaiste Verbrecher 1930, KrimAbh. H. 14. ») Nach Exner KrimBiol. 1939 S. 280. J ) Jacoby ZStrW. 54, S. 103 (m. E. kaum zutreffend).

§ 7 II

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oben(l g. E.) berührt wurde, dürfte ihren Grund darin finden, daß es den Unehelichen in den Großstädten eher gelingt, ihre Herkunft und auch sich selbst zu verbergen und sich durchzuschlagen. Wenn sie wirklich zum Betrug stärker neigen, dürfte gerade diese Kriminalität in der Großstadt in höherem Maße latent sein. Ihrer zahlenmäßigen Besserstellung gegenüber den Vaterwaisen ist daher kaum eine besondere kriminologische Bedeutung beizumessen.

II. Familienstand. Ehe. 1. Das kriminologische P r o b l e m betrifft nicht den (rechtlichen) Familienstand, sondern die sozialen Tatsachen: die e h e l i c h e G e m e i n s c h a f t sowie deren Fehlen oder Aufhebung, Ledige und Verwitwete. Die oft unscharf behandelte Frage ist dahin zu stellen: Inwieweit beeinflussen diese soziologischen Erscheinungen die Kriminalität günstig oder ungünstig? Versteht man unter E h e im sozialethischen Sinne die denkbar innigste Gemeinschaft zwischen Mann und Frau zur Hervorbringung neuen wertvollen Lebensi), so kann der Einfluß auch kriminologisch nur ein günstiger sein. Stellt man auf Grund statistischer Untersuchungen gleichwohl ungünstige Einflüsse fest, so liegen die Gründe nicht an der Ehe als sozialethischer Einrichtung, vielmehr an anderen, mit der Ehe irgendwie zusammenhängenden Erscheinungen. So können wirtschaftliche Not oder Vermögensverfall oder außergewöhnliche, soziale oder natürliche Ereignisse (Berufs- oder Wohnortswechsel) durch die Ehe begünstigt werden; oder Krankheit, Kriminalität oder sonstiges asoziales Verhalten des einen Ehegatten verschlechtern die Lebensbedingungen auch des anderen oder wirken gar physisch oder moralisch ansteckend, oder kriminell geneigte Ehegatten kommen zusammen, sich gegenseitig bestärkend. Oder bei der Beurteilung treten jene typischen Fehldeutungen hinzu, die den Grad der Kriminalität nur äußerlich lind zahlenmäßig beurteilen und sich durch das häufige Vorkommen der leichten Kriminalität bestimmen lassen. Auch hier bedarf es daher der individualisierenden und wertmäßigen Erfassung der Deliktstypen. 2. Dem W e s e n d e r E h e würde folgende Kriminalität entsprechen, und ein solcher Zustand ist kriminalpolitisch zum mindesten als erreichbar anzustreben. Eine normale Ehe müßte bewirken: beim Mann Rückgang der Gewalt- und Roheitsdelikte, bei der Frau umgekehrt Rückgang der Not- und Schwächedelikte. Die Ehe müßte und könnte drittens auch insofern heilsam wirken, als die Nutzdelikte und die übrigen reinen Angriffsdelikte Ausgleich oder Abschwächung fänden. Die Wirklichkeit sieht leider zum großen Teil anders aus. Während die beiden ersten Gruppen in der Tat einen Rückgang wenigstens in den späteren Altersstufen und l) So zuerst in m. Grdlg. d. Gesellschaft 1924.

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bei günstigerer wirtschaftlicher Umwelt aufweisen, wobei allerdings zweifelhaft bleibt, ob hier wirklich die Ehe und nicht vielmehr das Alter und die Umwelt den Hauptanteil an dem Rückgang tragen, bietet der große und bedeutsame Rest ein weniger günstiges Bild. Auch die normale, ja selbst die ideale Ehe erzeugt erhöhte Lebensanforderungen und hiermit erhöhte persönliche Gegnerschaft und wirtschaftliche Not, zumal bei Kinderreichtum, und schafft mehr Angriffs- und Reibungsflächen. So paaren sich mit der Ehe vielfach Diebstahl und Hehlerei und mehren sich Kollisionen im privaten und öffentlichen Leben. Diese unverkennbaren Nachteile werden allerdings durch Vorzüge einer gesunden Ehe auch in kriminologischer Hinsicht wettgemacht. 3. Die Z a h l e n , die auch hier nicht letzthin entscheiden dürfen, wie oben wiederholt bemerkt wurde, zeigen keineswegs ein für die Ehe günstiges Ergebnisi). Im allgemeinen ist die Kriminalität des v e r h e i r a t e t e n M a n n e s bis zum 25. Lebensjahr gegenüber dem Ledigen erhöht; Gründe: Unreife und Leichtsinn, Mangel an Erfahrung und Widerstandskraft, Machtlosigkeit gegenüber gesteigerten Pflichten und Sorgen. In den späteren Altersklassen nimmt aber die Kriminalität des verheirateten Mannes ab, mit Ausnahme einiger Delikte, die sich meist aus den vermehrten Reibungsmöglichkeiten erklären. Dagegen ist die Kriminalität der v e r h e i r a t e t e n F r a u höher als die der ledigen auch in den älteren Lebensaltersstufen; ihr bringt die Ehe also auch späterhin erhöhte Sorgen, die sich kriminell auswirken. Der ungünstige Einfluß der Ehe auf die Frau findet hiernach immerhin eine gewisse Erklärung, wenn man die anderen, mitwirkenden Umstände von oft ausschlaggebendem Gewicht hinzunimmt, eigene Schwäche, geringe Widerstandskraft, Abhängigkeit vom Mann, drückende Sorgenlast und eigene wirtschaftliche oder seelische Not. Zur Beurteilung dieser absoluten Zahlen ist natürlich von Wichtigkeit der jeweilige Bestand der Verheirateten und Ledigen in der Reichsbevölkerung. Hierüber verhalten sich die Tabellen in HWKrim. I S . 409/10 f ü r 1910 und 19252). Danach ist der Anteil der männlichen wie weiblichen Ledigen an der Gesamtbevölkerung stark gesunken; zu den Gründen gehören der Rückgang der Geburten in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie die Zunahme des Heiratswillens bei den Männern. Der Anteil der ledigen Männer an der Gesamtzahl der überhaupt vorhandenen Männer ist nach jener Tabelle in allen Altersstufen gegenüber der Vorkriegszeit gesunken; dagegen ist der Anteil der ledigen Frauen besonders während l) Prinzing (1899) und Krille (1931), vgl. Nachw. In KrimSoz. S. 671. F e r n e r Roesner HWKrim. I S. 398 sowie K r i m s t a t . 1936 (1942). Seit 1936 b r i n g t die KrimStat. erstmalig nach langer Unterbrechung (seit 1918) wieder Erhebungen über den Familienstand, auch bei den einzelnen Delikten; vgl. S. 11+, 260. i) Zugrunde gelegt sind im folgenden die statistischen Mitteilungen von Roesner im HWKrim. I 408/10.

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der Kriegszeit gestiegen. Der Anteil der Verheirateten ist um fast ein Viertel (bei Männern und Frauen) gestiegen; zu den Gründen gehören die Frühheiraten sowie der Fortfall der allgemeinen Wehrpflicht bis 1933. Die naheliegende Erschwernis der Heirat durch die Wohnungsnot wird als keine nennenswerte Hinderung einer Eheschließung angesehen. Unter dem Einfluß der alsbald einsetzenden Rasse- und Bevölkerungspolitik wurden Frühheiraten begünstigt und Erleichterungen bei der Wohnungsbeschaffung sowie in beruflicher und wirtschaftlicher Hinsicht gewährt. Trotz des Anstiegs der Zahl der verheirateten Frauen ist deren Anteil an der Gesamtzahl der Frauen wegen des Frauenüberschusses zurückgegangen, offenbar unter der Einwirkung des Krieges. E s ist anzunehmen, daß der z w e i t e W e l t k r i e g ä h n l i c h e F o l g e n zeitigen wird. Hinzu kommt der erhöhte Leichtsinn bei Eingehung von Frühehen. 4. Die e i n z e l n e n D e l i k t e hatten früher eine abweichende und unter sich recht verschiedene Beurteilung erfahren. Hiernach kamen die b i s h e r i g e n Untersuchungen zu dem wertmäßigen Ergebnis, daß die Ehe als solche nicht nur, wie obige Statistik (3) zeigt, den Mann, sondern auch die Frau kriminologisch günstig beeinflußti). N e u e r e Spezialuntersuchungen haben dieses Ergebnis nicht mehr aufrechterhalten; und auch die allgemeine statistische Erhebung gelangt für 1936 zu einem u n g ü n s t i g e n B i l d : der Einfluß der Ehe ist in neuerer Zeit im ganzen schädlich, der frühen Ehe sogar sehr schädlich, und zwar besonders auf Seiten der Frau. Die Gründe beruhen aber zum großen Teil wohl auf der Ungunst der Umwelt, insbesondere der wirtschaftlichen; zum Teil spielen hinein Leichtsinn und Unerfahrenheit mindesten des einen Ehepartners, aber weitgehend wohl auch mangelnde Auffassung vom reinen Wesen der Ehe und ungenügende sozialethische Einstellung namentlich in den jüngeren Kreisen der Bevölkerung. Es wäre aber voreilig, dieses harte Urteil zu verallgemeinern. Für die letzten Jahre vor 1936 sind wir auf wenige Einzeluntersuchungen angewiesen; weitere Forschungen stehen aus, und auch die kommenden Jahrgänge müssen zum Vergleich abgewartet werden. Nur mit allem Vorbehalt lassen sich auf Grund der Erhebung für 1936 und einiger Einzeluntersuchungen folgende Gruppen bilden. a) Am häufigsten ist folgende Verteilung; sie entspricht auch der Gesamtverteilung: der Anteil der verheirateten Frau ist größer als der Anteil der ledigen Frau in den Altersgruppen schon vom 25. Lebensjahr ab; der Anteil des verheirateten Mannes ist größer als der Anteil des ledigen Mannes aber erst in den Altersgruppen vom 30. Jahr ab. Von diesem Beginn ab steigert sich der Anteil der Verheirateten von Stufe zu Stufe, während der Anteil der Ledigen entsprechend abnimmt. Nur in den höheren und höchsten Altersgruppen nehmen die Verheirateten naturgemäß zugunsten der Verwitweten ab. Diese für die Wirkung der i) So KrimSoz. S. 673 und sodann im Anschluß an Krille Exner KrimBlol. S. 30J.

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Ehe nicht günstig sprechende Verteilung dürfte die durchschnittliche und insofern die normale sein; sie ist bei den wichtigsten Delikten anzutreffen, die zugleich zu den chronisch-gefährlichsten gehören: Diebstahl (einfacher, schwerer, auch im Rückfall), Raub, gewerbsmäßiger Hehlerei, Unterschlagung, Betrug, Urkundenfälschung, Erpressung, Brandstiftung, ferner bei der anders gearteten, durch Häufigkeit ausgezeichneten Sachbeschädigung, auch bei den seltenen Religionsdelikten. b) In einer zweiten Gruppe wird der Beginn der erhöhten Beteiligung der Verheirateten um eine weitere Stufe vorverlegt; die unheilvolle Wirkung der Ehe tritt also noch früher ein, und zwar bei den verheirateten Frauen schon mit dem 21. Lebensjahr, bei den verheirateten Männern schon mit dem 25. Jahre. So bei der Beleidigung sowie bei der einfachen Hehlerei, die hier offenbar so früh (namentlich bei der Frau) vorwiegend im Schwächetyp auftritt. In einem Einzelbezirkl) waren von 141 männlichen Hehlern ledig 57, verheiratet 79, und von 35 weiblichen Hehlern waren nur 8 ledig und 25 verheiratet (also rd. dreimal so viel!). Hier wird festgestellt, daß die Frau auf den Mann während der Ehe die kriminelle Neigung überträgt. c) Von Interesse sind noch folgende Verbindungen. Die erhöhte Beteiligung der verheirateten Frau beginnt, wie oben b, schon mit dem 21. Jahr, beim verheirateten Mann, wie oben a, erst mit dem 30. Jahr; die Frau steht also im Verhältnis zum Mann noch weit ungünstger da. So bei der leichten und gefährlichen Körperverletzung (die frühe Verrohung hat die verheiratete Frau häufig wohl vom Mann erworben); ferner auffallenderweise beim Glücksspiel. Der Höhepunkt bei den Verheirateten beiderlei Geschlechts liegt beim Glücksspiel im LG.Bezirk Wiesbaden 2 ) in den Jahren 1910/14 auf der Altersstufe 30—40, bei den Ledigen erst auf der Stufe 40—50; hier wirkte also die Ehe in den späteren Jahren günstig ein. Bezeichnend für den Wandel der Zeitanschauungen, vielleicht auch für die Raumverschiedenheiten ist aber, daß im Reich für das Jahr 1936 die Verheirateten beiderlei Geschlechts auch in der höheren Stufe den Vorrang vor den Ledigen haben, so daß die Ehe weiterhin ungünstig wirkt. Ferner fällt auf, daß die Kriminalität der verheirateten Frau im Reich ihren Höhepunkt erst in der höheren Altersstufe erreicht, daß sie aber auch im Bezirk Wiesbaden sich auf dieser Stufe noch beachtlich hoch erhält. Also beidemal eine ungünstige Einwirkung besonders auf die verheiratete Frau. Endlich ist zu betonen, daß im Bezirk Wiesbaden auch die Beteiligung der verheirateten Männer bis zur Stufe 30—40 sehr stark ansteigt. Alle diese Erscheinungen sind überaus bezeichnend ebenso für die Ehe wie für die Geschlechter und Altersstufen, für die Bezirke wie (und zwar nicht zuletzt!) für den Deliktstyp. d) Andere Kombinationen zeigen größere Angleichung der beiden Geschlechter hinsichtlich der Altersstufen, in denen die Verheirateten die Ledigen in der Kri1) Nach Steinlage Hehlerei im LG. Bezirk Hagen 1940 (Strafr. Abh. H. 406),

eingehend zum Thema S. 44/8.

2) Wolfgang Müller Glücksspiel 1938 (Strafr. Abh. H. 389) S. 20/2 mit Tafel.

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minalität gewisser Delikte überwiegen. Beim Mord beginnt dieser Zeitpunkt beidemal erst mit dem 30. J a h r ; ebenso beim Meineid. Hier hat also die Ehe längere Zeit günstiger gewirkt; die Delikte gehören aber zu den seltensten, so daß man nicht weiß, ob sich in den jüngeren Jahren öfter Anlaß und Gelegenheit bot. — Schon mit dem 25. J a h r beginnt das Überwiegen der Verheirateten beiderlei Geschlechts beim Totschlag und bei der Wilderei. Abschließende Urteile können, wie gesagt, noch nicht gefällt werden. Auch die vorliegenden Einzeluntersuchungen gelangen keineswegs zu eindeutigen Ergebnissenl). Ein besonders Problem entsteht durch die Kombination mit den B e r u f e n der Täter und der w i r t s c h a f t l i c h e n S t r u k t u r eines Bezirks. Keiner Erklärung bedarf die erste Gruppe, z. B. die häufige Beziehung der Kuppelei auf die Gastwirtsfrau. Um so versteckter ist der Zusammenhang der zweiten Gruppe auf Grund neuerer, noch weiter nachprüfbarer Beobachtungen: in Bezirken mit blühender Landwirtschaft zeigt die Unterschlagung einen auffallend hohen Anteil der Ledigen; in Bezirken mit blühender Industrie halten sich bei demselben Delikt die Ledigen und die Verheirateten die Waage; bei ungünstigerem Stand der Landwirtschaft oder der Industrie überwiegt stark der Anteil der verheirateten Unterschlagungstäter 2 ). Wie weit eine Ausdehnung dieser von zuverlässiger Seite gewonnener Erkenntnisse auf andere Bezirke, andere Delikte und andere Zeiten zulässig ist, steht noch dahin; aber jenen Beobachtungen dürfte eine natürliche Erklärung zu geben sein, die anderseits jene Tatsachen selbst stützen und naturgemäß begrenzen: "bei wirtschaftlicher Not werden vor allem die Verheirateten stärker belastet, bei Wohlstand der Landwirtschaft mehr die (in höherem Maße beweglichen) Unverheirateten hinsichtlich solcher Delikte, die eine größere Beweglichkeit erfordern und mehr dem Verkehr angehören, während bei anderen Delikten die mehr eine ruhige Tätigkeit erfordernde Landwirtschaft keine auffallenden Auswüchse aufweist, so daß insoweit die in der Landwirtschaft tätigen Verheirateten weniger belastet sind. 5. Die letztere Erwägung führt zu folgenden E i n s i c h t e n . a) Die Not belastet mehr in der Ehe und dort besonders die Frau; so erklärt sich der frühere Anfang der schwereren Delikte der Frau im Gegensatz zum Mann (vgl. oben 4 a). b) Der Ledige besitzt in der Regel größere Beweglichkeit und insoweit Anpassungsfähigkeit an neue Verhältnisse. Daher ist sein Anteil an der Unterschlagung in den landwirtschaftlich hochstehenden Bezirken höher. Verkehrsdelikte sind daher in der Ehe seltener. Bei der fahrlässigen Körperverletzung übersteigen die Verheirateten die Ledigen erst vom 30. Lebensjahr ab. c) Wenn auch n u r ein Ehegatte kriminell vorbelastet ist, so wirkt die Ehe meist ungünstig; sie verursacht Ansteckung, nicht Ausgleich 3 ). i) Durchweg ungünstige Einflüsse der Ehe stellen Steinlage und Müller a.a.O. fest; günstige dagegen Jerrentrup Brandstiftung S. 42 (Diss. Münster 1937). i) Struck Unterschlagung 1937 (Diss. Münster) S. 27. 3 ) Auch bestätigt durch Thiessen Hehlerei 1940 (Diss. Münster) S. 27.

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d) I m Zusammenhang mit diesen Fragen ist von Interesse die Feststellung der A l t e r s s t u f e n , in denen die Kriminalität besonders gefährlicher und häufiger Delikte ihren H ö h e p u n k t erreicht; eine solche Tafel, gesondert nach Geschlecht, Alter und Familienstand, wie sie im HWKrim. I S. 407/8 für 1882—93 aufgestellt ist (die übrigens für sich allein, ohne Zusammenhalt mit den anderen Fragen, weniger aufschlußreich ist und leicht fehlgedeutet werden könnte 1), führt zu folgenden Einsichten: Die verheirateten Männer wie Frauen reifen im Gegensatz zu den ledigen sehr schnell zur Höchstkriminalität in den besonders gefährlichen Delikten heran: sie liegt beim verheirateten Mann in den Stufen 18—25, bei der verheirateten Frau sogar zusammengedrängt in der Stufe 18—21. Der ledige Mann steigt allmählich heran; die ledige Frau erstarkt erst spät. Die Gründe liegen allerdings zum großen Teil auf anderen Gebieten, so daß vor voreiligen Schlüssen für den Familienstand zu warnen ist. 6. Die V e r w i t w e t e n und G e s c h i e d e n e n lassen durchweg gesteigerte Kriminalität erkennen. Besonders hoch ist sie bei den Männern in den jüngeren Altersstufen, niedriger aber in den älteren Klassen; dies tritt auch bei den wichtigsten Delikten zutage. Recht stark ist sie bei den jüngeren Frauen, die ihren Höchststand schon in der Altersstufe 21—25 finden; der hohe Anteil der Nutzdelikte zeigt zugleich den Grund auf: wirtschaftliche Not und mangelnde Fundierung der Ehe, weiter gesteigert durch Kinderreichtum, der die Wiederverheiratung erschwert. E s ist anzunehmen, daß die Kriminalität der Geschiedenen größer als die der Verwitweten ist; beide werden in der deutschen Statistik nicht gesondert behandelt. Bestätigt wird die höhere Straffälligkeit der Geschiedenen durch einige Auslandsstatistiken; auch allgemein psychologische und sozialethische Erwägungen Weisen auf eine geringere Beteiligung der Verwitweten. Vgl. die Tabellen in HWKrim. I 403/13 (auch über einige Auslandsstaaten) sowie KrimStat. 1935/36 S. 11. Dabei sind die allgemeinen Zahlen über die Tendenzen zu berücksichtigen: Zunahme der Verwitweten von 1910 bis 1925 bei den Männern um 12,7%, bei den Frauen um 21,7% (Kriegsfolge), der geschiedenen Männer wie Frauen dagegen um rd. 120% (Grund: leichtsinnige Heiraten, besonders Frühheiraten, Erleichterung der Ehescheidung in der Nachkriegszeit. Dieses auch für die allgemeine Soziologie und die Rechtspolitik bedeutungsvolle Thema bedarf monographischer Behandlung hinsichtlich einzelner Deliktstypen. Besonders für die Hehlerei wurde wiederholt der hohe Prozentsatz der verwitweten und geschiedenen Frauen hervorgehoben2). Zu den Hauptgründen dürfte aber auch hier gehören bald drückende Sorgenlast und wirtschaftliche Notlage, bald Unreife und Leichtsinn bei der früheren Eingehung der Ehe 3 ). i) So wenn die Hehlerei beim verheirateten Mann in Stufe 21—25, bei der verheirateten Frau in Stufe 40—50 steht, bei den Ledigen beidemal eine Stufe früher: beim Mann 18—21, bei der Frau 30—40. Das erscheint ungereimt; es erklärt sich weder aus der Deliktsnatur der Hehlerei noch aus Alter und Familienstand. 2, Prlnzing 437 und Krille 37/9. s ) Steinlage Hehlerei 1940 S. 48/51 mit Mitteilung von Vorstrafen verschiedener Hehler.

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III. Ausbildung. Engere Gemeinschaften Unter diesem Gesichtspunkt betrachten wir eine Reihe von Gemein schaftsverhältnissen, die von biologischer oder entwicklungspsychologischer Seite unter dem vagen Thema des Werdegangs des Täters in einer uferlosen Fülle von Einzelfragen lose aneinandergereiht werden. Die kriminologisch entscheidende Frage ist aber die Art der s o z i a l e n E i n s t e l l u n g des Täters, die er in seinem vorkriminellen Leben und speziell bei seiner Ausbildung gegenüber engeren Gemeinschaften seines Lebenskreises beobachtet; denn von diesem Verhalten ist ein Schluß auf seine künftige sozialethische Haltung in schwierigen, ihn kriminell gefährdenden Lebensragen am frühesten und sichersten möglich, worauf es doch in jeder kriminologischen Untersuchung letzthin ankommt. Wird dieses Petitum, dieses Untersuchungsziel, fest aufs Korn genommen, so wird das endlose Sammeln und Deuten von Einzeltatsachen eingedämmt. Es gilt nicht, die staatlich anerkannten Einrichtungen, wie Schule, Wehrmacht und sonstige Organisationen, der Reihe nach durchzugehen und die Stellung des Täters in ihnen, seine Leistungen und Erfolge, zu untersuchen. Das Hauptthema ist vielmehr, im Einzelfall zu prüfen, ob und inwieweit von seinem dortigen Verhalten ein kriminell gefährdender Einfluß ausgeht, der sich in bestimmten Deliktstypen äußern könnte. Auch der amtliche kriminalbiologische Fragebogen bedarf insofern in einer ganzen Reihe von Fragen der einschränkenden Auslegung, und doch auf der anderen Seite wiederum der Erweiterung, weil die sinngemäße Beantwortung der vorgelegten Fragen noch andere Stellungnahmen sozialethischer Natur erfordert. 1. Schon das V e r h a l t e n d e s T ä t e r s i m E l t e r n h a u s , gegenüber allen Hausgenossen, den Eltern, Geschwistern, Hausangestellten, Besuchern, Kostgängern, Mietern, ist von Interesse. Nicht nur die häuslichen Verhältnisse selbst-sowie ihr Eindruck auf den Täter, wonach in erster Linie gefragt wird (oben I), sind zu ermitteln; vor allem ist umgekehrt die Stellung des Täters zu ihnen von Bedeutung: ist er liebevoll oder feindselig, anhänglich oder gleichgültig, leicht erziehbar oder widerspenstig, einfügsam oder trotzig, treu (auch über die häusliche Zugehörigkeit hinaus) oder wechselvoll, dankbar oder nachtragend? Aus der Dankbarkeit ist oft auf den Gerechtigkeitssinn des Täters zu schließen. Da kriminologisch meist anomale Verhältnisse erlieblich werden, ist zu prüfen, auf welcher Seite und in welchem Grade die Ursache (Krankheit, Not) und die Schuld (Verfehlung) liegen. Die Antwort, die gerade im Bereich des Elternhauses schwer ist, wird durch den Vergleich mit dem Verhalten in anderen Gemeinschaften erleichtert; versagt der Jugendliche auch in der Schule und in den Kameradschaften, so liegt es meist nicht am Elternhaus.

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2. Für das Verhalten in der S c h u l e lind später in der B e r u f s s c h u l e kommt es nicht nur auf die Zeugnisse, sondern auch auf die Art der Schule und den Grad der Klasse an; jedermann weiß, daß ein Musterschüler im Leben oft nicht hält, was er einst versprach, während der Draufgänger und der Schwänzer vielfach aus eigener Kraft zu tüchtigen Menschen werden. Diese Erfahrung trifft aber um so seltener zu, je höher die Schule, die Klasse und der Unterrichtsgegenstand stehen, und dürfte selbst in den primitiveren Verhältnissen als die Ausnahme zu gelten haben. Ein verschuldeter unregelmäßiger Schulbesuch ist ein bedenkliches Symptom für asoziales Verhalten und eröffnet eine ungünstige Prognose für gewisse Verbrechen (Wanderdelikte, Schwächedelikte, auch Diebstahl) und schwere Erziehbarkeit (Gleichgültigkeit). Aber die eigenartige Feststellung!), daß spätere Kriminelle zwar schlechte Leistungszeugnisse, aber überwiegend beste Sittennoten in der Volksschule (umgekehrt in der Berufsschule) erhielten, leuchtet gewiß nicht ein; entweder dürfte die Feststellung nur Zufallsergebnisse gezählt haben, oder jenen Sittennoten ist höchstens ein Wert über das augenblicklich abgelaufene Schuljahr und über das rein äußere Betragen zuzusprechen. Jeder Täuschungsversuch, jedes Mogeln, jede Verstellung und Heuchelei sollten schon in der Schule nachdrücklich bestraft und bei dauernder Neigung in den Abgangszeugnissen vermerkt werden. Hierin liegt das ernsteste Symptpm für spätere Schwerkriminalität. Auch Herzlosigkeit und Gefühlsroheit sollten als mögliche Vorboten späterer Ausbeutungsund Gewaltdelikte beizeiten entsprechend behandelt und evtl. gekennzeichnet werden. 3. Die A u s b i l d u n g d e r J u g e n d l i c h e n n a c h der S c h u l z e i t enthält bald die unmittelbare Vorbildung zum späteren Beruf, bald diesen schon selbst in den Anfangsstadien. Über den Beruf selbst ist erst unten IV zu sprechen; an dieser Stelle interessiert die Ausbildung als Fortsetzung der Schule und als Übergang zum Beruf. Allerdings gehen auch von dieser Vorbildung, wie vom Beruf selbst, kriminelle Gefährdungen aus; selbstverständlich sind es aber nicht Ursachen, sondern höchstens Anreize, die auf empfänglichen Boden in der Seele des die alleinige Verantwortung tragenden Jugendlichen und seiner Umweltlage fallen. Von hier aus sind die Ermittlungen der Jugendgerichtshilfe2) zu verstehen, nach denen für die untersuchten Städte überall am stärksten kriminell belastet sind die H a n d w e r k e r - L e h r l i n g e , denen in weitem Abstand folgen die ungelernten Arbeiter, sodann die Schüler, dann die Hausangestellten, dann i) Hoflner Kriminalität und Schule 1932 (KrimAbh. H. 17); die dortige Tafel wurde übernommen von Exner KrimBlol. 1939 S. 284. Vgl. f ü r 1936/37 Künemund ZStrW. 59 S. 203/04; über frühere Doppeljahre vgl. daselbst S. 184 Anm. 1. — Vgl. zu der Frage auch unten 6 und IV.

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die Gelegenheits- und angelernten Arbeiter, dann die Landarbeiter und zuletzt die kaufmännischen Angestellten. Die Zahlen interessieren weniger, da sie auf den Gesamtbestand der einzelnen Gruppen bezogen werden müßten, ein solcher jedoch für die Untersuchungsbezirke nicht ermittelt ist. Als erwiesen darf aber angenommen werden, daß der Gesamtbestand der Lehrlinge der bei weitem größte ist (entsprechend dem Handwerk, unten IV), so daß sich ihre Belastung prozentual bedeutend mindert und wohl, was mehr einleuchtet, die ungelernten, also unfertigen Arbeiter an der Spitze stehen. Immerhin ist die Höhe ihrer Belastung nicht ohne Besorgnis; sie entspricht übrigens den hohen Anteilen der ganzen Berufsgruppe (Industrieangestellte). Der Grund dürfte in einer bei ihren Jahren noch mangelhaften berufsethischen Einstellung und ihrer derzeitigen berufstechnischen Unfertigkeit liegen, womit unser gegenwärtiges Thema aufgenommen wird: frühzeitige Selbständigkeit nach der Schulentlassung ohne Übergang und das jenen Jugendlichen häufig eigene Verlangen, gleich den Erwachsenen trotz geringen Taschengeldes aufzutreten, dazu die leichte Gelegenheit zu leicht zu verbergenden, mit ihrer Berufsausübung zusammenhängenden Fehltritten. Zu einer genauen Würdigung bedarf es übrigens noch der Ermittlung, welche Deliktstypen in allen diesen Fällen in Frage kommen. Eine gerechte Beurteilung setzt ferner die Kenntnis voraus, ob der Jugendliche den Beruf frei gewählt hat oder in ihn durch die Umweltverhältnisse hineingedrängt wurde, ob er seine Stellung öfters gewechselt hat und weshalb, endlich wie alt er bei Schulentlassung war und wie seine und seiner Eltern wirtschaftliche Lage beschaffen gewesen ist. 4. S o n s t i g e O r g a n i s a t i o n e n . In Betracht kommen weitere Berufsgemeinschaften, Wehrmacht, Arbeitsdienst, Jugend- und Männerbünde, politische Verbände, kulturelle, künstlerische, wissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, sportliche oder rein gesellige Vereinigungen. So stark erzieherisch, gemeinschaftsfördernd und kriminalitätsverhütend die Zugehörigkeit zu derartigen kulturell-sozialen Gebilden bekanntlich zu wirken imstande ist, so unverkennbar können auch von ihnen Reize ausgehen, die bei empfänglichen Gemütern in der Tat zu gewissen Delikten führen mögen (Gewalt- oder Sexualdelikten, Delikten mit politischem oder wirtschaftlichem Einschlag). Die Anreize sind ebenso wie die Verbände im einzelnen zu mannigfaltig, und die Tat- und Tätertypen zu verschieden, als daß hierüber allgemeine Ausführungen gemacht werden können. Die Verantwortung liegt auch hier beim Täter, nicht bei den staatlich anerkannten und kulturell gerechtfertigten Gruppen, selbst wenn von ihnen stärkere Gefahren ausgehen, wie Körperverletzung vom Militär und von Sportklubs, Glücksspiel und Betrug von Spielklubs, Beleidigung von politischen oder kulturellen Kampfverbänden, Sexualdelikte von gewissen Jungmännerbünden. Die heilsamen und segensreichen Aufgaben der politischen Organisationen auch vom wirtschaftlichen Standpunkt (Bekämpfung der Arbeitslosigkeit) wurden von den Ermittlungen der Jugendgerichtshilfel) wiederholt 1) Z S t r W . 54 S. 666; 56 S. 596. 11 Sauer, Kriminologie

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anerkannt und belegt. Wenn der Einzelne sie zu eigensüchtigen Zielen ausnutzte, so fällt dieser Mißbrauch ihm allein zur Last; es fehlt ihm eben die erforderliche sozialethische Einstellung und Betätigung. Wichtiger als die Versuche zahlenmäßig statistischer Erfassung, die gerade bei diesen feinen Gemeinschaftseinflüssen nur höchst unvollkommen ausfallen kann und außerdem sich dem begründeten Verdacht aussetzt, den hohen Wert und die geringe Schädlichkeit gewisser politisch erwünschter Organisationen vermeintlich exakt-zahlenmäßig zu beweisen, sind die bei individualisierender Beobachtung gewonnenen Einsichten in die verschiedenen Arten der Einflüsse, in ihre inneren Zusammenhänge und äußeren Wirkungen. Hierüber ist am Schluß unten 6 zu sprechen. 5. F r e u n d e s - u n d K a m e r a d e n k r e i s . Von hier aus können die weitaus stärksten Einflüsse auf den Täter innerhalb des Gemeinschaftslebens ausgehen. Es wäre nämlich ein Irrtum, wollte man die sozialen Einflüsse auf ein Verbrechen in der Wirkung des Gemeinschaftswillens selbst oder einiger mehr oder weniger berufener Führer erblicken. Jeder weiß aus Erfahrung, daß auf einen Menschen, namentlich einen solchen mit zweifelhafter sozialethischer Prognose, andere Personen in der Gemeinschaft oft stärker wirken als die berufenen Vertreter: Geschwister oder Hausangestellte stärker als die Eltern, Mitschüler und Freunde stärker als die Lehrer, Kameraden oder Berufsgenossen stärker als die Vorgesetzten. Auch in durchaus normalen Verhältnissen sind maßgebend für die Wahl des Lebensberufs und für die Entschließimg in wichtigen Lebenslagen (Wahl des Wohnorts, Heirat) in erster Linie nicht Eltern und Erzieher, sondern Freunde und Kameraden, die gegenseitig tief in die Seele blicken und die Entwicklungsmöglichkeiten vorausschauen. Nicht nur im Scherz hört man sagen, daß über die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Prüflings die Mitschüler das richtigste Urteil zu fällen vermögen. Die echte und wahre Freundschaft besteht darin, daß der Freund zugleich das Leben des Freundes mitlebt. Wesen und Wert der idealen Freundschaft erkennt man in der Bewährung bei wichtigsten Lebensentscheidungen und in der (vielleicht unbewußten) Beeinflussimg beim Werteschaffen, obwohl oder weil die Freunde oft durchaus verschieden sind (Goethe-Schiller, Wagner-Liszt, bei der Ausbildung HegelSchelling). Im asozialen und speziell im kriminellen Leben ist der Einfluß des „Freundes" nicht weniger entscheidend. Auch hier gilt das Sprichwort: „Sage mir, wer dein Freund ist, und ich werde dir sagen, wer du bist." Solche Freundschaften und Kameradschaften pflegen sich in allen Gemeinschaften größeren Umfanges zu bilden, und zwar um so mehr, je weniger größere Gemeinschaften den ganzen Menschen zu erfassen vermögen statt jener Ausschnitte, die eben der sozialisierenden Gleichschaltung zugänglich sind; allemal

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verbleibt ein höchstpersönlicher Best, der sich für engere Sondergemeinschaften, für den Zusammenschluß zu intimen Freundschaften eignet. Es ist kein Wunder, daß sich in diesem von gegenseitigem Vertrauen und persönlichem Wertbewußtsein getragenen Kreis die wichtigsten Entschlüsse bilden und heranreifen, die kulturellen wie die kriminellen. Und es versteht sich von selbst, daß dieses Ursprungsland nur von dem individualisierend-verfahrenden Seelenkenner, nicht von der nur das Äußere sehenden, zahlenmäßig schematisierenden Statistik erfaßt werden kann. Die Gemeinschaften mögen sich für ebenso vollkommen wie bestimmend für den Einzelnen halten; das ist ihr Glaube, nicht die Wahrheit. Die Kriminologie hat aber die Wahrheit wissenschaftlich zu erforschen, nicht fremden Glauben in fremdem Sinne darzustellen. Unvollkommen sind die Gemeinschaften schon wegen ihrer Äußerlichkeit und Einseitigkeit; man darf sie deswegen nicht tadeln, weil (und soweit) sie nicht mehr leisten können und wollen. Zu tadeln sind sie, wenn (und soweit) sie sich mehr anmaßen. Insofern vermögen sie in der Tat sozial ungünstig, ja kriminell zu wirken. Wenn das Militär zu Energie und Tapferkeit, zu Gehorsam und Opferbereitschaft erzieht, so wäre es einseitig, wollte man in diesem Ausschnitt von Tugenden die Aufgabe des Menschen überhaupt sehen; die Folge wäre die Vernachlässigung der feinsten Seelenregungen und gewisser geistiger Fähigkeiten, die einseitige Verherrlichung der Körperkraft und schließlich ein Ansteigen der Gewaltdelikte. Gegenüber einer derartig einseitigen Einstellung, die selbstverständlich eine ihre Teilaufgabe erkennende Wehrmacht gar nicht billigen wird, vermag eine sich innerhalb dieser größeren Gemeinschaft bildende engere Kameradschaft oder eine noch intimere Freundschaft ausgleichend und warnend zu wirken. 6. E r g e b n i s s e u n d Z u s a m m e n h ä n g e . Sie lassen sich in Kürze wie folgt kennzeichnen: a) Der sog. E i n f l u ß e i n e r G e m e i n s c h a f t kann bedeuten: Einfluß des Gemeinschaftswillens, des „Korpsgeistes", wie er regelmäßig durch den berufenen Führer oder Vertreter verkörpert wird, oder aber Einfluß des die bloße Macht ausübenden, des „tonangebenden" Führers, oder endlich Einfluß einer engeren Gruppe von Kameraden oder Freunden. In den beiden letzten Fällen kann der E i n f l u ß e i n e r kulturell berechtigten, einer staatlich anerkannten G e m e i n s c h a f t sehr wohl und durchaus nicht selten kriminell u n g ü n s t i g sein. Aber auch im ersten Fall ist es möglich, wie sich aus folgendem ergibt. b) Keine Gemeinschaft kann den gesamten persönlichen I n h a l t eines Menschenlebens erfassen; sie ist u m so weniger dazu in der Lage, je sozial gehobener und reifer, kulturell reicher, ethisch selbständiger die Person ist. Auch die kriminogene Seite des Menschen wird von einer normgemäßen Gemeinschaft nicht erfaßt, kann auch nicht immer v o n ihr wirksam bekämpft werden. Selbst b e i n o r m a l e m WirkenkanneineEndwirkungkriminellungünstig

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sein. So berührt eine Gemeinschaft oft nur (oder überwiegend) die körperliche oder die intellektuelle oder die gefühlsmäßige Seite des Menschen; dieser Mangel an Harmonie (der sich vom Standpunkt der Gemeinschaft gar nicht vermeiden läßt, da sie sich nur Sonderaufgaben setzen will) kann sich ebenfalls schädlich auswirken: einseitige Betonung und Züchtung der Körperkraft oder des berechnenden Wirtschaftssinns oder der verweichlichenden Fürsorge. Diese Einseitigkeit verführt vielfach zu entsprechenden Delikten. Erstrebt aber eine Gemeinschaft die harmonische Durchbildung des ganzen Menschen, was bei Jugendgemeinschaften eher möglich ist, so wirkt sich auch dies leicht ungünstig aus: Mangel an Selbständigkeit der Willensbildung und der Entschlußkraft!). c) Aus dem Vorstehenden ergibt sich: e i n V o r t e i l i s t o f t m i t e i n e m N a c h t e i l v e r b u n d e n ; der Nachteil regt wieder andere kriminelle Seiten an. Ü b e r h a u p t t r i t t e i n k r i m i n e l l e r N a c h t e i l s e l t e n a l l e i n a u f , wie eine Krankheit oft eine andere nach sich zieht. Erzieht die militärische Ausbildung zu Energie und Opferbereitschaft, so zeigen sich vielfach (besonders nach Beendigung der Militärzeit oder gar im großen nach Beendigung eines Krieges) die Auswüchse: Neigung zu Gewalttätigkeit, Rücksichtslosigkeit und Roheit. Die Tendenz äußert sich zunächst nur, was nicht verwunderlich ist, in Zunahme von Nötigung, Raub und Erpressung. Hiermit werden aber zugleich andere Seiten (Diebstahl) angeregt, die schließlich eine entgegengesetzte Tendenz zur Herrschaft bringen können (Nutzdelikte, Betrug und Unterschlagung). So kann ein politisches Delikt, dem als reiner Überzeugungstat keine kriminologische Bedeutung zukommt, über den Umweg der Beleidigung und der Gewalt auch zu Nutzdelikten führen und in Schwerkriminalität endigen. Ist erst einmal die Psyche aus dem sozialen Gleichgewicht gebracht und die Tendenz ins kriminelle Fahrwasser gelangt, so kann selbst bei akuten Delikten die Prognose oft ungünstig ausfallen. — Eine Gemeinschaft kann sich daher kriminell ungünstig auswirken auf einem Gebiet, das an sich dem Aufgaben- und Betätigungskreis der Gemeinschaft durchaus fern liegt. Innerhalb einer Freundschaft zwischen durchaus verschieden gerichteten Personen kann sich die gegenseitige Beeinflussung auf entgegengesetzten Gebieten äußern. Und schließlich kann innerhalb desselben Menschen die Tendenz des — kulturellen wie des kriminellen — Schaffens einmal völlig umspringen. Der Mensch sagt sich: du hast dich jetzt auf diesem Gebiet genugsam betätigt; nun wirst du es auf anderem versuchen. Bald mag er Langeweile empfunden haben, bald seine Vielseitigkeit erproben. d) Wenn es gelingt, innerhalb einer Gemeinschaft eine drohende kriminelle Tendenz zu unterdrücken, so betrifft dieser Erfolg naturgemäß i) Zu allen diesen Fragen n a h m ich schon in Grdlg. d. Ges. 1924 Stellung, jedoch ohne Hinblick auf kriminogene Auswirkungen.

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die leichte und akute Kriminalität; die S c h w e r k r i m i n a l i t ä t bleibt zunächst und lange Zeit, vielleicht für immer, unberührt, worin eben das „Schwere", das Chronische liegt. Die Folge ist, daß jene Gemeinschaft nur mit Schwerkriminalität belastet ist; wertmäßig entsteht alsdann ein ungünstiges Bild insofern, als Leichtkriminalität schwach oder gar nicht vertreten ist. D a ß hier eine erfolgreiche Bekämpfung vorausgegangen ist, m u ß bei der Beurteilung aber mitberücksichtigt werden. Hinzukommt, daß die kriminelle Neigung sich auf Gebiete verlagert, die jenen Bekämpfungsweisen weniger ausgesetzt sind. So kann sich schließlich das an sich naturgemäße Feld für kriminelle Betätigung völlig umbilden. Jede Beurteilung der Höhe der Kriminalität setzt die Feststellung voraus, daß und wo bereits erfolgreiche Bekämpfung stattgefunden hat. Von hier aus erhält man einen weiteren Schlüssel für die schwer zu deutende Tatsache, daß die K r i m i n a l i t ä t d e r L e h r l i n g e (vgl. oben 3) nach allen Berichten der Jugendgerichtshilfe am stärksten unter allen Berufskreisen ist, während nach jenen Berichten die Kriminalität der ungelernten Arbeiter weit schwächer und die der kaufmännischen Angestellten verhältnismäßig ganz gering ist. Denn das Natürliche ist eine höhere Kriminalität, insbesondere des Diebstahls und der Gewaltdelikte unter den jungen ungelernten Arbeitern sowie der Täusehungsund Fälschungsdelikte unter den jungen Kaufleuten; diese naheliegenden Tendenzen wurden aber durch die in jenen Gemeinschaften scharf einsetzende Bekämpfung zum nicht geringen Teil zurückgedrängt. Namentlich in Kaufmannskreisen würde ein zu Betrug und Urkundenfälschung neigender oder gar deswegen vorbestrafter Jungkaufmann keine Anstellung finden; so erklärt sich der verhältnismäßig günstige zahlenmäßige Stand der Kriminalität jenes Berufskreises. Dagegen ist man den Handwerkerlehrlingen gegenüber offenbar weniger erfolgreich vorgegangen und konnte es nicht, da ihre Kriminalität sich nach den verschiedensten, schwer erfaßbaren Tendenzen hin ausbreitet und außerdem stark von den durch die jeweilige Arbeit gebotenen Gelegenheiten abhängt, vielleicht aber auch, weil die Handwerksmeister Unregelmäßigkeiten wie Nichteinhaltung bindender Versprechungen, Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit mehr entschuldigen, ja durchgehen lassen und gutheißen oder gar selbst beobachten (im Gegensatz jedenfalls zu Kaufmanns- und Industriekreisen). Die l a x e r e M o r a l in kleinen Dingen und die m a n g e l n d e B e k ä m p f u n g sind wichtige Gründe für den hohen Stand der Kriminalität der Lehrlinge entgegen aller Erwartung. IV. Beruf u n d soziale Stellung Nächst dem Lebensalter vermag der Beruf den wichtigsten persönlichen Einfluß auf die Kriminalität auszuüben. Während das Alter aber zunächst biologisch und psychologisch zu bestimmen ist, trägt der Beruf vor allem soziologisches, volkswirtschaftliches und sozialethisches Gepräge. — B e r u f ist der Inbegriff der die Lebensstellung des Menschen

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begründenden, auf Hervorbringimg kultureller Werte gerichteten Aufgaben auf Grund besonderer, ausgebildeter Fähigkeiten. Er ist nicht identisch, aber im modernen Wirtschaftsleben regelmäßig verbunden mit der E r w e r b s t ä t i g k e i t , bei der das Schwergewicht auf die Erlangung wirtschaftlicher Vorteile, insbesondere zur Bestreitung des Lebensunterhaltes liegt. Demgemäß werden von der Statistik und der Kriminologie die Berufsgruppen im wesentlichen zugleich als Wirtschaftsgruppen aufgefaßt und nach äußeren Gründen eingeteilt, die das Wesen der einzelnen Berufe oft nur unvollkommen erkennen lassen. U m die kriminologische Bedeutung eines Berufs zu ermitteln, bedarf es daher eines Zurückgehens auf seine psychologische, soziologische und kulturellvolkswirtschaftliche Bedeutung. 1. M e t h o d i s c h e s . Die Gruppierung der Berufe durch die RKrimStat. (vgl. die folgenden Tabellen) wird allseitig bemängelt; diese Tatsache darf aber nicht hindern, das in dieser Form gebotene reiche Tatsachenmaterial nach Möglichkeit auszuwerten, wobei gerade dfe Untersuchung einiger Einzelbezirke die Forschung zu unterstützen und auszubauen vermag. Die Einteilung in „Selbständige" und „Angestellte" paßt nicht mehr für unsere Zeit weitgehender Sozialisierung der Betriebe; der Angestellte eines Großunternehmens (Direktor) und der in einfachsten Verhältnissen lebende Selbständige (Krämer) gehören allerdings den verschiedensten Berufsschichten an, jedoch in anderer, umgekehrter Bedeutung, als die Statistik einst meinte. Die neueren Aufstellungen suchen daher den neuen Verhältnissen um einiges entgegenzukommen, indem sie zu den Selbständigen wenigstens die „Geschäftsleiter" rechnen, zu den Angestellten die Gehilfen, Gesellen, Arbeiter, Knechte, Mägde. Es leuchtet aber ein, daß sich die Gruppe der Angestellten namentlich der Industrie derart auswachsen muß, daß sie fast stets den größten Teil der Kriminellen umfaßt und mit den verschiedenartigsten Delikten belastet ist. Als sehr fragwürdig hat man sodann mit Recht die Gruppe „Arbeiter" schlechthin oder (etwas genauer später genannt) „Lohnarbeiter wechselnder Art" beanstandet; in ihr verbergen sich gern die „Berufsverbrecher" mit vorgeschütztem und vorgetäuschtem Beruf, wobei sie nicht den Beruf, sondern ihre Angabe wechseln, um ihre Überführung zu erschweren. Die Gruppe der „Berufslosen" enthält ebenfalls ein Heer von Verbrechern, aber vor allem auch die große Zahl der Arbeitslosen in der Zeit wirtschaftlicher Krisen; und da die meist verwandten eingehenderen Erhebungen sich großenteils auf die Jahre des gewaltigen Anstiegs der Arbeitslosenzahl (1928/33 )beziehen, so erscheinen in dieser Gruppe solche Personen, die in Wahrheit anderen Berufsschichten angehören, wodurch jene anderen Gruppen zu Unrecht kriminell entlastet werden und das Bild von der Kriminalität mehr oder weniger aller Berufsgruppen entstellt wird. Endlich lassen selbst die beiden großen Gruppen Industrie und Handel über ihre Abgrenzung wie über ihren Inhalt im einzelnen bei der Einreihung konkreter Fälle Zweifel aufkommen. Zu diesen Mängeln tritt die Schwierigkeit der Berechnung der Kriminalitätsziffer, des Verhältnisses der Gesamtheit

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der Verurteilten einer Berufsgruppe zu der Zahl der Strafmündigen dieser Gruppe, da die Art der Berufsfeststellung bei den Verurteilten nicht mit der Art der Berufszählung übereinstimmt!), so daß die Kriminalitätsziffer ein unrichtiges Bild ergeben würde. So unvollkommen das übermittelte Material auch ist, so muß man aus ihm Gewinn zu ziehen suchen; wie bei allen Fehlerquellen der Statistik gilt es, diese selbst zu erkennen und bei dem Erarbeiten von Wahrscheinlichkeitsergebnissen in Rechnung zu stellen. Dabei sind, wie auch sonst, die statistischen Erhebungen f ü r das Reich nicht zur Gewinnung absoluter Zahlen (z. B. über die Kriminalität des Handels), sondern nur zum Vergleich mit anderen Reihen, sei es anderen Berufsklassen oder anderen Jahrgängen oder Einzelbezirken, zu verwerten. Alsdann heben sich die Fehlerquellen, die überall in gleicher oder ähnlicher Weise auftauchen, gegenseitig bis zu einem gewissen Grade auf. — Es bedarf daher zur Ergänzung der Reichsstatistik, wie erwähnt, zunächst möglichst umfassender Sonderuntersuchungen über einzelne B e z i r k e . Ferner sind2), was sich gerade bei den Berufen als förderlich und notwendig erweist, die e i n z e l n e n D e l i k t e zu untersuchen; mit der Angabe der Höhe der Gesamtkriminalität ist den Zielen der Kriminologie überhaupt nicht gedient, da die Delikte verschieden zu bewerten sind, namentlich wenn sie von verschiedenen Berufsträgern begangen sind (Roheitsdelikte durch landwirtschaftliche Arbeiter oder durch gebildete Stadtbewohner; Betrug durch Kellner oder durch Bankangestellte !). Dabei sind nicht die (gesetzlichen) Deliktstatbestände ohne weiteres schematisch zugrunde zu legen, sondern möglichst die r e i n e n Wesenst y p e n zu ermitteln; eine Brandstiftung kann als Roheits- und als Betrugsdelikt durchaus verschieden bewertet werden, ebenso wie eine Hehlerei verschieden als reines Ausbeutungs- und als Schwächedelikt. Endlich ist auch hier auf die Z u s a m m e n h ä n g e zwischen den Berufen und den anderen kriminologischen Determinanten Bedacht zu nehmen: Stadt und Land, Geschlecht und Lebensalter, Familienstand, vor allem Wirtschaft und Bildung (daher die zusammenfassende Betrachtung in KrimSoz. § 59 I V : Beruf, Bildung und Vermögen). — Es ist also ein nicht geringer Apparat aufzubieten, will man das wichtige Problem einigermaßen meistern. Und es geht, wie ich schon in KrimSoz. S. 676 hervorhob, um nicht geringere Ziele als um die beiden folgenden: Einsicht in die K r i m i n a l i t ä t von D e l i k t s g r u p p e n unter dem E i n f l u ß der Zug e h ö r i g k e i t z u b e s t i m m t e n B e r u f e n ; und ferner: Einsicht in die k r i m i n e l l e B e l a s t u n g b e s t i m m t e r B e r u f e und mithin in die a n jene Berufsangehörigen zu stellenden s o z i a l e n A n f o r d e r u n g e n , womit wiederum kein geringeres Problem als die sog. soziale Frage angeschnitten und zugleich seine Lösung gefördert wird. Gleichwohl muß zugegeben werden, daß der auf statistischem Weg gewonnene Ertrag f ü r die Kriminologie des Berufs weniger befriedigt als etwa die Einsicht i) Hagemann HWKrim. I S. 116. i) Hierauf weist nachdrücklich Hagemann a.a.O. hin.

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§7IV2A

in die Bedeutung der Lebensalter und des Geschlechts. Das liegt eben an der unbefriedigenden Gruppierung der Berufsklassen. Die Schuld trifft aber nicht oder wenigstens nicht in erster Linie die praktische Statistik; es kann der Wissenschaft, der Psychologie und der Soziologie nicht der Vorwurf erspart bleiben, daß sie der Praxis zu wenig vorgearbeitet hatl).

2. S o z i o l o g i s c h e L ö s u n g s v e r s u c h e A. A l l g e m e i n e s ü b e r d i e B e r u f s k r i m i n a l i t ä t . Alle diese oft empfundenen Lücken suchte meine frühere Darstellung (KrimSoz. § 59 IV im Anschluß an Grdlg. d. Gesellschaft 1924) weniger fühlbar werden zu lassen, indem die Kriminologie des Berufs nach völlig anderem Plane erörtert wurde: die unbefriedigende Gruppierung der Statistik in Selbständige und Angestellte wurde, unter Einbeziehung von Bildung und Wirtschaftslage, ersetzt durch den soziologisch grundlegenden Unterschied von O b e r s c h i c h t u n d U n t e r s c h i c h t ; der Gegensatz wird in jeder sozialen und politischen Ordnung, sei es bald unter Verschärfungen, bald unter Milderungen, wenigstens insofern bestehen bleiben, als gehobene und niedere Berufe, mehr führende und mehr folgende Gruppen gegenüberstehen werden, die sich auch durch den Grad ihrer Bildung und im Anschluß hieran regelmäßig auch der Wirtschaftslage voneinander abheben. Eine ähnliche Unterscheidung dürfte der Statistik bei ihrer erst später sich als unzulänglich erweisenden Gruppierung von Selbständigen und Angestellten vorgeschwebt haben. Die dort gewonnenen prozentualen Anteile lassen sich mit Vorsicht im großen und ganzen auch für die Unterscheidung von Ober- und Unterschicht verwerten, sofern die Einzeluntersuchungen sowie die weiteren, oben zu 1 genannten Voraussetzungen die Ergebnisse einigermaßen bestätigen. Über Wahrscheinlichkeitserkenntnisse kann man auch sonst nicht hinauskommen. Auf diese Darstellung muß hier verwiesen werden; sie ist so gedrängt und so einheitlich-geschlossen, daß nichts für einen etwa gewünschten, noch kürzeren Bericht herausgegriffen werden kann. Nur der Gedankengang und das Ergebnis seien angedeutet. Voraus ging die Untersuchung der e i n z e l n e n D e l i k t s t y p e n im Besonderen Teil (Buch III); die dort gewonnenen Einsichten über den Anteil der einzelnen Berufe an den Delikten werden nunmehr zusammengefaßt, indem die e i n z e l n e n B e r u f s g r u p p e n (Landwirtschaft, Industrie, Handel usw.) und die für sie typischen Delikte dargestellt werden (§ 59 IV 3); hieran schließt sich eine W ü r d i g u n g (4) an, sodann eine Verteilung auf die W e s e n s t y p e n u n d A b a r t e n (5) sowie auf die ä t i o l o g i s c h e n T y p e n (6) und schließlich das G e s a m t e r g e b n i s (7). i Einige Grundzüge suchte ich in Grdlg. d. Gesellschaft 1924 S. 310/25 zu zeichnen.

§ 7 IV 2 A

Person]. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

169

An der Schlüssigkeit des Aufbaues dürfte kaum etwas auszusetzen sein, und die Ergebnisse dürften einigen W a h r s c h e i n l i c h k e i t s w e r t besitzen. Hierzu gehören die folgenden: a) Die L a n d w i r t s c h a f t neigt gleich der Jugend mehr zu reinen Angriffsdelikten und auch sonst zu primitiveren Straftaten. Diese Tendenz tritt naturgemäß bei der Unterschicht hervor; aber die Oberschicht zeigt in dieser Berufsgruppe bezeichnenderweise keine sehr große Abweichung. Dieses Bild wird bestätigt für das Reich 1928 (HWKrim. 1. S. 118/19), wonach einen relativ hohen Satz aufweisen: gefährliche Körperverletzung, Mord, vorsätzliche Brandstiftung, Beleidigung, einfacher Diebstahl, Kindestötung, Abtreibung, Unzucht mit Kindern. Hinzutreten Eidesdelikte als Folge von Streitsucht und Rechthaberei, auch wohl Aberglauben; ferner Wilderei und Tierunzucht als Folge von Umwelt und Beschäftigung, etwas weniger aber Raub, schwerer Diebstahl, Sachbeschädigung. Häufiger aber Fahrlässigkeitsdelikte und gewaltsame Unzucht; bei der Unterschicht Betteln und Landstreichen, Hausfriedensbruch und Freiheitsverletzungen (Nötigung, Bedrohung). Daß Ober- und Unterschicht nicht bedeutende Unterschiede aufweisen, beruht auf der gleichen, begrenzten Umwelt und ähnlicher Anlage; wo wirkliche Unterschiede bestehen, wirken entscheidend Bildung und Besitz mit. Die psychologische Wurzel sind regelmäßig primitive Selbstdurchsetzung und primitive Genußsucht. b) Die I n d u s t r i e (einschl. H a n d w e r k und Bauwesen) weist gemäß der reiferen und späteren, meist städtischen Kultur größere Differenzierung und Mannigfaltigkeit auf; Bildung und Wirtschaftslage wirken stärker mit, selbst schon bei der Unterschicht; ihre größere Verschiedenheit führt auch zu reicherer und stärker abgestufter Kriminalität. Die Nutz-, aber auch die Notdelikte dringen weiter vor und nehmen raffiniertere Formen an. Die Unterschicht gleicht noch mehr der Landwirtschaft namentlich in Art und Häufigkeit der reinen Angriffsdelikte; Sachbeschädigung, Arrestbruch, Widerstand und Hausfriedensbruch, vor allem aber schwerer Diebstahl und Raub erreichen Höhepunkte (HWKrim. a. a. 0.)i). Dazu treten Beleidigung, Erpressung und gewisse Sittlichkeitsdelikte (Unzucht v o r anderen, Ärgernis durch unzüchtige Handlungen). Auch Betrug und Hehlerei machen sich breit: jene Delikte, die allerdings erst beim Handel die höchsten Spitzen einnehmen. Für die Oberschicht typisch sind Betrug und Unterschlagung, Beleidigung (Verleumdung) und Fahrlässigkeitsdelikte. Zu den psychologischen Wurzeln gehören besonders Gewinnstreben, Genußsucht und Befreiung aus Not. l) Eine Tabelle der Kriminalitätsziffern der vier Hauptdelikte (Diebstahl, Betrug, Unterschlagung und Kehlerei) für 1890/4 ist wiedergegeben in KrimSoz. S 488.

170 Tatsächl. Einflüsse auf Tat u. Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 2 A

c) Der H a n d e l ( n e b s t V e r k e h r ) enthält eine Fortsetzung und zum Teil Steigerung der Tendenz zu b: die Angriffsdelikte treten weiter zurück, die Nutz- und Notdelikte, treten noch stärker hervor, und zwar der reine Nutztyp wiederum stärker als der Not- und Schwächetyp. Schon deswegen ist der Grad des Unwertgehalts in dieser Gruppe nicht selten von beträchtlicher Höhe. Hinzukommen die für jene Berufe typischen Eigenschaften: Geschäftsgewandtheit, Anpassungsfähigkeit, Wandelbarkeit, Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, unter normalen Verhältnissen reichere Bildung und vielseitige Interessen, wenn auch mitunter nur mit äußerer Aufmachung, oft höherer Wohlstand und Luxus. Der Gegensatz von Oberschicht und Unterschicht tritt stark zurück, vielleicht in dieser Gruppe am stärksten. Unter den Delikten ragen die (chronisch gefährlichsten) Nutzdelikte hervor (vgl. HWKrim. I 118/19),Urkundenfälschung und Unterschlagung; die Veruntreuung ist ein typisches Delikt der Oberschicht. Auch die schweren Formen der Hehlerei gehören hierher; ebenso die typischen Ausbeutungsdelikte Wucher, Zuhälterei, Kuppelei, Glücksspiel sowie die verwandte Erpressung. Verhältnismäßig hoch ist der Anteil der Beleidigung, der Unzucht vor (!) anderen und selbstverständlich der dem Verkehr eigentümlichen Fahrlässigkeitsdelikte. Psychologische Wurzeln sind überwiegend reine Gewinnsucht oder rücksichtslose Gleichgültigkeit. W ü r d i g u n g zu a—c: Z a h l e n m ä ß i g verhalten sich die kriminellen Anteile der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels ungefähr wie 1 zu 3 zu 2. (Vgl. unten B b a.E.) Dagegen sind dem kriminellen U n w e r t g e h a l t nach d e r H a n d e l a m m e i s t e n , d i e L a n d w i r t s c h a f t a m g e r i n g s t e n b e l a s t e t , und ferner d i e O b e r s c h i c h t gerade wegen ihrer höheren Verpflichtung und ihrer geringeren Notlage verhältnismäßig m e h r a l s d i e U n t e r s c h i c h t . Jedoch wird die Oberschicht insofern wiederum entlastet, als ihre Kriminalitätsziffern in der Tat in den meisten Jahren sehr gering sind. Man darf nicht eine Gruppe oder eine Schicht als Ganzes beschweren, sondern nur in Einzelfällen oder auf einzelnen Gebieten feststellen, daß ihre Vertreter, w e n n sie gewisse Deliktstypen verwirklicht haben, mehr oder weniger belastet sind, weil sie einer gehobenen Schicht, einer gebildeteren und vermögenden Gruppe oder aber den entgegengesetzten sozialen Gebilden angehören. Das obige Würdigungsergebnis will und kann daher nicht eine generelle Schuld ganzer Gruppen feststellen, sondern einen kriminologischen Maßstab für die Schuld gewisser Berufsund Bildungsangehörigen im Einzelfall gewinnen. d) Die sonstigen, von der Statistik wenig glücklich gebildeten Gruppen treten an kriminologischer Bedeutung erheblich zurück. Die Klasse d e r ö f f e n t l i c h e n u n d d e r f r e i e n B e r u f e sollte aufgeteilt werden; jene ähneln kriminologisch der Oberschicht der Landwirtschaft

§ 7 IV 2 B

Personl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

171

{Beamte, Soldaten), diese der Oberschicht des Handels (Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Schriftsteller, Künstler usw.). Häufige Delikte sind einerseits Beleidigung und politische Delikte, nicht selten im Überz e u g u n g s t y p begangen, anderseits Unterschlagung, Betrug und Urkundenfälschung, dazu Fahrlässigkeitstaten und gewisse Unzuchtsdelikte. Die kriminelle Belastung ist zwar zahlenmäßig von geringer Bedeutung, aber durchaus nicht wertmäßig. — Die Gruppe der h ä u s l i c h e n D i e n s t e zeigt kriminologische Ähnlichkeit mit der Unterschicht der Landwirtschaft und vereinigt außerdem die Züge der Jugend, der (überwiegend) weiblichen und der stark abhängigen Personen. Häufige Delikte: Diebstahl, auch Betrug, Unterschlagung und Meineid, Fahrlässigkeitstaten, Abtreibung und Kindestötung. Sehr häufig sind diese Delikte im Schwächetyp begangen. Schon deswegen wird diese Gruppe zu Unrecht als übermäßig stark belastet hingestellt. — Über die kaum verwertbare Gruppe „ W e c h s e l n d e L o h n a r b e i t " vgl. oben 1. In diesem Sammelbecken finden sich die meisten Delikte in einem zum Teil hohen Prozentsatz; selbst die feineren Nutzdelikte Betrug, Unterschlagung und Urkundenfälschung kommen zeitweise häufiger vor. Gewohnheitsmäßigkeit aus Schwäche ist oft vorhanden. Zu einer ergänzenden Deutung führt uns die Behandlung des Diebstahls (unten 4a a. E.). Im einzelnen muß, namentlich was die weiteren Delikte und die Würdigung der Ergebnisse betrifft, auf meine frühere Darstellung verwiesen werden (KrimSoz. § 59 IV 3/7). Eine wesentliche Änderung der Verhältnisse im Hinblick auf unser den Einfluß des Berufs behandelndes Thema dürfte in den weiteren Jahren nicht eingetreten sein.

B. S o n s t i g e s o z i o l o g i s c h e r h e b l i c h e V o r g ä n g e a) Für die Beurteilung der Kriminalität der Berufe ist von Wichtigkeit die Beteiligung der einzelnen Berufe an der G e s a m t z a h l d e r E r w e r b s p e r s o n e n . Nach der Volkszählung von 1933, einem verhältnismäßig noch normalen Jahr (RKrimStat. 1934 S. 9), waren „Erwerbspersonen" rd. 32 Mill. (49,5% der Gesamtbevölkerung), und zwar Erwerbstätige rd. 26 Mill. (40,5%) Erwerbslose rd. 5,8 Mill. (9%). Berufslose Selbständige (d. s. Rentenempfänger, Pensionäre, von eigenem Vermögen oder mit Unterstützung lebende Personen) waren rd. 5,8 Mill. (8,9%) und Angehörige ohne Hauptberuf rd. 27 Mill. (41,6%). Von den „ E r w e r b s p e r s o n e n " entfielen auf Land- und Forstwirtschaft Industrie und Handwerk Handel und Verkehr öffentliche und private Dienste Häusliche Dienste

rd. 9 Mill. 13 „ 5,9 „ 2,7 „ 1,2 „

in % 28,9 40,4 18,4 8,4 3,9

172

Tatsächl. Einflüsse auf Tat u. Täter (Ätiologische Kriminologie)

§5 I V 2 B

Der „ s o z i a l e n S t e l l u n g " nach waren von den Erwerbspersonen rd. in% Selbständige (einschl. Beamte und Angestellte in leitender Stellung) 5 Mill. 16,4 16,4 Mithelfende Familienangehörige 5 „ 4,6 Beamte (einschl. Soldaten) 1,4 12,5 Angestellte (im engeren Sinn) 4 „ 14,9 „ 46,3 Arbeiter (einschl. Heimarbeiter) 3,8 Hausangestellte (im engeren Sinn) 1,2 „ „Arbeitslose" wurden bei den Arbeitsämtern 1934 rd. 2,7 Mill. gezählt gegenüber rd. 4,8 Mill. des Vorjahrs. Hiervon erhielten 1934 Unterstützung rd. 2,8 Mill. Vor allem bedarf der Berücksichtigung die große E n t w i c k l u n g u n d B e r u f s v e r s c h i e b u n g , die aus allen Zählungen der letzten Jahre und Jahrzehnte hervorgeht: die Abnahme der in der Landwirtschaft tätigen und die starke Zunahme der in Industrie, Handel und Verkehr beschäftigten Personen: eine Entwicklung, die fast alle an Zahl stark wachsenden Völker in jüngster Zeit durchgemacht haben. Seit 1933 trat auch ein Bückgang in der Industrie ein, selbst wenn die Arbeitslosen mitgezählt wurden; demgegenüber stand die Zunahme in Handel und Verkehr, in Güterverteilung, Verwaltung und öffentlicher Fürsorge. Infolge der einsetzenden Wiedereingliederung erfuhr die Industrie wieder eine Belebung. Vor allem hatte auch die Landwirtschaft wieder eine Zunahme aufzuweisen. Entgegen einer verbreiteten Ansicht ist die Zahl der Selbständigen wieder um einiges gestiegen. Sehr starke Veränderungen brachte der zweite Weltkrieg und seine Folgen. Im einzelnen muß auf die Nachweise des Statistischen Reichsamts verwiesen werden; es sollte hier nur auf die sozial erheblichen Vorgänge selbst aufmerksam gemacht werden, die bei der Beurteilung der Kriminalität einzusetzen sind. b) Die Kriminalität der statistischen Hauptberufsgruppen ohne Hinblick auf die Tatbestände statistisch festzustellen, ist zwar für unsere Einsicht in die kriminelle Belastung der Berufe so wenig aufschlußreich wie in die Kriminalität selbst; hierzu bedarf es, wie ausgeführt wurde, der Zergliederung in Deliktstypen und möglichst auch in -Einzelberufe (worüber unten zu 4 zu sprechen ist). Jene stark v e r a l l g e m e i n e r n d e Ü b e r s i c h t dient jedoch als ein gewisser Anhalt und Maßstab für die Bewertung von Einzelaufstellungen; sie ist als V e r g l e i c h s g r ö ß e einzusetzen. Wir geben im folgenden eine solche Aufstellung für den letzten vorliegenden Jahrgang 1934. Siehe Tafel 20 Hervorgehoben sei jedoch, daß sich mitunter die Zugrundelegung eines früheren Jahrgangs empfiehlt, sei es, weil das für einen Sonderbezirk vorliegende Material auch die früheren Jahre betrifft und zur Ermöglichung von Vergleichen daher möglichst gleiche Zeitspannen zu berücksichtigen sind, sei es, weil frühere Zeiten oft normalere Verhältnisse enthalten als spätere Jahre mit starken Berufsumschichtungen, wirtschaftlichen oder politischen Krisen und durchaus anomalen Kriminalitätskurven. Siehe Tafel 21

§ 7 IV 2 B, 3

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

173

T a f e l 20 Die Verurteilten nach den statistischen Hauptberufsgruppen (KrimStat. 1934 S. 21)

Landwirtschaft . . Industrie und Handwerk Handel und Verkehr öffentliche und freie Berufe Häusliche Dienste . Wechselnde Lohnarbeit Ohne Beruf und Berufsangabe . . Summe:

Verurteilte insgesamt

Selbständige

davon Angestellte

60 514

15 140

41422

3952

165 531 104 227

30437

124280

10 814 4805

14 721 6492

13 823 6 471

21246

19187



11154

10046



383 885

139 805

44 701

54 721 — —

220 423

Angehörige

898 21 2059 1108 23 657

Nach der Tafel 21 stehen voran die Angestellten der Industrie. In weitem Abstand folgen die Angestellten des Handels und in nur geringem Abstand die Selbständigen des Handels. In diesen drei Gruppen ist der Anteil der Vorbestraften hoch (rd. die Hälfte). Dort liegt nach der Tafel offenbar die Schwerkriminalität. Relativ etwas hoch ist die Ziffer der öffentlichen und freien Berufe; geringer ist dort aber der Anteil der Vorbestraften: also überwiegend Gelegenheitsdelikte! Relativ hoch ist die Ziffer der wechselnden Lohnarbeiter (mit hohem Vorbestraftenanteil!).

3. P s y c h o l o g i s c h e r A u s b a u f ü r e i n z e l n e D e l i k t e Aus dem Wesen des Berufs überhaupt (oben bei IV) sowie aus dem Wesen eines Einzelberufs ergeben sich v i e r k u l t u r e l l u n d k r i m i n o l o g i s c h e r h e b l i c h e V o r a u s s e t z u n g e n , die bei dem einzelnen Menschen vorliegen müssen, will er s e i n e n Beruf erfüllen, und die daher seine Handlungen, gute wie schlechte, beeinflussen. a) A u s g e b i l d e t e F ä h i g k e i t e n körperlioher oder geistiger Natur. Hierzu gehört nicht nur die von jedem, auch dem einfachsten Beruf verlangte Vorbildung, sondern auch die während der Berufstätigkeit selbst erworbene Ausbildung und Fortbildung, die sioh stets erneuernden Kenntnisse und Fertigkeiten, wie jeder kulturell Schaffende nur zu gut weiß, wenn er bessere Leistungen erstrebt. Der nicht auf große Gesichtspunkte eingestellte Mensch nutzt aber die ihm gebotenen und

174

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 3

T a f e l 21 Die Verurteilten und Vorbestraften nach den Hauptberufsgruppen (KrimStat. 1935/36 S. 304)

Landwirtschaft Industrie u. Handwerk Handel u. Verkehr öffentliche u. freie Berufe Häusliche Dienste Wechselnde Lohnarbeit Ohne Beruf oder Beruf sangabe Zusammen

Verurteilte insgesamt

Selbständige

Angestellte

60267 (20365)

15 836 (4103)

40163 (15 782)

Angehörige

4268

(480)

164 621 (71711)

25 983 (10714) 127 025 (58 841) 11 613 (2156)

105 042 (44 649)

42 082 (18 580)

57 958 (25 289)

5 002

(780)

15 833

(5 188)

14796 (5046)





1037

(142)

7 440

(1 899)

7420 (1898)





20

(1)

19467 (10599)

17 532 (10157)





1935

(442)

12 730

11580 (3 921)





1150

(202)

(4123)

385400(158534) 135229 (54419) 225146 (99 912) 25 025 (4203)

erworbenen Möglichkeiten für seine kleinlichen Vorteile aus, wodurch sich technisch routinierter Erwerb von wahrer Kultur unterscheidet. Zum Verbrecher ist nur ein weiterer Schritt. Insofern enthält selbst der kulturell bedeutsamste Beruf k r i m i n e l l e G e f ä h r d u n g e n . Zu derartigen Beziehungen zwischen Beruf und Kriminalität gehören, wie oft beobachtet und (nicht immer schlüssig) bemerkt wurde, die folgenden. Besondere Eignung zum Betrug zeigen Kaufleute allgemein, insbesondere Warenhändler und Geldwechsler, Bankbeamte, Makler, Buch- und Kunsthändler, Antiquitätenvertreiber, auch Bücherrevisoren, Handlungsreisende und Agenten, Schauspieler, Viehhändler, Gastwirte und Kellner. Zur Hehlerei: Händler mit Waren, insbesondere mit Altwaren, Kleidern, Pelzen, Teppichen, Fahrrädern, Kraftwagen, Viehhändler, Uhrmacher, Juweliere, Metallwarenhändler, auch Fabrikanten und Verarbeiter dieser Artikel, vor allem Spelunkenbesitzer. Zur Urkunden- und Geldfälschung: Kanzlisten, Buchführer, Lithographen, Buchdrucker, Photographen, Graphiker, Graveure, Schilder- und Stempelfabrikanten. Zur Unterschlagung: Vermögensverwalter, Postbeamte, Bankinhaber und -angestellte, Bürobeamte, Kassierer. Zu Einbruchsdiebstahl: Schlosser, Tischler,

§ 7 IV 3

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

175

Elektriker, Mechaniker, Dachdecker, Artisten. Beispiele für die Gewaltdelikte, die ein beträchtliches Maß von körperlicher Kraft und Gewandtheit (Handarbeiter) erfordern, liegen auf der Hand. Ebenso ist die Beziehung zwischen den Fahrlässigkeitsdelikten und gewissen Berufen (Autofahrer, Soldat, Vollzugsbeamte, Arzt, Heilgehilfe, Apotheker) selbstverständlich. b) Jeder Beruf erfordert nicht nur körperliche und geistige Fähigkeiten, sondern auch eine p e r s ö n l i c h e Willensrichtung, eine s e e l i s c h e H a l t u n g und speziell eine moralische Einstellung. Zu der Eignung m u ß die Neigung treten; hierin liegt das Berufsethos, der Kulturberuf des Berufs. Für den Verbrecher wirkt sich auch diese höchstpersönliche Voraussetzung negativ in das Gegenteil aus. So können besitzen Neigung zum Betrug: Halbkünstler und Schausteller, Angestellte in Tanzlokalen und Bordellen, Vermittler und Kellner. Zur Hehlerei: Vermittler, Beistände und Berater. Zu Unterschlagung und Veruntreuung: ebenso ferner Rechtsanwälte und Treuhänder. Zum Glücksspiel: Inhaber von Klubs und Amüsierbetrieben, Kellner und Portiers. Zum Landstreichen, Betteln und Diebstahl: herumziehende Artisten und Hausierer. Zu Körperverletzung, Tötung und anderen Gewaltdelikten, auch zu Fahrlässigkeitstaten: Fleischer, Tierhüter, Vollzugsbeamte, Soldaten, Ärzte. Zu Unzucht und Prostitution: Kellnerinnen in Bordellen, Varietökünstler. c) Der Beruf erfordert ferner die Möglichkeit w i r t s c h a f t l i c h e r B e f ä h i g u n g u n d B e t ä t i g u n g , mag er auch seinem kulturellen Wesen nach v o m bloßen Erwerb zu unterscheiden sein (oben bei IV). Beim Verbrechen wird gerade diese Voraussetzung zu den unerlaubten Zwecken des Täters ausgenutzt. Sämtliche Nutzdelikte erstreben wirtschaftliche Aufbesserung; zu ihnen allen ist daher besonders prädestiniert der kaufmännische Beruf, dessen nächstes, ebenso erlaubtes wie selbstverständliches Ziel der eigene Gewinn ist. Andere Delikte setzen umgekehrt eine günstige Wirtschaftslage voraus; so die Alkoholdelikte (Körperverletzung, Widerstand usw.) sowie die sog. Wohlstandsdelikte, Beleidigung, gewisse Fälle der Unzucht, die meisten Fahrlässigkeitstaten, auch Delikte der Betrugs- und der Unterschlagungsgruppe sowie das Glücksspiel. Zu diesen Delikten sind wiederum solche Berufe besonders geeignet, die eine günstigere Vermögenslage des Täters voraussetzen oder bewirken. So erklären sich zwei gegensätzliche Erscheinungen: einmal die Zunahme gewisser Delikte in Zeiten w i r t s c h a f t l i c h e r N o t (1922/23) sowie schon bei Unsicherheit wie bei schwankenden Lohnverhältnissen; nach der Berufsstatistik wird hiervon auffallend stark die Gruppe Angehörigen betroffen. Sodann ist wiederum eine Zunahme festzustellen umgekehrt in Zeiten des W o h l s t a n d e s , des Überflusses, sei es auch nur einer Scheinblüte (1927/28), bei der die Gruppe Industrie hohe Kriminalitätsziffern aufweist. Beidemal handelt es sich eben um durchaus verschiedene Deliktsgruppen, wobei man wiederum nicht nach den gesetzlichen Tatbeständen, sondern nach den Wesenstypen gruppieren darf; so taucht die

176

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 3

vorsätzliche Brandstiftung bald als reines Angriffs-, insofern als Wohlstandsdelikt auf, bald als Nutz- und Betrugsdelikt, insofern also als Notdelikt.

d) Endlich erfordert der Beruf normalerweise eine für seine Entfaltung günstige U m w e l t l a g e, wie allgemein jedes kulturelle Schaffen einen geeigneten Boden voraussetzt. So nutzt auch der Verbrecher die für gewisse Berufe gegebene Umwelt für seine persönlichen, unerlaubten Zwecke aus. Die Erreichbarkeit-eines Gutes gibt Anlaß zu Diebstahl und Betrug (Hausangestellte, Boten, Reisende); der Besitz von Gütern verleitet zu Unterschlagung, Untreue und Hehlerei (Vermögensverwalter, Hausangehörige, Trödler). Bei Gastwirten und Vermietern beobachtet man mitunter eine gewisse Tendenz zu Kuppelei, Mädchenhandel und" Unzuchtsdelikten; bei Hebammen zu Abtreibung; bei Heilkundigen und Heilgehilfen zu Unzucht und Kindestötung; bei Autofahrern zu Fahrlässigkeitsdelikten; bei Flurhütern zu Brandstiftung, Wilderei oder Tierunzucht.

E r g e b n i s . Es wirken also viele Faktoren zusammen, und es bedarf im Einzelfall der Feststellung, welche Berufsvoraussetzung oder überhaupt welcher Beruf den entscheidenden Einfluß ausübt. Wenn bei sog. v e r f e h l t e n B e r u f e n die Täter um so mehr zur Kriminalität gedrängt werden, so dürfte der Hauptgrund im Mangel der ethischen Einstellung (oben b), aber vielfach (so bei der Berufsumschichtung infolge des Krieges) auch in der beruflichen Unfähigkeit (a) oder in der Ungunst der Wirtschaftslage liegen, während die sonstige Umwelt an Bedeutung wohl mehr zurücktritt, da die wirklich Tüchtigen sich auch bei ungünstigen Verhältnissen durchsetzen und in sie einfügen werden. Nicht selten wird auch mangelnde Erziehung, insbesondere geringes Verständnis der Berufsberaterl), mitwirken. Die Hauptursache aber auf den Charakter oder gar auf die Konstitution2) zu verlegen, ist zu unbestimmt und einseitig und beruht auf der auch sonst zu beobachtenden neueren Überschätzung der Anlageeinflüsse. Wenn Jugendliche mit minderwertigen Anlagen oft in Berufe hineingedrängt werden, in denen sie sich ausleben und vor allem kriminell betätigen können, so fehlt es eben an der berufsethischen Haltung. — Die sog. u n g e l e r n t e n Berufe, die einen so hohen Prozentsatz der Kriminalität bilden, tragen schon einen Widerspruch in sich selbst; wer sich in eine berufliche Tätigkeit drängt, obwohl er nichts gelernt hat, muß im Beruf versagen und daher auch im Leben scheitern. Der Hauptgrund wird weniger in der Umwelt liegen, da die Mittel zur Ausbildung fast überall geboten werden, als in der Fehlerhaftigkeit der eigenen Einstellung zu den Lebensaufgaben. Derartige haltlose Individuen strömen zum großen Teil in die genannte i) Nicht zu verallgemeinern ist die Ermittlung Sturys a.a.O. S. 57, daß die Hallte der von ihm untersuchten Jugendlichen bei ihren Eltern kein Gehör fand. t) So Sditlrer v. Waldheim Jugendkriminalität und Beruf, Bl. f. Gefängniskunde 72 S. 3.

§ 7 IV 4

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

177

Berufsgruppe „Lohnarbeiter wechselnder Art". Wenn die ungelernten Arbeiter in keinem Berufszweig aushalten, in dem sie bei längerer Tätigkeit das Erforderliche erlernen könnten, so ist dies oft nur eine Späterscheinung ihres Nichtdurchhaltens und Versagens in Schule und Lehre. 4. E i n z e l n e Deliktstypen, a) Als Einführung diene der e i n f a c h e D i e b s t a h l in einem ländlichen, aber kulturell sehr hochstehenden Amtsgerichtsbezirk in unmittelbarer Nähe des reichsten Industriebezirks im Vergleich zum Reich sowohl wie zur Gesamtkriminalität f ü r 1930. Die Tafel 22 ist einfach und schlicht, unkompliziert, wie jenes Delikt, aber geradezu unerschöpflich; sie eröffnet die verschiedenartigsten und fruchtbarsten Vergleichsmöglichkeiten, die bei näherem Studium der Tafel sich unaufhörlich vermehren, zumal wenn man zum Vergleich den schweren Diebstahl und sodann den Betrug oder außerdem noch ältere Jahrgänge hinzuzieht. N u r auf einige Vergleiche sei hingewiesen.

T a f e l 22 Berufsstellung der wegen Diebstahls Verurteilten I m Reich 1930 Einf. DiebGesamtstahl kriminalität Selbständige Angestellte Angehörige Selbständige Industrie u. Handwerk • Angestellte Angehörige Selbständige Handel u. Verkehr . . • Angestellte Angehörige Erwerbstätige Verwaltung, freie Berufe Angehörige Erwerbstätige Hausangestellte . . . Angehörige Erwerbstätige Wechselnde Lohnarbeit Angehörige Selbständige Ohne Angabe Angehörige Landwirtschaft . . . .

1368 10921 659 678 27 136 218 1530 7 875 678 1064 142 4440 203 6435 495 1411 171

19 856 53 614 4 783 33 470 199 639 15 778 71318 97 465 8 208 19 539 1194 10161 224 37 259 2 920 13 312 1389

Im AUJJez. Soest 1) Ein!. Diebstahl (ta»/.) 0,3 35,7 0,6 2,1 33,6 3,3 2,0 6,8 0,4 0,3 0,0 5,1 0,0 4,6 1,2 3,9 0,0

Bei vertikalem Lesen, das zuerst immer erforderlich ist (wogegen oft gefehlt wird), fällt zunächst auf, daß die Industrieangestellten im Reich in beiden Sparten weitaus überwiegen, während im Bezirk die Landwirtschaft voransteht; da aber dieses Überwiegen relativ geringfügig ist, obwohl der Bezirk durchaus auf Landi) Nach Uphoff Einfacher Diebstahl, Diss. Münster 1941 (abgeschlossen, z. Z. ungedruckt). 12 Sauer, Kriminologie

178

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 5 IV 4

Wirtschaft eingestellt ist, so wird der gesunde Sinn der Landbevölkerung offenbar und die Industriearbeiterschaft nur erneut belastet. An zweiter Stelle im Reich folgt für die Gesamtkriminalität der Handel, für den Diebstahl aber sofort die Landwirtschaft; die Neigung und Eignung zum Diebstahl ist eben ausgeprägter bei der Landwirtschaft (sowohl als Beruf wie als Raum verstanden). Der Handel tritt beim Diebstahl stark zurück, stärker als bei der Gesamtkriminalität; das spricht zu Ungunsten des Handels insofern, als er sich raffinierterer Delikte bedient. — Sodann betrachte man das Verhältnis von O b e r s c h i c h t und U n t e r s c h i c h t in der Sprache der Statistik. Im Rahmen der Gesamtkriminalität ist die Spanne zwischen beiden Schichten sehr stark bei der Industrie (etwa 1 zu 5), weit geringer bei der Landwirtschaft (schwächer noch als 1 zu 3) und ganz schwach oder kaum vorhanden beim Handel. Diese Verhältnisse entsprechen ungefähr der kriminellen Bedeutung und wohl auch dem normalen Bestand dieser Gruppen. Anders beim Diebstahl und anders im Reich wie im Bezirk: Bei der Industrie ist die Spannung gewaltig verschärft im Reich, aber ungleich geringer im Bezirk. Zu den Gründen gehört, daß der Diebstahl, das sog. Delikt der armen Leute, zugleich einen Gradmesser für die Wohlhabenheit sowie für die sozialen und ökonomischen Gegensätze bildet, wobei der Bezirk besser abschneidet als der Reichsdurchschnitt. In Übereinstimmung hiermit steht der Handel: die Spannung ist im Reich stark (was namentlich im Hinblick auf die Gesamtkriminalität auffällt), im Bezirk weit schwächer. Anders jedoch die Landwirtschaft: im Reich ist die Spannung stark, im Bezirk aber noch weit stärker. Zu den Gründen gehört, daß die selbständigen und wohlhabenden Landwirte im Bezirk stärker vertreten sind als im Reich. — Zu der Diebstahlskriminalität der A n g e h ö r i g e n dieser drei Berufsgruppen sei darauf hingewiesen, daß sich für sie im Reich das umgekehrte Verhältnis zeigt wie in den drei Berufsgruppen insgesamt: hier ist die Industrie am geringsten belastet, der Handel am stärksten (wiederum im Gegensatz zur Gesamtkriminalität!); das dürfte so zu deuten sein, daß die Not, die ganze Familien drückt, sich am wenigsten in der Industrie auswirkt und jedenfalls dort am wenigsten zum Diebstahl verleitet; vielleicht treten aber die Angehörigen in diesem Berufszweig weniger hervor und überlassen die Diebstähle den Erwerbstätigen, während in den beiden anderen Gruppen die Angehörigen selbständiger und womöglich auch erwerbstätiger gestellt sind. Diese Erwägungen treffen aber höchstens für den Reichsdurchschnitt zu. Denn im Bezirk stehen an der Spitze die Angehörigen in der Industriegruppe, während sie in der Landwirtschaft nur sehr schwach beteiligt sind, was wiederum nicht der Reihenfolge der Erwerbstätigen im Bezirk entspricht; die Familien in Landwirtschaft und Handel sind hier eben besser gestellt und treten jedenfalls weniger hervor. — Daß am Diebstahl die ö f f e n t l i c h e n und f r e i e n B e r u f e sehr gering, die H a u s a n g e s t e l l t e n verhältnismäßig stark im Hinblick auf die Gesamtkriminalität beteiligt sind, hängt mit der Primitivität dieses Delikts zusammen. Die Spannung ist im Bezirk noch größer, so daß die Hausangestellten stärker belastet sind (ähnlich übrigens beim Betrug, vgl. unten b).

§ 7 IV 4

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

179

Vergleichen wir innerhalb der Berufsgruppe V e r w a l t u n g die Erwerbstätigen mit den Angehörigen, so zeigt sich, daß letztere an der Diebstahlskriminalität im Reich weit stärker als an der Gesamtkriminalität beteiligt sind; sie gehören offenbar zu den schwachen, leicht verleitbaren Personen, die eher zu dem primitiven Delikt eines Diebstahls im Schwächetyp greifen als zu schwereren und komplizierteren Taten. Ob der Besserstellung im Bezirk eine Bedeutung beizumessen ist, mag bei der Kleinheit der Prozente dahingestellt bleiben. Ein Vergleich der w e c h s e l n d e n L o h n a r b e i t e r mit den Hausangestellten ergibt, daß die erstere, so schwer erfaßbare Gruppe an der Gesamtkriminalität verhältnismäßig sehr stark, am Diebstahl im Reich nur wenig stärker als die Hausangestellten, im Bezirk umgekehrt sogar geringer als jene sich beteiligt haben. Man sollte das Gegenteil erwarten, da diese unsteten und ungelernten Personen sich gerade zum Diebstahl und besonders zum Not- und Schwächediebstahl hingezogen fühlen müßten. Diese eigenartige Erscheinung dürfte aber zugleich einen Schlüssel für die wahre Bedeutung dieser schwer erfaßbaren statistischen Gruppe bilden; in ihr findet, wie schon öfters vermutet wurde, der kriminelle A b f a l l , das Heer der stets wechselnden, aber auch der schweren, chronischen Verbrecher ein „Sammelbecken"; sie verbleiben daher nicht lange beim einfachen Diebstahl, sondern greifen alsbald zu raffinierteren Verbrechen. Daß die Angehörigen dieser wechselnden Lohnarbeiter verhältnismäßig stark gerade am Diebstahl beteiligt sind, im Reich wie im Bezirk, ist nur die notwendige Folge dieser zwar zahlenmäßig kleinen, aber kriminell höchst gefährlichen Gruppe. Es dürfte eine Art Arbeitsteilung bestehen: die Erwerbstätigen begehen die Schwerdelikte, die Angehörigen die kleineren, leicht zu entdeckenden Diebstähle. b) Vor allem sei auch hier auf den B e t r u g hingewiesen, jenes Delikt, das nicht nur wegen seiner Vielseitigkeit, seiner chronischen Neigung und seiner verschiedenen Bewertung auch kriminologisch besonders interessiert, sondern auch mit dem Beruf ganz eng zusammenhängt, so daß die Grenze zwischen Recht und Unrecht oft schwer zu ziehen ist. Der Betrug vermag den gesamten Beruf zu erfassen und zum Beruf zu werden in einem Maße, wie höchstens noch einige Spannerdelikte (Hehlerei, Zuhälterei, Glücksspiel). — Der Einfluß des Berufs auf den Betrug wurde schon im Zusammenhang mit den Lebensaltern erörtert und durch eine Tafel 10 veranschaulicht (S. 91); die Gruppierung der Beruf für den Bezirk Münster entspricht dem Reichsschema, während für die Bezirke Bielefeld und Bonn die Aufgaben der Einzelforschung zugrunde gelegt wurden. Gewählt wurde die Zusammenstellung mit den Altersstufen wie mit der Vermögenslage; die Berufszugehörigkeit gab sogar die Erklärung für die so verschiedene Einflußstärke der Altersstufe, während die Bedeutung der Vermögenslage für den Betrug gegenüber dem Diebstahl zurücktritt. Auffallend ist, daß im Bezirk Münster die Industriearbeiter dem Handel nicht unbedeutend voranstehen (besonders im Gegensatz zu dem Verhältnis im Reich); der Grund dürfte in der geringeren Ausbildung von Handel und Verkehr in Münster liegen, nicht aber in einer erhöhten kriminellen Belastung der Industriearbeiter. Im

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Tatsächl. Einflüsse auf T a t und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 4

Bezirk Bielefeld halten sich Industrie (nebst Handwerk) und Handel (nebst Verkehr) ungefähr die Waage hinsichtlich der Betrugskriminalität; daß der Handel nicht wie sonst stärker belastet ist, liegt an der dortigen reich entwickelten Industrie. I m Bezirk Bonn verhalten sich Industrie und Handel ähnlich wie im Reichsdurchschnitt (etwa wie 3 zu 4); dieser Bezirk dürfte in der Tat keine Besonderheiten in den Betrugsdeterminanten gegenüber dem Reich aufweisen. Bemerkenswert ist ein Vergleich der übrigen Gruppen miteinander. I m Bezirk Münster schneidet die Landwirtschaft gegenüber den beiden anderen Wirtschaftegruppen noch weit günstiger ab als im Reich; das mag mit dem gesunden, sich gerade von Täuschung freihaltenden Sinn der bäuerlichen Bevölkerung jenes Bezirkes zusammenhängen. Betrachtet man das Verhältnis der Verwaltung (öffentliche und freie Berufe) zu der Gruppe der Hausangestellten, so fällt auf die letztere Gruppe im Bezirk Münster ein ungünstigeres Licht; genaue Kenner der Bevölkerung geben als Grund an, daß dieser Berufszweig im Bezirk in der T a t zu Täuschung zu eigenem Vorteil auffallend geneigt ist, was jedoch einen wesentlichen Grund in der bunten Zusammensetzung der zum großen Teil aus Industriegebieten stammenden Personen finden soll. So ergibt die Tabelle ein zum Teil recht verschiedenes Bild der einzelnen Berufsgruppen in den Einzelbezirken; es ist sehr wohl möglich, daß sich dieses bei weiteren Untersuchungen noch weiter verschiebt. Bei der Deutung der wenigen Kriminalitätsziffern muß man sich hüten, einfach die Bezirke miteinander zu vergleichen; das ist nicht angängig, weil das Untersuchungsmaterial zu eng und zu willkürlich begrenzt und die Gruppierung der Berufe zu verschieden ist. Wohl aber läßt sich innerhalb eines Bezirkes das Verhältnis der Gruppen zueinander betrachten und alsdann das so gewonnene Bild von der Verteilung der Betrugskriminalität mit dem f ü r einen anderen Bezirk oder für das Reich gewonnenen Bild vergleichen. Also zuerst nur eine vertikale, sodann eine horizontale Betrachtung! Die Tabelle läßt aber auch einen Einblick in den Inhalt der Betrugskriminalität zu, allerdings zunächst nur für den Bezirk Bonn; j edoch dürften sich die Ergebnisse auch f ü r die anderen Bezirke und das Reich übertragen lassen, soweit die Verhältnisse nicht zu verschieden liegen. Die gefährlichen Formen des Betrugs (Untergruppen IV—VII), die sich auffallend lange in den reiferen Lebensjahren erhalten, betreffen wohl überwiegend (abgesehen von VII) die Berufsgruppe Handel und Verkehr; diese wird also nicht nur zahlen-, sondern auch wertmäßig am stärksten belastet, so daß sie ungünstig auch in solchen Bezirken abschneidet, in denen diese Gruppe nicht die höchsten Ziffern aufweist wie im Bezirk Münster. Hiervon abgesehen, werden offenbar die intelligenteren und gebildeteren Schichten stärker belastet, da bei ihnen zum großen Teil, wenn auch nicht ausschließlich oder vorwiegend, die schweren Betrugstypen liegen: Fälschungsbetrug, Darlehnsbetrug, Hochstapelei, Kreditbetrug, Geldbetrug ohne Gegenleistung, auch die raffinierteren Formen der Zechprellerei und des Hotelschwindels. Der Betrug erweist sich auch hier als das Delikt der 1 ntelligenz und Lebenserfahrung, der Menschenkenntnis und VerkehrsgewandtheiU). i) Ein ähnliches Bild zeigt die falsche Anschuldigung; vgl. Brodemann (wie oben II 2b) mit einigen Abweidhungen des Bezirks vom Reich.

§ 7 IV 4

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

181

c) Besonders lehrreich ist auch hier, wie bei den Lebensaltern (oben I I 2 d), die B r a n d s t i f t u n g mit ihren drei Typen. Wie die Tafel 23 f ü r das Reich zeigt, liegt der Schwerpunkt der Gesamtkriminalität bei der Gruppe Industrie und Handwerk; in zweiter Linie kam in der Vorkriegszeit die Landwirtschaft, später aber der Handel: ein erneutes Zeichen f ü r den Übergang des Reiohs vom Landwirtschafts- zum Industrie- und noch später besonders zum Handelsstaat und f ü r die zunehmende Verstädterung der Bevölkerung. Anders bei der Brandstiftung: sie zeigt nach wie vor ein Vorherrschen der Landwirtschaft vor der Industrie; während die Gesamtkriminalität einen sehr starken Rückgang zeigt,

T a f e l 23 Berufszugehörigkeit bei Brandstiftung im Reich (in °/o) Gesamtkriminalität 1900/04 1929/33 Landwirtschaft Industrie und Handwerk Handel und Verkehr . . ö f f . Verwaltung, fr. Berufe Hausangestellte Wechselnde Lohnarbeit . Ohne Angabe

. . . .

20,7 44,7 16,0 10,4 1,6 1,6 4

13,7 43,7 28,3 3,5 1,6 6,7 2,5

Vors. Brandstiftung 1900/04 1929/33 45,3 33,7 5,3 8,2 4,1 1,1 2,4

42,4 35,2 10,3 1,5 1,9 5,6 3,1

weist die Brandstiftung nur ein schwaches Sinken auf; sie ist ein von und in ländlichen Kreisen bevorzugtes Delikt. U m so mehr fällt ihr relativ beträchtliches Steigen beim Handel (weniger bei der Industrie) auf: offenbar ein Ausdruck der Zunahme des Nutzungs- und Betrugstyps; man beachte, daß der Handel in der Vorkriegszeit noch an 4. Stelle stand und erst später an die 3. Stelle aufrückte. — Eine notwendige Ergänzung bildet Tafel 24: überall überwiegen die Sozial-Abhängigen. Innerhalb der Landwirtschaft nimmt die Gesamtkriminalität bei den Selbständigen ein wenig, bei den Angestellten stark a b ; die Brandstiftungskriminalität steigt aber bei den Selbständigen an, obwohl sie im ganzen zurückgeht; bei den Angestellten geht sie um so stärker zurück. Noch ausgesprochener ist dieser Zug bei der Brandstiftung: eine starke Zunahme bei den Selbständigen, ein starker Rückgang bei den Angestellten. Innerhalb der Industrie überall ein schwaches Anziehen (außer bei den Angehörigen); beim Handel überall ein etwas stärkeres Anziehen. I m Gesamtergebnis überall eirj Steigen, mit Ausnahme der Angestellten hinsichtlich der Brandstiftung und der Angehörigen. Ein anderes Bild gibt jedoch der (städtisch-ländliche) Untersuchungsbezirki). Von den dort festgestellten 38 Nutzungstätern waren 18 selbständig, 20 unselbständig; und von den 26 Angriffstätern (also eine beträchtlich geringere Zahl trotz der stärker vertretenen Landwirtschaft) waren nur 2 selbständig, 24 unselbständig. Also gerade bei den Selbständigen ist der weitaus größte Teil Nutzungstäter. ») Nach Sixtus und Jerrentrup (wie oben § 6 II 2d).

182

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 4

Daß auch die Unselbständigen viele Nutzungstäter stellen, hat nach jener Einzelforschung seinen Grund in der sich neuerdings auch sonst findenden Siedlungsweise des Bezirks, in dem auch die Angestellten und Arbeiter oft kleine Häuser besitzen. Nun gewinnen wir aber die interessante Schlußfolgerung für das Reich: die dortige starke Zunahme der Brandstiftung b e i d e n S e l b s t ä n d i g e n (besonders auffallend gegenüber der Gesamtkriminalität, vgl. Tafel 24) bedeutet eine Z u n a h m e d e r N u t z u n g s d e l i k t e ; der

T a f e l 24 Soziale Stellung bei Brandstiftung im Reich (in °/o)

Selbständige und Leiter Angestellte und Arbeiter

Angehörige

Gesamtkriminalität Vorsätzliche Brandstiftung Gesamtkriniinalität Vorsätzliche Brandstiftung Gesamtkriminalität Vorsätzliche Brandstiftung

1900/04 1929/33 1900/04 1929/33 1900/04 1929/33 1900/04 1929/33 1900/04 1929/33 1900/04 1929/33

Landwirtschaft

Industrie, Handwerk

Handel, Verkehr

insgesamt

3,8 3,5 3,5 12,4 15,3 9,5 38,9 26,6 1,6 0,8 2,9 3,5

6,2 6,5 4,9 5,5 34,2 34,6 24,1 27,4 4,3 2,5 4,7 2,4

6,9 11,2 2,7 4,3 7,9 15,2 1,9 5,1 1,2 1,3 0,7 0,8

16,9 21,3 11,1 22,2 57,4 59,3 64,9 59,1 7,1 4,6 8,3 6,7

Rückgang b e i d e n S o z i a l - A b h ä n g i g e n weist auf eine A b n a h m e d e r A n g r i f f s d e l i k t e , der Taten aus Rache und Sabotage, woraus sich wiederum zum großen Teil eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse entnehmen läßt. Der dritte Typ der Brandstiftung, die Fahrlässigkeitstat, weist weitere Besonderheiten auf. Die Tafel 25 veranschaulicht den Gegensatz zur vorsätzlichen Tat im Reich: dort ein Überwiegen der Landwirtschaft, hier ein Vorrang der Industrie; dort eine Abnahme, hier eine Zunahme. Anders im Untersuchungsbezirk; hier stehen an der Spitze die bäuerlichen Kreise (35%), es folgt die Industrie (33,3%). Die Differenz ist allerdings nur unerheblich; die in kleineren industriellen Werken tätigen Personen der städtischen Bevölkerungskreise stellen den Hauptteil der Fahrlässigkeitstäter dar. Die Unselbständigen sind, im Gegensatz zur Vorsatztat, geringer beteiligt (52,1% der Fahrlässigkeitstäter); der Gegensatz zwischen Selbständigen und Angestellten verflüchtigt sich bei der Fahrlässigkeit, die von den wirtschaftlichen Verhältnissen wenig berührt wird: ein eigenartiger sozialer Ausgleich.

§ 7 IV 4

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art Tafel

183

25

Berufszugehörigkeit bei Brandstiftung im Reich (in %>) Fortsetzung von Tafel 24 Vors. Brandstiftung 1900/04 1929/33

Fahrl. Brandstiftung 1900/04 1929/33 Landwirtschaft Industrie und Handwerk . Handel und Verkehr . . . öff. Verwaltung, fr. Berufe .

33,4 39,4 12,2 2,4

37,9 36 8,6 0,7

45,3 33,7 5,3 8,2

42,4 35,2 10,3 1,5

d) Die H e h l e r e i gehört zu den Delikten, die ganz eng mit dem Beruf oder besonders häufig mit dem vorgeschützten Beruf verbunden sind. Gleich dem Betrug, mit dem sie kriminologisch und sozialethisch nahe verwandt ist, kann sie nur „sinngemäß*' behandelt werden, d. h. den Angaben der Täter schon zu ihrer Person und über ihre Berufsstellung ist nicht viel Glauben beizulegen, da sie sich gern den Anschein eines redlichen Erwerbes und Gewerbes geben. Wir fügen in Tafel 26 daher die Vorstrafen für das Reich bei und stellen zweckmäßig das Reich und vier Bezirke von unter sich verschiedener wirtschaftlicher Struktur gegenüber; Dortmund ist Großstadt vorwiegend mit Industrie und Bergbau, Hagen vereinigt als Übergang zwischen Industrie- und Landwirtschaftsgebieten durch regen Handel und Verkehr sämtliche drei Wirtschaftszweige, Münster trägt städtisch-ländlichen Charakter ohne größere Industrie und regeren Handel, Leipzig ist „die" Handels- und zugleich eine Industriestadt." Tafel

26

Berufe der wegen Hehlerei Verurteilten im Keich 1933 davon davon § 258/59 vorbe- §260 vorbestraft straft

Landwirtschaft . Industrie, Handwerk . . Handel, Verkehr Verwaltung, freie Berufe Hausangestellte . Wechselnde Lohnarbeit . . Ohne Beruf oder Berufsangabe .

§261

im Landgerichtsbezirkl) Dort- Hagen Mün- Leipzig mund ster

1797

624

9

5

6

8

5261 1907

2635 1023

88 65

69 46

81 45

252 155

70 32

45 22

216 122

89 30

3 1

2 I

4

2 7

9 12

(1) (1)

1036

580

18

16

18

312

93

5

4

6

i) Schriften wie oben § 6 II 2 f.





16

12

29 4



39 56 — —





184

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 IV 4

Für die Einzelbezirke wurde außerdem folgendes ermittelt: für Dortmund 135 „Frauen" obne Angabe des Berufes; für Hagen 23 „Ehefrauen"; für Leipzig 5 „verschiedene Berufe" mit je einem Straffall. Überall wird die Vorstrafenzahl und -art ermittelt; sie ist meist von auffallender Höhe und Schwere. Auch die Spezialberufe werden angegeben; es überwiegen die einfacheren, schneller erlernbaren Berufe namentlich im Handwerk, aber auch unter den sog. Händlern. Hervorhebung verdient, daß nirgends Pfandleiher und in Leipzig keine Trödler als Hehler festgestellt wurden, während für die übrigen Bezirke hierüber keine Mitteilung gemacht wird; nur für Hagen wird die Häufigkeit von Händlern, Althändlern, Altmetallhändlern, Schrotthändlern usw. hervorgehoben. Die Hehlerei tritt also statistisch gerade in solchen Berufen nicht oder weniger hervor, die eine enge Beziehung zum Hehlergeschäft besitzen. Wie erklärt sich diese eigenartige Erscheinung? Drei verschiedenartige Gründe dürften entscheiden. Das Überwiegen der kleinen Handwerker beruht auf einer Verbindung ihres eigentlichen Berufs mit dem eigenen Handel, dem Einkauf der Rohstoffe zwecks Verarbeitung und dem Verkauf der Fertigwarenl). Die sog. Angestellten (die Unterschicht), die in der Berufsgruppe Industrie weit überwiegen, sind meist Fabrikant und Ladenbesitzer in einer Person, treten aber nach außen als Fabrikant, nicht als Kaufmann hervor. Die hehlerische Tätigkeit besteht aber nicht im Herstellen, sondern im Ansichbringes und Absetzen. Insofern verschleiert die Statistik die für die Hehlerei maßgebende berufliche Tätigkeit. — Der zweite Grund ist, daß die Hehlerei sich oft nicht in ihrem reinen Wesenstyp als Ausbeutungsdelikt zeigt, sondern nur im Not- und Schwächetyp als Anhängsel des Diebstahls; es sind nicht nur die Angehörigen und Angestellten, denen nichts weiter übrigbleibt, als das ins Haus gebrachte Diebesgut zu hehlen, sondern auch die Besitzer selbst, die in wirtschaftlich ungünstigen Verhältnissen leben. Insofern ist die Hehlerei dem Diebstahl verwandt, wie die Kurve der letzten Jahrzehnte mit dem jähen Anstieg in Zeiten der Not beweist^). Auch die hier besonders wichtige Verbindung der Einzeluntersuchungen in den genannten Bezirken mit den Vermögensverhältnissen hat diese Abhängigkeit von der Wirtschaft bestätigt3). — Der dritte, vielleicht wichtigste, aber seltener genannte Grund ist die sehr hohe latente Kriminalität bei der Hehlerei; es ist anzunehmen, daß die wirklichen schweren Fälle in der Gruppe Handel nur zum kleinen Teil statistisch erfaßt sind. Hierfür spricht die h o h e Z a h l d e r V o r s t r a f e n ; beim Handel beträgt sie mehr als die Hälfte der wegen Hehlerei Verurteilten, bei der Industrie etwa die Hälfte, bei der Landwirtschaft nur etwa ein Drittel. Vor allem sind aber die Zahlen für gewerbsmäßige Hehlerei, für die hierauf entfallenden Vorstrafen und für den Bückfall im Verhältnis ungleich höher beim Handel als bei der Industrie, ganz zu schweigen von der Landwirtschaft. Alle diese Zahlen weisen auf chronische Kriminalität hin und erhöhen die Strafwürdigkeit der Hehlerei überhaupt. Anderi) Steinlage S. 42. t) KrimSoz. S. 517; E. Land (daselbst zlt.) und RKrimSt. 3) Steinlage S. 24 sowie die Einzelfälle bei Weiss, Fröleke und Thiessen.

§ 1 IV 4

PersönL Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

185

seit« folgt eine hohe Latenz beim Handel und auch bei der Industrie noch aus folgendem: die Spannung zwischen der gewerbsmäßigen Hehlerei und den hierauf entfallenden Vorstrafen ist auffallend groß, d. h. die Zahl der Vorstrafen ist relativ niedrig; und dieses ist keineswegs ein günstiges Zeichen. Denn daß eine Verurteilung wegen gewerbsmäßiger Hehlerei die erste Straftat im Leben des Täters betrifft, dürfte eine höchst seltene Ausnahme sein. Daß aber bei der Landwirtschaft die Zahl der Vorstrafen so gering ist, gibt Aufschluß über die Natur der verhältnismäßig häufigen einfachen Hehlereifälle. Die sehr niedrige Zahl der gewerbsmäßigen Hehlerei beim Handel läßt übrigens vermuten, daß ein großer Teil der wirklichen gewerbsmäßigen Hehler überhaupt nicht erfaßt oder nur wegen einfacher Hehlerei bestraft wurde. Weiteren Aufschluß gewährt die Einzeluntersuchung der Bezirke; hier zeigt sich deutlich die Vorherrschaft der Hehlereikriminalität des Handels, und nicht nur rein zahlenmäßig im Handelszentrum in Leipzig, sondern verhältnismäßig auch in der Industrie- und Bergbaustadt Dortmund. Selbst in Hagen und in Münster liegen die Zahlen verhältnismäßig hoch. Man betrachte sodann das Verhältnis der Selbständigen zu den Angestellten, der Ober- zur Unterschicht, beim Handel ist das Überwiegen der Unterschicht nur gering nach RKrim. 1932/33/34. Ja wir stehen vor der bezeichnenden Tatsache, daß bei den schweren Formen der gewerbsmäßigen und der Rückfallshehlerei die Selbständigen die Angestellten sogar übertreffen: der Not- und Schwächetyp tritt ganz zurück; die Hehlerei zeigt ihr wahres Antlitz, ihren Ausbeutungstyp mit chronischer Tendenz. In der anonymen Gruppe der wechselnden Lohnarbeiter verbirgt sich offenbar ein großer Teil dieser schweren Hehlereiformen; darauf deutet schon die hohe Zahl der Vorbestraften: wie beim Handel mehr als die Hälfte. Der auffallend geringe Anteil dieser Gruppe an der gewerbsmäßigen Hehlerei und am Rückfall gibt zu erkennen, wie wenig Ausdauer und Beharrlichkeit diese Leute auch in ihrer kriminellen Betätigung haben; sie nehmen die Hehlerei gelegentlich mit und betätigen sich weiter in anderen, nutzbringenden Delikten. — Wieweit die kleinen Zahlen der anderen Berufsgruppen und die offenbar sehr verschiedenen Ermittlungsmethoden überhaupt zu Erkenntnissen berechtigen, zeigt die verhältnismäßig hohe Zahl bei den Gruppen Verwaltung und Hausangestellten auf, denen man am wenigsten gerade ein Hehlergeschäft zutrauen sollte; auch in Einzelbezirken treffen wir bei den Hausangestellten und zum Teil auch bei der Verwaltung auf außergewöhnliche Zahlen. Hier liegen meist wohl einfache Gelegenheitsdelikte im Not- und Schwächetyp vor. Diese Annahme wird durch die geringen Zahlen bei den Vorstrafen und bei den schwereren Formen hinlänglich bestätigt.

186

Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie) Tafel

§ 7 IV 4

271)

Berufsangehörige (a) und Vorbestrafte (b) bei einigen wichtigen Nutz- und Angriffsdelikten (nach RKrimStat. 1934 S. 202 ff.) Einfach. Diebstahl Verurteilt« insgesomt Landwirtschaft

[28°/o]t) Selbständig«

Angestellte Industrie und

r«%]t) Selbständig«

Angestellte

a) b) a) b) a) b) a) b) a) b) a) b) a) b)

Handel, Verkehr^)

[«°/o]t) Selbständige

Angestellte Offentf. und

[«°/o]t)

b) a) b) a) b) a) b)

Hausangestellte'*)

[4%]t> Wediselnde Lohnarb.

b) a) b)

Ohne Beruf od. a ) Angab«

b)

Einfach. Betrug

Urlcunschung

51975 32555 8064 19505 18073 4506 12506 4280 1280 421 10579 3747

3345 1634 807 290 2363 1311

927 455 220 87 641 351

23000 13014 3019 9139 6975 1687 612 1756 328 284 920 180 20219 10558 2420 8388 5863 1429

UnterEinfach. schlagung Untreue Hehlerei

GlücksErspiel pressung

18448 3938 7345 4365 9821 1842 3427 1585

954 552

Gefährl. Verletzung

Beleidigung

13986 23358 5530 7766

406 68 106 14 300 54

98 53 28 16 63 34

3939 1243 943 287 2854 940

4503 1179 2201 587 1676 524

7497 1025 3623 1894 4060 489 1793 697 759 215 209 149 421 99 90 51 6324 779 2839 1733 3524 384 1578 645 6173 2113 1316 1516 3395 1038 718 621 1539 778 539 809 936 404 314 313 4455 1310 668 673 631 379 306 2411

392 225 48 23 315 191

6630 2760 495 195 5819 2507

9440 3360 1983 781 6032 2429

319 200 97 69 196 121

5165 1991 2350 1040 2235 884

2193 1032 394 145 1703 868

213 1265 82 412 92 249 23 70 113 804 59 309

807 419

370 126

138 65

246 84

45 20

442 163

413 183 112 35

1650 765 596 333 987 410 287 98

228 75

2 2

97 25

6 1

7 2

37 7

1112 299 229 41

4470 2011

1595 909

443 289

1100 645

93 56

667 341

224 90

50 31

1070 552

1219 482

1260 380

1067 437

239 84

450 195

123 49

239 73

73 24

43 21

373 114

1690 414

6574 11599 2911 2679 7164 1773 1069 4033 680 576 2652 461 4950 7156 2144 1985 4394 1289 1074 374

1493 791

3091 642

i Es empfiehlt sich, die Tafel zuerst vertikal, sodann horizontal vergleichend zu lesen. Zugleich ist das Verhältnis zu der Gesamtgröße der Hauptberufsgruppe zu berücksichtigen; dieses ist in der Tafel durch ungefähre Prozente (eckige Klammern mit t auf der linken Reihe) kenntlich gemacht, vgl. die genaueren Angaben oben 2 a. E., daselbst auch die Gesamtkriminalität der Hauptberufsgruppen. Endlich muß man sich die Hauptberufsgruppen durch spezielle Berufe ausgefüllt denken, wie sie unsere Sonderuntersuchungen für einige Bezirke veranschaulichen Alsdann vermag man ein lebensvolles Bild von der Kriminalität der Berufe und ihrer Bedeutung zu gewinnen. t] Diese •/• finden ihre Erklärung durch den unmittelbar folgenden Text und die Aufstellung oben 2 a. E.

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Die angefügten Vorstrafenziffern sind in diesem Zusammenhang natürlich nur zur Ergänzung, zur Beurteilung der Gefährlichkeit, zu lesen. e) Die Bedeutung der Berufszugehörigkeit für andere wichtige Delikte möge die Tafel 27 erläutern; der Ergänzung dienen einige Spezialuntersuchungen. Namentlich wo nur kleinere Ziffern vorliegen oder wo sonst die tatsächlichen Feststellungen nicht genügend sicher erscheinen, weil die Verhältnisse zu verschieden liegen können, ist ein Vergleich mit anderen Delikten im größeren Rahmen unerläßlich, aber dann auch fördernd. Die U r k u n d e n f ä l s c h u n g folgt auch hier der Kriminalität des Betruges. Zahlenmäßig überwiegt die Industrie, im Verhältnis zum Gesamtbestand und der Gesamtkriminalität liegt der Schwerpunkt beim Handel. Wertmäßig trifft dies in noch höherem Maße zu; denn die Vorbestraftenziffer ist beim Handel besonders hoch: wiederum eine enge Verwandtschaft mit dem Betrug. Jedoch besteht ein wichtiger Unterschied: die Spannung zwischen den Selbständigen und den Angestellten des Handels ist beim Betrug geringer als bei der Urkundenfälschung. Insofern ist letzteres Delikt mehr ein solches der einfacheren Volksschichten. Bei der Industrie ist diese Spannung noch größer, bei der Landwirtschaft wiederum geringer. Für einen Einzelbezirk wird allerdings festgestellt, daß die Urkundenfälschung ein Delikt der Bessergestellten seil) ; zu den Gründen mag gehören, daß dort die Landwirtschaft geringer beteiligt ist 2 ). Wertvoll sind die dortigen Feststellungen aber nicht nur durch die Kasuistik der einzelnen Berufe, sondern auch durch die unmittelbare Verbindung mit den VorbestraftenanteilenS). Da im übrigen die Ähnlichkeit der wirtschaftlichen Struktur des Bezirks mit der des Reichsdurchschnitts festgestellt wird, so dürfen die dortigen Einzelergebnisse allgemeinere Bedeutung beanspruchen. Verhältnismäßig hoch ist übrigens der Anteil der öffentlichen und freien Berufe; insofern gehört das Delikt in der Tat zu den Intelligenzverbrechen. Ähnlich liegt die U n t e r s c h l a g u n g , der wiederum die seltenere U n t r e u e gleicht. Anteilmäßig und wertmäßig (hohe Vorstrafen!) überwiegt der Handel; die Untreue herrscht im Handel auch zahlenmäßig vor. Bei der Unterschlagung ist die Spannweite zwischen Ober- und Unterschicht beim Handel etwas größer als bei der Untreue, zu der die Bessergestellten (als Treuhänder und Vertreter) eher prädestiniert sind, ganz im Gegensatz zum Diebstahl und auch zur Hehlerei. Aber es muß mit einer Einzeluntersuchung festgestellt werden, daß die ungünstigen Verhältnisse zwar das Delikt fördern, aber nicht bedingen 4 ). Die Unterschlagung wie die Untreue stehen jedoch hinter dem Betrug und der Urkundenfälschung insofern weit zurück, als sie weniger Intelligenz und weniger Willensenergie erfordern. Die Tätigkeit ist so primitiv wie beim Diebstahl; nur 1) Dietel Urkundenfälschung, s t r a f r . Abh. H. 382 S. 35, f ü r LG. Bez. Bayreuth. 2) Dietel S. 30 mit Tabelle. 3) Dietel S. 28 mit Tabelle (Erklärung der Gruppen S. 13). ") Less Unterschlagung, S t r a f r . Abh. H. 365, f ü r LG. Bez. Insterburg S. 13/4, vgl. auch S. 17/20.

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die Voraussetzungen weisen auf ein höheres Niveau des Täters. Daher sind auch hier die öffentlichen und freien Berufe mehr, die Hausangestellten gering beteiligt. Hoch ist bei der Unterschlagung der Anteil der wechselnden Lohnarbeiter, auch deren Vorstrafenanteil; vielleicht bietet gerade die Unterschlagung oft den Anlaß, die Arbeitsstelle zu wechseln. Nach einer Einzelimtersuchungl) sind zu 25% Schlosser, Monteure und Arbeiter beteiligt, und nicht weniger als 60% sind ungelernte Fachkräfte. Leider muß festgestellt werden, daß die Unterschlagung sich im Laufe der Jahre in die besseren Kreise vorschiebt2). Zwei der Hehlerei verwandte Delikte zeigen weitgehend ähnliche Züge: die seltene E r p r e s s u n g und das starken Jahresschwankungen unterliegende G l ü c k s s p i e l . Zahlenmäßig überwiegt die Industrie, verhältnismäßig der Handel; wertmäßig steht eines der drei Delikte dem anderen an Gefährlichkeit und Verwerflichkeit kaum nach. Wie die Vorstrafen zeigen, ist besonders die Erpressung belastet; das Glücksspiel scheint eher Gelegenheit«- und Schwächedelikt zu sein. Bei der Erpressung überwiegt die untere, beim Glücksspiel in Kreisen des Handels die obere Sohicht, während die Unterschicht der Industrie stark, der Landwirtschaft dagegen wiederum schwächer vorangeht. Im Verhältnis zur Hehlerei sind mit hohen Ziffern die öffentlichen und hier wohl besonders die freien Berufe häufiger vertreten, als man namentlich bei der Erpressung erwartet. Nach einer Einzeluntersuchung3) über den Bezirk Bielefeld mit bedeutender Textilindustrie waren von 77 Erpressern 40% arbeitslos oder wirtschaftlich schlecht gestellt; 22% Arbeiter (ohne nähere Bezeichnung), Lehrlinge und Schüler; 20% Kaufleute, Händler, Reisende, Invaliden (ein relativ hoher Anteil!); 18% Facharbeiter, Handwerker. Hierbei ist aber zu beachten, daß sich diese Untersuchung auf die Zeit "bezieht, die jene Jahre größter Arbeitslosigkeit umfaßt (1925/36). Eine Aufstellung für Wiesbaden4) ergibt für die Jahre 1926/36 ein starkes Überwiegen der Handwerker, besonders der Bäcker, mit zusammen 59 verurteilten Männern; es folgen 48 Arbeiter, 39 Kaufleute, 30 Händler, 20 Gastwirte, 13 freie Berufe, 8 Kellner, ferner Landwirte, Schausteller, Beisende, Kleinrentner, Studenten. Der größte Teil von 241 verurteilten Männern war vermögenslos, erwerbslos oder Ratenzahler. Von 12 verurteilten Frauen waren 5 Ehefrauen, 3 Wirtinnen, im übrigen Büroangestellte und Verkäuferinnen. Die Bezirke verschärfen und verschieben also das für das Reich gewonnene Bild zum Teil nicht unerheblich5). f) Demgegenüber bieten die G e w a l t - u n d R o h e i t s d e l i k t e geringeres Interesse wegen des loseren Zusammenhangs mit bestimmten Berufen. Auch schieben sich hier oft andere Einflüsse ein, die stärker wirken als der Beruf. Wenn die Landwirtschaft bei Roheitsdelikten geringer beteiligt ist, als man erwarten sollte, so liegt es zum großen Teil an der Örtlichkeit, den weit auseinander gelegenen ») Struck Unterschlagung 1937 (Diss. Münster) S. 28/9. *) Vgl. Struck a.a.O. gegenüber dem Jahr 1895. >) Brauntmeler Erpressung 1938, Strafr. Abh. H. 388 S. 60. ') Wolfgang Müller Glücksspiel 1938, Strafr. Abh. H. 389 S. 29. ®) Zu ergänzen sind die Bilder, was hier nicht mehr aufgeführt werden kann, durch die Untersuchung über Vergleichsbezirke.

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Arbeitsplätzen, den geringeren sozialen Reibungsflächen, der größeren Zurückhaltung wegen leichter Entdeckung und Anzeige, zum Teil auch an der stärkeren Staatsgesinnung. Und wenn innerhalb der Gruppe Handel und Verkehr die Selbständigen vielfach entgegen aller Erwartung höhere Vörurteilungsziffern auch wegen Roheitsdelikte aufweisen als die Angestellten, so ist der Grund der höhere kulturelle Stand der Angestellten dieser Berufsgruppe als der Angestellten in der Landwirtschaft und der Industrie und ihrer geringeren persönlichen Gereiztheit, während sich die Selbständigen innerhalb des Handels in heftigem Konkurrenzkampf befinden. Innerhalb der Gruppe Industrie und Handwerk spielen sodann die Konjunkturschwankungen sowie die mit der Arbeitslosigkeit und mit der Warenknappheit verbundenen Schwierigkeiten hinein. Alle diese Umstände sind oft die wahrhaft treibenden Ursachen der Kriminalität, stärker als die Zugehörigkeit zu bestimmten Berufen; sie berühren aber zunächst den Berufsstand selbst, weswegen eine Berufsstatistik immerhin wertvolle Aufschlüsse auch über die tiefer liegenden Gründe geben kann. — Nach zwei Aufstellungen, die für das verhältnismäßig noch ruhige und normale J a h r 1928 errechnet sindi), ergeben sich folgende Bilder: verhältnismäßige hohe Ziffern weist die Landwirtschaft auf bei der gefährlichen Körperverletzung (nächst der Industrie); die Industrie bei Widerstand (nächst dem Handel), Nötigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung; Handel und Verkehr bei Widerstand, Nötigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch, Beleidigung, leichter Körperverletzung, Raub und Erpressung; die freien Berufe sind stark vertreten bei Widerstand, Hausfriedensbruch und vor allem Beleidigung; die Hausangestellten stehen überall a n letzter Stelle, am höchsten ist ihr Anteil an der Beleidigung. — Die Oberschicht überwiegt in der Landwirtschaft und in der Industrie bei der Beleidigung, im Handel bei Widerstand, Nötigung und Bedrohung, Hausfriedensbruch (nicht erheblich), bei Beleidigung (stark), bei Körperverletzung (nicht bedeutend), bei R a u b und Erpressung (nur ganz schwach). Die Unterschicht steht dagegen voran im Handel nur bei der Sachbeschädigung, in der Landwirtschaft und in der Industrie bei allen anderen genannten Delikten (außer Beleidigung). F ü r Einzelbezirke liegen einige Feststellungen von Spezialberufen vor. Dabei fällt auf, daß die Körperverletzung auch in einem ausgesprochenen ländlichen Bezirk (Münsterland Nordwest) 2 ) bei der Landwirtschaft nur 127 Verurteilte aufweist, beim Handwerk 265, bei Arbeitern 573 (davon Textil 223, Bau 135, Bergbau 35, Maschinen 29). I m AG.Bezirk K ö n i g s b e r g ^ ) halten sich bei der Sachbeschädigung Handwerker und Arbeiter ungefähr die Waage; dann kommen Kaufleute und Händler. Der Raub fällt in den Jahren 1929/33 fast ausschließlich auf Erwerbslose, wie f ü r einige, unter sich verschiedenen Bezirke bestätigt wird 4 ). i) Ristow Roheitsdelikte 1933, Strafr. Abh. H. 314 S. 72, 75. i) Wolters Die vorsätzliche Körperverletzung 1942, Diss. Münster (z. Z. nicht gedruckt), Tab. VII. Vgl. auch Räuber Körperverletzung 1938, iür LG. Rudolstadt In Thür. Unters. H. 8. 3) Salewski Sachbeschädigung 1935, Strafr. Abh. H. 360 S. 34 mit Kasuistik. Rob. Heimann Raub 1938, Strafr. Abh. H. 393, für Münster; Raumer Räubei und Raubsituationen 1937, KrimAbh. H. 28, für München usw.

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g) Eine unmittelbare Verbindung von Spezialberufen mit den reinen Typen eines Deliktstatbestandes, der W i l d e r e i , bringt eine dankenswerte Zusammenstellung, die trotz der Kleinheit der Zahlen aufschlußreich für die kriminologische Bedeutung der Berufe sowohl wie der Deliktstypen überhaupt ist. Sie sei als Musterbeispiel mit einigen Kürzungen wiedergegeben, wobei die in Klammern befindlichen Ziffern die Zahl der Arbeitslosen bedeuten. Einbezogen sei zugleich die Angabe des Wohnorts der Täter zur Veranschaulichung dieser mitbestimmenden Einflüsse. Tafel

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Beruf und Wohnort der wegen Wilderei Verurteilten im LG.Bezirk Münsterl) B A Reiner Wilderertyp (vorwiegend Nutztyp

Verurteilte, Zahl in %

c D Vorwiegend Reiner AnNot- und Mischtyp Schwäche- griffstyp (Vertrieb, typ(Umwelt (JagdleidenTäuschung) schaft) einfluß)

111 45,7

I. W o h n o r t e : Großstadt Kleinstadt Dorf II. B e r u f e : Landwirte Landwirte und Söhne . . . . Angestellte der Landwirtschaft Selbständige Handwerker und Gewerbetreibende Unselbständige Handwerker und Industriearbeiter Sonstige

50 20,6

40 16,5

38 15,6

7 79 25

2 20 28

0 5 35

0 12 26

4 2 12 (3)

7 8 14 (2)

2 17

1 9

4

3

84 (45) 5

14 (9) 4

13

(1)

1

2 18 (13) 0

7 0

1) Nach Mau6 Jagdwilderei 1940, Strafr. Abh. H. 409 S. 10, 12, 23, 24. -

Tafel

29

Berufszugehörigkeit der Wilderer im Reich (1933) Landwirtschaft Verurteilte Wilderer Anteil an der Gesamtbevölkerung .

34,63% 21,0%

Industrie u. Handwerk 45,3% 38,8%

Handel u. Verkehr 6,9% 16,9%

5 7 IV 5

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

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Besonders hoch ist im Bezirk wie im Reich der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten sowie der Landbewohner an der Gesamtkriminalität der Wilderei; er übertrifft bedeutend den Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtbevölkerung. Wertmäßig ist aber zu unterscheiden. Am stärksten ist der Anteil der genannten Personen an Gruppe C, dann an Gruppe B; diese beiden Mittelgruppen sind aber in höherem Maß teils anlage-, teils umweltbedingt und auch sonst weniger strafwürdig, während die beiden Flügelgruppen eine stärkere Ausprägung des Nutzungswillens zeigen und die höhere Gefährlichkeit wie Verwerflichkeit verkörpern. Deren Schwerpunkt liegt aber bei den Stadtbewohnern, und zwar vor allem bei der Unterschicht von Industrie und Handwerk.

5. V o r s t r a f e n a n t e i l d e r B e r u f s g r u p p e n Der Vorstrafenanteil ist auch hier ein Gradmesser für die kriminelle Gefährlichkeit einer Gruppe. Erwünscht wäre auch hier möglichste Spezialisierung der Berufe sowohl wie der Delikte, da diese je nach ihrem Unwertgehalt den einen Beruf mehr, den anderen weniger belasten können; so kann ein Diebstahl einen Beruf der Oberschicht mehr, der Unterschicht weniger belasten und ein Gewaltdelikt den Handel mehr als die Landwirtschaft. In dieser Richtung müßten die einzelnen Berufe und die Delilststypen miteinander verglichen und bestimmte Unwertgrößen festgesetzt werden. Die obige Tafel 27 gibt einen kleinen Ausschnitt dieser Funktion der Vorstrafen. Bei einem solchen Eindiingen ¿n die Einzelheiten und die Grade der Unwerte gewinnen die allgemeinen statistischen Ergebnisse die rechte, lebensvolle Bedeutung. — Aus der Aufstellung der Vorbestraftenziffern bei den einzelnen Berufsgruppen für die Jahre 1929/33 (HWKrim. II S. 1015) lassen sich Einsichten in zweifacher Richtung entnehmen. a) Von den Berufsgruppen ist die Gruppe der w e c h s e l n d e n L o h n a r b e i t e r im Jahre 1933 mit 53,3% am stärksten durch Vorstrafen belastet; dieses Urteil entspricht durchaus dem oben von der genannten Gruppe gewonnenen Eindruck. Auf der zweiten Stufe stehen H a n d e l u n d V e r k e h r mit 46,2% und annähernd gleichwertig I n d u s t r i e u n d H a n d w e r k mit 45%. Erst dann folgen die L a n d w i r t s c h a f t und die ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g . Daß die Oberschicht günstiger dasteht, läßt sich nicht allgemein behaupten; so ist der Anteil der S e l b s t ä n d i g e n d e s H a n d e l s hoch. Einen nur kleinen Anteil haben die H a u s a n g e s t e l l t e n und besonders die A n g e h ö r i g e n . b) Ferner läßt sich der Vorbestraftenanteil in der Entwicklung betrachten. Fast durchweg haben die V o r b e s t r a f t e n z i f f e r n z u g e n o m m e n , während die Verurteilten selbst zum großen Teil zurückgegangen sind. Eine Zunahme von 1929 bis 1933 haben gemäß jener Tafel aufzuweisen die L a n d w i r t s c h a f t , die I n d u s t r i e -

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§7 V1

a r b e i t e r , die ö f f e n t l i c h e n u n d f r e i e n B e r u f e , nur schwach die w e c h s e l n d e L o h n a r b e i t . Die anderen Gruppen sind etwas zurückgegangen. Es bedarf aber jedesmal der Forschung nach den Gründen der Zu- oder Abnahme, will man die Entwicklung gerecht beurteilen. V. Die Wirtschaftslage 1. A l l g e m e i n e u n d k r i m i n o l o g i s c h e B e d e u t u n g . Die Wirtschaftslage gehört zu den stärksten Einflüssen auf die kriminelle Handlung und ist wohl der stärkste äußere Einfluß. Man darf geradezu sagen: w i r t s c h a f t l i c h e r E i g e n n u t z i s t d a s k r i m i n o l o g i s c h N o r m a l e ; daher bilden die Nutzdelikte die Hauptgruppe, ihre Grundtypen sind zugleich die Grundtypen des Verbrechens überhaupt. So einseitig und irrig die materialistische Geschichtsauffassung und eine ihr folgende ökonomische Milieutheorie alles normale Handeln als wirtschaftlich bedingt und bestimmt bezeichnen, so zutreffend ist diese Annahme für das „normale kriminelle Handeln"; ja das kriminelle Handeln ist „normal" gerade deswegen, weil es rein wirtschaftlichen Motiven entspringt, während andere Menschen in gleicher Lage sich von moralischen Gesichtspunkten hätten leiten lassen. D a s e i n s e i t i g und ü b e r t r i e b e n w i r t s c h a f t l i c h e Motiv ist zwar n i c h t immer, aber häufig ein I n d i z für Kriminalität. Liegt aber eine kriminelle Handlung vor, so ist sie innerhalb des Kriminellen doch wieder normal, wenn in ihr irgendwie d e r w i r t s c h a f t l i c h e W e r t zum Ausdruck gelangt; anderenfalls besteht begründeter Verdacht des Pathologischen, wie bei der Brandstiftung, dem Eisenbahnattentat, dem Lustmord. Fragen wir, wodurch sich der wirtschaftliche Wert äußern kann, so ist die gesamte Psychologie der Tat in Erinnerung zu rufen. In Kürze zusammengefaßt, ist folgendes hervorzuheben : a) Wie im n o r m a l e n R e c h t s v e r k e h r muß zunächst der G e g e n s t a n d der Handlung für den Täter von Wert sein; die Tat ist Verfolgung von Interessen und dient der Befriedigung von Bedürfnissen: alles nur Wendungen zum Ausdruck des Wertgedankens. Fast stets ist der Wert (mindestens zugleich) ein wirtschaftlicher; die Sache hat regelmäßig Geldwert oder besteht selbst in Geld, mitunter liegt mindestens Gebrauchswert, seltener bloßer Affektionswert vor. In der Ausnutzung dieses Wertes besteht die T a t selbst; die Sache wird verwertet, ihr Wert wird verwirklicht. Überall ist Voraussetzung eine geeignete, eine entsprechende und den Täterwünschen adäquate Wirtschaftslage. b) Wie die normale, ist auch die deliktische Handlung auf eine solche Verwirklichung von Werten gerichtet. Und diese Werte sind b e i

§ 7 V2

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f a s t a l l e n D e l i k t e n w i r t s c h a f t l i e h e ; sie sind es nicht nur bei den Nutz-, sondern meist auch bei den reinen Angriffs- und Schwächedelikten. Durch bloße Schädigung erstrebt der Täter meist mittelbaren, eigenen Gewinn, z. B. durch Verdrängung von Konkurrenten; und durch bloße Aneignung von Sachwerten wird ihr Besitz gewonnen, der zwar keinen Wert, aber die unerläßliche Voraussetzung ihrer Verwertung darstellt. Auch Zufalls-, Affekt- und einmalige Gelegenheitsdelikte lassen meist Wertsteigerungen für den Täter erkennen, die mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Täters oder einer Verminderung der bisherigen Ungunst, vor allem der Behebung von Not und Schwäche, aber auch der Milderung erregter Zustände und der Befreiung von Unruhe verknüpft sind. Selbst wo sieh ein Delikt rein psychisch erklärt, wird man den Zusammenhang mit wirtschaftlichen Werten erkennen: vor der Tat bestand ein wirtschaftliches Manko, dem die Tat abhelfen sollte. Man kann die Gegenstände der Delikte und damit diese selbst sogar nach dem Grad der Beziehung zu Werten i n d r e i G r u p p e n einteilen: erstens ein besonders hoher Wert verleitet zur Tat; dahin gehört auch die Seltenheit des Gutes sowie die Gunst der Gelegenheit. Zweitens gibt es Fälle, in denen sich die Tat unmittelbar aus anderen Gründen erklärt; aber diese hängen irgendwie, sei es auch auf Umwegen, mit wirtschaftlichen Werten zusammen, so daß der Täter diese bei gebotener Gelegenheit mitnimmt. Drittens sind die Gegenstände wertindifferent oder völlig wertlos; auch solchen vermag der Täter einen Wert für sich (Affektionsinteresse, Liebhaberwert) abzugewinnen. 2. E r m i t t l u n g s m e t h o d e n . Da die meisten Staaten unmittelbare kriminalstatistische Erhebungen über die Vermögensverhältnisse der Verbrecher nicht besitzen*), ist die Kriminologie auf richterliche, polizeiliche oder sonstige behördliche Feststellungen in Einzelfällen angewiesen, die sich allerdings meist nur auf ganz allgemein gehaltene Fragen beziehen: E r w e r b u n d E i n k o m m e n , Vermögen und Besitz, Regelmäßigkeit der Bezüge oder Unterbrechimg (Krankheit, Arbeitslosigkeit). Mittelbar kommen aber für die Erforschung der Wirtschaftslage noch die Ermittlungen über die sonstigen persönlichen Verhältnisse in Betracht; so kann man insbesondere aus der Berufsstellung einen Schluß auf die Wirtschaftslage ziehen, und auch Geschleoht, Familienstand, Lebensalter und Bildung lassen ähnliche Schlüsse zu. Diese Ergänzungen sind nicht nur erwünscht, sondern notwendig; denn n u r aus der G e s a m t l a g e eines Menschen lassen sich s e i n e W i r t s c h a f t s v e r h ä l t n i s s e , seine Bedürfnisse und seine Fähigkeiten zu deren Befriedigung e n t n e h m e n . Hinzukommt i) Vgl. die Tafel bei Roesner HWKrim. II 48 (1936), wonach nur Finnland, Ungarn und die Tschechoslowakei solche unmittelbare Erhebungen veranlassen. !•'!

Sautr,

Kriminologie

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Tateächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§7V3

endlich drittens die a l l g e m e i n e W i r t s c h a f t s l a g e v o n V o l k u n d S t a a t ; von hier aus bestimmt sich erst, was Einkommen und Vermögen des Einzelnen überhaupt wert sind und bedeuten. Die zahlenmäßigen Feststellungen, die der Kriminologe zuerst erwartet, ist an sich also ungenügend und nichtssagend; ja sie ist sogar bis zu einem gewissen Grade entbehrlich. Wertvoller und notwendig ist die E r k e n n t n i s d e r L e b e n s s t e l l u n g d e s - E i n z e l n e n und der allgemeinen w i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e n Lage; in diesem Zusammenhang sind die individuellen Vermögensverhältnisse einzustellen, und in diesem Rahmen sind sie zu würdigen. Das oben angeschnittene Thema, die Wirtschaftslage des Einzelnen, verliert insofern als isoliertes Thema an Bedeutung; es erweitert sich zur Untersuchung der allgemeinen Lebensstellung zu einer gegebenen wirtschaftspolitischen Zeitlage. Seine Erledigung findet es daher erst unten bei der Behandlung des Themas: Stand und Bewegung der Kriminalität. — Im folgenden sind einige allgemeine Züge zu würdigen, die sich aus dem Charakter einzelner Delikte und Deliktsgruppen im Hinblick auf die hier (oben 1) erörterten Einflüsse der Wirtschaftslage von selbst ergeben. Statistischer Belege bedarf es in den meisten Fällen nicht; zu neuen Einsichten würden sie gewiß nicht führen. 3. K r i m i n e l l e B e d e u t u n g w i r t s c h a f t l i c h e r N o t u n d B l ü t e (Wohlstand). In Betracht kommt die eigene Not wie die allgemeine, die stets auch die eigene ist. Auch fremde Not kann zur eigenen weiden: nicht nur die der eigenen Familie, sondern ganzer Gruppen, Berufs- und Wirtschaftsgruppen. Die Teilnahme an der Not und deren Einflüsse sind gegenüber der Blüte ungleich stärker, nachhaltiger und zwingender. Die guten Einflüsse der Blüte schwinden, wenn sie selbst erloschen ist; die bösen Einflüsse der Not erhalten sich lange Zeit, wenn sie längst vergangen ist. Die Erinnerung an Not scheint sich länger zu erhalten als die an Blüte und Wohlstand. Ungünstig wirkt nicht nur die Not selbst, sondern auch die Furcht vor ihr, die Erwartung, die Unruhe und Ungewißheit. Ungünstig wirkt jedes Schwanken der Wirtschaftsverhältnisse; der Wohlstand kommt nicht zur Geltung und wirkt sich nicht günstig aus, wenn er von Notzeiten öfters unterbrochen wird. So erklären sich zum großen Teil die unruhigen Kurven in der Nachkriegszeit von 1919 ab: auch nach Stabilisierung der Währung seit 1924 zittert vielfach die Verfallszeit nach. Die Auswirkung der durch den zweiten Weltkrieg bedingten Not läßt sich in ihrem kriminellen Umfang noch gar nicht ermessen. a) Die wirtschaftliche N o t kann sich in zweifacher Weise auf die Kriminalität auswirken. Zunächst fördert die Not selbst unmittelbar die Kriminalität; diese selbstverständliche Wirkung begegnet vor allem bei der Hauptdeliktsgruppe: den Nutz- und Notdelikten, deren kriminell-

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normales Wesensmerkmal ja das der unmittelbaren Not entspringende Nutzstreben des Täters ist. Sodann bei den Schwächedelikten; hier beruht die innere Schwäche auf Not und Unvermögen, auf Haltlosigkeit und Passivität (Beispiele: gewohnheitsmäßiger Diebstahl, Betteln und Landstreichen, Abtreibung und einige Sexualdelikte). Die letzte Wurzel dürfte meist Ungunst der Wirtschaftslage sein; eine bessere wirtschaftliche Stellung des Täters würde diese weitverbreitete Schwäche-Kriminalität zum mindesten stark eindämmen. Umgekehrt vermag die Not aber auch die Kriminalität in nicht seltenen Fällen einzuschränken und zu verhindern — niemand wird freilich aus diesem Grunde die Not begrüßen oder gar billigen. So kann die Not den Ankauf von Alkohol oder das Wohlleben in Luxus ohne Arbeit ausschalten und somit der Begehung von Ausschreitungen und sog. Luxus- und Kulturdelikten (Glücksspiel, Unzucht) vorbeugen. b) Sonderbar und im Grunde nur naturgemäß gilt ein Gleiches von den umgekehrten Erscheinungen: W o h l s t a n d , Blüte und Kultur vermögen einmal günstig zu wirken, indem sie die Notdelikte verhüten oder vermindern; sodann aber auch ungünstig, insofern als sie Wohlleben, Bequemlichkeit, Genußsucht, Überfluß und Reichtum fördern und hiermit wiederum den Anreiz zu jenen anderen Delikten geben, die bei Not und Armut nicht gedeihen würden. Deren Voraussetzungen bilden, eigenartig genug, gerade solche Zustände, wie sie ein Staat, wenn er „Kultur"-Staat ist und Wohlstandspolitik treibt, nur fördern kann. Zu den „Wohlstandsdelikten" gehören drei Gruppen: einmal die sog. Kulturdelikte (Beleidigung, unzüchtige Handlung vor anderen, Zweikampf, Widerstand, politische und Religionsdelikte); sodann die sog. Verkehrsdelikte (Betrug, Urkunden- und Geldfälschung, Unterschlagung und Untreue, zum Teil auch Eidesdelikte, selbst Hehlerei, Zuhälterei, Kuppelei, Glücksspiel); endlich die eigentlichen Schwächedelikte (Fahrlässigkeit, Abtreibung, Ehebruch, gewisse Sittlichkeitsdelikte, Prostitution). Sie alle gedeihen nicht bei bitterer Not und Armut, nicht bei wirtschaftlichen Depressionen und kulturellem Niedergang; sie setzen vielmehr voraus eine gewisse Aufstiegsmöglichkeit sowie ein erhebliches Maß an innerer Kraft, Lebenswillen und Betätigungsdrang, sei es auch in negativer Richtung, und zwar beim Täter wie beim Partner und Gegner. Gerade weil sie einem nicht ganz ungünstigen sozialen Milieu entspringen und eine gewisse Entwicklungsmöglichkeit des Täters voraussetzen, wiegen sie weniger schwer und eröffnen vielfach (keineswegs immer) die Möglichkeit günstiger Beeinflussung des noch nicht ganz daniederliegenden Täters. Die vorgetragene Auffassung!) wäre aber gründlich mißverstanden, i) Naher dargelegt in KrlmSoz.; vgl. Anhangstafel I und Register Art. Nutzdelikte, Notdelikte, Wohlstandsdelikte.

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wollte man sie dahin verstehen, daß die aufgezählten Delikte stets Wohlstand, sei es des Täters oder des Volkes, voraussetzen; sie sind ebenso oft oder noch öfter reine Not- oder reine Schwächedelikte. Und wollte man gar, etwa unter Anlehnung an Gedankengänge Rousseaus und späterer Sozialisten, Wohlstand und Reichtum, Kultur und Verkehr einschränken, nur um die Wohlstandsdelikte zu verhüten, so wäre nur ein weiterer Schritt das Verbot der Eisenbahnen und Kraftwagen zur Vermeidung von Verkehrsunfällen, des Urkunden- und Geldverkehrs zur Verhinderung von Fälschungsdelikten, oder gar — so wirklich geschehen bei den Arbeiten an der Prozeßreform! — die Beseitigung der Eidesvorschriften zur Bekämpfung der Meineidsseuche. Die Vorzüge des Wohlstands werden stets auf die Dauer seine Gefahren und Schäden überwiegen. Ebenso überwiegen aber auch die Schäden der Not die Schäden des Wohlstands. Die Wohlstandsdelikte stellen die ungleich leichtere Kriminalität dar — nach dem Unwertgehalt wie nach der Häufigkeit; die Nutz- und Notdelikte sind das ungleich schwerere Übel. Das kriminell „Normale" ist ebenso der Eigennutz wie als dessen Voraussetzung die wirtschaftliche Not. 4. E r s c h e i n u n g s f o r m e n wirtschaftlicher Not. Wenn man auch zwischen Not des Täters und Not der Allgemeinheit (des Volkes oder einzelner Gruppen) zu unterscheiden hat, so ist die letztere doch immer zugleich Not des Täters selbst. a) Von besonderer kriminologischer Bedeutung wird aber die Unterscheidung von u n v e r s c h u l d e t e r u n d v e r s c h u l d e t e r N o t . Ist die Not durch eigenes Verhalten verschuldet, durch leichtsinnige oder verschwenderische Lebensführung, durch Gleichgültigkeit oder Rücksichtslosigkeit, durch Nichtstun oder strafbares Verhalten, so erscheint auch die gegenwärtige Straftat bei der Strafzumessung und beim Strafvollzug in wesentlich anderem Licht, als wenn die Not bedingt oder mitbedingt wurde durch Krankheit oder fremde Schuld, etwa grundlose Dienstentlassung, oder gar durch Volksnot und allgemeinwirtschaftliche Schwankungen. b) Die unmittelbar p e r s ö n l i c h e N o t kann verschiedene Ausdrucksformen annehmen: mangelndes Einkommen und ungenügende Entlohnung — von dieser Erscheinimg wird naturgemäß vorwiegend die Unterschicht betroffen. Sodann mangelnde Arbeitsgelegenheit, ungenügende Betätigungsmöglichkeit bis zur Arbeitslosigkeit; endlich mangelnder Geld- oder Warenbesitz und unzureichendes Material für die Arbeit. Alle diese Gründe, die letzthin in der Arbeit als dem besten Mittel für Bekämpfung und Überwindung aller Not wurzeln, verteilen sich, wie leicht zu ersehen ist, auf die verschiedenen Berufsgruppen und die verschiedenen örtlichkeiten und Zeiten verschieden und beeinflussen das Leben des Einzelnen in krimineller Hinsicht auf das Nachhaltigste.

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Hier liegt oft der wahre und tiefste Grund für die Laufbahn eines Verbrechers, dem bei oberflächlicher Betrachtung Mangel an sittlicher Haltung oder gar kriminelle Anlage angehängt wird. c) Mittelbar wirkt auch die a l l g e m e i n e N o t , die des Volkes oder einiger Berufsgruppen. Hierüber ist unten in einem eigenen Abschnitt gesondert zu sprechen. In Betracht kommen vor allem allgemeine Preissteigerungen und schon Preisschwankungen, Warenknappheit und Inflation; ferner Lohnrückgänge, Geldknappheit und Deflation; endlich drittens Konjunkturschwankungen, Arbeitslosigkeit und sonstige Krisen wirtschaftlicher oder politischer oder allgemein kultureller Natur mit wirtschaftlicher Auswirkung. Es wäre aber unzulässig und irreführend, diese generellen wirtschaftlichen Depressionen als kriminell wirksam auch im einzelnen Verbrechensfall anzusehen; vielmehr bedarf es jedesmal einer streng individualisierenden Behandlung. So haben die hohen Getreidepreise eine Vermehrung der Diebstähle nur so lange (etwa bis 1900) zur Folge gehabt, als nicht auch die Löhne aufgebessert wurden. Und die Warenknappheit (1922/23) hatte die Diebstahls- und die Hehlereikurven zu noch nie dagewesenen Spitzen emporgetrieben; die Kurven sanken aber mit Stabilisierung der Währung ebenso schnell. Selbst die Arbeitslosenkrise wirkte wegen der staatlichen Unterstützung nicht unbedingt und nicht unmittelbar kriminalitätsfördernd; wohl aber zog sie Demoralisierungserscheinungen nach sich, die ihrerseits den Anreiz zu gewissen Delikten, insbesondere den schweren Nutzdelikten (Betrug und Fälschimg), erhöhten. Zu beachten ist also folgendes: 1. Ein ungünstiger Wirtschaftseinfluß kann durch einen günstigen Wirtschaftseinfluß ausgeschaltet oder vermindert werden. — 2. Er kann durch sozialethische oder allgemein kulturelle Einflüsse in seiner kriminologischen Bedeutung einen Ausgleich finden. — 3. Er kann allgemein demoralisierend wirken, die bisher bestehenden Mängel (Not, Krankheit) steigern, die sozialen Gegensätze verschärfen, jede Versuchung verstärken und insofern die Kriminalität fördern. Diese Beobachtung wird oft bei Jugendlichen und Frauen, überhaupt bei nicht gefestigten und willensschwachen Personen gemacht werden, die bei allgemeinen Verfallserscheinungen in ihrer physischen wie psychischen Widerstandskraft Einbuße erleiden. — 4. Die Arbeitslosigkeit verleitet fast stets zu Müßiggang und hiermit zu gewissen Schwächedelikten. d) Die Wirtschaft selbst ist ebenfalls nur ein G l i e d i m n a t ü r l i c h e n u n d s o z i a l - k u l t u r e l l e n G e s c h e h e n . Daher ist oft ein Ereignis, das auf den ersten Blick als ein Einfluß d u r c h die Wirtschaft erscheint, in Wahrheit ein vorausgehender Einfluß a u f die Wirtschaft. Diese ist mitunter vom Klima und von den Jahreszeiten in ihren Eigentümlichkeiten sowie von der vorherrschenden Witterung (Dürre,

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§7V 5

Regen, Kälte) erheblich beeinflußt. Auf die Wirtschaft wirkt die allgemeine Kriminalität selbst, so die Hochflut der Diebstähle und Hehlereien um 1923 zur Zeit der Warenknappheit und der Inflation; so kann eine engere Verbindung des vorliegenden, zur Beurteilung stehenden Verbrechensfalls (z. B. eines aus Not begangenen Diebstahls) mit der Kriminalität anderer Menschen (den Diebstählen fremder Personen) vermittels der Wirtschaftslage (Warenknappheit) hergestellt werden. Es ist also keineswegs nur die Wirtschaft, die auf die Kriminalität wirkt; die Kriminalität wirkt auch auf die Wirtschaft und vermag, wie in Zeiten unglücklicher Kriege und politischer Mißstände, die gesamte Wirtschaft eines Volkes zu verwirren. 5. E i n z e l n e D e l i k t s t y p e n Der Einfluß der Wirtschaftslage wird mit Vorliebe am Diebstahl erläutert; zwischen diesem Delikt und der Höhe der Getreidepreise lassen sich am sinnfälligsten Parallelen nachweisen. Grundsätzlich ist an der oben gewonnenen Einsicht festzuhalten, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere die Not, auf sämtliche Delikte einzuwirken vermögen. Selbst die Wohlstandsdelikte, die unabhängig von wirtschaftlicher Not zu sein scheinen, unterliegen wirtschaftlichen Schwankungen. Aber es gibt Delikte und Deliktstypen, in denen die Einflüsse der Wirtschaft schwächer sind; dies sind regelmäßig solche, in denen die Anlage (wie bei den Gewalt- und Roheits- und bei gewissen Sittlichkeitsdelikten) oder der freie Willensentschluß (Betrug, Erpressung, Verleumdung) stärkeren Einfluß auszuüben pflegen. Bei Gelegenheitsdelikten ist der Einfluß der Wirtschaft regelmäßig größer, bei chronischen Delikten regelmäßig geringer, ohne jedoch zu schwinden. Jugendliche sowie ältere Personen lassen sich oft zwar geringer von wirtschaftlichen Motiven leiten, werden aber ebenfalls von wirtschaftlichen Gesichtspunkten mitbestimmt, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu werden. Das gleiche gilt auch von den gehobenen Berufsgruppen, überhaupt von der Oberschicht im Gegensatz zu den unteren Volksschichten. Für unrichtig halte ich die Auffassung, der Einfluß wirtschaftlicher Krisen sei verschieden bei den einzelnen Altersstufen (oben § 6 II); alle Jahresklassen sind in gleicher Weise konjunkturempfindlich, und es besteht nur insofern ein Unterschied, als jüngere und noch nicht voll ausgebildete Personen mehr den unteren, stärker (wirtschaftlich) abhängigen Wirtschaftsgruppen angehören und mehr zu stärker umweltbedingten Delikten neigen. a) Im Wesen der N u t z - u n d N o t d e l i k t e scheint es zu liegen, daß sie in Zeiten der Not — des Täters wie des Volkes — steigen; das gleiche müßte auch für die S c h w ä c h e d e l i k t e zutreffen, während die r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e mehr zu den Wohlstandsdelikten gehören und bei Not abnehmen müßten. Die beiden ersten Hauptgruppen müßten vorwiegend in den Unterschichten der Bevölkerung vorkommen und der Oberschicht fernliegen, während man der dritten Gruppe keinen derartigen Täterkreis zuteilen könnte. Diese aus der Natur der einzelnen Delikte getroffene Verteilung trifft nur in groben

§ 7V6

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

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Zügen zu; es bedarf auch hier der ergänzenden und berichtigenden Einzeluntersuchung. Mit noch gröberen Ergebnissen begnügt sich allerdings die herrschende Meinung, daß die Vermögensdelikte durch die Wirtschaftslage stärker beeinflußt werden, während f ü r die übrigen Delikte die überwiegende, neuere Ansicht die Unabhängigkeit wenigstens von der Preisgestaltung annimmtl). Der D i e b s t a h l gehört allerdings allein den unteren Schichten an; er ist stark bedingt durch die Wirtschaftslage, jedoch weniger der Volksgesamtheit als des Täters. E r beruht nach einer Spezialuntersuchung f ü r einen ländlichen, wohlhabenden Bezirk weniger auf allgemeiner wirtschaftlicher Not, von der sich ein gefestigter Charakter eher und zum großen Teil unabhängig stellen kann, als auf relativer persönlicher zwingender Not 2 ). Der reine Diebstahlstyp sowie der Not- und Schwächetyp sind freilich in hohem Maße wirtschaftsbedingt; beim Schwächetyp treten außerdem stärkere Anlageeinflüsse hinzu. Dagegen zeigen der seltenere Angriffs- und Schädigungstyp sowie der mit Täuschungs-, Verschlagenheits- und Ausbeutungsmotiven durchsetzte Mischtyp weit geringere wirtschaftliche Abhängigkeit; vgl. die Ausführungen über die Altersklassen und Berufe § 6 I I , IV. Diese Verschiedenheit der Typen bildet einen Hauptgrund f ü r die Tatsache, daß die Diebstahlskurve nicht immer den wirtschaftlichen Depressionen folgtS). Der R a u b erscheint dagegen, obwohl er durch den Gewaltcharakter den Angriffsdelikten verwandt ist, überwiegend als Nutz- und Notdelikt. Seine Kurven folgen im ganzen mehr denen des Diebstahls, insbesondere des schweren; so in der Vorkriegszeit mit einigen Ausnahmen nach 1900/02, noch viel auffälliger nach 1924 4 ). Eine Spezialuntersuchung stellt fest, daß der Raub in den Zeiten der Arbeitslosigkeit fast nur von Erwerbslosen begangen wurde und daß die meisten Überfälle in diesen Notzeiten vorkommen 5 ). — Das gleiche wird in einem anderen Bezirk f ü r die andersgeartete E r p r e s s u n g festgestellt, von der man geringere Bedingtheit durch wirtschaftlich schlechte Verhältnisse hätte erwarten sollenß). Der B e t r u g zeigt auch hier seine Vielseitigkeit und Gestaltungskraft. Eine Spezialuntersuchung, deren Ergebnisse schon bei der Behandlung der Lebensalter mitgeteilt wurde (§ 6 I I 2a), dürfte typisch auch f ü r andere Bezirke sein. Hiernach setzt nur der sog. Unterstützungsbetrug ausgesprochen schlechte Vermögensverhältnisse voraus. Ausgesprochen gute Verhältnisse kommen beim Vertreterbetrug, beim Darlehns- und Vermittlungsbetrug und bei der besonders strafwürdigen Hochstapelei vor, während die meisten sonstigen Betrugsarten mehr mittelgute Wirtschaftsverhältnisse voraussetzen. So erklärt sich, daß der Betrug weit in die Kreise der Oberschicht und der Bessergestellten eingedrungem ist; schon wegen seiner engen Beziehung zum Verkehr scheint er in überaus i) Eingehend Roesner HWKrlm. II S. 1083—1111. *) Uphoff (wie oben) { 6 III 2a g. E. ») Vgl. Schaubilder in HWKrim. II S. 1093/4. 4 ) Kurven in HWKrim. II 1093/4. R. Helmann (wie oben § 6 II 2) S. 33. c ) Brauntraeier (wie oben 9 6 II 2) S. 58.

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§7V5

häufigen Fällen als Wohlstands- und Kulturdelikt. Der Betrug nimmt in gleichem Maße wie der Verkehr und der Wohlstand zu; je komplizierter die Formen des Handelsverkehrs werden, um so mehr breitet sich der Betrug als echtes Erzeugnis des Handels aus. Besonders besorgniserregend ist dabei die Zunahme des Bückfalls- und des gewerbsmäßigen Betrügest). Der Betrug ist ein ruheloses Drängen und Jagen nach Besitz und Besitzvermehrung unabhängig von etwa schon vorhandenem Besitz. Die U r k u n d e n f ä l s c h u n g folgt auch hier dem Betrug. Sie ist gewiß kein Notdelikt; für einen Bezirk wird sie sogar als ein Delikt der Bessergestellten aufgefaßt^), was aber wohl nicht verallgemeinert werden darf. Sie verläuft unabhängig von der Preisgestaltung, und zwar zu einer Zeit, als die Diebstahlskurve unverkennbar diese Abhängigkeit in starkem Maße zeigte). Auch ein Vergleich der Kurven der einzelnen Vermögensdelikte miteinander*) zeigt die Verwandtschaft mit dem Betrug, die Verschiedenheit vom Diebstahl, die stärkere Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Krisen (z. B. 1922/23). Die Kurve der Urkundenfälschung verläuft aber weit ruhiger als die des Betruges. Auch die U n t e r s c h l a g u n g ist keineswegs durch wirtschaftliche Ungunst, wie der Diebstahl, bedingt; aber ihre Steigerungstendenz wird durch schlechte Wirtschaftsverhältnisse gefördert, während deren Aufbesserung nicht notwendig einen Bückgang der Unterschlagungskriminalität zur Folge hat»). Immerhin enthält auch die Unterschlagung, gleich dem Diebstahl, im Gegensatz zu Betrug und Urkundenfälschung, Höhepunkte in Zeiten wirtschaftlicher Krisen (1922/23); aber ihre Kurve zeigt ein größeres Gleichmaß der Entwicklung: ein Zeichen ihrer geringeren Umweltbedingtheit 6 ). Sicher gehört aber die Unterschlagung nicht zu den Wohlstandsdelikten; Wohlstand steht ihrer Begehung entgegen. Irgendein wirtschaftlicher Mangel dürfte wohl meist den Anlaß zur Tat geben. Nach einer Einzeluntersuchung von 171 Fällen in einem begüterten Bezirk (1931/36)') war der Täter in 14% der Fälle arbeitslos, in 30% hatte er ein Einkommen unter 100 RM.,in 27% bezog er 100—150 RM.,in 26% 150—200 RM., in 23% über 250 RM. und nur in 1% über 350 RM. Hiernach ist die Vermögenslage im Durchschnitt als weder gut noch schlecht, etwa als mittel zu bezeichnen. Die H e h l e r e i folgt im Kurvenlauf im allgemeinen etwa dem Diebstahl, besonders dem schweren, läßt also regelmäßig stärkere wirtschaftliche Abhängigkeit erkennen; jedoch ist die Arbeitslosigkeit (1929/33) auf die Hehlerei einflußlos geblieben8), letzteres im Gegensatz zum schweren Diebstahl und zum Raub. Die Hehlerei tritt bekanntlich aber in verschiedenartigen Typen auf, was für die Wirtschaftsbedingtheit erheblich wird. Eine solche Abhängigkeit besteht 1) KrimSoz. S. 421/3. 2) Dietel (wie oben § 6 II 2) S. 35. 3) K u r v e n bei Dietel a.a.O. nach S. 24. 4) KrimSoz. S. 421. ») Less (wie oben | 6 II 2) S. 13, f ü r LG. Insterburg. «) KrimSoz. S. 421. 7) Struck Unterschlagung 1937 (Diss. Münster) S. 32, f ü r LG. Münster. ") K u r v e n in HWKrim. II S. 1093/4.

§ 7V5

Pereönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

201

offenbar in hohem Maße beim Not- und Schwäche typ; in diesen Fällen begibt sich der Hehler in Abhängigkeit sogar vom Dieb. Anders beim echten Ausbeutertyp; ein solcher Hehler faßt seine Entschlüsse in geringerer oder häufig in gar keiner Abhängigkeit Ton der Wirtschaftslage. Hier liegen die Verhältnisse ähnlich wie beim Betrug; wirtschaftliche Not wird auch von einer beachtlichen Einzeluntersuchung 1) (daselbst auch interessante Vergleiche mit Auslandsstaaten) nicht als Voraussetzung der Hehlerei angenommen: wo eine größere Abhängigkeit besteht, wird mit Recht nicht der reine Hehlerei-, sondern der Not- und Schwächetyp vermutet. Auch bei der vorsätzlichen B r a n d s t i f t u n g ist zu unterscheiden. Der Versicherungs- oder sonstige Nutzungsbrandstiftungstyp beruht meist auf einer, sei es auch nur vorübergehenden Notlage; der reine Angriffs- und Schädigungstyp setzt im Gegenteil gesicherte Vermögensverhältnisse voraus und zeigt oft starke Abhängigkeit vom Alkoholverbrauch2). Die Brandstiftungskurve verläuft daher unabhängig von den Schwankungen im Wirtschaftsleben; nur die Inflationsjahre machen eine bezeichnende Ausnahme, indem sie ein starkes Sinken der Kurve zeigen, das sich aus der sofortigen Entwertung des von den Versicherungsgesellschaften erhaltenen Geldes erklärt, weswegen die Inflation geradezu als Brandschutz bezeichnet wurdeS). Das G l ü c k s s p i e l wird vielfach, wie der Betrug, auch von wohlhabenden Personen begangen; man trifft oft solche, die schnell, und zwar ohne anstrengende Arbeit, etwa durch Spekulation, reich geworden sind, die den Wert des Geldes nicht recht zu schätzen wissen und daher den Verlust durch Spiel eher wagen. Der Anteil der Unvermögenden ist aber größer; namentlich Arbeits- und Berufslose bringen die erforderliche Zeit zum öden Spiel auf und hoffen, auf mühelose Weise Geld für ihren Lebensunterhalt zu gewinnen*). Das Glücksspiel ist nur in begrenztem Maße ein Wohlstandsdelikt, eher ein Delikt der Scheinblüte, öfter ein echtes Nutz- und Notdelikt. So zeigt die Glücksspielkurve größere Ähnlichkeit mit der Hehlerei und zeitweise auch mit der Betrugskurve: zuerst ein Steigen und dann gleich der Hehlerei ein zähes Gleichbleiben. Ein rapider Aufstieg erfolgt aber, wie bei der Hehlerei, in den Jahren 1921/23. Die f a l s c h e A n s c h u l d i g u n g ähnelt auch hier dem Betrug. Sie ist weitaus überwiegend Nutz-, seltener Notdelikt. In einer Spezialuntersuchung für einen allerdings begüterten Bezirk 5 ) werden die Vermögensverhältnisse des Täters gekennzeichnet als schlecht nur in 20% der Fälle, als mittel in 35% und als gut sogar in 45%. 11 Fröleke Hehlerei 1939 (Strafr. Abh. H. 402) S. 9/11. >) J e r r e n t r u p B r a n d s t i f t u n g 1937 (Diss. Münster) S. 19. Ähnlich Sixtus (wie oben § 6 II 2). ») v. Hentig MonSchr. 18, 211 ff. *) Wollgang Müller Glücksspiel 1938 (Strafr. Abh. H. 389) S. 26. Über die K u r ven S. 11 ff. (mit Tabelle). ") Brodemann Die falsche Anschuldigung 1941 (Diss. Münster, abgeschlossen, z. Z. nicht gedruckt), f ü r LG. Münster. Zum Vergleich: Gesche, f ü r AG. Leipzig in v. Webers Unters. H. 6, 1940.

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 7 VI 1

b) Die G e w a l t - u n d R o h e i t s d e l i k t e sowie die S o h w ä o h e d e 1 i k t e weisen keine unmittelbare Beziehung zu den Vermögensverhältniasen des Täters auf; aber auch sie sind selbstverständlich in mittelbarer Weise wirtschaftlich mitbestimmt. Auf die Wohlstandsdelikte wurde bereits wiederholt hingewiesen. Die Wirtschaftslage des Täters ergibt sich aus seinen beruflichen Verhältnissen und seiner sozialen Stellung, worüber oben IV gesprochen wurde. Wenn der Täter durch ein Gewaltdelikt zugleich eigenen Nutzen erstrebt, liegt meist ein Mischtyp oder ein ausgesprochener Nutztyp vor und sind die wirtschaftlichen Bedingungen ähnlich wie beim schweren Diebstahl. Die A b t r e i b u n g und die K u p p e l e i haben sich als Notdelikte wie der Diebstahl erwiesen; sie nehmen zu mit Sinken der Konjunktur und mit Steigen der Arbeitslosigkeit, soweit nicht staatliche Unterstützungemaßnahmen eingreifen!). VL Bildung

1. W e s e n u n d B e d e u t u n g . Unter Bildung verstehen wir den Erwerb und den Besitz kultureller, besonders geistiger Werte, vor allem deren harmonische Verbindung und Durchdringung. Da wahre Bildung, wie Kultur überhaupt, nur auf ethischer Grundlage ruhen kann, so versteht sich von selbst, daß sie die Kriminalität hindert; das ist zwingende Ethik wie Logik. Das kriminologische Problem kann nur die unvollständige Bildung, vor allem die sog. Halbbildung oder gar Schembildung betreffen. — Bildung i m S i n n e k r i m i n o l o g i s c h e r E r ö r t e r u n g e n ist nur ein gewisses äußeres Maß intellektueller Werte und Fertigkeiten sowie die Fähigkeit zu ihrer Auswertung. In noch engerem Sinne verstehen die s t a t i s t i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n nur das Schul-, insbesondere das Volksschulwissen, namentlich der unteren Schulklassen. Hier lehrt die einfachste Erfahrung, daß eine solche Halbfertigkeit leicht mißbraucht wird; insofern kann den Ermittlungen2) zugestimmt werden, daß die Kriminalität der Analphabeten geringer ist als die der sog. Gebildeten, nämlich weil die letzteren verleitet werden, die angelernten Bildungsmittel, deren wahre kulturelle Bedeutimg sie nicht ermessen oder verwerten können, zu eigensüchtigen und kriminellen Zwecken zu mißbrauchen. Es wäre aber schief, die Bildung oder auch nur die Halbbildung als kriminalitätsfördernd zu bezeichnen; nicht sie bildet den kriminellen Anlaß, sondern ihr Mißbrauch. Die Bildungsmittel selbst wirken im Gegenteil günstig auf die Kriminalität, insofern als sie eher eine Erwerbsstellung und höhere Erwerbsstellung verschafft und daher sicherer gegen die kriminellen Herde, wirtschaftliche Not und Arbeitslosigkeit, schützt. Daß Wissen Macht, ja Großmacht ist, bewahrheitet sich auch in der Kriminologie. Bildung führt l) Schaubilder bei Roesner In HWKrlm. n S. 1013/4. t) Roesner HWKrlm. I 176/7 m. Llt.

§ 7 VI 2

Persönl. Voraussetzungen kultureller und besonders sozialer Art

203

zu Berufen und höheren Berufen, die kriminell günstiger dastehen als die sog. ungelernten Arbeiter und die „Lohnarbeiter wechselnder Art". Auch die Unterschicht steht im Ergebnis ungünstiger da als die Oberschicht. Die kriminologische Bedeutung des Einflusses der Bildung läuft mithin auf die bereits erörterten Fragen des Berufs und der Wirtschaftslage (oben IV, V) zurück. Daß aber gewisse Delikte, die Wohlstandsund die Intelligenzdelikte, in der Tat durch Bildung begünstigt werden, wird erst in diesem Zusammenhang recht verständlich; insoweit kann ich meine früheren Ausführungen!) nur wiederholen. Vor allem bedarf es auch hier der Einzelforschung2). 2. Die A r t e n u n d M i t t e l schädlicher Einflüsse, die von den Werken der K u n s t und der W i s s e n s c h a f t ausgehen und bei unreifen Menschen zum Verbrechen führen können, sind so mannigfaltig wie die Kultur selbst. Bei der Verwaltung der Strafanstaltsbüchereien haben die Beamten Erfahrungen gesammelt, nach welcher Art von Büchern unter den Gefangenen die regste Nachfrage besteht und welche Bücher bestimmten Gefangenen vorenthalten werden mußten, da sie im Einzelfall nicht ungefährlich wirken konnten. Man bedenke, daß kriminell ungünstige Einflüsse ausgehen können selbst von Meisterwerken, von Shakespeare (Othello, Hamlet!), Schiller (Teil!) und H. v. Kleist (Prinz von Homburg, Zerbrochener Krug!), von modernen Dramen (G. Hauptmanns Weber und Biberpelz!). Man weiß nie, was ein bereits kriminell gerichteter Leser aus einem Buch für seine Zwecke herauslesen und mit welchen Augen er ein Bildwerk ansehen kann. I n einer Strafanstalt traf ich einstmals eine FeststellungS), die für die Insassen, aber vielleicht schon wieder nicht für andere Kriminelle, typisch sein dürfte: nur 4% lasen christliche Erbauungsbücher; deutsche Klassiker wurden nicht viel verlangt, am meisten noch Schiller, sodann Goethe; aktivistische Literatur wurde weit mehr begehrt als kontemplative; Vorliebe bestand f ü r neuere Romane, am meisten für Reisebeschreibungen (Karl May); auch Gesetzestexte wurden verlangt, so das BGB. und das StGB., aber gewiß nur zur Belehrung in speziellen, für den Gefangenen akuten Fragen. Kriegsliteratur wurde nur auf besonderes Verlangen und mit Recht lediglich von Fall zu Fall bewilligt. Allgemein darf man sagen: Kein hohes Werk der Kunst und Wissenschaft ist sicher vor Mißbrauch durch unbefugte Hand, durch unreine Seele; eine Ausnahme macht die absolute Musik, deren hohe Werke keine Hintergedanken aufkommen lassen. Weit näher an das Verbrechen führen heran P r e s s e und R u n d f u n k , T h e a t e r u n d K i n o . Die Wirkung auf weitere Kreise ist wegen der größeren Anschaulichkeit der Übermittlung und der geringeren Notwendigkeit eigener ') KrimSoz. S. 675, 687. *)In Amerika ergab die Intelligenzprüfung, über die Exner berichtet (ZStrW. 64, 345, 512 ff.), daß u n t e r den Gefangenen der gleiche Prozentsatz von Minderbegabten a n z u t r e f f e n ist, wie in der A r m e e — w a s nicht gegen die Armee, sondern f ü r die Gefangenen in intellektueller Hinsicht spricht: es ist eben unrichtig, die Kriminalität vorwiegend auf Schwachsinn zu gründen. ) So wird eine Feststellung der Jahreszeit f ü r unerheblich bezeichnet f ü r Unterschlagung, Betrug, Urkundenfälschung, Erpressung und Glücksspiel In den mehrfach zit. Abh. von Struck, Less, B. Heimann, Sicking, Dletel, Brauntmeier und Wolfg. Müller (vgl. oben bei der Darstellung des Alters und der Berufe).

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 8 II 1

tigen Linie, auf der ein Delikt zahlenmäßig während eines Jahres verläuft, gewisse Schlüsse auf die Natur eines Delikts ziehen; solche Kurven, wie sie wiederholt aufgestellt wurden, haben sich aber als trügerisch erwiesen. Denn manche Delikte verlaufen, wie die Einzeluntersuchungen lehren, in verschiedenen Bezirken durchaus verschieden. Aus solchen Jahreskurven kann man jedoch mitunter auf die vorherrschenden Deliktstypen schließen. Eine derartige Individualisierung ist aber unbedingt geboten; mit einer Monatsübersicht auf mehrere Jahre für sehr vielseitige Delikte ist wenig gewonnen. Denn wie soll man in der Übersicht für die Jahre 1883/92 die Feststellungen!) deuten, daß der Betrug Höhepunkte im November und besonders im Dezember, Tiefpunkte im April, Mai und September findet? die Sachbeschädigung ihren Höchststand im April und Mai, die leichte und gefährliche Körperverletzung aber erst im August und die Beleidigung im Juli und August? Wohl aber läßt sich aus jener nur mit dem richtigen Blick zu betrachtenden Monatsübersicht eine andere wichtige Erkenntnis gewinnen: die Kurven verlaufen mehr oder weniger sprunghaft. J e g l e i c h m ä ß i g e r u n d r u h i g e r e i n e K u r v e v e r l ä u f t , um so w e n i g e r i s t d a s D e l i k t a b h ä n g i g v o n ä u ß e r e n V e r h ä l t n i s s e n , wie sie eben von den Jahreszeiten ausgedrückt werden können; um so innerlicher fundiert ist das Delikt, u m s o m e h r w i r k t d e r f r e i e W i l l e n s e n t s c h l u ß , um so schwerer und gefährlicher k a n n es sein, um so mehr chronisch ist es angelegt. Sprunghaftigkeit und Unruhe deuten mehr auf akuten Charakter. Es ist der gleiche gesetzliche Ablauf wie im großen beim Ablauf der Jahre und Jahrzehnte. In dieser Hinsicht läßt sich aus der Tafel der Monate folgendes entnehmen; leider sind wichtige Delikte, wie Urkundenfälschung, Meineid, falsche Anschuldigung, fahrlässige Tötung, Erpressung, Glücksspiel,Kuppelei,nicht aufgeführt. Mit s t a r k e m G l e i c h m a ß verlaufen und daher von besonderer Zähigkeit und insofern Gefährlichkeit sind in erster Linie Betrug und Unterschlagung, in zweiter Linie Diebstahl und (verhältnismäßig unruhig!) Hehlerei, sodann Beleidigung, sodann Raub und Körperverletzung, schließlich Gewalt- und Kinderunzucht. Die Urkundenfälschung dürfte ihren Platz auch hier beim Betrug haben. c) Unter den E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n weicht der e i n f a c h e D i e b s t a h l in einem ländlichen Bezirk2) auffallend von der Reichskurve ab: Schwerpunkt vom Juni bis September, im Reich dagegen während der Wintermonate, besonders im Dezember, November und Februar. Gründe: Im Reich überwiegen die Nutz- und Nottypen, in dem wohlhabenden und hochstehenden Bezirk dagegen die Gewalttypen bei relativ geringer Not, und außerdem die (leichteren) Gelegenheitsdelikte, oft im Schwächetyp, oft mit starker Beteiligung der Wanderarbeiter. Wie man sieht, sind die wahren Ursachen sozialer, wirtschaftlicher, beruflicher und vor allem rein persönlicher Art. Die Jahreszeit ist nur ein Nebengrund. — Auch die v o r s ä t z l i c h e K ö r p e r v e r l e t z u n g i) Vgl. die Übersicht bei Roesner HWKrim. X S. 608/9.

i) Uphoff Einfacher Diebstahl im AG. Soest 1942 (Diss. Münster, druckfertig,

Tafel 8).

§8 I I I

Äußere Einflüsse natürlicher Art

217

zeigt im Beich und im Bezirk 1) entgegengesetzte Bilder, interessanterweise gerade umgekehrt wie oben beim Diebstahl: Höchststand im Winter, besonders im Dezember, offenbar wegen Überwiegens der Wirtshausstreitigkeiten (doch soll dabei der Alkoholgenuß eine geringere Bolle spielen); wichtig dürften hier vor allem die eigenartige Struktur des Bezirks, Vorherrschen Ton Landwirtschaft und Textilindustrie, ferner die Gewohnheiten und Neigungen der Täter, Derbheit und Bechthaberei entscheidend sein. Interessante Vergleiche bietet auch die v o r s ä t z l i c h e B r a n d s t i f t u n g . I m Beich und in zwei Bezirken^) steht voran der September, es folgt der April; jedoch trifft dies nur f ü r die Nutzungstypen zu, wie eine Spezialuntersuchung (Tafel 31) ergibt. Gründe: Zusammenhang mit der Feldbestellung und der Ernte, mit der Bausaison und dem Steigen des Versicherungswertes; Zunahme der Herbstbrände in den Jahren niedriger Getreidepreise. Die Höhe der Frühjahrs- und der Herbstbrände lassen nun einen interessanten Schluß auf die Höhe der Nutz- und der Angriffstypen zu, und zwar aus dem Untersuchungsbezirk auch auf die Beichskurve, in der sonst die Scheidung beider Typen bei der Brandstiftung nicht zum Ausdruck kommt, man vielmehr den Gegensatz nur zwischen ganzen Tatbeständen, z. B. Körperverletzung einerseits, Betrug anderseits, erkennen kann: j e h ö h e r d i e G i p f e l , d e s t o g r ö ß e r d e r A n t e i l d e r N u t z t y p e n ; je unauffälliger die Herbst- und besonders auch die Frühjahrsgipfel, also j e f l a c h e r d i e K u r v e n a n s t i e g e , d e s t o g r ö ß e r d i e Z a h l d e r A n g r i f f s t y p e n 3 ) . Die Angriffsbrandstiftungen können gleichwohl im Frühjahr und Herbst einen hohen Stand erreichen (Haß-, Bachemotive oder Alkohol). Der dritte Brandstiftungstyp, die häufigen Fahrlässigkeitsdelikte, können für die Frage der Jahreszeit ebenfalls aus den Spezialuntersuchungen aufschlußreich behandelt werden. Sie erreichen ihren Gipfel auf dem Land im Frühjahr und vor allem im Sommer, also nicht notwendig im Herbst bei der oft üblichen Trockenheit, wie man erwarten könnte. Die Gegensätze zwischen den einzelnen Monaten sind auf dem Land groß (starker Einfluß der Wetterlage, Dürre und Niederschläge, in den verschiedenen Zeiten und Gegenden). Die Stadt bietet ein gleichmäßigeres Bild; dort liegt der Gipfel meist im Winter. Eine derartige Differenzierung in drei Grundtypen und demgemäß in drei Kurven erweist sich mithin als sehr wertvoll f ü r die Erkenntnis der Kriminalität der Brandstiftung wie auch ganzer Gruppen*). i) Wolters Vorsätzliche Körperverletzung im Nordwest-Münsterland 1942 (Diss. Münster, druckfertig, Tafel im Anhang). «) J e r r e n t r u p f ü r LG. Paderborn 1937 S. 54 und Sixtus f ü r LG. Münster 1942 (beide Diss. Münster, letztere druckfertig, Tab. 8 im obigen Text). S) So möchte ich etwas abweichend von Sixtus, aber seinen Ergebnissen sachlich folgend, formulieren. 4 ) Es reicht daher nicht aus, n u r zwei Kurven, solche f ü r die vorsätzliche und f ü r die fahrlässige Brandstiftung, aufzustellen, wie im Schaubild bei J e r r e n trup S. 100, das allerdings nach anderer Richtung Aufschluß gibt: über die vielen Höhen und Tiefen der Kurven im einzelnen, die sich völlig verschieden, Ja gegensätzlich bei beiden Typen verteilen; und man weiß, daß unter den Vorsatztaten der Nutztyp vorherrscht (S. 54).

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Tatsächl. Einflüsse auf Tat und Täter (Ätiologische Kriminologie)

§ 8 II 1

Ebenso lehrreich ist die Differenzierung in ähnliche Typen und für denselben Bezirk bei der W i l d e r e i , für die keine Zahlen über die Reichskurve vorliegen, so daß wir hier um so mehr auf Einzeluntersuchungen angewiesen sindl). Die Gesamtkurve weist Spitzen im November und Dezember auf, gleich der Reichskurve des Diebstahls, offenbar wie dort ein Ausdruck des Beginns (!) der wirtschaftlichen Notlage, während in den folgenden Monaten vielleicht noch größerer Not diese au& Gewöhnung eher ertragen wird. Der reine Nutz- und Nottyp und der Not- und Schwächetyp sind vor allem für dieses Gesamtbild bestimmend gewesen; der größte Teil dieser Wilderer war gerade im November und Dezember arbeitslos; der Grund liegt also bei der wirtschaftlichen und beruflichen Stellung. Dagegen verteilt sich der Angriffstyp (bestimmt durch Freude am Jagen, am Sport, am Erfolg) weit mehr auf andere Monate. Häufig ist dieses Delikt im Mai, geringer im Juli, August und Oktober, während es ganz fehlt in Monaten, in denen wegen starker beruflicher Anspannung die Kraft gern anderweit produktiv betätigt wird; solche Monate sind März-April (Feldbestellung), Juni (Heuernte), September (Haupternte), zum Teil auch noch Oktober (Herbstbestellung), während in den Wintermonaten die landwirtschaftliche Arbeit weitgehend ruht. Also eine durchaus wirtschaftlich- und beruflich-rationale Verteilung! Der Ausbeutertyp endlich gleicht dem Diebstahl und der Hehlerei; hier zeigt sich die Ähnlichkeit mit der Reichskurve beider Verbrechen. T a f e l 31

Jahreszeitlicher Verlauf der Brandstiftungskriminalität im Reich 1883;92

im Landgerichtsbezirk Münster 1926/35

Brandstiftungen Brandstiftungen Nutzungstaten insgesamt insgesamt

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

81 93 86 113 111 100 83 108 123 114 110 78

2 3 4 10 2 3 4 6 13 11 3 3

1200

b3

l) M a u 6 W i l d e r e i 1940 ( S t r a f r . A b h . H . ) KrimSo*. 15«. ») Vgl. die Arbeilen von Salewski und Wolters, unten § 35 B II, IV. Vgl. auch «otort unten 3. MS.

§ 14 I 2

Die Erscheinungsformen und Variationen der Deliktstypen

286

Interessen1' einen Rechtfertigungsgrand bilden k ö n n t e , wenn ein solcher im Gesetz aach keine ausdrückliche Anerkennung gefunden haben mag. Ein Korrelat bildet der bei denselben Delikten vielfach anzutreffende Ü b e r z e u g u n g s t y p ; er herrscht oft vor, wo wirtschaftliche Motive gänzlich fehlen. So ist im Ergebnis der reine Wesenstyp (Angriffstyp) gerade bei den reinen Angriffsdeliktea verhältnismäßig selten*).

2. Bei den im Mittelpunkt stehenden r e i n e n N u t z - u n d N o t d e l i k t e n i s t eine Abkehr vom reinen Weeenstyp und eine Hinwendung zum Mischtyp zu beobachten in dreifacher Weise : nach den beiden Flügelhauptgruppen hin, also zum Not- und Sohwächetyp einerseits, ferner zurück zum Angriffstyp anderseits, und endlich innerhalb der Mittelhauptgruppe selbst von einer Untergruppe zu einer anderen. Auch hierüber liegen E i n z e l n n t e r s u o h n n g e n vor2), die zu dem Ergebnis kommen, daß diese Übergänge ein Delikt in völlig verändertem Lichte erscheinen lassen. Häufig ist das Abflauen des reinen Nutzdelikts zum Not-, Schwäche- und Triebdelikt: so bei Diebstahl, Wilderei, Hehlerei and einigen Betrugsarten (Zechprellerei, Bettelbetrug); zum gewohnheitsmäßigen Schwächetyp, besonders häufig beim Glücksspiel, bei Zuhälterei und Kuppelei. Es sind haltlose* willensschwache Individuen, die aus dem eingeschlagenen Wege nicht mehr herausfinden. Der Prozentsatz ist namentlich beim Diebstahl in den späteren Lebensjahren beträchtlich. Es ist aber bezeichnend für die Schwere der Delikte, daß der Schwächetyp fast gar nicht beim Wucher (außer in Krisenzeiten bei allgemein grassierenden Wucherpreisen), selten bei Unterschlagung, Untreue, Urkundeannd Geldfälschung, seltener auch bei den weitaus meisten Betrugsarten vorkommt. Ungleich seltener ist der Bückgang zum Angriffstyp; es bedeutet die nicht volle Ausnutzung eines Deliktstyps, wenn der Täter auf halbem Wege stehen bleibt und an der bloßen Schädigung Genüge findet. Kaum denkbar ist solch bloßer Angriffstyp bei den „zivilisierteren" Formen. Beobachtet wurde er bei Einbruch, Raub und Wilderei, also bei den primitivsten Nutzdelikten, die an sich den Gewalt- und Roheitsdelikten am nächsten stehen und die vom Täter aus Freude an der Betätigung, wie zum Sport begangen werden; anders gelagert ist wohl der Fall der Hochstapelei. Am interessantesten ist die dritte YariationsmCglichkeit: die Verschiebung innerhalb der Hauptgruppe von einer primitiveren zur nächst höheren und regelmäßig schwereren Untergruppe; hier gewinnt ein Delikt an Strafwürdigkeit dadurch, daß es den Typ des um eine Stufe strafwürdigeren Delikts aufgreift. So wenn der Diebstahl von Betrugsmotiven durchsetzt wird oder wenn Diebstahl oder Betrug zum Verräter- oder Ausbeuterdelikt (im Zuge der typischen Entwicklung de» Kriminalitätserregers) weitergeführt werden. An Unterschlagung grenzt z. B. der i> Krimsoz. S. 846. >) Vgl. hierzu die BinzeUorsdiungen t u | 13 i S. 188.

and B sowie sofort unten

286 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 1411—3

Taschendiebstahl, an Ausbeutung die Leichenfledderei und der Autofallendiebstahl (G. v. 22. 6. 193»).

3. Endlich können auch T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e l i k t e sich mit Typen anderer Gruppen kreuzen. Hier ist das Gebiet besonders reichhaltig. Betteln und Lohnabtreibung können gewerbsmäßig begangen werden und stehen insofern dem Diebstahl oder der Erpressung nahe. Die Sittlichkeitsdelikte enthalten die verschiedenartigsten Motive, bald gleich den Roheitsdelikten Gewalt, bald gleich dem Betrug Täuschung, bald gleich der Unterschlagung Vertrauensbruch, bald gleich den Ausbeutungsdelikten Ausnutzung der Schwäche und Abhängigkeit. Der Ehebruch findet eine Parallele in der Unterschlagung, der Ehebetrug und die Doppelehe in Täuschungsdelikten, die Abtreibung in den verschiedensten Arten von Vertrauensbruch.

Z u 1—3: Im E r g e b n i s sehen wir, daß sich aus den drei Hauptdelikts- und zugleich den wichtigsten Untergruppen Wesenstypen herausheben, die sich auch auf eine a n d e r e , einem anderen Wesenstyp unterstehende Haupt- oder Untergruppe übertragen können. Der N u t z t y p wirkt dabei fast überall erschwerend: ein erneuter Beweis dafür, daß die Hauptgruppe der Nutzdelikte am schwersten kriminell belastet ist. Zu beachten ist jedoch, daß er, wie hervorgehoben, auch einmal milder wirken kann, insofern als der Täter nicht Werte vernichtet, sondern erhält, nämlich anderen oder schließlich auch sich selbst zuwendet; mildernd wirkt alsdann bald die fremde oder eigene Notlage, bald die von ihm gelassene Möglichkeit, daß der Berechtigte die entzogenen Güter unversehrt zurückerhält. — Von hier aus gesehen, unterliegt auch der reine A n g r i f f s t y p zwar regelmäßig, aber keineswegs immer einer milderen Bewertung; dem Freibleiben von Eigensucht und Gewinnstreben steht gegenüber das wirtschaftlich sinnlose Entziehen von Werten, die reine Schädigungstendenz, der bloße Vernichtungstrieb. — Der S c h w ä c h e t y p wirkt entlastend wegen Verringerung der verbrecherischen Energie, belastend wegen der hiermit verbundenen Gleichgültigkeit, dem Leichtsinn, der Rücksichtslosigkeit, der gesteigerten Grassierungstendenz und der somit erhöhten äußeren Sozialgefährlichkeit. Er wird (als Kreuzungstyp) erheblich vor allem in der Hauptgruppe der Nutzdelikte und ist dort in allen Gruppen denkbar, wenn auch um so weniger, je mehr ein Tatbestand auf planmäßigen Täterwillen abgestellt ist. Denkbar aber ist er auch bei den reinen Angriffsdelikten (Geheimnisverletzung, Hausfriedensbruch, Beleidigung). Die B e d e u t u n g dieser Kreuzungen und Übergänge zeigt sich, wie in den Einzeluntersuchungen ausgeführt wird, für eine ganze Reihe anderer Fragen, so für die Einflüsse des Lebensalters und der Berufe.

§ 141 1—3

Die Erscheinungsformen und Variationen der Deliktstypen

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Der Übergang zur Schwächekriminalität kann sich an bestimmte Altersstufen knüpfen und wohl auch bei gewissen Berufen verschieden nach Zeitpunkt und Inhalt zu bestimmen sein; über die Wanderdelikte vgl. oben bei den Lebensaltern § 6 I I 2 g. E. Vor allem wirkt sich diese Typenüberkreuzung bei der Begründung des Gefährlichkeitsgrades aus. Das Deuten der Vorstrafenlisten ist ohne Einsicht in diese Typik gar nicht möglich (unten § 17). Was bisher nur Arbeitshypothese war, ist nunmehr erwiesen: d i e g e s e t z l i c h e n T a t b e s t ä n d e , a u f d i e (als einzige statistisch erfaßte Größen) z u n ä c h s t d i e z u e r f o r s c h e n d e n D e l i k t s typen g e g r ü n d e t werden mußten, e n t h ü l l e n nur die ursprünglichen Wesenstypen; diese zeigen sich a b e r (als Kreuzungstypen) a u c h i n a n d e r e n g e s e t z l i c h e n T a t b e s t ä n d e n , z. B. der Unterschlagungstyp auch im Diebstahlstatbestand, der Betrugstyp auch im Brandstiftungstatbestand. Die g e s e t z l i c h e n T a t b e s t ä n d e m ö g e n n u n m e h r , nachdem sie den Weg gezeigt haben, f ü r d i e K r i m i n o l o g i e z u r ü c k t r e t e n . Sachlich, d. h. vom kriminologischen Standpunkt, sind sie nur die (juristischen) Erscheinungsformen der Deliktstypen; und was bisher als (kriminologische) Erscheinungsform galt, die reinen Wesens-, Misch- und Kreuzungstypen, das ist in Wahrheit das Wesen: die reinen Deliktstypen. D i e D e l i k t s t y p e n f ü h r e n n u n m e h r e i n s e l b s t ä n d i g e s D a s e i n ; sie bedürfen der positiven Gesetze nicht mehr, die als solche in einem System der Kriminologie keine Stätte haben und nur als vorläufiges Erkenntnismittel herangezogen werden mußten. Hiermit v e r l i e r t allerdings die S t a t i s t i k , die auf die positiven Gesetze zugeschnitten ist, an Bedeutimg in gleichem Maße, wie die E i n z e l f o r s c h u n g e n g e w i n n e n . Immerhin dürfen die statistischen Ergebnisse, die ja überhaupt nur Wahrscheinlichkeitserkenntnisse für den Durchschnitt vermitteln können, mit Vorsicht und Vorbehalt auch auf die reinen kriminologischen Deliktstypen übertragen werden. Eine praktische Wirkung dieses Rollentausches zeigt sich bei der D e u t u n g v o n V o r s t r a f e n l i s t e n . Wenn z. B. in einer reichen, fast nur Gewaltdelikte enthaltenden Liste eine Brandstiftung erscheint, ist diese ohne weiteres als Gewaltdelikt aufzufassen, soweit nicht bestimmte Anhaltspunkte eine gegenteilige Ansicht erfordern; tritt dagegen in einer sonst nur auf Nutzdelikte, insbesondere auf die Betrugs- und Fälschungsgruppe gestellten Strafliste eine Brandstiftung auf, so darf in dieser ebenfalls ein Betrugstyp gesehen werden. Gerade seltene Delikte können in den Straflisten ihr Gesicht je nach dem Zusammenhang völlig ändern. Eine vereinzelte Zuhälterei kann in Verbindung mit Hehlerei und Glücksspiel als Ausbeutungsdelikt, im Verein lediglich mit Unzucht und Betteln als Schwächedelikt zu deuten sein.

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Tateächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 14 II

D o g m o n g e s o h i c h t l i c h e s . Nachdem ich in KrimSoz. 1933 § 66 erstmalig auf diese Bedeutung der Wesens- und Mischtypen gegenüber den Tat* bestandstypen hingewiesen und im Besonderen Teil die meisten Deliktstatbestände auf ihre mögliche Typik hin untersucht hatte, sind mehrere Einzeluntersuchungen su diesen Fragen erschienen, die zugleich die Tragweite der genannten Unterscheidungen nachwiesen. Gebilligt wurde meine Typik schon von MinRat Lehmann in HWKrim. II 1936 S. 1063/64 für die Wilderei. Meine besonders für die vorsätzliche Tötung näher ausgebaute Typik (KrimSoz. S. 215/25) mag für die Aufstellung des neuen Mordtatbestandes (der allerdings in der Fassung von 1941 nicht meine Zustimmung findet) nicht ohne Anregung gewesen sein. Dia sahireichen und vielgestaltigen dogmatischen Untersuchungen über den Tätertyp scheinen zum Teil auch von dem Gedanken des kriminologischen Tätertyps, obwohl sie einen Trennstrich ziehen wollen, getragen zu sein und ähnliche Ziele unbewußt anzustreben. Die regionalen Einzelforschungen werden unten § 35 im Zusammenhang dargestellt werden; die weitaus meisten gehen teils von der soeben behandeltes Typik aus, teils verwerten sie deren Ergebnisse. Hervorgehoben aus jenem Kapitel sei an dieser Stelle nur das Folgende. Sehr weitgehende Konsequenzen werden für die soziologische und statistische Behandlung des Diebstahls geknüpft von Uphoff, der den reinen Diebstyp von den Mischtypen unterscheidet und zu letzteren drei Arten rechnet: den Schwächetyp, den reinen Angriffstyp und drei geschärfte Nutztypen: Kreuzungen mit Betrug, Unterschlagung (besonders häufig) und hehlerischer Ausbeutung (selten). Für die verwandte Wilderei unterscheidet Mau6 vier Typen, deren Bedeutung er für alle folgenden Fragen darlegt: den reinen Nutz- und Nottyp, den Not- und Schwächetyp, den reinen Angriffstyp und den mit anderen, insbesondere Ausbeutungsmotiven gemischten Nutzungstyp. Die Unterscheidung von Nutz- und Angriffstypen wird auch für den Kaub von R. Heimann und für die Brandstiftung von Sixtus übernommen; letzterer stellt eine Zunahme der Nutzungs- und eine Abnahme der Angriffsbrandstifter fest. Für die Sachbeschädigung wird von Salewski unterschieden ein Kraft- und Schwächetyp, ein Ehr- (Überzeugung«-) und Gewinn- (Nutzungs-) Typ. Weiter spezialisiert wird von Wolters die Körperverletzung. Für die Hehlerei unterscheiden Fröleke und Steinlage die vorwiegend aktive und die passive Haltung, reines Nutzungs- und Schwächedelikt. Die Arbeiten über die Betrugs-, Unterschlagungs- und Ausboutergruppen ergeben, daß hier der reine Nutzungstyp die Vorherrschaft inne hat, daß der Kriminalitätserreger am reinsten am Werk ist, wie es kaum anders sein kann. IL Kombinatorik

Oben zu I wurden die Erscheinungsformen der Deliktstypen daraufhin betrachtet, ob sie sich in ihrem reinen Wesen oder in Übergängen im Einzelfall verwirklichen, und zwar wurden diese Typen als isoliert« Gegenstände lediglich zum Zwecke ihrer sachlichen Erkenntnis unter-

§ 14 II 1

Die Erscheinungsformen und Variationen der Deliktstypen

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sucht. Hiervon ist die im folgenden zu erörternde Frage zu trennen, welche Verbindungen mehrere solcher Typen im Leben eines und desselben Täters eingehen können. Nur ein Symptom dieser letzteren Frage sind die Vorstrafen, über die weiter unten (§ 17) zu sprechen ist; die unerläßliche Vorfrage betrifft die M ö g l i c h k e i t v o n K o m b i n a t i o n e n v o n D e l i k t s t y p e n in d e r E n t w i c k l u n g d e s T ä t e r s . Diese methodischen Zusammenhänge wurden wohl stets verkannt, woraus sich manche Unklarheiten über die Fragen selbst und ihre Lösungen erklären. — Zweimal zwei Gegensätze sind auseinander zu halten. Beidemal sind nicht die Kombinationen, sondern deren Gegenstand typisch; Gegenstand sind eben die Deliktstypen und ihre Verwirklichungsformen (oben 1) i). 1. B e h a r r u n g u n d V a r i a t i o n . Die Typen können im Leben des Täters im wesentlichen die gleichen bleiben, oder sie können sich verändern und dabei die verschiedenartigsten Variationsformen annehmen. Auch hier interessieren weniger die Dauer, weniger der Stillstand, weniger das Gleichbleiben, mehr interessiert der Wechsel, mehr die Wandlung, mehr die Gestalten und Gestaltfolgen. a) B e h a r r u n g s t y p e n . Am weitaus häufigsten erscheinen in wohl allen Strafregistern in wiederholter Folge der Diebstahl allein und der Betrug allein, mitunter vereint mit den unmittelbar verwandten Delikten, den diebstahlsähnlichen Delikten (Raub, Wilderei oder Übertretungen) einerseits, der Urkundenfälschung anderseits. Häufig treten auch gewisse Unzuchtdelikte allein auf, vor allem Unzucht mit Kindern, sodann Gewaltunzucht oder widernatürliche Unzucht. Innerhalb desselben Deliktslireises verbleiben folgende Kombinationen: Betrug mit Brandversicherungsbetrug oder mit falscher Anschuldigung oder mit Verleumdung (in den Strafregistern leider nur als Beleidigung bezeichnet und daher nicht verwertbar) oder mit Meineid; ferner Körperverletzung mit einem anderen Roheitsdelikt, oder Unterschlagung mit Untreue, oder Betteln mit einem anderen Delikt der kleinen Kriminalität. b) V a r i a t i o n s f o r m e n . Zu den häufigsten Wechselfolgen gehören die folgenden, oft bedingt durch höheres Lebensalter, größere Reife oder zivilisiertere Mittel: Sachbeschädigung und Körperverletzung mit Bedrohung, Nötigung, Beleidigung und Widerstand oder einem anderen politischen Delikt; ferner Diebstahl mit Hehlerei; oder Diebstahl mit Unterschlagung; oder (seltenere Kombination) Diebstahl mit Betrug nebst Urkundenfälschung; oder (sehr häufige Kombination) Unterschlagunf mit Betrug nebst Urkundenfälschung; oder Betrug oder Unterschlagung oder Hehlerei mit Glücksspiel; oder Betteln oder ein sonstiges i) Das wird z. B. von der Im übrigen verdienstlichen Untersuchung Wends a. a. O. (Krim. ADh. H. 23, 1936) ganz übersehen. 19 Sauer, Kriminologie

290 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 14 II l

Delikt der kleinen Kriminalität mit Diebstahl oder mit Hehlerei oder mit Glücksspiel oder mit Unzucht. Das sehr häufige alleinige Auftreten von Diebstahl oder Betrug wechselt oft, meist mindestens vom zehnten Male ab, über in den entsprechenden Schwächetyp -und verbindet sich alsdann mitunter mit anderen Delikten im Schwächetyp. Nicht selten ist in den früheren Altersstufen ein Übergang vom Gewalttyp zum Diebstahl, auch zum Raub und Einbruch, zu beobachten. Zu den beiden Gruppen la und b ist zu bemerken, daß die dort genannten Deliktstypen sowohl im reinen Wesenstyp als auch in einem Mischtyp oder einem Rreuzungstyp auftreten können. Von hier aus ergibt sich auch eine Abgrenzung beider Gruppen. In dem selteneren Fall, daß der Diebstahl im überwiegenden Angriffstyp erscheint, würde er zusammen mit einer Sachbeschädigung dem Beharrungstyp der Gruppe a angehören. Umgekehrt würde eine Variation vorliegen, wenn ein und derselbe Tatbestand, etwa ein Diebstahl, bei Häufung seinen Typ ändert, etwa vom reinen Nutztyp in den Schwächetyp hinüberwechselt. Die Beharrungsform wäre wiederum gegeben, wenn ein Schwächediebstahl in Betteln oder umgekehrt dieses in jenen übergeht. E r g e b n i s : das Auftreten eines und desselben Tatbestandes im Strafregister läßt nicht unbedingt auf einen Beharrungstyp der Gruppe a schließen, ebenso wie umgekehrt ein häufiger Wechsel von verschiedenen Tatbeständen miteinander nicht notwendig auf eine Variationsform der Gruppe b. Zur richtigen Deutung der Straflisten ist unerläßlich eine Berücksichtigung der kriminologischen Zugehörigkeit eines Deliktstyps zu einer Unter- und Obergruppe (oben § 13). Je nach dem sonstigen Inhalt der Strafregister sowie je nach der aus den Akten ersichtlichen Individualität des Falls ist zu entnehmen, welche Deliktstypen, seien es Wesens- oder Misch- oder Kreuzungstypen, in einer Strafliste enthalten sind. Das ist der kriminologische Sinn der Berücksichtigung der Vorstrafen für die Beurteilung der Gefährlichkeit des Tätersi). Hierüber ist unten § 17 des näheren zu sprechen. Es bedarf nur des Hinweises auf die Brandstiftung und den Mord, um die Notwendigkeit einer Unterscheidung von Angriffs- und Nutztyp (Versicherungsbetrug, Raub- oder Sexualmord) zu erkennen, wonach sich die Hauptrichtung einer Strafliste und hiermit ihr Inhalt oft grundverschieden bestimmen kann. Daher ist z. B. wertlos, wenn sich eine Strafliste auf so allgemeine, mehrdeutige Angaben i) An dieser wichtigen Erkenntnis und an der Unterscheidung der im Text genannten Typen gehen die rein statistisch angelegten Untersuchungen von Wend, Richter und Herold a. a. O. ganz vorüber (vgl. u n t e n § 17). Wend will rein äußerlich nach der Zanl der in der Strafliste enthaltenen Delikte (in der Regel sollen es 3 sein, S. 2J) entnehmen, ob eine „Hauptrichtung" oder ein „Nebendelikt" vorliegt. Uber diese sog. Nebendelikte äußert er sich nicht näher. Es k a n n aber im Einzelfall gerade ein wichtiges, wenn aucäi ganz seltenes Nebendellkt (Erpressung, Wucher) den T ä t e r t y p bestimmen. Die Unterscheidung von reinem Wesenstyp und Mischtyp im Sinne des Textes ist jenen Abhandlungen f r e m d geblieben (trotz KrlmSoz. 1933 | 56).

§ 14 I I 2

Die Erscheinungsformen und Variationen der Deiiktstypen

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wie „Beleidigung", „Sittlichkeitsvergehen" beschränkt. Auch ein Diebstahl und ein Betrug sollten schon in der gerichtlichen Entscheidung, vor allem in der Urteilsformel, spezieller bezeichnet werden. 2. N o r m a l i t ä t d e r E n t w i c k l u n g (Kriminalitätserreger) oderRegelwidrigkeit;Artgleichheit,Artähnlichk e i t , A r t f r e m d h e i t d e r V o r s t r a f e n . Dieser Gegensatz wurde oft berührt; es fragt sich, ob mehrere in der Strafliste verzeichnete Taten im I d e n t i t ä t s - , P a r a l l e l i t ä t s - o d e r K o n t r a s t v e r h ä l t n i s zu einander stehen. In diesem Sinne kann man V e r w a n d t s c h a f t s - u n d K o n t r a s t t y p e n aufstellen. Dieses Gegensatzpaar ist im Unterschied des obigen (zu 1) nicht nur tatsächlicher, sondern auch normativer Natur; es bedarf der Feststellung, ob der aus der Strafliste ersichtliche Entwicklungsgang der Täterpsyche dem normalen Weg des chronischen Verbrechers, wie er im Kriminalitätserreger Ausdruck findet, entspricht oder ob er von ihm stärkere Abweichungen zeigt, wobei geringere Differenzen außer Betracht bleiben, da solche vom Kriminalitätserreger wegen seiner generellen Natur noch mitumfaßt werden. a) N o r m a l t y p . Ihm unterfallen die meisten Entwicklungsgänge, wie die eingesehenen Vorstrafenreihen und die durchforschten Akten ergeben; wir stützen uns auf die später (§ 17) dargestellten Einzeluntersuchungen sowie auf einiges gesammeltes Material aus Vorstrafenlisten, das von jenen Bearbeitern allerdings für unsere Frage nicht ausgewertet wurde und wohl auch nicht ausgewertet werden sollte. Den letztgenannten Beweisstoffi) verwerten wir an dieser Stelle sofort durch Anführung von Beispielen. Den N o r m a l t y p gewannen wir aus psycho-soziologischen, sozialethischen und kriminalpolitischen Zusammenhängen, die unter dem Thema dieses Abschnitts „Gefährlichkeit mit Einschluß der moralischen Verwerflichkeit" stehen, und verweisen auf die geschlossene Darstellung (§17).— Die normale Reihenfolge ist nach dem dortigen Ergebnis diese: 1. Vorstufe und Aufschwung: Gewalt- oder Schwächetyp; Beispiele: Sachbeschädigung oder Körperverletzimg einerseits, kleine Kriminalität (Betteln, Landstreichen, Obdachlosigkeit usw.) und Unzucht anderseits; 2. Hauptgebiet: Nutzungstyp, und zwar in dieser Reihenfolge: Diebstahl — Betrug nebst Urkundenfälschung — Unterschlagung — Hehlerei nebst anderen Ausbeutungsdelikten, Wucher, Erpressung, Zuhälterei, i) In Betracht kommen die Arbeiten von Wend und Möller (KrlmAbh. H. 23, 1936 S. 24/40 und H. 38, 1939 S. 23/41). Die erstere Ist reichhaltiger im Stoff, leidet aber an nicht genügender Differenzierung. Die letztere bringt mehr Delikte, ist aber dürftiger in den Ergebnissen und wird im folgenden nur zur Ergänzung und Berichtigung Wends herangezogen. Schweisthal (unten § 35 A XII) bringt Beachtliches zur parallelen Kriminalität.

292 Tatsäohl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 14 II 2

Glücksspiel usw.); 3. Abschwung: wieder Schwächetyp; kleine Kriminalität und Unzucht. Dies ist der Entwicklungsgang des Kriminalitätserregers. Und nunmehr jene unbeabsichtigten B e l e g e von fernstehender Seite. Es wird jeder einzige Schritt durch sie bestätigt. Mitunter werden Stufen übersprungen, so wenn auf Diebstahl unmittelbar Hehlerei folgt; das mag sich erklären, weil sich sofort Gelegenheit bietet zur Hehlerei und keine zum Betrug und zur Unterschlagung. Jedenfalls wird die Richtung eingehalten. Aus gleichem Grund erklärt sieh der häufige Schritt vom Diebstahl unmittelbar zur kleinen Kriminalität als Schwächetyp des Ausklangs. Auch der Schritt vom Diebstahl unmittelbar zum Glücksspiel kommt vor. Der Schritt vom Diebstahl zur Geldfälschung erklärt sich über den Betrug. Weitaus die beliebtesten Schritte in jenem Beweismaterial sind die folgenden: Diebstahl-Betrug, Diebstahl-Urkundenfälschung, DiebstahlUnterschlagung, Betrug-Unterschlagung, Betrug-Hehlerei. Ferner sind öfter anzutreffen: kleine Kriminalität-Diebstahl, Unzucht- (offenbar als Vorstufe) Zuhälterei. Auch Gewaltdelikt-Diebstahl, wobei ersteres leider nicht näher gekennzeichnet wird. Leider wird in jenen Tafeln nur der Schritt von einem Delikt zum anderen, nicht aber die Reihenfolge vieler Delikte angegeben. Was aber der vielleicht schlagendste Beweis ist, das liegt in der Übernahme der bisher durchaus unbekannten oder zum mindesten ungeläufigen Reihenfolge der vier Hauptdelikte aus meinem System und meiner Tafel (KrimSoz. 1933) in die Tafeln jener unfreiwilligen Beweisführer: Diebstahl — Betrug nebst Urkundenfälschung — Unterschlagung nebst Untreue — Hehlerei nebst Glücksspiel, Wucher, Kuppelei und Zuhälterei (auch wohl mit Angliederung der ebenfalls einen Ausbeutertyp darstellenden Erpressung) l).

b) A t y p i s c h e F o l g e n ( K o n t r a s t t y p e n ) . Deren sind allerdings nicht wenige anzutreffen; auch wir werden später bei der Darstellung der Einzeluntersuchungen stark gemischte Vorstrafenlisten und artfremde Rückfälle kennenlernen. Daselbst werden auch Erklärungen versucht; der Täter und auch der Schwerverbrecher entwickeln sich eben nicht immer folgerichtig und nicht allein aus ihrer Persönlichkeit heraus, sondern werden auch durch zwingende Umweltverhältnisse bestimmt. Außerdem ist ein Rückschritt in frühere Entwicklungsstufen gerade bei herabgekommenen Individuen häufig und erklärlich. Sodann mag es sich oft um mehrere akute Fälle handeln, die durchaus isoliert stehen; selbst in den sehr reichen Vorstrafenlisten ist keineswegs immer ein Fall chronischer Kriminalität enthalten. So gibt es Straflisten, die reich an Gewalt- oder an Schwächedelikten (vielleicht bei subakuter Kriminalität) sind und in denen einige isoliert zu verstehende Diebstahlsoder Betrugsfälle auftauchen, ohne daß der Täter in jenen Typ abgleitet. l) Wend s. 22. Verfehlt ist aber die althergebrachte Überschrift: Vermögensdelikte, obwohl Wend die Sachbeschädigung mit Recht ausscheidet und zu den Gewaltdellkten stellt.

§ 16 III

Die Erscheinungsformen und Variationen der Deliktstypen

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Wir finden in solchen Fällen nur unsere Ansicht bestätigt, daß hier der Kriminalitätserreger nicht am Werke ist und die gleichwohl zahlreichen Vorstrafen zu ungünstiger sozialer Prognose nicht Anlaß geben; es entscheidet eben nicht die Zahl, sondern der kriminelle Unwert der Vorstrafen. Vor allem sei an dieser Stelle eine selten gegebene Erklärung hervorgehoben : h i n t e r d e n i n d e n S t r a f l i s t e n a n g e g e b e n e n D e l i k t s t a t b e s t ä n d e n v e r b i r g t s i c h oft e i n a n d e r e r D e l i k t s t y p , e i n M i s c h - o d e r K r e u z u n g s t y p : ein Fall „unechter Latenz". Wenn eine Hehlerei schon am Anfang begangen wird, so ist dies nicht immer, wie es scheinen könnte, ein übles Zeichen; es liegt alsdann oft nur ein Schwächetyp vor (Abhängigkeit der Frau von ihrem Mann, der Diebesgut nach Hause bringt). Und wenn auf zahlreiche schwere Nutzdelikte noch einmal Gewaltdelikte erscheinen, so liegen meist auch diese schwer, eben auf der Linie des Nutztyps, und lassen wohl einmal Raub, Erpressung oder gar Raubmord befürchten. Ohne Kenntnis der Individualität von Tat und Täter läßt sich mithin eine befriedigende Deutung nicht gebeni). Wir begnügen uns daher mit einer Zusammenstellung der Folgen, die uns als atypisch in jenen Sammlungen aufgefallen sind und auf die jene soeben gegebenen Erklärungen zutreffen können (!). Häufig ist der Schritt: Diebstahl-Gewaltdelikt; häufig Diebstahl-Beleidigung (mitunter mag Verleumdung vorliegen, was dem regelmäßigen Ablauf entsprechen könnte). Häufig: Betrug-kleine Kriminalität (Übergang zum Schwächetyp?). Häufig: Diebstahl-Unzucht (beides vielleicht noch in der Vorstufe als Schwächedelikt oder Verharren im Trieb- und Sehwächetyp). Vereinzelt: Betrug-Unzucht; Betrug-Diebstahl; Unterschlagung-Diebstahl; Hehlerei-Diebstahl (überall ist es eine anomale Rückkehr zu primitiveren Begehungsweisen); Beleidigung-kleine Kriminalität; Unterschlagung-kleine Kriminalität; Unterschlagung-Gewaltdelikt; Beleidigung-Gewaltdelikt; Unterschlagung-Urkundenfälschung (vielleicht noch als artverwandt anzusehen!); kleine Kriminalität-Betrug oder Unterschlagung (Überspringung des Diebstahls, vielleicht noch als Normaltyp anzusehen!); Glücksspiel-Geldfälschung (umweltbedingt! N o t ! ) ; Gewaltdelikt-Geldfälschung (Überspringung des Diebstahls und sofortiger Übergang zum Betrugsdelikt, vielleicht noch dem Normaltyp entsprechend).

III. Kombinationsanlässe Im Anschluß an die Möglichkeiten von Kombinationen ist auch hier die ätiologische Frage nach den Anlässen zu stellen. Weswegen erfolgt ein Ubergang typischer Art von einem Delikt zu einem anderen? Und weswegen eine Kreuzung? Die Gründe mögen zum großen Teil auf einem l) Das zeigt erneut, daß die rein statistische Methode Wends und Möllers gerade für unsere Fragen.nicht genügt.

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Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§14111

Wandel der Umweltverhältnisse oder auch der Täterpersönlichkeit beruhen; im folgenden sollen aus der überreichen Fülle nur solche Anlässe genannt werden, die sich auf die Typik selbst beziehen. 1. T a t s ä c h l i c h e B i n d u n g : die kombinierten Delikte stehen in Tatsachenzusammenhang (zugleich ein Anlaß für die in der Strafrechtsdogmatik behandelten Fälle der Realkonkurrenz). Häufige Kombination: Diebstahl und Hehlerei, Betteln und Diebstahl, Unterschlagung und Betrug, Betrug und Glücksspiel, Glücksspiel und Geldfälschung, Unzucht und Zuhälterei. 2. R e c h t l i c h e Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t (zugleich ein häufiger Anlaß für Idealkonkurrenz); in Betracht kommen die zahlreichen Verbindungen der Delikte innerhalb einer Gruppe oder eine Gruppe, die auch eine Rechtseinheit bildet. Zu den häufigen Kombinationen gehören: Betrug und Urkundenfälschung oder Geldfälschung oder Meineid; ein Delikt der Betrugsgruppe und Unterschlagung oder Untreue; Diebstahl und Unterschlagung; Hehlerei und Erpressung; ein Roheitsdelikt und Diebstahl oder Wilderei oder Beleidigung; Unzucht und Beleidigung; Betteln und Unzucht. 3. G r ü n d e i m E n t w i c k l u n g s g a n g d e s K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r s . Hier nimmt der Schwerverbrecher seine oben (II 2 a) dargestellte, typische und normale Entwicklung von Stufe zu Stufe; es ist daher nur naturgemäß, wenn ein früheres Delikt von einem späteren abgelöst wird, sei es auch mit Überspringung einer oder meherer Stufen. Auf diese Reihenfolge braucht hier nicht mehr eingegangen zu werden, sie bestätigt nur aufs neue die Wichtigkeit dieses Begriffs, der gerade die häufigsten Übergänge von einem Delikt zu einem anderen beim chronischen Schwerverbrecher erklärt. Aber ein neuer Gesichtspunkt tritt auf. Die Delikte nehmen selbst nämlich einen verschiedenen Anteil an der Kombination mit anderen. Man könnte annehmen, daß die beliebtesten Delikte auch die reichste Kombinationsmöglichkeit entfalten. Dagegen zeigen gerade die beiden häufigsten Delikte, der B e t r u g und noch mehr der D i e b s t a h l , die gegenteilige Tendenz; denn diese beiden weisen erfahrungsgemäß die reichsten und zugleich reinsten Vorstrafenlisten auf. Der Grund liegt darin, daß der Betrug und der Diebstahl bereits so viele kriminelle Möglichkeiten eröffnen, daß der auf Gewinn ausgehende Täter gar nicht zu neuen Delikten zu greifen braucht; und wenn letzteres doch geschieht, so gibt der Täter seine ihm geläufig gewordene Betätigungsweise in einem Fall wohl nur deswegen auf, weil die Umweltverhältnisse ihm jetzt einen anderen Weg als bequemer und einträglicher nahelegen, etwa Unterschlagung statt Diebstahl, Urkundenfälschung oder Untreue statt Betrug. Eine der größten Kombinationsfähigkeiten besitzt die H e h l e r e i . Der gewiegte, stufenweise herangereifte Hehler steht nahezu am Ende oder auf dem Gipfel seiner kriminellen Laufbahn und beherrscht alle Mittel, die er einst seibat erprobt und angewendet hat und die er nunmehr andere für sich anwenden läßt; er ist in der Lage, auf frühere Wege nach der jeweiligen Umweltlage zurück-

§116

Echte Persönlichkeitstypen: Anlaß- und Energietypen

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zugreifen. Dagegen ist der in jüngeren Jahren stehende Täter weit mehr gebunden und wählt die ihm je nach Umwelt und Persönlichkeit geeignet erscheinenden Mittel in einem öden Einerlei. Die Roheitsdelikte wechseln untereinander geistlos und lebensungewandt ab und nehmen einen Ausweg meist nur zur Beleidigung oder zum Diebstahl. Der ausgereifte gewerbsmäßige oder rückfällige Hehler überblickt seine und anderer kriminellen Wege. An ihn reichen nur wenige andere Branchen heran, so etwa die Erpressung, das Glücksspiel, die Kuppelei und Zuhälterei; in diesen Delikten der systematisch wie genetisch späten Ausbeutergruppe wirkten einst und wirken vielleicht noch jetzt die mannigfaltigsten verbrecherischen Motive, um bei Gelegenheit wieder hervorzubrechen. Diese Täter haben ihren Befähigungsnachweis durch ihre Vorstrafenlisten erbracht. Alle in diesem Abschnitt dargestellten Typen und typischen Kombinationen bilden die unerläßliche Grundlage für sachgemäße Vorstrafen-Würdigung, für eine zuverlässige Prognose, für die Bestimmung der Gefährlichkeit und ihrer Grade, und hiermit endlich für eine gerechte Strafbemessung und zweckerfüllte Bekämpfung.

§ 15. Echte Persönlichkeitstypen: Anlaß- und Energietypen (Ätiologische und teleologische Typen) I. Stand der Forschung. Das Problem Seit Jahrzehnten bemüht man sich um die Erkenntnis des sog. Gewohnheitsverbrechers, seit dem Gesetz vom 24. 11. 1933 bezeichnend der gefährliche Gewohnheitsverbrecher genannt. Es ist der alte Gegensatz von akuter und chronischer Kriminalität. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Täter nur eine oder ob er mehrere Verbrechen begangen hat; denn auch eine einzige Tat kann der Ausdruck besorgniserregender chronischer Kriminalität sein, wie umgekehrt mehrere Delikte sich als durchaus vereinzelte Erscheinungen zeigen können, deren Wiederholung nicht zu befürchten ist. Die Rechtsprechung sah im Anschluß an RG. 68 S. 154 das Kennzeichen in einer Persönlichkeit, die infolge eines auf Grund charakterlicher Anlage bestehenden oder (!) durch Übung erworbenen inneren Hanges wiederholt Rechtsbrüche begeht und (!) zur Wiederholung von Rechtsbrüchen neigt. In dieser von späteren Entscheidungen und Lehren weiter ausgebauten Auffassung vereinigen sich allerdings wesentliche, zufällige und überflüssige Elemente und treten notwendige nicht genügend hervor. Vor allem ist aber der für gewisse rechtstechnische Aufgaben vom Gesetz geschaffene Begriff des gefährlichen Gewohnheitsverbrechers eine vereinzelte Erscheinung aus dem großen Gebiet der Gefährlichkeitstypen, auf deren Erkenntnis und Auswertung die kriminologische exaktwissenschaftliche Tatsachenforschung gerichtet ist. Die Wissenschaft suchte in der Regel zwei oder drei Gegensätze im Anschluß an die alte Unterscheidung von Gelegenheits- und Gewohnheitsverbrecher, von Augenblicks- und Zustandsverbrecher (v. Liszt) oder von akuter und chronischer

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Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§1611

Kriminalität herauszuarbeiten (vgl. oben § 11 I), vielfach aber auch weitere psychologische oder praktische Behandlungstypen zu gewinnen, wobei die entscheidende Frage nach den Gefährlichkeitsabstufungen ungelöst blieb. Bei der Reform seit 1933 wurde wiederholt als grundlegend die Unterscheidung bezeichnet, ob die Tat nur ein „Straucheln" oder der „Ausdruck einer verbrecherischen Persönlichkeit" (sog. Persönlichkeitsadäquanz) istl). Noch unzureichender ist, mit Hilfe des Anlage-Umwelt-Problems Gefährlichkeitstypen zu gewinnen. Der Amtliche Fragebogen der Kriminalbiologischen Untersuchungsakten (1937) begnügt sich mit einer Dreigliederung: war die Tat vorwiegend umweltbedingt, oder vorwiegend anlagebedingt, oder umweit- u n d anlagebedingti Von wesentlichem Einfluß war das Kretschmersche Psychobiogramm. — Vgl. ferner meine Allg. Strafrechtslehre §§ 11, 20 („kriminalistische Kreationstheorie").

n . Die entscheidenden Gesichtspunkte 1. Als P r i n z i p sollte die Wiederholungstendenz, die habituelle, dispositionelle Neigung angesehen werden; zu untersuchen ist bei jeder Einzeltat, ob sie im Leben des Täters nur a l s e i n m a l i g e E n t gleisung oder Neigung aus Hang, jedenfalls mit W i e d e r h o l u n g s t e n d e n z , zu gelten hat. Um diesen Kern gruppieren sich Abschwächungen sowohl wie Steigerungen der dem Täter innewohnenden Potenzen und Tendenzen im Sinne unserer Ausführungen in § 4. Viel zu unbestimmt ist die viel verwendete Unterscheidung, ob die Tat Ausdruck der kriminellen Persönlichkeit war oder einen mehr zufälligen Charakter trug; denn das Abweichen von der Persönlichkeitslinie kann auch belastend wirken, und der dauernde Wandel des Täters kann ihn als stärker schöpferisch und mithin um so gefährlicher erscheinen lassen, während sein Gleichbleiben einen Schwächetyp begründet und die sichere Prognose eines zwar abgestumpften, aber weniger gefährlichen Menschen stellt. Also ergibt sich unter dem Gesichtspunkt der Gefährlichkeit eine gerade umgekehrte Beurteilung, als sie nach jener Ansicht zu treffen wäre. 2. Drei Arten von Kriminalität sind im Hinblick auf die Wiederholungstendenz zu unterscheiden: a) A k u t e K r i m i n a l i t ä t bedeutet nicht einen einmaligen Fall schlechthin, sondern einen solchen, der nach dem Charakter seiner Gefährlichkeit als einmaliger, plötzlich und unvermittelt auftritt, um alsdann ebenso schnell im Leben des Täters wieder zurückzutreten. Also auch mehrere Delikte des Täters können, selbst bei rascher Aufeinanderfolge, akuten Charakter tragen: z. B. eine Beleidigung, ein Diebstahl, ein Unzuchtsdelikt. Eine solche Kriminalität kann deswegen schwer liegen, weil sie nicht voraussehbar und bekämpf bar ist. l) ZStrW. 81, 473 (nach Mezger, Schafltsteln u. a.).

§ 15 II 2, 3

Echte Persönhchkeitstypen: Anlaß und Energietypen

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b) C h r o n i s c h e K r i m i n a l i t ä t bedeutet in unserem Sinne (entsprechend dem Sprachgebrauch in der medizinischen Wissenschaft) grundsätzlich ein längeres, im ganzen gleichbleibendes, sich allmählich entwickelndes, schleichendes Übel; maßgebend ist also ein v e r s t e c k t e s A u f t r e t e n u n d (!) e i n v e r s t e c k t e r V e r l a u f , ein Doppelfall von Latenz, worin die besondere Gefährlichkeit liegt. Ein häufiger Fall ist die langsame, aber stetige, in kriminalpsychologischsoziologischer Hinsicht geradezu gesetzmäßige Entwicklung von Notdiebstählen (vielleicht über den Raub) zum fortgesetzten Betrug, von dort zur Unterschlagung und zur Hehlerei. c) S u b a k u t nennen wir (ähnlich dem medizinischen Sprachgebrauch) das a k u t e A u f t r e t e n m i t s p ä t e r e m l ä n g e r e m V e r l a u f , ohne daß dieser ausgesprochen chronisch wird, z. B. Erpressung oder Urkundenfälschung mit späterem mehrmaligem Betrug. Subakut kann eine Kriminalität aber vor allem auch durch gleichbleibende, kriminalitätsfördernde Umweltverhältnisse werden; so wenn ein Alkoholdelikt rein akut auftritt und nur deswegen sich wiederholt, weil der Täter in der Nachbarschaft wiederholt Anlaß zu Streit findet oder durch regelmäßigen Gastwirtsbesuch Gelegenheit zum Alkoholmißbrauch und zu Ausschreitungen erhält. Die größere Gefährlichkeit liegt auch hier, wie im Fall des rein akuten Charakters, in der Unsicherheit der Prognose und Bekämpfung. Überhaupt überwiegt im subakuten Fall der akute, nicht der chronische Charakter; es fehlt oder tritt zurück der schleichende Verlauf. Ähnlichkeit mit dem Chronischen kann die Hartnäckigkeit des Übels besitzen, mag sie auch durch äußere Umstände bedingt sein. Die Fälle bedürfen also einer Sonderbehandlung; sie sind weder rein akute noch rein chronische. Nicht verwendbar erscheint uns aber der wohl von der medizinischen Wissenschaft früher geübte Brauch, als subakut äußerlich den Fall lediglich von bestimmter mittlerer Dauer zu bezeichnen, so daß er weder akut noch chronisch, sondern in der Mitte zwischen beiden Extremen liegt; ein subakuter Fall in unserem Sinne kann sich wie der Betrug bis ins Alter erhalten. Die Besonderheit liegt vielmehr in seinem plötzlichen Auftreten, das zuerst als einmaliges zu beurteilen ist, mit späterem Ubergang zur längeren Dauer. E s scheinen sich aber solche Fälle nicht so zähe zu erhalten wie die rein chronischen, die eben schon früh schleichend und erstarkend auftreten. 3. F ü r die Gefährlichkeit der Tat sind hiernach folgende Tatsachen k o n s t i t u t i v o d e r s y m p t o m a t i s c h , die für akute, subakute oder chronische Kriminalität sprechen. a) Die H ä u f i g k e i t d e r W i e d e r h o l u n g , also die Zahl der Delikte. Bei hochgradiger Schwere, sei es moralischer Verwerflichkeit oder sonstiger subjektiver Gefährlichkeit oder äußerer Schädlichkeit,

298 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 16 II A

genügen schon einige wenige Rückfälle, während bei geringer Schwere eine größere Rückfallsreihe erforderlich ist. b) Die S c h n e l l i g k e i t d e r W i e d e r h o l u n g : mit der Kleinheit der Rückfallsintervalle steigt die Gefährlichkeit. Dagegen können große Zwischenräume die Gefährlichkeit, überhaupt die Bedeutung des Rückfalls auf ein Mindestmaß beschränken oder ganz ausschalten, sofern nicht die Delikte selbst nur höchst selten und schwer begehbar sind. c) Der hohe Grad der e i g e n e n S c h ö p f e r k r a f t sowie des S p e z i a l i s t e n t u m s des Verbrechers bei Geringfügigkeit des Anlasses (Umwelt- oder Anlageeinflüsse): d. i. die sog. K r e a t i o n s t h e o r i e . Oder umgekehrt die S t ä r k e u n g ü n s t i g e r A n l a g e u n d (gleichbleibender) U m w e l t e i n f l ü s s e bei Schwäche, Haltlosigkeit und Nachgiebigkeit des eigenen Willens: t r a n s p e r s o n a l e Ä t i o l o g i e d e r l n d o l e n z d e s K r i m i n e l l e n . Jede Konstanz der Einflüsse erhöht die Gefahr der Wiederholung. Aber auch umgekehrt kann ein schneller und schroffer Wechsel der Außeneinflüsse einen kriminell gewordenen Täter in der Sprunghaftigkeit des eigenen Willens bestärken und zu neuen artfremden Delikten verleiten. Ein starker Wille kann nach dem Energiegesetz mit der Stärke der Widerstände nur noch mehr erstarken. d) Die U n e r z i e h b a r k e i t o d e r Schwererziehbark e i t d e s T ä t e r s , selbst bei Erziehungswilligkeit und Erziehungsbereitschaft. Erst recht natürlich die mangelnde Erziehungswilligkeit lind Erziehungsbereitschaft, die Unbelehrbarkeit und Verranntheit. Die Solidarität mit gleichgesinnten Kriminellen; die Beziehungen zum interlokalen oder internationalen Verbrechertum. e) Der l a t e n t e u n d z u g l e i c h g r a s s i e r e n d e C h a r a k t e r d e r K r i m i n a l i t ä t . Ihr versteckter Beginn. Die schwierige Erkenntnis der Wurzel und des chronischen Verlaufs, überhaupt der Wiederholungsgefahr (subakut!). Die schwierige Entdeckung, Überführung und Behandlung, insbesondere Bekämpfung. Die Ausbreitungsund Ansteckungsgefahr, namentlich in bisher unbescholtenen und unverdorbenen Kreisen (hierzu unter I I I 10). III. Die einzelnen Persönlichkeitstypen (Anlaß- und Energietypen)

Die Einteilung in acht (neun) Arten suchte unsere frühere Tafel 6 (in § 4) zu veranschaulichen. Hierzu können nunmehr die folgenden Erläuterungen gegeben werden. A. A k u t e K r i m i n a l i t ä t (mit Einschluß der subakuten): E i n m a l i g k e i t s t y p e n , G e l e g e n h e i t s d e l i k t e i. w. S. oder A u g e n b l i c k s d e l i k t e .

§ 15 III B

Echte Persönliohkeitstypen: Anlaß, und Energietypen

299

1. Z u f a l l s d e l i k t e . Weitaus überwiegende Umwelteinflüsse; geringer Täterwille. — Hauptfälle: Fahrlässigkeitsdelikte, Schwächetypen (Betteln, Diebstahl). Zahlreiche Übertretungen („kleine Kriminalität"). — Prognose nicht möglich, weil der Zufall entscheidet. — Die Bekämpfung durch staatliche Maßregeln ist meist nicht notwendig oder nicht möglich. — Ausnahmsweise können stärkere Persönlichkeitseinflüsse vorliegen, so wenn der Täter zu gedankenlosem und leichtfertigem Verhalten neigt (subakute Neigung). 2. A f f e k t d e l i k t e . Geringere Umwelt-, stärkere Persönlichkeitsund insbesondere Anlageeinflüsse, jedoch bei geringem selbständigem freiem Willen, der eben durch Affekte beeinträchtigt ist, wie Erregung, Zorn, Wut, Rausch, Depression. — Hauptfälle: Gewaltdelikte, Totschlag, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstand. — Bekämpfung durch Sicherungsmaßregeln (Heilanstalt) ist mitunter möglich und notwendig; Prognose oft günstig. — Oft liegt aber eine ausgesprochen subakute Kriminalität vor. 3. G e l e g e n h e i t s d e l i k t e i. e. S. Stärkere Umwelteinflüsse: der Täter findet (nicht: sucht) günstige Gelegenheiten; aber auch gegenüber den beiden ersten Gruppen (zu 1 und 2) herrscht ein stärkerer eigener Wille, der jedoch weniger persönlichkeitseigen und weniger anlagebedingt als eben durch die günstigen Umweltverhältnisse bestimmt wird. Der Kreis dieser Delikte ist sehr groß, und die Zahl dieses Typs ist wohl die größte. — Einige Hauptfälle: Diebstahl, Itaub, Unterschlagung, Hehlerei, Betrug, Urkundenfälschung und sonstige Fälschungsdelikte (Meineid) in ihrem reinen Wesenstyp, aber auch Gewalt- und Schwächedelikte, wie Körperverletzung, Beleidigung, Unzucht, Abtreibung. — Bekämpfung ist immerhin möglich; nur die Vorbeugung entfällt. — Die Prognose dieser als einmalig gedachten, reinen Gelegenheitsdelikte ist meist günstig. 4. P l a n m ä ß i g e o d e r V o r b e d a c h t s d e l i k t e . Geringere Umwelt-, stärkere Persönlichkeits-, Anlage- und speziell Willenseinflüsse. — Aus dem weiten Kreis zu 3 hebt sich ein engerer heraus mit ausgeprägterer verbrecherischer Energie: „Absichtsdelikte", Nutztypen erster Ordnimg, Diebstahl, Betrug und alle Fälschungen, aber auch schwere Gewaltdelikte, Mord, Widerstand, politische und Religionsdelikte. — Bekämpfung und auch Vorbeugung sind mitunter möglich. — Die Prognose ist vielfach günstig; Beeinflussung des Willens kann erfolgreich sein. B. C h r o n i s c h e o d e r N e i g u n g s - ( T e n d e n z - ) K r i m i n a l i t ä t : M e h r m a l i g k e i t s t y p e n , sog. G e w o h n h e i t s d e l i k t e i. w. S. o d e r Z u s t ä n d s d e l i k t e . Dauernde Potenzen und mehrfache Tendenzen. Die Kriminalität setzt sich über die Tat und ihre unmittelbaren Folgen hinaus fort. Hier trifft man meist T ä t e r -

300 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie) § 15 III B t y p e n an; nur hier kann man von „Täterstrafrecht" sprechen, und hier liegt der Schwerpunkt der Kriminalpolitik. Die beiden nächsten Gruppen (5 und 6) enthalten Ansätze zu Tätertypen; erst die drei Schlußgruppen (7, 8, 9) enthalten ausgeprägte Tätertypen, in denen der Kriminalitätserreger reich entwickelt ist. Eine wirksame Bekämpfimg und Vorbeugung sind selbstverständlich dringend geboten, sie sind an sich auch weitgehend durchführbar (im Gegensatz zur Giuppe A), aber mit jeder folgenden Gruppe problematischer. Die Prognose wird von Stufe zu Stufe unsicherer und. ungünstiger. — Über die verschiedenen Bestimmungen des „Chronischen" vgl. meine Allg. Strafrechtslehre § 20. 5. B l o ß e r R ü c k f a l l in ein gleiches oder gleichartiges Delikt, z. B. von Diebstahl in Wilderei, von Betrug in schwere Urkundenfälschung, von Sachbeschädigung in Körperverletzung, von dem einen in ein anderes Unzuchtdelikt. Hier ist der freie Wille nicht so stark wie in den späteren Gruppen ausgebildet und eine stärkere Abhängigkeit von gleichen oder ähnlichen Umweltlagen zu beobachten. Gleichartige Tendenz- oder Lebenseinstellungskriminalität. H a u p t t y p : der geständige Rückfallsdieb. 6. Genereller (artverwandter) Rückfall in ein anderes, aber noch immer „einschlägiges", d. h. derselben Verbrechensgruppe (und regelmäßig demselben Tätertyp) angehörendes Delikt, z. B. von Betrug in Unterschlagung oder Hehlerei oder umgekehrt, oder auch von Urkundenfälschung in Geldfälschung oder falsche Anschuldigung, oder in ein Eidesdelikt, oder in Verleumdung. Gemischte Tendenzkriminalität. Außer Betracht bleiben aber die Übergänge in artfremde Delikte, z. B. von Beleidigung in Diebstahl, von Betrug in Unzucht, von Körperverletzung in Unterschlagung; sie wirken weder bei der Strafbemessung schulderhöhend, noch begründen sie erhöhte Bekämpfungsnotwendigkeit. Beim artverwandten Rückfall wirkt ebenso wie bei dem soeben (5) behandelten einfachen Rückfall stärker die Umweltlage, aber im Gegensatz zu ihm stärker die freie Willensentscheidung; der Täter ist schöpferischer und vielseitiger. E r s u c h t sieh passende Gelegenheiten im Gegensatz zum Gelegenheitsdieb (oben 3), der sie vorfindet. Aber er verbleibt im Kreise artverwandter Delikte; er ist noch nicht derart auf seine Persönlichkeit konzentriert wie der berufsmäßige Täter, der die günstigen Gelegenheiten oft selbst schafft. Es ist der Typ des vielseitigen Schwerverbrechers. Ist beim eigentlichen Rückfall (oben 5) die Vorstrafenliste rein und spärlich, so ist sie hier rein und reich. 7. G e w o h n h e i t s m ä ß i g k e i t i. e. S. Habituelle, Gewöhnungs-, Hang-, Trieb- und Schwächekriminalität. Hier überwiegen wieder die persönlichkeitseigenen Einflüsse, also auch die Anlage, der Habitus, die Disposition, während die Umwelteinflüsse an Bedeutimg zurücktreten. Der freie, selbständige, schöpferische Wille ist geringer ausgebildet; der

§ 15 III B

Echte Persörüichkeitstypen: Anlaß- und Energietypen

301

Täter handelt meist aus Schwäche, Haltlosigkeit oder Indolenz. Ein Hauptfall ist wieder, wie beim einfachen Rückfall oben zu 5, der geständige Rückfallsdieb, aber im Gegensatz zu jenem Typ beschränkt sich der Täter nicht auf wenige gleichartige Delikte, sondern dehnt seine Tätigkeit auf andere Gebiete aus, wo auch immer sich Gelegenheit bietet. Er sucht nicht Gelegenheit, wie im Fall 6, 8 und 9, sondern er wartet auf sie und greift beim Eintritt zu, sofern er nicht zu unschlüssig oder zu bequem ist. Hier begegnet in unserer Staffel zum erstenmale ein reiner Tätertyp, während der Charakter der Tat zurücktritt. Die Vorstrafenliste ist reich und (nur) im ganzen rein, zum Teil gemischt: außer den üblichen Nutzdelikten kommen Not- und Schwächedelikte, mitunter auch Gewaltdelikte vor. Die Strafwürdigkeit steht wegen geringerer verbrecherischer Energie hinter der äußeren Sozialgefährlichkeit und mithin Sicherungsbedürftigkeit oft erheblich zurück. 8. G e w e r b s m ä ß i g k e i t . Gesteigerte Hang- und habituelle Zielstrebigkeitskriminalität. Wie bei der soeben besprochenen Gewohnheitsmäßigkeit überwiegen die Persönlichkeitseinflüsse, auch die Anlage, und treten die Umwelteinflüsse zurück, ja noch mehr als dort. Dafür wirkt besonders stark der freie, selbstschöpferische Wille mit, überwiegt also weitgehend die Anlage. Die günstige Gelegenheit spielt auch hier noch eine, wenn auch geringere Rolle; der Täter wartet nicht nur auf sie, sondern er sucht sie und er greift bei ihrem Eintritt sofort zu, ohne sie im Gegensatz zu dort (7), mitunter unentschlossen, vorübergehen zu lassen. Dort sind es die schwachen und geringer starken, hier sind es die mittelstarken Kriminellen, die eine lohnende Tat gern mitnehmen. Vor allem ist der Kreis der Delikte bedeutend enger als dort; hier sind es Nutztypen und nur sie, aber es sind keineswegs nur Nutzdelikte (gegen das Vermögen gerichtete Straftaten), sondern auch Gewalt- und Schwächedelikte, wenn sie als Misch- oder Kreuzungstypen vom Nutztyp beherrscht werden, was beim Mord, bei der Brandstiftung und der Verleumdung, bei allen Fälschungsdelikten (Meineid, falscher Anschuldigung), beim Betteln sehr häufig, bei anderen geläufigen Gewaltdelikten, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Nötigimg durchaus nicht selten ist. Da die Gewinnsucht ein überaus häufiges Motiv aller Delikte ist, so ist die Zahl der gewerbsmäßigen Delikte durchaus nicht selten. Die Ausdrücke sind bezeichnend genug': dem Täter wird sein Verhalten zwar nicht zur „Gewohnheit"; aber er macht ein „Gewerbe" daraus. Sind die einmaligen Vorbedachtsdelikte (oben 4) als Nutztypen erster Ordnung anzusprechen, so die gewerbsmäßigen Delikte als Nutztypen zweiter Ordnung. Der Kriminalitätserreger entwickelt sich in ihnen zu voller Reife und Reinheit. Die Vorstrafenliste ist nicht mehr rein, aber reich, abwechslungsreich, oft stark gemischt und vielgestaltig.

302 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie) §16 H I B 9. B e r u f s m ä ß i g k e i t . Dieser schwerste kriminelle Typ ist eine Spezialart der Gewerbsmäßigkeit und wird mit ihr meist gleichbedeutend behandelt. Was ihn aus jenem weiteren Kreise heraushebt, ist die Tendenz des Täters, einen wesentlichen Teil seiner Einnahmen aus dem Verbrechen zu beziehen. E r sucht daher häufig und überall Gelegenheit, diesem „Berufe" nachzugehen, gewandt und routiniert, hartnäckig und kaltblütig, ohne sich durch äußere oder innere Widerstände beirren zu lassen, während der oft genannte Intelligenzcharakter des Delikts meist mit der eigenen Intelligenz des Täters fehlt. Umso ausgeprägter ist die Stärke des Willensentschlusses, der die anderen Einflüsse weitaus überwiegt. Der Berufsverbrecher gestaltet und schafft sich geeignetste Umweltlagen. Typisch ist die Anwendung gewisser Tricks besonders bei den Betrugs- und Fälschungs-, Veruntreuungs- und Ausbeutungsdelikten, auch wohl namentlich in jüngeren Jahren beim Einbruch und bei schwersten Gewaltdelikten, die allerdings dem eingefleischten L'er .¡fsVerbrecher nicht mehr einträglich genug sind. Er ist der „Vollspezialist", der mit jedem neuen Delikt und seiner Nichtentdeckung nur umso mehr in seiner Berufsausübung bekräftigt wird; kennzeichnend sind die unentwegte Übung, die schnelle Wiederholung mit kleinsten Rückfallsintervallen, geringe Abwechslung, Vermeidung alles Unwesentlichen und Unsachlichen. Die Vorstrafenlisten sind sehr reich, weniger rein, aber auch weniger gemischt (dies der Gegensatz zur Gewerbsmäßigkeit, oben 8); vielleicht können sie als halbgemischt bezeichnet werden. Es muß aber mit hoher Latenz gerechnet werden. Naturgemäß kehren gewisse, besonders geeignete Delikte (Nutztypen dritter Ordnung!) gern wieder. Beliebt sind die folgenden Kombinationen: Betrug, Urkundenfälschung, Unterschlagung, Untreue, Hehlerei; oder: Raub, Einbruch, Widerstand, Betrug, Unterschlagung, Hehlerei, auch wohl Erpressung oder Wucher oder Falschspiel oder Zuhälterei. Der Kriminalitätserreger kann hier in seiner Entwicklung ausgezeichnet studiert werden; er findet beim Berufsverbrecher reinste und reifste Entfaltung. 10. Mit dem Berufsverbrecher hat die Stufenleiter der chronischen Kriminalität ihren Höhepunkt erreicht. Die wenig beachtete G r a s s i e r u n g s t e n d e n z eines Delikts gehört einer anderen Gruppe schwerer chronischer Kriminalität an; sie bedeutet, daß ein Delikt seiner typischen Natur oder seiner konkreten Ausgestaltung nach dazu neigt, andere Personen anzustecken. Sie ist ein Gegenstück zum Rückfall; dort wird das gleiche oder ein ähnliches Delikt von demselben Täter mehrmals, hier wird es von mehreren anderen, unbestimmt vielen, verleiteten Personen begangen. Das Grassieren ist ungleich sozialgefährlicher als der Rückfall, insofern als ein unbegrenzter Kreis von Personen kriminell wird; verheerend wirken namentlich der Einfluß auf bisher unbescholtene Personen und das üble Vorbild für Jugendliche. Manche Delikte zeigen

§ 16IV

Echte Pereönliehkeitstypen: Anlaß- und Energietypen

303

besonders Eignung zum Grassieren; es sind dieselben, die auch bei den obigen Typen der chronischen Kriminalität eine erste Rolle spielen. Wie die Bewegung der Gesamtkriminalität (Teil II dieses Werkes) ergibt, ragen zeitweise hervor: Diebstahl und Hehlerei 1922/3, Raub und Glücksspiel in den vorhergehenden Jahren, Betrug in den folgenden; noch später in allerdings geringerem Maße Brandstiftung, Meineid und Unzucht (widernatürliche besonders 1933/8), worüber in Teil II zu sprechen ist. Dagegen gehören die zeitweise so häufigen Alkohol-Gewaltdelikte mit ihrer subakuten Eignung nicht in diesen Kreis. — Grassierend können wirken besonders zwei Gruppen: solche, deren moralische Verwerflichkeit in einer alltäglichen, leicht realisierbaren Untugend besteht (Lüge, Hintergehung, Ausbeutung), sowie solche, die leicht zu begehen und schwer festzustellen sind und die vor allem einen sicheren und hohen Gewinn versprechen (Betrug). Letztere Eigenschaften reihen die grassierenden Delikte den soeben besprochenen schwersten Fällen chronischer Kriminalität an. Ihr normativer Wesenszug ist hohe äußere Sozialgefährlichkeit mit übermäßig starker Umweltbeeinflussung. IV. Zusammenfassung 1. In der obigen Staffel von 1 bis 9 verwirklicht sich der Tätertyp immer stärker, reiner und vollkommener von Stufe zu Stufe; ein ausgesprochener Tätertyp findet einen Ansatz erst in der 5., seine volle Verwirklichung erst von der 7. Stufe ab. Die Strafwürdigkeit nimmt naturgemäß von Stufe zu Stufe zu. Dagegen wechseln die Bekämpfungsmöglichkeit und Bekämpfungsbedürftigkeit nach dem jeweiligen Charakter des Typs; es kann aber als naturgemäß bezeichnet werden, daß die Bekämpfung umso notwendiger und schwieriger, der Erfolg also umso fragwürdiger ist, je schwerer die Kriminalität ist, die sich nach dem Gesagten von Stufe zu Stufe steigert. Jedoch ist auch hier zu beachten, daß die Schwere der Kriminalität sich keineswegs allein nach der Staffel dieser neun Stufen bemißt, die nur nach der Wiederholungstendenz sowie nach dem Einfluß- und Energiecharakter aufgestellt ist, sondern in erster Linie nach den Graden der moralischen Verwerflichkeit sowie der subjektiven und der äußeren Sozialgefährlichkeit der Tat, also nach Maßstäben, die wiederum verschiedene Ergebnisse für die einzelnen Tattypen (Tatbestände) zeitigen. Wir haben versucht, diese einzelnen Unwertgrößen für alle diese Typen in einer ausgedehnten Tafel durch Eintragung von Ziffern auszudrücken; wir müssen in dieser Hinsicht auf KrimSoz. §§ 61, 62, Anhang Tafel II verweisen. Eine Abkürzung bringt sofort § 16 mit Tafel 38. Hinzutritt endlich die Unterscheidung von reinen Wesens-, Misch- und Kreuzungstypen. Erst bei Zusammenhalt aller dieser Deliktstypen ver-

304 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie) § 15 III B mag der Beurteiler ein zuverlässiges Bild von der Schwere und der Behandlungsbed ürftigkeit der Kriminalität eines Menschen wie eines Volkes zu gewinnen (KrimSoz. § 56). 2. Die S t ä r k e d e r E i n f l ü s s e sei durch folgende Übersicht veranschaulicht. + bedeutet überdurchschnittlicher, — bedeutet unterdurchschnittlicher Einfluß. Tafel

37

Einflußstärken bei Anlaß- und Energietypen (Ätiologische und teleologische Typen) sonstige Persönlichkeitsbestimmung einflüsse (Anlage) Willens-

A. E i n m a l i g k e i t s t e n d e n z 1. Zufallsdelikte 2. Affektdelikte 3. Gelegenheitsdelikte . . . . 4. Planmäßige Delikte . . . . B. W i e d e r h o l u n g s t e n d e n z 5. Bloßer Kückfall 6. Artverwandter Bückfall . . 7. Gewohnheitsmäßigkeit . . 8. Gewerbsmäßigkeit . . . . 9. Berufsmäßigkeit





+ ++ —

+ —

++ +++

+ + —

+ — —

+ + + +

Umwelteinflüsse

+ + —

++ —

+ + -

Auch zu dieser Übersicht sei hervorgehoben, daß sie sich nur auf die neun Grundtypen (Persönlichkeitstypen) im Hinblick auf die Einmaligkeits- und Wiederholungstendenz beziehen soll; sie nimmt beiden einzelnen Tattypen (Tatbeständen) sowie bei der Frage, ob im Einzelfall ein reiner Wesens-, Misch- oder Kreuzungstyp vorliegt, verschiedenen Charakteran. In dieser Hinsicht darf verwiesen werden auf KrimSoz. § 61/2. 3. B e s o n d e r s h ä u f i g e V e r b i n d u n g e n typischer k r i m i n e l l e r E r s c h e i n u n g e n sind die folgenden, die der Schwere nach geordnet seien: a ) A k u t e A n g r i f f s d e l i k t e ; rein akut treten aber auch Nutz- und Notdelikte sowie Schwächedelikte auf. Die Behandlung der Angriffsdelikte ist regelmäßig nicht schwierig und oft erfolgreich; im übrigen ist Vorbeugung auf weite Sicht geboten. b) S u b a k u t e G e w a l t d e l i k t e , häufig im Affekt und unter Alkoholmißbrauch. Sichernde und bessernde Maßregeln sind oft geboten

§15 IV

Eohte Persönlichkeitstypen: Anlaß- und Energietypen

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und mitunter erfolgreich. Subakut treten jedoch auch Nutzdelikte auf, die alsdann aber vom Angriffstyp beherrscht werden (Diebstahl), auch Trieb- und Schwäehedelikte (Unzucht). Zu den aktuellen Fragen gehören noch immer die Alkoholdelikte. Nach bayrischen Ermittlungen kommen vor allem die folgenden Delikte, nach der Häufigkeit (1926) geordnet, in Betrachtl): gefährliche Körperverletzung 40,8%, Beleidigung 11,4%, Widerstand 10,1%, Bedrohung 5,9%, Unzucht 5,1%, Sachbeschädigung 4,7%, einfache Körperverletzung 4,6%, Hausfriedensbruch 4,3%, einfacher Diebstahl 2,4%, Mord und Totschlag 1,2%. Mit der Zunahme der fahrlässigen Körperverletzung und Tötung dürften diese jetzt einen höheren Prozentsatz aufweisen, aus ähnlichen Gründen auch gewisse Unzuchtsdelikte, auch wohl Raub und Diebstahl (Einbruch). Auf der anderen Seite wird vor einer Überschätzung der Einflußstärke des Alkohols gerade bei den häufigsten Delikten, insbesondere der Körperverletzung, neuerdings mit Recht gewarnt2).

c) C h r o n i s c h e S c h w ä c h e d e l i k t e mit ausgesprochener Tendenz zur Gewohnheitsmäßigkeit; meist unheilbar, zumal bei älteren Personen. Es ist das stets zu befürchtende Stadium der beiden obigen Gruppen (zu a und b). Zu dieser überaus häufigen Form gehören die sog. kleine Kriminalität (Betteln und Landstreichen), die meisten im Schwächetyp begangenen Nutz- und Notdelikte, besonders Diebstahl und die von ihm abhängige Hehlerei, etwas seltener Unterschlagung, Betrug und Urkundenfälschung, häufiger Glücksspiel, Kuppelei, Zuhälterei, mehr zeitlich durch das Lebensalter begrenzt viele Unzuchtsdelikte sowie die im Verkehr beobachtete Fahrlässigkeit. Auch hier spielt der Alkoholismus eine besondere Rolle; es ist die zweite Erscheinung: die Gewohnheitstrinker. Vgl. oben § 6 V a. E. d) C h r o n i s c h e N u t z d e l i k t e , insbesondere der Betrugs- und Fälschungs-, der Veruntreuungs- und Ausbeutungsgruppe, mit häufiger Tendenz zur Gewerbsmäßigkeit und mit der Gefahr der Berufsmäßigkeit. Erzieherische Einwirkung ist meist ausgeschlossen; Vorbeugungserfolge sind gering; Diagnose und Prognose oft trügerisch und ungünstig. In diesen Bezirken gedeiht der Kriminalitätserreger in Reinkultur und reift zu vollster Kraft. Hier liegt der höchste Grad moralischer Verwerfüchkeit und subjektiver wie objektiver Sozialgefährlichkeit: die hartnäckigsten kriminellen Untugenden werden verwirklicht (Lüge und Verstellung, Verrat und Untreue, Erzeugung und Ausbeutung fremder Schwäche und Not); es droht die Gefahr der Grassierung und Infektion weitester, namentlich schwacher und jugendlicher Kreise. — Das erforderliche Material liefern die folgenden Ausführungen, auch die Kapitel über den Kriminalitätserreger (§12) und die Vorbestraften (§ 17). i) HWKrim. I 19 (nach Bumke). i) Wolters fand bei seinen Untersuchungen nur einen kleinen Prozentsatz des Alkoholeinflusses selbst bei den Wirtshausstreitigkeiten. Vgl. oben $ 6 V a. E. 20 Sauer, Kriminologie

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Tateächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§16

T a f e l 38

Einflußstärken, Energietypen und Gefährlichkeitsgrade AnlaB- und Energietypen EinfluBstörken Unwerte 1 Akute Kriminalität Chronisdie Kriminalität 1. Gefähr! a 1 2 3 4 5 6 7 8 9 lichkeit a a £ Rückfall _ cn | j. S> c* 'S 'S « a 'S I O) e 0e *3 "3 o> -O SP • Cn V e r w e r f 1 i c h k e i t. Sie knüpft eng an den Willen an und bildet die wichtigste Grundlage für Schuld und Strafe. Die N u t z - u n d N o t d e l i k t e sind ohne Zweifel am stärksten belastet. Innerhalb ihres Kreises ist von Untergruppe zu Untergruppe sowohl regelmäßig wie auch innerhalb jeder Untergruppe von Typ zu Typ eine Zunahme der kriminellen Unwerte zu beobachten: am relativ leichtesten wiegt noch die primitive Diebstahlsgruppe; dort ist der Wille im Vergleich mit den anderen Untergruppen verhältnismäßig am geringsten ausgeprägt, der Einfluß der Umwelt, insbesondere der wirtschaftlichen Not, am größten. Am schwersten belastet ist die Hehlereigruppe; die beiden anderen Gruppen stehen in der Mitte. Man beachte in dieser Hinsicht die Parallelen zu der Reihe „Wille" unter den „Einflußstärken" sowie zu denjenigen „Anlaß- und Energietypen", in denen der Wille eine bedeutendere Rolle spielt, insbesondere den planmäßigen Delikten, dem artverwandten Rückfall und der Gewerbsmäßigkeit sowie (bei der Betrugs- und Hehlereigruppe) der Berufsmäßigkeit: zusammengenommen (!) weisen jene Reihen eine ähnliche Steigerung auf. Die „Zensuren" für die moralische Verwerflichkeit des Willens sind also keineswegs willkürlich ersonnen, wie man einwenden könnte, sondern ziehen nur das Ergebnis aus jenen kriminellen Erscheinungen, in denen der kriminelle Wille eben hervorragend mitwirkt, ohne durch Anlage oder Umwelt übermäßig belastet zu sein. Zweifel können darüber bestehen, ob in der Mitte die Betrugs- oder die Unterschlagungsgruppe stärker belastet ist; aus den früher ausgeführten Gründen ist der Wille bei der Unterschlagung noch um eine Stufe moralisch verwerflicher, heimtückischer, „verschlagener" als der des Betrügers, der dem Opfer (wenigstens regelmäßig) offen gegenübertritti). Die Betrugsgruppe als Ganzes wiegt allerdings schwerer, weil sie ein ungleich größeres kriminelles Gefolge besitzt, selbst wenn man die in der obigen Tafel nicht mitgenannten, selteneren Delikte hinzunimmt, die der Unterschlagung verwandt sind (Bestechung und andere Amtsdelikte, Pfandkehr usw.) und wenn man ihr auch die Lohnabtreibung anreiht. Die T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e l i k t e wiegen ungleich milder; der Wille ist schon deswegen weniger verwerflich, weil er durch die Umwelt und zum Teil auch durch die Anlage geschwächt ist odßr weil er sich nur triebartig äußert. Innerhalb dieser Hauptgruppe ist ebenfalls ein Anstieg von der einen zu der folgenden Untergruppe zu bemerken. Man beachte auch hier die Parallelen zu den anderen Reihen der Tafel, in denen bald die Umwelt, bald die Anlage überwiegt, insbesondere zu den Zufalls-, i) Ein Betrug durch Unterlassung stellt eine Seltenheit dar. Vgl. die Kommentare zu StGB, g 283.

316 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§16113

den Affekt-, den Gelegenheitsdelikten, zum artgleichen und artverwandten Rückfall sowie zur Gewohnheitsmäßigkeit. Im Ergebnis ist hervorzuheben, daß die moralische Verwerflichkeit überhaupt in dieser Hauptgruppe nicht jene hohe Bedeutung besitzt, wie in der Hauptgruppe der Nutzund Notdelikte, weil der Wille selbst weniger bedeutungsvoll ist. Die r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e sind für die vorliegende Frage nicht einheitlich zu behandeln, weil sie die verschiedenartigsten Unwertgrößen, die geringsten wie die höchsten, aufweisen; schon früher wiesen wir auf die große Spannweite der eingesetzten Wertziffern bei dieser Hauptgruppe hin, die sich in ihrer Struktur durchaus von den beiden anderen, weit gleichförmiger angelegten Hauptgruppen unterscheidet. Die moralische Verwerflichkeit, nicht nur die äußere Gefährlichkeit ist offenbar sehr ausgeprägt, wenn höchste Lebenswerte und Kulturgüter vernichtet sind, ohne daß die Werte irgendeinem anderen zugeführt werden, wie es im Bereich der Nutz- und Notdelikte geschieht oder wenigstens geschehen kann, wenn der Täter zugunsten notleidender Familienangehöriger fremde Güter entzieht. Daher weisen hohe kriminelle Unwerte gewisse Angriffsdelikte schon in ihrem Durchschnittstyp auf, also nicht erst im Mischtyp durch das Hinzutreten weiterer belastender Elemente (Täuschung, Ausbeutung usw.). Solche schwerwiegende Typen sind regelmäßig Hoch- und Landesverrat, Mord, auch Totschlag, Brandstiftung; auch die (meist zu milde behandelten) Religionsdelikte und die Unzucht vor anderen können (!) in diesen Kreis gehören. Die anderen Roheitsdelikte können (!) ebenfalls, als Vorstufe zu jener Schwerkriminalität, schwerer liegen; im Durchschnittstyp, namentlich in der so häufigen Form der Alkoholkriminalität, sind sie ungleich milder zu bewerten. — Auch die reinen Angriffsdelikte lassen die Parallelen zu den entsprechenden Reihen unserer Tafel erkennen: die akute Kriminalität überwiegt stark, die Persönlichkeits- und Anlageeinflüsse treten hervor, die Umwelteinflüsse zurück; Affekt- und planmäßige Delikte überwiegen; die Rückfälle weisen weniger auf chronische als auf subakute Kriminalität. Alles das sind Gründe doch für eine erheblich geringere kriminelle Belastung dieser Hauptgruppe. Im G e s a m t e r g e b n i s gelangt man zu folgender Wertreihenfolge: im Durchschnitt weisen die höchste moralische Verwerflichkeit die Nutz- und Notdelikte auf; es folgen zuerst unmittelbar einige wenige Spitzenträger der reinen Angriffsdelikte, die in besonderer Brutalität höchste Kulturwerte vernichten; sodann in weitem Abstand die Triebund Schwächedelikte sowie der große überwiegende Rest der reinen Angriffsdelikte. b) O b j e k t i v e G e f ä h r l i c h k e i t d e r T a t . Sie ist das Gegenstück der moralischen Verwerflichkeit und knüpft unmittelbar an den äußeren Erfolg ohne Rücksicht auf den Willen des Täters an, also

§ 16 II 3

Die Schwere der Kriminalität (Grade der Gefährlichkeit)

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an die Einwirkung auf die Umwelt. Bezeichnend ist, daß sie umgekehrt auch von der Umwelt der Tat (neben der Anlage des Täters) stark beeinflußt wird und viele Parallelen zu jenen Typen aufweist, die ihrerseits von der Umwelt stark beeindruckt werden. Die höchsten Spitzen der äußeren Gefährlichkeit liegen im Bereich der r e i n e n A n g r i f f s d e l i k t e ; es sind die besonders schweren Formen, denen auch ein hoher Grad moralischer Verwerflichkeit zugesprochen werden mußte. Anderseits liegen bei dem großen Rest dieser Hauptgruppe auch die niedersten Grade der äußeren Gefährlichkeit. Am meisten belastet in dieser objektiven Hinsicht sind aber wiederum die N u t z d e l i k t e , denen die T r i e b - u n d S c h w ä c h e d e l i k t e auf dem Fuße folgen; fast überall begegnet man hier sehr hohen Wertziffern. Es zeigt sich insbesondere die Abhängigkeit von den hohen Graden der Grassierungstendenz jener Gruppen; das Umsichgreifen der Kriminalität auf weitere und weiteste Kreise gehört in der Tat zu den höchsten Gefahren und Schäden überhaupt. Aber es wird zugleich deutlich, daß der moralisch verwerfliche Wille sowohl wie umgekehrt der schwache Wille die größten äußeren Schäden auslöst. Im Ergebnis bestätigt sich also auch hier die Reihenfolge wie oben zu a); mit der Maßgabe, daß voran die wenigen Spitzen der reinen Angriffsdelikte stehen (Hoch- und Landesverrat, Mord, Totschlag, auch Brandstiftung und verwandte gemeingefährliche Delikte). c) S u b j e k t i v e G e f ä h r l i c h k e i t d e s T ä t e r s . Sie ist eine Teilerscheinung der moralischen Verwerflichkeit; auf der anderen Seite ist sie die in das Bewußtsein des Täters projizierte äußere Gefährlichkeit. Dieses Bewußtsein des Täters von seiner Schädlichkeit macht bekanntlich im Strafrechtssystem das Wesen der (materialen) Schuld aus. Parallelen bestehen zu den Reihen, die in besonderem Maße von der Persönlichkeit, dem Willen und der Anlage des Täters, beeinflußt werden. Wo der Anlageeinfluß gering ist, wie bei der Unterschlagung und der Untreue, und wo auch die Affekt- und die planmäßigen Delikte geringer vertreten sind, da zeigt meist auch die subjektive Gefährlichkeit keine hohen Grade. Im allgemeinen liegen sie tiefer als bei der moralischen Verwerflichkeit, die ja den ganzen Schuldwillen des Täters im innersten Kern erfaßt, woraus sich leicht die höheren Unwertziffern erklären. Bei gewissen Delikten von hochgradigem Unwertgehalt verkörpert sich die moralische Verwerflichkeit voll in der subjektiven Gefährlichkeit, so bei Betrug und Hehlerei, bei Mord und Totschlag, bei Landesverrat und einigen Triebdelikten. Daß die Bedeutung der subjektiven Gefährlichkeit bei den einzelnen Hauptdeliktsgruppen eine wesentlich verschiedene ist und bestimmte Stufen aufweist, läßt sich aus der Tafel nicht mit derselben Sicherheit ersehen, wie bei den beiden anderen Gefährlichkeitssymptomen, der moralischen Verwerflichkeit und der objektiven Gefähr-

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Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 17 I

lichkeit, bei denen die Gegensätze jedenfalls augenfälliger sind; der Grad d e r materialen Schuld t r i t t allerdings bei den einzelnen Delikten in sichtbarer Verschiedenheit auf. Zu den wichtigsten E r k e n n t n i s s e n , zu denen die vorstehenden Ausführungen gelangten, darf m a n die folgenden bezeichnen: 1. D e r SchwerpunktderkriminellenGefährlichkeitliegt bei den am s t ä r k s t e n w i l l e n s b e d i n g t e n Nutz - und N o t d e l i k t e n ; die wenigen u n d höchst seltenen Spitzen im Gebiet der reinen Angriffsdelikte verschwinden in der Tülle der Gesamtkriminalität. — 2. D a s e n t s c h e i d e n d e S y m p t o m i s t d i e c h r o n i s c h e N e i g u n g s k r i m i n a l i t ä t ; dazu t r i t t noch die G r a s s i e r u n g s t e n d e n z. — 3. D e r ausschlaggebende Maßstab ist die moralische Verwerflichkeit der T a t ; die Kriminalität ist daher a n i h r e m i n n e r s t e n K e r n , a n ihrer tiefsten Wurzel, a m K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r , zu erfassen. E r s t in zweiter Linie t r e t e n die äußere Gefährlichkeit der T a t u n d die subjektive Gefährlichkeit des Täters hinzu. Auf sie den Schwerpunkt zu verlegen, hieße an der Oberfläche der kriminellen Erscheinungen zu verbleiben.

§ 17. Die Vorstrafen und Vorbestraften I. Problem and Aufgaben Die Vorstrafenlisten bilden von altersher eines der beliebtesten Arbeitsmittel für die Strafzumessungspraxis und die Kriminalpolitik; es genügt aber nicht, sich auf die Vorstrafen, wie es meist geschieht, als strafschärfend oder -mildernd zn berufen oder aus ihnen die Notwendigkeit gewisser Bekämpfungs-, Sicherungsoder Erziehungsmittel herzuleiten. Und völlig unzureichend ist es, wenn die Kriminologen gewisse statistische Erhebungen über Zahl, Art und Entwicklung der Vorstrafen für ihre „Deutung" zugrunde legen, um aus ihrer Eigenart irgendwelche Erkenntnisse zu gewinnen, die je nach der Eigenart der Vorstrafen auf den verschiedensten Gebieten liegen können. So werden sie, um beliebig einige Aufgaben herauszugreifen, gern verwendet bald für die soziale Prognose, bald für die Einreihung des Verbrechers in einen echten Tätertyp oder einen Mischtyp, bald für die Erkenntnis des Charakters eines Menschen oder für seine Entwicklung, bald für die Einsicht in die Bewegung oder das derzeitige Niveau der Kriminalität eines Landes oder Bezirkes, bald für die Einwirkung der bekannten persönlichen oder Umweltverhältnisse auf die Kriminalität: Lebensalter, Beruf, Wirtschaftslage, Politik usw. Gewiß kann man derartige Erkenntnisse aus den Vorstrafenlisten herauslesen; und es wäre einseitig, wollte man das so überaus fruchtbare Tatsachenmaterial auf den Rückfall beschränken und etwa Vorbestrafte und Rückfällige (also chronische Kriminelle) einfach gleichsetzen. Vielmehr kann man in der Tat die Vorstrafenlisten bei der Lösung der verschiedensten Aufgaben der Kriminologie, der prozessualen Schuldfeststellung, der Strafbemessung, der

§17 II

Die Vorstrafen

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Bekämpfung und des Strafvollzugs mit Erfolg heranziehen, wie wir in obigen Kapiteln vielfach auf die Vorstrafen verwiesen haben. Die immittelbare Bedeutung der Vorstrafen besteht aber, wie oben zu § 12 I I I bemerkt wurde, in der statistisch allein möglichen E r f a s s u n g von S y m p t o m e n u n d I n d i z i e n f ü r die Gef ä h r l i c h k e i t von Täter und Tat, also in der exaktwissenschaftlichen Bestimmung k r i m i n e l l e r U n w e r t g r ö ß e n , von denen aus zunächst die E i n s t u f u n g i n T y p e n , ferner die gebotene B e h a n d l u n g s w e i s e , endlich die E r m i t t l u n g d e r E n t f a l t u n g d e s K r i m i n a I i t ä t s e r r e g e r s und die s o z i a l e P r o g n o s e zu einem gewissen Grade ermöglicht werden. Es verschlingen sich daher in diesem Kapitel die mannigfaltigsten Themen der Kriminologie, und man gewinnt einen Einblick in ihre gegenseitigen Beziehungen und Wechselwirkungen, lernt sie somit zum Teil erst selbst im Zusammenhang mit anderen Problemen kennen. Kein Wunder, daß die Frage der Vorstrafen wie der Vorbestraften sich immer zunehmenderer Beliebtheit erfreut. Allerdings läßt sie sich ohne die vorhergehenden Untersuchungen, insbesondere ohne das Hilfsmittel der kriminellen Unwertgrößen, nicht befriedigend erledigen. Aus dieser Auffassung des Problems folgt ein Doppeltes: die Kernpunkte der Frage der Vorstrafen haben wir bereits oben §§ 12/6 erledigt, ohne daß dort auf die statistischen Belege zurückgegriffen wurde; im Folgenden sind vorwiegend gerade diese statistischen Unterlagen zu bieten, die Beziehungen und Zusammenhänge einiger Hauptthemen darzulegen und im übrigen Ergänzungen und Berichtigungen namentlich in spezieller, regionaler oder entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht zu geben. Es werden also die Symptome und Indizien in einer Weise behandelt, als wären sie selbst das Untersuchungsziel, während die Behandlung der Wesenheiten, für die sie nur Symptome und Indizien sind, bereits in Sachzusammenhängen vorweggenommen wurde. Anderseits muß auf ein erst später zu behandelndes Kapitel, die Bewegung der Kriminalität im Reich und in Bezirken, schon hier für die Frage der Vorstrafen eingegangen werden; in diesem Vorgreifen besteht kein methodischer Mangel, sondern drückt sich nur der Zusammenhang aller dieser Einzelfragen unter dem Gesichtspunkt der Vorstrafen aus, deren Würdigung sich auch für den 2. Teil (§§ 25 ff.) als überaus fruchtbar erweist. II. Leitsätze für Auslegung; und Auswertung von Vorstrafenlisten 1. Z i e l e : a) Es sind möglichst sichere Schlüsse aus der Strafliste auf die G e f ä h r l i c h k e i t des sie betreffenden Täters und seiner letzten Tat zu ziehen, und zwar aa) auf die den Täter und sein Verhalten beeinflussenden Kräfte und auf die E i n f l u ß s t ä r k e n : auf die Art und Stärke seines freien und schöpferischen, bösen wie guten W i 1 -

320 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie) § 17 IIS 1 e n s, auf seine sonstigen p e r s ö n l i c h e n V e r h ä l t n i s s e (Anlage und Erbgut, Einflüsse durch Alter und Geschlecht, Beruf und Bildung usw.) sowie auf die Einflüsse durch seine natürliche, soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische U m w e l t ; bb) auf die v o m T ä t e r a u s g e h e n d e n B e e i n f l u s s u n g e n seiner Umwelt, seiner Opfer und mutmaßlicher anderer Täter. — b) Uber den Inhalt der einzelnen, zur Würdigung von Täter und Tat vorgelegten Strafliste hinaus ist zu forschen, ob sie t y p i s c h e B e d e u t u n g f ü r a n d e r e T ä t e r u n d T a t e n ähnlicher Art besitzt. Von hier aus vermag eine vereinzelte Strafliste im Verein mit anderen verwandten Straflisten einen Rückschluß zu gewähren bald auf einen D e l i k t s t y p , bald auf einen T ä t e r t y p , bald auf den t y p i s c h e n V e r l a u f einer gewissen Kriminalität, der Gewohnheits- oder der Gewerbsmäßigkeit. Von hier aus gesehen kann man einige t y p i s c h e V o r s t r a f e n l i s t e n unterscheiden : r e i n e , s t a r k g e m i s c h t e oder schwach, etwa h a l b g e m i s c h t e , je nach dem Grad, in dem sie einen Deliktstyp mehr oder weniger rein verkörpern. So gibt es typische Vorstrafenlisten speziell für Betrüger oder für Einbrecher (artgleiche Rückfälle), aber auch allgemein für die Betrugs- und Fälschergruppe (artverwandte Rückfälle), oder für Gewohnheitsverbrecher (Nutz- und Nottyp, Schwächetyp), oder für Gewerbs- und Berufsverbrecher (reiner Nutztyp). Aber auch im Bereich der akuten Kriminalität gibt es typische Straflisten; sofern nicht ein subakuter Verlauf von Gewalt- und Roheitsdelikten vorliegt (Affekt-, planmäßige und schließlich artverwandte Rückfallsdelikte), kommen nur gemischte Straflisten in Betracht, in denen sich alle Typen der akuten Kriminalität, von den Zufalls- bis zu den Absichtsdelikten vereinigen können. — c) Die Vorbestraften sind über die Würdigung einzelner Fälle hinaus auch für die Beurteilung der G e s a m t k r i m i n a l i t ä t von Bedeutung; ihre Berücksichtigung ist für deren richtige Einschätzung unerläßlich. Denn die rein zahlenmäßige Zunahme oder Abnahme besagt nichts über den wahren Stand der Kriminalität eines Volkes oder einer Zeitepoche; vielmehr ist zu erforschen, ob auch die Vorbestraften und vor allem welche Vorbestraften an der Zu- oder Abnahme teilgenommen haben. Die von der KrimStat. gebotene Heraushebung der einfach und der mehr als viermal Vorbestraften läßt sich wenigstens zum Teil auswerten; wünschenswert sind feinere Unterscheidung, in denen wiederum nicht gezählt, sondern gewogen wird. Auch hier ist es notwendig, die Delikts-, die Täter- und die Verlaufstypen einzusetzen. Hierüber vgl. unten § 26. — d) Das letzte Ziel muß sein, soziale Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Hierüber vgl. unten § 33. 2. B e w e r t u n g u n d B e h a n d l u n g d e r V o r b e s t r a f t e n nach ihren Straflisten. Kann man bestimmte belastende Merkmale (abgesehen von der Schwere der einzelnen Deliktstypen) den Straflisten

§17112

Die Vorstrafen

321

entnehmen? Man hat versucht, solche Kennzeichen, die allgemein belasten sollen, aufzustellen; aber man übersieht, daß in zahlreichen Fällen bei ihrem Gegenteil eine Belastung ebenfalls eintreten kann, wenn auch nach anderer Richtung. a) Belastend wirkt vor allem natürlich die v e r m e h r t e u n d r e g e l m ä ß i g e Wiederkehr von Delikten, d. i. eben jene gefährliche Häufung und Stetigkeit. Anderseits kann belasten auch das sprunghafte, unvermutete Auftreten neuer Delikte, vielleicht nach geraumer Zeit: meist ein Zeichen für unberechenbares Verhalten des Täters, für nur scheinbare Besserung und für schwierige Erziehbarkeit. b) Belastend wirkt allemal das f r ü h e A u f t r e t e n a t y p i s c h e r D e l i k t e , die regelmäßig erst in späteren Lebensjahren auftreten, wie Betrug, Urkundenfälschung, Hehlerei, auch wohl Unterschlagung und Erpressung. Die Belastung verringert sich allerdings um einiges, wenn der Täter vorzeitig in Berufe gedrängt wird, denen jene Delikte adäquat und seine eigenen Kräfte nicht gewachsen sind. Was belastet, ist im Grunde das Atypische; es kann auch andere Verhältnisse als das Lebensalter betreffen, so den Beruf, die wirtschaftliche Lage, die Bildung, die natürliche Umwelt, die politische Lage. Wer ein Delikt begeht, das bei seinen persönlichen und seinen Umweltverhältnissen als völlig fernliegend, als gänzlich anomal erscheint, ist zweifellos umso stärker beschwert; hier wirkt belastend der intensive verbrecherische Wille, die Wendigkeit, die Anpassung an neue, ungewohnte Lagen. E s ist daher irrig oder wenigstens einseitig, wenn manche Autoren (Mezger u. a.) die Persönlichkeitsadäquanz als Symptom für schwere Schuld auffassen. Umgekehrt kann aber auch das T y p i s c h e belasten, das den persönlichen oder den Umweltverhältnissen entspricht: ein Zeichen für Willensschwäche, für labiles, triebhaftes Verhalten und wiederum für Schwererziehbarkeit. c) Daher kann nicht nur die s t a r k g e m i s c h t e , sondern auch die r e i c h e u n d r e i n e (gleichartige) V o r s t r a f e n l i s t e beschweren. Eine reiche und reine Liste kann aber auch einen günstigen oder wenigstens einen nicht ungünstigen Verlauf anzeigen: die kriminelle Kraft kann erlahmen; die Fälle lassen nicht die anfangs befürchtete Steigerung erkennen, sondern ein Sinken und Nachlassen der Energie, mögen die Fälle im Ergebnis noch immer dem alten Fahrwasser angehören (abgestumpfter Gewohnheitsdieb). d) Belastend wirkt (meist, nicht immer) die K ü r z e d e r R ü c k f a l l s i n t e r v a l l e ; der Täter vermag sich nicht aus eigener Kraft längere Zeit straffrei zu halten, wobei dahingestellt bleibt, welcher Art die früheren und späteren Delikte sind. Lediglich die Dauer des Strafvollzugs und einer etwa sonstigen Internierung ist in Beziehung zur Schnelligkeit der erneuten Straffälligkeit zu setzen, wobei die entscheidende Frage lautet: Hat die Anstaltszeit, insbesondere die Strafver21 Sauer, Krimlsotogie

322 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 17 II 2

büßung, auf die sittliche Lebensführung des Verurteilten günstig eingewirkt, und wie lange? Allerdings gibt es selbst bei diesem generellen Symptom Ausnahmen: eine höchst ungünstige Umweltlage, Arbeitslosigkeit, mangelnde Unterstützung, unerträgliche Familienverhältnisse, schlechter Gesundheitszustand können den Täter erneut in die Arme der Strafanstalt als einzige Rettung treiben, zumal wenn der Täter in jüngeren Jahren steht und auch sonst hilfsbedürftig ist. Eine schematische Behandlung der Straflisten, insbesondere der Intervallen als einfacher Rechengrößen, wäre auch hier verfehlt. Rückfallsintervalle bedeutet den Zeitraum zwischen Eintritt der Rechtskraft des vorhergehenden Urteils und der darauf folgenden Straftat unter Abzug der Zeit der Freiheitsstrafverbüßung und einer etwaigen behördlichen Anstaltsverwahrung. Nur möglich, aber für kriminologisch-prognostische Aufgaben ausreichend ist ungefähre, wahrscheinliche Bestimmung der Intervalle; die Fehler liegen notwendig in Folgendem: In den Straflisten ist nur der Zeitpunkt der Verurteilung, leider nicht der der Straftat angegeben; insofern sind die b e r e c h n e t e n Intervalle immer länger, als sie tatsächlich sind (also ein Fehler zugunsten der Täter). Mitunter fehlt in den Straflisten ein Vermerk über den Zeitpunkt der Strafverb üßung; er muß alsdann ungefähr berechnet werden, wobei mögliche Unterbrechungen der Strafhaft außer Ansatz bleiben (auch dieser Fehler kann sich zugunsten der Täter auswirken). Unschädlich ist der darin liegende geringe Fehler, daß nur die Zeit der ersten Verurteilung, nicht der Eintritt der Rechtskraft notiert wirdl).

e) Belastend wirken kann endlich eine i n t e r l o k a l e V o r s t r a f e n 1 i s t e mit häufigem Wechsel von Tat-, Wohn- oder Aburteilungsort, soweit die Veränderung nicht aus beruflichen, sozialen, politischen oder kulturellen Gründen gerechtfertigt wird, sondern auf Berufsuntaugächkeit, Wandertrieb, Unrast, Unstetheit, Neuerungsverlangen oder auf Mangel an Fleiß, Arbeitsamkeit und Ausdauer beruht. Oft strebt der Täter vorsorglich oder planlos dahin, seine eigene Person und seine Vergangenheit zu verschleiern, gewisse Taten nicht bekannt werden zu lassen oder gar bestimmte Vorgänge aus seinem Leben der Kenntnis der Behöiden zu entziehen: T e n d e n z z u r L a t e n z . Krimineller Verdacht besteht immer, wenn die Zeiten der einzelnen Gerichtsurteile zu nahe und wenn umgekehrt die Orte zu getrennt von einander liegen und zu weite Sprünge in buntem Wechsel aufweisen. Selbst dieser räum.ich oiientierte Grund kann eine ungünstige Antipode aufweisen; eine reiche und regional überaus gleichförmige Strafliste kann schlecht zu deuten sein: Indolenz und Bequemlichkeit des Täters, ungesunde Beharrlichkeit bis zur Trägkeit, Willensschwäche und Gleichgültigkeit bis zur Pfiichtvernachlässigung. Auch hieiin liegt eine gewisse Tendenz zur Latenz. i) Zum Vorstehenden vgl. Wend Untersuchungen an Strailisten vielfach rückfalliger Verbrecher 193S (KrimAbh. H. 23) S. 50; Bernhard Helmann Der Betrug der Vorbestraften 1942 (Dlss. Münster, abgeschlossen, z. Z. ungedruckt) zu II C 7.

§ 17 III

Die Vorstrafen

323

Aus dieser Ubersicht geht hervor, daß vor schematischer Anwendung bestimmter Regeln zu warnen ist; die meisten Belastungsgründe können, wenn sie in ihr Gegenteil umschlagen, ebenfalls belastend wirken, wenn auch in anderer Richtung. Es bedarf daher möglichster Differenzierung und Klarlegung der Urgründe. 3. A r b e i t s t e c h n i s c h e s . Bei der Auslegung von Vorstrafenlisten ist von deren Ungenauigkeit und UnVollständigkeit grundsätzlich auszugehen. Namentlich solche Listen, die eine Tendenz zu Delikten der Betrugsgruppe (einschließlich Verleumdung und Brandstiftung), auch der Unterschlagungs- und der Hehlereigruppe, vermuten lassen, ist mit der Möglichkeit solcher Delikte zu rechnen, die an sich eine hohe Latenz besitzen. In der Strafliste tritt die erste Bestrafung eines routinierten Betrügers oder sonstigen Schwerverbrechers oft erst spät auf; das spricht meist für bisherige hohe Latenz der Kriminalität. 4. E r g e b n i s s e u n d K o n t r o l l e . a) Der normale Verlauf chronischer Schwerkriminalität beginnt mit Diebstahl oder einigen Gewalt- oder einigen reinen Trieb- und Schwächedelikten und reift verhältnismäßig früh zum Betrug oder einem verwandten Delikt heran, wenn er nicht schon mit Betrug beginnt. Später erstarken immer mehr die Delikte der Betrugs- oder einer verwandten Nutzdeliktsgruppe. Alsdann treten die Schwäche- und Triebdelikte stärker hervor. Dieser Gang entspiicht im ganzen dem Wesen und der Entwicklung des K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r s . Aber von dieser „Normalität" weicht der findige, anpassungsfähige und schöpferische Kriminelle mitunter äußerlich ab, während der Kriminalitätserreger im Verborgenen weiter wirkt, um zu seiner Zeit wieder hervorzubrechen. Dieser n o r m a l e u n d a b n o r J t n e V e r l a u f läßt sich in gleicher Weise aus den Vorstrafenlisten erweisen. b) Die Vorstrafen bieten eine ausgezeichnete Kontrolle für die Präge, ob die f r ü h e r e n G e r i c h t e i h r e r A u f g a b e g e n ü g t h a b e n , ob die verhängte Strafe zu niedrig bemessen war, auch wohl ob eine höhere Strafe und ob Sicherungs- und Besserungsmaßregeln erfolgreicher gewesen wären. Aus den Straflisten kann man mitunter auch ersehen, ob die damaligen Richter die zutreffende Prognose gestellt haben, aber auch ob sie zu ihr überhaupt fähig gewesen sind, ob nicht das sprunghafte Verhalten des Täters eine einigermaßen sichere Prognose schlechthin abschnitt. Die Vorstrafenlisten lassen die kriminologische Schulung und Erfahrung aller Organe der Strafjustiz ersehen. i n . Entwicklung und Stand der Vorstrafen Im allgemeinen Die Entwicklung der Vorbestraften wird im Rahmen der Entwicklung der Gesamtkriminalität unten §§ 25 dargestellt. Wir verweisen hier auf die häufigen Tabellen der einschlägigen Schriften, insbesondere

324 Tatsächl. Gefährlichkeit v. Tat u. Täter (Normative Kriminologie)

§ 17 III 1

Roesner in HWKrim. I I 1936 S. 1001 ff., 1009/11 m. w. Lit.i), ferner auf die Portsetzung für die Jahre 1932 bis 1939 in unserer folgenden Übersicht in Tafel 39 für einzelne Delikte. Die Ergebnisse in Form der für das Reich gewonnenen Zahlen erweisen sich auch hier als unzureichend, es bedarf der Differenzierung in einzelne Deliktstypen und ausgedehnter Einzelforschung (einige Untersuchungen werden unter IV mitgeteilt). 1. Als a l l g e m e i n e E r g e b n i s s e dürfen die folgenden verzeichnet werden. a) D a u e r n d e Z u n a h m e d e s A n t e i l s d e r V o r b e s t r a f t e n an den Gesamtverurteilten in zwei einander sehr ähnlichen, vom ersten Weltkrieg unterbrochenen Reihen, also von 1882 bis 1913 (mit dem Höhepunkt 1909), dann starker Rückgang, und erneut ein Anstieg mit annähernd gleichem Ausgang bis annähernd gleicher Höhe, woran sich ein wellenförmiger Rückgang anschließt (zur Zeit ermittelt bis 1939). Die Kriminalitätsziffern (berechnet auf 100 000 der jeweiligen strafmündigen Bevölkerung) der Gesamtverurteilten halten sich bekanntlich im ganzen, von einem geringerem Auf und Nieder abgesehen, auf der gleichen Höhe mit einem zeitweiligen leichten Anstieg. Dagegen zeigen die K r i m i n a l i t ä t s z i f f e r n d e r V o r b e s t r a f t e n ein s t e t i g e s S t e i g e n mit einem zeitweilig geringen Rückgang von 1882 bis 1913 (mit dem Höhepunkt 1908) und sodann ähnlich von 1920 bis 1932. Diesen beiden Reihen entspricht ein ebenso s t e t i g e r R ü c k g a n g d e r E r s t b e s t r a f t e n . Ob diese Zunahme der Vorbestraften vorwiegend, wie das Stat. Reichsamt annimmt (HWKrim. I I 1009), auf eine mit Vervollkommnung des Strafregisters genauere Erfassung der Vorbestrafungen zurückzuführen ist, erscheint mehr als zweifelhaft; die Zunahme der chronischen Kriminalität suchte dieses Buch ätiologisch zu erklären und sah die wichtigsten Gründe in den wirtschaftlichen Verhältnissen, die keineswegs immer ungünstig zu sein brauchen, sowie vor allem in der moralischen Haltung des einzelnen Willens. Allerdings bedarf es zu dieser Erkenntnis einer Differenzierung der Deliktstypen und der Einzelforschung. b) Das Bild der chronischen Kriminalität verschlechtert sich noch ungleich mehr mit der Erkenntnis, daß die m e h r m a l s Vorbestraften eine verhältnismäßig stärkere Zunahme aufweisen; j e m e h r e i n V o r l e b e n s c h o n k r i m i n e l l b e l a s t e t war, u m s o h ä u figer und leichter wird der V e r u r t e i l t e erneut s t r a f f ä l l i g . Dieser Urtyp des Chronischen verwirklicht sich im Lauf der Jahre immer reiner. i) Außerdem vor allem Ernst Richter Die Entwicklung der Kriminalität der Vorbestraften 1914/36, Strafr. Abh. H. 390, Dlss. Hamburg 1938 S. 22/27, sowie Hans Heinz Herold Die Kriminalität der Vorbestraften, KrimAbh. H. 34, Diss. München 1938, S. 15 ff.

Die Vorstrafen

§ 17 III 1

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396 Behandlung v. Tat u. Täter (Prakt. Kriminologie u. Kriminalpolitik)

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Hauptgrappen der Kriminalität in Deutschland

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508

Die räumliche Verteilung der Kriminalität (Regionale Kriminologie) § 311, I I

c) Aus dem Jahre 1 9 3 3 bringen wir vier Tafeln (62—65) über die w i c h t i g s t e n D e l i k t e und p e r s ö n l i c h e n V e r h ä l t n i s s e , geordnet nach O b e r l a n d e s g e r i c h t s b e z i r k e n , nach Roesner MonSchr. 1937 zwecks Vervollständigung des bisher gewonnenen Bildes namentlich für Preußen, zugleich um den Wandel zu zeigen, wobei natürlich mancherlei Mängel und Schwierigkeiten in den Kauf genommen werden müssen. Denn die Gerichtsbezirke decken sich nicht mit den Ländern, Provinzen und Regierungsbezirken (Übersicht bei Roesner S. 313); ferner ist das Jahr 1933 als Ubergangszeit kein sehr geeignetes Beurteilüngsobjekt, abgesehen von der späteren Art der Bearbeitung, die von der bisherigen Methode in mehrfacher Hinsicht abwich (über gewisse Bedenken vgl. § 30). So wird die Kriminalitätsziffer 1933 auf die Gesamtbevölkerung, in der früheren Zeit auf die strafmündige Zivilbevölkerung bezogen. Schon aus diesen Gründen -können wir diese ausführlichen Tabellen nicht als alleinige Grundlage, sondern nur zur Ergänzung verwerten. Aber aus dem Zusammenhalt ergibt sich doch ein ungefähres Bild. d) Um so notwendiger erscheinen auch aus diesen Gründen zur weiteren Ergänzung sowie zur Nachprüfung des vorliegenden allgemeinen Materials E i n z e l u n t e r s u c h u n g e n über kleinere Gerichtsbezirke. Sie liegen zur Zeit dank der Zusammenarbeit verschiedener Autoren bereits in ansehnlicher Zahl vor, wenn wir von dem erstrebten Ziel auch noch weit entfernt sind, was natürlich eine vorläufige Zusammenfassung und Würdigung nicht hindern darf. Die Sonderuntersuchungen über einzelne Bezirke bringen erst die in jenen erstgenannten allgemeinen Aufstellungen zu vermissende Spezialisierung der Deliktstypen und der Tätertypen (Vorbestraften). Förderlich und ergiebig ist besonders die Beobachtung der Unterschlagung, eines feinen Gradmessers für die Moralität. II. Regionale Vorfragen Vorweg zu behandeln ist der aus der Tafel 59 ersichtliche Unterschied von S t a d t u n d L a n d . Die Kriminalität ist in der Stadt höher; eine Ausnahme macht nur die gefährliche Körperverletzung, die insoweit typisch für die Gewalt- und Roheitsdelikte sein dürfte. Eine Ausnahme hiervon (also Überwiegen der Stadt) bei dem Roheitsdelikt bilden die durchweg in Norddeutschland gelegenen Städte: Posen, Breslau, Liegnitz, Rostock, Kiel, Bielefeld, Münster, Magdeburg, Halle. Die Roheit setzt sich hiernach im Norden und in der Mitte auch unter der städtischen Bevölkerung fort, zu der man die größere Bildung und die höhere Kultur rechnen darf. Im Norden und in der Mitte sind also Bildung und Kultur in höherem Maße kriminell belastet, als im Süden. Man darf nicht die im Norden stärker verbreitete Industrie, also die Arbeiterschaft, aber auch nicht den Alkohol verantwortlich machen. Denn keineswegs sind es die großen Industriezentren, die ein Überwiegen der Roheitskriminalität (Fortsetzung des Textes aut Seite 519)

509

Hauptgruppen der Kriminalität in Deutschland

§311,11

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II. Nutz- und Notdelikte

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Hauptgruppen der Kriminalität in Deutschland

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§ 31 I, II 511

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512 Die räumliche Verteilung der Kriminalität (Regionale Kriminologie) § 311, I I

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§ 311, II

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514 Die räumliche Verteilung der Kriminalität (Regionale Kriminologie) § 311, I I

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Hauptgruppen der Kriminalität in Deutschland

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§ 35 A X I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

585

T a f e l 80 Berufe der Verurteilten wegen Betruges!) in 404 Fällen Anzahl

°/o

Erwerbstätige

Erwerbslos«

Frauen

Ehemänner »erurtellter Frouen

Anzahl

Landwirte davon: Selbständig Unselbständig . . . . Beamte Selbständige Gewerbetreibende Kaufmännische und technische Angestellte Vertreter und Handlungsreisende Händler Selbständige Handwerker . . . Gesellen und Lehrlinge . . . . Arbeiter davon: Gelernte Ungelernte Ehefrauen Berufslose

24 9 15 6 49 45 103 21 24 30 76 40 36 20 6

5,9 2,2 3,7 1,5 12,1

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2

2



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1

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18,8

9,9 8,9 5,0 1,5





11,2 25,2

5,2 5,9 7,4

4 4



1 —











3



T a f e l 81 Wohnort der Verurteilten wegen Betruges in 404 Fällen Groß- und Mittelstadt 49 % Kleinstadt 15,9% Land 31,9% Ohne festen Wohnsitz 3,2% T a f e l 82 Stellung der Betrogenen Selbständige Gewerbetreibende Beamte, Behörden, Versioherungsinstitute Angehörige freier Berufe Kaufmännische und technische Angestellte Landwirte Selbständige Handwerker Arbeiter Rentner Frauen davon Haustöchter und Hausgehilfinnen i) Verschwindende Ziffern in den Fällen der §8 264a, 265, 265a.

42,1% 15,6% 1,2% 4,5% 12,9% 5,4% 3,0% 2,0% 13,4% 7,3%

586

Anhang

§35 A X I

T a f e l 83 Vielfach Vorbestrafte wegen Betruges 1—3 mal

4—9 mal

10 mal und mehr

überhaupt

Anzahl

128

75

45

248

%

31,7

18,6

11,1

61

T a f e l 84 Art und Häufigkeit der Vorstrafen

Betrug Urkundenfälschung . . Unterschlagung.... Diebstahl Beleidigung Körperverletzung . . . Gewerbevergehen . . . Betteln, Landstreichen Kraftfahrvergehen . . Hehlerei Sachbeschädigung . . Widerstand Hausfriedensbruch . . Zoll- und DevisenPfandbruch Erpressung Begünstigung . . . . Steuervergehen . . . . Sittlichkeitsverbrechen Bedrohung

Alle Verurteilten zusammen

Die 138 Betrugsvorbestraften

Anzahl

°/o

Anzahl

°/o

Anzahl

%

404

100

138

100

45

100

215

53,2

89

31,2

78

64,5 56,5

29

126

29

64,4 64,4

123

30,4

62

88,9

11,1 10,6

30

44,9 21,7

40

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16

35,6

25

18,1

16

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22

15,9

13

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31

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18

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12

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10

22,2

25

6,2

17

12,2

7

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23

10

7,2

2

4,4

22

5,7 5,4

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8

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4,0

13 11

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16

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10

22,2

11

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5

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2

1,4

43 40

4

Die 45 Viel- (10 und mehr) Vorbestraften

6

13,3 —







Urkundenfälschung kommt fast nur in Verbindung mit Betrug vor. Unter den Diebstählen befinden sich viele Fälle, die kriminologisch Unterschlagung sind; unter den Beleidigungen begegnen häufig üble Nachrede, auch Verleumdung: zugleich ein Zeichen für die kriminologische Verwandtschaft dieser Delikte. Mit

§ 35 A X I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

587

3 Fällen und weniger erscheinen noch Raub, Meineid, Brandstiftung, Münzdelikte, Glücksspiel, Wucher, Abtreibung, Kindesunterschiebung, versuchter Mord, so daß die Vorstrafenlisten oft als stark gemischt erscheinen. Der bunte Charakter der Strafliste läßt auch auf die Wendigkeit und Vielseitigkeit des Täters sohließein. Im ganzen ist trotz aller Abweichungen in Zahl und Reihenfolge die Ähnlichkeit mit anderen Bezirken (oben I, II) unverkennbar.

T a f e l 85 Rückfallsgeschwindigkeit bei mindestens 3 Strafen Von 126 Betrügern wurden wieder bestraft nach der ersten zwischen vorletzter und Verurteilung letzter Verurteilung im gleichen Jahr . . nach 1 Jahr . . . .

5 0 = 39,7%

5 6 = 44,4%

30 = 23,8%

2 5 = 19,3%

nach 2 Jahren

. . .

1 5 = 11,9%

1 6 = 12,7%

nach 3 Jahren nach 4 Jahren

. . . . . .

9= 6=

7,1% 4,8%

10= 7=

7,9% 5,6%

nach 5 Jahren . . . nach mehr als 5 Jahren

7=

5,6%

'9=

7,1%

1= 11=

0,8% 8,7%

Diese Ergebnisse sind ungünstiger als im Reich (nach einer älteren Berechnung des Stat. Reichsamts).

T a f e l 86 Behandlung wegen Betruges Zuchthaus

% im Reich (1935) im Berichtsbezirk . . .

Gefängnis 1 Jahr u. mehr

%

3 Mon. unter bis 1 Jahr 3 Mon.

Geldstrafe

Sicherungsverwahrung

%

%

%

Zahl

4,5

7,1

22,1

31,6

34,6

368

4,7

11,6

37,4

32,9

13,4

6

588

Anhang

T a f e l 87 Lebensalter

16—18 18—21 21—25 25—30 30—35 35-40 40—50 50—60 60—70 über 70

insgesamt

T a f e l 88

§ 35 A X I

Betrugstypen nach Altersklassen Täter insgesamt

Unterstützungsbetrüger

1 16 49 80 84 71 62 28 9 4

2 3 1 —

404

35



Heirats. . Schwindler

„ , . , Hochstapler



1 3 5



1 1 3

11 9

— 1 2

8 3 2 1

Zech- und Logisbetrüger — —



3 5 3



2 2 1

6

2 — 2







19

7



22

Betrugstypen nach Vorstrafen

Vorbestraft sind wegen Betrug Urkundenfälschung . . . . Unterschlagung u. Untreue . Diebstahl Beleidigung Körperverletzung Gewerbevergehen Betteln u. Landstreichen . . Hehlerei Sachbeschädigung Widerstand Zoll- u. Devisenvergehen . . Pfandbruch Fahnenflucht Begünstigung Steuervergehen Sittlichkeitsdelikte Bedrohung Eidesdelikte Glücksspiel Bestechung Erpressung

Unterstützungsbetrüger

Heiratsschwindler

Hochstapler

/o

V /o

V /o

10,0 — 20,0 60,0 20,0 30,0 — 20,0 — 10,0 10,0 — — — — — — 10,0 — — — —

50,0

100 66,7 66,7

14,3 57,1 50,0 21,4 21,4 14,3 7,1 —

7,1 14,3 7,1

16,7 33,3

Zech- u. Logisbetrüger /o

84.2 36,8 47.3

63,1

15,8



16,7 —

16,7

15,8

21,0 15,8

— —

10,5 16,7



10,5 5,3 5,3 5,3

16,7 7,1

7,1



I

5,3 5,3

§ 35 A X I

589

Regionale Differentialdiagnoaen und Sozialprognosen

Beurteilung und Maßstäbe Nach Ansicht des Bearbeiters ist am mildesten der Unterstützungsbetrug zu bewerten, weil er meist aus Not begangen wird. Dagegen hat das Gericht in einem offenbar schwer liegenden Fall gegen einen schon 6mal vorbestraften Täter (darunter 3mal mit Gefängnis bis zu 1 Monat wegen Unterschlagung) 1 Monat Gefängnis wegen Urkundenfälschung und Betrug (ein erster Betrugsfall!) gegeben. Wie wenig diese milde Strafe genützt hat, zeigt die weitere Entwicklung des Täters: erst bei der 12. Straftat erscheint Zuchthaus wegen Rüokfallbetruges, hierauf noch 2mal Rückfallbetrug und erst dann Sicherungsverwahrung! Ein offenbarer Versager des Geriohts. Schwer liegen im allgemeinen Heiratsbetrug, Hochstapelei und Logisbetrug, auch nach Ansicht der Gerichte. Der Bearbeiter stellt wiederholt Ausbeutungstyp fest, dazu „weiträumige Tendenzen". Die stets vorbestraften Hoohstapler haben meist „reine" Straflisten. Aufschlußreich Tafel 89.

T a f e l 89 Vorstrafen von 6 Hochstaplern nach Art und Zahl Täter

1

2

3

4

5

6

wegen: Betrug Unterschlagung Urkundenfälschung . . . Diebstahl Hehlerei Beleidigung

1 — — — — —

6 1 1 — 1 —

2 1 — 1 — 1

3 —• 1 — — —

7 2 1 — — —

17 3 1 — — —

Die Rückfallsintervalle ist fast überall sehr gering. Offenbar ist die Betrugslatenz sehr hoch. Oft hat das Gericht auf Zuchthaus erkannt. Nach Ansicht des Bearbeiters ist aber dem Gericht bei Verhängung der Vorstrafen die Gefährlichkeit des Täters verborgen geblieben; aufschlußreich Tafel 90.

T a f e l 90 Strafen für 3 Hochstapler, die mehr als 5 mal wegen Betrugs vorbestraft waren: Täter 1 2 3

bei der 3. Betrugsverurteilung

bei der 5. Betrugsverurteilung

100 RM Geldstrafe 3 Monate u. 1 Woche Gefängnis 1 Monat Gefängnis

3 Monate Gefängnis 1 Monat Gefängnis (amnestiert!) 6 Monate Gefängnis

590

Anhang

§35 A X I

Mitwirkende Motive bei den Hochstaplern waren oft krankhafte Angeberei und jugendliche Großmannssucht, die allerdings zum Teil strafmildernd wirken mögen. Viele Fehlurteile weist der Bearbeiter bei den gefährlichen, chronisch angelegten Zeoh- und Logisbetrügern nach.

T a f e l 91 Rückfallgeschwindigkeit bei Zechprellern: 19 Vorbestraften und 16 Betrugsvorbestraften weniger als 1 Jahr 1 Jahr

Zeiträume zwischen 1. u. 2. Verurteilung zwischen 1. u. 2. BetrugsVerurteilung

2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre

5 Jahre und mehr

6

3

1

2

3

4

9

2



1



4

T a f e l 92 Behandlung von 22 Zechprellern Zuchthaus

4

Gefängnis "1 Jahr u. mehr

3 Mon. bis 1 Jahr

2

13

Geldstrafe weniger als 3 Mon. 2

SicherungsVerwahrung

1

3

T a f e l 93 Strafen für 11 Zechpreller, die mehr als 5 mal wegen Betrugs vorbestraft waren Täter 1 2 3 4 6 6 7 8 9 10 11

bei der 3. Betrugsverurteilung 1 Jahr Gefängnis 3 Monate Gefängnis X 2 Woohen Gefängnis 4 Monate Gefängnis 5 Monate Gefängnis 3 Monate Gefängnis 1 Jahr 6 Monate Gefängnis 2 Monate Gefängnis 9 Monate Gefängnis 6 Monate Gefängnis X12 Tage Gefängnis

bei der 5. Betrugsverurteilung 9 Monate Gefängnis 6 Monate Gefängnis 6 Monate Gefängnis 1 Jahr 1 Monat Gefängnis 10 Monate Gefängnis X 3 Monate Gefängnis 2 Jahre 6 Monate Gefängnis 6 Monate Gefängnis X 1 Monat Gefängnis 1 Jahr Zuchthaus X 1 Monat Gefängnis

5 35 A XI

591

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

Weitere Typen und deren Bewertung Neben diesen Betrugsspezialtypen werden reine W e s e n s - u n d M i s c h t y p e n unterschieden, letztere mit drei Untergruppen: Tendenz zur Unter" schlagung und Untreue, Tendenz zum Diebstahl und Not- und Schwächetyp» Tendenz zu Angriffstypen. Für diese 4 Gruppen (Kreuzungstypen) werden nach obigem Muster zahlreiche Tafeln aufgestellt im Hinblick auf Lebensalter und Berufe, auf Vorstrafen und Strafhöhen. Die genannten 4 Kreuzungstypen tragen die charakteristischen Merkmale des Tendenztyps, die hiermit ihrerseits von anderem soziologischen Ausgangspunkt gut bestätigt werden. Auffallend ist das frühe Erstarken des reinen Betrugs- und Fälschungstyps in den jüngeren Altersklassen (21.—26. Jahre); der Diebstyp tritt früh auf und erhält sich lange in den späteren Altersklassen. Bei selbständigen Landwirten kommen fast nur der Angriffs-, selten der Diebstyp, die beiden anderen gar nicht vor. Bei Arbeitern überwiegt bei weitem der Diebstyp; es folgt der Angriffstyp. Der reine Betrugstyp und der Verrätertyp stehen voran in den Gruppen: Vertreter, Beisende, dann Gewerbetreibende und Händler. Aus den Tafeln Aber die Altersklassen ergibt sich eine Verlagerung vom Diebstahl mit zunehmendem Alter auf den Betrag; jedoch tritt im höheren Alter wieder ein Bückschlag ein (Schwächetyp!).

T a f e l 94 Beruf und Gesohleoht der Betrüger naoh Kreuzungstypen Gesamtzahl Landwirte selbständig unselbständig Beamte Gewerbetreibende Kaufmännische und technische Angestellt« Vertreter und Reisende Händler Selbständige Handwerker Handwerksgesellen und Lehrlinge . Arbeiter Ehefrauen Berufslose Weibliohe Verurteilte

Reiner Betrugstyp

77

Verrätertyp

30

Diebs- und Nottyp

$9

AngrlKstyp

31

%

%

%

— 6,5 1,3 11,7

— 6,7 — 13,3

1,7 3,4 — 5,1

3,2 3,2 3,2 16,2

9,1 40,3 10,4 7,8 6,5 3,9 1,3 1,3

13,3 36,6 6,7 3,3 3,3 10,0 3,3 5^3

6,8 17,0 11,9 1,7 11,9 39,1 — 1/7

3,2 25,8 9,7 6,5 12,9 16,1 — —

2,8

6,7

1,7

3,2

592

Anhang

§35 A X I

T a f e l 95 Lebensalter der Betrüger nach Kreuzungstypen unter

Lebensjahr

16

zur Zeit der ersten Verurteilung: Reiner Betrugstyp . Verrätertyp . . . Diebs- und Nottyp Angriffstyp . . . . zur Zeit der ersten Betrugsverurteilung: Reiner Betrugstyp . Verrätertyp . . . Diebs- und Nottyp Angriffstyp . . . . zur Zeit der letzten Verurteilung: Reiner Betrugstyp . Verrätertyp . . . Diebs- und Nottyp Angriffstyp . . . .

16-18 18-21 21-25 25-30 30-35 35-40 40-50 50-60

2 —

3 —

8

3 —











1

— —











1

— —



14 6 22 4

22 9 10 7

15 6 8 6

8 7 6 4

6 2 6 4

23 8 12 1

15 5 11 8

18 10 10 5

1 1 4 2

6 2 11 2

20 7 6 9

20 11 12 5

9

3 2



1 3

1 —



fiber

60

— —

1



6

1

8 2 6 1

5 2 10 9

2 1 2 2

14 4 6 1

10 2 15 9

4 3 3 2



— —

1 1

2 —

1 1

T a f e l 96 Vorstrafen der Betrüger nach Kreuzungstypen Bestraft waren im Bezirk Osnabrück von den Betrügern wegen der Haupt, delikte: Reiner Betrugstyp Anzahl o/o

Betrug Urkundenfälschung Unterschlagung und Untreue . . Hehlerei Diebstahl . . . . Angriffsdelikte . . Schwächedelikte .

Verrätertyp Anzahl

°/o

Diebs- und Nottyp Anzahl °/o

77 44

100 57,1

30 19

100 63,3

59 35

100 59,3

39 4 23 18 6

50,7 5,2 29,9 23,4 7,8

30 3 9 2

100 10,0 50,0 6,7

20 9 50 22 15

33,9 15,3 84,7 37,3 25,4





Angritlstyp Anzahl

°/o

31 10

100 32,3









1 31

3,2 100





§ 35 A XI

Regional© Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

593

T a f e l 97 Zahl der Verurteilten Betrüger nach Kreuzungstypen Beiner Betrugstyp Zahl der Verurteilten . . . . Zahl der Verurteilungen . . . Betrug Urkundenfälschung Unterschlagung und Untreue . . Hehlerei Diebstahl . . . . Angriffsdelikte . . Schwächedelikte .

*

Verrätertyp

Diebs- und Nottyp

Angriffstyp

77

30

59

31

498

172

453

90

328 83

72 34

132 42

34 10

49 4 35 36 7

76 3 17 2

33 15 184 54

— — 1 47



22



T a f e l 98

5 Jahre weniger als 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre und mehr 1 Jahr Reiner Betrugstyp: zwischen 1. u. 2. Verurteilung zwischen letzter u. vorletzter Verurteilung . . Angriffstyp

19

13

2

2

18

14

4

3

6

5

6



3 —

7 7

4

12

Der Verräter- sowie der Delikts- und Nottyp folgen den allgemein üblichen Intervallen mit etwa gleichmäßigen Ziffern. Groß ist der Unterschied besonders beim Angriffstyp; hier sind die Täter mit kurzen und mit langen Intervallen fast genau in zwei Hälften geteilt (mit Grenze zwischen 2 und 3 Jahren): eine Eigenart der Angriffsdelikte mit ihren starken Differenzen zwischen gefährlichen und leichteren Fällen. 38 Sauer, Kr.'m'nüUgi«

694

§ 35 A

Anhang

xn

T a f e l 99 Strafen gegen Betrüger nach Kreuzungstypen Zuchthaus Zuchthaus m. (¡barhaupt Skhirvngs- 1 Jahr varwahrung und mthr

A. Beiner Betrugstyp erste Betrugstat . letzte Betrugstat B. Verrätertyp . . . C. Diebs- und Nottyp D . Angriffstyp . . .

3 4 4

Beiner Betrugstyp Vielvorbestrafter 1. Betrugstat . . . 2. Betrugstat . . . 3. Betrugstat . . . . . 4. Betrugstat . . . . .



. . —



1 1





Gaföngnis untar 3-12 Mon. 3 Monat«

1 17 3 7 2

21 16 28 11

17 10

1 1 1 3

5 8 11 16

15 14 16 12

37

Galditrafa

30 15

7

25 5

12 10 4 I

Auffallend ist die große Milde gegen die ersten Taten im reinen Betrugstyp. Etwas strenger wurde der Verrätertyp, z. T. auch der Diebstahl behandelt. XH. Betrug, Schmuggel und Preistreiberei in Westniünsterland 1 ) Material: 169 Fälle Betrug 222 Fälle Schmuggel, 172 Fälle Preistreiberei des SchöffenG. Coesfeld 1931/44, in Verbindung mit 314 Fällen Schmuggel des Hauptzollamts Borken 1935/43 mit Skizze und Beschreibung der Eigenart der Bezirke. Die Ergebnisse sind niedergelegt in 47 Tabellen, z. T. im Vergleich und wesentlicher Übereinstimmung mit der obigen Untersuchung für Bonn ( A l l ) . Untersucht sind die persönlichen und Umweltverhältnisse, die Vorstrafen und Bückfallstendenzen, die Tat- und Tätertypen, die behördlichen Strafurteile nebst latenter Kriminalität. Wertvolle Zusammenstellung interessanter Einzelfälle (IV A). Die Preistreiberei ist ihrem Typ nach verschieden vom Betrug und Schmuggel; die Gegensätze sind besonders aufschlußreich. Die Frühkriminellen begehen besonders häufig Gastwirts-, Lebensmittel-, Fahrkartenbetrug und Schmuggel (Tab. 10); die Preistreiberei liegt in den mittleren Jahren (Tab. 11). Der Anteil der Frau ist bei Betrug und Preistreiberei höher als im Beichsdurchschnitt (Tab.12). I n beruflicher Hinsicht fällt auf: der hohe Anteil der Handwerker und der Bauern beim Betrug („Bauernschlauheit"), der Spinner und Weber, Bauern und Kraftfahrer beim Schmuggel, der Metallarbeiter bei der Preistreiberei (Tab. 13/6). Vorbestraft sind 50% bei Betrug und Schmuggel, während die Preistreiberei mehr Gelegenheitsdelikt ist. Als erste Strafen sind Betrug und Schmuggel seltener l) Alfons Dransfeld (obiger Titel), Diss. Münster 1947, abgeschlossen, z. Z. nicht gedruckt.

§ 35 A X I I I

595

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

(Tab. 20/2). Unter den Vordelikten erscheinen beim Betrug auffallend oft Betrug, Schmuggel, Hehlerei, Diebstahl, Betteln, Unterschlagung, Urkundenfälschung; beim Schmuggel dieselben Delikte, außerdem Gewaltdelikte und Wilderei; sonstige einschlägige Vorstrafen bilden die Regel (Tab. 23/29). Sehr stark ist die Rückfallstendenz, hoch die Rückfallsgeschwindigkeit (Tab. 30). Wertvolle Ergänzung: die 1—4mal Vorbestraften, darunter wegen Meineids haben Vorstrafen zu 9% wegen Betrugs und Schmuggels (Tabl 31a); Meineid sollte verdecken Betrug bis 17%, Schmuggel bis zu 9% (Tab. 31b). Lange Dauer der kriminellen Tätigkeit bei Betrug und Schmuggel, Lebensalter der vorbestraften Betrüger und Schmuggler, Beruf (Tab. 37) entsprechend den bisherigen Erfahrungen. T a f e 1 99a Kreuzungstypen bei Betrug und Schmuggelia) reiner Wesenstyp Betrug Schmuggel: Coesfeld . . . Borken . . . .

Not- und IrreführungsSchwächetyp und Angriffstyp

Gemischter Nutztyp

62

32

14

32

99 196

54 102

71 110

19 66

Beim Betrug überwiegen die Geldstrafen und Gefängnis von 3 bis 4 Monaten (Tab. 41); der Schmuggel wird schärfer beurteilt (Tab. 43). Grund: verschiedenes Schutzgut? Verhältnismäßige Strenge des Hauptzollamts (Tab. 44). XIII. Meineidige als Betriigertypen. Parallele Kriminalität») LG.-Bez. Münster 1924—41, 340 Verfahren mit 495 Angeklagten. Zum Vergleich : LG. Eisenach2) und Duisburgs); ferner Meineidige und Meineidssituationen^). Eingehende Darstellung des Berichtsbezirks, des Charakters von Land und Leuten. 46 aufschlußreiche Tabellen im Anhang. Uberaus hohe Einstellungsziffern (88,6%) und Freisprechungsquoten (38,1%) mit bezeichnenden Abweichungen von den Vergleichsbezirken; bezeichnender Wandel um 1933. Hierin Ähnlichkeit der zeitlichen Entwicklung; Steigen seit 1930, Rückgang seit 1933 (Amnestie, Sicherungsverwahrung?). Abweichung von der Kurve der Gesamtkriminalität: das starke Steigen seit 1923 wird durch die Zunahme der Zivilprozesse erklärt (also z. T. Wohlstandsdelikt!). Die Energie der Strafverfolgung nahm zu; der späte Zeitpunkt 'a) Dransfeld Tab. 38/9. 1) Paul Josef Schweisthal, Die Eidesdelikte, Diss. Münster 1948, abgeschlossen, z. Z. ungedruckt. 2) Hillmann, Die Eidesverletzungen im LGBez. Eisenach 1900—1936, Diss. Jena 1939. 3) Schmitz, Die Eideskriminalität im LGBez. Duisburg 1906—1940, Diss. Bonn 1940. 4) Teichmann, Meineidige und Meineidssituationen, Leipzig 1935 (Krim. Abh. H. 21).

596

Anhang

§ 35 A XIV

der Aburteilung begünstigt aber Freisprach (Tab. VI). Die Hälfte aller Eidesdelikte waren Zeugenmeineide; besonders häufig in Strafsachen (Privatklagesachen!), Alimentenprozessen, bei Ehescheidungen, beim Offenbarungseid (hier besonders fahrlässige Falscheide). — Stärkerer Anteil der Frau (besonders bei Fahrlässigkeit), der reiferen jüngeren Altersklassen, der Unverheirateten, der selbständigen Kaufleute, der mittleren Volksschichten (mit Vorsicht!), der Protestanten (mit Vorsicht!), der aus Industriebezirken Gebürtigen, der Groß- und dann der Mittelstadt. —• Bei den einfach Vorbestraften überwiegen Diebstahl, Körperverletzung und Betrug nebst Lebensmittelfälschung, bei 21% der Vielvorbestraften zugleich als Erstdelikte. Grassierungstendenz: Meineidskomplotte, gegenseitige Eideshilfe in mehreren Prozessen. Vorstrafenlisten in Anhang I. Höherer Anteil der vorbestraften Männer. Starker Anteil des Betrugs und verwandter Delikte. Die Eidesdelikte sind aber keine reinen Rückfallsdelikte. Eingeführt wird der sehr beachtliche Begriff der p a r a l l e l e n E i d e s k r i m i n a l i t ä t : dieselbe Person wird, ohne bisher überhaupt oder wegen verwandter Delikte verurteilt zu sein, in einem oder mehreren, zeitlich kurz aufeinanderfolgenden Strafverfahren einer Reihe von Eidesdelikten überführt; solche Täter sind weder vorbestraft noch dickfällig, aber typische Eidesbrecher mit „Generalisierungstendenz", echt chronische oder subakute Kriminalität. Strenge Bestrafung, anders in den Vergleichsbezirken, besonders der Parteimeineide und der Verleitungsdelikte. Bei der Strafbemessung überwogen die subjektiven Gründe in 90% aller Fälle, vor allem Eigennutz. Die Höhe der gesetzlichen Strafandrohung gibt den Gnadenerweisen weiten Raum (41,5% der Fälle, zu ! /a für Menschen unter 30 Jahren). Hauptmittel der Bekämpfung: Erziehung zur Wahrheit und Hebung sozialer Notl).

XIV. Betrug der Vertriebenen der Nachkriegszeit2) Material vorwiegend Polizeistatistiken in Württemberg-Baden, Vergleich mit Bayern und einigen Bezirken in Nordwestdeutschland. Über die Bestimmung des Täterkreises vgl. oben § 27 I I I 4. Während die Kriminalität der Flüchtlinge und der Ausgewiesenen nicht gestiegen, im Gegenteil niedriger als bei den Einheimischen geblieben ist, hat die Kriminalität der Zonenfremden, besonders der unechten, eine Zunahme erfahren. Zahlreiche Tabellen. Statistisch ist allerdings der Betrug nicht gestiegen, ja er ist sogar teilweise zurückgegangen; nach der Würdigung der Gesamtlage gelangt der Verfasser aber zu dem Ergebnis, daß die Statistik hier versagt. Die unechten Zonenfremden lassen sich mehrmals registrieren und verschaffen sich hiermit mehrmals die Wohltaten. Häufige Spezialzweige: Amtserschleichung, Titelanmaßung, Beilegung unrichtiger Namen und sonstiger Personalien, Urkundenfälschung, Annahme von Warenbestellungen unter hoher Anzahlung mit Ausnutzung der Warenknappheit, Heiratsschwindel, Grußbestellung l) G r u n d s ä t z l i c h z u m M e i n e i d : K a r l P e t e r s , Z e u g e n l ü g e u n d P r o z e ß a u s g a n g , 1939, v g l . o b e n § 13 I 2, m i t d e m N a c h w e i s , d a ß d e r R i c h t e r s i c h v e r h ä l t n i s m ä ß i g selten durch eine falsche Aussage in seiner Entscheidung beeinflussen läßt. I) E c k a r t v . W a l l e n b e r g a u s S c h ö n - E l l g u t h , D e r E i n f l u ß d e s F l ü c h t l i n g s p r o b l e m s a u f d i e K r i m i n a l i t ä t d e r G e g e n w a r t 1948, D i s s . F r e i b u r g , z. Z . u n g e d r u c k t .

§ 36 B I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

597

an Angehörige vermißter Soldaten, oft unter Anbietung von Diensten unter Anzahlung. Überall wirkt erleichternd die Herkunft aus fremder Zone; der Betrüger braucht nur die Zone zu wechseln, um sich der Strafverfolgung zu entziehen. Über den häufigen Typ des Grenzgängers vgl. oben § 27 I I I 4. Die gewerbsmäßige Hehlerei trat ihre Rolle an den Schwarzhandel ab. Hervorgehoben wird wiederholt, daß die Polizei oft versagt und die Justiz zu nachsichtig urteilt.

B. Die Früh- und Spätkriminellen I. Typen des einfachen Diebstahls1) M a t e r i a l : Akten über 764 abgeurteilte einfache Diebstähle 1931—1941 des AG.-Bezirks Soest (50 000 Gerichtseingesessene: vorwiegend ländliche Kriminalität mit kleinstädtischem Einschlag). T y p e n : Nach den Ermittlungen des Verfassers ist der Diebstahl im Reich wie im Untersuchungsbezirk vorwiegend Gelegenheitsdelikt; im letzteren wurden 358 Gelegenheitstaten, d. i. rd. 47%, festgestellt. Es zeigt sich die starke Abhängigkeit von der Umwelt, insbesondere von wirtschaftlichen Schwankungen (III 1,2). Es überwiegt im Reich wie im Bezirk der reine Diebstyp. Als Mischtypen wurden 153 ermittelt: 45 Schwächedelikte, 19 reine Angriffsdiebstähle, im übrigen geschärfte Nutzungstypen, und zwar: 24 Betrugsdiebstähle, 62 Unterschlagungsdiebstähle, 3 Ausbeutungs- (Hehlerei-)Diebstähle. Aber auch bei den reinen Diebstypen wurden Tendenzen zu Mischtypen festgestellt. J e nach der Schwere des Mischdelikts ist auch der Diebstahl entsprechend leichter oder schwerer zu beurteilen. Es fällt auf, daß unter den erschwerten Nutztypen besonders die Unter schlagungs-(Verräter-)Motive, in zweiter Linie die Betrugsmotive überwiegen. U m w e l t e i n f l ü s s e . Wirtschaftslage; die Kurve des einfachen Diebstahls entspricht (im Gegensatz zum schweren!) nicht ganz dem Verlauf der Arbeitslosigkeit, so daß ein kriminogener Rest verbleibt (Tab. 6); zu den Gründen rechnet der Verfasser die stärkere Widerstandskraft der nur zum leichten Delikt geneigten Personen, vor allem Besonderheiten bei den Arbeitsverhältnissen und die stärkere Anpassungsfähigkeit dieser Täter an verschlechterte Lebensbedingungen. Ergebnis: Auf einfachen Diebstahl wirkt nicht, wie auf den schweren Diebstahl, die allgemeine, die Volksnot, sondern die relative, persönliche wirtschaftliche Notlage, und zwar überwiegend als Gelegenheitsdelikt der unteren Volksschichten. Also starke Beteiligung des Schwächetyps. Über O r t der Tat Tab. 7: außerhalb von Gebäuden 27%, innerhalb 73% (darunter auf landwirtschaftlichen Besitzungen allein 30,6%); große Verschiedenheit der Personen und Berufe; starke Tendenz zum Schwächetyp. Stark vertreten sind die Gastwirtschaftsdelikte. Verfasser stellt hier oft bloße Schädigungsabsicht fest: also weniger Nutzungs-, als reiner Angriffstyp. — Über die Z e i t Tab. 8: i) Bernhard Uphoff Die Kriminalität des einfachen Diebstahls. Eine kriminalsozlologtsche Untersuchung u n t e r besonderer Berücksichtigung des AG.Bez. Soest. Diss. Münster 1942 (abgeschlossen, z. Z. ungedruckt).

598

Anhang

§ 35 B I

auffallendes Abweichen von der Reichskurve: Schwerpunkt dort in den Wintermonaten, hier J u n i bis September. Gründe: im Reich überwiegen die Nutz- und Notdelikte, im ländlichen Bezirk die Gewaltdelikte bei relativ geringer Notlage, und außerdem wiederum die reinen Gelegenheitsdelikte, oft mit Schwächetyp, ferner starke Beteiligung der Wanderarbeiter. G e s c h ä d i g t e r . I n 44,3% der Fälle h a t t e er die gestohlene Sache leichtsinnig verwahrt; seine Nachlässigkeit mindert die Schuld des Diebes insofern, als der Anreiz zur T a t vergrößert wurde, er vielleicht auch mit Einwilligung des Verletzten rechnen konnte. Also wiederum Überwiegen des Gelegenheitsdelikts und der starken Umweltbedingtheit. Nach Tab. 9 waren die Geschädigten zu 22,5% Arbeitskameraden, zu 21,6% Arbeitgeber, zu 1,1% Verwandte, zu 6,8% sonstige Nahestehende. Also zu 52% Gelegenheitstat, aber zugleich' Vertrauensbruch, insofern schuldschärfend. D i e b s g u t . Nach Tab. 10: zu 26,3% Geld, 17% Bekleidungsstücke, 16,9% Lebensmittel, 10,9% Gebrauchsgegenstände, 9,8% Fahrräder, 3% Genußmittel, 2,5% Schmuck, 1,5% Feldfrüchte, Holz, Kohlen, 1,4% Material, 10,3% Sonstiges. — Über den W e r t des Diebsgutes Tab. 111); er ist verschieden von den Diebstypen. Auffallend ist, daß beim einfachen wie beim schweren Diebstahl mehr als die Hälfte nur Sachen bis 10 M. betrifft und nur beim schweren Diebstahl Objekte über 300 M. (nur 1,9%). Weitaus die niedrigsten Objekte beim Schwächetyp (78,4% unter 10 M.), dann beim Unterschlagungstyp (62,2%). Am höchsten sind die Werte beim Angriffstyp (15,8% von 150 bis 300 M.), dann beim Betrugstyp (4,5%). Die Prozentsätze sind nicht zufällig; sie folgen unschwer aus dem Charakter der Diebstypen. Umgekehrt zeigen die Zahlen, daß der gefährlichste Typ auch hier der Betrugstyp ist. P e r s ö n l i c h e V e r h ä l t n i s s e . Die Kriminalität der F r a u liegt unter dem Reichsdurchschnitt (17,7% beim einfachen, 8,2% beim schweren Diebstahl). Weit überwiegt der Schwächetyp (71,1%)2); gar nicht vertreten ist der Angriffs-, schwach der Betrugstyp (17%), etwas stärker der Unterschlagungstyp (26%). Vgl. Tab. 14 und 15. Die Erklärung ergibt sich aus der Eigenart der Typen in Verbindung mit der weiblichen Psyche. — Über die A l t e r s k l a s s e n für das Reich Tab. 16, für den Bezirk Tab. 17. Der Anteil der Personen bis zum 21. Lebensjahr ist im Bezirk noch ungleich höher als im Reich. E s ist begreiflich, daß in diesen Altersklassen am stärksten der Angriffstyp, sodann der Schwächetyp, am geringsten die Mischtypen vertreten sind; die letzteren erreichen ihren Höhepunkt in der Stufe vom 25. bis 30. J a h r , sind dagegen in den reiferen Lebensjahren wesentlich höher und erhalten sich im Alter länger, während der Schwächetyp mit dem 50. Lebensjahr erlischt, der Angriffstyp bereits mit dem 40. — Der Anteil der Jugendlichen am Diebstahl ist bekanntlich hoch (Tabl 18, 19); ob ein Rückgang oder Anstieg in den letzten Jahren geschah, ist z. Z. f ü r das Reich nicht i) Übereinstimmend im Ergebnis mit den Ermittlungen von Kotte Das Delikt des Diebstahls im AG.Bez. Ronneburg, Diss. Jena 1932. s ) Im Ergebnis ebenso für den Thüringer Bezirk Kotte a. a. O. S. 50.

§ 35 B I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

599

festzustellen. Im Bezirk liegt ein Anstieg vor: 1931/9 4,3%; 1940 und 1941 bis 1. Juli 1%; allein 1941 bis 1. Juli sogar 37,9%. Gründe: zum Teil vielleicht strengere Verfolgung (Einführung des Jugendarrests); zum größten Teil wohl bessere Gelegenheit während des Krieges, stärkerer Anreiz, größere Notlage Allgemein ist die soziale Prognose aber nicht günstig. B e r u f u n d w i r t s c h a f t l i c h - s o z i a l e L a g e wie im Reich, Tab. 20. In ausgesprochen schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen 41,4% (also weniger sogar als beim Betrug oben A II, jedoch mehr als in den schwereren, eigentlichen Betrugsfällen, was zu erwarten war); in günstigen Verhältnissen aber nur 2,1% (weniger als beim Betrug); mittelmäßig 56,3%. — K o n f e s s i o n : ähnlich dem Reich (Tab. 22); im Bezirk 48% Gerichtseingesessene katholisch, 62% evangelisch. Jedoch Anteil der Katholiken am Diebstahl 59,9%; Gründe liegen wie im Reich nicht in der Konfession, sondern in der sozialen, speziell wirtschaftlichen Lage begründet. — V o r s t r a f e n : Tab. 24/30. Über die Z a h 1 :

Tafel

100 T„

einfacher Diebstahl schwerer Diebstahl

Vorbestraft! zu

4 - und mehrmals Vorbestraft« zu Ver-

" " "

Totem in %

bestraften insgesamt in %

563 63

41,3 52,4

36,9 24,2

41

34,1

28,6

19 23 54

36,8 65,2 38,8

14,3 53,3 33,3

einfacher Diebstahl nach seinen wichtigsten Mischtypen: Schwächediebstahl reines Angriffsdelikt Betrugstyp Unterschlagungstyp

. . . .

Die Zahl der Vorbestraften bleibt hinter der Reichszahl zurück; Gründe: der vorwiegend ländliche Bezirk ist weniger chronisch-kriminell belastet; die Gelegenheitsdiebstähle sind häufiger. Ferner überwiegen in den mehr städtischen Bezirken stärker die schwereren Formen der Mischtypen. Insofern gewinnt das Vorbestraftenproblem hier etwas geringeres soziologisches Interesse; das Material ist weniger ergiebig auszuwerten als beim Betrug. Die obigen Zahlen zeigen aber, um wieviel stärker der Betrugstyp, in zweiter Linie der Unterschlagungstyp belastet ist und um wieviel geringer der reine Angriffstyp. Also ein erneuter Beweis für die größere Gefährlichkeit des Betrugs, sodann der Unterschlagung gegenüber den Gewaltdelikten, ja gegenüber dem (reinen) Diebstahl.

600

Anhang

§ 35 B I

T a f e l 101 Die Vorstrafen der wegen Diebstahls Verurteilten im AGBezirk Soest 1931 bis 1939 I. Einfacher Diebstahl

1. Einfacher Diebstahl 2. Betrug 3 . Bettel

.

. . . .

4. Schwerer Diebstahl

5. Unterschlagung und Untreue

0. Vorsätzliche Körperverletzung .

7. Urkundenfälschung

8. Hausfriedensbruch 9. Hehlerei

10. Sachbeschädigung 11. Beleidigung 12. Landstreicherei 13. Widerstand 14. Sittlichkeitsdelikte 15. Angriffssittlichkeitsdelikte . . 16. Bedrohung 17. Raub 18. Begünstigung (1) und Gefangenenbefreiung (4) 19. Brandstiftung 20. Fahrlässige Körperverletzung 21. Verg. g. Kraftfahrzeuggesetz. 22. Waffenmißbrauchgesetz . .

.

. . .

Zahl 392 107 74 71 69 56 28 27 25 20 21 20 19 19 4 12 5 5 4 5 8 8

%

=

= = = =

= = =

= = =

= = = = = = =

= = = =

39,4 10,8 7,4 7,1 6,9 5,6 2,8 2,7 2,5 2,0 2,1 2,0 1,9 1,9 0,4 1,2 0,5 0,5 0,4 0,5 0,8 0,8

Art 168 49 38 50 53 27 18 23 20 13 18 17 14 16 3 8 5

%

30,4 8,9 = 6,9 = 9,1 = 9,5 = =3 5,1 3,3 = 4,1 = =r 3,6 2,3 = 3,3 = 3,1 = 2,5 = 2,9 =: 0,5 = 1,4 = 0,9 = =

5 = 4 = 5 = 8 = 8 =

0,9 0,7 0,9 1,4 1,4

II. Schwerer Diebstahl

1. Einfacher Diebstahl

2. Schwerer Diebstahl

3. Verg. g. Kraftfahrzeuggesetz . . 4. Bettel 5. Begünstigung 6. Betrug 7. Hausfriedensbruch 8. Widerstand 9. Waffenmißbrauchgesetz . . .

Zahl 26 = 13 = 4 = 4 = 3 = 3 = 3 = 2 = 2 =

%

38,8 19,4 5,9 5,9 4,4 4,4 4,4 3,0 3,0

Art 18 8 4 1 1 2 2 1 2

%

= =

= = = =

= =

=

39,1 17,4 8,7 2,2 (!) 2,2 4,3 4,3 2,2 4,3

§ 35 B I

601

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen Fortsetzung von Tafel 191

Zahl 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Vorsätzliche Körperverletzung , Brandstiftung Beleidigung Tierquälerei Schwerer Kaub Hehlerei Unterschlagung

2 1 1 1 1 1 0

= = = —

= = =

7. 3,0 1,4 1,4 1,4 1,4 1,4 0,0

Art 2 1 1 1 1 1 0

= = = = = = =

7. 4,3 2,2 2,2 2,2 2,2 2,2 0,0(ü)

III. Schwächetyp des einfachen Diebstahls

%

Zahl 1. Einfacher Diebstahl 2. Bettel 3. Landstreicherei 4. Schwerer Diebstahl 5. Hausfriedensbruch 6. Sittlichkeitsdelikte 7. Sachbeschädigung 8. Beleidigung 9. Körperverletzung 10. Bedrohung 11. Verg. g. Kraftfahrzeuggesetz. . 12. Betrug 13. Unterschlagung 14. Waffenmißbrauohgeaetz . . . . 15. Baub 16. Hehlerei

19 16 14 5 5 4 3 2 2 2 2 1 1 1 1 1

= = = = = —

= = = = = = = = = =

24,1 20,3 17,7 6,3 6,3 5,1 3,8 2,5 2,5 2,5 2,5 1,2 1,2 1,2 1,2 1,2

%

Art 13 8 9 2 3 3 1 2 2 1 1 1 1 1 1 1

= = = = = =

= = = = = = = = = =

25,0 15,4 17,3 3,8 5,8 5,8 1,9 3,8 3,8 1,9 1,9 1,9 1,9 1,9 1,9 1,9

IV. Angriffstyp des einfachen Diebstahls

%

Zahl 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Einfacher Diebstahl. Schwerer Diebstahl . Hausfriedensbruch . Körperverletzung Begünstigung Sittlichkeitsdelikte . Bettel

. . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . .

7 4 2 1 1 1



= = = = = =

41,2 23,5 11,8 5,9 5,9 5,9 5,9

Art 4 2 2 1 1 1 1

%

= 33,3 = 16,6 = 16,6 = 8,3 = 8,3 = 8,3 = 8,3

602

§ 35 B I

Anhang Fortsetzung von Tafel 101

V. Untersdilagungstyp des einfachen Diebstahls 1. Einfacher Diebstahl 2. Unterschlagung mit einer Untreue 3. Bettel 4. Schwerer Diebstahl 5. Körperverletzung 6. Betrug 7. Hehlerei 8. Sittlichkeitsdelikte 9. Urkundenfälschung 10. Widerstand 11. Landstreicherei 12. Waffenmißbrauchgesetz . . . .

Zahl 34 13 5 5 4 3 3 2 1 1 1 1

%

46,5 = 17,8 6,8 = 6,8 = 5,4 = 4,1 = 4,1 = — 2,7 == 1,3 1,3 = 1,3 = 1,3 = —

Art 16 9 3 5 2 2 2 2 1 1 1 1

%

= = = = = = = = = = =

35,5 20,0 6,6 11,1 4,4 4,4 4,4 4,4 2,2 2,2 2,2 2,2

VI. Betrugstyp des einfachen Diebstahls 1. Einfacher Diebstahl 2. Betrag 3. Schwerer Diebstahl 4. Unterschlagung 5. Körperverletzung 6. Sachbeschädigung 7. Beleidigung 8. Hausfriedensbruch 9. Urkundenfälschung 10. Bettel 11. Waffenmißbrauchgesetz . . . . 12. Kraftfahrzeuggesetz 13. Fahrlässige Körperverletzung . 14. Landstreicherei 15. Bedrohung 16. Raub

Zahl 23 11 6 4 4 4 4 3 2 2 2 2 1 1 1 1

%

= 32,4 = 15,5 8,4 = 5,6 = 5,6 = 5,6 = 5,6 = 4,2 = 2,8 = 2,8 = 2,8 = 2,8 = 1,4 = 1,4 = 1,4 = 1,4 =

Art 10 7 3 2 2 4 3 2 1 2 2 1 1 1 1 1

= = = = =

= = =

= = =

= = = = =

/o 22,7 15,9 6,8 4,5 4,5 9,1 6,8 4,5 2,3 4,5 4,5 2,3 2,3 2,3 2,3 2,3

VII. Zahl der Delikte nach Deliktsgrundtypen a) 158 Angriffsdelikte, b) 301 Nutz- und Notdelikte (ohne 392 einfache Diebstahlsfälle) und c) 120 Schwächedelikte.

§35 B I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

603

A r t e n d e r V o r s t r a f e n . Der Verfasser untersucht, wie ich schon in KrimSoz. (S. 383) forderte, die Arten der Vorstrafen nicht nur des Diebstahls allgemein, sonderrf auch der Diebstahlstypen; denn diese weisen sehr verschiedene Vorstrafenlisten auf, für die eben die Eigenart des Typs erheblich ist. Die Listen des einfachen und des schweren Diebstahls (Tafel 101 I, II) sind bunt, fast ohne Eigenart, ausgezeichnet durch gewisse Vielseitigkeit, als wolle sich der Dieb bei den Ersttaten erst üben oder umsehen, wo das beste Betätigungsfeld liegt. Dies im Gegensatz zum Betrug, dessen Vorstrafenlisten oft schon den zielbewußten Spezialisten oder bestimmte Tendenzen zeigen. Die Vorstrafen des Diebes reichen in frühere Jahre zurück und enthalten die verschiedensten Gewalt- und andere Angriffsdelikte sowie Schwächedelikte. Zu den häufigsten Vortaten des einfachen Diebstahls gehören außer Diebstahl selbst Betrug, Betteln, Unterschlagung, Untreue, vorsätzliche wie fahrlässige Körperverletzung, Urkundenfälschung, Hausfriedensbruch, Hehlerei, Sachbeschädigung, Beleidigung, Landstreichen, Widerstand, Sittlichkeitsdelikte, Begünstigung, Brandstiftung usw. In den Listen des schweren Diebstahls treten die Angriffsdelikte um einiges hervor, ohne jedoch zu überwiegen. Der Unterschied zwischen beiden Listen ist schon deswegen nicht groß, weil auch der einfache Diebstahl einen Gewaltcharakter trägt und der schwere Diebstahl einen Schwächetyp wenigstens tragen kann. Ganz anders weisen die Vorstrafenlisten der einzelnen soziologischen Diebstahlstypen laut Tafel 101 III—VI die für ihren Mischtyp charakteristischen Verschiedenheiten auf. Beim sehr häufigen Schwächediebstahl erscheinen außer einfachem Diebstahl (24,1%) nur wenige andere Delikte (bezeichnend für die Schwäche): Betteln und Landstreichen (zusammen (38% !), Diebstahl, Hausfriedensbruch, Sittlichkeitsdelikte, Sachbeschädigung, Beleidigung, Körperverletzung, Bedrohung. Beim seltenen Angriffstyp treten auf außer einfachem und schwerem Diebstahl typische Gewaltdelikte: Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Sittlichkeitsdelikte, während typische Nutz- und Notdelikte zurücktreten oder fehlen. Beim häufigen Unterschlagungstyp stehen im Vordergrund außer einfachem Diebstahl naturgemäß: Unterschlagung, Untreue, Betrug, Hehlerei, Betteln, Urkundenfälschung; aber es zeigen sich auch schwerer Diebstahl, Körperverletzung, Sittlichkeitsdelikte, Widerstand, Landstreichen. Der nicht seltene Betrugstyp hat verhältnismäßig bunte Listen: zunächst einfachen und schweren Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, Urkundenfälschung, aber auch Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung, Hausfriedensbruch, Betteln u. a. Offenbar nehmen viele Diebe bei Gelegenheit beliebige Delikte mit; sie zeigen weit mehr Vielseitigkeit, als die zum Spezialistentum neigenden Betrüger. Gerade die Mischtypen des Diebstahls setzen die verschiedensten Fähigkeiten voraus und wechseln je nach persönlichem Wunsch und Umweltlage mit den Delikten ab. Wären sie echte Betrüger, so würden sie nicht Betrugsdiebstahl, sondern Betrug oder diesem eng verwandte Delikte begehen. Wertvoll ist die Zusammenstellung des Verfassers Tafel 101 V I I : in den Vorstrafenlisten des einfachen Diebstahls erscheinen 158 reine Angriffsdelikte, 120 Schwächedelikte und 301 Nutz- und Notdelikte (ohne 392 einfache Diebstahlsfälle). Hieraus ergibt sich,

604

Anhang

§35BII

daß der Diebstahl ein Grunddelikt ist, das in die drei Hauptdeliktsgruppen hineinragt. Ist die Art seiner Begehung meist ebenso derb wie phantasielos im Gegensatz zum Betrug, so nimmt der Täter um so lieber die verschiedensten anderen Delikte mit, die am Wege liegen, gleichsam zur Abwechslung, aus Langeweile, aus Widerwillen vor stets derselben öden Tat, oder in dem Verlangen, sich in jüngeren Jahren nach möglichst verschiedenen Richtungen hin zu erproben. Mit Becht warnt der Verfasser vor Unterschätzung des Schwächetyps; hier besteht die ureigentliche Tendenz zum echten Gewohnheitsdieb. Die verhältnismäßig niedrige Zahl der Vorbestraften beim Schwächetyp führt der Verfasser zum Teil darauf zurück, daß diese Täter in den letzten Jahren in Arbeitshäusern untergebracht sind. Der Unterschlagungstyp schneidet in der Zahl der Vorstrafen verhältnismäßig günstig ab: oft wohl nur akute oder wenigstens subakute Kriminalität. Daß hier aber die sonst selten erscheinende Unterschlagung mit 20% der Vortaten an zweiter Stelle alsbald nach dem Diebstahl auftritt, ist ein ungünstiges Symptom. Der Betrugstyp ergibt auch aus den Vorstrafen das ungünstigste Bild; hier besteht die nahe Gefahr, daß der Täter in späteren Jahren ganz zu Betrugs- und Fälschungsdelikten abgleitet; Verfasser schlägt vor, beizeiten Sicherungsverwahrung zu erwägen, da Strafe nicht erziehend noch abschreckend wirken könne. Ergebnis: Prognose verschieden nach dem Tattyp (Tätertypen kommen nicht in Frage, soweit Gelegenheitstaten vorherrschen, was im Bezirk weitgehend der Fall ist). Prognose ist für den Täter nicht ohne weiteres ungünstig; sehr viel kommt hier auf richtige Behandlung im Urteil und in der Anstalt an. Ungünstig ist aber die Prognose für Staat und Volk angesichts der Häufigkeit der Diebstähle, ihrer starken Abhängigkeit von schlechteren Umweltverhältnissen und ihrer ausgesprochenen Tendenz zur Wiederholung oder zu anderen, und zwar zu allerverschiedensten Delikten. Vor allem ist der Diebstahl oft Durchgang und Vorbote zu den Betrugs- und Fälschungsdelikten. Die S t r a f e n p r a x i t i i m Untersuchungsbezirk ist die gleich? wie im Reich. Zu vermissen ist die Differenzierung nach den verschiedenen zu behandelnden Typen und die schärfere Bestrafung des Unterschlagungs- und besonders des Betrugstyps. II. Typen und Ursachen der vorsätzlichen Körperverletzung 1 ) M a t e r i a l : Akten von 2168 Fällen der Körperverletzung von 1925 bis 1937 sowie die Strafregister der Staatsanwaltschaft in Münster für 10 AG.-Bezirke: Bocholt, Borken, Ahaus, Vreden, Coesfeld, Burgsteinfurt, Gronau, Rheine, Ibbenbüren und Tecklenburg. Eigenart dieses Raumes I 1 (Tab. I, II): Landwirtschaft und Textilindustrie. Bevölkerungsvorgänge Tab. VI. Vergleiche mit dem Reich und mit LG.-Bezirk Rudolstadt^). T a t b e s t ä n d e : Fahrlässige Körperverletzung 1118 Fälle, gefährliche 620, leichte vorsätzliche 405, schwere 6, Mißhandlungen (§ 223b) 5, mit tödlichem 1) Gottfried Wolters Die Körperverletzungskriminalität im Nordwest-Münsterland in kriminalsoziologischer Betrachtung. Diss. Münster 1942 (abgeschlossen, z. Z. nicht gedruckt). 2) Räuber Die Körperverletzungskriminalität im LG.Bez. Rudolstadt 1938 (Untersuchungen zur Krim, in Thür., herausggb. v. v. Weber, H. 8).

§ 36 B I I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

605

Ausgang 3, Raufhandel 4, im Amt 7. Entwicklung 1925/37 in Tab. I I I (Anhang). Das Verhältnis der vorsätzlichen zur fahrlässigen Körperverletzung ist völlig abweichend von dem Thüringer Vergleichsb ezirk. Die hohe Zahl der Fahrlässigkeitsdelikte beruht auf der starken Zunahm e des Kraftwagens und des Straßenverkehrs im Bezirk sowie der Zunahme der Verkehrsunfälle; diese völlig änderst) gearteten Delikte sind vom Verfasser nicht näher untersucht; er p r ü f t nur die Gewalt- und Roheitsdelikte. E n t w i c k l u n g der Kriminalität der Körperverletzung im Berichtszeitraum in 4 Zeitabschnitten: Scheinblüte (bis 1928), wirtschaftliche Depression, politischer Umbruch, erwartete politische Stabilisierung (ab 1935); vgl. K a r t e A (Anhang). Starke Abweichung vom Thüringer Vergleichsbezirk. Als Ursachen werden nicht nur politische und allgemein soziale, sondern vor allem speziell soziale und wirtschaftliche Tatsachen ermittelt. Die leichte Körperverletzung verläuft in ruhigerer Kurve als die gefährliche. Ä t i o l o g i s c h e T y p e n . Verfasser erkennt deren 7: Wirtshausstreitigkeit und Trunkenheit 609 Fälle; politischer Anlaß 171; Nachbarstreit 127; Familienstreit 66; alte Feindschaft 22; Eifersucht 13; Streit bei Zusammenarbeiten 8; außerdem verschiedene Gründe (III 8) 19, z. B. sexueller Natur, Geltungsbedürfnis, beim Wildern; nicht geklärt 15. Die Alkoholstreitigkeiten überwiegen selbst nicht in der ersten Gruppe. Jedoch zeigt gerade diese Zusammenstellung, daß man von Tat- oder gar von Tätertypen bei diesem Delikt weit weniger sprechen kann, als bei den Nutz- und Notdelikten. Die Ursachen liegen zu verschieden und sind weitgehend und stärker, als in jenem Deliktskreis, durch örtlichkeit und Bevölkerung bedingt. U m so mehr verdienen die individualisierenden^) Ausführungen des Verfassers Beachtung; die Ergebnisse weichen oft vom Vergleiohsbezirk ab. Schon die Kurven verlaufen bei den genannten Typen verschieden (vgl. Tab. IV f ü r die J a h r e 1925 bis 37 sowie die Karte A des Anhangs): die häufige Wirtshaus- und die seltene Nachbarstreitigkeit nehmen einen ruhigeren, hier also mehr typischen Verlauf, die politische Körperverletzung erreicht Höhepunkte 1932 und 1935, wofür der Verfasser Gründe anzuführen suoht (1935 empfanden die am Althergebrachten festhaltenden Bewohner erst, daß die 1933 zur Herrschaft gelangten Anschauungen vorläufig noch (!) an der Herrschaft blieben, u M erst jetzt setzten sie sich zurWehr). Jedoch zeigen die einzelnen Kreiso des Bezirks wiederum verschiedene Bilder ( I I I 2). Für Nachbarstreitigkeiten wird als wesentliche Umweltbedingung das enge Zusammenleben angeführt; da es bei der Bevölkerung oft als schimpflich gilt, deswegen die Gerichte anzurufen, setzen sich die kräftigen Leute auseinander durch eigene Tat. Trunkenheit wurde allein (!) nie als Ursache der Körperverletzung erkannt3); sie wurde nur durch den Wirtshausbesuch begünstigt und löste später l) Vgl. KrimSoz. §§ 14, 49. ') Gerade für die Kv. erfordert von KrimSoz. 198; unrichtig also Exner KrimBiol. 106. ») Wolters stellt die abweichenden Ergebnisse Räubers f ü r Thüringen auch hier fest.

606

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erst den Streit aus. Bei den Familienstreitigkeiten wurde oft wirtschaftliche Depression, bei den Eifersuchtstaten oft seelische Affektion als entscheidender Einfluß erkannt. P e r s ö n l i c h k e i t s e i n f l ü s s e spielen bei der Körperverletzung eine bedeutende Rolle, was an der physischen und psychischen Eigenart der schwerfälligen, sich nur mühsam einordnenden und anpassenden Bewohner dargelegt wird (IV 1); über Einflüsse durch Vererbung konnten aber nur dürftige Feststellungen getroffen werden (nur wenige Fälle erblicher Trunkenheit). Über Alter und Geschlecht, Ehe und Familienstand vgl. IV 4/6, Tab. X I ; über Beruf und Bildung IV 7, Tab. V I I : Landwirtschaft nur 127, Handwerker 265, Arbeiter 573 (davon Textil 223, Bau 135, Bergbau 35, Maschinen 29). U m w e l t e i n f l ü s s e . Verfasser zeigt den starken Einfluß der Konfession, der Politik, der Wirtschaft (Depression und Arbeitslosigkeit) sowie die Verschiedenheiten in den Bezirken (Gegensatz zu Thüringen, wo wirtschaftlicher Niedergang ohne Einfluß sei) 1). — Über Z e i t Tab. VIII, IX, X : Höchststand in den Wintermonaten, besonders im Dezember (offenbar Wirtshauseinfluß), am Samstag u n d Montag, in den Abend- und Nachtstunden. B ü c k f a l l . Über Vorstrafen Tab. V : die Zahl ist verhältnismäßig sehr gering, noch geringer als im Reichsdurchschnitt. Gewohnheitsverbrecher sind in der Berichtszeit überhaupt nicht festgestellt. Die Körperverletzung ist offenbar ein ausgesprochen akutes Gelegenheitsdelikt. Die Kriminalität ist subakut insofern, als der Hauptanlaß, der Wirtshausbesuch, in zweiter Linie ein Nachbarstreit, sich leicht wiederholt und alsdann gleichartige Delikte auslöst. Nennenswert ist überhaupt nur die Zahl der einmal wegen Gewalttaten Vorbestraften; geringer ist die Zahl der mehrmals sowie der wegen anderer Delikte Vorbestraften. B e h a n d l u n g . Unter 1050 Verurteilungen: 603 zu Freiheitsstrafe, 447 zu Geldstrafe; in den früheren Jahren waren die Geldstrafen relativ häufiger. Nur 46 Freisprechungen, aber 23 Einstellungen und 35 Amnestien. — Ergebnis: Die Gerichte neigen hier eher zur Strenge als zur Milde, insofern sie in erster Linie die Einzeltat und den äußeren Erfolg bestrafen. Ein Tätertyp ist meist nicht vorhanden. Die Differentialdiagnose ist meist einfach und sicher; die Sozialprognose nicht ungünstig. Es gilt vor allem t den Menschen zur Achtung vor fremder Gesundheit anzuhalten und die ungünstigen Umwelteinflüsse und Reibungsfläohen auf ein Mindestmaß herabzudrücken.

III. Brandstiftung als Angriffs-, Nutz- und Schwächedelikt2) Material: 1398 Brandermittlungsakten u n d Strafsachen; darunter 86 Angeklagte im Landgericht Münster, von denen 64 verurteilt wurden, von 1926 bis 1935. Sehr hohe l a t e n t e K r i m i n a l i t ä t : nur 12% der in i) So Rfluber S. 20. J) Bernhard Sixtus Die Brandstiftung unter besonderer Berücksichtigung des LG.Bez. Münster, eine kriminalsoziologische Untersuchung, Diss. Münster 1941 (abgeschlossen, z. Z. ungedruckt). — Zum Vergleich: Hermann Heinrich Jerrentrup Die Brandstiftung in kriminalsoziologischer Betrachtung unter besonderer Berücksichtigung des LG.Bez. Paderborn, Diss. Münster 1937; Schmerler Die Brandstiftungskriminalität im LG.Bez. Gera, Diss. Jena 1936 (v. Webers Thür. Unters. H. 4).

§ 35 B I I I

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

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den Jahren 1932/35 eingeleiteten Ermittlungen von Bränden, die bestimmt oder höchstwahrscheinlich auf Brandstiftung zurückzuführen sind, gelangten bis zur Anklage; nur eine T a t unter 8,3 wurde gesühnt. Dieser Prozentsatz ähnelt dem für LG. Gera; dagegen wurde für LG. Paderborn ermittelt, d a ß nur jede 16. T a t zur Aburteilung gelangte, was aber möglicherweise auf nicht genauer Errechnung beruhtl). Über die Gründe f ü r die Einstellung und die Nichtermittlung sowie über die anderen Brandursachen Tgl. Tab. 1: am häufigsten Einstellung wegen Nichtfeststellung der Brandursache (32,5%), sodann weil nur Sachbeschädigung vorlag (27,8%), weil Verschulden nicht nachzuweisen war (17,3%), wegen Strafunmündigkeit (9,7%) 2). Da das Verhältnis der abgeurteilten zu den nicht abgeurteilten Delikten aber ziemlich konstant ist, besitzt die wirklich erfaßte Kriminalität symptomatische Bedeutung und vergleichenden Wert. E n t w i c k l u n g d e r K r i m i n a l i t ä t . Die kleinen Zahlen der vorsätzlichen Tat im Bezirk (Tab. 2) gestatten allein keine Schlüsse; der Verlauf entspricht aber im wesentlichen der unruhig verlaufenden Reichakurve, deren Zahlen in den ersten Jahren seit 1933 sogar einen Rückgang aufweisen. Die häufigere fahrlässige T a t verläuft noch unruhiger. Vgl. Karte des Anhangs. Eine Ähnlichkeit der Vorsatz- mit der Fahrlässigkeitstat, in der oft eine verkappte Vorsatztat steckt, läßt sich f ü r das Beich allenfalls aufweisen, aber nicht f ü r den Untersuchungsbezirk. Doch wird hier die Ähnlichkeit mit der Betrugskurve offenbar: ein Beweis f ü r die nahe Verwandtschaft der Nutzungsbrandstiftung mit dem Betrug?a). T y p e n . Zu unterscheiden sind drei Typen; sie entsprechen den Haupttypen der Verbrechen allgemein: reiner Angriffstyp, Nutzungstyp, Schwächetyp. Der letzte betrifft die fahrlässige Brandstiftung; die beiden ersten die vorsätzliche Begehung, und zwar ist ein Hauptfall (nicht der einzige) der zweiten Art der Spekulations- oder Versicherungsbrand. Diese drei Typen werden f ü r den Untersuchungsbezirk Münster und f ü r den Vergleichsbezirk Paderborn getrennt behandelt; sie zeigen bei den einzelnen soziologisch erheblichen Erscheinungen ein durchaus verschiedenes Gepräge. Die verbreitetste Art ist der fahrlässige Typ; die verwerflichste und strafwürdigste Art ist der Nutzungstyp (nur hier sind Tätertypen möglich). Die Nutzungsbrandstiftungen überwiegen seit 1918 die Angriffsdelikte sowohl im Untersuchungsbezirk (59,3%) wie in den meisten Vergleichsbezirken, ebenso im Reich, wie aus dem Kurvenverlauf zu entnehmen ist)3. P e r s ö n l i c h e V e r h ä l t n i s s e . Über das L e b e n s a l t e r Tab. 3 und 4 : die Angriffsdelikte sind vorwiegend Taten der Jugend, die Nutzungsdelikte gleich dem Betrug vorwiegend Taten reiferer Jahre. Über die Fahrlässigkeitsdelikte Tab. 11: auch hier überwiegen die reiferen Jahre. Die Ergebnisse f ü r Reich und Bezirk stimmen im wesentlichen überein. Festgestellt werden 1) Sixtus zu II. 2) Ähnlich Jerrentrup S. 7. a) KrlmSoz. 583. 9) Ebenso Többen In Wirtschaft und Recht der Versicherung 1917 S. 53 ff. Die gegenteiligen Ermittlungen von Schmerler und Aschaffenburg beziehen sich nach dem Verf. auf frühere Jahre. 2

608

Anhang

§ 35 B i n

f ü r den Bezirk Fälle der seltenen bewußten Fahrlässigkeit, die ebenfalls interessanterweise besonders die höheren Altersklassen betreffen. Auch Fälle verkappter Fahrlässigkeit kommen als Nutzdelikte vor. In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg traten die jüngeren Jahigänge stärker hervor, stärker auch als in der Gesamtkriminalität. — Der Anteil der F r a u an der vorsätzlichen Brandstiftung ist geringer als an der Gesamtkriminalität: im Reich 12,9%, im Bezirk sogar nur 6,3%. An der Fahrlässigkeitstat fibersteigt der Reichsdurchschnitt die Gesamtbeteiligung bedeutend (26%): offenbar eine Umweltfolge (Beschäftigung im Haushalt und in Berufen, die eine Berührung mit dem Feuer mit sich bringen); anders im Bezirk Münster (nur 13,3%) und Paderborn (nur 15%). Der Verfasser sieht den Grund in dem vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter der Bezirke und der stärkeren Beschäftigung der Frau in der Landwirtschaft. Fälle bewußter Fahrlässigkeit wurden bei der Frau nicht festgestellt. — Der Anteil der V e r h e i r a t e t e n ist größer bei der Nutzungsbrandstiftung, geringer am Angriffsdelikt (weil das letztere mehr von jüngeren Personen begangen wird, die noch nicht verheiratet sind, während der Nutzungstyp Besitzstand voraussetzt). An der fahrlässigen Tat sind in beiden Bezirken Verheiratete stärker beteiligt; offenbar bringt das enge Zusammenleben in der Familie und im Haushalt erhöhte Brandgefahren. — Über die B e r u f e und s o z i a l e S t e l l u n g e n Tab. 5 und 6: auffallend ist die starke Beteiligung der bäuerlichen Kreise an der vorsätzlichen Tat, besonders am Angriffstyp, und zwar im Reich wie im wesentlichen auch im Untersuchungs- und Veigleichsbezirk; anderseits ist größer der Anteil der Angestellten, Arbeiter und Knechte. Ein Notdelikt ist die Brandstiftung im Untersuchungsbezirk nicht, anders die Feststellung im Vergleichsbezirk, die nach Ansicht des Verfassers nicht zutreffen kann. Die Beteiligung der Selbständigen ist seit 1918 bedeutend gestiegen: offenbar eine Zunahme der Versicherungsbrandstiftung. I m Gegensatz hierzu sind an der Fahrlässigkeitstat die Berufe Industrie und Handwerk weit stärker beteiligt (Tab. 12); auch die Berufe Handel und Verkehr, Beamte und freie Berufe haben eine auffallende Beteiligungszunahme erfahren. Offenbar ist der Grund ein häufigeres Vorkommen der fahrlässigen Brandstiftung in der Stadt. Dagegen schneiden die Unselbständigen bei der fahrlässigen Brandstiftung günstiger als bei der vorsatzlichen Begehung ab. Die wirtschaftliche Lage beeinflußt die Fahrlässigkeitstat nicht; entscheidend ist der Einfluß von Beharrung und Gleichgültigkeit. P s y c h o p a t h e n sind unter den Nutzungs- und Fahrlässigkeitstätern nicht häufiger als bei anderen Straftaten anzutreffen; unter den 38 Nutzungsbrandstiftern des Untersuchungsbezirks wurde in der Urteilsbegründung nur ein Täter als geistig sehr beschränkt und seelisch haltlos bezeichnet. Die anderen waren normal. Dagegen fanden sich unter den Angriffstätern 46,2% psychisch Minderwertige: ein großer Teil wurde als erblich belastet bezeichnet; einige stammten aus Trinkerfamilien oder von Vorfahren, die mit psychischen Defekten behaftet waren; sie selbst wurden als stark erregbar, willensschwach, unterdurchschnittlich schon in der Schule, von großer Haltlosigkeit und Unausgeglichenheit begutachtet.

§ 36 B III

Regionale Differentialdiagnoeen und Sozialprognosen

609

Unter ihnen befanden sich auch die sämtlichen Rückfälligen. Überall wurde aber eine besondere Pyromanie abgelehnt. — Von den Vorsatztätern standen 23,4% unter dem Einfluß des A l k o h o l s ( I I I A 8). U m w e l t . Die W i r t s c h a f t s l a g e wirkt nach dem Verfasser auf die Angriffsdelikte nicht unmittelbar ein, mittelbar aber infolge des in günstiger Lage gesteigerten Alkoholgenusses. Die Nutzungsbrände sind aber durch die Wirtschaft zum Teil stark beeinflußt (Konjunkturdelikte; so sind die Erntebrände von den Roggenpreisen abhängigl)); in wirtschaftlichen Notzeiten nimmt das Delikt zu. Jedoch nimmt es in günstigeren Zeiten nicht notwendig ab (so z. B. nicht seit 1933). Anderseits wird es nur selten durch drückende eigene Not des Täters bedingt; die Not ist nicht das Motiv. Auf die Fahrlässigkeitstat wirkt die Wirtschaftslage nicht ein. — Seine Umweltbedingtheit zeigt die Brandstiftung durch die Eigenheiten von O r t u n d Z e i t der Begehung. Hierüber I I I A 10, 11, B 7, 8 mit Tabelle. Vorsatzbrände entfallen im Bezirk zu 76,2% auf das Land, zu 23,8% auf die Stadt; Fahrlässigkeit umgekehrt zu 63,3% auf das Land, zu 38,2% auf die S t a d t (über 2000 Einwohner). — Die Jahres z e i t äußert sich verschieden, wiederum bezeichnend f ü r die drei Typen. Die Nutzungsdelikte erreichen den Höchststand im April und September (Zusammenhang mit Feldbestellung und Ernte, mit der Bausaison und dem Steigen des Versicherungswertes; Steigen der Herbstbrände in Jahren niedriger Getreidepreise). Die Höhe der Frühjahrs- und Herbstgipfel lassen einen Schluß auf den Grad der Beteiligung der Nutz- und der Angriffsdelikte zu, auch in der Reichskurve, in der sonst jene Scheidung der Typen nicht zum Ausdruck kommt: je höher die Gipfel, um so größer der Anteil der Nutzungsdelikte; je unauffälliger die Herbst- und besonders auch die Frühjahrsgipfel in die Erscheinung treten (wie ich entgegen dem Verfasser formulieren möchte), desto größer die Zahl der Angriffsbrandstiftungen. Diese letzteren können aber auch im Frühjahr und Herbst einen hohen Stand erreichen (Haß- und Rachemotive, Alkohol). Die Fahrlässigkeitstaten erreichen ihren Gipfel auf dem Land im Frühjahr und vor allem im Sommer; die Gegensätze in den Monaten sind auf dem Land groß. Auch die J a h r e bringen starke Schwankungen; in trockenen Sommern ist die Zahl sehr hoch. Die Stadt bietet ein gleichmäßigeres Bild; der Gipfel liegt regelmäßig im Winter. — Die Verteilung auf die W o c h e n t a g e bietet f ü r alle Bezirke das gleiche Bild: Gipfel am Sonnabend, Sonntag und Mont a g ; es scheint aber, daß die Nutzdelikte auch an den anderen Tagen höher sein können, im Gegensatz zu den Angriffsdelikten (Alkoholgenuß begünstigt um den Sonntag). Weit gleichmäßiger ist das Bild f ü r die Fahrlässigkeitsbrände; in der Stadt Tiefstand am Sonntag (geringere Beschäftigung und berufliche Betätigung), auf dem Land gegen Wochenende höher (verkappte Vorsatzbrände, Leichtsinn bei Ausflügen). — T a g e s z e i t für Vorsatztaten: Gipfel zur Nacht; im Untersuchungsbezirk geringer Unterschied zwischen Nutz- und Angriffsdelikte, während letztere im Vergleichsbezirk Paderborn am Tage mehr hervortreten. Umgekehrt Gipfel der Fahrlässigkeitstaten am Tag (71,7%). 1) Roesner HWKrim. II 1091 39 Sauer, Kriminologie

610

Anhang

§ 35 B I I I

T a f e l 102 Anteil der Vorbestraften nach BKrimStat. T t. Janr

Gesamtkriminalität

Getährlicbe Körperverletzung

Vorsätzliche Brandstiftung

Betrug

1900—07 1926—33 1910 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932

44,2 36,4 45,9 21,7 24,7 25 27,2 29,2 32,7 35,7 38,2 41,2 42,9

1933

43,8

47,9 35,7 44,2 16,2 20,8 23,5 27,2 29,8 33,9 35,6 36,7 38,8 43,1 40,5

45,2 37,5 48,9 32,9 31,7 33,9 36,9 32,7 35,8 40,1 37,9 41,8 39,5 36,8

52,8 55,1 54,1 31,7 39,3 45,2 47,4 50,5 55,5 56,8 57,6 57,7 56,6 58,6

V o r s t r a f e n : für die Fahrlässigkeitstäter gering und unbedeutend, auch •weniger erheblich; hoch für die Vorsatzdelikte, und zwar im Reich (Tab. 7 für 1900/33, Tgl. Tafel 102) wie im Bezirk (II A 6). Besonders hoch liegen im Bezirk die Vorstrafen bei den Angriffsdelikten (30,1%) gegenüber den Nutzdelikten (nur 18,4%). Dieses auffallende Mißverhältnis ist nach dem Verfasser nicht örtlich bedingt, zumal da auch die Vergleichsbezirke Gera, geringer Paderborn ein Überwiegen der Angriffsdelikte zeigen. Zum Teil mag es im Wesen des Versicherungsbetrugs liegen, nur vereinzelt oder gar nur einmalig begangen zu werden. Nach dem Verfasser besitzen diese Täter oft ein geringeres Schuldbewußtsein, da sie sich eher für berechtigt halten, der Versicherungsgesellschaft, der sie viele Jahre Beiträge ohne Gegenwert leisten mußten, einmal auch Werte entziehen zu dürfen (Kavaliersdelikte ähnlich den Steuerhinterziehungen). Vor allem dürften wohl aber die Vorstrafenlisten in vielen Fällen gerade bei dem äußerst raffiniert angelegten Versicherungsbetrug ein unrichtiges Bild vom Vorleben des Täters geben (hohe latente Kriminalität gerade beim Betrug). In dem Bezirk bieten die Angriffstäter eine bunte, stark gemischte Vorstrafenliste (Gewalt- und andere Angriffs-, aber auch Nutzdelikte aller Art). Dagegen sind die Straflisten bei den Nutzungsdelikten rein und einschlägig. S t r a f e n p r a x i s . Das Verhältnis der erkannten Zuchthaus- und Gefängnisstrafen bei der Vorsatztat entspricht dem Reich (Tab. 14). Die Strafhöhen sind aber im Bezirk geringer als im Reich, wo seit 1930 die Strafhöhen bei Zuchthaus anziehen (anders allerdings bei Gefängnis). Der Verfasser wendet sich, wohl

§ 35 B IV

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

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mit Recht, gegen eine allzu hohe Strafe gegen die Angriffsdelikte, insoweit die Gerichte hier in erster Linie die äußere Gefährlichkeit und den Erfolg treffen •wollen. Dagegen sollten die Nutzungsbrandstifter weit härter bestraft werden; die Berufung der Täter auf ein Kavaliersdelikt sollte schon schärfend wirken. Umgekehrt wurde die fahrlässige Tat im Bezirk erfreulicherweise schwerer bestraft als im Reichsdurchschnitt (Tab. 15): 25% gegenüber 15,2% Gefängnisstrafe; unter den zu Freiheitsstrafe Verurteilten betrug der Anteil der mit 3 Monaten und mehr Bestraften sogar 42,8%. Hier wird nicht der Erfolg bestraft, sondern der Leichtsinn, die Gleichgültigkeit. Ergebnis: Die Differentialdiagnose der drei Brandstiftungstypen bietet regelmäßig keine besonderen Schwierigkeiten; die Brandstiftung gehört zu den Delikten, die jeden der drei Grundtypen scharf gesondert von den anderen hervortreten lassen. Die Sozialprognose für den kriminell schwersten Fall, die Nutzungsbrandstiftung, ist ungünstig; es iät mit der naheliegenden Tendenz zwar nicht zur Wiederholung, aber zu artverwandten Delikten der Betrugsgruppe zu rechnen. Die Umweltverhältnisse, deren Einfluß immerhin nicht gering ist, lassen sich weder bekämpfen noch voraussehen. Etwas günstiger wohl ist die Prognose für reine Schädigungsbrandstiftung, die wie alle Roheitsdelikte stärker persönlichkeitseigen ist und meist als Augenblicks-, vielfach auch als Affektdelikt auftritt; die reichen und gemischten Straflisten warnen aber vor zu großen Hoffnungen. Für die Fahrlässigkeitstat läßt sich kaum eine Prognose stellen; zunächst hat man jedoch mit der Möglichkeit verkappter Vorsatztaten zu rechnen, zumal da Fälle bewußter Fahrlässigkeit nicht selten sind. Wie bei allen auf Fahrlässigkeit beruhenden Delikten ist auch hier nicht unwahrscheinlich die Unbekämpfbarkeit oder gar die Zunahme von Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber den sozialen Verpflichtungen. Um so strenger sollte künftg die Fahrlässigkeitstat beurteilt, um so höher (innerhalb des Schuldbereichs) die Strafe bemessen werden

IV. Typen und Tendenzen der Sachbeschädigung M a t e r i a l : 132 Fälle des AG.Bez. Königsberg (1932/33)1). Die Sachbeschädigung ist etwa zu 70—80% Affekt- und planmäßiges (Vorbedachts-) Delikt; etwa zur Hälfte geben Affekte den Ausschlag. Zu den häufigsten Unlustgefühlen gehören Haß, Neid, Mißgunst, Feindseligkeit, Ungerechtigkeit, Zorn, Wut, Arger, Bosheit, Grausamkeit2). Selten sind Gelegenheits- und Zufallsdelikte. Weitaus überwiegend gehört die Sachbeschädigung der r e i n a k u t e n Kriminalität an; wo sie Wiederholungen aufweist, trägt sie keinen chronischen, sondern s u b a k u t e n Charakterä), der durch die gleiche günstige Gelegenheit bedingt ist (Alkoholmißbrauch, Streitigkeiten). Gewohnheitsmäßigkeit ist jedoch selten*); häufig ist einfacher und besonders a r t v e r w a n d t e r R ü c k f a l l . i) Salewski, Zur Soziologie und Strafwürdigkeit der Sachbeschädigung, Diss. Münster 1935 (Strafr. Abh. H. 360). 2) Salewski 71. 3) a. a. 0 . 6 9 . 4) S. 69.

612

Anhang

§ 35 B V

Der V o r b e s t r a f t e n a n t e i l l ) liegt noch 2% unter dem Durchschnitt der Gesamtkriminalität; noch weit geringer ist der Anteil der viermal Vorbestraften. Im Untersuchungsbezirk begingen 32 Täter eine Sachbeschädigung mehrmals, und zwar 2mal 23 Täter, 3mal 8, 4mal 1, 6mal 3 Täter. Intervalle durchschnittlich 3 Jahre, bei den mehr als 2mal Straffälligen nur 1 Jahr. Also auch hier durchaus akutes Gepräge. 44 Täter begingen die Sachbeschädigung als Erstdelikt. Häufig sind gemischte Vorstrafenlisten mit folgendem Inhalt: Sachbeschädigung, Körperverletzung, Widerstand, Hausfriedensbruch, Bedrohung, Nötigung, aber auch Religionsdelikte, gemeingefährliche Delikte, Beleidigung, Raub, Erpressung, Totschlag. Nicht selten erscheinen auch Diebstahl, Wilderei, Unterschlagung, Betrug, Urkundenfälschung; hier entdeckt man zuweilen auch Nutzmotive. In anderen Vorstrafenlisten taucht unter typischen Nutz- und Notdelikten, ja unter Fälschunga- und Unzuchtsdelikten, blitzartig eine Sachbeschädigung auf, die auch einmalig bleibt und wohl ein Ausdruck des Ärgers, der Feindschaft oder des bösen Vernichtungswillens eines ausgesprochenen Nutzungstäteis ist, der kein ihm erwünschtes Gut gefunden hat. Nur die letztgenannten Fälle verdienen empfindlichere Strafe. Allgemein fällt die s t r e n g e r e B e s t r a f u n g der Sachbeschädigung gegenüber der Körperverletzung und vor allem gegenüber Nutzdelikten auf2).

V. Vorstrafen beim Raub Material:

58 Täter des LG.Bez. Münster (1927/36)3).

Der Anteil der V o r b e s t r a f t e n im Bezirk beträgt 55%, etwas geringer als im Reichsdurchschnitt. Die Vorstrafen wegen Nutz- und Notdelikte übersteigen weit diejenigen wegen Gewaltdelikte; aber es fällt die Neigung zur Schwerkriminalität auf; Vorstrafen wegen Raubes selbst sind sehr selten. Es kamen vor: 41 Verurteilungen wegen einfachen Diebstahls, 27 wegen schweren Diebstahls, 15 wegen Betteins, 11 wegen Betruges, 11 wegen Hehlerei, 10 wegen leichter Körperverletzung; die übrigen, selteneren Fälle betrafen Widerstand, Hausfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Urkundenfälschung, Unzucht usw. Einige Straflisten werden mitgeteilt*), in denen auffällt, daß der Raub erst spät, bei der 6. oder noch späteren Verurteilung, auftritt und daß die Listen vielfach regelwidrig mit Betrug, Hehlerei oder Erpressung beginnen; es handelt sich offenbar um Schwerkriminelle, für die der Raub weniger Gewaltals Nutzdelikt ist. Einige charakteristische Nutzungstypen zeigen die hohe, von den Gerichten anerkannte Strafwürdigkeit5). H S. 65/7. 2) S. 78. S) Rob. Heimann, Der R a u b in kriminalsoziologischer Betrachtung, Diss. Münster 1938 (Strafr. Abh. H. 393). Zum Vergleich: Raumer, Räuber und Raubsituationen, 1937 (Krim. Abh. H. 28); Sperling, das Delikt des Raubes in der deutschen Nachkriegszeit, Diss Freiburg 1949. *) Heimann 35. 5 ) a. a. O. 50.

§ 35 B V, VI, C 1

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

613

VI. Typen und Vorstrafen bei der Wilderei Material:

276 Fälle des LG.Bez. Münster (1933/37)1).

Unterschieden werden v i e r T y p e n : reiner Wilderertyp (Nutz- und Nottyp), vorwiegender Not- und Schwächetyp (haltlose, liederliche Personen), reiner Angriffstyp (die Jagdfreude überwiegt), gemischter Nutztyp (unter Anwendung verwerflicher Mittel, Täuschung usw.). Demnach stellen sich die Anteile der V o r b e s t r a f t e n an der Gesamtkriminalität in den vier Gruppen verschieden: 61,3%, 36%, 5%, 42,3%. Auch die Vordelikte verteilen sich verschieden (vgl. Tafel 9, S. 40). Nur in der ersten Gruppe steht der Diebstahl an der Spitze und sind Gewaltdelikte sehr häufig (Widerstand); in der vierten überwiegen Jagddelikte, Schmuggel und Schleichhandel, in der zweiten Widerstand und einige Übertretungen, während die dritte fast nur Erstdelikte enthält. Entsprechend sind ferner die Stärkegrade von Anlage, Umwelt und WiUensbestimmung und demgemäß die Gefährlichkeit und Strafwürdigkeit durchaus verschieden. Das äußert sich schon in der Verschiedenheit der Zahl der Mehrbestraften und der Kürze der Rückfallsintervalle (Tafel 10/3, S. 47/8). Einige Straflisten erläutern weiterhin die Verschiedenheit der vier Gruppen2).

C. Erkenntnisse aus den Einzeluntersuchungen Sie seien unserem Plan gemäß in Kürze zusammengestellt und mögen die Übersicht erleichtern, während zur Begründung selbstverständlich die vorigen Ausführungen heranzuziehen sind. Es ist eine Art von Rechenschaftsablegung. I. Zu den allgemeinen Einsichten gehören insbesondere die folgenden: 1. Zur Erklärung einer kriminellen Erscheinung bedarf es ihrer E i n s t e l l u n g i n d e n w e i t e n R a h m e n (Kombinatorik): Ursachen (Wille, sonstige Persönlichkeitsverhältnisse, Umwelt) — Deliktstypen — Persönlichkeits(Anlaß-)Typen — Unwertgrößen — Vorstrafen als Symptome — Soziale Prognose — Strafbemessung — Bekämpfung — Vollzug. Nur dieser Zusammenhang verbürgt gesicherte Erkenntnis. 2. Der K r i m i n a l i t ä t s e r r e g e r ist als Hilfsgröße ein Ausdruck fiir die Entstehung und regelmäßige Entwicklung schwerer chronischer Kriminalität; nach ihr bestimmt sich auch die Bedeutung akuter und leichter krimineller Erscheinungen (z. B. einer Sachbeschädigung, die einmal in der Strafliste eines Schwerverbrechers auftaucht). Die entscheidende Frage betrifft den Grad der Gefährlichkeit: in welchem Stadium und in welcher Stärke wirkt im vorliegenden Fall der Kriminalitätserreger? — Bei S c h w e r k r i m i n a l i t ä t fehlen nie Betrugsmotive; dort wurzeln die meisten, schwer belastenden anderen Motive. >) Bernhard Mau£, Die Jagdwilderei, Diss. Münster 1940 (Strafr. Abb. H. 409). Zum Vergleich: Engler und Braun in Thür. Unters. H. 9,10, 1938. 2) S. 50/1.

614

Anhang

§ 35 C I I

I n den späteren Stadien treten Unterschlagungs- und Ausbeutungsmotive hinzu. Hiernach gelten (dem Normaltyp nach) die Erpressung als gefährlicher als der Raub, die Unterschlagung (Veruntreuung) und die Hehlerei als gefährlicher als der Diebstahl. 3. Starke A n l a g e e i n f l ü s s e belasten in krimineller Hinsicht nicht notwendig mehr als starke U m w e l t e i n f l ü s s e ; auch die letzteren können schwer oder gar nicht zu bekämpfen sein. Was stets am meisten kriminell belastet, ist die Gefährlichkeit der f r e i e n W i l l e n s b e s t i m m u n g mit Einschluß seiner moralischen Verwerflichkeit. 4. J e mehr ein Vorleben kriminell belastet war, desto leichter und früher wird der Täter r ü c k f ä l l i g . In solchem Fall war zwar die Bekämpfung erfolglos, aber sie ist künftig erleichtert durch die sichere Erkenntnis des kriminellen Gegenstandes und die strengere Konzentrierung der Bekämpfungsmittel. II. Erkenntnisse speziell zur Frage der Vorstrafen: 1. Auf die Zahl der Vorstrafen kommt es niemals an, sondern nur auf die B e d e u t u n g d e r D e l i k t s t y p e n ; oft entscheidet allein die Bedeutung einiger weniger Deliktstypen, ihre Stellung und Reihenfolge, während die Mehrzahl der in der Liste vermerkten Delikte unerheblich sein mag. 2. Am stärksten belastet die T e n d e n z z u r G e w e r b s - u n d B e r u f s m ä ß i g k e i t (am häufigsten verwirklicht bei Betrug und Hehlerei, auch bei Diebstahl, Unterschlagung und Urkundenfälschung); rein objektiv belastet außerdem die G r a s s i e r u n g s g e f a h r . Sodann wirkt erschwerend die Tendenz zur G e w o h n h e i t s m ä ß i g k e i t oder zum artverwandten oder artgleichen R ü c k f a l l . Bei mehr als 10 Vorstrafen wird oft ein Übergang zum S c h w ä c h e t y p eingetreten sein: dem Täter ist jedes sich ihm bietende Delikt genehm. Wichtige Symptome sind u. a. Abkehr von redlicher Arbeit, Sozialisierung mit Gleichgesinnten (Bandenmäßigkeit), besondere Methoden bei Absetzung und Lieferung krimineller Objekte, besondere Mittel der Unkenntlichmachung. • 3. Wichtig ist vor allem die K o m b i n a t o r i k . Belasten kann aber in gleichem Maße eine r e i n e , r e i f e u n d r e i c h e V o r s t r a f e n l i s t e , wie sie besonders beim Betrug (der meist viele Wege eröffnet) häufig ist, wie eine bunte und gemischte Liste, die oft erfahrene Spätkriminelle, besonders Hehler gern besitzen; dort belastet die K o n z e n t r a t i o n u n d S p e z i a l i s t i k , hier die W e n d i g k e i t , A n p a s s u n g s f ä h i g k e i t u n d V i e l s e i t i g k e i t . Die zweite Art birgt jedoch die größere Gefahr: der gereifte Hehler steht am Ende seiner Laufbahn, in der er sich stufenweise, der Entwicklung des Kriminalitätserregers gemäß, emporgearbeitet hat, er beherrscht alle Möglichkeiten, kennt alle Branchen und organisiert nunmehr Delikte. Aus der Art der Kombination kann man oft erst ersehen, ob ein Delikt (z. B. Brandstiftung) im reinen Wesenstyp

§35CH

Regionale Differentialdiagnosen und Sozialprognosen

615

(Angriffsdelikt) oder im Mischtyp (Betrugsbrand) verwirklicht ist. Ein Mischtyp läßt meist eine vorherrschende Tendenz erkennen; diese mag das Hauptdelikt verwirklichen (z. B. Diebstahl) oder einen Kreuzungstyp (Diebstahl mit vorherrschendem Betrugs- oder Unterschlagungsmotiv). Fast in jeder Strafliste chronischer Schwerkrimineller kommt Betrug vor; das Fehlen deutet meist auf latente Kriminalität. 4. Die Kürze der I n t e r v a l l e ist nicht unbedingt ein ungünstiges Zeichen. J e artverwandter ein Rückfall, um so kürzer pflegen die Intervalle zu sein; ein Wechsel erfordert, wie jede Umstellung, oft mehr Zeit, so daß Schwerkriminelle vielfach erst nach längeren Zwischenräumen in neuem Format auftreten. 5. Auf die E r s 11 a t ist nicht immer Gewicht zu legen; die entscheidende Richtung entwickelt sich oft erst bei späteren Delikten. Treten aber in jungen Jahren bereits Delikte auf, die regelmäßig einer reiferen Altersklasse angehören (Urkundenfälschung, Hehlerei), so ist dies meist (wenn auch nicht immer) ein übles Zeichen; es gilt alsdann jedenfalls mit um so größerer Genauigkeit den vorherrschenden Typ zu erforschen (Umwelteinflüsse, Schwäche?). 6. Die l e t z t e T a t ist ebenfalls nicht maßgebend; sie liegt vielfach abseits der vorherrschenden Tendenz (ein gewerbsmäßiger Betrüger oder Hehler begehen eine Sachbeschädigung aus Ärger, keine geeignete Beute zu finden). 7. Zur Erforschung der T e n d e n z ist es weder erforderlich noch ausreichend, eine gewisse Zahl gleichgerichteter Delikte festzustellen:!). Auch läßt sich kein Anhalt an der Erreichung einer gewissen Altersstufe finden 2 ). Der Kriminalitätserreger kann sich in einem ausgeprägten Betrugstyp schon in jungen Jahren in aller Deutlichkeit zeigen. Es sei aber dahingestellt, ob bei Ersttaten bereits in 25% der Fälle die chronische Richtung feststellbar ist3). Selbstverständlich genügt es nicht für Feststellung des chronischen Charakters, daß der Täter ein Delikt begeht, das überhaupt chronisch begangen werden kann; mancher Diebstahl und selbst mancher Betrug bleiben vereinzelte Gelegenheitsdelikte. Bei einiger Erfahrung im Deuten von Straflisten und vor allem in der Menschenbeurteilung vermag man den Rriminalitätserreger zu erkennen, ohne der Gefahr des Schematismus zu verfallen.

i) Wend 21 f o r d e r t mindestens drei Delikte. *) Nach Schmld 13 beging die Mehrzahl der Rückfälligen die Ersttat vor 4 e m 35. Lebensjahr. Anderseits w u r d e nach Schnell nach dem 35. Lebensjahr n u r noch 1,4 •/. rückfällig. 3) So Herold 11.

Tafel 10;

Verbrechenstypen und Verbrechertypt

Verbrechenstypen. Nutz-

Primäre Kriminalität

Reine Nutz - und N o t d e l i k t e (Gewinndelikte)

Körperverletzung;

Diebstahl;

Sachbeschädigung,

Wilderei, Fischereidelikte; Raub ) . Erpressung} im Nutzungstyp

Tierquälerei, grober Unfug;

Totschlag, Mord; Brandstiftung, gemeingefährliche Delikte

Beleidigung;

Betrug;

Zweikampf; Religionsdelikte; Unzucht v o r (!) anderen

Urkundenfälschung, Geldfälschung, Personenstands-

Widerstand, Zusammenrottung; Hoch- und Landesverrat; Geheimnisverletzung; Begünstigung, Gefangenenbefreiung, Aufforderung zu Verbrechen, Nichtanzeige von Verbrechen

Nötigung, Bedrohung;

Wohlstands- und Verkehrsdelikte

Wohlstands- und Kulturdelikte

Sekundäre Kriminalität Tertiäre Kriminalität

Greifer (offene Schieber) [Roheitsdelikte] Spanner Schleicher Schwindler (Ausbeuter) (Verräter, (Fälscher, Entsteller) [AusbeutungsTreubrecher) [Äußerungsdelikte ] delikte] [Machtausnutzungsdelikte]

G r e i f e r - und S c h i e b e r g r u p p e n Schleppergruppen

Verbrechertypen

Reine Angriffsdelikte (Gewaltdelikte)

und No

fälschung, Doppelehe;

Verleumdung, falsche Anschuldigung; Falsche Aussage, Meineid

Unterschlagung; Untreue, Amtsunterschlagung; Rechtsvereitelung (Bankrott, Arrestbruch, Vollstreckungsvereitelung, Pfandkehr);

Bestechung,

sonstige Treuverletzungen

Hehlerei;

Freiheitsberaubung, Hausfriedensbruch ; Raub { . Erpressung ( l m Angriffstyp

Zuhälterei, Kuppelei,

Delikte der F r ü h k u l t u r („niedere Kriminalität")

Delikte der H o c h k u l t u r („hohe Kriminalität")

Frauenhandel (Frauenraub);

Wucher; Glücksspiel

*) Im Anschluß an § 12 (Tafel 34) und § 13. Diese Tafel wurde mit kleinen Änderungen übernommen aus meiner Kriminalsoziologi lieh ist, so sei hier die nach den verschiedensten Richtungen hin aufschlußreiche Tafel als Anhang wiedergegeben.

fei 1 0 3 * )

[•typen; Ursachen und Erziehungsziele. Würd

1. d

igung.

Notdelikte Abgeschwächte Nutz - und Notdelikte (Schwäche-, Triebdelikte)

Ursachen im freien Willen: Krimi n a l i t ä t s e r reger

Soziale Ziele: Kulturerzeuger

Hemmungslosigkeit, Haltlosigkeit, Herrschsucht; Vordrängen, Roheit; gesteigerte Ichsucht, Neid, Mißgunst, Habsucht

Selbstbeherrschung ;

Fahrlässigkeitsdelikte

U n r e d l i c h k e i t , Entstellung; Lüge, Verstellung; Rücksichtslosigkeit, Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit

A u f r i c h t i g k e i t , Redlichkeit; Wahrhaftigkeit; Rücksichtnahme, Wohlwollen

Abtreibung,

V e r r a t , Preisgabe; Hintergehung, VertrauensUnbotmäßigkeit [brach;

Zuverlässigkeit ; Treue (Tapferkeit); Einordnungsbereitschaft

Unzucht (mit anderen);

Ausbeutungssucht, Trägheit, Müßiggang, Herzlosigkeit, Brutalität, Sinneslust, Genußsucht

Gemeinsinn, Arbeitsamkeit (Zielstreben); Hilfsbereitschaft, Opfersinn; Enthaltsamkeit

Delikte der S p ä t k u l t u r („kleine Kriminalität")

Delikts-Monaden

Wert-Monaden

Betteln, Landstreichen;

Wohlstands- und Triebdelikte

Rauschgiftmißbrauch

Kindestötung, Aussetzung;

Ehebruch

Zurückhaltung; Genügsamkeit



Prostitution

lsoziologie 1933 Anhang I. Da in dem jetzigen Buch aul jene Tafel wiederholt verwiesen wurde und jenes frühere Werk jetzt schwer erhält-

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Register Verwiesen ist auf die §§ und innerhalb eines jeden § auf die fortlaufende Systematik, die auf einer jeden Seite in Höhe der Seitenzahl (Innenseite des Buches) steht. Die Ziffern in Klammern weisen auf die Fußnoten. Abgeschwächte Nutz- und Notdelikte, s. Schwächedelikte. Abschreckung (Generalprävention), s. Wirksamkeit der Strafen § 24 I. Abschwung, wirtschaftlicher, kriminogen, § 26 I I I 1. Absicht, s. bei Strafbemessung (§ 21). Absichtsdelikte, s. Vorbedachtsdelikte. Abtreibung: Deliktstyp § 13 I I I 3, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Alter § 6 II. Jugendliche § 6 III, Tafel 18. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 X X I I ; § 22 I 2 c. Hohe latente Kriminalität § 23, Tafel 52 (55/6). Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 311; in den Ländern Tafel 60, 61; in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 65. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 3. Ätiologie §§ 5—9 (s. Inhaltsverzeichnis). Methode § 1 I I 2 b. Ätiologische Typen § 4 I I I 4, Tafel 6; § 15 III, Tafel 37. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Strafbemessungsgründe § 21 A I I 2. Prognose § 18 I I 1 d. Äußerungsdelikte, als Dgliktstyp § 13 I I 2. Anhangstafel 103. Affektdelikte § 4 I I I 4, Tafel 6; § 15 I I I 2, IV, Tafel 37. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Akut, s. Chronische Kriminalität. Auch: subakut. Alkoholdelikte § 6 V 5, Tafel 19. Alkoholismus § 6 V 5. Als Ausschluß des Kriminalitätserregers § 12 IV 5 c. Altersklassen § 6 I I (s. Inhaltsverzeichnis). Bei den Vorbestraften § 17 I I I 2 a. S. auch bei den wichtigsten Deliktstatbeständen, besonders in § 35 A, B (Einzelbezirke). Amnestie, Einfluß auf die Kriminalitätskurve § 26 IV 1. Amtsdelikte: Deliktstyp § 13 I 3; Anhangstafel 103. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Von den Hauptdelikten s. besonders Unterschlagung. Analyse, analytische Methode § 1 I I 3, Tafel 1. Angehörige, als soziale Klasse, ihre Kriminalität § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Angestellte, als Berufsklasse, ihre Kriminalität § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Angewandte Kriminologie § 2 II. Angriffsdelikte, reine: als Deliktstypen § 13 I I ; Bedeutung im Deliktssystem Tafel 103 Anhang. Gefährlichkeits- und Verwerflichkeitsgrade § 16 I I 2 b, 3, Tafel 38. S. Nutzdelikte über die Bedeutung der Gruppierung. Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34. Vorbestrafte § 17 I I I 3 a. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24 I . Wirtschaftliche Einflüsse § 26 I I I 4. Bedeutung für Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 2, 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 I, in den Ländern Tafel 60/1, in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 63. Regionale Deliktstypen § 31 I I I 1. Regionale Einflüsse § 31 VII 1, § 32 I 1. In Einzelbezirken § 35 B (s. Inhaltsverzeichnis).

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Anlage: Allgemeine Verbrechensentstehung § 3 II, Tafel 2, 3, 4. Charakteraufbau § 4 II. Anlage gegenüber Umwelt und freiem Willen § 5; im Einzelbezirk § 35 C I 3 (Ergebnis). Erbanlage § 6 IV; Einflußstärke § 6 IV 3. Als Ausschluß des Kriminalitätserregers § 12 IV 5 c. Ätiologische Typen Tafel 6 (§ 4 I I I 4); Einflußstärken Tafel 37 (§ 15 IV). Prognose § 18 I I 2. Im Einzelbezirk § 35 A I I I (Betrug). Anlaßtypen, s. Ätiologische Typen. Anonyme Briefe, Kriegskriminalität § 27 I I I vor 1. Anschuldigung, falsche: Deliktstyp § 13 I, Tafel 103 Anhang. Geschlecht § 6 I 2. Altersklassen § 6 I I 2b. Beruf § 7 IV. Wirtschaftslage § 7 V. Bildung § 7 VI. Konfession § 7 VII. Politische Einstellung des Täters § 7 VIII. Jahreszeit § 8 I 1c. Wochentag § 8 I I 2. Landschaft § 8 I. Stadt und Land § 8 I I I 2. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 I I I , Tafel 39, 44. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 53 V. Im Einzelbezirk § 35 A V, Motive Tafel 79. Anstieg der Kriminalität bei deren geschichtlicher Entwicklung § 27. — Wirtschaftlicher Anstieg als Hemmung und Förderung der Kriminalität § 26 I I I 1. Antisoziale, latente Kriminalität § 23 I I I 2. Antragsdelikte, Bedeutung für latente Kriminalität, § 23 I I I 3. Antrieb, bei Verbrechensentstehung § 3 I I 2, 3. Anwendungsgebiet und Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24 II. Tafel 55. Arbeiter, als soziale Klasse und Beruf, kriminelle Belastung § 7 IV 1 (s. Inhaltsverzeichnis). Arbeitshaus: als Bekämpfungsmittel § 20 II, Tafel 46; § 22, Tafel 48/9. Behandlung bei Strafbemessung § 21 B I ; Wirksamkeit § 2 4 II, Tafel 55. Arrestbruch als Deliktstyp § 13 I 3, Tafel 103 Anhang, s. Vollstreckungsvereitelung. Asoziale, schleichende Kriminalität § 23 I I I 3. Aufbau des Charakters § 4. Aufbau des Verbrechens § 3. Aufenthaltsverbot § 21 B V 3b (als Bekämpfungsmittel). Aufrichtigkeit als Erziehungsziel, Tafel 103 Anhang; s. Strafbemessung. Aufschwung, wirtschaftlicher, § 26 I I I 1. Ausbeutung § 13 I 4, I I 4, I I I 4. Tafel 103 Anhang. Ausbildung, Einfluß auf die Kriminalität, § 7 III. Ausgewiesene in der Nachkriegskriminalität § 27 I I I 4. Ausland, Übergang vom Grenzland, Einfluß auf die Gesamtkriminalität 29 I I 2. Begehungsort § 8 I I I 3. Lit. über regionale Kriminalität § 32 II. Auslegung, Methode, § I I I 1c, Tafel 1. Aussetzung, Kindestötung, s. Abtreibung. Bader, Karl (Froiburg), § 1 I I 2b (1). § 9 vor I. Nachkriegskriminalität § 27 I I I . Bankrott als Deliktstyp § 13 I 3, Tafel 103 Anhang. Bedingungen der Verbrechensentstehung § 5. Bedrohung: Deliktstyp § 13 I I 4, Tafel 103 Anhang. Alter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Alkoholdelikt § 6 V, Tafel 19. Beruf § 7 IV 2 A. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 I I I , Tafel 39, 44, 45. Wirksamkeit der Strafe § 24 (Tafel 55/6). Gesamtentwicklung § 27, Tafel 58. Statistische Erfassung meist zusammen mit Nötigung.

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Begünstigung (nebst Personenhehlerei): Deliktstyp § 13 I I 3, Anhangstafel 103. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen §17111, Tafel 39, 44. Wirksamkeit der Strafe § 24 (Tafel 55/6). Gesamtentwicklung § 27, Tafel 58. Beleidigung (nebst übler Nachrede, ohne Verleumdung): Deliktstyp § 13 112, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Altersstufen § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Alkoholdelikt § 6 V, Tafel 19. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 XVT; § 22 I 2b. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 54, im Bez. Essen § 23 V. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis). Regionale Kriminalität § 31 I ; in den Ländern Tafel 60, 61 Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 1. Einflüsse durch die Landschaft § 31 VII 2. v. Bemmelen (Leiden) § 1 I I 2b (1). § 9 vor I. § 11 I. Beruf: Wesen und Einfluß auf die Kriminalität § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Bei den Vorbestraften § 17 I I I 2c. S. auch bei den wichtigsten Deliktstatbeständen § 35 A, B. Berufslose, s. Beruf. Berufsmäßiges Verbrechen § 4 I I I 4, Tafel 6. § 15 I I I 9, IV Tafel 37. § 16 Tafel 38. Berufsverbot (Sicherungsmittel) § 20 I I Tafel 46. § 21 B V 3. Wirksamkeit § 24 II, Tafel 55. Besserungsfähige § 24. Besserungsmaßregeln: Wesen § 20 II, Tafel 46. Durchführung § 21 B III. Arten § 22 Tafel 48. Erwünscht bei Betrug § 2212b. Wirksamkeit und Erfolg § 24 III, Tafel 55. Bestechung, s. Amtsdelikte. Betrug: Deliktstyp § 13 I 2, Tafel 103 Anhang. Geschlecht § 6 I. Altersstufen § 6 I I 2a, Tafel 12. Jugendliche § 6 III, Tafel 18. Alkoholdelikt § 6 V, Tafel 19. Familienstand § 7 II. Beruf § 7 IV 4c, Tafel 10. Wirtschaftslage § 7 V 5a. Bildung § 7 VI. Regionale Bedeutung § 31 V I I 1 . Konfession § 7 VII, Tafel 30. Politische Einstellung des Täters § 7 VIII. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I lc. Wochentag § 8 I I 2. Tageszeit § 8 I I 3. Kriminalitätserreger § 12 IV 1, 2; Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Gefährlichkeitsgrade und Anlaßstärken § 16, Tafel 38. Gerichtliche Strafen § 22, Tafel 49 V. Tendenz zu strengerer Beurteilung I 2a. Regionale Beurteilung § 22 I I 1. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 50 h, 53. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis), I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 V; in Regierungsbezirken Tafel 59; in den Ländern Tafel 60/1; in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 64. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 2; in den großen Städten § 31IV, Tafel 66. Einflüsse durch die Landschaft § 31 VTI 2. I n Einzelbezirken: § 35 A I, II, III, IV, XI, XII, XIV; Vorstrafen § 35 A I, II, XI, X I I ; Typen II, I I I ; Latenz IV; Gefährlichkeit X I ; Schmuggel X I I ; Vertriebene XIV. Betteln: als Deliktstyp § 13 III, Tafel 103 Anhang. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Altersstufen § 6 I I 2 h. Anlage § 6 IV; Alkohol § 6 V, Tafel 19. Vorstrafen § 17 III, Tafel 44. Bettelbetrug, Einzelbezirk § 35 A II. S. Schwächedelikte, Arbeitshaus. Bewegung, Bewegungskräfte bei Entwicklung der Gesamtkriminalität § 26 (s. Inhaltsverzeichnis).

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Bewegungsgesetze § 33 III. Blüte, wirtschaftliche: Einfluß auf Einzelkriminalität § 7 V 3, 4. Einfluß auf Gesamtkriminalität § 26 III, auf regionale Kriminalität § 31 VII 1. Bodengestaltung: Einfluß auf Einzelkriminalität § 8 VIII, auf Gesamtkriminalität § 29 I 2, auf regionale Kriminalität § 31 VII 2. Bordell, kriminogen, § 9 I a. E. Brandstiftung: als Deliktstyp § 13 I I 1, Tafel 103 Anhang. Altersstufen § 6 I I 2 d, Tafel 12, 13. Jugendliche § 6 III, Tafel 18. Beruf § 7 I I 4 c, Tafel 24, 25. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Zeit § 8 I I (s. Inhaltsverzeichnis). Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 2211, Tafel 49 X I X ; regional § 22 I I 2. Latente Kriminalität § 23IV, Tafel 54; § 23 V. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis). Regionale Kriminalität § 31 IV, in den Ländern Tafel 61, 62, in Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 63. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 1. Einzelbezirk § 35 B III. S. auch Anlage (§ 6 IV), Alkohol und Schwachsinn (§ 6 V). Buße als Bekämpfungsmittel § 21 B V 3 a. Charakter: bei Verbrechensentstehung § 3 I I 3, I I I ; beim Täter: Aufbau des Charakters § 4 II, Tafel 5. Chronische Kriminalität § 4 I I I 4, Tafel 6. §§ 15, 16 (s. Inhaltsverzeichnis). § 15 III, IV, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Strafbemessungsgrund § 21 II. Einzelbezirke § 35 A I—XIV. Tendenz zum Chronischen § 35 C I I 2. Deflation, Einfluß auf Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I I (s. Inhaltsverzeichnis). Deliktsmonade § 12 I 4, Tafel 12 II. Tafel 103 Anhang. Deliktstypen, echte, Tatbestandstypen § 13. Ätiologie: Geschlecht § 6 I. Altersstufen § 6 I I 2. Jugendliche § 6 III. Alkohol § 6 V. Beruf § 7 IV. Wirtschaftslage des Täters § 7 V. Bildung § 7 VI. Konfession § 7 VII. Politische Einstellung § 7 VIII. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I 1. Wochentag § 8 I I 2. Tageszeit § 8 I I 3. Tatort § 8 III. — Entwicklung des Kriminalitätserregers § 12 IV 1, 2. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, II, Tafel 49 I I ff. Offene und latente Kriminalität § 23 V. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24. — Bewegung § 27 I 3, I I 6, I I I 3. Regionale Verteilung § 31 III. Einzelbezirke § 32 I 1, 2. Einzeluntersuchungen § 35 A, B; Bedeutung im Ergebnis C I 2. Depression, wirtschaftliche, § 26 I I I 1. In der Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis). Determinanten, Verbrechensentstehung, § 5, Tafel 8 und 9. Determinismus, s. Willensfreiheit. Übersicht § 5, Tafel 9. Deuten, methodisch, § 1 I I 1 b, Tafel 1. Devalvation, Einfluß auf die Gesamtkriminalität § 27 I I (s. Inhaltsverzeichnis). Diebstahl: Deliktstyp § 13 I 1; Tafel 103 Anhang. Geschlecht § 6 I. Altersstufen § 6 I I 2 c, Tafel 11. Jugendliche § 6 III, Tafel 18. Alkohol § 6 V, Tafel 19. Familienstand § 7 II. Beruf § 7 IV 4a, Tafel 22. Wirtschaftslage § 7 V 5a. Bildung § 7 VI. Regionale Bedeutung § 21 V I I 1 . Konfession § 7 VII, Tafel 30. Politische Einstellung des Täters § 7 VIII. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I lc. Wochentag § 8 II 2. Tageszeit § 8 I I 3. Kriminalitätserreger § 12 IV 1, 2,

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Tafel 38; Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Gefährlichkeit und Einflußstärken § 16, Tafel 38. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 II, III. Tendenz zu strenger Würdigung § 22 I 2a. Latente Krimi nalität § 23 IV, V, Tafel 51. Regionale Würdigung § 22 I I 2. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis), I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 I ; Regierungsbezirke Tafel 59; Länder Tafel 60/1; Oberlandesgerichtsbezirke Tafel 64; große Städte § 31 I I I 4, Tafel 66. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 2. Einzelbezirke § 35 B I. Differentialdiagnose § 2 1 1 c, I I 2 a. § 181, I I 1. § 35 A, B (s. Inhaltsverzeichnis). Disposition, s. Anlage. Durchschnittstyp, s. Normaltyp (Gegensatz: Idealtyp). Ehe, Einfluß auf die Kriminalität § 7 II. Ehebruch als Deliktstyp §13111 3; Tafel 103 Anhang. Gefährlichkeitsgrade und Einflußstärken § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 I I I , Tafel 44. Nachkriegskriminalität § 27 I I I 3. Ehrenstrafen, s. Allg. Strafrechtslehre § 35 I I 1. Ehescheidung, Einfluß auf die Kriminalität § 7 II. Nachkriegskriminalität §27 I I I 3. Eidesdelikte, s. Meineid. Regionale Kriminalität § 31 I I I 2; in den Ländern Tafel 60, 61. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 2. Einzelbezirk § 35 A XIII. Einbruch, s. Diebstahl. Einflußstärken § 16, Tafel 38. Einsicht des Täters in sein Unrecht, s. Willensfreiheit. Grade als Strafbemessungsgrund § 21 A I 2 c. Einzeluntersuchungen, als methodische Notwendigkeit § 2. Darstellung für einzelne Bezirke § 35 A, B. Eisenbahntransportgefährdung: Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103. Jagendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Elternhaus, Einfluß auf die Kriminalität § 7 I. Energietypen, s. Ätiologische Typen. Entdeckung von Tat und Täter, s. Latente Kriminalität. Entlassene, s. Vorbestrafte, Rückfällige. Entmannung § 20 II, Tafel 46. § 21 B V 3. § 24 II, Tafel 55. Entschädigung des Verletzten als Bekämpfungsmittel § 21 B V 3 a. Entstehung und Entwicklung der Tat § 3 II. Entwicklung des Verbrechers § 4, § 12 (s. Inhaltsverzeichnis). Entwicklung, zeitliche, der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis). Erklären, methodisch, § 1 I I 2 b. Erpressung: als Deliktstyp § 13 I 1, I I 4, Tafel 103 Anhang. Geschlecht § 6 1; Altersstufen § 6 I I 2 g, I I I , Tafel 18 (Jugendliche). Familienstand § 7 II. Beruf § 7 IV 4 e, Tafel 27. Wirtschaftslage § 7 V 5 a. Konfession § 7 VII 2, Tafel 30. Kriminalitätserreger § 12 IV 3. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 VII, § 2 2 1 2, I I 1. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 53. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (s. Inhaltsverzeichnis). Einzelbezirk § 35 A IX. Ersttat: Charakter bei Schwerkriminalität § 12IV 4. Ergebnis der Untersuchungen von Einzelbezirken § 35 C I I 5; beim Betrug §35 A I , Tafel71,73, 76, 78. Untersuchung Vorbestrafter § 17 IV 1, 2; s. Vorbestrafte.

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Erziehbarkeit, s. Besserungsfähige. Erziehungsmaßregeln, s. Besserungsmaßregeln. Erziehungsziele § 12 I I 2, Tafel 34. Ethische Typen, s. Ätiologische Typen. Laster und Tugenden § 12 I I 2, Tafel 34. Prognose § 18 I I lc. Exakte Wissenschaft, Begründung der Kriminologie § 1 I I 3, Tafel 1. Exaktwissenschaftliches Verfahren bei Begründung der Grade der Strafwürdigkeit und Gefährlichkeit § 16 I 3, Tafel 38. Exner, Auffassung der Kriminologie § 1 1 1 1 ; § 5 1 ; § 9 vor I. Extrovertierte, s. Anlage- und Umwelteinflüsse § 3 I I I 2. Fähigkeit, Zurechnungsfähigkeit, s. Willensfreiheit. Psychische Fähigkeit (Potenzen), s. Entstehung des Verbrechens § 3 I I 1. Grade als Strafbemessungsgründe § 21 A I 2 d. Bedeutung für latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 54. Fälschungsdelikte, Typ § 13 I 2, Tafel 103 Anhang. S. Urkundenfälschung. Fahrlässigkeitsdelikte: Deliktstyp § 13 I I I 2, Tafel 103 Anhang. S. bei Brandstiftung, Tötung, Körperverletzung; Zeit und Ort der Tat § 8. Verkehrsdelikt § 9 I I I 1, Tafel 33 a. Konfession § 7 VII 2, Tafel 30. Einflußstärken, Energietypen und Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Ätiologische Typen (Zufallsdelikte) § 15 I I I 1. Vorbestrafte § 17 I I I , Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 X X I ; § 22 I 2 c. S. auch über Einzelbezirk § 35 B II, III. Über Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (Tafel 58); über regionale Kriminalität § 31 I I I 3. Falsche Anschuldigung: Deliktstyp § 13 I 2, Tafel 103 Anhang. Frau § 6 I 3. Altersstufe § 6 I I 2. Konfession § 7 VII. Stadt § 8 I I I 2. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 XIV; § 22 I 2 c, I I 1. Wirksamkeit der Strafen § 24. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (Tafel 58). Regionaler Bezirk § 35 A V. Familie, Einfluß auf die Kriminalität § 7 I. Ausbildung in der Familie § 7 HI. Familienstand, Einfluß auf die Kriminalität § 7 II. Fehlerhafte (unrichtige) Entscheidung, Gründe und Bedeutung § 23 I. Fehlerquellen der Statistik § 2 I I 2 c. Feststellung von Tatsachen, Methode, § 1 I I 1 a. Festungshaft § 22, Tafel 48, 49. Film, kriminogene Struktur, § 9 II. Flüchtling, Nachkriegskriminalität, § 27 I I I 4. Flugzeug, kriminogene Struktur, § 9 I I I 1. Frau, kriminogene Disposition, § 6 I (s. Inhaltsverzeichnis). Regionale Bedeutung § 31 IV. S. auch Ehe, Geschlecht. Freie Berufe, kriminelle Belastung, § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Freiheit, s. Willensfreiheit. Freiheitsberaubung, Deliktstyp § 13 I I 4, Anhangstafel 103. Freisprechung, Freisprechungsquote, statistische Unterlagen, § 23 IV (Latenz). Einzelbezirk § 35 A IV. Freundschaft, kriminogene Bereitschaft, § 7 I I I 5. Friedensschlichtung, richterliche, als Bekämpfungsmittel § 21 B V 3 b. Frühkultur, Delikte der, Anhangstafel 103.

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Gefährlichkeit, objektive und subjektive, s. Sozialgefährlichkeit. Gefährlichkeitsgrade § 15, Tafel 37; § 16, Tafel 38. Gefährlichkeitstypen § 4 I I I 4, Tafel 6. § 11 ff., § 15 (s. Inhaltsverzeichnis), § 16, Tafel 38. Als Voraussetzung der Strafmittel und Bekämpfungsmaßregeln § 20 II, Tafel 46. Gefängnis, tatsächliche Verhängung § 22, Tafel 48, 49. Wirksamkeit der Strafe § 24 I. Tendenzen § 22 I 1, 2. S. Allg. Strafrechtslehre § 35 I 2. Geheime (latente) Kriminalität § 23 II. Geheimnisverletzung als Deliktstyp § 13 I I 3, Anhangstafel 103. Geisteskrankheit § 6 V. Geistesschwäche § 6 V. Geldfälschung, s. Urkundenfälschung. Geldstrafe, tatsächlicher Ausspruch § 22, Tafel 48, 49. Wirksamkeit der Strafe § 24 I. Tendenzen der Strafe § 22 I I, 2. Gemeingefährliche Verbrechen: Deliktstypen § 13 I I 1, Anhangstafel 103 Sp. 1. S. Brandstiftung, auch Eisenbahntransportgefährdung. Gemeingeist als ethisches Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34, Anhangstafel 103. Gemeinschaft, engere Gemeinschaft, Wesen, kriminogene Struktur § 7 I I I . Als Idee und Erziehungsziel, s. Gemeingeist. Gemeinsinn, s. Gemeingeist. Generalprävention § 24 I. Genotyp § 6 IV 2 b. Genügsamkeit als Erziehungsziel § 12 II, Tafel 34. Anhangstafel 103. Genußsucht als kriminelle Untugend § 12 II, Tafel 34. Anhangstafel 103. Geographie (regionale Kriminologie) §§ 28—32. Gesamtkriminalität: zeitliche §§ 25—27; räumliche §§ 28—32; Bewegungskräfte § 26.

Geschiedene, kriminogene Struktur, § 7 II. Geschlecht, kriminogene Struktur, § 6 I. Verbindung mit Lebensalter und Vorstrafen § 6 I I 3, Tafel 17. Vorbestrafte § 17 I I I 2 b. Geselligkeit, kriminogen, § 9 I 2. Gesetze, staatliche, wichtig für Deliktstyp s. § 13. Strafbemessungsgründe § 21 B I. Einfluß auf die Kriminalität § 26 I I I 4. Wirksamkeit der Strafe § 24 I. — Soziologische, kriminologische Gesetze: Gesetz der großen und der kleinen Zahl § 2 I I 2 c; Gesetz der Reaktion § 3 I I l b ; Gesetz des Parallelogramms der Kräfte § 3 I I lb. Kriminalsoziologische Bewegungsgesetze § 33 I I I (s. daselbst die einzelnen Gesetze). S. Grundgesetz. Gewaltdelikte: Deliktstyp § 13 II, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2, 3. Lebensalter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 4. Wirtschaftslage § 7 V 5 b. Konfession § 7 VII. Politische Einstellung des Täters § 7 VIII. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I lc. Gefährlichkeitsgrade § 16 II, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 44. Regionale Strafhöhen § 22 I I 1. Latenz § 23 V. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24 I. Wirtschaftliche Einflüsse § 26 I I I 4. Gesamtkriminalitätsentwicklung § 27 I 2. Regionale Kriminalität § 311, Tafel 60/1 63; § 31 I I I 2. Bodengestalt § 31 V I I 1 , 3211. Einzelbezirke § 35 B. Gewerbsmäßige Delikte § 4 I I I 4. § 15 I I I 6, IV, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Gewohnheitsmäßige Delikte § 4 I I I 4. § 15 I I I 7, IV (Tafel 37), § 16, Tafel 38. I. w. S.: s. Chronische Kriminalität.

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Glücksspiel: Deliktstyp § 13 I 4, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Altersstufe § 6 I I 2 g. Beruf § 7 IV 4 d. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Bildung § 7 VI. Konfession § 7 VII. Politische Einstellung des Täters § 7 VIII. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I lc. Wochentag § 8 I I 2. Stadt § 8 I I I 1. Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34 (Laster und Tugendziele). Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 I I I , Tafel 39, 44, 45.. Gerichtliche Strafen § 2 2 1 1 , Tafel 49 XI, § 22 I 2 c. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 62, § 23 V. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (Tafel 58, I 3, I I 6, I I I 3). Kegionale Kriminalität im Einzelbezirk § 35 A I X (Wiesbaden). Grassierungstendenz, Grassierungstypen § 15 II, III, IV, § 16, Tafel 38 (!). Als Strafbemessungsgrund: § 21 A I I 2 b. Grauer Markt § 17 I I I 2. Greifer als Deliktstyp § 13 I 1, Anhangstafel 103. Grenzgänger (Nachkriegskriminalität) § 27 I I I 4. Grenzland, Gesamtkriminalität § 29 I I 2. Regionaler Einfluß § 31 VII 2 b. Grenztypen § 14 I. Große Zahl, Gesetz der, § 2 I I 2 c. Großstadt, Einzelkriminalität § 8 III, Gesamtkriminalität § 29 I I 1. Grundgesetz. Kriminologisches Grundgesetz § 3 I. Kriminalsoziogenetisches Grundgesetz § 33 I I 1. Kriminalbiogenetisches Grundgesetz § 33 I I 2. Grundtypen § 11 IV 3. Grußbesteller (Kriegskriminalität) § 27 I I I 3. Habsucht § 12 I I 2, Tafel 34. Anhangstafel 103. Haftstrafe § 22, Tafel 48, 49. Haltlosigkeit als Entstehungsgrund für Verbrechen § 6 I I I 4 b (Jugend), IV (Erbanlage), V (Krankheit). Als Strafbemessungsgrund § 21 A I 2 c. Anhangstafel 103 (Untugend). Handel, Einfluß auf Emzelkriininalität § 7 IV, auf Gesamtkriminalität § 27. Handlungsgehilfe, kriminogen, § 7 IV (Beruf). Handwerk, kriminogen, § 7 IV (Beruf). Hausfriedensbruch: Deliktstyp § 13 I I 3, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Lebensalter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 A 4. Konfession § 7 VII, Tafel VII. Ort § 8 III. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27. Regionale Kriminalität § 21 I : in den Ländern Tafel 60/1. Regionaler Einfluß § 31 VII 2, 3. Hehlerei (Sachhehlerei): Ausbeutertyp (Spannertyp) § 13 I 4, Stellung im System Anhangstafel 103. Ethisches Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34. Mann und Frau § 6 I 2. Altersstufe § 6 I I 2 f. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 I V 4. Wirtschaftslage § 7 V 5 a. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Anlaßstärken, Energietypen, Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44/5. Kriminalitätserreger § 12 IV 1, 2. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I 1. Ort § 8 III. Gerichtliche Strafen § 22 1 1 a, Tafel 49 X. § 22 I 2 a. Regionale Bewertung § 22 I I 1. Latenz § 23 IV, Tafel 53, § 23 V. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 (Tafel 58, I 3, I I 6, I I I 3). Ersatz der Hehlerei durch den Schwarzen Markt der Nachkriegszeit § 27 I I I 3. Regionale Kriminalität § 31 1: in den Ländern Tafel 60/1, in den Oberlandesgerichtsbezirken

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Tafel 64. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 2. Drei Einzelbezirke nach Sonderuntersuchungen § 35 A VIII. Heil- und Pflegeanstalt § 20 I I Tafel 46. § 22 Tafel 48. Wirksamkeit und tatsächliche Anordnung § 24 I I Tafel 55. Heirat § 7 I I . Heiratsschwindel § 35 A II. Hemmungslosigkeit Anhangstafel 103 (Untugend). Hochkultur, Delikte der, Anhangstafel 103. Hochstand, wirtschaftlicher, kriminogen, § 26 I I I 1. Hochstapler, Betrugstyp, Einzelbezirke, § 35 A II, I, XI, Tafel 89, 90. Hochverrat, Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103. Politische Einstellung § 7 VIII. Hoffmann, H., Charakteraufbau, § 4 I I 4 a. Hotelbetrug, Logisbetrug, Einzelbezirk § 35 A II. Idealkonkurrenz, als Grundlage von Typenbildung, § 14 I I I 1. Idealtypen § 11 IV 2. Identitätstypen § 14 I I 2. Impuls, bei Verbrechensentstehung, § 3 I I 2, 3. Indeterminismus, s. Willensfreiheit. Induktive Methode § 1. Industrie, kriminogene Struktur, § 7 IV (Beruf). Inflation, Einfluß auf Gesamtkriminalität, § 27 II. Intervalle, Rückfall, ersichtlich aus Vorstrafen, § 17 I I 2 d. Einzeluntersuchungen bei Betrug § 35 A I Tafel 74, 85, 91; A X I Tafel 98; bei Hehlerei § 35 A VIII. Bedeutung (Ergebnis der Einzeluntersuchungen) § 35 C I I 4. S. auch Rückfallsgeschwindigkeit. Introvertierte, s. Anlage- und Umwelteinflüsse § 3 I I I 2. Jagdwilderei, s. Wilderei. Jahreszeit der Verbrechensbegehung § 8 II. Juden: Konfession § 7 VII, Rasse § 29 IV. Jugendliche: Kriminalität, allgemein § 6 I I I (s. Inhaltsverzeichnis). Einfluß auf die Altersklassen überhaupt § 6 I I 1. Einzelne Delikte § 6 III, Tafel 18. Vorbestrafte § 17 I I I 2 a. Bedeutung für die regionale Kriminalität § 31IV. Diebstahl Jugendlicher im Einzelbezirk § 35 B I. Kameradschaft, kriminogene Struktur, § 7 I I I 5. Kaufmann, kriminogene Disposition, § 7 IV (Beruf). Kausalität, Grundbegriff § 3 II. Keimfaktoren, Keimplasma, § 6 IV 2 b. S. Kriminalitätserreger. Kinder-Unzucht, s. Unzucht. Kindestötung, s. Abtreibung. Kino, kriminogen, § 7 VI. Klages, Charakteraufbau, § 4 I I 4 a. Klassen, soziale, kriminogene Struktur, § 7 IV 2. Kleine Zahl, Gesetz der, § 2 I I 2 c. Kleinstadt, Einzelkriminalität § 8 I I I ; Gesamtkriminalität § 29 I I 1. 40 Sauer. Kriminologie

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Klima § 8 I. Gesamtkriminalität § 29 I 1. Regional § 31 VII 2 b. Körperverletzung: Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103. Mann und Frau § 6 I 2. Altersstufen § 6 I I 1, 2 h. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Anlage § 6 IV 4 a. Alkohol § 6 V, Tafel 19. Elternhaus § 7 I. Familienstand § 7 I I . Ausbildung § 7 III. Beruf § 7 IV 4 f. Wirtschaftslage § 7 V 6. Bildung § 7 VI. Konfession VII 2, Tafel 30. Landschaft § 8 I. Zeit der Tat § 8 I I lc, 2, 3. Ort der Tat § 8 I I I 1, 2. Soziales Zusammenleben § 9 I 2. Verkehr § 9 III. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 I I I , Tafel 39, 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 II, Tafel 49 VII. Latenz § 23 IV, Tafel 51, V. Entwicklung § 27, Tafel 58,13, I I 6, I I I 3. Regionale Kriminalität: §311, Tafel 59; in den Ländern Tafel 60/1, in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 63. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 1. Regionaler Einfluß § 31 VII 3. Einzelbezirk § 35 B I I . S. auch Fahrlässigkeitsdelikte. Kombinationen bei Typenbildung § 14 II, III. Ergebnis von Einzeluntersuchungen § 35 C I 1, I I 3. Kombinatorik, s. Kombinationen. Komparative Methode § 2 I I 2 c, cc. Konfession § 7 VII. Kongreß für Kriminologie, Rom 1938, § 1 I (1). Konjunktur, Schwankungen § 26 I I I 1, Empfindlichkeit § 26 III 3. Konstitution § 4 I I 4. § 5 (s. Inhaltsverzeichnis). Kontraindizien (Prognose) § 18 I I le. Kontrasttypen § 14 I I 2. Kontrolle bei Prognose § 18 I I I . Konzentrierung bei kriminalpolitischer Tätigkeit § 12 I I I 1. Kraft-Monaden bei Verbrechensentstehung § 3 II. Kraftwagen, kriminogen, § 9 I I I 1. Krankheit, kriminogen, § 6 V. Kretschmer, Ernst, § 4 I I 4 b. Kreuzungstypen § 14 I. Bei Strafbemessung § 21 A I I 2. Einzelbezirke: Betrug § 35 A XI, Tafel 94—97, 99, X I I Tafel 99 a; Diebstahl § 35 B I, Tafel 101. Krieg, Einfluß auf Kriminalität § 27 I 4, II, III. Kriminalanthropologie, Wesen und Aufgabe § 1 I. Kriminalbiogenetisches Grundgesetz § 33 I 2. Kriminalbiologie, Wesen und Aufgabe § 1 1 . Kriminalbiologischer Dienst (Fragebogen) § 21 B II. Kriminalgeographie §§ 28—32. Kriminalität: Einzelkriminalität §§ 3—24; Gesamtkriminalität §§ 25—34. Kriminalitätserreger: § 12 (s. Inhaltsverzeichnis). Anhangstafel 103. Bedeutung § 1 I I 1 a; Ergebnis von Sonderuntersuchungen für Einzelbezirk § 35 C I 2; für die Probleme Erbgut, Anlage, Keimzelle der Kriminalität § 6 IV 2 b ; Entwicklung des Verbrechens § 3 I I 3 a, Tafel 2; Willensfreiheit § 3 I I I 4, Tafel 4; § 4, Tafel 5. Bei Typenbildung: Delikts- und Wesenstypen § 13 (s. Inhaltsverzeichnis); Erscheinungsformen des Kriminalitätserregers § 14 I I ; ätiologisohe und Persönlichkeitstypen § 15 III. Wirksamkeit bei latenter Kriminalität § 23 I I 1 b. Kriminalpolitik, s. Kriminologie. Kriminalpsychiatrie, Wesen und Aufgabe § 1 I.

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Kriminalpsychologie, Wesen und Aufgabe § 1 1 ; bei regionaler Forschung § 29 I I I , § 30. Kriminalsoziogenetisches Grundgesetz § 33 I 1; einzelne Gesetze § 33 I 4. Kriminalsoziologie, Wesen und Aufgabe § 1 1 . Bei regionaler Forschung § 30. Kriminalsoziologische Bewegungsgesetze § 33 I 3. Kriminalstatistik, s. Statistik. Kriminogen, Anlage, Disposition, Struktur: s. Ätiologie. Kriminologie: Wesen und Aufgabe § 1 1 . Konstituierung als Wissenschaft eigener Art § 1 I I 3. Praktische Kriminologie (Kriminalpolitik) §§ 19—24, über Strafvollzug s. Allg. Strafrechtslehre § 35. Krise, •wirtschaftliche: Einflüsse auf die Einzelkriminalität § 7 V 3, 4, auf die Gesamtkriminalität § 26 III, auf die regionale Kriminalität § 31 VII 1. Kultur, Zusammenhänge mit Kriminalität §§ 33, 34 (s. Inhaltsverzeichnis). Voraussetzungen der regionalen Kriminalität § 31 VII 1. Einflüsse der Kultur auf Tat und Täter, Stellung der Kultur innerhalb der Verbrechensursachen § 5 V, Tafel 9 (Tafel 8). Kulturdelikte, Anhangstafel 103. Kulturelles Leben als kriminologische Bewegungskräfte § 26 I. Kulturschöpfer als Gegensatz zum Kriminalitätserreger § 12 II. Anhangstafel 103. Kunst, kriminogen, § 9 III. Kuppelei, s. Zuhälterei. Frau § 6 I 2 b. Alter § 6 I I 1 b. Land (Gegensatz: Stadt): Einzelkriminalität § 8 I I I ; Gesamtkriminalität § 29 II. Landesverrat, Deliktstyp § 13 I I 3, Anhangstafel 103. Politische Einstellung § 7 VIII. Landschaft, kriminogen, § 8 I. Kriminelle Belastung einzelner Landschaften und Länder §§ 28—32 (s. Inhaltsverzeichnis); s. regionale Kriminalität. Landstreicher, s. Betteln (§ 13 III, Anhangstafel 103). Landwirtschaft, kriminogene Struktur, § 7 IV (Beruf). Latenz, latente Kriminalität: § 23 (s. Inhaltsverzeichnis). Statistischer Mangel § 2 I I 2 c, bb. Im Einzelbezirk § 35 A IV (Betrug). Lebensalter § 6 I I (s. Inhaltsverzeichnis). Lehrlinge, kriminogene Disposition, § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Leidenschaftsdelikte, s. Affektdelikte. Lersch § 4 I I 4 a (Charakteraufbau). Letzte Tat, s. Vorstrafen. Ergebnis von Einzeluntersuchungen § 35 C I I 6. Literaturverzeichnis zur regionalen Kriminologie § 32 II. Logisbetrug, Einzelbezirk § 35 A II. Lohnarbeiter wechselnder Art § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Lombroso § 4 I I 4 b. Lüge: kriminologisches Laster § 12 I I 2, Tafel 34, 103 (Anhang). S. Betrug. Luxusdelikte: regional § 31 VII 2. S. Kulturdelikte, Wohlstandsdelikte. Machtausnutzungsdelikte § 13 I I 3. Mann, Gegensatz Frau; typische Delikte § 6 I 2. Maßregeln, s. Besserungs-, Sicherungsmaßregeln. Materialgebundenheit der kriminologischen Forschung § 2 I I 1; für regionale Untersuchungen §§ 29, 30.

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Meineid: Deliktstyp § 13 I 2; Anhangstafel 103; Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34. Geschlecht § 6 I 2. Alter § 6 I I 1. Beruf § 7 IV 2 A. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, II, Tafel 49 X I I I ; § 22 I 2 c. Latenz § 23 IV, Tafel 53. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Über regionale Kriminalität und Einzelbezirk s. Eidesdelikte. Methode § 1 I I 2. Für regionale Untersuchungen § 30. Milieu, s. Umwelt. Militärische Ausbildung, kriminogen, § 7 I I I 6 c. Mischtypen, Gefährlichkeit § 14 I. Bei Vorstrafenlisten § 17 (s. Inhaltsverzeichnis). Als Strafbemessungsgründe § 21 A I I 2. Mitleid, regionaler Einfluß § 31 VII 3. Mitteldeutschland: regionale Kriminalität § 31 I, Tafel 59, 62/5. Diebstahl und Betrag in großen Städten § 31 I I I 4, Tafel 66. Mittelgruppe § 31 VI 2. Regionale Einflüsse § 31 VII 2 a. Mittellage, landschaftlich, Gesamtkriminalität § 29 I I 2 (Gegensatz: Grenzland). Mittelstadt: Einzelkriminalität § 8 III, Gesamtkriminalität § 29 I I 1. Mittlerer (regionaler) Typ, Gegensatz zum nordischen und südlichen Typ, Einfluß auf die Gesamtkriminalität § 29 I I I 2c. Moral, Einfluß auf Kriminalität § 9 I 1. Erziehung zu Moral s. Besserungsmaßregeln, Wirksamkeit der Strafe. Moralwidrigkeit: Schuld § 10 I I 3; moralische Verwerflichkeit als Strafbemessungsgrund §«21 A I. Mord: Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Alter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Anlage § 6 IV 4 a. Alkohol § 6 V, Tafel 19. Beruf § 7 IV 2, A 4. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Jahreszeit § 8 I I 1; Ort III. Kombinatorik § 14. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Verteilung § 31 I, I I I 1, Tafel 60, 61, 63. Motive: bei Entwicklung der Tat § 3 und des Täters § 4 I I 2 b, Tafel 4, 5 (Spalte 1 zu 2 b). Als Strafbemessungsgründe § 21 A I 1. Motivbündel, Täterkreise der Nachkriegskriminalität § 27 I I I 4. Bei falscher Anschuldigung im Einzelbezirk § 35 A V, Tafel 79. Münster: Einzeluntersuchungen im Bezirk § 35 A, B (s. Inhaltsverzeichnis). Mundraub, s. bei Diebstahl. Münzfälschung, s. Urkundenfälschung. Müßiggang, s. Trägheit. Nachkriegskriminalität § 27 III. Natürliche Einflüsse: Einzelkriminalität § 8; Gesamtkriminalität § 29 I ; regionale Kriminalität § 31 VII 2. " Neubürger § 27 I I I 4, (Nachkriegskriminalität). Nötigimg, s. Bedrohung. Nordischer Typ (Gesamtkriminalität) § 29 I I I 2 a. Regionale Kriminalität im Norden, Nordosten und Nordwesten Deutschlands § 31 I, Tafel 59, 62—65. Diebstahl und Betrug in großen Städten § 31 I I I 4, Tafel 66. Regionale Nordgruppe § 31 VI 1. Regionaler Einfluß § 31 VII 2a, 3. Normaljahr, methodisches Prinzip für Statistik § 2 I I 2c, ee. Normaltypen § 11 IV 2. § 14 I I 2.

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Normalzeit, methodisches Prinzip für Statistik § 2 I I 2c, ee. Not, wirtschaftliche: Einfluß auf die Einzelkriminalität § 7 V 3, 4. Einfluß auf die Gesamtkriminalität § 26 III, auf die regionale Kriminalität § 31 VII 1. Notdelikte, s. Nutzdelikte und Schwächedelikte. Notzucht: als Deliktstyp § 13 I I I 4, Anhangstafel 103. Lebensalter § 6 I I 1. Beruf § 7 IV 2 A a (gewaltsame Unzucht). Konfession § 7 VII, Tafel 30 (Unzucht mit Gewalt). Tatort § 8 I I I 1. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 44/5. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 X X V ; § 22 I 2 c. Latenz § 23 IV, V, Tafel 54. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Für regionale Kriminalität s. Unzucht. Nutzdelikte: als Deliktstyp § 13 I. Bedeutung im System Anhangstafel 103. Bedeutung der Gruppe gegenüber den (reinen) Angriffsdelikten und den Schwächedelikten: Geschlecht § 6 I 3; Lebensalter § 6 I I 1; Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18; Anlage § 6 IV 4; Krankheit, Alkohol § 6 V 4, 5; Beruf § 7 IV 4; Wirtschftslage des Täters § 7 V 5; Konfession § 7 VII 2, Tafel 30; Landschaft, Zeit und Ort der Tat § 8 (vor I), I, I I 1, 2, 3, I I I ; Wirtschaft § 9 I I I ; Kriminalitätserreger § 12 IV 2, I I 2, Tafel 34; Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44, 45; Gefährlichkeits- und Verwerflichkeitsgrade §16 I I 2a, Tafel 38; regionale Strafhöhe § 22 I I 1; Latenz § 23 V; Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24 I ; Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58, I 3, I I 6, I I I 3; regionale Kriminalität § 31 I : in den Ländern Tafel 60/1, in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 64; regionale Deliktstypen § 31 I I I 2 ; Bodengestalt § 31 V I I 1 ; § 3 2 1 1 ; Ergebnis der regionalen Einzeluntersuchungen § 35 C I 2, I I 2. — Einzeluntersuchungen besonders über Rückfälligkeit und Vorstrafenlisten § 35 A (s. Inhaltsverzeichnis). Oberlandesgerichtsbezirke, regionale Kriminalität § 22, Tafel 62—65. Oberschicht, Einfluß der sozialen Klasse und Berufe, § 7 IV 2. Öffentliche Dienste, Berufsklasse, § 7 IV. Offene Kriminalität § 23 III. Organisation, gesellschaftliche, kriminogen, § 7 I I I 4. Osten (Deutschlands), regionale Gruppe § 31 VI; regionaler Einfluß § 31 VII 3 a. E. Parallelkriminalität § 35 A X I I (bei Eidesdelikten). Parallelogramm der Kräfte, Gesetz der, § 3 I I lb. Paralleltypen § 14 I I 2. § 35 A X I I I . Persönlichkeit, soziale, Wesen § 4 II. Persönlichkeitsbedingungen der Einzelkriminalität §§ 6, 7 (s. Inhaltsverzeichnis), der Gesamtkriminalität § 26 V, der regionalen Kriminalität § 31 IV. Persönlichkeitseinflüsse (ätiologische Typen) § 4 I I I 4, Tafel 4. Persönlichkeitstypen § 15 III, IV, Tafel 37; § 16, Tafel 38. Anhangstafel 103; s. Tätertypen. Peters, Karl, § 13 I 2, § 35 A X I I I . Pfandkehr als Deliktstyp § 13 I 3, Anhangstafel 103 (Sp. 2 zu 3). Planmäßige Delikte (ätiologischer Typ) § 15 III, IV (Tafel 37). § 16 (Tafel 38). S. Vorbedachtsdelikte. Politik, Einfluß auf die Kriminalität § 9 IV, auf die Gesamtkriminalität § 26 II. Politische Delikte, Einfluß durch Ausbildung § 7 I I I 6 c.

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Politische Einstellung des Täters, kriminogen, § 7 VIII. Potenzen, Grundbegriff der Tätertypologie und der Verbrechensentwicklung § 4 I I 1, 3; als Element der Vererbung § 6 I V l c ; Aufbau des Charakters § 6 I V lc. Preistreiberei: Sonderbezirk § 35 A X I I . Presse, kriminogen, § 9 II, § 7 VI. Private Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung und -Verhütung § 21 B V 2. Prognose, soziale: Aufgabe der reinen Kriminologie § 2 I Ib, 2a, § 18 (s. Inhaltsverzeichnis). Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24. Einzelbezirk § 35 A, B (s. Inhaltsverzeichnis). Ergebnis § 35 C I I 7. Prostitution, s. bei Unzucht. Psychopathen, s. Geistesschwäche. Basse, angeblicher Einfluß auf Gesamtkriminalität § 29 IV. Raub: Deliktstyp § 13 I I 4 (I 1), Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Alter § 6 I I 2 h. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 a, 4 f. Wirtschaftslage des Täters § 7 V 5a. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Zeit der Tat § 8 I I 1, 2, 3. Ort § 7 I I I 2. Gefährlichkeits- und Verwerflichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 22 1 1 , Tafel 49 IV; § 22 I 2 a. Latenz § 23 IV, Tafel 51. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 I : in den Ländern Tafel 60/1; § 31 I I I 2. Einzelbezirk § 35 B V.Reaktion, Gesetz der, bei Verbrechensentwicklung § 3 I I lb. Realkonkurrenz, als Grundlage für Typenbildung § 14 I I I 1. Rechtliche Einflüsse auf die Gesamtkriminalität § 26 IV. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24. Rechtsentziehung, als Bekämpfungsmittel § 21 B V 3 b. Regionale Forschungsmethode § 30. Regionale Kriminalität §§ 28—32 (s. Inhaltsverzeichnis): in den Regierungs- und sonstigen Verwaltungsbezirken Tafel 59, in den (früheren) Ländern Tafel 60/1, in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 62—65. Vorbestrafte Tafel 67 (§ 31 V). Vorbestrafte Unterschlagungstäter in den Ländern § 31 I, Tafel 68. Landschaftliche Gruppierung: Nord, Mittel, Süd, Ost und West § 31 VI. Reihenfolge in der kriminellen Belastung und Schwere § 31 VI 3 a. E., VII 3 a. E. Regionale Gruppierung in Bezirken § 31 I 2. Einzelbezirke nach Berichten § 35. Reine Kriminologie § 2 I. Gesetzmäßigkeiten und Kulturbeziehung §§ 33, 34. Religion, kriminogen, § 7 VII, Tafel (nach Konfessionen) 30; kulturelle Einflüsse § 9 I 1, II. Religionsdelikte: Deliktstypen § 13 I I 2, Anhangstafel 103 (Sp. 1). Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39. Wirksamkeit der Strafen § 24 (Tafel 55/6). Gesamtentwicklung § 27, Tafel 58. Rheinland-Westfalen, regionale Kriminalität § 32. Einzelbezirke und Deliktstypen § 35 A, B. Roheitsdelikte als Deliktstyp § 13 I I 1; Anhangstafel 103 und § 12 I I 2, Tafel 38 zu I I I. S. auch Gewaltdelikte. Rückfall: als ätiologischer Typ § 4 I I I 4, Tafel 6. § 15 I I I 5, 6, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Vielvorbestrafte § 17 I I I 3 b, IV 1, Tafel 45. In Einzelbezirken Berichte in § 35 A, B I, Ergebnis C I 4.

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Rückfallsgeschwindigkeit als soziologisches Gesetz § 33 I I I ; s. Intervalle. Ergebnis der Berichte über Einzelbezirke § 35 C I I 4, Tafel 74, 85, 91 (Betrug). Rundfunk, kriminogen, § 9 II, § 7 VI. Sachbeschädigung: Deliktstyp § 13 I I 1; Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Altersstufe § 6 I I 2 h. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Alkoholdelikt § 6 V, Tafel 19. Beruf § 7 IV 2 A, 4 f. Wirtschaftslage des Täters § 7 VI 5 b. Konfession § 7 VII 2, Tafel 30. Landschaft § 8 I. Jahreszeit § 8 I I 1 c. Wochentag § 8 1 1 2 . Tageszeit § 8 I I 3. Tatort § 8 III. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 II, Tafel 49 XVIII. Latenz § 23IV, Tafel 51. Zeitliche Entwicklung der Gesamtkriminalität; § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 I, Tafel 60, 61 (Länder). Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 1. Einzelbezirk § 35 B IV. Saisonschwankungen § 8 I I 1. Schaden, als Strafbemessungsgrund § 21 A I I 2 a. Schädlichkeit, s. Gefährlichkeit, objektive. Scheidung der Ehe, Einfluß auf Einzelkriminalität § 7 II. In Kriegs- und Nachkriegskriminalität § 27 I 4, III. Scheinblüte, Einfluß auf Gesamtkriminalität § 27 I I 4. Schieber als Deliktstyp § 13 I 1, Tafel 103 (Anhang). Schizothymer Typ (Gesamtkriminalität, regional) § 29 I I I 2 a; regionaler Einfluß § 31 VII 2 a. Schleichende Kriminalität (Latenz) § 23 III. Schleicher (Verräter), Deliktstyp § 13 I, Anhangstafel 103. Schlepper als Deliktstyp § 13 I, Anhangstafel 103. Schnelligkeit der Wiederholung § 15 I I 3; Vorstrafen § 17 2 d; s. Intervalle, Rückfallsgeschwindigkeit. Schuld, dogmatischer Leitsatz: Wesen und Strafvoraussetzung § 3 I. Wesen § 10 I I 1, 2. Schule, Einfluß auf Einzelkriminalität § 7 I I I 3. Schwachsinn § 6 V. Schwächedelikte, abgeschwächte Nutz- und Nötdelikte, Triebdelikte: Deliktstyp § 13 I I I , Anhangstafel 103. Bedeutung der Gruppe gegenüber den Nutz- und den (reinen) Angriffsdelikten: Geschlecht § 6 I 3; Alter § 6 I I 1; Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18; Anlage § 6 IV 4; Krankheit § 6 V 4, 5; Beruf § 7 IV 4; Wirtschaftslage des Täters § 7 V 5; Konfession § 7 VII 2, Tafel 30; Landschaft § 8 1 ; Zeit § 8 I I 1, 2, 3; Ort der Tat § 8 I I I ; Technik und Wirtschaft § 9 I I I ; Gefährlichkeits- und Verwerflichkeitsgrade § 16 I I 2 a, Tafel 38; Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34; Vorbestrafte § 17 I I I 3 a, Tafel 39, 44; regionale Strafhöhen § 22 I I 1, 2; Latenz § 23 V; Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24 I ; Wirtschaftliche Einflüsse auf die Gesamtkriminalität § 26 I I I 4; Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58; regionale Kriminalität § 31 I : in den Oberlandesgerichtsbezirken Tafel 65; regionale Deliktstypen § 31 I I I 3. Schwarzer Markt § 27 I I I 2, 3. Schwindler, als Deliktstyp § 13 I 2, Anhangstafel 103. Selbstschutz als Bekämpfungsmittel § 21 B V 2.

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Sicherungsmaßregeln: Wesen § 20, Tafel 46; Durchführung und Arten § 20 I I , § 21 B III—V. Arten § 22 I ; Häufigkeit Tafel 48/9. Erwünscht bei Betrug § 22 I 2 b. Wirksamkeit und Erfolg § 24 II, Tafel 55. Sicherungsverwahrung als Bekämpfungsmittel: allgemein § 20 II, Tafel 46. Behandlung bei Strafbemessung § 21 B I, IV. § 22, Tafel 48/9. Anwendungsgebiet und Wirksamkeit § 24 II, Tafel 55, 56. Siedlungsformen, kriminogen, § 8 I I I 1. Sitte, Einfluß auf die Einzelkriminalität § 9 I 1. Sittlichkeitsdelikte, s. Unzucht. Gesondert: Kuppelei und Zuhälterei. Sondertypen (Gegensatz: Grundtypen) § 11 IV 3. Soziale Gesetze, s. Gesetze, soziologische. Soziale Prognose § 18. Sozialethik: Verhältnis zur Kriminologie § I 1. Sozialgefährlichkeit, dogmatischer Grundbegriff § 3 I. Begriff § 10 II 1, 2. Grade § 16, Tafel 38. Sozialprognose nach Differentialdiagnose § 18. Sozialschädlichkeit, s. Sozialgefährlichkeit. Soziologie: allgemeines Verhältnis zur Kriminologie § I 1. Soziologische Forschung bei regionaler Kriminalität § 30. Soziologische Gesetze, s. Gesetze, soziologische. Spätkultur, Delikte der, Anhangstafel 103. Kultur im Verhältnis zur Kriminalität § 34. Spanner als Deliktstyp (Ausbeutertyp) § 13 I 4, I I 4; Anhangstafel 103. Spezialprävention § 20, § 24. Spiel, Sport, kriminogen, Zeit § 8 I I 1. Staatliche Gesetze, s. Gesetze. Stadt und Land: Einzelkriminalität § 8 III. Gesamtkriminalität § 31 II. Stammescharakter, Gesamtkriminalität § 29 I I I . Statistik, Methode, Fehlerquelle § 2 I I 2. Bedeutung für regionale Forschung (Kriminalitätsgeographie) § 30. Strafbemessung: Wesen und Zumessungsgründe § 21 (s. Inhaltsverzeichnis). Gerichtliche Strafen § 22 (nebst Tafeln). Beurteilung an Hand regionaler Typen (Wilderei) § 22 I I 2. Einzelbezirke § 35 A, B. Strafen: Wesen und kriminologische Bedeutung § 20 I, Tafel 46. Arten § 22; Häufigkeit der gerichtlichen Strafen, Tafel 48, 49, bei den einzelnen Delikten Tafel 49 a—n. Zweck der Strafe § 20 II, Tafel 46. Wirksamkeit und Erfolg § 24. Gerechte Strafe: Kritik der gesetzlichen und gerichtlichen Strafhöhen § 21 B, § 22, § 24, vgl. auch § 12 I I 2, Tafel 38; in Einzelbezirken § 35 A, B. Straffreiheitsgesetze, Einfluß auf Entwicklung der Gesamtkriminalität § 26 IV. Strafrechtstheorie, konkrete (kriminologische) und sozialethische Strafrechtstheerie, § 20 II, Tafel 46. Strafregister, s. Vorstrafen, Eintragungsbedürftigkeit der Gründe bei Freisprechung § 23 II 2 d. Strafvollzug § 21 B II—IV. Allg. Strafrechtslehre § 35 I 2. Strafwürdigkeit einzelner Delikte, s. Strafbemessung. Strafzumessung, s. Strafbemessung. Subakute Kriminalität § 15 I I 2 c, III. Einzelbezirke § 35 B II, IV.

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Südlicher Typ (Gesamtkriminalität) § 29 I I 3 b. Regionale Kriminalität im Süden § 31 I, Tafel 59, 62—65. Diebstahl und Betrug in großen Städten § 31 I I I 4, Tafel 66. Regionale Südgruppe § 31 VI 3. Regionale Kriminalität (Bodengestalt) § 31 VII 2 a, 3 a. E. Sühne § 20 II, Tafel 46. Täter als Grundbegriff § 4. Tätertypen § 13, Anhangstafel 103. Tat als Grundbegriff § 3. Tatbestandstypen, s. Deliktstypen, Tattypen. Bedeutting als Ergebnis der Sonderuntersuchungen über Einzelbezirke § 35 C I I 1. Tattypen § 13 (s. Inhaltsverzeichnis). Teleologische Typen, s. Ätiologische Typen. § 4, Tafel 6. § 15 III, IV, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Prognose § 18 I I Ic. Tendenzen als Grundbegriff der Tätertypologie, Aufbau des Charakters § 4 I I 2, 3. Tendenzen der Delikte nach Bezirksuntersuchungen § 35 A, Bedeutung § 35 C I I 2. Theater, kriminogen, § 7 VI. Tiefstand, wirtschaftlicher, Bedeutung für Gesamtkriminalität § 26 I I I 1. Todesstrafe § 22, Tafel 48/9. Allg. Strafrechtslehre § 35 I 1. Tötung: vorsätzliche, s. Mord, Totschlag. — Fahrlässige, s. Fahrlässigkeit, Schwächedelikte. Gerichtliche Strafen § 22 II, Tafel 49 XXI. Totschlag: Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I I 1. Jugendliche §61112, Tafel 18. Anlage § 6 IV 4 a. Alkohol § 6 V, Tafel 19. Kombinatorik § 14. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Anlaßtypen § 15 I I I A 2. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen, Wirksamkeit § 24, Tafel 55/6. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31, Tafel 60, 61, 63. Trägheit als kriminelle Untugend, Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34, 103. Trieb bei Entstehung der Tat § 3 I I . Kriminalitätserreger § 12 (s. Inhaltsverzeichnis). Triebdelikte, s. Schwächedelikte. Trinkerheilanstalt § 20 II, Tafel 46. § 22, Tafel 48/9. Wirksamkeit § 24 II, Tafel 55. Tuberkulose § 6 V. Übergangstypen § 14 I. Überzeugungstäter § 6 IV 4. § 7 I I I 6. Umwelt: allgemeine Verbrechensentstehung § 3 II, Tafel 2, 3, 4. Charakteraufbau § 4 II. Umwelt gegenüber Anlage und freiem Willen § 5; Stärke der Einflüsse § 6 IV. Ätiologische Tjpen § 4 I I I 4, Tafel 6; Einflußstärken § 15 IV, Tafel 37. Soziale Prognose § 18 I I I 3. Bei Strafbemessung § 21 A I I 2 d. Bedeutung bei Entwicklung der Gesamtkriminalität § 25, § 27. Umweltbedingtheit der Gesamtkriminalität § 26 V, der regionalen Kriminalität § 31 IV. Belastung durch Umwelt, Ergebnis der Bezirksuntersuchungen § 35 C I 3. Uneheliche § 7 I. Unfruchtbarmachung § 6 V 4. Ungelernte Arbeiter § 7 IV 3. Unrecht als Verbrechensmerkmal und Straf Voraussetzung § 3 I. Wesen § 9 I I 1.

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Unredlichkeit als kriminelle Untugend: Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34, Anhangstafel 103. Unterschicht § 7 IV 2. Unterschlagung: Deliktstyp (Verräter-Grundtyp) § 13 I 3, Stellung im System Anhangstafel 103. Kriminalitätserreger und ethisches Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34; § 12 IV 2, 3, 4, Tafel 35/6. Mann und Frau § 6 I 2, 3. Alter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 A. Wirtschaftslage des Täters § 7 V 3. Konfession § 7 VII 2, Tafel 30. Kombinatorik § 14. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 20 I I 2, Tafel 46; § 22 1, Tafel 49 VIII, in Einzelbezirken Tafel 50 a, b. Latenz § 23 IV, V, Tafel 52, 53. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31, Tafel 60, 61, 64, 68; § 68 a. E. Zwei Sonderuntersuchungen für Einzelbezirke § 35 A VII. Unterstützungsbetrug § 35 A II. Untreue, entsprechend Unterschlagung. Beruf § 7 IV 4. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 I X ; § 22 I 2 b. Unverbesserliche, s. chronische Kriminalität. Unverheiratete § 7 II. Unzucht. Allgemein über Unzucht mit (!) anderen: Deliktstyp § 13 I I I 4. Stellung im System Anhangstafel 103. Kriminalitätserreger und Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34 zu 3. Anlage § 6 IV 4 a. Krankheit § 6 V 3, 4. Wirtschaftslage § 7 V 3. Landschaft § 8 I. Zeit der Tat § 8 I I I. Ort der Tat § 8 III. Kriminalitätserreger: Ersttat § 12 IV, Tafel 35; Entwicklung § 12 IV, Tafel 36. Anlaß- und Energietypen § 15 I I I A 3 (1, 2). Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 I I I , Tafel 39, 44. Latente Kriminalität § 23 IV, Tafel 53, V. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31 I, Tafel 65 (in Oberlandesgerichtsbezirken). Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 3. — Besonderes: über Notzucht s. Notzucht. Unzucht mit Kindern: Lebensalter des Täters § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 A. Jahreszeit § 8 I I 1 b. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 45. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Strafhöhen § 22 I, Tafel 49 XXIII. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 56. Männerunzucht: Alter § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Kriminalitätserreger, Entwicklung § 12 IV, Tafel 35. Gefährliehkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 XXIV. Wirksamkeit der Strafen § 24 I, Tafel 56. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Tierunzucht: Alter § 6 I I 1. Jugend § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 A. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Tatort § 8 I I I 1 a. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 XXIV. Wirksamkeit der Strafen § 24 I, Tafel 56. Blutschande: Altersstufen § 6 I I 1; Geschlecht § 6 I 2. Tatort § 8 I I I la, b. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 45. Wirksamkeit der Strafen § 24 I, Tafel 56. Prostitution: Deliktstyp § 13 I I I 4, Anhangstafel 103. Wohlstand § 7 V 3. Zeit § 8 I I 1. Ort § 8 I I I 1 c. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17, Tafel 44. Unzucht vor (!) anderen: Deliktstyp § 13 I I 2, Anhangstafel 103. Beruf § 7 IV 2 A. Wohlstand § 7 V 3. Gefährlichkeitsgrade

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§ 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17, Tafel 44, 45. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. — Besondere Artikel über Zahälterei und Kuppelei. Urkundenfälschung: Deliktstyp (Schiebertyp) § 13 I 2, Stellung im System Anhangstafel 103. Kriminalitätserreger und ethisches Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34; § 12 IV 2, 3, 4, Tafel 35, 36. Geschlecht § 6 I 2, 3. Altersstufen § 6 I I I , 2 . Jugendliche § 6 III, Tafel 18. Beruf § 7 IV 4. Wirtschaftslage § 7 V 3. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Kombinatorik § 14. Anlaßtypen § 15 I I I A 3. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 VI, § 22 I 2 b. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. Latenz § 23 V. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I 3, I I 6, I I I 3, Tafel 58. Regionaler Deliktstyp § 31 I I I 2. Einzelbezirk § 35 A VI. Variationstypen § 14 I I 1. Verbrechen, Wesen und Strafvoraussetzungen § 3 I. Verbrechenstypen § 11, § 13. Verbrechertypen § 11, § 15. Vergeltung § 20 II, Tafel 46. Vergleichendes Verfahren § 2 I I 2 c, cc. Verhalten vor und nach der Tat als Strafbemessungsgrund § 21 A I 2 a. Verkehr, Berufsklasse § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Verkehr, Umwelt der Kriminalität, s. Stadt. Verkehrsdelikte, Anhangstafel 103 Sp. 2. § 9 I I I 1, Tafel 33 a. S. besonders Betrug, Urkundenfälschung, Unterschlagung, auch Fahrlässigkeit. Verleumdung: Deliktstyp § 13 I 2, Anhangstafel 103. Kriminalitätserreger und ethisches Erziehungsziel § 12 II, Tafel 34. Mangelnde Erfassung durch Statistik, weil zusammen mit Beleidigung gezählt; daher Parallelbehandlung mit der verwandten falschen Anschuldigung, s. Einzelbezirk § 35 A V. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39; Vielvorbestrafte Tafel 44, 45. Gerichtliche Strafen § 22 I 1, Tafel 49 XV, § 22 I 2 c. Latenz § 23 IV, Tafel 53. Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Verräter, Verrat als Deliktstyp § 13 I 3, I I 3, Tafel 34. Verrohung: Strafbemessung § 21 A I. Roheitsdelikte als Deliktstyp § 13 I I 1, Anhangstafel 103 und § 12 I I 2, Tafel 38 zu I I 1. Versuch § 3 I I 3. Vertriebene, Nachkriegskriminalität, § 27 I I I 4. Sonderuntersuchung (Betrug) § 35 A XIV. Verwerflichkeit, moralische, als strafrechtlicher Grundbegriff § 3 I. Wesen § 10 I I 3. Grade bei den einzelnen Delikten § 16, Tafel 38. Als Strafbemessungsgrund § 21 A I. Vielvorbestrafte § 17 I I I 3 b, IV 1, Tafel 45. S. auch Rückfall. Volkscharakter, Gesamtkriminalität, § 29 III. Typen § 29 I I I 2. Vollstreckungsvereitelung (Arrestbruch): Deliktstyp § 13 I 3, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44, 45. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Vorbedachtsdelikte (Absichts-, planmäßige Delikte) § 4 I I I 4, Tafel 6. § 15 III, IV, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Vorbereitungshandlung bei Verbrechensverwirklichung § 3 I I 3.

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Vorbeugungsmaßregeln § 21 B V. Vorstrafen, Vorbestrafte: Wesen und Material § 17 (s. Inhaltsverzeichnis); Überund Unternormale § 17 I I I 3 a; Vielvorbestrafte I I I 3 b; Goworbs- und Berufsmäßige I I I 3 e. Verbindung mit Alter und Geschlecht § 6 I I 3. Anteil der Berufsgruppen § 7 IV 3. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27 I I 6. Bedeutung für regionale Kriminalität § 31 V. Vorbestrafte in Oberlandesgerichtsbezirken § 31 V, Tafel 67; Unterschlagungstäter in den Ländern § 31 V, Tafel 68. Sonderuntersuchungen für Einzelbezirke über Vorbestrafte § 35: Betrug A I , II, XI, XII, Falsche Anschuldigung V, Urkundenfälschung VI, Unterschlagung VII, Hehlerei VIII, Erpressung IX, Glücksspiel X, Meineid XIII, Diebstahl B I ; Ergebnis für Vorbestrafte C I 4, I I (s. Inhaltsverzeichnis). Währungsreform § 27 I I I 2, 3. Wahrhaftigkeit als Erziehungsziel § 12 I I 2, Tafel 34. S. bei Betrug (Lüge). AI» Strafbemessungsgrund § 21 A I 1. Regionaler Einfluß § 31 VII 3 a, b. v. WaUenberg (Nachkriegskriminalität) § 27 I I I 4; § 35 A XIV. Wanderdelikte: Altersstufen § 6 I I 2 h. S. Betteln. v. Weber: s. regionale Forschung § 30. Einzeluntersuchungen zum Vergleich in Bezirken § 35 A, B. Lit. § 32 II. Wechselnde Lohnarbeiter § 7 IV (s. Inhaltsverzeichnis). Werten, Methode, § 1 I I 1 d, Tafel 1. Wertgrößen § 12 I, Tafel 34. Wert-Monaden: bei Verbrechensentwicklung § 3 I I ; als Erziehungsziele § 12 I 4, Tafel 34, § 12 II. Anhangstafel 103. Wesenstypen § 13. Prognose § 18 I I 1 b. West, Westdeutschland: Regionale Kriminalität § 31 I, Tafel 59, 62—65. Diebstahl und Betrug in großen Städten § 31 I I I 4, Tafel 66. Regionale Gruppe § 31 VI, VII 3 a. E. S. auch Nord. Westfalen, regionale Kriminalität § 32. Einzelbezirke § 35 (s. Inhaltsverzeichnis). Widernatürliche Unzucht, s. bei Unzucht Männerunzucht, Tierunzucht. Widerstand (gegen die Staatsgewalt, gegen Vollstreckungsbeamte): Deliktstyp § 13 I I 3, Anhangstafel 103. Geschlecht § 6 I 2. Altersstufe § 6 I I 1. Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Anlage, Alkohol § 6 IV, V, Tafel 19. Beruf § 7 IV 2 A. Wirtschaftslage des Täters, Wohlstand § 7 V 3. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Politische Einstellung des Täters § 7 V I I I 2 . Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 39, 44. Gerichtliche Strafen § 22 I, Tafel 49 X X . Wirksamkeit der Strafen § 24, Tafel 55/6. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Kriminalität § 31, Tafel 59, 60, 61, 63. Regionale Einflüsse § 31 VII 2, 3. Wilderei, Jagdwilderei, Wilddiebstahl: Deliktstyp § 13 I 1, Anhangstafel 103. Altersstufen § 6 I I 2 h. Beruf und Wohnort § 7 IV 4 g, Tafel 28/9. Zeit der Tat § 8 I I 1 a, 3. Ort der Tat § 8 I I I 2. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorstrafen § 17 III, Tafel 44. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Regionale Strafhöhen § 22 I I 2. Wirksamkeit der Strafen § 24. Einzelbezirk § 35 B VI. Wille bei Verbrechensentstehung § 3 I I 1, 3. Willensfreiheit: Verbrechensentstehung und Entwicklung § 3 II, I I I 4, Tafel 2, 3, 4. Charakteraufbau § 4 II. Ätiologische Typen § 4 I I I 4, Tafel 6. Verhältnis zur Umwelt und Anlage § 5. Stärke § 6 IV 3. Kriminalitätserreger § 12

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(s. Inhaltsverzeichnis). Grade § 21 A I 2 b. Entwicklung der Kriminalität § 25. Regionaler Einfluß § 31 VII 3. Einfluß auf die Gesamtkriminalität § 26 V. Einzelbezirkuntersuchung § 35 A I I I ; Ergebnis C I 3. Wirksamkeit der Strafen und Maßregeln § 24. "Wirtschaft, kriminogen, § 9 I I I 2. Wirtschaftlicher Einfluß auf die Kriminalität, Abhängigkeit der Entwicklung besonders von wirtschaftlichen Tatsachen § 26 I I I (s. Inhaltsverzeichnis). Wirtschaftlicher Einfluß auf die regionale Kriminalität § 29 II, § 31 VII § I. Wirtschaftslage des Täters, Einfluß auf die Einzelkriminalität § 7 V. Lage des Staates § 29 II, § 31 VII 1. Einfluß auf die Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Wissenschaft, Einfluß auf die Einzelkriminalität § 9 II. Wohlstand, Einfluß auf die Einzelkriminalität § 7 V 3. Einfluß auf die Gesamtkriminalität § 26 III, auf deren Entwicklung § 27, Tafel 58, auf die regionale Kriminalität § 31 VII 1. Wohlstandsdelikte § 7 V 3, Anhangstafel 103, Sp. 2. Wohnungsnot § 27 III. Wucher: Deliktstyp § 13 I 4, Anhangstafel 103. Beruf § 7 IV 2 A. Wirtschaftslage § 7 V 3. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Kriminalitätserreger § 12 I I 2, Tafel 34. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 44. Wirksamkeit der Strafen § 24 (Tafel 55/6). Hohe Latenz § 23 IV, V und daher mangelnde statistische Erfassung. Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Würdigen, Methode, § 1 I I 1 d, Tafel 1. Zechpreller § 35 A II, I, XI, Tafel 91, 92. Zuchthaus, tatsächliche Verhängung § 22, Tafel 48, 49. Wirksamkeit der Strafe § 241. Tendenzen der Strafe § 22 11, 2. S. Allgemeine Strafrechtslehre § 35 I 2. Zufallsdelikte § 4 I I I 4, Tafel 6. § 5 I I I 5. § 15 I I I 1, Tafel 37. § 16, Tafel 38. Zuhälterei: Deliktstyp § 13 I 4 Anhangstafel 103. Lebensalter § 6 I I 1; Jugendliche § 6 I I I 2, Tafel 18. Beruf § 7 IV 2 A. Wirtschaftslage § 7 V 3. Konfession § 7 VII, Tafel 30. Tatort § 8 I I I 1 b. Kriminalitätserroger § 12 I I 2, Tafel 34. Gefährlichkeitsgrade § 16, Tafel 38. Vorbestrafte § 17 III, Tafel 39, 44. Strafen § 22, Tafel 49 X I I . Hohe Latenz § 23 IV, V. Wirksamkeit der Strafen § 24 (Tafel 55/6). Entwicklung der Gesamtkriminalität § 27, Tafel 58. Zukunftsplanungen, richterliche Bekämpfungsmittel § 21 B V 3. Zurechnungsfähigkeit, s. Geisteskrankheit, Schuld, Willensfreiheit. Zweck, dogmatischer Grundbegriff, § 3 II. Zyklothymer Typ (Gesamtkriminalität) § 29 I I I 2 b. Regionaler Einfluß § 31 VII 2 a.

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Festschrift für Wilhelm Sauer zu seinem 70. Geburtstag am 24. J u n i 1949 Mit Bibliographie u. Bildnis. Großoktav, 296 Seiten, 1919. DM 18,— INHALT Das Begreifen der Eigentumsordnung als kriminalpolitisches Problem von Prof. Dr. Karl P e t e r s in Münster. — Der Kampf um die Wahrheit im Strafverfahren von Oberlandesgerichtspräsident Prof. Dr. Emil N i e t h a m m e r in Tübingen. — Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik von Prof. Dr. Hellmuth von W e b e r in Bad Godesberg. — Die Gerichtsbeisitzer oder Gerichtszeugen (stumme Schöffen) in den partikularen Gerichtsverfassungen des 18. und 19. Jahrhunderts von Prof. Dr. Eduard K e r n in Tübingen. — Der Begriff der Rechtslücke. Eine analytische Studie zu Wilhelm Sauers Methodenlehre von Prof. Dr. Karl E n g i s c h in Heidelberg. — Uber die Gerechtigkeit als principium juris von Prof. Dr. Hans J. W o 1 f f in Münster. — Grenzen der Kriminalpolizei von Reichsminister a. D. Prof. Gustav R a d b r u c h In Heidelberg. — Organisationsverbrechen, Gruppenkriminalität und Kollektivschuld In Theorie und Praxis von Prof. Dr. Gotthold B o h n e In Köln. — Uber Ehe im kirchlichen und weltlichen Recht von Prof. Dr. Arthur W e g n e r in Münster. — Grenzen staatlicher Einwirkungen auf schuldrechtliche Ansprüche und Pfandrechte Im internationalen Privatrecht von Prof. Dr. Günther K ü c h e n h o f f in Werl. — Aufbau und Grenzen des Vorsatzbegriffs von Prof. Dr. Horst S c h r ö d e r in Kiel. — Das Recht des Kriegsverbrechers auf rechtliches Gehör von Prof. Dr. Walter S c h ä t z e l In Mainz. — Der materielle Gehalt der strafrechtlichen Rechts- und Pflichtnormen von Dr. Dietrich O e h l e r , Privatdozent in Münster. — Naturrecht und Geschichte bei Josef Görres von Prof. Dr. Thomas W ü r t e n b e r g e r in Ingelheim a. Rh. — Bibliographie der Schriften von Wilh. S a u e r . H. TETZNER

Die Photographie in der Kriminalistik

Eine Einführung in die photographischen Arbeltsmethoden der naturwissenschaftlichen Kriminaluntersuchung Mit 51 Abb. VIII, 152 Seiten. 1949. DM 10,— . . . . . . Das soeben erschienene Werk des bekannten Rechtsanwalts und Kriminalisten wird von jedem begrüßt werden, der mit der Aufklärung strafbarer Handlungen zu tun h a t . . . ." („Polizeipraxis", 17—18/1949) Das Buch sollte daher in keiner Gerichtsbibliothek fehlen." (St.A. Dr. Nüse, Berlin, in „Juristische Rundschau", 16/1949)

Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35

Die Typen der Kriminellen

Von Prof. Dr. E. Seelig und Amtsgerichtsrat Dr. K. Weindler Oktav. VIII, 194 Seiten. DM 9,60 (Grazer Kriminologische Schriften. Herausgegeben vom Kriminologischen Institut der Universität Graz) INHALT Die Gliederung der Verbrecher Eine Einführung in die kriminologische Typenlehre. Von Prof. Dr. Ernst Seelig. Die kriminologischen Typen In der Wirklichkeit Ein empirischer Nachweis zur Seeligschen Typenlehre. Von Amtsgerichtsrat Dr. Karl Weindler. Die kriminalpolitiscbe Bedeutung der Typenlebre Von Prof. Dr. Ernst Seelig.

J. Schweitzer Verlag, Berlin W 35

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WILHELM SAUER

Allgemeine Strafrechtslehre Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage der Grundlagen des Strafrechts Mit Leitsätzen zur Anfertigung von Übungsarbeiten u n d Urteilen Oktav. XII, 264 Seiten. 1949. Halbleinen DM 14.— „. . . . Als der heute 70jährige, auch im Ausland b e k a n n t e Rechtsphilosoph und Kriminalist Wilhelm Sauer vor bald drei J a h r z e h n t e n seine „Grundlagen des Strafrechts" erscheinen ließ, erregte dieses Werk durch seinen Gedankenreichtum und die Neuartigkeit der Sicht berechtigtes Aufsehen. Wie wenige vor und nach ihm b a u t e Sauer sein strafrechtliches System auf einer breiten philosophischen G r u n d lage auf, wodurch die dogmatischen Lehren eine wesentliche theoretische Vertiefung e r f u h r e n und a n Uberzeugungskraft gewannen. Auch die völlig n e u e zweite Auflage deutet schon durch den Titel „Allgemeine Strafrecäitslehre" an, daß sie — über den sonst üblichen R a h m e n strafrechtlicher Grundrisse und Lehrbücher hinausgehend — das Strafrechtssystem in eine Fülle philosophischer, m e h r noch sozialethischer und kriminologischer Zusammenhänge einbetten will. Darin äußert sich eine theoretische Grundhaltung, die überall den Positivismus des 19. J a h r h u n d e r t s zu überwinden sucht. Andererseits erscheint das philosophische Element in einer sorgsam abgewogenen D o s i e r u n g . . . . Wer . . . tiefer in die strafrechtliche Problematik eingedrungen ist, wird dem Werk vielfache Anregung und Belehrung e n t n e h m e n können." (Professor Dr. Th. Würtenberger in „Universitas" Nr. 1/1950) Auf k n a p p e m Raum zieht der Verf. gewissermaßen die Summe seiner Lebensarbeit, indem er ein System des Strafrechts zeigt, das sich nicht auf den allgemeinen Teil beschränkt, sondern auch dessen kriminologische, sozialethische und soziologische Grundlagen s t a r k in den Vordergrund rückt und damit über die Darstellung des positiven Rechts hinaus zu einer „reinen" (übergesetzlichen) Strafrechtslehre v o r d r i n g t . . . Bei der streng wissenschaftlichen G r u n d h a l t u n g des Buches bietet die ungemein lebendig und plastisch wirkende Darstellung (gewürzt durch oftmals erfrischend deutliche Urteile sowie durch Parallelen aus Bereichen der Kunst und der Literatur) trotz der Kürze den fortgeschrittenen Studierenden alles Wesentliche, dessen er bedarf, in einer pädagogisch glücklichen Form. Die Wissenschaft und P r a x i s w e r d e n — namentlich auch im Hinblick auf die Reform — a n den Erkenntnissen des Verf. nicht vorübergehen können. Die Leitsätze, ein Konzentrat reicher E r f a h r u n g e n , bieten j u n g e n Rechtsuchenden eine beachtliche Unterweisung in den G r u n d lagen zur Arbeitsmethode." (Landgerichtsrat Dr. Günther Schultz, Hagen, in „Monatsschrift f ü r deutsches Recht" IV 1950 H. 3 S. 189) „Ein Buch, das völlig vom Althergewohnten abweicht. Trotz seiner n u r 264 Seiten enthält es äußerlich einen derartigen U m f a n g a n Stoff u n d innerllcii einen so großen Reichtum an Gedanken und n e u e n Ideen, daß es einer gründlichen Durcharbeitung bedarf . . . Das Buch verdient stärkste Beachtung . . . " (St.A. Dr. Karl-Heinz Nüse, Berlin, „Juristische Rundschau" 1950 H. 6)

Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35

Nachweis wichtiger Gesetzesausgaben mit und ohne E r l ä u t e r u n g e n , g r ö ß e r e und kleinere K o m mentare,

Lehrbücher,

Sammelwerke,

sammlungen,

Entscheidungs-

Zeitschriften

W a l t e r de G r u y t e r & C o . , Berlin W 3 5 , Genthiner Str. 1 3 —







Winter 1949/50

Inhaltsübersicht Seite

nung und Zwangsvoll-

I. Allgemeines,

streckung.)

Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie . . .

2

ü . Bürgerliches Recht. 1. Bürgerliches Gesetzbuch . 2. Handelsrecht

10 17

HI. Grenzgebiete des Bürgerlichen Rechts 1. 2. 3. 4.

Seite

. . .

20

Privat- u. Sozialversicherung 20 Arbeitsrecht 22 Gewerberedit 23 Geistig-gewbl. Rechtsschutz 23

IV. Zivilprozeß. (Freiw. Gerichtsbarkeit, Konkursord-

25

V. Strafrecht u. Strafprozeß einschl. Kriminologie

30

VI. öffentliches Recht . .

39

1. Staats- und Völkerrecht, ausländisches Recht. . . 2. Verwaltungsrecht . . . 3. Steuerrecht 4. Kirchenrecht VII. Volkswirtschaftslehre

39 45 51 53 54

VUL Entscheidungs-Sammlungen u. Zeitschriften IX. Verschiedenes . . . .

55 57

I. Allgemeines, Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie Abhängige Länder. Eine Analyse des Begriffs von der ursprünglichen Herrschergewalt. Zugleich eine staatsrechtliche und politische Studie über Elsaß-Lothringen, die österreichischen Königreiche und Länder, Kroatien-Slavonien, Bosnien-Herzegowina, Finnland, Island, die Territorien der nordamerikanischen Union, Kanada, Australien, Südafrika. Von Dr. R. R e d s l o b , o . P r o f . der öffentl. Rechte a. d. Univers. Rostock. Oktav. 352 Seiten. 1914. 10.— Aktienwesen und Spekulation. Eine ökonomische und rechtspsychologische Untersuchung. Von L. von P e t r a z y c k i , o. Prof. a. d. Univers. Petersburg. Oktav. IV, 226 Seiten. 1906. (Schweitzer.) Geb. 4.— Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik. Von Dr. jur. H. U. K a n t o r o w i c z . 2 Bände. Oktav. Bd. I : Die Praxis. Ausgewählte Strafprozeßakte des 13. Jahrhunderts nebst diplomatischer Einleitung. Von der Savigny-Stiftung unterstützt. XII, 428 Seiten. 1907. 12.— Bd. I I : Die Theorie. Kritische Ausgabe des Tractatus de maleficiis nebst textkritischer Einleitung. X X V I , 451 Seiten. 1926. 30.— Allgemeiner Teil des Rechts, Der e —. Eine Darstellung der gemeinsamen Lehren des öffentlichen und des privaten Rechts. Von Dr. K. F r i e d r i c h s , Just. Rat. Oktav. X, 306 Seiten. 1927. 12.—, geb. 13.50 Alt-Regensburgs Gerichtsverfassung, Strafverfahren und Strafrecht bis zur Carolina. Nach urkundlichen Quellen dargestellt. Von Dr. H. K n a p p , k. Reichsarchivrat i. Münster/W. Oktav. X, 375 Seiten. 1914. 8.— Athenisches Gesetz Uber die Eleusinische Aparche, Ein Quart. 56 Spalten. 1914. Attische Geschworenengerichte, Die — n Staatsrecht. Von M. F r ä n k e l . Oktav.

. Von A. EH er. 3.—

. Ein Beitrag zum attischen VI, 112 Seiten. 1877. 1.60

Beiträge, Freiburger — — zur Strafvollzugskunde. Herausgeg. von Dr. E. W o l f . Oktav. Heft 1: Die Stellung der deutschen Sozialisten zum Strafvollzug von 1870 bis zur Gegenwart. Von Dr. A. B e h r l e . 182 Seiten. 1931. 6.— Heft 2 : Quellenstudien zur Geschichte des deutschen Zuchthauswesens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Von Dr. jur. G. Saarn. 112 Seiten. 1936. 5.— Beiträge, Romanistische zur Rechtsgeschichte. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten herausgeg. von L. M i t t e i s , J . P a r t s c h , E. R a b e l . Oktav. Heft 1: Der Kauf mit fremdem Geld. Studien über die Bedeutung der Preiszahlung für den Eigentumserwerb nach griechischem und römischem Recht. Von F. P r i n g s h e i m , o. Prof. a. d. Univers. Göttingen. VI, 180 Seiten. 1916. 9.— Heft 3 : De claris juris consultis. Von Th. Diplovatatius. Herausgeg. von H. K a n t o r o w i c z , o. Prof. a. d. Univers. Freiburg, und F r . S c h u l z , o. Prof. a. d. Univers. Bonn. Bd. I : Lebensgeschichtliche Einleitung. Von H. K a n t o r o w i c z . De claris iuris consultis. Pars prior. Edidit F. Schulz. Mit 4 Tafeln. X X I V , 384 Seiten. 1919. 20.—

2

Heft 4: Justa causa traditionis. Eine Untersuchung über den Erwerb des Eigentums nach römischem Recht. Von Dr. A. E r h a r d t , Priv. Doz. i. Freiburg. VIII, 207 Seiten. 1930. 18.— Heft 5: Prltorische Bereicherungsklagen. Von Dr. Q. H. M a i e r . VIII, 174 Seiten. 1932. 10.— Heft 6: Antikes Lösungsrecht. Von Dr. W. F e l g e n t r a e g e r , Ger. Ass. a. D. VII, 133 Seiten. 1933. 10.— Beitrage zur Geschichte der deutschen Strafrechtspflege. Herausgeg. von Dr. M. G r ü n h u t , Prof. i. Bonn und Dr. E. S c h m i d t , Prof. in Hamburg. Oktav. Heft 1: Strafrechtspflege in Sachsen-Weimar-Eisenach unter Carl August. Von Dr. Fr. W. L u c h t . 111 Seiten. 1929. 7.— Heft 2: Stellung des Strafrichters in den Gesetzen der französischen Revolutionszeit (1791—1810). Von Dr. R. H ö h n . 147 Seiten. 1929. 8.— Heft 3: Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Theorie und Praxis im Strafrecht des Spätmittelalters, namentlich im XIV. Jahrhundert. Von G. D a h m , Priv. Doz. a. d. Univers. Heidelberg. XXIV, 555 Seiten. 1931. 35.— Beitrage zur Kenntnis des rSmisch-Sgyptischen Grundbuchrechts. Von H. L e w a l d . Oktav. 100 Seiten. 1909. 3.50 Briefe und Erinnerungen. 1852—1868. Von R. v. I h e r i n g . Oktav. 106 Seiten. 1907. (Schweitzer.) 1.80 Byzanz und Persien in ihren diplomatisch-völkerrechtlichen Beziehungen im Zeltalter Justinians. Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts. Von Dr. K. G ü t e r b o c k , Geh. Just. Rat, Prof. der Rechte zu Königsberg. Oktav. VIII, 128 Seiten. 1906. 3.— Clvitas auf deutschem Boden bis zum Ausgange der Karolingerzeit, Die . Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Stadt. Von Dr. S. R i e t s c h e l , o. ö. Prof. a. d. Univers. Tübingen. Oktav. 102 Seiten. 1894. 3.— Compensationsverfahren im vor justinianischen stricti juris Judicium, Das . Von E. S t a m p e . Oktav. IV, 98 Seiten. 1886. 2.60 Corpus juris civilis, Taschenwörterbuch zum , den Institutionen des Gajus und anderen römischen Rechtsquellen. 4 . - 5 . Auflage. KleinOktav. IV, 172 Seiten. 1923. (Schweitzer.) 3.— Corpus iuris germanici antiqui. Ex optimis subsidiis collegit, edidit et lectionum varietatem adiecit F . W a l t e r . III tomi. Oktav. 1824. cplt. 12.— Tomus I. Legem Salicam, Ripuariorum, Alamanrforum, Baiuvariorum, Burgundionum, Frisionum, Angliorum et Werinorum, Saxonum, edictum Theodorici leges Wisigothorum, et edicta regum Langobardorum continens. XVI, 838 Seiten. Tomus II. Capitularía regum Francorum usque ad Ludovicum pium continens. VIII, 867 Seiten. Tomus III. Capitularla regum Francorum et imperatorum post Ludovicum pium, veterum formularum collectionem amplissimam, capitula regum et imperatorum legibus Langobardum addita, et appendicem variorum monumentorum continens. VIII, 803 Seiten. Deutsche Rechtsaltertümer in unserer heutigen deutschen Sprache. Von L. G ü n t h e r . Oktav. VII, 160 Seiten. 1903. 2.50 Eid, Der l>ei den Semiten in seinem Verhältnis zu verwandten Erscheinungen, sowie die Stellung des Eides im Islam. Von J. P e d e r s e n . Quart. VIII, 242 Seiten. 1914. (Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients. 3. Heft.) 12.60

Enteignung, Die Grenzen der — —. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Enteignungsinstituts und zur Auslegung des Art. 153 der Weimarer Verfassung, von Dr. O. K i r c h h e i m e r . Oktav. 63 Seiten. 1930. 4.— Entwicklung der Kompensation im rSmischen Rechte, Ober die . Von Dr. P. K r e t s c h m a r , a. o . P r o f / a . d. Univers. Gießen. Oktav. 80 Seiten. 1007. 2.80 Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Begründet von Dr. F. v. H o l t z e n d o r f . Unter Mitwirkung von O. Anschütz, L. v. Bar, E. v. Beling, E. Blume, H. Brummer, O. Cohn, K. Crome, H. Dietz, F. Dochow, E. Dorner, K. Flesch, B. Freudenthal, Gerstmeyer, O. v. Oierke, P. Heilborn, E. Heymann, Fr. Hiller, . Laß, O. Lenel, A. Osterrieth, E. Rabel, P. Schoen, J. Stranz, G. Strutz, U. Stutz, H. Trumpler, K. v. Unzner, F. Wachenfeld, M. Wolff. Herausgeg. von Dr. J. Ko h 1er, o. Prof. der Rechte i. Berlin. 7., der Neubearbeitung 2. Aufl. 5 Bände. Quart. Cplt. geb. 85.— Bd. I: IV, 558 Seiten. 1915. Bd. II : 462 Seiten. 1914. Bd. III: 452 Seiten. 1913. Bd. IV: 551 Seiten. 1914. Bd.V: 588 Seiten. 1914. In Gemeinschaft mit Verlag Duncker & Humblot in München. Erfüllung, Die — —. 1. Teil: Historische und dogmatische Grundlagen. Von Dr. P. K r e t s c h m a r , a. o. Prof. a. d. Univers. Gießen. Oktav. 168 Seiten. 1906. 5.40 L'étude du droit romain comparé aux autres droits de l'antiquité. Von J. G ils o n , Docteur en droit. Oktav. 295 Seiten. 1899. 4.— Excommunikatlon, Einfluß der und der Delicta mere ecclesiastica auf die Fähigkeit zum Erwerb und zur Ausübung des Patronatrechts. Dissertation.) Von Dr. E. J a c o b i , o. Prof. a. d. Univers. Münster/W. >ktav. VIII, 76 Seiten. 1908. 2.20 Festgabe für Rudolf Stammler zum, 70. Geburtstag am 19. Februar 1926. Herausgeg. von E. T a t a r i n - T a r n h e y d e n . Mit 1 Bildnis und 1 Tafel. Oktav. 1926. 28.—, geb. 32.— Festschrift für Ernst-Heinrich Rosenfeld zu seinem 80. Geburtstag am 14. August 1949. Gr.-Oktav. 243 Seiten. 1949. 16.— Festschrift für Wilhelm Sauer zu seinem 70. Geburtstag am 24. Juni 1949. 18.— Mit Bibliographie. Gr.-Oktav. 296 Seiten. 1949. Festschrift der Universität Leipzig zur 500 jährig. Jubelfeier gewidmet von der Juristischen Gesellschaft in Leipzig. Oktav. 243 Seiten. 1909. 6.50 Fiducia im römischen Privatrecht, Die — —. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung. Von Dr. jur. P. O e r t m a n n . Oktav. 262 Seiten. 1890. 5.— Funkentelegraphie im Recht, Die — —. Eine rechts- und verkehrsgeschichtl. Abhandlung. Von T h u m . Lex.-Oktav. 150 Seiten. 1913. (Schweitzer.) 5.— Gaii institutionum commentarii quattuor. Ex membranis deleticiis Veronensis bibliothecae capitularis eruit J. F. L. G o e s c h e n . Accedit veteris iurisconsulti de iure fisci fragmentum ex aliis eiusdem bibliothecae membranis transcriptum. C a r o l u s L a c h m a n n u s ad schedas Goeschenii, Hollwegii, Blumii recognovit. Editio tertia. Cum tabulis aeri incicis. Oktav. LXXV, 512 Seiten. 1842. 3.— Gaii iurisconsulti institutionum commentarius quartus sive de actionibus. Recensuit, restituere conatus est, adnotationem perpetuam librumque observationum adjecit A. G. H e f f t e r . Quart. VIII, LXX1V, 121 Seiten. 1827. 2.—

t

Î

Gaii et Justiniani institutiones îures romani. Recognoverunt annotationem adjecerunt coniunctasque ediderunt C. A. C. K l e n z e et E. B ö c k i n g . Quart. XV, 292 Seiten. 1829. " 3.— Gerichtsbuch der Stadt Cassel aus 1505 und 1506. Von A. S t ö l z e l . Oktav. II, 56 Seiten. 1913. 2.50 Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung. Eine Zusammenstellung der wichtigsten geltenden Gesetze, Verordnungen und Befehle, insbesondere für Groß-Berlin, sowie ein Streifzug durch die aktuellen Fragen der heutigen Zeit. Von L. M o h n , RA und Notar, Richter a. Landger. Berlin. Oktav. 208 Seiten. 1948. 9.— Gestaltung der deutschen politischen Einheit, Die . Von K o e l l r e u t t e r . Oktav. 15 Seiten. 1934. (Schweitzer.) —.60 Gottesurteil und Folter. Eine Studie zur Dämonologie des Mittelalters und der neueren Zeit. Von Prof. Dr. H. F e h r , Bern. Mit 1 Tafel. Oktav. 24 Seiten. 1926. 2.50 Handwörterbuch der Rechtswissenschaft. Unter Mitberatung von E. Bumke, L. Busch, L. Ebermayer, F. Endemann, E. Heymann, O. Strecker, K. v. Unzner. Herausgeg. von Dr. jur. F. Stier-Somlo, o. Prof. a. d. Univers. Köln und Dr. jur. A. Elster, Berlin. 7 Bände. Oktav. 35.— B d . I : Abandon-Deichgüter. XV, 912 Seiten. 1926. Bd. II: Deichverbände-Giroverkehr. XII, 960 Seiten. 1927. 37.80 Bd. III: Glaubensfreiheit-Luxemburg. XII, 1004 Seiten. 1928. 43.20 Bd. IV: Mädchenhandel-Reichsexekution. X, 798 Seiten. 1927. 35.— Bd. V: Reichsgericht-Territorialprinzip. X, 885 Seiten. 1928. 37.80 Bd. VI : Testament-Zwischenstreit. Abkürzungen, Mitarbeiterverzeichnis, Sachregister zu Bd. I—VI. XIII, 1231 Seiten. 1929. 50.40 Bd. VII: (Ergänzungsband). A—Z und Sachregister. VIII, 688 Seiten. 1931. 33.30 Histoire de la législation des anciens Germains. Von G. A. D a v o u d O g h l o u , 2 tomes. Oktav. 1845. Cplt. 8.— Tome I: Wisigoths, Baiuvariens, Alamanns, Burgundions, Franc-Saliens, Francs-Ripuaires. CVIII, 660 Seiten. Tome II: Langobards, Thuringiens, Frisions, Saxons. IV, 799 Seiten. Imperatoris Justiniani institutionum Iibri IV. Ad fidem antiquorum Iibrorum edidit E. S c h r ä d e r in operis societatem accedentibus Theoph. Luca Fr. Tafelio, Gualth. Frider. Clossio, Christ. Joh. C. Maiero. Editio stereotypa. Oktav. VI, 216 Seiten. 1874. 1.— Instutionen des römischen Rechts. Ein Lehrbuch. Von Dr. R. L e o n h a r d , o. ö. Prof. der Rechtswissensch, i. Marburg. Oktav. XIV, 572 Seiten. 11.—, geb. 14.— Interpellationsrecht, Das im Rahmen der modernen Ministerverantwortlichkeit. Von Dr. J. H a t s c h e k , o. Prof. der Rechte a. d. Univers. Göttingen. Eine rechtsvergleichende Studie. (Veröffentlicht für die Geschäftsordnungskommission des Reichstags auf Wunsch ihres Vorsitzenden.) Oktav. 164 Seiten. 1909. 2.20 Intertemporales Recht, Das e. Das Recht der zeitlich verschiedenen Rechtsordnungen. Oktav. Von F. A f f o l t e r . B d . I : Das Intertemporale Privatrecht. 2 Teile. Teil 1: Oeschichte des intertemporalen Privatrechts. XIV, 652 Seiten. 1902. 18.— Teil 2: System des deutschen bürgerlichen Obergangsrechts. XIV, 468 Seiten. 1903. 14.-

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Jugendrecht. Ein Lehrbuch zur Einführung. Von Prof. Dr. A. Wegner. Oktav. VIII, 219 Seiten. 1929. 5.40, geb. 6.75 Juristenlatein, Das . Versuch einer Charakteristik auf Grundlage der Digesten. Von W. K a l b , k. Studienlehrer a. Melanchthon-GvRinasium 1. Nürnberg. 2. Aufl. Gr.-Oktav. 90 Seiten. 1888. (Schweitzer) 1.80 Juristische Daten. Nach Rechtsgebieten — unter Beifügung eines besonderen biographischen Abschnitts — chronologisch zusammengestellt. Von A. M. v. B i b e r s t e i n . 3., verb. u. verm. Aufl. Oktav. IV, 147 Seiten. 1901. (Schweitzer.) 1.80 Juristisches Studium, Die Reform des . Von Dr. H. B. G e r l a n d , o. ö. Prof. a. d. Univers. Jena. Oktav. 160 Seiten. 1911. 3.— Kleines Satzlexikon für Behörden. Deutsch-Englisch. Von D. B o r c h a r d . 2.40 Oktav. 1949. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) Kreditauftrag, Der . Eine Studie nach römischem und neuem bürgerlichen Recht. Von O. F o e r s t e r . Oktav. 216 Seiten. 1903. 5.60 Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Herausgeg. von E. Mezger, K. Blomeyer, J. Heckel, A. Hueck, E. Riezler, M. San Nicolò, Ch. Frhr. v. Schwerin, Professoren d. Münchener Juristenfakultät. Gr.-Oktav. Ab 1912 neue Folge. Der Band zu je 4 Heften. Bd. 14—18 je 8.—; Bd. 19 10.—; Bd. 20 16.—; Bd. 21 24.—; Bd. 22 32.50; Bd. 23 27.—; Bd. 24 31.—; Bd. 25 29.—; Bd. 26—32 je 28.— (Schweitzer). Lex Salica. Zum akademischen Gebrauch herausgeg. und erläutert von H. G e f f c k e n . Oktav. XIV, 332 Seiten. 1898. 7.— Longi temporis praescriptio im klassischen römischen Rechte, Die, . Von J. P a r t s c h . Oktav. 180 Seiten. 1906. 7— Magdeburger Fragen, Die . Von I. Fr. B e h r e n d . Oktav. L, 300Seiten. 1865. 6.50 Menschlicher Körper und die Persönlichkeitsrechte. Der . Von H. S c h r e u e r . Oktav. 40 Seiten. 1919. —.70 Monumenta legalia antiquitatis Romanae, ex libros iuris Romani sparsa, quae in aere, lapide, aliave materia, vel apud veteres auctores extraneos, partim integra, partim mutila, sed genuina, supersunt. Delectu, forma et variarum lectionum adnotatione usui expeditiori adcommodavit, tum notitiam historicoliterariam omnium, quotquot, exillo genere exstant, monomentorum, tarn legalium, quam aliorum praemisit C h r . G. H a u b o l d . Opus ex adversariis defuncti auctoris, quantum fieri potuit, restituit E. S p a n g e n b e r g . Oktav. CXXXII, 299 Seiten. 1830. 3.— Mythos vom Recht, Der und seine empirischen Grundlagen. Von RRat Dr. T h . J a e h n e r . Oktav. 219 Seiten. 1933. (Schweitzer.) 10.— Novae constutlones audientiae contradictarum in curia Romana promulgatae a. d. 1375. Nunc primum edidit. Von J. F ö r s t e m a n n . Oktav. 56 Seiten. 1897. 1.50 Personalexekution im Recht der Papyri, Zur . (Habilitationsschrift.) Von H. L e w a l d . Oktav. 76 Seiten. 1910. 2.50 Persönlichkeit des herrenlosen Sklaven, Die . Ein Stück aus dem römischen Sklavenrecht. Von Fr. A f f o l t e r . Oktav. VIII, 223 Seiten. 1913. 8.— Privatrecht, Grundzüge des deutschen s. Von Cl. F r h r . v. S c h w e r i n . 2. Aufl. Oktav. Xfl, 342 Seiten. 1928. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. XIII.) Geb. 9.90

Privatrecht, Römisches . Von F. E n d e m a n n . Mit Anhang: Quellenstudien. Oktav. X, 256 u. 30 Seiten. 1025. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. XII.) Geb. 9.50 Prozeß Heinrichs des Löwen, Der . Kritische Untersuchungen von F. G ü t e r b o c k . Oktav. X, 210 Seiten. 1909. 5.— Rechtsbegriffe, Ober . Von Prof. Dr. P. E i t z b a c h e r . Oktav. X, 84 Seiten. 1900. 2.— Rechtsbuch, Armenisches . Mit Unterstützung der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin. 2 Bände. Quart. Zusammen 40.— Bd. I: Sempadscher Kodex aus dem 13. Jahrhundert oder Mittelarmenisches Rechtsbuch. Nach der Venediger und der Etschmiadziner Version unter Zurückführung auf seine Quellen herausgeg. und übersetzt von J. K a r s t . Text und Übersetzung. XXXII, 223 Seiten. 1905. Bd. II: Sempadscher Kodex aus dem 13. Jahrhundert in Verbindung mit dem großarmenischen Rechtsbuch des Mechithar Gösch (aus dem 12. Jahrhundert). Unter Berücksichtigung der jüngeren abgeleiteten Gesetzbücher erläutert von J. Karst. Ko'mmentar. VII, 424 Seiten. 1905. RechtsgefUhl, Das — —. Rechtspsychologische Betrachtungen. Von E. R i e z l e r , Prof. a. d. Univers. Freiburg i. Br. Oktav. 164 Seiten. 1921. (Schweitzer.) 1.80 Rechtsgemeinschaft, Die regelmäßige . Von Dr. K. E n g l ä n d e r . 1. Teil: Grundlegung. Oktav. IV, 360 Seiten. 1914. 8.— Rechtsgeschichte, Deutsche . Von D r . H . F e h r , Prof.i.Bern. 4., verb. Aufl. Oktav. XI, 280 Seiten. 1948. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. X.) Geb. 15.— Rechtsgeschichte, Lehrbuch der deutschen —. Von R. S c h r ö d e r und E. F r h r . v. K ü n ß b e r g . 8. Aufl. in Vorbereitung. Rechtsgeschichte, Römische . Von O. K a r i o w a . 2 Bände. Oktav. Bd. I: Staatsrecht und Rechtsquellen. VIII, 1031 Seiten. 1885. 26.— Bd. II: Privatrecht und Civilprozeß. Strafrecht und Strafprozeß. l.Teil: Privatrecht. VI, 1416 Seiten. 1901. 40.— Rechtsphilosophie, Lehrbuch der . Von Prof. Dr. C o i n g . In Vorbereitung. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. XX.) ca. 18.— Rechtsphilosophie, Lehrbuch der . Von D. Dr. R. S t a m m l e r , Prof. a. d. Univers. Berlin. 3., verm. Aufl. Oktav. XV, 396 Seiten. 1928. 13.—, geb. 15.— Rechtsphilosophie, Leitfaden der — —. Von C o i n g . In Vorbereitung. (Leitfaden der Rechtswissenschaft.) Rechtsschule zu Bologna, Die Anfänge der . Von Dr. H. F i t t i n g , o. Prof. der Rechte zu Halle. Oktav. 129 Seiten. 1888. 3.— Rechtsvergleichende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis, Königs von Babylon. Von Dr. jur. P. K o s c h a k e r , Prof. d. Rechte zu Leipzig. Oktav. XVII, 244 Seiten. 1917. 9.— Rechtswechsel, Der im öffentlichen Recht und seine Einwirkung auf gleichwertige öffentlich-rechtliche Normen. Von Reg. Rat Dr. H. V e r v i e r . Gr.-Oktav. 197 Seiten. 1923. (Schweitzer.) 5.40 Rechtswissenschaft, Einführung in die . Von Dr. A. W e g n e r , o. ö. Prof. der Rechte a. d. Westfälischen Wilhelms-Universität. 2., erw. und verb. Aufl. Oktav. 344 Seiten. 1948. Geb. 18.—

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Recht und Gewalt Von E. Brodmann. Oktav. 114 Seiten. 1921. 3.— Reichsgericht, Fünfzig Jahre am I.Oktober 1929. Von Dr. A. L o b e , Sen. Präs. a. Reichsger. i. R. Unter Mitarbeit von Mitgliedern und Beamten des Reichsgerichts, der Reichsanwaltschaft und der Rechtsanwaltschaft am Reichsgericht. Mit 14 Bildnissen und 15 Abb. Quart. VIII, 436 Seiten. 1929. 20.—, geb. 24.— Reichsgerichtspraxis im deutschen Rechtsleben, Die . Festgabe der juristischen Fakultäten zum 50jährigen Bestehen des Reichsgerichts (1. Oktober 1929) in 6 Bänden unter Mitwirkung von G. Anschütz, E. Heymann, Th. Kipp, W. Kisch, A. Schultze, H. Siber. Herausgeg. von O. S c h r e i b e r . Quart. 1929. Cplt. 110.—, geb. 134.— Bd. I: öffentliches Recht. IV, 301 u. 54 Seiten. 18.—, geb. 22.— Bd. II: Zivil- und Handelsrecht. IV, 326 u. 54 Seiten. 19.—, geb. 23.— Bd. III: Zivil- und Handelsrecht (Fortsetzung). IV, 383 u. 54 Seiten. 22.—, geb. 26.— Bd. IV: Handels- und Wirtschaftsrecht. IV, 335 u. 54 Seiten. 20.—, geb. 24.— Bd. V: Strafrecht und Strafprozeß. IV, 321 u. 54 Seiten. 19.—, geb. 23.— Bd. VI: Zivilprozeßrecht. IV, 334 u. 54 Seiten. 20.—, geb. 24.— Richter und Rechtsprechung. Von Dr. A. D ü r i n g e r , Reichsger. Rat. Oktav. 92 Seiten. 1909. (Erweiterter Sonderabdr. aus: Festschrift der Juristischen Oesellschaft in Leipzig zur 500jähr. Jubelfeier der Univers. Leipzig.) 2.— Römisches Institutionen-System, Das — —, sein Wesen und seine Geschichte. Einleitender Teil. Tatbestand, Rechtsverhältnisse und Rechtsordnung. Grundlagen eines allgemeinen Teils des Privatrechts. Von Fr. A f f o l t e r . Oktav. VI, 568 Seiten. 1897. 12.— Savlgny, Friedrich Karl von . Ein Beitrag zu seiner Würdigung. Von Dr. R. S t i n t z i n g . Oktav. 59 Seiten. 1862. 1.— SchöffensprOche, Magdeburger . Im Auftrage und mit Unterstützung der Savigny-Stiftung herausgeg. und bearb. von V. F r i e s e und E. L i e s e ang. Bd. I (Abt. 1—4): Die Magdeburger Schöffensprüche für Großalze, Zerbst und Anhalt, Naumburg und aus dem Kodex Harzgerodanus. Oktav. X, 872 Seiten. 1901. 20.— Schuldvertrag und TreugelSbnis des Sächsischen Rechts im Mittelalter. Ein Beitrag zur Grundauffassung der altdeutschen Obligation. Von P. P u n t s c h a r t . Oktav. XVIII, 515 Seiten. 1896. 14.— Seedarlehen des Altertums, Das . Von Dr. H. S i e v e k i n g , RA ¡.Hamburg. Oktav. 48 Seiten. 1893. 1.40 Staatsgedanken des Reichsfreiherrn Karl vom Stein. Von Dr. E. F r h r . v. S c h e u r l , Hochschul- und Univers. Prof. i. Nürnberg. Oktav. 19 Seiten. 1931. (Schweitzer.) 1.— Staatsrecht der Zaiditen, Das . Von R. S t r o t h m a n n . Quart. XI, 109 Seiten. 1912. 4.50 Stendaler Urteilsbuch aus dem vierzehnten Jahrhundert, Ein , als Beitrag zur Kenntnis des Magdeburger Rechts. Von I. Fr. B e h r e n d . Oktav. XVI, 122 Seiten. 1868. 2.80 Strohal, Emil. Ein Nachruf. Von L. W e n g e r . Mit einem Portrait. Oktav. 39 Seiten. 1914. 1.— Syrische RechtsbGcher. Herausgeg. und übersetzt von E . S a c h a u . Quart.— Bd. I: Leges Constantini Theodosii Leonis. Aus der römischen Handschrift. XXIV, 224 Seiten. 1907. 16 —

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Bd. II: Richterliche Urteile des Patriarchen Chenänischö. Oesetzbuch des Patriarchen Timotheos. Gesetzbuch des Patriarchen Jesubarnun. Aus der römischen Handschrift. XXXIV, 212 Seiten. 1908. 16.— Bd. III: Corpus iuris des persischen Erzbischofes Jesubocht. Erbrecht oder Canones des persischen Erzbischofes Simeon. Eherecht des Patriarchen Mär Abhä. Aus der römischen Handschrift. XXXV, 385 Seiten. 1914. 25.— Taschenwörterbuch der Rechts- und Geschäftssprache. Englisch-Deutsch, Deutsch-Englisch. Von D. v. B e s e l e r . 2., durchges. und erw. Aufl. Oktav. 271 Seiten. 1947. Geb. 15.— Theorie der Exceptionen nach klassischem römischem Recht, Die — —. Von Dr. jur. J. v. K o s c h e m b a h r - L y s k o w s k i . Bd. I. Heft 1: Der Begriff der exceptio. Oktav. XXIII, 173 Seiten. 1893. 6.— Übersiebnen der schädlichen Leute in SUddeutschland, Das . Ein rechtshistorischer Beitrag und Nachtrag. Von Dr. H. K n a p p , k. Reichsarchivrat i. Münster/W. Oktav. 88 Seiten. 1910. 2.— Untersuchungen zur Geschichte der deutschen Stadtverfassung. Bd. I: Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten während des früheren Mittelalters. Von Dr. S. R i e t s c h e l , o. ö. Prof. a. d. Univers. Tübingen. Oktav. XII, 344 Seiten. 1905. 10.—

UnzDchtlge und die Kunst, Das . Eine juristische Studie für Juristen und Nichtjuristen. Von Prof. D. Dr. J. Lazarus. Oktav. 168 Seiten. 1909. 3.50 Urkunden zur Geschichte des deutschen Privatrechts. Von Dr. H. L o e r s c h , Priv. Doz. der Rechte a. d. Univers. Bonn und Dr. R. S c h r ö d e r , o. ö. Prof. der Rechte a. d. Univers. Heidelberg. Für den Gebrauch bei Vorlesungen und Übungen herausgeg. 3., neubearb. Aufl. von R. Schröder und L. Pereis. Oktav. XXXII, 250 Seiten. 1912. 6.50, geb. 8.— Vergleich im Prozesse, Der — —. Eine dogmatisch-historische Untersuchung. Von Dr. P. K r e t s c h m a r , a. o. Prof. a. d. Univers. Gießen. Oktav. 102 Seiten. 1896. 3.— Verhandlungen des Deutschen Juristentages. Herausgeg. von dem Schriftführer-Amt der ständigen Deputation. Oktav. Preise der einzelnen Bände des 1.—37. Juristentages, soweit noch vorhanden, auf Anfrage. Vermächtnisse, Die sogenannten gesetzlichen — —. Eine erbrechtliche Studie auf Grundlage des römischen und österreichischen Privatrechts unter Berücksichtigung anderer bedeutender Kodifikationen. Von L. S c h i f f n e r . Oktav. X, 222 Seiten. 1895. 7.— Verwirkung, Die . Ein Beitrag zur Lehre von den zeitlichen Schranken der Ausübung der subjektiven Rechte. Von St. K a r a k a n t a s . Oktav. 82 Seiten. 1938. (Aus: Hamburger Rechtsstudien.) (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 4.— Vocabularium iurisprudentiae Romanae iussi instituti Savigniani compositum. Quart. Vol. I.

Fase. 1: 2: 3: 4:

(a-aeeipio). 1894. (aeeipio-amitto). 1898. (amitto-ceterum). 1899. (ceterum-cymbium). 1903.

15.— 15.— 15.— 15.—

Vol. II. Fase. 1: 2: 3: Vol. III. Fase. 1: 2: 3: Vol. IV. Fase. 1: 2: Vol. V. Fase. 1: 2: 3: 4: 5:

(dactyliotiea-doceo). 1906. (doeeo-ex). 1913. (ex-gutturosus). 1933. (habeo-idem). 1910. (imperator-in). 1931. (inaedifico-ipse). 1937. inam-numen). 1914. (numeratio-per [Praepositio]). (R-sed). 1910. (sed-sors, sortis). 1917. (sortior-tantus). 1931. (tantus-veneo). 1938. (venerabilis-zythum). 1939.

1936.

15.— 15.— 18 — 15.— 15.— 15.— 15.— 15.— 15.— 15.— 15.— 15.— 17.—

Vorträge aus dem allgemeinen Staatsrecht. Separatabdruck aus den Annalen des Deutschen Reichs. Von M. v. S e y d e l . Gr .-Oktav. 96 Seiten. 1903. (Schweitzer.) 2.40 estgothenrecht, Entstehung und Geschichte des Westgothenrecht, s. Von A. H e i ff erien. Oktav. VIII, 475 Seiten. 1858. 6.— Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung. Eine Sozialphilosophische Untersuchung. Von D. Dr. R. S t a m m l e r , Prof. a. d. Univers. Berlin. 5., durch einen Nachtrag erg. Aufl. Oktav. VIII, 706 Seiten. 1924. 14.—, geb. 16.— Wirtschafts-Rechts-Wissenschaft und Wirtschafts-Hochschule. R u m p f , Mannheim. Oktav. 40 Seiten. 1920.

Von

M. 1.60

Zenten des Hochstifts WOrzburg, Die . Ein Beitrag zur Geschichte des süddeutschen Gerichtswesens und Strafrechts. Mit Unterstützung der Savigny-Stiftung. Von Dr. H. K n a p p , k. Reichsarchivrat. 2 Bände. Oktav. Bd. I: Die Weistümer und Ordnungen der Würzburger Zenten. l.Abt. Mit 2 Abb. XII, 708 Seiten. 2. Abt. Mit 1 Abb. IV, 696 Seiten. 1907. 45.— Bd. II: Das Alt-Würzburger Gerichtswesen und Strafrecht. XI, 979 Seiten. 1907. 30.-

II. Bürgerliches Recht 1. Das Bürgerliche Gesetzbuch Abhandlungen, Zivilrechtliche und prozeßrechtliche . Herausgeg. von Dr. W. K i s c h , Prof. a. d. Univers. Straßburg. Oktav. Heft 1: Das Sammelvermögen. Von Dr. jur. O. F i s c h b a c h . XII, 171 Seiten. 1907. 4.50 Heft 2: Das Imperium des Richters. Ein Versuch kasuistischer Darstellung nach dem englischen Rechtsleben im Jahre 1906/07. Nebst 2 Anhängen: Criminal appeal act 1907 und Probation of offenders act 1907. Von A. M e n d e l s s o h n - B a r t h o l d y . X, 236 Seiten. 1908. 6.—, geb. 7.— Heft 3: Streitbefangenheit und Rechtsnachfolge als Voraussetzungen der §§ 265 und 266 der Zivilprozeßordnung..' Von Dr. jur. R. S c h u m a n . VIII, 84 Seiten. 1910. 2.50 Heft 4: Die Schadenersatzansprüche bei Körperverletzung und Tötung im Zweikampf. Von Dr. F. S i m o n . XI, 73 Seiten. 1913. 2—

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AchDIes-Greiff, Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz, jugendwohlfahrtsgesetz, Schiffsrechtsgesetz, Ehegesetz, Testamentsgesetz. Mit Anmerkungen und Sachregister und mit Erläuterungen der Verordnung über das Erbbaurecht, des Gesetzes über die religiöse Kindererziehung sowie von Teilen des Familienrechtsänderungsgesetzes, der Familienrechtsangleichungsverordnung und des Verschollenheitsgesetzes. 19. Aufl. Herausgeg. von Dr. O. B e i t z k e , R. F r h r . v. G o d i n , Dr. J. G r e i f f , Dr. F. O e g g . Oktav. XVI, 1360 Seiten. Dünndruckpapier. 1949. (Guttentagsche Sammlung Nr. 38/39.) Geb. 36.— Alimentationspflicht, Die der Ehegatten. Von Dr. jur. et rer. pol. F r . S c h e p p l e r . Gr.-Oktav. 43 Seiten. 1909. (Schweitzer.) 1.60 Anfechtbarkeit der Verträge für das Vermögen eines Dritten, Die . Eine zivilrechtliche Abhandlung. Von Dr. R. L e o n h a r d , o. ö. Prof. der Rechtswissenschaft i. Marburg. Oktav. 56 Seiten. 1892. 1.50 Ausführungsgesetz, Bayerisches zum Bürgerlichen Gesetzbuch. Mit den einschlägigen Verordnungen. Erledigt von LGDir. H. S t e i n e r t . Oktav. 216 Seiten. 1930. (Schweitzers braune Handausg.) Geb. 7.90 Beiträge zur Lehre von den Realgewerbegerechtigkeiten nach bayerischem Landeszivilrecht. Von F r . N e u b u r g e r . Gr.-Oktav. VII, 30 Seiten. 1913. (Schweitzer.) 1.— Blanketterklärung, Die . Ihre juristische Konstruktion und ihre Behandlung nach dem materiellen Recht und dem Prozeßrecht. Von Dr. J. S i e g e l . Oktav. VIII, 69 Seiten. 1908 (Schweitzer.) 1.80 BGB, Lexikon des . Von Dr. H. K u ß m a n n , RA und Notar i. Frankfurt a. M. 203 Seiten. 1949. 10.— bürgerliches Gesetzbuch, Allgemeiner Teil des . Von Prof. Dr. jur. H. L e h m a n n , Köln. 6., verm. u. verb. Aufl. Oktav. XVI, 384 Seiten. 1949. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. I.) Geb. 20.— Bürgerliches Gesetzbuch, Familienrecht. Von Prof. Köln. 2., verm. m. verb. Aufl. Oktav. 311 Seiten. Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. IV.) Bürgerliches Gesetzbuch. Erstes Buch. Allgemeiner r o w , RA und Notar. Oktav. 76 Seiten. 1949. wissenschaft Bd. 1.)

Dr. jur. H. L e h m a n n , 1948. (Lehrbücher und 15.— Teil. Von E. K u m m e (Leitfaden der Rechts3.—

Bürgerliches Gesetzbuch. Zweites Buch. Das Recht der Schuldverhältnisse. 1. Hälfte: Allgemeiner Teil. Von Dr. R. L e h m a n n , Berlin. Oktav. 110 Seiten. 1947. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 2.) 4— Bürgerliches Gesetzbuch. Zweites Buch. Das Recht der Schuldverhältnisse. 2.Hälfte: Besonderer Teil. Von Dr. R. L e h m a n n , Berlin. Oktav. 204 Seiten. 1948. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 3.) 6.— Bürgerliches Gesetzbuch. Drittes Buch. Sachenrecht. Von E. K u m m e r o w , RA und Notar. Oktav. 138 Seiten. 1948. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 6.) 4.50 Bürgerliches Gesetzbuch. Viertes Buch. Familienrecht. Von E. K u m m e r o w , RA und Notar. Oktav. 122 Seiten. 1947. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 4.) 4.— Bürgerliches Gesetzbuch. Fünftes Buch. Erbrecht. Von E. K u m m e r o w , RA und Notar. Oktav. 93 Seiten. 1947. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 5.) 4.—

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Bürgerliches Gesetzbuch, Handkommentar zum — —• (Kleiner Staudinger.) Auf Grund von J . v. Staudingers Kommentar bearb. VOIJ OLGRaf F. K e i d e l . 3. Aufl. Oktav. 1231 Seiten. 1931. (Schweitzer.) Geb. 18.90 Bürgerliches Gesetzbuch nebst EinfDhrungsgesetz. Textausgabe mit ausführlichem Sachregister. 21. Aufl. Oktav. 890 Seiten. Nachdruck. 1949. (Guttentagsche Sammlung von Textausgaben ohne Anmerkungen mit Sachregister.) Geb. 6.50 Bürgerliches Recht, Einführung in das . Ein kurzes Lehrbuch nach neuem System und neuer Lehrmethode. Von E. S t a m p e . 1. Teil: Einleitung. Die Gegenstände (Rechtsobjekte). Die Unternehmen und ihre Vermögen (Umformung der Lehre von den „Rechtssubjekten")- Oktav. X , 180 Seiten. 1920. 4.— Bürgerliches Recht, Praktikum des für Vorgerücktere zum akademischen Gebrauch und zum Selbststudium. Von D. Dr. R. S t a m m l e r , Prof. a. d. Univers. Berlin. 2., umgearb. Aufl. Mit Fig. Oktav. XVI, 240 Seiten. 1903. 4.50 Bürgerliches Recht, Obungen im . Eine Anleitung zur Lösung von Rechtsfällen an Hand von praktischen Beispielen. Von Dr. H. B e r g , LGRat. 2. Aufl. in Vorbereitung. Bürgerliches Recht, Obungen im für Anfänger zum akademischen Gebrauch und zum Selbststudium. Von D. Dr. R. S t a m m l e r , Prof. a. d. Univers. Berlin. 5., durchgearb. Aufl. Oktav. 227 Seiten. 1922. 4.50, geb. 6.— Bürgerliches Recht, Zehn Lösungen aus dem der Bayerischen Staatsprüfungs-Aufgaben. Von LGDir. F. G e r l a c h . 1920—1926. Oktav. 92 Seiten. 1931. (Schweitzer.) 2.30 Texte der Aufgaben. Oktav. 44 Seiten. 1931. —.90 Clausula rebus sie stantibus, Die sogenannte im Bürgerlichen Gesetzbuch. Von Dr. L. S t a h l . Gr.-Oktav. 88 Seiten. 1909. (Schweitzer.) 2.50 Ehegesetz vom 20. Februar 1946 mit Abdruck der noch in Kraft befindlich en Bestimmungen der Durchführungsverordnungen zum Ehegesetz vom 6. Juli 1938. Von R. F r h r . v. G o d i n , RA i. München und H. F r h r . v. G o d i n , RA i. München. Mit Erläuterungen der § § 606—639 Zivilprozeßordnung von Reichsgerichtsrat Dr. Tölke. Oktav. Zweite Auflage. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 230.) Im Druck. Ehescheidungsrecht. Die Ehescheidungsgründe des Bürgerlichen Gesetzbuches durch die Rechtsprechung erläutert. Eine Sammlung grundlegender Entscheidungen des Reichsgerichts, der Oberlandesgerichte usw. Von Dr. jur. G. T u n i c a , weil. LGDir. 2., umgearb. und erg. Aufl. von Prof. Dr. jur. et Dr. oec. publ. E. G o l d s c h m i d t . Oktav. XXIII, 217 Seiten. 1926. 7.50, geb. 9.— Ehevertrag, Der — —. Preisschrift. 161 Seiten. 1906. (Schweitzer.)

Von Dr. A. v. B a l i g a n d .

Oktav. 4.—

Eigentumsrecht, Das . Von Dr. V. K r u s e , o. Prof. a. d. Univers. Kopenhagen. Aus dem Dänischen übersetzt von Dr. K. Larsen. 3 Bände. Oktav. Bd. I: X X I , 881 Seiten. 1931. Geb. 25.— Bd. II: XIII, 880 Seiten. 1935. Geb. 25.— Bd. III: XIII, 757 Seiten. 1936. Geb. 2 5 . Eigentumsvorbehalt, Der . §2 Seiten. 1932. (Schweitzer.)

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Von

RA C h r . M e i s n e r .

Gr.-Oktav. 2.80

Eigentumsvorbehalt beim Kauf, Der . (BOB. § 455). Von Dr. jur. R. J a f f é . (Dissertation.) Oktav. XI, 100 Seiten. 1910. 3.— Einheitsmietsvertrag, Der Deutsche . Erläutert von RA Dr. A. Da hm. Oktav. 87 Seiten. 1937. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 156.) 2.— Einrede aus dem fremden Rechtsverhältnis, Die . Eine Untersuchung auf dem Gebiete des gemeinen, sowie des deutschen und österreichischen bürgerlichen Rechts. Von Dr. A. R a p p a p o r ' t , k. k. Oer. Sekr. Oktav. 274 Seiten. 1904. 5.— Erbenhaftung nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, Die . 2 Bände. Von S. R i e s e n f e l d , RA i. Berlin. Oktav. 1916. Cplt. geb. 18.— 1. Band. Die Grundsätze der Haftung. XII, 461 Seiten. — 2. Band. Das Inventar und die Mittel der Haftpflichtsbeschränkung. VIII, 455 Seiten. . Erbenhaftung und Nachlaßkonkurs im neuen Reichsrecht. Von Dr. jur., Dr. rer. pol. h. c. È. J a e g e r , Prof. der Rechte zu Leipzig. Oktav. 117 Seiten. 1898. 3.— Erbrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches. Von F. E n d e m a n n . 2. Aufl. bearb. von Prof. Dr. jur. H. L e h m a n n , Köln. In Vorbereitung. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. V.) ca. 5.— Erklärungshaftung. Ein Beitrag zum System des bürgerlichen Rechtes. Von Dr. jur. H. H i l d e b r a n d t , Ger. Ass. Oktav. 311 Seiten. 1931. 18.— Grundschuld in ihren Beziehungen zur persönlichen Forderung, Die . Von W. W e i s b e c k e r . Gr.-Oktav. 48 Seiten. 1922. (Schweitzer.) —.90 GrundstQcksmiete. Von Dr. F. K i e f e r s a u e r . 7. Aufl. In Vorbereitung. (Schweitzers braune Handausgabe.) ca. 8.— Grundstückverkehrsrecht. Ergänzungsheft. Von Dr. F. K i e f e r s a u e r . Lex.Oktav. 59 Seiten. 1943. (Schweitzer.) 1.80 Haftpflichtgesetz. Erläutert. Von Fr. S e l i g s o h n . 2.Aufl. Oktav. 360 Seiten. 1931. 12.—, geb. 13.50 Haftpflichtgesetz, Das Reichs . Kommentar voll E. B ö h m e r , OLGRat b. OLand. Ger. i. Tübingen. 172 Seiten. 1950. ca. 15.— Hypothekenbeschaffung für Wohn- und Geschäftshäuser. Handbuch für die Praxis der Grundstückswirtschaft. Von Dr. M. F r i e d l ä n d e r , RA i. Berlin. Oktav. VIII, 151 Seiten. 1929. 6.—, geb. 7.50 Juristische Person, Die abhängige — —. Von K r o n s t e i n . Gr.-Oktav. VI, 140 Seiten. 1931. (Schweitzer.) 7.60 Kauf zur Probe, Der . 'Rechtsbegriff, Rechtsnatur, Rechtsfolgen. Von Dr. L. L e v y , RA i. Potsdam. Oktav. 87 Seiten. 1915. '2.— Lehre vom Mißverständnis, Die . Eine zivilrechtliche Untersuchung. Von H. T i t z e . Oktav. XI, 516 Seiten. 1910. 11.— Miete, Gesetzliche . Reichsmietengesetz in der Fassung der Bekanntabe vom 24. April 1936. Erläutert von RA Dr. A. Da hm. Oktav. 140 eiten. 1936. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 153.) Geb. 4.50 Mietrechtslexikon. Von RA A. D a h m , Düsseldorf. Handbuch des ges. Miet- und Wohnrechts im Reich und Preußen. Oktav. Mit 2 Nachträgen. 131 Seiten. 1930. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 93.) Geb. 3.15 Mitschuldklage, zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Rechtskraft und dem Einheitsgrundsatz in Scheidungs- und Anfechtungssachen. Von Dr. jur. H. H i l d e b r a n d t , Ger. Ass. Oktav. 80 Seiten. 1933. 4.50

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Nachbarrecht, Das in Bayern geltende . Von RA Chr. M e i s n e r . 3. Aufl. Qr.-Oktav. 606 Seiten. 1023. (Schweitzer.) Geb. 8.50 Notweg, Der . Seine Geschichte und seine Stellung im heutigen Recht. Von Dr. G. B u c h , a. o. Prof. d. Rechte a. d. Univers. Breslau. Gr.-Oktav. 101 Seiten. 1919. (Schweitzer.) 3.60 Planck's Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz. Bisher herausgeg. von Dr. E. S t r o h a l . Bearbeitet von E. Brodmann, L. Busch, J. Ebbecke, F. Flad, M. Greiff, K. Gunkel, P. Knoke, M. Landois, A. Lobe, Fr. Oegg, H. Siber, O. Strecker, K. v. Unzner. 4., neu bearb. Aufl. Oktav. Bd. I. Allgemeiner Teil (§§ 1—240). In ,2 Halbbänden. Cplt. LXV, 606 Seiten. 1913. 15.—, geb. 17.— Bd. II. Recht der Schuldverhältnisse. 1. Halbbd.: Allgemeiner Teil (§§ 241—432). XVIII, 640 Seiten. 1914. 15.—, geb. 17.— . 2. Halbbd.: Besonderer Teil (§§ 433—853). XII, 1924 Seiten. 1928. 49.—, geb. 52.— Bd. IV. 1. Halbbd.: Familienrecht (1. Abschn. §§ 1297—1588). VII, 701 Seiten. 1928. 26.—, geb. 28.— Bd. V. Erbrecht (§§ 1922—2385). XII, 1163 Seiten. 1930. 51.—, geb. 54.— Bd. III. Sachenrecht. 1. Halbbd.: Einleitung und §§ 854—1112 und Verordnung über das Erbbaurecht. Bearb. von E. Brodmann und O. Strecker. 941 Seiten. 1936. 43.—, geb. 47.— . 2. Halbbd.: §§ 1113—1296. VIII, 721 Seiten. 1938. 49.—, geb.53.— Bd. II. 2. Hälfte: Recht der Schuldverhältnisse (Besonderer Teil) XII, S. 641—1924. 1928. 49.— Praxis der Vertretungsverträge, Die i . Von Dr. Fr. B e e r m a n n . Gr.Oktav. 56 Seiten. 1929. (Schweitzer.) 2.70 Recht des Bürgerlichen Gesetzbuches, Das — — in Einzeldarstellungen. Oktav. Nr. 3: Das persönliche Eherecht des BGB für das Deutsche Reich. Von Dr. L. J a c o b i . 2., verb. u. verm. Aufl. 122 Seiten. 1899. 2.—, geb. 2.75 Nr. 4: Das Recht der einzelnen Schuldverhältnisse im BGB. Eine Darstellung und Erläuterung der Hauptbestimmungen. Von F. S c h o l l m e y e r . 2., völlig neubearb. Aufl. 241 Seiten. 1904. 5.—, geb. 6.— Nr. 6: Die Reichsgrundbuchordnung und ihre landesrechtlichen Ergänzungen. Eine Einführung in das Grundbuchwesen des Deutschen Reichs mit besonderer Berücksichtigung Preußens. Von Dr. P. S i m e o n . 2., neubearb. Aufl. 125 Seiten. 1901. 3.—, geb. 3.75 Nr. 7: Die allgemeinen Vorschriften des BGB über Rechte an Grundstücken. Von O. S t r e c k e r . 121 Seiten. 1898. 2.50, geb. 3.25 Nr. 8: Die Deliktsobligationen im System des BGB. Kritische und dogmatische Randbemerkungen. Von Dr. Fr. v. L i s z t . VI, 114 Seiten. 1898. -2.80 Nr. 10: Der allgemeine Teil des BGB in seinem Einflüsse auf die Fortentwicklung der Rechtswissenschaft. Von Dr. R. L e o n h a r d . XVI, 537 Seiten. 1900. 10.— Nr. 11: Das internationale Privatrecht des BGB. Dargestellt vonTh. Niemeyer. VI, 222 Seiten. 1901. 4.50 Nr. 12: Das Recht der beweglichen Sachen nach dem BGB. Von H. Buhl. 130 Seiten. 1901. 3.—

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Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches. Von Prof. Dr. J. W. H e d e m a n n , Berlin. 2. Aufl. i. Vorbereitung. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. III.) Sachenrecht, Grundriß des s bei Schiffen und Schiffsbauwerken. Von H. W o l f f . Gr.-Oktav. 103 Seiten. 1949. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 4.— Schiffe und Schiffsbauwerke, Gesetz über Rechte an eingetragenen n. Vom 15. November 1940 und Durchführungsverordnung vom 21. Dezember 1940. Oktav. 88 Seiten. 1941. (Guttentagsche Sammlung von Textausgaben ohne Anmerkungen mit Sachregister.) 1.— Schuldbereinigungsgesetz vom 3. September 1940. Von Dr. W. V o g e l s , Ministerialdirigent i. Reichsjust. Ministerium. Oktav! 253 Seiten. 1940. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 221.) 5.— Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches. Von Prof. Dr. J. W. H e d e m a n n , Berlin. Oktav. XXX, 422 Seiten. 1949. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. II.) Geb. 18.— Schuldrecht, Neubau des s. Ein Beitrag zur Reform des deutschen Rechts. Von Reg. Präs. a. D. W. D ö r r . Gr.-Oktav. 68 Seiten. 1934. (Schweitzer.) 4.— Schuld und Haftung im geltenden Recht. Von Dr. C l a u d i u s v. S c h w e r i n , München. Oktav. 43 Seiten. 1911. (Schweitzer.)

Frhr. 1.30

Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch. Mit Einführungsgesetz. 10., neubearb. Aufl. Lex.-Oktav. (Schweitzer.) Bisher erschienen: Bd. I. Einleitung von LGRat Dr. Fr. Brandl; Allgemeiner Teil, erläutert von Prof. Dr. E. Riezler. XII, 1104 Seiten. 1936. In 4 Lieferungen. Cplt. 44.—, in Halbleder geb. 49.50 Bd. II. Teil 1: Recht der Schuldverhältnisse. Lfg. 1: Einleitung und §§ 241—242 von AGRat D. Dr. W. Weber. 442 Seiten. 1940. 22.— . Lfg. 2: Recht der Schuldverhältnisse, §§ 243—245, erläutert von D. Dr. W. Weber. 124 Seiten. 1941. 6.— Bd. II. Teil 2: Schuldverhältnisse, §§ 433—610, von Dr. K. Kober, RA Dr. Fr. Ostler, Dr. Fr. Kiefersauer. 885 Seiten. 1937. In 3 Lieferungen. Cplt. 37.—, in Halbleder geb. 42.50 Bd. II. Teil 3: Einzelne Schuldverhältnisse. Lfg. 1: Dienstvertrag, §§611 bis 630, von Prof. Dr. Nipperdey. 480 Seiten. 1939. 20.— . Lfg. 2: Werkvertrag, §§ 631—657, erläutert von Dr. K. Kober. 175 Seiten. 1939. 7.50 . Lfg. 3: Recht der Schuldverhältnisse, §§ 657—661, erläutert von Dr. K. Kober, §§ 662—704, erläutert von Prof. Dr. H. Nipperdey, §§ 705 bis 709, erläutert von K. Geiler, 271 Seiten. 1941. 11.50 . Lfg. 4: Recht der Schuldverhältnisse, §§ 709—740, erläutert von K. Geiler. 181 Seiten. 1941. 8.— . Lfg. 5: Recht der Schuldverhältnisse, Anhang zu §§ 705 ff., erläutert von Dr. K. Geiler, §§ 741—758, erläutert von Dr. K. Kober, §§ 759—778, erläutert von Dr. Fr. Brändl, §§ 779—811, erläutert von Dr. K. Kober, §§ 812—822, erläutert von O. Lechner. 518 Seiten. 1943. 22.—

Bd. III. Sachenrecht, erläutert von Dr. K. Kober. 2 Teile. VIII, 1671 Seiten. 1936. In 6 Lieferungen cplt. 66.30, in Halbleder geb. 77.30

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Bd. V. Teil 1: Erbrecht Lfg. 1: Einleitung und §§ 1922, erläutert von Prof. Dr. O. Boehmer. 292 Seiten. 1938. 12 — . Lfg. 2: Erbrecht, §§ 1923—2031, erläutert von Prof. Dr. H. Lehmann. 287 Seiten. 1944. 12.— Bd. V, Teil 2: Erbrecht. Lfg. 1: Dritter Abschnitt. Testament. Einleitung zum dritten Abschnitt von W. Vogels, §§ 2064—2196, erläutert von K. Seybold. VIII, 290 Seiten. 1942. 12.50 Bd. VI, ElnfOhrungsgesetz, von H. Gramm. VIII, 574 Seiten. 1939. In 2 Lieferungen cplt. 25.—, in Halbleder geb. 29.50 Weitere Lieferungen und Teile gelangen Ende 1949 und Anfang 1950 zur Ausgabe. Lfg. 6—9, 23 z. Z. nicht greifbar. Sukzessivlieferungsvertrag, Der . Von Dr. jur. A. H u e c k , Ger. Ass. Gr.-Oktav. 204 Seiten. 1918. (Schweitzer.) 4.50 Testamente und Erbverträge, Gesetz Ober die Errichtung von n, vom 31. Juli 1938. Erläutert von Dr. W. V o g e l s , MinDirig. i. Reichsjust. Min. 4. Aufl. bearb. von Dr. K. S e y b o l d , Notar i. Sulzbach-Rosenberg/Opf. Oktav. 318 Seiten. 1949. (Schweitzer, Verlag für Rechtswissenschaft vorm. Fr. Vahlen G. m. b. H., Berlin.) Halbleinen 15.— Testamentsvollstrecker, Der . Rechte und Pflichten des Testamentsvollstreckers. Von Dr. K. W e g l e r , RA i. Nürnberg und Dr. J. L e o p o l d , AGRat i. Leipzig. Oktav. IX, 59 Seiten. 1938. 2.— Todesfalle, Sachliche Beweise bei der Klärung von n. Von B. K e n y e r e s . Mit 83 Abb. Oktav. V, 216 Seiten. 1935. Geb. 12.— Unterhaltsanspruch der geschiedenen Ehegatten, Der . Von Dr. H. F u r i e r , RA i. Pforzheim, Prof. a. d. Techn. Hochsch. Karlsruhe. Oktav. 164 Seiten. 1941. 6.— Veräußerungsverbot des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Das . Von Dr. L. R a a p e , Priv. Doz. a. d. Univers. Bonn. Oktav. XIV, 210 Seiten. 1908. 5.— Vereine ohne Rechtsfähigkeit nach dem neuen Rechte. Von Dr. O. G i e r k e , Geh. Just. Rat, o. Prof. d. Rechte a. d. Univers. Berlin. 2., erg. Aufl. Gr.-Oktav. 52 Seiten. 1902. (Schweitzer.) 1.— Verjährung und gesetzliche Befristung. Von Weiß. Oktav. 155 Seiten. 1905. (Schweitzer.) 3.20 Verschollenheit, die Todeserklärung und die Feststellung der Todeszeit, Gesetz Ober die , vom 4. Juli 1939 (RGBl. I S. 1186). Erläutert von E. K u m m e r o w , RA und Notar. Oktav. 63 Seiten. 1949. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 234.) 2.80 Verschuldungsprinzip — Verursachungsprinzip. Von G. M a r t o n . Oktav. 53 Seiten. 1926. (Schweitzer.) 1.80 Vertragsverletzungen, Die positiven — —. Von H. S t a u b . In 2. Aufl. herausgeg. und erg. von RA E. M ü l l e r . Oktav. 66 Seiten. 1913. 2.— Vlehgewährschaftsrecht, Das . Von RA C h r . M e i s n e r . 3. Aufl. Oktav. 301 Seiten. 1927. (Schweitzer.) 8.— Viehkauf (Viehgewährschaft). Von Dr. H. S t ö l z l e , Just. Rat i. Kempten. Neubearb. von Dr. M. G r a m i n g e r , München. Mit Kaiserl. Verordnung vom 27. März 1899, betr. die Hauptmängel und Gewährfristen beim Viehhandel. Von Dr. E. F r ö h n e r , Geh. Reg. Rat. 7. Aufl. Oktav. 471 Seiten. 1935. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 50.) 10.— Vorteilsanrechnung, Die beim ErfUIlungsausspruch. Von L. D e c k e r . Gr.-Oktav. 75 Seiten. 1907. (Schweitzer.) 1.60

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2. Handelsrecht (Schiffahrtsrecht, Genossenschaften, Bank und Börse, Verschiedenes.) Abzahlungsgeschäfte, Das Reichsgesetz betreffend die . Vom 16. Mai 1894. Von Dr. K.-A. C r i s o l l i unter Mitwirkung von J. CrisoIIi. 4., völlig umgearb. Aufl. des Werkes von Hoffmann-Wilke. Oktav. 413 Seiten. 1931. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 34.) Geb. 7.20 Aktiengesellschaft, Das Recht der entstehenden . Von Dr. L. H o m b e r g e r Gr.-Oktav. VI, 45 Seiten. 1907. (Schweitzer.) 1.50 Aktiengesellschaften, Die Umgestaltungen der Satzungen der — — nach dem neuen Aktienrecht. Von Dr. W. S c h m i d t , RA und Notar i. Berlin. Oktav. 197 Seiten. 1938. 5.40 Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesetz über — — (Aktiengesetz) vom 30. Januar 1937. Erläutert von R. F r h r . v. G o d i n , RA und Notar i. München und Dr. H. W i l h e l m i , RA und Notar i. Frankfurt a. M. 2. Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 205.) Aktiengesetz, Das — —. Kommentar zum HGB, Buch 2, Abschn. 3/4. Mit Einführungsgesetz, Durchführungsverordnungen und Einführungsverordnungen für Österreich und die, sudetendeutschen Gebiete. Von Vizepräs. C. R i t t e r und OLGRat J. R i t t e r . 2., völlig neubearb. Aufl. Lfg. 1: §§ 1—144. VIII, 464 Seiten. 1938. 16.—. Lfg. 2: §§ 145—304; Einf. Ges. zum AkG. §§ 1—32; Durchf. Verord. zum AkG §§ 1—40; 3. Durchf. Verord. zum AkG; Wortregister. Gr.-Oktav. 370 Seiten. 1939. 15.20. Nachtrag 1940. —.80. Ges. Umf. VIII, 834 Seiten. 1939. (Schweitzer.) Mit Nachtrag 32.—, geb. 34.— Aktienstrafrecht. Kommentar zu den §§ 288—304 des Aktiengesetzes. Von E. S c h m i d t . Oktav. 50 Seiten. 1940. 3.— Aktienwesen, Die Entwicklung des deutschen s im 19. Jahrhundert. Von Dr. K. B ö s s e l m a n n . Oktav. XI, 204 Seiten. 1939. 7— Aktienwesen, Die Sanierung unseres — — s» Von E. B r o d m a n n . Oktav. 46 Seiten. 1931. 3.— Aktionärschutz, Ober nach deutschem, englischem und französischem Recht. Von Dr. W. Böhm. Oktav. IX, 114 Seiten. 1910. (Schweitzer.) 2.70 Aufschlußpflicht, Die von Vorstand und Aufsichtsrat gegenüber der Generalversammlung nach deutschem Aktienrecht. Von Dr. A. A r n o l d . Gr.-Oktav. 80 Seiten. 1908. (Schweitzer.) 2.40 Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft, Der . Eine Darstellung seiner Aufgaben, Rechte und Pflichten für die Praxis. Von Dr. jur. E. T r e m b l a u . Oktav. VIII, 100 Seiten. 1917. Geb. 3.— Bankdepotgesetz. Gesetz über die Verwahrung und Anschaffung von Wertpapieren vom 4. Febr. 1937. Erläutert von RA Dr. K. H. R i e c k e . Oktav. 92 Seiten. 1937. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 163.) Geb. 2.40 Bank- und Kreditgesetzgebung, Die deutsche . Zusammengestellt von Dr. jur. J. C. D. Z a h n , RA i. Berlin. Oktav. XVI, 342 Seiten. 1937. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 202.) Geb. 6.— 17

Binnenschiffahrt8- und FIflBereirecht Erläuterangswerk bearbeitet von 0 . V o r t i s c h , RA und Notar und Prof. Dr. O. Z s c h u c k e . Oktav. XIX, 922 Seiten. 1938. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 36.) Geb. 15.— Devisengesetzgebung, Die . Texte uad Regelungen (nach dem Stande vom 10. Februar 1937.) Von Dr. jur. K. U r b a n e k , RA i. Berlin. Mit Verweisungen. Oktav. 199 Seiten. 1937. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 158.) Geb. 4.80 D-Markbilanzgesetz und die Umstellung von SchuIdverhSltnissen. Kommentar von Dr.rl. v. B o e h m e r , RA b. a. OLand. Ger. i. Düsseldorf. Oktav. XII, 393 Seiten. 1949. 12.— Dokumentenakkreditive. Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive. Drucksache Nr. 82 der Internationalen Handelskammer. Neudruck Mai 1948. Herausgeg. unter Mitarbeit von Dr. E. T r o s t , Berlin. Oktav. 36 Seiten. 1948. (Kommissionsverlag.) 1.— Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Das Reichsgesetz; betreffend die . Kleiner Kommentar. Begonnen von L. Parisius und Dr. H. Crüger. 26. Aufl. von Dr. J. L a n g und Dr. L. W e i d m ü l l e r . In Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 29.) Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Das Reichsgesetz betreffend die . Kommentar zum praktischen Gebrauch für Juristen, Genossenschaften und ihre Mitglieder. Von L. P a r i s i u s und H. C r ü g e r . Bis zur з. Aufl. herausgeg. von L. Parisius und H. Crüger, später von H. Crüger und A. Crecelius. 12., neubearb. Aufl. von F. Citron. Oktav. XV, 605 Seiten. 1932. 25.20, geb. 27.— Gesellsdhaften mit beschränkter Haftung, Das Reichsgesetz, betreffend die . Begonnen von L. P a r i s i u s und Dr. H. C r ü g e r . 20. Aufl. von Dr. W. S c h m i d t , RA und Notar. In Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 32.) Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Kommentar zum Gesetz, betreffend die (früher Staub-Hachenburg). Von M. H a c h e n b u r g . 5. Aufl., unter Mitarbeit von F. Bing und W. Schmidt. 2 Bände. Oktav. Bd. I: §§ 1—34. VI, 527 Seiten. 1926. Bd. II: §§ 35—84. 452 Seiten. 1927. Neue Auflage in Vorbereitung. Güter als Seefracht, Gefährliche . Neue, durch Nachträge verm. Aufl. 1. Teil: Gesetzliche Vorschriften für die Seeverfrachtung gefährlicher Güter im Auszuge. 2. Teil: Technische Erläuterungen zu den Stoffen des Güterverzeichnisses der Seefrachtordnung unter besonderer Berücksichtigung ihrer Zusammensetzung und gefährlichen Eigenschaften nebst Beispielen aus Seeunfällen. Für Schiffsoffiziere insbesondere Ladungsoffiziere, Verlader und Verfrachter. Von S c h m a l t z . Oktav. IV, 152 и. 10 Seiten. 1925. 3.— Handbuch fOr Baugenossenschaften. Von A. S c h e i d t , Unterstaatssekr. d. Preuß. Ministeriums f. Volkswohlfahrt. 2., umgearb. Aufl. Oktav. X, 548 Seiten. 1920. 12.—, geb. 13.50 Handelsgesetzbuch nebst Einführungsgesetz vom 10. Mai 1897. Textausgabe mit Sachregister. 16. Aufl. (Guttentagsche Sammlung von Textausgaben ohne Anmerkungen mit Sachregister!) Oktav. 156 Seiten. 1949. 2.80 Handelsgesetzbuch, Das mit Ausschluß des Seerechts. Erläutert von Vizepräs. C. R i t t e r . 2. Aufl. Gr.-Oktav. 914 Seiten. 1932. (Schweitzer.) 28.—, geb. 30.50

18

Handelsgesetzbuch, Kommentar zum . Von Mitgliedern des früheren Reichsgerichts. 2. Aufl. 4 Bde. In Vorbereitung. Je Band ca. 50.— Handelsgesetzbuch (ohne Seerecht). Mit den ergänzenden Vorschriften des Bürgerlichen Oesetzbuches. Mit Erläuterungen von Dr. E. H e y m a n n , Geh. Just. Rat, o. Prof. a. d. Univers. Berlin, unter Mitarbeit von H. W. K ö t t e r , RA i. Berlin. 3., durchges. Aufl. der Neubearb. (20. Gesamtaufl.) von H. W. Kötter. In Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 4.) Geb. ca. 20.— Handelsgesetzbuch und Wechselordnung, sowie Nebengesetze und Auszug aus dem Bürgerlichen Gesetzbuche. Von Just. Rat. R. B ä s c h . Erläutert durch die Rechtsprechung des Reichsgerichts. Neubearb. von W. Bäsch, RA a. Kammerger. u. Notar i. Berlin. 10. Aufl. Oktav. VIII, 460 Seiten. 1931. (Schweitzer.) Geb. 4.50 Handelsrecht, Deutsches . Ein Handbuch für den praktischen Gebrauch mit Anmerkungen aus der Rechtsprechung. Von Dr. W. H e u n , LGDir. i. Berlin. 2 Bände. 2. Aufl. Oktav. Gesamtumf. X X I V , 1728 Seiten. 1944. (Schweitzer.) Geb. 21.— Handelsrecht und Schiffahrtsrecht. Von Dr. J . v. G i e r k e , o. Prof. der Rechte a. d. Georg-August Univers. Göttingen. 6., umgearb. Aufl. Oktav. XIII, 567 Seiten. 1949. Geb. 24.— Handelsrichter, Leitfaden für . Von Dr. M. I s a a c , RA und Notar i. Berlin. Oktav. 134 Seiten. 1932. 3.60 Nachindossament des protestierten Wechsel, Das (Dissertation.) Oktav. IV, 66 Seiten. 1908.

. Von T h . B ö h m e . 2.—

Nutzungsrecht an Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen. Von R. F r h r . v. G o d i n , RA i. München. Oktav. XII, 129 Seiten. 1949. 8.— Offene Handelsgesellschaften, Das Recht der . Systematisch dargestellt. Von Dr. A. H u e c k , Prof. der Rechte a. d. Univers. München. Gr.-Oktav. 309 Seiten. 1946. 18.— \

Offene Handelsgesellschaften, Kommanditgesellschaften und stille Gesellschaften von der Errichtung bis zur Auflösung. Nebst Vertrags- und Anmeldeformularen und mit Berücksichtigung des Steuerrechts. Von A. Starke. Oktav. XIV, 167 Seiten. 1928. 5.— Recht der großen Haverei, Das . Von Dr. P h . H e c k , Ger. Ass. u. Priv. Doz. a. d. Univers. Berlin. Lex.-Oktav. X X X V , 839 Seiten. 1889. (Schweitzer.) 18.— Seerecht, Das öffentliche . Erläutert von J. S e b b a . Oktav. XVI, 596 Seiten: 1932. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 19.) Geb. 11.70 Steuerrecht und Handelsrecht, Die Zusammenhänge zwischen und ihre Entwicklung untersucht an dem Gewinn und an der Bewertung. Eine bilanzrechtnche und bilanskritische Darstellung mit praktischen Beispielen. Von Dr. jur. J . H e i n . Oktav. IX, 280 Seiten. 1928. 10.—, geb. 12.— Stimmrecht des Aktionärs, Das . Von Dr. J . H a s e l b e r g e r . Gr.Oktav. VIII, 68 Seiten. 1906. (Schweitzer.) 2.— Obermäßiger Gewinn im Sinne der Preissteigerungsverordnung vom 23.Juli 1915/23.März 1916. Von RA Dr. A. R o s e n t h a l , Hamburg. Lex.-Oktav. 19 Seiten. 1917. (Schweitzer.) —.80

19

Verfügungsrecht beim Frachtgeschäft, Das , mit besonderer Berücksichtigung des Postfrachtgeschäfts. Von Dr. jur. P. L e u t k e , Postinsp. Oktav. 270 Seiten. 1905. 5.— Veröffentlichungen der Vereinigung der Handelsrechtslehrer Deutscher Hochschulen. Oktav. Heft 1: Bericht über die erste Tagung der Vereinigung in Berlin am 7. und 8. März 1927. Mit Beiträgen von E. Heymann, H. Wüstendörfer, O. Schreiber, A. Nußbaum. 65 Seiten. 1928. 5.— Wechselgesetz und Scheckgesetz mit Anmerkungen und den Texten der Nebengesetze. Von A. E s d e r t s . Oktav. 224 Seiten. 1935. (Stilke.) Geb. 5.50 Wechselgesetz und Scheckgesetz mit Nebengesetzen. Erläutert von Dr. P. S c h a e f e r , Amtsgerichtsrat. Taschenformat. VII, 292 Seiten. Zweite vermehrte Auflage. 1941. (Schweitzer.) 4.— Wechselordnung, Staub's Kommentar zur . Fortgesetzt von J. S t r a n z und M. S t r a n z . 13. Aufl. völlig neubearb. für das Wechselgesetz vom 21. Juni 1933. Von M. Stranz und Martin Stranz. Oktav. XII, 835 Seiten. 1934. Geb. 24.— Wertpapiere, Gesetz über die Verwahrung und Anschaffung von n (Depotgesetz) vom 4. Februar 1937. Nebst einem Anhang: Schrankfachvertrag und verschlossene Einlage. Erläutert von Dr. G. O p i t z , RA. Oktav. XXXII, 704 Seiten. 1937. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 203.) Geb. 14.— Wertpapiere, Recht der — — (einschl. Wechsel- und Scheckrecht). Von Cl. Frhr. v. Schwerin. 3. Aufl. bearb. von Prof. Dr. W. S i e b e r t , Göttingen. In Vorbereitung. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. VII.)

III. Grenzgebiete des Bürgerlichen Rechts 1. Privat- und Sozialversicherung Angestelltenversicherungsgesetz in der Fassung des Ausbaugesetzes vom 21. Dezember 1937 nebst Ausführungsbestimmungen. Kommentar von Dr. F. A l l e n d o r f und Dr. F. H a u e i s e n . Mit einem Geleitwort von A. Grießmeyer. Oktav. 511 Seiten. 1938. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 214.) Geb. 12.— Nachtrag. 10 Seiten. 1938. —.30 Angestelltenversicherungsgesetz. Von Ministerialrat G. Z i e g l e r . (Sonderdruck aus: Sammlung in der Praxis oft angewandter Verwaltungsgesetze und Verordnungen.) Oktav. 68 Seiten. 1927. (Schweitzer.) 1.10 Assekuranz, Geschichte der und der hanseatischen Seeversicherungsbörsen Hamburg, Bremen, Lübeck. Von F. P l a ß . Gr.-Oktav. XIII, 790 Seiten. 80 Abb. und 3 Seeversicherungspolicen in Fksm. 1902. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 18.— Aufsichtsamt für das Versicherungswesen Groß-Berlin. Veröffentlichungen. 1. Jahrgang. Heft 1. 1948. 6.—. 2. Jahrgang. Heft 1. 1949. 3.80. . Heft 2. 1949. 3.60. . Heft 3. 1949. 4.—. . Heft 4. 1949. 3.20. Erscheinungsweise: Nach Bedarf. Preis je nach Umfang. Als nach dem Kriege wiedererschienene Fortsetzung der: Veröffentlichungen des Reichsaufsichtsamts für Privatversicherung. Quart. 1.—38. Jahrgang (1939). Einzelne cplte. Jahrgänge sind aus Restbeständen noch lieferbar. Auf Wunsch nähere Angaben.

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Beaufsichtigung der privaten Versicherungsunternehmungen' und Bausparkassen vom 6. Juni 1931, Gesetz über die . Von RA Dr. jur. H. G o l t z . Oktav. 165 Seiten. 1931. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 122.) Geb. 4.— Brandversicherungsgesetz. Von Ministerialrat G. Z i e g l e r . (Sonderdruck aus: Sammlung in der Praxis oft angewandter Verwaltungsgesetze und Verordnungen.) Oktav. 23 Seiten. 1927. (Schweitzer.) —.70 Frachtversicherung, Die . Von W. M o h r . Oktav. 60 Seiten. 1927. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 2.70 Haftung des Versicherers, Die für Güter aus deutschen Schiffen in italienischen und portugiesischen Häfen. Von R. M a r t i n . Gr.-Oktav. 40 Seiten. 1918. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 4.— Handwerkerversorgungsgesetz. Das Gesetz über die Altersversorgung für das deutsche Handwerk (Handwerkerversorgungsgesetz) vom 21. Dezember 1938 nebst der Durchführungs- und Ergänzungsverordnung vom 13. Juli 1939, den wichtigsten Vorschriften des Angestelltenversicherungsgesetzes u. sonstiger ergänzender Gesetze u. Verordnungen. Eingehend erläutert von Dr. H. H a a ß , Sen. Präs. i. Reichsversicherungsamt, und R . G l a n z m a n n , RGRat. Oktav. 368 Seiten. 1939. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 219.) Mit Nachtrag 1940. Geb. 10.50 Nachtrag einzeln. 1.50 Kundenversicherung, Die Grundzüge der — — (Generalversicherung der Speditions- und Lagergüter) mit einer Einleitung über das Interesse als Element der Sachversicherung. Von Dr. J. W e y g a n d , RA i. Leipzig. Oktav. 162 Seiten. 1914. 4.— Lebensversicherung zu Gunsten Dritter, insbesondere der Interessenkonflikt zwischen dem Begünstigten und den Gläubigern des Versicherungsnehmers. Von VV. S c h w a r z . Oktav. VIII, 50 Seiten. 1914. 1.25 Leistung und Gegenleistung im Versicherungsverträge. Eine Grundfrage des Privatversicherungsgesetzes. Von Dr. F r . H a y m a n n , o. ö. Prof. der Rechte a. d. Univers. Köln. Oktav. 103 Seiten. 1933. 6.— Obergutachten über Unfallvergiftungen. Dem Reichs-Versicherungsamt und anderen Gerichten erstattet. Von Prof. Dr. L. L e w i n . Oktav. VIII, 379 Seiten. 1912. 5.— Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter und Kraftfahrversicherungsbedingungen. Textausgabe mit Erläuterung der gesetzlichen Vorschriften und Versicherungsbedingungen sowie mit Sachregister. Von G. E. F r o m m , Sen. Präs. i. Reichsaufsichtsamt f. Privatversicherung. Oktav. XV, 267 Seiten. 1941. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 223.) 5.— Privatversicherungsrecht, Handbuch des s. Von Prof. Dr. W. Kisch. Lex.-Oktav. (Schweitzer.) Bd. II: Die Lehre von der Versicherungsgefahr. XXII, 604 Seiten. 1920. In 4 Lieferungen cplt. 11.70 Reichsknappschaftsgesetz, Das in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. Juli 1926 nebst Einführungsgesetz zum Gesetz vom 23. Juni 1927. Von Prof Dr. Ing. e. h. M. R e u ß , Wirkl. Geh. OBergrat und Dr. F. H e n s e , OBergrat a . D . 2. Aufl. Mit Nachtrag 1931. Oktav. XVI, 640 u. 7 Seiten. 1927. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 155.) Geb. 10.80 Reichsversicherungsordnung, Die nebst dem Einführungsgesetze, den wichtigsten Ausführungsvorschriften und den ergänzenden Gesetzen und Verordnungen. Neue Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 161.) Seeversicherung, Besonderheiten der . Von K. D o e r n b e r g e r . Gr.Oktav. 66 Seiten. 1911. (Schweitzer.) 1.80

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Seeversicherung, Das Recht der . Ein Kommentar zu den Deutschen Seeversicherungsbedingungen. Von C. R i t t e r . 1494 Seiten. 1924. Anastatischer Neudruck 1943. 2 Bände. Gruyter & Co. Hamburg.)

allgemeinen Gr.-Oktav. (Cram, de Geb. 98.—

Seeversicherungsbedingungen, Allgemeine Deutsche . 24. Taus. Oktav. 56 Seiten. 1939. 1.80 Englische Ausgabe: General Rules of Marine Insurance adopted by the German Underwriters. Translated by A. Sieveking. Oktav. 64 Seiten. 1920. 2.70 Verantwortlichkeit des Versicherungsnehmers fDr das Verhalten Dritter. Von Prof. Dr. H. M ö l l e r , Univers. Hamburg. Oktav. 105 Seiten. 1939. (Schriften der Akademie für deutsches Recht, Gruppe für Handels- u. Wirtschaftsrecht H. 3.) 6.— Versicherungsbedingungen für Haftpflichtversicherung, Allgemeine . §§ 1—4: Der Versicherungsschutz. Erläutert von Dr. jur. H. O b e r b a c h . Oktav. XII, 280 Seiten. 1938. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 213.) Geb. 9.20 . Teil II: §§ 5—6: Der Versicherungsfall. §§ 7—12: Das Versicherungsverhältnis. Oktav. 368 Seiten. 1947. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 213 a.) 20.— Versicherungsstatistik Ober die unter Reichsaufsicht stehenden Unternehmungen. Herausgeg. vom Reichsaufsichtsamte für Privatversicherung. Quart. Für 1902—1938 sind noch Restbestände vorhanden. Auf Wunsch nähere Angaben. Versicherongsunternehmungen, Gesetz über die privaten . Vom 12. Mai 1901. Von Dr. jur. h. c. H. K o e n i g e , Sen. Präs. a. Reichsgericht i. R. 3., umgearb. Aufl. von H. Koenige und A. Petersen, OReg. Rat a. D. Oktav. 856 Seiten. 1927. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 62.) Geb. 18.— Versicherungsvertrag, Das Zustandekommen des es. Von H. H a g e m a n n . Oktav. 67 Seiten. 1934. (Aus: Hamburger Rechtsstudien.) (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 4— Versicherungsvertrag, Reichsgesetz Aber den . Von E. B r u c k und H. M ö l l e r . 8. Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 83.)

2. Arbeitsrecht Akkordvertrag, Der und der Tarifvertrag. Eine Darstellung zweier Vertragsarten aus dem modernen Wirtschaftsleben. Von P. W ö l b l i n g , Mag. Rat. Oktav. XIII, 482 Seiten. 1908. 10.—, geb. 11.— Arbeitsgerichtsgesetz. Kommentar. 2., völlig neubearb. Aufl. von H. Dèp e n e unter Mitwirkung von Th. Rolfing und E. Heinitz. Oktav. XIX, 861 Seiten. 1932. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Ne. 168.) Geb. 15.— Arbeitsrecht. Von L o p p u c h . In Vorbereitung. (Leitfaden der Rechtswissenschaft.) Arbeitsrecht der Bühne, Das . Von RA Dr. B. R i e p e n h a u s e n . Oktav. 236 Seiten. 1943. 9.—

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Arbeitsvertragsrecht. Die arbeitsrechtlichen Vorschriften der allgemeinen Gesetze mit Erläuterungen aus der höchstrichterlichen Rechtsprechung des Reichsarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte von Reichsgerichtsrat i. R. Dr. C z o l b e , und Staatsrat W a g e m a n n f . Oktav. XII, 774 Seiten. 1934. (Stilke.) Geb. 15.— Arbeitszeit in Bäckereien und Conditoreien, Gesetz Ober die vom 29. Juni 1936 nebst der amtlichen Begründung und der Durchführungsbestimmung erläutert von Dr. R. S c h n e i d e r unter Mitwirkung von H. W o l k e r s d ö r f e r , Sen. Präs. b. Kammerger. Oktav. 103 Seiten. 1936. (Outtentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 199.) 1.80 Arbeitszeitordnung vom 26. Juli 1934 nebst den amtlichen Erläuterungen, den Ausführungsbestimmungen und anderen arbeitszeitrechtlichen Verordnungen. Erläutert von Dr. R. S c h n e i d e r unter Mitwirkung von H. W o l k e r s d ö r f e r , Sen. Präs. b. Kammerger. Oktav. 442 Seiten. 1937. (Outtentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 201.) Oeb. 8.—

3. Gewerberecht Gaststättengesetz vom 28. April 1930 mit den Durchführungs- und Ausführungsverordnungen des Reiches und Preußens. Kommentar von W. H u y k e . Neue Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 176.) Gewerbeordnung für das Deutsche Reich nebst Gaststättengesetz, Kinderschutzgesetz und Hausarbeitsgesetz. Mit Einleitung von A. Elster. Neue Aufl. von G. E r d m a n n in Vorbereitung. (Outtentagsche Sammlung von Textausgaben ohne Anmerkungen mit Sachregister.) Pfandleihrecht, Das deutsche . Kommentar zum preußischen Pfandleihgesetz unter Berücksichtigung der außerpreußischen Gesetze. Von G. L e n z e n . Oktav. XXVI, 266 Seiten. 1929. 20.— Recht der Reklame, Das . Von Dr. F. W o l f f , RA und Notar zu Berlin und Dr. K.-A. C r i s o l l i , Oer. Ass. zu Berlin. Oktav. XX, 403 u. 54 Seiten. 1929. 9.—, geb. 10.— Rechtliche Stellung der Geheimmittel und ähnliche Arzneimittel, Die . Von Dr. W. S t a d e r . Oktav. 116 Seiten. 1929. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 89.) Oeb. 3.15

4. Geistig-gewerblicher Rechtsschutz Behandlung der literarisch-musikalischen Werke nach geltendem Recht. Von C. P e t z l . Oktav. 61 Seiten. 1911. (Schweitzer!) 1.40 Beiträge zum Patentrecht. Von W. D u n k h a s e , Geh. Reg. Rat. 6 Hefte. Oktav. Heft 1: Die Patentfähige Erfindung und das Erfinderrecht unter besonderer Berücksichtigimg des Unionsprioritätsrechts. 2. Aufl. 148 Seiten. 1913. 3.— Heft 2: Die Neuheit der Erfindung nach Patent- und Gebrauchsmusterrecht. 53 Seiten. 1913. 1.50 Heft 3: Die Prüfung der Erfindung auf Patentfähigkeit. 49 Seiten. 1913. 1.50

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Heft 4 : Der Patentschutz. 97 Seiten. 1914. 3.—, Heft 5 : Das Patenterteilungsverfahren und das Patentamt. 152 Seiten." 1914. 4.— Heft 6 : Nichtigkeitsverfahren, Zwangslizenz und Zurücknahme des Patents. 51 Seiten. 1914. 1.50 Berner Übereinkunft Ober Internationales Urheberrecht, Die — —. Von H. D u n g s . Oktav. 75 Seiten. 1910. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 95.) Geb. —.90 Eigenbild im Recht, Das . Von Dr. J. K o h l e r , o. Prof. a. d. Univers. Berlin. Oktav. 66 Seiten. 1903. 2.— Filmgewerbe, Verträge Im . Insbesondere die Filmpacht, die Filmlizenz und der Filmserien vertrag. Von O. B ö h m . Oktav. VII, 79 Seiten. 1919. 2.50 Geheimnis und Erfindungsbesitz. Von Dr. J. L. S e l i g s o h n , RA i. Berlin. Oktav. 147 Seiten. 1921. 3.— Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen. Von Dr. A. S e l i g s o h n , Just. Rat. 3. Aufl., bearb. in Gemeinschaft mit M. Seligsohn, RA und Notar i. Berlin. Oktav. 416 Seiten. 1925. 15.—, geb. 16.50 Gutachten der fünf preußischen Sachverständigenkammern für Urheberrecht. Eine Auswahl, bearb. und herausgeg. von E. W o l l e n b e r g . Oktav. VIII, 210 Seiten. 1936. 5.— Patent, Der einheitliche Schutzgegenstand des s. Prüfung, Umgrenzung und Auslegung der Erfindungstragweite nach dem neuen Patentgesetz. Von Dr. jur. S. von d e r T r e n c k , RA a. Kammergericht. Oktav. XII, 260 Seiten. 1936. 12.—, geb. 13.— Patentanspruch, Der —. Von Oktav. 93 Seiten. 1925.

Dr. E. M ü l l e r ,

Patentanwalt

i. Berlin. 4.—

Patentgesetz nebst AusfUhrungsbestimmungen. Von R. L u t t e r , Geh. Reg. Rat, unter Mitwirkung von Dr. O. Emersleben und Dr. jur. A. Elster. 11. Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 22.) Patentgesetz und Gesetz, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern. Erläutert. Von Dr. A. S e l i g s o h n , Just. Rat. 7. Aufl. Mit Nachtrag. Oktav. VIII, 622 u. 8 Seiten. 1932. "22.50, geb. 24.30 Rechtsschutz, Gewerblicher . Von L i n d e n m a i e r . (Leitfaden der Rechtswissenschaft.) Rechtsstellung des Drehbuchautors, Die — —. d r i t z k y . Oktav. IX, 80 Seiten. 1931.

In Vorbereitung.

Von Dr. jur. C h r . A n 3.50

Schutz des Urheberrechtes im deutschen Rundfunk, Der jur., Dr. Ing. G. R e i n i n g e r . Oktav. 87 Seiten. 1929.

. Von Dr. 4.—

Unlauterer Wettbewerb, Gesetz gegen den vom 7. Juni 1909. Kurzer Kommentar für Praxis und Studium. Von E l s t e r . Neue Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 37.) Urheber- und Erfinderrecht, Deutsches — —. Eine systematische Darstellung. 1. Abt. Allgemeiner Teil, Besonderer Teil: Urheberrecht an Schriftwerken und Tonwerken; Urheberrecht an Kunstwerken und Photographien; Geschmacksmusterrecht. Von E. R i e z l e r , Prof. a. d. Univers. Freiburg i . B r . Gr.-Oktav. 506 Seiten. 1909. (Schweitzer.) 7.20

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Urheber- und Erfinder-, Warenzeichen- und Wettbewerbsrecht. (Gewerblicher Rechtsschutz.) Von Dr. jur. A. E l s t e r . 2., stark erweiterte und völlig umgearb. Aufl. (Mit Abdruck der Gesetzestexte.) Oktav. XII, 611 Seiten. 1928. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. VIII.) 16.20 Warenzeichengesetz vom 5. Mai 1936 nebst Pariser Verbandsübereinkunft und Madrider Abkommen, erläutert von Dr. R. B u s s e , Senatsrat im Reichspatentanft in Berlin. 2. Aufl. Oktav. 636 Seiten. 1939. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 40.) Geb. 14.— Gewerbe- und Industrie-Kommentar (GIK). Unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts herausgeg. von H. K o e n i g e . Bd. III: Warenzeichenrecht. Kommentar von Dr. A. H a g e n s , Sen. Präs. Oktav. VIII, 580 Seiten. 1927. 22.—, geb. 24.—

IV» Zivilprozeß (Freiwillige Gerichtsbarkeit, Grundbuchrecht, Konkursordnung, Zwangsvollstreckung und Kostengesetze) Beschlagnahme von Lohn, Gehalt und Diensteinkommen, Das Recht der — —. Auf Grundlage des Reichsgesetzes vom 21. Juni 1869, der Verordnung über Lohnpfändung vom 25. Juni 1919 nebst Abänderungen und der Zivilprozeßordnung dargestellt von G. M e y e r , Just. Rat, RA b. d. Landger. Berlin und Notar. Mit Nachtrag 1932. Oktav. 175 u. 3 Seiten. 1930. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 55.) Geb. 4.— Beweislastregeln, Die Anwendung der im Zivilprozeß und das qualifizierte Geständnis. Von Dr. K. K o r s c h . Oktav. X, 140 Seiten. 1911. 3.— Einschränkungen der Aufrechnung und der Konfusion im Konkurs, Die . Von Dr. jur. H. K u n i c k , Ger. Refr. Oktav. 77 Seiten. 1926. 2.50 Freiwillige Gerichtsbarkeit. Von Dr. H. W. M ü l l e r , OLGRat i. Reichsjust. Ministerium. 1949. In Vorbereitung. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 8.) ca. 4.— Freiwillige Gerichtsbarkeit, Die Gesetze des Reiches und Preußens Uber die . Textausgabe mit Sachregister. 2. Aufl. Oktav. 115 Seiten. 1947. (Guttentagsche Sammlung von Textausgaben ohne Anmerkung und Sachregister.) 3.60 Freiwillige Gerichtsbarkeit, Die Gesetze des Reiches und Preußens über die . Von H. J a s t r o w f . 9. Aufl. in Bearbeitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 46.) Gebührenordnung für Rechtsanwälte, Die deutsche , nebst den landesgesetzlichen Gebühren der Rechtsanwälte. Herausgeg. von LGRat Dr. A. F r i e d l ä n d e r u. RA Dr. M. F r i e d l ä n d e r . 9., völlig neubearb. Aufl. des Kommentars von W a l t e r - J o a c h i m . Lex.-Oktav. 839 Seiten. 1932. (Schweitzer.) Geb. 32.— Gebührenordnung für Rechtsanwälte, Tabellen zur , zur Reichskostenordnung in freiwilliger Gerichtsbarkeit, zum Gerichtskostengesetz und Umsatzsteuergesetz nebst ergänzenden Bestimmungen und Erläuterungen. Zusammengestellt von G. Q u a n d t , RA i. Brandenburg a. H. 15. Aufl. Oktav. 42 Seiten. 1949. Geb.6.—

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Gerichtliche und Verwaltungs-Meteorologie. Das Wetter in der Rechtsprechung für Gerichte und Rechtsanwälte, Verwaltungen, Magistrate und Hausbesitzer, Berufsgenossenschaften und Versicherungsgesellschaften, für Gewerbe, Handel und Technik. Mit 438 Beispielen aus der Praxis. Von Prof. Dr. C. K a s s n e r , Priv. Doz. a. d. Techn. Hochschule Berlin. Oktav. 208 Seiten. 1921. 4.— Gerichtsentlastung und Güteverfahren im Krieg und Frieden. Von H. C a h n , RA i. Nürnberg. Oktav. 75 Seiten. 1916. 2.— Gerichtskostengesetz, Deutsches nebst Gebührenordnungen für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sachverständige in den neuesten Fassungen. Auf der Grundlage der Sydow-Busch'schen Textausg. neu bearb. in 11. Aufl. von Dr. L. B u s c h , RGRat i. R. und O. K r i e g , LGDir. Mit Nachtrag. Oktav. XI, 433 u. 4 Seiten. 1928. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 15.) Geb. 6.75 Gerichtskostengesetz, Kommentar zum . Von LGRat Dr. A. F r i e d e n d e r u. RA Dr. M. F r i e d l ä n d e r . Gr.-Oktav. XXXIII, 621 Seiten. 1928. (Schweitzer.) Geb. 26.50 Gerichtskostengesetz, Preußisches — — (neueste Fassung). Nach dem Tode des früheren Herausgebers Dr. P. S i m é o n erläutert von O. L i n d e raann, Geh. OJust. Rat. 8., völlig umgearb. Aufl. Oktav. 439 Seiten. 1928. (Guttentagsche Sammlung preußischer Gesetze Nr. 17.) Geb. 7.20 Gerichtsverfassung, Deutsche auf dem Gebiet der streitigen und freiwilligen Rechtspflege. Von W. D i t t m a n n . Gr.-Oktav. 136 Seiten. (Cram, de Gruyter & Co. Hamburg.) 6.— Gerichtsverfassungsgesetz mit Einführungsgesetz. Begonnen von Dr. R. Sydow. Neue Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 14.) GlSubigeranfechtung außerhalb des Konkursverfahrens, Die . Erläuterungen des Anfechtungsgesetzes mit systematischer Einführung. 2., völlig neubearb. Aufl. von Dr. jur., Dr. rer. pol. h. c. E. J a e g e r , Prof. der Rechte zu Leipzig. Gr.-Oktav. VIII, 387 Seiten. 1938. Geb. 23.— Grundbuchordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. August 1935. Mit Anmerkungen und einer Zusammenstellung der Reichsausführungsbestimmungen und der wichtigsten in Reichs-, Zonen-, und Landes-Gesetzen, -Verordnungen und -Verfügungen enthaltenen Vorschriften über die Grundbuchverfassung und das Grundbuchverfahren. Von Dr. P. T h i e m e , Sen. Präs. i. Celle. 3., neubearb. Aufl. Oktav. 356 Seiten. 1949. Halbleinen 19.— Mit Sonderanhang für: Groß-Berlin und die Länder der sowjetischen Besatzungszone. Von Dr. K. Schwarze. 22.— das Land Bayern. Von F. Reichhelm. 20.50 das französisch und amerikanisch besetzte Gebiet Württembergs. Von Prof. Dr. Baur. 22.— das Land Hessen. Von Dr. jur. H. Eise. 24.— das Land Bremen. Von Dr. H. L. Schüter. 21.50 (Stilles Rechtsbibl. Nr. 80.) Grundbuchordnung für das Deutsche Reich nebst den AusfUhrungsbestimmungen. Kommentar von W. H e s s e in Verbindung mit E. Saage und N. Fischer. Neue Aufl. in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 42.)

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Grundbuchordnung, Kommentar zur unter besonderer Berücksichtigung der in Preußen und Bayern weitergeltenden landesrechtlichen Bestimmungen. Von O. M e i k e l . 4., neubearb. Aufl. von RRat Dr. W. Im h o f. Or.-Oktav. 1310 Seiten. 1940. (Schweitzer.) Geb. 53.—. In Lieferungen: Lfg. 1: 3.60; Lfg. 2: 6.—; Lfg. 3: 6.—; Lfg. 4: 7.20; Lfg. 5: 7.20; Lfg. 6: 20.— ; Einbanddecke: 1.50 Grundbuchrecht, Das materielle und formelle deutsche in seiner Beziehung zum Liegenschaftskatasterdienst unter besonderer Berücksichtigung der bayerischen und rheinpfälzischen Verhältnisse. Von D. H. R i c h t e r . In Vorbereitung. Grundbuchrecht, Zehn Lösungen aus dem — — der Staatsprüfungsaufgaben seit 1919. Von OARichter Dr. W. K r i e n e r . Oktav. 95 Seiten. 1930. (Schweitzer.) 2.70 Grundbuchrecht, Zehn weitere Lösungen aus dem der StaatsprUfungsaufgaben seit 1919. Von OARichter Dr. W. K r i e n e r . Oktav. 117Seiten. 1934. (Schweitzer.) 2.70 Hinterlegungsordnung, Die Reichs vom 10. März 1937. Bearb. von Amtmann M . B r e e . Oktav. 163Seiten. 1937. (Stilkes Rechtsbibl.Nr. 164.) Mit Nachtrag. 1939. Qeb. 5.20 Justizbeitreibungsordnung und Einziehung von Vermögensstrafen. Erläutert ' von R. W i t t e , Bez. Revis. b. d. Amtsger. Berlin. Oktav. 204 Seiten. 1937. (Outtentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 209.) Geb. 3.80 KonkursglXublgerrrecht, Die Feststellung des s. KO. § 146. Von E. Bley. (Dissertation.) Oktav. VIII, 107 Seiten. 1914. 3.50 Konkursordnung, Kommentar zur und den Einführungsgesetzen, mit einem Anhang, enthaltend das Anfechtungsgesetz, die Vergleichsordnung, Auszüge aus den Kostengesetzen, Ausfuhrungsgesetze und Geschäftsordnungen. Von Dr. jur., Dr. rer. pol. h. c. E. J a e g e r , Prof. der Rechte zu Leipzig. 6. u. 7., neubearb. Aufl. Quart. Bd. I: (KO. §§ 1—46.) XXVIII, 828 Seiten. 1931. 49.—. Bd. II: (KO. §§ 47—244, Einführungsgesetze, Richtlinien, Nachtrag und Sachregister.) Quart. XIX, 1037 Seiten. 1933/36. 46.— Konkursordnung, Vergleichsordnung und Anfechtungsgesetz mit Erläuterungen. Auf der Grundlage der Sydow-Busch'schen Textausg. mit Anmerkungen. 17. Aufl. von Prof. B l e y in Vorbereitung. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 13.) Konkursrecht, Lehrbuch des s. Von Dr. jur., Dr. rer. pol. h. c. E. J a e g e r , Prot, der Rechte zu Leipzig. 8., erw. Aufl. des Grundrisses zur Vorlesung über Konkursrecht. Quart. 255 Seiten. 1932. Geb. 13.50 Konkursrecht und Vergleichsordnung. Von Dr. H. W.. M ü l l e r , OLORat i. Reichsjust. Ministerium. 1949. In Vorbereitung. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 10.) Konkursrichter, Handbuch für . Von Senatspräs. OLGRat J. Sen st. 4. Aufl., nach dem Tode des Verfassers durchges. von Dr. A. W. M ü l l e r . Gr.-Oktav. 301 Seiten. 1928. (Schweitzer.) Geb. 12.60 Kostenfestsetzungsverfahren, Das und die deutsche Gebührenordnung für Rechtsanwälte nebst den landesgesetzlichen Vorschriften in Preufien, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen. Mit Erläuterungen. 14. Aufl. des Willenbücherschen Werkes in Gemeinschaftsarbeiten von LGDir. F. Junge, LGRat K. Breuer, RA Dr. J. A. Graf Westarp, RA Dr. J. von der Heyde, RA Dr. W. Petersen. Gr.-Oktav. VIII, 575 Seiten und 14 Seiten Tabellen. 1944. (Schweitzer.) 16.50

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Kostengesetz und Gebfihrenordnungen der Rechtspflege. Textausgabe mit Verweisungen, Gebührentabellen und Sachregister. Herausgeg. von R. W i t t e , Bez. Revis. b. d. Amtsger. Berlin. Oktav. VIII, 288 Seiten. 1937. (Outtentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 204.) Geb. 3.50 Nachtrag. 14 Seiten. 1938. —.30 Kostenordnung vom 25. November 1935. Von Reichsger. Rat G. R u s c h e . Oktav. 300 Seiten. 1936. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 150.) Geb. 10.— Kostenrechnung, ABC der •. Teil 1: Die Gerichtskosten in familienrechtlichen Angelegenheiten, in Nachlaß- und Teilungssachen. Von H. M e y e r , Bez. Revis. i. München und K. S c h l e g e l . Just. Amtm. i. Berlin. Oktav. 261 Seiten. 1942. (Schweitzer.) 6.— Lehrausgaben deutscher Gesetze. Herausgeg. von Dr. O. B ü h l e r , o. ö. Prof. a. d. Univers. Münster/W. Bd. II: Die Zivilprozeßordnung. Sachlich geordnet, mit systematischen Paragraphenüberschriften und ausführlichem Sachregister herausgeg. von L. R o s e n b e r g . Mit Nachtrag 1932. Oktav. XI, 564 u. 20 Seiten. 1930. Geb. 8.— Lehrbücher des deutschen Reichsrechtes. Guttentag'sche Sammlung. Oktav. Nr. 1: Der Reichs-Civilprozeß. Von H. F i t t i n g . 12. u. 13., neu durchges. Aufl. Mit Nachtrag: Die Neuerungen der Novelle zur Civilprozeßordnung vom 1. Juni 1909. XVIII, 798 u. 53 Seiten. 1907. 5.— N r . 3 : Das Reichs-Konkursrecht und Konkursverfahren. Von H. F i t t i n g . 3., völlig neubearb. Aufl. XVI, 523 Seiten. 1904. 4.— Lohnpfändung, Recht der Dargestellt und erläutert von Dr. H. R ü I l l i n g , LG Rat. Oktav. 244 Seiten. 1938. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 216.) Geb. 5.— Mit Ergänzung: Das neue Lohnpfändungsrecht. 1941.

1.50

Offenbarungseid und Haft im Zivilprozeß. Kommentar von W. H u y k e . Oktav. 173 Seiten. 1930. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 177.) Geb. 3.60 Prozeßführung, Die — — der im ordentlichen gesetzlichen Güterstand lebenden Enefrau. Von Dr. jur. et rer. pol. Fr. S c h e p p l e r . Oktav. 60 Seiten. 1909. (Schweitzer.) 1.30 Das Publikum im Verkehr mit dem Amtsgericht in Familien-, Erb-, Nachlaß- und Testamentsangelegenheiten, Zivilprozessen, Aufgebotsachen, Arresten und einstweiligen Verfügungen, Zwangsvollstreckungssachen. Dargestellt in etwa 180 erläuterten Musteranträgen. Von O. S c h e i b l i c h . 5. Aufl. Gr.-Oktav. 211 Seiten. 1937. (Schweitzer.) 3.50 Reichskassenordnung vom 6. August 1927 (RKO.), mit Erläuterungen von Geh. ORGRat Ministerialdirigent i. R. R. S c h u l z e und Ministerialrat Dr. E. W a g n e r . Oktav. 666 Seiten. 1930. (Stilkes Rechtsbibl. Nr. 92.) Geb. 16.— Reichskostenordnung. (Verordnung über die Kosten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen.) Vom 25. November 1935. Erläutert von O. L i n d e m a n n , Geh. OPostrat. Oktav. 195 Seiten. 1936. (Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 198.) Geb. 3.50 Reichszivilprozeßordnung, Die — — mit Gerichtsverfassungsgesetz und den wichtigsten Nebengesetzen. Herausgeg. von Dr. H. W. M ü l l e r . OLGRat. Textausg. 2., neubearb. Aufl. Oktav. LVI, 678 Seiten. 1949. (Schweitzer.) 12.—, geb. 13.50

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Sachbericht und Gutachten. Eine Anleitung in GrundriBform. Von LGRat Dr. E. K e ß l e r . 2., neubearb. Aufl. Gr.-Oktav. 91 Seiten. 1937. (Schweitzer.) 2.— Sachbeweis, Der —. Von W. P o l z e r . Oktav. Mit zahlreichen Abbildungen. XV, 184 Seiten. 1938. (Schweitzer.) Geb. 6.40 Sachlegitimation, Die — —. Von Dr. K. R o s e n t h a l , Hamburg. Von der rechts- und staatswissenschaftl. Fakultät d. Univers. Würzburg gekrönte Preisschrift. Gr.-Oktav. 82 Seiten. 1903. (Schweitzer.) 2— Schiedsrecht. (Recht des privaten Schiedsverfahrens.) Von Dr. F r . P r a g e r , München. Oktav. 188 Seiten. 1931. (Schweitzer.) 5.— Schiedsverfahren nach dem deutschen Recht, Das — —. Ein Lehr- und Handbuch für Laien und Juristen. Von H. T e ß m e r , Syndikus. Oktav. XVI, 301 Selten. 1915. 7.— Staatsanwalt in Zivilsachen, Die Tätigkeit des — —. Erläutert von Dr. L. L e i ß , Staatsanw. i. München. Lex.-Oktav. 146 Seiten. 1942. (Schweitzer.) , 4.— Unterlassungsklage. Eine Übersicht für den Praktiker. R o s e n t h a l . Oktav. 1916. (Schweitzer.)

Von RA Dr. A. 2.40

Vergleichsordnung vom 26. Februar 1935 mit Erläuterungen Sen. Präs. beim Kammergericht. Zugleich Nachtrag zu Krieg, Konkursordnung (ersetzt die Seiten 573—767 der völlig neubearb. Aufl. Oktav. VIII, 319 Seiten. 1937. Sammlung Deutscher Reichsgesetze Nr. 13 a.)

von O. K r i e g , Sydow-Busch16. Aufl.). 10., (Guttentagsche Geb. 6.—

Wahrheitspflicht im Zivilprozeß, Die —. Ein Vortrag. Von Dr. H. W e l z e l , Prof. i. Göttingen. Oktav. 27 Seiten. 1935. 2.— Wert des Streitgegenstandes in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, Der . Von Just. Insp. F r . X. B e r g e r . Gr.-Oktav. 103 Seiten. 1935. (Schweitzer.) 2.60 Zivilprozesse fQr den Rechtsunterricht, insbesondere für die Referendarübungen. Von R. S c h n e i d e r . Oktav. 119 Seiten. 1914. 2.40 Zivilprozeßordnung und Gerichtsverfassungsgesetz. Begonnen von R. S y d o w . 21. Aufl. in Vorbereitung, (de Gruytersche Sammlung Deutscher Gesetze.) Zivilprozeßrecht. Von Dr. H. W. M ü l l e r , OLGRat. 1949. In Vorbereitung. (Leitfaden der Rechtswissenschaft Bd. 7.) ca. 4.— Zwangshypothek, Die . Forschungen zu ihrer Geschichte und Theorie. Von Dr. H. S c h a n z , o. Prof. a. d. Univers. Würzburg. Oktav. (Schweitzer.) 1. H e f t : Die gerichtliche Hypothek des französischen Rechts in ihrer geschichtlichen Entwicklung und Verbreitung. 240 Seiten. 1910. (Schweitzer.) 5.80. 2. H e f t : Die Zwangshypothek des deutschen Rechts in ihrer geschichtlichen Entwicklung und Verbreitung. 213 Seiten. 1933. 7— Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung vom 24. März 1897, Gesetz über die . Mit besonderer Berücksichtigung der bayerischen Ausführungsbestimmungen und mit Beispielen. Von Sen. Präs. A. S t e i n e r . 5., neubearb. Aufl. Lex.-Oktav. 720 Seiten. 1935. (Schweitzer.) Geb. 33.—

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Zwangsvollstreckung. Ein Lehrbuch. Von Dr. K. B l o t n e y e r , o. Prof. i. Jena. Oktav. 187 Seiten. 1933. (Lehrbücher und Grundrisse der Rechtswissenschaft Bd. XV.) Geb. 4.30 Zwangsvollstreckung, Die Gesetzgebung, betreffend die in das unbewegliche VermSgen im Reiche und in Preußen. Von Dr. J. K r e c h und Dr. O. F i s c h e r . Neue Aufl. in