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German Pages 265 [272] Year 2023
K
W
L
O
P
E
S
T
O
R
BET
GEORG
I
E
ADAMS.
HERMANNS
E
S
BAND.
TOD
L
K
K
A C H T E R
DER
C
SCHLACHT.
P
Z
JOACHIM
I
G
GÖSCHEN.
l ß O ^
V
O
R
R
E
D
E
Ich glaube, dafs ich würdige Gegenstände zu meinen Schauspielen gewählt, und jene als Dichter so gebildet habe, dafs ihre Beschaffenheit nicht verschleyert ist. wollte, dafs diese mitherrschte.
Denn ich W e r auch
sie erfindet, verfahrt nach andern Grundsätzen.
Die wirkliche Beschaffenheit und die
Dichtkunst, welche diesen Namen verdient, sind
ernste Gesetzgeberinneil.
Aber
wie
IV
V O B B E D
E.
streng sie auch immer seyn mögen, gehorcht gleichwohl Sogar ihren wenn man die Wirkungen kennt,
man
Winken, welche
6ie, vereint, hervorbringen.
N u r diefs darf ich von den Schauspielen sagen.
Alles andre, besonders das, was ihre
dichterische Bildung betrift, mufs ich, wie ich in Ansehung meiner Schriften schon seit einem halben Jahrhunderte gethan habe, dem Ausspruche der Welt überlassen.
Eine Bemerkung über die dichterische Bildung überhaupt will ich indefs doch wiederholen.
Sie ist:
Einige haben ihre Be-
griffe von der Dichtkunst dadurch eingeschränkt , dafs sie nichts als Gesetz der Schönheit zugestehn, was sie nicht in Beyspielen
V O R R E D E .
V
der griechischen oder römischen Dichter finden.
Aber sie könnten doch wohl nichts
von Bedeutung einwerfen, wenn man sich etwa so gegen sie erklärte:
jlmicus
ms.
amica
jinücus
Maro,
magis
Hontecarminis
veritas.
Wer die geoffenbarte Religion eben so wenig glaubt,
als die Vielgötterey unsrer
Vorfahren, der hat Unrecht, wenn er defswegen Nathan und Brenno (ich nenne nur diese) nicht für gleich würdige Gegenstände des Dichters hält.
Verfährt er anders, so
läfst er Nathan etwas entgelten, Brenno nicht entgilt.
was ihm
Sein Urtheil von Ge-
dichten geht nun in den Ketten seiner Meinungen, vielleicht auch seiner Leidenschaft: und solches Geklirr hört man ungern.
VI
V O H R E D E
Ich habe die Trauerspiele und die Bardiete so geordnet, dafs man fortwährenden Anlafs zur Vergleichung hat, und sich daher desto öfter fragen kann, ob man sich verzeihen dürfe, wenn man seinen Meinungen einen so schlimmen Einflufs auf sein Urtheil erlaubt.
S C H A U S P I E L E
DER
EIN
TOD
ADAMS.
T R A U E R S P I E L .
L E I P Z I G BEY GEORG JOACHIM GÖSCHEN.
184
D E R
T
O
D
EIN
KLOÌST.
A
D
A
M
T R A U E R S P I E L .
W VIII. B.
V O R B E R I C H T
Die Schönheiten eines Trauerspiels, die es mehr durch Gewohnheiten und Sitten einer Kation, als durch die einfältige Natur sind, haben sich oft dadurch der Gefahr ausgesetzt, weniger zu gefallen.
Und nicht selten sind
sie der Gefahr untergelegen, wenn diese Gewohnheiten und Sitten ein zu fremder Zusatz zu der schönen Natur waren.
Denn, wenn
wir uns in diesem Falle auch mit noch so vieler Bemühung in die Zeiten und Umstände versetzen, worauf sich ein Trauerspiel vorzüglich bezieht; so bleibt uns doch allezeit, aufs wenigste, eine gewisse zarte Widersetzlichkeit der Empfindung übrig, die den großen Mann, für den uns die Geschichte und
Lj.
V O R B E K I C H T .
der Dichter einnehmen wollen, Jieber in andern, als in solchen Umständen, die der Nat u r so oft eine falsche Colorit geben, handeln sehen möchte. Diese Anmerkung ist eine von den Ursachen gewesen, warum ich unsern Stammvater zu der Hauptperson eines Trauerspiels gemacht habe.
Vielen Lesern wird hier gleich einfal-
len : Dafs man kein Trauerspiel aus der Offenbarung nehmen müsse.
Wenn das so viel
heifsen soll, dafs die grofsen Männer, die uns die Bibel aufbehalten hat, nicht so würdig sind vor uns zu erscheinen, als die grofsen Männer des Heidenthums; so sehe ich nicht ein, warum ich Salomo nicht so hoch als Titus schätzen solle.
So bald man aber dadurch
sagen will, dafs diejenigen grofsen Männer d e r Offenbarung, die nicht anders, als von den tiefsten Geheimnissen der Religion begleitet , aufgeführt werden könnten, selbst für das ernsthafte Trauerspiel zu ernsthaft sind; so bin ich so sehr von dieser Meinung, dafs
V o R B E B I C H T .
ich wünschte,
5
dafs in dem Polieuct einige
Stellen nicht wären.
Man kann die Religion
in zween Hauptgesichtspunkten ansehen.
Es
f ü h r t uns ein Vorhof zu dem Heiligthume. Was in dem Vorhofe geschieht, hat, wenn ich das Wort wagen darf, noch eine gewisse Mine von Weltlichkeit.
Es hat aber zugleich
so viel wirklich Erhabenes, so viel schöne u n d grofse N a t u r , vorkömmt,
dafs es mir sonderbar
dafs wir nur eine Athalie ha«
ben. Ein gewisser Geschmack hat eingeführt, dafs wir an einem Tage, der kein Feyertag, u n d an einem Orte,
da keine Kirche ist,
schlechterdings nicht erlauben, dafs uns Jem a n d an so etwas ernsthaftes, als die Religion ist, erinnere.
Dieses, und die nothwendige
äufserste Einfalt hey der Vorstellung dieses Stücks, wird auch dann noch, wenn wir gute Schauspieler
haben
werden,
verursachen,
dafs es niemals wird aufgeführt werden können.
Ich habe es auch nicht zu diesem End-
6
V O R - B E R i f c H T
zwecke gemacht.
Wenn ein Scribent seine
guten Gründe haben kann, zu einer Begebenheit, die Art vorzustellen, die dem Trauerspiele eigen ist, bequemer, als eine andere zu finden: so begreife ich nicht, warum es ihm nicht erlaubt seyn sollte, sie fcu wählen, ob er gleich einsieht, dafs sein Stück, wegen gewisser Nebenumstände, gehöret.
nicht aufs Theater
P
E
R
S
O
N
E
N
ADAM. K AIN. SETH. HE MAN, SUNIM,
einer von Adams jüngsten Söhnen. der jüngste.
EVA. SELIMA) DREY
eine EnXelinn Adams.
MÜTTER,
die ihre Kinder Adam das
erstemal bringen. EIN
TODESENGEL.
Der Schauplatz ist eine Hütte. derselben ist Adams
besonderes
In der Tiefe
Zimmer,
Altar steht, und w o er zu beten pflegt
wo
Abels
ERSTE
HANDLUNG.
ERSTER S E T H
AUFTRITT S E L
I M A
SELIMA
Wie Liebe!
schön
ist
dieser glückselige Tag der
Wie hell ist er!
W i e viel freudiger,
als alle Tage, die ich gelebt habe!
Und n u n
ist unsre Mutter auch hingegangen, dafs sie sehe,
wie
ihre Töchter
meine
Brautlaube
schmücken, u n d mit mütterlicher Hand auch einen Zweig in die Laube flechte. Ich habe kühlende Früchte abgebrochen.
Ich habe sie
schon auf die Teppiche geschüttet, dafs unsre Brüder
und Schwestern
sich erfrischen,
wfenn sie von der Laube kommen. sie mit röthlichen
Trauben
Ich habe
gekränzt.
Die
schönsten f ü r Heman habe ich mit thduvollen Blattern bedeckt.
Ich Glückselige! Der weise,
lO
BEB
TOS
ADAMS
d i r tugendhafte Heman hat Selima gewählt! He man liebt Selima!
UAd dazu werden die
Enkelinnen mit der AbendrÖthe k o m m e n , u n d ihre dreyjährigen Knaben Adam das erste mal bringen, dafs er sie segne, und uns mit allen seinen väterlichen Freuden in die Brautlaube führe. an,
Aber warum siehst du mich so ernst
mein Bruder ?
W a r u m lächelte dieses
Lächeln nicht ganz? SETH
Meine Selima! Ich sann mit ernsten Freuden deiner Glückseligkeit nach. seliMa
Aber du sagtest ja dieses —• du sagtest es mit einer Stimme, die Unruh verschweigen wollte. SETH
Was kann
ich
dir,
Selima,
Ich wollte es dir verbergen.
verbergen!
Allein die reine
Aufrichtigkeit' meines Herzens,
und
dieser
wartende Kummer, mit dem du vor mir stehst, zwingen m i c h , dafs ich dir es sagen mufs. Aber betrübe dich n i c h t , Seliina.
Die Liebe
zu unserm Vater machte mich zu aufmerksam auf seinen E r n s t , mit dem er zu Abels Altare
hineinging,
als
du vor
standst, und Eva nachsahst.
der
Hütte
1)ER
T O D
A D A M S
11
SFtlMA
Soll ich hingehen, und seine Hand umfass e n ? und sie festhalten? und ihn kindlich ansehen? und ihm flehn,, 4 a f s er nicht traurig sev?
—
Ach, mein Bruder!
du verschweigst mir
mein Bruder!
noch etwas!
So hab
ich dich noch niemals weinen gesehn! StTH
Meine Selima, wärst du in der Vorhütte geblieben!
Du
hast mich zu sehr bewegt!
Denn nun — ja nun mufs ich dir alles sagen.
Noch niemals hab ich unsern Vater so
gesehn,
wie
er
erst
vdr mir vorüberging.
Sein Gesicht war fürchterlich bleich! Er bebte fort,
kaum ging er.
auf mich her! zum Altare
Seine Augen starrten
Er sah mich nicht.
hinein.
Da hört ich ihn
beten! und laut zittern!
Seitdem du
hier bist, hör ich ihn nicht mehr. lima,
du hast es gewollt.
sagen
müssen! Er kömmt.
Hörst
laut
Aber ich verstand
seine gebrochnen Worte nicht.
Schritt ?
Er ging
Ach Se-
Ich hab es dir du unsers Vaters
1»
SEK
TOO
ZWEYTER ADAM
ADAMS.
AUFTRITT.
SETH
S E L I M A
ADAM
Seth und Seliina sind h i e r ? -— Es ist ein finstrer,
es ist ein schrecken voller Tag! —
E r wird wieder heiter werden, Selima! Doch geh zu deiner M u t t e r , und lies Blumen mit i h r , deine Brautlaube zu schmücken.
Sag ihr,
dafs es auf meinen Befehl geschieht, dafs du hierinn wider die Gewohnheit einer Verlobten handelst. SELIMA
Ich gehe, mein Vater. —
DRITTER ADAM
AUFTRITT. 3ETH
ADAM.
Sie hat eine schöne Seele!
Wio sie es
e m p f a n d , dafs sie uns verlassen mufste. Mein Sohn!
(Gott segne sie!
nicht wieder sehen!
Ich werde sie
Sie ist wie Eva, da der
DER
Fluch
TOD
noch nicht
Mein Sohn!
A D A M S .
war!
Gott
lj
segne
Mein bester Sohn!
sie!)
Ich weis,
wie du den Unerschaffhen kennst, und wie tief du ihn
anbetest!
mein Sohn!
D u bist ein Mann,
Ich kann dir alles sagen!
—
Heut sterb ich! SETH
Mein Vater! — Adam! mein Vater! ADAM Vor »ich.
Er verstummt \ Ich werde bald län-
ger verstummen! Zu Seth. Mein ganzes Herz empört sich, da ich dich leiden sehe! mufst mich hören!
Aber du
Viel fürchterlicher
war
die Stimme, da ich das erste mal das erstaunungsvolle Wort, T o d ! vernahm. Unter allen meinen Kindern bist du der einzige, der mich sterben sehen, der mir sterben helfen
soll.
So gewifs ich wufste, dafs ich geschaffen war, da ich mich empor hub, und gen Himmel sahj so
gewifs weis
ich,
dafs ich heut sterben
werde! — Ich safs in der Vorhütte und über« liefs mich den Freuden über die Glückseligkeit meiner Kinder Heman und Selima g a n z ! Auf e i n m a l , so sehr auf einmal,
als je der
schnellste Gedanke gedacht worden i s t ,
er-
schütterte mich, kein Erstaunen, kein Schauer, keine Angst, der kommende T o d erschütterte
D E E
T O D
A D A M S .
reich, und strömte durch alle meine Gebeine! Izt ist dieses mächtige Gefühl zur Betäubung geworden, sonst würde ich, wie du verstumm e n , oder du würdest doch die Sprache meiner Angst nicht verstehn! Mein theurer Sohn! Mein Sohn Seth! Du Bruder Abels! Ich will nicht klagen! Wie dürft ich klagen? Da ich diesen kommenden Tod empfand, da f u h r eben so schnell der Gedanke in meiner Seele a u f , dafs ich heut sterben würde! l i e f grub er sich in mein Herz ein. Und noch denk ich n u r i h n ! Da schwebt er vor meiner Stirne! Hier schlägt er in meinem Herzen ! Und noch Einer, den ich dir an dem Tage meines Todes nicht mehr verschweigen w i l l , begleitet i h n , und ist so gewaltig, wie er! Als ich gerichtet w a r d , und n u n von meiner Betäubung aufstand, trat ein Todesengel vor mich und sprach: W e n n du diesen Ausspruch verstehn wirst, den T a g , Adam, sollst du mich wieder sehen! Ich erwarte die Erscheinung, die furchtbare Erscheinung, so gewifs ich sie auch erwarte! doch würde sie noch furchtbarer seyn, wenn ich sie nicht erwartete! — Schau gen H i m m e l auf, mein Sohn! Der mich richtet, mischt Linderung in meine Todesangst! Aber das fühl ich
DER
von n e u e m ,
TOD
ADAMS.
15
dafs sein grofses Urtheil: Ich
sollte d e s T o d e s s t e r b e n , noch nicht vollzogen, u n d von viel tieferm Inhalt ist, als ich izt noch verstehe. sehn! ich
Du wirst meine Quaal
Ich fürcht ihn nicht den T o d , zu dem
mich
Jahrhunderte
bereitet habe:
aber
fühlen werd ich ihn! SETH
Sage m i r ,
ach!
sage jmir, mein Vater:
Du willst sterben? ADAM
W i e gern blieb ich noch unter euch, meine Kinder! SETH
Aeh bleib d e n n , mein Vater, bleib! ADAM
Lais m i c h , mein Sohn! Meine Seele hängt an deiner Seele!
Lais mich!
Du bist mein
sehr theurer Sohn: Aber der das Todesurtheil über mich aussprach, ist anbetenswürdig! SETH
Er ist es! Er ist es-! — Aber körtnte dich, mein Vater, die Liebe zu deinen Kindern nicht täuschen, dafs du eine starke Erschütterung deiner männlichen Gesundheit, dieser Gesundheit, die Jahrhunderte gedauert h a t , f ü r den kommenden Tod hieltest?
l6
DER
TOD
ADAMS
ADAM Wie Kann ich dem geliebtesten meiner •Söhne antworten, wenn er so redet? O wenn es der Todesengel nur nicht zu schnell entscheidet! W e n n meines Sohns Augen den Furchtbaren nur nicht selbst sehn! — Dort ist Abels Altar, Sohn! dort, w o er noch mit dem Blute deines Bruders bezeichnet ist! dort fafs ihn m i t ringenden H ä n d e n ! Dort heb« sie empor! Geh! werd erhört! Vielleicht dafs du noch einen Tag zu meinem Leben erflehst' SETH O Vater! — Adam, mein Vater! — Ich gehe.
VIERTER
AUFTRITT
ADAM allein. Er ist hingegangen!
W e n n er auch wird
beten k ö n n e n ; wird er doch nicht erhört werden! — Was ist das in m i r !
Hört die Be-
täubung a u f ? Und f ä n g t die Empfindung des Todes mit allen ihren Schrecken wieder an ? Izt steh ich noch über dem Staube!
In we-
nigen Stunden werd ich unter ihm verwesen! Und wenn n u n meine geliebte E v a ,
wenn
D E R
TOD
17
A D A M S .
nun meine Kinder kommen, und mich sterben sehen! —
Nein, so entsetzlich ist der
Gedanke von der Verwesung nicht,
als der,
wenn mich Eva sterben sieht! -=» Die Mitgeschaffne! die Geliebtes^ unter den Geliebten, wird
sie mit mir sterben ?
und nur du,
Du weifst es,
der den Fluch über uns aus-
sprach !
FÜNFTER
AUFTRITT
ADAM
SETH
ADAM
Du
kömmst
wieder.
Hast du
gebetet,
Söhn? SETH
Wie ich noch nie gebetet habe. auf Schauer!
Schauer
D a s war mein Gebet.
ADAM Aber, mein Sohn' ihren ben
Kindern kiime' sehen?
Sollen sie mich ster-
Geh, Sohn,
dafs ich allein eist kottirrieii,
Wenn nun Eva mit und
opfern wolle,
sage ihnen, und dafs sie
wenn die Sonne untergegan«-
geh ist. KLOPST
W
VIII £
2
lu
1)BR
TOD
A D A itt S.
SETH.
Ich kann dich izfc nicht verlassen, mein Vater, d?s kann ich nicht! Ich habe dir i n meinem ganzen Leben gehorcht. Doch heute kann ich dich nicht verlassen ! Dazu i s t Selima schon hingegangen und hat sie traurig gemacht! Denn sie bat mich, u n d überwand mein Herz. Ich sagte ihr, m i t welcher Bangigkeit du zum Altare hineingingst. ADAM So kommen
sie
denn!
Nun,
so
wird
mein Herz eher brechen. SETH Ich höre Fufstritte.
Das sind die Füsse
Selima. ADAM. Izt kommen sie schon!
O meine Kinder,
meine Kinder! Ich unglückseligster unter den Vätern! SECHSTER ADAM.
AUFTRITT.
SETH.
SELIMA
ADAM Vok sich, Sie ist todtblaftr, .wift Abel w a r , da er: am Altare l a g ! Zu Selima. Warum bis,t du so bekümmert, Selima? Sey ruhig, meine Tochter.
D E R
T O D
A D A M S .
aQ
SELIMA
Z ü r n e nicht m i t m i r , ich dir nicht gehorchte. deiner
Selima.
mein V a t e r , dafs Habe Mitleiden m i t
Da ich eilte zu meiner IViutter
zu g e h n , da w u r d e ich so b a n g , so beklomm e n über d a s , was mir Seth von dir gesagt h a t t e , dafs es mir auf einmal dunkel vor mein e n Augen ward. geschah.
Weiter weis ich n i c h t ' w a s
Ich habe mich seitdfejn u n t e r den
Blumen wieder gefunden.
Ach, z ü r n e nicht,
dafs ich nicht z u r Laube gegangen bin. Vater!
sie uwfa&t seine Knie
m e i n Vater !
Mein
sey nicht traurig,
Soll ich kühlende Blätter auf dei-
n e n Sommersitz streuen?
und ihn überschat-
ten,, dafs du da sitzest, und deine Kinder komm e n sieh est? ADAM Steh a u f , Selima! Tochter!
Du bist meine geliebte
Sey meinetwegen nicht bekümmert.
I c h habe n u r eine ernsthafte Unterredung m i t Seth.
Ich b i n in der Vorhütte gewesen.
h a s t den W e i n s t o c k
Du
noch nicht so hoch an
d e n Ulm h i n a u f gewunden , als du mir sagtest, d a f s du t h u n wolltest l i e b t e Selima.
Du bist meine
Geh h i n , und sey ruhig.
geDu
w e i f s t , ich liebe diesen L l m b a u m vor allen u n s e r n nachbarlichen Bäumen.
so
DER
TOD
SIEBENTER ADAM.
ADAMS.
AUFTRITT. SETH
ADAM.
Wäre sie länger geblieben, so hätte ich ihren Anblick nicht mehr aushalten können. Ach, du kannst mir es nicht nachempfinden, Seth, wie unglücklich ich bin? Diese Blume, diese unschuldvolle Blume wird auch abfall e n , und in Staub sinken! und die Enkelinnen ihrer Enkelinnen auch! Du weifst es, und du verstandst mich immer am meisten, wenn ich euch erzählte, wer ich nach meine* Schöpfung w a r ! Aber n u n mufs ich sterben! und alle meine Kindfer müssen sterben! Er liegt wie ein Gebirge auf m i r ! Es ist ein entsetzlicher Gedanke! — Geh, mein Sohn, und heitre Selima auf. Ich will hingehen und mir bey dem Altare ein Grab machen. SETH
Ich verlasse dich nicht! Und du sollst dir kein Grab machen! Ich beschwöre dich bey dem lebendigen Gott! mache dir kein Grab!
OER
T O D
A D A M S .
21
ADAM.
Abel liegt dort begraben! auch begraben liegen!
Ich will dort
Wollt ihr mich vor
euren Augen verwesen sehn? SETH
D u furchtbarer Gott, der uns
gerichtet
hat! — ADAM
Di6 Schrecken des Allmächtigen ergreifen mich zu sehr!
Ich mufs mein Antlitz von
dir wenden, Sohn! — Es ist ein dunkler Tag! Was bebt dort?
Ein schwarzer entsetzlicher
T a g ! —- Hörst du die Felsen beben, Er wandelt immer näher herauf!
Sohn?
Vernahmst
du wie izt der Hügel an unsrer Hütte bewegt ward?
Auf dem Hügel steht er!
Siehst du
den Fürchterlichen ? SETH
E s ist Nacht um mich;
aber mein Ohr
hört! ADAM Zu Seth. desengel.
wohl,
So hör denn mich und ihn!
Zum To-
Ich kannte den Fufstritt deines Ganges Gesandter des Gerichts!
Todesengel!
Verderber! hier bin ich! DER
TODESENGEL
So sagt der, der dich aus Staube zum Men-
fi-2
DER
TOD
ADAMS.
sehen schuf: Eh die Sonne den Zedernwald hinunter gestiegen ist; sollst du d e s T o d e s s t e r b e n ! Einige deiner Nachkomüien Verden entschlummern; einige sterben: aber du sollst d e s T o d e s s t e r b e n ! Das sollst du, w e n n ich wiederkomme, und auf diesen Felsen trete, und ihn erschüttre, dafs er hinstürzt. Dein Auge wird dunkel seyn, u n d nicht sehen; aber dein Oht wird den donnernden Felsen hören, eh die Sonne den Ze1dernwald hinunter gestiegeh ist. AÖ£ M Sage d e m , der mich geschaffen und "gerichtet h a t , dafs ich mich aufmache, und komme, ö n d anbete! Fleh ihn a n , du Fürchtbarer, dafs er Lindrung in meine Todesangst mische. SETH
O du mein theurer Vater, ich will mit dir sterben! W a r u m gehst du von m i r , mein Vater? ADAM
Anzubeten!
SEK
TOD
ACHTER
A D i MS.
25
AUFTRITT
S E T H allein. Zu
bittrer,
Du namlosester wirst
unaussprechlicher
Schmerz!
unter den Schmerzen!
mein Leben
zerreißen, bis ich mich
auch bey seinen Gebeinen niederlege! du erster und bester der Väter! Unmündigen
Du Ach
Vater der
u n d Ungebohrnen! —
(Meine
Ungebohrnen werden seine grauen Haare nicht sehn!)
Du Todestag !
meines Vaters!
Ach,
du
Todestag
wie schnell bist du gekom-
men , mich laut zu fragen: Ob ich Gott fürcht e ? — Ich will hingehen und mich mit mein e m Vater vor den Altar legen.
Dieser be-
bende Arm soll ihm sein Grab mit aufgraben!
O du Grab!
du Grab meines Vaters!
Und du erschreckliche Stimme: Eh die Sonne den Zedernwald hinunter gestiegen ist!
»ER
£4-
TOD
ZWEYTE
ERSTER ARAM
AD ASIS.
HANDLUNG
AUFTRITT SETH,.
ADAM der an den Altir gelehnt, bey seinem Grabe «teilt. E s ist fürchterlich, Sohn! Erde, die
Zwar diese kühle
in der auch die duftende Rose u n d
schattende
Zeder wächst, ist es n i c h t !
Aber hier soll ich v e r w e s e n ! — I c h , der ynter der bildenden Hand des Allmächtigen aufsprang! den keine Sterbliche gebohren hat. Und schon kündigt sich die Verwesung bey mir,
so fern nicht m e h r , an.
Mein Auge
wird dunkler! Mein Arm bebt, oder starret! Ich
athme die Lebensluft schwer ein.
In
meine innerste Nerven hat sich der Tod tief eingegraben.
Ich f ü h l es w o h l , hier in mei-
nem Herzen voll kalter Angst, f ü h l ich es, dafs ich
des
Todes
sterbe:
und
nicht
DER
TOB
ADAMS;.
£