Klopstocks Werke: Band 8 Der Tod Adams. Hermanns Schlacht [Reprint 2021 ed.] 9783112517062


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Table of contents :
Vorrede
DER TOD ADAMS. EIN TRAUERSPIEL
VORBERICHT
PERSONEN
ERSTE HANDLUNG
ERSTER AUFTRITT
ZWEYTER AUFTRITT
DRITTER AUFTRITT
VIERTER AUFTRITT
FÜNFTER AUFTRITT
SECHSTER AUFTRITT
SIEBENTER AUFTRITT
ACHTER AUFTRITT
ZWEYTE HANDLUNG
ERSTER AUFTRITT
ZWEITER AUFTRITT
DRITTER AUFTRITT
VIERTER AUFTRITT
FÜNFTER AUFTRITT
SECHSTER AUFTRITT
SIEBENTER AUFTRITT
ACHTER AUFTRITT
DRITTE HANDLUNG
ERSTER AUFTRITT
ZWEYTER AUFTRITT
DRITTER AUFTRITT
VIERTER AUFTRITT
Front matter 2
AN DEN KAISER
Einleitung
TACITUS
ERSTE SCENE
ZWEYTE SCENE
DRITTE SCENE
VIERTE SCENE
FÜNFTE SCENE
SECHSTE SCENE
SIEBENTE SCENE
ACHTE SCENE
NEUNTE SCENE
ZEHNTE SCENE
EILFTE SCENE
ZWÖLFTE SCENE
DREYZEHNTE SCENE
VIERZEHNTE SCENE
ANMERKUNGEN
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Klopstocks Werke: Band 8 Der Tod Adams. Hermanns Schlacht [Reprint 2021 ed.]
 9783112517062

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K

W

L

O

P

E

S

T

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BET

GEORG

I

E

ADAMS.

HERMANNS

E

S

BAND.

TOD

L

K

K

A C H T E R

DER

C

SCHLACHT.

P

Z

JOACHIM

I

G

GÖSCHEN.

l ß O ^

V

O

R

R

E

D

E

Ich glaube, dafs ich würdige Gegenstände zu meinen Schauspielen gewählt, und jene als Dichter so gebildet habe, dafs ihre Beschaffenheit nicht verschleyert ist. wollte, dafs diese mitherrschte.

Denn ich W e r auch

sie erfindet, verfahrt nach andern Grundsätzen.

Die wirkliche Beschaffenheit und die

Dichtkunst, welche diesen Namen verdient, sind

ernste Gesetzgeberinneil.

Aber

wie

IV

V O B B E D

E.

streng sie auch immer seyn mögen, gehorcht gleichwohl Sogar ihren wenn man die Wirkungen kennt,

man

Winken, welche

6ie, vereint, hervorbringen.

N u r diefs darf ich von den Schauspielen sagen.

Alles andre, besonders das, was ihre

dichterische Bildung betrift, mufs ich, wie ich in Ansehung meiner Schriften schon seit einem halben Jahrhunderte gethan habe, dem Ausspruche der Welt überlassen.

Eine Bemerkung über die dichterische Bildung überhaupt will ich indefs doch wiederholen.

Sie ist:

Einige haben ihre Be-

griffe von der Dichtkunst dadurch eingeschränkt , dafs sie nichts als Gesetz der Schönheit zugestehn, was sie nicht in Beyspielen

V O R R E D E .

V

der griechischen oder römischen Dichter finden.

Aber sie könnten doch wohl nichts

von Bedeutung einwerfen, wenn man sich etwa so gegen sie erklärte:

jlmicus

ms.

amica

jinücus

Maro,

magis

Hontecarminis

veritas.

Wer die geoffenbarte Religion eben so wenig glaubt,

als die Vielgötterey unsrer

Vorfahren, der hat Unrecht, wenn er defswegen Nathan und Brenno (ich nenne nur diese) nicht für gleich würdige Gegenstände des Dichters hält.

Verfährt er anders, so

läfst er Nathan etwas entgelten, Brenno nicht entgilt.

was ihm

Sein Urtheil von Ge-

dichten geht nun in den Ketten seiner Meinungen, vielleicht auch seiner Leidenschaft: und solches Geklirr hört man ungern.

VI

V O H R E D E

Ich habe die Trauerspiele und die Bardiete so geordnet, dafs man fortwährenden Anlafs zur Vergleichung hat, und sich daher desto öfter fragen kann, ob man sich verzeihen dürfe, wenn man seinen Meinungen einen so schlimmen Einflufs auf sein Urtheil erlaubt.

S C H A U S P I E L E

DER

EIN

TOD

ADAMS.

T R A U E R S P I E L .

L E I P Z I G BEY GEORG JOACHIM GÖSCHEN.

184

D E R

T

O

D

EIN

KLOÌST.

A

D

A

M

T R A U E R S P I E L .

W VIII. B.

V O R B E R I C H T

Die Schönheiten eines Trauerspiels, die es mehr durch Gewohnheiten und Sitten einer Kation, als durch die einfältige Natur sind, haben sich oft dadurch der Gefahr ausgesetzt, weniger zu gefallen.

Und nicht selten sind

sie der Gefahr untergelegen, wenn diese Gewohnheiten und Sitten ein zu fremder Zusatz zu der schönen Natur waren.

Denn, wenn

wir uns in diesem Falle auch mit noch so vieler Bemühung in die Zeiten und Umstände versetzen, worauf sich ein Trauerspiel vorzüglich bezieht; so bleibt uns doch allezeit, aufs wenigste, eine gewisse zarte Widersetzlichkeit der Empfindung übrig, die den großen Mann, für den uns die Geschichte und

Lj.

V O R B E K I C H T .

der Dichter einnehmen wollen, Jieber in andern, als in solchen Umständen, die der Nat u r so oft eine falsche Colorit geben, handeln sehen möchte. Diese Anmerkung ist eine von den Ursachen gewesen, warum ich unsern Stammvater zu der Hauptperson eines Trauerspiels gemacht habe.

Vielen Lesern wird hier gleich einfal-

len : Dafs man kein Trauerspiel aus der Offenbarung nehmen müsse.

Wenn das so viel

heifsen soll, dafs die grofsen Männer, die uns die Bibel aufbehalten hat, nicht so würdig sind vor uns zu erscheinen, als die grofsen Männer des Heidenthums; so sehe ich nicht ein, warum ich Salomo nicht so hoch als Titus schätzen solle.

So bald man aber dadurch

sagen will, dafs diejenigen grofsen Männer d e r Offenbarung, die nicht anders, als von den tiefsten Geheimnissen der Religion begleitet , aufgeführt werden könnten, selbst für das ernsthafte Trauerspiel zu ernsthaft sind; so bin ich so sehr von dieser Meinung, dafs

V o R B E B I C H T .

ich wünschte,

5

dafs in dem Polieuct einige

Stellen nicht wären.

Man kann die Religion

in zween Hauptgesichtspunkten ansehen.

Es

f ü h r t uns ein Vorhof zu dem Heiligthume. Was in dem Vorhofe geschieht, hat, wenn ich das Wort wagen darf, noch eine gewisse Mine von Weltlichkeit.

Es hat aber zugleich

so viel wirklich Erhabenes, so viel schöne u n d grofse N a t u r , vorkömmt,

dafs es mir sonderbar

dafs wir nur eine Athalie ha«

ben. Ein gewisser Geschmack hat eingeführt, dafs wir an einem Tage, der kein Feyertag, u n d an einem Orte,

da keine Kirche ist,

schlechterdings nicht erlauben, dafs uns Jem a n d an so etwas ernsthaftes, als die Religion ist, erinnere.

Dieses, und die nothwendige

äufserste Einfalt hey der Vorstellung dieses Stücks, wird auch dann noch, wenn wir gute Schauspieler

haben

werden,

verursachen,

dafs es niemals wird aufgeführt werden können.

Ich habe es auch nicht zu diesem End-

6

V O R - B E R i f c H T

zwecke gemacht.

Wenn ein Scribent seine

guten Gründe haben kann, zu einer Begebenheit, die Art vorzustellen, die dem Trauerspiele eigen ist, bequemer, als eine andere zu finden: so begreife ich nicht, warum es ihm nicht erlaubt seyn sollte, sie fcu wählen, ob er gleich einsieht, dafs sein Stück, wegen gewisser Nebenumstände, gehöret.

nicht aufs Theater

P

E

R

S

O

N

E

N

ADAM. K AIN. SETH. HE MAN, SUNIM,

einer von Adams jüngsten Söhnen. der jüngste.

EVA. SELIMA) DREY

eine EnXelinn Adams.

MÜTTER,

die ihre Kinder Adam das

erstemal bringen. EIN

TODESENGEL.

Der Schauplatz ist eine Hütte. derselben ist Adams

besonderes

In der Tiefe

Zimmer,

Altar steht, und w o er zu beten pflegt

wo

Abels

ERSTE

HANDLUNG.

ERSTER S E T H

AUFTRITT S E L

I M A

SELIMA

Wie Liebe!

schön

ist

dieser glückselige Tag der

Wie hell ist er!

W i e viel freudiger,

als alle Tage, die ich gelebt habe!

Und n u n

ist unsre Mutter auch hingegangen, dafs sie sehe,

wie

ihre Töchter

meine

Brautlaube

schmücken, u n d mit mütterlicher Hand auch einen Zweig in die Laube flechte. Ich habe kühlende Früchte abgebrochen.

Ich habe sie

schon auf die Teppiche geschüttet, dafs unsre Brüder

und Schwestern

sich erfrischen,

wfenn sie von der Laube kommen. sie mit röthlichen

Trauben

Ich habe

gekränzt.

Die

schönsten f ü r Heman habe ich mit thduvollen Blattern bedeckt.

Ich Glückselige! Der weise,

lO

BEB

TOS

ADAMS

d i r tugendhafte Heman hat Selima gewählt! He man liebt Selima!

UAd dazu werden die

Enkelinnen mit der AbendrÖthe k o m m e n , u n d ihre dreyjährigen Knaben Adam das erste mal bringen, dafs er sie segne, und uns mit allen seinen väterlichen Freuden in die Brautlaube führe. an,

Aber warum siehst du mich so ernst

mein Bruder ?

W a r u m lächelte dieses

Lächeln nicht ganz? SETH

Meine Selima! Ich sann mit ernsten Freuden deiner Glückseligkeit nach. seliMa

Aber du sagtest ja dieses —• du sagtest es mit einer Stimme, die Unruh verschweigen wollte. SETH

Was kann

ich

dir,

Selima,

Ich wollte es dir verbergen.

verbergen!

Allein die reine

Aufrichtigkeit' meines Herzens,

und

dieser

wartende Kummer, mit dem du vor mir stehst, zwingen m i c h , dafs ich dir es sagen mufs. Aber betrübe dich n i c h t , Seliina.

Die Liebe

zu unserm Vater machte mich zu aufmerksam auf seinen E r n s t , mit dem er zu Abels Altare

hineinging,

als

du vor

standst, und Eva nachsahst.

der

Hütte

1)ER

T O D

A D A M S

11

SFtlMA

Soll ich hingehen, und seine Hand umfass e n ? und sie festhalten? und ihn kindlich ansehen? und ihm flehn,, 4 a f s er nicht traurig sev?



Ach, mein Bruder!

du verschweigst mir

mein Bruder!

noch etwas!

So hab

ich dich noch niemals weinen gesehn! StTH

Meine Selima, wärst du in der Vorhütte geblieben!

Du

hast mich zu sehr bewegt!

Denn nun — ja nun mufs ich dir alles sagen.

Noch niemals hab ich unsern Vater so

gesehn,

wie

er

erst

vdr mir vorüberging.

Sein Gesicht war fürchterlich bleich! Er bebte fort,

kaum ging er.

auf mich her! zum Altare

Seine Augen starrten

Er sah mich nicht.

hinein.

Da hört ich ihn

beten! und laut zittern!

Seitdem du

hier bist, hör ich ihn nicht mehr. lima,

du hast es gewollt.

sagen

müssen! Er kömmt.

Hörst

laut

Aber ich verstand

seine gebrochnen Worte nicht.

Schritt ?

Er ging

Ach Se-

Ich hab es dir du unsers Vaters



SEK

TOO

ZWEYTER ADAM

ADAMS.

AUFTRITT.

SETH

S E L I M A

ADAM

Seth und Seliina sind h i e r ? -— Es ist ein finstrer,

es ist ein schrecken voller Tag! —

E r wird wieder heiter werden, Selima! Doch geh zu deiner M u t t e r , und lies Blumen mit i h r , deine Brautlaube zu schmücken.

Sag ihr,

dafs es auf meinen Befehl geschieht, dafs du hierinn wider die Gewohnheit einer Verlobten handelst. SELIMA

Ich gehe, mein Vater. —

DRITTER ADAM

AUFTRITT. 3ETH

ADAM.

Sie hat eine schöne Seele!

Wio sie es

e m p f a n d , dafs sie uns verlassen mufste. Mein Sohn!

(Gott segne sie!

nicht wieder sehen!

Ich werde sie

Sie ist wie Eva, da der

DER

Fluch

TOD

noch nicht

Mein Sohn!

A D A M S .

war!

Gott

lj

segne

Mein bester Sohn!

sie!)

Ich weis,

wie du den Unerschaffhen kennst, und wie tief du ihn

anbetest!

mein Sohn!

D u bist ein Mann,

Ich kann dir alles sagen!



Heut sterb ich! SETH

Mein Vater! — Adam! mein Vater! ADAM Vor »ich.

Er verstummt \ Ich werde bald län-

ger verstummen! Zu Seth. Mein ganzes Herz empört sich, da ich dich leiden sehe! mufst mich hören!

Aber du

Viel fürchterlicher

war

die Stimme, da ich das erste mal das erstaunungsvolle Wort, T o d ! vernahm. Unter allen meinen Kindern bist du der einzige, der mich sterben sehen, der mir sterben helfen

soll.

So gewifs ich wufste, dafs ich geschaffen war, da ich mich empor hub, und gen Himmel sahj so

gewifs weis

ich,

dafs ich heut sterben

werde! — Ich safs in der Vorhütte und über« liefs mich den Freuden über die Glückseligkeit meiner Kinder Heman und Selima g a n z ! Auf e i n m a l , so sehr auf einmal,

als je der

schnellste Gedanke gedacht worden i s t ,

er-

schütterte mich, kein Erstaunen, kein Schauer, keine Angst, der kommende T o d erschütterte

D E E

T O D

A D A M S .

reich, und strömte durch alle meine Gebeine! Izt ist dieses mächtige Gefühl zur Betäubung geworden, sonst würde ich, wie du verstumm e n , oder du würdest doch die Sprache meiner Angst nicht verstehn! Mein theurer Sohn! Mein Sohn Seth! Du Bruder Abels! Ich will nicht klagen! Wie dürft ich klagen? Da ich diesen kommenden Tod empfand, da f u h r eben so schnell der Gedanke in meiner Seele a u f , dafs ich heut sterben würde! l i e f grub er sich in mein Herz ein. Und noch denk ich n u r i h n ! Da schwebt er vor meiner Stirne! Hier schlägt er in meinem Herzen ! Und noch Einer, den ich dir an dem Tage meines Todes nicht mehr verschweigen w i l l , begleitet i h n , und ist so gewaltig, wie er! Als ich gerichtet w a r d , und n u n von meiner Betäubung aufstand, trat ein Todesengel vor mich und sprach: W e n n du diesen Ausspruch verstehn wirst, den T a g , Adam, sollst du mich wieder sehen! Ich erwarte die Erscheinung, die furchtbare Erscheinung, so gewifs ich sie auch erwarte! doch würde sie noch furchtbarer seyn, wenn ich sie nicht erwartete! — Schau gen H i m m e l auf, mein Sohn! Der mich richtet, mischt Linderung in meine Todesangst! Aber das fühl ich

DER

von n e u e m ,

TOD

ADAMS.

15

dafs sein grofses Urtheil: Ich

sollte d e s T o d e s s t e r b e n , noch nicht vollzogen, u n d von viel tieferm Inhalt ist, als ich izt noch verstehe. sehn! ich

Du wirst meine Quaal

Ich fürcht ihn nicht den T o d , zu dem

mich

Jahrhunderte

bereitet habe:

aber

fühlen werd ich ihn! SETH

Sage m i r ,

ach!

sage jmir, mein Vater:

Du willst sterben? ADAM

W i e gern blieb ich noch unter euch, meine Kinder! SETH

Aeh bleib d e n n , mein Vater, bleib! ADAM

Lais m i c h , mein Sohn! Meine Seele hängt an deiner Seele!

Lais mich!

Du bist mein

sehr theurer Sohn: Aber der das Todesurtheil über mich aussprach, ist anbetenswürdig! SETH

Er ist es! Er ist es-! — Aber körtnte dich, mein Vater, die Liebe zu deinen Kindern nicht täuschen, dafs du eine starke Erschütterung deiner männlichen Gesundheit, dieser Gesundheit, die Jahrhunderte gedauert h a t , f ü r den kommenden Tod hieltest?

l6

DER

TOD

ADAMS

ADAM Wie Kann ich dem geliebtesten meiner •Söhne antworten, wenn er so redet? O wenn es der Todesengel nur nicht zu schnell entscheidet! W e n n meines Sohns Augen den Furchtbaren nur nicht selbst sehn! — Dort ist Abels Altar, Sohn! dort, w o er noch mit dem Blute deines Bruders bezeichnet ist! dort fafs ihn m i t ringenden H ä n d e n ! Dort heb« sie empor! Geh! werd erhört! Vielleicht dafs du noch einen Tag zu meinem Leben erflehst' SETH O Vater! — Adam, mein Vater! — Ich gehe.

VIERTER

AUFTRITT

ADAM allein. Er ist hingegangen!

W e n n er auch wird

beten k ö n n e n ; wird er doch nicht erhört werden! — Was ist das in m i r !

Hört die Be-

täubung a u f ? Und f ä n g t die Empfindung des Todes mit allen ihren Schrecken wieder an ? Izt steh ich noch über dem Staube!

In we-

nigen Stunden werd ich unter ihm verwesen! Und wenn n u n meine geliebte E v a ,

wenn

D E R

TOD

17

A D A M S .

nun meine Kinder kommen, und mich sterben sehen! —

Nein, so entsetzlich ist der

Gedanke von der Verwesung nicht,

als der,

wenn mich Eva sterben sieht! -=» Die Mitgeschaffne! die Geliebtes^ unter den Geliebten, wird

sie mit mir sterben ?

und nur du,

Du weifst es,

der den Fluch über uns aus-

sprach !

FÜNFTER

AUFTRITT

ADAM

SETH

ADAM

Du

kömmst

wieder.

Hast du

gebetet,

Söhn? SETH

Wie ich noch nie gebetet habe. auf Schauer!

Schauer

D a s war mein Gebet.

ADAM Aber, mein Sohn' ihren ben

Kindern kiime' sehen?

Sollen sie mich ster-

Geh, Sohn,

dafs ich allein eist kottirrieii,

Wenn nun Eva mit und

opfern wolle,

sage ihnen, und dafs sie

wenn die Sonne untergegan«-

geh ist. KLOPST

W

VIII £

2

lu

1)BR

TOD

A D A itt S.

SETH.

Ich kann dich izfc nicht verlassen, mein Vater, d?s kann ich nicht! Ich habe dir i n meinem ganzen Leben gehorcht. Doch heute kann ich dich nicht verlassen ! Dazu i s t Selima schon hingegangen und hat sie traurig gemacht! Denn sie bat mich, u n d überwand mein Herz. Ich sagte ihr, m i t welcher Bangigkeit du zum Altare hineingingst. ADAM So kommen

sie

denn!

Nun,

so

wird

mein Herz eher brechen. SETH Ich höre Fufstritte.

Das sind die Füsse

Selima. ADAM. Izt kommen sie schon!

O meine Kinder,

meine Kinder! Ich unglückseligster unter den Vätern! SECHSTER ADAM.

AUFTRITT.

SETH.

SELIMA

ADAM Vok sich, Sie ist todtblaftr, .wift Abel w a r , da er: am Altare l a g ! Zu Selima. Warum bis,t du so bekümmert, Selima? Sey ruhig, meine Tochter.

D E R

T O D

A D A M S .

aQ

SELIMA

Z ü r n e nicht m i t m i r , ich dir nicht gehorchte. deiner

Selima.

mein V a t e r , dafs Habe Mitleiden m i t

Da ich eilte zu meiner IViutter

zu g e h n , da w u r d e ich so b a n g , so beklomm e n über d a s , was mir Seth von dir gesagt h a t t e , dafs es mir auf einmal dunkel vor mein e n Augen ward. geschah.

Weiter weis ich n i c h t ' w a s

Ich habe mich seitdfejn u n t e r den

Blumen wieder gefunden.

Ach, z ü r n e nicht,

dafs ich nicht z u r Laube gegangen bin. Vater!

sie uwfa&t seine Knie

m e i n Vater !

Mein

sey nicht traurig,

Soll ich kühlende Blätter auf dei-

n e n Sommersitz streuen?

und ihn überschat-

ten,, dafs du da sitzest, und deine Kinder komm e n sieh est? ADAM Steh a u f , Selima! Tochter!

Du bist meine geliebte

Sey meinetwegen nicht bekümmert.

I c h habe n u r eine ernsthafte Unterredung m i t Seth.

Ich b i n in der Vorhütte gewesen.

h a s t den W e i n s t o c k

Du

noch nicht so hoch an

d e n Ulm h i n a u f gewunden , als du mir sagtest, d a f s du t h u n wolltest l i e b t e Selima.

Du bist meine

Geh h i n , und sey ruhig.

geDu

w e i f s t , ich liebe diesen L l m b a u m vor allen u n s e r n nachbarlichen Bäumen.

so

DER

TOD

SIEBENTER ADAM.

ADAMS.

AUFTRITT. SETH

ADAM.

Wäre sie länger geblieben, so hätte ich ihren Anblick nicht mehr aushalten können. Ach, du kannst mir es nicht nachempfinden, Seth, wie unglücklich ich bin? Diese Blume, diese unschuldvolle Blume wird auch abfall e n , und in Staub sinken! und die Enkelinnen ihrer Enkelinnen auch! Du weifst es, und du verstandst mich immer am meisten, wenn ich euch erzählte, wer ich nach meine* Schöpfung w a r ! Aber n u n mufs ich sterben! und alle meine Kindfer müssen sterben! Er liegt wie ein Gebirge auf m i r ! Es ist ein entsetzlicher Gedanke! — Geh, mein Sohn, und heitre Selima auf. Ich will hingehen und mir bey dem Altare ein Grab machen. SETH

Ich verlasse dich nicht! Und du sollst dir kein Grab machen! Ich beschwöre dich bey dem lebendigen Gott! mache dir kein Grab!

OER

T O D

A D A M S .

21

ADAM.

Abel liegt dort begraben! auch begraben liegen!

Ich will dort

Wollt ihr mich vor

euren Augen verwesen sehn? SETH

D u furchtbarer Gott, der uns

gerichtet

hat! — ADAM

Di6 Schrecken des Allmächtigen ergreifen mich zu sehr!

Ich mufs mein Antlitz von

dir wenden, Sohn! — Es ist ein dunkler Tag! Was bebt dort?

Ein schwarzer entsetzlicher

T a g ! —- Hörst du die Felsen beben, Er wandelt immer näher herauf!

Sohn?

Vernahmst

du wie izt der Hügel an unsrer Hütte bewegt ward?

Auf dem Hügel steht er!

Siehst du

den Fürchterlichen ? SETH

E s ist Nacht um mich;

aber mein Ohr

hört! ADAM Zu Seth. desengel.

wohl,

So hör denn mich und ihn!

Zum To-

Ich kannte den Fufstritt deines Ganges Gesandter des Gerichts!

Todesengel!

Verderber! hier bin ich! DER

TODESENGEL

So sagt der, der dich aus Staube zum Men-

fi-2

DER

TOD

ADAMS.

sehen schuf: Eh die Sonne den Zedernwald hinunter gestiegen ist; sollst du d e s T o d e s s t e r b e n ! Einige deiner Nachkomüien Verden entschlummern; einige sterben: aber du sollst d e s T o d e s s t e r b e n ! Das sollst du, w e n n ich wiederkomme, und auf diesen Felsen trete, und ihn erschüttre, dafs er hinstürzt. Dein Auge wird dunkel seyn, u n d nicht sehen; aber dein Oht wird den donnernden Felsen hören, eh die Sonne den Ze1dernwald hinunter gestiegeh ist. AÖ£ M Sage d e m , der mich geschaffen und "gerichtet h a t , dafs ich mich aufmache, und komme, ö n d anbete! Fleh ihn a n , du Fürchtbarer, dafs er Lindrung in meine Todesangst mische. SETH

O du mein theurer Vater, ich will mit dir sterben! W a r u m gehst du von m i r , mein Vater? ADAM

Anzubeten!

SEK

TOD

ACHTER

A D i MS.

25

AUFTRITT

S E T H allein. Zu

bittrer,

Du namlosester wirst

unaussprechlicher

Schmerz!

unter den Schmerzen!

mein Leben

zerreißen, bis ich mich

auch bey seinen Gebeinen niederlege! du erster und bester der Väter! Unmündigen

Du Ach

Vater der

u n d Ungebohrnen! —

(Meine

Ungebohrnen werden seine grauen Haare nicht sehn!)

Du Todestag !

meines Vaters!

Ach,

du

Todestag

wie schnell bist du gekom-

men , mich laut zu fragen: Ob ich Gott fürcht e ? — Ich will hingehen und mich mit mein e m Vater vor den Altar legen.

Dieser be-

bende Arm soll ihm sein Grab mit aufgraben!

O du Grab!

du Grab meines Vaters!

Und du erschreckliche Stimme: Eh die Sonne den Zedernwald hinunter gestiegen ist!

»ER

£4-

TOD

ZWEYTE

ERSTER ARAM

AD ASIS.

HANDLUNG

AUFTRITT SETH,.

ADAM der an den Altir gelehnt, bey seinem Grabe «teilt. E s ist fürchterlich, Sohn! Erde, die

Zwar diese kühle

in der auch die duftende Rose u n d

schattende

Zeder wächst, ist es n i c h t !

Aber hier soll ich v e r w e s e n ! — I c h , der ynter der bildenden Hand des Allmächtigen aufsprang! den keine Sterbliche gebohren hat. Und schon kündigt sich die Verwesung bey mir,

so fern nicht m e h r , an.

Mein Auge

wird dunkler! Mein Arm bebt, oder starret! Ich

athme die Lebensluft schwer ein.

In

meine innerste Nerven hat sich der Tod tief eingegraben.

Ich f ü h l es w o h l , hier in mei-

nem Herzen voll kalter Angst, f ü h l ich es, dafs ich

des

Todes

sterbe:

und

nicht

DER

TOB

ADAMS;.

£