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German Pages 341 [351] Year 1807
K L O P S T O C K S
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R
Z E H N T E R
K
E
BAND.
D A V I D . H E R M A N N S
TOD.
L E I P Z I G BEY GEORG JOACHIM GÖSCHEN.
18O6>
P E R S O N E N .
DAVID. SALOMOi
etwa zwölf Jalir ah.
NATHAN, ) > Propheten. GAD, ) Z A D O K,
der Hohepriester.
J O A B . , .dej Feldherr. AB IS AI,
sein Bruder.
MEPHIBOSETH
JONATHANS.
C H I M E A M , Barsilai's Sohn. HUSAI,
Davids alter Freund.
PRIITSTER, SATAN,
| l MOLOCH, J
ÄLTESTE,
BOTEN.
als Boten.
Z W EY ENGEL,
die nur gehört werden.
Der Schauplatz'ist in Davids Burg auf Sion.
E R S T E
H A N D L U N G .
P E R S O N E N .
MEPHTBOSETH. CHIMEAM. DAVID. ABIS AI. SALOMO. NATHAN. JOAB. DIB
BEYDBN
HAUPTLEUTE.
E R S T E R
AUFTRITT.
MEPHIBOSETH.
CHIME
AM.
MEPHIBOSETH. ZJU heftig war der Zorn, mit dem er uns Verliefs. CHIMEAM. W i e aber könnt' auch Joab, heilt Noch Baumen, da er schon so unbeweglich Gezögert, er, defs Eile sonst den Flug D é s Adlers h a t ? MEPHIBOSETH. Gleichwohl war Davids Zorn Zu heftig.
Joab ist ein grofser Krieger,
Und treu, wie wenig sind. CHIMEAM. So Kannst du's dulden, Dafs er neun Monde schon die Stämme zählt,
lO
D A V I D .
U n d es noch nicht endet ? noch in Benjamin Stets -weilt, und nicht einmal erscheint, wenn ihm Sein König r u f t ? MEPHIBOSETH. Weifst du denn n i c h t , er hat D e s Volkes Zählung gleich verabscheut, hat Geglaubt, dafs sie das Land mit einer Schuld Belade?
Siehst du n u n , wie weis' er inhält,
U n d zögernd stets, ist Schuld dabey, sie nicht Vollbringt ? CHIMEAM. Soll Joabs W o r t Entscheider seyn, W e n n D a v i d , und wenn er, von Schuld und Unschuld, Urtheilen ? W e r ist denn von Böyden weiser ? W e r edler, ünd vornämlich frömmer, w e r ? MEPHIBOSETH. Kann David denn nicht fehlen, weil er besser, Viel besser ist, als Joab ? Doch ich liebe, X>ankbarer Jüngling, dich, dafs so dein Herz Dich blendet; gleichwohl lorne diefs von m i r : Am meisten ist und wahrsten der mein Freund, D e r w a r m , nicht heifs, das Gute, das ich habe, U n d , stieng nicht, doch genau, den Fehl auch sieht. H a t dieser Freund ein Heiz der Redlichen; So liebt er mich, wie ich geliebt mag seyn,
D A V I D . Und w i e ich David liebt', und immer liebe; Ob .er gleich, gegen seines Freundes Sohn, Und seinen Freund, gesscht nicht w a r , und jenem Veiworfensten von allen Schlangensöhnen Selbst da noch halb au glauben würdigte, Da ich, so lahm und schmerzenvoll ich war, Er sitzt beständig, selbst wenn D;ivi.
Verachtest du die Warnung eine» frommen Und strengen Manns, so bist du schuldiger, Als ohne Warnung.
Doch die Warnung eines Joab
(Er ist nur treu) macht dich, hörst du sie nicht, Noch schuldiger! Ach, bang ist mir für David! Kam' Joab nur,
Denn ist die Zählung, des Volks
Geschehn, so wird es bald entschieden weiden. CHIMEAM. Mich deucht, ich höre David uns sich nahB. MEPHIBOSETH.
Er ist es.
Er kömmt.
ZWEYTEK D I E
AUFTRITT.
V O R I G E N .
DAVID.
DAVID. Umsonst bestreb* ich mich Zu ruhn.
Der Schlummer selber flieht vor mir.
O Joab! Hassenswürdiger! du Möider Des Abner und Amasa, heisrer Männer, Als du! du Blutiger von Freunde« Blute! Schon lange wärst du Führer meiner Heere Nicht mehr, lebt einer nur der hessern Männer!
D
A
V
I
D
.
Bleibt, bis die Sonn.' euch aufgeht, Chimeam, U n d , Mephiboseth , du.
So bald er kömmt,
So sagt mirs, wachen mag i c h , oder schlafen!.
DRITTER
AUFTRITT.
MEPHIBOSETH.
CHIMEAM.
MEPHIBOSETH. W i e zürnet er auf ihn. CHIMEAM. Z w e e n Tag' ist auch D e r Bote schon hinab nach Jeiicho. M u s t ' er nicht heute mit der S o n n e k o m m e n ? MEPHIBOSETH. Vielleicht will er nun eilend Benjamin Noch zählen. CHIMEAM. W e r ist d e r , der jetzo noch Hei auf kommt?
Joab und dös Boten Schritt
Tsts nicht.
KLO p s t . W. X. B.
17
V
A
VIERTER DIE
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V
».
AUFTRITT,
V O R I G E N .
ABISA1.
.AB I S A I .
Wie freu' ich mich, dafs Chimearü Hier ist, und Jonathans rechtschaffner Sohn, Zween Männer, deren Rede wahlhaft ist. CHIMEAM.
Ruh' aus, du bist ermattet, AbisaL A B IS A I .
Ermattet, oder nicht, was geht die Ruh Mich an, eh' ich nicht weifs, ob David so, Wie inan erzählt, auf meinen Bruder zürnt? Ganz Jericho erscholl von diesem Ruf. Antwortet mir mit eurer Redlichkeit. MEPHIBOSETH.
Sahst du den Boten nicht, den David zu Joab Hinunter sandte? ABISAI.
Welchen? und warum Sandt' er dean einen Boten?
D
A
V
I
D
.
19
MEPHIBOSETH. K ö m m s t du nicht Von J e r i c h o ? ABISAI. D a komm' ich her. MEPHIBOSETH. D e r Bote D e s K ö n i g s ist z w e e n T a g e schon v o n uns. ABISAI. I c h ging z u r W ü s t e s e i t w ä r t s , um zu sehn, W i e dort das Volk zu zählen sey.
D o c h sagti
W a r u m hat D a v i d denn zu Joab g e s a n d t ? MEPHIBOSETH. So sandt* e r : E i l hinab zu J o a b , und sag* ihm: Gezählt s e y , 0
A
V
I
I).
MEPHlBOSiTH. Habt ihr vielleicht auch Benjamin Zu zählen Begonneu ? ABISAI. Joab schwankte, was zu thun Ihm s e y ? und nicht zu t h u n ? O b e r auf das Land Auch diese Schuld noch bringen sollte ? CHI ME AM. Schuld ? W e n n Schuld hier ist, wer bringt sie denn auf das L a n d , Ihr ? oder D a v i d ? ABLSAI. Chimeam, du sprichst Sehr offen. CHIMEAM. Offner noch sollst du mich h ö r e n ! Ein spriter und vielfacher Rächer ist Dein Bruder!
Auch an D a v i d , und noch jezt
Rächts Joab, dafs Ainasa besser war, Als e i ! und seiner heissen Rache D u r s t W a r Freunde» Bltit zu löschen nicht g e n u g ! ABISAI. Ja diefs war offner noch, viel offner,- Chimeam! W o , Mephiboseth , ist der Köjiig jezt ?
1>
A
"V
I
».
MEPHIBOSETH. A u f seinem L a g e r . ABIS AI. So k ö i n m t J o a b d e n n , E r glaubt gewif* Und kömmt;
ich sey auf Sion n u n ,
u n d s e i n e n t w e g e n h a b ' ich d a n n
M i t D a v i d nicht g e r e d t . U n d sag
I c h eil* ihm
entgegen,
i h m , dafs er i r g e n d w o noch w e i l e . MEPHIBOSETH.
Viel schlimmer i s t s , w e n n er no6h w e i l t , als w e n n D u s e i n e n t w e g e r t n i c h t mit D a v i d
sprichst.
ABISAI. Ich gehe. MEPHIBOSETH. Bleib ! Viel schlimmer ist sein Z ö g e r n .
22
D
A
FÜNFTER MEPHIBOSETH.
V
I
D.
AUFTRITT. CHIMEAM.
DAVID.
DAVID.
Wer ging von hier ? mich deucht, ich hörte die Stimme Des Abisai! CHIMEAM.
Ja, sie wars. DAVID.
Geh', eil', XJnd bring* ihn gleich zurück.
SECHSTER
AUFTRITT.
DAVID. MEPHIBOSETH.
CHIMEAM.
ABISAI.
ABISAI.
Mein Herr und König! Hier bin ich, DAVID.
Wo ist Joab, Abisai ? ABISAI.
Den Boten, den du sandtest, fehlt* iclr.
Joab
D
A
Lief» irh in Jericho.
V 1 B .
23
Dein Knecht, der Feldherr,
Eilt nun gewifs heraufzukommen; ist Vielleicht schon Sion nah. DAVID.
W i e weit habt ihr 1« Benjamin gezählt? ABISAI.
Ich wandte mich Von Jericho gen Mittag durch die Wüste, Versamlungsplätze zu der Zählung dort Zu suchen. DAVID.
Dieses ist es also alles, W a s ihr in Benjamin gethan habt ? Du bist unschuldig! Gethan hat.
Doch,
Alles, was dort Joab
Schweig, antwoite mir von Joab
Kein W o r t ! Thr kennet diesen Stieiter, Zeruja's Sohn.
Zwar er triefet auch von Abners Blute,
Doch weniger, als Joab.
Denn schon lag
Durch Joab schnelles Schwert, der Feldherr Israels, Als Abisai kam, und Asahel Auch rächen wollte.
Hättest du nichts auf dir
Von Abneis B l u t ; so sagt' ichs freudiger, Und dankte froher dir, dafs du bcy ]Nob Den Rapha schlugst, und mich ei rettetest, Als ich einlüdet war.
Ich danke gleichwol gern,
24
D A V I D .
Und nie ver-gefs' ichs, Al)isai, dir ! Hin! macli dich auf, begegne Joab, und fodr' ihm Die Zählung ab.
Du sollst mein Feldherr seyn l AB I S AI.
Mein König und mein Herr! Und Joab Sieg.
Gott gebe dir
Gebeut mir, was du willst.
Ileifs mich hinab zu Bethlems Brunnen gehn, Und Blut dir schöpfen! Gern und schnell gehorch' ich, O König, dir; hier aber kann ich nicht! DAVID.
Ist eis nicht werther noch, weil er nicht will V D u must' es, Abisai, seyn ! A B IS A I .
Wohlan ich wills, Wenn du mit einem Eide mir verheifsest. Ich soll noch heut hinab nach Saba zielin! Doch sende Joab mit.
Denn nach dem 'Fluge
Der ersten L a n z e , steib' ich. DAVID.
Seys denn nicht! Und nimm mir ganz die Freude, dir ¿u danken i
D
A
V
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S I E B E N T E R DIE
VORIGEN.
D
,
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A U F T R I T T .
NATHAN.
SALOMO,
NATHAN. Jedidja w ü r d e noch u n r u h i g e r G e w e s e n seyn , h ä t t ' ich ihn nicht z u dir Herein geführt. S A L O MO. M e i n V a t e r , z ü r n e nicht. Riilin w o l l t ' i c h , k o n n t e nicht. D e n n sieh, ich w u f s t e , D a f s du auf Joahs A n k u n f t w a r t e t e s t . E r ist im V o r h a f . Abisai -will weggelm. DAVID. Bleib d u , Abisai. G e h , C h i m e a m , r u f ihn herüher.
2b
D A V I D -
ACHTER DAVID.
AUFTRITT.
MEPHTBOSETH. NATHAN.
ABISAI.
SALOMO.
DAVID. Nathan! Weifst du die Zeit, die er gezögert hat ? NATHAN. S i e ist nicht kurz. DAVID. Neun Mond' und zwanzig T a g e ! E r , der so schnell sonst ist!
Und meinest du,
Er habe mehr in Benjamin gethan, Als Plätze zu der Zählung suchen lassen ? Da ist sein Bruder , der sie suchen muste* Er selber stand, und weilt' in Jericho. Sein B uder will niclj^ Feldherr seyn, sonst würd' ich Von Abne-s und Ainasas Mörder frey, Und meines armen Absalons!
Sehr edel
Ists, Abisai, dafs du deinen Bruder So schützest! dennoch könntest du das nicht, W ä r wo der Krieger einer, der dir glich. Allein noch edler w ä r s , wenn du, dem Volk Und mir zu dienen, diesen Bruder verliefsest.
D
A
V
I
D
.
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D o c h fahr du f o r t , u n d schlags mir ferner a b ; D e n n deinen T o d , o Abisai, will Ich nicht.
J a , tödten würd* er dich, w i e eis
Amasa t h a t , als der mein Feldherr w a r d ! NATHAN. T r e u ist dir J o a b ! ist ein grofser. Krieger" DAVID. M e h r , als nur t r e u , ist Abisai fnir! U n d ist er nicht im Kriege g r o f s , w i e J o a b ? ABISAI. M i c h tödtete mein B r u d e r n i c h t !
E r ist
Ein treuer F r e u n d , Wie er ein t r e u e r K n e c h t D e s Königs ist.
U n d w e r bin ich d e n n , gegen ihn,
W e n n laut die Schlacht ertönt, u n d es n u n gen Himmel stäubt! Auch w ü r d ' ich meines Stolzes Sieger nicht W i e Joab seyn.
I c h w ü r d e d i c h , w i e er,
N a c h keinem Rabba r u f e n , Dayid. DAVID. Stolzer W a r e r , als j e , da er v o n Rabba sandte.
28
M A V I D .
NEUNTER DIE
VORIGEN. ZWEY
AUFTRITT. CHIMEAM.
JOAB.
HAUPTLEUTE. JOAB.
Sieg gebe dir und langes Leben Gott! Mein König und mein H e r r ! D u liefst mir liier bin ich D i e mühsamlange Zählung hal/ ich endlich' Vollenden k ö n n e n , und DAVID. W a s tragt denn ihr ? JOAB. D e r Zählung Bücher tragen sie. DAVID. Mach du D i e Bücher a u f , und lies die Stämme mir. Beginn mit Benjamin. JOAB. D u hast m i c h , David, A u s Benjamin gerufen, als ich doit Zu zählen kaum begonnen hatte.
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DAVID. "Li«s Denn Juda. JOAB, z u Ucia ciucu H a i i p t m t n n , der das B u c h a u f r o l l t , v u d ztigleioh mitliAlt.
Gieb den Stamm mir. DAVID»
Zögerst du Auch jetzo noch?
Lies! JOAB. Hundert' tausend
Hat Juda fünfmal, die für dich da» Schwert .Ausiiehn ! und, wenn noch, alle Greise leben, Und jeder Säugling noch des Zepterstamjiis ; Noch sechs und zwanzigmal die hundert tausend, DAVID. Des Landes kleine Tochter Bethlehem Hat kinderreiche Schwestern!
Nimm nunmehr
Den Erstgeborne;}. JOAB. Hundert und neun tausend sinds,' Die Lanz' und Schild in Kuben fuichtbar macht. Noch fünfmal hundert Ktieger nenn' ich niäht, Doch hab' ich jeden sorgsam mitgezählt.
D A V I D .
3o
Sie stehen hier die Zahl von jeder Stadt. T o m Volke sind der hundert tausend F ü n f ! D e r tausend D r e y f s i g !
Auch so gar vom Volke
Vergafsen, D a v i d , diese Bücher nicht D i e Hundeite. DAVID,
zü Nathan.
Klein ist des Rüben Land, Und doch ist er so mächtig!
Zu Joab. Sebulon,
D e n Schiffer. Wenigstens Zu den Andern, reizt T y m s ihn JOAB. An Kriegern hat er hundertmal die l a u s e n d , Und dann noch zwey und zwanzigmal; am Volke D i e hundert tausend sechsmal, und der tausend N o c k drey. DAVID. D u hast aiich d o r t , Jedidja, des Volks Sehr viel.
L a i s Tyrus ihre L e h r e r s e y n !
Roll' Asser auf! JOAB. D e s Volks, das W a f f e n schützen, I s t fünfmal hundert, und noch siebzehn tausend, U n d hundert und vier tausend sind der Beschützer. DAVID. Z u m Bau des Feldes könnten wir. viel Lehrer. Nach Tyrus .senden.
Sechzig tausend sollen
D A V I D . I h r Schwert eur Sichel machen.
51
Zwar sie baun
W i e ihre Biüder auch das L a n d , allein Von nun an soll nur ihre Pflugschaar blinken,. G e h , Abisai, d u , und wähl' die aus, Vor deren Schwert kein Syrer künftig mehr fliehn soll. I n J u d a , Salomo, ( d u hast die Zahl Des grofsen Stamms gehört!) sondr'ich auch Streiter D e s Feldbaus Schweifs und Stabil)? und Freuden aus, Die sollen nie den Staub der Schlacht mehr sehn. D u ziehst 'mit mir hinab.
Dann sollen' die
Aus jenen fünfmal hundert tausend Kriegern N u r streiten, die wie L ö w e n muthig sind, W i e R e h e schnell!
I n Dieser starkem Arm
Soll nur die Lanze blinken, nur an Dieser Furchtlosen Brust der Schild.
Lies wieder, Joab.and! Und kein» Wolke wallt, als nur vom Staube. . . Schon glüht die Rache! blinkt der Speer! schon rausch«« Die Donncrwagen ber von Hormons Gebirgen! Von Kademoth! vom Meer! au9 Parans Wüste»-!. . . Schon zückt vom- Ebal her der Todesengel Sein flammend Schwert, vom Ebal oder Morel*!''. . . Ist ilicht der Himmel überall voll Nacht? Seht aus: Ist jeder Strahl des Tags in Weiftet» Nicht ungewöhnlich finster eingehüllt ? Schweigt Mephiboseth ganz? Und ha'sl dw mw, Heut diesen Tag der Angst, gar nichts zu sagen? MEPHIBOSETH.
Ich reden ? Ist bey dir in deinem Herzen Die schwarze Lästerung denn des Ziba ganz vertilgt? Und bin ich, w i e ichs wirklich bin, auch, die Unschuldig ? bin ich dir, wie Jonathan, edel ? Unschuldig, oder nicht, ganz unbefleckt Von jener Lästerung, oder etwas noch Von ihr umwölkt, will ich doch heute reden! Verkennst du mich, so lern mich jetzo kennen! Und sieh, ob edel ich, wie Jonathan, Ob meine Seele sey, wie seine w a i ? Und ich anders ungleich ihm, als nur am Leibe, s e y ? Wenn ich geredet habe, tödte mich! . . . Wohlan, nun darf nicht offen nur und frey,
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D
A
V
I
D
.
N u n darf, so gar mit M u t h , Sanis Enkel reden! M i t Thränen red* ich auch, o meines Vaters Freund, Und meiner, w e n n nicht stets, doch heut gewifs! W e r hat gesündigt? hat es denn dein Volk? E s h a t s ! doch nicht dadurch, wefswegen Gott D i e W a h l gebeut.
Geheut er sie dem V o l k ?
U n d hast nur d u ' s , was zögerst d u , den Tod, D e r dich gewifs erreicht, zu w ä h l e n ? W i r d D a s Schwert vom V o l k e , das nur ficht und stirbt, W e i l Krieg dich tödten soll, nicht schleunig lassen, W e n n du gefallen bist? JOAB. Sehr edel scheint D i e W a h l ; doch, oh der Enkel Sauls allein Aus grofsem Herzen sprach, entscheid' ich nicht! W ä h l s t d u , wie e r , so mufs er sterben! DAVID. I h r Söhne Z e r ü j a , wollt nur Blut. MEPHIBOSETH. M e h r , als der Tod, I s t , J o a b , der Verdacht, mit dem du mich Z u Staube trittst! u n d , ihn zu dulden, foderts M e h r , als zum T o d e , M u t h !
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A
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I
D
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JOAB. Recht, oder Unrecht, M a g ich denn haben; dennoch trügst du dich! Hast du das W o r t des Herrn denn nicht gehöret? Drey. Monde Krieg! Gesetzt, es ist gewifs, D a f s dieser Krieg uns David nehmen soll; W e r hat dir offenhart, dafs er ihn früher, Als in dem dritten M o n d ! und fiüher ihn, Als dieses Mondes lezten Tag! und früher, Als in der lezten Stunde dieses Tags., Ihn tödten werde ? W e r hat dir ,die Zahl de» Volk» Genannt, das fallen wird, eh David fällt? MEPHIBOSETH. W e n n aber sich, den ersten Tag des Streits, D e r Bruder Jonathans mit Einem w a g t ? JOAB. N o c h immer hörst und lernst du nicht, dafs wir» Nicht dulden würden! Kennst du Davids Helden? MEPHIBOSETH. Wenn aber Gott, wie Sand am Meere, die Völker Um euch versammelte ? JOAB. Der Ausgang nur Sagt g a n z , was Gott beschliefst.
Drum mögen »ich
Um uns herum die Völker, wie der Sand
D A
V
I D .
Am M e e r , v e r s a m m e l n , oder wie der Staub Auf Eines M a n n e s A c k e r ; diefs ist E i n s ! W i r streiten! D o c h , w i e k e n n t e s t du die Sieger, D u r c h die rings um uns her dein König h e r r s c h t ? D u , der gelähmt in W i n k e l n kriechen m u f s ! U m r i n g t , das Schlimmste n e h m ich a n ! sey D a v i d D e r alte K r i e g e r , d e r , noch Schaferknabe, D e n Riesen schlug! ei- sey u m r i n g t : was w ü r d e G e s c h e h n , w e n n E l e a s a r , D o d o ' s Sohn H e r a n k a m ! oder -auch, ich darf ihn nennen, Meirt B t u d e r ! (loch du f r a g s t , w e r jener i s t ? So lern denn mindstens noch< den E i n e n k e n n e n : E r s t a n d , und schlug des D a g o n s Räucherer, Bis müd' am Schwert die H a n d ihm starrte, schlug D i e S i e g e n d e n , bis Juda sich umwenden, U n d ihm nachrauben k o n n t e ! MEPHIBOSETH. M e h r noch kann Ich d i r , du hoher J o a b , s a g e n , dir, D e r , nur den M u t h der Schlacht, sonst keine Gröfse, kennt! H a t D a v i d , und hat auch das Volk g e s ü n d i g t : So mufs (ich sag' es nicht, er sagt es s e l b s t ! ) So m u f s , da Anlafs ihm zu dieser W a h l D e r Richter g i e b t , sich D a v i d f ü r sein Volk Dem Tode weihn! . . .
D A V I D .
77
DAVID. D u meines Freundes Sohn, Und selbst mein F r e u n d , w i e e r , ich wollte nur Dem W i n k des Herrn gehorchen, wenn gewifs Der Tod des Kriegs mir w a r ' , und ungewifs der P e s t ; Ich wollte nicht, von neuem stolz, ja stolzer, Mich für das Volk dem Tode w e i h n ! . . . NATHAN. Der Herr Verlangt von dir jezt, David, keinen Gehorsam. Er sandte dir ja W a h l . DAVID. Mufs ich den Tod, Dem ich sehr nah durch Kliegsinuth kommen kann, Nicht w ä h l e n ? Bin nicht ichs, der sündigte? NATHAN. So will ich denn: ob deine Sund' allein Gott, oder auch des Volkes strafen w o l l e ? Kein Urtheil fällen; will kein Urtheil fällen: Ob dich der Tod des Kriegs gewifs erreichen werde ? Bleibt es gleichwohl nicht, dafs, wenij der Herr dich todten will, Des Richtenden Gebert die Pest vollenden werde. W e n n , David, nun der Herr, erwählst du Krieg, Der Wuth der Menschen Alle« überliefse ?
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jö
A
v
i
ü .
W e n n , die du rings umher bezwungen hast, Wenn die, an dir und uns, drey Monden lang, Von dem Arme Gottes los, sich rächen dürften ? DAVID. Wenns so, mein Nathan, ist; so kann ich schnell, Schnell wählen! liab' ich schon gewählt! Vernimms, O Gad, und sag's dem Herrn:
Er kniet nieder.
In Gottes
Hände, In dessen Hände, der barmherzig ist, Nicht in der Menschen Hände, will ich fallen! GAD. So hast du, K ö n i g , denn die Pest gewählt? . . DAVID. Ja sie . . . A c h ! w o willst du die Wahl voll Graun Dem Richter sagen ? Kehrest du dahin Zurück, wo du des Hocherhabnen Fragen Vernähmest ? Oder gehest du hinauf Nach Gibeon, zur Hütte Gottes, dort An seinem Altar, unterm Hall der Posaunen Die todesvolle Wahl gen Himmel zu rufen? GAD. Hier, K ö n i g , hier, vor deinem Ohr, und derer, D i e uns umgeben, und uns hören, solls Vernehmen, der mit meiner Gegenwart,
D A V I D . Die Himmel alle füllt.
79
Allwissender!
Verborgen ist dirs nicht, doch du gebotst, Da Ts dir dein Knecht die Antwort bringen sollte. Ich w e i f e , Gott vor dir, mich in den Statib, Und bringe sie . . .
Er fällt auf die Knie.
Den du von
Hürden nahmst, U n d ü b e r Israel z u m K ö n i g
Hier fällt David auch nieder.
salbtest! Ihm einen Namen machtest, wie auf Erden Der Grofsen Namen ist! und den du heute strafst, W e i l , ungezählt, sein gvofses Volk zu klein Ihm w a r , er wählt die Pest! Hier stehn beyde wieder auf, Gad zuerst.
DAVID. Es ist geschehn! Er hat, vor Gott, das ernste Todeswort Nun ausgesprochen! . . . Ach, verschone nun, Barmherziger, und lafs, ach nicht zu viel Des Volkes sterben, das in deinen Arm Sich wirft.! . . . L a f s , Zadok, du auf Gibeon In Gottes Hütte deine Brüder, und Abjathar Den ganzen Tag Brandopfer thun, und Assaph Und Heman, und Jedithun mit Drommeten Und Cymbeln tönen, und mit Gottes Saitenspiel, Und danken dem, des Gnaden ewig sind! o Damit das Ohr des Herrn im Himmel höre,
SO
U
A
T
i
ii.
W i e sich darauf, dafs er barmherzig ist, Sein Volk verläfst.
Du aber bleib, und geh
Ach, in der Stadt voll Tod umher, und stärke Die Sterbenden.
Ich send* ins Land um uns
Die Boten alle, die ich habe.
Sendet
Die euren auch, damit wir schnell erfahren, Wohin die Plage kömmt, und wen sie trifft. Sagt selbst dem schnellsten, wenn auf seinem Weg Er einen Jüngling sieht, der schneller ist, Er ihn mich grüfs, und gleich die Sache sage. Fleug nun voraus zur Stadt, wohin ich geh, Und forsche nach, und "komm ins Thor zurück.
ACHTER DAVID.
GAD.
AUFTRITT. NATHAN.
MEPHIBOSETH.
SALOMO.
CHIMEAM.
DAVID.
Mein Sohn, mein Salomo, ach lern du heut, W i e vor dem Heiligen demüthig der Seyn müsse, welchen er zum Herrscher wählt. Bringt, Nathan, ihn hinab zu seinen Blumen, Damit er unter ihnen Gottes Milde seh, Und nicht das Angesicht der Todesboten !
D A V I D .
81
Der arme Knabe nicht vernehme die Stimme Der Todesboten. SALOMO. Wenn mein Vater weint, Soll ich nicht auch mit meinem Vater weinen? DAVID. Geh hin, mein Sohn, und lern demüthig seyn, Damit du künftig nicht auch weinen müssest.
NEUNTER DAVID.
AUFTRITT.
GAD.
MEPHIBOSETH.
C H I M E A M. DAVID geht hin und her.
Ach Gott, mein Gott! . .
W a s wird mein Richter
thun ? Wenn nun die Pest mich eilender erreichte, Als mich das Schwert des Kriegs getödtet hätte? . . . Lafs Zu Chimeam. Joab gleich die schnellsten Krieger nehmen, Und rings umher in alle Städte Juda Und Israels sie senden. K I O P S I . \V. X . B .
Hin und her 6
D
82
A
V
I
D
.
Soll jeder eilen, als er niemals eilte! Und schneller noch, als flöh ein Amalek vor ihm. K o m m , Chimeam, zurück.
Noch diefs: Die Ältsten
Der Städte sollen in das Thor sich setzen, Und dort die Leichen zählen, und die Zahl Die dritte Nacht, zu welcher Stunde dieser Nacht E s s e y , mir senden.
ZEHNTER DAVID.
GAD.
AUFTRITT. MEPHTBOSETH.
DAVID. Denn auch diese Zahl, O Mephiboseth, meines Freundes Sohn, Nun will ich auch die Zahl der Todten wissen! W i l l , ist es möglich, kleiner noch, als so, Vor meinem Gott und meinem Richter werden! . . . Glaubst d u , Zu Gad. dafs jetzo schon des Richters Arm Beginne ? GAD. Glaubst denn d u , er säume? Drey Der Todestage sinds.
Wenn auch die Pest
Bey Tausenden da« Volk ergreift; so tödtet
D A V I D .
83
Sie in drey Tagen wenig Menschen nur: Wofern sie Gott den ordentlichen L a u f Fortlaufen läfst; und so hat er gewifs Schon begonnen.
Allein er kann ihr Flügel
Des Blitzes geben! sie, mit seiner Wetter Eile, Fortwürgen heifsen! . . . Ach, war* diefs sein Rathschlufs! W i e wissen wir, ob er nicht gleichwohl früh Beginnen werde ? DAVID. G a d , was sagst du mir! . . -. GAD. Ist deine Schuld gewöhnlich ? Kann denn nicht Auch ungewöhnlich ihre Strafe seyn ? Und ist nicht Israel und Juda sehr verderbt ? DAVID. Wohlan, wie Gott es will! Kommt ihr hierher Zu mir zurück, und tröstet mich, wenn nun D i e Todesboten kommen. GAD. D a r f , was Gott Dich fragt; und Was du ihm antwortetest; Jerusalem erfahren?
84
X) A \
I
U.
DAVID Wissen soll D a s Salem, und wer sonst es hören kann, Dafs ich mich auf des Herrn Barmherzigkeit Verliefs, u n d , mit dem Volk, ihm in die H ä n d e fiel
VIERTE
HANDLUNG.
P E R S O N E N .
DAVID. C H I M E AM. NATHAN. MEPHIBOSETH. SALOMO. JOAB. BOTEN. BEOR. ABIS AI. ZADOK.
ERSTER
AUFTRITT.
D A V I D. Ach
Nach einigem Stillschweigen.
Einsamkeit! . . . Ach , iie
hat itzo Dolche, D i e sie ins Herz mir stöfst! Ich w i l l , die Mitleid M i t meinem Elend haben, rufen lassen, N i c h t länger säumen!
Z W E Y TER DAVID.
Erstehtauf.
AUFTRITT. CHIMEAM.
CHIMEAM. D a v i d , »u erwarten,. Ob du vielleicht hierher kämst, und von Joab D i e Antwort hören wolltest, ging ich hier Herein.
E r sendete mich schnell zurück;
Allein du hattest uns zu dir, mit der A n k u n f t
88
D
A
V
I
D
.
D e r T o d e s b o t e n , erst zu kommen geboten. D r u m w a g t ' ichs nicht heraufzugehn.
Zulezt
Vermocht ich länger nicht den bangen Anblick D e s allgemeinen stummen T i a u r e n s auszuhalten, Auch mein Yeilangen n i c h t , in E l e n d dich zu Sf-hn DAVID. I s t schon der M o r g e n w e i t h e r a u f ? C H I M E AM. Sein Strahl B r e n n t schon des Schnitters Stirn. DAVID. W i e macht' es Jogb ? C H I M E AM. So hat e r , K ö n i g , dein Gebot gethan, I c h s a h s , als er es tliat.
Als all' um ihn
Versammelt w a r e n , f ü h r t ' er sie hinab Z u m Bach. Schöpft mit den H e l m e n ! T r i n k t ! N u n laist D i e Helm' am Bach. Bedecken,
E u c h w i r d schon Staub das H a u p t
D u nach dieser Stadt! und du
N a c h d e r ! Schnell scholl der Boten N a m ' u n d der Städte. F a n g t langsam a n ! D o c h lieber sterbt^ als dafs I h r langsam fortfahrt.
D i e s e wandten sich.
W a s du g e b o t s t , das hatt* er ihnen schon I m Gehn zum Bach gesagt.
N u n ging zu jedem Fürsten
D e r Stamm' ein Bote noch.
H a u p t l e u t e n a h m er vier,
1)
A
"V
I D .
Gab jedem dreyzehn Krieger.
So gebot e r :
V i e r eurer Knaben sehn sehr weit und scharf, D i e andern zwölfe schickt auf beyden Seiten aus. Fünftausend Schritte von Jerusalem Stellst du dich gegen M i t t a g , Hauptmann, hin Auf eine H ö h , an der viel W e g e z.usammen Von andern Städten laufen.
W e n n ihr dann
W o einen müden Jüngling seht, den e t w a Z u David eine Stadt gesendet hat, D e n nimm, und frag ihn nach der Todesbotschaft, U n d sende deinen Knaben, welcher geruht hat. Gen Abend eile d u , und machs, w i e der erste. Gen M o i g e n d u , und du gen Mitternacht. D i e viere wollten gehn mit ihren Haufen, Allein schnell drang den Einen Asaliels Sohn weg, Ein hoher J ü n g l i n g , w i e die junge Ceder schön. D e n Aufgangshaufen liefs zwar Abisai D e m Hauptmann, aber führt' ihn doch.
Sehr eins
Safs er auf einem Adlerrofs aus Saba. DAVID. Ich wollt', und werde sehr genau und schnell M e i n Elend w i s s e n ! . . .
O du theurer J ü n g l i n g !
Glückselig ist dein Vater Barsilai. E r schläft und weifs von unserm S c h i c k s a l ' n i c h t s . Geh ruf mir Nathan, Mephiboseth auch, Und bleib bey Salomo.
go
D A V I D .
DRITTER
AUFTRITT.
DAVID. 0 du mein Volk! . . . W i e werden die, die noch der Tod nicht schreckt, Vor meiner Boten Eil', und ihrem Forschen Erschrecken! J a , glückselig ihr, die schlafen!, . . Auch d u , mein Jonathan.
Oft weinet' ich
1 m deinen Tod! Verlangte dich zurück! Schlaf, schlaf, mein Jonathan! Ach, wenn zu ihm Nun diese Todtenscliaaren kommen! . . .
Finsterer,
Entsetzlicher Gedanke! . . . Wenn nun jeder Des grofsen Heers beym Rächer ihn beschwört: Nun soll er nicht mein Freund mehr seyn ! nicht mein Mein Jonathan ! . .
VIERTER DAVID.
AUFTRITT. NATHAN;
NATHAN. Ich komm allein.
Doch kann ich
Nicht ruhn, wenn Salomo nicht folgen darf. Er unterliegt.
So lang' der Knabe lebt,
D
A
V
I
D
.
S1
Hab* ich ihn also niemals noch gesehn! A l s du uns vollends riefst. . . . Doch du verstummst. . .
FÜNFTER DIE
AUFTRITT.
VORIGEN.
MEPHIBOSETH,
wclcher von Chimcam gefühlt wird, der gleich wieder umkehrt, MEPHIBOSETH. Ach Salomo dein S o h n ! . . Lafs ihn doch kommen. D i e alten Schmerzen, die ich habe, martern Mich heute mehr, als sonst.
W a r dieses nicht,
So liätt ich früher dir fiir Salomo gefleht. E r leidet w i e ein M a n n , und "ist ein Kind. E r übersteht es nicht. NATHAN. Verstummst du noch, O David ? W e l c h ein Schmerz, o D a v i d , ist Dein Schmerz!. . Darf ich dein Kind nicht rufen lassen ? DAVID. Nach einigem Stillschweigen. D u darfst. . . NATHAN. Nachdem er zurück gekommen ist. Ermanne dich.
E r kommt nun bald!
D A V I D .
92
DAVID. Sohn Jonathans, w i e grofs . . . ach würde jez» M e i n Freund dein Vater s e y n ? A n t w o r t e mir M i t deiner Redlichkeit. MEPHIBOSETH. W i e Benjamin Am Halse J o s e p h s , würde Jonathan Z w a r Freude n i c h t , allein gleich starke Schmerze« weinen! DAVID. D a s glaubst du ? Sage n u n : . . . doch nein ich schweige. Viel besser ists. . .
SECHSTER DIE
VORIGEN.
AUFTRITT.
SALOMO.
CHIMEAM.
SALOMO. Ich bringe Blumen d i r , mein V a t e r ! U n d diese T h r ä n ' ist D a n k ! , . . D u liebtest ja, D a s hast du mir erzählt, an Bethlems Quell D i e Blumen sonst.
Und Blumen streuten dir,
D i e Töchter Israels, als sie Zehntausend sangen. D u sagst mir nichts ? . . .
D A V I D .
93
N A T H A N zu David.
Verstummst du wieder ganz ? Zu Salotno. Er zürnt auf dich nicht, Sohn! Es ist sein Schmerz. DAVID zu Mephiboseth. Dein Vater würde jezt/ mein Freund noch seyn? Das glaubst du? Redlich, wie du immer warst, So sey, und ohne Mitleid! . . . MEPHIBOSETH.
Würdest du Sein Freund nicht noch, und mehr in so viel Elend seyn ? DAVID.
Ich würd es ! . . . Allein (ich kann nicht Alles sagen) Darf ers auch jezt noch seyn ? . . . Doch was ich erst Dich fragen wollte, höre nun: W i e grofs Ach! glaubet du wird die Schaar des Volkes seyn, Das sterben wird? Antworte lieber nicht! Drey Tage! . . . Nein, antworte nicht! ME3HIBOSETH.
W i e darf ich Ein Urtheil wagen, auch e i n Uitheil nur Den Träumen gleich, wenn Gott dem Tode so gebeut'? DAVID.
Schickt nach Jerusalem hinab, wie lange Der Tod in ihr begonnen habe ? Sendet
94 Zu Zadok.
D A V I D . Cliimeam geht hinaus.
Höret i h r , w i e
still
sie ist Jerusalem, die grofse Stadt voll V o l k s ? W i e stumm!
so w a r sie n i e !
Er kommt zurück.
Auf,
Chimeam, Dein Blick ist scharf.
Sieh aus ! ob sie schon Leichen tragen ?
CHIMEAM. Ich sehe keine L e i c h e n , wenig Kinder nur, Di« bey den Palmen spielen. DAVID. Siehest du Auf Bethlems W e g e keines Wandvers Staub ? CHIMEAM. Das Fernste, das ich sehn k a n n , ist dpi Hügel, In dessen Schatten Rahels Grabmaal liegt. Auf diesem W e g e von Jerusalem Bis dort hinab, erblick* ich Wandrer wohl, Allein zum Grab hinunter w ^ t ü' 1 ' Staub. D/VID. Ach Bethlem Ephrata, du a u c h , du a u c h ! Kannst du auf jener Seite Silo's Berg, U n d ihrer Hügel Schattenhaine s e h n ?
D
A
V
I
D
.
95
CHIMEAM. S o hell nicht, als das Grab der Mutter Benoni's.. D o c h auf dem Söller kann ich rings um mich D e r Städte mehr und W e g e sehn. DAVID. Geh denn Hinauf!
Und wenn du nach Jerusalem Boten
Hereilen siehst; so komm und sags . . Dein Blick I s t auch sehr hell, und ist ein weiter Entdecker, Mein S o h n !
Geh mit hinauf, wenn du es magst,
Und komm, so oft du willst, zu mir zurück.
SIEBENTER DAVID
NATHAN.
AUFTRITT. MKP1IIB OSE TH.
DAVID. O trüber, dunkler T a g , du Todestag Von so viel Tausenden, die durch mich s t e i l e n ! W i e bang ist mir! wie voll mein Herz! W i e gehn. Die Fluten Gottes mir bis an die Seele! . . . Ach, ist mit allen diesen vielen Todten Auch meiner, Gott! von dir beschlossen? . . . Fällt. M i t allen diesen vielen Opfern auch Der Opferer; so lafs mich jeden Sterbenden
96 (So
D A V I D . wird mirs
seyn,
wenn
nun die
Todesboten
.kommen!) Nicht hören! jeden Leichengang nicht sehn! Lafs bald mich sterben!
. . . Er setzt sich nieder.
Nathan,
ach! was kann, W a s darf ich t h u n , dafs weniger die Zahl Der Todten s e y ? NATHAN. D u kannst nichts thun, o D a v i d ! Dafs weniger die Zahl der Todten s e y ! W a s Gott beschlossen h a t , das führt er aus! DAVID. W a s aber soll ich thun, dafs ruhig w e i d e Die bange Seel in mir ? NATHAN. Dich unterweifen! DAVID. Das thu ich. NATHAN. Thu es ganz!
D A V I D .
ACHTER DIE
97
AUFTRITT.
VORIGEN.
CHIMEAI.
CHIMEAM. Der Bote kam. DAVID.
Was vor ein Bote, Chimeam ? CHIMEAM.
Von Zadok. Der Hohepriester sagt: Jerusalem Ist bang und stumm, und senkt ihr Haupt zur Erde! Allein noch keinen hat die Pest ergriffen, Selbst keinen Greis, und keinen Säugling nicht.
NEUNTER DAVID.
NATHAN.
AUFTRITT. MEPHIBOSETH.
DAVID.
Noch keinen nicht erreicht? Ich glaubt', ich würde Von Todten schon, und ofnen Gräbern hören. Was ist denn diefs ? . . . Will Gott nur wenige, In allen Stämmen zwar, in ganzem Israel, K i o f s t . XV. X, B.
?
D A V I D .
98
Allein nur wenige doch tödten ? . . . 0
Hofnung,
Die meine Seel' erfrischt! O Nathan! . . . hörtest? O Mephiboseth, hörtest du, was Zadok Uns sagen liefs ? Noch keiner.
Nicht einmal
Ein Säugling und ein Greis.
ZEHNTER DIE
VORIGEN.
AUFTRITT.
SALOMO.
CHIMEAM.
CHIMEAM. Zween Boten kommen Von Gibeon.
D e r Krieger läuft -voran
Sie eilen schon nach Joabs Zelt daher. DAVID. O du des armen Staubs, der Gottes W e g e Nicht kennt, o du des Unglückseligen Hofnung! . . .
D
A
V
EILFTER D I E
I
D
.
AUFTRITT.
V O R I G E N .
]OAB.
JOAB. Von Gibeon. . . . W i l l s t du sie selber s e h n ? DAVID. Z u m Richter sandt' ich sie. M i t T o d e mir zurück.
E r sendet sie
Bring sie herauf,
U n d alle, die noch kommen w e i d e n , auch. N u n zählt der R i c h t e r ! . . .
Ich mufs diese Zahl
Auch w i s s e n ! L a i s zu mir sie alle k o m m e n !
ZWÖLFTER D I E
V O R I G E N
AUFTRITT. aufser
JOAB.
SALOMO. Vernahmt ihrs a u c h , w i e laut der F e l d h e r r r u f t e ? R u f t er so in der Schlacht? E s w a r sehr f ü r c h t e r l i c h ! Ach dü mein V a t e r ! Vater I s r a e l s ! . , .
D
ÌOO
A
V
I
D
DREYZEHNTER D I E
V O R I G E N .
.
AUFTRITT. Z W E Y
B O T E N .
DAVID. Bist du aus G i b e o n ? DER
BOTE.
D i e P e s t in G i b e o n ! D i e Priester sandten mich.
Ach unsre Stadt!
U n d eine P e s t , w i e nie noch eine w a r ! Ach unsre S t a d t , die Säuglingstochter Salems, Sie ist d a h i n ! dahin ist G i b e o n ! W i r k ö n n e n schon nicht m e h r b e g r a b e n ! S ALOMO. Komin, Mein Chimeam!
VIERZEHNTER D I E
V O R I G E N und
AUF/TRITT. aufser
S A L O M O
C H I M E A M . DER
BOTE.
E s überfällt sie w i e Flammen I n M a r k und Bein ! D a n n W ü t e n ! oder Todesschlummer ! K a u m t r i f f t s , so ists der T o d !
D A V I D .
lOI
M E P H I B O S E T H zu David.
So schnell ? DAVID.
Hast du Des Richters Donnerworte nicht gehört? Tsts ein Verderber nicht? Ein Engel des T o d e s ? . . . Geh, J ü n g l i n g ! . . . Bleib. DER
Wenn liub es a n ?
BOTE.
Mit dem Aufgang Der Sonne. DAVID.
Geh!
FÜNFZEHNTER
AUFTRITT.
Die B o t e n sind. weg. DAVID.
Ihr hörtet es: M i t der Sonne! . . . Kaum scholl die Todeswahl aus meinem M u n d e , so schollen Des Richters Donner auch! Sie trifft auf einmal ganz! Und tödtet schnell! Vor Wüten nur, mein Gott, Beschütze mich.
Docli auch hierinn, w i e du
Es w i l l s t ! Ich fall auch hier in deine Hände! Mein Schicksal nicht, nur euer Scluclisal, lhr^
102
D A V I D .
Mein V o l k , ihr meine Kinder, will ich klagen! I n Israel und J u d a , rings um mich, Ein solcher T o d ! itzt da ich red', und hier Lebendig steh! u n d , o in Bethlem auch! I n allen denen Städten auch, worinn So viel Rechtschafne mir einst Helfer Und Freunde w u r d e n , da vor Saul ich floh. Ach, damals warst d u , H e r r , mein Retter n o c h !
SECHZEHNTER D I E
AUFTRITT.
V O R I G E N .
C H I M E A M .
CHIMEAM. Ein Bote Von Bethphage. MEPHIBOSETH. Von der viel nähern Stadt Ein späterer Bote! W i e geht dieses z u ?
D A V I D .
SIEBZEHNTER DTE
AUFTRITT.
VORIGEN.
DER
BOTE.
DAVID. Begleitet dich der Bote Joabs n i c h t ? DER Er starb im Thor.
BOTE.
Aus ist es mit Bethphage!
So hat noch nie die Pest vom Herrn gewüthet. Dein Krieger k a m , und schnell ergrifs sein Haupt Und H e r z , da starb er in dem T h o r ! Da sandten D i e Ältsten einen andern Jüngling fort. Der W ä c h t e r auf der Mauer sah ins Feld H i n a u s , da sah er auf dem W e g e todt Den Jüngling l i e g e n ; drauf ward ich gesandt. Die Ältsten sind im T h o r , und zählen die Leichen, Der Vater seinen S a h n ! und sterben a u c h ! Lafs mich, ich mag dein Angesicht nicht länger, O König, s e h n ! Sie könnte mich vor dir Ergreifen, und vor dir mich tödten! Lafs, 0 König, mich. . . .
D
A
V
I
ACHTZEHNTER DIE
I).
AUFTRITT
VORIGEN.
Indem dieier noch redet kömmt e i n a n d r e r l o t e .
DER A N D R E
BOTE.
Aus ists mit ihr! es ist at&! DAVID.
Mein Richter, ach! wie eilend zählest du! Wo kömmst du, Jüngling, her? DER
BOTE.
Von Bethaiija. Die ist nicht mehr! Von Schrecken abgematet, Komm ich sehr spät. So schnell gehn Städte mr unter, Wenn sie in Kriegsgeschrey, in Hall der Pcsaunen Sterben! Glücklich ist der, wer nicht ihr Sterben Mit ansehn mufs. Ich bin nicht weich; all an Ich sah, dafs seine Braut ein Bräutigam Begrub; da eilt ich weg. DAVID.
Geh zu den Zelten
D A V I D .
NIUNZEHNTER DAVID.
NATHAN.
105
AUFTRITT. MEPHIBOSETH.
NATHAN.
Jezt ist tes Leidens bittre Stunde, jezt Mufst du mit Männlichkeit aushalten.
Was
Hilft alle Weisheit ? was Entschlüsse des Muthes, Indem wr ferne nur das Elend sehn; Wenn wr nicht, ist es nun da, r.lsdann mit Muth Aushalter? DAVID.
Nathan, ja du stärktest mich! . . • Allein eii Elend, wie diefs Elend ist. . Und war es Stolz nicht, wenn ich ge^en die Pfeile Defs, de allmächtig ist, hinstellen .
D o r t senk' ich den A n k e r , u n d r u f ' es dreymal aus, W o einst der bleiche Tiberius M i t seinen h o h e n K r i e g e s n a c h e n , E i n scheuer L a u r e r , lag.
W o der F ü r s t von dem waldigen U f e r TVuderte, mitten im Strom zögert', u n d r i e f . E r komme,
die göttlichen R ö m e r
Anzubeten! E r k a m , und betet an D i e G ö t t e r , und den O b e r g o t t ! D e r U n h e i l i g e s p ä h t e w o h l auch, U n d reizt', und lockt', ach u m s o m s t ! zur Ü b e r f a h r t . G r o f s e r Pilot des V a t e i l a n d s ! O f t hab' ich im Ozean dem N o r d e
zu
Gegen die Felsengestade gehalten, U n d in i h r e B u c h t e n zu steuern gestrebt.
E r r e i c h ich sie n o c h , so r u F ich auch d o r t es a u s ; Brausen aber mich Stürme z u r ü c k V o n den Felsengestaden.
HER M A K N S
ACHTZEHNTE DIE
VORIGEN.
103
TOD.
SCENE.
CEPIO.
K RIEGSGEFART.
COTTA.
EIN
STOLBERG.
CEPIO.
W i e gehet das z u ,
Hermann?
Wir rnhen
da in der Grotte, geniefsen deines W i l d e s , kühlen uns aus deinen Schalen,
und freuen uns,
dafs wir in Deutschland,
und bey dir
da entsteht
schneller fürchterli-
draufsen ein
cher Lerrn; w i r springen a u f , deine Burg besetzt ist! dich überfallen hat.
und sehn,
sind: dafs
W i r wissen nicht, w e r Viele, die w i r im schnel-
len Vorbeygehn sahn, waren keine Cherusker. DER
KRIE GSGEFÄRT, indem er k o m m t .
Auf Einmal aus dem W a l d e hervor!
Viele
bis ans Kinn im Schilfe versteckt gewesen.
Noch
ganz triefend. plözlich!
Plözlich uns
in den
Rücken,
Ein ganzes Heer! HERMANN.
Führe ihn w e g , dafs er schon stirbt?
Theude!
Siehst du nicht,
1C>4
H E R M A N N S DER
KRIEGSGEFÄRT.
Was sterben?
Ich lebe?
Tödtete Segest mich? tödtet?
TOD.
Wie wars doch?
oder habe ich ihn ge-
Theude hält ihn, da er wankend weggeht. THUSNELDA.
Was ist das, Hermann? HERMANN.
Sage es ihr, Horst. IIORST.
Ich weifs nichts. THUSNELDA.
Darum, Theude, hast du mich so auf Irwegen umher geführt, Blute trof?
weil es sonst überall von
Und mein Vater ist da! Hermann,
mein Hermann! sage mir, was das ist? beginne ichs, wie Tanz
zu
Eben
Walhallagesang:
und da sinket mir das Knie, wie vor dem Geheule des Sturmwindes, und dem Schrey der Leichenvögel. STOLBERG, indem er durch die andre vorher noch nicht geöfnete Thür ankommt.
Gambriv! Drey Hauptleute sandte ich.
Kei-
HERMANNS ner kam zurück!
TOD.
105
Die Brukterer strömten zwi-
schen uns, und die Burg! Unsre Jugend rufte laut aus: Die Walküren 1 sang dann, und tanzte es vor sich weit auseinander! die Göttinnen gesehn! dorthin! stellt.
Ich
Aber sie hatten -wollte auch
mit
Ich hatte mich schon zum Tode geVielleicht kann ich dir noch beystehn.
Darum bin ich gekommen.
Auch die Wasser-
pfoite haben sie.
Wir schlugen uns kaum noch
bis zu ihr durch.
Meine Begleiter sind todt. HERMANN.
Also
ist e s ?
gegangen ist. Theude.
nachdem er kurze Zeit
Ich soll sterben.
hin und her
Meine Waffen,
E r hatte sich an eine Säule gestellt, seine Freunde
waren neben ihn getreten.
M i t d e m Piücken a n d i e s e
Säulen!
Hier! Nein, ich kann den Schild nicht
halten.
Thusnelda nimmt ihn, ohne ihn anzulegen. THUSNELDA.
Es ist nicht möglich! es ist nicht möglich! Sterben? kommt!
Ich
die eben
sich
kaum mit
erst zu dir zurück den ersten
Tropfen
lezt aus dem tiefen Wonnebecher der Wiederkehr!
Und du voll, deines grofsen Entwurfs!
die ganze Seele heifs von dem Göttergedanken! von ihm, den jener andere weissagte, welchen
106
H E R M A N N S
du, noch röthlich,
T O D .
und weichgelockt,
dach-
test ! und ausführtest! HERMANN.
Ich halie es mein ganzes Lehen durch gelernt, dafs Allvater anders beschliefst, w i e d e r Mensch.
Ich werde es heut nicht verlernen! THUSNELDA.
Mein Vater will dich wieder gefangen nehmen, wie zu Varus Zeit. HERMANN.
Diefsmal ist es die Warte nicht; es ist der Tod! tritt hier neben mich, Thusnelda. THUSNELDA.
J a dicht bey dir, da will ich auch sterben! HORST. Es macht mir den Tod bitter! Ich versah's! ich liefs sie auf dem Hiigel! HERMANN.
Keiner versah, nicht du! und nicht ich! Es ist der Götter Thun, ihr Rathschlag, und ihre Ausführung!
THEUDE.
Ich bin noch ganz Fels.
Wir sollen sterben ?
H E R M A N N S
T O D .
IO7
zusammen ? nun gleich ? mein Vater ? was kann ich von Ihm sagön ?
sie, die ich das erstemal
nicht mit Knabenauge sah, genblicke sehe?
und jezt erst Au-
und ich, in dieser Bliithe?
Doch sie blüht ja nicht mehr!
sie welkt von
der Wunde! Nun, nun, ich kann nichts sagen; aber, Hermann und Thusnelda, ich bin euer Werth! Mein Vater, zuerst falle ich,
zuerst!
ganz, ganz vorn, mein Vater! Der Unwürdige! der Grausame!
Auch der, o Freya, konnte Lo-
thers und Welleda's Sohn seyn?
J a , sie thun
es, die Götterl sie erhören Einen Seufzer dieses Herzens!
lenken Einen Schwung dieses Arms!
Ha du blickest hell, Lanze!
du siehst scharf!
Das ist ein schöner Wink, den du winkst! HERMANN, nachdem er Tlieude geküfst hatte, zu Thusnelda.
Dank sey es den guten Göttern, dafs mir die Freude noch geworden ist, dich wieder zu sehn, du Wonne meines kurzen Lebens,
mei-
nes sehr kurzen Lebens! denn wie lange warst du in Rom! Noch Eine Umarmung, aber kein D 7
Abschied. Denn ich seh es in deinem Blicke, dafs du mit mir sterben willst. Er umarmt Thusnelda. THUSNELDA.
Kein Abschied! kein Abschied! allein noch
lOß
H E R M A N N S
viel Umarmungen ! menden.
TOD.
Man hört Geräusch der Ankom-
Du bist ohne Schild;
ich will dir es
seyn, und die Lanze, welche dich tödlet, dringe durch mich! HERMANN.
Deine Stimme, deine Thranen, dein Todesverlangen , alles wird mir Wehinuth.
Höre auf,
Thusnelda, sonst kann ich nicht fechten; und so sterbe ich
als Gefangener, und vielleicht
gar verhöhnt!
Und ich habe beschlossen, es
ist mein lezter Entschlufs, und so eisern, wie dein Hermann je einen fafste! beschlossen habe ich,
das Geräusch nimmt zn,
des Kampfs zu sterben! hören will,
in dem vollen Feuer Das lezte,
was ich
soll ein Wort von dir seyn,
und
der Klang eines Schwertes. THEUDE.
Nicht meines Schwertes; denn ich bin alsdann schon todt. EIN
HIRT.
Gieb uns Waffen! HERMANN.
Geht nur hinab, ihr guten Männer. sen euch gewifs durch.
Sie las-
Denkt manchmal an
euren Hermann, wenn ihr Frühlingstanz haltet.
H E R M A N N S DER
TOD.
IO9
HIRT.
Das ist h a r t , dafs wir nicht mit dir sterben sollen! EIN
SCHIFFER.
Wir wollen ihnen
das Durchlassen schon
verbieten.
Wir
bewafnen uns drauisen vor
der Halle.
So fangen sie hübsch a n ,
wie es
solchen Leuten ziemt, und gehn über todtes Landvolk. HILDA, die niedergesunken w a r , und sich jetzt aufrichtete.
Alle Göttinnen der Fehm! und all ihr Entsetzen! Sie kommen u m ! Hermann kommt u m ! Thusnelda kommt u m ! Legt, legt auf, furchtbare Göttinnen, aber die Last nicht, dafs ich sie Einen Tag überlebe!
Sie gehn.
HERMANN.
Verlafst uns, Tribüne.
Warum wollt ihr
hier sterben? CEPIO.
Also glaubst du wirklich, sie tödten dich? HERMANN,
Zweifelt ihr daran?
1XO
H E R M A N N S
T.OD.
CEPIO.
Dringen in deine Burg? ermorden dich da? Deutsche Hermann ? Es kann nicht, und es wird nicht geschehn!
NEUNZEHNTE DIE VORIGEN, BRIV
INGOMAR.
SCENE. SEGEST.
MIT KRIEGSGEFÄRTEN.
OHNE KRIEGSGEFÄRTEN.
GAM-
KATWALD
EIN ANKLÄGER.
INGOMAR.
Erst halten w i r Gericht, und dann tödten w i r ihn! H E R M A N N , für sich.
Katwald so gar bis in meine Halle. STOLBERG.
Was nennt ihr Gericht halten? weifs es.
Doch ich
Erst sprecht ihr diefs und das Ge-
setzwort aus; und dann mordet i h r ! INGOMAR.
Schweig, Jüngling. HORST.
BojoKal 1 Bojqkal!
1XO
H E R M A N N S
T.OD.
CEPIO.
Dringen in deine Burg? ermorden dich da? Deutsche Hermann ? Es kann nicht, und es wird nicht geschehn!
NEUNZEHNTE DIE VORIGEN, BRIV
INGOMAR.
SCENE. SEGEST.
MIT KRIEGSGEFÄRTEN.
OHNE KRIEGSGEFÄRTEN.
GAM-
KATWALD
EIN ANKLÄGER.
INGOMAR.
Erst halten w i r Gericht, und dann tödten w i r ihn! H E R M A N N , für sich.
Katwald so gar bis in meine Halle. STOLBERG.
Was nennt ihr Gericht halten? weifs es.
Doch ich
Erst sprecht ihr diefs und das Ge-
setzwort aus; und dann mordet i h r ! INGOMAR.
Schweig, Jüngling. HORST.
BojoKal 1 Bojqkal!
H E R M A N N S
TOD.
111
INGOMAR
Wem rufest d u ? HORST. Der Gottin der Rachel INGOMAR,
Über Bojokal? IIORST. Über euch nicht! SEGEST. Sonderbar.
Meine Tochter ist hier. THUSNELDA.
J a , ich bin zurückgekehrt, mein Vater! SEGEST. Wenn du es auch zu mir bist; so trit jetzo gleich hei über.
Ich bringe dich auf meine Was-
serburg, so bald das hier vorbey ist.
Du sollst
Ruh und Freude bey mir haben. THUSNELDA.
Freude? Die ist f ü r mich nicht mehr.
Ruh
werde ich finden; aber auch die nicht auf der Wasserburg.
112
H K I\ M A N N S
TOD.
SEGEST.
Du List in Todesgefahr, wenn du dich nicht \J
*
in meinen Schutz begiebst. THUSNELDA,
Ich sagte j a , dafs ich Ruh finden würde. SEGEST.
Es mufs hier des Saumens nicht so viel seyn. Halt Gericht, Ingomar! INGOMAR.
Wo ist der Ankläger? Ankläger, trit hervor! DER
ANKLÄGER.
Erhabne Fürsten, denen Wodan heut Frieden giebt, Ingqmar, Segest, Gambriv, Katwald. . THEUDE.
Welch ein Name wurde da mit genannt! INGOMAR.
Plaudre nicht, Knabe,
wenn Gericht ge-
halten wird! CEPIO.
Wen meintest d u , Theude? THEUDE.
Der zulezt hereintrat, Katwald.
H E R M A N N S
113
TOD.
CEPIO,
Dieser Fürst hat eine hohe Mine. THEUDE.
Er ist es, der für meinen Vater,
und für
sich die Frage an die Götter that. CEPIO,
für sich.
Ach er schickt dem Bruder das Schwert, Laut.
Und eben dieser Fürst (die Anklage ist
nur Spiel werk) verurtheilt Hermann?
Ich bin
in einem Labyrinthe. DER
ANKLAGER.
Werden sie mich bald reden lassen, diese Römlinge,
diefs Hofgesinde Tiberius,
genau weifs,
das so
was vor dem deutschen Richter-
stuhle Spielwerk, oder Ernst ist? Ihr Fürsten!
Hermann,
Siegmars
Sohn,
Fürst der Cherusker, hat Varus bey Teutoburg treulos überfallen, und hat ihm dort drey Legionen , sechs Kohorten, viel Türmen, und alle seine Hiilfsvölker aus Gallien,
ein Heer von
fünfzig Tausenden, schändlich umgebracht. GAMBRIV.
Brauche nicht solche thörichte Worte,
An-
kläger. R i o r « i , W . X. B.
8
114
HERMANNS DER
TOD.
ANKLÄGER.
Worte der Wahrheit sind nicht thöricht! Er hat so sehr wider die unschuldigen Römer gewütet, dafs damals die Namen Blutbach, und Knochenbach aufgekommen sind. STOLBERG.
Endlich gesteht ihr also Winfelds Schlacht Hermann allein zu! INGOMAR,
Hermann, gebeut Stillschweigen! den Deinigen, und diesen Fremden! HERMANN.
Ich bitte meine Freunde d a r u m ,
auch die
Römer. DER
ANKLÄGER.
Der angeklagte Fürst der Cherusker hat durch diese Schlacht die Römer so sehr zu Zorn und Rache wider uns gereizt, war, rufte.
dafs es mit uns aus
wenn Tiberius den Cäsar nicht zurück Diefs grofse Elend hat er über unser
Vaterland gebracht!
Er hat vorgehabt, seinen
Bruder Flayius an der Weser zu ermorden.
Er
h a t , indem er Wundengefährlichkeit vorwendete, in der Schlacht am Damme, der schrecklichsten von allen unsern llömerschlachten . .
HERMANNS
TOD.
115
SEGEST.
Ja,
diese jüngste Tochter der Teutoburg-
schlacht -war ein rechtes Scheusal! DER
ANKLÄGER.
In dieser Schlacht hat das Vaterland verlassen!
er Ingomar,
und
Und damit es doch
ein wenig anders, wie Verlassung aussähe, so ist er so grausam gegen Theude gewesen, daf* er,
statt seiner,
den armen
Knaben hinge-
schickt hat. THEUDE.
Ich kann nicht schweigen! Ihr seyd Ungeheuer!
Mein Vater war seit der Weserschlacht
an seiner Wunde zum Tode krank. mich nicht,
Er kannte
da ich zum Heerhanne aufbrach.
So strömte ihm die Flamme durch das Herz. THUSNELDA.
Sieh deinen Enkel, und mich, mein Vater! THEUDE.
Ich will kein Mitleid von ihm! Siegmars Enkel, und nicht seiner! SEGEST.
Fahr fort, Ankläger.
Ich bin
I l 6
H E R M A N N S
T O D .
KATWALD,
Hermann, ich sage es nur um Andrer willen, und nicht dir, dafs du noch kein Wort von dem gehöret hast, wobey ich einstimme. GAMBRIV.
Ich stimme bey vielem auch nicht ein.
Sey
streng w a h r h a f t , Ankläger, oder ich mache es mit dir , wie w i r Brukterer einst bey Teutoburg mit den römischen Anwalden, und leifse dir die Zunge ausl DER
ANKLÄGER.
Wenn ich nicht reden d a r f , wie ich mufs, so höre ich auf. GAMBRIV. So sprich denn, wie du magst, und kannst. DER
Hermann hat
ANKLÄGER.
wider Marbod einen unge-
rechten Krieg angehoben, ganz allein in der Absicht, damit dieser ihm nicht im Wege wäre, und er seinen lang ausgesorinenen Bürgerkrieg führen könnte. gelungen!
Und das ist ihm denn auch
Er hat Marbod aus seinem Lande
nach Italien gejagt, und ist gleich darauf zu dem Bürgerkriege geschritten, der s o l a n g , und
H E R M A N N S
T O D .
117
so blutig geführt worden ist! und den der gefangene , und angeklagte Cheruskerfürst nur nach Bezwingung seines Vaterlandes zu endigen vorhatte: den ihr aber, erhabne Fürsten und Pacht e r , Ingomar, Segest, Gambriv, Katwald, auf ganz andre Art, und zwar nun gleich, zu endigen entschlossen seyd. INGOMAR.
Hast du angeklagt? DER
ANKLÄGER.
Ich habe angeklagt. INGOMAR.
Hast du Zeugen? DER
ANKLÄGER.
Alle Götter! und jeden Deutschen, welcher das Schwert führt. INGOMAR.
Erfrage die Aussprüche. DER
ANKLÄGER.
Dein Ausspruch, Ingomar? INGOMAR.
Hermann mufs sterben.
118
H E R M A N N S DER
TOD.
ANKLÄGER.
Segest? SEGEST, mit der dumpfen Stimme der Wuth.
Sterben ? STOLBERG.
Wer? SEGEST.
Du auch! STOLBERG.
Und du etwa nicht? DER
ANKLÄGER.
Gambriv ? GAMBRIV.
Der Tod. DER
ANKLÄGER.
Katwald? Du antwortest nicht? KATWALD.
Malwend war im Bunde, nicht ich.
Gleich-
"wol bin ich mit hier. Diels mufs dir genug seyn. HORST.
Dieser ganzen langen Weitläuftigkeit bedurftet ihr also, damit es den guten Jünglingen da
HERMANNS
drüben,
TOD.
euren Kriegsgefarten,
11 Katwald hält sie. EIN
KRIEGSGEFÄRT.
Die Todten sind weg.
Die Wegtragenden hatten
Theude Hand, Gesicht, Brust m i t Heftigkeit geküfst.
HERMANNS
TOD.
X^g
GAMBRIV. Ein Horn! Er ist fürchterlich dieser Bund! Das Horn! Er weist es ebeji so lebhaft zurück, als er es gefodert hat.
Kann eini Deutscher
einen Bund
brechen, Horst? HERMANN.
Lais mich antworten.
Er kann nicht.
THUSNELDA.
Herrnann, mein Hermann! aber der Tod! . . HERMANN.
Er kann nicht! CEPIO.
Ich wiederhole es dir, Katwald: Sylla's und Casars Göttin waltet über Piom! COTTA.
Was sagtest du da, Cepio?
Vergissest du,
dafs du ein Römer bist? KATWALD.
Wenn diese Erinnerung euch nicht immer so sehr Wollust war, und ihr manchmal euer selbst vergafst,
ich meine nicht gerechter Rö-
mer, sondern Avas ihr viel öfter wart, süchtiger,
ehr-
menschenverachtender Eroberer: so
150
HERMANNS
TOD.
vergafsen euer die Götter nicht, da sie euch wider die Deutschen nicht beystanden,
denen
Sieg gelang über die Heere Carho's, und Cassius, und Scaurus Aureliüs, und Servilius Cep i o , und Markus Manlius, eurer Consul; und die das Heer Octavianus Augustus,
eures Kai-
sers , in Blut und Gebein verwandelten! GAMBRIV.
Hermann ?
Stillschweigen.
Dein
aber nicht dein Auge.
Nun
nacli
Mund schweigt:
einigem
so kann er denn nicht! COTTA.
Komm, Cepio.
Es ist vorbey!
Sie gehn.
HERMANN.
Mein Blick beschuldigte dich nicht, Katwald. Ich weifs es, du wolltest mich durch dein heisses Wort,
mit dem du von den Tribunen Ab-
schied nahmst, abbringen.
von meinem Ausspruche nicht
Der E m s t , womit ich dich ansah,
war es - vielleicht zu sehr. ders seyn.
Er konnte nicht an-
Ich bin Wodan so nah. KATWALD.
Ich hatte dir gung verziehn,
deine scheinbare Beschuldi-
eh du sprachst.
Ich wollte
H E R M A N N S
dich nicht ahhiingen.
TOD.
15
Ich bin Wodan so nah,
wie d u ! GAMBRIV.
Thusnelda, auch der Tod! Thusnelda] ich sage dir da ein Piäthsel. W i r müssen endigen.
Es soll sich auflösen 1 Segest, also will ich es:
W i r Verbündeten gehn hinab, und
erwarten
sie an der Brücke, die in das Wäldchen führt. Hermann, ich that alles, was in meiner Gewalt w a r , dafs es Thusnelda nicht sähe.
Sorge du
n u n , dafs sie hier bleibe. S E G E S T , zu Hermann.
Lais sie von Horst halten. THUSNELDA.
Halten, mein Vater?
Doch an einer Fessel,
damit du die Freude habest, deine Tochter vor ihrem Tode noch Einmal gefesselt zu sehn? SEGEST.
Horst ist zu schwach dazu.
Halt du sie,
Katwald. KATWALD.
Wie gern thäte ich das;
allein ich habe
nun einmal unten Geschäfte, leider nicht mit d i r ! Denn du schlängelst und zischest gewifs hinter deinen Kriegsgefärten herum.
H E R M A N N S
152
T O D .
SEGEST, »uft dies auf den Gang hinaus.
Sie antworten ihm dTaus-
sen dadurch, dafs sie an die Waffen
schlagen.
Stellt euch! zieht das Schwert.
Zu Katwald,
Es ist nicht lang mehr hin, und du schweigst, Redner! KATWALD.
Der Ton meiner Lanze sollte mehr Piedner seyn,
und
sehr schön
durch deinen Panzer
klingen, wenn du nur nicht hinter den Kriegsgefärten wärst. SEGEST.
Ich gehe.
Ihr kommt uns doch bald nach? HERMANN.
Wir kommen.
Segest geht mit den Seinigen.
In-
gomars Kriegsgefärten folgen.
HORST, rtifc dies Segesten nach, der nicht mehr gesehn wird.
Er hat sichs verheissen, Segest!
und
er
wird sichs halten, dafs er in dem vollen Feuer des Kampfes sterben will! GAMBRIV, zu den Seinigen, die auf ihn warten.
Geht nur voran.
H E R M A N N
S
TOD.
153
KATWALD.
Warum säumst, du, Gambriv?
Wir haben
noch mit einander zu reden. GAMBRIV, nachdem er seine Waffen weit weggeworfen hat.
Ich gehe nicht hinab.
Ich darf alles hören,
was ihr euch sagt. THUSNELDA.
Aber, Gambriv . .
Doch du willst nicht.
GAMBRIV.
Ich kann nicht! THUSNELDA.
Du willst nicht! KATWALD.
Ich bin diefsmal nicht vorn.
Sey du es,
Stolberg, und dicht vor Hermann.
Aber schone
dich, schone dich, damit es Hermann noch höre, wenn ich es ihm nun zurufe, dafs Segest drüben a u c h g r i l f s t ! El- umarmt Hermann. HORST.
Ich will vor Stolberg herlahmen. doch wenigstens so gut,
Ich bin
als noch ein Schild.
154
H E R M A N N S
Siegmar,
T O D .
der -Schild ist ohne Blumen,
nicht ohne Narben» und du weist wohl, wen es blutete.
aber für
Nun Siegmar, so komme ich
denn endlich! Freylich hatte ich Eil, wie mir dein Sohn schuld gab.
Nun hat er auch Eil.
Mein Hermann! HERMANN.
Bester Horst! Warum ist mir denn auf Einmal , als sey ich schon ganz nah bey Siegmar ? Fliegt etwan ihr Haar nicht? und eilen die geweihten Mädchen nicht herzu, und bringen ihm das Horn? Da steht er ja, und hälts! Er stöfst mit Brenno auf unser Wiedersehn an, ach aufs Wiedersehn!
Das war ein ernster Klang!
Es
scholl, als ob Werdomar zu einem Liede von Siege, oder Tode vorspielte.
Doch hier kann
kein Sieg seyn. Tod also, Siegmar, Tod! Auch die Walküren ?
Ich mufste mich vordem oft
nach ihnen umsehri. mals da.
Aber sie wareii dann nie-
Das ist also euer Schweben, Göt-
tinnen? dieser euer Blick? so sanft lächelt i h r ? Es ist verschwunden, Horst. THUSNELDA. A b e r ach es w a r d a !
Hermann weist auf seines
Vaters Lanze. Sie wird ilun gebracht.
HERMANNS
TOD.
155
KATWALD, zu Horst, und Stolb'erg.
Es bleibt so, ihr voran, ich nach. wenn w i r über die Brücke sind, seitwärts a b ,
Gleich
springe ich
und tödte hinten Segest, (desto
besser, wenn ihn meine Verachtung gereizt hat mit vorn zu seyn!) tödte ihn hinten, oder jage ihn in den W a l d ,
und erreiche ihn dort mit
dem Fluge und der Klaue des Adlers! Ich rufe es dir zu,
Hermann I
Diefs Wort soll mein
leztes seyn 1 Aber er mufs es auch hören, Stolberg ! bey Tyr! er mufs es hören! STOLBERG.
Wenn ich es auch noch höre, so antworte ich dir auf dein leztes W o r t ! HERMANN.
Dafs dachte ich nicht, Gambriv, dafs mich etwas von dir freun w ü r d e , und so sehr f r e u n ! Ich danke dir, Gambriv! und Dank,
nah am
Tode, ist heifs, wie Blut des Kriegers! GAMBRIV.
0 ihr himmlischen Mächte! ihr Furchtbaren! ihr Piächer der Bundbrüche! könnte er mir für mehr danken!
156
HEKMANA'S
TOD.
HERMANN.
Aber Thusnelda . . Bleib, meine Thusnelda! bey unsrer ersten Umarmung,
und bey dieser
lezten I bleib ! Sie werden dich schöner^, und so wirst du mich fallen sehn! THUSNELDA.
Werde ich mich denn schonen ? Nicht bleiben, Hermann! mein, mein, mein Hermann! nicht b l e i b e n ! Es werden Horner und Kiiegsgesclirey von unten gehört.
Sie fällt bey einer Säule nieder. HERMANN.
Wie sanft sie schlaft. Geliebteste unter allen, die jemals geliebt wurden, bald, bald wirst du noch viel fester schlafen! Er stürzt sich bey ihr nieder und küfst sie.
Jezt,
wo die guten Männer,
meine Freunde, unsre Väter,
dahin, auf uns
warten, wo keine Eroberer sind, und wer sie ¡¿u Menschen machen will, nicht ermordet wird! indem er sich bey dem Weggehen nach ihr umwendet.
Thusnelda!
H E R M A N N S
TOD.
ZWANZIGSTE THUSNELDA.
157
SCENE. GAMBRIV.
THUSNELDA.
Wq ist er? Welch ein Gefühl! Ich kann nicht aufstehen. Kaum entfesselt? Nach so langer, so bitterer Trennung? Mitten in der ersten Wonne des Wiedersehns ? Ihr Götter! an mir liegt nichts; aber (die Urne ist noch d a ? ) was beschlösset ihr über mein Vaterland, dafs ihr ihm Hermann nehmt? Du bist hiev? Warum bist du hier? GAMBB.IV.
Du hörtest, was ich vom Tode . .
Nicht
lange mehr, und es wird enträzelt seyn. THUSNELDA.
Enträzle es gleich, und tödte mich!
Ich
sterbe gern! GAMBRIV.
Nie ka.n mir etwas so Trübes in die Seele, als dafs du dieses für die Auflösung hältst! Überlebe die Botschaft nur Einen Augenblick; und
158
HERMANNS
TOD.
du wirst es anders sehn! Hast du nicht gehört, was Hermann zu mir sagte? THUSNELDA.
Hat er mit dir geredet? Ich hörte nur, was er zu mir sagte.
Enträzle! GAMBRIV.
Warf ich denn die Waffen nicht weg? und liegt selbst mein Dolch nicht mit da? THUSNELDA. N i m m i h n a u f ! nach einigem Stillschweigen.
konntest retten; und hast nicht gerettet! mich auch!
Du
Tödte
sie sinkt wieder wie sterbend hin. GAMBRIV.
Welch ein Jammer! Dieser schreckliche Bund, den ich nicht brechen durfte, und den mir kein Gott brach! Und das erhabne Weib da, diefs Walhallamädchen, welche der Gram tödtet! Und Hermann, Hermann! . . Mit ihm wäre ich hoch hinauf, bis zu Jupiters Altar hinauf . . Walhalla nannte ich ? So ein Jammer ist unten bey Heia, w i e meiner! und so rast Garm, wie mein Herz rast!
HERMANNS
TOD.
EINUNDZWANZIGSTE DIE
VORIGEN.
159
SCENE.
BOJOKAL.
BOJOKAL.
Ist er todt? GAMBRIV. Geh in den Wald, und sieh zu. BOJOKAL.
Stirbt sie auch? Hast du sie getödtet? GAMBRIV.
Verlafs mich, oder ich tödte dich, wegen deines Argwohns! BOJOKAL.
Nicht nur dich will ich verlassen; ich verlasse die Menschen, und ziehe in die Einöde! GAMBRIV.
Wenn du es bey den Wölfen satt hast; so zieh uxn, und wohne bey Cerberus!
TOD.
U ü II M A N K S
ZWEYUNDZWANZIGSTE THUSNELDA.
SCENE.
GAMBRIV.
THUSNELDA.
Ob er wohl schon todt ist? schon todt ist? Vater! dein Sohn ist todt! dein Theude ist todt! D a , da stürzte er hin! Ach da seh ich ja sein Blut! Was sagtest du, Gambriv? Schweig! du hast ihn mit gemordet! GAMBRIY.
Ich sprach nicht. THUSNELDA.
Du bist todt, Theude, lieber kleiner Theude, den ich,
da die Sonne zu Winfelds Schlacht
aufging, in einem Teppich, wie Hertha's Teppiche sind, zwischen dem heiligen Baume, Bercennis genannt, und dem heiligen Baume Siegmar, aufschwenkte, und niederschwenkte, noch zehnmal auf,
und noch zehnmal nieder,
und
dann auf meinen Kriegswagen sprang, und sie fortwiehern liefs, dafs der Hain zu Staube ward, Weh mir!
du bist todt!
Ist dein Vater auch
HERMANNS
TOD.
l6l
schon todt, Theude? Wenn es so ist, wenn das ans Wodans Schilde rollte; (er nimmt seine Lose nicht wieder auf! auch zögert er mit der Stunde nicht, die er darein g r u b ! ) ja so ist es g u t , sehr gut! und so ist eure Thusnelda bald bey euch! GAMBRIV.
Höre nach der Thüre hin, Thusnelda.
Der
Bote wankt schwer und langsam herauf.
Das
wollte ich nur wissen. den Dolch aufnahm.
Sieh nun,
wozu ich
E.v stürzt hin, und stirbt gleich.
THUSNELDA.
Fahr
wohl,
guter Mann.
kannte dich nicht. es wohl!
Verzeih,
J a sehr langsam.
ich
Ich höre
Es ist der Todesbote!
DREYUNDZWANZIGSTE THUSNELDA.
KATWALD.
SCENE. STOLBERG.
KATWALD.
Halt mich,
dafs ich nicht sinke!
schon nicht mehr.
Ich sehe
Ist sie noch d a ?
STOLBERG.
Du fragst mich etwas; aber ich höre schon K t o p s T. W. X. B.
11
HERMANNS
TOD.
l6l
schon todt, Theude? Wenn es so ist, wenn das ans Wodans Schilde rollte; (er nimmt seine Lose nicht wieder auf! auch zögert er mit der Stunde nicht, die er darein g r u b ! ) ja so ist es g u t , sehr gut! und so ist eure Thusnelda bald bey euch! GAMBRIV.
Höre nach der Thüre hin, Thusnelda.
Der
Bote wankt schwer und langsam herauf.
Das
wollte ich nur wissen. den Dolch aufnahm.
Sieh nun,
wozu ich
E.v stürzt hin, und stirbt gleich.
THUSNELDA.
Fahr
wohl,
guter Mann.
kannte dich nicht. es wohl!
Verzeih,
J a sehr langsam.
ich
Ich höre
Es ist der Todesbote!
DREYUNDZWANZIGSTE THUSNELDA.
KATWALD.
SCENE. STOLBERG.
KATWALD.
Halt mich,
dafs ich nicht sinke!
schon nicht mehr.
Ich sehe
Ist sie noch d a ?
STOLBERG.
Du fragst mich etwas; aber ich höre schon K t o p s T. W. X. B.
11
1(5 2
HERMANNS
T O 1> .
so dumpf. Du fragst wohl nach Thusnelda? Sie lehnt sich ans Gesäul, und will sich aufrichten, und kann nicht. K A T W A L D , ruft es.
Er ist todt! THUSNELDA.
Herthal er ist todt! STOLBERG.
Halt mich, sonst sinke ich auch hin! KATWALD, indem sie mit einander hinsinken.
Halt mich! Er richtet sich etwas auf. Aber Segest ist auch todt 1 THUSNELDA.
Wer ist todt? KATWALD.
Hermann! THUSNELDA.
Ist Hermann todt?
sie stirbt.
A N M E R K U N G E N .
Seite 3. Vaterland
d e n S c h e i n d u l d e s t , d u w o l l e s t cTein unterjochen.
die Hälfte von Deutchland
Marbod hatte sich beynah unterworfen.
Jetzo sezte er
durch einen neuen Krieg seine Unternehmung fort. mann war auch hier Vertheidiger der Freylieit. trat auf Marbods Seite.
So sehr liafste er Hermann.
war der nicht sonst nooji fähig, indefs überwunden,
Wozu
der es sich verzieh, Mar-
bod in einem solchen Kriege beyzustehn. fliehn.
Her-
Ingomar
Der lezte wurde
und mufste so gar nach Italien ent-
Aber der angefeindete Hermann sollte noch immer
unterdrückt werden: und jezt konnte er es nur durch Ingomar.
Es entstand ein Bürgerkrieg.
Z u dem hatte denn
nun Hermann gereizt, und die Absicht dabey, Deutschland zu erobern. Rom. kriege, mich,
Diese ausgebreitete Nachricht kam auch nacli
Wer Ingomar und Hermann, bis zu dem Bürgeraus ihren Handlungen kennt,
der steht,
nicht lange mit der Entscheidung an,
beyden Urheber dieses Krieges war. von der Sache gehört: bod vertrieben w a r ,
deucht
welcher von
Tacitus hatte folgendes
Als die Römer entfernt, und Marbrachte Hermann,
weil er nach Her-
scliaft strebte, die freyen Cherusker wider sich auf.
Sie
bekriegten i h n ; er stritt mit abwechselndem Glück,
und
wurde von Verwandten hinterlistig umgebracht.
166
A N M E R K U N G E N .
Hierauf
folgt
unmittelbar
sein
berühmtes
römisches
Denkmal. Hermann w a r der Befreyer Deutschlands. w i e andere Könige nnd Feldherren, des römischen Volkes a n , vollen Grösse.
Er griff nicht,
die beginnende Macht
sondern unser Reich in seiner
Er wurde in Schlachten auch besiegt; aber
nicht durch den Krieg.
E r hat sieben und dreissig Jahre
gelebt, und zwölfe das Heer geführt.
D i e deutschen Völ-
ker besingen ihn noch zu unserer Zeit. Möchten die deutschen Denkmale, welchc dem grossen M a n n e , wenn jemals einer w a r , noch zu dieser viel spätem Z e i t , gesezt w u r d e n , nicht u n w ü r d i g s e y n , die Stelle der verlornen bardischen einzunehmen. S. 10.
was Augustus
Schrecken
war.
erzählen Vellejus, D i o , und Sueton folgendes:
Hiervon D i e Deut-
schen bedrohten Italien mit
einem cimbrischen und teuto-
nischen Kriege.
Schrecken v o r den Deutschen
Augustus
w i r so grofs, dafs er glaubte, sie würden nach Italien, und selbst nach Rom kommen.
D i e Zeichen v o r und nach der
Niederlage eröfneten ihm furchtbare Aussichten in das, w a s die Götter über ihn beschlossen hätten. Heuschrecken kam bis nach R o m , ben vertilgt.
E i n grosser
Zug
und wurde von Schwal-
E s w a r o f t , als ob der Himmel brennte, und
viele Kometen erschienen zugleich.
Man sah v o n Korden
beT Lanzen in die Lager der Römer fallen. deT Siegesgöttin in Deutschland,
Eine Bildsäule
die nach dem Lande des
Feindes hinsah, wandte sich gegen Italien,
( W a s mufs der
nicht alles fürchten, der solche Zeichen theils für glaublich,
A N M E R K U N - G E N . und theils für anwendbar hält.)
167
Augustus gelobte Jupiter
gi'osse Feste, wenn er der Republik wieder aufhülfe. w a r zu der Zeit des cimbrischen Krieges gescliehn.
Diefa E r soll
soll so niedergeschlagen gewesen seyn, dafs er sich einige Monate durch den Bart wachsen liefs, zuweilen mit dem Kopfe gegeh die Thür rannte, und schrie: Quintilius Varus, Wo sind meine Legionen?
Auch bfcging er jährlich den
Tag der Niederlage mit Trauer und Gram. S. 10.
Die Longobarden
c h e n d i r n i c h t zu. wider Marbod. S. 13. men.
und Semnonen
rei-
Diese fochten mit Hermann schon
Tae.
w i r gingen dann über n i c h t s als
Blu-
Die Schilde waren mit Blumen bemahlt.
S. 20.
Thusnelda
Frtya.
Freya, die erste der
Göttinnen, und zugleich die der Liebe. S. 20.
ein
Alzes
erschienen.
brüder, und Götter der Freundschaft. S. 22.
in
der Lagersclilacht»
Alzes, ZwillingsTac. Die Schlacht mit
Cäcina. S. 25.
vielleicht Lose,
Die Götter der Griechen
und Römer miiisten vieles, durch das Schicksal;
und die
unsrer Vorfahren, durch das L o o s , entscheiden lassen. S. 26.
B o j o k a 1.
traurig war. Tacitus,
E i n Mann, dessen Schicksal sehr
Diese den Friesen abgeschlagene Gegend, sagt
nahmen die Ansibaren in Besitz,
ein mächtigeres
V o l k , nicht nuT durch seine Zahl, sondern auch durch das
A N M E R K U N G E N .
16ß
Mitleid der Nachbaren,
weil e s , vertrieben von den Cha-
zern, und ohne Heerd, um sichere Zuflucht in deT Fremde bat.
Bojokal, berühmt unter diesen Völkern,
unsrer getreuesten, für sich a n :
und einer
unterstüzte die Ansibaren, und führte
Er sey zu der Zeit der chcruskischen Empö-
rung auf Hermanns Befehl gefesselt w o r d e n , und habe darauf unter Tiberius Zu
seinem
und Germanikus Kriegsdienste gethan.
fünfzigjährigen Gehorsame komme nun noch,
dafs er sein Volk unserer Herschaft unterwerfe.
Wie viel
¡Feld liege nicht ungebaut, nach welchem etwan einmal das Vieh der Soldaten übergeschift
werde ?
doch erhalten,
unter
sie wenigstens
Sie möchten sie
ihre
Heerden
fern
von Menschen aufnehmen; wenn sie anders nicht Einöde und Wüste freundschaftlichen Völkern vorzögen.
Die Cha-
maver hätten einst diese Gegenden, hierauf die Tubanten, uild dann die Usipier inne gehabt.
Der Himmel gehöre
nicht mehr den Göttern, als die Erde den Menschen und
wo die leer s e y ,
da sey Aller Eigenthum.
zu;
Hierauf
blikte er nach der Sonne, redete zuglcicli die anderen Sterne, als- gegenwärtig an, und fragte sie: unbewohntes Feld
anschauten?
Ob sie denn so gern
und w a r u m
sie es nicht
lieber den Landräubern mit dem Meere überströmten? tus blieb unbewegt. Besseren unterwerfen.
Avi-
Man müsse sich der Herrschaft der D e n Göttern,
welche er anflehe,
gefalle es einmal, dafs Geben und Nehmen in der Willkühr des Römers s e y , kenne.
und dafs der keinen Richter über sich er-
"Diefs sagte er den versammelten Ansibaren, allein
Bojokal verhiefs er Land, der Freundschaft eingedenk. ser verachtete das, als Verrätherlohn,
Die-
und so brach er a b :
E s kann mir Erde fehlen, auf der ich l e b e ; aber n i c h t , auf
A N M E R K U N G E N . der ich sterbe!
Sie trennten sich mit Zorn.
l6[) Die Ansiba-
ren baten die Brukterer, die Tenchterev, und noch entlegnere Nazionen, ihnen beyzustehn.
Avitus schrieb an Curti-
lius Mancins, den Legaten des oberen Heers, er sollte über den Rhein g e h n ,
und sich dem Feinde i m Rücken zeigen.
Er selbst führte die Legionen in die Landschaft der Tenchterer, und drohte mit V e r w ü s t u n g , wenn sie sich nicht absonderten.
Nun verliessen diese; mit gleichem Schrecken
thaten es die Brukterer;
»uch die übrigen mochten nicht
länger Gefahr mit Fremden theilen.
Und so entwichen die
Ansibaren ungeschüzt zu den Uslpiern, und Tubanten. Von diesen vertrieben, dann zu den Katten flüchtend, hierauf zu den Cheruskern, wurden sie, nach langem Herumirren, hier Gäste, da nothleidend, dort Feinde, nirgends in der Heimath, die Jünglinge, getödtet; und w e r unfähig zum Kriege w a r , als Beute vertheilt. Dank dem nnpartheyischen edlen Tacitus für diefs Mcistergemälde der römischen Unmenschlichkeit.
Aber auch
dem grossen Cherusker D a n k , dafs er nicht, w i e der Ansibar dachte. S. 50.
die
Leichen
W e r über die Weser
in
der
Weser
schwimmen w o l l t e ,
gctvälzt! unterlag den
Pfeilen, oder der Gewalt des Stroms, zulezt auch der Last der Drängenden, und den einstürzenden Ufern. S. 48- d u r c h »ie erst verbrannt,
Fackel,
T a c.
und Schaufel.
Er hatte
und dann den Aschenkrug ( w i e
jezt noch oft finden) beygesezt.
wir
170
A N M E R K U N G E N . S. 56.
ob
du
eine
Elfinn.
Eine
der
schönen
Waldgöttinnen. S. 56.
an d e n
T i s c h f ü r sich. S. 59. 60.
Abendtisclien.
Jeder hatte einen
T a c. abspringen,
oder
einhaun.
sten Falle fochten die deutschen Reiter z u Fufs.
Im erV o n dem
A u g e n b l i c k a n , da sie CäsaT, durch seine blutigen T ü r m e n , kennen l e r n t e , ( A c h t hundert Deutsche w a r f e n , u m das im siebenjährigen
Kriege
veredelte W o r t
zu brauchen,
fünf
tausend R ö m e r ) w a r e n sie auf i m m e r seine Kriegsgefärten. E r bestimmte s i e , die pharsalische Schlacht z u entscheiden: und sie entschieden sie.
A b e r auch v o r i h r ,
verdienten s i e , und hatten sein Vertraun. Alesia n i c h t w e n i g z u thun. dejn j u n g e n C r a s s u s ,
und nach i h r
E r gab ihnen b e y
E r g l a u b t e , seinem Freunde,
keine bessere H ü l f s v ö l k e r w i d e r die
Parther schicken z u k ö n n e n , als deutsche Reiter. w a n d , auch durch s i e ,
gröfsten K r i e g s a r b e i t e n , aus A l e x a n d r i e n Hielte man
E r über-
die Ä g y p t e r , als e r , nach einer der
es e t w a der M ü h e w e r t h ,
entkommen
war.
dafs m a n , v o n der
Geschichte b e l e h r t , und nicht ohne B e g r i f f e v o m V o r z ü g l i chen,
Gestalt u n d M i n e dieser,
und ähnlicher altdeutscher
Thaten etwas genauer betrachtete; so w ü r d e m a n , hoffe ich, finden, sind.
dafs sie denn doch n i c h t so ganz Wenn
k o m m t es endlich d a h i n ,
unmerkwürdig
dafs der Deutsche,
müde Fremdes zu b e w u n d e r n , wissen m a g ,
wer
er w a r ,
und w e r er ist. S. 61.
in T e l l u s
Tempel.
Die
den R ö m e r n v o n ungefähr eben d a s , H e r t h a , oder die Göttin Erde w a r .
Göttin T e l l u s w a r w a s den Deutsclieii
A
S. 6 1 .
N
M
Soll
E
R
K
U
N
G
i c h »ie s a u g e n ?
und W e i b e r zählten die W u n d e n ,
E
N
*
Tacitus sagt: Matter
und sogen sie aus.
(Die
L e s a r t e x i g e r e g i e b t einen sehr g e z w u n g e n e n S i n n . ) H o m e r liefs es M a c h a o n thun.
Schon
Uberdas ist die älteste deut-
sche B e n e n n u n g des Arztes L e c k a r e , oder Sauger. S. 70.
Lothers
Sohn.
E i n alter e h r w ü r d i g e r N a m e .
L u t h e r , und das W o r t L a u t e r erhalten i h n . ( G a l l o g r ä c i nach i n Asien
dieser
hatten
schon einen
einst
Heerführer,
der
E l e o n o r , der N a m e eines andern F e l d h e r r ^
unterwandernden
n i c h t Gallier,lich;
der römischen B e n e n n u n g ) w e l c h e
eroberten,
L o t h a r hiefs.
D i e Deutschen,
Krieger
sondern D e u t s c h e
beweist auch, waren.
dafs
Ellen,
si«
vortref-
o r , ursprünglich.
S. 73.
Er
nikus n a h m ,
brauche
keiner
nicht!
Germaden H e l m
Sie sollten fortfahren niederzuhaun , es beGefangenen,
Krieg endigen! S. 81.
Sclaven
dafs er desto m e h r erkannt w ü r d e ,
a b , und r u f t e : dürfte
der
Vertilgung
allein
könnte
den
T a c.
nicht
BOICT i s t ,
und nicht
Bojorich!
D i e H e e r f ü h r e r der C i m b r e r und, T e u t o n e n . S. Qß. ihr
der
Helml
war,
Haarbusch
nicht,
wie
die
A u c h dadurch litten die R ö m e r ,
Römer
dafs S t u r m
und v o n den Bäumen grosse A s t e auf sie herabfielen.
D i o C a s s. S. 88Heer,
Haben
sie
sich
erbarmt?
diese ersten unter den r ö m i s c h e n
D i e f s tapfere
Kriegern,
durch
M a n n s z u c h t , W a f f e n ü b u n g , und S c h l a c h t e r f a h r u n g , w u r d e n .
A N M E R K U N G E N .
172
v o n W ä l d e i n u n d Sümpfen u m r i n g t ,
und m i t Hinterlist
überfallen, bis zur Vertilgung v o n Feinden unter denen sie i m m e r ,
niedergehaun,
als unter dem Vielie, so g e w ü r g t
h a t t e n , dafs, ilber Leben und T o d , w i e es k a m , Zorn oder Mitleiden entschied.
Vell.
Es ist ein römischer
Legat,
der von den Legionen
s p r i c h t ; u n d von ihrer W u t gegen unsre Vorfahren konnte es i h m nicht an guten Nachrichten fehlen, nach
der
Schlacht,
unter
Tiberius
einen
weil er bald Feldzug
nach
Tiberius.
Dio
Deutschland gethan hatte. S. io3. Legionen
W o einst der b l e i c h e w u r d e n vom
Rheine
bis an
die Elbe geführt.
Unsere Flotte lief in den Strom e i n , und kam bis zu unser e m HeeTe herauf. grossen
Ich kann mich nicht enthalten, diesen
Begebenheiten
eine
kleine
Ereignifs
einzustreun.
W i r bedecktcn das diesseitige Ufer mit dem L a g e r ; das jenseitige glänzte von der bewafneten Jugend des Feindes, bey jeder B e w e g u n g unsrer Schiffe zurückbebte.
die
Einer der
B a r b a r e n , ein Alter von edler Gestalt, u n d , w i e w i r an seiner Bekleidung s a h n , von vorzüglicher W ü r d e ,
bestieg
jezt einen aufgehölten B a u m , ruderte damit bis in die Mitte des S t r o m s , und bat «um die £ r l a u b n i f s , zu uns zu komm e n , und den Cäsar 7.11 sehn.
E s w u r d e gestattet.
E r lan-
d e t e , betrachtete den Cäsar lange m i t Stillschweigen, 6agte endlich: Unsre Jugend rast. w e n n i h r abwesend scyd:
und
Sie verehrt eure Gottheit,
und w e n n g e g e n w ä r t i g ;
so hält
sie das Schreken vor euren W a f f e n lieber a u s , als dafs sie sich euch unterwirft.
Ich habe indefs, Cäsar, wie d u m i r
das mit Güte erlaubtest, di« G ö t t e r , v o n welchen i c h vor-
A N M E R K U N G E N .
173
lier nur hörte, heut ge3ehn, und nie einen glücklicheren Tag weder gewünscht noch erlebt. berühren.
E r durfte ihm die Hand
Jezt trat er wieder in den K a h n , und hörte nicht
eher auf sich nach dem Cäsar uinzusehn, als bis er »n dem Ufer der Seinigen war. S. 105.
Die
V e 11 •
Walküren!
Göttinnen, die den Ta-
pfersten in der Schlacht erschienen, und ihnen die frohe Botschaft brachten, sie würden nun bald in Walhall* seyn. S. 106. g e f a n g e n n e h m e n , w i e z u V a r u s
Zeit.
Tac. S. 109.
Göttinnen
der
Fe hm.
tinnen de» Unheils und des Jammers.
Die Düsen, GötSie ^pflegten unver-
routliet zu kommen. S. 1 1 4 .
Blutbach,
und K n o c h e n b a c h .
In der
teutoburgischcn Gegend sind zwey Bäche, Rodebeke, und Knokenbeke genannt.
Diese wol nur etwas veränderten Na-
men können sehr alt seyn. S. 114.
Flavius
an
der W e s e r
zu
ermorden.
Die Weser war zwischen den Römern, und den Cheruskern. Hermann trat mit den übrigen Vornehmeren an das Ufer, und da er, ob der Cäsar gekommen s e y , gefragt, und seine Ankunft erfahren hatte, bat er um die Erlaubnifs, «ich mit «einem Bruder Flavius zu unterreden. serem Heere. bar.
Treue und Wunden machten ihn uns schäz-
E r hatte vor wenigen Jahren ein Aug» unter Tibcrius
verloren.
Die Unterredung wurde gestattet.
Hei'mann begrüfste ihn, derte
Dieser w a r bey un-
Flavius k a m ;
entfernte die Begleiter, und for-
da Ca die an unserem Ufer stehenden Schützen auch
174
A N M E R K U N G E N .
zurückgingen. Bruder,
D i e f s geschah.
diefs entstellte Gesicht?
und Schlacht. hätte.
W o h e r , fragte Hermann den Dieser
nannte
Gegend,
Und die Belohnungen, welche er erhalten
D i e wären
vermehrter S o l d ,
Halsketten,
Kränze,
und w o m i t man den K r i e g e r sonst noch beschenke.
Her-
mann spottete über den verächtlichen L o h n der Knechtschaft. Hierauf redeten sie, der eine, v o n der römischen Grösse, von der Macht des K a i s e r s , und der harten Z ü c h t i g u n g der Ü b e r w u n d e n e n ; die aber, welche sich u n t e r w ü r f e n , könnten der Gnade g e w i f s s e y n ; sein W e i b ,
auch betrüge man sich gegen
und seinen Sohn nicht mit Feindseligkeit:
der
andere, v o n der Pflicht gegen das Vaterland, v o n der geerbten F r e y h e i t , und den Gottern ihrer V ä t e r ; die Mutter bitte mit i h m ;
w a r u m er denn lieber seine V e r w a n d t e n ,
sein
V o l k verlassen und verrathen, als ihr Heerführer seyn w o l l e ? Sie w u r d e n nach und nach bitter,
und selbst der Strom
hinderte ihren Z w e y k a m p f n i c h t ; eilte nicht Stertinius herzu , und hielt F l a v i u s zurück, Gaul forderte. ankündigen.
W i r sahn Hermann d r ö h n ,
und Schlacht
E r sagte das meiste in unserer S p r a c h e ; denn
er hatte unter führt.
der mit W u t W a f f e n und
den
Hörnern
cheruskische Hülfsvölker ge-
T a c.
S. 1 1 9 .
dafs der Katte
da s e y .
E s wurden Brief«
von Adgandester, dem Fürston der K a t t e n , v o r dem Senate verlesen, in welchen er Hermanns T o d versprach, w e n n sie i h m G i f t schickten, dafs er ihn tödten könnte.
S. 120.
Tac.
durch den s c h e i n b a r e n T r o z .
D i e Ge-
sandten. welche er an die Cäsar schickte, empfalen i h n bald
A N M E R K U N G E N . üls einen Unterworfenen, eines Gleichen auszurichten. S. 137.
dem
175
und bald hatten sie die Befehle Vell.
römischen Volke
der
Quiriten.
Die Kömer nannten sich so, wenn sie feyerlich von sich sprachen.
Als der Consul Decius sich für die Legionen
aufopferte, sagte er: Janus, Jupiter, Stammvater Mars, Quirinus, Bellona, Hausgötter, aufgenommene Gottheiten, Götter unserer Täter,
Gottheiten, welche
Gewalt über uns
haben, und über den Feind, und i h r , unterirdische Götter, zu euch wende ich mich, bete euch an, flehe um die Gnade, ihr gewährt sie m i r :
Ihr wollet dem römischen Volke der
Quiriten Stärke und Sieg verleihn! und die Feinde des römischen Volkes der Quiriten mit Graun, Entsetzen, und Tode heimsuchen!
So w i e ich es mit Worten aussprach,
also seyn für die Bürgerschaft der Quiriten, für Heer, L e gionen, Beystände des römischen Volkes der Quiriten, Legionen, und Beystände des Feindes, sammt mir, den unterirdischen Göttern, uijd der Erde verwünscht!
Liv.