J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 5 Erbrecht [Reprint 2020 ed.] 9783112359068, 9783112359051


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German Pages 1162 [1176] Year 1928

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J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 5 Erbrecht [Reprint 2020 ed.]
 9783112359068, 9783112359051

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3. v. Staubingers Kommentar rum

Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Einführungrgesetz herausgegeben von

Dr. Theodor Loeweufeld t,

Dr. Erwin Riezler,

Universitäts-Professor, Recht-anwalt in München

Professor an der Universität München

Dr. Alfred Werner,

Dr. Karl Kober,

Recht-anwalt in München

Rat am Obersten Landesgericht in München

Dr. Hans Nipperdey, Professor an der Universität Köln a. Rh.

Dr. Karl Geiler, Recht-anwalt, Professor an der Universität Heidelberg

Dr. Theodor Engelmann t,

Dr. Felix Herzfelder,

Rat am Obersten Landesgericht in München

Geh. Justi-rat, Rechtsanwalt in München

Dr. Leo Raape,

Fritz Keidel,

Professor an der Universität Hamburg

Rat am Obersten Lände-gericht in München

9» neubearbeitete Auflage.

1928 Mönchen, Berlin nnd Leipzig

I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

Z. 0. Wingers Äommentar ZW BüMlicheil Gesetzt^ md iti EiMnnigSgesetze v. Band. Erbrecht. Erläutert

von

Dr. feite Herzfelder» Geh. Justizrat, Recht-anwalt in München.

9. neubearbeitete AntlUge.

1928 München, Berlin «nd Leipzig. I. Schweitzer Verlag (Arthur Sekkier).

Druck: Dr. F. P. Da tterer L Cie. (Inh., Arthur Sellier) München und Freising.

Inhaltsübersicht zum fünften Bande.

Fünftes Buch.

Erbrecht. Schrifttum . Abkürzungen Nachträge Einleitung

Seite

VI

.

.....

VII

§cj Erster Abschnitt. Erbfolge 1922-1941 5 Zweiter Abschnitt. Rechtliche Stellung des Erben .... 1942—2063 79 Erster Titel: Annahme und Ausschlagung der Erbschaft. Fürsorge des Nachlaßgerichts 1942—1966 80 Zweiter Titel: Haftung des Erben für die Nachlaßverbind­ lichkeiten 1967—2017 154 I. Nachlaßverbindlichkeiten 1967—1969 157 II. Aufgebot der Nachlaßgläubiger ... . . 1970—1974 182 III. Beschränkung der Haftung des Erben 1975—1992 204 IV. Jnventarerrichtung. Unbeschränkte Haftung des Erben 1993—2013 274 V. Aufschiebende Einreden 2014—201^ 307 Dritter Titel: Erbschaftsanspruch 2018—2031 316 Vierter Titel: Mehrheit von Erben 2032—2063 347 I Rechtsverhältnis der Erben untereinander . . . 2032—2057 349 II. Rechtsverhältnis zwischen den Erben und den Nach­ laßgläubigern 2058- 2063 430 Dritter Abschnitt. Testament ... 2064—2273 446 Erster Titel: Allgemeine Vorschriften ... . . 2064—2086 447 Zweiter Titel: Erbeinsetzung .... .... 2087—2099 493 Dritter Titel: Einsetzung eines Nacherben 2100- 2146 507 Vierter Titel: Vermächtnis 2147—2191 579 Fünfter Titel: Auflage 2192-2196 635 Sechster Titel: Testamentsvollstrecker 2197—2228 643 Siebenter Titel: Errichtung und Aufhebung eines Testaments 2229—2264 725 Achter Titel: Gemeinschaftliches Testament 2265—2273 807 Vierter Abschnitt. Erbvertrag 2274—2302 834 Fünfter Abschnitt. Pflichtteil 2303-2338 893 Sechster Abschnitt. Erbunwürdigkeit 2339—2345 997 Siebenter Abschnitt. Erbverzicht 2346—2352 1012 Achter Abschnitt. Erbschein 2353-2370 1029 Neunter Abschnitt. Erbschaftskauf 2371-2385 1082 Alphabetisches Register 1101

IX 1

Schrifttum im allgemeinen. Da» Soul er-Schrifttum ist iu Fußnoten (*) bet den einzelnen Abschnitten, Titeln oder Paragraphen aufgeführ:t.

Achilles = Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz, nach dem Tode deS erstem Herausgebers A. Achilles herausgegeben von M. Greiss, 12. Ausl. Berlin 1927. Becher, Mat. — H. Becher, Die gesamten Materialien zu den das BGB. und seine Neben-gesetze betreffenden bayrischen Gesetzen und Verordnungen nebst den einschlägigem Ministerialerlassen, 8 Abteilungen, München 1896/1901. Binder — Die Rechtsstellung des Erben nach dem Deutschen BGB. von Binder, I. Teil., 1901, H. Teil, 1903, III. Teil, 1905. Böhm —- Das Erbrecht des BGB, von Böhm, 3. Aufl., 1900. Böhm-Klein — Das Bayr. AusfGes. z. BGB. vom 9. Juni 1899, erl von Böhm unid Klein, 1901. Borcherdt — Das Erbrecht und die Nachlaßbehandlung von H. Borcherdt, 1901: I. Teal in 2. Aufl. 1907. Buchka — Vergleichende Darst. des BGB. für das Deutsche Reich und des gemeinen RechtS, von Dr. Buchka, 3. Aufl., 1899. Cosack -- Lehrb. des Bürger!. R. von Cosack und Mitteis, Bd. II, 7./8. Aufl. 1924. Crome — System des deutschen Bürger!. Rechts von Dr. Carl Crome, 5. Bd. Erbrecht. 1912. Crusen- Müller — Das Preuß. Ausf.-Ges. z. BGB., in Verbindung mit Hobrecht er­ läutert von Crusen und Müller, 1900/01. Dernbürg, Pand — System des römischen Rechts von Dernburg, der Pandekten 8. Aufl-, bearb. von Sokolowski, 2. Teil, 1912. Dernburg, Pr. Pr.R. — Lehrbuch des Preußischen Privatrechts und der PrivatrechtKnormen des Deutschen Reichs, IU. Bd., 4. Auf!., 1896. Dernburg, Bürger!. R. Bd. 5 — Das Bürgerliche Recht des Deutschen Reichs und Preußens, 5.Bd., DeutschesErbrecht, von Dernburg, 3. Aufl., bearb. von Arth. Engelmann. 1911. E n de mann = Lehrbuch des Bürger!. R. von F. Endemann, Bd. III, Erbr., 8./9. Ausl., 1919 und 1920. Enneccerus — Enneccerus-Kipp-Wolff (früher Enneccerus-Lehmann), Lehrb. des bürgerl. R., 5 Teile; Allg. Teil von Enneccerus, 25./29. Aufl., 1926. (5. Teil, Erbr., s. unter Kipp). Fischer-Henle — BGB., Handausg. mit Anm., 12. Aufl., 1923. Fromm hold — Kommentar z BGB., herausg. von Biermann und a. m., Heymanns Verlag, Das Erbrecht von Frommhold, 1899 und 1900. Goldmann und Lilienthal — Das BGB, systematisch dargestellt nach der Legalord­ nung des Allg. Landsrechts, 1. Aufl, 1897 ff. Habicht — Die Einwirkungen des BGB auf zuvor entstandene Rechtsverhältnisse, von Habicht, 3. Aufl, 1901. Haberstumpf-Barthel meß, Nachl G. — Bayr. Ges. vom 9. August 1902, betr. das Nachlaßwesen, nebst der Nachlaßordnung vom 20. März 1903 usw., herausgegeben von Haberstumpf, 2. Aufl. bearbeitet von Barthelmeß, 1906. Hachenburg, Vortr. — Das BGB. für das Deutsche Reich, Vorträge von Hachenburg, 2. Aufl., 1900. Heilfron — Lehrbuch des Bürgerl. Rechts auf der Grundlage des BGB. von Hellfron 4. Abllg., 3. Aufl., 1908. Jacubezky, Bem. — K. Jacubezky, Bemerkungen zu dem Entwürfe eines BGB. für das Deutsche Reich, 1892. Keidel, Handb. — Keidel, Handbuch des Verfahrens der Gerichte in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Bayern. 1903. Kei del, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 3. Aufl. 1926. Kipp, Erbr. — Lehrb. d. Bürgerl. R. von Enneccerus, Kipp und Wolff, 14./16. Aufl., 2. Bd. 3. Abtlg.: Das Erbrecht von Kipp, 5 Bearbeitung, 1923. Köhne-Feist — Die Nachlaßbehandlung, das Erbrecht, Familien- und Vormundschaftsrecht von Maercker, nach den Vorschriften des BGB. neu bearbellet von Köhne und Feist, 18. Aufl., 1912.

Schrifttum im allgemeinen. — Abkürzungen.

VII

Kretzschmar, Erbr. — Das Erbrecht des deutschen BGB. von F. Kretzschmar, Leipzig, 2. Aufl., 1913. Kuhlenbeck — Das BGB. für das Deutsche Reich nebst dem Einf.-Ges. von Kuhlenbeck, 2. Aufl., Bd. 3, 1904. Leonhard, Franz — Komm. z. 5. Buche des BGB., Erbrecht, 2. Aufl. des Frommhold'schen Komm., 1912. Leske — Vergleichende Darstellung des BGB. für das Deutsche Reich und des Preußischen Allgemeinen Landrechts von Franz Leske, 1900—1903. Matthiaß = Lehrbuch des Bürger!. R. von Mathiaß, 6. Aufl., 1914. Mayer-Reis — Lehrbuch des Familien- und Erbrechts von H. Mayer, neu bearbeitet von Mayer und Reis, 4. Aufl., 2. Bd., 1902. Paul Meyer — Das Erbrecht des BGB. für das Deutsche Reich, ein Lehrbuch von Paul Meyer, 1. bis 7. Lies., 1921. Neumann — Handausgabe des BGB., 6. Aufl., 1912. Peters Hilfsb. — Hilfsbücher für die gerichtliche Praxis, herausg. von Peters; Bd. VII und Vm, die Nachlaßsachen in der gerichtlichen Praxis, 1. und 2. Teil, von Boschan, 1903 und 1905. Planck = Bürgerl. GB. nebst Eins -Ges., erl. von G. Planck, in Verbindung mit Andr6 und anderen bearbeitet, später herausgegeben von Strohal; Bd. V, 3. Aufl. 1908, bearbeitet von Strohal, Unzner, Strecker und Planck; in 4. Aufl. bearb. von Flad und Ebbecke, 1. Lieferung, §§ 1922—1984, erschienen 1924, 2 Lief., §§ 1985—2063, erschienen 1926; diese 4. Aufl. konnte nur für die §§ 1922—1984 und 2032 bis 2063 berücksichtigt werden. RGR -K. — Das BGB. mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts, erläutert von Georg Hoffmann u a. Reichsgerichtsräten, Bd. III, 5. Aufl., 1923. Roth-Becher — Bayr. Zivilrecht von Paul v. Roth, II. und III. Teil in 2. Aufl. bearbeitet von H. Becher 1897/98. Schad, Nachl.-Ges. — Gesetz, bett, das Nachlaßwesen vom 9. August 1902, erl. von Schad, 1904. Stobbe — Handbuch des Deutschen Privatrechts von O. Stobbe, 5. Bd., 1885. Strohal — Das Deutsche Erbrecht aus Grundlage des BGB. von Strohal, 3. Aufl. 1903/04. Warneyer Komm. z. BGB., Bd. II, 1927. (Konnte erst ab § 2032 berücksichtigt werden) Weißler — Das Deutsche Nachlaßverfahren, von Ad. Weißler, 1900, in 2. Aufl. in 2 Bänden herausgegeben von Friedr. Weißler, 1920. Wilke — Das Bürgerl. GB. mit Komm, herausg. von Wilke, Reatz, Koffka und Neumann, 5. Bd., 1900. Windscheid-Kipp — Lehrbuch des Pandektenrechts von Windscheid, III. Bd., 9. Aufl. bearb. von Kipp, 1906. Die Kommentare zur Reichszivilprozeßordnung von Seuffert und Stein-Jonas sind in 11. bzw. 13. Auflage zitiert, der Komm, von Jaeger zur Reichskonkursordnung in 5. Auflage. Danz, Auslegung der Rechtsgeschäfte, ist in 3. Auflage (1911) zitiert.

AbkLrzrmge«. AG. ----- Ausführungsgesetz zum BGB. AGO. — Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwattung. AnfG.--Gesetz betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens. ArchBürgR.--Archiv für bürgerliches Recht (1888—1919). ArchZivPrax. — Archiv für die zivilistische Praxis. BadNotZ. = Badische Notariatszeitung. BadRpr. ---- Badische Rechtspraxis. BayrNachlO. ---- Bayr. Justizmin.-Bekanntm. vom 20 März 1903, das Nachlaßwesen betr., JMinBl. S. 111 ff.

BayObLGZ. = Sammlung v. Entscheidungen des Bayerischen Oberste Landesgerichts in Zivilsachen; 1901 ff.

BayObLGZa. — die gleiche Sammlung von Entscheidungen aus der Zeit vor 1900. BayNotZ. — Zeitschrift für das bayerische Notariat und für die freiwillige Rechts­ pflege der Gerichte in Bayern. 1899—1922. BayNotB. — Mitteilungen des Bayr.NotBer. (1924 ff.) BahZ. — Zeitschrift für Rechtspflege Bayern. BLR. — Bayrisches Landrecht. BGB. ---- Bürgerliches Gesetzbuch. cod. civ. = code civil.

in

Schrifttum im allgemeinen. — Abkürzungen.

VII

Kretzschmar, Erbr. — Das Erbrecht des deutschen BGB. von F. Kretzschmar, Leipzig, 2. Aufl., 1913. Kuhlenbeck — Das BGB. für das Deutsche Reich nebst dem Einf.-Ges. von Kuhlenbeck, 2. Aufl., Bd. 3, 1904. Leonhard, Franz — Komm. z. 5. Buche des BGB., Erbrecht, 2. Aufl. des Frommhold'schen Komm., 1912. Leske — Vergleichende Darstellung des BGB. für das Deutsche Reich und des Preußischen Allgemeinen Landrechts von Franz Leske, 1900—1903. Matthiaß = Lehrbuch des Bürger!. R. von Mathiaß, 6. Aufl., 1914. Mayer-Reis — Lehrbuch des Familien- und Erbrechts von H. Mayer, neu bearbeitet von Mayer und Reis, 4. Aufl., 2. Bd., 1902. Paul Meyer — Das Erbrecht des BGB. für das Deutsche Reich, ein Lehrbuch von Paul Meyer, 1. bis 7. Lies., 1921. Neumann — Handausgabe des BGB., 6. Aufl., 1912. Peters Hilfsb. — Hilfsbücher für die gerichtliche Praxis, herausg. von Peters; Bd. VII und Vm, die Nachlaßsachen in der gerichtlichen Praxis, 1. und 2. Teil, von Boschan, 1903 und 1905. Planck = Bürgerl. GB. nebst Eins -Ges., erl. von G. Planck, in Verbindung mit Andr6 und anderen bearbeitet, später herausgegeben von Strohal; Bd. V, 3. Aufl. 1908, bearbeitet von Strohal, Unzner, Strecker und Planck; in 4. Aufl. bearb. von Flad und Ebbecke, 1. Lieferung, §§ 1922—1984, erschienen 1924, 2 Lief., §§ 1985—2063, erschienen 1926; diese 4. Aufl. konnte nur für die §§ 1922—1984 und 2032 bis 2063 berücksichtigt werden. RGR -K. — Das BGB. mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts, erläutert von Georg Hoffmann u a. Reichsgerichtsräten, Bd. III, 5. Aufl., 1923. Roth-Becher — Bayr. Zivilrecht von Paul v. Roth, II. und III. Teil in 2. Aufl. bearbeitet von H. Becher 1897/98. Schad, Nachl.-Ges. — Gesetz, bett, das Nachlaßwesen vom 9. August 1902, erl. von Schad, 1904. Stobbe — Handbuch des Deutschen Privatrechts von O. Stobbe, 5. Bd., 1885. Strohal — Das Deutsche Erbrecht aus Grundlage des BGB. von Strohal, 3. Aufl. 1903/04. Warneyer Komm. z. BGB., Bd. II, 1927. (Konnte erst ab § 2032 berücksichtigt werden) Weißler — Das Deutsche Nachlaßverfahren, von Ad. Weißler, 1900, in 2. Aufl. in 2 Bänden herausgegeben von Friedr. Weißler, 1920. Wilke — Das Bürgerl. GB. mit Komm, herausg. von Wilke, Reatz, Koffka und Neumann, 5. Bd., 1900. Windscheid-Kipp — Lehrbuch des Pandektenrechts von Windscheid, III. Bd., 9. Aufl. bearb. von Kipp, 1906. Die Kommentare zur Reichszivilprozeßordnung von Seuffert und Stein-Jonas sind in 11. bzw. 13. Auflage zitiert, der Komm, von Jaeger zur Reichskonkursordnung in 5. Auflage. Danz, Auslegung der Rechtsgeschäfte, ist in 3. Auflage (1911) zitiert.

AbkLrzrmge«. AG. ----- Ausführungsgesetz zum BGB. AGO. — Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwattung. AnfG.--Gesetz betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens. ArchBürgR.--Archiv für bürgerliches Recht (1888—1919). ArchZivPrax. — Archiv für die zivilistische Praxis. BadNotZ. = Badische Notariatszeitung. BadRpr. ---- Badische Rechtspraxis. BayrNachlO. ---- Bayr. Justizmin.-Bekanntm. vom 20 März 1903, das Nachlaßwesen betr., JMinBl. S. 111 ff.

BayObLGZ. = Sammlung v. Entscheidungen des Bayerischen Oberste Landesgerichts in Zivilsachen; 1901 ff.

BayObLGZa. — die gleiche Sammlung von Entscheidungen aus der Zeit vor 1900. BayNotZ. — Zeitschrift für das bayerische Notariat und für die freiwillige Rechts­ pflege der Gerichte in Bayern. 1899—1922. BayNotB. — Mitteilungen des Bayr.NotBer. (1924 ff.) BahZ. — Zeitschrift für Rechtspflege Bayern. BLR. — Bayrisches Landrecht. BGB. ---- Bürgerliches Gesetzbuch. cod. civ. = code civil.

in

VIII

Abkürzungen.

D. — Denkschrift (z. B. D. z. ZPO.); D. (ohne Beisatz) ---- Denkschrift zum Entwurf eines BGB. DIZ. — Deutsche Juristenzeitung. DNotB. ---- Zeitschrift des Deutschen Notar­ vereins. E. I, II, III--Entwurf I, II, III d. BGB. ElsLothNotZ. = Notariats-Zeitschrift für Elsaß-Lothringen. FGJ. = Jahrbuch für Entscheidungen in Ange­ legenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts (Fortsetzung der Sammlungen KGJ. und RIA ). FGG. — Reichsgesetz über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. GBO. --- Grundbuchordnung. GemR. = Gemeines Recht. GruchotSBeitr. — Beiträge zur Erläuterung deS deutschen Rechts, begründet von Gruchot. GrünhutsZ. — Zeitschrift für privates und öffentliches Recht, herausgegeb. v Grünhut. GBBl. —Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich bzw. den Freistaat Bayern. GBG. — Gerichtsverfassungsgesetz. HGB. — Handelsgesetzbuch. HansGZ. — Hanseatische Gerichtszeitung. HansRZ. — , Rechts-Zeitschrift. HessRspr. --- Hessische Rechtsprechung. HoldheimsMSchr. —Monatsschrift für Han­ delsrecht usw., herausg. von Holdheim. JahrbDR. — Jahrbuch des Deutschen Rechts, begründet von Neumann, herausgegeben von Schlegelberger, Boschan und Sternberg. JheringsJ.---Jherings Jahrbücher für die Dogmatik deS bürgerlichen Rechts. JurRundsch. — Juristische Rundschau, 1925 ff., („Rechtspr." nach Nummern zitiert). IW. — Juristische Wochenschrift. KGBl. — Blätter für Rechtspflege im Bezirke des Kammergerichts. KGJ.----Jahrbuch für Entsch. d. Kammer­ gerichts in Sachen der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit. KO. --- Konkursordnung. Kreittmahr, Ann. — Kreittmayr, Annotati­ onen zum bayer. Landrecht. KrVJSchr. = Krttische Vierteljahrschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. LZ.--- Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht. M. 1,1--Motive zum Entwürfe (I) eines BGB. Bd.I Seite 1. MecklZ. ----- Mecklenburgische Zeitschrift für Rechtspflege und Rechtswissenschaft. Mot. z. EG. = Motive zum Einführungs­ gesetz z. BGB. NotG. — Notariatsgesetz. OLG. - die Rechtsprechung der Oberlandes­ gerichte auf dem Gebiete deS Zivilrechts, herausgeqeben von Mugdan und Falkmann. P. 1,1 = Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des BGB., Bd. I Seite I.

PrALR = Preußisches Landrecht. PosMSchr. = Juristische Monatsschrift für Posen, Ost- u. Westpreußen u. Pommern. „Recht" = Das Recht, herausgegeben von Lindemann und Soergel. RGes. — Reichsgericht. RG. = Reichsgesetz. RGBl. -- Reichsgesetzblatt. RGRK. s. unter Schrifttum. RGSt. = Entscheidungen deS Reichsgerichts in Strafsachen. RGZ. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. RheinZ. = Rheinische Zeitschrift für Zivil­ und Prozeßrecht. RIA. = Entscheidungen in Angelegenheiten der fteiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts, zusammengestellt im Reichsjustizamt. ROHG. = Entscheidungen deS Reichsober­ handelsgerichts. RömR.---Römisches Recht. RTK. 1 = Bericht der Reichstagskommission Seite 1. SächsArch.---Sächsisches Archiv für Rechtspflege. Sächs.GB.= Bürgerliches Gesetzbuch für daS Königreich Sachsen. SächsOLG. = Annalen des K. Sächs. OberlandesgerichtS in Dresden. SeuffA. = Seufferts Archiv. SeuffBl. = vr. I. A. Seufferts Blätter für Rechtsanwendung. StAG. = Staatsangehörigkeitsgesetz. StB. 1 --- Stenographische Berichte des Reichstags Seite 1. StGB. = Strafgesetzbuch. StPO. ----- Strafprozeßordnung. VVG. = Versicherungsvertragsgesetz. WarnE. = Die Rechtsprechung des Reichs­ gerichts, soweit sie nicht in der amtlichen Sammlung abgedruckt ist, herausgegeben von Warneyer. WarnJ. — Warneyer's Jahrbuch der Ent­ scheidungen auf dem Gebiete des Zivil-, Handels- und Prozeßrechts. WürttZ. = Zeitschrift für die freiwillige Ge­ richtsbarkeit und die Gemeindeverwaltung in Württemberg. ZBlFG.---Zentralblatt für freiwillige GerichtSbarkeit u. Notariat, sowie Zwangs­ versteigerung. Z.f.ArbeitSr. = Zeitschrift für Arbeitsrecht (seit 1921). ZG. 1,1 = Zusammenst. d. gutachtl. Äuße­ rungen zu dem Entw. eines BGB. Bd.I Seite 1. ZHR. = Zentralblatt für Handelsrecht. ZPO. = Zivilprozeßordnung. ZBG—Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwattung. ZZPr. — Zeitschrift für d deutschen Zivilprozeß.

Sämtliche Gesetzesmaterialien sind in der Ausgabe von I. Guttentag zittert.

Nachträge. Zu 8 1960 Bem. 3 S. 132, 3 (Hinterlegungsvorschriften bett.) vgl. noch Bem. 5, a zu § 1392 in Bd. IV. Zu 8 1960 Bem. 6 (S. 142): S. noch folgende SlaatsoertrSge: 1. den deutsch-estnischen Konsularvertrag vom 28. Mai/10. Juli 1926, Art. XVIII, §§ 1—18, RGBl. TI. II S. 327 ff. und 426, 2. den deutsch-schwedischen Handels- und Schiffahrtsoertrag vom 14. Mai/12. Juli 1926, Art. 22, RGBl. Tl. II S. 383 ff. und 424, 3. den deutsch-französischen Handelsvertrag vom 5. Aug. 1926, Art. 16, RGBl. Tl. II S. 441, 4. das Rachlastabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Österreich vom 5. Februar 1927, RGBl. 1927 Tl. II S. 506 ff. Zu 8 1975 Bem. V S. 218 ff. (sowie zu 8 1976 S. 220, 8 1977 S. 222, 8 1978 S. 224, § 1980 S. 231, § 1989 S. 255, § 2000 S. 286) vgl. nunmehr RGes. vom 5. Juli 1927 über den Vergleich zur Abwendung des Konkurses (Vergleichsordnung), RGBl. I S. 139 ff., § 92, wonach in Ansehung der Haftung des Erben für die Nach­ labverbindlichkeiten das Vergleichsverfahren und ein in dem Verfahren geschlossener Vergleich wie der Nachlabkonkurs und ein in dem Konkursverfahren geschlossener Zwangsvergleich wirkt. Zu 88 2055, 2056 Bem. III, 0, 2 (S. 426) vgl. Bührer, Die Einwirkung der Ausgleichungspflicht auf die Berechnung des Pflichtteils, in ZBlFG. Bd. 22 S.281 ff., insbesondere die Beispiele S. 288 ff. Zu 8 2078 (S. 481) vgl. Fritz Schulz, „Der Irrtum im Beweggründe bei der testamentarischen Verfügung", in der Gedächtnisschrift für Emil Seckel, Berlin 1927, S. 70—144. Zu 88 2354—2356 Bem. B, II (S. 1043): Neuerdings hat das KG. sein« Ansicht in obiger Frage für Fälle, in welchen die testamentarischen Erben den gesetz­ lichen gleich sind, geändert: s. den Ende 1927 in IW. zur Veröffentlichung gelangenden Beschluh vom 13. Okt. 1927 Reg. lbX 732/27.

Fünftes Auch. Erbrecht

Einleitung. I. Das fünfte Buch des BGB. behandelt ausschlietzlich das Erbrecht im zivil­ rechtlichen Sinne, d. h. es enthält diejenigen gesetzlichen Normen, nach welchen sich der Übergang des von einem Derstorbenen hinterlassenen Inbegriffs der nicht an seine Person gebundenen Rechtsverhältnisse zivilrechtlichen Charakters auf andere Rechts­ subjekte bestimmt. Diese Rechtsverhältnisse umfassen alle zum „Nachlab" des Ver­ storbenen gehörigen Rechte und Verpflichtungen, sofern sie nicht öffentlichrechtlichen Charakters sind. Soweit Rechte und Pflichten durch den Tod ihres Trägers erlöschen, also höchpersönlich sind, gehören sie nicht zum Nachlab. (Näheres hierüber in Bem. IV zu § 1922.) Auch schuldrechtliche Verhältnisse, welchen ein nicht vermögensrecht­ liches Interesse zugrunde liegt (M. V, 2; BGB. §§ 241, 253, 343, 847), unter­ liegen den allgemeinen Rechtsnachfolgegrundsätzen. 3n der Regel jedoch handelt es sich im Erbrecht nur um Vermögensrechte (im Sinne geldwerter Rechte), sowie die solchen Rechten entsprechenden Pflichten und deren Übergang. (Vgl. den Ausdruck „Vermögen" in § 1922, und anderseits die Bestimmungen in § 2373 Satz 2, § 2047 Abs.2 hinsichtlich Familienbilder und Familienpapiere. Siehe übrigens auch Sohm im ArchBLrgR. Bd. 28 S. 179 ff., wonach das Wesen der Vermögensrechte nicht in ihrem Vermögenswerte ruht, sondern darin, dah sie „Gegenstände" im Sinne des BGB.', d.h. „mögliche Gegenstände von Verfügungsgeschäften" sind. Ebenso Sohm, Der Gegenstand S. 22/23.) Ob und inwieweit eine Nachfolge in persönliche Rechte stattfindet, die nicht ihrer Natur nach unvererblich sind, wie z. B. Mitgliedschaft bei einem Personenverein, Ehren­ rechte, Patronat usw., ist, wie M. V, 2 hervorheben, aus den dem betreffenden Rechts­ gebiet angehörenden Normen zu entnehmen. Allgemeine Vorschriften lassen sich hier­ über nicht geben. Bei Dereinsmitgliedschaften kommen übrigens auch die Satzungen in Betracht. Siehe § 38 und § 40 BGB., wonach die Dereinsmitgliedschaft nicht ver­ erblich ist, s o w e i t die Satzung des Vereins n i ch t ein anderes bestimmt. Familienrechtliche Stellungen und daraus folgende Rechte von nicht vermögensrechtlichem Charakter sind grundsätzlich unvererblich. Darüber, dab die im Erbrechte geregelte Rechtsnachfolge kein Vermögen im aktiven Sinne voraussetzt, und darüber, welchen Charakter sie hat (Uni« versalsukzession), vgl. Bem. II und IV zu § 1922. Über die Grundsätze, nach welchen die gesetzlich« Erbfolge des BGB. geregelt ist (Parentelsystem ohne Begrenzung des Derwandten-Lrbrechts im Falle Nichtvorhandenseins eines über­ lebenden Ehegatten und weitgehendes gesetzliches Erbrecht des Ehegatten), vgl. die Dlrbemerkungen vor § 1924. Kervorzuheben ist hier noch Art. 154 der RDerf. vom 11. Aug. 1919: „Das Erbrecht wird nach Matzgabe des Bürgerlichen Rechtes ge» währleistet." II. Der Ausdruck „Erbrecht" kommt auch im subjektiven Sinne im DGB. vor und bedeutet entweder das Recht auf die Nachfolge in die Rechtsverhältnisse eines Staubinger, BGB. V (Herzselder, Erbrecht). 9. Ausl.

1

2 Sin». (III, IV)

Fünftes Buch. Erbrecht.

Verstorbenen, d. h. auf die Erbschaft, oder aber die rechtliche Stellung als Erbe: vgl. §§ 1483 Abs. 2, 1759, 1767, 1933, 1965, 2018, 2346, 2353, 2354, 2360, 2376. III Außerhalb des fünften Buches des BGB. finden sich noch erbrecht­ liche Normen zunächst im § 857, sodann im vierten Buche des BGB.: hinsichtlich der Verhältnisse bei Auflösung der ehelichen Gütergemeinschaft und der Zugehörigkeit des Anteils des verstorbenen Gatten zum Nachlasse: vgl. 88 1482 und 1483, übrigens auch § 1490, ferner § 1759. Selbstverständlich ist, datz die allgemeinen Rechts­ normen des zweiten Buches des BGB. auch auf diejenigen Schuldoerhältnisse Anwendung finden, welche aus erbrechtlichen Verhältnissen entspringen und im Erbrechte geregelt sind (M. II, 4 und V, 191). Vgl. Bd. II. Vordem, vor Abschn. L In das Erbrecht einschlägig sind ferner folgende Vorschriften der ZPO. und KO.: 1. ZPO. 88 27, 28, 94, 239, 241 Abs. 2, 242, 243, 246, 305, 325—327, 727, 728, 737, 738, 747—750, 773, 778—786, 792, 852, 859 Abs. 2, 863, 896, 989—1000, 1048. 2. KO. 88 3, 9, 16, 40, 51, 214—235. Von den mit dem BEB. gleichzeitig in Kraft getretenen Reichsgesetzen ist für das Erbrecht insbesondere von Bedeutung: das FGG. in seinen 88 Ist, 72ff., 163ff., 167 ff., 188'ff., ferner das ZVG. in seinen 88 175 ff., die GBO. in ihren 88 36 ff., 41, 52, 53 und das HEB. in 88 27 und 139. Vgl. auch AnfG. 8 3 a uni) VVG. 8 167, ferner GeschäftsaufsBek. vom 14. Dez. 1916 [in der Fassung vom 8. Febr. und 14. Juni 1924] 8 73 Abs. 2, RAbgO. 88 87, 90, 65 und ErbschStG. in der Fassung vom 22. Aug. 1925, RGBl. I S. 320 ff., das an die Stelle des ErbschStG. in der Fassung der Bek. des RFinM. vom 7. Aug. 1922 und der 2. Steuernotverordnung vom 19. Dez. 1923 getreten ist. IV. Das fünfte Buch des BGB. befatzt sich nur mit dem für alle Kreise der Bevölkerung geltenden Erbrecht. Ausgenommen von der Regelung durch das BGB, ist (vgl. hiezu Petersen in Bekker und Fischer, Beitr. z. Erl. und Beurt. des Entwurfes eines BGB., Jena 1889 S. 15 ff.) zunächst nach Art. 59, 64 EG. die Erbfolge in Familienfideikommisse*) und Lehen, mit Einschluß der allodifizierten Lehen, sowie in Stammgüter, ferner die Erbfolge kraft Anerbenrechts in Ansehung landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Grundstücke nebst deren Zubehör. In allen diesen Beziehungen bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften unberührt, weshalb sie nach Art.3, 218 EG. auch nach dem Inkrafttreten des BGB. durch Landesgesetz geändert werden können. Anderseits bestimmt aber Art. 64 Abs. 2 EG., datz die Landesgesetze das Recht des Erblassers, über das dem Anerbenrecht unterliegende Grundstück von Todes wegen zu verfügen, nicht beschränken können. (Über das Anerbenrecht vgl. Stobde, DPR. Bd. 5 S. 389 ff., und Materialien z. 3. Abschn. e. Entw. e. EG., Heymanns Verlag, 1896 S. 79ff.). Wegen Aufhebung der Adelsvorrechte, ade­ ligen Stamm- und Hausgüter, Lehen und Familienfideikommisse vgl. RVerf. vom 11. Aug. 1919 Art. 109 und 155 Abs. 2 Satz 2; für Preußen: VO. vom 10. März 1919 in der Fassung vom 30. Dez. 1920 (GesS. 1921 S. 77 ff.), Adelsgesetz vom 23. Juni 1920 (GesS. 1920 S. 367 ff.) und die VO. vom 22. Sept, 1920 und 19. Nov. 1920 (GesS. 1920 S. 431 ff. und 463 ff.); s. auch Bem. zu EG. Art. 59 und BayZ. 1919 S. 399 und 1920 S. 12, 40 und 60, sowie IW. 1919 S. 476, 478, 670, 927 und 1921 S. 193 ff.; für Bayern: Staatsgrundgesetz vom 4. Januar 1919 Ziff. 11, vorl. Staatsgrundgesetz vom 17. März 1919 8 12, Ges, vom 28. März 1919 (GVBl. S. 114), Ges. vom 14. Juni 1919 (GVBl. S. 291), Ges. vom 30. Aug. 1920 (GVBl. S. 417), Bayer. Vers, vom 14. Aug. 1919 8 15, Ges. vom 25. Aug. 1919 (GVBl. S. 562) und VO. vom 26. Sept. 1919 (GVBl, 5. 647). (Wegen der einschlägigen Gesetzgebung weiterer deutscher Länder s. die Bem. 7 zu Art. 59 EG.) In das Erbrecht einschlägige Vorbehalte zugunsten der Landesgesetze enthalten noch folgende Artikel des EG.: 63 (Erbpachtrecht), 137 (betr. die Grundsätze, nach welchen der Ertragswert eines Landguts festzustellen ist), 138 (gesetzliches Erbrecht einer Körperschaft, Stiftung oder Anstalt des öffentlichen Rechtes an Stelle des Fiskus), 139 (Erbrecht oder Pflichtteilsrecht des Fiskus oder anderer juristischer Personen

*) Vgl. Dispeker in BayZ. 1906 S. 397ff. über „Die Erbfolge in Familienfidei­ kommisse".

Einleitung.

Eint. (V) 3

in Ansehung des Nachlasses einer verpflegten oder unterstützten Person), 140 (An­ ordnung der Anfertigung eines Nachlatzverzeichnisses, sowie von Sicherungsmatzregeln für einen Nachlatz), 141 (Bestimmung der Zuständigkeit der Notare oder der Gerichte allein für die Fälle, in welchen das Gesetz gerichtliche oder notarielle Beurkundung fordert), 147 (Zuständigkeit anderer als gerichtlicher Behörden für die Verrichtungen des Nachlatzgerichts), 148 (Ausschlutz der Zuständigkeit des Nachlahgerichts zur Auf­ nahme des Inventars), 149 (betr. eine besonders bestellte Urkundsperson bei Errichtung von Testamenten und Erbverträgen), 150 (betr. die Zuständigkeit einer anderen amtlich bestellten Person an Stelle des Vorstehers beim Nottestament des § 2249 BGB.), 151 (betr. die allgemeinen Vorschriften über die Errichtung gerichtlicher oder notarieller Urkunden). Autzer diesen sachlichen Ausnahmebestimmungen bestimmt das EE. nach einigen Richtungen aus persönlichen Rücksichten Besonderes: a) Hinsichtlich der Landesherrn und der Mitglieder der landesherrlichen Familien, sowie der Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern, des vormaligen Hannoverschen Königshauses, des vormaligen Kurhessischen und des vormaligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses finden die Vorschriften des BGB. nur insoweit Anwendung, als nicht besondere Vorschriften der Hausverfassungen oder der Landesgesetze abweichende Bestimmungen enthalten (Art. 57; s. auch RG. vom 25. März 1904, RGBl. S. 149). b) Hinsichtlich der Familienverhältnisse und Güter der vormals reichsständischen, seit 1806 mediatisierten oder diesen gleichgestellten Häuser, dann des vor­ maligen Reichsadels und der Familien des durch Landesgesetz vor Inkraft­ treten des BGB. dem vormaligen Reichsadel gleichgestellten landsässigen Adels bleiben die Vorschriften der Landesgesetze und nach Matzgabe der Landesgesetze die Vorschriften der Hausverfassungen unberührt (Art. 58). c) Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen Mitglieder gewisser rittet« schaftlicher Familien bei der Ordnung der Erbfolge in ihrem Nachlah durch das Pflichtteilsrecht nicht beschränkt sind, bleiben in Ansehung derjenigen Familien in Kraft, welchen dieses Recht zur Zeit des Inkrafttretens des BGB. zusteht (Art. 216). d) Art. 86 Satz 1 und Art. 87 Abs. 2 und 3 EG.: Unberührt bleiben die landes­ gesetzlichen Vorschriften, welche den Erwerb von Rechten durch juristische Per­ sonen beschränken oder von staatlicher Genehmigung abhängig machen, soweit diese Vorschriften Gegenstände im Werte von mehr als fünftausend Reichsmark betreffen, ebenso diejenigen landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen Mit­ glieder religiöser Orden oder ordensähnlicher Kongregationen nur mit staat­ licher Genehmigung von Todes wegen erwerben können, mit Ausnahme solcher Vorschriften, welche Mitglieder von Orden und ordensähnlichen Kongregati­ onen betreffen, bei denen Gelübde auf Lebenszeit oder auf unbestimmte Zeit nicht abgelegt werden. (Vgl. auch Art. 86 Satz 2 und Art. 87 Abs. 2 Satz 2, ferner Bem. 7 zu 8 1923 BGB.). Über die auf Grund obiger Vorbehalte geltenden landesgesetzlichen Be­ stimmungen vgl. die Bem. zu den bezeichneten Paragraphen des EG. im Bd. VI, ferner Vordem. 1,2 vor § 1 im Bd. I; auch sind jene Bestimmungen, soweit ein­ schlägig, hinsichtlich der gröberen deutschen Länder im Verlaufe der Erläuterungen dieses Bandes berücksichtigt. Wegen Aufhebung der Vorrechte aus Art. 57, 58 und 216 auf Grund des Art. 109 RVerf. vom 11. Aug. 1919 durch die Landesgesetz­ gebung vgl. die zu Abs. 1 dieser Bem. angeführten Landesgesetze und die Bem. zu den bez. Art. des EG. im Bd. VI. V. Nach Art. 32 EG. blieben die Vorschriften der Reichsgesetze in Kraft, soweit sich aus dem BGB. oder EG. nichts Gegenteiliges ergibt. Daher blieben z. B. in Kraft die §§ 44ff. RMilG. (das Soldatentestament betr.). Diese Vor­ schriften sind sogar durch Art. 44 EE. auf die Angehörigen der Reichsmarine aus­ gedehnt. Durch § 48 des WehrG. vom 23. März 1921 (RGBl. S. 329 ff.) ist das RMilG. vom 2. Mai 1874 aufgehoben, im § 38 des neuen Ges. sind Voraussetzungen und Form der Militärtestamente geregelt. Auch das Gesetz, betr. die Organisation 1*

4 @inl. (VI—VIII)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

der Bundeskonsulate, ist in Kraft geblieben und nur durch Art. 38 EG. ergänzt (hinsichtlich der Befugnis der Wahlkonsuln in Ansehung der Errichtung einer Ver­ fügung von Todes wegen und hinsichtlich der bezüglichen Formvorschriften). Über die Geltung von Staatsoerträgen des Reiches nach Art. 32 EG. und der Länder nach Art. 56 EG. vgl. 2W. 1909 S. 449 ff. VI. Über die räumliche Geltung der erbrechtlichen Normen des BGB. f. EG. Art. 24—28 und Kretzschmar im ZBIFE., 13. Iahrg., S. 423 ff., sowie Lipp, Erbrecht § 145; s. auch Bem. 6 zu § 1960 über Staatsverträge hinsichtlich Nachlaßbehandlung und -sicherung; über die zeitliche Geltung dieser Normen s. die Über­ gangsvorschriften der Art. 213—217 EG. VII. Übersicht. Das Gesetz zerlegt den Stoff des fünften Buches in neun Abschnitte und zwar in folgender Weise (D. 254, 255): Der erste Abschnitt hat die Erbfolge zum Gegenstand und regelt nach zwei einleitenden Paragraphen allgemeinen Inhalts die gesetzliche Erbfolge, woran sich die allgemeinen Vorschriften über die Befugnis des Erblassers schließen, durch ein­ seitige Verfügung von Todes wegen oder Erbvertrag über seinen Nachlaß Be­ stimmungen zu treffen. Der zweite Abschnitt behandelt die rechtliche Stellung des Erben in vier Titeln, nämlich: 1. Annahme und Ausschlagung der Erbschaft. Fürsorge des Nachlahgerichts. 2. Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten. 3. Erbschaftsanspruch. 4. Mehr­ heit von Erben. Der zweite dieser Titel zerfällt in fünf, der vierte in zwei Unterabteilungen. Der dritte Abschnitt betrifft das Testament in acht Titeln, nämlich: 1. allgemeine Vorschriften, 2. Erbeinsetzung, 3. Einsetzung eines Nacherben, 4. Ver­ mächtnis, 5. Auflage, 6. Testamentsvollstrecker, 7. Errichtung und Aufhebung eines Testaments, 8. gemeinschaftliches Testament. Der vierte Abschnitt behandelt den Erbvertrag, der fünfte den Pflicht­ teil, der sechste die Erbunwürdigkeit, der siebente den Erbverzicht, der achte den Erbschein, der neunte den Erbschaftskauf. E. I hatte den Erbschaftskauf in der Lehre vom Kaufe im zweiten Buche behandelt und die Materien im fünften Buche ganz anders geordnet, nämlich in der Reihenfolge: Allgemeine Vorschriften, letztwillige Verfügung, Verfügung von Todes wegen durch Vertrag, gesetzliche Erbfolge einschließlich Pflichtteil, Erb­ verzicht, Rechtsstellung des Erben. Letzterer Abschnitt zerfiel in acht Titel: Er­ werb der Erbschaft, Erbunwürdigkeit, Wirkungen des Erbschaftserwerbes, Für­ sorge des Nachlaßgerichts, Erbschein, Erbschaftsanspruch, Jnventarerrichtung, Auseinandersetzung der Miterben, über die Gründe der Änderung dieser Reihen­ folge gegenüber dem E. I vgl. ZG. V, 2—4; P. V, 1.

VIII. Der Charakter der Borschriften des fünften Buches und ihr Berhältnis zu den Borschriften des allgemeinen Teiles läßt sich in Kürze folgendermaßen kenn­ zeichnen: Inwieweit die erbrechtlichen Normen als dispositives oder als zwingendes Recht zu erachten sind, ist jeweils, wenn es vom Gesetze, wie manchmal geschehen (vgl. §§ 2050, 2220), nicht ausdrücklich hervorgehoben ist, aus der Fassung oder aus dem Inhalte der betreffenden Vorschrift zu entnehmen. Allgemeines hierüber läßt sich also nicht sagen. (Dgl. M. V,2, ferner Ehrlich, Das zwingende und nicht zwingende Recht im BGB., 2ena 1899, insbes. S. 222ff.) Vielfach finden sich bloße Auslegungs­ regeln: vgl. z. B. §§ 2067 ff., 2084, 2087, 2101, 2102, 2110, 2304. Das Gesetz gebraucht hier den Ausdruck „int Zweifel". Die Vorschriften des allgemeinen Teiles finden auch im Erbrecht Anwendung, soweit nicht die Sonderbestimmungen des fünften Buches dieses aus­ schließen, was z. B. mehrfach der Fall ist hinsichtlich der Anfechtung (vgl. die Be­ merkungen zu 88 1955,2081, 2281, 2342) und der Bedeutung des Irrtums int Beweg­ gründe (§ 2078), sowie des Ausschlusses der Vertretung bei Rechtsgeschäften (z. B. 88 2064, 2274, 2282, 2347) und der Handlungsfähigkeit von Personen, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt sind (z.B. 88 2229, 2282, 2347). Vgl. auch 88 1923

Einleitung.

I. Abschnitt.

Erbfolge.

Ein». (IX, X); Vordem. (1,2) 5

Abs. 2 und 2101 im Gegensatze zu § 1, ferner die besonderen, von den allgemeinen Vorschriften über Verträge abweichenden Vorschriften über den Erbvertrag. IX. Eine Reihe von Ausdrücken, welche das Gesetz im fünften Buche anwendet, sind vom Gesetze selbst definiert: so Erbfall, Erbschaft, Erbe und Erbteil in § 1922, Erbfolge nach Stämmen in § 1924, Testament (mit letztwilliger Verfügung gleich­ bedeutend) in § 1937, Vermächtnis in § 1939, Auflage in § 1940, Erbvertrag und Vertragserbe in 8 1941, Anfall der Erbschaft in § 1942, Inventar und Inventar­ errichtung in § 1993, Erbschaftsbesitzer in § 2018, gemeinschaftlicher Erbteil in § 2093, Ersatzerbe in §2096, Nacherbe in § 2100, Vorvermächtnis in § 2150, Erbschein in § 2353. Vgl. auch die Begriffsbestimmung von „Erwerb von Todes wegen" in § 1369: danmter fällt hienach, was durch Erbfolge, durch Vermächtnis oder als Pflichtteil erworben wird. Über den Ausdruck „Erbfolge" f. die Vorbemerkungen zum I. Abschn., über „Erb­ schaft" und „Nachlah" die Bem. IV, 2, a zu § 1922, über „Verfügung von Todes wegen" die Vordem. 2 und 3 vor § 1937. x: Nutzer den zwei ersten Paragraphen des fünften Buches finden auch die übrigen Bestimmungen desselben, mit Ausnahme der besonderen Bestimmungen des dritten und vierten Abschnitts, sowie der Vorschriften des ersten Abschnitts über die gesetzliche Erbfolge, im wesentlichen auf die Erbfolge lebet Art, beruhe sie also auf Gesetz, Testa­ ment oder Erbvertrag, Anwendung; das Nähere hierüber s. in den Vorbemerkungen zum zweiten, sechsten, siebenten und achten Abschnitt: die Vorschriften des fünften Abschnitts über den Pflichtteil kommen ihrer Natur nach nur bei testamentarischer oder vertragsmäßiger Erbfolge in Betracht').

Erster Abschnitt.

Erbfolge. Vorbemerkungen. 1. Bedeutung des Wortes „Erbfolge" (vgl. § 1938 und P. V, 2). Es bezeichnet nicht den objektiven Übergang des Vermögens des Verstorbenen im Sinne der Ziff. I der Einleitung und des § 1922, sondern subjektiv die Nachfolge des Erben in dieses Vermögen, die Berufung zur „Erbschaft" (vgl. die Bemerkungen zu § 1922) eines anderen. 2. Arten derErbfolge. Je nach dem BerufungS gründ, auf welchem sie ruht, unter­ scheidet das BGB. die gesetzliche Erbfolge und die Erbfolge kraft Testaments oder Erb­ vertrags. (Genauer ausgedrückt ist bei der gesetzlichen Erbfolge nicht das Gesetz der Be­ rufungsgrund, sondern der Tatbestand, an den im einzelnen Falle das Gesetz die Erbfolge *) Aus den Schriften zum Erbrechte des BGB. sind an dieser Stelle, also abgesehen von den an den einschlägigen Stellen zu erwähnenden Spezialabhandlungen, neben den Kommentaren (z. B. von Reichsgerichtsräten [5. Aufl., 1923], von Planck Bd. V, 3. Aufl. 1908, in 4. Auflage, bearbeitet von Flad, im Erscheinen, Frommhold, in 2. [vollständig neu bearbeiteter] Auflage von F. Leonhard, Wilke, Scherer, Türcke-NiedenführWinter, Soergel [3. Aufl. 1926], Warneyer [int Erscheinen]), den Handausgaben (z. B. von Neumann, Kuhlenbeck, Rosenthal, Fischer-Henle, Achilles-Greiff, Keidel und Wolf) und den Lehrbüchern (z. B. Crome, Dernburg, Endemann [Bd.III: Erbr. in 8./9. Aufl., 1919/20], Cosack [7./8. Aufl.], Enneccerus-Kipp-Wolff [Erbr. von Kipp, 14.—16. Aufl., 1923], Matthiaß, Heilfrön, Goldmann-Lilienthal, Landsberg), welche das ganze BGB. be­ handeln (vgl. auch Hachenburg, Vorträge, 2. Aufl. 1900 S. 647 ff., Weyl, Bortr. München 1899 und Eck-Leonhard, Bortr., Berlin 1903/04, Buchka: Bergl. Darst. des BGB. und des gern. R., 3. Aufl. 1899, Leske, Vergleichende Darst. des BGB. und des PLR., 1900/03, S. 1001 ff.) folgende Werke anzuführen: Str oh al, Das deutsche Erbrecht, 3. Aufl., Berlin 1903/04 und Grundriß des deutschen Erbr., Berlin 1914; Binder, Die Rechtsstellung des Erben, 3 Teile, Leipzig 1901/05; Böhm, Das Erbrecht des BGB., 2. Aufl., Hannover 1900, Paul Meyer, Das Erbrecht des BGB., Heft 1—7, Marburg 1904—1921; Mayer und Reis, Lehrb. des Familien- und Erbr. 4. Aufl., 2. Bd., Stuttgart 1902; Pelar-

Einleitung.

I. Abschnitt.

Erbfolge.

Ein». (IX, X); Vordem. (1,2) 5

Abs. 2 und 2101 im Gegensatze zu § 1, ferner die besonderen, von den allgemeinen Vorschriften über Verträge abweichenden Vorschriften über den Erbvertrag. IX. Eine Reihe von Ausdrücken, welche das Gesetz im fünften Buche anwendet, sind vom Gesetze selbst definiert: so Erbfall, Erbschaft, Erbe und Erbteil in § 1922, Erbfolge nach Stämmen in § 1924, Testament (mit letztwilliger Verfügung gleich­ bedeutend) in § 1937, Vermächtnis in § 1939, Auflage in § 1940, Erbvertrag und Vertragserbe in 8 1941, Anfall der Erbschaft in § 1942, Inventar und Inventar­ errichtung in § 1993, Erbschaftsbesitzer in § 2018, gemeinschaftlicher Erbteil in § 2093, Ersatzerbe in §2096, Nacherbe in § 2100, Vorvermächtnis in § 2150, Erbschein in § 2353. Vgl. auch die Begriffsbestimmung von „Erwerb von Todes wegen" in § 1369: danmter fällt hienach, was durch Erbfolge, durch Vermächtnis oder als Pflichtteil erworben wird. Über den Ausdruck „Erbfolge" f. die Vorbemerkungen zum I. Abschn., über „Erb­ schaft" und „Nachlah" die Bem. IV, 2, a zu § 1922, über „Verfügung von Todes wegen" die Vordem. 2 und 3 vor § 1937. x: Nutzer den zwei ersten Paragraphen des fünften Buches finden auch die übrigen Bestimmungen desselben, mit Ausnahme der besonderen Bestimmungen des dritten und vierten Abschnitts, sowie der Vorschriften des ersten Abschnitts über die gesetzliche Erbfolge, im wesentlichen auf die Erbfolge lebet Art, beruhe sie also auf Gesetz, Testa­ ment oder Erbvertrag, Anwendung; das Nähere hierüber s. in den Vorbemerkungen zum zweiten, sechsten, siebenten und achten Abschnitt: die Vorschriften des fünften Abschnitts über den Pflichtteil kommen ihrer Natur nach nur bei testamentarischer oder vertragsmäßiger Erbfolge in Betracht').

Erster Abschnitt.

Erbfolge. Vorbemerkungen. 1. Bedeutung des Wortes „Erbfolge" (vgl. § 1938 und P. V, 2). Es bezeichnet nicht den objektiven Übergang des Vermögens des Verstorbenen im Sinne der Ziff. I der Einleitung und des § 1922, sondern subjektiv die Nachfolge des Erben in dieses Vermögen, die Berufung zur „Erbschaft" (vgl. die Bemerkungen zu § 1922) eines anderen. 2. Arten derErbfolge. Je nach dem BerufungS gründ, auf welchem sie ruht, unter­ scheidet das BGB. die gesetzliche Erbfolge und die Erbfolge kraft Testaments oder Erb­ vertrags. (Genauer ausgedrückt ist bei der gesetzlichen Erbfolge nicht das Gesetz der Be­ rufungsgrund, sondern der Tatbestand, an den im einzelnen Falle das Gesetz die Erbfolge *) Aus den Schriften zum Erbrechte des BGB. sind an dieser Stelle, also abgesehen von den an den einschlägigen Stellen zu erwähnenden Spezialabhandlungen, neben den Kommentaren (z. B. von Reichsgerichtsräten [5. Aufl., 1923], von Planck Bd. V, 3. Aufl. 1908, in 4. Auflage, bearbeitet von Flad, im Erscheinen, Frommhold, in 2. [vollständig neu bearbeiteter] Auflage von F. Leonhard, Wilke, Scherer, Türcke-NiedenführWinter, Soergel [3. Aufl. 1926], Warneyer [int Erscheinen]), den Handausgaben (z. B. von Neumann, Kuhlenbeck, Rosenthal, Fischer-Henle, Achilles-Greiff, Keidel und Wolf) und den Lehrbüchern (z. B. Crome, Dernburg, Endemann [Bd.III: Erbr. in 8./9. Aufl., 1919/20], Cosack [7./8. Aufl.], Enneccerus-Kipp-Wolff [Erbr. von Kipp, 14.—16. Aufl., 1923], Matthiaß, Heilfrön, Goldmann-Lilienthal, Landsberg), welche das ganze BGB. be­ handeln (vgl. auch Hachenburg, Vorträge, 2. Aufl. 1900 S. 647 ff., Weyl, Bortr. München 1899 und Eck-Leonhard, Bortr., Berlin 1903/04, Buchka: Bergl. Darst. des BGB. und des gern. R., 3. Aufl. 1899, Leske, Vergleichende Darst. des BGB. und des PLR., 1900/03, S. 1001 ff.) folgende Werke anzuführen: Str oh al, Das deutsche Erbrecht, 3. Aufl., Berlin 1903/04 und Grundriß des deutschen Erbr., Berlin 1914; Binder, Die Rechtsstellung des Erben, 3 Teile, Leipzig 1901/05; Böhm, Das Erbrecht des BGB., 2. Aufl., Hannover 1900, Paul Meyer, Das Erbrecht des BGB., Heft 1—7, Marburg 1904—1921; Mayer und Reis, Lehrb. des Familien- und Erbr. 4. Aufl., 2. Bd., Stuttgart 1902; Pelar-

6 Borbem. (3—5)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

knüpft. Vgl. hierüber die Bem. 2 zu § 1949 und Bem. 3 zu Z 1951; darüber, daß streng genommen das Gesetz der Grund jeder Berufung ist, s. Bem. II, 1 zu 8 1922.) Testament und Erbvertrag faßt das Gesetz unter dem Ausdruck „Verfügung von Todes wegen" zusammen. (Vgl. §§ 1937, 83, 332, 1598, 1944, 1948, 1951, 2339, EG. Art. 24, 149, 151, 214, 215.) Die einseitige Verfügung von Todes wegen heißt nach BGB. Testament oder letztwillige Verfügung; der Erbvertrag ist die zweiseitige Verfügung von Todes wegen (§§ 1937, 1941; s. auch Krafft in SeuffBl. Bd. 78 S. 10). Vgl. auch nachfolgende Bern. 7.

3. Allgemeiner überblick über den Inhalt der Bestimmungen dieses Abschnitts. Die ersten beiden Paragraphen enthalten allgemeine Grundsätze hinsichtlich des Wesens der Erbfolge und der Voraussetzung des Erbe-Werdens. (Das Nähere hierüber s. in den Be­ merkungen zu §§ 1922 und 1923.) Die §§ 1924—1930 regeln das gesetzliche Erbrecht der Verwandten, die §§ 1931—1933 dasjenige des überlebenden Ehegatten, § 1936 dasjenige des Fiskus. Die §§ 1934 und 1935 handeln von der gesonderten Behandlung der mehreren Erbteile, welche ein gesetzlicher Erbe wegen Zusammentreffens zweier gesetzlicher Berufungs­ gründe oder infolge Wegfalls eines Miterben durch „Anwachsung" erhält. Die §§ 1937 bis 1941 endlich enthalten die allgemeinen Vorschriften über die eine gesetzliche Berufung ganz oder teilweise ausschließende Erbfolge auf Grund einseitiger oder zweiseitiger Verfügung von Todes wegen, zugleich aber auch über solche in derartigen Verfügungen zu treffende Bestimmungen, welche eine Erbfolge nicht begründen, sondern lediglich einen gesetzlichen Erben von der Erbfolge ausschließen oder Vermächtnisse und Auflagen anordnen. (§§ 1938 bis 1940, 1941.) Die letzteren Bestimmungen wären also genau genommen nicht mehr unter die Rubrik „Erbfolge" einzureihen gewesen. 4. Die Stellung der Bestimmungen über die gesetzliche Erbfolge vor den­ jenigen über die Verfügungen von Todes wegen ist, wie in der Einleitung schon erwähnt, im BGB. entgegen der Anordnung im E. I erfolgt, auf Grund der gegen die letztere wohl nicht mit Unrecht erhobenen kritischen Bemerkungen. Vgl. ZG. V, 2—4 und Zitate bei Petersen in Heft 16 der Beiträge z. Erl. u. Beurt. des Entw. e. BGB. S. 32 Note 42.

5. über die Regelung der gesetzlichen Erbfolge nach BGB. s. die Vorbemerkungen vor §§ 1924 ff. und Einleitung Ziff. I a. E. über die Ergänzung der Bestimmungen des folgenden Abschnitts durch andere reichsrechtliche oder durch landesgesetzliche und haus­ gesetzliche Vorschriften hinsichtlich der Erbfolge nach dem Inkrafttreten des BGB. vgl. Eingus. Das Erbrecht des BGB., Stuttgart 1899; Kretzschmar. Das Erbrecht des deutschen BGB., Leipzig 1913 (2. Ausl.); Endemann, Erbrecht des BGB., Bd. V der von Fehr u. a. herausgeg. Grundrisse der Rechtswissenschaft, Berlin und Leipzig 1923; Binder, Erbrecht, Bd. XI der Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissensch., Abt. Rechtswissensch., Berlin 1923, v. Blume, Erbr. (Göschen-Samml.), Berlin 1914, Bernhöft, Erbrecht, 1912; Asch, Der Erbe, seine Rechte und Pflichten, Berlin 1925; W eißler, Das deutsche Nachlaßverfahren, 1900, in 2. Aufl. herausg. von Friedr. Weißler, Berlin 1920 (eine Reihe materiellrechtlicher Ausführungen enthaltend); Märcker, Die Nachlaßbehandlung, das Erbrecht, Familien- und Vormundschaftsrecht, nach den Vorschr. des BGB. neu bearbeitet von Köhne und Feist, 19. Aufl. Berlin 1917; Bosch an, Die Nachlaßsachen in der ge­ richtlichen Praxis, 2 Bde., 1903/5; endlich H. Borcherdt, Das Erbrecht und die Nachlaß­ behandlung nach den vom 1. Januar 1900 an geltenden Reichs- und Landesgesetzen, mit besonderer Berücksichtigung des Geltungsgebiets des ALR., Breslau 1901; der erste Teil ist 1907 in 2. Auflage erschienen; diese berücksichtigt im Gegensatze zur 1. Aufl. auch die Lite­ ratur laut Vorwort „so viel als möglich". Strohals Werk (in 1. Auflage) ist ausführlich besprochen von Hellmann in KrBJSchr. Bd. 39 S. 212 ff. und von Küntzel in Gruchots Beitr. Bd. 41 S. 449, 583 ff., 808 ff. Von großem Interesse sind auch die Kritiken über Buch 5 des E. I, insbesondere Heft 16 und 17 der Beiträge von Bekker und Fischer (Er­ örterungen von Petersen und von Eck), und die Abhandlung von Baehr mit Gegenent­ würfen im ArchBürgR. Bd. 3 S. 141 ff., ebenso die Erörterungen von Bingner zum E. II im SächsArch. Bd. 5 und 6. Das ganze kritische Material zum E. I des Erbrechts ist berück­ sichtigt in ZG. V und VI. Vgl. ferner v. Jacubezky, Bemerkungen S. 317ff.

I. Abschnitt.

Erbfolge.

Borbern. (-, 7) ; 1922 7

leitung Ziff. III, IV und V; hinsichtlich der räumlichen und zeitlichen Geltung der folgenden Normen vgl. Art. 24 ff. und Art. 213 ff. EG. H. Eine Erbfolge oder Berufung zur Erbschaft gegen den Willen des Erblassers (vgl. Windscheid-Kipp, Pand. Bd. 3 § 529) kennt das BGB. nicht, da es hienach ein Noterbrecht nicht gibt, und das Pflichtteilsrecht lediglich ein Forderungsrecht gewährt. (S. Vor­ bemerkungen vor dem fünften Abschnitt und §§ 2303, 2317.) 7. Darüber, daß es nach BGB. eine hereditas jacens nicht mehr gibt und bie gemeinrechtlichen Grundsätze: „nemo paganus pro parte testatus, pro parte intestatus decedere potest“ und „semel her es semper heres“ nach BGB. nicht mehr gelten, s. Bem. III, V und VI zu § 1922. über die Voraus­ setzungen, den Gegenstand und Charakter der Erbfolge nach BGB. und die dabei möglicher­ weise beteiligten Personen vgl. Bem. II und IV zu § 1922 und Bem. 1 zu § 1923.

§ 1922. Mit dem Tode einer Person (Erbfall) geht deren Vermögen (Erbschaft)

als Ganzes auf eine oder mehrere andere Personen (Erben) über. Auf den Anteil eines Miterben (Erbteil) finden die sich auf die Erbschaft

beziehenden Vorschriften Anwendung. E. I, 1749, 1760; II, 1799; IN, 1898.

Übersicht: Aktienbezugsrecht IV, 2, c, a; Aktivvermögen (kein Erfordernis der Erb­ folge)-II, 1; Allgemeine Gütergemeinschaft I u. IV, 2, a; Anfechtungsrechte IV, 2, c, x; Angestelltenversicherungsgesetz (Ansprüche aus demselben) IV, 2, c, a; Anträge zu Verträgen IV, 2, c, a und y; • Anwartschaften IV, 2, c, a; Apotheken-Bererbung IV, 2, c, a; Aschenüberreste, Beisetzung IV, 2, c, d und IV, 2, d; Auflösung eines Vereins und einer Stiftung II, 2; Auftrag IV, 2, c, a; Bedingte Rechte und Verpflichtungen IV, 2, c, a; Befristetes Vermächtnis IV, 2, c, a; Berufsgeheimnis, Pflicht zu dessen Wahrung IV, 2, c, ß; Berufungsgründe (und ihr Verhältnis zu­ einander) II, 4 und III; Besitz (Übergang auf den Erben) IV, 1; Bestattung, Bestimmungen über Art und Ort derselben IV, 2, d; Einfluß des Todes auf gewisse Rechtsver­ hältnisse IV, 2, c, y; Einfluß des Todes auf Prozeßverfahren IV, 2, c, x; Einfluß des Todes auf Verfahren in der FG. IV, 2, c, x; Eingebrachtes Gut: Fortführung des Strei­ tes über ein dazu gehörendes Recht der Ehefrau durch diese nach des Mannes Tod IV, 2, c, e; Erb- oder Familienbegräbnisstätte IV, 2, c, ö; Erbschaft (Begriff und Umfang) IV, 2, au.c; Erbschaftsanspruch VII;

Erbschaftsveräußerung VII; Erbschein VII; Erwerb der Erbschaft ohne Antretung V, 1; Gesellschaft, Auflösung durch den Tod eines Gesellschafters IV, 2, c, x; Gewinnbeteiligung der Erben, im Gesellschaftsvertrage bedungen IV, 2, f; Gnadenvierteljahr IV, 2, c, ß; Grabdenkmäler (Eigentum, Unterhalt) IV, 2, d; Grabschrift, Recht zur Bestimmung ihres In­ halts IV, 2, d; Grabstätte, Besuch derselben IV, 2, d; Grundbuch (Vormerkungen und Eintragun­ gen im Falle des Todes des Berechtigten oder für den Fall des Todes einer Person) II, 2 und IV, 2, c, x; Handelsgeschäft IV, 2, c, a; Hypothek, nicht möglich für den künftigen Erbenanspruch II, 2; Jagdmitpächter, Einfluß seines Todes IV, Juristische Personen VI, 3; Kautionshypothek (für künftiges Erbrecht nicht möglich) IV, 1; Kirchenstühle IV, 2, c, b; Kommanditgesellschaft, Einfluß des Todes eines Kommanditisten IV, 2, c, x; Kündigung von Gesellschaftsverhältnissen IV, 2, c, ß; Lebensversicherungssumme (ob zum Nachlaß gehörig) IV, 2, e; Leiche, Umbettung derselben IV, 2, d; Leichnam, Verfügungsrecht darüber IV, 2, d; Mehrheit von Erben I und VI; Mietverhältnisse (Kündigung) IV, 2, c, x; Mitgliedschaft bei einem Verein oder einer Genossenschaft IV, 2, c, ß;

8 1922(1)

Fünftes Buch.

Nachlaß IV, 2, a; Postsendungen-Aushändigung IV, 2, c, a; PreistreibereiBO. (Haftung für den einzu­ ziehenden Betrag) IV, 2, c, a; Prokura, Erlöschen durch den Tod des Ge­ schäftsinhabers IV, 2, c, y; Reichstagsmitglieder (Aufwandsentschädi­ gung) IV, 2, c, a; Renten nach RVO. IV, 2, c, a; Repräsentation des Erblassers durch den Er­ ben IV, 2, b; Ruhende Erbschaft (nicht mehr denkbar) V, 2; Schadensersatzansprüche nach Auslandsschä­ dengesetz und GewaltschädenBO. IV, 2, c, a; Schenkung und deren Widerruf, Einfluß des Todes IV, 2, c, y; Schulden (Übergang) IV, 1; Steuerpflicht (Beranlagbarkeit) IV, 2, c, a; Strafprozeßvollmacht IV, 2, c, ß; Tod und Todesvermutung II, 2; Universalsukzession als Grundsatz I u. IV, 1; Unterhaltsansprüche IV, 2, c, y; Unvererbliche Rechte und Rechtsverhältnisse IV, 2, c, ß; Unwiderrufliche Vollmacht IV, 2, c, y;

Erbrecht. Urheberrechte IV, 2, c, a; Urkundenfälschung (zum Schaden eines To­ ten unmöglich) IV, 2, c, y; Baterschaftsanerkennung IV, 2, c, a; Verbindlichkeiten (Übergang) IV, 1 u. 2, a; Vereinigung von Recht und Verbindlichkeit IV, 2, c, a; Bereinsmitgliedschaft IV, 2, c, ß; Vererbliche Rechte und Rechtsverhältnisse IV, 2, c, a; Berlegerrechte und -Pflichten IV, 2, e, au.y; Vermögen (Begriff und Übergang) IV, 1; Vermögensbeschlagnahme gegenüber den Er­ ben des Beschuldigten IV, 2, c, y; Vertrag, Antrag hiezu IV, 2, c, a u. y; Vollmacht, die über den Tod hinaus erteilt ist IV, 2, c, T; Vollmacht, Frage ihres Erlöschens durch den Tod des Bevollmächtigten oder Vollmacht­ gebers iv, 2, c, y; Voraussetzungen der Beerbung II, 1; Vorverträge IV, 2, c, a; Wahlrechte IV, 2, c, a; Wartrechte IV, 2, c, a; Widerruf der Schenkung IV, 2, c, y-

I. Allgemeines. Dieser Paragraph hat zunächst den Zweck, den Grundsatz der Universalsukzession (s. u.) zum Ausdrucke zu bringen, ferner hinsichtlich des zu Beerbenden (vgl. dagegen § 1923 hinsichtlich des Erben) die Voraussetzung der Erbfolge zu bestimmen. Gleichzeitig ist hier schon angedeutet, allerdings erst durch § 1942 voll zum Ausdrucke gebracht, daß die Erbschaft kraft Gesetzes übergeht, wenn obige Voraussetzung gegeben ist. Endlich ist im Abs. 2 für den Fall einer Mehrheit von Erben aus Zweckmäßigkeitsgründen die Anwendbarkeit der auf die Erbschaft sich beziehenden Vorschriften des Gesetzes auf Erbteile verfügt. (Die Regelung der Verhältnisse im Falle einer Mehrheit von Erben im übrigen erfolgt im 4. Titel dieses Abschnitts.) Abs. 1 des § 1750 des E. I, welcher bestimmte, daß auf mehrere Erben die Erbschaft nach Bruchteilen (Erbteilen) übergehe, wurde von der II. Komm, gestrichen, weil der Satz lediglich eine Abstraktion aus den Rechtssätzen des Miterbenrechts darstelle. (P. V, 3; vgl. auch ZG. V, 6.) Des weiteren wurde Abs. 2 des § 1749 des E. I, welcher ausdrücklich bestimmte, daß die Erbfolge, d. h. der Übergang des Vermögens als eines Ganzen von dem Erb­ lasser nicht ausgeschlossen werden könne, von der II. Komm, als selb st verständlich gestrichen. (P. V, 2; vgl. über diese Bestimmung des E. I auch ZG. V, 5.) Dieser Satz ist in der Tat selbstverständlich und ergibt sich schon aus der Fassung des § 1922, sowie daraus, daß das Gesetz (vgl. 88 1937 ff.) deutlich im ein­ zelnen anführt, was durch Verfügung von Todes wegen bestimmt werden kann, darunter aber obigen Ausschluß nicht erwähnt. Hachenburg in seinen Vorträgen, 5. 648, bemerkt also zutreffend: „Es ist unmöglich, daß der Erblasser sein Vermögen nur an Vermächtnisnehmer gibt und dadurch die Universalsukzession ausschließt. Hat er, ohne einen Erben zu ernennen, sein Vermögen in einzelnen Gegenständen verteilt und erschöpft, so werden in den meisten Fällen die Bedachten Erben sein sollen. Der § 2087 Abs. 2 spricht die Vermutung aus, daß bei der Zuwendung nur einzelner Gegenstände trotz der Bezeichnung des Bedachten als Erbe nicht anzunehmen sei, daß dieser Erbe sein solle. Es gibt aber ebensowohl Fälle, in denen diese an sich richtige Auslegungsregel nicht zutrifft. Zu diesen wird der des Testaments zu rechnen sein, in dem der Erblasser, wissend, daß er seinen ganzen Nachlaß verteilt, nur Zuwendungen einzelner Stücke ausspricht. Äst er sich dessen nicht bewußt, ist nicht die Absicht, die im Testamente Erwähnten zu seinen Nachfolgern zu ernennen, aus dessen Inhalt ersichtlich, so erhält der kraft Gesetzes berufene Erbe, in letzter Linie der Fiskus, die Erbschaft. Auf ihm lasten die Vermächtnisse ...." (Vgl. auch KG. in OLG. Bd. 3 S. 380.) Anderseits aber tritt beim Bestehen allgemeiner Gütergemeinschaft Öen Ehegatten, wenn nur gemeinschaftliche Abkömmlinge vorhanden sind und die etzung der Gütergemeinschaft nicht ausgeschlossen ist, eine Beerbung des erst-

I. Abschnitt.

Erbfolge.

1922 (II1, 2) 9

versterbenden Ehegatten überhaupt nicht ein, sofern dieser ein Vermögen nutzer dem Anteil am Gesamtgute nicht besitzt. (§ 1483. Ähnlich auch beim Nichts vorhandensein von Abkömmlingen nach einigen früheren bayer. Statutarrechten und Art. 67 BayübergangG.; vgl. BayObLGZ. Bd. 6 S. 538.) S. aber auch Erbsch.6t®. vom 22. Aug. 1925 § 5 und § 15 Abs. 2, wonach für die Erbschaftssteuer der Anteil des verstorbenen Gatten am Gesamtgut bei der ehelichen Gütergemeinschaft im Falle ihrer Fortsetzung so behandelt wird, wie wenn er ausschlietzlich den anteils­ berechtigten Abkömmlingen angefallen wäre, ferner im Falle des Todes eines am Gesamtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft anteilsberechtigten Abkömmlinges ent­ gegen dem § 1490 BGB. steuerlich sein Anteil am Gesamtgut als zu seinem Nachlasse gehörig gilt.

II. 1. Die Boraussetzungen der Beerbung einer Person, d.h. des Übergangs ihres Vermögens (der Erbschaft) kraft Erbfolge auf andere Rechtssubjekte (den oder die Erben) sind im wesentlichen folgende: a) der Tod des zu Beerbenden, b) die Eristenz des Erben, c) die Erbfähigkeit des Erben,

d) ein den Berufungsgrund bildender (einseitiger) letzter Wille oder Erb­ vertrag oder Tatbestand, letzterer im Sinne der 88 1924—1936. (Das Gesetz ist streng genommen der Grund jeder Berufung, vgl. Windscheid-Kipp, Pand. Bd. 3 § 529 N. 1; die sogenannte gesetzliche Erbfolge beruht nur unmittel­ bar auf dem Gesetz im Gegensatze zur Berufung durch den Erblasser. Vgl. auch den in Z. I der Einleitung zu diesem Buch angeführten Art. 154 der RVerf. vom 11. Aug. 1919.) Dagegen ist (vgl. OLG. Bd. 3 S. 380 und Strohal S. 28) ebenso wie nach früherem Rechte kein Erfordernis der Be­ erbung: das Vorhandensein eines Vermögens im aktiven Sinne; auch bei einem Überschüsse der Passiven über die Aktiven ist eine Erbschaft vorhanden, sie kann sogar auch nur aus Passiven bestehen. (Vgl. über die Haftung für die Rachlatzverbindlichkeiten und die Möglichkeit der Beschränkung dieser Haftung §§ 1967 ff.) Selbstverständlich wird auch der Gemeinschuldner beerbt, der während des Konkursverfahrens stirbt; vgl. Böhm S. 4 N. 5, Strohal a. a. O.

2. Von obigen vier Voraussetzungen ist hier näher zu erörtern: der Tod des zu Beerbenden, vom Gesetz „Erbfall" genannt; er bezeichnet immer nur den Tod (vgl. Bd. I Vordem. III vor § 13) eines Menschen. (Bekker, laut ZG. V, 5, hat mit Recht bemängelt, dab der Ausdruck „Person" in § 1922 zweimal gebraucht sei und jedesmal in verschiedenem Sinne, das erstemal für physische Personen, das zweitemal für physische und juristische Personen.) Bei anderen als natürlichen Personen im Sinne des ersten Titels des ersten Abschnitts des BGB. kann von „Tod" nicht gesprochen werden. (Dgl. auch Staudinger, Das Vereinsrecht nach BGB., Erlangen 1897 S. 18 und 49, und Kipp, Erbr. §13.1.) Bei Auflösung eines Vereins tritt eine Beerbung nicht ein; § 46 BGB. bestimmt jedoch, dab, wenn im Falle des § 45 Abs. 3 das Vermögen eines aufgelösten oder der Rechtsfähigkeit für verlustig erklärten Vereins an den Fiskus fällt, die Vor­ schriften über eine dem Fiskus als gesetzlichem Erben anfallende Erbschaft entsprechende Anwendung finden. (Vgl. wegen des früheren Rechtes auch Dernburg, Pand. Äd.3 § 56 91. 5 und Bd. 1 § 64 9t. 8.) Auch bei Auflösung einer Stiftung erfolgt kein erbrechtlicher Anfall des Stiftungsvermögens: vgl. OLG. Bd. 34 S. 296. S. aber auch Bd. I Bem. IV zu § 88. Die Voraussetzung des Todes des zu Beerbenden ist selbstverständlich von dem­ jenigen, welcher sich darauf beruft, zu beweisen. (Vgl. Roth-Becher III § 325 N. 6 und Kreittmayr, Änm. 4,b zum BLR. Tl. III cap. 1 § 9.) Jedes Beweismittel ist zulässig. Kann der Nachweis des physischen Todes des Erblassers wegen dessen Verschollenheit nicht geführt werden, so wird er durch die zufolge der Todeserklärung eintretende Todesvermutung erseht, indem der durch die Todeserklärung festgestellte Termin des Anfanges der Todesvermutung in seiner Wirkung auf die Beerbung an Stelle des natürlichen Todes tritt. (Roth-Becher III S. 7.) Es steht also nicht etwa die Todeserklärung als Voraussetzung der Beerbung dem natürlichen Tode gleich (so Böhm S. 6), sondern die Todeserklärung begründet (vgl. § 18 und Bem. dazu) nur eine Vermutung für den Tod des für tot Erklärten, sie ersetzt nur den Beweis des Todes eines Menschen. (Dgl. auber Roth-

10 193ä (11 8,4)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

Becher a.a.O. auch Cosackl § 27 Nr. 1,5.) Überdies ist im BGB. (anders als im E.I) § 18 der Todeserklärung nur deklarative Bedeutung beigelegt. Über Todeserklärung f. das Nähere in BGB. §§ 13 ff. Wegen Todeserklärung Kriegsverschollener s. BO. vom 18. April 1916 in der Fass, der Bek. vom 9. Aug. 1917 (RGBl. S. 703) und des Ges. vom 20. Febr. 1925 (RGBl. S. 15), mit Bem. 6 zu 8 15 in Bd. I, ferner RGZ. Bd. 93 S. 108. Gegen die durch die Todeserklärung begründete Vermutung ist ebenso Gegen­ beweis zulässig, wie gegen die Richtigkeit des Zeugnisses einer Behörde über den Tod einer Person. (ZPO. § 292; vgl. Cosack I a. a. £>.; s. ferner BGB. §§ 2031 und 2370. Diese Paragraphen treffen für den Fall, dah der Tod einer Person, sei es auf Grund Todeserklärung oder ohne solche, mit Unrecht angenommen worden ist, Fürsorge hin­ sichtlich der Geltendmachung des Erbschaftsanspruchs seitens des mit Unrecht für tot Gehaltenen und hinsichtlich des Rechtes auf Herausgabe des unrichtigen Erbscheins. Dgl. auch § 2024, ferner § 1679 BGB. und Bd. IV Vordem. 4, a,» vor § 1676, Wenn ein Kind für tot erklärt wird, so wird die Vermutung des § 18 begründet; lebt aber das Kind und kehrt zurück, so wird auch die elterliche Gewalt als durch den Tod des Kindes nicht beendigt, sondern nach rückwärtshin als fortdauernd angesehen. Diese Auffassung, entgegen der durch M. IV, 833 nicht zweifellos ausgeschlossenen Ansicht, wonack die elterliche Gewalt mit der Todeserklärung des Kindes nicht endigen würde, ist auch allein richtig. Denn zweifellos tritt die Beerbung des Kindes ein, sobald die Vermutung für seinen Tod nach dem Gesetze begründet ist, und es kann also nicht trotzdem "bie elterliche Gewalt des Vaters oder der Mutter und somit deren Rutzniehungsrecht an dem Vermögen des Kindes fortdauern. War der Tod mit Un­ recht angenommen worden, so werden die eingetretenen Rechtswirkungen, soweit es möglich ist und nicht die §§ 2366, 2367, 2370 entgegenstehen, rückgängig gemacht.) Nach früherem Rechte (vgl. Bd. I Vordem. II vor § 13, ferner Stobbe Bd. 5 ist hinsichtlich der Erbfolge unter allen Umständen anzunehmen, dah sie auch die Nachfolge in die Schulden und überhaupt in alle von der Vererbung nicht ausgeschlossenen vermögensrechtlichen Beziehungen des Erblassers bedeutet, wo­ durch sie nach Sohm sich gerade von der schlichten Gesamtnachfolge unterscheidet; vgl. autzer Sohm (a. a. O. S. 42) auch Strohal I S. 14 ff. und Planck Bem. 2, a zu 81922, sowie Crome 8 641 N. 18, Leonhard Bem. II, A, 2, RGRK. Bem. 5 und insbesondere auch BayObLGZ. Bd. 4 S. 813. RGZ. Bd. 61 S. 78. (Übrigens ist es praktisch wenig belangreich, ob man die Schulden als „Bestandteil" oder als „Belastung" des Vermögens bei der Gesamtnachfolge mit übergehen lätzt, vgl. Hellwig, Rechtskraft

12 1928 (IV 8)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

S. 287 N. 10. 3m Grunde handelt es sich bei dem Streite darum, in welcher seiner verschiedenen Bedeutungen das Wort „Vermögen" aufgefaht wird; hierüber vgl. Bd. I dieses Komm. Vordem. IV z. 2. Abschn., Crome, System des D. bürgerl. R. I S. 170 ff., v. Tuhr, Allg. Teil des Bürg. R. Dd. I § 18 3. IV, Dernburg a. a. O. und insbe­ sondere auch Endemann 38 3—5, Planck Bem. 2, Leonhard Bem. II und OLG. Bd. 26 S. 297, wonach Vermögen im Sinne des § 1922 nicht nur das Aktivvermögen bedeutet, sondern „die Gesamtheit aller vererblichen vermögensrechtlichen Beziehungeu".) Don Binder (Erbr. § 2 im Bd. XI der Enzykl.) wird demgegenüber betont, das Wesen der Gesamtnachfolge sei mit dem Überyany der Rechte und Derbindlichkeiten'nicht erschöpft. Die Erbfolge sei der Eintritt m eine ganz neue und eigenartige, höchst komplizierte Rechtslage, in die nur das Vermögen des Erblassers mit allerlei Vorbehalten und Änderungen gleichfalls eingehe. (Vgl. auch Oertmann, ArchZivPrar. Bd. 123 S. 156 darüber, datz der Erbe ein besonderes „Erbrecht" neben den einzelnen ererbten Rechten nicht hat; «was der Erbe erwirbt, ist ein Äomplei mannigfaltiger Rechte fund Pflichtens von untereinander meist höchst verschiedenem Gehalt, zusammengefaßt lediglich durch die Einheit des Erwerbsaktes".) Es wird nach obigem nicht unterschieden unter den einzelnen Bestand­ teilen der Erbschaft, unter beweglichen und unbeweglichen Sachen oder nach irgendwelchen anderen Gesichtspunkten, und anderseits ist zur Übertragung der einzelnen Rechtsverhältnisse auf den oder die Erben keinerlei besonderer Akt nötig. (Vgl. auch Heqmann. Dl« Grundzüge des gesetzlichen Verwandten-Erbrechtes nach BGB.. Jena 1896 S. 45: „Sämtliche Rechtsverhältnisse des Erblassers gehen auf den Erben als Einheit, auf Miterben nach Quoten über, ferner erfolgt dieser Übergang kraft eines einheitlichen Rechtstitels": Gegensätze zur „Spe­ zial-" und zur „Singularsukzession"! Dgl. übrigens anderseits auch P. V, 2.) Ein Erbrecht oder einen Erbanspruch an einem Bestandteil des Nachlasses gibt es nicht; s. RGZ. Bd. 61 S. 76ff. (Dgl. auch Leonhard Bem. II B au § 1922, der deshalb die Gesamtnachfolge als „Dermögensnachfolge" und „Allnachfolge" scheidet.) 3u erwähnen ist hier noch, daß der „Voraus" des § 1932 vom BGB. folge­ richtig als Vermächtnis behandelt wird,und datz für den Fall bet beredis institutio ex re certa (vgl. Windscheid-Lipp, Pand. Bd. 3 § 553) nach § 2087 die Aus­ legungsregel gilt, daß der so Eingesetzte im Zweifel nicht als Erbe zu erachten ist. Siehe aber anderseits die Vorbehalte im EG. Art. 59, 62, 64 zugunsten der landes­ gesetzlichen Spezialsukzession in gewisse Arten von Gütern. Wie schon erwähnt (oben Bem. I), kann der Erblasser die llniversalsukzession nicht ausschlletzen, obwohl das Gesetz dies nicht ausdrücklich sagt.

2. Begriff und Umfang der Erbschaft: a) Als Erbschaft bezeichnet das Gesetz das mit dem Tode einer Person auf andere Rechtssubjekte (ihren oder ihre Erben) als Ganzes übergehende Vermögen, d.h. den Inbegriff der nicht an die Person des Verstorbenen ge­ bundenen Rechtsverhältnisse zivilrechtlichen Charakters (vgl. Einleitung Ziff. I). Das Wort „Erbschaft" hat im Gegensatze zu „NachIah" bei im Grunde identischer Bedeutung doch einen mehr subjektiven Charakter, es wird gebraucht, wenn man den Nachlaß als in Beziehung zu einer bestimmten Person, dem oder den Erben, stehend bezeichnen will. (Dgl. M. V, 603, sowie Strohal § 1 Note 11, Dernburg, Bürgerl. R. Bd. 5 § 124 Nr. II, Binder, Rechtsst. Tl. I S. 11 ff. und die Ausdrucksweise des Gesetzes, welches von Nachlatzgericht, Nachlatzverbindlichkeiten, Nachlatzpfleger, Nachlatzverwalter, Erbschaftsbesitzer und Erbschaftsanspruch spricht. Uber die Bedeutung von „Erbschaft" vgl. im übrigen noch Windscheid-Lipp. Pand. Bd. 3 § 528 und N. 4, Roth-Becher Bd. 3 8 324 und N. 3, auch BLR. Tl. III cap. 1 § 2.) Sehr bemerkenswert, wenn auch nicht in allen einzelnen Folgerungen zu billigen, ist die Auffassung von Endemann 88 3 und 4 hinsichtlich des Nach­ lasses als „selbständigen, zweckgebundenen Sondervermögens"; er bezeich­ net ihn als „das in den Erbgang gelangte, zu einer rechtlichen Einheit ver­ bundene Vermögen des Erblassers", der Begriff sei aber zu erweitern dahin, datz der Erbe auch in die mit dem Erbfall erst entstehenden Schul­ den eintrete. Endemann vertritt weiter (im 8 10) die Ansicht: „man ist nicht Erbe, sondern man h a t die Erbschaft", „nicht die Berufung, sondern nur der Erwerb der Erbschaft macht den Erben". (Über den Nachlatz als „Sonder­ gut" vgl. auch v. Nur, Allg. T. d. Bürgerl. R. I 8 19, insbes. Z. VI. Ferner siehe hiezu auch Binder a.a.O. S. 4.) Oben unter Ziff. II, 1 ist schon hervorgehoben, datz ein Aktivver­ mögen nicht erfordert ist. Selbstverständlich ist es ferner, datz auch die Der-

1. Abschnitt.

Erbfolge.

1928 (IV Z) 13

bindlichkeiten des Erblassers auf den oder di« Erben übergehen (s. oben Bem. 1). S. im übrigen § 1967, ferner E. I §2051; P. V, 650. Zum Nach­ lasse des verstorbenen Ehegatten bei allgemeiner Gütergemeinschaft (vgl. auch § 1549 bezüglich der Fahrnisgemeinschaft) gehört auch sein Anteil am Ge­ samtgute (§ 1482 und Bem. dazu), sofern nicht fortgesetzte Gütergemeinschaft nach §§ 1483 ff. eintritt. b) Die Idee einer Repräsentation des Erblassers durch den Erben (vgl. BLR. Tl. III cap. 1 § 6 Nr. 1, Roth-Becher Bd. 3 § 324 N. 7) kann höchstens insofern gebilligt werden, als sie die Gleichheit der rechtlichen Stellung des Erben mit derjenigen des Erblassers (abgesehen von den an dessen Person geknüpften Rechtsverhältnissen) bezeichnen soll, hat aber kaum eine praktische Bedeutung. Abzuweisen ist jene Idee, soweit sie den Übergang der „vermögens­ rechtlichen Persönlichkeit" des Berstorbenen auf den Erben bedeuten soll. (Bal. auch Windscheld-Kipp, Pand. Bd. 3 § 528 N. 7; Unger, Sylt, des öst. alle. PrR. Bd. 6 § 2 N. 8; ferner RE. in 32B. 1907 S. 207 Ziff. 14 und Leon­ hard Bem. II, 0 zu § 1922. Siehe hinwiederum aber auch Sohm, Gegenstand S. 42 und 43; dem Sinne nach will indes auch er nur zum Ausdruck bringen, dah der Erbe „in die gesamte vermögensrechtliche Rechtslage" des Erblassers eintritt.) c) Dah diejenigen Rechtsverhältnisse mit dem Tode ihres Inhabers oder Trägers erlöschen, welche an seine Person geknüpft sind, und dah diese also nicht zu seiner Erbschaft gehören, ist vom BGB., weil dies offenbar für nötig nicht erachtet wurde, nicht ausdrücklich ausgesprochen, sondern vorausgesetzt. Dasselbe galt übrigens schon nach früherem Rechte. (Vgl. Windscheid-Kipp, Pand. Bd. 3 § 605 N. 5; Roth-Becher Bd. 3 § 324 9t. 2 und § 396, ferner BLR. Tl. III cap. 1 § 6 Nr. 1; Kreittmayr, Anm. 11 zum BLR. Tl. III cap. 1 § 2.) Welche Rechtsverhältnisse im einzelnen an die Person des Erblassers (lebunden und daher unvererblich sind oder nicht, läht sich nicht allgemein sagen, andern ist aus den Vorschriften über die betreffenden Spezialmaterien zu ent­ nehmen. (Dgl. Einleitung Ziff. I.) Hervorzuheben ist jedoch folgendes (über das frühere bayr. Recht vgl. Becher, Landeszivilr. § 216 S. 1177 ff.): o) Die Regel ist die Vererblichkeit der Vermögensrechte und vermögensrecht­ lichen Verbindlichkeiten. Vgl. auch BayObLGZ. Bd. 7 S. 77; J. ferner über „die einzelnen vererb!. Rechte" Endemann § 7. Auch der Besitz geht auf den Erben über. (S. § 857 und vorstehende Bem. 1.) Über Vererblich­ keit des negatorischen Beseitigungsanspruchs s. LZ. 1919 S. 1159. Vererblich sind ferner nach den einschlägigen Reichsgesehen (vgl. RGZ. Bd. 12 S. 52 ff. und das LttllrhG. vom 19. Juni 1901 § 8 und § 29, sowie das KunstUrhG. vom 9. Jan. 1907 §§ 10, 25 und 26), freilich mit gewissen Einschränkungen, die Urheberrechte aller Art, die Ansprüche aus Erteilung eines Patentes und die Rechte aus Patenten, das Recht des Erfinders (Davidson, Die RG. rum Schuhe von Handel, Industrie und Gewerbe, 2. Ausl. S. 126 ff.), die durch die Eintragung eines Gebrauchs­ musters und durch die Anmeldung oder Eintragung eines Warenzeichens begründeten Rechte, weil es sich hier immer um reine Vermögens­ rechte handelt. (S. hiezu auch Riezler, Deutsches Urheber- und Erfinder­ recht S. 106ff., ferner s. S. 356ff. ebenda über Vererbung der Verleger­ rechte. Über die zu bejahende Frage, ob die Erben ein Patentnichtigkeitsverfabren aufnehmen können, während dessen ihr Erblasser, der die Nichtig­ keitsklage erhoben, gestorben ist, s. IW. 1906 S. 206 Nr. 31.) Über Ver­ erblichkeit der llnterlassungsansprüche aus dem uni. Wettbewerbsges. s. IW. 1915 S. 517, über Vererblichkeit des Wettbewerbsverbots IW. 1922 S. 623. Nach RGZ. Bd. 92 S. 343 geht die Verpflichtung des Ge­ sellschafters zur Unterlassung vertragswidriger Verfügungen 'auf den Erben Über, gleichviel ob die Gesellschaft durch den Tod aufgelöst wurde oder mit dem Erben sich fortsetzt. (S. auch RGZ. Bd. 111 S. 151 ff--LZ. 1925 Sp. 1271 darüber, dah das durch die Sitten­ widrigkeit der Leistung nach § 817 Satz 2 in der Person des Leistenden begründete Hindernis der Rechtsverfolgung seinem Erben auch dann entgegensteht, wenn gerade er durch die Leistung benachteiligt werden sollte.) Auch nach BGB. dürfte richtig sein, was nach früherem Rechte gemätz Dernburg, PreutzPrR. III § 96 galt, dah Wahlrechte, welche einen Der-

14 1923 (IV 2)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

mögenswert haben, in der Regel auf die Erben des Wahlberechtigten über­ gehen (s. Bd. II Bem. zu § 262 und zu § 263, Planck, Komm. Bd. 2 Bem. 2 zu § 262, anderseits aber auch § 2151 Abs. 3; vgl. übrigens auch M. 11,8, welche die Entscheidung der Frage der Wissenschaft und Praris überlassen; über die ebenda angeregte Frage, ob die Ausübung des Wahlrechts nur einem der Erben des ursprünglichen Gegenbeteiligten gegenüber genügt, vgl. 88 2039, 2040. aus welchen die Verneinung der Frage zu folgern sein dürfte. Ferner wird auch nach BGB. gelten, datz das Recht des Wechsel­ nehmers, einen nicht ausgefüllten akzeptierten oder unterschriebenen Wechsel der Vereinbarung gemätz zu ergänzen, auf seine Erben übergeht und mit dem Tode des Blanko-Akzeptanten oder Ausstellers nicht erlischt. (Dernburg, Preutz. PrR. a. a.O.; vgl. RGZ. Bd. 33 S. 44 ff.) Vererblich ist insbesondere auch das Recht, eine Erbschaft oder ein Vermächtnis auszuschlagen (§§ 1952, 2180), der Anspruch auf den Pflichtteil (§ 2317), das Recht der Nacherbfolge, wenn nicht ein anderer Wille des Erblassers anzunehmen ist (§ 2108), das Vorkaufs­ recht der Miterben nach § 2034 (vgl. dagegen § 514), das Erb bau recht (8 1012 und 8 1 Abs. 1 der ErbbRVO.). Wegen aktiver und passiver Vererblichkeit des dem gutgläubigen Ehegatten nach 81345 Abs. 1 zustehenden Rechtes s. Bem. 7 zu 8 1345 im Bo. IV; vgl. dazu noch 88 1346 und 1347 und Bem. 1 zu 8 1347. Vererblich ist auch das nach Art. 83 b a y e r. ÜberG. dem Ehegatten zustehende Recht auf Ausgleichung des Ehegewinnes: s. Bem. 7 zu diesem Art. 83 in der Ausg. von Henle-Schneider und BayObGLZ. Bd. 14 S. 680. Auch di« Recht? eines Aktionärs sind vererblich. (S. aber auch HGB. 8 223 Abs. 3.) Auch die Stellung des Gründers einer Aktien­ gesellschaft und eines ursprünglichen Aktienzeichners ist vererblich; vgl. Leon­ hard Bem. II,A,3,e und RGZ. Bd. 65 S. 21 ff. Was das Aktien­ bezugsrecht insbesondere anlangt, so ist auch dieses vererblich, wenn es nicht vertragsmätzig auf die Person des ursprünglich Berechtigten beschränkt ist. Vgl. hierüber IW. 1901 S. 484 Nr. 7, ferner RGZ. Bd. 97 S. 239 ff. darüber, datz das Aktienbezugsrecht, das im Gesellschaftsvertrag einer bei der Gründung der AG. beteiligten Bankfirma ohne Rücksicht auf etwaigen Aktienbesitz und nicht etwa persönlich einem Teilhaber der Firma eingeräumt ist, mit dem Aufhören der Firma erlischt, (über die Vererblichkeit von Handelsgeschäften mit Firmen- und Zeichenrechten vgl. Binder, Die Rechtsstellung des Erben, Tl. I S. 30 ff., dessen Ausführungen aber vielfach zu Bedenken Anlatz geben, und Stegemann, Die Vererbung eines Handels­ geschäftes, Leipzig 1903, ferner Strohal 8 1 N. 37 ff. und Sohm im Arch. BürgR. Bd. 28 S. 181 N. 6. Vgl. hiezu auch OLG. Bd. 21 S. 310.) Nach 8 791 erlischt die Anweisung nicht durch den Tod eines der Beteiligten; nach 8 672 erlischt im Zweifel der Auftrag nicht durch den Tod des Auftraggebers (während er nach 8 673 umgekehrt im Zweifel durch den Tod des Beauftragten erlischt). Aber der Auftrag, der erst nach dem Tode des Auftraggebers durch eine Mittelsperson an einen Rechtsanwalt zur Besitznahme und Verwahrung von Urkunden über­ brachtwird, ist unwirksam, wenn er nicht in der Form einer Verfügung von Todes wegen erteilt ist: KGBl. 1919 S. 20. Nach 8 794 ist es auf die Wirksamkeit einer Schuldverschreibung auf den Inhaber ohne Einfluh, wenn die Urkunde ausgegeben wird, nachdem der Aussteller ge­ storben ist. Auch auf die Rechte und Pflichten aus dem Scheckvertrag, also auf die Auszahlung des Schecks, hat der Tod eines Beteiligten keinen Einflutz: 2W. 1919 S. 121. Über die Vererblichkeit des Übernahmerechtes aus 8 1477 Abs. 2 (bei Auseinandersetzung der allgemeinen Gütergemeinschaft) s. OLG. (Ham­ burg) Bd. 24 S. 78. über die Vererblichkeit der Anfechtungsrechte nach 8 8 2080 und 2341 s. die Bem. zu diesen Paragraphen. Nach der Preistreiberei-DO. vom 13. Juli 1923 (RGBl. TI. I S. 700) 8 16 Abs. 6 geht die Haftung für den einzuziehenden Betrag auf den Erben über. Über Anerkennung der Vaterschaft durch die Erben des Erzeugers eines unehelichen Kindes, wenn es sich um Feststellung der Abstammung dieses Kindes nach 8 26 PersStG. handelt, s. BayObLG. in RIA. Bd. 17 S.42. über Vererblichkeit des Genehmigungsrechtes des Minderjährigen nach 8 108 s. Bem. 6 zu 8 108 in Bd. I dieses Komm.

I; Abschnitt. Erbfolge.

1922 (IV 2) 15

Was übrigens insbesondere die obligatorischen Schuldverhält­ nisse anlangt, so bestimmte E. I § 292 ausdrücklich, dah sie nicht durch den Tod des Gläubigers oder Schuldners erlöschen, sofern sich nicht ausdem Gesetz oder aus dem Rechtsgeschäft oder aus der Natur der Leistung «in anderes ergibt. Die II. Komm, hat diese Bestimmung als selbstver­ ständlich gestrichen, weil sie sich aus den Grundsätzen des Erbrechts ooit selbst ergebe (P. I, 376). Siehe hierüber auch die obigen und die nach­ folgenden Ausführungen. .(Gleichgültig ist es, ob das Recht oder die Ver­ bindlichkeit einen in Geld schätzbaren Wert hat oder nicht; and. M. Binder, Rechtsstellung Sb. I § 1 91. 39; dagegen, wie hier, Planck Vordem. II, 4 zum 5. Buch und Strohal I § 1 Fuhnote 42 für den Fall, dah der erlaubte Zweck bei Nichtvererblickkeit vereitelt werden würde.) Dah durch Ver­ einigung von Recht und Verbindlichkeit in der Person des Erben das Schuldverhältnis erlischt (vgl. E. I § 291, der als selbstverständlich von bet II. Komm, gestrichen wurde; P. I, 376), ergibt sich aus allgemeinen Grund­ sätzen und aus 88 1976, 1991, 2143, 2175 und 2377. (Vgl. die Bem. zu 8 1942 und 8 1976.) Das bedingte Recht und die bedingte Verpflichtung, sowie die daraus abzuleitende Rechtsposition sind nach den für das entsprechende unbedingte Recht und die entsprechende unbedingte Verpflichtung geltenden Grund­ sätzen, also ebenso, wie wenn sie unbedingt wären, vererblich oder unver­ erblich. (E. I § 132 hatte dies ausdrücklich ausgesprochen; die II. Komm, hat diese Bestimmung, obwohl sie sie sachlich als richtig anerkannte, als selbstverständlich gestrichen. Vgl. Bd. I Äorbem. 9 vor 8 158, sowie Planck, Komm. Bd. 1 Bem. 6 zu 8 158, ferner P. V, 2 und 711.) S. auch RG. in WarnE. 1920 Nr. 202: Darnach ist die unentziehbare Anwartschaft, welche «in aufschiebend bedingtes Rechtsgeschäft dem bedingt Be­ rechtigten gewährt, vererblich, also auch das Recht aus einem befristeten Vermächtnis, weil 8 2074 darauf nicht anwendbar erscheint. (Dagegen vgl. 8 2074 wegen der zu vermutenden Unvererblichkeit des Rechtes aus einer unter aufschiebender Bedingung gemachten letztwilligen. Zuwendung.) Wegen anderer sog. Wartrechte vgl. Endemann 8 7 Nr. II,b undv. Tuhr, Allg. Teil I § 9, sowie Planck Vordem. II, 5 z. 5. Buch. Wegen der regelmähigen Wirksamkeit des Antrag» zu einem Vertrag, im Falle des Todes des Antragenden vor der Annahme dem Erben des Antrayenden gegenüber vgl. 8 153 und Bem. 2 dazu; stirbt derjenige, dem et« Bertragsantrag zugegangen ist. vor dessen Annahme, so wird, wenn nicht etwa beim Antragsteller die Absicht bestanden hat, den Vertrags gerade in der Person des Antragsgegners abzuschliehen, regelmähig anzu­ nehmen sein, dah die Erben des Antragsgegners befugt sind, durch ihre AnnahmeerklSrung den Vertrag zustande zu bringen: OLG. Bd. 41 S. 25, vgl. Bem. 3 zu 8153 im Bd. I. Nach ähnlichen Gesichtspunkten ist die Frage zu beurteilen, ob ein Vorvertrag auf die Erben übergeht: es kommt darauf an, ob persönliche Verhältnisse für den damit eingeleiteten Hauptvertrag, von Bedeutung sind; vgl. Endemann 8 7 Nr. III, b, 6, ferner s. Bem. 8 vor 8 145 im Bd. I dieses Komm. Über die bayerischen Konzessions-Apotheken in erbrechtlicher Be-ziehung s. BayZ. 1921 S. 113 ff.: das Gewerbe als Handelsgeschäft ist vererblich, nicht aber die öffentlichrechtliche Befugnis zum Gewerbebetrieb. Über die Vererblichkeit der alten Apothekerprivilegien in Preuhen (im Gegen­ satze zur persönlichen Natur der in der „Concession" enthaltenen Gewerbe­ berechtigung) s. RG. in SeuffA. Bd. 78 Nr. 25 S. 38 ff. Über Vererblichkeit von Waisenrenten, wenn der Anspruch schon: bei Lebzeiten der Waise erhoben wurde, s. Amtl. Nachr. d. NVA. 1916 S. 425, 2W. 1916 S. 1209 und IW. 1918 S. 629 ff., über Vererblichkeit der Ansprüche auf Krankengeld Amtl. Nachr. d. RDA. 1915 S. 664 und IW. 1916 S. 918; über Vererblichkeit des Anspruchs auf Invaliden­ rente RDO. 88 1302, 1303, Amtl. Nachr. d. NVA. 1914 S. 694ff., Endemann 8 7 Nr. I,b,4 und 33B. 1916 S. 1261, über Vererblichkeit der Ansprüche aus der Unfallversicherung RDO. 8 614 und IW. 1916 S. 1261; wegen Unzulässigkeit der Nachbringung von Beiträgen nach 8 1443 RVO. nach dem Tode des Versicherten bei freiwilliger Versicherung: im Gegensatze zur Pflichtversicherung vgl. IW. 1918 S. 64; s. anderseits-

16 1922 (IV L)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

über die höchstpersönliche Natur der Ansprüche aus derAngestelltenversicherung (mit den aus § 67 VG.f.A. ölt Fassg. sich ergebenden Ausnahmen) Urt. des Oberschiedsger. f. AGV. in IW. 1921 S. 191; s. aber auch IW. 1919 S. 260 (Urt. d. Oberschiedsger. vom 9. Nov. 1918) darüber, dah Versorgungsansprüche aus dem DG. für Angest. auf die Erben des Versicherten dann übergehen, wenn sie von ihm schon erhoben wurden. Hierüber s. nunmehr §§ 65 und 66 AngVG. in der Fassg. vom 28. Mai 1924, RGBl. S. 563 ff. Wegen der Anspr. der Erben des Geschädigten nach der Gewaltschäden-VO. vom 28. Oft. 1923 vgl. IW. 1924 S. 869 und DIZ. 1925 S. 670, über Ansprüche der Erben des Geschädigten nach dem Verdrängungs-, Kolonial- und Auslandsschädengesetz vom 28. Juli 1921 s. IW. 1922 S. 1487 und 1923 S. 197. Über Vererblichkeit des Anspruchs auf Aufwandsentschädigung eines Reichstagsmitglieds s. RGes. vom 10. Juli 1920, RGBl. S. 1437ff., § 7 und Planck Vordem, zum 5. Buch des BGB. Nr. II, 7; an den Hinter­ bliebenen Ehegatten kann die Zahlung aber erfolgen, ohn« dah sein Erbrecht nachgewiesen zu werden braucht. Über die Vererblichkeit der sogen. Veranlagbarkeit, die durch die Entstehung der Steuerpflicht nach Besitz- und Kriegssteuergesetz von 1916 begründet wurde, s. RFinH. Bd. 1 S. 115 ff. und Bd. 2 S. 110 ff.; s. aber auch Herzfelder in IW. 1920 S. 460 darüber, dah die Steuerschuld als vererbliche Verpflichtung schon mit der Verwirklichung des Tatbestandes begründet erscheint, an den das Gesetz die Steuerpflicht knüpft, und nun­ mehr RAbgO. § 81. Vgl. ferner RFinH. Bd. 7 S. 291 und IW. 1922 S. 607 darüber, dah der Kriegsabgabe vom Vermögenszuwachs und der auherord. Kriegsabg. 1919 auch Vermögen solcher Personen unterworfen war, die zwar vor Inkrafttreten der Gesetze gestorben waren, aber den in den Gesetzen festgesetzten Stichtag erlebt haben. Wegen Aushändigung von Postsendungen, die an Verstorbene gerichtet sind, s. PostO. vom 22. Dez. 1921, RGBl. S. 1609 ff., § 38 Abs. 14. (Vgl. dazu LZ. 1914 S. 372 darüber, dah ein Nachlahpfleger kein Recht auf Auskunft gegenüber dem Postamt darüber hat, ob eine an den Erblasser adressierte Postanweisung vorliegt.) p) Grundsätzlich unvererblich sind alle höchstpersönlichen Rechte, insbe­ sondere auch das allgemeine Recht der Persönlichkeit, in dessen Natur es liegt, dah es mit dem Tode seines Trägers erlischt (RGZ. Bd. 41 S. 50). Zu ersteren Rechten gehört insbesondere: das Namensrecht (Cosack I § 40 Nr. 1,3 und Kipp § 1 Nr. II, vgl. auch OLG. Bd. 41 S. 4); das Recht aus einem Lehrvertrag; der Niehbrauch (§ 1061); das Recht aus einer beschränkten persönlichen Dienstbarkeit (§ 1090); das nicht auf eine bestimmte Zeit beschränkte Vorkaufsrecht (§ 514, s. aber auch § 2034), im Zweifel auch das Recht auf Leibrente (§ 759); der Anspruch des Verletzten und des der Freiheit Beraubten nach § 847 und der in Abs. 2 daselbst be­ zeichneten Frauensperson, ebenso der Anspruch der unbescholtenen Verlobten aus § 1300, auher wenn er durch Vertrag anerkannt oder rechtshängig geworden ist (vgl. auch § 1301 Satz 2); das Widerrufsrecht des Stifters im Falle des § 81 Abs. 2 Satz 3; das Widerrufsrecht des wegen Verschuldens des anderen Teiles geschiedenen Ehegatten in Hinsicht auf Schenkungen nach § 1584; das Recht des überlebenden Ehegatten bei fortgesetzter Güter­ gemeinschaft auf Übernahme des Gesamtguts gegen Wertersatz nach § 1502 Abs. 1; der Anteil eines anteilsberechtigten Abkömmlinges am Eesamtgute bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft nach § 1490; das Widerrufsrecht des Schenkers nach § 530 Abs. 1, mit Ausnahme des in Abs. 2 erwähnten Falles; der Anspruch auf eine noch nicht rechtskräftig zuerkannte Buhe nach 8 404 (früher 444) Abs. 4 StPO. (Vgl. auch StGB. § 30, wonach in den Nachlah eine Geldstrafe nur dann vollstreckt werden kann, wenn das Urteil bei Lebzeiten des Verurteilten rechtskräftig geworden ist swas auch für die qualifizierte Geldstrafe gilt, s. LZ. 1922 Sp. 48], und StPO. §465 sfrüher 4971 Abs. 2, wonach, wenn ein Verurteilter vor eingetretener Rechts­ kraft des Urteils stirbt, sein Nachlah nicht für die Kosten haftet.) Über Er­ löschen einer Strafprozehvollmachtmit dem Tode des Auftraggebers f. BayZ. 1921 S. 130. Unvererblich sind ihrer Natur nach auch alle Verbindlich­ keiten zu Leistungen, welche nur an die Person des Erblassers geknüpft

I. Abschnitt.

Erbfolge.

1933 (IV 3) 17

sind, z. B. zu Leistungen eines Künstlers, Schriftstellers, und überhaupt alle Verpflichtungen aus Verträgen, „die in besonderem Grade auf das Ver­ trauen in die Person des Vertragsgegners begründet sind" (vgl. Planck Vordem. 11,4 zum V. Buch und RGZ. Bd. 66 S. 359 und Bd. 68 6. 355), ferner, ebenfalls wegen seines persönlichen Charakters, das Amt des Testa­ mentsvollstreckers (§ 2225), desgleichen das Amt des Vormundes und die elterliche Gewalt, in der Regel der Auftrag auf Seite des Beauftragten (§ 673), im Zweifel auch die Verpflichtung zur Erfüllung des Dienstvertrags auf Seite des zur Dienstleistung Verpflichteten nach § 613 und diejenige zur Erfüllung eines Schenkungsversprechens hinsichtlich einer in wiederkehrenden Leistungen bestehenden Unterstützung nach § 520. Das aus der Kündigungserklärung eines Teilhabers einer offenen HG. der Gegenpartei erwachsende Recht auf Eeschäftsübernahme ist während des Laufes der Kündigungsfrist nur ein Ausflug der Gesell­ schafterstellung und daher unvererblich: die Kündigung verliert daher ihre auflösende Kraft, wenn im Laufe der Kündigungsfrist ein Gesellschafter stirbt und dadurch die Gesellschaft endigt: RGZ. Bd. 93 S. 55 ff. (Vgl. auch OLG. Bd. 36 S. 270 sOLG. Hamms darüber, das; die Vereinbarung der Gesellschafter einer off. HG. zulässig sei, daß im Falle des Todes eines Gesellschafters die Gesellschaft nur mit einem von mehreren Miterben fort­ gesetzt wird.) Über llnvererblichkeit der Pflicht aus § 31 HGB. s. DRotV. 26. Jahrg. S. 268 (KG.). 3n das Recht des Geschäftsherrn auf Wahrung des Berufs­ geheimnisses findet regelmäßig keine erbrechtliche Sukzession statt: s. Friedländer, RAO. 2. Aufl. S. 108, Erk. I zu 8 28 Anm. 12 und OLG. Bd. 29 S. 120. Die Mitgliedschaft zu einem Verein ist nach § 38 BGB. nicht vererblich, wenn die Vereinssatzung nicht ein anderes bestimmt (§ 40). Das Mitgliedschaftsrecht an einer G e n o s s e n s ch a f t ist nicht vererblich und kann es auch durch Satzungsbestimmung nicht werden, s. RE. in LZ. 1918 Sp.386. Wegen der Unvererblichkeit der Ansprüche aus der Angestelltenversicherung im allgemeinen s. das unter a oben schon angef. Urt. des Oberschiedsger. in IW. 1921 S. 191. Die Vorzugsrente nach dem Ges. über die Ablösung öffentlicher Anleihen vom 16. Juli 1925 (RGBl. I S. 137 ff.) ist nach § 25 dieses Gesetzes unvererblich. Das Gnadenvierteljahr des pensionierten preuß.Beamten gehört nicht zu dessen Nachlaß: LZ. 1916 6p. 833; vgl. Endemann § 7 Nr. 1, b, 2. (Im übrigen s. auch nachstehende lit. y.) y) In einer Reihe von Fällen ist weder Vererblichkeit noch Unver­ erblichkeit grundsätzlich begründet. Ebenso gibt es eine Reihe von Rechtsverhältnissen, auf deren Bestand der Tod von Beteiligten teils von

Einfluß, teils ohne Einfluß ist. Im einzelnen ist hier nachstehendes hervorzuheben: Ein Toter kann keinen Gewahrsam haben, ihm kann also nichts weggenommen werden: RGSt. Bd. 56 S. 24. Durch Eintragung eines Rechtes für eine Person im Grundbuch nach deren Tode wird dieses unrichtig: s. Bd. III Bem. III, 1, h zu § 894 und OLG. Bd. 41 S. 25. (Ebenda s. über die aus solcher Eintragung er­ wachsenden Rechte der Erben.) Vgl. hiezu auch RG. vom 26. Feor. 1926 in LZ. 1926 Sp. 446 ---- Recht 1926 Nr. 445 über die Wirksamkeit der Eintragung für die Erben des im Gmndbuche Eingetragenen, der in der Zeit Mischen dem Eingänge der Unterlagen beim Grundbuchamt und dem Vollzüge der Eintragung starb. Über Unzulässigkeit der grundbücherlichen Eintragung eines Rechtes für A „und nach dessen Tode zahlbar an B" vgl. RIA. Bd. 15 S. 226. (Dagegen ist nach BayObLG. in DIZ. 1925 S. 824 eine Vormerkung im Grundbuch zur Sicherung eines Wiederkaufsrechts für den Fall des Todes des Käufers zulässig. Vgl. auch Bem. 1,5, d. st zu 8 1113 im Bd. III dieses Komm, über Zulässigkeit der Bestimmung, daß nach dem Tode des Gläu­ bigers die Löschung der Hypothek auf bloßen Antrag des Eigentümers ohne Zustimmung der Rechtsnachfolger des Gläubigers soll erfolgen können.) War die in einer Klageschrift bezeichnete Klagepartei bei Zustellung schon gestorben, so ist nach IW. 1921 S. 41 Nr. 4 Staudinger, BGB. V (Herrfelder, Erbrecht). 9. Stuft. 2

18 1933 (IV 2)

Fünfte- Buch. Erbrecht.

(OLE. Dresden) die Klage als für die Erben erhoben zu erachten; dagegen aber (wohl mit Recht) Kisch in der Anm. hiezu (wegen Rechtsmittel­ einlegung für einen Verstorbenen s. RGZ. Bd. 68 S. 390.) Uber Un­ möglichkeit der Prozehführung gegen einen Toten, gegen den nicht schon bei seinen Lebzeiten das Prozeßrechtsverhältnis begründet war, s. Wurzer in 3SB. 1922 S. 471 ff. und in LZ. 1924 Sp. 436, über Auferlegung des richterlichen Eides an einen schon Verstorbenen s. 3W. 1922 S. 509. über die Folgen des Todes einer Partei im Zioilprozesse im übrigen vgl. RZPO. § 239; von dieser Vorschrift abgesehen geht das Streitverhältnis auf die Erben über. Infolge der Rechtshängigkeit werden die Ansprüche aus 88 847 und 1300 BGB. vererblich. Über den Einfluß des Todes auf das Ver­ fahren in der freiwilligen Gerichtsbarkeit s. ArchZivPrar. Bd. 110 S. 402. Darüber, daß ein Verstorbener an seiner Ehre oder seinem Ver­ möge »nicht Schadenleiden kann, daher ein Verbrechen der Urkunden­ fälschung nicht zum Schaden eines Toten begangen werden kann, s. RE. in LZ. 1916 S. 46. Wegen Unwirksamkeit der Dermögensbeschlagnahme nach 8 290 (früher 8 332) StPO, gegenüber den Erben des Beschuldigten s. DIZ. 1917 S. 781. Nach 8 727 wird die Gesellschaft durch den Tod eines der Gesell­ schafter aufgelöst, sofern sich nicht aus dem Gesellschaftsvertrag ein anderes ergibt fvgl. auch 8 750 und ferner HGB. 8 139, sowie 88 131 Nr. 4, 137, 143, 146). S. aber auch RG. in D3Z. 1906 S. 878 über die Ansprüche der Erben eines nach Ziehung der ersten Klasse verstorbenen Teilhabers eines Loses der preuß. Klassenlotterie an dem Gewinn einer späteren Klasse.

Hinsichtlich des Einflusses des Todes des Verlegers oder Verfassers auf die Rechte und Pflichten des Verlegers s. VerlG. vom 19. 3uni 1901 88 28 Abs. 2 und 34, sowie Riezler, Deutsches Urheber- und Erfinderrecht S. 356 ff. und 365. über den Einfluß des Todes eines Jagdmitpächters auf das Pächtverhältnis s. BayÖbLGZ. Bd. 22 A S. 314. Nach 8 1615 (vgl. 8 1360 und 8 1580) erlischt der Unterhalts­ anspruch im allgemeinen mit dem Tode des Berechtigten oder Ver­ pflichteten (über einige Modifikationen dieses Satzes vgl. 8 1615 Abs. 1 und 2). Gleiches gilt für den Anspruch des Schenkers aus 8 528. Dagegen erlischt mit dem Tode des unehelichen Vaters nicht der Unterhalts­ anspruch des unehelichen Kindes (8 1712, s. aber auch Abs. 2), ebensowenig der Anspruch der Mutter eines unehelichen Kindes dem Vater desselben gegenüber auf Entschädigung wegen der Kosten der Entbindung usw. nach 8 1715. Ferner erlischt nach 8 1582 die Unterhaltspflicht des für schuldig erklärten Ehegatten gegenüber dem von ihm geschiedenen Gatten nicht mit dem Tode des Verpflichteten. (Über das Erlöschen der Unterhaltspflicht des außerehelichen Vaters im Falle des Todes des Kindes s. 8 1713.)

Nach § 153 wird (wie unter - schon erwähnt) das Zustande­ kommen eines Vertrags nicht dadurch gehindert, daß der Antragende vor der Annahme stirbt, es sei denn, datz ein anderer Wille des Antragenden anzunehmen ist. Nach 8 130 Abs. 2 ist der Tod des Erklärenden nach Abgabe einer Willenserklärung in Abwesenheit des Gegenbeteiligten einflußlos. (Dgl. hiezu und über das Widerrufsrecht der Erben hinsichtlich der noch nicht bindenden Einigung des 8 873 die Bem. 111,2 zu 8 873 im Bd. III.) Über den Einfluß des Todes eines Beteiligten in den Fällen der Ehelichkeitserklärung und der Annahme an Kindes Statt f. 88 1733 und 1753. Das Recht zur Anfechtung einer Ehe geht auf den Erben nicht über (8 1338), während im übrigen das Anfechtungsrecht (z. B. nach 88 119, 123, 2078 ff., 2281 ff.) auf die Erben übergeht; über die Anfechtung der Ehelichkeit eines Kindes vgl. 88 1593 und 1597. Nach dem Tode des Beschenkten ist der Widerruf der Schenkung, nach 8 532 nicht mehr zulässig. Wenn jemand, der eine Schenkung unter einer Auflage gemacht hat, stirbt, so kann nach 8 525 auch die zuständige Behörde die Vollziehung der Auflage verlangen, wenn diese Vollziehung im. öffentlichen Interesse liegt.

I. Abschnitt.

Erbfolge.

1928 (IV 2) 19

Den Einwand (des Rückforderungsausschlusses) aus § 817 Satz 2 hält OLE. Sb. 44 6.127 (OLG. Hamburg) = LZ. 1925 S. 990 für ausgeschlossen, wenn der Anspruch auf Rückgewähr der Leistung, der ur­ sprünglich höchstens für den Leistenden hätte entstanden sein können, kraft Erbganges von jemandem geltend gemacht werden kann, gegen den sich die Unsittlichkeit des Geschäftes richtet. Gegenteilig aber hat diesen Fall die unter der Rechtsbestand der Ehe zur Zeit des Erbfalls erfordert. Das Nähere s. in den Be­ merkungen zu § 1931 (vgl. auch § 1933). Auch die Frage, wer der nächstberufene gesetzliche Erbe ist, entscheidet sich nach dem Zeitpunkte des Erbfalls, d. h. des Todes des Erblassers, selbst wenn etwa die Berufung zur Erbfolge erst nach dem Wegfall eines vorher Berufenen erfolgt. Ist der hienach als nächstberufen zu erachtende Erbe in der Zwischenzeit verstorben, so gilt die Erbschaft als ihm erworben und mit dem Rechte der Ausschlagung auf seine Erben übergegangen (vgl. §§ 1953, 1952, ferner Heymann und Strohal a. a. £).; anderseits s. aber auch § 2104 und Hachenburg, Bortr. S. 650 für den Fall der Einsetzung eines Erben unter einer auflösenden Bedingung oder Befristung ohne gleichzeitige Anordnung darüber, wer der Nacherbe sein soll). VII. Wie diejenigen, welche zur Zeit des Erbfalls nicht verwandt sind, als gesetzliche Erben nicht in Betracht kommen, so scheiden selb st ver stündlich weiter auch die­ jenigen Personen aus der Reihe der in Betracht kommenden gesetzlichen Erben aus, welche durch Verfügung des Erblassers ausgeschlossen sind (§ 1938), und ebenso die­ jenigen, welche durch Vertrag auf ihr gesetzliches Erbrecht verzichtet haben (§ 2346). Ähnlich wirken die Ausschlagung und die Erbunwürdigkeit. (Vgl. §§ 1953, 2344.) VIII. Das Nähere über das Erbrecht des überlebenden Ehegatten, welches ein verschiedenes ist, je nachdem neben ihm Verwandte erster oder zweiter oder späterer Ord­ nung vorhanden sind, und welches das gesetzliche Erbrecht aller Verwandten der dritten Ordnung und späteren Ordnungen mit Ausnahme der Großeltern ausschließt, ergibt sich aus §g 1931 ff. Ebenso ist hier hinsichtlich des Erbrechts des Fiskus auf § 1936 zu verweisen. IX. Innerhalb der Ordnungen (s. o.) sind die Stämme der Verwandten zu unterscheiden, worunter man bekanntlich die Reihen der von einem Stammvater abstam­ menden Deszendenten versteht. Eine Erbfolge nach Stämmen innerhalb der drei ersten Ordnungen tritt kraft des sogenannten Eintrittsrechtes der entfernteren Ab­ kömmlinge des Erblassers oder seiner Aszendenten gegenüber ihrem weggefallenen parens, welcher ihre Verwandtschaft mit dem Erblasser als näherer Abkömmling vermittelt, einr während ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkömmling des Erblassers oder eines Vor­ fahren des Erblassers, wenn er selbst zur Erbfolge gelangt, die durch ihn mit dem Erb­ lasser verwandten Abkömmlinge von der Erbfolge ausschließt. Näheres hierüber s. in den Bem. zu § 1924. Nach § 1927 kann, wer in den ersten drei Ordnungen verschiedenen Stämmen angehört, mehrfach erben. Nach § 1934 gilt dies auch vom überlebenden Ehe­ gatten, wenn er zugleich erbberechtigter Verwandter ist. Außerdem schichtet sich die Erb­ folge innerhalb der zweiten und dritten Ordnung aber auch nach Linien, nämlich väter­ licher und mütterlicher, und großväterlicher und großmütterlicher Linie väterlicher- und mütterlicherseits; s. §§ 1925, 1926. Vgl. dagegen § 1928. X In der zweiten und dritten Ordnung schließen, wenn zur Zeit desErbfalls die Eltern oder alle Großeltern des Erblassers leben und Erben werden, diese ihre Abkömmlinge ganz aus; in der vierten und den folgenden Ordnungen sind, wenn irgendwelche Aszendenten leben, alle übrigen Verwandten ausge­ schlossen. Im übrigen entscheidet von der vierten Ordnung an Gradesnähe, soweit Aszendenten des Erblassers nicht mehr vorhanden sind: §§ 1928, 1929. (Vgl. RothBecher Bb. 3 § 380, B.) XI. über die „Anwachsurtg" bei der gesetzlichen Erbfolge vgl. die Bem. zu § 1935. über die successio graduum und ihr Verhältnis zur Anwachsung s. Bem. 4 zu § 1924. XII. über den Zusammenhang zwischen der gesetzlichen Erbfolgeord­ nung mit der Unterhaltspflicht nach BGB. vgl. §§ 1606 und 1609, aber auch § 1608.

I. Abschnitt.

Erbfolge.

Vorbem. (XIII-XV); 1924 (1,2) 35

XIII. Nach § 312 BGB. ist ein Vertrag unter künftigen gesetzlichen Erben über das gesetzliche Erbrecht zulässig, er bedarf aber gerichtlicher oder notarieller Beurkundung. (Darüber, daß er nur schuldrechtliche, nicht dinglich-erbrechtliche Wirkung hat, vgl. RG. in IW. 1907 S. 244.)

XIV. Dem BGB. unbekannt ist die sog. außerordentliche Erbfolge des 92m. R., das sind insbesondere die Quart der armen Witwe (vgl. RGZ. Bd. 26 S. 174), bic quarta divi pii des unmündig Arrogierten, das Erbrecht der Konkubinen­ kinder. Vgl. über das frühere Recht Windscheid-Kipp, Pand. Bd. 3 § 574; Dernburg, Pand. Bd. 3 § 137; RGZ. Bd. 12 S. 227; Roth-Becher III §§ 370, 379, B, 1, 384; BLR. Tl. I cap. 5 § 10 Nr. 8 (s. auch die Bem. zu § 1931). XV. Endlich ist noch auf Art. 139 EG. hinzuweisen, wonach die landesgesetz­ lichen Vorschriften unberührt bleiben, nach welchen dem Fiskus oder einer anderen juristi­ schen Person in Ansehung des Nachlasses einer verpflegten oder unterstützten Person ein Erbrecht, Pflichtteilsrecht oder ein Recht auf bestimmte Sachen zusteht. Vgl. hiezu Bem. 1 zu § 1936 und RIA. Bd. 7 S. 16ff., sowie Art. 3 EG. In Preußen sind noch in Kraft die §8 50 ff. vom Tl. II Tit. 19 und § 22 vom Tl. II Tit. 16 des PLR.; vgl. Art. 89 des preuß. AG.BGB. vom 20. Sept. 1899 und den Kommentar hiezu von Crusen und Müller (Berlin, Heymann, 1900/01) S. 775 und 777ff. Für Bayern vgl. die Bestimmungen des AG.BGB. Art. 101 und 102, in Coburg eingeführt seit 1. April 1922, Bek. Pom 30. Jan. 1922, GVBl. S. 153, sowie Becher, Materialien Abt. IV S. 114 ff. Dieses neue bayr. Recht gewährt den Wohltätigkeits- und Verpflegungsanstalten keinErbrecht. Soweit sie Eigentum an den in die Anstalt gebrachten Sachen erwerben, gehören diese nicht zur Erbschaft (Becher a. a. O. S. 117). über das frühere bayr. Recht s. Roth-Becher Bd. 3 § 387, Müncheners Stadt-R. Art. 485 und Kreittmayr, Ann. zum BLR. Tl. III cap. 12 § 5 Nr. 1 und 2. Aus dem Rechte anderer deutscher Staaten ist im Hinblick auf Art. 139 EG. hier ein­ schlägig: das sächsische AG.BGB. in den §§ 42—45, das hessische AG.BGB. in Art. 127 und 128, sdas elsaß-lothringische AG.BGB. in den §§ 166—168].

§ 1924. Gesetzliche Erben der ersten Ordnung sind die Abkömmlinge des Erblassers.

Ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkömmling schließt die durch ihn mit dem Erblasser verwandten Abkömmlinge von der Erbfolge aus.

An die Stelle eines zur Zeit des Erbfalls nicht mehr lebenden Abkömmlinges treten die durch ihn mit. dem Erblasser verwandten Abkömmlinge (Erb­ folge nach Stämmen).

Kinder erben zu gleichen Teilen. e. I, 1966; II, 1801; IN, 1900.

1. Hinsichtlich des Begriffs der gesetzlichen Erbfolge und der grundsätz­ lichen Gestaltung derselben nach BGB. siehe die Vorbemerkungen vor diesem Paragraphen. Darüber, was unter Abkömmlingen zu verstehen ist, s. insbesondere die Vorbem. V. 2. Nach Abs. 1 würden alle Abkömmlinge des Erblassers erben. Dieser Satz wird aber durch Abs. 2 eingeschränkt. Darnach wird ein entfernterer Abkömmling durch einen zur Zeit des Erbfalls noch lebenden näheren Abkömmling von der Erbfolge ausgeschlossen, sofern er durch diesen mit dem Erblasser verwandt ist. Dieser Abs. 2 aber erleidet wiederum einige Ausnahmen dahin, daß auch ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkömmling die durch ihn mit dem Erblasser verwandten Abkömmlinge von der Erbfolge in vier Fällen nicht ausschließt, wenn er selbst nicht zur Erbfolge gelangt, nämlich: a) im Falle der Ausschlagung der Erbschaft seitens des zunächst berufenen Abkömmlinges (§ 1953 Abs. 2, vgl. ZG. V, 72); b) im Falle der Erbunwürdigkeit (§ 2344 Abs. 2);

36 1924(2)

Fünftes Buch.

Erbrecht.

c)

im Falle des Erbverzichts nach § 2346, sofern ausdrücklich bei Abgabe des Verzichts bestimmt wirb, dah er auf die Abkömmlinge sich nicht erstrecken soll (vgl. 8 2349); d) im Falle des Ausschlusses des zunächst berufenen Abkömmlinges von der gesetz­ lichen Erbfolge ohne gleichzeitige Erbeseinsetzung nach § 1938. Auch in allen diesen Fällen aber sind die Abkömmlinge des Weggefallenen nach § 1923 nur dann erbberechtigt, wenn sie schon zur Zeit des Erbfalls lebten oder doch empfangen waren (vgl. M. V, 375, 376). Was nun obige vier Fälle betrifft, so waren sie im E. I § 1972 ausdrücklich erwähnt und im obigen Sinne geregelt. Dieser Paragraph ist von der II. Äomm. sachlich ohne Widerspruch gebilligt, von der Redaktionskommission aber gestrichen worden (H. V, 483; vgl. auch Frommhold im ArchBürgR. Bd. 12 S. 312, 313). Es K sich, ob trotzdem das oben Gesagte nach BGB. zutreffend ist. Für die Fälle der chlagung und Erbunwürdigkeit geht dies zweifellos aus 88 1953 und 2344 hervor. Denn sie bestimmen ausdrücklich, dah demjenigen die Erbschaft anfallen soll, welcher berufen sein würde, wenn der Ausschlagende bzw. Erbunwürdige zur Zeit des Erbfalls nicht gelebt hätte. Der 8 2346 (Fall des Erbverzichts) hat eine etwas andere Aus­ drucksweise, indem es hier heiht, der Verzichtende sei von der gesetzlichen Erbfolge aus­ geschlossen, wie wenn er zur Zeit des Erbfalls nicht mehr lebte. Letzterer Satz ist als blohe Erläuterung zu betrachten, nicht als eine Hinzufügung besonderen Inhalts. Denn der Ausschluh von der gesetzlichen Erbfolge bewirkt jedenfalls schon begrifflich für alle nach dem Ausgeschlossenen gesetzlich Berufenen, dah jener nicht als lebend hinsichtlich der gesetzlichen Erbfolge betrachtet werden muh. Dem 8 2346 steht aber 8 2349 zur Seite. Dieser bestimmt ausdrücklich, dah im Falle des Erbverzichts seitens eines Äbkömmlinges oder eines Seitenverwandten die Wirkung des Erbverzichts auf seine Abkömmlinge sich erstreckt, sofern nicht ein anderes bestimmt wird. Hierin liegt zweierlei: erstens, dah kraft ausdrücklicher Gesetzesbestimmung durch den Erbverzicht nicht nur der Verzichtende selbst, sondern auch seine Abkömmlinge von der gesetzlichen Erbfolge ausgeschlossen werden, dah also dieses nicht von selbst sich verstünde, und zweitens, dah das Gegenteil im Erbverzichtsverträge bestimmt werden kann, nämlich die Be­ schränkung der Wirkung des Verzichts auf den Verzichtenden selbst. 3m letz­ teren Falle ist dann selbstverständlich wieder eine Ausnahme vom Abs.2 des 8 1924 gegeben. Hieraus dürfte ohne weiteres zu folgern sein, dah diese Ausnahme auch im obigen Falle d (Ausschluh nach 8 1938) anzunehmen ist, somit die Abkömmlinge des nach 8 1938 Ausgeschlossenen durch denselben, obwohl er lebt, nicht von der Erbfolge ausgeschlossen werden. Denn ., ähnlich Strohal 8 73 bei N. 28 und 29; a. M. Krug a. a. O. S. 128, 130, Joseph a. a. O. S. 61 und Wilke Bem. 2; gegen Krug auch Gutmann a. a. O. S. 73.) Was insbesondere die Pflicht zur Auskunftserteilung betrifft, so kann ihr der Mann an Stelle und zur Entlastung der Frau genügen, aber die Frau ist

302 2008(4,5); 2009(1,2)

Fünftes Buch. Erbrecht.

und bleibt die Verpflichtete und genügt ihrer Pflicht nicht dadurch, daß sie den inventarisierenden Beamten an ihren Mann verweist. c) Der Verzicht der Ehefrau auf die Beschränlungseinrede und die in der Wirkung ihm gleichstehende Unterlassung der Erwirkung des Vorbehalts im Urteil oder der Einwendungen nach 88 780, 781 ZPO. erforderte nach E. I § 2148 Nr. 1 die Einwilligung oder die Genehmigung des Ehemanns; diese Bestimmung wurde gestrichen, um es bei den allgemeinen Vorschriften des ehelichen Güter­ rechts zu belassen. Es ist daher gemäß §§ 1412, 1460, 1525 Abs. 2, 1549, 1550 Abs. 2, wenn die Erbschaft zum eingebrachten Gute oder Eesamtgute gehört, die Zustimmung des Ehemanns erforderlich, soweit sie nicht nach den Aus­ nahmebestimmungen der §§ 1399ff. und 1405ff. entbehrlich ist, und kann der Mann, wenn die Frau ohne Vorbehalt als Erbin verurteilt wurde und er auf Duldung der Vollstreckung verklagt wird, der Verbindlichkeit gegenüber noch die Beschränkung der Haftung auf den Nachlaß geltend machen. (Vgl. Bem. V zu § 1967.) 4. Die dem § 2008 analogen Vorschriften des § 999 ZPO. (betreffs Beantragung des Aufgebots und Erwirkung des Ausschlußurteils) und des § 218 KO. (hinsichtlich der Beantragung der Nachlaßkonkurseröffnung) sind schon in Bem. V zu 8 1967 er­ wähnt, ebenso das Recht des Ehemanns, beim Dorliegen der Voraussetzungen des 8 2008 die Nachlaßverwaltung zu beantragen, die llnzulänglichkeitseinrede der 88 1990ff. und die aufschiebenden Einreden der 88 2014ff. vorzuschützen. 5. Wie die M. V, 681 bemerken, „bedarf es als selbstverständlich keiner besonderen Erwähnung", daß die Gesamtgutsgläubiger eines Ehemanns zu den Nachlaßgläubigern in Ansehung einer Erbschaft, welche der Ehefrau zu dem ehelichen Eesamtgut angefallen ist, in demselben Verhältnisse stehen wie Erben­ gläubiger zu Nachlaßgläubigern. § 2009.

Ist das Inventar rechtzeitig errichtet worden, so wird im Verhältnisse zwischen dem Erben und den Nachlaßgläubigern vermutet, daß zur Zeit des Erbfalls weitere Nachlaßgegenstände als die angegebenen nicht vorhanden gewesen seien. e. n, 1883; m, iS«.

1. Zweck der Vorschrift. Sie fehlte int E. I und soll nach D. 269 zur Abschneidung von Streitigkeiten dienen und dem Erben Veranlassung geben, möglichst bald zur Errichtung des Nachlaßinventars zu schreiten. Wenn anderseits Eccius in Gruchots Beitr. Bd. 43 S. 636 meint, der Satz des 8 2009 sei „zwar vollklingend, aber kaum von rechtlicher Erheblichkeit", weil auch, wenn der Erbe in anderer Weise als durch förmliches Inventar über die zur Zeit des Erbfalls vorhandenen Nachlaßbestandteile Auskunft erteile oder Erklärung abgebe» feine Behauptungen in ähnlicher Weise die Vermutung für sich haben könnten und die Beweispflicht des Erben hinsichtlich der­ selben nicht stärker als beim Vorhandensein eines Inventars sei» so ist dies doch nicht ganz zutreffend, weil eben nach 8 2009 die Beweispflicht gegenüber dem Inventar unzweifelhaft immer den Gegner trifft. 2. Die Bedeutung der Vermutung ist, daß bis zum Beweise des Gegenteils, wel­ cher nach 8 292 ZPO. zulässig ist und auch durch Eideszuschiebung geführt werden kann (vgl. 8 16 Nr. 1 des EG.ZPO. ä. F. und Begründung des 8 264 a des Ent­ wurfs zur ZPO.-Novelle, Guttentagfche Ausgabe S. 45), hinsichtlich von Gegen­ ständen, welche nicht im Inventar aufgeführt sind, angenommen wird, daß sie zum Nachlasse zur Zeit des Erbfalls nicht gehört haben, was insbesondere wichtig ist wegen der Rückwirkung auf die Verpflichtungen des Erben gemäß 88 1973, 1974, 1978, 1990 ff. Die Vermutung hindert selbstverständlich nicht die Anwendung des 8 2006. Aber auch der geleistete Offenbarungseid schließt den Gegenbeweis nicht aus. (Vgl. Bem. 5 zu 8 2006.) Die Vermutung hat nur den im Gesetz angegebenen negativen Inhalt und erstreckt sich nut auf die Nachlaßaktiva (Nachlaßgegenstände, vgl. 8 2001), also nicht auf deren Wert und nicht auf die Nachlabverbindlichkeiten, ferner nur auf die zur Zeit des Erbfalls vorhandenen Nachlaßgegenstände (vgl. Bem. 2 zu 8 2001). Sie gilt endlich nur im Verhältnisse zwischen dem Erben und den Nachlaß­ gläubigem, nicht also unter Miterben als solchen und auch nicht im Verhältnisse zwischen Dorerben und Nacherben oder zwischen dem Erben und seinen persönlichen Gläuhigem. (Vgl. Strohal 873 Nr. II, 1, Weißler l.Aufl. S. 359.) An sich kann nur der

II. Abschnitt.

Rechtliche Stellung des Erben. 2009 (8); 2010; 2011 (1) 303

Erbe, welcher das betreffende Inventar errichtet hat, sich darauf berufen. Insoweit aber die Jnventarerrichtung durch einen anderen einem Erben zustatten lammt, lann er auch die Vermutung des § 2009 für jenes Inventar zu seinen Gunsten in Anspruch nehmen. (Vgl. §§ 2008, 2063, 2144, 2383.) Denn § 2009 setzt nicht voraus, daß vom betreffenden Erben selbst das Inventar errichtet worden ist. 3. Voraussetzung der Gültigkeit der Vermutung ist die rechtzeitige Inventar­ errichtung. Vgl. hierüber §§ 1993, 1994ff. und Bem. dazu, insbesondere § 1994 Abs. 1 Satz 2, wonach mit der Versäumung der Jnventarfrist die Beschränkungseinrede dem Erben verloren geht. (Vgl. P. V, 757.) Ob das Inventar ohne vorgängige Frist­ bestimmung oder erst infolge solcher errichtet wurde, ist gleichgültig. Was die Be­ schaffenheit des Inventars anlangt, so mutz es selbstverständlich formell den 88 2002 ff. entsprechen, und auch materiell darf es nicht derart mangelhaft sein, daß es den Zwecken, welche mit der Jnventarerrichtung verfolgt werden, zu dienen nicht geeignet ist. (Vgl. auch Gutmann a. a. O. S. 30.) Anderseits ist nicht erfordert, dah es durch den Offenbarungseid bekräftigt ist. (P. a. a. O.) Die Subkommission der II. Komm, hatte ein „vorschriftsmäßiges" Inventar verlangt, was aber Bedenken er­ regte, da man hinter dem Worte etwas suchen könnte, was dem Willen des Gesetz­ gebers nicht entsprechen würde. Dem 8 2001 muh jedenfalls das Inventar mindestens einigermahen entsprechen. Der Fall des 8 2005 Abs. 1 dagegen schließt ein Inventar im Sinne des 8 2009 ab­ solut nicht aus, wie überhaupt die zweifellose Vollständigkeit des Inventars für die Vermutung des 8 2009 nicht gefordert sein kann. Denn sonst würde ja nicht nur eine Vermutung dadurch begründet werden, sondern der Beweis des Gegen­ teils mühte ausgeschlossen sein. Anderseits aber wird durch den Beweis des Vor­ liegens der Voraussetzung des 8 2005 Satz 1 ja auch bereits die Vermutung des 8 2009 entkräftet, also gegenstandslos.

8 2010.

Das Nachlaßgericht hat die Einsicht des Inventars jedem zu gestatten, der ein rechtliches Interesse glaubhaft macht. e. I, 2107; n, 1884; III, 1985.

Diese Bestimmung enthält eine Anweisung an das Nachlahgericht und erscheint zweckmähig, da z. B. der Nachlabgläubiger ein berechtigtes Interesse haben kann, den Stand des Nachlasses tunlichst bald kennen zu lernen. (M. V, 621.) Die Vorschrift des PLR., welches auch die Hinterlegung eines versiegelten Inventars gestattet, das nicht geöffnet werden soll, bevor sich der Erbe gegenüber einem Gläubiger oder Ver­ mächtnisnehmer auf das «Inventarrecht" beruft, ist nicht als nötig erachtet worden. (M. a. a. O.) Über die Begriffe „rechtliches Interesse" und „Glaubhaftmachung" s. Bem. 5 zu 8 1953. Über „Nachlahgericht" s. Bem. 4 zu 8 1945. Gegen die Verweigerung der Einsicht findet einfache Beschwerde nach 8 19 FGG. statt. (Vgl. 88 194, 195 FGG.) Gemäß 8 34 FGG. kann auch eine einfache oder beglaubigte Abschrift des Inventars gefordert bzw. erteilt werden, vorausgesetzt, daß ein berechtigtes Interesse der die Abschrift verlangenden Personen glaubhaft ge­ macht ist.

§ 2011.

Dem Fiskus als gesetzlichem Erben kann eine Jnventarfrist nicht bestimmt

werden.

Der Fiskus ist den Nachlaßgläubigern gegenüber verpflichtet, über den

Bestand des Nachlasses Auskunft zu erteilen. e. I, 1974 Kbf. 3 unb 4; II, 1885; in. 1986.

1. Allgemeiner. Diese Vorschrift gilt nicht für den Fiskus als Bertrags­ öder Testamentserben, sondern nur für den Fiskus als gesetzlichen Erben. (Dgl. 88 1936,1964 ff., ferner auch 8 2105 Abs. 1.) Sie steht im Zusammenhänge mit 81942 Abs. 2, wonach der Fiskus die ihm als gesetzlichem Erben angefallene Erbschaft nicht ausschlagen kann. (Über die Gründe der Vorschrift vgl. M. V, 380. Ferner vgl. die in Bem. 5, e zu 8 1936 erwähnte Bestimmung des 8 780 Abs. 1 ZPO. und Begrün­ dung des Entw. hiezu, Guttentagsche Ausg. S. 120.)

304 8011(3,8); 3018(1)

Fünftes Buch. Erbrecht.

Auch der Fiskus als gesetzlicher Erbe kann eine Beschränkung der Haftung für die Nachlabverbindlichkeiten nur auf demselben Wege wie andere Erben erreichen und durchführen, auch die §§ 1978—1980 gelten also für ihn. (Vgl. Bem. 6 zu § 1936 und Wendt a. a. O. S. 405, Bingner im SächsArch. Bd. 5 S. 607.) Er ist nur gegen den Verlust der Beschränkungseinrede in bevorzugter Weise durch § 780 Abs. 2 ZPO. und durch obige Vorschrift geschützt.

2. Die Bedeutung der Vorschrift ist, dab der Fiskus als gesetzlicher Erbe auch auf Verlangen ein Inventar nicht zu errichten braucht, und dab er, auch wenn er kein Inventar errichtet, nie „unbeschränkt haftet", sondern immer nur mit Beschränkung auf den Nachlab. Eine ihm etwa bestimmte Inventarfrist wäre wirkungslos. Aus § 2011 ergibt sich aber auch die llnanwendbarkeit der § 2005 und 2006 auf den Fiskus als gesetzlichen Erben, der übrigens am besten tun wird, um etwaige Zweifel hierüber auszuschlieben, ein Inventar im Sinne der §§ 1993 ff. keinesfalls zu errichten, d. h. nicht beim Nachlabgericht einzureichen. Zum Ersätze seiner Verpflichtung zur Inventarerrichtung hat er aber (vgl. auch § 1966) die Pflicht, den Nachlahgläubigern auf Verlangen über den Bestand des Nach­ lasses Auskunft zu erteilen und daher nach § 260 BGB. ein Verzeichnis des Bestandes vorzulegen und im Falle des Abs. 2 dieser Bestimmung den dort vorgesehenen Offen­ barungseid zu leisten, sofern nicht Angelegenheiten von geringerer Bedeutung in Frage sind. (88 260 Abs. 3, 259 Abs. 3.) In der Regel wird indessen die Ausfolgung des Nachlasses an den Fiskus auf Grund eines von einem Nachlabpfleger errichteten Verzeichnisses stattfinden und der Fiskus daher durch Bezugnahme hierauf der Pflicht des 8 2011 Satz 2 genügen können. (M. V, 381.) 3. Im Falle des Art. 138 EG. kann die Landesgesetzgebung eine vom 8 2011 abweichende Bestimmung für den an Stelle des Fiskus tretenden Erben nicht treffen. (S. Bd. VI dieses Komm. Bem. 2 zu Art. 138 EG.) § 2012. Einem nach den §§ 1960,

ventarfrist nicht bestimmt werden.

1961 bestellten Nachlaßpfleger kann eine Jn­

Der Nachlaßpfleger ist den Nachlaßgläubigern

gegenüber verpflichtet, über den Bestand des Nachlasses Auskunft zu erteilen.

Der Nachlaßpfleger kann nicht auf die Beschränkung der Haftung des Erben

verzichten. Diese Vorschriften gelten auch für den Nachlaßverwalter. e. I, 2068, 2065 Abs. 2; II. 1886; III, 1987.

1. Grundsatz. Der Verlust der Beschränkungseinrede, sei es durch Versäumung der Jnventarfrist, sei es durch Verzicht auf die Beschränkung der Haftung des Erben, soll nur durch Handlungen oder Unterlassungen des Er den selbst herbeigeführt werden können, da es nicht zu den Befugniflen des Nachlab­ pflegers und Nachlabverwalters gehören kann, den Rechten des Erben in dieser Hinsicht etwas zu vergeben. (Vgl. M. V, 550.) Über Nachlabpfleger s. 88 1960, 1961 und Bem. hiezu, über Nachlab­ verwalter s. 88 1975, 1981 ff. und Bem. hiezu. (An diesen Stellen ist auch schon darauf hingewiesen, dab dem Nachlahpfleger und -Verwalter in einem anderen Sinne die Errichtung eines Verzeichnisses über den Nachlab obliegt.) Die Setzung der Frist dem Nachlabpfleger gegenüber würde übrigens schon deshalb wenig Bedeutung haben, weil sie nach 8 1995 Abs. 2 vor der Annahme der Erbschaft nicht beginnen würde, mit der Annahme aber die Voraussetzungen für die Nachlabpflegschaft in der Regel wegfallen. (P. V, 668.) Die Inventarfristsetzung ist derart unzulässig gegenüber einem Nachlaß­ pfleger oder Nachlaßverwalter, dah sie vollständig wirkungslos ist, wie wenn sie über­ haupt nicht erfolgt wäre. Ebenso wirkungslos ist der erwähnte Verzicht. Vgl. auch 8 2000, ferner ZPO. 8 780 Abs. 2, wonach der für die Wahrnehmung der Beschrän­ kungseinrede des Erben erforderliche Vorbehalt im Urteile nicht erforderlich ist, wenn das Urteil über eine Nachlabverbindlichkeit gegen einen Nachlaßverwalter oder einen anderen Nachlahpfleger (oder gegen einen Testamentsvollstrecker, dem die Ver­ waltung des Nachlasses zusteht) erlassen wird. (Daß auch dem Testamentsvoll­ strecker keine Jnventarfrist bestimmt werden kann, weil er in dieser Beziehung nicht

II. Abschnitt.

Rechtliche Stellung des Erben. 2012 (2); 8013 (I, II) 305

als Vertreter des Erben gelten kann, ist schon in Bem. I zu 8 2000 erwähnt. Vgl. auch Wilke Bem. 6.) 2. Hinsichtlich der Pflicht zur Auskunftserteilung über den Bestand des Nach­ lasses, welche dem Nachlahpfleger und Nachlabverwalter obliegt und ihrer Befreiung von der Jnventarpflicht entspricht, vgl. Bem. 2 zu 8 2011 und 8 260. (S. auch M. V, 552.) Dah Nachlahpfleger und Nachlahverwalter nicht für ihre Person, sond'ern als Vertreter des Erben auskunftspflichtig in dem Sinne sind, dab die Folgen der Nichterfüllung dieser Verpflichtung den Erben treffen, bedurfte nach M. a. a. O. eines besonderen Ausdrucks im Gesetze nicht; doch kann der Erbe den Pfleger und Ver­ walter wegen schuldhafter Verletzung ihrer Pflicht auch seinerseits wieder haftbar machen. Darüber, dah keine Pflicht des Nachlabverwalters zur Leistung des Offen­ barungseides nach 8 807 ZPO. besteht, s. Lrehschmar in BayZ. 1918 S. 233 ff. (Dagegen eine solche Pflicht des Testamentsvollstreckers bejahend Lretzschmar ebenda S. 235; vgl. aber hinwiederum auch Ebert in LZ. 1916 Sp. 866 und anderseits über die Pflicht zum Offenbarungseide des Testamentsvollstreckers nach 88 2218, 260 die schon in Bem. 8 zu 8 2006 angeführte RGE. in IW. 1913 S. 1150 ff.)

§ 2013.

Haftet der Erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt, so finden die Vorschriften der §§ 1973 bis 1975, 1977 bis 1980, 1989 bis 1992 keine An­ wendung ; der Erbe ist nicht berechtigt, die Anordnung einer Nachlaßverwaltung zu beantragen. Auf eine nach § 1973 oder nach § 1974 eingetretene Beschränkung der Haftung kann sich der Erbe jedoch berufen, wenn später der Fall des § 1994 Abs. 1 Satz 2 oder des § 2005 Abs. 1 eintritt. Die Vorschriften der §§ 1977 bis 1980 und das Recht des Erben, die Anordnung einer Nachlaßverwaltung zu beantragen, werden nicht dadurch aus­ geschlossen, daß der Erbe einzelnen Nachlaßgläubigern gegenüber unbeschränkt haftet, e. I, 2110 Abs. 2, 2126 Sa» 3; II, 1887 Uttb 1868 Abs. 2; III, 1988.

I. Allgemeines. Diese Bestimmung regelt im wesentlichen die Bedeutung des im Gesetze vorkommenden Ausdrucks der unbeschränkten Haftung. Über den Sinn dieser Wendung, welchem besser die Fassung „Verlust der HaftungsbeschränkungsMöglichkeit oder -Einrede" entsprechen würde, vgl. Bem. III, A und B, 4 zu 8 1967; in letzterer Bem. sind auch die verschiedenen Fälle der unbeschränkten Erbenhaftung sowohl einzelnen als allen Nachlahgläubigern gegenüber erwähnt. oben wird, und deshalb im § 2352 seine Anwendbarkeit nicht ausdrücklich ausgeprochen zu werden brauchte. (Übereinstimmend RGRL. a. a. O., Strohal § 59 R. 40, Hellmann, KrDJSchr. Bd. 39 S. 238, Endemann III § 88 R. 49, Planck Bem. 1 zu § 2351, Leonhard Bem. III, Lretzschmar § 59 Nr. V, 2, b; and. M. Lipp § 140 Nr. II und N. 1. Hellmann a. a. O. weist darauf hin, daß § 2351 gerade so gut hinter wie vor dem § 2352 stehen könnte.)

Achter Abschnitt. Erbschein/) Vorbemerkungen. 1. über das frühere Recht vgl. M. V, 557 ff., D. 307 ff., Meißler I S. 250 ff., Dernbürg, PPR. 3. Bd. (4. Aufl.) § 228; f. ferner Hillenkamp, Zur Lehre vom Erbschein, Diff., Höttingen 1889, Boschan in Peters Hilfsb. Bd. VII § 1, Münchmeher, D. deutsche Erbnachweis § 46, Eßlinger, Der Erbschein § 1. Dem gem. Rechte war die Einrichtung des Erbscheins unbekannt. Das bayr. Recht kannte Erbschaftszeugnisse, die aber einen ganz *) Sonderschrifttum (abgesehen von Einzelabhandlungen, die zu einzelnen Pa­ ragraphen dieses Abschnitts angeführt sind): Strohal §§ 67ff.; Kretzschmar, Erb­ recht 88 63ff.; Mayer-Reis II §§ 82ff.; Crome §§ 677ff.; Kipp, Erbrecht §§61 ff.; Endemann III §§ 142ff.; Boschan in Peters, Hilfsb. f. d. gerichtl. Praxis Bd. VII, Berlin 1903; Münchmeyer, Der deutsche Erbnachweis, Hannover-Berlin 1904; Weiß­ le r,,Das Nachlaßverfahren, 2. Aufl. (1920), Bd. I, Kap. 11; Binder, Die Rechtsstellung bcd Erben nach dem BGB., II. Tl. § 14; Asch, Der Erbe, § 35; Eßlinger, Der Erbjchein nach dem BGB., München 1902; ferner folgende Dissert.: W. Ewoldt, Die BeStaudinger, BGB. V (Herzfelder, Erbrecht). 9. Aufl. 65

VIII. Abschnitt. Erbschein. SSSS(4,S);v»r»em.(1) 1025 die Zuwendung, und hat.dabei offenbar im Hinblick auf § 2346 die Folge als beabsichtigt zu gelten, datz der Anfall unterbleibe, wie wenn der Bedachte ihn nicht erlebte. Ebenso RGRK. Bem. 1. (Hinsichtlich der BermSchtnisansprüche liegt in dieser Richtung Analogie mit dem Verzicht auf das Pflichtteilsrecht fvgl. § 2346 Abs. 2] vor, 'es wird in beiden Fällen der Erwerb des betr. Anspruchs verhindert.) Über die im Hinblick auf §§ 2298 und 2270 sich ergebenden Folgerungen und die llnanwendbarkeit dieser Vorschriften bei einem blotzen Verzichte nach §2352 vgl. Planck Bem. 3, d, sowie Paul Meyer, Rechtliche Natur des Erbverzichts S. 8 ff. (Darüber, dah der Erbverzicht des eingesetzten Erben sich nicht auf die Ersatz erb en erstreckt, vgl. OLG. Sb. 14 S. 311 ff. und nachfolgende Bem. 5.) Über die Möglichkeit, dah der durch gemeinschaftliches korrespektives Testament gebundene Ehegatte nach dem Tode des anderen Gatten den Bedachten durch Erbverzicht zur Gestattung von Beschwerungen und Beschränkungen der erfolgten Zuwendung veranlatzt, vgl. Bem. 2 zu § 2346, OLG. Bd. 34 S. 315 und Lretzschmar in IW. 1914 S. 1123. 4. Was die Form eines Verzichts nach § 2352 und die weiteren Erfordernisse eines sdlchen anlangt, so sind die §§ 2347 und 2348 anwendbar, weshalb auf die Bem. 3—5 hiezu verwiesen wird. • Unrichtig dürfte die von Planck Bem. 3, b geteilte Ansicht Strohals (§ 59 R. 13) sein, daß im Hinblick auf § 2291 der Verzicht eines mit einem Vermächtnisse ver­ tragsmäßig bedachten Dritten auch dadurch erfolgen könne, daß der Erblasser die Ver­ fügung aufhebt und der Dritte seine Zustimmung hiezu in notarieller Urkunde erklärt. Denn was für diese Ansicht spricht, ist zwar de lege ferenda zutreffend, aber, da § 2291 nut die Aufhebung einer Dermächtnisverfügung durch Übereinstimmung der beiden Dertragsteile regelt, und § 2352 einen Verzichtsvertrag fordert, mit dem Gesetze nicht vereinbar. 5. Die §§ 2349—2351 sind im § 2352 nicht für anwendbar erklärt; in der Tat finden'§ 2349 und § 2350 in den Fällen des § 2352 keine Anwendung; vgl. Bem. 3 zu § 2349 und Bem. 3 zu § 2350, ferner RGRL. Bem. 3, M. V, 484, Lretzschmar § 59 bei R. 23 und OLG. Bd. 14 6. 311 ff. (And. Ans. Planck Bem. 5, Leonhard Bem. III und Lretzschmar § 59 bei R. 24 hinsichtlich des § 2350 Abs. 1; es besteht aber kein Bedürfnis dazu, jener Auslegungsregel entgegen dem Wortlaute des § 2350 und des § 2352 auch für die Fälle dieser Vorschrift Geltung beizulegen.) Dagegen ist § 2351 auch in Fällen des § 2352 anwendbar, weil ersterer allgemein von Verträgen spricht, durch die ein Erbverzicht aufge?>oben wird, und deshalb im § 2352 seine Anwendbarkeit nicht ausdrücklich ausgeprochen zu werden brauchte. (Übereinstimmend RGRL. a. a. O., Strohal § 59 R. 40, Hellmann, KrDJSchr. Bd. 39 S. 238, Endemann III § 88 R. 49, Planck Bem. 1 zu § 2351, Leonhard Bem. III, Lretzschmar § 59 Nr. V, 2, b; and. M. Lipp § 140 Nr. II und N. 1. Hellmann a. a. O. weist darauf hin, daß § 2351 gerade so gut hinter wie vor dem § 2352 stehen könnte.)

Achter Abschnitt. Erbschein/) Vorbemerkungen. 1. über das frühere Recht vgl. M. V, 557 ff., D. 307 ff., Meißler I S. 250 ff., Dernbürg, PPR. 3. Bd. (4. Aufl.) § 228; f. ferner Hillenkamp, Zur Lehre vom Erbschein, Diff., Höttingen 1889, Boschan in Peters Hilfsb. Bd. VII § 1, Münchmeher, D. deutsche Erbnachweis § 46, Eßlinger, Der Erbschein § 1. Dem gem. Rechte war die Einrichtung des Erbscheins unbekannt. Das bayr. Recht kannte Erbschaftszeugnisse, die aber einen ganz *) Sonderschrifttum (abgesehen von Einzelabhandlungen, die zu einzelnen Pa­ ragraphen dieses Abschnitts angeführt sind): Strohal §§ 67ff.; Kretzschmar, Erb­ recht 88 63ff.; Mayer-Reis II §§ 82ff.; Crome §§ 677ff.; Kipp, Erbrecht §§61 ff.; Endemann III §§ 142ff.; Boschan in Peters, Hilfsb. f. d. gerichtl. Praxis Bd. VII, Berlin 1903; Münchmeyer, Der deutsche Erbnachweis, Hannover-Berlin 1904; Weiß­ le r,,Das Nachlaßverfahren, 2. Aufl. (1920), Bd. I, Kap. 11; Binder, Die Rechtsstellung bcd Erben nach dem BGB., II. Tl. § 14; Asch, Der Erbe, § 35; Eßlinger, Der Erbjchein nach dem BGB., München 1902; ferner folgende Dissert.: W. Ewoldt, Die BeStaudinger, BGB. V (Herzfelder, Erbrecht). 9. Aufl. 65

1026 Vorbern. (2,3)

Fünftes Buch. Erbrecht.

anderen Charakter hatten, als der Erbschein des neuen Rechtes ihn besitzt. (Vgl. darüber Wagner, Handbuch des amtsger. Verfahrens, 2. Aufl. § 59 Note 1; s. auch BayObLGZ. Bd. 7 S. 370 ff. nnd 417 ff.) In den meisten neueren deutschen Partikularrechten war der Erbschein bereits ein­ geführt und geregelt, allerdings mit zwei Ausnahmen (f. nachstehende Bem. 2) nur für die gesetzliche Erbfolge. Eine Erbbescheinigung behufs Verfügung über eine im Reichs­ schuldbuch eingetragene Forderung kannte das deutsche Reichsrecht schon seit dem RSchuldbG. vom 31. Mai 1891 RGBl. S. 321: s. dessen (im G. vom 6. Mai 1910, RGBl. S. 665 geänderten) § 11 sowie § 188 FGG. und nachfolgende Bemerkung 4.

2. über die Gründe der gesetzlichen Regelung des Erbscheins, welche im E. I im 6. Titel des die „Rechtsstellung des Erben" behandelnden sechsten Abschnitts erfolgt war, während das Gesetz ihr einen selbständigen Abschnitt, den vorletzten des 5. Buches, widmet, vgl. M. V, 557 ff., P. V, 670 ff., VI, 222, D. 307 ff. Die D. a. a. O. führt aus: „Die Einrichtung des Erbscheins ist aus dem Bedürfnisse des Verkehrs hervorgegangen. Die Frage, wer der Erbe ist, läßt sich in vielen Fällen nicht mit Sicherheit beantworten. Wer mit einem angeblichen Erben in rechtsgeschäftlichen Verkehr tritt, ist empfindlichen Nach­ teilen ausgesetzt, wenn sie demnächst ergibt, daß der Betreffende in Wirklichkeit nicht der Erbe ist. Mesen Gefahren vorzubeugen, ist der Zweck des Erbscheins." Daß das von der D. betonte Berkehrsbedürfnis insbesondere hervortritt in Ansehung der Anlegung und Evi­ denthaltung der öffentlichen Bücher und Register, sowie der bei Hinterlegungsstellen be­ findlichen Gegenstände, ist von den M. a. a. O. mit Recht hervorgehoben. Die Einrichtung des Erbscheins bestand schon früher im größten Teile Deutschlands; vgl. vorstehende Bem. 1. Der E. I hatte aber das Institut auf die gesetzliche Erbfolge beschränkt und in seinem § 2078 nur die Erteilung gewisser Zeugnisse für einen eingesetzten Erben vorgesehen. Das Gesetz hat die Einrichtung des Erbscheins nach dem Vorgänge des früheren mecklenburgischen und hamburgischen Rechtes auch auf den eingesetzten Erben ausgedehnt. Vgl. hiezu D. 308, P. V, 671, 672. Dagegen wurde ein in der II. Komm, gestellter Antrag auf Ein­ führung eines Erbschafts-Registers abgelehnt. (Vgl. P. V, 672.) 3. über die rechtliche Natur und Bedeutung des Erbscheins vgl. insbesondere die §§ 2365—2367, ferner die Bem. II zu § 2353. Eine praktisch besonders wichtige Folge der Erteilung eines Erbscheins liegt in dem Schutze gutgläubigerDritter,

deutung des Erbscheins nach preuß. Rechte und nach dem BGB., Marburg 1896; Erich Rehs, Der Erbschein, insbesondere seine rechtliche Bedeutung, Greifswald 1901; Krüger, Legitimationsurkunden im geltenden Zivilrecht, Borna-Leipzig 1902; Müller, Das Erb­ scheinsverfahren nach dem BGB., Leipzig 1903; Weiner, Der Erbschein nach dem deutschen BGB., Leipzig 1904; ferner Saupe, Das Erbscheinverfahren nach BGB., Leipzig 1908; Hock, Das Verfahren bei Erteilung von Erbscheinen, mit besonderer Berücksichtigung elsaß-lothringischer Bestimmungen, Gebweiler 1909; Schwartze, Der Inhalt des Erb­ scheins nach dem BGB., Berlin 1911; Die Abhandlungen von Eichhorn in GruchotsBeitr. 45. Jahrg. S. 224ff. und in DIZ. 1901 Sp. 201 ff.; Kleineidam im „Recht" 1901 Sp. 44; v. Jacubezky, ebenda Sp. 575; Krafft in SeuffBl. Bd. 64 S. 269ff. und 288ff.; Voß in GruchotsBeitr. 43. Jahrg. S. 655ff.; Böhm, ebenda S. 831 ff.; du Chesne in GruchotsBeitr. 45. Jahrg. S. 49ff.; Bosch an in GruchotsBeitr. 46. Jahrg. S. 294ff.; Weißler in DNotB., 1901 S. 428ff.; Rügerim Sächs.Arch. Bd. 9 S. 497ff.; Brachvogel, im „Recht" 1904 Sp. 6ff.; Eichhorn in DNotB. 1902 S. 2ff. und 1904 S. 392ff.; Paech in DIZ. 1903 Sp. 496ff.; Haberstumpf im „Recht" 1904 Sp. 187ff.; Hellwig in SeuffBl. Bd. 69 S. 473ff.; Marcus in DNotB. 1902 S. 152ff.; Bör­ ner in DIZ. 1902 Sp. 75; Kretzschmar in ZBlFG. Bd. 8 S. 589ff.; Herold und Eichler in ZBlFG. Bd. 20 S. 201 ff. und S. 233ff.; Holdheims MSchr. Bd. 23 (1914) S. 238ff.: „Die Bedeutung des Erbscheins für das Handels- und Schiffsregister, sowie für das Grundbuchamt", vgl. auch die bayr. NachlO. vom 20. März 1903 §§ 49ff. und die Bem. dazu in der Ausgabe des bayr. NachlG. von Hab er stumpf, in 2. Aufl. bearb. von Barthelmeß (München, Beck, 1906); ferner Keidel, Handb. des Berf. der Gerichte in Angelegenheiten der freiw. Gerichtsbarkeit für Bayern, München 1903, §§ 75 und 76; Iastrow, Formularbuch und Notariatsrecht, 2. Teil, 15. Aufl., Berlin 1910, S. 345ff.; Köhne und Feist §§ 182ff.

VIII. Abschnitt. Erbschein.

Vordem. (4)

1027

welche im Vertrauen auf den Erbschein mit dem darin bezeichneten Erben als solchem in rechtsgeschäftlichen Verkehr treten. Die Erteilung des Erbscheins obliegt dem Nachlaß­ gericht; über das Verfahren und die formellen und materiellen Voraussetzungen vgl. §§ 2353—2360. Was im übrigen den Inhalt der Vorschriften dieses Abschnitts an­ langt, so ist in Kürze folgendes darüber zu bemerken: Sind mehrere Erben vorhanden, so kann sowohl ein gemeinschaftlicher Erb­ schein, als auch dem einzelnen Teilerben ein Erbschein über seinen Erbteil erteilt werden. (88 2353, 2357.) Ergibt sich die Unrichtigkeit eines erteilten Erbscheins, so hat einerseits das Nachlaßgericht die Pflicht, ihn einzuziehen oder ihn für kraftlos zu erklären, anderseits der wirkliche Erbe das Recht, vom Besitzer des unrichtigen Erbscheins dessen Herausgabe an das Nachlaßgericht und fernerhin Auskunft über den Bestand der Erbschaft und über den Verbleib der Erbschaftsgegenstände zu verlangen. (8 8 2361, 2362.) Das Recht, die Heraus­ gabe eines unrichtigen Erbscheins an das Nachlaßgericht zu fordern, steht auch bem Nach­ erben und Testamentsvollstrecker zu. (88 2363 Abs. 2 und 2364 Abs. 2.) Ist eine Nacherbfolge angeordnet oder ein Testamentsvollstrecker er­ nannt, so ist dies im Erbschein anzugeben; Näheres über diese Fälle bestimmen die 88 2363 und 2364. In 8 2368 sieht das Gesetz die Erteilung eines Zeugnisses für einen Testa­ mentsvollstrecker über seine Ernennung vor, auf welches die Vorschriften über den Erbschein entsprechende Anwendung finden, in 8 2369 die Erteilung eines beschränkten Erbscheins für dieim Jnlande befindlichen Gegenstände aus einer Erbschaft, für die es an einem zur Erteilung des Erbscheins zuständigen deutschen Nachlaßgerichte fehlt. In 8 2370 endlich sind die Fälle geregelt, daß eine für tot erklärte Person den als Zeitpunkt ihres Todes geltenden Zeitpunkt überlebt oder vor diesem Zeitpunkte ge­ storben ist, oder der Tod einer Person ohne Todeserklärung mit Unrecht angenommen worden ist.

4. Außerhalb des BGB. finden sich Bestimmungen über dm Erbschein, wie des näheren in den Bem. zu 88 2353 und 2361 ausgeführt ist, noch in den 88 792, 896 ZPO., und dm 88 78, 84, 85 FGG. (Vgl. auch 8 36 GBO.). Die mlsprechende Anwendung der Bestimmungen über den Erbschein ist verfügt im 8 1507 BGB. hinsichtlich des Zeugnisses über die Fortsetzung der Gütergemein­ schaft (vgl. hiezu Conrades im „Recht" 1900 Sp. 528 ff., Weißler I S. 397 ff. und das weitere in Bd. IV dieses Kommentars Note * zu 8 1507 angeführte Schrifttum, ferner die bayr. NachlO. vom 20. März 1903 8 60), desgleichen in Art. 16 des bayr. AG.GBO. und in den Art. 16, 18, 19 des preuß. AG.GBO. (vgl. auch Dörner, Bad. AG.BGB. mit Erläut., S. 385) hinsichtlich der Zeugnisse über die Nachfolge in Familiengüter einer standesherrlichen Familie, ferner in Stammgüter, Familienfideikommisse und Lehen, sowie in Art. 28 Abs. 3 des bayr. übergangsG. hinsichtlich des Zeugnisses über das nach früherem Rechte einem überlebenden Ehegatten zustehende Recht der Verwaltung und Nutznießung oder des Beisitzes. (Vgl. auch Art. 29 ebenda und Art. 66 des preuß. AG.BGB. über das dem 8 1507 BGB. entsprechende Zeugnis bei altrechtlicher fortgesetzter Gütergemein­ schaft, ferner Art. 67 des bayr. übergG., sowie 8 62 der bayr. NachlO.; vgl. Bem. 5 zu 8 1507.) In Art. 28 Abs. 1 des bayr. ÜbergG. ist vorgeschrieben, daß in dem einem Erben zu erteilenden Erbschein das nach früherem ehelichen Güterrechte dem überlebenden Ehe­ gatten des Erblassers etwa hinsichtlich des Nachlasses zustehende Recht der Verwaltung und Nutznießung oder des Beisitzes anzugeben sei. über ein dem Erbschein analoges Zeugnis des NachlatzgerichtS hinsichtlich der Rechts­ nachfolge in einzelne Hypotheken, Grund- oder Rentenschulden, sowie Grundstücke und Erbbaurechte, die zu einem Nachlaß oder zum Gesamtgut einer ehelichen Gütergemeinschaft oder einer fortgesetzten Gütergemeinschaft gehören, vgl. 88 37, 65*

1028 Vordem. (5)

Fünftes Buch. Erbrecht.

38, 99 GBO., sowie preuß. AG.GBO. Art. 10 und sächs. AG.BGB. § 48. (über das Zeugnis nach § 37 GBO. und Art. 10 preuß. AG.GBO. vgl. RIA. Bd. 14 S. 276, KGJ. Bd. 48 A S. 156, 157, 158 und Bd. 50 A S. 105. Vgl. übrigens auch den, in obiger Bem. 1 erwähnten § 11 des RSchuldbG. in der früheren Fassung vom 31. Mai 1891 und Art. 23 des bahr. StaatsSchuldbG. vom 20. Juli 1912, GBBl. S. 684, und über die dem Erbsichein ähnlichen Zeugnisse überhaupt: Boschan in Peters Hilfsb. VII §§ 80 ff. und Münchmeyer, Erbnachw. §§ 32 ff., bayr. AG.BGB. Art. 51 Abs. 3, bayr. HinterlegO. § 25.) über den Unterschied eines sogenannten Schuldbuchzeugnisses (Berfügungsbescheinigung nach § 16 des RSchuldbG.) vom Erbschein vgl. KG. im „Recht" 1916 Nr. 2009, RIA. Bd. 15 S. 19 ff. --- OLG. Bd. 34 S. 287 = IW. 1916 S. 1431 und OLG. Bd. 31 S. 267, Fußnote, ferner Meißler I S. 394 ff. Die ersterwähnte Entsch. des KG. betont, daß das Schuldbuchzeugnis einem Erbschein nicht gleich steht, insbesondere auch nicht die Bedeutung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins hat, daß es keinen öffentlichen Glauben genießt und keine Rechtsvermutung begründet, ferner daß auf jenes Zeugnis auch das für die Erteilung von Erbscheinen vorgeschriebene Ver­ fahren keine Anwendung findet, vielmehr nur § 12 FGG. bei seiner Erteilung zu beobachten ist, daß andererseits aber materiellrechtlich' die Erteilung eines Schuldbuchzeugnisses von denselben Voraussetzungen abhängt, wie nach § 2359 die eines Erbscheins, und auch hiebei die Beschränkungen zu beachten sind, die dem Antragsteller durch das Testament auferlegt sind, z. B. durch Nacherbschaftsanordnung. (Vgl. im übrigen auch hiezu Weißler a. a. O.). 5. Was die räumliche Geltung der Bestimmungen dieses Abschnitts und das zwischen­ staatliche diesbezügliche Recht anlangt, so ist auf den in vorstehender Bem. 3 schon erwähn­ ten § 2369 und auf Art. 24 ff. EG.BGB. hinzuweisen; vgl. hiezu auch BayZ. 1913 S. 172 ff. (BayObLG. vom 8. Januar 1913) und Joses in IW. 1912 S. 1026 und in BayNotZ. Bd. 10 S. 474 ff., sowie Drewes in DNotB. Bd. 23 S. 50 ff. und Bd. 26 S. 450ff.; über die Bedeutung des deutschen Erbscheins für das nachlaßgerichtliche Ver­ fahren in England s. Jnhülsen in ZBlFG. Bd. 16 S. 218; über die Frage, ob die Ertei­ lung eines Erbscheins für einen unter fremdem Rechte stehenden Nachlaß durch ein deutsches Gericht möglich ist und über den Unterschied des deutschen Erbscheins von einer nach österreichischem Rechte ausgestellten Einantwortungsurkunde, s. D.NotB. 1917 S. 363, über die Erteilung eines Erbscheins nach einem in Deutschland wohnhaft gewesenen Österreicher nach materiellem österreichischem Rechte durch das nach deutschem Rechte zu­ ständige Nachlaßgericht, s. OLG. »Dresden in ZBlFG. Bd. 7 S. 526, über die Erteilung eines Erbscheins für den Erben eines schweizerischen Staatsangehörigen, der beim Ableben in Deutschland seinen Wohnsitz hatte, s. RIA. Bd. 16 S. 56ff.; nach IW. 1918 S. 64 und KG. in OLG. Bd. 40 S. 160, Fußnote, darf einem Ausländer kein allge­ meiner, sondern höchstens ein auf inländische Gegenstände beschränkter Erbschein erteilt werden, (über die Behandlung des Falles, daß ein unbeschränkter Erbschein, obwohl der Erblasser Ausländer ist, erteilt, oder bei der Frage der Beerbung des Ausländers zu Un­ recht deutsches Recht zugrunde gelegt wurde, s. auch Josef in Niemeyers Zschr. f. intern. Recht Bd. 27 S. 363 ff.). Darüber, daß über den Inhalt des in Betracht kommenden ausländischen Rechtes, wenn ein auf inländische Gegenstände beschränkter Erbschein in Frage kommt, das Nachlaßgericht sich selbst Kenntnis verschaffen und nicht der Antrag­ steller Nachweis erbringen muß, vgl. IW. 1918 S. 63 ff. (Vgl. zum Vorstehenden auch Weißler I S. 389 und 390, sowie Asch, Der Erbe, S. 281 und KGJ. Bd. 36 A S. 102 und Bd. 47 A S. 238, auch IW. 1916 S. 594.) Was übrigens Österreich anlangt, so kommt nunmehr, nämlich seit 24. Oktober 1927, das Nachlaßabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Österreich lt. RGBl. 1927 Tl. II S. 505 ff. und S. 878 in Betracht, dessen § 18 folgendes bestimmt: „Ein Zeugnis über erbrechtliche Verhältnisse, insbesondere über das Recht des Erben oder eines TestamentsvoNstreckers, das von den Behörden des Heimatstaates aus-

VIII. Abschnitt. Erbschein.

3858(11—8,11) 1029

gestellt ist, genügt auch in dem anderen Staate zum Nachweise dieser Verhältnisse. Auf Grund eines solchen Zeugnisses kann der Berechtigte auch in dem anderen Staate die Einverleibung oder sonstige Eintragung eines Rechtes in die öffentlichen Bücher und Register von den Behörden verlangen, welche die Bücher oder Register führen. Die Ein­ verleibung oder die Eintragung darf nicht deshalb verweigert werden, weil MC Liegen­ schaft oder das Recht in dem Zeugnisse nicht ausdrücklich angeführt ist." Hinsichtlich der Erbscheinerteilung des Nachlasses eines im Auslande verstorbenen Sowjetrussen vgl. die in Bem. 1 zu 8 2369 inhaltlich näher angef. KGEntsch. vom 30. Sept. 1926 in IW. 1927 S. 2316 ff. = JurRundsch. 1926 Nr. 2138. Endlich'ist hier noch auf Josef in DNotB. Bd. 21 S. 226ff. hinzuweisen, wo die Ein­ wirkung der deutschen Gebietsabtretungen im Versailler Friedensvertrage auf die Tätigkeit der Nachlaßgerichte und Notare eingehend besprochen ist. Hinsichtlich der Frage der zeitlichen Geltung der Bestimmungen dieses Gesetzes­ abschnitts s. Art. 213 EG.BGB. und Bem. I zu 8 2353. (Zur Frage der Einwirkung einer Gesetzesänderung auf ein abgeschlossenes Erbscheinverfahren, z. B. des Erlasses der BRNO, vom 8. März 1917 über die freiwillig« Gerichtsbarkeit in Heer und Marine, s. Josef im „Recht" 1917 SP. 377 ff.)

§ 2353.

Das Nachlaßgericht hat dem Erben auf Antrag ein Zeugnis über sein Erb­ recht und, wenn er nur zu einem Teile der Erbschaft berufen ist, über die Größe des Erbteils zu erteilen (Erbschein). r.

I. 2068, 2078; n, 2218; »I. 2826.

1.1. Über das frühere Recht und die Gründe der gesetzlichen Rege­ lung vgl. Vordem. 1 und 2 zu diesem Abschnitt. 2. Die zeitlich« Geltung der Vorschriften dieses Gesetzesabschnitts überhaupt und somit auch des 8 2353 beschränkt sich nach Art. 213 EG.BGB. auf Erbfälle aus der Zeit nach bent 31. Dezember 1899, da zu den „erbrechtlichen Verhältnissen" im Sinne des angeführten Art. 213 auch alle in das erbrechtliche Verfahren ein­ schlägigen Verhältnisse gehören. Vgl. Mot. z. CG. S. 306, Drewes in DNotV. Bd. 21 S. 4 und Bd. 26 S. 450 ff., Habicht 8 61 S. 696 N. 1, du Chesne in GruchotsBeitr. Bd. 45 S. 49 ff., ferner (in Polemik gegen Börner, D3Z. 1902 So. 75) Josef in GruchotsBeitr. Bd. 47 S. 346 ff., sowie LG. Neu-Ruppin im „Recht" 1900 Sp. 127, BayObLG. in SeuffBl. Bd. 66 S. 329, sodann die in ZBlFG. Bd. 1 S. 130 ff„ 142 ff., 153, Bd. 2 S. 522 mitgeteilten Beschl. verschiedener Landgerichte, endlich BayObLGZ. Bd. 2 S. 87 ff., OLE. Bd. 2 S. 170, Bd. 3 S. 112, Bd. 5 S. 236, Bd. 6 S. 319 und Bd. 31 S. 302. (Gegen die in IW. 1900 S. 354 mitgeteilte Ansicht des LG. Bromberg, wonach auf Gründ der „rein prozessualen" Vorschrift des 8 792 ZPO. der Gläubiger auch dann einen Erbschein verlangen könne, wenn der Erblasser vor dem 1. Januar 1900 gestorben sei, wendet sich mit Recht Etzlinger a. a. O. S. 108, 109.) 3. Was die räumliche Geltung anlangt, so s. Art. 24 ff. EG., aber auch § 2369 BGB. und Bem. I hiezu, ferner obige Vordem. 5. (Dgl. auch die in Bem. II angef. ftG.-Entsch. vom 11. Mai 1908 in ft®3. Bd. 36 A S. 102.) n. Der Begriff des Erbscheins und zugleich seine rechtliche Bedeutung ergibt sich aus den 88 2353, 2357, 2363, 2364, 2365 ff. Er ist hienach ein vom Nachlahgericht erteiltes Zeugnis für einen oder mehrere Erben über das Erbrecht und im Falle des Vorhandenseins mehrerer Erben auch über den Umfang des Erb^ rechts (die Größe des Erbteils), in welchem Zeugnisse, wenn eine Nacherbfolge ange­ ordnet oder ein Testamentsvollstrecker ernannt ist, auch hierüber Angaben zu machen sind. Zu bezeugen ist das Erbrecht aber nur so, wie es im Zeitpunkte des Erb­ falls gestaltet ist; vgl. Bem. V a. E. und RIA. Bd. 8 S. 32 ff. (Vgl. auch Bem. I, sowie ft®, vom 11. Mai 1908 in ftGJ. Bd. 36 A S. 102 = ZBlFG. Bd.9 S. 628 Nr. 529, wonach unter „Erbrecht" in 8 2353 nur ein Erbrecht auf Grund des BGB. zu verstehen ist. Anderseits s. aber auch 8 2369 und Bem. I Abs. 4 hiezu.) Diesem Zeugnisse bzw. seiner Erteilung kommt die Wirkung zu, datz die gesetzliche Ver­ mutung besteht, dem im Erbschein bezeichneten Erben stehe das darin angegebene

1030 2353(11)

Fünftes Buch. Erbrecht.

Erbrecht zu, und er sei nicht durch andere als die angegebenen Anordnungen beschränkt, und dah ferner der Inhalt des Erbscheins, soweit diese Vermutung reicht, zugunsten gutgläubiger Dritter, die im Vertrauen auf den Erbschein mit dem Erben in rechtsgeschäftlichen Verkehr getreten sind, nach Maßgabe der §§ 2366 und 2367 als richtig gilt. Der Erbschein bzw. dessen Ausfertigung hat zweifellos die Eigenschaft einer öffentlichen Urkunde (vgl. auch Etzlinger a. a. O. S. 10) und hat nach 8 437 ZPO. im Rechtsstreite die Vermutung der Echtheit für sich, aber er bezeugt keine Tatsache im Sinne des § 418 ZPO., sondern enthält blotz rechtliche Schluhfolgerungen, soweit das darin bezeugte Erbrecht und sein Umfang in Betracht kommen; dagegen sind die nach § 2363 Abs. 1 und § 2364 Abs. 1 erforderten Angaben zunächst tatsächlicher Natur, auf welche insoweit § 418 ZPO. Anwendung finden dürfte. (Vgl. im übrigen hiezu Weihler I S. 340 ff., Krafft in SeuffBl. Bd. 64 S. 270 ff. und Herold-Eichler in ZBIFG. Bd. 20 S. 203, anderseits aber auch Ehlinger a.a.O. S. 11 Anm. 2 und Herold-Eichler a. a. O. S. 234 Nr. 207, sowie OLG. Bd. 44 S. 107.) Dah ein voller Beweis des Erbrechts aus dem dieses bezeugenden Erbscheine sich nicht ergibt, erhellt schon aus dessen provisorischer, einem Rechtsstreit über das Erbrecht nicht vorgreifender Natur und aus § 2365. (Vgl. BayObLGZ. Bd. 8 S. 371, s. ferner OLG. Bd. 6 S. 75, aber anderseits auch Bem. II zu 88 2365 ff. und OLG. Bd. 9 S. 333 und Bd. 11 S. 255 sowie RIA. Bd. 10 S. 64 ff. über die maßgebende Bedeutung des Erbscheins für das Grundbuchamt; in letzterer Hinsicht vgl. OLG. Bd. 18 S. 214 darüber, daß eine Urkunde erfordert ist, die nicht bloh als Erbschein bezeichnet, sondern dies auch wirklich nach ihrem Inhalt ist, und OLG. Bd. 21 S. 346 über die Auslegungsbefugnis des Grundbuchamts, wenn der Erbschein nicht unzweideutig ist, ferner s. über das Recht des Grundbuch­ amts zur Prüfung der Zulässigkeit des Inhalts des Erbscheins BayZ. 1914 S. 26 --- BayObLEZ. Bd. 14 S. 559, sowie Bem. II a. E. zu 88 2365 ff. Über das Ver­ hältnis zwischen Erbschein und rechtskräftigem Urteil vgl. Bem. II, 2 zu 88 2358ff. Über „die materielle Rechtskraft in der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit" s. Kamm in ZZPr. Bd. 44 [1914] S. 84 ff. und Brauns ebenda S. 215 ff.) Anderseits ist es auch nicht an dem, daß nur durch einen Erbschein und nicht auch auf eint andere geeignete Weise ein Erbe sein Recht z. B. in einem Rechtsstreit oder bei Aufnahme eines solchen beweisen könnte: s. RG. in 2W. 1900 S. 729, vgl. auch Münchmeyer a. a. O. S. 197, GBO. § 36 Abs. 1, ZVG. § 17 Abs. 3, RSchuldbG. (n. F.) 8 16, bayr. AG.BGB. Art. 51 Abs. 3 und bayr. HinterlegungsO. 8 25. (Zu 8 36 GBO. vgl. OLG. Bd. 7 S. 336, Bd. 9 S. 335, Bd. 10 S. 94, Bd. 23 S. 344, RIA. Bd. 5 S. 206 ff. und SeuffBl. Bd. 74 S. 101.) Auch wurde schon in Bem« III, A au 8 2018 darauf hingewiesen, dah der Besitz eines Erbscheins zur Geltendmachung des Erbschaftsanspruchs nicht erforderlich ist. Insbesondere darf auch der Söldner gegenüber dem Erben seines Gläubigers nicht etwa bis zur Vorlegung eines Erbscheins Zahlung verweigern: s. RGZ. Bd. 54 S. 343 ff. und Dernburg, Bürger!. R. Bd. 5 8 160 Nr. II, 3, b und N. 5, sowie Planck Bem. 3 zu 8 2367, RGRK. Bem. 2 zu 8 2365, Strohal 8 68 N. 4, c und Hachenburg, Vortr. S. 284; dagegen sind abw. M. Hellwig in SeuffBl. Bd.69 S. 473 ff., Paech in DIZ. 1903 6p. 496 ff., Wilke Bem. 6 zu § 2365 und Kohler in ArchBürgR. Bd. 24 S. 186, im wesentlichen auch Leonhard Bem. II, 6 zu 8 2367. Grundsätzlich der erwähnten RGE. zustimmend auch Haber­ stumpf im „Recht" 1904 So. 187 ff., der aber zutreffend unter Hinweis auf 8 94 ZPO. die Kostenpflicht des Schuldners für den Fall bestreitet, dah ihm trotz Verlangens vor der Klagerhebung kein Erbschein vorgelegt und auch nicht sonst in über­ zeugender Weise das Erbrecht des Klägers nachgewiesen wurde. (Hiezu vgl. RG. vom 25. Nov. 1907 in WarnE. 1908 Nr. 75 und Stein-Jonas Bem. II, 2 bei N. 4 zu § 94 ZPO.) Selbstverständlich gewährt der Erbschein auch keinen Schutz gegen die Einreden des Beklagten im Rechtsstreit über das Erbrecht. S. aber auch KE. in OLG. Bd. 28 S. 155, wonach die Kündigung des Erben eines Mieters als un­ wirksam zurückgewiesen werden kann, wenn sie ohne den Nachweis der Rechts­ nachfolge erklärt wird, und anderseits die abw. M. des KG. in LZ. 1918 Sp.653. Über die Voraussetzungen der Erteilung eines Erbscheins enthalten die 882354 bis 2360, über die zulässigen und vorgeschriebenen Mahnahmen in dem Falle, dah sich die Unrichtigkeit eines erteilten Erbscheins ergibt, geben die §8 2361, 2362, 2363 Abs. 2 und 2364 Abs. 2 nähere Bestimmungen. Dah ein Antrag eines dazu Berechtigten (vgl. Bem. IV) zur Erbscheinerteilung erforderlich ist, ergibt 8 2353 ohne weiteres (vgl. auch BayObLEZ. Bd. 13 S. 437ff.); er mutz aber auch einen be­ stimmten Vorschlag enthalten: vgl. Bem. I zu 88 2358ff. und Nadler in IW. 1913 S. 416, OLG. Bd. 6 S. 174, Bd. 7 S. 144 ff. und Bd. 18 S. 368, RIA. Bd. 3

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VIII. Abschnitt. Erbschein.