J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 3 Sachenrecht [5./6. neubearb. Auflage., Reprint 2021] 9783112600924, 9783112600917


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German Pages 1088 [1102] Year 1911

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J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 3 Sachenrecht [5./6. neubearb. Auflage., Reprint 2021]
 9783112600924, 9783112600917

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3. v. Aaudlngers Kommentar ZUM

Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Linführimgrgesetze herausgegeben von

Dr. Theodor Loewenseld,

Dr. Erwin Riezler,

Univ.-Profeffor und Rechtsanwalt in München

Professor an der Universität Freiburg i. B.

Philipp Maqring f, K. OberlandeSgerlchtSrat in München

Kari Koder, K. OberlandeSgerichtSrat in München

Dr. Ludwig Kuhlenbeck, Recht-anwalt in Jena, vorm. vrd. Professor an der Universität Lausanne

Dr. Theodor Engelmann, K. OberlandeSgerichtSrat in München

Dr. Zeitz herjfelder,

Joseph Wagner,

Rechtsanwalt und Zustizrat in München

Rat am K. Obersten LandeSgerlchk München.

5*/6« neubearbeitete Atlfttlge.

München und Berlin 1910. I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

fiommtittr M Mznlichkii EWilch nni im CirfiihmjlrMt in. Band.

Sachenrecht. Erläutert

Karl Kober, K. Oberlande-gerlcht-rat In München.

5./6. neubearbeitete Anflage.

München und Berlin 1910. I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

Druck: Dr. F. P. Datterer * Ile., V. in. b H., Freising und München.

Inhaltsübersicht zum dritten Bande.

Drittes Buch.

Sachenrecht: Literatur im allgemeinen Abkürzungen

Einleitung

..................

§§ Erster Abschnitt. Besitz 854—872 Zweiter Abschnitt. Allgemeine Vorschriften über Rechtes« Grundstücken 873- 902 Dritter Abschnitt. Eigentum......................................................... 903—1011 Erster Titel: Inhalt des Eigentums 903—924 Zweiter Titel: Erwerb und Verlust des Eigentums an Grundstücken 925—928 Dritter Titel: Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen............................................................................................... 929—984 I. Übertragung 929—936 II. Ersitzung .............................. 937—945 III. Verbindung. Vermischung. Verarbeitung 946—952 IV. Erwerb von Erzeugnissen und sonstigen Bestandteilen einer Sache...................................................................... 953—957 V. Aneignung .............................. 958—964 VI. Fund..................................................................................... 965—984 Vierter Titel.- Ansprüche aus dem Eigentume 985—1007 Fünfter Titel: Miteigentum 1008—1011 Vierter Abschnitt. Erbbaurecht 1012—1017 Fünfter Abschnitt. Dienstbarkeiten 1018—1093 Erster Titel: Grunddienstbarkeiten 1018—1029 Zweiter Titel: Nießbrauch 1030—1089 I. Nießbrauch an Sachen 1030—1067 II. Nießbrauch an Rechten ............................................. 1068—1084 III. Nießbrauch an einem Vermögen 1085—1089 Dritter Titel: Beschränkte persönliche'Dienstbarkeiten . . . 1090—1093 Sechster Abschnitt. Vorkaufsrecht ........................................... 1094—1104 Siebenter Abschnitt. Reallaste« . 1105—1112 Achter Abschnitt. Hypothek. Grnudschuld. Rentenschuld . . . 1113—1203 Erster Titel: Hypothek................................................................. 1113 — 1190 Zweiter Titel: Grundschuld. Rentenschuld 1191—1203 I. Grundschuld ................................................................. 1191—1198 II. Rentenschuld 1199-1203 Neunter Abschnitt. Pfandrecht an bewegliche« Sachen «nd an Rechten 1204—1296 Erster Titel: Pfandrecht an beweglichen Sachen 1204—1272 Zweiter Titel: Pfandrecht an Rechten........................................ 1273—1296

Seite VI VIII 1

11 69 215 215 286 319 322 360 370

386 396 407 432 478

488 498 499 526 528

561

578 585 596 608 622 622 902 902 925 931 931 1010 Alphabetisches Register................................................................................................ 1048

Abkürzungen AG. — Ausführungsgesetz zum BGB. AGO. — Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs­ verwaltung. Anf.Ges. — Gesetz bett, die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außer­ halb des Konkursverfahrens. Bayr. Oberst. LG. — Sammlung von Ent­ scheidungen des Bayrischen Obersten Landes­ gerichts in Zivilsachen; — n. F. — Samm­ lung rc. neue Folge (von 1901 ab). Bayr. Z f. R. — Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern. Bl. f. RA. — Dr. I. A. Seusserts Blätter für Rechtsanwendung. BLR. — Bayrisches Landrecht. BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch.

cod. civ. — code civil. D. — Denkschrift (z. B. D. z. ZPO.); D. (ohne Beisatz) — Denkschrift zum Entwurf eines BGB. D. Jur Z. = Deutsche Juristenzeitung. E. 1, II, III = Entwurf I, II, III d. BGB. EG. — Einführungsgesetz z. BGB. Entsch. FG. — Entscheidungen in Angelegenheilen der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts, zusammengestellt im Reichs-Justizamte. FG. — Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. GBO. = Grundbuchordnung. Gem. R. — Gemeines Recht. Gruchot, Beitr. = Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts, begründet von Gruchot. G. u. VBl. — Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern. GBG. — Gerichtsverfassungsgesetz. HGB. — Handelsgesetzbuch. Jur. Wschr. — Juristische Wochenschrift. KO. — Konkursordnung. Kreittmayr, Ann. = Kreittmayr, Annotationen zum bayer. Landrecht.

LZ. — Leipziger Zeitschrift für HandelsKonkurs- und Bersicherungsrecht. M. I, 1 — Motive zum Entwürfe (I) eines BGB. Bd. I Seite 1. Mot. z. EG. = Motive zum Einführungsgesetz z. BGB. Not.Ges. ™ Notariatsgesetz. i P. I, 1 Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des BGB. Bd. I Seite 1. PLR. = Preußisches Landrecht. RG. — Reichsgesetz. RGBl. — Reichsgesetzblatt. ROHG. — Entscheidungen des Reichsober! Handelsgerichts I NTK. 1 Bericht der Reichstagskommission Seite 1. I Röm. R. =- Römisches Recht. RGE. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. RGE. in StS. — Entscheidungen des Reichs­ gerichts in Strafsachen. Rspr. d. OLG. — die Rechtsprechung der Ober­ landesgerichte auf dem Gebiete des Zivil­ rechts, herausgegeben von Mugdan und Falkmann. , I SR. = Sachenrecht. | Sachs. GB. — Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. i Seuff. Arch. — Seusserts Archiv. ! StB. 1 — Stenographische Berichte des Reichs­ tags Seite 1. i StGB. = Strafgesetzbuch. I StPO. — Strafprozeßordnung. ! Zentral-Bl. — Zentral-Blatt für freiwillige ! Gerichtsbarkeit u. Notariat, sowie Zwangs■ Versteigerung. I ZG. I, 1 = Zusammenst. d. gutachtl. AeußeI rungen zu dem Entw. eines BGB. Bd. I Seite 1. ZPO. " Zivilprozeßordnung. ZwBG. — Gesetz über die Zwangsversteigerung ! und die Zwangsverwaltung.

Sämtliche Gesetzesmaterialien sind in i

Ausgabe von I. Guttentag zitiert.

Planck — G. Planck, Bürgerliche- Gesetzbuch nebst Einführnngsgesetz, 3. Bd., Sachenrecht, 3. Aufl, Berlin 1905. Reg elSberger — F. Regelsberger, Das bayr. Hypothekenrecht, 3. Aufl., unter Mitwirkung von W. Henle, Leipzig 1896. Roth-Becher — P. Roth, Bayr. Zivilrecht, 2. Bd., Sachenrecht bearbeitet v. H. Becher, Tübingen 1881/1899. Stobbe-Lehmann -- O. Stobbe, Handbuch des deutschen Privatrechts 3. Aufl. II. Bd., 1 und 2. Abteilung, bearbeitet von H. O. Lehmann, Berlin 1896—1898. Strecker — O. Strecker, Rechte an Grundstücken, Berlin 1898.

TurnaU'Förster — W. Turnau und K Förster, Das Liegenschaftsrecht nach den deutschen Reichsgesetzen und den preußischen Ausführungsbestimmungen, 2 Bde., 3. Aufl., Paderborn 1906. Windscheid-Kipp — B. Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechtes, 9. Aufl. bearbeitet von Th. Kipp, Frankfurt a. M. 1906.

Abkürzungen AG. — Ausführungsgesetz zum BGB. AGO. = Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung Anf.Gef. — Gesetz betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außer­ halb deS Konkursverfahrens. Bayr. Oberst. LG. — Sammlung von Ent­ scheidungen des Bayrischen Obersten Landes­ gerichts in Zivilsachen; — n. F. — Samm­ lung rc. neue Folge (von 1901 ab). Bayr. Z f. R. — Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern. Bl. f. RA. — Dr. I. A. Seusferts Blätter für Rechtsanwendung. BLR. — Bayrisches Landrecht. BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch.

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cod. civ. — code civil. D. — Denkschrift (z. B. D. z. ZPO.); D. (ohne Beisatz) — Denkschrift zum Entwurf eines BGB. D. Jur Z. = Deutsche Juristenzeitung. E. 1, n, m = Entwurf I, II, III d. BGB. EG. — Einführungsgesetz z. BGB. Enlsch. FG. — Entscheidungen in Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts, zusammengestellt im ReichS-Justizamte. FG. — Reichsgesetz über die Angelegenheiten der fteiwilligen Gerichtsbarkeit. GBO. = Grün dbuchordn ung. Gem. R. — Gemeines Recht. Gruchot, Beitr. — Beiträge zur Erläuterung deS deutschen Rechts, begründet von Gruchot. G. u. BBl. — Gesetz- und Verordnungsblatt für daS Königreich Bayern. GBG. = GerichtSverfassungSgesetz. HGB. — Handelsgesetzbuch. Jur. Wschr. — Juristische Wochenschrift. KO. — Konkursordnung. Kreittmayr, Ann. — Kreittmayr, Annotationen zum bayer. Landrecht.

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LZ. — Leipziger Zeitschrift für HandelsKonkurs- und BersicherungSrecht. M. I, 1 — Motive zum Entwürfe (I) eines BGB. Bd I Seite 1. Mot. z. EG. = Motive zum Einführungsgesetz z. BGB. Not.Ges. — Notariatsgesetz. P 1,1 — Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des BGB. Bd. I Seite 1. PLR. — Preußisches Landrecht. RG. = Reichsgesetz. RGBl. — Reichsgesetzblatt. ROHG. — Entscheidungen des Reichs.oberhandelSgerichtS. RTK. 1 Bericht der Reichstagskommiission Seite 1. Röm. R. — Römisches Recht. RGE. = Entscheidungen des ReichsgerrichtS in Zivilsachen. RGE. in StS. — Entscheidungen des Reichs­ gerichts in Strafsachen. Rspr. d. OLG. — die Rechtsprechung der Ober­ landesgerichte auf dem Gebiete des Zivil­ rechts, herausgegeben von Mugdan und Falkmann. SR. — Sachenrecht. Sächs. GB. — Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. Seuff. Arch. — Seuflerts Archiv. StB. 1 — Stenographische Berichte deS ReeichStagS Seite 1. StGB. — Strafgesetzbuch. StPO. — Strafprozeßordnung. Zentral-Bl. — Zentral-Blatt für freiwiilltge Gerichtsbarkeit u. Notariat, sowie ZwamgSversteigerung. ZG. I, 1 = Zusammenst. d. gutachtl. Aceußerungen zu dem Entw. eines BGB. Wd. I Seite 1. ZPO. --- Zivilprozeßordnung. ZwBG. — Gesetz über die Zwangsversteigerrung und die Zwangsverwaltung.

Sämtliche GesetzeSmaterialien sind in . er Ausgabe von I. Guttentag zitiert.

Dritte« Dach.

Sachenrecht.

Einleitung.

L Sachenrecht und dingliche Rechte. Das Sachenrecht im engeren Sinne umfaßt die Reckte einer Person an einer Sache.

1. Den Ausdruck „dingliche" oder „absolute" Rechte vermeidet das BGB. hiefür. Das Gesetzbuch hatte, da es grundsätzliche allgemeine Vorschriften hier nicht aufstellt, auch keine besondere Veranlassung, einen allgemeinen Gesamtnamen aufzustellen (vgl. jedoch § 221 aus dem allgemeinen Teile, woselbst von einem „dinglichen Ansprüche" die Rede ist); es hat ja für jedes einzelne der hier einschlägigen Rechte (vgl. unten III, 2) einen besonderen Namen geprägt. Soll bei einem derartigen Rechte aber zugleich die Sache bezeichnet werden, auf die es sich bezieht, so verwendet das Gesetzbuch hiezu an vielen Stellen neben dem Namen des Rechtes das Verhältniswort „an", um dies auszu­ drücken, s. z. B. „Eigentum an einem Grundstücke" (s. z. B. 88 873,925,928 u. a.), „Nieß­ brauch an Sachen" (Ueberschrift vor 8 1030) :c.; ebenso auch als Bezeichnung einzelner Kategorien vgl. z. B. 8 954 (Recht „an einer fremden Sache") u. a.

a)

Ihrem Wesen nach aber entsprechen die Rechte an Sachen nach dem BGB. den dinglichen Rechten im Sinne der gemeinrechtlichen Doktrin (s. Dernburg, Pand. I 8 22 Ziff. 1, a und Windscheid-Kipp I 8 38); es sind also diejenigen Rechte, welche einer Person eine bestimmte unmittelbare Herrschaft über eine Sache einräumen, ohne daß das Vorhandensein eines Verpflichteten erfordert wird, s. M. III, 2. (Im übrigen dauert der wissenschaftliche Streit über das Wesen der Dinglichkeit an, vgl. insbes. Windscheid-Kipp I 8 38 mit Anm. 3 und die dortigen Literaturzitate, ferner Fuchs, Grundbuchrecht S. 32 ff., dagegen Wendt in Jherings Jahrb. Bd. 29 S. 34 ff., S. 79 ff. und EcciuS in Gruchot, Beitr. Bd. 46 S. 572 ff., vgl. ferner auch RGE. Bd. 53 S. 100, du Cbesne, Zentralbl. Bd. 7 S. 195auch Bl. f. RA. Bd. 73 S. 209, Siber, Jherings Jahrb. Bd. 50 S. 124 ff.)

b)

Ob diese Macht von dem Berechtigten selbst ausgeübt wird oder nur mittelst eines von den Organen der Rechtsordnung geleiteten Ver­ fahrens (wie z. B. bei der Hypothek nach 8 1147), ist auf den Begriff ohne Einfluß; denn auch im letzteren Falle stellt die Sache selbst daS Mittel dar, wodurch 'bog Recht seine ausschließliche Verwirklichung findet. Bei den Reallasten, der Hypothek, sowie der Grund- und Rentenschuld liegt das Entscheidende gerade darin, daß der Berechtigte die Leistung, die ihm ge­ bührt, aus dem Grundstücke verlangen kann, d. h. daß er die Zwangs­ vollstreckung in dieses gegen den jeweiligen Eigentümer (gleichviel ob per-

Staudtnger, BGB. in (Kober, Sachenrecht). 5.16. Aufl.

1

2

Einleitung.

c)

d)

e)

f)

sönliche Gläubiger vorhanden sind oder nicht) betreiben kann. Auch beim dinglichen Vorkaufsrechte (§§ 1094 ff.) liegt dieses Kriterium darin, daß der Erwerb des Grundstücks — wenn einmal das Recht in Wirksamkeit treten kann — gegen jedweden sichergestellt ist. Bei Durchführung eines obli­ gatorischen Rechtes hingegen kann das Urteil stets nur auf eine Leistung einer bestimmten Person gehen. Dem dinglichen Rechte gegenüber besteht die allgemeine Pflicht, es nicht zu verletzen und überhaupt sich nicht in Widerspruch mit ihm zu setzen Insofern wohnt dem dinglichen Rechte auch in der Regel absolute Wirkung inne, indem es jede ihm widersprechende Einwirkung Dritter ausschließt. Das Gesetz kann freilich im Einzelfalle diese Wirkung ausdrücklich wieder ausschließen (vgl. z. B. die gesetzlichen Eigentumsbeschränkungen); durch einen derartigen Ausschluß wird aber der dingliche Charakter des davon betroffenen Rechtes an sich nicht berührt; denn die Begriffe dinglich und absolut decken sich gegenseitig nicht (vgl. M. a. a. O.). Den dinglichen Rechten kommt auch durchweg volle Rechtswirkungim Konkurse zu. Vgl. 88 47 ff. KO. Zu unterscheiden vom dinglichen Rechte als solchem bleibt der dingliche Anspruch im Emzelfalle; dieser ist nicht identisch mit dem zugrunde liegenden Rechte. Vgl. hierüber Bem. 3 zu 8 221 in Bd. I. Den dinglichen Rechten an Grundstücken und an den Rechten an Grund­ stücken kommt ferner die Eintragungsfähigkeit im Grundbuche zu. Vgl. hiezu näher Bem. A, IV zu 8 873.

2. Im direkten Gegensatze zu den dinglichen Rechten stehen die Schuldver­ hältnisse (Forderungsrechte), bei denen das Recht sich nur gegen eine bestimmte Person richtet. Den vermittelnden Begriff der sog. Rechte zur Sache (jus ad rem) im Sinne des PLR. und einer weitverbreiteten gemeinrechtlichen Doktrin und Praxis, wonach jedes persönliche Recht unter gewissen Voraussetzungen „verdinglicht" werden kann, kennt das BGB. nicht. Diese Ablehnung ergibt sich auch aus 8 241 BGB. (vgl. die Bem. hiezu). Ein derartiger Begriff ist nur zu sehr geeignet, die Grenzgebiete zwischen persönlichen und dinglichen Rechten zu verwischen und dadurch wieder Unklarheit zu schaffen. Der „Titel" zum Erwerbe eines dinglichen Rechtes, der das Bindeglied nach jener Lehre darstellen sollte, ist eben im Grunde nichts anderes als der persönliche Anspruch auf Einräumung eines dinglichen Rechtes (so zutreffend M. III, 1 u. 3). In letzterem Sinne ist auch die Vormerkung (88 883 ff.) zu verstehen (vgl. die Bem. ju 88 883 ff.). Die scharfe Abscheidung zwischen dinglichen Rechten und obligatorischen Rechtsver­ hältnissen dem Begriffe nach soll im übrigen nicht ausschließen, daß auch im Sachenrechte, soweit nicht etwa eine völlig abschließende Regelung einer Einzelmaterie vorliegt, Vor­ schriften aus dem Rechte der Schuldverhältnisse aushilfsweise herangezogen werden dürfen (s. P. 1,312). Die Vorschriften über Verträge auf dem Gebiete des Rechtes der Schuldverhältnisse können aber nur insoweit in Geltung treten als im dritten Buche be­ sonders auf sie Bezug genommen ist, s. RGE. Bd. 66 S. 97 ff. u. vgl. unten Bem. VI. 3. Die Vorschriften des Allgemeinen Teiles des BGB. finden nach ihrem Inhalt und ihrer Stellung im System auch im Sachenrecht Anwendung, soweit nicht ihre Nichtanwendbarkeit sich aus dessen Vorschriften ergibt; s. RGE. Bd. 54 S. 366. Der 8133 über Auslegung der Erklärungen gilt auch hier, s. RGE. Bd. 52 S. 411 ff. II. Sachbegriff und Sachenrecht: L Der Begriff der Sache ist aus dem Allg. Teile 88 90 ff. (im E. I bildete

Einleitung.

3

dieser Abschnitt die Einleitung des Sachenrechts) zu entnehmen. Hiernach hätte sich das Sachenrecht im Prinzip auf die Rechte an körperlichen Gegenständen (reiner Sachbegriff im Sinne des Röm. R.) zu beschränken. Es regelt das BGB. aber gleich­ wohl im Sachenrechte auch den Nießbrauch an Rechten (88 1068 ff.) und das Pfandrecht an Rechten (88 1273 ff.). Auch diese sind in ihrem Wesen Belastungen der Rechte, denn sie gewähren dem Berechtigten eine absolute, auch gegen Dritte wirksameRechtsstellung(nicht bloß dem Inhaber des Rechtes gegenüber); vgl. hiezu auch Crome, System Bd. III S. 9. Dies rechtfertigt die Auffassung, daß sich der Sach­ begriff und der Sachenrechtsbegriff des BGB. nicht völlig decken, daß Sache im Sinne des Sachenrechts nicht bloß die körperliche Sache ist, sondern daß auch ein Recht als Wertobjekt den Gegenstand eines Sachenrechts in diesem weiteren Sinne bilden kann (vgl. hiezu Fuchs, Grundbuchrecht S. 33 ff. und vorher S. 28 ff., Biermann, SR. Bem. 1 zu 8 1068 und Turnau-Förster, Liegenschaftsrecht Bem. 1 zu 8 1273). Die Beziehungen von Personen zu Geistesgütern (das sog. Immaterialgüter­ recht; vgl. Stobbe-Lehmann 8 74) gehören im Prinzipe gleichfalls nicht zum Sachenrechte.

Ebenso scheiden hier aus die sog. F am ili en güterrechte, die im Familienrecht ihre Sonderbehandlung erfahren.

2. Hervorzuheben ist, daß die Parteien die sachenrechtlichen Eigenschaften des Gegenstandes als solche bei den dinglichen Rechtsgeschäften (vgl. unten) nicht beein­ flussen können; es kann hierbei also nicht ein Teil einer Sache oder ein unkörperlicher Gegenstand zur Sache erklärt oder ein wesentlicher Bestandteil als unwesentlicher, Zu­ behör als Bestandteil oder umgekehrt re. behandelt werden (vgl. in dieser Hinsicht 88 90—98, 1035, 1048, 588, 926, 1031, 1062, 1093, 1096, 1120-1122, 1135, 1265 und Ehrlich, Das zwingende und nicht zwingende Recht, S. 113).

3. Die Begründung eines einheitlichen dinglichen Rechtes an Sachgesamtheiten ist nach dem BGB. nicht möglich. Es entstehen vielmehr so viele dingliche Rechte als körperliche Gegenstände in Frage stehen — selbst wenn die Parteien das Gegenteil wollten, da diese nicht nach ihrer Willkür Sachen zu sachenrechtlichen Einheiten zusammenfassen können. Vgl. Vordem. III vor 8 90, Bem. 1, 4, a zu 8 985, Bem. 1,1, a zu 8 1205, Ehrlich a. a. O. S. 13, Gierke, Deutsches Privatrecht Bd. II S. 49 ff.

4. Die Begründung besonderer dinglicher Rechte an wesentlichen Bestandteilen einer Sache, sowie die Begründung eines dinglichen Rechtes an einer Sache mit Ausschluß eines wesentlichen Bestandteils muß als unzulässig erscheinen. Das an einer Sache begründete dingliche Recht ergreift mit rechtlicher Notwendigkeit alle ihre wesentlichen Bestandteile. Vgl. Bem. 5 zu 8 93 und Ehrlich a. a. O. S. 114. Eine Ausnahme besteht nur beim Besitzerwerbe — soweit man diesen über­ haupt als Rechtserwerb gelten läßt —, insofern der Besitz an dem Teile einer Sache möglich ist (vgl. 8 865 mit Bem. und Strohal in Jherings Jahrb. Bd. 38 S. 31 ff.). Bei unbeweglichen Sachen ist weiter im Hinblick auf die Technik des Grund­ buchwesens eine besondere Schranke insofern gezogen, als beim Vorkaufsrecht, den Real­ lasten, der Hypothek, Grundschuld und Rentenschuld ausdrücklich bestimmt wird (vgl. 88 1095, 1106, 1114, 1192, 1200), daß ein Bruchteil eines Grundstücks damit nur belastet werden kann, wenn er in dem Anteil eines Miteigentümers besteht. Bei Dienst­ barkeiten gilt dies nicht. Der Vertrag, womit das Eigentum des Bestandteils eines Grundstücks übertragen wird, muß an sich gültig sein, er wird jedoch zunächst nur obli­ gatorische Wirkung erzeugen können, vgl. Bem. 5, c zu 8 93 und auch die Bem. zu 8 956 (über die Frage einer Sicherung solcher Ansprüche im Grundbuche vgl. RGE. Bd. 60 S. 317 ff.).

5. Streitfrage ist, ob an unwesentlichen Bestandteilen dingliche Rechte schon vor der Trennung begründet werden können. Die herrschende Meinung bejaht

4

Einleitung.

die Frage . Bd. 56 Nr. 103, vgl. aber auch dasselbe in Rspr. d. OLG. Bd. 5 S. 316. Der Vorteil darf nicht ausschließlich ein öffentlichrecht­ liches Interesse befriedigen, z. B. eine rein baupolizeiliche Beschränkung, eS muß auch ein wirtschaftlicher Borteil ge­ boten werden (so da- ReichSger. ht Entsch. FG. Bd. 6 S. 210 und D. Jur.Z. 1905 S. 1170 und RGE. Bd. 61 S. 338, s. auch OLG. Karlsruhe Zentralbl. Bd. 8 S. 265 Nr. 314, Recht 1907 Nr. 3045, dagegen Brandt Preuß. Bcrw.Bl. Bd. 27 S. 888 (vgl. Neumann Jahrb. Bd. 5 S. 417), s. aber auch Müller Prenß. Berw.Bl. Bd. 38 S. 973 (Neumann Jahrb. Bd. 6 S. 402).

e) Ueber alle Fragen, welche die rechtliche Natur einer Grunddienst­ barkeit und deren Beschränkungen re. betreffen, find die §§ 1018 ff. mit Bem. hieher zu vergleichen (s. Bem. II).

d) Eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit kann auch mehreren Berechstgten zustehen und dann je nach den näheren Umständen ein unteilbares oder ein teilbares Recht bilden (letzteres trifft ». B. zu, wenn das Maß der Nutzungen quantitativ bestimmt ist, vgl. Biermann zu 81090). Die Sachlage entspricht dem Falle, daß bei einer Grunddienstbarkeit mehrer« Eigentümer des herrschen­ den Grundstücks vorhanden sind, vgl. 8 1025 mit Bem.

e) Die beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist an stch unvererblich; dadurch wird ober nicht gehindert, daß jene zugleich für die künftigen Erben d«S Berechtigten bei dessen Todesfall begründet wird (vgl. Dernburg, SR. 8197 Anm. 2). Im Grunde liegen hier aber dann zwei beschränkte persönliche Dienstbarketten vor, von denen di« eine bedingt durch Todesfall ist; dieS wird auch bei der Eintragung zn berücksichtigen sein; s. Kammerger. in Rspr. d. OLG. Bd. 10 S. 117, RGE. im Zentral-Bl. Bd. 6 S. 519 und Kretzschmar Bem 3 zu 81090; vgl. aber auch Kammerger. in Rspr. d OLG. Bd. 14 S. 88, sowie RGE. Bd. 59 S. 289. Dagegen ist es selbstverständlich zulässig (s. unter d), daß ein und dieselbe beschränkte persönliche Dienstbarkeit für zwei Ehegatten zu­ sammen bestellt wird; die Dienstbarkeit besteht solchenfalls nach dem Tode des einen für den überlebenden Teil fort und »war nunmehr uneinaeschriinkt von dem Rechte des anderen (übereinstimmend Kretzschmar a. a. O.). Dies ist auch in der Weise möglich, daß für A ein unbedingtes und für B (z. B. Ehefrau deS A) ein durch den Tod des A bedingtes Recht bestellt wird, vgl. Äoldmann-Lilienthal 8 69 Anm. 5, Dernburg III 8198 Anm. 2. f) Ueber Nutzungsrechte an Begräbnisstätten als beschränkte persönliche Dienstbarkeiten s. Josef, Recht 1903 S. 95. g) Ein zeitlich begrenztes Recht zum Kohlenabbau kann nur als beschränkt persönliche Dienstbarkeit begründet werden, Kammerger. in Rspr. d. OLG. Bd. 10 S. 413.

3. Titel: Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.

§ 1090.

589

Ueber die Frage, ob das Abholzungsrecht desALR. als Dienst­ barkeit neuen Rechtes zulässig ist, vgl. RGE. Bd. 60 S. 317 ff.; vgl. ferner wegen des Abholzungsrechts auch Bem. 2 zu 8 1091. h) Die Frage, ob die Bestellung einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit bei verkauften, eingebauten Maschinen zulässig ist zum Ersatz eines hier nicht angängigen Eigentumsvorbehalts, ist zu verneinen, vgl. hierüber näher Bem. 6, a, ß ju § 93 gegen Neumann in Jur. Wschr. 1907 S. 97 ff., sowie OLG. Karlsruhe in Entsch. FG. Bd. 9 S. 140, Kammerger. Jahrb. Bd. 35 A S. 368, Bauer, Eigentumsvorbehalt an Maschinen im Wege der Dienstbarkeit (Diss. 1908), Krückmann, Zentral-Bl. Bd. 9 S. 464, vgl. ferner auch Bem. 1, c, « 311 § 946. i) Ueber die Frage einer Eintragung des Jagdrechts als beschränkte per­ sönliche Dienstbarkeit vgl. Frommhold in JagdR.Z. 1907 S. 374 ff. und in Jherings Jahrb. Bd. 53 S. 188. k) Wegen Dienstbarkeiten an einzelnen Bestandteilen einer Bahneinheit vgl. Kammerger. Jahrb. Bd. 33 A S. 220, Recht 1907 Nr. 2315, wegen Gleisanlagen vgl. Recht 1907 Nr. 2558. l) Benutzung eines bestimmten Saales als Inhalt einer Dienstbarkeit und Aenderung des Lokals vgl. Kammerger., Recht 1907 Nr. 2559, Zentral-Bl. Bd. 8 S. 265 Nr. 313. in) Eine Bierentnahmepflicht ist als beschränkte persönliche Dienstbarkeit nicht eintragbar (vgl. hiezu Bem. 1, c, ß ju § 1019). Das Verbot des Schankbetriebs ist dagegen eintragbar, vgl. Kammerger. in Rspr. d. OLG. Bd. 15 S. 372 und Recht 1909 Nr. 277. n) Ueber beschränkte persönliche Dienstbarkeiten hinsichtlich der Entnahme von Wasser aus Flüssen oder einem See vgl. einerseits Kammerger. Jahrb. Bo. 35 A S. 270, anderseits bahr. Oberst. LG. Bd. 9 (n. F.) S. 213, Recht 1908 Nr. 2185, s. auch RGE. in Gruchot, Beitr. Bd. 52 S. 449. o) Die Verpflichtung, an einem geschichtlich oder kunstgeschichtlich merkwürdigen Baudenkmal ohne Genehmigung der Unterrichts­ verwaltung keine Aenderungen vorzunehmen, kann als beschränkte persönliche Dienstbarkeit eingetragen werden (f. LG. Mosbach in Bad. Rspr. 1908 S. 234 = Zentral-Bl. Bd. 9 S. 333). p) Ueber die Eintragungsfähigkeit des in einem Gutsüberlassungsvertrage vor­ behaltenen Benutzungsrechts eines Gartens vgl. Robmer in ElsaßLothr. Not.Z. 1906 S. 209, aber auch die zutreffende Bemerkung der Redaktion S. 210 (Neumann Jahrb. Bd. 5 S. 418). q) Wegen des Fischereirechts s. Vordem. VIII vor 88 1018 ff. r) Eine persönliche Dienstbarkeit kann ebenso wie Reallasten den Inhalt eines Leibgedinges bilden, vorausgesetzt, daß sie sich als ein bei Überlassung eines Grundstücks vereinbarter Vorbehalt von Leistungen des Ueberlassenden re. dar stellt, s. Bl. f. RA. Bd. 73 S. 590 (OLG. München).

II. Abs. 2: 1* Die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten gelten ihrem Wesen nach als Grunddienstbarkeiten (vgl. Vordem. II). Daher gelten für sie analog die Vorschriften über Grunddienstbarkeiten, soweit nicht jene mit der subjektiv-dinglichen Natur der Grund­ dienstbarkeiten Zusammenhängen. a) Im einzelnen find anwendbar: 8 1020 Satz 1 (Schonung des Eigen­ tümerinteresses bei der Ausübung), 88 1020 Satz 2 bis 1022 (Vor­ schriften über die Unterhaltungspflicht einer zur Ausübung der Dienst­ barkeit dienenden Anlage), 8 1023 (Anspruch aus Verlegung einer besonders lästigen Dienstbarkeit), 8 1024 (Regulierung der Ausübung bei einer Kollission von Dienstbarkeiten), 8 1026 (Teilung des belasteten Grundstücks). Unanwendbar ist dagegen 8 1025 (Teilung des herrschenden Grund­ stücks), da ja die beschränkt persönliche Dienstbarkeit auf das Bedürfnis einer bestimmten Person abgesteckt ist (vgl. hiezu auch Kretzschmar in Bem. 4). Hinsichtlich 88 1027—1029 s. unter b. b) Auch die Vorschriften über Rechtsschutz und Besitzschutz finden entsprechende Anwendung. «) Den Besitzschutz (8 1029) wird hier jeder haben, der die Dienst­ barkeit tatsächlich ausübt z. B. ein einzelner Gemeindeangehöriger (unklar M. III, 568 Ziff. I), vorausgesetzt, daß das berechtigte Subjekt (z.B. die Gemeinde) im Grundbuch eingetragen ist und die Dienst-

590

V. Abschnitt: Dienstbarkeiten.

barfett mindestens einmal im letzten Jahre vor der Störung ausgeübt wurde. (Uebereinstimmend Biermann zu 8 1090, Gierke Bd. II S. 658 Aum. 4, einschränkender Planck in Bem. 3, Endemann II § 107 Anm. 14 und Windscheid-Kipp § 161, vgl. auch Kreß, Besitz und Recht S. 257 mit Anm. 724.) ß) Der Erbe genießt hier keinen Besitzschutz, vgl. Biermann a. a. O. und Strohal, Erbrecht 8 63. /) Hinsichtlich der UebergangSvorsckriften s. Art. 191 EG., Bem. 6 zu 8 1029 und auch Vordem. IV. 3) Der petitorische Anspruch auS 8 1027 kann nur dem Berech­ tigten selbst zustehen U. B. der Gemeinde, vgl. Seuff. Arch. Bd. 55 Nr. 63 und RGE. in Seuff. Arch. Bd. 59 Nr. 72), vgl. oben I, 2, b. DaS für und gegen die Gemeinde ergangene Urteil wirkt aber auch hier für und gegen die eiitzelnen Gememdeangebörigen, P. III 439 und 440; vgl. hierüber aber auch Hellwig, Wesen und subjektive Begrenzung der Rechtskraft S. 428 ff. e) Auch 8 1028 lZulässiykeit und Wirkung der Verjährung des An­ spruchs aus Beseitigung einer störenden Anlage) kommt zur entsprechenden Anwendung. c) Die Beifügung einer Bedingung oder Zeitbestimmung ist hier statt­ haft (hinsichtlich der Grunddienstbarkeiten vgl. Bem. I und III zu § 1018). Die unbedingte Maximalgrenze bleibt aber immer der Tod oder das ander­ weitige Aufhören des berechtigten Subjekt- (3 1061), s. Bem. II, 2 und III, 2, aber auch oben I, e.

d) Wegen det Beräußerlichkeit s. 8 1092. 8. AuS dem Nießbrauchsrechte kommt lediglich 81061 zur Anwendung wodurch die Vererblich seit bei der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit aus­ geschlossen wird (vgl. oben Bem. 1,1, e). Sonstige Vorschriften über den Nießbrauch, wie z. B. Lastentragung, KauttonSpflicht, Sequestration re. sind nicht erwähnt (f. aber 8 1093). Deshalb ist auch der belastete Eigentümer auf den gewöhnlichen Rechtsschutz bei Verletzungen angewiesen; vgl. 8 1004 (unter Umständen ist auch Strafandrohung und Sicherheitsleistung möglich nach 88 890, 935, 936 ZPO. und Bem. 5, e zu 8 1004).

m. 1. Entstehung: a) Die neu zu bestellenden beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten unterliegen von der Anlegung deS Grundbuchs ab (Art. 186 EG.) dem Eintragungs­ zwang e, tote die Grunddienstbarkeiten, vgl. hierüber Borbem. III vor 8 1018, Bem. IVzu 8 1018 und 88 873 ff. b) Die Bestellung kann nur an Grundstücken oder an den den Grundstücken leichgestellten Rechten (Erbbaurecht 81017 Abs. 1, vgl. ferner EG. Art. 63, 8, 196), nicht an beweglichen Sachen lvgl. Borbem. III) erfolgen. An dem Bruchteile (ideellen Anteile) des belasteten Grundstücks kann eine be­ schränkte persönliche Dienstbarknt nickt begründet werden (f. P. III, 436, 310 mitE. 18 1045 und auch Zentral-Bl^ Bd. 9 S. 166 Nr. 191 Mammerger.j). Ueber Beschränkung auf einen bestimmten Teil eines Grundstücks vgl. Zentral-Bl. Bd. 7 S. 663. c) Hinsichtlich der Dienstbarkeiten an Grundstücken, die im Grundbuche nicht eingetragen sind und auch nickt eingetragen zu werden brauchen, vgl. Art. 128 EG. mit Bem. und vgl. für Bayern auch 88 506 Nr. 2 und 509 Dienstanw.

g

d) Ueber Tabularersitzung f. 8 900 Abs. 2. Ueber Ersitzung nach bis­ herigem Rechte vgl. Borbem. IV, 1. e) Ueber die formelle Eintragung im Grundbuch entscheidet daS Landes­ recht. (Für Bayern vgl. 88 121 Nr. 3, 365 Nr. 2, 382 Dienstanw.)

8. Die Endigung derselben richtet sich gleichfalls nach den allgemeinen Vorschriften über den Untergang der Rechte an Grundstücken, s. insbesondere 8 875 und vgl. Bem. V zu 8 1018. a) Der besondere Fall deS Erlöschens nach 8 1028 (alS einer Art usucapio libertatis) gilt auch hier. b) Ueber Erlöschen in der Zwangsversteigerung vgl. 88 52, 92 und 121 Abs. 1 ZwBG., 8 9 EG. z. ZwBG. und die in Bem. V, 3 zu 8 1018 an­ gegebenen landesrechtlichen Bestimmungen.

IV. Weitere Uebergangsbeftimmungen s. Borbem. IV.

3. Titel: Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.

88 1090-1092.

591

§ 1091. Der Umfang einer beschränkten persönlichen Dienstbarkeit bestimmt sich im Zweifel nach dem persönlichen Bedürfnisse des Berechtigten. E. L 1046; H, 1000; in, 1074.

Umfang der Dienstbarkeit. 1. 8 1091 stellt eine Auslegungsregel für den Umfang der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit auf; dieser soll sich nämlich im Zweifel nach dem persönlichen Bedürfnisse des Berechtigten bestimmen.

a) Die Vorschrift ist im Gegensatze zu 8 1019 bei der Grunddienstbarkeit dis­ positiver Natur d. h. das persönliche Bedürfnis bildet hier keine gesetz­ liche Schranke, vielmehr darf sich der Inhalt der Dienstbarkeit auch weiter erstrecken. b) Das persönliche Bedürfnis ist im wirtschaftlichen Sinne zu ver­ stehen, so daß auch das Bedürfnis der Haushaltung und des Geschäftsbetriebs deS Berechtigten darunter fällt (f. M. III, 567; a. M. Endemann II S. 669 Anm. 11, der das Bedürfnis deS Geschäftsbetriebs ausgeschieden haben will). Das persönliche Bedürfnis kann natürlich auch auS dem Eigentum an einem Grundstücke fliesten, must hier aber doch an die Person deS derzeitigen Eigentümers geknüpft bleiben, um nicht zur Grunddienstbarkeit zu werden. Dies ist wichtig für Beräusterungen rc. (vgl. hiezu auch Kretzschmar in Bem. 3 zu 8 1090). c) Ferner ist auch stets die analoge Anwendung deS 81020 (Gebot der schonenden Ausübung) und wohl auch deS 81036 (Gebot der wirtschaftlichen Ausübung) zu beachten (vgl. Neumann zu 8 1091).

d) Wegen der Dienstbarkeit für eine juristische Person (z. B. Gemeinde) zugunsten eines größeren Personenkreises (z. B. Gemeindemitglieder) vgl. Bem. I, 2, d, « zu 8 1090.

S. Wenn übrigens auch nach 8 1091 der Umfang der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit daS persönliche Bedürfnis deS Berechtigten überschreiten darf, so er­ fordert doch deren rechtliche Natur und Zweck, daß sie sich nicht in rein persönlichen Ansprüchen und Verpflichtungen eines obligatorischen Rechtsgeschäfts — z. B. Kauf oder Miete — erschöpfe. Daher kann z. B. ein als Abbolzung-recht bezeichnetes obligatorisches Rechtsgeschäft, daS den Verkauf deS vorhandenen HohbestandeS in der Weise zum Gegenstände hat, daß der Verkäufer daS Holz fällen, auf­ bereiten und abführen muß, nicht als beschräntte persönliche Dienstbarkeit eingetragen werden, da einem derartigen Abkommen daS begriffliche Erfordernis einer wiederkehrenoen und dauernden unmittelbaren Benutzung mangelt und ein solcher Vertrag nicht zur dinglichen Sicherung deS nur persönliche Verpflichtungen erzeugenden Kaufe- von Holz auf dem Stamme verwendet werden darf (Reichsger. in Jur. Wschr. 1905 S. 280).

§ 1092. Eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist nicht übertragbar. Die Aus­ übung der Dienstbarkeit kann einem Anderen nur überlassen werden, wenn die

Ueberlassung gestattet ist. E. I, 1047; n, 1001; TH, 1075.

1. Die beschränkte persönliche Dienstbarkeit ist nicht übertragbar, gleichwie der Meßbrauch (8 1059): zwingende Vorschrift. a) Sie ist aber gewissermaßen noch persönlicher wie dieser. Deshalb kann auch ihre Ausübung einem anderen nur mit ausdrücklicher Er­ laubnis deSBelasteten überlasten werden. DieZulässtgkeit der Ueberlaffuna der Ausübung muß also im Eiuzelfalle besonders vereinbart sein. b) Sie ist daher nur, insoweit hienach die Ausübung einem anderen überlasten werden kann, pfändbar (vgl. 8 857 Abs. III ZPO) und gehört nicht zur KonkurSmaste (vgl. M. III, 568); auch verpfändet kann sie nur (der Aus­ übung nach) werden, sofern der Belastete ausdrücklich einwilligt. c) Daß dem Berechtigten die Ueberlastung der Ausübung gestattet ist, ist weder ein trag unas bedürftig noch eintragungsfähig (vgl. Fuchs zu § 1092, Oberneck § 105 Nr. 3); eine solche Vereinbarung wird sich im übrigen regelmäßig ohnedies aus der in Bezug genommenen EintragungS-

592

V. Abschnitt: Dienstbarkeiten.

bewilligmig ergeben labweichend Planck, Turnau-Förster und Kretzschmar zu 8 1092, sowie Marnner § 61 Sinnt. 3). d) Ueber die Rechtsstellung dessen, dem die Ausübung überlassen ist» vgl. Bem. 2 ,u 8 1059. 8. Wegen Nichtvererblichkeit s. Bem. I, 2, e und II, 2 zu 8 1090.

§ 1093.

Als beschränkte persönliche Dienstbarkeit kann auch das Recht bestellt werden, ein Gebäude oder einen Theil eines Gebäudes unter Ausschluß des Eigenthümers

als Wohnung zu benutzen.

Auf dieses Recht finden die für den Nießbrauch

geltenden Vorschriften der §§ 1031, 1034, 1036, des § 1037 Abs. 1 und der

§§ 1041, 1042, 1044, 1049, 1050, 1057, 1062 entsprechende Anwendung.

Der Berechtigte ist befugt, seine Familie sowie die zur standesmäßigen Be­ dienung und zur Pflege erforderlichen Personen in die Wohnung aufzunehmen. Ist das Recht auf einen Theil des Gebäudes beschränkt,

so kann

der

Berechtigte die zum gemeinschaftlichen Gebrauche der Bewohner bestimmten An­ lagen und Einrichtungen mitbenutzen. e. I, 1050; n, 1002; m, 1076. Das Wohnungsrecht: I. Allgemein. 1. Im früheren Rechte erscheint

daS (dingliche) WohnungSrecht (habitatio) in sehr verschiedener Gestalt. Vgl. hieher für P reufeen PLR. Tl. I Tit. 19 88 22ff., cod. civ. art. 633, 634; s. ferner sächs. GB. 8 640. In Bayern kam eS vor nicht nur als persönliche Dienstbarkeit, sondern auch als Reallast, sowie alS Hypothek­ forderung auf Gewährung von Wohnung, mitunter sogar als Dienstbarkeit und Hypothek­ forderung (vgl. hierüber ReaelSberger § 17 Sinnt. 21—23, Jacubezky a. a. O. S. 266 und die dort zit. E. d. OGH). Die bereits begründeten Wohnungsrechte können im allgemeinen in ihrer Form bestehen bleiben f. Art. 184 EG., Vordem. IV, 1 und bayr. Üeberg.G. Art. 48, wonach eine Hypothek für ein WohnungSrecht von der Anlegung deS Grundbuchs ab als persönliche Dienstbarkeit aufzufassen ist. Vgl. ferner für Bayern Art. I Nr. 1 und 12, sowie Art. II Nr. 4 der Hyp.ÄNovelle vom 20. Dezember 1903 (vgl. Henle-GLtl Bem. zu 8 22 und 135 Hyp G., sowie Haberstumpf »u jenen Artikeln der Novelle); hinsichtlich der Zwangsversteigerung vgl. auch 8 27 Abs. 1 AG. z. GBO. und ZwBG. und OLG. München 81. f. RA. Bd. 73 S. 589.

2. Nach dem BGB. ist das ldingliche) WohnungSrecht (im Gegensatze »um obli­ gatorischen alS Miete oder Pacht) in erster Reihe aw beschränkte persönliche Dienstbarkeit gedacht, jedoch unter nießbrauchSähnÜcher Gestaltung. Es ist aber auch möglich, daß ein solches WohnimgSrecht direkt alS Nießbrauch bestellt wird bzw. zu elten hat. Im Zweifelssalle mangels klarer Abmachung mag als AuSlegungSbehelf ienrn, daß bei der vollständigen Ueberlaffung eines Gebäude- die Parteien eher einen Nießbrauch gemeint haben werden, während bei der Ueberlaffung einzelner Gebäudeteile regelmäßig eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit aruunehmen ist. ES wird ferner auch nach dem BGB. nicht ausgeschlossen sein, daß ein WohnungSrecht unter Umständen alS Real!ast (88 1105 ff.) auftusaffen ist, insbesondere wenn kein bestimmter Gebäudeteil eingrräumt, sondern nur allgemein die Gewährung von Wohnung überhaupt (vgl. die Ausdrücke: landesüblicher Winkel, Einsttz, Herberge ic.) als dingliche Verpflichtung auf ein Grundstück gelegt wird. Vgl. M. III, 570, s. auch RGE., Jur. Wschr. 1901 S. 293, zweifelnd Biermann in Bem. 3. (ES ist also nicht richttg, wie die- von mancher Seite geschah, kurzweg zu sagen, daS BGB. behandle die Wohnung-rechte ausschließlich als beschränkte persönliche Dienstbarkeit.)

S

3. ES greift hier ferner Art. 96 EG. ein (Aufrechterhaltung der landeSgesetzlichen Vorschriften über einen mit der Ueberlaffung emeS Grundstücks in Verbindung stehenden LeibgedingS-, LeidzuchtS-, Altenteils- oder ÄuSzugSvertrag) da stch der LeiogedingSberechtigtr in dem GiftSüberlaffungSvertrage häufig daS Recht vorbrhält, ein aus dem Grundstücke befindliches Gebäude oder einen Teil eines solchen Gebäudes zu bewohnen oder mit zu bewohnen. Die Landesgesetzgebungen haben fast durchweg daS Recht d«S Altenteils in Änpaffung an die Vorschriften deS BGB. (vgl. auch 8 50 GÄO.) neu geregelt. Bgl. Hieher die Bem. zu Art. 96 EG. und oben

3. Titel: Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.

593

§§ 1092, 1093.

Bem. I, 1, a o. Für Preußen s. Art. 15 d. AG. z. BGB., Dernburg, SR- 8205 und Turnau-Förster, Anhang I nach 8 1112; für Bayern vgl. insbesondere hieher die Art. 36—38, 41 und 47 bayr. AG , Bl. f. RA. Bd. 66 S. 155, speziell zu Art. 41; für Baden vgl. Art. 9 bad. AG. z. BGB. und Flad, DaS WohnungsrechtdeSLeibgedingerS, Recht 1907 Sonderbeilage über badisches Landrecht zu Nr. 4 nach S. 280 (dieser Aufsatz enthält zugleich viele allgemeine Rechtsausführungen). 4. Das Wohnungsrecht unterscheidet sich von der Miete dadurch, daß letztere nicht als Belastung der Sache anerkannt und auch nicht eintragungsfähig ist. Für zweifelhafte Fälle, ob Miete oder ein WohnungSrecht vorliegt, ist zu betonen, daß em Rechtsverhältnis, aus dem gegenseitige Rechte und Verbindlichkeiten der Parteien (inSbes. hinsichtlich Instandhaltung und Vergütung) hervorgehen sollen und daS nach dem Parieiwillen den Vorschriften über Miete unterstehen soll, als Miete aufzufasten ist, vgl. Kammeraer. im Jahrb. Bd. 24 A ©. 121 und Rsyr. d. OLG. Bd. 4 S. 481, sowie RGE. Bd. 54 S. 233 (in letzterem Urteil ist übrigen- hervorgehoben, daß trotz der Festsetzung eine- „Mietzinses" im Einzelfalle die Bestellung eines WohnungSrecht- gewollt sein kann). Vgl. auch Bem. 1,2, a zu 8 1090. Durch die Normen der 88 571 ff. tritt aber ohnedies dem praktischen Resultate nach eine gewiffe Gleichstellung ein. Seme dingliche Wttkung bewährt daS WohnungSrecht hauptsächlich auch bei der Zwangsversteigerung des Grundstücks (vgl. hiezu unten Bem. V, c) und im Konkurse über daS Vermögen deS Grundstückseigentümer-. Im übrigen begründet daS WohnungSrecht mangels weiterer Vereinbarung für den Eigentümer des belasteten Grundstücks nur die Pflicht, die Ausübung zu dulden, nicht auch, wie bei der Miete, den Gebrauch der Wohnung zu gewähren (8 535) und sie in gebrauchsfähigem Zustande ru erhallen; vgl. Goldmann-Lilieuthal 8 69 Anm. 2. In letzterer Hinsicht ist aber durch die lande-rechtlichen LeibgedingS-Borschriften mehrfach vorgesorgt (vgl. oben Bem. 3). BL Das (dingliche) Wohmmgsrecht als beschränkte persönliche Dienst­ barkeit: 1. DaS Wesen einer solchen Dienstbarkeit liegt darin, ein Gebäude (vgl. 8912) oder einenTeil eines Gebäudes unter Ausschluß deSEigentümerS als Wohnung (dauernd) benützen zu dürfen. a) DaS Wohnen in dem fremden Gebäude muß, wenn auch nicht die eüyige, so doch die Hauptbefugnis deS Berechtigten bilden. DaS Recht, in emem fremden Gebäude ein Geschäft-lokal, eine Werkstatt, eine Stallung re. ju haben, kann kein WohnungSrecht im Sinne deS 8 1098 bilden (vgl. Goldmann-Lilienthal 8 69 Anm. 3). b) Diese Berechtigung gilt ihrer rechtlichen Natur nack alS beschränkte persönliche Dienstbarkeit, weShalbüber Begründung, Ausübung, Uebertragung, Endigung re. zunächst die Vorschriften der 88 1090 biS 1092 Anwendung zu finden haben. Vgl. insbesondere Bem. III zu 8 1090. Sie kann auch unentgeltlich bestellt werden, s. Biermann in Bem. 1. Wegen der Bezahlung eineS fortlaufenden Entgelts vgl. unten Bem. 3.

c) Ist der Ausschluß deS Eigentümers nicht zum Vertrag-inhalte gemacht, dem Berechtigten vielmehr nur ein-MitbenutzungSrecht ein­ geräumt worden, so kommt 8 1093 nicht zur Anwendung und eS gelten nur die 88 1090-1092, f. Fuchs in Bem. 3 und Goldmann-Lilienthal § 69 Anm. 4. 2. Die besondere Natur der hier obwaltenden Berhältnisie bringt eS aber mit sich, daß auch eine Reihe von Normen aus dem NießbrauchSrecht analog anzuwenden find (Abf. 1 Satz S). Diese sind jedoch hier nur diSpositive, in erster Reihe ist die nähere Ausgestaltung des einzuräumenden Gebrauchsrechts dem Parteiwillen über­ lasten, zwingend ist nur die Norm deS 8 1092 Satz 1 und der Begriff der beschränkten persönlichen Dienstbarkeit. Die Anwendung der in diesem Sinne subsidiären NießbrauchSnormen ergibt im einzelnen folgendes; a) Der Berechtigte erlangt im Zweifel das Benutzungsrecht auch an dem Zubehör nach den für den EiaentumSerwerb geltenden Vorschriften (8 1031); ebenso erstreckt sich die Aufhebung des Rechtes durch Rechtsgeschäft im Zweifel auch auf das Zubehör (8 1062). b) Ihn treffen verschiedene Pflichten deS Nießbrauchers, vor allem a) die Pflicht, die wirtschaftliche Bestimmung deS Gebäudes aufrecht zu erhalten und nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu verfahren (§ 1036 Abf. 2). Das Gebäude umzugestalten oder wesentlich Staudinger, BGB. NI (Kober, Sachenrecht). 5./6. Auff.

38

594

V. Abschnitt: Dienstbarkeiten.

zu verändern, ist er nicht berechtigt, so wenig, wie der Nießbraucher (8 1037 «bs. 1). A Weiter gehören hieher: die gewöhnliche Unterhaltungspflicht (§ 1041), jedoch abgesehen von den durch die ordnungsmäßige Benutzung herbei­ geführten Beränderungen und Verschlechterungen (8 1050); die Lasten deS HauseS (8 1047) trägt er nicht; dann r) die Anzeigepflicht von Schäden rc. (8 1042); endlich ö) die Pflicht zur Gestattung der Ausbeflerung und Emeuerung (8 1044). c) Sowohl der Berechtigte wie der Eigentümer können den Zustand deS Ge­ bäudes durch Sachverständige feststellen lasten (8 1034).

d) DeS ersteren Verwendungsansprüche find dieselben wie die eines Nieß­ brauchers. Einrichtungen, mit wegnehmen (9 1049); für diese tümers wegen Beränderungen kurze Frist von sechs Monaten

denen er daS Gebäude versehen hat, darf er Ansprüche, sowie für die Ansprüche des Eigen­ oder Verschlechterungen der Sache läuft die (8 1057).

e) Der Berechtigte ist ferner zum Besitze des GebäudeS (6 854), bzw. des Gebäudeteils (8 865) befugt (8 1036 Abs. 1). Ueber Besitzschutz vgl. Bem. n, 1, d zu 8 1090, 8 1029 mit Bem. und UebergangSvorschrift Art. 191 EG. sowie unten Bem. k.

O Anwendbar werden ferner trotz der Nichterwähnung sein 8 1055 Abs. 1 (Rückaabepflicht; dagegen aber Tiber, Passtvlegitimation S. 241); 8 1060 (Kollision vgl. 89 1024, 1090) und 8 1061 (Erlöschen durch Tod vgl. 8 1092) s. Fuchs a. a. O. und Biermann in Bem. 2. Ueber ein Recht für zwei Ehegatten zusammen vgl. Bem. I, 2, e zu 8 1090. g) Nicht anwendbar sind dagegen die 88 1043, 1045, 1046, 1047, 1051, 1052, 1053, 1054. «) Wenn derartige Verpflichtungen, wie z. B. Versicherungspflicht, Lasten­ tragung rc. dem WohnungSberechtigteu auferlegt werden, so kann eine derartige Vereinbarung nur obligatorische Wirkung äußern. Ä Wenn die Voraussetzungen deS 81051 und des 8 1054 vorliegen, kann der Eigentümer Schutz durch entsprechende einstweilige Verfügung er­ langen, vgl. Goldmann-Lilienthal 8 69 Anm. 6. h) Zweifelhaft ist die Frage der Anwendbarkeit bei 8 1058; sie wird aber zu bejahen sein, da die Derbältniste hier die gleichen find wie beim Nießbrauch und 8 1058 erst nachträglich in daS Gesetz einaefügt wurde (f. P. in, 494, IV, 592 ff., 609). So Biermann a. a. O. und Hellwig, Rechtskraft S. 427 ff. gegen Planck in Bem. 2. i) Bon der Anwendung auSgeschloffen ist ferner 8 1056. Der Wohnungs­ berechtigte kann die Wohnung allerdings vermieten, falls dies ausdrücklich gestattet wurde (vgl. 8 1092), mit Beendigung deS WohnungSrechtS aber enoigt hier auch die Miete.

k) Nicht für anwendbar ist 8 1065 erklärt.

Dem WohnungSberechtiyten ist dadurch die Bindikation versagt. Sein Schutz gegen Beeinträchtigungen besteht in der durch 8 1090 Abs.2 mit 8 1027 gewährleisteten negatoria: falls die Beeinträchtigung in der Besitzentziehung besteht, kann damit auch die Wiedererlangung deS Besitzes erreicht werden (vgl. Planck Bem. 2, f. übrigens auch oben Bem. e). S. ES steht nichts im Wege, daß der Wohnungsberechtigte die Verpflichtung zur Bezahlung eines Entgelts übernimmt. Die Verpflichtung kann aber nur obligatorische Wirkung haben. Eine dingliche Wirkung könnte nur dadurch berbeigeführt werden, daß die Nichtzahlung deS Entgelts als auflösende Bedingung für das Bestehen des WohnungS­ rechtS auSbedungen wird (Goldmann-Lilienthal § 69 Anm. 2).

4. Dasselbe Gebäude kann mit mehreren Wohnungsrechten in der Weise be­ lastet werden, daß jeder Berechttgte durch die Mitbenützung der anderen Berechtigten beschränkt ist. Ern Gemeinschaftsverhältnis besteht zwischen den Berechttgten nicht. Bavr. Oberst. LG. Bd.9 (n. F.) S. 162, Zentral-Bl. Bd.9 S. 75, Recht 1908 Nr. 1567, Bl. f. RA. Bd. 73 S. 767. Vgl. übrigens auch Bem. I, 2, e zu 8 1090.

5. AuS der Praxis vgl. ferner OLG. Colmar Zentral-Bl. Bd. 8 S. 361 Nr. 437, Els.-Loth. Not.Z. 1907 S. 310 (Zur Bestellung eines WohnungSrechtS genügt eS, wenn eS z. B. „tn der oberen Stube" eingeräumt wird).

M Abs. L: Der Umfang deS WohnungSrechtS bestimmt sich nicht bloß nach dem persönlichen Bedürfniste des Berechtigten (8 1091), nach ausdrücklicher Vorschrift

3. Titel: Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.

§ 1098.

595

des BGB. (wodurch eine Streitfrage des gern. R. gelöst ist) ist er vielmehr auch befugt, seine Familie, sowie die zur standesmäßigen Bedienung und zur Pflege erforderlichen Personen in die Wohnung aufzunehmen. (Für Bayern vgl. hiezu Art. 38 AG. ». BGB.). a) Der Ausdruck Lamilie" ist im Sinne deS gewöhnlichen Leben- zu ver­ stehen, also ohne Beschränkung auf bestimmte oder zu alimentierende Ver­ wandte; die Aufnahme ist gestattet, soweit im Einzelfalle nach der Auffassung deS Leben- ein Zusammenleben mit dem Berechtigten alS da- Normale erscheint (also ev. auch später hinzutretende Familienglieder; vgl. M. HI, 5711. Vgl. hiezu ferner Ziff. 2 der Einleitung »um vierten Buche. d) Da- Pflegepersonal ist besonder- erwähnt neben der Belüemmg, da man ersteres nicht in allen Fällen unter der Sebienmtg mitverstehen kann. Auch die Bedienung und Pflege der mitausgenommenen Personen ist übrigenhier mitinbegrisfen. M. a. a. O. Ueber den Begriff »standeSmätzigN vgl. 88 328, 1578, 1579, 1603 und 1610 mit »em. e) Andere Personen, tote ». B. Mieter, Pensionäre rc, darf der Berech­ tigte im Zweifel nicht aufnehmen. Dagegen wird es sich von selbst ver­ stehen, daß er Verwandte und Freunde auf Besuch aufnehmen tarnt, da dieunter ordnungsmäßige Benutzung fällt. Bal. Stobbe-Lehmann 8 184 Änm. 21 und auch Planck in Bem. 4 zu 8 1090. d) Besondere Normen bestehe« für da- lande-rechtliche Leibgedingsrech t, soweit eS em WohninMsrecht mit umfaßt, s. oben 1,3. Fur Preutze n s. Art. 15 86 AG. ». BGB, für Bayern vgl. in-bes. Art. 38 und 47 AG. z. BGB, für Sachsen 8 31 AG. , BGB. IV. Abs. 8: Ist das Recht auf einen Gebäudeteil beschränkt, so kann der Be­ rechtigte auch die zum gemeinschaftlichen Gebrauche der Bewohner bestimmten Anlage» und Einrichtungen (wie ». B. Treppe«, Brunnen, Waschküche, Badezimmer» Hotzlegerc.) mitbenutzen.

V. Erlösche« deS. WohnungSrechtS: a) Das als beschränkte persönliche Dienstbarkeit bestellte WohmmgSrecht geht an sich durch die Zerstörung deS Wohnhauses unter. Soweit die Wohnungsgewährung auf einem Leibgeding-vertrage beruht, wich hier meistens durch landesrechtliche Bestimmungen auf der Grundlage des Art. 96 EG. (vgl. ». B. für Preußen Art. 15 8 5 AG. » fut Bayern Art. 37 AG. z. BGB.) ein Anspruch auf entsprechende Wieder­ herstellung des Gebäudes ic. gewährt. Sofern derartige landesrechtliche Bestimnmngm mangeln, kann eine dingliche Wiederherstellung-pflicht nur durch Bestellung des WohnungSrechtS aö Reallast mit entsprechendem LeimuigSinhalt vorgesorgt werden, vgl. hierüber Flad, Recht 1907, Sonder­ beilage über badisches Landrecht zu Nr. 4 nach Seite 280.

b) Ueber Bewilligung der Löschung eines WohnungSrechtS durch die Erben deS eingetragene« Berechtigten und über die Frage der Notwendigkest vornumdschaftSgerichtlicher Genehmigung, fall» einer der Miterben unter Vor­ mundschaft steht, vgl. Kammerger. in Entsch. FG. Bd. 4 S. 181; s. ferner auch Bl. f. RA. Bd. 74 S. 186. c) Ueber die Einwirkung einer Zwangsversteigerung s. Bem. III, a b zu 8 1090, ferner auch für Bayern Art. 27 AG. z. ZwVG, OLG. München in Bl. f. RA. Bd. 73 S. 589. VL Für den Uebergang vgl. RG. in Gruchot, Beitr. Bd. 46 S. 131, Jur. Wschr. 1901 S. 298, Recht 1902 S. 72 (wer sich beim Berkaus eine- Grundstück- vor dem 1. Januar 1900 ein Wohnungs- und Beköstigungsrecht ausbedungen hat, ist auch «ach dem »GB. berechtigt, die Eintragung der Last auf dem Grundstück — auch ohne be­ sondere Verpfändung — zu beantragen).

Für Bayer« vgl. im besonderen Art. 48 Ueberg.G.; für Sach sen vgl. Krehschmar in Bem. 6 zu 8 1093.

596

VL Abschnitt: Vorkaufsrecht.

Sechster Abschnitt.

Vorkaufsrecht.*) LOrbr»erk»«geu. I. Da- BGB. regelt in den 88 504—514 da- tzersouliche Vorkaufsrecht. Das BGB. kennt aber bei Grundstücke» auch ein dingliches Borkanfsrecht, besten Inhalt in den §§ 1094 bis 1104 näher begrenzt wird (absolute Natur der Vorschriften, wie bei allen dinglichen

Rechten).

ES ähnelt durch seine dingliche Natur den alten Näher-, RetraktS- und EinstandS-

rechten (vgl. hierüber Roth, Deutsches Privatrecht Bd. 3 § 328, Etobbe-Lehmann Bd. 2 Teil 2

88 117 ff., Gierke, Deutsches Privatrecht »d. 2 88 152 ff.).

a) Ueber die juristische AonstruMsn s. Bem. 1 zu 8 1094 und § 1098.

Ein Vor­

kaufsrecht mit vorher festgesetztem Kaufpreis ist auS wirtschaftlichen Erwägungen nicht zugelaffen (vgl. Bem. 2, d, « zu 8 1094).

b) Dieses Vorkaufsrecht kann nicht nur als Vorbehalt bei Veräußerungen, sondern auch in anderen Fällen z. B. für einen Mieter oder Pächter begründet werden.

c) An bewegliche» Sache» ist ein dingliches Vorkaufsrecht

nicht zugelaffen;

hier

soll das obligatorische Vorkaufsrecht den BerkehrSintereffen genügen. d) Das sacheurechtliche Vorkaufsrecht »uterfcheidet sich von dem persönliche» da-

durch, daß eS а) den Personenkreis der Verpflichteten erweitert, falls eS als ein mehrmaliges bestellt ist, ß) eine unmittelbare Wirkung gegen Dritte hat (vgl. 8 1094 Bem. 1, e und 8 1098 Bem. 2);

y) sein gesetzmäßiger Inhalt kann durch Privatvereinbarung nicht erweitert werden,

während für daS persönliche Vorkaufsrecht die BertragSfreiheit

gilt, vgl. hiezu Bendix in Jur. Wschr. 1904 S. 601. б) Ueber die Frage, ob

merkung

daS persönliche

gesichert werden kann,

Vorkaufsrecht

durch

Vor­

s. Bem. II, 1, a, « ju § 883;

vgl.

hiezu auch Setter, Die Vormerkung S. 282. e) Bezüglich der Wirkungen des Vorkaufsrechts ist ferner daS Verhältnis des

Berechtigten zu dem oder den Verpflichteten einerseits und zu Dritten ander­

seits zu unterscheiden, s. 8 1098.

II. Gesetzliche Vorkaufsrechte (gesetzliche Retrattsrechte) kennt daS BGB. im Grund­ sätze nicht.

a) Aufgehoben ist daher z. B. für Bayern daS bisherige Vorkaufsrecht unter Mit­ eigentümern ibayr. Landtagsabschied vom 10. November 1861), s. hieher

Art. 175 Abs. 1 Ziff. 17 bayr. AG. z. BGB. b) Eine Ausnahme bildet

Vgl. jedoch auch Bem. zu 8 1095.

nur das Vorkaufsrecht deS Miterben nach den

88 2084—2037 an dem Anteil

eines anderen Erben;

auf die einzelnen

Nachlaßgegenstände bezieht eS sich nicht.

o) Soweit aber gesetzliche Vorkaufsrechte in Instituten sich finden, deren Nor­

mierung der LandeSgesetzgebung überhaupt Vorbehalten ist, werden sie durch daS BGB. nicht berührt, s. Art. 59, 62, 63, 67, 107 EG. u. a. und

ferner hinsichtlich der Einführung neuer Vorkaufsrechte

Art. 3 und 218 EG.

(vgl. hiezu auch Rspr. d. OLG. (Kammerger.) Bd. 5 S. 423 über Eintragung deS

Verzichts auf ein gesetzliches Vorkaufsrecht).

•) Literatur: W. Jmmerwahr, Das dingliche Vorkaufsrecht deS BGB, JheringS Jahrb. Bd. 40 S. 279—340; Wittmaack, DaS limitierte Vorkaufsrecht, Recht 1906 S. 466 ff.; E. Lewandowski, Gruchot, Beitr. Bd. 53 S. 570 ff.: Unterfällt der BorkaufSvertrag in Ansehung eines Grundstücks der Formvorschrift deS 8 313 BGB.? Ein Beitrag zur Lehre vom obligatorischen und dinglichen Vorkaufsrechte.

Vorbemerkungen.

d) Hervorzuheben ist

außerdem, daß

597

§ 1094.

der An. 115 EG. nur für Dienstbarkeiten

und Reallasten, nicht für Vorkaufsrechte gilt. III. Die

Wirtschaftliche Bedeutn»- deS dinglichen Vorkaufsrechts ruht hauptsächlich

darin, daß eS gewissermaßen einen Ersatz schafft für die verschiedenen nicht mehr zugelaffenen

Formen der (vererblichen und veräußerlichen) Landleihe z. B. Erbpacht (Emphyieuse), s. jedoch Ebenso wird eS praktisch bei der Ueberlaffung von Grund­

auch Art. 63 EG. mit Bem.

eigentum an ländliche oder industrielle Arbeiter, um einerseits einen angeseffenen Arbeiter­ stand -u ermöglichen, anderseits dem ursprünglichen Grundherrn noch einen gewiffen Einfluß

zu wahren.

Aber auch

in anderen Fällen

bietet

eS

praktische

Vorteile, z. B.

Bestreben, ein gewiffeS Gut innerhalb einer bestimmten Familie zu erhalten re.

bei dem

Vgl. hiezu

M. HI, 448, P. m, 753 ff. und Jmmerwahr a. a. O. IV. Vom Vorkaufsrechte find zu unterscheiden die Ber-nßeruu-SderbOte ((. 88 135 ff.)

sowie daS Wiederka»sS-(N«itta»fS-)Necht,

das die Rücküberlaffung

der Sache zu

einem

bestimmten Preise bezweckt (f. §§ 497 ff.), während bei dem Vorkaufsrechte die Verein­ barung eines bestimmten Kaufpreises im voraus nicht zuläsfig ist.

Vgl. § 505 Abs. 2 und

Bem. 1 zu 8 1098. a) Ein solche- Rückkaufsrecht kann als dingliche- Recht nicht bestellt werden, weil

eS wirtschaftlich schädlich ist. b) ES kann jedoch

Vgl. aber Art. 62 ES. mit Bem.

daS persönliche Rückkauf-recht an Grundstücken durch Eintrag

einer Vormerkung im Grundbuche nach §§ 883 ff. geschützt werden, wodurch eS in seiner Tragweite dem dinglichen Vorkaufsrechte fast gleichkommt (vgl.

Bem. H, 1, a, a zu 8 883 und 8 1098 Abs. 2).

Uebereinstimmend Dernburg,

SR. 8 62 Ziff. 4, Biermann, Widerspruch und Vormerkung S. 193, Planck in Vordem. 6, Bendix in Jur. Wschr. 1904 S. 601; and. Ans. Turnau-Förster zu

8 1094 und Kretzschmar, Eins, in d. Grundbuchrecht S. 204. e) Bei Recht-instituten, deren Regelung der Landesgesetzgebung Vor­

behalten ist (Art. 59, 62, 68, 67 u. a. EG.), bleiben jedoch nicht nur die bestehenden dinglichen Wiederkauf-rechte in Kraft, sondern e- können

auch neue eingeführt werden, Art. 3 EG. z. B. bei lande-rechtlichen Renten­ gütern, vgl. z. B. für Preußen Art. 29 AS. z. BGB. und hiezu Turnau-

Förster, Anhang zu 8 H04. V. Als Ueber-an-Stzsrfchristeu für die der Lände-gesetzgebung nicht

vorbehaltenen

Recht-institute kommen in Betracht die Art. 184 ES., 8 9 ES. z. gwBG., ferner Art. 181, 173 und dazu Art. 189 EG. Insoweit dingliche Vorkaufsrechte bestehen bleiben, die nicht eingetragen find, ist zur

Erhaltung ihrer Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben deS Grundbuch- ihre Ein­

tragung notwendig, s. 6 892 und FuchS in Vordem. 5 vor 8 1094; vgl. aber auch Bahr. Oberst. LS. Bd. 7 (n. F.) S. 434.

Für Preußen vgl. dagegen Art. 22 Nr. 1 preuß. AG.

z. BGB. hinstchtlich der gesetzlichen Vorkaufsrechte (s. Stranz-Gerhard S. 167 ff. und Gold-

mann-Lilienthal 8 70 Anm. 1). Hinstchtlich einer

durch

ftühere Gesetze

vorgeschriebenen Form

der Mitteilung im

Sinne deS Art. 184 EG. als Teil deS Inhalts s. RGE. Bd. 58 S. 157.

Für Sachsen vgl. Kretzschmar in Bem. 6 vor 8 1094 und ferner Deumer, sächs. Arch. 1909 S. 273 (Vorkaufsrecht einer Rittergut-Herrschaft bei der sog. Lehen-reichung nach älterem

sächs. Recht).

Wegen des französischen Rechtes vgl. OLG. Kolmar vom 7. Januar 1907 bei

Schröder-Albrecht, Grundbuch-Entsch. Bd. VI S. 64 und 65.

§ 1094. Ein Grundstück kann in der Weise belastet werden, daß derjenige, zu dessen Gunsten

die Belastung

rechtigt ist.

erfolgt, dem Eigenthümer gegenüber zum Borkaufe be­

598

VL Abschnitt: Vorkaufsrecht.

Das Vorkaufsrecht

kann

auch

zu

Gunsten

des

jeweiligen Eigenthümers

eines anderen Grundstücks bestellt werden. e. I, 952 «bs. 1, Abs. 2 Nr. 2; II, 1003; III, 1077.

1. Rechtliche Natur und Wirkung -es Vorkaufsrechts. DaS vertragsmäßig loder testamentarisch) bestellte Vorkaufsrecht (vgl. Vordem.) an Grundstücken (bezüglich beweglicher Sachen Vordem. I) kann dingliche Wirkung nur durch Eintragung im Grundbuch erhalten (§§ 873 Bem. C, 874). a) Dieses dingliche Vorkaufsrecht gilt seiner rechtlichen Natur nach als eine besondere Art einer Grundstücksbelastung (rote z. B. eine Reallast). Es ist daher auch unter den Lasten einzutragen, nicht unter den ÄerfügungSbeschränkungen (wie nach bayr. Hyp.-R.), vgl. unten Bem. 2, d. b) Seine Grundlage ist und bleibt aber daS obligatorisch begründete Vorkaufsrecht. Zur persönlichen Forderung deS Berechtigten tritt akzessorisch (analog wie bei einem Pfandrechte) die dingliche Haftung deS Grundstücks hinzu, welche hier darin besteht, daß das Grundstück selbst, gleich als ob es gekauft wäre, zu geben ist. Im übrigen stellt daS dingliche Vorkaufsrecht ein einheitliches Rechtsaebilde dar, nicht etwa zwei ge­ sonderte Rechte, vgl. OLG. Dresden, Seuff. Arch. Bd. 63 Nr. 45. Ueber die verschiedenen Ansichten vgl. ferner Jmmerwahr a. a. O., Fuchs Bem. 2, a, Gierke, SR. S. 801, Lewandowski a a. O. c) DaS Vorkaufsrecht ist also weder ein Veräußerung-- oder BelastungSverbot, denn eS hindert den belasteten Eigentümer an sich nicht am Verkauf oder an weiteren Belastungen, noch auch ein rein ding­ liches RetraktSrecht gegenüber dem dritten Erwerber, denn es bleiben zufolge der nur atzefforischen Haftung die Einwendungen auS dem Schuldverbältnifse zwischen Verpflichtetem und Berechtigtem gewahrt (§ 1098 Bem. 2) s. M. III, 450, 452. d) Der Berechtigte hat kraft seines Vorkaufsrechts einen bedingten Anspruch in der Richtung gegen den verpflichteten Verkäufer auf Ueberttagung des Eigentums. Die Bedingung liegt darin, daß einerseits der Berechtigte das Vorkaufsrecht durch eine Erklärung gegenüber dem Verpflichteten wirklich aus übt (s. §1098 Abs. 1 mit §§505 uno 510), anderseits der Verpflichtete mit dem Dritten wirklich einen Kaufvertrag abgeschloffen hat, vgl. Fuchs Bem. 1. Durch die Abgabe jener Erklärung allein wird übrigens der Berechttgte noch nicht Eigentümer deS Grundstücks, sondern es bedarf hiezu der Auflassung uno Eintragung. Ueber ein wiederholt auSzuübendes Vorkaufsrecht st § 1097. e) Hinsichtlich der Wirkung des Vorkaufsrechts gegen Dritte st zu­ nächst hieher § 1098 Abst 2 mit Bem. An und für sich hindert die Ein­ tragung deS Vorkaufsrechts die Auflaffung an einen Dritten und deffen Einwägung als Eigentümer nicht. Der Erwerber seinerseits hat nicht einereallastäbnliche Verpflich­ tung, dem Borkaufsberechtigten daS Grundstück zu verkaufen, er hat viel­ mehr nur daS Grundstück herauszugeben, weil er durch die Ausübung des Vorkaufsrechts sein Eigentum verloren hat. DaS Eigentum ist dadurch wieder beim Verkäufer und dieser hat daS Grundstück dann an den Vor­ kaufsberechtigten zu übertragen (f. unter d). So mit Recht FuchS in Bem. 1. f) Bezüglich der Frage, inwieweit Belastungen zugunsten Dritter auch den Borkaufsberechtigten treffen, st Bem. 2, e zu § 1098. g) Ueber daS Wiederkaufsrecht vgl. Borbem. IV. 2. Als Gruudstücksbelafttmg untersteht daS dingliche Vorkaufsrecht den all­ gemeine« LiegerrfchastSnormerr der §§ 873 ff. Als Gegenstand deS dinglichen Vor­ kaufsrechts kann nur ein Grundstück oder eine grundstückgleiche Berechttgung m Bettacht kommen. Hinsichtlich beweglicher Sachen st Borbem. I. a) Seine Begründung erfordert dinglichen Vertrag und Ein­ tragung. «) Der auf die Bestellung deS dinglichen Vorkaufsrechts gerichtete obli­ gatorische Vertrag lkausaleS Grundgeschäft) bedarf der in § 313 vorgeschriebenen Form, s. Bem. zu § 313 und übereinstimmend Seuff. Arch. Bd. 56 Nr. 72, Rspr. d. OLG. (Jena) Bd. 1 S. 293 und lKammerger.) Bd. 2 S. 73, Planck in Bem. 4 vor § 1094, Oberneck § 106 Nr. 2, RGE. Bd. 59 S. 132 und Bd. 67 S. 45, 48; a. M. dagegen Kretzschrnar Vordem. 3 vor § 1094, Turnau-Förster zu § 1094,

§ 1094.

599

RGE. Bd. 60 S. 225 ff. (= Jur. Wschr. 1905 S. 230) und eingehend Lewandowski a. a. O., s. auch Recht 1907 S. 754. Für die Be­ gründung deS diimlichen Vorkaufsrechts an sich aber find die in 8 873 aufgestellten Erfordernisse maßgebend Übereinstimmend Planck a. a. O.). ß) Strittig ist, ob und inwieweit 8313Satz2 bieher Einfluß hat, vgl. hiezu einerseits verneinend Oberneck, RGR. S. 591 Anm. 4, ander­ seits bejahend Fuchs a. a. O. Bem. 3, I, a und Jmmerwahr a a. O. S. 295. Die Ausdehnung erscheint veranlaßt, um erhebliche Schwierigkeiten hintanzuhalten, jedoch nur für den Fall, daß die Ein­ tragung im Sinne deS 8 873 Abs. 2 bindend war. So zutreffend ?uchS a. a. O. und Biermann zu 8 1094, vgl. ferner aber auch ewandowski a. a. O. S. 633. d) Bedingungen und Zeitbestimmungen find an sich zulässig, jedoch find die Normen der 88 504—514 hieher bindend (8 1098 Abs. 1). «) Ein dingliches Vorkaufsrecht mit fest limitiertem Kaufprei(sog. limitiertes Vorkaufsrecht) ist nicht zugelassen. ES wurde zwar nicht verkannt, daß die BorauSbestimmung deS BorkaufspreiseS möglicherweise zur Erhaltung deS mit dem Vorkaufs­ rechte belasteten Gute- dienen könne, eS überwog jedoch die Erwägung, daß es unbillig sei, wenn der BorkaufSverpmchtete daS Grundstück vielleicht weit unter dem Werte überlasten müste und daß anderseits daS limitierte Vorkaufsrecht auch kulturfeindlich wirke, insofern der Verpflichtete von Meliorationen abgehalten werde, vgl.M. m,45S ff., E. I 8 959; der Ausschluß ergibt fich daraus, daß das Gesetz keine Abweichung von 8 505 Abs. 2 gestattet, s. Bem. 1, d zu 81098, Rspr. d. OLG. lDresden) Bd. 4 S. 69, Seuff. Arch. Bd. 59 Nr. 56, Kammerger. Jahrb. Bd. 29 A