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German Pages 210 [212] Year 1985
Indogermanische Sprachwissenschaft von
Hans Krähe
Sechste, unveränderte Auflage des I. und II. Teils in einem Band
w DE
_G 1985 Walter de Gruyter · Berlin · New York
S A M M L U N G G Ö S C H E N 2227
P h o t o m e c h a n i s c h e r Nachdruck der B ä n d e : S a m m l u n g G ö s c h e n Band 59, Indogermanische Sprachwissenschaft I Einleitung u n d Lautlehre, 5. Auflage, 1966 (S. 1—110) S a m m l u n g G ö s c h e n Band 64, Indogermanische Sprachwissenschaft II F o r m e n l e h r e , 5. Auflage, 1969 (S. 1-100)
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Krähe, H a n s : I n d o g e r m a n i s c h e Sprachwissenschaft / von H a n s Krähe. 6., unveränd. Aufl. d. 1. u. 2. Teils in e. Bd. Berlin ; N e w York : de Gruyter, 1985. ( S a m m l u n g G ö s c h e n ; 2227) Bis 5. Aufl. als: S a m m l u n g G ö s c h e n ; 59 u. 64 ISBN 3-11-010679-5 NE: GT
© Copyright 1966/69 by Walter de G r u y t e r & Co., 1 Berlin 30 Alle Rechte, i n s b e s o n d e r e das Recht der Vervielfältigung u n d Verbreit u n g sowie der Ü b e r s e t z u n g vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm o d e r ein a n d e r e s Verfahren) o h n e schriftliche G e n e h m i g u n g des Verlages reproduziert oder u n t e r Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt o d e r verbreitet werden. D r u c k : Druckerei Gerike G m b H , Berlin B i n d e a r b e i t e n : Lüderitz & Bauer G m b H , Berlin - Printed in G e r m a n y
Indogermanische Sprachwissenschaft von
Dr. Hans Krähe o. ö. Professor an d e r Universität T ü b i n g e n
I
Einleitung und Lautlehre
Fünfte Auflage
Sammlun« Göschen Band 59
Walter de Gruyter & Co. · Berlin 1966 vormals G. J . Göschen'sche V e r l a g s h a n d l u n g · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · G e o r g Reimer · Karl J. T r ü b n e r · Veit & C o m p .
© Copyright 1966 by Waller de Giuyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. T r ü b n e r — V e i t & Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschließlich der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagsh a n d l u n g vorbehalten. — Archiv-Nr. 73 20 66 0 — Druck: W. Hildebrand, Berlin 65. — Printed in Germany.
Inhaltsübersicht 0 Aller), Nebenfluß der Weser, Alantas, Aluntà u. ähnl. in Litauen, Alantia (> Elz), Nebenflüsse des Neckar und der Mosel, Aland im Elbe-Gebiet bei Wittenberge, Alento in Italien; vgl. lett. aluöts < *alontos „Quelle, Brunnen", iit. aleti „überschwemmt werden". — Vara (Ligurien), *Varina (> Wcrine > Wem), Nfl. des Mains, Varar (> F arar) in Schottland, Varamus (Venetien), *Varuntia (> Wörnitz), Nfl. der Donau, Varusa (Ligurien); vgl. ai. vari, toch. A war, anord. vari „Wasser". — Alba in Frankreich ( > Aube), Spanien, in der Schweiz und Westdeutschland, Albina, Nebenflüsse der Lahn, Eder ( > Elbe) und der Traun ( > Alm), *Albantia in Vorarlberg ( > Alfenz), Frankreich ( > Aubance) und Steiermark ( > Lafnitz), Albis „Elbe", Albula (Italien) u. a. mehr; vgl. anord. elfr „Fluß", mnd. ehe „Flußbett". Beispiele f ü r den gemein-alteuropäischen Wortschatz: anord. marr „Meer", ags. mere „stehendes Binnengewässer, Meer", as. meri „Graben, Teich", ahd. meri „ M e e r " ; gall. mori- „Meer, See" in Eigennamen wie Are-modci „MeerA n w o h n e r " , OX. Mori-dunum, air. muir „Meer" lat. mare; lit. marèa „ H a f f " ; abulg. mor je „Meer" (dazu Po-morjaue
Die Heimat der idg. Grundsprache
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„Pommern" = „Meeranwohner") 1 ); auch in alten Flußnamen wie Marc „Timavus" in Istrien oder Marus „March". — got. piuda, anord. Pjöd, ags. fieod, as. thioda, ahd. diot(a) „Volk, Leute" mit der Ableitung got. ßiudans usw. „König"; air. tüath „Volk", kymr. tüd „Land", bret. tut „Leute"; osk. touto, umbr. (Akk.) totam „civitas"; altlit. tautà, lett. tàuta „Volk", apreuß. tauto „ L a n d " ; illyr. teutana „Königin". Durch die Auffindung der relativen alteuropäischen Spracheinheit ist einer jener Schritte von den historischen Gegebenheiten aus nach rückwärts in die Vorgeschichte getan, wie es der oben (§ 7 Ende) gestellten methodischen Forderung entspricht. Dadurch konnte —- wenigstens für die westidg. Sprachen — ein praehistorisches Zwischenstadium erarbeitet werden, welches einerseits zeitlich lange n a c h der Epoche einer noch verhältnismäßig einheitlichen gemein-idg. Grundsprache, andrerseits noch weit v o r der frühesten Überlieferung der beteiligten Einzelsprachen liegt. Des weiteren wird deutlich, daß zu der selben Zeit, als das Griechische, Indische und Hethitische schon ausgeformte selbständige Sprachen sind, im 2. vorchristl. Jahrtausend nämlich, der Komplex des Westidg. noch ein nur wenig gegliedertes Ganzes gebildet zu haben scheint, ein neuer Beweis dafür, daß die Auflösung des noch ungeteilten Indogermanentums in die geschichtlichen Einzelsprachen und Völker kein einmaliger Vorgang gewesen sein kann, sondern zu ganz verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Bedingungen erfolgt sein muß. II. K r ä h e , Alteuropäische Flußnamen = Beitr. z. Namenforschung 5 (1954) 2 0 1 - 2 2 0 ; Sprache und Vorzeit (Heidelberg 1954); Indogermanisch und Alteuropäisch = Saeculum 8 (1957Ì 1 — 1 6 ; Sprachliche Aufgliederung und Sprachbewegungen in Alteuropa = Abh. Akad. Mainz, Jahrg. 1959, Nr. 1. ') In einigen Fällen nimmt auch das Slavische an den ülteuropälschcn Gleichungen teil; vgl. § 3 zur Frage der baltlsch-slavischen liinheit.
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Allgemeines
β. Die Aufgabe der indogermanischen Sprachwissenschaft § 10. Die Aufgabe der idg. Sprachwissenschaft, wie sie liier verstanden wird, läßt sich in zwei Punkte zusammenfassen : 1. Die erschlossene idg. Grundsprache ist in ihrem Bestand an Lauten, Formen usw. zu beschreiben. 2. Es ist klarzulegen, wie sich aus dem Sprachgut dieser Grundsprache das der verschiedenen Einzelsprachen in deren frühest erhaltener Gestalt entwickelt hat, d. h. welche Veränderungen im Lautstand, Formenschatz usw. stattgefunden haben. Die Weiterentwicklung innerhalb der Einzelsprachen selbst zu verfolgen, ist dann Sache der Historischen Grammatik einer jeden einzelnen Sprache. Die idg. Sprachwissenschaft hat also gewissermaßen den Einzelgrammatiken den Anschluß an die Grammatik der idg. Grundsprache zu ermöglichen. — Da in dem hier gesteckten Rahmen nicht sämtliche idg. Einzelsprachen in gleichem Maße berücksichtigt werden können, mußte eine Auswahl getroffen werden. Deshalb sind in der folgenden Darstellung in erster Linie das Altindische, Griechische, Lateinische, Germanische, Litauische und Altslavische herangezogen, während Tatsachen aus anderen idg. Sprachen nur dann mit behandelt werden, wenn sie für das Gesamtbild des Idg. oder die Vergleichung der Sprachen untereinander von besonderer Bedeutung sind. A l l g e m e i n e s u n d E i n f i i h r u n g ç w e r k e : H . P a u l , Prinzipien der Sprachgeschichte. 6. Aufl. (Tübingen 1960). — W. P o r z i g , Das Wunder der Sprache. Probleme, Methoden und Ergebnisse der modernen Sprachwissenschaft. 2. Aufl. (München 1957). — H. G ü n t e r t , Grundfragen der Sprachwissenschaft. 2. Aufl. von A. S c h e r e r (Heidelberg 1956). — A. M e i l l e t , Introduction à l'étude comparative des langues indo-européennes. 8. Aufl. (Paris 1937; Neudr. 1949). Deutsche Übersetzung (nach der
Die Betonung
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2. französ. Aufl.Won W. P r i n t z (Leipzig 1909). — J . S c h r i j n e n , Einführung in uas Studium der idg. Sprachwissenschaft, mit besonderer Berücksichtigung der klassischen und germanischen Sprachen. Übersetzt von W . F i s c h e r (Heidelberg 1921). — E. K i e c k e r s , Einführung in die idg. Sprächwissenschaft. 1. Bd.: Lautlehre (München 1933). G e s a m t d a r s t e l l u n g e n und E t y m o l o g i s c h e W ö r t e r b ü c h e r : K. B r u g m a n n - B . D e l b r ü c k , Grundriß der vergleichenden Grammatik der idg. Sprachen. 5 Bände (Straßburg 1886/1900) ; Bd. I/II in 6 Teilen in 2. Aufl. (1897/1916). - K. Bruginanji, Kurze vergleichende Grammatik der idg. Sprachen (Straßburg 1904; Neudr. 1933). — H. Hirt·, Indogermanische Grammatik. 7 Bände (Heidelberg 1927/37). A. W a l d e - J . P o k o r n y , Vergleichendes Wörterbuch der idg. Sprachen. 3 Bände (Berlin 1927/32). - J . P o k o r n y , Indogermanisches etymologisches Wörterbuch (Bern 1949ff.).
II. Teil: Lautlehre A. Die Betonung § 1 1 . F u n k t i o n u n d A r t e n d e s A k z e n t s . Die Betonung oder der Akzent (lat. aecentus, gr. προσωδία) dient zur Hervorhebung einer unter mehreren sonst grundsätzlich gleichartigen sprachlichen Einheiten. J e nach der Art und Größe dieser Einheiten kann man einen Satzakzent, einen W o r t a k z e n t und (in gewissem Sinne auch) einen Silbenakzent unterscheiden. Der Satzakzent hebt innerhalb eines Satzes ein bestimmtes Wort, der W o r t a k z e n t innerhalb eines Wortes eine bestimmte Silbe hervor; als Silbenakzent kann man die Markierung eines bestimmten Lautes innerhalb einer Silbe als deren „Gipfel" oder „Silbenträger" bezeichnen. W ä h r e n d der W o r t a k z e n t in jeder Sprache eine für eben diese Sprache charakteristische feste Stellung einnimmt, kann der Satzakzent je nach der S a t z a r t (ζ. B . Aussagesatz, F r a g e s a t z usw.), nach bestimmten GefühlsbetontK r a h e , Indogerm. Sprachwissenschaft I.
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Lautlehre
heiten, rhythmischen Bedingungen u. dgl. wechseln; daher gibt es für den Satzakzent nur wenige allgemeingültige Regeln. Grundsätzlich sind zwei A r t e n von Betonung zu unterscheiden: die d y n a m i s c h e (oder exspiratorische = „Druck") und die m u s i k a l i s c h e Betonung ( = „Ton"). Tin ersteren Falle geschieht die Hervorhebung dadurch, daß das betr. Sprachgebilde mit stärkerem Atemdruck (Exspiration), im zweiten Falle dadurch, daß es mit größerer Tonhöhe gesprochen wird. Meistens sind in ein und derselben Sprache beide Betonungsarten miteinander verbunden, jedoch so, daß die eine von beiden vorherrschend ist, so daß man am richtigsten von „ v o r w i e g e n d musikalischer" bzw. „ v o r w i e g e n d dynamischer" Betonung spricht. Vorwiegend musikalisch ist ζ. B. der altgriechische Akzent, vorwiegend dynamisch ist wahrscheinlich die Betonung des Lateinischen (wenigstens in einer bestimmten Periode) gewesen. §12. D e r S a t z a k z e n t . Vom idg. Satzakzent ist nur wenig bekannt. Er dürfte in erster Linie musikalischer Natur gewesen sein. Bemerkenswert ist der Umstand, daß gewisse Wörter im Idg. niemals oder nur ausnahmsweise den Satzakzent haben konnten. Sie standen dann in „Enklise", d. Ii. in enger „Anlehnung" an ein vorausgehendes betontes Wort, mit dem sie gewissermaßen eine Toneinheit bildeten. Die wichtigsten dafür im Idg. in Betracht kommenden Wortarten sind: a) P a r t i k e l n . So ζ. B. idg. *q*e „und" (lat. -que, griech. τε, ai. ca, got. -uh). b) P r o n o m i n a . Diese konnten teils betont sein, teils in Satzunbetontheit stehen, wie es besonders im Griech. deutlich wird, vgl. betontes έμέ „mich" neben unbetontem με oder betontes σοΟ „deiner" neben unbetontem σου. Namentlich das
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Die Betonung
zweite Wort des Satzes war im Idg. „neben-"'oder „tieftonig" Daher stehen ζ. B. auch im Genn. die enklitischen Pronomina gern an der zweiten Stelle, so as. (Heliand 2012) thö im then mncs brast „als ihnen des Weines gebrach". Ähnlich vielfach noch ini heutigen Deutschen. c) Der V o k a t i v war im Idg. nur im Satzanfang betont , sonst enklitisch. Auch das hat sich weitgehend bis ins Nhd. e r h a l t e n , z. B . gib, valer,
mir dein Schwert
!
d) D a s V e r b u m f i n i t u r n hatte im ldg. normalerweise nur im Nebensatz einen selbständigen Akzent, während es im Hauptsatz allermeist enklitisch gebraucht wurde. Daher rührt die noch heute im Nhd. gültige Regel, daß im Hauptsatz das Verbum an der zweiten (d. h. tieftonigen) Stelle, im Nebensatz aber am Ende steht. Auffallend ist, daß Enklise sowohl von Nomina als auch von Verba gern bei Adverbien, Praepositionen u. dgl. eintritt ; vgl. für Nomina z. B. griech. νπτέρ-μορον „über das Geschick hinaus", lat. dk-nuö klass. divos und deus), lit. diëvas (im 16. Jh. noch deivas) „Gott", daneben lit. deiví „Gespenst", an. tivar „Götter"; zugehörig auch abulg. divh „Wunder". — Idg. *deik- „weisen, zeigen" in ai. dêsdh „(Richtung > ) Gegend", gr. δείκνυμι „zeige", altlat. deicerent = klass. (Rcereni (osk. deikum „sagen"), got. ga-teihan „anzeigen, verkünden" (ahd. úhan „zeihen"). — Idg. *eiti „geht" = ai. eli, gr. είσι, lit. eiii-, abulg. Inf. iti
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Lautlehre
( = lit. etti) „gehen". Im Kelt, trat ë für idg. et ein: zu *dei\w8 „Gott" (s. o.) gehört devo- in gall. PN.
Idg. oi blieb nur im Griech. und ältesten Lat. erhalten. Im klass. Lat. erscheint es meist als ü, im Ai. als ë, im Germ, als ai (dafür ahd. ei), im Lit. als ai oder ie und im Abulg. als è. Idg. *oinos „eins" = gr. οΐνή „die Eins (auf dem Würfel)", altlat. oino{m) — klass. lat. unum (Akk.), gpt. ains (ahd. ein) ; vgl. auch lit. v-íenas „eins". — Idg. *uoida „ich weiß" = ai. veda, gr. οίδα, got. wait (ahd. wei·^), abulg. védë. — Idg. *loiq*os „übrig" = gr. λοπτό$ „übrig", lit. ât-îaikas „Rest", abulg. otb-léki „Rest". Germ, ai ( < idç. ai, oi) erscheint im Ahd. als ë vor A, r und w: ahd. ètva „Zeit, Ewigkeit" zu got. aiws „dass.", gr. αΙών „Lehenskraft, -dauer", lat. aevorn „Lebenszeit, Ewigkeit" (idg. *aiy-). — lag. *8tioig*hos „Schnee" = lit. sniègas (apreuss. snaygis), abulg. enìgò = got. snaiws, aber ahd. snèo (Gen. snëwes). Im Lat. blieb idg. oi als oe bis in die klass. Zeit nach anlautendem p- und /- bewahrt, falls in der folgenden Sübe nicht i stand: lat. foedus „Bündnis" < idg. *bhoidhos im Ablaut zu fidut und fidês (§24), vgl. gr. ττέττοιθα „vertraue".
Idg. au bleibt im Griech. (au), Lat., Germ. (got. au, wofür ahd. ou) und Lit. erhalten. Im Ai. ist es zu ö, im Abulg. zu u geworden. Idg. *aug- „wachsen, mehren" in ai. Ójas- „Stärke", gr. αύξω, lat. augeö „vermehre", got. aukan „sich mehren" (ahd. ouhhön „vermehren"), lit. dugu „wachse". — Idg. *tauros „Stier" — gr. Taupos, lat. taurus (auch osk. Akk. ταυρομ) „Stier", lit. taüras, abulg. turò „Auerochs." — Idg. *sausos „trocken" = ai. sösah (mit s- für s-), gr. αύος, lit. saüsas, abulg. suchò. Wegen idg. au > ahd. δ vgl. unten unter idg. ou.
Idg. eu ist im Griech. als ευ, im Germ, als eu oder iu erhalten. Im Ai. ist es zu ö, im Lat. über ou zu ü, im Lit. zu au und im Abulg. zu u geworden.
Der Vokalismus
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Idg. *eusö „brenne" = ai. osami, gr. εύω, lat. ürö. — Idg. *deukö „ziehe" = lat. dücö (altlat. noch 3. Sg. ab-doucit), got. tiuha. — Idg. *leubhos „lieb" = got. Hufs, abulg. Vubb. — Idg. *bheudhö = ai. bodhämi „erwache, merke", gr. ττεύθομαι „erforsche", got. biuda „biete", abulg. bVudç „wahre, hüte". — Idg. *teutä „Volk, Land" = got. ßiuda, altlit. tautà usw. (§ 9). — Idg. *leuqos „leuchtend, weiß" = gr. λευκός „hell, weiß", lit. laükas „mit einem weißen Fleck auf der Stirn, blessig". Idg. ou ist im ältesten Griech. (ou ; Aussprache in klass. Zeit = ü) und Altlat. (ou, wofür klass. lat. ebenfalls ü) erhalten. Im (term, und Lit. ist es zu au, im Ai, zu ö, im Abulg. zu u geworden. Idg. *louqos „Lichtung, Waldblöße" = ai. löMh „freier Raum, Platz", altlat. (Akk.) loucorn — klass. lücum „Hain", lit. latïkas „Feld, das Freie". — Idg. *klounis „Hinterbacke' — ai. srónih, lat. clünis; dazu an. hlaun „Hinterbacke", lit. àlaunìs „Hüfte, Oberschenkel". — Idg. *bhoudh- (Ablautsform zu *bheudh- „wachen, merken") in ai. bubhoda „hat gewacht" ( < idg. *bhe-bhoudhe), got. bauß „bot"; lit. baudziù „strafe", abulg. buditi „wecken". — Idg. *(a)kousiö „höre" = gr. Ακούω, got. haus ja. Germ, au ( < idg. au, ou) erscheint im Ahd. als ö vor Dentalen und germ, h: zu idg. *sausos ,.trocken" (s. o.) gehört ahd. sören „verdorren". — Idg. *lovqos (s. o. und § 5) > ah«, loh „bewachsene Lichtung".
Wo nach den Kegeln des Ablauts (vgl. § 26, 2) dio Diphthonge ή oder m entstehen inußten, fielen diese in don Einzelsprachen mit ai bzw. au zusammen; vgl. für ai idg. *bid- (neben *lëid-) „nachlassen" in lit. pa-ldidas „lose", gr. λαιδρός „locker, keck", für m idg. *aus- (neben „Ohr" in lat. auris, lit. auÀs, got. auso „Olir".
Lautlehre
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5) Die Lang-Diphthonge
§ 19. Die Langdiphthonge waren im Verhältnis zu don Kurzdiphthongen seltener und sind in den Einzelsprachen meist (durch Kürzung des ersten Bestandteils) mit diesen zusammengefallen, sofern sie nicht schon im Idg. (nach § 14, 1) ihre zweite Komponente verloren hatten. Am besten kenntlich sind die Langdiphthonge im Ai. (und Iran.), wo die Kurzdiphthonge monophthongisiert wurden (ai, ci, oi > I ; au, eu, ou> δ; vgl. § 18), die Langdiphthonge aber als Diphthonge erhalten blieben (âi, ëi, δι > ai ; au, eu, ou > au). Idg. äi liegt ζ. Β. vor im Dat. Sg. der ά-Stämme : idg. -ài in ai. dsväy-ai „der Stute", gr. χώρ