Hans Sachs: Ein Handbuch 9783110657289, 9783110632798

Because of its extent and diversity, the oeuvre of the Nuremberg Meistersinger, dramatist, and author of moral didactic

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German Pages 1184 [1180] Year 2020

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Hans Sachs: Ein Handbuch
 9783110657289, 9783110632798

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Niklas Holzberg, Horst Brunner Hans Sachs

Niklas Holzberg Horst Brunner

Hans Sachs

Ein Handbuch Mit Beiträgen von Eva Klesatschke, Dieter Merzbacher und Johannes Rettelbach

Band 1

ISBN 978-3-11-063279-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-065728-9 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-065791-3 Library of Congress Control Number: 2020930381 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlagabbildung: Hans Sachs wird von Herneisen porträtiert / akg-images Gemälde von Andreas Herneisen (1574, Original in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel). Im gereimten Bericht Herneisens, der vorne im Bild zu sehen ist, wehrt der Dichter sich dagegen, für einen Marxbruder, d.  h. ein Mitglied der Nürnberger Fechtergesellschaft vom hl. Markus gehalten zu werden, dessen Symbol, der Löwe, hier zu einem Kätzlein verniedlicht ist. Satz: Dörlemann Satz, Lemförde Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Für Barbara Sasse und Johannes Rettelbach

Vorwort Das vorliegende Handbuch besteht aus zwei Hauptteilen. Der erste, ein Repertorium sämtlicher Werke des Hans Sachs (1494–1576), vereint die Regesten der Meisterlieder in den drei Sachs-Bänden des Repertoriums der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts (RSM), die Horst Brunner herausgegeben hat (Bd. 9–11, 1986/87), mit den von Niklas Holzberg erstellten Regesten der Prosadialoge, nichtmeisterlichen Lieder, Spruchgedichte und Dramen (Fastnachtspiele, tragedi und comedi). Teil I ist somit aus der Zusammenarbeit der beiden Unterzeichneten hervorgegangen. Teil II, eine Übersicht zu Quellen, Gattungstypologie, Motiven und Rezeption mit ausführ­ lichen Literaturhinweisen und einer an Holzberg 1976 und 1977 anknüpfenden Bibliographie auf dem Stand von 2019, beruht allein auf Untersuchungen und Sammlungen Niklas Holzbergs. Teil I, das Repertorium, verzeichnet die Sachs-Werke in chronologischer Folge – dabei werden nach Holzberg 2016 neun Schaffensphasen unterschieden – und erschließt sie außer durch die Inhaltsangaben durch Hinweise auf die modernen Editionen, die Quellen und die nach 1976/77 entstandenen Untersuchungen einzelner Texte. Grundlage ist das in Band 25 der Sachs-Edition, Keller/Goetze 1870–1908, enthaltene chronologische Werkregister (KG), dessen Nummerierungen im Repertorium übernommen sind; hinzu kommen die von Röttinger 1927 diesem Register eingegliederten und vorher nicht erfassten bzw. Sachs nicht sicher zugeschriebenen Dichtungen. Wie bei Keller/Goetze sind in die Werkchronologie die bis jetzt verfügbaren Daten zu Sachs’ Leben und zur sukzessiven Genese seines handschrift­ lichen und gedruckten Œuvres eingearbeitet, wofür vor allem Hirschmann 1976 als Quelle diente. Da jüngere Untersuchungen ergeben haben, dass die Reihenfolge der KG-Nummern in Band 25 von Keller/Goetze 1870–1908 in einigen Fällen nicht mit der Werkchronologie übereinstimmt, wurden im Folgenden einzelne Regesten mit Rücksicht auf das Datum, das sie jetzt tragen, versetzt; wo sie (in Durchbrechung der laufenden Zählung) eingeordnet sind, ist an der Stelle, wo man sie erwartet, mit → angezeigt. Im Einzelnen wird außer der KG-Nummer Folgendes angegeben: – das Entstehungsdatum. Hinzu kommt die Abkürzung [E], sofern ein Einzeldruck erhalten bzw. als verloren anzunehmen ist; genaue Nachweise bieten die Übersichten bei Keller/Goetze Bd. 24–26, Röttinger 1927, VD16 usw. Die Erstellung eines vollständigen Einzeldruckverzeichnisses durch Fortsetzung der Sammlertätigkeit Hermann Hilsenbecks in der Stadtbibliothek Nürnberg zwischen 1974 und 1982 (auf die nur Otten 1993 passim aufmerksam macht) wäre unbedingt wünschenswert; – der Titel je nach Überlieferungslage (bei nicht überlieferten Werken ist die von Sachs im Generalregister [Reprint: Hahn 1986] genannte Überschrift gewählt); Verlust eines Werkes wird durch [verl.], d.  h. verloren, am Ende des Eintrags signa­ lisiert; https://doi.org/10.1515/9783110657289-201

VIII 

 Vorwort

– zu den Meisterliedern ferner die Tonbezeichnung und, sofern es sich nicht (wie meist) um dreistrophige Lieder handelt, die Strophenzahl; zu den nichtmeisterlichen Liedern Strophenzahl und Strophenschema, zu den Spruchgedichten und den Dramen die Anzahl der Verse; – durch K./G. mit Bandzahl und Seitenzahl des Textbeginns wird auf die Ausgabe von Keller/Goetze verwiesen, welche die überlieferten Prosadialoge, nichtmeisterlichen Lieder, Spruchgedichte und Dramen enthält, durch G./D. mit Bandzahl und Textnummer auf die von Goetze/Drescher 1893–1912 edierten Fabeln und Schwänke, unter denen sich 1044 der in Keller/Goetze 1870–1908 nicht edierten Meisterlieder befinden (1023 + 21 a-Nummern); ferner durch G. mit Bandzahl und Textnummer auf die von Goetze 1880–1887 edierten Fastnachtspiele. Die Ausgaben der in Goetze/Drescher nicht enthaltenen Meisterlieder verzeichnen bis Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Bd. 9–11 des RSM; seitdem hinzugekommene Abdrucke, erschienen an den verschiedensten Orten und deshalb schwer zu erfassen, sind, soweit sie uns bekannt wurden, hier aufgenommen; ausdrücklich vermerkt sei, dass die im RSM verzeichneten Fundorte nicht noch einmal berücksichtigt wurden; – ein kurzes Regest, bei den tragedi, comedi und Fastnachtspielen zusätzlich eine Szenenübersicht; – soweit möglich die Quelle; die an diesem Ort sehr knappen Angaben sind in Kapitel 2 von Teil II ergänzt; – ein Verweis auf einen Text oder mehrere Texte, in denen Sachs den Stoff erneut bearbeitete; – die (in der Bibliographie aufgelösten) Siglen der jeweils einschlägigen Untersuchungen und gegebenenfalls, jedoch unsystematisch, Zitate von Forschungsmeinungen über einzelne Sachs-Texte, die für den allerersten Zugang hilfreich sein könnten; Die Regesten für die 4286 bzw. 4284 (s.  s.  1063) Meisterlieder sind durchweg den Bänden 9–11 des RSM entnommen, die von Eva Klesatschke, Dieter Merzbacher und Johannes Rettelbach unter Leitung von Horst Brunner erarbeitet wurden; gelegentlich ist der Wortlaut, wenn es notwendig erschien, stillschweigend verändert. Anders als im RSM wird im vorliegenden Repertorium, wenn mehrere Bearbeitungen eines Stoffes vorliegen, der Inhalt nur jeweils einmal zusammengefasst, dann verweist „Inh. u. Q. wie …“ auf die Werknummer, bei der die betreffende Paraphrase zu finden ist; außerdem wird auf stoffliche Varianten zu einzelnen Texten hingewiesen. Das Werkverzeichnis in Bd. 25 von Keller/Goetze 1870–1908, das cross references enthält, bietet sie keineswegs zu jedem Werk, am wenigsten zu den Texten, die auf Bibelstellen fußen. Ein Problem, das bei der Arbeit an den Regesten nicht befriedigend gelöst werden konnte, ist das der Wiedergabe von Eigennamen. Im RSM werden diese in der Regel in normalisierter Form genannt; z.  B. ist dort „Clitimestra“ o.  ä. stets durch „Klytäm-

Vorwort 

 IX

nestra“ oder „Ulisses“ o.  ä. stets durch „Odysseus“ ersetzt, aber es ist kein einheitliches System erkennbar; so enden etwa die griechischen Personennamen teils auf -os, teils auf -us oder übernehmen das Kappa des Originals teils als k, teils als c, und die in Boccaccios Decameron agierenden Personen tragen teils dieselben Namen wie im italienischen Original, teils die von Sachs verwendeten, und diese dann wiederum nicht konsequent in der Schreibweise des gegenwärtigen Deutsch. Dem entspricht das Namenverzeichnis in Band  16 des RSM. Das von dessen Herausgebern gewählte System konnte im vorliegenden Repertorium nicht geändert werden – etwa durch Rückgriff auf die jeweils Sachssche Version –, da der größte Teil der rund 4300 Meisterlieder nicht gedruckt vorliegt, also in den über ganz Europa verstreuten Handschriften bzw. in der Kopiensammlung der Stadtbibliothek Nürnberg (deren Reproduktionen z.  T. unleserlich sind) eingesehen werden müsste. Eine solche Arbeit aber hätte sich über Jahre hingezogen, und deshalb ist die Schreibweise der Namen von RSM übernommen; lediglich die in den Fastnachtspielen, tragedi und comedi sprechenden Personen erscheinen unter den von Sachs verwendeten Namen, denen in Klammern die „normalisierte“ Form hinzugefügt ist. Aus dem Gesagten dürfte deutlich erkennbar sein, dass für das vorliegende Repertorium auch kein Namenverzeichnis erarbeitet werden konnte. Das in Band 16 des RSM enthaltene Register muss als vorläufiger Ersatz dienen, und es bleibt zu hoffen, dass irgendwann einmal die Erfassung aller bei Sachs vorkommenden Namen auf der Basis einer gut durchdachten Systematik erfolgt. Die in Teil II des vorliegenden Handbuches enthaltenen Übersichten sind in der Absicht erstellt, der Sachs-Forschung neue Impulse zu geben. An der wissenschaft­ lichen Seriosität mancher Untersuchungen zu Hans Sachs sind unserer Ansicht nach Zweifel angebracht. Denn den Interpreten einzelner oder mehrerer Texte mangelt es nicht selten, wie leicht erkennbar ist, an einem zureichenden Überblick über das gesamt Œuvre, und diesen soll nun das vorliegende Repertorium erleichtern. Aber der Wert von Sachs-Interpretationen wird meist auch dadurch beeinträchtigt, dass nicht wenige Forscher die Quellen, mit denen Sachs arbeitete, nicht oder nur unzureichend heranziehen. Das mag lange Zeit dadurch entschuldigt gewesen sein, dass die einschlägigen Drucke des 15./16. Jahrhunderts nur schwer zugänglich waren, aber seit sie digitalisiert und durch GW bzw. VD16 vollständig und denkbar bequem erschlossen sind, gilt das nicht mehr. Sachs’ Umgang mit seinen Vorlagen ist bei der Analyse unbedingt zu berücksichtigen; deshalb wird hier in Ergänzung der kurzen Hinweise zu den einzelnen Texten eine Liste sämtlicher bisher ermittelter Prätexte vorgelegt, die weit mehr Informationen bietet als alle bisherigen Quellenverzeichnisse (Näheres dazu in der Vorbemerkung zu Kap. 3.2). Ergänzt ist die Liste durch diejenige der „Wartetexte“, die zu weiterem Fahnden nach von Sachs benutzter Literatur anregen soll. Gleichfalls für die Interpretation von Sachs-Texten unverzichtbar ist der Blick auf die Intertextualität der von ihm selbst verfassten Werke. Die nicht wenigen Varianten in einzelnen stoffgleichen Dichtungen konnte man bisher zu einem großen Teil im KG-Register orten, doch zahlreiche Sachs-Forscher ignorierten dieses unentbehrliche

X 

 Vorwort

Instrumentarium, dessen Angaben durch die Hinweise im vorliegenden Repertorium ergänzt sind. Der häufig zu verzeichnende Verzicht auf den Vergleich eines Sachs-Textes mit einem von ihm stammenden, inhaltlich im Wesentlichen identischen Text dürfte auch darin seinen Grund haben, dass vielen Sachs-Interpreten die Typologie seiner Dichtungen nicht hinreichend vertraut ist, z.  B. weder die Unterscheidung von Meisterliedern, Liedern, Spruchgedichten, Fastnachtspielen, tragedi und comedi – so werden etwa Spruchgedichte nicht selten als Meisterlieder bezeichnet oder tragedi bzw. comedi als Fastnachtspiele – noch die Tatsache, dass es sich etwa bei „Schwank“ innerhalb des Sachsschen Œuvres nicht um ein Genre per se, sondern um eine von mehreren Textsorten sowohl der Meisterlieder als auch der Spruchgedichte handelt. Der vorliegende Versuch, hier zu differenzieren, mag nicht in jeder Hinsicht überzeugen, aber umso mehr ist zu wünschen, dass auch in diesem Bereich künftig sorgfältiger gearbeitet wird als bisher. Neue Aspekte der Sachs-Interpretation möchte auch das Kapitel  4 von Teil  II erschließen, das die Aufmerksamkeit auf bisher zu wenig untersuchte Motivkomplexe lenkt. Allen Kapiteln sind thematisch aufgeschlüsselte Literaturhinweise vorausgeschickt. Das vorliegende Handbuch entstand zur selben Zeit wie zwei neue Sachs-Monographien, welche die heute für eine Untersuchung von Werken des Dichters zu fordernde Arbeitsmethode optimal anwenden: Barbara Sasses Analyse ausgewählter tragedi und comedi und die Auseinandersetzung Johannes Rettelbachs mit einer großen Zahl nicht-dramatischer Sachs-Texte. Den beiden Kollegen, die der Sachs-Forschung in jüngster Zeit die wichtigsten Impulse gegeben haben – auch durch zahlreiche sehr bedeutsame Aufsätze –, ist dieses Handbuch gewidmet. Last not least sei Sandra Hartl dafür gedankt, dass sie tapfer den riesigen Arbeitsaufwand des Korrekturlesens von Manuskript und Fahnen auf sich nahm. München und Würzburg im Frühjahr 2020 Niklas Holzberg

Horst Brunner

Inhalt Band 1 Vorwort 

 VII

Abkürzungsverzeichnis 

 XIII

Teil I Repertorium: Chronologische Übersicht zu Leben und Werk 1

Schaffensphase 1513–1520 

 3

2

Schaffensphase 1523–März 1527 

3

Schaffensphase April 1527–Februar 1530 

4

Schaffensphase Februar 1530–Dezember 1539 

5

Schaffensphase 1540–1549 

 19  31  68

 176

Band 2 6

Schaffensphase Januar 1550–Dezember 1556 

 547

7

Schaffensphase Januar 1557–November 1561 

 899

8

Schaffensphase Dezember 1561–Februar 1564 

 991

9

Schaffensphase Frühjahr 1564–Frühjahr 1573 

 1029

Teil II Anhang 1

Numerische Übersicht über die Texte 

 1061

XII 

 Inhalt

2 Quellen   1064 2.1 Altes und Neues Testament  2.2 Weitere Quellen   1069 2.3 Wartetexte   1088

 1064

 1092 3 Typologische Übersicht  3.1 Lieder: Chronologie und Typologie   1092 3.2 Meisterlieder   1093 3.3 Spruchgedichte   1099 3.4 Fastnachtspiele: Chronologie und Typologie   1104 3.5 Dramen (tragedi und comedi): Chronologie und Typologie  4 4.1 4.2 4.3

 1112 Drei ausgewählte Motivkomplexe  Erlebnis/Traum des Ich-Sprechers   1113 Liebe, Ehe, Sex und Skatologie   1120 Grausame Misshandlungen und Tötungen 

5

Hans-Sachs-Rezeption: Literaturhinweise 

6 Bibliographie 

 1127

 1121

 1124

 1107

Abkürzungsverzeichnis < Geht zurück auf Prätext x Zahl, Buchstabe(n), Wort, Wörter ergänzt bzw. erschlossen A. Anmerkung Abs. Absatz Anh. Anhang Ausg. Ausgabe Bd. Band Com. comedi Fsp. Fastnachtspiel G. Goetze 1880–1887 G./D. Goetze/Drescher 1893–1912 GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, hg. von der Kommission für den Gesamt­ katalolog der Wiegendrucke, Leipzig (später Stuttgart) 1925  ff. [http://www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de] H Hirschmann 1976 Hg. Herausgeber hg. herausgegeben Hs. Handschrift Inh. Inhalt KG Nummern des Sachs-Werkverzeichnisses in K./G. Bd. 25 K./G. Keller/Goetze 1870–1908 Lit. Forschungsliteratur MG Meistergesangbuch Ml. Meisterlied ND Neudruck OT Originaltext Q. Quelle Rez. Rezension Brunner/Wachinger 1986–2009 RSM RV Ratsverlass SG Spruchgedichtbuch Sg. Spruchgedicht Str. Strophe tragedi Trag. Ü. Übersetzung verl. verloren Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. JahrhunVD16 derts, hg. von der Bayerischen Staatsbibliothek München, 25 Bde., Stuttgart 1983– 2000 [http://www.gateway-bayern.de/index_vd16.html] Vs. Vers(e) zweispr. Zweisprachig

https://doi.org/10.1515/9783110657289-202

Teil I Repertorium: Chronologische Übersicht zu Leben und Werk

1 Schaffensphase 1513–1520 Überwiegend vorreformatorische Meisterlieder (insgesamt 49); außerdem 26 sonstige Lieder, 4 Spruchgedichte und 2 Fastnachtspiele. 5. 11. 1494 geb. in Nürnberg, Kotgasse [jetzt Brunnengasse]. Vater Görg (Jörg), Schneider, wahrscheinlich aus Zwickau; um 1465 geboren, gestorben zwischen 1518 und 1531. Erhielt Anfang Januar 1490 in Nürnberg das Bürgerrecht. [H 1] Mutter Christina, Witwe des Schneidermeisters Hans Prunner. Heiratet um 1490 Görg Sachs, hatte am 12. 8. 1489 das Haus in der Kotgasse erworben. Brachte einen Sohn Nikolaus in die Ehe mit. [H 1] Lit.: zur Familiengeschichte: Buchholz 1986. Lit.: zu den zeitgenössischen Porträts: Klein 1988, 276  f.; Hesse 1994; Zander-Seidel 1994; Schilling 2012, 124–127; M. Wenzel 2012, 283–291. 1501–1509 Lateinschule. Lit.: zu Sachs’ Lateinkenntnissen: Walsh 1980, 19; Michael 1991; Haustein 1994, 13 A. 33; Holzberg 1995b, 17 A. 20; Kästner 1998, 358; Neumann 2005, 30  f.; Dammer/Jessing 2007, 16; Baro 2009, 382; Baro 2011b, 57  f.; Kipf 2015, 428  f. 1509–1511/12 Schuhmacherlehre; Unterricht im Meistergesang bei Lienhart Nunnenbeck. Lit.: zu Nunnenbeck: Klesatschke 1984; Klesatschke 1987. 1511 (1512?) Beginn der Gesellenwanderschaft (Ende vor KG 47 = Fsp. vom 21. 2. 1517); Sta­tio­nen laut KG 5986a = Sg.: Regensburg, Braunau, Salzburg, Hall, Passau, Wels, München, Landshut, Altötting, Burghausen, Würzburg, Frankfurt, Koblenz, Köln, Aachen. Lit.: Gesamtdarstellungen von Leben und Werk: Bernstein 1993; Otten 2002; Merzbacher 2004; Brunner 2009; Holzberg 2016.

1513 1513 Silberweise in Braunau erfunden, Goldener Ton in Ried. Entschluss zum Dichten dann in Wels gefasst? (laut KG 740 = Sg.).

1 1513. Ein puelied (Reinmar von Brennenberg, Hofton). [verl.] Lit.: Rettelbach 2019, 62.

2 1. 9. 1513. Ein puelied (Reinmar von Brennenberg, Hofton; Heinzmann 2001, 20  f.; Rettelbach 2005a, 211–213). 3 Str. Reimschema: abcdabcdefgefghhixi. Klage über Abschied von der Geliebten; Lob der Geliebten. In Wels verfasst? (Hintner 1903). Lieder im Hofton Reinmars von Brennenberg waren, da es sich um einen populären Ton handelte, in der Singschule nicht erlaubt. Quelle ist die Abschiedsklage der Geliebten um den toten Bremberger im Königsteiner Liederbuch. Lit.: Heinzmann 2001, 95–99; Rettelbach 2005a, 210–216 (215: „Der Bezug zur Tradition gerade am Anfang des Schaffens verrät das Bemühen, sich einen neuen Bereich von Dichtung systematisch zu erschließen.“); Rettelbach 2019, 61  f.63  f.

3–23 Liebeslieder (1513/?14?) in eigenen, durchweg verlorenen Tönen. [verl.]

https://doi.org/10.1515/9783110657289-001

4 

 1514

24 1513. Ein lob Marie (Sachs, Goldener Ton; Rettelbach 2005a, 206  f.). Anrufung der musica und Bitte um Beistand beim Dichten. Lob einer Frau unter Verwendung von Marientopik ohne Nennung des Namens „Maria“. In Ried geschrieben. Lit.: Rettelbach 2005a, 205–210; Rettelbach 2019, 61.

26. 12. 1513 Ankunft in München, dort länger als ein Jahr; Liebesaffäre laut KG 2727 = Sg.

1514 25 1514. Ein maisterstraff von der gotheit (Marner, Langer Ton). Wiedergabe und Glossierung der lateinischen Doxologie Gloria patri. Niemand kann die innertrinitarische Geburt des Sohnes aus dem Vater begreifen, selbst die Sieben Künste (Katalog) versagen [Str. 1]. Johannes sieht in einer Vision die Trinität zusammen mit einer maget, außerdem drei Personen unter einer Krone und ein dreiflammiges Licht, doch kann er die innertrinitarische Geburt nicht erfassen. Athanasios, der hoch begnadet ist und viel über die Trinität schreibt, kann ihr Mysterium ebenfalls nicht ergründen [Str. 2]. Augustinus geht am Meer entlang und trifft ein Kind, das ihm erklärt, so wie es nicht die Fluten in eine kleine Grube schöpfen könne, könne er nicht das Wesen der Gottheit erfassen. Schluss: Warnung vor Spekulation, sie führe leicht zur Ketzerei. Bitte um ewiges Leben [Str. 3]. In München gedichtet: Dies par ist hans sachsen Erst gedicht (Hs. Dresden M 190 [Autograph], 17v). Lit.: M. E. Müller 1978, 26  f.; Schanze 1983/84, 358  f.

26 1514. Vnser lieben frawen clag (Marner, Langer Ton). 7 Str. Compassio Mariae. Am Anfang (und in Str. 5) Ermahnung zur Betrachtung ihrer Leiden. Str. 1–5: Schilderung des Gekreuzigten und der Schmerzen, die Maria erleiden musste; Str. 4 berichtet, wie Maria Johannes anvertraut wird, Str.  5 erwähnt die Öffnung der Seite Jesu durch einen blinden Juden und die Begleiterscheinungen des Todes Jesu. Str.  6 und 7: Kreuzabnahme, lange Marienklage und Grablegung Jesu. Schluss: Bitte an Maria und Johannes um Rettung der Seele. [Wahrscheinlich liegt Einfluss eines Folz-Liedes vor]. Lit.: Ellis 1974, 50  f. (50: „Hans Sachs displays a greater power of realistic description and is able to depict Mary’s love for her child in a more natural manner.“). Wohl für Karfreitag geschrieben.

27 1514. Pewerung vom sacrament (Marner, Langer Ton). Bitte an Maria um Befähigung zur Darlegung des eucharistischen Mysteriums. Erklärung des würdigen und unwürdigen Empfangs durch die Analogie von Biene und Spinne, die sich beide von Blumen ernähren [Str. 1]. Erklärung der gleichzeitigen Wandlung an verschiedenen Orten durch die Sonnenanalogie, der gleichzeitigen Gegenwart Gottes in vielen Hostien durch die Spiegelanalogie [Str. 2]. Erklärung der Wandlung durch die alttestamentarische Analogie von Lots Frau. Für die Kraft des Wortes, das allein Veränderung bewirkt, wird das Beispiel von der Schlange angeführt, die durch ein Wort ihr Gift verliert. Schluss: Ermahnung zum Glauben an die Eucharistie und Bitte um



Nr. 33 

 5

ewiges Leben [Str. 3]. Wohl für Fronleichnam geschrieben. Anlehnung an ein Nunnenbecklied. Lit.: M. E. Müller 1978, 27; Feuerstein 2001, 73  f.

28 1514. Von der gepurt Cristi (Sachs, Goldener Ton). 5 Str. David bittet in der Vorhölle um Erlösung. Wie im AT prophezeit, gebiert Maria Christus jungfräulich. Beschreibung der Geburtsszene, Ankunft der Weisen aus dem Morgenland. Man soll das Kind preisen, das uns erlöst hat. Schluss: Bitte zu Maria um Beistand beim Jüngsten Gericht. Vermutlich zum Weihnachtsfest. Lit.: M. E. Müller 1978, 25  f.; Feuerstein 2001, 75.

1515 29 1515. Salve regina (Sachs, Silberweise; wohl erstmals). Mariengruß. Glossenlied über das Salve regina, das vollständig zitiert wird. Lit.: Rettelbach 2014, 45–47.

30 1515. Ein lob Marie (Frauenlob, Goldener Ton). Marienpreis (Titel, Präfigurationen, Unerreichbarkeit). Schluss: Widmung des Liedes an Maria, Bitte um ewiges Leben. 31 „1515“. Eher Weihnachten 1514. (Schanze 1983/84, 359 A. 31) Ein weinachtpar, von der gepurt Christi (Zorn, Zugweise). Begrüßung Marias und Bitte um Erleuchtung zw dissen weyhnachten. Die Propheten haben Marias jungfräuliche Geburt prophezeit, daher bitten David und die Propheten um Erlösung aus der Vorhölle. Erzählung der Weihnachtsgeschichte von der Verkündigung bis zur Anbetung durch die Hirten. Schluss: Die Christen sind verpflichtet, Maria zu dienen, weil sie das Heil brachte (Gegensatz Eva – Ave). Der Dichter widmet das Gedicht Maria. Lit.: Schanze 1983/84, 359; Feuerstein 2001, 75.

32 7. 4. 1515. Historia. Ein kleglich geschichte von zweyen liebhabenden. Der ermört Lorenz (K./G.  2,216). 256 Vs. Die drei Brüder Lisabettas, der Tochter eines reichen Kaufmanns aus Messina, töten ihren Geliebten, den Knecht Lorenzo. Im Traum erscheint er ihr und zeigt ihr den Ort, eine Linde, wo er begraben ist. Sie gräbt heimlich seinen Kopf aus, balsamiert ihn ein und weint täglich darüber. Die Brüder nehmen ihn ihr weg und fliehen. Aus Gram stirbt Lisabetta nach kurzer Zeit. Man bestattet das Liebespaar gemeinsam. Schluss: Liebe und Mord können nicht verborgen bleiben. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,5 (Arigo). Vgl. KG 70 = Ml., 1924 = Trag. und 2824 = Ml. Der spruch der ist mein erst gedicht Das ich sprüchweiß hab zu-gericht. Lit.: Buschinger 1993, 61–63; Flood 1995, 155–158; Rettelbach 2019, 72  f.; Sasse 2020b, 215–218.

33 1. 5. 1515. [E] Kampff-gesprech von der lieb (K./G. 3,406). 389 Vs. Der Dichter hört an einem locus amoenus den Dialog eines alten Mannes, dessen Sohn an Liebeskummer starb, mit einem Ritter. Ovid (Ars amatoria 2,515; vgl. Holzberg 2017, 159) ist zitiert. Beispiele für unglücklich Liebende: Achill/Polyxena, Samson/Delila, Jason/Medea, Pyramus/Thisbe, David/Bathseba, Virgilius, Guisgardus/Gismunda, Tristan, Leander/

6 

 1516

Hero, Florio/Biancefiora, Euryalus/Lucretia, Paris/Helena. Ein Greif wirft den Kopf der von dem Ritter geliebten Frau herab. Der Dichter geht nach Hause zum Dichten, Epilog gegen voreheliche Liebe. Vgl. KG 39 = Ml. und 59 = Fsp. Lit.: Dietl 1999, 338  f.; Feuerstein 2001, 80  f.; Klingner 2010, 112  f. A. 266, 266–268; Klingner/Lieb 2013, 1, 637–639 (B 400); Rettelbach 2019, 73.

34 1515. Unterweisung was zu singen sey (ein schuelkunst) (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Der Sänger bedauert, dass er hy auf dissen plan nicht jedermanns Geschmack treffen kann. Ein guter Sänger darf nicht nur immer über seine Kunst singen – das kann er im Kreis der Meistersinger tun –, er muss die Themen nach seinem Publikum wählen: Bei den Meistersingern singe er von den Sieben Freien Künsten, bei Klerikern von Gott, beim Adel von ritterlichen Betätigungen (Stechen, Kämpfen, Jagen usw.), bei schönen Damen von Scham und Wohlerzogenheit, bei Bauern vom Pflug, bei Kriegsleuten vom Krieg, bei Kaufleuten von allen Ländern, entsprechend bei Trinkern, Spielern und Liebhabern. Die erste Schulkunst, wohl noch in München. Lit.: Schanze 1983/84, 359; Sobel 1983, 200  f. (201: „This poem […] may be read as his expressed desire that Meistergesang become important in the cultural life of a community, that it be truly a Kunst.“); Dutschke 1985, 67–69.

1516 5. 2. 1516 in Würzburg, ab Ostern dann wohl in Frankfurt a.M. Dort erfindet Sachs seinen dritten Meisterton, die Überhohe bzw. Hohe Bergweise.

35 1516. Das schuelregister der straff (Frauenlob, Langer Ton). Begrüßung der anwesenden Meister, Merker, Singer und Zuhörer. Katalog von Fehlern im Meistergesang (falsche Meinung, falsche Melodie, falsches Latein, Equivoca, blinde Meinung, usw.). Umarbeitungen einer reinen Tabulatur in Verse. In Frankfurt a. M. am Himmelfahrtstag geschrieben. Vielleicht erster Auftritt vor der Frankfurter Gesellschaft. Lit.: Ellis 1974, 154 („This Meisterlied contains the earliest comprehensive list extant of the errors which were penalized.“); Schanze 1983/84, 360  f.; Sobel 1983, 201  f.; Dutschke 1985, 69  f.

36 1516. Warumb gesang unwert ist (Der heilige ursprung des meistergesangs) (Regenbogen, Langer Ton; Reichmann/Wegera 1980, 162  f.). Ein König und zwölf Diener legen einen Garten an und umgeben ihn mit einem goldenen Zaun, der sieben Pforten hat. Im Garten wachsen zwölf Weinstöcke, ein Baum mit drei Ästen, eine Lilie, Veilchen und Rosen. Alle Pflanzen werden von einem Brunnen getränkt. Wer zu dem Garten kommt und Früchte will, erhält sie von den zwölf Dienern. Der König hat viele Feinde, die den Garten belagern. Sie wollen die Früchte nicht genießen, aber auch anderen den Zutritt streitig machen [Str.  1]. Deutung: Garten: Kunst des Meister­ gesangs; König: Heiliger Geist; zwölf Diener: zwölf alte Meister; Zaun: heilige Schrift; sieben Pforten: Sieben Freie Künste; Weinstöcke: Lieder über das Glaubensbekennt-



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nis; Baum: Lieder über die Trinität; Lilien: Lieder zum Lob Marias; Veilchen und Rosen: höfische Lieder; Brunnen: Melodien und Meistertöne; Feinde: Gegner des Meistergesangs. Schluss: So schlecht es in der Welt auch steht, der Garten wird immer noch von vielen kunstreichen Singern gepflegt, die dafür vom Heiligen Geist belohnt werden [Str. 2 und 3]. Lit.: Dutschke 1985, 71  f.; Otten 1993, 25–30; Rettelbach 2006, 382–385; Rettelbach 2019, 79  f.

37 1516. Der schwknecht werckzewg (Muskatblut, Langer Ton; G./D.  3, Nr.  1). 5 Str. Anrede der Schustergesellen. Der Dichter kommt im Winter, am Stephanstag, ohne Geld nach München. Der Herbergsvater gibt ihm Wein, behält aber seine Jacke dafür. Die Herbergsmutter verspricht ihm die Rückgabe der Jacke, wenn er ein Gedicht über die Werkzeuge und die Arbeit des Schusters machen könne. Es gelingt ihm, die Jacke zurückzubekommen. Er zieht weiter nach Würzburg, wo er die beste Gesellschaft findet. Dort wird er am Aschermittwoch getauft und erhält den Namen Hans Rosengart. Er will sich dieser Gesellschaft würdig erweisen (hier ist keine Meistersingergesellschaft gemeint). Lit.: M. E. Müller 1985, 43  f.; Berger 1994b, 41–43.

38 1516. Ein maistergrues aller ding (Sachs, Hohe Bergweise). Der Dichter ist viel herumgekommen und hat oft schlechte Singer getroffen, die sich für Meister hielten, deshalb sucht er einen Meister, bei dem er lernen kann, in richtiger Weise über viele Themen zu dichten: das Wesen der Gottheit, die Menschwerdung, vom geistlichen Stand, vom Adel, von höfischen Dingen, von Bürgern und Bauern, Frauen, Jungfrauen, Türken, Juden, Heiden, von Kaufmannschaft, Krankheiten, von aller Kreatur, der pflanzlichen und unbelebten Natur, von Welt, Paradies, Hölle, Firmament und Planeten. Lit.: Schanze 1983/84, 361; Sobel 1983, 203; Dutschke 1985, 72–74; Rettelbach 2019, 80  f.

39 1516. Von der lieb (Frauenlob, Langer Ton). 7 Str. Der Dichter geht morgens im Wald spazieren. Er sieht einen verwundeten Ritter unter einer Linde sitzen, neben ihm sein Pferd. Dieser erzählt: Vor zwei Jahren habe ihn Frau Treue zu Frau Venus geholt. Sein Pferd scheute, doch er trieb es mit den Sporen an. Im Garten der Venus habe ihm ein Kind mit einem Pfeil das Herz durchschossen, die Königin habe ihm ein rot-goldenes Vögelchen anvertraut und ihm erlaubt, bei ihr zu bleiben, solange er den Vogel habe. Seine Wunde sei sofort geheilt. Doch bald sei ein Drache gekommen, der habe mit seinem Gebrüll den Vogel verscheucht. Die Wunde sei aufgebrochen und ein alter Ritter habe ihn aus dem Garten getrieben. Seitdem reite er ziellos umher und leide. Der Ritter will fortreiten, doch das Pferd strauchelt, er stürzt herab und sein Schwert zerbricht. Zornig schreiend steigt er erneut auf und reitet in einen See. Der Dichter erzählt sein Erlebnis einem weisen Meister, der es ihm deutet: Ritter: Menschen, die die Treue zur fleischlichen Liebe bringt; Pferd: Vernunft; Sporen: Sinnlichkeit; Garten: Einwilligung; Pfeil: Konkupiszenz; Königin: Ränke der fleischlichen Liebe; Vogel: Glück, das traurige Herzen heilt; Drache: Tücken der clafer; Vertreibung durch den alten Ritter: Folgen der Bekanntmachung; Straucheln des Rosses: Vernunft; Schwert: Rache Gottes; Schreie des Ritters: Widerrede des Menschen gegen Gott; See: Höllenstrafe; Hineinreiten des Ritters: ewiger Tod. Vgl. KG 33 = Ml. und 59 = Fsp.

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40 1516. Ein salue regina (Singer, Schlechter Ton). Marienpreis und -gruß als Glossenlied über das Salve regina, dessen Text vollständig zitiert ist (zahlreiche Marientitel, dar­ unter die Präfigurationen: Dornbusch, Wurzel Jesse, Gideons Vlies). Schluss: Bitte zu Maria um Beistand in der Todesstunde. Lit.: Rettelbach 2014, 47.49–51; Rettelbach 2019, 40  f.

In frawen eren don 3 XIII par nach ein ander vnd heissen die 3 neuen historj 41 1516. [E] Gismunda mit Guisgardo (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 3, Nr. 4). 13 Str. Fürst Tankred (Tankredi) gibt seine Tochter Ghismonda (Ghismunda) dem Sohn des Herzogs von Capua zur Frau. Dieser stirbt jedoch bald, so dass Ghismonda an den Hof ihres Vaters zurückkehrt. Da ihr Vater sie nicht mehr verheiraten will, fällt ihre Liebe auf Guiscardo, einen Diener ihres Vaters. Der Vater wird durch Zufall Zeuge eines heimlichen Treffens der Liebenden. Er lässt Guiscardo töten und schickt seiner Tochter das Herz ihres Geliebten in einem goldenen Becher. Ghismonda gießt einen Gifttrank hinein, trinkt davon und stirbt. Schluss: Solche Liebe nimmt ein trauriges Ende. Deswegen soll man seine Tochter verheiraten, bevor sie ihre Ehre verliert. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,1 (Arigo). Vgl. KG 1888 = Trag. Lit.: Schanze 1983/84, 362; Henkel 2014, 193  f.

Die ander histori 42 1516. [E] Constancia und Gerbino (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 3, Nr. 5). 13 Str. Gerbino, der Enkel des Königs Wilhelm (Guiglielmo) von Sizilien, will die geliebte Constanze (Gostanza), die Tochter des Königs von Tunis, die zu ihrem künftigen Gemahl gebracht wird, entführen. Er bricht die Zusage auf freies Geleit, die sein Großvater dem König von Tunis gewährte. Constanze wird von ihren Begleitern getötet, Gerbino auf Geheiß seines Großvaters enthauptet. Schluss: Das alles geschah nur, weil Constanze gezwungen werden sollte, den alten König von Granada zu heiraten. Erzwungene Ehen gedeihen nicht. Man soll deswegen sein Kind mit jemand verheiraten, der ihm gefällt. Auch so verwandelt sich noch Honig in Galle. Q.: Giovanni Boc­caccio, Decameron 4,4 (Arigo). Lit.: Schanze 1983/84, 362.

Hernach volget die drit histori 43 1516. [E] Andreola mit Gabrioto (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 3, Nr. 6). 13 Str. Andriuola (Andreuola), die Tochter eines persischen Ritters, geht eine heimliche Ehe mit Gabriotto, einem jungen Mann von niederer Abkunft, ein. Mit Hilfe der Magd halten sie ihre heimlichen Zusammenkünfte verborgen. Eines Nachts träumen beide Liebenden Unheilvolles über Gabriotto. Andriuola geht am nächsten Tag nur widerwillig und auf Drängen Gabriottos zum Stelldichein. Während ihres Beisammenseins stirbt Gab­ riotto ganz plötzlich. Zusammen mit der Magd will Andriuola den Geliebten zum Haus seines Vaters tragen. Sie werden gesehen und vor den Richter gebracht, der glaubt, Andriuola habe Gabriotto vergiftet. Ein ärztliches Gutachten aber stellt die wahre To­desursache fest und befreit Andriuola vom Mordverdacht. Nun bedrängt sie der Richter,



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der an ihr Gefallen gefunden hat. Das Hinzukommen ihres Vaters rettet sie. Andriuola gesteht ihrem Vater die heimliche Ehe mit Gabriotto. Dieser verzeiht ihr und lässt ihn feierlich als Schwiegersohn bestatten. Der Richter hält um ihre Hand an. Sie weist ihn ab, geht in ein Kloster und trauert um ihren Geliebten. Schluss: Heimliche Ehen gedeihen selten gut. Daraus ist das Sprichwort entstanden: Wer sich Sorgen und Leid schaffen will, soll seinen Geliebten heiraten. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,6 (Arigo). Lit.: Schanze 1983/84, 362; Feuerstein 2001, 80.

44 1516. Das ave maris stella (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). 7 Str. Mariengruß und -preis als Glossenlied über das Ave Maris stella mit vollständiger Zitierung des lateinischen Textes (zahlreiche Marientitel, darunter die Präfigurationen: Gideons Vlies, Dornbusch, Arche). Lit.: Becker/Schmeer 2017.

45 1516. Furwurff aller straff (Zorn, Verhohlener Ton). Bitte um Befähigung, die Regeln der Schärfe und Glätte darzulegen. Die Schärfe straft alles, was sonst auch geahndet wird, aber darüber hinaus noch sieben weitere Verstöße: heimliche Equivoca, rührende Reime, Klebsilben, blinde Meinung, blinde Worte, halbe Worte, Milben, Erläuterung der Begriffe. Lit.: Dutschke 1985, 70  f.

46 1516. Von der gotlichen lieb (Marner, Langer Ton). 7 Str. Bitte um Befähigung, die Eigenschaften der göttlichen, brüderlichen und fleischlichen Liebe darzulegen. Die Liebe zu Gott ist demütig, gehorsam, barmherzig, keusch, sanft, maßvoll, nicht träge, hält die Gebote, hütet sich vor Sünde, tut gute Werke, schützt vor Anfechtung, ist stark. Den Märtyrern (Aufzählung) half sie, ihre Qualen durchzustehen. Das erste Gebot besagt, Gott zu lieben. Er hat uns erschaffen und nach dem Sündenfall durch sein Sterben erlöst. Schluss: Man soll Gott inbrünstig lieben und den Nächsten wie sich selbst. [Fortsetzung des Zyklus: KG 48 und 49] Lit.: Neumann 2005, 72–74.

Ende 1516/Anf. 1517 Rückkehr nach Nürnberg.

1517 47 21. 2. 1517. Faßnacht-spiel: Das hoffgesindt Veneris, unnd hat 13 person (K./G. 14,3; G. 1, Nr. 2). 214 Vs. Q.: Hermann von Sachsenheim, Die Mörin. Inhalt: Die auftretenden Personen fügen sich der Reihe nach der Macht der Venus. Szenenübersicht: Prolog Ehrnholdt, dann der getreue Eckardt (Eckart) und Donheuser (Tannhäuser) (schon gefangen), dann Ritter, Doktor, Bürger, Bauer, Landsknecht, Spieler, Trinker, Jungfrau, Fräulein; jedes Mal vorher warnender Eckardt, aber Venus schießt. Epilog: Venus. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 114–116; Walsh 1980, 23; Hundsnurscher 1990; Berger 1995, 159–161; Tailby 1995, 189  f.; Asaad 2016; Rettelbach 2019, 76  f.

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Das ander par (Fortsetzung von 46) 48 1517. Von der pruederlichen lieb (Marner, Langer Ton). 7 Str. Bitte um Befähigung, die brüderliche Liebe darzulegen. Adam blieb viele Jahre unfruchtbar, nachdem Abel von Kain erschlagen worden war. Die brüderliche Liebe ist das erste Gesetz der Natur. Plato lehrte von der brüderlichen Liebe, sie sei aller dugent ein würcz. Die brüderliche Liebe ist bescheiden, gehorsam, barmherzig, hilfsbereit, ehrlich, keusch, friedfertig, kennt nur gerechten Zorn, ist nicht nachtragend, nicht neidisch, sondern verschwiegen, gutmütig, treu, klug, dankbar, sanftmütig, fleißig, fröhlich. Titus und Gisippus waren einander so in brüderlicher Liebe zugetan, dass sie füreinander sterben wollten. Schluss: Ermahnung, die brüderliche Liebe nicht zu übertreiben, damit daraus nicht fleischliche Liebe werde. [Fortsetzung des Zyklus: KG 49] Lit.: Neumann 2005, 72–74.

Das drit par 49 1517. Von der flaischlichen lieb (Marner, Langer Ton). 7 Str. Bitte um Befähigung, die Eigenschaften der fleischlichen Liebe zu erläutern. Liebe nimmt, wie man bei Ovid lesen kann, Vernunft und Kraft. Sie ist blind, bringt kleine Freude und großen Schmerz und endet in Herzeleid. Liebe ist maßlos, listig und überwindet alles. Nichts ist ihr zu schwierig. Sie macht schwermütig, bringt Schlaflosigkeit und schwere Träume. Wer im Zustand der Liebe lebt, verliert die göttliche Gnade. Die fleischliche Liebe ist mit Untreue, Lüge, Zauberei verbunden; sie stiehlt Ehre, Gut, Schönheit, Zucht und bringt dafür alles Böse. Dafür gibt es viele Beispiele (Aufzählung, hier viele antike Gestalten). Das siebte Gebot verbietet fleischliche Liebe. Diese Liebe kommt vom Teufel. Schluss: Bitte um Bewahrung vor der Hölle. Lit.: Feuerstein 2001, 81; Neumann 2005, 72–74.

50 1517. Der engelisch grus (Nachtigall, Geschiedener Ton). Die Trinität sendet einen Engel aus, der Maria die Geburt Christi verkündet. Die jungfräuliche Empfängnis Marias wird einem Glas verglichen, durch das die Sonne scheint. Maria gebar den Erlöser ohne Schmerzen. Die Trinität hatte sie schon von Ewigkeit her dazu ausersehen [Str. 1 und 2]. Lob Marias (Titel). Sie steht nach Gott am höchsten und verlässt die Christen nicht [Str. 3]. Entstehungsort laut Dresden M 8a: Landshut (Schanze 1983/84, 363 A. 45). Lit.: Schanze 1983/84, 363; Dehnert 2017, 223.

51 1517. Die drey entpfencknus (Folz, Freier Ton). Bitte um Befähigung, die drey enpfencknus Marias darzulegen. 1. Empfängnis: als Gott alle Kreaturen in seinem Sinn beschloss (göttliche Empfängnis); damit verbindet sich für Maria die Auszeichnung, alle Kreaturen zu übertreffen. Sie wurde zu Gottes Mutter auserwählt und durfte der Menschheit zur Erlösung verhelfen. 2.  Empfängnis: leibliche Empfängnis auf natürliche Weise; damit ist die Auszeichnung verbunden, dass Maria an leiblicher Schönheit alle Frauen übertrifft. Dafür gibt es zwei Beweise: Sie stammt aus einem alten, edlen Geschlecht; Christus, ihr Sohn, war der Schönste auf Erden, also muss auch sie überaus schön gewesen sein. 3. Empfängnis, die allein von der Kirche gefeiert wird: Marias Leib emp-



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fängt die Seele, die frei von der Erbsünde und der daraus folgenden Zuneigung zu allen Sünden ist. Dadurch übertrifft Maria alle Menschen der Vergangenheit und der Zukunft. Man soll nichts gegen diese Empfängnis sagen, die Kirche hat sie anerkannt. Maria ist nach Gott die Höchste. Sie hilft jedem, der sie an diese Empfängnis erinnert. Schluss: Aufforderung, das Fest der Unbefleckten Empfängnis zu ehren. Lit.: Feuerstein 2001, 76.

52 1517. Leben vnd sterben Cristi (Beckmesser, Chorweise). Ermahnung zur Betrachtung der Leiden Christi. Diese werden aufgezählt von der Geburt über die Beschneidung usw. bis zu Kreuzigung und Tod [Str. 1 und 2]. Drei Probleme in Quaestionenform: Christus allein konnte uns erlösen, da Adam uns allein ins Verderben brachte; Gott blieb frei von Leiden, als Christi Menschheit litt und starb! Weil Christus am zartesten war, war sein Tod härter als der aller Märtyrer. Schluss: Ermahnung zu Dank und zu Versenkung in die Passion Christi [Str. 3]. 53 1517. Ein plosen maistergrues (Mügling, Kurzer Ton). Begrüßung und (ironisch gemeintes) überschwängliches Lob eines Meisters. Der Dichter bittet um Unterweisung. Er sei in der Kunst nicht sehr bewandert, behauptet er. Zum Zeichen dafür habe sein Lied nur „bloße Reime“ [Die Reimlosigkeit lässt sich in den meisten Fällen leicht beseitigen. Vorschläge: Schnorr 1872, 46  f.; Ellis 1974, 302  f.]. Die Kunst des angesprochenen Meisters sei wie Gold, das dieser in der künste hol gräbt, er habe neue Kunst in sich – sie wolle der Dichter hören und von ihr profitieren. Lit.: Dutschke 1985, 74–76; Rettelbach 2019, 81–83.

54 151 Wach auf, herz allerliebste mein … (Mügling, Hofton). [verl.] 13. 7. 1517 Beginn der Handschrift Berlin Mgq 414.

55 1517. Ein dichter lob (Sachs, Silberweise). Während eine Wasserpfütze bei Sonnenhitze nach einiger Zeit austrocknet, sprudelt die Quelle – da sie einen Ursprung hat – stets klar und kühl [Str. 1]. Sie gleicht dem Dichter, der Neues schafft, während bloßes Singen vergänglich ist wie die Pfütze. Der Dichter erhält eine goldene Krone, der Singer einen grünen Kranz, denn seine Kunst vergeht mit dem Tod, die des Dichters besteht fort [Str. 2 und 3]. Lit.: Schanze 1983/84, 364; Dutschke 1985, 76  f.; Feuerstein 2001, 87.

56 1517. Ein klag des armen sünders (Sachs, Hohe Bergweise). Wohin der Dichter auch seinen Blick richtet, nirgends findet er Trost: vor sich sieht er den Tod, hinter sich das göttliche Gericht, links sein sündhaftes Leben (Lasterkatalog), rechts das Fehlen guter Werke, oben den versperrten Himmel und unter sich die Hölle. Da sieht er von fern Maria, den Meerstern, glänzen; auf sie setzt er alle Hoffnung, und er bittet sie um Gnade [Str. 1 und 2]. Ermahnung der Sünder, sich das zur Warnung gereichen zu las­sen und rechtzeitig zu bereuen. Gott wird dem reuigen Sünder verzeihen. Er hat für uns den Tod am Kreuz erlitten. Der Dichter empfiehlt den Sündern, Maria als Für­spre­ che­rin anzurufen. Schluss: Bitte an Maria um Hilfe [Str. 3]. Lit.: M. E. Müller 1978, 28; Otten 1993, 30–36 (30: „[Das Meisterlied] zeigt, daß er sich schon 1517 in seinem Verständnis von Gott auf Luther zubewegt.“).

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57 1517. Ain weinacht par (Nachtigall, Leidton). Weihnachtslied. Aufruf zur Freude über die Geburt Christi. Propheten und Sibyllen haben diesen Tag vorhergesagt. Die Jungfrau hat durch den Heiligen Geist ein Kind geboren, das göttliche und menschliche Natur in seiner Person vereinigt. Erzählung vom Schätzungsgebot bis zur Anbetung durch die Hirten. Schluss: Aufforderung, Maria zu preisen, weil sie den Erlöser geboren hat. Lit.: Feuerstein 2001, 76.

58 1517. Zwölff frucht des ewigen lebens (Die freud des gaistlichen) (Nunnenbeck, [Goldene] Schlagweise). Allegorese der zwölf Früchte am Baum des Lebens, der in Jerusalem steht. Jerusalem bedeutet das Himmelreich, die Früchte bedeuten zwölf Freuden in der ewigen Seligkeit. Weltliche Freuden sind kurzlebig. Schluss: Ermahnung, sich Gott zuzuwenden. 58a 1517. Der venus-gartten. Sg. Laut Sachs 2160 Vs. Stand in SG 1, Bl. 207. [verl.] Lit.: Klingner/Lieb 2013, 1, 986 (B 525).

1518 59 8. 1. 1518. Faßnacht-spiel mit 4 personen: Von der eygenschafft der lieb (K./G. 14,12; G. 1, Nr. 1). 396 Vs. Inhalt: ähnlich wie KG 33 = Sg. Szenenübersicht: 1. Alter ad spectatores; Ritter stumm. 2. Dialog Ritter–Alter; Fräulein stumm. 3. Dialog Ritter–Fräulein: größtenteils dieselben Beispiele. 4. Vorige und Knabe; er meldet, dass die Herzogin des Ritters von einem Löwen zerrissen wurde. Am Schluss Fräulein wieder Spardt ewer lieb bis in die eh … 5. Epilog: Alter in diesem Sinne. Vgl. KG 33 = Sg. und 39 = Ml. Lit.: Tailby 1995, 190  f.

60 Loica wider ain hoffertigen singer (Frauenlob, Grundweise). Der Dichter ist einem Singer im Wettstreit unterlegen. Nun lobt er ihn scheinbar überschwänglich – in Wirklichkeit verspottet er ihn, da der Sinn des Lobs sich bei entsprechender Interpunktion ins Gegenteil verkehrt (in 3,7 Wortspaltung im Reim). Lit.: Schanze 1983/84, 365; Dutschke 1985, 79–81; Rettelbach 2019, 84  f.

80 Loyca wider ain groben singer (Zwinger, Roter Ton). Der Singer beklagt seinen Mangel an Kunst und lobt einen anderen Meister. Er versichert, dass er nicht spotte und lädt ihn zu sich nach Hause ein. Außer reicher Bewirtung, einem warmen Zimmer und Übernachtungsmöglichkeiten bietet er an, er wolle ihm Geld ohne Pfand leihen. Bei entsprechender Interpunktion verkehren sich alle Aussagen ins Gegenteil. Lit.: Dutschke 1985, 77  f.; Feuerstein 2001, 82  f.

61 4. 5. 1518. [E] Klag der vertriben fraw Keuscheyt (K./G. 3,282). 402 Vs. Der Dichter begegnet Frau Keuschheit in der Wildnis. Sie erzählt vom Untergang ihres Reiches Virginitas, den zwölf Fürstinnen (= zwölf Tugenden), die Venus ihr in den Venusberg entführte, und den mit Venus herrschenden 16 Fürstinnen (= 16 Laster); mehr zur



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Allegorese Theiss 1968, 26  f. Anschließend Auflösung der Allegorien, Warnung vor fleischlicher Liebe und wieder drum spar dein lieb bis in die eh …

Lit.: Otten 1993, 24  f.; Dietl 1999, 338  f.; Klingner 2010, 112  f. A. 266; Klingner/Lieb 2013, 775–778 (B 445).

62 1518. Von der urstent Cristi (Beckmesser, Chorweise). Erörterung mehrerer Quaestionen im Gespräch zwischen dem Dichter und einem meister: Christus vereinigt in seiner Person untrennbar göttliche und menschliche Natur. Gottvater gebiert die göttliche Natur, die menschliche Natur ist davon nicht betroffen. Gleichwohl wird die Person Christi nicht gespalten. Ähnlich verhält es sich beim Tod Christi: Nur die menschliche Natur ist betroffen. Christi Menschheit stammt von Maria. Es wäre blasphemisch zu behaupten, Gott habe die menschliche Natur Christi geboren, da es heißt, Gottes Sohn sei aus des Vaters Substanz. Das würde bedeuten, dass Gottes Substanz menschlich ist. Christus ist von seiner Menschheit her ein Geschöpf. Die Schöpfung wird traditionsgemäß als von Gott geboren betrachtet. Daher wird sowohl die Menschheit Christi als auch alles andere, das zur Schöpfung gehört, als von Gott geboren betrachtet. Schluss: Bitte zu Christus um ewiges Leben. 1518 Sachs erfindet mit der Hohen Tagweise (später Morgenweise) seinen vierten Ton.

63 1518. Ein maister straff (Hohe Tagweise). Priamelartige Aufzählung von Merkmalen der Tiere [Str. 1], der Stände und Berufe [Str. 2], der menschlichen Regungen und Eigenschaften [Str. 3]. Das Lied enthält an mehreren Stellen versteckte Kritik an der Nürnberger Meistersingergesellschaft (z.  B.: geselschafft kent man pey der drey [Treue]). Die Beischrift Nit on vrsach weist darauf hin. Lit.: Dutschke 1985, 81  f.; Feuerstein 2001, 84.

64 1518. Ein warnung des sünders (Hohe Tagweise; G. Hahn 1992, 762–764; Schnyder 2004, 24  f.). Tageliedeingang. Ruf des Wächters [Str. 1]. Deutung: Liebhaber: der Leib, der in Sünden schläft; Geliebte: die Seele; Wächter: die Vernunft. Er mahnt mit seinem Weckruf den Leib, aus dem Sündenschlaf zu erwachen, denn der Tod – das Tageslicht – naht. Der Herr der Burg: Gott. Sein Schlaf ist die Barmherzigkeit, mit der er auf die Umkehr des Sünders wartet [Str. 2]. Wer in Sünden stirbt, den überantwortet Gottes Gerechtigkeit dem ewigen Tod. Schluss: Ermahnung zur Umkehr. Bitte an Maria um Erweckung aus dem Sündenschlaf [Str. 3]. Lit.: M. E. Müller 1978, 27  f.; G. Hahn 1992; Ruberg 1997, 28  f. 1518 Sachs erfindet mit der Gesangweise seinen fünften Ton.

65 1518. Ein lobgedicht Marie (Sachs, Gesangweise). Mariengruß mit Ave-Anapher und zahlreichen zum Teil lateinischen Epitheta (Aufgesang der 1. Str. durchgehend lateinisch). Schluss: Bitte um Beistand in der Todesstunde. 66 1518. Die falsch geselschaft (Sachs, Hohe Tagweise). Der Dichter geht spazieren und schläft unter einer Linde ein. Im Traum erscheint ihm eine schöne schwangere Frau, die an der rechten Hand verwundet ist und weint. Auf des Dichters Frage gibt sie sich

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als Frau Societas und Tochter der Frau Treue zu erkennen: sie war einst in den Garten der Frau Scientia gekommen und hatte dort von der Frucht Superbia gegessen. Diese Frucht hat in ihr getrieben, so dass sie schwanger geworden ist. Im Leib trägt sie nun die Invidia. Schließlich hat Perfidia sie an der Hand verletzt und aus dem Garten gejagt. Als sie zu Frau Treue zurückkehren wollte, wurde sie verflucht und vertrieben. Ebenso ist es ihr bei der Königin Simplicitas ergangen. Der Dichter hat Mitleid mit der Frau und bietet ihr seine Treue an. Da erwacht er und sieht sich betrogen. [Das Gedicht ist vermutlich als Kritik an der Nürnberger Meistersingergesellschaft zu verstehen.] Lit.: Dutschke 1985, 82–84; Otten 1993, 11  f.; Feuerstein 2001, 84–86.

67 1518. Mirackel von s. Katerina (Sachs, Gesangweise). 7 Str. Bitte an die Hl. Katharina um Befähigung, sie zu loben. Ein junger Graf betet täglich in einer ihr geweihten Kapelle zur Hl. Katharina. Einmal schläft er dabei ein. Im Traum erscheint ihm eine schöne Jungfrau mit zwei Begleiterinnen und fordert ihn auf, eine von ihnen zur Ehefrau zu erwählen. Die Jungfrau wird ihm als Katharina vorgestellt. Der Graf fällt vor ihr auf die Knie und bittet um ihre Gnade. Katharina setzt ihm einen Rosenkranz auf und verschwindet. Als er älter wird, lässt der Graf sich widerwillig verheiraten. Seine Frau wird schwanger. Sie verdächtigt ihn des Ehebruchs, weil er jeden Morgen heimlich das Haus verlässt, um die Kapelle zu besuchen. Eines Morgens, als der Graf in der Kapelle betet, begeht sie Selbstmord. Der Graf eilt zurück in die Kapelle, wo ihm die Heilige im Schlaf erscheint, ihm seine Heirat vorwirft, aber dennoch die Rettung der Frau und des ungeborenen Kindes verspricht. Bei seiner Rückkehr findet der Graf seine Frau und die eben geborene Tochter lebend. Nun dienen alle drei Katharina. Die Tochter wird später Äbtissin in einem Kloster, das der Graf Katharina zu Ehren erbauen lässt. Schluss: Aufforderung, Katharina zu ehren. Widmung des Gedichtes an Katharina. Bitte um Fürsprache bei Christus. Verfasst am 25. 11.? Q.: wohl nicht, wie Ellis 1974, 86 vermutet, Der Heiligen Leben (z.  B. in der Ausg. Nürnberg 1488, CCXLVIIv– CCXLVIIIr), sondern Johannes Herolt (Discipulus), Promptuarium de miraculis B. Mariae Virginis (1434), auszugsweise übersetzt in: Der selen wurtzgarten, z.  B. Augsburg 1504, Teil 3, Kap. 7, oder Straßburg 1515, LXXVIIv–LXXVIIIv. 68 1518. Ein mirakel vom eprecher (Sachs, Gesangweise). 5 Str. Marienmirakel: Bitte um Befähigung, Marias Lob durch die Erzählung eines Wunders zu vermehren. Eine Ehefrau, die Maria eifrig dient, wird von ihrem Mann schlecht behandelt und betrogen. Da der Mann das Geld verschwendet, verdingt sich die Frau für einige Zeit als Amme bei einem Ritter. Der Ehemann tötet heimlich das Kind des Ritters, damit seine Frau der Todesstrafe zum Opfer falle. Ohne sie anzuhören, stellt man die Frau vor Gericht. In ihrer Not betet sie zu Maria. Maria erscheint und überträgt den Urteilsspruch ihrem Kind. Das Kind erweckt das ermordete Kind wieder zum Leben und befiehlt ihm, auf den Mörder zu zeigen. Nach der Verurteilung des Mörders verschwindet die Erscheinung wieder. Schluss: Marienlob: Bitte um Fürsprache. Q: wie KG 67, z.  B. Augsburg 1504, Teil 3, Kap. 3 oder Straßburg 1515, LXVIIr.



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69 1518. Straf der unfleisigen mercker (Singer, Lieber Ton). Der Dichter geht an einem Bach spazieren. Er kommt an einen See und beobachtet drei Fischer, die mit Netzen fischen. Ihre Netze sind engmaschig, so dass sie auch kleine Fische fangen können; sie haben aber zugleich viele große Löcher, aus denen die großen Fische wieder entweichen. Die Fischer erinnern den Dichter an dumme Merker, die Kleinigkeiten streng ahnden und große Fehler übersehen (Katalog mehrerer Fachausdrücke der Tabulatur). Schluss: Wer fischen will, soll auf ein unversehrtes Netz achten [Letztes Lied von Sachs in Berlin mgq 414]. Lit.: Feuerstein 2001, 83  f.

1519 70 1519. Der ermort Lorenz (Sachs, Silberweise; G./D. 3, Nr. 3). 15 Str. Inh. u. Q. wie KG 32 = Sg. Vgl. 1924 = Trag. und 2824 = Ml.

Ganz ähnlich wie KG 32 (Flood 1995, 159 verweist auf kleine Unterschiede; z.  B. ist Lorenzo hier kein Deutscher), nur nicht im Epilog. Weitere Lit.: Henkel 2014, 195  f.; Sasse 2020b, 215.

71 1519. Die 7 wirdikeit Marie (Folz, Passional). Die Trinität hat Maria mit sieben Würden beschenkt: 1. sie ist unsere Fürsprecherin, 2. sie hilft jedem, der sie anruft, 3. ihr Lob kommt gleich nach dem ihres Sohnes, 4. sie ist Königin der Welt, 5. sie ist Königin der Barmherzigkeit, 6. sie ist ihrem Sohn Jesus Christus ganz nahe, 7. sie ist die Höchste unter den Seligen. Schlussbitte: O Jungfrau, durch deine Himmelfahrt hilf unserer schwachen art, damit wir auch zu dir kommen und deine Würde dort schauen! 72 → unten nach 79, 76, 73, darauf folgen 74 und 75 79 1519. Die epistel Pilati von Cristo, das bildnus Jesu Christi (Sachs, Gesangweise). Pontius Pilatus schreibt an Kaiser Tiberius einen Brief. Darin berichtet er von Christi Wunderwerken und von seinem wundervollen Antlitz. Er erzählt, dass man Christus nie habe lachen, wohl aber weinen sehen. Schluss: Herr, gib, dass wir deine Menschheit einst im himmlischen Jerusalem schauen werden! 80 → oben nach 60 1519 Sachs erfindet in Landshut mit dem Kurzen Ton seinen sechsten Ton.

76 1519 (nicht 1520). Die sel am ölperg (Sachs, Kurzer Ton; Klesatschke/Brunner 1993, 77  f.). Ermahnung an die Seele, ihren treuen Liebhaber zu trösten und sein Leiden am Ölberg [Str. 1], seine Gefangennahme und Weg nach Jerusalem [Str. 2 und 3] zu betrachten. [Fortsetzung: KG 73] Lit.: Schanze 1983/84, 355.

77 → unten nach 75 73 1519 (nicht 1520). Die sel zw Jerusalem (Sachs, Kurzer Ton; Klesatschke/Brunner 1993, 78–80). 5 Str. Ermahnung an die Seele, das Leiden ihres Liebhabers beim Verhör

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durch Hannas und Kaiphas, bei der Verleugnung durch Petrus, bei Geißelung, Verurteilung und Kreuztragung zu betrachten. [Fortsetzung KG 72] Lit.: Schanze 1983/84, 355.

74 → unten nach 72 72 1519. Die sel unter dem crewz (Sachs, Kurzer Ton; Klesatschke/Brunner 1993, 81–84). 7 Str. Ermahnung an die Seele, das Leiden ihres Liebhabers, des Königs Emanuel, am Kreuz und die Schmerzen Marias zu betrachten und auch der Worte Christi am Kreuz und der Wunderzeichen bei seinem Tod zu gedenken. Schluss: Christus starb für unsere Sünden. Lit.: Schanze 1983/84, 355.

1. 9. 1519 Sachs verlobt sich mit Kunigunde Creutzer aus Wendelstein am Berg. 10. 9. 1519 Hochzeit mit Kunigunde Creutzer. 20. 9. 1519 Die Eltern überschreiben Sachs das Haus in der Kotgasse. Er besitzt es bis zu seinem Tod, wohnt aber nicht darin. [H 10]

1520 30. 1. 1520 Meisterrechtsverleihung an Hans Sachs. [H 3] Die Schustertätigkeit ist für 7.  3. 1535– 20. 2. 1545 dokumentarisch belegt (Brunner 1977). 1520 Sachs erfindet in Landshut mit dem Langen Ton seinen siebten Ton.

74 1520. Die fünff fabel wider 5 laster (Sachs, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 2). 5 Str. [Str. 1:] Ein Affe, der ein Glühwürmchen für eine glühende Kohle hält und damit Feuer machen will, wird von einer Eule über seinen Irrtum aufgeklärt. Er glaubt ihr nicht und reißt ihr, als sie ihn verspottet, den Kopf ab. Fazit: Man soll sich hüten, eigensinnige Köpfe zu belehren. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,16 (S. 44 G.) [Str. 2:] Die Vipernatter wird bei der Geburt von ihren undankbaren Kindern getötet. Fazit: Man soll sich vor undankbaren Leuten hüten. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 3,26 (Ulrich von Pottenstein); vgl. (motivisch) KG 1619 = Ml. und 5599 = Sg. [Str. 3:] Eine Elster verrät durch ihr ständiges Schwatzen die Verstecke ihrer Jungen. Doch auch als sie alle Jungen verloren hat, kann sie den Rat eines Hasen, der ihr empfiehlt zu schweigen, nicht befolgen. Sie hört ihre Stimme so gern. Fazit: Man soll sich vor geschwätzigen Leuten in Acht nehmen. [Str. 4:]. Eine Spinne, die schon viele Jahre ihr Netz vor einem Loch aufgespannt hat, wird von einer Fliege angeklagt. Die Spinne prahlt in ihrer Antwort mit ihrem mordgierigen, boshaften Wesen. Da kommt die Magd und tötet sie. Fazit: Man soll sich vor Haderkatzen hüten. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 1,6 (Ulrich von Pottenstein). [Str. 5:] Ein Frosch bietet einer Maus, deren Loch von Hochwasser überschwemmt ist, an, sie über den Bach zu bringen. Die Maus vertraut ihm, doch der Frosch will in der Mitte des Baches untertauchen, um die Maus zu ertränken. Im letzten Moment werden beide die



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Beute eines Adlers. Fazit: Man soll sich vor Betrügern hüten. Doch letzten Endes trifft Untreue den eigenen Herrn. Q.: Romulus 1,3 = 4 T. (1,3 Steinhöwel in einer Ausg. des Esopus vor 1528); vgl. KG 215a = Sg. und 2142 = Ml. Schluss: Die beschriebenen fünf „Personen“ soll man meiden. Sie vertragen sich nicht mit anständigen Leuten. Vielleicht Zusammenhang mit der Krise der Nürnberger Meistergesellschaft (Feuerstein 2001, 86). Lit.: Schanze 1983/84, 366  f.; Bodemann 1988, 223–226.

75 1520. Verporgne straff der mercker! (Die wolfsgrub) (Sachs, Silberweise). Der Dichter geht im Wald spazieren und fällt dabei in eine Wolfsgrube, in der fünf Wölfe gefangen sind. Sie tun ihm nichts, solange er sich zusammenkauert und schweigt. Als sie anfangen zu heulen, glaubt er sie milde zu stimmen, wenn auch er singt. Da er nicht mit ihnen heulen will, gibt er Meistergesang zum Besten. Die Wölfe greifen ihn an. Vor Angst schreit er laut. Der Jäger kommt und zieht ihn aus der Grube. Er belehrt den Dichter, dass, wer bei den Wölfen wohnt, mit ihnen heulen müsse. Sie schätzen den Gesang nicht, sondern heulen lieber. Man soll ihnen nicht trauen und ihnen ein fettes Schwein geben, dann sind sie zufrieden, veranstalten ein Fressen und singen lamp lamppe. [Als Kritik der Merker zu verstehen] Lit.: Schanze 1983/84, 366; Dutschke 1985, 85  f.; Otten 1993, 12–14; Feuerstein 2001, 86.

76 → oben nach 71, 79 77 1520. Die sieben getrewen frawn (Sachs, Silberweise / Goldener Ton / Hohe Bergweise / Morgenweise / Gesangweise / Kurzer Ton / Langer Ton [Goldener Ton / Hohe Bergweise / Morgenweise: Form 1]. 7 Str. Der Dichter will sieben heidnische Ehefrauen loben, die die Christen übertreffen. [Str. 1:] Sulpitia folgt ihrem Gemahl Trustelio ins Exil. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 85 (81 Steinhöwel). [Str. 2:] Die Frau des Drigiago (Orgiago) wird von einem römischen Hauptmann im Gefängnis vergewaltigt. Um ihre Ehe wiederherzustellen, lässt sie ihm nach ihrer Freilassung das Haupt abschlagen und überbringt es ihrem Mann. Ebd. 73 (72). [Str. 3:] Lucretia, von Sextus vergewaltigt, nimmt sich das Leben. Ebd. 48 (47). [Str. 4:] Argia sucht auf dem Schlachtfeld ihren toten Mann. Nachdem sie ihn gefunden hat, beklagt und küsst sie ihn die ganze Nacht hindurch. Ebd. 29 (27) [Str. 5:] Artemisia trinkt die Asche ihres Mannes im Wein und lässt ihm ein kunstvolles Grabmal bauen. Ebd. 57 (55). [Str. 6:] Julia erhält das blutige Gewand ihres Mannes Pompejus, der sich bei der Zubereitung des Opfers im Tempel beschmutzte. Sie glaubt, er sei ermordet worden und stirbt vor Kummer. Ebd. 81 (78). [Str. 7:] Pyramus und Thisbe, von zu Hause fortgelaufen, verfehlen einander und begehen Selbstmord. Ebd. 13 (12). Vgl. KG 429 = Sg. und 969 = Ml. Lit.: Schanze 1983/84, 367  f.; Rettelbach 2019, 78.

Danach schließt Sachs (vermutlich: Schanze 1983/84, 355) MG 1 = SG 1 (verl.) ab und stellt die Produktion von Meisterliedern bis 1526 ein (Schanze 355: „Die Handschrift […] bildet den Schluß- und Endpunkt einer ganz bestimmten und als abgeschlossen empfundenen Produktionsphase.“); eine Ausnahme bildet lediglich KG 81 von 1523. 78 1520. Ach huelff mich laid mein senlich clag gaistlich verkert anno 1520. (K./G. 24,36). 3 Str. Kontrafaktur eines weltlichen Liedes: Der Dichter klagt sich selbst

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an. Nicht mehr Maria als Gnadenvermittler, sondern nur noch Christus. [Das Lied erscheint erst in MG 16. Es ist die Bearbeitung einer älteren geistlichen Kontrafaktur des Adam von Fulda; bei Sachs sind alle Marien-Motive getilgt.] Lit.: Dutschke 1985, 88–90. 92  f.; Otten 1993, 36–43 (42: „Daß der Meistersänger das Marienlied christologisch bearbeitete und damit bewußt Abstand von einem der Hauptinhalte meisterlichen Singens nahm, macht zweifelsfrei deutlich, daß er sich schon 1520 mit theologischen Fragen der Lutherschen Lehre auseinandergesetzt und ihn dabei die Auffassung Luthers von der Rechtfertigung des Sünders allein durch Christus und allein durch den Glauben tief beeindruckt haben muß.“); Mertens 2005; Rettelbach 2019, 110.

79 → oben nach 71 80 → oben nach 60 13. 8. 1522 Sebold Herdegen verkauft die Erbschaft eines Hauses am Weißen Turm für 400 Gulden an Hans und Kungunt Sachs. [H 11]

2 Schaffensphase 1523–März 1527 Publizistischer Einsatz für die Sache der Reformation. In dieser Zeit entstehen 19 Meisterlieder, 22 Lieder, 14 Spruchgedichte, 4 Prosadialoge und die erste tragedia. Laut Salomon Ranisch, Historisch-kritische Lebensbeschreibung Hanns Sachsens […], Altenberg 1765, 65a, besaß Sachs einen Sammelband zusammengebundener Lutherischer Schriften (Das erst gesamelt puch der sermon vnd tractetlein 40 stüeck), in das er schrieb: Diese puechlein habe ich Hans Sachs also gesamelt, got vnd seinem wort zw eren vnd dem nechsten zw guet ainpünden lassen, als man zelt nach Christi gepurt 1522 jar. Die warheit pleibt ewiglich.

Lit. zu Sachs’ Verhältnis zur Reformation: M. E. Müller 1978; Krause 1979, 23–60; Scribner 1981; Vogler 1982, 74–83.151–176; Spriewald 1983; Brunner 1984; Sobel 1984; Dutschke 1985; M.  E. Müller 1985, 34–42; Arnold 1990, 56–105; Spriewald 1990, 129–148; Otten 1993; Beyer 1994, 168– 175; Otten 1994; Broadhead 1995; Hamm 1995; Hamm 1996, 181–231; Brunner 2011; Broadhead 2012; Luserke-Jaqui 2016, 38–48; Dehnert 2017; Giannandrea 2017, 64–72; Rettelbach 2019, 89–111.

1523 Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 2 (Niederschrift am 24.  6. 1526, dem Namenstag): 81 1523. Die nachtigal (Sachs, Morgenweise). Tageliedeingang. Die Nachtigall singt unbeeindruckt vom Geschrei zahlreicher wilder Tiere: „Der Tag geht auf gar freudenreich.“ Die irrenden Schafe erwachen und beachten den Mond nicht mehr [Str. 1]. Deutung: Morgenröte: Gesetz und Prophezeiung; Sonne: Christus; Tag: Evangelium; Nacht: Sünde; Nachtigall: Luther (kurze Zusammenfassung seiner Lehre). Mond: Verführung durch den Papst; Löwe: Papst; die übrigen Tiere bedeuten kirchliche Institutionen und einzelne Reformationsgegner. Sie alle nennen Luther „Ketzer“, obwohl sie ihn nicht durch die Schrift überwinden konnten. Bitte um Hilfe Gottes [Str. 2 und 3]. Vgl. KG 82 = Sg. Lit.: Dutschke 1985, 94–99; Sobel 1984, 132  f.; Otten 1993, 48–59; Feuerstein 2001, 90  f.; LuserkeJaqui 2016, 38–48; Rettelbach 2019, 90–92.

82 8.  7. 1523. [E] Die wittembergisch nachtigall, Die man ietzt höret überall (K./G. 6,368, Prosavorrede 22,3). 700 Vs. 1–97 die Allegorie; 98–333 Auslegung Allegorie I: 98–104 Nachtigall; 105–112 Mondschein; 113–151 Löwe, daran angehängt Aufzählung papistischer Rituale etc. 152–157 [372,12–17] Widerlegung mit Mt 15; 158–182 [372,18–373,3], weiter gegen Papismus; 183–192 [373,4–13] Widerlegung mit Tim  4; 193–258 [373,14–375,1] Wölfe = Klerus, der nur Geld will; 259–286 [375,2–29] konkret gegen die Bischöfe; 287–307 [375,30–376,11] dagegen Mt 7; Mk 12 usw.; 308–340 [376,12– 377,5] Schlangen usw. 341–439 [377,6–379,439] Luthers Auseinandersetzung mit dem Papst; 440–483 [379,440–380,31] Maßnahmen des Papstes gegen Luther bis Worms; https://doi.org/10.1515/9783110657289-002

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484–601 Auslegung der Allegorie II: 484–502 [380,32–381,11] Eck, Emser etc.; 485–540 [381,12–382,10] Predigten gegen Luther; 541–620 [382,11–384,12] Weitere Anfeindungen; 621–700 [384,13–386,14] Trost und Ermunterung zum Widerstand durch Christus. Vgl. KG 81 = Ml.

Lit.: Heger 1978, 378–385; Krause 1979, 24–26; Spriewald 1983, 1911–1913; Sobel 1984, 130–132; Dutschke 1985, 101–113; Sessions 1985, 127–129; Arnold 1990, 71–75; Spriewald 1990, 132–135; Otten 1993, 44–90; D. Schubert 1995; Hamm 1996, 192–199; Frey 2008; Luserke-Jaqui 2016, 38–48; Giannandrea 2017, 65–68; Langer 2019; Rettelbach 2019, 90–94.

1524 83 1524. [E] Disputation zwischen einem chorherren und schuchmacher, darinn das wort gottes und ein recht Christlich wesen verfochten wirt (K./G. 22,6). [Prosa]

Lit.: Dewell 1975; Zschelletzschky 1975, 257–259; Heger 1978, 386–409; Schutte 1978, 60–65; Heyder 1982; Vogler 1982, 152–157; Barnikol 1983; Spriewald 1983, 1914  f.; Sobel 1984, 133  f.; Dutschke 1985, 131–139; M. E. Müller 1985, 36–38; Arnold 1990, 78–82; Spriewald 1990, 136–138; Otten 1993, 108–142 (132: „Was den Dialog über die Thematik der WN [= KG 82] hinausführt, ist […] Sachs’ Auseinandersetzung mit brennenden Fragen der Zeit, die die Berechtigung der laikalen Kritik an der Papstkirche und des Bibelstudiums der Laien zum Gegenstand haben […].“ 135: „Er führt vor, wie der Laie mit einem im neuen Glauben gestärkten Selbstbewußtsein, den Einwänden des Pfaffen, der jede laikale Beschäftigung mit dem Wort Gottes und Kritik am Klerus verbietet, furchtlos begegnet.“); D. Schubert 1995; Hamm 1996, 192–199; Frey 2008; Luserke-Jaqui 2016, 38–48; Giannandrea 2017, 65–68; Amft 2018 passim; Rettelbach 2019, 96–98.

84, 85 → nach 86 86 1524. [E] Eyn gesprech eynes evangelischen Christen mit einem Lutherischen, darin der ergerlich wandel etlicher, die sich lutherisch nennen, angezaigt und brüderlich gestrafft wird (K./G.  22,69). [Prosa] Kritisiert unchristliches Verhalten in der eigenen „Partei“. Vertreter der „unchristlichen“ Lutheraner ist Peter, den Hans zurechtweist; der altgläubige Meister Ulrich bekräftigt das von Hans Gesagte. Lit.: Dewell 1975; Zschelletzschky 1975, 256  f.; Schutte 1978, 65–70; Heyder 1982; Vogler 1982, 167–171; Spriewald 1983, 1918  f.; Sobel 1984, 136  f.; Dutschke 1985, 159  f.; Arnold 1990, 90–93; Otten 1993, 142–179 (166: „Der ‚Evangelische‘ (Hans) will sein Handeln nach dem Evangelium ausrichten und vertritt demnach die in der WN dargelegte Lehre Luthers, der ‚Lutherische‘ (Peter) gehört nur dem Namen nach zu der sich zur Lehre Luthers bekennenden Bewegung.“); Hamm 1996, 216–218; Giannandrea 2017, 70  f.; Rettelbach 2019, 98–100.

84 1524. [E] Eyn gesprech von den scheinwercken der gaystlichen und iren gelübdten, damit sy zu verlesterung des bluts Christi vermaynen selig zu werden (K./G. 22,34). [Prosa]

Lit.: Dewell 1975; Zschelletzschky 1975, 142  f.; Heyder 1982; Vogler 1982, 157–160; Spriewald 1983, 1915  f.; Sobel 1984, 134  f.; Dutschke 1985, 139–142; Arnold 1990, 82–85; Spriewald 1990, 138  f.; Otten 1993, 179–189 (186: „[…] die um sich greifende Hetze vor allem gegen die Barfüßer veranlaßte ihn auch, die Kritik am Mönchtum mit der Darstellung der dem evangelischen Christen angemessenen



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Form solcher Kritik, die dem Andersgläubigen gegenüber das Motiv ‚brüderlichen Strafens‘ erkennen läßt, zu verbinden […].“ 187: „Peter ist – den Eindruck will Sachs vermitteln – ein neuer Mensch geworden.“); Giannandrea 2017, 69  f.; Amft 2018 passim; Rettelbach 2019, 100  f.

85 29. 9. 1524. [E] Ein dialogus des inhalt ein argument der Römischen wider das christlich heüfflein, den geytz, auch ander offentlich laster u. s. w. betreffend (K./G. 22,51). [Prosa]

Lit.: Dewell 1975; Zschelletzschky 1975, 254–256; Schutte 1978, 70–72; Heyder 1982; Vogler 1982, 160–167; Spriewald 1983, 1916–1918; Sobel 1984, 135  f.; Dutschke 1985, 151–159; Arnold 1990, 85–89; Spriewald 1990, 139–143; Van Cleve 1991; Otten 1993, 189–202 (194: „Hinter den die Besitzenden anklagenden Äußerungen des Klerikers verbergen sich gesellschaftskritische Ansichten des Hans Sachs, und dessen Intention ist es, an die christliche Verantwortung der Besitzbürger zu appellieren […].“ 198: „Sachs verfolgt in erster Linie die Intention, den Besitzbürgern (Kaufleuten, Verlegern …) ihre eigennützigen und ausbeuterischen Praktiken bewußtzumachen und sie für die Nächstenliebe und die daraus sich für ihre ‚Geschäfte‘ ergebenden Konsequenzen zu sensibilisieren.“); Van Cleve 1995; Hamm 1995, 132–134; Hamm 1996, 204–211.222  f.; Rettelbach 2019, 101–105 (102  f.: „Die Schilderung liest sich wie die Quelle zur Eröffnungsszene von Gerhard Hauptmanns ‚Die Weber‘, ist jedenfalls bis dahin unerreicht in ihrer Drastik bezüglich wirtschaftlicher Ausbeutung und belegt, dass sich in den angesprochenen Punkten Früh- und Hochkapitalismus nicht unterscheiden.“).

87 1524. [E] Der zwölff reynen vögel eigenschafft, zu den ein Christ vergleichet wirdt. Auch die zwelff unreynen vogel, darinn die art der gottlosen gebildet ist (K./G. 1,377). 96 Vs. Für jeden allegorisch erklärten Vogel ein Vierzeiler. Der Adler am Anfang der guten Reihe ist der Nachteule am Ende der schlechten gegenübergestellt. Ein undatiertes Flugblatt von Erhard Schön ist erhalten, aber wohl nicht schon von 1524. Lit.: Otten 1993, 93  f.271; Rettelbach 2019, 106.

88 1524. [E] Der schafstal Christi (K./G. 24,3). 72 Vs. Freie Bearbeitung des Gleichnisses Joh 10,1–6 (vgl. KG 159, 2130, 2229 = Mll. und 420 = Sg.). Gegen Werkgerechtigkeit. 3 × 24 Verse. Christus spricht zu denen, die an ihn glauben, dann ein Engel zu den Werkgerechten (die auf dem Holzschnitt von Sebald Beham übers Dach einsteigen wollen], abschließend sprcht der gottloß hauff.

Lit.: Zschelletzschky 1975, 250–253; Dutschke 1985, 127  f.; Otten 1993, 92  f.211–215; Beyer 1994, 173; Coupe 1994, 52–55 (52: „a modified Streitgespräch […].“ 53  f.: „[…] Beham does not attempt to convey in graphic terms the inefficacy of good works or justification through fiduciary faith […]. The only concession he makes to Sachs’ text is the figure of the angel on the left, who confronts a woman bearing a rosary and a lighted candle as symbols of ‘good works’.“); Rettelbach 2019, 105  f.

89 → nach 98, 117a 526 1524. [E] Das Hauß des Weysen vnd das haus des vnweisen mans. Math. vij (Ausg.: Stuhlfauth 1919/20, 2  f.). 80 Vs. Christus, die Christen, der Engel und der gotloß hauff zitieren aus der Bibel.

Lit.: Arnold 1990, 95  f.; Otten 1993, 93.216–225 (217 („[…] macht das Flugblatt Ende 1524 in Wort und Bild den totalen Zusammenbruch der alten Kirche in einer auf dem im Titel genannten biblischen Gleichnis (Matth. 7,24–27) aufbauenden Vision deutlich.“); Beyer 1994, 173; Coupe 1994, 49–52; Dehnert 2017, 239–243.

Die folgenden acht Lieder erscheinen in Etliche geyst= || liche / in der schrifft || gegrünte / lieder || für die layen || zu singen. || Hans Sachs. || 1525 8 Bll. 4° = VD16 S 261 (K./G. 22,85). Lit.: Rettelbach 2019, 107–110.

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90 1524. [E] Christe, warer sun gottes fron … [= Lied 7]. 3 Str. ababccdeed. Kontrafaktur eines älteren Liedes auf den Hl. Christophorus (wer dein Bild fru tut schawen an, des tags ist er beweisen […] > wer deinen namen rueffet an, dem thustu hilff beweysen […]). Lit.: Otten 1993, 246.

91 1524. [E] Das lied von der erkantnüß Christi [= Lied 5]. 3 Str. ababccdeed. Papst Silvester, Gratianus und Nero hätten anders gehandelt, wenn sie Christus gesehen hätten. Kontrafaktur des weltlichen Liedes Rosina, wo was dein gestalt … Lit.: Otten 1993, 244–246; Rettelbach 2019, 108  f.

92 1524. [E] Christe, du anfencklichen bist … [= Lied 6]. 3 Str. ababccdeed. Bittgebet an Christus (statt Anna). Lit.: Otten 1993, 246.

93 1524. [E] Ein christlich lied wider das grawsam droen des satans [= Lied 4]. 11 Str. ababcdccd. Papst als Satan, Beispiele aus AT für Männer, denen Gott half. Lit.: Otten 1993, 243  f.

94 1524. [E] Ein schone tagweyß, von dem wort gottes [= Lied 3] (Ruberg 1997, 25–27). 9 Str. ababcdc. Kontrafaktur eines erotischen Tageliedes. Lit.: Röll 1983, 73–75; Otten 1993, 243; Ruberg 1997, 25–29.

95 1524. [E] Das liedt Maria zart, verendert und christlich corrigiert [= Lied 1]. 7 Str. aabccbddeeffgghiih. < Maria zart … Darin auch Polemik gegen Papst etc. Lutherische Rechtfertigungslehre leicht verständlich. Lit.: Otten 1993, 229–233 (233: „[…] daß dieses evangelische Bekenntnislied die innere Überzeugung des Verfassers der WN [= KG 82] und des Chorherr-Dialogs wiedergibt.“).

96 1524. [E] Das liedt Die fraw vom hymmel verendert und christlich corrigiert [= Lied 2]. 5 Str. ababccddd. < Die fraw vom hymmel … Christologische Bearbeitung eines Gebets an Maria in Todesnot. Rechtfertigungslehre durch einfach dargebotene Theologie von Gesetz und Evangelium. Lit.: Otten 1993, 233–237.

97 1524. [E] Das liedt: Ach Jupiter hestw gewalt, christlich verendert … [= Lied 8]. 12 Str. aabaabcdedff. Kontrafaktur eines weltlichen Liedes Adams von Fulda. Lit.: Otten 1993, 237–241 (237: „Sachs behandelt hier […] eingehend die durch Gesetz, Sünde und Angst vor ewigem Tod gegebene quälende Situation des Sünders und deren Überwindung durch den Glauben in der vorgegebenen Dialogform.“).

98 1524. [E] Ein neuwer Spruch, wie die geystlicheit und etlich handt­ wercker uber den Luther clagen (K./G. 23,505). 105 Vs. Je 31 Verse clag der gotlossen, Antwort D. Martini und urteil Christi. Soweit die Handwerker klagen, bezieht es sich auf all das, was sie für katholisches Ritual hergestellt haben. Der Dichter wirft ihnen ihre Habgier vor. Christus verurteilt dann den Eigennutz. Auf dem Bild argumentiert Luther deutlich mit dem Wort. Auch zu dem brisanten Thema rent und zins. Lit.: Zschelletzschky 1975, 231–236; Vogler 1982, 172  f.; R. Brandt 1992/93; Otten 1993, 91  f. 204– 211.

99 → nach 98, 117a, 89



Nr. 102 

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1525 117a [E] Der arm gemain esel (K./G.  23,12). 101 Vs. Der Esel spricht erst selbst 6  Verse als Überschrift, dann sprechen seine Widersacher Geystliche gleysnerey (12  Vs.), Menschliche vernunft (12 Vs.), Tirannischer gewalt (11 Vs.), Finantzischer wucher (12 Vs.). Auf seine Klage hin (12 Vs.) rät Natürliche gerechtigkeyt (12 Vs.), dass er allein Gott gegenüber klagen soll, und zum Abschluss versichert ihm Das wort gottes (24 Vs.), dass auf Gott auf jeden Fall Verlass sei.

Nicht in der Folioausg., nur auf Flugblatt erhalten. Text und Bild nicht ganz kongruent. Lit.: Zschelletzschky 1975, 72  f.; Hoffmann 1978, 196–203; Vogler 1982, 174  f.; Dutschke 1985, 166– 171; Arnold 1990, 104  f.; Otten 1993, 248–300; Beyer 1994, 173  f.; Hamm 1996, 212–214.220  f. (221: „So verdeutlicht das Flugblatt vom ‚armen gemeinen Esel‘, wie Sachs sowohl als Wortführer einer sozialen Reformation als auch mit seinem Appell an eine friedliche Reformation einen eigenen Standort innerhalb des lutherischen Spektrums einnimmt.“); Giannandrea 2017, 70  f.

1526 89 o.D. [E] (laut Otten 1993, 76 A. 129 nach 1525). Von dem ampt des gesetz und krafft deß evangelii (K./G. 1,394). 96 Vs. Zu Erbsünde, Gesetz und Evangelium. Hier stärker als in KG 117a die Verurteilung der blind menschlich vernunfft (395,6.19; 396,8), die zu den guten Werken rät. Lit.: Dutschke 1985, 144–149; Kemper 1987, 257  f. (257: „Das ist eine deutliche Absage an ein sowohl katholisches wie erasmisch-humanistisches, auf die ‚vernünftige‘ Mitarbeit des Menschen setzendes Verständnis von Soteriologie.“); Otten 1993, 271  f.

Die folgenden 13 Lieder erscheinen in Dreytzehen Psal= || men zůsingen / in den vier || hernach genotirten thoe= || nen in welchem man will || Oder in dem thon || Nun | frewt euch lieben Chri= || sten gmein / einem Chri= || sten in widerwertigkait | seer troestlich.|| Hans Sachs ||1526 15 Bll. 8° = VD16 S 234 (K./G. 22,109). Lit.: Rettelbach 2019, 110  f.

99 1526. Der 9 psalm könig David hoch zv singen. 9 Str. ababccd. Dankt für Rettung vor Feinden und die unwandelbare Gerechtigkeit Gottes. Bitte um weitere Gnade. Q.: Ps 9. Vgl. KG 426 = Ml. und 5578 = Sg. 100 1526. Der zehent psalm David hoch zv singen. 8 Str. ababccd. Die Frommen rufen Gott um Hilfe an, da sie von Gottlosen bedrängt werden. Q.: Ps 10. Vgl. KG 250 = Ml. und 5579 = Sg. 101 1526. Der 11 psalm Davids hoch zw singen. 4 Str. ababccd. Der Psalmist vertraut auf den Herrn, denn er ist treu und gerecht. Q.: Ps 11. Vgl. KG 1973 = Ml. und 5971 = Sg. 102 1526. Der 13 psalm. 3 Str. ababccd. Der Psalmist klagt, wie lange Gott noch mit seiner Hilfe auf sich warten lasse. Q.: Ps 13. Vgl. KG 1963 = Ml. und 5973 = Sg. Lit.: Heger 1978, 332  f.

24 

 1526

103 1526. Der 15 psalm. 3 Str. ababccd. Im Haus Gottes wird wohnen, wer den Nächsten aus dem Glauben nach der goldenen Regel behandelt. Q.: Ps 15. Vgl. KG 427 = Ml. und 5994 = Sg. 104 1526. Der 30 psalm. 5 Str. ababccd. Dank für die Errettung aus Gefahr. Q.: Ps 30. Vgl. KG 1078, 4278, 4293 = Mll. und 5958 = Sg. 105 1526. Der 43 psalm. 5 Str. ababccd. Sehnsucht nach Gott Q.: Ps 43. Vgl. KG 1975 = Ml. und 6008 = Sg. 106 1526. Der 56 psalm. 5 Str. ababccd. David bittet Gott um Beistand gegen die Feinde. Q.: Ps 56. Vgl. KG 2169 = Ml. und 6013 = Sg. 107 1526. Der 58 psalm. 5 Str. ababccd. David, von Feinden umgeben, bittet, dass Gott Richter über die lügenhaften Feinde sein möge. Q.: Ps 58. Vgl. KG 2164 = Ml. und 6015 = Sg. 108 1526. Der 124 psalm. 3 Str. ababccd. Gott hilft in der Not. Lehre: Wenn Menschen nicht helfen können, soll man sich an Gott wenden. Q.: Ps 124. Vgl. KG 1801 = Ml. und 5935 = Sg. 109 1526. Der 127 psalm. 3 Str. ababccd. Ohne Gottes Hilfe gelingt nichts. Q.: Ps 127. Vgl. KG 224 = Ml. und 5575 = Sg. 110 1526. Der 146 psalm. 5 Str. ababccd. Man soll sich auf Gott, nicht auf Menschen verlassen. Gott erhält alle, er heilt und tröstet. Q.: Ps 146. Vgl. KG 358, 1793, 3788, 4218, 4394, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. 122 30. 10. 1526. Der 149 psalm. 3 Str. ababccd. Aufruf zum Lob des Herrn. Die Heiligen sollen die Könige und Edlen mit Gottes Wort fangen und so sein Gericht an ihnen vollziehen. Q.: Ps 149. Vgl. KG 1761 = Ml. und 6051 = Sg. 111–117 → unten nach 123, 118, 121 118 → unten nach 123 119 → unten nach 129, 132a, 120 120 → unten nach 129, 132a 121 → unten nach 123, 118 122 → oben nach 110 123 [vor KG 197] Ein gaistlich lied im thon: Die hochsten frewd, die ich gewon (K./G. 24,51). 12 Str. ababccd. Gespräch zwischen Christus und einem Sünder über Schuld und Rechtfertigung. Lit.: Otten 1993, 241  f.

124 → nach 118, 121, 111–117 118 20. 3. 1526. [E] Von zweyerley lieb (K./G. 4,325). 98 Vs. Zwei Teile (Erstlich die ehlich lieb; Die ander lieb, unehlich) mit jeweils einer Beispielreihe, erst AT, dann antiker Mythos, dann (in Teil 2) Boccaccio. Beispiele wie in KG 33 = Sg. und 59 = Fsp. 121 1526. Der 103 psalm dauit (Sachs, Langer Ton). Aufforderung zum Gotteslob, denn Gott vergibt die Sünde, und sein Erbarmen gilt allen, die ihn fürchten. Sein Erbarmen ist unermesslich. Schluss: In Christus erfüllt sich die Prophezeiung Davids, insbesondere da er uns am Kreuz erlöst hat. Q.: Ps 103. Vgl. KG 370, 3521, 4097, 4717 = Mll. und 5367 = Sg.



Nr. 115 

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122 → oben nach 110 111 1526. Das abentmal (Zorn, Verhohlener Ton). 5 Str. Abendmahl Christi mit seinen Jüngern. Der Text vom Abendmahl soll ganz plos im Glauben, ohne glos angenommen werden. Wenn Vernunft ausschlaggebend ist, dann folgt nur Zweifel. Christi Leib und Blut sind wahrhaft gegenwärtig. Die Menschwerdung Christi kann man allein im Glauben annehmen und nicht durch Vernunft begreifen. Die beiden Ketzer Sabellius und Mani wurden geblendet, weil sie die Menschheit Christi leugneten. Schluss: Ermahnung zum Glauben an Christus, der selbst die ewige Wahrheit ist. Fußt auf Luthers gegen Zwingli gerichteter Schrift Sermon von dem sacrament des leibes und blutes Christi wider die schwärmgeister (1526). Q.: Mt 26,17–28a; Mk 14,12–26; Lk 22,7– 23; Joh 1,1–18; 2Kor 11,3. Vgl. KG 766, 3748, 3964, 4601, 5300 = Mll. Lit.: Merzbacher 1987, 344  f.; Feuerstein 2001, 97  f.

112 1526. Das vrteil Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). 5 Str. Das Jüngste Gericht. Die Ge­rechten gehen in das Reich Gottes ein, da sie die Werke der Barmherzigkeit getan haben, die Verdammten hingegen kommen in die ewige Pein. Was einem der Ge­ringsten getan wird, das wird Christus getan. Auslegung: Christus will keine menschlichen Werke. Er will keinen Aberglauben (Supersticion) wie Ordensgemeinschaften, Kutte, Tonsur oder erdichten gottes dinst wie Messelesen, Beichten, Kasteiungen und Ähnliches. Vielmehr wird der beim Gericht bestehen, der allein Christus sucht und die Werke der Nächstenliebe vollbringt, die Gott selber gebot. Wie ein guter Baum gute Früchte bringt, so erwächst aus dem Glauben die Liebe. Q.: Mt 25,31– 46. 1526 Sachs erfindet mit dem Neuen Ton und dem Bewährten Ton seinen achten und neunten Ton.

113 1526. Der 33 Psalm (Sachs, Neuer Ton). Aufforderung, sich des Herrn zu freuen, da er fortwährend in der Welt wirkt und seinen Willen immer verwirklicht. Des Herrn Erbarmen und Milde werden im Psalm prophezeit. Schluss: Gott hat uns seine Gnade durch den bitteren Kreuzestod seines Sohnes offenbart; dadurch wird Davids Prophezeiung erfüllt. Q.: Ps 33. Vgl. KG 5537 = Sg. 114 1526. Die acht we (Sachs, Neuer Ton). 5 Str. Christi Warnungen an die Pharisäer, die die äußeren Werke des Gesetzes zum Selbstzweck erheben und deren Lehre nicht mit ihrer Lebensform übereinstimmt. Auslegung: Die Pharisäer werden den Prälaten verglichen, die dem Wort Gottes widerstehen. Ihr Verhalten gegenüber Witwen wird simonistischen Praktiken verglichen. Die Proselytenmacherei der Pharisäer entspricht der Absicht der Ordensgemeinschaften, die Einfältigen für sich zu gewinnen, um sie dadurch von Christus zu trennen. Außerdem werden die Pharisäer denjenigen gleichgesetzt, die Menschengebot über Gottesgebot stellen. Q.: Mt 23. 115 1526. Die Verfolgung Der Apostel (Sachs, Langer Ton). Jesus gibt den Jüngern bei ihrer Aussendung Verhaltensregeln und macht sie auf die zu erwartenden Verfolgungen und Leiden aufmerksam. Er mahnt sie zum mutigen Bekenntnis [Str. 1 und 2]. Das Wort des Herrn hat sich erfüllt. Gerade jetzt haben diejenigen, die sich zum reinen

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 1526

Gotteswort bekennen, viel zu erleiden. Der Herr möge seinen Knechten Freudigkeit verleihen, sich zu Christus zu bekennen [Str. 3]. Q.: Mt 10,16–26.28–33; Offb 6,9.

Vielleicht Reaktion auf den für die Protestanten bedrohlichen Frieden zu Madrid zwischen Karl V. und Franz I, auf den einige protestantische Fürsten mit einem Defensivbündnis reagierten (Feuerstein 2001, 93  f.).

116 1526. Der prophet Jonas (Sachs, Langer Ton). 7 Str. Jona verbringt drei Tage im Wal. Auslegung: Was über Jona berichtet wird, ist für uns ein tröstliches Exempel. Gott erweist seine Barmherzigkeit denen, die sich bekehren. Christus ist gekommen, um die Sünder zur Buße zu rufen. An biblischen Parallelstellen wird die Barmherzigkeit Gottes belegt. Q.: Jon 1–4; Ez 18,22; Jes 42,3; Ps 103; Ez 33,10–20; Jer 3,14; Sach 1,3; Mt 9,12  f.; 1Tim 1,15. Vgl. KG 142, 728, 1338, 3505, 3990 = Mll. und 3679 = Com. Lit.: Baro 2011a, 95–97.

117 1526. [E] Der lot (Römer, Gesangweise). 5 Str. Zwei Engel des Herrn kommen zu Lot. Die Einwohner Sodoms fordern Lot auf, ihnen seine Besucher zu zeigen. Diese jedoch halten sich verborgen. Dank den Engeln wird Lot beim Untergang Sodoms errettet. Lots Frau erstarrt auf der Flucht zu einer Salzsäule. Sünde der Töchter Lots, die ihren Vater betrunken machen und mit ihm Moab und Ammon zeugen. Schluss: Nach Ezechiel strafte Gott die Stadt wegen ihres Hochmuts. Für diejenigen, die das Wort Gottes verachten, wird jedoch die Strafe beim Jüngsten Gericht noch viel größer sein. Davor möge Gott uns bewahren. Q.: 1Mose 19,1–26.30–38; Ez 16,48–50; Mk 6,11. Vgl. KG 331, 1590 = Mll., 1591, 5527 = Sgg. und 5256 = Trag. 117a 118 119 120 121 122 123

Lit.: Feuerstein 2001, 94  f.

→ oben nach 98) → oben nach 110, 122, 123 → unten nach 129, 132a, 120 → unten nach 129, 132a → oben nach 110, 122, 123, 118 → oben nach 110 → oben nach 110, 122 9. 8. 1526 Von wegen der angegebenen schwyrmer, nemlich Greyffenbergers, Hans Sachsen, Endres Leone, cantor zu sant Sebald und Linhart Fincken ist verlassen desz Greyffenbergerß halb, der seinem weyb selbs das sacrament geraicht hat, bey den theologi und andern doctorn zu ratschlagen, deßgleichen des cantorß halb auch, und herwiderpringen. [RV = H 37]

124 1526. [E] Der Sintflus Noa (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Die Sintflut. Noahs Errettung. Schluss: Die Menschen sollen aus dieser figur erkennen, dass Gott, der Noah gnädig erhalten hat, denjenigen in Trübsal und Anfechtung bewahrt, der auf ihn hofft. Wenn Leib und Gut auch zu Boden fallen, der Geist besteht die Probe doch. Q.: 1Mose 6,5  f.13–22; 7,1–6.11–24; 8,1.6–18. Vgl. KG 4204 = Ml. und 5527 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 191.



Nr. 128 

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125 1526. Die gefencknus petri (Zorn, Zugweise). 5 Str. Herodes tötet Jakobus und nimmt Petrus gefangen. Petrus wird von einem Engel aus dem Kerker befreit und begibt sich in das Haus Marias, der Mutter des Markus. Über die wunderbare Befreiung des Petrus sind alle erstaunt. Herodes wird von Gott durch schwere Krankheit bestraft [Str. 1–4]. Die Christen sollen das Wunder der Errettung Petri betrachten, denn genauso wird Gott auch heute seine Diener vor den Mordtaten der Tyrannen beschützen. Christus selbst hat ja gesagt, dass kein Haar unseres Hauptes gekrümmt wird ohne Willen des Vaters. Selbst wenn alle Tyrannen so giftig und todbringend wie Ottern wären, es träfe sie dennoch Gottes Strafe. Wer Gottes Wort mit Füßen tritt, der erfährt die göttliche Strafe [Str. 5]. Q.: Apg 12,1–23; Mt 10,30. Vgl. KG 1181, 2555 = Mll. Lit.: Feuerstein 2001, 94.

126 1526. Ein lob des worts (Sachs, Goldener Ton). Lob sei dem Wort Gottes! Gott hat uns jetzt den Schatz der Gnade, sein Wort, aufgeschlossen, wodurch uns sein Wille kund wird. Die Heilige Schrift ist nicht mehr verdunkelt durch menschliche Lehre, die uns in Zweifel stürzt. Nun hören wir wieder allein Christus durch das wahre Evangelium, ganz ohne Geschwätz und menschliches Gesetz. Christus hat an uns „genug getan“ durch sein Sterben und Auferstehen. Wir sollen uns ihm anvertrauen, denn er ist das Lamm, das die Sünden der Welt hinweggenommen hat. Er ist der gute Hirte, die Wahrheit und der Weg, die Tür und der Steg. Christus ist der Weinstock und das wahre Licht. Beim Vater ist er ewig der Mittler, Fürsprecher und Erlöser. Er ist unsere Gerechtigkeit und Weisheit. Wir sollen ihm dankbar sein, denn er zeigt uns die Speise der Seele. Q.: Joh 1,29; 15,1; 8,12; 1Joh 2,1. 127 1526. Die verkauffer (Sachs, Neuer Ton). Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel, denn sie haben das Haus seines Vaters, das ein Bethaus sein sollte, zu einem Kaufhaus gemacht. Jesus prophezeit seine Auferstehung. Auslegung: Die Geistlichen haben die christliche Gemeinde mit Wollust (geil), Wucher und Simonie geschunden. Sie entsprechen den Händlern im Tempel. Der wichtigste Mann in diesem spil ist der Papst selbst, der alle Privilegien (Mäntel der Bischöfe, Hüte der Kardinäle, Pfarrstellen, Propsteien und Pfründen) verkauft. Er überhäuft uns mit „Gnadenbriefen“; wenn einer Geld gibt, verzeiht der Papst ihm die Sünde und errettet die Seele aus dem Fegefeuer. Nicht anders machen es die Knechte des Papstes, sie verkaufen Taufe, Firmung, Beichte, Reliquien, Bruderschaft und Opfer, Vigil, Jahrtag und Seelenmessen. Ganz im Gegensatz dazu erinnert Jesus seine Jünger daran, dass sie umsonst empfangen haben und deshalb auch frei geben sollen. Q.: Joh 2,13–22; Jes 56,7; Ps 69,10; Mt 10,8. Vgl. KG 1614 = Ml. Vielleicht angeregt durch Luther, Das Papsttum mit seinen Gliedern gemalet und beschrieben (Feuerstein 2001, 106  f.).

128 1526. Der verloren Sun (Sachs, Bewährter Ton). Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Es ist ein „Beispiel“ für das gnädige Handeln Gottes am bußfertigen Sünder. Die Engel freuen sich über jeden Sünder, der Buße tut. Q.: Lk 15,11–32. Vgl. KG 263, 4871 = Mll. und 4880 = Com.

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 1526

129 1526. Der Hundert vnd 115 psalm (Sachs, Bewährter Ton). Gott verflucht alle Götzen und Götzenmacher und alle, die auf sie vertrauen. Dagegen segnet er alle, die in Bedrängnis auf ihn hoffen [Str. 1 und 2]. Kommentierende Zusammenfassung [Str. 3]. Q.: Ps 115. Vgl. KG 5956 = Sg. 130 → unten nach 132a, 120, 119 132a [E] Conterfaction Theseus des itz Turckischen kayssers im M.D.XXvi. jare (K./G. 24,6). 94 Vs. Der Türke als gottes geyssel, weil das Wort nicht angenommen wird. Vergleichbare Bestrafungen von Völkern im AT. Am Schluss H S S. Hier noch nichts Konkretes, sondern Eintreten für das lautere Gotteswort. Lit: Otten 1993, 254  f.; Feuerstein 2001, 95  f.; Rettelbach 2002, 633  f.; Ackermann/Nöcker 2009, 451  f.

120 9. 10. 1526. [E] Mercurius, ein got der kaufleut (K./G. 3,512). 168 Vs. Erst allegorische Erklärung einzelner Merkmale des Gottes, dann, davon ausgehend, dass er auch Gott der Diebe ist (Sachs kennt auch den Namen Hermes), über den schlechten und den guten Kaufmann. 119 1526. Die Drey weissen (Sachs, Neuer Ton). Die drei Weisen aus dem Morgenland. Flucht nach Ägypten. Kindermord des Herodes. Rückkehr aus Ägypten. Q.: Mt 2; Mich 5,1; Hos 11,1; Jer 31,15; Jes 11. Vgl. KG 180, 276, 347, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2167, 2402, 2864, 3476, 3632, 3668, 3894, 3895, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4815, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. 130 1526. [E] Ein weinacht par die verheissung Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Neun messianische Prophezeiungen des Alten Testaments weisen auf Christus hin. Er schloss uns den „Gnadenport“ wieder auf, der durch Adam verschlossen war. 1526 Jahre ist es heute her, seit Christus die Prophezeiung erfüllt hat und der Schlange, die Adam verführt hatte, den Kopf zertrat. Q.: 1Mose 3,15; 22,18; 28,14b; 5Mose 18,15; 2Sam 7,12.14b; Jes 9,5  f.; Jer 33,14  f.; Mich 5,1; Bar 3,37  f. 131 1526. Ein weinacht par (Sachs, Gesangweise). Die Geburt Jesu. Jeder Christ soll Christus loben und preisen, denn durch ihn wurde er erlöst. Q.: Lk 2,1–20. Vgl. KG 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. 132 1526. Weinacht par auf new jar vnd liechtmes (Römer, Gesangweise). Darstellung Jesu im Tempel nach der Erfüllung des Gesetzes. Lobgesang des Simeon und seine Prophezeiung. Die Prophetin Hanna preist Gott. Rückkehr der Eltern Jesu nach Nazareth und Heranwachsen Jesu. Q.: Lk 2,21–40; 3Mose 12,6–8; 2Mose 13,2. Vgl. KG 141, 510, 1139, 1545, 3199, 3669, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. 132a → oben nach 129



Nr. 136 

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1527 133 1. 1. 1527. Tragedia von der Lucretia, auß der beschreybung Livii, hat 1 actus und 10 person (K./G. 12,3). 336 Vs. Q.: Livius 1,58,1–59,2 (Schöfferlin). Vgl. KG 77 (Str. 3: Boccaccio), 969 (Str. 6: Boccaccio), 2739 = Mll. und 429 (Boccaccio), 522, 2932 = Sgg. Inhalt: Lucretia, deren Mann Colatinus (Collatinus) im Kriegslager weilt, nimmt den Königssohn Sextus gastlich auf und wird von ihm vergewaltigt. Als sie sich vor Colatinus, ihrem Vater und deren Begleitern erstochen hat, planen die Männer die Vertreibung der Königsfamilie. Szenenübersicht: 1.  Prolog Ehrnholdt: Inhalt nur angedeutet. 2.  Dialog Bote–Ehrnholdt: Bote bringt Brief für Lucretia. 3.  Dialog Lucretia–Bote: Brief von Ehemann, Sehnsucht nach ihm. 4.  Dialog Hausknecht–Lucretia: Hausknecht meldet Sextus, warnt vor ihm. 5. Dialog Lucretia–Sextus: gastfreundliche Aufnahme. 6. Lucretia zu Ancilla: geht schlafen. 7. Dialog Ancilla–Sextus: soll ihn zu Lucretia führen, gibt ihr Geld. 8. Dialog Sextus–Lucretia: Vergewaltigung. 9. Monolog Ancilla: Reue. 10. Dialog Hausknecht–Ancilla: sagt ihm nichts. 11. Lucretia zu Gesinde: Man soll die Männer holen. 12. Szene Lucretia–Vater–Bublius (Publius) Varius–Junius Brutus–Colatinus: Bericht, Racheschwur, Selbstmord. 13. Vorige ohne Lucretia: Plan für weiteres Vorgehen. 14. Epilog Ehrnholdt: Tyrannei bringt Unrecht, milde Herrschaft Frieden. Lit.: Krause 1979, 129; Holzberg 1992a; Holzberg 1992b; Blamires 1995, 108–114; Stuplich 1998, 132  f. 185  f.243–256; Sasse 2005, 145  f.153–155.159  f.; Sasse 2008c; Sasse 2012, 52  f.; Weitbrecht 2013; Kühnel 2015; Freund 2018, 83–88; Sasse 2020b, 41–59.

Die folgenden Verse setzt Sachs an das Ende von SG 2 (verl.): 134 Januar 1527. [E] Auslegung der wunderlichen weissagung von dem papstum, wie es ihm bis an das ende der welt gehen soll (K./G. 22,131). 150 Vs. Antipäpstliche Strophen zu einer von Andreas Osiander hg. Schrift. Je 4 Vs. zu 30 Holzschnitten und 30 Vs. beschluß. Lit.: Zschelletzschky 195, 79  f.; Dutschke 1985, 172–174.

135 1527. [E] Eygen nutz, das grewlich thir, mit sein zwölff eygenschafften (K./G. 3,491). 388 Vs. Im Traum wird der Dichter von Lukians Menipp zum Mond geflogen, wo er zunächst die Missstände auf der Erde sieht, dann den Eigennutz als Fabeltier, dessen einzelne Glieder der Reihe nach allegorisch erklärt werden, wobei Stände- und Zeitkritik geübt wird: Löwenhaupt = Obrigkeit, Basiliskenaugen, Eberzähne, Schlangenzunge, Krokodilsschlund, Wolfsmagen, Greifenklauen = Handwerker, Büffelfüße = Bauern, Krötenherz, Drachenflügel, Igelborsten und Skorpionschwanz. Dann noch beschluß durch den erwachten Dichter. Q.: Lukian, Ikaromenippos. Lit.: M. E. Müller 1985, 207–209; Spriewald 1990, 149–154; Otten 1993, 194 A. 356.286  f.; Rettelbach 2019, 229  f.

136 1527 (?). 1531 (?). [E] Klagred der Welt ob irem verderben, dargegen ein straffred ihrer grundlosen boßheit (K./G. 3,579). 256 Vs. Der Dichter, von einem Zwerg in eine Höhle geführt, findet dort die klagende Frau Welt, die wie Eva die Sünde brachte. Der

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 1527

Greis Felix Justus hält ihr die Strafrede: Dass sie in allen sechs Zeitaltern bis zu Christus der Aufforderung zur Buße nicht nachkam. Jetzt ist Endzeit, letzte Gelegenheit zur Buße. Lit.: M. E. Müller 1985, 124–126.

137 1527. [E] Schwanck: Die 18 schön eyner junckfrawen (K./G. 5,176; G./D. 1, Nr. 1). 82 Vs. Der Dichter geht am Abend spazieren, will ein neues Gedicht machen. Begegnet einer Schönen, die ihm 17 von ihren 18 Schönheiten nennt. 16–18 sind schwarz, 16–17 die schwarzen Augen. Die „schwarze 18“ soll Sachs erraten, um ein krentzlein zu bekommen. Er gibt das Rätsel an die Leser weiter und bittet um Nachsicht wegen der erotischen Zweideutigkeit. Vgl. KG 2560 = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 279; Kully 1989, 303.305; Schilling 1990, 240  f.; Rettelbach 2019, 338  f.

27. 3. 1527 Konfiszierung der Drucke von KG 134. Sachs soll wegen seiner Verse zur Rede gestellt und danach beraten werden, ob er zu bestrafen sei. [RV = H 38] […] eins raths ernster bevelch, das er seins handtwercks und schüechmachens warte, sich auch enthalte, eynich büechlin oder reymen hinfür außgeen zu lassen. [RV = H 39] 28. 3. 1527 Weiteres zu der Angelegenheit und nochmals Publikationsverbot für Sachs. [RV = H 40] [Brief Rat in Nürnberg an Rat in Frankfurt] Weiteres dazu. [H 41] 13. 6. 1527 Guldenmund bekommt seine geschnitten form wieder. [RV = H 42] 3. 8. 1527 Guldenmund darf wieder drucken, aber ohne die addicion Oseanders und des Sachssen, schusters. [RV = H 43] Weiteres dazu. [RV = H 44]

3 Schaffensphase April 1527–Februar 1530 213 Meisterlieder, davon 179 geistliche und 2 sowohl geistliche als auch weltliche, stehen 4 geistlichen und 2 weltlichen Liedern, 23 Spruchgedichten, von denen immerhin 5 geistlich sind, und einer comedia gegenüber. 186 von 243 Dichtungen haben also christliche Thematik. 138 1527. Der 72 psalm (Sachs, Bewährter Ton). Vorbemerkung: Der Psalm ist eine Prophezeiung der Ankunft Christi und seines Reiches. Versifikation: Der Friedefürst wird mächtig sein, und alle Könige und Reiche werden ihm huldigen. Q.: Ps 72. Vgl. KG 5374 = Sg. 139 1527. Der apostel perueff (Sachs, Bewährter Ton). Jesus gibt den Jüngern bei ihrer Aussendung Anweisungen. Er fordert sie auf, die Ankunft des Himmelreiches zu predigen. Schluss: Gott möge uns vor der Verfolgung seines Wortes schützen! Q.: Mt 10,1– 15. Lit.: Feuerstein 2001, 105.

140 1527. Der wunde man Samaritter (Sachs, Bewährter Ton). Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Schluss: Das Menschengeschlecht ist durch den Sündenfall todwund. Die göttlichen Gebote (Priester) können nicht helfen. Christus (Samariter) gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden und rettet uns durch sein Sterben vor ewigem Tod. Q.: Lk 10,25–37. Vgl. KG 377, 1799, 4287 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Lit.: Dehnert 2017, 243  f.

141 1527. Der Lichtmes (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 1139, 1545, 3199, 3669, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Nachdem Jesus herangewachsen war, speiste er uns mit himmlischer Lehre, wodurch wir alle selig werden. 142 1527. Figur der vrstent Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 116 = Ml., aber nur 1; 2,1.11. Vgl. 728, 1338, 3505, 3990 = Mll. und 3679 = Com. Allegorische Deutung: Jona ist eine figur für die Auferstehung Jesu. Bitte um Auferstehung und ewiges Leben [Str. 3]. Weitere Q.: Mt 12,40. Lit.: Baro 2011a, 93–95.

143 1527. Ein vrstent (Zorn, Verhohlener Ton). Maria Magdalena findet das Grab Jesu leer. Sie berichtet Petrus und Johannes davon. Der auferstandene Christus erscheint der Maria Magdalena, die ihn zuerst für einen Gärtner hält. Schluss: Bitte um ewiges Leben. Q.: Joh 20,1–18. Vgl. KG 234, 383, 3527, 3535 = Mll. und 5462 = Sg. 144 1527. Ein andre vrstent (Zorn, Zugweise). Auferstehung Christi. Die beiden Marien finden das leere Grab. Ein Engel gibt ihnen den Auftrag, die Auferstehung den Jüngern zu verkünden. Der auferstandene Christus erscheint den Frauen. Die Hüter des Grabes werden bestochen, damit sie den Diebstahl des Leichnams vortäuschen. Christus erteilt seinen Jüngern den Missionsbefehl. Q.: Mt 28. Vgl. KG 378, 379, 437, 1958, 3255, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. 145 1527. Die zwen gen Emmaus (Nachtigall, Leidton). Der auferstandene Christus erscheint den Emmausjüngern. Sie erkennen ihn am Brotbrechen. Die Emmausjünger https://doi.org/10.1515/9783110657289-003

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verkünden den anderen Jüngern in Jerusalem, dass Christus auferstanden sei. Q.: Lk 24,13–35. Vgl. KG 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. 1527. Thomas zwilling (Nachtigall, Geschiedener Ton). Der auferstandene Christus erscheint im Kreis seiner Jünger und verleiht ihnen die Gabe, Sünden zu erlassen. Danach erscheint er dem Thomas, der an der Auferstehung gezweifelt hatte. Q.: Joh 20,19–31. Vgl. KG 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. 1527. Die erscheinung Cristi am Fischen (Sachs, Bewährter Ton). Der auferstandene Christus erscheint den Jüngern am See Tiberias. Nach dem reichen Fischfang Petri speist Jesus mit den Jüngern. Q.: Joh 21,1–14. Vgl. KG 230, 1630, 1955, 3253, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. 1527. Die himelfart Cristi (Mönch von Salzburg, Chorweise). Erscheinungen des Auferstandenen, Missionsbefehl, Himmelfahrt Jesu. Q.: Lk 24,26–53. Vgl. KG 946, 1953, 2629 (verl.), 3252, 3513, 4604, 4641 = Mll. 1527. Die vrstent Christi (Sachs, Langer Ton). Auferstehung Christi. Der Auferstandene erscheint Maria Magdalena und zwei Jüngern, schließlich allen elf Jüngern. Missionsbefehl und Himmelfahrt. Q.: Mk 16. Vgl. KG 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. 1527. Der abraham (Sachs, Bewährter Ton). Abraham ist aus Gehorsam bereit, seinen Sohn Isaak zu opfern. Gott bestätigt seine Verheißung an Abraham. Schluss: Abrahams Gehorsam entsprang aus seinem Glauben. Wir sollen den Glauben Abrahams nachahmen. Q.: 1Mose 22,1–19; Hebr 11,17  f.; Röm 4,3. Vgl. KG 221, 232, 1925, 3545, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. 9. 5. 1527. Der Hiob (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Der Wohlstand des frommen Hiob. Hiob besteht die Prüfungen, denen er ausgesetzt wird. Schluss: Aus dieser Geschichte soll der Christ lernen, dass weder Mensch noch Teufel dem Christen Schaden zufügen können. Schickt uns Gott in seiner väterlichen Gnade Unglück, dann wird zwar unser Fleisch geschwächt, der Geist hingegen geht gestärkt daraus hervor. Q.: Hiob 1; 2,1–10; 1Petr 4,1; Hebr 12,6; Spr 3,12. Vgl. KG 1377 (verl.), 4456, 4876 = Mll. und 2527 = Com. 1527. Die verheissung des h geist (Zorn, Verhohlener Ton). Jesus verheißt den Jüngern den Heiligen Geist. Schluss: Die Verheißung erfüllt sich an Pfingsten, der Heilige Geist belehrt die Jünger. Q.: Joh 16,5–15; Jes 14,26. Vgl. KG 1081, 1216, 3541, 4868, 5036 = Mll. 1527. Die sendung des heilligen geistz (Sachs, Neuer Ton). Pfingstwunder und Pfingstpredigt des Petrus. Q.: Apg 2,1–23; Joel 3,1–5. Vgl. KG 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. 1527. Die predig petri am pfingstag (Zorn, Verborgener Ton). Pfingstpredigt des Petrus und Entstehung der ersten Gemeinde. Q.: Apg 2,22–42; Ps 16,8–11; Ps 110,1. Vgl. KG 1658, 3804, 4300 = Mll. 1527. Der lam (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Petrus heilt den Lahmen beim Tempel und predigt Buße. Q.: Apg 3. Vgl. KG 246, 306, 4651 = Mll.



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156 1527. Die gefencknis petrj vnd johannis (Nachtigall, Leidton). Petrus und Johannes werden vor den Hohen Rat gebracht und gefangen genommen. Die vorangegangene Wunderheilung bewirkt, dass die Zahl der Gläubigen zunimmt. Der Hohe Rat spricht über Petrus und Johannes ein Predigtverbot aus. Verteidigungsrede der Jünger und Freilassung. Q.: Apg 4,1–30; Ps 2,1  f. Vgl. KG 246, 4497 (verl.), 5038 = Mll. Anspielung auf das Publikationsverbot? (Feuerstein 2001, 108  f.). 157 1527. Der philipus (Meienschein, Langer Ton). Die erste Gemeinde in Jerusalem wird verfolgt. Saulus geht gegen christliche Gemeinden vor. Philippus predigt in Samaria und bewirkt Wunder. Die Christen von Samaria empfangen durch Petrus und Johannes den Heiligen Geist. Simon der Zauberer will sich die Vollmacht der Verleihung des Heiligen Geistes erkaufen. Der Kämmerer der Königin Kandake aus dem Morgenland wird von Philippus getauft, nachdem der Apostel von einem Engel den Auftrag dazu erhalten hat. Q.: Apg 8,1–7.14–19.23.26–36.38–40. Vgl. KG 835 = Ml. 158 1527. Der Cornelius (Sachs, Bewährter Ton). Cornelius wird von Petrus getauft. Alle Zuhörer der Predigt Petri empfangen den Heiligen Geist. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Q.: Apg 10,1–8.19–21.24–44. Vgl. KG 1653, 1654, 3286 (verl.) = Mll. 159 1527. Der Schaffstal (Frauenlob, Würgendrüssel). Jesus erzählt das Gleichnis vom guten Hirten, auf dessen Stimme seine Schafe hören. Schluss: Christus ist der Hirte, der uns ewig behütet. Q.: Joh 10,1–16. Vgl. KG 88, 420 = Sgg. und 2130, 2229 = Mll. 160 1527. Ein poetrey Die nachred (Sachs, Morgenweise: Ein morgen frw …). Im Traum sieht der Dichter eine geflügelte Frau, in der einen Hand einen Goldpokal, gefüllt mit einem Gemisch aus Gift und Honig, in der anderen ein blutiges Schermesser. Sie schleppt eine brennende Kugel hinter sich her. Ihre Augen sind verbunden. Sie wird von einer alten, gelb gekleideten Frau geführt. Die geflügelte Frau stellt sich als Calumniatrix, ihre Begleiterin als ihre Mutter Perfidia vor. Sie sei überall bekannt, ihr Gang sei vogelschnell, wen sie mit dem Messer berühre, der falle in Schmerz. Sie sei blind und könne nur dorthin gehen, wohin ihre Mutter sie führe [Str. 1 und 2]. Das Bild bedeutet die nachred, die sich rasch ausbreitet und den Betroffenen verwundet. Den Klaffer bezwingt sein neidisches Herz, das niemand Ehre, Reichtum oder Kunstfertigkeit gönnt. Ein solcher Mund sei verflucht [Str. 3]. Vgl. KG 416 = Sg. 161 1527. [E] Ein poetrey Das glück (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Im Traum sieht der Dichter einen paradiesischen Garten, umgeben von einer gläsernen Mauer. Nur mit Hilfe eines Rades können die Menschen in den Garten gelangen. Dort gibt es keinen Schmerz, es stehen alle Vergnügungen offen. Mitten im Garten steht ein Zelt, darin sitzt die Königin Glück, deretwegen die Menschen in den Garten kommen. Plötzlich lässt sie viele durch ihre Knechte vertreiben. Der Dichter erwacht [Str. 1 und 2]. Wem alles glückt, der möge bedenken, wie sinwel (walzenförmig) das Glück ist, damit er nicht hochmütig wird, wie Kleobulus sagt. Nach Chilon soll man im Unglück das Glück, im Glück das Unglück sehen [Str. 3]. 162 1527. Die cluckhenn (Zorn, Verhohlener Ton). Jesus klagt über Jerusalem und verwendet dabei das Bild von der Henne, die ihre Jungen unter sich versammelt [Str. 1]. Allegorese: Die Gluckhenne wird mit Christus, das junge Schutz suchende Tier mit

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den Christen verglichen. Wie die Gluckhenne ihre Jungen sucht und sie beschützt, so sucht Christus uns, indem er Buße predigt und unsere sündig verkehrte Natur offenbar macht, uns die Heilige Schrift erschließt, uns in sie einlässt und mit seiner Gnade speist. Wie die Gluckhenne ihre Jungen vor dem Geier bewahrt, so schützt Christus uns vor dem Teufel. Bei Christus sollen wir Schutz suchen, nicht auf eigene Kräfte und Werke vertrauen. Beim Gericht besteht allein Christi Gerechtigkeit [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 23,37; Ps 91,4; Mal 3,20. Vgl. KG 6091a = Ml. 1527. Der Centurio (Zorn, Verhohlener Ton). Jesus heilt den Sohn des Hauptmanns von Kapernaum, nachdem er dessen Glauben erkannt hat. Schluss: Wer auf Gott vertraut wie auf einen Vater, dem wird Gott seine Hilfe nicht versagen, wenn er in Bedrängnis zu ihm schreit. Bitte um Vermehrung des Glaubens. Q.: Lk 7,1–9; Mt 8,13; Lk 7,10. 1527. Der weingart (Sachs, Neuer Ton). Gleichnis von den bösen Weingärtnern. Dem Gleichnis entspricht ein Abschnitt aus dem Propheten Jesaja: Der Weingarten, der nicht die erwartete Frucht bringt, wird vernichtet. Schluss: Wenn das Wort Gottes nicht angenommen wird, dann nimmt er es wieder weg und schickt den Irrtum. In diesen letzten Tagen soll die christliche Schar Gottes Wort behüten, um so mit Christus auserkoren zu sein. Q.: Mk 12,1–9; Jes 5,1–6. 1527. Der vngetrew knecht (Sachs, Neuer Ton). Gleichnis vom ungetreuen Knecht [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der König, der dem Knecht seine Schuld erlässt, wird Gott verglichen, der uns mit seinem Gesetz gefangen hat. Wäre die Rechtfertigung nur nach dem Gesetz möglich, so blieben wir alle schuldig. Christus aber hat durch sein Sterben unsere Schuld beglichen. Wer seinem Nächsten nicht vergibt, der gleicht einem Totschläger. Wenn wir den Menschen nicht unsere Vergebung erweisen, wird Gott uns auch nicht vergeben. Gott möge in unseren Herzen die Liebe entzünden [Str. 3]. Q.: Mt 18,23–35; Röm 3,9–12; 1Joh 3,15  f.; Mt 6,14  f. Vgl. KG 4618, 4863 = Mll. und 5266 = Sg. 1527. Der 22 psalm (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Vorbemerkung: Der Psalm spricht die innere und äußere Angst Christi am Kreuz aus. Versifikation: Klage in großer Not und Bitte um Gottes Hilfe. Schluss: Christus hat am Kreuz innerlich gelitten, weil die Schuld aller Menschen auf ihm lag; äußerlich, weil er tödlich verwundet war. Doch blieb die Hoffnung auf Gott bestehen. Auch wir müssen solche Bedrängnis durchmachen. Daher sei Christus Lob, der uns durch seine Gnade den Weg gebahnt hat. Q.: Ps 22. Vgl. KG 4881 = Ml. und 5365 = Sg. 1527. [E] Die versuchung Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Versuchung Christi. Schluss: Wenn der Teufel den Christen versuchen will, so soll dieser mit dem Wort Gottes dagegen kämpfen. Gott wird die Seinen nie über ihr Vermögen hinaus versuchen. Bitte um Befreiung von Versuchung. Q.: Lk 4,1–13; 5Mose 8,3; 6,13; Ps 91,11  f.; 5Mose 6,16; 1Kor 10,13. 1527. Die siben prot (Sachs, Neuer Ton). Speisung der Viertausend. Schluss: Jesus nahm sich der Armen an, auch heute erbarmt er sich unser väterlich. Alle unsere Sorgen sollen wir auf ihn werfen. Wir sollen uns keine Sorgen um unsere Zukunft



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machen, den Seinen gibt es der Herr im Schlaf. Durch Gottes Hilfe überwinden wir allen Kummer. Q.: Mk 8,1–9; 1Petr 5,7; Mt 6,25–26a.31–33; Ps 127,1; Ps 33,18  f.; 2Mose 16,11–15; 1Kön 17,4; Ps 105,16  f. Vgl. KG 285 = Lied, 3328 = Sg. und 3837, 4299 = Mll. 169 1527. Das gros abentmal (Mügling, Langer Ton). Gleichnis: Das große Abendmahl. Auslegung: Durch Christus hat Gott uns das reiche und köstliche Abendmahl bereitet, durch seinen Tod unsere Schuld beglichen, damit wir mit ihm vereint sind. Nur der­ jenige, der allein auf das Sterben Christi vertraut, wird zum Abendmahl eingelassen. Wer aber meint, durch seine Werke selig zu werden, der folgt nicht dem Evangelium und bleibt für immer ausgeschlossen. Huren und Sündern steht der Himmel offen, die Gleisner aber bleiben in Sünde. Der Herr möge uns an seinem Abendmahl im ewigen Leben teilhaben lassen. Q.: Lk 14,16–24; Mt 21,31. Vgl. KG 1577 = Ml. und 5267 = Sg. Aktuell wegen des Abendmahlstreits (Feuerstein 2001, 110).

170 Der 104 psalm (Nachtigall, Leidton). 5 Str. Vorbemerkung: Der Psalm berichtet von der göttlichen Herrlichkeit und Würde und davon, wie weise Gott alles erschaffen hat. Versifikation: Lob Gottes, der in seiner Schöpfung alles herrlich regiert. Q.: Ps 104. Vgl. KG 1628 = Ml. und 5368 = Sg. 171 1527. Das lied mose (Sachs, Bewährter Ton). Lobgesang des Moses nach dem Untergang der Ägypter im Schilfmeer. Gesang und Tanz der Prophetin Mirjam. Schluss: Gott möge uns vor den Feinden erretten, bis wir im ewigen Vaterland nie mehr von ihm geschieden werden. Q.: 2Mose 14,19–15,21. Vgl. KG 339 = Ml. 172 1527. Die geistlich figur irt gespons Cristi sein Schacz (Sachs, Bewährter Ton). 7 Str. Die Erschaffung Evas wird mit Christi Erlösungstod verglichen. Adam erhielt im Schlaf eine Gemahlin; die Christen sind durch den Kreuzestod, den Schlaf Jesu am Kreuzesstamm, Christus anvertraut. Er hat all unsere Schuld auf sich genommen. Als aus seiner Seite Blut und Wasser flossen, hinterließ er die beiden Sakramente: Taufe und Abendmahl (Fronleichnam). Durch die Taufe werden wir mit Gott versöhnt. Gegen die Welt haben wir zu kämpfen und unser Kreuz anzunehmen. Der Auftrag zu taufen wird mit dem Zug durch das Rote Meer verglichen. Der Geist soll das Fleisch überwinden. Christus ist das Opferlamm und die geistliche Speise. Wie Eva Adams Männin heißt, so werden die Christus Angetrauten nach ihm benannt. Durch Abendmahl und Teilhabe am königlichen Priestertum werden wir Kinder Gottes und Miterben Christi. Wie Adam und Eva ein Fleisch sind, so wird auch der Christ mit Christus in geistlicher Liebe eins. Q.: 1Mose 2,21–24; Röm  5,14; 1Kor  15,14; Joh  19; Mk  16,15  f.; 2Mose 14; Mt 26,26–28; 2Mose 12; Jes 56,5b; Mt 10,37; Hld 5,8; Röm 8,35; Hld 8,6  f.; Offb 19,7–9; 21,3  f. Vgl. KG 1419, 2436 = Mll. 173 → nach 174 174 1527. Der pös Feigenpaum (Nachtigall, Abendton). Christus, befragt, ob die durch Pilatus umgekommenen Galiläer schuldig seien, betont allein die Notwendigkeit der Buße. Unterbleibt diese, dann besteht unverzeihliche Schuld. Q.: Lk 13,1–9; Mt 3,10. 173 1527. Der gideon (Nachtigall, Starker Ton). Gideons Sieg über die Midianiter. Beim Angriff mitten in der Nacht blasen die Mitstreiter Gideons die Posaunen und tragen Fackeln in Krügen [Str. 1]. Die Figur bedeutet: Gott bestraft den Hochmut der

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Weltkinder. Die Christen sollen in Geduld die lange Nacht durchhalten im Gottvertrauen; das Blasen in die Posaunen wird der Verkündigung des Evangeliums verglichen, die brennenden Fackeln den Werken der Liebe. So werden die Feinde zerstreut und wird die Tyrannei auf Erden beendet. Lob sei Christus! Q.: Ri 7. Vgl. KG 678 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 110.

175 1527. Der Kranck peim wasserteich (Sachs, Neuer Ton). Christus heilt einen Kranken am Teich Bethesda. Die Juden trachten Christus nach dem Leben, insbesondere weil er Gott seinen Vater nennt. Schluss: Wenn wir in Sünden darniederliegen, kann uns nur Christus helfen. Er möge uns von den Sünden befreien, damit wir mit ihm in reinem Glauben auferstehen und in seinem Reich leben. Q.: Joh 5,1–18. Vgl. KG 2473, 5237 = Mll. 176 1527. Das 53 capitel Isaie (Sachs, Bewährter Ton). Vom Gottesknecht, den Gott für sein Volk leiden lässt. Durch Christi Leiden wird die alttestamentliche Prophezeiung erfüllt. Q.: Jes 53. Vgl. KG 2267, 2668 = Mll. und 5379 = Sg. 177 1527. Die erclerung Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Verklärung Jesu. Schluss: Heute „erklärt“ sich Jesus täglich durch sein Wort. So erkennt die christliche Schar seine Liebe, sein Erbarmen, seine Güte, Sanftmut und Geduld. Q.: Mt  17,1–9; Mk  9,2–13; Lk 9,28–36. Vgl. KG 237, 2890, 3393 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 282  f.

178 1527. Die drey Capitel isaie von Der zukunft Cristi (Folz, Freier Ton). Drei Texte des Propheten Jesaja finden in Christus ihre Erfüllung. Zu Beginn steht eine Prophezeiung über Geburt, Name und Reich des Messias [Str. 1]. Es folgt eine Schilderung des messianischen Reiches, in dem allein die Gaben des Geistes herrschen [Str. 2]. Als letzter Text wird die Prophezeiung des durch die Ankunft des Messias erwirkten Trostes zitiert. Schluss: Christus regiert uns im Geist durch sein gnadenreiches Wort. Ihm sei Lob [Str. 3]. Q.: Jes 9,1–6; 11,1  f.4  f.; 61,4  f. Vgl. KG 344, 505, 913 = Mll. und 5288 = Sg., außerdem 4766 = Ml. 179 1527. Die zukunft Cristi (Nachtigall, Starker Ton). Das Reich, dessen Hauptstadt Jerusalem ist, wird allen anderen Völkern Leuchte sein und sie an Macht und Herrlichkeit überragen. Schluss: Vor 1527 Jahren, mit der Geburt Jesu, erschien das Licht, das die grausame Finsternis erleuchtete, in die wir durch Adams Schuld gebannt sind. Q.: Jes 60,1–7.18–21. Vgl. KG 3947 = Ml., außerdem 507 = Ml. 180 1527. Die weissen mit ir prophezey (Sachs, Bewährter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,1–12. Vgl. 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Str. 3: Schon im AT wird prophezeit, dass heidnische Könige Gott Gaben darbringen. Schluss: Die christliche Gemeinde soll Gott Geschenke bringen, entsprechend den Gaben der drei Weisen, nämlich Glaube, Gebet und Annahme des Leidens in Geduld, dann kann sie Christus sehen. Weitere Q.: Mich  5,1; Ps  72,10  f.; Jes 60,6. 9. 181 1527. Die plagen dauit (Sachs, Bewährter Ton). David wird von Gott bestraft, weil er gegen Gottes Willen das Volk zählen lässt. David möchte allein, stellvertretend für das



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Volk, die Strafe Gottes auf sich nehmen. Sein Versöhnungsopfer. Schluss: Die christliche Obrigkeit soll sich bei Hunger und Krieg für die Untertanen einsetzen. Q.: 1Chr 21,1–19. Vgl. KG 3749 = Ml. und 3809 = Trag. 182 1527. Die enthauptung Johannis (Sachs, Neuer Ton). Herodes lässt Johannes den Täufer auf Betreiben seiner Frau und seiner Tochter (die für ihn tanzt) enthaupten. Schluss: Auch heute noch werden Prediger, die gottlosen Wandel anprangern, getötet. Gott aber wird das Blut seiner Zeugen rächen. Q.: Mk 6,17–29. Vgl. KG 2906 = Ml. und 3210 = Trag. Kann auf den Tod Wolfgang Vogels bezogen werden (Feuerstein 2001, 106).

182a 1527. Der tod des Linhart Kaisers zw Passaw. Spruchgedicht über den Wiedertäufer, den der Bischof von Passau am 18.  7. 1527 verbrennen ließ. Laut Sachs 144 Verse. [verl.] Lit.: Feuerstein 2001, 106.

183 1527. Der weinstock (Zorn, Verhohlener Ton). 5 Str. Gleichnis vom Weinstock. Christus ermahnt seine Jünger, eng mit ihm verbunden zu bleiben und einander zu lieben. Wie der Hass der Welt ihn selbst trifft, so wird er auch seinen Jüngern gelten. Q.: Joh 15; Ps 35,9. 184 1527. Das Samariteisch weib (Zorn, Verhohlener Ton). 7 Str. Jesus und die Samariterin am Brunnen. Schluss: Das im Evangelienbericht genannte Motiv vom Wasser, das ewiges Leben zu geben vermag, wird in dem die Versifikation abschließenden Gebet aufgenommen. Jesus wird gebeten, uns mit seines Wortes Wasser zu tränken. Wenn wir den Heiligen Geist empfangen, von dem alle Güte ausfließt, dann wird unseren Geist nicht mehr dürsten, und er wird in Gott ewig leben. Q.: Joh 4,3–42; 7,38  f. Vgl. KG 4894 = Ml. 185 1527. Die ganczen Suma der Bibel (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Gott hat uns durch die Heilige Schrift seinen Willen kundgetan, nach dem wir uns „einfältig“ richten sollen. Aufzählung aller kanonischen Bücher der Bibel mit Namen und Kapitelzahl in der Reihenfolge der Lutherbibel. Die acht apokryphen Bücher des Alten Testaments werden erwähnt, aber nicht einzeln aufgeführt. Vom Neuen Testament werden 23 Bücher genannt. Hebräerbrief, Jakobusbrief, Judasbrief und Apokalypse bleiben ungenannt, weil sie nicht canonicj und von Christlicher samlung nicht approwieret sind. Schluss: Gott hat uns die Bücher der Heiligen Schrift gegeben, damit wir glauben und danach leben. Das göttliche Wort bleibt ewig, deshalb sollen wir menschliche Lehre fliehen. 186 1527. Das verloren schefflein (Sachs, Neuer Ton). Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen [Str. 1]. Auslegung: Die Wüste wird der Welt verglichen, deren Fürst der Teufel ist. Er will uns Schäflein dem guten Hirten Christus rauben. Die Ungläubigen helfen dem Teufel, der umgeht wie ein Leo. Christus wird uns durch sein Wort zum rechten Schafstall führen. Er weidet uns geistlich im Glauben [Str. 2]. Gebet an Christus um Bewahrung vor Irrtum: Die Herde Christi ist jetzt durch falsche Propheten zerstreut, die das Wort Gottes mit Vernunft deuten und schwirmen. Christus möge uns deshalb selbst zur Wahrheit führen. Er möge uns in sich, den edlen

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Weinstock, einpflanzen. Dann gelangen wir zur Freude aller Engel in den himmlischen Schafstall [Str. 3]. Q.: Lk 15,4–10; 1Petr 5,8. Vgl. KG 2130, 4885 = Mll. und 5270 = Sg. 187 1527. Die zwelff Nürnberger dichter (Sachs, Neuer Ton; Rettelbach 2000b, 621– 624). Der Dichter sieht einen paradiesischen Garten, der von zwölf Männern gepflanzt und gepflegt wird. Der Garten bringt viele Früchte, und die Männer mühen sich sehr um ihn. Doch dann sieht der Dichter ein wildes Tier kommen, das den Garten verwüstet. Erklärung des Bildes: Der Garten bedeutet die „Singschule“ zu Nürnberg, die zwölf Männer sind ihre hervorragendsten Dichter. Fremde „Meister“ haben den Ruhm der Singschule in alle Lande verbreitet. Es folgen die Namen und Berufe der zwölf alten Nürnberger Meister. Neid und Zwietracht werden durch das wilde Tier angedeutet. Darunter hat die Schule gelitten. Deshalb sollen die Singer auf Einigkeit achten. Dann wird der Schule Ehre zuteil und Gott gibt seine Gabe des Geistes [Str. 2 und 3]. Lit.: Dutschke 1985, 174–176; Otten 1993, 14  f.; Rettelbach 2000b, 621–628; Feuerstein 2001, 86  f.; Dehnert 2017, 121–123; Rettelbach 2019, 166  f.

188 1527. Der sues traum von Nürenberg (Sachs, Neuer Ton; Kugler 1978, 85–87). Der Dichter sieht im Traum die Stadt Nürnberg: In einem paradiesischen Garten lebt ein Adler, der von Raubvögeln und anderen Raubtieren bedroht wird. Vier Fräulein stehen dem Adler im Kampf bei, das erste lehrt ihn, sein Nest zu regieren und den Feinden zu entweichen, das zweite schlägt mit dem Schwert die Feinde und dient dem Vogel mit der Waage, das dritte Fräulein trägt eine klare Sonne und leuchtet damit in die Schar der Vögel, die dann aus Scham zurückweichen, das vierte Fräulein ist schwer bewaffnet und vertreibt die Tiere aus dem Garten. Wer den Traum auslegen kann, ist in der Kunst erfahren. Vgl. KG 375 = Sg. Lit.: Kugler 1978, 84–92; Meyer 2009, 267  f.349.

189 9. 12. 1527. Der aufschlus Des suessen traum (Sachs, Neuer Ton; Kugler 1978, 87–89). Die Traumvision zeigt die Reichsstadt Nürnberg. Der Adler ist das Nürnberger Wappentier. Seine Farben, Rot und Weiß, erklären sich aus der Reichsunmittelbarkeit der Stadt. Der Garten wird u.  a. auf die Stadt und den Fluss Pegnitz gedeutet. Wie der Adler seine Jungen schützt, so erhält die Stadt, insbesondere der Rat, die Untertanen, namentlich die Kaufherren und Handwerksleute. Die Stimme des Adlers wird der Predigt des Wortes Gottes verglichen. Neidisch und heimtückisch sind die Feinde der Stadt, zum großen Teil personifiziert durch Wappentiere. Höchstes Ziel der Feinde ist es, Nürnberg in die Reichsacht zu bringen. Die vier Fräulein, die dem Adler in seinen Kämpfen beistehen, sind die Tugenden: 1.  Weisheit: Nürnberg versteht es oft, zu eigenem Vorteil sich mit den Feinden zu versöhnen; 2. Gerechtigkeit: Nürnberg gibt jedem, was ihm gebührt; 3. Wahrheit: Nürnberg bleibt gegenüber dem Heiligen Römischen Reich und allen Fürsten vertragsgetreu; 4. Stärke: gemeint sind Graben, Ringmauern und Befestigungen. Sachs wünscht, Gott möge Nürnberg beschützen. Vgl. KG 375 = Sg. Lit.: Kugler 1978, 84–92; Meyer 2009, 267  f.349.



Nr. 194a 

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190 1527. Das gepet Cristi (Zorn, Verhohlener Traum). 5 Str. Das hohepriesterliche Gebet Jesu. Jesus ist eins mit dem Vater. Die Jünger Jesu sollen an der innergöttlichen Liebe teilhaben. Q.: Joh 17. 191 1527. Der pesessen in grebern (Zorn, Verhohlener Ton). Jesus heilt den besessenen Gadarener. Die ausgetriebenen unsauberen Geister fahren in 2000 Säue. Der Geheilte verkündet in den Zehn Städten die Wundertat Jesu. Q.: Mk 5,1–20. Vgl. KG 1415 = Ml.; außerdem 1659, 4684 = Mll. und 5477 = Sg. 192 1527. Das kranck frewlein dot döchterlein (Sachs, Bewährter Ton). Jesus erweckt die tote Tochter des Jairus und heilt die blutflüssige Frau. Schluss: zwei Lehren: 1. So wie der Frau kein Arzt helfen konnte, so kann uns kein Mensch aus den Sünden erretten. Nur zu Christus sollen wir rufen. Unsere guten Werke nützen nichts, allein durch den Glauben werden wir gesund. 2. Wie Christus das Mädchen vom Tod erweckt, so werden wir durch seinen eigenen Tod aus des Todes Gewalt errettet. Q.: Lk 8,40–56. Vgl. KG 670, 2319, 2859, 4728 = Mll. und 848, 5259 = Sgg. 193 1527. Das lebentig himel prot (Sachs, Langer Ton). 7 Str. Nach der Speisung der Fünftausend wandelt Jesus auf dem Wasser. Er bezeichnet sich als das Brot des Lebens. Die Juden in der Wüste, die das von Gott gegebene Brot gegessen hatten, sind dennoch gestorben, wer aber von dem Brot isst, von dem Christus spricht, der hat das ewige Leben. Niemand kommt zum Vater außer allein durch den Sohn. Die Juden murren gegen Jesus, und es kommt zu einer Spaltung unter den Jüngern. Bekenntnis des Petrus zu Christus. Q.: Joh 6,14–69; Ps 78,24; Jes 54,13; 2Mose 16. Vgl. KG 2458, 3984, 4840, 5016 = Mll. Das Lied ist ein impliziter Kommentar zum Abendmahlsstreit (Feuerstein 2001, 110  f.).

194 1527. Der verstorben Lasarus (Nachtigall, Leidton). 7 Str. Jesus erweckt den toten Lazarus. Schlussgebet: Wenn wir im Grab des Irrtums oder Unglaubens liegen, dann möge Christus uns vor dem geistlichen Tod bewahren. Er möge sein Wort in unsere Seele schreiben, damit wir von den Fesseln der Sünde befreit werden, und uns nach diesem Elend in der gemeinen vrstent erwecken. Q.: Joh 11,1–47. Vgl. KG 3700 = Trag. und 4702 = Ml. 194a 1527. [E] Bachus, ein gott aller trincker. Epicurus, mein bester freundt (K./G. 23,499). 208 Vs. Der Gott schildert ausführlich, wie seine Diener sozial und gesundheitlich Schaden nehmen. Christus und Mohammed verbieten ihn. Beispiele aus dem AT und der Kaiserzeit für heruntergekommene Trinker. Auch die Geistlichen sind ihm ver­ fallen.

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1528 195 1. 1. 1528. Der plintgeporen (Sachs, Neuer Ton). 7 Str. Jesus heilt den Blindgeborenen. Die Pharisäer befragen den Geheilten und seine Eltern, wer ihn wieder sehend gemacht habe. Der Blindgeborene bezeugt seinen Glauben an Jesus [Str. 1–6]. Gebet: Christus, das wahre Licht, möge uns seine Güte erzeigen und uns sehend machen, denn unsere menschliche Natur, nur auf Eigenliebe gerichtet, ist plint geporen. Der Herr möge den Speichel seines heilsamen Wortes auf die Augen unseres Gemütes legen, damit wir ihn rein erkennen und uns zu ihm bekennen, bis die trübe Wolke weicht und wir das göttliche Licht ewig schauen [Str. 7]. Q.: Joh 9; Jes 61. Vgl. KG 4770 = Ml., außerdem 3152 = Ml. < Mk 8,22–26. 196 1528. Das ungestuem mer (K./G. 24,48). 13 Str. ababcdc. Christus gebietet dem Sturm [Str. 1–5]. Auslegung [Str. 6–13]. Q.: Lk 8,22–26. Vgl. KG 2840 = Ml. Vgl. auch 282 = Ml. < Mk 4,35–5,1 sowie 369 = Ml. und 5258 = Sg. < Mt 8,23–27. 197 1528. Der welt nachschnalz 3 lieder poesia (Sachs, Neuer Ton). Der Dichter sieht im Traum einen schwarzen, stark bewegten See. Im Wasser schwimmt eine Kugel, auf der ein nacktes Fräulein sitzt. Es kann sich zwar schlecht auf der Kugel halten, doch da es frech und geil, verwegen und stolz ist, kann es ungehindert mit Pfeilen jeden Menschen beschießen, gleich, ob er alt oder jung, schön oder garstig, ob er von hohem oder niedrigen Stand ist [Str. 1]. Deutung: Das nackte Fräulein ist die Welt, der See bedeutet die Gefährlichkeit, in der die Welt schwimmt. Die Kugel ist das Glück. Wie man sich auch verhält, der Welt wird man es nie recht machen. Anaphorische Reihung von Spottnamen, mit denen die üble Nachrede der Welt die Menschen bezichtigt [Str. 2 und 3]. 198 15. 3. 1528. [E] Schwanck: Der pawern-tantz, versammelt auß mancherley dörffern (K./G. 5,279; G./D. 1, Nr. 2). 90 Vs. „Autopsie“ einer Bauernkirchweih in Mögeldorf. Viele fränkische Ortschaften genannt (Röttenbach, Pottenstein usw.). Lit.: Zschelletzschky 1975, 324–330; Renger 1986, 24  f.

198a [E] Der fürsten dantz 185 Vs. Ausg.: z.  T. Röttinger 1927, 42–46. 199 1528. Kunig Dauit in der höl (Sachs, Bewährter Ton). Davids Großmut gegen Saul zeigt sich darin, dass er dem König kein Leid antat, obgleich dieser ganz in seiner Hand war. David fordert, die Entscheidung Gott zu überlassen. Schluss: Der Christ soll seine Feinde nicht schlachten und würgen, sondern dem göttlichen Gericht die Rache überlassen. Q.: 1Sam 24. Vgl. KG 1849 = Ml. und 5079 = Trag. 200 1528. Das Cananeisch weiblein (Frauenlob, [Goldene] Radweise). Jesus heilt die Tochter der kanaanäischen Frau, die großen Glauben an ihn besitzt. Schluss: Wer zu Christus flieht und an ihn glaubt, den lässt er nicht verderben. Durch sein Sterben hat er uns Frieden geschenkt. Q.: Mt 15,21–28. Vgl. KG 258, 4838, 4867 = Mll. und 5302 = Sg. 201 1528. Der samson mit den Füchsen (Sachs, Bewährter Ton). Samsons Frau wird einem anderen Mann gegeben. Samson rächt sich an den Philistern: Dreihundert Füchsen bindet er Feuer an die Schwänze, so dass die gesamte Ernte verbrennt. Dreitausend Mann aus Juda liefern ihn gebunden den Philistern aus. Samson zerreißt die



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Stricke und erschlägt mit einem Eselskinnbacken tausend Mann. An der gleichen Stelle lässt Gott einen Brunnen entspringen, so kann Samson seinen Durst löschen. Zwanzig Jahre bleibt Samson Richter über Israel. Schluss: Bitte, Gott möge unsere Seele im Kampf mit den Feinden stärken und uns mit seinem Wort tränken. Q.: Ri 15,1– 6.8–20. Vgl. KG 2394, 4627 = Mll., 5479 = Sg. und 4834 = Trag. 1528. Die Baal prophetten (Sachs, Bewährter Ton). Gottesurteil zwischen Elia und den Baalspriestern. Sie opfern Baal, er Gott. Als nur sein Opfer von Feuer verzehrt wird, lässt er die Priester vom Volk am Fluss zusammentreiben und töten. Dann betet er auf dem Karmel erfolgreich um Regen. Schlussbitte: Das Wort möge den göttlichen Willen aufrichten, Gott möge vor falschen Propheten bewahren. Q.: 1Kön 18,1.17.20– 45. Vgl. KG 325 = Ml. 1528. Ein römisch Historj gayus mucius (Sachs, Bewährter Ton). Der Römer Gaius Mucius will den etruskischen König Porsenna, der gegen Rom die Sache der Tarquinier vertritt, in seinem eigenen Heerlager töten. Der Anschlag misslingt, versehentlich tötet Mucius den Canczler des Königs. Er wird ergriffen und dem König vorgeführt. Zum Beweis römischer Tapferkeit hält Mucius seine Hand ins Feuer und lässt sie verbrennen. Er erklärt, dreihundert Römer seien ebenso opferbereit, Rom zu verteidigen. Davon beeindruckt, ist Porsenna verhandlungswillig. Er verzichtet darauf, die Tarquinier weiterhin zu unterstützen. Q.: Livius 2,12  f. (Schöfferlin). Vgl. KG 796 = Ml., 1161 = Sg. und 4221 = Com. 1528. Das pesessen kint (Nachtigall, Leidton). Christus heilt einen besessenen Knaben, den die Jünger nicht gesund machen konnten. Der Vater des Knaben bekennt sich zu Jesus. Schlussgebet: Gott möge aus uns den Teufel treiben, damit wir sein Wort bekennen und uns durch seinen Geist aus dem Unglauben helfen. Q.: Mk 9,14–29. Vgl. KG 1311 = Ml. und 5476 = Sg. 1528. Das vnkraut (Folz, Langer Ton). Gleichnis vom Unkraut und Jesu Auslegung. Schluss: Bitte um Gottes Wort, Geist und Reich. Q.: Mt 13,24–30.38–43. Vgl. KG 436, 2325, 4949 = Mll. 1528. Der himlisch Seeman (Folz, Langer Ton). 5 Str. Das Gleichnis vom Sämann und Jesu Auslegung. Schluss: Christus möge durch seinen Geist zu uns kommen, Unverstand, Schwachheit, Sorgen und Geiz von uns nehmen und sein göttliches Wort in uns senken. Q.: Mt 13,1–23; Jes 6,9  f. Vgl. KG 2791, 4926 = Mll., 4703 = Ml. < Mk 4,1–20, 462 = Ml. < Lk 8,4–15 und 5488 = Sg < alle drei. 1528. Der Nicodemus die geistlich himlisch widergepurt (Sachs, Langer Ton). 5 Str. Jesu Gespräch mit Nikodemus. Streit zwischen den Jüngern Jesu und denen des Johannes. Das letzte Zeugnis Johannes’ des Täufers von Jesus. Schluss: Bitte um die Neugeburt aus dem Wasser und dem Geist und um die Erneuerung des Glaubens der christlichen Schar. Q.: Joh 3; 4Mose 21,9. 1528. Der 148 psalm (Sachs, Kurzer Ton). Alle Welt soll den Herrn loben. Q.: Ps 148. Vgl. KG 891, 4338 (verl.), 4694 = Mll. und 5570 = Sg. 1528. Der 34 psalm (Sachs, Hohe Tagweise). Lob Gottes. Gott erhört die Gerechten und hilft ihnen. Q.: Ps 34,2–23. Vgl. KG 699 = Ml. und 5372 = Sg.

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210 1528. Der thomas (Römer, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber nur 20,24–31. Vgl. 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Bitte, Christus möge durch die verschlossene Tür des furchtsamen Herzens kommen und uns seinen heiligen Geist geben. Er möge sich uns durch das frone Sacrament zeigen. Dadurch sind wir mit ihm im Glauben bis an das Ende eins. 211 1528. Der 23 psalm ausgeleget (Frauenlob, Überzarter Ton). Der Psalm von Gott, dem guten Hirten, wird von wort zw wort erzählt und jeweils subtil erklärt nach der Beschreibung des pomeranus. Den versifizierten Textabschnitten folgen die Auslegungen: Gott, der gute Hirte, bedeutet, dass er sich der gläubigen Gemeinde annimmt; die Weise wird mit Gottes Wort verglichen, die Straße ist Gottes Gerechtigkeit. Gott speist uns mit seinem Wort und seinem fronleichnam. Q.: Ps 23. Vgl. KG 5974 = Sg. 212 1528. Das vrteil Salomonis (Sachs, Bewährter Ton). Salomo bittet Gott um die Gabe der Weisheit. Sein weises Urteil. Schluss: Schöffe und Richter sollen auf die jeweiligen Umstände achten und sich nicht durch Arglist blenden lassen, sondern nur nach der Wahrheit richten. Q.: 1Kön 3,1.9.16–28. Vgl. KG 619 = Sg., 632 = Ml. und 3239 = Com. 213 1528. [E] Evangelium von dem geytz, ein kurtze summa auß der geschrifft gezogen (K./G. 1,288). 75 Vs. In Anknüpfung an Mt 6,20  f. Warnung vor Habgier und ihren Folgen. Schluss: Bitte an Christus um einen guten Geist. Lit.: Schade 1986, 564–566.

214 1528. Der starck Samson Figur (Nachtigall, Starker Ton). Samson, der bei einer Hure zu Gaza schläft, soll von den Gazitern erschlagen werden. Um Mitternacht entflieht er, indem er das Stadttor aus den Angeln hebt und auf einen Berg trägt [Str. 1]. Auslegung: Der geistlich Samson ist eine Figur für den auferstandenen Christus, wie er bei Matthäus beschrieben wird [Str. 2]. Christus überwand seine Feinde, die Hölle und den Tod. Er führt alle Gläubigen aus dem Gefängnis in sein Kaisertum – dies bedeutet die Tür, die Samson mit sich nahm [Str. 3]. Q.: Ri 16,1–3; Mt 28,2–4; 1Kor 15,55; Ps 68,19. Vgl. KG 440 = Ml. 215 1528. Das geschicht von dem waldpruder (Vogelsang, Goldener Ton; Neu­ mann 2005, 313–315). Ein Eremit zweifelt an Gottes Gerechtigkeit, da vielfach die Bösen im Leben Glück haben, während den Frommen Unglück zuteilwird. Da kommt ein Engel zu ihm. Er kehrt mit dem waldpruder nachts bei Wirten ein. Dem einen der gastfreundlichen Wirte raubt der Engel einen prächtigen Becher, das Kind eines anderen tötet er. Dem scheinbar bösen Wirt schenkt er den Becher, und als der Knecht dieses Wirtes den beiden den Weg weist, stößt der Engel ihn zum Dank von einem Steg ins Wasser. Daraufhin hält der Eremit den Engel für den Teufel. Doch der Engel erklärt, alle seine Taten seien zum Heil der Betroffenen geschehen. Gottes Weisheit ist verborgen, und die Welt will sie nicht begreifen. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 80 Ö. (Ü. nicht nachweisbar). Vgl. KG 905 = Sg. und 3701 = Com. Lit.: Neumann 2005, 86  f.

215a 1. 5. 1528. [E] Fabel mit dem frosch und der mauß (K./G. 5,84; G./D. 1, Nr. 3). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 74 = Ml. (Str. 5). Jetzt vielleicht schon nach Steinhöwel in der (verl.)



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Ausg. des Esopus von ca. 1528, aber hier mit einem Storch statt des Adlers. Vgl. dagegen KG 2142 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 319.

216 1528. Der reich Jüngling (Sachs, Bewährter Ton). Der reiche Jüngling (mit dem Vergleich vom Kamel und dem Nadelöhr) [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Jüngling ist noch ein gleissner, denn er hört das Gebot Gottes nicht rein. Sein Glaube ist zu gering. Gerade das erste Gebot hat er nicht befolgt, denn er hängt am Reichtum. Gott möge uns von irdischer Begierde befreien [Str. 3]! Q.: Mk 10,17–27; Mt 6,24; Kol 3,5. Vgl. KG 4116 = Ml. 217 1528. [E] Die Judit (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Judith tötet Holofernes. Judiths Triumph­lied. Schluss: Holofernes bedeutet den Satan, er nimmt uns das reine Wasser des Wortes Gottes. Judith wird Jesus verglichen, denn sein Tod ist das heilsame Schwert, mit dem er den Teufel besiegte, so dass wir im himmlischen Jerusalem in Frieden mit ihm leben können. Q.: Jdt 7–16. Vgl. KG 334 (Str. 3), 4129, 4622 = Mll., 610 = Sg. und 3526 = Com. Lit.: Bake 2013, 290  f.

218 1528. Der 25 psalm ein gepet in aller not zw got vnd vm fergebung der sünden (Folz, Chorweise). Der Psalm ist ein Gebet um Vergebung der Sünden und um Leitung durch Gottes Schutz und Hilfe. Versifikation: Bitte um Gottes Hilfe. Schluss: Jeder Christ kann Gott seine Not klagen. Die Erlösung durch das Kreuz bringt Trost. Christus ist unser Mittler. Q.: Ps 25. Vgl. KG 4559 = Ml. und 5529 = Sg. 219 1528. Der ander psalm von der verfolgung des reichs Christi (Barz, Langer Ton). Die Heiden toben gegen das Reich Gottes. Gott aber wird durch den von ihm eingesetzten König ihre Pläne zunichtemachen [Str. 1 und 2]. sum des Psalms: Das Reich Christi wird täglich durch Tyrannen bedroht, aber Gott spottet ihrer und vernichtet ihre Anschläge; er hat durch seinen Geist die Glaubenseinheit der Christen begründet, und er rettet seine Glieder, die sich zu Christus bekennen [Str. 3]. Q.: Ps 2. Vgl. KG 2170 = Ml. und 5778 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 117  f.

220 1528. Die tewrung der pelegerung Samarie (Sachs, Bewährter Ton). Belagerung Samarias durch die Syrer und glückliche Wendung des Geschicks der Stadt gemäß der Prophezeiung des Propheten Elisa. Schluss: Noch heute ist Gott unser einziges Heil. Q.: 2Kön 6,24  f.; 7,1–20. Vgl. KG 3833 = Trag. 221 1528. Die opferung Isaac mit geistlicher Aligoria ausgeleget (Regenbogen, Langer Ton). 7 Str. Inh. u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 232, 1925, 3545, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Geistliche dewtung der figure: Abraham wird allegorisch auf Gott gedeutet. Der Altar, auf dem Isaak geopfert werden sollte, bedeutet das Kreuz. Isaak wird allegorisch gedeutet als die Gottheit Christi, der reine Widder als dessen Menschheit. Weitere Vergleiche sind u.  a.: Das Horn des Widders wird verglichen mit dem Evangelium: wie Isaak am dritten Tage wiederkehrte, so erstand Christus nach drei Tagen; das Land Morija verweist auf die christliche Kirche; der Esel, der am Berg bleibt, bedeutet den Menschen, den alten adam, der zum geistlichen Opfer nicht

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kommen kann; die beiden Knechte werden allegorisch gedeutet als Gesetz und Evangelium. Vom Evangelium allein würde der Mensch übermütig in Werk und Begierde. Seele und Gewissen aber brauchen den Zwang des Gesetzes nicht, sondern sie bedürfen nur der Tröstung des Evangeliums. Lit.: Rettelbach 2019, 127  f.

222 1528. Die Dina Aligoria (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Dina wird von Sichem geschändet. Zur Wiedergutmachung fordern die Söhne Jakobs die Beschneidung der männ­ lichen Bewohner der Stadt Sichem. Drei Tage danach richten Simeon und Levi in der Stadt ein Blutbad an [Str. 1–3]. Auslegung: Dina wird verglichen mit der leichtfertigen Seele, die nicht daheimbleibt und nicht an Gottes Wort einfältig glaubt, sondern mit Vernunft in der schrift spaciren will. Sichem bedeutet den Teufel, der durch menschliche Lehre und Ketzerei über das Gewissen herrschen will. Es fehlt heute nicht an solchen Menschen, die entgegen der Einfalt Cristlicher Zunft über Gottes Wort ein glos aus vürwicz menschlicher vernunft machen [Str. 4]. Dass Sichem und sein Volk sich beschneiden ließen, deutet auf die menschliche Lehre, die nur dazu da ist, die Menschen zu betrügen. Levi und Simeon werden den Predigern des Wortes Gottes verglichen, die treu gegen Lügen kämpfen. Christus möge uns durch seinen Geist wappnen [Str. 5]. Q.: 1Mose 34,1–29; Luthers Predigten über das Buch Genesis (1527). Vgl. KG 4674 = Ml. und 5286 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 122–124.

223 1528. Die zwen pöck figur Der vrstent (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Das Versöhnungsopfer Aarons [Str. 1]. Die beiden Böcke, von denen einer zum Sündopfer, der andere zum Versöhnungsopfer hingegeben wird, werden mit Christi Tod und Auferstehung verglichen. Christus hat sich selbst am Kreuzesholz für unsere Sünden geopfert. Der zum Leben neu erweckte Christus versöhnt uns als Mittler und Fürsprecher mit dem Vater [Str. 2 und 3]. Q.: 3Mose 16,7.15–21; Jes  53; 1Petr  2,24; Offb 20,14; Röm 6. Vgl. KG 229, 1057 = Mll. und 5278 = Sg. 224 1528. Der 127 psalm ausgeleget (Frauenlob, Überzarter Ton). Inh. u. Q. wie KG 109 = Lied. Vgl. 5575 = Sg. Die Psalmverse werden einzeln erklärt, u.  a.: Der Christ soll Gott allein vertrauen, dann braucht er sich nicht zu sorgen, wie Gott sein Haus erner. Manche Königreiche sind trotz eigener Kraft und Stärke zugrunde gegangen, da Gott sie nicht behütet. Auch übermäßiges Arbeiten fruchtet nichts. Kinder sind eine Gabe Gottes, ohne Gottes Segen gebiert keine Frau. Die Kinder sollen nach Gottes Wort erzogen werden. Schluss: Alle Dinge stehen in der Hand Gottes. summa sumarum: Alles Gute kommt von Gott. 225 1528. Ein Fabel vom leben stier vnd pock (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 9). Ein Stier flüchtet vor einem Löwen in die Höhle eines Bocks. Der Bock will den Stier mit dem Horn stoßen, und der Stier muss fliehen. Seine Rache schiebt er für später auf. Jetzt wäre der Zeitpunkt der größeren Gefahr wegen ungünstig. Schluss: Wenn einer sich nicht rächen kann, ohne zugleich Schaden zu erleiden, so soll er seine Rache bis zur passenden Zeit aufsparen. Q.: Avian 13 (10 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 118  f.



Nr. 232 

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226 1528. Der 92 Psalm (Sachs, Hohe Tagweise: Wacht auf  …). Lob der Gerechtigkeit Gottes. Q.: Ps 92. Vgl. KG 5378 = Sg. 227 1528. [E] Figur der kinder dauff (Regenbogen, Langer Ton). 7 Str. Abram erhält den Namen Abraham. Der Bund der Beschneidung. Abraham beschneidet seinen Sohn Ismael und das ganze Hausgesinde [Str. 1–3]. Auslegung: Wie die Beschneidung das Zeichen des Alten Bundes war, so ist die Taufe Jesu das des Neuen Bundes [Str. 4]. Durch biblische Belege wird der Irrtum der Wiedertäufer widerlegt, u.  a. dadurch, dass die Vernunft dem Glauben gar nichts hilft, vielmehr ihm hinderlich ist. Jeremias und Johannes der Täufer glaubten sogar schon im Mutterleib. Jeder Christ muss werden wie die Kinder [Str. 5–7]. Q.: 1Mose 17,1–14.22b-24; Mt 28,19; 1Petr 3,21; 2Kor 10,5; Röm 10,17; Mk 10,14; Hebr 11,6; Mt 18,10 Zum Vergleich mit Osiander, Gründliche Unterrichtung s. Feuerstein 2001, 121  f.

228 1528. Der truncken Noa geistlich (Vogelsang, Goldener Ton). Noah baut nach der Sintflut einen Weinberg an. Nach dem Genuss des Weins legt er sich unbedeckt nieder. Ham berichtet den anderen Brüdern, wie er den Vater gesehen hat. Fluch und Segen Noahs über seine Söhne [Str. 1]. Auslegung: Noah ist eine Präfiguration Christi. Die Sintflut wird dem Fall Adams verglichen, der alle Welt verdorben hat. Wie Noah nach der Sintflut einen Weinberg angebaut hat, so hat Christus einen geistlichen Weinberg gepflanzt durch sein Wort und Werk. Mit seinem Wort hat er die Pflanzung begossen. Der Wein bedeutet geistlich die Liebe. Ham wird dem Volk verglichen, das Christus am Kreuz verspottet hat [Str. 2 und 3]. Q.: 1Mose 9,20–27. Vgl. KG 1822 = Ml. 229 1528. Ein figur sterbens vnd vrstent Cristi (Vogelsang, Goldener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 223 = Ml. Vgl. 1057 = Ml. und 5278 = Sg. Auslegung: Die beiden Böcke, die zum Sünden- bzw. Versöhnungsopfer hingegeben werden, werden mit Christi Tod und Auferstehung verglichen. Christus hat sich selbst unserer Sünde wegen gleich einem Opferlamm geopfert. Er versöhnt uns als Mittler und Fürsprecher beim Vater [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: Jes 53,7; 1Petr 2,24; Röm 6. 230 1528. Das fischen nach der vrstent (Folz, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 1630, 1955, 3253, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Der geistlich sin: Das Fischen bedeutet die Predigt des Evangeliums im ungestümen Meer der Welt. Ferner werden u.  a. verglichen: das Schiff mit dem Glauben, die Nacht mit den vergeblichen menschlichen Anstrengungen, das Netz mit dem Wort Gottes, die aus dem Wasser gezogenen Fische mit den Auserwählten, die gebratenen Fische mit Christus und der Schar der Märtyrer, das Feuer mit der göttlichen Liebe [Str. 3]. 231 1528. Ein pewerung vnser vrstent (Meienschein, Langer Ton). Verschiedene Bibel­ zitate zum Beweis der Auferstehung von den Toten. Da Christus auferweckt wurde, werden auch wir auferweckt. Q.: 2Tim 2,5.11; 1Petr 1,3; 1Kor 15,21  f.; Röm 6,3  f.; 8,11; 1Thess 4,13–17. 232 1528. Der Isaac ein Figur des leiden vnd vrstent Cristi (Eislinger, Langer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 1925, 3545, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Auslegung: Isaak ist eine figur Christi. Jesus Christus war vom Vater am Kreuzesstamm zur Opferung übergeben worden. Dass aber nicht die Gottheit Christi starb,

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wird verglichen dem Tod des Widders anstelle Isaaks. Das Horn, womit der Widder sich in der Dornenhecke verfängt, wird dem göttlichen Wort verglichen: Damit stieß Gott die Juden vielmals, er vernichtete so den Götzendienst (supersticion). Dennoch wurde Christus aus Neid und Hass getötet. Abraham bedeutet Gott. Wie Isaak am dritten Tag wiederkehrte, so erstand Christus nach drei Tagen. Durch sein Wort werden alle Völker im Glauben rein [Str. 2–3]. 233 1528. Der Joseph ein figur der vrstent Cristj (Eislinger, Langer Ton). Potiphars Frau versucht Joseph zu verführen. Deshalb kommt er ins Gefängnis. Joseph deutet die Träume Pharaos [Str. 1]. Auslegung: Es werden u.  a. folgende Bezüge hergestellt: Joseph wird verglichen mit Christus, Ägypten mit der Welt, die Frau Potiphars mit dem Judentum. Der Mantel, den Joseph der Frau Potiphars zurückließ, wird mit der Heiligen Schrift verglichen. Unter Berufung auf die Heilige Schrift haben die Juden Christus als Gesetzesbrecher gefangen genommen. Die drei Träume entsprechen den Geheimnissen und Prophezeiungen Gottes, die alle nach dem Tod Christi erklärt worden sind. Pharao wird Gott verglichen. Die Gunstbeweise, die Pharao Joseph gibt, werden auf Christi göttliche Majestät mit seiner Herrschaft über die Christen bezogen [Str. 2 und 3]. Q.: 1Mose 39–41; Phil 2,8–10. Vgl. KG 381, 1598, 1606, 1632, 4270 = Mll. 234 1528. Ein Vrstent (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 143 = Ml. Vgl. 383, 3527, 3535 = Mll. und 5462 = Sg. 235 1528. Der morder Cain (Sachs, Langer Ton). Kain tötet seinen Bruder Abel, dessen Opfer der Herr angenommen hat [Str. 1 und 2]. Auslegung: Kain ist ein vürpilde aller Vertreter der Werkgerechtigkeit. Greift man sie mit dem Wort Gottes an, dann ergrimmen sie und ermorden die Gläubigen. Vor der Welt verheimlichen sie ihre Tat, aber ihr eigenes Gewissen verurteilt sie. Schließlich bestraft Gott die Mörder [Str. 3]. Q.: 1Mose 4,1–16. Vgl. KG 3783, 4963 = Mll. und 4245 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 126  f.

236 1528. Die Eprecherin (Frauenlob, Leidton). Jesus und die Ehebrecherin. Schluss: Jesus tröstet die gläubige Seele und löst das Band der Sünde. Q.: Joh 8,1–11; 3Mose 20,10. Vgl. KG 1513, 3719 = Mll. und 5465 = Sg. 237 1528. Die erclerung Jhesw Cristi (Sachs, Kurzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 177 = Ml., aber hier nur nach Mt. Vgl. 2890 = Ml. < Lk und 3393 = Ml. < Mt, Lk, Mk. Schluss: Christus möge sich uns auf dem Berg unseres Herzens durch seine Lehre „erklären“ und uns mit der Wolke der Gnade umgeben. Er soll die Stimme, dass er Gottes Sohn sei, hören lassen, damit ihm das christliche Volk gehorcht. 238 1528. Der plint ausgeleget (Mönch von Salzburg, Chorweise). Jesus heilt den Blinden von Jericho [Str. 1–2,14]. Auslegung: Der Blinde bedeutet alle Menschen, die in menschlichen Lehren blind bleiben. Das wird anders, wenn Christus durch sein Evangelium dem Blinden entgegenkommt. Die gleisner wollen den um Hilfe Rufenden mit ihrem Gesetz zum Schweigen bringen. Aber der Blinde schreit noch mehr, bis er durch die Prediger Gottes Wort hört. So wird er gläubig und folgt mit Freuden, der Blinde öffnet die Augen. Q.: Lk 18,35–43. Vgl. KG 1385, 2853, 4770 (Str.2) = Mll.



Nr. 246 

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239 1528. Der 47 psalm ein aufart (Kettner, Paratreihen). Gott ist König über alle Völker [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Christen sollen frohlocken, da durch Christi Auferstehung und Himmelfahrt seine Königsmacht offenbar wurde. Die Auserwählten werden sein ewiges Reich erben [Str. 3]. Q.: Ps 47. Vgl. KG 559, 1058 = Mll. und 5963 = Sg. 240 1528. Der 94 Psalm ein clag vnd pit vmb rach der thiraney (Sachs, Gesangweise). Gott ist der Rächer allen Unrechts. Er, der alles erschaffen hat, vermag auch die Heiden zu züchtigen; er kennt der Menschen Gedanken und ihre Pläne. Der Herr verleiht Zuversicht, er wird seinem Volk den ewigen Sieg geben. Q.: Ps 94. Vgl. KG 4982 = Ml. und 5549 = Sg. 241 1528. Der 133 psalm die prophezey der sendung des heiligen geistes (Vogelsang, Goldener Ton). Segen brüderlicher Liebe [Str. 1, Aufgesang]. Auslegung: Entsprechend den beiden Bildern von der brüderlichen Liebe, die dem Öl, das vom Haupt Aarons und dem Tau, der vom Berge Hermon herabfließt, gleicht, wird die Sendung des Heiligen Geistes erklärt. Das Öl entspricht dem Heiligen Geist, das Haupt Aarons Christus, der das Haupt der Christen ist, der Bart Aarons wird den Predigern verglichen, sein Kleid steht für Christen, die das Wort Gottes hören. Entsprechend gleicht der Berg Hermon der göttlichen Majestät, und die befruchteten Wiesen entsprechen den Christen, deren Herz durch den Heiligen Geist befeuchtet wird, bis sie gancz geistlich werden. Gebet um Aussendung des Heiligen Geistes. Q.: Ps 133. Vgl. KG 6045 = Sg. 242 → nach 243 243 14. 5. 1528. [E] Reimen zw der abcontrafactur des künstreichen malers zw Nürnberg Albrecht Düerers (K./G.  23,16). 24 Vs. Nachruf auf Albrecht Dürer(gest. 6.  5. 1528). 242 1528. Ein Fabel von wanckelmutigen leutten (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr.  7). Ein in der Wildnis des Atlasgebirges umherirrender Pilger begegnet einem Satyr, der sich seiner erbarmt und ihn in seine Hütte aufnimmt. Als der Pilger mit seinem Atem sowohl seine Hände zu erwärmen vermag als auch den ihm dargereichten Kelch heißen Weins abkühlen kann, verweist der Satyr ihn aus der Hütte: Er sei offensichtlich wankelmütig und solle sich zu den Schmeichelkatzen begeben, die vorne lecken und hinten kratzen. Er traue ihm nicht. Q.: Avian 29 (22 Steinhöwel). Vgl. KG 4701 = Ml. und 5291 = Sg. 244 1528. Die geistes sendung figurirt (Folz, Freier Ton). Gott erscheint auf dem Berge Sinai und gibt die Zehn Gebote [Str. 1]. Auslegung: Die Verkündigung der Zehn Gebote und die damit verbundenen Ereignisse werden mit dem Pfingstwunder verglichen: das Gesetz macht nicht, wie der Geist, lebendig [Str. 2 und 3]. Q.: 2Mose 19,18–21.23; 20,1–18; Apg 2; Joh 1,17. Vgl. KG 1531 = Ml. 245 1528. Der pfingstag (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 246 1528. Das drit vnd virt actis (Meienschein, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 155 + 156 = Mll. Vgl. 306, 4497 (verl.), 4651, 5038 = Mll. Schluss: Bitte um Heiligen Geist, damit wir Gottes Wort nicht lassen. Weitere Q.: Ps 2,1  f. Lit.: Feuerstein 2001, 120 A. 370.

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247 1528. Die steinigung Stephani (Sachs, Gesangweise). Stephanus wird vor dem Hohen Rat als Gotteslästerer verleumdet. Seine Verteidigungsrede. Die Steinigung. Er sieht im Sterben den Himmel offen. Schluss: Bitte um Schutz Gottes. Q.: Apg 6,8–7,1  f.47  f.54– 59. Vgl. KG 2314, 3278 = Mll. 248 1528. [E] Die pekerung paulj (Nachtigall, Starker Ton). Die Bekehrung des Paulus und sein erstes Wirken. Q.: Apg 9,1–25. Vgl. KG 892, 3552 = Mll. 249 1528. [E] Ein Bewerung das der heillig geist in einem yden Cristen sey Ein pfingstlied (Frauenlob, Überzarter Ton). Anhand zahlreicher Bibelzitate wird bewiesen, dass in jedem, der an das Wort Gottes glaubt, der Heilige Geist wirkt. Schluss: Bitte um den Heiligen Geist. Q.: Apg  2; 1Kor  3,16; Röm  5,5; Gal  4,6; Eph  1,13  f.; Röm  8,15–17.26  f. 1Kor 2,12; 1Thess 4,8; Gal 3,14; 2Tim 1,13  f.; 1Petr 4,14; 1Joh 2,27; 1Kor 12,13; Röm 8,9. 250 1528. Der 10 psalm von des anticristes vnd seiner gelider pōs regiment (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 100 = Lied. Vgl. 5579 = Sg. Anfang hier: In dem Psalm wird von Betrug, Schinderei und Tyrannei des Antichrist und seiner Glieder berichtet. Schluss: Des Babstes gotlos reyment ist die gottlose Tyrannei, die durch Gesetz die Unschuldigen tötet. Christus möge uns in seinem Schutz erhalten! Lit.: Feuerstein 2001, 125  f.

251 1528. Als Cristus in der schul leret (Regenbogen, Langer Ton). Jesus predigt in Nazareth und wird von den Einwohnern aus der Stadt gejagt. Schluss: Gott möge uns durch seines Geistes Gnade lehren. Q.: Lk 4,14–31; Jes 61,1  f.; 2Kön 5,1–19; 1Kön 17,8–24. 252 1528. Als Cristus auf dem mer ging ausgeleget (Zorn, Zugweise). Nach der Speisung der Fünftausend wandelt Jesus auf dem Wasser. Petrus versinkt, als er dem Herrn entgegengehen will [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Speise wird mit dem Gesetz und dem Evangelium verglichen. Wenn Jesus sich auf den Berg zurückzieht, dann bedeutet das, dass er die Seinen für eine kurze Zeit der Versuchung verlässt. Meer und Wind werden mit dem Kreuz dieser Welt und der Versuchung verglichen. Jesus Christus kommt jedoch in letzter Not zu uns, wie sich an der Rettung des Petrus zeigt [Str. 3]. Q.: Mt 14,22–36. Vgl. KG 2100, 4666 = Mll. 253 1528. Das einleget frewlein in gottes kasten (Sachs, Goldener Ton). Die Opfergabe der Witwe [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott sieht nicht auf die Werke, sondern auf das Herz. Allein auf Gott soll man vertrauen, nur so werden die Werke rein [Str. 3]. Q.: Mk 12,41–44. 254 1528. Ein fabel von vntrewer geselschaft (Sachs, Silberweise; G./D. 3, Nr. 8). Zwei Gefährten versprechen, einander immer treu zu sein. Da kommt aus dem Wald ein Bär gelaufen. Der eine klettert auf einen Baum, der andere fällt nieder und stellt sich vor dem Bären tot. Als der Bär ihn einige Male hin und her gestoßen und an ihm geschnuppert hat, lässt er von dem Mann ab. Der Geflohene klettert wieder vom Baum und fragt seinen Freund, was ihm der Bär wohl ins Ohr geraunt habe. Eine gute Lehre habe ihm der Bär gegeben, ist die Antwort: Er solle mit einem Treulosen keine Gesellschaft haben. Q.: Avian 9 (8 Steinhöwel). Vgl. KG 5290 = Sg. Feuerstein 2001, 119  f. denkt an den „Verräter“ Christoph Scheurl.



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255 1528. Der thot Samsonis ein figur der vrstent Cristj (Folz, Schrankweise). Delila raubt Samson seine Stärke und liefert ihn den Philistern aus. Sie blenden ihn. Samson bringt das Haus zum Einsturz, in dem sich alle seine Feinde befinden. Dabei kommt auch er um [Str. 1]. Auslegung: Samson wird mit Christus verglichen. Christus wurde durch die Frau, d.  h. die Synagoge, in deren Schoß er gelegen und der er täglich seine Lehre vorgetragen hatte, dem Tode übergeben. Das Abschneiden der Haare Samsons wird der Leugnung der Gottheit Christi verglichen und das Ausstechen der Augen dem Tod des Leibes Christi. Bei der Überwindung seiner Feinde ist Samson gestorben, Christus jedoch hat durch seinen Tod und seine Auferstehung die Hölle besiegt, und er lebt ewig [Str. 2 und 3]. Q.: Ri 16,4–31; Ps 110,1. Vgl. KG 380 (Str. 1), 929, 930, 2400, 2618, 3986, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. 256 1528. Die taglöner (Folz, Schrankweise). Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. sum: Die Tagelöhner sind die Christen, die gute Werke vollbringen. Doch Gott schaut nicht darauf, ob viel oder wenig getan wurde. Allein nach seiner Güte vergilt er mit dem ewigen Leben dem, der in Jesus Christus gepflanzt ist. Q.: Mt 20,1–16. Vgl. KG 3967, 4960 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 244  f.

257 1528. Die Hochzeit des küng ausgeleget (Singer, Langer Ton). Gleichnis von dem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtet und Knechte zum Laden der Gäste ausschickt. Die aber bleiben auf dem Acker, handeln weiter oder schlagen die Knechte sogar tot. Letztere bekriegt der König. Dann lädt er Leute von der Straße ein; einen, der kein Festgewand trägt, lässt er in die Finsternis werfen. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der König wird Gott verglichen, der Christus, seinem Sohn, eine Hochzeit bereitet hat. Er hat seine Knechte, die Propheten und Patriarchen, ausgesandt, um sein Volk dazu einzuladen. Doch es war halsstarrig und nahm die Einladung nicht an. So wurde die Herrschaft Israels zerstört. Die Knechte, die Gott nun ausgeschickt hat, stehen für die Evangelisten und Apostel. Die Heiden wurden durch das Wort eingeladen, Christen zu werden. Der Ungläubige entspricht dem, der kein hochzeitliches Gewand trägt [Str. 3]. Q.: Mt 22,1–14. Vgl. KG 3122 = Ml. und 3376 = Sg. 24. 6. 1528 Sachs beendet MG 2.

Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 3: 258 7. 7. 1528. Das Cananitisch weiblein Aligoria oder ler (Frauenlob, Überzarter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 200 = Ml. Vgl. 4838, 4867 = Mll. und 5302 = Sg. Auslegung: Wie die Kanaaniterin soll der Christ, wenn er nicht gleich erhört wird, weiter Gott anrufen und sich nicht an Heilige, Engel und andere Geschöpfe wenden. Alleiniger Mittler zwischen Gott und Mensch ist Christus. Lässt Gott den Menschen allein und findet dieser keine Hoffnung, so soll er an dieses Beispiel, an David und Hiob denken. Drückt den Christen aber die Angst, er sei nicht auserwählt, so tröstet ihn die Gewissheit seiner Taufe. Christus vollbringt seine Wohltaten aus Gnade, der Mensch selbst ist schwach [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: 1Kön 2,6; Mt 27,46.

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259 29. 07. 1528. Der reich geiczig sampt einem vrteil der schrift vber den geicz (Frauenlob, Überzarter Ton). Gleichnis von dem reichen Kornbauern. Weh denen, die Haus an Haus und Acker an Acker fügen; die Habgierigen werden Schmerz statt Freude ernten [Str. 1]. Gott wird ihnen Äcker und Frauen nehmen und den Ausländern geben. Sie werden Häuser bauen und nicht darin wohnen, und Wein bauen und ihn nicht trinken, weil sie die Armen unterdrücken und Zins nehmen. Weil sie lange andere Völker beraubten, werden sie nun von ihnen beraubt [Str. 2]. Sie berauben die anderen ihrer Äcker, darum wird Gott seine Plage nicht von ihnen wenden. Das Gut, das sie an sich reißen, wird ihnen zum Verderben gereichen. Wer sich an Armen bereichert, wird schließlich selbst Armut erdulden müssen. Die Reichen haben ihren Trost schon hier. Wer genug hat, soll sich bescheiden, denn die Reichen fallen in Versuchung und Verdammnis. Schluss: Der Christ soll nicht über das täglich Notwendige hinaus sorgen [Str. 3]. Q.: Lk 12,16–21; Jes 5,8; Sir 14,2; Jer 8,9  f.; Am 5,11; Ez 22,12; Hab 2,8; Mich 2,2–4; Zeph 1; Spr 22,22; Lk 6,24; 1Tim 6,8  f. Vgl. KG 3416, 4120, 4384, 4385 (verl.) = Mll. 260 8. 8. 1528. Die zehen junckfrawen (Frauenlob, Blühender Ton). Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen. Auslegung: Das Öl in den Lampen bedeutet den Glauben. Wer ihn nicht hat, kann nicht zu Gott kommen. Q.: Mt 25,1–13. Vgl. KG 2769 = Ml. und 2936 = Sg. 261 9. 8. 1528. Die reis Christi gen Jerusalem ein geistliche ler (Frauenlob, Geschwinder Ton). Jesus, der von Samaria nach Jerusalem zieht, wird bei einer Herberge abgewiesen. Ohne, wie seine Jünger fordern, mit Feuer zu bestrafen, zieht er weiter [Str. 1 und 2]. „Verborgener Sinn“: Gerät man unter gottlose Spötter und Wortverächter, so soll man nicht erzürnen, sondern dahin gehen, wo das Wort Gottes gern gehört wird. Dadurch verbreitet man es [Str. 3]. Q.: Lk 9,51–56; 2Kön 1,10. 12. Vgl. KG 2422, 4679 = Mll. 262 14. 8. 1528. Dot Jüngling der witfrawen ein aligoria (Regenbogen, Grauer Ton). Jesus erweckt den Jüngling von Nain vom Tod [Str. 1 und 2]. Auslegung: Durch Menschenwerk wird niemand selig, sondern Gottes Gesetz tötet, bis Christus selbst kommt und den Menschen von der Sünde erlöst [Str. 3]. Q.: Lk 7,11–17. Vgl. KG 670 (Str. 2), 2893 = Mll. und 848 = Sg. 263 15. 8. 1528. Verloren sun Aligoria (Tannhäuser, Hauptton). 5 Str. Inh. [Str. 1–4] u. Q. wie KG 128 = Ml. Vgl. 4871 = Ml. und 4880 = Com. Auslegung: Der Sohn steht für den Sünder, der Schweinebesitzer für den Teufel; in der Not geht der Sünder zu Gottvater, der den Ring des Glaubens erneuert, Christus, seinen Sohn, schlachtet, die Schuhe der Liebe anzieht und ihn für ewig aufnimmt [Str. 5]. 264 22. 8. 1528. Von dem antikrist vnd abfal (Marner, Langer Ton). Vor der Wiederkunft des Herrn erscheint der Antichrist und verführt viele zum Abfall von Gott [Str. 1 und 2]. Der Antichrist ist inzwischen erschienen und lässt viele Irrlehren ausgehen. Allein die Flucht zu Christus bringt Rettung [Str. 3]. Q.: 2Thess 2,1–12; Dan 8,24. Lit.: Feuerstein 2001, 126.



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265 31. 8. 1528. Die Predig Johannis Babtiste (Kettner, Frauenton). Die Bußpredigt des Johannes am Jordan und die Ankündigung seines Nachfolgers. Q.: Lk  3,3–7.9–17; Jes 40,3–5. 266 2. 9. 1528. Die leitter jacob Aligoria (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Jakob sieht auf dem Weg von Beer-Seba nach Mesopotamien im Schlaf den Himmel offen. Engel steigen auf einer Leiter auf und nieder, Gott offenbart sich ihm. Auslegung: Jakob steht für die Menschen auf der Lebenspilgerschaft, Bethel für das Gotteshaus und den Trost des Evangeliums. Von dem Stein sagt Jesaja, er sei Christus. Die Nacht bedeutet die Welt; der Schlaf den Glauben, die Himmelsleiter Gottes Gnade [Str. 3 und 4]. Am Morgen erwacht der Mensch, bekennt Christus und seine Gnade und kann ein geistliches Gotteshaus errichten, damit am Ende alle die Himmelsleiter ersteigen [Str. 5]. Q.: 1Mose 28,1–4.10–22; Jes 28,16; Röm 6,4–6.11; 1Tim 2,5; Joh 14,6. Vgl. KG 268, 1774, 2429 = Mll. 267 7. 9. 1528. [E] Die vier wunderberlichen eygenschafft unnd würckung des weins, ein kurtzweyliger spruch (K./G.  4,237). 250 Vs. Auf Befragung durch den Dichter lehrt ein Doktor: Als Noah den Wein anpflanzt, verwendet er den Dung vom Schaf, vom Bären, von der Sau und vom Affen. Deshalb hat der Wein, den Complexen der Menschen entsprechend, viererlei Wirkungen. Trinkt der Sanguiniker Wein, dann springt und lacht er und ist gutmütig – wie das Schaf. Der Choleriker wird wie der Bär zornig und zänkisch. Wie eine Sau benimmt sich der Phlegmatiker, er redet unzüchtiges Zeug, brunczt und scheißt, rülpst und spuckt. Dem Affen gleicht der Melancholiker, wenn er Wein getrunken hat. Er treibt Albernheiten, Possen und drollige Schwänke. Schluss: Mäßiger Weingenuss ist zu empfehlen. Vgl. KG 1823 = Ml. Lit.: Harms/Schilling 1985, Nr. 82; Renger 1986, 32  f.; Baur 1995; Roper 1994, 157  f. = 1995, 165–167; Rettelbach 2019, 187–189.

268 27. 9. 1528. Die leitter Jakob (Meienschein, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 266 = Ml. Vgl. 1774, 2429 = Mll. „Geistlicher Sinn“: Jakob steht für die Christen, die im Schlaf des Glaubens liegen. Christus ist die Himmelsleiter, der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch, der uns durch seinen Tod das ewige Leben verdient hat. 269 27.  9. 1528. Der thuren Babel aligoria (Vogelsang, Goldener Ton; Klesatschke/ Brunner 1993, 5–10). Turmbau zu Babel und Sprachverwirrung. Auslegung: Die Bauleute gleichen „Traumpredigern“, die ihr Werk ohne das Wort Gottes zusammenfügen. Die wahren Christen bleiben in der Einheit Christi, während jene in Sekten auseinanderfallen: Franziskaner, Bernhardiner [Zisterzienser], Prediger [Dominikaner], Kartäuser, Augustiner, die sich untereinander und von den Laien unterscheiden. Q.: 1Mose 11,1–9. Vgl. KG 2898 = Ml. und 5287 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 126.

Das folgende Ml. ist das erste in Sachs’ zehntem Ton, dem Überlangen Ton: 270 2. 11. 1528. Die neun waren freund mit irer that (Sachs, Überlanger Ton). Neun heidnische Beispielgestalten für Treue zwischen Freunden bis in den Tod: Lucius befreit Scipio aus dem Kerker. Terentius ermöglicht Brutus, dem Mörder Caesars, die Flucht.

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Titus erhält die Gemahlin seines Freundes Gisippus zur Frau, da er sie sehr liebt. Später in Rom gibt sich Titus für Gisippus aus, der eines Mordes bezichtigt wird [Str. 1]. Pomponius und Laetorius stellen sich vor Gracchus, der mit Pfeilen erschossen werden soll. Blossius folgt seinem Freund Tiberius Gracchus in den Tod. Volumnius, dessen Freund geköpft wurde, schmäht den Kaiser und wird dafür ebenfalls getötet [Str. 2]. Philocrates tötet seinen Freund Gaius Gracchus auf Verlangen, als dieser von Feinden verfolgt wird. Danach nimmt er sich selbst das Leben. Als man den Knecht des flüchtenden Plancus töten will, bietet sich Plancus selbst den Verfolgern an. Der Knecht des flüchtenden Urbinius zieht die Kleider seines Herrn an und lässt sich für ihn töten. Schluss: Jeder mag entscheiden, wer der treueste Freund war: Freunde in der Not gehen zwanzig auf ein Lot [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 4,7; 6,8 (Heinrich von Mügeln) außer für Beispiel 3 aus Giovanni Boccaccio, Decameron 10,8 (Arigo), aber vielleicht nicht direkt, da Sebastian Franck, Chronica (1531), cxiijr–cxiiijr die neun Beispiele in derselben Reihenfolge nennt. 3.  11. 1528. Als Joseph mariam schwanger verlasen ein weinacht par (Lesch, Gesangweise). Joseph will Maria verlassen und erfährt vom Engel im Traum den Namen des Kindes. Q.: Mt 1,18–25; Jes 7,14; Lk 2,21. Vgl. KG 509, 593, 2166, 3202, 4453, 4810 = Mll. und 5062 = Com. 20.  11. 1528. Ein prophezey von der lieb gottes zw seinem volck (Nachtigall, Leidton). Die zukünftige Herrlichkeit Jerusalems als Braut Gottes. Schluss: Durch Christi Erscheinung ist die Prophezeiung erfüllt, seine Braut ist die Christenheit. Q.: Jes 62. 20. 11. 1528. Als Cristus drey tag verloren was (Frauenlob, Leidton). Der zwölfjährige Jesus im Tempel. Schluss: Jesus hat uns durch seinen Tod versöhnt. Q.: Lk 2,41–52. Vgl. KG 808, 3439, 3678, 4250, 4357, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. 20. 11. 1528. Die gepurt Cristi der text luce .2. (Folz, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml., aber nur 2,1–10. Vgl. 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. 25. 11. 1528. Das Mangnificat (Zorn, Unbenannter Ton). Besuch Marias bei Elisabeth, Magnifikat. Schluss: Die Frucht Marias half uns aus allen Leiden. Q.: Lk 1,39–56. Vgl. KG 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. 25. 11. 1528. Die drey weisen der text math. 1 (Nachtigall, Starker Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,1–12. Vgl. 180, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Gott sei Ehre, da er sein Volk erlösen wollte. Weitere Q.: Mich 5,1. 29.  11. 1528. Die menschwerdung Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Verkündigung Gabriels an Maria. Schluss: Verweis auf alttestamentliche Prophezeiungen. Q.: Lk 1,26–38; Jes 7,14; Mt 1,23. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. 30. 11. 1528. Das vngeschcket pild poetria (Stolle, Hoher Ton). Der Maler Zeuxis betrachtet ein Gemälde, bei dem Proportionen, Faltenwurf, Farbgebung und Pinsel-



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führung schlecht sind, und kritisiert es. Schluss: Das Werk lobt seinen Meister, wenn er seine Kunst versteht. Lit.: Rettelbach 2019, 167.

279 7. 12. 1528. Ein fabel das pantel tier (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 10). Ein edler Panther wird von einer Rotte Bauern in einer Grube gefangen. Sie streiten, was mit ihm zu tun sei. Ein Teil versucht, ihn totzuschlagen. Als er wie tot daliegt, helfen ihm die anderen wieder auf. Gestärkt kann er schließlich die Grube verlassen. Später würgt er das Vieh derer, die ihn erschlagen wollten, das der anderen verschont er. Lehre: Wer in Not ist, merke sich, wer ihm geschadet oder geholfen hat, damit er später entsprechend vergelten kann. Q.: Romulus 4,5 = 75 T. (4,5 Steinhöwel). 280 8.  12. 1528. Die gepurt Johannis vnd das lobgesang Zacarie (Nachtigall, Sanfter Ton). Geburt Johannes’ des Täufers, Lobgesang des Zacharias. Schluss: Johannes der Täufer ist der Vorläufer Jesu Christi. Q.: Lk 1,57–80. Vgl. KG 661, 3200 = Mll. 281 10. 12. 1528. [E] Der 98 psalm ein gesanck lied (Örtel, Leidton). Der Psalm weist auf Christus. Aufforderung zum Lob Gottes, der als Richter wiederkommen wird [Str. 1 und 2]. David prophezeit die Ankunft Christi. Wie David sollen die Christen ihn durch geistliche Lieder loben. So soll es auch heute geschehen [Str. 3]. Q.: Ps 98; Kol 3,16. Vgl. KG 4481 = Ml. und 5996 = Sg. 282 20. 12. 1528. Das vngestüm mer aligoria (Frauenlob, Goldener Ton). Jesus stillt den Seesturm. Auslegung: Das Schiff bedeutet den Glauben, der starke Seegang mit drohender Gefahr die Welt, in der Tod und Teufel drohen. In dieser Not rufen Christen ihren Herrn, der aus Trübsal und vor Teufeln rettet. Christi Schutz macht sie dankbar und froh. Q.: Mk 4,35–5,1. Vgl. KG 196 = Lied und 2840 = Ml. < Lk 8,22–26 sowie 369 = Ml. und 5258 = Sg. < Mt 8,23–27. Lit.: Dehnert 2017, 261  f.

283 30. 12. 1528. Histori römisch (Regenbogen, Kurzer Ton). Ein Römer sitzt im Kerker, man will ihn verhungern lassen. Seine Tochter besucht ihn. Sie vermag ihn durch ihre Muttermilch am Leben zu erhalten. Als der Senat davon erfährt, wird der Bürger begnadigt [Str. 1 und 2]. Der Senat ließ die Geschichte in eine Säule hauen, damit dies Beispiel für Kindesliebe nie vergessen werde [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 5,4,7 (Heinrich von Mügeln). Vgl. (motivisch) KG 2738 (verl.) = Ml. und 6151 = Sg. 284 31. 12. 1528. Das loch zw rom (Buchner, Feuerweise; Holzberg 2000b, 133  f.). In Rom öffnet sich mitten auf dem Forum ein Erdloch, aus dem Flammen schlagen. Die Stadt wird von der Pest heimgesucht. Zur Versöhnung der Götter richtet man die ludi scaenici ein. Außerdem verlangen die Götter, dass ein Römer sich opfert und in das Erdloch springt. In voller Kampfausrüstung und zu Pferde vollbringt Marcus Curtius das Opfer. Das Loch schließt sich, und die Seuche ist vorbei. Die Stelle, an der das Opfer geschah, wird Lacus Curtius genannt. Schluss: Liebe zum Vaterland bewahrt das Land vor Unglück und allen Feinden. Wer danach strebt, erwirbt sich ewigen Ruhm. Q.: Livius 7,6 (Schöfferlin). Lit.: Holzberg 2000b, 132  f.

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1529 285 1529. [E] Die sieben prot. In dem thon wie man des herren rock singet (K./G. 22,138). 13 Str. aabccb. Inh. u. Q. wie KG 168 = Ml. Vgl. 3328 = Sg. und 3837, 4299 = Mll. 286 1529. [E] Inhalt zweyerley predig, iede inn einer kurtzen sum begriffen (K./G. 1,397). 116 Vs. Erst summa deß evangelischen predigers, dann summa deß bäbstischen predigers. Glaube gegen Werkgerechtigkeit. Auf dem Holzschnitt trägt die Gemeinde des evangelischen Predigers Bibeln, die des katholischen Rosenkränze in der Hand. Lit.: Zschelletzschky 1975, 284–290; Kemper 1987, 254  f.

287 3. 1. 1529. Ein quotlibet (Mönch von Salzburg, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 11). Anaphorische Reihung rhetorischer Fragen der Form: Was sol ein […], der nicht […]. Beginn: Was sol ein singer, der nicht singt und Schluss: Was sol ein kunst darin man irt// Was sol ein schul vndisputirt können vermuten lassen, in dem Lied werde vorsichtig Kritik an Verhältnissen in der Nürnberger Meistersingergesellschaft geübt. Die übrigen Fragen sind aus den unterschiedlichsten Bereichen, z.  B. Was sol ein drincker der nicht dringt, Was sol ein schlos das sich nit schleust, Was soll ein pelcz an leusse usw. Lit.: Rettelbach 2019, 354  f.

288 3. 1. 1529. [E] Gesprech. Das frawen-lob, eines biderweybs (K./G. 4,370). 200 Vs. Der Dichter hört auf einer Rheinfahrt ein Gespräch zwischen einem jungen Mann, der seiner Ehe überdrüssig ist und Frau und Ehe insgesamt jetzt schlechtmacht, und eines alten Mannes, der ein langes Lob seiner Frau anstimmt sowie den Jungen zur Umkehr mahnt. Lit.: M. E. Müller 1985, 276  f.; Sasse 2020b, 23  f.

289 9. 1. 1529. Die Kinder mit den peren (Folz, Teilton). Elisa verflucht Kinder, die über seine Kahlköpfigkeit spotten. 42 werden darauf von zwei Bären zerrissen. Schluss: Gottes Gerichte an Spöttern sind schrecklich. Q.: 2Kön 2,23–25. Vgl. KG 4784 = Ml. 290 9. 1. 1529. [E] Gesprech. Das mans-lob, eines bidermans (K./G. 4,364). 200 Vs. Bei einer Kindstaufe unterhalten sich eine junge Witwe, die nur Schlechtes über ihren Mann sagt, und eine alte Frau, die ihren Mann in jeder Beziehung lobt. Lit.: M. E. Müller 1985, 271  f.; Klein 1988, 223 A. 118; Sasse 2020b, 23  f..

291 10. 1. 1529. Ein römisch historj (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). König Porsenna bedroht Rom. Als er die Tiberbrücke besetzen will, leistet Horatius mit zwei Gefährten Widerstand, so dass die Brücke Stück für Stück abgebaut werden kann. Schließlich hält er allein stand, bis die Brücke abgebrochen ist, springt in den Tiber und schwimmt ans Ufer. Zum Lohn für seine Kühnheit erhält er ein Tagwerk Land; außerdem errichtet man ihm ein Standbild. Q.: Livius 2,10 (Schöfferlin). 292 18. 1. 1529. Der lon veneris (Kanzler, Goldener Ton; G./D. 3, Nr. 12). Die Liebe macht wankelmütig und unzufrieden, raubt Nachtschlaf und Geld. Liebende verstricken sich immer tiefer. Beim Sterben finden sie keinen Trost. Werden sie aber durch Venus in die Ehe gezogen, so bereuen sie es hinterher. Schluss: Aufzählung aller Laster, die die Liebe nach sich zieht. Q.: Andreas Capellanus, De amore et de amoris remedio (Hartlieb).



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293 7. 2. 1529. Die gepurt rachel aligoria (Sachs, Bewährter Ton). Jakob wird von Gott zahlreiche Nachkommenschaft verheißen. Rahel stirbt bei der Geburt Benjamins (Marginalien der Lutherbibel in den Text eingearbeitet) [Str. 1]. „Geistliche Deutung“: Jakob steht für Gott, der sich mit Israel (Rahel) durch das AT verbindet. Bei Ephrat [Bethlehem] wird Christus geboren, und dort verabschiedet er die jüdische Synagoge. Die Hebamme bedeutet die Propheten, die Christus und neues Gesetz vorhersagen [Str. 2 und 3]. Q.: 1Mose 35,9–11.16–18; Jer  31,33b; Jes  53,3; Mk  9,7; Röm 8,14. Lit.: Dehnert 2017, 188–190.

294 11. 2. 1529. Die gepurt thamar aligoria (Nachtigall, Geteilter Ton). Juda schläft versehentlich mit seiner Schwiegertochter Thamar. Als sie wegen Hurerei verbrannt werden soll, klärt sie den Vorfall auf. Sie ist mit Zwillingen schwanger. Bei der Geburt streckt zunächst ein Kind die Hand heraus, dann aber kommt das andere früher. Auslegung: Juda ist eine Präfiguration Christi, der die Sünder (Thamar) mit dem Evangelium schwängert. Die Zwillinge stehen für zweierlei „Völker“: die, die nach Menschengesetz leben, und die, die auf Gottes Gnade hoffen und schließlich doch die Ersten sind. Q.: 1Mose 38,24–30; 1Tim 1,15; Röm 8; 1Kor 1,30. 295 12.  2. 1529. Der schulmeister (Buchner, Feuerweise). Als Furius Camillus Valisca (Falerii, die Stadt der Falisker) belagert, führt ein verräterischer Schulmeister die Kinder heraus, um sie gegen Lohn als Geiseln zu stellen. Der Feldherr, empört über den Verrat, lässt die Schüler ihren Lehrer in die Stadt zurückpeitschen. Von dieser ehrenvollen Haltung überzeugt, lassen sich die Einwohner zu römischen Bürgern machen. So hat Camillus die Stadt durch Tugend gewonnen. Schluss: Wer ehrlich und aufrecht handelt, hat Erfolg. Q.: Livius 5,27 (Schöfferlin). Vgl. KG 4253 = Com. 296 12. 2. 1529. Vrstent Aligoria (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml., aber nur 20,19–23. Vgl. 384, 2259, 2620 = Mll. Gebet: Wenn welt­ liche Bedrängnis die Christen ängstigt, möge Christus mit seinem Frieden unter sie treten und sie mit seinem Geist von Sünden erlösen [Str. 3]. 297 26. 2. 1529. Der vngelaubig thomas Aligoria (Vogelsang, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber nur 20,24–29. Vgl. 210, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Gebet: Wenn Unglaube und Verzweiflung den Christen bedrängen, möge Christus sich seinem Herzen offenbaren, damit jener mit Thomas „Mein Herr und mein Gott“ rufen kann. Lit.: Feuerstein 2001, 129  f.

298 3. 3. 1529. Die drey frucht der vrstent Christi (Örtel, Leidton). Drei Früchte der Auferstehung: 1.  Christus hat durch seinen Tod und die Auferstehung Sünde und Tod überwunden [Str. 1]. 2. Wie Christus werden die Christen auferstehen [Str. 2]. 3. Die Brüder Christi sind mit ihm Erben des Reiches Gottes [Str. 3]. Q.: Hos 13,14; Röm 4,25; 1Kor 15,55; Röm 8,11; 1Thess 4,15–17; Mt 28,17; Joh 20,17; Röm 8,17. 299 3. 3. 1529. Ein vrstent der text marci Ultimo (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber nur 16,1–14. Vgl. 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Bitte um

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Bewahrung von Irrtum, wenn wir, wie die Frauen, Christus im Grab suchen. Bitte um Prediger des Wortes Gottes. Christus möge zu uns selbst durch seinen Geist reden. 300 6. 3. 1529. Der Naboth mit dem weinperg (Folz, Freier Ton). Ahab und Isebel lassen Naboth töten, um in den Besitz seines Weinbergs zu kommen. Elia prophezeit Strafe, die wörtlich eintritt: Ahab wird getötet, sein Haus ausgerottet; Isebel wird von Hunden gefressen. Schluss: Noch heute nehmen Tyrannen den Armen grausam ihr Gut. Gott rächt das. Wo Gewalt herrscht, lässt Gott das Reich untergehen. Q.: 1Kön  21,11– 16.19.21;22,29.34.38; 2Kön 9, 33.35. Vgl. KG 5085 = Trag. Bezug auf die Zeit unmittelbar nach dem Reichstag zu Speyer 21. 2. 1529? (Feuerstein 2001, 130).

301 10. 3. 1529. Die zeugnis der lieb petrj (Mönch von Salzburg, Chorweise). Abschied Jesu von Petrus und Johannes und Auftrag an Petrus zur Leitung der Gemeinde. Schluss: Bitte um Kraft zur Nachfolge Christi und zum Zeugnis. Q.: Joh 21,15–24. Vgl. KG 4598 = Ml. 302 13. 3. 1529. Der gleißner im tempel (Mügling, Hofton). Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner im Tempel [Str. 1 und 2]. Gebet um Demut und Rechtfertigung allein aus Gnade [Str. 3]. Q.: Lk 18,9–14. Vgl. KG 397, 2937 = Mll. und 5453 = Sg. 303 22. 3. 1529. Der zacheus (Mügling, Hofton). Jesus und Zachäus. Bitte: Jesus möge in die Herzen der Gläubigen einziehen. Q.: Lk 19,1–10. Vgl. KG 3998, 4723 = Mll. 304 25. 3. 1529. [E] Ein romische historj (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). T. Manlius’ Sohn nimmt die Herausforderung eines Latiners zum Zweikampf trotz des Verbots, ohne Befehl zu kämpfen, an. Als er dem Vater stolz davon berichtet, lässt dieser den Sohn sogleich heimlich hinrichten. Schluss: Der römische Senat urteilte ohne Ansehen der Person. Q.: Livius 8,6  f. (Schöfferlin). 305 26. 3. 1529. Der thot Christj (Zorn, Verhohlener Ton). Tod Jesu. Schluss: Das Bild Jesu, des Opferlamms, hat uns erlöst, wie die Propheten vorhergesagt haben. Q.: Mt 27,46– 55; 1Petr 1,19. Vgl. KG 3979, 4603 = Mll. 306 3. 4. 1529. Der lam vor dem Tempel (Nachtigall, Starker Ton). Inh. u. Q. wie KG 155 = Ml. Vgl. 246, 4651 = Mll. 307 11. 4. 1529. Die sendung des heiligen geist (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Schluss: Bitte um heiligen Geist. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 308 13.  4. 1529. Die aufart Cristi (Nachtigall, Geteilter Ton). Himmelfahrt Christi. Q.: Apg 1,1–12. Vgl. KG 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. 309 13. 4. 1529. Das 55 Capitel Esaie von gottes guettikeit (Zorn, Verborgener Ton). Einladung zum Bund Gottes. Die Wahrung des göttlichen Wortes. Schluss: Aufforderung an den ohne Trost schwachen Menschen, die Prophezeiung zu vernehmen und sich ganz Gott zuzukehren. Gott wird aus reiner Güte gnädig sein. Q.: Jes 55. Vgl. KG 6056 = Sg.



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310 18. 4. 1529. Die drey werck des heiligen geists an dem pfingstag (Vogelsang, Goldener Ton). Drei Gaben des Heiligen Geistes an die Jünger: 1. Trost in Verlassenheit durch den Menschen Jesus; 2. Kraft zur Verkündigung; 3. Liebe zu jedermann [Str. 1]. Zu 1: Sünde und Tod machen uns verzweifelt, der Geist aber ist Unterpfand der Erlösung und Gotteskindschaft. Zu 2: Der Geist macht Mut zum Bekenntnis und gibt Sieg über Ketzerei. Zu 3: Der Geist bereitet zu guten Werken und Nächstenliebe [Str. 2 und 3]. Q.: Apg 2,1–23, Röm 8,17; Eph 1,13  f. Vgl. KG 2688, 3561, 4653, 4873, 5035 = Mll. und 5494 = Sg. 311 23. 4. 1529. [E] Ein römisch History (Nachtigall, Geschiedener Ton). Eine Königin aus „Frankreich“ wird auf der Flucht zusammen mit ihren Hofdamen von Römern gefangen genommen. Ein Offizier versucht vergeblich, ihre Gunst zu erwerben; schließlich vergewaltigt er sie. Danach will er sie gegen Gold freilassen. Bei der Übergabe lässt die Königin den Wüstling niederstechen. Das abgeschnittene Haupt bringt sie ihrem Gatten mit. Lehre: Eine Frau darf nach kaiserlichem rechte den töten, der ihre Ehre bedrängt. Q.: Livius 38,24 (Schöfferlin). Lit: Feuerstein 2001, 132  f.

312 29. 4. 1529. Der abschid paulj (Folz, Langer Ton). Paulus verabschiedet sich in Milet von den Ältesten von Ephesus. Schluss: Paulus hat Gottes Werk bis zu seinem Tod vollendet. Q.: Apg 20,17–38. Lit.: Dehnert 2017, 303–305.

313 29. 4. 1529. Der Dauit im pet Aligoria (Kettner, Frauenton). Der von Saul bedrohte David wird von seiner Frau Michal zum Fenster hinuntergelassen und flieht zu Samuel nach Rama. Michal legt ein Götzenbild in Davids Bett und sagt Sauls Boten, David sei krank. Als Saul David fordert, schickt sie ihm das Götzenbild mitsamt dem Bett. Schluss, allegorische Deutung: David bedeutet die gläubige christliche Seele, Saul den Satan, der durch falsche Prediger den Gläubigen nachstellt, Michal den heiligen Geist, der dem Christen beisteht und ihm aus dem Irrtum hilft, das Fenster die christliche Lehre, Rama Gottes Liebe und Gnade. Q.: 1Sam 19,10–18. Vgl. KG 4241 = Ml. und 5078 = Trag. 314 30. 4. 1529. [E] Der thot absalom (Meienschein, Langer Ton). Absalom und die Israeliten werden von Davids Heer geschlagen. Absalom wird, am Baum hängend, von Joab getötet. Schluss: Entsprechend der Klage Davids um Absalom will Christus nicht den Tod des Sünders. Bereut dieser nicht, bedauert Gott seinen Untergang. Q.: 2Sam 18. Vgl. KG 2391, 4639, 4714 = Mll. und 3693 = Trag. 315 30. 4. 1529. Die flucht dauit vor absolom (Sachs, Neuer Ton). David auf der Flucht vor Absalom wird von Simei verflucht und mit Steinen beworfen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Alles menschliche Unglück stammt von Gott, der es schickt, um unsere Begierde zu brechen. Wir sollen uns nicht an der creatur rächen, die nur ausführendes Organ ist, sondern in Geduld Gottes Vorsehung bewundern. So kann alles Leid vertrieben werden [Str. 3]. Q.: 2Sam 16,5–14. Vgl. KG 3693 = Trag. und 5492 = Sg.

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316 1. 5. 1529. Der Kunig assa mit den tausent mal taussent Moren (Regenbogen, Grauer Ton). König Asa beseitigt die Götzenverehrung. Im Vertrauen auf Gott schlägt er den überlegenen Mohrenkönig Serah. Schluss: Die Christen sollen in der Not Gott anrufen, dann widersteht ihnen nichts. Q.: 2Chr 14; Röm 8,31b. Vgl. KG 3389 = Sg. und 3767, 4997 = Mll. Lit.: Feuerstein 2001, 133.

317 8. 5. 1529. Das ailft Caput ad Ebreos vom glauben (Sachs, Langer Ton). 5 Str. Die Kraft des Glaubens wird durch zahlreiche Beispiele aus dem AT belegt. Schluss: Der Glaube der Genannten hat sie zu Gottes Kindern gemacht. Q.: Hebr 11. 318 9.  5. 1529. Der kunigisch (Regenbogen, Grauer Ton). Jesus heilt den Jüngling von Kapernaum. „Lehre“: In leiblicher und seelischer Krankheit soll der Christ sich an Christus wenden, der beide Krankheiten heilt. Q.: Joh 4,47–54. Vgl. KG 5230 = Ml. 319 22. 5. 1529. Der dauit im Epruch vnd mort mit Berseba vnd vria (Zorn, Zugweise). 7  Str. David begeht Ehebruch mit Urias Frau und lässt ihn im Kampf umkommen [Str. 1–3]. Nach Nathans Bußpredigt bereut David. Sein erstes Kind stirbt, später wird Salomo geboren [Str. 4–6]. Schluss: Alles Geschriebene dient zur Lehre von der Gnade Gottes, der nicht den Tod des Sünders will [Str. 7]. Q.: 2Sam  11,1–12,12; Röm  15,4; Ez 18,23. Vgl. KG 572, 6140 = Sgg., 4714 = Ml. und 4220 = Com. Lit.: Sasse 2020b, 156  f.

320 24. 5. 1529. Der pfarrer mit dem Esel (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 13). Ein Pfarrer in Poppenreuth mit einer überlauten Stimme singt das Osteramt. Als er ein Mütterchen weinen sieht, meint er, sie durch die Schönheit des Gesangs gerührt zu haben und hofft auf eine große Gabe. Sie aber erklärt, ihr eben verstorbener Esel habe genau die gleiche Stimme gehabt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 576 (570). 321 26. 5. 1529. Der thot künig sawl (Folz, Freier Ton). Der Tod Sauls und seiner Söhne. Schluss: Saul wurde für sein Abweichen vom Wort Gottes bestraft, denn er bekriegte die Amalekiter nicht und stellte David nach: Er beging Selbstmord. Vor solchem Tod möge Christus uns behüten. Q.: 1Sam 31; 28,18. Vgl. KG 3136 = Ml. und 5079 = Trag. 322 28. 5. 1529. Der thot Isboset saul sun (Sachs, Gesangweise). David rächt die Ermordung seines Feindes Is-Boseth. Sprichwörter: „Verräterei trifft oft ihren Herrn“ und „Untreuer Dienst gebiert untreuen Lohn“. Q.: 2Sam 4,5–12. Vgl. KG 3753 = Trag. und 4477 = Ml. 323 30. 5. 1529. Ein wunder schöner draum (Regenbogen, Überlanger Ton; Rettelbach 2019, 224–227). Der Dichter träumt: Er steht vor einem herrlichen Marmorpalast mit goldenen Zinnen. Als er über die Zugbrücke geht, gewahrt er einen Reigen schön gekleideter und reich geschmückter Frauen und Männer [Str. 1]. Im blumenbestreuten Saal werden die Gäste mit köstlichen Speisen bewirtet, wie es bei Hof üblich ist. Nach dem Mahl wird getanzt, und es finden Ritterspiele statt. Besonders gefallen ihm ein „Minnereihen“ in Verkleidung und ein Waffentanz [Str. 2]. Da tritt der Tod mit der Sense ein und mäht. Alle versuchen zu fliehen. Der Gesang verwandelt sich in Schreien. Mancher Mund wird fahl. Die Toten häufen sich. Der Träumer rettet sich durch einen Sprung in den Graben und erwacht. Bedeutung: Die Wollust der Welt ist



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wie eine Blume, die bald verwelkt. Reichtum, Kunst, Liebe, Freude, Macht und andere Güter versinken im Grab, in das alle müssen. Alles ist Traum. Man soll sich um das ewige Leben bemühen [Str. 3]. Vgl. KG 6131 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 223–229.

324 3. 6. 1529. Die stat Jericho aligoria (Zorn, Verborgener Ton). 7 Str. Jericho wird mit Hilfe der Hure Rahab ausgekundschaftet. Das Volk Israel zieht trockenen Fußes durch den Jordan [Str. 1]. Die Stadt wird nach sieben Tagen erobert. Außer Rahab werden alle Einwohner getötet. Metalle kommen in den Tempelschatz, alles andere steht unter Bann. Achan, der sich am verbotenen Gut vergreift, wird gesteinigt [Str. 2–5]. „Geistlicher Sinn“: Josua bedeutet Christus, der durch die Taufe (Jordan) in die Gemeinde (Kanaan) führt. Der geistliche Stand (Jericho) wendet sich von Christus ab und schützt sich durch Orden und Sekten, Bann, Ablass und Werkgerechtigkeit (Mauern). Sie scheuen die Prediger und das Wort Gottes (Priester mit der Bundeslade). Die Mauern fallen, weil Gottes Wort zu stark ist. Nur Rahab, die Hure, wird erlöst. Sie steht für die reuigen Sünder, die nach Menschengesetz verbannt sind. Schluss: Bitte um Einzug ins himmlische Vaterland [Str. 6 und 7]. Q.: Jos 2; 3; 6; 7,1.25. Vgl. KG 933, 1384 (verl.), 1784, 2022, 3681, 4028, 4268 = Mll. und 5002 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 134.

325 4. 6. 1529. Die Baal prophetten mit Elia (Zorn, Zugweise). 7 Str. Inh. [Str. 1–6] u. Q. wie KG 202 = Ml. Auslegung: Gott will das Herz der Menschen ungeteilt. Er entzieht sein Wort wie den Regen und lässt die Menschen danach hungern. Bitte: In dieser Zeit der Abgötterei unter den Christen möge Christus sein Wort senden [Str. 7]. Weitere Q.: Am 8,11. Lit.: Feuerstein 2001, 134.

326 5.  6. 1529. Die thamar aligoria (Folz, Freier Ton). 7 Str. Amnon, Davids Sohn, ver­ gewaltigt mit List seine Schwester Thamar und verstößt sie dann. David und Absalom sind darüber erzürnt. Zwei Jahre später lässt Absalom Amnon auf einem Fest erschlagen. Er selbst flieht. David trauert drei Jahre lang [Str. 1–5]. „Geistlicher Sinn“: David bedeutet Gottvater, der Christen und Gottlose zu Kindern hat. Thamar im bunten Rock ist die Seele im Stand der Gnade. Amnon ist der Teufel, der die Seele durch die irrige Menschenlehre falscher Prediger und Propheten überwältigt und sie dann in Sünde und Schande stößt. Absalom steht für die christlichen Prediger, die sie mit Gottes Wort trösten. Schließlich wird der Teufel durch Gottes Schwert gerichtet. Gott, der nicht den Tod des Sünders will, trauert darüber. Schluss: Christus verhelfe uns zu einem gütigen Gott [Str. 6 und 7]. Q.: 2Sam 13. Vgl. KG 4675, 4714 = Mll. und 5491, 5882 (verl.) = Sgg., außerdem 3693, 4905 = Tragg. Lit.: Feuerstein 2001, 134.

327 11. 6. 1529. Die götlich lieb (Folz, Chorweise). Gott ist Liebe und liebt uns. Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott. Darum soll man Gott und die Brüder lieben. Schluss: Bitte um Liebe. Q.: 1Joh 4,7–21. Vgl. KG 952 = Ml. und 5823 = Sg. 328 15.  6. 1529. Das vierzehent Capittel Johannis durchaus (Zorn, Verhohlener Ton). 7  Str. Abschiedsrede Jesu: Nur durch ihn kommt man zum Vater. Verheißung des

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Geistes der Wahrheit an die Jünger, nicht an die Welt. Abschied. Q.: Joh 14. Vgl. KG 1080 = Ml. 23. 6. 1529. Die susanna (Regenbogen, Langer Ton). 7 Str. Susanna, von abgewiesenen Freiern des Ehebruchs bezichtigt, wird von Daniel gerettet. Sprichwort: Untreue schlägt ihren eigenen Herrn [Str. 1–6]. Nach Deuteronomium wird falsches Zeugnis mit dem vergolten, was dem Verleumdeten zugedacht war. Lehren: Richter sollen nicht nur nach Aussagen urteilen; Frauen sollen sich lieber töten als schänden lassen. Wer Gott vertraut, entgeht allem Unglück [Str. 7]. Q.: Dan 13; 5Mose 19,16–20. Vgl. KG 1191, 4626 = Mll. und 5532, 5888 (verl.) = Sgg. 26. 6. 1529. Von dem gericht vnd richtern (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). 7 Str. Bibelzitate über Richter: Mose setzt Richter über Israel [Str. 1]. Josaphat setzt Richter ein. Richter sollen unbestechlich sein, denn Gott, gegen den keine List hilft, ist immer anwesend [Str. 2]. Sie sollen das Recht nicht beugen und beachten, dass Geld blendet [Str. 3]. Könige, Fürsten, Richter saugen oft das Mark des Volkes aus. Richter sollen aber nicht gewalttätig sein, sonst verlässt sie Gott [Str. 4]. Sie sollten den Armen Recht schaffen, richten aber falsch, und deswegen wird Gott sie vernichten [Str. 5]. Viele verteidigen nicht das Recht der Witwen und Waisen, sie sind nach dem Gesetz Moses verflucht [Str. 6]. Wenn Gott Gericht hält, wird er auch über sie richten: Die Gewaltigen richtet er gewaltig, der Armen erbarmt er sich [Str. 7]. Q.: 2Mose 18,13– 27; 2Chr 19,8–11; 5Mose 17,11; Sir 20,33; Mich 3,1–4; Ps 82,1–4; Ps 58,2  f. 8–12; Jer 5,25–29; 5Mose 27,19; Weish 6,2–11. 3. 7. 1529. Die zwo döchter lot aligoria (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 117, aber nur 19,30–38. Vgl. 1590 = Ml. und 1591, 5527 = Sgg. Sinn der „heimlichen Figur“: Gottes Wort (Lot) wird von den Weltweisen (Töchter) nach Gutdünken ausgelegt. In der Hölle geschwängert, gebären sie Werke ohne Geist [Str. 3]. 4. 7. 1529. Die schlang Numeri 21 Ein figur des heren abentmal (Regenbogen, Langer Ton). 7 Str. Israel murrt gegen Gott und Moses wegen des langen Wegs durch die Wüste und des mageren Essens. Zur Strafe sendet Gott feuerspeiende Schlangen, vor denen man sich nur durch den Blick auf eine aufgerichtete eherne Schlange retten kann [Str. 1 und 2]. „Auslegung der Figur“: Christus führt die Christen (Israel) durch diese Welt (Wüste) zum ewigen Vaterland. Die Schlangen bedeuten Anfechtungen, das Brot Gottes Wort. Wie die eherne Schlange hat Christus Leib und Blut in Brot und Wein aufgehängt. Wer sie im Glauben empfängt, ist gerecht. Einige „Spitzfindige“ meinen, dies geschehe nur zum Gedächtnis. Zwar bleibt die „Substanz“ erhalten, aber das „Wort“ macht ein Zeichen für unser „blödes Gewissen“ daraus. Wenn wir schwach werden, sollen wir diese Arznei gebrauchen, bis wir durch die Wüste ins himmlische Vaterland gelangen [Str. 3–7]. Q.: 4Mose 21,1–9; Gal 3,7; Mt 26,26–28; Joh 6,41; Röm 8. Vgl. KG 677 = Ml. und 5253 = Sg. Indirekter Kommentar zum Marburger Religionsgespräch? (Feuerstein 2001, 136  f.).

333 11. 7. 1529. Die drey künen mender (Frauenlob, Blühender Ton). Drei kühne Männer: Acilius hält ein flüchtendes Schiff mit der Hand fest, bis man sie abschlägt. Er ergreift es mit der Linken. Als auch diese abgehauen ist, hält er mit den Zähnen ein Tau so



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lange, bis seine Kameraden eintreffen [Str. 1]. Als Caesius Marcus von Pompejus getötet werden soll, verteidigt er sich gegen die Schergen so tapfer, dass er zahlreiche tötet, bevor er bewusstlos niedersinkt. In seinem Schild zählt man 120 Schläge [Str. 2]. Lucius Sicinius, ein unermüdlicher Kämpfer, erobert 36 Pferde und Rüstungen, nimmt 14 römische Bürger gefangen, hat 45 Wunden auf der Brust und keine im Rücken, er triumphiert neunmal, und man trägt 800 Kronen, 100 Halsbänder und 14 kaiserliche Röcke vor ihm her. Diese drei regierte das kuen gelück [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 3,2,22–24 (Heinrich von Mügeln). Lit.: Sasse 2020b, 332.

334 18. 7. 1529. Die drey kuenen weiber (Sachs, Gesangweise). Jael tötet Sisera, indem sie ihm einen Nagel durch den Kopf schlägt [Str. 1]. Haman will alle Juden umbringen lassen. Esther geht gegen ein mit Todesstrafe belegtes Verbot zu König Ahasveros und bittet um ihr Volk. Sie wird erhört, Haman hingerichtet [Str. 2]. Judith tötet Holofernes. Schluss: Gott macht die Starken durch Schwache zu Schanden [Str. 3]. Q.: Ri 4,13–21; Esth 4–7; Jdt 7–13; 1Kor 1,27. Lit.: Sasse 2020b, 332.

335 23.  7. 1529. Der küenigin füesknecht (Folz, Freier Ton). Der Fußknecht von König Agilulf verliebt sich in die Königin und kann durch Verstellung und Verkleidung eine Liebesnacht erschleichen. Der König hört von seiner ahnungslosen Gemahlin den Vorfall und überprüft noch in der gleichen Nacht sein Gefolge. Den Schuldigen erkennt er am Zittern. Er kennzeichnet ihn im Dunkel durch Abschneiden von dessen Haaren. Der schlaue Diener schneidet nun allen anderen an der gleichen Stelle die Haare ab, und so kann der König am Morgen den Schuldigen nicht erkennen. Darum fordert er den Täter auf, Wiederholungen zu unterlassen, verschweigt aber den Anlass der ganzen Untersuchung. Schluss: Ein weiser Mann achtet auf Ehre noch mehr als auf Rache. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 3,2 (Arigo). 336 24. 7. 1529. Die drey keuschen frawen (Sachs, Gesangweise). Drei keusche Frauen, die lieber starben, als ihre Ehre verloren: Hippo wird von trojanischen Feinden, die sie vergewaltigen wollen, aufs Schiff gebracht. Sie springt ins Meer. Dort, wo ihre Leiche angespült wird, begräbt man sie; man nennt das Grab „Grab der Keuschen“. Vgl. KG 429 = Sg und 969 = Ml. (Str. 1). Als Marius in Germanien siegt, lässt er alle edlen Frauen fangen, 300 bitten um ihre Ehre, doch wird ihrer Bitte wegen der murrenden Soldaten nicht entsprochen. In der Nacht hängen sie sich an ihren Zöpfen auf [Str. 2]. Theoxena, von König Philipp verfolgt, ermordet ihre eigene Tochter und springt mit ihrem Mann ins Meer, um die Keuschheit zu bewahren. Schluss: Aufruf an die „keuschen Biederweiber“ zu gleichem Verhalten [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 53 (51 Steinhöwel) und/oder Valerius Maximus 6,1, Ext 1 (Heinrich von Mügeln); Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 80 und 71 (77 und 70 Steinhöwel). Zu Str. 3 vgl. KG 1649 = Ml. 337 7. 8. 1529. [E] Der leckus 3 lieder (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 14). Schwankhaftes Lügenlied über die Abenteuer zweier Brüder, Lumpus und Leckus aus schlawraffen land. Einzelheiten des Liedes haben offensichtlich obszöne Bedeutung. In Str. 2 heißt

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es: Sie nerten sich auch mit meister gesang / Lumpus sang aus dem puech das es erclang / so kunt es Leckus ausen und auch inen. Q.: Buch der kleinen Wahrheit [Quellenfiktion]. 338 11. 8. 1529. David mit dem spies aligoria (Nachtigall, Leidton). David schleicht in Sauls Lager und nimmt dem König nur Spieß und Trinkbecher, obwohl er ihn töten könnte. Saul gibt daraufhin die Verfolgung auf und gibt David gute Worte. Dieser lässt sich aber nicht täuschen. Am Ende begeht Saul Selbstmord [Str. 1 und 2]. „Geistliche Lehre“: Die gottlosen Tyrannen (Saul) sind Christen (David) feind. Gottes Wort aber nimmt ihnen ihren Spieß. Dann versuchen sie, ihre Mordtaten schmeichelnd zu bemänteln. Doch ihre wahre Tücke kommt immer mehr zum Vorschein. Die Rache soll man Gott überlassen, der die Tyrannen ausrotten wird [Str. 3]. Q.: 1Sam 26. Vgl. KG 5079 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 134  f.; Rettelbach 2002, 637.

339 26.  9. 1529. Die Kintheit mose (Sachs, Gesangweise). Die Geburt des Moses, seine Rettung durch Pharaos Tochter und seine Erziehung am Hof. Später führt er das Volk Israel aus Ägypten. Schluss: Gott errettet sein Volk durch einen Unbeachteten, wo es in Tyrannei geknechtet liegt. Bitte um Rettung aus Knechtschaft. Q.: 2Mose 2,1–10; 14,21–31. Vgl. KG 171, 5094 = Mll. und 3968 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 135; Dehnert 2017, 191  f.

340 10. 11. 1529. [E] Die sieben anstös eines menschen, der von dem berg Sinay, deß gesetz, zu dem berg Zion, deß evangelii, gehen will (K./G. 1,383). 266 Vs. Einleitung über die zwei Berge, dann der Reihe nach die sieben Anstöße: 1. Zaun = Gebote usw.; 2. Rosen- und Dornenbüsche = geistliche Ordnungen und Konzile; 3. Umgefallene Bäume = alte Bräuche; 4. Abweg = Wollust; 5. Unfruchtbarer Wald = weltlicher Haufen, durch den der Mensch auf Erden verspottet wird; 6. Wölfe = falsche Prälaten; 7. Löwen = Obrigkeit. Dann beschluß: Glaube und Christus. Lit.: Zschelletzschky 1975, 290–298.

341 11. 11. 1529. [E] Das Mangnificat (Nachtigall, Sanfter Ton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. 342 14. 11. 1529. Die fewrigen ros (Sachs, Bewährter Ton). Elisa wird vom Heer der Syrer gesucht. Durch Gottes Hilfe schlägt er es mit Blindheit und führt es nach Samaria in die Hände des Königs. Man bewirtet die überraschten Feinde und schickt sie nach Hause. Schluss: Gott schützt die Auserwählten vor ihren Feinden. Was sie im Glauben erbitten, wird gewährt. Q.: 2Kön 6,8–23; Mt 20,22. Vgl. KG 1938 = Ml. und 3833 = Trag. 343 19. 11. 1529. Das hoch Ewangelium Johannis (Mönch von Salzburg, Chorweise). Proömium des Johannesevangeliums, durch alttestamentliche Bezugsstellen erweitert. Q.: Joh 1,1–14; 1Mose 1,1–5; Jes 9,1. Vgl. KG 2474, 4361 = Mll. 344 20. 11. 1529. Ein prophezey (Lesch, Gesangweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 178 = Ml., aber nur 9,1–6. Vgl. 505, 913 = Mll. und 5288 = Sg. Vgl. außerdem KG 4766 = Ml. Glos: 1. Das Licht ist Christus. 2. Das Evangelium befreit vom Gesetz. 3. Christi Verdienste werden Eigentum der Christen [Str. 3]. 345 21. 11. 1529. Drey figur der gepurt Cristi (Kettner, Frauenton). Drei „Figuren“ auf die Geburt Christi. Moses schlägt Wasser aus dem Felsen. Die Menschen leiden Durst, bis



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Maria Jesus empfängt und wunderbar gebiert. Christus ist der Quell lebendigen Wassers (seines Worts) [Str. 1]. Gott lässt 12 Ruten herbeibringen. Gegen die Natur blüht Aarons Rute und zähmt Israel. So gebiert Maria gegen die Natur die „himmlische Frucht“ des Heiligen Geistes, wodurch das geistliche Israel errettet wird [Str. 2]. Gideon fordert ein Zeichen von Gott, dass er seine Feinde besiege. Gott lässt auf ein Fell tauen, der Boden bleibt trocken. Auf Maria fällt der himmlische Tau, so dass sie vom Heiligen Geist gebiert: Christus bringt den Sieg des Heils [Str. 3]. Q.: 2Mose 17,1–6 (vgl. KG 3385 = Ml.); Joh 4,10–14; Lk 1,26–35; 4Mose 17,16–27; Ri 6,17.36–40. 346 30. 11. 1529. Paulus schreibet mit sinnen … (Singer, Schlechter Ton). Die heilsame Gnade Gottes ist erschienen, damit wir auf die Wiederkunft Christi warten. Schluss: Gottes Güte ist uns durch die Ankunft Jesu gegeben. Q.: Tit 2,11–14. 347 1. 12. 1529. Die vnschuldigen Kindlein (Vogelsang, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,13–23. Vgl. 1557, 2167, 2543, 2864, 3481, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Die geistliche Geburt Christi in uns durch das Wort Gottes fordert die Tyrannei der Welt heraus, die die unschuldigen Christen erwürgt. Weitere Q.: Hos 11,1; Jer 31,15. 348 Dezember 1529. [E] Die türckisch belegerung der stat wien, mit sampt seiner tyrannischen handlung. Im MDXXIX jar (K./G. 22,155). 100 Vs. Kurzfassung eines Berichts über die grausamen Taten der Türken während der Belagerung von Wien. Am Schluss Bitte an Gott um Schutz vor den Tyrannen, mit denen wohl nicht nur die Türken gemeint sind. Q. wie KG 349 oder eine verwandte. Lit.: Schilling 1992, 44  f.; Harms/Schilling 1997, Nr. 12; Feuerstein 2001, 138; Rettelbach 2002, 636 A. 70.

349 21. 12. 1529. [E] Historia der türckischen belegerung der stat Wien, mit handelung bayder tayl auf das kürtzest ordenlich begriffen. Anno 1529 (K./G. 2,408). 300 Vs. Niederbrennen der Vorstädte, Sturmversuche, Sprengungen, Gegenausfälle bis zum letzten blutig abgewehrten Sturm der durch Prügel angetriebenen Türken und dem Abzug des Heers. Q.: Peter Stern, Belegerung der Statt Wienn (oder eine Bearbeitung davon). Lit.: Rettelbach 2002, 635  f.

350 24. 12. 1529. [E] Historia. Ein tyrannische that deß Türcken, vor Wien begangen (K./G. 2,404). 110 Vs. Nach Bluttat der Türken verhandelt deren Kaiser mit der Stadt wegen Übergabe, die verweigert wird. Seine Drohungen. Q.: wie KG 349. 351 1529. [E] Die duerckisch pelagerung der stat Wien. In prueder Feitten thon. (K./G. 22,141) 37 Str. ababcdcd. Inhaltlich stark an KG 350 = Sg. angelehnt, aber nur kurzer frommer Abschluss. Q.: wie KG 349. Lit.: Rettelbach 2002, 636.

352 1529. [E] Ein lob des redlichen krieg-volck in der duerkischen pelegrung der stat Wien. In dem thon: Es kam ein alter Schweizer gangen (K./G.  22,151) 19 Str. aabcb/b. Wieder die Ereignisse wie in KG 349 = Sg., aber mit Soldatenlob verbunden. Q.: wie KG 349. Lit.: Rettelbach 2002, 636  f.

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1530 352a 1529/30. [E] [Die Belagerer Wiens] (K./G. 24,17–30). 4 × 8 + 20 + 2 × 12 + 6 × 8 + 12 Vs.; Nummerierung hier und bei KG 352b und c nach Röttinger 1927, 48  f.): Beschreibung einzelner Türken. Lit.: Harms/Schilling 1997, Nr. 93.

352b 1529/30. [E] Ein behemischer hauptman (K./G. 24,16). 8 Vs. 352c 1530. [E] [Die gefangenen Christen  – Gefangene Deutsche  – Zwei Türken] (K./G. 24,31). 3 × 20 Vs. 353 [E] Kurtze vermanung zu dem todt (K./G.  1,429). 34 Vs. Traditionelles Memento mori im christlichen Sinne. Vgl. KG 1229 = Sg. 354 1530. [E] Die zehen gebot, zu singen in dem thon: O herre got, begnade mich (K./G. 22,161). 10 Str. aabbccddeeffg. 355 1530. [E] Glaubensbekenntnis. (K./G. 22,165). 12 Str. ababcdcdee. Q.: Die 1. Str. ist wörtlich von Martin Luthers Lied Wir glauben all an einen Gott (Evangelisches Kirchengesangbuch Nr. 132) übernommen, das auch Prätext für die übrigen Strophen ist. 356 1530. [E] Ein erklerung der bildnuß Christophori und was die bedewte (K./G. 1,365). 112 Vs. Allegorische Auslegung einzelner Teile des Bildes. 357 1530. [E] Das Schlaweraffen-land (K./G. 5,338; G./D. 1, Nr. 4; Brunner 2014, 82–89). 108 Vs. Zwei Hälften: 1–53: materielle Ausstattung des Landes. 54–108: Was man darin tun und lassen kann. Lit.: M. E. Müller 1985, 227–231; Wunderlich 1986; Schilling 1990, 236  f.; Katritzky 1992, 98–102; R. Hahn 1993, 418–420; Borgnet 1994b, Kugler 2003, 76–80.

358 1. 1. 1530. Der 146 psalm (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 110 = Lied. Vgl. 1793, 3788, 4218, 4394, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. Schluss: Zusammenfassung und Dankgebet an den Mittler Christus. Lit.: Feuerstein 2001, 142.

359 1. 1. 1530. Das Creucz (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Christus: Wer mir folgt, verleugne sich und nehme sein Kreuz auf sich. Lehren: 1. Die Christen sollen sich, wie in der Taufe gelobt, Gott ganz ergeben [Str. 1]. 2. Sie sollen ihr Kreuz – Anfechtung, Verfolgung, Leid – geduldig und ohne Hass ertragen [Str. 2]. Sie sollen Christus im Leiden nachfolgen, damit der Geist, wenn das Fleisch nach und nach ganz stirbt, ewig bei Gott lebt [Str. 3]. Q.: Lk 9,23; 1Petr 4,1b. Vgl. KG 2862 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 143; Dehnert 2017, 370  f.

360 5. 1. 1530. Von hasen vnd froschen ein fabel (Regenbogen, Süßer Ton; G./D. 3, Nr. 15). Die Hasen, der ewigen Verfolgung durch Menschen und Raubtiere müde, beschließen, Selbstmord im Wasser zu begehen. Als sie sich dem Wasser nähern, bringen sich die Frösche durch einen Sprung ins Wasser in Sicherheit. Beeindruckt davon, dass andere Tiere noch mehr Angst erleiden müssen als sie selbst, wollen die Hasen in Zukunft ihr Leid geduldig ertragen. Schluss: Jeder trage sein Leid geduldig. Geduld überwindet alles. Q.: Romulus 2,8 = 35 T. (2,8 Steinhöwel). Vgl. KG 418 = Sg. Lit.: Kugler 2000, 549–551; Feuerstein 2001, 142  f.; Kugler 2003, 35–37; Dehnert 2017, 366–374.



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361 6. 1. 1530. [E] Die sieben Juden (Römer, Gesangweise). König Antiochus verlangt, dass die Juden Schweinefleisch essen. In der Gewissheit der Auferstehung geht eine Mutter mit ihren sieben Söhnen durch grausame Martern in den Tod. Schluss: Daraus soll der Christ lernen, Martern um des Glaubens willen hinzunehmen. Gott wird ihn auferwecken. Q.: 2Makk 7. Lit.: Feuerstein 2001, 143.

362 6. 1. 1530. Wan her die kalen mender kumen (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 16). Ein Alter nimmt aus Dummheit zwei Frauen, eine alte und eine junge. Beide bemühen sich, ihn sich selbst möglichst ähnlich zu machen, die Alte, indem sie ihm die schwarzen, die Junge, indem sie ihm die grauen Haare ausrupft, um ihn allein zu besitzen. Schließlich ist er kahl. Daher kommen alle glaczet mon [Str. 1–4]. Lehre: Man soll sich mit der Ehefrau begnügen, sonst wird der Geldbeutel glaczet [Str. 5]. Q.: Äsopische Fabeln 31 H. (100 Rinuccio = 16 Steinhöwel). Vgl. KG 4696 = Ml. und 5327 = Sg. 363 7. 1. 1530. Der ayerkuchen (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 17). 5 Str. Ein jüngst geschehenes Abenteuer: Zwei Bürger und ein Bauer haben auf dem Weg nach Mekka einen Eierkuchen als Wegzehrung bei sich. Um den Bauern vom Mitessen auszuschließen, verabreden die Bürger eine List. Vor dem Schlafen schlagen sie vor, derjenige solle ihn bekommen, der den wunderlichsten Traum habe, da der Kuchen ohnehin kaum für einen reiche. Als der Bauer scheinbar schläft, verabreden die anderen ihre Träume: der eine sei in den Himmel, der andere in die Hölle geführt worden. In der Nacht isst der Bauer den Eierkuchen auf. Am Morgen geweckt, fragt er verwundert, wo sie herkämen. Er habe vernommen, der eine sei in den Himmel, der andere zur Hölle gefahren. Da aber von diesen Orten keiner zurückkomme, habe er den Kuchen allein gegessen. Schluss: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Untreue zahlt sich selbst heim. Q.: Petrus Alphonsus 19 (5 Steinhöwel). Lit.: Neumann 2005, 87  f.

364 → nach 664 365 9. 1. 1530. Das vngluck (Mönch von Salzburg, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 18). Sprichwort: Haar und Unglück wachsen über Nacht. Von Jugend an stimmt dies: in der Ehe mit Frau, Kindern und Gesinde, in Finanzgeschäften und Teuerung, in Auseinandersetzung mit Nachbarn und Obrigkeit. Durch Krankheit und Tod in der Familie oder beim Vieh wird man geschädigt. Unternehmungen in Bergbau und Handel missglücken. Krieg bringt einem Verderben. Man wird betrogen, muss außer Landes gehen, schließlich stirbt man. Jeder kann merken, dass das Sprichwort zutrifft. 366 9. 1. 1530. [E] Historia. König Artus mit der ehbrecher-brugk (K./G. 2,262). 200 Vs. König Artus ist argwöhnisch gegenüber seiner Frau und lässt sich von Fillius (Virgilius) eine Brücke bauen, in deren Mitte ein Glockenturm steht. Läutet man, dann fallen alle Ehebrecher, die gerade auf der Brücke stehen, ins Wasser. Nach einem großen Hoffest mit vielfältigem Vergnügungsprogramm lässt Artus alle auf die Brücke ziehen und läuten. Da fallen die Leute haufenweise ins Wasser, doch die Königin steht. Seitdem vertraut ihr Artus. Der Beschluß gegen Ehebruch hat 40 Verse. Vgl. KG 1631 = Ml. Lit.: Tailby 2002, 246; Dentzien 2003; Classen 2004b, 3–5; Gabaude 2016c, 377–380.

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367 12. 1. 1530. Der weis vnd toricht man (Sachs, Gesangweise). Gleichnis vom klugen und törichten Bauherrn [Str. 1]. Auslegung: Der Kluge baut auf den Fels Christus das Haus des Glaubens. Aus diesem und der Liebe kommen die guten Werke. Solcher Glaube übersteht den Platzregen der Verfolgung und den Sturm des Irrtums [Str. 2]. Der Törichte hört das Wort ebenfalls, aber sein Herz bleibt glaubensleer, obwohl er viele Werke tut. Der erste Sturm lässt seinen Glauben fallen. Bitte: Alle sollen auf Christus, den Eckstein, schauen, damit sie nicht zu Schanden werden [Str. 3]. Q.: Mt 7,24–27; Lk 6,43; Jes 28,16; Röm 9,32  f. Lit.: Dehnert 2017, 236–238.

368 21. 1. 1530. Der fischzug petri Aligoria (Sachs, Bewährter Ton). Der große Fischzug des Petrus [Str. 1 und 2]. Auslegung: Auf dem Meer der Welt fahren die Christen im Glaubensschiff. Aber ihre Predigt aus Vernunft ist umsonst (leeres Netz). Nur im Namen Christi können sie unter den Völkern einen gewaltigen geistlichen Fischzug tun und die Gewissen im Wort fangen. Einige Zwiespältige fallen ab (zerrissenes Netz), die anderen werden mit Christus ewig leben [Str. 3]. Q.: Lk 5,1–11. Vgl. KG 1500, 3116 = Mll. 369 21. 1. 1530. Matheus spricht am achten … (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Jesus stillt den Seesturm. Q.: Mt 8,23–27. Vgl. KG 5258 = Sg. Vgl. auch 196 = Lied und 2840 = Ml. < Lk 8,22–26 und 282 = Ml. < Mk 4,35–5,1. 1530 Sachs erfindet mit dem Klingenden Ton seinen elften Ton.

370 28. 1. 1530. Die drey verechtliche stuck (Sachs, Klingender Ton). Der Mensch soll sich stets der Sterblichkeit seines Leibes bewusst sein. Er lebt nur kurz und kennt den Augenblick seines Todes nicht, sondern wartet wie ein Tagelöhner [Str. 1]. Der Mensch kann nichts mitnehmen, daher ist sein Sorgen um Schätze vergebens [Str. 2]. Man soll sich nicht seiner Schönheit oder Stärke rühmen, denn der Mensch ist aus Staub gemacht und vergeht wie Gras und Blume. Aber die Güte des Herrn blüht ewig und erweckt den Menschen zum ewigen Leben [Str. 3]. Q.: Hiob 14,1  f. 5  f.; Pred 5,14–16; Ps 103,15–17. 371 30. 1. 1530. Die füechsisch geselschaft (Sachs, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 19). Ein alter Fuchs begibt sich aus Reue über seine Untaten auf Wallfahrt. Nacheinander lehnt er Hund, Bär, Maulesel, Luchs, Schwein, Sperling, Löwe, Pfau, Rabe, Wolf, Elster und Kröte als Wandergefährten ab, damit sie ihn nicht durch ihre schlechten Eigenschaften verführen. Stattdessen erwählt er sich zwölf Gefährten mit guten Eigenschaften. So soll auch der Mensch auf Treue, Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit, Mäßigkeit, Zucht, Ebenbürtigkeit, Demut, Ehrlichkeit, Arbeitswilligkeit, Zurückhaltung und Freigebigkeit achten. Sprichwort: Wer sich unter die Kleie mischt, wird von den Schweinen gefressen. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum Sapientiae 1,24 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 2159 = Sg. 372 3. 2. 1530. [E] Comedia, darin die göttin Pallas die tugend und die göttin Venus die wollust verficht, und hat xii person und drey actus (K./G. 3,3). Q.: Benedictus Chelidonius, Voluptatis cum Virtute disceptatio. Übersetzung nicht nachweisbar. 778 Vs.



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Inhalt: Streitgespräch zwischen Venus (Wollust) und Pallas (Tugend). Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt zum Akt. 2. Szene Venus–Sathan (Satan)–Cupido, dann Pallas– Venus, dann Pallas–Venus–Ehrnholdt–Satan, schließlich Kaiser Carl (Karl V.): Hin und Her zwischen den Parteien, bis Carl sich als Richter zur Verfügung stellt. II. 1. Prolog Ehrnholdt zum Akt. 2. „Agon“: Venus, vertreten von Epicurus (Epikur), dem Satan assistiert, gegen Pallas, vertreten durch Hercules, der Antheus, Gerion (Geryon), Hipolita (Hippolyta) und Cacus besiegt. III. 1. Prolog Ehrnholdt zum Akt. 2. Szene Carl–Pallas–Hercules (Herkules)–Sathan– Venus–Cupido–Cacus–Epicurus: Carl entscheidet für Pallas, Epicurus von Cacus gepritscht. 3. Epilog Ehrnholdt: Pallas ist zu preisen, Venus zu verdammen und mit ihr die Wollust. Lit.: Stuplich 1998, 58  f.109; Sasse 2005, 161  f.

373 12. 2. 1530. [E] Historia. All römisch keyser nach ordnung, wie lang yeder geregiert hat, zu welcher zeit, was sitten der gehabt und was todtes er gestorben sey, von dem ersten an biß auff den yetzigen großmechtigsten kayser Carolum 5 (K./G. 2,353). 626 Vs. Der Dichter bittet den Ehrnholdt um Auskunft. Dann die ganze Reihe von Julius Caesar an. Meist vier Vs., bei einigen aber mehr, z.  B. bei Maximilian und Karl V. Lit.: M. E. Müller 1985, 140–142; Berghaus 1995; Feuerstein 2001, 144  f.; Rettelbach 2019, 256  f.

374 20. 2. 1530. Romanos am achten (Sachs, Gesangweise). Gott, der seinen Sohn von den Toten auferweckt hat, schenkt uns damit das Leben im Geist [Str. 1]. Auslegung: Im Konflikt zwischen fleischlicher und geistlicher Gesinnung wird der Mensch durch das Wort Gottes zu neuem Leben erweckt. Was fleischlich gesinnt ist, wird im Tod vernichtet. Nach der allgemeinen Auferstehung wird der sterbliche Leib auf geistliche Weise mit Gott leben [Str. 2 und 3]. Q.: Röm 8,9–11. Vgl. KG 3240 = Ml. und 5636 = Sg.

4 Schaffensphase Februar 1530–Dezember 1539 184 geistlichen stehen bereits 168 weltliche und 4 beiden Bereichen zugehörige Meisterlieder gegenüber, 1 geistlichen 4 weltliche Lieder, 21 geistlichen 155 weltliche Spruchgedichte und 3 geistlichen 18 weltliche Dramen, insgesamt also 213 geistlichen 345 weltliche Dichtungen. In dieser Phase verfasst Sachs 10 seiner 12 ersten tragedi/ comedi, wobei er sich – vermutlich experimentell – einerseits am antiken und humanistischen Drama orientiert, anderseits auf Anregung Luthers an den beiden ersten biblischen Stoffen versucht. Dann unterbricht er das Dichten von tragedi und comedi vom 8. 10. 1536 bis zum 17. 11. 1545, also für fast genau 9 Jahre. Mit dem folgenden Gedicht beginnt SG 2 (verl.): 375 20. 2. 1530. [E] Ein lobspruch der statt Nürnberg (K./G. 4,189). 384 Vs. 189,2–191,33 die Allegorie aus KG 188  f. und Führung durch den Persifanten zur Stadt. 191,34  ff. Auflösung der Allegorie, Stadtbeschreibung in Frage und Antwort. 194,15  ff. Ein fürsichtiger, weiser rat. Vgl. KG 188, 189 = Mll.

Lit.: Heger 1978, 789–799; Kugler 1978, 92–103 (100: „Begreift man den ‚Lobspruch‘ als eine Geste des guten Willens, dann ist verständlich, daß Sachs seine Polemik gegen die geistlichen und weltlichen Feinde Nürnbergs, die in der Meisterliedfassung ein wichtiges Thema gewesen war und die gesamte Mittelstrophe des ‚auffschlus‘ eingenommen hatte, nicht in seinen Spruch übernehmen mochte.“); Ecker 1981, 163–174; Weisshaar-Kiem 1982, 56.277  f. (56: „Sachs verarbeitet hier die Stoffe der bisherigen Lobgedichte zu einem höchst kunstvollen Neuen […]. Sachs spricht hier alle Themen des humanistischen Städtelobs an.“); M. E. Müller 1985, 148–153 (148: „Der aktuelle Anlaß seiner Entstehung, Sachs’ Versuch, sich nach dem strengen Verweis von 1527 erneut das Wohlwollen des Rats zu sichern, ist bisher sicher überbewertet worden […]. Sachs’ Nürnbergspruch ist seine ‚Utopia‘.“); Kugler 1986, 212–215; R. Brandt 1992/93, 92  f.; Feuerstein 2001, 144; Sasse 2002; Heinritz 2003, 497–499; Snyder 2003; Classen 2009a, 579–582; Classen 2009b, 84–88; Meyer 2009, 267–269.451  f.; Shockey 2009, 316  ff.; Paintner 2010, 370  f.; Gabaude 2013a.

376 2. 3. 1530. [E] Die zehen fürtreffenlichen tugendt, so das ehrlich alter an im hat (K./G. 3,233). 160 Vs. Es sprechen der Reihe nach Sapientia, Prudentia, Diligentia, Eloquentia, Constantia, Gravitas, Fides, Justitia, Temperantia, Pietas je 16 Verse. 377 3. 3. 1530. Der Samariter Aligoria (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2 Aufgesang] u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 1799, 4287 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Auslegung: Das Menschengeschlecht geht vom Himmel (Jerusalem) auf die Welt (Jericho), fällt in Sünde (Mörder), wird der Unschuld beraubt, das Gewissen wird wund geschlagen. Weder die Gebote (Priester) noch die Propheten (Levit) können ihm helfen. Christus (Samariter) kommt und gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden, führt uns durch sein Sterben zur Gnade in die Herberge der Christenheit und lässt zwei Sakramente (Groschen) zurück. 378 9. 3. 1530. Die grabes hueter aligoria (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 1958, 3255, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Die Christen sollen unter den Hohepriestern diejenigen verstehen, die lange Jahre das Wort Gottes verhindert haben. Es lag in dem Grab, auf dem der Stein menschlicher Lehre https://doi.org/10.1515/9783110657289-004



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lag. So war es eingeschlossen, gleichsam als wäre es tot. Nun aber ist das heilsame Wort wiedererstanden und lebt in allen Ländern. Daher berät sich der Haufen der Hohepriester täglich, wie sie ihm schaden können, sie versprechen große Güter und hören nicht auf, mit List das Wort Gottes niederzudrücken. Aber das Wort Gottes ist fruchtbar und bleibt bestehen. Deshalb sei Christus Dank, denn er bewahrt uns vor der Gewalt der Finsternis. 379 10. 3. 1530. Ein vrstent (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,1–10. Vgl. 437, 5147 = Mll. Schluss: Die den Herrn suchenden Frauen werden Christen verglichen, die das göttliche Wort suchen. Der Engel, der das Grab öffnet, wird dem Prediger des Evangeliums verglichen. Das Evangelium bleibt ewig. 380 11. 3. 1530. Die drey mordischen weiber (Sachs, Klingender Ton). Drei böse mörderische Frauen: 1. Delila nimmt Samson seine Stärke, indem sie ihn schert, und liefert ihn seinen Feinden aus, die ihn blenden. Er tötet sich und seine Feinde durch den Einsturz des Rathauses [Str. 1]. 2. Isebel verfolgt Gottes Propheten und lässt Naboth töten. Schließlich wird sie aus dem Fenster gestürzt und von Hunden gefressen [Str. 2]. 3. Athalja lässt das ganze königliche Geschlecht ausrotten, um an die Macht zu kommen. Joas wird heimlich aufgezogen und gekrönt, Athalja beim Versuch der Gegenwehr erschlagen [Str. 3]. Q.: Ri 16,4–30; 1Kön 21; 2Kön 11,1–16. 381 12. 3. 1530. Die drey figur der vrstent (Sachs, Bewährter Ton). Drei figur der Auferstehung: Joseph wird nach Ägypten verkauft, liegt drei Jahre unschuldig im Gefängnis, deutet Pharaos Traum. Dieser macht ihm Ägypten untertan. So zieht auch Christus (Joseph) in die Welt (Ägypten), wird von der Synagoge dem Tod übergeben, am dritten Tag aufersteht er, Gott übergibt ihm die Herrschaft [Str. 1]. Samson schläft mit einer Frau in Gaza. Die Einwohner lauern ihm auf, um ihn zu töten. Während der dritten Wache flieht er, indem er das Stadttor aushebt und mitnimmt. Ebenso liegt Christus im Tod, aus Liebe zur Christenheit aufersteht er trotz der Bewachung der Juden am dritten Tag und nimmt das Gefängnis gefangen [Str. 2]. Jona und der Wal; seine Predigt in Ninive. Christus erlöst durch seine himmlische Lehre. Die Juden werfen ihn in den Rachen des Todes, aber er ersteht am dritten Tag und lässt Buße und Vergebung predigen [Str. 3]. Q.: 1Mose 41; Mt 28,18; Ri 16,1–4; Ps 68,19; Jon 2. Vgl. KG 233, 1606, 4270 = Mll. Lit.: Baro 2011a, 93–95.

382 12. 3. 1530. Die aufersteung der doten (Frauenlob, Langer Ton). In der Auferstehung wird der Leib verwandelt wie der Same beim Keimen. Der neue Leib ist unsterblich. Darum ist der Tod verschlungen in den Sieg, die Arbeit der Brüder ist nicht vergeblich. Q.: 1Kor 15,35–38.50–58; Hos 13,14. 383 13. 3. 1530. Die erscheinung magdalenam (Regenbogen, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 143 = Ml. Vgl. 234, 3527, 3535 = Mll. und 5462 = Sg. Schluss: Aufforderung zur geist­ lichen Auferstehung. 384 16. 3. 1530. Der thomas drey ler (Meienschein, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 297, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. „Drei Lehren“: 1. Christen sollen in Verfolgung stand-

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haft und geduldig sein. 2.  Christus vertreibt durch seinen Frieden die Furcht, sein Geist lässt Sünde und Teufel überwinden. 3. Man soll die Geister prüfen, um nicht einem der zahlreichen Irrtümer zu verfallen. Schluss: Bitte um Beständigkeit im Wort Gottes und um ewiges Leben [Str. 3]. 17. 3. 1530. Der 85 psalm (Folz, Chorweise). „Summa“: Durch Gottes Güte werden wir in der Taufe Gottes Kinder. Text: Bitte um Wiedererneuerung der göttlichen Gnade. „Sinn“: Gott hat uns auserkoren, durch Christus kommen wir zum Vater. Treue, Wahrheit, Güte und Gerechtigkeit sind Erbteil der Gläubigen. Q.: Ps 85. Vgl. KG 4098 = Ml. und 5581, 5918 = Sgg. 23. 3. 1530. Die pegrebnus Cristi ein osterpar (Zorn, Verhohlener Ton). Grablegung Christi und Bewachung des Grabes auf Verlangen der Pharisäer. Schluss: Wir sind mit Christus durch die Taufe im Tod begraben, deswegen sollen wir christlich leben, ohne Sünde. Q.: Mt 27,57–66. Vgl. KG 558, 1162, 3511, 3979 = Mll. 24. 3. 1530. Die zwen gen Emmahus (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. 25.  3. 1530. [E] Die fünfzen ordens lewt (Schiller, Hofton; G./D.  3, Nr.  20). 17 Str. Der Dichter übernachtet in einem Wirtshaus, wo er in der Schlafkammer fünfzehn Gäste klagen hört [Str. 1]: Ein Kartäuser klagt über sein Fasten und Schweigen [Str. 2], ein Gaukler über die Verachtung und das Umherziehen [Str. 3], ähnlich der Bettler [Str. 4], der Waffelverkäufer über die schlechte Behandlung im Wirtshaus [Str. 5], der Landsknecht über die Härten des Kriegszugs [Str. 6], der Krämer über das Tragen und die Verluste durch Stehlen und pscheissen durch mucken [Str. 7], der Trinker über Krankheit und Geldnot [Str. 8], der Spieler über Pech [Str. 9], der buler über die Leidenschaften [Str. 10], der Bauer über Arbeit, Abgaben und Krieg [Str. 11], der Handwerker über Arbeitszeit, Verleger und Kaufmann [Str. 12], dieser über Zölle, Strauchdiebe und die laszive Frau [Str. 13], der Edelmann über die zu teuren gesellschaftlichen Verpflichtungen [Str. 14], der Dorfpfarrer über die neuerdings ausbleibenden Abgaben [Str. 15], der Bettelmönch über seine magere Kost [Str. 16]. Jeder Stand hat seine Leiden, doch jeder spürt die eigenen am meisten [Str. 17]. Vgl. KG 5495 = Sg.

Das folgende Ml. ist das erste in Sachs’ elftem Ton, dem Klingenden Ton: 389 1. 4. 1530. Der 16 psalm von der vrstent (Klingender Ton). Nach Petrus beweist der Psalm die Auferstehung Christi. Text: Das Erbe des Heiligen. Gott lässt den Heiligen nicht verwesen. Q.: Ps 16. Vgl. KG 5929 = Sg. Weitere Q.: Apg 2,25–28. 390 [E] Ein gesprech eyner bulerin und eines ligenden narren unter iren füssen (K./G. 23,6; G./D. 1, Nr. 12 [nur Titel]; G./D. 6, Anh. Nr. 12). 48 Vs. Erst spricht die Frau von ihren Verführungskünsten, dann der Narr von seiner Reue. Lit.: Baro 2011b, 177–179; Gabaude 2014a, 34–37.

391 13.  4. 1530. Der 71 psalm (Folz, Chorweise). Zusammenfassung: David bittet um Rettung von Feinden und um Gnade im Alter. Text des Psalms. Q.: Ps 71. Vgl. KG 5370 = Sg.



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392 29.  4. 1530. [E] Die versteinigung pauli (Folz, Schrankweise). Paulus heilt einen Lahmgeborenen, wird göttlich verehrt und fast zu Tode gesteinigt. Schluss: Der Geist, den Gott uns senden will, erfüllt Paulus und befähigt ihn, unbeeinflusst allein Gottes Ehre zu suchen. Q.: Apg 14,7–21. Vgl. KG 3303, 3611 = Mll. 393 1. 5. 1530. Als paulus den Jungling erwecket (Frauenlob, Goldene Radweise). Paulus predigt in Troas. Dabei fällt ein junger Mann aus dem Fenster und ist tot. Paulus erweckt ihn wieder zum Leben. Q.: Apg 20,7–12. 394 3. 5. 1530. Das pfingstfest (Folz, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Schluss: Seitdem durchziehen die Apostel die Länder und predigen furchtlos. Diesen Geist braucht man auch heute. Lit.: Feuerstein 2001, 147.

395 4. 5. 1530. Der kerckermeister (Zorn, Zugweise). Paulus und Silas werden in Philippi ins Gefängnis gesteckt. Ein Erdbeben öffnet Fesseln und Türen. Der Kerkermeister wird gläubig. Am nächsten Tag werden beide freigelassen. Schluss: Bitte um Heiligen Geist zur Stärkung gegen tyrannische Taten. Q.: Apg 16,16–40. 396 4. 5. 1530. [E] Klag zweyer liebhabenden ob dem grimmen tod (K./G. 1,434). 100 Vs. In 33 Vs. klagen die beiden Liebhabenden, weil der Tod so früh kommt, wo sie doch alles haben. In 67 Versen antwortet der Tod: Er zählt Gestalten des AT und NT sowie einige heidnische antike Frauen auf, die er umbrachte. Wollüstige bringt er in die Hölle, Gläubige nicht. Vgl. KG 1228 = Sg. 397 5. 5. 1530. Der vngerecht richter vnd Der pfariseer vnd Der oberste (Folz, Chorweise). Gleichnisse vom ungerechten Richter und vom Pharisäer und Zöllner. Der reiche Jüngling (mit dem Vergleich vom Kamel und dem Nadelöhr). Schluss: Bitte um Hinwendung allein zu Christus. Q.: Lk 18,1–14.18–26. Vgl. KG 302 = Ml. (= 18,9–14), dazu 2937 = Ml. und 5453 = Sg. 398 5. 5. 1530. Die figur der sendung Des heiligen geist (Nachtigall, Leidton). Gott lässt den Geist des Moses auf 70 versammelte Älteste übergehen, so dass sie weissagen [Str.  1]. Moses ist Präfiguration Christi, der an Pfingsten (hewt) den Heiligen Geist sendet. Das gibt den Jüngern alles – Weisheit, Liebe, Freude –, damit sie ohne Tyrannenfurcht Gottes Schafe werden [Str. 2]. Noch heute wählt Christus uns zu Jüngern und bereitet uns durch seinen Geist für sein Amt vor. Schluss: Moses brachte das Gesetz, Christus Gnade und Wahrheit [Str. 3]. Q.: 4Mose 11,16  f. 24  f.; Apg 2; Joh 7,38. Vgl. KG 2704, 3107, 3807, 4017, 4640 = Mll. 399 9. 5. 1530. [E] Der narren-fresser (K./G. 5,300; G./D. 1, Nr. 5). 176 Vs. Der Dichter ist wieder einmal in der Natur, wo er vor einem dürren Mann und einem Dicken auf einem Wagen flieht. Der Dürre erzählt dem Dicken, er habe bisher Männer gefressen, die der Herr im eigenen Hause waren, aber die gebe es kaum noch. Der Dicke stellt sich als Narrenfresser vor. Sie fahren zusammen in die Stadt, und der Dichter läuft hinterher, um die Leser zu warnen. Vgl. KG 616 = Ml. Lit.: Baro 2011b, 173–176; Bake 2013, 316–318.

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400 9. 5. 1530. [E] Die göttin Diana mit Acteon, des königs son, der zu einem hirschen wardt (K./G. 2,173). 110 Vs. Diana, die mit sechs Jungfrauen im Wald badet, wird von Actaeon beobachtet. Zur Strafe begießt sie ihn mit Wasser. Sofort wird der junge Mann in einen Hirsch verwandelt, von den eigenen Hunden gehetzt und schließlich getötet. Allegorische Auslegung: Actaeon ist ein Jäger, die Göttin seine maßlose Jagdleidenschaft, die der Wasserguss noch steigert, was ihn in Schwierigkeiten bringt. Wenn er das erkennt, wird er zum ängstlichen Hirsch, und die Kosten für seine Hunde fressen ihn auf. „Ovid“ warnt also solche Jäger. Q.: Giovanni Boccaccio, Genealogiae deorum gentilium? Vgl. KG 862 = Ml. und 877 = Sg. Lit.: Gabaude 2016c, 381  f.; Holzberg 2017, 159–162.

401 11. 5. 1530. Das gotes geist vnsren geist versichert (Nachtigall, Starker Ton). Paulus an die Römer: Nach dem Fleisch seid ihr sterblich, der Geist aber macht euch zu Kindern Gottes und zu Miterben Christi. Wer sein Kreuz trägt, das Gott als Arznei gegen die Sünde auf uns legt, wird ewig mit Christus leben. Q.: Röm 8,12–17. Vgl. KG 721 = Ml. Lit.: Dehnert 2017, 272–276.

402 12.  5. 1530. Der Abimelech (Meienschein, Langer Ton). Abimelech ermordet seine 70 Brüder und wird König in Sichem. Einen Aufstand der Bürger schlägt er grausam nieder. Bei der Belagerung von Thebez wird er durch einen von einer Frau herabgeworfenen Stein getötet. Schluss: Gott vergilt grausame Unterdrückung. Q.: Ri 9. Vgl. KG 4657 = Ml. 403 12. 5. 1530. [E] Das narrn-bad (K./G. 5,305; G./D. 1, Nr. 6). 154 Vs. Ein Arzt in Mailand taucht Narren in einen stinkenden lachen (Jauchebad?), und je nach dem Grad ihrer Narrheit müssen sie desto tiefer im Wasser stehen. Ein noch nicht ganz geheilter Patient trifft am Tor des Hofes einen Jäger und fragt ihn nach den Dingen, die er zur Jagd benötige. Als der Jäger prahlt, er gebe jährlich 100 Gulden für seine Liebhaberei aus, bei der gerade etwa drei Gulden herausspringen, da schilt der Verrückte den Jäger selbst einen Narren, der ins Narrenbad gehöre. Dann zählt der Dichter in je 3 Vs. 18 närrische Verhaltensweisen auf. Q.: Poggio Bracciolini, Facetiae, Nr. 2 (20 Stein­höwel). Vgl. KG 752 = Ml. Lit.: Loleit 2008, 158–167; Baro 2011b, 170–173.

404 21.  5. 1530. Die verstorben tabita (Zorn, Verhohlener Ton). Petrus macht Äneas gesund und erweckt Tabea vom Tode. Schluss: So wurde die Predigt von Christus durch Wunder bestätigt. Q.: Apg 9,32–43. Vgl. KG 3544 = Ml. 405 2. 6. 1530. [E] Klag der wilden holtzleut uber die ungetrewen welt (K./G. 3,561). 128 Vs. Es sind Leute, die sich wegen der Verkommenheit der Welt mit ihren Familien in den Wald geflüchtet haben, aus dem sie erst hervorkommen wollen, wenn wieder Ordnung herrscht. Am Anfang mit anaphorischem „Wie …“ 79 Klagen. Lit.: Spriewald 1990, 154  f. (155: „[…] bei der sozialen Gemeinschaft der ‚wilden holtzleut‘ ist ein Bezug auf täuferische Bruderschaften nicht auszuschließen.“).



Nr. 411 

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406 12. 6. 1530. Der 57 psalm ein gulden Cleinot dauit (Sachs, Klingender Ton). Ein goldenes Kleinod Davids, das er sang, als er seinem Schwiegervater Saul entronnen war: Gebet um Hilfe und Preis der Güte Gottes. Schluss: Gott möge sein Volk behüten! Q.: Ps 57; 1Sam 24,1. Vgl. KG 4579 = Ml. und 6014 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 147  f.

407 12. 6. 1530. Der 41 psalm (Sachs, Klingender Ton). David verkündet durch den Heiligen Geist die Klage über den Verräter Judas: Klage über schadenfrohe Feinde und einen verräterischen Freund. Aber Gott wird David (Jesus) dennoch erhalten. Q.: Ps 41. Vgl. KG 3458 = Ml. und 6007 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 145  f.

408 28. 6. 1530. Die drey im fewer ofen (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Die drei Jünglinge im Feuerofen. Schluss: Wer sich an Gottes Wort hält, den errettet er aus der Hand der Tyrannen. Q.: Dan 3. Vgl. KG 4633 = Ml. und 5074 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 148; Dehnert 2017, 203  f.

409 2. 9. 1530. Ein prophezey (Lesch, Gesangweise). Gott wird das klagende Israel vom Joch Babylons befreien [Str. 1 und 2]. Auslegung: Babylon ist der Papst und sein Anhang, in dessen Netz aus Gesetz und Trug die Christen gefangen liegen. Gottes Rache wird ihn treffen und die Christenheit befreien [Str. 3]. Q.: Jes 50,4  f.9–16.41–43. Vgl. KG 4011 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 148  f.

410 8. 10. 1530. [E] Ein kürtzweylig fasnacht-spiel von einem bösen weib, hat fünff person (K./G. 5,47; G. 1, Nr. 4). 480 Vs. Inhalt: Über die vergebliche Werbung eines jungen Mannes um eine Magd kommen die Herrin, deren Mann und ein Nachbar hin, und es gibt eine verbale und schließlich auch noch eine brachiale Auseinandersetzung. Szenenübersicht: 1. Prolog junger Geselle: will gewonnenes Geld im Wirtshaus verspielen. 2.  Scheinmonolog Magd: soll Muskateller holen. 3.  Dialog junger Geselle– Magd: erklärt ihr seine Liebe, die sie höhnisch zurückweist. 4. Dreigespräch böses Weib–Magd–junger Geselle: Gekeife. 5. Vorige + Mann: Gekeife erweitert. 6. Vorige + Nachbar: Gezeter artet schließlich in eine Prügelei aus. 6. Epilog junger Geselle: Entschuldigung für Derbheiten. Lit.: Harms/Schilling 1985, Nr. 94.

411 3.  11. 1530. [E] Die zwölff eygenschafft eynes boßhafftigen weybs (K./G.  4,376; G./D. 1, Nr. 7). 338 Vs. Der Dichter sieht einen, der in den Fluss springen will. Der klagt über die Hölle seiner Ehe und nennt dann 12 Punkte: Seine Frau ist 1. unheußig (vernachlässigt alles). Dichter rät Erziehungsversuch, auch zu Punkt 3–11. 2. gefräßig und versoffen, 3. verlogen, 4. geht aufgedonnert zu Einladungen, 5. widerspenstig, 6. mit allen verfeindet, 7. bösartig, 8. treibt ihn durch Streit aus dem Haus, 9. macht, was sie will. 10. Dichter fragt nach Bett, bekommt keine rechte Antwort, 11. hat einen schlüffel [Tagedieb], 12. zieht ihn vor Gericht. Der beschluß: Der Dichter rät zu Freundlichkeit, verabschiedet sich, bedauert aber in einem Schlussmonolog den Mann. Lit.: Brauner 1991, 132  f., Bake 2013, 207  f.

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412 11.  11. 1530. [E] Der ehren-spiegel der zwölf durchleuchtigen frawen deß alten testaments (K./G. 1,203). 252 Vs. Eva, Sara, Rebekka, Rahel, Lea, Jael, Ruth, Michal, Abigail, Judith, Esther, Susanna mit Bibelstellen. Im beschluß Zusammenfassung der Tugenden. Lit.: Lesaffre 2001.

413 2. 12. 1530. Tragedia, mit 24 personen zu agiren, die Virginia (K./G. 2,3). 500 Vs. Q.: Livius 3,44–51 (Schöfferlin). Vgl. KG 1249 = Ml. und 523a, 1250 = Sgg. Inhalt: Der richter Apius (Appius) lässt durch Claudius die Jungfrau Virginia (Verginia) zur Leibeigenen erklären. Ihr Vater Virginius (Verginius) ersticht sie, damit sie der Schändung entgeht. Zwei neu gewählte Bürgermeister bestrafen Apius und seine Helfer. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Apius: hat gerade Virginia gesehen, begehrt sie. 3. Dialog Apius–Kupplerin Cleopatra: Sie will sich bemühen; Virginias Vater ist nicht da. 4. Monolog Apius: Hoffnung. 5. Dialog Cleopatra–Apius: Virginia will nicht, ist mit Icillius (Icilius) verlobt. 6. Dialog Apius–Claudius: Claudius soll behaupten, Virginia sei seine Leibeigene, sie vor Gericht bringen, wo Apius Richter ist, und sie ihm so zuführen. Er ist bereit. 7. Dialog Claudius–Virginia: will sie mitnehmen. 8. Szene Numiterius (Numitorius) (stumm)– Icillius–Claudius–Virginia (stumm): Icillius schimpft, Claudius geht mit ihm vor Gericht. 9. Szene Numiterius–Claudius–Scherge–Virginia–Apius–Icillius: Numiterius, Virginias Onkel, protestiert, Apius spricht Virginia Claudius zu, Icillius erhebt Einspruch, Vertagung. 10.  Szene Claudius–Virginius–Scherge–Apius–zwei falsche Zeugen–zwei ehrbare Frauen: Zeugen für Claudius, Frauen gegen ihn. 11. Zwei Schöffen Pamphilus und Camillus–Apius–Scherge: Pamphilus und Camillus gegen Claudius. 12. Szene zwei Ratsherren Horacius (Horatius) und Valerius–Apius–Virginius; Virginia stumm: Ratsherren gegen Claudius, Apius spricht Virginia Claudius zu, Virginius ersticht sie, vertreibt Apius und dessen Leute. 13.  Szene Virginius–Icillius–Numiterius– Valerius–Horacius: Valerius und Horacius zu neuen Bürgermeistern gewählt. Apius bei ihnen verklagt. 14. Vorige + Apius: Bestrafung von Apius, Claudius–Cleopatra–Schöffen–falschen Zeugen. 15. Epilog Ehrnholdt: Ein schlechtes Regiment geht zugrunde, ein gutes hat Bestand. Darum soll man gut sein und nichts Böses tun. Lit.: Krause 1979, 129  f.; Blamires 1995, 114–117; Sasse 2005, 161; Sasse 2012, 52  f.; Freund 2018, 83–88; Sasse 2020b, 41–59.

414 8. 12. 1530. Comedia mit xij person, das Christus der war messias sey (K./G. 1,163). 284 Vs. Inhalt: Diskussion eines Doktors der Theologie mit einem Rabbi, in der dieser sich überzeugen lässt, dass Christus der Messias ist. Szenenübersicht: Der Christen doctor (A) und ein jüdischer rabi (B) lassen wechselweise als Argumentationszeugen (mit Bibelstellen) Adam/Abraham/Jakob (B), David/ Esaias/Micha (A, B), Zacharias (A), Esaias (A), Mose (A), Jeremias (A), Esaias (B, A), David/Esaias (A), Daniel (A), Jacob (A) reden. Am Schluss bittet der Rabbi um die



Nr. 417 

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Bekehrung, nachdem der Christ das entscheidende Argument, die historische Situation der Juden in Vertreibung und Elend, vorgebracht hat.

Lit.: Stuplich 1998, 87 („Alternative zum Weihnachtsspiel“); Jünger 1990, 20–28; Martin 2006, 48–52.

415 11. 12. 1530. Do Jhesus war zw Bethleem geporen … (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Weitere Q.: Mich 5,1.

1531 415a 1531–1534. [E] Die betrachtenden tiere, Titel von Goetze] (K./G. 24,34). 40 Vs. Je 10 Vs. sprechen (1) zwei Esel (Klage über schwere Arbeit), (2) eine Eule (wird gehasst), (3) eine Elster und ein Kuckuck (hassen sich gegenseitig), (4) ein Wiedehopf und eine Elster (spotten über die drei Parteien). Zuschreibung an Sachs nicht sicher. 416 1531. [E] Nachred, das grewlich laster, sampt seynen zwölff eygenschafften (K./G. 3,342). 300 Vs. Der Dichter im Traum vor Tagesanbruch an einem locus amoenus, wo er Calumniatrix erblickt. Sie flieht vor einem dann erscheinenden Ehrnholdt. Der erläutert dem Dichter die zwölf Eigenschaften: 1. Krone bedeutet Macht; 2. Zwei Flügel, weil sie überall hinkommt; 3. Wunde an der linken Brust: Kummer, wenn es jemandem gutgeht; 4.  Gelbes Gewand: hervorbrechender Neid; 5.  Linke Hand mit Dolch hinterm Rücken: das Hinterlistige; 6. Schermesser in der Linken: Nachrede verwundet; 7. Tuch vor Augen: hat keine Scham gegenüber irgendjemandem; 8. Blindheit: Rücksichtslosigkeit; 9. Von Schlangen geflochtener Zopf: Lug, Betrug, Hinterlist sind in die Nachrede eingeflochten; 10. Goldener Becher: falscher Schein; 11. Das Gift darin: Gefährlichkeit, von der aber Honigsüße ablenkt; 12. Kugel, die sie nachschleppt: Rache, die folgt. Schluss mit Zitaten, u.  a. aus Freidank. Vgl. KG 160 = Ml. Lit.: Hardie 2012, 611–615.

417 1531. [E] Kampff-gesprech zwischen fraw Armut unnd Pluto, dem gott der reichthumb, welches undter ihn das besser sey. (K./G.  3,212; G.  1, Nr.  3). 440 Vs. Der Dichter verirrt sich in einer (sehr anschaulich beschriebenen) Winterlandschaft zu einem Waldbruder, bei dem eine alte Frau, die Armut, erscheint, von Plutus überall vertrieben und nun Herberge suchend. Dieser kommt auch gleich. Streitgespräch mit dem Waldbruder als Schiedsrichter. Hin und Her der Argumente. Der Waldbruder findet beide übel, rät also zu einem Miteinander. Schlussworte des Waldbruders an den Dichter. Q.: Aristophanes, Plutos 486–618 (Thomas Venatorius?). Vgl. KG 423 = Com. und 518 = Fsp. (verl.). Lit.: Spriewald 1990, 156.

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418 1531. [E] Fabel. Ein yeder trag sein joch diese zeyt und uberwind sein ubel mit geduld! (K./G. 5,101; G./D. 1, Nr. 20). 82 Vs. Inh. u. Q. wie KG 360 = Ml. Sehr ausführlicher Epilog. Lit.: Schüppert 1992b, 584–586; Ecker 1981, 163–174.

419 1531. [E] Evangelium von dem reichen mann und armen Lazaro. Luce 16 (K./G. 1,269). 114 Vs. Das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Epilog: Man soll sich der Armen annehmen, die u.  a. von den Türken bedrängt wurden. Anschließend viele Bibelstellen. Q.: Lk 16,19–31. Vgl. KG 988, 2756 = Mll. und 3413 = Sg. 420 1531. [E] Evangelium. Der gut hirt unnd böß hyrt. Johannis 10 (K./G. 1,264). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 159 = Ml. Danach wieder Belegstellen aus der Bibel. Vgl. 88 = Sg. und 2130, 2229 = Mll. 421 1531. [E] Ein kampff-gesprech zwischen einer haußmagd und kindpett-kelnerin. (K./G. 5,202; G./D. 1, Nr. 8). 184 Vs. Der Dichter dient in einem Haus und hört den Streit der beiden, die sich gegenseitig sehr deftig beschimpfen. Dann schlagen sie aufeinander ein, bis der Dichter an die Tür klopft. Der beschluß aus der Sicht des Mannes mit einer Frau im Kindbett, die eine schlechte kindpett-kelnerin hat. 422 9. 1. 1531. Ein comedi, mit 10 personen zu recidiern, doctor Reuchlins im Latein gemacht, der Henno (K./G. 7,124). 736 Vs. Q.: Johannes Reuchlin, Scenica progymnasmata [= Henno]. Vgl. KG 3034 (verl.) = Ml. Inhalt: Knecht Dromo soll für seinen Herrn, den Bauern Henno, der seiner Frau Elsa acht Gulden gestohlen hat, Tuch für einen Rock kaufen. Er behält das Geld und nimmt das Tuch von Danista auf Kredit. Inzwischen hört Elsa von dem Sterndeuter Alcabicius, der Dieb sei ihr Mann. Dromo, von Danista verklagt, reagiert vor Gericht auf Anraten des Verteidigers Petrucius mit „Bläh“ und nach dem Freispruch damit auch auf dessen Honorarforderung. Happy End: Dromo heiratet Hennos Tochter Abra und darf die acht Gulden behalten. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Bäuerin Elsa: sie sparsam, ihr Mann verschwenderisch. 3. Scheinmonolog Henno: hat ihr acht Gulden gestohlen. 4. Dialog Elsa–Henno: er will zehn Ellen Tuch vom Schneider borgen und Dromo hinschicken. 5. Dialog Henno–Dromo: Dromo soll für die acht Gulden 15 Ellen besorgen. 6. Monolog Dromo: will die acht Gulden behalten, das Tuch borgen und dann verkaufen. 7. Monolog Elsa: findet ihre acht Gulden nicht. 8. Dialog Nachbarin Gredta (Greta)–Elsa: Gredta rät, zum Wahrsager zu gehen. II.  1. Monolog Alcabicius: baut auf Ptolemaeus, Alarmacabalet. 2. Dreigespräch Gredta–Elsa–Alcabicius: Alcabicius tippt auf Elsas Mann. 3. Dialog Elsa–Gredta: War er es? 4. Dreigespräch Dromo–Henno–Elsa; Gredta stumm: Hin und Her wegen Danista, dessen Tochter und des unbekannten Diebs. III. 1. Dreigespräch Dromo–Elsa–Henno: wollen in die Stadt, um Lebensmittel zu verkaufen. 2. Monolog Danista: hofft, dass der Bauer zahlt. 3. Dreigespräch Danista– Henno–Dromo: Dromo lügt beide an, Hin und Her deswegen, Dromo bereit, sich einem „Gericht“ zu stellen.



Nr. 423 

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IV. 1. Monolog Petrucius: ist noch nicht zum Prokurieren bestellt. 2. Dialog Dromo– Petrucius: Dromo sagt ihm alles, Petrucius will für Verteidigung vier Gulden; Dromo, der zwei Gulden verspricht, soll zu allem „Bläh“ sagen. 3. Viergespräch Richter Minos– Danista–Petrucius–Dromo: wegen „Bläh!“ Freispruch. V. 1. Dialog Petrucius–Dromo: auf Geldforderung auch nur „Bläh!“. 2. Monolog Petrucius: geschieht mir recht. 3. Dialog Elsa–Gredta: Elsa sorgt sich wegen des Streits Henno–Danista, liebt ihre Tochter. Das Geld ist ihr jetzt egal. 4. Dreigespräch Henno– Elsa–Gredta: Hin und Her wegen des bisherigen Geschehens. Gredta verwendet sich bei Henno für Dromo. 5.  Szene Henno–Elsa–Gredta–Dromo: Henno bietet Dromo seine Tochter an. Dromo klärt alles auf und fragt, wer von „uns fünf“ der Anständigste sei. 6. Vorige + Tochter Abra: Henno gibt die beiden zusammen. 7. Epilog Ehrnholdt: (1) Bei einem verschwenderischen Mann hilft auch Sparsamkeit der Frau nichts. (2) Mit untreuem Hausgesinde kommt man auf keinen grünen Zweig. (3) Wer gern rechtet, verliert alles an den Anwalt. (4) Eheleute sollen ehrbar leben. Lit.: Holstein 1888, 73–77 (75: „[…] außerordentliche Gewandtheit des Dichters in der Umformung des lateinischen Originals.“); Stuplich 1998, 59–61.116–118; Freund 2018, 94–107.

423 13. 1. 1531. Ein comedi, mit 11 person zu recidirn, der Pluto, ein gott aller reichthumb, unnd hat fünff actus [Es sind aber nur vier Akte]. (K./G.  7,65). 764 Vs. Q.: Aristophanes, Plutos (Thomas Venatorius?). Vgl. KG 417 = Sg. und 518 (verl.) = Fsp. Inhalt: Cremillus (Chremylos) lässt Plutus (Plutos), den Gott des Reichtums, der von Jupiter blind gemacht wurde, heilen, damit er künftig zu den richtigen Leuten kommt; ein Streitgespräch des Cremillus mit Penia, der personifizierten Armut, bringt ihn nicht davon ab. Akt III und IV zeigen in lockerer Szenensequenz die Folgen der neuen Situation für einen Armen – er wird reich –, einen Juden – er verliert alles – und eine alte Frau; diese wird von ihrem jungen Liebhaber verlassen, der aber durch Vermittlung des Chremylus zu ihr zurückkehrt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, aber nicht bis zum Schluss. 2. Szene Carion (Karion)– Cremillus–Plutus: Carion klagt über Sklavenlos, Cremillus erklärt, wer der Blinde ist: Auf die Frage, wie Cremillus’ Sohn reich werden kann, riet der, bei der Heimkehr den ersten ihm Begegnenden – und das ist der Blinde – nicht mehr loszulassen. Plutus ist auf die Frage, wer er sei, nur grob, dann aber sagt er es und dass Jupiter ihn blind machte. Jetzt soll er zu einem Anständigen kommen, aber Plutus traut ihm erst nicht. Carion soll Plepsidemus (Blepsidemos) holen. II.  1. Dialog Plepsidemus–Carion: Plepsidemus freut sich, dass er nicht mehr arm sein muss. 2. Monolog Plepsidemus: lobt Cremillus. 3. Szene Plepsidemus–Cremillus– Carion (stumm, gleich ab mit Plutus zum Arzt): Plutus soll sehend werden. 4. Szene Penia–Cremillus– Plepsidemus: Penia sagt, niemand werde mehr arbeiten, wenn Plutus sehen kann. Dagegen Cremillus. Penia gibt rasch auf. 5. Dialog Carion–Frau: Bericht über die Heilung des Plutus. 6. Monolog Plutus: geht nur noch zu den Anständigen. 7. Scheinmonolog Cremillus: sucht Plutus. 8.  Szene Cremillus–Plutus–Frau: gehen ins Haus.

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III. 1. Monolog Carion: Fülle im Haus. 2. Dialog anständiger Mann–Carion: anständiger Mann war arm, ist nun reich. 3. Dreigespräch Jude–anständiger Mann–Carion: Jude hat alles verloren, wird von anständigem Mann als Wucherer bloßgestellt. IV.  1. Monolog alte Frau: sucht den neuen Gott. 2. Dialog Cremillus–alte Frau: Sie klagt, weil der von ihr bisher versorgte junge Mann sie nicht mehr braucht. 3. Dreigespräch junger Mann–alte Frau–Cremillus: Junger Mann verspottet alte Frau. Beide gehen zu Plutus hinein. 4. Dialog anständiger Mann–Cremillus: anständiger Mann ist glücklich. 5. Szene alte Frau–junger Mann–Cremillus: durch Fürsprache lässt der junge Mann sich bewegen, zur alten Frau zurückzukehren. 6. Epilog Ehrnholdt: Alle Armen sollen sich freuen, weil Plutus jetzt zu ihnen kommt. Lit.: Krause 1979, 103–107; Stuplich 1998, 61  f.; Freund 2018, 88–94; Holzberg 2019a, 834.

424 [E] Das untrew-spiel (K./G. 5,225; G./D. 1, Nr. 18). 77 Vs. Der Dichter geht zu einer Frau, die er begehrt. Auf dem Tisch liegen Karten, er schlägt ihr mehrere Spiele vor, die er beherrscht. Schließlich wird es das untrew-spiel. Damit gewinnt sie ihm sein Geld ab, da sie sich im untrew-spiel gut auskennt (was offensichtlich auch metaphorisch gemeint ist). 425 → nach 426 426 20. 1. 1531. Der neund psalm (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 99 = Lied. Vgl. auch 5578 = Sg. Anfang hier: Stärkt die Hoffnung durch den folgenden Psalm! Schluss: Gott rettet die Christen aus aller Not. Lit.: Feuerstein 2001, 153.

425 21. 1. 1531. [E] Historia der neun getrewen hayden sampt ihren wunder-getrewen thaten (K./G. 2,299). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 270 = Ml. 427 23. 1. 1531. David in dem funfzehenden … (Rosengart, Freudweise). Inh. u. Q. wie KG 103 = Lied. Vgl. 5994 = Sg. Hier: Kommentar in den Text eingearbeitet. Weitere Q.: Mt 7,12. 428 28. 1. 1531. Ein tragedi, mit 11 personen zu agiern. Der Caron mit den abgeschidnen geisten (K./G. 7,3). 368 Vs. Q.: Lukian, Totengespräche 20 (10). Inhalt: Mercurius und Menippus sprechen mit einzelnen Toten vor und während der Überfahrt auf Carons (Charons) Kahn. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Quelle und erste Hinweise zum Inhalt. 2. Rede Caron: Alle Toten sollen nackt sein und von Mercurius geprüft werden, ob sie auch nichts mehr bei sich tragen. In der folgenden Szene lassen die meisten die für sie typische Habe ungern zurück. 3. Reihenspiel: Kurzer Dialog Mercurius mit Menippus–buler Carmelius (Charmoleos)–König Lampichus–Kämpfer Damasias–Geizhals Craton–Kriegsmann Mico (Mikon)–Philosoph (besonders ausführliche Szene, an der auch Menippus beteiligt ist), dann Abfahrt, aber Epicurus kommt noch (ebenfalls längere Szene: Epicurus als Trinker usw.). Menippus steht am Schluss als einziger Weiser da. 4. Epilog Ehrnholdt (genau in Übereinstimmung mit dem Stück): Von den acht Toten kann nur Menippus Vorbild sein. Lit.: Stuplich 1998, 61 („Er verbindet in diesem Werk, das seiner Struktur nach den Reihenspielen zuzuordnen ist, antike Elemente mit Motiven der mittelalterlichen eschatologischen Spiele oder der Teufelsspiele.“); Sasse 2005, 150  f.; Noll 2015.



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429 28. 1. 1531. [E] Historia der neun getrewen haydnischen frawen mit ihren wundergetrewen thaten (K./G. 2,305). 196 Vs. Inh. u. Q. z.  T. wie KG 77 = Ml. Vgl. 969 = Ml. und 5314 = Com. (1) = (4) Argia. (2) = (5) Artemisia. (3) hier: Hypsicratea verkleidet sich als Ritter und folgt ihrem Gemahl Mithridates ins Exil [Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 78 (75); vgl. KG 819 = Ml.]. (4) = (6) Julia. (5) hier: Apollo prophezeit dem königlichen Gemahl der Admete, dass er sterben müsse, wenn sich niemand finde, der bereit wäre, für ihn das Leben hinzugeben. Admete stirbt für ihn. (6) hier: Porcia, die Gemahlin des Brutus, nimmt sich das Leben, indem sie glühende Kohlen verschluckt [Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 82 (79); vgl. KG 583 = Ml.]. (7) hier: Hippo [Inh. u. Q. wie KG 336 = Ml.]. (8) = (3) Lucretia. (9) = (7) Thisbe. Q.: hier vielleicht direkt (s. zu KG 270) Sebastian Franck, Chronica, cxiiijr-cxiiijv. Lit.: Dallapiazza 2012, 115  f.; Sasse 2020b, 54  f.

15. 2. 1531 Vater Görg Sachs wird als gestorben erwähnt.

430 24. 2. 1531. Der küenig Eglon (Römer, Gesangweise). Gott lässt Israel zur Strafe für seinen Ungehorsam von den Moabitern unterjochen. Ehud ermordet deren König Eglon im eigenen Palast, stellt sich an die Spitze eines israelitischen Heeres und schlägt die Moabiter vernichtend. Gottes Hilfe ist die beste. Q.: Ri 3,12–30. Lit.: Feuerstein 2001, 153  f.

431 24. 2. 1531. Die gefencknus Juda (Römer, Gesangweise). Juda und sein König Zedekia werden durch die Babylonische Gefangenschaft und durch Zerstörung und Beraubung des Tempels bestraft. Schluss: Auch dich wird Gott am Ende strafen, wenn du dich nicht besserst. Q.: 2Kön 25,1–11. 432 3. 3. 1531. [E] Wie siben weiber uber ihre ungeratne mender klagen (K./G. 5,242; G./D. 1, Nr. 9). 160 Vs. Der Dichter belauscht im Juni an einem kühlen Brunnen sieben Frauen. Nr. 1 wird von ihrem jungen Liebhaber betrogen usw., 2 von ihrem älteren Mann eifersüchtig verfolgt, 3 hat einen verschuldeten Mann, 4 einen, der dauernd betrunken ist, 5 einen Spieler, 6 einen, der das alles hat und sie noch dazu schlägt, 7 einen, der oft länger fort ist, über den sie aber sonst nicht klagen kann; sie rät dazu, dass die Frauen ihre Männer zu bessern versuchen. Lit.: Classen 2003, 505  f.; Bawcutt 2005.

433 6. 3. 1531. [E] Ein gesprech zwischen siben mendern, darinn sie ihre weiber beklagen (K./G. 5,237; G./D. 1, Nr. 10). 160 Vs. Der Dichter belauscht im Wirtshaus bei einem Schlaftrunk sieben Männer: Nr. 1, ein junger, klagt über alte Frau, die ihm Untreue nachsagt und ihn kurzhält, 2, ein alter, hat eine Eitle, die ihn als Eifersüchtigen verteufelt, 3 hat eine, die den Haushalt vernachlässigt, 4 ist der Narr im Haus, 5 hat eine, die trinkt, 6 eine Bösartige, 7 hat sich mit seiner arrangiert und rät, dass die anderen das auch tun. Lit.: Classen 2003, 505  f.; Bawcutt 2005; Bake 2013, 168  f.

434 1531. [E] Schwanck. Das ungeraten unheußlich weib (K./G. 5,252; G./D. 1, Nr. 11). 71 Vs. Klage über ein solches.

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435 9. 3. 1531. [E] Die christliche geduld (K./G. 1,361). 122 Vs. Nach Aufzählung aller den Menschen heimsuchenden Widerwärtigkeiten Darstellung des Lebensschiffs, das sich in seiner Geduld nicht beirren lässt. 436 12. 3. 1531. Das vnkrawt (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 205 = Ml. Vgl. 2325, 4949 = Mll. Lehre: Wo man nicht geistlich, sondern fleischlich lebt, kann Satan den Geist von Sekten und Rotten säen. Aber am Gerichtstag wird verbrannt, was nicht Frucht bringt. Lit.: Dehnert 2017, 233–236.

437 13. 3. 1531. Ein vrstent (Römer, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,1–10. Vgl. 379, 5147 = Mll. 438 15. 3. 1531. Romanos das sechst (Sachs, Klingender Ton). Durch die Taufe, die dem Tod Jesu und seiner Auferstehung vergleichbar ist, sind wir gerechtfertigt und zu neuem Leben auferweckt. Schluss: Die Christen sollen sich dessen bewusstwerden, dass sie der Sünde ganz abgestorben sind. Q.: Röm 6,1–11. Vgl. KG 2619, 3765, 4846 = Mll. 439 15. 3. 1531. Die gemein vrstent (Rosengart, Freudweise). Die entschlafenen Christen werden mit den lebenden bei der Wiederkunft Christi zu ihm in die Wolken entrückt. Q.: 1Thess 4,13–18. Vgl. KG 825 = Ml. 440 16. 3. 1531. Der samson ein figur (Frauenlob, Goldene Radweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 214. Ebenso ruht Christus im Grab, bis er am dritten Tag aufersteht und Hölle, Teufel und Tod überwindet [Str. 3]. 441 16.  3. 1531. Die frucht des geists vnd fleischs (Mönch von Salzburg, Chorweise). Die Freiheit vom Gesetz soll dem Geist und seinen Werken, nicht den Lüsten des Fleisches dienen. Schluss: Aus diesen Worten kann man lernen, wahre Christen mit den Früchten des Geistes von fleischlich gesinnten Gottlosen zu unterscheiden. Q.: Gal 5,13–24. 442 31. 3. 1531. Der Adonibeseck (Folz, Teilton). Israel schlägt die Kanaaniter. Der gefangene König Adoni-Besek wird grausam verstümmelt, so wie er es vorher selbst mit gefangenen Königen zu tun pflegte. Schluss: Man wird mit dem Maß gemessen, das man selbst anlegt. Q.: Ri 1,5–7; Mt 7,2. Vgl. KG 5531 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 154 („Das Sprichwort, mit dem Sachs das Lied beendet, könnte auch auf Kaiser Karl gemünzt sein.“).

443 31. 3. 1531. Dauid flucht auf dem perg (Kanzler, Goldener Ton). Saul verfolgt David in der Wüste, wird aber durch den Einfall der Philister zurückgerufen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wo ein Tyrann mit Gewalt den christlichen Glauben unterdrückt, sollen die Christen nicht verzagen. Gott erweckt ein fremdes Volk, das ihn ablenkt [Str. 3]. Q.: 1Sam 23,25–28. Vgl. KG 4768 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 154 („Mit dem Verweis auf das heute eindringende fremde Volk spielt Sachs auf die immer weiter vormarschierenden Türken an. Auch sie sind von Gott gesandt aus Fürsorge um das evangelische Volk. Der Kaiser ist nun nämlich gezwungen, sich mit den Invasoren zu beschäftigen und muß deshalb von den Protestanten ablassen.“); Rettelbach 2002, 637  f.



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444 31. 3. 1531. Von goczlestern (Folz, Hoher Ton). Steinigung eines Gotteslästerers [Str. 1 und 2]. Schwören nimmt trotz Gottes Verbot immer mehr zu, weil eine nachlässige Obrigkeit es nicht bestraft. Gott wird sie mit den Fluchern zusammen bald strafen [Str. 3]. Q.: 3Mose 24,10–17. Vgl. KG 669 = Sg. 445 6. 4. 1531. Im richter puch saget das drit … (Folz, Teilton). Nach achtzigjährigem Frieden wird Israel durch Samgart von der Philistergefahr errettet [Str. 1 und 2]. Kommentar: Gott kann die Christen durch einen Menschen aus Tyrannei befreien [Str. 3]. Q.: Ri 3,30  f. 446 8.  4. 1531. [E] Die zwen sün Ely (Sachs, Gesangweise). Die zwei bösen Söhne des Hohepriesters Eli nehmen Opfernden Fleisch für sich selbst ab und schlafen im Tempel bei Frauen. Der Vater straft sie nur verbal und ohne Erfolg. Zur Strafe verliert Israel den Krieg gegen die Philister. Schluss: Kinder soll man streng erziehen, dann hat man im Alter Freude an ihnen. Q.: 1Sam 2,12–17.22; 4,1–12.18. Vgl. KG 528 = Sg., 4710 = Ml. und 4198 = Trag. 447 8. 4. 1531. Die laden gottes Aligoria (Folz, Teilton). Die von den Philistern gestohlene Bundeslade wird in den Tempel des Götzen Dagon gebracht, bewirkt aber dessen Umstürzen und Zerstückelung [Str. 1 und 2]. Allegorische Deutung: Das Wort Gottes (Lade) lässt Menschenlehre (Dagon) zusammenstürzen [Str. 3]. Q.: 1Sam 5,1–4. Vgl. KG 3382 = Ml. 448 9. 4. 1531. [E] Ein wunderlich gesprech von fünff unhulden (K./G. 5,285; G./D. 1, Nr.  13). 100 Vs. Der Dichter, unterwegs in den Niederlanden, kommt durch einen dichten Wald und träumt von fünf Hexen. Nr.  1 kann Liebeszauber und impotent machen, 2 kann Verschiedenes: Wurmsegen usw., 3 kann Teufelsbeschwörung und Wahrsagerei, 4 ist verheiratet mit dem Teufel, der ihr beim Wettermachen hilft, 5 kann sich in eine Katze verwandeln, auf einem Bock reiten und Vorratskammern berauben. Beschluß: Der Dichter bezeichnet alles als erlogen und gottlos. Lit.: Brauner 1988; Brauner 1991, 135.138.143 (143: „Sachs had his own ideas on witchcraft and espoused a liberal view on the issue, as documented in [… ] where he asserted that witchcraft is not real but only the imagination of sinful souls. None of his other writings reveal any fear of witches and their art; most often he uses the witch figure to ridicule inappropriate social behavior.“); Steinkämper 2007, 200–202 (201: „Sachs gibt sich mit diesem Text als Vertreter des gemäßigten Flügels der Hexenverfolgung, der ‚Episcopi-Tradition‘ zu erkennen. Seine Ablehnung aller zauberischen Praktiken, seien sie nun ‚weiße‘ oder ‚schwarze‘ Magie, als Verirrung vom rechten Glauben, verrät eine vom Luthertum und Protestantismus beeinflusste Einstellung zur Volksmagie […]. Das Gedicht […] entstand am Ende einer Periode, in der auch in Nürnberg die Hysterie des Hexenwahns um sich zu greifen drohte und Gerüchte und Verdächtigungen in der Bevölkerung den Rat vielfach zwangen, einen Prozess wegen Hexerei durchzuführen, um die öffentliche Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten [… ], mit dem er die Nürnberger Bürger zu einem besonneneren und weniger ordnungszersetzenden Umgang mit dem Phänomen der Hexerei bewegen möchte.“).

449 9. 4. 1531. [E] Evangelium. Der Samaritter mit dem wunden. Luce am zehenden (K./G. 1,273). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 377, 1799, 4287 = Mll. und 5473 = Sg. Sehr langer beschluß.

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450 13. 4. 1531. Der mensch mit der verdorrten hant (Frauenlob, Leidton). Krankenheilung am Sabbat. Schluss: Christus gebührt das Lob aller Zungen. Q.: Mk 3,1–7.10–12. 451 [E] Eins manns gestalt figurirt. Sg. Laut Sachs 12 Vs. [verl.] 452 15. 4. 1531. Der 51 psalm (Folz, Chorweise). Ein Bußgebet Davids nach Urias Tod. Text: Bitte um Reinigung von Sünde. Schluss: In Sünden soll der Mensch sich an Gott wenden. Q.: Ps 51. Vgl. KG 5369 = Sg. 453 19. 4. 1531. Ein pfingstlied (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 2,1–5. 454 20. 4. 1531. Die hochzeit zw Cana galile (Drabolt, Linder Ton). Die Hochzeit von Kana. Schlussgebet: Christus möge kommen und sein Wort durch seine Knechte unvermischt einschenken lassen, damit es nicht, mit Menschenlehre vermischt, Schaden anrichten kann. Q.: Joh 2,1–11. Vgl. KG 1420, 3961 = Mll. und 1593 = Sg. 455 21. 4. 1531. Der got bel (Sachs, Bewährter Ton). 5 Str. Daniel beweist dem König, dass Bel kein Gott ist und dass seine Priester Betrüger sind [Str. 1–4]. Dieselbe Abgötterei gibt es auch heute mit Wallfahrten und mit Opfern, die Mönche und Pfaffen in Müßiggang verzehren. Aber auch gegen sie erweckte Gott einen Daniel. Q.: Dan 14,1–21. Vgl. KG 4695 = Ml. und 5293 = Com. 456 23. 4. 1531. Ein römer geschicht (Frauenlob, Vergessener Ton). Beim Friedensschluss mit Porsenna müssen die Römer sechs Jungfrauen als Geiseln geben. Unter Führung Cloelias fliehen sie auf gestohlenen Pferden und durchschwimmen den Tiber, um nach Rom zu kommen. Vor dem Senat verteidigen sie sich, sie hätten ihre Ehre retten wollen. Cloelia zu Ehren wird ein steinernes Bild aufgestellt. Schluss: Jungfrauen sollen ihre Ehre als höchsten Schatz bewahren. Q.: Livius 2,13 (Schöfferlin) und Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 52 (50 Steinhöwel). 457 25. 4. 1531. [E] Der pfaff im federfas (Mügling, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 21). 7 Str. Der Pfarrer in Sommerhausen stellt der Frau eines Weinbauern nach. Sie verabredet mit ihrem Mann, den Pfarrer hereinzulegen. Scheinbar willig lädt sie ihn ein und isst und scherzt mit ihm. Als er im Bad sitzt, lässt sie ihren Mann zurückkommen, vor dem sie den Pfaffen rasch in einem Fass mit Federn versteckt. Der Ehemann lädt das Fass auf einen Wagen und fährt damit über Stock und Stein. Einem vorbeikommenden Edelmann verkauft er den Pfarrer für 50 Gulden als Teufel. Der lässt ihn heraus und verspottet ihn noch weiter. „Sprichwort“: Gegen den Teufel muss man sich mit dem Kreuz wehren. Lit.: Roth 1977, 69.

458 26. 4. 1531. Die lebengrueben (Zorn, Verborgener Ton). 5 Str. Daniel in der Löwengrube [Str. 1–4]. Auch heute versucht die pebstisch rot, die Obrigkeit gegen die wahren Christen aufzuhetzen. Aber Gott wird sie retten und trösten. Nach Anbruch der Herrschaft des wahren Christus wird er die Verräter strafen [Str. 5]. Q.: Dan 14,22–41. Vgl. KG 824, 2056, 4625 = Mll., 5074 = Com. und 5540 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 155.



Nr. 466 

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459 26.  4. 1531. Die gab des geistes (Sachs, Klingender Ton). Die Gaben des Heiligen Geistes. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Q.: 1Kor 12,1–11. 460 27. 4. 1531. Die auflegung der hant pauli (Frauenlob, Goldene Radweise). Paulus in Ephesus. Die dortigen Christen empfangen den Heiligen Geist. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Q.: Apg 19,1–7. Vgl. KG 3100, 4656, 4869, 5169, 5318 = Mll. 461 27. 4. 1531. Die vnterscheid der geister (Frauenlob, Leidton). Die Prüfung der Geister. Schluss: In diesen letzten Tagen sind wir verpflichtet, die Geister zu unterscheiden. Q.: 1Joh 4,1–6. Vgl. KG 5823 = Sg. 462 4. 5. 1531. Der seheman (Folz, Chorweise). Das Gleichnis vom Sämann und Jesu Auslegung. Schluss: Bitte an Gott Vater, Irrtum und Laster auszurotten und den Samen seines Wortes ins Herz der Christen zu säen und Frucht bringen zu lassen. Q.: Lk 8,4–15. Vgl. KG 206, 2791, 4926 = Mll. < Mt 13,1–23, 4703 = Ml. < Mk 4,1–20 und 5488 = Sg < alle drei. 463 4. 5. 1531. [E] Historia. Der ritter mit dem getrewen hund (K./G. 2,274). 200 Vs. Ein Ritter reitet zum Turnier, die drei Ammen seines Kindes lassen es allein mit dem Hund zurück. Eine Schlange greift es an, vom Falken geweckt, erwacht der Hund, kämpft schwer und tötet die Schlange. Die Ammen kommen, melden, der Hund habe das Kind totgebissen. Als das Tier dem Herrn entgegenläuft, bringt er es um. Nach Erkenntnis des wahren Sachverhalts zieht er zur Buße ins Heilige Land. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1489, xxxixv–xljr oder/und Ü. 1512 (ohne Seitenzählung). Vgl. KG 2214 = Ml. Lit.: Neumann 2005, 88; Gabaude 2016c, 383  f.

464 6. 5. 1531. Die flucht paulj (Folz, Freier Ton). Paulus flieht aus Damaskus, er wird in einem Korb die Mauer heruntergelassen. Danach trifft er mit den Jüngern in Jerusalem zusammen. Er reist weiter nach Caesarea und Tarsus. Schluss: Bitte an Christus um Trost des Heiligen Geistes in der gegenwärtigen Verfolgung. Q.: Apg 9,19b-31. Vgl. KG 2010 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 155.

465 6. 5. 1531. [E] Der wald-bruder mit dem esel. Der argen welt thut nyemandt recht (K./G. 4,300; G./D. 1, Nr. 27). 140 Vs. Der Sohn eines Eremiten will endlich die Welt sehen. Erst laufen sie neben dem Esel her, dann reitet der Sohn darauf, dann der Alte, dann tragen sie den Esel, dann töten sie ihn. Jedes Mal werden sie von jemandem, der ihnen begegnet, getadelt. Also gehen sie in den Wald zurück. beschluß: Man kann es der Welt nicht recht machen, also muss man sich mit ihr arrangieren. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 577 (571). Vgl. KG 1374 = Ml. Lit.: Glier 1993, 68 („Sachsens Zusätze ändern nichts an der Lehre des alten Exempels; eine ungewöhnlich lange Moralisatio unterstreicht sie eher noch. Dennoch gelingt es ihm mit wenigen kräftigen Strichen, ein Exempel in eine abgerundete und pointierte komisch-exemplarische Erzählung zu verwandeln, die den Vergleich mit spätmittelalterlichen Vorläufern nicht zu scheuen braucht.“).

466 7. 5. 1531. Als Stephanus verstainet war … (Zorn, Verhohlener Ton). Ausbreitung des Evangeliums in Antiochien, Herkunft des Namens „Christen“, Hilfeleistung für die Christen in Judäa. Q.: Apg 11,19–30. Vgl. KG 3287 = Ml.

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467 9. 5. 1531. [E] Fabel des wolffs mit dem lamb (K./G. 5,80; G./D. 1, Nr. 14). 51 Vs. Ein Lamm trinkt aus einem Bach. Weiter bachaufwärts trinkt ein Wolf, der mit dem Lamm Streit anzettelt: Das Lamm verschmutze ihm das Wasser. Als es sich verteidigt, erfindet er weitere Anschuldigungen. Schließlich frisst der Wolf das unschuldige Lamm. Q.: Romulus 1,2 = 3 T. (1,2 Steinhöwel). Vgl. KG 2149 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 308  f.

468 9. 5. 1531. [E] Fabel mit der löwin und iren jungen (K./G. 5,82; G./D. 1, Nr. 15). 48 Vs. Einer Löwin wurden von einem Jäger ihre Welpen getötet, und als sie klagt, erinnert ein Fuchs sie daran, dass sie selbst vieler Mütter Junge tötete. Q.: unbekannt; ähnlich Burkard Waldis, Esopus 3,66. 469 9. 5. 1531. [E] Ein kampff-gesprech zwischen einer frawen und ihrer haußmagd (K./G. 5,194; G./D. 1, Nr. 16). 234 Vs. Der Dichter ist nachts unterwegs zur Liebsten, die er mit Gesang wecken will. Da hört er um Viertel nach drei einen Streit zwischen einer Hausfrau und ihrer Magd. Sie beschimpfen sich sehr deftig, weil die Magd (der z.  B. vorgeworfen wird, sie sei so schlampig gekleidet, dass man schier ihre millich-ludeln sehen könne) gut zu parieren weiß. Zweimal prügeln sie sich, bis der Ehemann kommt. Beim Weitergehen denkt der Dichter über die Sache nach. 470 10. 5. 1531. Die Berreaner (Frauenlob, Leidton). Paulus und Silas in Beröa. Die Einwohner von Beröa nehmen die Predigt des Paulus bereitwillig auf, doch die Juden stiften Aufruhr dagegen. Schluss: Der Christ soll prüfen, ob eine Lehre auch in der Heiligen Schrift begründet ist. Ist dies nicht der Fall, soll er sich von ihr abwenden, da gerade in diesen letzten Tagen viele falsche Lehren verbreitet werden. Bitte um Heiligen Geist. Q.: Apg 17,10–15. Vgl. KG 4667, 5175 = Mll. Lit.: Feuerstein 2001, 157.

471 11. 5. 1531. Der gichtprüchig (Sachs, Klingender Ton). Jesu Heilung des Gichtbrüchigen. Schluss: Die Menschen, an der Sünde (durch ihre eigene Natur) krank, genesen, wenn ihnen Christus ein genedig wort zw rette. Q.: Mk 2,1–12. Lit.: Dehnert 2017, 248  f.

472 26. 5. 1531. Das gefallen Babilon (Folz, Freier Ton). Fall Babylons und Wehklage der Mächtigen und Reichen, Freude der Heiligen [Str. 1–4]. Babylon ist das Papsttum, das die Völker durch Menschenlehre verzaubert hat. Noch beweinen seinen Fall Könige und Fürsten aus Unwissenheit, der geistliche Stand aber, weil er Pfründen, Sakramente und Ablass nicht mehr verkaufen kann [Str. 5]. Q.: Offb 18. Lit.: Dehnert 2017, 193  f.

473 31. 5. 1531. [E] Die romer in schrancken (Frauenlob, Blühender Ton). 7 Str. Im Krieg Roms gegen Alba Longa wird die Entscheidung durch den Kampf von je drei Brüdern herbeigeführt. Nach dem Tod seiner beiden Brüder besiegt der letzte Horatier die drei Feinde. Heimgekehrt trifft er seine Schwester in tiefer Trauer, da sie mit einem der Gegner verlobt war. Er durchbohrt sie voll Wut mit dem Schwert. Vor Gericht scheint ihm die Todesstrafe sicher, doch kann sein Vater Milde erreichen. „Drei bemerkenswerte Stücke“: die Vaterlandsliebe des Ritters, die trew des Vaters zum Sohn und die



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weise römische Regierung. Wo es diese Eigenschaften gibt, herrschen Glück und Segen. Q.: Livius 1,24–26 (Schöfferlin). Vgl. KG 3114 = Trag. 474 1. 6. 1531. [E] Die zehen awseczigen (Marner, Langer Ton). Jesus heilt zehn Aussätzige [Str. 1 und 2 Aufgesang]. Auslegung: Aus diesem Text leiten die papisten die Ohrenbeichte ab. Davon ist aber nicht die Rede, sondern vom mosaischen Gesetz. Die Ohrenbeichte ist eine Erfindung zum Geldeinnehmen. Man soll Gott beichten, kann sich aber auch an einen Mitchristen wenden, um sich von ihm durch Gottes Wort trösten zu lassen. Q.: Lk 17,11–19; 1Mose 14,2  f.; Ps 32,5b; Ps 51,6.19. Lit.: Feuerstein 2001, 167; Dehnert 2017, 254–260.

475 2. 6. 1531. Die austreibung ade (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Vertreibung aus dem Paradies [Str. 1]. Auslegung: So wie Gott Adam kleidete, obwohl er ihn verflucht hatte, sorgt er auch für uns Sünder. Wie Adam und Eva vertrieben sind, sind wir der Unschuld beraubt und in unserer Natur verdorben. So wie das Paradies verschlossen wurde, sind auch wir vom ewigen Leben ausgeschlossen. Christus hat den Weg durch die Erlösung am Kreuz wieder freigemacht [Str. 2 und 3]. Q.: 1Mose 3,20–24. Vgl. KG 989 = Ml., 1581, 6128 = Sgg. und 2921 = Trag. Lit.: Dehnert 2017, 174–176.

476 7. 6. 1531. Das köstlich wasser (Zorn, Verhohlener Ton). Leidensankündigung Jesu, seine Salbung in Bethanien, Verrat des Judas. Schluss: Jesus wusste seine Passion vorher und berichtete sie seinen Jüngern, um sie im Glauben zu stärken. Q.: Mt 26,1–15. Lit.: Dehnert 2017, 280  f.283–285.

477 9. 6. 1531. Der pawer im fegfewer (Sachs, Bewährter Ton; G./D. 3, Nr. 22). 7 Str. Die schöne Ehefrau eines zu Unrecht eifersüchtigen Bauern beklagt sich bei einem Abt. Dieser verspricht, den Ehemann zu heilen. Er bestellt ihn ins Kloster, betäubt ihn und gibt ihn vor allen als gestorben aus. Nach der „Beerdigung“ wird der Bauer in ein dunkles Gefängnis gesteckt und von einem Klosterbruder für seine Eifersucht gestraft: er redet ihm ein, er sei im Fegefeuer. Der Abt vergnügt sich mittlerweile mit der Ehefrau. Als sie schwanger ist, wird der Tote wieder auferweckt und darf, von seiner Eifersucht geheilt, zurück zu seiner Frau. Schluss: Wer um seine Ehefrau eyffert, ist schon im Fegefeuer; wer meint, es sei alles in Ordnung, wird sicher zum Hahnrei. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 3,8 (Arigo). Vgl. KG 3946 = Fsp. 478 16. 6. 1531. Der trunckenpoltz (Mügling, Hofton). Antwort des Philosophen Anacharsis auf die Frage, wie man sich vor Trunkenheit bewahren könne: man solle sich nur ansehen, wie schlecht sich der Trunkenbold aufführe: er grölcz vnd speye, olpre, spile und raufe; er sinne auf pulerey und streune. Schließlich blieben ihm Schulden, Händezittern, sein ganzes Aussehen sei verändert. Wer dies betrachtet, kann die Trunkenheit meiden. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xxvjr (< Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,103). Vgl. KG 2780 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 178  f.

479 17. 6. 1531. Das krum frewlein (Beckmesser, Neuer Ton). Jesus heilt am Sabbat eine verkrümmte Frau [Str. 1 und 2]. Auslegung: So war die christlich sel durch teuflische Menschenlehre gebunden, bis Christus sie durch sein reines Wort erlöste. Der gotlos

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hawf lästert dieses Wort, muss aber zu Schanden werden [Str. 3]. Q.: Lk 13,10–17. Vgl. KG 4634, 4688 = Mll. und 5255 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 252–254.

480 25. 6. 1531. [E] Die ehrenpord der zwölff sighafften helden des alten testaments, mit herrlichen siegen und thaten, zu einem trost-spiegel aller christlichen obrigkeyt wider den blutdurstigen Türcken und ander thyrannen (K./G. 1,211). 320 Vs. Gideon, Josua, Jephtha, Simson, Jonathan, David, Abia, Asa, Josaphat, Amasias, Ezechias, Makkabäus. Langer beschluß mit den Lehren und Ermahnungen, u.  a. der Aufforderung an die Obrigkeit, nötigenfalls Krieg gegen die Türken zu führen. Lit.: Rettelbach 2002, 638.

481 28. 6. 1531. Der Kunig Abia (Kettner, Frauenton). König Abia besiegt im Vertrauen auf Gott das zahlenmäßig überlegene Heer Jerobeams. Schluss: Gott hilft dem, der auf ihn vertraut. Q.: 2Chr 13,1–19. Vgl. KG 4996 = Ml. Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 3 (verl.): 482 28. 6. 1531. [E] Tabula Cebetis. Cebes Tebanus, ein alter berümbter philosophus, hat ein tafel mit drey umbkreiß entworffen, darinn abgebildet anfang, mittel und end menschlichs lebens, wie der mensch zu ubung der tugend kum, auch was in daran verhindter, wie volgt (K./G. 3,75). 618 Vs. „Wir“ gingen in den Saturntempel zum Opfern. Ein alter Mann erklärt die Tafel, „ich“ stellt weiterführende Fragen. Die Tafel enthält das ganze menschliche Leben. Es ist ein von drei Mauerringen umgebener Berg. Am Eingang steht ein Alter, der auf den höchsten Kreis deutet. Viele Menschen gehen durch die unterste Pforte. Frau Betrug reicht ihnen den Trank der Selbstliebe. In diesem Kreis werden die Menschen von vielerlei Lastern, personifiziert durch Frauengestalten, verführt. Manche versuchen sich am Glücksrad. Allein Frau Treue kann aus diesem Kreis befreien. Sie führt die Menschen zur Pforte des nächsthöheren Mauerrings. In dem von ihm umgebenen Kreis herrscht geruhsames Leben, allein von der Liebe zu den Künsten, wieder personifiziert durch Frauengestalten, bestimmt. Über den dritten Mauerring helfen Frau Beständigkeit und Frau Mäßigkeit hinweg. Dort gelangen die Menschen auf die blumenreiche Wiese der Tugend. Schluss: Allein Tugend und Kunst verleihen ehrliches Leben. Q.: Ps.-Kebes, Bildtafel (Rhagius Aesticampianus). Vgl. KG 2868 = Ml. und 2961 = Sg. 483 1. 7. 1531. [E] Schandenpord. Die zwölff thyrannen deß alten testaments mit ihrem wütigen leben und erschröcklichen undtergang, allen ieden Christen, so under dem schweren joch deß blutdurstigen Türcken und ander tyrannen verstricket sind (K./G.  1,221). 330 Vs. Pharao, Adoni-Besek, Eglon, Abimelech, Goliath, Saul, Serah, Ahab, Sanherib, Nebukadnezar, Holofernes, Antiochus. Langer beschluß mit Lehren. Lit.: Rettelbach 2002, 638 A. 80.



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Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 3: 484 8.  7. 1531. Die gespons mit irem freunt (Sachs, Klingender Ton; Klesatschke/ Brunner 1993, 16  f.). Hoheslied: Die Freundin vernimmt die Stimme des Freundes. Als sie nach einiger Zeit öffnet, ist er verschwunden. Sie sucht ihn klagend [Str. 1 und 2]. „Geistliche Erklärung“: Klopft Gott bei der Seele an, so darf sie nicht im Schlaf der Wollust verharren. Soll Gott ihr später helfen, bleibt der Trost aus. Das Ausweichen auf Gesetzeswerke schlägt fehl, bis schließlich der Glaube an Christus selig macht [Str. 3]. Q.: Hld 5,1–8. Vgl. KG 5493 = Sg. Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 4: 485 7. 9. 1531. Der künig Senacherib (Sachs, Bewährter Ton). 7 Str. Der assyrische König Sanherib lagert während seines Palästinafeldzuges vor Jerusalem und bringt Juda und dessen König Hiskia in große Bedrängnis. Die Abgesandten Sanheribs spotten über Gott. Jesaja prophezeit den Abzug des Assyrers, der später von seinen zwei Söhnen ermordet wird. Kommentar: Die Rettung Jerusalems ist genauso wie die Befreiung Samarias oder Bethulias ein Exempel, wie Gott sein Volk, das ihn sucht, rettet. Gottes Arm ist auch heute unverkürzt, er nimmt zur rechten Zeit das tyrannische Joch von seinem Volk. Dies soll der christlichen Gemeinde ein Trost sein. Q.: 2Chr  32,1–18; Jes 36,10.14.16; 37,1  f.6  f.14–22.29  f.33.35–38; 2Kön 7; Jdt; Ps 46,2. Lit.: Feuerstein 2001, 155.

486 20. 7. 1531. Der erst psalm ausgeleget (Ringsgewand, Versetzter Ton). Was David im Psalm mit Worten kurcz versprochen sagt, ist für die Gemeinde zu schwierig. Der Dichter will deshalb den Sinn durch eine glos erklären. Der Psalm hat den Unterschied zwischen den Gerechten und den Sündern zum Inhalt. Jeder Vers wird einzeln, mit Hilfe anderer Bibelstellen erklärt. Die Sünder werden keinen Bestand haben, vielmehr werden sie vernichtet. Q.: Ps 1; 139; Spr 24,16; Röm 8,7; 2Tim 4,3  f.; Joh 3,3; Lk 6,43  f.; Jes 40,8; Röm 8,28; 2Tim 3,9; Lk 13,27; Mt 15,13. Vgl. KG 5777 = Sg. 487 11. 8. 1531. Der 91 psalm ausgelegt (Ringsgewand, Versetzter Ton). Wer unter dem Schutz Gottes lebt, der vertraut stets auf ihn. Der Psalmist beschreibt die Sicherheit der Gläubigen, die durch den immer gegenwärtigen Schutz Gottes gewährleistet ist. Er legt dies folgendermaßen dar: Zuerst spricht er selbst, dann in der Person Gottes und schließlich in der der Gemeinde. Völlig unerklärt, plos, ist der Psalm zu schwierig und fruchtlos, deswegen folgen die Auslegungen gleich dem jeweiligen Vers: Nur der Gläubige lebt rein. Der Teufel versucht, die weltkinder wie ein brüllender Löwe zu verschlingen. Gott wird die Gläubigen an ihren Feinden rächen. Der Christ wird vor allem durch die Heilige Schrift die gottlosen Tyrannen und die Ketzer überwinden. Q.: Ps 91; Hab 2,4; 1Petr 5,8; Röm 8,30–39; Mk 16,17  f. Vgl. KG 3802 = Ml. und 5377 = Sg. 488 12. 8. 1531. [E] Ein gesprech von fünff personen: Der cuplerin schul (K./G. 5,215; G./D. 1, Nr. 17). 96 Vs. Der Dichter hört das Gespräch nachts durchs Fenster: Der Sohn der Kupplerin sagt zu ihr, er bekomme vom Liebhaber zu wenig Geld, sie rät ihm, diesen um zu viel Lohn zu betrügen. Die Geliebte sagt zum Liebhaber, er solle ihr

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Kleider und Geld schenken (43 Vs.). Der Narr (42 Vs.) versucht, dem Liebhaber allen dreien gegenüber die Augen zu öffnen. Beim Davongehen gibt der Dichter dem Narren recht. Lit.: Baro 2011b, 181–183.

489 13. 9. 1531. [E] Das regiment der anderhalb hundert vögel (K./G. 4,278). 256 Vs. Der Dichter sammelt Erdbeeren in der Wildnis. Ein Rabe führt ihn zur Versammlung der Vögel, die nun ihren König und dessen Beamte wählen, dann ein Festmahl veranstalten, dann ein Turnier, schließlich den Schlaftrunk trinken und dann wieder zu ihren Nestern fliegen. Als der Dichter dorthin zurückkehrt, wo er seine Geräte ließ, sind diese fort. Er bietet eine grandiose Aufzählung von Vogelnamen. Lit.: Rettelbach 2019, 190  f.

490 24. 9. 1531. Der 143 psalm (Folz, Chorweise). Des Psalmisten Hilferuf in äußerer und innerer Not. Schluss: Dem Sünder wird die ganze Welt zu eng, wenn ihn die Sünde quält. Doch Christus, der Gnadentrost, wird ihn erretten und stärken. Q.: Ps 143. Vgl. Sg 5567 = Sg. 491 25.  9. 1531. [E] Die Sara und Hagar (Nachtigall, Leidton). 5 Str. Hagar, die Mutter Ismaels, wird vertrieben. Abraham zeugt mit Sara den Isaak [Str. 1]. Paulus sieht in diesen beiden Frauen Abrahams den Gegensatz Knechtschaft – Freiheit vorausgedeutet [Str. 2–3]. Auslegung: Hagar bedeutet das Gesetz, sie zeugt die Kinder, die Gott aus Furcht anhängen. Die Kinder sind aus Verheißung geboren. Das bedeutet, dass Sara durch den Geist schwanger geworden ist. Die gesecz kinder verrichten ihre Werke mit „großem Schein“. Sie verachten den Geist und schmähen die rechte heillung. Schließlich aber besteht das heilige Evangelium, weil es die Kinder der Verheißung hervorbringt. Das Gesetz wird endlich ausgetrieben, zusammen mit den unfrommen werkheylligen. Niemand wird durch das Gesetz gerechtfertigt. Wir dürfen Gott als seine Kinder Vater nennen. So sind wir Gottes Erben und Miterben Christi [Str. 4–5]. Q.: 1Mose 16,1–16; 21,1–21; Gal 4,22–31; Jes 54,1; 1Mose 21,10; Gal 3,11; Röm 8,15–17. Vgl. KG 1200, 1650 = Mll. 492 26. 9. 1531. Ein prophezey Esa (Frauenlob, Spiegelton). Jeremia warnt das Königshaus von Juda. Schluss: Des Allmächtigen Wort erfüllte sich, das ganze Land wurde verwüstet. Das Römische Reich ist dafür ein Spiegel. Q.: Jer 22,1–5. 493 5. 10. 1531. Der ausezig (Frauenlob, Goldene Radweise). Jesus heilt einen Aussätzigen. Auslegung: Wir sind dem Aussätzigen vergleichbar; nichtsnutzig liegen wir schwerlich in Sünden, bis Christus sich uns im Geist nähert und wir ihm dann zu Füßen fallen und nach Buße und Gnade verlangen. Er wird uns seine Güte erzeigen. Allein durch Christus werden wir von den Sünden rein. Q.: Lk 5,12–14; 3Mose 14. 494 8. 10. 1531. Der traum Danielis (Sachs, Neuer Ton). 7 Str. Daniel legt Nebukadnezars Traum aus. Der Prophet warnt den König vor dem Untergang seiner Macht. Nebukadnezar lässt von seinem wahnsinnigen Hochmut und bekehrt sich zu Gott. Alle diese Begebenheiten werden durch einen Brief des Königs im ganzen Reich bekanntgemacht [Str. 1–6]. Der Brief soll ein Spiegel aller Stände sein, des Kaisers, der Könige, Ritter und Grafen und welchem Stand sonst jemand angehört: Gott gegenüber soll man



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nicht hochmütig auf eigene Gewalt, Reichtum, Adel und Namen pochen. Er vernichtet die Stolzen. Das kann man daran sehen, wie es dem Pharao und später vielen Tyrannen erging. Auch die, die in gegenwärtiger Zeit Gott nach Art der Tyrannen verachten, wird er stürzen [Str. 7]. Q.: Dan 3,31–33; 4; Lk 1,51  f. Vgl. KG 5074 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 155  f.

495 10. 10. 1531. Der zwelft psalm (Mügling, Hofton). Der Herr hilft denen, die in ihrer Klage zu ihm rufen. Schluss: Gott, dem in Ewigkeit Ehre gebührt, möge uns vor „falschen Zungen“ bewahren. Q.: Ps 12. Vgl. KG 5927 = Sg. 496 20. 10. 1531. [E] Der verkert pawer (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 23; Brunner 2014, 76–79). Vorgänge aus dem bäuerlichen Leben, im Haus, auf dem Hof und bei der Prügelszene auf der Dorfkirchweih werden ins jeweilige Gegenteil verkehrt und aneinandergereiht: Ein dorf in einem pauren sas. Schlusszeile: Das wortspielerische Verfahren des Liedes wird durch den dem Fastnachtspiel eigenen Grundsatz zusammengefasst und zugleich erklärt: Das hinter fürher ker. Lit.: Harms/Paas/Schilling/Wang Nr. 29.

497 23. 10. 1531. [E] Der leb (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 24). Ein alter Löwe verlegt sich auf eine List, um Beute zu gewinnen: Er stellt sich krank, lässt sowohl ein Schäflein als auch einen Affen seinen Atem riechen und frisst sie dann auf. Das Schaf beleidigte ihn, und der Affe schmeichelte ihm zu sehr. Beim Fuchs gelingt König Löwe die List jedoch nicht. Der gibt vor, er habe Schnupfen. Epimythium: Man soll sich wie der Fuchs verhalten und lieber schweigen als unangebrachte Worte wählen. Q.: Romulus 3,20 = 70 T. (3,20 Steinhöwel). 498 24. 10. 1531. Der verschniten per (Mügling, Hofton; G./D. 3, Nr. 25). Ein Bauer begegnet im Wald einem Bären, der sich von ihm kastrieren lässt, weil er Mönch werden will. Dann droht der Bär dem Bauern, falls dieser sich am nächsten Tag nicht von ihm kastrieren lasse, wolle er ihm sein sämtliches Vieh töten. Daheim klagt der Bauer sein Leid. Seine Frau geht am nächsten Tag in der Kleidung ihres Mannes in den Wald. Während der Bär ihre Vulva, die er für die von der Kastration zurückgebliebene Wunde hält, ansieht, furzt sie. Aus Ekel über die große stinkende „Wunde“ lässt der Bär den vermeintlichen Bauern zufrieden. Schluss: Man soll im Unglück nicht klagen, sondern sich einem guten Ratgeber anvertrauen, der helfen kann. 499 25. 10. 1531. Der arm kremer (Mügling, Hofton; G./D. 3, Nr. 26). Um reich zu werden, verschreibt sich ein Krämer dem Teufel. Der Krämer soll frei sein, wenn er in zehn Jahren dem Teufel ein Tier bringt, das dieser bisher noch nie gesehen hat. Die Frau des Krämers weiß eine List: Sie bestreicht ihren nackten Körper mit Teig, wälzt sich in Federn und lässt sich auf allen Vieren von ihrem Mann in den Wald führen. Der Teufel kennt dieses Tier nicht, ängstigt sich und zerreißt den Pakt, entscheidend dazu veranlasst durch zwei Furze der Frau. Epimythium: Frauenlist macht viele zu Narren. 500 27. 10. 1531. Die schröcklich prophezey (Folz, Freier Ton). 7 Str. Jeremia verzagt an seinem Volk und prophezeit Gottes Strafe [Str. 1–5]. Jerusalem wird von Nebukadnezar zerstört. Antiochus verwüstet in den Makkabäerkriegen die Stadt erneut. Schließlich vernichtet Vespasianus das Volk, wie Josephus beschreibt [Str. 6]. Wenn Gott sein Volk

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derart heimgesucht hat, wie sollen dann wir von Teuerung und Pest, von Krieg und Gottes schrecklichem Gericht verschont bleiben, da heute niemand Gottes Geboten gehorcht und vor der Sünde Abscheu hat? Schaut der Juden Verderben an! Es ist Zeit, von der Sünde abzulassen [Str. 7]. Q.: Jer 9; 2Makk 5; Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 7,13–18 (Hedio); 2Kön 25,8–17; Mt 3,10. 501 3. 11. 1531. [E] Fabel mit dem esel und der löwen-hawt (K./G. 5,89; G./D. 1, Nr. 21). 84 Vs. Der Esel schlüpft in eine Löwenhaut, erschreckt den Müller, aber dann erkennt dieser die Stimme und verprügelt den Esel. Langes Epimythium. Q.: Avian 5 (4 Steinhöwel). Vgl. KG 2986 (verl.) = Ml. Lit.: Harms/Schilling 1985, Nr. 41; Schilling 2001.

502 5. 11. 1531. Das zerstreut reich (Zorn, Zugweise). Jesus treibt einen bösen Geist aus. Seine Gegner behaupten, er bewirke dies durch Beelzebub. Jesus erklärt, dass ein Reich, das in sich selbst uneins ist, zerfällt. Jeder, der nicht für Jesus ist, ist gegen ihn [Str. 1 und 2]. Auslegung, drei „Stücke“ werden hier vorgetragen: 1. Das Ansehen Christi soll man bewahren. 2. In Gottes Wort soll man einig sein. 3. Wer menschliche Lehre verbreitet, der ist gegen Christus und zerstreut die Herde Christi. Jesus Christus, wahrer Mensch und Gott, erhalte uns im reinen Wort [Str. 3]! Q.: Lk 11,14–29. Lit.: Feuerstein 2001, 156.

503 10. 11. 1531. [E] Das weinperlein der müelnerin (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 27). In den Weihnachtstagen betrinkt sich ein Müllerehepaar. Es wird heimgebracht, die Frau legt sich verkehrt ins Bett, weshalb der Müller ihren Furz für einen Seufzer über das vertrunkene Geld hält. Trotz Aufforderung ihres Mannes, doch die Zeche nicht zu verderben, gibt die Müllerin weiter „Seufzer“ von sich. Der Müller schlägt sie auf das Hinterteil, das er für das Gesicht hält. Eine Weinbeere prellt aus der kerben. Doch bei Licht erkennt er, dass der Schaden nicht so groß war und isst die Beere. Das Hausgesinde lacht über den schwank. Epimythium: Wer sich täglich betrinkt, wird zum Gespött. 503a 18. 11. 1531. Ein prophezey (Frauenlob, Spiegelton). Danklied Israels für Errettung und Bewahrung vor dem Zorn Gottes. Die Prophezeiung ist durch Christi Geburt heute vor 1531 Jahren erfüllt worden. Q.: Jes 12. Vgl. KG 2904, 3264 (verl.) = Mll. 504 18. 11. 1531. Die menschwerdung Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. 505 3. 12. 1531. Ein prophezey (Mügling, Hofton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 178 = Ml., aber hier nur 9,5  f. Vgl. 344, 913 = Mll. und 5288 = Sg., außerdem 4766 = Ml. Diese Prophezeiung des Jesaja erfüllt Jesus. Er wird für unsere Schuld gestraft, besiegt als Held den Teufel, ist Vater der Christen, führt als Friedensfürst seine Herrschaft im Glauben. Mit ihm, der am Kreuz litt, werden wir in Ewigkeit herrschen [Str. 2 und 3]. 506 6. 12. 1531. Das mangnificat (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com.



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507 7.  12. 1531. Das illuminare (Marner, Goldener Ton). Jesaja prophezeit, dass allen Völkern ein großes Licht leuchten wird. Auch den Heiden wird Gottes Herrlichkeit erscheinen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Jesus Christus ist dieses große Licht, die Wahrheit. Wer glaubt, dem wird Gnade widerfahren. Den heidnischen Völkern wird die christliche Lehre eingepflanzt werden [Str. 3]. Q.: Jes 60,1–6; Joh 1,9. Vgl. KG 179, 3947 = Mll. 508 7. 12. 1531. Ein peschlus im singen (Nachtigall, Geschiedener Ton). Nicht durch Werke werden wir gerechtfertigt, sondern allein durch die Gnade Jesu Christi. Schluss: Unsere Werke dienen nicht der Seligkeit. Allein in Christi Namen erlangen wir das ewige Leben. Q.: Tit 3,4–8. 509 9. 12. 1531. Joseph im traum (Sachs, Klingender Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 593, 2166, 3202, 4453, 4810 = Mll. und 5062 = Com. Es wird gefragt, ob wir uns nach Träumen richten sollen, die sich natürlich begeben. Wir sollen uns nicht nach Träumen richten; der Heilige Geist ist die einzige Richtschnur. Gottes Wort ist die Leuchte unseres Fußes [Str. 3]. Weitere Q.: Jes 7,14; Ps 119,105. 510 9.  12. 1531. Die peschneidung Cristi (Nachtigall, Hoher Ton). Beschneidung und Namengebung Jesu. Schluss: Bedeutung des Namens Jesu für das Heil der Menschen. Q.: Lk 2,21  f. Vgl. KG 853, 3677, 5001 = Mll. 511 9. 12. 1531. Die weyssen (Frauenlob, Blühender Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wer Gottes Ehre und Namen sucht, wird aus aller Tyrannei errettet. Weitere Q.: Mich 5,1. 512 13. 12. 1531. Zum weinacht singen der 150 psalm (Harder, Sanfter Ton). Alles soll Gott loben [Str. 1 und 2]. Anlässlich der Geburt Christi sollen wir Gott loben und dem zu Ehren singen, der nach der Ewangelischen ler Mensch geworden ist [Str. 3]. Q.: Ps 150; Kol 3,16. Vgl. KG 1193 = Ml. und 1213, 6052 = Sgg. 513 14. 12. 1531. Ein figur Der gepurt vnd priestertums Cristi (Nachtigall, Sanfter Ton). Gott gibt Moses den Auftrag, zwölf Ruten herbeizubringen. Gegen die Natur blüht Aarons Rute [Str. 1]. Auslegung: Ebenfalls wider die Natur wird Christus vom Heiligen Geist empfangen, so wie es das Alte Testament prophezeit. Die Geschichte von der Rute Aarons ist eine Figur des Priestertums Christi. Christus erwirbt uns Gnade und Huld [Str. 2 und 3]. Q.: 4Mose 17,16–23; Jes 7,14; Jer 33,15; Ps 110,4. Vgl. KG 3695, 4644 = Mll. 514 14. 12. 1531. Die gepurt Cristi (Zorn, Greferei). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. 515 16. 12. 1531. Der traum vom eckstain (Rosengart, Freudweise). Daniel deutet einen Traum Nebukadnezars: Das Königreich Gottes wird unzerstörbar sein. Dies wird durch den Streit angedeutet, der ohne menschliches Zutun das in Nebukadnezars Traum erblickte Bildnis aus Gold, Silber, Erz, Eisen und Ton zermalmt. Auslegung: Christus, der König der Christenheit, ist ohne menschliche Hilfe Heiland geworden, weshalb er

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dem Stein des Traumbildes zu vergleichen ist [Str. 1 und 2]. Christus ist der Eckstein, von dem der Prophet Jesaja spricht. Christus regiert sein Volk nach seinem Wort, bis nach dem irdischen Ellent die christliche Gemeinde herrschen wird [Str. 3]. Q.: Dan 2,21–45; Jes 28,16. Vgl. KG 1318, 3920 = Mll. und 5074 = Com. 516 16. 12. 1531. Ein loblich titel Christi (Frauenlob, Kupferton). Titel Christi, insbesondere aus dem Johannesevangelium, werden aneinandergereiht, so u.  a.: Da Gott die Welt geliebt hat, hat er seinen Sohn gesandt; dieser ist unser Leben, der Weinstock, das lebendige Himmelsbrot, er ist unser Mittler und Fürsprecher, der uns beim Vater vertritt, er ist unser Hirte und unsere Weisheit. Ihm sei Lob und Ehre. Q.: Joh 3,16–18a; 6,51; 15,1.5; 6,55; 14,6; 10,12; Eph 2,20; Joh 1,29.36. Lit.: Dehnert 2017, 228–230.

517 28. 12. 1531. [E] Fabel. Ein yeder sehe für sich unnd verberge sich hindter kheinen schmeichler! (K./G. 5,95; G./D. 1, Nr. 22). 88 Vs. Der Wolf, auf der Flucht vor einem Jäger, verbirgt sich bei einem Hirten, der verspricht, ihn nicht zu verraten. Dem Jäger weist der Hirt dann laut den falschen Weg, zwinkert dabei aber in Richtung Versteck, doch der Jäger bemerkt es nicht und geht weiter. Der Wolf tadelt darauf den Hirten. Q.: Romulus 4,3 = 73 T. (4,3 Steinhöwel). Vgl. KG 1749 (verl.), 3404 = Mll. 518 (Comedia) Reichtum wider armuet mit 3 person. Laut Sachs 364 Vs. Vgl. KG 417 = Sg. und 423 = Com. [verl.] 519 1531. [E] Die piter leidenlos lieb (K./G. 22,158; G./D. 1, Nr. 19). 77 Vs. Der Dichter trifft bei einem Spaziergang auf ein Liebespaar, versteckt sich in einer Rosenhecke und lauscht. Sie beklagt sich, dass sie ihn zu wenig sehe, ist eifersüchtig, hat aber auch Angst wegen ihres Ehemannes. Der Gedanke an diesen treibt den jungen Mann davon, und der Dichter denkt auf dem Heimweg, er wolle die Liebe nicht, wenn sie nur aus Leid bestehe. Vgl. KG 3142 = Ml. Lit.: Bake 2013, 262  f.

520 [E] Der schmaichler art Laut Sachs 28 Vs. Sg. [verl.] 521 1531 (?). 1532 (?). [E] Fabel von dem neidigen und dem geitzigen (K./G. 5,98; G./D. 1, Nr. 23). 82 Vs. Jupiter schickt, um die Herzen der Menschen zu ergründen Phoebus auf die Erde, Phoebus trifft einen Neider und einen Geizhals, denen er alle Wünsche zu erfüllen verspricht. Was der eine erhält, soll außerdem dem anderen doppelt werden. Der Geizige will den Neider zum Wünschen bringen, um mehr zu erhalten. Als der andere das merkt, lässt er sich von Phoebus ein Auge ausstechen, um den Geizigen blind zu machen. Sehr langes Epimythium. Q.: Avian 22 (17 Steinhöwel). Vgl. KG 1723, 3744 = Mll. Lit.: Knape 1984, 422; Harms/Schilling 1985, Nr. 34.

522 [E] Ein klagred Lucrecie (K./G. 23,27). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 133 = Trag. Vgl. 77 (Str. 3), 969 (Str. 6), 2739 = Mll. und 429, 2932 = Sgg. Lit.: Sasse 2020b, 54.

523 [E] Ein klagred Thisbes (K./G. 23,29). 72 Vs. Zu Inh. u. Q. vgl. KG 1434 = Ml. Vgl. 77, 969 = Mll. und 429, 1435 = Sgg.



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523a [E] Ein klagred Virginie (K./G. 23,31). 26 Vs. Inh. u. Q. wie KG 413 = Trag. Vgl. 1249 = Ml. und 1250 = Sg. 524 [E] Die hausmaid peim prunen. Sg. Laut Sachs 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3652 = Ml. [verl.] 525 [E] Die zehen erczvetter Cristi. Sg. 108 Vs. Ausg.: F. Spina 1909, 4  f. 526 → nach 88 527 [E] Ein vrstent des wort gottes. Sg. Laut Sachs 75 Vs. [verl.] 528 1531. [E] Eli, ein exempel der kinder-zucht 1 Sam. 2. 3. 4. (K./G. 1,199). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 446 = Ml. Vgl. 4710 = Ml. Lehre daraus: Man soll die Kinder richtig erziehen.

1532 529 1532. [E] Ein klag Gotes über seinen weinberg, verwüstet durch menschen lehr unnd gebott (K./G.  1,252). 140 Vs. Bibelstellen vom Weinberg aus AT und NT, die Sachs auf die Verwüstung der Kirche durch die schlechten Hirten deutet. Lit.: Zschelletzschky 1975, 220; Schüppert 1992a, 671–673.

530 [E] Der fünfft psalm Davids, im thon: Nun freut euch, ir lieben etc. (K./G. 1,256). 4 Str. ababccd. Gebet um Hilfe gegen die Feinde. Q.: Ps 5. Vgl. KG 1785 = Ml. und 5922 = Sg. 531 1532. [E] Evangelium von dem gebett. Matthei sexto. (K./G. 1,291). 70 Vs. Versifizierung von Mt 6,24–34 mit langem beschluß. Vgl. KG 2102 = Ml. 532 1532. [E] Evangelium wider die übrigen sorg der zeytlichen narung (K./G. 1,284). 112 Vs. Lehren, ausgehend von der Speisung der 5000 (Mt 14,13–21), mit beschluß. Vgl. KG 2042 = Ml. 533 [E] Ein fenlein knecht. Sg. Laut Sachs 140 Vs. Vgl. KG 6169 = Sg. [verl.] 534 → nach 594 535 1532. [E] Der dros sampt dem dot. Sg. Laut Sachs 74 Vs. [verl.] 536 [E] Die siben alten haidnischen weysen, mit jhren tugenthafften lehren (K./G. 24,9). 122 Vs. Thales, Solon, Chilon, Periander, Kleobolus, Pythagoras, Pittakus). Kurzer beschluß. Q.: Hartmann Schedel, Liber chronicarum, LIXr-LIXv.LXIv (Alt). 537 [E] Paum darauf maid und gesellen wachsen (G./D. 1, Nr. 33). Sg. Laut Sachs 44 Vs. [verl.] Lit.: Bake 2013, 53.

538 9. 1. 1532. Ein comedi, das judicium Paridis, hat 15 personen und 5 actus (K./G. 7,41). 738 Vs. Q.: Jakob Locher, Spectaculum de iudicio Paridis. Inhalt: Götterfestmahl, Zankapfel der Discordia, Parisurteil. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Jupiter–Mercurius: Jupiter lässt die Götter (außer Discordia) zum Mahl einladen. 3. Monolog Jupiter: will das allerbeste Bankett. 4. Götterszene: Jupiter begrüßt die Götter; Juno, Minerva, Venus, Bachus (Bacchus),

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Ceres, Mercurius, Appollo (Apollo), Mars und Saturnus stellen sich vor. Dann fordert Jupiter zum Trinken und Singen auf. II. 1. Monolog Discordia: wirft den Apfel in den Saal. 2. Götterszene: Der Apfel wird herumgereicht. Jupiter schickt Mercurius, Paris als Richter zwischen Juno, Minerva und Venus zu holen. III. Götterszene: Juno vor Paris; ihr Versprechen in 65 Vs., Reihe der Nutznießer bis Augustus, Kernstück von Akt III. IV. Götterszene: Minerva (66 Vs., Aufzählung von Weisen ab Socrates (Sokrates), am Ende Pircamerus (Willibald Pirckheimer), dann Venus. Paris will alle hinterszenisch nackt sehen. V. 1. Monolog Paris: wählt Venus. 2. Szene: Wahl der Venus; sofort ist Helena da, klagt erst, dass sie Mann und Heimat verlassen muss, liebt ihn aber dann. 3. Epilog Ehrenhold: Paris hätte die Weisheit wählen sollen, dann wäre ihm alles erspart geblieben. Sachs bearbeitet nur Akt I–III von vier der Vorlage, erweitert auch. Stuplich 1998, 69: „Diese Komödie zeigt einmal mehr, daß sich Sachs nicht an seine Vorlage bindet, sondern die Handlung nach eigenen Vorstellungen umstrukturiert und mit eigenen technischen Mitteln spielbar zu machen sucht.“ Lit.: Stuplich 1998, 64–69.136; A. Roth 2016, 290–294; Freund 2018, 108–110; Sasse 2020b, 199.

539 14. 1. 1532. Der schatzturen (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 3, Nr. 28). 5 Str. Der römische Ritter Florius führt mit seinem Sohn und seinen zwei Töchtern ein aufwendiges Leben. Als er verarmt, bricht er mit seinem Sohn in den Schatzturm des Kaisers Octavianus ein. Als der Diebstahl am folgenden Tag bemerkt wird, lässt der Kaiser hinter das Einbruchsloch einen mit Pech gefüllten Kessel stellen. Beim erneuten Einbruch bleibt der Vater im Pechkessel kleben und lässt sich, um unerkannt zu bleiben, von seinem Sohn den Kopf abschlagen. Der Kaiser lässt den Leichnam von Pferden durch die Stadt schleifen, damit sich die Angehörigen durch ihre Klagen verraten. Im Hause des Ritters ertönt dann auch das Wehgeschrei der Töchter, jedoch weiß der Sohn den Verdacht der Schergen dadurch von sich abzulenken, dass er sich schnell mit einer Hacke am Bein verwundet. Schluss: Man soll nicht über seine Geldmittel leben, damit einen die Armut nicht ins Unglück bringt. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1489, xljr oder/und Ü. 1512 (ohne Seitenzählung). Lit.: Neumann 2005, 88  f.

540 14. 1. 1532. Der wuecher (Meienschein, Langer Ton). Nehemia, der persische Statthalter in Jerusalem, tadelt die Juden, da sie Wucher treiben. Sie kommen Nehemias Aufforderung nach und sind zum allgemeinen Schuldenerlass bereit. Schluss: Nehemia greift heftig den Wucher der Juden an, käme er aber jetzt auf die Erde, was würde er sagen angesichts der Tatsache, dass die christliche Liebe ganz erkaltet ist? Überall get der wucher mit gewalt und niemand spricht dagegen, obgleich die Armen dadurch in Not geraten. Gott selbst wird dies strafen. Q.: Neh 5,1–13. 541 18. 1. 1532. [E] Ein kampff-gesprech zwischen eyner haußmagd und eynem gesellen (K./G. 5,208; G./D. 1, Nr. 24). 186 Vs. Der Dichter belauscht während eines Spaziergangs am Montagfrüh das Gespräch eines jungen Mannes mit einer Magd. Dieser liebt sie und will sie heiraten, sie lehnt ihn wegen seines lockeren Lebenswandels ab und



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macht ihm entsprechende Vorwürfe. Am Schluss gewährt sie ihm ein Vierteljahr, in dem er sich bessern soll. Der beschluß: Der Dichter fragt sich, ob die Magd recht hatte. Dafür spreche, dass alle jungen Leute jetzt so seien wie Landsknechte, woraus viel ungemachs entstehe. Lit.: Bake 2013, 610  f.

542 28. 1. 1532. Der pfarer mit der saw (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 29). Ein Fünsinger Bauer bittet den Pfarrer, für seine tödlich verunglückte Sau, die er eigentlich an Fastnacht (vgl. Entstehungsdatum) abstechen wollte, die Exequien zu halten. Der Pfarrer willigt gegen ein Geschenk ein und fordert in der Totenmesse die Gemeinde auf, beim Gedenken für die Toten des Jahres auch die Sau nicht zu vergessen. Der Bischof von Freising hört davon und bannt den Pfarrer, so dass die Gemeinde ohne allen kirchlichen Dienst ist. In dieser Bedrängnis lässt der Beschuldigte Geld sammeln und begibt sich damit zum Weihbischof. Der bezichtigt ihn der Ketzerei und droht ihm mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen. Den Vorwurf, er habe einem unvernünftigen Tier die Exequien gelesen, widerlegt der Pfarrer jedoch: Er erklärt, die Sau habe den Bischof und andere Würdenträger reich gemacht, und übergibt das Geld. Der Pfarrer wird aus dem Bann gelöst. Epimythium: Geld renkt alles wieder ein. 543 1. 2. 1532. Ein comedi, mit 29 personen zu recidiern. Die Stulticia mit irem hofgesind (K./G. 7,17). 703 Vs. Q.: Erasmus von Rotterdam, Morias Encomium. Inhalt: Narrenrevue. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Quelle, Überblick. 2. Stulticia (Stultitia) mit ihren vier Hofjungfrauen Selbstgefälligkeit, Schmeichelei, Vergesslichkeit und Wollust. 3. Die Reihe der Narren vom Kind bis zum wunderlichen Mann, die sich vorstellen und denen Jeckle dann immer die Narrenkappe aufsetzt, dann Fastnacht vs. Fasten. 4. Epilog Ehrnholdt: Weil Narrheit überall herrscht, steht es so schlecht um die Welt. Lit.: Walsh 1980 (28: „[…] an adaptation of the Moriae Encomium along the lines of a Fastnachtspiel of the ‚ring‘ or Frau Venus type, a form related to the Moriskentanz […]. The awarding of the Narrenkappe and the struggle between Carnival and Lent are other popular forms which are well integrated into the design […] only a selective dramatization of the first movement with a dash of salt from the second. […] Lacking entirely is the ironic undercutting, the multilayered satirical effects, the dizzying reversal of roles and points of view so characteristic of the Encomium.“); Klein 1988, 8–11; Stuplich 1998, 96–100; Sasse 2005, 149; Baro 2011b, 94–100.

544 2. 2. 1532. Der münich im keskorb (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 30). Ein Bauer verdächtigt lange Zeit seine Frau und einen Mönch des nahen Klosters. Eines Tages ertappt er beide beim Ehebruch. Dem Mönch bleibt nichts anderes übrig, als nackt in einen Käsekorb zu schlüpfen. Der Bauer sieht ihn dort: Des Mönchs geschirre hängt durch den Korb. Voll Zorn schneidet der Betrogene den an der Decke hängenden Korb ab und behandelt den Mönch wie einen rußigen Teufel. Er badet ihn in einem eiskalten Bach. Als der Mönch sein Leid lauthals beklagt, beschwert der Bauer den Korb mit einem Stein, rennt zum Abt und bittet diesen, seinen vom Teufel besessenen Korb zu beschwören. Während der Beschwörung kriecht der Mönch, einer getauften Maus gleich, aus dem Korb. Das alles geschieht an einem Lichtmesstag (vgl. das Entste-

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hungsdatum). Der Abt steckt den Mönch in den Kerker und danach in ein anderes Kloster. Die Bäuerin wird von ihrem Mann verprügelt. Epimythium: Wer fremde Frauen liebt, muss frembd schleg erleiden. Auf närrischer Kirchweih gibt man törichten Ablass. 545 8.  2. 1532. Der römer im fas (Frauenlob, Blühender Ton). Der römische Feldherr Marcus Regulus wird von Hasdrubal [so Valerius Maximus 1,1,14] gefangen genommen und nach Karthago gebracht. Er darf sich nach Rom begeben, um vor dem Senat die Freilassung für gefangene Karthager zu erbitten. Da diese Mission, nicht ohne sein Zutun, erfolglos bleibt, kehrt der Römer freiwillig nach Karthago zurück. Dort lässt man ihn in einem innen mit Nägeln ausgeschlagenen Fass von einer Anhöhe herabrollen. Epimythium: Heute findet man solche standhafte Treue kaum mehr. Treue und Wahrheit sind gestorben, es regieren Lug, Betrug und Arglist. Q.: wohl nicht Boethius, den Sachs nennt (dort De consolatione philosophiae 2,6), da er auf die Geschichte nur kurz anspielt. Inhaltlich entspricht Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,3, aber Zieglers Ü. (dort CXIIr-CXIIIv) erschien erst 1545. Vgl. KG 5197 = Sg. 546 9.  2. 1532. [E] Gesprech, mit fünff personen, haist die ewlen-paiß (K./G.  5,219; G./D. 1, Nr. 25). 65 Vs. Am Anfang warnt ein Bauer vor der Kupplerin, die Liebhaber wie Vögel mit einer Vogelfalle fängt, dann spricht die Masse der Liebhaber, dann ein gerade Gefangener, dann die Kupplerin, dann ein Narr, der seinen Liebeswahn überwunden hat [Es sind also nur vier Personen]. Lit.: Baro 2011b, 183–185.

547 21. 2. 1532. Der guet kaiser trayanus (Klingender Ton). Trajan reitet zum Kampf gegen die Daker mit seinem Heer aus Rom hinaus. Sein Sohn sprengt mit dem Pferd so kühn daher, dass ein Junge zu Tode getreten wird. Die verwitwete Mutter des Toten nimmt die blutige Leiche, wirft sich vor den Kaiser und bittet um sein Urteil. Der Kaiser verspricht es, jedoch erst für die Zeit nach dem Krieg. Obgleich er der Witwe auch zusagt, sein Nachfolger werde richten, sollte er selbst nicht mehr zurückkehren, besteht die Frau weiterhin auf ihrer Bitte um sofortiges Urteil. Der Kaiser steigt daraufhin vom Pferd und gibt ihr seinen Sohn zum Pfand, bis er wieder nach Rom zurückkehren wird, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Epimythium: Man soll diesen Heiden anschauen, der so verständig und gütig mit der Witwe umgeht. Die Fürsten sollen den Ehrenspiegel ansehen und sanftmütig sein. Vgl. KG 4211 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 159  f.

548 29. 2. 1532. Die pachanten im kerker ein stampaney (Hopfgart, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 31). Zwei diebische Vagabunden (bachanten), ein Schwabe und einer aus der Mark (Mercker), wohnen in einem Beinhaus [Haus für die Aufbewahrung von Gebeinen] in Erfurt. Eines Nachts entfernt sich der eine, um einen fetten Hammel zu stehlen. Der Schwabe bleibt auf den Gebeinen liegen und isst gestohlene Haselnüsse. Zur gleichen Zeit erzählen sich Gäste eines Wirtshauses schauerliche Dinge von Toten. Ein betrunkener Dorfpfarrer verspricht demjenigen, der ihn auf dem Rücken zum Karner trägt, drei Kannen Wein. Ein ebenfalls betrunkener Bauer ist dazu bereit. Als der Schwabe beide herankommen hört, meint er, der Hammeldieb komme. Die Geräusche im Bein-



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haus und die Aufforderung des Schwaben, den Hammel herbeizubringen, damit er ihn erstechen kann, lassen den Betrunkenen die Haare zu Berge stehen. Voller Angst machen sie in die Hosen und fliehen, wie vom Teufel besessen. Ihr frecher Übermut ist verschwunden. Epimythium: Der piderman soll bedenken, welches Unglück Trunkenheit verursacht. Betrunkene sollen sich nicht nachts auf der Straße herumtreiben, wie ein Sprichwort sagt: Im Bett sind sie besser aufgehoben, da fallen sie nicht so tief. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 82 [stark abweichend]. Vgl. KG 2569 = Ml. und 2570, 5233 = Sgg. 549 1. 3. 1532. Der Rechabeam (Nachtigall, Langer Ton). Teilung des Reichs nach Salomos Tod. Von seinen Freunden angespornt, weigert sich Rehabeam auf der Reichsversammlung in Sichem, die Lasten zu mildern, die sein Vater Salomo Israel auferlegt hat. Die Menge steinigt den Boten Adoream, und Rehabeam muss nach Jerusalem fliehen. Schluss: Der Regent soll seine Untertanen nicht tyrannisieren, denn man sagt, geleiche puert bricht dem Mann nicht den Rücken. Sanftmut hat Gutwilligkeit zur Folge. Q.: 1Kön 12,1.4–13.16–19. Vgl. KG 1732, 2367 = Mll. und 3697 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 159 („Mit diesem Lied könnte Sachs gleichsam ein Regierungsprogramm für den Kaiser aufgestellt haben, eine Handlungsanweisung, wie er den Reichstag gestalten solle.“).

550 2. 3. 1532. Drey histori von der guet (Frauenlob, Blühender Ton). Drei Beispiele der Güte eines wahrhaft milden Gemütes: 1. Marcellus, der die Stadt Syrakus eingenommen hat, sieht den Jammer der Einwohner, weint selbst aus Mitleid mit ihnen und verspricht, Frieden zu halten [Str. 1]. 2. Titus Quinctius, der ganz Griechenland unterworfen hat, schenkt den Gefangenen die Freiheit, wozu allein die Güte ihn veranlasst. Das Volk freut sich darüber so sehr, dass die Vögel von dem Freudengeschrei toll werden und über die Menge herfallen [Str. 2]. 3. Pyrrhus unterliegt in der Feldschlacht gegen Antigonus. Der Sohn des Antigonus ersticht und enthauptet ihn. Das Haupt bringt er seinem Vater. Der jedoch hält eine Totenklage und setzt dem toten Haupt die Krone auf, so dass Pyrrhus einen seligen Tod hat. Unsterblichen Ruhm haben die drei durch ihre Güte gewonnen [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 5,1,4; 4,8,5; 4,1 Ext. 4 (Heinrich von Mügeln). Lit.: Feuerstein 2001, 159  f.

551 5. 3. 1532. Der Jonatan (Folz, Freier Ton). Jonathans Heldentat: Im Kampf gegen die Philister gelingt es ihm, die Wachen des Heerlagers der Philister zu überlisten und die Feinde in die Flucht zu schlagen. Schluss: Jonathan war siegreich, weil Gott selbst den Krieg geführt hat. Q.: 1Sam 14,6–17.20–23; Spr 21,31. 552 6. 3. 1532. Die acht selikeit (Frauenlob, Goldener Ton; Rettelbach 2019, 116  f.). Die acht Seligpreisungen der Bergpredigt. Schluss: Christus ermahnt uns, das Leiden anzunehmen; er selbst wird uns erretten. Der Herr möge uns nicht verzagen lassen. Q.: Mt 5,1–12. Vgl. KG 4426 = Ml. und 5490 = Sg.; außerdem 4462 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 114–118.

553 8. 3. 1532. Der künig Saul mit künig Nahas (Folz, Freier Ton). Saul siegt über die Ammoniter. Zuvor hat er die Teilnahme der Stämme Israels und Judas am Krieg erreicht, indem er einen Ochsen zerstückelte, Teile davon zu den Stämmen bringen

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ließ und drohte, falls einer nicht zum Kampf ausziehe, werde es seinen Rindern genauso ergehen. In Gilgal wird Saul nach dem Sieg vom Volk zum König ausgerufen. „Geistlicher Sinn“: Der Ammoniterkönig Nahas bedeutet den Satan, der das christ­ liche Erbe umlagert, um es mit Neid und falscher Lehre zu zerstören. Saul wird mit Christus, dem König, verglichen, der uns mit seinem Wort zu Hilfe kommt. Q.: 1Sam 11. Vgl. KG 4823 = Ml. 9. 3. 1532. Die gulden schilt (Folz, Freier Ton). Das jüdische Volk versündigt sich an Gott durch Götzendienst und wird deshalb durch die Invasion des ägyptischen Königs Sisak bestraft. Nach der Bußpredigt des Propheten Semaja bekehren sich die Obersten und der König in Israel und werden demütig. Gott erbarmt sich ihrer, doch sollen sie weiterhin Sisak untertan bleiben. Sisak zieht weiter nach Jerusalem und eignet sich den Tempelschatz an. Rehabeam lässt eherne Schilde nachmachen und befiehlt den Trabanten, sie zu bewachen. 17  Jahre regiert Rehabeam. Dann wird er bei seinen Vätern in Jerusalem begraben. Schluss: Wenn ein Land der Sünde verfallen ist, niemand Gottes Wort achtet und die Obrigkeit nicht straft, dann kommt Gottes Urteil. Bekehrt sich das Volk aber und ruft es zum Herrn, so wendet er das Urteil ab und sendet dem Volk die Erlösung. Er ist allezeit sanftmütig. Q.: 2Chr 12,1–10.13.16. Vgl. KG 5426 = Ml. 9.  3. 1532. [E] Historia. Die feldschlacht Hanibalis bey dem see Trasimenus (K./G. 2,322). 92 Vs. Schilderung der Schlacht am Trasimenischen See und Lehren für einen haubtman. Q.: Livius 22,3,1–7,5 (Schöfferlin). Vgl. KG 795 = Ml. 20. 3. 1532. Das lezt Capitel marcj (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–20. Vgl. 299, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. 21. 3. 1532. Von dem geistlich newen leben (Sachs, Klingender Ton). Jesus Christus hat uns zu neuem Leben auferweckt. Allein durch Gnade sind wir gerechtfertigt. Schluss: Da wir mit Christus zu einem ewigen Leben erstanden sind, sollen wir alle Sünder meiden. Q.: Eph 2,1–10. Vgl. KG 3978 = Ml. 22. 3. 1532. Die pegrebtnus Cristi (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 386 = Ml. Vgl. 1162, 3511, 3979 = Mll. Allegorese: Der Text beweist, dass es auf Erden zweierlei Arten von Menschen gibt. Die einen sind so wie Joseph von Arimathia: Sie begraben das Wort Gottes rein in ihren Herzen und bekennen es vor jedermann; selbst bei Verfolgung schämen sie sich seinetwegen nicht. Die Schmach des Wortes Gottes schmerzt sie. Die anderen sind den Schriftgelehrten vergleichbar, die das Gotteswort ablehnen. Ihnen ist menschliche Lehre lieber, mit Gleisnerei und „Scheinwerken“ verdrängen sie das Wort Gottes, doch hilft ihnen ihr Betrug nicht, denn das Wort lebt und regiert [Str. 3]. 23. 3. 1532. Der 47 psalm ein anfang (Nachtigall, Geschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 239 = Ml. Vgl. 1058 = Ml. und 5963 = Sg. Schluss: Der Psalm lehrt, Gott zu loben. 29. 3. 1532. Der babst mit dem kind (Nachtigall, Geschiedener Ton). Eine englische Jungfrau begibt sich, als junger Mann verkleidet, zusammen mit ihrem Liebhaber, einem Doktor, nach Athen, um dort zu studieren. Danach gehen beide nach Rom, wo



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der Ruhm der Gelehrsamkeit der Jungfrau so groß ist, dass sie die Gunst der Prälaten gewinnt. Nach dem Tod Leos IV. wird sie als Johannes VIII. zum Papst gewählt. Eine Schwangerschaft kann sie lange geheim halten, doch schließlich entbindet sie bei einer feierlichen Prozession nach San Giovanni, wobei sie unter Schmerzen stirbt. Der Hochmut hoher kirchlicher Würdenträger wurde durch weibliche List getäuscht. Q.: Sebastian Franck, Chronica, cclxxxixv–ccxcr, nicht Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 101 (96 Steinhöwel); vgl. aber KG 5202 = Sg. 561 7. 4. 1532. [E] Schwanck. Die hausmaid im pflug (K./G. 5,179; G./D. 1, Nr. 26). 139 Vs. Der Dichter kommt am Aschermittwoch geschäftlich nach Regensburg und sieht dort sechs junge Frauen einen Pflug ziehen, weil sie während der Fastnacht nit hand mender gnumen. Alle sechs rechtfertigen sich der Reihe nach, und im beschluß sagt der Dichter etwas, das wegen des Bezugs auf Ehemoral usw. nicht recht passen will. Lit.: Ragotzky 2001, 232; Gabaude 2013b; Röcke 2015, 205  f.

562 10. 4. 1532. Die drey mördischen mender (Sachs, Klingender Ton). Valerius berichtet von drei grausamen Menschen: 1. Der Römer C. Marius lässt Kaiser Gaius (C. Caesar) ans Kreuz schlagen und M. Antonius enthaupten. Lachend zeigt der Mörder das Haupt bei einem Gastmahl, so dass alle Gäste vor Grauen fliehen [Str. 1]. 2. Ptolemäus befiehlt, seinem eigenen Kind Hände und Füße abzuschlagen und die Körperteile eingepackt in einem Behälter seiner Schwester, die zugleich seine Frau ist, als Morgengabe zu schicken. Als er erfährt, dass Bürger mit dem Feind in einem Hause versammelt sind, lässt er das Gebäude niederbrennen. Die aus dem Feuer Fliehenden ersticht er [Str. 2]. 3. Artaxerxes Ochus, König der Perser, tötet seine schuldlose Schwester, und lässt seine Schwiegermutter kopfüber lebendig begraben. Nahezu hundert Ratgeber werden in seinem Auftrag zusammen mit seinen Söhnen totgeschossen. Schluss: Diese drei Tyrannen sind ein Beispiel dafür, dass die Grausamen sowohl die Huld Gottes als auch die der Menschen verlieren [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,2,2; 9,2 Ext. 5; 9,2 Ext. 7 (Heinrich von Mügeln). 563 14. 4. 1532. Der 52 psalm von falschen zungen (Sachs, Klingender Ton). Gott wird den Gewalttätigen ein Ende bereiten. Schluss: Die auf Gott hoffen, werden über die Gottlosen siegen. Q.: Ps 52,2–11. Vgl. KG 4291 (verl.) = Ml. und 6010 = Sg. 564 16. 4. 1532. Ein pit wider die feind (Sachs, Klingender Ton). Gottes Gericht über die Übeltäter. Die Gerechten vertrauen auf den Herrn und freuen sich über ihn. Schluss: Wenn wir unschuldig leiden, sollen wir an unseren Feinden jetzt keine Rache üben, sondern geduldig das Kreuz annehmen, bis Gott selbst uns rächen und erlösen wird. Q.: Ps 64. Vgl. KG 4433, 4716 = Mll. und 6018 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 160.

565 16. 4. 1532. Die frösch mit dem ploch (Sachs, Silberweise; G./D. 3, Nr. 32). Jupiter, von den Fröschen um einen König gebeten, wirft ihnen vom Thron einen Holzklotz herab. Als sie ihren neuen Herrscher empfangen, erkennen sie seine Wertlosigkeit und behandeln ihn äußerst ehrfurchtslos: sie setzen sich auf ihn und drücken ihn unter das Wasser. Erneut bitten sie Jupiter um einen König, der sie strenger regiere. Um

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ihren Hochmut zu zügeln, ernennt Jupiter den Storch zum König. Wer ihm nicht gehorcht, wird gefressen. Q.: Romulus 2,1 = 27 T. (2,1 Steinhöwel). Vgl. KG 5311 = Sg. 23.  4. 1532. Der zaubrer (Zorn, Verborgener Ton). Auf ihrer Missionsreise kommen Paulus und Barnabas nach Paphos auf Zypern. Der Landvogt Sergius Paulus will sich zum christlichen Glauben bekehren, doch der Zauberer Bar-Jesus versucht, das zu verhindern. Durch ein Wunder bewirkt Paulus, dass der Zauberer zur Strafe erblindet. Sergius wird daraufhin Christ [Str. 1 und 2]. Auslegung: Falsche Lehrer versuchen, die Obrigkeit vom Wort Gottes abzubringen. Doch durch Gottes Rache werden diese Lehrer erblinden. Jedermann wendet sich dann von ihnen ab und dem Evangelium zu. Gebet zum Heiligen Geist, dass er in seiner milden Gnade Lehrer senden möge, die uns den Glauben einpflanzen [Str. 3]. Q.: Apg 13,2–12. 24. 4. 1532. Die himelfart Cristi (Zorn, Verborgener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Auslegung: Christus ist in sein Reich aufgefahren, wie er geweissagt hat. Gebet zu Jesus: Weil er über Teufel, Hölle, Sünde und Tod gesiegt hat, möge er uns in Angst und Not beistehen und helfen. Er möge beim Vater unser Mittler sein. Ihm zum Ruhme wollen wir nach seinem Willen leben. Er möge uns nach dem Elend auch in sein Kaisertum einladen [Str. 3]. Weitere Q.: Mt 28,16–20; Röm 8,1–17. 26. 4. 1532. Der schiffpruch Pauli (Zorn, Zugweise). Der Schiffbruch des Paulus auf dem Weg nach Rom. Schluss: Bitte zum Heiligen Geist um Männer, die in diesem Jamermer die Glaubenseinheit erhalten. So können wir dem klaren Wort glauben und in das verheißene Vaterland gelangen. Q.: Apg 27. 27. 4. 1532. Die atter Pauli (Folz, Schrankweise). Paulus nach dem Schiffbruch auf der Insel Malta. Eine Otter fällt ihn an, doch entgegen den Befürchtungen der Augenzeugen bleibt der Apostel von gefährlichen Folgen verschont [Str. 1]. Paulus heilt den kranken Vater des „Obersten“ der Insel Malta. Als das Wunder weitererzählt wird, kommen viele Kranke, um geheilt zu werden [Str. 2]. In die Gefangenschaft nach Rom wird Paulus von gläubigen Christen begleitet. Zwei Jahre lang predigt er dort und schreibt Briefe. Die römischen Behörden lassen ihren Gefangenen allein wohnen [Str. 3]. Q.: Apg 28,1–11.15–17.30  f. 1. 5. 1532. Paulus mit den Corinthern (Nachtigall, Leidton). Während seiner Missionsreise lebt Paulus bei einem deppichmacher in Korinth. Er will den Juden von Christus predigen. Sie lehnen jedoch die Predigt ab. Daraufhin entscheidet sich der Apostel, den Heiden das Evangelium zu verkünden. Bestärkt durch eine Erscheinung im Traum bleibt Paulus in Korinth und bekehrt auch eine große Zahl von Juden, bis er schließlich beim römischen Statthalter angeklagt wird. Der Römer weist die römischen Kläger vor Gericht ab. Schluss: Paulus schreibt später noch zwei Briefe an die Gemeinde von Korinth, damit die Gläubigen geladene Gäste im rechten Vaterland sind. Q.: Apg 18,1– 4.6.8b-17. Vgl. KG 3280/81 (verl.) = Ml. 1. 5. 1532. Der 87 psalm (Frauenlob, Blühender Ton). Alle sollen das Bürgerrecht in der Stadt Gottes erwerben können. Auslegung: Zion, die Stadt Gottes, bedeutet die Christenheit, die Gott vor allen anderen Geschlechtern schon von Ewigkeit an erwählt hat.



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Mit seinem Wort unterweist Gott die Heiden. Die Christen werden in ihrem Heiland frohlocken, sie sollen ihn auch jetzt loben. Q.: Ps 87. Vgl. KG 791 = Ml. und 6029 = Sg. 572 2. 5. 1532. Künig David im ehbruch mit Batseba und mörderey mit Uria (K./G. 1,240). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 319 = Ml. Schluss: Warnung vor Sünde. Vgl. 4714 = Ml., 6140 = Sg., 4220 = Com. Lit.: Sasse 2020b, 156  f.

573 3.  5. 1532. Austreibung Pauli von Antiochia (Folz, Hoher Ton). Paulus predigt in Antiochien das Evangelium. Nach Erfolgen wird er auf Veranlassung der neidischen Juden der Stadt verwiesen. Schluss: Bitte an den Heiligen Geist um Kraft zum Bekenntnis. Q.: Apg 13,13.42–52; Jes 49,6. Vgl. KG 3103 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 160; Dehnert 2017, 295–298.

574 5. 5. 1532. Wie Saul Abimelech ermört (Vogelsang, Goldener Ton). Der Priester Abimelech, der David wohlgesinnt ist, wird mit seinem ganzen Haus vor Saul gerufen. Saul befiehlt, den Priester und sein Geschlecht zu töten. Die um den König stehenden Trabanten weigern sich, den Befehl auszuführen, so dass schließlich der Edomiter Doeg Sauls Willen grausam vollzieht. Ein Sohn Abimelechs, Abjathar, kann zu David fliehen. David bekennt seine Mitschuld am Tod des Hauses Abimelech und nimmt Abjathar bei sich auf. Q.: 1Sam 22,11–23; 21. Vgl. KG 5078 = Trag. 575 8. 5. 1532. Das stolz füechslein (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 33). Ein alter Wolf hebt ein Füchslein aus der Taufe und zieht dieses dann bei sich auf. Es soll die Künste des Wolfes lernen. Da beide eines Nachts in einem Dorf keine Beute finden, legt sich der Wolf schlafen und beauftragt das Füchslein, ihn, falls die Bauern ihre Tiere aufs Feld treiben, zu wecken. So geschieht es: Der Wolf schleicht sich an eine Pferdeherde, reißt eines der Tiere und frisst es gemeinsam mit dem jungen Fuchs auf. Dieser glaubt, nun alles gelernt zu haben und kehrt deshalb zu seiner Mutter zurück. Der Fuchs will seiner Mutter seine Kenntnisse beweisen und geht genau so ans Werk, wie einst der Wolf. Doch das Pferd wehrt sich, und die herbeieilenden Hirten schlagen den Fuchs tot. Seine Mutter beklagt ihn, weil er so bald zu lernen aufgehört hat und glaubte, schon Meister zu sein. Epimythium: Wer allzu früh glaubt, das Lernen nicht mehr nötig zu haben und seinen Meister verachtet, der erleidet großen Schaden. Q.: Fabulae extravagantes 14 (Steinhöwel). 576 14. 5. 1532. [E] Die hez (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 3, Nr. 34). Ein Kaufmann in Leipzig besitzt eine Elster, die ihm, wenn er aus dem Hause ist, nachträglich alles Vorgefallene berichtet. Da die ehebrecherische Frau den Verrat der Elster befürchtet, weist sie ihre Magd an, durch flackerndes Licht und lautes Poltern Blitz und Donner vorzutäuschen. Als der betrogene Ehemann zurückkehrt, erzählt die Elster vom Ehebruch der Frau. Näher befragt, sagt sie, dass der Betrug zur Zeit des großen Unwetters stattfand. Da aber niemand von einem Gewitter während der letzten drei Tage weiß, glaubt der Kaufmann der Elster nicht und tötet sie. Schlusspointe: Ich armer Singer wüsste zu gern, wie derjenige heißt, der noch nie von seiner Frau zum Narren gehalten wurde.

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577 14. 5. 1532. Der künig Saul mit der zawberin (Folz, Freier Ton). Die Philister bringen König Saul in große Bedrängnis, so dass er zu der zawberin von Endor geht, um bei ihr Hilfe zu finden. Der Geist Samuels, des Propheten, wird beschworen. Samuel prophezeit Sauls Vernichtung durch die Philister. Die Hexe speist Saul und seine Knechte. Schluss: Den Christen soll der Text warnen, in Angst und Not sich nicht auf verbotene Zauberei zu verlegen, sondern nur zu Gott seine Zuflucht zu nehmen. Q.: 1Sam 28,4– 25; 5Mose 18,9–14. Vgl. KG 5079 = Trag. 578 18. 5. 1532. Elia im fewren wagen (Sachs, Neuer Ton). Elia wird mit einem feurigen Wagen in den Himmel entrückt. Elisa, sein Schüler, schlägt nach Elias Himmelfahrt auf das Wasser des Jordans und schreitet auf wunderbare Weise durch das sich teilende Wasser hindurch [Str. 1 und 2]. Auslegung: Elia ist eine war Figur der Himmelfahrt Christi. Das wunderbare Handeln Gottes an Elisa wird verglichen mit der Kraft des Geistes, die sich an den Jüngern zeigt: Nach der Himmelfahrt Christi verkündeten sie Gottes Wort ohne Furcht. Sie schritten frei durch das Volk (Jordan) hindurch. Dieses nahm den christlichen Glauben an. Lob sei Christus, der uns auf der Himmelsstraße führt [Str. 3]! Q.: 2Kön 2,1–14; Apg 1. Lit.: Feuerstein 2001, 160.

579 20. 5. 1532. Die nachtigal (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 35). Ein Bauer fängt eine Nachtigall. Sie soll seinen hofirer machen. Da der Vogel sich weigert, für den Bauern zu singen, droht er ihm, er werde ihn verspeisen. Um sich zu retten, verspricht der Vogel, falls er wieder frei werde, drei nützliche Lehren [Str. 1]: 1. Nicht alles zu glauben, was ihm gesagt werde; 2. Das, was er besitze, auch zu erhalten und 3. Das Verlorengegangene nicht zu beklagen. Der Bauer lässt das Tier frei. Da jubiliert die Nachtigall: Lob sei Gott! Hätte der Bauer gewusst, dass sie einen Edelstein in sich trage, dann wäre er sehr reich geworden [Str. 2]. Der Bauer beklagt sogleich den vermeintlichen Verlust. Die Nachtigall verspottet ihn, da er die drei Lehren bereits wieder vergessen hat. Epimythium: Viele haben gueten verstand, doch wenn sie von der Weisheit ablassen, werden sie zu Schanden [Str. 3]. Q.: Petrus Alphonsus 6 (22 Steinhöwel). Vgl. KG 4590 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 309–312.

580 20. 5. 1532. Der vereterisch Absalom (Sachs, Neuer Ton). Absaloms Aufruhr gegen David erreicht seinen Höhepunkt, als er sich in Hebron zum König ausrufen lässt. Viele werden seine Anhänger, doch schließlich geht die Herrschaft, die er durch Untreue gewonnen hat, unter [Str. 1 und 2]. Auslegung: Absalom ist ein Fürpild aller verräterischen Verführer, die Einfältige mit falschen Versprechungen an der Nase herumführen und auf diese Weise dann schließlich die rechtmäßige Obrigkeit unter ihre Füße treten. Der Abfall von der Obrigkeit bringt Aufruhr, Zwietracht und Krieg, so dass viel unschuldiges Blut vergossen wird. Daraus soll der Verständige lernen, nicht den Schmeichlern Ohren und Herz zu schenken [Str. 3]. Q.: 2Sam 15,1–11. Vgl. KG 3693 = Trag. 581 13.  6. 1532. Die zwo getrewen junckfrawen (Sachs, Klingender Ton). Bei einem Aufruhr in Syrakus wird das gesamte königliche Geschlecht ermordet. Nur die Prinzessin Armonia bleibt von den Mördern unbehelligt, denn eine andere Jungfrau hatte ihre Kleider und ihren Schmuck angelegt und war an Stelle Armonias getötet worden.



Nr. 585 

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Armonia wird durch dieses Opfer so sehr bewegt, dass sie sich selbst den Mördern stellt. Hände und Füße werden ihr abgeschlagen, und sie stirbt in großen Schmerzen. So haben beide Frauen ihrer Standhaftigkeit wegen ewigen Ruhm erlangt. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 68 (67 Steinhöwel). Vgl. KG 5110 = Sg. 582 18. 6. 1532. Die erst flucht Dauids (Sachs, Klingender Ton). Jonathan warnt David vor Sauls Nachstellungen. David hält sich verborgen, bis es Jonathan gelingt, Saul von Davids Redlichkeit zu überzeugen. David lebt dann wieder am Hof. Doch nach dem Sieg Davids über die Philister erwacht in Saul erneut die Feindschaft. Als David auf der Harfe spielt, versucht Saul ihn mit einem Spieß zu töten. David bleibt unverletzt und flieht. Schluss: David bedeutet die auserwählten Christen, Saul wird mit dem Teufel verglichen. Der stellt den Christen Tag und Nacht mit dem Spieß seiner tausendfältigen Listen nach. Q.: 1Sam 19,1–10. Vgl. KG 4241 = Ml. und 5078 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 161.

583 19. 6. 1532. Die trew fraw porcia (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Porcia weiß von den Absichten des Brutus, ihres Gemahls, Caesar zu ermorden. Um ihre Standhaftigkeit im Falle des Misslingens des Attentats zu prüfen, verwundet sie ihren Fuß mit einem Messer. Als Caesar mit dreiundzwanzig Stichen ermordet worden ist, lässt Octavianus ein Heer zusammenstellen und besiegt Brutus. Dieser wird grausam umgebracht. Als Porcia davon erfährt, verschluckt sie eine glühende Kohle. So bleibt sie bis zum Ende ihrem Gatten treu. Schluss: Porcia ist ein spiegel weiplicher trewe. Im Blick auf sie soll das piderweib sich eines treuen Gemüts erfreuen, das das traurige Herz erquickt. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 82 (79 Steinhöwel). Vgl. KG 969 = Ml. (Str. 10), 429 = Sg. und 5314 = Com. 584 19. 6. 1532. Der mördisch Hanibal (Sachs, Klingender Ton). Hannibal vernichtet das Heer der Römer. Nach der Schlacht führt er sein Heer über die in einem Fluss liegenden Leichname hinweg [Str. 1]. Dann treibt er die Gefangenen wie Vieh in sein Lager. Römern, die zurückbleiben, lässt er Hände und Füße abschlagen. Im Lager werden die Gefangenen paarweise mit Stricken zusammengebunden, ein scharfes Schwert und ein spitzes Eisen wird jeweils so befestigt, dass sie sich gegenseitig verletzen [Str. 2]. Rom schließt mit Karthago Frieden. In seiner Verzweiflung darüber nimmt Hannibal Gift. Schluss: Wie es diesem Tyrannen erging, so geht es heute jedem anderen Tyrannen. Das Sprichwort trifft zu: Wie wir leben, so enden wir [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,2 Ext. 2 (Heinrich von Mügeln). Lit.: Feuerstein 2001, 161  f.

585 24. 6. 1532. Die mördisch Clitimestra (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; A. Roth 2016, 367  f.). Klytämnestra tötet den vom Krieg heimgekehrten Agamemnon. Ägisth ist ihr bei der Mordtat behilflich. Danach regiert er zusammen mit Klytämnestra in Mykene. Orestes rächt später den Mord und tötet die eigene Mutter. Schluss: Daran wird deutlich, dass eine mörderische und ehebrecherische Frau Rache erfährt. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 36 (34 Steinhöwel). Vgl. KG 2779 (verl.) = Ml., 834, 5180 = Sgg. und 4260, 5445 = Tragg. Lit.: A. Roth 2016, 160–165; Sasse 2020b, 168  f.

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586 9.  7. 1532. Die Zungen (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; G./D.  3, Nr.  36). Äsop soll seinem Herrn, dem Philosophen Xanthus, und seinen Gästen das beste Mahl zubereiten. Er tischt ihnen Zungengerichte auf. Der Vorwurf des Hausherrn, er habe nicht die beste Speise gekauft, widerlegt Äsop: es gebe nichts Besseres als Zungen, sie schafften Liebe, Freude, Wohlwollen und Kunst sowie höfliches gedichte [Str. 1]. Am nächsten Tag lässt Xanthus das schlechteste Essen zubereiten. Doch auch diesmal serviert Äsop Zungen. Xanthus macht ihm Vorhaltungen, aber Äsop erwidert, es gebe nichts Schlechteres als Zungen, sie brächten Land und Leute in Gefahr mit Lüge und Meineid [Str. 2]. Epimythium: Die Zunge kann sowohl Gutes als auch Böses stiften. Wie die Schrift sagt, verrät die Zunge des Menschen Herz [Str. 3]. Q.: Leben Äsops 51–55 (Steinhöwel, 53,32b-55,6a Ö.). Vgl. KG 5518 = Sg. Lit.: Bogner 1997, 33–36; Feuerstein 2001, 162  f.; Ammon 2014, 182–185; Holzberg 2018, 181–185; Holzberg 2019b, 32  f.

587 9. 7. 1532. [E] Drey arme haußmayd klagen auch; Die jar-dienst sind ihn herb und rauch (K./G. 5,188; G./D. 1, Nr. 29). 78 Vs. Handwerksmagd, Untermagd eines Bürgers, Bauernmagd (die sich auch von einer Ehe keine Besserung erhofft): Sie haben ein denkbar schweres Los und hoffen auf einen Mann oder eine bessere Herrschaft. Lit.: Zschelletzschky 1975, 349; M. E. Müller 1985, 262  f. (263: „Nicht zufällig vertritt hier in der Konfrontation von Stadt und Land die Bauernmagd die für Sachs vorbildliche Position; ihr überträgt er die Schlußsentenz.“).

588 18. 7. 1532. [E] Ein junckfraw lob (Regenbogen, Briefweise; G./D. 3, Nr. 37). Der Dichter muss aus „Sehnsucht“ das „Lob“ einer hässlichen Jungfrau singen. Die traditionelle Schönheitsbeschreibung parodierend, rühmt er die „schöne“ Gestalt. Obgleich er zahlreiche vergleichende, aber oft unmögliche Bilder aneinanderreiht, kann er mit seinem Gesang doch das „Lob“ dieser Jungfrau nicht ganz ausmessen – ihre Gestalt erfreut sein Herz „wie Schnee im April“. Lit.: Petzsch 1980, 408–410; Heinzmann 2001, 172  f.; Rettelbach 2019, 274  f.

589 18. 7. 1532. Der gerecht Zalencus (Folz, Teilton). Herzog Zalenkos [sic RSM, richtig: Zaleukos] erlässt in Kalabrien ein Gesetz: Wer die Ehre einer Jungfrau schändet, dem sollen beide Augen ausgestochen werden. Als sein Sohn das Gesetz bricht, will der Vater die Strafe vollziehen lassen. Die Ratgeber des Herzogs bitten um Milde. Daraufhin lässt er sich ein Auge ausstechen und eines dem Sohn. Schluss: Die Obrigkeit soll ihr eigenes Gesetz einhalten, dann wird ihr Lob zuteil. Q.: Valerius Maximus 6,5 Ext. 3 (Heinrich von Mügeln). 590 18.  7. 1532. [E] Ein junckfraw lob (Frauenlob, Blühender Ton; G./D.  3, Nr.  38). Der Dichter bittet um alle Fähigkeiten, ihm beim Preis einer Jungfrau zu helfen. Er zählt viele gute Eigenschaften auf, u.  a.: Sie ist schamhaft und demütig, den Eltern gehorsam und mäßig im Essen und Trinken, sie ist verständig und klug [Str. 1 und 2]. Nicht der Schönheit, der adeligen Abstammung oder des Reichtums wegen hat er sich die Jungfrau erwählt, sondern einzig ihrer tugendhaften Art wegen [Str. 3]. Vgl. KG 4349 (verl.), 4507 (verl.) = Mll. Lit.: Heinzmann 2001, 172  f.



Nr. 597 

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591 8. 9. 1532. Die offen sünderin (Mönch von Salzburg, Chorweise). Jesu Salbung durch die Sünderin. Schluss: Wer auf Gott vertraut und Nachlass der Sünden begehrt, der hat auf Fels gebaut; ihm wird geholfen. Q.: Lk 7,36–50. 592 3. 10. 1532. Der Eprecherin rueg opfer (Barz, Langer Ton). Wenn eine Frau von ihrem Mann des Ehebruchs verdächtigt wird, muss sie sich dem Gesetz unterwerfen. Dem Priester vorgeführt, muss sie bitteres Wasser trinken. Ist sie schuldig, wird sie davon krank. Zugleich soll der Priester das Sühneopfer darbringen. Kann sie aber ihrer Schuld nicht überführt werden, dann soll sie wieder mit ihrem Mann schlafen. Schluss: Würde heute noch so ein Gesetz gelten, dann gäbe es keine Frau, die ohne Scheu die Ehe bricht. So aber nimmt der Ehebruch im Land immer mehr überhand. Q.: 4Mose 5,12–30. Vgl. KG 5759 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 177  f.

593 27. 11. 1532. Der Joseph im schlaff (Frauenlob, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 509, 2166, 3202, 4453, 4810 = Mll. und 5062 = Com. Weitere Q.: Jes 7,14. 594 30. 11. 1532. [E] Ein klag zu gott uber die grausam wüterey des grausamen Türgken ob seinen viel kriegen und obsigen (K./G.  2,434). 191 Vs. Geschichte der beiden bisherigen Türkenzüge, Aufzählung der eroberten Länder und der Gräueltaten, Hervorhebung des türkischen Hochmutes. Bitte an Gott um Hilfe. Lit.: M.  E. Müller 1985, 142; Schilling 1992, 45  f.; Feuerstein 2001, 163  f.; Ackermann/Nöcker 2009, 439–443.

534 1532. [E] Vermonung zw ainem statlich Dürcken-zug an das reich. In pruder Veiten ton (K./G. 22,373). 25 Strophen ababcdcd. „Aufruf an die verschiedenen Stände vom Kaiser über den Hoch- und Niederadel und das Militär bis zu den Bauern sowie an den Klerus zu einem Heerzug nach Ungarn, wo der Türke erneut begonnen habe, die Christenheit mit gfencknus, mort und prant / itzund in dieser zeite zu verfolgen“ (Ackermann/Nöcker 2009, 450). Die Heere sollen sich christlich verhalten. Dann wird ihnen Gott wie einst Israel helfen, ihre Schuld, durch die der Türkenzug verursacht wurde, zu sühnen. Lit.: Feuerstein 2001, 164  f.; Rettelbach 2002, 638.661  f.; Ackermann/Nöcker 2009, 450  f.

595 15. 12. 1532. Die gepurt Cristi (Nachtigall, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Gottes Geist stärkt den Glauben. Die Schwangerschaft Marias wird mit dem geistlichen Verlangen der Gläubigen verglichen. Gott öffentlich zu preisen und den Nächsten zu lieben, ist Aufgabe der Christen. Bitte um ewiges Leben. 596 25. 12. 1532. Ein römisch histori (Regenbogen, Kurzer Ton). M. Plautius verlässt Rom und geht nach Asien ins Exil, da der römische Senat ihm feindlich gesinnt ist. Orestilla begleitet ihren Gemahl und erleidet mit ihm Armut und Schande. Als er nach Italien zurückkehrt, stirbt die treue Frau in Tarent. M. Plautius tritt an die Bahre und küsst die Tote, dann ersticht er sich mit seinem Schwert. Beider Eheleute Treue muss geehrt werden. Q.: Valerius Maximus 4,6,3 (Heinrich von Mügeln). 597 26. 12. 1532. [E] Die Clawdia (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Die Vestalin Claudia wird der Verletzung der Keuschheit bezichtigt. Unter Anrufung der Göttin

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Vesta beteuert sie ihre Unschuld und unterzieht sich einer Probe ihrer Keuschheit: Sie vermag Wasser mit einem Sieb zu schöpfen. Deswegen ehrt sie das Volk umso mehr, die Verleumder aber werden verbrannt. Schluss: Sollte heute manche Frau ihre Ehre ebenso unter Beweis stellen, würde das Wasser sicher gleich aus dem Sieb rinnen. Q.: Valerius Maximus 8,1 Absol. 5 (Heinrich von Mügeln). 598 28.  12. 1532. [E] Historia des türckischen scharmützels bey der Newen-stat in Osterreich, anno 1532 (K./G. 2,419). 108 Vs. Beschreibung der Schlacht: Eine 16000 Mann starke Nachhut der Türken wird niedergemacht. Lit.: Feuerstein 2001, 164.

1533  Bittschrift der Meistersinger an den Rat um Überlassung eines anderen Lokals [RV = H 45].

599 1533. [E] Wer hiefür gehe, der schawe an! Das sind auff erd die drey person, so hassen thut der weyse man (K./G. 3,372). 111 Vs. 1. Der arme Dünkelhafte (nur dieser auf dem Holzschnitt dargestellt), 2. Der lügenhafte Reiche, 3. Der laszive, fremdgehende Greis. Kurze Zusammenfassung. 600 1533. [E] Das feindtselig laster der neyd mit sein zwölff aygenschafften (K./G. 3,333). 171 Vs. Der Dichter denkt nach, wodurch die Zwietracht entsteht. Er sieht im Traum Frau Invidia. Erst Beschreibung (genau wie auf dem Holzschnitt), dann der Reihe nach Erklärung: 1. Alt: Wenn der Neid mal Fuß gefasst hat, verlässt er den Menschen nicht mehr; 2. Hörner: Neid macht störrisch und bockig; 3. Blind: Weil er niemandem etwas gönnt, kann er niemanden ansehen; 4. Fledermausflügel: kommt nur heimlich und im Dunkeln; 5. Nackt: kann sich nicht verbergen; 6. Frisst eigene Hand: verzehrt sich; 7. Offene rechte Hand: hat nichts Positives; 8. Spinne auf der rechten Brust: vergiftet alles; 9. Eiter tropft aus der linken: Neid beschädigt sich selbst; 10. Rechter Fuß auf „Treu-Händen“: tritt alles Gute unter sich; 11. Schlange um linken Fuß: vergiftet sich selbst; 12. Skorpion: Neid gebiert alle Laster. Der beschluß: Antik-heidnische und biblische Belege. Q.: Sebastian Brant, Das Narrenschiff, Kap. 53. Lit.: Ecker 1981, 163–174; Schade 1986, 566  f.; Schade 1988, 82  f.; Rettelbach 2019, 218  f.

601 1. 1. 1533. [E] Der getrew ritter (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Als Pompejus in Rom regiert, kommt es in Spanien zu Kämpfen. Ein Römer trifft auf einen Feind, den er nach hartem Kampf schließlich tötet. Als er dem Toten den Helm abnimmt, muss er erkennen, dass er seinen eigenen Bruder getötet hat. Voll Kummer wirft er sein Schwert weg, küsst des Toten Wunden und zieht ihm ein Purpurgewand an, worin er nach der herrschenden Sitte verbrannt werden soll. Als der Tote auf dem Rost liegt, verbrennt er sich zusammen mit ihm. Das ganze römische Heer ehrt diesen Ritter. Schluss: Wer treu liebt und im Unglück mit anderen die gleiche Bürde trägt, dem wird Ehre zuteil. Q.: Valerius Maximus 5,5,4 (Heinrich von Mügeln).



Nr. 607 

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602 3. 1. 1533. Der Eulenspigel (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 39). Eulenspiegel „heilt“ die Kranken im Spital in Nürnberg. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 89 (17).

Lit.: Rettelbach 1994b, 117: „Um den Stoff in drei Strophen zu bringen, mußte er entsprechend kürzen, was er gleichmäßig unauffällig und ohne Einbuße an Verständlichkeit tun konnte. Anders als in anderen Schwänken, anders auch als in vielen späteren ‚Eulenspiegel‘-Bearbeitungen verzichtet er auf Änderungen und ein Epimythion.“ Das Incipit Ein abentewrer Ewlenspiegel war genannt lässt vermuten „dass Sachs 1533 allgemeine Bekanntschaft beim Nürnberger Publikum nicht voraussetzt.“); Tenberg 1996, 98–100 (100: „[…] die erste poetische Bearbeitung einer Eulenspiegel-Historie.“).

603 6. 1. 1533. Die spech puelerey (Frauenlob, Grundweise; G./D. 3, Nr. 40). 15 Str. Ein Liebhaber beteuert in einem Wechselgespräch [beide sprechen je eine Strophe, außer am Schluss] seine Liebe zu einer Dame. Sie zieht jedoch alle seine Redensarten ins Lächerliche. Die Liebessehnsucht seines Herzens deutet sie als Folge des Genusses von schlechtem Wein oder Bier, seinen Liebeshunger glaubt sie mit einem dicken Brei oder einem Pilzgericht stillen zu können. Er ist bei ihr völlig abgeschrieben. Der rechte Lohn für seinen Dienst wäre der Inhalt eines Nachttopfes. Im Spaß lässt der Bittsteller alle Schmähungen über sich ergehen. Sie vergleicht ihn mit dem Pfarrer vom Kalenberg und dem Affen von Heidelberg und lässt sich nicht erweichen. Selbst Stahl und Edelstein sind nicht so hart. Nur auf den Verlust ihrer weiblichen Ehre liefe ihrer Meinung nach alles hinaus. Erst beim Versprechen der Ehe gibt sie nach und verheißt Liebe und beständige Treue. Die letzte Strophe wird auf beide Rollen verteilt. Am Schluss wünscht Hans Sachs Glück. Lit.: Heinzmann 2001, 173  f.

604 4.  2. 1533. Der pharao (Nachtigall, Geteilter Ton). Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Untergang des ägyptischen Heers im Roten Meer, das sich zuvor geteilt hatte. Q.: 2Mose 14,9–31. 605 21. 3. 1533. Die begrebnus Cristi (Nachtigall, Geteilter Ton). Q.: Mk 15,34–47. Vgl. KG 3056, 4841 = Mll. Schluss: Alles geschah nach der propheten sag. 606 30. 3. 1533. Der thomas (Schwarz, Vermahnter Ton). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber nur 20,19–29. Vgl. 210, 297, 384, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Die Christen sollen frohlocken, weil sie selig genannt werden. Lit.: Feuerstein 2001, 166  f.

607 19. 4. 1533. Der karg wolff (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 3, Nr. 41). Ein Jäger, der ein Reh geschossen hat, wird von einem Bären angefallen und getötet [Str. 1]. Der Bär wird im Kampf mit dem Jäger so wütend, dass er seine Wunden vergrößert und ebenfalls stirbt. Ein Wolf kommt zu den drei Leichen. Er will sie als Vorrat in seine Höhle schaffen, doch zuvor möchte er mit der Ochsensehne der Armbrust seinen Hunger stillen [Str. 2]. Als er an der Armbrust zu nagen beginnt, löst sich das Geschoss und tötet ihn. Schluss: Mit dem Wolf kann man den Wohlhabenden vergleichen, der seinen Reichtum nicht mit eigener Arbeit erworben hat und immer sehr geizig und sparsam ist. Er lebt wie ein Hungerleider (nagenranft), obgleich er es sich doch angenehm machen könnte. Wer sich aus Habgier immer nur einschränkt, wird nie dazu kommen,

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das Gut zu genießen [Str. 3]. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 4,5 (S. 74  f. G.). Vgl. KG 5329 = Sg. 608 20. 4. 1533. Der unschuldig esel (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 42). Fuchs, Wolf, Hase und Bär verklagen bei König Löwe aus Neid dessen Hofmeister, den Esel. Wortführer ist der Fuchs. Der Esel strebe nach dem Reich des Löwen, er sei eigentlich ein arglistiger Luchs. Der Löwe will den Esel vom Hof weisen. Doch der Beklagte wehrt sich. Er will den Löwen davon überzeugen, dass er völlig das Aussehen eines Esels habe und nicht wie ein Luchs geartet sei; er sei ohne Arglist und habe nie des Königs Ehre verletzt, die Ankläger hingegen seien wahrhaftig wie Luchse. Sie seien vier hosen eines duchs. Als der König nunmehr auf die vier Verleumder achtet, findet er bald des Esels Meinung bestätigt. Er weist sie aus dem Königreich, den Beschuldigten aber nimmt er in Gnaden wieder auf. Die dem Esel die Grube gegraben haben, sind selbst hineingefallen. Schluss: Solche Ohrenbläser können die Herrscher ziemlich verwirren, und mancher redliche Mann wird so in den kessel gehawen. Die Herrschenden sollen solchen Leuten nicht trauen. 609 1. 5. 1533. [E] Schwanck. Zwayerley ungleicher ehe (K./G. 5,259; G./D. 1, Nr. 34). 60 Vs. Erst der Junge und die Alte, dann der Alte und die Junge. Jeweils Ausbeutung durch den jüngeren Partner. Auch wörtliche Rede, nur nicht der Jungen. Lit.: Rautenberg 1997, A 371  f.; Bake 2013, 166–168.

610 3.  5. 1533. [E] Die Judit mit Holoferne ob der belegerung der stat Bethulia (K./G. 1,246). 202 Vs. Inh. u. Q. wie KG 217 = Ml. Vgl. 334 (Str. 3), 4129, 4622 = Mll. und 3526 = Com.

Lit.: Lähnemann 2006, 392–394 (393: „Sie geht in Gott und in der Geschichte auf und wird aus der Moral, die Sachs im Beschluß zieht, völlig ausgeblendet. Die Lehre selbst wird aus der tröstlichen Histori heraus entwickelt, ohne zu einem eigentlichen Ziel zu kommen. Der in v. 187 beginnende Satz endet im Anakoluth bzw. geht in die Autornennung über, ohne daß die durch den Temporalsatz angekündigte Schlußfolgerung gezogen würde.“); Bake 2013, 290  f.; Sasse 2020b, 332 A. 1259.

611 9. 5. 1533. Die wal der zweyer Jünger (Frauenlob, Leidton). Matthias wird Nachfolger des Judas im Apostelamt. Schluss: Bitte um standhafte Prediger. Q.: Apg  1,15–26; Ps 69,26; Ps 109,8. Vgl. KG 3543, 4649, 4874, 5037 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 306–308.

612 15. 5. 1533. Das erst concilj (Folz, Hoher Ton). Apostelversammlung in Jerusalem. In der Frage, ob die Heiden beschnitten werden sollen, entscheidet man sich für die Befreiung vom Gesetz. In einem Brief werden die Gemeinden davon benachrichtigt. Schluss: Gott möge uns von menschlichen Gesetzen befreien. Q.: Apg 15,1  f.7–13.23a.28  f. Lit.: Dehnert 2017, 308–311.

613 31. 5. 1533. Der herzen spiegel (Frauenlob, Spiegelton). So wie der Spiegel das Äußere des Menschen abbildet, so das Herz sein Inneres. Darin ist zu sehen, wie er leben soll: frei von Neid, Zorn oder Hass, ohne Dünkel und Untreue, nicht in Faulheit und Trunksucht. Weil alle diese Laster den Menschen unschön machen, soll jeder in sein eigenes Herz schauen und alles Böse ausrotten. Q.: Sebastian Franck, Chronica, cvjv. Vgl. KG 631 = Sg.



Nr. 619 

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614 1. 6. 1533. [E] Schwanck. Der alten weiber roßmarck (K./G. 5,261; G./D. 1, Nr. 35). 182 Vs. Der Dichter im Schlaraffenland beim Frauen-Tauschmarkt. Ein Junger will seine Alte, ein Alter seine Junge tauschen; alle vier erheben die üblichen Klagen. Der beschluß: Rat zu vernünftiger Ehe. Lit.: Gabaude 2014a, 39–43.

615 3.  6. 1533. Der schreyent esel (Frauenlob, Grüner Ton; G./D.  3, Nr.  43). Einen laut schreienden Esel verwechseln die kleinen Tiere mit dem Leoparden. Sie fürchten sich vor ihm. Stolz will der Esel seine Macht einem Löwen beweisen. Doch der Löwe lässt sich durch das Geschrei nicht erschrecken, er weiß, dass des Esels Weisheit und Kunst nur vorgetäuscht sind. Schluss: Wenn einer mit großem Geschrei etwas ausrichten will, dann gleicht er diesem Esel, auf den das Sprichwort passt: Wenig wollen vnd vil geschreis, sprach der tewffel, als er ein saw peschure. Q.: Romulus 4,10 = 83 T. (4,10 Steinhöwel). Vgl. KG 2495 (verl.) = Ml. 616 10.  6. 1533. [E] Der narren fresser (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 44). Inh. u. Q. wie KG 399 = Sg. Der Dichter erfährt, dass am nächsten Morgen der grausame Narrenfresser kommen wird. Er fürchtet ihn mehr als Feuer und Wasser oder als die Gicht (sant Urbans plag) [Str. 1]. Meister und Schüler, aber vor allem diejenigen, die sich allzu leicht erzürnen und ärgern lassen, sollen sich vor dem dicken und starken Riesen in Acht nehmen [Str. 2]. Vor ihm kann man sich nicht verstecken. Wenn des Dichters Zuhörer dem Narrenfresser entrinnen wollen, dann sollen sie zusammen mit ihm entfliehen [Str. 3]. 617 10.  6. 1533. Der mender fresser (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D.  3, Nr. 45). Der Dichter hat in einem Brief gelesen, dass heute der Männerfresser kommen werde, der Feind aller Männer, die noch Herr im Hause sind. Sollte einer davon unter dem Publikum sein, dann soll er gleich davonlaufen, sonst wird er gefressen. Aber es ist keiner mehr Herr im Haus. So können die Anwesenden ohne Sorge sein. Daher freut sich der Dichter und fordert das Publikum zum Trinken auf. 618 10. 6. 1533. [E] Der getrew hunt (Sachs, Silberweise; G./D. 3, Nr. 46). Xanthus, Äsops Herr, hat eine böse Frau, die sich nicht dem Willen des Mannes unterwirft. Eines Tages gibt er Äsop ein gespicktes Huhn, damit er es demjenigen vorsetze, der dem Herrn am besten gesinnt ist. Äsop trägt die Speise zum Hund. Die böse Frau sieht das und wirft ihrem Mann vor, seine Begierde sei „hündisch“. Auf Befragen erklärt Äsop, der Hund sei der Gutwilligste; selbst wenn er geschlagen werde, komme er freundlich zurück, werde die Frau aber von ihrem Mann nur ein wenig „sauer“ angeschaut, dann schlage sie um sich und spreche vierzehn Tage kein gutes Wort. Schlüge er sie, dann laufe sie sogar fort. Xanthus muss Äsop recht geben. Schluss: Hat nicht auch heute mancher eher einen gutwilligen Hund als eine gutherzige Ehefrau? Q.: Leben Äsops 44–46 (Steinhöwel, 51,9b-31a Ö.). Vgl. KG 5429 = Fsp. Lit.: Holzberg 2018, 502  f.

619 24. 6. 1533. [E] Das weyse urteyl künig Salomonis (K./G. 1,243). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 212 = Ml. Vgl. 632 = Ml. und 3239 = Com. Der beschluß: Vorbild für einen weisen Richter.

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620 29.  6. 1533. Die huererey (Regenbogen, Langer Ton). Unzucht und Abgötterei des Volkes Israel werden von Gott streng bestraft. Der Priester Pinehas ersticht den Israeliten Simri und dessen midianitische Freundin Kosbi. Vierundzwanzigtausend Anhänger des Gottes Baal-Peor werden getötet [Str. 1 und 2]. Auslegung: An dieser historj sollen die Christen ermessen, wie streng Gott die Unzucht bestraft. Das ist geschehen als vürpild, um Gottes Zorn zu verkünden, hat doch die Hurerei überall und bei allen stenden, bei Mann und Frau und im ganzen Land so sehr überhandgenommen, dass man sie gar nicht mehr für Sünde hält. So aber folgt ein Laster aus dem anderen. Gott selbst muss strafen, da sich sonst niemand findet, der, wie einst Pinehas, der Obrigkeit beisteht, das strafende Schwert zu ergreifen [Str. 3]. Q.: 4Mose 25,1–4.6–10. Vgl. KG 964 = Sg. 1. Hälfte Juli 1533.: Ausbruch der Beulenpest in Nürnberg. Abklingen erst im Januar 1534.

621 10.  8. 1533. [E] Evangelium. Der balck im aug. Matthei 6 (K./G.  1,294). 51 Vs. Q.: Mt 7,3. 622 [E] Der eynig vogel fenix (K./G. 1,324). 52 Vs. Beschreibung des Fenix (Phoenix) und allegorischer Vergleich mit Christus. Q.: wohl nicht Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,2 direkt (so Sachs 324,13), sondern Sebastian Franck, Chronica, cxxvjv–cxxvijr. 623 21.  9. 1533. [E] Ein kampff-gesprech zwischen dem Tod unnd dem natürlichen Leben, welches undter ihnen beyden das besser sey; fast nützlich zu lesen (K./G.  1,442). 590 Vs. Der Dichter, unterwegs zum Vogelfang, verirrt sich und läuft einer jungen Frau bis in eine Höhle nach: Es ist das Leben auf der Flucht vor dem Tod. Im Gespräch zwischen Leben und Tod gibt es ihm stets die Stichworte für die üblichen Gemeinplätze über seine Unentrinnbarkeit. Am Schluss predigt der Tod noch die lutherische Gnadenlehre und verschwindet dann mit dem darüber ganz glücklichen Leben. Der Dichter geht mit Gedanken über den Tod von dannen. Lit.: Feuerstein 2001, 169  f.

624 27. 9. 1533. [E] Die böß gesellschafft mit ihren neun aygenschafften (K./G. 3,444). 200 Vs. Der Dichter denkt über das besonders bei der Jugend zu beobachtende Überhandnehmen der Laster nach. Im Traum sieht er in einer Wildnis ein Wesen, das oben Frau, unten Schlange ist: die schlechte Gesellschaft. Als er erwacht ist, erklärt er das Bild als Darstellung von neun Eigenschaften: 1. Frau: das Verführerische schlechter Gesellschaft; 2. Helm: Schutz- und Trutzbündnis einer Gesellschaft; 3. Hat keine rechte Hand: ist keiner aufrechten anständigen Tat fähig; 4. Linke Hand von Schlangen umwunden: Betrug und Hinterlist; 5. Narrenkappe am Hals: Die Gesellschaft schadet sich selbst; 6. Drachenflügel: Lasterhaftigkeit; 7. Schlangenunterleib: Laster; 8. Menschen mit Ketten an sie gebunden: ihre Knechte; 9. Sie sind in einem Sumpf: Sie baden in armut, trübsal, schand und schaden. Der beschluß: Junge Leute sollen böse Gesellschaft meiden. Vgl. KG 2992 = Ml. und 2993 = Sg. 625 12. 10. 1533. Das gulden kalb (Heid, Kälberweise). Die Israeliten fertigen ein goldenes Kalb, das sie anbeten, während Moses auf dem Berg Sinai weilt. Gott zürnt dem Volk,



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und Moses befiehlt den Angehörigen des Stammes Levi, alle zu töten, die das Kalb anbeteten. Schluss: Der Dichter fordert die christliche Obrigkeit auf, die Übertreter des göttlichen Gebots nicht zu schonen. Dann braucht Gott nicht mehr selbst zu tun, was er von der christlichen Obrigkeit fordert. Q.: 2Mose 32,1–28. 626 6. 12. 1533. Der Sabath precher (Mügling, Traumweise). Gott befiehlt Moses, einen Sabbatschänder mit dem Tode zu bestrafen. Auslegung: Da Gott den Sabbatbrecher so sehr bestraft hat, wie sehr wird er erst Freveltaten wie Würfel- und Kartenspiel, Völlerei, Schwören, Totschlag, Geiz und Wucher, Betrug und financz, wie Unkeuschheit, Tanz, Dünkel, Prunksucht und Ruhmsucht bestrafen! Weil wir Gottes Gebot nicht halten, schickt er uns Krieg, Teuerung und jehen dot. Q.: 4Mose 15,32–36; 10,12; 12,16. Vgl. KG 692 = Sg. Mit dem jehen dot dürfte laut Feuerstein 2001, 169 die Nürnberger Pest gemeint sein, die Sachs in Übereinstimmung mit Osiander als Gottesstrafe auffasste. Weitere Lit.: Dehnert 2017, 180  f.

627 11.  12. 1533. [E] Die tugentreich fraw Armut mit iren zehen eygenschafften (K./G. 3,226). 227 Vs. In der Vorrede wird betont, dass von der Arbeit die Rede sein wird, die aus der Not eine Tugend macht. 1. strenges Angesicht, weshalb jeder vor ihr flieht; 2. schwarzes, zerrissenes Kleid: Sie wird verachtet; 3. Sie trägt einen schweren Mühlstein: weil sie alle Last, z.  B. Wucher, Zinsen etc. auf sich nimmt; 4. hat Turteltaubenflügel: ist immer friedlich; 5. steht mit einem Bein im Sumpf: hat viele Plagen, z.  B. Schulden; 6. … mit dem anderen auf einem Felsen: muss karg und mäßig sein; 7. trägt einen Hammer: Sie hat jede Produktivität hervorgebracht; 8. trägt einen Stab in der anderen: hat immer Hoffnung; 9. hat ein goldenes Herz, also im Inneren die Schätze, und das sind die Tugenden; 10. trägt einen Lorbeerkranz, weil sie sich aller Laster enthält. Im beschluß Aufzählung von armen Römern und Verweis auf die Armut Jesu, der Propheten und Apostel. Lit.: Müller 1985, 163–168 (168: „Sachs lobt nicht wie andere Autoren die Armut. Vielmehr preist er diejenigen Armen, die – ‚weil es ye mag nit anderst sein‘ – ihr Schicksal willig auf sich nehmen. Ihnen will er Mut und Hoffnung zusprechen. Wie könnte er dies glaubhaft tun, wenn er wie die anderen Laudatoren die negativen Seiten der Armut unterschlagen würde? Entsprechend handelt es sich bei dem Spruchgedicht eigentlich gar nicht um einen Lobspruch auf die Armut, sondern um eine Verbindung dieses traditionellen Genres mit der ebenfalls traditionellen Armutsklage; Sachs bietet ausschließlich bekannte Argumente auf, seine Verbindung dieser Argumente aber ist neu.“); Spriewald 1990, 156–158; Rettelbach 2019, 219  f.

628 12. 12. 1533. [E] Spruch oder schwanck von dem Lügenberg (K./G. 5,325; G./D. 1, Nr.  30). 302 Vs. Von einem Ausschreier werden neun auf dem Lügenberg stehende lügende Gesellen angekündigt: 1. Der ehrenlügner: ein Handwerker, der seine Ehre durch Lügen wahrt; 2. Der märlügner: erzählt Lügen über Könige usw.; 3. Der alt lügner: Seine alten Geschichten sind unwahr; 4. Der schwatzlügner: lügt um des Schwatzens willen einfach drauflos; 5. Der rumlügner: Seine Lügen sind Prahlereien mit großen Taten; 6. Der schmaichel-lügner: schmeichelt und heuchelt; 7. Der trug-lügner: der alle betrügende Kaufmann; 8. Der hader-lügner: lügt jedem etwas anderes vor; 9. Der doppelt lügner: übertrifft alle Lügner. Alle außer ihm bitten, dass man ihnen herunterhilft, aber der große Haufen unten weigert sich und lässt sie allen zur Mahnung oben.

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Der beschluß: Alle lügen, aber irgendwann kommt die Wahrheit doch ans Licht. Vgl. KG 3326 (verl.) = Ml. Lit.: Gabaude 2013b.

629 28. 12. 1533. [E] Das wappen der vollen brüder (K./G. 3,527; G./D. 1, Nr. 31). 83 Vs. Heraldik für Faulenzer und Schlemmer. Also Parodie auf ein Wappen. Lit.: Van D’Elden 1980.

1534 629a 1534. [E] Die lose fraw (K./G. 5,255; G./D. 1, Nr. 32). 127 Vs. Mann kommt heim, Frau hat nichts gemacht, trinkt. Streit- und Prügelszene. Sie läuft davon, aber da sie bei den Freunden auch faul und schlecht ist, bringen die sie zurück und sie bittet den Mann kniefällig, sie wieder zu nehmen. Der Dichter weiß nicht, wie lang es gut ging, rät aber dann wie immer zu Frieden in der Ehe. 630 12.  1. 1534. Kampff-gesprech. Das alter mit der jugend (K./G.  4,31). 922 Vs. Die beiden streiten lange hin und her, wobei sie beide auf Personen aus Bibel und griechisch-römischer Literatur, ja sogar Artus etc. verweisen. Am Schluss treten Klotho, Atropos und Lachesis auf, die ersten beiden zunächst je für Alter und Jugend, Lachesis dann vermittelnd und Atropos mit dem Schlusswort: Alter und Jugend sollen sich gegenseitig achten. 631 7. 2. 1534. [E] Der hertzenspiegel (K./G. 3,115). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 613 = Ml. 632 7. 3. 1534. Der traum und vrtail Salomonis (Mönch von Salzburg, Chorweise). 5 Str. Salomo nimmt die Tochter des Pharao zur Frau. Er bittet Gott um die Gabe der Weisheit. Daraufhin wird ihm die Verheißung Gottes in einem Traum mitgeteilt. Dann wie KG 212 = Ml. und 619 = Sg. Vgl. 3239 = Com. Schluss: Wenn einer in Weisheit über den Reichtum herrscht, dann kann er an Ehre in der Welt gewinnen. Wer sich um Gerechtigkeit bemüht, der wird gelobt. Q.: 1Kön 3,1–28. 633 20. 3. 1534. [E] Die vier trefliche menner sampt ander vilen, so durch frawen-lieb betrogen sind und noch betrogen werden (K./G. 2,290). 110 Vs. Erst etwas ausführlicher Samson, David, Salomo und Aristoteles, dann eine längere Reihe aus Bibel und griechisch-römischer Antike, bis zu drum spar dein lieb bis in die eh … Lit.: Stuplich 2006; Bake 2013, 285–287; Sasse 2020b, 337  f.

634 8. 4. 1534. [E] Die eytel vergencklich freud unnd wollust dieser welt (K./G. 4,165). 162 Vs. Der Dichter denkt, wie oft sich bei ihm Glück ins Gegenteil verkehrte, wünscht sich Freude und Wollust, sieht dann im Traum Frau Voluptas, die ihn zu einem locus amoenus mit einer wunderschönen Burg führt und ihm darin dann lauter schöne Dinge zeigt. Es gefällt ihm auch alles bestens, aber dann wacht er auf, es war nur ein vergänglicher Traum, und er mahnt, man solle sich weg von den vergänglichen irdischen Freuden den himmlischen zuwenden. Lit.: Ecker 1981, 163–174; Schüppert 1992a, 669; Zink 1995, 229.



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635 8. 4. 1534. [E] Die armut mit ihrem uberlangen schwantz (K./G. 4,353). 100 Vs. Die Armut trägt auf ihrem Schwanz alle Stände. Aufzählung von dreizehn Tätigkeiten, die zur Armut führen. Dann Unglücksfälle und Schicksalsschläge. Rat, man solle sich in sein Los fügen, belegt durch Zitate u.  a. von Cicero, Valerius Maximus. 636 16. 4. 1534. [E] Haintz Widerporst (K./G. 5,321; G./D. 1, Nr. 36). 124 Vs. Aus Lappland kommend, lehnt er sich gegen alles auf, ist immer anderer Meinung, und entsprechend sieht er aus. Der beschluß: Man soll vielmehr sanft und friedlich sein, wie auch Freidank sagt. 637 20. 4. 1534. [E] Klagred der waren freundschafft uber das volck christlicher landt, welliches sie flüchtig verlassen muß (K./G. 3,297). 172 Vs. Der Dichter ist auf der Jagd, gelangt dabei bis zur zur Donau. Von zwei weißen Schwänen gezogen, kommt ein Schiff mit einer schönen Frau: Amicitia, die von den Christen weg zu den Heiden fährt. Der Dichter preist sie im Sinne Ciceros, aber sie sagt, es gebe jetzt unter den Christen nur Eigennutz. Auf seine Frage sagt sie, was die wahre Freundschaft sei und zählt heidnische Freundespaare wie Achill und Patroklus auf. Sie beklagt dann nochmals, dass es unter Christen keine Freundschaft mehr gebe und fährt weiter Richtung Türkei. Auch der Dichter klagt am Schluss. 638 30.  4. 1534. Comedia oder kampff-gesprech zwischen Juppiter und Juno, ob weiber oder mender zun regimentn tüglicher seyn; hat V person. (K./G. 4,3). 871 Vs. Q.: wohl nicht Ovid, Metamorphosen 3,316–338. Weicht erheblich ab von Ovid, obwohl Sachs (durch den Mund des Prologsprechers) immerhin von Juno sagt, sie will nicht immer unden liegen. Inhalt: Jupiters Streit mit Juno darüber, wer regieren soll, wird von dem Zwitter Thiresias (Tiresias) im Sinne Jupiters entschieden. Szenenübersicht: 1. Prolog Narr: Inhalt, aber Lösung offen. 2. Dialog Jupiter–Mercurius: Mercurius soll Juno zu Jupiter holen. 3. Dialog Jupiter–Juno: Wer der Richter sein soll, Entscheidung für Thiresias, der sieben Jahre Frau war; Mercurius soll ihn holen. 4. Szene Narr–Juno–Jupiter: Narr macht sich über Junos Wunsch lustig. 5. Szene Narr– Thiresias–Mercurius–Juno–Jupiter: Vor Thiresias (halb mann und halb weib) nun das Streitgespräch mit dem Narren als Bomolochos. Jupiter und Juno argumentieren vor allem mit Präzedenzfällen aus griechisch-römischer Literatur, Bibel, Mittelalter und Boccaccio, gehen dann ab. 6. Szene Mercurius–Thiresias–Narr: Mercurius schlägt vor, die Frauen einmal vorübergehend regieren zu lassen, der Narr, sie sollen einander wöchentlich abwechseln. 7. Vorige + Juno, Jupiter: Thiresias spricht das Urteil: Es ist, obwohl er Sympathie für Junos Standpunkt empfindet, durch Gott und Justinianus so festgelegt, dass die Frau dem Mann untertan sein soll. 8. Epilog Narr. Lit.: M. E. Müller 1985, 254  f. (255: „Anzunehmen, daß den Zeitgenossen die objektive Komik der sich auf sich selbst berufenden männlichen Autorität entgangen ist. Sachs schert sich um solche Anachronismen so wenig wie sein Publikum, zumal überzeitliche Wahrheiten kleinliche Zahlenakrobatik nicht dulden.“); Stuplich 1998, 71–73; Classen 2003, 517–520 (519: „Nowhere else has Sachs more clearly reflected upon the dilemmatic gender problematics.“); Baro 2009, 378  f.; Baro 2011b, 100–104.

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639 7. 5. 1534. [E] Des verjagtn Frids klagred uber alle stendt der welt (K./G. 3,325). 278 Vs. Der Dichter steigt auf der Suche nach medizinischen Kräutern hinauf zu einer alten verlassenen, aber noch kunstreich verzierten Burg, in der Füchse und andere Tiere hausen, und begegnet dort einer mit Lämmern dasitzenden schönen Frau, Frau Pax, die sich als von der ganzen Welt verjagt beklagt. Sie zeigt anhand der Stände, beginnend mit den Fürsten, dann der Berufe, der Konfessionen, des Verhältnisses der Geschlechter usw., auf, dass es nirgends Frieden gebe. Das beklagt der Dichter beim Weggehen, Tullius und Augustin zitierend. Lit.: Spriewald 1990, 159; Feuerstein 2001, 172  f.; Rettelbach 2002, 657  f.: „[…] steht dieses Spruchgedicht mit seiner Verteufelung des Krieges nahe an der Grundsatzkritik des Erasmus.“); Classen 2011, 528–533.

640 10.  5. 1534. Der aufrüerisch goltschmid (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). In Ephesus stiftet der Goldschmied Demetrius die Einwohner zu einem Aufstand gegen Paulus und dessen Reisegefährten an. Der Kanzler der Stadt beruhigt das Volk und verweist es an die zuständigen Gerichte. Schluss: So töricht verhält sich die Welt auch heute, wenn ihr Gottes Wort am pauch schadet. Gott jedoch wird seine christliche Gemeinde stets schützen. Q.: Apg 19,23–38.

Anlass: Rückeroberung Württembergs durch Herzog Ulrich? Feuerstein 2001, 171: „Aus dem Meisterlied spricht Sachs’ Mißtrauen gegenüber umstürzlerischen Tendenzen gleich welcher Art.“

641 11.  5. 1534. Der plaicher mit dem koler (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 47). Ein Bleicher kommt in den Wald zu einem Köhler, um dort, des größeren Platzes wegen, zu wohnen und sein Handwerk zu verrichten [Str. 1]. Als der Köhler mit seinem Kohlenstaub die gebleichten Tücher beschmutzt, macht ihm der Geschädigte Vorwürfe. Schließlich verlässt er den Köhler wieder [Str. 2]. Epimythium: Zwei verschiedene Menschen können nicht zusammenleben. Was der eine gut macht, verdirbt der andere. Deshalb sagt man Gleich und gleich sey ein par [Str. 3]. 642 27. 5. 1534. Die demuet (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Die Demut Jesu Christi, seine Erniedrigung und Erhöhung sollen uns Vorbild sein. Schluss: Christus soll man in allen Dingen die Ehre geben. Q.: Phil 2,5–13. Vgl. KG 5012 = Ml. 643 31. 5. 1534. Die weiber zwcht (Mügling, Hofton). Vom christlichen Lebenswandel der Frauen [Str. 1 und 2]. Drei „Stücke“ soll eine Frau sich merken: 1. in keuschem Wandel ihrem Mann untertan zu sein; 2. sich nicht in Dünkel und Prunk zu kleiden, dadurch reizt sie zur Unzucht; 3. inwendig mit Tugend geschmückt zu sein. Heilige Frauen sollen ihr ein „Ebenbild“ sein [Str. 3]. Q.: 1Petr 3,1–6. 644 31.  5. 1534. Die drey wachsenden ding (Sachs, Silberweise; G./D.  3, Nr.  48). Drei Dinge werden immer größer, je mehr man sich bemüht, sie zu verbergen. 1. Armut: Will man sie geheim halten, nimmt sie immer mehr zu, denn ein Schaden bringt den anderen hervor. Zuletzt muss man den Hausrat verkaufen und mit Weib und Kind entfliehen [Str. 1]. 2. Krankheit: Bleibt sie unbehandelt, wird sie immer schlimmer, bis alle Hilfe zu spät ist [Str. 2]. 3. Das scheysen soll man nicht verhalten, denn schließlich schafft es sich doch seine Bahn und stößt sich die Türe auf. Hemd und Hose müssen dann in den Fischbach. Schluss: Drei Lehren kann man daraus ziehen. 1. Wenn einer



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arm geworden ist, dann soll er in allen Dingen den Mantel nach dem Wind kehren. 2. Ein Kranker soll sich rechtzeitig helfen lassen. 3. Seinen Stuhlgang soll man nicht verhalten, dann wird man mit Ehre alt [Str. 3]. Vgl. KG 5211 = Sg. Lit.: R. Hahn 1994, 483  f.

645 27. 6. 1534. [E] Das waltzend glück (K./G. 4,157). 124 Vs. Der Dichter denkt eines Nachts darüber nach, warum die einen Glück haben, die anderen nicht. Im Traum sieht er das Glücksrad mit der Menge davor und denen, die darauf sitzen, angetrieben von der blinden Fortuna. Virgilius spricht dann über die Wandelbarkeit des Glücks. Nach dem Erwachen denkt der Dichter, man solle dem Glück nicht vertrauen, was er u.  a. mit einem Spruch des Kleobulus belegt. Lit.: Sasse 2020b, 263–266.

646 27. 6. 1534. [E] Fama, das weytfliegent gerücht (K./G. 4,161). 106 Vs. Beschreibung der Fama in freier Wiedergabe derjenigen bei Vergil (Aeneis 4,174–187). Im beschluß dann Warnung vor dem Gerücht mit Bibelbeleg. Vgl. KG 2067 = Ml. Lit.: Hardie 2012, 611  f.

647 10. 7. 1534. [E] Erklerung der tafel des gerichts, so der köstlich maler Apolles dem könig Antiocho entwarf (K./G. 4,304). 94 Vs. Beschreibung des Apelles-Gemäldes mit dem eselsohrigen ungerechten Richter und den Personifikationen von Unwissenheit, Argwohn, Verleumdung, Betrug, Tücke, Neid, Irrtum, Strafe, Reue und Wahrheit. Q.: Lukian, Darüber, dass man einer Verleumdung nicht leichtfertig glauben soll 5 (wohl nicht nach Dietrich von Pleningen oder Jakob Schenk). 648 14. 7. 1534. [E] Ein tisch-zucht (K./G. 4,297). 72 Vs. Anweisungen vom Beginn bis zum Ende der Mahlzeit. Vgl. KG 1168 = Ml. und 1214 = Sg. Lit.: Homolka 1983, 232–349; Gabaude 2010; Bake 2013, 96.

649 24. 7. 1534. [E] Der buchstab Pitagore Y, bayderley straß, der tugent und untugend (K./G.  3,92). 82 Vs. Laut „Virgilius“ die beiden Straßen zu Tugend und Untugend. Danach Zeitkritik mit Verweis auf die Tabula Cebetis. Lit.: Rettelbach 2019, 185  f.

650 31. 7. 1534. [E] Bald-anderst so bin ich genandt, der gantzen welte wol bekandt (K./G. 5,310; G./D. 1, Nr. 37). 106 Vs. Der Dichter wird beim Angeln am Rhein von einem Unwetter überrascht, flüchtet vor dem Regen in eine Höhle und trifft dort Baldanders, der alles ständig verändert. Beschluß: Der Mensch soll sich mit dem ständigen Wandel abfinden. Vgl. KG 3325 = Ml. Lit.: Tarot 1977; Ecker 1981, 163–174.

651 1. 8. 1534. [E] Ein ermanung an die weltkinder, so in allem wollust ersoffen seind (K./G. 1,422). 96 Vs. Predigthafte Warnung vor Wollust mit Verweis auf St. Antonius und Bibelbelegen. 652 August 1534. [E] Der pueler fogelhert (G./D. 1, Nr. 38). Sg. [verl.] Lit.: Bake 2013, 71  f.

653 August 1534. [E] Der traum Paridis Sg. Laut Sachs 48 Vs. Inh. u. Q. vermutlich wie KG 5435 = Sg. [verl.]

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654 12. 8. 1534. [E] Schwanck. Wer lust zu gewinnen hat ein krantz / füg sich zu diesem nasen-dantz (K./G. 5,276; G./D. 1, Nr. 39). 102 Vs. Der Dichter kommt nach Gümpelsbrunn, sieht die drei für die besten Nasen ausgesetzten Preise an einer Stange und dann den Nasentanz der Bauern. Vgl. KG 2794 = Ml., 2941 = Sg. und 3216 = Fsp. Lit.: Zschelletzschky 1975, 332; Gabaude 2013b.

655 16.  8. 1534. [E] Klagred der neun Muse oder kunst uber gantz Teutschland (K./G. 4,124). 110 Vs. Die Musen, die der Dichter auf der Jagd im Schwarzwald während der Verfolgung einer Hirschkuh trifft, klären ihn, abgerissen und mager wie sie sind, über die Gründe auf, die zur allgemeinen Verachtung der Kunst geführt hätten: Man suche Wollust, Gewalt und Pracht und wolle nur das, was dazu verhilft: Geld. Sie wollen, ehe sie verhungern müssen, Deutschland verlassen, kunstlos und ohne Verstand, wie es sei.

Lit.: Zschelletzschky 1975, 100–106; M. E. Müller 1985, 50  f.; Spriewald 1990, 159  f.; Flood 1999 (286: „Die Musen, wie sie Pencz im Holzschnitt gezeichnet hat, leiten sich in kunsthistorischer Sicht direkt von den allegorischen Figuren ab, die Dürer für Maximilians ‚Triumphwagen‘ entworfen hat […].“ 290: „Ausdruck der allgemeinen Kulturkrise wie auch der Unzufriedenheit im deutschen Humanismus in dieser Zeit.“); Flood 2003; Kipf 2015, 421–423.

656 20. 8. 1534. [E] Schwanck. Die faul hausmaid (K./G. 5,184; G./D. 1, Nr. 40). 128 Vs. Der Dichter ist zum Zechen eingeladen, und als das Huhn, das die Magd zubereiten soll, nicht kommt, schaut die Hausfrau nach ihr und findet die Magd schlafend. Dann hält sie eine Rede über die Faulheit der Magd, bis diese erwacht. Kurze Abschlussgedanken des Dichters. Nach Rupprecht 1992 könnte der Sachs-Text einem Gemälde von Nicolaes Maas (1655) als Vorlage gedient haben. Lit.: Harms/Schilling 1985, Nr. 146; Rupprecht 1992, 25–28; Schilling 1997, 403  f.

657 21. 8. 1534. [E] Der buler artzney (K./G. 3,437). 242 Vs. Der Dichter trifft beim Spazieren einen Gesellen, der ihm von den leidvollen Erlebnissen mit einer käuflichen Geliebten und deren Kupplerin erzählt. Als Gegenmittel rät der Dichter, der Geselle solle sich einer ehrbaren Frau zuwenden und diese heiraten, wofür ihm der Geselle dankbar ist. Vgl. KG 2983 = Ml. 658 20. 10. 1534. Ein antwort auff alle straffer (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 49). Der Dichter wendet sich an die Meistersingergesellschaft, da er Meistergesang hören und daraus gute Sitten, Tugend und zuecht lernen will. Aber unter der Gesellschaft ist ein lumpen man, ein Verleumder. Diesen Quatschkopf (hüeppel püeb) sollte die gselschaft ausschließen. Mit seinem wertlosen Geschwätz ist er für die Kunst eine Schande und ein Hindernis. Wenn er den entsprechenden Lohn empfinge, dann wäre das nur gerecht, denn: Wer kegeln will, muss aufsetzen. Diesmal aber will der Dichter ihn verschonen und ihn lediglich ermahnen, seine Neckereien zu unterlassen. Will er Ansehen gewinnen, soll er keine straffer singen, sondern nach christlicher Lehre aus den beiden Testamenten sowie aus der alten römischen Geschichte oder sonstige hoffliche gedicht, denn Gesang soll Sitte und Tugend lehren.



Nr. 364 

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659 20. 11. 1534. [E] Hans Unfleiß (K./G. 5,318; G./D. 1, Nr. 41). 86 Vs. Im Gespräch mit dem Dichter, der ihn spät abends aus dem Fenster sieht, charakterisiert er sich als Personifizierung des Ungeschicks, der Schaden bringenden Umständlichkeit und der Stümperhaftigkeit. Dann macht er sich davon. 660 22. 11. 1534. Ein anfang auf ein singen in der Kirchen oder Schul 96 psalm (Sachs, Klingender Ton). Lobpreis Gottes, des Weltherrschers [Str. 1 und 2]. Zusammenfassende Wiederholung. So wollen wir auch heute Gott lobsingen [Str. 3]. Q.: Ps 96. Vgl. KG 4296 (verl.), 4463 (verl.) = Mll. und 5940 = Sg. 661 22. 12. 1534. Das lobgesang Zachariae (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 280 = Ml. Vgl. 3200 = Ml. 662 → nach 697 663 → nach 697

1535 664 6. 1. 1535. Der puellet ochs (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Perillus, ein athenischer Künstler, gießt dem Tyrannen Phalaris von Agrigent, um dessen Gunst zu gewinnen, aus glockenspeis einen hohlen Stier. In diesen können Gefangene gesperrt werden, deren Schmerzensschreie, wenn unter dem Kunstwerk ein Feuer entfacht wird, dem Brüllen des Stieres ähneln. Als der Künstler seinen Lohn verlangt, befiehlt der Tyrann, mit ihm den ersten Versuch zu unternehmen. So wird ihm selbst zum Verderben, was er anderen zugedacht hat. Ovid sagt, kein Gesetz sei gerechter als das, demzufolge einer auf die gleiche Art umkommen soll, die er sich für andere ausgedacht hat [Ars amatoria 1,655  f.]. Die gleiche Antwort gibt Phalaris den um ihren Künstler klagenden Athenern. Schluss: Will einer in Ruhe und Frieden leben, dann soll er anderen keine Grube graben, um nicht selber hineinzufallen. Q.: nicht Gesta Romanorum, Nr. 48 Ö., sondern Hartmann Schedel, Liber chronicarum, LVIv (Alt) und Sebastian Franck, Chronica, xxiiijr. Lit.: Neumann 2005, 89.

364 7. 1. [E] Comedia. Die gantz histori Tobie mit seinem sun, hat xiiij person und v actus (K./G. 1,134). 838 Vs. Q.: Tob 1–13. Vgl. KG 1333 = Ml. Inhalt: Der erblindete Tobias schickt seinen gleichnamigen Sohn nach Rages zu Gabelus (Gabael), von dem er geliehenes Geld zurückfordern soll. Von einem Engel begleitet kommt Tobias zu Raguel, der ihm seine Tochter Sara zur Frau gibt. Nach dem Treffen mit Gabelus kehrt Tobias nach Hause zurück und macht die Augen seines Vaters durch Bestreichen mit Fischgalle wieder sehend. Der Engel gibt sich als Raphael zu erkennen und kehrt zum Himmel zurück. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt in groben Zügen. 2. Dialog Tobias sen.–König Assaradon (Salmanassar): Er dankt ihm für Freilassung und Rückerstattung des Besitzes. Soll Gott danken. 3. Dialog Tobias sen.–jun.: T. jun. soll Arme zum Fest des Herrn einladen.

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 1535

4. Tobias sen. zu Frau Hanna: soll Mahl bereiten. 5. Dialog Tobias jun.–sen.: Ein Israeli wurde von einem Heiden erschlagen; sie gehen ihn begraben. 6. Dialog Nabat–Hanna: Tobias sen. soll nicht die Toten begraben, König Assaradon will es nicht. 7. Tobias jun. zu Hanna: Tobias sen. durch herabfallenden Taubenmist erblindet. 8. Dreigespräch Hanna–Tobias sen.–Nabat; jun. stumm: Vorwürfe an Tobias sen.; der betet zu Gott; will sterben. II. 1. Dialog Tobias sen.–jun.: Lehrvortrag. Tobias junior soll zu Gabelus in Rages gehen und die diesem geliehenen 10 Pfd. Silber zurückfordern; sen. gibt ihm Schuldschein. 2. Dialog Tobias jun.–Engel: Engel kann ihn nach Rages führen. 3. Szene Engel–Tobias sen.–jun.; Hanna stumm: Beauftragung des Engels zur Führung, Abschiedsszene. 4. Dialog Hanna–Tobias sen.: Hanna klagt, Tobias sen. beruhigt sie. III. 1. Dialog Tobias jun.–Engel: Der Fisch nur erwähnt. Kehren jetzt bei Raguel ein, dessen Tochter Sara Tobias jun. heiraten soll. Sieben Männer starben, weil wollüstig, Tobias jun. soll, durch Fischleber vor bösem Geist geschützt, erst in der dritten Nacht mit ihr schlafen. 2. Szene Raguel–Frau Hanna II–Tobias jun.–Engel–Sara: Tobias jun. hält um Saras Hand an, nach Zögern gibt Raguel sie zusammen, alle ab zum Hochzeitsmahl. IV. 1. Dialog Raguel–Hanna II; Sara, Tobias jun., Engel stumm: Hanna II soll das Bett in einer anderen Kammer bereiten. 2. Dialog Sara–Raguel; übrige stumm: Sara hat Angst um Tobias juniors Leben, Raguel tröstet sie. 3. Dialog Engel–Tobias jun.: Erinnerung an Ratschlag. 4. Engel zu Satan: wird ihn in der ägyptischen Wüste fesseln. 5. Raguel zu Knechten: Vorbereitung zur Beerdigung Tobias juniors. 6. Hanna II zu Magd: soll sehen, ob Tobias jun. tot ist. 7. Raguel zu Hanna II: Grube ausgehoben. 8. Magd zu Vorigen: Tobias jun. lebt, Freude, Vorbereitung zum Mahl. 9. Szene Tobias jun.–Raguel; Hanna II, Engel stumm: Tobias jun. will heim, soll noch Besitz überschrieben bekommen, schickt Engel nach Rages. 10. Tobias zu Raguel: sorgt sich um Eltern. 11.  Szene Gabelus–Engel (stumm)–Tobias jun.–Raguel–Sara–Hanna  II: Gabelus lobt Tobias jun. Abschiedsszene, Lehren Hannas II für Sara. V.  1. Dialog Tobias sen.–Hanna: Sie sorgt sich, Tobias sen. tröstet sie. 2. Engel zu Tobias jun.: soll Gott danken, dann Tobias seniors Augen mit Fischgalle bestreichen. 3. Dreigespräch Tobias jun.–Hanna–Tobias sen.; Engel stumm: Tobias sen. sehend gemacht. 4. Szene Vorige + Sara (stumm); auch Hanna stumm: Tobias jun. berichtet. 5. Vorige + Nabat: Nabat ist froh, Tobias jun. fragt, was Engel zum Dank bekommen soll, Tobias sen. will ihm den halben Besitz geben, aber er gibt sich als Raphael zu erkennen. 6. Vorige ohne Engel: Schlussrede Tobias sen.: Dank an Gott, weitere Lehren für Tobias jun. 7. Epilog Ehrnholdt: Alles ist in Gottes Hand, der auch hier gnadenreich gewirkt hat. Lit.: Stuplich 1998, 79–81.; Lesaffre 2006, 317–331.

665 8.  1. 1535. [E] Ein gesprech mit dem schnöden Müssiggang und seynen acht schendtlichen eygenschafften (K./G. 3,486). 162 Vs. Der Dichter geht an einem Frühlingstag zum Nürnberger Dutzendteich, begegnet dem Müßiggang, und dieser erklärt ihm im Gespräch anhand seiner Erscheinung allegorisch seine acht Eigenschaften: 1.



Nr. 668 

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Esel als Reittier: Er mag nicht arbeiten. 2. Dreifuß auf dem Kopf: Er muss sich verhöhnen lassen. 3. Zepter: weil er alle regiert. 4. Betttuch als Kleidung: weil er so üppig lebt. 5. Schlange im Busen: ist voller Gift = Laster. 6. Große Tasche: Da sind alle Laster drin. 7. Verbundene Beine: hat Gicht. 8. Bettelstab: An den bringt er. Der beschluß: u.  a. das Paulus-Zitat wer nit arbeyt soll nit essen. Lit.: Schade 1986, 569–571 (570  f.: „The allegorical representation of sloth, accurately rendered by the Merckel-woodcut, differs from that of Brant […] and, as such, the various details […] would seem to be original to Sachs’ imagination […]. The iconographic background to Sachs’s ‚Gesprech‘ on sloth demonstrates his sensitivity to the usages of iconographic representation in the service of his didactic aims.“); Schade 1988, 85  f.; Shockey 2009, 328  f.

666 31. 1. 1535. Die 3 dreyen Römer (Frauenlob, Grundweise). Valerius erzählt von der Freundestreue der drei Römer Pomponius, Gracchus und Laetorius. Pomponius stellt sich schützend vor Gracchus, den der Senat zum Tode durch Pfeile verurteilt hat. Beide werden getötet. Laetorius verwundet sich selbst mit dem Schwert, als er seine beiden Freunde getötet sieht. Trotz des tödlichen Schmerzes stürzt er sich in den Tiber [Str. 1 und 2]. Kommentar: Einst bedeutete Freundschaft noch sehr viel, jetzt aber gilt sie nur etwas, wenn sie Nutzen bringt, wie das Sprichwort sagt: Gute Freunde in der Not gehen zwanzig auf ein Lot [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 4,7,2 (Heinrich von Mügeln). 667  2. 1535. [E] Ein fassnachtspil mit vier personen, nemlich ein richter, ein buler, ein spiler und ein trincker (K./G. 3,45; G. 1, Nr. 5). 495 Vs. Q.: Philippus Beroaldus, Declamatio lepidissima ebriosi scortatoris aleatoris de vitiositate disceptantium (Franck). Vgl. KG 2640 = Ml. Inhalt: Vor seinem Tod hat ein Vater testamentarisch verfügt, dass der lasterhafteste seiner Söhne enterbt werden solle. Alle drei gehen vor Gericht, weil keiner von ihnen der schlechteste sein will. Um dies auch vor Gericht zu beweisen, zeigt jeder die Lasterhaftigkeit seiner beiden Brüder auf. Am Ende stellt der Richter fest, alle drei seien der Strafe würdig und müssten sich bessern, wenn sie weiterhin mit Ansehen im Land bleiben wollten. Szenenübersicht: 1. Prolog Richter aus Athen: Selbstvorstellung. 2.  Szene Richter– Trinker–Spieler–buler: Drei Brüder vor ihm mit Testament, der ergest soll enterbt werden. Jeder greift die Nachteile des Vorredners auf, lobt dann sich selbst; viele „Belege“ aus Antike und Bibel (Kayser Augustus, der großmechtig, hing an dem predspiel so andechtig). Der Richter findet alle drei schlecht und sagt, sie sollen sich bessern und dann teilen. 3. Epilog Richter an die Zuschauer: Eltern sollen ihre Kinder erziehen. 668 13.  2. 1535. [E] Klagred fraw Arbeyt uber den grossen müssigen hauffen (K./G. 3,480). 162 Vs. Der Dichter schaut sich das Bergwerk in St. Annaberg an und begegnet der pferdefüßigen Frau Arbeit. Sie klagt über Müßiggang der jungen Leute und Vorziehen von Soldatenhandwerk, Schreibertätigkeit und geistlichen Ämtern, und so müsse bereits ein Arbeiter jeweils zwei Nichtstuer ernähren. Lit.: Spriewald 1990, 158  f. (159: „Sachs zeigt sich hier, wie auch sonst häufig, als Anwalt der unmittelbar produktiv Tätigen.“); Shockey 2009, 328.

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669 20. 2. 1535. Spiegel der gottes-lestrer. Levitici xxiiij (K./G. 1,189). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 444 = Ml., hier auch 10,18–23. Langer beschluß, der ähnlich wie in KG 444 auf die Gegenwart Bezug nimmt. 670 15. 3. 1535. Die drey erweckten doten (Sachs, Langer Ton). Christus hat auf Erden drei Tote auferweckt. In der heutigen Zeit erweckt er durch sein Wort dreierlei tote Sünder: Die Erweckung der Tochter des Jairus wird verglichen mit der Erlösung des durch die gebrechliche Natur in Sünde gefallenen Menschen. Gnade und Wort Christi befreien ihn davon [Str. 1]. Die Totenerweckung des Jünglings von Nain wird verglichen mit der Erweckung des Sünders, der, in Laster verstrickt, von der Gemeinde durch den Bann abgeschnitten ist [Str. 2]. Die Erweckung des Lazarus wird auf den hartnäckigen und unbelehrbaren Sünder bezogen, der dann schließlich, durch Gottes Wort aufgeschreckt, aus den Banden der Sünden erlöst wird. Bitte um Bußgesinnung [Str. 3]. Q.: Mt 9,18–26; Lk 7,11–15; Lk 11,17.39–44. Vgl. KG 848 = Sg. und 192, 2319, 2893, 4743 = Mll. 671 15. 3. 1535. Die drey hauptfeint (Sachs, Langer Ton). Wie David gegen drei Hauptfeinde zu kämpfen hatte, so muss auch die Christenheit gegen drei Feinde streiten. David, der Goliath besiegt hat, wird dem Christen verglichen, der, angetan mit der Waffenrüstung des Glaubens, den Teufel überwinden soll; Vernunft nützt in diesem Kampf nichts [Str. 1]. Die Nachstellungen der Welt entsprechen den Nachstellungen Sauls, die David gefährden. Jedoch sollen die Christen, die in der Welt Verfolgung leiden, die Rache Gott überlassen, wie es auch David gegenüber Saul getan hat. Der Christ soll Pracht, Reichtum, Herrlichkeit und Gewalt der Welt meiden [Str. 2]. Der dritte Feind Davids war Absalom. Davids Auseinandersetzung mit seinem Sohn wird dem Kampf der christlichen Gemeinde gegen Fleisch und Blut, gegen Wollust, Hass, Zank, Fressen und Saufen verglichen. Bitte um Überwindung dieser Feinde im Glauben. Dann wird Christus den christlichen Ritter krönen [Str. 3]. Q.: 1Sam  17; 1Petr 5,8; Eph 6,16  f.; 2Thess 3,12; 1Joh 5,4; Gal 5,16–21; 2Sam 15–19. 672 21. 3. 1535. Die fuenf künig (Folz, Freier Ton). 5 Str. Kampf der Israeliten unter Josua gegen die fünf Amoriterkönige. Josua gebietet der Sonne, stillzustehen. Die Amoriter werden besiegt und die fünf Könige, die sich in einer Höhle versteckt hielten, an Bäumen aufgehängt. Durch weitere kriegerische Erfolge gelingt es Josua, das ganze Land unter seine Herrschaft zu bekommen. [Str. 1–4]. Allegorese: Josua bedeutet Christus, den Herzog der christlichen Schar, denn dieser hilft uns, den Teufel durch den Glauben zu besiegen. Die Hagelsteine, die Gott dem Josua zur Unterstützung im Kampf sendet, werden verglichen mit der Gnade des Heiligen Geistes, mit der Heiligen Schrift und mit Gottes Wort, die uns in diesem Kampf beistehen. Die fünf Könige entsprechen Fleisch und Blut, in das unsere Sünde gesenkt ist. Doch werden wir durch Christi Kreuz davon befreit. So erst kommen wir in das himmlische Vaterland [Str. 5]. Q.: Jos 10,1.6–32. Vgl. KG 4490 = Ml. und 5002 = Com. 673 21. 3. 1535. Ein österlicher anfang 99 psalm (Lesch, Gesangweise). Lobpreis des heiligen Gottes [Str. 1 und 2]. Heute ist Christus König geworden. Er hat durch sein Wort Gerechtigkeit geschaffen, dafür sollen wir ihm Dank sagen [Str. 3]. Q.: Ps 99. Vgl. KG 5967 = Sg.



Nr. 679 

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674 23. 3. 1535. Ein vrstent (Nachtigall, Abendton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Gebet um geistliche Auferstehung, das meint Befreiung von den Sünden, damit wir als Christen leben und zum ewigen Leben auferstehen. 675 24. 3. 1535. Der Homerus (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 3, Nr. 50). Homer trifft am Meer auf eine Gruppe von Fischern. Sie lausen sich gerade. Der Poet grüßt sie und fragt, was sie da machten. Sie antworten im Hinblick auf die Läuse, dass sie diejenigen, die sie gefangen haben, nicht mehr besitzen, dass hingegen die, die ihnen entgangen sind, ihnen immer zu eigen bleiben. Homer soll dieses Rätsel lösen. Er kann – an Fische denkend – trotz schärfsten Überlegens die Lösung nicht finden und hängt sich in Verzweiflung auf. Schluss: Der Dichter warnt das Publikum, sich allzu sehr den Kopf zu zerbrechen. Q.: Hartmann Schedel, Liber chronicarum, XXXXIIIr (Alt); Sebastian Franck, Chronica, xxv [Älteste Q.: Ps.-Herodot, Leben Homers 490– 505; Ü. in: W. Schadewaldt, Legende von Homer, Zürich 1959, 34  f.]. 676 25.  3. 1535. Das cristlich leben (Sachs, Langer Ton). Christliche Lebensregeln. Q.: Röm 12. Vgl. KG 4733 = Ml. und 5824 = Sg. 677 27. 3. 1535. Der cristlich drostspiegel (Sachs, Neuer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 332 = Ml. Vgl. 5253 = Sg. „Auslegung der Figur“: Die Menschheit (Israel) geht über die Erde (Wüste) unter der Führung von Gottes Wort (Moses), sündigt aber oft. Zur Strafe sterben wir den geistlichen Tod durch die Sünde (Schlangen). Aber Gott erlöst uns durch den am Kreuz erhöhten Christus (eherne Schlange) [Str. 2]. Der Mensch soll zur Wiedergewinnung der Hoffnung auf Christus sehen, der um der Sünde der Menschen willen gekreuzigt wurde [Str. 3]. Weitere Q.: Joh 3,14  f.; Jes 53,4  f. Lit.: Dehnert 2017, 185  f.

678 27. 3. 1535. Die Cristlich riterschaft (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 173 = Ml. [Str. 1]. Auslegung der Figur: Die Christen müssen gegen Feinde wie Teufel, Fleisch und Blut, Wollust kämpfen, dabei gibt es einige, die versagen und bald nicht mehr weiterkämpfen wollen, andere lassen sich nieder, gleich jenen, die beim Auswahlverfahren Gideons liegend aus dem Bach getrunken haben, nur ein kleiner Teil kämpft. Die Posaune wird dem göttlichen Wort verglichen, die brennenden Fackeln den Werken der Liebe. Der Getaufte darf nicht mehr zurückschauen, sondern muss, angetan mit der Waffenrüstung christlichen Lebenswandels, den Kampf mit Hilfe Gottes durchstehen und die Feinde in die Flucht schlagen, wie es sich für einen Ritter Gottes gehört [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: Lk 9,62; Röm 13,13; Eph 6,16  f. 679 29.  3. 1535. Der wuetig Alex vnd der getrew Lisimachus (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Kallisthenes verweigert Alexander dem Großen die göttliche Verehrung. Zur Strafe werden ihm die Gliedmaßen abgeschlagen. Zusammen mit einem Hund in einen Käfig gesperrt, wird er durch die Stadt getragen. Sein Schüler Lysimachus reicht aus Mitleid dem Meister Gift. Dafür lässt Alexander Lysimachus den Löwen vorwerfen. Doch er stürzt sich kopfüber in den Rachen des Löwen, wodurch das Tier erstickt. Wegen dieser mutigen Tat lässt Alexander Lysimachus frei. Schluss:

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Wer seinem maister die Treue hält, der wird gelobt. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xcjr. Vgl. KG 978 = Ml. 1. 4. 1535. Secundus der philosophus (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 51). Der Philosoph Secundus erfährt auf der Schule zu Athen, dass die Frauen viel geiler und unkeuscher seien als die Männer. In sein Vaterland zurückgekehrt, will er diese Lehre unter Beweis stellen. Er versucht es bei seiner Mutter. Sie erkennt ihren Sohn nicht und kommt seinen Liebeswünschen entgegen. Secundus schläft nachts bei ihr. Doch da er sie überhaupt nicht berührt, macht sie ihm am Morgen Vorwürfe. Als er sich als ihr Sohn zu erkennen gibt, stirbt sie auf der Stelle. Zur Strafe unterwirft sich Secundus einem selbstauferlegten Schweigegebot, das er auch nicht übertritt, als er vor den Kaiser gerufen wird. Aus Zorn über die Schweigsamkeit befiehlt der Kaiser, den Philosophen dem Henker zu übergeben; dieser soll ihn töten, wenn er redet, aber leben lassen, wenn er schweigt. Der Kaiser bringt ihn dann dazu, wenigstens zu schreiben Bis an sein Lebensende bleibt er stumm. Q.: Sebastian Franck, Chronica, cxxxixv–cxlr. Vgl. KG 5231 = Sg. 1.  4. 1535. Der tiran Policrates (Zorn, Greferei). Der Tyrann Polykrates fährt eines Tages mit dem persischen König Darius auf dem Meer. Um sein Glück zu prüfen, wirft Polykrates einen kostbaren Ring als Opfer ins Meer. Noch am gleichen Tage fangen Fischer einen großen Fisch und schenken ihn dem Tyrannen. Im Fisch findet er den Ring. Seither erzählt man von diesem Ring, denn von nun an ist Polykrates alles Glück versagt. Der Perser Orontes besiegt ihn und lässt ihn ans Kreuz schlagen [Str. 1 und 2]. Wenn einer vom Glück begünstigt wird, dann soll er bedenken, dass sich das glück kuglet, dass es sich wendet. Das Glück hat zwei Flügel, es lässt sich nicht festhalten [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 6,9 Ext. 5 (Heinrich von Mügeln). Vgl. KG 5150 = Sg., dort aber nach Herodot (Boner). 11. 4. 1535. Paulus zu Athen (Folz, Freier Ton). Paulus predigt in Athen, doch kann er nur wenige bekehren. Schluss: Da auch heute die Zuhörer nur Spitzfindigkeiten hören wollen, stoßen die rechten Prediger vielfach auf Spott und Verachtung. Jesus Christus möge uns das Herz auftun, damit wir sein Wort annehmen. Q.: Apg 17,16–32. 16. 4. 1535. Das waizenkörnlein (Vogelsang, Goldener Ton). Gleichnis vom Weizenkorn. Auslegung: Das Weizenkorn wird Christus, unserem Heiland, verglichen. Er ist für das ganze Menschengeschlecht gestorben. Doch nach drei Tagen ist er auferstanden und ließ predigen. Wir sind alle ein Leib, Christus jedoch ist das Haupt. Doch muss unser Herz auch „durchackert“ werden mit allerlei Kreuz, Trübsal, Angst und Schmerz. Wenn böser Wille und Begierde gebrochen sind, dann kann das Wort frei wurzeln und sich ausbreiten. Bitte um Heiligen Geist, der unsere Herzen öffnen möge, damit das Evangelium in uns Wurzeln schlagen kann. So werden wir Christus in Ewigkeit gleich sein. Q.: Joh 12,24–26; Eph 5. 1535. [E] Das Hederlein bin ich genandt, zenckischen leuthen wol bekandt (K./G. 5,314; G./D. 1, Nr. 42). 107 Vs. Der Dichter begegnet im Brachmonat bei einem Brunnen im Wald dem Hederlein und lässt sich von ihm in Frage und Antwort dessen Insignien erklären (das du auch wist von mir zu tichten). Bärenhaut: Er ist grimmig.



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Bloßes Schwert: Wenn er einen Streit beendet hat, beginnt er den nächsten. Partisan [= Spieß mit breitem Stecheisen]: zur Herausforderung. Viele Wunden: weil er viel hadert. Jagdhorn: Wenn er selbst nicht streitet, bläst er zum Streit. Tasche ohne Boden: Prozesse usw. haben seiner taschen gestrelet. Schafglocken am Gürtel: zur Erinnerung an bestandene Kämpfe. Als der Dichter Hederlein mahnt, dieses solle die Bärenhaut ausziehen, wird er geschlagen und muss fliehen. Keuchend sagt er im beschluß, wie recht Salomo über solche Leute habe. 685 6. 5. 1535. Die himelfart Cristi (Folz, Strafweise). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Bitte um ewiges Leben. 686 7. 5. 1535. Die himelfar Cristi (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 685, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Gott möge uns helfen, wenn wir dies Jammertal verlassen. 687 13.  5. 1535. Die zwen trewen geselen (Liebe von Giengen, Radweise). Damon, ein Schüler des Pythagoras, wird von dem Tyrannen Dionysios zum Tode verurteilt. Da er zu Hause noch seine Angelegenheiten regeln möchte, gewährt man ihm Urlaub, falls er einen Bürgen findet, der für ihn im Gefängnis einsitzt. Aus Treue geht Pythias in den Kerker, er wird schließlich vor Gericht gestellt. Da erscheint eilends sein Freund und stellt sich. Der Tyrann wundert sich über die Freundestreue und lässt beide frei. Schluss: Heutzutage bringt geselschaft Kummer, da Untreue und Tücke herrschen. Der Dichter weiß das, er ist dessen gewiczigt. Q.: Valerius Maximus 4,7 Ext. 1 (Selbeth? Das Exemplum fehlt bei Heinrich von Mügeln). Vgl. KG 978 = Ml. (Str. 10). Lit.: Feuerstein 2001, 177.

688 14. 5. 1535. Der gros Goliat (Vogelsang, Goldener Ton). David besiegt Goliath. Schluss: Wenn Gott seinem Volk helfen will, kann er das ohne menschliches Zutun. Q.: 1Sam 17,1–11.25.31.33.39  f.44–51. Vgl. KG 4658 = Ml. und 5078 = Trag. 689 23.  5. 1535. Kampff-gesprech zwischen der Hoffart und der edlen Demut (K./G. 3,149). 278 Vs. Der Dichter sieht auf seiner Wanderschaft bei Schwaz auf einem hohen Berg eine schöne Frau, die er erst für einen Vogel, dann für einen Engel hält. Es ist die Hoffart (Überheblichkeit), die dann ein Streitgespräch mit der Demut führt. Darüber denkt der Dichter im beschluß nach. Lit.: Schade 1986, 567  f. (568: „Sachs’s Kampff-gesprech […] is, then, a dialogue based on the moral categories prevalent in the early-modern religious context.“); Schade 1988, 83–85.

690 23.  5. 1535. Der Socrates mit seine zwaien possen argen frawen (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; Klesatschke/Brunner 1993, 215  f.). Sokrates nimmt sich zwei Frauen, wie es das Gesetz in Athen erlaubt. Sie liegen sich immer in den Haaren, bis der Philosoph sie eines Tages deswegen verspottet. Da tun sie sich zusammen und werfen ihn vor die Tür. Xanthippe schüttet noch einen Kübel Spülwasser auf den am Rinnstein sitzenden Hausherrn. Sokrates kann sich das erklären, hat er doch im Haus Blitz und Donner erlebt, so dass jetzt der Platzregen unausbleiblich ist. Einem Vorübergehenden erklärt er, solche Streitigkeiten zu Hause machten ihn die Leiden vergessen, die ihm von anderen Menschen zugefügt werden [Str. 1 und 2]. Epimythium:

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Männer, die böse Frauen haben, sollen sich fügen und sich in Geduld üben. Auch der Dichter hat eine. Doch überall, wo es sie gibt, sind die Männer sanftmütig und leiden so an Gut und Leben keinen Schaden [Str. 3]. Q.: Sebastian Franck, Chronica, cvjr. 691 30. 6. 1535. [E] Die sieben fürtreflichen geistlichen gaben, so auß einem waren glauben ihren ursprung haben (K./G.  1,353). 128 Vs. Der Reihe nach stellen sich glaub, lieb, hoffnung, fürsichtigkeyt, gerechtigkeyt, messigkeyt und sterck vor. Kurzer beschluß. 692 1535. [E] Der sabat-brecher (K./G. 1,192). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 626 = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 184  f.

693 11. 7. 1535. [E] Klag der brüderlichen lieb uber den aygen nutz (K./G. 3,302). 144 Vs. Der Dichter kommt in einem heißen Sommer, betrübt wegen der Teuerung, in ein Tal und findet dort eine schöne, aber mitgenommen aussehende Frau mit zwei Kindern an den Brüsten (die er erst für die vor Turnus geflohene Lavinia hält). Es ist Caritas, die vom Eigennutz vertrieben wurde. Als der Dichter sie mitnehmen will, sagt sie, sie könne nicht, weil ihr beide Füße abgehauen wurden. Vielleicht müsse sie hier bis zum Jüngsten Tag bleiben. Entsprechend der beschluß. Vgl. KG 2544 = Ml. Lit.: Hamm 1996, 198–201 (199: „So wichtig Sachs der befreiende, von Gewissensnot entlastende Glaube auch ist, so findet er doch die Glaubwürdigkeit des Glaubens und des Evangelischseins allein in der Liebe.“).

694 5. 8. 1535. Die unvernünftigen tier (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 52). Diogenes stellt sich in Athen auf eine Anhöhe und ruft die Menschen herbei, um Weisheit zu lehren. Die Herbeikommenden aber, so sagt er, seien nicht gemeint, da sie wie Tiere lebten [Str. 1]. Sie würden sich nur nach ihren Lüsten richten: Unkeuschheit, Dünkel, Geiz, Völlerei, Ungehorsam, Neid, Spielsucht, Faulheit, Zorn [Str. 2]. Diogenes könnte auch heute viele nicht Menschen nennen. Jeder sehe daher, ob er ein Mensch ist oder einem Tier gleicht, und bemühe sich um Vernunft [Str. 3]. Q.: nicht Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata (Eppendorf), cliiij, 7–15 (so G./D.  3, S. 133), sondern Sebastian Franck, Chronica, lxxxixv (< Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,32). Lit.: Dehnert 2017, 338.

695 7.  8. 1535. [E] Straffrede Diogenis, uber die viechisch, verkert art menschlichs geschlechts durch ire laster und leben (K./G. 3,100). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 694 = Sg., aber ausführlicher; hier auch der Vergleich der Laster mit Tieren. Lit.: Largier 1997, 35  f.; Kühlmann 2010, 58–62 (59.: „Anders, der Gattungstypik entsprechend, mit großem rhetorischem Aufwand, Hans Sachs. Er zögert nicht, seine Diagnosen in einer mächtigen, ja atemlosen congeries von Lasterbegriffen gipfeln zu lassen […].“ 60: „[…] man hat den Eindruck, daß Sachs diesen ersten Teil um einen längeren zweiten Teil (‚Beschluß‘) auch deshalb ergänzt hat, um menschliches Fehlverhalten am Ende nicht nur affektpsychologisch nach Maßgabe der ‚Vernunft‘ zu attackieren, sondern seine Vorstellung von Menschenwürde auch gut biblisch an der ursprünglichen humanen Gottebenbildlichkeit zu messen […].“ 61: „‚Beschluss‘ […] darf nicht zu der Annahme verleiten, es handle sich dabei nur um eine kurze und platte moralisatio.“); Gabaude 2017e.

695a Klag vber die verkerte Welt zweyer Alter Philosophi Sg. Incipit Democritos als wol betracht. Laut Röttinger 1927, 67 von Sachs. Vermutlich nach Sebastian



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Franck, Chronica, cjr-ciiiv: Gespräch Democritus-Hippocrates. Vgl. KG 762 = Ml. und 5061 = Sg. [verl.] 696 10. 9. 1535. Dröstspigel der heiden (Sachs, Silberweise). Ein lebensmüder Mensch bittet Solon um Rat. Der führt ihn auf einen Turm und lässt ihn auf die Stadt niederschauen. Kein Haus ist nach Solons Meinung ohne Kummer und Sorge. Er nennt zwölf verschiedene Widerwärtigkeiten. Deshalb soll man Trübsal geduldig ertragen. Schluss: Niemand bleibt von Angst und Leiden verschont. Die Welt ist ein Jammertal, ein walczent vngelueck voller Angst und Trübsal. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xxiiijv–xxvr. Vgl. KG 698 = Sg. 697 30.  9. 1535. [E] Historia von dem kayserlichen sieg in Aphrica im königreich Thunis anno 1535 (K./G. 2,395). 158 Vs. Der Dichter erzählt vom Freudenfest in Nürnberg [13. 9. 1535], der Schießerei, dem Herabwerfen der Türkenpuppen von der Burg, dem Feuerwerk. Als er einen alten Mann nach dem Anlass fragt, erzählt dieser ihm von Kaiser Karls Sieg in Afrika. Lit.: Feuerstein 2001, 176; Rettelbach 2002, 638–640; Meyer 2009, 241–243.248.

662 1535. Des kaisers krigszug in Aphrica. In prüeder Veiten thon (K./G. 22,169). 17 Str. ababcdcd. Bericht vom Aufbruch bis zur Eroberung von Tunis. Ständiges Lob des Kaisers, Plan, nun auch nach Konstantinopel zu marschieren. Lit.: Feuerstein 2001, 174  f.

663 1535. Von dem kaiserlichen sieg in Aphrica in pruder Feiten thon (K./G. 22,174). 17 Str. ababcdcd. Ähnlich mit Schwerpunkt auf dem Kaiser, aber erst ab Tunis. Lit.: Feuerstein 2001, 174  f.

698 8. 10. 1535. Trost-spiegel der hayden (K./G. 4,130). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 696 = Ml. Langer beschluß. 699 27. 10. 1535. Der 34 psalm (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 209 = Ml. Vgl. 5372 = Sg. Schluss: Wenn wir auch in Trübsal, Unfrieden, Armut, Krankheit leben oder von Bösen gehasst werden, wird Gott doch unser Rufen erhören und uns helfen. Lit.: Feuerstein 2001, 178  f.; Dehnert 2017, 214.

700 11. 12. 1535. Die gepurt Cristi (Marner, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Es ist jetzt 1536 Jahre her, seit Christus uns in seiner Menschheit erschienen ist. 701 21. 12. 1535. [E] Ein faßnacht-spiel mit sechs personen und heist die sechs klagenden (K./G. 9,3; G. 1, Nr. 9). 280 Vs. Inhalt: Klagen von Vertretern einzelner Berufsstände der Reihe nach. Szenenübersicht: 1. Prolog Wirt, der guten Wein hat und zum Freudenfest einlädt. Dann kommen die fünf Männer herein: 2. Szene Landsknecht–Pfarrer–Bauer–Handwerker– Bettler: Landsknecht und Pfarrer stellen sich als arm vor, der Wirt zögert, bewirtet sie aber dann. Anschließend der Reihe nach Pfarrer (der über Luther schimpft), Bauer, Handwerker, Landsknecht, Bettler; jeder stellt sich elender dar als der Vorredner. 3. Epilog Wirt: empfiehlt Bescheidenheit, lässt zum Tanz spielen, und die fünf ziehen zufrieden ab.

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Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 128–130 (129: „Die Schuld am vorgestellten Elend wird für alle Berufsstände in gleicher Weise im Fehlverhalten des Einzelnen gesehen.“).

702 30. 12. 1535. [E] Gesprech eines klagenden fräwleins mit den Parcis, den dreyen göttin deß lebens (K./G. 20,535). 126 Vs. Der Dichter verirrt sich am 15. Dezember in einem Wald und trifft auf einen Zwerg, der ihn zu den drei Parzen führt. Vor ihnen beklagt ein schönes Fräulein, Frau Deutschland, den Tod eines bedeutenden Mannes [= Christoph Kress von Kressenstein] und bekommt die übliche Konsolationstopik zu hören. Lit.: Rettelbach 2019, 277  f.

1536 703 → nach 739 704 1536. [E] Sturm des vollen bergs (K./G. 5,334; G./D. 1, Nr. 43). 128 Vs. Verkehrte Welt in einem Sturmangriff auf den vollen Berg im Schlaraffenland. Waffen etc. sind Speisen und Getränke. 705 1536. [E] Des klaffers zung (K./G. 3,358). 52 Vs. Tadel des Verleumders und Wunsch, dass er ein Schloss in der Zunge hätte. 706 1.  1. 1536. Der vermessen jeger (Sachs, Silberweise; G./D.  3, Nr.  53). Ein Jäger aus Schwaben, der auf seinem Weg einen Bären gesehen hat, läuft zum Markt und verkauft die Bärenhaut an einen Gerber. Nach dem Kauftrunk gehen beide hinaus, um das Tier zu jagen. Der Gerber steigt auf eine Tanne, um dem Spaß zuzusehen, doch der Jäger wird von dem heranstürmenden Bären zu Fall gebracht und schwer verwundet, so dass er wie tot liegen bleibt. Das Tier beschnuppert ihn, geht dann aber weiter, weil es kein schelmig flaisch frisst. Danach kommt der Gerber vom Baum herunter und fragt den Jäger, was er denn mit dem Bären gesprochen habe. Er solle keine Bärenhaut verkaufen, bevor er den Bären erlegt habe, antwortet der Jäger und gibt dem Gerber das Geld und die Auslagen für den Wein zurück. Epimythium: Man soll nicht so vermessen sein und große Taten versprechen, die man doch nicht ausführen kann. Q.: unbekannt, aber vergleichbar ist Aesopica 66 Hausrath (Die Wanderer und der Bär). 707 2. 1. 1536. [E] Ein kampff-gesprech zwischen wasser und wein (K./G. 4,247). 246 Vs. Als er im kaiserlichen Heer bei Genua liegt, geht der Dichter am Meer spazieren und sieht dort Bacchus und Neptun, die beide total nackt sind. Vor Jupiter preisen sie sich jeweils selbst und beschimpfen den anderen. Im beschluß gesteht Jupiter beiden gleiches Recht zu. 708 4. 1. 1536. Der lachent philosophus (Sachs, Silberweise). Der Philosoph Misosternon lacht niemals. Doch eines Tages, als er ganz allein in seinem Saal sitzt, trifft ihn ein Freund laut lachend an. Auf dessen Frage erklärt der Weise, er könne nur lachen, wenn er ganz allein sei. Sehe er Menschen, würden ihm Herz und Sinn schwer, denn es herrschten nur Verschlagenheit und Hinterlist. Vor den Augen seien sie gut, hinter dem Rücken schlecht. Der Dichter zählt einen Lasterkatalog auf [Str. 1 und 2]. Das hat



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der Weise schon damals erfahren müssen, obwohl man noch frömmer war und die Tugend noch Vorrang hatte. Damals war die Welt noch einfältig, jetzt ist sie sieben speltig; alle Laster können sich jetzt austoben. Vertrieben ist die Edel zuecht, die Tugend hat abgewirtschaftet und liegt nun unter der Bank. Da vergeht einem das Lachen [Str. 3]. Q.: Sebastian Franck, Chronica, ciiijv. Vgl. KG 926 = Sg. 709 12. 1. 1536. [E] Ein klagred der tugentreichen fraw Zucht uber die ungezembten welt (K./G. 3,293). 124 Vs. Der Dichter, im Heumonat auf einem Spaziergang, wird von einer Windsbraut auf den Berg Ipf bei Bopfingen im Schwabenland getragen. Dort sieht er eine ernste, magere Frau mit Tafel, Zaum und Rute, die sich im Gespräch als die Disciplina vorstellt. Sie ist der gänzlich zuchtlosen Welt entronnen und will nicht zurückkehren. Im beschluß muss der Dichter ihr recht geben. Vgl. KG 2994 = Ml. 710 13.  1. 1536. [E] Historia von dem riter aus Franckreich, den ein kauffman selig nennet (K./G. 2,280). 134 Vs. Ein Kaufmann lernt auf dem Weg nach Lyon im Wald einen Ritter kennen, der ihn mit auf sein Schloss nimmt und den er für glücklich hält. Doch beim Essen wird ein Männerkopf aufgetragen, über den die Frau des Ritters sehr erschrickt, und nachts in dem Zimmer, in dem er übernachtet und das von außen verriegelt wird, entdeckt er hinter einem Vorhang die dort hängenden Leichen von zwei jungen Männern. Er erfährt am nächsten Morgen, dass der Kopf von dem Mann stammt, mit dem die Frau den Ritter betrog, und dass die jungen Männer die von den Freunden des Ehebrechers getöteten Neffen des Ritters sind. Beschluß: Irdisches Wohlergehen schließt größtes Ungemach nicht aus. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 223 (224). Vgl. KG 2041 = Ml. Lit.: Knape 1984, 423 („[…] läßt sich das Blatt in die Nähe jener Überlieferungsgruppe von Drucken rücken, die ‚Zeytung‘, ‚Bericht‘ oder ähnlich heißen, und die zeitgeschichtliche Ereignisse z.  T. in durchaus belehrender Absicht verbreiten.“); Harms/Schilling 1997, Nr. 121; Gabaude 2016c, 388– 390; Rettelbach 2019, 301.

711 14.  1. 1536. [E] Ein erschröckliche histori von einer königin auß Lamparten (K./G. 2,271). 102 Vs. Alkuin, König in Lombardia, tötet den welschen König, heiratet dessen Tochter Rosimunda und kredenzt ihr in dessen Hirnschale Wein. Daraufhin betrügt sie ihn mit einem Ritter, den sie zwingt, ihren Mann, nachdem dessen Waffen entfernt sind, zu töten; der kann sich, nackt wie er ist, nur mit einem Schemel wehren, unterliegt aber. Das Paar zieht nach Ravenna, Rosimunda aber betrügt den Ritter mit einem Edelmann, reicht ihm Gift, und als er das bemerkt, zwingt er sie, es selbst auch zu trinken. Mord und Ehebruch haben negative Folgen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 231 (232). Vgl. KG 1582 = Ml. und 4754, 5445 = Tragg. Lit.: Knape 1984, 422  f.; Harms/Schilling 1997, Nr. 53; Gabaude 2016c, 385–387.

712 15. 1. 1536. Das pader thier (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 54). Der Dichter gibt einem Bader Ratschläge, wie dieser sich mit Hilfe seines Handwerkzeugs als ein schreckliches Ungeheuer vermummen kann, um Angehörigen und Gesinde Furcht einzujagen. So soll er unter anderem seinen nackten Körper teils mit Ruß, teils mit Blut beschmieren und wie ein Tier auf allen Vieren kriechen, den Laugentopf auf dem Kopf, in den Ohren Messer und Schere, die Nasenlöcher voller Strohhalme und den

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Badeschwamm im Mund. Die Hose soll er sich als Maulkorb vorhängen. Um die Hüfte soll er sich Stroh binden, damit er wie eine Meerkatze aussieht, wobei er in die rechte Hand das Scherbecken und in die linke einen Kübel nehmen soll. Sein gschirrlich, in den Badhut gehängt, gleicht dann einem Euter. Der Badwedel vor dem arsloch macht den Bader zu einem Biber. Wenn er brummend wie ein Meerungeheuer in die Badestube gekrochen kommt, wird sein Hausgesinde ganz eifrig und gehorsam, so wie Mägde und Knechte im Haus des Dichters. Vgl. KG 5630a = Sg. Lit.: Loleit 2008, 116–122.

713 15. 1. 1536. Die neun ler im pad (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 55). Neun Lehren für das Bad hat der Dichter in der Pfingstzeit von einem alten Mann auf dem Pegnitzeis erfahren. Zum Beispiel soll man nicht mit vollem Magen ins Bad gehen. Ferner ist es ganz gleich, ob man im Bad vorne oder hinter der Tür sitzt, schwitzen muss jeder. Bei allzu großer Hitze könnte mancher sein bisschen Kunst verlieren. Da die Leber leidet, soll man nicht trinken. Auch ist davon abzuraten, im Bad einzuschlafen, man bekommt sonst Kopfweh, auch verliert man seine Selbstkontrolle; es könnte gar ein Furz entfahren oder noch Schlimmeres passieren. Zu starker Aderlass schwächt. Die Badergesellen sehen es nicht gerne, wenn man zu lang im Bad ist, wie ein Sprichwort sagt: Padstw zw lang, man schirt dir zwir. Schließlich rät der Dichter, sich nach dem Bad warm zu halten. Vgl. KG 5630b = Sg. Lit.: Loleit 2008, 91–106.119–122.

714 19. 1. 1536. Ins pad ein flewlewglein (Liebe von Giengen, Radweise; G./D. 3, Nr. 56). Der Dichter möchte dem Bad ein Ende machen; es schwitzt ihm die kuenst aus. Auch den anderen Singern geht es so. Sie wollen sich noch mit Lauge abspülen und dann hinausgehen, denn dem Bademeister haben sie ganz schön zugesetzt und seinem Gesinde den Kopf gewaschen, so dass sie die Singer am liebsten hinausjagen würden. Das Badgesinde wehrte sich und sagte, jeder solle sich selbst ansehen, dann werde er vieles, was ihm mangelt, erkennen. Zwölf Beispiele von Fehlern, die jeder haben kann, werden aufgezählt, u.  a. Trunkenheit, Hurerei, Neid, Faulheit. Deshalb wird keiner, trotz allen Badens, rein, denn Bosheit steckt in Fleisch und Blut [Str. 1 und 2]. Man soll sich daher von Jugend auf der Tugend befleißigen. Diese Lehre soll das flewlewglein (die scharfe Lauge) sein, die uns von Lastern reinigt [Str. 3]. Lit.: Loleit 2008, 167–172.

715 2.  2. 1536. Der affen ursprung (Mügling, Langer Ton; G./D.  3, Nr.  57). Ein Doktor erzählt dem Dichter den Ursprung der Affen: Während Christus und Petrus bei einem Schmied zu Gast sind, kommt ein lahmer Alter. Auf Bitten des Petrus heilt ihn Christus, indem er den Kranken zuerst in das Feuer des Schmieds und dann in den Löschtrog legt. Einem Zwanzigjährigen gleich springt der Geheilte heraus. Nachdem Christus und Petrus den Schmied wieder verlassen haben, überredet dieser seine Großmutter, sich auch dieser Verjüngungskur zu unterziehen, denn er habe genau zugesehen und die Kunst gelernt. Die Alte aber wälzt sich vor Schmerzen im Feuer. Ihren zusammengeschrumpften Leib und ihr affenähnliches Gesicht sehen die Frau und die Schwiegertochter des Schmieds. Da beide schwanger sind, verwandeln sich



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ihre Leibesfrüchte in Affen, die nach ihrer Geburt sofort in den Wald laufen und weitere Affen hervorbringen. Schluss: Um eine Kunst zu lernen, genügt es nicht, einfach zuzusehen. Damit das Werk gelingt, muss man gründliche Kenntnis haben. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 24. Vgl. KG 5517 = Sg. 716 2. 2. 1536. Die drey schwenck (Hülzing, Hagelweise; G./D. 3, Nr. 58). Einem Franken, der seiner Völlerei wegen krank geworden ist, sagt der Arzt, es habe ihn wohl „der Becher gestochen“. Daraufhin entschließt sich der Kranke, nur noch aus der Flasche zu trinken [Str. 1]. Einem Schwaben gibt man in Rom „Malvasier“ und „Rheinfall“ zu trinken. Nach der Herkunft des Weines befragt, sagt der Wirt, es seien Tränen Gottes. Worauf der Schwabe ausruft: „Gott, wodurch haben wir verschuldet, dass du nicht auch in Schwaben geweint hast?“ [Str. 2]. Während ein Schiff unterzugehen droht, bleibt ein Bayer völlig gleichmütig und isst ein mit Salz bestreutes Brot. Auf die Frage, wie er denn so ruhig bleiben könne, antwortet er: „Ich esse Brot mit viel Salz darauf, damit mir der Trunk schmeckt, wenn ich ersaufe.“ [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 234.233.235 (235.234.236). 717 20.  2. 1536. Der Eyszapf (Singer, Lieber Ton; G./D.  3, Nr.  59). Nach vierjähriger Geschäftsreise kehrt ein Kaufmann wieder nach Venedig zurück. Dort findet er bei seiner Frau ein zwei Jahre altes Knäblein. Die Ehefrau redet sich heraus, sie habe einen Eiszapfen gegessen, durch den sie schwanger geworden sei. Der Mann weiß, dass sie die Ehe gebrochen hat. Als der Junge 14 Jahre alt ist, nimmt der Kaufmann ihn, trotz Widerstrebens der Mutter, auf eine Geschäftsreise mit. In der Türkei verkauft er ihn. Zuhause erklärt er, die große Hitze habe den Jungen zerschmolzen. Epimythium: Wenn einer auf Reisen geht, soll er darauf achten, dass seine Frau keinen Eiszapfen isst. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 208 (209). Lit.: Dehnert 2017, 456  f.

718 27. 2. 1536. Der wunderlich man (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 3, Nr. 60). Da eine tugendhafte Ehefrau es ihrem launischen Mann niemals recht machen kann, bittet sie ihn, alles, was er verlangt, auf einen Zettel zu schreiben, damit der eheliche Frieden gerettet wird. Als der Mann volltrunken mit der Frau von einer Kirchweih heimkehrt, stürzt er über einen Steg und droht im Moor zu versinken. Bevor sie hilft, will die Frau erst zu Hause auf dem Zettel nachsehen. Der Mann kann sich gerade noch aus dem Moor ziehen. Seiner Frau erlaubt er nunmehr, alles zu tun, was sie für richtig hält. Den Zettel zerreißt er. Epimythium: Wer eine allzeit bereitwillige Frau hat, der soll sich nicht mit ihr zanken, sonst lässt sie ihn in der Not im Kot stecken. Willige Rösser soll man nicht vberreiten. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 139. 719 13. 3. 1536. Die vernascht Kochin (Marner, Hofton; G./D. 3, Nr. 61). Die naschhafte Magd eines Bergrichters von Joachimsthal hat zwei Hühnchen gegessen und rät dem Gast, für den sie bereitet waren, zu fliehen, denn der Hausherr, der gerade das Messer wetzt, wollte ihm beide Ohren abschneiden. Den Hausherrn täuscht die Magd, indem sie vorgibt, der Gast habe die Hühnchen gestohlen. Der Betrogene rennt ihm nach und ruft: „Lass mir das eine, das andere will ich dir lassen.“ Epimythium: Naschhafte Köchinnen gibt es viele. Werden sie getadelt, finden sie gleich eine Ausrede, am

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besten, man wirft sie aus dem Haus. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 364 (363). Vgl. KG 5333 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 453  f.

720 20. 3. 1536. [E] Die sieben haubtlaster mit ihren sündlichen anhangenden eygenschafften (K./G. 1,357). 120 Vs.: hoffart, geytzigkeyt, unkeuscheyt, neyd, fraßheyt, zorn, tragkeyt. Beschluß: die siben haubtlaster sind aller untugend ziech-pflaster. 721 31.  3. 1536. Das acht capitel zun Römern (Zorn, Verborgener Ton). Das Leben im Geist. Das Gesetz des Geistes, der in Christus lebendig macht, hat uns freigemacht, so dass wir nicht mehr Knechte sind, sondern Gottes Kinder. Q.: Röm 8,1–17. Vgl. KG 401 = Ml. 722 1.  4. 1536. Der künig Eckhart (Stolle, Hoher Ton). König Eckhart wird von seinem Bruder gefragt, warum er nie lache. Morgen werde dieser es erfahren, verspricht Eckhart. Am nächsten Tag lässt er zum Schein den Bruder gefangen nehmen, man setzt ihm die Königskrone auf und führt ihn zum Thron. Trotz aller Vergnügungen, die man dem Scheinkönig bereitet, vermag er nicht zu lachen, denn unter dem Thron ist ein tiefes Loch mit glühenden Kohlen, über seinem Haupt hängt ein Schwert an einem Faden, und zwölf Mann richten ihre Speere auf ihn. Nun hat er die Antwort auf seine Frage, denn in gleicher Weise ist das Herz des Regenten von Sorgen umgeben. Schluss: Der Weise ist stets der Tatsache eingedenk, dass ihm das Lachen vergehen kann. Viel zu lachen ist die Art der Narren. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 143 Ö. (Ü. 1489, xxxiijr– xxxiiijr). Lit.: Feuerstein 2001, 180; Neumann 2005, 89  f.

723 3.  4. 1536. Der 110 psalm (Sachs, Klingender Ton). Im Geist sieht David das Reich Christi. Verheißung künftiger Machtfülle und Herrlichkeit [Str. 1 und 2]. Auslegung: Als Christus von den Toten auferstand, hat ihm Gott alle Gewalt verliehen, denn er ist Priester und König auf ewig. Sein Evangelium wurde in alle Welt verbreitet. Viele wurden durch den Tau des süßen Glaubens Kinder Gottes. Die, die das Wort Gottes verachten, wird Gott zu Schanden machen [Str. 3]. Q.: Ps 110. Vgl. KG 1809 (verl.) = Ml. und 6032 = Sg. 724 4. 4. 1536. Der dot pegrebnus und urstent Christi (Sachs, Bewährter Ton). Tod Jesu, seine Grablegung und die Auferstehung. Schluss: Christus gebührt Lob. Q.: Lk 23,44– 24,9. Vgl. KG 1964, 3151, 3758, 5026 = Mll. 725 4.  4. 1536. Das schneckenhaus (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Aischylos setzt sich in Sizilien auf eine Wiese und entblößt sein Haupt, damit ihm die Kunst der Poeterei zufließe. Ein Adler, der ein Schneckenhaus mit sich trägt, hält das kahle Haupt des Dichters für einen Kieselstein und wirft aus dem Fluge das Schneckenhaus darauf. Aischylos stirbt. Es bewahrheitet sich: Der Tod ist dem Menschen bestimmt. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xcvjr < Valerius Maximus 9,12 Ext. 2 (Heinrich von Mügeln; nur er nennt Sizilien). 726 5. 4. 1536. Der mördisch Römer (Folz, Blutton). Sulla, ein blutrünstiger Römer, lässt Menschen enthaupten und die Leichname in den Tiber werfen, obwohl er Sicherheit versprochen hatte. Als sich die Stadt Praeneste in der Hoffnung auf Gnade ergibt, lässt



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Sulla 5070 Menschen ermorden und mit dem Blut das Feld düngen. Die Häupter der Getöteten sollen auf Speere gesteckt und vor Sulla herbeigetragen werden. C. Marius werden auf Befehl Sullas die Augen ausgestochen, seine Glieder werden gebrochen, und er wird zerstückelt. Als Plaetorius Sulla um Mitleid bittet, lässt Sulla ihn zw rimen schneiden, gleich einem Fisch (vich in der Vorlage). Die göttliche Rache traf den Bluthund aber doch. Q.: Valerius Maximus 9,2,1 (Heinrich von Mügeln). 727 9. 4. 1536. Vermanung der welt-kinder zu der buß (K./G. 1,425). 140 Vs. An einem Abend im April fragt der Dichter sich, warum die Menschen trotz all der Predigten etc. so sehr am weltlichen Leben kleben bleiben. Im Traum sieht er eine große Versammlung von Menschen, die alles mögliche Weltliche treiben, wie die Tiere; es ist der Garten des Lebens. Dann steigt der Sensenmann an einem Strick vom Himmel herab und lässt ein großes Sterben beginnen, was aber die Überlebenden nicht beirrt. Als der Tod auch nach dem Dichter greift, wacht er auf und stellt fest, die größte Blindheit der Menschen sei, dass sie nicht mit dem Tode rechnen. Abschluss mit einem memento mori. Lit.: Kemper 1987, 273–277 (274: „[…] der Schauplatz als verkleinertes Abbild des Welttreibens insgesamt […].“ 275: „[…] verwandelt sich der scheinbare anfängliche Wunscherfüllungs- in einen Angsttraum […].“ 276: „Mit seinem distanzierten Blick auf die Welt gleicht er bereits dem ‚barocken‘ Allegoriker, der das alltägliche Treiben aus der eschatologischen Distanz gerade entwertet, partialisiert, auf das Naturhaft-Iterative eines Lebens-Gartens reduziert und damit einer immanenten historischen Perspektive und Sinngebung beraubt.“).

728 10. 4. 1536. Osterpar (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 116 = Ml. Vgl. 142, 1338, 3505, 3990 = Mll. und 3679 = Com. Wie Jona zur Predigt, so wird auch Christus in die Welt geschickt, um uns Buße zu predigen. Als er in der Synagoge predigt, erhebt sich unter den Juden ein Sturm. Aus Hass überliefern sie ihn dem Tod. Drei Tage ist er tot, bis Gott ihn befreit. Danach erst wird durch Christi Jünger in aller Welt Vergebung der Sünden gepredigt. Wer glaubt, ist dem Teufel geraubt. Dafür sollen wir Christus danken. Unsere Werke sollen Zeugnis für unseren Glauben geben [Str. 2 und 3]. Lit.: Baro 2011a, 93–95.

729 1536. [E] Der wintelwascher (G./D. 1, Nr. 44). Sg. Laut Sachs 48 Vs. [verl.] Lit.: Bake 2013, 229  f.

730 5. 5. 1536. Der pluetig wappenrock (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton; Neumann 2005, 316–318). Constantia, die sehr schöne Tochter des römischen Kaisers Severus, wird von dem Tyrannen Perseus vergewaltigt und nach Griechenland entführt. Ein Ritter findet sie dort und ist zum Zweikampf gegen Perseus bereit, falls Constantia ihn heirate. Er besiegt seinen Gegner, stirbt jedoch drei Tage nach dem Kampf. Constantia kehrt nach Rom zurück und bewahrt das blutige wapenkleid des toten Ritters bei sich auf. Sie hält dem Ritter, der für sie sein Leben opferte, die Treue. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 66 Ö. (Ü. 1489, xxvjr–xxvijv). Lit.: Neumann 2005, 90.

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731 12. 5. 1536. Der druncken egelkopf (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 3, Nr. 62). Da ein Trunkenbold aus Salzburg, wenn er nachts nach Hause kommt, alles doppelt sieht, macht er seiner Frau Vorwürfe, weil sie zwei Lichter brenne und schlägt sie, nicht ohne dabei selbst Schaden zu erleiden. Ein andermal glaubt er, zwei Kinder in der Stube zu sehen und will wiederum sein Weib prügeln, doch die flieht, und der egelkopf stürzt die Treppe hinab. Als er einmal zwei Töpfe auf dem Herd erblickt und seine Frau ihm sagt, in dem einen brate ein Huhn, will er sich diesen nehmen, greift jedoch ins Leere und verbrennt sich. Durch den Schaden wird er klug, meidet den Wein und lebt in Frieden mit seiner Frau. Epimythium: Manche meinen witzig zu sein, wenn sie Wein getrunken haben, und sehen dann den Bock für den Gärtner an. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 140. 732 Juni 1536. [E] Schwanck: Der narr tantzet nach seiner geigen, die narrenkappen ist sein eigen, sein fraw muß hörn, sehen und schweigen (K./G. 21,307; G./D. 1, Nr. 45). 50 Vs. Klage einer Frau über ihren ganz und gar närrischen Mann, der trinkt, prasst und auf Pump lebt, also immer wieder die alte Geige spielt, wobei ihr nichts übrig bleibt, als ihn auf der Laute zu begleiten (was sie mitschuldig macht). Im beschluß Warnung an die Frauen, ja den Richtigen zu heiraten. Lit.: Baro 2011b, 164  f.

733 7. 6. 1536. Der abentewrer mit eim or (Marner Hofton; G./D. 3, Nr. 63). Auf der Messe in Frankfurt will sich ein abentewrer bei einem seidenkremer ein Band kaufen, das ihm von einem Ohr zum anderen reicht, damit ihm sein baret nicht immer herunterfalle. Für einen hohen Preis, einen weispfenning, wird der Kauf abgemacht. Als nun der Krämer Maß nimmt, findet er das andere Ohr nicht. Bis nach Erfurt soll er messen, fordert der Abenteurer, denn dort habe es ihm der Henker abgezwickt und an den Pranger genagelt. Beide verklagen einander beim Bürgermeister, der sie auch gleich durchschaut. Für ihn treibt der eine gros pscheysserey, der andere ist auch nicht gerade rein: „Der Ecke ist an den Berner geraten.“ Nach dem Urteil von vier redlichen Männern soll es bei einem Fuder Rotwein als Strafe bleiben. Epimythium: Käufer und Verkäufer sollen darauf achten, dass sie nicht betrogen werden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 20 Ö. Lit.: Lienert 2008, 220 Nr. 303.

734 26. 6. 1536. Der künig Cirus erlegt (Frauenlob, Hagenblühweise). Im Kampf gegen die Skythen tötet Kyros den Sohn der Königin Tomyris. Diese greift zu folgender List: Sie versammelt am anderen Tag ihr Heer und lässt im Lager ein großes Festmahl bereiten. Danach flieht sie mit dem Heer aus dem Lager. Kyros nimmt das Lager ein, isst und trinkt sogleich und vergisst die Feinde völlig. Tomyris überfällt ihn, tötet 2000 Mann und lässt den Perserkönig köpfen. Das Haupt steckt sie in ein mit Menschenblut gefülltes Fass und spricht: „Trink, es dürstet dich doch so sehr nach Menschenblut!“ Q.: Sebastian Franck, Chronica, lxv. Vgl. KG 5055 = Sg. und 5066 = Trag. 735 11. 7. 1536. Der Römer mit den sechs jungen süenen (Regenbogen, Goldener Ton). Ein im Sterben liegender römischer Senator will seinen sechs Söhnen ein Vermächtnis hinterlassen. Er lässt sechs Stäbe aus Haselholz bringen und bindet sie zusammen. Es



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gelingt den Söhnen nicht, das Bündel zu zerbrechen. Dann gibt er ihnen die Stäbe einzeln, sie lassen sich brechen. Daran schließt er die Lehre, dass die Söhne dann, wenn sie zusammenstehen, einander Schutz verleihen; sucht jedoch jeder seinen Eigennutz, so werden sie bald zugrunde gehen. Inhalt wie Aesopica 53 Hausrath, Babrios 47 und Plutarch, Über die Geschwätzigkeit 511C-D (dort der Skythenkönig Skiluros mit 80 Söhnen, aber nur hier ein römischer Senator mit sechs Söhnen). Vgl. KG 1113 = Sg. 736 13. 7. 1536. Ein urstent (Ringsgwand, Osterweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,6–12. Vgl. 567, 685, 686, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Drei Lehren: 1. Christus hat die Versöhnung für unsere Sünden erwirkt. 2. Er ist der Mittler zwischen Gott und Mensch. 3. Er ist der Gnadenthron, durch den der Christ in den Himmel kommt. Bitte um ewiges Leben [Str. 3]. Weitere Q.: 1Joh 2,2; 1Tim 2,5; Röm 4,25. 737 15. 7. 1536. Der spiller (Frauenlob, Hagenblühweise). Chilon soll im Auftrag der Makedonen mit Korinth einen Bündnisvertrag abschließen. In Korinth wird während des Brettspiels über den Frieden verhandelt. Chilon wundert sich über diese Leichtfertigkeit. Er zieht wieder heim und lehnt es ab zu verhandeln; man soll nicht sagen, die Makedonen gingen leichtfertig eine geselschaft ein. Auf diese Weise beschämt er die Brettspieler. Schluss: Aus der Geschichte soll die Obrigkeit lernen, ihre Zeit im Blick auf den gmeinen nuecz zu verbringen. Obliegt sie jedoch dem Spiel und anderen Leichtfertigkeiten, dann wird sie von den Untertanen verachtet. Man sagt ja: Wenn der Abt selbst die Würfel gibt, können die Mönche unbedenklich spielen. Das Haupt verführt die Füße zum Bösen. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xxvr. 738 18. 7. 1536. Die 3 ler von Dem schweigen (Nunnenbeck, Kurzer Ton; Neumann 2005, 319  f.). Simonides lehrt, dass Reden schon manchem geschadet hat, Schweigen jedoch keinem (Q.: Sebastian Franck, Chronica, xxvjv) [Str. 1]. Nur der wird in Ehren alt, meint Doktor Freidank, der seine Zunge in der Gewalt hat (Q.: Freidank, Bescheidenheit 52,16  f.) [Str. 2]. Seneca schließlich sagt, dass man den Menschen an seiner Zunge erkenne; sie ist sein bestes und zugleich sein schlimmstes Körperteil [Str. 3]. Vgl. KG 5520 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 112.

739 18. 7. 1536. Die sechs ler vom reden (Eislinger, Maienweise). Cato erteilt sechs Lehren vom Reden: 1. Man soll sich überlegen, ob man in der rechten Verfassung ist zu reden. Ist man z.  B. zornig oder betrunken, dann soll man lieber schweigen. 2. Nur die Wahrheit soll man sagen. 3. Auch soll man berücksichtigen, mit wem man spricht, mit Freund oder Feind. 4. Beim Reden soll man niemanden reizen, sondern nur das sagen, was dem nutz und der Wahrheit entspricht. 5. Verständlichkeit und kurze Reden sind besser. 6. Man soll immer bedenken, ob die Zeit zum Reden richtig ist. – Wenn einer das alles bedenkt, dann kann ihm das Reden wenig schaden. Vgl. KG 5520 = Sg. 703 1536. [E] Der kriegszueg in Sophoier lant. Im thon: Der Duerck und der ist zornig worn (K./G. 22,179). 19 Str. aabcb mit Repetition des letzten Wortes der Strophe (peschlosse, ja, peschlosse). Über den Krieg zwischen Kaiser Karl und

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dem König von Frankreich um die Erbfolge in Mailand. Der König kann Turin besetzen. 740 25.  8. 1536. Ein gesprech. Die neun gab Muse oder kunstgöttin betreffend (K./G. 7,202). 258 Vs. 1513 macht der Dichter sich in Wels Gedanken über eine sinnvolle Freizeitgestaltung; Vergnügungen junger Leute gefallen ihm nicht. Er geht vor dem Tor spazieren, kommt in den kaiserlichen Tiergarten, einen locus amoenus. Als er sich an einen Brunnen gleichsam zu einem Traum niedergelegt hat, erscheinen die neun Musen. Nach kurzem Wechselgespräch mit Klio nennt sie ihm die von ihm zu bearbeitenden Gattungen, verbietet ihm aber Unzucht. Dann bekommt er von jeder eine Gabe. 1. Klio: Fähigkeit, sich mit Beharrlichkeit und nie erlahmender Willenskraft der Poesie zu widmen. 2. Euterpe: Lust und Liebe zur Poesie. 3. Melpomene: Fleiß. 4. Thalia: unerschöpfliche Produktivität durch tägliche Übung. 5. Polyhymnia: Stoffdisposition. 6. Erato: Klarheit und Vernunft. 7. Terpsichore: rechtes Erkenntnis- und Urteilsvermögen. 8. Urania: himmlische Weisheit. 9. Kalliope: Rhetorik, Stil, wohlklingende, verständliche Sprache. Klio verspricht ihm noch die Belohnung durch eine Krone. Im beschluß Sachs selbst.

Lit.: Klein 1988, 247–253 (253: „In dem Augenblick, in dem er selbst spricht, in dem er Bezug nimmt zum eigenen literarischen Tun, bekennt er sich zur wahren Quelle seiner Schaffenskraft: zum Gott der Christenheit.“); Haustein 1994, 8–10 (9  f.: „Das Modell, nach dem hier – und auch bei Goethe – gestaltet wird, ist das der göttlichen Inspiration, der göttlichen Geisteseingabe wie sie im Alten Testament in den Prophetenbüchern und im Neuen Testament bezogen auf die Evangelisten begegnet. Die Musen werden so gewissermaßen verchristlicht und sind Teil des göttlichen Weltplans.“); Kugler 2002, 243  f. (244: „Sachs hatte sich im Jahr 1536 alle Mühe gegeben zu demonstrieren, daß der Bildungshorizont eines einfachen Schuhmachers nicht aufs Naiv-Treuherzige eingeengt sei. Sein Gespräch über die neun Gaben der Musen diente nicht nur und nicht zuerst der selbstbewußten Präsentation seines eigenen Könnens, sondern versuchte vor allem eine moralische wie poetologische Belehrung über die Art und den Wert der Dichtkunst [im besonderen der Kunst des Meistergesangs] zu sein. Er gebrauchte ambitionierte Fremdwörter, bezog sich auf Ovid, nannte alle Musen mit ihrem Namen – kurz, er präsentierte das Bildungswissen eines auf Emanzipation drängenden Stadtbürgertums.“); Kugler 2003, 64–76 (64  f.: „Das Gespräch ist ein frühes Manifest des freien Künstlertums. Es thematisiert die individuelle Begabung, die den wahren Dichter ausmacht und seine Poesie von der lernbaren Kunstübung des Reimschmiedens unterscheidet. Goethe erkannte darin eine Vorform seines eigenen Verständnisses vom Dichtergenie […]. Mit seinem schweren Ornat und zahlreichen Klassiker-Zitaten versteht sich das ‚Gespräch‘ als ein Seitenstück zu den Dichterkrönungen im Bereich der lateinischen Humanistenpoesie.“); Rose 2010, 445–448 (446: „Der Berufung auf Hans Folz liegt […] ein doppelter translatio-Gedanke zugrunde. Denn nach seinem Tod [1513] wird dessen poetische Begabung von den Musen unmittelbar an Hans Sachs weitergereicht. Zugleich lässt sich diese Linie dann bis in die Antike zurück verlängern […].“ 447: „Provokationspotential für die humanistische Poetik […], das von Hans Sachs’ Selbstverständnis ausging: nämlich mittels der translatio in der Tradition der antiken Dichtung stehen zu wollen, ohne dabei die ars und eine entsprechende eruditio zu berücksichtigen. Tatsächlich betont Hans Sachs in seiner Summa, er sei ein ‚ungelehrte[r] mann,/ Der weder latein noch griechisch kann‘.“); Klein 2006; Brunner 2009, 40–42; Kipf 2015, 423–429 (426: „[…] the nine gifts, which the nine muses bestow upon the poet, are in accord with […] the rational allegory of the muses by Fulgentius the Mythographer.“); Dehnert 2017, 81  f.; Freund 2018, 79–82.

741 1536. [E] Die neun ellenden wanderer (K./G. 5,282; G./D. 1, Nr. 46). 54 Vs. Probleme auf der Straße: Der „Karrenmann“ muss sich mit seinem Wagen abplagen



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und hat seinen Verdienst gleich wieder im Wirtshaus verzehrt. Eine Frau, die allein unterwegs ist, wird gleich um Liebe angegangen. Oft verirrt sich der Handwerksgeselle auf seinem Weg und bleibt dann so lange im Wirtshaus, bis all sein Erspartes aufgebraucht ist. Nicht besser ergeht es dem Boten und dem auf der Straße ziehenden Krämer sowie den Bettelmönchen. Hunde und Läuse quälen den Bettler, und den herumziehenden verarmten reuter will keiner aufnehmen. Gar keine Freunde hat der Landsknecht, der seine Beute oft mit dem Leben bezahlen muss. Vgl. KG 749 = Ml. 3. 9. 1536. Die ungewiesen menschlichen anschleg (K./G. 4,153). 126 Vs. Der Dichter denkt nachts darüber nach, warum viele anschleg (Pläne) nicht zum Erfolg führen. Im Traum sieht er einen riesigen Mann im Harnisch, aber mit gebundenen Händen. Ihm bricht der Angstschweiß aus, aber der Mann stellt sich als der ungewiß fürschlag von fleisch unnd blut vor und den Strick als Gottes Willen. Erwachend erkennt der Dichter, warum menschliches Planen immer wieder von Gott zunichtegemacht wird, immer wieder aber auch nicht. Menschen können nur erreichen, was Gott angeordnet hat. 7. 9. 1536. Fabel. Die ameis mit dem grillen. Wider die fawlen (K./G. 5,78; G./D. 1, Nr. 47). 65 Vs. Im Winter legt eine Ameise ihr Korn zum Trocknen ins Freie. Eine vom Hunger gepeinigte Grille kommt vorbei und bittet um Nahrung. Als die Ameise fragt, was sie denn den ganzen Sommer über getan habe, und die Grille erzählt, sie habe nur gesungen und sei fröhlich gewesen, da sagt die Ameise, die Grille solle auch im Winter singen, schließlich habe sie das Getreide allein für sich gesammelt. Lehre: In jungen Jahren soll man fleißig und sparsam sein, dann hat man im Alter genug; diese Lehre kann man von der Ameise lernen. Die Grille hingegen entspricht einem jungen Menschen, der nur dem Müßiggang nachgeht und sein Gut verprasst. Im Alter wird er dann nicht mehr so jubilieren, sondern am Hungertuch „nähen“. Q.: Romulus 4,19 = 93 T. (4,17 Steinhöwel). Vgl. KG 744 = Ml. 13. 9. 1536. Die ameis und der grill (Harder, Süßer Ton; G./D. 3, Nr. 64). Inh. u. Q. wie KG 743 = Sg. 24. 9. 1536. Gfengknus der vier angel-tugendt (K./G. 3,271). 398 Vs. Der Dichter, im Mai unterwegs, kommt auf einen Berg und zu einem Zwerg. Dieser weiß, was den Dichter bedrückt und bringt ihn, nachdem er ihm die Augen verbunden und ihm eine Wurzel in den Mund gesteckt hat, auf seinem Mantel durch die Luft auf eine Insel mit Drachen usw. und weiter in die Gruft eines Turmes, wo in einem Kerker vier Frauen, die vier Tugenden, traurig schmachten. Fürsichtigkeyt, Gerechtigkeyt, Messigkeyt, Starckmütigkeyt, alle von Frau Welt vertrieben und ins Gefängnis geworfen. Der Dichter lässt sich, nachdem ihm die vier vorgestellt worden sind, erklären, wer Frau Welt ist. Bei ihr gelten tugendhafte Menschen als Narren. Auf die Frage, wie lange die vier gefangen sein müssen, verweist der Zwerg auf Gott. Als dann Frau Welt naht, müssen beide fliehen. Mit den Abschiedsworten des Zwergs endet das Gedicht. 30. 9. 1536. [E] Ein comedi, mit dreyen personen zu spielen, nemlich ein vatter, ein suhn und ein narr (K./G. 3,61; G. 1, Nr. 6). 368 Vs. Inhalt: Ein Sohn wird gegen den Willen seines Vaters zur Unzucht verführt.

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Szenenübersicht: 1. Prolog: vom Hausherrn eingeladener Vater, der sehen will, wie sich sein Sohn Frantz in Gesellschaft benimmt. 2. Dialog Narr–Frantz, der vom Narren zum Spielen verführt wird. 3. Dreigespräch Vater–Frantz–Narr: Vater kommt dazu, spricht den Sohn an und interveniert jetzt immer wieder, streitet aber nicht direkt mit dem Narren. Als der Narr Frantz auffordert, mit ihm zum Trinken wegzugehen, kann ihn der Vater zum Dableiben bewegen. Dann schlägt der Narr Sex vor: Er will ihm den junckfrawhof zeigen, und kurz darauf will er ihn zu Fastnachtsfeiern führen. Gegen den Einspruch des Vaters gelingt ihm das auch (er verabschiedet sich vom Publikum). 4. Epilog Vater: Klage über vergebliche Erziehung.

Lit.: Baro 2011b, 117–121 (118: „Dass der Narr am Ende dennoch den Sieg davon trägt, liegt nicht nur an der allgemeinen Verlockung des lasterhaften Lebens, sondern auch an seinem rhetorischen Geschick.“ 121: „Der Narr ist in diesem Fastnachtspiel […] als allegorische Figur zu lesen, die die Lasterhaftigkeit schlechthin und somit das Gegenprinzip zur vom Vater vertretenen Tugend verkörpert.“).

747 3.  10. 1536. [E] Ein faßnacht-spil mit dreyen personen. Das narren-schneyden (K./G. 5,3; G. 1, Nr. 11). 379 Vs. Vgl. KG 2848 = Ml. Inhalt: Ein Arzt schneidet einem Dickbäuchigen die Laster aus dem Leib. Szenenübersicht: 1. Dialog Arzt–Knecht: Der Arzt sagt, er sei herbestellt, aber der Knecht erwidert, hier im Wirtshaus gebe es keine Kranken. Da kommt der großpauchet kranck. 2.  Szene Arzt–Kranker–Knecht: Der Arzt stellt am prunnen [Urin] fest, dass der Mann krank sei und verordnet ihm dann ein trüncklein. Doch nach erneuter Harnschau stellt er fest, dass der Patient voller Narren steckt, und lässt ihn seinen eigenen prunnen trinken. Dann beginnt mit Hilfe des Knechts das Narrenschneiden: 1. Dünkel, 2. Geiz, 3. Neid, 4. Unkeuschheit, 5. Völlerei, 6. Zorn, 7. Faulheit = sieben Hauptlaster. Anschließend kommt noch das Narrennest, aus dem die verschiedensten „närrischen“ Typen (= Besatzung von Brants Narrenschiff) hervorgegangen wären; es wird in die Pegnitz geworfen. 3. Epilog Arzt: Mahnung zur Vernunft.

Lit.: Heger 178, 594–607; Schade 1986, 559–564 (564: „Sachs presents the deadly-sins fools in an order at slight variance to the time-honored SALIGIA-formula of medieval moral theology; Sachs’ order reads SAILGIA [i.  e., superbia, avaritia, invidia, gula, ira, acedia].“); Schade 1988, 73–80; Remshardt 1989 (77: Arzt = Luther?; 81: „The oscillating perspective between macroscopy and microscopy has its precedent in Menippean satire“); Holzberg 1994, 21–23; Berger 1995, 162  f.; Bernstein 1995, 38; Adamson 2002, 120  f.; Ehrstine 2004; Feydy 2009 (113: Arzt = lachender Demokrit?); Baro 2011b, 121–127.

748 8. 10. 1536. Comedia. Die gantze hystori der Hester zu recedirn, hat xiij person unnd drey actus [= ältestes Estherdrama der Reformationszeit]. (K./G. 1,111). 636 Vs. Q.: Esth 1–9. Vgl. KG 1337, 4498, 4631 = Mll. und 5391 = Com. (erweitert). Inhalt: Der Perserkönig Ahaschweros (Ahasveros) verstößt seine stolze Frau Vasti (Vasthi) und zieht ihr die Jüdin Hester (Esther) vor. Weil ihr Vormund Mardocheus (Mardochai) dem obersten Minister Hamon (Haman) den Kniefall verweigert, gewinnt dieser den König dafür, die Vernichtung des jüdischen Volkes zu planen. Hester setzt sich bei Ahaschweros für ihr Volk ein und bewirkt ferner, dass Hamon an dem Galgen, den er für Mardocheus bestimmt hat, aufgehängt wird. Ahaschweros lässt die Juden,



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statt sie zu töten, Rache an ihren Feinden nehmen. Zum Gedenken daran wird das Purimfest gestiftet. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: begrüßt die Gäste des Königs Ahaschweros [wie im Fsp.!], dessen Macht er preist. 2. Szene: König–Narr–Ehrnholdt–Hofmeister–zwei Kämmerlinge–zwei Fürsten. Weil Königin Vasti sich weigert, zum König zu kommen, beschließt dieser auf den Rat der Fürsten, sich unter den edlen Jungfrauen des Landes eine neue Frau zu suchen. II. 1. Dialog Hester–Mardocheus: ermahnt sie zur Sittsamkeit. 2. Szene König–Hofmeister–Narr: misogyn. 3. Dialog König–Hester: König will sie heiraten. 4. Vorige + Mardocheus: warnt König vor Mordanschlag. 5.  Szene Kämmerling–Mardocheus (stumm)–Hamon–Narr: Mardocheus verweigert Hamon Ehrerbietung. 6. Vorige + König: Hamon will Juden und Mardocheus töten, weil dieser sich nicht vor ihm beugt. König stimmt dem zu, Erlass. 7.  Szene Jungfrauen–Hester–Kämmerling: Reaktion Hesters, die Gang zum König ankündigt. Immer wieder satirische Bemerkungen des Narren. III. 1. Szene König–Hester–Narr: Hester will Anliegen bei Mahl mit König und Hamon vortragen. 2.  Szene Hamon– Mardocheus (stumm)–Narr: Hamon will Mardocheus aufhängen lassen. 3. Szene König–Kämmerlinge: König wird an Wohltat des Mardocheus erinnert. 4. Dialog König–Hamon: König fragt, was mit Wohltäter zu tun sei, schickt Hamon zu Mardocheus. 5. Rede Narr: zur Situation. 6.  Szene: Hester und Frauen kommen, bereiten Mahl vor. 7. Szene König–Hester–Hamon (stumm): Hester zum König über Hamons Plan. 8. Dialog Hester–Hamon: Kniefall Hamons, Hester verweigert Gnade. 9. Szene König–Kämmerling–Hamon (stumm)–Narr: König schickt Hamon an den Galgen. 10.  Szene Hester–Mardocheus–König–Kämmerlinge–Narr: Mardocheus geehrt, Erlass gegen Hamons Söhne, Berichte von Mordtaten der Juden an den Feinden, dazwischen Narr, Mardocheus lobt Gott: Das soll fürhin genennet sein die faßnacht allen Juden gemein [= Purim]. Musik soll spielen. 11. Epilog Ehrnholdt: (1) Vasthi: Frauen dürfen ihren Mann nicht verachten. (2) Hester: vorbildliche Frau. (3) Hamon: solche Leute schaden erst anderen, schließlich sich selbst. (4) Mardocheus: Anständigkeit kommt schließlich zu Ehren. (5) König: Obrigkeit soll von ihm lernen. Gott hat sein Volk errettet. [Nähe Fsp. sehr deutlich, bes. durch Narr]. Lit.: Stuplich 1998, 81  f.136  f.210  f.227  f.269–287 (286: „Der Autor kann durch den Mund des Narren das Bühnengeschehen während des Ablaufs bewerten, das Verhalten Einzelner kritisieren und damit die didaktische Wirkung des Textes steigern.“); Washof 2007, 126–128; Baro 2011b, 104–110; Giannandrea 2017, 115–142; Freund 2018, 110–112; Sasse 2020b, 109–136.

749 13. 10. 1536. Die neun Elenden wandrer (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 65). Inh. u. Q. wie KG 741 = Sg. Je ein auf die 9 Strophenabschnitte Stollen und Abgesang verteiltes Beispiel. Schluss: Der Dichter rät, lieber im Wirtshaus zu bleiben. 750 7. 12. 1536. Die zwelff dreck (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 66). Ein Reinjeck erzählt dem Dichter von zwölf sehr großen Kothaufen. Der erste liegt in Wangen, der zweite in Konstanz. Dieser stammt von einer Magd – abzüglich der Brühe wiegt er sieben Pfund.

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Einen weiteren Haufen hinterließ ein Kärrner, der vierte stammt von einer Bäuerin aus Joachimsthal, der fünfte von einer Nonne in Maulbronn, einem Filzhut gleich ist er proporzeniret. Der eines Sattlers in Innsbruck rauchte wie Kohlenglut. Der siebte liegt in Friesland, und den achten trug ein Bettler von Heilsbronn bis Paris. Einen weiteren legte die Badmagd auf die Ofenbank im Dampfbad. Der Dreck des Fuhrmann Kunz Hes ist gespickt mit dreihundert grieben und den, der in des Kifhabers geßlein lag, hat ein Fleischhacker gegessen. Den zwölften Dreck vor des Müeffels Haus hat eine Sau weggetragen. Schluss: Wer den größten Haufen errät, der erhält ihn zur Hälfte. 751 8. 12. 1536. Die drey füessig saw (Nachtigall, Sanfter Ton; G./D. 3, Nr. 67). Äsop soll seinem Herrn Xanthus vier Schweinsfüße kochen. Um einen Grund zu haben, Äsop zu verprügeln, stiehlt Xantus einen davon aus dem Topf. Äsop erkennt den Verlust und hackt in seiner Verlegenheit einem Schwein seines Herrn einen Fuß ab. Da mittlerweile Xanthus befürchtet, Äsop werde seinem Schwein etwas antun, legt er den gestohlenen Schweinsfuß wieder in den Topf zurück. So werden Xanthus und seine Gäste schließlich mit fünf Stücken bewirtet. Als sein Herr zornig wird, entschuldigt sich Äsop, von der Natur sei dieses Schwein eben reicher ausgestattet worden, anders als jenes Schwein im Stall, das nur drei Füße habe. Xanthus hat zum Schaden noch den Spott. Epimythium: Denjenigen, die ihr Hausgesinde schlagen, soll es nicht anders ergehen. Q.: Leben Äsops 42  f. (Steinhöwel, 50,24b-51,9a Ö.). Lit.: Holzberg 2018, 493.

752 15. 12. 1536. Das Narrenpad (Liebe von Gingen, Radweise; G./D. 3, Nr. 68). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 403 = Sg. Schluss: Es gibt heute noch genug Narren, die über ihre Verhältnisse leben und mit Hurerei, Trinken und Spiel, mit Singen und Fechten mehr verbrauchen, als sie erwerben können. Die gehören in das Narrenbad. Der Dichter kennt ein solches Bad. Er glaubt, es werde ihm nicht schaden, verständig zu werden und auf weise Art seinen Haushalt zu führen. Wer will mit ihm gehen? [Str. 3]. Lit.: Loleit 2008, 158–167; Loleit 2012, 297  f.

753 28. 12. 1536. Faßnacht-spiel mit 5 personen, die rockenstuben genandt (K./G. 14,26; G. 1, Nr. 10). 214 Vs. Inhalt: eine Serie von Streitereien und gegenseitigen Beschimpfungen, die u.  a. von einem wahrsagenden Zigeuner ausgelöst werden. Szenenübersicht: 1. Monolog Magd Gredt: In der Rockenstube soll Fest stattfinden [typisch für solch einen Ort]. 2. Dialog Gredt–Knecht Küntzel: wird von Gredt der Untreue geziehen, beschimpft auch sie. 3. Vorige + Bäuerin: diese zu Gredt negativ über Küntzel. 4. Vorige + Bauer; der beschimpft Bäuerin. 5. Vorige + Zigeuner: wahrsagt Bauer und Bäuerin, löst Streit der beiden aus (beide ab). 6. Szene: Zigeuner sagt Küntzel und Gredt Negatives, wird verjagt. 7. Dialog Küntzel–Gredt: Streit und Schlägerei. 8. Epilog Zigeuner: Wahres Sagen bringt nur Ärger, also muss man schmeicheln. Lit.: Bastian 1983, 115 („Prinzip der negativen Didaxe […]. Das vergnügungssüchtige bäuerliche Ensemble […] geht prügelnd und fäusteschwingend, von wüsten Schimpfkanonaden begleitet, aufeinander los, führt das Ineinander von Sinneslust, Gewalt und moralisch-sittlicher Verworfenheit vor Augen.“); Rettelbach 1994c, 103–106 (103: „[…] ein Handlungsspiel mit deutlichen Zügen des



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alten Reihenspiels […].“ 105  f.: „Zwar gibt es eine Handlung, doch die ist relativ nebensächlich und dient ausschließlich dem eigentlichen Ziel: alle vier Personen nacheinander in ihren geheimen Triebwünschen und Verfehlungen zu entlarven […]. Auf der stilistischen Ebene unterstützen rhetorische Mittel die Komik, vor allem die […] priamelartigen Strukturen. […] im 15. Jahrhundert wird angeberisch herausgeschrien, was im protestantischen Umfeld des 16. Jahrhunderts als unangenehme und verheimlichte Verfehlung nur durch Magie offenbar gemacht werden kann […]. [Lehre:] Laster, insbesondere sexuelles Fehlverhalten und Untreue, vergiften und zerstören ein gedeihliches Zusammenleben.“ Anregung vielleicht von Sebastian Münster).

754 29. 12. 1536. Die weiber straff samt Den kindern (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). In Rom wird ein Gesetz erlassen, das verbietet, Wein zu trinken. Der Wein reizt zu böser Begierde [Str. 1]. Wollte Gott, man würde den Frauen den Wein verbieten, die sich im Wirtshaus zu den Männern setzen und wie die Schweine saufen, bis sie voll sind und alle Scham und Zucht vergessen [Str. 2]. Das gilt auch für die Kinder. Sie schütten den Wein in sich hinein, dass sie davon stroczen. Dann erbrechen sie sich. Dadurch werden Weiber und Kinder versoffen und gefräßig und müssen schließlich Bettler werden [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 2,1,5 (Heinrich von Mügeln). 755 30. 12. 1536. Der labrint zw rom (Sachs, Silberweise; Neumann 2005, 321  f.). Kaiser Vespasian will seine Tochter nur demjenigen geben, der nach drei Tagen aus einem kunstvollen Labyrinth zurückkehrt. Nachdem schon viele Freier aus dem Labyrinth nicht wieder zurückgekehrt sind, gelingt es einem Ritter, den die Braut vorher beraten hat, mit Hilfe eines roten Fadens den Weg aus dem Labyrinth zurückzufinden und den Löwen, der darin haust, zu erschlagen. Er erhält die Tochter des Kaisers zur Frau und wird Hauptmann in Rom. Schluss: In Gefahr braucht man weisen Ratschlag. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 63 Ö. (Ü. 1489, cxiijv–cxvv). Lit.: Neumann 2005, 90.

1537 756 1. 1. 1537. Der junckfraw heyrat (Regenbogen, Kurzer Ton). Ein römischer Senator bittet einen Freund um Rat, ob er seine Tochter an einen reichen, aber dummen oder an einen armen, jedoch weisen Mann verheiraten solle. Der Freund antwortet, ein Armer, der Verstand habe, sei mehr zu preisen als ein Reicher, der sich nur um seinen Reichtum bemühe [Str. 1 und 2]. Heutzutage schaut man beim Heiraten nur auf den Reichtum, es ist gleichgültig, ob es sich um einen Stocknarren oder eine Hure handelt. Kunst und Weisheit nützen nichts [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 7,2 Ext. 9 (Heinrich von Mügeln); der Ratgeber ist dort Themistokles. 757 11. 1. 1537. Der ritter Hanibal wider die Römer (Frauenlob, Ritterweise). Hannibal besiegt die Römer bei Cannae. Er lässt die Ringe der gefallenen Römer nach Karthago senden. Schluss: Weil das römische Volk vil zu frech war, wurde ihm solcher Schaden zugefügt. Q.: Livius 22,45–52 (Schöfferlin). 758 20. 1. 1537. Der schmit in pachdrog (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 69). Der Kaplan und die schöne Frau des Schmieds von Dettelbach lieben sich. Um das Stelldichein zu

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ermöglichen, prophezeit der Geistliche nach der Sonntagspredigt für die Abendstunden ein Hochwasser. Deshalb flüchtet sich der Schmied in einen unter die Decke gehängten Backtrog. Die Schmiedin glaubt ihren Mann aus dem Haus und lässt den Pfaffen kommen. Gleichzeitig kommt aber auch der Knecht des Schmieds, der vorherige Liebhaber der Schmiedin. Da ihm der Eintritt in die Kammer verwehrt wird, bittet er am Fenster um einen Kuss. Der Pfaffe zeigt sein Gesäß, und der Knecht küsst es. Um sich zu rächen, macht der Knecht ein Eisen glühend, bittet erneut um einen Kuss und stößt dann das Eisen dem Pfaffen in die kerbe. Nach Wasser schreiend läuft der Kaplan nackt davon. Der Schmied erschrickt und meint, das Hochwasser sei schon da. Allzu schnell lässt er sich in seinem Backtrog von der Decke herab, so dass er sich fast alle Knochen bricht. So wurde der Schmied zum Narren gehalten, er musste „den Ölgötzen tragen“; und der Pfaffe bekam auch sein Teil ab, zumal er niemand davon erzählen durfte. 759 20. 1. 1537. Der apt im wiltpad (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 70). Weil er allzu viel gegessen hat und unter einem Magenübel leidet, will sich der Abt von Ranshofen in einem wiltpad durch eine Entziehungskur heilen lassen. Auf dem Weg dorthin nimmt ihn ein Edelmann gefangen und führt ihn auf das Schloss, wo er drei Tage „trocken baden muss“. Täglich erhält er nur drei Erbsen. Von Hunger geplagt, aber kuriert, bittet der Abt den Edelmann um Gnade. Dieser beendet die Kur und lädt den Abt zum Essen ein, der dann wie ein Wolf frisst. Zum Dank für die Heilung beschenkt er den Schlossherrn mit achtzig Gulden und zieht wieder heim. Epimythium: Wenn einer sich überfressen hat, dann soll er sich auf die gleiche Art heilen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,2 (Arigo). Vgl. KG 3489 = Fsp. Lit.: Loleit 2008, 149–158.165–167; Loleit 2012, 296.

760 29. 1. 1537. Die vntrew henckerin (Römer, Gesangweise; Neumann 2005, 323–325). Beim Brettspiel verletzt der römische Senator Lucius (Curius?) versehentlich seine Frau mit einem Messer. Sie wird ohnmächtig, und der Senator sorgt sich um sie so sehr, dass er stirbt. Auf seinem Grab lässt die Witwe ein Haus bauen, um ihm dort ganz allein nachzutrauern und Gott zu dienen. In der Nähe des Grabes wird ein Dieb gehängt, den ein Landvogt bewacht. Der großen Kälte wegen begibt er sich nachts zu der Witwe. Als er jedoch zum Galgen zurückkommt, ist der Leichnam des Gehenkten gestohlen. Weil er weiß, dass er seiner Unachtsamkeit wegen am nächsten Morgen gehängt würde, bekommt er große Angst. Die Witwe will ihm helfen, falls er sie dafür heiratet. Sie rät, den Leichnam ihres Mannes auszugraben. Da sich der Landvogt scheut, ist sie selbst bereit, dem Leichnam die Haare auszureißen und Wunden zuzufügen, damit er dem gehängten Dieb gleiche. Den Landvogt betrübt die Untreue der Witwe. Er schlägt ihr den Kopf ab. Epimythium: Die Weiber haben kurzen Sinn und lange Kleider. Wenn ein Mann seiner Frau auch Gutes tut, sie vergilt es ihm nur mit Bösem. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1512, 2. Hälfte der Erzählung des siebten Meisters [„Archetypen“: Petron, Satyrica 111  f. und Romulus 3,9 = 59 T. < Phaedrus, App. 15]. Lit.: Neumann 2005, 90.



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761 5. 2. 1537. Das pos weib mit den stainen (Stolle, Alment; G./D. 3, Nr. 71). Ein von seinem zänkischen Weib sehr geplagter Mann fragt König Salomo um Rat. In Worten, Gewürzen und Steinen liege sehr viel Kraft, erklärt der Weise. Gern möchte der Mann Näheres darüber erfahren, aber die Diener des Königs vertreiben ihn. So versucht er es zu Hause zuerst mit guten Worten. Als diese nichts nützen, kauft er Gewürze, die er seiner Frau reichen will. Die aber gebärdet sich noch mürrischer und böswilliger. Da holt er sich am Bach Steine. Als seine Frau ihn sieht, nennt sie ihn einen Steinnarren. Daraufhin bewirft er sie so lange mit Steinen, bis sie sich ergibt. Epimythium: Steine nützen bei einem zänkischen Weib sicher, wenn gute Worte und Gewürze nichts helfen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 134. Vgl. KG 4205 = Fsp. 762 8. 2. 1537. Das gelechter Democriti (Stolle, Alment). Der griechische Philosoph Demokrit verlässt alles, nachdem er sich schon die Augen ausgestochen hat, denn er kann die Torheit der Welt nicht ertragen. Mitbürger kommen zu ihm, um ihn zu trösten. Sie meinen, er sei verrückt geworden, denn auf alles, was sie sagen, reagiert er nur mit Lachen. Sie rufen den Arzt Hippokrates. Dem erklärt Demokrit, dass er die Torheit der Welt verlache. Nun zählt er dem Arzt dreizehn Laster auf, über die man nur lachen könne, z.  B. Dünkel, Geiz, Neid, Eifersucht und Faulheit. Schluss: Würde Demokrit die heutige Zeit erleben, er würde sich zu Tode lachen. Jeder muss an sich selbst viel Torheit erkennen. Q.: Sebastian Franck, Chronica, cjr–ciiiv. Vgl. KG 5061 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 328  f.

763 13. 2. 1537. Der dot fuechs (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 72). Ein alter hungriger Fuchs stellt sich tot. Er hofft, dass ein Rabe ihm die Augen aushacken möchte, den will er sich dann als Beute schnappen. Tatsächlich kommt einer, sieht den Fuchs jedoch atmen und erkennt die List. Er holt einen Stein und lässt ihn auf den Fuchs herabfallen. Der springt auf und läuft in den Wald. Der Rabe ruft ihm nach, auch des Raben Auge verstehe sich auf List. Epimythium: Ein junger Mann soll vorsichtig und klug sein, dann kann er mit eigener List die der anderen vertreiben. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 1,5 (Ulrich von Pottenstein) Vgl. KG 5295 = Sg. 764 17. 2. 1537. Kampff-gesprech zwischen der Künheit unnd Geduldt (K./G. 3,132). 316 Vs. In seiner tumben Jugend wartete der Dichter vor dem Lustgarten auf einen Feind, der ihn verklagt hatte. Da erscheinen Frau Victoria in einem Harnisch und Patientia und beginnen ein Kampfgespräch, in dem beide auf klassische und biblische Präzedenzfälle verweisen. Der Dichter entscheidet sich am Schluss für die Geduld. 765 2. 3. 1537. Sant Niclas aid (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 73). Als der Dichter noch kein Singer war, fragte er einen Pfarrer, warum Sankt Niklas immer so abgebildet wird, als ob er einen Eid schwöre. Sankt Niklas lege drei Eide ab, lautet die Antwort: dass erstens kein Handwerksgeselle dort bleibt, wo er es eigentlich gut hätte, dass zweitens eine Witwe, die glaubt, wieder einen Mann haben zu müssen, zuerst die Bewerber abweist, weil ihr keiner gut genug ist, dann aber als Tröster einen Drescher bekommt, der ihr ganzes Geld verbraucht, und dass drittens ein Armer, wenn er plötzlich ein Herr wird, sich selbst nicht mehr kennt und stolz in herrischer Manier daherschreitet. Der Dichter bedankt sich für die Lehre. Schluss: Noch heute kann man das täglich

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erleben, worauf Sankt Niklas einen Eid ablegt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 484 (479). Vgl. KG 5519 = Sg. 14. 3. 1537. Das abentessen (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 111 = Ml. Vgl. 3748, 3964, 4601, 5300 = Mll. Schluss: Bitte um Gnade Christi und darum, dass er durch sein herrliches Sakrament uns das Leid vergessen mache und dass wir mit ihm ewig leben mögen. Weitere Q.: Sach 13,7. 16. 3. 1537. Der passion Cristi die gefencknus (Nunnenbeck, Zeherweise). Gefangennahme Jesu und Verhör durch Pontius Pilatus. Schluss: Durch unschuldige Buße hat Christus uns die himmlische Pforte wieder aufgeschlossen. Q.: Joh 18,1–8.13.25–40. Vgl. KG 1231 = Lied, 2616, 3384, 3514 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag. 16. 3. 1537. Der ander tail des passions (Nunnenbeck, Hämmerweise). Die Verurteilung Jesu und seine Kreuzigung. Schluss: So war Jesus um unserer Missetat willen geschlagen. Ihm sei Lob in alle Ewigkeit. Q.: Joh 19,2.4.8.12.16–30; Jes 53,4. Vgl. KG 1231 = Lied, 2616, 3384, 3514 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag., außerdem 3251 = Ml. 20. 3. 1537. Die vier geschlecht (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 3, Nr. 74). Zwar nimmt die Zahl der Menschen zu, doch gibt es noch zu wenig Priester, Edelleute, Huren und Juden. Mancher Pfarrer besitzt bis zu sieben Pfründen, und ein einziger Bischof ist bisweilen Herr über drei Bistümer und zusätzlich über ertragreiche Abteien. Gäbe es mehr Geistliche, besäße jeder nur eine Pfründe und hätte damit genug zu tun. Weil es zu wenig Edelleute gibt, streben heute Bauern und Bürger danach, es diesen gleichzutun. Gäbe es mehr Huren, dann würden sich nicht so viele Ehefrauen, Nonnen und Jungfrauen getrauen, ihr „Hurenwerk“ zu treiben. Schließlich gibt es zu wenig Juden. Da immer eine große Zahl von Christen bei ihnen borgt, blühen Wucher, Liederlichkeit, vürkauf und Betrug. Schluss: Der Dichter darf nicht lauter schreien, doch ist offenkundig, dass man sich der Simonie, des Dünkels, der Hurerei und des Wuchers heute nicht zu schämen braucht. Doch der Dichter rät dem, der sich betroffen fühlt: Lass ab! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 192 (193). Vgl. KG 2633 = Ml.

Lit.: M. E. Müller 1985, 29  f.

770 20. 3. 1537. [E] Der wuechrer (Frauenlob, Zugweise; G./D. 3, Nr. 75). Ein Wucherer verlässt verärgert die Predigt eines Mönchs, der prophezeit, alle Wucherer würden in die Hölle getragen. Für fünf Batzen ist ein Nachbar angeblich bereit, ihn an dem Mönch zu rächen. Beide kehren in die Kirche zurück, wo der Mönch erneut predigt, dass alle Wucherer in die Hölle getragen würden. „Das ist nicht wahr“, unterbricht ihn der Partner des Wucherers, „solche Ehre wird ihnen der Teufel nicht bereiten, vielmehr wird er sie an ihren Füßen nehmen und über Stock und Stein in die Hölle schleifen.“ In der Kirche erhebt sich Gelächter, und der Mönch freut sich, dass es der Wucherer richtig abbekommen hat. Epimythium: Die Wucherer laufen heute nicht mehr aus der Kirche. Spricht ein Prediger von ihnen, dann meint jeder, das gelte seinem Nachbarn. Wucher ist üblich, jeder hält im Handel den anderen zum Narren und umgibt alles mit gutem Schein, obwohl sein Gewissen anderes sagt. Jeder soll an seine letzte „Hinfahrt“ denken. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 191 (192).



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771 20. 3. 1537. Die vier junckfrawen (Regenbogen, Blauer Ton). Vier Jungfrauen, Ignis, Aqua, Aer und Veritas – Feuer, Wasser, Luft und Wahrheit – begegnen einander in einem schönen grünen Garten. Die Wahrheit fragt, wo sie die drei anderen sonst finden könnte. Das Feuer erklärt, man finde es, wenn man an einen Stein schlage. Das Wasser ist am Grund der Wurzeln und bei den Binsen zu finden, die Luft bei den Blättern der Bäume. Von sich selbst aber sagt die Wahrheit, sie sei ellent; keiner wolle sie beherbergen. Überall sei die Lüge zu Hause. Schluss: So klagt auch der Prophet Hosea, dass in keinem Land die Wahrheit zu finden sei. Selbst wenn einer Luchsaugen hätte, könnte er von der Wahrheit nicht viel erkennen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 4. Vgl. KG 4447 = Ml. 772 20. 3. 1537. [E] Der Nas man (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 3, Nr. 76). Während des Holzhackens wird ein Mann völlig durchnässt. Als er vor Kälte ganz erstarrt heimkommt, schickt ihn seine Frau wieder hinaus in den Regen, damit er zwei Krüge mit Wasser hole, weil er nun doch schon nass sei. Er geht, und die Frau denkt sich, sie habe einen rechten frawen man, der sich zum Narren halten lasse. Doch er wirft den einen Krug weg und den anderen, der mit Wasser gefüllt ist, schüttet er seiner Frau über den Kopf. Jetzt, so meint er, sei sie auch durchnässt und könne selbst Wasser holen [Str. 1 und 2]. Epimythium: Ehefrauen sollen ihre Männer ehren. Macht eine Frau ihren Mann zum Knecht für alles und kommt der dann daher wie ein Bettler, der den glocklers korb tragen muss, dann bereitet sie sich selbst Schande. Zuhause kann ein Mann Frauenarbeit machen, ohne sich schämen zu müssen, doch vor den Leuten soll er der Männlichkeit keine Schande antun [Str. 3]. 773 23. 3. 1537. Der 121 psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Gott ist der treue Hüter Israels [Str. 1 und 2]. Kommentar: Der gläubige Christ soll erkennen, dass Gott sein treuer Hüter ist. Der Mensch soll sich selbst über Gottes Güte freuen [Str. 3]. Q.: Ps 121; Mt 10,30. Vgl. KG 5574, 5763 = Sgg. 774 23. 3. 1537. Der hundert 23 psalm (Nachtigall, Kurzer Ton). Die Gläubigen blicken zu Gott auf und bitten um seine Gnade. Schluss: Bitte um Gottes Hilfe. Q.: Ps 123. Vgl. KG 6040 = Sg. 775 23. 3. 1537. Der 128 psalm die fruecht Der forcht des herren (Regenbogen, Süßer Ton). Dem Gottesfürchtigen wird häusliches Glück zuteil. Schluss: Gottes Segen kommt davon her, dass der Mensch gottesfürchtig lebt. Q.: Ps 128. Vgl. KG 1421 = Ml. und 5576 = Sg. 776 23.  3. 1537. Der 135 psalm (Sachs, Morgenweise). Gott, dem Allmächtigen, sei Lob. Seine Allmacht erweist sich in der Geschichte. Die Götzen der Heiden sind machtlos. Schluss: Gott sei allzeit Lob gesungen. Q.: Ps 135. Vgl. KG 1187 = Ml. und 5932 = Sg. 777 26. 3. 1537. Die fraw mit dem speck (Mügling, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 77). Da eine Frau sich nicht mit ihrem Mann verträgt, holt sie sich bei einer alten Zauberin Rat. Danach soll sie am Sonntag in der Frühe drei Stück Speck zu je drei Pfund in östliche Richtung werfen und dabei die Göttin Alraune bitten, sie möge ihren Mann frum machen. Sogleich werde ihr die Göttin eine Antwort geben. Den Speck solle sie zurücklassen. Die Frau verrichtet alles so, wie ihr gesagt wurde. Nach der Anrufung der

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Göttin rät die verborgene alte Zauberin, die Frau solle sich ihrem Mann unterwerfen, ihm gegenüber schweigen, und wenn sie aus dem Haus gehe, solle sie schnell wieder zurückkommen, dann werde sie mit ihrem Mann in Frieden leben. Die Alte nimmt sich den Speck zum Lohn, ihr Rat führt zum Erfolg. Epimythium: Eine Frau soll ihrem Ehemann untertänig sein, sie soll ihm nicht widersprechen und bald nach Hause kommen, dann werden sie in Frieden miteinander leben. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 135. Vgl. KG 4320 = Fsp. Lit.: Dehnert 2017, 449–453.

778 29. 3. 1537. [E] Der procurator (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 3, Nr. 78). Ein betrügerischer Prokurator zieht mit dem Teufel nach Regensburg. Der Teufel erinnert den Juristen daran, dass er jeden, der zum Teufel gewünscht wird, mit sich in die Hölle nehme. In einem Wirtshaus hören beide abends, wie eine Mutter zu ihrem Kind sagt: Das dich der dewffel hol! Doch der Teufel nimmt, zum Erstaunen seines Begleiters, das Kind nicht mit; die Mutter habe den Fluch nicht ernst gemeint. In Regensburg angekommen, wird der Jurist von dem Juden, der Geld geben soll, zum Teufel gewünscht. Sogleich greift sich der Teufel den Prokurator, denn diesmal get der Fluch von herczen. Epimythium: Der Teufel soll alle falschen Juristen holen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 81.

Lit.: Feuerstein 2001, 182  f. (183: „In dem Lied verurteilt Hans Sachs Juristen, die mit allerlei List andere Leute betrügen. Angesichts der Ränkespiele des [anti-protestantischen Reichsvizekanzlers] Matthias Held kann es vor allem auch als Hinweis auf diese Ereignisse [Vorfeld des Schmalkaldischen Krieges] verstanden werden.“).

779 1. 4. 1537. Die drey frumen künig Jude (Sachs, Überlanger Ton). Drei Könige werden in der Heiligen Schrift gelobt, weil sie nicht durch Götzendienst von Gott abfielen. Der erste ist König David. Es folgt die Erzählung seines Lebens [Str. 1]. König Hiskia wird gerühmt, weil er sich vornehmlich der religiösen Reform widmet. Zugleich ist er gegen die Assyrer sehr erfolgreich. Gott verspricht dem todkranken König, er werde noch fünfzehn Jahre leben [Str. 2]. Zur Regierungszeit des dritten frommen Königs, Josia, findet man während des Tempelumbaus das Gesetz des Herrn, wodurch eine religiöse Erneuerung bewirkt wird. Der König lässt die Höhenheiligtümer vernichten und verbrennt die Baalspriester. Schluss: Die Obrigkeit soll auf diese von der Heiligen Schrift gerühmten Fürsten schauen. Wie jene soll auch sie falsche Lehre im Land vernichten, dann wird sie gelobt, und Gott wird sie mit langem Leben und seligem Ende segnen [Str. 3]. Q.: 1Sam 16–31; 2Sam; 1Kön 1  f.; 2Kön 18–20; 22; 23,1–30. Lit.: Feuerstein 2001, 183.

780 1. 4. 1537. Der starck Milo (Regenbogen, Grauer Ton). Milo aus Kalabrien ist so stark, dass er einen Ochsen dreißig Meilen weit tragen kann. Mit der flachen Hand schlägt er den Ochsen tot und schlachtet ihn, um ihn allein aufzuessen. Die „Hirschriemen“, mit denen er einmal gebunden wird, zerreißen beim Atmen [Str. 1]. Aus Dünkel will er in einem Wald eine riesige Eiche spalten, doch dabei klemmt er sich seine Hand ein und kann sich nicht befreien. So den wilden Tieren ausgesetzt, stirbt er [Str. 2]. Epimy-



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thium: Die von Gott verliehenen Gaben soll man zu rechtem Nutzen und zur Ehre Gottes gebrauchen und nicht, um damit Dünkel, Neid und Hass zu erwecken [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,12 Ext. 9 (Heinrich von Mügeln). Vgl. KG 3066 = Ml. (Str. 1). 781 2. 4. 1537. Der münch mit dem gstolen hun (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 3, Nr. 79). Bei einem reichen Bürger soll am Osterabend ein Mönch die Fladen weihen. Als er das Kreuz darüber schlägt, lässt er schnell ein gebratenes Huhn unter seiner Kutte verschwinden, das er nach der Mette in seiner Zelle verzehren will. Doch der Prior beauftragt ihn, bei der Reliquie zu wachen. Er steckt das Huhn wieder unter die Kutte und geht in die Kirche. Dort wittern die Hunde den Braten und umstellen den Mönch. Zur Zeit des Frühmessläutens lässt er sich von einem Laienbruder die Messgewänder anlegen. Als der die Albe zurechtrückt, meint der Mönch, ein Hund falle ihn an. Mit einem Fußtritt stößt er den Bruder nieder. Epimythium: Auf Unrecht und Dieberei folgt nur Unglück. Vgl. KG 5209 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 445–447.

782 5. 4. 1537. [E] Ein gesprech mit eynem waldtbruder, wie fraw Trew gestorben sey (K./G. 3,306). 150 Vs. Der Dichter, in Gedanken darüber, warum es keine Treue mehr in der Welt gibt – in der heidnischen Antike gab es sie –, geht zu einem ihm bekannten Waldbruder, um ihn darüber zu befragen. Dieser, in Trauer, führt den Dichter in einen Tempel zu einer Bahre, auf der, von einem Tuch bedeckt, über dem ein Helm mit Wappen (zwei Hände halten sich) hängt, die an Schwindsucht gestorbene Frau Treue liegt. Kurzes Gespräch darüber und Beschluss, dass man die Treue nun bei Gott suchen müsse. Vgl. KG 2980 = Ml. 783 6.  4. 1537. [E] Die unütz fraw Sorg (K./G.  4,134). 217 Vs. Als einer der Jäger Kaiser Maximilians am Hof in Innsbruck kommt der Dichter zu einem Loch in einer Felswand. Darin sieht er Frau Cura als alte Frau mit allerlei Insignien (eygenschafften), die erklärt: 1. Loch im Stein: Sitz im Herzen. 2. Sie brennt ihren Fuß: weil sie Sorgen entzündet. 3. Härenes Kleid: Sie bringt Leid und ist hart. 4. gürttel von glock-speiß: Sie nimmt durch Sorgen gefangen. 5. Im Beutel was? Sorgen. 6. Dornen in den Händen: Sie durchbohrt das menschliche Gemüt. 7. Brille: Sie macht die Sorge größer. 8. Vier scharfe Eberzähne: Sie verzehrt Vernunft und Sinn. 9. Schwangerer Bauch: sorgenschwanger. Beschluß: Sorge ist sinnlos, weil Gott alles lenkt. 784 15. 2.–14. 4. 1537. Die ehrentreich fraw Miltigkeit mit ihrem holdseligen wandel (K./G. 3,241). 300 Vs. Auf einem Maispaziergang im Wald trifft der Dichter eine „Holzfrau“, die ihn fragt, wer er sei und warum er da gehe: Weil Geiz herrsche, suche er die Mildtätigkeit. Sie führt ihn zu einem Schloss, zeigt ihm dort alles und lässt ihn an einem Mahl teilnehmen. Er übernachtet dort, und am nächsten Morgen führt ihn die Frau zu Frau Mildtätigkeit, die keinerlei Schmuck an sich hat. Die Frau erklärt das Wesen der Mildtätigkeit, diese schenkt dem Dichter ein silbren geschenck, worauf ihn die Frau zur Straße zurückführt und er Mildtätigkeit preist und herbeiwünscht. 785 19. 4. 1537. Das gulden ay (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 80). Ein Mann besitzt eine Gans, die jeden Tag ein goldenes Ei legt. Aus Habgier will er, dass das Tier täglich zwei Eier legen soll. Doch die Gans erfüllt ihm diesen Wunsch nicht.

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Da er meint, in ihr müsse ein ganzer Schatz von Gold sein, schneidet er die Gans auf, findet jedoch nur Kot. Sein Glück ist dahin, denn die Gans ist tot. Epimythium: Auch heute gibt es solche Narren, die nicht genug bekommen und Dingen nachstellen, die ihnen nicht gehören. Auf sie trifft das Sprichwort zu: Wer zu viel haben will, der wird oft zu wenig besitzen. Q.: Avian 33 (24 Steinhöwel). 19. 4. 1537. Der pfab mit dem kranich (Kettner, Hoher Ton; G./D. 3, Nr. 81). Ein Pfau hat einen Kranich zu Gast. Der Pfau rühmt sich seines prächtigen Federschmucks. Der Kranich erwidert, dass er über die Zier der Federn nicht streiten wolle, dafür aber sei er in der Lage, zu den Gestirnen und bis zum Thron der Götter zu fliegen, während der Pfau seines Dünkels wegen auf der Erde bleiben müsse [Str. 1 und 2]. Auslegung: Man soll keinen verachten, der nicht über die gleichen von Gott verliehenen Fähigkeiten verfügt. Vielleicht hat er Gaben empfangen, die ihm größeren Nutzen bringen und die sogar edler sind als die, die man selbst besitzt [Str. 3]. Q.: Avian 15 (12 Steinhöwel). 21. 4. 1537. [E] Ein gesprech mit dem fawlen Lentzen, welcher ein hauptman des grossen fawlen hauffen ist (K./G. 5,289; G./D. 1, Nr. 48). 162 Vs. Auf einem Spaziergang nach Erlenstegen begegnet der Dichter einem Hauptmann, der auf einem Kissen auf einem Esel sitzt und knechte sucht; es ist der faul Lentz (Faulenzer). Im Gespräch legt er dar, wie seine Schar, Mitglieder aller Stände und Berufe, faul sein sollen. Wo? In Schweinau. Woher? Vom Bettelberg. Bemerkungen des faul Lentz über die Tätigkeit seiner Leute. 27. 4. 1537. Der römer und athener gewonheit (Schiller, Süßer Ton). In Rom gab es die Sitte, an der Bahre Verstorbener durch Spielleute Klage anstimmen zu lassen, wenn der Betrauerte ein guter Mensch war. Andernfalls wurden die Laster genannt [Str. 1]. Athen hatte die Sitte, Tugendhafte und Weise öffentlich zu krönen. Lasterhafte Menschen wurden mitten auf dem Markt bestraft [Str. 2]. Rom und Athen strebten bei ihrem Regiment nach Weisheit und Tugend. Jetzt erhebt man den Reichen, auch wenn er lasterhaft ist. Deshalb findet man wenig Tugend [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 2,5,4; 2,6,3 (Heinrich von Mügeln). Vgl. KG 5381 = Sg. 30. 4. 1537. [E] Die undtertrückt fraw Warheyt (K./G. 3,311). 332 Vs. Im Heumonat in Lübeck schwimmt der Dichter als junger Mann im Meer, sieht einen kauffmans-pallen und schwimmt darauf, als die Wellen plötzlich stürmisch werden. Eine schuppenbedeckte Frau zieht ihn in die Tiefe zu einem Kristallpalast, wo mit zerkratztem, verwundetem Gesicht eine Frau mit einem Schloss vor dem Mund liegt. Sie stellt sich als Frau Wahrheit vor, die, wie Lukian erzählt, von Jupiter auf die Erde geschickt wurde. Der Reihe nach kam sie zu Bauern, Kaufleuten, Kindern, Frauen, Handwerkern, Knechten und Mägden, zum Gericht, zum König, zu Priestern. Überall wurde sie misshandelt und geschlagen. Dann ging sie in einen Wald zu Phylaliteus (Philalethes „Wahrheitsfreund“). Dort blieb sie 1232 Jahre, bis Merkur ihr meldete, Jupiter habe die göttliche Wahrheit zu den Menschen geschickt. Aber zu den Menschen zurückgekehrt, wurde sie wieder misshandelt, bekam das Schloss vor den Mund und wurde im Meer versenkt. In Neptuns Palast hat sie nun ihre Ruhe. Aber am Ende der Welt wird sie auf Gottes Thron sitzen. Beschluß: Der Dichter wird wieder nach oben geführt, zieht



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wieder sein Gewändlein an und denkt darüber nach, dass Unwahrheit und Satan die Welt regieren, hofft jedoch auf Jesu Gnade. Vgl. KG 2981 (verl.) = Ml. und 2982 = Sg. Lit.: Heinritz 2003, 503  f.

790 5. 5. 1537. Der got pan (Schiller, Süßer Ton). Pan, der pewerisch got, liebt die Jungfrau Syrinx aus Arkadien. Als er ihr nachstellt, flüchtet sie an den Fluss Ladon und ruft die Wassergöttin um Hilfe an. Diese verwandelt die Nymphe in Schilfrohr. Pan bricht sich davon ein Rohr ab, macht sich daraus eine Flöte und spielt seiner Liebsten Trauerlieder. So entstanden die Flöten [Str. 1 und 2]. Lehre: Eine Jungfrau soll gegenüber allen Künsten der Verführer standhaft bleiben, dann hat sie nach einiger Zeit vor ihnen Ruhe, und die Liebhaber pfeifen ein trauriges Lied [Str. 3]. Q.: Polydorus Vergilius, De inventoribus rerum 1,15,4 (Tatius Alpinus 1,13,XXIr). 791 11. 5. 1537. Ein anfang zw pfingsten (Lesch, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 571 = Ml. Vgl. 6029 = Sg. Schluss: In Zion hatte das Christentum seinen Anfang; der Heilige Geist erleuchtete die Jünger Christi, die den Juden und Heiden predigten. Das Reich Gottes wird durch die Neugeburt im Heiligen Geist und im reinen Glauben gegründet. Die Christen sollen Gott stets loben. Bitte um den Heiligen Geist. 792 21. 5. 1537. Die thimoclia (Kettner, Osterweise). Beim Einmarsch der Truppen Alexanders des Großen in Theben beraubt und vergewaltigt ein Hauptmann die Witwe Timokleia. Sie stürzt ihn in einen tiefen Brunnen. Alexander schenkt ihr das Leben und erstattet ihr ihre Güter zurück. Schluss: Timokleia ist ein Beispiel der Keuschheit für alle Frauen. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 5,6 (Brunner, lvjr). Lit.: Dehnert 2017, 417–419.

793 21. 5. 1537. Der plint künig pharaon (Kettner, Hoher Ton). Weil ein Pharao die Speise der Gottheit aus Verachtung in den Nil stößt, wird er zur Strafe blind. Er fragt die Gottheit um Rat, wodurch er wieder geheilt werden könne, und erhält die Antwort, dass er dazu den Urin einer treuen Ehefrau benötige. Er versucht es mit dem Harn vieler Frauen, auch der Königin, aber keiner hilft. Alle sind untreu, bis auf eine einfache Frau. Da er durch ihren Urin wieder sehend wird, heiratet er sie, nachdem er viele untreue Frauen, auch seine eigene Gemahlin, hat töten lassen. Schluss: So folgen auf das Laster die Strafe und auf die Tugend die Ehre. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 4,3 (Brunner, xxxvijr–xxxvijv). 794 21.  5. 1537. [E] Die Edel aquileisch fraw (Frauenlob, Hagenblühweise). Nachdem Attila die Stadt Aquileja eingenommen hat, versucht ein „Hurer“, eine edle Frau zu vergewaltigen. Da sie sich ihm nicht widersetzen kann, bittet sie, wenigstens in das obere Gemach des Hauses gehen zu dürfen, um nicht von anderen Leuten gesehen zu werden. An die Mauer des Hauses grenzt das Meer. Die Frau tritt zu einer Tür hinaus, fordert den Verführer auf, ihr zu folgen und springt ins Meer. So bewahrt sie ihre Keuschheit. Schluss: Um ihrer Ehre willen soll das pider weibe selbst das Leben einsetzen. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 5,6 (Brunner, lvv). Lit.: Dehnert 2017, 419  f.

795 31. 5. 1537. Die zwo Römerin (Regenbogen, Kurzer Ton). Die Römer werden am Trasimenischen See von Hannibal geschlagen. Zwei Frauen gehen vor die Stadt, um zu

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schauen, ob ihre Söhne in der Nacht zurückkehren. Als sie die Söhne lebend finden, sterben die beiden Mütter vor Freude. Q.: Livius 22,7 (Schöfferlin). Vgl. KG 555 = Sg. 796 2. 6. 1537. Der Mucius (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 203 = Ml. Vgl. 1161 = Sg. und 4221 = Com. Schluss: Wer für sein Vaterland das Leben einsetzt, der wird lange in Ehre gehalten. 797 19. 6. 1537. Die drey ampt Christi (Sachs, Gesangweise). Im Alten Testament werden Propheten-, Priester- und Königsamt durch Salbung übertragen. Diese drei Ämter sind eine klare figur Christi. Wie die Propheten dem Volk Gottes Willen kundgetan haben, so hat auch Christus durch das Evangelium Gottes Willen verkündet und zu Liebe, Glauben und Buße ermahnt [Str. 1]. Die Hohepriester haben das Volk mit Gott versöhnt. Christus ist auch Hohepriester, er hat sich für uns auf dem Altar des Kreuzes geopfert und unsere Sünde getilgt [Str. 2]. Das Königsamt verpflichtete die Herrscher, jeden zu schützen. Auch Christus war der Abstammung und seinem Namen nach ein König. Er regiert seine geistliche Schar wie ein König und beschützt sie vor Teufel, Hölle und Gefahr. Nach dem vergänglichen Leben wird er uns als Erbe das himmlische Kaisertum überlassen [Str. 3]. Q.: 5Mose 18,18  f.; Ps 110,4; 1Sam; 2Sam; 1Kön; 2Kön; Ps 2,6; Mt 10,30. 798 19. 6. 1537. Drey histori zw Eren der musica (Liebe von Giengen, Radweise). Orpheus verzaubert durch den Klang seiner Harfe alle Geschöpfe. Selbst in der Hölle vermag er dadurch seine Gemahlin wiederzugewinnen. Wie groß wird erst die Kraft seines Gesanges sein, wenn schon der Klang der Geige so viel vollbringt [Str. 1]! Arion fährt auf dem Meer und schlägt die Harfe. Ein Delphin hört ihn, der Klang gefällt ihm so sehr, dass er Arion auf seinem Rücken nach Tainaron bringt. Dort errichtet man zu Ehren Arions ein Standbild. Wenn selbst ein Delphin der Kunst wohlgesonnen ist, dann kann der nicht vernünftig sein, der die Kunst hasst [Str. 2]. Timotheus singt vor Alexander dem Großen und erregt den König so sehr, dass dieser aufspringt und zu den Waffen greifen will. Sogleich ändert Timotheus seinen Gesang. In „englischer Melodie“ und „künstlicher Mensur“ singt er nach der Lehre der Meister. Alexander wird besänftigt, setzt sich wieder und beschenkt Timotheus. Der Gesang kann die Herzen bewegen, so dass es Freude, Zorn, Liebe und Schmerz empfindet. Deshalb soll man die Kunst in Ehren halten [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 10,8 (Brunner, cijv). Lit.: Dehnert 2017, 16–18.

799 4. 7. 1537. Der 77 psalm (Klieber, Langer Ton). Aus dem Psalm soll jeder Christ lernen, in Anfechtung, wenn aller Trost verschwunden ist, zu Gott zu rufen. In seiner Ver­ lassenheit gedenkt der Psalmist der Wundertaten Gottes. Er wird sein Erbarmen erweisen, so wie er in der Geschichte dem Stamm Jakobs geholfen und wie er einst durch Naturgewalten die Ägypter verjagt hat. Schluss: Wenn man glaubt, Gott habe einen verlassen, soll man nicht verzagen, sondern zu ihm rufen und eingedenk sein, dass die eigene Schwachheit Ursache der Trostlosigkeit ist. Zur rechten Zeit errettet Gott die Seinen aus aller Angst und Not. Q.: Ps 77,2–21. Vgl. KG 4677 = Ml. und 5485, 5536 = Sgg.



Nr. 805 

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800 31.  7. 1537. [E] Ein kampf-gesprech zwischen fraw Tugend und fraw Glück (K./G. 3,190). 504 Vs. Auf einem Maispaziergang kommt der Dichter durch einen locus amoenus zu einem Haus, vor dem ein alter Mann steht. Dieser winkt ihn hinein, und er trifft in einer Sommerlaube auf eine ehrwürdige Frau, umgeben von zwölf eisgrauen Männern; es ist Frau Virtus mit den griechischen Philosophen. Hinzu kommt Frau Fortuna, die Augen verbunden, mit ihrer Kugel und riesigem Gefolge. Es gibt ein ziemlich heftiges Kampfgespräch, das damit endet, dass Virtus aus Angst davor, Fortuna werde ihre Jagdhunde auf sie hetzen, mitsamt ihren Philosophen flieht. Beschluß: Der Dichter denkt darüber nach, wie alle doch lieber das Glück als die Tugend wollen, obwohl doch nur diese beständig sei. Lit.: Politis 2007, 212–215; Sasse 2020b, 263.266  f.

801 2. 8. 1537. Ein schön frawen lob (Mügling, Hofton). Lob der guten und tugendsamen Frau. Schluss: Die Frau soll sich tugendsam halten. Q.: Sir 26,1–4.16–24. Vgl. KG 5546 = Sg. 802 2. 8. 1537. [E] Ursprung des behemischen landes und königreichs (K./G. 2,338). 134 Vs. Der Dichter lässt sich von einem Ehrenhold den Anfang der zu Abrahams Zeit beginnenden Geschichte Böhmens erzählen; daran schließt sich ein Ausblick auf die Geschichte bis zur Kurwürde der Gegenwart an. Lit.: Harms/Schilling/Wang 1980, Nr. 144; Hubková 2010.

803 27. 09. 1537. Die mawer Jerusalem (Duller, Gekrönter Ton). Nehemia lässt die Mauer um Jerusalem neu bauen und kann so den von Saneballat geplanten Überfall abwehren [Str. 1 und 2]. Diese Geschichte ist uns Christen eine figur. Auch wir erbauen auf Erden Gottes Tempel, worin Gott durch seinen Heiligen Geist wohnt. Aus dem reinen Glauben neu geboren, haben wir uns vor Teufel, Welt, Fleisch und Blut zu schützen [Str. 3]. Q.: Neh 3,33–4,12. 804 27. 9. 1537. Der tiran othus (Wolfram Eschenbach, Goldener Ton). Ochus, ein persischer Tyrann, macht armen Bürgern Versprechungen und kann so mit ihrer Hilfe durch eine Verschwörung sechs andere persische Tyrannen vernichten. Alleinherrscher geworden, will er die einstigen Verschwörer aus Furcht ebenfalls hinrichten lassen. Doch sie erinnern ihn an sein Versprechen, sie sollten ungeschoren davonkommen und vor allem reichlich mit Nahrung versehen werden. Das Versprechen will Ochus halten. Er lässt die Verschwörer in ein Gefängnis bringen, wo sie sich auf schmale Balken zu setzen haben. Darauf stehen dann reichlich Speisen und Getränke – unter ihnen liegt jedoch glühende Kohle, durch Asche unsichtbar gemacht. Als die Verschwörer gegessen und getrunken haben, stürzen sie im Schlaf in das Feuer. Schluss: Tyrannen soll man nicht dienen. Sonst geht es einem wie des Teufels Knecht, wenn er in dessen Netz gerät. Q.: Valerius Maximus 9,2 Ext. 6 (Heinrich von Mügeln). 805 4. 10. 1537. Des pabstz reuerenz (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 82). Einwohner von Bergamo haben in der Stadt Lucca geschäftlich zu tun. Nach Erledigung ihrer Aufgaben besuchen sie eine Messe und hören dort das Evangelium secundum lucam. Das ärgert sie; sie meinen, die Stadt Lucca habe das Privileg, dass das heilige Evangelium nach ihr benannt werde. Sie ziehen nach Rom, um die Freiheit zu erwerben, bei sich

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das Evangelium nach „Bergamo“ zu verkünden. Vor den Papst gekommen, unterlassen sie die übliche Reverenz, weshalb der Papst sie für ungeschlachte Kerle hält. Die Audienz wird aufgeschoben. Am nächsten Tag putzen sie sich fein heraus und gehen erneut zum Hof. Inzwischen hat der Papst ein sehr niedriges Türchen machen lassen, durch das die Bittsteller hereingelassen werden sollen. Die Folge ist, dass sie – da ihre Röcke und Hemden hängen bleiben und sie keine Unterhosen anhaben – mit bloßem Gesäß voran, in den Saal des Papstes kriechen. Der Papst sagt, grobe Menschen könne man nicht wiczig machen. So gehen sie unverrichteter Dinge wieder heim. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 345 (344a). Vgl. KG 5334 = Sg. 806 5. 10. 1537. Der dot man (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 83). Eine Frau beteuert ihrem Mann, sie könne ohne ihn nicht leben. Nach einiger Zeit stellt er sie auf die Probe. Als sie gerade vom Waschen zurückkommt, legt er sich hin, als wäre er tot. Die Frau hält ihn für tot und überlegt, ob sie zuerst weinen oder essen soll. Sie setzt sich nieder und isst und trinkt. Eine Nachbarin kommt und bittet um Hopfen. Sogleich fängt die Frau an, überlaut zu klagen. Doch da springt ihr Mann auf, er hat erkannt, dass ihre Liebe nicht so groß ist, wie sie ihm vorheuchelt. Die Frau aber gibt vor, sie habe sehr wohl gewusst, dass er nicht tot sei. Epimythium: Wer Frauen überlisten will, muss früh aufstehen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 144. Vgl. KG 1695 = Ml. und 4263 = Fsp. 807 4. 12. 1537. Der pock mit dem wolff (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 84). Zu Rotorf im windischen lant ist es üblich, Heu und Vieh das ganze Jahr auf den Feldern zu lassen. Da geschieht es einmal, dass ein Geißbock auf einem Heuschober frisst, unter dem ein Pferd steht. Ein Wolf springt auf den Heuschober. Doch der Bock erfasst ihn mit seinen Hörnern und spießt ihn am Hals auf. Beide Tiere fallen vom Heuschober auf das Pferd, so dass der Ziegenbock auf der einen Seite des Pferdes und der Wolf auf der anderen herunterhängt. Das Pferd läuft mit beiden Tieren beladen heim. Da streiten sich dann der Besitzer des Pferdes und der des Bockes um den Besitz des Wolfes. Sie rechten so erbittert, dass sie vor Gericht gehen. Beide haderkaczen kommt der ganze Rechtsstreit weit teurer, als die Sache überhaupt wert war. Schluss: Wer es nicht glauben will, der soll einen Batzen geben. Vgl. KG 6136 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 364  f.

808 16. 12. 1537. Der schuelgang Cristi (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 3439, 3678, 4250, 4357, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. Schluss: Jesus möge in uns Gast sein und uns vor Schaden bewahren. 809 19. 12. 1537. Der Hercules mit Nesso (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Der junge Mann Nessus liebt Deianira, die Gattin des Herkules. Als sie mit Herkules an den Fluss Ebanus (Euenus) gelangt, wird sie von Nessus geraubt. Herkules verfolgt Nessus und trifft ihn mit einem vergifteten Pfeil, so dass er stirbt. Zuvor übergibt er Deianira sein blutdurchtränktes Gewand. Wenn Herkules das Hemd anziehe, dann könne Deianira seiner Treue sicher sein. Später liebt Herkules Jole. Da schickt Deianira ihm das Nessushemd. Herkules muss darin furchtbare Qualen erleiden. Vor Schmerzen wahnsinnig, stürzt er sich ins Feuer. Schluss: Viele Kühne sind durch List ermordet worden,



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denn fleischliche Begierden zerstörten ihre Weisheit. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 24 (22 Steinhöwel). Vgl. KG 4503 = Ml. und 5416 = Sg. 810 19. 12. 1537. Die unglückhaft Jokaste (Stolle, Alment). Ödipus, Sohn des thebanischen Königs Laius und der Jokaste, wird wegen des Orakelspruchs, er werde einst seinen Vater töten, gleich nach der Geburt in der Wildnis ausgesetzt. Ein Jäger findet das Kind und bringt es vor den König von Korinth. Ödipus wächst dort in „kühner Ritterschaft“ heran und zieht dann mit einem Heer gegen die Phoker. Auf dem Weg erschlägt er unwissentlich seinen Vater. Später nimmt er die eigene Mutter zur Frau und zeugt mit ihr zwei Söhne und zwei Töchter. Zugleich wird er König von Theben. Seine Mutter, die Königin, befragt das Orakel nach ihrer Zukunft und erhält die Antwort, ihr eigener Sohn sei ihr Mann. Ödipus reißt sich im Kummer darüber beide Augen aus und verlässt das Reich. Die beiden Söhne Jokastes bekämpfen sich. Beide werden, aus ihren Wunden blutend, vor die Königin gebracht. Jokaste kann all ihr Unglück nicht mehr ertragen und stürzt sich ins Schwert. Sprichwort: Ein Unglück kommt selten allein. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 25 (23 Steinhöwel). Vgl. KG 3289 = Trag. und 5833 = Sg. Lit.: Sasse 2020b, 270.

811 23. 12. 1537. Die ainfeltig paulina (Sighart, Pflugton). Mundus, ein römischer Ritter, liebt Paulina, die mit Saturninus verheiratet ist und den Gott Anubis verehrt. Dem Römer gelingt es, einen Priester für seinen Plan zu gewinnen: Er sagt Paulina, Anubis wolle mit ihr ein Kind zeugen. Paulinas Mann stimmt dem Vorhaben zu. So gibt sie sich dem als Gott verkleideten Mundus hin, der ihr dann prophezeit, ihr Kind werde ebenfalls ein Gott sein. Als Mundus Paulina den wahren Sachverhalt erklärt, ist sie sehr enttäuscht. Ihr Mann Saturninus klagt bei Kaiser Tiberius. Der Priester wird von einem Pferd durch die Stadt geschleift und Mundus ins Exil geschickt. Schluss: Eine Frau soll immer der List der Verführer eingedenk sein und sich deshalb in sicherer Hut halten. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 91 (86 Steinhöwel). Lit.: Dehnert 2017, 433–435.

812 31. 12. 1537. Die neun verpotten speis (Bogner, Steigweise; G./D. 3, Nr. 85). Der Dichter fragt einen Doktor, welche Speisen man meiden soll. Neun nennt ihm der Arzt. Sie würden dem Magen und der Verdauung ziemlich zusetzen. 1. „Pfifferlinge“ (d.  h. Quark), mit denen die Frauen den Brustlatz glätten, 2. „Nüsse“, die beim Armbrustschießen verwendet werden, 3. negelein (Nelken/ Nägel), die der Nagler macht, 4. der Bock, auf den die Handfeuerwaffen gelegt werden, 5. das schaf (Kanne), mit dem die Mägde Wasser holen, 6. der Hahn auf der Kirchturmspitze, 7. eine alte forhe (Forelle/ Rotkiefer), die im Wald steht, 8. der „Krebs“ (Brustharnisch) und 9. die dauben in den Weinfässern. Vgl. KG 5729 = Sg.

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1538 813 1. 1. 1538. Die mordisch thullia (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton). Tullia, die Tochter des römischen Königs Servius Tullius, ist ihrem Gemahl Arruns feindlich gesinnt. Mit ihrem Schwager Tarquinius Superbus ermordet sie Arruns und ihre Schwester, die Gattin des Tarquinius, dann heiratet sie diesen. Anschließend hetzt sie ihren neuen Gemahl dazu auf, Anhänger zu sammeln. Vor dem Senat kommt es zum Konflikt zwischen Tarquinius Superbus und Servius Tullius. Der König muss fliehen und wird erschlagen. Tullia errichtet zusammen mit Tarquinius ein tyrannisches Regiment. Erst der Frevel ihres Sohnes beendet ihre Herrschaft. Sprichwort: Wird eine böse Frau von Neid und Hass geritten, dann wagt sie alles, um tun zu können, was sie will. Q.: Nr. 46 Steinhöwel in seiner Ü. von Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, aber nicht in der Ausg. von Zaccaria. Vgl. KG 834 = Sg. und 5445 = Trag. 814 2. 1. 1538. Der alt man mit dem dieb (Frauenlob, Grundweise; G./D. 3, Nr. 86). Ein alter Mann hat eine junge Frau, die ihn aber nicht liebt. Als einmal nachts ein Dieb ins Haus kommt, rückt die Frau an ihren Mann heran, so dass er sich über ihre plötzliche Zuneigung wundert. Doch nach einiger Zeit erkennt er, dass sie sie ihm nur aus Furcht vor dem Dieb erwiesen hat. Der Alte gestattet dem Dieb mitzunehmen, was er will, denn es war eine schöne Nacht, als ihn seine Frau umfing. Epimythium: Ein alter Mann soll wissen, dass eine junge Frau suptiles gift ist. Man ist nur mit seinesgleichen glücklich. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 5,5 (S. 91  f. G.). 815 17. 1. 1538. Das Lörles pad (Liebe von Giengen, Radweise; G./D. 3, Nr. 87). Der Dichter erzählt, wie schlecht es ihm im Lörles pad erging. Nach verschiedenen Torturen, die er zu erdulden hatte, muss er am Ende noch feststellen, dass man ihm den Inhalt seiner Tasche geraubt hat. Da geht er nie mehr hin. Lit.: Loleit 2008, 112–114.119–122 (113: „… Wirkungsabsicht des Schwanks, der nicht zum Mitleiden, sondern zum Lachen bringen will. Der Sprecher ist eben keine wirkliche Person, mit dem man echtes Mitleid haben müßte, sondern eine literarische Figur in einem Schwank, über die ruhig gelacht werden darf.“).

816 1538. [E] Ein schöne comedia mit dreyen personen, nemblich von eynem vatter mit zweyen sünen, unnd heist der karg und mild (K./G. 3,28; G. 1, Nr. 7). 504 Vs. Inhalt: Vater im Gespräch mit seinen gegensätzlich veranlagten Söhnen. Szenenübersicht: 1. Prolog Vater: will, bevor er sein Testament macht, die Gesinnung seiner beiden Söhne erfahren. 2. Szene Vater–Söhne: Carges und Merten verteidigen in mehreren kurzen Einzelreden ihre jeweilige Art, wobei sie u.  a. mit den üblichen Präzedenzfällen klassischer und biblischer Personen argumentieren. Am Schluss ist eine Art gütlicher Ausgleich erreicht, da der Vater in einer längeren Rede beide in Güte zu Wohlverhalten ermahnt. 3. Epilog Vater: Er bestellt die herrn für morgen wieder her. 817 21. 2. 1538. Die drey sawbern stueck (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; G./D. 3, Nr. 88). König Salomo jagt Markolf vom Hofe. Dieser kriecht mit einem Bärenfuß in der einen



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und einem Sieb in der anderen Hand im tiefen Schnee vor das Stadttor. Der König verfolgt die merkwürdige Spur mit seinen Jagdhunden. Als er auf den versteckten, hosenlosen Markolf trifft und fragt, wer er sei, bekommt er zur Antwort: „Mein Gesicht hast du nicht sehen wollen, jetzt siehst du mir ins Arschloch“ [Str. 1]. Äsop soll ein Festmahl bereiten. Seiner Herrin, die auf dem „Faulbett“ liegt, gibt er den Auftrag, der Hunde wegen auf die Speisen aufzupassen. „Ich hab Augen im Arsch“, erwidert sie und schläft ein. Vorsichtshalber deckt Äsop ihr das Gesäß auf. Als nun Xanthus und seine Gäste eintreten, werden sie vom unbedeckten Hintern seiner Frau begrüßt. Xanthus’ Zorn ist besänftigt, als man ihm alles erklärt hat [Str. 2]. Die Herzogin erlaubt dem Pfarrer vom Kalenberg, sich eine vierzigjährige Haushälterin zu nehmen. Er nimmt sich zwei Zwanzigjährige, aber die Herzogin verbietet ihm nun jede Haushälterin. Als die Fürstin eines Tages auf der Donau nach Österreich fährt, sieht sie den Pfarrer vom Kalenberg nach Frauensitte, den Rock hochgeschürzt, Wäsche waschen. Man sieht seine „zwei Schellen läuten“ vor dem „Rauchloch“. Daraufhin billigt ihm die Herzogin endlich eine Haushälterin zu [Str. 3]. Q.: (1) Frag vnd antwort Salomonis vnd markolfj S. 264–266 H. (2) Leben Äsops 77a (Steinhöwel, 60,5b-30a Ö.). Vgl. KG 4546 = Ml. (3) Philipp Frankfurter, Der Pfarrer vom Kahlenberg, V. 908–961. Lit.: Griese 1999, 268  f.; Gabaude 2013b; Ammon 2014, 185–190 (188: „Schwanksammlung en miniature“); Gabaude 2016b, 45  f.; Holzberg 2018, 502.

818 21. 2. 1538. Der schlurchet storch (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 89). In Rordorf betreibt ein Storch eine Schenke. Er ist sehr freigebig, und die Bauern schlemmen bei ihm, schenkt er doch alle möglichen Weinsorten aus: vernetsch, maluasier, rainfal und muscadeller, aber auch fremdes pier. Lorenz ist sein Koch. Es gibt Krebse, Heringe und Forellen, Karpfen, Orphen und Elritzen sowie Gründlinge, aber auch Gebäck und „Eierbrei“ [Str. 1]. Als dem Storch der Wein ausgeht, will er nach Franken und an den Rhein, um neuen zu holen. Während er über einen Weiher fliegt, hört er die Frösche quaken. Der Storch erschrickt und reckt seinen Hals nach unten, dabei verliert er seinen Beutel mit Zwölfern, Kreuzern und Groschen [Str. 2]. Schnurgerade fliegt der Storch auf den Weiher zu, um seinen Beutel zu suchen, der bis zum Grund gesunken ist. Der Storch hält die Frösche für seinen Beutel und sticht nach ihnen. Die Frösche verbergen sich jedoch. Der Storch schwört, von nun an aus Rache in immerwährendem Streit mit den Fröschen zu leben. Das berichtet Marcolfus, der Geschichtsschreiber und roczig rusticus [Str. 3]. [Marcolfus: Quellenfiktion]. Lit.: Griese 1999, 268.

819 26. 2. 1538. Die getrew Hipsicratea (Zorn, Greferei). Hypsicratea, die Gemahlin des Königs und Seeräubers Mithridates, begleitet ihren Mann bei allen Unternehmungen auf dem Meer. Wie ein Mann kämpft sie und bleibt auch bei Mithridates, als Pompejus ihn gefangen nimmt. Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, zeigt sich ihr Mann indes sehr undankbar. Ihren Sohn lässt er ermorden, und sie selbst vergiftet er. Schluss: Wer die Treue seiner Frau mit Schurkereien vergilt, dem wird auf Erden nichts mehr glücken. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 78 (75 Steinhöwel). Vgl. KG 429, 5314 = Sgg. und 969 = Ml. (Str. 4).

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820 1. 3. 1538. Die göttin Circes (Sachs, Klingender Ton; A. Roth 2016, 369  f.). Kirke verzaubert die Gefolgsleute des Odysseus in Schweine. Als sie Odysseus selbst verzaubern will, wehrt er sich mit seinem Schwert und zwingt sie, auch den anderen Gefährten ihr menschliches Aussehen wiederzugeben. Odysseus’ Weisheit setzt den Zauber der Kirke außer Kraft [Str. 1 und 2]. Das Singen und Liebkosen der falschen Kirke entspricht dem Treiben aller lasziven Frauen. Sie reizen und verführen die jungen Männer, so dass diese, unvernünftigen Tieren gleich, ein unzüchtiges Leben führen. Die Anfänge der Liebe soll man verachten, dann entstehen keine bösen Begierden [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 38 (36 Steinhöwel). Vgl. (motivisch) KG 3234 = Com. Lit.: A. Roth 2016, 171–177.

821 1. 3. 1538. Dido die kewsch witfraw (Sachs, Klingender Ton). Dido flieht vor ihrem Bruder Pygmalion nach Afrika, denn er hat in seiner Habgier Sichaeus [sic RSM, richtig: Sychaeus], den Gemahl Didos, umbringen lassen. Dido gründet Karthago. Der König der Maxitaner begehrt sie zur Frau. Auch ihr Volk bedrängt sie, da der König droht, die Stadt zu vernichten, falls Dido nicht seine Gemahlin werde. Dido lässt ein großes Brandopfer vorbereiten, das angeblich für den Jahrestag des Todes ihres Mannes bestimmt ist. Unter Anrufung des Sichaeus und Beteuerung ihrer Treue stürzt sie sich ins Feuer. Schluss: Dido soll allen Witwen ein Keuschheitsspiegel sein. Witwen sollen treu bleiben; die erste Liebe ist die beste. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 42 (40 Steinhöwel). Vgl. KG 5112 = Sg. 822 6. 3. 1538. Die geizig fraw procrim (Sachs, Goldener Ton). Aurora trägt Cephalus ihre Liebe an. Er verweigert sich jedoch und verweist auf seine Liebe zu Procris. Aurora bezweifelt die Treue der Procris. Sie habe Gold viel lieber als den Cephalus. Cephalus verleitet einen jungen Mann, mit Kostbarkeiten um die Liebe seiner Gemahlin zu werben; so glaubt er ihre Treue zu prüfen. Procris lehnt zwar längere Zeit das Ansinnen des jungen Mannes ab, doch schließlich will sie seinen Willen erfüllen. Wie geplant, kommt Cephalus hinzu. Der Schande wegen flieht Procris in die Einsamkeit. Cephalus bereut seine Untreue und sucht nach seiner Gemahlin. Sie jedoch versteckt sich vor ihm im Dickicht. Als sich die Sträucher bewegen, glaubt Cephalus ein Tier erjagen zu können, und spannt seinen Bogen. Procris stirbt. Schluss: So brachte Procris das Verlangen nach Gold in Schande. Sprichwort: Durch Gold werden Mann und Frau betört. Das Gold zerstört den „Hort“ der edlen Tugend. Es bringt nur Sorgen und Angst. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 28 (26 Steinhöwel). Vgl. KG 1099 = Ml. und 1104 = Sg. 823 8. 3. 1538. Das gesellenstechen (K./G. 8,745). 180 Vs. Als der Dichter am Mittwoch nach Lichtmess 1538 nach Nürnberg kommt, um „seinen Vorrat zu füllen“, wird er auf dem Markt Zeuge des Gesellenstechens. Er beschreibt das Turnier und bekommt dann im Dialog mit Wolf Rüllen Antworten auf Fragen dazu, also u.  a. die Namen der acht beteiligten Patriziersöhne genannt. Er wünscht, dass nächste Fastnacht alles wieder stattfindet. Lit.: M. E. Müller 1985, 24  f.; Meyer 2009, 243  f.



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824 30. 3. 1538. Ein figur der urstent Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. u. Q. wie KG 458 = Ml. Vgl. 2056, 4625 = Mll., 5074 = Com. und 5540 = Sg. [Str. 1]. Auslegung: Daniel ist eine figur Christi. Wie Daniel, so hatte auch Christus Gottes Willen zu verkünden. Doch die Fürsten der Hohepriester bewirkten durch ihre Arglist, dass er gekreuzigt wurde. Die Kreuzigung wird Daniels Aufenthalt in der Löwengrube verglichen. Gott aber errettete Christus ebenso wie Daniel. Das Schicksal der Feinde Daniels entspricht dem der Juden; sie wurden in Gottes Ungnade geworfen, der „höllische Löwe“ verschlingt sie. Christus aber wird im Reich Gottes noch mehr erhöht. Er ist unser Gnadenthron, Fürsprecher und Mittler. Mit ihm werden wir selig sein [Str. 2 und 3]. 825 5. 4. 1538. Die gemein urstent (Sachs, Klingender Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 439 = Ml. Kommentar: Der Christ soll Gottes Güte anschauen. Am Ende der Zeit will Christus die Auferstehung schenken. Weil der Christ getauft ist, soll er eine fruchtbare Weinrebe in Christus bleiben. Er soll sich nicht Hoffnung und Glauben rauben lassen, dann wird er nach der letzten Auferstehung ewig leben [Str. 3]. 826 6. 4. 1538. Die gedultig Tertia (Zorn, Greferei). Tertia erträgt in Geduld den Ehebruch ihres Gemahls Scipio Africanus mit einer Magd, um ihn vor öffentlicher Schande zu bewahren. Selbst nach dem Tod Scipios verheimlicht sie den Ehebruch. Sie lässt die Magd frei und verheiratet sie mit einem jungen Mann. Schluss: So jemanden, der der geduldigen Tertia gleicht, gibt es heute nicht mehr. Sie ließ sich nicht von der Eifersucht reiten. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 74 (73 Steinhöwel). 827 9. 4. 1538. Ein urstent (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml. Vgl. 299, 556, 674, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Bitte um Glauben, denn dieser ist notwendig für das ewige Leben. 828 17. 4. 1538. Ein gesprech, der unrhuwigen, wandelbaren rhu des gantzen menschlichen lebens, sambt einer artzney (K./G. 7,220). 581 Vs. Der Dichter sucht an einem Märztag für wenige Stunden Ruhe auf einer Wiese. Dort hindert er einen eisgrauen Mann daran, sich zu erhängen, und fragt ihn nach dem Grund seiner Depression. Darauf erzählt der Mann ausführlich sein Leben, ein Hin und Her von Glück und Unglück und allem Erleben, was nur irgend denkbar ist, Reichtum, Verarmung, gestorbene Kinder, junge Frau, die ihn betrügt, Landgut, das zugrunde geht durch Unwetter etc., Krankheit und nun die Gebrechen des Alters. Der Dichter verweist ihn mit Hilfe von Zitaten (Salomo, Solon etc.) darauf, dass es allen Menschen schlecht gehen kann, mahnt ihn, sich drein zu fügen und vor Gott Buße zu tun. Der Alte dankt sofort Gott, dass er nun errettet wurde. Beschluß: Der Dichter ging heim mit dem Stoff und machte daraus dieses Gespräch mit dem Zweck der Lehre, wie unbeständig das Glück ist. 829 26. 4. 1538. Die Künigin Niobes (Kettner, Osterweise). Niobe, die aus ihrer Ehe mit Amphion, dem König der Thebaner, 14 Kinder hat, rühmt sich bei einem Festopfer zu Ehren der Diana und der Latona ihres Kinderreichtums: Latona habe nur zwei Kinder ehebrecherisch geboren. Für ihren Dünkel wird Niobe bestraft: An einem Tag sterben alle Kinder, bis auf einen Sohn. Im Schmerz darüber ersticht sich Amphion. Niobe

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spricht nicht mehr und wird am Grab ihrer Kinder in einen Stein verwandelt. Schluss: Eine Frau soll sich ihrer Kinder nicht rühmen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 15 (14) (Steinhöwel). Vgl. KG 5198 = Sg. und 5445 = Trag. Lit.: Dehnert 2017, 427–429.

830 26.  4. 1538. Die gotin der weisheit Minerua (Sighart, Pflugton). Im Tempel der Minerva in Athen steht eine Statue zu Ehren der Göttin der Weisheit: die Augen sind „krumm“, was auf die Weisheit eines Mannes zu deuten ist, der seine Sache stillschweigend zu Ende führt, ohne vorher seine Meinung zu äußern. Der Helm der Statue ist Sinnbild für den mit Wahrheit bewaffneten Mut und der Panzer ein Zeichen der Geduld. Die Lanze soll andeuten, dass man seine Feinde durch Weisheit und scharfen Verstand überwinden kann. Der kristallene Schild bezeichnet die Vorsicht der Weisen. Dass der Weise die Toren durch List überwinden soll, wird durch den Drachenkopf auf dem Schild angedeutet. Die Eule der Minerva bezeichnet die Wachsamkeit des Weisen angesichts der zunehmenden Treulosigkeit. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 6 (6 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 185.

831 30.  4. 1538. Die getrew pompeya (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Kaiser Nero befiehlt seinem alten Lehrer Seneca, sich das Leben zu nehmen. Er soll sich die Adern öffnen lassen. Pompeja, die Frau des Philosophen, will mit ihrem Mann sterben und setzt sich mit ihm gemeinsam in die Wanne. Als Nero von Pompejas Bereitschaft hört, befiehlt er, sie vor dem Tod zu bewahren. Er lässt ihr die Adern verbinden. Sie hat jedoch so viel Blut verloren, dass sie bis an ihr Lebensende bleich bleibt. Schluss: Die Frauen sollen sich daran ein Beispiel nehmen, ihren Ehemännern bis in den Tod beizustehen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 94 (89 Steinhöwel). 832 10. 5. 1538. Agrippina ein mueter Neronis (Sachs, Klingender Ton). Agrippina zeugt mit Cn. Domitius den Nero. Nach dem Tod ihres Gemahls schläft sie mit ihrem Bruder C. Caligula. Dafür wird sie ins Exil geschickt. Durch Kaiser Claudius begnadigt, kehrt sie zurück und heiratet den Kaiser, der Nero adoptiert. Hochmütig tyrannisiert Agrippina die Bürger und strebt nach dem Kaisertum. Dem Claudius gibt sie vergiftete „Pfifferlinge“. Nach seinem Tod regiert Nero zusammen mit seiner Mutter. Nero treibt es mit ihr. Da Agrippina gegen Nero Mordpläne schmiedet, befiehlt er, sie im Meer zu ertränken. Doch Agrippina kann entkommen. Nero lässt sie daraufhin erschlagen. Schluss: Salomo sagt, wer stets mit „bösen Schwänken“ umgeht, der wird in Schande enden. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 92 (87 Steinhöwel). Vgl. KG 5445 = Trag. 833 10.  5. 1538. Die Cleopatra (Sachs, Klingender Ton). Aus Machtgier lässt Kleopatra ihren Bruder und Gemahl Lysanias vergiften. Sie versteht es, Caesars Liebe zu gewinnen und ihn zu veranlassen, ihren Bruder Ptolemäus umzubringen. Nach Caesars Ermordung lässt sich Antonius mit ihr ein. Er tötet auf ihr Geheiß ihre Schwester Arsinoe. Um zu beweisen, dass sie die kostbarsten Speisen der Welt auftragen lässt, trinkt Kleopatra eine in Essig aufgelöste Perle. Antonius wird von Octavianus besiegt und will sich selbst töten. Nun versucht Kleopatra, Octavianus mit ihrem Liebreiz zu



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umgarnen, doch da sie abgewiesen wird, kehrt sie zu ihrem sterbenden Gemahl zurück und tötet sich durch Schlangenbiss. So starb das größte Scheusal unter den Frauen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 88 (83 Steinhöwel). Vgl. KG 5445 = Trag. und (motivisch) 5424a = Trag. Lit.: Dehnert 2017, 437  f.; Sasse 2020b, 181  f.

834 14. 5. 1538. [E] Historia von dreyen heidnischen mörderischen frawen (K./G. 2,294). 150 Vs. Klytämnestra, Tullia und Kleopatra nach Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 36 (34 Steinhöwel), 46 Steinhöwel und 88 (83 Steinhöwel) wie in KG 585, 813 und 833. Vgl. 5445 = Trag. Lit.: Langner 2009; Sasse 2020b, 161 A. 568.168.

835 15. 5. 1538. Der Kemerer mit philippo (Herwart, Bloßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 157 = Ml., aber nur 8,26–40. Weitere Q.: Jes 53,7  f. 836 29. 5. 1538. Der Neidhart mit seinen listen (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 90). Dem Ritter Neidhart aus Österreich sind die Bauern feindlich gesinnt. Aus Neid sagen sie dem Herzog, der Ritter habe die schönste Frau von Österreich. Der Herzog teilt Neidhart mit, dass er während der Jagd in seinem Haus Herberge nehmen werde. Dadurch will er mit der Gepriesenen bekannt werden. Neidhart erfindet eine List: Einerseits sagt er dem Herzog, seine Frau sei schwerhörig, weshalb er laut mit ihr sprechen müsse, andererseits erzählt er seiner Frau, der Herzog und seine Räte seien taub. Das Gespräch der Frau des Hausherrn mit dem Gast gleicht folglich in der Lautstärke einer Drahtmühle. Neidhart gelingt es so, das Liebesverlangen seines Herrn abzukühlen. So führte er öfter eine Freude versprechende Angelegenheit zu einem traurigen Ende. Q.: Neithart Fuchs 2148–2275. Vgl. KG 5024 = Fsp. 837 30. 5. 1538. Der pachendieb (Folz, Abenteuerweise; G./D. 1, Nr. 49; G./D. 3, Nr. 91). Ein Bauer aus Fünsing ist auf seinen reichen Nachbarn neidisch, da dieser so viele Säue geschlachtet hat. In der Nacht versucht er, Fleisch zu stehlen. Durch das Dach lässt er an einem Seil einen Haken hinunter. Doch ihm misslingt das Hochziehen des Fleisches, weshalb er, um mehr Kraft aufzubieten, den Strick um seinen Hals schlingt. Daraufhin stürzt er durch das Dach ins Haus, bleibt an einem Balken hängen und stranguliert sich. Der inzwischen wach gewordene Hausherr lässt sein Hausgesinde kommen und sagt beim Blick auf den erhängten Nachbarn: „Der Schinken hat den Dieb gehängt.“ Seither erzählt man von des Meiers „kecken“ Schinken. Epimythium: Mit seinem Nachbarn soll man sich gut vertragen und nicht neidisch auf ihn sein. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Untreue schlägt ihren Herrn. Vgl. KG 838 (verl.), 5728 = Sgg. 838 30. 5. 1538. Der pachen dieb. Sg. Laut Sachs 60 Vs. Inh. wie KG 837. Vgl. 5728 = Sg. [verl.] Das folgende Lied ist das erste in der Spruchweise, Sachs’ zwölftem Ton: 839 1.  6. 1538. Der weis tauber (Sachs, Spruchweise; G./D.  3, Nr.  92). Ein prachtvoller schneeweißer Täuberich hält eine „Kotlache“ für einen reinen Brunnen und tritt in das Wasser hinein. Als er sich wieder emporschwingt, wirbelt er den Dreck am Grund

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der Pfütze auf und macht sich schmutzig. In dem anschließenden Zwiegespräch zwischen Täuberich und Pfütze sagt der Täuberich, dass er sich wieder säubern könne, die Pfütze hingegen müsse immer dreckig bleiben. Schluss: Der Fromme ist von der üblen Nachrede gereinigt, wenn seine Unschuld bewiesen ist, der Ehrabschneider behält jedoch stets sein unreines Herz. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum Sapientiae 2,30 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 5298 = Sg. 840 12. 6. 1538. Der kaufman mit dem meus eisen (Frauenlob, Später Ton; G./D. 3, Nr. 93). Ein Kaufmann, der sich bei einem Wirt einquartiert hat, muss für einige Zeit verreisen. Deshalb vertraut er seinem Gastgeber dreihundert schineisen (Metallplatten) an. Als er zurückkommt, behauptet der Wirt, die Mäuse hätten das Eisen aufgefressen. Doch der Kaufmann durchschaut den schalk. Früh am nächsten Morgen nimmt er heimlich das fünfjährige Kind des Wirts mit und versteckt es bei einem Freund. Nach drei Tagen kommt er wieder zu dem Wirt, der gleich den Verlust seines Kindes beklagt. Der Kaufmann behauptet, gesehen zu haben, wie ein Vogel das Kind weggetragen habe. Das will der Wirt nicht glauben; noch nie habe man Vögel Kinder wegtragen sehen. „In dem Land schon, wo die Mäuse Eisen fressen“, antwortet der Kaufmann. Er zwingt damit den Wirt, der das Eisen verkauft hat, den Schaden wiedergutzumachen. Schluss: Hier ist der schalk auf den lecker getroffen. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,21 (S. 48 G.). 841 12. 6. 1538. [E] Der ainsidel mit dem Honig (Frauenlob, Später Ton; G./D. 3, Nr. 94). Ein Einsiedler, der in einem Wald Honig sammelt, denkt sich aus, wie er durch seinen mit Honig gefüllten Krug ein Leben in Wohlstand erkaufen könne. Schließlich wird er einen schönen Sohn haben, und wenn der nicht gehorcht, dann wird er ihn mit dem Stock züchtigen. Als er sich das mit einem Stab vormachen will, zerschlägt er den Honigkrug. Epimythium: So gibt sich mancher dem Wahn hin, vielleicht eine goldene Krone zu gewinnen, doch nach kurzer Zeit ist seine ganze Freude dahin. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 7,1 (S. 107 G.). Vgl. KG 5421 = Sg. 842 13. 6. 1538. Die schererin mit der nasen (Frauenlob, Später Ton; G./D. 3, Nr. 95). Die Frau eines Barbiers in Augsburg lässt die Liebhaber ihrer Nachbarin durch ihr eigenes Haus gehen. Als eines Nachts der Ehemann der untreuen Frau einen Liebhaber nicht mehr zu fassen bekommt, bindet er seine Frau an eine Säule. Nach einiger Zeit kommt die schererin und berichtet, der Liebhaber sei noch im Haus. Auf Drängen der untreuen Frau lässt sich die Frau des Barbiers statt ihrer an die Säule binden. Nachts ruft der betrogene Ehemann nach seiner Frau, doch die schererin bleibt ganz still. Vor Zorn darüber schneidet ihr der Mann  – in der Meinung, seine eigene Frau vor sich zu haben – die Nase ab. Vor Tagesanbruch tauschen beide Frauen wieder ihren Platz. Als der betrogene Ehemann seine Frau unversehrt sieht, muss er in diesem „Wunder“ eine Bestätigung der Unschuld seiner Frau erkennen. Durch List kann die Frau des Barbiers vortäuschen, ihr Mann, der ihr bei einem Streit das Schermesser nachwarf, habe ihr die Nase abgeschnitten. Sirach sagt: Es geht nichts über Frauenlist. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,7 (S. 24 G.).



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843 18. 6. 1538. Der 95 psalm (Sachs, Spruchweise). Aufforderung zur Anbetung Gottes. Schluss: Wir sollen Gott von ganzem Herzen vertrauen. Da alles in seiner Hand steht, sollen wir seinem Wort immer gehorchen. Q.: Ps 95. Vgl. KG 844 = Sg. und 4648 = Ml. 844 18. 6. 1538. Der fünff-und-neuntzigst psalm (K./G. 18,372). 74 Vs. Summa + 49 Vs. + 13 Vs. Beschluß. Inh. u. Q. wie KG 843 = Ml. Vgl. 4648 = Ml. 845 25. 6. 1538. Die Venus mit Marti (Sachs, Spruchweise; A. Roth 2016, 371  f.). Vulcanus fängt seine ehebrecherische Frau Venus zusammen mit Mars in einem goldenen Gitter. Die von Vulcanus herbeigerufenen Götter lachen darüber, und auf Neptuns Bitte werden die beiden Ehebrecher wieder befreit. Schluss: Liebe kann nie verheimlicht werden, sie kommt immer an den Tag. Q.: Homer, Odyssee 8,266–366 (Schaidenreisser). Vgl. KG 846 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 165  f.

846 25. 6. 1538. Die gefengnus der göttin Veneris mit dem gott Marte (K./G. 20,542). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 845 = Ml. Lit.: A. Roth 2016, 1–7.

Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 4: 847 26.  6. 1538. [E] Die Canma mit dem Sinoris (Sachs, Spruchweise). Camma bleibt gegenüber dem sexuellen Verlangen des Sinoris, des Vetters ihres Gemahls, standhaft. Dieser lässt sich zu einem „Bubenstück“ hinreißen. Er ermordet seinen Vetter und heiratet Camma. Sie will den Tod ihres Gatten rächen. Bei der Eheschließung schüttet sie Gift in einen goldenen Kelch und tut so, als wolle sie opfern. Einen Teil des Kelches trinkt sie, den anderen reicht sie Sinoris. Dabei spricht sie zu ihm: „Dein Bett wird ein Grab sein und eine Leiche deine Morgengabe.“ Um Mitternacht meldet man ihr den Tod des Mörders, danach stirbt sie in „ehrenfester Treue“. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 257E-258C (Herr). Vgl. KG 875 = Sg. 848 Juni 1538. [E] Die drey todten, so Christus aufferwecket hat. Allegoria: Dreyerlei sünder, so Christus durch sein wort noch täglich erwecket (K./G. 1,296). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 670 = Ml. Wie dort jeweils Erzählung mit allegorischer Auslegung. Vgl. KG 192, 2319, 2893, 4743 = Mll. 849 Juli 1538. Gesprech der mutter mit irer tochter von irem ayden (K./G. 4,356). 240 Vs. Der Dichter belauscht das Gespräch, in dem die Tochter einiges an ihrem frisch geheirateten Mann beklagt, die Mutter aber immer wieder zu Ausgleich und Entgegenkommen, aber auch zu selbstbewusstem Handeln rät. Beschluß mit Salomo-Spruch und „Bitte“ um gute Ehe(n). Lit.: Rasmussen 1993, 31  f. (32: „Die neue protestantische Betonung der häuslichen Moral schlägt sich eindeutig in der Sachs’schen Umformung des Mutter-Tochter-Gesprächs nieder. In diesem Gedicht geht es zum erstenmal nicht um die Partnerwahl der Tochter, nicht um ihre erotischen Reize, sondern um ihre Tauglichkeit als sittsame Hausfrau. Eine neue Epoche bahnt sich an, in der das sittliche Drama sich nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern im privaten Haushalt entfalten wird.“); Classen 2003, 514–517.

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850 9. 7. 1538. [E] Ein gesprech zwischen dem Somer und dem Winter (K./G. 4,255). 246 Vs. Der Dichter sieht in einem Lustgarten zuerst den Sommer als blumenbekränzten jungen Mann, dann den Winter, der den Sommer zum Weichen auffordert, als eisgrauen Mann. Nach dem Streitgespräch weicht der Sommer, der Dichter verlässt sein Gartenhaus und dankt Gott dafür, dass dieser die Zeiten so gut geordnet hat. 851 12. 7. 1538. Ein spil mit dreyen personen und heyst der Fürwitz (K./G. 7,183; G. 1, Nr. 8). 435 Vs. Inhalt: Ein junger Mann entscheidet sich im Gespräch mit dem personifizierten Vorwitz und dem treuen Eckhart für den Vorwitz. Szenenübersicht: 1. Monolog trew Eckhart: begrüßt die Zuschauer. 2. Dialog Fürwitz– treuer Eckhart. 3. Dreigespräch junger Mann– Fürwitz–treuer Eckhart, bis der junge Mann sich für den Fürwitz entscheidet und den treuen Eckhart davonjagt. 4. Dialog junger Mann–Fürwitz. 5. Kurze Abschlussrede des Fürwitz, also kein Epilog und keine abschließende sittliche Ermahnung. Lit.: Schade 1988, 90  f. (91: „On the one hand, Sachs’s didactic logic appears to be weak, for virtue does not win out; on the other hand, the give-and-take of the dialogue allows for equal presentation of virtue’s message. Ultimately, the Biblically sanctioned authority of virtue remains unaffected, even though its victory is not theatrically portrayed. Indeed, this very lack strengthens the didacticism in the direction of verisimilitude. No pat alternative is offered to superbia’s hegemony, and the viewers, therefore, must draw their own conclusions in an act of intellectual participation. The pedagogic value of the unfunny comic piece is thereby – at least theoretically – heightened.“).

Vermutlich mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 3 (verl.): 852 16.  7. 1538. Mediocritas, die gülden mittelmessigkeyt (K./G.  3,256). 267 Vs. Der Dichter, nachdenkend über die verderbung vieler Länder trotz der Staatsordnungen, wird im Traum von dem Geist Intellectio an den Himmel zur Göttin Mediocritas (Insignien: meß unnd winckel-mas) gebracht, die einst auf der Erde weilte. Sie zeigt auf, wie in allen Ständen der Überfluss herrsche, bis hinunter zum einfachen Volk. Jeder Einzelne müsse sich nun ums Mittelmaß bemühen. Als der Dichter dann zu viel fragt, wird er herabgestoßen, wacht auf und bestätigt nochmals die Notwendigkeit eines Mittelmaßes, die er durch einige Zitate belegt. Lit.: M. E. Müller 1985, 213–217 (213: „[…] gewissermaßen programmatische Bedeutung […].“ 217: „Wenn Sachs Mittelmäßigkeit zum Programm erhebt, so tut er dies nicht, um gesellschaftliche Veränderungen schlechthin zu unterbinden und den status quo zu verewigen, sondern um einer neuen Rationalität zum Durchbruch zu verhelfen, die mit traditionalen [sic], an einer Ökonomie des Prestiges und der Verschwendung orientierten Lebensform bricht.“).

Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 5: 853 11. 9. 1538. Lucas peschreibet clare … (Sachs, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml., aber hier zusätzlich 2,21. Vgl. 274, 514, 700, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Was die Propheten verkündet hatten, erfüllte sich vor 1539 Jahren.



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854 15. 9. 1538. Die kuenen weiber der stat argo (Sachs, Spruchweise). Als Kleomenes die Stadt Argos belagert, setzt er alle Männer außer Gefecht. Da raffen sich die Frauen von Argos auf und schlagen die Feinde zurück [Str. 1]. Ebenso überwinden sie auch Demaratus. Die Frauen errichten danach eine Marsstatue, um ihrer Kühnheit gebührendes Ansehen zu verleihen [Str. 2]. Jedes Jahr feiern sie ein Fest zur Erinnerung an ihre Tat. Sie tragen Männerkleidung, Schwert, Mantel, Hut und Hose. Die Männer tragen Frauenkleider. Schluss: Deshalb haben noch heute die Frauen die Hosen an. Unerschrocken binden sie uns Männer. Sie nehmen uns gefangen und überwinden uns, so dass wir ihnen alles, was sie wollen, kaufen [Str. 3]. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 245C-F (Herr). Vgl. KG 873, 5059, 5114 = Sgg. Lit.: Sasse 2020b, 333.

855 26. 9. 1538. Die goltgrueb (Vogel, Sauerweise). König Pyrrhus ist ganz gierig nach dem Gold einer Goldgrube. Die Bergleute, die solche Arbeit nicht gewohnt sind, müssen sehr schwer arbeiten. Manche von ihnen sterben. Da bitten die Frauen der Bergleute die Frau des Königs um Hilfe. Sie lässt alle Gebrauchsgegenstände und die verschiedenen Speisen des Königs in Gold fassen. Zuerst lobt der König die Kunstwerke, doch als er nach wirklichem Essen verlangt, macht ihn die Gattin auf seine Goldgier aufmerksam. Der König schämt sich. Von nun an soll nur ein Fünftel der Bürger in der Goldgrube arbeiten, die anderen sollen ihrem gewohnten Gewerbe nachgehen. Durch diese weise Tat der Frau nimmt das Wohl des Volkes zu. Schluss: Salomo sagt, dass weiser Frauen Herz das ganze Haus erhält. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 262D263A (Herr). 856 1. 10. 1538. Die Nackat kunigin (Sachs, Spruchweise). König Kandaules von Libyen (Lydien) rühmt die Schönheit seiner Frau. Gyges, seinen Hofmeister, fordert er sogar auf, sich von der Schönheit der Königin zu überzeugen  – er soll sie unbekleidet sehen. Gyges wehrt zuerst ab, doch dann ist er bereit, sich in die kemnate der Königin zu schleichen und sie beim Auskleiden zu beobachten. Die Königin entdeckt Gyges jedoch und lässt ihn am nächsten Tag zu sich kommen. Sie stellt ihn vor die Alter­ native, den König zu töten und selbst die Herrschaft anzutreten oder sich das Leben zu nehmen. Gyges entscheidet sich für das Erstere. Mit Hilfe der Königin tötet er Kandaules im Bett. Durch die von der Königin erzwungene Heirat wird Gyges König über das Reich, so wie es ihm der Apollo von Delphi prophezeit hatte. Schluss: Dies ist ein Exempel für die „kurze Liebe“ der Frauen. Q.: Herodot 1,8–12 (Boner). Vgl. KG 874 = Sg. 857 27. 10. 1538. Des Ewlenspigels testament (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 96). Eulenspiegel ist todkrank. Er beichtet einem Pfaffen alle seine Sünden. Am Schluss rät ihm der Pfarrer, Geld zu spenden, damit für ihn Seelenmessen gelesen werden können. Eulenspiegel füllt eine Kanne mit Kot und streicht Geldmünzen darüber. Als der Pfarrer wieder erscheint, fordert ihn Eulenspiegel auf, nur hineinzugreifen, jedoch nicht zu tief. In seiner Gier besudelt sich der Pfarrer. Eulenspiegel höre nicht einmal vor seinem Tod mit seinen Betrügereien auf, ruft der Pfarrer im Zorn. Doch Eulenspiegel erinnert an seine Warnung. Schluss: Vormündern und „Kuratoren“ soll dies

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eine Warnung sein, nicht mit fremdem Gut Betrug zu üben. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 93 (92). Vgl. KG 880 = Sg. Lit.: Tenberg 1996, 106–108 (107: „Sachs verzichtet […] auf den Hinweis, daß Eulenspiegel den Betrug bereut […]. Sachs erweitert das Beispiel zu einer grundsätzlichen Aussage über Geldgier und Maß­ losigkeit […].“ 108: „Eulenspiegel […] der moralisch Überlegene.“)

858 8. 12. 1538. Der guelden Esel (Sachs, Spruchweise). Apuleius (im OT Lucius) will in Thessalien die Zauberei erlernen. Photis, seine Geliebte, zeigt ihm, wie sich ihre Herrin in eine Eule verwandelt. Apuleius will ebenfalls in einen Vogel verwandelt werden. Photis misslingt der Zauber indes, Apuleius wird in einen Esel verwandelt. In dieser Gestalt hat er viel zu erdulden. Doch als er rote Rosen isst, wird er zurückverwandelt. Schluss: Mit diesem Esel werden buler verglichen. Wie „freie Nachtvögel“ treiben sie es, doch haben sie unter Sehnsucht und Eifersucht viel zu leiden. Strafe und rechte Lehre bewahren sie davor, bis zum Tod Esel zu bleiben. Q.: Apuleius, Metamorphosen 3,21–25 (Sieder). Vgl. KG 876, 1897 = Sgg. Lit.: Holzberg 2003, 399  f.

859 10. 12. 1538. Die menschwerdung Cristi (Vogel, Sauerweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Maria ging schwanger mit dem, der uns ewigen Frieden schenkt und auf den wir alle hoffen. 860 15. 12. 1538. Der 97 psalm ein anfang (Fridel, Gedrehte Friedweise). Gottes Königtum wird sich am Ende der Zeiten zeigen. Alle Götzendiener müssen sich dann schämen, aber die Gerechten werden sich im Herrn freuen [Str. 1 und 2]. Auslegung: In dem Psalm wird die Ankunft Christi vorausgesagt. Wir Christen sollen uns darüber freuen und unseren König Christus loben. Wir sind alle zu seinem königlichen Priestertum geladen [Str. 3]. Q.: Ps 97. Vgl. KG 5995 = Sg. 861 19. 12. 1538. Die Aragnes (Sachs, Spruchweise). Arachne ist in Asien für ihre Weisheit berühmt. Ihr Kunstverstand (sinn) bringt sie darauf, zum Weben die Spindel zu verwenden. So kann sie Tücher herstellen, wie sie bis heute bei den Türken gebraucht werden. Aus Dünkel fordert Arachne Pallas, die Erfinderin der Webekunst, zum Wettkampf heraus. Als sie unterliegt, will sie sich erhängen; die Göttin verwandelt sie jedoch aus Erbarmen in eine Spinne [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wem Gott Kunstverstand gegeben hat, der soll nicht hochmütig sein; Gott kann einem anderen noch größere Gaben verleihen. Da jede Gabe von Gott stammt, soll man auf seinen Nächsten nicht neidisch sein. Gott soll man für die Kunst, die man besitzt, Dank sagen und allein die Ehre geben [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 18 (17 Steinhöwel). Vgl. KG 878, 1898a = Sgg. 862 23. 12. 1538. Der Acteon ein hirs (Sachs, Spruchweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 400 = Sg. Vgl. 877 = Sg. Auslegung: Actaeon wird mit allen Jägern verglichen, die sich bei der Jagd Gefahren aussetzen. Die Göttin begießt sie, so dass sie völlig unvernünftig werden und sich nur noch mit Tieren abgeben. Vogel, Jagdhund und Pferd ruinieren sie dann [Str. 3].



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Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 4: 1. 1. 1539. [E] Zweyerley belonung, beyde der tugend und laster (K./G. 3,95). 184 Vs. Mit achtzehn Jahren gab der Dichter sich noch allen Jugendfreuden hin, kam aber dann, als er älter wurde, davon ab. Er schläft ein, träumt, dass ihn Frau Philosophie in ein dunkles Tal führt, sieht dort viele Leute und mit ihnen Frauengestalten, die wie heidnische Göttinnen aussehen. Dort will er hin, aber Philosophie sagt ihm, dass dies die Laster seien; dann zeigt sie ihm ein Moor, in das alle den Lastern folgenden Leute gesteckt wurden. Anschließend führt sie ihn auf einen hohen Berg, auf den zu gelangen sehr schwer ist. Oben ist ein Paradies mit zwölf schönen Jungfrauen, den Tugenden. Ihnen wendet er sich zu, und als Frau Wahrheit ihn an ihre Brust drückt, wacht er auf. Jetzt sieht er sich in seiner Entscheidung für die Tugenden bestätigt. 1. 1. 1539. Die Faulkeit vnd sorg (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 97). Frau Sorge und Frau Faulheit versuchen abwechselnd, frühmorgens den Dichter zum Aufstehen bzw. zum Weiterschlafen zu bewegen. Drei Stunden lang beschäftigt sich der Dichter mit unentschlossenen Gedanken als Richter in diesem Streit. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 37 (Adelphus Muling). Vgl. KG 879, 5630 = Sgg. 4. 1. 1539. Der freyhirt mit der warheit (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 98). Ein Abenteurer erklärt einem Bauern, dass er nirgendwo Herberge finde, weil er immer die Wahrheit sage. Der Bauer lädt den Abenteurer zum Essen ein und bittet ihn, „eine Wahrheit“ zu sagen. Der Freyhirt weist darauf hin, dass dies dem Bauern unangenehm sein könnte. Doch als der Bauer drängt, bemerkt der Gast unverblümt, dass sowohl die Frau des Bauern als auch die Katze und der Bauer selbst nur je ein Auge besäßen. Schnell beleidigt, wirft der Bauer seinen Gast hinaus. Schluss: Die Welt liebt die Wahrheit nicht. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 3. Vgl. KG 3473 = Fsp. (dort Frau Wahrheit statt Freihirte) und 4480 = Sg. 10. 1. 1539. [E] Der krieg mit dem Winter (K./G. 4,263; G./D. 1, Nr. 50). 130 Vs. Wie die Menschen versuchen, „Krieg“ gegen den Winter zu führen, wie sie immer wieder unterliegen und schließlich den Lenz zu Hilfe holen. Sehr anschauliche Beschreibungen der Auswirkungen des Winters. Vgl. KG 2858 = Ml. und 2953 = Sg. 13.  1. 1539. Die muesterung zw Nürmberg (K./G.  22,184). 150 Vs. Am 22.  11. 1538 kommt der Dichter von Fürth, wohin er von Frankfurt gelangt war, in die Gegend zwischen Poppenreuth und Doos, wo von fünf Fähnlein Landsknechten und einer Nürnberger Bürgerwehr ein Manöver veranstaltet wird [Grund: Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg, verärgert über den Bau der Bastei hinter der Burg, bedroht die Stadt]. Ausführliche Beschreibung des Manövers; in Frage an „einen“ und Antwort bekommt der Dichter nähere Informationen zur Situation. Leichter Kritik am Markgrafen entspricht die Feststellung, dass Rat und Gemeinde einig und gerüstet seien. Zum Schluss wünscht der Dichter weiterhin ainikait. Lit.: Rettelbach 2002, 640  f.

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868 18. 1. 1539. Die peschoren rot (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 3, Nr. 99). Neidhart lässt 24 Kutten machen. Er bietet den Bauern von Zeiselmauer betäubenden Wein an, lässt sie tonsieren, ihnen die Kutten anlegen – auch er selbst zieht eine an – und redet ihnen ein, sie seien Mönche des sant Volmans orden, er selbst sei ihr Abt. Dann führt er sie an den Herzogshof. Man verlacht sie, und sie kehren beschämt zurück [Str. 1 und 2]. Epimythium: Heutige Trinker sind weit leichtfertiger und dümmer. Die Narren (kolbet rot) haben ihren Ursprung bei den Bauern. Sprichwort: Drei Leuten soll man eine Platte scheren: den Kindern, den Toren und denjenigen, die sich der Läuse nicht erwehren können. Wenigstens ein Haar, gleich welcher Farbe, steht einem erbern piderman besser an, als wenn er geschoren ist [Str. 3]. Q.: Neithart Fuchs 1246–1362. 869 19. 1. 1539. Die füenfzehen ler (Herwart, Deutsche Discubuit). Fünfzehn alttestamentliche Lehren von der Güte gegenüber Armen, Witwen und Waisen. Vom Verhalten vor Gericht und von der Weisheit, die Freude spendet. Q.: Sir 4,1–13. Vgl. KG 5854 = Sg. 870 24. 1. 1539. Der Ewlenspiegel im pad (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 100). Eulenspiegel scheißt in eine Badestube in Hannover, deren Besitzer sie großspurig haus der rainikeit nennt – Eulenspiegel will sich nicht nur außen, sondern auch innen reinigen. Schluss: Wer etwas Besseres sein will, soll achtgeben, dass er nicht verspottet wird. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 67 (69). Lit.: Tenberg 1996, 109  f.

871 29. 1. 1539. [E] Das wütend heer der kleynen dieb (K./G. 3,550; G./D. 1, Nr. 51). 132 Vs. Vor Jahren war der Dichter wegen eines Pferdehandels in Westfalen und kam unterwegs nach Osnabrück durch einen Wald, wo sich zur Nacht ein Sturm und Rabengeschrei erhoben und ein Heer von rund 300 Opfern weltlicher Blutgerichtsbarkeit erschien. Im Gespräch mit einem von ihnen hört er Klage darüber, dass man die Kleinen hänge, aber die Großen laufen lasse, die noch dazu reich seien und in Ehren stünden, Wucherer usw., also Wirtschaftskriminelle, dass aber die Gerechtigkeit wohl am Jüngsten Tag kommen werde. Der Dichter schlägt 100 Kreuze, erinnert sich, dass Diogenes ähnlich klagte, kommt nach Osnabrück, wo er sich reiche Feinde macht, als er von der Begegnung berichtet, und schließt mit dem Wunsch nach Gerechtigkeit.

Lit.: M. E. Müller 1985, 169  f. (170: „[…] ist die Stellungnahme der Schlußpassage ganz eindeutig, dem Klischee der grenzenlosen Obrigkeitsgläubigkeit von Sachs zum Trotz: [3,553,24–28].“); Spriewald 1990, 160  f.; Otten 1993, 201  f.; Rettelbach 2019, 349  f.

872 29. 1. 1539. Ein gesprech, die verblendet Gerechtigkeyt vor dem gericht betreffend (K./G. 7,248). 140 Vs. Der Dichter hatte mehrere Tage vor Gericht gestanden, weil es sich hinzog, schlief darüber verärgert ein und träumte, dass Justitia mit ihren Insignien vor ihm auf dem Thron sitzt. Dort setzt sich zwar Frau Wahrheit für ihn ein, aber Frau Lüge, Frau Arglist und Frau Schmeichelei bringen sie in Bedrängnis, worauf sie klagt, es gebe keine Gerechtigkeit mehr. Da tritt Frau Weisheit an ihn heran und rät ihm, er solle sein Recht fallen lassen, schöntun, einen Vergleich aushandeln und sich künftig von Gerichten fernhalten. Als er ihr die Hand schüttelt, stößt er damit ans Bett, erwacht und hält sich von nun an, gemäß der Mahnung des Predigers, man solle Unrecht leiden, von Prozessen fern.



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873 30. 1. 1539. Die küenen weiber der stat Argo (K./G. 22,188). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 854 = Ml. Vgl. 5059, 5114 = Sgg. Lit.: M. E. Müller 1985, 270  f.; Sasse 2020b, 333.

874 1. 2. 1539. Die nacket künigin aus Lidia (K./G. 22,190). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 856 = Ml. 875 4. 2. 1539. Camma, das getrew weib (K./G. 22,192). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 847 = Ml. 876 8. 2. 1539. [E] Der guelden esel (K./G. 22,194). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 858 = Ml. Vgl. 1897 = Sg. Lit.: Plank 2004, 146–148.

877 12. 2. 1539. Acteon wart zw eim hirßen (K./G. 22,196). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 862 = Ml. Vgl. 400 = Sg. 878 19. 2. 1539. Aragnes wart zw einer spinnen (K./G. 22,198). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 861 = Ml. Vgl. 1898a = Sg. 879 23. 2. 1539. Ein kampfgesprech zwischen Fawlkeyt und Sorg (K./G. 22,200). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 864 = Ml. Vgl. 5630 = Sg. 880 24. 2. 1539. Schwanck: Des Ewlenspiegels thestament (K./G. 22,203; G./D. 1, Nr. 52). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 857 = Ml. Lit.: Tenberg 1996, 110; Baro 2011b, 156.

881 26. 2. 1539. Ewlenspigel mit dem prems (Langer Ton; G./D. 3, Nr. 101). Eulenspiegel ist Mesner bei einem Pfarrer und fragt ihn, mit wie vielen Frauen seiner Pfarrei er schon Sex gehabt habe. Der Pfarrer will es ihm anvertrauen. Jede Frau, bei der er nach dem „Kyrie“ während des Opfergangs im Amt des nächsten Tages „brems“ sage, sei eine seiner Geliebten. Eulenspiegel muss erkennen, dass fast alle jungen Frauen dabei sind. Auch seine eigene Frau ist „brems“, weshalb Eulenspiegel sie verlässt und nach Krems geht. Schluss: Heutzutage müssten sich viele Frauen hinten in der Kirche verstecken, wenn der Pfarrer das „brems“ anfangen würde. Niemand nimmt die Ehe ernst. Weil Ehebruch streng bestraft wird, wird er immer häufiger. Die Frau soll sich in Treue an ihren Mann halten. Q.: Ulenspiegel 1532, Zusatzgeschichte 97. Lit.: Tenberg 1996, 110 („Sachs nutzt die Episode, um im ungewöhnlich umfangreichen Epimythion den Verfall der Moral, der christlichen Ordnung und der ethischen Werte anzuklagen.“).

882 2. 3. 1539. [E] Die wunderparlich, gut unnd böß eygenschafft des gelts (K./G. 4,228). 122 Vs. Bei abendlichem Zechen fragt einer, was das Allerbeste auf der Welt sei, ein anderer nennt das Geld, das er in 40 mit Gelt beginnenden Versen preist. Der Dichter nennt darauf in 40 mit Gelt beginnenden Versen dessen Nachteile und schließt damit, dass man Geld richtig gebrauchen müsse, dann sei es gut.

Lit.: M. E. Müller 1985, 118–120 (120: „Sachs zeigt eine Welt, in der es nichts mehr gibt, das nicht mit Geld erreicht werden könnte […]. Indem er ganz selbstverständlich von der Käuflichkeit aller Werte und Würden ausgeht, muß sein Domestizierungsversuch mißlingen. […] so sehr Sachs die Möglichkeit einer Souveränität gegenüber dem Geld beschwört, literarisch kann er sie nicht einlösen. Geld, so demonstriert er letztlich gegen seinen Willen, verschafft sich gewaltsam autoritative Geltung in allen Lebensbereichen.“).

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883 7.  3. 1539. Die drey kreft der urstent Cristi (Sachs, Neuer Ton). Die Auferstehung Christi hat drei Wirkungen: 1. Wir sind dadurch alle gerechtfertigt. Christus hat sowohl aller Welt Sünde auf sich genommen als auch uns von allen Sündenstrafen befreit. So können wir alle durch ihn Gott unseren Vater nennen [Str. 1]. 2. In Christus stehen wir auf zu neuem Leben. Wir sollen der Sünde feind sein, da wir nun mit Gott vereint sind. Sein Geist hilft stets unserem Geist. So werden wir über die Sünde siegen [Str. 2]. 3. Wir können unserer Auferstehung am Jüngsten Tag gewiss sein; denn die Sünde hat ein Ende. Wir werden als die lieben Gotteskinder im himmlischen Jerusalem, unserem Erbteil, mit Christus ewig leben. Bitte: Jeder Christ möge seiner vrstent geniesen und in ein neues Leben eingehen [Str. 3]. Q.: Röm 4,25; Jes 53,5; Röm 6,4  f.; Röm 6,8. Vgl. KG 1064, 3058, 4276, 5033 = Mll. Vgl. auch 438 = Ml. 884 16. 3. 1539. Marcus der masen … (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,14–20. Vgl. 299, 556, 674, 827, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Bitte der Christen, dass sie durch die Auferstehung Christi von ihrem Unglauben befreit werden, sich zu Christus hinkehren und nach ihrer Auferstehung ewig mit ihm leben. 885 17. 3. 1539. Der karg vnd milt (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 102). Ein Geiziger versteckt sein ganzes Geld. Seine Frau weiß nichts davon. Er bittet Gott, ihn doch so lange leben zu lassen, bis der Topf bis oben hin voll Geld ist. Jeden Pfennig legt er auf die Seite. Der neue Ehemann seiner Frau findet das Geld und vergeudet es ohne Wissen der Frau. Schluss: Beide sind vom rechten Weg des Mittelmaßes abgekommen. Wenn man Reichtum besitzt, soll man ihn zu „Nutz und Ehr“ verwenden. Wie Salomo sagt, kann man nichts davon mitnehmen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 178 (179). Vgl. KG 886, 5727 = Sgg. 886 17. 3. 1539. Der karg und milt (K./G. 22,205; G./D. 1, Nr. 53). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 885 = Ml. Vgl. 5727 = Sg. 887 19. 3. 1539. Ein urstent Marci ultimo (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml. Vgl. 299, 556, 674, 884 = Mll. Schluss: Bitte um Stärkung des Glaubens. 888 30. 3. 1539. Die Casandra (Sighart, Pflugton). Um Kassandras Liebe zu gewinnen, verleiht Apollo ihr die Gabe der Weissagung. Dadurch aber kann Kassandra das Liebeswerben Apollos erst recht abwehren. Aus bitterem Hass wünscht ihr der Gott, dass kein Mensch ihrer Weissagung glauben möge und dass ihr die Kunst Schande bringe. Nachdem Paris Helena geraubt hat, weissagt Kassandra den Fall der Stadt Troja. Doch niemand will ihr glauben. Sie wird eingesperrt. Später prophezeit sie die Ermordung Agamemnons durch dessen Frau. Dafür wird Kassandra aufgehängt. Schluss: So geht es auch heute vielen Leuten, die die Gabe hoher Künste haben. Sie bleiben unbeachtet, ihre Mühe ist umsonst. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  35 (33 Stein­höwel). 889 30. 3. 1539. [E] Die gemartert Theologia (K./G. 1,338). 240 Vs. Der Dichter denkt über die Sektierung der Theologie nach und wird im Traum von Genius zu einer Frau gebracht, die mit einem aufgeschlagenen Buch und in weißem Gewand auf einem neu errichteten Thron sitzt, umgeben von nur wenigen Getreuen. Eine große Zahl von



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Theologen betritt den Saal und misshandelt die Frau auf verschiedene Weise. Dem Dichter wird von Genius gesagt, es sei Theologia, und dann folgt eine Strafpredigt gegen die Theologen, die eigensüchtig die Schrift auslegen, statt ihr einfaltig zu glauben. Nach dem Erwachen denkt der Dichter darüber nach und hofft, dass Jesus die Sektierer ausrotten wird. Lit: Kemper 1987, 261: „[…] eine im Ansatz täuferisch-schwärmerische Position, weil sie  – wie der radikale Flügel der Reformation – das Priestertum aller Gläubigen auch für das Recht der eigenen – dazu einfältigen – Schriftauslegung gegen die Theologie beansprucht.“ Feuerstein 2001, 188: „Rückblick auf die Auseinandersetzungen […], die seit 1537 unter den Theologen mit zunehmender Schärfe geführt wurden.“

890 4.  4. 1539. Des Ewlenspiegels oster spiel zw pudenstete (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 103). Eulenspiegel ist Mesner in Büddenstedt. Er soll ein Osterspiel [Ostern war 1539 am 6. 4.] organisieren. Des Pfarrers einäugige Magd spielt den Auferstehungsengel, Eulenspiegel zusammen mit zwei Bauern die zum Grab schreitenden Frauen, der Pfarrer, im Chor stehend mit der Auferstehungsfahne in der Hand, den Herrgott. Als der Engel die Frauen fragt: Kuem queritis, antwortet eine: „Die einäugige Pfaffenhure!“ Da entsteht eine gewaltige Schlägerei. Die Bauern haben ihren Spaß, und Eulenspiegel verdrückt sich. Schluss: Wem mit schalckheit wohl ist, der soll darauf achten, dann, wenn alles durcheinandergeht, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 15 (13). Lit.: Tenberg 1996, 109.

891 3. 5. 1539. Ein anfang auf pfingsten (Frauenlob, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 208 = Ml. Vgl. 4338 (verl.), 4694 = Mll. und 5570 = Sg. Schluss: Gerade am Pfingstfest sollen die Christen den Heiligen Geist loben, er erweist Trost und bewahrt vor Irrtum. 892 3. 5. 1539. Die Pekerung Pauli (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 248, 3552 = Mll. Bekehrung des Paulus und sein erstes Wirken. 893 9. 5. 1539. Der Hencker steg (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 104). Eulenspiegel reizt die Stadtknechte in Nürnberg. Sie verfolgen ihn, doch er kann entkommen. Die Stadtknechte stürzen durch ein von Eulenspiegel in dem Henkersteg gemachtes Loch in die Pegnitz. Schluss: Solche Streiche haben die Nachtschwärmer (nachtraben) von Eulenspiegel gelernt. Sie machen nachts Unfug und Krawall. Erwischt man sie jedoch, dann kommen sie ins Loch. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 32. Vgl. KG 907 = Sg. Lit.: Tenberg 1996, 109.

894 12. 5. 1539. Die pluetig hochzeit (Ehrenbote, Spiegelton). Danaos, aus königlichem griechischem Geschlecht, hat fünfzig Töchter. Sein Bruder Aigyptos möchte seine fünfzig Söhne mit ihnen verheiraten. Da Danaos von den Göttern prophezeit wurde, einer der Söhne des Aigyptos werde ihn ermorden, geht er auf das Angebot seines Bruders ein und überredet seine Töchter, in der Hochzeitsnacht solle jede ihren Bräutigam töten. Nur Hypermestra fügt sich nicht der Bitte ihres Vaters und bewahrt Lynkeus vor dem Tod. Sie wird von ihrem Vater eingekerkert, doch Lynkeus kann unerkannt an Danaos Rache üben. Schluss: Nicht jeder Frau kann man vertrauen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 14 (13 Steinhöwel). Vgl. KG 5102 = Sg. und 5314 = Com.

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895 13. 5. 1539. [E] Der klagend ernholdt uber fürsten und adel (K./G. 3,565). 272 Vs. Nach einem Mairegen geht der Dichter im Wald spazieren und trifft auf einen trauernden Ehrnholdt mit durch den Mund geschlagenem eisernen magen-schloß. Dieser erzählt ihm [trotz Schloss am Mund] erst die Herkunft der Ehrnholde von den Heroes, die erstmals zur Zeit des Tyrannen Dionysios auftauchen, dann von ihrer Aufgabe, das Lob des Adels zu künden, aber auch öffentlich zu strafen und zu tadeln. Doch jetzt, da Fürsten und Adelige versetzen, verpfänden, Städte, Dörfer etc. verkaufen, wuchern, den Armen das Blut aussaugen, weder Treu noch Glauben halten und sich verfeinden, so dass der Bevölkerung ständig Krieg drohe, könne er nur noch tadeln. Deshalb hat man ihm den Mund verschlossen. Als der Dichter ihn mit in die Stadt nehmen will, sagt er, er gehe lieber zu den noch übrigen guten Fürsten und Adeligen. Beim Weggehen fallen dem Dichter Bibelsprüche zu der Situation ein, und dann bekennt er sich zu Christus. Lit.: Spriewald 1990, 161.

896 13. 5. 1539. Ein gesprech, das sprichwort betreffend: Thu recht und förcht dich darbey! (K./G. 7,252). 212 Vs. Der Dichter hält das Sprichwort für unwahr. Nun gab es da aber eine gereimte Schmähschrift gegen den Rat. Dieser verheißt demjenigen 100 Gulden, der den Autor anzeigt. Der Dichter fürchtet, er könne angezeigt werden, ein Freund kommt zu ihm, der ihm sagt, er werde verdächtigt. Er schläft voll Melancholie ein und träumt, dass Argwohn an seine Tür klopfe. Da schickt er die Frömmigkeit hinunter, ihn abzuweisen, aber der Argwohn sagt, er sei genau zu diesem Haus gekommen. Dann kommt Frau Furcht, und Frau Sorge tritt hinzu. Während der Dichter sich ängstigt, kommt Frau Unschuld, die ein Streitgespräch mit Frau Sorge führt, bis wieder der Argwohn anklopft. Aber er wird von Frau Wahrheit vertrieben. Der Dichter bittet Frau Unschuld, ihn zu umfangen, und als sie ihn an sich drückt, wacht er auf und denkt, das Sprichwort sei doch wahr: Man müsse vorsichtig sein, sich aber auch in Gottes Schutz begeben. Lit.: Meyer 2009, 189  f.

897 14. 5. 1539. Die getrewen weiber Menie (Ehrenbote, Spiegelton). Nach der Heerfahrt nach Kolchis lassen sich die Minyer (Argonauten) in Lakedämonien nieder. Dort gewinnen sie politischen Einfluss. Schließlich werden sie des Aufruhrs bezichtigt. Die Männer kommen ins Gefängnis und werden zum Tode verurteilt. Da bitten die Frauen um Einlass. Im Gefängnis tauschen sie die Kleider mit den Männern. In der Nacht, als er zur Hinrichtung schreiten will, findet der Scharfrichter die Frauen vor. Angesichts solcher Treue erlassen die Lakedämonier die Strafe. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 31 (29 Steinhöwel). Vgl. KG 5098 = Sg. 898 15. 5. 1539. Die künigin Isiphiles (Ehrenbote, Spiegelton). Hypsipyle, die Tochter des Königs Thoas von Lemnos, rettet ihren Vater vor der Wut der Frauen, die alle Männer töten wollen. Heimlich bringt sie ihn auf die Insel Chios und zündet einen Scheiterhaufen an, um seinen Tod vorzutäuschen. Danach wird sie Königin. Nach einiger Zeit kommt Jason nach Lemnos. Die Königin gewinnt ihn lieb und empfängt zwei Kinder von ihm. Als diese auf die Insel Chios zu ihrem Großvater gebracht werden sollen,



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erkennen die anderen Frauen, dass Hypsipyle ihren Vater am Leben ließ. Die Königin entflieht auf dem Schiff, wird jedoch von Seeräubern gefangen und König Lykurg übergeben. Sie wird Erzieherin von Lykurgs Kind. Als Adrastos, mit großem Heer auf dem Weg nach Theben, Hypsipyle sieht, verlässt sie das Kind und zeigt dem Heer einen Fluss. Währenddessen stirbt das Kind an einem Otterbiss. Aus Angst zieht Hypsipyle zusammen mit dem Heer nach Theben. Schluss: Das neidig gelueck rad hat die Frau oft verlassen. Auch half Gott nicht, obgleich sie doch ihrem Vater so viel Rückhalt gab. Wer Vater und Mutter ehrt, erhält von Gott das ewige Leben. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 16 (15 Steinhöwel). Vgl. KG 5097 = Sg. 899 16.  5. 1539. Das pachen holen im teutschen hof (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  3, Nr. 105). Der Dichter behauptet, Herr im Haus zu sein. Deshalb ruft er nach Mitgesellen, die, wie man im Sprichwort sagt, den Schinken aus dem Deutschen Hof holen, der dort seit hundert Jahren hängt. Indes: Durch die Beschreibung seiner Herrschaft im Haus beweist der Dichter das Gegenteil. Dort herrschen nur Zank und Prügel. Die Frau gibt den Ton an, außer wenn sie gerade aus dem Haus ist. [Ganz persönlicher Schluss, an Singer und Merker gerichtet, und wieder Aufforderung, den Finger aufzurecken]. Vgl. KG 916 = Fsp. 900 17. 5. 1539. [E] Die neunerley heud einer bösen frawen sambt ihren neun eygenschafften (K./G. 5,232; G./D. 1, Nr. 54). 148 Vs. Beim Abendspaziergang auf der Hallerwiese begegnet der Dichter einem seiner (verheirateten) Gesellen und erfährt auf seine Frage, warum dieser so zerkratzt sei, der Geselle habe, als er vom Wein heimgekommen sei, auf eine Frage von seiner Frau keine Antwort bekommen. Darauf habe er sie auf ihre neun Häute geschlagen, ihre Stockfisch-, Bären-, Gänse-, Hunds-, Hasen-, Ross-, Katzen-, Säu- und Menschenhaut, und erst bei der letzten habe sie nicht mehr zurückgeschlagen und gekeift, sondern um Gnade gebeten und gehorche jetzt. Darauf der Dichter: So ein junger Geselle solle es doch erst einmal mit Worten versuchen, die von vornherein auf Versöhnung zielen und erst dann, wenn die Frau hartnäckig Widerstand leistet, zuschlagen. Also Mahnung zu Vernunft und Diplomatie. Vgl. KG 2071 = Ml. Lit.: M.  E. Müller 1985, 258  f. („Die stumme Kritik an seiner mangelnden Triebbeherrschung entfesselt erst so recht die männlichen Potenzen, die in einer blindwütigen Prügeleskalation wunder­same weibliche Metamorphosen bewirken […]. Die Berechtigung des hier nur stummen weiblichen Protests wird trotz gegenteiliger Einsichten nicht anerkannt.“); Harms/Kemp 1987, Nr.  26; Altpeter-Jones 2008; Bake 2013, 134.157–159.194–198.

901 25.  5. 1539. Vom rein der pischoff von maincz (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  3, Nr.  106). Zwei Diebe rauben nachts dem eben verstorbenen Bischof von Mainz die Mitra. Der eine lässt jedoch, während sein Gefährte im Grab ist, listig die Grabplatte fallen und verdrückt sich mit dem Raub. Der Küster wird durch den Lärm in die Kirche gelockt. Im Grab hört er den Dieb keuchen. Er bekommt Angst und flieht. Am frühen Morgen öffnet er das Grab und hält den Dieb, der den bischöflichen Ornat angelegt hat, für den Bischof. Der Küster verneigt sich, und der Dieb verlässt stillschweigend den Dom. Vom Küster erfahren die Domherren, dass der Bischof wieder lebt. In einer

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Prozession kommen sie zum Grab. Doch sie finden nur den toten und unbekleideten Bischof. Der Küster wird des Landes verwiesen. Schluss: Leichtgläubige lassen sich schnell betrügen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,5 (Arigo) [nur der erste Teil]. Vgl. KG 1933 = Ml. 902 31. 5. 1539. Der sophist mit glaub hoffnung vnd lieb (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 107). Der Dichter durchschaut die spöttische Fragestellung eines „Sophisten“, wo denn im „neuen Glauben“ die drei göttlichen Tugenden zu finden seien. Ironisch erzählt der Dichter vom „Glauben“ der Kaufleute, von der „Hoffnung“ all jener, die durch Silberbergbau reich werden, und von der „Liebe“ der Saufkumpane. Vgl. KG 908, 5719 = Sgg. 903 31. 5. 1539. Der spieler mit dem dewfel (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 108). Ein Spieler hat Pech. Er geht in die Pfarrkirche und flucht dort im Stillen. Im Zorn übereignet er sich dem Teufel und steckt vor dessen Bildnis eine Kerze auf. Nachts erscheint ihm der Teufel im Traum. Er verspricht ihm viel Glück, wenn er mit ihm in den Wald gehe. Im Wald deutet der Teufel auf eine Stelle und fordert den Spieler zum Graben auf. Da der Spieler jedoch keine Hacke dabei hat, will er heimlaufen, um eine zu holen. Damit er die bezeichnete Stelle wiederfinden kann, soll er, wie der Teufel ihm rät, einen Haufen machen. Als der Spieler erwacht, will er sich zum Wald aufmachen, er muss jedoch feststellen, dass er seinen Hut vollgemacht hat. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als Hut und Kopf zu waschen. Schluss: So lohnt der Teufel seinen Knechten. Vor dem Spiel soll man sich hüten, es bringt Armut und Ungeduld. Dem Teufel soll man nicht trauen, er ist der Feind der Menschen. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 57 (Adelphus Muling). Vgl. KG 5096 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 383–391.

904 11. 6. 1539. [E] Die neun geschmeck inn dem ehlichen stand (K./G. 5,228; G./D. 1, Nr. 55). 138 Vs. Wie die Arznei, so die Ehe – sagt, vom Dichter befragt, ein Doktor: 1. süß: Flitterwochen, 2. essigeindt: Eifersucht und Streit, 3. bitter: Frau schlecht im Haushalt, Mann trinkt etc., 4. sawer: Armut, harte Arbeit, 5. pitzelt: verschiedene Unglücksfälle, 6. faist: im Alter, 7. zwinget: ungeratene Kinder, 8. räß: körperlicher und geistiger Verfall, 9. gesaltzen: Krankheit und Tod. Vgl. KG 2509 (verl.) = Ml. 905 11. 6. 1539. [E] Ein gesprech zwischen einem waltbruder und eim engel, von dem heimlichen gericht Gottes (K./G. 1,409). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 215 = Ml. Vgl. 3701 = Com. 906 18. 6. 1539. Die lastersucht (K./G. 3,535). 216 Vs. Der Dichter liegt fieberkrank im Bett und wird von einem Freund besucht, der einst mit ihm auf Wanderschaft war und jetzt ein lasterhaftes Leben führt. Nun weiß der Dichter von Plutarch, dass Krankheit der Seele schlimmer ist als körperliche, und so besteht der Dialog der beiden daraus, dass der Dichter dem Freund der Reihe nach die Symptome von dessen „Krankheit“ sagt, worauf dieser immer mit dem Hinweis auf die physischen Krankheitssymptome des Dichters kontert. Also eine durch Zwischenbemerkungen unterbrochene Moralpredigt. Lit.: Schade 1986, 573  f.; Schade 1988, 88–90.



Nr. 910 

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907 20. 6. 1539. Ewlenspiegel auf den hencker-steg (K./G. 22,209; G./D. 1, Nr. 56). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 893 = Ml. Lit.: Baro 2011b, 152  f.

908 1. 7. 1539. Ein frag aines sophisten nach glaub, lieb und hoffnung (K./G. 22,207; G./D. 1, Nr. 57). 62 Vs. Inh. wie KG 902 = Ml. Vgl. 5719 = Sg. 909 3.  7. 1539. [E] Comparation oder vergleichung eynes kargen reichen mans mit einer saw, inn viertzig stücken (K./G. 3,502). 280 Vs. Der Dichter fragt einen greisen Weltweisen, womit ein reicher Geizhals zu vergleichen sei. Er erhält am nächsten Tag die Antwort: mit einer Sau, was der Weise in 40 Punkten begründet: 1. Beide sind verworfen. 2. Beide schauen nur nach unten. 3. Sau wühlt mit Rüssel, Reicher nach Schätzen. 4. Sau schädlich, Reicher auch: durch Wucher etc. 5. Sau frisst alles einschließlich Kot, Reicher schlamppt alles Schlechte, Sündhafte in sich. 6. Sau lehrt ihre Jungen, im Mist zu wühlen, Reicher seine Kinder, geizig zu sein. 7. Sau frisst im Hunger eigene Kinder etc., Reicher bringt Verwandte ins Unglück. 8. Sau frisst sogar Menschen, Reicher seine Schuldner. 9. Sau frisst und speit, Reicher erbricht als Kranker. 10. Sau frisst nichts von ihrem Speck, Reicher ist mit Eigenem geizig. 11. Sau schmatzt, Reicher seufzt über das Tun der Mitmenschen. 12. Sau hat frostige Haut, Reicher kleidet sich schlecht. 13. Sau gröchst, wenn man an den Stall klopft, Reicher erschrickt, wenn man Geld von ihm will. 14. Sau greint, Reicher auch. 15. Sau singt und springt nicht, Reicher freudlos. 16. Sau dumm und grob, Reicher ungeistig. 17. Beide sind feindselig. 18. Sau beißt, Reicher zankt. 19. Der Sau bricht man die Eberzähne heraus, den Reichen lässt der Staat nicht alles tun. 20. Sau „treibt den anderen“, Reicher steckt ihn in den Sack. 21. Beide sind unflätig. 22. Sau badet nicht, Reicher lässt sich nichts sagen. 23. Sau wird durch Wasser nicht sauber, Reicher durch Belehrung nicht besser. 24. Sau stinkt, Reicher hat schlechten Ruf. 25. Sau wird räudig, Reicher verkommt. 26. Sau oft voll Finnen, Reicher von allen Schlechtigkeiten. 27. Sau stirbt leicht am rankorn, Reicher an Leib und Leben bedroht. 28. Sau wird zu fett, Reicher zu reich. 29. Sau und Reicher nützen niemandem. 30. Sau bringt viele Hunde zu Tode, Reicher viele Menschen ins Unglück. 31. Sau und Reicher schreien vor Todesangst. 32. Wenn die Sau geschlachtet wird, freut man sich, ebenso, wenn Reicher im Sterben liegt. 33. Sau muss Fleisch etc., Reicher seine ganze Habe zurücklassen. 34. Kinder warten auf Saublase, Engel auf Seele des Reichen. 35. Das Pökelfleisch der Sau wird gegessen, der Reiche im Grab von Maden. 36. Die Würste der Sau werden verschickt, einzelne Habe des Reichen weggegeben. 37. Wie der Sausack, so wird das Erbe des Reichen genossen. 38. Wie Streit um den Sausack, so gibt es auch Streit um das Erbe des Reichen. 39. Schweinefleisch ist ungesund, Reichtum bekommt den Erben schlecht. 40. Sau und Reicher sind gleich vergessen. Beschluß: Zitate zur Bestätigung, Lob des vernünftigen Umgangs mit Besitz. Lit.: M. E. Müller 1985, 168.

910 28. 7. 1539. Die schlang mose (Sachs, Neuer Ton). Gott verleiht Moses die Gabe, einen Stock in eine Schlange zu verwandeln [Str. 1]. Auslegung: Der Stab ist Gottes Gesetz, an dem wir wandeln sollen, das uns aber wie eine Schlange schreckt. Bibelzitate zur

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neutestamentlichen Interpretation des Gesetzes. Schluss: Christus ist unser einziger Mittler. Er hat den Teufel gebunden, damit wir mit ihm leben [Str. 2 und 3]. Q.: 2Mose 4,1–5; Gal 3,10–13; Röm 7,10–13; 10,4; Joh 1,17. Vgl. KG 5283 = Sg. 29.  7. 1539. Der prinent pusch mose (Sachs, Neuer Ton). Gott erscheint Moses im brennenden Dornbusch und beruft ihn, sein Volk aus Ägypten zu führen. Zusammengefasste Darstellung der Plagen Ägyptens. Pharao ertrinkt im Roten Meer. Schluss: Daran soll die Obrigkeit erkennen, dass Gott die Plagen des Volkes rächen wird, wenn es tyrannisch gepeinigt und bedrückt wird. Gott wird dann den Tyrannen Trübsal bereiten und sie stürzen, um sein Volk ins Vaterland zu führen. Q.: 2Mose 3,1–11a.16– 19. 14. 8. 1539. Die drey gescheft (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 109). Ein reicher Bürger bedenkt in seinem Testament „uns arme Gesellen“. Erstens sollen alle, die es zu Hause bei ihrem zänkischen Weib nicht aushalten, frei verköstigt werden [Str. 1]. Zweitens, wenn einer bei einem Wirt alles verspeist hat, so soll ihn der nicht hinausweisen, sondern übernachten lassen und am nächsten Morgen mit Eierschmalz verköstigen. Unterlässt ein Wirt das, so muss er eine Hure Salz zahlen. Befreit ist ein Wirt davon am „Simonstag“ oder wenn er selbst unter der „St. Urbansplage“ zu leiden hat [Str. 2]. Drittens wird im Testament bestimmt: Hat ein Wirt selbst das Geld seiner Gäste gewonnen und sie doch hinausgetrieben, so wird ihnen am Ölberg bei der Burg ein riesiges Bett bereitgestellt, wo sie umsonst schlafen dürfen. Schluss: Gott möge dem Bürger gnädig sein. Wäre er doch schon zwölf Jahre tot [Str. 3]! 15. 8. 1539. Prophezey der gepurt Cristi (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 178 = Ml., aber hier nur 9,5  f. Vgl. 344, 505, 913 = Mll. und 5288 = Sg. Vgl. auch 4766 = Ml. Auslegung: Die Prophezeiung wird ausführlich auf Christi Geburt, sein Wirken und seine Erlösungstat gedeutet. 17. 8. 1539. Das pretspill (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton; Neumann 2005, 326  f.). Das menschliche Leben wird mit dem Brettspiel verglichen. So wie man sich im Spiel nach dem Zufall des Würfels zu richten hat, so muss man auch im Leben Gutes und Böses hinnehmen. Alles, was man im Leben an Bösem erlebt, zwingt einen, sein Verhalten darauf einzustellen und klug zu werden. Doktor Freidank sagt, dass derjenige weise ist, der aus allem das Beste machen kann. Q.: Plutarch, Über die Gemütsruhe 467A (Herr). Vgl. KG 4965 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 112  f.

915 11. 9. 1539. Ein gesprech, wie man sich eines feindes zu nutz gebrauchen mag in allen widerwertigen stücken, gezogen auß dem Plutarcho von Cheronea (K./G. 7,236). 290 Vs. Der Dichter geht am Abend ratsuchend zu einem charakterlich einwandfreien Freund, aber dieser ist voller Kummer wegen eines Feindes. Im Gespräch sagt er im Einzelnen, was dieser ihm antut, und der Dichter zeigt ihm jedes Mal auf, wie er daraus Nutzen ziehen kann, dass er sich gegenteilig, also sittlich gut verhält (indem er z.  B. auf einen zornigen Angriff mit Güte reagiert). Am Schluss ist der Freund bekehrt und will den Lehren folgen. Q.: Plutarch, Wie man von seinen Feinden Nutzen gewinnen kann (Eppendorf).



Nr. 919 

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29. 10. 1539 Hochzeit der Tochter des Hans Sachs, Katharina, mit Hanns Pregl. [H 4]

916 21.  11. 1539. [E] Ein schön kürtzweilig faßnacht-spiel mit dreyen personen, nemlich ein kelner und zwen bawren, die holen den bachen im teutschen hof (K./G. 5,31; G. 1, Nr. 12). 384 Vs. Vgl. KG 899 = Ml. Inhalt: Zwei Ehemänner bekommen vom Kellner im Deutschen Hof keinen Schinken, weil sie nicht beweisen können, dass sie Herr im Haus sind. Szenenübersicht: 1. Prolog Kellner: lädt Gäste zum Wein ein. 2. Dreigespräch Kellner– Haintz Flegl–Simon Frawenknecht: Sie wollen den Schinken holen, aber der Kellner sagt, den bekomme nur, wer Herr über seine Frau sei. Wenn das für sie 14 Leute bezeugen, sollen sie ihn haben. Das geht nicht, also sollen die Frauen aussagen. Simon Frawenknecht sagt, das gehe nicht, und schildert alle Schlechtigkeiten seiner Frau. Haintz Flegl will seine holen, sagt, er halte neunerlei Orden daheim in der Ehe. Die zählt er in Frage und Antwort dem Kellner auf, und sie zeigen an, wie es immer schlechter wurde: englischer Orden, Deutschherrnorden, Barfüßer, Prediger, Märtyrer, Einsiedler, Kartäuser, der Armut-Orden; der neunte hat keinen Namen, zeigt aber keinen guten Ehezustand. Also weist der Kellner auch Haintz Flegl ab. 3. Epilog Kellner: Ein Mann muss Herr im Haus sein. 917 2. 12. 1539. Ein figur altz und neus thestamentes (Sachs, Neuer Ton). In der Wüste Zin murrt das Volk gegen Moses und Aaron, da es nichts zu trinken hat. Moses schlägt Wasser aus dem Felsen [Str. 1]. Auslegung: Die Wüste Zin, die unfruchtbar war, wird mit dem jüdischen Volk des Alten Testaments verglichen. Dieses wurde unter das Gesetz getrieben und mit ewigem Fluch in Not gebracht. Gott war ihm Fels, hart und streng. Ganz Israel war müde des Jochs, es fehlte am gnadenspendenden Wort Gottes, ihr Herz blieb unfruchtbar [Str. 2]. Als aber Christus am Kreuz starb, da wurde der Brunnen der Gnade aufgetan. Das Evangelium fließt im Geiste durch den Glauben in unser Herz und löscht Sünde und ewigen Schaden. Christus gibt das Wasser des Lebens. Wir sind zum Brunnen des Lebens geladen [Str. 3]. Q.: 4Mose 20,1–9.11; 1Kor 10,4; Joh 4,14. Vgl. KG 3948, 4662, 5000 = Mll. und 5252 = Sg. 918 4. 12. 1539. Der Heuchler (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 110). Stratonikus sieht, wie es den Abderiten gefällt, umschmeichelt zu werden. Jeder Bürger liebt es, seine Heuchler um sich zu haben. Bei einer Abendgesellschaft läuft Stratonikus plötzlich vorsichtig auf Zehenspitzen, um, wie er auf Befragen erklärt, ja keinen Heuchler zu zertreten. Schluss: Wie würde Stratonikus heute hofflich die große Zahl der Heuchler beschämen, die sich um die „Hofsuppen“ drängen! Die Heuchler nehmen in allen Ständen zu, wahre Freunde sind selten. Der Mensch will betrogen werden. Er hört gern auf Heuchler, so dass er sich für einen Pfau hält, während er nicht einmal ein Rabe ist. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 503 Nr. 40 P. (Eppendorf, S. cccclj) < Athenaios, Deipnosophisten 349B-C. Vgl. KG 919 = Sg. 919 4. 12. 1539. Die hewchler (K./G. 22,215). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 918 = Ml.

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920 9. 12. 1539. Ein anfang auf weinachten (Sachs, Spruchweise). Aufforderung zum Lob Gottes [Str. 1]. Der 100. Psalm wird auf die Geburt Jesu und seine Erlösungstat am Kreuz bezogen. Mit geistlichen Gesängen sollen wir unseren König hofieren, der heute geboren ist. Zu unserm Trost ist er Mensch geworden. Erstens hat darauf „manche Figur“ gedeutet, zweitens haben das die Propheten vorausgesagt, drittens erzählt der biblische Text die Geschichte. Deswegen soll sich die christliche Gemeinde freuen [Str. 2 und 3]. Q.: Ps 100. Vgl. KG 5989 = Sg. 921 9. 12. 1539. Ein weinachten peschlus (Sachs, Gesangweise). Psalm: Der Herr ist ewiger König [Str. 1]. Auslegung: Nachdem Christus geboren wurde, hat er den Teufel überwunden und ist König geworden. Der Geist ist sein Geschenk für die Christen, die sein Reich genannt werden. Wenn die Christen in Verfolgung bedrängt werden, stärkt Christus sie durch seinen Geist. Auf Christus vertrauen alle Christen. Christus, der König, möge seinem Volk beistehen [Str. 2 und 3]. Q.: Ps 93. Vgl. KG 4976 = Ml. und 6030 = Sg. 922 15. 12. 1539. Ein faßnacht-spil mit sechs personen, und wirdt genandt die fünff armen wanderer (K./G. 9,12; G. 2, Nr. 13). 348 Vs. Inhalt: Selbstvorstellung mehrerer Personen, die elender zu sein behaupten als der jeweils nach ihnen Auftretende. Szenenübersicht: 1. Prolog Wirt: preist sich selbst als gastfreundlich an. 2. Revueszene: Zuerst spricht der Karrenmann, den der Wirt um Selbstvorstellung bittet: Komme dann kein Elenderer, werde er ihm Kost, Logis und ein Handgeld geben. Dann der Krämer, der erst den Karrenmann schlechtmacht, dann sein eigenes Leid klagt, dann kurz der Wirt zum nächsten, dem Mönch, und analog noch Reuter und Zigeuner; der wiederum wird vom Karrenmann schlecht gemacht. 3. Epilog Wirt: Er wird allen etwas geben. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 128; Freund 2018, 44–46.

923 24. 12. 1539. Drey schwenck Diogeni (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D. 3, Nr. 111). Nach der rechten Essenszeit befragt, antwortet Diogenes: „Der Reiche mag essen, wann er will, der Arme isst, wen er kann vnd mag [Str. 1]. Diogenes sieht das Haus eines Reichen zum Verkauf angepriesen. Da meint er, er habe schon lange gewusst, dass jener Schlemmer zuletzt auch noch sein Haus ausspeien müsse [Str. 2]. Als sich einer vor Diogenes in hoch göttlichen dingen recht gelehrt geben will, fragt ihn der Philosoph, wie lange es her sei, dass der Angeber vom Himmel herabgekommen ist [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 208 Nr. 60; S. 213 Nr. 88; S. 207 Nr. 52 P. (Eppendorf, S. clxj; clxvj; clix) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,40; ebd. 6,47; ebd. 6,39. 924 25. 12. 1539. Der ligurgus (Sachs, Spruchweise). Lykurg führt in Sparta Gesetze ein, um die Sitten der Bürger zu bessern. Nachdem er seinem Volk das Versprechen abgenommen hat, so lange er lebe, den Gesetzen treu zu bleiben, zieht sich der kluge Gesetzgeber insgeheim nach Kreta zurück und lebt dort bis zu seinem Tod. Seine Gebeine sollen in einem Bleisarg ins Meer versenkt werden, damit die Spartaner nichts von seinem Tod erfahren und so das Gesetz immer bestehen bleibt [Str. 1 und 2]. Dieser verständige Heide ist des Ruhmes würdig. Wie er, soll auch die Obrigkeit im Land



Nr. 927 

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„Statut und Polizei“ in die Hand nehmen, damit allein die Tugend bleibe. Dass die Tugend wachse, das wünscht Hans Sachs am Ende des Liedes [Str. 3]. Q.: Hartmann Schedel, Liber chronicarum LIIv (Alt); Sebastian Franck, Chronica, xvjr–xvjv. Vgl. KG 925, 5232 = Sgg. 925 25. 12. 1539. Der frum füerst Licurgus, ein gesetzgeber der Spartaner (K./G. 22,211). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 924 = Ml. Vgl. 5232 = Sg. 926 27. 12. 1539. Misosternon, der ernstlich philosophus, der nie bein leutten lachet (K./G. 3,109). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 708 = Ml. 927 27. 12. 1539. Der herzverkerer pin ich genant und hab verkert das tewsche lant, wie man den spüert in allem stant (K./G. 22,217). 122 Vs. Der Dichter, unterwegs von Rom, trifft im Gebirge bei Verona auf einen Mann, an dem alles verkehrt herum ist, z.  B. die Hose oben. Der hat in Deutschland alles ins Gegenteil verkehrt und will das nun auch in Italien tun. Er hat Bischöfe zu weltlichen Herren gemacht und umgekehrt, Juden zu Christen und umgekehrt usw. Als er das aufgezählt hat, geht er davon, und der Dichter stellt fest, dass in Deutschland tatsächlich schlimme Änderungen erfolgt sind. Lit.: M. E. Müller 1985, 169.

5 Schaffensphase 1540–1549 2018 von insgesamt 2274 Dichtungen (Sachs schreibt außerdem einen Prosadialog) sind Meisterlieder; das ist etwa die Hälfte von Sachs’ gesamter Produktion innerhalb dieser Gattung. Ihnen stehen 8 Lieder, 229 Spruchgedichte, 6 Fastnachtspiele, 4 tragedi (eine davon in 2 Fassungen) und 9 comedi gegenüber. Im Bereich der Fastnachtspiele, von denen noch die Hälfte Reihenspiele sind, entsteht das erste Handlungsspiel, das auf einer Novelle in Boccaccios Decameron fußt. Bei den größeren Dramen überwiegen Boccaccio-Bearbeitungen (6 von 13), und noch dreimal bearbeitet Sachs Vorlagen, bei denen es sich bereits um Dramen handelt (Menechmo, Schöpfung, Hecastus). Wie in der 4. Schaffensphase überwiegen weltliche Dichtungen: Es sind etwa doppelt so viele weltliche wie geistliche. In dieser Phase ist Sachs erstmals sichtlich darum bemüht, bei den Meisterliedern bisher von ihm verfasste Bearbeitungen von Einzelstücken in Sammlungen narrativer Texte, die sich seiner besonderen Beliebtheit erfreuen  – u.  a. biblische Geschichten, Boccaccio-Novellen und Pauli-Schwänke – dahingehend zu ergänzen, dass diese Sammlungen innerhalb seiner Meisterliedproduktion möglichst geschlossen repräsentiert sind; er „füllt also auf“, und das nicht nur im Bereich narrativer Textkorpora, zu denen neue hinzukommen (z.  B. Ovid-Mythen und Krantz-Historien), sondern auch bei den nicht-narrativen bzw. nur partiell narrativen wie dem Psalter und den Apophthegmata in der von Heinrich Eppendorf übersetzten Ausgabe des Erasmus von Rotterdam.

1540 928 1.  1. 1540. Das ergest thier der hewchler (Ehrenbote, Spiegelton). Diogenes wird nach dem schädlichsten Tier gefragt. Er nennt den Ehrabschneider das schädlichste, den Heuchler das zahmste wilde Tier [Str. 1]. Antisthenes möchte lieber den Raben zugezählt werden als den Heuchlern; die Heuchler vernichten durch ihre List den lebendigen Menschen, während sich die Raben nur am Leichnam zu schaffen machen [Str. 2]. Als Alexander der Große Mücken verjagen will, ermahnt ihn Nikesias, lieber die „Heuchlermucken“ zu vertreiben. Die Heuchler quälen Seele, Vernunft und Herz. Schluss: Der Heuchler ist das schädlichste Tier, schädlicher als Raben und Mücken. Heuchler soll man meiden [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 217 Nr. 9; 7, S. 548 Nr. 13; 6, S. 506 Nr. 9 P. (Eppendorf, S. clxx; cccclxxvijf.; ccccliiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,51; ebd. 6,4; Athenaios, Deipnosophisten 248E. Vgl. KG 5236 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 191  f.

https://doi.org/10.1515/9783110657289-005



Nr. 935 

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929 9. 1. 1540. Die gefencknus samsonis (Sachs, Silberweise). Inh. u. Q. wie KG 255 = Ml., aber hier nur 16,5  f.17–21. Vgl. 2400, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. Schluss: ein man nem clare vnderricht, nicht Frauen zu vertrauen, die unaufrichtig sind. Lit.: Feuerstein 2001, 192.

930 10. 1. 1540. Der dot Samsonis (Muskatblut, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 255 = Ml., aber hier nur 16,21.23–30. Vgl. 2618, 3986, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. Schluss: Samson ist eine figur Christi; die Juden stellten ihm nach, bis sie ihn töten konnten, doch durch seine Auferstehung vernichtete er die Synagoge und den Bund der Juden. 931 12. 1. 1540. Das Kebsweib (Stolle, Alment). Ein Levit nimmt sich eine Geliebte aus Bethlehem. Nachdem er Sex mit ihr gehabt hat, flüchtet sie zu ihrem Vater zurück. Der Levit folgt ihr und muss viele Tage bei ihrem Vater bleiben. Als sie schließlich weiterreisen, machen sie in Gibea Station. Die Einwohner in Gibea bedrängen den Gastgeber, seine Gäste sehen zu lassen. Der ahnt Böses und verspricht, er werde seine Tochter herausführen. Doch der Levit stößt seine Geliebte hinaus. Die Einwohner von Gibea vergehen sich an ihr. Am nächsten Morgen weigert sich die Geliebte, weiterzuziehen. Doch der Levit nimmt sie gewaltsam mit sich. Als er heimkommt, zerstückelt er sie und sendet die Teile an die zwölf Stämme Israels. Schluss: Die Obrigkeit soll daraus lernen, fleißig auf die Untertanen zu achten. Wenn sie nicht gestraft werden, wie sie es verdienen, dann gewöhnt sich das Volk an schändliche Taten, und das Laster nimmt überhand. Gott straft dann das ganze Land mit Krieg, Pest und Teuerung. Q.: Ri 19,1–10.14–30. Vgl. KG 4806 = Trag. 932 12.  1. 1540. Die schlacht der gibeaniter (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Israels Rache am Stamm Benjamin für die Schandtat der Einwohner von Gibea. Gibea wird erstürmt und verbrannt. Schluss: Gott rächt eine Sünde durch die andere. Die Obrigkeit soll die Laster bestrafen, bevor sich ein Volk versündigt. Q.: Ri 20,12–35. Vgl. KG 4806 = Trag. 933 13.  1. 1540. Der diebisch achan (Folz, Abenteuerweise). Achan, der gegen Gottes Befehl in Jericho geplündert hat, wendet das Kriegsglück Israels. Josua spürt ihn unter den angetretenen Stämmen auf. Achan bekennt und wird gesteinigt. Schluss: Würden alle plündernden Kriegsknechte gesteinigt, käme kaum einer heim. Q.: Jos 7. Vgl. KG 934 = Sg. und 5002 = Com. 934 13. 1. 1540. Ein figur: Der diebisch Achan, Josua am VII cap (K./G. 15,177). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 933 = Ml. 935 14. 1. 1540. Die Zaichen des Jüngsten tags (Sachs, Neuer Ton). Christus prophezeit die Zeichen des Jüngsten Gerichts. Auslegung: Zwei Dinge sind daraus zu entnehmen. Erstens sollen die Gottlosen wissen, dass sie einst vor ihrem Richter stehen werden. Er wird sie verdammen. Zweitens erwächst den Christen daraus Trost, denn Christus wird sie am Jüngsten Tag zur Freude ermuntern. Ihre Erlösung naht, nachdem sie von der Welt nur Verfolgung zu erdulden hatten. Auch vom Teufel sind die Christen dann erlöst. Christus wird sie an seine rechte Seite stellen. Die Christen sollen sich des Tags der Wiederkehr Christi erfreuen. Q.: Lk 20,25–36. Vgl. KG 1361 (verl.) = Ml.

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936 15. 1. 1540. Die drey haidnischen witfrawen (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Drei vorbildliche Witwen: Valeria bleibt ihrem verstorbenen Gatten treu, weil er, wie sie sagt, noch in ihrem Herzen lebe [Str. 1]. Die Witwe Annia lehnt eine erneute Heirat ab; würde sie einen guten Mann heiraten, so hätte sie täglich Sorge, dass er sterbe, heirate sie einen bösen, dann tue ihr das leid [Str. 2]. Die dritte Witwe, Marcia, will das Trauerkleid bis zu ihrem eigenen Tod tragen. Schluss: Diese drei heidnischen Frauen sind Vorbilder für Keuschheit, Treue und Stärke [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 624 Nr. 19, 16 und 18 P. (Eppendorf, S. dxliijf.) < Seneca, Frg. 77 H.; ebd. 75 H.; ebd. 73 H. Lit.: Dehnert 2017, 420.

937 17. 1. 1540. Die zwo frag Socratis (Ehrenbote, Spiegelton). Sokrates wird gefragt, was die Götter im Himmel zu tun hätten. Der Philosoph antwortet, sie lachten über die Menschen; die Menschen nähmen ihre Sorgen zu wichtig [Str. 1]. Einem anderen erklärt Sokrates, dass jener den Göttern am meisten ähnlich sei, der sich zufrieden gibt mit dem, was Gott und Glück ihm verleihen. Er kehrt den Mantel nach dem Wind und strebt nicht nach Reichtum oder Wollust. In seinem Herzen herrscht Frieden [Str. 2]. Die Christen sollen davon lernen. Sie sollten die unnützen Sorgen sein lassen und ihrer Sterblichkeit eingedenk sein, ferner mit dem von Gott Verliehenen zufrieden sein und die Hoffnung auf das ewige Leben richten [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 632 Nr. 58; 3, S. 169 Nr. 29 P. (Eppendorf, S. dlij; cxx) < Stobaios 4,34,69; Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,27. Vgl. KG 4966 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 341–344.

938 18. 1. 1540. Die zwelff Frag thaletis (Frauenlob, Vergessener Ton). Thales antwortet auf zwölf Fragen: 1. Gott ist das älteste Gut, er hat keinen Anfang. 2. Der Tod ist auf Erden das Stärkste, er überwindet alles. 3. Das Schönste ist die von Gott erschaffene Welt. 4. Das menschliche Gemüt ist das Schnellste, während der Leib schläft, wandert es durch Berg und Tal [Str. 1]. 5. Das Klügste ist die Zeit, sie ordnet alles. 6. Für das menschliche Geschlecht ist die Selbsterkenntnis das Schwerste. 7. Einem Fremden zu raten, ist das Leichteste. 8. Wenn man das erreicht, was man sich wünscht, ist das das Süßeste, was einem widerfahren kann [Str. 2]. 9. Großes Unglück lässt sich ertragen, wenn man die Feinde darüber klagen hört, dass sie noch größeres Unglück trifft. 10. Wenn einer recht leben will, soll er alle Bosheiten meiden. 11. Selig ist der Gesunde, der ein tugendhaftes Gemüt besitzt. 12. Wie wir an unseren Eltern handeln, so werden auch unsere Kinder an uns handeln [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 541  f. Nr. 3 und 8–10 P. (Eppendorf, S. cccclxx-cccclxxij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,35  f. Vgl. KG 4967 = Sg. 939 23. 1. 1540. Die drey werffer Diogenis (Frauenlob, Grundweise; G./D. 3, Nr. 112). Diogenes sieht einen Jungen, der mit Steinen nach einem Galgen wirft und so seine Zeit durch Müßiggang vertreibt. Der Philosoph verwehrt ihm das; ein Leben ohne Arbeit ende nämlich am Galgen [Str. 1]. Als ein „Hurenkind“ Steine auf Männer wirft, die auf dem Markt stehen, warnt Diogenes, der Junge könne seinen eigenen Vater treffen, den er gar nicht kennt [Str. 2]. Diogenes setzt sich genau in das Ziel, das ein Steinwerfer



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vergeblich zu treffen versucht. Befragt, warum er sich so in Gefahr begebe, meint der Philosoph, dass er nirgendwo sicherer sei [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 211 Nr. 78; S. 226 Nr. 66; S. 230 Nr. 95 P. (Eppendorf, S. clxv; clxxixf.; clxxxv) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,45, 6,62 und 6,67. Vgl. KG 4764 = Sg. 940 15. 2. 1540. Römischer königklicher mayestat Ferdinandi einreittung in deß h. reichs statt Nürnberg, den VII tag Februarii im M. D. XL. jar (K./G. 16,427). 182 Vs. Als der Dichter am Samstag vor Fastnacht am Feierabend ein Volksgetümmel hört, läuft er dem über die Fleischbrücke nach und findet überall in der Stadt bis hinauf zur Burg Vorbereitungen zu einem festlichen Empfang. Dann sieht er fünf von den Ältesten des Rats zum Tor hinaus reiten, befragt einen ihm bekannten Genannten und erfährt von ihm, die fünf würden dem König entgegenreiten. Kurz danach beginnt lautes Glockenläuten. Dann reitet Ferdinand mit großem Gefolge ein, und der Freund sagt, am nächsten Tage werde es Schenkungen von ihm und ein Feuerwerk sowie sechs Böllerschüsse geben; danach werde der König weiter in die Niederlande reiten. Lit.: Feuerstein 2001, 192  f. (193: „Sachs ist also nicht unbedingt begeistert von der Visite Ferdinands, augenscheinlich stolz ist er jedoch über [sic] den Aufwand, den Nürnberg zu seinem Empfang zu treiben vermag. Eine für die Reichsstadt recht peinliche Situation spielt Sachs deshalb auch herunter: Ferdinand weigerte sich, die Sebalduskirche zu betreten.“).

941 18. 2. 1540. [E] Ein gesprech mit der Faßnacht von ihrer aygenschafft (K./G. 5,295; G./D. 1, Nr. 58). 148 Vs. Als der Dichter am Freitag nach Fastnacht feststellt, dass sein Beutel leer ist, geht er missmutig an der Pegnitz entlang spazieren und begegnet in Schniegling einem schellenbehängten, dickbäuchigen Ungeheuer, vor dem er sich bekreuzigt. Es stellt sich als die Fastnacht vor und antwortet dann auf die Fragen des Dichters nach seinen Schellen, den starken Zähnen, dem weiten Rachen, dem dürren Schwanz.

Lit.: M. E. Müller 1985, 195–197 (196: „Der Fastnachtpopanz entpuppt sich als ein ‚gourmet gourmand‘, als ein wählerischer Vielfraß und qualitätsbewußter Saufbruder, der die größten Narren zu Siegern kürt, wider Arbeit und Ehrbarkeit ficht und letztendlich nichts als ‚schuld, armut, laster, sünd und schand‘ zurückläßt […]. Und die Moral von der Geschicht‘: Wie die Fastnacht selbst aug- und ohrlos ist, raubt sie auch den Fastnachtnarren, die nun zehn Monate (!) sehnsüchtig warten müssen, Sinn und Verstand.“ Sie macht sie auch arm. Deshalb warne der Dichter vor der nächsten Fastnacht).

942 21. 2. 1540. [E] Von dem teuffel, dem die hell will zu eng werden (K./G. 3,586; G./D. 2, Nr.  384). 260 Vs. Samstagnacht um den ersten Hahnenschrei im Wald unterwegs, begegnet der Dichter dem Teufel, der ihn nach guten Nürnberger Steinmetzen und Zimmerleuten fragt; er braucht sie, weil er die Hölle, deren Kapazitäten aufgrund des Zulaufs aus aller Herren Länder nicht mehr ausreichen, erweitern lassen möchte. Der Dichter kann nicht glauben, dass die Hölle, die zur Zeit des Odysseus wenige Heiden aufnehmen musste, jetzt, in christlicher Zeit zu eng sein soll. Denn die Kirche sei jetzt reformiert und alle Stände – es folgt eine sehr lange Aufzählung – seien ohne Laster und Tadel. Also solle der Teufel Türken und Heiden aufnehmen, für welche die Hölle groß genug sei. Der Teufel nennt ihn einen Lügner und verlangt, dass er bis Donners-

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tag zehn Zeugen für seinen Standpunkt auftreiben solle. Die hat er noch nach zehn Jahren nicht gefunden [vgl. Sodom und Gomorra!], und alle sagen, er habe gelogen, er wartet aber auf das Jüngste Gericht, wo alle Christen Christi Gnade erfahren werden. Lit.: M. E. Müller 1985, 151  f. (152: „Gewiß eine Replik auf das fast auf den Tag genau zehn Jahre zuvor verfaßte Lobgedicht! [= KG 375] Inzwischen erscheinen die Bürger als durch und durch verderbt.“); Loleit 2008, 173  f.

943 21. 2. 1540. Die schantlappen Diogenj (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Diogenes hängt jedem einen Schantlappen an. So spottet er über jene, die, während sie Grammatik lehren und die Irrfahrt des Odysseus vortragen, ihre eigene Verirrung völlig vergessen. Ebenso rügt er die Musikanten. Sie lassen zwar alles schön zusammenklingen, selbst stecken sie aber voller Grobheiten und Laster. Die Astronomen schmäht er, weil sie am Himmel alles beobachten, jedoch nichts von dem wahrnehmen, was auf Erden geschieht. Die Rhetoren reden schön von der Tugend, richten sich aber selbst nicht nach ihren Reden. Dem „gemeinen Mann“ wirft Diogenes vor, den Reichen zu verachten, selbst jedoch ständig nach Reichtum zu streben. Auch beschimpft er diejenigen, die die Götter um Gesundheit anflehen, mit Überfluss und Völlerei aber nicht aufhören [Str. 1 und 2]. Wie müsste Diogenes erst heute Kritik üben, würde er alle Stände der Welt betrachten, besonders aber, wenn er die Singer von Tugend, schöner histori und Gottes Wort in meisterlichem Ton hören würde und dann mit ansehen müsste, wie sie sich bei der Zeche aufführen. Diogenes würde sie als Säue bezeichnen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S.  198 Nr.  16 P. (Eppendorf, S. clj) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,27  f. Vgl. KG 5092 = Sg. 944 29. 2. 1540. Der küenstner vogel (Eislinger, Maienweise). Während eines Maispaziergangs setzt sich Nicolaus Peroteus (Niccolò Perotti) unter einen Baum und schläft. Im Traum sieht er einen einäugigen Vogel, dessen Schnabel aus gelbem Wachs besteht. Er hat auf dem Rücken zwei Augen, sein Schwanz glänzt hell wie ein Pfauenschwanz. Seine Füße und Klauen sind aber ganz schwach, so dass er nicht stehen kann [Str. 1]. Der Vogel ist einem Künstler zu vergleichen, der selbstgefällig und dünkelhaft ist. Er prahlt mit seiner Kunst so, als ob er in allem ein Meister wäre. Wie der Vogel einäugig ist, so ist ein solcher Künstler nicht in der Lage, die Kunst zu „deklarieren“ und zu „bewähren“. Es fehlt ihm an Erfahrung und Grundkenntnissen. Scharpf artlich ding kann er nicht hervorbringen [Str. 2]. Die Augen am Rücken des Vogels bedeuten, dass der falsche Künstler keine Übung hat und keinen Fleiß aufwendet. Deswegen ist sein Kunstwerk kraftlos, unbeständig und nicht namhaft. Also soll der Künstler lernen und fleißig sein nach schueler zucht [Str. 3]. 945 3.  3. 1540. Ein Figur der gemainen vrstent (Nachtigall, Geteilter Ton). Ezechiel erweckt die toten Gebeine zum Leben und prophezeit Israels Wiederbelebung [Str. 1 und 2]. Auslegung: In dieser prophetischen Vision wird uns die Auferweckung der Toten prophezeit, wie auch Christus die Auferstehung der Toten verkündet. Um der Auferstehung der Toten willen möge uns Christus hier einen christlichen Lebenswandel verleihen [Str. 3]. Q.: Ez 37,1–14; Joh 5,28  f. Vgl. KG 5280 = Sg.



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946 3. 3. 1540. Die himelfart Cristi (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 148 = Ml. Vgl. 1953, 2629 (verl.), 3252, 3513, 4604, 4641 = Mll. Schluss: Bitte um inneren Frieden und Offenbarung Jesu durch sein Wort. 947 4. 3. 1540. Von der gemeinen vrstent (Sachs, Klingender Ton). Gegen die Leugnung der Auferstehung der Toten. Schluss: Christus möge uns helfen, christlich zu leben. Wenn wir sterben, so mögen wir von ihm renoviret werden. Q.: 1Kor 15,12–14.17–28; Ps 110,1; Ps 8,7. 948 4.  3. 1540. Samson mit dem leben ein Figur der vrstent christi (Sachs, Gesangweise). Samson kämpft mit dem Löwen und tötet ihn. In dessen Körper nistet ein Bienenschwarm. Samson nimmt Honig, den er seinen Eltern zu essen gibt [Str. 1]. Auslegung: Samson ist eine figur Christi. Wie sich Samson, von Liebe getrieben, nach Thimnath aufmacht, so kommt Christus aus Liebe zu den Menschen auf die Erde. Doch der höllische Löwe will mit Gewalt die himmlische Lehre niederdrücken. Gleich Samson wird auch Christus seinen Feinden ausgeliefert. Aber Christus besiegt den Teufel. Daraus erwächst eine süße Gabe, das Evangelium. So wird die Gemeinde Christus durch des geistes bad einverleibt. Der Christ soll sich selbst opfern und als wohlschmeckende Speise dem Vater am Jüngsten Tag dargebracht werden [Str. 2 und 3]. Q.: Ri 14,5–9. Vgl. KG 4834 = Trag. 949 11. 3. 1540. [E] Das klagendt Evangelium (K./G. 1,345). 268 Vs. In der Karfreitagnacht bleibt der Dichter in der Kirche, bis man sie zusperrt, verharrt im Gebet, schläft dann aber ein und träumt, dass das Evangelium zu ihm spricht. Es beklagt sich über drei große Gruppen, die lutherischen maul-christen, die Romanisten und die religiosen: Hohepriester, Pharisäer, Gleißner und Saduzäer. Nach dem Aufwachen richtet der Dichter ein Gebet an den Herrn. Lit.: Kemper 1987, 259; Spriewald 1990, 161–163 (163: „[…] klingt bereits jener Ton tiefer Resignation an, der Sachsens spätere Aussagen über die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit – in moralischer wie in politisch-sozialer Hinsicht – kennzeichnet. Es ist ein Grundton von Enttäuschung und Pessimismus, den das von der Literaturgeschichtsforschung gemeinhin übermittelte Bild des heiteren Dichters Sachs nicht erkennen läßt.“); Feuerstein 2001, 193  f.

950 3. 4. 1540. Der orator Demostenes (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 113). Da immer weniger Athener dem Demosthenes zuhören wollen, weil sie nicht an Weisheit interessiert sind, erzählt er ihnen eine „Fabel“. Gespannt lauschen die Athener, wie ein junger Mann einen Esel für eine Reise leiht und sich zusammen mit dem Besitzer auf die Reise macht. Als aber die Sonne am höchsten steht, streiten sich beide, wer im Schatten des Esels gehen dürfe. Hier hält Demosthenes im Erzählen inne. Die Athener drängen ihn, die parabel doch weiterzuerzählen. Er aber meint, sie seien zwar bereit, eine einfache erdichtete fabel, nicht aber Weisheit zu hören. Schluss: „Possen“ werden viel lieber angehört als Weisheit. Die Welt trachtet nur nach Torheit. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 637 Nr. 6 P. (Eppendorf, S. dlviij) < Plutarch, Über die zehn Redner 848A-B. Lit.: Dehnert 2017, 320–322.

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951 10. 4. 1540. [E] Die zwen und sibentzig namen Christi (K./G. 1,326). 240 Vs. 21 Vs. Vorrede, dann zu jedem Namen, der jeweils aus einer Bibelstelle genommen ist, eine dreizeilige Strophe aaa und ein dreizeiliger Epilog. 952 12. 4. 1540. Die liebe gottes (Regenbogen, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 327 = Ml. Vgl. 5823 = Sg. Schluss: Bitte zum Heiligen Geist um ein Leben in Liebe. 953 12. 4. 1540. Der Cristlich gaistlich wandel (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Christlicher Lebenswandel, Mahnung zur Brüderlichkeit. Schluss: Kurze Zusammenfassung. Q.: Gal 5,25–6,10. 954 13. 4. 1540. Alle prophezey aus dem heilling gaist (Rosengart, Freudweise). Die Verklärung Jesu. Alle Weissagung kommt aus dem Heiligen Geist. Schluss: Gottes Geist gibt das Licht in dieser finsteren Nacht, damit wir allein seinem Wort folgen. Q.: 2Petr 1,16–21. 955 14. 4. 1540. Die drey senftmüetigen kaiser (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Antoninus Pius will seinen Bürgern lieber den Frieden erhalten als kriegslüstern tausend Feinde töten [Str. 1]. Flavius Vespasianus wird vor den Nachstellungen des Pompeianus Mucius (Metius Pomposianus) gewarnt. Vespasianus jedoch ernennt seinen Feind zum Bürgermeister und gewinnt so einen Freund [Str. 2]. Theodosius weigert sich, seine Verleumder zu töten. Eher wolle er, wäre es ihm möglich, Tote zum Leben erwecken als Lebende töten. Schluss: Diese heidnischen Fürsten sind ein Vorbild der Güte. Selig ein Land, das solche Fürsten hat [Str. 3]! Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 444 Nr. 4; 8, S. 634 Nr. 11, 635 Nr. 18 P. (Eppendorf, S. ccclxxxviij; dliiij; dlv) < Historia Augusta, Pius 9,10; Sueton, Vespasian 14. Lit.: Feuerstein 2001, 195.

956 14. 4. 1540. Die drey milten kaiser irem volck (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Drei vorbildliche römische Kaiser: Kaiser Severus vertreibt alle Heuchler aus seinem Hofgesinde. Ein Fürst, der alle Schmeichler am Hof lässt, ist blind und schadet nur seinem Volk [Str. 1]. Trajan lässt seine „Amtsleute“ zu sich kommen, als er ­feststellt, dass sie sehr bemüht sind, den kaiserlichen Reichtum zu mehren. Der Kaiser vergleicht seine Finanzen mit der Milz. Wird diese zu groß, dann stirbt der Leib ab, wachsen die Reichtümer des Kaisers, dann schadet das dem Land [Str. 2]. Constantius Chlorus erklärt zur gleichen Sache, dass Reichtum besser in der Hand der Bürger als im Beutel des Kaisers sei. Schluss: Der Obrigkeit sollen die Kaiser ein Vorbild sein. Wenn sie das Volk schont, dann nützt ihr das mehr als alles [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S.  448 Nr.  1; 8, S.  632 Nr.  1; S.  634 Nr.  15 P. (Eppendorf, S. cccxciij; dlij; dlv) < Historia Augusta, Alexander 15,1  ff.; Aurelius Victor, Epitome de Caesaribus 42,21; Eutrop, Breviarium ab urbe condita 10,1,3. Lit.: Feuerstein 2001, 195.

957 14. 4. 1540. Elias unter dem wacholterstrauch (Sachs, Neuer Ton). Elia ist verzagt und legt sich unter einem Wacholder schlafen. Ein Engel fordert ihn auf, Speise zu sich zu nehmen. So gestärkt geht er zum Berge Horeb. Gotteserscheinung auf dem Berg Horeb. Q.: 1Kön 19,1–13. 15–18. Vgl. KG 3726, 4614 = Mll.



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958 15. 4. 1540. Als elias fewer von himel auf die samariter fellet (Sachs, Langer Ton). König Ahasja erkrankt und schickt deshalb Boten aus, um das Orakel Baal-Sebub nach seinem weiteren Schicksal zu befragen. Da befiehlt Gott dem Elia, die Boten des Königs mit unheilvollen Nachrichten zurückzusenden. Der König schickt drei Hauptleute aus, um Elia holen zu lassen. Die ersten zwei verzehrt das von Elia ausgesandte Feuer, mit dem dritten zieht Elia jedoch zum König hinab. Er hält ihm des Götzendienstes wegen eine Strafpredigt. Schluss: 1. In Not sollen wir bei Gott allein Hilfe suchen, nicht durch Caracter, Beschwörung und Segen und sonstige Abgötterei. 2. Gottes Wort sollen wir allzeit frei aufnehmen und nach ihm leben. Wer die Prediger verspottet und verfolgt, der wird verderben. Q.: 2Kön 1,2–18. Lit.: Feuerstein 2001, 196.

959 15. 4. 1540. Die drey freuntlichen Kaiser (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Drei Beispiele kaiserlicher Güte: Vespasian (Q.: Titus] ist zu jedermann freundlich und freigebig. Vom Rat deswegen getadelt, antwortet er, es gezieme sich nicht, dass jemand traurig, ohne ein Geschenk, vom Kaiser weggeschickt werde [Str. 1]. Kaiser Hadrian sagt oft, er wolle nicht für sich, sondern zum Nutzen des „gemeinen Mannes“ regieren und in allem das allgemeine Wohl suchen [Str. 2]. Trajan, ebenfalls wegen seiner Güte getadelt, sagt, er wolle dem gemeinen Mann ein solcher Kaiser sein, wie er selbst sich einen Kaiser wünsche. Schluss: Wie gut ginge es dem römischen Reich, wenn die drei Kaiser noch lebten [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 439 Nr. 1; S. 441 Nr. 2; 8, S. 634 Nr. 10 P. (Eppendorf, S. ccclxxxiij; ccclxxxv; dliiij) < Eutrop, Breviarium ab urbe condita 7,14; Historia Augusta, Hadrian 8,3; Eutrop 8,5. Lit.: Feuerstein 2001, 195  f.

960 15. 4. 1540. Der schuester mit dem rappen (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 114). Weil Augustus einen Vogel kauft, der ihn grüßen kann, versuchen viele, dem Kaiser sprechende Vögel zu verkaufen. Auch ein armer Schuster versucht sein Glück. Doch der Vogel zeigt sich trotz langen Übens ungelehrig. „Kost und Mühe sind verloren“, sagt der Schuster schließlich. Als der Kaiser nun einmal ausreitet und am Schusterhaus vorbeikommt, grüßt ihn der Rabe. Der Kaiser will den Vogel aber nicht kaufen; er hat schon genug Vögel. Da erinnert sich der Vogel der Worte seines Meisters. „Kost und Mühe sind verloren“, spricht der Rabe. Der Kaiser kauft daraufhin das Tier für teures Geld. Schluss: Wer einer „Kunst“ nachgeht, der muss Übung, Mühe und Fleiß aufbringen. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 283 Nr. 43 P. (Eppendorf, S. ccxxx) < Macrobius, Saturnalien 2,4,30. Vgl. KG 966 = Sg. 961 15. 4. 1540. Das kriechisch abc (Frauenlob, Hagenblühweise). Athenodorus will Rom wieder verlassen, um nach Griechenland zurückzukehren. Zum Abschied rät er Kaiser Augustus, nicht im Zorn zu handeln, sondern zuerst bei sich das Alphabet zu sprechen. Dieses weisen Rats wegen bittet der Kaiser den Philosophen, noch ein Jahr in Rom zu bleiben. Schluss: Man soll nicht im Zorn handeln. Ein Sprichwort sagt: Ein gäher man soll Esel reiten. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 274 Nr. 5 P. (Eppendorf, S. ccxx) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 207C.

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962 20.  4. 1540. Eliseus mit dem öll (Stilkrieg, Steigweise). Elisa vermehrt das Öl der Witwe [Str. 1 und 2]. Auslegung: Elisa ist eine figur Christi. Die Menschheit lag in Schuld verstrickt. Wie sich Elisa der Witwe erbarmte und ihr das Öl vermehrte, damit sie ihre Schuld begleichen konnte, so nimmt sich auch Christus unser an. Er stirbt für die Schuld der Armen. Der Geist sendet uns das Öl der Gnade herab, so dass wir Gott wohlgefällig leben. Dann wird Gott uns aus Liebe zu seinem Sohn das ewige Leben geben. Q.: 2Kön 4,1–4. Vgl. KG 4637 = Ml. und 5019 = Com. 963 20. 4. 1540. Als Eliseus das kint erweckt (Sachs, Neuer Ton). Elisa erweckt den Sohn der Sunamitin zum Leben [Str. 1 und 2]. Auslegung: Elisa wird mit Christus verglichen. Wie jener die Sunamitin schwängerte, so schwängert Christus die Gemeinde durch Glauben und Taufe. Der Sohn der Sunamitin entspricht dem Christen. Wandelt dieser ganz nach dem Fleisch, so muss er Gottes Geist aufgeben. Die Gemeinde trauert um ihn und ruft Christus an. Christus schickt Gehasi, das heißt seinen Prediger, der dem Sünder das heilige Wort auferlegt, das ihm Vergebung verheißt. Der Sünder jedoch bleibt tot. Erst Christus selbst erweckt ihn durch die Gnade zum Leben [Str. 3]. Q.: 2Kön 4,18–37. Vgl. KG 5274 = Sg. 964 21. 4. 1540. [E] Anzeygung wieder das schnöd laster der hurerey (K./G. 1,195). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 620 = Ml. Beschluß: heftige Verdammung der Hurerei der Gegenwart, die ja auch die Frantzosen zur Folge hat. 965 21. 4. 1540. Elias mit der witib zw Sarepta in Sidon (Sachs, Neuer Ton). Der Prophet Elisa flieht vor Ahab und macht sich gemäß Gottes Befehl nach Sarepta auf. Er erweckt den Sohn der Witwe von Sarepta zum Leben. Schluss: Gott verlässt seine Auserwählten nicht. Q.: 1Kön 17,8–24. 966 25. 4. 1540. Der schuester mit dem rapen (K./G. 22,213; G./D. 1, Nr. 59). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 960 = Ml. 967 6. 5. 1540. [E] Ein kampf-gesprech zwischen fraw Frümbkeit und fraw Schalckheit (K./G. 3,171). 591 Vs. Auf der Wanderschaft durch Thüringen Richtung Leipzig kann sich der junge Dichter an einer Weggabelung nicht entscheiden, ob er den gebahnten linken oder den ungebahnten rechten Weg gehen soll, will auf andere Leute warten, legt sich hin, schläft ein und träumt, wie ihm vom rechten Weg her Frau Probitas und vom linken Weg her Frau Nequitia erscheint. Beide halten kurze Ansprachen, sich selbst anpreisend und die andere schlechtmachend; gelegentlich werden (mehr von Frümbkeit als von Schalckheit) Präzedenzfälle und Zitate angeführt. Beschluß: Als Frümbkeit ihm gerade die Hand hingestreckt hat, erwacht der Dichter, beklagt, dass überall Schalckheit herrsche und bekennt sich mit Berufung auf Zitate zur Frümbkeit. 968 7. 5. 1540. Der aufrüerisch Seba (Sachs, Langer Ton). Joab schlägt den Aufruhr Sebas gegen David nieder. Schluss: Seba bedeutet den Verführer, der menschliche Lehre und Simonie für seine Zwecke gebraucht. Die Rotten der Sekten und Ketzer sind diesem Verführer zu vergleichen. Doch Gottes Stimme wird sie richten. Q.: 2Sam 20,1–2.4– 10.12–22. Lit.: Feuerstein 2001, 199.



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969 8. 5. 1540. [E] Die 12 getrewen haidenischen frawen (Schiller, Hofton). 13 Str. Inh. u. Q. teils wie KG 77 = Ml., teils wie KG 429 = Sg.: (1) Argia = (4) in 77, (1) in 429 [Str. 1]. (2) Sulpitia = (1) in 77 [Str. 2]. (3) Artemisia = (5) in 77, (2) in 429 (vgl. KG 1248 = Ml.) [Str. 3]. (4) Hypsicratea = (3) in 429 [Str. 4]. (5) Orgia = (2) in 77 [Str. 5]. (6) Lucretia = (3) in 77, (8) in 429 [Str. 6]. (7) Hippo = (7) in 429 [Str. 7]. (8) Julia = (6) in 77, (4) in 429. [Str. 8]. (9) Admete = (5) in 429 [Str. 9]. (10) Porcia = (6) in 429 [Str. 10]. (11) Pompeja will mit ihrem Gemahl Seneca verbluten [Str. 11]. (12) Thisbe = (7) in 77, (9) in 429 [Str. 12]. Schluss: Eine Frau soll ein starkes Herz haben, um in Keuschheit und Treue standhaft zu bleiben. Damit soll sie ihren Mann erfreuen. Eine solche Frau soll auch nach dem Tod gerühmt werden [Str. 13]. Q.: Valerius Maximus (Heinrich von Mügeln) und Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus (Steinhöwel). Vgl. und 5314 = Com. 970 10. 5. 1540. Der war halb freunt (Stolle, Alment; G./D. 6, Anh. Nr. 114a). Luciana aus Arabia, der im Sterben liegt, fragt seinen Sohn, wie viele Freunde er habe. „Hundert“, antwortet dieser. Da gibt ihm sein Vater den Rat, seine Freunde zu prüfen. Er soll ein geschlachtetes Kalb in einen Sack stecken und damit zu seinen Freunden gehen, dabei soll er vorgeben, einen Mord begangen zu haben und auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen zu sein. Der Sohn stellt daraufhin fest, dass kein einziger seiner Freunde ihm Hilfe verspricht. Allein der „Halb-Freund“ seines Vaters ist bereit, ihm beizustehen. Schluss: Salomo spricht, einen „bewährten“ Freund soll man nicht verlassen; ein altes Sprichwort sagt: In der Not gehen achtundvierzig Freunde auf ein Lot. Q.: Petrus Alphonsus 1 (1/2 Steinhöwel). Vgl. KG 3663 = Fsp. Lit.: Feuerstein 2001, 196  f.

971 10. 5. 1540. Der Kaufman von Hispania (Stolle, Alment). Auf dem Weg nach Mekka kommt ein Kaufmann nach Ägypten. Aus Angst vor Straßenräubern vertraut er einem Bürger sein Gold und Silber zur Aufbewahrung an, bis er wieder aus Mekka zurück ist. Nach der Rückkehr streitet der Bürger jedoch ab, je von dem Kaufmann Geld erhalten zu haben. Betrübt geht dieser seines Weges, bis eine Frau ihn anredet, nach der Ursache seiner Traurigkeit fragt und ihm zu helfen verspricht. Sie rät ihm, den Bürger in dem Augenblick erneut um Rückgabe des Geldes zu bitten, in dem sie, zusammen mit vier Kaufherren, ihm vier große, mit Steinen beschwerte Kisten zur Aufbewahrung anvertraue; dann werde er den Besitz des Kaufmannes zurückgeben und angesichts der großen Truhen keinen Betrug versuchen. Schluss: Wer einen Schalk fangen will, der muss vor das Loch einen anderen Schalk stellen. Q.: Petrus Alphonsus 2 (15 Steinhöwel). Vgl. KG 3667 = Fsp. Lit.: Holzberg 2019b, 19–31.

972 11. 5. 1540. Der meergot Protheus (Tannhäuser, Hofton; A. Roth 2016, 373  f.). Menelaos wird auf die Insel Pharos verschlagen. Die Meergöttin Eidothea gibt ihm den Rat, ihren Vater Proteus, der sich in vielerlei Gestalten verwandeln kann, am Mittag, wenn er zusammen mit den Meerkälbern an Land kommt und sich niederlegt, festzubinden und dann, wenn Proteus seine ursprüngliche Gestalt wieder angenommen hat, nach dem Rückweg zu fragen [Str. 1 und 2]. Allegorese: Proteus bedeutet die Wahrheit, die man auf Erden selten antrifft. Die Meerkälber, mit denen Proteus an Land geht, bedeu-

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ten, dass die Wahrheit häufig bei den Einfältigen gefunden wird. Die Wahrheit muss man festhalten, denn sie nimmt angesichts der vielen Meinungen oft verschiedenartige Gestalten an, so dass mancher Weise die Wahrheit fahren lässt und die Lüge wählt [Str. 3]. Q.: Homer, Odyssee 4,351–370 (Schaidenreisser). Vgl. KG 5099 = Sg. und 4608 = Com. Lit.: A. Roth 2016, 223–228.

973 12. 5. 1540. In dem thon: Ich clag den tag und auch die stund (K./G. 22,221). 3 Str. aaaaa. Der rote Mund der angeredeten Frau hat den Sprecher „verwundet“, und da er nicht gesund wird, will er sein Leben beenden [Str.1]. Er hat keine Hoffnung und stirbt [Str. 2]. Anrede an den Tod und das mündlein rot. Lit.: M. E. Müller 1985, 280; Heinzmann 2001, 99  f.

974 16. 5. 1540. Die merwunder Sirenes (Ehrenbote, Spiegelton; A. Roth 2016, 375  f.). Kirke warnt Odysseus vor den Sirenen. Wer ihnen zuhört, ist verloren. Neben den Sirenen liegen die Gebeine ihrer Zuhörer. Odysseus soll seinen Gefährten die Ohren mit Wachs verkleben, er selbst sich an den Schiffsmast binden lassen, um den Sirenen unbeschadet zuhören zu können [Str. 1]. Auslegung: Der Dichter Homer beschreibt ein Gleichnis. Auch wir Menschen werden ein ganzes Leben lang herumgetrieben. Sich vor den Sirenen zu hüten, bedeutet, vor leiblicher Wollust Ohr und Augen zu verschließen. Wen die Wollust reizt, der soll sich an den Mastbaum der edlen Mäßigkeit anbinden [Str. 2]. M. Tullius sagt, dass die Wollust die Seele von der Tugend losreißt. Seneca spricht ebenfalls von den Gefahren der Wollust. Jetzt regiert sie die ganze Welt, deshalb wird es immer schlimmer. Es sterben mehr Menschen durch Wollust als durch das Schwert [Str. 3]. Q.: Homer, Odyssee 12,37–54 (Schaidenreisser). Vgl. KG 5100 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 186–192.

975 19. 5. 1540. Der hungerig fuechs im keler mit der wisel (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 115). Ein hungriger Fuchs zwängt sich durch ein Loch in einen Keller. Er schlägt sich den Bauch mit Schinken voll. Ein Wiesel, das im Keller haust, ermahnt ihn, langsam zu essen, er passe sonst nicht mehr durch das Loch, wenn er fliehen müsse. Der Fuchs hört auf den Rat und isst nur das Nötigste [Str. 1 und 2]. Epimythium: Der Gierige, der immer mehr Schätze sammeln will, soll bedenken, dass er nackt durch die enge Pforte des Todes gehen muss. Was hilft es dem Menschen, die Welt zu gewinnen, wenn er Schaden nimmt an seiner Seele? Der Mensch soll sich mit dem ihm von Gott Verliehenen begnügen [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 3,11 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 976 = Sg. 976 19. 5. 1540. Der hungrig fuechs im keler mit der wiesel (K./G. 22,222; G./D. 1, Nr. 60). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 975 = Ml. 977 22. 5. 1540. [E] Die zwelff durchlewchting frawen des alten testaments (Wolfram von Eschenbach, Flammweise). 25 Str. Zwölf vorbildliche Frauen sind im Alten Testament genannt: Eva, die Mutter aller Lebenden, ist den Frauen darin Vorbild, dem Ehemann Kinder zu gebären und in der Tugend nicht nachlässig zu sein [Str. 1 und 2]. Sara, die trotz langer Unfruchtbarkeit Isaak gebar, lehrt das biderweyb, die Leibesfrucht dankbar anzunehmen und dem Mann gehorsam zu sein [Str. 3 und 4]. Wie



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Rebekka ihren Eltern gehorsam war, so soll auch eine Tochter allezeit den Eltern untertan sein und den Mann annehmen, den ihr die Eltern wählen [Str. 4 und 5]. Eine Frau soll ihrem Mann gehorsam sein wie Rahel, die Joseph und Benjamin gebar [Str. 7 und 8]. Selbst wenn ein Mann seiner Frau nicht wohlgesonnen ist, so soll sie ihr Los wie Lea geduldig ertragen [Str. 9 und 10]. Jael, die Sisera erschlug, ist ein Vorbild der Standhaftigkeit [Str. 11 und 12]. Eine Frau soll den Freunden ihres Mannes Ehre erweisen wie Ruth [Str. 13 und 14]. Wie Michal David vor den Nachstellungen Sauls errettete, so soll auch ein biderweyb ihren Mann schützen [Str. 15 und 16]. Kommt ein Mann betrunken nach Hause, dann soll die Frau sich verhalten wie Abigail, als Nabal betrunken war und David ihn strafen wollte: Sie soll ihm treulich Schutz erweisen [Str. 17 und 18]. Ein Vorbild der Mäßigung und Zucht ist Judith, die Holofernes tötete [Str. 19 und 20]. Wie Esther für die Juden Ahaschweros’ Milde erbat, so soll auch die Frau ihren Mann friedfertig machen [Str. 21 und 22]. Eine Frau soll wie Susanna ihre Ehre bewahren [Str. 23 und 24]. Schluss: Diese Frauen sollen Vorbild aller Frauen sein [Str. 25]. Q.: 1Mose 2  f.; 11  f.; 1–18; 20  f.; 23–26; 29–34; Ri 4  f.; Rut; 1Sam 18  f.; 25; Jdt; Esth; Dan 13. Vgl. KG 1313 = Ml. 27. 5. 1540. [E] Die zwelff getrewen haiden (Schiller, Hofton). 13 Str. Inh. u. Q. der ersten neun Exempla wie KG 270 = Ml. und 425 = Sg., hier in je einer Strophe; dann in Str. 10 Inh. u. Q. wie KG 687 = Ml., in Str. 11 wie 679 = Ml. Str. 12 enthält das Beispiel von Orestes und Pylades, wohl nach Valerius Maximus 4,7 Einl. in der freien Wiedergabe durch Heinrich von Mügeln, Str. 13 die Freundschaft rühmende Zitate. 30. 5. 1540. Der zoren (Folz, Abenteuerweise). Verhalten eines Zornigen: Seine Augen bewegen sich wie eine Schlange, der Mund bebt, die Stimme ist grausam, und das Blut tobt. Der Zorn verschont weder Weib noch Kind, weder Freundschaft noch Recht. Würde sich der Zornige selbst in einem Spiegel sehen, er würde erschrecken. Wirkungen des Zorns sind Krankheit, Schwindsucht, Hass und Armut. Schluss: Jeder soll sich im Zaum halten. Wer seinen Zorn bändigen kann, der ist weise. Zorn schadet. Ajax hat sich im Zorn erstochen. Salomo sagt, dass Zorn im Schoß eines Narren ruht. Q.: Seneca, De ira 1,1 (Herr). Vgl. KG 980, 5724 = Sgg. 30. 5. 1540. Der zorn mit seiner gestalt und aigenschaft (K./G. 22,224). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 979. Vgl. 5724 = Sg. 3. 6. 1540. [E] Die cleglich zerstorung Der heiligen stat Jerusalem (Regenbogen, Langer Ton). 13 Str. Die Juden werden von Landpfleger Cestius Florus tyrannisiert und verweigern deshalb dem Kaiser den Zins. Auf Vermittlungsversuche gehen sie nicht ein, sie beginnen aus Mutwillen einen Aufstand und führen sich schändlich auf. Kaiser Vespasian schickt Titus, der Jerusalem belagert. Nach großen Verlusten auf beiden Seiten und schrecklichen Leiden der Belagerten erobern und zerstören die Römer am 8. September des Jahres 70 die Stadt. Sie töten viele Juden und machen reiche Beute. Der Tempel wird niedergebrannt. Dies ist die Rache für Christi Tod. Christus hat dieses Ereignis prophezeit [Str. 1–10]. Dies soll den Christen ein Spiegel sein. Was hilft es, Gottes Wort zu besitzen, wenn man in Sünde lebt? Ganz Deutschland ertrinkt in den schlimmsten Sünden (Lasterkatalog). Muss Gott uns nicht gerechterweise strafen und

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uns Zwietracht und Aufruhr schicken? Christus möge uns zu wahrhafter Buße anleiten, damit Glaube und Liebe in uns wachsen [Str. 11–13]. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 4,5–7.18 (Hedio). Vgl. KG 1627 = Sg. und 4789 = Trag. 982 9. 6. 1540. Die puentnus David mit dem Jonatan (Folz, Freier Ton). Jonathan und David schließen einen Bund. David flieht vor Saul. Q.: 1Sam 20,18–42. Vgl. KG 5078 = Trag. 983 11. 6. 1540. Die spin mit der müecken (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 116). Eine Spinne rühmt sich vor einer Biene ihres Netzes. Sie brauche nur, so behauptet sie, ihr Netz zu weben, dann könne sie ganz ohne Arbeit ihre Nahrung erhalten. Die Biene jedoch, die zu ihrer Arbeit fliegen will, wirft der Spinne vor, den Nächsten in ihr Netz zu verstricken und ihm das Blut auszusaugen. Sie selbst aber nütze dem Nächsten durch Honig und Wachs [Str. 1 und 2]. Der Wucherer, der Falschspieler, der Räuber oder Dieb, überhaupt jeder, der mit Betrug zu Geld kommen will, ohne zu arbeiten, sie alle können der Spinne verglichen werden. Wer sich aber im Schweiße seines Angesichts ernährt, der gleicht der Biene. Wer nicht arbeitet, soll nicht essen [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 3,15 (Ulrich von Pottenstein). Lit.: Dehnert 2017, 375–383; Rettelbach 2017, 185  f.; Rettelbach 2019, 315  f.

984 15. 6. 1540. Der 130 psalm (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Der Psalmist ruft aus tiefer Not zu Gott, er hofft auf ihn. Schluss: Alle Christen sollen Trost finden, da Gott sie erlöst hat. Q.: Ps 130. Vgl. KG 5936 = Sg. 985 15.  6. 1540. Der 108 psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Der Psalmist preist die Gnade Gottes und bittet um dessen Beistand. Schluss: Der Christ soll fröhlich singen und beten; Gott behüte uns gnädig. Q.: Ps 108. Vgl. KG 6031 = Sg. 986 16.  6. 1540. Der raub David zw Ziklag (Sachs, Langer Ton). David, der von Achis zurückgeschickt wird, besiegt bei Ziklag die Amalekiter. Schluss: Christliche Fürsten sollen daraus lernen, sich – falls sie den Türken oder den Tyrannen ausgesetzt sind – allein auf Gottes Hilfe zu verlassen. Dann kann ihnen Krieg nicht schaden. Gottes hewflein gewinnt den Sieg. Wir Christen sagen Dank für Gottes Gnade. Q.: 1Sam 30,3– 26. Lit.: Feuerstein 2001, 197  f.

987 17. 6. 1540. Zwo schlacht Dauid (Konrad von Würzburg, Hofton). David besiegt die Philister in zwei Schlachten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott besiegt die Feinde, er allein schenkt den Sieg. Die fromme Obrigkeit soll den Herrn anrufen, wenn der Feind sie bedrängt. David ist ein Vorbild der christlichen Obrigkeit [Str. 3]. Q.: 2Sam 5,17–25; Spr 21,31. Lit.: Feuerstein 2001, 198.

988 17. 6. 1540. Der reich man mit dem Laszaro (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 419 = Sg. Vgl. 2756 = Ml. und 3413 = Sg. Schluss: Mahnung an Reiche, ihren Überfluss mit den Armen zu teilen, damit Gott sich nach dem Tod ihrer erinnert. Lit.: Dehnert 2017, 245–248.

989 19. 6. 1540. Der val adams vnd Heua (Regenbogen, Überlanger Ton). Der Sündenfall der Stammeltern Adam und Eva. Schluss: Seit dem Sündenfall war der Mensch ewigem



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Verderben ausgesetzt. Erst Christus ermöglichte durch seinen Kreuzestod das ewige Leben. Q.: 1Mose 3. Vgl. KG 475, 4722 = Mll., 1581, 6128 = Sgg. und 2921 = Trag. 990 22. 6. 1540. Der prueder Zwieffel (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 117). Zwiebel (Cipolla), ein Mönch, verspricht den Einwohnern von Zertal (Certaldo), er wolle ihnen eine Feder des Engels Gabriel zeigen. Zwei Gesellen stehlen ihm jedoch in seiner Herberge die „Reliquie“. Den Diebstahl können sie unentdeckt ausüben, weil Zwiebel zu Gast geladen ist und sein Knecht sich um die Magd des Wirtes bemüht. Anstelle der Feder legen die Diebe Kohlen in den Sack des Bruders. Als dieser nach einer langen Predigt seine „Reliquie“ vorzeigen will, entdeckt er die Kohlen. Schlagfertig gibt er sie als diejenigen aus, worauf der Heilige Lorenz (Lorenzo) geröstet worden sei. Leichtgläubig lassen sich die Leute mit Kohlen bestreichen, damit sie, wie Zwiebel verspricht, vom Feuer verschont blieben. Alles, was Zwiebel den Leuten sagt, glauben sie. Er selbst zieht seinen Nutzen daraus. Schluss: So war es auch in Deutschland lange Zeit Brauch. „Sprichwort“: Die Welt will betrogen werden. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 6,10 (Arigo). Vgl. KG 991, 5234 = Sgg. Lit.: Dallapiazza 2012, 107–109.

991 22. 6. 1540. Der prueder Zwieffel (K./G. 22,226; G./D. 1, Nr. 61). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 990 = Ml. Vgl. 5234 = Sg. Lit.: Dallapiazza 2012, 107–109.

Das folgende Ml. ist das erste in Sachs’ 13. Ton, dem Rosenton: 992 22. 6. 1540. [E] Der Ferber von Florencz (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 118). Tessa, die Frau des einfältigen Färbers Johannes Lothringer (Gianni Lotteringhi) aus Florenz, hat ein Verhältnis mit einem jungen Mann. Sie gibt ihm mit einem Eselskopf das Zeichen, ob ihr Mann zu Hause ist oder nicht. Als ihr Mann sie unerwartet bei den Essensvorbereitungen zum Rendezvous überrascht, vergisst sie, den Eselskopf umzudrehen. Der Liebhaber kommt und klopft an. Die Ehefrau erklärt ihrem erstaunten Mann, das sei ein Gespenst. Sie beschwört den Geist, der Liebhaber versteht und macht sich aus dem Staub. Schluss: Frauen, die sich auf solche „Geisterbeschwörung“ verstehen, sollen geprügelt werden. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,1 (Arigo). Vgl. KG 993 = Sg. Lit.: Dallapiazza 2011, 474  f.

993 23. 6. 1540. Das gaist-peschweren (K./G. 22,228; G./D. 1, Nr. 62). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 992 = Ml. 994 23. 6. 1540. [E] Die zwen petrognen pueler (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 119). Franziska (Francesca) wird sowohl von Alexander (Alessandro) als auch von Rinuccio geliebt, liebt aber keinen von beiden. Sie schafft sich beide vom Hals, indem sie den einen unter einem Vorwand veranlasst, sich in ein Grab zu legen. Der andere soll ihr als Mutprobe den vermeintlich Toten um Mitternacht herbeischaffen. Als die Schergen Rinuccio den angeblichen Leichnam tragen sehen, wollen sie ihn zur Rede stellen. Er flieht, die „Leiche“ rennt in die andere Richtung davon. Schluss: So soll eine anständige Frau alle, die sie begehren, von sich weisen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,1 (Arigo). Vgl. KG 995, 5249 = Sgg. und 5427 = Fsp.

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Lit.: Dallapiazza 2012, 102  f.; Henkel 2014, 196.

995 23. 6. 1540. Die zwen petrognen pueler (K./G. 22,230; G./D. 1, Nr. 63). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 994 = Ml. Vgl. 5249 = Sg. und 5427 = Fsp. Lit.: Dallapiazza 2012, 102  f.

996 23. 6. 1540. [E] Der vergift salue stock (Sachs, Rosenton). Symonia (Simona), Tochter eines armen Mannes, liebt Pasquino und trifft sich mit ihm in einem Garten. Pasquino kaut ein Salbeiblatt, in der Meinung, es sei gut für seine Zähne, doch stirbt er daran in den Armen seiner Geliebten. Simonia wird angeklagt, Pasquino getötet zu haben. Um sich zu rechtfertigen, erzählt Simonia den genauen Vorgang und nimmt selbst ein Salbeiblatt, um es zu zerkauen. Auch sie stirbt. Die Pflanze wird ausgegraben. Man findet eine Kröte, die sie vergiftet hat. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,7 (Arigo). Vgl. KG 997, 4229 (verl.) = Sgg. 997 23.  6. 1540. Historia, wie zwey liebhabende von einem salvenblat sturben (K./G. 2,223). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 996 = Ml. Vgl. 4229 (verl.) = Sg. Beschluß: Warnung vor außerehelicher Liebe. Lit.: Klein 1988, 174–176 (175  f.: „Immerhin ist nicht das Gift der Leidenschaft, sondern das Gift einer Kröte für den Tod des Jünglings verantwortlich zu machen, und dem fiele auch der tugendhafteste Mann zum Opfer, sofern er nur ahnungslos genug vom Salbei genösse. Der ‚Liebestod‘ des Mädchens ist nur Folge des in Gang gesetzten Verhängnisses.“); Buschinger 1996, 5.

998 15. 7. 1540. Die wachteln (Sachs, Neuer Ton). Das Volk Israel murrt auf dem Zug durch die Wüste, da es sich des Wohlstandes in Ägypten erinnert. Gott sendet Wachteln herab, zugleich jedoch bestraft er das murrende Volk. Noch beim Verspeisen der Wachteln trifft es eine schreckliche Plage [Str. 1 und 2]. Schluss: Der Wüstenzug wird der Reformation verglichen, durch die die Christen aus dem „römischen Ägypten“ geführt wurden. Gott speiste sie mit seinem Himmelsbrot, doch der „fürwitzige Haufen“ wurde des Wortes Gottes überdrüssig. Deshalb erwacht Gottes Zorn; er lässt Ketzerei, Spaltung, Sekten und Rotten auf die Christen kommen, so wie einst die Wachteln. Wir bitten Gott, er möge einen Hirten und eine Herde schaffen [Str. 3]! Q.: 4Mose 11,4–11.13.20–23.31–34. Lit.: Feuerstein 2001, 200; Dehnert 2017, 194  f.

999 26. 7. 1540. Der Eprecher ochs (Eislinger, Maienweise; G./D. 3, Nr. 120). Seit Lykurg in Sparta regiert, gibt es dort keine Laster. Das erfährt auch ein Fremder, der nach der Strafe für Ehebrecher fragt. So unmöglich es ist, die in Sparta für Ehebruch auferlegte Buße zu entrichten – einen Ochsen, der vom Taygetos bis zum Eurotas reicht –, so unmöglich ist es, dass in Sparta, wo es an Luxus fehlt, Ehebruch existiert [Str. 1 und 2]. Dass heute noch jeder Ehebrecher einen Ochsen zahlen müsste, wäre dem Dichter wichtiger, als dass Steuern auf Bier und Wein oder den Rheinzoll erhoben würden. Heute lebt jeder in Wollust, Völlerei und Dünkel, woraus der Ehebruch entspringt. Zucht, Scham und Ehre sind geschwächt [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apoph­ thegmata 1, S. 94 Nr. 75 P. (Eppendorf, S. lxiij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 228 B-C Nr. 20. Lit.: Feuerstein 2001, 201  f.



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1000 4.  8. 1540. Das pitter poes zornig zenckisch weib mit iren fruechten (Mügling, Hofton). Das größte Übel ist eine böse Ehefrau. Q.: Sir 25,21–34. Vgl. KG 5546 = Sg. 1001 4.  8. 1540. [E] Das poes maul (Harder, Süßer Ton). Ein böses Maul kann sehr viel Schaden anrichten. Der Gottesfürchtige wird seine Worte auf die Goldwaage legen. Q.: Sir 28,15–30. Vgl. KG 3059, 5512 = Sgg. 1002 19. 8. 1540. Ein figur des alten testamencz (Sachs, Gesangweise). Bei der Belagerung einer feindlichen Stadt soll zuerst Frieden angeboten werden. Nehmen die Feinde das Angebot nicht an, so wird der Herr selbst mit seinem Volk streiten und die Feinde vernichten [Str. 1]. Auslegung: Wenn wir in Sünden liegen – es folgt ein Katalog verschiedener Laster –, dann bietet uns Gott durch seine Prediger den Frieden an. Sie fordern uns auf, wahrhafte Werke der Buße zu verrichten. Gehorchen wir ihnen und öffnen wir unsere Herzenspforte, so erlangen wir Frieden und Gnade. Jesus bleibt dann unser Friedensfürst [Str. 2]. Verharren wir aber in der Sünde, dann wird Gott uns mit Plagen heimsuchen, zuletzt mit dem ewigen Tod und mit Höllenpein. Deshalb soll sich der Mensch zur Buße bekehren, solange Christus noch seinen Frieden anbietet; die Axt ist den Bäumen schon angelegt. Christus hat für uns den Kreuzestod erlitten, damit wir mit ihm ewig leben können [Str. 3]. Q.: 5Mose 20,10–14; Mt 2,10; Lk 3,9. Vgl. KG 5282 = Sg. 1003 19. 8. 1540. Die getrew grefin mit dem glüenden Eyssen (Sachs, Rosenton). Kaiser Ottos I. Gemahlin will die Liebe eines Grafen gewinnen, doch dieser lässt sich nicht darauf ein. Da verklagt sie den Grafen, er habe sie vergewaltigt. Der Kaiser lässt den Grafen köpfen. Einige Zeit danach kommt die Frau des Grafen vor den Kaiser und wirft ihm den ungerechtfertigten Tod ihres Gemahls vor. Um seine Unschuld zu beweisen, will sie das glühende Eisen tragen. Nach dem Unschuldsbeweis wird die untreue Kaiserin verbrannt, die treue Gräfin erhält vom Kaiser vier gute „Vesten“ und „Zinsen“. Schluss: Drei Dinge kann man daraus lernen: 1. Ein Richter soll umsichtig sein. 2. Unschuld kommt ans Licht. 3. Wer auf Treue keinen Wert legt, der ist auch seinem Herrn gegenüber untreu. Q.: Sebastian Franck, Germaniae Chronicon, XCIv–XCIr. Vgl. KG 1004 = Sg. und 3702 = Trag. Lit.: Sasse 2020b, 250 A. 891.

1004 19. 8. 1540. Die getrew grefin mit dem gluenden eissen (K./G. 22,232). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1003 = Ml. und 3702 = Trag. Lit.: Sasse 2020b, 250 A. 891.

1005 19. 8. 1540. Die insel Bachi (Sachs, Rosenton). Der Dichter liest in Francks Weltbuch von der Seefahrt der Portugiesen und den neuentdeckten Inseln. Er fällt in Schlaf und träumt von der Insel des Gottes Bacchus. Dort geht es sehr lustig zu, alle leben in Freude. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Ein plötzlicher Sturmwind fegt alles hinweg. Untiere zeigen sich, die Pflanzen verdorren. Das Schiff birst auseinander [Str. 1 und 2]. Der Dichter erwacht, und es wird ihm bewusst, dass alle Freuden des Gottes Bacchus nur kurz sind. Bald folgen ihnen unzählige Plagen wie Streit, Schande, Armut sowie Kopfweh und Krankheit. Doktor Freidank sagt, dass mehr Menschen an der Trunksucht als durch das Schwert sterben [Str. 3]. Vgl. 1006 = Sg.

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Lit.: Kemper 1987, 278–280 (279: „Mit der Evokation dieser im 16. Jahrhundert als Reflex der Welteroberung virulenten Ängste qualifiziert Hans Sachs implizit das ganze Unternehmen der überseeischen Entdeckungen als einen boden-losen Leichtsinn und Frevel, als Übermut und blasphemische Maßlosigkeit.“); Neumann 2005, 113.

1006 19. 8. 1540. [E] Die insel Bachi, des wein-gotts, unnd irer eygenschafft (K./G. 4,244). 64 Vs. Inh. wie KG 1005 = Ml. Lit.: Gabaude 2011c, 172  f.

1007 1. 9. 1540. [E] Der Koch mit dem krenich (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 121). Ein Ritter in Florenz erjagt einen Kranich. Er gibt das Tier seinem Koch, damit dieser daraus ein Mahl für die Gäste zubereite. Die Geliebte des Kochs erbittet einen Schenkel des gebratenen Kranichs. Der Koch lässt sich überreden und muss schließlich einen einbeinigen Kranich auftischen. Vom Herrn zur Rede gestellt, verspricht der Koch, am nächsten Tag den Beweis zu erbringen, dass Kraniche einbeinig seien. Tatsächlich sehen Koch und Herr am nächsten Tag die Kraniche auf einem Bein stehen. Als der Herr die Vögel aufscheucht, meint der Koch, der gebratene Kranich hätte sicher auch zwei Beine gehabt, hätte der Herr nur geschrien. Schluss: So wird aus Ernst oft schimpf. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 6,4 (Arigo). Vgl. KG 1008, 5332 = Sgg. Lit.: Henkel 2014, 195.

1008 1. 9. 1540. Der koch mit dem krannich (K./G. 22,234; G./D. 1, Nr. 64). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1007 = Ml. Vgl. 5332 = Sg. Lit.: Buschinger 1996, 9.

1009 6. 9. 1540. Historia, wie der jung edelman Anastasius ein jungkfraw erwarb durch ein erschröcklich gesicht zweyer geist (K./G. 2,245). 200 Vs. Anastasius (Nastagio) in Ravenna liebt ein Mädchen, das seine Liebe nicht erwidert. In seinem Liebeskummer geht er in einen Wald, wo er – es ist Freitag – sieht, wie ein Ritter namens Quido eine nackte Frau mit seinen Hunden verfolgt. Er erfährt von ihm, dass es sich um einen Geist handelt, der, von der Nackten nicht erhört, sich umbrachte und, nachdem sie sich auch umgebracht hatte, sie nun in der Vorhölle so verfolgen und ihr das (harte) Herz herausschneiden muss. An einem Freitag führt Anastasius im Wald bei einem Gelage der Geliebten und ihrer Familie die Szene vor und bekommt sie nun zur Frau. Beschluss: Drei Lehren: 1. Wer liebt, soll nicht nachlassen. 2. Wer geliebt wird, soll nicht spröde sein. 3. Was des einen Unglück ist (Quido), ist des anderen Glück (Anastasius). Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,8 (Arigo). Vgl. KG 1559 = Ml.; außerdem 4177 = Ml. Lit.: Dallapiazza 2012, 104  f.

1010 7.  9. 1540. Historia, wie Theodorus zwey mal gefangen unnd vom tod erledigt ward (K./G. 2,237). 270 Vs. Der sizilianische Ritter Amerigo kauft von Seeräubern ein Kind, das er auf den Namen Theodorus (Teodoro) tauft. Als Theodorus erwachsen ist, verliebt er sich in die Tochter des Ritters, Vicolantha (Violanta). Vicolantha wird schwanger. Als ihr Vater davon erfährt, befiehlt er, Theodorus zu hängen, die Tochter zu vergiften und das Kind zu erwürgen. Am Tag der Vollstreckung weilt eine Gesandtschaft des Königs von Armenien am Hof des Ritters, unter ihr Phineo (Fineo), der



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seinen Sohn an einem Muttermal erkennt. Theodorus und Vicolantha dürfen heiraten. Schluss: Sauer und süß regiert die Liebe. Beschluss: Drei Lehren: 1. Alles Heimliche kommt mit der Zeit ans Licht. 2. In Gefahr, die der Zufall bringt, soll man besonnen sein. 3. In Todesnot soll man nicht verzweifeln, da Gott einen Retter schicken kann. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,7 (Arigo). Vgl. KG 2212 = Ml. und 1890, 3205a = Comm. Lit.: Wittmann 2015, 123–129; Sasse 2020b, 230.

1011 12. 9. 1540. Historia von der edlen frauen Beritola, wie die auß viel und grosser gefärligkeit erledigt wurd (K./G. 2,226). 400 Vs. König Karl (Carlo) erobert Sizilien und lässt den Statthalter Arigetto Capetz (Arrighetto Capece) einkerkern. Seine Frau, die edle Dame Beritola, flieht zusammen mit ihren zwei Söhnen und wird auf die öde Insel Puntza (Ponza) verschlagen. Seeräuber entführen die Kinder. Beritola bleibt allein auf der Insel, ernährt sich lange Zeit nur von Wurzeln und Gras, wird aber schließlich von Markgraf Cunrad Malaspini (Currado de Malaspini) entdeckt. Er bringt sie nach Lunisana (Lunigiana). Die beiden Söhne werden vierzehn Jahre lang in Genua erzogen. Schließlich kommt einer von ihnen unerkannt an den Hof des Markgrafen. Er wird aber bald gefangen, da er mit der Tochter des Markgrafen geschlafen hat. Als die Botschaft von der Vertreibung des Königs Carolus eintrifft und Beritolas Ehemann wieder zum Herrscher eingesetzt wird, gibt sich der Sohn zu erkennen. Er erhält nun die Tochter des Markgrafen zur Frau. Der noch in Genua verbliebene Sohn trifft ebenfalls ein, und gemeinsam kehren alle nach Palermo zurück. Schluss: Trotz Unglück soll man nicht verzagen. Gott wird zur rechten Zeit die Hoffnung erfüllen. Hier kein beschluß und keine Lehre. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,6 (Arigo). Vgl. KG 3176 = Ml. und 5397 = Com. Lit.: Buschinger 1996, 6  f.; Dallapiazza 2012, 109  f.; Rettelbach 2019, 295–298.

1012 14. 10. 1540. [E] Das hell-bad. Das walt Gott! (K./G. 3,593; G./D. 1, Nr. 65). 464 Vs. Der Dichter liegt zehn Jahre nach der Begegnung mit dem Teufel in KG 942 = Sg. im Bett, hat Angst, dass dieser wiederkommt und schläft ein. Im Traum führt ihn der Teufel in die Hölle, um ihm zu zeigen, dass sie wirklich zu eng ist. Sie liegt in im Kimmererland, man passiert die Stationen Styx/Charon und Kerberus, und dann sieht der Dichter unzählige Seelen. Die einzelnen Straforte sind die Stationen der Darstellung, in der sich Tartarus-Motivik mit apokrypher Apokalyptik, Visionsliteratur und Dantes Inferno mischt. 87–378: Der Dichter lässt sich die Straforte zeigen und erklären; 379–423: Er fragt, an welchem Strafort sich bestimmte Sündertypen befinden und wird jeweils hingeführt. Am Schluss will der Teufel den Dichter für seine Lügen in KG 942 = Sg. bestrafen, packt ihn – der Dichter wacht auf und schließt mit der Mahnung zur Buße.

Lit.: Loleit 2008, 174–188 (174: „Bei näherem Hinsehen erweist sich die Hölle als groß angelegte Badestube, wobei die einzelnen Stationen der Körperpflege jeweils Straforte sind […].“ 176: „Die Straforte entsprechen ins Grausame übersteigerten Anwendungen in einer Badestube und spiegeln in der Regel die begangenen Sünden […]. Die affektive Schilderung ist wohl zugleich als Mittel der Affekterregung zu verstehen […].“ 184: „Der Text funktioniert wiederum selbst als ‚Bad‘, indem er das Publikum von Sünden reinigen und zur Umkehr bewegen will.“ 185: „[…] Stigmatisierung unliebsa­ mer Personenkreise […] Abweichungsheterotopie […]. Während der Text einerseits in einer durch-

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aus penetranten Weise von den Sachs sonst oftmals zu Unrecht zugeschriebenen kleinbürgerlichen Ansichten zeugt, ist er andererseits Ausdruck des melancholischen Impulses von Sachs’ Dichtung.“); Rettelbach 2019, 202.

1013 21. 10. 1540. Die straff des prophetten Michee (Nachtigall, Geteilter Ton). Der Prophet Micha klagt die Führer des Volkes an und prophezeit den Untergang Jerusalems. Q.: Mich 3. Vgl. KG 5767 = Sg. 1014 23. 10. 1540. Der last des prophetten Habacuc Das erst capitel (Sachs, Bewährter Ton). Habakuk klagt über des Volkes Verdorbenheit und prophezeit das Strafgericht durch die Chaldäer. Der Prophet bittet um das Erbarmen Gottes. Q.: Hab 1. 1015 7.  11. 1540. Der geizig Erminius (Marner, Goldener Ton). Erminius (Ermino), ein reicher Edelmann aus Genua, ist äußerst geizig und vermehrt seinen Reichtum zusehends. Eines Tages kommt der redliche Edelmann Wilhelm Versiere (Guglielmo Borsiere) nach Genua und ist bei Erminius zu Gast. Er erhält keinen „Ehrentrunk“, sondern wird lediglich im Haus herumgeführt. Erminius fragt seinen Gast, was er in den Saal malen soll. „Malt die Frau Mildtätigkeit, sie ziert Euer Haus!“, sagt Wilhelm. Durch dieses „Stichwort“ wird Erminius bis in Herz getroffen. Seitdem ist er nicht mehr geizig. Schluss: Gebe Gott, dass alle Geizigen Mildtätigkeit in ihre Herzen malen lassen und dass Wucher, Simonie und Schinderei ein Ende nehmen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,8 (Arigo). 1016 22.  11. 1540. [E] Vergleichung der blinden weltkinder einer ewlen (K./G.  1,415). 70 Vs. Wie die blinde Eule befinden sich die Menschen mit all ihren Lastern im Dunkel. Ermahnung, sie sollen auf das Licht Christus schauen, damit sie nicht in ewige Finsternis versinken. Lit.: Otten 1993, 295  f. („[…] ein resignierendes Fazit. Den Tag hat die Nacht längst wieder eingeholt […] alles Predigen, Schreiben, Singen und Malen im Dienste des Wortes ist vergebens.“).

1017 5. 12. 1540. Der segen des erzvatters Jacob ueber Juda in Cristo erfuelt (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Segen Jakobs über Juda. Auslegung: In Christus, der aus dem Geschlecht Juda stammt, hat sich die Verheißung des Erzvaters erfüllt. Wie Juda von seinen Brüdern seines Sieges über die Feinde wegen gelobt wird, so wird auch Christus von seinen Brüdern, der ganzen Christenheit, gelobt, weil er über die grausamen, feindlichen Tyrannen gesiegt hat und den Tod verschlingt. Um seiner Lehren willen wird das christliche Heer Christus anhängen, er wird uns an den herrlichen Weinstock anbinden. Wie es von Juda heißt, dass er sein Kleid in Wein waschen werde und seinen Mantel in Weinbeerblut, so wird Christus unseren Geist in Glauben und Liebe färben, und obgleich Christi Menschheit hier sterben und er sich in Blut waschen und baden muss, wird er sich doch wieder nach göttlicher Weise in seiner Himmelfahrt schmücken. Er ist unser Gnadenthron. Q.: 1Mose 49,8–12. 1018 5. 12. 1540. Die gepurt Cristi (Singer, Heller Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Der Name Christi sei in Ewigkeit gepriesen!



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1019 5. 12. 1540. Die weisen (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wenn in uns Gottes Wort geboren wird, dann ärgert sich (wie Herodes) der falsche geistliche Stand. Das zeigt er durch Verfolgung und Mord. Weitere Q.: Mich 5,1. 1020 8.  12. 1540. Der künig Xerxes (Kanzler, Goldener Ton). Xerxes, der Sieger bei den Thermopylen, wird später von den Spartanern vernichtend geschlagen. Mit der Niederlage kann er sich nicht abfinden. Er meint, hintergangen worden zu sein; zwar habe er ein großes Volk zum Kriegführen erhalten, doch seien darunter wenig Kriegsleute gewesen. So kann es auch heute gehen, wenn man zum Krieg rüstet [Str. 1]. Xerxes schlägt den Aufstand der Stadt Babylon nieder. Den Einwohnern verbietet er, Waffen zu tragen, dafür erlaubt er Vergnügungen jeder Art, nur damit Herz und Sinn der Einwohner „weibisch“ und von Wollust ganz besessen werde. Dann würden sie sich gegen ihn nicht mehr erheben können [Str. 2]. Als sich das große Heer des Xerxes am Hellespont auf der Insel Abydos versammelt, verfällt der Perserkönig in Trauer, da in hundert Jahren von allen Menschen kein einziger mehr leben wird. Denkt ein Fürst an den Tod, dann vergeht alle Pracht [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S.  333 Nr.  14; S.  332 Nr.  10 und 12 P. (Eppendorf, S. cclxxiiij; cclxxiij; cclxxiiij) < Herodot 7,210,2; Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 173B Nr. 2; Herodot 7,45  ff. 1021 12.  12. 1540. [E] Die drey gefangen (Kanzler, Goldener Ton). Alexander der Große nimmt König Poros gefangen. Als dieser fordert, in der Gefangenschaft königlich behandelt zu werden, setzt ihn Alexander, erstaunt über solche Kühnheit, wieder als König ein [Str. 1]. Als man einen indischen Bogenschützen gefangen nimmt, fordert ihn der König auf, seinen Ruhm unter Beweis zu stellen. Der Schütze soll nämlich durch einen Fingerring schießen können. Der Gefangene weigert sich jedoch. Man verurteilt ihn zum Tod. Auf dem Weg zur Richtstätte bekennt er, er habe sich geweigert, weil er lange nicht mehr geschossen habe und seiner Treffsicherheit nicht gewiss war. Weil der Schütze so sehr auf „Ehre“ bedacht war, wird er wieder freigelassen [Str.2]. Einem gefangenen Seeräuber hält Alexander eine Strafpredigt. Da erwidert der Räuber, dass man ihn, weil er mit einem Schiff seinen Raub ausführe, einen Räuber nenne, dass Alexander jedoch, der mit einem Heer das Gleiche tue, König genannt werde. Alexander, der der Heuchelei feind ist, lässt den Seeräuber frei und beschenkt ihn reich [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 261 Nr. 31; S. 260 Nr. 23; S. 263 Nr. 43 P. (Eppendorf, S. ccvj; cciiij; ccviij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 181E und 181B; Curtius Rufus, Historia Alexandri Magni 7,8,19. 1022 28.  12. 1540. [E] Dreyerley scheden der trunckenheyt. Wider das zutrincken (K./G. 3,523; G./D. 1, Nr. 66). 100 Vs. Auf die Frage des jungen Dichters an einen alten Mann, inwiefern Trunkenheit schade, erhält er zur Antwort: 1. körperliche Schäden. 2. Ehrverlust durch alle möglichen Laster als Folge der Trunkenheit. 3. materielle Schäden. Alexander-Beispiel und je ein Zitat von Paulus und Anacharsis. Vgl. KG 4767 = Sg.

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1023 30. 12. 1540. Ein spil mit dreyen personen. Unterscheid zwischen einem waren freundt und einem heuchler (K./G. 7,169; G. 2, Nr. 14). 390 Vs. Inhalt: Szenische Veranschaulichung dessen, was der Titel sagt. Szenenübersicht: 1. Monolog Heuchler. 2. Scheinmonolog junger Mann. 3. Dialog Heuchler–junger Mann (mit Zitaten); am Ende schickt der junge Mann den Heuchler in sein Haus zur Essensvorbereitung. 4. Dialog Amice–junger Mann (Zitate): Amice traut dem Heuchler nicht, warnt. 5. Dreigespräch junger Mann–Amice–Heuchler: Als der junge Mann abgeht, fordert er den Heuchler auf nachzukommen. 6. Dialog Amice–Heuchler. 7. Epilog Amice: Wahre Freunde sind selten, die Heuchler sind die schlimmsten (Zitate). 1024 30. 12. 1540. [E] Ein kurtzweyligs und lustigs faßnacht-spiel mit dreyen personen, nemblich ein burger, ein pawer und ein edelmann; die holen krapffen (K./G. 5,18; G. 2, Nr. 15). 326 Vs. Inhalt: Je ein Adliger, ein Bürger und ein Bauer preisen ihren Stand. Szenenübersicht: 1. Bürger ad spectatores. 2. Scheinmonolog Bauer ad spect. Beide wollen Fastnacht feiern und Krapfen essen. 3. Dialog Bürger–Bauer. Bürger will Bauer nicht, der verteidigt sich. 4. Dreigespräch Edelmann–Bürger–Bauer: Jeder preist seinen Stand. Schließlich gibt der Edelmann dem Bauern recht, dass er dazu gehört. Am Ende Bürger ad spect., aber keine Lehre, sondern etwas abrupter Schluss. Vgl. KG 3043 = Ml.

Lit.: M. E. Müller 1985, 98–100 (100: „Sachs stellt lediglich die Gleichheit der verschiedenen Stände dar, soweit sie von ihren gesellschaftlichen Funktionen her betrachtet werden, verbunden mit der Lehre, daß jeder seine Pflicht dann erfüllt, wenn er in seinem Stande verharrt und damit zufrieden ist. Der Sachssche Fritz Tölp ist die literarische Umwertung der bekannten Markolfgestalt, die positive Gegenfigur zu jenem Meier Helmbrecht, der seine Standesschranken hochmütig durchbrechen wollte.“); Röcke 2004, 436  f.; Behrendt 2009, 75  f.; Röcke 2015, 208  f.

1541 1025 1. 1. 1541. Der Epitectus (Marner, Hofton). Drei Sprüche des griechischen Philosophen Epiktet: 1. Viele geben sich, als wären sie von Tugend und Sitte geprägte Philosophen, doch an aufrichtigen Taten lassen sie es fehlen [Str. 1]. 2. Einen, der vorgibt, ein Künstler zu sein, ermahnt Epiktet, sich selbst erst von Bosheit und Vermessenheit zu reinigen, um ein Gefäß der Kunst sein zu können. Auch heute ist das zu bedenken, denn in einem Mann, der die Heilige Schrift in dünkelhafter Absicht studiert, wird die Kunst zum Gift, und er versucht Irrtum und Ketzerei [Str. 2]. 3. „Leid und meid!“, in diese Worte lässt sich die ganze Weisheit zusammenfassen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 581  f. Nr. 1–3 P. (Eppendorf, S. dxij) < Gellius, Noctes Atticae 17,19,1.3.5  f. Vgl. KG 5338 = Sg. 1026 4. 1. 1541. Die auferwecket freuntschaft (Regenbogen, Süßer Ton). Aristipp erneuert den Bund mit einem Freund, nachdem sich beide zerstritten hatten. Schluss: Oft endet



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eine Freundschaft kleiner Ursachen wegen. Doch Wiederversöhnung ist der Freundschaft höchste Zier. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 195 Nr. 60 P. (Eppendorf, S. cxlvij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,82. 7.  1. 1541. Drey frag Aristippi (Sachs, Rosenton). König Dionysios fragt Aristipp, wodurch sich die Philosophen vor dem „gemeinen Volk“ auszeichnen. Aristippus antwortet: Das „gemeine Volk“ braucht Gesetze, die Philosophen leben allein nach der Weisheit [Str. 1]. Weiter fragt der König, woran man den tugendhaften Mann erkenne. Aristipp erklärt das am Beispiel zweier Pferde. Das zahme Pferd nützt einem, das wilde jedoch kann man zu nichts gebrauchen. Es sucht nur seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Das zahme Pferd entspricht dem Tugendhaften, das wilde dem Lasterhaften [Str. 2]. Einem Bauern, der fragt, wie man den Gelehrten und Kunstverständigen vom groben Tölpel unterscheiden könne, antwortet Aristipp: Wenn beide nackt in ein fremdes Land geschickt würden, würde der eine bald Freunde finden und günstig aufgenommen werden, den anderen aber würde man davonjagen. Schluss: Man soll Kunst und Tugend erwählen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 184 Nr. 8, 185 Nr. 11 und 189 Nr. 27 P. (Eppendorf, S. cxxxvj; cxl) < Diogenes Laertios 2,68; 2,69; 2,73. Vgl. KG 1029, 5050 = Sgg. 7. 1. 1541. Die dauf Cristi (Sachs, Neuer Ton). Jesus lässt sich von Johannes im Jordan taufen. Auslegung: Obwohl Jesus dieser Taufe gar nicht bedurfte, nimmt er sie zur Buße unserer Sünden an. Er hat sich unseretwegen ans Kreuz schlagen lassen; unsere „Gerechtigkeit“ und unser „Werk“ können zur Versöhnung mit Gott nichts beitragen. Wir müssen Buße tun [Str. 2]. Deshalb ist uns aus Gnade der fünftausend Jahre lang verschlossene Himmel aufgetan worden. Möge auch auf uns in der Taufe der Heilige Geist herabkommen und uns leiten! In Jesus Christus allein ruhen unsere Gnade und unser Heil [Str. 3]. Q.: Mt 3,13–17. Vgl. KG 2656 = Ml. (Str. 1) und 5810 = Sg. 8. 1. 1541. Die drey frag Aristippi (K./G. 22,236). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1027 = Ml. Vgl. 5050 = Sg. 8. 1. 1541. Die blindheit der laster (K./G. 3,112). 84 Vs. Wie die blinde Harpaste bei Seneca, die ihre Blindheit nicht wahrhaben will, so sind die Menschen ihren Lastern gegenüber blind. Aufzählung von Lasterhaften. Nur durch Selbsterkenntnis könnte der Mensch sich befreien. Q.: Seneca, Epistulae morales 50,2  f. (Herr) [frei erweitert]. 8. 1. 1541. Die schnöd hoffart (Sachs, Rosenton). Petrarca erteilt eine Lehre, wie man gegen den Dünkel vorgehen kann. Gott ist der Feind des Dünkels. Das hat er an Luzifer gezeigt, der sich in Dünkel großtat und herabgestürzt wurde. Der Mensch soll seiner Sterblichkeit und Schwäche gedenken. Angesichts der Unbeständigkeit all dessen, worauf der Mensch stolz ist, soll er den Dünkel ablegen. Salomo spricht: Der Dünkel geht dem Verderben voraus. Homer sagt, dass es kein gebrechlicheres und schwächeres Tier gebe als den Menschen. Die Lehre Petrarcas wird teilweise in anaphorisch gereihten Sätzen vorgetragen. Q.: Francesco Petrarca, De remediis utriusque fortunae 2,111 (Stahel/Spalatinus, CXXXVIIv–CXXXVIIIv). Vgl. KG 1032, 5723 = Sgg. 9. 1. 1541. Ein arzney wider die hoffart (K./G. 22,238). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1031 = Ml. Vgl. 5723 = Sg.

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1033 15. 1. 1541. Der dotschleger Xerxis (Fridel, Gedrehte Friedweise). Die politische Stellung des Perserkönigs Xerxes ist so geschwächt, dass ihm sein Feldherr Artabanus nach dem Leben trachtet. Artabanus ermordet den König und täuscht dessen Sohn Artaxerxes durch die Behauptung, Darius, ein zweiter Sohn des Xerxes, habe den Mord verübt. Überstürzt rächt Artaxerxes sich an seinem Bruder. Daraufhin weiht Artabanus den Bagabazus in die weiteren Mordpläne ein, doch dieser verrät alles. Artaxerxes lässt zum Schein sein Heer zur Musterung antreten. Da er an seinem eigenen Panzer Mängel sieht, bittet er Artabanus um dessen Panzer. Während sich Artabanus die Rüstung aufschnürt, ersticht ihn Artaxerxes. Die sieben Söhne des Artabanus werden ans Kreuz gehängt. Schluss: Mord bleibt nicht ungerächt. Q.: Justin 3,1 (Boner). Vgl. KG 5047 = Sg. 1034 17.  1. 1541. Die schweinpais Cresi (Sachs, Rosenton). Im Traum sieht Krösus, der König von Lydien, wie sein Sohn Athis von einem Spieß durchstochen wird. Deshalb lässt er Athis nicht mit dem Heer fortziehen. Nach einiger Zeit bittet der Königssohn Adrastus um Aufnahme bei Krösus. Adrastus hat unwissentlich den eigenen Bruder erschlagen. Krösus nimmt ihn auf und macht ihn zum Erzieher seines Sohnes Athis. Als der König erfährt, dass ein Wildschwein im olympischen Gebirge viel Schaden anrichtet, lässt er, freilich nur widerwillig, seinen Sohn zusammen mit Adrastus Jagd auf das Tier machen. Auf der Jagd durchstößt Adrastus den Athis versehentlich mit dem Spieß. Adrastus bittet den König, verurteilt zu werden. Doch der König erkennt Adrastus’ Unschuld. Daraufhin ersticht Adrastus sich selbst. Er wird zusammen mit Athis verbrannt. Q.: Herodot 1,35–45 (Boner). Vgl. KG 1035 = Sg. 1035 17. 1. 1541. Der traum kunig Cresi von seinem suen (K./G. 22,240). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1034 = Ml. 1036 19. 1. 1541. Das ander capitel Michea (Sachs, Neuer Ton). Der Prophet Micha verurteilt das Vorgehen der Gewalttätigen. Als Prophet hat er das böse Treiben seiner Gegner zu brandmarken. Zugleich jedoch verheißt er die neue Gnadenzeit. Schluss: Der Text verurteilt die „Gewaltigen“, den Armen aber gibt er Trost. Gott möge alle im Glauben versammeln und sie durch alle Trübsal zum ewigen Leben führen. Q.: Mich 2. 1037 19. 1. 1541. Die gefencknis des künig Cresi (Sachs, Rosenton). Krösus, von Kyros bei Sardes besiegt, wird zum Scheiterhaufen geführt. Als das Feuer zu brennen beginnt, ruft Krösus: „Solon, Solon!“ Man fragt, was das bedeuten solle. Da erklärt Krösus, Solon habe ihm einmal geweissagt, dass nur der wahrhaft glücklich genannt werden könne, der sich auch im Tod glücklich wisse. Der Perserkönig gedenkt der Unbeständigkeit der Macht und befiehlt, das Feuer zu löschen. Doch nichts kann den Brand verhindern. Krösus ruft Apollo an. Der Gott schickt plötzlich Regengüsse herab, so dass Krösus doch noch gerettet wird. Q.: Herodot 1,86 (Boner). Vgl. KG 1038, 5060 = Sgg. 1038 19.  1. 1541. Historia. Die gefencknus und wunderlich erlossung künig Cresi (K./G. 22,242). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1037 = Ml. Vgl. 5060 = Sg. 1039 19. 1. 1541. Der wuetrich Cambises (Lorenz, Blühweise). Prexaspes rügt den Perserkönig Kambyses wegen dessen Trunkenheit. Da befiehlt ihm Kambyses, den eigenen



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Sohn als Ziel für ein Bogenschießen zu opfern. Der König will damit seine Nüchternheit beweisen. Der Sohn des Prexaspes wird von dem Pfeil getötet. Prexaspes selbst bekennt angesichts der Wut des Königs, dass nicht einmal Apollo so gut schießen könne. Am nächsten Tag lässt Kambyses zwölf adlige Perser hinrichten. Schluss: Tyrannen können keine Kritik vertragen. Wer mit ihnen leben will, muss ein Heuchler sein. Q.: Herodot 3,34  f. (Boner). Vgl. KG 5046, 5830 = Sgg. Lit.: Feuerstein 2001, 206.

1040 20. 1. 1541. Der wuetrich Cambises (Fülsack, Reuterton). Der Perserkönig Kambyses hält den gefangenen König Krösus als Diener und Ratgeber. Da er dem Tyrannen Sanftmut beim Regieren empfiehlt, wird Kambyses zornig und will Krösus mit dem Bogen töten, doch verfehlt er ihn. Da befiehlt er zwölf Dienern, Krösus zu töten. Doch einem von diesen gelingt es, die anderen zu überzeugen, dass es klüger sei, Krösus verborgen am Leben zu erhalten, denn, sollte der König wieder nach ihm ­verlangen, würde es ihn reuen, ihn getötet zu haben. Als sich nun Kambyses einige Zeit später nach Krösus erkundigt, verkünden die Diener freudig, er lebe noch. -­ Kambyses lässt sie alle ans Kreuz hängen, empfängt jedoch Krösus in Ehren. Schluss: Wer bei Tyrannen lebt, der lebt immer in Sorgen, denn sie kennen keine Treue. Den Freund zu schmähen, ist ihr Brauch. Sie lohnen wie der Teufel seinen Knechten. Das ist auch heutzutage nicht anders. Q.: Herodot 3,36 (Boner). Vgl. KG 5046, 5830 = Sgg. Lit.: Feuerstein 2001, 206  f.

1041 22. 1. 1541. [E] Was das nützest und schedlichest thier auff erden sey (K./G. 3,450). 172 Vs. Der Dichter kommt in eine Schule, wo zwei Doktoren miteinander disputieren. Auf die Frage, wer das nützlichste Tier auf Erden sei, antwortet der eine, es sei das Schaf und begründet das kurz. Der andere setzt dagegen, es sei der Mensch und nennt in einer langen Versreihe mit anaphorischem Der mensch dessen Vorteile. Dem hält der andere in gleicher Weise dessen Nachteile entgegen (die nach dem Sündenfall begonnen hätten). Er schließt damit, allein darin sehe er Trost, dass Christus alle Sünde auf sich nahm. 1042 25. 1. 1541. Der schwarcz Künstner (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 122). Ein Markgraf möchte einem Schwarzkünstler auf die Schliche kommen. Er verkleidet sich als Bauer und gesellt sich zu ihm. Der hält ihn tatsächlich für einen Bauern und nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Luft. Sie kommen vor dem Haus eines reichen Bürgers an. Dort finden sie einen Alten bei einer jungen Frau liegen und in einem anderen Raum einen Jungen bei einer Alten. Da der Schwarzkünstler sich weigert, wagt es der Markgraf, die beiden Frauen auszutauschen. Als die Paare morgens aufwachen, freuen sich die Jungen, den Alten aber passt die Vertauschung gar nicht. Die zwei Parteien kommen vor den Fürsten; sie meinen, es sei Zauberei geschehen. Der Fürst ruft nach dem Schwarzkünstler. Der erkennt seinen früheren Gesellen und fällt ihm zu Füßen. Der Fürst lässt alles, wie es nun ist. Salomo sagt, man soll sich mit seinesgleichen erfreuen. Schluss: Auch heute nehmen sich Alte noch Junge, aber beide Teile müssen es oft bereuen.

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1043 12. 2. 1541. Von unterschaid der person (Heid, Kälberweise). Vor Gott gibt es kein Ansehen der Person, gleichgültig, ob einer arm oder reich ist. Es gilt das königliche Gesetz von der Liebe zum Nächsten. Wer nicht Barmherzigkeit geübt hat, der wird einem strengen Gericht unterliegen. Schluss: Der Herr möge uns vor einem strengen Urteil bewahren. Q.: Jak 2,1–13; 3Mose 19,18; 2Mose,20,13  f. 1044 12. 2. 1541. Von der posen zungen (Fridel, Gedrehte Friedweise). Die Zunge soll im Zaum gehalten werden, denn sie kann viel Verderben anrichten. Die wahre Weisheit kommt von Gott, ihre Frucht ist die Gerechtigkeit. Schluss: Gott möge uns den Frieden verleihen. Q.: Jak 3. Lit.: Feuerstein 2001, 208  f.

1045 26. 2. 1541. Der 116 psalm von der guedigen hilff und güet gottes herren (Sachs, Neuer Ton). Dank und Gelübde des von Gott Erretteten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn uns Trübsal, Angst und Tod überfallen und wir verzagt und trostlos sind, dann sollen wir im Glauben zu Gott schreien. Einfältig sollen wir ihm uns untergeben. Alle Menschenhilfe ist nutzlos. Gott aber wird uns erhören und sein Erbarmen offenbaren. Unser ganzes Leben hindurch wollen wir ihm danksagen, seinen Willen erfüllen und seine Güte verkünden. Nach dieser irdischen Prüfung werden wir ins himmlische Jerusalem gelangen [Str. 3]. Q.: Ps 116. Vgl. KG 4342 = Ml. und 5957 = Sg. 1046 1. 3. 1541. Historia. Der heydnischen kayser begrebnuß (K./G. 2,373). 154 Vs. Detaillierte Schilderung des römischen Rituals nach dem Tod eines Kaisers. Q.: Herodian 4,2 (Boner). 1047 10. 3. 1541. Ein vrstent Der text luce 24 (Friedel, Gedrehte Friedweise). Auferstehung Jesu. Die Frauen finden das leere Grab [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wie die Frauen Christus im Grab suchten, so suchen wir ihn in der Heiligen Schrift. Ohne Christi Geist bleiben wir verlassen, daher möge er uns seine evangelisch Boten senden, die uns befreien von toter Buchstabenlehre. Im Glauben finden wir Christus, wir werden nach unserer Auferstehung mit seinem Vater ewig leben [Str. 3]. Q.: Lk 24,1–12. 1048 10. 3. 1541. Habittis der künig spanie (Fülsack, Reuterton). Der hispanische König Gargoris will sein Enkelkind töten und setzt es deshalb aus. Doch die wilden Tiere säugen es. Danach wird es auf die Straße gelegt, damit das Vieh es niedertrampelt, doch es bleibt gesund. Auch vor hungrigen Hunden bleibt es bewahrt. Ins Meer geworfen, wird es wieder an Land getrieben. Eine Hirschkuh säugt es, und der Knabe lernt von ihr Behändigkeit und lebt völlig wild dahin. Man schenkt das Kind Gargoris, er behält es und nennt es Habis. Schließlich wird diesem die Herrschaft übertragen. Es erlässt Gesetze und lässt Getreide anbauen. Seine Nachkommen regierten viele hundert Jahre über Hispanien. Schluss: Was Gott erhalten will, das kann niemand vertilgen. Q.: Justin 44,4,1–11 (Boner). Vgl. KG 5196 = Sg. 1049 10. 3. 1541. [E] Kayserlicher mayestat Caroli der V einreyten zu Nürnberg in des heyligen reichs stat, den xvi tag Februarii deß 1541 jars (K./G. 2,381). 598 Vs. Von einem Freund gebeten, ihm das Ereignis zu schildern, sagt der Dichter, er könne alles nur kurz wiedergeben. Dann berichtet er durchaus detailliert der Reihe nach: Der Kaiser kommt von Regensburg (Reichstag), 10 Triumphbögen, Ehrenpforte mit großem



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Bild- und Textprogramm, alles wie für den Triumphzug eines römischen Kaisers, die Empfangshonorationen, zur Vorbereitung Reinigung der Gassen, Bestellung von Speisen und Getränken, Einritt dauert wohl 14 Tage wegen der verschiedenen VorausDelegationen. Der Kaiser, aus Richtung Cadolzburg nahend, wird von einer Ratsabordnung außerhalb der Stadt empfangen, dann all die Empfangsgruppen an den Stationen während des Einritts, Glockenläuten, Riesengefolge Karls, St. Sebald mit Thron usw. hergerichtet, aber er würdigt die Kirche nur einer Verbeugung. Hinauf zur Burg, Gelage, Beschenkung Karls am 17. 2., Feuerwerk puff platz, puff platz, zinck zinck, puff platz, Böllerschüsse, am 18. Besichtigung des Zeughauses, der Kornhäuser, 19. Huldigung im Rathaus, Weiterritt nach Neumarkt, Schlussworte.

Lit.: M. E. Müller 1985, 142  f.; Feuerstein 2001, 207  f. (208: „Bei genauerem Lesen fällt ein leises Unbehagen auf, mit dem Sachs den Kaiserbesuch schildert.“).

1050 11. 3. 1541. Ein pewerung der vrstent Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Die Zeugnisse von der Auferstehung bis auf Paulus. Schluss: Paulus beweist die Auferstehung. Das ist wichtig, denn wenn Christus auferstanden ist, werden auch wir auferstehen. Q.: 1Kor 15,1–11. 1051 11. 3. 1541. Der pfaff im meßgewant (Fülsack, Reuterton; G./D. 3, Nr. 123). Ein Pfarrer kauft in Prag ein Messgewand. Beim Anprobieren legt er sein Geld beiseite. Da kommt ein Böhme und stiehlt es. Der Pfarrer eilt ihm nach. Der Kaufmann, der vom Gelddiebstahl nichts ahnt, rennt dem Pfarrer hinterher. Jeder schilt den anderen einen Dieb. Als es dem Kaufmann nicht gelingt, den Pfarrer festzuhalten, greift er im Zorn nach einem Stein, mit dem er den Pfarrer tötet. Den Gelddieb fasst man später. Bevor er gehängt wird, erzählt er den genauen Hergang. Hans Pock – der Kaufmann – muss 200 Schock pehemisch Strafe zahlen. Schluss: Besonnenheit bewahrt vor Schaden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 34 Ö. Vgl. KG 5107 = Sg. 1052 15. 3. 1541. Die pegrebtnus Cristi (Mönch von Salzburg, Chorweise). Kreuzabnahme, Stich in die Seite und Grablegung. Schluss: Christus möge uns in seinem Tod begraben, damit die Sünde untergehe. Unserm Geist verleihe er Stärke und Kraft, damit er im Kampf christlicher Ritterschaft das Fleisch besiege. Q.: Joh 19,31–42; 2Mose 12,46. Vgl. KG 2617, 4274, 4592 = Mll. 1053 16. 3. 1541. Die erscheinung nach der urstent (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,9–20. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Der Christ soll die Treue Christi erkennen. Um unseretwillen hat er die Jünger im Glauben gestärkt. 1054 17. 3. 1541. Die drey peicht stueck (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 124). Drei Beichtschwänke eines Barfüßermönches: Eine Fünfjährige fragt der Mönch in der Beichte, ob sie in das Bett prunczet. Das Mädchen bekennt und verspricht zugleich, es nie wieder zu tun. Andernfalls, droht der Mönch, werde er es auffressen. Da erinnert ihn die Fünfjährige an ihr Brüderlein; das solle er fressen, denn es scheiße ins Bett [Str. 1]. Neben anderen leichteren Sünden [furzen, urinieren] beichtet eine Nonne, sie habe bei einem Priester gelegen. Ob sie etwa gar nackt gewesen sei, fragt der Mönch. Nein,

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beteuert die Nonne, sie habe die Nachthaube aufgehabt [Str. 2]. Einen Gesellen, der sich mit Mordabsichten trug, verweist der Mönch in der Beichte an den Papst, da der Wille bereits dem Vollzug der Tat entspreche. Doch könne er ihm auch die Absolution erteilen, beteuert der Mönch, falls er vier Goldgulden erhalte. Der Geselle verspricht sie. Nach dem Sündenbekenntnis erhält der Mönch aber nichts, denn, so sagt der Geselle, auch er solle den Willen für die Tat nehmen [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 296.294.298 (299.297.301). 17. 3. 1541. Der Kolb im Kasten drift Die alten am pasten (Römer, Gesangweise). Die drei Töchter eines reichen Londoner Bürgers bitten ihren Vater, er möge ihnen noch bei Lebzeiten seinen Besitz vermachen. Da sie ihm ihre weitere Fürsorge versprechen, willigt er ein. Ein Jahr lang geht es gut, doch dann vernachlässigen seine Töchter ihn sehr. Da verfällt er auf eine List. Er lässt sich eine Truhe mit Sand und Kieselsteinen füllen und erweckt den Eindruck, als wiege er die ganze Nacht hindurch Gold. Derjenigen seiner Töchter, die ihn am besten pflegt, verspricht er viel Reichtum. Da wetteifern die Töchter miteinander in Liebesdiensten für den Vater. Als der Vater stirbt, öffnen sie die Truhe. Da sehen sie einen Knüppel, auf dem geschrieben steht, dass man damit all die Väter prügeln soll, die noch vor ihrem Tod ihren Besitz an die Kinder vermachen. Sprichwort: Man soll das Schwert bis zum Ende behalten. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 435 (431). Vgl. KG 3836 = Com. und 5076 = Sg. 17. 3. 1541. Der Hünr dreck (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 125). Zwei Handwerksgesellen, ein Nadler und ein Schneider, glauben nachts einen Dieb zu hören. Voller Angst kriechen sie unter ihre Decke. Der Schneider meint, der Dieb würde ihm auf die Augen spucken. Doch am nächsten Tag entpuppt sich der Dieb als Huhn, das auf den Schneider schiss. Die beiden Gesellen braten das Huhn. Schluss: So wird aus Ernst ein Schwank. 17. 3. 1541. Die zwen Ziegenpoeck figur (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 223 = Ml. Vgl. 229 = Ml. und 5278 = Sg. Die beiden Böcke, die einerseits zum Sündopfer, andererseits zum Versöhnungsopfer hingegeben werden, werden allegorisch auf Christi Tod und Auferstehung gedeutet. Christus hat sich selbst am Kreuzesholz für die Sünden geopfert. Der zum Leben erweckte Christus versöhnt uns als Mittler und Fürsprecher beim Vater [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: 1Petr  2,24; Offb 20,14; Röm 6; Jes 53,7. 21. 3. 1541. Ein psalmen die aufart Cristi und gaistlichen reichs (Vogel, Glasweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 239 = Ml. Vgl. 559 = Ml. und 5963 = Sg. Auslegung: In der Auferstehung Christi wurde sein Königtum offenbar. Diejenigen, die Christus widerstreiten, macht er zunichte. Die christliche Gemeinde wird nach diesem Elend als die geistliche Braut des Königs in der himmlischen Heimat zur Rechten Gottes unter seinem Regiment versammelt [Str. 3]. 24. 3. 1541. Von der gnedigen hilff gottes (Sachs, Gesangweise). Gott ist immer mit seinem Volk [Str. 1 und 2]. Auslegung: In dem Psalm ist der Gläubigen Gemüt für gepilt. Werden sie von Feinden bedrängt, so ist ihre Zuversicht der allmächtige Gott. Stets ist



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Gott bei seiner Christenheit. Durch seine Kraft und Allmacht schafft er Frieden [Str. 3]. Q.: Ps 46,2–12. Vgl. KG 5970 = Sg. 25. 3. 1541. Der mergang Cristi (Frauenlob, Gekrönter Ton). Jesus wandelt auf dem See und steigt dann in das Schiff der Jünger [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wir schweben immer in Anfechtung, aber jeden, der zum Herrn schreit, tröstet er freundlich. Durch seinen Geist steigt er in das Herz des Gläubigen. Sobald Christus bei uns ist, fahren wir sicher mit ihm, sind quit los vnd frey. Jesus, der einzige Trost, möge uns aus Angst und Qual erretten [Str. 3]. Q.: Mk 6,45–52. 26. 3. 1541. Die mordisch drunckenheit Alexandri magni (Vogel, Glasweise). Alexander der Große hält mit seinen Freunden ein Gastmahl. Als sie in bunten Farben die Taten des Königs Philipp rühmen, versucht Alexander, sich selbst mehr zu loben und seines Vaters Ruhm zu schwächen. Doch Kleitus nimmt Philipps Andenken in Schutz. Im Zorn ergreift der betrunkene König ein Schwert und tötet ihn. Nüchtern geworden, bereut Alexander die Tat und möchte selbst sterben, doch seine Freunde hindern ihn am Selbstmord. Schluss: Man soll aufpassen, dass man in der Trunkenheit nicht seine besten Freunde verrät. Q.: Justin 12,6 (Boner). 26.  3. 1541. Die tiraney Künig Xerxis mit dem sun pitey volendet (Regenbogen, Leidton). Xerxes ist zu Gast bei dem reichen Pythius von Phrygien. Er gewährt seinem Gastgeber zum Dank eine Bitte. Der Phryger ersucht darum, seinen Sohn bei sich behalten zu dürfen und ihn nicht in den Krieg schicken zu müssen. Darüber ist Xerxes erzürnt. Um das Versprechen dennoch zu halten, lässt er den Sohn auseinanderhauen und die beiden Teile an der Straße aufhängen. Vor Gram darüber verkriecht sich Pythius in einem Erdhaufen, der von Flusswasser umgeben ist. In dieser Behausung bleibt er, bis er stirbt. Schluss: Tyrannen lohnen nicht die Liebe, die ihnen entgegengebracht wird. Q.: Herodot 7,26  f.38  f. (Boner). 30. 3. 1541. [E] Schwanck. Die ellend klagent roßhaut (K./G. 5,146; G./D. 1, Nr. 67). 292 Vs. Der Dichter (im Text mit maister Hans angeredet) will, noch ganz vom Wein benommen, am Montagmorgen ein Stück Leder schneiden, als dieses zu sprechen beginnt. Es erzählt detailliert von allen seinen Leiden, als es noch Haut eines Pferds war, bei ständig wechselnden Besitzern seit seinen jungen Tagen bis zur Abhäutung, dann die Erlebnisse danach und die, welche es erwarten, wenn Meister Hans einen Bauernschuh aus ihm gemacht hat und es dann schließlich auf den Mist geworfen wird. Auf die Frage, was gewesen wäre, wenn es nicht zu einem Schuster gekommen wäre, antwortet das Leder: Bei einem Sattler wäre es noch schlimmer gewesen. Auf seine Bitte hin wird das Leder nicht für Bauern-, sondern für Damenschuhe verwendet, woraufhin die Bauern sich künftig den Schuhen aus Pferdeleder verweigern. Lit.: Steiner 2014, 55–57; Borgstedt 2016, 434  f.; Rettelbach 2017, 189  f.

1064 31. 3. 1541. Die drey fruecht der vrstent Cristj (Sachs, Bewährter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 883 = Ml. Schlussbitte: Durch seine Auferstehung möge Christus bei Gott die ganze christliche gemein versöhnen und einen neuen, guten Lebenswandel in ihr erwecken, bis wir auferstehen und mit Christus ewig leben [Str. 3]. Vgl. KG 3058, 4276, 5033 = Mll., außerdem 438 = Ml. Lit.: Dehnert 2017, 290–292.

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1065 31.  3. 1541. Die drey frag Socratis (Vogel, Sauerweise). Sokrates beantwortet drei Fragen. Auf die Frage, was das höchste Gut der Welt sei, antwortet der Philosoph: „Die Weisheit“. Unwissenheit bringe Unglück und Gefahr mit sich. Der Weise erkenne, dass die Tugend allen am meisten zur Zierde gereicht [Str. 1]. Ein anderer fragt, wie man sich verhalten müsse, um auf Erden einen guten Ruf zu erlangen. Man soll „gleichmäßig“ leben und an Tugend vollkommen sein, antwortet Sokrates. Er nennt eine Reihe von Tugenden und Lastern [Str. 2]. Ein Dritter fragt, ob er heiraten solle. Sokrates sagt: „Mach, was du willst, es wird dich reuen.“ Heiratet man, so hat man zu Hause Hader, bleibt man allein, so erbt ein Fremder den Besitz [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 170 Nr. 33; 166 Nr. 11; 171 Nr. 40 P. (Eppendorf, S. cxx; cxvi; cxxij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,31; Xenophon, Erinnerungen an Sokrates 3,1,4; Diogenes Laertios 2,33. Vgl. KG 5049 = Sg. 1066 4. 4. 1541. Der thimon von Athen (Harder, Süßer Ton). Timon von Athen, der Menschenfeind, hasst die frommen Menschen, da diese das Übel zulassen [Str. 1]. Timon hält in Athen eine Ansprache: Will sich ein Athener an einem Feigenbaum erhängen, so soll er das gleich tun, in drei Tagen wird Timon den Baum verkaufen, um ein Sommerhaus bauen zu lassen [Str. 2]. Timon sagt, dass durch Habgier und Dünkel Land und Leute verderben. Habgier bewirkt Fürkauf, Wucher, Streit, Raub und Diebstahl, Betrug und Simonie. Dünkel zeigt sich im Verlangen, prächtig gekleidet zu sein oder schemlich zu trinken und zu essen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S.  366 Nr.  11; 6, S.  514 Nr.  55 P. (Eppendorf, S. cccxiij; cccclxij) < Plutarch, Antonius 70,3; Stobaios 3,10,53. 1067 4. 4. 1541. Die 3 philosophi wider den woluest (Frauenlob, Hagenblühweise). Diogenes warnt vor der Wollust, sie gibt nicht Seligkeit, sondern lässt einen in Lüsten untergehen [Str. 1]. Archytas von Tarent nennt die Wollust die schlimmste Pestilenz. Aus ihr entspringen alle Laster, die den Menschen ins Unglück stürzen [Str. 2]. Aristoteles mahnt, sich nicht von der Wollust fangen zu lassen. Die Vernunft wird zunichte, und Leib, Gut, Ehre und Leben verfallen der Schande [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 230 Nr. 96; 6, S. 515 Nr. 60, 7, S. 576 Nr. 30 P. (Eppendorf, S. clxxxv; cccclxv; dvj) < Erasmus, Adagia 3,8,36; Cicero, Cato 39; Valerius Maximus 7,2 Ext. 11. 1068 8. 4. 1541. Die schön Kaiserin Faustina (Eislinger, Maienweise). Faustina Augusta, die Gemahlin des M. Antonius, ist so schön, dass der Kaiser sie auf Münzen abbilden lässt, denn ihre Schönheit soll ewig dauern [Str. 1]. So schön sie ist, so schändlich ist Faustinas ehebrecherisches Treiben. Aus Liebe zu einem Soldaten wird sie krank. Dem Geliebten wird das Herz herausgeschnitten, die Kaiserin wird mit seinem Blut bestrichen, dadurch wird sie wieder gesund [Str. 2]. Da der Kaiser die Regierungsgewalt von ihr erhalten hat, lässt er sie ungehindert Ehebruch treiben. Bei einer Reise durch den Taurus stirbt Faustina. Ihr zu Ehren lässt der Kaiser einen Tempel erbauen. Ein Bildnis der Kaiserin wird darin aufgestellt, damit sie als Göttin verehrt werde. Schluss: Wenn eine Frau ihre Ehre verliert, können Reichtum, Adel oder Schönheit darüber nicht hinwegtäuschen [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 98 (93 Steinhöwel).



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1069 9. 4. 1541. Dreyerlay art der rossen (Sachs, Rosenton). Drei Eigenschaften der Rosen: Sie wachsen mit Dornen zusammen heran, sie riechen gut, und sie werden als Arznei verwendet. Der Christ gleicht der Rose: 1. Die böse Welt sticht den Christen – er hat Verfolgung zu erdulden [Str. 1]. 2. Der Christ ist vor Gott „ein guter Geruch“, wenn er seinem Nächsten Gutes tut [Str. 2]. 3. Der Christ ist dem Nächsten gegenüber hilfsbereit, durch Geben, Raten und Leihen oder durch Lehren, Strafen und Verzeihen; die Liebe Christi ist für ihn Gebot [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä. genannt, aber zweifellos nicht direkte Q., eher Konrad von Megenberg, Buch der Natur IV A 44, S. 344–346 P. Vgl. KG 1070 = Sg. 1070 9. 4. 1541. Dreyerley art eyner rosen vergleicht sich einem christen (K./G. 1,374). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1069 = Mg. 1071 12. 4. 1541. [E] Was das ergest und beste gelied am menschen sey (K./G. 3,360). 200 Vs. Abends sitzt der Dichter mit zwei anderen zusammen und fragt, was das schlimmste Glied an einem Menschen sei. Der erste nennt das Auge, der zweite die Hand, und beide belegen das mit Christus-Worten. Der Dichter nennt die Zunge und belegt das mit Zitaten, worauf einer von den beiden anderen sie für das beste Glied erklärt. Darauf der Dichter: Ja, wenn man sie zügelt. Dann kommt eine anaphorische Reihe mit Die zung, die all ihre üblen Eigenschaften aufzählt, anschließend wieder Zitate. 1072 13. 4. 1541. Der einrit Cristi das palmfest Aligoria (Sachs, Neuer Ton). Einzug Jesu in Jerusalem [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Auslegung: Der Eselin und dem Füllen wird der Christ verglichen, der in Sünde liegt. Doch Christus sendet seine Jünger zur Verkündigung des Evangeliums aus. Der Christ wird von den Sünden erlöst, zu Christus geführt, es wird ihm das Gewand der Liebe umgelegt. Er trägt gehorsam den Geist Christi, obgleich der „alte Adam“ sich weigert, muss er der Sünde wegen absterben; der neue Mensch nimmt keine Rücksicht auf das Fleisch. Die ausgebreiteten Kleider werden den „guten Exempeln“ der Märtyrer Christi und aller Gläubigen verglichen, die gestreuten Äste der Bäume den Worten der Heiligen Schrift. Sie erhalten den Menschen fest im Glauben an Christus, der allein unsere Schuld beglichen hat. In Liebe und Huld trägt der Mensch Christus in den Tempel Gottes. Darüber frohlockt die Christenheit, denn Gott gewährt ihr sein geistliches Reich. Sein Joch ist süß und seine Bürde leicht. Q.: Mt  21,1–11; 11,30. Vgl. KG 3949, 5200 = Ml. und 5470 = Sg. 1073 14. 4. 1541. Der pluetig pach (Sachs, Langer Ton). Nach dem Tode Ahabs wird Joram König über Israel. Mesa, der zinspflichtige Moabiterkönig, fällt sogleich von Israel ab. Drei Könige, der König Israels, derjenige Judas und der von Edom ziehen gegen Mesa in den Krieg. Doch in der Wüste droht ihnen das Ende, weil sie kein Wasser haben. Elisa, der Prophet, prophezeit ein Wunder: Ohne dass es regnet, wird ein Wasserbach entstehen, sie werden die Städte der Moabiter vernichten. Am nächsten Morgen, als die Sonne aufgeht, sehen die Moabiter den Bach, halten jedoch das Wasser für Blut. Sie meinen, die drei Könige hätten sich gegenseitig umgebracht. Als sie das Lager ihrer Feinde stürmen, werden sie vernichtend geschlagen. Israel vernichtet die Städte der Moabiter. Als König Mesa seinen eigenen Sohn opfert, ziehen die drei Könige

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wieder ab. Schluss: Gott möge seine Christenheit vor dem Feind, dem „türkischen Bluthund“, bewahren. Q.: 2Kön 3. Lit.: Feuerstein 2001, 214  f.

1074 21.  4. 1541. Der frum kunig Josaphat (Meienschein, Langer Ton). König Josaphat fürchtet sich vor dem Kampf gegen Ammon und Moab. Doch der Geist des Herrn kommt herab auf Jahasiel. Er ermutigt das Volk. Juda besiegt, ohne eigenes Zutun, Moab und Ammon. Man verteilt die Beute und trifft sich nach vier Tagen im Lobetal, um Gott zu loben. Schluss: Gottes Arm ist noch unverkürzt. Würden wir Buße tun und Gottes Angesicht suchen und nicht allein auf Waffen vertrauen, würde Gott die Tyrannei der Türken stürzen. Q.: 2Chr 20,3–26. Vgl. KG 1886 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 215.

1075 21. 4. 1541. Der zolpfening (Eislinger, Maienweise). Jesus zahlt die Tempelsteuer. Ein goldenes Zweigroschenstück liegt im Maul eines Fisches. Schluss: Obgleich der Christ im Geist frei ist, ist er doch der Obrigkeit unterworfen. Gehorsam hilft er mit, die aus Zinsen, Steuern und Fron erwachsenden Beschwerden zu ertragen. Q.: Mt 17,24–27; Petr 2,13  f.; Röm 13,1. Vgl. KG 4665 = Ml. 1076 24. 4. 1541. Drey spruech Cratetis vom gelt (Sachs, Rosenton). Der Philosoph Krates hinterlegt sein Geld bei einem Wechsler mit der Auflage, es seinen Söhnen, sollten sie weise werden, vorzuenthalten. Falls sie aber grob und unvernünftig würden, sollten sie das Geld erhalten. Der Philosoph meint, dass der Weise des Geldes nicht bedürfe [Str. 1]. Krates vergleicht das Geld der Reichen mit einem den Menschen unerreichbaren Feigenbaum, dessen Früchte lediglich die Raben genießen können. Entsprechend genießen nur die schönen Frauen, die Heuchler und Lügner das Geld der Reichen. Die Nachkommen der Reichen werden das Geld verschleudern und „das Fortuna singen“ lernen [Str. 2]. Krates erstellt eine Ausgabenliste der Reichen, woraus ersichtlich ist, dass sie für schnöde Sachen viel, für Nützliches aber wenig Geld ausgeben [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 579 Nr. 4, 581 Nr. 19, 579 Nr. 5 P. (Eppendorf, S. dix; dxj; dix) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,88; 6,60; 6,86. Vgl. KG 1077, 5347 = Sgg. Lit.: Rettelbach 2019, 179–181.

1077 24.  4. 1541. Dreyerley sprüch vom reichtum, so Crates, der philosophus, sagt (K./G. 22,244). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1076 = Ml. Vgl. 5347 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 179–181.

1078 26. 4. 1541. Der dreisigst psalm (Folz, Chorweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 104 = Lied. Vgl. 4278, 4293 = Mll. und 5958 = Sg. Drei Lehren sind dem Psalm zu entnehmen: 1. In Not sollen wir zu Christus rufen. 2. Wenn man gläubig bittet, bleibt einem Hilfe nicht versagt. 3. Wenn Gott einen durch Trost stärkt, dann soll man ihm danken [Str. 3]. 1079 3. 5. 1541. [E] Des babstes ackerpaw (K./G. 22,246). 154 Vs. Im Traum sieht der Dichter einen Acker, auf den Gelehrte mit Mistgabeln Bücher von einem Mistwagen ausstreuen. Vier Mönche ziehen einen Pflug, der voll von Paternostern, Rosenkränzen und Fastenspeisen hängt, gefolgt von einem Kurtisan, der Ablassbriefe sät. Geldbeutel reifen heran, von den Pfaffen geschnitten und gedroschen. Das Geld wird an Kardi-



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näle, Bischöfe etc. verteilt, danach findet ein Gelage statt. Aber dann kommt Herkules, zerbricht Pflug und Egge und sät guten Samen. Der große Haufe trachtet ihm nach dem Leben, aber er lacht, und der Dichter wacht auf. Er erklärt: Sophisten „düngen“ mit Menschenlehre, Mönche werkgerecht gleisnerisch, der Papst mit Ablass, weil alles aufs Geld ausgerichtet ist, Herkules ist Martin Luther. Abschließender Wunsch: Gott soll all menschen-ler und -gsetz sambt irem geltnetz ausrotten. Lit.: Feuerstein 2001, 210–212 (Vielleicht erst zum Regensburger Reichstag geschrieben).

1080 4. 5. 1541. Das virzehent Johanis (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 328 = Ml., aber hier nur 14,15–27. Schluss: Wie Christus am Pfingsttag den Geist sandte, so wird jeder Christ durch den Glauben den Heiligen Geist empfangen. Weitere Q.: Röm 8,1–17. 1081 4. 5. 1541. Die wuerckung des geistes (Nachtigall, Starker Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 152 = Ml. Vgl. 1216, 3541, 4868, 5036 = Mll. Auslegung: In drei Dingen wird die Welt getadelt, wenn der Tröster kommt: 1. weil sie nicht sogleich an Jesus Christus geglaubt hat; 2. weil sie nur ihre eigene Gerechtigkeit suchen wollte, doch allein Christus hat sie am Kreuz gerechtfertigt; 3. weil sie dem Fürsten der Welt vertraute. Alle, die an Christus glauben, werden in ihm gestärkt und getröstet und erhalten das ewige Leben [Str. 3]. 1082 4. 5. 1541. Simon der Zaubrer (Ringsgwand, Osterweise). Philippus predigt in Samaria und wirkt Wunder. Simon der Zauberer lässt sich taufen. Die Christen von Samaria empfangen den Heiligen Geist. Simon will die Gabe der Spendung des Heiligen Geistes mit Geld erwerben; das wird ihm von Petrus verwehrt. Schluss: Der Text ist ein „Beispiel“ für den priesterlichen Stand, Gottes Gaben nicht für Geld auszuteilen. Gebet zum Heiligen Geist um ewiges Leben. Q.: Apg 8,5–24; Mt 10,8. Vgl. KG 157, 4659, 5040 = Mll. 1083 5. 5. 1541. Die zwen tirannen (Boppe, Langer Ton). Eetion, dessen Frau als unfruchtbar gilt, geht nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Dort erfährt er, dass seine Frau schwanger sei und dass das Kind einmal ein gewaltiger Herr in Korinth sein werde. Gleich nach der Geburt schickt der Senat zehn Männer aus, die das Neugeborene töten sollen. Ohne Argwohn gibt die Mutter das Kind her. Da es die Männer freundlich anlacht, kann keiner sich überwinden, es zu töten [Str. 1]. Die Prophezeiung erfüllt sich: Das Kind, Kypselos, wird später Tyrann von Korinth. Dreißig Jahre dauert seine blutige Herrschaft, dann folgt sein Sohn Periander. Periander schickt einen Boten zu Thrasybulus, um anfragen zu lassen, wie man die Herrschaft behalten könne. Thrasybulus zeigt, wie man eine Ähre abschlägt, Periander lässt daraufhin viele Bürger enthaupten [Str. 2]. Bürgerinnen von Korinth erscheint der Geist Melissas, der einstigen Frau Perianders. Melissa klagt über Periander, er habe ihren toten Leib geschändet. Als der Tyrann von dieser Begebenheit erfährt, lässt er alle Frauen im Tempel der Juno zusammenkommen, und dort werden sie ihres Schmuckes und ihrer Kleider beraubt. Schluss: Wo ein Tyrann regiert, muss man viel Gewalt erdulden [Str. 3]. Q.: Herodot 5,92,2  f.5–7 (Boner). Vgl. KG 3233 = Ml. und 5556 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 210.

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1084 5.  5. 1541. Der künig pirus (Tannhäuser, Hofton). Kineas, ein Berater des Königs Pyrrhus, hat genug vom Krieg. Er befragt Pyrrhus nach dessen weiteren Kriegsplänen. Als Pyrrhus alle geplanten Siege aufzählt und erklärt, er erstrebe das nur, um nach all dem ruhige Tage mit Musik und Gesprächen zu haben, da fragt ihn Kineas, wer es ihm denn verbiete, jetzt gleich geruhsame Tage zu verbringen. Schluss: Wenn alle Fürsten und Könige Kineas folgen würden, bliebe den Menschen Friede und Ruhe erhalten. Wer zu viel haben will, der hat oft bald zu wenig. Q.: vermutlich noch nicht Plutarch, Pyrrhos 14 (Boner) direkt, da 29. 3. 1541 erschienen, sondern Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 354 Nr. 24 P. (Eppendorf, S. ccxcviijf.). Lit.: Feuerstein 2001, 210.

1085 7. 5. 1541. Das pfingst fest (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 1086 7. 5. 1541. Prophezey auf den pfingstag (Mönch von Salzburg, Chorweise). Verheißung neuen Segens für das Volk Israel und Verheißung des Heiligen Geistes. Schluss: Joel prophezeit die Sendung des Heiligen Geistes, wie am Pfingsttag Petrus. Diese Prophezeiung kann sich noch heute erfüllen. Wir sind Gottes geistliches Israel. Gott speist uns an Leib und Seele. Q.: Joel 2,23–27; 3; Röm 8,1–17; Apg 2,16–21. Vgl. KG 3540 = Ml. 1087 10. 5. 1541. Das lorper zweiglein (Nachtigall, Geschiedener Ton). Nach der Hochzeit mit Augustus zieht sich Livia in einen Garten zurück. Da fliegt ein Adler auf sie zu, ein Hühnchen in den Krallen. Das Hühnchen trägt in seinem Schnabel ein Lorbeerzweiglein. Der Adler lässt das Hühnchen fallen. Livia zieht das Tier auf. Es hat viele Nachkommen, weshalb man den Ort nach alter römischer Sage Gallinien (ad Gallinas) nennt. Zum Gedächtnis dieses Ereignisses pflanzt Livia den Lorbeerzweig ein. Daraus entsteht ein großer Baum. Davon werden die Lorbeerkränze der triumphierenden Kaiser gemacht. Jeder Kaiser pflanzt ein neues Lorbeerzweiglein davor. Sobald ein Kaiser stirbt, verdorrt sein Baum. Als Kaiser Nero stirbt, geht der ganze Lorbeerhain zugrunde. Auch alle Hennen sterben. Mit Nero nimmt das Geschlecht ein Ende, das man Cesarisch nennt. Schluss: Daraus kann man lernen, dass alle Macht und Gewalt vergänglich sind. Q.: Sueton, Galba 1 (Vielfeld). Lit.: Dehnert 2017, 403  f.

1088 21. 5. 1541. [E] Historia. Ursprung und ankunfft des thurniers, wie, wo, wenn unnd wie viel der im Teutschland sind gehalten worden (K./G. 2,342). 370 Vs. An einem Maimorgen begegnet der Dichter an einem locus amoenus einem Ehrenhold, den er nach dem Ursprung des Turniers fragt. Darauf erzählt ihm dieser von der Begründung durch Kaiser Heinrich I. an die Geschichte und alle hier geltenden Regeln, darunter die 12 Vorschriften, die bestimmte Frevler von Turnieren ausschließen, Beschreibung von Turnieren, Aufzählung aller 36 von 938 bis 1487 (Worms). Nach Dank und Abschied wünscht sich der Dichter, dass es einmal wieder ein Turnier geben möge. Vgl. KG 3069 = Ml. Q.: Georg Rüxner, Anfang: vrsprung vnnd herkomen des Thurnirs in Teutscher nation.



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1089 25. 5. 1541. Der prunczet edelman (Kanzler, Goldener Ton; G./D. 3, Nr. 126). Ein sächsischer Edelmann möchte gerne eine seiner Töchter mit dem Edelmann Friedrich vom weißen Rosse vermählen. Auch die beiden Töchter finden Gefallen an Friedrich, der häufig zum Mahle eingeladen wird. Aber alle Mühe ist vergeblich. Eines Tages eilt Friedrich wieder in das Schloss des Alten. Schon auf dem Weg dorthin drängt es ihn, Wasser zu lassen. Er will aber keine Zeit verlieren und geht bei der Ankunft im Schloss gleich zum Mahl. Das Verlangen, Wasser zu lassen, verstärkt sich. Schließlich hält er es nicht mehr aus. Er harnt unbemerkt, mit einer Hand sich behelfend, in seinen Stiefel, wobei er seufzt und stöhnt. Eine der Töchter meint, ihn ermuntern zu müssen, und zieht seine Hand unter dem Tisch hervor. Da prunczet der Edelmann über den Tisch. Beschämt reitet er davon und verwünscht die Tafelrunde, die ihn verspottet. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 40 (Adelphus Muling). Lit.: R. Hahn 1994, 493  f.

1090 27. 5. 1541. Ein peschlues auf pfingsten (Sachs, Gesangweise). Die Jünger empfangen die Kraft des Heiligen Geistes, durch Handauflegung auch jeder Getaufte. Als Tempel des Heiligen Geistes soll man sich rein halten, er ist Unterpfand der Erlösung und Geist der Liebe und der Herrlichkeit, auch wenn man deswegen, so wie Christus, auf Erden verdammt wird. Gebet um seliges Ende. Q.: Apg 2,1–13. Weitere Q.: Röm 8,9b; 1Kor 3,16  f.; Eph 1,13  f.; 2Tim 1,13  f.; 1Petr 4,14; 1Joh 2,27. Vgl. KG 5042 = Ml. 1091 27. 5. 1541. Die himelfart Cristi (Frauenlob, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Bitte um ewiges Leben. 1092 29. 5. 1541. Die vngluckhaft liebhabent ero mit leandro (Sachs, Rosenton). Leander schwimmt jede Nacht zu seiner Geliebten Hero, die auf einem vom wilden Meer umgebenen Turm wohnt. [Der Dichter vertauscht entgegen der Quelle die Herkunftsorte Sestos und Abydos.]. Als in einer Sturmnacht die Lampe des Turmes erlischt, verirrt Leander sich im tobenden Meer und ertrinkt. Hero, die am nächsten Morgen die Leiche ihres Geliebten sieht, stürzt sich ins Meer. Schluss: Unehelicher Liebe folgt ein trauriges Ende. Q.: Christoph Bruno, Historien vnnd fabulen Ir–VIIr (< Musaios, Hero und Leander). Vgl. KG 1093 = Sg und 4676 = Ml. 1093 29. 5. 1541. Historia. Die unglückhafft lieb Leandri mit fraw Ehron (K./G. 2,195). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1092 = Ml. Vgl. 4676 = Ml. Lit.: Murdoch 1977, 243  f.

1094 31.  5. 1541. Die liebhabent Mirra (Sachs, Rosenton). Myrrha, Tochter des Königs Cinyras, liebt den eigenen Vater. Aus Angst vor der Schande hält sie die Liebe geheim, schlägt jedoch alle Werbungen aus. Als sie sich in ihrer Verzweiflung erhängen will, wird sie gerade noch von ihrer Amme gerettet, der sie sich dann anvertraut. Die Amme verspricht Hilfe und arrangiert, dass das Mädchen dem eigenen Vater zugeführt wird, ohne dass er sie sehen kann. Der König zeugt mit ihr ein Kind. In der nächsten Nacht legt sich Mirra erneut zu ihrem Vater. Der König holt jedoch ein verborgenes Licht hervor, um seine Bettgenossin zu sehen. Als er die Tochter erkennt, will er sie töten. Sie entflieht nach Sabaea und wird dort von den Göttern zur Strafe in einen Baum ver-

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wandelt. Aus diesem fließt ein Saft, den die Alten Myrrhe nannten. Schluss: Ein jedes Laster hat seine Buße; doch: „Zeit bringt Rosen“. Q.: Christoph Bruno, Historien vnnd fabuln XXv–XXIIIv (< Ovid, Metamorphosen 10,298–515). Vgl. KG 1095 = Sg. 1095 31.  5. 1541. Historia. Die schendlich liebhabend Mirra mit irem vatter Cinera (K./G. 2,189). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1094 = Ml. 1096 31. 5. 1541. Die geschwechet philomela (Sachs, Rosenton). Tereus heiratet Progne, die Tochter Pandions, des Königs von Athen. Als Progne nach sechs Jahren ihren Mann bittet, er möge ihre Schwester Philomela herbeiholen, entbrennt Tereus in Liebe zu ihr und bringt sie in ein Jagdhaus. Dort vergewaltigt er sie und schneidet ihr die Zunge ab, damit sie ihn seiner Untat wegen nicht schmäht. Seiner Frau Progne erzählt er, ihre Schwester sei vor zwölf Tagen gestorben. Mit Hilfe einer Stickerei, die sie ihr schickt, klärt Philomela ihre Schwester über das Verbrechen auf und wird von ihr befreit. Um sich an Tereus zu rächen, tötet Progne ihren Sohn, der Tereus zum Mahl vorgesetzt wird. Als Tereus nach seinem Sohn fragt, erfährt er, was vorgefallen ist und will die Schwestern töten. Doch von den Göttern werden Progne in eine Schwalbe, Philomela in eine Nachtigall und Tereus in einen Wiedehopf verwandelt. Q.: Christoph Bruno, Historien vnnd fabulen Xr–XIIIIr (< Ovid, Metamorphosen 6,424–670). Vgl. KG 1097 = Sg. und 3108 = Ml. 1097 31. 5. 1541. Historia. Die geschmecht Philomela (K./G. 2,192). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1096 = Ml. (Ein unglück klein / Das kummet selten gar allein). Lit.: Baro 2009, 392.

1098 2. 6. 1541. Die junckfraw Athalanta (Sachs, Goldener Ton). Atalanta will nur den heiraten, der sie im Wettlauf besiegt. Schon viele haben vergeblich ihr Glück versucht. Hippomenes stellt sich zum Wettlauf und gewinnt dadurch, dass er, gemäß dem Rat der Göttin Venus, drei goldene Äpfel hintereinander fallen lässt, die Atalanta jedes Mal aufhebt. Atalanta wird seine Braut. Als sie im Tempel der Mater deorum einander in brennender Liebe hingeben, straft sie die erzürnte Göttin; sie verwandelt die Liebenden in zwei Löwen. Schluss: Daran erkennt jeder junge Mann, dass Sex Sinn und Vernunft blendet. Keine Frau soll sich durch die Geschenke der Verführer betören lassen, sonst wird sie wie eine Löwin, die durch ihren Sex viele junge Männer umbringt. Q.: Christoph Bruno, Historien vnnd fabuln XXIIIv-XXVIv (< Ovid, Metamorphosen 10,560–704). Vgl. KG 1102 = Sg. 1099 3. 6. 1541. Die Küngin procris (Sachs, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 822 = Ml. Vgl. 1104 = Sg. Schluss: So brachte die Habgier Procris in Schande. Frauen sollen das als Warnung verstehen, auf Liebesgaben der Verführer nichts zu geben. Wenn sie ihr Herz erweichen lassen, stürzen sie in Schande. 1100 3. 6. 1541. Die künigin medusa (Sachs, Goldener Ton). Die indische Königstochter Medusa besitzt sehr viel Gold. Ihre Schönheit, vor allem ihr goldblondes langes Haar, macht sie sehr begehrenswert. Neptun liebt sie inbrünstig. Während Medusa am Strand spazieren geht, stürzt sich Neptun aus dem Meer und ergreift sie. Im Tempel Minervas vergewaltigt er sie. Über diese Tempelschändung ist die Göttin erzürnt, sie verwandelt Medusas Goldhaare in Schlangen. Jeder, der das Haupt der Medusa



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ansieht, erstarrt zu Stein. Perseus begehrt ihr Gold und erschlägt die Geschwängerte. Zu dieser Tat lieh Minerva ihm die Waffen, die ihn unsichtbar machten. Vor ihrem Tod gebiert Medusa das fliegende Pferd. Perseus bringt das Gold nach Griechenland, verliert jedoch seiner Tat wegen das Leben. Schluss: Das als irdischer Gott bezeichnete Gold bringt den Menschen nur Not und Hass. Tyrannen, Schmeichler, Räuber und Diebe sind nur auf Gold aus. Crates schrieb: Der ist klug, der nicht habgierig ist. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 22 (20 Steinhöwel). Vgl. KG 1103 = Sg. Lit.: Kugler 1977, 158  f.

1101 14.  6. 1541. Im thon: Mag ich vnglueck nit widerston (K./G.  22,251). 3 Strophen aabccbddeeb. Der Dichter klagt Venus sein Leid: Seine Geliebte hat einen anderen und hört auf Verleumder. Er bittet die Göttin, ihn zu rächen. Lit.: Heinzmann 2001, 100  f.

1102 16. 6. 1541. [E] Historia. Athalantha wurd in ein löwin verwandelt (K./G. 2,180). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1098 = Ml. 1103 16. 6. 1541. Historia. Meduse mit dem helden Perseo (K./G. 2,170). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1100 = Ml. 1104 16.  6. 1541. Historia von dem könig Cephalo, der sein weib Procris erschoß (K./G. 2,167). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1099 = Ml. Vgl. 822 = Ml. 1105 19. 6. 1541. Disputacion zw Regenspurg im 1541 jar (K./G. 22,253). 176 Vs. Der Dichter denkt nachts über die Gründe für das Misslingen der Einigung nach und kommt zu dem Ergebnis, diese sei möglich, wenn beide Parteien allein Gottes Wort entscheiden ließen. Im Traum bringt Genius ihn zu einer Gerichtsverhandlung unter Jupiters (=  Karls V.) Vorsitz, in der die in erbärmlicher Verfassung befindliche Veritas von Hypocrisis und Nequitia verklagt wird. Minerva (= Philipp Melanchthon) erreicht durch ihre Verteidigung, dass Veritas eine Kette gelöst wird [Feuerstein 2001, 212: „wohl ein Hinweis auf die von den Protestanten gemachten Zugeständnisse hinsichtlich der Rechtfertigung“]. Aber Bacchus, Venus und Pluto versagen ihr den Schutz, Hypocrisis und Nequitia können mit Hilfe von Adulatio und Ignorantia Jupiter, den Ratio zur Geduld bewegt, täuschen, und dieser bittet Saturn und Neptun (= Papst und König Ferdinand) um Hilfe. Schließlich sprengt Mars die ganze Versammlung mit Feuer und Schwert (= Krieg gegen Franzosen und/oder Türken). Veritas bleibt also gefangen, aber Patientia und Justitia trösten sie: Gott werde sie befreien. Von ihrer Klage erwacht der Dichter und sieht sich bestätigt: Weil die eine Partei Reichtum, Wollust etc. suche, kerkere sie das Evangelium ein. Lit.: Kemper 1987, 255  f. (256: „[…] ermöglicht die Allegorisierungstechnik die konfessionelle Parteilichkeit und erschwert der Zensur doch zugleich den Nachweis des Pasquillantentums und damit auch der Gefährdung obrigkeitlicher Interessen.“); Feuerstein 2001, 212  f.

1106 2. 7. 1541. [E] Die gefangen göttin Ceres (K./G. 3,320). 176 Vs. Als der Dichter einmal im Heumonat des Jahres 1543 (!) über die Teuerung nachdenkt, entführt Ratio ihn im Traum zu einem Turm, in dem, von Avaritia bewacht, Ceres durch Pluto gefangen gehalten wird. Penuria und Charitas, die Pluto um Freilassung der Ceres bitten, werden abgewiesen, und das Ungeheuer Res propria will Charitas sogar verschlingen. Auch die

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Bitten der alten Res publica helfen nichts. Usura („Wucher“), ebenfalls ein Ungetüm, wird von ihm vorgeschickt und verlangt für die Freilassung einen 2 ½ Lot schweren Schlüssel, den aber die drei Bittsteller nicht aufbringen können. Selbst als Merkur im Namen Jupiters Ceres’ Freilassung fordert, lehnen Pluto, Res propria, Avaritia und Usura ab. Da wendet Ceres sich bittflehend an Jupiter, und als dieser in seinem Zorn einen Blitz schickt, erwacht der Dichter und befragt Leute nach der Deutung des Traums, aber die sagen ihm, er soll von dem Traum drei Tage lang schweigen. 1107 8.  7. 1541. Die drey prueder (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  3, Nr.  127). Drei Brüder führen zusammen mit ihren Frauen einen gemeinsamen Haushalt. Als die Frauen einmal aus Faulheit kein Brot backen wollen, prügelt einer nach dem anderen die drei Frauen durch. Nach dem Prügeln wird das Brot gebacken, und alle vertragen sich wieder. Schluss: Mancher Frau könnten die Schläge erspart bleiben, wenn sie ihre Arbeit freiwillig täte. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 133. 1108 8. 7. 1541. Die Feintselig E (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 128). Ein Bauer erzählt beim Wein von den ehelichen Feindseligkeiten. Dreißig Jahre waren er und seine Frau nie einer Meinung, außer als das Haus brannte und beide ein und dieselbe Absicht hegten: es zu verlassen. Schluss: Solche Ehen sind Gott so angenehm wie den Juden eine Sau, die in ihre Schule kommt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 132. 1109 8. 7. 1541. Der Edelman mit dem Al (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 129). Ein Edelmann aus Meißen sorgt mit Fischen und Wildbret für eventuelle Gäste vor. Eines Tages – er ist gerade auf der Jagd – bekommt seine Frau Appetit auf einen Aal. Sie lässt ihn von der Frau des Hausvogts zubereiten. Beide Frauen schlemmen. Als der Mann zurückkehrt, verrät ihm eine Elster den Diebstahl. Die Frau des Edelmanns bestreitet alles, ein Otter oder ein Biber sei der Dieb gewesen. Doch der Mann glaubt ihr nicht und prügelt sie. Beide Frauen rächen sich an der Elster. Sie rupfen ihr die Kopffedern aus. Schluss: Naschen wird mit Prügeln bestraft, und ein Geschwätziger wird gerupft. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 6. Vgl. KG 5228 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 454  f.

1110 11. 7. 1541. Der pawer mit dem wolff (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 130). Ein Hase kreuzt frühmorgens den Weg eines Bauern. Daraufhin kehrt dieser zusammen mit seinem Knecht um; der Hase bringe Unglück. Am nächsten Tag begegnet ihnen ein Wolf. Der Bauer meint, weiter ins Holz fahren zu können, denn ein Wolf bringe Glück. Bauer und Knecht binden das Pferd an und begeben sich zum Holzfällen. Als sie zurückkommen, sehen sie den Wolf das Pferd fressen. Im Ross stecke das Glück, meint der Knecht, und das sogenannte Unglück sei viel besser für sie gewesen, denn der Hase hätte das Pferd nicht gefressen. Schluss: Auch heute gibt es noch abergläubische Leute, die sich durch solche dantmer verblenden lassen. Deshalb geschieht ihnen so viel Unglück. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 152. 1111 11. 7. 1541. Der munich mit dem testament (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 131). Während ein reicher Bürger bereits mit dem Tode ringt, versucht ein Mönch, ein Testament zu erschwindeln. Auf alle Fragen des Mönchs antwortet der Todkranke mit „Ja“. Als der Sohn des Bürgers fragt, ob er den Mönch die Stiege hinunterwerfen solle,



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bejaht der Sterbende ebenfalls. Dem Mönch widerfährt dieses Geschick dann auch. Schluss: Oft überlisten Schmeichler die rechtmäßigen Erben und machen ein betrügerisches Testament. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 497 (492). 1112 11. 7. 1541. Der münch mit dem kapaun (Marner, Hofton; G./D. 3, Nr. 132). Ein Edelmann hat seinen Beichtvater, einen Mönch, zu Gast. Den bittet man, einen gebratenen Kapaun zu tranchieren. Der Mönch behält den ganzen Rumpf für sich allein. Darüber befragt, erklärt er, den Kopf dem Edelmann, dem Haupt der Familie, gegeben zu haben, den Kragen der Frau, die gleich nach dem Manne komme. Die zwei Töchter, weil sie flatterhaft seien, erhielten die Flügel und die zwei Söhne die Füße, da auf ihnen das Familiengeschlecht stehe. Er selbst habe sich den leib deswegen angeeignet, weil er als Mönch mit der Kapuze einem Vogel mit dem Schnabel auf dem Rücken gleiche. Schluss: Zwar lacht man über Schmarotzer, die ihre Unverschämtheit mit Witzen bemänteln, doch insgeheim denkt man: Die Pest über dich, du unverschämte Sau! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 58. Vgl. KG 5229 = Sg. 1113 31. 8. 1541. Die holdselig fraw Aynigkeyt (K./G. 3,250). 200 Vs. Der Dichter fragt sich nachts, was das Nützlichste sei in allen Landen. Im Traum sieht er, von einer Stimme aufgefordert, sich umzublicken, einen See mit einem Berg darin, auf dem eine holdselige Frau ein Schloss baut. Das darf er dann ausführlich besichtigen. Die Stimme schickt ihn über das Wasser zu einem Garten mit verschiedenen Gewächsen, darunter Patientia und Benevolentia. Die Stimme sagt, die Frau heiße Unitas (Ey, sprach ich, bitt: verteutsch mirs bas!), dann preist sie sie ausführlich und bezeichnet Zwietracht als das größte Übel. Nach dem Erwachen findet der Dichter, dass Einigkeit das Allerbeste sei. Das bestätigt er für alle Diskurse, in denen Einigkeit nötig ist, durch Zitate und Erzählen der Geschichte vom sterbenden Vater, der seine Söhne durch das „Stabexperiment“ zur Einigkeit ermahnt (vgl. KG 735 = Ml.), hier in der Version Plutarchs (Über die Geschwätzigkeit 511C-D in: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 338 Nr. 43 P. [Eppendorf, S. cclxxx]). 1114 1. 9. 1541. [E] Der klagent waltbruder uber alle stend auff erden (K./G. 3,573). 216 Vs. Im Mai in Erlenstegen beim Sammeln von Pfifferlingen gerät der Dichter vom Weg ab in einen Wald und kommt zu einem uralten Waldbruder. Der erzählt ihm, er habe Bücher einer neuen Theologie ohne den Zusatz von Menschenlehre gelesen, nun gedacht, die Menschen seien dadurch besser geworden und habe sich nach vierzig Jahren Eremitendasein in die Welt begeben, um zu sehen, ob dem so sei. Aber in allen Ständen, angefangen mit dem Papst, sei er nur auf die verschiedensten Laster gestoßen (die Schilderung der Reise ist sehr ausführlich). Daraufhin sei er in seinen Wald zurückgekehrt. Er rät dem Dichter zur Buße. Lit.: M. E. Müller 1985, 89  f.

1115 6.  9. 1541. Der frum künig Josia (Sachs, Hohe Bergweise). Josia lässt den Tempel erneuern. Hiskia findet das alte Gesetzbuch darin. Hulda prophezeit Josias schmerzlosen Tod und die Strafe Gottes über das Volk. Josia erneuert den Gottesbund und schafft den Götzendienst ab. Das Passahfest wird im ganzen Volk gefeiert. Schluss: Die christliche Obrigkeit soll sehen, wie sehr die Schrift Josia lobt. Er hat Gottes Wort

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wieder aufgerichtet. So soll auch die Obrigkeit Gottes Wort predigen lassen, das lange verborgen lag und durch falsche Menschenlehre verfinstert war. Die Obrigkeit soll die „wilden Gleisner“ hinaushetzen und alle schwurmer meiden. Q.: 2Kön 23,1–25. 6. 9. 1541. Die drey aufratt (Sachs, Hohe Bergweise). Drei Kammerdiener des Königs Darius wetteifern miteinander, wer dem König das Treffendste sage. Der erste behauptet, der Wein sei am stärksten, der zweite hält den König für am stärksten und der dritte die Weisheit. Alle drei begründen ihre Ansicht vor dem König. Den Preis erhält der dritte. Er erinnert den König an dessen Versprechen, Jerusalem und den Tempel wiederaufzubauen. Schluss: Man soll beständig sein. Q.: 3Esr 3,1; 4,1–47. Vgl. KG 4988 = Com. 8. 9. 1541. Der pruder vnd schwester mörder kunig Cambises (Lorenz, Blühweise). Kambyses sieht im Traum, wie sein Bruder Smerdis die königliche Macht an sich reißt. Daraufhin lässt er ihn ertränken. Der Perserkönig hat seine eigene Schwester zur Frau. Als sie bei einem Kampf zweier verbrüderter Hunde gegen einen Löwen deren Treue bestaunt und Kambyses gegenüber davon spricht, wirft Kambyses sie im Zorn nieder und tritt der Schwangeren auf den Leib. Sie stirbt an einer Totgeburt. Daraufhin wird Kambyses wahnsinnig. Er wird von der Lepra befallen und stößt sich versehentlich ein Schwert in die Hüfte. Der persische Magier Gaumata, der sich als Smerdis ausgibt, verdrängt Kambyses vom Königsthron. Schluss: Wer sich empört und Unschuldige ermordet, der wird selbst getötet. Blutrot ist des Tyrannen hoffarb. Q.: Herodot 3,30– 32; 67 (Boner). Vgl. KG 3343 = Ml. 10. 9. 1541. Der getrew fuerst und haubtman (Lorenz, Blühweise). Darius hat bei der Belagerung Babylons keinerlei Erfolg. Da fragt ihn Zopyros, was der bekäme, der die Stadt einnähme. Darius verspricht königlichen Lohn. Zopyros verstümmelt sich und geht in die Stadt. Dort gibt er vor, von Darius verstümmelt worden zu sein, als er diesem riet, die Belagerung aufzuheben. Die Babylonier ehren ihn sehr und machen ihn zum Hauptmann. Zopyros kann Darius nach Gefechten in die Stadt einlassen. Dieser macht ihn zum Herrn der Stadt. Schluss: Welcher heutige König hat solche Hauptleute! In unserer Zeit suchen viele Hauptleute nur ihren eigenen Nutzen. Q.: Herodot 3,152–158 (Boner). 11. 9. 1541. Der Kriechbaum (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 133). Dem Grafen Widerporst prophezeit ein „uralter Bruder“, dass er an einem bestimmten Pflaumenbaum (kriechbaum) umgebracht werde. Um dem zu entgehen, begibt sich der Graf in die Türkei. Als aber sein Land gebrandschatzt und beraubt wird, kehrt er zurück. Er wird von seinen drei Knechten ausgeraubt und unter dem kriechpaum umgebracht. Schluss: Die Art des Sterbens, die über einen verhängt ist, lässt sich nicht ändern. Sprichwort: Was den Raben zuteilwerden soll, das lässt sich nicht im Kirchhof begraben und ertrinkt in keinem Weiher. Das singt fröhlich Wolff Puetner. 25. 9. 1541. Die fier thier (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 134). Facetus, ein italienischer Pfarrer, hält am Grabe eines nichtsnutzigen Gauners namens Lupus eine Leichenrede. Darin vergleicht er die Menschen mit vier verschiedenen Tierarten: die, welche nur lebendig nützlich sind, mit den Katzen, die, welche erst nach ihrem Tod etwas nützen,



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mit den Schweinen, ferner mit den Tieren, die sowohl tot als auch lebendig von Nutzen sind, den Schafen zum Beispiel, und schließlich mit jenen Tieren, die überhaupt nichts nützen, zum Beispiel dem Wolf, dessen Namen der Verstorbene trug. Schluss: Wer nach seinem Sterben gelobt werden soll, der muss sich das Lob im Leben erwerben. Vgl. KG 1121, 5722 = Sgg. Lit.: Dehnert 2017, 391–393.

1121 25.  9. 1541. Die viererley thier auf erden, die sich dem menschen vergleichen (K./G. 22,258; G./D. 1, Nr. 68). 64 Vs. Inh. wie KG 1120 = Ml. Vgl. 5722 = Sg. 1122 29. 9. 1541. Ein gute zech/leer (Sachs, Rosenton). Sprüche über das rechte Verhalten beim Weintrinken. Q.: Sir 31,26–32,17. Vgl. KG 1123, 5725 = Sgg. 1123 29. 9. 1541. Ein zechleer aus dem Eclesiastico (K./G. 19,136). 62 Vs. Inh. wie KG 1122 = Ml. Vgl. 5725 = Sg. 1124 4. 10. 1541. Der weis Solon mit künig Creso (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Solon ist bei Krösus zu Gast. Dort sieht er die Macht und den Reichtum des Herrschers von Lydien. Doch als Krösus den Weisen fragt, wer der glücklichste Mensch sei, erinnert Solon an Tellos, einen Bürger von Athen. Der sei der glücklichste gewesen, weil er eine tugendhafte Frau und fromme Kinder hatte und weil er sein Vaterland gegen die Feinde verteidigte [Str. 1]. Ferner nennt Solon die Brüder Cleobis und Biton: Sie fuhren ihre Mutter zu den Feiertagen in die Stadt Argos, wobei sie den Wagen selbst zogen. Im Tempel angekommen, bat die Mutter die Göttin, ihren beiden Söhnen das auf Erden Nützlichste zu verleihen. Da legten sich beide vor den Altar und schliefen ein. Ihre Seelen waren so verzückt, dass sie nie wieder erwachten [Str. 2]. Krösus ist verärgert, da Solon ihn so gering achtet. Der Weise jedoch erinnert an die Vergänglichkeit irdischen Glücks. Schluss: Kein Mensch ist vor seinem Tod selig zu preisen [Str. 3]. Q.: Herodot 1,29–31 (Boner). Vgl. KG 2657 = Ml. und 5060 = Sg. 1125 7. 10. 1541. Der Hirt mit dem pischoff vnd Fürsten (Kanzler, Goldener Ton; G./D. 3, Nr.  135). Ein Bischof reitet stolz mit vierzig Pferden nach Köln zum Reichstag. Am Wegrand trifft er einen Hirten. Den fragt der Bischof, was er gerade denke. Er überlege, antwortet der Hirt, ob wohl der heilige Martin auch mit vierzig Pferden daherkam. Der Bischof erinnert den Hirten daran, dass er nicht allein Bischof sei, sondern auch ein weltlicher Fürst. An Ostern könne ihn der Hirt im Dom in all seinem bischöflichen Prunk sehen. Darüber lacht der Hirte. Als der Bischof nach dem Grund des Lachens fragt, sagt der Hirte, er überlege, wo denn der Bischof bleibe, wenn der Teufel den Fürsten in die Hölle führe. Schluss: Wenn man nach geheimgehaltenen Sachen fragt, dann kann man betrübt werden. Sprichwort: Was jemand heimlich im Sinne hat, danach soll man nicht fragen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 158. 1126 16. 10. 1541. Der druncken Edelman (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 136). Einem Edelmann, der seinen Fastnachtsrausch auskurieren will, rät ein Müller, immer weiterzutrinken. Der Müller bleibt auch am nächsten Tag bei diesem Rat, obwohl es dem Edelmann noch schlechter geht. Am Ende, meint der Müller, werde der Edelmann ein voller Zapf. Der Edelmann wiederum nennt den Müller einen vollen Fastnachtskrapfen und schickt ihn fort.

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1127 22. 10. 1541. Drey stueck der Armuet (Sachs, Goldener Ton). „Plutarch“ schreibt drei gute Sprüche von der Armut. Als ein böser Mann dem Diogenes wegen dessen Armut Vorhaltungen macht, antwortet ihm der Philosoph, dass von der Obrigkeit kein Mensch der Armut wegen verurteilt wurde. Armut ist keine Schande [Str. 1]. Einem, der klagt, wie übel ein Leben in Armut sei, gibt der Philosoph den Rat, allein in der Tugend zu leben. Der Reichtum könne zum Verderben führen [Str. 2]. Diogenes lehrt: Die Armut verhilft dem Menschen zu einem tugendhaften Leben. Sie bewahrt vor all den Lastern, die den Reichen quälen. Die Armut lebt ohne Neid [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 235 Nr. 24; S. 220 Nr. 32; S. 235 Nr. 25 P. (Eppendorf, S. clxxxix; clxxiiij; clxxxix) < Stobaios 4,32,12; Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,55; Stobaios 4,32,19. Vgl. KG 5052 = Sg. 1128 23. 10. 1541. Die drey hannen (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 137). Eine laszive Kaufmannsfrau besitzt drei Hähne. Die Magd versteht deren Sprache. Während des Kaufmanns Abwesenheit kräht um Mitternacht einer der Hähne. Die Magd erklärt auf Befragen der Herrin, der Hahn habe ihren Ehebruch „hinausgekräht“. Die Herrin lässt das Tier töten und braten. Ebenso ergeht es dem zweiten Hahn. Der dritte Hahn kräht nach Aussage der Magd jedoch den lateinischen Spruch: Audi, vide et tace, / vis viuere in pace! Diesen Hahn, da er so weise sei, lässt die Hausfrau am Leben. Schluss: Sagt man der Welt die Wahrheit, muss man viel leiden, versteht man jedoch zu heucheln, dann geht es einem gut. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 9. Vgl. KG 1129, 5108 = Sgg. 1129 23. 10. 1541. Die drey hannen der puelerin (K./G. 22,260; G./D. 1, Nr. 69). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1128 = Ml. Vgl. 5108 = Sg. 1130 30. 10. 1541. Gesprech. Wer der künstlichst werckman sey (K./G. 7,471). 200 Vs. Der Dichter ist zusammen mit jemand anderem bei einem guten Freund eingeladen, man isst und trinkt, unterhält sich gut, und die Frage kommt auf, wer der künstlichst werckman sey. Der Gastgeber nennt den Zimmermann und begründet das sachlich sowie mit Bibel und Klassikern. Der andere Gast tritt ähnlich für den Steinmetz ein, und der Dichter nennt den Maler und begründet das ausführlich. Der andere Gast sagt viel dagegen, aber der Dichter führt noch an, dass der Maler Geschichten erzähle und andere Künstler wie Bildhauer etc. erheblich anrege. Seine Nennung berühmter Maler endet mit Albrecht Dürer. 1131 6. 11. 1541. [E] Das bitter-sües ehlich leben (K./G. 4,331; G./D. 1, Nr. 70). 166 Vs. Als der junge Dichter eines Abends vor die Tür der Liebsten schleicht, hält ihn sein alter Meister fest, dem er nach einigem Zögern sagt, er wolle noch heint ein weib nemen. Nach einigem Hin und Her zwischen Warnung des Alten und Bekenntnis des Jungen zu seiner Geliebten fragt dieser nach der Ehe des Meisters. Der nennt im stichischen Verswechsel Vorteile und Nachteile seiner Frau/Ehe und rät zum Abwarten. Der junge Dichter heiratet auch erst nach drei Jahren, empfiehlt aber auf jeden Fall die Ehe. Vgl. KG 2546 = Ml. Lit.: Weber 1985; Straub/Weiss 1989; Schmidt/Windsheimer 1994, 46–49; Classen 2003, 512.



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1132 9. 11. 1541. Der Kampf mit dem poesen weib (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 138). 1526 nennt ein Bauer in Siebenbürgen zu Recht eine Frau Pfaffenhure. Da er keine Zeugen beibringen kann, besteht die Frau auf einem Gerichtskampf. Der Mann steht bis zum Gürtel in einer Grube und hat als Waffe ein halbes Schwert. Die Frau bekommt eine lange Stange. Nach hartem Kampf richtet der Bauer die Frau übel zu, schließlich erklärt sie ihn zum Sieger. Auf dem Heimweg wird der Bauer von Verwandten der Hure erschlagen, nach vier Tagen findet man auch sie tot im Wald. Schluss: Dieses Weib ist einer der neun bösen wuerm. Mit drei solchen Weibern könnte man den schlimmsten Teufel fangen. Lit.: Brauner 1988, 199.

1133 1.  12. 1541. Ein prophezey der zukunft Cristi (Sachs, Neuer Ton). Gott wird sich seines Volkes, das von Assur bedrängt wird, erbarmen und es wieder sammeln [Str. 1 und 2]. Auslegung: Jerusalem bedeutet das ganze menschliche Geschlecht, das im strengen Gesetz gefangen lag. Assur wird dem Teufel verglichen, der das Volk bedrängte, bis Christus kam und zu uns sprach, und bis seine Jünger vom Heil und von Gottes Huld predigten. Gott ist unser König, der uns in Gnade ewig regieren wird. Wir sollen Gott danken und ihn preisen, weil er uns alle erlöst hat. Wir sollen uns von den Sünden reinigen und guten Willens sein. Dann führt er uns aus lauter Gnade in sein Reich [Str. 3]. Q.: Jes 52,1–12. 1134 1. 12. 1541. Der affen kunig (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 139). Zwei Gefährten kommen nach Delos. Dort stoßen sie auf viele Affen. Die Affen nehmen die beiden Männer gefangen und bringen sie vor den Affenkönig. Der fragt die beiden, für wen sie ihn hielten. Der erste lobt auf heuchlerische Manier den Affenkönig und wird dafür zum Kanzler berufen. Der andere Gefährte hofft, noch besser belohnt zu werden, wenn er die Wahrheit sage. Als er den Affenkönig aber ein unvernünftiges Tier nennt, lässt ihn der König von den Affen zerreißen und beißen, bis er stirbt. Schluss: Am Hofe gilt nur Schmeichelei. Weil die Wahrheit so verachtet ist, leidet das „Regiment“. Q.: Romulus 4,8 = 78 T. (4,8 Steinhöwel). Vgl. KG 5285 = Sg. 1135 1. 12. 1541. Der kranck esel (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 140). Ein Wolf heuchelt einem kranken Esel Mitleid vor und betastet ihn überall. Doch der Esel durchschaut das. Wo ihn der Wolf berühre, dort sei der Schmerz am stärksten. Schluss: Man soll keinem Heuchler trauen, auch wenn er sich freundlich stellt. Q.: Romulus 4,15 = 89 T. (4,13 Steinhöwel). 1136 5. 12. 1541. Der ritter sant Jörg (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 141). Ein Pfarrer verheizt Heiligenstatuen. Der Kirchenpfleger ist darüber erbost. Er bohrt in die Statue des St. Jörg Löcher und füllt Pulver hinein. Danach bringt der Mesner die Statue zum Pfarrer, der sein Bad damit heizen will. Zusammen mit Gästen will der Pfarrer einen vergnüglichen Abend verbringen. Als die Statue zu brennen anfängt, explodiert das Pulver. Mit einem lauten Knall reitet St. Jörg durch den Ofen in die Stube ein. Die Gäste rennen davon, es gibt ein großes Durcheinander. Der Pfarrer bekennt daraufhin dem Volk seine Sünden und will eine Wallfahrt ausrichten. Doch der Pfleger ist dagegen. Zum Schaden hat der Pfarrer auch noch den Spott. Vgl. KG 1144, 5720 = Sgg. Lit.: Loleit 2008, 63–70; Dehnert 2017, 447–449.

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1137 6. 12. 1541. Die füenfzig namen Cristj (Sachs, Klingender Ton). Unter Hinweis auf die Geburt Jesu werden fünfzig das Wesen Christi kennzeichnende Titel, teilweise in anaphorischer Reihung, aufgezählt. Lit.: Dehnert 2017, 230  f.

1138 6. 12. 1541. Der padknecht (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 142). Ein reicher Bürgersohn verschleudert sein Geld und muss sich als Badeknecht verdingen. Im Bad rät ihm ein Kaufmann, sich als Geliebte eine Bürgersfrau zu nehmen. Als beide einander wieder begegnen, erzählt der Badeknecht von seiner Geliebten. Der Kaufmann muss feststellen, dass es sich um seine eigene Frau handelt. Er fragt nach dem nächsten Rendezvous und will den beiden auflauern. Als er hinzukommt, kann die Frau den Badeknecht gerade noch unter einer Heringstonne verstecken. Auch bei einem späteren Versuch findet der Kaufmann den Rivalen nicht. Vor Wut zündet er sein Haus an, so dass alle verbrennen. Schluss: Dem alten Kaufmann ist recht geschehen. Wer Untreue verursacht, auf den schlägt sie zurück. Lit.: Loleit 2008, 71 A. 104.

1139 14. 12. 1541. Die opfrung Jesw in tempel (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1545, 3199, 3669, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. 1140 23. 12. 1541. Die junckfraw Iphigenia (Lorenz, Blumenweise; A. Roth 2016, 343–345). Agamemnon betritt versehentlich den heiligen Bezirk der Göttin Diana. Zur Strafe wird sein Heer von einer Krankheit heimgesucht. Eine weise Frau rät, durch Opferung der Tochter Agamemnons Diana zu versöhnen. Agamemnon weigert sich, obwohl das Heer ihn sehr bedrängt [Str. 1]. Odysseus bringt Iphigenie unter dem Vorwand, sie werde mit Achill verheiratet, in den Wald der Diana. Als man sie dort opfern will, zieht ein Ungewitter auf. Alle fliehen unter das Gebüsch. Eine Stimme verkündet, die Göttin nehme das Opfer nicht an. Sie habe sich Iphigenies erbarmt [Str. 2]. Als Achill von der Opferung Iphigenies erfährt, will er ihr zu Hilfe eilen. Ein seltsames Tier kommt zum Altar und wird an Stelle Iphigenies geopfert; darauf wird das Wetter wieder schön. Schluss: Die Seele soll in Not nicht verzagen; die Natur bietet den Menschen ihre Hilfe an. Gott ist barmherzig. Er verkehrt seinen Grimm in Güte [Str. 3]. Q.: Dictys Cretensis 1,19–23 (Tatius Alpinus). Lit.: Fochler 1990, 116; A. Roth 2016, 254–260.

1141 28.  12. 1541. [E] Der ungluckhaftig scharmützel deß Türcken vor Ofen mit deß königs heerleger vor Ofen, anno 1541 im September geschehen (K./G. 2,423). 120 Vs. Ausführliche Schilderung der Kämpfe um Ofen (Buda) und anschließend der Einnahme von Pest, die durch die Niederlage der Türken ermöglicht ist.

Lit.: Feuerstein 2001, 215  f.; Rettelbach 2002, 641 („[…] Spruchgedicht, in dem er […] die eigenen Sünden als Grund für Gottes Strafe aufführt, ganz ohne politische Seitenhiebe übrigens. Man darf das Gedicht, das als Einzeldruck veröffentlicht wurde, durchaus als Teil der innerstädtischen Kampagne sehen.“).



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1542 1142 1. 1. 1542. Der vngeratten sun (Sachs, Kurzer Ton). Ungehorsame Söhne sollen vor Gericht gestellt und gesteinigt werden [Str. 1 und 2]. Schluss: Würden heute alle ungehorsamen Söhne gesteinigt und würde die Jugend in Furcht aufwachsen und gehorsam sein, so würden Redlichkeit, Ehrbarkeit und Tugend zunehmen [Str. 3]. Q.: 5Mose 21,18–21. 1143 1. 1. 1542. [E] Der todt ein end aller irrdischen ding (K./G. 1,460). 533 Vs. Der Dichter liegt als „Jedermann“ in der Nacht des Neujahrstages im Bett, und der scheußlich anzusehende Tod kommt zu ihm. Der mensch will noch seine Sachen ordnen, aber der Tod lässt ihn nicht. Dann beruft der Dichter (= der mensch) sich hintereinander auf Jugend, Schönheit, Gesundheit, Stärke, Kühnheit, Vernunft, Kunst, Wollust, Arznei, Glück, Welt, Gewalt, Adel, Ruhm/Ehre, Reichtum, Freundschaft, Gattin, Kinder, Tugend, Dünkel, Geiz, Unkeuschheit, Völlerei, Neid, Trägheit, Reue, Bekenntnis, Buße, Hoffnung, Glaube, Liebe. Bis auf die göttliche Liebe, die ihn auf Gott verweist, können ihm alle nicht helfen oder machen ihn noch trauriger, was sie z.  T. wieder mit den üblichen Zitaten belegen. Als er vom Traum erwacht, macht er sich nochmals klar, wie vergänglich alles ist, und mahnt zur Buße. Lit.: Schade 1986, 572  f.; Schade 1988, 87  f.

1144 6. 1. 1542. Der ritter sant Jörg den der pfarrer zw Drosafelt verprennet (K./G. 22,262; G./D. 1, Nr. 71). 62 Vs. Inh. wie KG 1136 = Ml. Vgl. 5720 = Sg. Lit.: Loleit 2008, 63–70.

1145 11. 1. 1542. Der kunig Midas (Sachs, Goldener Ton). König Midas wünscht sich von Bacchus, dass alles, was er berühre, zu Gold werde. Da aber selbst Speise und Trank zu Gold werden, ruft er Bacchus zu Hilfe. Seine Not hat ein Ende, als er sich auf Bacchus’ Rat hin im Pactolus rein wäscht [Str. 1]. Pan und Phoebus disputieren und setzen Midas als Schiedsrichter ein. Da Midas grob ist, erkennt er Pan, dem bäurischen Gott, den Preis zu. Darüber verärgert, lässt Phoebus dem Midas Eselsohren wachsen. Midas verbirgt die Eselsohren, nur sein scherer weiß von ihnen. Der kann das Geheimnis aber nicht für sich behalten. Er gräbt im Wald ein Loch und schreit dort hinein, dass Midas Eselsohren hat. Später wächst aus dem Loch ein Strauch, und wenn der Wind kommt, erzählen die Sträucher von den Eselsohren des Königs. Schluss: Ovid verspottet mit dieser Fabel die Habgier. Aus dem Reichtum erwächst niemals Vernunft, der Habgierige bleibt immer ein Tor [Str. 2 und 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, Genealogiae deorum gentilium? 1146 12. 1. 1542. Das judicium paridis (Sachs, Goldener Ton; A. Roth 2016, 345  f.). Parisurteil [Str. 1 und 2]; Raub der Helena, Menelaos zerstört Troja. Schluss: Mancher wird trotz Verstand (Minerva) und Besitz (Juno) von Wollust (Venus) geblendet [Str. 3]. Q.: Dares Phrygius 7 (Tatius Alpinus). Vgl. KG 1950 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 179–186.

1147 12. 1. 1542. Das sterben Ulisis (Frauenlob, Vergessener Ton; A. Roth 2016, 377  f.). Der zurückgekehrte Odysseus hat einen Traum. Er lässt ihn von Wahrsagern exponiren.

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Alle raten ihm, sich vor seinem Sohn zu hüten. Telemach wird nach Kephalonia gebracht und bewacht. Indes kommt Telegonos, der von Odysseus mit Kirke gezeugt worden war, unerkannt nach Ithaka. Da die Wachen ihn nicht einlassen wollen, gibt es einen Tumult. Odysseus kommt hinzu und will sich gegen den jungen Mann wehren, da er sein Leben bedroht glaubt. Da trifft ihn Telegonos. Dieser gibt sich dem schwer Verwundeten zu erkennen. Ulises bekennt sich zu ihm und stirbt nach drei Tagen. Q.: Dictys Cretensis 6,14  f. (Tatius Alpinus) Lit.: A. Roth 2016, 235–239.

1148 13. 1. 1542. Das weiber nemen (Sachs, Rosenton). Theophrast rät einem Freund, nur dann zu heiraten, wenn die zukünftige Frau tugendhaft, von guter Abstammung und von gesunder Jugend sei. In jedem anderen Fall soll man das Heiraten sein lassen, gleichgültig, ob die Frau reich oder arm, schön oder hässlich ist. Auch solle man keine Frau zukünftiger Kinder oder der Wollust wegen nehmen. Einem jungen Mann rät Diogenes, mit dem Heiraten zu warten, der alte Mann jedoch soll sich des Weibs enthalten. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xciijv + Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 219 Nr. 25 P. (Eppendorf, S. clxxijf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,54. Vgl. KG 1149, 5726 = Sgg. 1149 13. 1. 1542. Ob ein weiser man ein weib sol nemen oder nit (K./G. 22,264). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1148 = Ml. Vgl. 5726 = Sg. 1150 15. 1. 1542. Der Edelmann mit dem narren wagen (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 143). Ein gewalttätiger und geiziger Edelmann liegt im Sterben. Der Arzt gibt ihm keine Chance mehr, noch heute werde er „dahinfahren“. Der Narr hört das und sieht nach, ob Vorbereitungen für eine Reise getroffen würden. Als er nichts davon merkt, eilt er zum Kranken und teilt ihm das mit. Aber der Edelmann klärt ihn über den wahren Sachverhalt auf. Da rät ihm der Narr, sich doch für diese letzte Reise vorzubereiten. Der Edelmann bereut all seine Sünden. Schluss: Wir sollen nicht unvorbereitet dem Tod gegenübertreten, wenn er plötzlich über uns kommt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 45. 1151 22.  1. 1542. Das menschlich leben (Lorenz, Blühweise). Ein Mann wird von einem Löwen gejagt. Er sucht in einem Brunnen auf einem sich drehenden Stein Zuflucht. Nur an zwei Ästen kann er sich festhalten, diese werden jedoch von Mäusen angenagt. Vier grausame Tiere wollen den Menschen verschlingen, während in der Tiefe ein Drache mit aufgesperrtem Maul auf den Verängstigten wartet. Als der Mann aus einem Stein Honigseim herausfließen sieht, labt er sich daran und vergisst alle Angst und Gefahr. Dieser Mann gleicht jenem, der, von seiner bösen Begierde aus tugendhaftem Leben verjagt, in die Welt flüchtet. Die zwei Äste entsprechen Tag und Nacht, der Zeit, an die ein solcher Mensch sich hält, während er auf das Glück, dargestellt im sich drehenden Stein, vertraut. Die vier wilden Tiere entsprechen den vier Elementen, aus denen der Mensch besteht, der Drache entspricht der Hölle. Wollust, Ehre und Reichtum werden mit dem Honigseim verglichen. Der Mensch bleibt durch Begierde vollkommen verblendet, wenn ihn nicht Gott vor dem Fall rettet. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 1,14 (S. 14  f. G.). Vgl. KG 5054 = Sg.



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1152 28.  1. 1542. Die Eprecher leer (Nachtigall, Geteilter Ton). Warnung vor Unzucht. Schluss: Vor Huren soll man fliehen; sie ziehen die Seele zur Hölle. Man soll sich treu an seine Ehefrau halten und sie mit niemandem teilen. Q.: Spr 5. Vgl. KG 5843 = Sg. 1153 13. 2. 1542. Der kunig Balthasar (Eislinger, Langer Ton). König Belsazars Gastmahl und die wunderbare Schrift, die Daniel deutet. Schluss: Die Obrigkeit soll kein gottloses Leben führen. Q.: Dan 5. Vgl. KG 5074 = Com. 1154 15. 2. 1542. [E] Die drey klaffer (K./G. 3,351). 220 Vs. Der Dichter, wieder einmal in St. Annaberg, wird Ohrenzeuge des Gesprächs dreier Verleumder. Der erste verleumdet alles und jeden. Der zweite baut Verleumdung anderer aus. Der dritte ist noch schlimmer als die beiden anderen. Beschluß: Der Dichter empört sich über alle drei. Vgl. KG 4859 = Ml. 1155 21. 2. 1542. Solon mit seinem sun (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 144). Solon kommt zu Thales nach Milet und fragt ihn, warum er keine Frau habe. Thales will die Frage in drei Tagen beantworten. Er verabredet sich mit einem Mann, der vor Solon einen aus Athen kommenden Wanderer mimen soll. Als Solon diesen vermeintlichen Wanderer nach Neuigkeiten aus Athen befragt, erzählt jener, Solons Sohn sei gestorben. Da wird Solon sehr traurig. Doch Thales erheitert ihn wieder. Er wollte zeigen, dass er nicht geheiratet hat, um nicht den Verlust eines Kindes erleiden zu müssen. Sprichwort: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Q.: Plutarch, Solon 6 (Boner). Vgl. KG 1156 = Sg. und 4771 = Fsp. 1156 21. 2. 1542. Historia. Der weis Solon von Athen mit seinem suen (K./G. 22,266). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1155 = Ml. Vgl. 4771 = Fsp. 1157 22. 2. 1542. Der Jepthe (Sachs, Bewährter Ton). Jephthah opfert nach dem Sieg über die Ammoniter seinem Gelübde gemäß die eigene Tochter. Schluss: Führt man in Gottesfurcht Krieg gegen den gottlosen Tyrannen, dann schenkt Gott den Sieg. Das Wort Gottes soll man immer treu bewahren. Q.: Ri 11,30–40. Vgl. KG 2007, 4484, 4708 = Mll. und 4820 = Trag. 1158 23. 2. 1542. Der kue dieb (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 145). Ein Bauer hat einen Dieb zu Gast. Beide verabreden, gemeinsam in die Stadt zu gehen. In der Nacht zuvor stiehlt der Dieb dem Bauern die Kuh und bindet sie im Wald an. Auf dem Weg zur Stadt trennen sich beide, da der Dieb angeblich Schulden eintreiben will. Er bindet die Kuh los, trifft den Bauern wieder und erklärt diesem, dass er die Kuh zur Begleichung der Schulden erhalten habe. Der Bauer wundert sich lediglich über die Ähnlichkeit dieses Tieres mit seiner eigenen Kuh und lässt sich sogar überreden, im Auftrag seines Begleiters das Tier zu verkaufen. Beide erhalten nach dem Kauf bei einem Wirt nichts zu essen, was den Dieb veranlasst, diesem eine Zinnplatte und den Mantel mit List zu entwenden. Erst als der Dieb verschwunden ist, klärt sich der dreifache Betrug auf. Schluss: Man soll sich vorsehen und nicht allzu sehr vertrauen, dann bleibt man unbetrogen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 17 Ö. Vgl. KG 3478 = Fsp. und 5106 = Sg. 1159 24. 2. 1542. Ein anfang zw ostern (Sachs, Rosenton). Den Demütigen schenkt Gott seine Gnade. Auslegung: Kurze Zusammenfassung. Gott hat Christus wieder aufge-

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richtet, als er im Tod daniederlag. Er sitzt nun zur Rechten Gottes und ist König auf dem himmlischen Gnadenthron. Er macht die unfruchtbare Heidenschaft durch den Glauben fruchtbar, so dass ihre Kinder Gott angenehm werden. „Alleluia“ bedeutet für uns heute, Gott zu jubilieren. Q.: Ps 113. Vgl. KG 6035 = Sg. 24. 2. 1542. Das vbergeben reich Cristi (Beckmesser, Neuer Ton). Gott ist mit dem König. Deshalb wird ihm Dank gesagt. Schluss: Der Psalmist prophezeit Christi Erwählung zum König. Von ihm wird seinem Volk das Erbteil geschenkt. Er wird die Feinde, die sein Wort verfolgen, stürzen. Q.: Ps 21. Vgl. KG 5939 = Sg. 1. 3. 1542. [E] Historia der zweyen könen Römer, Horacii und Mucii (K./G. 2,317). 146 Vs. Inh. u. Q. wie KG 291 + (203) 796 = Mll. Vgl. 4221 = Com. Am Schluss Betonung, dass beide für den Gemeinnutz eintraten. 4. 3. 1542. Die pegreptnus Cristi (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 386 = Ml., aber hier 27,45–56: Tod Jesu am Kreuz. Vgl. 558, 3511, 3979 = Mll. Schluss: Jesus, unser Heiland, starb willig für unsere Missetat, damit wir das ewige Leben haben. 4. 4. 1542. Drey ler Socratis (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Drei Lehren des Sokrates: 1. Tote soll man nicht befragen; sie können keine Antwort geben. Die Dinge, die Mönche und Pfaffen einst von den Toten erfahren, sind dantmer [Str. 1]. 2.  Von den Reichen und Geizigen soll man keine Gabe erbitten. Sonst muss man schamrot werden, wenn sie einen mit „scharfen Augen“ abweisen. Der Reichtum ist das Grab des Reichen [Str. 2]. 3. Narren soll man tadeln. Sie meiden die gute Zucht und tun nur das, was ihnen selbst gefällt. Deshalb sagt ein altes Sprichwort: Weil jedem seine eigene Art und Weise so gut gefällt, deshalb ist das Land voller Narren [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 631 Nr. 55 P. (Eppendorf, S. dlij) < Stobaios 3,10,55. 16. 3. 1542. [E] Ein thyrannische that deß Türcken, wie er sechs hundert gefangne knecht elendigklich hat lassen nider hawen, auch die königin ins elend verschicket, im 1541 jar (K./G. 2,431). 84 Vs. Am 27. 8. wird der ungarischen Königin ihr Kind weggenommen, Ofen (Buda) wird eingenommen, die Königin in die Türkei geschickt. Am 2. September ein Gemetzel unter den Gefangenen der Türken; hervorgehoben wird die Hinrichtung von drei Fähnrichen durch Pfeilschüsse. Der Dichter bittet die Fürsten um Hilfe und fordert zur Buße auf. 24. 3. 1542. Die erscheinung vnd himelfart Cristj (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,14–20. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Auslegung: 1. Wie Jesus seine Jünger im Glauben stärkt, so hilft uns sein Geist in unserer Schwachheit. 2. Christi reines Wort soll gepredigt werden, damit sich seine Cristlich purgerschaft vermehre. 3. Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, ist unser Fürsprecher. Er wird uns das ewige Leben schenken [Str. 3]. 30. 3. 1542. Der Jacob mit Esaw (Eislinger, Langer Ton). Jakob listet seinem Bruder Esau den Erstgeburtssegen ihres Vaters Isaak ab. Isaak belegt Esau mit seinem Fluch. Auslegung: Esau entspricht allen Wollüstigen, die sich nicht am Wort Gottes erfreuen und sich so den Fluch zuziehen. Die das himmlische Erbteil suchenden Christen



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werden mit Jakob verglichen. Sie leben nach dem Wort Gottes, müssen sich jedoch vor Esau hüten, der sie bis in den Tod verfolgt. Doch die Verfolgung erleiden müssen, werden von Gott beschützt. Das Wort Gottes verhilft zum ewigen Sieg. Q.: 1Mose 27,1– 40. Vgl. KG 3215 = Com. 1167 30. 3. 1542. Der Küenstner Archimedes (Sachs, Goldener Ton). Archimedes beschäftigt sich mit Astronomie und Waffentechnik. Als Syrakus von dem Römer Marcellus erobert wird, tötet ein Soldat den Gelehrten, der gerade beim Studium sitzt und bittet, man möge seine figur nicht zerstören. Marcellus, der zuvor befohlen hatte, Archimedes zu schonen, lässt ihn feierlich bestatten. Schluss: Wegen seines Fleißes starb Archimedes. Fleiß zeichnet einen guten werckman aus, und er verleiht dem Meister Ehre und Lob. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 1,23,5–8 B. (1,2,12 Vigilius, VIIr–VIIv). Vgl. KG 5130 = Sg. 1168 31. 3. 1542. [E] Ein Dischzuecht (Sachs, Rosenton). Tischzucht. Vgl. KG 648, 1214 = Sgg. 1169 31. 3. 1542. Kampff-gesprech zwischen zorn unnd senfftmütigkeit (K./G. 3,142). 212 Vs. Der Dichter sieht nachts im Mondschein ein schreckliches Weib und ein holdseliges. Dieses, die Sanftmütigkeit, spricht erst zu ihm, dann spricht kurz der Zorn, woraufhin Sanftmütigkeit in einer langen Rede mit vielen Verweisen auf Klassiker wie Seneca, De ira und auf „historische“ Präzedenzfälle den Zorn negativ charakterisiert. Lit.: Sasse 2015b, 315–317; Sasse 2020b, 179 A. 643.

1170 6. 4. 1542. Das fues waschen (Sachs, Neuer Ton). Jesus wäscht den Jüngern die Füße [Str. 1 und 2]. Zwei Lehren sollen wir aus dem Text entnehmen: 1. Wer glaubt und die Taufe empfangen hat, dessen Geist ist im Geist geistlicher Wiedergeburt gewaschen und ganz rein. 2. Christus hat sich uns selber zu einem exempel gegeben, dass auf Erden jeder Christ den Nächsten lieben und ihm stets dienen soll. Obrigkeit und Geistliche sollen der gemain ein Knecht sein und allein Christus anhängen. Er hat uns am Kreuz erlöst [Str. 3]. Q.: Joh 13,1–15; Phil 2,7. Vgl. KG 5496 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 219–222.

1171 7. 4. 1542. Als Cristus die stet det scheltten (Sachs, Neuer Ton). Jesu Zeugnis von Johannes dem Täufer und seine Weherufe über galiläische Städte [Str. 1 und 2]. Auslegung: In gleicher Weise hat Christus auch in dieser letzten Zeit zu uns gepredigt; die Heilige Schrift ist uns „deutsch und offen“. Würde unter den Juden so klar von Jesus gepredigt, würden sie sich bessern. Täglich hören wir Gottes Wort und rühmen uns dessen, doch Besserung findet man an keinem Ort. Wenige bekehren sich und tun Buße, die meisten leben in Laster und Schande – in ganz Deutschland. Und es wird von Jahr zu Jahr noch ärger. Bald wird die Strafe Gottes folgen [Str. 3]. Q.: Mt 11,16–24. Lit.: Feuerstein 2001, 218.

1172 7. 4. 1542. Der thot Achillis (Lorenz, Blühweise; A. Roth 2016, 351  f.). Bei der Trauerfeier für Hektor sieht Achill Polyxena und verliebt sich in sie. Doch Priamus wehrt sein Ansinnen ab. Achill tötet in der Schlacht Troilus, den Sohn des Priamus. Hekuba lockt Achill in den Hain Apollos. Dort könne er Polyxena treffen. Achill reitet heimlich aus dem Lager der Griechen, begleitet von Antilochus. Doch im Apollotempel sind Paris

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und Phlewphebus (Deiphobus) verborgen, die den ahnungslosen Achill überfallen. Trotz Gegenwehr werden Achill und Antilochus getötet. Paris will Achills Leichnam den wilden Tieren vorwerfen, doch Helenus hält ihn davon ab. Das griechische Heer bestattet Achill feierlich. Schluss: Krieg, Frauenlist und außerehelicher Sex bringen manchen Menschen ins Grab. Q.: Dares Phrygius 27–34 (Tatius Alpinus). Vgl. KG 4322 = Trag. Lit.: Fochler 1990, 117; A. Roth 2016, 167–171.

1173 8.  4. 1542. Das merbolsteinen pild (Frauenlob, Vergessener Ton). Die griechische Inschrift eines Marmorbildes in Sizilien verheißt dem, der daran glaubt, am 1. Mai die Vergoldung des Bildkopfes. Der Erste, der am vorgeschriebenen Tag bei Sonnenaufgang den Kopf des Bildes anbohrt, hat kein Glück. Ein anderer misst den Schatten, den der Kopf des Bildes wirft, und findet eine Truhe mit 3000 Dukaten in der Erde vergraben. Schluss: Nicht der Faule, sondern der Fleißige und Vorsichtige hat beim Handeln Erfolg. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,29 B. (3,1,30 Vigilius, XXXIXv-XLr). 1174 15.  4. 1542. Die drey planetten (Nachtigall, Geschiedener Ton; Rettelbach 2019, 275–277). Mars ist der dritte Planet. Er verleiht seinen Kindern Kampfesmut. Seine Vorliebe gilt den Pferden und dem Kriegswesen [Str. 1]. Apollo, die Sonne, ist der vierte Planet. Wer unter ihm geboren wird, der ist treu und tapfer. Seine Kinder werden mit Ehren alt und erlangen hervorragende Stellungen. Tugendhaft und höfleiche widmet er sich dem Saitenspiel und ist von trockener und warmer Natur [Str. 2]. Venus, der fünfte Planet, verleiht seinen Kindern die Eigenschaften der Liebe. In Saitenspiel, Gesang, schöner Kleidung und in Freimütigkeit ist er jedem gefällig. Schluss: Nur einem bestimmten Mann sind die Eigenschaften der drei Planeten verliehen. Der Name des Mannes ist in „verborgenen Buchstaben“ in diesem par angeführt. Gott bewahre ihm sein Leben lange Zeit [Str. 3]. (Akrostichon: Kristof Loz). Lit.: Rettelbach 2019, 275–277.

1175 15. 4. 1542. Die Drey rewstueck Catonis (Regenbogen, Kurzer Ton). Drei Dinge bereut Cato : einer Frau ein Geheimnis anvertraut zu haben [Str. 1], zu Wasser und nicht zu Lande gereist zu sein, um der Gefahr zu entgehen [Str. 2], unnütz verbrachte Tage [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 395 Nr. 43 P. (Eppendorf, S. cccxlvij) < Plutarch, Cato d. Ä. 9,6. 1176 15. 4. 1542. Drey strafred Catonis (Regenbogen, Blauer Ton). Cato rügt einen Alten, der trotz seiner Hinfälligkeit immer noch lasterhaft ist [Str. 1]. Als Cato auf recht grobe Weise gescholten wird, verbittet er sich die für ihn ungewohnten Worte. Wer übersehen und überhören kann, der lebt tugendhaft [Str. 2]. Einer behauptet, ein Narr nütze einem Weisen, doch nicht umgekehrt. Denn der Narr erkennt die klugen Handlungen des Weisen nicht, während sich der Weise, die Torheit des Narren betrachtend, davor hütet. Sprichwort: Jedem gefällt seine Weise am besten. Deshalb ist Deutschland voller Narren [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 391 Nr. 15, S. 395 Nr. 45, S. 394 Nr. 39 P. (Eppendorf, S. cccxljf.; cccxlvij; cccxlvj) < Plutarch, Cato d. Ä. 9,6; 9,7; 9,4.



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1177 18. 4. 1542. Die drey trueglichen weisag Apollinis (Frauenlob, Blauer Ton). Kleophantus befragt in spöttischer Absicht Apollo in Delphi, ob er ein Pferd finden werde. Der Gott bejaht es, prophezeit jedoch, dass Kleophantus vom Pferd fallen werde. Auf dem Rückweg fällt er in eine Schlucht. Seitdem nennen die Hirten den Berg, von dem er herabstürzte, „Pferd“ [Str. 1]. König Philipp befragt das Orakel, ob ihm ein Unglück widerfahren werde. Trügerisch rät Apollo, Philipp solle alle Wagen zerlegen. Sein Feind Pausanias kann den Wehrlosen mit Hilfe eines Wagens töten [Str. 2]. Während des Krieges mit den Parthern befragt Trajan das Orakel, ob er Schiffbruch erleiden werde. Apollo gibt keine Antwort, lediglich kleine zerschnittene Weinreben lässt er dem Kaiser überreichen. Der Kaiser erkrankt im gleichen Monat und stirbt bei der Weinlese. Schluss: So macht der Teufel mit Wahrsagerei blauen Dunst vor. Die Wahrsager reden wie der Blinde von der Farbe [Str. 3]. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,29,2  f.; 27,1; 17 B. (4,2,15; 13; 4 Vigilius, LXXv–LXXIr; LXXv; LXVIIIv). 1178 25. 4. 1542. Drey wunderlich traum (Mügling, Traumweise). Jupiter rät Hannibal im Traum, nach Rom zu ziehen. Zusätzlich erscheint im Traum ein grausames, schlangenhaftes Tier, das Hannibal bedeutet [Str. 1]. Himera wird im Traum der Weg in den Himmel gewiesen. Dort sieht sie Jupiter und zu dessen Füßen einen gefesselten, sommersprossigen Mann. Himera wird prophezeit, dieser Mann werde einst Tyrann sein. Als Dionysios seine tyrannische Herrschaft ausübt, erkennt Himera ihn wieder. Sie wird deshalb getötet [Str. 2]. Die Mutter des Tyrannen Phalaris träumt, dass Merkur eine Schale Blut ausgießt, während sie unter seiner Statue betet. Das Blut schwillt an und durchdringt das ganze Haus. Darüber erschrickt die Frau, die in ihrem Schoß Phalaris trägt. Schluss: So deutet mancher Traum an, was sich erfüllen wird [Str. 3]. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,63,5  f.; 66,1; 65 B. (4,3,26 [vgl. KG 4323 = Ml.]; 29; 28 Vigilius, LXXIXr–LXXIXv; LXXIXv–LXXXr; LXXIXvf.). 1179 1. 5. 1542. Die ritterliche junckfraw Camilla (Frauenlob, Ritterweise). Um einem Aufstand zu entgehen, flieht Metabus, König der Volsker, mit seiner Tochter Camilla in den Wald. Diana beschützt das Kind, und Metabus ernährt es mit der Milch wilder Tiere. Mit zwölf Jahren ist Camilla eine gute Jägerin. In Felle gekleidet, bewahrt sie ihre Keuschheit und flieht alle „Weichmütigkeit“. Nach einigen Jahren wird sie von den „Landsherren“ erkannt und erhält die Herrschaftsgewalt. Sie rüstet sich, um Turnus im Krieg gegen Äneas beizustehen, doch wird sie dabei durch einen vergifteten Pfeil getötet. So endet ihr keusches Leben in ritterlicher Ehre. Schluss: Eine solche Jungfrau findet man heute nicht mehr. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  39 (37 Steinhöwel). Vgl. KG 3906 = Ml. (Str. 1). 1180 2. 5. 1542. Die kewsch Penelope (Frauenlob, Grüner Ton; A. Roth 2016, 379  f.). Penelope widersteht dem Drängen und Treiben der Freier. Odysseus, der als Bettler verkleidet zurückkehrt, wird von seinem Hund erkannt. Odysseus rächt sich an den Freiern. Schluss: Die keusche und treue Penelope soll allen Frauen Vorbild sein. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 40 (38 Steinhöwel). Lit.: A. Roth 2016, 153–159.

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1181 10. 5. 1542. Die gefencknus Petri (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 125 = Ml. Vgl. 2555 = Ml. 1182 11. 5. 1542. Rea die mueter Remi vnd Romuli (Frauenlob, Würgendrüssel). Die Brüder Numitor und Amulius regieren über das lateinische Reich. Amulius verstößt seinen Bruder und lässt dessen Sohn Lausus töten. Die Tochter Numitors, Rhea Silvia, schickt er in ein „Kloster“, um sie zu ewiger Keuschheit zu verpflichten. Doch sie zeugt mit einem jungen Mann Remus und Romulus. Amulius lässt Rhea zur Strafe lebendig begraben, die beiden Kinder lässt er an den Tiber tragen. Sie werden von einer Wölfin gesäugt. Ein Hirte findet sie, in seinem Haus wachsen die Brüder heran. Mit ihren Anhängern gelingt es ihnen, Amulius zu töten. Numitor wird wieder in seine Herrschaft eingesetzt. Nach einiger Zeit reisen die Brüder ins Gebirge, mit Hilfe des Hirten erbauen sie Rom. Aus Neid erschlägt Romulus seinen Bruder, er bleibt alleiniger Herrscher. Schluss: Keine Gewalt bleibt beständig. Das Glück ist wandelbar. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 45 (43 Steinhöwel); Livius 1,3–7 (Schöfferlin). 1183 26. 5. 1542. Die kunigin Olimpias (Regenbogen, Grauer Ton). Olympias, die Gemahlin König Philipps II. von Makedonien, zeugt im Ehebruch Alexander den Großen. Philipp verstößt sie deshalb und heiratet Kleopatra. Olympias kann Pausanias überreden, Philipp zu töten. Dafür wird Pausanias ans Kreuz geschlagen. Olympias lässt ihm nachts eine goldene Krone aufsetzen und sein blutiges Schwert im Tempel Apollos opfern. Kleopatra und Olympias geraten so sehr in Streit, dass sich Kleopatra vor Verzweiflung das Leben nimmt. Olympias lässt Kleopatras Töchterchen steinigen, sie tötet auch den König Arrideus (Anidaios) und viele Feinde Philipps. Der Adel verbündet sich indes gegen sie, so dass sie die Stadt Epidua (Pydna) aufgeben muss. Stolz geht sie Kassander entgegen, um von ihm getötet zu werden. Ohne Angst beschließt sie ihr Leben. Schluss: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut muss wieder vergossen werden. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 61 (60 Steinhöwel). Vgl. KG 5181 = Sg. und 5445 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 218.

1184 30. 5. 1542. Die Kayserin sabina poppea (Mügling, Grüner Ton). Sabina Poppaea heiratet nach dem Tod ihres Gemahls Rufus Crispus ihren bisherigen Geliebten Otho, einen engen Vertrauten Neros. Doch Nero möchte Sabina für sich gewinnen. Seine Geliebte Atis wird ins Exil geschickt, Otho zum Statthalter in Lusitanien ernannt. Sabina und Nero leben in Wollust zusammen. Neros Mutter und seine Frau Octavia werden auf Sabinas Betreiben getötet. Im Zorn tritt Nero jedoch der Sabina in den schwangeren Leib, so dass sie sterben muss. Schluss: Wer viel Übles tut, den wird die göttliche Rache schamrot machen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 95 (90 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 218  f.

14. 6. 1542 Die Kinder und Enkel Severin und Martha Arnolts verkaufen ein Haus in der Spitalgasse für 610 Gulden an Hanns und Kunigund Sachs. [H 19]



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1185 4. 8. 1542. Der kandelgieser spruech (K./G. 22,268). 132 Vs. Als der Dichter einmal mit seinem Kram auf den Markt nach Nürnberg kommt, befragt er einen Kandelgießer über dessen Metier und bekommt im Wechselgespräch ausführliche Antworten. 1186 20. 8. 1542. Die zwelff tirannischen Kuenig (Sachs, Überlanger Ton). Zwölf Tyrannen: 1. Pharao, der Israel so sehr bedrängt. 2. Adoni-Besek, der siebzig Königen die Daumen abschlagen lässt. 3. Eglon, der Moabiterkönig; er vernichtet die Palmenstadt. Doch Ehud, von Gott gesandt, bringt den Tyrannen um. 4. Nebukadnezar, der Jerusalem einnimmt, seine Einwohner töten und den Tempel verbrennen lässt. Schließlich wird er wahnsinnig und lebt sieben Jahre wie ein Tier [Str. 1]. 5. Saul, der David nachstellt, unschuldige Priester erwürgt und sich der Zauberei zuwendet. Er nimmt sich mit dem Schwert das Leben. 6. Manasse, der sich dem Baalsdienst ergibt. Er verbrennt den eigenen Sohn und vergießt viel unschuldiges Blut. 7. Ahab betreibt ebenfalls Götzendienst. Er heiratet Isebel und straft alle Propheten Gottes. 8. Antiochus bringt Israel in große Not und lässt Männer und Frauen totschlagen. Schließlich verlangt er, Gottes Gesetz zu brechen [Str. 2]. 9. Sanherib überzieht Juda mit Krieg und treibt mit Gott seinen Spott. 10. Serab, der gegen Juda Krieg führen will, jedoch von Asa geschlagen wird. 11. Abimelech lässt siebzig seiner Brüder töten. Er nimmt Theben in Besitz. 12. Herodes, der die Kinder in Bethlehem umbringen lässt. Schluss: Die Christenheit muss viel durch Tyrannen erleiden. Gott möge sie alle stürzen [Str. 3]. Q.: 2Mose 1,6–14; Ri  1,6–8; 3,12–30; Dan  4,16–34; 1Sam, 2Kön  21; 1Kön,19–22; 2Makk  5; 7; 9; 2Kön  19; 2Chr 14,8–14; Ri 9,5; Mt 2,16–18. Lit.: Feuerstein 2001, 222  f.

1187 31. 8. 1542. Der 135. ein lobpsalmen (Örtel, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 776 = Ml. Vgl. auch 5932 = Sg. Schluss: Gott soll immer gelobt werden; er errettet uns aus allen Nöten. 1188 31. 8. 1542. Die verschwieg fraw Epitaris (Kettner, Osterweise). Epitharis erfährt von dem geheimen Beschluss des Senats, Nero zu töten. Als sich lange Zeit nichts tut, erzählt sie einem Fischer davon. Der berichtet alles dem Kaiser, ohne aber einen der Verschwörer nennen zu können. Epitharis wird gefangen genommen. Trotz aller Folter verrät sie keinen einzigen. Im Gefängnis erhängt sie sich. Schluss: Das Schweigen ist sehr zu loben. Eigentlich traut man Frauen nicht zu, dass sie schweigsam sein können. Doch gibt es auch leichtfertige Männer. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 93 (88 Steinhöwel). 1189 31. 8. 1542. Die sophonisbe (Zorn, Greferei). Als Scipio nach der Gefangennahme des Syphax die Auslieferung der mit Massinissa verheirateten einstigen Frau des Syphax, Sophonisbe, fordert, reicht ihr Massinissa den Giftbecher. Schluss: Dem aus blinder Liebe entspringenden Glück ist nicht zu trauen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 70 (69 Steinhöwel). 1190 8. 9. 1542. Der 145 lobpsalmen (Nachtigall, Leidton). Gott gebührt seiner Größe und Barmherzigkeit wegen Lob. Der Herr ist gerecht und hilft allen Gottesfürchtigen. Q.: Ps 145. Vgl. KG 4721 = Ml. und 5535 (verl.), 5930 = Sgg. Lit.: Dehnert 2017, 209  f.

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4. 10. 1542 Hanns und Kunigund Sachs verkaufen ihr „unter den hutern“ (heute: Kaiserstraße) ge­ legenes Haus um 665 Gulden an Adam und Magdalena Pröll. [H 20]

1191 6. 11. 1542. [E im Herzog-Ernst-Ton] Die kewsch Sussanna (Wolfram von Eschenbach, Flammweise). 13 Str. Inh. u. Q. wie KG 329 = Ml. Vgl. 4626 = Ml. und 5532, 5888 (verl.) = Sgg. Schluss: Ein Richter soll sich erst überlegen: wie, wo, wann, wer und warum, bis er die rechte Wahrheit findet. Keine Frau soll außerehelichem Sex gegenüber bereitwillig sein. Dass Zucht und Ehre der Frauen höchster Schatz seien, das wünscht Hans Sachs. 1192 7. 11. 1542. Der 40 psalm von der genedigen hilff Gottes (Sachs, Morgenweise). Gott hilft allen aus Angst und Not, die auf ihn vertrauen. Q.: Ps 40. Vgl. KG 5542 = Sg. 1193 30. 11. 1542. Der 150 psalm (Sachs, Rosenton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 512 = Ml. Vgl. 1213, 6052 = Sgg. Auslegung: 1. Gott soll gelobt werden, weil er uns gnädig ist, 2. weil er alles in seiner Hand hält, 3. wegen der Menschwerdung des Gottessohnes, der uns heilt und tröstet. 4. Die Instrumente des Tempelgottesdienstes sind Exempel für unser Gotteslob mit Herz und Gemüt. 5. Das ganze Leben sollen wir Gott preisen [Str. 2 und 3]. Lit.: Dehnert 2017, 2010  f.

1194 30. 11. 1542. Ein prophezey der gepurt Cristi (Nachtigall, Langer Ton). Jesaja prophezeit die Heimkehr des erlösten Volks [Str. 1 und 2]. Der Prophet verkündet hier das Kommen Christi. Er wird die von Gesetz und Sünde Bedrückten befreien. Kranke wird er heilen. Er ist in seiner christlichen Gemeinde, die er am Kreuz gnädig erlöst hat, ein heiliger Weg [Str. 3]. Q.: Jes 35. 1195 10. 12. 1542. Das weihnacht fest (Vogelsang, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Von heute an sind es 1543 Jahre, seit Jesus geboren wurde. 1196 24. 12. 1542. Der tirann thamerlanes (Regenbogen, Goldener Ton). Tamerlan überzieht mit einem riesigen Heer Persien, Mesopotamien und Armenien, dessen König er in einem Vogelkäfig auf den weiteren Kriegszügen mitnimmt. Auch den Sultan besiegt er. Bei der Belagerung einer Stadt schlägt er am ersten Tag ein weißes Zelt auf, um Begnadigung vorzutäuschen. Das am zweiten Tag aufgeschlagene rote Zelt soll den Tod der Bürger bedeuten, das schwarze Zelt des dritten Tages verkündet die Zerstörung der Stadt und die große Grausamkeit des Tyrannen. Als bei einer anderen Stadtbelagerung siebentausend Jungfrauen mit Ölzweigen in den Händen den Tyrannen versöhnen wollen, lässt er sie alle zu Tode treten. Tamerlan bezeichnet sich als Gottes Rute. Schluss: Ebenso verhält es sich jetzt mit den Türken. Q.: Hartmann Schedel, Liber Chronicarum  CCXXXVIIr (Alt); Sebastian Franck, Chronica, cxcviijr–cxcviijv [einige Abweichungen von den Quellen]. Lit.: Feuerstein 2001, 223; Dehnert 2017, 406–410.

1197 29. 12. 1542. Der kunig Ella vnd Simri (Frauenlob, Kupferton). Simri stürzt König Ella [Str. 1]. Das Volk wählt jedoch Omri zum König, der Simri, der nur sieben Tage lang



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herrscht, besiegt [Str. 2]. Lehren: 1. Wer Gottes Wort verachtet, dem folgt sein grimmer Fluch. 2. Wer Aufruhr verursacht und seine Herrschaft mit Schwert und Mord stützt, der verliert durch seine Treulosigkeit Gut und Ehre. Gott möge uns vor Aufruhr behüten [Str. 3]. Q.: 1Kön 16,8–12.15. 1198 29. 12. 1542. Der vntrew arzt pirrj (Mügling, Kurzer Ton). Pyrrhus kämpft gegen die Römer. Sein Arzt zeigt sich in einem Brief an die Römer bereit, ihn zu vergiften. Fabricius schickt postwendend die Mitteilung an Pyrrhus zurück. Pyrrhus lässt den Arzt kreuzigen, zum Dank hebt er die Gefangenschaft der Römer auf. Rom selbst will keinen Lohn. Schluss: Man soll diese heidnischen „Ausländer“ anschauen. Sie waren bereit zu Tugend und Redlichkeit. Heute, glaubt der Dichter, lebt wohl kein solcher Hauptmann wie Fabricius. Q.: Plutarch, Pyrrhos 21 (Boner). 1199 30.  12. 1542. Die khintheit des künig Pirri (Frauenlob, Blühender Ton). In Epirus herrscht Aufruhr. Der reiche König Aiakides wird von dem gemainen man vertrieben. Pyrrhus, noch ein kleines Kind, wird heimlich mit auf die Flucht genommen. Als die Aufrührer das entdecken, eilen sie nach, um das Kindlein umzubringen. Die Flüchtigen kommen an einen großen Fluss und rufen um Hilfe an das andere Ufer. Doch dort versteht man sie nicht, weil das Wasser laut tobt. Auf ein Eichenblatt schreiben sie, in welcher Not sich das Kind befindet. Das Blatt schießen sie an einem Pfeil über den Fluss. Als man dort die Nachricht liest, werden Bäume für ein Floß gefällt. Das Kind wird durch Makedonien nach Illyrien gebracht, wo Glaukias regiert. Man will Pyrrhus dem Glaukias in Obhut geben, doch der zögert. Da krabbelt das Kind auf allen Vieren zum König und richtet sich an seinem Gewand auf. Darüber verwundert sich die Hofgesellschaft. Pyrrhus wird der Tochter des Königs übergeben. Den Zwölfjährigen setzt Glaukias wieder in sein Reich ein. Er wurde berühmt und vergrößerte sein Reich. Q.: Plutarch, Pyrrhos 2  f. (Boner). Vgl. KG 5111 = Sg. 1199a vor 1543. [E] Clagred dreyer hantwercksmenner [ohne Autorangabe] (Ausg.: G. Steinhausen, Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, Bd.  8, Leipzig 1901; Nachdr. Norderstedt 2017, Beilage 11). Sg. 73 Vs. Der Dichter hört beim Spazieren über den Markt drei Handwerker reden. Zwei beklagen sich über Armut, die Frau usw. Der dritte sagt ihnen aber, sie sollen ihr Los mit Blick auf Gott und das ewige Leben ertragen. (Zuschreibung an Sachs nicht sicher: Röttinger 1927, 71).

1543 1200 11. 1. 1543. Ein figur der Zwayer testa: (Zorn, Zugweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 491 = Ml., hier nur 21,9–21. Vgl. 1650 = Ml. Allegorese: Hagar bedeutet das Alte Testament; es gebiert Kinder von natur im Glauben und in der Liebe. Sara bedeutet das Neue Testament, das aus göttlicher Verheißung, aus Liebe und Geist Gutes wirkt. Paulus erklärt diese figur. Wer sich allein dem Gesetz verpflichtet weiß, der gebiert „fleischige Frucht“ durch die Werke, während das Evangelium Kinder der Verheißung in Glaube, Hoffnung und Liebe gebiert. Obwohl den Gläubigen heute durch gseczheil-

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lige Leiden, Schande und Spott bereitet werden, werden sie dennoch Kinder im Haus Gottes und Miterben in Christi Kaisertum [Str. 3]. Weitere Q.: Gal 4,23. Lit.: Rettelbach 2019, 123  f.

1201 25. 1. 1543. Die drey Helden (Lesch, Gesangweise). Die drei Helden Jasobeam, Eleasar und Samma kämpfen tapfer gegen die Philister. Einmal holen sie unter großer Gefahr Wasser für David aus einem Brunnen im Lager der Philister. Schluss: Diese drei Helden sind ein Vorbild christlicher Ritterschaft. Der christliche Ritter soll alle Tage sein Leben wagen. Obgleich Gott nicht des Ritters bedarf, erfreut er sich doch an dem gehorsamen Herzen. Q.: 2Sam 23,8–17. 1202 7. 2. 1543. Das awgenfewr (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 146). Ein volltrunkener Bauernknecht aus Nürnberg legt sich am Aschermittwoch auf einem Bauernhof in Kraftshof ins Heu, um dort zu schlafen. Zwar bellen die Hunde der verwitweten Bäuerin, doch sie getraut sich erst am Morgen nachzusehen. Sie nimmt einen Knüppel, findet den schlafenden Knecht und schlägt ihn auf den Kopf, so dass aus seinen Augen Feuer herausflammt. Das Feuer entzündet das Heu und das ganze bäuerliche Anwesen. Beide verklagen sich gegenseitig. Der Dichter weiß nicht, welche Partei morgen in Schweinau Recht bekommen wird. Vgl. KG 6134 = Sg. 1203 15. 2. 1543. Die göttlich lieb (Zorn, Unbenannter Ton). Die Liebe ist die höchste Geistesgabe. Schluss: Christus erließ das Gebot der Nächstenliebe. Daran soll man die Christen erkennen. Q.: 1Kor 13; Joh 13,34  f. 1204 22. 2. 1543. Das romisch heerlager (Schiller, Süßer Ton). Scipio stellt fest, dass sein Heer, das vor Numidia (Numantia) lagert, immer mehr verlottert. Er errichtet ein spartanisches Regiment. Scipio beklagt das Lasterleben seines Heeres [Str. 1 und 2]. Würde Scipio heute in ein Lager der Landsknechte kommen und ihr Treiben sehen, würde er sie davonjagen. Weil Kriegsleute oft so wüst leben, enden sie in Krankheit und Elend [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 403 Nr. 14 P. (Eppendorf, S. ccclvijf.) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 201B-C Nr. 16. 1205 4. 3. 1543. [E] Der unglückhaffte scharmützel und sturm deß römischen reichs vor Pest in Ungern anno 1542 (K./G. 2,427). 110 Vs. Tag-für-Tag-Bericht von der Niederlage gegen die Türken vor Pest. Schluss: Die Türken sind Strafe Gottes. Lit.: Feuerstein 2001, 223  f.

1206 7.  3. 1543. [E] Ein kampff-gesprech zwischen gesundheyt unnd kranckheit (K./G. 4,428). 402 Vs. Der Dichter liegt im März nachts vor Kummer wach über das drei Monate währende Zipperlein eines Freundes [Niclas Praun?]. Dann im Traum warnt ihn Sanitas vor Krankheit: Er soll seine Tür verriegeln. Aber es kommt dann doch auch, dürr und mit Filzsocken, Frau Krankheit. Die beiden Frauen führen ein Kampfgespräch, rekurrieren dabei auch auf Zitate und Belege, und am Ende stürzt Krankheit sich auf den Dichter. Der erwacht und sagt im Beschluss, dass auch Krankheit von Gott komme und man das hinnehmen solle. Im Himmel werde man dafür belohnt. 1207 22. 3. 1543. Die waren freünt (Kettner, Hoher Ton). Von wahren und falschen Freunden. Q.: Sir 6,2–17. Vgl. KG 5856 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 226  f.



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1208 29. 3. 1543. Der wuestling (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 6, Anh. Nr. 146a). Ein reicher Kaufmann hat einen ungezogenen Sohn. In der Hoffnung, dieser werde einst noch ein ordentliches Leben führen, lässt er im „Gewölbe“ einen Stein mit einem Eisenring einmauern. Dahinter legt er zwölfhundert Goldstücke. Wenn man am Ring zieht, kann man leicht an das Geld gelangen. Der Alte prophezeit seinem Sohn, dass er Elend im Leben erfahren werde, weil er keine Lehre annehme. Er solle sich dann am besten an dem Eisenring erhängen. Nach dem Tod des Vaters gerät der Sohn immer mehr in Not. Verzweifelt geht er in das Gewölbe, um sich aufzuhängen. Als er den Strick befestigt, fallen ihm der Stein und die Goldmünzen entgegen. Er gedenkt seines Vaters und fängt ein ordentliches Leben an. Schluss: Aus Buben werden auch noch Leute. Kein Vater soll an seinem Kind verzagen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 16 Ö. 1209 29. 3. 1543. Die rossdeck (Frauenlob, Zugweise; G./D. 6, Anh. Nr. 146b). Ein undankbarer Sohn behandelt seinen alten Vater schlecht. Das ändert sich, als sein eigenes Kind die Hälfte einer für den Alten bestimmten Rossdecke aufheben will, um später mit seinem Vater in gleicher Weise verfahren zu können. Schluss: Alte sollen ihr Gut nicht schon zu Lebzeiten vererben. Sprichwort: Ein Vater kann zehn Kinder neren, während zehn Kinder einen Vater in seinen alten Tagen nicht verzeren können. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 436 (432). Vgl. KG 3169 = Ml. und 5077 = Sg. 1210 31. 3. 1543. Ein prophezey der vrstent Cristj (Folz, Hoher Ton). Hosea verkündet, dass der Herr sein Volk nach zwei Tagen wieder lebendig machen und am dritten Tag aufrichten wird [Str. 1]. Auslegung: Wir waren unter dem Fluch verschlossen, von Sünde geschlagen und gebissen, bis Christus für uns am Kreuzesstamm sein Blut vergossen hatte. Am Tod Christi wird offenbar, wie gewaltig der Zorn Gottes gewesen ist. Durch die Auferstehung des Herrn erscheint den Menschen Gottes Huld und Gnade. Frei wird die Vergebung aller Sünden verkündet. Der Tod kann keinem schaden, der auf den Namen Christi hofft. Das deutet der Prophet in der angekündigten Morgenröte an. Der erquickende Abendregen entspricht dem Evangelium, das durch Mitwirkung des Geistes gute Frucht bringt. Christus ist gestorben, um uns aus den Banden der Sünde zu erlösen [Str. 2 und 3]. Q.: Hos 6,1–3. 1211 12.  4. 1543. Die persisch potschaft (Nachtigall, Sanfter Ton). Persische Gesandte kommen zu Amyntas von Makedonien, der bereit ist, sich Darius zu unterwerfen. Während des Gastmahls gesellen sich auch die adligen Frauen dazu. Die Perser vergessen jedoch die guten Sitten, so dass Amyntas’ Sohn auf Rache sinnt. Er lässt junge Männer Frauenkleider anziehen. Als die Perser die vermeintlichen Frauen berühren, werden sie erstochen. Schluss: Wer Jungfrauen und Frauen Schmach bringt, der fügt sich oft herczenleid zu. Q.: Herodot 5,18–20 (Boner). Vgl. KG 5555 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 404–406.

Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 5: 1212 13. 4. 1543. Das menschlich alter (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). In der Jugend soll man für das Alter sorgen. Man soll guter Dinge sein, bevor die Zeit voller

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Sorgen kommt. Schluss: Dies ist dem jungen Menschen eine Mahnung, sich zu Gott zu wenden. Q.: Pred 11,9–12,8. Vgl. KG 5398 = Sg. Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 4 (Davor steht KG 1214): 1213 13.  4. 1543. Der leczt psalm David, zw einem peschlus in dis puech geseczt (K./G. 18,557). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 512 = Ml. Vgl. 1193 = Ml. und 6052 = Sg. 1214 16. 4. 1543. Ein kurze disch-zuecht (K./G. 22,272). 62 Vs. Vgl. KG 648 = Sg. Lit.: Homolka 1983, 232–349; Gabaude 2010.

Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 6 (verl.): 1215 17.  4. 1543. Simbolum Athanasii (Sachs, Langer Ton). Athanasisches Glaubens­ bekenntnis. Schluss: Bitte um Befreiung vor Glaubensirrtum. 1216 18. 4. 1543. Die verhaissung des hailigen gaistes (Sachs, Gesangweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 152 = Ml. Vgl. 1081, 3541, 4868, 5036 = Mll. Was Christus den Jüngern verhieß, gilt für all seine Gläubigen: 1. Christus sendet ihnen den Tröster. 2. Der Heilige Geist bestraft alle Sünder und den Unglauben und verurteilt, was sich Gott widersetzt. 3. Der Heilige Geist führt die Gläubigen zur Wahrheit und erklärt ihnen die Geheimnisse der Heiligen Schrift. Bitte um Heiligen Geist [Str. 3]. Lit.: Dehnert 2017, 285  f.

1217 26. 4. 1543. Der weis Demosthenes (Alexander pelegert Athen) (Sachs, Goldener Ton). Alexander der Große führt Krieg gegen Athen. Friede will er gegen die Auflage gewähren, ihm die acht trefflichsten Männer der Stadt auszuliefern. Im Rat spricht Demosthenes dagegen; er erzählt folgende Fabel: Wölfe und Schafe führten Krieg. Die Wölfe schlossen Frieden, als man ihnen die Hunde auslieferte. Darauf brachen sie den Frieden und erwürgten alle Schafe [Str. 1 und 2]. So rettet Demosthenes die Stadt. Wo kluge, treue Männer regieren, besteht das Reich. Wo der König ohne Verstand ist und Dünkel und Ungerechtigkeit regieren, geht der Gemeinnutz zugrunde, Glück und Heil verlassen das Reich [Str. 3]. Q.: Plutarch, Demosthenes 23 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 228.

1218 26. 4. 1543. Von dem reichtumb (Sachs, Rosenton). Warnung vor der Aufhäufung von Schätzen. Man soll die Früchte des Reichtums genießen. Schluss: Zusammenfassung. Q.: Pred 5,9–19. Vgl. KG 1232 = Sg. 1219 28. 4. 1543. Die Baalspfaffen pracht Jehw umb (Sachs, Bewährter Ton). Jehu tötet Joram und Isebel. Er schafft den Baalsdienst ab und tötet die Baalspriester. Merck: 1. Gott rottet Götzendienst aus. 2. Man soll Gott dienen, ohne menschen fünd hineinzumengen. 3. Wo die Obrigkeit Menschenlehre ausrottet, wird Gott dem Reich Frieden geben. Q.: 2Kön 9,1–10,27. Vgl. KG 1536 + 1537 = Mll. 1220 28. 4. 1543. Hört wie uns der prophet Joel … (Rosengart, Freudweise). Verheißung der Ausgießung des Heiligen Geistes [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Sendung des Geistes beendet das levitische Priestertum. Alle Personen und Stände predigen nun vom Tod Jesu, der für uns starb [Str. 3]. Q.: Joel 3. Vgl. KG 5039 = Ml.



Nr. 1226 

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Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 5: 1221 1. 5. 1543. [E] Von dem verlornen redenten gülden (K./G. 4,216). 443 Vs. Auf dem Weg von Nürnberg nach Wien kommt der Dichter zum Kahlenberg, auf dem ein Spukschloss stehen soll. Darin findet er einen redenden Gulden, der ihm seinen Lebenslauf erzählt. Aus dem Berg gebrochen, diente er anfangs dem Bergherren als Siegelring zu viel Betrügerei, dann als Brautring, dann wurde er sogar als Reliquie verehrt und schließlich in einem Krieg zu einem Gulden gemacht. Nacheinander ist er dann im Besitz eines Fürsten, eines Finanziers, eines Wechslers, eines Alchimisten, einer Bäuerin, die ihn dreißig Jahre unter einem Stein aufbewahrt, eines Schusters und dessen Knechts, eines Lederers, eines Kaufmanns, von Räubern, eines Wirts, einer Köchin, eines Schneiders, eines Mörders, eines Bettlers, eines Diebes, einer Begine, eines Hirten, eines frommen Städters, eines Wucherers, seiner zwei Söhne, eines Schmarotzers, eines alten Mannes, der ihn als Ablass gibt, so dass er zum Papst kommt und dort einem Kurtisanen gehört. Ein Hauptmann erbeutet ihn, stirbt; er kommt in den Besitz des Arztes. Über dessen Sohn kommt er zu einer Hure, wieder zu einem alten Weib, zu deren Vormund, zu einem Taglöhner, einem Bierbrauer, einem reichen Bauern, einem Edelmann, einem Juden, einem Mordbrenner, Mönch, Kürschner, Pfaffen, der ihn dann auf dem Kahlenberg verlor. Er warnt den Dichter vor sich, aber dieser beschließt wieder mit der Lehre, dass Geld weder gut noch schlecht sei. Lit: Berghaus 1995, 291; Steiner 2014, 49–54; Borgstedt 2016, 434  f.

1222 1.  5. 1543. [E] Ein warnung Hennsl narren den weltlichen stant vor dem gaist­ lichen stant (K./G. 22,274). 30 Vs. Hänsel ruft die Vertreter des weltlichen Standes auf, sich nicht mehr von denen des geistlichen unterdrücken zu lassen: Diese hätten sich schon lange genug mit unterschiedlichsten Abgaben an ihnen bereichert und sie durch die Androhung des Banns in Schach gehalten. Aber man braucht Menschenlehre nicht zum Verständnis der Heiligen Schrift.

Lit.: D. Kartschoke 1997, 114–116 (116: „[…] sehr viel mehr zu tun hat mit Luthers selbstbewusster Narrenrede in der ‚Adelsschrift‘, deren Inhalt hier einen spärlichen Widerhall gefunden hat.“); Baro 2011b, 176  f. (177: „[…] die erste Narrenfigur bei Sachs, die keinerlei idiotische oder komische Züge aufweist, sondern als völlig zurechnungsfähiger und ernster Mahner entworfen wird.“).

1223 2. 5. 1543. [E] Vermanung des pabstes zw seinen thempel-knechten (K./G. 22,276). 74 Vs. Der Papst spricht über seine Macht, den Bann, sein Scheren der Schafe usw., weiß aber sehr wohl, was Ezechiel dagegen sagt. 1224 3.  5. 1543. [E] Das sieben-hauptig pabstier Appocalipsis (K./G.  22,279). 34 Vs. Beschreibung des Papst“tieres“ in Anlehnung an Offb 13. Vgl. KG 2820, 4623 = Mll. Lit.: Röttinger 1927, 73 („Die Nr. 1223 und 1224 trug Sachs am 2. und 3. V. 1543 dem 5. Spruchbuch ein, wie ich glaube, auf Grund der älteren Drucke.“); Coupe 1994, 55  f. (55: „Sachs’ text […] bears no real relationship to the woodcut reproduced.“).

1225 3. 5. 1543. [E] Der peren-danz (K./G. 22,281; G./D. 1, Nr. 72). 30 Vs. Erst spricht die Bärentreiberin, dann der über sein Schicksal klagende Bär (je 15 Verse). 1226 4. 5. 1543. Die geselschaft (Nachtigall, Geteilter Ton). Warnung des Armen vor dem Umgang mit dem Reichen, weil er von ihm nur ausgenutzt und dann fallengelassen wird. Q.: Sir 13,1–29. Vgl. KG 5564 = Sg.

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1227 1543. [E] Pfeiffer und lautenschlagerin (K./G. 22,283). 28 Vs. Erst spricht der Pfeifer, der sich der Lautenschlägerin hingibt, aber weiß, dass er alles verlieren wird, dann sie, die ihn ausnimmt (je 14 Verse). 1228 1543. [E] Die zway liebhabenden mit dem dot (K./G. 22,284). 30 Vs. Inh. wie KG 396 = Sg. 1229 5. 5. 1543. [E] Ermanung des dodes (K./G. 22,286). 32 Vs. Inh. wie KG 353 = Sg. 1230 17. 5. 1543. [E] Die schlacht zwischen der küngin Marie heer und des herzogen von Cleve zwischen Zitart und Reümund, 1543 jar am 24 tag Marcj geschehen (K./G. 22,288). 40 Vs. Schilderung des Kampfverlaufes aus der Sicht der Clevischen. Am Ende Wunsch nach Frieden, damit kein weiterer Schaden entsteht. Lit.: Feuerstein 2001, 227.

1231 7. 6. 1543. Der ganz passion in dem thon: Maria zart zu singen (K./G. 24,54). 25 Str aabccbddeeffgghiih. Inh. u. Q. wie KG 767 + 768 = Mll. Vgl. 2616, 3251, 3384, 3514 = Mll., 5034 = Sg und 5162 = Trag. 1232 26. 6. 1543. Das fünfft capitel ecclesiastis: Von dem reichthum (K./G. 19,387). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1218 = Ml. 1233 8. 7. 1543. Die fackelochsen (Marner, Goldener Ton). Hannibal jagt nachts Ochsen, an deren Hörner er brennende Fackeln hat binden lassen, auf die Römer. Die Feinde halten die Ochsen für Angreifer, unterdessen kann Hannibal aus seinem Feldlager fliehen. Schluss: Gäbe es noch solche Hauptleute, mancher Kriegsmann nähme nicht so erpermlich Schaden. Q.: Plutarch, Fabius 6  f. (Boner). Vgl. KG 5770 = Sg. 1234 11. 7. 1543. Der frumb kaiser Aurelianus (Sachs, Rosenton). Kaiser Aurelian belagert die abgefallene Stadt Diana. Er schwört, er werde keinen Hund am Leben lassen. Durch Verrat kann er die Stadt gewinnen. Er lässt den Verräter hinrichten und schwört dabei, er werde keinem anderen Bürger ein Haar krümmen. Den erstaunten Soldaten verbietet er zu plündern, er befiehlt jedoch, um seinen Schwur zu wahren, die Tötung aller Hunde [Str. 1 und 2]. Aurelian ist Vorbild für andere Fürsten. Er gewinnt das aufrührerische Volk durch Güte zurück. Außerdem vermag er sein Kriegsvolk zu zähmen. Solche Fürsten gibt es heute nicht mehr. Bitte an Gott um ander frumb fürsten [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 454 Nr. 4 P. (Eppendorf, S. cccc) < Historia Augusta, Aurelianus 22,5  ff. Vgl. KG 1236, 5716 = Sgg. Lit.: Feuerstein 2001, 228.

1235 11. 7. 1543. Der 112 psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Dankgebet für die Wohltaten Gottes [Str. 1 und 2]. drey ler: Wir sollen Gott danken. 2. Gott schenkt uns sein Wort. 3. Gott hat uns durch Christus von allen Sünden erlöst [Str. 3]. Q.: Ps 112. Vgl. KG 6034 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 212  f.

1236 13. 7. 1543. Der frum kaiser Aurelianus (K./G. 22,290). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1234 = Ml. Vgl. 5716 = Sg. 1237 Juli 1543. Jüngling im padkessel (Sachs, Kurzer Ton). [verl.] 1238 16. 7. 1543. Der kremerskorb (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 147). Ein Nürnberger Kaufmann schickt den Diener nach Wein fürs Mittagessen. Dieser kommt verspätet



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zurück und erzählt: Vor dem Goldenen Horn stritten ein Krämer und seine Frau. Er hatte das Geld verspielt, und sie wollte nun den Krämerskorb nicht mehr tragen. Sie stritten und rauften, schließlich liefen sie auseinander und ließen den Korb stehen. Über die Streitfrage kommen nun auch der Kaufmann und seine Frau in Streit, sie prügeln sich schließlich. Die Magd will den Grund des Streites wissen, dadurch kommen sich Knecht und Magd in die Haare. Schluss: Wer sich fremder Probleme annimmt, hat viel zu streiten. Vgl. KG 3291 = Ml. und 4421 = Fsp. 1239 17. 7. 1543. Equiuoca allerlay (Ehrenbote, Spiegelton). Was der Dichter erfahren und gesehen hat. Das Lied ist ohne inhaltlichen Zusammenhang, es wird allein davon bestimmt, dass jeweils zwei homonyme Wörter [Equivoca] reimen [spiegelbildlich gebaute Reime]. 1240 18. 7. 1543. Der untrew haushalter (Fridel, Gedrehte Friedweise). Gleichnis vom ungerechten Haushälter [Str. 1 und 2]. Auslegung: Auch wir sollen den Armen helfen. Beim Gericht fragt Gott allein nach den Werken der Barmherzigkeit [Str. 3]. Q.: Lk 16,1–9. Lit.: Dehnert 2017, 245–248.

1241 19. 7. 1543. Popillius der ernstlich Römer (Hans Vogel, Kurzer Ton). Antiochus von Syrien überzieht Ägypten mit Krieg. Da Ägypten Roms Bundesgenosse ist, bittet es die Römer um Hilfe. Popilius wird mit Botschaft zu Antiochus gesandt, geht ins Lager und zwingt ihn, auf der Stelle, ohne Beratung, Antwort auf das Rückzugsultimatum zu geben. Q.: Valerius Maximus 6,4,3 (Heinrich von Mügeln). 1242 20. 7. 1543. Themistocles, der krichisch orator (Sachs, Goldener Ton). Themistokles führt ehrenvoll und glücklich Kriege für Athen. Der neidische Adel wiegelt das Volk gegen ihn auf, so dass er ins Ausland fliehen muss. Nirgends hat er Ruhe, bis er schließlich bei Xerxes erster Berater wird. Lange Jahre lebt er dort trotz des Neides der anderen Höflinge. Als er Hauptmann in einem Feldzug gegen Griechenland werden soll, gibt er ein Gastmahl für seine Freunde und bringt sich mit vergiftetem Ochsenblut um. Schluss: Vaterlandsliebe brachte ihm die Ehrenkrone. Q.: Plutarch, The­ mistokles 21–31 (Boner). 1243 20. 7. 1543. Clodius im weibsklaid (Sachs, Spruchweise). Clodius liebt die wunderschöne Pompeja, Caesars Frau. Weil sie so streng bewacht wird, versucht er, sich ihr beim Fest der Bona Dea zu nähern. Kein Mann darf den Feiern beiwohnen, darum kommt er in Frauenkleidern mit einer Harfe in den Tempel. Ohne Pompeja gesehen zu haben, wird er an seiner Stimme erkannt und gefasst, das Fest wird abgebrochen. Clodius wird unter Anklage gestellt, Pompeja von ihrem Gatten verstoßen. Schluss: Der Dichter hält dies Fest für den Beginn der fasnacht, die bis heute solche Früchte trage. Q.: Plutarch, Cicero 28 (Boner). Vgl. KG 1244, 5715 = Sgg. 1244 20. 7. 1543. Der mummerey anfang. Die römisch fasnacht (K./G. 22,292). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1243 = Ml. Vgl. 5715 = Sg. Lit.: M. E. Müller 1985, 197  f.

1245 25. 7. 1543. Die christlich kirch abgepilt (Eislinger, Langer Ton). Das schwangere Weib und der Drache. Michaels Drachenkampf [Str. 1 und 2]. Außlegung war vnd ainfelltig: Das Weib ist die Kirche, die mit dem Wort schwanger geht, der Drache ist Satan und

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sein Anhang. Auch alle Einzelzüge des Textes sind allegorisch ausgedeutet [Str. 3]. Q.: Offb 12. Vgl. KG 4585 = Ml. (Str. 2) und 5489 = Sg. 1246 25. 7. 1543. Theseus im labirint (Römer, Gesangweise). Athen muss alljährlich sieben Jungfrauen an König Minos nach Kreta liefern, wo sie dem Minotaurus zum Fraß ausgeliefert werden. Theseus begleitet einen Zug von Kindern, dringt mit Ariadnes Faden in das Labyrinth ein und tötet den Minotaurus. Bei der Heimfahrt setzt er versehentlich das schwarze Segel, weshalb sich sein Vater Aigeus verzweifelt von dem Felsen stürzt, von dem er Ausschau hält. mercket: Das Glück betrügt die Welt, es kommt nie ohne begleitendes Unglück. Q.: Plutarch, Theseus 15–22 (Boner). 1247 26. 7. 1543. Des künigs recht (Regenbogen, Langer Ton). Das Volk Israel begehrt einen König, und Samuel verkündet dessen strenges Gesetz. Schluss: Gott gab ihnen den König aus Rache, weil er nicht mehr König sein sollte. Q.: 1Sam 8,1–20. Vgl. KG 4713 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 229; Dehnert 2017, 197–202.

1248  7. 1543. Arthimesia die künigin (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Artemisia, die Königin von Karien, ist mit Rhodos verfeindet. Die Rhodier wollen ihre Hauptstadt erobern, doch sie erfährt rechtzeitig von dem Plan. Sie führt ihr Heer auf Schiffen in einen Hinterhalt, die Bürger stehen in der Stadt auf Posten. Den ankommenden Feinden öffnen sie das Tor scheinbar arglos, sie greifen die Überraschten dann aber an, während von hinten das Heer herbeifährt und die Feinde völlig aufreibt. Auf den erbeuteten Schiffen fahren nun die Karer nach Rhodos. Sie können die Stadt leicht einnehmen, weil sie für die rhodische Flotte gehalten werden. Die Königin wird von Tag zu Tag berühmter. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 57 (55 Steinhöwel). Vgl. KG 77 = Ml. (Str. 5), 969 = Mll. (Str. 3) und 429, 5832 = Sgg. 1249 28. 7. 1543. Virginiam erstach ir vater (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 413 = Trag. Epimythium: Ungerechte Gewalt hat keinen Bestand. Vgl. 523a und 1250 = Sgg. 1250 28. 7. 1543. Die keusch ermort Virginea (K./G. 22,294). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 413 = Trag. Vgl. KG 1249 = Ml. und 523a = Sg. 1251 2. 8. 1543. Der dot Pompey magni (Sachs, Goldener Ton). Pompejus, auf der Flucht vor Caesar, bittet Ptolemäus um Aufnahme. Er wird ermordet. Als Caesar nach Ägypten kommt, zeigt man ihm das abgeschlagene Haupt. Er lässt die Mörder töten, Ptolemäus kommt in der Schlacht um. Schluss: Keine vntrew bleibt ungerächt. Q.: Plutarch, Pompejus 77–80 (Boner). Vgl. KG 5647 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 229.

1252 3. 8. 1543. Cesar wurt ermort (Sachs, Goldener Ton). Ermordung Caesars. Reden des Brutus und des Antonius. Krieg zwischen den Caesarmördern und Antonius und Octavianus. Selbstmord des Brutus und des Cassius. Schluss: Eine untrew trifft die andere. Q.: Plutarch, Caesar 62–69 (Boner). Vgl. KG 1401 = Ml., 5718 = Sg. 1253 4.  8. 1543. Darius, der künig, ermort (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Darius kann Alexander dem Großen aus zwei Schlachten entkommen. Dann wird er von Bessus gefangen genommen. Alexander verfolgt Bessus, findet Darius sterbend und bedeckt den Toten mit dem königlichen Mantel. Bessus wird gefangen und hinge-



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richtet: Man lässt ihn zwischen zwei hochschnellenden Bäumen zerreißen. Schluss: Auch heute stehen Könige und Fürsten in Gefahr, durch eigene Hofleute umgebracht zu werden. Q.: Plutarch, Alexander 42  f. (Boner). Vgl. KG 5176 = Sg. und 5257 = Trag. August 1543. Alexandrum magnum vergeben (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Q.: wohl Plutarch, Alexander 75  f. [verl.] 7. 8. 1543. Die 18 schant ob aim ay (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 148 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 148). Dem Dichter widerfahren beim Eieressen 18 Verstöße gegen die Anstandsregeln. Wer isst, soll die Regeln der zucht beachten, auf das jm kein schant dar aus wachs. Vgl. KG 1256, 5073 = Sgg. 7. 8. 1543. Das ay mit den grosen achzehen schanden (K./G. 22,297; G./D. 1, Nr. 73). 62 Vs. Inh. wie KG 1255 = Ml. Vgl. 5073 = Sg. 9. 8. 1543. Alberigo mit dem falcken (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 149). Alberigo (Federigo degli Alberighi) bringt aus Liebe zu der verheirateten Giovanna sein Gut durch, schließlich bleiben ihm nur ein ärmliches Haus, ein Garten und ein Falke [Str. 1]. Giovannas Gatte stirbt, ihr Sohn wird krank und verlangt zur Gesundung nach dem Falken. Die Mutter will ihn holen und besucht Alberigo. Dieser, da er keine Speise anzubieten hat, schlachtet den Falken und setzt ihn der Frau vor [Str. 2]. Nach dem Mahl bringt sie ihr Anliegen vor. Alberigo eröffnet ihr, was geschehen ist. Der Sohn stirbt. Nun wirbt Alberigo um Giovanna, und sie heiratet ihn trotz seiner Armut. Schluss: Liebe ist nicht immer verloren, sondern sie kann Gegenliebe erzeugen [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,9 (Arigo). Vgl. KG 1259 = Sg. Lit.: Maché 1982 (71: „[…] richtete sich […] an Zuhörer, denen die Handlungsvorgänge möglicherweise vertraut waren […].“ 77: „Die begrenzte Eignung des Meisterliedes für handlungsreiche Erzählstoffe wird damit deutlich erkennbar […].“ 78: „[…] eine auch sonst für Sachs außerordentliche dichterische Leistung […].“ 80: „Hans Sachs auf dem Höhepunkt seines Könnens.“); März 1995.

1258 9. 8. 1543. [E] Die wolffs-klag uber die bösen menschen (K./G. 3,554). 226 Vs. Der Dichter kommt im Wolfsmonat bei heftigem Schneetreiben, von dem er schier erblindet, auf das Wolfsfeld, wo er einen Wolf klagend zu Jupiter sprechen hört: Er werde von den Menschen gejagt, während er doch nichts weiter tue, als sich das notwendige Futter zu besorgen und dabei nach seiner Natur zu leben. Er vollbringe also nicht all die Schandtaten der Menschen. Nachdem er diese in aller Ausführlichkeit aufgezählt hat, verweist er darauf, dass er doch nur ein nicht mit Vernunft begabtes Tier sei, während der Mensch sogar die göttliche Lehre bekommen habe. Also bittet er den Gott, dafür zu sorgen, dass er künftig verschont werde. Jupiter darauf: Es werde eine große Änderung auf Erden geben, und dann werde auch der Wolf aus Acht und Bann getan werden. Auf dem Heimweg macht sich der Dichter nochmals klar, dass im Gegensatz zu den Tieren der Mensch nicht nach der Natur lebe, deshalb von Gott mit allen Plagen bestraft werde und deshalb Buße tun solle. Vgl. KG 2545 = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 87  f.

1259 9. 8. 1543. Der edel falck (K./G. 22,299). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1257 = Ml. Lit.: Buschinger 1996, 5  f.

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1260 10. 8. 1543. Yo wart zu ainer kw (Sachs, Goldener Ton). Jupiter vergewaltigt Io, die Tochter des Inachus. Um von Juno nicht des Ehebruchs bezichtigt zu werden, verwandelt er Io in eine Kuh. Auf ihre Bitte erhält Juno sie zum Geschenk. Den hundertäugigen Argus bestellt sie zu ihrem Hüter. Jupiter befiehlt Merkur, Argus zu töten. Durch sein Spiel auf der Rohrpfeife versetzt er Argus in Schlaf, dann schlägt er ihm den Kopf ab. Io läuft zu Inachus. Sie kratzt ihren Namen in den Sand, um sich zu erkennen zu geben. Jupiter bekennt Juno seinen Ehebruch und darf daraufhin Io wieder in menschliche Gestalt verwandeln. Sie wird Königin in Ägypten und erfindet die Buchstabenschrift. Schluss: Eine Jungfrau soll ihre Ehre als ihren höchsten Schatz bewahren. Denn wenn alle huet umsonst ist, dann müssen sich die Eltern ihrer Tochter schämen, so als ob sie ein Tier wäre. Und sie kennen sie nicht, bis sie aus Gnade wieder ein Mensch wird. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 8 (8 Steinhöwel), durch unbekannte Q. erweitert. Vgl. KG 2923 = Ml. Lit.: Dehnert 2017, 429–431.

1261 10. 8. 1543. Hecuba die unglückhaft künigin (Stolle, Alment; A. Roth 2016, 353  f.). Hekuba erlebt, wie bei der Eroberung Trojas alle ihre Kinder und ihr Mann Priamus getötet werden. Sie wird wahnsinnig und stirbt. „Zwei Lehren“: Die Mutter soll ihre Kinder in den Tugenden erziehen; sie soll es willig ertragen, wenn Gott ihr die Kinder wieder nimmt. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 34 (32 Steinhöwel). Vgl. KG 5199 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 228–235; Dehnert 2017, 435–437.

1262 15. 8. 1543. Eprecher und eprecherin (Zorn, Greferei). Warnung des Mannes [Str. 1] und der Frau [Str. 2] vor Ehebruch. Empfehlung, treu zu sein. Zusammenfassung [Str. 3]. Q.: Sir 23,25–37. Vgl. KG 5739 = Sg. 1263 16.  8. 1543. Die sorgfeltig Martha (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Jesus bei Martha und Maria von Bethanien [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. glos: Martha bedeutet diejenigen, die geistlos nur für Zeitliches sorgen, Maria jene, die nach Gottes Reich trachten und ihre Sorgen auf Gott werfen. Q.: Lk 10,38–42. Lit.: Dehnert 2017, 264  f.

1264 21.  8. 1543. Die frösch pharaonis (Frauenlob, Froschweise). Moses schickt dem Pharao die Froschplage. Doch dieser bleibt verstockt. Schluss: Pharao bedeutet alle Menschen, die unabhängig von Gottes Strafen sein Volk verfolgen. Q.: 2Mose 7,26– 8,11. Lit.: Feuerstein 2001, 229  f.

1265 21.  8. 1543. Die finsternus pharaonis (Zwinger, Hofton). Moses schickt Finsternis über Ägypten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Pharao bedeutet die Tyrannen, die blind in finsterer Nacht stehen und die Verteidiger des Gotteswortes (in Wort oder Schrift) bedrohen. Gott wird sie strafen. Die Gotteskinder im Licht des Evangeliums wird er ledig machen [Str. 3]. Q.: 2Mose 10,21–29. Lit.: Feuerstein 2001, 230.

1266 August 1543. Abigail, Nabals weib (Sachs, Neuer Ton). Q.: 1Sam 25. Vgl. KG 3960 = Com. [verl.]



Nr. 1272 

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1267 23. 8. 1543. Die aufrurischen künig sün (Folz, Hahnenkrat). Artaxerxes II. hat seinen Sohn Darius zum Mitregenten gemacht. Darius und der Fürst Tiribazos verschwören sich gegen den König und wollen ihn heimlich ermorden. Artaxerxes erfährt davon. Durch eine Geheimtür entkommt er, nachdem er die Verschwörer so nahe hat kommen lassen, dass er sie erkannte. Darius wird mit einem Rasiermesser hingerichtet. Schluss: Wer sich zu einer Untat verführen lässt, hat Schaden und Spott. Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. Q.: Plutarch, Artoxerxes 26–29 (Boner). 1268 24. 8. 1543. Die junckfrau mit dem helm (Frauenlob, Grundweise). Die Könige Aratus und Agis führen gegeneinander Krieg. Agis plündert Pellene. Es werden viele Mädchen geraubt, man setzt ihnen die Helme der Sieger auf. Als Aratus den Gegenangriff beginnt, tritt eine der Geraubten im Helmschmuck aus dem Dianatempel. Die Feinde meinen, Diana selbst sei erschienen, und fliehen. Q.: Plutarch, Aratos 31  f. (Boner). 1269 25. 8. 1543. Die drey forchtsamen tirannen (Frauenlob, Grüner Ton). Drei furchtsame Tyrannen: Dionysios traut niemandem. Er schläft auf einem hohen Turm und lässt seine Frau nur zur Zeit elicher pflicht zu sich [Str. 1]. Aristippus von Argos muss Tag und Nacht Wachen aufstellen, weil er wegen seiner Mordtaten Aufruhr befürchtet. Beim Essen darf aus Angst vor Gift nur seine Frau im Saal sein, er schläft an einer Stelle, die nur durch eine Leiter, die seine Frau bedient, zugänglich ist [Str. 2]. Alexander lässt, bevor er das Schlafgemach betritt, einen Ritter den Raum durchsuchen, obwohl Thebe ihn nicht betrügt. Schließlich tötet sie ihn. Seneca sagt: Wen viele fürchten, der muss viele fürchten [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,13 Ext. 4 (Heinrich von Mügeln); Plutarch, Aratos 26 (Boner); Valerius Maximus 9,13 Ext. 3 (Heinrich von Mügeln). 1270 August 1543. Miriamnes wurt enthawpt (Schiller, Süßer Ton). König Herodes ist mit der wunderschönen Mariamne verheiratet. Trotz seiner Liebe zu ihr bringt er ihren Bruder um. Außerdem bereitet er die Tötung Mariamnes für den Fall vor, dass er von einem Aufenthalt bei Antonius in Ägypten und später bei Augustus nicht zurückkehren sollte. Niemand soll sie nach ihm besitzen. Als Mariamne erfährt, nur Unzucht statt Liebe treibe den König, verweigert sie ihm die ehelichen Pflichten. Nun wird sie von der Schwiegermutter beschuldigt, den König durch Gift beseitigen zu wollen. Sie wird hingerichtet. Schluss: Die Geschichte ist eine figur, dass Schwiegermutter und -tochter sowie ein eifersüchtiger Ehemann viel Unglück anrichten können. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 15,3–7 (Hedio). Vgl. KG 3913 = Trag. 1271 31. 8. 1543. Artaxerxes spilt mit seiner muter (Der kemerling Maniefates) (Marner, Hofton). Als Artaxerxes und sein Bruder Darius [Q.: Kyros] um die Herrschaft streiten, fällt Darius in der Schlacht. Der Kämmerer Maniefates bringt dem erfreuten Artaxerxes Hand und Haupt des Toten. Die Mutter der beiden ist darüber erzürnt. Sie gewinnt Artaxerxes im Brettspiel den Kämmerer ab und lässt ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Schluss: Es geht keine List über Frauenlist. Q.: Plutarch, Artoxerxes 12  f.17 (Boner). 1272 6. 9. 1543. Das köstlich regiment Salomonis (Die künigin aus Arabia) (Sachs, Hohe Bergweise). Salomo und die Königin von Saba [Str. 1 und 2]. Allegorese: Salomo

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bedeutet Christus, die Königin Fleisch und Blut, die die Herrlichkeit Gottes noch nicht kennen. Wir sehen hier wie in einem Spiegel, Gott aber wird uns seine Herrlichkeit zeigen [Str. 3]. Q.: 1Kön 10,11–13; 1Kor 13,13. Lit.: Dehnert 2017, 190  f.

1273 8. 9. 1543. Das studenten huerlein (Hans Vogel, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 150). Eine Wirtin und Hure in Wittenberg verkuppelt ihre Tochter an einen Studenten. Dessen Vater erfährt davon. Er holt den Sohn heim. Das Mädchen weint heftig über den Abschied. Die Mutter will sie mit der Aussicht auf einen anderen Liebhaber trösten. Doch die Tochter ist nicht über den Verlust des Geliebten traurig, sondern darüber, dass sie ihm einen Goldring mit Edelstein nicht rechtzeitig abgenommen hat. Schluss: Hurerische Liebe verschluckt Gesundheit, Leib, Ehre und Gut. Salomo: Eine Hure ist ein Meer ohne Grund. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 10. 1274 24. 9. 1543. Der leb mit dem plueting klaen (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 151). Ein alter Löwe warnt einen jungen vor den Menschen, doch der will ihre Stärke selbst erproben. Erst trifft er zwei Ochsen, dann ein Pferd. Sie erzählen, sie seien keine Menschen, aber vom Menschen gebunden. Dann trifft er einen Bauern, der ihm die Klauen durch List in einem gespaltenen Baum einklemmt. Als er andere Bauern herbeiholt, reißt der Löwe sich los und kehrt mit blutigen Klauen zu seinem Vater zurück. Lehre für junge Männer: Man soll Frieden halten, weil man entweder anderen Schaden zufügt und dann bereuen muss oder selbst Schaden nimmt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 18. Lit.: Feuerstein 2001, 230  f.; Dehnert 2017, 360–364.

1275 24. 9. 1543. Der jung frech leb (Boppe, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 152). Ein alter Löwe übergibt vor seinem Tod zwei Wälder an seine beiden Kinder. Er erteilt dazu folgende Lehren: die Menschen zu fürchten, mit Nachbarn Frieden zu halten, die Welt zu ehren. Der eine richtet sich danach, der andere nicht. Er hat dadurch große Nachteile. Schließlich legt er sich mit einem Jäger an und verfängt sich in dessen Schlinge. Als ihn der Jäger mit einem Prügel schlägt, bekennt er, die Schläge verdient zu haben, da er die Lehren seines Vaters nicht beachtet habe. Drey leer: Der Mann sei friedlich, freundlich zu den Nachbarn, und er achte auf sein Gut, dann erlangt er guet er vnd gunst. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 20. Lit.: Feuerstein 2001, 231  f.

1276 7. 10. 1543. Das schweinherz (Römer, Gesangweise). Der Ritter Guardastagno (Guiglielmo Guardastagno) liebt die Frau des nahe wohnenden Wilhelm von Roussillon (Guiglielmo Rossiglione). Als dieser den Ehebruch entdeckt, tötet er seinen Rivalen. Er lässt das Herz für seine Frau zubereiten. Als sie erfährt, was sie gegessen hat, springt sie aus einem hochgelegenen Fenster. Epimythium: Aus Ehebruch erwachsen Mord und Falschheit; er zerstört Leib, Ehr vndt gut. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,9 (Arigo). 1277 8. 10. 1543. Marcus Antonius ermort (Sachs, Goldener Ton). M. Antonius muss sich vor Marius verstecken. Ein Diener verrät versehentlich seinen Aufenthalt. Nachts steigen Schergen durchs Fenster ein und wollen ihn abholen, doch er



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redet so eindrucksvoll auf sie ein, dass sie nicht Hand an ihn legen. Schließlich stürmt ihr Anführer Annius herein und enthauptet Antonius. Marius zeigt den abgeschlagenen Kopf lachend seinen Gästen an der Tafel und lässt den Körper auf der Gasse zertreten. Er erntet damit Hass bei den Bürgern. Sein Leib und Geist nehmen mehr und mehr ab, bis er schließlich vor Furcht stirbt. Q.: Plutarch, Marius 44  f. Lit.: Dehnert 2017, 402.

1278 Oktober 1543. Die erstgepurt Egipti schlug got (Sachs, Neuer Ton). Q.: 2Mose 12. [verl.] 1279 12.  10. 1543. [E] Der Tod zuckt das stüllein (K./G.  1,437). 154 Vs. Der Dichter liegt nachts wach, denkt an sein bisher unruhiges Leben voller Arbeit und Sorge, wünscht sich mehr Glück und schläft ein. Im Traum wird er von Genius auf einen Berg in ein Prachthaus mit Prachtsaal geführt. Dort sitzt ein Reicher auf einem Thron, über ihm Fortuna auf der Kugel. Bei ihr bedankt sich dieser, dass sie ihn von mehrfachem Unglück in jede Art von Glück versetzt hat. Er wünscht sich einfach Ruhe, schläft ein, und der Dichter wünscht sich ebenfalls diese paradiesische Ruhe. Da kommt der Tod zum Fenster rein, holt urblützlich den Reichen und greift nach dem Dichter, wovon dieser erwacht. So geht’s auf dem Höhepunkt des Glücks, denkt er sich, und empfiehlt, lieber auf die Ruhe im Paradies zu hoffen. Lit.: Ansorge/Lüpke 1978, 173–175.

1280 18. 10. 1543. Demostenis gulden geschwulst (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Harpalus bittet auf der Flucht vor Alexander dem Großen in Athen um Aufnahme. Alle Redner besticht er durch Geschenke, nur Demosthenes spricht gegen ihn, weil Alexander sich rächen könnte. Nachts schickt Harpalus ihm einen goldenen Becher und zwanzig Talente. Daraufhin erscheint Demosthenes morgens auf der Volksversammlung mit umwickeltem Hals. Er sagt, er könne keine Rede halten, sein Hals sei geschwollen. Einer, der von der Bestechung weiß, sagt daraufhin, er habe wohl eine goldene Geschwulst. Demosthenes wird verurteilt, entzieht sich aber dem Gefängnis durch Flucht. Schluss: Bis heute spürt man die Nachteile der Bestechung in allen Regimenten. Q.: Plutarch, Demosthenes 25  f. (Boner). 1281 19. 10. 1543. Die getrew Julia (Frauenlob, Grundweise). Pompejus wird im Tempel von einem Opferstier mit Blut besprengt und schickt einen Sklaven mit dem blutigen Gewand nach Hause, damit er ein anderes hole. Seine schwangere Gattin Julia glaubt beim Anblick des Gewandes, Pompejus sei erstochen worden. Sie sinkt tot zu Boden. Lehre: Eine Frau soll ihren Mann lieben wie sich selbst. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 81 (78 Steinhöwel). Vgl. KG 77 (Str. 6), 969 (Str. 8) = Mll., 429 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 431–433.

1282 23. 10. 1543. Cornuti zwen getreue knecht (Frauenlob, Grundweise). Als Marius in Rom wütet, retten zwei Sklaven ihren Herrn Cornutus: Sie legen einer Leiche seine Kleider und seinen Siegelring an, hängen sie auf und trauern scheinbar um ihren Herrn. Die Schergen des Marius bringen die Nachricht vom Tod des Cornutus, dieser kann unbehelligt nach Gallien entkommen. Sprichwort: In der Not kann man die Treue erproben. Q.: Plutarch, Marius 43.

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1283 Oktober 1543. Cicero wart mordisch erwürgt (Sachs, Klingender Ton). Q.: Plutarch, Cicero 48. [verl.] 1284 24.  10. 1543. Der untreu knecht Ciceronis (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Cicero wird durch den Verrat seines Knechtes ermordet. Dieser wird durch Antonius selbst der Witwe ausgeliefert. Sie zwingt ihn dazu, seine eigenen Glieder abzuhauen, zu braten und zu verzehren. Q.: Plutarch, Cicero 48  f. (Boner). 1285 16. 11. 1543. Petrus floch mit seiner lieben (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 153). Petrus (Pietro Boccamazza), ein Bürgersohn aus Rom, will mit Angolella (Agnolella) auf ein Schloss fliehen, um sie heimlich zu heiraten. Unterwegs treffen sie auf Räuber, die den jungen Mann hängen wollen. Indes wird er von waltschüeczen befreit und verbringt die Nacht auf einem Baum, während Wölfe sein Pferd schlagen. Die junge Frau ist inzwischen zu einem Köhler gelangt, der sie für die Nacht aufnimmt. Nachts rauben Räuber ihr Pferd, sie selbst kann sich in einem Heuschober verbergen. Am Morgen treffen sich die Liebenden auf einem Schloss wieder. Sie halten Hochzeit. Schluss: In der Liebe erfährt man Süßes und Bitteres. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,3 (Arigo). Vgl. KG 1286 = Sg. 1286 16. 11. 1543. Historia. Ein wunderlich histori (K./G. 22,301). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1285 = Ml. 1287 16. 11. 1543. Der eyffrer hort peicht (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 154). Ein eifersüchtiger Ehemann verkleidet sich als Priester und hört die Beichte seiner Frau. Sie erkennt ihn jedoch und beichtet, sie habe ein Verhältnis mit einem Pfarrer. Nachts legt sich der Gatte vor dem versperrten Haus auf die Lauer. Die Frau, erzürnt über die Eifersucht, lässt derweil einen jungen Mann übers Dach herein. So geht es nächtelang, bis der Eifersüchtige direkt nach dem Pfarrer fragt. Die Frau klärt ihn auf, dass er selbst der caplone sei. Da ist seine Eifersucht gestillt. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,5 (Arigo). Vgl. KG 1288 = Sg. und 3962 = Fsp. Lit.: Borgnet 1994a, 9  f.; Dallapiazza 2012, 100  f.; Henkel 2014, 184–186; Dehnert 2017, 460  f.

1288 16. 11. 1543. Der gros eyffrer (K./G. 22,303; G./D. 1, Nr. 74). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1287 = Ml. Vgl. 3962 = Fsp. Lit.: Borgnet 1994, 9  f.; Dallapiazza 2011, 475  f.; Dallapiazza 2012, 100  f.; Henkel 2014, 186.

1289 27. 11. 1543. Die klag Jeremie (Zorn, Verborgener Ton). Klage Jeremias über Verwüstung und Elend in Jerusalem. Schluss: Da Gott sein Volk nicht verschont hat, wird er auch die Christenheit strafen, wenn sie nicht Buße tut. Q.: Klgl 2,1–4.9–15.19–21. 1290 14.  12. 1543. Der reichen kargen spigel (Nachtigall, Geteilter Ton). Bibelzitate zur Warnung vor Geiz. Ungebrauchter Reichtum nützt nichts, weil der Mensch stirbt. Q.: Sir 14. Vgl. KG 5858 = Sg. 1291 16.  12. 1543. Der wüetrich Antiochus (die mueter mit iren 7 sünen) (Nachtigall, Langer Ton). Antiochus, König von Syrien, wird vor Persepolis geschlagen und will sich gegen Israel wenden. Doch hat er einen Unfall und wird krank. Maden zerfressen ihn. In seiner Not will er sich bekehren und Israel freilassen, doch Gott lässt ihn sterben. Schluss: Aufruf zur Buße. Dann wird Gott die Christenheit vor den Türken retten. Q.: 2Makk 9,1–6.9.13.17  f.28. Lit.: Feuerstein 2001, 233; Dehnert 2017, 218  f.



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1292 23. 12. 1543. Künig Saul mit Ameleck (Nachtigall, Leidton). Saul besiegt die Amalekiter, nimmt aber gegen Gottes Befehl Vieh zum Opfer mit, statt es zu töten. Gott reut, dass er ihn zum König gemacht hat. Samuel verkündet ihm das Ende seines Königtums. Schluss: Man soll nur tun und lassen, was Gott geboten hat, menschenfünd sind Gift. Q.: 1Sam 15,1–15.22–33. Vgl. KG 5078 = Trag. 1293 27. 12. 1543. Die drey getreuen hund (Frauenlob, Hagenblühweise). Der Hund des Lykiers Jason stirbt nach dem Tod seines Herrn durch Nahrungsverweigerung [Str. 1]. Ein Hund bewacht seinen von Räubern erschlagenen Herrn und lässt sich erst durch wilde Tiere vertreiben [Str. 2]. Der Hund des Königs Lysimachus folgt seinem Herrn bei der Bestattung ins Feuer. Schluss: Solche Treue findet man heute bei den Menschen nicht mehr [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,143 (Eppendorf). 1294 28. 12. 1543. Der getreu hund (Eislinger, Maienweise). Als Titus Sabinus im Gefängnis liegt, weicht sein Hund nicht vom Gitter. Beim Tod des Gefangenen wird man auf die Treue des Hundes aufmerksam und will ihn mit Brot füttern. Er legt es jedoch auf den Mund seines Herrn. Später springt er der in den Tiber geworfenen Leiche nach und versucht, sie an Land zu stoßen, bis er erschöpft ertrinkt. Sprichwort: Ein treuer Hund ist besser als ein untreuer Knecht. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,145 (Eppendorf). Vgl. KG 3011 = Ml. (verl.). 1295 28. 12. 1543. Der knab mit dem delphin (Harder, Süßer Ton). Im Lucriner See wird ein Delphin namens Simon gehalten. Ein Knabe ruft ihn oft. Der Delphin nimmt zunächst Futter von ihm an, schließlich trägt er ihn täglich zur Schule und zurück. Bald nach dem Tod des Knaben wird der Delphin krank und stirbt. Uns zum exempel hat Gott die Liebe auch Tieren eingepflanzt. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 9,24  f. (Eppendorf). 1296 28. 12. 1543. Elipas mit dem leben (Sachs, Silberweise). Elpis geht in Afrika spazieren. Vor einem Löwen muss er auf einen Baum fliehen. Er gelobt für den Fall seiner Rettung Bacchus einen Tempel. Der Löwe aber sperrt seinen Rachen auf und zeigt einen steckengebliebenen Knochen. Elpis zieht ihn heraus und kehrt zu seinem Schiff zurück. Der Löwe versorgt aus Dankbarkeit das Schiff bis zum Ablegen mit Wildbret. In Samos baut Elpis einen Tempel zum gienenden Bacho. Schluss: Dankbarkeit ist eine Tugend, die Mensch und Tier ziert. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,57  f. (Eppendorf). 1297 31.  12. 1543. Hanibal mit dem schlangenstreit (Marner, Goldener Ton). Nach der Schlacht bei Zama zieht sich Hannibal zu Prusias zurück. Als dessen Feldherr gebraucht er gegen Eumenes folgende Kriegslist: Er lässt im Wald giftiges vnziffer in Körbe sammeln und auf Schiffe bringen. Im Kampf werden die Tiere auf die feind­ lichen Schiffe geschleudert, die dadurch verwirrten Gegner werden geschlagen. Q.: Justin 32,4,2–7. Vgl. KG 5154 = Sg., Teil 1. 1298 31. 12. 1543. Hanibal vergeit im mit gift (Konrad von Würzburg, Hofton). Hannibal verliert die entscheidende Schlacht gegen Scipio und flieht zunächst nach Kreta, dann, weil er sich dort nicht sicher fühlt, weiter nach Bithynien. Dort spürt ihn Flamininus auf. Prusias will Hannibal ausliefern, darum nimmt er Gift. Schluss: Auch heute gibt es Könige und Fürsten, die sich wie Hannibal im Unfrieden wohlfühlen. Sie werden mit Recht gehasst. Q.: Plutarch, Flamininus 20 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 232  f.

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1544 1299 1. 1. 1544. Figur menschlichs lebens (Lorenz, Blühweise). Der Dichter sieht in einem Buch eine Zeichnung: Zu einem Thron, auf dem die Königin der Tugend sitzt, führt eine Leiter. Ein schön gekleideter Ritter möchte von der Königin gekrönt werden. Um die Leiter zu ersteigen, braucht er sin und witz, denn vier Personen halten ihn mit Stricken: Armut, Wollust, Tod und Schmerz [Str. 1]. Auslegung der Allegorie: Die Leiter bedeutet das menschliche Leben, das nach Tugend strebt. Doch Armut bringt viele Laster mit sich, Schmerz kann den Menschen zu Rache, Zorn, Neid und Hass bewegen [Str. 2]. Wollust lässt manche Menschen geradezu viehisch leben in Unkeuschheit, Fresssucht, Dünkel. Todesfurcht kann dazu führen, dass man zum Heuchler wird und Wahrheit und Gerechtigkeit nicht achtet. Wer nach der Tugendkrone strebt, der muss mit Armut, Schmerz, Wollust und Tod kämpfen [Str. 3]. Q.: Cicero, De officiis (Neuber), XLVIIIv: Holzschnitt. Vgl. KG 5336 = Sg. 1300 2. 1. 1544. Das versigelt puech (Eislinger, Langer Ton). Das Lamm empfängt das Buch mit den sieben Siegeln [Str. 1 und 2]. Allegorese: Das Buch bedeutet den Erlösungsentschluss Gottes, der bis zu Christi Tod und Auferstehung verborgen war. Opfer und Altes Testament verkünden ihn fügurlich, die Propheten dunkel. Erst die Apostel erkennen ihn, die Christen hängen deshalb dem Lamm an. Bitte um ewiges Leben [Str. 3]. Q.: Offb 5. Vgl. KG 5827 = Sg. 1301 3. 1. 1544. Der tod der frumen (die drey schlemer) (Nachtigall, Leidton). Tod der Gerechten und Gottlosen. Schluss: Gott nimmt die Auserwählten zu ihrem Besten aus dem Leben. Q.: Weish 4,7–20. Lit.: Dehnert 2017, 217.

1302 4. 1. 1544. Drey drunckenpöltz (Regenbogen, Briefweise). Cato verspottet drei Schlemmer: Der erste ist feist, dumm und langsam. Von ihm sagt Cato, zwischen Gurgel und Scham habe er nichts als Bauch [Str. 1]. Der zweite ist mächtiger als das Meer. Dieses raubt ihm drei Beete in drei Jahren, den ganzen Rest bringt er in kurzer Zeit durch. Cato wundert sich, dass er nicht daran erstickt ist [Str. 2]. Mit dem dritten will er nicht zusammenleben, weil der nicht weise ist. Schluss: Mäßigkeit ist ein Erlich kleid [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 395 Nr. 40; S. 392 Nr. 21; S. 395 Nr. 41 P. (Eppendorf, S. cccxlvj; cccxlijf.; cccxlvjf.) < Plutarch, Cato d. Ä. 9,7; 9,5. 1303 5. 1. 1544. Der hauptman Lisias erlag (Folz, Freier Ton). Judas Makkabäus besiegt Lysias, den Hauptmann des Königs Antiochus, mit Hilfe eines Engels, der vor seinem Heer reitet. Lysias überredet die Juden zum Frieden, den er aber dann nicht hält. Schluss: Wenn die Christenheit auf Gott, nicht auf Menschen baut, so wird sie im Türkenkrieg siegen. Q.: 2Makk 11,2–13; 12,1  f. 1304 8. 1. 1544. Zwo ler Aristippi (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Aristipp wird schiffbrüchig und schwimmt mit den Gefährten an Land. An einem kunstvollen Li­nien­gebilde im Ufersand erkennt er, dass die Bewohner gebildet sind. In der nächsten Stadt werden sie freundlich aufgenommen. Aristippus bleibt deshalb noch, als seine Begleiter heimkehren. Daheim sollen sie von ihm ausrichten, alle sollten sich um



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Reichtum bemühen, der nicht bei einem Schiffbruch untergeht, womit er Weisheit meint. Weisheit ist ein unzerstörbares Gut [Str.  1 und 2]. Als man Aristipp einen Knaben zum Unterricht bringt, verlangt er so viel Geld, dass der Vater erwidert, dafür könne man einen Knaben kaufen. Doch Aristipp sagt ihm, Weisheit und Gehorsam seien unbezahlbar. Ohne Weisheit würden Reichtum und Glück bald untergehen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 195 Nr. 61; S. 187 Nr. 22 P. (Eppendorf, S. cxlvij; cxxxix) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,82; 2,72. 1305   1. 1544. Diogenes mit Alexander (Regenbogen, Kurzer Ton). Diogenes wird gefangen vor König Philipp gebracht. Dieser erkennt ihn nicht und spricht ihn als Kundschafter an. Diogenes bestätigt dies: Er wolle die große Torheit ergründen, die dazu führt, dass der König fremde Länder erobere, wobei er doch sein eigenes Land und sogar das Leben verlieren könne. Philipp entlässt den Philosophen lachend. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 210 Nr. 72 P. (Eppendorf, S. clxiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,43. 1306 9. 1. 1544. Alexander überwunden von Diogenes (Römer, Gesangweise). Alexander der Große will Diogenes einen Wunsch erfüllen. Dieser bittet ihn, keinen Schatten zu machen. Weitere Gaben lehnt er ab, denn Alexander sei weit ärmer als er, da er Land und Leute einnehmen müsse, während ihm selbst reiche, was er habe. Alexander sei ein Knecht seiner Knechte – der Begierden hoffart, geicz, neid, has, fülerey, vnkeusch, tiraney, zoren, die er, Diogenes, gebändigt hat. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 206 Nr. 46  f. P. (Eppendorf, S. clviij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,38. Vgl. KG 3955 = Fsp. Lit.: Dehnert 2017, 333–338.

1307 10. 1. 1544. Das dürfftigst dier auf erden (Die geistlich gefencknus) (Sachs, Neuer Ton). Ermahnung zu brüderlicher Einigkeit. Christus ist nieder- und wieder aufgefahren [Str. 1]. Erläuterungen zum Text [Str. 2]. Die Gläubigen sind frei, ihr Tod ist wie Schlaf, aus dem sie Christus zum ewigen Leben auferwecken wird [Str. 3]. Q.: Eph. 4,1–9. 1308 14.  1. 1544. Die drey pettel stüeck Diogenis (Frauenlob, Grundweise). Diogenes bettelt eine Statue an. Auf die Frage, warum er das tue, antwortet er, wenn er auch nichts bekomme, so lerne er doch daraus, Geiz geduldig zu ertragen [Str. 1]. Die Menschen bettelt er mit den Worten an: „Hast du vorher gegeben, so gib mir auch“; wenn einer noch nie gegeben hat, so sagt er: „Dann fange bei mir an“ in der Hoffnung, er werde sich dann aller erbarmen [Str.  2]. Einen Schlemmer bittet Diogenes um 100 Pfund. Der ist verwundert über die Höhe der Forderung. Diogenes aber meint, ein anderer gebe ihm gelegentlich wieder etwas, der Schlemmer aber werde bald nichts mehr zu vergeben haben [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 215 Nr. 99  f., S. 230 Nr. 93 P. (Eppendorf, S. clxix; clxxxiiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen < 6,49  f.; 6,67. 1309 17. 1. 1544. Der zinstgroschen (Römer, Gesangweise). Jesus wird von den Pharisäern nach dem Zinsgroschen gefragt [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. ler: Es gibt ein weltliches

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Reich; alle Obrigkeit ist von Gott eingesetzt [Str. 2, Abgesang]. Das andere Reich ist geistlich, es verlangt Anbetung Gottes im Geist und in Wahrheit und Liebe. Lob sei Gott [Str. 3]. Q.: Mt 22,15–22; Röm 13,1; Joh. 4,24. Vgl. KG 4683 = Ml. Lit.: Dehnert 2017, 265–267; Rettelbach 2019, 138–140.

1310 23. 1. 1544. Die pilder (Nachtigall, Geteilter Ton). Torheit des Götzendienstes. Schluss: Solch abgöttische stueck übten wir unter dem Papsttum. Q.: Weish 13. 1311 23. 1. 1544. Der sprachlos gaist (Nunnenbeck, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 204 = Ml. Vgl. 5476 = Sg. Schluss, zwo ler: 1. Wir sollen Gott alle Not klagen, er hilft den Gläubigen. 2. Gott hilft dem Unglauben ab und trägt unsere Gebrechlichkeit. Lit.: Dehnert 2017, 249–251.

1312 Januar 1544. Im virunddreisigsten Ezechiel … (Sachs, Neuer Ton). Q.: Ez 34. Vgl. KG 2669 = Ml. [verl.] 1313 Januar 1544. Clar fint man zwolff der tugenthaften frawen … (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 977 = Ml. mit ähnlichen Lehren. 1314 Januar 1544. Matheus an dem dreyundzwainzigsten spricht … (Folz, Langer Ton). [verl.] 1315 30. 1. 1544. Joseph mit sein prudren, ein figur Cristi (Eislinger, Langer Ton). Joseph wird nach Ägypten verkauft, er steigt zum zweiten Mann nach dem Pharao auf. Die Brüder und Jakob kommen nach Ägypten [Str. 1]. Allegorische Auslegung: Christus (Joseph) wurde wegen unserer Sünden verkauft und lag drei Tage gefangen, bis Gott ihn über alles im Himmel und auf Erden setzte. Wenn wir geistlichen Hunger leiden (wie Ägypten nach den Missernten), schickt er uns seinen Geist, damit wir in guten Werken leben, und speist uns mit seinem Sakrament [Str.  2]. Erst im himmlischen Jerusalem aber werden wir nach dem Tod mit Christus herrschen und mit den Engeln frohlocken. Bitte um Glauben und ewiges Leben [Str. 3]. Q.: 1Mose 37; 42–46. Vgl. KG 1706, 1712, 2767, 3204, 4270, 4646 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 183–185.

1316 30. 1. 1544. Die drey frawen feint (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 155). Drei Frauenfeinde: 1. Diogenes sieht mit dem Tod bestrafte Frauen an Ölbäumen hängen. Trügen mehr Bäume solche Früchte, meint er, so hätten die Männer endlich Platz auf der Erde. 2. Pacuvius beklagt sich bei Arius, an einem unseligen Baum in seinem Garten hätten sich drei seiner Frauen erhängt. Ein seliger Baum sei das, antwortet Arius, der ihm so viel Unglück aufgehängt habe; er bittet auch um einen Ast. 3. Cato sagt, ohne Frauen lebten wir wie die Götter im Paradies, doch würde die Menschheit aussterben. So müssen wir eben vnrw angst vnd we erleiden. Schluss: Den frumen frawen gibt der Dichter Lob und Preis. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 218 Nr. 19; 8, S. 651 Nr. 24  f. P. (Eppendorf, S. clxxij; dlxxiiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,52; Aulus Gellius, Attische Nächte 1,6,2. 1317 31. 1. 1544. Saladinus, der saracenisch künig, der grosmechtig (Römer, Gesangweise). Am 15. Juli 1099 erobern die Christen Jerusalem. Sie regieren 89 Jahre bis zum Tod Balduins. Dann belagert Saladin die Stadt, die Christen müssen abziehen. Saladin wütet gegen die Kirchen und den Tempel. Später besiegt er Syrien, Ägypten und Kon-



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stantinopel. Vor seinem Tod befiehlt er, vor seiner Leiche ein schwarzes Tuch durch die Stadt tragen zu lassen und auszurufen, dass dies alles sei, was ein reicher Fürst wie er nach dem Tod behalte. Schluss: Das ist die Beute der Fürsten, die unschuldiges Blut vergießen. Am Jüngsten Tag müssen sie Rechenschaft ablegen. Q.: Sebastian Franck, Chronica, clxxxjv.clxxxvv–clxxxvjr. Vgl. KG 5645 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 410–412.

1318 6. 2. 1544. Das gros pild Daniels (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 515 = Ml., hier 2,1  f. 14–18.31–45. Vgl. 3920 = Ml. und 5074 = Com. [Str. 1]. Daniels Deutung auf die vier Reiche, die von Gottes Herrschaft abgelöst werden. Schluss: Deutung als Abfolge von babylonischem persischem und medischem Reich, griechischem und schließlich römischem Reich. Während der Zeit des letzteren wird Christus geboren, dessen geistliche Herrschaft alle anderen durchdringt [Str. 2 und 3]. 1319 Februar 1544. Simson mit dem kinpacken (Nachtigall, Langer Ton). Q.: Ri 15. Vgl. KG 4834 = Trag. [verl.] 1320 7. 2. 1544. Ciri gepurt, des künig Persie (Lorenz, Blühweise). Der Mederkönig Astyages träumt, seine Tochter Mando werde eine Weinrebe gebären, die ganz Asien bedeckt. Die Wahrsager deuten den Traum dahin, dass ihr Sohn Asien beherrschen werde. Deshalb übergibt er das neugeborene Kind seinem Lantschauer Harpagus zur Tötung. Aus Barmherzigkeit gibt dieser es einem Hirten weiter, dessen Frau, die eine Totgeburt hatte, es aufzieht; sie nennt es Kyros. [Die Quelle betont, dass es damals noch nicht so geheißen habe.] Als der Knabe zehn Jahre alt ist, wird er erkannt. Um den nicht ausgeführten Befehl zu rächen, lässt Astyages den Sohn des Harpagus töten und seinem Vater zum Mahl vorsetzen. Harpagus gibt sich fröhlich, als er den Sachverhalt erkennt. Aber später vertreibt er mit Kyros den König. Schluss: Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. Q.: Herodot 1,107–123 (Boner). Vgl. KG 5055 = Sg. und 5066 = Trag. 1321 Februar 1544. Astiagis des künig niderlag (Lorenz, Blühweise). Weil Harpagus, der Kanzler des Mederkönigs Astyages, von diesem gezwungen wurde, den eigenen Sohn zu essen, will er sich rächen. Er klärt Kyros, den verstoßenen Enkel des Astyages, über dessen Herkunft auf und hilft ihm beim Aufstand gegen den Großvater. Nach zwei Schlachten siegt Kyros und nimmt Astyages gefangen. Höhnisch erinnert ihn Harpagus an das nachtmal, bei dem er einst seinen Sohn aß. Kyros hält Astyages bis zum Tod in ehrenvoller Gefangenschaft. Schluss: Blutvergießen rächt sich. Gottes Vorsehung erfüllt sich immer. Q.: Herodot 1,123–130 (Boner). Vgl. KG 5066 = Trag. 1322 13.  2. 1544. Vor woluest sich zu hüeten (Regenbogen, Leidton). Kritik an bösen Lüsten (als Folge wird die Franzosenkrankheit genannt), Leichtgläubigkeit, Geschwätzigkeit und Hinterlist. Q.: Sir 18,30–19,23. Vgl. KG 5558 = Sg. 1323 14.  2. 1544. Der künig Hiskia mit dem schacz (Mönch von Salzburg, Chorweise). Hiskia zeigt der babylonischen Gesandtschaft alle seine Schätze. Jesaja tadelt ihn und prophezeit die Wegführung der Schätze nach Babel. Schluss: Die Obrigkeit möge bedenken, dass ihr der Reichtum von Gott verliehen ist. Q.: 2Kön 20,13–19. 1324 15. 2. 1544. Der seiden faden (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 156 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr.  156). Sigismunda (Sismonda) betrügt ihren Gatten. Nachts bindet sie sich

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einen Faden an die Zehe, den sie zum Fenster hinaushängt. Zieht unten ihr Liebhaber Robertus (Ruberto), so schleicht sie hinunter zu ihm. Eines Nachts bemerkt ihr Mann den Faden und bindet ihn an die eigene Zehe. Als Robertus kommt, rennt er zur Tür und verfolgt ihn mit gezogener Waffe, erreicht ihn aber nicht. Die Frau ist von dem Getümmel erwacht und tauscht bis zur Rückkehr des Mannes den Platz mit ihrer Dienerin. Diese richtet er bei seiner Rückkehr übel zu. Dann holt er Sigismundas Vater und ihre Brüder. Scheltend tritt er mit ihnen ins Haus, da sitzt die Frau unverletzt, singt und flicht Borten. Er sei überhaupt nicht zu Hause gewesen, behauptet sie, und habe den geschilderten rumor wohl im Wirtshaus gemacht. Nur durch ihre Fürsprache entgeht er einer Tracht Prügel. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,8 (Arigo). Vgl. KG 1325 = Sg. 15. 2. 1544. Der seidenfaden (K./G. 22,305; G./D. 1, Nr. 75). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1324 = Ml. Februar 1544. Die 72 wochen (Sachs, Langer Ton). Q.: Dan 9. [verl.] 17.  2. 1544. Das weiber meiden (Nachtigall, Geschiedener Ton). Verhaltensregeln beim Umgang mit Frauen. Eifersucht soll man unterlassen. Die Frau soll nicht über den Mann Gewalt haben. Von einer Lasziven und einer Sängerin soll man sich nicht verführen lassen, und nach Jungfrauen soll man nicht schauen. Mit der Frau eines anderen soll man keinen freundlichen Umgang pflegen. Schluss: Die Frauen sind zu meiden, da sie einen mit fleischlicher Liebe umgarnen. Q.: Sir 9,1–13. Vgl. KG 5406 = Ml. und 5857 = Sg. 23. 2. 1544. Das faul geschwecz (Frauenlob, Leidton). Warnung vor überflüssigem Geschwätz und Aufforderung zu brüderlicher Vergebung [Str. 1 Bibeltext, Str. 2 und 3 Kommentar]. Q.: Eph 4,29–32; Mt 12,36. Vgl. KG 4740 = Ml. und 5818 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 237.

1329 28. 2. 1544. [E] Ein gespräch der götter ob der edlen und bürgerlichen kranckheit des podagram oder zipperllein (K./G.  4,402). 332 Vs. Der Dichter [402,20: Hans Sachs] jammert darüber, dass er Podraga hat, schläft ein, wird im Traum von dem Geist vor Jupiters Thron gebracht und hört, wie die Götter über Strafen für die Menschen debattieren. Zu Teuerung, Krieg und Pestilenz sagen Merkur, Ceres und Saturn, sie träfen nur die Armen. Sintflut und Weltenbrand, von Neptun bzw. Phoebus vorgeschlagen, finden auch keinen Anklang, weil sie Gute und Böse vernichten. Minerva tritt für Krankheiten ein, das findet Zustimmung, und rund tausend erscheinen, anschaulich beschrieben. Der Dichter vermisst darunter das Podagra und sieht dann eine bleiche Gestalt mit Narrenkappe, die Gicht, die von allen ausgelacht wird. Auf die Frage nach dem Grund bekommt der Dichter gesagt, diese Krankheit sei nicht tödlich, alle hätten sie vom Papst an, sie läutere den Menschen, stärke seinen Geist usw. [vgl. Pirckheimer, Apologia sive Laus Podagrae, Nürnberg 1522]. Dann schickt Merkur die anderen Krankheiten zu den Menschen. Beschluss: Der Dichter erwacht und sieht ein, dass man Geduld haben müsse, weil man vom Podagra wieder gesund werde. 1330 3. 3. 1544. [E] Ein artlich gesprech der götter, die zwitracht des römischen reichs betreffende (K./G. 4,176). 422 Vs. Als der Dichter in seinem 50. Lebensjahr sich nachts fragt, warum im Römischen Reich trotz aller Reichstage nichts vorwärtsgehe, bringt



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ihn Genius zu einer Götterversammlung. Jupiter regt zur Beratschlagung darüber an, was angesichts der Zwietracht im Reich infolge der zwei Parteien zu machen sei. Mars schlägt Krieg vor, aber Jupiter lehnt ab und bittet Juno um eine neue Ehestiftung, die aber sagt, das habe kürzlich nichts gebracht, und schlägt Geld zur Versöhnung vor. Doch Pluto sagt, das werde noch mehr Zwietracht hervorbringen, und zu Jupiters Vorschlag, Penuria solle die Menschen schwächen, sagt diese, das würden die Mächtigen nur ausnutzen. Merkur sagt zu Jupiters Vorschlag, er solle die Menschen durch seine Redekunst versöhnen, das werde an der Rechthaberei scheitern, und Phoebus, der die Menschen erleuchten soll, spricht von seinem Misserfolg. Saturn will alle töten, die dem Frieden im Weg seien. Minerva sagt, Res publica könne die Fürsten zur Vernunft bringen: man müsse sie, den Gemeinnutz, der aus dem Reich vertrieben sei, zurückholen – der werde Frieden bringen. Merkur, der ihn holen soll, sagt, er sei nicht zu finden. Luna sah ihn aus Europa wegfahren, Diana als alten Mann im Wald an einem Brunnen in Tränen stehen und von da in ein Felsloch fliehen. Merkur soll ihn von dort holen; er berichtet, er habe ihn schwer krank vorgefunden. Jupiter befiehlt Äskulap die Heilung. Als beide Götter ihn holen gehen, freut der Dichter sich, nun Res publica zu sehen, wird aber vom Hahn geweckt. Er ist traurig, hofft aber auf die Wiederkehr der Eintracht. Lit.: Harms/Schilling/Wang 1980, Nr. 149; Harms/Kemp 1987, Nr. 236; Spriewald 1990, 164–166 (166: „Der Dichter läßt offen, ob die Heilung und Wiedereinsetzung des ‚gmeynen nutz‘ möglich sein werde. Sachs selbst schien immer mehr daran zu zweifeln.“); Feuerstein 2001, 237  f.

1331 7. 3. 1544. Der Schweizer und aidgenossen ankunft (Römer, Gesangweise). Bei einer Hungersnot in Schweden werden durch Los einzelne zur Auswanderung bestimmt. In der Schweiz bekommen sie vom Kaiser Lehen. Später setzt der Kaiser tyrannische Vögte über sie. Einer, Landenberger, versucht die Ehefrau eines Biedermannes zum gemeinsamen Bad zu zwingen. Während er schon in der Wanne sitzt und auf die Frau wartet, kommt ihr Mann nach Hause und erschlägt ihn. Der Ehemann flieht und schließt mit anderen Vertriebenen die Eidgenossenschaft zur Beseitigung der Tyrannei. Seitdem leben die Schweizer nach burgerlicher policey. Q.: Sebastian Franck, Germaniae Chronicon, CCVIIv–CCVIIIv. Vgl. KG 5460 = Sg. 1332 19. 3. 1544. Der kranck künig Hiskia (Folz, Chorweise). Hiskias Krankheit, Genesung und Dankgebet. Schluss: Lob sei Gott. Q.: Jes 38. Vgl. KG 6055 = Sg., außerdem 4567 = Ml. 1333 22. 3. 1544. Der Thobias (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 364 = Com. 1334 24. 3. 1544. Das ganz osterfest (Beckmesser, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Auslegung größtenteils in der erhaltenen Hs. unleserlich. Maria Magdalena, aus der Jesus sieben Teufel austrieb, bedeutet die Christen. Jesus erscheint ihnen durch seinen Geist. Dann lebt der Geist Christi in uns, und wir zeigen in Wort und Tat den Glauben. 1335 24. 3. 1544. Der Thomas (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,19–29. Vgl. 210, 297, 384, 606, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031,

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5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss, zwei Lehren: 1. Auch dem, der kleinmütig wird, raubt Gott seine Gnade nicht. 2. Christus führt seine schwachen Schafe durch den Heiligen Geist zum ewigen Leben. 1336 25. 3. 1544. Falscher gottesdinst (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Strafpredigt Hoseas gegen Israel wegen seines Götzendienstes. Juda soll nicht in gleiche Sünde fallen. Schluss: Warnung, nicht von Gottes Wort abzufallen und so zu sacz und fünde zu beachten. Q.: Hos 4; Mt 3,10. 1337 26. 3. 1544. Hester die ganz histori (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 748 = Com. Vgl. 4498, 4631 = Mll. und 5391 = Com. Schluss: Gott straft Tücke und hilft den Gläubigen. 1338 28. 3. 1544. Der prophet Jona (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 116 = Ml. Vgl. 142, 728, 3505, 3990 = Mll. und 3679 = Com. Schluss: Die vier Kapitel aus dem Buch Jona sind ein tröstendes Exempel für die Milde Gottes, der den Menschen, wenn er sich bekehrt, nicht verdirbt. Aufruf zur Buße und Hinweis auf Christus, der Vergebung und ewiges Leben schenkt. Lit.: Baro 2011a, 95–97.

1339 2. 4. 1544. [E] Ein gesprech zwischen den göttern, warumb die menschen nimmer alt werden (K./G. 4,412). 512 Vs. Der Dichter denkt in seinem 50. Lebensjahr darüber nach, warum heute nur noch jeder fünfzig wird, während früher alle siebzig wurden. Im Traum bringt ihn eine Frau zu den Göttern. Jupiter, der auch wissen will, warum die Menschen nicht mehr alt werden, lässt auf Minervas Rat die drei Parzen holen: Die Götter seien schuld. So stifte Juno zu viele ungeratene Ehen; die zeugten keine Kinder und stürben früh. Venus verdrehe den Menschen den Kopf und bringe sie ins Unglück, Bacchus bringe Krankheiten und Laster, Pluto mit seinem Geld stifte auch nur Unheil, Mars habe zahllose Menschen in Frankreich, Italien, Deutschland und Ungarn umgebracht; Saturn, der ebenfalls tötet, wird nicht begutachtet. Atropos schlägt vor, alle sechs Götter abzuschaffen, die wehren sich einzeln dagegen, und Minerva schlägt vor, Virtus zu den Menschen zu schicken, aber die sagt, das sei sinnlos. Darauf lässt Jupiter einen gewaltigen Blitz krachen. Der Dichter, der nun die Gründe für das Nicht-Altern kennt, bittet Gott um das ewige Leben. 1340 3. 4. 1544. Die hausleer Pauli (Sachs, Überlanger Ton). Ermahnung an Ehegatten zu christlichem Leben (Frauen sollen ihren Männern so untertan sein wie die Gemeinde Christus; Männer sollen ihre Frauen so lieben wie Christus die Gemeinde), Kinder, Herren und Knechte [Str.  1 und 2]. glos: Zusammenfassung des Textes [Str.  3]. Q.: Eph 5,22–6,12. Vgl. KG 2448 = Ml. 1341 3. 4. 1544. Die pleyen daffel Policrita (Sachs, Kurzer Ton). Naxos wird wegen der Frau Noere (Neaira) belagert. Die Jungfrau Polykrita wird dabei gefangen. Der feindliche Hauptmann liebt sie ehlicher weis. Als sie von einem Fest hört, das die Feinde feiern wollen, schmuggelt sie eine Nachricht darüber auf einer Bleitafel, die sie in einen Kuchen eingebacken hat, an ihre Brüder. In der Nacht nach dem Fest wird das Lager überfallen und geplündert. Polykrita wird in die Stadt geführt und als Befreierin ge­feiert. Die Freude erregt sie so, dass sie tot zu Boden sinkt. Beim Tor erbaut man ihr



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ein herrliches Grab. Schluss: So entstand durch zwei Frauen Krieg und Frieden. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 254B-F (Herr). Vgl. KG 5115 = Sg. April 1544. Alexander magnus erobert Thirus (Kettner, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 5652 = Sg. [verl.] 5.  4. 1544. Alexander magnus wird wund (Frauenlob, Ritterweise). In Indien be­lagert Alexander der Große die Stadt der Maller. Mit nur zwei Begleitern besteigt er selbst die Mauer. Die Bürger sind erst vom Helm wie geblendet, dann dringen sie auf die drei ein. Alexander wird angeschossen, ein Begleiter getötet, der andere verteidigt sich noch. Gerade als Alexander mit einem streit kolben niedergeschlagen wird, kommt sein Heer zu Hilfe. Wie tot trägt man ihn ins Zelt und zieht ihm einen Pfeil heraus. Da im Heer das Gerücht von seinem Tod umgeht, lässt er sich – kaum erwacht – durch sein Volk tragen: Er war ein riterlicher man. Q.: Plutarch, Alexander 63 (Boner). 8. 4. 1544. Vermonung zw pus (Kettner, Frauenton). Warnung, sich auf Gottes Barmherzigkeit oder Langmut zu verlassen. Sein Zorn kommt überraschend, er ist stark und ausdauernd. Q.: Sir 5. Vgl. KG 5855 = Sg. 8. 4. 1544. Der feigenpaum (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Jesus verflucht den unfruchtbaren Feigenbaum, Glaube versetzt Berge [Str. 1 und 2]. Die glos der lere: Der Feigenbaum bedeutet Menschen, die mit Gottes Wort nur gleißen und disputieren, die aber weder die Früchte der Liebe noch des Geistes haben. Bitte um den Geist [Str. 3]. Q.: Mt 21,18–21. Lit.: Feuerstein 2001, 238  f.; Dehnert 2017, 262  f.

1346 9. 4. 1544. Das pild zu Roma (Marner, Hofton; Neumann 2005, 328  f.). In Rom steht ein Standbild, dessen rechte Hand nach unten zeigt und das einen Zettel hält mit der Aufschrift: da schlag ein. Dahin kommt ein schreiber. Er gräbt an der Stelle nach, findet eine Treppe und gelangt in einen Saal. Dort sitzt ein König mit Gemahlin und Ritterschaft beim Nachtmahl. Speisen und Geschirr sind erlesen, ein edler stain erleuchtet aus einem Winkel den Raum. In einer anderen Ecke steht ein Standbild mit gespanntem Bogen. Es trägt die Inschrift: „Ich bin, der ich bin, und niemand entgeht meinem Bogen.“ In einer Kammer wirken schöne Frauen Borten, in einem Stall stehen Pferde, beim Berühren merkt der Besucher, dass sie aus Marmor sind. Bevor er hinausgeht, will er noch ein Messer als Andenken mitnehmen, da schießt das Standbild, es wird stockfinster, er findet den Ausgang nicht mehr und stirbt nach drei Tagen. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 107 Ö. (Ü. 1489, lxxxjv–lxxxiijr). Lit.: Neumann 2005, 91.101–104 (104: „Sachs stellt […] das Exempel der Gesta Romanorum in einen komplett anderen Verwendungszusammenhang als er es aus seiner Vorlage kannte […] Neu ist […] die ausschließlich weltliche Interpretation […].“).

1347 9. 4. 1544. Die schön peschreiben 6 philosophi (Schiller, Süßer Ton). Sechs Urteile über die Schönheit: 1. Plato: Schönheit haben nur wenige. 2. Aristoteles: Schönheit behindert in Geschäften [Str. 1]. 3. Sokrates: Schönheit ist ein Tyrann für kurze Zeit (zwingt viele zur Liebe, vergeht aber rasch). 4. Theophrast: Schönheit ist ein schleichender Betrug – sie hintergeht die Herzen [Str. 2]. 5. Theokrit: Schönheit ist wie Elfenbein, schön anzusehen, doch gefährlich (wie der Elefantenzahn), wenn sie zustößt,

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denn sie zerstört Tugend und bringt Laster. 6. Karneades: Schönheit ist ein Königreich ohne Knechte, weil in der Liebe die Schönheit für sich selber kämpft [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 574 Nr. 15 P. (Eppendorf, S. diiij) ­< Dioge­ nes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 5,18  f. Vgl. KG 5817 = Sg. 10. 4. 1544. Römer raubten die junckfrawen (Sachs, Silberweise). Raub der Sabinerinnen bei einem ritterlichen kampff, Rachefeldzug der Sabiner und Versöhnung. Q.: Plutarch, Romulus 14.17.19 (Boner). Vgl. KG 5425 = Trag. 10. 4. 1544. Das osterlemlein (Vogelsang, Goldener Ton). Eine figur: Stiftung des Passahfestes [Str. 1]. Deutung: Christus ist das Osterlamm, dessen Blut uns versöhnt hat. Auf des Geistes Glut wird die Seelenspeise gebraten. Das ungesäuerte Brot bedeutet das raue Leben, das wir dem Nächsten zuliebe führen, umgürtet sind wir mit Wahrheit. Beschuht mit dem Evangelium führen wir einen gottseligen Wandel, in der Hand haben wir den Stab des Glaubens. Wir essen schnell, denn wir haben keinen Bestand auf Erden, sondern eilen zum himmlischen Vaterland [Str. 2 und 3]. Q.: 2Mose 12,1–11. Vgl. KG 4537 = Ml. und 5276 = Sg. 11. 4. 1544. Spiegel des leiden Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Wie Christus sollen wir bereitwillig leiden, dann hört die Sünde auf. Warnung vor Fleischlichkeit und vor Lastern [Str. 1]. glos: Kommentierte Wiederholung des Textes [Str. 2 und 3]. Q.: 1Petr 4,1–3. Vgl. KG 5819 = Sg. 16. 4. 1544. Die thiranney Anthiochi (Zorn, Verhohlener Ton). König Antiochus lässt den Tempel durch Götzendienst entweihen und verbietet jüdische Bräuche wie Beschneidung und Sabbatheiligung. Schluss: So straft Gott durch Tyrannei sein Volk für seine Sünden. Aufforderung, von Sünden abzulassen, damit Gott nicht durch die pluetduerstigen Türken strafen muss. Q.: 2Makk 6,1–11. 16. 4. 1544. Diogenes straft drey jüngling (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Diogenes ermahnt drei junge Männer: Einem, der nicht studieren will, sagt er, sein Vater habe ihm das Leben gegeben nur wie einem fich; um ein vernunftig menschen pilt zu werden, müsse er erst von einem Weisen unterrichtet werden [Str. 1]. Ein anderer redet auf dem Markt vnfer schembt daher. Ihn mahnt Diogenes, nicht aus einer elfenbeinernen Scheide ein Bleischwert zu zücken [Str. 2]. Ein Dritter will eine Dirne überreden, ihm zu Willen zu sein. Der Philosoph wünscht ihm, er möge die Lust nicht erreichen, die so viel Unlust nach sich zieht [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, ­Apophthegmata 3, S.  228 Nr.  83  f., S.  229 Nr.  85 und 89 P. (Eppendorf, S. clxxxijf.; clxxxiijf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,65  f. Lit.: Dehnert 2017, 326  f.

1353 April 1544. Neun frag Aristotelis (Schiller, Süßer Ton). Vgl. KG 4968 = Sg. [verl.] 1354 16. 4. 1544. Das lob der küenst (Mügling, Kurzer Ton). Diogenes lobt die Kunst vierfach: Die Jugend bewahrt sie vor Laster, sie ist ein Ausgleich für die Gebrechlichkeit des Alters, den Armen kann sie nähren, dem Reichen verschönt sie den Reichtum und erhebt ihn über die anderen Reichen. Sie alle sollen die Kunst ehren. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 231 Nr. 99 P. (Eppendorf, S. clxxxvf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,68. Vgl. KG 5348 = Sg.



Nr. 1361 

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1355 April 1544. Drey ler wider den zorn (Zorn, Greferei). [verl.] 1356 18. 4. 1544. Die trunckenheit (Römer, Gesangweise). Bibelzitate gegen die Trunkenheit [Str. 1-Str. 3, Aufgesang]. Alttestamentliche Exempel für die Wirkungen der Trunkenheit. Schluss: Weil sich niemand vom Trunk abwendet, nehmen Laster, Armut und Krankheit zu. Q.: Spr 20,1; 21,17; 23,19–21.32  f.; Sir 19,1  f.; Jes 5,11–14; Ez 16,49  f.; Hos 4,11; Eph 5,18. 1357 18. 4. 1544. Die sieben alter des menschenleben (Fridel, Gedrehte Friedweise). Die sieben Lebensalter werden nach Ptolemäus in seinem viergetheilten buch von den sieben Planeten bestimmt: Luna regiert die ersten vier Jahre, in denen der Mensch noch unsicher und untauglich ist. Die nächsten zehn Jahre unter Merkur ist der Mensch bildsam und lernbereit [Str. 1]. Bis er 22 Jahre alt ist, steht er unter dem Einfluss der Venus, dann hat er Sorgen mit Frau und Kindern und Unglück im Zeichen des Mars. Vom 41. bis zum 56. Jahr gereicht durch Sol alles zum Guten, er hat Glück, Reichtum, Ehre [Str. 2]. Bis zum 68. Jahr macht dann Jupiter den Menschen geruhsam, vorsichtig und weise. Die nächsten 20 Jahre ist Saturn dem Menschen feind, er bringt ihm Gebrechlichkeit und Trauer. Wird er älter, dann wird er kindisch und darum wieder Luna zugeordnet, bis ihn der Tod zum ewigen Leben erlöst [Str. 3]. Q.: Sachs kannte die Tetrabiblos des Ptolemaios, die Joachim Camerarius 1536 mit lateinischer Ü. edierte (VD16 P 5248), zweifellos nicht aus erster Hand. 1358 20. 4. 1544. Das frewlein mit Dionisio (Stolle, Blutton). Der Tyrann Dionysios wird von allen gehasst, weil er viel Blut vergossen hat. Während ihm alle den Tod wünschen, betet ein alts weib täglich öffentlich für sein Leben. Vor den Tyrannen gerufen und befragt, erklärt sie, sie habe in der Jugend erlebt, wie nach der Ermordung eines Tyrannen ein schlimmerer gekommen sei, und nach dessen Tod hause jetzt er sogar schrecklicher. Sie fürchte, es könne bei seinem Nachfolger noch schlimmer werden. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 522 Nr. 102 P. (Eppendorf, S. cccclxix) < Valerius Maximus 6,2 Ext. 2. Lit.: Feuerstein 2001, 239.

1359 23. 4. 1544. Dathan, Korah und Abiram (Eislinger, Langer Ton). Aufruhr und Vertilgung der Rotte Korahs. Schluss: Gott straft die, welche seinem Volk widersprechen. Q.: 4Mose 16; 17,6–15. Lit.: Dehnert 2017, 204.

1360 23. 4. 1544. Der frum Eleasar (Örtel, Leidton). Antiochus zwingt die Juden zum Götzendienst. Der Schriftgelehrte Eleasar weigert sich, Schweinefleisch zu essen und soll deswegen sterben. Ein Angebot, zum Schein der Befehlserfüllung anderes Fleisch zu essen, schlägt er aus, um kein Ärgernis zu geben. Er stirbt nach schweren Martern. Schluss: Wo ein Christ im Martyrium stirbt, wird er zum Gottesreich auserwählt. Q.: 2Makk 6,18–30. 1361 April 1544. Die 7 prueder (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wohl wie KG 935 = Ml. [verl.]

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1362 23. 4. 1544. Der schaidprieff (Frauenlob, Würgendrüssel). Jesus über Ehescheidung und Ehelosigkeit. Schluss: Gott hat die Ehe eingesetzt. Weh dem, der sie bricht, oder der andere Eheleute dazu bringt. Q.: Mt 19,1–12. 1363 28. 4. 1544. Drey histori der jungfrauschaft (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). In Athen wollen die Tyrannen nach der Ermordung Phaedos dessen Töchter öffentlich vergewaltigen. Die Mädchen entfliehen und stürzen sich in einen tiefen Brunnen [Str. 1]. Fünfzig Jungfrauen, die von den Spartanern zum Gottesdienst nach Messenien geschickt werden, werden von Messenern überfallen und sterben bei der Verteidigung ihrer Ehre [Str. 2]. Bei der Eroberung Milets durch die „Franzosen“ entziehen sich sieben Jungfrauen dadurch der Schändung, dass sie sich selbst die Kehle durchschneiden [Str. 3]. Schluss: Jungfrauen sollen ihre Ehre über das Leben stellen, denn die Jungfräulichkeit ist ein unwiederbringliches Gut [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 89  f. F.-M.] (Bruno, XXXv, XXXv–XXXIr, XXXIr–XXXIv). Vgl. KG 5648 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 421  f.

1364 29.  4. 1544. Drey kewsche junckfrawen (Sachs, Klingender Ton). Drei reine Jungfrauen: 1. Nikanor möchte eine gefangene Thebanerin zur Frau nehmen. Sie ersticht sich [Str. 1]. 2. Aristoklides will Stymphalides (eine junge Frau aus Stymphalus) ehelichen. Da sich Tochter und Vater weigern, tötet er Letzteren. Die Tochter klammert sich im Tempel an das Dianabild. Niemand kann sie lösen, bis man sie ersticht [Str. 2]. 3. Die Tochter des Demecianus (Demotion) verliert ihren Bräutigam, den Ritter Leos­ thenes. Um einer anderen Heirat zu entgehen, bringt sie sich um. Schluss: Aufforderung, diesem Spiegel der Keuschheit nachzueifern, durch stilles und tugendhaftes Leben jetzt und in Ewigkeit Lob zu erwerben [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 89  f. F.-M.] (Bruno, XXXIv, XXXIr, XXXv). 1365 29. 4. 1544. Brasilla, Die kewsch junckfraw, mit dem wuntkrawt (Ehrenbote, FrauEhren-Ton). Brasilla soll nach der Eroberung Dyrrhachiums von einem Soldaten vergewaltigt werden. Sie verspricht ihm ein Mittel, das ihn unverwundbar mache, wenn er sie verschone. Er geht darauf ein. Im Garten schmiert sie sich zum Schein ein Kraut auf den Hals und fordert den Soldaten auf, die Wirkung zu erproben. Er schlägt zu, und sie stirbt ehrbar [Str. 1 und 2]. Jungfrauen sollen ihre Jungfräulichkeit bewahren, denn diese begründet preis vnd rumb. Vor Männern soll sie sich zurückhalten, denn: „Gelegenheit macht Diebe“ [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 91 F.-M.] (Bruno, XXXIv-XXXIIr). 1366 30. 4. 1544. Sthedasi döchter erwürget (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Stedasius (Scedasus) zieht in den Krieg und lässt seine zwei Töchter zurück. Sie beherbergen eines Nachts zwei junge Männer. Diese verlieben sich beim Abendessen in die Frauen, geben ihnen viel Wein und vergewaltigen sie, als sie fest schlafen [Str. 1]. Nach Mitternacht erwachen die Frauen und begehen voller Reue Selbstmord [Str. 2]. Lehren: 1. Jungfrauen sollten keinen Wein trinken – er ist der Anfang der Unkeuschheit. 2. Sie sollen sich vor Gästen hüten, da diese ihnen oft die Ehre rauben [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 90 F.-M.] (Bruno, XXXIr). Lit.: Dehnert 2017, 422  f.



Nr. 1373 

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1367 Mai 1544. Die thebanisch junckfraw (Frauenlob, Spiegelton). Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 90 F.-M.] (Bruno, XXXIv). [verl.] 1368 Mai 1544. Aristomenes mit der junckfrawn (Sachs, Goldener Ton). Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,10 [Kap. I 89 F.-M.] (Bruno, XXXIr). [verl.] 1369 2. 5. 1544. Drey arzney der lieb (Regenbogen, Süßer Ton). Venus fragt Cupido, warum er sie, Apollo, Neptun und Jupiter mit seinem Pfeil getroffen habe, nicht aber Minerva und Diana. Minerva verspotte ihn, weil sie stet, nuechter, mesig sei, antwortet er, und Diana sei nur an der Jagd interessiert [Str. 1 und 2]. Drei Lehren, wie man der Liebe entgehen kann: 1. mäßig und züchtig leben, 2. arbeiten und Kunst ausüben, 3. sich vom anderen Geschlecht fernhalten [Str. 3]. Q.: Lukian, Göttergespräche 23 (19). Vgl. KG 5639 = Sg. 1370 3. 5. 1544. Die drey geschwechten junckfrawen (Sachs, Kurzer Ton). Drei Erzählungen, wie Jungfrauen durch unziemliche lieb ihre Ehre verlieren und von ihren Vätern bestraft werden. Publius Attilius erschlägt seine Tochter mit eigener Hand [Str. 1]. Hippomenes sperrt seine Tochter in den Stall des wildesten Pferdes, das er hungern lässt, bis es sie zw klainen stuecken reißt [Str. 2]. Des Pontius Aufedianus Tochter wird von ihrem Schulmeister an Saturninus verkuppelt; der Vater erwürgt beide. Schluss: Daraus möge eine Jungfrau lernen, ihre Unschuld zu bewahren, damit Elternliebe nicht in Hass umschlägt [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,6 [Kap. I 42 F.-M.] (Bruno, XIIIIr). Lit.: Dehnert 2017, 424–426.

1371 3. 5. 1544. Wie Jacob mit dem engel rang (Zorn, Zugweise). Jakob ringt mit Gott und wird gesegnet, ist aber seither an der Hüfte gelähmt [Str. 1–2, V. 16]. Allegorese: Wenn Gott uns mit seinem Gericht droht, so sollen wir ihn bei seinen Verheißungen greifen und uns gläubig auf Christus berufen. Uns erscheint dann die Morgenröte der Hoffnung und die Sonne des Heiligen Geistes. Das Fleisch freilich wird (wie Jakobs Hüfte) geschwächt, damit der Geist nach Gottes Willen leben kann. Q.: 1Mose 32,23–33. Vgl. KG 5474 = Sg. 1372 Mai 1544. Das pfingstfest (Örtel, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 1373 7. 5. 1544. Das pfaffenay im pet (Frauenlob, Zugweise; G./D. 3, Nr. 157). Ein Priester zieht über Land. Zu ihm gesellt sich ein zerlumpter Kamerad. Am Abend in der Herberge wird der Priester köstlich bewirtet, der arm schlucker muss Milchsuppe löffeln. Nachts schlafen beide in einer Kammer. Früh, als der Priester weitergezogen ist, legt der andere in dessen Bett ein ay und schläft weiter. Die Wirtin weckt ihn, entdeckt auch den lewtzfladen und schimpft auf den Priester. Ihn wundere mehr, meint der andere Gast, dass der Pfarrer nicht das ganze Zimmer und Haus vollgeschissen habe, nachdem man ihn abends so gestopft habe. Schluss: Wer lose gest beherbergt, hat oft Schaden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 653. Lit.: R. Hahn 1994, 492.

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1374 7. 5. 1544. Der ainsidel mit aignem sin (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 158). Inh. (Waldbruder!) u. Q. wie KG 465 = Sg. Epimythium: Wie untadelig aufrichtig und vorausschauend man auch handelt, die Welt kann nichsen lasen vngedadelt. 1375 Mai 1544. Feintschaft zwischen münch und pfaffen (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 159). [verl.] 1376 8. 5. 1544. Der deuffel siczt am danz (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 3, Nr. 165). Der Teufel sucht einen Ruheplatz auf Erden. Am Fürstenhof, wo er sich zuerst niederlassen will, gibt es einige Räte, die Spielen, Huren, Fluchen, Saufen, schinderei, gwalt, krieg, raub, mort widerstehen [Str. 1]. Am Bischofshof haben die Pfaffen kelnerin, es gibt Heuchelei, Wucher, Simonie, doch einige fragen nach Gottes Wort. Am statgericht herrschen arglist, meineid, betrug und lug, einige aber sind gerecht [Str. 2]. Beim Abendtanz findet er Unzucht, Eifersucht, Neid, Hass, Streit, üble Nachrede ohne Ausnahme. Hier bleibt er [Str. 3]. Vgl. KG 4532 = Sg. 1377 Mai 1544. Ein man hies Hiob war in Us dem lande … (Überlanger Ton). Inh. u. Q. wohl wie KG 151 = Ml. Vgl. 4456, 4876 = Mll. und 2527 = Com. [verl.] 1378 14. 5. 1544. Die getrew e Thigrani (Kettner, Hoher Ton). Kyros hat Tigranes von Armenien besiegt. Dieser wird mit seiner Gemahlin vor den König gebracht. Tigranes fällt ihm zu Füßen, bittet aber lediglich um Leben und Freiheit seiner Frau. Kyros behält beide gefangen. Später fragt Tigranes seine Frau, wie ihr Kyros denn gefallen habe. Sie antwortet, sie habe nur den Mann angesehen, der seinen Leib für sie habe hingeben wollen. Schluss: So erzeugt Liebe Gegenliebe. Der Mann soll seinen Leib für seine Frau einsetzen, sie soll ihn dafür lieben. Q.: Xenophon, Kyrupädie 3,1,36–41 (Boner). 1379 14. 5. 1544. Paulus Emilius mit dem schuch (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Aemilius Paullus lässt sich von Papiria scheiden. Keiner seiner Freunde weiß warum; er hat sich nie beklagt und sie gilt als erenfrum. Als Antwort zeigt er seinen Schuh. Der sei glatt und ohne Bruch, niemand wisse, wo er ihn gedrückt habe [Str. 1 und 2]. Schluss: So mancher man überweibet sich [vertut sich bei der Eheschließung], ohne dass man ihm sein Unglück ansieht [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 389 Nr. 16 P. (Eppendorf, S. cccxxxix) < Plutarch, Aemilius 5. 1380 14. 5. 1544. Agesilaus mit der lebern (Folz, Blutton). König Agesilaos von Sparta muss gegen eine Übermacht kämpfen. Das Heer ist mutlos. Da lässt er vor Gefechtsbeginn noch einen Ochsen schlachten, schreibt sich in die linke Hand heimlich in Spiegelschrift victoria und nimmt die Leber in die Hand. Kurz darauf entdeckt man das Wort auf der Leber. Mutig zieht das Volk gegen die Übermacht und siegt. Schluss: Nicht Bemühung, sondern Gott verleiht den Sieg. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 49  f. Nr. 75 P. (Eppendorf S. xxiiij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 214E-F Nr. 77. Lit.: Dehnert 2017, 400  f.

1381 15. 5. 1544. [E] Der omeyss-hauffen der unruhigen und irrigen welt (K./G. 3,541). 328 Vs. Der Dichter spaziert im Mai zu einem locus amoenus, hört den Vögeln zu und betrachtet dann ausführlich einen Ameisenhaufen. Ein alter Mann in griechischer Gestalt (Wie etwan die philosophi genandt Peripatetici) tritt hinzu und sagt, als der



Nr. 1387 

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Dichter die Ameisen mit den Menschen vergleicht, die wimmelten aber nicht so ordentlich. Dann vergleicht er das menschliche Leben mit dem Labyrinth auf Kreta, das er erst einmal ausführlich beschreibt. Anschließend zeigt er mit wiederholtem Schaw …, wie angefangen mit den Fürsten, alle dauernd Irrwege gehen, die Berufe wie z.  B. die Gelehrten, diejenigen, die eine der sieben Todsünden begehen usw. Im Beschluss – dort spricht immer noch der Philosoph – wird dann wieder gemahnt, die Rettung aus all dem bei Gott zu suchen. Dabei bleibt er im Labyrinth-Bild: Die Irrenden frisst der Minotaurus, der rote Faden führt zu Gottes Wort. 1382 Mai 1544. Dionisius straft sein sun (Nachtigall, Kurzer Ton). Dionysios I. von Syrakus hält seinem Sohn vor, er habe mit der Frau eines ehrbaren Bürgers geschlafen. Ob er so etwas bei ihm gesehen habe? Der Sohn: „Du bist keines Königs Sohn!“ Der Vater: „Und du wirst auf diese Art keinen Königssohn haben!“, womit er meint, er werde abgesetzt, wenn er sich mit der Bürgerschaft überwerfe. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 340  f. Nr. 3 P. (Eppendorf, S. cclxxxiij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 175D-E Nr. 3. 1383 20. 5. 1544. Das 5 zun Römern (Sachs, Rosenton). Die Rechtfertigung durch Christus bringt den Christen Frieden und Gewissheit des künftigen Heils. Schluss: Unsere Hoffnung soll immer mehr wachsen, damit Gottes Geist sich so in unserem spiegle. Q.: Röm 5,1–11. Vgl. KG 5721 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 271  f.

1384 Mai 1544. Raab die huer (Sachs, Neuer Ton). Q.: Jos 2. [verl.] 1385 24. 5. 1544. Der plind pey Jericho (Regenbogen, Grauer Ton). Inh. u. Q. wie KG 238 = Ml. Vgl. 2853 = Ml. Allegorese: Wenn wir geistlich blind sind, sollen wir Christus anrufen, der uns von der Finsternis des Gesetzes heilt. Der durch die Gnade Gereinigte freut sich in Gott, mit ihm freut sich alles Volk. 1386 Mai 1544. Drey straffred Zenonis (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata Buch 7. [verl.] 1387 30. 5. 1544. Der schnöd argkwon (K./G. 4,316). 200 Vs. In jungen Jahren in eine junge Frau verliebt, sagt der Dichter ihr nichts, bis sie von einem anderen jungen Mann begehrt wird. Er warnt sie, aber sie weist ihn lachend zurück. Darauf durchläuft er alle Qualen der Eifersucht, liegt nachts wach, schläft ein, sieht im Traum eine hässliche Alte mit einer Brille, durch die man alles schlimmer sieht, und einem Blasebalg. Sie stellt sich als Argwohn heraus, beschreibt sich selbst und mahnt ihn, sein Spionieren zu unterlassen und auf die Macht der Selbstkontrolle zu bauen. Der Dichter sagt ihr, sie solle verschwinden, was geschieht. Von dem Gestank aus ihrem wenst wacht der Dichter auf und sinnt auf Heilmittel gegen den Argwohn. Lit.: M. E. Müller 1985, 236–238 (237  f.: „Sein Beschluß […] bringt an den Tag, daß er sich letztlich legitimierte Autoritäten herbeiwünscht, die einem jugendlichen Leichtsinn, wie ihn seine ‚meyd‘ bekundet haben soll, wirksam Einhalt gebieten können […]. Die Episode zeigt, daß es mehr die Depo­ tenzierung vormaliger Autoritäten zu sein scheint denn das Vertrauen in die Mündigkeit des Subjekts, die Sachs dazu veranlaßt, auf die Selbstverantwortlichkeit jedes einzelnen zu bauen.“).

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 1544

1388 31. 5. 1544. Drey dotten frag Diogenis (Liebe von Giengen, Radweise). Der todkranke Diogenes wird gefragt, ob der Tod bös sei. Er verneint; es hörten damit Schmerzen auf [Str. 1]. Auf die Frage, wo er begraben sein wolle, meint er, man solle ihn auf den Anger legen. Dort würden ihn die Tiere fressen, wird eingewendet. Er sagt, dann solle man ihm einen Prügel mitgeben. Er werde es aber nicht empfinden, wenn er angegriffen werde. Darauf sagt er, dann brauche er sich auch nicht zu wehren [Str. 2]. Nach tiefem Schlaf fragt der Arzt nach seinem Befinden. Diogenes sagt, es umfange ein Bruder den anderen, nach dem gleichnus Homers, der den Schlaf Bruder des Todes nennt. Plutarch, der dies beschreibt, veracht doch dodes notte, obwohl er Heide ist. Wir Christen sollten getroster sterben [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 231 Nr. 97, 233 Nr. 10 und 232 Nr. 9 P. (Eppendorf, S. clxxxv; clxxxvij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,68; Plutarch, Trostschrift an Apollonios 107E; Diogenes Laertios 6,79. 1389 31. 5. 1544. Drey straffred Demonactis (Mügling, Hofton). Demonax hört jemanden eine rhetorisch schlechte Gerichtsrede halten und rät zu mehr Übung. Der Redner beteuert, er übe oft im Bett. Demonax antwortet, wenn er einen so närrischen Zuschauer habe, wunderten ihn die Fehler nicht. Er meint damit, dass man in allem, was man tut, Fehler selbst nicht beurteilen könne [Str. 1]. Ein Richter spricht ihn an, dass geschribene Rechte keinen Erfolg hätten. Dieser antwortet, die frum vnd weysen handelten ohnehin gerecht, die Bösen ließen sich auch damit nicht bessern [Str. 2]. Dann trifft er einen Dummkopf im Prachtgewand. Dies Gewand habe vorher ein Schaf getragen, sagt er ihm, um anzudeuten, dass auch der jetzige Träger nichts Besseres sei. Schluss: Oft ermahnt ein Weiser andere hofflich in der Hoffnung auf Besserung [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 661 Nr. 33; S. 663 Nr. 50; S. 661 Nr. 37 P. (Eppendorf, S. dlxxxvf.; dlxxxviij) < Lukian, Demonax 36, 59, 41. 1390 4. 6. 1544. [E] Die starck gewonheyt (K./G. 4,170). 200 Vs. Der Dichter geht im Mai vor Morgengrauen zu einem locus amoenus, schläft ein und träumt von einer Wiese, auf der sich viel Volk tummelt, von festlich Feiernden über Kriegführende bis zu solchen, die ihren Lastern frönen. Dann erblickt er eine Frau mit einem Stahlpanzer, verhülltem Gesicht und tausenderlei Bändern in der Hand, mit denen sie die Menschen bindet. Einen uralten Mann, der ihr nicht untertänig wird, fragt er, wer die Frau sei. Das sei Consuetudo. Er schildert ausführlich, wie sie zu den Lastern führe und rät, sie bereits in den Anfängen abzuwehren. Lit.: M. E. Müller 1985, 190.

1391 5. 6. 1544. Die drey güttigen stück Anthigoni (Ehrenbote, Spiegelton). Zwei Soldaten, die vor König Antigonus’ Zelt wachen, schimpfen über ihn. Antigonus ruft heraus, die sollten vom Zelt weggehen, damit der König sie nicht höre und bestrafe [Str. 1]. Einmal führt Antigonus das Heer durch ein Tal, wo viele in kotiger lachen stecken bleiben und deswegen den König übel beschimpfen. Er läuft von Mann zu Mann und hilft vielen heraus. Statt zu strafen, sagt er, sie könnten ruhig auf den fluchen, der sie in den Kot geworfen hätte, wenn sie nur dem Glück und Heil wünschten, der sie herausgezogen habe [Str. 2]. Die Verteidiger einer belagerten Stadt verspotten Antigonus von der Mauer



Nr. 1396 

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herab wegen seiner Kleinheit und seiner krummen Nase. Nach der Übergabe verkauft er die Spötter, obwohl es ihm leidtut, weil, wie er sagt, jede dieser bösen Zungen einen Herrn brauche. Dieser König war weise [Str. 3]. Q.: Seneca, De ira 3,22 (Herr). Lit.: Feuerstein 2001, 240.

1392 5. 6. 1544. Drey guetige stüeck künig Philippi (Nachtigall, Sanfter Ton). Philipp von Makedonien wird von Arkadion in der Öffentlichkeit verleumdet. Arkadion geht zeitweise außer Landes. Als er wiederkommt, rät man Philipp, ihn zu töten. Stattdessen spricht er ihn bei einer zufälligen Begegnung freundlich an und beschenkt ihn. Bald darauf wird dem König berichtet, Arkadion spreche überall gut von ihm. Schluss: Oft wird ein feindseliges Herz durch Güte besser bekehrt als durch Strenge. Q.: Plutarch, Über die Zügelung des Zorns 457 E (Eppendorf). Lit.: Feuerstein 2001, 240.

1393 6. 6. 1544. Abimelech mit Abrahams weib (Kettner, Frauenton). Abraham gibt Sara für seine Schwester aus. Abimelech heiratet sie, wird aber von Gott gewarnt. Er gibt Sara mit vielen Geschenken an Abraham zurück. Schluss: Gott behütet, die ihm vertrauen. Q.: 1Mose 20. Vgl. KG 3619 = Ml. 1394 7. 6. 1544. Dareus mit der Scitier gab (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). König Darius und sein Heer werden von den Skythen 60 Tage im Land herumgeführt, ohne dass diese sich zur Schlacht stellen. Dann schickt der König [Quelle: die Königin der Skythen] einen Vogel, eine Maus, einen Frosch und fünf Pfeile als Geschenk. Darius deutet das Geschenk als Übergabe der Skythen mit Erde (Maus), Wasser (Frosch), Pferden (Vogel) und Rüstung (Pfeil), der Fürst Gobryas aber so: Wenn die Perser nicht flöhen wie der Vogel in die Luft, der Frosch in den Bach und die Maus in die Erde, so müssten sie sterben. Bald darauf stehen sich die Heere zur Schlacht gegenüber. Als im Heer der Skythen wegen eines Hasen ein Getümmel entsteht, merkt Darius, wie wenig wichtig man sein Heer nimmt. Erschrocken flieht er in der Nacht. Zur Täuschung lässt er die Lagerfeuer brennen, die laut schreienden Esel sollen Menschenstimmen vortäuschen. Q.: Herodot 4,125–135 (Boner). Vgl. KG 5554 = Sg. 1395 7.  6. 1544. Der dot des kaisers Comodi (Römer, Gesangweise). Kaiser Commodus beschäftigt sich mit Fechten, statt zu regieren, geht in einer Löwenhaut und lässt sich Herkules nennen. An den Saturnalien will er statt im Purpur im Fechtgewand vors Volk treten. Seine Geliebte Marcia und zwei Höflinge wollen ihn daran hindern. Der Kaiser befiehlt schriftlich, sie zu töten. Marcia liest den Zettel zufällig. Sie reicht dem Kaiser vergifteten Wein. Schließlich erdrosselt ihn ein bestochener junger Mann. Schluss: Lasterhafte Regierung besteht nicht lange. Q.: Herodian 1,16  f. (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 241.

1396 10. 6. 1544. Der dot Germanici (Regenbogen, Goldener Ton). Es kommt oft anders, als man gehofft hat. In Rom werden täglich wechselnde Botschaften über den Gesundheitszustand des in Antiochia weilenden Germanicus bekannt. Das Volk klagt und frohlockt abwechselnd. Schließlich trifft die Nachricht von seinem Tod ein. Schluss: Das Glück ist wechselhaft. Q.: Francesco Petrarca, De remediis utriusque fortunae 1,114 (Stahel/Spalatin, CXXXVIIr).

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 1544

1397 10. 6. 1544. Xerxes tiranney seiner schwiger (Sachs, Rosenton). Xerxes wirbt erfolglos um die Frau seines Bruders. Doch kommt eine Ehe zwischen seinem Sohn und Artancta (Artaynte), der Tochter der vergeblich Geliebten, zustande. Als Xerxes die Schwiegertochter nach Susa bringt, verliebt er sich in sie und schläft mit ihr. Amestris, seine Frau, schenkt ihm ein Halsband, das er trotz großer Bedenken auf inständiges Bitten an seine Geliebte weitergibt. Artancta trägt das Band offen zur Schau, so dass es Amestris bemerken muss. Deren Hass aber richtet sich nicht gegen die Schwiegertochter, sondern gegen deren Mutter. Schließlich kann sie Xerxes soweit bringen, dass er deren Auslieferung von seinem Bruder fordert; Xerxes verspricht ihm dagegen die eigene Tochter als Ehefrau. Inzwischen handeln die Diener von Amestris bereits und verstümmeln die Frau des Bruders entsetzlich; dieser findet sie sterbend und flieht nun mit seinen Kindern nach Baktrien, um Widerstand zu leisten. Doch kann Xerxes alle töten lassen. Schluss: Unordentliche Liebe trieb ihn von Verbrechen zu Verbrechen. Liebe macht an Leib und Seele blind. Q.: Herodot 9,108–113 (Boner). Vgl. KG 1406 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 241.

1398 Juni 1544. Der untreu knecht (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 5269 = Sg. [verl.] 1399 11. 6. 1544. Brutus lest zwey sün richten (Sachs, Rosenton). Als Tarquinius Superbus vertrieben ist, versuchen einige Römer durch eine Verschwörung, den König zurückzuholen. Poplicola entdeckt den Aufruhr und verhaftet die Beteiligten, darunter zwei Söhne des anderen Burgermaisters (Konsuls) Brutus. Dieser verhört seine Söhne selbst und lässt sie, da sie hartnäckig schweigen, mit dapferem gesicht zusehend, hinrichten. Die übrigen Verschwörer übergibt er Poplicola zur Aburteilung. Epimythium: Die Römer sorgten für Gemeinnutz und Freiheit. O weren sie noch heüt bey leben! Q.: Plutarch, Poplicola 5–7 (Boner). Vgl. KG 1400, 4222 = Sgg. Lit.: Feuerstein 2001, 241.

1400 12. 6. 1544. Brutus, der gerecht Römer, mit sein zwayen sünen (K./G. 22,307). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1399 = Ml. und 4222 = Sg. 1401 12.  6. 1544. Brutus ersticht sich selb (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Schlacht bei Philippi zwischen Octavianus (hier schon Augustus genannt) und dem Caesarmörder Brutus. Schlechte Zeichen und trübe Gedanken treiben Brutus schließlich zum Selbstmord. Antonius schickt seiner Witwe die Asche. Schluss: So vergeht irdische Macht. Q.: Plutarch, Caesar 62–69. Vgl. KG 1252 = Ml. und 5718 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 241.

1402 13. 6. 1544. Die ermört junckfraw Cleonicen (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). König Pausanias von Sparta bestellt in Byzanz eine vornehme Jungfrau namens Kleonike zum schlaff puelen. Die Eltern müssen zustimmen. Nachts, als er schon schläft, kommt sie mit ihrem Licht herein, fällt, das Licht verlöscht. Der König erwacht vom Lärm, glaubt sich bedroht und durchbohrt sie im Dunkeln mit dem Schwert. Seitdem erscheint nachts ihr Geist und lässt ihn nicht schlafen. In Herakleia lässt er den Geist beschwören und bittet ihn um Verzeihung. Die Antwort ist, in Sparta werde er Ruhe finden.



Nr. 1408 

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Wenige Tage nach seinem Eintreffen nimmt er dort ein vnselig ende. Schluss: Tyrannen, die Jungfrauen schänden, nehmen selten ein gutes Ende. Q.: Plutarch, Kimon 6. Lit.: Feuerstein 2001, 241; Dehnert 2017, 404–406.

1403 13. 6. 1544. Die zwen im misthawffen (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 160). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 238 (239). [verl.] 1404 13. 6. 1544. Die ainewgig pulschaft (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 161). Ein junger Mann liebt ein einäugiges Mädchen, ohne den Fehler zu bemerken. Damit sich die lieb abfres, wird er zu einem Kaufmann nach Lübeck geschickt. Im vierten Jahr kehrt er zurück und bemerkt nun den Defekt. Auf seine Frage, wie sie das Auge verloren habe, antwortet sie, nicht sie habe eines verloren, sondern er habe zwei neue schärfere Augen gefunden [Str. 1 und 2]. Zwei Lehren: 1. Liebe macht blind. 2. Wer vor der Liebe flieht, über den verliert sie die Macht [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 407 (404). 1405 14. 6. 1544. Ein artzney der lib für die jugendt (K./G. 3,431). 200 Vs. Der Dichter sieht in seiner Jugend die jungen Leute allerlei Vergnügungen nachgehen, auch den Liebesabenteuern. Er selbst empfindet aber keine Liebe und fragt Venus nach dem Grund. Im Traum erscheinen ihm die neun Musen, und eine von ihnen sagt ihm, er habe doch stattdessen sie, während die Liebe ohnehin eine Fülle negativer Begleiterscheinungen habe. Als die Musen ihm diese alle aufgezählt haben, sagt er, er wolle einfach eine ehrling lieb, worauf ihm erwidert wird, man könne die Liebe nicht in den Griff bekommen. Sie fordern ihn dazu auf, auf die Liebe zu verzichten und sie bis zur Ehe aufzusparen. Dafür würden sie ihm zur Seite stehen und ihn in ganz Deutschland berühmt machen. Nach dem Erwachen findet er das von der Muse Gesagte durch Historiker und Poeten bestätigt und verfasste nun dieses Gedicht zur Warnung der Jugend vor der außerehelichen Liebe. 1406 18. 6. 1544. Historia von dem ehbruch und tyranney künig Xerxi (K./G. 2,111). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1397 = Ml. 1407 19.  6. 1544. Der buler kercker (K./G.  3,389). 200 Vs. Als junger Mann verliebt der Dichter sich in eine junge Frau, wird darüber liebeskrank, macht ihr schließlich einen Antrag und erfährt, dass sie einen anderen liebe. Umso verzweifelter liebt er sie nun. Er träumt dann, er liege in einem Kerkerverließ in Ketten und Frau Ehre spreche zu ihm: Sie hätte ihm ja eine ehrliche Jungfrau verschafft, aber nun müsse sie ihn verlassen. Der Dichter bittet sie, das nicht zu tun, ebenso die dann erscheinende Minerva. Diese fordert ihn auf, seine derzeitige Liebe zu vergessen. Dann kommen die Musen, klagen, dass er nichts mehr schreibe und sagen, als er sie zu bleiben bittet, er möge Dichtungen verfassen, die vor der außerehelichen Liebe warnen. Dann weichen auch alle, nur kurz erscheinenden Tugenden von ihm. Als nun nur noch Laster um ihn herum stehen, bittet er Jupiter, ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Von dem Krachen des Blitzstrahls, den dieser auf ihn schleudert, erwacht der Dichter und beschließt, seiner Liebe zu entsagen. Vgl. KG 2727, 5423 = Sgg. Lit.: M. E. Müller 1985, 246; Rettelbach 2019, 208.

1408 21. 6. 1544. Die geschwerzet rot (Ungelehrter, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 162). Damon aus Chaironea wird von einem römischen Offizier mit unsittlichen Anträgen verfolgt.

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 1544

Schließlich beschließt dieser, ihn zu vergewaltigen. Damon hört davon, dringt mit fünfzehn anderen rußgeschwärzt in den Tempel ein, in dem der Römer opfert, und tötet ihn und andere. Die sechzehn werden in Acht und Bann getan. Während des Abendessens überfallen sie die Stadt und richten unter den Bürgern ein Blutbad an. Daraufhin sagt man Damon freies Geleit zu und setzt ihn zum vogt der Fechter ein, lässt ihn dann aber im Bad erschlagen. Sein Geist geht noch lange um. Schluss: Gott lässt nichts ungerächt. Q.: Plutarch, Kimon 1. 1409 21. 6. 1544. Demosthenes vergibt im selbst (Frauenlob, Blühender Ton). Nach der Niederlage Athens gegen die Makedonen flieht Demosthenes in den Tempel Neptuns auf der Insel Kalauria. Ein von Antipater geschickter Hauptmann versucht, den Redner mit falschen Versprechungen aus dem Tempel zu locken. Demosthenes, der die List durchschaut, erbittet sich von dem Hauptmann, noch an seine Freunde schreiben zu dürfen. Dabei begeht er Selbstmord mit der vergifteten Schreibfeder. Q.: Plutarch, Demosthenes 29 (Boner). 1410 23. 6. 1544. Der liebhabent Antiochus (Sachs, Rosenton). König Seleukus hat einen Sohn Antiochus, der sich in Königin Stratonike, seine Stiefmutter, verliebt. Da er aus scham vnd zucht seine Liebe nicht zu äußern wagt, wird er todkrank. Der Leibarzt des Königs erkennt den Grund der Krankheit und, da er sämtliche Frauen des Hofes am Kranken vorbeiziehen lässt, auch den Gegenstand der Liebe. Dem König eröffnet er die halbe Wahrheit, er nennt als Objekt seine eigene Frau. Der König: „So hilf ihm vom Tod.“ Arzt: „Was würdet Ihr sagen, wenn es um Eure Frau ginge?“ König: „Wäre sie doch Grund der Krankheit!“ Nun sagt der Arzt die ganze Wahrheit. Daraufhin tritt der König Frau und Reich an den Sohn ab. So rettet er ihn von der strengen lieb. Q.: Plutarch, Demetrios 38 (Boner). Vgl. KG 1411 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 251–253.

1411 23. 6. 1544. Historia. Der liebhabend könig Antiochus (K./G. 2,198). 92 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1410 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 251–253.

1412 Juni 1544. Sammlung der Jünger (Sachs, Langer Ton). Q.: Joh 1,35–51. [verl.] 1413 Juni 1544. Das ent künig Pirri (Sachs, Rosenton). König Pyrrhus, in Lanoos [Q.: Argos] in Kämpfe verwickelt, erblickt auf dem Markt der umkämpften Stadt die Zeichen, die er gemäß einem Orakelspruch vor seinem Tod sehen soll. Er wendet sich zur Flucht, gerät jedoch in ein fürchterliches Gedränge am Tor. Ein junger Mann verletzt ihn leicht. Als der König sich gegen ihn wenden will, schleudert dessen Mutter, die vom Hausdach zugesehen hat, einen Ziegelstein auf Pyrrhus. Er sinkt schwer verletzt vom Pferd. Zopyros schlägt ihm den Kopf ab, und der Sohn des Königs Antigonus bringt das Haupt zum Vater. Der jagt ihn mit Stockschlägen davon und beweint Pyrrhus’ wanckhel glücke. Sein Sohn wird nach Epirus zurückgeschickt. Q.: Plutarch, Pyrrhos 32–34. Vgl. KG 1414 = Sg. 1414 26. 6. 1544. Historia. Der todt künig Pirri inn der statt Argos (K./G. 2,325). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1413 = Ml.



Nr. 1423 

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1415 27. 6. 1544. Der pesessen mit der legion (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 191 = Ml. Vgl. außerdem 1659, 4684 = Mll. und 5477 = Sg. < Lk 8,27–39. Schluss: Der Satan hält die Sünder in Sünde, Irrtum und Unglauben gefangen. Durch seinen Geist befreit uns Christus. 1416 27.  6. 1544. Die kinderzucht (Sachs, Spruchweise). Kinder sollen streng erzogen werden, dann hat man später an ihnen Freude [bei V. 4 der Bibelstelle ist ein Hinweis auf das Weiterleben nach dem Tod eingefügt]. Q.: Sir 30,1–13. Vgl. KG 2128 = Ml. und 5561 = Sg. 1417 27. 6. 1544. Ain lob der gesuntheit (Sachs, Kurzer Ton). Q.: Sir 30,14–21. Vgl. KG 5561 = Sg. [verl.] 1418 28. 6. 1544. Der tiran Clearchus (Marner, Hofton). Arkesilaus, der König von Kyrene, wird von Learchus, einem mächtigen Adligen, ermordet. Dieser übernimmt die Macht im Namen der unmündigen Kinder und herrscht tyrannisch und grausam. Als er um die Königin zu werben beginnt, bittet sie ihn nach längerem Hinhalten schließlich zu einem Gespräch in ihr Zimmer. Dort lauern ihre Brüder ihm auf und töten ihn. Die Leiche lassen sie auf dem Markt zur Schau stellen, der Königssohn Battus wird gekrönt und inthronisiert. Schluss: Der Tyrann endet so blutig, wie er regiert. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 260E-261D (Herr). 1419 29. 6. 1544. Einsaczung des elichen stancz (Sachs, Neuer Ton). Schöpfung der Frau aus Adams Rippe [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott hat im Paradies den Bund der Ehe gestiftet, und darum hängt bei Christen, Juden, Türken und Heiden der Mann der Frau an. Sie sind ein Fleisch und zwei Seelen. Der Mann soll die Frau schützen, sie soll ihm gehorchen. Ist der Mann das haubt, gibt Gott seinen Segen [Str. 3]. Q.: 1Mose 2,15–25. Vgl. KG 172, 2436 = Mll. 1420 30. 6. 1544. Die hochzeit zw Cana in Galilea (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 454 = Ml. Vgl. 1593 = Sg. und 3961 = Ml. [Str. 1 und 2]. Auslegung: 1. Christus ist verborgen in der Ehe anwesend. 2. Er gibt Nahrung, wo Mangel ist. 3. Er würdigt die Ehe, indem er ihr sein erstes Wunder widmet [Str. 3]. Lit.: Dehnert 2017, 260 A. 221.

1421 30. 6. 1544. Der 128 psalm (Sachs, Neuer Ton). Sum des Psalms: Aller geistlicher und weltlicher Segen kommt aus der Furcht des Herrn. Inh. u. Q. wie KG 775 = Ml. Vgl. 5576 = Sg. [Str. 1]. glos, Zeilenkommentar [Str. 2 und 3]. Lit.: Dehnert 2017, 211  f.

1422 1. 7. 1544. Die vier sigel (Nachtigall, Geteilter Ton). Q.: Offb 6. [verl.] 1423 2. 7. 1544. Die sel unter dem altar (Nachtigall, Geteilter Ton). Bei Eröffnung des fünften Siegels sieht Johannes die Seelen der um des Glaubens willen Erwürgten. Sie erhalten ein weißes Kleid und werden aufgefordert, noch zu warten, bis ihre Brüder nachkommen [Str. 1 und Str. 2, 1. Stollen]. Auslegung: Das Blut der Märtyrer schreit nach Rache. Wenn die Zahl der Zeugen erfüllt ist, leben sie mit Gott in seinem Reich, die Tyrannen aber werden ausgerottet und in die Hölle gestürzt. Q.: Offb 6,9–11; Weish 5. Lit.: Feuerstein 2001, 243  f.

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 1544

1424 3. 7. 1544. Der starck engel (Örtel, Leidton). Johannes sieht einen starken Engel mit einem Buch. Johannes verschlingt es. Schluss: Der Engel bedeutet das Papsttum, das noch regiert. Q.: Offb 10. Lit.: Feuerstein 2001, 244.

1425 4. 7. 1544. Alzibiadis des hauptmons ent (Zorn, Greferei). Alkibiades wird von den Athenern verstoßen. Er flieht zu Pharnabazos, wird aber von dessen Räten verleumdet, so dass Pharnabazos beschließt, ihn zu töten. Da man Alkibiades’ Tapferkeit fürchtet, umstellen Soldaten sein Haus und zünden es an. Alkibiades springt mit gezücktem Schwert auf Kleiderbündel, die er aus dem Fenster geworfen hat. Trotz tapferer Gegenwehr wird er aus der Ferne durch Geschosse getötet. Timandra begräbt ihn. Schluss: Fürsten brechen oft die Treue. Frauenliebe ist beständiger, gerade in Not erneuert sie sich oft. Q.: Plutarch, Alkibiades 36–39 (Boner). 1426 Juli 1544. Drey gulden ler Chilonis (Konrad von Würzburg, Hofton). Inh. u. Q. wie KG 5137 = Sg. [verl.] 1427 9. 7. 1544. Die trawrikeit (Schiller, Süßer Ton). Königin Arsinoe, die viel Unglück erlitten hat, ist im Begriff, vor Trauer zu sterben. Ein Philosoph tröstet sie durch folgende Geschichte: Zeus teilt den Geistern ihre Gaben zu. Die Trauer, weil sie so beschäftigt ist, kommt zu spät. Zeus kann ihr nur noch der toten ere verleihen, das Seufzen und Weinen. Werde Arsinoe, so fährt der Philosoph fort, die Traurigkeit lange durch Weinen ehren, so werde sie lange bei ihr bleiben, verachte sie sie aber, so bleibe sie nicht [Str. 1 und 2]. Lehre: Man soll nicht übermäßig trauern, das ist unnütz und ungesund [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 624  f. Nr. 21 P. (Eppendorf, S. dxliiij) < Plutarch, Trostschrift an Apollonios 111F-112B. Vgl. KG 1428 = Sg. Lit.: Sasse 2020b, 352–354.

1428 9. 7. 1544. Fraw Traurigkeit mit irer aygenschafft (K./G. 4,128). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1427 = Ml. Lit.: Sasse 2020b, 352–354.

1429 10. 7. 1544. Der dot Cresi des reichen (Mügling, Grüner Ton). Crassus wird in einer Schlacht gegen die Parther hart bedrängt. Sein Sohn Publius, mit dessen Leuten bei der Verfolgung einer Gruppe von Feinden eingeschlossen, wird durch Pfeile kampfunfähig geschossen. Während um ihn viele Römer fallen, stürzt er sich in sein Schwert. Das abgeschlagene Haupt trägt man dem Vater auf einem Speer entgegen. Als die Parther erneut gegen die Römer ziehen, zwingen sie Crassus zu Verhandlungen. Gegen seinen Willen setzt man ihn auf ein goldgeschmücktes Pferd; da kommt es zu einem Handgemenge, bei dem er erstochen wird. Bei einem Spotttriumph wird Crassus in Liedern geschmäht und sein Kopf hin und her geworfen. Schluss: Der Mensch ist dem Glück unterworfen. Q.: Plutarch, Crassus 25–32 (Boner). 1430 10.  7. 1544. Der edelman mit dem gueten pet (Muskatblut, Langer Ton; G./D.  3, Nr. 163). Ein römischer Ritter lebt über seine Verhältnisse, kann aber seine Armut verbergen und lebt weiter üppig auf Schulden. Erst nach seinem Tod kommen die Schulden an den Tag, der gesamte Besitz muss verkauft werden. Augustus lässt das Bett für sich kaufen. Es müsse weich sein, meint er, wenn man mit so vielen Schulden darin



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schlafen könne. Merckt: Bis heute gibt es Leute, die prassen und nicht Buch führen, bis Gewinn und Kapital vertan sind und Schulden und Armut drücken. Sie sollen ihren Mantel nach dem Wind richten, solange die Kuh noch im Stall steht, d.  h. bevor der Besitz verschwendet ist. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 503 (498). Vgl. KG 4206 = Fsp. 1431 11. 7. 1544. Die sieben gehangen Juden (Folz, Hoher Ton). Wegen Sauls Blutschuld an den Gibeonitern entsteht eine Teuerung in Israel. König David lässt zur Sühne sieben aus Sauls Geschlecht durch die Gibeoniter hängen, überführt dann aber die Gebeine Sauls, Jonathans und der Getöteten in ein gemeinsames Grab und versöhnt so Gott. Schluss: Adam brachte den Menschen den Fluch, von dem Christus uns durch seinen Tod erlöst hat. Q.: 2Sam 21,1–14. Lit.: Dehnert 2017, 176  f.

1432 11. 7. 1544. Das ent Romuli, des ersten künig (Sachs, Rosenton). Romulus spricht beim Capra [Ziegensumpf] zum römischen Volk. Plötzlich wird es Nacht, und es beginnt entsetzlich zu regnen. Das Volk rettet sich in die Stadt, die Patrizier bleiben. Als das zurückkehrende Volk Romulus nicht mehr findet, verdächtigt man die Priester, sie hätten Romulus im Tempel des Vulcanus erschlagen. Darauf schwört Julius Proculus, er habe Romulus gesehen. Dieser habe ihn beauftragt, ihnen auszurichten, er sei von den Göttern gesandt gewesen, Rom zu errichten. Nun sei er zu den Göttern zurückgekehrt. Als „Quirinus“ sollen sie ihn verehren. Kein Geschichtsschreiber weiß, was Romulo sej geschehen [Plutarch gibt mehrere mögliche Versionen des Todes, die hier harmonisiert erscheinen]. Schluss: So mächtig ein Regent ist, der Tod stürzt ihn. Q.: Plutarch, Romulus 27–29 (Boner). Vgl. KG 1433 = Sg. und 5425 = Trag. 1433 11. 7. 1544. Historia. Das ent Romuli des ersten römischen künigs (K./G. 22,310). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1432 = Ml. Vgl. 5425 = Trag. 1434 12. 7. 1544. Piramus mit Thisbe (Sachs, Rosenton). Pyramus und Thisbe lieben sich. Doch Thisbe wird streng behütet. Nur durch einen Mauerspalt können sie sich unterhalten. Für eine Nacht verabreden sie sich am Brunnen des Königs Ninus. Dort vertreibt ein Löwe die wartende Thisbe. Er zerreißt mit blutigem Maul den zurückgelassenen Mantel. Pyramus sieht den Mantel, glaubt Thisbe vom Löwen gefressen und ersticht sich. Die zurückkehrende Thisbe findet Pyramus sterbend und ersticht sich ebenfalls. Epimythium: Das walczend Glück bringt manches Schreckliche in der Liebe zustande. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 13 (12 Steinhöwel). Vgl. KG 77 (Str. 7), 969 (Str. 12) = Mll., 429, 1435 = Sgg. und 5314 = Com. 1435 12. 7. 1544. Der cleglich dot Pirami und der junckfrawen Thisbis (K./G. 22,312). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1434 = Ml. 1436 12. 7. 1544. Claudia Quinta mit der güertl (Sachs, Kurzer Ton). Claudia Quinta ist ihrer kostbaren Kleider und ihres herrlichen Schmuckes wegen in Rom verrufen. Eines Tages wird ein Standbild der Göttermutter auf dem Tiber nach Rom gebracht. Das Schiff läuft auf Grund; alle Versuche, es mit Stricken herauszuziehen, scheitern. Claudia Quinta kniet nieder und bittet die Göttin, ihre Ehre dadurch wiederherzustellen, dass sie es ihr gelingen lasse, das Schiff an Land zu ziehen. Darauf ergreift sie die Taue und hat Erfolg.

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Sie wird gefeiert und rehabilitiert. Sprichwort: Man beurteilt Menschen mit den Augen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 77 (74 Steinhöwel). 1437 16. 7. 1544. Das kalb Aaronis (Heid, Kälberweise). Gott will sein Volk wegen des goldenen Kalbes vertilgen, erbarmt sich aber wegen Moses’ Sühne. Schluss: Daraus sieht man die Güte Gottes, der über die Feinde und die Schuld seines Volkes zürnt. Aber dem Gebet eines Mannes im Geist und in der Wahrheit kann Gott seine Barmherzigkeit nicht versagen. Q.: 5Mose 9,9–21. 1438 16. 7. 1544. Der dot Abners (Folz, Hoher Ton). Abner geht zu David über, wird aber von Joab ohne Davids Wissen ermordet. Die Tat rächt später Salomo. Schluss: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird wieder vergossen. Q.: 2Sam 3,21–37. Vgl. KG 4475 = Ml. und 3753 = Trag. Lit.: Dehnert 2017, 179.

1439 17. 7. 1544. Drey stüeck Pauli Emilii (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Aemilius Paullus wird im Senat die Kriegführung gegen König Perseus übertragen. Als er heimkommt, weint seine Tochter, weil ihr Hund Perseus eingegangen ist. Er nimmt das als gutes Vorzeichen [Str. 1]. Als er Perseus gefangen hat, gibt er ein Bankett für seine Offiziere. In der Tischrede sagt er, es sei schwer, ein Gastmahl zu geben und eine Schlachtreihe aufzustellen: Die Schlachtreihe müsse die Feinde schrecken, das Bankett die Freunde erheitern [Str. 2]. Als Perseus vor ihn geführt wird, fällt er Aemilius verzagt zu Füßen. Der weist ihn zurecht: Man könne meinen, er habe sein Königreich nicht verdient gehabt, außerdem verkleinere er Aemilius’ Sieg. Aus diesen drei Punkten erkennt man Weisheit und Stärke der Römer [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 387  f. Nr. 9; S. 388 Nr. 12; S. 389 Nr. 17 P. (Eppendorf, S. cccxxxvij; cccxxxviij; cccxxxix) < Q.: Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 197F-G, 198B, Aemilius 26. 1440 17. 7. 1544. Psamenitus der gefangen künig (Ehrenberg, Spiegelton). König Psammetichus von Ägypten wird von Kambyses seines Reiches beraubt. Zur Demütigung werden ihm seine Tochter beim Wassertragen (wie die Leibeigenen) und sein Sohn in Ketten vorgeführt. Der Vater erträgt das schweigend. Als er aber einen Ritter alde betteln sieht, bricht er in heftiges Wehklagen aus. Auf die Frage des Kambyses nach diesem ungewöhnlichen Verhalten sagt er, das Leid seiner Kinder habe sein Herz verschlossen, das des Ritters es wieder geöffnet. Schluss: Oft trägt ein treues Herz fremden Schaden offener zur Schau als eigenen. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 490 Nr. 9 P. (Eppendorf, S. ccccxxxix) < Herodot 3,14. 1441 17. 7. 1544. Drey schwenck Stratonici (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 164 [nur Incipit]; Klesatschke/Brunner 1993, 217  f.). Stratonikus, ein Harfenschläger, erzählt kurzweilige Schwänke: In der Stadt Marania wird viel Völlerei getrieben. Er wettet mit seinem Wirt zehn Maß Wein, dass er mit verbundenen Augen jeden Ort der Stadt erkenne. Man führt ihn herum, und er antwortet auf Befragen, er sei im Wirtshaus, denn überall werde geschlemmt [Str. 1]. In Seriphus, einer verdreckten Stadt on gwerb vnd handel, fragt er seinen Wirt, wofür man ausgewiesen werde. Er rät ihm, das Betreffende zu tun, denn in der Fremde zu wohnen sei besser als hier [Str. 2]. Er kommt in ein Bad (ein lörlesbad). Bei der „Kapelle“ nebenan hängen viele Opferzeichen. Stratonikus meint,



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das sei kein Wunder; jeder, der heil herauskomme, opfere [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S.  501 Nr.  26; 499 Nr.  13; 500 Nr.  23 P. (Eppendorf, S. ccccl; ccccxlviijf.; ccccxlix) < Athenaios, Deipnosophisten 351E; Plutarch, Über Verbannung 602A; Athenaios 351C. Vgl. KG 5717 = Sg.  7. 1544. Anaximenes erpat die stat (Regenbogen, Kurzer Ton). Alexander der Große will Lampsakos schleifen. Anaximenes, sein zuchtmaister, kommt heraus, um für die Stadt zu bitten. Alexander schwört jedoch, er werde nicht tun, worum er ihn bitte. Da bittet der Philosoph schnell um Zerstörung der Stadt. Schluss: An einem Weisen kann ein ganzes Land geneusen. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 489 Nr. 5 P. (Eppendorf, S. ccccxxxviij) < Valerius Maximus 7,3 Ext. 4. 17. 7. 1544. Das zerkloben haus zv Rom (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D. 3, Nr. 166). Drusus Publicola hat einen großen Riss im Haus. Die Handwerker kommen und verlangen fünf Pfund für die Ausbesserung. Drusus gäbe ihnen gern zehn, wenn sie alle vier Wände ganz durchsichtig machen könnten, er habe nichts zu verbergen. Schluss: Frömmigkeit erwarb einst großes Lob, inzwischen ist sie wohl gestorben. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 481 Nr. 56 P. (Eppendorf, S. ccccxxx) < Plutarch, Staatstheoretische Unterweisungen 800F. 18.  7. 1544. Die verstopften brunnen Abraham (Folz, Schrankweise). Isaak gräbt Brunnen, die die Philister zugeschüttet haben, wieder auf [Str. 1 und 2]. Isaak ist eine figur derer, die das von Ketzern vergiftete Wort wieder ausgraben, um die christliche Herde zu tränken. Papisten und Schwärmer (Philister) füllen es jedoch mit fünd, gsecz lüg list vnd renck. Die Gegensätze führen zu Disputationen, das Wort Gottes hat kaum mehr Platz. Aber am Ende wird es hervortreten [Str. 3]. Q.: 1Mose 26,12–22. Juli 1544. Der altar rais zu Pethel (Sachs, Bewährter Ton). Q.: 1Kön 13. [verl.] 19. 7. 1544. Der ausezig künig Usia (Schiller, Süßer Ton). König Usia überhebt sich. Er selbst will Gott im Tempel Rauchopfer darbringen (etwas, was nur den Priestern zusteht). Vor den Augen der Priester wird er aussätzig, er muss in einem abgesonderten Haus wohnen. Schluss: Würden jetzt alle aussätzig, die sich in Religionsangelegenheiten mischen, dann könnte man Gottes Zorn spüren. Ihn soll man nur durch sein Wort ehren. Q.: 2Chr 26,16–21. Vgl. KG 5632 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 242 („Offenbar fände Sachs es lehrreich, wenn der Kaiser aussätzig würde. Dann spürte auch er Gottes Zorn und merkte vielleicht, dass seine Religionspolitik nicht richtig ist.“); Dehnert 2017, 204  f.

1447 23. 7. 1544. Die zwen maler (Sighart, Pflugton; G./D. 3, Nr. 167). Zeuxis trägt mit Par­ rhasios einen Malerwettstreit aus. Er malt so kunstvolle Weintrauben, dass die Vögel danach picken. Als er den Vorhang vor Parrhasios’ Bild wegziehen will, bemerkt er, dass dieser nur gemalt ist. Zeuxis erkennt ihm den Preis zu. merck: Der Künstler soll bescheiden sein, umso höher wird man ihn loben. Q.: Erasmus von Rotterdam, ­Apophthegmata 6, S. 511 Nr. 40 P. (Eppendorf, S. cccclix) < Plinius d. Ä., Naturalis historia 35,64  f. 1448 23.  7. 1544. Drey procuratores (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D.  3, Nr. 168). Drei Schwänke von procuratores: Catulus fragt nach einer Rede, ob er nicht

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gleichermaßen Arme und Reiche beeindruckt habe. Er erhält zur Antwort, es gebe niemanden, dem seine Klienten nicht leidtäten [Str. 1]. Ein Redner ist köstlich gekleidet, aber von zweifelhafter Gelehrsamkeit. Um das auszudrücken, sagt Afer, der Redner sei ausgezeichnet fürs Gericht – gekleidet [Str. 2]. Granius rät einem heiseren Procurator, zu Hause Met zu trinken. Er lehnt ab, weil das seinem Hals schade. Granius aber sagt, er solle lieber seinem Hals als seiner Partei schaden. Schluss: Wer nichts kann, muss Spott leiden. Gott bewahre vor Prozessen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S.  461 Nr.  39, 463 Nr.  50, 474 Nr.  17 P. (Eppendorf, S. ccccviij; ccccx; ccccxxij) < Cicero, De oratore 2,278; Quintilian, Institutio oratoria 6,3,84; Cicero, De oratore 2,282. Juli 1544. Amacia der künig (Meienschein, Langer Ton). Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 489  f. Nr. 7  f. P. (Eppendorf, S. ccccxxxviij) < Herodot 2,173,1  ff. [verl.] Juli 1544. Diogenes dreyerley hunden (Frauenlob, Würgendrüssel). Q.: wohl Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 221 Nr. 35 P. (Eppendorf, S. clxxiiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,55. [verl.] 29. 7. 1544. Die knecht Davids geschent (Konrad von Würzburg, Hofton). Die Ammoniter scheren Davids Gesandten den halben Bart und schneiden ihnen die Kleider zur Hälfte ab. Im anschließenden Krieg werden sie und die verbündeten Syrer vernichtend geschlagen. Schluss: Hier kann man sehen, wie trucz vnd vbermuet zu Krieg und Verderben führen können. Q.: 2Sam 10. Vgl. KG 4861 = Ml. 29. 7. 1544. Die weisagung Jerobeam (Folz, Freier Ton). Der Prophet Ahia verheißt Jerobeam die Herrschaft über zehn Stämme, weil Salomo Götzendienst trieb. Schluss: Gott regiert allein. Fällt ein König von ihm ab, so wird sein Reich einem anderen verliehen. Q.: 1Kön 11,29–40; 12. Lit.: Feuerstein 2001, 245  f. („Angesichts der Zeitläufte kann Sachs mit diesem Lied eigentlich nur König Franz I. von Frankreich meinen.“).

1453 Juli 1544. Gen Rom ain jüngling kome … (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). [verl.] 1454 Juli 1544. Der verclagt edelmon zu Rom (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). [verl.] 1455 31. 7. 1544. Ein osterpeschlues (Frauenlob, Langer Ton). Lob sei Gott, der die Gemeinde zu der Seligkeit führt, nach der die Propheten gesucht haben. Q.: 1Petr 1,3–14. Lit.: Dehnert 2017, 276  f.

1456 31. 7. 1544. Drei pös anschleg Lisandri (Kanzler, Goldener Ton). Lysander, der aus Herkules’ Geschlecht stammt, ist ein loser mon. Er sagt, die Wahrheit sei zwar höher zu achten als die Lüge, doch solle man beide je nach Nutz gebrauchen [Str. 1]. Als man ihn arger list bezichtigt, antwortet er, wenn etwas in der Löwenhaut nicht gelinge, müsse man eben den Fuchsbalg anziehen [Str. 2]. Man bezichtigt ihn, in Milet einen Eid gebrochen zu haben. Er antwortet, Kinder betrüge man mit Würfeln, Erwachsene mit Eiden. Sprichwort: Wo weder Haut noch Haare sind, gibt es keinen guten Pelz [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 97  f. Nr. 90–92 P. (Eppendorf, S. lxvj) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 229A-B 2–4.



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1457 8. 8. 1544. Die drey cristlichen paum (Folz, Baumton). Drei Bäume entsprechen der Natur der Christen: Die Zeder, die hoch ihre Äste ausbreitet, ist eine figure des Christen, der in der Erkenntnis Gottes täglich wachsen soll [Str. 1]. Die Palme trägt ihre Bürde schwer, aber sighaft; entsprechend soll der Christ kühn wie ein Löwe sein und geduldig sein Kreuz tragen [Str. 2]. Der Feigenbaum hat Früchte mit aller suestem safte. Süße Früchte soll auch der Christ geben, mit geben, porgen, leyen, straffen, verzeyen [Str. 3]. 1458 8. 8. 1544. Ein weltlauff (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 169). Klage über den Lauf der Welt: Hauptklagepunkte sind üble Nachrede, Missachtung von kunst und wicz, Herrschaft des Geldes, unlauteres Streben nach Geld und dadurch bedingte Zunahme aller Laster. vntrew hat ihr Zelt aufgeschlagen. 1459 9. 8. 1544. Semiramis die künigin Babilonie (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Semiramis, die Frau des Königs Ninus von Assyrien, schenkt ihm einen Sohn Ninias. Nach Ninus’ Tod regiert sie in Vertretung ihres zu jungen Sohnes in Männerkleidung. Sie zieht gewappnet in den Krieg. Babylon gewinnt sie zurück, sie lässt es wieder erbauen und ummauern. Während des Zopfflechtens wird ihr die Nachricht gebracht, die Stadt sei eingenommen. Sie bricht sofort auf und ordnet ihr Haar erst nach der Rückeroberung. Darum errichtet man ihr ein Standbild, auf dem sie mit nur einem geflochtenen Zopf zu sehen ist. Allerdings hat sie ihren Ruhm dadurch befleckt, dass sie es mit ihrem Sohn trieb. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 2 (2 Steinhöwel). Vgl. KG 5182 = Sg. und 5445 = Trag. Lit.: Dehnert 2017, 438  f.; Sasse 2020b, 208 A. 736.

1460 9. 8. 1544. Veturia die getreue und weise Römerin (Friedel, Gedrehte Friedweise). Coriolan erscheint nicht zum rechtstag und wird in Rom geächtet. Er geht zu den Feinden über und zieht gegen die Stadt. Alle Versöhnungsgespräche nützen nichts, bis schließlich seine Mutter Veturia ihn aufsucht und ausschimpft. Coriolan führt das Heer wieder weg. Veturia erreicht durch ihren Erfolg, dass Arm und Reich die Frauen ehrt und dass sie Perlen und Geschmeide tragen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 55 (52 Steinhöwel). 1461 11. 8. 1544. Die pekantnus Petri (Herwart, Bloßer Ton; Rettelbach 2019, 142–144). Bekenntnis des Petrus. Verleihung der Schlüsselgewalt. Leidensankündigung Christi [Str. 1 und 2]. Auslegung: Das Papsttum hat so getan, als werde es durch diese Stelle zum irdischen Gott. Es ist aber Petri Glaube, nicht er selbst gemeint, sonst hätte ihn Christus nicht gleich darauf als Satan bezeichnen können. In vnsern leczten tagen ist Christus das alleinige Heil [Str. 3]. Q.: Mt 16,13–23. 1462 13. 8. 1544. Drey stueck der freuntschaft (Frauenlob, Hagenblühweise). Aristoteles auf die Frage, was Freundschaft sei: eine Seele in zwei Leibern [Str. 1]; wie man sie erhalte: indem man den Freund so behandle, wie man von ihm behandelt sein wolle [Str. 2]. Oft warnt er vor der Freundschaft der Schmeichler, die einen im Unglück verlassen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 575 Nr. 19, 576 Nr. 26 und 28 P. (Eppendorf, S. dvf.) < 5,20; 5,21. Vgl. KG 4968 = Sg. 1463 August 1544. Drey spruch Aristotelis (Frauenlob, Hagenblühweise). [verl.]

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1464 August 1544. Saphos die poetin (Frauenlob, Später Ton). Inh. u. Q. wie KG 3907 = Ml. [verl.] 1465 19. 8. 1544. Zenobia die dapfer künigin (Zorn, Greferei). Königin Zenobia wächst mit Jagdabenteuern auf. Später heiratet sie Adanatus. Dieser wird von Saporus gefangen. Die Königin führt so lange gegen Saporus Krieg, bis sie ihn fängt und ihren Mann befreit. Das Land und dazu römischen Besitz nimmt sie ein. Nach der Ermordung ihres Mannes wird sie im Kampf von den Römern gefangen, nach Rom geführt und bis zu ihrem Tod in ehrenvoller Haft gehalten. Schluss: Glück thutt sich offt verkeren. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 100 (95 Steinhöwel). Vgl. KG 3906 = Ml. (Str. 3). 1466 2.8.1544. Ceres gottin in Sicilia (Folz, Teilton). Ceres, die Königin von Sizilien, erfindet den Ackerbau: Pflug, Ochsengespann, Säen, Schneiden, Dreschen, Mahlen, Backen. Das Volk, das sich zuvor von Holzäpfeln und Eicheln genährt hatte, verehrt Ceres als Göttin. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 5 (5 Steinhöwel). 1467 21.  8. 1544. Amazones die streytparen frawen (Frauenlob, Vergessener Ton). Bei einem Krieg in Themiskyra werden die meisten Männer erschlagen. Die Frauen ergreifen nun selbst die Waffen gegen den Feind. Nach dem Kampf beschließen sie, in Zukunft Männern nicht mehr zu gehorchen. Sie töten ihre übrigen Männer und regieren den Staat selbständig. Einmal im Jahr empfangen sie von den Männern der angrenzenden Gegenden. Die Knaben, die geboren werden, schicken sie ihren Vätern, die Mädchen werden zur ritterschaft erzogen, die rechte Brust wird abgebrannt. Zwei Königinnen, Marpessa und Lampeto, wechseln sich bei Kriegszügen ab. Einmal werden die zu Hause gebliebene Marpessa und alle Frauen von Barbaren erschlagen, damit endet nach hundert Jahren der Amazonenstaat. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 11 und 12 (11 Steinhöwel). 1468 August 1544. Die sibilla Eriphila (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Die Sibylle Eriphyla weissagt die Zerstörung Trojas, die griechische und römische Geschichte, ferner (am ausführlichsten beschrieben) die Wunder, die Passion, die Auferstehung Christi und das Weltgericht. Sie besaß den Geist Gottes wie sonst kein Heide. Schluss: Gott verteilt auf wunderbare Weise seine Gaben, und sein Geist entzündet uns. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 21 (19 Steinhöwel). 1469 1. 9. 1544. Der liebe zanck (K./G. 4,322). 100 Vs. Der junge Dichter hatte eine Freundin, mit der er außer Umarmen und Küssen nichts macht, weil er alles Übrige für die Ehe aufsparen will. Eines Tages verweigerte sie ihm auch das wegen ihrer Ehre. Im Bett allein, fragt er Venus nach einer Erklärung, schläft ein und träumt, wie die Göttin zu ihm spricht: Das Mädchen habe das aus Scham getan, liebe ihn aber durchaus und sei traurig über ihr Handeln. In wenigen Jahren aber werde er sie heiraten, die Venus selbst auswählte. Danach ist alles in Ordnung, und sie umarmen und küssen sich wieder. Lit.: M. E. Müller 1985, 247  f. („Ausgerechnet Frau Venus, seit je Sinnbild verfemter Lust […] verheißt zukünftiges Eheglück […]. So kurios dies anmutet, mag es nun einen biographischen Kern haben oder nicht, so scheint sich doch darin der Wunsch zu äußern, auf die Ehe möge wenigstens ein Abglanz erotischer Lust fallen.“).



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1470 September 1544. Helena kaiserin aus Kriechen (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; A. Roth 2016, 355  f.). Helena, die schönste aller Frauen, ist mit Menelaos verheiratet. Paris raubt sie. Da Priamus die Herausgabe verweigert, bricht der Trojanische Krieg aus. Nach zehnjähriger Belagerung Trojas reisen die Griechen zum Schein ab. Auf ein Zeichen Helenas kehren sie zurück und erobern die Stadt. Der Königsstamm wird ausgerottet, Menelaos holt Helena zurück. Epimythium: Frauenliebe macht blind und bringt Angst und Sorgen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 37 (35 Steinhöwel). Lit.: A. Roth 2016, 193–200.

1471 September 1544. Drey ler der gastrey (Harder, Süßer Ton). Sokrates setzt seinen Gästen wenig vor. Ein Freund fragt, ob das recht sei. Seien die Gäste frumb, antwortet der Philosoph, so sei es richtig für sie, seien sie aber böse, so sei es noch zu viel, denn der Fromme begnügt sich, der Böse bleibt undankbar. Man soll nicht aus Wollust essen und trinken, das bringt nur Unglück. Hunger ist der beste Koch. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 164  f. Nr. 4–6 P. (Eppendorf, S. cxv) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,34; Xenophon, Erinnerungen an Sokrates 1,3,5. Vgl. KG 2249 (verl.) = Ml. 1472 3. 9. 1544. Aristomenes het ein rauch hercz (Sighart, Pflugton). Aristomenes wird von den Lakedämoniern zweimal gefangen, er entkommt jedoch beide Male auf tollkühne Art. Beim dritten Mal wird er getötet. Dabei entdeckt man in der gespaltenen Brust, dass ihm Haare auf dem Herzen wachsen. Plinius d. Ä. sagt, Menschen, die mit Haaren auf dem Herzen geboren werden, seien immer so kühn. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 11,185 (Eppendorf). 1473 3. 9. 1544. Der weibisch Hercules (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Herkules wirbt um Jole. Die zunächst gegebene Zusage wird von ihrem Vater Eurystheus zurückgezogen. Daraufhin führt er gegen den Vater Krieg und tötet ihn. Jole will sich rächen. Durch List bringt sie Herkules dazu, Löwenhaut und Waffen abzulegen, sich weiblich zu kleiden, sich unter Frauen zu begeben und schließlich zu spinnen. Schluss: Liebe kehrt den Mann um, macht ihn blind und lässt ihn die Tugend vergessen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 23 (21 Steinhöwel). 1474 September 1544. Saurteig (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 4958 = Ml. Vgl. 5455 = Sg., außerdem 2791 = Ml. [verl.] 1475 6. 9. 1544. Die neunzehen gueten ler (Folz, Strafweise). 19 Lebensregeln vermischten Inhalts. Q.: Sir 8. Vgl. KG 5354, 5692 = Sgg. 1476 6. 9. 1544. Vergleichung des narren und weisen (Folz, Strafweise). Die Weisen und die Narren. Q.: Sir 21,12–31. Vgl. KG 2024 = Ml. und 5027, 5560 = Sgg. 1477 September 1544. Warnung vor dem feint (Nachtigall, Abendton). Inh. u. Q.: wie KG 5511 Teil 2. [verl.] 1478 9. 9. 1544. Von leyen vnd puerg werden (Folz, Strafweise). Empfehlung des Leihens und Bürgens, Warnung vor den Gefahren. Q.: Sir 29,1–31. Vgl. KG 5170 = Ml. und 5541 = Sg.

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1479 10.  9. 1544. Etlich leer aus Jesus Sirach (Schwarz, Vermahnter Ton). Vermischte Lehren und Ermahnungen zur Lebensführung (Genügsamkeit, Ehrlichkeit, Verhalten gegen Gesinde, Kinder und Eltern). Am Ende: sirach vermant// vns mit verstant. Q.: Sir 7,1–29. Vgl. KG 3190 = Ml. und 5539 = Sg. 1480 10. 9. 1544. Ein kinderler (Schwarz, Vermahnter Ton). Mahnung: Kinder sollen Vater und Mutter ehren. Sie sollen sich ihres alten Vaters annehmen. Schluss: Wer sich daran hält, wird zu den gottesfürchtigen Christen gezählt. Q.: Sir 3,1–18. Vgl. KG 5082 = Ml. und 5562 = Sg. 1481 11. 9. 1544. Das vater unser (Folz, Schrankweise). Vaterunser und Jesu Ausführungen über das Bitten. Q.: Lk 11,1–13. Vgl. KG 2197 = Ml., außerdem 5628a (verl.), 5677 = Sgg. 1482 11. 9. 1544. Cetus ein walfisch (Folz, Abenteuerweise). Aussehen und Lebensgewohnheiten des Wals, seine Gefahren für Schiffer (z.  B. Verwechslungsmöglichkeit mit einer Insel) und sein Fang. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III D 7, S. 248 P. Vgl. KG 1483 = Sg. 1483 11. 9. 1544. [E] Der walfisch (K./G. 22,314). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1482 = Ml. 1484 13. 9. 1544. Ein prophezei der zukunft Cristi (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Der Knecht Gottes schafft Recht auf Erden. Schluss: Die Prophezeiung geht auf Christus, der das menschliche Geschlecht erlöst und den Feind besiegt. Q.: Jes 42,1–13. Vgl. KG 5380 = Sg. 1485 13. 9. 1544. Pfarer mit den eprecher pauren (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 170). Der Pfarrer von Poppenreuth droht von der Kanzel aus, die Ehebrecher öffentlich bekanntzugeben. Am nächsten Sonntag bringt er einen Prügel mit auf die Kanzel und tut so, als wolle er den Ehebrecher unter den Bauern damit treffen. Da zuckt der ganze Haufe zusammen und bekennt damit seine Schuld. Schluss: Der Dichter, wäre er dabei gewesen, hätte sich auch gebückt. Vgl. KG 1487 = Sg. und 4343 = Fsp. 1486 17. 9. 1544. Die gnedig verheisung gottes den heiden (Folz, Hoher Ton). Gott verheißt seinem Volk ewige Gnade. Wo es im Bibeltext heißt „Dein Samen wird die Heiden erben“, schreibt Sachs der Heiden erb dein samen geitt [Sinn?], wahrscheinlich umgekehrt verstanden, denn der Liedschluss sagt: Daraus nehmen die Heiden den Trost der Herbeikunft Christi; durchs Evangelium werden sie fruchtbar, sie glauben, und Gott behält sie ewig in seinem Gnadenbund. Q.: Jes 54,11–13. 1487 15. 9. 1544. Schwank. Pfarrer mit den ehbrecher-pawern (K./G. 5,137; G./D. 1, Nr. 76). 84 Vs. Inh. wie KG 1485 = Ml., aber erweitert: Der Dichter hätte sich deswegen gebückt, weil das jeder tut, wenn ein Prügel geflogen kommt. Vgl. KG 4343 = Fsp. 1488 17. 9. 1544. Der künig Josaphat seczet richter (Zorn, Zugweise). Josaphat beseitigt den Götzendienst und setzt Richter über Juda [Str. 1 und 2]. Dies ist ein exempel für die obrigkeit: Sie soll nach seinem Vorbild Priester einsetzen, die das Evangelium verkünden, desgleichen gerechte Richter und Amtsleute. Gäbe es solche Zustände, wäre die Obrigkeit dem gmeinen man lieb vnd wert, es stünde besser auf Erden [Str. 3]. Q.: 2Chr 19,4–10.



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1489 18.  9. 1544. Drey krancken wuechrer (Hülzing, Hagelweise; G./D.  3, Nr.  171). Drei kranke Wucherer: Der erste liegt apathisch im Bett und reagiert nicht auf seelsorgerische Angebote. Als aber einer zum Scherz seine Truhe aufsperrt, fährt er hoch [Str. 1]. Der zweite soll bei der Krankensalbung die rechte Hand reichen, aber er kann sie nicht öffnen, der Schlüssel zu seinem höchsten gut liegt darin [Str. 2]. Der dritte hat schon drei Tage keine Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Als der Pfarrer ihn ölen will, ruft er: „Hinaus mit den Dieben!“ Wie einer lebt, so stirbt er. Wir sollen das Zeitliche fliehen und dem Ewigen zustreben [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 273.276.275 (274.277.276). 1490 18. 9. 1544. Die gros kerz im schiff (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 6, Anh. Nr. 171a). Ein Schiff gerät in einen Sturm. Ein abentewrer an Bord gelobt Sankt Niklas für die Rettung eine Kerze, so dick wie seinen Oberschenkel und so lang wie er selbst. Als sich nichts ändert, erhöht er sein Versprechen auf eine Kerze von seinem eigenen Gewicht, und schließlich gelobt er eine, die so schwer ist wie ein Mastbaum. Die Mitreisenden verweisen ihm sein Gelübde, das er wegen des Preises ja gar nicht halten könne. Er antwortet, wenn sie gerettet würden, werde er ohnehin kein Licht opfern. Wer Gelübde hinterher verspottet, den straft Gott. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 304 (306). 1491 19.  9. 1544. Drey gedult stüeck Diogenis (Frauenlob, Vergessener Ton). Diogenes lehrt, den Zorn zu meiden. Um ihn zu prüfen, spuckt ihm ein junger Mann ins Gesicht. Diogenes bleibt ruhig [Str. 1]. Als er auf der Gasse geht, schlägt ihn ein junger schalck, der ihn hasst, an den Kopf. Der Philosoph sagt nur, er habe nicht gewusst, dass man in Athen nur mit Eisenhut ausgehen könne [Str. 2]. Als er [Q.: Sokrates] das Volk lehrt, tritt ihn einer mit dem Fuß. Die Leute raten Diogenes, ihn zu verklagen. Diogenes erwidert, dies sei ein schlechter Rat: ob sie denn zum Richter liefen, wenn ein Esel sie trete [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 229 Nr. 88, 209 Nr. 65, S. 168  f. Nr. 24 P. (Eppendorf, S. clxxxiij; clxij; cxix) < Seneca, De ira 3,38,1; Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,41 und 2,21. 1492 19. 9. 1544. Drei ler Chilonis (Marner, Goldener Ton). Drei Lehren Chilons: 1. Wie das Gold durch den Stein, so wird der Mensch durchs Gold geprüft: Die Qualität des Goldes zeigt sich beim Strich auf dem Goldstein, das gmuet des Menschen im Reichtum [Str. 1]. 2. Der Zorn bringt dem Menschen viel Unglück, darum soll er ihn wie seinen ärgsten Feind bekämpfen [Str. 2]. 3. Der Mensch soll sich vor sich selbst hüten, er bringt sich den größten Schaden, weil er sich selbst öfter in Laster und Schande führt als andere [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 2, S. 151 Nr. 4, 153 Nr. 21, 154 Nr. 27 P. (Eppendorf, S. cvij; cx; cxj) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,71; 1,70. Vgl. KG 5337 = Sg. 1493 20. 9. 1544. Die zeugnis Johannis (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Johannes der Täufer fragt Jesus, wer er sei. Predigt Jesu über Johannes. Q.: Lk 7,18–30. 1494 September 1544. Die kirch abgepildt (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 4585 = Ml. (Str. 1). Vgl. 5522 = Sg. [verl.] Lit.: Feuerstein 2001, 246.

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1495 23.  9. 1544. Johannes schreibt das sechst capitel  … (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Q.: Offb 6. [verl.] Lit.: Münzer 1906, 16 [zur mittlerweile verlorenen Überlieferung bei Puschman]: „Der Text von Hans Sachs […] liest der ‚Obrigkeit‘ gehörig den Text, die sich mit ‚Schinderey, Finanz, Krieg, raub vnd mort vertgangen‘.“; Feuerstein 2001, 246.

1496 25. 9. 1544. Die auserwelten gottes (Sachs, Neuer Ton). Johannes sieht Heiden aus allen Völkern dem Lamm zujubeln und zu ihm beten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Das sind die auserwählten Christen – die alles Irdische durch den Glauben überwunden haben  – im weißen Gewand des christlichen Wandels, das sie im Blut des Lamms (durch Jesu Tod) gewaschen haben. Sie werden nach dem jamertal ewig mit Gott leben [Str. 3]. Q.: Offb 7,9–17. Vgl. KG 5828 = Sg., außerdem 4973 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 246.

1497 25.  9. 1544. Trebonius eret sein er (der gekrönt Jüngling) (Tannhäuser, Hofton). Lucius, der von seinem Onkel Marius zum Unterhauptmann gemacht worden ist, verliebt sich in einen Untergebenen, Trebonius, bestellt ihn zu sich und will ihn vergewaltigen; aus Notwehr ersticht ihn der junge Mann. Trebonius wird gefangen genommen und vor Gericht gestellt. Seine Sache steht anfangs schlecht, doch als er Marius den Vorfall genau berichtet hat, spricht dieser ihn frei, bekränzt ihn und erwirbt sich dadurch große Beliebtheit beim Heer. Schluss: Eine Obrigkeit, die gerecht urteilt, muss man preisen. Q.: Plutarch, Marius 14. 1498 27. 9. 1544. Drey ler der zungen Chilonis (Folz, Teilton). Drei Lehren Chilons: 1. Beim Schmaus soll man die Zunge im Zaum halten, denn mit speis vnd dranck beladen redet sie oft, was einem Nachteil bringt [Str. 1]. 2. Man soll die Zunge nicht dem gemüet davonlaufen lassen: Ein gesprochenes Wort kann niemand wiederbringen [Str. 2]. 3. Man soll beim Reden nicht mit den Händen fechten. Beachtet diese Regeln, ihr Meistersinger! [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 2, S. 152 Nr. 12, 151 Nr. 8, 154 Nr. 24 P. (Eppendorf, S. cix; cviij; cxj) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,69; 1,70. 1499 30. 9. 1544. Warnung des jüngsten gerichts (Barz, Langer Ton). Jesus ermahnt seine Jünger zur Wachsamkeit für den Tag seiner Wiederkunft. Gleichnisse vom Dieb und vom treuen und bösen Knecht. Schluss: Der Christ soll darauf achten, dass er beim Hereinbrechen des letzten Gerichts nicht mit Schuld beladen angetroffen wird. Q.: Mt 24,38–51. 1500 1. 10. 1544. Das fischen Petri (Beckmesser, Chorweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 368 = Ml. Vgl. 3116 = Ml. „Geistlicher Verstand“: Christus will das Menschengeschlecht erlösen. Dabei helfen ihm die Prediger. Die Predigt hat nur Erfolg, wenn Christus im Wort dabei ist [Zehn Zeilen in der erhaltenen Hs. unleserlich]. Gebet um Einheit in Glauben und Liebe [Str. 3]. 1501 2.  10. 1544. Leena die verschwiegen (Kanzler, Goldener Ton). Zur Zeit des Königs Amentus bringen die jungen Männer Ariston und Armenus (Armonius) den Tyrannen Hyspar um. Bei der grausamen Verfolgung werden viele junge Männer gefoltert. Schließlich ergreift man auch die Prostituierte Leaina, die man mit Recht der Mitwis-



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serschaft verdächtigt. Trotz langer Folter gesteht sie nicht, ja um ihre Liebhaber zu schützen, beißt sie sich selbst die Zunge ab, um nicht schwach zu werden. Schluss, ler: Verschwiegene Frauen tragen die Ehrenkrone. Wohl dem Mann, der so eine zur Ehefrau gewinnt! Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 50 (49 Steinhöwel). 1502 3. 10. 1544. Melusina die meerfeie (Frauenlob, Später Ton). Die in dem größtenteils unleserlichen Text der erhaltenen Hs. identifizierbaren Wörter erlauben folgende Handlungsrekonstruktion: Raimund sieht an einem Samstag Melusine im Bad. Melusine, deren Fischgestalt ihrem Gemahl nun bekannt ist, nimmt Abschied und entschwindet durch ein Fenster in die Luft. Raimund ist sehr betrübt. Das von Melusine gestiftete Kloster brennt nieder. Q.: Couldrette, Mellusigne 3055–3634 (Thüring von Ringoltingen, 51r–58v = S. 97–109 M.; 106–140 S.). Vgl. KG 4132 = Ml. und 4837 = Com. 1503 3. 10. 1544. Die zauberin Medea (Mügling, Grüner Ton). Medea verhilft Jason zum goldenen Widder. Sie flieht mit Jason. Ihren Bruder zerstückelt sie, um den Vater bei der Verfolgung aufzuhalten. Als Jason sie vertreibt, verbrennt sie zauberisch seine zweite Frau Kreusa und tötet deren Kinder. Schluss: Eine Frau, die einmal mit posheit wirt anzüent, tut nicht gut. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  17 (16 Steinhöwel). Vgl. KG 3523 = Ml. 1504 4. 10. 1544. [E] Die verflucht junckfraw (Römer, Gesangweise; Neumann 2005, 330– 332). Ein Schiffsherr, der auf der Fahrt ins Heilige Land zum Wasserholen eine einsame Insel betritt, erblickt in einer Höhle eine Jungfrau mit Schlangenunterleib. Als er aus Angst fliehen will, hält sie ihn zurück, erklärt, dass ihr Vater sie verflucht habe, und bittet ihn, sich im Heiligen Land zum Ritter schlagen zu lassen, dann in ritterlichem Schmuck zurückzukehren und sie durch einen Kuss zu erlösen. Nach vollzogenem Ritterschlag kehrt er zurück, aber sein Pferd scheut beim Anblick der Jungfrau und springt mit ihm ins Meer. Auf dem Schiff hört man das Klagen der Jungfrau. Schluss: Verrucht sind Eltern, die ihre Kinder verwünschen. Q.: Jean de Mandeville, Itinerarium 1,9 (Otto von Diemeringen oder Hans Velser). Lit.: Neumann 2005, 153  f. 160–163.

1505 7. 10. 1544. Lob der weisheit (Nachtigall, Langer Ton). Lob der Weisheit. Schluss. Bitte um Weisheit. Q.: Weish 8,2–21. 1506 7.  10. 1544. Das pet Salomonis vmb weisheit (Nachtigall, Langer Ton). Gebet um Weisheit, die die Kürze menschlicher Erfahrung ausgleicht, Gerechtigkeit erleichtert und zum Regieren geschickt macht. Q.: Weish 9. 1507 8. 10. 1544. Achilles mit seiner Didomey (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; A. Roth 2016, 347  f.). Thetis wird auf ihrer Hochzeit der Tod ihres Sohnes vor Troja geweissagt. Um ihn zu retten, schickt sie Achill, als er 18 Jahre alt ist, zu König Lykomedes, wo er sich in dessen Tochter Deidamia verliebt. In Frauenkleidern kann er sich ihr nähern, ihr vertrauen, und nachdem er sich zu erkennen gegeben hat, ihre Liebe gewinnen. Als man für Troja ein Heer aufbietet, lässt er die Geschwängerte traurig zurück. Er wird von Paris erschlagen. Schluss: Man stirbt den Tod, den Gottes Weisheit verfügt. Q.: „Trojabuch“. Lit.: A. Roth 2016, 200–206.

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1508 8. 10. 1544. Paridis gepurt und geruch (Mügling, Grüner Ton; A. Roth 2016, 349  f.). Traum der Hekuba, Geburt und Aussetzung des Paris, sein Urteil zugunsten der Venus. Q.: wie KG 1507. Lit.: A. Roth 2016, 206–213.

1509 8. 10. 1544. Ein prophezey der zukunft Cristi (Duller, Gekrönter Ton). Gott spricht, er werde Himmel, Erde und die Heiden bewegen. Er verkündet den Trost der Heiden und die Bereitung eines neuen Hauses [Str. 1]. Auslegung: Die Weissagung bezieht sich auf Christus, das Bewegen von Himmel und Erde auf Augustus, das neue Haus auf das Neue Testament [Str. 2 und 3]. Q.: Hag 2,6–9. Lit.: Dehnert 2017, 181–183.

1510 Oktober 1544. Die dochter Zion (Frauenlob, Gekrönter Ton). Q.: Sach 2. [verl.] 1511 Oktober 1544. Zukunft Christi Emanuel (Nachtigall, Hoher Ton). Q.: Jes 7,14. [verl.] 1512 16.  10. 1544. Die schöpfung im anfang der welt (Regenbogen, Überlanger Ton). Schöpfungsbericht. Schluss: Ehre sei Gott. Q.: 1Mose 1. Vgl. KG 4722 = Ml., 1581, 6128 = Sgg. und 2921 = Trag. 1513 17. 10. 1544. Die eprecherin (Regenbogen, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 236 = Ml. Vgl. 3719 = Ml. und 5465 = Sg. [Str. 1 und 2]. ler: 1. Man soll niemanden, der in Sünde gefallen ist, verdammen; wir sind alle Sünder. 2. Christus kam auf Erden, um uns zur Buße aufzufordern [Str. 3]. 1514 17. 10. 1544. Pflanczen (Mügling, Hofton). Jesus lehrt: Nicht was zum Mund eingeht, macht unrein. Pflanzen, die nicht der Vater gepflanzt hat, werden ausgereutet. Schluss: Niemand soll sich von Menschenlehre blenden lassen. Q.: Mt 15,11–19. 1515 18. 10. 1544. Der Scitier knecht niderlag (Fülsack, Reuterton). Die Skythen führen sieben Jahre in Kleinasien Krieg. Wegen der langen Abwesenheit rechnen die Frauen nicht mehr mit der Rückkehr der Männer. Sie verheiraten sich mit den Sklaven. Bei der Heimkehr liefern diese den Skythen ein Gefecht und siegen. Einer gibt den Rat, beim nächsten Treffen mit Geißeln statt mit Eisenwaffen vorzugehen, womit man damals Sklaven strafte – so siegen sie tatsächlich. Die Knechte werden gekreuzigt, die Frauen bringen sich aus Angst alle selbst um. Schluss: Man soll nicht zu lange wegbleiben, sonst geht die Frau fremd. Gelegenheit macht Diebe! Q.: Justin 2,5 (Boner). 1516 19. 10. 1544. Das frawenfest der Athener (Stolle, Hoher Ton). Athen führt Krieg gegen Megara. Die Megarer wollen die athenischen Frauen bei einem Fest in einem Tempel vor der Stadt heimlich entführen. Peisistratos erfährt von dem Plan und heißt die Frauen wie gewohnt im Tempel singen. Aus dem Hinterhalt kann er die angreifenden Feinde aufreiben. Danach besteigt sein Heer die Schiffe, nimmt auch die Frauen mit und segelt nach Megara, wo man der vermeintlich zurückkehrenden Mannschaft zujubelt. Die Stadt wird unter Tötung zahlreicher Feinde eingenommen, dann kehren die Athener zurück. Q.: Justin 2,8 (Boner). 1517 21. 10. 1544. Das hungrig her Cambise (Frauenlob, Geschwinder Ton). Kambyses will Äthiopien unterwerfen und schickt zu diesem Zweck an den König Kundschafter mit Geschenken. Der erkennt ihre Absicht und lässt Kambyses ausrichten, er solle niemanden angreifen, der ihm nichts getan habe. Darauf zieht Kambyses wütend nach



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Äthiopien, sorgt aber nicht für Proviant. Schließlich müssen die Soldaten jeden Zehnten auslosen, der dann von den anderen gefressen wird. Kambyses muss den Zug abbrechen. Auch die Armenier will er bekriegen. Doch seine gesamte Armee von 50000 Mann wird unter einem Sandsturm begraben. Q.: Herodot 3,20–26 (Boner). 21. 10. 1544. Demaratus mit der wexen (wichsen) dafel (Klingsor, Schwarzer Ton). Xerxes will Griechenland überfallen. Demaratus, der vertriebene König von Sparta, warnt seine Landsleute: Er schreibt die Nachricht auf ein Holztäfelchen, das er mit Wachs überzieht. Nach langem Raten in der Heimat löst eine Frau das Geheimnis der Tafel. Xerxes wird zu Wasser und zu Land geschlagen. Q.: Justin 2,10 (Boner). 22.  10. 1544. Antoninus der kaiser erstochen (Mügling, Langer Ton). Der Tyrann Antoninus [Caracalla] lässt durch Schwarzkünstler ergründen, wer ihm nach dem Leben trachte. Macrinus wird in einem Brief aufseczig genannt, es wird dem Kaiser geraten, ihn umzubringen. Der Brief fällt dem Beschuldigten versehentlich in die Hände. Zusammen mit Marcialis beschließt er, den Kaiser zu töten. Als Antoninus in Mesopotamien einmal völlig allein in einer Hecke seinen Stuhlgang verrichtet, tötet Marcialis ihn von hinten. Auf der Flucht wird er umgebracht. Macrinus wird zwar Kaiser, jedoch nach weniger als einem Jahr selbst ermordet. Schluss: Ein Regent soll nicht Tyrannei üben, sonst nimmt er ein böses Ende. Q.: Herodian 4,12  f. (Boner). Vgl. KG 5183 = Sg. 23.  10. 1544. Das dot kind Davids (Frauenlob, Kupferton). Davids erstes Kind von Bathseba wird nach Nathans Vorhersage krank geboren und stirbt trotz Davids Gebet. Dieser isst und trinkt danach wieder. Schluss: Man soll nicht zu lange um Tote trauern. Q.: 2Sam 12,15–23. 23. 10. 1544. Der regenbogen (Nachtigall, Starker Ton). Gott schließt mit Noah einen Bund. Zum Zeichen, dass er keine Flut mehr kommen lässt, stiftet er den Regenbogen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Dies ist eine Figur für die Beseitigung der Sündenflut durch Christus im neuen Bund. Wer auf den gekreuzigten Christus schaut und an ihn glaubt, wird ewig leben [Str. 3]. Q.: 1Mose 9,8–17. Vgl. KG 2108 = Ml. 24. 10. 1544. Künig Attalus döt muter und weib (Frauenlob, Leidton). Attalus bringt es durch Mord und Gewalt zum König von Pergamon. Er ist argwöhnisch und glaubt sogar, seine Mutter und seine Frau trachteten ihm nach dem Leben. Deshalb lässt er sie ermorden. Nachdem die Unschuld beider bewiesen ist, wird er schwermütig, legt die Regierung nieder und beginnt auf merkwürdige Art zu gärtnern und Erz zu gießen. Beim Versuch, seiner Mutter ein Grabmal zu bauen, stirbt er in der Hitze. „Lehre“: Vor einer wichtigen Entscheidung soll man alle Umstände genau prüfen. Q.: Justin 36,4 (Boner). 24.  10. 1544. Nicatrix im doten grab (Kettner, Osterweise). Nitokris, Königin von Babylon, lässt sich über dem Stadttor ein Grabmal bauen. Die Inschrift sagt, wenn ein König einmal in Not sei, solle er das Grab öffnen und sich von den Schätzen nehmen. Erst der reiche Darius lässt das Grab öffnen. Er findet keinen Schatz, sondern die Inschrift: „Wärst du nicht habgierig, würdest du nicht Tote berauben.“ [Str. 1 und 2]. „Zwei Lehren“: Gegen Frauenlist sind selbst weise Männer machtlos. Ein Habgieriger

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rafft, wo er findet: nicht nur bei Toten, sondern – wie das Sprichwort sagt – sogar von Gottes Füßen [Str. 3]. Herodot 1,187. (Boner). 1524 28. 10. 1544. Der 79 psalm (Klieber, Langer Ton). Klage über die Zerstörung Jerusalems. Bitte um Vergebung und Gnade. Schluss: Die Christenheit soll Buße tun, sonst schickt Gott den duerckn oder einen anderen Tyrannen. Bitte um Verschonung vor Tyrannen. Q.: Ps 79. Vgl. KG 5992 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 246  f. (246: „Der Kaiser erscheint nun als ein Tyrann, ähnlich den Türken.“).

1525 Oktober 1544. Der 80 psalm (Drabolt, Linder Ton). Inh. u. Q. wie KG 5934 = Sg. [verl.] 1526 29. 10. 1544. Das jüngst gericht (Marner, Langer Ton). Jüngstes Gericht. Das Buch des Lebens. Gott wohnt mit den Menschen in einem neuen Jerusalem. Schluss: Beim Jüngsten Gericht wird Gott nach den Werken urteilen, die aus dem Glauben kommen, nur sie gelten. Bitte um Aufschließung des himmlischen Jerusalem. Q.: Offb 20,11–14; 21,1–6. Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 6 (verl.): 1527 30. 10. 1544. Alle arbeit umbsunst (Sachs, Morgenweise). Alle Arbeit und Mühe ist unnütz angesichts des Todes, den der Weise wie der Narr erleidet. Die Arbeit, die ich hinterlasse, könnte einem Toren in die Hand fallen. Sollte ich angesichts dessen nicht lieber aufhören zu arbeiten und stattdessen essen, trinken und fröhlich sein? Wer Gott gefällt, dem schickt er in seiner Arbeit Weisheit, Freude und Erfolg, dem Sünder aber Sorgen. Mit dem gedicht// ist mein kunst hie peschlossen. [Die allgemeinen Aussagen der Quelle über „Arbeit“ sind im Lied durch mehrere kleine Zusätze in Richtung auf Dichtung konkretisiert.] Q.: Pred 2,12–26. Vgl. KG 5551 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 176  f.

1528 5. 11. 1544. Der dreyer buler undterscheyd (K./G. 3,376). 232 Vs. Der Dichter hört, während er Met trinkt, ein Gespräch dreier Männer, die jeweils ihre Geliebte preisen, wonach ein alter Mann das Urteil fällt. Erster Liebhaber: wechselt dauernd die Mädchen, die er immer beschenkt; könnte nicht in einer Stunde alle aufzählen; zweiter Liebhaber: wechselt auch, gibt aber nur Geld; dritter Liebhaber: hat nach langem Zögern nur einer seine Liebe erklärt und ist nun in Ehren mit ihr zusammen. Nr. 2 tadelt das, aber Nr. 3 schwärmt nochmals von seiner sich auf Küsse beschränkenden vorehelichen Liebe und bekennt, dass alles auf Ehe hinauslaufe. Im Beschluss tadelt der Alte Nr. 1 und 2 und lobt Nr. 3. Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 7 (verl.): 1529 6.  11. 1544. Der 101 psalm Davids (Sachs, Silberweise). David handelt redlich. In seinem Haus duldet er keine Bösen, Verleumder und Lügner, sondern nur Fromme. Gottlose vertilgt er. Schluss: ler der herschaft: Sie soll frommes Hofgesinde halten, Lügner und Räuber aber austreiben, damit das Land sauber wird. Q.: Ps 101. Vgl. KG 4725 = Ml. und 5572 = Sg. 1530 6. 11. 1544. Prennus stürmbt den thempel (Goldener Ton). Der Gallier Brennus will den Jupitertempel in Delphi erobern und plündern. Um seine Krieger anzufeuern,



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zeigt er ihnen die goldenen Säulen, die ihre Beute sein würden. Den völlig unterlegenen Verteidigern kommen Jupiter, Minerva und Diana zu Hilfe. Erdbeben und Unwetter lassen Steine auf die Gallier prasseln. Nach der Niederlage ersticht sich Brennus. Schluss: In dieser heidnischen Geschichte sieht man: Wer Gott verachtet und auf die eigene Stärke baut, den schlägt er nieder; sein Volk aber lässt er siegen. Q.: Justin 24,6–8 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 247 („Zum Ende des Jahres werden die Angriffe auf den Kaiser immer schärfer. In dem Lied […] prangert Sachs den stolzen Fürsten an, der Gott verachtet und sich auf seine Streitmacht verläßt.“).

1531 11. 11. 1544. Der perg Sinay. Aligoria (Sachs, Hohe Bergweise). Gott erscheint Moses unter Donner auf dem Berg Sinai. Das Volk darf den Berg nicht betreten [Str. 1 und 2]. Der Berg ist eine figur des Gesetzes, das niemand betreten kann, der Donner steht für den Zorn Gottes. Der Mensch erkennt seine Sünde und ruft zu Gott. Christus, der ihm durch sein Blut Gnade erworben hat, erhört ihn. Wer im Glauben verharrt, wird selig [Str. 3]. Q.: 2Mose 19,9–25. Vgl. KG 244 = Ml. 1532 12. 11. 1544. Der 63 psalm; gros vertrawn zu got (Sachs, Morgenweise). Sehnsucht nach Gott und Vertrauen auf ihn [Str. 1 und 2]. Auslegung: Den Psalm dichtete David während der Verfolgung durch Saul. Der Christ soll sich wie er in allen beschwerden allein an Gott wenden. Im Schatten der Gnade wird er uns bis ans Ende erhalten [Str. 3]. Q.: Ps 63. Vgl. KG 5596 = Sg. 1533 12.  11. 1544. Prophezey des neuen testament (Sachs, Gesangweise). Verheißung eines neuen Bundes mit Israel, bei dem Gott das Gesetz ins Herz schreiben will. Vergebung der Missetaten Israels. Auslegung: Der Text verheißt das Neue Testament, in dem der Gnadenbund das uneinhaltbare Gesetz ablöst. Wer Christus bekennt, hat die Gaben des Geistes, seine Sünden werden ihm vergeben. Christus hat am Kreuz den schaden Bezalt. Q.: Jer 31,31–34. Vgl. KG 4875 = Ml. 1534 13. 11. 1544. Der jungkfraw recher (Sachs, Kurzer Ton). Nach dem Tod des Peisistratos kommen dessen Söhne zur Herrschaft. Diokles, der eine, vergewaltigt eine Jungfrau und wird deshalb von ihrem Bruder getötet. Hippias, der andere, setzt den Mörder fest und verlangt von ihm die Namen aller Mitwisser. Der nennt alle Freunde des Tyrannen. Sie werden ohne Verhör gehängt. Am Schluss erklärt er, nun solle nur noch der Tyrann selbst umkommen. Der Mörder wird getötet, danach Hippias vertrieben. Mit Darius zieht er später gegen sein Vaterland. Sprichwort: Wo keine Ehre ist, ist keine Schande. Q.: Justin 2,9 (Boner). Vgl. KG 2703, 4150 = Mll. 1535 November 1544. Das ent künig Achabs (Sachs, Langer Ton). Q.: 1Kön 22. Vgl. KG 5085 = Trag. [verl.] 1536 9. 11. 1544. Das ent künig Joram und Jesabel (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1219 = Ml. Schluss: Vergießt ein Tyrann viel unschuldiges Blut, so merck er hieraus: Gott schickt ihm den Türken oder sonst einen anderen Tyrannen, der ihn straft und das gancz gotlose geschlechte ausrottet, um seine Diener zu retten. Lit.: Feuerstein 2001, 247.

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1537 14. 11. 1544. Die 72 küenig süen, wie die umpracht wuern (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 1219 = Ml. Schluss: Oft rottet Gott das ganze Geschlecht eines Tyrannen aus. 1538 15. 11. 1544. Vermanung zw lob gottes, ein weinacht beschluß (Sachs, Klingender Ton). Ermahnung zu christlichen Tugenden, vor allem zu Vergebung und Liebe, und zum Lobgesang im Namen Jesu [Str. 1 und 2]. Zusammenfassung: Heute ist Christus geboren, darum wollen wir ihm mit geistlichen gesängen lobsingen [Str. 3]. Q.: Kol 3,12– 17. Vgl. KG 2901 = Ml. 1539 November 1544. Kalandrin trueg ain kind (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 172). Inh. u. Q. wie KG 1543 = Sg. Vgl. 1546 = Fsp. [verl.] 1540 18. 11. 1544. Do Abraham war alt und wol betaget (Sachs, Überlanger Ton). Abrahams Knecht freit Rebekka für Isaak. Schluss: Dies ist eine figur. Gott (Abraham) sendet Prediger (Knecht), die sein Wort verkünden. Die gläubige Seele (Rebekka) gewinnt Vertrauen und wird nach dem ellend zu Christus gebracht. Q.: 1Mose 24. Lit.: Rettelbach 2019, 126  f.

1541 November 1544. Lisa gewan ain künig lieb (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 1544 = Sg. [verl.] 1542 → nach 1544 1543 18. 11. 1544. Schwanck. Der schwanger karg man Kalandrin (K./G. 5,126; G./D. 1, Nr.  77). 98 Vs. Drei Freunde reden dem geizigen Kalandrin (Calandrino), der geerbt, aber keinen Wein ausgegeben hat, ein, er sei krank. Ein Arzt erklärt ihn für schwanger, verheißt ihm Heilung durch einen Trank, verlangt aber drei Kapaune. Kalandrin gibt ihm fünf Pfund Geld, die vier kaufen sich Kapaune und anderes Geflügel, und schlemmen, und der Arzt gibt Kalandrin einen klaret, um ihn dann am nächsten Tag für gesund zu erklären. Beschluß: Wer etwas erworben hat, soll einen ausgeben. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,3 (Arigo). Vgl. KG 1539 (verl.) = Ml. und 1546 = Fsp. 1544 18. 11. 1544. Historia. König Peter inn Cicilia mit jungkfraw Lisa (K./G. 2,201). 74 Vs. Lisa, die Tochter des Apothekers Bernhardus Bucini (Bernardo Puccini) in Palermo, sieht dem König Peter (Pietro) von Aragonien beim Turnier zu, verliebt sich in ihn und wird wegen der Vergeblichkeit ihrer Liebe krank. Der Geiger Minutzo (Minuccio), dem sie sich offenbart, singt vor dem König, erzählt ihm von Lisas Liebe, daraufhin kommt der König an ihr Krankenbett, küsst sie, vermählt sie mit einem jungen Mann, schenkt ihr zwei Städte und wird ihr Turnierritter, den sie mit Kleidung versorgt. Beschluß: So wurde ihre „schwere“ Liebe gelohnt. Liebe ist eine Krankheit. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,7 (Arigo). Vgl. KG 1541 (verl.) = Ml. 1542  11. 1544. Der 31 psalm (Folz, Chorweise). Vertrauensvolle Bitte um Rettung vor Feinden. Klage über die eigene Schwachheit. Preis der Güte Gottes. Schluss: Ist ein Christ in diesem Jamerthall von Leiden umfangen, so soll er seine Hoffnung auf Gott setzen. Q.: Ps 31. Vgl. KG 4729 = Ml. und 5543 = Sg.



Nr. 1550 

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1545 20. 11. 1544. Die opferung im tempel (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml., aber hier nur 2,21.25–39. Vgl. 141, 1139, 3199, 3669, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. Lit.: Dehnert 2017, 231  f.

1546 25.  11. 1544. [E] Ein faßnacht-spil mit fünff personen. Der schwanger pawer (K./G. 9,23; G. 2, Nr. 16). 324 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,3 (Arigo). Vgl. KG 1539 = Ml. und 1543 = Sg. Inhalt: wie KG 1543 = Sg. Szenenübersicht: 1. Begrüßung durch Bauer Merten: will mit seinen Nachbarn zu Fastnacht sein häffelein zusammentragen. 2. Dreigespräch Hans–Merten–Urban: „Jude“ Kargas hat Erbe gemacht. 3. Vorige und Kargas: Kargas weigert sich, etwas abzugeben. 4. Dialog Hans–Urban; Merten stumm: Plan, Kargas für krank zu erklären usw. 5. Vorige und Kargas: erklären ihn der Reihe nach für krank; Urban ab zum Arzt. 6. Kurze Rede Kargas. 7. Dialog Arzt Simon–Kargas; Bauern bis auf einmal Merten stumm: Simon erklärt Kargas für schwanger, kann ihm aber einen heilenden Trank verordnen; bekommt dafür fünf Gulden. 8. Dialog a parte: Simon schickt Merten mit fünf Gulden zum Einkaufen. 9. Dialog Merten–Kargas: Merten gibt ihm den Trank. 10. Szene Simon– Kargas; Bauern stumm: Simon erklärt Kargas für gesund, Kargas bedankt sich bei den Bauern. 11. Epilog Simon: (1) Geiz schafft Feindschaft. (2) Wer verschwendet, wird arm und dann zum Spott. (3) Mittelweg zwischen Geiz und Verschwendungssucht ist gut. Lit.: Jünger 1990, 45  f.; Adamson 2002, 116  f.

1547 26. 11. 1544. Die drey weisen (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wer gegen Christus ist, ist dem Herodes vergleichbar. Weitere Q.: Mich 5,1. 1548 26. 11. 1544. Gentilla mit der doten frawen (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 173). Ein Ritter aus Bologna liebt eine Bürgersfrau, die ein Kind erwartet. In Abwesenheit ihres Mannes fällt sie in Ohnmacht und wird schließlich für tot gehalten. Den Ritter treibt das Verlangen, die in einer Kapelle eingesargte Scheintote zu küssen und zu berühren. Die Frau erhält das Bewusstsein zurück und verweilt drei Monate auf dem Schloss des Ritters, dessen Mutter sich der Schwangeren annimmt. Danach trifft ihr Ehemann auf dem Schloss ein. Ihm wird alles erklärt, und er sieht seine Frau wieder, die inzwischen ein Kind zur Welt gebracht hat. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,4 (Arigo). Vgl. KG 1549 = Sg. 1549 26. 11. 1544. Historia. Ritter Gentile mit der todten frawen im grab (K./G. 2,204). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1548 = Ml. 1550 27. 11. 1544. Jeronimus starb vor lieb (Sachs, Rosenton). Jeronimus (Girolamo) liebt Silvestra (Salvestra). Er wird, um zu vergessen, nach Paris geschickt. Nach zwei Jahren kehrt er zurück und erfährt von ihrer Heirat. Eines Nachts schleicht er sich in Silvestras Schlafzimmer und legt sich zu ihr, als ihr Mann schläft. Sie weist ihn weg, gestattet jedoch schließlich, dass er sich eine Viertelstunde im Bett aufwärmt, weil er so

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friert. Als Silvestra ihn wecken will, ist er tot. Sie weckt ihren Mann, gemeinsam tragen sie den Toten vor das Haus seiner Mutter. Bei der Beerdigung erwacht plötzlich Silvestras Liebe wieder, sie wirft sich klagend über die Bahre und stirbt. Salomo sagt: Liebe ist stark wie der Tod. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,8 (Arigo). Vgl. KG 1551 = Sg. 27. 11. 1544. Historia. Ein kleglich histori der liebe, wie zwey liebhabende menschen vor lieb sturben (K./G. 2,213). 96 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1550 = Ml. 28. 11. 1544. Landolff glueck vnd vngluck (Frauenlob, Froschweise). Der Kaufmann Landolfus (Landolfo) verliert auf Zypern seinen Reichtum und wird Seeräuber. Nach kurzer Zeit bringt er es wieder zu Reichtum, gerät aber in einen Sturm und wird schiffbrüchig. Auf einem Kasten wird er an Land geschwemmt, eine Frau pflegt ihn gesund. In dem Kasten findet er kostbare Geschmeide. Er versteckt sie, reist heim und wird wieder reich. Schluss: Glück ist wanckel. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,4 (Arigo). Vgl. KG 5250 = Sg. 29. 11. 1544. Jeremias mit dem haffner (Örtel, Leidton). Der Herr schickt Jeremia zu einem Töpfer. Als dem ein Topf unter der Hand missrät, dreht er aus dem Ton einen neuen. Gott spricht: Wie der Töpfer mit den Töpfen kann ich mit Königreichen verfahren. Ich kann sie ausrotten, aber wenn sie ihre Bosheit lassen und meinen Namen ehren, kann ich das Unglück wieder zurücknehmen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Alle Menschen stehen in Gottes Hand. Wer nach Gottes Wort wandelt, den schützt er vor der argen welt. Wo man in Sünden lebt, straft er durch Unglück. Aufruf zur Buße [Str. 3]. Q.: Jer 18,1–10. Vgl. KG 4886 = Ml. und 5279 = Sg.   11. 1544. Die leinen gürtel (Nachtigall, Geteilter Ton). Jeremia legt in Gottes Auftrag einen Gürtel am Euphrat nieder und bedeckt ihn mit Erde. Nach langer Zeit soll er ihn holen, aber er ist verdorben. So will Gott Israel verderben, das er sich wie einen Gürtel umgeschnallt hat. Schluss: Wer sündigt, den plagt Gott, wenn seine Langmut zu Ende geht. Q.: Jer 13,1–11. 1. 12. 1544. Der englisch grues (Örtel, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Verweis auf die Prophezeiung des Propheten Jesaja. Der Immanuel wird uns erlösen und uns einst an seinem Kaisertum teilhaben lassen. Weitere Q.: Jes 7,14; Mt 1,23. Lit.: Dehnert 2017, 221  f.223–227.

1556 2. 12. 1544. Das mangnificat (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. Lit.: Dehnert 2017, 221  f.227  f.

1557 2. 12. 1544. Die unschuldigen kindlein (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml.; hier nur 2,13–23. Vgl. 347, 2167, 2543, 2864, 3481, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Gott stürzt die Tyrannen, die die Bekenner des Worts umbringen. Weitere Q.: Hos 11,1; Jer 31,15. Lit.: Feuerstein 2001, 247  f. (247: „In Anbetracht der Zeitumstände liegt es nahe, daß der Dichter Karl V. für solch einen Herodes hält, wie er am Schluß des Liedes bedeutet.“).



Nr. 1563 

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1558 5. 12. 1544. Die 100 suppenkessel (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 174). Ein reicher Bürger in Florenz prahlt vor seinen Gästen mit seinem guten Wein: Gott selbst würde ihn gut finden. Davon hört der Ketzermeister der Franziskaner, der ihn auf 40 Tage ins Kloster zitiert, wo er täglich Messe hören muss. Eines Tages hört er, dass, wer um Gottes Willen gebe, in jener welt hundertfältig nehme. Der Mann geht zum Ketzermeister und sagt, er fürchte für die Mönche. Sie würden täglich kesselweise Kraut und Suppe ausgeben, wenn sie die hundertfältig zurückerhielten, würden sie wohl ersaufen. Der Ketzermeister jagt ihn fort. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,6 (Arigo). Vgl. KG 4219 = Fsp. 1559 5. 12. 1544. Anastasius mit dem gaist (Das jagen der gayster) (Römer, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 1009 = Sg. Vgl. 4177 = Ml. Lit.: Dallapiazza 2012, 104  f.

1560 8. 12. 1544. Verhaisung der erlösung (ein prophezey der zwkunft Cristi) (Sachs, Neuer Ton). Ankündigung der Erscheinung des Herrn [Str. 1 und 2]. glos: Der Text prophezeit die Predigt des Johannes, die Erscheinung Jesu und – nach der Verzagtheit unter dem Gesetz – die Weide der Gläubigen (Schafe) durchs Evangelium [Str. 3]. Q.: Jes 40,1–11. 1561 10. 12. 1544. Faßnacht-spiel mit 5 personen: Die laster-artzney (K./G. 14,35; G. 2, Nr. 17). 280 Vs. Inhalt: Ein Arzt als moralphilosophischer Mahner für fünf Charaktertypen. Szenenübersicht: 1. Prolog Arzt: Will jeden unentgeltlich von seiner Krankheit heilen. 2. Eifersüchtiger zählt (harmlose) Verhaltensweisen seiner Frau auf, Arzt rät, sie zu bitten, diese abzustellen. 3. Dem Geizigen rät der Arzt, nicht mehr geizig zu sein, 4. dem Neider, nicht neidisch zu sein, 5. dem Zornigen, nicht zornig zu sein. 6. Epilog: Arzt (jetzt = Meister Hans): wird gern von anderen Lastern heilen. Lit.: Schade 1988, 91  f.

1562 12. 12. 1544. [E] Der gantz haußrat, bey dreyhundert stücken, so ungeferlich inn ein iedes haus gehöret (K./G. 4,339). 200 Vs. Als der Dichter beim Frühmahl sitzt, kommt ein junger Mann zu ihm und bittet ihn, sein heyrats-man zu sein. Der Dichter warnt ihn vor Übereile und vor den Sorgen der Ehe, zählt ihm alle Dinge eines Haushalts auf, die man braucht – dabei „durchwandert“ er ein um des Abschreckungs­ effektes willen ‚fürstlich‘ ausgestattetes Bürgerhaus vom Keller bis zum Dachboden und zählt das Inventar auf, das in jedem Zimmer vonnöten ist („und bezahlt sein will!“ Kemper 1987, 264), verbindet das mit dem Hinweis auf Pflichten und Zahlungen und bewirkt dadurch, dass der junge Mann noch ein Jahr bis zur nächsten Fastnacht warten will. Lit.: Kemper 1987, 264–266; Classen 2003, 513  f. (513: „Here we do not observe any critical opinion about wives or about married life, instead the poet intends to prepare his audience for a complex, difficult, often troublesome, but nevertheless fruitful and enjoyable form of cohabitation of man and woman.“).

1563 18. 12. 1544. Fraw Venus zwencknuß, sturm und gefencknus (K./G. 3,383). 198 Vs. Der Dichter hat sich beim Tanz in ein Mädchen verliebt. Es ist das erste Mal, darum

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ruft er Venus und Cupido an. Im Traum hört er Pochen an der Tür und wird von Minerva vor dem Schwarm der Venus gewarnt. Als dieser weiterpocht, bittet er Minerva um Hilfe. Sie verriegelt die Haustür, aber Cupido trifft ihn mit seinem Pfeil, er wird vom Schwarm der Venus in Ketten gelegt und bekommt einen aus Honig und Galle gemischten Trank. Alle Laster, alle Nachreden, alle negativen emotionalen Empfindungen kommen als Personifikationen über ihn, die neun Musen und die Ehre verlassen ihn. Als er aufgewacht ist, beschließt er, von dieser Liebe abzulassen. 20. 12. 1544. Die 146 vogel (Mügling, Langer Ton). Der Dichter fragt einen Vogelsteller, wie viele Vögel er aufzählen könne. Der Mann nennt 146 Arten. 21. 12. 1544. Die drey drincker (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 175). Drei Gesellen trinken Wein. Ein Alter mahnt sie, doch Maß zu halten. Aber der erste will trinken, bis ihm die Augen überlaufen [Str. 1], der zweite, bis ihm der Atem ausgeht [Str. 2], der dritte sogar, bis alles leer ist [Str. 3]. Dezember 1544. Cristus versuecht vom deufel (Nunnenbeck, Langer Ton). Q.: Mt 4,1–11 oder/und Lk 4,1–13. [verl.] 26.  12. 1544. Historia. Der zug keyser Caroli V inn Franckreich anno 1544 (K./G. 2,400). 106 Vs. Sukzessive Schilderung der Einnahme einzelner Städte, darunter Ligny, St. Diziers und Chatillon, d.  h. Aufzählung der einzelnen Kriegsetappen. Lit.: Feuerstein 2001, 248 („Sachs verurteilt letztlich diesen Krieg gegen Frankreich und kritisiert den Kaiser dafür scharf.“).

1568 28.  12. 1544. Drey frag Bionis (Sachs, Spruchweise). Man fragt Bion: „Wo gibt es Angst und Sorgen?“ Antwort: „Bei denen, die reich werden wollen“ [Str. 1]. Einem anderen sagt er, es sei schlimm, wenn ein Mensch Widerwärtigkeiten nicht gleichmütig ertragen könne; er verdreifache dadurch sein Unglück [Str. 2]. „Was ist der schlimmste Schaden?“ „Ein böses Gewissen, es nimmt dem Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe. Ein gutes Gewissen gibt ihm Trost und Freude“ [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 569 Nr. 3, S. 570 Nr. 10, S. 572 Nr. 26 P. (Eppendorf, S. ccccxcix; dj) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 4,48; 4,51. Vgl. KG 1569 = Sg. 1569 28. 12. 1544. Drey verantwort frag Bionis, des philosophen (K./G. 21,396). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1568 = Ml. 1570 29.  12. 1544. Der schmid mit den posen zenen (Muskatblut, Langer Ton; G./D.  3, Nr. 176). Ein Schmied klagt, sooft er mit Familie und den Knechten zu Tisch sitzt, über schreckliches Zahnweh. Er kann nichts essen. Einmal bleibt ein Geselle nach dem Essen heimlich oben, er findet den Meister, der fröhlich ein Huhn verzehrt. Der Knecht fragt, ob denn seine Zähne schon heil seien. Seine eigenen hätten ihn nie geschmerzt, antwortet der Meister, sondern die der Knechte, die wölfisch in sein Fleisch und Brot zwackten. Sprichwort: Wer ein Ross arbeiten lässt, muss auch die Krippe halten. Vgl. KG 5120 = Sg. 1571 Dezember 1544. Der redent stumb (Hülzing, Hagelweise; G./D. 3, Nr. 177). [verl.] 1572 Dezember 1544. Restitua mit Grano am pfal (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,6 (Arigo). [verl.]



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1573 Dezember 1544. Drey ler Diogenis (Regenbogen, Kurzer Ton). [verl.] 1574 Dezember 1544. Drey man preyset Diogenes (Mügling, Kurzer Ton). [verl.]

1545 1575 2. 1. 1545. Das pös weib Socratis (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 178). Alkibiades fragt Sokrates, wie er denn ein so böses Weib wie Xanthippe im Haus dulden könne. Sokrates antwortet, ihr Schelten störe ihn nicht mehr als ein knarrendes Brunnenrad [Str. 1]. Als er ein andermal wieder fragt, fragt Sokrates zurück, ob er, Alkibiades, denn zu Hause seine Hühner gackern höre. Alkibiades antwortet, seine Hühner gackerten zwar, aber sie legten doch wenigstens Eier. Sokrates aber sagt, seine Frau gebäre ihm Kinder, aus denen noch etwas werden könne [Str. 2]. Schließlich fragt Alkibiades, was denn ein Mann Gutes von einer bösen Frau lernen könne. Das sei wie bei einem scheuen Pferd, antwortet Sokrates, wer es reiten könne, der könne alle Pferde reiten [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S.  175  f. Nr.  60  f. und 64 P. (Eppendorf, S. cxxvjf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,36  f. 1576 2. 1. 1545. [E] Das münich- und pfaffen-jaid, nimant zw lieb noch laid (K./G. 22,316). 70 Vs. Im Traum befindet der Dichter sich in einer finsteren Wildnis, umstellt von Jagdnetzen, blickt in die Hölle und sieht, wie Mönchskellnerinnen und Pfaffen von einer Hundemeute gehetzt werden. Er fragt einen von ihnen nach dem Grund: Sie würden vom höllischen Jäger verfolgt, weil sie als Geistliche in Geldgier, Völlerei und Unzucht gelebt hätten. Schluss: Wer dem Netz entflieht und zu Gott um Erlösung bittet, kann noch entrinnen. Das ist der Neujahrswunsch des Hans Sachs. 1577 3. 1. 1545. Das gros abentmal (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 169 = Ml. Vgl. 5267 = Sg. glos: Gott hat sein Abendmahl durch Jesus Christus bereitet und dazu aus unverdienter Gnade durch das herrliche Evangelium eingeladen. Zuerst verkündete er das Evangelium den Juden, diese glaubten aber nicht. Die Heiden jedoch, die „elend“ ohne das Gesetz lebten, nahmen sein Testament an. Gott erzeigt uns seinen übermäßigen Reichtum. Wir sollen mit Verlangen zu dem Nachtmahl bereit sein und Wollust, Geiz und alles Vergängliche beiseitelegen, damit wir am himmlischen Abendmahl teilhaben. 1578 3. 1. 1545. Der 8 psalm, von der urstent Cristi (Sachs, Klingender Ton). [Text in der erhaltenen Hs. größtenteils unleserlich] Gottes Größe in der Schöpfung. Gott nimmt sich der Menschenkinder an. Auslegung: Der Psalm wird auf die Ausbreitung des Wortes Gottes, auf die Klage Christi am Kreuz und auf die Auferstehung Christi bezogen. Q.: Ps 8. Vgl. KG 3509 = Ml. und 5926 = Sg. 1579 5.  1. 1545. Der Schwab mit dem rechen (Frauenlob, Blauer Ton; G./D.  3, Nr.  179). Gersthofen ist vom Feind bedroht. Die Bauern schwören auf der Versammlung, wenn der Feind komme, Sturm zu läuten und sich bis zum Sieg zu wehren. Ein junger Bauer geht nur noch schwerbewaffnet zur Feldarbeit. Eines Tages gerät eine Hummel in seinen kumpf (Wetzsteinbehälter) und brummt immer wieder gegen die Wand. Der

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Schwabe meint, die Sturmglocken läuteten und flieht, tritt dabei aber auf einen Rechen, der ihn über den Rücken schlägt. Er ergibt sich. Schluss: Mancher sieht zwar abschreckend aus, aber im Ernstfall flieht er. 5. 1. 1545. Die Fünsinger mit den krebsen (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 180). Als die Fünsinger noch in Tüchern mit Kopfausschnitt herumliefen, kommt einer von ihnen nach München und sieht einen Schneider Kleider verfertigen. Einige Tage später fängt er einen Krebs. Er nimmt ihn mit heim, denn wegen seiner Scheren hält er ihn für einen Schneider. Die Fünsinger tragen ihren loden zusammen und wollen zusehen, wie der Krebs näht. Der kriecht aber nur rückwärts weg. Weil sie meinen, er geniere sich, lassen sie ihn über Nacht allein. Der Krebs wirft das aufgestellte Licht um und setzt so das Haus in Flammen. Nach dem Brand finden die Fünsinger den Schneider in einem Loch. Sie verurteilen ihn zum Tod im Brunnen, den sie aus Vorsicht zuschütten. Jeder Bräutigam muss seitdem ein Fuder Erdreich dazugeben. Wer heute in Fünsing „Krebs feil“ schriee, würde erschlagen. Sprichwort: Ein Narr macht zehn Narren. Vgl. KG 5139 = Sg. 8.  1. 1545. Schöpfung, fal und erlösung Adam, Eva und gantzes menschlichen geschlechts (K./G. 1,174). 124 Vs. Q.: 1Mose 1–3. Vgl. KG 475, 989, 1512, 4624, 4722 = Mll., 6128 = Sg. und 2921 = Trag. 9. 1. 1545. Die künigin Rosimunda die mörderin (Stolle, Alment). Inh. u. Q. wie KG 711 = Sg. Vgl. 4754, 5445 = Tragg. Schluss: Gott straft Gattenmord. 9.  1. 1545. Der verkert hirs (K./G.  3,402). 126 Vs. Der Dichter liest bei Homer die Geschichte, wie Odysseus nach Aiaia kommt, die Gefährten verwandelt werden, er selbst dann aber bei Kirke die Entzauberung bewirkt [Odyssee Buch 10]. Sich diesen Mythos zu Herzen nehmend schläft er ein und träumt, wie er zu Kirke kommt, von ihr in einen Hirsch verwandelt wird, alles menschliche Denken verliert, von ihr teils in Freude, teils in Trauer versetzt und schließlich in einen Stall gesperrt wird. Dort denkt er an das Schicksal Actaeons [Ovid, Metamorphosen 3,138–252], betet zu Jupiter um Rettung, Kirke kommt herein, kann aber nicht helfen und geht wieder hinaus. Da erwacht er, wird durch den Traum mehrere Tage körperlich und seelisch krank und entnimmt ihm die Warnung, dass man sich nicht so weit in Gefahr begeben dürfe, dass die menschliche Vernunft ins Tierische verwandelt werde. 15. 1. 1545. Die 600 kempfer (Sighart, Pflugton). Argos und Sparta führen Krieg. Statt die Heere gegeneinander zu schicken, wählt man auf jeder Seite 300 aus. Nach einem ganztägigen Gefecht der 600 bleiben zwei Argiver und ein Spartaner übrig. Während die Argiver den Sieg melden, raubt der Spartaner die Rüstungen der Gefallenen und bleibt auf dem Posten. Früh streiten sich beide Parteien um den Sieg. Sie liefern sich eine Schlacht, in der Argos unterliegt. Schluss: So wankel ist das Glück. Q.: Herodot 1,82 (Boner). Januar 1545. Der Dell in Schweiz (Mügling, Langer Ton). [Die Angaben im Generalregister sind offenbar fehlerhaft. Nach der Abschrift in Weimar Q 568, 329r steht das Lied MG 7,80. Im Initium steht fünffzehundert 48, was aber auch keinen Sinn ergibt]. Vgl. KG 5460 = Sg. [verl.]



Nr. 1593 

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1586 17. 1. 1545. Ptholomeus der schentlich (Frauenlob, Vergessener Ton). König Ptolemäus von Ägypten ermordet seine Eltern, seinen Bruder, seine Schwester und Frau Eurydike und führt ein unzüchtiges Leben. Er gerät in die Abhängigkeit von Agathoklea und ihrem Bruder, mit denen er Unzucht treibt, und deren Mutter. Nach seinem Tod wollen sich die drei der Herrschaft bemächtigen, das Volk macht jedoch einen Aufstand, der Bruder der Agathoklea wird erwürgt, sie und ihre Mutter werden gefangen, die Mutter gehängt. Der fünfjährige Sohn des Königs und der Agathoklea wird den Römern übergeben. Schluss: Ein Herrscher soll Gerechtigkeit und Tugend üben und vor dem Laster wie vor dem Teufel fliehen. Q.: Justin 30,1  f. (Boner). 1587 17. 1. 1545. Der weibisch künig Sardanapalus (Harder, Süßer Ton). König Sardanapal ist effeminiert: Er wohnt im Frauengemach, trägt Frauenkleider und spinnt Wolle. Seinem Hofmeister Arbakes, der ihn nie zu Gesicht bekam, gelingt nach langer Zeit der Zutritt. Entrüstet über das Gesehene, informiert er die Ritterschaft und organisiert einen Aufruhr. Sardanapal versucht zuerst, sich nach Frauenart zu verkriechen, dann zieht er mit einem ungeordneten Haufen gegen die Aufrührer und wird geschlagen. Darauf verbrennt er sich mit allen Reichtümern im königlichen Palast. Arbakes wird sein Nachfolger. Schluss: Wo ein effeminierter König regiert, verliert er durch Verzagtheit Land und Leute. Q.: Justin 1,3 (Boner). Vgl. KG 5195 = Sg. 1588 Januar 1545. Trasibulus im korenhauffen (Mügling, Grüner Ton). Inh. u. Q. wie KG 5646 = Sg. [verl.] 1589 28. 1. 1545. Lepolemus wirt ermort (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Thrasyllus liebt Charite, die jedoch ihrem Ehemann Tlepolemus treu ist. Thrasyllus ersticht ihn deshalb auf der Jagd und täuscht vor, ein Eber habe ihn getötet. Nachts erscheint der Geist des Ermordeten der Ehefrau und offenbart die Wahrheit. Darauf mischt sie dem Mörder einen Schlaftrunk und sticht ihm die Augen aus. Dann eilt sie zum Grab des Tlepolemus und ersticht sich. Der erwachte Thrasyllus bemerkt seine Blindheit, hört von dem Selbstmord und geht ebenfalls ans Grab, wo er sich einschließen lässt und neun Tage lang bis zu seinem Tod hungert. Durch blinde Liebe verliert man Leib, Gut und Ehre. Q.: Apuleius, Metamorphosen 8,1–14 (Sieder). 1590 Januar 1545. Do Sodoma sich gegen got versundet … (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 117 = Ml. Vgl. 331 = Ml. und 1591, 5527 = Sgg. Schluss: Wo die Sünde überhandnimmt, straft Gott im Zorn und rottet ein ganzes Volk aus. Die im Glauben leben, errettet er jedoch. 1591 24. 1. 1545. [E] Undtergang Sodoma unnd Gomorra (K./G. 1,182). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 117 = Ml. Vgl. 331, 1590 = Mll. und 5527 = Sg. 1592 29. 1. 1545. [E] Die menschwerdung Christi (K./G. 1,258). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 277 + 275 + 131 = Mll. Vgl. 274, 341, 504, 506, 514, 595, 700, 853, 859, 1018, 1195, 1555, 1556, 1833, 2168, 2550, 3197, 3406, 3483, 3639, 3684, 3893, 4436 (verl.), 4448 (verl.), 4471, 4808, 5008, 5010, 5241, 5324 = Mll., 5433, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. 1593 5. 2. 1545. [E] Evangelium. Die hochzeyt zu Cana in Galilea (K./G. 1,261). 98 Vs. Inh. u. Q. wie KG 454 = Ml. Vgl. 1420, 3961 = Mll.

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1594 5. 2. 1545. Urstend und himelfart deß herren Christi (K./G. 1,316). 94 Vs. Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. 1595 6. 2. 1545. Nit vil hendel anfangen; das 11 capitel aus Jesus Sirach (Vogel, Vogelweise). Streben nach Reichtum ist vergeblich. Gott kann den Armen zu Ehren bringen. Er hilft dem Frommen. Aufforderung, in Gottes Wort und im Beruf zu bleiben. Erst beim Tod und an den Nachkommen zeigt sich, was einer für ein Mann war. Q.: Sir 11,10–29. Vgl. KG 5538 = Sg. 1596 7. 2. 1545. Der doctor im Venusperg (Sachs, Rosenton; G./D. 3, Nr. 181). In Florenz wohnt Doktor Simon (Simone), der ebenso reich wie dumm ist. Zwei Nachbarn, beide Maler, wollen ihn hereinlegen und erzählen ihm vom Venusberg. Nach vorgeblich langem Zögern erklären sie sich bereit, ihn am folgenden Donnerstag dorthin mitzunehmen. Sie bestellen ihn auf den Kirchhof und holen ihn, als grässlich schwarzes Tier verkleidet, ab. Er steigt auf, sie tragen ihn weg und schmeißen ihn in die Abortgrube. Stinkend und verschmiert kommt er heim. Seine Frau verprügelt ihn. Sprichwort: Narren muss man mit Knüppeln lausen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,9 (Arigo). Vgl. KG 1597 = Sg. 1597 7. 2. 1545. Schwanck. Der doctor im Venus-perg (K./G. 22,319; G./D. 1, Nr. 78). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1596 = Ml. 1598 Februar 1545. Joseph wart gefangen (Eislinger, Langer Ton). Joseph wird Aufseher über Potiphars Haus. Joseph und Potiphars Weib. Joseph im Gefängnis. Schluss, „Trost“: Wenn jemand, der Gottes Gebote hält, verleumderisch vor der Obrigkeit beschuldigt wird, rettet Gott ihn am Ende. Q.: 1Mose 39. Vgl. KG 233, 4270 = Mll. 1599 Februar 1545. Verhaissung des newen punds [so die Überschrift im Generalregister. In der Abschrift Benedicts von Watt lautet sie: „Joseph wird von seinen brüdern verkaufft“](Eislinger, Langer Ton). Joseph, der Liebling seines Vaters, wird von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft. Schluss: Joseph ist eine figur Christi, der um 30 Silberlinge ins himmlische Ägypten verkauft wird, um es zu regieren. Q.: 1Mose 37. Vgl. KG 1315, 4270, 4646 = Mll. 1600 12.  2. 1545. [E] Evangelium. Der jüngst tag mit sein verlauffenden zeychen (K./G. 1,301). 122 Vs. Q.: Mt 24,1–14.29–35; Lk 21,34–36. 1601 Februar 1545. Das himelprot (Lesch, Gesangweise). Q.: 2Mose 16. [verl.] 1602 Februar 1545. Esaw verkauft sein segen (Meienschein, Langer Ton). Q.: 1Mose 27. [verl.] 1603 14. 2. 1545. Der sünt absterben (Folz, Hoher Ton). Christus hat den Menschen neues Leben erworben. Daher soll nicht mehr die Sünde über sie herrschen, sondern die Gerechtigkeit. Schluss: Christus hat durch seine Auferstehung Sünde, Hölle und Teufel besiegt. Q.: Röm 6,12–23. Vgl. KG 2619, 3765, 4194 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 269–271.

1604 18. 2. 1545. Ulises mit den winden (Folz, Abenteuerweise; A. Roth 2016, 381  f.). Odysseus kommt mit seinen Gefährten auf die Insel Äolia. Er hält sich am Hof des Königs Äolus, des Herrn der Winde, auf. Vor seiner Weiterfahrt in die Heimat näht Äolus alle



Nr. 1608 

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Winde, den Westwind ausgenommen, in Rinderhaut ein. Neun Tage fährt Odysseus dann auf dem Schiff, vom sanften Westwind getrieben. Doch als er einmal eingeschlafen ist, öffnen die Gefährten den Sack mit den Winden, in dem sie Schätze vermuten. Alle Winde brausen heraus. Das Schiff wird wieder an die Insel Äolia getrieben. Äolus ist zornig auf Odysseus und verstößt ihn samt seinen Gefährten. Schluss: Die Geschichte lehrt, die von Gott verliehenen Gaben vernünftig, nicht in knechtischer Begierde zu gebrauchen. Q.: Homer, Odyssee 10,1–76 (Schaidenreisser). Vgl. KG 1605 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 239–244.

1605 18. 2. 1545. Der Ulisses mit den winden (K./G. 22,321). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1604 = Ml. Lit.: A. Roth 2016, 288.

1606 20. 2. 1545. Der traumb künig Pharaonis (Eislinger, Überlanger Ton). Joseph deutet Pharaos Träume und wird über ganz Ägypten gesetzt. Die sieben fetten und die sieben mageren Jahre. Schluss: Joseph ist eine figur Christi, der Gottes Weisheit auslegte, litt und erhöht wurde und mit seinem Wort die hungrigen Seelen speist. Q.: 1Mose 41,1– 48.53–57. Vgl. KG 381, 4270 = Mll. Lit.: Dehnert 2017, 183  f.

1607 21. 2. 1545. Ulises mit dem Poliphemo (Regenbogen, Briefweise; A. Roth 2016, 383  f.). Odysseus und seine Gefährten gehen in die Höhle des Kyklopen Polyphem. Dieser hält sie gefangen und verzehrt sechs der Begleiter des Helden. Odysseus macht ihn betrunken und brennt ihm mit einem glühenden Pfahl das Auge aus. Er verbirgt sich und seine Gefährten unter den Bäuchen der Hammel und entkommt, als Polyphem die Tiere auf die Weide gehen lässt. Schluss: So wie Odysseus durch Vorwitz Glück und Unglück ereilten, so begibt sich auch heute mancher aus Vorwitz ohne jegliche Notwendigkeit in Gefahr, ohne davon wieder befreit zu werden. Zum Spott hat er dann den Schaden. Q.: Homer, Odyssee 9,193–464 (Schaidenreisser). Lit.: A. Roth 2016, 135–143.

1608 23. 2. 1545. Ulises mit der gotin Calipso (Marner, Goldener Ton; A. Roth 2016, 385  f.). Odysseus wird nach einem Schiffbruch auf Ogygia, die Insel der Göttin Kalypso, verschlagen. Sie nimmt ihn auf und verspricht ihm Unsterblichkeit, wenn er bei ihr bleibe. Da er sich nach seiner Heimat Ithaka sehnt, entlässt Kalypso ihn auf Jupiters Gebot hin. Doch Neptun zerschmettert das Floß, das Kalypso dem Odysseus gemacht hat. Odysseus kommt in das Königreich der Phöniker (Phäaken; Schaidenreisser richtig Pheacenser), die ihm, nach zwanzigjähriger Trennung von der Heimat, bei seiner Rückkehr behilflich sind [Str. 1 und 2]. Dieser Text beinhaltet folgende haimlikeit: Wer in dieser Welt, dem Jammermeer, in Gefahr schwebt und zur Göttin Kalypso, zu Wollust, Gewalt, Reichtum und ehr, schwimmt, der soll achtgeben, dass er nicht ertrinkt. Er soll sich nach dem ewigen Vaterland sehnen. Was ihm auch geschieht, er soll alles aus Gottes Hand annehmen, so wird er zur ewigen Ruhe gelangen und mit dem himmlischen Heer in Freude leben [Str. 3]. Q.: Homer, Odyssee 5,14–372 (Schaidenreisser). Vgl. KG 5644 = Sg., außerdem 3353 (verl.) = Ml. und 3410 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 261–266.

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1609 26.  2. 1545. Ulises mit den sunenochsen (Marner, Hofton; A. Roth 2016, 387  f.). Odysseus landet mit seinen Gefährten auf der Insel Thrinakia, wo die Rinder des Sonnengottes weiden. Seinen Begleitern verbietet er, die Rinder zu schlachten, denn Tiresias prophezeite ihnen einst, sie würden dann alle sterben. Während Odysseus schläft, töten jedoch seine Gefährten die Tiere und braten sie. Der Sonnengott bringt seine Klage über Odysseus bei Jupiter vor. Als Odysseus wieder auf dem Meer fährt, verfinstert sich der Tag und ein Donnerschlag zerschmettert das Schiff. Im Schlund der Charybdis wird das Schiff verschlungen. Odysseus kann sich an einem Feigenbaum hängend retten, bis sein Schiff wieder emporschießt. Schluss: An dieser Geschichte soll ein Fürst erkennen, dass es wichtig ist, auf das Hofgesinde aufzupassen. Denn was auch Böses geschieht, immer wird man es dem Fürsten selbst zuschreiben. Q.: Homer, Odyssee 12,271–453 (Schaidenreisser). Vgl. KG 3352 (verl.) = Ml. und 3409 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 96–106.

1610 28. 2. 1545. Caleb mit den weintrauben (Drabolt, Linder Ton). Moses schickt Kundschafter ins Land Kanaan. Sie berichten bei der Rückkehr vom Reichtum des Landes, aber auch von den Schwierigkeiten, es einzunehmen. Das Volk will Moses deshalb steinigen. Gott will es mit Pest strafen, doch Moses bittet für sein Volk. Schluss: Allzeit will das Volk sich widerspenstig von Gott abwenden. Q.: 4Mose 13,1–14,19. 1611 Februar 1545. Mirsam wurt ausezig (Regenbogen, Langer Ton). Q.: 4Mose 12. [verl.] 1612 2. 3. 1545. Ein osterpschlus (Sachs, Neuer Ton). Ermahnung zu heiligem Wandel und brüderlicher Liebe im Gedenken an die Erlösung durch das Blut Christi. Schluss: Zusammenfassung. Q.: 1Petr 1,13–25; 3Mose 19,2; Jes 40,6–8. 1613 2.  3. 1545. Das christlich leiden (Lesch, Gesangweise). Ermahnung, in Geduld zu leiden, so wie Christus gelitten und uns durch seine Wunden am Kreuz heil gemacht hat [Str. 1 und 2]. Gott hat Christus zum Leben erweckt. Wenn wir mit ihm leiden, wird er auch uns selig machen [Str. 3]. Q.: 1Petr 1,19–25. 1614 März 1545. Verkauffer aus dem tempel (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 127 = Ml. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Noch heute jagt Christus die Krämer mit seinem Wort aus der Kirche. Weil er die Simonie der Geistlichen verhindert, verfolgen sie das Wort Gottes und schmähen es als Ketzerei und Lüge [Str. 3]. 1615 4. 3. 1545. [E] Der ertz-patriarch Abraham mit der opferung Isaac, ein figur Jesu Christi (K./G. 1,185). 116 Vs. Inh. u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 232, 1925, 3545, 3892, 4290 = Mll. und 4243 = Trag. 1616 5. 3. 1545. Bileam mit dem esel (Sachs, Langer Ton). Bileam soll Israel im Auftrag des Moabiterkönigs verfluchen. Ein Engel tritt ihm in den Weg, und seine Eselin redet mit ihm. Bileam segnet Israel. Schluss: Behütet Gott ein Volk, so kann die Welt dagegen toben und wüten, es schadet ihm nicht. Q.: 4Mose 22,1–23,12. 1617  3. 1545. Der trachenkampff (Vogel, Kurzer Ton). Der Elefant hat süßes, kaltes Blut. Wenn den „Drachen“ (Schlange) im Sommer die Hitze peinigt, lauert er dem Elefanten an der Wasserstelle auf, packt ihn am Ohr und umschlingt ihn, so dass er sich nicht mehr wehren kann. Dann beißt er ihm den Bauch auf und trinkt das Blut.



Nr. 1622 

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Wenn der Elefant schließlich halbtot umfällt, erschlägt er den „Drachen“ [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Kampf gleicht dem zwischen Geizhals und Armem. Der Geizige lässt nicht locker, bis er selbst zugrunde geht. Dann sagt man: „Ihn hat der Teufel!“ [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,34 (Eppendorf). 1618 6. 3. 1545. Die drey getrewen pferde (Frauenlob, Hagenblühweise). König Nikomedes fällt in der Schlacht. Sein Pferd weint und frisst nie mehr einen Bissen [Str. 1]. Der König der Skythen wird erschlagen. Sein Pferd tritt den Feind, der ihm die Rüstung nehmen will, zu Tode [Str. 2]. Als ein Galater Antiochus getötet hat, will er sich seines Pferdes bemächtigen. Doch dieses stürzt sich mit dem Reiter über einen Felsen hinab, weil es seinen Herrn nicht überleben will [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,157.156.158 (Eppendorf). 1619 7. 3. 1545. Die vippernater (Frauenlob, Spiegelton). Die Vipern umschlingen sich bei der Paarung so fest, dass man meint, sie hätten nur einen Leib. In der höchsten begirt beißt das Weibchen dem Männchen den Kopf ab [Str. 1]. Die Viper trägt 20 Junge, kann aber täglich nur eines gebären. Darum beißen die Jungen die Seiten auf, um zu schlüpfen, die Alte stirbt [Str. 2]. Die Viper ist ein Bild böser Gesellschaft, wo man in Unzucht beieinander ist, sich gegenseitig schadet und wo es keine Dankbarkeit, sondern nur Übervorteilung und Mord gibt [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,169  f. (Eppendorf). Vgl. KG 74 = Ml. (Str. 2) und 5599 = Sg. 1620 7. 3. 1545. Künig Cirus mit dem wasser Gindes (Cirus mit Babilonia) (Vogel, Schatzton). Kyros will Babylon erobern. Am Fluss Gyndes erprobt ein Ritter den Übergang. Er ertrinkt. Kyros lässt aus Rache nach der geometrischen ler den Fluss in zahlreiche kleine Arme aufteilen. Dann zieht er gegen Babylon, doch können ihn die Einwohner zunächst zurückschlagen. Daraufhin belagert er die Stadt. Er gewinnt sie, indem er den Euphrat ableitet und sein Heer durch das Flussbett eindringen lässt. Drinnen feiert man gerade ein Fest, das Volk wird überrumpelt. Schluss: 1. Im Krieg muss man täglich auf fremde List gefasst sein. 2. Wer gute anschleg erfindet, gewinnt den Sieg. Q.: Herodot 1,189–191 (Boner). Vgl. KG 5544 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 401  f.

1621 7.  3. 1545. Anfang des künigreichs Scitia (Vogel, Schatzton). Der Ursprung der Skythen: Herkules werden während des Schlafs die Pferde geraubt. Er geht auf die Suche und findet eine Jungfrau mit Schlangenunterleib. Sie hat die Pferde, gibt sie aber erst heraus, nachdem er mit ihr geschlafen hat. Für die drei Söhne, die sie empfangen hat, gibt er ihr einen Bogen. Wenn sie 20 Jahre alt sind, soll sie jeden Sohn ihn spannen lassen. Derjenige, der das schafft, soll König werden. Nur Skythes, dem jüngsten, gelingt es. Schluss: Vor etlich tausent jaren begann Skythien, jetzt plagt uns Christen der Türke, dem Gott ein Ende machen möge. Q.: Herodot 4,8–10 (Boner). 1622 9. 3. 1545. Der römisch wütrich Maximinus (Vogel, Schatzton). Kaiser Maximinus macht sich durch tyrannische Urteile und Beraubung des gemeinen schatz in Rom verhasst, man wählt zwei andere Kaiser. Darauf zieht er aus „Deutschland“ nach Italien und belagert lange erfolgreich Aquileia. Als er viele Offiziere hinrichten lässt, gibt es eine Verschwörung der übrigen riter. Sie ermorden ihn und seinen Sohn und stecken

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die Köpfe auf Pfähle. In Rom läuft man bei der Nachricht jubelnd in den Tempel. Schluss: So freut man sich heute noch, wenn man einen Tyrannen loswird. Q.: Herodian 8,1–5 (Boner). Vgl. KG 5643 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 251.

1623 10. 3. 1545. Ein urstent, alegoria (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–9. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Allegorese: Wer Christus im Grab der Heiligen Schrift sucht, der soll das früh am Sabbath tun, wenn sein Herz ruhig ist. Der Stein ist vergleichbar den irdischen Sorgen, die uns die Heilige Schrift verbergen. Der Prediger eröffnet die Schrift. Seine Predigt verkündet Christi Leiden für uns und seine Auferstehung. Christus will uns durch seine Auferstehung neues Leben schenken [Str. 3]. 1624 10. 3. 1545. Die hiena der heuchler art (Singer, Lieber Ton). Die Hyäne wohnt in Arkadien [nicht bei Eppendorf]. Sie merkt sich die Namen der Hirten, ruft sie heraus und frisst sie. Da sie auch bellen kann, kann sie auch die Hunde anlocken und fressen. Sie scharrt Gräber auf und frisst Leichen [Str. 1]. Die Hyäne gleicht dem Heuchler: Auch er stellt sich auf die Eigenschaften seiner Opfer ein (Lasterkatalog: der Dünkelhafte, der buler, der Zornige, der Spieler, der Geizige, der Böse, der Faule). Dann aber saugt er ihnen leib ehr vnd guet aus. Darum soll man Heuchler meiden [Str. 2 und 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,105  f. (Eppendorf). 1625 11. 3. 1545. Die untrewen knecht zw Thiro (Ehrenbote, Spiegelton). Im durch Krieg verarmten Tyrus ermorden die Sklaven in einer Verschwörung sämtliche Herren und ihre Söhne. Sie nehmen die Frauen und den Besitz an sich, König soll werden, wer als Erster morgens die Sonne sieht. Einer hat seinen Herrn, Strato, verschont, und dieser rät ihm nun zum Dank, nicht wie die anderen sich nach Osten zu wenden, sondern nach Westen. So sieht er als Erster die Strahlen der Sonne auf die Burgzinnen fallen. Er gewinnt und kann nun sogar zugeben, dass sein Herr noch lebt. Als Alexander der Große die Stadt erobert, lässt er alle Sklaven hinrichten. Einer aus Stratos Geschlecht wird König. Schluss: Kein Mord bleibt ungerächt. Q.: Justin 18,3 (Boner). 1626 12. 3. 1545. Der thirann Clearchus erstochen (Heid, Kälberweise). Klearchus wird Tyrann in Herakleia. Er wirft viele Ratsherren ins Gefängnis, schlägt einen Aufstand blutig nieder und ermordet die Beteiligten, zwingt die Frauen der Getöteten, Unfreie zu heiraten, so dass die meisten Selbstmord begehen, und macht sich weiterer Grausamkeiten schuldig. Chion und Leonides verschwören sich gegen den Tyrannen und gewinnen 50 Verbündete. Unter dem Vorwand eines Streitfalls erhalten beide Zugang bei Klearchus und töten ihn. Chion und Leonides werden von den Sklaven umgebracht, bevor die anderen Verschwörer bis zu ihnen vordringen können. Schluss: Einer Stadt, in der Gemeinde und Rat einig sind, geht es gut. Schlimm aber ist es, wenn ein tyrannisches Regiment herrscht, wenngleich es nicht lange bestehen kann. Q.: Justin 16,4  f. (Boner). Vgl. KG 4154 = Ml. und 5545 = Sg. 1627 12. 3. 1545. Histori. Die erbermlich belegrung unnd zerstörung der statt Jerusalem (K./G. 1,319). 168 Vs. Inh. u. Q. wie KG 981 = Ml. Vgl. 4789 = Trag.



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1628 13. 3. 1545. Der 104 psalm, die herrlikeit gottes (Eislinger, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 170 = Ml. Vgl. 5368 = Sg. Schluss: Zusammenfassung und erneute Aufforderung zum Lob Gottes, damit alle bekehrt werden. Mögen wir Gott nach diesen Tagen mit seinen Auserwählten ewig loben! 1629 14. 3. 1545. Clinia der verclagt (Eislinger, Maienweise). Augustus will sich an Cinna, der ihn ermorden wollte, rächen. Doch Livia rät zur Milde. Als man den um sein Leben zitternden Cinna herbeibringt, hält Augustus ihm alle bisher erwiesenen Wohltaten vor, während Cinna keinen Grund für seinen Plan angeben kann. Schließlich macht Augustus Cinna zum Burgermeister – und gewinnt damit einen Freund. Schluss: Oft bringt man jemanden eher durch Güte als durch Härte zur Umkehr. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 278  f. Nr. 26 P. (Eppendorf, S. ccxxvf.) < Seneca, De clementia 3,7,2  ff. 1630 16. 3. 1545. Das fischen der jünger, aligoria (Meienschein, Langer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1955, 3253, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Der geistlich sin: Das Fischen bedeutet die Predigt des Evangeliums, wobei das Netz allegorisch als die ungestüme Welt erklärt wird. Ferner werden u.  a. verglichen: die Fische mit den Menschenkindern; die Nacht mit den vergeblichen menschlichen Anstrengungen; die Fische, die zu Christus gebracht werden, mit der Volksmenge, die durch Liebe und Glaube zu ihm geführt wird; die gebratenen Fische sind ein Exempel für Christus und die Schar der Märtyrer [Str. 3]. 1631 17. 3. 1545. [E] Die eprecher prueck (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 182). Inh. u. Q. wie KG 366 = Sg. Schluss hier: Heute würden sehr viele baden müssen, stünde die Brücke noch. Der Dichter möchte es lieber auch nicht probieren. 1632 18. 3. 1545. Joseph legt zwey treumb aus (Folz, Freier Ton). Joseph legt in der Gefangenschaft Pharaos Mundschenk und Bäcker ihre Träume aus: Der eine werde wieder bei Pharao aufgenommen, der andere hingerichtet. Schluss: Joseph ist eine figur Christi, der ebenfalls zwei Urteile spricht. Die Auserwählten nimmt er in seines Vaters Reich auf, die Gottlosen verfallen der höllischen Pein. Bitte um gnädiges Urteil. Q.: 1Mose 40. Vgl. KG 233 = Ml. 1633 18. 3. 1545. Harpia des vogels natur (Frauenlob, Später Ton). Der Vogel Harpya, der am Pontischen Meer lebt, hat ein menschliches Gesicht und kann sprechen. Er frisst Menschen und ist so gierig, dass er auch das, was er nicht mehr fressen kann, wenigstens zernagt oder mit sich schleppt. Täglich schärft er seine Klauen [Str. 1]. Harpya gleicht einem geizigen Reichen, der mit Practic, arglist, renckh, dickhe, aufsatz, raub, Tyranneie, wucher, fürkauffen, betriegereye die Armen fängt und gnadenlos aussaugt [Str. 2]. Nichts gönnt er anderen. Dabei kann er schmeichelhaft reden und bringt auf diese Weise viele ins Unglück. Stirbt er, so muss er sein Gut dennoch anderen lassen [Str. 3]. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III B 2, S. 167  f. P. 1634 März 1545. Guczegauch klaffers natur (Schiller, Maienweise). Inh. u. Q. wie KG 5514 = Sg. [verl.] 1635 19.  3. 1545. Dreyerley danckpare thier (Drey wunderliche geschicht) (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 183). Drei Erzählungen von dankbaren Tieren: Demetrius sieht

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einen Panther und will fliehen. Der Panther schmeichelt aber, fasst ihn beim Gewand und führt ihn zu einem Brunnen, in den seine Jungen gefallen sind. Demetrius holt sie heraus. Der Panther und die Jungen geleiten ihn aus der wiltnus wilde [Str. 1]. Ein Hirtenjunge hat ein „Drachen“[Schlangen]junges gefunden und aufgezogen. Als es groß wird, bekommt er Angst und trägt es zurück in die Wildnis. Auf dem Heimweg wollen ihn Mörder umbringen. Der „Drache“ hört seine Hilferufe und jagt sie in die Flucht [Str. 2]. Eine junge Frau hat einen Adler abgerichtet. Als sie stirbt und verbrannt wird, lässt sich der Adler in die Flammen fallen. Schluss: Hie schem sich der Mensch, der oft Gutes mit Bösem vergilt [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,59–61; 10,18 (Eppendorf). 20. 3. 1545. Rachel, die praut Jacobs (Eislinger, Überlanger Ton). Jakob dient sieben Jahre bei Laban um Rahel, erhält jedoch Lea. Dann bekommt er auch Rahel, muss dafür aber nochmals sieben Jahre dienen. Lea gebiert Ruben [Str. 1 und 2]. Jakob bedeutet die Seele, die in der Schrift die Braut sucht, Rahel das Gesetz, das schön, aber trotz Anstrengungen nicht zu erfüllen ist. Die scheinbar unansehnliche Lea, das Evangelium, lässt fruchtbare Werke entstehen. Das Gesetz erschreckt, das Evangelium zeigt Gottes Güte und weckt Liebe zu Christus [Str. 3]. Q.: 1Mose 29,1–32. 22. 3. 1545. Das pluetsprengen (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Nach seiner Rückkehr vom Berg Sinai lässt Moses Dankopfer darbringen und besprengt das Volk zum Zeichen des Bundes mit Blut [Str. 1]. Dies ist eine figur: Moses bedeutet Christus, der sich selbst am Kreuz geopfert hat und uns durch sein Blut erlöst [Str. 2]. Mit der Himmelfahrt beginnt der Gnadenbund. Das Blut ist das Evangelium. Wer glaubt und getauft ist und sein Kreuz trägt, wird durch das Blut des Gnadenbundes selig und wird Miterbe Christi [Str. 3]. Q.: 2Mose 24,4–8; Phil 2,8; Röm 8,17. März 1545. Thirus der schlangen art (Schiller, Hofton). Inh. u. Q. wie KG 5600 = Sg. [verl.] 24. 3. 1545. Der basilisk ein klaffer (Schiller, Süßer Ton). Der Basilisk wird folgendermaßen geboren: Ein uralter Hahn legt ein Ei in einen Misthaufen. Das ausschlüpfende Ei sieht wie eine Henne aus mit langem Schwanz und Krönchen auf dem Kopf. Was vor seinen Blick kommt, ist des Todes. Vögel fallen vom Himmel, Laub und Gras verdorren, Steine bersten. Allein die Wiesel können den Basilisken besiegen [Str. 1 und 2]. Der Basilisk gleicht dem Verleumder, der alles, was er sieht, vergiftet weitergibt, bis ihn endlich doch einer fasst [Str. 3]. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III E 3, S. 263–265 P. 24. 3. 1545. Die 84 fisch (Mügling, Langer Ton). Der Dichter fragt einen Fischer nach den verschiedenen Fischen. Dieser nennt 84 Arten. Vgl. KG 5340 = Sg. 31. 3. 1545. Die getrew vnd stet Agrippina (Kettner, Osterweise). Germanicus wird von Tiberius adoptiert, damit er nach ihm Kaiser werde. Später lässt der Kaiser ihn jedoch vergiften. Da Agrippina lange um ihren Gatten trauert, will Tiberius sie mundtot machen und sperrt sie ein. Da sie seiner Tyrannei nicht anders entkommen kann, beschließt sie, freiwillig zu sterben. Sie verweigert die Nahrungsaufnahme und stirbt trotz Zwangsernährung. Das Volk trauert lange um sie, denn sie hat bewiesen, dass



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Tyrannen zwar vielen das Leben nehmen, aber wenigstens niemanden gegen seinen Willen am Leben halten können. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 90 (85 Steinhöwel). 29. 3. 1545. Spruch der hundert thierlein mit irer art und natur (K./G. 7,447). 312 Vs. Auf Befragung durch den Dichter zählt ein Weidmann ihm Tiere aus allen Ländern auf. Vgl. KG 1702 = Ml. 1.  4. 1545. Abraham mit drey Engeln (Stilkrieg, Steigweise). Der Herr erscheint Abraham in Mamre und verheißt der ungläubigen Sara einen Sohn. Schluss: Dies ist uns ein figure. Spricht Gott uns ins Herz, so sollen wir glauben. Dann gebiert der Geist seine Frucht. Q.: 1Mose 18,1–15. Vgl. KG 4243 = Trag. 2. 4. 1545. Jacob vergrueb die apgetter (Zorn, Zugweise). Gott gibt Jakob den Auftrag, nach Bethel zu ziehen. Er vergräbt die fremden Götter unter einer Eiche bei Sichem, zieht hinunter und baut einen Altar. Gott gibt ihm den Namen Israel und erneuert die Verheißung, die er Abraham gegeben hatte [Str. 1 und 2]. Die gschicht ist ain gaistlich figure: Gott befiehlt dem Menschen, vom sündigen Leben (Sichem) zur Christlichen gemaine (Beth-El) zu ziehen. Er heißt nun nicht mehr Sünder, sondern Büßer. Gott gibt ihm seinen Segen, und er bringt die Frucht guter Werke [Str. 3]. Q.: 1Mose 35,1–7.9–14. Vgl. KG 5640 = Sg. 2. 4. 1545. Die Lea mit den lilgen (Regenbogen, Süßer Ton). Rahel verkauft Jakob um zwei „Lilien“ für eine Nacht an Lea. Schluss: Leas Verhalten ist figur für die geistliche Liebe eines Christen. Q.: 1Mose 30,14–21. 3.  4. 1545. Der ölperg (Zorn, Verhohlener Ton). Jesus in Gethsemane; Jesus betet, die Jünger schlafen [Str. 1 und 2]. Zwei Dinge lehrt der Text: zum einen, dass Christus die ganze Sündenlast auf sich genommen hatte und deswegen mit Furcht und Zittern seinen Leiden entgegensah; zum anderen, dass das Vorbild Christi, der wach bleibt und betet, uns anregen soll, der Sünde Last und Elend zu fliehen, denn sie brachten Christus diese Pein. Wenn man in Not ist, dann soll man den Heiland anrufen, er allein ist der Helfer [Str. 3]. Q.: Mt 26,36–46. Vgl. KG 2896 = Ml. und 5450 = Sg. April 1545. Panecius vom gerüsten kempfer (Sachs, Kurzer Ton). Wie der Kämpfer allzeit gerüstet sein muss, so soll laut Panecius (Panaitios) der Weise allzeit den Harnisch der Tugend tragen, um sich gegen die Stöße des Unglücks zu wehren [Str. 1]. Katalog von Unglücksfällen: waltzend gelueck, vnfal, geitz, begirtt, hoffart, zoren, fras, neid, mangelnde hoffnung, forcht, kranckheit, Armut, schand, sorg. Gegen das alles soll man sich rüsten; was aber unabwendbar ist, soll man geduldig tragen. Dann ist man unbesiegbar [Str. 2 und 3]. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,84,1 B. (3,2,54 Vigilius, LVIIv–LVIIIr). Vgl. KG 5393 = Sg. 8. 4. 1545. Davit mit der michal (mit den vorhewten) (Konrad von Würzburg, Abgespitzer Ton). Saul verspricht David seine Tochter Michal. Statt einer Morgengabe soll er 100 Philistervorhäute bringen. Saul hofft, dass er dabei umkommt. Doch David hat Erfolg und erhält Michal zur Frau [Str. 1 und 2]. Gaistlich: Der Teufel (Saul) will durch Wollust (Michal) den Menschen in Sünde zerstreuen (Vorhäute), um ihn für ewig zu

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Fall zu bringen. Siegt der Mensch aber durch Gottes Gnade über den Teufel, so bleibt er ein Kind Gottes [Str. 3]. Q.: 1Sam 18,20–30. Vgl. KG 5078 = Trag. Lit.: Dehnert 2017,192  f.

1649 9.  4. 1545. Theosena die ernstlich fraw (Vogel, Schatzton). Theoxena, die selbst einen Sohn hat, heiratet den zweiten Mann ihrer Schwester, um deren Kinder erziehen zu können. König Philipp will die beiden Söhne fangen, darum flieht die Familie. Wegen widriger Winde werden sie von königlichen Schiffen eingeholt. Da gibt die Mutter den Söhnen Gift und Schwerter, damit sie sich töten können. Die noch zappelnden Körper werden ins Meer geworfen. Danach umfängt Theoxena ihren Mann und stürzt sich mit ihm ins Meer. Sie wollte lieber sterben als ihre Freiheit verlieren. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  71 (70 Steinhöwel). Vgl. KG 336 = Ml. (Str. 3). 1650 9. 4. 1545. Die schwanger Hagar (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 491 = Ml. Vgl. 1200 = Ml. Schluss: Abraham bedeutet Gott, Hagar die Werkheiligen, die Werke nach fleischlichem sin tun und stolz werden, wenn Gott sie nicht durch einen Engel bekehrt. 1651 April 1545. Salomons weiber (Stilkrieg, Steigweise). Q.: wohl 1Kön 11. [verl.] 1652 April 1545. Die haimfart Jacobs (Eislinger, Überlanger Ton). Q.: wohl 1Mose 32. [verl.] 1653 14. 4. 1545. Der Cornelius (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 158 = Ml. Vgl. 1654, 3286 (verl.) = Mll. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. 1654 14. 4. 1545. Der frumb hauptman Cornelius (Stilkrieg, Steigweise). Inh. u. Q. wie KG 158 = Ml. Vgl. 1653, 3286 (verl.) = Mll. 1655 April 1545. Der dewffel mit dem alten weib (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 3, Nr. 184). Vgl. KG 1956 = Ml. und 1889 = Fsp. [verl.] Lit.: Behrendt/Hauck 2001, 242.

1656 15. 4. 1545. Der pauer mit sant Anna (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 3, Nr. 185). Ein Bauer in Mögeldorf geht am Tag zum Weintrinken und schlägt abends beim Heimkommen seine Frau. Mit drei Nachbarinnen erfindet sie eine schwinde List: Die Frauen verstecken sich in der Kammer. Als der betrunkene Bauer heimkommt und die Ehefrau schlägt, ruft sie sant Anna, Barbara und Ursula um Hilfe an. Darauf springen die Nachbarinnen auf und verwalken ihn, bis er in Ohnmacht fällt. Der hadermon verspricht nach diesem Zeichen des Himmels in der Beichte, seine Frau nie mehr zu schlagen. 1657 15.  4. 1545. Die krebs im Esel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D.  3, Nr. 186). Der Esel eines Müllers springt in den Kahn eines Fischers, kentert damit und ertrinkt. Nach drei Monaten findet der Müller den Kadaver und zieht ihn fluchend an Land. Der dazukommende Fischer beansprucht jedoch die acht schock Krebse, die darin stecken. Nun verlangt der Müller eine Entschädigung, denn das Fischerboot habe seinen Esel ums Leben gebracht. Im Gegenzug beansprucht der Fischer den Gegenwert des Kahns, da ihn der Esel zerstört habe. Drei Jahre lang prozessieren sie und geben dabei jeder das Neunfache ihres Kapitals aus. Vgl. KG 5642, 6135 = Sgg. 1658  4. 1545. Predig Petri (Fridel, Gedrehte Friedweise). Die Pfingstpredigt des Petrus. Inh. u. Q. wie KG 154 = Ml. Vgl. 3804, 4300 = Mll. Schluss: Bitte um das heilsame Wort Gottes.



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1659 16. 4. 1545. Der dewffel in den sewen (Nachtigall, Geteilter Ton). Jesus heilt einen besessenen Gadarener. Der ausgetriebene unreine Geist fährt in eine Herde Schweine. Diese stürzen sich ins Meer. Der Geheilte wird Anhänger Jesu und verkündet die ihm widerfahrene Wohltat. Das Volk fürchtet sich vor Jesus. Auslegung: Letztlich nimmt der Satan vom Sünder völlig Besitz. Der Sünder wohnt dann in der Einöde und zerreißt die Bande des Gesetzes, bis Christus durch sein Wort und seinen Geist die Sünde aus ihm jagt. Dadurch gewinnt er seine gaistlich vernunft und lebt in Zukunft mit Christus. Q.: Lk 8,27–39. Vgl. KG 4684 = Ml. und 5477 = Sg., außerdem 191 und 1415 = Mll. < Mk 5,1–20. 1660 17. 4. 1545. Von der sendung des h. gaist, ein prophezey auf das pfingstfest (Örtel, Leidton). Gott will sein Volk sammeln, ihm seinen Geist schenken, es von seiner Unreinheit heilen und ihm gute Ernten geben, damit es seinen Namen ehrt [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott wird in der letzten Zeit die Christen sammeln, er reinigt sie von Sünden, gibt ihnen den Heiligen Geist und entzündet die Liebe. Dann werden wir in seinem Gebot wandeln und Nächstenliebe üben. Sein Wort dient der Seele zur Speise, und auch zeitliche Nahrung gibt er zum ewigen Leben [Str. 3]. Q.: Ez 36,24–32. 1661 21. 4. 1545. Ein pfingstenbeschlus (Örtel, Leidton). Hoffnung auf die schon gewisse Erlösung. Hilfe des Geistes. Die Liebe Gottes macht gerecht, von ihr kann uns nichts scheiden. Schluss: Bitte an den Heiligen Geist um Liebe. Q.: Röm 8,23–39. 1662 22. 4. 1545. Thyestes as sein aigen kind (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Thyestes vergewaltigt seine Tochter Pelopeia. Danach verfällt er in Liebe zur Frau seines Bruders Atreus, die ihm Söhne gebiert. Schließlich will er auch noch das Reich des Bruders haben. Atreus vertreibt ihn, ruft ihn aber zurück, als er von dem Ehebruch erfährt. Er setzt Thyestes die drei Kinder vor, zubereitet wie Wildbret, und lässt ihn ihr Blut trinken. In einem Kerker stirbt Thyestes vor kümmernuß. Schluss: Lieb gibt offt bößen Lohn. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,9 (1,8 Ziegler). Vgl. KG 4831 = Sg. 1663 22. 4. 1545. Orpheus mit der geigen (Frauenlob, Grundweise). Orpheus verzaubert durch den Klang seiner Harfe alle Geschöpfe und auch die Seelen in der Hölle, die ihre Leiden ganz vergessen. Die Teufel ärgern sich darüber und geben ihm deshalb seine Gemahlin wieder zurück, jedoch mit der Auflage, auf dem Weg zur Hölle nicht zu ihr zurückzuschauen. Da Orpheus das Gebot bricht und seine Gemahlin wieder verliert, schwört er vor Kummer allen Frauen ab. Als das die Frauen erfahren, erschlagen sie ihn. Sie werfen sein Haupt und seine Geige in den Fluss Hebron. Schluss: Der Zorn der Frauen missachtet alle Treue und kunst der Männer, deshalb ist die Treue zu mancher Frau völlig umsonst. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,12 (1,11 Ziegler: Einschub XVIIv Zeile 41-XVIIIr Zeile 13). Lit.: Kugler 1977, 255 A. 51.

1664 23. 4. 1545. Der unglückhaftig künig Kadmus (Regenbogen, Leidton). Kadmos, König von Theben, wird übermütig, weil er glaubt, das Glück sei ihm immer wohlgesonnen. Durch das Schicksal seiner vier unglücklichen Töchter wird jedoch alles zum Schlimmen gewendet. Semele, von Jupiter geschwängert, erschlägt der Blitz. In ihrem aufgeschnittenen Leib findet man Bacchus. Actaeon, der Sohn der zweiten Tochter

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Autonoe, wird von Diana in einen Hirsch verwandelt und von Hunden zerrissen. Pen­ theus, der älteste Sohn der Agaue, wird von ihr totgeprügelt. Die vierte Tochter, Ino, stürzt sich mit einem ihrer Kinder von einem Felsen, nachdem ihr Gemahl das andere Kind getötet hat: Er glaubte, Ino sei eine Löwin und habe zwei Löwen geboren. Kadmos wird schließlich durch einen Aufruhr aus Theben verjagt und stirbt in Illyrien. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,6 (Ziegler). Vgl. KG 5159 = Sg. 1665 April 1545. Phedra mit Hipolito untrew (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,10 (1,9 Ziegler). Vgl. KG 5155 = Sg. und 5445 = Trag. [verl.] 1666 25.  4. 1545. Arsinoe künigin ein pülerin (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Arsinoe gibt ihrer Tochter Berenike den Demetrius zum Mann. Dieser verliebt sich in Arsinoe, sein Werben hat Erfolg. Er wird stolz und herrschsüchtig, so dass das Hofgesinde ihn hasst und seinen Ehebruch Berenike hinterbringt. Sie dringt mit Gewappneten nachts in die Schlafkammer der Mutter ein und lässt ihn töten, ohne auf das Jammern Arsinoes zu achten. Diese sinkt tot über den Leichnam ihres Liebhabers. Schluss: Liebe bringt Reue. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,18 (Ziegler). Vgl. KG 5179 = Sg. und 5445 = Trag. Lit.: Sasse 2020b, 339 A. 1293.

1667 April 1545. Brusus der unglückhaft künig (Frauenlob, Zugweise). [verl.] 1668 29. 4. 1545. Die himelfart Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml., hier 1,3–14. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Bitte um ewiges Leben. Lit.: Dehnert 2017, 289.

1669 29. 4. 1545. Das pfingstfest (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 1670 April 1545. Ein danck und lob gottes. Ml. Q.: Eph 1. [verl.] 1671 30. 4. 1545. Der schentlich kaiser Andronicus (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Kaiser Andronikus wird wegen Brudermordes, Ermordung vieler Menschen, Inzest, Schändung von adligen Frauen und Güterraub vom Volke abgesetzt, öffentlich bloßgestellt, in obszöner Weise misshandelt und schließlich erhängt; noch der Leichnam wird geschändet. Schluss, Warnung vor Tyrannei: Der Tyrann wird am Ende bestraft nach dem Sprichwort: böse Arbeit – böser Lohn. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 9,11 (Ziegler). Vgl. KG 5163 = Sg. 1672 1. 5. 1545. Althea die unglückhaft künigin (Frauenlob, Würgendrüssel). Althaea hat zwei Söhne. Nach der Geburt des dritten, Meleager, belauscht sie die Parzen, die eben besprechen, dass nach dem Verbrennen eines Scheits im Kamin das Kind sterben werde. Sie holt das Scheit aus der Flamme, löscht es und bewahrt es auf. Als Meleager erwachsen ist, tötet er seine Brüder. Im Zorn holt die Mutter das Scheit hervor und verbrennt es – der Sohn stirbt. Verzweifelt ersticht Althaea sich selbst. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,12 (1,11 Ziegler: Einschub XVIIr Zeile 8-XVIIv Zeile 1). Vgl. KG 5161 = Sg. Lit.: Sasse 2020b, 277.



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1673 2. 5. 1545. Die drey petrogen wirt (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 187). 1. In einem Wirtshaus bestellt ein Schmied Wein. Als der Wirt nochmals weggeht, um zu dem Krug Wein ein Glas zu holen, findet er den Krug leer vor. Der Wirt getraut sich nicht, den Schmied zu verdächtigen, und holt frischen Wein [Str. 1]. 2. Ein anderer Wirt schenkt wässrigen Wein aus. Als ein Gast seinen Wein mit Wasser verdünnen will, sagt die Tochter, das sei nicht notwendig: der Vater habe schon Wasser ins Weinfass gegossen [Str. 2]. 3. Ein Gast setzt einem Wirt Gründlinge in seinen wässrigen Wein. Als der Wirt den Wein einschenkt und die Gründlinge im Wein schwimmen, rufen die Gäste, mit dem Wasser seien die Fische in den Wein gekommen [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 371.374 (369a.371) für Str. 1 und 2. 1674 2. 5. 1545. Narcissus der liebhabent wirt ain plumb (Kettner, Hoher Ton). Narcissus, dem von den Göttern der Tod prophezeit wird, würde er sich selbst einmal sehen, verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild, als er während der Jagd in einen kühlen Brunnen schaut. Er glaubt, im Brunnen eine Wassergöttin zu erblicken, und vergisst im Verlangen, sie fortwährend anzuschauen, die Nahrungsaufnahme, so dass er stirbt. Eine Göttin verwandelt ihn in eine Blume [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Liebe kann den Menschen aller Sinne berauben. Wenn Gott ihn nicht mit gnaden plumen befeuchtet, dann stirbt er verblendet in Liebe [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,12 (1,11 Ziegler: Einschub XVIIv Zeile 21–31). 1675 Mai 1545. Mecius der vereter (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Im Krieg gegen die Vejer bittet Rom die eroberte und tributpflichtige Stadt Alba um Hilfe. Mettius, ihr Heerführer, will auf einem Berg den Ausgang der Schlacht abwarten und sich dann auf die Seite des Siegers schlagen. König Tullus, der dies durchschaut, lässt Mettius nach dem Sieg mit Händen und Füßen an zwei Wagen binden und von je acht Pferden zerreißen. Lehre: 1. Wer zu Gütern und Ehren gekommen ist, soll stets die Wandelbarkeit des Glücks bedenken. 2. Man hüte sich vor Treulosigkeit! Q.: Livius 1,27–29; wohl auch Giovanni Boccaccio, De casibus illustrium virorum 2,22 (Ziegler). Vgl. KG 5145 = Sg. 1676 Mai 1545. Kampf armuet vnd glueck (Konrad von Würzburg, Hofton; G./D. 3, Nr. 188). Inh. u. Q. wie KG 1677 = Sg. Vgl. 4482 = Fsp. (mit zusätzlichen Personen). [verl.] 1677 7. 5. 1545. Ein kampff zwischen fraw Armut unnd fraw Glück (K./G. 3,205). 196 Vs. Das Glück, gegenüber Armut provokant und arrogant, wird am Schluss unter deren Fuß gezwungen und muss davonlaufen. Im beschluß entsprechend negativ über Glück. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,1 (Ziegler). Vgl. KG 1676 (verl.) = Ml. und 4482 = Fsp. (mit zusätzlichen Personen). 1678 8. 5. 1545. Hanno, der carthagisch füerst, erwürget (Liebe von Giengen, Radweise). Der karthagische Patrizier Hanno will die ganze Stadt in seine Gewalt bringen. Zur Hochzeit seiner Tochter lädt er den Rat der Stadt ein, um alle zu vergiften. Als sein Vorhaben vorzeitig entdeckt wird, erobert er mit einem Heer die Burg von Karthago. Dort wird er in der Nacht von den Bürgern überfallen, grausam gemartert und hingerichtet; seine ganze Familie wird ausgerottet. Schluss: Der Reiche hüte sich vor Übermut und schlechten Begierden, damit er nicht zum Schaden Spott und Schande

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erwerbe. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,16 (Ziegler). Vgl. KG 5164 = Sg. 9.  5. 1545. Manlius Torquatus gericht (Sachs, Goldener Ton). Manlius Torquatus (Q.: Capitolinus) wird vom Geschrei der kapitolinischen Gänse geweckt und kann in heldenhaftem Einsatz die Franzosen (Gallier) abwehren. So zu Ruhm gekommen, gerät er in den Verdacht, nach dem regiment zu streben. Vom Senat wird er deshalb gefangen, aus Furcht vor dem Volk aber bald wieder freigelassen. Als er wieder nach der Herrschaft strebt, wird er festgenommen, verurteilt und vom Felsen gestürzt. Das Glück ist wanckel, darum soll man im Glück nicht hochmütig werden. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,1 (Ziegler). Vgl. KG 5165 = Sg. 12. 5. 1545. Künig Alexander von Epiro (Beckmesser, Neuer Ton). König Alexander von Epirus verkündet ein Orakel seinen Tod in Pandosia am Fluss Acharisia. Er meint, der Ort liege in Griechenland, und geht deshalb nach Unteritalien. Zwei große Schlachten gewinnt er, dann verliert er bei Pandosia. Als er an den Fluss Acharisia kommt, erinnert er sich an das Orakel. Er schwimmt hinüber und scheint entkommen zu sein, da erschießt ihn ein treuloser trabant. Zum Spott wird er nackt im Lager herumgetragen und dann zerstückelt. Ein weiblein sammelt die Stücke ein und schickt sie nach Epirus. Schluss: So wanckel ist das Glück. Sprichwort: Wer hütet den Hüter? Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,8 (Ziegler). Vgl. KG 5057 = Sg. 13.  5. 1545. Die drey vngetrewen weibspild (Nachtigall, Geschiedener Ton). Drei betrügerische Frauen: 1. Medea, von Jasons Gestalt bezaubert, verhilft ihm zum goldenen Widder und flieht mit ihm [Str. 1]. 2. Skylla verrät aus Liebe ihren Vater Nisus an seinen Feind Minos, der ihn tötet [Str. 2]. 3. Amphiaraus will aufgrund seiner Weissagung nicht in den Krieg gegen die Thebaner ziehen („Sieben gegen Theben“). Seine Gattin Eriphyle verrät ihn für ein goldenes Halsband. Er zieht in den Krieg und wird von der Erde verschlungen. Sprichwort: Weiber tragen kurze Treue und lange Röcke [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,18 (1,18 Ziegler: Einschübe XXVIIIv Zeile 1–5; XXVIIIr Zeile 29–32; XXVIIIr Zeile 15–21). 13.  5. 1545. Die herzogin Romilda gepfelt (Sachs, Rosenton). Herzog Gisulphus (Gisulf ) wird vom Bayernkönig Cacanus erschlagen. Seine Frau Romilda (Romulda) zieht sich auf ihre Hauptburg zurück. Als sie Cacanus sieht, entbrennt sie in Liebe zu ihm und öffnet ihm gegen das Versprechen, er werde sie heiraten, heimlich das Schloss. Alle Männer werden getötet, die Frauen, darunter zwei Töchter der Herzogin, gefangen. Sie begibt sich in prachtvollen Gewändern zu Cacanus; die Hochzeit wird vollzogen. Nach der Hochzeitsnacht lässt er sie von zwölf Männern vergewaltigen, auf einen Pfahl spießen und elend sterben. Merck: Liebe bringt Unglück, Tyrannei böse Taten. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 9,3 (Ziegler). Vgl. KG 1683 = Sg. 13. 5. 1545. Historia. Die geyl hertzogin Romilda (K./G. 2,210). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1682 = Ml. 15.  5. 1545. Drey liebhabenden frawen (Nachtigall, Hoher Ton). Beispiele dreier Frauen, die aus Liebe außer sich gerieten: Phyllis erhängt sich mit ihrem eigenen



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Schleier, da ihr Geliebter Demophoon nicht zum vereinbarten Termin zurückkommt [Str. 1]. Caunus flieht vor den Liebesnachstellungen seiner Schwester Byblis, die darüber sehr weint und von den Göttern in einen Brunnen verwandelt wird [Str. 2]. Amata erhängt sich nach dem Sieg des Äneas über ihren Geliebten Turnus mit ihrem Gürtel. Schluss: Liebe endet immer cleglich [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,18; 1,12; 1,18 (1,18; 1,11; 1,18 Ziegler: Einschübe XXVIIIr Zeile 27–29; XVIIv Zeile 31–35; XXVIIIr Zeile 26  f.). Mai 1545. Ptholomeus der untrew ertranck (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,11 (Ziegler CLIIv Zeile 12–20). [verl.] 16. 5. 1545. Der künig Juba lies sich selb döten (Frauenlob, Kupferton). König Juba unterstützt Pompejus im Kampf gegen Caesar mit zwanzigtausend Mann und mit Elefanten. Doch Caesar siegt, und Jubas Heer wird aufgerieben. Der König wird von seinem Volk nicht mehr aufgenommen und muss fliehen. Schließlich nimmt er mit seinem Freund Petreius noch ein köstliches Mahl ein, dann ersticht er ihn und lässt sich selbst von einem Sklaven köpfen. Schluss: Krieg trinkt Blut. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,11 (Ziegler CLIIv Zeile 20-CLIIIr Zeile 16).  5. 1545. Katilina der aufrüerisch (Folz, Blutton). Catilina strebt die Alleinherrschaft an. Er will den Senat ausrotten. Als Cicero dies aufdeckt, entweicht Catilina aus der Stadt. Er will mit seinem Heer nachts angreifen, während drinnen Mordbrenner die Stadt anzünden sollen. Cicero bemerkt auch dieses Komplott und lässt die Brandstifter aufhängen. Inzwischen zieht Antonius mit einem Heer aus der Stadt und schlägt die Verschwörer. Schluss: Aus Not hilft Weisheit. Q.: Vielleicht Plutarch, Cicero 10–22, aber eher wohl Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,12 (Ziegler CLIIIIv Zeile 17-CLVr Zeile 1). Vgl. KG 5738 = Sg. 20. 5. 1545. Perseus der gefangen künig (Frauenlob, Froschweise). König Philipps von Makedonien unehelicher Sohn Perseus ermordet seinen Bruder Demetrius. Vor Trauer stirbt Philipp, und Perseus wird König. Er überzieht die Römer mit Krieg, gewinnt zwei Schlachten, die dritte aber geht verloren. Perseus kann gerade noch nach Samothrake entkommen, wird aber dort aufgespürt und muss mit seinen beiden Söhnen beim Triumph des Siegers Aemilius Paullus mitziehen. Er wird lebenslänglich eingekerkert, seine Söhne bleiben ebenfalls in Rom. Einer lebt als Schmied. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,12 (Ziegler). Vgl. KG 5156 = Sg.   5. 1545. Amonius in frawen gwant erschlagen (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Der „Pfleger“ Amonius in Antiochia tyrannisiert das Volk und verführt viele Frauen. Als ein Aufruhr gegen ihn losbricht, hofft er in Frauenkleidern und durch Verhüllen seines Gesichtes der Wut des Volkes zu entgehen. Er wird aber erkannt und erschlagen. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,13 (Ziegler CXXVv Zeile 2–14). 20.  5. 1545. Das guelden haubt (Septunulejus ermort sein freunt) (Nachtigall, Kurzer Ton). G. Gracchus muss wegen eines missglückten Aufstands aus Rom fliehen. Sein Kopf soll mit Gold aufgewogen werden. Sein bester Freund Septumleius ermordet

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ihn, gießt den Kopf mit Blei aus, um ihn schwerer zu machen, und bringt ihn nach Rom. Die Herrschaft des Goldes zerstört Freundschaften, sie macht Mörder und Diebe. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,16 (Ziegler). 21. 5. 1545. Jugurtha wart zu Rom gedet (Regenbogen, Grauer Ton). Leben des Königs Jugurtha: Jugend, Ermordung der Verwandten, Krieg gegen die Römer, Gefangennahme, Tod in Rom durch die Ritter, die befürchten, es komme heraus, dass er sie einst bestochen hatte. Schluss: Alle Heimlichkeiten kommen an den Tag. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,20. Vgl. KG 5146 = Sg. 21. 5. 1545. Jugurta und Trebonius umpracht (Konrad von Würzburg, Hofton). Nach der Ermordung Caesars lässt Dolabella den der Beteiligung an der Verschwörung verdächtigen Trebonius heimlich enthaupten. Er steckt das Haupt auf einen Pfahl neben seinem Richterstuhl. Dolabella wird deshalb vom Senat geächtet, er flieht nach Syrien. Cassius erobert Laodicea, wohin Dolabella sich zurückgezogen hat. Um der Gefangennahme zu entgehen, lässt Dolabella sich von seinem Knecht enthaupten. Schluss: Gott rächt jedes Unrecht. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,11 (Ziegler CLIIIv Zeile 6–19.31–43). Vgl. KG 5641 = Sg. 23. 5. 1545. Jacob und Esaw kamen zamen (Herwart, Bloßer Ton). Jakob begegnet seinem Bruder Esau. Er begrüßt ihn freundlich, lehnt es aber ab, mit ihm gemeinsam weiterzuziehen, weil er Angst vor ihm hat [Str. 1 und 2]. Auslegung: Jakob gleicht dem Christen, der durch den Glauben Gnade erlangt hat. Die Welt (Esau) hasst ihn, und er muss ihr viel nachgeben. Darum zieht er so weit entfernt von ihr wie möglich seinen Weg heim ins himmlische Vaterland [Str. 3]. Q.: 1Mose 33,1–13. Vgl. KG 3215 = Com. 23. 5. 1545. Zwolff spruch Bublii (Sachs, Rosenton). Zwölf Sprüche des Publius (Publilius) [in der Vorlage 13] über Wohltaten, lachende Erben, Geduld, Unglück, Freundschaft, Prozessieren und Reisen. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,91,5  f. B. (3,2,60 Vigilius, LIXr–LIXv). Vgl. KG 1696 = Sg. 26. 5. 1545. Der pauer mit der sewhaut (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 3, Nr. 189). Die Frau eines jungen Bauern verspricht ihrem Mann, sie wolle ihn nach seinem Tod in ihren roten Rock nähen, so liebe sie ihn. Der Bauer will ihre Liebe prüfen. Er stellt sich tot und lässt sich vom Knecht Heinz auf einem Wagen heimfahren. Als die Ehefrau ihren Mann in die Haut einer Sau einnähen lässt, gibt er seine Verstellung auf. Er glaubt, die Untreue seiner Frau festgestellt zu haben. Sie entgegnet ihm jedoch, dass er den roten Rock bekommen werde, wenn er wirklich tot sei. Sie habe gleich erkannt, dass er sich nur tot stellt. Vgl. KG 806 = Ml. < Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 144, und 4263 = Fsp. 26. 5. 1545. Zwölff weyse sprüch Publii, des spielmanns (K./G. 4,102). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1694 = Ml. 27. 5. 1545. Kayser Valerius ein thirann (Folz, Hahnenkrat). Kaiser Valerius (Galerius ) lässt Christen martern und ermorden, ja er befiehlt durch ein Mandat, sie im ganzen Reich auszurotten. Nach zehn Jahren wird er von Gott mit Krankheit geschlagen. Seine Eingeweide verfaulen, er beginnt zu stinken, kein Arzt kann ihm helfen. Schließlich wagt ihm einer zu sagen, dies sei die göttliche Strafe für die Chris-



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tenverfolgung. Daraufhin bricht er sie ab, aber seine Krankheit wird dennoch schlimmer. In Verzweiflung begeht er Selbstmord. So wurde seine Gotteslästerung gerächt. Q: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 8,9 (Ziegler CXCVIIIv Zeile 26–42. CXCIXr Zeile 9-CXCIXv Zeile 8). 27. 5. 1545. Die ellent fraw Philippa (Stolle, Hoher Ton). Philippa, eine Wäscherin, ist Amme bei Herzogin Violanta und wird schließlich „Hofmeisterin“ der Tochter. Der Küchenknecht am Hof, ein Mann mit schwarzer Hautfarbe, steigt zum Marschall auf. Die beiden arm Geborenen heiraten. Macht, Ehre, Gut gab ihnen das Glück. Söhne und Töchter kommen dazu. Später wird des Herzogs Schwiegersohn, König Andreas, im Bett ermordet. Nachdem man bereits die Kämmerer unschuldig umgebracht hat, gestehen Philippa, ihr Sohn und ihr Enkel den Mord. Die drei werden an Pfähle geschmiedet, mit glühenden Zangen gezwickt und mit Scheren zerstückelt. Eingeweide und Herz der Philippa werden herausgeschnitten und aufgehängt, die beiden anderen werden verbrannt, ihre Körper noch durch die Stadt gezerrt. Ihre Untreue hat ihr Glück zerstört. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 9,26 (Ziegler). Mai 1545. Der reisend Saul (David auf der harpfen) (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Der Geist Gottes weicht von Saul. Er lässt David an seinen Hof holen. Dieser spielt vor ihm auf der Harfe, um den bösen Geist zu vertreiben [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Auslegung der figur: Saul bedeutet den Weltmenschen, der in Sünden lebt, bis Gott ihm einen Prediger sendet, der ihn täglich mit dem Evangelium erquickt. Dann kann der Sünder zu Hoffnung und Glauben kommen, er liebt das Wort Gottes und hasst die Sünde. Q.: 1Sam 16,14–23. Vgl. KG 4670 = Ml. und 5078 = Trag. 2.  6. 1545. Die deck vor dem angesicht Mose (Ringsgewand, Osterweise). Moses’ Angesicht leuchtet, als er mit Gott geredet hat und vor das Volk tritt, so sehr, dass er es mit einer Decke verhüllen muss [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Mensch kann den Glanz des Gesetzes, das geistlich ist, nicht ertragen, weil er fleischlich ist. Darum schreckt ihn die Decke des Gesetzes, bis Christus ihn erleuchtet. Im Evangelium wird das Gesetz entdeckt. Christi Tod erfüllt das Gesetz [Str. 3]. Q.: 2Mose 34,27–35. Vgl. KG 4647 = Ml. 12.  5. 1545. Gideon mit dem engel (Vogel, Engelweise). Gott beruft Gideon durch seinen Engel zum Richter. Schluss: Sündigt ein Volk, so straft es Gott. Bekehrt es sich wieder, sendet er ihm einen Erlöser. Bitte um einen heiland gegen die Feinde. Q.: Ri 6,1.11–24. Vgl. KG 4833 = Com. 4. 6. 1545. Die 100 (sechzig) thier mit ir natur (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 1642 = Sg. 5. 6. 1545. Der student im schne (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 190). Der Student Rainerius (Rinieri) liebt eine Witwe. Als sie ihn einmal im Winter zu sich holen lässt, muss er bis tief in die Nacht im Schnee warten, weil sie angeblich Besuch hat. Der Student merkt, dass die Frau ihn nur zum Narren hält. Später, als sie einen untreuen Liebhaber hat, wendet sich die Frau an den Studenten um Hilfe. Der Student empfiehlt ihr einen Zauber, bei dem sie auf einen Turm steigen muss. Er entfernt die Leiter, so dass sie in dem Turm in sommerlicher Hitze schmoren muss. Schluss: Der Student,

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der fast erfror, rächte sich mit Hitze. Vergelten ist nicht verboten. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,7 (Arigo). 6. 6. 1545. Die gens pruck (Boppe, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 191). Zwei Kaufleute holen sich bei König Salomo Rat. Dem einen, der ein zänkisches Weib hat, rät er, auf die gensprueck zu gehen. Dort sieht er, wie die Maultiere mit Schlägen über die Brücke getrieben werden. Der Kaufmann schlägt sein Weib ebenso, worauf sie zahmer wird. Dem anderen rät Salomo als Mittel gegen die Freudlosigkeit seines Lebens, er solle sich den Mitmenschen gegenüber freundlich verhalten. Als er diesen Ratschlag anwendet, wird er sofort von den anderen geliebt, denn Liebe ist der Liebe Nahrung. Schluss: Aufforderung zur Nachahmung. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,9 (Arigo). Vgl. KG 3482 = Fsp. 9. 6. 1545. Die prueder Josephs piten gnad (Rosengart, Freudweise). Nach Jakobs Tod fürchten seine Söhne den Zorn ihres Bruders Joseph, weil sie ihn verkauft hatten. Doch er verzeiht ihnen [Str. 1 und 2]. Allegorese: Joseph ist eine figur Christi, dessen Blut von seinen Brüdern verkauft wurde, der starb, dann aber erhöht wurde, und der dem reuigen Sünder seine Missetat verzeiht [Str. 3]. Q.: 1Mose 50,15–21. 10. 6. 1545. Joseph geit sich zv kennen (mit der schewren) (Vogelsang, Goldener Ton). Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen. Schluss: Christus ist der geistliche Joseph. Er wird unter die Sünder verkauft, stirbt und wird erhöht. Gegen die Sünder ist er erst zornig, er erbarmt sich dann aber und führt sie ins himmlische Vaterland. Q.: 1Mose 44–45. Vgl. KG 1315, 2939 = Mll. 11. 6. 1545. Hagel plag Egipti (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Gott schickt Hagelschlag über Ägypten [Str. 1 und 2]. Allegorese: Pharao bedeutet den Papst, der die Gewissen gefangen hält, der Hagel die Heilige Schrift. So heftig fallen die Donnerschläge, dass der Papst selbst bekennen muss, dies sei Gottes Wort. Dennoch bleibt er verstockt, bis Gott ihn stürzt [Str. 3]. Q.: 2Mose 9,18–35. Vgl. KG 4510 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 252  f.

1708   6. 1545. Alle wasser in pluet verwandelt (Nachtigall, Leidton). Moses lässt seinen Bruder Aaron das Wasser des Nils in Blut verwandeln. Die Fische sterben, es herrscht Wassernot. Doch Pharao bleibt verstockt [Str. 1–2,22]. Allegorese: Pharao bedeutet das Papsttum, das das christliche Volk nicht im Evangelium wandeln lässt. Die Flut seiner Lehre stinkt nach dem Fleisch und Blut von Menschensatzung. In ihr sterben die Seelen, bis der blutdürstige Pharao endlich verdirbt. Q.: 2Mose 7,14–25. Lit.: Feuerstein 2001, 253.

1709 12.  6. 1545. Leus plag Egipti (Folz, Strafweise). Gott schickt die Läuseplage über Ägypten. Pharao bleibt verstockt [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. „Geistlicher Sinn“: Pharao bedeutet den Papst, der die Christen freilassen soll. Überall werden Bücher (Läuse) gegen ihn verfasst. Die papistischen Schmähschriften kommen dagegen nicht an. Doch der Papst bleibt verstockt, bis Gott ihn stürzt. Bitte um Gottes Hilfe gegen Tyrannei und Menschenlehre. Q.: 2Mose 8,12–15. Lit.: Feuerstein 2001, 253  f.



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1710 13.  6. 1545. Der pfaff im corock (Regenbogen, Goldener Ton; G./D.  3, Nr.  192). Ein Pfarrer ist wegen seiner Strenge unbeliebt. Ein Abenteurer verspricht dem Volk, er werde für einen Eimer Wein den Pfarrer in die Flucht schlagen. Auf dem Chorrock des Pfarrers kniend, beichtet der Abenteurer seine angeblichen Morde. Er beginnt vorzuspielen, was er zuvor als Symptome geschildert hatte, wen es ihn kumpt on. Daraufhin bekommt der Pfarrer Angst. Seinen Chorrock zurücklassend, läuft er davon. Schluss: Man muss Bosheit mit List überwinden. 1711  6. 1545. Die rawch daschen (Nachtigall, Sanfter Ton; G./D. 3, Nr. 193). Die Frau eines Kaufmanns will durch Zauberei ihren Ehemann dazu bringen, dass er ihr nachläuft wie ein gauch. Als sie ihn um drei Haare seiner Augenbrauen bittet, gibt er ihr drei Haare seiner Felltasche. Nach einem Messetag kehrt er im Wirtshaus ein. Plötzlich bewegt sich die Tasche und rollt zu seiner Ehefrau heim, die, als sie die Tasche sieht, den Betrug erkennt. Schluss: Wer mit Zauberei umgeht, muss wissen, dass dabei der Teufel im Spiel ist. Unglück ist die Folge. Man hüte sich davor! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 150. 1712 16. 6. 1545. Jacob raist in Egipten (Zorn, Unbenannter Ton). Jakob zieht mit seinen Söhnen nach Ägypten. Schluss: Gott sorgt für die, die auf ihn bauen. Q.: 1Mose 46,1– 8.28–34; 2Mose 12,40. Vgl. KG 1315 = Ml. 1713 16. 6. 1545. Die leren geltseck (Fülsack, Reuterton; G./D. 3, Nr. 194). Der geizige Sohn eines armen italienischen Edelmanns verdient als Jurist viel Geld, gibt es aber nicht aus. Während der Sohn in Rom weilt, leert der Vater sämtliche Geldsäcke und füllt sie mit Sand. Dem zurückgekehrten Sohn erklärt er, es könne ihm egal sein, ob Sand oder Gold in den Säcken sei, da er den Inhalt doch nicht verwende. Schluss: Geld ist zum Ausgeben da. Q.: Francesco Petrarca, De remediis utriusque fortunae 2,13 (Stahel/Spalatinus, XIXv–XXv). 1714 18. 6. 1545. Die unschuldig Justina (Stolle, Blutton). Die junge schöne Römerin Justina wird mit einem alten Mann seines Reichtums wegen verheiratet. Nach kurzer Zeit wird er grundlos eifersüchtig, verfolgt sie heimlich und ersticht sie schließlich. Schluss: Väter sollen ihren Töchtern vernünftige Männer geben und nicht aufs Geld sehen. Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 1,15 [Kap. I 148 F.-M.] (Bruno, LIv–LIIr). Vgl. KG 4597 = Ml. 1715 19.  6. 1545. Die drey gotlos künig Jude (Joram, der pös kunig; künig Ecechias gefangen; Manassa der wuetrich gefangen) (Vogel, Überlanger Ton). Joram führt hinterlistig Kriege und treibt Götzendienst. Gott straft ihn nach vergeblicher Warnung durch Elias mit Einfällen der Philister und Araber und schließlich durch einen qualvollen Tod. Kommentar: Wer Gott verachtet und unschuldiges Blut vergießt, den straft er durch Unglück [Str. 1]. Zedekia bekehrt sich nicht zu Gott, fällt von Nebukadnezar ab und verachtet die Warnungen der Propheten. Zur Strafe wird er geblendet und nach Babel gebracht, der Tempel wird zerstört, das Volk in Gefangenschaft geführt. Wer die Prediger und Gottes Wort verachtet, den rottet Gott aus [Str. 2]. Manasse treibt Götzendienst ärger als die Heiden und wird zur Strafe nach Assyrien verschleppt. Im Kerker bekehrt er sich zu Gott. Gebet: Gott möge einen widerstrebenden Fürsten auch

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heute strafen (schlag im aus sein packen zen) und ihn vernichten oder bekehren [Str. 3]. Q.: 2Chr 21,2–20; 36,11–16; 2Kön 25,7; 2Chr 33,1–20. Vgl. KG 4790, 4791 = Mll. und 5631 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 251  f.

1716 20. 6. 1545. Der pachant mit dem schulsack (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 195). Eine schöne Frau liebt einen jungen Kaufmann und lässt ihm durch ihre Magd ausrichten, er solle in der Nacht zu ihr kommen. Er vergisst jedoch den Termin. Die wartende Magd lässt einen fahrenden Schüler ein. Am nächsten Morgen erst wird der Irrtum am vergessenen Bettelsack bemerkt. Schluss: In der Liebe kommt manchmal ein Irrtum vor. Statt Fischen hat man dann Frösche gefangen. Vgl. KG 3940 = Fsp. 1717 23. 6. 1545. Der alt hund (Sachs, Silberweise; G./D. 3, Nr. 196). Ein alter Jagdhund bittet seinen Herrn, ihm das Gnadenbrot zu geben, da er ihm in seiner Jugend fleißig gedient habe [Str. 1]. Man soll den Menschen im Alter nicht verachten, sondern ihn ehren, auch wenn die geistigen und körperlichen Kräfte schwinden. Verfährt man so, findet man auch selbst im Alter Trost [Str. 2 und 3]. Q.: Romulus 2,7 = 33 T. (2,7 Steinhöwel). Vgl. KG 5312 = Sg. 1718 25. 6. 1545. [E] Der mueller mit dem sack (Schiller, Hofton; G./D. 3, Nr. 197). Zu einem diebischen Müller kommt ein Bauer mit einem Sack Korn. Während der Bauer den Müller sucht und dabei den Sack liegen lässt, nimmt der Müller ihn weg. Als der Bauer den Müller endlich gefunden hat und den Sack holen will, ist er nicht mehr da. Aus Angst vor seiner Frau leiht der Bauer sich vom Müller einen neuen. Der Müller gibt ihm aber nur einen dreiviertel vollen Sack Korn. Auf diese Weise hat der Müller 5/4 Sack Korn gestohlen und freut sich. Vgl. KG 5325 = Sg. 1719 25. 6. 1545. Der muellner mit der kazen (Muskatblut, Hofton; G./D. 3, Nr. 198). Um einem Müller genau auf die Finger zu schauen, will ein Bauer in der Mühle bleiben, während sein Korn gemahlen wird. Der Müller preist seine Katze an, die angeblich Fische fangen kann, und lockt den Bauern zum Bach hinaus. Mit dem Kommando greif greif fordert er vorgeblich die Katze zum Fischen, in Wirklichkeit aber seine Frau zum Stehlen auf. Der Bauer nimmt sein verbliebenes Mahl mit und sagt, er hätte nicht geglaubt, dass das Korn so geringen Ertrag bringe, wenn er nicht selbst dabei gewesen wäre. Vgl. KG 5325 = Sg. 1720 26. 6. 1545. Der esel mit seim herren (Harder, Süßer Ton; G./D. 3, Nr. 199). Ein Esel sieht, dass sein Herr einen kleinen Hund lieb hat. Er schließt daraus, sein Herr müsse ihn noch viel lieber haben, da er doch nützlicher sei und arbeite. Eines Tages bestürmt er seinen Herrn und versucht, ihn zu liebkosen. Der Herr meint jedoch, der Esel sei toll geworden, und lässt ihn von seinen Knechten schlagen. Lehre: Jeder soll bei der Arbeit bleiben, die er versteht. Ungeschicklichkeit bringt ihm nur Schande und Schaden [Str. 3]. Q.: Romulus 1,17 = 21 T. (1,17 Steinhöwel). 1721 26. 6. 1545. Das verwund tiger thier (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 200). Ein Jäger verletzt einen Tiger von hinten mit der Armbrust [Str. 1]. Mancher ehrliche Mann wird durch den schändlichen Mund des klaffers verleumdet. Denn vor einem bösen Mund kann man sich nicht wie vor einem Dieb schützen, vor dem man nur zuschließen



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muss. Der klaffer greift die Unschuldigen hinterrücks an [Str. 2 und 3]. Q.: Avian 17 (13 Steinhöwel). Juni 1545. Der wolff mit dem kes (Römer, Gesangweise; G./D. 3, Nr. 201). Inh. u. Q. wie KG 5185 = Sg. [verl.] 27.  6. 1545. Der neidig vnd geiczig (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D.  3, Nr. 202). Inh. u. Q. wie KG 521 = Sg. Vgl. 3744 = Ml. Sprichwort: Es gäbe mancher ein Auge darum, damit ein anderer blind wäre. Überall klagt man über Geiz und Eigennutz. 27. 6. 1545. Die ater mit der feilen (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 3, Nr.  203). Eine Schlange findet in einer Schmiede eine Feile und beginnt an ihr zu nagen. Doch die Feile belehrt sie, dass sie sich an ihr die Zähne ausbeißen werde, denn sie nage Eisen [Str. 1 und 2]. Zwei böse Menschen gewinnen einander nichts ab, auch wenn man sie zusammensperrt. Sprichwörter: Ein Fuchs beißt den anderen nicht. Hartes klebt nicht an Hartem [Str. 3]. Q.: Romulus 3,12 = 62 T. (3,12 Steinhöwel). 27. 6. 1545. Der perg gepar ain maws (Frauenlob, Grundweise; G./D. 3, Nr. 204). Ein schwangerer Bauer seufzt vor der Geburt, so dass das Volk sich ängstigt. Der Berg gebiert aber nur eine kleine Maus, und die Angst verkehrt sich in glechter [Str. 1–2,4]. Die Fabel reimbt sich auf vnser zeit: So manches Gerücht von Krieg, Hunger, Sterben und Weltuntergang kommt auf. Recht besehen handelt es sich nur um Märchen und Lügen, und nichts davon trifft ein. Doch soll man Gerüchte nicht ganz beiseiteschieben, sondern auf ihren Kern achten, um rechtzeitig vorbeugen zu können. Q.: Romulus 2,5 = 31 T. (2,5 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 254  f.

1726 30. 6. 1545. Der leb, esel vnd fuechs (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 205). Löwe, Esel und Fuchs haben einen Hirsch gefangen. Der Esel teilt den Hirsch in drei gleiche Teile. Das verdrießt den Löwen, und er lässt den Fuchs teilen. Dieser gibt dem Löwen alles. Wegen solcher Heuchelei läuft der Esel weg. Q.: Äsopische Fabeln 154 H. (61 Rinuccio ~ Romulus 1,6 [8 T.] = 1,6 Steinhöwel). Vgl. KG 4693 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 255; Holzberg 2019b, 10–18.

1727 Juni 1545. Die zwo mews (Frauenlob, Zugweise; G./D. 3, Nr. 206). Inh. u. Q. wie KG 5187 = Sg. [verl.] 1728 Juni 1545. Der vergift milchhaffen (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 207). Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 4,1 (S. 70  f. G.). Vgl. KG 5330 = Sg. [verl.] 1729  7. 1545. Die pöck mit dem meczger (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 3, Nr. 208). Ein Metzger schlachtet einen Bock nach dem anderen, ohne dass sich die übrigen um ihre Artgenossen kümmern. Als zuletzt ein alter Bock übrigbleibt, meint dieser, den Böcken sei recht geschehen, da sie nichts unternommen hätten, als ihre Artgenossen geschlachtet wurden [Str. 1 und 2]. Jede Gemeinschaft, ob Verwandtschaft, Handwerk oder ein Reich, soll stets zusammenhalten, wenn ein Feind sich eindrängen will. Was einem getan wird, wird allen zugefügt [Str. 3]. Q.: Romulus 4,6 = 76 T. (4,6 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 255  f.

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1730 1. 7. 1545. Der fuchs mit dem leben (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 209). Ein Löwe ist im Alter kraftlos geworden. Er stellt sich krank, und wenn ihn die Tiere be­suchen wollen, frisst er sie auf. Als ihn auch die Füchse besuchen, gehen sie nicht in seine Höhle, weil sie nur Fußspuren sehen, die hinein-, aber keine, die hinausführen. Schluss: Aus fremdem Schaden soll man lernen. Q.: Romulus 4,12 = 86 T. (Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 257.

1731 Juli 1545. Das klein fischlein (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 210). Inh. u. Q. wie KG 4697 = Sg. [verl.] 1732  7. 1545. Jerobeam (Vogel, Überlanger Ton). Jerobeam I. lässt zwei goldene Kälber gießen und in Bethel ein Heiligtum errichten, damit das Volk beim Gang nach Jerusalem nicht von ihm abfällt. Ein Prophet aus Israel warnt ihn vergeblich. Der Prophet Ahia verkündet die Ausrottung seines Geschlechtes [Str. 1]. Wegen Ahabs Abgötterei lässt Gott es drei Jahre lang nicht regnen, bis Elia 500 Baalspriester ermorden lässt. Nachdem Ahab den Weinberg Naboths geraubt und diesen ermordet hat, verkündet Elia den Untergang von Ahabs Geschlecht [Str. 2]. Hosea treibt Götzendienst, tötet Propheten und verbündet sich zeitweise mit Assyrien. Zur Strafe wird das Volk in die assyrische Gefangenschaft geführt. Schluss: Die drei sind Beispiele für heutige gottlose Obrigkeit, die Gottes Wort Ketzerei schilt. Gott möge sie ebenso strafen [Str. 3]. Q.: 1Kön 12,25–32; 13,1–10.33  f.; 14,1–20; 16,29–33; 18; 20,1–34; 21; 22,34  f. Vgl. KG 549, 2367 = Mll. und 3697 = Trag. 1733 = 1732 Strophe 2, von KG versehentlich als eigenes Lied ausgewiesen 1734 = 1732 Strophe 3, von KG versehentlich als eigenes Lied ausgewiesen 1735 5. 7. 1545. [E] Die zwo edlen junckfrawen von des glaubens wegen im Niderlant verprent (K./G. 22,324). 62 Vs. Sie werden beide verhört, bekennen sich zum evangelischen Glauben, dann wird erst die eine, Maria, verbrannt. Der jüngeren Schwester, Ursula, wird Widerruf, dann Enthauptung angeboten, aber sie lässt sich wie Maria verbrennen. 1736 6. 7. 1545. Der frumb künig Jotam (Sachs, Goldener Ton). König Jothan von Juda lebt gottgefällig und hat Erfolg in seiner Regierung [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Lehre: Die Obrigkeit, die dem Wort Gottes anhängt, wird von ihm gesegnet, so dass der Gemeinnutz zunimmt und sie über Feinde siegt. Hängt die Obrigkeit dagegen an menschen Ler und ist tyrannisch, so hat sie kein Heil. Q.: 2Chr 27. 1737 7. 7. 1545. Der ungezembt stier (Hülzing, Hagelweise; G./D. 3, Nr. 211). Ein Bauer hat einen jungen, von Natur aus bösen Stier, den er durch nichts bändigen und ins Joch spannen kann. Nur der Metzger kann ihn zähmen [Str. 1 und 2]. Ein bösartiger Mensch wird durch Strafe nicht anders, solange er lebt. Es tritt keine Besserung ein. Sprichwort: So einem Menschen hilft nichts außer Schaufel und Haue (wenn man ihn ins Grab legt) [Str. 3]. Q.: Avian 28 (21 Steinhöwel). 1738 7. 7. 1545. Der erschrocklich erdpidem zw Corphw in Moria im 1545 jar den 24 tag marci (K./G. 22,326). 58 Vs. Erdbeben in mehreren Städten der Peloponnes (Korfu, Lepanto usw.).



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1739 8. 7. 1545. Die danczeten fisch (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 3, Nr. 212). Ein Fischer, der sein Handwerk nicht gut beherrscht, will mit Trompetenspiel die Fische anlocken, hat jedoch keinen Erfolg. Daraufhin legt er die Trompete weg und wirft sein Netz zum zweiten Mal aus. Jetzt ist sein Netz mit Fischen gefüllt. Zu seiner Verwunderung „tanzen“ sie auf dem Land, obwohl er ihnen gar nicht aufspielt. Der parabel ist zu entnehmen, dass in allen Handlungen und in allem Reden die rechte Zeit abzuwarten ist. Salomo sagt: Ein Wort zur rechten Zeit, von einem weisen Mund gesprochen, gleicht goldenen Äpfeln in einer silbernen Schale. Q.: Äsopische Fabeln 11 H. (21 Rinuccio = 7 Steinhöwel). Lit.: M. E. Müller 1985, 178–181.

1740 8. 7. 1545. Der frosch mit dem ochsen (Frauenlob, Froschweise; G./D. 3, Nr. 213). Ein dünkelhafter Frosch will einem Ochsen gleichen. Er bläht sich trotz aller Warnungen der jungen Frösche immer mehr auf, bis er schließlich platzt [Str. 1 und 2]. Deutung: Der Ochse wird mit dem Mächtigen und Reichen verglichen, der Frosch entspricht demjenigen, der trotz Armut dem Reichen gleichen will. Das versucht er durch Pracht, Ruhm, Kleidung, Gastmähler, Spiele und Ähnliches, bis er dennoch in Armut stirbt [Str. 3]. Q.: Romulus 2,20 = 50 T. (2,20 Steinhöwel). Lit.: Dehnert 2017, 356–360.

1741 10. 7. 1545. Achas der abgötisch künig (Nachtigall, Starker Ton). König Ahas’ Götzendienst, sein Unglück im Krieg und sein Tod. Schluss: Gott straft die Obrigkeit, die der Abgötterei und Menschenlehre anhängt, durch Niederlage im Krieg. Q.: 2Chr 28,1– 6.16.18.22  f.27. 1742 10. 7. 1545. Frewd ob vergebung der sünd, der 32. psalm (Klieber, Langer Ton). Der Psalmist bekennt seine Sünden. Sie werden ihm vergeben. Schluss: Niemand ist frei von Sünde – alle müssen um Gnade bitten. Christus allein bezahlt. Q.: Ps 32. Vgl. KG 5568 = Sg. 1743 10. 7. 1545. Klag uber die sünd, der 6. psalm (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 3183 = Ml. Vgl. 5924 = Sg. [verl.] 1744 11. 7. 1545. Drost in der feint verfolgung (Sachs, Goldener Ton). David auf der Flucht vor Absalom. Vertrauen auf Gott, der vor allen Feinden rettet [Str. 1 und 2]. tröstlich ler: Verfolgt ein Tyrann uns mit Acht und Bann, so ist Gott unsere Burg, unser Schloss, Schutz, Schirm und Schild; dem Tyrannen kann er Zepter und Krone zerbrechen und ihn auf den packen zan schlagen. Aufruf zum Dank an Gott [Str. 3]. Q.: Ps 3. Vgl. KG 5597, 6152 = Sgg. 1745 12. 7. 1545. Mueck mit der amais (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 214). Inh. u. Q. wie KG 1815 = Sg. Vgl. 5188, 5593 = Sgg. [verl.] 1746 13. 7. 1545. Die listig pulerey (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Anh. Nr. 214a). Ein Kaufmann lebt in Palermo mit einer Geliebten. Er leiht ihr fünfhundert Dukaten, damit sie ihren Bruder vor dem Tod retten kann. Danach ist ihm ihr Haus versperrt. Ein Weiser in Neapel rät ihm, seine Stoffballen mit Stroh und seine Ölkannen mit Wasser zu füllen. Damit fährt er nach Palermo. Die Geliebte glaubt, ihn in Zukunft noch mehr schröpfen zu können, gibt ihm seine fünfhundert Dukaten zurück und leiht ihm

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tausend auf seine Ware dazu. Mit dem Geld fährt der Kaufmann davon. Schluss: So treibt man List mit List aus. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,10 (Arigo). Vgl. KG 3455 = Fsp. 14. 7. 1545. Der verspielt knecht (Tannhäuser, Hofton; G./D. 3, Nr. 215). Der Bürger Ceccus (Cecco) reitet von Siena nach Ancona zum Kardinal. Ceccus hat einen spielsüchtigen Knecht. Während der Herr sich zur Ruhe legt, verspielt der Knecht Geld und Kleider. Dann stiehlt er das Geld seines schlafenden Herrn und spielt damit weiter. Indessen wacht Ceccus auf, will den Wirt bezahlen und merkt, dass er beraubt wurde. Er und der Wirt geraten in Streit. Der Knecht kommt dazu, denn er will sich von seinem Herrn dreißig Schilling leihen, um seine Kleider zurückkaufen zu können. Ceccus weiß nun, wer ihn beraubt hat, will von seinem Knecht nichts mehr wissen und reitet davon. Der Knecht aber stachelt listig die Bauern auf, indem er ihnen einredet, sein Herr habe ihm Kleider und Pferd gestohlen. Beides wird Ceccus abgenommen und dem Knecht gegeben. Schluss: Wer mit einem Schalk ackert, muss auch mit ihm eggen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,4 (Arigo). Vgl. KG 5331 = Sg. und 5407 = Fsp. Juli 1545. Fuechs mit den weintrauben (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 3, Nr. 216). Q.: Romulus 4,1 = 71 T. (4,1 Steinhöwel). [verl.] Juli 1545. Wolff mit dem hirten (Nachtigall, Abendton; G./D. 3, Nr. 217). Inh. u. Q. wie KG 517 = Sg. Vgl. 3404 = Ml. [verl.]  7. 1545. Constancia wagt sich ins mer (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Constantia (Gostanza), eine reiche junge Frau aus Lipari, verliebt sich in den jungen Mann Marcus (Martuccio Gormito). Ihr Vater untersagt die Verbindung. Marcus wird Seeräuber, doch fängt man ihn bald. Die Nachricht dringt auch nach Lipari. Constantia ist davon sehr betroffen. Eines Nachts nimmt sie kurzerhand ein Boot und lässt sich aufs Meer hinaustreiben. Sie landet in Susa, wo sie bei einer armen Wäscherin vorübergehend unterkommt. Inzwischen ist ihr Freund beim König von Ehuncz (Tunis) zu großen Ehren gekommen. Als Constantia davon hört, macht sie sich dorthin auf und trifft Marcus, der sich umso mehr freut, als ja auch sie als verschollen galt. Vom König reich beschenkt kehren sie heim und heiraten. Q.: Boccaccio, Decameron 5,2 (Arigo). 16. 7. 1545. Von der gütigkeyt gotes zu menschlichem gschlecht (K./G. 1,178). 124 Vs. Gottes Güte von der Schöpfung über wichtige Stationen des AT, Christus, Märtyrer bis in die Gegenwart. 17. 7. 1545. Abimelech mit Jacobs weib (Folz, Schrankweise). Isaak gibt Rebekka in Gerar als seine Schwester aus. König Abimelech bemerkt dies und stellt beide unter seinen besonderen Schutz. Schluss: Gott schützt seine Auserwählten. Q.: 1Mose 26,1– 11. 18.  7. 1545. Der leb mit der maus (Vogel, Kurzer Ton; G./D.  3, Nr.  218). Eine Maus springt versehentlich auf einen Löwen. Er fängt sie, schenkt ihr aber das Leben. Einige Zeit später gerät der Löwe in das Netz des Jägers. Er wird durch die Maus, die das Netz zernagt, befreit [Str. 1 und 2]. Niemand weiß, wann er selbst Hilfe braucht. Selbst die Ärmsten können helfen. Daher soll man keinen Menschen verachten. Sprichwort: Wer



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sich jedem gegenüber freundlich verhält, dem wird auch freundlich begegnet [Str. 3]. Q.: Romulus 1,18 = 22 T. (1,18 Steinhöwel). 18. 7. 1545. Der pfab mit Juno (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D. 3, Nr. 219). Ein Pfau beklagt sich bei Juno, die Nachtigall habe eine schönere Stimme als er. Juno antwortet ihm, dafür sei er gekrönt und sei sein Gefieder außerordentlich schön. Jeder Vogel habe andere Gaben [Str. 1 und 2]. Der Mensch soll mit den Gaben zufrieden sein, die er von Gott bekommen hat. Keinen soll man um seine Gaben beneiden, denn keiner hat alle Gaben [Str. 3]. Q.: Romulus 4,4 = 74 T. (4,4 Steinhöwel). 18. 7. 1545. Die kra mit dem schaf (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 220). Eine Krähe setzt sich auf ein Schaf und reizt es. Das Schaf beschwert sich: „Beim Hund würdest du das nicht wagen, er würde dich zerreißen.“ Die Krähe antwortet: „Ich reize die Ängstlichen, die Kühnen meide ich.“ [Str. 1 und 2]. Der Böse meidet seinesgleichen und peinigt die Einfältigen. Sprichwort: Der Böse erkennt seinen Mann durch den Zaun [Str. 3]. Q.: Romulus 4,21 = 95 T. (4,19 Steinhöwel). Juli 1545. Die durstig kra (Folz, Teilton; G./D. 3, Nr. 221). Q.: Avian 27 (20 Steinhöwel). [verl.] 24. 7. 1545. Der fechtspruch. Ankunfft unnd freyheyt der Kunst (K./G. 4,209). 236 Vs. Ein Fechter erzählt dem Dichter auf dessen Frage hin die Geschichte des Fechtens von griechischen Spielen (Herkules) über die römischen Spiele und die der Helden in der deutschen Heldensage sowie des deutschen Adels bis zu Kaiser Maximilians Verbot solcher Kämpfe. Jetzt ist fürs Fechten die Marx-Bruderschaft in Frankfurt a. M. zuständig. Darauf folgen Frage und Antwort über Techniken des Fechtens, Sinn und Zweck usw. Lit.: Lienert 2008, 226  f. Nr. 314.

1758 26.  7. 1545. Die schreyent lebin (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D.  3, Nr. 222). Ein Jäger tötet die beiden Jungen einer alten Löwin. Ein Fuchs, der ihre Klage vernimmt, unterhält sich mit ihr. Er meint, da sie sich hundert Lebensjahre lang von Tieren ernährt habe, habe sie selbst vielen Müttern Schmerz bereitet. Die Löwin muss eingestehen, dies nicht bedacht zu haben, und will von nun an nur noch Kraut und Wurzeln fressen [Str. 1 und 2]. Mancher fügt seinem Nächsten Schaden zu, den er, wenn er ihn selbst erleidet, für eine große Ungerechtigkeit hält. Sprichwort: Wie einer selbst misst, so wird auch er gemessen. Mit der Zeit wird Gutes und Böses vergolten [Str. 3]. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 11 (S. 133  f. G.). 1759 27. 7. 1545. Der grob dritt rawsch (Stolle, Blutton; G./D. 3, Nr. 223). Ein Bauer lässt durch seinen Sohn Heinz seinem Edelmann harte Birnen bringen. Auf die Frage, was er mit den harten Birnen solle, meint Heinz, er solle sie ins Stroh legen bis nach Lichtmess, dann würden sie waych wie ein dreck. Der Edelmann beklagt sich beim Vater wegen der groben Ausdrucksweise des Sohnes. Doch der Bauer drückt sich noch viel gröber aus. Nun wendet sich der Edelmann an die Bäuerin. Doch die meint, die beiden redeten eben, wie dem Kalb der dreck vom ars falle. Der Edelmann denkt: Das Vieh ist wie der Stall; Grobes lernt der Grobe von Groben.

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1760 27. 7. 1545. Simonides ein frag von got (Die unergründet gotheit) (Nachtigall, Hoher Ton). König Hieron fragt Simonides nach dem Wesen der Gottheit. Dieser bittet sich mehrmals Bedenkzeit aus, um die trifalt zu ergründen. Schließlich gesteht er, er wisse umso weniger, je weiter er in das Wesen Gottes eindringe [Str. 1]. Niemand kann Gott durch Vernunft ergründen. Er hat sich durch sein Wort offenbart. Nach dem Tod werden wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen [Str. 2 und 3]. Q.: Cicero, De natura deorum 1,60 sicher nicht direkt. 1761  7. 1545. Ein frolicher lobpsalm (149) (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 122 = Lied. Vgl. 6051 = Sg. Schluss hier: Christen sollen milde Feinde sein. 1762 Juli 1545. Der krebs mit seim sun (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 3, Nr. 224). Q.: Avian 3 (3 Steinhöwel). [verl.] 1763 Juli 1545. Der widersinig abgot (Wolfram von Eschenbach, Flammweise). Q. wahrscheinlich „Der Mann, der sein Götterbild zerstörte“, Äsopische Fabeln 284 H. (6 Rinuccio = 6 Steinhöwel). [verl.] 1764  7. 1545. Ich wil von ganzem herzen … (Duller, Gekrönter Ton). Danklied für den Schutz Gottes in Not. Schluss: Aufforderung zum Lob Gottes. Bitte um die Hilfe Gottes in Not. Q.: Ps 138. Vgl. KG 5991 = Sg. 1765 29. 7. 1545. Der fuchs mit der kaczen (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 3, Nr. 225). Ein Fuchs rühmt sich gegenüber einer Katze seiner vielen Listen. Als ein Jäger kommt, springt die Katze auf einen Baum, den Fuchs aber zausen die Hunde. Zum Abschied ruft der Fuchs der Katze weinend zu, beim Kürschner würden sie sich wiedersehen. Epimythium: Mancher rühmt sich großer Kunst gegenüber einem geringen. Während dieser aber vielleicht durch Fleiß zu Ansehen kommt, wird der Prahler nach Fehlschlägen verspottet. Q.: Fabulae Extravagantes 5 (Steinhöwel). Vgl. KG 5190 = Sg. 1766 29.  7. 1545. Menschlich begier, das schedlichst tier (K./G.  3,455). 204 Vs. Bei der Plinius-Lektüre fragt sich der Dichter eines Abends, welches das schädlichste Tier sei. Im Traum erscheint ihm ein grausiges Tier mit einer Kette am Hals, an der ein durchsichtiger Geist hängt. Das Tier ist aber zu stark für ihn, schleift ihn überall, wo es sich sättigt, herum, wird von Jupiters Regen getroffen, ist nun geschwächt und lässt sich von dem Geist zähmen. Der Dichter erhält auf Bitten von seinem Genius die Erklärung: Das Tier ist die Begierde, der Geist die Vernunft. Der Genius beschreibt dann das Wechselspiel zwischen beiden. Lit.: M. E. Müller 1985, 232–234 (232: „[…] veranschaulicht […] einen überaus mühevollen, ständig von Rückschlägen bedrohten Dressurakt.“).

1767 30.  7. 1545. Die pegrebnus Jacobs (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Joseph begräbt seinen Vater Jakob [Str. 1 und 2]. Lehren: 1. Christen sollen ihre Toten beklagen, doch nicht wie die Heiden, die ja kein ewiges Leben erhoffen. 2. Die Leichen sollen unter Belehrung der Leute nach Landesbrauch bestattet werden, mit der Bruderschaft und unter Glockengeläute [Str. 3]. Q.: 1Mose 50,2–14. 1768 Juli 1545. Karg pauer und fauler knecht (Zwinger, Roter Ton; G./D. 3, Nr. 226). Inh. u. Q. wie KG 5129 = Sg. [verl.]



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1769 31. 7. 1545. Die hewschrecken (Marner, Langer Ton). Rauch aus der Tiefe der Erde und Heuschreckenplage als apokalyptische Zeichen der Endzeitplagen [Str. 1 und 2]. Die Heuschreckenplage bedeutet die Strafe, die Gott auf Erden gegen Irrtum und falsche Lehre verhängt hat. Wenn man sich von seinem Wort abkehrt, wird man von Gewissensqual gepeinigt. Vom Irrtum bleiben jene frei, die Gottes Lehre suchen, sie sind mit dem Wort Gottes versiegelt. Der Rauch aus der Tiefe bedeutet menschlichen Trug. So wie die Heuschrecken eine Krone tragen, so versuchen einige, ihre menschliche Lüge mit dem Wort Gottes zu krönen. Daraus folgen dann Krieg und Zank. Bitte um Erlösung aus diesem Morden [Str. 3]. Q.: Offb 9,1–11. Vgl. KG 5339 = Ml. 1770 31. 7. 1545. Der wolff mit der peurin kinde (Fülsack, Reuterton; G./D. 3, Nr. 227). Ein Wolf wartet die ganze Nacht vergeblich vor einem Haus, weil die Frau ihr schreiendes Kind mit der ständigen Drohung beruhigen will, es zum Wolf hinauszuwerfen. Frühmorgens kehrt der Wolf nach Hause zurück, wo die Wölfin ihm eine Rede über die Wankelmütigkeit der Frauen hält [Str. 1 und 2]. Merck zu dem bschluß: Trotz der Mühe des Mannes sind Frauen oft nur zum Schein freundlich. Sprichwort: In der Liebe macht Hoffen und Harren manchen zum Narren [Str. 3]. Q.: Avian 1 (1 Steinhöwel). Vgl. KG 3528 = Ml. und 5594 = Sg. 1771 1. 8. 1545. Das jüngst gericht (Marner, Kreuzton). Die Vision des Johannes zeigt den Menschensohn mit einer goldenen Krone auf dem Haupt und einer scharfen Sichel in der Hand. Ein Engel verkündet, dass die Zeit der Ernte gekommen ist. Auch im Bild des Engels mit dem Winzermesser wird der Beginn des Gerichts angezeigt [Str. 1 und 2]. Der Text macht deutlich, dass Gott ein strenges Gericht über die ganze Menschheit halten wird, wie schon Johannes der Täufer von Christus verkündet hat. Nur Gottes Segen wird uns gerecht machen [Str. 3]. Q.: Offb 14,14–20; Lk 3,17. 1772 1. 8. 1545. Die zwen hefen (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 3, Nr. 228 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 228). Zwei Töpfe stehen nebeneinander, ein irdener und ein kupferner. Ein Regenschauer spült sie in den Fluss und treibt sie abwärts. Der kupferne bittet den irdenen Topf, sie sollten beieinanderbleiben, doch dieser ist für Trennung: sie seien ungleich stark, stießen sie zusammen, so werde er zerbrechen [Str. 1 und 2]. Merck: Der Arme soll sich vor reicher Gesellschaft hüten. Er hat nur Angst vor Verstoßung, muss schmeicheln und wird, in Gefahr gekommen, in der prenten (Zuber) stecken gelassen [Str. 3]. Q.: Avian 11 (9 Steinhöwel). Vgl. KG 5303 = Sg. 1773 1. 8. 1545. Die fluechtig fledermaws (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 3, Nr. 229). Vögel und Vierfüßler haben Streit miteinander. Als die Vierfüßler dem Sieg nahe scheinen, läuft die Fledermaus zu ihnen über. Der Adler jedoch verhilft den Vögeln zum Sieg, ein Friede kommt zustande. Die treulose Fledermaus wird von den Vögeln verachtet. Sie rupfen ihr das Gefieder aus und verbieten ihr, im Licht zu fliegen. Sie muss sich tagsüber verborgen halten und nachts wie ein Dieb ausfliegen [Str. 1 und 2]. Wer wankelmütig ist und zwei Herren dienen will, der wird von beiden keinen Lohn ernten [Str. 3]. Q.: Romulus 3,4 = 54 T. (3,4 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 257  f.

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1774  8. 1545. Jacob mit Lea und Rachel (Regenbogen, Überlanger Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 266 = Ml. Vgl. 2429 = Ml. Allegorese: Jakob bedeutet das von der Finsternis der Sünde umgebene menschliche Herz. Erst wenn es den Stein Christus ergreift, steigt es auf zum Vater und erkennt, dass Christi Tod die Seligkeit gebracht hat. Gott segnet uns und zieht uns zu sich. Der Geist erwacht und frohlockt; der Leib wird Christi Tempel, die Liebe zum Nächsten erwacht. Bitte um ewiges Leben [Str. 3]. 1775 August 1545. Hefftig straffpredig (Sachs, Bewährter Ton). Q.: Joel 2. [verl.] 1776 August 1545. Der per mit den arn (Bremberger, Hofton; G./D. 3, Nr. 230). [verl.] 1777 6. 8. 1545. Finger ringlein anfang (Zorn, Greferei). Prometheus wird wegen des Feuerraubes an einen Felsen geschmiedet, ein Adler frisst seine Leber. Er hört den Gesang der Lebensgöttinnen, die davon singen, der Sohn der Thetis und Jupiters werde noch mächtiger als Jupiter selbst. Prometheus berichtet Jupiter davon. Dieser lässt darauf von Thetis ab. Prometheus wird zum Dank freigelassen und erhält zur Erinnerung ein eisernes Ringlein aus einem Stück seiner Kette geschmiedet, in das ein Stück des Felsens eingefasst ist. So entstanden die Ringe als Erinnerungszeichen. Heute dienen sie dazu, den Dünkel zu steigern. Alles Gute verkehrt sich mit der Zeit in Arges. Q.: Polydorus Vergilius, De inventoribus rerum 2,21 (Tatius Alpinus LXIIr–LXIIv). 1778 6.  8. 1545. Purpur klaid ursprung (Zorn, Greferei). Als Herkules um Tyro wirbt, begleitet ihn auf dem Weg zu ihr sein schneeweißer Hund. Dieser frisst unterwegs am Meeresstrand eine merschnecke und bekommt davon eine purpurne Schnauze. Als Tyro den Hund sieht, verlangt sie ein Kleid in dieser Farbe, bevor sie Herkules erhören will. Herkules sammelt zahlreiche Schnecken und färbt in ihrem Blut die Wolle für das Gewand. Schluss: Die Liebe zwingt ihre Diener zu jedem Dienst. Q.: Polydorus Vergilius, De inventoribus rerum 3,6 (Tatius Alpinus LXXVIIIv). 1779 August 1545. Im sechsvndzwainzigsten … (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Jesus kündigt die Verleugnung durch Petrus an [Str. 1 und 2]. Lehre: Zwar folgt der Geist des Menschen dem Wort Gottes, aber sein Fleisch führt ihn vom Guten weg [Str. 3]. Q.: Mt 26,30–35; Phil 3,3. Vgl. KG 3272 = Ml. 1780 August 1545. Dreyerley art der daubn (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). [verl.] 1781 12. 8. 1545. Dionisius der jung tirann (Frauenlob, Ritterweise). Dionysios von Syrakus regiert tyrannisch. Schließlich belagern die Bürger seinen Palast. Nach drei verlorenen Schlachten flieht er samt seinen Schätzen zu Schiff nach Lokroi, wo man ihn freundlich aufnimmt. Auch dort gelingt es ihm, die Herrschaft an sich zu reißen. Er beraubt Bürger und vergewaltigt Jungfrauen. Nachdem er den im Venustempel opfernden Jungfrauen Kleider und Schätze geraubt hat, wird er vertrieben. Nochmals kann er in Syrakus Fuß fassen, nach erneuten Untaten wird er jedoch nach Korinth verbannt, wo er im ellende Kinder lehrt. Schluss: Das Glück ist unbeständig. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,4 (Ziegler). 1782 = 1800, von KG versehentlich zweimal aufgeführt 1783 19. 8. 1545. Tempel paut Salomon (Frauenlob, Geiler Ton). Salomo bereitet den Tempelbau vor. Schluss: Wer glaubt, baut Gott einen Tempel. Q.: 1Kön 5,16.20.22.29–32; 6,2. Vgl. KG 4922 = Ml.



Nr. 1794 

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1784  8. 1545. Der engel mit Josua (Frauenlob, Leidton). Josua begegnet einem Engel und zieht seine Schuhe aus, da er auf heiligem Boden steht [Str. 1 und 2]. Lehre: Gott hilft durch seine Engel, jedoch im Verborgenen. Die Schuhe, das sind Dünkel und Pracht, müssen wir ausziehen [Str. 3]. Q.: Jos 5,13–15. 1785 20. 8. 1545. Ein pit zv got von herzn, der fünft psalm (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 530 = Lied. Vgl. 5922 = Sg. Schluss: Zusammenfassung. 1786 August 1545. Mein sel schweig got ain claine weil … (Barz, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5526 = Sg. Vgl. 4555 (verl.) = Ml. [verl.] 1787 21. 8. 1545. Der eckstein Cristus (Beckmesser, Chorweise). Aufforderung zu tugendhaftem Lebenswandel. Christus ist der Eckstein, den die Bauleute verworfen haben. Schluss: Gott hat uns durch Christi Blut erlöst. Durch christlichen Wandel sollen wir uns als seine Kinder erweisen. Q.: 1Petr 2,1–13; Jes 28,16. 1788 August 1545. Hört psalmisten … saphica. [verl.] 1789 21. 8. 1545. Ein klagpsalmen, 88. psalm (Buchner, Feuerweise). Gebet. Klage über die Not des Psalmisten und Bitte um Hilfe. Schluss: Gott kann in Trübsal helfen. Q.: Ps 88,2–19. Vgl. KG 5547 = Sg. 1790 22.  8. 1545. Ein puespsalm, den 38. psalm (Frauenlob, Überzarter Ton). Klage über die schweren Strafen Gottes. Bitte um Hilfe und Vergebung [Str. 1 und 2]. Aus­ legung: Wem Gott die Augen über seine Sünden öffnet, der fällt zunächst in Angst und Verzweiflung. So bewegt Gott ihn durch Gesetz zur Buße, er tröstet ihn aber dann durch das Evangelium. Bitte um Bußgesinnung [Str. 3]. Q.: Ps 38,2–23. Vgl. KG 5552 = Ml. 26. 8. 1545 Hans Sachs und seine Ehefrau Kunigunde verkaufen ihr neben dem Weißen Turm ge-legenes Haus für 925 Gulden an den Pfragner Lienhart Weinschenk und seine Ehefrau Kunigunde. [H 22]

1791 = 1764, von KG versehentlich nochmals aufgenommen 1792 27. 8. 1545. Klag der gefencknus Jude, 137 psalm (Frauenlob, Gekrönter Ton). Wehklage der Gefangenen zu Babylon [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Babylonische Gefangenschaft bedeutet das Papsttum, welches das Evangelium verfolgt und die Gewissen gefangen hielt, bis Gott es stürzte [Str. 3]. Q.: Ps 137,1–8. Vgl. KG 5990 = Sg. 1793 29. 8. 1545. Schuecz und hilff gottes, der 146 psalm (Ehrenbote, Fürstenton). Inh. u. Q. wie KG 110 = Lied. Vgl. 358, 3788, 4218, 4394, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. Auslegung hier: [in der erhaltenen Hs. größtenteils unleserlich] Dem Gläubigen steht Gott in der Not bei. 1794 29. 8. 1545. Die drey flüchtigen füersten (Ehrenbote, Fürstenton). Drei unglückliche Fürsten: 1. Ermanarich hat lange Zeit gerecht über die Goten geherrscht und ist 110 Jahre alt, als die Hunnen in sein Land einfallen. Sein ganzes Heer wird aufgerieben. Bevor man ihn fangen kann, tötet er sich selbst [Str. 1]. 2. König Aribert kämpft einen ganzen Tag gegen die Barbaren. Obwohl nichts entschieden ist, hält er die Schlacht für verloren und flieht nachts mit viel Geld. In einem Fluss ertrinkt er, weil er zu schwer bepackt ist [Str. 2]. 3. Kaiser Valens, ein Arianer, verfolgt die anderen

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Christen. Doch verliert er eine Schlacht gegen die Goten; er flieht, wird gefunden und verbrannt. Glück wird bei einem Menschen selten alt [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 8,12; 9,4 (Ziegler CCIIv Zeile 18–25.CCXXIr Zeile 26–33.CCIIv Zeile 7–17). 30. 8. 1545. Die gespons Cristi, der 45 psalm (Frauenlob, Überzarter Ton). Preis der Braut des Gesalbten [Str. 1 und 2]. Deutung der figur: Der Psalm kündet vom geistlichen Reich Christi, der gesalbt ist mit Barmherzigkeit und gewappnet mit dem Schwert des Wortes, und von der Braut Christi, der Gemeinde, die geschmückt mit den Gaben des Geistes auf ihn schaut und sich nicht an Irdisches hängt [Str. 3]. Q.: Ps 45,2–18. Vgl. KG 5375 = Sg. August 1545. Ein harte straffpredig (Frauenlob, Zarter Ton). Q.: Am 2. [verl.] 1. 9. 1545. Die drey nachfolgung Christi (Vogel, Lilienweise). Drei Beispiele zur Nachfolge Christi. Der Kommentar zu den Beispielen steht jeweils am Ende jeder Strophe: 1. Man soll geistliche Schätze sammeln. 2. Man soll alles beiseitelassen, was nicht auf die Schrift gegründet ist. 3. Wer Christus folgt, aber die Welt noch liebt, der gehört nicht ins Reich Gottes. Q.: Lk 9,57–62. 1. 9. 1545. Die neun Schwaben (Vogel, Lilienweise; G./D. 3, Nr. 231). Die neun Schwaben (einmal als schwebisch pund bezeichnet) fliehen vor dem Hasen. Sie springen auf missverstandenes Froschgequake hin ins Wasser und ertrinken. Schluss: Bis heute sind die Schwaben Feinde von Hasen und Fröschen. 2. 9. 1545. Der Samariter, aligoria (Folz, Langer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 377, 4287 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Auslegung: Das Menschengeschlecht, von Gott gerecht geschaffen, fällt durch die Bosheit des Teufels gegen Adam in Sünde, wogegen auch die Gebote (Priester und Levit) nicht helfen können. Christus (Samariter) kommt und gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden, führt uns durch seine Menschwerdung und seinen Tod in die Herberge der Christenheit und lässt zwei Testamente (Groschen) zurück [Str. 2 und 3]. 3. 9. 1545. Nach dem und Ysrahel vil jar … (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Pharao unterdrückt das Volk Israel. Er befiehlt den Hebammen, die neugeborenen Kinder zu töten. Schluss: Wenn ein Volk nach Gottes Wort lebt, wird es von den Weltkindern geplagt. Aber Gott rettet es immer wieder aus dem Unglück. Q.: 2Mose 1,8–22. Vgl. KG 3968 = Trag. 4. 9. 1545. Pit umb hilff wieder den feint, 124. psalm (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Inh. u. Q. wie KG 108 = Lied und 5935 = Sg. 4. 9. 1545. Das gepet Mose, 90. psalm (Nunnenbeck, Zeherweise). Gebet um Gnade und um das Ende des Zornes Gottes angesichts der Vergänglichkeit des Menschen. Q.: Ps 90. Vgl. KG 5917 = Sg. 4. 9. 1545. Die gnedig hilff gottes, 70. psalm (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Bitte um Hilfe in Not. Schluss: Gott hilft in Not. Q.: Ps 70,2–6. Vgl. KG 6022 = Sg. 5. 9. 1545. Mose erschlueg den Egipter (Muskatblut, Neuer Ton). Moses erschlägt einen Ägypter, flieht nach Midian und heiratet. Schluss: fygürlich zeigt diese Erzählung Christus, der sein Leben für sein Volk gegeben hat. Q.: 2Mose 2,11–21.



Nr. 1814 

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1805 7. 9. 1545. Ein ler dem künig, prophezei Jeremie (Zwinger, Hofton). Jeremia predigt auf den Stufen des Tempels gegen Gottesdienst ohne gleichzeitige Besserung des Lebens. Schluss: So ist es auch heute an Manchem ort. Man rühmt sich des Wortes Gottes, ändert aber sein Leben nicht, sondern baut auf die Gnade. Q.: Jer 7,2–11. 1806 September 1545. Der guet und pos paum (Folz, Baumton). Q.: Mt 12,33. [verl.] 1807 8. 9. 1545. Das faist schwein mit dem fuchs (Vogel, Lilienweise; G./D. 3, Nr. 232). Das Schwein rühmt dem Fuchs gegenüber die Freundlichkeit und Fürsorge seines Herrn [Str. 1]. Der Fuchs klärt das Schwein über die Hintergedanken auf und schildert ihm das Schlachten [Str. 2]. Wer die Wollüste des Körpers in den Vordergrund stellt, gerät ins Unglück [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 4,2 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 5297 = Sg. 1808 9. 9. 1545. Das gepet kunig Manasse (Vogel, Glasweise). Gebet des Königs Manasse. Q.: 2Chr 33. 1809 September 1545. Das reich Cristi abgepilt, 110. psalm (Frauenlob, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 723 = Ml. Vgl. 6032 = Sg. [verl.] 1810 10. 9. 1545. Froliche erlosung der gefangnen, 126. psalm (Frauenlob, Goldene Radweise). Freudige Erwartung der Erlösung Zions aus der Gefangenschaft [Str. 1 und 2]. Deutung: Wir liegen im Gefängnis unserer Sünden, bis Christus uns erlöst. Er regiert uns im ellent, bis wir ewig Jubeliren [Str. 3]. Q.: Ps 126. Vgl. KG 6042 = Sg. 1811 10.  9. 1545. Künig Joas ein tirann (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Joas treibt Götzendienst und lässt die Steinigung eines Propheten zu. Zur Strafe wird er von den Syrern besiegt; außerdem wird er krank, schließlich bringen ihn seine eigenen Knechte um [Str. 1 und 2]. Lehre: Wendet ein Regent sich von Gott ab und henckt ertrenckt oder prent er die Anhänger des Worts, so wird Gott ihn durch Feinde strafen und ihm Unheil schicken [Str. 3]. Q.: 2Chr 24,18–23.25. Vgl. KG 4699 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 259  f.

1812 10. 9. 1545. Esopus mit der kraen (Sachs, Spruchweise; G./D. 3, Nr. 233). Xanthus, der Herr Äsops, hört Krähengeschrei und schickt Äsop hinaus, damit er die Krähen zähle; eine nämlich bedeutet Unglück, zwei bedeuten Glück. Äsop sieht zwei und berichtet dies Xanthus. Dieser geht nun selbst hinaus, sieht aber nur eine. Er bezichtigt seinen Diener der Lüge und lässt ihn züchtigen. Mittlerweile kommt ein Knecht, der Xanthus zu einem Abendessen einlädt. Äsop beklagt sein Los: Er werde geschlagen, obwohl er zwei Krähen gesehen habe. Xanthus aber, der nur eine gesehen habe, werde eingeladen. Xanthus befiehlt, das Schlagen zu beenden. Sprichwörter: Des einen Freud, des anderen Leid. Des einen Heil wird des anderen Seil. Q.: Leben Äsops 77 (Steinhöwel, 59,24–60,5a Ö.). Vgl. KG 1813 = Sg. Lit.: Holzberg 2018, 493.

1813 10. 9. 1545. Esopus mit den zwayen kraen (K./G. 22,328; G./D. 1, Nr. 79). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1812 = Ml. Lit.: Holzberg 2018, 493.

1814 11. 9. 1545. Josua mit dem künig Jabin (Sachs, Gesangweise). Josua siegt über König Jabin von Hazor und nimmt Kanaan in Besitz [Str. 1]. Allegorese: Josua bedeutet das

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menschliche Geschlecht, das das verheißene himmlische Vaterland einnehmen will, Jabin den Satan, der dies durch falsche Lehre und Laster zu verhindern sucht [Str. 2]. Christus aber hat Adams Fall überwunden und den Satan in Fesseln geschlagen. Sein Geist hilft uns, die Sünde zu fliehen. Gott hilft uns aus dem Jammertal ins himmlische Vaterland [Str. 3]. Q.: Jos 11,1.5–11. Vgl. KG 4135 = Ml. und 5002 = Com. 11. 9. 1545. Die müeck mit der ameis. Ein kampf-gesprech (K./G. 22,330; G./D. 2, Nr. 387). 60 Vs. Erst rühmt die Fliege sich ihres Lotterlebens, dann beschimpft die Ameise sie und nennt nur kurz ihre Arbeit. Entsprechender Epilog. Q.: Romulus 2,16 = 46 T. (2,17 Steinhöwel). Vgl. KG 1745 (verl.) = Ml. und 5188, 5593 = Sgg. 12. 9. 1545. Das wainent hüntlein (Mügling, Langer Ton; G./D. 3, Nr. 234). Ein Edelmann lässt seine fromme, schöne Frau zu Hause, während er mit einem Heer nach Rom zieht. Ein edler junger Mann verehrt die Frau, wird jedoch trotz aller Bemühungen abgewiesen. In seinem Kummer kommt ihm eine Kupplerin zu Hilfe. Sie gibt ihrem Hund, der vorher drei Tage gehungert hat, Senf in Semmeln zu fressen, so dass das Tier weinen muss. Damit läuft die Kupplerin zu der Dame und erzählt ihr, der Hund sei einst ihre Tochter gewesen. Diese habe einen um Liebe werbenden jungen Mann verachtet und sei dafür von den Göttern in einen weinenden Hund verwandelt worden. Damit ihr nicht auch so etwas widerfährt, lässt die Dame den jungen Mann zu sich. Schluss: Manche Frau wäre ehrbar geblieben, hätte nicht eine alte Hexe sie verführt. Q.: Petrus Alphonsus 13 (11 Steinhöwel). Vgl. KG 4267 = Fsp. 12. 9. 1545. Der edelman mit dem gotsknecht (Vogel, Lilienweise; G./D. 3, Nr. 235). Ein Edelmann nimmt einen Bürgersohn gefangen. Das Lösegeld will der Bürgersohn selbst holen, er setzt Gott als Bürgen für seine Wiederkehr ein. Aus Armut bringt er das Geld aber nicht termingerecht zusammen, und so bleibt er aus. Bei einem Ausritt begegnet der Edelmann einem Abt, der sich als Gottes Diener vorstellt. Ihn betrachtet der Edelmann als Bürgen Gottes. Er nimmt ihm seine Pferde und seinen gesamten Besitz ab. Als der Bürgersohn schließlich wiederkommt, lässt er ihm sein Geld. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 59. 18. 9. 1545. Die 200 ducaten des pül (Vogel, Lilienweise; G./D. 3, Nr. 236 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 236). Die verheiratete junge Frau Ambrosia (Ambruogia) wird von Guilfardo (Gulfardo) bedrängt. Sie willigt nach langem Zögern ein, verlangt jedoch 200 Dukaten. Der Liebhaber ist erbost über die Habgier der Frau und ersinnt einen Trick. Er leiht sich das Geld von ihrem Mann und zahlt es in Anwesenheit eines Dieners an die Frau. Da sie von der Schuld nichts weiß, hält sie die Bezeichnung als Rückzahlung für eine Tarnung vor dem Diener und schläft mit Guilfardo. Als dieser in Begleitung seines Dieners wieder bei Ambrosia und ihrem Mann ist, erwähnt er die Rückzahlung, die sie nicht ableugnen kann. So hat er beide betrogen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,1 (Arigo). Vgl. KG 3502 = Ml. 18.  9. 1545. Die drey getrewen fürstin (Ehrenbote, Fürstenton). Halcyone springt, als ihr Mann gestorben ist, ins Meer und wird in einen Eisvogel verwandelt [Str. 1]. Euadne springt bei der Feuerbestattung ihres Mannes auf den Scheiterhaufen [Str. 2]. Laodamia folgt ihrem vor Troja gefallenen Mann in den Tod [Str. 3]. Q.: Juan Luis Vives,



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De christiana foemina 2,3 [Kap. II 19 F.-M.] (Bruno, LXIIIr.LXIIv.LXIIr). Vgl. KG 5314 = Com. September 1545. Admetus und Alcestis trewe e (Kettner, Osterweise). Q.: Juan Luis Vives, De christiana foemina 2,3 [Kap. II 18 F.-M.] (Bruno LXIIv). Vgl. KG 4757 = Trag. [verl.] September 1545. Die gehorsamen weiber der Pho (Eislinger, Maienweise). Vgl. KG 3243 = Ml. [verl.] 22. 9. 1545. Trunckenheit Noe (Vogel, Rebenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 228 = Ml. Noah ist eine Präfiguration Christi. Wie Noah nach der Sintflut einen Weinberg angebaut hat, so hat Christus den geistlichen Weinberg durch sein Evangelium gepflanzt. Er trank selbst von des geistes wein der süßen Liebe und ließ sich blos des Lebens berauben. Die Juden trieben mit ihm ihren Spott, die Christen jedoch rühmen sich des Kreuzes. Das jüdische Volk wurde verflucht, Knecht zu sein. Die Christen aber werden mit Christus in seinem keiserthum ewig leben [Str. 3]. 22. 9. 1545. Vier art des rebensaft (Die aigenschaft des weins) (Vogel, Rebenweise). Inh. u. Q. wie KG 267 = Sg. Schluss hier: Wer trinken will, sehe zu, dass er süßen „Schafwein“ trinke [Str. 2 und 3]. 22. 9. 1545. Die pewrin mit dem mörser (Folz, Abenteuerweise; G./D. 3, Nr. 237). Ein Pfarrer schläft mit einer Bäuerin, als ihr Mann in der Stadt ist. Weil er nicht sofort bezahlen kann, lässt er als Pfand zunächst seinen Chorrock bei ihr. Da er ihn ohne Bezahlung zurückhaben will, schickt er einen seiner Schüler zu ihr, um sich einen Mörser zu leihen. Als der Ehemann heimkommt, sendet der Pfarrer den Mörser gegen den Chorrock zurück. Der Bauer schimpft seine Frau, dass sie sich vom Pfarrer ein Pfand hat geben lassen. Schluss: List muss mit List begegnet werden. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,2 (Arigo). Vgl. KG 1825 = Sg. 22. 9. 1545. Der pfarrer mit dem korock (K./G. 22,332; G./D. 1, Nr. 80). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1824 = Ml. Lit.: Buschinger 1996, 7  f.; Dallapiazza 2011, 473  f.

1826 23. 9. 1545. Die zwkunft Cristi, ein prophezey (Folz, Freier Ton). Prophezeiung der Gottesherrschaft über alle Völker auf Zion [Str. 1–2,20]. Auslegung: Wie prophezeit, lässt Christus von Jerusalem aus sein Evangelium unter die Heiden ausgehen, sammelt die (geistlich) lahmen und schwachen Sünder, macht sie zum Volk Gottes und regiert sie ewig. Q.: Mich. 4,1–8. 1827 23. 9. 1545. Das gesicht des prophettn Ezechielis mit dem schreckzeug (Eislinger, Langer Ton). Ezechiel sieht sechs Männer ganz Jerusalem ausrotten. Nur jene, die einer der sechs mit einem Schreibzeug gekennzeichnet hat, werden verschont [Str. 1 und 2]. Auslegung: Auch heute erfüllt sich die Prophezeiung. Abgötterei, Tyrannei, Ehebruch, Zorn und andere Sünden herrschen im Land. Prediger werden verjagt, das Böse wird nicht gestraft. Der Engel mit dem Schreibzeug bedeutet die Prediger, die die Frommen mit Gottes Wort siegeln. Wenn Gott mit deurung krieg vnd pestilencz die Welt ausrottet, verschont er die Seinen. Nach dem ellent werden sie ewig mit ihm leben [Str. 3]. Q.: Ez 9,2–11.

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1828 September 1545. Heftig troung gotes straff (Frauenlob, Geiler Ton). Q.: Mich 6. [verl.] 1829  9. 1545. Valerianus der wuetrich (Marner, Kreuzton). Kaiser Valerian verfolgt die Christen. Der Perserkönig Sapor erobert Mesopotamien und Syrien und beherrscht die Länder grausam, so dass der Kaiser ihm schließlich entgegenziehen muss. Nach Anfangserfolgen wird sein Heer jedoch vernichtend geschlagen. Valerian gerät in Gefangenschaft, wo ihn Sapor sogar als Fußschemel benutzt. Der Kaiser stirbt. Schluss: So demütigt Gott den, der sein Wort verfolgt. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 8,3 (Ziegler). 1830 September 1545. Drey ungluckhaft füersten (Ehrenbote, Fürstenton). Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium. [verl.] 1831 26. 9. 1545. Das weib im prunnen (Mügling, Grüner Ton; G./D. 3, Nr. 238). Eine Ehefrau macht jeden Abend ihren eifersüchtigen Mann betrunken, um sich mit ihrem Liebhaber treffen zu können. An einem Abend stellt der Mann sich stuedfol, sperrt das Haus zu und lässt sie nicht mehr herein, als sie vom Stelldichein kommt. Daraufhin täuscht sie vor, sie würde sich im Brunnen ertränken. Als er zum Brunnen läuft, um ihr zu helfen, sperrt sie ihn aus dem Haus und tut so, als sei er eben betrunken heimgekommen. Von dem Geschrei werden die benachbarten Verwandten der Frau aufgeweckt, sie richten den Mann übel zu. Schluss: Keine List ist Frauenlist gewachsen, sagt Salomo. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,4 (Arigo). Vgl. KG 3966 = Fsp. Lit.: Rettelbach 2019, 334.

1832 28. 9. 1545. Das tuegentsam weib (Römer, Gesangweise). Kennzeichen und Lob der guten Ehefrau. Schluss: Wohl dem Mann, der so eine Frau hat. Q.: Spr 31,10–31. Vgl. KG 5852 = Sg. 1833 29. 9. 1545. [E] Der englische grus (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Die Empfängnis Jesu durch Maria wird mit der Annahme des Wortes Gottes verglichen. Marias Schwangerschaft entspricht dem Leben im Glauben, die Geburt Christi dem gläubigen Bekenntnis. 1834 29. 9. 1545. Der wassersüchtig (Regenbogen, Leidton). Jesus heilt einen Wassersüchtigen am Sabbat. Gleichnis: Man soll sich unten an die Tafel setzen. Wer sich erniedrigt, wird erhöht. Schluss: Liegen wir in geistlicher Wassersucht (Dünkel), sollen wir bei Christus Gesundheit suchen. Q.: Lk 14,1–11. 1835 30. 9. 1545. Drey selczame stueck (Marner, Hofton; G./D. 3, Nr. 239). Ein Abenteurer kann einer über ihn verhängten Strafe entgehen, wenn er dem Vogt drei Aufgaben erfüllt. Er muss beim Schloss halb reitend, halb laufend erscheinen und seinen ärgsten Feind und seinen besten Freund mitbringen. Der Abenteurer bringt einen Sack mit einem erstochenen Kalb mit nach Hause und sagt zu seiner Frau, es sei ein Mensch, den er ermordet habe. Sie solle aber nichts davon sagen. Am festgelegten Tag erscheint der Abenteurer am Schloss, einen Fuß im Steigbügel, mit dem anderen Bein auf der Erde. Seinen ärgsten Feind zeigt er dadurch, dass er seine Frau ins Gesicht schlägt und sie ihn daraufhin einen Mörder nennt. Seinen besten Freund hat er in seinem Hund.



Nr. 1841 

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Obwohl er ihm drei Streiche mit dem Schwert gibt, kommt er auf Kommando zu ihm. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 423 (419). Vgl. KG 5116 = Sg. 1836 Oktober 1545. Matheus zolner (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 3317 = Ml. Vgl. 4664 = Ml. und 5275 = Sg. [verl.] 1837 2.  10. 1545. Phebus mit Daphne (Stolle, Alment; Holzberg 2017, 165  f.). Cupido schießt auf Phoebus mit einem goldenen Pfeil, dadurch wird dieser in Liebe zu Daphne versetzt. Auf Daphne schießt er mit einem bleiernen, der sie vor der Liebe fliehen lässt. Phoebus verfolgt Daphne im Wald. Sie findet ihren Vater und bittet die Götter, sie zu retten. Diese verwandeln sie in einen Lorbeerbaum. Schluss: Eine Jungfrau soll den Verführern vnholtselig wie ein Baum standhalten. Q.: Ovid, Metamorphosen 1,452– 567 (Wickram). Vgl. KG 1884 = Ml. (Str. 7), 2922 = Mll. und 5158 = Trag. Lit.: Holzberg 2017, 164–166; Sasse 2020b, 60.66.

1838 3. 10. 1545. Jupiter mit Calisto (Sighart, Pflugton). Jupiter vergewaltigt und schwängert Callisto. Diana, zu deren Gefolge Callisto vorher gehört hat, verstößt sie. Nach der Geburt ihres Sohnes verwandelt die erzürnte Juno sie in eine Bärin. Als Callistos Sohn 15 Jahre alt ist, begegnet er seiner Mutter auf der Jagd. Er will sie töten, als sie auf ihn zugeht. Um dies zu verhindern, versetzt Jupiter sie als Siebengestirn an den Himmel. Schluss: Dies gleichnus zeigt, dass eine Jungfrau, die sich die Ehre nehmen lässt, den Menschen unwert wird, bis Gott sie begnadet. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,401–530 (Wickram). Vgl. KG 1884 = Ml. (Str. 8) und 5602 = Sg. 1839 3. 10. 1545. Nictime wirt ein fledermaus (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Q.: Ovid, Metamorphosen 2,589–595 (Wickram). Vgl. KG 1884 = Ml. (Str. 6). [verl.] 1840 3.  10. 1545. Phebus erscheust Coronem (Buchner, Feuerweise). Der schneeweiße Rabe des Phoebus meldet ihm den Ehebruch seiner Frau Coronis. Phoebus erschießt sie im Zorn; doch bereut er seine Tat, als er hört, dass sie bald hätte gebären sollen. Die Rettungsversuche bleiben umsonst. Als man die Leiche verbrennt, zieht Phoebus das Kind lebend aus ihrem Leib. Er bringt es zur Erziehung zum Kentauren Chiron. Der Rabe wird zur Strafe schwarz [Str. 1 und 2]. Drei Lehren: 1. Man soll treu sein. Ehebruch zerstört die Liebe. 2. Man soll Geheimnisse hüten, sonst wird man verachtet. 3. Man soll den Zorn zügeln, nachrew kommt zu spät [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,542– 547.596–632 (Wickram). Vgl. KG 5603 = Sg. 1841 5. 10. 1545. Phaeton fürt den sunenwagen (Marner, Kreuzton). Phaethon hat das Versprechen seines Vaters Phoebus, er werde ihm jeden Wunsch erfüllen. Er erbittet den Sonnenwagen. Allen Warnungen zum Trotz tritt er die Fahrt an, kommt aber vom Weg ab und entzündet erst den Himmel, so dass die Sterne herabfallen, dann die Erde. Wald, Wiesen und Feldfrüchte werden verbrannt, die Flüsse, Seen und selbst das Meer vertrocknen, die Inder werden schwarz. Jupiter tötet Phaethon mit dem Blitz. Wasserfrauen begraben ihn. Die drei trauernden Schwestern verwandelt Jupiter in Bäume, den Freund Cygnus in einen Schwan. Schluss, zwei Lehren: Man soll nicht zu hoch fliegen, damit man nicht fällt. Man soll nicht so trauern, dass man sich selbst verliert. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,1–400 (Wickram). Vgl. KG 5601 = Sg.

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1842 10. 10. 1545. [E] Lincus wirt ein luchs (Mügling, Hofton). Ceres sendet Triptolemus zur Verbreitung des Getreides nach Skythien. König Lynkeus befürchtet, Triptolemus könne durch die Gaben im Volk zu beliebt werden und will ihn töten. Ceres warnt Triptolemus rechtzeitig, den Lynkeus aber verwandelt sie in einen Fuchs [Ovid: Luchs, Wickram: inn eyn giftige Notter] [Str. 1 und 2]. Allegorese: Lynkeus bedeutet die Wucherer, die fürkauf betreiben, aber erschrecken, wenn die Bauern zu viel produzieren. Salomo sagt, wer bei Teuerung Getreide zurückhält, der wird von allen verflucht [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,642–661 (Wickram). 1843 10. 10. 1545. Die pauren wurden zu fröschen (Mügling, Hofton). Latona, von Juno verfolgt, gebiert auf Delos Phoebus und Diana. Auf der weiteren Flucht kommt sie an einen Fluss und bittet die Bauern, trinken zu dürfen. Sie schmähen die Göttin jedoch und trüben das Wasser. Jupiter verwandelt sie auf Latonas Bitten in Frösche [Str. 1 und 2]. Allegorese: Die Frösche bedeuten die Spötter. Diese werden von den Göttern in Frösche verwandelt, das heißt, sie leben im Unglück. Hohn und Tücke fressen sie selbst. Sprichwort: Wie einer misst, wird ihm gemessen [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 6,331–381 (Wickram). Vgl. KG 3585 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 260.

1844 10. 10. 1545. Pireneus schmecht die neun muse (Nachtigall, Geschiedener Ton). Die neun Musen werden von einem Unwetter überrascht und folgen der Einladung des Pyreneus, auf seinem Schloss besseres Wetter abzuwarten. Als der Sturm vorüber ist, will er sie nicht ziehen lassen, sondern er droht, sie alle zu vergewaltigen. Sie flehen zu den Göttern um Hilfe. Er fällt von einem Turm [Str. 1 und 2]. Wer Gesang liebt, soll ihm züchtig anhangen und Meisterlieder nicht nachts auf den Gassen oder im Wirtshaus singen. Sait nit der kunst not zwinger [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,273–293 (Wickram). Lit.: Feuerstein 2001, 87  f.

1845 12. 10. 1545. Jupiter mit Europa (Sachs, Silberweise; Klesatschke/Brunner 1993, 162–164). Jupiter nähert sich Europa als schneeweißer Ochse. Sie rupft ihm Gras und flicht ihm Kränze. Als sie sich auf ihn setzt, springt er ins Meer. In Kreta, wo er an Land geht, nimmt er menschliche Gestalt an und schläft mit ihr, so dass sie ihre Ehre verliert. Schluss: Jungfrauen sollen nicht zu weit spazieren gehen, denn Gelegenheit macht Diebe. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,843–3,2 (Wickram). Vgl. KG 2435 = Ml. 1846 12. 10. 1545. Patus wirt ain kiselstain (Folz, Feielweise). Merkur stiehlt dem Hirten Battus das Vieh des Phoebus, schenkt ihm aber eine Kuh mit der Auflage, Phoebus nichts vom Diebstahl zu erzählen. Anschließend verwandelt sich Merkur, um die Zuverlässigkeit des Hirten zu prüfen. Er fragt ihn nach dem Vieh. Da Battus den Diebstahl verrät, wird er in einen Kieselstein verwandelt [Str. 1 und 2]. Lehre: Ein schweigsamer Mann ist viel wert. Der Geschwätzige hingegen kennt keine Treue [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,679–707 (Wickram). Lit.: Kugler 1977, 102–104.125  f. (103: „Der ganze Diebstahl scheint just zu dem Zweck unternommen, den Battus mit einer Schweigeprämie in Versuchung zu führen […]. Das ganze Lied ist auf eine tektonische Mitte hin angelegt.“).



Nr. 1855 

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1847 Oktober 1545. Pentheus wirt ain wild saw (Vogel, Rebenweise). Inh. u. Q. wie KG 5604 = Sg. [verl.] 1848 13.  10. 1545. Der frumb priester Mathatias (Nachtigall, Langer Ton). Antiochus befiehlt Götzendienst in Jerusalem. Der Priester Mattathias in Modin bleibt jedoch standhaft. Vor den Abgesandten des Antiochus erschlägt er einen Juden beim Götzendienst. Er sammelt viele Fromme und zieht siegreich in Israel umher. Schluss: Will dich ein Tyrann vom Wort Gottes abziehen, so bleibe standhaft, um guet sel vnd leib zu erhalten! Q.: 1Makk 2,15–25.27–30.33–42.45–48. Vgl. KG 5007 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 261.

1849 13. 10. 1545. Der David in der höl (Frauenlob, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 199 = Ml. Vgl. 5048 = Trag. 1850 14.  10. 1545. Künig Cadmus wirt zu ainer schlangen (Vogel, Sauerweise). König Kadmos, der Erbauer Thebens, spürt nach langer Regierungszeit mehr und mehr, dass er von Juno verfolgt wird. Sie plagt seine Verwandten. Darum zieht er mit seiner Frau Hermione (Harmonia) in die Fremde. In völliger Einsamkeit bringen sie die Zeit bei einer kalten Quelle zu. Schließlich bittet Kadmos die Götter, ihm seine menschliche Gestalt zu nehmen. Er wird in eine riesige gekrönte Schlange verwandelt. Hermione bittet ebenfalls um Verwandlung. Beide leben nun in Schlangengestalt im Gras. Kommen Menschen, so fliehen sie. So machen es die Schlangen bis heute. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,563–603 (Wickram). 1851 Oktober 1545. Minothawrus halb stier (Mügling, Kurzer Ton). Q.: Ovid, Metamorphosen 8,155–161 (Wickram). [verl.] 1852 16. 10. 1545. Ycarus flueg zv hoch (Schiller, Süßer Ton). Dädalus flieht mit Hilfe von Flügeln, die er verfertigt hat, zusammen mit seinem Sohn Ikarus durch die Luft aus Kreta, wobei Ikarus, weil er die Fluganweisungen des Vaters nicht befolgt, abstürzt [Str. 1 und 2]. In reichthumb, kunst, gewalt, ehr, gunst, schön, stärck und macht soll man weder zu hoch fliegen, damit man nicht ins Unglück stürzt, noch zu nieder, damit man nicht verachtet wird. Man bleibe im mittel, wie es seinem Stand gebührt, und lebe verständig und nach den Lehren aller Weisen [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 8,183– 235 (Wickram). Vgl. KG 3297 = Sg. 1853 Oktober 1545. Thalus wart ein rephun (Frauenlob, Hagenblühweise). Q.: Ovid, Metamorphosen 8,236–259 (Wickram). [verl.] 1854 16. 10. 1545. Künig Atlas wirt in ein perg verkert (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Perseus kommt zu Atlas. Da dieser gehört hat, er werde durch Jupiters Sohn um seine Herrschaft gebracht, will er ihn nicht aufnehmen. Perseus zieht das Medusen­haupt hervor, Atlas verwandelt sich in einen Berg [Str. 1 und 2]. Lehre: Atlas steht für die Fürsten und großen Herren, die ungelehrt, unerzogen und unweise sind und ihr Land verkommen lassen. Sie gleichen unfruchtbaren Bergen. Was der gmein man erarbeitet, das verprassen sie [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,639–662 (Wickram). 1855 16. 10. 1545. Andromeda mit dem merwunder (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Perseus rettet Andromeda vor einem Meerungeheuer. Während der Hochzeits-

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feier erscheint Phineus, um die Braut zu rauben. Doch Perseus lässt ihn und seine Gefährten durch Vorzeigen des Medusenhauptes zu Stein erstarren. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,670–5,235 (Wickram). Vgl. KG 1883, 4734 = Mll. und 5157 = Com. 1856 17. 10. 1545. Biblis wirt zu ainem prunnen (Lesch, Zirkelweise). Die Nymphe Byblis verliebt sich in ihren Bruder Caunus. Lange verschweigt sie ihre Leidenschaft, bevor sie in einem Brief um seine Gunst bittet. Dann sucht sie ihn auf, doch er flieht in den Wald. Sie verfolgt ihn kurz, sinkt dann zu Boden und zerschmilzt zu Schnee. Sie wird eine Quelle. Schluss: Wer so liebt, hat sich selbst nicht unter Kontrolle und leidet Schaden an leib Er vnd guet. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,454–665 (Wickram). 1857 17.  10. 1545. Cupressus wirt ein paumb (Nachtigall, Kurzer Ton). Cyparissus liebt einen Hirsch, auf dem er zuweilen auch reitet. Eines Tages jedoch tötet er das Tier aus Versehen mit einem Pfeil. Phoebus verwandelt ihn daraufhin in eine Zypresse. Schluss: Deshalb wird die Zypresse als Zeichen der Trauer verwendet. Q.: Ovid, Metamorphosen 10,106–142 (Wickram). Lit.: Kugler 1977, 106.

1858 17. 10. 1545. Jacinctus wirt ein praune lilgen (Regenbogen, Süßer Ton). Phoebus sieht Knaben, die mit dem Diskus spielen. Er wirft selbst und trifft Hyacinthus tödlich. Da er den Knaben gernhatte, verwandelt er dessen Leichnam in eine rote Lilie, auf der die Buchstaben y und a zu sehen sind. Schluss: Man soll mit Maßen trauern. Q.: Ovid, Metamorphosen 10,162–216 (Wickram). 1859 18. 10. 1545. Ain drostpredig Johannis am 3. (Sachs, Gesangweise). Christus predigt über seine Sendung, den Glauben und das Gericht [Str. 1]. Kommentar: Christus ist gesandt, um durch seinen Kreuzestod allen, die an ihn glauben, Gnade zu erwerben. Er kam nicht um des Gerichts, sondern um der Seligkeit willen. Die im Geist neu geboren werden, sind nicht ohne Sünde, aber ihr feind. Das Kreuz schickt Gott, um die Sünde aufzuzehren. Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet [Str. 2 und 3]. Q.: Joh 3,15–19. Vgl. KG 3890, 4909 = Mll. 1860 19. 10. 1545. Proserpina raubet Pluto (Mügling, Traumweise). Pluto raubt Proserpina, die Tochter der Ceres. Ceres zerschlägt in der Wut den Pflug. Dann erfährt sie, dass ihre Tochter in der hel ist. Jupiter soll sie zurückholen, vermag es jedoch nicht, da sie dort bereits etwas gegessen hat. Von nun an ist Proserpina jeweils 14 Tage bei Ceres, 14 Tage bei Pluto [Str. 1]. Allegorese: Ceres ist die Erde, Pluto der Wucherer, der ihre Tochter, das Korn, raubt und behält, bis es doppelt bezahlt wird. Die brüderliche Liebe ist erkaltet, Eigennutz geht vor Gemeinnutz [Str. 2 und 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,465–538. 565–568 (Wickram). 1861 19.  10. 1545. Thetis die mergöttin (Mügling, Traumweise). Nach dem Bad schläft Thetis nackt im Wald. Peleus findet sie und umfängt sie. Weil sie nicht entfliehen kann, verwandelt sie sich nacheinander in einen Vogel, einen Baum und einen Tiger. Er lässt sie los, sie springt ins Meer. Von Neptun belehrt, überrascht er sie abermals und lässt nicht los. Dann zeugt er mit ihr Achill, den Helden, der bei Troja fiel. Schluss: Die Erzählung zeigt die Unbeständigkeit der Frauen. Q.: Ovid, Metamorphosen 11,229– 265 (Wickram).



Nr. 1869 

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1862 20. 10. 1545. Die flucht künigs Ben hadad (Schechner, Reisige Freudweise). König Ahab schlägt die Syrer. Schluss: Folgt eine Herrschaft dem Wort Gottes, so überwindet sie tyrannische Feinde. Gott allein verleiht den Sieg. Q.: 1Kön 20,1–21. 1863 21. 10. 1545. Esacon wirt ein dawcher (Frauenlob, Geiler Ton). Aesacus erblickt auf der Jagd die wasser maget Hesperie. Er verliebt sich in sie, doch sie flieht vor ihm. Dabei wird sie von einer Schlange in die Ferse gebissen und stirbt. Aesacus stürzt sich verzweifelt von einem Felsen ins Meer. Tethys verwandelt ihn in einen Tauchervogel. Schluss: Liebende werden in Angst wie in einem Wasser umgetrieben. Q.: Ovid, Metamorphosen 11,752–795 (Wickram). 1864 21. 10. 1545. Dedalion ain habicht (Frauenlob, Würgendrüssel). Der grausame Dädalion hat eine Tochter, die, von Merkur und Phoebus geschwängert, Zwillinge gebiert. Darüber wird sie überheblich und verachtet Diana. Diese erschießt sie hinterrücks. Bei der Verbrennung der Leiche will der Vater sich vor Kummer ins Feuer stürzen, man hält ihn jedoch gewaltsam zurück. Da eilt er auf einen hohen Berg und stürzt sich ins Meer. Phoebus verwandelt seinen Schwiegervater aus Mitleid in einen Habicht. Dieser lebt allzeit von räuberischer Tyrannei. Schluss: Einem Tyrannen schickt Gott viel Trauriges, aber es hilft nichts, denn: Was man in der Jugend getrieben hat, treibt man auch im Alter. Art lässt nicht ihre Art. Q.: Ovid, Metamorphosen 11,291–345 (Wickram). 1865 22. 10. 1545. Adonis wirt in ain rote plum verkert (Kettner, Hoher Ton). Adonis wird von Myrrha geboren. Venus liebt ihn. Auf der Jagd wird er von einem Eber tödlich verwundet [Venus hatte ihn wohl zuvor – so die Quelle – gewarnt; die Stelle in der erhaltenen Hs. ist unleserlich]. Venus verwandelt seinen Leichnam in rote Blumen, wie sie im Korn wachsen. Schluss: Wer treuem Rat nicht folgt, dessen Reue kommt zu spät. Q.: Ovid, Metamorphosen 10,705–739 (Wickram). 1866 22. 10. 1545. Künig Ceix wirt ein wasserfogel (Frauenlob, Später Ton). König Ceyx ertrinkt auf dem Weg zum Orakel Apollos. Im Traum erfährt seine Frau Arsinoe (Halcyone) davon. Am Morgen geht sie ans Gestade und sieht die Leiche ihres Mannes antreiben. Sie springt ins Meer. Die Götter verwandeln die Gatten in Wasservögel. Q.: Ovid, Metamorphosen 11,410–748 (Wickram). Vgl. KG 4998 = Ml. 1867 Oktober 1545. Die schlacht der Midianiter (Sachs, Bewährter Ton). 4Mose 31. [verl.] 1868 23.  10. 1545. Hercules mit dem Lichas (Sachs, Klingender Ton). Als Herkules das Nessushemd anzieht, beginnt er innerlich zu brennen. Da er das Hemd nicht ausziehen kann, reißt er in seiner Wut Bäume aus. Dann erblickt er Lichas, den Überbringer, schleppt ihn trotz seiner Unschuldsbeteuerungen auf eine Bergspitze und stürzt ihn hinab. Unterwegs verwandelt Lichas sich in Hagel. Herkules verbrennt sich. Dieser fabel possen lehrt: Wo eine Herrschaft ergrimmt, muss der Untertan auch dann leiden, wenn er unschuldig ist. Aber die Herrschaft wird eines Tages vor Gottes strenges Gericht gestellt. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,200–260 (Wickram). 1869 24. 10. 1545. Die sechs freystet (Ringsgwand, Bauernton). Gebot zur Errichtung von sechs Freistädten, in die fliehen kann, wer versehentlich Totschlag begangen hat. Vorsätzliche Mörder sollen auf Antrag der Edlen einer Stadt wieder ausgeliefert werden,

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falls sie dorthin fliehen. Schluss: Freistädte gibt es auch in Deutschland – dort haben Mörder Geleit, wenn sie nur Geld geben. So wird mit allem, was Gott geordnet hat, mit der Zeit Missbrauch getrieben. Q.: 5Mose 19,1–13. 26. 10. 1545. Die grosen risen (Stolle, Hoher Ton). Die Riesen (Giganten) versuchen, den Himmel zu stürmen, Jupiter zerschmettert sie mit einem Blitz [Str. 1 und 2]. Allegorese: Die Riesen bedeuten alle Prälaten und weltlichen Fürsten, die mit List, Menschenlehre und Gesetz Gottes Wort stürmen wollen. Aber Gott wird alle seine Feinde stürzen [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 1,151–162 (Wickram). 27. 10. 1545. Ein anfang auf ostern (Regenbogen, Langer Ton). Der Herr zertritt die Feinde. Die Prophezeiung meint Christus, dessen Menschheit am Kreuz starb, dessen Gottheit die Sünde überwand und Gottes Zorn stillte. Christus, der Mensch und Gott war, musste durch Tod und Auferstehung die Erlösung vollziehen. Q.: Jes 63,1–6. Vgl. KG 3443 = Ml. 27. 10. 1545. Der weingarten (Singer, Langer Ton). Jesajas Gleichnis vom unfruchtbaren Weinberg und die Deutung auf Israel. Auslegung: Gott hat durch die Mauer der Könige und Priester die Heiden ausgeschlossen und durch die Propheten sein Wort in den Weinberg Israel und Juda gepflanzt. Doch da sein Volk ohne Frucht blieb, zerstörte Gott seine weltliche und geistliche Macht. Aufforderung an die Christen, fruchtbarer wein zu sein, damit Gottes Zorn erweckt werde wie gegen Israel. Q.: Jes 5,1–7. Oktober 1545. Sissera niderlag (Sachs, Langer Ton). Q.: Ri 4. Inh. u. Q. wie 4830 = Ml. Vgl. 5067 = Com. [verl.] 30. 10. 1545. Galathea wirt ain pach (Kanzler, Goldener Ton). Acis und die wasser fraw Galatea lieben sich und treffen sich oft. Der Riese Polyphem verliebt sich ebenfalls in Galatea, wird von ihr aber nur verspottet. Eines Tages überrascht er die Liebenden. Galatea kann ins Meer fliehen, Polyphem wirft mit einem Stein nach Acis und tötet ihn. Galatea verwandelt den Geliebten in einen Fluss. Schluss: Vor Gewaltigen muss man fliehen, man entkommt ihnen kaum und kann durch sie ellent werden. Q.: Ovid, Metamorphosen 13,750–897 (Wickram). 30. 10. 1545. Künig Pictus wirt ain specht (Kanzler, Goldener Ton). König Picus ist mit der schönsten Frau im Land verheiratet. Eines Tages begegnet ihm auf der Wildschweinjagd Kirke. Sie will ihn verführen. Er bleibt aber standhaft. Daraufhin verwandelt sie sich in ein Schwein und lockt ihn von den Gefährten weg. Dann wiederholt sie vergeblich ihren Versuch. Aus Rache verwandelt sie ihn in einen Specht. Als seine Frau davon hört, wandert sie durch die Gegend und sucht ihn. Beim Thybris (Tiber) besingt sie ihr Unglück bis zum Tod. Man richtet ihr dort ein Bild auf. Schluss: Ein von Liebe Getriebener wütet in Rache, wenn er nicht erhält, was er verlangt. Q.: Ovid, Metamorphosen 14,320–430 (Wickram). 31. 10. 1545. Pomona die göttin der öpfel (Regenbogen, Blauer Ton). Pomona, eine Waldgöttin, pflegt ihren Garten mit besonderer Sorgfalt. Von Liebe will sie nichts wissen. Jüngling, gotter vnd zwerg stellen ihr nach, besonders aber Vertumnus, der ihr in allerlei Gestalten erscheint. Sie bleibt standhaft, bis er ihr in Verkleidung einer alten Frau die Geschichte eines Liebhabers erzählt, der sich erhängte. Nun erhört sie



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ihn. Schluss: Die Kunst der Verführer besteht aus Kupplerei, Schmeichelei, plabem dunst, Zauberei und List. Q.: Ovid, Metamorphosen 14,623–771 (Wickram). 31. 10. 1545. Das grausam thier Chimera (Regenbogen, Blauer Ton). In Lykien lebt die Chimaera, ein Tier mit dem Leib einer Ziege, einem Löwenkopf und einem Drachenschwanz. Die drei Bestandteile bedeuten drei Eigenschaften der Hure [Str. 1]: Wie die Ziege erregt sie die Geilheit. Wie der Löwe hält sie fest und saugt leib Er vnd guet aus [Str. 2]. Der Drachenschwanz bedeutet das nachfolgende Unglück: Armut, Schande, Krankheit. Die Hure ist wankelmütig und verführt viele. Wer sie besiegen will, muss vor ihr fliehen [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,645–648 (Wickram). 2. 11. 1545. Scilla das merwunder (Marner, Süßer Ton). Der Fischer Glaucus ist verwundert, dass die von ihm gefangenen Fische sich auch im Gras bewegen. Er versucht von dem Kraut und wird in ein Meerwunder verwandelt: Oben hat er die Gestalt eines Menschen, doch unten gleicht er einem Fisch [Str. 1]. Glaucus, der Skylla liebt, bittet Kirke, sie möge die Nymphe, die ihn verschmäht, durch ihre Zauberei so weit bringen, dass sie seine Liebe erhöre. Kirke weigert sich jedoch und gesteht Glaucus ihre Liebe. Als er auf seiner Liebe zu Skylla beharrt [Str. 2], verzaubert die eifersüchtige Kirke die Nymphe, so dass an ihrem Leibe bellende Hunde wachsen; schließlich wird sie in einen Stein verwandelt. Bis heute zerschellen Schiffe an diesem Felsen. Schluss: Zu Liebe gesellt sich viel Unglück, Eifersucht, Neid, Hass und Zorn. Durch Zauberei wird so mancher zu einem „Meerwunder“ [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 13,904–14,74 (Wickram). 3.  11. 1545. Drey junckfrawen fledermeus (Marner, Süßer Ton). Die Töchter des Minyas, die nicht am Bacchusfest teilgenommen haben, werden in Fledermäuse verwandelt [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wer arbeitet, wird von den Zechern verachtet und verspottet. Dadurch wird er mit der Zeit in eine Fledermaus verwandelt, die in Wirtshäusern herumzieht, sich am Tag aber wegen ihrer Schulden nicht sehen lassen darf [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,1–35.389–415 (Wickram).  11. 1545. Spotfogl wirt ain eidechs (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Ceres labt sich auf der Suche nach ihrer Tochter an einem Brei. Ein Kind verspottet sie; sie verwandelt es in eine Eidechse, die vor ihrer Mutter flieht [Str. 1 und 2]. Dies ist ein exempel für Spötter; mit ihnen geht es nicht lange gut [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,446–461 (Wickram). 4. 11. 1545. Athama wirt wuetig (Singer, Schlechter Ton). Ino hat Bacchus erzogen. Juno, darüber erzürnt, lässt durch die Hölle Ino und ihren Mann Athamas der Sinne berauben. Athamas hält die Königin und seine beiden Kinder für Löwen und verfolgt sie. Ein Kind kann er Ino entreißen. Er zerschmettert es an einem Stein. Mit dem anderen flieht sie auf eine Burg, sie springt, als Athamas ihr nacheilt, ins Meer und ertrinkt. Als die erzürnten Hofdamen Juno beschimpfen, werden sie in Steine verwandelt. Schluss: Wer Gottes spottet, bleibt nicht ungestraft. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,416–530.543–559 (Wickram). 4. 11. 1545. Thiresias wart in ain weib verkert (Marner, Süßer Ton). Tiresias sieht zwei Schlangen bei der Paarung. Ohne in Gefahr zu schweben, schlägt er das Weib-

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chen; da wird er in eine Frau verwandelt. Nach sieben Jahren sieht er die Schlangen wieder, schlägt sie abermals und verwandelt sich zurück. Wegen seiner doppelten Erfahrungen wird er von Jupiter und Juno zum Richter darüber bestellt, ob Männer oder Frauen bei der Liebe mehr Freuden hätten. Er sagt, die Begierde der Frauen sei entwichter [nichtsnutziger] als die der Männer. Juno lässt ihn aus Rache erblinden, Jupiter gibt ihm zum Ausgleich die Sehergabe [Str. 1 und 2]. Zwei Lehren: 1. Was in der Natur vorgeht, soll man nicht grundlos aus fürwicz stören. 2. Man soll sich nicht in den Streit von Ehegatten mischen, denn nach dem Streit bringt einem das Gesagte selber Schaden. Sprichwort: Wer sich zwischen Tür und Angel legt, wird eingeklemmt [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 3,324–338 (Wickram). 1883 4. 11. 1545. Perseus mit dem haubt Meduse (Regenbogen, Brauner Ton). Inh. u. Q. wie KG 1855 = Ml., aber hier nur 5,1–235. Schluss: Ein Fürst, der gegen viele Feinde mit frid vnd recht nicht ankommt, soll Gewalt hervorkehren. Vgl. 4734 = Ml. und 5157 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 262.

Mit dem folgenden Lied beendet Sachs an seinem Geburtstag MG 7 (verl.): 1884 5. 11. 1545. Die 13 verwandelten frawen (Str. 1: Sachs, Silberweise; 2: Goldener Ton; 3: Hohe Bergweise; 4: Morgenweise; 5: Gesangweise; 6: Kurzer Ton; 7: Langer Ton; 8: Neuer Ton; 9: Bewährter Ton; 10: Klingender Ton; 11: Überlanger Ton; 12: Spruchweise; 13: Rosenton). Leucothoe [Str. 1]; Clytie [2]; Echo [3]; Coronis [4]; Aglauros [5]; Nyctimene [6]; Daphne [7]; Callisto [8]; Arethusa [9]; Anaxarete [10]; Io [11]; Myrrha [12]; Philomela/Progne [13]. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,217–270; 3,359–401; 2,569– 588; 2,726–832; 2,589–595; 1,452–567; 2,401–530; 5,577–636; 14,698–758; 1,568–746; 10,313–514; 6,511–670 (Wickram). Lit.: Rettelbach 2019, 195–199.

1885 10. 11. 1545. Historia. Die zerstörung der mechtigen stat Troya (K./G. 2,154). 112 Vs. Vorgeschichte (Paris’ Aussetzung, Urteil, Helena); Belagerung; Eroberung (Verrat Äneas/Antenor, Pferd; Blutbad, Zerstörung, Gefangennahme Hekubas. Schluss: Der durch den Streit um eine Frau verursachte Untergang Trojas als Warnung vor Hochmut. Q.: Dares Phrygius und Dictys Cretensis (Tatius Alpinus). Vgl. KG 4322 = Trag. Lit.: A. Roth 2016, 275  f.

1886 11. 11. 1545. Der herrlich sieg deß künigs Josaphat (K./G. 1,237). 94 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1074 = Ml., aber am Ende deutlicher Aufruf zur Mobilmachung (bei gleichzeitigem Gottvertrauen). Lit.: Feuerstein 2001, 262 („Es ist eben nicht allein der Türke, der die Christenheit bedroht. Es gibt auch noch ander tyrannen.“); Rettelbach 2002, 642  f. (643: „[…] wobei ich nicht gänzlich ausschließen möchte, daß Sachs bei den apostrophierten Tyrannen diesmal an den Papst statt an den Kaiser dachte (vielleicht auch an beide).“).

1887 13. 11. 1545. Der krieg herzog Hainrichs von Praunschweig (K./G. 22,334). 88 Vs. Schilderung des Kriegsverlaufs, aber wenig über Heinrichs Anfangserfolge. Schwerpunkt: Gefangennahme des Herzogs durch die Protestanten. Lit.: Feuerstein 2001, 261  f. (261: „Sachs identifiziert sich offensichtlich sogar mit dem Vorgehen der hessischen und sächsischen Truppen.“).



Nr. 1889 

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1888 17. 11. 1545. Ein klegliche tragedi deß fürsten Concreti, mit zehen personen zu spilen, und hat V actus (K./G. 2,22). 504 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,1 (Arigo). Vgl. KG 41 = Ml. Inhalt: wie KG 41. Szenenübersicht: I. 1. Ehrnholdt kündigt Beratung über Königstochter, deren Mann gestorben ist, an. 2. Dreigespräch Concretus (Tankredi)–zwei Räte: raten zur Wiederverheiratung, während Concretus sie bei sich behalten will (Knechte stumm; Guisgardus [Guiscardo] stumm, dann ab). 3. Dialog Gismunda (Ghismunda) (fügt sich dem Vater)–Concretus (Räte stumm). II. 1. Gismunda zu Jungfrauen, die ab zu Blumen. 2. Monolog Gismunda: fühlt sich zu jung. 3. Dialog Guisgardus–Gismunda: Sie lehnt ab, mit dem Vater zu jagen, er tröstet sie. 4. Monolog Gismunda: Brief an Guisgardus mit Weg in Kemenate. 5. Jungfrauen zu Gismunda: bringen Blumen. 6. Dialog Guisgardus (ruft sie zu Tisch)–Gismunda (gibt ihm Brief in Rohr). 7. Monolog Guisgardus: freut sich auf die Nacht. III. 1. Dialog Räte: warten. 2.  Szene Concretus–zwei Räte–zwei Knechte: Concretus hat Guisgardus/Gismunda belauscht, Knechte sollen Guisgardus, wenn er aus der Höhle kriecht, binden und bringen. 3. Dreigespräch Concretus–Räte: rieten zur Heirat, raten zu heimlicher Tötung. 4.  Szene Concretus, zwei Knechte, Guisgardus, zwei Räte (= stumm). 5. Concretus zu Knechten (Gismunda holen), Räte (gehen beiseite). 6. Dialog Concretus–Gismunda: Gismunda sagt, sie hätte verheiratet werden müssen, droht, falls Guisgardus etwas geschieht, mit Suizid. 7. Concretus zu Räten: will beraten. IV.  1. Concretus zu Knechten: sollen dem Guisgardus das Herz herausschneiden. 2. Dreigespräch Räte (zu hart, Gismunda und Guisgardus sollen heiraten, wenn nicht, heimliche Tötung, Gismunda nicht quälen)–Concretus. 3. Szene Knechte–Concretus– Räte (stumm): Knechte bringen Herz, berichten von Guisgardus’ Liebesklage, sollen Gismunda das Herz bringen. V.  1. Monolog Gismunda: a) Suizidbeschluss. Ehrnholdt bringt Herz in Becher. b) Gismunda klagt. 2.  Szene zwei Jungfrauen–Gismunda: trinkt Gift. 3. Sterbeszene und Dialog Gismunda–Concretus: Er folgt ihrer Bitte, beide zusammen zu bestatten. 4.  Epilog Ehrnholdt: drei Lehren: (1) Töchter soll man verheiraten. (2) Voreheliche Liebe soll man meiden. (3) Eltern sollen bei Kindern die Dinge zum Besten wenden. Lit.: Krause 1979, 132  f.; Stuplich 1998, 209  f.308–319 (319: „Der Concretus zeigt einmal mehr, daß Sachs seine Stücke durchaus im Hinblick auf die didaktische Auslegung im Epilog konzipiert, dabei aber sehr wohl darauf achtet, daß die Handlung in sich stimmig abläuft.“); Kocher 2005, 427  f.; Freund 2018, 121–131; Sasse 2020b, 211 A. 741.

1889 19. 11. 1545. [E] Ein faßnacht-spil mit vier personen. Der teuffel mit dem alten weib (K./G. 9,35; G. 2, Nr. 18). 321 Vs. Vgl. KG 1655 (verl.), 1956 = Mll. Inhalt: wie KG 1956, aber Ehestreit statt Ermordung der Frau und Selbstmord des Mannes. Szenenübersicht: 1. Prolog Mann: sucht Traumerklärung. 2. Dialog Mann–Frau: Hat geträumt, dass sie ihn kratzte, sie beruhigt ihn, ab zum Essen. 3. Monolog Teufel:

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möchte Ehestreit stiften. 4. Dialog altes Weib–Teufel: Sie will die beiden bis zum Abend zum Streiten bringen, Teufel verspricht Freundschaft und ein Paar Schuhe, ab. 5. Dialog Frau–altes Weib: Sie sagt, der Mann habe neulich einer sieben Taler geschenkt. Frau tobt. 6. Monolog altes Weib. 7. Dialog Mann–altes Weib: Frau wolle Mann ermorden. Mann tobt. 8. Kurzmonolog altes Weib. 9. Teufel zu altem Weib: will sich den Streit ansehen. 10. Altes Weib beschwört in einem Kreis den Teufel. 11. Teufel berichtet über den Streit, dann Dialog: gibt ihr vorsichtig die Schuhe, hat Angst vor ihr. 12. Epilog Mann (zerkratzt): Jammer und Warnung vor solchen alten Frauen und Gerüchten. Lit.: Brauner 1988, 197  f.; Brauner 1991, 134–142; Behrendt/Hauck 2001, 242–245.

1890 27.  11. 1545. Ein comedi mit dreyzehen personen, die Violanta, eines ritters tochter, und hat fünff actus (K./G. 8,340). 699 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,7 (Arigo). Vgl. KG 1010 = Sg., 2212 = Ml. und 3205a = erweiterte Fassung der Com. Inhalt: wie KG 1010. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: nur Andeutung des Inhalts. 2. Monolog Theodorus (Teodoro): will Amerigo nach seiner Herkunft fragen. 3. Dialog Amerigo–Theodorus: Theodorus von einem Schiff gekauft, als er zwölf war. Soll zu Frauen gehen. 4. Amerigo zu Frau und Tochter Violanta: sollen zu Theodorus gehen. 5. Dreigespräch Amerigo–Marx– Lux: Aufträge. 6. Dialog Theodorus–Violanta: Regenunterschlupf, Liebesschwüre. II. 1. Trabantendialog Marx–Lux: wissen von der Affäre, Marx skeptisch, Lux für Stillschweigen. 2. Monolog Violanta: in Sorge. 3. Dialog Theodorus–Violanta: sie schwanger, er will weg, sie droht mit Suizid, er bleibt, weil sie einen anderen Vater nennen will. 4. Dialog Mutter–Violanta: Es war ein Edelmann, Freund des Vaters. III. 1. Rhesis Richter: Niemand kommt? 2. Dialog Amerigo–Richter: kam über Geburt hin, es war Theodorus, der soll bestraft werden. Richter zu Schergen: Theodorus festnehmen. Amerigo zu Marx: Violanta Gift bringen, Kind töten. 3. Szene Amerigo– Mutter: Sie bittet, die beiden nur einzukerkern. Amerigo schickt dennoch Marx, Mutter will sich töten. 4. Rhesis Richter: findet Amerigo zu streng. IV.  1. Richter zu Schergen: Theodorus soll sterben. 2. Phineus (= Vater des Theodorus) zu Scherge: Was ist los? 3. Szene Phineus (a parte), Scherge, Richter, Theodorus, Henker: Theodorus droht Auspeitschung und Hängen, Richter mahnt Henker zur Milde. 4. Scheindialog Phineus–Theodorus: Muttermal. Phineus zum Henker, der gleich einlenkt, dann zum Richter: kommt aus Armenien, zum Papst wegen Türkenzug. Richter schickt zu Amerigo. 5. Szene Amerigo–Richter–Phineus: Amerigo fürchtet, dass Violanta schon tot. Sendet Knechte aus. V. 1. Dialog Amerigo–Phineus: Warten. 2. Lux dazu: Violanta und Kind leben. 3. Violanta mit Kind dazu. 4. Mutter dazu. 5. Theodorus dazu: große Hochzeitsszene mit Tanz. 6. Epilog Ehrnholdt: drei Lehren: (1) Liebe ist gefährlich. (2) Nichts überstürzen. (3) Gott hilft in höchster Not. Erweitert (bes. I 2–5) und z.  T. geändert gegenüber Vorlage. Lit.: Wittmann 2015, 131–133; Sasse 2020b, 223–235.



Nr. 1897 

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Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 8: 1891 28. 11. 1545. Die neun verhaissung (Sachs, Neuer Ton). 1. Fluch und Verheißung für Adam. 2. Verheißung für Abraham. 3. Für Jakob [Str. 1]. 4. Verheißung der rechten Propheten. 5. Für David. 6. des Messias durch Jesaja [Str. 2]. 7. des Davidsprosses. 8.  dass Bethlehem die Geburtsstadt des Messias sein wird. 9. des Messias durch Baruch. Schluss: Jesus Christus, unser Heiland, hat vor 1546  Jahren die höllische Schlange besiegt [Str. 3]. 1892 28. 11. 1545. Der ritter torello (Vogel, Schwarzer Ton). Der Sultan verkleidet sich als Kaufmann, um das Land der Christen auszuspähen. In Pavia wird er bei dem Ritter Torello gastfreundlich aufgenommen. Einige Zeit später zieht Torello mit Kaiser Friedrich I. ins Heilige Land. Seine Frau gibt ihm einen Ring, damit er sie nicht vergisst. Auf dem Heereszug bricht die Pest aus, der Sultan besiegt die Christen, der gefangene Torello wird Falkner des Sultans, der ihn eines Tages wiedererkennt. Er wird zum Mitregenten eingesetzt. Nach sieben Jahren bekommt er Sehnsucht nach der Heimat. Ein Schwarzkünstler berichtet von der unmittelbar bevorstehenden Wiederverheiratung von Torellos Frau. Nun wird Torello vom Sultan reich beschenkt, dann erhält er einen Schlaftrunk und wird durch Magie in der gleichen Nacht nach Pavia gebracht. Auf dem Hochzeitsmahl wirft er den goldenen Ring in den Becher und bittet die Braut, daraus zu trinken. An dem Ring erkennt sie ihren Mann. Große Wiedersehensfreude. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,9 (Arigo). 1893 29. 11. 1545. Die weisen aus orient (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. 1894 1. 12. 1545. [E] Das schön pad (K./G. 22,337; G./D. 1, Nr. 81). 52 Vs. Eines Abends sieht der Dichter in einer Badestube außer zwei Kindern sechs Frauen. Er beschreibt fünf von ihnen kurz als sehr schön, die sechste ausführlich als ein hässliches altes Weib. Lit.: Schilling 1990, 210–213; Loleit 2008, 107–110.119–122.

1895 3. 12. 1545. Ein peschlus auf weinachten (Vogelsang, Goldener Ton). Prophezeiung vom neuen Jerusalem und der gnadenvollen Zukunft, die Gott ihm verleihen wird. Den Elenden wird Gerechtigkeit widerfahren, die Traurigkeit wird ein Ende haben. Alle in Zion werden Priester des Herrn heißen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Christus, der vom Heiligen Geist empfangen wurde, wurde von Gott gesandt, um die Elenden vom Fluch des Gesetzes zu befreien. Er predigte deshalb das Evangelium von der Vergebung der Sünden. Wir alle sind Priester, die durch sein Wort die neue Erde erbauen und gute Früchte bringen sollen [Str. 3]. Q.: Jes 61,1–3.6–11. Vgl. KG 4143 = Ml. 1896 4. 12. 1545. Der herrlich sieg deß frummen hauptmans Gideon (K./G. 1,231). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 173 = Ml. Beschluß: Wer sich gegen Gott versündigt, wird gestraft, wer ihn anruft, belohnt. 1897 8. 12. 1545. [E] Historia. Lucius wurd zu eim esel verwandelt (K./G. 2,177). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 858 = Ml. Vgl. 876 = Sg. Lit.: Plank 2004, 146–148.

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1898 9. 12. 1545. Der vogt den die amais frasen (Vogel, Schwarzer Ton). Junius Marcus aus Thessalien hat einen reichen Vogt, der seine Frau betrügt. Als sie das erfährt, wird sie wahnsinnig. Sie zündet das Haus an, der Hausrat verbrennt. Mit ihrem Kind stürzt sie sich in einen Brunnen. Junius Marcus lässt den Vogt gefangen setzen. Er wird an einem Feigenbaum aufgehängt. Man nimmt ihm die Kleider ab und schmiert ihn mit Honig ein. Die Ameisen zernagen seinen Leib. Schließlich ist nur noch das schneeweiße Gerippe übrig. Es bleibt lange Zeit hängen. Viele sollen den Jammer sehen, den Ehebruch verursacht. Schluss: So kann Liebe manchen Menschen zum Bösen führen. Die Eifersucht durchdringt Herz, Gebein und Mark und erweckt Rachegedanken. Q.: Apuleius, Metamorphosen 8,22,2–7 (Sieder). 1898a 10. 12. 1545. Historia: Aragnes wir inn ein spinnen verwandelt (K./G. 2,183). 82 Vs. Inh. wie KG 861 = Ml., aber Q. jetzt Ovid, Metamorphosen 6,1–145. Vgl. KG 878 = Sg. Beschluß ähnlich wie dort. 1899 10. 12. 1545. Der Jued mit den dreyen ringen (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 240). Auf die hinterlistige Frage des geldgierigen Sultans von Babylon, welche Religion den Vorzug habe, die jüdische, heidnische oder christliche, erzählt der reiche Jude Melchisedeck (Melchisedech): Bei einer Familie in Rom war es Sitte, einen wertvollen Ring vom Vater auf den Sohn weiterzuvererben. Als ein Vater jedoch drei Söhne hatte, die er gleichermaßen liebte, ließ er zwei weitere Ringe von gleichem Aussehen anfertigen. Der Vater gab jedem der Söhne einen Ring und jeder glaubte, den echten zu besitzen. So, wie die Söhne nicht erkennen konnten, welcher Ring der echte sei, so bleibt im Ungewissen, welche Religion zur Seligkeit führe. Allein Gott weiß, welcher der wahre Glaube ist. Der Sultan preist den verstant des Juden und lässt ihn ziehen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,3 (Arigo). Lit.: Jünger 1990, 31–34; Zöller 2007 (44: „In seiner Gestaltung der Parabel von den streitenden Glaubensbrüdern, deren Streit auf Erden keinen Richter und also keine Lösung finden kann – sie blieben ungeschieden, also ohne Urteil, ohne Entscheidung –, so daß sie sich entschließen, in Frieden miteinander zu leben, wird der Bezug deutlich.“); Aurnhammer 2016, 120–122; Rettelbach 2019, 299  f.

1900 10. 12. 1545. Der Narr mit der warheit (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 241). Jedes Mal, wenn ein Junker aus seinem Schloss ausreitet, essen Knecht und Magd sich toll und voll. Durch seinen Narren in Kenntnis gesetzt, tadelt der Edelmann seine Diener. Knecht und Magd bringen heraus, dass der Narr sie verraten hat. Als der Junker wieder einmal fort ist, peitschen die zwei den Narren aus und sagen ihm dann, dass dies die Wahrheit sei. Der Narr folgert daraus, wenn die Wahrheit so wehtue, werde er sie nicht immer sagen. Vom Junker abermals nach der „Wahrheit“ gefragt, zeigt der Narr nur seinen verwundeten Rücken. Schluss: Wer die Wahrheit sagt, wird noch heute mit Ruten geschlagen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 1. Vgl. KG 1901, 5387 = Sgg. 1901 10. 12. 1545. Der edelmon mit dem narren und der warheit (K./G. 22,339; G./D. 1, Nr. 82). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1900 = Ml. Vgl. 5387 = Sg. 1902 11. 12. 1545. Die Katz mit dem Kess (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 242). Ein Bauer stellt eine Katze in seinem Keller als Wache auf, damit sie den Käse vor Mäusen



Nr. 1908 

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schützt. Da daraufhin die Mäuse den Keller meiden, frisst die Katze selbst aus Hunger den Käse auf. Sprichwort: Wer hütet den Hüter? Auf dem Land gibt es bis heute vntrewe gemuetter, die als angebliche „Hüter“ den Armen den Käse wegessen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 35. 1903 11. 12. 1545. Der narr mit dem Doctor (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 243). Als Rom in Athen um Gesetze für die neuerbaute Stadt bittet, schickt Athen einen Gesandten, um durch Disputation mit einem Bürger die Klugheit der Römer zu prüfen. Als Gesprächspartner wählt Rom einen Narren aus, der sich nur mit Handzeichen verständlich macht. Weil der Gesandte die Zeichen falsch versteht, erscheint er ihm weise. Schluss: Man hielt schon manchen für weise, nur weil er schwieg. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 32. Lit.: Bernuth 2009, 81  f.

1904 12. 12. 1545. Klas narr Hosen schais (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 244). Als Herzog Friedrich von Sachsen mit zwei anderen Herren nach Dresden fährt, nimmt er Klaus Narr mit. Der Narr wagt nicht zu sagen, dass er seine Notdurft verrichten muss und macht in die Hose. Als man es riecht, sagt der Herzog: Ich wette, das war der Narr. Darauf der Narr: Wet fricz dw wirst gewinnen. Davon kommt diese Redewendung. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 1 Ö. 1905 12. 12. 1545. Clas Narr Hinter dem offen (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 245). Der kranke Herzog Friedrich von Sachsen bekommt von seinem Arzt eine Arznei, woraufhin ihm ein fiest entweicht. Der Arzt rühmt seinen Erfolg und hält ihn für 100 Gulden wert. Klaus Narr lässt daraufhin einen überlauten Furz und bietet diesen dem Arzt für 1000 Gulden an. 1906 12. 12. 1545. Klas narr mit seim pferd (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 246). Da Klaus Narrs Pferd lahmt, er aber mit seinem Herrn, Herzog Friedrich von Sachsen, mit nach Freiburg kommen soll, nimmt ihn ein Edelmann auf seinem Pferd mit. Als dem Narren ein Furz entkommt, weist der Edelmann ihn vom Pferd. Einige Zeit danach reitet der Narr auf seinem eigenen Pferd, das ebenfalls furzt. In der Meinung, sein Pferd damit zu strafen, nimmt er ihm Sattel und Zaumzeug ab und läuft nebenher. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 2 Ö. 1907 14. 12. 1545. Eine Schuelkunst (Zorn, Greferei). Der Singer begrüßt die Meister. Durch ihre Kunst wird Gott geehrt und werden viele Herzen erfreut. Alte und Junge lehrt die Kunst hoflikait, Zucht, gute Sitten und Tugend, die Laster hingegen schmäht sie. Viele schöne Geschichten aus der Bibel, aus den Geschichtsschreibern und den Poeten lehren die Tugend, das Böse straft sich selbst, und das Gute bleibt standhaft. Der Singer, ein „kunstloses Schülerlein“, möchte auch tugendhaft leben und kommt deshalb zu den anderen Singern. Strebten sie nämlich nicht nach der Tugend, so glichen sie nur der Harfe, die durch ihre süße Kunst bezaubert, aber sich selbst nicht vernehmen kann. Die Meister sollen ein gutes Beispiel geben, damit sie im Himmel ihren Lohn empfangen. 1908 14. 12. 1545. Der Doctor mit der nasen (Marner, Hofton; G./D. 4, Nr. 247). Ein französischer Abt hat einen Doktor zu Gast. Sein Narr verlacht dessen große rote Nase, wes-

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wegen er aus dem Saal verwiesen wird. Er schleicht jedoch wieder hinein, rühmt aber diesmal den Doktor wegen seiner besonders kleinen Nase. Zum Zeichen der Missbilligung lässt der Abt ihn hinauspeitschen. In der Hoffnung, diesmal richtig zu handeln, geht der Narr nochmals zu dem Doktor und sagt, dass ihm das Vorhandensein und die Größe der Nase egal seien. Daraufhin wird er noch mehr geschlagen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 41. Vgl. KG 5396 = Sg. und 5409 = Fsp. Lit.: Glier 1993, 64  f.

1909 16. 12. 1545. Die verprent stat Sagintum (Buchner, Feuerweise; Kugler 2003, 40–42). Hannibal belagert Sagunt. Das Friedensangebot der Bürger nimmt er nicht an. Da errichten die Bürger in der Stadt einen inneren Befestigungsring. Dort tragen sie alle ihre Schätze zusammen und verbrennen sie. Nichts soll in die Hände der Karthager fallen. Nach hartem Gefecht mit Hannibals Truppen sehen die Bürger keine Chance mehr. Sie zünden selbst ihre Häuser an und stürzen sich in die Flammen. Nur die leere Mauer bleibt von der ganzen Stadt übrig. Als der Senat zu Rom von den Vorgängen hört, reut es ihn, der Stadt nicht rechtzeitig geholfen zu haben. Schluss: Die guten Reden kommen immer zu spät. Q.: Livius 21,7–16 (Schöfferlin). Vgl. KG 5650 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 262  f.; Kugler 2003, 39–43.

1910 16. 12. 1545. Klas narr mit dem peren Zw dorga im schlos (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 248). In Abwesenheit Herzog Friedrichs vom Schloss zu Torgau bindet Klaus Narr den Bären los, um ihn das Tanzen zu lehren. Der Bär zertrümmert jedoch die Glasfenster. Nach Rückkehr des Herzogs werden alle Dienstleute vor den Herrn gerufen, damit man den Übeltäter herausfinde; zur Strafe sollen ihm beide Ohren abgeschnitten werden. Vor den Leuten bittet der Narr seinen Hund Leppisch, ihn nicht zu verraten. Schluss: Wer zur Kurzweil Narren halten will, muss den Schaden mit einkalkulieren. Darum können das nur große Herren. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 3 Ö. 1911 17. 12. 1545. Der Karg Abt (Folz, Abenteurerweise; G./D. 4, Nr. 249). Ein geiziger Abt vertraut dem geizigsten Mönch die Küche des Klosters an. Als ein Spruchsprecher übernachtet, wird er äußerst kärglich bewirtet. Am nächsten Tag trifft der überhöfliche Gast den Abt, bedankt sich bei ihm und schildert ausführlich das vortreffliche Mahl und die luxuriöse Herberge. Der Abt stellt den Küchenmeister zur Rede. Obwohl er leugnet, wird er des Postens enthoben. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 60. Vgl. KG 1912, 5388 = Sgg. 1912 17. 12. 1545. Der karg abt (K./G. 22,341; G./D. 1, Nr. 83). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1911 = Ml. Vgl. 5388 = Sg. 1913 17. 12. 1545. Das opffer gelt (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 250). Nach dem Tod einer alten Frau wird für sie in der Kirche Opfergeld gesammelt. Der Sohn nimmt es vom Altar weg und will es für sich behalten. Dem Pfarrer, der ihn von der Tat abhalten will, entgegnet er, die Verstorbene sei seine Mutter. Wenn dem Pfarrer die Mutter sterbe, könne er das Geld nehmen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 10 Ö. 1914 18. 12. 1545. Der purger mit dem schiffman (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 251). Ein Bürgersohn unterhält sich mit einem Schiffer. Vater und Großvater des Schiffers ertranken, die Vorfahren des Bürgers aber starben im Bett. Darum erscheint dem



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Bürger das Schifffahren, dem Schiffer das Zubettgehen gefährlich. Schluss: Der Mensch steht all augenplick in der Hand des Todes. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 264 (265). 18. 12. 1545. Der Fricz im Kalter (Liebe von Giengen, Radweise; G./D. 4, Nr. 252). Ein Edelmann reist – um einen Ablass zu erwerben – mit seinem Knecht Fritz nach Rom. Sie übernachten in einer Herberge. Am Morgen nach einem fröhlichen Abend hält der bezechte Knecht eine Schranktür für das Fenster und meint, es sei noch Nacht. Durch den Wirt belehrt, es sei Mittag, weiß der Knecht abermals einen Grund zur Verzögerung: Die Mittagssonne sei jetzt zu heiß. Der Edelmann und sein fauler Knecht ziehen wieder heimwärts. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 263 (264). Vgl. KG 5507 = Sg. 19.  12. 1545. Der vntrew Formünd (Frauenlob, Grundweise; G./D.  4, Nr.  253). Der Vormund einer Vollwaise verprasst deren großen Besitz. Als der Rat ihn auffordert, sich zu verantworten, deutet er auf mawl und hintern, um damit zu zeigen, wie er das Mündelgut empfangen habe und wie es von ihm gegangen sei [Str. 1 und 2]. Eigennützige Vormünder gibt es viele. Man sagt, die Stühle der Vormünder im Himmel hingen voller Spinnweben und Schimmel [Str. 3]. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr.  42 (Adelphus Muling). 19. 12. 1545. Die lang oracion (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 254). Ein Redner wird von der Stadt Straßburg nach Rom geschickt, damit er mit dem Papst eine Angelegenheit regelt. Trotz Aufforderung, sich kürzer zu fassen, ist der Redner nicht in der Lage, sein Anliegen in wenigen Worten auszudrücken. Der Papst bewilligt sein Anliegen, ohne zu Ende zu hören. Wer mit hohen Herren redet, soll kurcz vnd guet reden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 342. 19. 12. 1545. Der liebe dötlich pfeill (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 255). Cupido, der Gott der Liebe, legt sich im Wald schlafen. Der Tod vertauscht seinen Pfeil mit dem Cupidos. Seitdem verursacht Cupido mit seinem Pfeil tödliche Schmerzen. Q.: Andreas Alciatus, Emblemata D 3v–4r. Vgl. KG 1946 = Ml. 22.  12. 1545. Die drey getrewen sunen (Eislinger, Maienweise). Drei Beispiele für Kindesliebe: 1. Äneas rettet seinen Vater [Str. 1]. 2. Torquatus rettet seinen Vater Manlius, indem er den Ankläger mit dem Schwert bedroht [Str. 2]. 3. Kimon von Athen nimmt die dem Vater zugedachte Todesstrafe auf sich. Alle drei haben durch ihre kindliche Treue und Liebe Unsterblichkeit erlangt [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 3,6 (Brunner, xxxr). 23.  12. 1545. Die drey getrewen knecht (Kettner, Osterweise). Drei treue Knechte: Während des Krieges mit den Karthagern in Spanien rächt ein Knecht den Tod seines Herrn. Er tötet Hasdrubal und wird dafür zum Tode verurteilt. Ohne Furcht erträgt er die Martern [Str. 1]. Philocrates tötet seinen Herrn Gracchus auf dessen Verlangen, als er den Römern nicht mehr entkommen kann. Danach tötet Philocrates sich selbst [Str. 2]. Einen geächteten Römer versteckt sein Knecht in einem Grab. Dann versucht er, ein Schiff für die Flucht zu bekommen. Bei seiner Rückkehr findet er den Herrn von einem römischen Hauptmann tödlich verwundet vor. Er tötet den Hauptmann und

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sich selbst. Schluss: Solche Knechte sind heutzutage selten [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus, Exempla 3,8 (Brunner, xxxijr–xxxijv). 1921 23. 12. 1545. Papirius mit den weibern (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 256). Der Knabe Papirius geht oft mit seinem Vater in den Senat. Als eine streng geheime Sache besprochen wird und seine Mutter ihn nach ihr ausfragt, ist er durch nichts dazu zu bewegen, sie zu verraten. Er greift zu der Notlüge, es sei im Senat beschlossen worden, jeder Mann solle viele Frauen haben, um viele Kinder zu zeugen. Empört über dieses Gesetz versammeln die Frauen sich vor dem Rathaus. Schluss: Ein solches Gesetz gäbe heute erst einen Auflauf! Außerdem sind die Weiber so boshaft, dass man kaum mit einer auskommen kann. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr.  392 (389). Vgl. KG 3375 = Ml. und 4836 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 91  f.

1922 24. 12. 1545. Der thumprobst mit der prawt (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 257). In Florenz lebt eine fromme, hübsche Witwe, die von einem Domprobst umworben wird. Zum Schein geht sie auf ihn ein, stellt ihm aber eine Falle – sie lässt ihn mit ihrer überaus hässlichen Magd schlafen – und verrät ihn an den Bischof. Der Domprobst wird hart bestraft. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,4 (Arigo). 1923 28. 12. 1545. Fabel. Der zipperlein unnd die spinn (K./G. 5,71; G./D. 1, Nr. 84). 204 Vs. Vom Dichter während eines Spaziergangs belauschtes Gespräch. Erst klagt die Spinne, weil sie aus einem Bürgerhaus vertrieben wurde – sie schildert ausführlich alle ihre Leiden –, dann sagt sie, sie wolle zu einem Bauern gehen und dort wohnen. Das Zipperlein hat sich bei einem Bauern gar nicht wohlgefühlt, will also lieber in die Stadt zu den Reichen. Es schildert, warum es dort sein und nicht die Spinne bei dem Bauern besuchen kann. Im Beschluss mahnt der Dichter zur Armut, die das Zipperlein verhindere. Q.: Nikolaus Gerbel, De aranea et podagra. Ü. nicht nachweisbar. Vgl. KG 3061 = Ml. und 3222 = Sg. 1924 31.  12. 1545. Ein trawrige tragedi mit sieben personen zu spielen, von der Lisbetha, eines kauffherrn tochter, unnd hat fünff actus (K./G. 8,366). 590 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,5 (Arigo). Vgl. KG 32 = Sg. und 70, 2824 = Mll. Inhalt: wie KG 32. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: nur Andeutungen. 2. Dreigespräch Anthoni–Baptista–Ambrosi: wollen nach dem Tod des Vaters den Handel drei Jahre lang zusammen weiterbetreiben und die Schwester Lisabetha (Lisabetta) bei sich behalten. 3. Szene drei Brüder– Lisabetha: Sie willigt ein, die drei ab. 4. Monolog Lisabetha: ist doch unzufrieden. 5. Dialog Ancilla–Lisabetha: bringt Gruß von Lorentzo (Lorenzo), den Lisabetha erst stolz ablehnt, lobt ihn, bringt Kette und Brief. II.  1. Monolog Lorentzo: liebeskrank. 2. Dialog Ancilla–Lorentzo: gibt ihr Geld. 3. Dialog Lisabetha–Lorentzo: bestellt ihn zum Treffen. 4. Monolog Lorentzo: kann es kaum erwarten. III. 1. Dialog Ancilla–Baptista: geschäftlich. 2. Dreigespräch Ambrosi–Anthoni–Baptista: Tötungsplan, nur Anthoni dagegen. 3.  Szene Lorentzo–drei Brüder: soll mit



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ihnen in den Wald. 4. Szene Lisabetha–drei Brüder–Lorentzo: sagen es ihr. 5. Dialog Ancilla–Lisabetha: hat Angst, Ancilla beruhigt sie. 6. Szene Lisabetha–Brüder: haben ihn weggeschickt. 7. Ancilla ruft zum Essen. IV. 1. Dialog Lisabetha–Ancilla: L. hat vom toten Lorentzo geträumt, Ancilla schlägt vor, in den Wald zu gehen. 2.  Szene Lisabetha–Brüder: sie geht. 3. Dreigespräch Brüder: Ancilla in Sorge, ab. 4. Dialog Lisabetha–Ancilla: Trauer, Ancilla soll Kopf einpflanzen. 5. Monolog Lisabetha: Klage. 6. Dialog Ancilla–Lisabetha: L. beschließt, den Kopf zu beweinen, gehen ins Bett. V. 1. Dreigespräch Brüder: wissen das vom wurtzscherben, holen ihn. 2. Szene Lisabetha–Brüder: Lisabetha will ihn wieder, sonst will sie sterben. 3. Dreigespräch Brüder: wollen Kopf begraben und dann nach Neapel fliehen. 4. Dialog Lisabetha– Ancilla: Diese berichtet Lisabetha, was die Brüder getan haben. Lisabetha geht ins Bett zum Sterben. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Mädchen rechtzeitig verheiraten. (2) Hütet euch vor Kupplerinnen. (3) Keine heimliche Liebe für Mädchen. (4) Nicht zu schnell Rache nehmen! (5) Mord kommt an den Tag. Lit.: Klein 1988, 164  f.; Buschinger 1993, 63–66; Flood 1995, 160–163; Stuplich 1998, 109.181.184.194– 196.209.232  f.; Freund 2018, 127 A. 43; Sasse 2020b, 213–223.

1546 1925 16. 1. 1546. Die opferung isaac (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 232, 3545, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Auslegung: Abraham bedeutet Gott, den Vater, der seinen eigenen Sohn für uns hingab. Jesus Christus wurde durch Gott vom Tod errettet. Durch den Widder wird figurirt, dass Christus seiner menschlichen Natur nach die Martern erlitt, die Gott ihm verordnet hatte. Die Hörner des Widders bedeuten Jesu Predigt über das Gesetz, durch die er die Juden schockierte, und das Evangelium, durch das er die Sünder erlöst. Die Dornenhecke wird dem Widerstreben der Juden gegen Jesus verglichen, die ihn dem Tod am Kreuz übergaben. Christus ist der himmlische Widder, der uns aus dem Schaden befreite. Der Widder, dessen Leib in Feuer aufgeht, wird dem auferstandenen Christus verglichen. Gott hat Christus nach dessen Himmelfahrt alles in die Hand gegeben. Alle, die in Christi Namen glauben, werden Gotteskinder und Miterben des himmlischen Reiches. 1926 21.  1. 1546. Das Hanget schwert (Mügling, Grüner Ton; G./D.  4, Nr.  258). Damon (Damokles) rühmt heuchlerisch den Tyrannen Dionysios von Syrakus. Auf die Frage, ob Damon ein Stück der Seligkeit des Dionysios sehen wolle, stimmt er sofort zu. Er wird in einen prunkvollen Saal geführt, und als er an der Tafel sitzt, sieht er plötzlich ein Schwert, das an einem Rosshaar über seinem Kopf aufgehängt ist. Wenn das Leben des Tyrannen prachtvoll ist, so ist es doch auch gefährlich, weil jedermann ihn heimlich hasst. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,53,1–5 B. (3,2,23 Vigilius, XLVIIr). Vgl. KG 3969 = Fsp. Lit.: Feuerstein 2001, 266.

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1927 21. 1. 1546. Die mews mit der Kaczen (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 259). Ein Bauer hat in seinem Haus viele Mäuse, aber auch eine tüchtige Katze. Wegen ihrer Gefährlichkeit wollen die Mäuse etwas unternehmen. Eine kommt auf die Idee, der Katze eine Schelle umzuhängen, damit man sie trotz ihres leisen Gangs höre. Indes wird keine Maus gefunden, die es wagt, der Katze die Schelle umzuhängen. Daher kommt das sprichwort: Wer hängt der Katze die Schelle an? Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 634. Lit.: Feuerstein 2001, 266  f.

1928 22. 1. 1546. Die schröcklich nacht (Sachs, Rosenton; A. Roth 2016, 357  f.). Aristophanes vergleicht das menschliche Leben mit der schrecklichen Nacht, in der Troja von den Griechen zerstört wurde. Am Tage lebt man noch in Freuden, doch in der Nacht wendete sich alles zum Unheil. Äneas war in dieser Nacht ohne Furcht, denn Venus stand an seiner Seite. Doch als Venus verschwand, da überkam ihn Angst. So lebt der Mensch auf Erden in kurzer Freude und Wollust, doch plötzlich bricht das Unglück herein. Und wie Äneas ohne Furcht war, so wird der auf Sex bedachte Mensch geblendet: Er ist verwegen und unverzagt. Er wird durch die schmeichlerische Liebe betrogen. Sobald sie aber verschwindet, sieht er erst das gefährliche Leben, in dem er sich bisher befand. Dann muss er in Reue und Buße demütig sein, um die göttliche Gnade wiederzugewinnen. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,50 B. (3,2,20 Vigilius, XLVIv). Vgl. KG 1929, 5385 = Sgg. Lit.: A. Roth 2016, 213–218.

1929 22. 1. 1546. Die erschröcklich troyanisch nacht (fehlt in K./G.; vgl. aber dort 7,355 und 23,532). Laut Sachs und K./G. 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1928 = Ml. Vgl. 5385 = Sg. 1930 26. 1. 1546. Ciman mit seiner Ephigenia (Sachs, Rosenton; Knape 1995, 59–63). Arisippus (Aristippo), ein zypriotischer Edelmann, schickt seinen Sohn Cimon (Cimone) zu den Bauern aufs Land, weil er ihn für unvernünftig hält. Cimon begegnet dort Ephigenia (Efigenia), in die er sich heftig verliebt. Er holt die versäumte höfische Ausbildung nach und lässt um die junge Frau werben. Ephigenia ist jedoch bereits Pasimundus (Pasimunda), einem Adligen von Rodis (Rhodos), versprochen. Als man die Braut nach Rodis bringen will, überfällt Cimon das Schiff und will mit Ephigenia nach Kreta fliehen. Doch das Schiff wird von einem Seesturm zurückgetrieben, so dass die Rodiser (Rhodier) Cimon gefangen nehmen können. Als Pasimundus Hochzeit halten will, raubt Cimon auf Rat eines Richters Ephigenia erneut. Bei dem Überfall werden Pasimundus und sein Bruder, der gerade ebenfalls heiraten wollte, getötet. Bald nach der gelungenen Tat heiratet Cimon Ephigenia. Schluss: Liebe macht witzig. Man trachtet nach Zucht und Tugend, doch nimmt man ihretwegen auch Unglück in Kauf. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,1 (Arigo). Vgl. KG 1931 = Sg. Lit.: Knape 1995, 58–71.

1931 26. 1. 1546. Historia. Der edel jung Cimon mit seiner lieben Ephigenia (K./G. 2,207). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1930 = Ml. Lit.: Knape 1995, 66.



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1932 26.  1. 1546. Der Engel gabriel (Mügling, Langer Ton; G./D.  4, Nr.  260). In Venedig beichtet die edle, jedoch recht einfältige Dame Lisetta beim Mönch Albrecht (Alberto). Der möchte ein Stelldichein mit ihr arrangieren. Er kündigt ihr den nächtlichen Besuch des Engels Gabriel (Gabriello) an. Mehrmals erfüllt er sich in Verkleidung des Engels seinen Herzenswunsch. Lisetta jedoch erzählt öffentlich von dem hohen Besuch. Man lauert dem Mönch auf, so dass er nackt fliehen muss. Ein Fischer, zu dem er sich flüchtet, kann ihn durch List dazu bewegen, mit auf den Markusplatz zu kommen. Dort wird er angekettet, verspottet und geschlagen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,2 (Arigo). 1933 28. 1. 1546. Andreuczo mit 3 vnglueck (Mügling, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 261). Der reiche Kaufmann Andruccio (Andreuccio) reitet von Perugia nach Neapel. Eine schöne Frau, die von seinem Geld weiß, lässt ihn zu sich kommen. Man überlistet ihn jedoch, er stürzt durch eine Falltür in die Abortgrube. Die Dame will ihn nicht mehr einlassen – sie hat, was sie wollte: sein Geld und seine Kleider. Danach trifft er auf zwei Diebe, die ihn überreden, den Sarg des Erzbischofs auszurauben. Zuvor will Andruccio sich waschen. Er wird daher von den Dieben in einen Brunnen hinabgelassen. Da kommen Nachtwächter hinzu. Sie ziehen Andruccio wieder herauf, halten ihn aber für den Teufel und fliehen. Die beiden Diebe kehren wieder zu Andruccio zurück und wollen sich nunmehr an den Sarg des Erzbischofs machen. Er steigt hinein, reicht Chormantel, Kreuz und Mitra heraus, behält jedoch den Ring. Plötzlich lassen die Diebe den Sargdeckel zufallen. Voller Furcht bleibt Andruccio eingeschlossen, als erneut drei Diebe sich dem Sarg nähern. Als der erste der Diebe, ein Pfaffe, in den Sarg steigen will, packt ihn Andruccio. Der Dieb schreit vor Schreck, und alle laufen davon, so dass Andruccio unbehelligt mit dem Ring, der seinen Schaden aufwiegt, weiterziehen kann. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,5 (Arigo). Vgl. KG 901 = Ml. 1934 29. 1. 1546. Der jüngling im schrein (Mügling, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 262). Die junge Frau eines alten Salerner Arztes hat einen jungen Liebhaber. Dieser trinkt einmal versehentlich ein Betäubungsmittel, die Frau hält ihn für tot und trägt ihn mit ihrer Magd hinaus in einen großen Schrank vor dem Anwesen eines Schreiners. Nachts stehlen zwei Wucherer den Schrank. Als der „Tote“ erwacht, weiß er nicht, wo er ist, beginnt laut zu poltern und wird als Dieb gefangen. Am nächsten Tag verbreitet sich das Gerücht, er solle gehängt werden. Darauf besticht die Frau ihre Magd. Diese bezeichnet den jungen Mann als ihren Liebhaber und klärt im Übrigen den Vorfall auf. Der junge Mann wird entlassen, die Wucherer bekommen ihre Strafe. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,10 (Arigo). Vgl. KG 5022 = Com. 1935 30. 1. 1546. Die Epthesin mit der prüech (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 263). Die Nonne Lisabetta (Isabetta) wird jede Nacht von ihrem Geliebten besucht. Als die anderen Nonnen sie an die Äbtissin verraten wollen, liegt diese gerade selbst mit einem Pfarrer im Bett. In der Eile verwechselt sie die Hose des Liebhabers mit ihrem Schleier. Sie verteidigt sich mit den Worten, keusch zu sein sei unmöglich, jede Nonne solle sich ihre heimliche Freude schaffen. Schluss: Wer andere strafen will, muss

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selbst schuldlos sein, sonst gibt er seine eigene Schande preis. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,2 (Arigo). Vgl. KG 1936 = Sg. Lit.: Rozier 2001.

1936 30. 1. 1546. Die epthesin mit der pruech und dem jungen nüenlein (K./G. 22,343; G./D. 1, Nr. 85). 78 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1935 = Ml. Lit.: Buschinger 1996, 8; Rozier 2001; Henkel 2014, 194.

1937 1. 2. 1546. Die Mulerin vnd verberin (Regenbogen, Briefweise; G./D. 4, Nr. 264). Als ihr Mann unverhofft heimkommt, versteckt eine Müllerin ihren Geliebten unter einem Korb mit Gras. Der Mann erzählt von der Färberin, die ihren Mann betrogen habe. Da tritt ein Esel, der aus dem Korb Gras fressen will, auf den Finger des versteckten Liebhabers. Der schreit laut auf, wird entdeckt, verprügelt und aus dem Haus geworfen. Schluss: Man muss sich vorsehen, wenn man andere Leute ausrichten will, dass man selbst ein unschuldiges Haus hat. Q.: Apuleius, Metamorphosen 9,22–29 (Sieder). Lit.: K. Roth 1977, 91.

1938 4. 2. 1546. Die fewring ros und wegen (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 342 = Ml. Vgl. 3833 = Trag. Schluss: Die Christenheit soll daraus lernen: Falls ein Tyrann sie überwältigt, dann soll sie nur auf Gott vertrauen. Unter seiner Streitfahne wird sie erlöst. Seine heiligen Engel beschützen sie. 1939 5. 2. 1546. Die arch Noe figurirt (Duller, Gekrönter Ton). Die nicht an Christus glauben, werden jenen verglichen, die auch zur Zeit Noahs nicht glauben wollten. Auslegung: Allein der gute Bund des Gewissens mit Gott macht uns selig. Da Christus von den Toten auferstanden ist und zur Rechten Gottes sitzt, sind ihm alle Geschöpfe untertan. Die in der Sintflut umkamen, wollten nicht an die Möglichkeit der Flut glauben, sie meinten, Gott sei zu barmherzig. Solchen Ungläubigen verkündet Christus die Erlösung. Und wie Noah durch Gottes Hilfe in Sicherheit blieb, so wird auch der „christliche Haufe“ in der Taufe erhalten, bis alle Sünden absterben. Christus, der den Tod überwand, ist unser Gnadenthron. Er schenke uns eine fröhliche Auferstehung. Q.: 1Petr 3,19–21a. 1940 8. 2. 1546. Die gfencknus der göttin Calipso (K./G. 3,395). 228 Vs. In seinen jungen Tagen liest der Dichter im Homer die Geschichte von Odysseus, die er von der Zerstörung Trojas bis zur Heimkehr des Helden rekapituliert. Er schläft dann ein und sieht sich im Traum selbst als Odysseus, der zu Kalypso kommt, dort erst nach siebeneinviertel Jahren aus Sehnsucht nach der Heimat davonsegelt und in einen Sturm gerät. Der lässt ihn nach sieben Stunden Schlaf erwachen. Wie fro was ich von hertzen grund / Das es nur was ein traum gewesen / geflossen auß meym fleissing lesen! Lehre daraus: nie aus Vaterland und Ehestand in eine Liebschaft (Ogygia) fliehen, die dann nur im Elend (Sturm) endet. Lit.: Fochler 1990, 117  f.; A. Roth 2016, 289  f.

1941 10.  2. 1546. Predig und gesuntmachung Cristi (Sachs, Gesangweise). Beginn der Wirksamkeit Jesu durch Predigt und Krankenheilungen [Str. 1]. Auslegung: Wie Christus durch Galiläa zog, um zu predigen, so machen heute seine Boten die Gnade Christi bekannt, damit wir seine Anhänger werden. Durch sein Wort leitet er uns zur Nächs-



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tenliebe an; so wird Christus aller Welt bekannt [Str. 2]. Christus macht auch heute die Menschen gesund, wie einst von körperlichen Krankheiten, so heute von geistlichen. Er befreit vom bösen, quälenden Gewissen. Der Sünder verlangt nach Hilfe, er bekennt seine Sünden und wird durch die Sakramente getröstet. Christi Hilfe ist allen Menschen „feil“. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass dieser ewig lebe [Str. 3]. Q.: Mt 4,23–25. 1942 10. 2. 1546. [E] Der fuechsschwenz-kram (K./G. 22,346). 66 Vs. Ein Krämer fordert zum Kauf von Fuchsschwänzen [Symbolen der Unaufrichtigkeit und Schmeichelei] auf. Der Reihe nach begründen Papst, Kardinal, Bischof, Domherr, Karmeliter, Kartäuser, Barfüßermönch, Predigermönch und Nolbruder [Bettelmönch], warum sie einen oder mehrere verdienen, während Handwerker, Bürger, Bauer, Nonne, Narr und Obrigkeit sich kleruskritisch äußern. Lit.: Baro 2011b, 185–188 (188: „[…] nimmt Sachs also offensichtlich Stellung zu den Diskussionen um die Auflösung der Klöster und stellt sich auf die Seite des Rates […] dem daran gelegen ist, möglichst rasch an deren Besitz zu kommen. Sachs bedient sich hier des weisen Narren, der seine Narrenfreiheit nutzend die Wahrheit ausspricht, für eine Flugschrift, die im Kontext aktueller, politisch-konfessioneller Auseinandersetzung in Nürnberg steht.“).

1943 13. 2. 1546. Der pruellent leb (Sachs, Klingender Ton). Die christliche Gemeinde und ihre Hirten. Demut und Festigkeit gegenüber Versuchungen des Teufels sollen die Gemeinde auszeichnen. Segenswunsch und Grüße des Petrus. Q.: 1Petr 5,1–11. 1944 16. 2. 1546. Das senft Joch Cristi (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Jesu Joch ist sanft und leicht. Es ist gnädig und barmherzig [Str. 1]. Auslegung: Christus reicht uns, die wir in Sünde leben, gnädig seine Hand. Keinem schlägt er eine Bitte ab. In Krankheit und Qual erquickt er uns als Arzt durch sein Wort und seinen Trost [Str. 2]. Christus ist für uns seiner Sanftmut wegen ein vurpild. Wie er, so sollen auch wir das Kreuz demütig und geduldig ertragen. So gewinnt unsere Seele Ruhe, während Sünde, Welt und Teufel den Menschen zu plagen versuchen. Christi Kreuz, sein Joch, ist sanft, denn in Treue und Liebe können wir alles ertragen. Der Beistand des Heiligen Geistes lässt uns das Böse überwinden, bis Christus uns erlösen wird [Str. 3]. Q.: Mt 11,28–30. Vgl. KG 3334 = Ml. 1945 23. 2. 1546. Cupido mit dem Honig (Regenbogen, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 265). Cupido nascht vom süßen Honig in einem Bienenstock. Dabei sticht ihn eine Biene. Als er sich bei seiner Mutter Venus beschwert, antwortet sie ihm, wer den süßen Honig der Liebe versuche, müsse auch Schmerzen der Eifersucht und Sehnsucht erleiden [Str. 1 und 2]. Wer solchen Schaden vermeiden will, soll die Liebe aus seinem Herzen vertreiben. Der Schmerz der Liebe ist lang, die Freude ist kurz. Liebe schadet an Seele, Leib, Ehre und Gut [Str. 3]. Q.: Andreas Alciatus, Emblemata E 4v–5r. 1946 23.  2. 1546. Der dot mit Cupidine (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D.  4, Nr.  266). Eines Nachts kehrt der Tod in einem Wirtshaus ein; den Köcher, in dem die Pfeile stecken, mit denen er die Alten abberuft, hängt er an die Wand. Spät kommt auch Cupido in die Herberge. Er wird vom Wirt in das Zimmer des Todes gelegt und hängt ebenfalls seinen Köcher auf. Mit seinen Pfeilen verwundet er nur die Jungen. Der Tod

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verwechselt die Köcher, als er weggeht, und auch Cupido bemerkt die Verwechslung nicht. Schluss: So kommt es, dass manch Alter sich verliebt, jedoch manch Junger an den Wunden der Liebe stirbt. Q.: Andreas Alciatus, Emblemata D 3v-D 4v. Vgl. KG 1918 = Ml. 1947 27. 2. 1546. Die Falsch Zung (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 267). Ein Vater belehrt seinen Sohn, es sei leicht möglich, jemanden mit der Zunge zu verletzen. Was man selbst gesagt hat, vergisst man sehr schnell, der andere aber merkt es sich gut. Mit der Zeit wird sein Schmerz sogar größer, und er wird sich später rächen [Str. 1 und 2]. Zitate aus Bibel und Freidank über die Zunge [Str. 3]. Q.: Freidank, Bescheidenheit 164,5  f. Lit.: Neumann 2005, 113.

1948 20. 3. 1546. Der pfaff mit dem tace (Kettner, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 268). Drei Bauern sitzen mit dem Pfarrer beim Wein. Einer von ihnen verspottet den Pfarrer. Als der Pfarrer tace gesagt hat und der Bauer noch immer nicht aufhört, schlägt der Pfarrer ihm den Leuchter ins Gesicht. Die Streitenden werden durch die anderen getrennt. Der Bauer meint, wenn er gewusst hätte, dass tace „Leuchter“ heißt, hätte er ihn zuerst genommen. Schluss: Wer sich mit dem Pfarrer anlegen will, muss den Leuchter packen, wenn der Pfarrer tace sagt. 1949 22.  3. 1546. [E] Ein epitaphium oder klag-red ob der leych D. Martini Luthers (K./G. 1,401). 100 Vs. Am 17. 2. 1546 träumt der Dichter, er stehe in einem sächsischen Tempel an einer Bahre und denkt, es könne Luther darauf liegen. Frau Theologia tritt hinzu und klagt über den Verlust, sagt aber nur Allgemeines über Luther. Der Dichter tröstet sie, indem er sagt, es gebe weitere Streiter für sie, und sie solle Luther jetzt seine ewige Ruhe gönnen. Lit.: Heger 1978, 256–258; Nolte 1984, 78–81; Feuerstein 2001, 268  f.

1950 23. 3. 1546. [E] Historia. Das urteil Paridis sampt der beraubung Helena auß Kriechenland (K./G. 2,148). 200 Vs. Paris-Urteil als Traum, Sehnsucht nach Helena beim Erwachen. Vorgeschichte des Trojanischen Krieges, erste Zerstörung, Hesione gegen Helena, zweite Zerstörung. Schluss: Liebe zu einer Frau ist häufig Ursache für Unglück und Verderben. Q.: Dares Phrygius (Tatius Alpinus) und vielleicht das „Trojabuch“. Vgl. KG 1146 = Ml. Lit.: A. Roth 2016, 278  f.

1951 23. 3. 1546. [E] Der zwainzig götter aigenschaft (K./G. 22,349). 24 Vs. Demogorgo, Jupiter, Luna, Apollo, Cybele, Pan, Diana, Ceres, Saturn, Pluto, Merkur, Juno, Herkules, Vulcanus, Neptun, Mars, Thetis, Venus, Cupido, Minerva (je ein Vers) die halten rat, wie sie in schuetz / erhalten möchten gmainen nuetz, / weil er ist kranck und döttlich wünd, / das er werd wider frisch und gsünd. 1952 27. 3. 1546. Die göczen pild (Eislinger, Langer Ton). „Brief des Jeremia“: Beweis, dass die babylonischen Götzen machtlos sind. Warnung davor, sie zu verehren. Schluss: Auch in Deutschland gab es lange Bilderdienst und Wallfahrten, doch liegt Diser jarmarck aller papisten jetzt darnieder. Q.: Bar 6,1–39. Vgl. KG 5504 = Sg. 1953 27. 3. 1546. Ein erscheinung und himelfart (Schechner, Reisige Freudweise). Inh. u. Q. wie KG 148 = Ml., aber hier nur 24,36–53. Vgl. 946, 2629 (verl.), 3252, 3513, 4604, 4641



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= Mll. Schluss: Christus möge sich uns zuwenden und uns durch seinen Geist „anrühren“. Der Geist stärkt uns im Glauben und führt uns zu Reue und Buße. So möge Christus uns am Ende seinen Segen geben und eine selige Auferstehung schenken. 1954 29. 3. 1546. Die Zwen gen Emahus (Herwart, Bloßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. 1955 29. 3. 1546. Das Fischen (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 3253, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Gebet: Um seiner Auferstehung willen möge Christus in seines Geistes Gnaden erscheinen, damit wir ihn erkennen und in göttlicher Liebe brennen. So werden wir am himmlischen Nachtmahl teil­ haben. 1956 30. 3. 1546. Der Dewffel mit dem alten weib (Vogel, Rebenweise; G./D. 4, Nr. 269). Der Teufel kann ein Ehepaar schon 30 Jahre lang nicht in Unfrieden bringen. Deshalb beauftragt er eine alte Frau, die der Ehefrau vortäuscht, ihr Mann begehe Ehebruch. Wenn sie ein Messer ins Ehebett lege, werde sie merken, wann ihr Ehemann aufstehe. Dem Mann sagt die alte Frau, seine Frau wolle ihn erstechen. Als er das Messer bemerkt, schneidet er seiner Frau die Kehle durch. Dann hängt er sich aus Reue über seine Tat auf. Die Hexe bannt den Teufel in einen Kreis; dieser händigt ihr die zum Lohn versprochenen Schuhe an einen Stab gebunden aus, weil er Angst hat, selbst von ihr gefangen und gequält zu werden. Schluss: Aufforderung an Eheleute, bösen Mäulern nicht zu trauen. Vgl. KG 1655 (verl.) = Ml. und 1889 = Fsp. Lit.: Behrendt/Hauck 2001, 242–245.

1957 31. 3. 1546. Die offenbarung pauli (Regenbogen, Grauer Ton). Die Offenbarung des Herrn und die Schwachheit des Apostels Paulus. Schluss: Gott offenbart sich uns, indem er uns in unserer Schwachheit beisteht. Q.: 2Kor 12,1–10. 1958 31. 3. 1546. Die grab hüeter (Vogel, Lilienweise). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 378, 3255, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Bis auf den heutigen Tag sprechen die Juden in dieser Art von der Auferstehung. Auslegung: Lange Zeit lag auch Christi Wort begraben, der schwere Stein der Menschenlehre hielt es versperrt. Wollte einer klar vom Wort Gottes sprechen, so wurde er in Acht und Bann getan. Doch Gottes Wort ist erstanden. Den Pharisäern hilft kein Lügen, sie können das Wort Gottes nicht „dämpfen“. 1959 2. 4. 1546. Der ermört künig agis (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). König Agis von Sparta will soziale Reformen einführen. Lykurg ist sein Vorbild für die neue Gesetzgebung. Der gmain man sympathisiert mit dem König, doch das Hofgesinde setzt ihn gefangen. Agis wird schließlich getötet, ebenso seine ihn im Gefängnis besuchende Mutter und auch deren Mutter. Der frum ist ohne Verschulden geplagt worden. Q.: Plutarch, Agis 19  f. (Boner). Vgl. KG 5505 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 269  f.

1960 2. 4. 1546. Die gelb junckfraw (Stolle, Alment). Spartaner vergewaltigen und töten die Töchter des Skedasos von Leuktra. Der Vater schwört Rache, bleibt jedoch ohne Genugtuung. Er tötet sich selbst auf dem Grab seiner Töchter. Seitdem geht das Gerücht, man solle sich vor Leuktra hüten. Doch ist man sich über den Ort nicht einig,

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denn es gibt drei Städte gleichen Namens. – Eines Tages erwartet der thebanische Hauptmann Pelopidas bei Leuktra die Spartaner, um mit ihnen zu kämpfen. Doch die Spartaner scheuen sich, dorthin zu ziehen. Im Traum sieht Pelopidas die ermordeten Töchter, die die Spartaner verfluchen. Auch sieht er Skedasos, der prophezeit, Pelopidas könne die Schlacht gewinnen, wenn er eine gelbe Jungfrau opfere. Als sich die Ratgeber des Hauptmanns nicht entscheiden können, was zu tun sei, kommt ein zahmes Füllen ins Heerlager gelaufen. Es hat eine schöne gelbe Mähne und gibt einige Laute von sich. Die Wahrsager raten, das Tier zu opfern. In der anschließenden Schlacht werden die Spartaner besiegt. Schluss: Wenn die Obrigkeit die Laster nicht straft, wird das ganze Volk von Gott gestraft. Q.: Plutarch, Pelopidas 20–22 (Boner). Vgl. KG 5506 = Sg. 1961 5. 4. 1546. Der traum thimonis (Mügling, Traumweise). Kimon rüstet zweihundert Schiffe. In der Nacht hat er einen Traum: Ein Hund fordert ihn auf, nach Ägypten zu fahren, dort wird er unter einem Lorbeerbaum ausgezeichnet. Ein Wahrsager deutet den Traum. Kimon wird in Ägypten sterben. Als beim Opfer im Tempel Ameisen das Opferblut ausbreiten, erschrickt er; dennoch macht er sich auf. Er wird in einer Schlacht tödlich verwundet. Ganz Athen trauert um ihn. Q.: Plutarch, Kimon 18  f. 1962 9.  4. 1546. Wider die feint gotes 83 psalm (Regenbogen, Langer Ton). Wider die Feinde Israels [Str. 1 und 2]. Zusammenfassung: Die Bitte des Psalmisten kann heute genauso ausgesprochen werden. Denn wie Israel geht es dem Volk Gottes in Deutschland. Das Papsttum tobt überall dort, wo das Wort Gottes angenommen worden ist. Es hetzt die Obrigkeit auf und hat mit den „Geistlosen“ einen Bund gemacht, um das ganze Land in Blut zu baden. O Herr, beschütze dein Volk! Unsere Hilfe steht allein in seiner Hand [Str. 3]. Q.: Ps 83,2–19. Vgl. KG 5960 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 268 („Das ergebnislos verlaufene Religionsgespräch scheint Sachsens Furcht vor dem baldigen Ausbruch eines gewaltsamen Konfliktes verstärkt zu haben. Ganz Deutschland werde im Blut baden, prophezeit er. Wenige Monate später war das traurige Realität.“); Rettelbach 2002, 643 A. 97.

1963 10. 4. 1546. Ein clag in süenden 13 psalm (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. u. Q. wie KG 102 = Lied. Vgl. 5973 = Sg [Str. 1]. Auslegung: In dem Psalm erkennen wir, wie es ist, wenn ein Mensch Leid, Angst und Qual im Herzen trägt. Seine Sünde wird ihm bewusst, und Gottes Zorn droht ewigen Tod an. Der Sünder meint, Gott habe sich ganz von ihm abgewendet. Der Satan beschwert seine Seele [Str. 2]. Ruft der Mensch in seiner Not zu Gott, der ihm allein helfen kann, so werden die Augen seiner Seele erleuchtet, so dass er nicht in Verzweiflung stirbt. Durch Jesus Christus erbarmt sich Gott des Sünders, durch seinen Geist stärkt und tröstet er. Der Sünder beginnt mit christlicher Buße und lobt Gott [Str. 3]. 1964 14. 4. 1546. Ein pegrebnus Aligoria (Lorenz, Blühweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 724 = Ml., aber hier nur 23,44–53. Vgl. 3151, 3758, 5026 = Mll. Auslegung: Mit dem Hauptmann, der bei Jesu Tod zugegen war, werden alle die verglichen, die das Wort Gottes verfolgt haben, sich jedoch zu ihrer Sünde bekennen und Gnade erlangen. 2. Wer das Wort vom Kreuz in Schmerzen annimmt und es in seinem Herzen begräbt,



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der wird mit Joseph von Arimathia verglichen. 3. Die zum Grab Jesu gehenden Frauen stehen für alle, die dem Wort Gottes nachfolgen, ohne Rücksicht auf Schmach und Schande. Solchen Menschen ersteht Christus geistlich im Herzen [Str. 3]. Lit.: Dehnert 2017, 286–288.

1965 15. 4. 1546. [E] Ein comedi mit 13 personen, die geduldig und gehorsam marggräfin Griselda, hat 5 actus (K./G. 2,40). 812 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,10 (Arigo). Vgl. KG 2604 = Ml. Inhalt: Markgraf Walter (Gualtieri) heiratet Griselda, die Tochter eines Hirten und unterzieht ihren Gehorsam mehrfach einer sehr harten Prüfung, indem er ihr u.  a. ihre zwei Kinder jeweils gleich nach der Geburt wegnehmen lässt und die Scheidung sowie die Hochzeit mit einer anderen fingiert. Da Griselda alles klaglos erduldet, endet das Stück mit der Wiedervereinigung der Familie. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Knappe Inhaltsangabe. 2. Dialog Räte Marco–Therello: wollen dem Markgrafen Ehe anraten. 3. Dreigespräch Markgraf–Therello–Marco: Der Markgraf will erst nicht, sich aber dann in 14 Tagen eine erwählen. 4. Dialog Markgraf– Erster Trabant Antoni: Dieser soll den Hirten Janiculus (Giannùcolo) holen. 5. Dialog Markgraf–Janiculus: Er will dessen Tochter Griselda, Janiculus soll aber schweigen. II. 1. Marco zu zwei Brautjungfern: kennt Braut noch nicht. 2. Dialog Markgraf–Marco: Man soll Braut holen. Sie geen herumb. 3. Szene: Marco–Griselda–Markgraf: Sie soll Janiculus aus dem Haus holen. 4. Dialog Janiculus–Markgraf: Erinnerung an Gespräch. 5. Szene: a) Dialog Markgraf–Griselda: gehorcht Janiculus und will Markgraf gehorsam sein; b) Vorstellung Griseldis vor Gesinde: Marco akzeptiert, Markgraf schickt sie zum Umkleiden; c) Trabantendialog Antoni–Miser Lux: Antoni gegen, Miser Lux für Griselda; d) Griselda geschmückt, Markgraf ruft zum Abmarsch. 6. Dialog Markgraf– Marco: Marco sagt, Griselda werde im Land gelobt. 7. Szene: 1. Hofjungfrau meldet Geburt einer Tochter, Markgraf ordert Kirchenschmückung. 8. Monolog Markgraf: ist froh, will aber Griselda prüfen. III. 1. Monolog Griselda: freut sich, will gehorsam sein. 2. Dialog Markgraf–Griselda: Das niedriggeborene Kind muss weg, Griselda gehorcht. 3. Dialog Erste Hofjungfrau–Griselda: Warum Markgraf traurig aus dem Saal ging. Griselda: Unfall, hofft aber. 4. Dialog Antoni–Griselda: holt Kind ab, soll es nicht von Tieren im Wald zerreißen lassen. 5. Dreigespräch Griselda–Hofjungfrauen: Die zweite beklagt den Tod des Kindes, aber Griselda betont ihren Gehorsam. 6. Dialog Markgraf–Antoni: Antoni soll das Kind zur Schwester des Markgrafen nach Bononia (Bologna) bringen. ZEITSPRUNG. 7. Zweite Hofjungfrau meldet Geburt eines Sohnes. 8. Markgraf zu Miser Lux: soll Sohn holen. 9. Monolog Markgraf: Wenn Griseldis gehorsam ist, ist er glücklich. 10. Dialog Miser Lux–Markgraf: bringt Sohn, berichtet von Griseldas Gehorsam, wird nach Bononia geschickt. 11. Monolog Markgraf: beschließt dritte Prüfung. IV. 1. Markgraf zu Antoni: soll Sohn und Tochter aus Bononia holen und tun, als seien sie ein Brautpaar. 2. Dialog Marco–Antoni (Markgraf stummer Lauscher): wollen wegen des Gemeinnutzes protestieren. 3. Dreigespräch Markgraf–Antoni–Marco:

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Markgraf will Griselda verstoßen, Adelige heiraten, weist Fürsprache der Räte zurück. 4. Dialog Markgraf–Griselda: zeigt ihr Scheidungsbrief vom Papst, sie betont in langer Rede Gehorsam. Darf ihr Hemd behalten. „umbgeen“: Terello über Wandel des Glücks, Janiculus und Griselda wieder vereint. V.  1. Markgraf zu Räten: Braut holen, Antoni soll Griselda holen. ZEITSPRUNG. 2. Dialog Markgraf–Griselda: Griselda soll bei Hochzeit helfen. 3. Szene: a) Begrüßung des Schwagers; b) Kommentare Hofjungfrauen (Griselda schlecht gekleidet), Miser Lux (findet Braut gut), Griselda (lobt Braut, hofft, dass diese gut behandelt wird; c) Markgraf zu Griselda: Braut ist Tochter, Begleiter Sohn, alles gut, Hofjungfrau soll Griselda kleiden; d) Janiculus herbestellt. 4. Markgraf zu Janiculus: alles gut, Gewand. 5. Freudenszene mit Tanz: Schwager, Griselda, Sohn und Tochter, Janiculus, Markgraf (erklärt nochmals sein Handeln). 6. Epilog Ehrnholdt: Drei Lehren: (1) Eltern sollen Töchter zum Gehorsam erziehen. (2). Gattin soll gehorsam sein. (3) Mann soll Frau gut behandeln. Lit: Krause 1979, 149.151  f.; Bertelsmeier-Kierst 1988, 176  f.; Heidemann 1988, 62–66 (65: „Die wahnwitzigen Prüfungen, die der Graf seiner Frau auferlegt, seine brutale Rücksichtslosigkeit finden in dieser Lehre nicht nur keine Entsprechung, sondern widersprechen ihr sogar. Der hier entworfene Ehemann kommt in der Comedi nicht vor. Deutlich zeigt sich die Unzulänglichkeit des Stoffes für eine Ehedidaxe, die beide Partner für das Funktionieren der Ehe verantwortlich macht.“); Borgnet 1993, 53–55; Blamires 1995, 130–136; Epping-Jäger 1996, 454–489.501  f.511 A.  343.515  f.; Stuplich 1998, 126–128. 140  f.182.192.203  f.222  f.224.230  f.; Sasse 2007, 284–286; Sasse 2008d (424: „Die Einforderung der beiden kanonischen Prinzipien von Vernunft und Nutzen durch den bürgerlichen Autor Sachs liefert den roten Faden der gesamten dramatischen Handlungskonstellation sowie den Schlüssel zu den darin vermittelten didaktischen Inhalten. So wird Griseldas Funktion als weiblicher Prototyp eines bürgerlichen Lebensstils, der seine soziale Standesidentität nicht an die Geburt, sondern ausschließlich an die Übernahme und Verinnerlichung einschlägiger kultureller Praktiken, vor allem im Bereich von Erziehung und privater Lebensführung, bindet, an entscheidenden Stellen der Spielhandlung immer wieder hervorgehoben und dem Publikum als Schlüsselbotschaft regelrecht eingehämmert […]. 431: „Das Griselda-Drama […] bezeichnet gewissermaßen den Höhepunkt des frühneuzeitlichen Rezeptionsprozesses der italienischen Literatur, in dessen Verlauf diese immer stärker von ihren ursprünglichen literarisch-kulturellen Kontexten abgelöst und in maßgerechte Bausteine der eigenen Identität umgewandelt wurde.“); Dallapiazza 2010 (144: „Seine comedi dramatisiert recht frei und nicht ungeschickt die Fabel und entfernt sich dabei erheblich von der narrativen Form der Vorlage.“); Dallapiazza 2011, 471  f.; Sasse 2016, 55–57; Sasse 2020b, 37  f.46  f.56 A. 177.94 f.99 A. 343.106  f.112.116.121-123.298.305  f.

1966 17. 4. 1546. Die abgehawen stecken (Vogel, Lilienweise; G./D. 4, Nr. 270). In Marburg hat ein Mann eine zänkische Frau. Jedes Mal, wenn er sie schlägt, schreit sie: Dw schalck, ein dewffel schleckst allein heraus und sieben nein. Ein Nachbar gibt ihm den Rat, die Stecken zu präparieren, so dass sie leicht abbrechen. Als der Mann seine Frau verhaut und der Stecken wirklich abbricht, schreit er: Dewffel wurf mir her ein stecken. Der Nachbar wirft ihm heimlich den Stock zu. Nachdem sich dieser Vorgang öfter wiederholt hat, fällt die Ehefrau ihrem Mann um den Hals und bittet um Verzeihung. Seitdem ist Friede im Haus. 1967 20. 4. 1546. Das pauren gescheft (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 4, Nr. 271). Drei Fragen werden durch eine Geschichte beantwortet: 1. warum der Wolf dem Schaf



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nachstellt, 2. warum an Dornenhecken die Kleidung des Bauern zerreißt und 3. warum Pfarrer Bäuerinnen haben wollen. Ein im Sterben liegender Bauer machte folgendes Testament: 1. Der Wolf soll ein Schäflein bekommen, da er den Bauern immer verschont hatte. 2. Je nach Witterung soll die Dornenhecke, in deren Schatten der Bauer oft saß, mit einem Kleidungsstück des Bauern geschützt werden. 3. Seine Frau soll dem Pfaffen gehören, damit sie ein gutes Leben habe. Nach dem Tod des Bauern heiratet seine Frau jedoch einen jungen Bauern. Dem gibt sie das Kleidungsstück des Verstorbenen, und das Schaf essen sie zur Hochzeit. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 56 (Adelphus Muling). Vgl. KG 5173 = Sg. 20. 4. 1546. Der gestorben narr (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 272). In Florenz lebt der fröhliche, aber einfältige Narr Nigniaca. Einige Bürgersöhne verabreden sich, dem Narren einzureden, er sei krank. Schließlich wird der angeblich Tote auf einer Bahre in den Kirchhof getragen. Ein Wirtsknecht meint, er sei es nicht wert, begraben zu werden, man solle ihn aufhängen. Da wird es dem einfältigen Narren doch zu viel und er sagt, wenn er jetzt reden könnte, so würde er den Knecht der Lüge bezichtigen. Das Volk lacht, der Narr merkt erst jetzt den Ulk. Schluss: Der Einfältige muss viel leiden. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 137 (Adelphus Muling). 20. 4. 1546. Der Falsch Notharius (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 4, Nr. 273). Ein Bürgersohn in Florenz erfährt vom Notar, dass sein Vater von einem verstorbenen Hauptmann noch 500 Gulden zu bekommen habe. Damit der Sohn beim Erben des Hauptmanns das Geld einklagen kann, gibt der Notar ihm für fünf Gulden ein Dokument über die Schulden. Doch der Erbe streitet alles ab und beschwert sich beim Notar. Der wiederum verspricht dem Erben für fünf Gulden einen Beleg, aus dem zu entnehmen ist, dass der verstorbene Hauptmann die Schuld beglichen hat. Schluss: Die Juristen machen einem nur blauen Dunst vor, das ist ihre Kunst. Gott gebe ihnen die Franczen [Syphilis]! Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 73 (Adelphus Muling). 20. 4. 1546. Der narr mit dem wintmachen (Folz, Feielweise; G./D. 4, Nr. 274). Ein Kardinal will wegen großer Hitze, dass man ihm Wind macht. Da seine Diener, die ihm sonst mit dem Flederwisch Wind zufächeln, nicht da sind, bietet sich der Narr an, die Aufgabe zu übernehmen. Er lässt einen überlauten Furz. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 51 (Adelphus Muling). 21. 4. 1546. Der narrat doctor mit vögeln (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 275). In Mailand bittet ein ungebildeter Doktor einen Vogler, ihn mit in den Wald zu nehmen. Der Vogler verbietet ihm zu sprechen, damit die Vögel nicht verscheucht werden. Doch der Doktor sagt: Es sind vil vögel da. Alle fliegen davon. Als sich danach wieder viele Vögel eingefunden haben, denkt der Doktor, die Vögel verstünden kein Latein, und schreit aves. Schluss: Narren können nicht schweigen. Mit ihnen kann man schlecht zusammenleben, weil sie kein Geheimnis für sich behalten. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 17 (Adelphus Muling). 21. 4. 1546. Der Esels satel (Hülzing, Hagelweise; G./D. 4, Nr. 276). Ein ungelehrter, aber listiger Arzt gründet seinen Ruhm auf folgenden Trick: Werden Krankheiten schlimmer, so führt er das auf bestimmte Speisen zurück, deren Genuss er den Patien-

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ten auf den Kopf zusagt, nachdem er sich vorher unauffällig darüber informiert hat, was der Kranke gegessen hat. Diese Kunst lehrt der Arzt seinen Knecht, der damit die Bauern betrügt. Als der Knecht einen Patienten das zweite Mal besucht, ist dieser todkrank; er findet aber keine Speisen, die er verbotenerweise gegessen haben könnte, er sieht nur einen Eselssattel unter dem Bett. Der Knecht meint deswegen, der Patient habe einen Esel gegessen. Für diese Feststellung erntet der Knecht nur Spott. Schluss: Manch ungelehrter Arzt heilt einen Patienten so, dass er stirbt. Solche Ärzte sind gefährlich und füllen den Friedhof. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 14 (Adelphus Muling). 22. 4. 1546. Der ailft psalm Daüid (Sachs, Morgenweise). Inh. u. Q. wie KG 101 = Lied. Vgl. 5971 = Sg. [Str. 1]. Auslegung: Zwei „Völker“ zeigt uns der Psalmist. Das eine vertraut auf Gott, das andere widersteht ihm. Der Gerechte bleibt beständig, er weicht vom Wort nicht ab. Der Gottlose verfolgt und martert den Aufrichtigen. Der Gottlose tut so, als sei das Wort Gottes eitle Ketzerei. Doch Gott sitzt in seinem heiligen Tempel. Er sieht, wie die Menschenkinder auf Erden leben. Auf die Gottlosen wird er Feuer, Schwefel und Blitz herabkommen lassen. Gott liebt alle Gerechten. Denen, die ihm vertrauen, will er nach dem „Elend“ das ewige Leben geben [Str. 2 und 3]. 22. 4. 1546. Der 42 psalm ain clag der sünd (Zorn, Zugweise). Der Psalmist sehnt sich nach Gott, der ihm Helfer gegen die Feinde sein wird [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn uns der Feind und die Sünde hart bedrängen, kommt der schwache Christ in Versuchung zu klagen; er meint, Gott habe ihn verlassen, und er wird unruhig, bis Gott ihn durch sein Wort unter Mitwirkung des Heiligen Geistes erlöst [Str. 3]. Q.: Ps 42,2–12. Vgl. KG 4578 = Ml. und 5573 = Sg. 23. 4. 1546. Der 43 psalm ein pit umb erlösung (Rosengart, Freudweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 105 = Lied. Vgl. 6008 = Sg. Auslegung: In großer Not soll man zu Gott aufschreien, denn er erlöst von den bösen Feinden. Deshalb lassen wir die Harfe der Danksagung erklingen [Str. 3]. 27.  4. 1546. Der pawrenschinter (Mügling, Hofton; G./D.  4, Nr.  277). In Erfurt antwortet ein Jurist auf die Frage seines Nachbarn, wohin er gehe: Ich will aufs lant und pauren schinden. Als der Nachbar vor dem Tor der Stadt spazieren geht, fragt ihn ein Bauer nach dem Abdecker für sein totes Pferd. Der Nachbar zeigt ihm das Haus des Anwalts. Für diese Beleidigung verklagt der Anwalt seinen Nachbarn auf 30 Gulden. Vor Gericht sagt der Nachbar aus, der Jurist habe gesagt, er wolle pauren schinden, da habe er gedacht, er könne dotte roß auch schinden. Schluss: Verdientermaßen schindet auch tote Pferde, wer lebendige Menschen ohne Erbarmen ausplündert. Wer sich mit Juristen einlässt, der wird arm dabei. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 27 Ö. 27. 4. 1546. Der prillenmacher (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 278). Auf dem Weg zum Reichstag in Frankfurt trifft Eulenspiegel in der Wetterau den Bischof von Trier. Eulenspiegel gibt sich als Brillenmacher aus. Brillenmacher sei ein guter Beruf, meint der Bischof, weil die ganze Menschheit voller Gebrechlichkeit sei. Eulenspiegel ist nicht dieser Meinung. Erstens seien viele Geistliche gestorben, die jungen Mönche gingen



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in die Welt, die alten wüssten vieles auswendig. Zweitens würden der Papst, Bischöfe und Prälaten, Könige und Fürsten durch die Finger sehen. Dies habe er in Brabant und ganz Deutschland beobachtet. Für ein Hofkleid und einen Silberschild darf Eulenspiegel seiner Späße wegen den Bischof mit nach Frankfurt begleiten. Schluss: Brillen machen taugt nichts, solange man im Land „durch die Finger sieht“. Es schafft böses Blut, wird Böses nicht bestraft. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 22 (63). Vgl. KG 4476 = Sg. Lit.: Tenberg 1996, 120  f.

1978 28. 4. 1546. Eulenspigel mit der Kellnerin (Heid, Kälberweise; G./D. 4, Nr. 279). In Rissenpurck bei Braunschweig besitzt ein Pfarrer ein schönes Ross, das der Landesfürst haben möchte. Eulenspiegel erklärt sich bereit, es ihm zu bringen. Er gibt vor, krank zu sein, und beichtet dem Pfarrer seine Sünden, unter anderem, dass er mit der Haushälterin des Pfarrers geschlafen habe. Der Pfarrer erteilt ihm die Absolution und spricht mit der Haushälterin. Am nächsten Morgen sagt Eulenspiegel dem Pfarrer, da er gegenüber seiner Haushälterin das Beichtgeheimnis gebrochen habe, werde er ihn in Halberstadt vor dem bischöflichen Rat verklagen, falls er ihm nicht sein Pferd gebe. So kann Eulenspiegel dem Herzog das Pferd auf Schloss Wolfenbüttel übergeben. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 38. Vgl. KG 4256 = Fsp. Lit.: Tenberg 1996, 119  f.

1979 28. 4. 1546. Des Ewlenspigels hailtum (Schiller, Maienweise; G./D. 4, Nr. 280). Eulenspiegel ist seiner schalckheit wegen bekannt. Er zieht als Pfarrer verkleidet durchs Land und führt als Reliquie einen Totenkopf mit sich, den er den heiligen Stolprion nennt. Auf jeder Kirchweih verabredet er mit dem jeweiligen Pfarrer, dass dieser die Hälfte des Ablasseinkommens erhalte, wenn er ihn predigen lasse. In seiner Predigt sagt Eulenspiegel, das eingehende Geld sei zum Kirchenbau für St. Stolprion bestimmt, es werde nur reines Geld genommen, vor allem nicht solches von Ehebrecherinnen. Daraufhin wird viel geopfert, am meisten von Ehebrecherinnen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 31. Vgl. KG 5779 = Sg. 1980 29. 4. 1546. Ein anfang auf pfingsten der neunzehent psalm (Sachs, Neuer Ton). Schon David verkündete das Reich Christi, das begann, als die Jünger den Heiligen Geist empfingen. Gott wird aus der Natur und dem Gesetz gepriesen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn der Psalmist davon spricht, die Natur verkünde die Werke Gottes, so deutet es darauf hin, dass die Apostel es sind, die das Evangelium rein verkünden. In dieser Predigt wird in uns Christus, der Sohn der Gerechtigkeit, geboren. So wird sein Wort uns ein sanftes Joch. Im Geist brennt der Christen Herz. Jetzt rufen wir zu Gott, damit er uns erlöse [Str. 3]. Q.: Ps 19,2–15. Vgl. KG 6000 = Sg. 1981 29. 4. 1546. Ewlenspiegel disputaczion (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 281). Eulenspiegel disputiert in Paris über die Frage, ob es besser sei, das zu tun, was man kann, oder sich mit dem Erlernen bisher unbekannter Dinge zu beschäftigen. Die meisten Gelehrten plädieren für das Erstere. Da beschimpft Eulenspiegel sie alle als Narren, denn sie, die Gelehrten, verbrächten ihre Zeit nur damit, Unbekanntes zu erforschen, obgleich sie doch gerade das Gegenteil behaupteten. Sie beschäftigten sich mit „wohl-

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gezierten“ Sprachen und Astronomie, Dingen, die kein Mensch brauche. Schluss: Die Lehre vom rechten Leben ist einfach; man soll sich nach dem Gewissen richten, viele Bücher und Unterricht brauche man nicht. Q.: Ulenspiegel 1532, Zusatzgeschichte Nr. 99. Lit.: Tenberg 1996, 121.

1982 29.  4. 1546. Der wolff mit dem pild (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 282). Ein hungriger Wolf findet im Gras ein schönes Bild und ist enttäuscht, weil es nicht lebendig ist. Er meint, es sei zwar schön geschnitten, doch die Kunst sei umsonst, da das Bild kein Hirn und keine Sinne habe [Str. 1 und 2]. Ein Aufruf an die Jugend: Ein schöner Mensch ohne geistige Fähigkeiten ist eine Schande, wenn er als Tölpel herumsitzt. Die Schönheit vermag nichts ohne Tugend [Str. 3]. Q.: Romulus 2,14 = 44 T. (2,14 Steinhöwel). 1983 30.  4. 1546. Der Herman mit dem Esel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 283). Hermann, ein Bauer aus Erfurt, transportiert sein Korn auf sieben Eseln, die wie auf einem Saumpfad hintereinander laufen, auf ein Schloss. Heimwärts reitet der Bauer auf dem hintersten Esel und zählt nur sechs Tiere. Sofort sucht er das siebte. Als er die Suche aufgegeben hat und von seinem Esel absteigt, lacht ihn seine Frau aus. Schluss: Wer etwas sucht, ohne zu denken, zu dem sagt man: Du bist wie Hermann, der seinen Esel sucht, obwohl er auf ihm sitzt. 1984 30. 4. 1546. Eulenspigel mit dem rosschwancz (Folz, Blutton; G./D. 4, Nr. 284). Ein Pferdehändler in Wismar prüft die Pferde nicht dadurch, dass er ihnen ins Maul schaut, sondern indem er sie am Schwanz zieht. Eulenspiegel lässt einem alten Ross den Schwanz abschneiden und es schmücken. Mit Blut und Harz klebt er dem Gaul den Schwanz wieder an. Er will ihn auf dem Pferdemarkt dem Händler für zwanzig Gulden verkaufen. Der Händler gibt ihm nur zehn. Aber da geraten zwei nasse knaben aneinander: Als der Händler das Ross prüfen will, reißt er ihm den Schwanz ab. Eulenspiegel verklagt den Händler vor Gericht, weil der seinen Gaul geschändet habe, bekommt seine restlichen zehn Gulden und zieht weiter. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 63 (65). 1985 2. 5. 1546. Der Saul mit dem spies (Vogel, Lilienweise). David wird nach dem Sieg über die Philister mehr gefeiert als Saul. Dieser versucht deswegen, ihn zu ermorden [Str. 1 und 2]. Merckt: Dünkel führt zu Neid und Hass, Zorn aber zu Tyrannei. Eine Sünde zieht die andere nach sich. Bitte um Verschonung vor solchen Lastern [Str. 3]. Q.: 1Sam 18,6–16. Vgl. KG 3727 = Ml. und 5078 = Trag. 1986 2. 5. 1546. Drey Fünsinger Schwenk (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 285). Ein Fünsinger Bauer findet im Wald eine Armbrust und hält sie für ein Kreuz. Als er die Armbrust aufhebt, um das „Kreuz“ zu küssen, wird er zurückgestoßen, und seine Nase wird abgeschlagen. Nun verflucht der Bauer das Holz [Str. 1]. Sechs Bauern kommen zu einem Brunnen, in dem sich die Sonne spiegelt. Die Bauern halten das Spiegelbild für einen Käse. Sie hängen sich aneinander, um ihn zu holen. Als der oberste in die Hände spuckt, stürzen alle in den Brunnen [Str. 2]. Fünsinger Bauern sitzen auf Eichen, um die Eicheln abzurupfen. Dabei fällt einer vom Baum, verfängt sich in einer

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gezierten“ Sprachen und Astronomie, Dingen, die kein Mensch brauche. Schluss: Die Lehre vom rechten Leben ist einfach; man soll sich nach dem Gewissen richten, viele Bücher und Unterricht brauche man nicht. Q.: Ulenspiegel 1532, Zusatzgeschichte Nr. 99. Lit.: Tenberg 1996, 121.

1982 29.  4. 1546. Der wolff mit dem pild (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 282). Ein hungriger Wolf findet im Gras ein schönes Bild und ist enttäuscht, weil es nicht lebendig ist. Er meint, es sei zwar schön geschnitten, doch die Kunst sei umsonst, da das Bild kein Hirn und keine Sinne habe [Str. 1 und 2]. Ein Aufruf an die Jugend: Ein schöner Mensch ohne geistige Fähigkeiten ist eine Schande, wenn er als Tölpel herumsitzt. Die Schönheit vermag nichts ohne Tugend [Str. 3]. Q.: Romulus 2,14 = 44 T. (2,14 Steinhöwel). 1983 30.  4. 1546. Der Herman mit dem Esel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 283). Hermann, ein Bauer aus Erfurt, transportiert sein Korn auf sieben Eseln, die wie auf einem Saumpfad hintereinander laufen, auf ein Schloss. Heimwärts reitet der Bauer auf dem hintersten Esel und zählt nur sechs Tiere. Sofort sucht er das siebte. Als er die Suche aufgegeben hat und von seinem Esel absteigt, lacht ihn seine Frau aus. Schluss: Wer etwas sucht, ohne zu denken, zu dem sagt man: Du bist wie Hermann, der seinen Esel sucht, obwohl er auf ihm sitzt. 1984 30. 4. 1546. Eulenspigel mit dem rosschwancz (Folz, Blutton; G./D. 4, Nr. 284). Ein Pferdehändler in Wismar prüft die Pferde nicht dadurch, dass er ihnen ins Maul schaut, sondern indem er sie am Schwanz zieht. Eulenspiegel lässt einem alten Ross den Schwanz abschneiden und es schmücken. Mit Blut und Harz klebt er dem Gaul den Schwanz wieder an. Er will ihn auf dem Pferdemarkt dem Händler für zwanzig Gulden verkaufen. Der Händler gibt ihm nur zehn. Aber da geraten zwei nasse knaben aneinander: Als der Händler das Ross prüfen will, reißt er ihm den Schwanz ab. Eulenspiegel verklagt den Händler vor Gericht, weil der seinen Gaul geschändet habe, bekommt seine restlichen zehn Gulden und zieht weiter. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 63 (65). 1985 2. 5. 1546. Der Saul mit dem spies (Vogel, Lilienweise). David wird nach dem Sieg über die Philister mehr gefeiert als Saul. Dieser versucht deswegen, ihn zu ermorden [Str. 1 und 2]. Merckt: Dünkel führt zu Neid und Hass, Zorn aber zu Tyrannei. Eine Sünde zieht die andere nach sich. Bitte um Verschonung vor solchen Lastern [Str. 3]. Q.: 1Sam 18,6–16. Vgl. KG 3727 = Ml. und 5078 = Trag. 1986 2. 5. 1546. Drey Fünsinger Schwenk (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 285). Ein Fünsinger Bauer findet im Wald eine Armbrust und hält sie für ein Kreuz. Als er die Armbrust aufhebt, um das „Kreuz“ zu küssen, wird er zurückgestoßen, und seine Nase wird abgeschlagen. Nun verflucht der Bauer das Holz [Str. 1]. Sechs Bauern kommen zu einem Brunnen, in dem sich die Sonne spiegelt. Die Bauern halten das Spiegelbild für einen Käse. Sie hängen sich aneinander, um ihn zu holen. Als der oberste in die Hände spuckt, stürzen alle in den Brunnen [Str. 2]. Fünsinger Bauern sitzen auf Eichen, um die Eicheln abzurupfen. Dabei fällt einer vom Baum, verfängt sich in einer



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Astgabel und reißt sich den Kopf ab. Da meinen die anderen, er sei ohne Kopf ausgegangen. Auch die Frau des Bauern weiß nicht, ob er mit oder ohne Kopf fortgegangen ist. Am Samstag habe sie ihn noch in den Kopf gezwickt. Schluss: Wer seine Aufgabe erfüllt, ohne sich etwas dabei zu denken, der muss ein Fünsinger sein [Str. 3]. Vgl. KG 5139 = Sg. 3. 5. 1546. Das weib mit den Zwelff Kinden (Marner, Goldener Ton; G./D. 4, Nr. 286). In Britannien hat eine Frau zwölf Kinder. Bevor sie stirbt, ruft sie nach ihrem Ehemann. Sie gesteht ihm, dass nur das erstgeborene Kind sein eigenes sei, und zählt einige der anderen Väter auf. Eine der Töchter hört die Worte der Mutter und meint, die Mutter solle ihr noch vor dem Sterben einen reichen Vater geben, der sie ernähren könne. Da benennt die Mutter einen reichen Kaufmann als Vater. Darüber ist das Kind sehr froh. Schluss: Eine Frau, die auch außereheliche Kinder hat, wird am Sterbebett von Angst und schlechtem Gewissen gequält. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr.  204 (205). 3. 5. 1546. Das weib mit dem pöpel man (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 4, Nr. 287). Eine Ehebrecherin beichtet einem Mönch, dass keines ihrer sieben Kinder von ihrem Mann sei. Zur Buße soll sie ihrem Mann ihre Schuld bekennen. Die Ehefrau wendet eine List an. Während ihr Mann, als pöppel man verkleidet, die Kinder von der Straße ins Haus jagt, sagt sie: „Verschwinde, Pöbelmann, es sind nicht deine Kinder!“ Sprichwort: Nichts geht über Frauenlist. 3. 5. 1546. Der loss man (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 288). Eine Frau stellt ihren nichtsnutzigen Mann vor die Wahl: Auf die eine Seite des Tisches legt sie Kapaun, Fisch, Wein und Wecken, auf die andere Haferbrei und Wasser. Wähle der Mann die armseligen Speisen, so wolle sie mit ihm arbeiten und wenig verzehren. Andernfalls müsse der Ehemann zulassen, dass sie auf schändliche Weise den Lebensunterhalt verdiene, dabei aber ihre Ehre verliere. Der Mann will sein loses Leben weiterführen und wählt die bequeme Möglichkeit [Str. 1 und 2]. Solche nichtsnutzigen Männer gibt es viele, die Weib und Kind im Stich lassen und ihre Arbeit liegenlassen. Dann laufen sie sogar noch in den Krieg. Der Mann schert sich nicht um den Kummer seiner Frau. Sie setzt dann ihre Ehre aufs Spiel, weil sie Hunger und Kummer hat. Der Mann ist schuld, wenn seine Frau herunterkommt [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 205 (206). Vgl. KG 4813 = Sg. 3. 5. 1546. Die drey hoffirer (Sighart, Pflugton; G./D. 4, Nr. 289). Eine schöne, junge und reiche Witwe hat drei Freier, von denen sie gerne loskommen möchte. Sie befolgt den Rat einer alten Frau. Der erste Freier soll sich, um seine Liebe zu beweisen, als Leiche in den Kerner (= Beinhaus) legen. Der zweite soll sich, als Engel verkleidet, an die Totenbahre setzen. Den dritten schickt sie, mit Pech und Harz beschmiert und mit einem Feuerhaken, als Teufel hin. Als der erste Freier auf der Bahre liegt, kommen die beiden anderen hinzu und geraten sofort in Streit. Der erste, der meint, es gehe um seine Seele, läuft auf und davon. Die beiden Streitenden laufen ebenfalls weg. So wird die junge Witwe von ihren Liebhabern befreit. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 220 (221). Vgl. (motivisch) KG 994 = Ml., 995, 5249 = Sgg. und 5427 = Fsp.

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1991 7.  5. 1546. Der pawer mit dem crewcz (Vogel, Frischer Ton; G./D.  4, Nr.  290). Ein reicher Abt verpflichtet seine Bauern, die uneheliche Kinder haben, zum öffentlichen Bekenntnis ihrer Schande. Sie müssen am Sonntag das Kreuz barfuß um die Kirche tragen. Einer, der sich weigert, wird vor den Pfleger zitiert. Dort verteidigt sich der Bauer, auch der Pfarrer müsse das Kreuz tragen, erst, wenn das geschehen sei, werde er es am darauffolgenden Sonntag tragen. Der Pfarrer wird rot und zieht ab wie eine nasse Katze. Schluss: Wer strafen will, sollte nicht wegen desselben Deliktes belangt werden können. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 71. 1992 7. 5. 1546. Die pawerin auf dem palcken (Stolle, Blutton; G./D. 4, Nr. 291). Ein Bauer beschuldigt seine unordentliche Ehefrau, sie sorge sich im Haus um nichts. Am nächsten Morgen setzt sie sich oben auf einen Balken mit ihrem Spinnrocken und spinnt dort. Ihr Mann fragt sie, als er nach Hause kommt, ob sie vom Teufel hinaufgeführt worden sei. Sie meint, da sie sich im Hause um nichts sorge, müsse sie wenigstens hier oben auf dem Balken Sorge tragen, dass ihr Spindel und Spinnwirtel nicht herunterfallen. Schluss: So sorgt sich manche Frau nur um unnütze Dinge. An Dinge, die etwas einbringen, oder an den Lebensunterhalt denkt sie nicht. 1993 8. 5. 1546. Die sechs gulden frag (Marner, Kreuzton). König Alfons hat sechs Weise zu Gast. Die ersten drei fragt er, was ihnen auf der Welt am besten gefalle. Sie antworten: 1. dass der Mensch nicht all das vollbringen kann, was er sich vornimmt; sonst würde viel Übel angerichtet. 2. dass alle Wollust mit Schaden, Schande, Reue und Krankheit vermischt ist; sonst würde alle Zucht und Ehre zunichte. 3. dass Mutwille und Bosheit nur eine kurze Weile dauern und ein schnelles Ende nehmen; sonst hätten die Frommen keine Ruhe. Den anderen drei Weisen stellt der König die Frage, worüber sie sich am meisten wunderten. Sie antworten: 1. dass die Weisen, wenn das Glück sie überfällt, zu Narren werden. Sie denken dann nur an das Irdische. Das vergängliche Elend verschwindet auf Erden bald. 2. dass die Geistlichen so unchristlich in Sünde und Schande leben. Sie treiben Hurerei, Simonie, sind dünkelhaft und neidisch. Mit ihrem Mund täuschen sie Geistlichkeit vor, mit der Hand aber verleugnen sie sie. 3. dass der Mensch in Sünde lebt, obgleich er vom Tod nicht so angetroffen werden will. Vgl. KG 5124 = Sg. 1994 10. 5. 1546. Pharao mit der pestilencz (Duller, Gekrönter Ton). Mose schickt Viehpest über Ägypten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Pharao bedeutet den Papst, der die Christen im Gesetz gefangen hält, bis Gott ihn ins Rote Meer wirft [Str. 3]. Q.: 2Mose 9,1–7. 1995 10. 5. 1546. Der karg thantalus (Kanzler, Goldener Ton). Tantalus ist äußerst geizig, obwohl er Reichtum, köstliche Speisen und Wein besitzt. Erst wenn die Speisen beginnen, faul zu werden, isst er sie, nur saurer Wein ist sein Trank. Er trägt nur abgerissene Kleider. Aus Rache strafen die Götter ihn mit Krankheit und Tod. In der Hölle muss er furchtbare Qualen erleiden. Er steht nackt in einem Fluss; will er trinken, so zieht sich das Wasser vor ihm zurück, will er von einem über ihm hängenden Baum Äpfel nehmen, so entweichen sie ihm [Str. 1 und 2]. Diese „Fabel“ lehrt uns, den Reichtum hier auf Erden zur Freude und zur Ehre zu nutzen. Wem Gott Reichtum gemäß seinem



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Stand verleiht, der soll nicht geizig sein, sonst wird er der Knecht seines Gutes. Stirbt er, so verfügt ein anderer darüber [Str. 3]. Q.: u.  a. Ovid, Metamorphosen 4,457–463 (Wickram). Vgl. KG 2849 = Ml. 10. 5. 1546. Der wüchrer Kirchoff (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 292). In Lübeck stirbt ein Wucherer. Der Antrag seiner Frau bei Pfarrer und Rat, den Leichnam in die Kirche tragen zu dürfen, wird abgelehnt. Stattdessen ordnet der Pfarrer an, den Toten auf einen Ochsenkarren zu legen und an der Stelle zu begraben, an der die Ochsen von sich aus halten. Sie bleiben unter dem Galgen stehen. Schluss: Unter dem Galgen sollte der Friedhof für die Wucherer sein, die uns Wein und Brot verteuert haben. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 197 (198). 10.  5. 1546. Das golt Salomonis (Sachs, Goldener Ton). Salomos Reichtum und Herrlichkeit. Schluss: Wer den Herrn erwählt, der hat Überfluss genug. Q.: 1Kön 10,14– 23. 11. 5. 1546. Der 139. Psalm (Folz, Chorweise). Gott kennt den Menschen völlig, dieser kann ihm nicht entfliehen. Schluss: Gott erkennt unser Tun, wir sind immer in seiner Hand. Stets behütet er uns. Wir sollen denjenigen feind sein, die sich Gott widersetzen. Q.: Ps 139. Vgl. KG 5565 = Sg. 11. 5. 1546. Das pelczwaschen (Frauenlob, Später Ton; G./D. 4, Nr. 293). Eines Abends kommt Eulenspiegel nach Nienstedt ins Wirtshaus und gibt sich dort als Pelzwäscher aus. Am nächsten Morgen tragen die Bäuerinnen ihre Pelze zu ihm. Er legt sie in drei Kessel, schürt Feuer darunter und kocht sie in Milch. Eulenspiegel schickt die Bäuerinnen zum Holzholen weg. Bei ihrer Rückkehr finden sie ihn nicht mehr. Fluchend reißen sie die Kessel vom Feuer, ziehen die zerstörten Pelze heraus und schlagen sich diese gegenseitig um die Köpfe. Schluss: Wer einem lantfarer glaubt, hat auf Eis gebaut. Wer sich nicht vorsieht, hat am Ende Kummer. Q.: , Ein kurtz­ weilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 30. Vgl. KG 4835 = Fsp. 12.  5. 1546. Der 140. Psalm (Fridel, Gedrehte Friedweise). Der Psalmist bittet Gott um Hilfe. Schluss: Die Christen sollen eingedenk sein, dass diejenigen, von denen sie verfolgt werden, bald durch Gottes Urteil vernichtet werden. Q.: Ps 140. Vgl. KG 5937 = Sg. 12. 5. 1546. Der 141 psalm (Sachs, Silberweise). Der Psalmist bittet Gott um Bewahrung vor Bösem. Schluss: Gott errettet die Seinen vor Gefahren. Q.: Ps 141. Vgl. KG 6047 = Sg. 12. 5. 1546. Das wunderthier sphinx (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton). Ödipus löst das Rätsel der Sphinx von Theben. Schluss: Die Sphinx wird mit allen spitzfindigen Menschen verglichen, die mit ihrem gelehrten Gehabe prahlen und andere Menschen mit komplizierten Fragen quälen. Wenn man durch Schrift und Disputation ihre Fragen löst, dann werden sie zu Schanden. Sie sind völlig nutzlos. 13. 5. 1546. Der getrew füerst sthenius (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Während Marius gegen Sulla kämpft, fällt die sizilische Stadt Mamertina von Sulla ab. Pompejus, ein Hauptmann Sullas, erobert die Stadt und will alle Bürger umbringen. Der Fürst Sthennis wirft sich Pompejus zu Füßen und bittet um Gnade. Er allein soll

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bestraft werden, denn er habe die Bürger überredet, von Sulla abzufallen. Pompejus staunt über derartige Opferbereitschaft und lässt alle Bürger frei. Schluss: Die Obrigkeit soll ihre Untertanen lieben und nicht zu schnell zur Rache schreiten, damit kein Unrecht geschieht. Q.: Plutarch, Pompejus 10 (Boner). Vgl. KG 5649 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 643 A. 98.

2004 13.  5. 1546. Der poswicht im kasten (Römer, Gesangweise; G./D.  4, Nr.  294). Der genuesische Kaufmann Bernabo (Bernabò) schließt mit Ambrogiuolo (Ambruogiuolo) eine Wette ab, tausend gegen fünftausend Gulden, dass dieser seine Frau Ginevra nicht verführen könne. Ambrogiuolo besticht mit Geld eine alte Frau, die im Hause des Kaufmanns ein und ausgeht. Sie lässt ihn in einem Kasten in das Schlafzimmer der Kaufmannsfrau tragen. Nachts steigt Ambrogiuolo aus dem Kasten, sieht sich um, entwendet einen Beutel und einen schmalen Gürtel und verschwindet wieder im Kasten. Dem Ehemann berichtet er, seine Frau habe unter der linken Brust eine Warze, um sie herum goldfarbene Haare. Barnaba erschrickt, gibt Ambrogiuolo das verwettete Geld und schickt seinen Knecht heim, damit er seine Frau töte. Die unschuldige Ehefrau kann den Knecht überreden, sie am Leben zu lassen. Sie zieht sich Männerkleider an, gibt sich als Schiffsknecht aus und wird schließlich Hauptmann am Hofe des Sultans von Alexandria. Nach sechs Jahren trifft sie auf Ambrogiuolo, den sie an ihrem Gürtel und ihrem Beutel erkennt. Sie holt ihren Mann aus Genua, dem Ambrogiuolo wird vor dem Sultan der Prozess gemacht. Man bestreicht ihn mit Honig, Wespen stechen ihn tot. Bernabo fährt mit seiner Frau fröhlich heim. Schluss: Wer mit unehrenhafter Absicht Schaden anrichtet, muss am Ende mit seinem Blut bezahlen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,9 (Arigo). Vgl. KG 2630 = Com. Lit.: Sasse 2020b, 79.83.87  f.89 A. 311.

2005 14. 5. 1546. Das pös weib mit dem wolff (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 295). Der Bürger Talano hat eine zornige, boshafte und zänkische Frau. Er träumt, sie werde im Wald von einem Wolf am Hals gefasst und schreie um Hilfe. Diesen Traum erzählt er der Frau, damit sie sich vorsehe. Die Frau beachtet die Warnung nicht, sondern glaubt, ihr Mann habe im Wald ein Stelldichein verabredet. Der Wolf ergreift sie wirklich. Hirten können sie jedoch retten. Daraufhin bessert sich die Frau. Schluss: Wenn doch dieser Wolf wiederkäme, um die bösen Frauen beim Kragen zu packen, damit sie brav, gesittet und artig würden! Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,7 (Arigo). 2006 15. 5. 1546. Ewlenspigel mit den milchpewrin (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 296). Eulenspiegel kauft den Bäuerinnen auf dem Markt in Bremen ihre Milch ab. Die ganze Milch wird in eine Wanne geschüttet. Doch statt gleich zu zahlen, vertröstet Eulenspiegel die Bäuerinnen, er werde zwölf Tage später bezahlen. Wer nicht warten wolle, solle sich seine Milch wieder nehmen. Da entsteht um die Milchwanne großes Gedränge und viel Streit, weil keine Bäuerin zu kurz kommen will. Das Volk lacht darüber. Schluss: Das war ein gutes Fastnachtspiel. Q.: , Ein kurtz­ weilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 68 (70). 2007 15. 5. 1546. Der Jepthe (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1157 = Ml. Vgl. 4484, 4708 = Mll. und 4820 = Trag. Schluss: Wer auf Gott vertraut, dem hilft er.



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2008 15. 5. 1546. Der pfaff schais int kirchen (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 297). Eulenspiegel ist in Büttenstedt Mesner. Zur Messe legt er dem Pfarrer das Chorhemd an; dabei lässt der Pfarrer einen Furz. Eulenspiegel fragt ihn, ob er mit diesem Weihrauch die Kirche weihen wolle. Der Pfarrer antwortet lachend, er könne sich das erlauben, da die Kirche ihm gehöre. Wenn er wolle, könne er sogar mitten in die Kirche scheißen. Sie wetten um ein Fass Bier. Sogleich geht der Pfarrer zum Weihwasserkessel und macht daneben einen großen Haufen. Als der Pfarrer nun sein Fass von Eulenspiegel haben will, misst dieser erst nach, ob der Haufe genau in der Mitte der Kirche ist. Wirklich fehlen vier Bauernschritte. So gewinnt der Mesner das Fass Bier, das beide zusammen mit den Bauern leeren. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 14 (12). Lit.: Rettelbach 1994b, 122  f. (122: „Sachs hat durch verschiedene Maßnahmen die Drastik verstärkt, so durch Verschärfung der Dialoge und durch skurrile Einzelheiten. Der Pfaffe etwa scheißt unmittelbar neben den Weihwasserkessel; die Formulierung des lachet iderman setzt die Anwesenheit der bäuerlichen Gottesdienstbesucher voraus, und Eulenspiegel vermißt die Lage des Haufens umständlich mit einer Kerze. [Dies alles sind Züge, die übrigens auch durch die Ikonographie des Buches nicht gedeckt sind.]“).

2009 19. 5. 1546. Des thempels schacz (Nachtigall, Langer Ton). In der Zeit der Makkabäerkriege wird der Tempelschatz auf wunderbare Weise vor dem Zugriff Heliodors geschützt. Q.: 2Makk 3,1–10.24–38. 2010 19. 5. 1546. Paulus im korb fluechtig (Frauenlob, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 464 = Ml. 2011 21. 5. 1546. Der dewfel mit dem gnadprif (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 298). Zwei Bürger ziehen wegen des Ablasses nach Rom. Der Arme beichtet einem päpstlichen Höfling, weil er nicht in der Lage ist, sich einen Ablassbrief zu kaufen. Der Reiche kauft sich einen und freut sich, dass er seine Seele vom Teufel losgekauft hat. Beide sterben nach kurzer Zeit und treffen sich in der Hölle wieder. Der Arme wundert sich, den Reichen trotz Brief hier zu sehen. Der reiche Bürger antwortet, der Teufel, von dem er geholt wurde, habe nicht lesen können. Auch der Papst, der den Brief ausstellte, sitzt in der Hölle. Schluss: Gib acht, Ablasskäufer, dass kein ungelehrter Teufel dich mitsamt dem Ablassbrief in die Hölle führt! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 83. Vgl. KG 5344 = Sg. 2012 21. 5. 1546. Der frum adel (Muskatblut, Hofton; G./D. 4, Nr. 299). In Würzburg hat die Bevölkerung Mitleid mit einem zum Tode Verurteilten. Auch fränkische Adlige bitten den Rat um sein Leben. Als jedoch der Adel erfährt, dass es sich um einen Straßenräuber handelt, will er ihn nicht mehr befreit wissen: Wenn schon ein junger unadeliger Mann den Straßenraub ausübt, wie soll sich dann der frum Adel im Spessart ernähren? Schluss: Lob der jetzigen Sicherheit im Spessart. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 4 Ö. Vgl. KG 5500 = Sg. 2013 21. 5. 1546. Der Erbeis acker (Schiller, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 300). Ein Bauer beichtet dem Pfarrer, er habe in der Fastenzeit Eier gegessen. Der Pfarrer behauptet, das sei verboten, da Eier aus Fleisch und Blut seien, sobald sie ausgebrütet würden. Der

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Bauer entgegnet, er habe die Eier aber gekocht. Daraufhin meint der Pfarrer zornig, er solle die Ausreden bleiben lassen. Er erlegt ihm als Buße auf, den Erbsenacker des Pfarrers zu bestellen. Am nächsten Morgen sät der Bauer gekochte Erbsen. Als die Erbsen nicht aufgehen, glaubt der Pfarrer, er habe sich versündigt. Er zahlt dem Bauern nachträglich seinen Lohn. Dieser erklärt, da gekochte Eier Fleisch und Bein enthielten, habe er gedacht, es würden auch gekochte Erbsen aufgehen. Vgl. KG 5782 = Sg. 2014 25.  5. 1546. Ein comedi mit 10 personen zw agiren: die zwen getrewen freunt Titus und Gisippus und hat 5 actus 632 Vs. Inh. u. Q. wie die erweiterte Fassung KG 4259a mit 728 Vs. Die kürzere in SG 5 ist bei K./G. nicht abgedruckt. Vgl. 3175, 5271 = Mll. Lit.: Freund 2016; Freund 2018, 132–141.

2015 27. 5. 1546. Die willig anemung des (Vogel, Lilienweise). Als Paulus bei Philippus in Caesarea weilt, kommt Agabus und prophezeit die Gefangennahme des Paulus in Jerusalem [Str. 1 und 2]. Auslegung: Paulus gibt ein fürbilt, dass die Christen um Christi willen Verfolgung auf sich nehmen sollen. Durch die Annahme des Kreuzes sollen die Christen Gottes Reich mehren [Str. 3]. Q.: Apg 21,8–14. Vgl. KG 4661 = Ml. 2016 27. 5. 1546. Die gaislung paulj (Sachs, Morgenweise). Paulus predigt in Jerusalem und berichtet von seiner Bekehrung. Die Juden sind darüber verärgert und fordern ihn vor den römischen Hauptmann. Der lässt ihn geißeln. Paulus weist darauf hin, dass er römischer Bürger sei, weshalb er vom Hauptmann vorerst freigelassen wird. Um nähere Erkundigungen einzuziehen, zitiert der Hauptmann den Hohen Rat zu sich. Schluss: Gott erhält seine Auserwählten gnädig in allen Widerwärtigkeiten. Q.: Apg 22,23–30. 2017 28. 5. 1546. Künig Antiochus am Jaid (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Der mächtige König Antiochus verirrt sich bei der Jagd. Er stößt auf das Hüttchen sehr armer Leute. Diese bewirten ihn und sprechen rühmend von ihm, ohne ihn zu erkennen. Zugleich sagen sie aber auch, dass er schlechte Amtsleute habe, die viel zu viel durchgehen ließen. Auch verübeln die Leute dem König sein vieles Jagen, durch das er die Regierung vernachlässige. Der König sagt dazu nichts. Erst als seine Diener ihn finden, bekennt er, dass er erst jetzt die Wahrheit erfahren habe [Str. 1 und 2]. Die Großen verpfänden und verlieren, während sie regieren, oft Land und Leute. Ursache dafür sind die Amtsleute, der Überfluss und das heuchlerische Hofgesinde. Es wäre ganz gut, die Großen würden unerkannt bei einem Bauern um Rat fragen. Der würde ihnen das Geschrey des ganzen Landes sagen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 354  f. Nr. 27 P. (Eppendorf, S. ccxcix) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 184 D-E. Vgl. KG 5525 = Sg. 2018 28.  5. 1546. Drey ritterlich sprüech K Pirri (Frauenlob, Ritterweise). Drei weise Sprüche des Königs Pyrrhus: 1. Jenem Sohn wird er die Herrschaft vermachen, der das schärfste Schwert hat [Str. 1]. 2. Nachdem Pyrrhus die Römer zweimal besiegt hat, beklagt der König die großen Verluste. Auch der Sieg ist ein Unglück, denn man bezahlt Blut nur mit Blut [Str. 2]. 3. Man fragt Pyrrhus, wer ein besserer Flötenspieler



Nr. 2022 

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sei, Kaphisias oder Python. Der König indes kann eine solch „schlechte Kunst“ nicht loben, allein Kriegführen sei lobwürdig und nützlich, deshalb gebühre dem tüchtigen Hauptmann Polysperchon Lob [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 352 Nr. 14 P. (Eppendorf, S. ccxcvj); S. 353 Nr. 16 (Eppendorf, S. ccxcvjf.); S. 352 Nr. 15 (Eppendorf, S. ccxcvj) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 184 B-C; Pyrrhos 8, 9 und 21. 2019 29. 5. 1546. Der waltpruder (Regenbogen, Brauner Ton; G./D. 4, Nr. 301). In Padua wohnt der Waldbruder Ansimirius, den man für heilig hält. Die edlen Bürgerinnen beichten bei ihm, und er kann viele verführen. Als das bekannt wird, wird er gefangen genommen und gefoltert. Dem Sekretär des Herzogs muss er die Namen der Frauen nennen, die er um ihre Ehre gebracht hat. Als er aufhört, nimmt der Sekretär ihn fest am Kragen, ob er wirklich keinen Namen mehr wisse. Der Waldbruder hat Angst und sagt, er solle seine eigene Frau auch zu den anderen schreiben. Der Fürst und der gesamte Adel lachen über den Sekretär. Schluss: Niemand soll sich über Unglück, Spott und Schande eines anderen freuen. Wenn die eigene Schande herauskommt, sagt man: den spotter hat auch droffen der schantlapp. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 85 (Adelphus Muling). 2020 31. 5. 1546. Predig paulj zw rom (Frauenlob, Leidton). Paulus predigt in Rom zu den Juden, die untereinander gegenüber Paulus uneins sind. Den Heiden ist das Heil Gottes gesandt. Schluss: Bitte um Erleuchtung und Gottes Heil. Q.: Apg  28,17–28; Jes 6,9  f. Lit.: Dehnert 2017, 298–301.

2021 31. 5. 1546. Die trew lieb pis in dot (Frauenlob, Grüner Ton). Der schwedische Prinz Hagwartus lebt am dänischen Hof. Er verliebt sich in die Königstochter Sygne. Der Hofadel beobachtet dies argwöhnisch. Hagwartus muss vom Hof fliehen, nachdem er den Königssohn ermordet hat. Aus Liebe zu Sygne legt Hagwartus Frauengewänder an und überbringt einen Brief König Hakons an den dänischen Hof. Hagwartus begibt sich zu Sygne, wird jedoch entdeckt. Man verurteilt ihn zum Tod. Die Königstochter fragt, welche Jungfrau aus ihrer Begleitung zusammen mit ihr aus Liebesleid sterben wolle. Alle wollen dies. Sie zünden den Saal an. Hagwartus erblickt vom Galgen her das Feuer und beteuert, er wolle nun gern sterben. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,46 (Eppendorf). Vgl. KG 5013 = Trag. 2022 5. 6. 1546. Die Zwelff stain (Ringsgwand, Bauernton). Die Israeliten ziehen trockenen Fußes durch den Jordan. Zum Gedenken an dieses Wunder befiehlt der Herr, dass je ein Mann aus jedem der zwölf Stämme einen Stein aus dem Jordan mitnimmt [Str. 1 und 2]. Auslegung: Josua ist eine Präfiguration Christi, der uns durch dieses Elend der Anfechtung und Trübsal führt. Der Jordan bedeutet die Taufe, durch die wir wie durch den Tod gehen und Gott einverleibt werden. Gott rüstet die christliche Gemeinde mit seinem Wort. Das Sakrament, das uns Christus zum Gedächtnis hinterlassen hat, entspricht den zwölf Steinen. Dabei soll man sich erinnern, dass Christus für uns am Kreuz gestorben ist. Wir werden mit ihm im Himmelssaal leben [Str. 3]. Q.: Jos 3,17– 4,4.12–22. Vgl. KG 3681 = Ml. und 5002 = Com.

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2023 5. 6. 1546. Das pild auf der statmawr (Frauenlob, Würgendrüssel). Drei Jahre lang belagert Attila Aquileia. Die Bewohner können standhalten, bis ihnen die Nahrungsmittel ausgehen. Schließlich verlassen sie eines Nachts die Stadt und fliehen nach Grado. Zuvor stellen sie Statuen auf die Stadtmauer. Attila hält sie für Menschen. Doch als eines Tages ein Storch seine Jungen aus der Stadt trägt, hält Attila dies für das Ende der Stadt. Er rückt heran und erkennt, dass er getäuscht worden ist. Aus Zorn lässt er ganz Aquileia schleifen. Doch Venedig bleibt unzerstört. Schluss: Glück und List verhelfen zum Sieg. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 3,5 (Eppendorf). Lit.: Rettelbach 2002, 643 A. 98.

2024 7. 6. 1546. Vnterschied des narren und weisen (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 1476 = Ml., aber hier nur 21,16–30. Vgl. 5027, 5560 = Sgg. 2025 7. 6. 1546. Die gros parmherzigkait (Regenbogen, Leidton). Weil Gott barmherzig ist, sollen auch wir den Nächsten lieben. Schluss: Gott verlässt keinen. Q.: Sir 17,28–18,14. Vgl. KG 5733 = Sg. 2026 8. 6. 1546. Ein prophezey von der grosen parmherzikait (Sachs, Langer Ton). Der Prophet hofft auf Gott und bittet um seine Hilfe. Vertrauen auf die Gnade Gottes, der seine Barmherzigkeit in der Geschichte gezeigt hat. Schluss: Wenn wir auch durch unsere Sünden Gottes Zorn auf uns laden und uns der Feind bedrängt, so kann uns doch nichts schaden. Wir müssen in Reue zu Gott rufen und unsere Sünden bekennen. Wer Gott vertraut, der wird errettet und ewig mit ihm leben. Q.: Mich 7,7–20. Lit.: Feuerstein 2001, 271.

2027 10. 6. 1546. Die drey getrewen hauptmener (Sachs, Goldener Ton). Drei Hauptleute, die sich nicht bestechen lassen: 1. Fabricius will von Pyrrhus gefangene Römer frei bekommen, doch lehnt er ein Geldangebot des Königs ab [Str. 1]. 2. Phokion lässt sich von Alexander nicht bestechen: In Athen gebe es viele Bürger, es sei nicht recht, ihm als Einzigem etwas zuzuwenden [Str. 2]. 3. Artaxerxes will Epaminondas dreitausend Dareiken schenken. Doch Epaminondas lehnt ab. Sofern Artaxerxes Theben günstig gesinnt bleibe, werde ihm Epaminondas auch ohne Geld ein Freund sein. Schluss: Lebten solch treue Hauptleute heute, wäre das Römische Reich noch heil. So aber fehlt es an Glück und Sieg [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 379 Nr. 12 P. (Eppendorf, S. cccxxvj); 4, S. 299  f. Nr. 8 P. (Eppendorf, S. cclj); 5, S. 373 Nr. 14 P. (Eppendorf, S. cccxx) < Q.: Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 195A; 193C, 188C. Lit.: Feuerstein 2001, 271  f.

2028 15. 6. 1546. Der Kunig Cleomenes (Nachtigall, Geschiedener Ton). Kleomenes von Sparta belagert Argos. Nach einiger Zeit schließt man für sieben Tage Frieden. In der dritten Nacht, als die Argiver alle schlafen, überfällt Kleomenes die Stadt. Man hält dem König Vertragsbruch vor, doch er weist darauf hin, dass der Friedensschluss nur für die Tage gegolten habe. Als er in Sparta einziehen will, verwehren die Frauen ihm den Einzug, da er seinen bei den Göttern abgelegten Eid gebrochen habe. Aus Furcht vor der Rache der Götter ersticht sich Kleomenes. Schluss: Eide soll man halten. Vor List und Treulosigkeit soll man sich hüten. Betrug und List regieren in den gegenwärtigen „Kriegsgezänken“. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S.  80



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Nr. 13 P. (Eppendorf, S. lijf.) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 223 A-C Nr. 2–4. Vgl. KG 5651 = Sg.

Lit.: Feuerstein 2001, 272  f. (273: „Bedenkt man, daß Herzog Moritz tatsächlich wenige Tage später ein Bündnis mit dem Kaiser eingegangen ist, darf man Sachs’ Warnung vor Betrug und List in den gegenwärtigen „Kriegsgezänken“ als illusionslose Situationsbeschreibung verstehen.“); Rettelbach 2002, 643 A. 98.

2029 15.  6. 1546. Die zwen getrewen kriechen (Sachs, Rosenton). Agathokles ermahnt seinen Freund Deinias (Clinia), sich nicht mit Heuchlern zu umgeben. Da kündigt Deinias die Freundschaft auf. Die Heuchler überreden eine Edelfrau, die von Deinias geliebt wird, ihm durch Sex sein Hab und Gut abzuringen. Deinias verarmt völlig und wird vor Liebe toll. Er klagt Agathokles seine Not. Dieser verkauft sein Haus und gibt Deinias drei Taler. Erneut erscheint die Verführerin, von den Heuchlern aufgestachelt. Als ihr Mann den Ehebruch entdeckt, tötet Deinias beide Ehegatten. Vom Statthalter wird er auf die Insel Ciclades (die Kykladen) verbannt. Agathokles reist mit ihm. Von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren sie sich. Als Deinias an einer Krankheit stirbt, verlässt Agathokles die Insel nicht, sondern bleibt bei seinem toten Freund. Sprichwort: Gute Freunde erkennt man in der Not. Q.: Lukian, Toxaris 12–18. Vgl. KG 2030 = Sg. und 4762 = Com. Lit.: Feuerstein 2001, 272.

2030 17. 6. 1546. Historia der getrewen freuntschafft Agathocli mit Clinia (K./G. 2,186). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2029 = Ml. Vgl. 4762 = Com. 2031 18. 6. 1546. Danae Entpfing im gulden regen (Sachs, Goldener Ton). Danae wird von ihrem Vater Akrisios, König von Argos, in ein fensterloses Gemach eingeschlossen, da ihm geweissagt worden ist, er werde einst von einem Sohn seiner Tochter getötet. Jupiter verliebt sich in Danae und kommt als Goldregen zu ihr. Danae wird Mutter des Perseus. Akrisios setzt sie und ihr Kind im Meer aus. Sie werden in Apulien angetrieben und von dem mächtigen König Pilüminus (Polydektes) aufgenommen. Der König nimmt Danae zur Gemahlin und erzieht Perseus. Schluss: Jungfrauen sollen sich vor Geldgeschenken hüten. Geld erweicht das reine Herz. Liebe, Freude und Wollust entstehen, schließlich endet alles mit Klage und „Nachreue“. 2032 23. 6. 1546. Die zwen getrewen ritter (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Die beiden skythischen Ritter Amizokes und Dadanus (Dandamis) sind in Treue miteinander verbunden. Nach Landessitte trinkt der eine das Blut des anderen. Im Krieg gegen die Sarmaten wird Dadanus gefangen genommen. Er ruft nach seinem Freund. Dieser macht sich in das Feindesland auf. Der König will ihm den Freund für tausend Gulden freigeben. Doch Amizokes hat kein Geld. Da fordert der König seine beiden Augen. Amizokes ist bereit, sein Augenlicht zu opfern. Im Vaterland teilt Dadanus seinen Besitz und gibt die Hälfte seinem Freund. Er lässt sich ebenfalls beide Augen ausstechen. [In der Quelle sind die Rollen der beiden Freunde umgekehrt.] Schluss: Daran sieht man, wie schlecht es um die Freundschaft bei uns Christen steht. Jeder denkt nur an sich selbst. Q.: Lukian, Toxaris 38–43. Lit.: Feuerstein 2001, 272.

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2033 23. 6. 1546. Der wund freund (Marner, Süßer Ton). Die beiden Skythen Abauchas und Gyndanes aus Borystha sind Freunde. Gyndames begleitet Abauchas, als dieser mit seiner Familie über Land zieht. In einem Wald werden sie von Mördern überfallen. Gyndames verjagt bzw. tötet die Mörder. Doch er wird schwer verwundet. Einen Tag lang trägt ihn Abauchas auf dem Rücken bis zu einer Herberge. Als nachts das Haus abbrennt, rettet Abauchas zuerst seinen Freund, Frau und Kinder müssen sich selbst retten. Weil er Frau und Kinder verlassen hat, wird Abauchas verklagt. Vor Gericht meint er, er fände wohl wieder eine Frau und Kinder, aber niemals mehr einen solchen Freund. Schluss: Treue Freunde sind in der Welt selten. Q.: Lukian, Toxaris 61. Vgl. KG 5781 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 272.

2034 25.  6. 1546. Die zwen freunt im gefencknus (Konrad von Würzburg, Hofton). Die beiden Freunde Demetrius und Antiphilus studieren in Ägypten. Während Demetrius auf Reisen ist, wird der Knecht des Antiphilus beim Diebstahl in einer Kirche gefasst. Knecht und Herr kommen ins Gefängnis. Beide werden zum Tod verurteilt. Demetrius erfährt davon und klagt. Er bringt seinem Freund Speise ins Gefängnis. Bis tief in die Nacht nimmt er sich seiner an. Aus Freundesliebe bezichtigt Demetrius sich selbst des Diebstahls, so dass er ebenfalls in den Kerker gesperrt wird. Andere eingesperrte Diebe befreien sich mit einer Feile, doch die beiden schuldlosen Freunde bleiben im Gefängnis. Man erkennt ihre Unschuld an und zahlt ihnen eine Entschädigung. Demetrius überlässt seinem Freund alles und geht nach Indien. Dort studiert er bei den Philosophen die Weisheit. Schluss: Die Namen der beiden Freunde darf man nicht vergessen. Q.: Lukian, Toxaris 27–34. Vgl. KG 5780 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 272.

2035 26. 6. 1546. Der lanczknecht mit dem wirt (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 302). Ein Landsknecht kommt aus Italien und wohnt in Speyer beim Wirt Lorenz. Nach zwei Monaten hat er sein Geld verprasst und muss zwölf Gulden schuldig bleiben. Als Kaufleute ankommen, sagt der Wirt zu ihm: thw oben vom Tisch heraber ruecken. Daraufhin macht sich der Landsknecht heimlich aus dem Staub und schreibt dem Wirt von Mainz aus: ich pin gen Maincz geruecket. Wenn es dem Wirt noch nicht weit genug sei, könne er noch bis Koblenz vorrücken. So muss der Wirt neben dem Schaden auch noch den Spott einstecken. Schluss: Will ein Wirt Landsknechte ausnehmen, so muss er sie im Auge behalten. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 35 Ö. 2036 26. 6. 1546. Der saimer mit dem ay (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 303). Zum Abendessen bekommt ein Imker in einem Wirtshaus in München ein Brötchen, das er in Scheiben schneidet. Dazu erbittet er sich von der Wirtin ein Ei. Als er das Ei aufschlägt, ist es wider Erwarten weich. Der Imker muss Brötchen und Ei getrennt essen. Schluss: So wird manchem die Freude genommen. 2037 28. 6. 1546. Die lang oracion (Sachs, Spruchweise). Die Samier wenden alle rhetorischen Künste auf, um in einer langen Rede den Spartaner Kleomenes zu bitten, mit ihnen gegen Polykrates zu kämpfen. Der König sagt, die Rede sei so lang gewesen,



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dass er gar nicht mehr wisse, was am Anfang gesagt wurde. Er verweigert seine Hilfe [Str. 1 und 2]. Wir sollen nicht viele Worte machen, sondern verständlich, deutsch und klar sprechen, eben: kurz und gut. Ein Gedicht (dicht) soll kurz gefasst werden. Zu lange macht verdrossen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 80  f. Nr. 16 P. (Eppendorf, S. liij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 223 D Nr. 7. Vgl. KG 2038 = Sg. 28. 6. 1546. Die lang oracion (K./G. 22,350). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2037 = Ml. 28. 6. 1546. Die drey frag dem abt (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 304). Ein Edelmann möchte seinen Abt loswerden und stellt ihm deshalb drei Fragen: wie viel der Edelmann wert, wo die Mitte der Erde und wie weit das Glück vom Unglück entfernt sei. Drei Tage hat der Abt Zeit. Als er voller Kummer spazieren geht, trifft er einen Sauhirten. Der Hirt muntert ihn auf und verspricht, die Rätsel zu lösen. Zur bestimmten Zeit erscheint der Hirt als Abt verkleidet vor dem Edelmann und gibt folgende Antworten: Der Edelmann sei 28 Pfennig wert, habe man unseren Herrgott doch für 30 Pfennig verkauft; ferner sei das Kloster der Mittelpunkt der Erde, falls der Edelmann das nicht glaube, solle er es nachprüfen; schließlich liege eine Nacht zwischen Glück und Unglück, denn, so erklärt der Hirt, gestern habe er noch Schweine gehütet, heute sei er Abt. Da ernennt der Edelmann ihn zum neuen Abt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 55. 30. 6. 1546. Die drei lanczknecht (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 305). Drei Landsknechte versperren einem Pfarrer den Weg und bitten ihn freundlich um Wegzehrung. Der Pfarrer verweigert ihnen die Gabe und leugnet, dass er Geld mitführe. Daraufhin verpflichten sie ihn, mit ihnen zusammen zu Gott zu beten, er möge ihnen Geld geben. Nun finden sie die versteckten vierhundert Gulden des Pfarrers und teilen sie durch vier. In Salzburg verklagt der Pfarrer die Landsknechte. Einer wird gefangen genommen und hingerichtet. Die Geschichte wird wohl wahr sein. Schluss: Wer Weniges nicht hergibt, muss später mehr hergeben. Genauso muss der, der nicht arbeiten will, sondern auf Raub geht, eines Tages zalen mit der kappen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 14 Ö. 30. 6. 1546. Der ritter mit dem dotten haupt (Marner, Kreuzton; G./D. 4, Nr. 306). Inh. u. Q. wie KG 710 = Sg. Der Kaufmann muss erkennen, dass sein Gastgeber nicht so glücklich ist, wie er glaubte, sondern dass auch der Ritter Angst und Beschwerden hat. Vom Leid ist kein Mensch ausgenommen. Das ganze Menschengeschlecht ist gekreuzigt. Lit.: Rettelbach 2019, 301.

2042 1. 7. 1546. Die Fuenff prot vnd 2 fisch (Frauenlob, Gekrönter Ton). Jesus speist die Fünftausend mit Brot und Fischen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Täglich liegen wir in Sünden krank und schwach: Leib und Seele erleiden das Ungemach des Hungers, doch Christus, der uns zur Buße ruft, erbarmt sich unser und tröstet uns. Er speist uns durch sein Wort und erfüllt uns mit seinem Geist. Aus dem Überfluss seiner Gnade lädt er uns an seinen Tisch. Dem Heiland gebührt Ehre [Str. 3]. Q.: Mt 14,13–21. Vgl. KG 532 = Sg.

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2043 1.  7. 1546. Der Kunig drinckt (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D.  4, Nr.  307). Am Rhein herrscht die Gewohnheit, beim geselligen Beisammensein am Dreikönigstag einen König zu wählen. Man schreit der kunig drinckt, sooft er sein Glas erhebt. Wer nicht schreit, muss ein Maß Wein zahlen. Ein Pfarrer, der bei solchen Ereignissen gern einschläft, beauftragt einen Gast, ihn in die Seite zu stoßen, wenn der Trinkspruch geschrien wird. Am Morgen nach dem Gelage schläft der Pfarrer in der Messe am Altar ein. Als der Mesner ihn anstößt, schreit er: der kunig drinckt! Die Gemeinde läuft zum Altar und denkt, der Pfarrer sei toll geworden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 36 Ö. Vgl. KG 5208 = Sg. 2044 2. 7. 1546. Das menschen leben (Lesch, Zirkelweise; Neumann 2005, 333  f.). Ein König fragt seinen Gelehrten, was der Mensch sei und wem er gleiche. Der Gelehrte antwortet, der Mensch sei ein Gast: Täglich schleicht ihm der Tod nach. Stirbt der Mensch, vergisst man ihn [Str. 1]. Der Mensch gleicht ferner dem Eis, das die Sonne zerschmilzt. Auch gleicht der Mensch der Frucht, die, vom Wurm zerfressen, vom Baum fällt und verdirbt. Immer lebt der Mensch in Streit mit Teufel, Welt und Fleisch [Str. 2]. Sieben böse Gesellen sind die Gesellschaft des Menschen: Hunger, Durst, Frost, Hitze, Traurigkeit, Krankheit und Tod. Schluss: Wenn es einem Menschen an „Glaubenszier“ fehlt, so dass er nur von eigener Begierde regiert wird, dann ist er das elendste Tier. Davon möge der Herr uns erlösen [Str. 3]. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1512 oder/und 1538, xvijr. Lit.: Neumann 2005, 93.104–106 (106: „Sachs unterschiebt hier dem ihm vorliegenden Exempel der Gesta Romanorum religiösen Schriftsinn.“).

2045 2. 7. 1546. Der pischoff wal (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 308). In Passau wählt das Kapitel einen Bischof. Zwei Herren stehen zur Wahl; der Domprobst ist gegen beide. Der eine sei zu furchtsam, deswegen schlafe er jede Nacht bei einer Frau. Der andere sei zu geizig, er nehme den Leuten nur etwas ab, gebe aber nichts her [Str. 1 und 2]. Ironisches Lob der Gegenwart: Heute lässt sich kein Bischof in Deutschland mit Frauen ein, und keiner ist so habgierig, dass er den Armen das Mark aussaugt. Sie sind alle heilig wie die Engel. Mancher wird freilich sagen, das sei nicht wahr [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 564 (558). 2046 3. 7. 1546. Die zwen goltschmid (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 309). In Innsbruck schließen zwei Goldschmiede eine Wette darüber ab, wer von beiden am besten einen Rubin in einen goldenen Ring verseczen könne. Der eine von beiden fertigt kunstvoll einen goldenen Ring an und setzt einen Rubin ein. Am festgesetzten Tag beurteilen alle Goldschmiede den Ring und schätzen ihn auf sieben Gulden. Daraufhin erklärt der zweite Goldschmied sich zum Sieger, weil er seinen Ring beim Juden für zehn Gulden verseczt habe. Die Goldschmiede enthalten sich eines Urteils. Schluss: Im Stil einer Priamel werden diejenigen verspottet, die ihre Ware versetzen  – sie bleiben arm. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh 31 Ö. 2047 5.  7. 1546. Der pehemisch schwab (Frauenlob, Zugweise; G./D.  4, Nr.  310). Ein Schwabe lernt in Prag ein Vierteljahr lang die böhmische Sprache. Als er sich bei einem alten, armen Kürschner eine Decke machen lässt, ist sie zu kurz und zu schmal,



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dazu riecht sie schrecklich nach der Beize. Der Kürschner weigert sich, den Schaden zu bessern, und fordert ihn auf, ihn doch „böhmisch“ [nach böhmischem Recht] zu verklagen. Vor Gericht verklagt der Schwabe den Kürschner auf „Böhmisch“ [= umgestelltes Deutsch mit einigen tschechischen Brocken und Endungen]. Der Richter lacht über das Böhmisch des Schwaben und verurteilt den Kürschner dazu, dem Schwaben weitere Felle an die Decke anzusetzen. Der Schwabe rühmt sich, er habe in zwölf Wochen Böhmisch gelernt. Schluss: Wenn einer seinen Hund durch Italien jagt und auf Italienisch nach Brot und Wein zu fragen lehrt, dann kann der gerade so gut Italienisch wie der Schwabe Böhmisch konnte. 2048 6. 7. 1546. Der münich mit der saw (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise; G./D. 4, Nr. 311). Ein Mönch wirbt um ein Mädchen. Eines Tages, als sie vor der Haustüre steht, wirft er ihr einen durch Zauberei präparierten Apfel zu. Die Mutter des Mädchens aber schmeißt den Apfel auf die Straße; dort frisst ihn ein Schwein. Als der Mönch wieder an dem Haus vorbeikommt, läuft ihm das Schwein nach. Selbst vor der Klosterpforte wartet es auf ihn. Der Mönch wird deswegen zum Gespött der Bevölkerung. Schluss: Liebe darf nicht erzwungen werden, sie entfacht sich aus sich selbst. Sie schafft einmütige Gesinnung und überwindet alles. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 24 Ö. 2049 6. 7. 1546. Das dotten erquicken (Vogel, Schatzton; G./D. 4, Nr. 312). Der Gelehrte Berosias aus der Umgebung des Königs Anastres Caßri liest von einer Salbe, die Tote zum Leben erwecken kann. Sie müsse aus bestimmten Kräutern gewonnen werden, die auf hohen Bergen wachsen. Der Gelehrte stellt die Salbe her, doch der Versuch einer Totenerweckung misslingt. Er klagt das den indischen Gelehrten, diese indes legen ihm das Rezept aus: Die Berge entsprechen den gelehrten Indern, deren Verstand wird durch die Kräuter und Gewürze versinnbildlicht. Bücher der Gelehrten werden mit der vom Tod erweckenden Salbe verglichen. Es gilt, die Jugend zu neuem Leben zu erwecken. Schluss: Lob der Bücher, die das Gemüt erleuchten und Begierde abtöten, so dass man in Tugend, Zucht und Ehre lebt. Q.: Johannes de Capua: Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 1 Einl. (S. 5  f. G.). Vgl. KG 4980 = Sg. 2050 7. 7. 1546. Der Fuchs mit dem hon (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr. 313). Auf die Frage des Fuchses, warum er krähe, antwortet der Hahn, er verkünde den neuen Tag. Der Fuchs lobt den Hahn wegen seiner prophetischen Gabe und tanzt vor ihm aus Freude. Er erklärt, er möchte sein Freund sein und sein heiliges Haupt, das Haupt eines Propheten, küssen. Der Hahn glaubt den Schmeicheleien des Fuchses und fliegt vom Baum. Der Fuchs schnappt nach dem Kopf. Er hat einen Weisen ohne wicz gefunden. Schluss: Schmeichelei verführt den Menschen. Wer jemanden auf so heuchlerische Weise lobt, der will betrügen. Dies merkt man jetzt auf der ganzen Welt. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 4,2 (S. 71  f. G.) Lit.: Feuerstein 2001, 273  f.

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2051 7. 7. 1546. Der wuetrich Cambises mit der richters hawt (Regenbogen, Kurzer Ton). Kambyses war seinen Richtern ein sehr strenger Herr. Ein Richter, der sich bestechen ließ, wird lebend enthäutet. Seine Haut spannt man über einen Stuhl, diesen stellt man unter eine Linde, so dass jeder ihn sehen kann. Den Sohn des Richters setzt Kambyses auf die Haut seines Vaters, damit er unbestechlich bleibt. Schluss: Hielte man heute so strenges Gericht, würden viele zu Schaden kommen. Q.: Herodot 5,25 (Boner). 2052 9.  7. 1546. Der hohenpriester knecht (Ringsgwand, Osterweise). Die Hohepriester möchten Jesus ergreifen und schicken ihre Knechte aus. Jesu Predigt bewirkt Zwiespalt unter dem Volk. Nikodemus fordert zuerst ein Verhör. Schluss: Noch heute gibt es Zwiespalt; die einen halten das Evangelium für das klare Gotteswort, andere halten es für Ketzerei und verfolgen es. Gott wird sein Wort jedoch erhalten. Q.: Joh 7,32.37–52. Vgl. KG 3675 = Ml. Lit.: Rettelbach 2002, 644.

2053 9. 7. 1546. Der otter (Frauenlob, Geiler Ton; Neumann 2005, 335  f.). Der Otter lebt am Wasser und ernährt sich von Fischen. Er fängt weit mehr Fische, als er verzehren kann. Die toten Fische bleiben in seiner Höhle liegen und fangen dann an zu stinken. Der Otter muss beim Schwimmen immer wieder an die Wasseroberfläche kommen, um Atem zu holen. Verfängt er sich dabei in einem Netz, dann erstickt er. Schluss: Einer, der durch den Schaden anderer Leute reich werden will, ist dem Otter zu vergleichen. Er verschafft sich listig Zugang, um die Leute dann durch Kaufen und Verkaufen zu fangen. Kein Handel ist ihm des Gewinns wegen zu schnöd. Er sammelt mehr Reichtum, als er brauchen kann, selbst wenn sein geiziger Handel vor jedem stinkt. Doch oft verfängt er sich durch seine Geldgier im Netz des Raubes, der Feindschaft und des Diebstahls. Dann muss er letztlich mit seiner eigenen Haut dafür bezahlen. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III A 46, S. 149  f. P. Vgl. KG 5513 = Sg. 2054 11. 7. 1546. Die füenff wunderwerck Cristi (Gekrönter Hort: Mügling, Langer Ton; Frauenlob, Langer Ton; Marner, Langer Ton; Regenbogen, Langer Ton). 5 Str. Fünf verschiedenartige Wunderwerke hat Christus an jenen gewirkt, die seine Hilfe angerufen haben, wie schon Jesaja prophezeite. Christus machte die Blinden sehend. Uns erleuchtet er durch sein Wort. Durch Gottes Wort erkennen wir im Glauben seine Liebe und Treue [Str. 1]. Durch seine himmlische Arznei heilte Christus die Kranken. Aus Eigennutz gibt sich mancher fromm. Kommt aber durch Gottes Wort das Evangelium zu ihm, so wird er durch Gnade fromm und lebt durch den Glauben christlich [Str. 2]. Christus machte die Aussätzigen rein. Der Mensch wird durch Wollust und Begierde „geistlich“ aussätzig. Doch Gottes Wort macht ihn rein. Er erkennt die Sünde, und die Buße bringt Frucht. Aus Gnade wird der Mensch gerecht [Str. 3]. Christus trieb den Satan aus. Sein göttliches Wort vertreibt heute den Teufel aus der Menschheit, der sich durch „Menschenlehre“, Gebot, Gesetz und Sekten, durch Irrtum und Ketzerei einschleicht. Der durch die Wahrheit erleuchtete Mensch meidet die Lüge. Er wandelt die Straße des Geistes und erwählt in Einfalt das Wort, wodurch er im Glauben Gnade erfährt [Str. 4]. Christus erweckt Tote. Steckt einer in Sünde, verharrt er in Unglauben



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und Schwärmerei; ist er verzweifelt und vernarret, so dass sein Gewissen tot und er aus der christlichen Gemeinde verbannt ist, dann kann das göttliche Wort ihn dennoch auferwecken. In ihm erstehen Glaube, Hoffnung und Liebe, und er lobt Gottes Gnade [Str. 5]. Q.: Jes 35,5. Vgl. KG 5508 = Sg. 2055 16.  7. 1546. [E] Ein clagred Dewtschlandes und gesprech mit dem getrewen Eckhart (K./G. 22,352). 190 Vs. Bei einem Waldspaziergang vernimmt der Dichter die Klage einer Frau – es ist Germania – und hört nun ihr im Gespräch mit dem getreuen Eckart, einem Waldbruder, zu. Der Adler, der sie beschützen sollte, bedroht sie. Eckart ist erstaunt, weil Germania dem Adler doch jahrelang geholfen hat, aber sie sagt ihm, dass man sich nun längere Zeit gegen sie verschworen habe. Der Adler ist aufgehetzt von Eulen und Fledermäusen. Den von Germania genannten Angriffsgrund, der Adler wolle das helle Licht dämpfen, will Eckart nicht glauben. Doch, sagt Germania, die Bestrafung von etlich ungehorsamen [= Philipp von Hessen und Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen] sei nur Vorwand. Denn wenn die zwei Löwen besiegt seien, werde es gegen die Städte gehen und in ganz Deutschland ein Blutbad geben. Eckart sagt ihr aber nun, sie habe zu sehr in der Finsternis gelebt, und das sei die Strafe. Was sie tun solle? Buße tun, dann werde Gott den Sinn des Adlers gegen die Eulen und Fledermäuse lenken.

Lit.: M. E. Müller 1985, 143  f.; Feuerstein 2001, 274  f.; Rettelbach 2002, 644 („Durch diese plötz­ liche Wendung, den drohenden Krieg als göttliches Strafgericht aufzufassen, erreicht das Gedicht sein Ziel: nicht zu viel, sondern zu wenig protestantisch ist Deutschland […]. Daß ein so kaiserkritisches Gedicht in Nürnberg erscheinen konnte, bleibt trotz allem bemerkenswert, bedenkt man die gewohnte offizielle Abwiegelungspolitik des Rats.“); Möncke 2013.

2056 21. 7. 1546. Die lebengrueben (Regenbogen, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 458 = Ml. Vgl. 824, 4625 = Mll., 5074 = Com. und 5540 = Sg. Schluss: Wenn Gottlose, von falschen Ratgebern verleitet, Unschuldige verurteilen, dann trifft sie selbst das Unglück. Lit.: Feuerstein 2001, 276  f.

2057 21. 7. 1546. Der hirt mit dem leben (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 4, Nr. 314). Ein Löwe tritt sich einen Dorn in den Fuß. Er wird ihm von einem alten Hirten entfernt. Nach einiger Zeit wird der Löwe vom Fürsten für seinen Tiergarten gefangen, in dem wilde Tiere auf Übeltäter losgelassen werden. Eines Tages wird der Hirt im Tiergarten angebunden. Der Löwe verschont ihn und schützt ihn vor den anderen Tieren. Der Herzog lässt beide frei. Schluss: Erstens soll man jemanden in großer Not nicht abweisen, sondern ihm helfen. Zweitens soll der dankbar sein, dem in großer Not geholfen wurde. Q.: Romulus 3,1 = 51 T. (3,1 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 277.

2058 23. 7. 1546. Der mensch das elenzt tier (Vogel, Schwarzer Ton). Plinius d. Ä. vergleicht den Menschen mit dem Tier. Nackt kommt er aus dem Mutterleib. Er ist auf Hilfe angewiesen, sonst muss er vor Hunger und Durst sterben und im eigenen Kot zugrunde gehen. Mit eineinhalb Jahren kann er erst auf allen Vieren kriechen. Dreijährig lernt er das Reden. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 7,1–3 (Eppendorf). Vgl. KG 5123 = Sg.

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2059 24. 7. 1546. Drey frag von müeller (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 315). Der Dichter fragt einen Alten, welches Körperteil des Müllers das „frömmste“ sei. Es sei der Arsch, meint der Alte. Mit seinen Händen greife der Müller zu tief ins Mehl. All seine Glieder sind voll Mehl, aber der Arsch bleibt sauber, mit ihm bläst er das Mehl weg [Str. 1]. Auf die Frage nach dem Furchterregendsten in der Mühle antwortet der Alte, nicht der Hofhund sei es, sondern des Müllers Hemd. Jeden Morgen, wenn der Müller aufsteht, fällt es ihn an und fängt einen Dieb [Str. 2]. Auf die weitere Frage, warum der Storch nicht auf einer Mühle niste, antwortet der Alte, der Storch befürchte, dass der Müller die Jungen stehle [Str. 3]. Q.: Straßburger Rätselbuch Nr. 239.238.236. 2060 28.  7. 1546. Das pferd mit dem Jeger (Frauenlob, Kupferton; G./D.  4, Nr.  316). Ein junges Wildpferd hasst einen Hirsch. Es lässt einen Jäger aufsitzen, der den Hirsch erjagen soll. Der Hirsch kann entkommen, deshalb fordert das Pferd den Jäger auf, abzusteigen. Der Jäger sagt jedoch, dass das Pferd ihm jetzt dienen müsse, er habe es in seiner Gewalt. Schluss: Wer jemandem durch einen anderen Schaden zufügen will, muss selbst Schaden und Reue erleiden. Sprichwort: Untreue schlägt den eigenen Herrn. Q.: Romulus 4,9 = 79 T. (4,9 Steinhöwel). Lit.: Feuerstein 2001, 279.

2061 28. 7. 1546. Der adler mit dem fuechs (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 317). Ein Adler raubt die Jungen eines Fuchses als Futter für seine eigenen Jungen. Der Fuchs zündet daraufhin ein Feuer unter dem Baum an, auf dem die Jungen des Adlers ihr Nest haben. Der Adler gibt sofort die Jungen des Fuchses zurück [Str. 1 und 2]. Die Obrigkeit soll die Untertanen nicht unterdrücken und sich ihnen gegenüber gütig verhalten. Denn jedem tut Schaden weh, und er will sich rächen. Auch der Reiche kommt am Steg der Armen vorbei, wo er „sein Liedlein singen“ muss. Besser ist es, alles in Frieden und Liebe zu regeln [Str. 3]. Q.: Romulus 1,13 = 16 T. (1,13 Steinhöwel). Vgl. KG 2304 = Ml. und 5304 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 279  f.

2062 29. 7. 1546. Der Hacken still (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D. 4, Nr. 318). Ein Bauer bittet die Bäume um Rat, er brauche einen Stiel für sein Beil. Die Bäume halten einen Rat ab und verpflichten den Ölbaum, den Stiel herzugeben, da er der zäheste sei. Mit dem Beil fällt der Bauer nun alle Bäume. Eine alte Eiche gesteht, dass ihnen Recht geschieht, da sie ihrem Todfeind beigestanden haben [Str. 1 und 2]. Die Obrigkeit soll dem Feind weder Hilfe noch Rat geben, auch wenn er ihr schmeichelt. Der Feind fügt ihr sonst mit dem eigenen Schwert Schaden zu [Str. 3]. Q.: Romulus 3,14 = 64 T. (3,14 Steinhöwel).

Lit.: Feuerstein 2001, 308  f. (308: „Das Lied […] ist […] Warnung an den Rat und vor allem an die Nürnberger Rüstungsindustrie, die stattliche Gewinne durch einen lebhaften Waffenhandel mit beiden Kriegsparteien erzielte […].“ 309: „Das Bild vom Baum, der seinem dotfeind Holz für eine Axt zur Verfügung stellt, trifft auch auf Nürnberg zu.“); Rettelbach 2002, 645; Dehnert 2017, 350–356; Rettelbach 2017, 178–180.

2063 29. 7. 1546. Der knecht mit dem Fuechs (Stolle, Alment; G./D. 4, Nr. 319). Ein Knecht übertreibt gegenüber seinem Herrn, er habe einen Fuchs, so groß wie ein Ross,



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gesehen. Der Herr sagt zum Knecht, sie müssten auf ihrem Weg durch ein Wasser schwimmen, in dem man ertrinke, wenn man an diesem Tag gelogen habe. An jedem Wasser, an dem beide vorbeikommen, lässt daraufhin der Knecht den Fuchs kleiner werden. Schluss: Jung und Alt sollen sich vor dem Lügen hüten. Wer Unglaubliches sagt, wird von einem Weisen durchschaut. Die Lüge hat nur einen Lohn: dass man dem Lügner weniger glaubt. Q.: Fabulae extravagantes 17 (Steinhöwel). Vgl. KG 5836 = Sg. 2064 30. 7. 1546. Die straff der falsch geistlichen (Sachs, Bewährter Ton). Gottes Gericht über die Irrlehrer [Str. 1 und 2]. Schluss: Das Papsttum steckt voll solcher Irrlehrer, die sich von Christus getrennt haben, aufgeteilt in zahllose Orden, Sekten, Parteien und Rotten. Sie alle wollen durch ihre Werke selig werden. Sie verleugnen Jesus Christus, der sie durch sein Blut erkauft hat. Um ihres Geizes willen benützen sie das menschliche Gesetz, sie stecken voll simonistischer Laster. Wer ihnen widersteht, den bannen sie. Der Tyrannei sind sie zugeneigt. Doch Gott wird sie stürzen und die Gottseligen erlösen [Str. 3]. Q.: 2Petr 2,1–13a. 2065 31. 7. 1546. Die drey kostfreyen Römer (Vogel, Schwarzer Ton/Frischer Ton/Lilienweise). Lucullus liebt reiche Gastmähler. Er lässt große Säle dafür bauen. Das Gastmahl für Pompejus und Tullius kostet 50 000 Pfund. Als der Prätor von Lucullus einige Kleider entleihen will, zeigt man ihm zweihundert Purpurgewänder [Str. 1]. Berühmt ist das Abendmahl des Aelius Verus. 6 000 000 Groschen kostet es. Zahlreiche köst­ liche Trinkgefäße und silbernes Kristall werden dazu verwendet. Nach dem Mahl bekommt jeder ein Maultier mit goldenem Zügel geschenkt [Str. 2]. Aufwendig lebt auch Heliogabalus. Die Pferdeschwemme füllt er mit Rosenwasser. Mit Safran bestreut er den Saal für das Gastmahl. Mit Edelsteinen besetzte goldene Kerzen beleuchten den Vorhof. Schluss: Wer heute so leben würde, dessen Hab und Gut wäre bald verbraucht [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 8,7 (Brunner, lxxxiijv–lxxxiiijr). 2066 2.  8. 1546. Die gros schlacht Alexandri (Lorenz, Blühweise). Alexander besiegt Darius am Granikos. Schluss: Wenn ein Herr im Krieg siegen will, dann muss er selbst mit an vorderster Front kämpfen, denn die Hauptleute sehen nur darauf, was sie an Beute gewinnen können. Q.: Plutarch, Alexander 16 (Boner). Vgl. KG 2189, 3399 = Mll. Lit.: Feuerstein 2001, 280; Rettelbach 2002, 645.

2067 3. 8. 1546. Das geruecht oder newe mer (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 646 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 278; Rettelbach 2002, 645.

2068 4. 8. 1546. Die Erst Zerstorung rome (Mügling, Grüner Ton). Die Römer wollen die etruskische Stadt Clusium vor den Galliern beschützen. Unerwartet kommt es zu einem Zwischenfall: Der Römer Fabius Quintus tötet einen Gallier. Daraufhin zieht der Gallierkönig Brennus in Rom ein und richtet ein Blutbad an. Schluss: Gewaltige handeln oft leichtsinnig. Q.: Plutarch, Camillus 17.22 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 280; Rettelbach 2002, 645.

2069 5. 8. 1546. Der thirann phrahartes (Ehrenbote, Fürstenton). Der Partherkönig Orodes hat einunddreißig Söhne. Einer davon ist Pacorus. Als diesen die Römer töten, wird

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Orodes wahnsinnig. Manchmal verhält er sich so, als spräche er mit dem Sohn, ein anderes Mal klagt er laut über seinen Tod. Sein anderer Sohn Phrahates wird von ihm zum König eingesetzt. Er ist ein Tyrann. Seinen Vater tötet er, ebenso alle seine Brüder. Damit ihm keiner die Macht streitig macht, lässt er auch seinen ältesten Sohn und alle, die aus königlichem Geschlecht sind, töten. Er besiegt sogar den Römer Antonius, der ihn mit sechzehn Legionen angreift. Der Tyrann wird dünkelhaft. Da erhebt sich das „gemeine Volk“ und macht einen Aufruhr. Der Tyrann wird aus dem Land gejagt. Aber die Skythen setzen ihn wieder in sein Königtum ein. Aus Angst vor den Römern setzt er seinen Sohn und Enkel als Pfand dafür, nie mehr gegen Rom zu kämpfen. Schluss: Wer Tyrannei so schrecklich treibt, muss mit Unglück rechnen. Q.: Justin 42,4  f. (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 280  f.

2070 6. 8. 1546. Der payer mit den kalbsköpfen (Singer, Lieber Ton; G./D. 4, Nr. 320). Ein Bayer sieht, dass in Wien an Fastnacht Kalbsköpfe teuer verkauft werden. Daher kauft er in Bayern alle auf, bietet sie am Aschermittwoch in Wien an, kann sie aber nicht loswerden. Als ihm ein kleiner Hund einen Kalbskopf stiehlt, erschlägt er ihn und muss dafür einem Pfarrer, dem Eigentümer des Hundes, neun Schilling bezahlen. Als der Bayer sieht, dass in Wien Hunde teuer verkauft werden, holt er sich in Bayern viele Hunde. Er kentert mit ihnen aber auf der Donau. Schluss: Auf die richtige Ware und den richtigen Zeitpunkt ist achtzugeben, wenn man aus einem Geschäft Nutzen ziehen will. Vgl. KG 4776 = Sg. 2071 6. 8. 1546. Die 9 Hewt ains pösen weibs (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 321). Inh. u. Q. wie KG 900 = Sg. 2072 7. 8. 1546. Der verschniten Hermotinus (Vogel, Sauerweise). Hermotimos wird von Seeräubern gefangen genommen. Panionios kauft ihn, kastriert ihn und verkauft ihn an den Hof des Perserkönigs Xerxes. Als Hermotimos eine Botschaft nach Atarneus bringen soll, begegnet er dem Panionios und stellt sich ihm gegenüber freundlich. Er lädt ihn unter großen Versprechungen an den persischen Hof ein. Doch unterwegs lässt er ihn gefangen nehmen. Er befiehlt Panionios, seine vier Söhne zu kastrieren, die Söhne müssen dann den Vater kastrieren. Sprichwörter: Wer junge Buben raufet, der entkommt nicht dem Unglück. Aus Buben werden Männer. Q.: Herodot 8,105  f. (Boner). 2073 11. 8. 1546. Die fruecht der weisheit (Vogel, Süßer Ton). Preis dessen, der dem Wort Gottes glaubt und stets nach Wahrheit strebt. Schluss: Gott möge durch sein Wort den Glauben mehren. Q.: Sir 14,22–15,10. Vgl. KG 5859 = Sg. 2074 13. 8. 1546. Ein wunderlich geschicht (Folz, Hahnenkrat). Der Perser Intaphernes wird von den Wächtern nicht bei Darius vorgelassen. Aus Zorn lässt er ihnen Ohren und Nasen abschneiden. Darius lässt Intaphernes und seine Brüder und Schwäger festnehmen. Die Frau des Intaphernes darf auf inständiges Flehen um das Leben eines Gefangenen bitten. Als sie die Freilassung ihres Bruders erfleht, wundert sich Darius. Die Frau begründet die Wahl: Einen Ehemann könne sie wieder finden und Kinder von ihm bekommen; einen Bruder bekomme sie nicht mehr, denn ihre Eltern seien zu alt.



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Der König willigt ein und gibt ihr auch einen Sohn zurück. Schluss: Mit Hochmut erreicht man bei Herrschern nichts. Geschwister sollen einander lieben. Tyrannei schändet den Mann. Q.: Herodot 3,118  f. (Boner). 2075 13. 8. 1546. Die golt amaisen (Kanzler, Goldener Ton). In Indien graben Ameisen das im Sand verstreute Gold aus. Diese Ameisen sind so groß wie Füchse. Will man das Gold holen, dann zieht man mit drei Kamelen – zwei Männchen und einem Weibchen – in die Einöde zu den Ameisen hinaus. Während der größten Hitze verbergen sich die Ameisen in der Erde. Währenddessen füllen die Inder ihre Säcke mit Goldsand. Die Menschen müssen achtgeben, von den Ameisen nicht zerrissen zu werden. Werden sie doch überrascht, setzen sie sich zur Rückkehr auf das weibliche Tier, die männlichen Kamele opfern sie. Das weibliche Tier denkt an sein Junges und rennt sehr schnell heim. Zuhause wird der Sand gesiebt. Deshalb ist Indien so reich an Gold. Schluss: Gott hat alle Kreatur unter die Hand des Menschen gegeben. Er regiert mit Vernunft alle tierische „Zunft“. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 11,111 (Eppendorf); Herodot 3,104  f. (Boner). 2076 16.  8. 1546. Die zerstörung Ninive (Zorn, Verborgener Ton). Prophezeiung über Ninives Belagerung und Fall. Schluss: Gott straft sein Volk der Sünden wegen mit einem Tyrannen. Doch wenn es Buße tut und zu Gott ruft, wird der Gottlose heimgesucht und gestürzt. Gott rottet die Herrschaft der Tyrannen aus. Sein Arm ist unverkürzt. Q.: Nah 2. Lit.: Feuerstein 2001, 281; Rettelbach 2002, 645.

2077 18.  8. 1546. Die gros doner schlacht Der philister (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Israels Buße und Sieg über die Philister. Schluss: Wenn Gottes Volk in Sünden liegt, dann entflammt Gottes Zorn. Doch schreit das Volk im Verderben zu Gott, so erlöst er es und stürzt die Feinde. Gottes Arm ist unverkürzt. Q.: 1Sam 7,3–13. Lit.: Feuerstein 2001, 282.

2078 19. 8. 1546. Das gros persisch heer (Frauenlob, Vergessener Ton). Als Xerxes sein riesiges Heer vor dem Kampf gegen die Griechen begutachten will, lässt er eigens in Abydos einen Saal aus Marmor erbauen. Die dreitausend persischen Schiffe bedecken das ganze Meer. Xerxes fühlt sich beim Anblick solcher Machtfülle glücklich. Dann dringen ihm die Tränen aus den Augen. Als ihn Artabanos fragt, weshalb er zuerst freudig bewegt war, dann jedoch weinte, erinnert Xerxes daran, dass von all den Menschen in über hundert Jahren keiner mehr leben wird. Über das Meer wird eine Brücke gebaut. Sieben Tage zieht das Heer darüber nach Europa. Riesig sind die Mengen von Nahrungsmitteln für das Heer; kommt es an einen Fluss, dann ist der gleich ausgetrunken. Doch die Griechen, weit schwächer, gewinnen drei Schlachten. Schluss: Der Sieg steht nur in Gottes Hand. Q.: Herodot 7,43–46 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 283: („[…] steht das weitaus schwächere Heer der Griechen offenbar paradigmatisch für das der Protestanten, während die sie bedrängenden Perser die kaiserlichen Truppen vorstellen.“).

2079 19.  8. 1546. Die drey kuntschafter (Frauenlob, Hagenblühweise). Drei griechische Kundschafter werden von persischen Hauptleuten gefangen genommen und zum

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Tode verurteilt. Der Perserkönig Xerxes lässt die Kundschafter jedoch zu sich kommen und zeigt ihnen das gesamte persische Heer. Den Griechen wird die Heimreise erlaubt, damit sie von der Macht des Xerxes berichten. Sprichwort: Mit dem Boten schreckt man einen vom Spiel ab. Q.: Herodot 7,146. (Boner). 2080 20.  8. 1546. Wie kunig xerxes thermopilam stürmbt (Frauenlob, Grüner Ton). Dreimal misslingt es Xerxes, die Griechen bei den Thermopylen zu besiegen. Erst als der Verräter Ephialtes dem Heer einen Fußpfad zeigt, siegen die Perser unter großen Verlusten. Schluss: Ein Volk, das in Treue beständig bleibt, kann Widerstand leisten. Verräterei kann es jedoch ins Unglück bringen. Q.: Herodot 7,213–215 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 283.

2081 21.  8. 1546. Der wüetig kunig Cleomenes (Marner, Hofton). Ariston, König von Sparta, heiratet die Frau eines Bürgers. Bereits acht Monate nach der Heirat gebiert die neue Königin einen Sohn, Demaratos genannt. Ariston beteuert, dieser sei nicht sein Kind, doch das Volk liebt Demaratos, so dass er nach Aristons Tod König wird und zusammen mit Kleomenes regiert. Kleomenes, von Neid getrieben, weist auf die nichtkönigliche Abstammung seines Mitregenten hin. Man befragt das Orakel zu Delphi, dessen Priesterin Perialla von Kleomenes bestochen wird. Demaratos muss ins Exil gehen. Als der Betrug aufgedeckt wird, verliert Perialla ihr Priesteramt, und Kleomenes wird eingesperrt. Im Gefängnis wird er wahnsinnig und verletzt sich selbst tödlich. Schluss: Fünf Lehren kann man daraus ziehen: 1. Liebe blendet den Weisen, 2. Übereilte Rede ist schädlich, 3. Neid verursacht Böses, 4. Geschenke verführen Mann und Frau, 5. Kein Übel bleibt ungerächt. Gott sitzt dem Gericht vor. Q.: Herodot 6,62–66 (Boner). Vgl. KG 2698 = Ml. 2082 25.  8. 1546. Das weis pferd (Nachtigall, Geteilter Ton). Johannes sieht ein weißes Pferd. Auf ihm sitzt der, welcher „treu und wahrhaftig“ heißt. Er kämpft mit den Königen der Erde, die ihre Heere versammeln. Christus ist der Sieger. Schluss: Alles, was gegen Gottes Wort verblendet kämpft, geht zugrunde, hier oder im Jenseits. Q.: Offb 19,11–21. Lit.: Feuerstein 2001, 284.

2083 25. 8. 1546. Der gefangen satan 1000 jar (Örtel, Leidton). Johannes sieht, wie der Satan für tausend Jahre eingesperrt wird, und die Auferstehung der Blutzeugen, die tausend Jahre mit Christus regieren. Danach wird der Satan aus dem Gefängnis frei, bevor er endgültig in den Pfuhl gestürzt wird. Schluss: Tausend Jahre war der Satan samt seiner Tyrannei eingeschlossen, weil es viele fromme Kaiser gab. Jetzt aber tyrannisiert Satan die Menschen durch den Antichrist und die gottlose Schar. Q.: Offb 20,1– 10. Lit.: Feuerstein 2001, 284.

2084 28. 8. 1546. Der thirann alexander phereus (Stolle, Alment). Alexander, Tyrann von Pherae, besiegt den Hauptmann Pelopidas und tötet ihn. Thebe, die Gattin Alexanders, betrauert den Hauptmann. Da Alexander einen ihrer Brüder beschämt und viele ihrer Verwandten getötet hat, beschließt Thebe mit ihren Brüdern seine Ermordung. Der Tyrann wird in seinem Schlafgemach umgebracht. Schluss: Wer Blut vergießt,



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dessen Blut wird wieder vergossen. Q.: Plutarch, Pelopidas 26–35 (Boner). Vgl. KG 5740 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 284.

2085 30. 8. 1546. Ein ler die weisheit zu pekumen (Herwart, Braune Herbstweise). Ermahnung zu einem Leben in Weisheit. Man soll sich der Weisheit ganz ergeben und Gottes Gebot immer betrachten. Q.: Sir 6,24–37. Vgl. KG 5856 = Sg. 2086 31. 8. 1546. Der hauptmann Spartacus (Vogel, Glasweise). Spartacus ist der Anführer aufrührerischer Gladiatoren (Schwertfechter). In Capua nimmt der Aufstand seinen Anfang, er breitet sich über ganz Italien aus. Nach teilweise erfolgreicher Gegenwehr gelingt es dem römischen Heer unter der Führung des Crassus, die oft geschickt operierenden Aufständischen zu besiegen. Spartacus selbst stirbt im Kampf. Schluss: Geschicklichkeit allein bewahrt nicht vor Unglück. Q.: Plutarch, Crassus 8–11 (Boner). Vgl. KG 5699 = Sg. 2087 2. 9. 1546. Das lam gottes (Sachs, Neuer Ton). Die Vision zeigt das Lamm, umgeben von allen 144 000 Gerechten. Ein Engel mahnt auf Erden vor dem Gericht, ein anderer verkündet das Urteil über Babylon, der dritte warnt vor Götzendienst. Den Gläubigen wird ein seliges Sterben verheißen. Schluss: Christus, das Lamm Gottes, hat uns die Huld des Vaters erworben, so dass wir aus Gnade von ihm sein Reich zu eigen erhalten. Wer aber dem Widerchrist nachfolgt, der wird aller Gnaden beraubt und dem höllischen Feuer übergeben. Q.: Offb 14,1–13. Vgl. KG 5323 = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 285.

2088 2. 9. 1546. Die 7 engel mit den 7 schalen (Folz, Freier Ton). Die sieben apokalyptischen Engel entleeren die Schalen des Zorns. Schluss: Wird Gottes Zorn entfacht, dann kommen Plagen über die Erde. Die Bösen werden dann noch schlimmer, allein die Frommen erretten sich durch Reue und Buße. Q.: Offb 16. Vgl. KG 2615 (verl.) = Ml. Lit.: Feuerstein 2001, 285  f.

2089 3. 9. 1546. Die dewrung Samarie (Mönch von Salzburg, Chorweise; Klesatschke/ Brunner 1993, 255–259). Die Syrer belagern Samaria. Über die Stadt kommt eine große Hungersnot. Selbst Taubenmist wird zur kostbaren Speise. König Joram von Israel sieht, dass sich zwei Mütter um ein Kind streiten, nachdem sie am Tag davor bereits ein anderes gegessen haben. Da zerreißt der König vor Kummer seine Kleider. Er hält den Propheten Elisa für den Urheber des Unglücks und sendet Boten aus, die ihn töten sollen. Schluss: Sünder werden von Gott durch Krieg und Hungersnot bestraft. Die Welt erkennt ihre Sünde nicht, sondern gibt dem Wort Gottes die Schuld am Unglück. Q.: 2Kön 6,24–33. Vgl. KG 220 = Ml. und 3833 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 286.

2090 3. 9. 1546. Der 27 psalm die Hilff gottes (Folz, Langer Ton). Der Herr ist des Psalmisten Licht und Heil. Er wird ihn vor den Feinden erretten und im Krieg bewahren. Schluss: Der Glaube des Gottseligen ist stark. Er fürchtet sich nicht vor dem, was Teufel und Welt anrichten. Von allen Menschen verlassen, sucht er Hilfe bei Gott. Gott bewirkt alles Gute. Q.: Ps 27. Vgl. KG 4577 (verl.) = Ml. und 5577 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 286.

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2091 3. 9. 1546. Der 20 drostpsalm der Cristlichen Fuersten (Folz, Hoher Ton). Gebet um Hilfe für den König [Str. 1 und 2]. Die Christenheit bittet für die Obrigkeit, damit sie den Gemeinnutz sowie Land und Leute vor den Tyrannen beschützen kann. Wenn der Tyrann wütet, wird Gott ihn stürzen. Mit seinem heiligen Wort stärkt er die christliche Herrschaft. Lob sei Gott, der sein Volk von den Tyrannen befreit [Str. 3]. Q.: Ps 20,2–10. Vgl. KG 6001 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 286  f.

2092 7. 9. 1546. Sant petter mit der gais (Zwinger, Hofton; G./D. 4, Nr. 322). St. Peter beschwert sich bei Christus über die Unordnung in der Welt: Die Herrschenden bedrücken ihre Untertanen und diese reizen die Obrigkeit. Wäre er für ein Jahr Herrgott, würde wieder Ordnung herrschen. Christus willigt ein, und St. Peter ist für den Tag Herrgott. Da treibt eine Magd eine Geiß auf die Weide und empfiehlt sie der Obhut Gottes. Christus erinnert St. Peter an seine Herrgottspflichten – aber die Geiß ist zu widerspenstig. So sehr St. Peter sich auch abplagt, dem Tier seinen Willen aufzuzwingen, es nützt nichts. Beschämt und ermüdet gibt St. Peter seine Herrschaft wieder ab. Schluss: Mancher glaubt, er könnte Ordnung schaffen, wenn er Gott wäre, aber er kann trotz aller Weisheit nicht einmal eine Geiß hüten. Vgl. KG 4780 = Sg. Lit.: Heger 1978, 521–523.

2093 8. 9. 1546. Ein pit für dem feint Der 55 psalm (Nachtigall, Leidton). Trotz aller Feindschaft und Untreue: wirf dein Anliegen auf den Herrn! Schluss: Will ein Tyrann die Christen vertilgen, so nimmt sich Gott ihrer an, wenn sie in Not zu ihm schreien. Gott wird den Feind stürzen; sein Arm ist unverkürzt. Möge er seinem Volk Frieden geben! Q.: Ps 55. Vgl. KG 5373 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 287.

2094 8. 9. 1546. Der segen gottes 67 psalm (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Der Psalmist dankt für Gottes Segen. Q.: Ps 67. Vgl. KG 2135 = Ml. und 6020 = Sg. 2095 9. 9. 1546. Die nichtikeit der menschen 39 psalm (Zorn, Unbenannter Ton). In Anfechtungen will der Psalmist standhaft sein und auf Gott vertrauen. Schluss: Gott möge Alt und Jung in Zaum halten. Der Mensch ist voller Eitelkeit, hat nur ein kurzes Leben und ist voller Sünden. Wer sich Gott ergibt, lebt ewig. Q.: Ps 39. Vgl. KG 6006 = Sg. 2096 10. 9. 1546. Der 53 psalm (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Die Toren leugnen, dass es Gott gibt. Schluss: Der Psalm zeigt, wie grausam die Gottlosen auf Erden gegen die Frommen vorgehen, bis der Herr selbst ihre Macht schwächt. Er schlägt die Gottlosen und erfreut die Christenheit. Q.: Ps 53. Vgl. KG 6011 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 288.

2097 11. 9. 1546. Der 147 psalm (Nachtigall, Starker Ton). Lob Gottes, der das zerstreute Israel im neuerbauten Jerusalem sammeln wird. Schluss: Zu seinem Lob versammelt Gott die Christen: er zeigt ihnen seine Allmacht, Gewalt und Weisheit. Mit seinem Segen werden sie reichlich übergossen. Q.: Ps 147. Vgl. KG 6050 = Sg. 2098 15. 9. 1546. Ein pit wider die feint 35 psalm (Meienschein, Langer Ton). Des Psalmisten Hilferuf gegen die Feinde. Schluss: Der Christ sucht in aller Not bei Gott Hilfe. Q.: Ps 35. Vgl. KG 3958 = Lied und 6005 = Sg.



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2099 15. 9. 1546. Der 4 psalm David (Lesch, Gesangweise). Der Psalmist bittet um Gottes Hilfe. Er vertraut ganz auf ihn. Schluss: Der Christ empfängt von Gott allen Trost. Er preist deshalb ihn und sein Wort. Der Gottlose flieht vor der Lehre, so dass er von Gottes Wort nicht erleuchtet wird. Der Fromme tröstet sich allein in der Gnade Gottes. Ps 4,2–9. Vgl. KG 5921 = Sg. 2100 16. 9. 1546. Der mergang petri (Regenbogen, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 252 = Ml. Vgl. 4666 = Ml. Auslegung: Der Text vermittelt drei Lehren: 1. Christus speist uns in dieser Welt geistlich mit seinem Wort. 2. Wenn wir den Saum seiner Gnade in Buße und Reue berühren, so hilft er uns. 3. Wenn uns die Wellen der Anfechtung umgeben, dann reicht Christus uns seine hilfreiche Hand und schenkt uns Trost und Erlösung [Str. 3]. 2101 17. 9. 1546. Die Fürsehung gottes (Sachs, Neuer Ton). Gott erwählt die Seinen aus Gnade. Die Vorsehung Gottes erweist sich in der Geschichte. Durch Barmherzigkeit offenbart Gott seine Herrlichkeit. Schluss: An Gottes Erbarmen allein liegt es, wen er erwählt. Unser Zutun richtet da nichts aus. Die Vernunft kann das nicht erklären. Doch darf das nicht dazu führen, dass einer, der sich erwählt glaubt, in Wollust und Sünde lebt. Der fromme Christ ist durch die Taufe in das Reich Gottes geladen; er beweist seinen Glauben durch die Liebe und lebt nach dem Wort Gottes. Q.: Röm 9,14– 25; 2Mose 33,19; 2Mose 9,16; Hos 2,1.25. 2102 18.  9. 1546. Die sorg verpietung (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 531 = Ml. Daraus wird offenbar, dass wir uns um nichts sorgen sollen als um das Reich Gottes, alles andere wird Gott hinzugeben. Schluss: Jeder Christ soll, seinem „Beruf“ entsprechend, ohne Zögern arbeiten und nicht kleingläubig sein. Gottvertrauen wird ihm immerfort helfen. 2103 23. 9. 1546. Die drey werck mender (Sachs, Silberweise; G./D. 4, Nr. 323). Drei verschiedene Arten von Handwerkern: Der eine erlangt durch seinen Kunst- und Sachverstand größtes Lob [Str. 1], der andere glänzt durch Fleiß und Geschicklichkeit [Str. 2], der dritte aber besitzt weder Verstand noch Fleiß, er macht nur Pfusch. Die letzteren Handwerker sind in der Überzahl. Sprichwort: Das Werk soll den Meister loben [Str. 3]. 2104 24. 9. 1546. Drey frag des pawern (Bremberger, Hofton; G./D. 4, Nr. 324). Drei Fragen richtet ein Bauer an seinen Pfarrer: 1. wie es zu erklären sei, dass sich an den Händen selbst nach neunmaligem Waschen immer noch Schmutz befinde. Antwort: Der erste Mensch, Adam, sei aus Erde erschaffen worden, deshalb blieben die Hände weiterhin schmutzig [Str. 1]. 2. Die Frage, weshalb die Frauen so geschwätzig seien, beantwortet der Pfarrer durch den Hinweis auf ihre Entstehung aus Adams Rippe – Knochen klappern eben [Str. 2]. 3. Schließlich fragt der Bauer, weshalb Frauen bartlos seien. Dafür macht der Pfarrer ihre Geschwätzigkeit verantwortlich. Einst rasierte man die Frauen. Sie konnten, weil sie so geschwätzig waren, nicht stillhalten. Man schnitt sie ins Maul. Seither sind die Frauen so scharttet vnd vngeschaffen. Der Bauer freut sich über die meisterhaften Antworten des Pfarrers und sperrt sein Maul – einem Ackergaul gleich – weit auf. Sprichwort: Auf närrische Fragen müssen törichte Antworten folgen [Str. 3].

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2105 24. 9. 1546. Der pfarrer mit den linsen (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 325). Der Pfarrer vom Kalenberg isst abends zu viele Linsen. Am nächsten Tag bekommt er davon bei der Messe Durchfall. Zu den Linsen sagt er: „Geht einzeln heraus.“ Die Bauern glauben, sie seien gemeint und verlassen die Kirche. Weil der Pfarrer aber keine Hosen anhat, fließen ihm die Linsen über die Beine herab. Als der Mesner den Haufen beseitigen will, schimpft ihn der Pfarrer: Die Bauern trügen den Dreck schon mit ihren Schuhen weg; außerdem seien die Linsen sein Eigentum. Die Mesnerin gibt sie den Schweinen. Q.: Philipp Frankfurter, Der Pfarrer vom Kahlenberg, V. 399–422. 2106 24. 9. 1546. Die hund vnd sew (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Das Hailtum soll man nicht den Hunden und die Perlen nicht den Säuen vorwerfen [Str. 1]. Auslegung: Man soll das Wort Gottes nicht vor die Hunde werfen, die nur Hader und Tyrannei lieben. Die Säue entsprechen jenen, die sich in Liebeswollust besudeln. Sie nehmen das Wort nicht an, vielmehr beschmutzen sie es mit Schande und Spott [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 7,6. 2107 25.  9. 1546. Das ellent menschlich leben (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Klage über das Elend des Menschen. Schluss: Der Mensch verbringt Tag und Nacht bis in das Grab seine Zeit ohne Ruhe. Q.: Sir 40,1–8. Vgl. KG 5709 = Sg. 2108 27. 9. 1546. Das menschlich pluet (Beckmesser, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1521 = Ml., aber hier 9,1–16. Schluss: Obgleich Gott weiß, dass unser Herz von Natur boshaft ist, verspricht er uns doch seine Gnade. Er segnet uns, damit wir uns vermehren, und gibt die gesamte Kreatur in unsere Hand. So genießen wir in diesem Leben reichlich seine Gnade. 2109 28. 9. 1546. Ein erschrockliche prophezey (Klieber, Langer Ton). Amos sieht einen Korb mit reifem Obst. Gott will die Wucherer in Israel strafen. Man wird vergeblich nach Gottes Wort suchen. Lehre: Obwohl auch wir Gottes Wort haben, unterdrückt man die Armen. Gott wird Verwüstung schicken und sein Wort wieder wegnehmen. Q.: Am 8. Vgl. KG 5766 = Sg. 2110 30. 9. 1546. Das schedlich gros und starck thier, der krieg (K./G. 3,465). 160 Vs. Am 11. Juni 1546 beginnt Kaiser Karl den Krieg. Alles frohlockt, aber der Dichter sieht das negativ. Im Traum erblickt er einen ritterlich gewappneten großen Mann [Kaiser], ihm zu Füßen ein leopardenartiges schlafendes Tier mit langem Schwanz und zwei Flügeln am Rücken. Es wird von dem Mann geweckt. Zusammen mit einem gekrönten Drachen [Papst], Fledermäusen und Eulen [Ratgebern] hetzt es die zwei Löwen [Landgraf von Hessen und Kurfürst von Sachsen]. Es wird noch von dem Mann an einer Leine gehalten, zieht ihn aber mit sich, nachdem Jupiter einen Donnerstrahl geschickt hat, verwüstet und vernichtet alles, tötet auch den Mann und die begleitenden Tiere samt einem Wildschwein [Moritz? Albrecht Alcibiades?], bis Jupiter es mit einem Donnerkeil niederstreckt. Der Dichter erwacht und denkt: Das Tier ist der Krieg. Er sehe erst harmlos aus, werde noch gelenkt, breche dann aber aufgrund von Eigennutz los und werde immer gewaltiger. Beschreibung der schrecklichen Folgen, auch für den, der den Krieg begonnen hat. Gott verhilft zum Sieg, auch denen, die sich im



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Sinne des Gemeinnutzes wehren. Verweis auf Erasmus, der den Krieg grundsätzlich verdammt hat. Der Krieg ist Strafe für unsere Sünden, und wir sollen Buße tun. Friedenswunsch. Lit.: Brunner 1994a, 26  f. = 2008a, 361  f.; Feuerstein 2001, 288  f.; Rettelbach 2002, 645–650 (648: „Aus der Ikonographie nicht bekannt ist das Bild des Krieges als geflügelter Leopard. Es ist eine originelle Schöpfung des Dichters, der hier ohne Vorbild auf den pardus von Dan 7,6 und Apokalypse 13,1  f. zurückgreift […].“ 649: „Sachs hat den Mann, der das Kriegstier an der Hand hält, völlig neu eingeführt […].“ 650: „Radikal neu an diesem Spruchgedicht ist ein Gedanke: der von der Verselbständigung des Krieges.“); Classen 2007, 238–243 (243: „ein außerordentlich wuchtiges, in seiner Eindringlichkeit für seine Zeit fast einmaliges Anti-Kriegsgedicht […], mit dem sich jedenfalls kein anderes Lied des 15. oder 16. Jahrhunderts, so weit ich es zu überblicken vermag, messen könnte.“); Shockey 2009, 329.

2111 1. 10. 1546. Der 7 psalm ein pit der feint (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Der Psalmist bittet den Herrn, ihm Recht gegen die Feinde zu schaffen. Schluss: Auf Gott sollen wir fest vertrauen, wenn uns die Feinde zusetzen. Er wird die Feinde stürzen und uns Frieden und Ruhe schenken. Q.: Ps 7,2–18. Vgl. KG 3957 = Lied und 5598 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 289.

2112 2.  10. 1546. Der gotlosen anschlag (Frauenlob, Langer Ton). Gottlose leugnen die Unsterblichkeit und verbringen ihre Tage daher in Sünden. Sie stellen den Frommen nach [Str. 1 und 2]. Die Gottlosen sind blind. Sie wollen Gottes Gericht nicht anerkennen. Sie achten nicht darauf, dass Gott den Menschen zum ewigen Leben geschaffen hat. Nur am irdischen Leben wollen sie sich erfreuen. Bitte um Glauben [Str. 3]. Q.: Weish 2,1–12. Vgl. KG 5772 = Sg. 2113 5. 10. 1546. Die Eng pfort (Sachs, Gesangweise). Nur wenige gehen durch die enge Pforte in das Leben ein. Viele wählen den breiten Weg zur Verdammnis. Allegorese: Dreierlei Menschen sind es, die durch die weite Pforte in die Verdammnis gelangen: die Wollüstigen; diejenigen, die durch Werkgerechtigkeit das ewige Leben erlangen wollen; die Schwärmer, die Gottes Wort vertilgen und viele Menschen verführen. Dagegen gehen ins ewige Leben die ein, die Gottes Wort glauben und ihm mit einfältigem Verstand vertrauen. Christus selbst ist die Straße zum ewigen Leben. Er nimmt uns die Fesseln der Sünden ab. In Glaube, Liebe und Hoffnung, allein aus der Gnade Gottes, gelangt die christliche Gemeinde aus diesem Elend in das himmlische Vaterland. Q.: Mt 7,13  f.; Joh 14,6. Vgl. KG 6098 = Sg. 2114 6. 10. 1546. Die kurcz zeit menschlichs leben (Sachs, Rosenton). In zumeist anaphorisch gereihten Sätzen wird an die Kürze des menschlichen Lebens erinnert. Die Zeit ist zu kostbar, als dass man sie vergeuden könnte. Q.: Seneca, De brevitate vitae (Herr). Vgl. KG 2115, 5125, 5382 = Sgg. 2115 6. 10. 1546. Der mensch kürzt im selb sein kurze zeit des lebens (nicht in K./G.). Laut Sachs und K./G. 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2114 = Ml. Vgl. 5125, 5382 = Sgg. 2116 7.  10. 1546. Der 14 psalm die gotlosen feint (Frauenlob, Geiler Ton). Die Narren leugnen die Existenz Gottes. Gott aber hilft den Gerechten. Bitte um die Hilfe Gottes. Schluss: Der Psalmist zeigt uns den gottlosen Haufen, der Gottes Volk verfolgt. Aber Gott erbarmt sich der Seinen und erlöst sie vom Feind. Q.: Ps 14. Vgl. KG 5962 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 289.

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2117 7. 10. 1546. Die hewschrecken (Sachs, Langer Ton). Die Heuschreckenplage kommt über Ägypten. Schluss: Der Pharao ist eine „Figur“ des römischen Tyrannen, der mit all seinen Knechten das Volk Gottes gefangen hält. Er lässt Gottes Wort und Predigt nicht zu. Deshalb sammelt Gott sein Kriegsvolk und plagt, wie einst die Heuschrecken, den Tyrannen. Aber der bleibt verstockt. Gott wird den Tyrannen, der so gegen die evangelische Lehre gewütet hat, zu Boden stoßen. Q.: 2Mose 10,1–20. Lit.: Feuerstein 2001, 289  f.; Rettelbach 2002, 650.

2118 8. 10. 1546. Sant petter kam auf erden (Bogner, Steigweise; G./D. 4, Nr. 326). St. Peter bittet den Herrn, acht Tage auf Erden zubringen zu dürfen. Der Herr gewährt die Bitte. St. Peter lebt zusammen mit seinen Freunden in Freuden. Alle vergessen Gott. Erst nach einem Monat erinnert sich St. Peter an die Rückkehr in den Himmel. Als der Herr St. Peter nach einem Jahr erneut die Erde besuchen lässt, kommt er schon nach drei Tagen wieder im Himmel an. Es sei gar nicht schön dort unten, erzählt er, die Menschen litten Hunger, Tod und Krieg, alle seien traurig und riefen ständig zu Gott. Epimythium: Die „Fabel“ lehrt, dass die Menschen erst dann an Gott denken, wenn es ihnen schlecht geht. Vgl. KG 4082 = Sg. und 4474 = Fsp. 2119 9. 10. 1546. Das kuen weib Arethaphila (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Aretaphila von Kyrene will den Tod ihres Mannes an seinem Mörder, dem grausamen Tyrannen Nikokrates, rächen. Ein Giftanschlag misslingt. Daraufhin verheiratet sie ihre Tochter mit Leander, dem Bruder des Tyrannen. Die Tochter stiftet Leander zum Mord an Nikokrates an. Als Leander selbst Tyrann wird, gelingt es Aretaphila, ihn in einen Krieg mit den Libyern zu verwickeln. Er und Nikokrates’ Mutter Kalbia finden ein schreckliches Ende. Das Volk verehrt Aretaphila wie eine Göttin, weil sie die Tyrannei vernichtete. Schluss: Wer seinem Vaterland treu ist, der erlangt Preis und Ehre. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 255E-257E (Herr). Vgl. KG 5015 = Trag. Lit.: Feuerstein 2001, 290; Sasse 2020b, 322.

2120 13. 10. 1546. Die getrew Xenocrita (Marner, Süßer Ton). Aristodemos, der grausame Tyrann von Cumae, nimmt Xenokrite gegen ihren Willen zur Geliebten und schickt ihren Vater ins Exil. Als Aristodemos ausreitet, um einen Graben zu besichtigen, den er – nur zur Peinigung des Volkes – um die Stadt führen lässt, geht Xenokrite an die Öffentlichkeit und spricht mit vielen Leuten. Von einem jungen Mann gefragt, warum sie sonst nie mit einem Mann spreche, antwortet sie, der Tyrann sei wohl der einzige Mann in Cumae. Sie würde lieber beim Bau arbeiten als in Wollust leben. Darauf erheben sich die Bürger gegen Aristodemos. Xenokrite hilft ihnen. So rächt sie die Verletzung ihrer jungfräulichen Ehre. Schluss: Das „Sprichwort“ bewahrheitet sich – Tyrannei bleibt nicht ungerächt. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 261E–262D (Herr). Lit.: Feuerstein 2001, 290.

2121 13. 10. 1546. Die starck getrew lieb (Marner, Süßer Ton). Die Gileater (Galater) verschwören sich gegen den grausamen Tyrannen Mithridates. Toredorax (Poredorax) verspricht, ihn zu töten. Doch das Komplott wird entdeckt und die Verschwörer werden grausam gefoltert und getötet. Die Geliebte des Toredorax will ihn trotz Verbots gebührend begraben. Als sie deswegen vor Mithridates gebracht wird, beeindruckt ihre



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Treue den Tyrannen, so dass er nichts mehr gegen die Bestattung hat. Schluss: Rechte Liebe hat keine Angst vor dem Tod. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 259A-D (Herr). Lit.: Feuerstein 2001, 290.

2122 14.  10. 1546. Die ermört Junckraw micca (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Lucius, ein Günstling des grausamen Königs Aristotimos, will Micca, eine Bürgerstochter, verführen. Als sie sich weigert, verfolgt er sie bis zu ihrem Haus. Ihr kranker Vater kann ihr nicht helfen. Sie wird nach standhafter Weigerung schließlich erstochen. Eine Klage bleibt ergebnislos, doch wird der Tyrann später mit Familie und Gesinde erschlagen. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 250F-251C (Herr). Lit.: Feuerstein 2001, 291.

2123 14. 10. 1546. Der thirrann Aristotinus (Frauenlob, Später Ton). Der Tyrann Aristotimos herrscht aufs Schrecklichste über Elieb (Elis). Obwohl er den Frauen erlaubt, aus seinem Herrschaftsbereich zu fliehen, lässt er sie dennoch ergreifen und einsperren. Einer seiner Diener verbündet sich mit den Bürgern gegen den blutdürstigen Tyrannen. Nach dessen Ermordung erhängen sich seine Frau und seine Töchter. Das Volk freut sich, von der Tyrannei befreit zu sein. Schluss: Wer aus tyrannischer Absicht unschuldiges Blut vergießt, dessen Geschlecht nimmt ebenfalls ein blutiges Ende. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 251C-253F (Herr). Vgl. KG 5058 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 291.

2124 14. 10. 1546. Die großmütigkeyt oder sterck (K./G. 3,264). 238 Vs. Der Dichter liest eines Abends in seinem Seneca [De clementia] von der Großmütigkeit, trachtet nach der Tugend und sieht im Traum eine Burg, vor der eine Frau steht, die wie eine Amazone aussieht. Die zeigt ihm alles in der stark bewehrten Burg und stellt sich dann als Fortitudo vor, die eine Reihe von Männern ab Alexander zum Ruhm führte. Auf des Dichters Bitte hin nennt sie ihm schließlich ihre Eigenschaften. Lit.: Rettelbach 2019, 221  f.

2125 15. 10. 1546. Ein ler wider die gotlosen und feind (Drabolt, Linder Ton). Man soll darauf achten, wen man als Gast in sein Haus aufnimmt. Der Böswillige wird einem ewige Schande anhängen. Gegen Bedürftige soll man wohltätig sein, Gottlosen jedoch soll man sein Brot vorenthalten. Der Wert einer Freundschaft zeigt sich erst in Notlagen. Q.: Sir 11,30–12,9. Vgl. KG 5402 = Ml. und 5511 = Sg. 2126 15. 10. 1546. Die drey wolgefelligen stueck (Nachtigall, Hoher Ton). Drei Dinge gefallen Gott: brüderliche Eintracht, gute Nachbarschaft und gegenseitige herzliche Liebe von Eheleuten. Q.: Sir 25,1  f. Vgl. KG 4775, 5546 = Sgg. 2127 18. 10. 1546. Der Eseltreiber (Mügling, Hofton; G./D. 4, Nr. 327). Alexander der Große erhält von den Göttern den Befehl, nicht nach Babylon zu ziehen, ferner den Ersten, der ihm begegnet, den Göttern zu opfern. Das Gebot trifft einen Eselstreiber. Alexander lässt ihn sogleich fangen und will ihn opfern. Der Eselstreiber sagt aber, nicht er sei der Erste gewesen, sondern sein Esel. Alexander stimmt ihm zu. Schluss: Schweigen ist zu seiner Zeit gut, doch ist richtiges Reden jederzeit besser, meint Doktor Freidank. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 3,27 B. (3,1,28 Vigilius, XXXIXv). Lit.: Neumann 2005, 114.

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2128 19. 10. 1546. Die Kinder Zuecht (Regenbogen, Blauer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1416 = Ml. und 5561 = Sg. 2129 19.  10. 1546. Alle geschopf gottes guet (Nachtigall, Geteilter Ton). Alles, was Gott erschaffen hat, ist gut. Deshalb sollen wir Gott loben. Schluss: Bitte um Vergebung und Gnade. Q.: Sir 39,23.27–41. Vgl. KG 5709 = Sg. 2130 20. 10. 1546. Das verloren schaff (Frauenlob, Zarter Ton). Das Gleichnis vom verlorenen Schaf wird verknüpft mit dem des guten Hirten. Christus ist der getreue Hirte, der die christgläubige Schar regiert. Er führt das verirrte Schaf von der unrechten Straße menschlicher Sünde wieder in den himmlischen Schafstall. Sein Wort „lockt“ zur Buße. Wenn die christliche Gemeinde erkennt, dass ein Sünder sich bekehrt, dann freut sie sich. Q.: Lk 15,1–7; Joh 10,1–30. Vgl. KG 186, 4885 = Mll. und 5270 = Sg. bzw. 88 und 420 = Sgg. und 159, 2229 = Mll. 2131 24.  10. 1546. [E] Landts-knecht-spiegel (K./G.  3,470). 374 Vs. Vor dreißig Jahren wollten dem Dichter seine Gesellen einreden, der Krieg sei etwas Positives. Eines Tages führt Genius ihn im Traum zunächst zu verbrannten Dörfern, verwüsteten Tälern, unbebautem Land, zertrümmerten Schlössern, zerschossenen Städten, versiegten Brunnen; er sieht: Recht, Gesetz, Bemühen um Gemeinnutz dahin, Schulen und Predigtstühle verödet, kein Handwerk, kein Feiern, Häuser offen, Bewohner versteckt, Plätze voller erschlagener Bürger und vergewaltigter Frauen. Dann auf ein Schlachtfeld: Erst sieht er eine Wagenburg, die Landsknechte wie lebendig begraben in Erdstellungen, hungrig, dürr, matt und taub, voller Läuse, von Bräune und Ruhr heimgesucht. In einem Zelt machen die Kriegsherren Pläne. Eine Schlacht: Geschützdonner, Rossgestampf, Hauen und Stechen. Das eine Heer flieht, zurück bleiben viele Erschlagene. Das Kriegsvolk wird verabschiedet: Die kranken Landsknechte liegen auf der Straße herum, manche werden von den Bauern totgehauen oder aufgehängt. Nicht der 1000. Teil kommt heil oder gar reich nach Hause, und dann voller Laster. Genius fragt den Dichter um seine Meinung: Dieser ist gegen den Krieg. Zum Abschluss aber mahnt Genius zur Verteidigung des Vaterlandes. Lit.: Spriewald 1990, 166; Brunner 1994a, 26  f. = 2008a, 361–363; Brunner 1996, 113  f. = 2008a, 78  f.; Feuerstein 2001, 291  f.; Rettelbach 2002, 650  f. (650: „[…] die wohl erstmals in der Literatur formulierte Darstellung des Elendes der Landsknechte.“); Classen 2007, 247–252.

2132 27.  10. 1546. Das pischoff ambt (Marner, Langer Ton). Voraussetzungen für das Bischofsamt. Schluss: Das Gegenstück dazu sind die Bischöfe des römischen Papsttums. Sie herrschen als Fürsten. Ehefrauen haben sie keine, wohl aber Dirnen. Ihren Geistlichen jedoch verbieten sie ohne Widerrede die Ehe. Ihre „Nüchternheit“ und Mäßigkeit sind nur blauer Dunst. Nirgendwo in der Welt findet man solche Prasser und Schlemmer. Diese Bischöfe sind keine Vorbilder. Sie suchen nur Streit und vergießen viel Blut. Ihre Untertanen schänden sie, ihre Schätze teilen sie nicht an die Armen aus. Der Laie und „gemeine Mann“ muss mit Fingern auf sie deuten, solch ein Ärgernis sind sie. Der Herr möge unsere Bischöfe davon freimachen. Q.: 1Tim 3,1–7. 2133 28. 10. 1546. Die haidnisch schlacht (Boppe, Langer Ton). In der Zeit des grausamen Herrschers Antiochus will der syrische Feldhauptmann Nikanor Juden für Geld ver-



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kaufen. Er wird jedoch von Judas Makkabäus vernichtend geschlagen. Schluss: Die christliche Obrigkeit soll sich nicht durch Tyrannen vom Wort Gottes abbringen lassen, Gott verleiht den Sieg. Q.: 2Makk 8. Lit.: Feuerstein 2001, 292.

2134 29. 10. 1546. Die vier posen Engel (Stolle, Hoher Ton). Die bösen Engel der vier Winde können den 144 000 Versiegelten kein Leid antun. Glos: Den vier bösen Engeln entsprechen die vier Bettelorden. Mit Scheinheiligkeit und Menschenlehre haben sie den fruchtbaren Wind aufgehalten; das Wort Gottes wurde nicht gepredigt. Der Glaube wurde dadurch geschwächt. Doch Gott hat für eine Schar Auserwählter den Glauben bewahrt. Gott allein kann seine Auserwählten dadurch schützen, dass er sie mit den Gaben des Heiligen Geistes versiegelt. Q.: Offbg 7,1–4. 2135 30. 10. 1546. Der 67 psalm (Frauenlob, Goldene Radweise). Inh. u. Q. wie KG 2093 = Ml. Vgl. 6020 = Sg. [Str. 1 und 2]. Bitte: Gottes Segen müsse dazu führen, dass alle Völker in Frieden Gottes Wort erkennen. Sein Segen verleiht den Völkern Freude [Str. 3]. Lit.: Feuerstein 2001, 293.

2136 30. 10. 1546. Der 61 psalm David (Schwarz, Vermahnter Ton). Der Psalmist bittet Gott, ihm Zuflucht zu gewähren. Schluss: In der Not soll der Christ zu Gott rufen. Gott stellt uns auf den Fels Christus. Er wendet sein Angesicht nicht von uns. Christus sitzt zur Rechten des Vaters und verleiht uns seinen Geist. Er beschützt uns in seinem Wort. Q.: Ps 61,2–9. Vgl. KG 6017 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 293.

2137 31.  10. 1546. In aim frembden thon (K./G.  22,359). 3 Str. aabbbcccd. Der verliebte Dichter überlegt, wie er die Gunst der umworbenen Frau gewinnen könnte, gesteht sich aber letztlich ein, dass seine Hoffnungen vergebens sind, da die Frau zu herrlich ist und er deshalb von ihr lassen muss. Lit.: Heinzmann 2001, 101  f.

2138 1. 11. 1546. Die zaichen des regen wetters (Nachtigall, Abendton; G./D. 4, Nr. 328). Vorzeichen des Regens (Katalog in anaphorischer Reihung). Der Regen kündigt sich durch eine ganz bestimmte Wetterlage an: Morgenröte, Westwind, Wolkenbänke, Nebel usw. Auch am Verhalten der Tiere erkennt man das Nahen des Regens: Enten und Gänse bleiben ständig im Wasser, Schweine jucken sich, Esel wälzen sich auf dem Rücken, die Schwalben fliegen ganz tief, die Flöhe setzen den Frauen und Mägden zu, die Insekten plagen das Vieh. Auch im Haus merkt man, dass es bald regnen wird, wenn z.  B. der Rauch nicht ganz abzieht. 2139 2. 11. 1546. Die hader straff (Folz, Strafweise). Warnung vor Hinterlist [Str. 1], Rachsucht [Str. 2] und Streit [Str. 3]. Q.: Sir 27,28–28,14. Vgl. KG 5512 = Sg. 2140 8. 11. 1546. Des gsecz erklerung (Singer, Langer Ton). Christus spricht in der Bergpredigt von der Feindesliebe. Schluss: Wenn wir auch das Gesetz nach außen hin befolgen, so bleiben doch in unserem Herzen Begierde und Unreinheit. Dann sind wir nur unnütze Knechte. Weil aber auf Erden niemand das Gesetz vollkommen halten konnte, hat Gott seinen Sohn gesandt. Obwohl unschuldig, starb er für uns Schuldige.

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Ihm allein Ehre und Ruhm! Q.: Mt 5,38–48; 2Mose 21,24; 3Mose 19,18. Vgl. KG 4216, 4508 = Mll. 2141 8. 11. 1546. Die geschwetzig rockenstuben (K./G. 4,386; G./D. 1, Nr. 86). 282 Vs. Der Dichter befindet sich in einem Haus, wo der Mann ausgegangen ist. Er versteckt sich hinter dem Ofen und lauscht dem Dialog der Frau und ihrer Nachbarin, den diese beim Spinnen führen. Sie ziehen der Reihe nach über ihre Männer, Knechte, Mägde und Verwandten her. Das rügt der Dichter im Beschluß und wünscht dann den guten Frauen alles Gute. Vgl. KG 4193 = Ml. 2142 10. 11. 1546. Der untrew frosch (Frauenlob, Froschweise; G./D. 4, Nr. 329). Inh. u. Q. wie KG 74 = Ml. (Str. 5). Vgl. 215a = Sg. Lehre: Um sich vor Betrug und List zu schützen, soll man anderen nicht blind vertrauen. Treulose Versprechungen sind wie der Kuss des Judas. Fügt einer seinem Nächsten aus Neid hinterhältig Schaden zu, so fällt er schließlich selbst in die Grube, die er gegraben hat [Str. 3]. Lit.: Feuerstein 2001, 293–295 (295: „Sachs geht in seiner Erregung sogar soweit, den Betrug des Frosches, der hier für das schäbige Verhalten von Herzog Moritz zu stehen scheint, mit dem Verrat des Judas gleichzusetzen.“).

2143 10.  11. 1546. Der 74. Psalm ein pit in krieges nötten (Folz, Schrankweise). Die Gemeinde bittet in Kriegsnöten um Gottes Hilfe. Schluss: Der Christ soll entsprechend dem Psalm um Gottes Hilfe bitten. Gott wird alle Feinde seines Volkes vernichten. Q.: Ps 74. Vgl. KG 5928 = Sg. 2144 11. 11. 1546. Ein pit wider die feint (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Klage über die Gottlosen. Bitte und Danksagung des Psalmisten. Schluss: Gott, den wir anrufen sollen, zerstreut alle unsere Feinde. Er weidet uns mit seinem Wort. Q.: Ps 28. Vgl. KG 5959 = Sg. 2145 12.  11. 1546. Die 7 ding so got Hasset (Frauenlob, Hagenblühweise). Sechs Dinge hasst Gott, das siebte ist ihm ein Gräuel: „hohe Augen“, falsche Zungen, Hände, die unschuldig Blut vergießen, ein tückisches Herz, Füße, die schnell sind, um Schaden anzurichten, ferner falsches Zeugnis und schließlich, wenn jemand zwischen Brüdern Streit verursacht. Gott liebt ein demütiges Leben. Q.: Spr 6,16–19. Vgl. KG 5844 = Sg. 2146 12. 11. 1546. Der 125 psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Psalmtext [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Freie Paraphrase: Der Christ soll auf Gott hoffen, der ihn im Unglück bewahrt. Gott wird seine Christenheit zur rechten Zeit von den Tyrannen erlösen. Q.: Ps 125. Vgl. KG 6041 = Sg. 2147 13. 11. 1546. Der 36 psalm die güetig hilff g (Folz, Chorweise). Ganz anders als die Gottlosen weiß der Psalmist die große Güte Gottes zu preisen. Schluss: Der Psalm zeigt, dass die Gottlosen in ihrer Bosheit sich aufblähen und Tag und Nacht nur auf Mord und Streit sinnen. Andererseits aber schützt Gott die, die sich zu seinem heiligen Wort bekennen und sich ganz auf seinen Schutz verlassen. Gott wird die Gottlosen stürzen. Q.: Ps 36,2–13. Vgl. KG 5961 = Sg. 2148 15.  11. 1546. Der münich mit dem Hasen kopf (Frauenlob, Grundweise; G./D.  4, Nr. 330). Ein junger Mönch bedient den Abt von Heilsbronn bei einem Gastmahl. Beim



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Servieren fällt ihm ein Hasenkopf erst in ein Weinglas, dann unter den Tisch. Während er sich bückt, entfährt ihm ein lauter Furz. Epimythium: Wer bei Tisch dienen will, soll mit Verstand arbeiten. Vgl. KG 4778 = Sg.; dort ausführlicher erzählt. 2149 16. 11. 1546. Der wolff mit dem lamb (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 331). Inh. u. Q. wie KG 467 = Sg. Schluss hier: Der Wolf gleicht einem hinterlistigen Tyrannen, der den Tüchtigen ohne Vernunft und Wahrheit anklagt und ihn um den Besitz bringt. Darauf passt das Sprichwort: Der unschuldige Hund hat das Leder gefressen. Lit.: Feuerstein 2001, 295  f.; Rettelbach 2019, 307  f.

2150 16. 11. 1546. Der wolff mit dem Kranich (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 332). Ein Kranich zieht einem Wolf einen Knöchel, den dieser verschluckt hat, aus dem Schlund. Als Belohnung sei es genug, spricht der Wolf, dass er ihn nicht gefressen habe, obwohl er den Hals so tief in seinen Rachen gesteckt hatte. Schluss: Einem listigen, lügnerischen und untreuen Menschen soll man nichts Gutes tun. Er lohnt einem wie der Teufel seinem Knecht. Q.: Romulus 1,8 = 11 T. (1,8 Steinhöwel). Vgl. KG 5589 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 296  f.

2151 17. 11. 1546. Der pesessen aligoria (Sachs, Hohe Bergweise). Jesus heilt am Sabbath in Kapernaum einen Besessenen [Str. 1]. Allegorese: Auch heute nimmt der Satan den Menschen geistlich in Besitz und verblendet ihn. Der Sünder verachtet das Gesetz. Wendet sich Christus ihm durch die Lehre des Evangeliums geistlich zu, dann wird der Sünder noch verstockter. Erst wenn Christus durch seinen Geist kommt, verstummt der Geist der Sünde. Reue überkommt des Sünders Herz. Durch Kreuz und Leid führt Christus ihn zur Buße. Der Sünder wird in die Gemeinde der Kirche aufgenommen und wendet sich von Fleisch und Blut ab. Der Herr möge uns alle annehmen, ehe wir in Sünde verstocken [Str. 2 und 3]. Q.: Lk 4,31–37. 2152 17. 11. 1546. Das Camel mit dem got Jovi (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 333). Ein Kamel klagt Jupiter, dass es keine Hörner habe wie die Ochsen und daher wehrlos sei. Wegen seiner Undankbarkeit schneidet Jupiter dem Kamel die langen Ohren ab und gibt ihm die gelbe Farbe des Neids [Str. 1 und 2]. Epimythium: Der Weise soll nicht fremdes Gut begehren, sondern Gott dankbar sein für das, was er besitzt, damit ihm das nicht weggenommen wird [Str. 3]. Q.: Avian 8 (7 Steinhöwel). Vgl. KG 2153 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 297.

2153 17. 11. 1546. Das camelthier mit dem got Jovi (K./G. 22,361; G./D. 1, Nr. 87). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2152 = Ml. 2154 18. 11. 1546. Der rapp mit den Hennen (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 334). Ein Rabe will zwölf Hennen überreden, ihren Todfeind, den Fuchs, aufzusuchen. Er habe sich ins Kloster zurückgezogen, fresse nur noch Gras und singe die Vesper. Der Hahn jedoch hält sie zurück. Er belehrt sie, dass der Rabe ein Schmeichler sei, der sie mit List betrüge. Der Weise spreche: Mit dem Ohr soll man schnell hinhören, doch mit dem Herzen träge und taub sein, bevor man glaubt [Str. 1 und 2]. Epimythium: Eine ehrbare Frau soll keinem Schmeichler trauen. Sie soll nicht auf die Kupplerin hören, sondern auf den Ehemann, der sie beschützt. Der Dichter wünscht, dass die weibliche Ehre

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blühe und wachse [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum Sapientiae 1,13 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 2155 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 298.

2155 18. 11. 1546. Der rapp mit den hennen (K./G. 22,363; G./D. 1, Nr. 88). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2154 = Ml. 2156 19. 11. 1546. Der igel mit der vipernater (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 335). Eine Viper fragt einen Igel, wer er sei. Trotz seiner zahlreichen Stachelspitzen sei er ein Freund. Freundschaft – so meint der Igel – schließt nicht aus, dass man einander auch die Fehler vorhält, und so kann Schmerz auch in guter Absicht zugefügt werden, damit man den Freund vom Laster abhält. Ganz anders sind die schmeichlerischen Heuchler, die Fehler beschönigen und Treue vortäuschen. Sie können den Falken auf schmeichlerische Art streicheln. Aber sie tun alles nur aus Eigennutz. Haben sie ihren Zweck erreicht, zeigen sie ihren wahren Charakter. Dann sind sie wie Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen, und wie Sirenen, die einen mit süßen Worten betören, oder wie Skorpione, die plötzlich mit ihrem Gift stechen. Deshalb ist ein Freund, der auch zu tadeln vermag, besser als falsche Judasküsse und gute Worte ohne Treue. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum Sapientiae 1,19 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 2157, 5191 = Sgg. Lit.: Feuerstein 2001, 298.

2157 19. 11. 1546. Die vippernater mit dem igel (K./G. 22,365; G./D. 1, Nr. 89). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2156 = Ml. Vgl. 5191 = Sg. 2158 19. 11. 1546. Der 54 psalm ein pit wider die Feint (Sachs, Klingender Ton). Als die Siphiter König Saul verraten, dass David sich bei ihnen versteckt hält, singt dieser ein Lied. Darin bittet er Gott um Beistand gegen die Feinde. Er verspricht, ein Freudenopfer darzubringen, da Gott ihm beistehen wird [Str. 1 und 2]. Die Obrigkeit soll daraus lernen, auf Gottes Hilfe zu bauen, wenn Türken und andere Tyrannen den christlichen „Stand“ vernichten wollen. Gott wird den Feind ins Verderben bringen, worüber die Gemeinde sich freuen kann [Str. 3]. Q.: Ps 54,2–9. Vgl. KG 6012 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 299.309.

2159 20. 11. 1546. Fabel. Die füchsisch gsellschaft (K./G. 5,66; G./D. 1, Nr. 90). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 371 = Ml. 2160 22. 11. 1546. Der 111 psalm ein danckpsalm (Sachs, Klingender Ton). Der Psalmist preist die Taten Gottes in der Geschichte. Gott wird sein Volk erlösen [Str. 1 und 2]. Das Herz, das von Liebe durchflammt ist, erfährt Gottes Güte. Er hält seinen Gnadenbund, speist uns mit seinem Wort und Sakrament und erlöst uns durch seinen Tod. Darüber freue sich ein jeder Christ [Str. 3]. Q.: Ps 111. Vgl. KG 4689 = Ml. und 6033 = Sg. 2161 23. 11. 1546. Der 76 psalm die hilff gottes (Sachs, Gesangweise). Siegeslied zum Lobpreis Gottes, der die Feinde vernichtet [Str. 1 und 2]. Allein aus Gnade hilft Gott seinem Volk Israel. Er vernichtet das heidnische Heer. Der christlichen Schar soll dies ein Trost sein. Der gottlose Haufe richtet zurzeit viel Unheil an. Gott aber wird ihn vernichten. Unserm Heiland sei Ehre [Str. 3]. Q.: Ps 76,2–3. Vgl. KG 6024 = Sg. Lit.: Feuerstein 2001, 299  f.



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2162 23. 11. 1546. Die weisen Aligoria (Nachtigall, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Herodes bedeutet die gottlosen Toren, die Weisen alle frommen Christen, die das Wort Gottes suchen. Die Gottlosen wirken durch Verfolgung und Mord. Gott sorgt sich um sein Volk [Str. 3]. Weitere Q.: Mich 5,1. Lit.: Feuerstein 2001, 300.

2163 24. 11. 1546. Die zwkunft Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Die Prophezeiung vom Gottesknecht [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Prophet meint mit dem Gottesknecht Christus. Dieser erlöst uns durch seinen Kreuzestod von den Sünden [Str. 3]. Q.: Jes 49,1–13. 2164 25. 11. 1546. Der 58 psalm pit wider die feint (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 107 = Lied. Vgl. 6015 = Sg. Glos: Von Natur aus sind die Menschen lügenhaft, vor allem, wenn es das Wort Gottes betrifft. So ist das Evangelium durch Lüge der Menschen dunkel geworden. Die höllische Schlange wütet durch Krieg und Mord, das Wort Gottes will sie nicht hören. Gott aber wird ihre Gewalt und Tyrannei zerbrechen und sein Volk freimachen. Noch ist Gott Richter auf Erden [Str. 3]. Lit.: Feuerstein 2001, 300.

2165 29. 11. 1546. Die gepurt Cristi (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. So wurde Christus, der uns durch seinen Tod mit Gott versöhnt hat, vor 1547 Jahren geboren. 2166 29. 11. 1546. Der Joseph im traum (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 509, 593, 3202, 4453, 4810 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Bitte um den Heiligen Geist, damit wir in Trübsal beständig bleiben. Weitere Q.: Jes 7,14. 2167 1. 12. 1546. Die vnschueldigen kindlein (Folz, Schrankweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119, aber hier nur 2,13–23. Vgl. 347, 1557, 2543, 2864, 3481, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Bethlehem bedeutet die christliche Gemeinde, wo Christus durch das Evangelium neu geboren wird. Die Gottlosen verurteilen diejenigen zum Tod, die sich zu Christus bekennen. Sie gleichen Herodes, der die unschuldigen Kindlein ermorden ließ. Die trauernde Rahel wird als Mutter der Christenheit gedeutet. Gott rettet das Evangelium aus Ägypten, d.  h. aus des geistes fron. So wurde auch jener Herodes, der jetzt regiert, vom Thron gestürzt. Wer des peger sprech amen [Str. 3]. Weitere Q.: Jer 31,15; Hos 11,1. Lit.: Feuerstein 2001, 300  f. (301: „Karl V. ist der icz regierende Herodes.“).

2168 3. 12. 1546. Der englisch grus (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Die Empfängnis Jesu durch Maria wird mit der Annahme des Wortes Gottes verglichen. Die Geburt Christi entspricht einem Leben im Glauben. 2169 3. 12. 1546. Der 56 psalm pitt wider die Feint (Nunnenbeck, Zeherweise). Inh. u. Q. wie KG 106 = Lied. Vgl. 6013 = Sg. und 5078 = Trag. Schluss: So hat David gebetet, als er gezwungen war, sich vor dem Philisterkönig Achis zu verstellen. Daraus erwächst

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uns Trost. Wenn uns die Feinde bedrängen, dann wird Gott uns erlösen. Er wird für uns fechten. Diese Hoffnung richtet uns auf. Weitere Q.: 1Sam 20,11–16. Lit.: Feuerstein 2001, 302; Rettelbach 2002, 652.

2170 4. 12. 1546. Der ander psalm auf unser zeit (Vogel, Vogelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 219. Vgl. 5778 = Sg. Auslegung: Zusammenfassung des Psalms und Ausdeutung auf Christus, der durch sein Wort geistlich regiert. Mancher böse Christ in Deutschland tyrannisiert seine Untertanen, doch Gott lacht nur über ihn. Er wird die Feinde seines Wortes zerschlagen. Wer auf den König Christus vertraut, der wird ewig in dessen Reich leben [Str. 3]. Lit.: Feuerstein 2001, 302; Rettelbach 2002, 652.

2171 6. 12. 1546. Das untrew mordisch weib (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Die Parther nehmen den syrischen König Demetrius gefangen. Obwohl er die Königstochter zur Frau erhält, quält ihn doch das Heimweh. Ein Fluchtversuch scheitert. Schließlich wird er nach Syrien zurückgeschickt, um gegen seinen Bruder zu kämpfen. Stolz zieht er durch Ägypten, während Syrien von ihm abfällt und sich Alexander dem Großen [Quelle: Alexander Zabina] unterwirft. Zwischen Demetrius und Alexander kommt es zur Schlacht. Demetrius unterliegt und will in den Tempel von Tyrus fliehen, doch ein Landvogt erschlägt ihn. Die Gemahlin des Demetrius war Anstifterin dieses Mordes. Ihr ältester Sohn Seleukus übernimmt die Herrschaft in Syrien. Doch bereits nach einem Jahr lässt seine Mutter ihn aus Neid töten. Es folgt als Herrscher der jüngste Sohn des Demetrius, Gryphus. Er besiegt Alexander. Seine Mutter will ihn vergiften lassen, doch lässt er erst sie von dem tödlichen Trank kosten, so dass sie stirbt. Das war ihr verdienter Lohn. Q.: Justin 38,9  f.; 39,1  f. (Boner). 2172 7. 12. 1546. Der aufrur in Zippern (Lesch, Zirkelweise). Darius ist erzürnt, weil Zypern von ihm abgefallen ist und Sardes zerstört wurde. Er nimmt seinen Bogen, schießt einen Pfeil in den Himmel und ruft dabei die Götter um Beistand an. Danach versammelt er ein großes Heer. Sein Hauptmann landet mit der Streitmacht auf Zypern. Ihm kommt mit großer Volksmenge Onesilus, König von Zypern, entgegen. Onesilus ersticht den persischen Hauptmann. Das Pferd des Hauptmanns rächt seinen Herrn und verletzt den König schwer. Da die Tyrer von Onesilus abfallen, verliert er die Schlacht. Danach wird er von den Persern enthauptet. Seinen Kopf steckt man auf einen Pfahl. Darin wohnen Bienen, die Honig erzeugen. Doch die Götter befehlen, den Kopf auf königliche Art begraben zu lassen. Q.: Herodot 5,105–114 (Boner). 2173 7. 12. 1546. Der frum hauptman Hamilcon (Eislinger, Marienweise). Himilkon unterwirft Sizilien. Doch sein Heer wird von einer großen Pest heimgesucht. Als die Nachricht davon sich in Karthago verbreitet, herrscht große Trauer. Als Himilkon mit dem um die Hälfte verminderten Heer zurückkehrt, bietet sich den Karthagern ein trauriger Anblick. Die Soldaten sind geschwächt und krank. Das ganze Volk weint mit Himilkon. Er schließt sich in seiner Kammer ein und tötet sich selbst. Schluss: Hätten die Hauptleute ihre Knechte heute auch so lieb, dann bliebe mancher am Leben Q.: Justin 19,2  f. (Boner). Lit.: Rettelbach 2002, 652  f. (653: „Von müde und krank heimkehrenden Soldaten spricht auch dieses Lied über antike Vorgänge.“).



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2174 8. 12. 1546. Der 142 psalm die hilff gottes (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Der Psalmist bittet in schwerer Bedrängnis um die Hilfe Gottes [Str. 1 und 2]. Auslegung: Trotz aller Betrübnis soll der Christ sein Herz zu Gott erheben. Der Heiland der Auserwählten ist der Gnadenthron. Wer seinen Namen anruft, dem wird seine Bitte gewährt [Str. 3]. Q.: Ps 142,2–8. Vgl. KG 4335 = Ml. und 6048 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 652.

2175 8. 12. 1546. Die 3 weiber straff (Regenbogen, Grauer Ton). König Kekrops will Athen erbauen. Als man das Fundament gräbt, stößt man auf einen grünenden Ölbaum und eine Quelle. Der König lässt in Delphi bei Apollo fragen, was dies bedeute. Die Quelle bedeute Neptun, der Ölbaum Minerva, wird geantwortet. Aus diesen beiden Namen solle die Bürgerschaft den Namen der neuen Stadt wählen. Da man sich schließlich entscheidet, die Stadt Athen  – Minerva auf Griechisch  – zu nennen, wird Neptun zornig. Um ihn wieder zu versöhnen, werden für die Frauen drei Gesetze erlassen: 1. Keine Frau darf im Rat sitzen, sondern sie soll nur im Hause ihre Zeit vertreiben. 2. Die Kinder dürfen nur den Namen des Vaters erhalten. 3. Keine Tochter der Stadt darf den Namen Athena tragen. Die beiden ersten Gebote haben noch Geltung. Q.: Sebastian Franck, Chronica, xvjr. Vgl. KG 5510 = Ml. 2176 11.  12. 1546. Drey los antwort eins losen mans (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  4, Nr. 336). Ein trunksüchtiger Schneider aus Nürnberg wird von seiner Frau beim Bürgermeister verklagt, er vertrinke ihr ganzes Heiratsgut. Nicht er verschwende das Geld, meint der Schneider, vielmehr gehe es ihm durch seine Blase verloren [Str. 1]. Erneut verklagt ihn seine Frau, Tag und Nacht habe sie vor seinen Schlägen keine Ruhe. Listig beteuert der Schneider, er sei die ganze Woche hindurch nur ein einziges Mal nach Hause gekommen. Er habe eine Kanne holen wollen, doch habe ihn seine Frau derart grob empfangen, dass er, aus Furcht vor Schlägen, gleich wieder davongelaufen sei [Str. 2]. Schließlich ermahnt ihn der Bürgermeister, seiner Frau immer zu folgen. Als es zuhause zu einer Prügelei kommt, folgt der prügelnde Schneider seiner Frau auf dem Fuß, so dass er, nach ihrer erneuten Klage, seine Schuld nicht einsieht, da er doch immer seiner Frau gefolgt sei [Str. 3]. 2177 14. 12. 1546. Der vol man im kot (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 337). Ein Edelmann in Venedig zeigt seinem trunksüchtigen Sohn zur Abschreckung einen im Dreck liegenden Betrunkenen. Der Sohn fragt aber nur, wo es Wein gebe, von dem man so voll werden kann. Schluss: Bei ihm nützte keine Strafe oder Lehre mehr. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 21. 2178 14. 12. 1546. Der Kranck narr (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 338). Ein Ritter tröstet seinen todkranken Narren Heinz damit, dass dieser bald in den Himmel kommen werde. Heinz will aber nicht in den Himmel, er will bei seinem Herrn bleiben. Dieser komme bestimmt in die Hölle, weil er seine Untertanen schinde und andere Ver­ brechen wie Ehebruch und Raub begehe. Der Ritter geht daraufhin in sich und bessert sich. Schluss: Wer sein mit Sünden beladenes Leben betrachtet, der soll von Narren lernen, sich zu bessern, bevor er stirbt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 46.

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2179 14. 12. 1546. Die drey narren (Mügling, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 339). In der Picardie beginnt ein Abt die Vesper zu singen [im Text zitiert] und der Chor respondiert ihm. Der Narr des Abts gibt seinem Herrn eine Ohrfeige, weil er das Geschrei angefangen habe, sonst schwiege der Chor noch [Str. 1]. Kaiser Friedrich bekommt einen Brief aus Rom mit dem Gruß dilecto filio nostro. Das sei erlogen, schreit der Narr, sein Herr sei keines Pfaffen Sohn, er sei der Sohn des „Kaisers“ Albert [Str. 2]. Herzog Galeazzo von Mailand kann sich nicht entscheiden, ob Ärzte oder Juristen bei kirchlichen Feierlichkeiten den Vorrang haben sollen. Sein Narr spricht den Satz: Der Dieb geht vor dem Henker [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 49.51.50. 2180 15. 12. 1546. Der münich pfeffer (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 340). Der Guardian eines Barfüßerklosters zu Mailand bittet einen reichen Bürger und Förderer des Klosters um Essen, da Gäste im Kloster eingetroffen seien. Der Bürger beauftragt seinen Sohn, pfeffer [Ragout] und Wein dorthin zu bringen. Der aber isst das Mahl mit seinen Freunden. Als der Guardian sich beschwert, stellt der Bürger seinen Sohn zur Rede. Er soll den Mönch zeigen, dem er das Essen gegeben hat, sagt aber, dies sei unmöglich, weil die Mönche alle einander ähnlich sähen: Sie seien alle grau wie die Esel, geschoren wie die Narren, wie Diebe mit Stricken umgürtet und außerdem barfüßig wie die Gänse. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 63. Vgl. KG 5524 = Sg. 2181 17. 12. 1546. Der 17 psalm ein gepet Davids (Sachs, Bewährter Ton). Der Psalmist ruft in Feindesbedrängnis um Hilfe zu Gott [Str. 1 und 2]. Hieraus kann der Christ lernen, wie er Gott in Not sein Leid klagen soll. Gott wird aus Gnade Hilfe schaffen und die Christen vor der Gewalt der Gottlosen schützen. Der Christ bleibt dem zeitlichen Gut, das ihm von Gott verliehen ist, nicht verhaftet, er richtet sein Augenmerk auf das ewige Leben [Str. 3]. Q.: Ps 17. Vgl. KG 5999 = Sg. 2182 18. 12. 1546. Gideon prach den altar Baals (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Gideon zertrümmert auf Jahwes Befehl, der ihm von einem Engel überbracht wird, den Baalsaltar. Er sammelt ein Heer, um gegen Midianiter und Amalekiter zu kämpfen, und wird durch das wunderbare Zeichen Gottes an dem mit Tau befeuchteten Fell gestärkt. Gideon besiegt die Midianiter. Schluss: Wenn ein Fürst in seinem Land den Götzendienst ausrottet, dann möge Gott ihn vor Aufruhr und Feinden bewahren. Gottes Hand verleiht den Sieg. Q.: Ri 6,14.25–40. Vgl. KG 4833 = Trag. 2183 18. 12. 1546. Der aufrat Simsonis (Muskatblut, Neuer Ton). Simsons Hochzeit und Rätsel. Schluss: Man soll keiner Frau vertrauen; Frauen tragen ein langes Gewand und haben kurzen Sinn. Aber es kommt auch vor, dass eine Frau mehr verborgen halten kann als ein Mann. Wer eine solche Frau hat, soll Gott dafür danken. Q.: Ri 14,12–19. Vgl. KG 4620, 5017 = Mll. und 4834 = Trag. 2184 19. 12. 1546. Die ertrenckt liebhaberin (Ehrenbote, Spiegelton). Herzog Albrecht III. von Bayern verliebt sich in die wunderschöne Tochter eines Augsburger Baders. Doch der Vater Albrechts, der regierende Herzog Ernst, sträubt sich gegen die Vermählung und lässt die Bürgerstochter in der Donau ertränken. Albrecht schwört Rache an Vater und Vaterland. Schließlich können Vater und Sohn nach großer Feindschaft versöhnt werden. Ernst muss auf dem Grab der ertränkten Jungfrau eine Kapelle errichten und



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täglich eine Messe lesen lassen. Das geschah 1423. Schluss: Liebe ist stark wie der Tod. Solche Liebe bringt auch heute manches Herz in Bedrängnis. Lit.: Huber 1984.

2185 20. 12. 1546. Drey warnung pfarrer Kalen: (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 341). Drei Warnungen gibt der Pfaffe vom Kalenberg seinen Bauern: Erstens sollen sie sich vor gelben Suppen hüten, denn die könnten verschüttet werden und dann mit Urin aufgefüllt und gewürzt sein [Str. 1]. Weiterhin warnt er vor den gelben Schleiern, die nicht ohne Grund gefärbt seien, denn sie seien entweder zu dünn gewoben oder voller Webfehler und damit wertlos [Str. 2]. Zum Dritten warnt er vor Schuhen, die außen geflickt sind, bei ihnen sei die Sohle zu dünn und löchrig [Str. 3]. 2186 20. 12. 1546. Die 9 ungeerten crewcz (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton; G./D. 4, Nr. 342). Neun Kreuze, die nicht geehrt werden: das Grabkreuz, um das die Hunde streichen und das sie beschmutzen; das Kreuz über dem Kirchenportal, das durch Vogelmist verdreckt ist; ferner das Kreuz des Esels, auf dem der Müller seine Kerbe wetzt; das Wegkreuz; das Kreuz auf dem Umhang eines Deutschordensherrn, womit eines schlepsaks Leib oder der eines piderweibs bedeckt wird usw. 2187 22. 12. 1546. Die sechs grosen luegen (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 343). Ein Kaufmann fragt auf dem Weg nach Regensburg einen „Freihirtsknaben“ nach Neuigkeiten. Nach jeder Frage verkleidet sich der Befragte neu, schließlich erscheint er nackt, und keinmal erkennt ihn der Kaufmann wieder. Für jede Lügengeschichte erhält der „Freihirt“ eine Ohrfeige, doch da er die erste Lüge durch eine zweite glaubhaft machen kann, überkommt den Kaufmann immer wieder Reue. So erzählt der „Freihirt“ von einem großen Vogel, der ganz Regensburg überschatte, und von einem großen Ei, das dieser gelegt habe, dann gibt er vor, die Donau sei ganz ausgebrannt, es gebe sehr viele Bratfische. Schließlich sagt er, der Herrgott sei gestorben, die ganze Stadt sei verdorben, und nur noch Engel lebten in Regensburg. Schluss: Wer immer Neuigkeiten wissen will, wird oft geblendet. 2188 22. 12. 1546. Die pruck zw lanczhuet (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 344). Ein Bauer, der Getreide nach Landshut fährt, weiß von einem Schaden an der Brücke über die Isar und erkundigt sich deswegen bei einem entgegenkommenden Fuhrmann nach ihrem Zustand. Folgender Wortwechsel entsteht (in bairischem Dialekt): „Ist die Brücke noch gut?“ „Ich habe sie noch nicht gegessen.“ „Ist sie stark?“ „Ich habe noch nicht mit ihr gekämpft.“ „Ist sie tragfähig?“ „Ich habe sie nie beladen.“ „Kann man die Isserprueck ohne Schaden reiten?“ „Ich habe sie noch nicht gesattelt.“ „Ist sie ganz?“ „Das weiß niemand, weil das Wasser unten hindurchfließt.“ Daraufhin wird der Bauer unfreundlich und zieht weiter. Schluss: So hält manch Verschlagener mit spöttischem Geschwätz die Leute zum Besten. Vgl. KG 5509 = Ml. 2189 23. 12. 1546. Die Feltschlacht Alexanders mit Dario (Singer, Schlechter Ton). Alexander der Große besiegt Darius. Die Verluste des persischen Heeres sind sehr groß. Alexander jedoch verliert nur 34 Soldaten. Diese lässt er feierlich begraben, er erbaut ihnen zum Gedächtnis schöne Säulen. Alexander unterwirft das Perserreich. Noch drei Schlachten gewinnt er gegen Darius. Schluss: Glück, Kühnheit und Güte bewir-

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ken oft den Sieg, nicht die große Zahl der Soldaten. Q.: Plutarch, Alexander 16  f. (Boner) Vgl. KG 2066, 3399 = Mll. Lit.: Feuerstein 2001, 302  f.

2190 23.  12. 1546. Künig Alexander mit seim arzet (Folz, Baumton). Nach dem Bad in einem Fluss wird Alexander der Große todkrank. Einem Arzt gelingt es, ihn wieder gesund zu machen. Der Arzt wird verleumdet. Darius habe ihn bestochen, damit er Alexander töte. Doch Alexanders Vertrauen in den Arzt bleibt unerschüttert. Der Verleumder wird hart bestraft. Q.: Plutarch, Alexander 19 (Boner). 2191 24. 12. 1546. Die Erlich that der kriechen (Marner, Hofton). Die Griechen gründen die Stadt Massilia. Die Ligurer möchten sie zerstören. Eine ligurische Frau, die einen Griechen liebt, erzählt ihm vom geplanten Anschlag. Die Griechen ergreifen die in Heu­ wagen versteckten ligurischen Gewappneten und vernichten auf listige Weise das Heer des Königs. Dieser glaubt, ein von den Griechen angezündetes Haus sei, verabredungsgemäß, von seinen Leuten in Brand gesetzt worden. Er stürmt mit seinem Heer in die Stadt und wird von den Griechen geschlagen. Seither feiert man dort in Friedenszeiten ein Fest. Dabei werden die Tore geschlossen, so, als läge der Feind vor den Toren. Auch traut man keinem Fremden. Schluss: Die Obrigkeit kann daraus lernen, dass ihre feindlichen Nachbarn oft mit Schelmenstücken Untaten vollbringen. Der „Gemeinde“ und dem Rat möge durch Wachsamkeit die Hinterlist des Feindes erspart bleiben. Q.: Justin 43,4 (Boner). Lit.: Feuerstein 2001, 309.

2192 29. 12. 1546. Die gepuert Jesu (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Es geschah vor 1547 Jahren, dass uns das ewige Heil zuteilwurde. Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 8: 2193 31. 12. 1546. Sein peschlus lid in das puch (Sachs, Langer Ton). Eitelkeit aller irdischen Dinge. Schluss: Gott hat alle Kreaturen erschaffen. Seine Werke sind wunderbar und unergründlich. All das speculieren des Menschen ist nur Mühe und Arbeit, all sein Trachten ist eitel. Auch der Dichter weiß das, der aus Liebe zur poetrey seine Gedichte in Schmerzen geboren hat. Mehr als 2000 Gedichte hat sein Herz „ausgegossen“: geistliche und weltliche, Historien, Schwänke und Possen, Komödien und Fastnachtspiele. Mit dieser Arbeit hat er sein zwölftes Buch abgeschlossen [4 Spruch-, 8 Meistergesangbücher]. Q.: Pred 1. Vgl. KG 6067 = Sg. Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 5: 2194 31. 12. 1546. Ein wünderlicher dialogus und newe zeittung (K./G. 22,367) [Prosa]. Der Dichter, von Nördlingen kommend, hört von einem Boten, dass dieser dem Herrgott [= evangelischer Glaube] begegnet sei, der nach Ägypten auswandern wolle, weil er in Deutschland überall verfolgt werde. In der sinagog zu Trient [= Tridentiner Konzil] hätten sich die alten Mächte [= das katholische Lager] geeinigt: Besser sei, dass



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Deutschland verderbe, als dass ihrer Macht Einbuße geschehe. Der Papst wird als Hohepriester zu Rom, Karl V. als Pilatus angesprochen. Mit einer großen Geldzuwendung sei er vom Papst bewogen worden, das evangelische Lager zu Fall zu bringen. Drei Jünger halten dem „Herrgott“ die Treue [= Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und Herzog Moritz von Sachsen], der dritte aber ist ein Judas, der ihn für dreißig sächsische Silberlinge verriet. So konnte Herodes [= König Ferdinand) bei Plauen die unschuldigen Kinder ermorden lassen [= Schlacht von Adorf bei Plauen). Am Schluss aber Verheißung einer besseren Zukunft. Lit.: Spriewald 1983, 1921–1923 (1923: „eine der bittersten und resigniertesten Aussagen, die Sachs verfaßt hat.“); M. E. Müller 1985, 144  f.; Feuerstein 2001, 303.

1547 2195 → nach 2385 2196 1547. Der 119 psalm im thon: Ach, vnser vater, der dw pist (K./G.  22,380). 4 Strophen aabccbddeffe. Die Herrlichkeit des Wortes Gottes. Q.: Ps 119. Vgl. KG 6054 = Sg. Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 9 (verl.): 2197  1. 1547. Jesus Christus in dem anfang … (Sachs, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1481 = Ml., hier aber ohne 11,1–8 [Str. 1 und 2]. Trost: Wer in der Trübsal dieses Jammertals aus ganzem Herzen bittet, dessen Bitte wird gewährt [Str. 3]. 2198 2. 1. 1547. Die gesamelten engel (Vogel, Engelweise). Aufzählung von Begebenheiten des Alten und Neuen Testaments, in die Engel eingreifen. 2199 17. 1. 1547. [E] Der gros fresser (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 345). Herzog Franziskus von Mailand lädt Siphron von Asti zu einem Mahl ein. Siphron isst unglaublich viel (mehr als 2 Str. lang werden Speisen aufgezählt, die meisten Glieder der Aufzählung sind anaphorisch mit frisch eingeleitet), entschuldigt sich danach aber, nicht sehr viel gegessen zu haben, da er heute schon eine Suppe mit einem Laib Brot, zwölf Eier und zwölf Bratwürste gegessen und acht Maß Bier getrunken habe. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 249 (250). 2200 Januar 1547. Die schwarzen edlen stain (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 346). Inh. u. Q. wie KG 5758 = Sg. [verl.] 2201 19. 1. 1547. Der pachen dieb (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 347). Zwei Nachbarn stehlen einem geizigen Bauern einen Schinken, da sie keine Schlachtschüssel bekommen haben. Als der Bauer nach dem Dieb sucht, verrät ihm einer von ihnen eine Zauberei, mit der er den Dieb ermitteln könne. Alle Bauern versammeln sich in der Kirche und müssen Ingwer essen, der Dieb soll das angeblich nicht können. Der Nachbar hat freilich dem Bestohlenen selbst einen mit Zucker überbackenen Hundedreck gegeben. Er kann die scharfe, gallenbittere Masse nicht schlucken und wird so als Dieb „entlarvt“. Das Stillschweigen gegenüber seiner Frau muss der Geizhals noch mit zwei

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Gulden erkaufen. So erleidet er dreifachen Schaden. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,6 (Arigo). Vgl. KG 3944 = Fsp. 2202 19. 1. 1547. Der untrew rat Ahitophel (Sachs, Neuer Ton). Auf Ahitophels Rat schläft Absalom mit den Frauen Davids. Sein weiterer Rat, David zu verfolgen und zur Schlacht zu zwingen, wird von Husai vereitelt. Daraufhin erhängt Ahitopel sich [Str. 1 und 2]. Dies ist eine figur: Ist ein Fürst unschuldig vertrieben, so suchen seine ampleutt nur ihren Eigennutz. Ihnen wird Ahitopels Schicksal zuteil. Diejenigen, welche ihrem Herrn die Treue halten, wird er jedoch belohnen, denn Gott liebt Treue und Wahrheit [Str. 3]. Q.: 2Sam 16,20–17,12.23. Vgl. KG 3693 = Trag. 2203 20. 1. 1547. Das giftig hader maul (Nachtigall, Geteilter Ton). Warnung vor Verleumdung und Zank. Schluss: Untreue trifft ihren eigenen Herrn. Q.: Spr 26,17–28. Vgl. KG 5731 = Sg. 2204 21. 1. 1547. Die schlacht Abrahams (Regenbogen, Langer Ton). Abraham rettet den König von Sodom und seinen Bruder Lot vor ihren Feinden. Er wird von Melchisedek gesegnet. Dem König von Sodom gibt er Leute und Habe zurück, ohne etwas zu behalten [Str. 1 und 2]. Die geschicht ist ein Spiegel für die Obrigkeit. Werden ihr armes Volk oder ihre Verbündeten unschuldig geschädigt, soll sie Krieg führen. Siegt sie, soll sie nicht eigennützig sein, sondern aufsecz nur zur Besoldung ihrer Krieger verlangen. Glück und Heil ist mit einer Obrigkeit, die heute noch so denkt [Str. 3]. Q.: 1Mose 14,1–3.10–12.14–24. Lit.: Kerth 1999, 260–262; Rettelbach 2002, 653  f.661 (653: „Gedanken über das bellum iustum.“).

2205 Januar 1547. Die schlacht Alexanders mit Porro (Lorenz, Blühweise). Q.: Plutarch, Alexander 60 (Boner). Vgl. KG 5257 = Trag. [verl.] 2206 26. 1. 1547. Eulenspiegel mit den 12 plinden (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 348). Eulenspiegel trifft in Bremen vor dem Stadttor 12 Blinde. Er tut so, als wolle er ihnen 12 Gulden geben. Die Blinden, jeder in der Meinung, ein anderer habe das Geld bekommen, schlemmen in der Stadt beim Jungwirt zehn Tage lang. Als sie nicht zahlen können, sperrt der Wirt sie in den Schweinestall. Er verspricht Eulenspiegel, der nun auch dort logiert, die Blinden gegen einen Bürgen freizulassen. Eulenspiegel geht zum Pfarrer und sagt ihm, seine Wirtin brauche Hilfe, weil ihr Mann vom Teufel besessen sei. Der Pfarrer verspricht, nach drei Tagen zu kommen. Dem Wirt nennt Eulenspiegel den Pfarrer als Bürgen. Der Wirt schickt seine Frau zum Pfarrer, der bestätigt, dass er ihrem Mann nach drei Tagen helfen wolle. Daraufhin lässt der Wirt die Blinden los. Als er vom Pfarrer sein Geld will, sperrt dieser sich ein, weil er meint, der Wirt sei vom Teufel besessen. Alle drei Parteien sind von Eulenspiegel geprellt. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 87  f. (71). Vgl. KG 4212 = Fsp. Lit.: Tenberg 1996, 121  f. (122: „Daß Eulenspiegel sich an den Armen und Behinderten vergreift, um seine Streiche auszuüben, kann Hans Sachs nicht billigen.“).

2207 27. 1. 1547. Die 4 ochsen (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 349). Ein Löwe fürchtet die Einigkeit von vier Ochsen, die in Freundschaft miteinander leben. Deswegen denkt er sich eine List aus. Jeden der vier nimmt er zur Seite und hetzt ihn gegen die anderen auf. Da sie nun Feinde sind, kann der Löwe einen nach dem anderen töten. Schluss:



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Gute Freunde sollen sich nicht durch die List des Feindes trennen lassen, damit er sie nicht nacheinander zugrunde richtet. Q.: Avian 18 (14 Steinhöwel). Vgl. KG 5595 = Sg. Januar 1547. Prophet nit angenem (Kettner, Frauenton). Q.: Mk 6,1–6. [verl.] Januar 1547. Ewlenspigel der trew knecht (Marner, Hofton; G./D. 4, Nr. 350). [verl.] Januar 1547. Die wainent puelerin (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 351). Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 31 (Adelphus Muling). [verl.] 29. 1. 1547. Der dot im stock (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 352). Drei Mörder beobachten einen Einsiedler, der in einem Baumstumpf einen Schatz entdeckt. Als sie ihn zur Rede stellen, sagt er, er habe den Tod gesehen. Die Mörder töten den Einsiedler. Dann schicken sie einen von ihnen in die Stadt, damit er Brot und Wein holt. Unterdessen beschließen die Zurückgebliebenen, ihren Komplizen zu ermorden. Der in die Stadt geschickte Mörder aber vergiftet den Wein, und so sterben alle drei. Schluss: Salomo sagt: Reichtum bringt seinem Besitzer Unglück. Seinetwegen kamen schon viele um. Vgl. KG 4753 = Fsp. 1. 2. 1547. [E] Theodorus mit Violanta (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 353). Inh. u. Q. wie KG 1010 = Sg. Vgl. 1890, 3205a = Comm. Lit.: Wittmann 2015, 129–131.

2213 Februar 1547. Der reich perupft mon (Frauenlob, Grundweise; G./D.  4, Nr.  354). [verl.] 2214 4. 2. 1547. Der ritter mit dem trewen hund (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 355). Inh. u. Q. wie KG 463 = Sg. Schluss: Wer unüberlegt handelt, dessen Reue kommt zu spät. 2215 Februar 1547. Der schmid Vocas (Mügling, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 356). Inh. u. Q. wie KG 5746 = Sg. [verl.] Lit.: Neumann 2005, 93.

2216 Februar 1547. Sant Franciscus pruech (Mügling, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 357). Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 34 (Adelphus Muling). [verl.] 2217 5. 2. 1547. Der vierfuessig pischoff (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 358). Ein Bischof liegt mit einer Nonne im Bett. Als sein Narr das Zimmer betritt und vier Füße aus dem Bett herausragen sieht, behauptet der Bischof, er sei über Nacht vierfüßig geworden. Sogleich reißt der Narr das Fenster auf und verkündet das Wunder. Er wird mit Rutenschlägen belohnt. 2218 5. 2. 1547. Die pfaffenkelnerin mit dem prenten wein (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 359). Ein Pfarrer gibt seiner verrückten Haushälterin Branntwein, damit sie ihre Schmerzen loswerde (auswurff). Während er die Frühmesse liest, wirft sie mit ihrer Mutter den ganzen Hausrat aus dem Pfarrhaus, versetzt ihn und vertrinkt den Erlös. Als der Pfarrer das Haus geräumt sieht, beschließt er, keiner Haushälterin mehr Branntwein zu geben. 2219 7. 2. 1547. Die wolffsprueck (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 4, Nr. 360). Beim Holzsuchen stößt ein Mann auf ein Rudel Wölfe. Auf der Flucht kommt er zu einer eingestürzten Brücke und hat die Wahl, entweder von den Wölfen gefressen zu werden oder zu ertrinken. Er springt ins Wasser, wird aber von Fischern gerettet und zum Trocknen an eine Wand gelehnt. Er behauptet nun, beim Kampf mit den Wölfen ins Wasser

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gefallen zu sein. Beim Aufschneiden gestikuliert er so mit den Händen, dass die Wand einstürzt und ihn erschlägt. Schluss: Der Mensch soll sich mit dem begnügen, was Gott und das Glück ihm geben; er soll nicht zu weit gehen, damit er nicht vom Unglück erreicht wird, denn ein Unglück folgt dem anderen unmittelbar, und es nimmt oft Macht, Gut und Leben. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,1 (S. 16 G.). Vgl. KG 5747 = Sg. Februar 1547. Die drey fisch (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 4, Nr. 361). [verl.] 8. 2. 1547. Der stolz hengst (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 362). Ein prachtvoller Hengst mit goldenem Zaumzeug begegnet einem dürren, müden Esel und weist ihn hochmütig aus dem Weg. Kurz darauf bricht sich das Pferd den Rücken und taugt nur noch zur Landarbeit. Als beide sich wieder begegnen, verspottet der Esel das Pferd wegen seines verlorenen Glanzes. Schluss: Der Reiche soll im Glück den Armen nicht verspotten, damit er, wenn sich das Glücksrad wendet, nicht selbst verspottet wird. Q.: Romulus 3,3 = 53 T. (3,3 Steinhöwel). Vgl. KG 3403 (verl.) = Ml. und 5592 = Sg. 9.  2. 1547. Alexanders weinkampff (Frauenlob, Ritterweise). Alexander der Große fordert seine Fürsten zum Wettkampf im Trinken heraus. Der Sieger Promachos muss einundvierzigmal brechen und stirbt nach drei Tagen [Str. 1 und 2]. Wo das Glück Reichtum und Sieg verleiht, herrscht auch Trunkenheit. Bei Hofe herrscht ständiger Weinkrieg. Die größten Trinker nennt man dennoch „streng und ehrenfest“. Sprichwort: Wo das Zutrinken eine Ehre ist, ist es keine Schande, sich zu erbrechen [Str. 3]. Q.: Plutarch, Alexander 70. 9. 2. 1547. Calanus philosophus verprent sich selb (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Alexander der Große begegnet dem indischen Philosophen Kalanos. Durch ein Gleichnis zeigt ihm der Philosoph, dass er in der Mitte seines Reichs bleiben solle, um es in Frieden zu halten. Danach lässt Kalanos einen Scheiterhaufen errichten und schreitet fröhlich in die Flammen, um sich den Göttern zum Opfer zu bringen. Er erhält ein prächtiges Grab. Alexander selbst wurde später in Alexandria begraben, nachdem er vergiftet worden war. Q.: Plutarch, Alexander 65.69.76 (Boner). Vgl. KG 5257 = Trag. 10. 2. 1547. Der fuchs mit dem storch-gast (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 363). Ein Fuchs setzt seinem Gast, dem Storch, dünnes Mus vor, das dieser mit seinem langen Schnabel nicht verzehren kann. Am anderen Tag lädt der Storch den Fuchs ein und gibt ihm viele kleine Fische in einem hohen engen Glas zu essen. Dem Fuchs ist es unmöglich, an die Fische heranzukommen [Str. 1 und 2]. Sprichwortreihe zum Thema Vergelten [Str. 3]. Q.: Romulus 2,13 = 43 T. (2,13 Steinhöwel). 10. 2. 1547. Der untrew fuechs (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 364). Ein Fuchs missgönnt einem Wolf die Höhle mit Vorräten. Er verrät ihn an einen Hirten. Dieser tötet den Wolf. Der Fuchs bewohnt nun die Höhle, wird aber kurze Zeit später von Hunden aufgespürt und zerrissen [Str. 1 und 2]. Untreue trifft ihren eigenen Herrn [Str. 3]. Q.: Romulus 3,6 = 56 T. (3,6 Steinhöwel). 11. 2. 1547. Veyus wirt 10 jar pelegert (Frauenlob, Blühender Ton). Die Römer belagern Veji zehn Jahre lang vergeblich. Camillus wird zum obersten hauptmon erwählt;



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ihm gelingt es durch eine Kriegslist, die Stadt einzunehmen: Während er von außen stürmen lässt, dringen andere Soldaten durch einen unterirdischen Gang ein. Im Triumph kehrt Camillus nach Rom zurück. Bei der Beuteverteilung behält er den zehnten Teil zum Bau eines vorher verheißenen Tempels zurück. Deswegen zürnt ihm der gemeine Mann und klagt ihn an. Unschuldig muss er in die Verbannung. Q.: Plutarch, Camillus 5 (Boner). = 2493 11. 2. 1547. Camilli fewerschlacht (Buchner, Feuerweise). Die Latiner belagern das römische Heer und die Stadt Sutrium. Camillus wird dem Heer zu Hilfe geschickt. Die Feinde, nun doppelt bedroht, errichten um ihr Lager Palisaden. Da lässt der Feldherr in der Nacht noch mehr Holz ans Lager bringen und es bei Tagesanbruch anzünden, außerdem lässt er mit Brandpfeilen schießen. Die Latiner müssen schließlich aus dem Lager weichen und fallen den Römern in die Hände. Sofort zieht Camillus nach Sutrium, die Stadt ist aber schon eingenommen. Die Römer können indes eindringen und die plündernden Feinde besiegen. Schluss: Oft ist Weisheit besser als Stärke. Q.: Plutarch, Camillus 34  f. (Boner). Vgl. KG 5660 = Sg. 17. 2. 1547. Schafstal Cristi (Herwart, Bloßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 159 = Ml. Vgl. 88 und 420 = Sgg. und 2130 = Ml. Schluss: Die kurze glos betont, dass Christus die einzige Tür ist, durch die man zum Leben eingeht. Er ist ein Hirte, der durch sein Wort die Herde weidet. Diejenigen, die glauben, sich auf menschliche Lehre verlassen zu können, stehlen und töten die Seele, sie suchen allein ihren Nutzen und ihre Ehre. Christus wird uns aus diesem Jammertal in seinen himmlischen Schafstall führen. 18. 2. 1547. Thiberius der frumb Römer (Rosengart, Freudweise). Tiberius Gracchus wird bei dem Versuch, die Ackergesetze durchzusetzen, von reichen römischen Adligen erschlagen. Schluss: Wer heute dem Gemeinnutz helfen wollte, könnte auch in Gefahr kommen, denn Eigennutz setzt sich mit Gewalt durch. Q.: Plutarch, Tiberius und Gaius Gracchus 16–19 (Boner). 19. 2. 1547. Das herlich künigreich Salomonis (Vogel, Langer Ton). Salomos Herrschaft: Versorgung seines Hofs durch zwölf Amtsleute, Macht seines Reichs, seine Weisheit [Str. 1 und 2]. Salomos Reich ist eine figur des Reiches Christi: Auch er ordinierte zwölf Amtleute, die nach seiner Himmelfahrt Menschen mit dem Evangelium speisen. Auch Christus hat die Fülle der Weisheit und regiert damit ewig [Str. 3]. Q.: 1Kön 3,7; 4,1–14. 19.  2. 1547. Ewlenspigel set dieb und schelck (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise; G./D. 4, Nr. 365). Eulenspiegel kommt in eine Stadt an der Weser und sät mit Kieselsteinen vor dem Rathaus Diebe, Halunken und Bösewichte. Ein Gerichtsdiener fragt ihn, ob er nicht auch tüchtige Leute ansäe. Eulenspiegel antwortet, der Boden hier in der Stadt sei dafür nicht geeignet. Schluss: Eulenspiegels Samen würde auch hier gut aufgehen, wie der Lebenswandel von Untertanen und Obrigkeit beweist. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 70 (73). Lit.: Tenberg 1996, 122.

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2233 Februar 1547. Vnziffer plag Egipti (Örtel, Leidton). Gott schickt die Ungezieferplage über Ägypten. Pharao bleibt verstockt. Schluss: Die Christen liegen vom „römischen Pharao“ gebunden, bis Gott ihm Ungeziefer senden und seinem Übermut ein Ende machen wird. Q.: 2Mose 8,16–28. 2234 Februar 1547. Eulenspigel zalt mit dem klang (Vogel, Lilienweise; G./D. 4, Nr. 366). Eulenspiegel, der in der Küche einer Kölner Herberge vor dem Essen eine Semmel mit Butter isst, wird vom Wirt zu Tisch gerufen. Eulenspiegel lehnt ab, weil ihn bereits der Bratengeruch satt gemacht habe. Der Wirt verlangt daraufhin von ihm zwei Weißpfennige mit der Begründung, dass er durch den Braten gesättigt worden sei, wenn auch nur durch dessen Geruch. Eulenspiegel lässt daraufhin zwei Weißpfennige klingen, steckt sie aber wieder ein und sagt: „Wie der Rauch den Bauch füllt, so füllt dir der Klang den Beutel.“ „Sprichwort“: Der Ecke ist an den Berner geraten. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 79 (80). Lit.: Lienert 2008, 228 Nr. 317.

2235 26.  2. 1547. Riterschaft der Fabiorum (Buchner, Feuerweise). Im Krieg der Römer gegen die Veienter geraten 300 Fabier beim Fluss Cremera in einen Hinterhalt und werden erschlagen [Str. 1 und 2]. Ein späterer Fabier, Q. Fabius, besiegt durch List die Volsker (Verwechslung mit L. Quinctius Cincinnatus?) [Str. 3]. Q.: Livius 2,50 (Schöfferlin). 2236 1.  3. 1547. Die aufrur zu Rom (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton). Ein Fremder, Appius Herdonius, zettelt in Rom unter den Knechten und dem leichtfertigen Volk einen Aufstand an. Er bringt 5500 Römer auf, die das Kapitol stürmen und besetzen. Herdonius fordert vom Senat die freiwillige Übergabe der Stadt, andernfalls werde er sie den Feinden übergeben. Aus den edlen Geschlechtern stellt der Senat daraufhin ein Heer zusammen, das die Belagerer vom Kapitol vertreibt. Wer überlebt, wird später hingerichtet. Schluss: Wo der muetwillig hawff Aufruhr beginnt, soll man rechtzeitig eingreifen, sonst geht die Ordnung in die Brüche, und es wird viel unschuldiges Blut vergossen. Q.: Livius 3,15–18 (Schöfferlin). Vgl. KG 5750 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 654.

2237 2.  3. 1547. Der aussetzig Gehasi (Lesch, Gesangweise). Elias befreit Naeman vom Aussatz, nimmt aber keine Geschenke. Sein Diener Gehasi eilt dem Geheilten nach und lässt sich unter einem Vorwand doch noch beschenken. Elisa, der trotz der Heimlichkeit Gehasis Unrecht bemerkt, straft ihn mit Aussatz. Schluss: Der Aussatz gleicht dem Geiz, der das Herz des Menschen Tag und Nacht quält. Q.: 2Kön 5,19–27. 2238 2. 3. 1547. Simonides fiel das haus ein (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Simonides geht in einer Hafenstadt an Land und begräbt einen Toten. Als er in der Herberge liegt, erscheint ihm der Geist des Toten. Er fordert ihn auf, mit ans Meer zu kommen. Als Simonides das Haus verlassen hat, fällt es krachend zusammen. Q.: entweder Valerius Maximus 1,7 Ext. 3 (Heinrich von Mügeln) oder Hartmann Schedel, Liber chronicarum, LXr (Alt), aber dort warnt der Tote Simonides vor der Fahrt auf einem Schiff, dessen Insassen dann ertrinken. Das wundersam einstürzende Haus findet sich in Cicero, De oratore 2,353.



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2239 3.  3. 1547. Drey ler des künig Agesilai (Sachs, Spruchweise). König Agesilaos antwortet auf die Frage, wie man am besten regiere: Man solle regieren wie ein Vater seine Kinder, in Liebe strafen und lohnen [Str. 1]. Ein Redner rühmt sich, prunkvoll über Geringes zu sprechen. Agesilaos kritisiert ihn: Nicht der Schuster sei zu loben, der große Schuhe mache, sondern der, dessen Schuhe passen. Lange Rede verdrießt, man soll Maß halten [Str. 2]. Hört Agesilaos Loben oder Schelten, so empfiehlt er, mehr auf den zu achten, der spricht, als auf den Betroffenen, denn meistens geschehe solche Rede aus Gunst oder Neid, schlechter Gewohnheit oder klafferey [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 30 Nr. 2, 32 Nr. 5 und 7 P. (Eppendorf, S. j; iij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 208 B-D Nr. 2, 3 und 5. Vgl. KG 2298, 5633 = Sgg. 2240 März 1547. Drey antwort Agesilay (Schiller, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie ein Teil von KG 5633 = Sg. [verl.] 2241 4.  3. 1547. Eulenspigel mit dem pfewffenmacher (Schiller, Maienweise; G./D.  4, Nr. 367). Im Mai lädt in Lüneburg ein Pfeifendreher Eulenspiegel zum Mittagessen ein. Als dieser jedoch zu seinem Haus kommt, macht er ihm nicht auf. Am nächsten Tag wiederholt der Pfeifenmacher die Einladung, versichert, Eulenspiegel werde allein sein Gast sein und lässt ihn schon vorangehen. Eulenspiegel schickt unter einem Vorwand Frau und Magd aus dem Haus, isst und trinkt und schließt die Bewohner aus. Um sich zu rächen, lässt der Pfeifenmacher den Schinder vors Haus kommen, da Eulenspiegels Pferd angeblich eingegangen sei. Eulenspiegel reckt seinen bloßen Hintern zum Fenster hinaus und ruft, der Schinder solle dem Pferd ins Maul schauen. Der Schinder verklagt den Pfeifenmacher. „Sprichwort“: Einem Schalk kann man nichts abgewinnen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 64 (66). Lit.: Tenberg 1996, 122.

2242 4. 3. 1547. Agesilay gerechtikeit (Regenbogen, Kurzer Ton). König Agesilaos schreibt an den Fürsten Hadricus (Hidrieus), er möge Nikias freilassen. Sei dieser unschuldig, so müsse er ihn ohnehin freilassen; sei er aber schuldig, dann um Agesilaos’ willen [Str. 1 und 2]. Zusammenfassung [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 36 Nr. 18 P. (Eppendorf, S. viij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 209E-F Nr. 16. 2243 5. 3. 1547. Pawsanias ein arzt feint (Nachtigall, Kurzer Ton). Pausanias, der Ärztefeind, sagt, der beste Arzt sei der, dessen Arznei bewirke, dass man nicht kurz darauf sterbe [Str. 1]. Pausanias schimpft über einen Arzt. Ein Kollege fragt, was der ihm Böses getan habe. Doch der Feldherr antwortet, selbst nach einer Behandlung durch den besten Arzt würde er nicht mehr leben [Str. 2]. Von einem Arzt auf sein hohes Alter angesprochen, antwortet er: Hätte er ihn je gebraucht, so wäre er längst tot [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 1, S. 104 Nr. 24, 22 und 23 P. (Eppendorf, S. lxxj) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 231A Nr. 7,5,6. 2244   3. 1547. Der Spartaner lob (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise). Ein alter Mann sucht in einem spil hause Platz, um einem Kampfspiel zusehen zu können. Er irrt umher, doch niemand macht ihm Platz, bis er zum Block der Spartaner kommt. Dort

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erhebt sich sofort ein Besucher und sagt, in Athen rede man viel von Tugend, aber man richte sich nicht danach; in Sparta rede man zwar nicht viel über Weisheit, aber man wahre Tugend. Schluss: Noch heute findet man viele Gelehrte, die viel von Tugend wissen, aber nicht entsprechend handeln, während einfache Leute in aller Stille gerecht leben. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 2, S. 128  f. Nr. 53  f. P. (Eppendorf, S. lxxxvj) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 235C-E Nr. 55 (Eppendorf). Vgl. KG 5661 = Sg. 8. 3. 1547. Des Jordans straßen, ein figur (Frauenlob, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2022 = Ml. und 5002 = Com., aber hier nur 3,5–17. Vgl. 3681 = Ml. [Str. 1]. Glos: Der Jordan des Gesetzes war für die Menschen aus eigener Kraft unüberwindbar. Christus nahm in seinem Kreuzestod den Fluch des Gesetzes auf sich und baute die Gnadenstraße. Hinter der Bundeslade des Evangeliums ziehen wir durch das Jammertal zum himmlischen Vaterland [Str. 2 und 3]. 9. 3. 1547. Ein Figur der urstent Cristi (Nachtigall, Langer Ton). Jeremia, der Fürsten und Priester gegen sich aufbringt, wird in eine Grube geworfen. Nach kurzer Zeit aber wird er wieder heraufgezogen, und seine Feinde werden gefangen [Str. 1]. Jeremias ist ein figur Cristi: Dieser wird wegen seiner Predigt verfolgt, ans Kreuz geschlagen, liegt im Grab und aufersteht am dritten Tag vom Tod. Das Priestertum ist zerstört, seine Feinde sind über die ganze Welt zerstreut (nicht ausdrücklich auf die Juden bezogen). Schluss: Aufforderung zum Lob Christi, der sein Wort verkünden lässt und dich am Kreuz erlöst hat, um dir die ewige Seligkeit zu erwerben [Str. 2 und 3]. Q.: Jer 38,1–13. 9. 3. 1547. Caramundus lag vor Marsillia (Eislinger, Maienweise). Die Nachbarn Marsilias (Massilias) wollen die Stadt zerstören. Im Traum erscheint dem zum gemeinsamen Feldherrn erwählten König Catumandus eine weibliche Gestalt und verbietet ihm unter Androhung großen Unglücks, die Stadt zu belagern. Er befolgt den Befehl. Am nächsten Tag erkennt er im Minervatempel in der Göttin die Traumgestalt wieder. Als Dank für die Warnung schenkt er ihr eine goldene Kette. Catumandus lobt die Stadt, die ihre Götter so liebt, dass diese sie vor Feinden schützen. Schluss: Haben die Christen Gott vor Augen, so schützt er sie vor dem Drohen der Feinde. Q.: Justin 43,5 (Boner). Vgl. KG 5553 = Sg. 10. 3. 1547. Der ungetrew Sosis (Marner, Goldener Ton). Der Bürger Sosis hasst Dion von Syrakus. Er schmäht ihn häufig in der Öffentlichkeit. Eines Tages taumelt Sosis blutüberströmt auf den Marktplatz und behauptet, Dions Leute hätten ihn so zugerichtet. Das Volk glaubt Sosis, bis Dion durch ärztliche Gutachten, Beweisstücke und Zeugen nachweisen kann, dass Sosis sich selbst verletzt hat. Sosis wird hingerichtet, Dion erhält den Ehrentitel „Vater der Väter“. Schluss: Untreue bringt sich selbst in Gefahr. Der Treue widerfährt alles Gute. Q.: Plutarch, Dion 34  f. (Boner). März 1547. Drey spruch von gastrey (Mügling, Hofton). Inh. u. Q. vermutlich wie KG 1471 = Ml. [verl.] 11. 3. 1547. Drey straffspruch wider der pfaffen geiz (Regenbogen, Goldener Ton). In Athen sammelt man Opfer für die Götter. Phokion gibt lieber einem Armen als den



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reichen Göttern. Er meint, es sei besser, den Menschen zu geben, da von den Gaben an die Götter nur die Pfaffen in Saus und Braus lebten [Str. 1]. Demonax opfert weder Venus noch Minerva. Er habe nicht gewusst, dass sie Geschenke brauchten, erklärt er auf Befragen. Damit verspottet er die habgierigen Pfaffen [Str. 2]. Ein Spartaner verweigert bei der Sammlung das Geld für die Götter. Angesichts ihrer Bedürftigkeit fürchtet er ihren Zorn nicht. Auch damit wird die Habgier der Pfaffen verspottet [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 299 Nr. 4, 8, S. 659 Nr. 18, 2, S. 129 Nr. 56 P. (Eppendorf, S. ccl; dlxxxiij; lxxxvij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 188A; Lukian, Demonax 11; Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche 235E Nr. 56. 2251 12. 3. 1547. Künig David zu Regila (Meienschein, Langer Ton). David befreit die Stadt Kegila von den Philistern. Als Saul gegen Kegila ziehen will, muss David fliehen, da die Bewohner ihn ausliefern würden. Schluss: Wenn sich das Volk gegen fromme Herrschaft erhebt, wird diese von Gott geschützt. Q.: 1Sam 23,1–14. Vgl. KG 4760 = Ml. 2252 14.  3. 1547. Der sturm der neuen stat Carthago (Regenbogen, Briefweise). Scipio, gerade zum Feldherrn gegen die Karthager ernannt, kommt vor Neukarthago an. Einem ersten Ausfall der Gegner begegnet er, dann lässt er stürmen. Da die Mauer zu hoch ist, bricht er ab, hält Rat und lässt die zum Eindringen geeignetste Stelle erkunden. An einer seichten Stelle des Meeres ist die Mauer niedrig. Bei Niedrigwasser übersteigt ein ausgewählter Trupp die Mauer und öffnet das Tor. Die Stadt und kurz darauf die Festung der Karthager werden genommen. Die Stadt wird geplündert, aber das Morden wird eingestellt. An einem Tag wurde Neukarthago eingenommen. Schluss: List und Kühnheit gehören zum Krieg. Q.: Livius 26,45  f. (Schöfferlin). Lit.: Rettelbach 2002, 655.

2253 14. 3. 1547. Die gefangen junckfraw (Kettner, Osterweise). Nach der Eroberung Neukarthagos erhält Scipio als Beute eine Jungfrau, die verlobt ist. Gegen Lösegeld gibt er sie ihrem Bräutigam zurück, dann schenkt er ihr das Geld. Zum Dank gewinnt der Bräutigam den einheimischen Adel zu einer Spende von 1400 Pferden an Scipio. Schluss: Treue wird belohnt. Q.: Livius 26,50 (Schöfferlin). Lit.: Rettelbach 2002, 655.

2254 16. 3. 1547. Gros trach Reguli (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Der römische Hauptmann Marcus Regulus lagert mit seinen Soldaten am Bagradas in Afrika. Mehrere Soldaten werden von einer riesigen giftigen Schlange umgebracht. Schließlich kann das Untier durch einen Steinwurf auf den Rücken getötet werden. Seine Haut wird nach Rom geschickt. Schluss: Aus der Erzählung lernt man Gottes wunderbare Geschöpfe kennen. Q.: Valerius Maximus 1,8 Ext. 19 (Heinrich von Mügeln) < Livius, Buch 18 (verl.). Vgl. KG 4318 = Ml. und 5197 = Sg. 2255 17. 3. 1547. Die zerstört stat Abidos (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Als der Makedonenkönig Philipp V. die Stadt Abydos belagert, wollen sich die Bürger auf die Zusicherung von Gut und Leben ergeben. Philipp lehnt ab. Die empörten Bürger sperren Frauen, Kinder, Alte und Kranke in den Tempel, verstauen ihre Schätze auf Schiffen und schwören einander, im Falle der Einnahme der Stadt die Schiffe zu ver-

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senken und sich selbst und ihre Angehörigen zu töten. Nach heftiger Gegenwehr nutzen die Priester eine Kampfpause, um Philipp um Gnade zu bitten. Doch die Bürger widersprechen und führen ihren Plan aus. Dem Feind fällt nichts und niemand in die Hände. Q.: Livius 31,17  f. (Schöfferlin). Lit.: Rettelbach 2002, 655.

2256 18. 3. 1547. Der alt schlawch, aligoria (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Gleichnisse: Lappen und neue Kleider; alter Wein und neue Schläuche. „Auslegung“: Der alte adam gebraucht die christliche Freiheit als schand deckel und verwirkt so das Seelenheil. Drückt aber das Gesetz durch Fluch und Strafe auf das Gewissen, so ist es für die Gnade richtig vorbereitet. Q.: Mt 9,16  f.; 1Petr. 2,16. Vgl. KG 4731 = Ml. 2257 März 1547. Zwainzig jar Achas ware … (Sachs, Langer Ton). Q.: 2Chron 28. [verl.] 2258 21. 3. 1547. Die zwen plinden, aligoria (Vogel, Süßer Ton). Jesus heilt zwei Blinde [Str. 1]. Die Menschen leben seit Adam als Blindgeborene in Vernunft. Sie erkennen Gottes Willen und ihre Sünden durch das Gesetz. Schließlich erleuchtet Christus sie mit Gnade; die Menschen können in einem neuen Leben wandeln [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 9,27–33. Vgl. KG 4745 = Ml. und 5254 = Sg. 2259 21. 3. 1547. Thomas der zwiling (Zorn, Zugweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Christus tröstet die Christen durch seinen Frieden. Im Sakrament gibt er sich den Kleinmütigen zu erkennen [Str. 3]. 2260 23. 3. 1547. Die himelfart Cristi (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,9–20. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Bitte um die Gabe des Heiligen Geistes, damit sowohl der einzelne Christ als auch die ganze Christenheit im Glauben beständig bleiben. 2261 März 1547. Herlichs künigreich, psalm 24 (Kettner, Frauenton). Der Einzug des Königs der Ehren [Str. 1 und 2]. Auslegung: Christus, der Ehrenkönig, litt den Tod für uns. Schluss in der erhaltenen Hs. unleserlich. Q.: Ps 24. Vgl. KG 6002 = Sg. 2262 31. 3. 1547. Der stumm und pesessen, aligoria (Sachs, Kurzer Ton). Jesus heilt einen stummen Besessenen [Str. 1]. „Geistliche Erklärung“: Der Sünder, vom Teufel besessen, hört auf keine Mahnung und erkennt seinen Schaden nicht. Aber durch die Fürbitte der Gemeinde erbarmt sich Christus und löst ihn von der Sünde. Er lobt Gott, und die Christen freuen sich. Aber die Gleisner verachten Gottes Wort [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 9,32–34. 2263 März 1547. Siciminius aufrur zu Rom (Stolle, Alment). Vgl. KG 5754 = Sg. [verl.] 2264 1. 4. 1547. Der pawr mit dem esel (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 368). Ein Bauer versagt dem ungelehrten Pfarrer den Gehorsam, weswegen dieser den Pfleger schickt. Der Bauer begründet sein Verhalten damit, dass er in dreifacher Hinsicht dem Pfarrer überlegen sei: Erstens habe er einen Esel, der gescheiter sei als der Pfarrer, weil er selbständig zum Brunnen und zurück gehe; der Pfarrer dagegen betrinke sich und müsse jedes Mal vom Wirtshaus heimgeführt werden. Zweitens habe er den Himmel im Haus, weil er seine alte und kranke Mutter pflege, und wer barmherzig sei, komme



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in den Himmel. Schließlich habe er auch die Hölle in seinem Haus: seine Frau, die ihn täglich quäle. Der Pfleger spricht den ungehorsamen Bauern frei. Vgl. KG 2299 = Sg. 1. 4. 1547. Kunz Zweyffel (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 369). Ein fränkischer Pfarrer schließt seine Predigt gewöhnlich mit den Worten: „Kinder, wenn ihr meiner Lehre folgt, werdet ihr ohne Zweifel selig.“ Der Bauer Kunz Zweifel fragt den Pfarrer, warum er vom Seelenheil ausgeschlossen werde. Als Begründung gibt der Pfarrer an, dass er von den anderen Bauern Erbsen bekommen und sie deshalb seliggesprochen habe. Der Bauer bemerkt die Schalkhaftigkeit des Pfarrers nicht und bringt ihm Erbsen. Von da an beendet der Pfarrer seine Predigt: „Wenn ihr meiner Lehre folgt, werdet ihr alle selig, auch der Zweifel.“ Vgl. KG 5782 = Sg. 2. 4. 1547. Feltschlacht in Etruria (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; Klesatschke/ Brunner 1993, 171  f.). Die Etrusker rüsten gegen Rom. Tarquinius Priscus zieht ihnen mit dem römischen Heer entgegen. Vor Tereta treffen die Heere aufeinander. Obwohl die Feinde in der Überzahl sind, kann Tarquinius sie bezwingen, indem er sein Heer teilt. Einen Teil versteckt er im Wald beiderseits des Kampfplatzes und lässt ihn erst angreifen, als die Etrusker sich des Siegs schon sicher wähnen. Die Etrusker unterwerfen sich. Sie werden außer zur Anerkennung der Oberhoheit Roms zu nichts gezwungen. Schluss: List und Sanftmut bezwingen Land und Leute. Q.: Livius 1,37  f. frei erweitert (Schöfferlin XVr–XVv). Vgl. KG 5753 = Sg. 8. 4. 1547. Das 53 caput Esaie des propheten (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 176 = Ml.; hier auch 52,13–15. Vgl. 2668 = Ml. und 5379 = Sg. [Str. 1 und 2]. Glos: Christus hat sein Volk nicht mit weltlicher Gewalt erlöst, sondern wurde verachtet, als er auf Erden lebte. Um unserer Sünden willen wurde er gemartert. Jetzt sitzt er zur Rechten Gottes, ihm ist alle Gewalt gegeben, und er macht sein Volk gerecht durch sein Wort [Str. 3]. 9.  4. 1547. Der sechsisch pierthurnier (Vogel, Schwarzer Ton/Frischer Ton/Lilienweise; G./D. 4, Nr. 370). Parodistische Schilderung eines Saufgelages in Sachsen als Turnier zwischen zwölf pierhelden mit Darstellung der Fress- und Saufgewohnheiten und der Folgen der Trunkenheit. Schluss: Wer täglich an einem solchen Turnier teilnimmt, der ist bald arm. Armut jagt ihm das Glück aus dem Haus. April 1547. Prophezey wider Edom (Lorenz, Blühweise). Q.: Obd. [verl.] 14. 4. 1547. Ein prophezey des reichs Cristi (Marner, Kreuzton). Daniels Vision vom beginnenden Reich des Menschensohns [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Glos: Chaldäer-, Perserreich, Griechenland und Rom vergingen, bevor das Reich Christi begann. Gott hat Christus erhöht, er sitzt zu seiner Rechten. Ewig bleibt er ein König aller Königreiche, dem seine Christenheit dient. Nach dieser Zeit wird sie ewig mit ihm leben. Q.: Dan 7,9–15; Mt 28,18. Vgl. KG 3313 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 137  f.

2271 14. 4. 1547. Der pauer mit dem air im schmalz (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 371). Ein von der Feldarbeit hungriger Bauer bittet seine Frau, ihm Rühreier zuzubereiten. Als sie ihm nur zwei kleine Eier einschlägt, ist er darüber verärgert und

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weigert sich zu essen. Seinem Hund, der die Eier fressen will, gibt er einen Stoß ans Ohr mit den Worten: „Du Schelm, ich würde die Eier doch selbst essen, wenn ich nicht beleidigt wäre.“ Die Bäuerin, die seine Worte mitgehört hat, lacht ihn aus. Daraufhin geraten beide in einen handfesten Streit. „Sprichwort“: Besser wenig mit Liebe als viel mit Fäusten. 14. 4. 1547. Die pewrin mit dem air im schmalcz (Folz, Feielweise; G./D. 4, Nr. 372). Eine Bäuerin isst jeden Tag heimlich acht Rühreier. Als der Meier das bemerkt, schlägt er ihr unbeobachtet weitere acht in die Pfanne. Nachdem sie zwölf gegessen hat, kann sie nicht mehr. Sie befürchtet, sie werde krank, weil sie ihr gewohntes Quantum nicht mehr verträgt. 15. 4. 1547. Künig Ciri erschrocklicher traumb (Mügling, Traumweise). Der Perserkönig Kyros träumt auf seinem Skythenfeldzug, Darius sitze mit Krone und Zepter auf seinem Thron. Er besitze Flügel, mit denen er sich emporschwinge; der eine bedecke Asien, der andere Europa. Kyros ruft Darius’ Vater Hystaspes zu sich und eröffnet ihm, sein Sohn stelle ihm, dem König, nach dem Leben, er solle ihn gefangen nehmen. Während Hystaspes, der jeden verfolgen will, der seinem Herrn nach dem Leben trachtet, in die Heimat zurückkehrt, stirbt Kyros. Darius wird zu seinem Nachfolger gewählt. So erfüllte sich die Traumvision, die Kyros nur falsch verstanden hatte. Q.: Herodot 1,209  f. (Boner). Vgl. KG 3343 = Ml. und 3408 = Sg. 15. 4. 1547. Der kirchendiner ambt (Nachtigall, Geschiedener Ton). Voraussetzungen zur Übernahme des Bischofsamtes. Q.: 1Tim 3,8–16.  4. 1547. Ein erschrocklich prophezey (Sachs, Bewährter Ton). Die Reichen und Vornehmen in Israel und Juda würden ihres Übermutes (üppigkeit) wegen zuerst weggeführt, prophezeit Amos [Str. 1 und 2]. Sum: Wo Fürsten tyrannisch regieren, sich auf ihre Macht verlassen und in Freuden leben, da schickt Gott ein Volk, das ihnen leib Ehr vnd gut zerstört [Str. 3]. Q.: Am 6. 16. 4. 1547. Dreyerley gesicht vnd plag (Sachs, Klingender Ton). Drei Visionen von den Strafgerichten Gottes: Heuschreckenplage, Feuersbrunst und die Bleischnur. Auslegung: Wenn ein Volk sich nicht zu Gott bekehrt, straft er es schrecklich. Q.: Am 7,1–9. Vgl. KG 4643 = Ml. 18. 4. 1547. Philopomenes des hauptmon ent (Vogel, Strenger Ton). Der achäische Feldherr Philopoimen liegt mit der Stadt Messina im Krieg. Er hat schon viele Siege errungen. Als er Coronea einnehmen will, wird er von den Feinden überrumpelt, kämpft mutig weiter, obwohl er fliehen könnte, und wird am Ende gefangen genommen, während seine Leute entkommen. In Messina wird er zum Tod verurteilt. Nachdem er sich über das Schicksal seiner Leute unterrichtet hat, trinkt er den Becher mit vergiftetem Wein. Als Messina genommen ist, werden alle, die Verantwortung für seinen Tod tragen, hingerichtet. Philopoimen wird in seiner Heimat wie ein Gott verehrt. Schluss: Das Glück der Tüchtigen ist oft unbeständig. Q.: Livius 39,49  f. (Schöfferlin). Vgl. KG 5809 = Sg. 19. 4. 1547. Die himelfart Cristi (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss:



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Dank dafür, dass Christus sein Reich eröffnet hat, das seit Adams Fall 5000 Jahre lang verschlossen war. 2279 19. 4. 1547. Die sieben Juden (die pucher verprent) (Vogel, Rebenweise). Die sieben Söhne des Hohepriesters Skevas geben vor, sie könnten im Namen Jesu Geister austreiben. Der böse Geist eines Besessenen richtet sie so zu, dass sie nur schwer verletzt und nackt entrinnen können [Str. 1 und 2]. Glos: Wo Gottes Wort rein gepredigt wird, da dringen falsche Lehrer ein. Sie nennen sich apostolisch, sind aber Heuchler. Sie müssen zu Schanden werden, während Gottes Wort ewig bestehen bleibt [Str. 3]. Q.: Apg 19,13–19; Jes 40,8. 2280 20.  4. 1547. Die zal der purger zw Rom (Sachs, Kurzer Ton). Die sizilische Stadt Messina bittet, als sie von König Hieron von Syrakus und den Karthagern bedrängt wird, die Römer um Hilfe. In Rom ergibt eine Volkszählung eine Einwohnerzahl von 200384. Das römische Heer schlägt Hieron und kann drei Städte einnehmen. Hieron ergibt sich. Schluss: So nimmt eine Stadt bald zu, bald ab. Q.: Livius, Buch 16 (verl.). Schöfferlin XCIIIIv wohl nach der Perioche. Vgl. KG 5749 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 655.

2281 22. 4. 1547. Die niderlag Marcelli (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Hannibal, der erfahren hat, dass der römische Feldherr Marcellus die Stadt Lokroi belagern will, schlägt die Römer durch einen Hinterhalt: Marcellus fällt, Crispinus wird verwundet. Hannibal, dem der Siegelring des Marcellus in die Hände gefallen ist, versucht mit seiner Hilfe in die Stadt Salapia zu gelangen. Die Stadt ist jedoch durch Crispinus gewarnt: Man lässt 600 Karthager hereinkommen, dann fallen die eisernen Gatter, und alle 600 werden niedergemacht. So wird Hannibals Betrug durch Gegenlist gerächt. Q.: Livius 27,26–28 (Schöfferlin). Vgl. KG 5662 = Sg. 2282 22.  4. 1547. Die Römer mit gewalting her schloffen durchs joch (Regenbogen, Leidton). Im Krieg gegen die Samniten geraten die Römer durch falsche Auskünfte gefangener gegnerischer Kundschafter in einen Hinterhalt. Sie müssen Frieden schwören und halb nackt unter einem Joch durchziehen. Nach Rom zurückgekehrt, schleicht jeder sich nachts heimlich in sein Haus. Schluss: Man soll vorsichtig sein und nicht auf die List der Feinde hereinfallen. Q.: Livius 9,1–7 (Schöfferlin). Vgl. KG 5755 = Sg. 2283 23. 4. 1547. Des Römers Marcus Valerius kampf mit dem raben (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Während des Krieges nach einem Einfall der Gallier in Italien fordert einer der Feinde einen beliebigen Römer zum Zweikampf. Marcus Valerius stellt sich, auf seinem Helm sitzt ein Rabe. Nach dem ersten Streich des Gegners fliegt der Rabe herab und nimmt dem Gegner dadurch die Sicht, dass er vor seinen Augen herumflattert. Valerius tötet den Gallier. Als er ihm die Rüstung ausziehen will, kommt es zum allgemeinen Kampf, doch müssen die Gallier schließlich fliehen. Valerius erhält eine Krone und den Beinamen „Corvinius“ (Corvinus). Preis, Ruhm und Lob gewinnt, wer für sein Vaterland einsteht. Q.: Livius 7,26 (Schöfferlin); Plinius d. Ä., Naturalis historia 7,157 (Eppendorf). 2284 23. 4. 1547. Decius starb willig für sein heer (Sighart, Pflugton). Als Rom mit den Latinern im Krieg liegt, erscheint den Hauptleuten Manlius Torquatus und Decius ein

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schrecklich man, der den Römern den Sieg verkündet, wenn sich einer den Göttern opfere. Decius nimmt das Opfer auf sich, fordert die Soldaten auf, seinen Tod zu rächen, und stürzt sich ins Schlachtgetümmel. Als er fällt, drängt das Heer so erbittert nach, dass es die Schlacht gewinnt. Decius erhält in Rom ein ehrenvolles Begräbnis. Q.: Livius 8,9  f. (Schöfferlin). 25. 4. 1547. Der arg kaiser Cajus Caligula (Ehrenbote, Fürstenton). Die Schandtaten Caligulas: Inzest mit seiner Schwester, verschwenderische Bauten, Steuererhöhungen; Ermordung von Bürgern, die ihn zum Erben eingesetzt haben; zum Tod Verurteilte werden an Tiere verfüttert, ungerechte Todesurteile gefällt [Str. 1 und 2]. Er wird von Verschwörern getötet; nun spukt er, bis man das Haus verbrennt. Schluss: Wer tyrannisch lebt, stirbt tyrannisch [Str. 3]. Q.: Sueton, Caligula 20–59 (Vielfeld). Vgl. KG 5663 = Sg. April 1547. Die klain pigmey zwerglein (Frauenlob, Hagenblühweise). Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 7,26  f. (Eppendorf). [verl.] 26. 4. 1547. Der wunderparlich untergang etlicher stet (Kettner, Hoher Ton). Plinius d. Ä. berichtet von Städten, die kleiner Tiere wegen verödeten: wegen Kaninchen, Maulwürfen, Fröschen, Heuschrecken, Mäusen, Schlangen, Skorpionen, Würmern. Schluss: Die Natur verfügt über große Wunder. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,104 (Eppendorf). 27. 4. 1547. Drost der ellenden verfolgten, 37 psalm (Sachs, Überlanger Ton). Das Glück der Gottlosen ist nur vorübergehend, ihr Untergang unaufhaltsam. Die Frommen sollten sich nicht wegen dieses Scheinglücks ärgern. Glos: Gott behütet die auserwelten Cristen, den Gottlosen jedoch verkürzt er das Leben. Q.: Ps 37. Vgl. KG 5566 = Sg. 27. 4. 1547. Der schiffstreit vnd flucht Xerxes (Liebe von Giengen, Radweise). Schlacht bei Salamis und Flucht des Xerxes auf einem Fischerboot. Schluss: Wer tyrannisch herrscht, verliert oft, was er friedlich in seine Regierungsgewalt übernommen hat. Q.: Herodot 8,56–96 (Boner). April 1547. Wuchrer mit dem lindpart (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 373). [verl.] 28. 4. 1547. Hanibal pelegert Roma (Frauenlob, Später Ton). Hannibal will Rom belagern. Drei Tage lang versucht er, gegen Fulvius, der ihm gegenüber Lager bezogen hat, zu kämpfen, aber jedes Mal verhindert ein schreckliches Unwetter die Schlacht. Hannibal merkt daran, dass die Götter den Römern helfen. Weiter erfährt er, dass die Römer ein Heer nach Spanien schicken wollen und dass der Acker, auf dem er lagert, den Besitzer wechselt. Da Rom seine Belagerung so wenig kümmert, zieht er in der Nacht schnell davon. Schluss: Wo Gemeinde und Rat einig sind und auf Gott schauen, können sie alle Feinde von ihrer Stadt abhalten. Q.: Livius 26,11 (Schöfferlin). 28.  4. 1547. Der gros fraidig hund (Marner, Süßer Ton). Der König von Albanien schickt Alexander dem Großen einen Hund, der angeblich besonders gut gegen wilde Tiere kämpft. Alexander lässt ihm einen Bären, dann ein Wildschwein vorführen, doch der Hund rührt sich nicht vom Fleck. Alexander lässt ihn erschlagen. Als der



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König von Albanien davon hört, schickt er einen Hund der gleichen Rasse mit dem Hinweis, es gehöre zu deren Art, kleine Tiere zu verschmähen. Der zweite Hund bringt nacheinander einen Löwen und einen Elefanten zur Strecke. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,149  f. (Eppendorf). April 1547. Die wunderparen lewt (Boppe, Langer Ton). Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8. [verl.] 30. 4. 1547. Fraw Triope wart ein paumb (Ottendorfer, Jünglingweise). Dryope geht mit ihrem Kind spazieren. Als sie von einem Lorbeerbaum Blätter für einen Kranz abreißt, beginnt der Baum zu bluten und zu zetern. Sie will fliehen, schlägt aber Wurzeln und verwandelt sich selbst in einen Lorbeerbaum. Das Kind kann sie gerade noch ihren Eltern anempfehlen, ferner kann sie Priapus, dessen Liebe sie verschmähte, als Urheber ihres Unglücks nennen. Schluss: Die Fabel lehrt Frauen, gegen Verführer freundlich, aber hart (wie der Lorbeerbaum) zu sein. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,334–393 (Wickram). 30.  4. 1547. Das guelden har (Scilla in ein lerchen verkert) (Sachs, Silberweise). Skylla raubt ihrem Vater Nisus das goldene Haar, in dem seine Lebenskraft verborgen liegt, und überlässt es seinem Gegner Minos, den sie liebt. Dieser kann darauf die Stadt Arkadia erobern und Nisus überwinden. Skylla nimmt er aber nicht mit übers Meer. Verzweifelt hängt sie sich an das Heck seines Schiffes. Da kommt ihr in einen Sperber verwandelter Vater und stößt sie tief ins Meer. Skylla wird in eine Lerche verwandelt. Schluss: Wo Liebe brennt, enden Glaube, Treue und Ehre. Kinder und Eltern, Eheleute trennen sich, und Unglück trifft ein. Q.: Ovid, Metamorphosen 8,6–151 (Wickram). 1.  5. 1547. Warumb hund und kaczen vnains send (Vogel, Hundweise; G./D.  4, Nr. 374). Ein alter Mann erklärt dem Dichter den Grund für die Feindschaft zwischen Hunden und Katzen und zwischen Katzen und Mäusen. Vor langen Jahren gewährte der Papst den Hunden das Privileg, am Freitag Fleisch essen zu dürfen, und gab ihnen dafür Brief und Siegel. Da die Hunde selbst keinen Aufbewahrungsort fanden, vertrauten sie das Dokument ihren Freunden, den Katzen, an, die den Brief auf dem Dach versteckten. Als ein Jahr später die Katzen nach dem Brief schauten, hatten die Mäuse ihn gefressen. Seitdem sind Hunde und Katzen Feinde, und die Katzen verfolgen Mäuse und Ratten. Die Hunde erhalten eine zweite Urkunde, jedoch kommen die Boten vom Papst nicht zurück. Deshalb riecht heute noch jeder Hund am Loch des Artgenossen, um festzustellen, ob er den Brief nicht mit sich trage. Erhält er nicht die richtige Antwort, beißt er den anderen. Diese Auskunft des alten Mannes will der Dichter nicht für sich behalten. Vgl. KG 5172 = Sg.

Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 6: 2297 1. 5. 1547. Gesprech. Der liebe art und aygenschafft auß der bildnuß Cupidinis (K./G. 4,307). 268 Vs. Bei einem Maispaziergang begegnet der Dichter einem traurigen Zwanzigjährigen. Der hat sich vor zwei Jahren unglücklich verliebt. Im Dialog geht es um das Wesen der Liebe anhand des Cupido-Mythos: Dieser hat einen goldenen und

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einen bleiernen Pfeil usw. Der Reihe nach erklärt der Dichter dann auf Fragen des jungen Mannes die kindliche Natur, die Flügel, die Nacktheit, den bleiernen Pfeil. Der junge Mann bedankt sich am Schluss; er wird anderen vom Liebesschmerz abraten. 3. 5. 1547. Drey ler des künig Agesilaus (K./G. 22,382). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2239 = Ml. Vgl. 5633 = Sg. 4.  5. 1547. Schwank. Der pawer mit dem himel und höll unnd seynem esel (K./G. 5,135; G./D. 1, Nr. 91). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2264 = Ml. 6. 5. 1547. Ein anfang zu pfingsten, der 65 psalm (Sachs, Neuer Ton). Bitte um Gnade. Gottes Macht befriedet Natur und Völker. Gott macht das Land fruchtbar, es gibt Früchte und Vieh. Auslegung: Gott befriedet die Völker, die seine Gemeinde bedrohen. Er macht die Gemeinde fruchtbar, so dass sich durch Taufe und Wort der Schafstall Christi mehrt. Q.: Ps 65,2–14. Vgl. KG 6019 = Sg. 6. 5. 1547. [E] Ein ganze gereimbte karten durch-aus alle pletter (K./G. 22,384). 96 Vs. Der Reihe nach werden herz-künig (2 Vs.), herz-obermon (2), herz-unter-fraw (20), ungrisch-schellen-künig (2), schellen-obermon (2), schellen-unterfraw (20), spanischgrüen-künig (2), grüen-obermon (2), grüen-unterfraw (20), tewtsch-aichelkünig (2), aichel-obermon (2), aichel-unterfraw (20) als Teil der Welt des Trinkens, Lebens und Spielens vorgestellt, wobei auch moralkritische Bemerkungen einfließen. Vgl. KG 5072, 5390 = Sgg. Mai 1547. Esopus im pad (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 375). Q.: Leben Äsops 65  f. (Steinhöwel, 24,34b-57,25 Ö.). [verl.] Lit.: Holzberg 2018, 493.

2303 6. 5. 1547. Der han mit dem perlein (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 376). Ein Hahn findet im Misthaufen eine Perle und sagt zu ihr: „Wenn dich ein Weiser gefunden hätte, wärst du deinem Wert entsprechend mit Gold geschmückt worden. Da aber ich dich gefunden habe, nützen wir uns gegenseitig nichts.“ [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Auch beim Gesang ist das so: Nur der Weise liebt lehrreichen Gesang. Der grobe hauff hingegen hört nur Fabeln, Schwänken, stampaney und lachhaften Possen zu. Sprichwort: Wonach einer Lust hat, das ist seine Speise. Q.: Romulus 1,1 = 1 T. (1,1 Stein­ höwel). Lit.: Rettelbach 2017, 182  f.; Rettelbach 2019, 306  f.

2304 6.  5. 1547. Ein adlar nam aim fuechsen seine jungen  … (Stolle, Blutton; G./D.  4, Nr. 377 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 377). Inh. u. Q. wie KG 2061 = Ml. Vgl. 5304 = Sg. Schluss: Die reichen Mächtigen, die so oft erbarmungslos ihren armen Untertanen schaden, mögen daran denken, dass irgendwann Gleiches mit Gleichem vergolten wird [Str. 3]. 2305  5. 1547. Das gesprech zwischen Paulo und Agrippa (Sachs, Neuer Ton). Paulus rechtfertigt sich vor Agrippa, indem er die Geschichte seiner Bekehrung erzählt. Er wird für unschuldig erklärt. Q.: Apg 26,1.5–21.27–29.31. 2306 11.  5. 1547. Ewlenspiegel war ain pfaffenknecht (Hülzing, Hagelweise; G./D.  4, Nr. 378). Eulenspiegel verdingt sich in Büddenstedt als Pfaffenknecht. Der Pfarrer verspricht ihm gegen halbe (leichte) Arbeit gleiches Essen, wie er und seine Magd es



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hätten. Am Abend muss Eulenspiegel zwei Hühner braten; eines isst er gleich, und als die einäugige Magd fragt, sagt er, sie solle das andere Auge aufschlagen, dann werde sie das zweite Huhn schon sehen. In den nächsten Tagen tut er immer genau die Hälfte der aufgetragenen Arbeit, bis die Magd sich schließlich weinend beim Pfarrer beschwert. Eulenspiegel verteidigt sich, er sei für halbe Arbeit und ganzes Essen eingestellt worden. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 13 (11). 11.  5. 1547. Der glaub on werck ist dot (Zorn, Verborgener Ton). Die Versuchung kommt nicht aus Gott, sondern aus dem Menschen selbst. Man soll die Anfechtung ertragen und das Wort nicht nur hören, sondern auch tun. Schluss: Niemand wird zu sehr versucht. Glaube ohne Werke ist tot. Q.: Jak 1,12–27. 11. 5. 1547. Die pewrin mit dem hon vnd 12 hennen (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 4, Nr. 379). Eine einfältige Bäuerin fragt ihren Mann nach dem Preis, den sie am Markt für zwölf Hennen und einen Hahn verlangen solle. Als Antwort bekommt sie: „Der Markt wird es dich lehren.“ Als die Bäuerin nun am Markt nach dem Preis gefragt wird, antwortet sie jedes Mal: „Der Markt wird es mich lehren.“ Zwei Bösewichte, die von der seltsamen Antwort gehört haben, geben sich als der „Markt“ und dessen Kamerad aus. Der „Markt“ lehrt die Bäuerin, sie solle seinem Kameraden die zwölf Hennen geben und den Hahn als Bürgen zurückbehalten. Als die Bäuerin merkt, dass sie betrogen wurde, kehrt sie nach Hause zurück und tötet den Hahn, da man einen Bürgen umbringen soll. Ihr Mann schlägt sie. Sprichwort: Wer einfältig ist, verliert Kapital und Gewinn. 12. 5. 1547. Der pfaff auf dem palcken (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 380). Im bayerischen Gangkofen hat eine Bäuerin ein Verhältnis mit dem Kaplan. Einmal entdeckt der Bauer den Kaplan auf einem Hühnerbalken unter dem Dach. Der Bauer schreit wie verrückt: „Ich kann es nicht glauben.“ Seine Frau holt den Pfarrer herbei, damit er ihren Mann beschwöre. Als er ihn fragt, welchen artickel er nicht glauben könne, antwortet er: „Ich kann es nicht glauben, dass der rabenschwarze Hahn dort ins Haus zu meinen Hennen gehört.“ Er wirft sein Beil nach dem Kaplan, der krachend herabfällt. Der Bauer sagt nun: „Der Hahn gehört nicht zu meinen Hennen, weil er so spät abfliegt.“ Der Kaplan läuft davon. Seine Frau zieht der Bauer an den Haaren durchs Haus, jetzt erst ist der Scherz zu Ende. 12. 5. 1547. Der heilig gaist wirt allen Cristen geben, ein pfingsten peschlus (Vogel, Engelweise). Anhand von Bibelzitaten wird gezeigt, dass der Heilige Geist jedem Christen innewohnt. Mai 1547. In Macedonia Paulus (Klieber, Langer Ton). Inh. u. Q. wohl wie KG 4660 = Ml. [verl.] 13. 5. 1547. Das kelberprüten (Vogel, Schatzton; G./D. 4, Nr. 381). Ein halb schwachsinniger Bauer aus Poppenreuth, dem ein Kalb im Brunnen ertrunken ist, legt sieben Käse in einen Korb und setzt sich darauf, um Kälber auszubrüten. Als seine Frau von der Stadt heimkommt und ihren Mann mit nacktem Gesäß auf den Käsen sitzen sieht, krähend wie ein Hahn und zischend wie eine Gans, holt sie den Pfarrer, damit er ihren

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Mann beschwöre. Als der Pfarrer ihn vom Korb heruntergezogen hat, schreit der Bauer wütend: „Der Teufel hat euch hergeführt, damit ihr meine Brut verderbt.“ Schluss: Manch guter Vorsatz zergeht wie eine Wasserblase. Vgl. KG 3680 = Fsp. und 5093 = Sg. Lit.: Kugler 2003, 44–47; Freund 2018, 264–266.

2313 14. 5. 1547. Vom jüngsten tag (Folz, Freier Ton). Ermahnung der Gemeinde, angesichts des bald erscheinenden Tags des Herrn nicht zu schlafen, sondern in Glaube, Liebe und Hoffnung zu verharren. Segenswünsche und Grußformel. Schluss: Paulus macht hier einen Vorschlag für christliches Leben, damit man in cristo sterben kann. Q.: 1Thess 5. 2314 16. 5. 1547. Die verstainigung Stephani (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 247 = Ml. Vgl. 3278 = Ml. Schluss: Der Heilige Geist möge uns in der letzten Bedrängnis beistehen und uns des Heiles gewiss machen. Lit.: Dehnert 2017, 301–303.

2315 16. 5. 1547. Der Schwab lawter herz (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 382). Ein junger Schwabe soll in den Krieg ziehen. Als der Vater ihn ermahnt, im Kampf besonders sein Herz zu schützen, fragt der Sohn, wo denn das Herz sich befinde. Der Vater antwortet, dort, wo er zittere. Der Sohn stellt daraufhin fest, er bestehe nur aus Herz, und zieht nicht in den Kampf. Schluss: Der Schwabe ist so tapfer wie eine schwangere Frau oder ein lauschender Hase. 2316 21. 5. 1547. Der grawsam strudl im mer (Konrad von Würzburg, Morgenton). Friesische Adlige tun sich zusammen, um den großen Strudel hinter Norwegen zu suchen. Als sie an Island vorbeigefahren sind, geraten sie in Finsternis und einen riesigen Strudel. Sie rufen Gottes Hilfe an. Einige ertrinken, andere kommen wieder ans Licht. Auf einer Insel finden sie die Bewohner in Erdhöhlen schlafend vor. Sie nehmen viel Gold und Silber an sich. Die riesigen Inselbewohner verfolgen sie aber mit ihren Hunden, die einen Plünderer zerreißen. Noch den Schiffen folgen die Riesen ins Meer, mit knapper Not entkommen die Friesen. In Bremen erzählen sie alles dem Bischof. Sie danken Gott für die Rettung. Schluss: Daraus lernt man, dass man sich nicht freiwillig in Gefahr begeben, dass man jedoch, wenn man darin ist, Gott anrufen soll. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae, Vorrede (Eppendorf, S. vijf.). 2317 21. 5. 1547. Der stat Duna listige eroberung (Heid, Kälberweise). Der Normannenfürst Haddingus kommt auf einem Raubzug mit seinem Heer vor die italienische Stadt Luna, die er für Rom hält. Zur Eroberung bedient er sich folgender List: Er gibt sich und die Seinen als Flüchtlinge aus Dänemark aus, die in der Stadt Asyl nehmen wollen. Ihr todkranker Fürst wolle sich taufen lassen. Nach der Taufe verbreiten die Norweger die Nachricht vom Tod ihres Fürsten und bitten den Bischof um ein Begräbnis in der Stadt. Bei der Leichenfeier springt der Fürst plötzlich in voller Rüstung von der Bahre. Der Bischof und seine Priester werden erschlagen, die Stadt wird geplündert und angezündet, die Frauen werden entführt. Schluss: Man soll nicht zu vertrauensselig sein. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 2,2  f. (Eppendorf). 2318 23. 5. 1547. Clag der stat Jerusalem (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Die Stadt Jerusalem klagt über ihr Unglück und ihre Sünden und fleht um Hilfe. Q.: Klgl 1.



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2319 24. 5. 1547. Das aufferwecket maidlein (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 192 = Ml. Vgl. 670 = Ml. und 848 = Sg. Schluss: Wer sündigt, ist geistlich tot (wie die Tochter des Jairus leiblich). Die ganze christliche Gemeinde beklagt den Tod und ruft durch Gebet Christus herbei. Er reicht dem Sünder die Hand und gibt ihm den guten Geist wieder. 2320 25. 5. 1547. Der gail künig Helge (Frauenlob, Geiler Ton). König Helgo von Dänemark vergewaltigt eine Jungfrau, und sie bringt eine Tochter zur Welt. Um sich zu rächen, sorgt die Vergewaltigte, als der König später wieder in die Gegend kommt, dafür, dass er sich unwissentlich mit der eigenen Tochter einlässt. Nach der Geburt des Sohnes Rolfo wird Helgo aufgeklärt. Verzweifelt zieht er in den „Orient“ und bringt sich schließlich selbst um. Rolfo wird später ein tugendhafter König. Sprichwort: Männerliebe und Weiberzorn sind ungestüm. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,15 (Eppendorf). 2321 25.  5. 1547. Der trew trabant Wigo (Konrad von Würzburg, Hofton). Wigo ist ein ebenso starker wie lustiger trabant an König Rolfos Hof. Eines Tages schenkt Rolfo ihm einen goldenen Armreif. Er hängt ihn um den rechten Arm und geht davon, den linken hinter dem Rücken verborgen. Auf Befragen erklärt er, der linke Arm sei genauso gut wie der rechte und schäme sich nun. Da schenkt Rolfo ihm noch ein Armband. Wigo schwört darauf, jedes Leid, das dem König zugefügt werde, zu rächen. Später muss Rolfo nach Schweden zu seinem ungetreuen Statthalter. Bei einer Unterredung unter vier Augen ersticht dieser den König. Wigo, der sich versteckt hat, springt hervor und tötet den Statthalter. Die Schweden hauen Wigo in Stücke. Schluss: Wo Fürsten milt sind, finden sich auch treu ergebene Diener. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,16 (Eppendorf). Vgl. KG 5221 = Sg. (dort z.  T. anders). 2322 27. 5. 1547. Ambletus stelt sich unsinig, ein wunderselzam histori (Frauenlob, Würgendrüssel). Der Fürst Fengo von Jütland erschlägt seinen Bruder Horwendillus, heiratet dessen Frau Hedwig und regiert das Land mit Gewalt. Sein Stiefsohn Ambletus (Hamlet) stellt sich irrsinnig, um nicht getötet zu werden. Fango lässt durch einen Diener ein Gespräch zwischen Mutter und Sohn belauschen, in dem der Sohn ihr Vorwürfe macht. Ambletus bemerkt den Diener, tötet ihn und verfüttert die zerstückelte und gekochte Leiche an die Schweine. Als er dies dem Stiefvater wahrheitsgemäß berichtet, glaubt dieser ihm nicht. Um Ambletus loszuwerden, schickt er ihn auf eine Seefahrt mit gedungenen Mördern. Ambletus aber lässt sie ertrinken und kehrt zurück. Nun gibt Fengo ein großes Fest. Ambletus legt jedoch Feuer und lässt ihn mit allen Gästen verbrennen. „Sprichwort“: Kein Mord bleibt ungerächt. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,19 (Eppendorf). Vgl. KG 5217 = Sg. 2323 28. 5. 1547. Die schlacht auf dem eis (Frauenlob, Kupferton). Um König zu werden, ermordet Ingo von Norwegen seine beiden Brüder. Deren Söhne versuchen mit Hilfe des Aquinus, ihre Väter zu rächen. Da sie schwach sind, verstecken sie sich im Sommer in Schweden. Im Winter schickt Ingo ihnen ein Heer auf dem Eis entgegen. Durch Aufhacken haben sie das Eis so präpariert, dass es durch die Belastung einbricht. Alle ertrinken. Aquinus lässt Ingo von der Niederlage unterrichten. Ingo führt ein weiteres

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Heer heran und kommt mit diesem auf die gleiche Weise um. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 5,10 (Eppendorf). 28. 5. 1547. Der falsch Haraldus in Norwegen (Folz, Hahnenkrat). Der irische Edelmann Harald gibt sich in Dänemark als Sohn des Königs Magnus aus. Er geht auf glühenden Kohlen, um die Richtigkeit seiner Behauptung zu beweisen, und gewinnt schließlich so viel Anhang, dass Magnus gegen ihn ziehen muss. Harald siegt und lässt Magnus die Augen ausstechen und kastrieren. Von den Großen gefangen genommen, soll Harald im Meer ertränkt werden. Er kann jedoch schwimmend entfliehen. In seinem Heerlager wird er dann aber verräterisch erstochen. So wurde König Magnus gerächt. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 5,7.9 (Eppendorf) [fälschlich vij statt ix im Druck S. ccv]. Vgl. KG 3076 = Ml. und 5635 = Sg. 31. 5. 1547. Der seman mit dem unkraut (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 205 = Ml. Vgl. 436, 4949 = Mll. Schluss: Bitte um Wort Gottes und Freiheit durch den Geist. 2. 6. 1547. Atislus kämpff und ent (Römer Gesangweise). König Atislus von Schweden kämpft, um eine Schlacht zu entscheiden, im Zweikampf gegen den Fürsten von Schleswig. Er tötet ihn. Die beiden Söhne des Fürsten gehen nach Schweden. Unerkannt leben sie eine Zeitlang am schwedischen Hof. Bei einem Spaziergang lauern sie dem König auf und geben sich zu erkennen. Der König schlägt den einen zu Boden, doch der andere kann ihm den Kopf abhauen. Mit dem Kopf ziehen sie heim nach Schleswig, wo sie die Herrschaft ihres Vaters übernehmen. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,22  f. (Eppendorf). Vgl. KG 5215 = Sg.  6. 1547. Künig Pirgerius aus Schweden (Lesch, Zirkelweise). König Birgerius von Schweden wird von seinen beiden Brüdern gefangen. Sie regieren an seiner Stelle. Erich von Dänemark kann ihn nicht befreien. Doch schließen die Brüder freiwillig einen Vertrag mit ihm und lassen den Bruder frei [Str. 1]. Birgerius trägt seinen Brüdern die Gefangenschaft nach. Er bestellt die Ahnungslosen zu einem Fest aufs Schloss und lässt sie enthaupten. Darüber wird der Adel so zornig, dass Birgerius in Frauenkleidern fliehen muss [Str. 2]. Magnus, des Königs Sohn, wird auf einer Burg vom Adel belagert, gefangen und enthauptet. Schluss: Sprichwortreihe über Rache [Str. 3]. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 5,26 (Eppendorf). Vgl. KG 5216 = Sg. 3. 6. 1547. Künig Hella fraßen die raben (Fridel, Gedrehte Friedweise). König Hella aus England lässt König Regnerus von Dänemark in einem Schlangenturm umkommen. Als die drei Söhne die Todesnachricht erhalten, tut der erste so, als sei er weiter fröhlich, und hält ein Schauspiel ab. Der zweite stößt sich vor Zorn das Schwert in den Fuß. Der dritte, der beim Würfelspiel ist, drückt die Würfel so zusammen, dass das Blut unter den Nägeln hervorspritzt. Mit einem Heer ziehen sie nach England, wo sie von einem Stützpunkt aus raubend und brennend durchs Land ziehen. Als die Engländer sich zur Schlacht stellen, werden sie geschlagen. Den gefangenen Hella lässt man, an einen Baum gespannt, von Geiern und Raben fressen. „Sprichwort“: Keine Tyrannei bleibt ungerächt. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,10  f. (Eppendorf); Res Sueciae et Gotiae gestae 5,7 (Eppendorf). Vgl. KG 5222 = Sg.



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2329 4. 6. 1547. Der schwalben krieg, Duna wurt durch die schwalben erobert (Zorn, Greferei). König Haddingus belagert Duna lange vergeblich. Da ersinnt er folgende List: Er bindet Schwalben glimmenden Schwamm an die Beine. Als sie zu ihren Nestern in die Stadt zurückkehren, entzünden sie dort Stroh. Während das Feuer um sich greift und man löscht, kann die Mauer erstiegen und das Tor gerammt werden. Gegen eine gewaltige Zahlung lässt Haddingus den König frei. Mit einer Flotte besiegt er den Norwegerkönig, der einst seinen Vater Gram getötet hatte. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,7 (Eppendorf). Vgl. KG 2359 (verl.) = Ml. und 5783 = Sg. 2330 4.  6. 1547. Hadingus lies sein dochter döten (Der künig Hadingus hing sich) (Ehrenbote, Spiegelton). Der durch großes Kriegsglück ausgezeichnete König Haddingus hat eine Tochter, Ulvilda. Sie wird mit einem Fürsten verheiratet, den sie dazu anstiftet, durch Mord an ihrem Vater in den Besitz des Reichs zu kommen. Er lädt Haddingus zu einem Bankett. Durch einen Geist gewarnt, bringt dieser heimlich gewappnete Diener mit. Als er ermordet werden soll, gibt er ein Zeichen. Die Diener bringen Gesinde, Fürst und Fürstin um. Untreue straft ihren Herrn. Als König Hundingus von Schweden die falsche Nachricht vom Tod Haddingus’ erhält, ertränkt er sich vor Kummer. Haddingus, als er davon hört, erhängt sich. Schluss: Das Glück ist wanckel. Oft begleitet es durchs Leben, verlässt einen aber dann im Tod. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,9 (Eppendorf). Vgl. KG 2359 (verl.) = Ml. und 5220 = Sg. 2331 Juni 1547. Als Aristotimus regirt … (Vogel, Lilienweise). Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 250F (Herr). [verl.] 2332 7. 6. 1547. Der schwiment riter (Zwinger, Hofton). Siwardus, ein Norweger, kämpft mit seiner Flotte gegen König Magnus. Als alle seine Knechte erschlagen oder gefangen sind, springt er in voller Rüstung ins Meer und kämpft von dort aus weiter, bis sein Schwert abbricht. Danach taucht er unter und entkleidet sich. Als er wieder hochkommt, wird er von einem seiner eigenen Leute verraten. Daraufhin taucht er abermals und kommt nur noch zum Atemholen herauf, bis er sich erschöpft an ein Ruder hängt. Nun wird er gefangen genommen, auf ein rotierendes Rad gebunden, und, während er laut betet, von zwölf Hämmern zerklopft. Schluss: Das untreue Glück schont weder Geschick noch Stärke. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 5,9 Mitte (Eppendorf) [fälschlich vij statt ix im Druck S. ccv]. 2333 7. 6. 1547. Der junckfrawen kampff (Nachtigall, Sanfter Ton). Um Alvilda, die Königstochter von Gotland, bewirbt sich Alfus, der Sohn des Königs von Dänemark. Da ihre Mutter die Hochzeit verhindert, wird Alvilda Seeräuberin. Sie verkleidet sich als Mann und schwört, nie zu heiraten. In einem Seegefecht trifft sie auf Alfus, der sie beim Zweikampf wiedererkennt. Schluss: Starke Liebe wird immer zu einem guten Ende führen. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,6 (Eppendorf). 2334 8. 6. 1547. Ein heftig prophezey wider das abgefallen volck, das erst capitel Esaie (Nachtigall, Leidton). Gott klagt Israel wegen seines Abfalls an und fordert Umkehr statt Opfer; dann wolle er die Sünden abwaschen. Schluss: Gott erbarmt sich nur derer, die wahren Gottesdienst tun, erdicht gotsdienst ist ihm ein Gräuel. Q.: Jes 1,2–20. Bezug auf die Suspendierung Veit Dietrichs?

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2335 9.  6. 1547. Clag uber Efraim, die straff und guete gottes (Nestler von Speyer, -­ Unbekannter Ton). Gott klagt Israel wegen seines Götzendienstes an, fordert es zur Umkehr auf und verheißt Erlösung [Str. 1 und 2]. Lehre: Gott schützt in der Not, straft uns aber, wenn wir uns auf Geschöpfe verlassen. Aus Erbarmen straft er jedoch nur den Leib; Christus starb, um unsere Seele zu retten [Str. 3]. Q.: Hos 13,1–14. Vgl. KG 5765 = Sg. 2336 9. 6. 1547. Wie gnedig got dem sünder locket, das leczt capitel Hosea (Nunnenbeck, Zeherweise). Bekehrung Israels und Gottes Erbarmen. Schluss: So gnädig lockt Gott uns von der Sünde weg zu sich. Q.: Hos 14,2–10. Bezug auf die Suspendierung Veit Dietrichs?

2337 10. 6. 1547. Drey ler Pauli, ein hausler (Vogel, Lilienweise). Mahnung an alte und an junge Frauen und junge Männer zu untadeligem Lebenswandel, damit die Gottlosen nicht spotten können. Q.: Tit 2,2–8. 2338 Juni 1547. Das fewer wart zu wasser (Eislinger, Maienweise). Q.: 2Makk 1. [verl.] 2339 Juni 1547. Es lag in grünem walde … (Regenbogen, Süßer Ton). [verl.] 2340 Juni 1547. Die 2 dauben der arch (Sachs, Gesangweise). Q.: 1Mose 8. [verl.] 2341 11. 6. 1547. Der lebentig fürst im dotten grab (Vogel, Glasweise). Fürst Hasmundus von Norwegen verirrt sich auf der Jagd im Wald, reitet mehrere Tage lang und leidet so sehr unter Hunger, dass er zuerst seine Hunde und zuletzt sein Pferd verzehrt. Schließlich kommt er zum Fürsten von Wick und schließt mit dessen Sohn Aswicus Freundschaft. Viele Jahre lebt er nun an dem fremden Hof, bis Aswicus stirbt. Hasmundus lässt sich zusammen mit dem Freund in die Gruft bringen. Nach sechs Tagen kommt König Froto von Norwegen ans Grab. Er lässt sich in der Hoffnung auf Schätze in die Gruft hinab. Hasmundus wird an seiner Stelle hinaufgezogen. Alle fliehen vor der bleichen Gestalt. Danach kehrt Hasmundus nach Norwegen zurück. Schluss: Solche Freundschaft gibt es nicht mehr. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 1,18 (Eppendorf). Vgl. KG 3095 (verl.) = Ml. und 5223 = Sg. 2342 15. 6. 1547. Künig Fro der frawenschender (Nachtigall, Hoher Ton). König Fro von Schweden vergewaltigt viele edle Frauen. Unter dem Beistand des dänischen Königs ziehen die geschändeten Jungfrauen selbst in den Krieg gegen ihren König. Sie erschlagen Fro und zerstreuen sein Heer. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 5,1 (Eppendorf). Vgl. KG 5222 = Sg. 2343  6. 1547. Sarcutorus der starck kempfer (Römer, Gesangweise). Starcutorus, ein starker und edler schwedischer Kämpfer, der neben anderen die Seeräuber, die Reußen und Sachsen überwunden hat, lässt sich überreden, für Geld den tyrannischen König Olo von Dänemark zu töten. Die Tat reut ihn. Als er uralt, kraftlos und blind ist, trägt er noch immer das Mordgold um den Hals und reizt jeden, ihn doch endlich zu töten. Drei, die ihn verspotten, erschlägt er trotz seiner Blindheit. Schließlich schlägt ihm Hatterus, der Sohn des Königs Olo, den Kopf ab. Der Körper des Toten stößt im Umfallen den Königssohn um, der Kopf beißt zornig in die Erde. Schluss: Wie einer gelebt hat, so stirbt er. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,35  f. 2,12 (Eppendorf); Res Sueciae et Gotiae gestae 2,21  f. (Eppendorf).



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2344   6. 1547. Künig Froto verprent sich und die feint (Vogel, Sauerweise). Die Sachsen ziehen gegen die Dänen zu Feld, um ihre Tributpflicht loszuwerden. Sie werden an der Elbe vernichtend geschlagen. Der Sachsenfürst Svertingus ergibt sich dem Dänenkönig Froto auf Gnade und Ungnade und lädt ihn zum Essen ein. Während des Mahls lässt er den Saal anzünden und verbrennt sich selbst samt dem König und dessen Dänen. Sachsen ist vom Tribut erlöst. In Dänemark wird Frotos Sohn Ingellus König. Zwei junge Sachsenfürsten, in Sorge vor Rache, verheiraten ihre Schwester mit Ingellus und werden die höchsten Würdenträger am Hof. Später aber wird der König von den dänischen Fürsten aufgehetzt und ersticht seine Schwäger. Schluss: So wird es euch auch gehen Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,36  f. (Eppendorf). Vgl. KG 5219 = Sg. Bezieht sich auf Vorgänge im Reich.

2345 17. 6. 1547. Der guelden gnaden tron (Sachs, Goldener Ton). Gott gibt Mose die Anweisung, einen Gnadenthron aus Gold herstellen zu lassen, an dessen Ende zwei Cherubim sich gegenüberstehen [Str. 1 und 2]. Das ist ein figur: Christus ist der Gnadenthron aus dem Gold der Gottheit, bei dem allein wir Hilfe finden. Unter seinen Flügeln finden wir Schutz durch die Verheißung seines Blutes [Str. 3]. Q.: 2Mose 25,17–20. 2346 17. 6. 1547. Die listig flucht künig Jarmerici (Regenbogen, Brauner Ton). Der dänische Königssohn Jarmericus wird nach einer Schlacht bei den Wenden festgehalten. Er muss als Bauer arbeiten, dient sich dann aber bis zum Hofdienst hinauf. Weil er dennoch wie ein Gefangener gehalten wird, möchte er fliehen. Als der König fort ist, stellt er sich wahnsinnig. In der Nacht ersticht sein Freund Gunno die Königin, sie zünden den Palast an und fliehen erst zu Pferd, dann zu Fuß. Hinter einer Brücke, die sie vorher bereits präpariert hatten, legen sie sich auf die Lauer. Die Wenden reiten darüber, sie bricht zusammen. Wenden, die an Land kommen, werden getötet. Dann fahren die beiden nach Dänemark, wo Jarmericus König wird. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,15 (Eppendorf). Vgl. KG 5213 = Sg. 2347 18. 6. 1547. Biconis untrew rachlist (Regenbogen, Grauer Ton). Bicco, der Sohn eines Königs aus Litauen, den Jarmericus von Dänemark getötet hatte, will sich rächen. Er schmeichelt sich am dänischen Hof ein und nützt schließlich seine Vertrauensstellung, um die Königin des Ehebruchs mit ihrem Sohn zu bezichtigen. Da die Königin nichts bekennt, lässt Jarmericus sie auf der Folter sterben. Den Leichnam wirft er unter die Auerochsen, die ihn erst zertreten, als man ihr Gesicht bodenwärts gedreht hat. Der Sohn soll gehängt werden. Um noch eine Frist zu haben, stellt er zwei junge Männer unter den Galgen, auf deren Schultern er steht. Als der Sperber des Sohnes sich vor Trauer selbst die Federn rupft, erbarmt der König sich des Sohnes und lässt ihn frei. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,16  f. (Eppendorf). Vgl. KG 3074 = Ml. und 5213 = Sg. 2348 18. 6. 1547. Der singer von Denmarck (Kanzler, Goldener Ton). Ein dänischer Sänger rühmt sich, mit seiner Musik nach Belieben fröhlich, traurig, sanft und zornig machen zu können. Auch König Erich hört davon und bringt den Sänger dazu, seine Kunst zu zeigen. Der Sänger lässt alle Waffen aus dem Saal entfernen und beauftragt drei

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Männer, die vor dem Saal stehen, ihm auf Zuruf die Harfe auf dem Kopf zu zerschlagen. Nach diesen Vorkehrungen beginnt er vor König und Hofgesinde zu singen und erregt alle genannten Eigenschaften, am Schluss den Zorn. Auf Zuruf erscheinen die drei Männer und zerschlagen die Harfe an seinem Kopf, so dass er umfällt. Der König aber erschlägt im Zorn einen Alten, bevor man ihn zur Beruhigung unter Sitzpolstern begraben kann. Schluss: Gesang weckt Trauer, Zorn, Freude und Scherz. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 5,3 (Eppendorf). 20.  6. 1547. Heftig weisag wider lant (Lorenz, Blühweise). Der Prophet nennt die Sünden, die Propheten, Priester, Fürsten und Volk im Land verüben, und kündigt Gottes Zorn an. Schluss, Deutung auf die Gegenwart: Die Geistlichkeit bereichert sich und betrügt die weltliche Obrigkeit mit krieg raub prand vnd mord, deshalb ist Gottes Strafe stets vorhanden. Q.: Ez 22,23–31.  6. 1547. David wird gesalbet zum künig (Vogel, Engelweise). Davids Berufung und Salbung zum König durch Samuel. Schluss: Gott, der „Herr aller Herren“, stürzt den König, der sich gegen ihn stellt, und setzt einen neuen ein. Q.: 1Sam 16,1–13. Vgl. KG 5078 = Trag.  6. 1547. Die alt hex erwurgt den künig (Sachs, Rosenton). König Froto III. von Dänemark regiert zur Friedenszeit der Geburt Christi. Eines Tages stehlen eine alte Zauberin und ihr Sohn den streng bewachten Goldschatz des Königs, der ein besonderer Feind aller Diebe ist. Froto kann beide fassen und bestraft sie mit dem Tod. Unter dem Galgen verwandelt die Hexe ihren Sohn in einen Ochsen, sich selbst in ein Kalb. Der Ochse verwundet den König tödlich, dann verschwinden die beiden Tiere. Nach dreijähriger Geheimhaltung im Interesse des Friedens wählt man einen Nachfolger, und zwar durch einen Wettbewerb im Lob des alten Königs, den der Poet Hiarni gewinnt. Doch wird er bald durch einen aus Reußen zurückkehrenden Sohn Frotos getötet. Seine hohle Kunst endete im Kampf. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,32–34 (Eppendorf). Vgl. KG 2353, 5245 = Sgg. 22. 6. 1547. Der untrew fürst Alachus (Vogel, Rebenweise). Der langobardische Fürst Alachus kann gegen König Junipertus eine Verschwörung anzetteln. Er regiert danach selbst wie ein König. Als seine Regierung zunehmend tyrannisch wird, ruft der Adel den alten König zurück. In der Entscheidungsschlacht lässt sich der Priester Seno in die Rüstung des Junipertus stecken. Er wird von Alachus getötet. Erst die Tonsur verrät die List, und der erzürnte Alachus schwört, nach seinem Sieg einen Brunnen mit Pfaffenhoden zu füllen. Indes wird er in der Schlacht erstochen. Schluss: Gott straft Mord. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 3,30 (Eppendorf). Vgl. KG 5207 = Sg. 22. 6. 1547. Historia. König Frote in Dennmarck kam durch ein alte hexen umb (K./G. 2,328). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2351 = Ml. Vgl. 5245 = Sgg. 27. 6. 1547. Ein ler für die reichen (Frauenlob, Leidton). Aufforderung zur Genügsamkeit; Gefahren des Reichtums und Ermahnung der Reichen zu guten Werken. Schluss: Paulus lehrt hier, das Herz nicht an Reichtum zu hängen, sondern Gott zu vertrauen. Q.: 1Tim 6,6–10.17–19. Bezug auf die Suspendierung Veit Dietrichs?



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2355 23. 6. 1547. Künig Kanutus vereterlich ermort (Marner, Hofton). Der dänische Ritter Heinricus versucht, König Nikolaus gegen den Edelmann Kanutus aufzuhetzen. Doch seine Anschuldigungen, Kanutus plane Aufruhr, verfangen nicht. Darauf macht er sich an den Königssohn Magnus. Dieser will Kanutus ermorden. Ein Sachse muss Kanutus zu Magnus bringen. Von dessen Unschuld überzeugt, singt der Sachse unterwegs ein Lied von Mord und Verrat. Aber weder diese Warnung noch das Vorzeigen eines scharfen Schwerts deutet Kanutus richtig. Er wird ermordet. Magnus muss darauf außer Landes. Als sein Vater ihn jedoch wieder zurückholt, werden beide vertrieben. Später wird der Sohn in einer Schlacht getötet, der zurückgekehrte Vater von den Bürgern erschlagen. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 5,10–12 (Eppendorf). 2356 25. 6. 1547. Ursprung der Lambarder, ein wunderlich histori (Beckmesser, Neuer Ton). Bei einer Hungersnot in Dänemark will König Snio nach Versagen aller anderen Mittel Alte, Arbeitsunfähige und Kinder töten lassen. Eine Frau aber gibt ihm den Rat, durch Losentscheid einen Teil der Bevölkerung zum Auswandern zu bestimmen. Im Jahr 384 ziehen die Betroffenen, die Langobarden, nach Rügen, dann nach Ungarn und schließlich nach Italien, das sie bis zu Karl dem Großen besitzen. Dieser schickt ihren letzten König nackt in die Fremde. Schluss: Gewalt hat keinen Bestand. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,20  f. (Eppendorf). Vgl. KG 5226 = Sg. 2357 25. 6. 1547. Künig Sueno wird dreimal gefangen (Bremberger, Hofton). König Sueno von Dänemark will es der Stadt Julinum heimzahlen, dass sie in den Kämpfen zwischen ihm und seinem Vater diesen unterstützt hatte. Sueno wird gefangen und mit Gold und zweimal mit Silber aufgewogen, dann lässt man ihn frei. Er zieht abermals gegen die Stadt, wird wieder gefangen, doch kann er sich nun nicht mehr loskaufen. Diesmal muss er adlige Kinder als Geiseln geben, dann Schlösser, Dörfer und Städte verpfänden, um die Kinder wieder auszulösen. Nochmals tritt er gegen Julinum an. Diesmal entführt ihn ein Wende aus seinem Schiff. Die dänischen Frauen lösen ihn gegen die Zusage der Erbberechtigung aus. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,22 (Eppendorf). Vgl. KG 5225 = Sg. 2358 Juni 1547. Pit in feindes nötten, 44 psalm (Folz, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 6009 = Sg. [verl.] 2359 Juni 1547. Hasmundus der unglückhaft künig (Frauenlob, Geschwinder Ton). Inh. u. Q. wie KG 5783 = Sg. [verl.] 2360 30. 6. 1547. Die künigin aus Schweden hingefüert (Frauenlob, Hagenblühweise). Die schwedische Königin liebt den Dänenkönig Snio. Ihr Mann ist so eifersüchtig, dass sie mit niemandem reden darf. Eines Tages schickt Snio einen Vertrauten nach Schweden. Dieser vereinbart, als Bettler verkleidet, mit ihr Zeit und Ort der Flucht. Snio holt sie ab. Sie nehmen auch den Schatz des schwedischen Königs mit. Die nachfolgenden Kriege gewinnt Snio. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 2,25 (Eppendorf). 2361 1. 7. 1547. Ursprung der Hunen (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Die Goten kommen auf der Suche nach besserem Land an die Sümpfe Meotides (Mäotisches Meer). Dort verjagt ihr König Erich die Hexen aus dem Volk. Sie schweifen im Land umher und treffen auf die Skythen, mit denen sie Kinder zeugen. Bald wächst aus ihnen ein neues

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Volk heran – die Hunnen, die grimmig, dunkel, klein und kleinäugig, wie der Hölle entsprungen aussehen. Bei der Jagd findet ein Gote später eine Furt durch den See und dahinter fruchtbares Land. Die Goten ziehen mit Weib und Kind hinüber. Sie unterliegen im Kampf und müssen den Hunnen Tribut geben. Der spätere Hunnenkönig Attila besiegte Deutschland, Frankreich und Italien. Aber schließlich unterlagen die Hunnen doch. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 2,15 (Eppendorf). Vgl. KG 5227 = Sg. 2. 7. 1547. Abfal des volcks Israel (Folz, Strafweise). Der Engel des Herrn hält eine Strafrede gegen Israel, weil es dem Götzendienst huldigt. Israel bekehrt sich wieder zu Gott [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn sich die Obrigkeit nach dem Wort Gottes richtet, dann tut es auch die gmain. Andernfalls wird das Volk böse und fällt von Gott ab. Gott muss dann durch Teuerung, sterb, Krieg und Verwüstung strafen. Doch dann sendet er einen Engel – die frommen Prediger –, und das Volk tut Buße. Gott schenke uns das ewige Leben [Str. 3]. Q.: Ri 2,1–15. Blattzahl 153 im Generalregister von Hans Sachs wohl verschrieben für 53 4. 7. 1547. Got will nit des sünders tod (Nachtigall, Starker Ton). Der Gerechte, der in Sünde fällt, stirbt. Der Sünder, der sich bekehrt, wird leben. Schluss: Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern seine Bekehrung, auf dass er ewig lebe. Q.: Ez 33,10–20. 2. 7. 1547. Der Ephraiter mutwillige schlacht (Folz, Hoher Ton). Jephthah lehnt das Hilfeersuchen der Ephraimiter ab und tötet stattdessen die aus dem Kampf gegen die Ammoniter Fliehenden am Jordan. Schluss: Man soll nicht aus Hochmut ohne Ursache Krieg führen, denn Gott gibt den Sieg. Ein Reich, das in sich zerstritten ist, geht zugrunde, wie laider hewt mag teutscher nacion auch wol geschehen. Q.: Ri 12,1–7. Vgl. KG 4635 = Ml. = 2738, vermutlich im Generalregister von Hans Sachs fälschlich in MG 9 verlegt 5.  7. 1547. Der abfal Israel und ir abgötrey (gülden kälber) (Vogel, Rebenweise). Rehabeam kündigt für den Fall der Rückkehr des abgefallenen Israel ins Reich harte Repressalien an, verzichtet aber auf einen Krieg. Jerobeam richtet in Bethel und Dan Götzentempel zur Anbetung goldener Kälber ein. Schluss, zwei Lehren: 1. Tyrannei besteht nach Gottes Urteil nicht lang. 2. Eigennutz ist oft Ursprung der Abgötterei. Aus diesem Grunde wird die Abgötterei auch so geschützt. Q.: 1Kön 12. Vgl. KG 549, 1732 = Mll. und 3697 = Trag. 12. 7. 1547. Die gedultig künigin Potilda (Nachtigall, Abendton). König Erich IV. von Dänemark regiert glücklich und erfolgreich, hat aber eine Liebschaft. Die Bitten und Schmähungen seiner Frau Botilda nützen nichts. Daraufhin bemüht sie sich, die Eifersucht zu überwinden, ist zum König freundlich und holt dessen Geliebte an den Hof. Nach und nach bemerkt Erich die Güte seiner Frau und den Jähzorn und Eigennutz der anderen. Er gibt die andere Frau auf und lebt in ständiger Liebe zu Botilda. Schluss: Dies ist ein Exempel für alle Frauen, die Untreue ihrer Männer durch Liebe und Treue zu überwinden. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 5,1 (Eppendorf). Juli 1547. Der knecht im garten (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 383 [nur Incipit]; G./D.  6, Anh. Nr.  383). Beatrix (Beatrice) wird von dem Diener Antonio (Anichino)



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umworben. Sie verspricht ihm für die nächste Nacht Liebeserfüllung und bestellt ihn ins Schlafgemach. Als der Knecht kommt, schickt sie ihren Mann in ihren Kleidern in den Garten: Sie habe den lüsternen Diener zum Schein dorthin bestellt [Der Rest fehlt in der erhaltenen Hs.]. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,7 (Arigo). 2370 18. 7. 1547. Der Sachsen ursprung (K./G. 22,389). 214 Vs. Der Dichter lässt sich von einem Ehrnholdt die drei Theorien über den Ursprung der Sachsen und die Geschichte dieses Volkes von dem Tausch eines goldenen Halsbands gegen „Erde“, mit dem ein Thüringer von einem Sachsen überlistet wird, über Karl den Großen und die Sachsenkaiser bis zu Herzog Friedrich, Martin Luther und der noch offenen Gegenwart erzählen. 2371 21. 7. 1547. [E] Das kiffarbeis krawt (Muskatblut, Hofton; G./D. 4, Nr. 384). Der Dichter verflucht das kiffarbes krawt [kiferbes = Erbsen, also „Keif(erbsen)kraut“]. Es wächst ohne Unterlass im ganzen Haus, bei allen Tätigkeiten seiner Frau. Schneidet man es ab, so wächst es dreifach. Der Dichter ist völlig darin verirrt. Tag und Nacht bereitet ihm seine Frau daraus Speisen zu. Wolle Gott, dass das Kraut nicht mehr wachse! Der Dichter und andere wären froh darüber. Vgl. KG 5752 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 358.

2372 22. 7. 1547. Das ainfeltig witfrewlein (Singer, Lieber Ton; G./D. 4, Nr. 385). In Athen erhält eine einfältige Witwe von zwei Gästen fünfhundert Gulden zur Aufbewahrung mit der Auflage, das Geld nur auszuhändigen, wenn beide Gäste zusammen es verlangen. Nach einem halben Jahr fordert einer der beiden das Geld, da sein Kamerad tot sei. Die Witwe händigt es ihm daraufhin aus. Nach drei Monaten erscheint jedoch der zweite Gauner und bringt sie vor Gericht. Der Orator Demosthenes übernimmt aus Mitleid die Verteidigung der Witwe. Er fordert den Kläger auf, er solle entsprechend der Abmachung mit seinem Partner erscheinen. Das Gericht schließt sich der Meinung des Demosthenes an. Schluss: Wer mit anderen handeln will, soll Anfang und Ende bedenken. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 113. 2373 Juli 1547. Weisheit pedenck das ent (Sachs, Silberweise). Inh. u. Q. wohl wie KG 5063 = Sg. [verl.] 2374 23. 7. 1547. Der pawer mit dem sewmagen (Bogner, Steigweise; G./D. 4, Nr. 386). Ein Bauer leidet an einem verschleimten Magen. Als sich die Krankheit verschlimmert, schneidet ein Arzt den Magen heraus, reinigt ihn und hängt ihn zum Trocknen aus. Weil jedoch ein Rabe ihn stiehlt, setzt der Arzt seinem Patienten einen Saumagen ein. Nach der Operation ist der Bauer nicht mehr zu sättigen. Schluss: Daher sagt man von einem, den man nicht sättigen kann, er habe einen Saumagen. Manche Frau beklagt sich darüber, dass ihr Mann mehr verzehrt, als er anschaffen kann. Q.: „Buch der kleinen Wahrheit“ [Quellenfiktion]. Vgl. KG 5104 = Ml. Lit.: Thompson 1981.

2375 Juli 1547. Ein dröstung der gefangen (Folz, Schrankweise). Q.: Bar 4. [verl.] 2376 27. 7. 1547. Die zwen sün Zebedey (Ringsgwand, Bauernton). Jesus und die Söhne des Zebedäus: Leidensankündigung  – vom Herrschen und Dienen [Str. 1–3, 1. Stollen]. Zwei Lehren: 1. Wie der Neid der Schriftgelehrten Christus ans Kreuz brachte, so leidet

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Gottes Wort Verfolgung von den schrift gelerten, die die weltliche Gewalt aufstacheln. 2. Die, welche uns die Sakramente reichen, dem Wort dienen, die Armen versehen, sollen nicht herrschen. Wo es so ist, steht es übel. Bitte um Schutz Gottes in dieser bösen Zeit. Q.: Mt 20,17–27. Vgl. KG 4691 = Ml. 28. 7. 1547. Der gaistlich fischzueg, aligoria (Stolle, Hoher Ton). Jesu Gleichnis vom Fischernetz [Str. 1]. Das Himmelreich, das dem Netz gleicht, bedeutet Gottes Wort. Die guten Fische sind die, die ihr Kreuz tragen und christliche Liebe üben. Die aber, welche nur ihren Nutzen suchen und sich mit ihren Scheinwerken brüsten, sind die faulen Fische, die verdammt werden. Bitte um Hilfe zu geistlichem Leben [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 13,47–50.  7. 1547. Fluch der posen, lob der gueten (Frauenlob, Froschweise). Die Gott­ losen werden untergehen, nur ein guter Name bleibt. Q.: Sir 41,8–18. Vgl. KG 6062 = Sg. 29. 7. 1547. Rinaldus, der peraubt kauffman (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 387). Der Kaufmann Rinaldus (Rinaldo) reitet mit seinen Knechten nach Bern (Verona). Zu ihm gesellen sich Räuber. Rinaldus hält sie für ehrbar und erzählt ihnen, er befehle sich auf allen Wegen St. Julian (San Giuliano) an, damit er ihm nachts eine gute Herberge beschere. Kurz darauf rauben sie ihn bis aufs Hemd aus. Am Abend erreicht er ein versperrtes Schloss. Als er St. Julian weinend sein Unglück klagt, wird er gehört. Die Schlossherrin, eine Witwe, nimmt ihn auf, tröstet ihn, gibt ihm zu essen und schläft mit ihm. Am Morgen werden die Räuber gefangen ins Schloss gebracht. Rinaldus erhält seinen Besitz zurück. Fröhlich zieht er weiter. Schluss: Wem Glück bestimmt ist, den verlässt es auch im Unglück nicht. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,2 (Arigo). Vgl. KG 4548 = Ml. und 4557 = Sg. 30. 7. 1547. Der ungetrew knecht mit dem sitich (Folz, Blutton; G./D. 4, Nr. 387a). In Indien wirbt ein ungetreuer Knecht um seine Herrin, eine Kaufmannsfrau. Da die Frau den Knecht abweist, lehrt der Abgewiesene Papageien Verleumdungen in edomitischer Sprache, wonach die Frau mit dem Pförtner geschlafen habe. Der Ehemann versteht die Papageien zunächst nicht, erfährt jedoch von Gästen aus Edom, worum es geht. Zu ihrer Verteidigung kann die Kaufmannsfrau beweisen, dass die Vögel, abgesehen von diesen Sätzen, die edomitische Sprache nicht beherrschen. Der untreue Knecht wird gehängt. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,17 (S. 44  f. G.). 2. 8. 1547. Künig aus Zipern vom weib gestraft (Regenbogen, Blauer Ton). Der König von Zypern ist zu weich und lässt seinem Hofgesinde sogar Straßenraub durchgehen. Einer Edelfrau, die auf dem Weg ins Heilige Land beraubt wurde, rät man davon ab, sich an ihn zu wenden. Sie geht trotzdem zum König, bittet ihn aber ausdrücklich weder um Wiedergutmachung noch um Verfolgung der Täter, sondern darum, sie seine Geduld zu lehren. Der König, wie erweckt von dieser Rede, bestraft die Missetäter und hält seitdem die Straßen sicher. Schluss: Wollte Gott, dass überall die Obrigkeit erwache und die Frommen schütze! Darum trägt sie schließlich das von Gott verliehene Schwert. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,9 (Arigo). Vgl. KG 4182 = Ml.



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2382 August 1547. Achtzehn stück sind schendlich (Muskatblut, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5355 = Sg. und 6062 = Sg. [verl.] 2383 3. 8. 1547. Das bös weib Xanti loff hin (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 388). Xanthus ist mit einer bösen Frau verheiratet, die eines Tages zu ihrem Vater davonläuft. Äsop verspricht Xanthus, er werde sie wieder zurückbringen. Durch einen Knecht lässt er sie wissen, ihr Mann werde morgen eine andere heiraten. Auf diese Nachricht hin kehrt die Frau sofort zurück. Schluss: Ein Mann, der eine böse Frau hat, die ihm dauernd davonlaufen will, der soll die Hochzeit mit einer anderen vorbereiten. Dann wird seine Frau sofort zurückkommen, damit keine andere ins Haus kommt. Q.: Leben Äsops 50a (Steinhöwel, 53,9b-32a Ö.). Vgl. KG 2386 = Sg. und 5429 = Fsp. Lit.: Holzberg 2018, 503.

2384 August 1547. Saimer kuechel im wasser pa (Schiller, Hofton; G./D.  4, Nr.  389). [verl.] 2385 4. 8. 1547. [E] Die niderlag und gefencknus herzog Hans Fridrichs zw Sachsen im 1547 jar (K./G. 22,395). 122 Vs. Schilderung der Schlacht bei Mühlberg am 24. 4. 1547, in der Herzog Hans (Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen) von Karl V. geschlagen und gefangen genommen wird. Am Ende Wunsch nach Frieden. Q.: Hans Baumann, Newe zeytung […].

Lit.: Vogler 2001; Rettelbach 2002, 655  f. („[…] durch kleine sprachliche Korrekturen und Zutaten so verändert, daß die neuen Texte sich der Passion Christi annähern und daß der Bericht dadurch gewissermaßen die Seiten wechselte. Parallelen zur Passion sind etwa: Der Kurfürst empfängt die Nachricht vom Angriff des Gottesdienstes wie der betende Jesus in Gethsemane; seine Reiter fliehen wie Jesu Jünger; der gefangene Fürst wird seinem Aufseher ueber-antwort wie Christus Joh 19,16.“).

2195 1547. [E] Ein new lied im thon: So wolt ich geren singen, wen ich vor trawren küend. Die gfencknus herzog Hans (K./G. 22,399). 23 Strophen ababcdc. Politisches Ereignislied über die Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Q.: wie KG 2385 = Sg. Lit.: wie zu KG 2385 = Sg.

2386 5. 8. 1547. Das poes weib Xanti (K./G. 22,405; G./D. 1, Nr. 92). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2383 = Ml. Vgl. 5429 = Fsp. Lit.: Holzberg 2018, 503.

2387 5. 8. 1547. Der pueler mit der roten thüer (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 390). Ein junger Kaufmann hat zwei Monate lang mit der Ehefrau eines Kaufmanns in Straßburg, dessen Haus ein rotes Tor hat, ein Verhältnis. Dann reist er nach Venedig ins Deutsche Haus. Unter den Kaufleuten dort ist auch der Mann seiner Geliebten. Dieser fordert die Wohngenossen auf, von ihren Liebeserlebnissen zu erzählen. Der junge Kaufmann berichtet sein Erlebnis in Straßburg. An der Schilderung des roten Tores erkennt der Ehemann, dass der junge Kaufmann der Liebhaber seiner Frau war. Er stellt ihn jedoch nicht zur Rede, sondern dingt ihn als Diener. Wieder in Straßburg angekommen, lässt er ihn die Geschichte mit dem roten Tor vor seiner Frau erzählen. Doch jetzt gibt der junge Kaufmann die Geschichte als Traum aus. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 624. Vgl. KG 2388 = Sg.

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2388 5. 8. 1547. Historia. Der buler mit der rothen thür (K./G. 2,287; G./D. 1, Nr. 93). 78 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2387 = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 248  f.

2389 August 1547. Die pawren hairat (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 391). [verl.] 2390  8. 1547. Die feltschlacht künig Thotile (Frauenlob, Grüner Ton). König Totilas gewinnt eine entscheidende Schlacht gegen die übermächtigen Römer, indem er einen Teil seiner Leute in einen Hinterhalt legt. Als sie in den Kampf eingreifen, täuschen sie durch Geschrei eine größere Zahl vor, und die Römer fliehen. Eingeleitet wird die Schlacht durch den Zweikampf eines Goten mit einem Römer, der für beide tödlich ausgeht. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 4,5 (Eppendorf). 2391  8. 1547. Der dot Absalom (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 314 = Ml. Vgl. 3693 = Trag. und 4639 = Ml. Schluss: Wenn sich der Sünder von Gott abwendet, ist er ewig verloren. 2392 August 1547. Der messig doctor (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 392). [verl.] 2393 9. 8. 1547. Der lachent keß (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 393). Ein Mann bringt von einer Weinrunde Gäste mit nach Hause und fordert seine Frau auf, Käse, Brot und Wein zu servieren. Die verärgerte Frau schlägt ihn ins Gesicht. Seinen Gästen gegenüber begründet der Mann seine tränenden Augen: Er müsse lachen, da seine gefräßige Frau den Käse gegessen habe und erst neuen kaufen müsse. Darum sagt man heute noch, wenn jemandem die Augen überlaufen, dass er wegen des Käses lache. 2394 9. 8. 1547. Die dreyhundert fuechs Samsonis, ain figur (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Samson wird durch seinen Schwiegervater seine Frau vorenthalten. Daraufhin bindet er an 300 Füchse glühende Holzscheite und treibt sie über die Felder der Philister. Dadurch vernichtet er die ganze Ernte. Die Philister vergelten es dem Schwiegervater, indem sie ihn und Samsons Frau verbrennen [Str. 1]. Auslegung: Samson ist eine figur für die gegenwärtige Einigkeit christlicher Kirchen, deren Stärke von Gottes Geist kommt. Die Geistlosen plagen die Christen und enthalten ihnen das Wort Gottes vor. Die vielen Füchse werden mit den Predigern verglichen. Überall, wo das Volk im Wort unterwiesen wird, entsteht ein Brand, der menschliches Gesetz und menschliche Lehre vernichtet und auch die Früchte, die das menschliche Gesetz bringt, nämlich Leben, Opfer, Zehnt, Pfründen u.  a. Die Gottlosen töten deshalb Frauen und Männer. Gottes allmächtiger Arm wird die Macht der Ungläubigen aber bald brechen [Str. 2 und 3]. Q.: Ri 15,1–6. Vgl. KG 201, 4627 = Mll., 5479 = Sg. und 4834 = Trag. 2395 August 1547. Paulus der hat peschrieben … (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). [verl.] 2396 10. 8. 1547. Die gepurt Cristi (Örtel, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Lob Christi, der das Paradies aufschloss. 2397 10. 8. 1547. Die wunderschlacht mit Thimothio (Örtel, Langer Ton). Judas Makkabäus schlägt mit Gottes wunderbarer Hilfe den Timotheus. Schluss: Wenn wir Christen



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mit einem ungläubigen Heer kämpfen, sollen wir auf Gott vertrauen. In seiner Hand liegt der Sieg. Q.: 2Makk 10,24–38. August 1547. Die forcht gottes (Marner, Langer Ton). Die Furcht vor dem Herrn ist der Weisheit Anfang. Inh. u. Q. wie KG 4847 = Ml. und 5757 = Sg. [verl.] 12. 8. 1547. Verhaisung lon und straff von got (Vogel, Glasweise / Süßer Ton / Engelweise). Jeremia predigt am Tempeltor und fordert zu besserem Lebenswandel auf. Die Laster der Tempelbesucher machen Gott ihre Opfer zum Gräuel, er will die pueben ausrotten. Schlussformel: Aufforderung zur Buße. Q.: Jer 7,8–12.15. 12. 8. 1547. Simson mit seim falschen weib Delila (Singer, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 255 = Ml., aber hier nur 16,5–21. Vgl. 929, 930, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. Micha sagt: Du sollst der Frau nicht trauen, die in deinen Armen schläft. Weitere Q.: Mich 7,5. 15. 8. 1547. Titus Manlius kämpft auf der prucken (Römer, Schrankweise). Als sich Römer und Gallier am Anio gegenüberliegen – zwischen ihnen nur eine Brücke –, fordert ein besonders großer und starker Gallier einen beliebigen Römer zum Zweikampf heraus. Titus Manlius nimmt den Kampf an und besiegt seinen Gegner nach langem Kampf auf der Brücke. Dem Getöteten nimmt er das Halsband [torque] ab, daher rührt das Cognomen Torquatus. Schluss: Wer sein Leben für das Vaterland einsetzt, erlangt Lob. Q.: Livius 7,10 (Schöfferlin). 18. 8. 1547. Die opferung der weisen (Vogel, Lilienweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Gott schützt und erhält denjenigen, den er liebt. Weitere Q.: Mich 5,1. 18.  8. 1547. Ein verwünschung des landes, ein erschröckliche straffprophezei (Folz, Langer Ton). Joel prophezeit das göttliche Strafgericht durch Insektenplage und Dürre. Schluss: Gott plagt das Land, in dem die Sünde überhandnimmt. Q.: Joel 1. 19. 8. 1547. Drey ler Pauli (Singer, Schlechter Ton). Rat, das Wort Gottes rein zu predigen, unnötigen Streit zu vermeiden und sich nicht mit Ketzern abzugeben [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Paraphrase des Texts, die Ketzer als schwermer gedeutet (sie werden auch als Versteckte bezeichnet). Q.: Tit 3,9–11. 20. 8. 1547. Die sendung der 70 jünger (Frauenlob, Langer Ton). Aussendung der 70 Jünger [Bibeltext: 12] [Str. 1 und 2]. „Zwei Lehren“: Der Prediger soll sein Amt ohne Sorge um das leibliche Wohl ausüben. Wo er vertrieben wird, soll er der Verfolgung weichen. Gott wird die Tat aber im Zorn strafen [Str. 3]. Q.: Mk 6,7–11. 22. 8. 1547. Der kirchfannen ursprung (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 393a). Der Bischof von Mainz kommt auf dem Weg nach Merseburg in ein Dorf, in dem Kirchweih gefeiert wird. Er bekommt auf die Frage nach dem Ursprung der Kirchweihfahnen von einem Doktor folgende Antwort: Als Jesus dem Zachäus befahl, vom Baum herabzusteigen, blieb an einem Ast seine Unterhose hängen. Deshalb gedenke man während der Kirchweih mit den Fahnen der Hose des Zachäus. Als der Bischof sich daraufhin zum Dorfpfarrer begibt, versteckt dieser die Frauen und Kinder von zehn Pfarrern, die er geladen hat, in einer Scheune. Einem Grafen, der in der Scheune urinieren will, erzählt die Pfarrköchin, es seien bösartige Hunde darin. Der Graf lässt sich jedoch

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nicht zurückhalten und berichtet dem Bischof von den Frauen und Kindern der Pfarrer. Diese Posse erzählt der Bischof von Mainz dem Bischof von Merseburg. Das Hurenleben der Pfarrer interessiert diesen nicht, schlimmer sei es, dass die Köchin die Pfarrer im Stall Hunde genannt habe. Gott verzeihe ihm! Schluss: Das Vieh ist wie der Stall! „Drücken!“ sagte der Teufel und jagte seiner Mutter Mücken und Fliegen in den Arsch. 23.  8. 1547. Ein ler Pauli (Frauenlob, Leidton). Ermahnung zu neuem Wandel in Gerechtigkeit und Heiligkeit. Mahnung, Lüge, Zorn, Lästerung und Stehlen zu unterlassen [Str. 1 und 2]. Erklärende Zusammenfassung [Str. 3]. Q.: Eph 4,22–28. Vgl. KG 4740 = Ml. und 5818 = Sg. 23.  8. 1547. Das knarzet weib (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D.  4, Nr. 394). Ein Genueser Kaufmann erzählt einem Edelmann, dass er seine Frau niemals furzen höre. Der Edelmann wettet mit ihm, binnen zweier Monate werde er sie nicht nur einmal, sondern unzählige Male furzen hören. Kurz darauf leiht sich der Adlige 500 und bald nochmals 500 Gulden. Der genau rechnende Kaufmann kann deshalb nicht mehr schlafen und hört seine Frau im Schlaf furzen. Sprichwort: Überall geschieht sehr viel, was einem Schlafenden verborgen bleibt. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 20 (Adelphus Muling). 23. 8. 1547. Weiber die schlacht zu Rom gestillt (Römer, Schrankweise). Die Sabiner – empört über den Frauenraub – ziehen vor Rom. Gegen Versprechung von Gold lässt Tarpeia sie hinein, sie wird dann jedoch von den Sabinern selbst über einen Felsen hinabgestürzt. Romulus versammelt die Seinen auf dem Markt; es kommt zum Kampf. Die sabinischen Frauen werfen sich mit aufgelöstem Haar zwischen die Kämpfenden: Väter und Brüder auf der einen, Ehemänner auf der anderen Seite. Darauf wird der Kampf eingestellt, und die Parteien verhandeln mit dem Ergebnis, dass die Sabiner sich in Rom niederlassen. Ihr König Tatius wird Mitregent, doch Romulus erschlägt ihn bald. Seitdem müssen in Rom die Männer den Frauen ausweichen. Q.: Livius 1,11–13 (Schöfferlin). August 1547. Thieger dir natur (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia. [verl.] 25. 8. 1547. Der faul paurenknecht (die peschert hayrat) (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 4, Nr. 395). Christus und Petrus finden einen faulen Bauernknecht unter einem Baum liegen. Sie fragen ihn nach dem Weg nach Jericho. Weil sie eine ungenaue Antwort bekommen, finden sie den Weg nicht und fragen deshalb ein Bauernmädchen. Sie geht sogar ein Stück mit, um ihnen den Weg zu zeigen. Trotz der Bitte des Petrus, Christus solle dem Mädchen einen eifrigen Mann geben, bestimmt Christus den faulen Knecht zu ihrem Mann. Schluss: So ordnet Gott manch ungleiches Paar in der Ehe zusammen, damit einer der Unart des anderen entgegentrete. Sonst ginge manche Ehe zugrunde. Deshalb sagt man, Gott beschere die Ehe. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 354. Vgl. KG 4981 = Sg. 25. 8. 1547. Die ungleichen Kinder Eve (Frauenlob, Zarter Ton; G./D. 4, Nr. 395a). Eva hat viele Kinder, von denen die einen schön, die anderen aber hässlich und verwahr-



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lost sind. Als der Herr Eva besucht, versteckt sie ihre hässlichen Kinder, ihre hübschen richtet sie fein her, damit der Herr sie segne. Gott weist jedem der sechs Kinder einen Beruf zu: König, Fürst, Graf, Ritter, Edelmann und reicher Bürger. Da holt Eva auch ihre hässlichen Kinder herbei, deren Aussehen vast den Zigeunern gleich ist. Als der Herr aus ihnen Bauern und Handwerker macht, beschwert Eva sich über die Ungerechtigkeit, da diese genauso ihre Kinder seien wie die anderen. Der Herr erklärt daraufhin, er müsse jeden Stand besetzen. Schluss: Für jeden Stand werden Leute gefunden; daran merkt man heute, wie wunderbar und weise Gott regiert. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 264. Vgl. KG 4214 = Fsp., 4245 = Com. und 5121 = Sg. Lit.: Heger 1978, 523–525; Lefebvre 1980; M.  E. Müller 1985, 106  f.; Lefebvre 2001a; Behrendt 2009, 74  f.

2413 25. 8. 1547. Woher der erst münich kumen sei (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 396). Ein alter Mönch erzählt dem Dichter die Herkunft des ersten Mönchs: In Ägypten in der Wüste hätten vor langer Zeit mehrere hundert Einsiedler gelebt. Einer von ihnen sei ein fauler brueder gewesen. Den habe der Teufel versucht: Er fragt ihn, was er für ein Mann sei. Der Einsiedler antwortet, er sei eine geistliche Person, die weltabgeschieden und den weltlichen Geschäften abgewandt lebe. Der Teufel sagt, dann müsse er auch ein geistliches Gewand haben, an dem man ihn erkenne, und er verspricht ihm eines. In zwanzig Ellen graues Tuch schneidet er ein Kopfloch. Als der Bruder mit diesem Gewand überall hängen bleibt und sich mühsam ablösen muss, schürzt der Teufel es hoch auf und bindet es mit einem Strick aus zusammengedrehten Reisern zusammen. Um ihn vor Läusen zu schützen, schneidet er ihm die Haare bis auf einen Kranz ab. Damit sich der Faulpelz vom Müßiggang ernähre, macht ihm der Teufel dann aus seinem Hemd einen Bettelsack (termanir sack). Als er sich einem Dorf nähert, laufen die Gänsehirten davon, weil sie ihn für ein wildes Tier halten. Er selbst geht auf die Pfarrei zu, da sieht ihn der Dorfbulle und brüllt: Eimo, eimo. Darauf sagen die Bauern: Das Tier muss ein Mönch sein. Somit ist der erste Mönch vom Teufel gekleidet und geschoren und vom Dorfbullen benannt worden. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 24. Vgl. KG 2414, 5328 = Sgg. 2414 25. 8. 1547. Ursprung des ersten münichs (K./G. 22,408; G./D. 1, Nr. 95). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2413 = Ml. Vgl. 5328 = Sg. 2415 26.  8. 1547. Die zehen uralten erzveter (Drabolt, Linder Ton). Geschlechtsregister Adam – Noah mit Altersangaben [Str. 1 und 2]. Das hohe Alter der Erzväter hat drei Ursachen: 1. Weil die Erde öde war, verlängerte Gott ihr Leben, damit sie viele Kinder bekamen. 2. Sie heirateten erst mit sechzig. 3. Sie lebten mäßig. Heute ist es umgekehrt; Kinder heiraten, man lebt unmäßig [Str. 3]. Q.: 1Mose 5. 2416   8. 1547. Lot schait von Abraham (Mönch von Salzburg, Chorweise). Abram trennt sich von Lot [Str. 1 und 2]. Deutung der figur: Wie Abram sind die Christen; sie sind friedliebend und geben sogar Rechte auf. Lot bedeutet die Weltkinder, die mit List und Betrug auf ihren Vorteil aus sind. Wer Gott vertraut, dem füllt er die Kisten; wer auf die eigene Klugheit baut, der leidet Mangel [Str. 3]. Q.: 1Mose 13,1–13.

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2417 27. 8. 1547. Die pit Abraham füer Sodoma (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Der Untergang Sodoms wird verkündet. Abrahams Fürbitte für die Stadt [Str. 1 und 2]. Der Text macht die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes bewusst. Wenn ein Volk in Sünden liegt und das Geschrei nach dem göttlichen Gericht anhebt, dann steigt Gottes Wort herab und ermahnt zur Buße. Findet Gott einige Gerechte, so halten diese seinen Zorn auf. Wo es aber keine Besserung gibt und alle Laster überhandnehmen, so dass auch die Obrigkeit Verfehlungen nicht mehr bestraft und nur durch die Finger schaut, dort erwacht Gottes Strafe, so wie sie Sodom widerfuhr. Gott gebe Gnade zur Buße, denn die Sünde ist zurzeit gewaltig [Str. 3]. Q.: 1Mose 18,20–33. Vgl. KG 5376 = Ml. 2418 27. 8. 1547. Die begrebnus Sara (Ringsgewand, Osterweise). Abraham begräbt Sara auf dem Boden, den er für 400 seckel Silber erworben hat [Str. 1 und 2]. „Zwei Lehren“: Tote soll man ehrlich begraben. Man darf um sie trauern, im Gegensatz zur Ansicht mancher Schwärmer [Str. 3]. Q.: 1Mose 23. 2419 29. 8. 1547. Der geizhunger Erisichton (Römer, Gesangweise). Erysichthon, der Götterverächter, fällt eine Eiche im Hain der Ceres. Zur Strafe schickt sie ihm beständigen Hunger. Er verzehrt sein ganzes Gut und verkauft schließlich sogar seine Tochter, bevor er stirbt [Str. 1 und 2]. Erysichthon bedeutet einen habgierigen Reichen, den der Habgierhunger befällt, der mit allen Mitteln (Aufzählung) rafft und dennoch in Armut lebt. Dabei schont er weder Freunde noch Verwandte, bis man ihm das Maul mit Erde füllt [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 8,738–878 (Wickram). Vgl. KG 5751 = Sg. 2420 29. 8. 1547. Jungfrau Yphis wurt ein jüngling (Römer, Schrankweise). Ligdus befiehlt seiner Frau vor ihrer Niederkunft, sie solle ein Mädchen sofort töten, einen Sohn aber leben lassen. Voll Angst sieht sie ihrer Stunde entgegen, da erscheint ihr eines Nachts Juno im Traum und gibt ihr den Rat, auch ein Mädchen leben zu lassen, es jedoch als Knaben aufzuziehen, im Übrigen werde sie schon helfen. Iphis – so heißt das Kind – wächst als Mann heran, und bis zum Tag der Hochzeit kann das wahre Geschlecht verborgen werden. Nun wendet sich die Mutter nochmals an Juno, die Iphis tatsächlich in einen Mann verwandelt. Fröhlich feiert man Hochzeit. Epimythium: In Not soll man zu Gott bitten und sonst schweigen; er kann helfen. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,666–797 (Wickram). 2421 31. 8. 1547. Die zwen sun im weinperg (Frauenlob, Gekrönter Ton). Gleichnis von den beiden Söhnen, die in den Weinberg geschickt werden [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Deutung: Der erste, der nein sagt, aber doch geht, bedeutet die Sünder, die durch Gottes Wort zur Buße gerufen werden. Der, der ja sagt, aber nicht geht, bedeutet die Heuchler, die ihre Werke nur zum Schein tun und nur den Eigennutz suchen. Q.: Mt 21,28–32. 2422 31. 8. 1547. Das fewer vom himel gefallen (Duller, Gekrönter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 261 = Ml. Vgl. 4679 = Ml. Auslegung: Christen sollen nicht zanken und den Mitchristen schaden, sondern in Liebe brüderlich helfen [Str. 3]. 2423 31. 8. 1547. Ein prophezey vom gesecz vnd ewangeli (Anzeigung der sünd dem volck) (Schechner, Reisige Freudweise). Gott verwirft die Gerechtigkeit Israels, verkündet aber zugleich sein Erbarmen, außer gegen Gottlose [Str. 1 und 2]. Auslegung:



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Das Gesetz konnte uns keine Gerechtigkeit erwerben. Wir hatten Angst vor dem ewigen Tod. Christus aber nahm am Kreuz die Sünden auf sich. Durch das Evangelium ist gerettet, wer getauft ist und glaubt [Str. 3]. Q.: Jes 57,12–21. 1. 9. 1547. Die zwelff fluech des gesezes (Schwarz, Vermahnter Ton). Zwölf Flüche sollen die Leviten auf Moses’ Befehl vor dem Volk gegen Übertreter des Gesetzes aussprechen [Str. 1 und 2]. Jeder, der das Gesetz, das doch nicht zu halten ist, übertrat, war verflucht. Darum hat Christus es erfüllt, den Fluch weggenommen und uns aus Gnade die Sünden vergeben. Lob sei Christus [Str. 3]. 5Mose 27,14–26. 1. 9. 1547. Der tiran Licaon wart ein wolff (Sachs, Kurzer Ton). Jupiter nimmt Herberge bei Lycaon. Dieser, um zu ergründen, ob der Gast wirklich ein Gott sei, tötet einen Menschen und setzt Jupiter das Fleisch zur Hälfte gebraten, zur Hälfte gekocht vor. Der Gott zerstört mit einem Donnerstrahl das Haus. Lycaon flieht und wird in einen Wolf verwandelt [Str. 1 und 2]. Lycaon ist eine figur des Tyrannen. Sie verachten Gott und sein Wort, morden und verursachen Aufruhr. Jagt man sie aus dem Land, so werden sie Wölfe; sie rauben und morden auf der Straße. Sprichwort: Art lässt nicht von Art [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 1,211–239 (Wickram). Vgl. KG 4908 = Ml. September 1547. Rach und fluech ueber Judam, psalm 109 (Folz, Chorweise). Q.: Inh. u. Q. wie KG 5919 = Sg. [verl.] 2. 9. 1547. Cadmus schlecht den trachen (Der lanczknecht ursprung) (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Kadmos tötet einen Drachen und sät die Zähne aus. Das kriegerische Volk, das daraus wächst, bringt sich gegenseitig um, fünf Krieger bleiben jedoch übrig. Mit ihrer Hilfe erbaut er Theben [Str. 1 und 2]. Die fabel ist ein peyspil und eine parabel: Die Landsknechte kommen aus Drachenzähnen. Sie sind wild, verderben Land und Leute. Aber sie zahlen mit ihrer eigenen Haut, denn von hundert kommen oft gerade fünf wieder heil nach Hause [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 3,28–130 (Wickram). September 1547. Erwelung künig Sawl (Vogelsang, Goldener Ton). Q.: 1Sam 10. [verl.] 5. 9. 1547. Die laiter Jacob, aligoria (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 266 = Ml. Vgl. 1774 = Ml. Allegorese: Jakob bedeutet den Christen, der verblendet wandelt, bis er den Stein Jesus Christus ergreift. Durch den Glauben erkennt Christus, dass dieser Schuld trägt. Um Christi Willen segnet Gott die christliche Seele [Str. 3]. 5. 9. 1547. Was die e gut mach (Regenbogen, Kurzer Ton). König Alfons auf die Frage, wann Eheleute friedlich sind: Wenn der Mann taub wird, so dass er das Keifen seiner Frau nicht mehr hören kann, und die Frau blind, so dass sie nicht mehr sieht, wohin er geht, und deshalb nicht mehr eifersüchtig wird. Q.: Erasmus von Rotterdam, ­Apophthegmata 8, S.  664 Nr.  4 P. (Eppendorf, S. dlxxxix) < Antonio Beccadelli, De dictis et factis Alphonsi regis Aragonum, Basel 1538 (VD16 B 1315), III 7, S. 71. Ü. von H. Hefele, in: Ders. (Hg.): Alfonso I. […] Jena 1912, 64. 6. 9. 1547. Der fridsam künig Toxilas (Folz, Baumton). Taxiles, König der Inder, zieht Alexander dem Großen entgegen und fordert ihn zu folgendem „Krieg“ auf: Wer sich stärker fühle, der solle dem anderen von seinem Überfluss mitteilen. Der milde Alexander schließt ihn freundlich in die Arme und lässt ihm nicht nur sein Königreich,

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sondern gibt ihm noch Land und Leute dazu [Str. 1 und 2]. Lehre: Ein Fürst, der so friedlich seinen Feind zur Freundlichkeit bewegt, hat Frieden ohne Blutvergießen erworben. Aufforderung an die Obrigkeit, mit guten Worten um Frieden zu ringen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 260 Nr. 24 P. (Eppendorf, S. cciiijf.) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 181C Nr. 24; vgl. Alexander 59 (Boner). 6. 9. 1547. Der getrew vater und sun (Demetrius und Antigonus trew) (Sachs, Goldener Ton). König Demetrios sendet aus der Haft bei Seleukos eine Botschaft an seinen Sohn Antigonos: Er solle, was auch kommen möge und selbst dann, wenn Seleukos ihn, den Vater, dazu brächte, das Gegenteil zu verlangen, sein Reich nicht an Seleukos übergeben. Antigonos aber wird aus kindlicher Liebe dazu gedrängt, sein Reich dennoch dem Seleukos anzubieten. Liebe streitet mit Liebe: Der Vater will sich nicht freigeben lassen, der Sohn aber übergibt dennoch das Reich und leidet freiwillig Armut. Schluss: Wo Liebe so beständig ist, da muss das Glück kommen. Aber man findet sie kaum mehr, weil Jung und Alt nach Eigennutz streben. Die Liebe erkaltet. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 349  f. Nr. 1 P. (Eppendorf, S. ccxciij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 183C Nr. 1; vgl. Plutarch, Demetrios 51 (Boner). Vgl. KG 5785 = Sg. 7. 9. 1547. Der jüngst tag (Vogel, Vogelweise). Jesus predigt über die Vorzeichen und Zeichen des Jüngsten Tages. Schluss: Der Text zeigt uns, dass der Jüngste Tag näher rückt, denn es gibt Verfolgung, Krieg und falsche Propheten. Wir sollen wachsen im Glauben. Gott möge durch Buße die Sünden wegnehmen, auf dass dieser Tag uns froh findet. Q.: Mk 13,14–33; Dan 9,27. 8. 9. 1547. Das gsecz vom erschlagen man (Die fraisch in Israel) (Örtel, Langer Ton). Gesetzesvorschriften zur Versöhnung Gottes bei Totschlag durch einen Unbekannten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Daraus sieht man, wie wichtig die Verfolgung von Mördern ist, damit der Friede auf Erden erhalten wird. Dafür hat die Obrigkeit das Schwert erhalten. Letztlich entspringt aus diesem Gesetz die Freisch [freise, freis „Gefahr“, hier wohl für Blutgerichtsbarkeit]. Aber oft wird diese selbst, während der Mörder durch Bestechung im Land bleiben kann, zum Anlass blutiger Auseinandersetzung zwischen den Herrschaften. So wird mit der Zeit oft das, was Gott an Gutem einsetzt, durch Missbrauch zu Schlimmem [Str. 3]. Q.: 5Mose 21,1–9. 8. 9. 1547. Jupiter fuert Europa hin (Buchner, Feuerweise). Inh. u. Q. wie KG 1845 = Ml. Schluss, Lehre: Jungfrauen sollen nicht zu weit spazieren, denn: „Jedes Öchslein sucht seine Weide“ und „Gelegenheit macht Diebe“. 9. 9. 1547. Adam und Eva (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1419 = Ml. Auslegung: Gottes Güte zeigt sich daran, dass er den Menschen unschuldig ins Paradies setzte, ihm Speise gab, ihn vor dem Baum des Todes warnte, ihn über die Kreatur setzte und ihm, zur Zuflucht und um sich zu mehren, eine Gefährtin gab. So erweist er noch heute täglich Gutes [Str. 3]. Vgl. KG 172 = Ml. 9.  9. 1547. Lon und straff Salomon verkünd (Zorn, Unbenannter Ton). Nach dem Abschluss des Tempelbaus erscheint Gott dem Salomo in der Nacht und verheißt



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seinen Segen für den Fall von Israels Gehorsam und den Untergang, falls es von ihm abfällt. Schluss: Gott hilft, wenn man ihn in Not anruft, er straft, wenn man anderen Göttern dient. Q.: 2Chr 7,11–22. 10. 9. 1547. Bachus wird zwir geporen (Vogel, Rebenweise). Juno, die eifersüchtig auf Semele ist, rät dieser, sie solle Jupiter bitten, doch einmal in all seiner Pracht zu erscheinen. Bei der nächsten Begegnung spricht sie die Bitte aus. Sie wird von dem donnernden und blitzenden Gott verbrannt. Das Kind in ihrem Leib zieht er heraus und trägt es selbst aus. Er gebiert Bacchus, den er den Waldgöttinnen zur Erziehung übergibt [Str. 1 und 2]. „Lehren“: 1. Man soll nicht zu sehr der göttlichen heimlikeit nachforschen, die menschliche Vernunft ist zu schwach dafür. 2. Der Wein muss zweimal geboren werden. Semele bedeutet die Erde, die den Wein trägt, Jupiter die Sonne, die ihn temperirt [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 3,256–315 (Wickram). 10. 9. 1547. Die schwiger mit dem leylach (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 397). Eine junge Kaufmannsfrau verliebt sich in einen jungen Mann. Als ihr Ehemann auf Geschäftsreise ist, erzählt sie ihrer Mutter von ihrer Liebe, woraufhin die Mutter als Kupplerin für sie tätig wird. Von da an ist der junge Mann täglich bei seiner Geliebten. Als der Ehemann unvermutet nach Hause kommt, kann die Schwiegermutter den Liebhaber gerade noch verstecken. Um ihn unauffällig aus dem Haus zu bringen, breiten Mutter und Tochter ein angeblich frisch gesponnenes Leinentuch vor dem Ehemann aus, hinter dem der Liebhaber zur Tür hinaus flieht. So wird der Ehemann von der Schwiegermutter betrogen. Eine solche Schwiegermutter, die noch dazu mitfrisst und mitsäuft, sollte man in einem Sack ertränken. Q.: Petrus Alphonsus 10 (14 Steinhöwel). Vgl. KG 4851 = Fsp. 12. 9. 1547. Die engelhuet (Die engel des menschen) (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 398). Doktor Staupitz beschreibt scherzhaft, was der jedem Menschen beigegebene Engel tut: Tagsüber erfüllt er dem Menschen alle Wünsche, nachts fährt er zum Himmel auf und berichtet dem Herrn über die Begierden des Menschen [Katalog]. Erklärung: Damit will Doktor Staupitz zeigen, dass die Menschen verschiedene Begierden besitzen, eine jedoch ragt bei jedem hervor, sie sei nützlich oder schädlich. Sprichwort: Was ein Mensch auf Erden begehrt, davon bekommt er in seinem Leben genug, gleichgültig ob es ihm zum Heil oder zum Schaden gereicht. Der Christ jedoch tötet seine schlechten Begierden ab und trennt das Böse vom Guten. Haben schon die weisen Heiden aus Vernunft ihre Laster bekämpft, so sollte der Christ sich umso mehr von allen Lastern zurückhalten. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 11. Vgl. KG 5122 = Sg. 13. 9. 1547. Junckfrau Orciroe wirt ain pfert (Vogel, Strenger Ton). Ocyrhoe, Tochter des Phoebus und der Coronis, weissagt Äskulap sein Schicksal. Zur Strafe verwandelt Jupiter sie in ein Pferd [Str. 1 und 2]. Auslegung: Ocyrhoe bedeutet Gelehrte, die in ihrem Dünkel weder vor Gott noch vor Menschen Halt machen und jeden verachten, der nicht ihrer Meinung ist. Sie verlieren schließlich ihr menschliches Gemüt und werden Pferde. Dann aber reitet die Obrigkeit sie mit scharfen Sporen. Dünkel bringt stets Verderben [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,633–675 (Wickram).

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2442 13. 9. 1547. Der künig Romulus (Tacius der gerecht künig) (Vogel, Rebenweise). Verwandte von Romulus’ Mitregenten Tatius morden und berauben Bürger von Laurentum. Romulus nimmt sie gefangen, aber Tatius lässt sie wieder frei. Darauf erschlagen die Verwandten der Ermordeten Tatius. Romulus bestattet ihn ehrenvoll, lehnt es aber ab, die von den Sabinern gefangenen Königsmörder zu bestrafen und handelt sich dadurch das Lob der gemein ein. Seitdem regiert Romulus allein. Schluss: Sieht eine Herrschaft bei Morden und Brennen durch die Finger, so kann sie nicht lange bestehen, schafft sie aber Recht im Land, so wird sie gelobt. Q.: Plutarch, Romulus 23 (Boner). 2443 13. 9. 1547. Glueck und unglueck Theseus (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). König Adoneus will dem seine Tochter zur Frau geben, der seinen Hund im Kampf überwindet. Theseus und Peirithoos wollen sie rauben. Adoneus, der von dem Plan erfährt, lässt Peirithoos vom Hund zerreißen und nimmt Theseus gefangen. Als Herkules zu Gast bei Adoneus weilt, erwirkt er seine Befreiung. In Athen findet Theseus das Volk in Aufruhr vor, er muss fliehen. Er verflucht die Stadt und geht zu König Lykomedes nach Skyros. Doch dieser stürzt ihn von einer Klippe. So trieb das runde Glück seinen abechsel mit ihm, wie es das noch heute tut. Q.: Plutarch, Theseus 31.35 (Boner). 2444 14. 9. 1547. Das ewig künigreich Cristi (David sol das haus pawen) (Regenbogen, Überlanger Ton). David will einen Tempel bauen und empfängt die Verheißung eines fortdauernden Königreichs seines Samens [Str. 1 und 2]. Der Text ist eine weisagung vnd figur auf Christus, der aus Davids Samen stammt und ewig König ist. Er hat uns am Stamm des Kreuzes versöhnt, ist auferstanden, baute das Haus seiner Kirche durch sein Wort und hilft ihr, dass die Pforten der Hölle sie nicht überwinden, auch wenn sie Verfolgung leiden. Selbst wenn sie von der Welt vernichtet wird, stirbt nur das sündige Fleisch, der Geist fährt die Himmelsstraße [Str. 3]. Q.: 2Sam 7,1–16; Mt 16,18. 2445 14. 9. 1547. Wider das pös maul, der 120. Psalm (Frauenlob, Goldene Radweise). Bitte um Schutz vor Verleumdern. Klage über das Wohnen in der Fremde [Str. 1 und 2]. Der Psalm zeigt die Not, die der Christ unter Gottlosen leidet. Er soll Gott um Hilfe anrufen [Str. 3]. Q.: Ps 120,2–7. Vgl. KG 6038 = Sg. 2446 September 1547. Wider die reichen der 49. psalm (Sachs, Morgenweise). Inh. u. Q. wie KG 5997 = Sg. [verl.] 2447 15. 9. 1547. Der pfarer mit der prillen (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 399). Der Pfarrer von Dötschelpach kauft ein Schwein, das ihm durch die Brille feist vorkommt. Als sein Knecht das Tier nach Hause bringt, glaubt der Pfarrer, er habe das Schwein verwechselt, da es ihm jetzt ohne Brille mager erscheint. Nach dieser Erfahrung schwört der Pfarrer, er werde beim Schweinekauf nie mehr durch die Brille sehen. 2448 15. 9. 1547. Von dem estand etlich gute ler (Schechner, Reisige Freudweise). Inh. u. Q. wie KG 1340 = Ml., aber hier nur 5,22–33. Schluss: Zusammenfassung. 2449 16. 9. 1547. Ascalaphus wirt ein nachtewl (Mügling, Hofton). Ceres will ihre von Pluto entführte Tochter Proserpina zurückholen. Doch Jupiter will sie nur aus der Unterwelt entlassen, wenn sie dort noch nichts gegessen hat. Ascalaphus sagt, sie habe sieben Körner gegessen. Voll Zorn verwandelt Ceres den klaffer in eine Eule, die am Tag nichts



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sieht, eine gräuliche Stimme hat, dasitzt, als schäme sie sich, und von anderen Vögeln verfolgt wird [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Eule bedeutet den, der die anderen durch hinterlistige Lüge und Heuchelei schädigt; allerdings muss er dafür auch manchen groben Brocken schlucken und damit rechnen, dass auch er wieder gezwickt wird [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,509–550 (Wickram). Vgl. KG 4788 = Ml. September 1547. Der perg Sinay (Sachs, Hohe Bergweise). Q.: Hebr 12. [verl.] 19. 9. 1547. Die junckfrau Abisag, aligoria (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Als David im Alter nicht mehr warm werden kann, legt man ihm die Jungfrau Abisag ins Bett; er „erkennt“ sie aber nicht. Nach seinem Tod begehrt Adonia die Abisag zur Frau, sein Bruder Salomo lässt ihn dafür töten [Str. 1]. Allegorese: David bedeutet alle Christen, deren Glaube alt und deren Liebe kalt wird; Abisag bedeutet Gottes Wort, das straft und verheißt, den Glauben aufweckt und die Liebe entzündet, um das Leben zu vollenden [Str. 2]. Adonia bedeutet die Heuchler, die Gottes Wort für ihren Vorteil benutzen und es mit Menschenlehre beflecken. Christus, der Salomo entspricht, will das nicht dulden; er wird den Heuchlern bald ihr Ende bereiten [Str. 3]. Q.: 1Kön 1; 2. 20.  9. 1547. Die pit Bersabe zw Salomo (Beckmesser, Chorweise; Klesatschke/ Brunner 1993, 13–15). Bath-Seba bittet bei Salomo für Adonia um die Hand der Abisag. Dieser lässt Adonia für seine Bitte erschlagen. Bei dieser Geschichte muss man ein Argument der Papisten umstoßen, die behaupten, es handle sich um eine figur der Mittlerschaft Marias bei Christus. Sie erzählen die Geschichte aber nicht zu Ende, da Salomo ja die Bitte abschlug. Daraus wird offenbar, dass sie die Schrift „abgenagt“ und durch Menschenlehre vergiftet haben, um uns von unserem einzigen Mittler Christus abzuziehen. Q.: 1 Kön 2,19–25. 20. 9. 1547. Die frumb schwiger (Vogel, Rebenweise; G./D. 4, Nr. 400). Ein alter Kaufmann bittet seine Schwiegermutter, seine junge Frau während seiner Abwesenheit zu bewachen. Sie freilich unterstützt die Liebschaft ihrer Tochter. Bei der überraschenden Rückkehr des Ehemanns gibt die Schwiegermutter dem Liebhaber ein Schwert in die Hand, mit der Aufforderung, sich schweigend hinter die Haustür zu stellen und das Schwert schlagbereit zu halten. Der erschrockene Ehemann bittet die Schwiegermutter um eine Erklärung, worauf sie ihm berichtet, dass der junge Mann verfolgt worden sei, sie ihn deswegen im Haus aufgenommen habe und er jetzt befürchtet habe, dass seine Verfolger kämen. Daraufhin lädt ihn der Kaufmann zum Essen ein. Auf diese Weise wurde der alte Kaufmann durch seine Schwiegermutter betrogen. So etwas geschieht auch heute noch. Q.: Petrus Alphonsus 11 (10 Steinhöwel). Vgl. (motivisch) KG 3951 = Fsp. 20. 9. 1547. Das gestolen püechlein (Knab pis der mueter nassn ab) (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 401). Schon in jungen Jahren stiehlt ein Knabe ein Buch sowie einen Mantel, ohne von seiner Mutter entsprechend bestraft zu werden. Später begeht er größere Diebstähle und wird deshalb zum Tod durch den Strang verurteilt. Vor der Hinrichtung bittet er, mit seiner Mutter sprechen zu dürfen. Er täuscht vor, er wolle ihr etwas ins Ohr flüstern, und beißt ihr das Ohr ab. Als Begründung für seine Tat gibt er an, er habe sich damit für seine allzu milde Erziehung gerächt [Str. 1 und 2]. Epimy-

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thium: Eltern sollen ihre Kinder schon frühzeitig sehr streng erziehen [Str. 3]. Q.: Äsopische Fabeln 216 H. (90 Rinuccio = 14 Steinhöwel). September 1547. Als in Theba der Kriechen stat … (Vogel, Schwarzer Ton). [verl.] 22. 9. 1547. Pelopidas erwürgt vier tirannen (Vogel, Rebenweise). Drei reiche Thebaner machen mit Hilfe spartanischer Truppen einen Aufstand, vertreiben die Angehörigen edler Geschlechter und tyrannisieren zusammen mit dem spartanischen haubtmon die Stadt. Pelopidas organisiert den Widerstand unter den Vertriebenen. Bei einem nächtlichen Gewitter kommen die Verschwörer als Bauern verkleidet in die Stadt. Die Tyrannen, obwohl gewarnt, setzen – sich in Sicherheit wiegend – ein Fest an. Als Frauen verkleidet können die Verschwörer sich Einlass verschaffen und die betrunkenen Tyrannen töten. Freiheit und Gemeinnutz werden in Theben wieder aufgerichtet, Pelopidas wird zum Fürsten gewählt. Schluss: Wer den Gemeinnutz beseitigt, soll sich vor Unglück hüten! Q.: Plutarch, Pelopidas 5–13 (Boner). Vgl. KG 5740 = Sg. 22. 9. 1547. [E] Der bawern aderlaß sambt eynem zanbrecher (K./G. 5,273; G./D. 1, Nr. 94). 106 Vs. Der Dichter auf der Kirchweih in Dettelbach. Zuerst sieht er einem Bader zu, der einen Bauern zur Ader lässt und ihm dabei zu trinken gibt. Dann einem Zahnbrecher, der seinem Patienten den falschen Zahn zieht, worauf dieser davonrennt, und der dann alle möglichen Heilmittel anpreist; mit einem davon treibt er einem Bauern die Würmer aus. 23. 9. 1547. Die füenff girsten prot und zwen fisch, aligoria (Nunnenbeck, Langer Ton). Jesus speist die Fünftausend [Str. 1 und 2]. Allegorese: Jesu Gang über den See entspricht der gegenwärtigen Wirkung des Wortes Gottes; das nachfolgende Volk denjenigen, die dem Wort folgen und die Welt verachten; der Hunger des Volks dem geistlichen Hunger und Durst, beides wird gestillt durch die christlichen Prediger. Die Gerstenbrote bedeuten das Gesetz und die frischen Fische das Evangelium. Christus legt sein Wort in die Herzen der Menschen, speist uns durch sein Sakrament und gibt uns im Überfluss, bis wir ewig an seinem Tische mit ihm essen [Str. 3]. Q.: Joh 6,1–14. Vgl. KG 193, 3984, 4840, 5016 = Mll. 26. 9. 1547. Die ergernus (Vogel, Frischer Ton). Jesus predigt: Wer nicht wird wie die Kinder, kann nicht ins Himmelreich kommen. Weh dem, der Ärgernis gibt! Schluss: Zusammenfassung. Q.: Mt 18,1–10. = 2831a 27. 9. 1547. Der unhöflich pawer (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 402). Xanthus, der Streit mit Äsop sucht, droht ihn zu schlagen, wenn der Sklave ihm nicht einen unhöflichen Gast nach Hause bringe. Als der eingeladene Bauer zu allem schweigt, was im Hause des Xanthus passiert, und nur unentwegt isst, selbst dann noch, als der Hausherr seiner Frau androht, sie zu verbrennen, hält Xanthus seinen Gast für unhöflich, und Äsop bekommt keine Schläge. Sprichwort: Wenn man einen Bauern in den Sack steckt, ragen immer noch seine Stiefel heraus. Q.: Leben Äsops 57–64 (Steinhöwel, 55,20–56,25a Ö.). Lit.: Holzberg 2018, 496.



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2462 27. 9. 1547. Etlich gueter ler Esopi (Sachs, Rosenton). Zahlreiche kurze Lehren Äsops zum Umgang mit der Ehefrau, mit Dienstboten, Freunden, Armen und Halunken; Mahnungen, Gott zu ehren, zu Ehrlichkeit, Freigebigkeit, Verschwiegenheit, Wahrheit, Gleichmut, Gerechtigkeit. Q.: Leben Äsops 109 (Steinhöwel, 69,6b-70,11 Ö.). Vgl. KG 2463 = Sg. Lit.: Holzberg 2018, 494.

2463 27. 9. 1547. 36 guter zucht leer, auß dem poeten Esopo (K./G. 4,105). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2462 = Ml. Lit.: Holzberg 2018, 494.

2464 September 1547. Das erste pild (Marner, Kreuzton). Q.: Offb 1. [verl.] 2465 28. 9. 1547. Die art und natur des bisem thieres (Marner, Süßer Ton; Neumann 2005, 337–339). Das Bisamtier (Moschustier) heißt Musus und sieht wie ein Ziegenbock aus. Ihm wächst ein Geschwür, das die überflüssige Feuchtigkeit aufnimmt. Ist es reif, so reibt das Tier sich an einem Baum, bis der Eiter, der sogleich dick wird, herausläuft; das ergibt wohlschmeckenden Bisam. Ihn, den Kot und das Fleisch kann man in der Apotheke gebrauchen. Hat der Bisam seine wohlschmeckende Kraft verloren, so muss man ihn eine Weile in den Abort hängen. Er hilft gegen Schwindel, stärkt Herz und Hirn, hilft gegen Schmerz, bewirkt Schlaf und vertreibt die Finsternis der Augen [Str. 1 und 2]. Das Tier deut einen Christen: Er liebt jeden und gibt einen Geruch von sich, der dem Nächsten wohltut. Sündigt er, so kommt ihm durch Buße der gute Geruch wieder zu, und er wird Arznei für seinen Nächsten [Str. 3]. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III A 50, S. 151 P. Vgl. KG 5784 = Sg. 2466 29. 9. 1547. Der phariseer straff (Regenbogen, Langer Ton). Jesus, bei einem Pharisäer zu Gast, beschuldigt Pharisäer und Schriftgelehrte der Heuchelei und der Verfolgung der Propheten. Schluss: Noch heute ist es so: Wer Gottes Wort verkündet, die Laster des geistlichen Standes und seine falschen Lehren angreift, der wird verleumdet, damit man sich an ihm rächen kann. Dafür gibt es in Deutschland viele Beispiele. Q.: Lk 11,37–54. Vgl. KG 4700 = Ml. 2467 → nach 2468 2468 29. 9. 1547. Das senftkorn (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Das Gleichnis vom Senfkorn [Str. 1]. Auslegung: Das Senfkorn ist eine figur des Wortes Gottes, das den Juden klein und verächtlich erscheint, den Heiden als Torheit. Wie das Senfkorn sauer ist, so ist das Wort des Gesetzes ein Schwert, das Fleisch und Geist scheidet, denn es bringt die Erkenntnis der Sünde. Das Evangelium aber macht den Menschen gros mutig, er fürchtet weder den Tod noch Verlust von Ehre oder Besitz [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 13,31  f. 2467 Oktober 1547. Als künig Saul gestarbe … (Muskatblut, Neuer Ton). [verl.] Vielleicht identisch mit KG 2835 = Ml. 2469 4. 10. 1547. Das maul mit dem fuchs und wolff (Liebe von Giengen, Radweise; G./D. 4, Nr. 403). Ein Fuchs fragt ein Maultier nach seinem Namen. Es antwortet, sein Vater sei ein Gaul gewesen, er habe ihm vor seinem Tod seinen Namen auf den linken Huf geschrieben; wenn der Fuchs ihn wissen wolle, müsse er dort nachsehen. Der Fuchs,

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der die List durchschaut, geht zum Wolf, den er hasst, und verspricht ihm Nahrung. Er führt ihn zu dem Maultier. Als der Wolf, der sich sehr gelehrt vorkommt, nach dem Namen sehen will, schlägt ihm das Maultier auf die Stirn. Q.: Fabulae extravagantes 1 (Steinhöwel). Vgl. KG 5186 = Sg. 4.  10. 1547. Die drey puelschaft mit dem pawrenknecht (Hülzing, Hagelweise; G./D. 4, Nr. 404). Ein Bauernknecht hat drei Liebschaften. Einmal will er eine Wallfahrt nach Sankt Jakob unternehmen und verabschiedet sich deshalb von seinen drei Geliebten, von denen er jede fragt, was sie in seiner Abwesenheit tun werde. Zwei wollen trauern, die dritte jedoch will wie immer fröhlich sein und sich keine Sorgen um ihn machen. Nach seiner Rückkehr findet der Bauernknecht die ersten zwei Mädchen hässlich vor, da sie sich zu viele Sorgen um ihn gemacht haben. Das dritte Mädchen nimmt er zur Frau: Sie hat sich durch ihr sorgloses Leben schön erhalten. Sprichwort: Nichts auf Erden ist mehr verloren als unerwiderte Liebe. 4. 10. 1547. Der esel fing ain wolff (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 4, Nr. 405). Ein Esel bittet einen Wolf, ihn erst im Wald zu fressen. Zur Sicherheit soll ein Strick sie verbinden. Der Esel aber zieht den Wolf am Strick zum Haus seines Herrn, wo der Wolf vom Gesinde fast erschlagen wird. Schluss: Wer einmal betrogen wurde, der lasse sich das zur Lehre (wiczung) dienen! Q.: Fabulae extravagantes 7 (Steinhöwel). 5. 10. 1547. Abraham und Sara mit dem künig Pharao (Vogel, Schwarzer Ton). Bei einer Teuerung zieht Abraham nach Ägypten. Er gibt Sara als seine Schwester aus. Pharao nimmt sie zu sich, wird aber von Gott gestraft und gibt sie zurück. Schluss: Abraham bedeut Christus, seine Braut ist die christliche Gemeinde. Der Satan (Pharao) stellt ihr mit falscher Lehre nach und lässt sie sündigen. Q.: 1Mose 12,10–20. 5. 10. 1547. Der kranck peim wasserteich, aligoria (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 175 und 5237 = Mll., aber hier nur 5,1–14. Allegorese: Der Teich bedeutet die Kirche, der Engel, der das Wasser bewegt, den Prediger des Evangeliums. Wer glaubt, wird aus Gnade vor den Sünden gereinigt. Der Kranke bedeutet alle sündigen Menschen, die in Wollust „versenkt“ sind und, wenn Buße gepredigt wird, ein ganz verhärtetes Gewissen haben. Sie können aus eigener Kraft nicht aufstehen, bis Christus zu ihnen spricht und sie dann mit Schmerzen Reue empfinden. Christus will uns ein christliches Leben schenken [Str. 3]. 5.  10. 1547. Das hoch ewangeli Johanis (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 343 = Ml. Vgl. 4361 = Ml. Das Wort ist die Weisheit, die ewig bei Gott wohnt. Es wurde Mensch. Jesus Christus erleuchtet die Menschen und macht sie zu Gottes Kindern. Wer sich von ihm abtrennt, kann nicht in sein Reich kommen [Str. 3]. Oktober 1547. Der dochter feint (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 406). Inh. u. Q. wie KG 5794 = Sg. [verl.] 6. 10. 1547. Die Duercken und Cristen im schiff (Sachs, Rosenton). Fünfzehn Christen und fünfzehn türkische „Bluthunde“ fahren auf demselben Schiff nach Rhodos. Bei einem Sturm bestimmt der Schiffspatron, dass fünfzehn über Bord müssen. Er stellt nun Türken und Christen in einer zuvor überlegten Reihenfolge [numerische Angaben] kreisförmig auf. Dann zählt er jeden Zehnten aus und wirft ihn über Bord. Es trifft nur



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Türken. Man kann das nachprüfen, indem man die Aufstellung mit Kreide aufzeichnet. Vgl. KG 2477 = Sg. 6.  10. 1547. Historia. Die xv Cristen und xv Türcken, so auff dem meer furen (K./G. 2,335). 88 Vs. Inh. wie KG 2476 = Ml. Oktober 1547. Der stolz ungluckhaft wolf (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 407). Inh. u. Q. wie KG 5591 = Sg. [verl.] 8. 10. 1547. Persanes reit Aristotilem (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Aristoteles gelingt es, Alexander den Großen von der Liebe zu seiner Frau Persone abzubringen; er widmet sich mehr den Regierungsgeschäften. Persone ist so erbost, dass sie dem Philosophen Liebe vorspielt und ihn schließlich so weit bringt, dass sie im Garten auf ihm reiten darf. Alexander, der die Szene heimlich beobachtet hat, will Aristoteles auf der Stelle erstechen, doch Aristoteles erklärt ihm, es gebe keinen besseren Beweis, dass Frauen nicht zu trauen sei. Vgl. KG 4265 = Com. 7. 10. 1547. Die verkauffung Esopi (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 408 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 408). Äsop steht in voller Hässlichkeit zwischen zwei schönen jungen Männern, einem Grammaticus und einem Harfenisten, zum Verkauf. Die beiden rühmen sich Xanthus gegenüber, sie könnten alles. Äsop lacht bei jeder der Behauptungen. Er selbst, erklärt er auf Befragen, könne nichts – die beiden hätten ihm nichts übriggelassen. Die Schüler des Xanthus geben Äsop recht, und der Meister kauft ihn. Durch seine schönen Fabeln wird Äsop später viel berühmter als die beiden Ruhmredner. Schluss: Eigenlob stinkt! Das Werk soll seinen Meister loben! Q.: Leben Äsops 22–27 (Steinhöwel, 44,10–46,17 Ö.). Vgl. KG 5429 = Fsp. Lit.: Holzberg 2018, 493.

2481 10. 10. 1547. Der centaurer schlacht (Frauenlob, Vergessener Ton). Zur Hochzeit von Pirithous und Hippodame kommen neben vielen Helden auch die Kentauren. Beim Wein vergreift sich ein Kentaur an der Braut. Es kommt zum blutigen Kampf mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Der unverwundbare Caeneus wird von den Kentauren unter ausgerissenen Bäumen begraben. Als sein Geist von ihm scheiden will, verwandelt Neptun ihn in einen Adler. Schluss: Wer bei Tyrannen wohnt, muss Gewalt erleiden. Weder Gegenwehr noch Unschuld bewahren ihn davor. Nur Gott kann ihn retten. Q.: Ovid, Metamorphosen 12,210–526 (Wickram). 2482 10. 10. 1547. Pann pfiff mit Phebo (Frauenlob, Grundweise). Pan spielt auf der Flöte und glaubt, er übertreffe Phoebus mit dessen Harfe. Phoebus nimmt die Herausforderung an. Tmolus, der Berg, und die Zwerge sind Richter. Sie erkennen Phoebus den Preis zu. Dem Midas, der anderer Meinung ist, wachsen Eselsohren [Str. 1 und 2]. Lehre für die Merker: Sie sollen allein nach der Kunst richten, sich durch forcht neid gab vnd gunst nicht beeinflussen lassen und sich nicht nach Unverständigen richten [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 11,150–179 (Wickram). 2483 11. 10. 1547. Die clag Jeremie 5 (Örtel, Leidton). Klage Jeremias über Unterdrückung, Armut und Schmach des Volkes Israel. Schluss: Versündigt sich Gottes Volk, so schickt er einen tyrannischen Feind. Bekennt das Volk aber seine Sünde, so erhört er sein Flehen um Gnade. Q.: Klgl 5.

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2484 12. 10. 1547. Die drey ermorten ritter (Sachs, Bewährter Ton; 340–342). Ein alter römischer Ritter hat eine junge schöne Frau. Drei Ritter versuchen, durch Versprechen von jeweils 100 Gulden die Frau für Sex zu gewinnen. Sie erzählt ihrem Mann davon und gewinnt ihn für folgenden Plan: Sie bestellt die drei nacheinander nachts in das Sommerhaus, dort wartet der Ritter auf die Freier und tötet und beraubt sie. Dann ruft sie einen Wächter; ihn bittet sie, indem sie von einem Streit mit tödlichem Ausgang berichtet, den ersten Mann in den Tiber zu werfen. Während seiner Abwesenheit zerrt sie den zweiten vor die Tür und berichtet dem Zurückkehrenden, der Tote sei wiedergekommen. Während er ihn, nun mit einem Stein beschwert, versenkt, holt sie den dritten hervor. Der Wächter, der an erneute Rückkehr glaubt, verbrennt diesmal die Leiche im Wald. Einen zufällig des Wegs gekommenen Ritter hält er abermals für den Toten und verbrennt ihn ebenfalls. Später werden alle drei Täter gefangen und gehängt. Schluss: Heimlicher Sex und Totschlag kommen endlich doch ans Licht und es folgen Schande, Strafe und Schaden. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1512 oder/und 1538, lxvjr–lxvijr. Lit.: Neumann 2005, 93  f.

2485 Oktober 1547. Kal man mit der mücken (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 4, Nr. 409). Q.: Romulus 2,12 = 42 T. (2,12 Steinhöwel). [verl.] 2486 Oktober 1547. Der faist hund mit dem wolff (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 4, Nr. 410). Q.: Romulus 3,15 = 65 T. (3,15 Steinhöwel). [verl.] 2487 13. 10. 1547. Freud der gemain, 122. psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Freude der versammelten Stämme über die Herrlichkeit Jerusalems [Str. 1 und 2]. Auslegung: So wird Gott von den Christen gepriesen, die Christus am Kreuz durch sein Blut zur Erbschaft geladen hat. Er segnet sie mit seinen Gaben, damit sie in Liebe und Frieden brüderlich zusammenleben, und um ihnen auch dort Friede und Freude zu geben [Str. 3]. Q.: Ps 122. Vgl. KG 6039 = Sg. 2488 Oktober 1547. Crewz der gemain 129 psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Inh. u. Q. wie KG 6043 = Sg. [verl.] 2489 14. 10. 1547. Zwayer ritter lieb (Sachs, Silberweise; G./D. 4, Nr. 411). Die Tochter einer Adligen wird von zwei Edelleuten umworben. Um die beiden auf die Probe zu stellen, schickt die Mutter sie auf Reisen, den einen nach St. Jakob, den anderen ans Heilige Grab. Jeder bekommt das Versprechen, nach der Rückkehr dürfe er die Tochter heiraten. Als sie zurückkommen, gibt die Mutter vor, die Tochter sei vom Aussatz befallen und habe dadurch Schönheit und Besitz verloren. Daraufhin zieht der eine sich zurück, der andere möchte dennoch bei ihr bleiben und bekommt das Mädchen daher zur Frau. Schluss: Wenn Liebe von Herzen kommt, so bleibt sie nicht nur in Freude, sondern auch in Armut und Krankheit erhalten. Q.: Fröschel von Leidnitz, Die Liebesprobe. Vgl. KG 3689 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 193–195 (194: „Hier gebietet nicht mehr eine Minneherrin ihren untereinander konkurrierenden Minnerittern, vielmehr wird von einer zugegeben weiterhin amourös begründeten Leistung erzählt, die zu erbringen ist, um einen dafür ausgesetzten Preis zu erhalten.“).



Nr. 2499 

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2490 14. 10. 1547. Der schiffman mit dem kind (Sachs, Silberweise; G./D. 4, Nr. 412). Ein armer Schiffspatron aus Venedig fährt fünf Jahre zur See. Seine Frau, die in dieser Zeit Prostituierte ist, wird durch ihr Gewerbe reich, bekommt allerdings auch ein Kind. Ihrem Mann gegenüber begründet sie ihren Reichtum mit der Güte der Götter. Auch das Kind nennt sie deren Geschenk. Für diese übergroße Gabe kann er den Göttern nicht danken. Doch er „schlägt Haar unter die Wolle“ und lässt die Sache gut sein. Q.: Poggio Bracciolini, Facetiae, Nr. 17 (1 Steinhöwel). 2491 16.  10. 1547. Die drey löblichen pewerin (Sachs, Rosenton; G./D.  4, Nr.  413). Drei Bauern „rühmen“ beim Wein ihre Frauen: Dem ersten ersetzt seine dürre Frau einen Hund, weil sie bellt, zwickt und beißt; er wünscht sie deshalb zum Hundefänger [Str. 1]. Dem zweiten ersetzt seine kräftige Frau einen Gaul, da sie an der Flasche einen Zug wie ein Pferd hat und daher stets betrunken und arbeitsscheu ist; er wünscht sie zum schelmenschinder [Str. 3]. Dem dritten Mann ersetzt seine dicke Frau eine Sau, sie ist unordentlich, faul, schmutzig, aber geil; er wünscht sie zum Metzger [Str. 3]. Vgl. KG 2492, 5775 = Sgg. 2492 16. 10. 1547. Die drey löblichen pewrin (K./G. 22,410; G./D. 1, Nr. 96). 60 Vs. Inh. wie KG 2491 = Ml. Vgl. 5775 = Sg. 2493 16. 10. 1547. Athalia das mordisch bel (nach dem 2. königbuche) (Zorn, Verborgener Ton). Athalja, die Mutter König Ahasjas, lässt nach dessen Tod die ganze königliche Familie ausrotten. Joseba gelingt es, ihren Vater Joram im Tempel zu verstecken. Nach sechs Jahren krönt der Priester Jojada den Joram mit Zustimmung der Hauptleute im Tempel. Athalja kommt in den Tempel und schreit „Aufruhr, Aufruhr!“. Sie wird hinausgeführt und erschlagen. Joram erneuert den Bund mit Gott und rottet den Baalsdienst aus. Er wird feierlich inthronisiert. Schluss: Eine tyrannische Regierung, die sich mit Blutvergießen zu stärken sucht, wird von Gott gestürzt. Er setzt eine fromme Obrigkeit ein, die sich an sein Wort hält und das Volk zur Untertänigkeit erzieht. Q.: 2Kön 11,1–19. 2494 Oktober 1547. Der dannpaumb mit dem ror (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 414). Q.: Ps.-Romulus, Rohr und Tanne (4,20 Steinhöwel). [verl.] 2495 Oktober 1547. Der leb mit dem groben esel (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 415). Inh. u. Q. wohl wie KG 615 = Ml. [verl.] 2496 Oktober 1547. Die schwalbe mit dem hauff (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 416). Inh. u. Q. wie KG 2845 = Ml. [verl.] 2497 Oktober 1547. Der adler mit dem hurnewsl (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 417). Q.: Äsopische Fabeln 3 H. (3 Rinuccio = 2 Steinhöwel). [verl.] 2498 Oktober 1547. Der krebs mit dem fischgeyer (Frauenlob, Geiler Ton; G./D. 4, Nr. 418). Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,9 (S. 27  f. G.). [verl.] 2499 18. 10. 1547. Das lob guter weisheit (Örtel, Langer Ton). Die göttliche Weisheit preist ihre Tugenden. Von Anfang an war sie beim Schöpfungswerk Gottes beteiligt. Die Menschen sollen ihrer Zucht folgen. Q.: Spr 8. Vgl. KG 5399 = Ml. und 5043, 5846 = Sgg.

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2500 19. 10. 1547. Der herzog von Purgund (Sachs, Rosenton). Im Jahre 1450 entführt ein burgundischer Ritter einen anderen. Dessen Frau will ihn für 12 000 Dukaten aus­ lösen. Doch verlangt der Entführer auch noch, dass sie mit ihm schläft. Nach Rücksprache mit ihrem Mann willigt sie ein. Am nächsten Morgen befiehlt der Ritter dennoch die Enthauptung des Ehemanns. Die Frau wendet sich nun an den Herzog. Der bestellt den Ritter zu sich. Er verlangt, dass dieser die Frau heiratet und ihr sein Gut überschreibt. Als auf diese Weise ihre Ehre wiederhergestellt ist, lässt er den Ritter köpfen. Vgl. KG 2501, 5044 = Sgg. und 3743 = Trag. 2501 19. 10. 1547. Die zwen ritter von Purgund. Das urtail des herzogen (K./G. 22,412). 64 Vs. Inh. wie KG 2500 = Ml. Vgl. 5044 = Sg. und 3743 = Trag. 2502 19.  10. 1547. Leo mit den drey falschen zeugen (Mügling, Grüner Ton; Neumann 2005, 343  f.). Der habgierige Leo in Hohensis will unbedingt den Landbesitz seines bürgerlichen Nachbarn in die Hand bekommen, doch der Bürger verkauft nicht. Als er stirbt, stellt Leo einen falschen Schuldbrief aus, kauft drei Zeugen und siegelt mit dem Ring des Aufgebahrten. Vor Gericht bekommt der Ritter gegenüber dem Sohn des Bürgers recht. Doch der appelliert an Kaiser Karl den Großen. Dieser lässt die vier, den Ritter und seine Zeugen einzeln festsetzen und dann einzeln vor sich kommen. Der erste muss das Paternoster beten; dem zweiten sagt Karl, der erste habe gestanden, worauf dieser den Betrug aus Angst, sogleich gehängt zu werden, zugibt, danach auch der dritte. Der Kaiser verurteilt alle vier zum Galgen. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 128 Ö. (Ü. 1489, xcivv–xcvr; 1538, xlijr–xliijr). Lit.: Neumann 2005, 94.

2503  10. 1547. Die zwen schmarozer (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 419). In Florenz leben zwei Schmarotzer, Cecco (Ciacco) und Gonello (Biondello). Eines Tages sieht Cecco Gonello mit zwei Hechten. Er fragt ihn, woher er sie habe. Verschlagen nennt Gonello ihm einen bestimmten Bürger. Als Cecco in der Mittagszeit dorthin geht, bekommt er nur ein dürftiges Essen. Cecco rächt sich und schickt einen Knaben zu dem Ritter Philippus (Filippo). Er lässt ihm ausrichten, Gonello bitte um eine Flasche Rotwein. Mit Mühe kann der Knabe dem erzürnten Ritter entfliehen. Zu Gonello sagt Cecco, der Ritter Philippus suche ihn. Als er ankommt, wird er von Philippus geschlagen. Nachdem Gonello dem Ritter den Hergang erklärt hat, stellt Philippus fest, so habe ein Schaden den anderen aufgewogen, und lädt beide zum Abendessen ein. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,8 (Arigo). 2504 20. 10. 1547. Die daub mit der ameis (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 420). Eine Ameise, die in einen Brunnen gefallen ist, wird von einer Taube, die Blätter und Zweige in den Brunnen wirft, gerettet. Im gleichen Jahr will ein Vogler die Taube mit einer Klebrute fangen. Die Ameise kann ihn in den Schenkel beißen, so dass er die Rute fallen lässt. Die Taube ist dadurch gewarnt und kann sich retten [Str. 1 und 2]. Äsop gibt ein exempel echter gegenseitiger Treue. Sie stellt eine starke Kette dar, durch die Freunde verbunden werden. Gäbe es solche Treue noch, wäre heutige Freundschaft nicht so kalt [Str. 3]. Q.: Äsopische Fabeln 176 H. (68 Rinuccio = 11 Steinhöwel).



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2505 20. 10. 1547. Das verloren schwert (Stolle, Blutton). Ein Pilger findet ein Schwert am Wegrand. Auf die Frage, wer es verloren habe, antwortet es, nur einer habe es verloren, aber viele seien dadurch verloren gewesen [Auslegung in der erhaltenen Hs. unleserlich]. Q.: Romulus 4,20 = 94 T. (4,18 Steinhöwel). 2506 20. 10. 1547. Die kaiserin mit dem leben (Vogel, Schatzton; G./D. 4, Nr. 421). Filius (Virgilius) hat in Rom einen steinernen Löwen angefertigt, der durch magische Kräfte feststellen kann, ob jemand Ehebruch begangen hat: Der Verdächtige muss seine Hand in den Rachen des Löwen legen und gleichzeitig schwören. Leistet er einen Meineid, beißt der Löwe die Hand ab. Kaiser Julius verdächtigt seine Frau Pompeja des Ehebruchs mit Clodius und verlangt deshalb von ihr den Eid. Als Pompeja durch das Gedränge Schaulustiger zu dem Löwen geht, umarmt Clodius sie, als Narr verkleidet. Danach legt Pompeja den Schwur mit folgenden Worten ab: „Außer meinem Mann und dem schändlichen Narren von vorhin hat kein Mann von mir Besitz ergriffen.“ Durch diese List entgeht sie dem Unglück, nimmt aber dadurch dem Bild seine magische Kraft; es zerspringt. Schluss: Gäbe es hier am Markt eine solche Figur, liefen viele Männer und Frauen ohne Hände herum. Selbst der Dichter müsste vorsichtig sein. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 206 (207). Vgl. KG 5790 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 94.

2507 21. 10. 1547. Der wider mit dem wolf (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 422). Der Hund eines Bauern, der die Schafe vor den Wölfen behütet hat, stirbt. Ein Widder übernimmt stolz seine Aufgabe, indem er das Hundefell überzieht. Einmal, als der Widder gerade einen Wolf verjagt, verliert er sein Hundefell, und der Wolf fragt, warum er ihn verfolge. Die Ausrede, das sei ein Scherz, erkennt der Wolf nicht an. Er frisst ihn. Q.: Fabulae extravagantes 15 (Steinhöwel). Vgl. KG 2508, 5789 = Sgg. 2508 21. 10. 1547. Der wider mit dem wolff (K./G. 22,414; G./D. 1, Nr. 97). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2507 = Ml. Vgl. 5789 = Sg. 2509 Oktober 1547. Die neun schmeck im estant (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 904 = Sg. [verl.] 2510 28. 10. 1547. Der pawrenknecht mit st. Jacob (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 423). Ein Bauernknecht, der eine Jacobsfart machen will, verabschiedet sich von seiner Geliebten. Sie gibt ihm einen Apfel mit, damit er an sie denke. Nach drei Meilen Fußmarsch bleibt er stehen, streckt eine Hand in Richtung Santiago, die andere in Richtung Heimatdorf aus und sagt: „Zieh, Mädchen, zieh!“ Sieger bleibt das Mädchen, und der Bauernknecht kehrt zu ihr zurück. Daher kommt das Sprichwort: Ein Frauenhaar ist stärker als ein Glockenseil. Deshalb soll sich kein Mann anbinden lassen, weil er sonst ins Unglück gezogen wird. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 213 (214). 2511  10. 1547. Der alt huestet mon (Marner, Goldener Ton; G./D. 4, Nr. 424). Ein alter Mann will ein hübsches Mädchen heiraten. Da sie jedoch keinen Gefallen an ihm findet, lädt er sie auf den Rat seines Freundes zusammen mit ihren Eltern auf seinen Hof ein, um ihnen seinen Besitz, den er noch mit Leihgaben seines Freundes erweitert hat, vorzuführen. Ferner wird der Diener dazu angehalten, den Gästen immer wieder

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zu versichern, sie sähen nur einen Teil des gesamten Besitzes. Als dann der alte Mann plötzlich zu husten anfängt, versichert der einfältige Knecht, dass das Husten morgens und abends noch viel schlimmer sei. Daraufhin lehnt das Mädchen endgültig ab. Schluss: Viele Vorhaben werden trotz gut durchdachter Pläne zunichte. Was geschehen soll, ergibt sich von selbst; was nicht geschehen soll, erreicht niemand, auch nicht mit List. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 221 (222). 29. 10. 1547. Der künig mit seim dichter (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 4, Nr. 424a). Als ein König eines Abends nicht genug erzählt bekommen kann, berichtet der bereits sehr müde Poet von einem Bauern, der für tausend Gulden zweitausend Schafe gekauft hat und diese auf den Jahrmarkt bringen will. Unterwegs muss er einen Fluss überqueren. Er hat nur ein Schiffchen, mit dem er je zwei Schafe übersetzen kann. An dieser Stelle schläft der Poet ein. Als der König ihn weckt, um die Fortsetzung der Geschichte zu hören, erwidert der Poet, er solle so lange warten, bis der Bauer alle Schafe übergesetzt habe, und schläft weiter. Schluss: Man soll niemanden zu lange zum Sprechen oder Singen anhalten. Wenn er es nämlich lustlos tut, findet man keine Freude daran. Q.: Petrus Alphonsus 7 (6 Steinhöwel). 29. 10. 1547. Der müelner mit dem studenten (Mügling, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 425). Ein Müller lässt seinen Sohn in Ingolstadt studieren. Heimgekehrt soll er dem Vater eines seiner Bücher zeigen. Er erklärt ihm den Unterschied zwischen Text und Marginalglossen, wobei er die Widersprüchlichkeit und Willkür der Glossen betont. Als er abwesend ist, haut der Vater mit der Zimmermannsaxt sauber alle Glossen ab, um allein die Wahrheit übrigzulassen. Die Geschichte erinnert den Dichter an der alten sophisten papistisch lere, die Luther von Gottes Wort abgehackt hat. Vgl. KG 5322 = Sg. und (motivisch) 3627 = Ml. 29.  10. 1547. Der paurenknecht mit den würzen (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  4, Nr. 426). Ein Bauernknecht gerät auf einer Kirchweih an den Gewürzstand und kauft Muskat, weil es gut gegen den schlag (Schlaganfall) ist, denn er hat Feinde; Ingwer, der heiß macht und den er statt Strümpfen in die Stiefel steckt; Zimt gegen den stich (stechende Schmerzen, Seitenstich), um vor Messern gefeit zu sein. Kapern für den Appetit und Pfeffer, der durstig macht, lehnt er ab. Er isst sonst zu viel, und saufen tut er ohnehin genug. Sprichwort: Wenn Narren auf den Markt kommen, nehmen ihnen Krämer und andere Wucherer das Geld ab. 31. 10. 1547. Von der zukunft Cristi (Lesch, Gesangweise). Verheißung einer fruchtbaren, gnadenreichen Zeit und des Endes der Gefangenschaft [Str. 1]. Die Prophezeiung meint Christi Reich, der das Gefängnis des Gesetzes abgewendet hat. Er wurde Mensch und starb am Kreuz. Der Wein, der fließen wird, bedeutet die Liebe in der christlichen gemein. Bitte um den Geist der ersten Christen in dieser Zeit des Leidens und der Verfolgung [Str. 2 und 3]. Q.: Am 9,13  f. 1. 11. 1547. Ruet die gancz histori (Vogel, Überlanger Ton). Teuerung in Juda. Elimelech und seine Familie ziehen ins Moabiterland. Heirat der Söhne mit Orpa und Ruth. Nach dem Tod des Vaters und der beiden Söhne zieht Ruth mit ihrer Schwiegermutter Namei zurück nach Bethlehem. Sie liest Ähren auf dem Feld des Boas und wird von



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ihm bevorzugt behandelt. Auf Naemis Rat hin schläft sie in der Nacht zu seinen Füßen. Boas, der zweite in der Erbfolge von Elimelechs Besitz, heiratet Ruth, nachdem der erste Anwärter zurückgetreten ist. Schluss: Die Erzählung ist ein exempel für die Liebe zwischen Schwiegermutter und -tochter. Q.: Rut 1–4. 2. 11. 1547. Der dieb mit dem hund (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 427). Ein Dieb wirft einem Hund ein Stück Brot zu, damit er ihn nicht durch Bellen verrate. Der Hund geht aber darauf nicht ein: Falls der Dieb nämlich das ganze Haus leer stiehlt, muss der Hund wegen der Armut hinaus; dann wird der Dieb ihn gewiss nicht füttern. Darum verzichtet er jetzt lieber auf den Brocken und weckt das Haus. Schluss: Verwalter fremden Guts sollen treu sein und ihres Herrn Schaden verhüten. Q.: Romulus 2,3 = 29 T. (2,3 Steinhöwel). Vgl. KG 5795 = Sg. 2.  11. 1547. Der wisel mit der maus (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 428). Ein altes Wiesel, das nicht mehr in der Lage ist, Mäuse zu fangen, verkriecht sich in einem Kornhaufen und fängt die Mäuse ab, die dorthin kommen. Eine alte Maus, die das beobachtet, sagt dem Wiesel, dass es auf diese Weise nur einfältige Artgenossen fangen könne, sie nicht. Schluss: Ein Betrüger kann nur die Toren, nicht die Weisen betrügen. Sprichwort: Gebranntes Kind scheut das Feuer. Q.: Romulus 4,2 = 72 T. (4,2 Steinhöwel). November 1547. Ein schweinsmueter zv der gepurt … (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 429). Q.: Romulus 1,9 = 12 T. (1,9 Steinhöwel). [verl.] 3. 11. 1547. Der fawl pauer mit den hunden (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 430). Ein fauler Bauer, der den Sommer über weder gesät noch geackert hat und deshalb im Winter kein Brot backen kann, schlachtet sein Weidevieh, dann auch seine Pflugochsen. Seine Hunde, welche die Schonungslosigkeit ihres Herrn erkennen, beschließen zu fliehen, weil sie befürchten, auch noch geschlachtet zu werden [Str. 1 und 2]. Während des Sommers soll man eifrig arbeiten, damit man im Winter über Vorrat verfügt, sich nicht verschulden muss und einem die Dienstboten nicht davonlaufen [Str. 3]. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 84 (Adelphus Muling). Vgl. KG 5796 = Sg. 3. 11. 1547. Traumb vom leben (Mügling, Traumweise; G./D. 6, Anh. Nr. 430a). Ein Mann träumt, sein Sohn werde durch einen Löwen umkommen. Aus Angst, der Traum könne sich erfüllen, sperrt er den Sohn in einen abgeschlossenen Raum, in dem viele Tiere abgebildet sind, darunter auch ein Löwe. Voll Wut über seine Isolation versetzt der Sohn dem Bild einen Schlag mit der Hand und trifft dabei auf einen verborgenen Nagel. An dieser Verletzung stirbt er nach kurzer Zeit. Schluss: Was gott fürsicht, geschieht trotz aller aufgewandten Vernunft. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 62 (Adelphus Muling). 4. 11. 1547. Der künig von Engelant mit dem pawer (Schiller, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 431). Bei einer Jagd verirrt sich König Richard von England. Er findet unerkannt in einem Bauernhaus Aufnahme. Dort wird ihm vor dem Essen Wasser gebracht, damit er seine Hände wasche. Da der König dies ablehnt, gibt ihm der darüber erzürnte Hausherr einen Backenstreich. Als später der Bauer beim König eingeladen ist, beachtet er alle Bräuche des Königshauses, so dass der König ihn einen höflichen Mann

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nennt und zum pfleger über die Jäger einsetzt. Schluss: Ist jemand Gast, soll er sich nach den Wünschen des Gastgebers verhalten und dessen Wohltaten, Speisen und Getränke annehmen. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 15. Vgl. KG 5787 = Sg. 4. 11. 1547. Der schmehent kaufmon (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 432). In Florenz fragen einige Kaufleute einen Kollegen, der gerade aus Avignon zurückgekommen ist, wie es den Florentinern dort ergehe. Er antwortet erbost, dort werde gerne gezecht und man werde in einem Jahr verrückt. Als die Kaufleute erfahren, dass er sich nur ein halbes Jahr in Avignon aufgehalten hat, sagt einer, die Kunst, zu der andere ein Jahr bräuchten, habe er in einem halben Jahr gelernt [Str. 1 und 2]. Jemand, der andere Leute hinter deren Rücken verleumdet, muss selbst damit rechnen, geschmäht zu werden. Sprichwort: Wer kegeln will, muss aufstellen [Str. 3]. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 46. Vgl. KG 5798 = Sg. 5. 11. 1547. Der aff mit der schiltkrotten (Stolle, Alment; G./D. 4, Nr. 433). Ein Schildkrötenweibchen ist darauf eifersüchtig, dass sein Mann zu lange mit einem Affen zusammen ist. Es stellt sich deshalb krank und erklärt dem Mann, es könne nur durch ein Affenherz gesund werden. Das Schildkrötenmännchen bittet daraufhin den Affen, mit ihm zu essen, und nimmt ihn auf seinem Rücken mit über den See. Der Affe wird misstrauisch, erfragt das Vorhaben des Schildkrötenmännchens und erklärt anschließend, er wolle das Herz gerne hergeben. Weil er es aber zu Hause gelassen habe, solle ihn das Schildkrötenmännchen wieder zurückbringen. Auf diese Weise kann der Affe sich retten. Schluss: Wen Untreue in eine schlimme Lage gebracht hat, der muss versuchen, sich durch Weisheit wieder zu befreien. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 6 (S. 101–104 G.). Vgl. KG 5797 = Sg. 5. 11. 1547. Der sprecher mit dem rock (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 434). Inh. u. Q. wie KG 2526 = Sg. Vgl. 5791 = Sgg. [verl.] 5. 11. 1547. Der sprecher mit dem rock (K./G. 22,416; G./D. 1, Nr. 98). 64 Vs. Ein Spruchsprecher und Sänger in Straßburg bringt, was er durch seine Kunst tagsüber erwirbt, nachts immer wieder durch. Als der Rat der Stadt ihm ein Gewand schenkt, macht er einen Lobspruch und verliert das Gewand erst nach vier Wochen. Deshalb vom Rat zur Rede gestellt, sagt er, noch nie habe er etwas behalten können, und so auch nicht dieses Gewand. Schluss: Jemand, der ein Geheimnis hat, soll es für sich behalten, weil der, dem er es sagt, es weiterträgt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 396 (393). Vgl. KG 2525 (verl.) = Ml. und 5791 = Sg. 9.  11. 1547. Ein comedi, mit neunzehen personen, der Hiob, und hat 5 actus (K./G. 6,29). 718 Vs. Vgl. KG 151, 1377 (verl.), 4456, 4876, 5400 = Mll. Inhalt: wie KG 151. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: gesamtes argumentum. 2. Dreigespräch Hiob–seine Söhne Philias und Thelon: Er hält sie zu Gottesfurcht und anderen Tugenden an. 3. Dialog Philias–Knecht Spudeus: schickt den faulen Knecht, alle Brüder und Schwestern zum Essen einzuladen. 4. Monolog Sathan: will Hiob schaden. Dialog Gott–Sathan: Sathan darf Hiob alles wegnehmen, Wette über die Reaktion.



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II. 1. Monolog Sklave Getta, jammert. 2. Scheinmonolog Hiob: traut seinem Glück nicht. 3. Dialog Getta–Hiob: Feinde haben Vieh geraubt und Knechte erschlagen. 4. Monolog Sklave Certonus, jammert. 5. Szene Hiob, Getta (stumm), Certonus: auch die Kamele geraubt und die Knechte getötet. 6. Monolog Distichus, jammert. 7. Szene Getta–Certonus–Hiob–Knecht Distichus (tritt halbblind auf): alle Schafe mit Knechten durch Blitz verbrannt. 8. Monolog Hiob: spricht zu Gott. 9. Monolog Spudeus, jammert. 10. Dialog Spudeus–Hiob: Haus eingestürzt, alle Kinder tot. Hiob: „Der Herr hat’s gegeben …“ III. 1. Monolog Sathan: ärgerlich. 2. Dialog Gott–Sathan: darf Hiob jetzt auch krank machen. 3. Monolog Hiob: auf Krücken, hat Seuche, sinkt auf den Mist. 4. Scheinmonolog Ehefrau Dina: hat Frömmigkeit ihres Mannes immer verachtet. 5. Szene Dina– Hiob–Lauscher Sathan: sie beschimpft ihn, er dem Sterben nahe. 6. Dreigespräch Freunde Eliphas–Zophar–Bildad: kommentieren Hiobs Lage, ziehen sich aber zurück. 7. Monolog Sathan: hofft auf Komplizenschaft der Freunde. IV. 1. Szene drei Freunde–Hiob: schelten den hadernden Hiob. 2. Szene drei Freunde– Hiob–Redner Heliu: wirbt für Gottvertrauen und wird von Freunden bestätigt. 3. Szene Gott–drei Freunde–(Heliu?): Gott schilt Hiob und die Freunde wegen des Haderns; sie sollen ihm opfern. 4. Szene: drei Freunde–Hiob: Hiob geht es besser. V.  1. Monolog Spudeus: jubelnd. 2. Monolog Hiob: ebenfalls. 3. Botenszene Getta– Hiob: alles wieder da. 4. Dialog Dina–Hiob: nimmt sie mahnend wieder auf. 5. Szene Hiob–Geschwister: bringen Geschenke, werden mit ihm opfern und tafeln. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Sathan kann dem Menschen nichts tun. (2) Gottvertrauen auch in der Not. (3) Gott erhört den Menschen, der zu ihm fleht. Lit.: Krause 1979, 133.

2528 15. 11. 1547. Die neun namen Cristi (Vogel, Engelweise). Die neun Titel des Messias werden einzeln nacheinander gedeutet. Dass der Messias als Kind in die Welt kommt, verweist auf Christi Güte. „Uns ist ein Sohn gegeben“ bedeutet, dass Christus unser Eigen ist. „Wunderbar“ heißt der Messias, weil Christus Wunder vollbringt wie Krankenheilungen und Totenerweckungen. Da Christus uns sein tröstliches Evangelium gibt, trägt er den Titel „Rat“. Christi Mitwirkung bei der Schöpfung und die Erhaltung seiner Gemeinde durch seinen Heiligen Geist wird mit dem Namen „Kraft“ umschrieben. Der Überwindung der Sünde und Hölle wegen heißt Christus „Held“. „Friedefürst“ wird er genannt, weil er uns den Frieden mit Gott bringt und die Christen in brüderlicher Liebe einträchtig leben sollen. Da er von König David abstammt und jetzt alle Kreatur beherrscht, trägt Christus den Titel „König“. Der Name „Vater“ wird ihm zugeeignet, weil er uns das ewige Leben schenkt. Q.: Jes 9,5. Vgl. KG 4766 = Ml. 2529 15. 11. 1547. Die gepurt Cristi (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Christus hat uns durch seine Geburt von Adams Fall erlöst. Er wurde vor 1548 Jahren geboren. 2530 15. 11. 1547. Das pild der waren freuntschaft (Sachs, Rosenton). Das allegorische Bild der Freundschaft: Sie ist ein junger Mann (Freundschaft ist immer neu), barhäuptig (Freundschaft ist ehrlich und schmeichelt nicht), in einfacher Kleidung (Freundschaft

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hängt nicht an Reichtum, Kunstfertigkeit, Abkunft, Stellung oder Ruhm) und mit verschiedenen Aufschriften, am Saum: „Tod und Leben“ (sie ist in Freude und Leid, ja bis zum Tod beständig), an der Stirn: „Sommer und Winter“ (sie bleibt in Glück und Unglück); das Herz ist durch die offene Brust zu sehen (man vertraut dem Freund seine Geheimnisse an und dieser bewahrt sie); auf dem Herzen steht: „fern und nah“ (Freunde scheidet weder Zeit noch Ort). Vgl. KG 2531, 5383 = Sg. 2531 15. 11. 1547. Das pild der waren freuntschaft (K./G. 23,122). 62 Vs. Inh. wie KG 2530 = Ml. Vgl. 5383 = Sg. 2532 16. 11. 1547. Der pauer mit der egen (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 435). Der Bauernknecht Heinz verdingt sich einem Edelmann und benimmt sich so, als sei er schon ein Reiter. Auf einem Ausritt finden sie eine Egge. Heinz behauptet, so etwas nicht zu kennen. Der Junker fordert ihn auf, den unbekannten Gegenstand mitzunehmen. Leise klagt Heinz über das Gewicht der Egge. Wenn das eine Egge sei, sagt der Edelmann, könne er sie wegwerfen. 2533 16. 11. 1547. Der pawer mit der pfeffersueppen (Folz, Feielweise; G./D. 4, Nr. 436). Ein einfältiger Bauernknecht will Kaufmann werden. Er kleidet sich entsprechend und gesellt sich zu den Kaufleuten. In einem Wirtshaus bekommt er eine so scharfe Suppe gereicht, dass er nicht mehr wagt, seinen Mund zu öffnen, aus Angst, er könne das Wirtshaus anzünden. Daraufhin läuft er davon und wird wieder Bauer. Lit.: Dehnert 2017, 357 A. 462.

2534 16. 11. 1547. Der dieb stal im selb waizen (Nachtigall, Sanfter Ton; G./D. 4, Nr. 437). Zwei Freunde haben je einen Haufen Weizen nebeneinander liegen. Der eine will vom Weizen des anderen stehlen und bedeckt den Haufen mit seinem Mantel, um ihn nachts zu erkennen. Der andere glaubt, sein Freund habe ihm den Weizen vor Staub schützen wollen und deckt gerührt den anderen Haufen mit dem Mantel zu. In der Nacht kommen der Dieb und ein Helfer, stehlen Weizen vom eigenen Haufen und teilen die Beute. Erst am Morgen bemerkt der Dieb den Fehler. So blieb der Anständige ungeschädigt, der Dieb war bestraft. Sprichworte: Jeder nach seiner Art! Untreue trifft den eigenen Herrn. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele), Vorrede, 4 (S. 3 G.). 2535 17. 11. 1547. Des ritters zwo döchter (Sachs, Rosenton). Der alte König Karl (Carlo) von Anjou kommt zu dem alten Ritter Neri Limbeti (Neri degli Uberti). Dieser hat zwei wunderschöne Töchter, die zuerst in fast durchsichtigen Kleidchen Fische im Teich fangen, dann in höfischer Kleidung aufwarten und singen. Der König verliebt sich in die beiden und kommt immer häufiger. Schließlich fasst er den Entschluss, die beiden mit Gewalt für sich zu gewinnen. Ein Graf, den er einweiht, rät ab, und Karl sorgt stattdessen für gute Ehemänner. Dann verlässt er das Land. Erliche liebe ent sich in guete. Q.: Giovanni Boccaccio Decameron 10,6 (Arigo). Vgl. KG 2536, 5786 = Sgg. 2536 17. 11. 1547. Der ritter mit den zwayen schönen döchtern (K./G. 22,418). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2535 = Ml. Vgl. 5786 = Sg. 2537 17. 11. 1547. Der alt scheysser (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 438). Ein alter Bräutigam bittet den Arzt, ihm eine Arznei zu verschreiben, damit er seiner jungen



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Frau gefalle. Die Frau des Apothekers jedoch verwechselt unabsichtlich das Medikament mit dem eines Mannes, der an Verstopfung leidet. Der Bräutigam muss die ganze Nacht auf dem Abort verbringen, und seine Frau ist darüber verärgert. Der andere Mann aber hat in der Nacht groß anfechtung und muss feststellen, dass er nun innen und außen am Leib hart wird. Schluss: Man soll beim Kauf von Medikamenten darauf achten, dass man auch das richtige bekommt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 15 Ö. 17. 11. 1547. Von pekerung der sünder (Sachs, Klingender Ton). Das Leben ist uns erschienen. Gott ist Licht: Nur wer im Licht wandelt, hat Gemeinschaft mit ihm. Christi Blut reinigt von Sünden, wenn wir sie bekennen. Schluss: Bitte um Licht der Gnade. Q.: 1Joh 1. 18. 11. 1547. Danck der gottes genaden, 26. Psalm (Sachs, Klingender Ton). Der Herr möge dem Unschuldigen, der nicht im Kreis der Bösen sitzt, Recht schaffen. Auslegung: Jeder Christ soll mit Christus beten. Rest in der erhaltenen Hs. unleserlich. Q.: Ps 26. Vgl. KG 6003 = Sg. November 1547. Ein ler der regenten, Sir 10 (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 5710 = Sg. [verl.] November 1547. Der rab mit den pfaben federn (Kettner, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 439). Q.: Romulus 2,15 = 45 T. (2,15 Steinhöwel). [verl.] 20. 11. 1547. Der pawer mit dem dot (K./G. 22,420; G./D. 1, Nr. 99). 66 Vs. Ein Bauer sucht einen Taufpaten. Zuerst bietet Gott sich selbst dafür an. Der Bauer weist ihn jedoch zurück, weil er bei der Verteilung der Güter ungerecht sei. Daraufhin bietet der Tod an, wenn er Gevatter werde, wolle er den Bauern die Heilkunst lehren. Der Bauer nimmt den Tod als Taufpaten und verdient mit der gewonnenen Fähigkeit zehn Jahre lang viel Geld. Jeden Patienten, zu dessen Füßen er den Tod stehen sieht, kann er heilen; steht der Tod jedoch am Kopfende des Patienten, muss dieser sterben. Als sich nun der Tod an das Kopfende des Bauern stellt, bittet dieser, noch ein letztes Vaterunser beten zu dürfen. Während der nächsten sechs Jahre beendet er jedoch das angefangene Gebet nicht. Daraufhin legt sich der Tod in Gestalt eines Kranken vor das Haus des Bauern, und bittet, dieser solle für ihn ein Vaterunser beten. Als der Bauer das Gebet beendet hat, nimmt der Tod ihn mit. Sprichwort: Kein Kraut ist gegen den Tod gewachsen. Er wird auch Hans Sachs nicht verschonen. Vgl. KG 2566 = Ml. 21. 11. 1547. Die unschuldigen kindlein (Zorn, Verborgener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,13–23. Vgl. 347, 1557, 2167, 2864, 3481, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Die geistliche Geburt Christi im Herzen fordert die Tyrannei der Welt heraus. Aber Gott schützt durch seine Vorsehung (Ägypten) die Christen, bis der Satan (Herodes) mit seinem Anhang zugrunde gegangen ist [Str. 3]. 22. 11. 1547. Die war prüderlich lieb gepilt (Kettner, Osterweise). Inh. in etwa wie KG 693 = Sg. 25. 11. 1547. Der arm klagent wolff (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 440). Inh. in etwa wie KG 1258 = Sg.

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2546 25. 11. 1547. [E] Das pitter sues elich leben (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 441). Inh. ein Ausschnitt aus KG 1131 = Sg.: In der Ehe gibt es Angenehmes und Unangenehmes, Bitteres und Süßes nebeneinander. 2547 26. 11. 1547. Der gros merfisch (Lesch, Zirkelweise). Vergeblich bemüht sich Aristipp, den Tyrannen Dionysios zum Guten und zur Beherrschung anzuleiten: Eines Tages spuckt der Tyrann ihm ins Gesicht. Gleichmütig erklärt Aristipp dem Hofmeister: „Die Fischer werden ganz nass, um ein kleines Fischlein zu fangen. Ich werde feucht, um einen Fisch zu fangen, der Land und Leute bedrückt.“ Er meint damit, dass der Tyrann mit Weisheit gefangen werde [Str. 1 und 2]. Ler: Auch unseren Fürsten täten weise Gelehrte als Ratgeber gut. Aber sie sind verachtet, statt ihrer regieren Heuchler, die die Wahrheit nicht sagen. Darum wird von Jahr zu Jahr alles schlimmer [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 184 Nr. 5 P. (Eppendorf, S. cxxxv) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,67. Vgl. KG 5793 = Sg. 2548 26. 11. 1547. Die philosophi mit den reichen (Zwinger, Roter Ton). Dionysios fragt Aristipp, warum die Philosophen in die Häuser der Reichen kämen, nicht aber umgekehrt. Die Philosophen empfänden ihren Mangel, die Reichen jedoch nicht; die Philosophen bräuchten Nahrung, die Reichen Weisheit. Darum gingen die Philosophen wie der Arzt zum Kranken [Str. 1 und 2]. Wer Mangel an Weisheit hat, soll sich um Gelehrte bemühen, die ihn unterweisen. Er wird weise, der Weise hat sein Auskommen: So wird beiden geholfen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 185 Nr. 10 P. (Eppendorf, S. cxxxvi) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,69. Vgl. KG 5792 = Sg. 2549 27.  11. 1547. Gesprech der Philosophia mit eynem melancolischen, betrübten jüngling (K./G. 4,141). 170 Vs. Einmal im Sommer war der Dichter sehr schwermütig; ausführlich beschreibt er die Symptome seiner Depressionen, die bis zur Todessehnsucht gingen. Da kommt Philosophia und führt ein Gespräch mit ihm. Zunächst bittet er sie um Hilfe: Erst müsse ein böser Gast in seinem Haus weichen. Er sieht ein altes, ihn anblasendes Weib, das nicht weichen will, von Philosophia vertrieben wird, aber wiederzukommen droht. Philosophia sagt, es sei Melancholia gewesen, sie gibt ihm Ratschläge, wie er diese künftig fernhalten kann: fröhliche Gedanken, Hoffnung, Gleichmut, Denken an das Leid anderer, Untätigkeit meiden, gute Bücher lesen, Gespräche mit Freunden führen, Einsamkeit meiden, aufs ewige Leben hoffen. Nach dem Erwachen denkt er, wie er im Nachhinein doch oft über sein Trübsalblasen habe lachen müssen. Lit.: Ansorge/Lüpke 1978, 150–152; Kemper 1987, 249–251 (250: „Lassen einerseits auch Rollenhaftigkeit, Typisierung und Fiktionalität der Sachsschen Gedichte Zweifel an deren autobiographischem Charakter zu, so stellen sie andererseits doch geradezu stereotyp diese Situation her und teilen nicht selten wirklich Autobiographisches mit […].“ 251: „Das unermüdliche Dichten war für den Schuhmachermeister, der sich damit ja seiner Werkstatt-Arbeit entzog, ein disziplinierter Kampf gegen die ‚acedia‘. Es war Medium zur Verbalisierung seiner Ängste sowie zu deren Zerstreuung und Überwindung […] und in diesem Funktionszusammenhang ist auch seine reiche Produktion an Fastnachtsspielen, Komödien, Schwänken und lustigen Historien zu sehen.“); Klein 1988, 260–265; Epping-Jäger 1996, 447 A. 199; Sieber 2005; Loleit 2008, 186  f.; Sieber 2009; Sasse 2015b, 326  f.; Rettelbach 2019, 186  f.; Crescenzi im Druck; Sasse 2020b, 179  f.351  f.



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2550 29. 11. 1547. Der englisch grues (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 + 275 = Mll. Vgl. 341, 504, 506, 595, 859, 1555, 1556, 1833, 2168, 3197, 3406, 3483, 3639, 3684, 3893, 4436 (verl.), 4448 (verl.), 4471, 4808, 5008, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Lob Gottes. 2551 29. 11. 1547. Der palck im aug, aligoria (Sachs, Gesangweise). Gleichnis vom Splitter und vom Balken im Auge [Str. 1]. Das Gleichnis zeigt die Eigenliebe des Menschen, der kleinste Verfehlungen seiner Mitmenschen so behandelt, als sei er selbst ohne Mängel [Str. 2]. Man soll nicht richten, denn wir sind alle Sünder [Str. 3]. Q.: Lk 6,41  f. 2552 November 1547. Ewlenspigel schais in senft (Schiller, Maienweise; G./D. 4, Nr. 442). Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 10. [verl.] 2553 30. 11. 1547. Der guet und pos paum (Sachs, Gesangweise). Den Baum erkennt man an seinen Früchten [Str. 1]. Der schlechte Baum bedeutet den fleischlichen Menschen, der sündigt und nicht auf Gottes Willen achtet. Selbst wenn er fromm scheint, ist das nur Heuchelei: Er sucht damit seinen Nutzen [Str. 2]. Der gute Baum bedeutet den gläubigen, durch den Geist neugeborenen Menschen. Er bringt aus Liebe gute Frucht. Wenn solche Menschen auch noch mit Fleisch und Blut wie mit Galle gemischt sind, so nimmt Gott sie doch um Christi willen an. Die Ewigkeit erben wir nicht für unsere Werke [Str. 3]. Q.: Lk 6,43–45. 2554 3. 12. 1547. [E] Zeit-register bin ich genandt. Ich mach dir offenwar bekandt, was sich das gantze jar begeyt durch die zwölff monat yeder zeit (K./G. 4,267). 359 Vs. Jeder Monat ist in 30 Versen beschrieben [nur in SG 6 der Mai, hier in 29]. 2555 8. 12. 1547. Die gefencknus Petri (Vogel, Gefangener Ton). Inh. u. Q. wie KG 125 = Ml. Vgl. 1181 = Ml. Schluss: Gott schützt seine Diener. Wir sollen nach Gottes Wort wandeln und nach der Wahrheit handeln. 2556 9. 12. 1547. Die fluecht künig David zu Achis (Duller, Überkrönter Ton). David flieht zu König Achis und zu den Moabitern [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wird einer unrechtmäßig verfolgt, so soll er nicht auf Menschen vertrauen: Sie sind treulos. Aber Gott kann helfen. Selbst wenn der Tod schon vor Augen steht, rettet er durch unvorhersehbare Mittel vor dem Tyrannen [Str. 3]. Q.: 1Sam 21,7.11–22,5. Vgl. KG 5078 = Trag. 2557 Dezember 1547. Ewlenspigel mit dem esel (Frauenlob, Später Ton; G./D. 4, Nr. 443). Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 29. [verl.] 2558 12. 12. 1547. [E] Der reich jüngling (Örtel, Leidton). Der reiche Jüngling (mit dem Vergleich von dem Kamel und dem Nadelöhr). Schluss: Unser Herz soll an zeitlichen Gütern nicht hängen, sondern wir sollen sie zu Gottes Ehre ausgeben. Q.: Mt 19,16–29. 2559 13. 12. 1547. Der pösen weiber zungen lösen (Der mesner mit dem kirssenholz) (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 444). Als ein Mesner betrunken mit zwei Kumpanen nach Hause kommt, antwortet seine Frau nicht auf seine Fragen. Da erinnert sich der Mesner an den Pfarrer, dem er durch Kirschwasser wieder zu seiner Sprache verholfen hat. Weil er kein Kirschwasser zur Hand hat, schneidet er einen Ast von einem Kirschbaum ab und schlägt die Frau damit, bis sie zu schimpfen anfängt. Schluss: Wer eine böse Frau zu Hause hat, die nicht reden will, der kann ihre Zunge mit Kirschholz lösen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 22 Ö. Vgl. KG 4339 = Fsp.

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2560 14. 12. 1547. Die achtzehn schön ainr junckfrawen (Vogel, Jungfrauweise; G./D. 4, Nr. 445). Inh. wie KG 137 = Ml. 2561 14.  12. 1547. Der pund Abraham (Ysaac) mit Abimelech (Fridel, Gedrehte Friedweise). Isaaks Bund mit Abimelech [Str. 1 und 2]. Auslegung [Str. 3] in der erhaltenen Hs. unleserlich. Q.: 1Mose 26,24–31. 2562 15. 12. 1547. Die rain- vnd vnreinen vögel (Vogel, Vogelweise). Vorschriften über die Vermeidung des Genusses unreiner Tiere aus der Luft, vom Land, aus dem Wasser. Schluss: Gott liebt sein Volk, darum schreibt er vor, welche Speisen nützlich und gesund sind. Folgen wir seinem Wort, so wird uns das zeitlichen und ewigen Segen bringen. Q.: 3Mose 11,13–20.2–7.29–31.40–42.9–11. Lit.: Dehnert 2017, 178  f.

2563 16. 12. 1547. Der paurnknecht im sewtrog (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr. 446). Ein Bauernknecht will gegen den Willen seiner Mutter eine Wallfahrt nach Aachen unternehmen. Auf seinem Weg findet er überall Brücken über das Wasser, außer in Mainz an der Stelle, wo der Main in den Rhein mündet. Ein Fischer erklärt sich bereit, ihn überzusetzen. Der Bauernknecht aber will nicht in einem „Sautrog“ sein Leben aufs Spiel setzen. Lieber kehrt er nach Hause zurück. Epimythium: Der Knecht hatte nicht unrecht, als er sein Leben nicht ohne Not riskieren wollte, wie so viele es tun, die sich wegen Geld und Gut in Gefahr und Tod begeben. 2564 16. 12. 1547. Dem Payren prach man die zen aus (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 447). Neun Bayern wollen eine Wallfahrt nach Aachen unternehmen. Einer von ihnen glaubt, der Aufgabe des Dolmetschers gewachsen zu sein, und bittet in Koblenz den Wirt um Aufnahme in der Herberge. Als der Bayer merkt, dass der Wirt sein Anliegen nicht versteht, hilft er sich mit Zeichensprache, indem er auf seinen Mund deutet und eten, eten ruft. Der Wirt jedoch versteht ihn falsch und führt ihn zum palwirer, in der Meinung, ihm täten die dende weh. Der reißt ihm einen Zahn aus. Mit blutigem Mund rennt er zu seinen Gefährten, und alle kehren nach Bayern zurück. Schluss: Übernimmt einer eine Aufgabe, der er nicht gewachsen ist, wird er beim Misslingen verspottet. 2565 19. 12. 1547. Der centurio, aligoria (Vogel, Gefangener Ton). Jesus heilt den gichtbrüchigen Knecht des Hauptmanns von Kapernaum [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Geistlich: Der Kranke bedeutet den Sünder, der den Arzt Christus nicht sucht, der Centurio die christliche Gemeinde, die die Krankheit des Sünders erkennt und zu Christus läuft, um für ihn zu bitten. Christus heilt ihn von der Sünde und er lebt als Büßer nach Gottes Wort. Q.: Mt 8,5–13. 2566 20. 12. 1547. Der pawer mit dem dot (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 448). Inh. u. Q. wie KG 2542 = Sg. Auch Schluss gleich. 2567 31. 12. 1547. Die vollkumenlich constellation der planetten und ander gotter, zw Haideck eins nachz gesehen worden (K./G. 22,422). 52 Vs. Am Himmel erscheinen im Dezember 1547 Jupiter, Venus, Merkur und Mars, der mit seinen Taten prahlt, aber von Merkur zurückgedrängt und von Luna mitgenommen wird. Saturn und Bacchus kommen dann, aber schließlich bleiben nur Jupiter und Venus, von denen der Dichter Glück wünscht.



Nr. 2575 

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Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 9 (verl.): 2568 31. 12. 1547. Wider die falschen richter, 82. Psalm (Kettner, Paratreihen). Forderung an Richter, gerecht zu sein und die Gottlosen den Armen nicht vorzuziehen. Androhung von Gottes Strafe. Glos: Richter vertreten Gott und sollen entsprechend handeln. Urteilen sie ungerecht, so bringen sie das Land ins Unglück; sie selbst aber werden sterben wie andere (haben also keinen Vorteil). Gott selbst aber richtet gerecht, er schützt die Armen. Q.: Ps 82. Vgl. KG 6027 = Sg.

1548 Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 10 (verl.): 2569 1. 1. 1548. Die zwen pachanten im kernder (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 449). Inh. u. Q. wie KG 548 = Ml. Epimythium hier: Allzu große Neugier schadet. Vgl. KG 2570, 5233 = Sgg. 2570 1.  1. 1548. Die zwen pachanten im dottenkercker mit dem hemel (K./G.  22,424; G./D. 1, Nr. 100). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 548 = Ml., aber näher an 2569. Vgl. 5233 = Sg. 2571 9. 1. 1548. Eulenspiegel auf dem ros (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 450). Über die Streiche des siebenjährigen Eulenspiegel beklagt sich bereits die ganze Nachbarschaft. Eines Tages reiten Vater und Sohn durch das Dorf. Dabei zeigt Eulenspiegel, der hinter dem Vater auf dem Pferd sitzt, den Bauern seinen Hintern. Als die Leute deswegen auf die beiden deuten, beteuert Eulenspiegel dem Vater seine Unschuld. Der Vater lässt ihn darauf vor sich aufsitzen. Als Eulenspiegel nun den Bauern seine Zunge zeigt, glaubt der Vater den Beteuerungen seines Sohnes, er habe nichts Böses getan. Schluss: So deutet schon der junge Eulenspiegel seine spätere Schalkhaftigkeit an. Sprichwort: Was eine Nessel werden will, brennt beizeiten. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 2. Lit.: Tenberg 1996, 126.

2572 10. 1. 1548. Ein beschreibung des neids (Folz, Abenteuerweise). Pallas besucht den Neid – seine Behausung, sein fürchterliches Aussehen und sein Gebaren [Str. 1 und 2]. koment: Finsteres Haus bedeutet: keine Tugend; kein Sonnenschein; keine Freude usw. Verfluchung des Neids [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,760–782 (Wickram). Vgl. KG 2573 = Sg. 2573 10.  1. 1548. [E] Das feindselig hauß des Neydes auß der beschreibung Ovidii (K./G. 3,339). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2572 = Ml. 2574 12. 1. 1548. Die nacketen philosophi in India (Harder, Süßer Ton). Als Alexander nach Indien kommt, sieht er die Fakire bei ihren Übungen. Von Alexander nach dem Sinn gefragt, antworten sie, sie lernten dadurch Geduld im Unglück. Schluss: hie merck du dolle jugent: Arbeite, um Geduld zu lernen. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 2,10 (Brunner, xxiijv). 2575  1. 1548. Die klagenden müeter (Regenbogen, Kurzer Ton). Im Dritten Punischen Krieg unterliegen die Römer. Sie müssen den Karthagern zwölf junge Männer von ade-

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liger Herkunft als Geiseln schicken. Beim Abschied von ihren Söhnen am Meer fallen einige Mütter in Ohnmacht, einige springen ins Wasser, einige erhängen sich. Schluss: So gewaltig hat die mütterliche Liebe diese Mütter bezwungen. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 3,4 (Brunner, xxviijr). [dort richtig: Karthager sind besiegt usw.] Vgl. KG 3206 = Ml. [dort ebenfalls richtig]. 2576  1. 1548. Das lob der weisheit (Nachtigall, Langer Ton). Weisheit ist mehr wert als Silber und Gold. Sie schenkt langes Leben, Reichtum und Glück. Ermahnung zur Freigebigkeit. Gott behütet den Weisen und lässt die Gottlosen zu Schanden werden. Q.: Spr 3,13–35. Vgl. KG 5732 = Sg. 2577 13. 1. 1548. Der döricht liebhabend jüngling (Regenbogen, Langer Ton). Ein junger Mann wird von einer lasziven Frau verführt [Str. 1 und 2]. Warnung davor, seinem Beispiel zu folgen, da dieser Weg in die Hölle führt [Q.: ins Grab]. Schluss: Die schmeichelnd auftretende Hurerei täuscht über ihre Folgen hinweg: Schande, Armut, Krankheit, Verlust der Seligkeit [Str. 3]. Q.: Spr 7,6–27. Vgl. KG 5845 = Sg. 2578 17. 1. 1548. Ein comedi Plauti mit 10 person, heyst Monechmo unnd hat 5 actus (K./G. 7,98). 654 Vs. Q.: Plautus, Menaechmi (Albrecht von Eyb). Inhalt: Verwechslungsspiel, ausgelöst dadurch, dass Lutz von Syracusa (Syrakus), der einst von seinem Zwillingsbruder Lutz getrennt wurde, nach Epidamus (Epidamnus) kommt, wo der andere Lutz lebt, und während dessen vorübergehender Abwesenheit mit ihm verwechselt wird. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: argumentum. 2. Monolog Heintz, Knecht des Lutz von Epidamus (= Lutz E): ist mit seinem Dienst zufrieden. 3. Dialog Lutz E–Heintz: Lutz E hat Mantel seiner Frau für Rosina nebenan. 4. Dialog Rosina–Lutz E, Heintz a parte: Sie soll Mahl vorbereiten. 5. Dialog Rosina–Köchin Gred: Anweisungen. 6. Dialog Lutz von Syracusa (= Lutz S)–Knecht Fritz: Lutz S sucht seinen verschollenen, völlig gleich aussehenden Bruder Lutz E, Fritz fürchtet sich vor der Stadt. 7. Dialog Gred–Lutz S: Sie ruft ihn zum Essen, er kennt sie nicht. 8. Szene Rosina–Lutz S–Fritz: auch hier Verwirrung, Rosina/ Lutz S ins Haus, Fritz in Herberge. II. 1. Monolog Heintz: hat Lutz E verloren. 2. Scheinmonolog Lutz S: hat gegessen, soll Mantel zum Seidensticker tragen. 3. Dialog Heintz–Lutz S: Verwechslung, Heintz geht, den Mantelraub der Frau zu berichten. 4. Dialog Gred–Lutz S: Gred gibt auch noch goldene Spange. 5. Monolog Lutz S: will mit allem zum Schiff. III. 1. Dialog Faustina, Frau des Lutz E–Heintz: Heintz meldet Diebstahl. 2. Scheinmonolog Lutz E: wurde auf Rathaus aufgehalten, will jetzt essen. 3. Dialog Faustina–Lutz E: Faustina will Mantel wieder, Lutz E beschuldigt Heintz des Verrats. 4. Dialog Lutz E–Rosina: Verwechslung. 5. Monolog Lutz E: will Rat bei Freunden suchen. IV. 1. Monolog Lutz S: hat Faustina nicht gefunden. 2. Dialog Lutz S–Faustina: Mantelverwechslung, Faustina schickt Heintz zu ihrem Vater Quirinus. 3. Dreigespräch Quirinus–Lutz S–Faustina: Verwechslung, Lutz S ab. 4. Szene Heintz–Arzt Ypocras– Quirinus: Lutz E sei verrückt. 5. Lutz E dazu: wird gefesselt. 6. Faustina dazu: befreit



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Lutz E, Ypocras und Quirinus ab. 7. Dialog Lutz E–Faustina: Verwechslung. Er kriegt Geld, lässt Faustina frei. 8. Monolog Lutz E: glücklich. V. 1. Dialog Lutz S–Faustina: Verwechslung. 2. Szene Lutz E–Lutz S–Faustina: Wiedererkennung. 3. Epilog Ehrnholdt: eheliche Liebe statt Sex [in SG 6: Unstetigkeit des Glücks]. Lit.: Stuplich 1998, 151  f.187  f.256–269 (268: „Sachs konzentriert die Komödie auf ein Thema: die bulschaft.“); Röcke 2009, 295–298; Gabaude 2011a; Freund 2018, 142–150.

2579 Januar 1548. Evangelium und gesecz, 50. Psalm (Sachs, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5998 = Sg. [verl.] 2580 23.  1. 1548. Pund gottes mit Abraham (Sachs, Neuer Ton). Gott verheißt Abram Samen so zahlreich wie die Sterne. Schluss: Wie Gottes Verheißung eine Zeit der Dienstbarkeit einschließt, so muss auch die Christlich gmein die Verfolgung der Welt erdulden, bis die Sünde bezwungen ist, Gottes Feinde überwunden sind und die Christen in ihr Vaterland ziehen. Q.: 1Mose 15. 2581 24. 1. 1548. Schucz christlicher gemain, 48. Psalm (Sachs, Gesangweise). Q.: Ps 48. [In der erhaltenen Hs. unleserlich]. Vgl. KG 5969 = Sg. 2582 24. 1. 1548. Wider die feint, 29. Psalm (Sachs, Klingender Ton). Gottes Stimme wird im Gewitter vernehmbar [Str. 1 und 2]. Gott ermahnt die Gewaltigen, sich seinem Wort zu beugen. Bei Widerstand wird er sie zerbrechen. Wer das Wort liebt, dem ist Seelenspeise zu ewigem Heil. Das Wort straft und lohnt [Str. 3]. Q.: Ps 29. Vgl. KG 6004 = Sg. Lit.: Rettelbach 1984, 750.

2583 27.  1. 1548. Der scheinpart-spruch. Ankunfft und desselben bedeutung (K./G.  4,200). 306 Vs. Der Dichter begibt sich am Montag vor Fastnacht 1539 nach Nürnberg, um Handel zu treiben, kommt über den Schembartlauf hin und beschreibt diesen ausführlich. Auf Befragen erklärt ein Alter, der Brauch gehe zurück auf die Fleischhacker, die dem Rat beim Handwerkeraufstand [1348/49] beistanden, diesen schildert er auch, danach die Bräuche beim Schembartlauf, wobei der Dichter Zwischenfragen stellt. Lit.: M. E. Müller 1985, 26  f.154  f. (155: „Daß ausgerechnet der Handwerker Sachs eine Version der Ereignisse liefert, die den Mitspracheforderungen der Zünfte keinerlei Legitimität einräumt und in der Stilisierung als Zunftrevolte die patrizischen Träger der Bewegung zu entlasten sucht, entspricht der spätestens in der Generation danach in patrizischem Auftrag planmäßig erfolgten Verfälschung der Vorgänge, belegt jedoch darüberhinaus, wie nachdrücklich er die Legitimität patrizischer Herrschaft zu sanktionieren bereit ist.“); Feuerstein 2001, 187  f. (188: „Der Spruch erscheint so nur noch als eine schlechte Erinnerung an eine längst vergangene Zeit, die glücklicherweise überwunden ist.“); Meyer 2009, 414  f. (416: „Diese verstärkte Beschäftigung mit dem Aufstand aber war offenbar maßgeblich beeinflusst von der seit den dreißiger Jahren einsetzenden Verbreitung der zuvor tabuisierten Meisterlinschen Chronik.“).

2584 30. 1. 1548. Der maler mit dem dumprobst (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 451). Ein Domherr in Regensburg will mit der schönen Frau eines Malers für 40 Gulden schlafen. Die Frau weiht ihren Mann jedoch ein, bevor sie den Domherrn zahlen lässt und ihm ein Essen bereitet. Kurz darauf schlägt der Mann laut an die Tür. Da rät sie dem Domherrn, sich wie eine Statue nackt in die Werkstatt zu stellen. Der Maler betritt die

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Werkstatt, angeblich um für einen Kunden ein Bild auszusuchen. Er bittet seine Frau, ihm das Beil her zu reichen, damit er von dem Bild das ding abhauen könne, das sonst ehrbaren Frauen zur Schande gereiche. Als der Domherr dies hört, läuft er nackt davon. Der Maler rennt jedoch hinterher und ruft, ihm sei ein Bild entlaufen. Der Domherr gibt ihm daraufhin hundert Gulden Schweigegeld. Vgl. KG 2585 = Sg. 30. 1. 1548. Der maler mit dem thumbrobst zw Regenspurg (K./G. 22,427; G./D. 1, Nr. 101). 62 Vs. Inh. wie KG 2584 = Ml. Januar 1548. Die drey schalckhaftigen studenten (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 452). Inh. u. Q. wie KG 2587 = Sg. Vgl. 3132 (verl.) = Ml. und 3504 (verl.) = Fsp. [verl.] 30. 1. 1548. Die drey schalckhaftigen studenten (K./G. 22,429; G./D. 1, Nr. 102). 60 Vs. Drei Schreiber ziehen ohne Geld durch die Lande. Der erste geht zu einem Probst, kauft 60 Semmeln, die der Herr zahlen werde. Angeblich unterwegs zu diesem zusammen mit dem Diener des Probsts lässt er zwei Semmeln in den Schmutz fallen und schickt den Diener, zwei als Ersatz zu holen. So haben die drei für drei Tage und eine Nacht zu essen. Der zweite Student besorgt auf ähnliche Weise zwölf Batzen Fisch, der dritte mit einem Flaschenvertauschtrick zehn Maß Wein von einem Wirt. Schluss: So hilft Geschicklichkeit oft, aber das tut auf Dauer nicht gut. Vgl. KG 2586 (verl.) = Ml. Vgl. 3132 (verl.) = Ml. und 3504 (verl.) = Fsp. 31.  1. 1548. Die pegrebnus Mose (Nachtigall, Leidton). Moses sieht von Nebo aus Kanaan. Er stirbt, Josua wird Nachfolger. Schluss: Der Zweifel eines Herrschers an Gott bringt das Volk in Bedrängnis. Q.: 5Mose 34. 1.  2. 1548. Das gaistlich Jerusalem (Sachs, Bewährter Ton). Johannes hört eine Stimme, die das Gericht Gottes verkündet, und sieht das neue Jerusalem. Schluss: Die Stadt bedeutet die cristlich gemein, die im Himmel mit Christus ohne Tod und Leid leben wird. Q.: Offb 21,1–14. Vgl. KG 4585 = Ml. (Str. 3). 1. 2. 1548. Engel des alten testament (Folz, Freier Ton). Gott verheißt einen Engel, der das Volk Israel in sein Land führen wird. Die fremden Völker, vor deren Götzen gewarnt wird, sollen nach und nach vertrieben werden [Str. 1 und 2]. Auslegung: Auch heute wandert Gottes Volk von Ägypten nach Kanaan. Sein Engel ist Christus, der uns durch das Wort führt und für uns gegen den Satan kämpft. Fleisch und Blut wären dazu viel zu schwach. Die Sünde sollen wir von uns halten, wobei uns der Geist Gottes hilft, bis wir ins himmlische Vaterland kommen [Str. 3]. Q.: 2Mose 23,20–33. Februar 1548. Gesecz Mose (Nachtigall, Geteilter Ton). Moses steigt auf den Berg Sinai, sieht die Herrlichkeit des Herrn und erhält das Gesetz [Str. 1 und 2]. Auslegung: Dass das Gesetz in den Wolken gegeben ist, bedeutet, dass es für Fleisch und Blut verborgen bleibt; es erschreckt aber, indem es die Sünden aufdeckt. Dass es auf dem Berg gegeben wurde, bedeutet, dass kein Mensch es erfüllen kann. Wir können uns nicht selbst erlösen, nur Christus kann das [Str. 3]. Q.: 2Mose 24,1.12–18; 32,15. 8. 2. 1548. Der pfaff in der wolffsgrueben (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 453). Die Frau eines Edelmanns in Franken ist die Geliebte eines Pfarrers. Als ihr Mann dahinterkommt, lässt er vor der Schlosstür eine Wolfsgrube ausheben. Nach einer Weile fällt



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in der Nacht auch der Pfarrer hinein. Seine Geliebte schickt, weil der Pfarrer bei ihr nicht angekommen ist, ihre Magd, die ebenfalls in die Grube fällt. Zuletzt widerfährt der Ehefrau das Gleiche, als sie selbst nachsehen will. Zur Strafe lässt der Edelmann dem Pfarrer beide Hoden (nieren) ausschneiden, von denen er einen der Magd um den Hals hängt, den anderen über das Ehebett, damit seine Frau immer an ihre Verfehlung erinnert werde. Schluss: So erhielt jeder seinen Lohn. Q.: Hans Rosenplüt, Die Wolfsgrube. Vgl. KG 2593 = Sg. 2593 8. 2. 1548. [E] Der pfaff in der wolfsgrueben (K./G. 22,431; G./D. 1, Nr. 103). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2592 = Ml. 2594 8. 2. 1548. Das reich Cristi, 18. Psalm (Sachs, Überlanger Ton). Dank für die Errettung aus der Hand von Feinden und Verleihung der Herrschaft über die Heiden. Schluss: In dem Psalm ist das Reich Christi gefiguriret. Als dieser in der Not am Kreuz zu Gott rief, erlöste ihn sein Vater, züchtigte seine Feinde, die Juden, und setzte ihn schließlich zu seiner Rechten, wo ihn alle gläubigen Heiden von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Q.: Ps 18,2–51. Vgl. KG 5968, 6153 = Sgg. 2595 10. 2. 1548. Ain gulden clainat, der 59. Psalm (Sachs, Morgenweise). David, von Saul verfolgt, bittet um Rettung und preist Gott für die Demütigung der Feinde. Schluss: Damit will der Psalmist auf die Verfolgung Christi und der Christen vorausdeuten. Gott schützt jedoch sein Volk, das ihn ewig lobt. Q.: Ps 59. Vgl. KG 5931 = Sg. Lit.: Dehnert 2017, 213  f.

2596 10.  2. 1548. Ein guelden klainat, der 60. Psalm (Sachs, Kurzer Ton). Gebet nach schwerer Niederlage durch die Feinde. Schluss: David nannte diesen Psalm eine gulden rosen spang. Er sang ihn in großer Not. Daraus sollen wir Trost schöpfen. Auch wenn uns der Feind überwältigt, sollen wir Gott hoffnungsvoll anrufen. Er wird sein Volk nicht verlassen. Q.: Ps 60,3–14. Vgl. KG 6016 = Sg. 2597 10. 2. 1548. Ermanung zu gottes lob, der 66. Psalm (Meienschein, Langer Ton). Dank an Gott für die wunderbare Führung seines Volkes. Schluss (glos): Wenn unser Feind, die Sünde, gelegentlich überhandnimmt, sollen wir den Heiland anrufen. Er wird uns gnädig beistehen. Q.: Ps 66. Vgl. KG 5955 = Sg. 2598 11. 2. 1548. Der cristlich eiver, der 73 psalm (Eislinger, Langer Ton). Den Gottlosen hängt der Pöbel an, sie sind reich und glücklich. Aber ihr Ende ist schrecklich. Schluss, „Lehre“: Der Gottlosen Glück erzürnt auch die Christen, bis sie aus der Schrift erfahren, dass Gott deren Herrschaft abkürzt. Sie verlieren Pracht, Gewalt, Ehre, Gut, Leib und Seele. Sein christliches Volk wird mit ihm dann ewig leben. Q.: Ps 73. Vgl. KG 5580 = Sg. 2599 Februar 1548. Die almechtikeit gottes, der 102 psalm (Sachs, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5571 = Sg. [verl.] 2600 15.  2. 1548. Der ritter sant Jorg am ölberg (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D.  4, Nr. 454). Ritter St. Jörg, zu Gast bei Bacchus, trinkt zu viel Most und wird auf dem Weg zum Ölberg ohnmächtig (Wortspiel mit „andächtig“). Vier Engel, die ihn nicht erkennen, erbarmen sich seiner und wollen ihn ins Paradies führen. Da erscheint Genius mit zwei schwarzen Engeln, schreit ihn an und lässt ihn hinhaim ins Fegefeuer bringen.

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Dort muss er büßen. Hütet euch vor Bacchus [Anspielung auf ein aktuelles Ereignis, vielleicht geht es um einen betrunkenen Meistersinger mit Vornamen Jorg.] Februar 1548. Vom leiden Cristi, der 69. Psalm (Eislinger, Langer Ton). Q.: Ps 69. Vgl. KG 5366 = Sg. [verl.] Februar 1548. Ein senung nach jenem leben, der 84. Psalm (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Inh. u. Q. wie KG 6028 = Sg. [verl.] 16. 2. 1548. Ein clag des elenden, der 86. Psalm (Folz, Chorweise). Bitte um Befreiung aus tiefer Not. Schluss: Der Fromme setzt in der Not sein Vertrauen auf Gott. Er bittet, dass keine Tyrannei ihn von Gottes Wort abhalte, und darum, dass er ihm gnädig beistehe. Q.: Ps 86. Vgl. KG 4829 = Ml. und 5582 = Sg. 17. 2. 1548. Die gedultig Griselda (Römer, Gesangweise; Dallapiazza 2010, 151  f.). Inh. u. Q. wie KG 1965 = Com.

Lit.: Dallapiazza 2010, 149 („[…] in einem auffallend nüchternen Ton […] bietet kaum mehr als das narrative Gerüst der Fabel […]. Keines der in der comedi betonten Sinnangebote taucht […] im Meisterlied auf. Die Geschichte ist damit wieder auf ein Beispiel für Gehorsam und Geduld zurückgeführt.“); Dallapiazza 2011, 472.

2605 18. 2. 1548. Von gottes guet, der 136. Psalm (Folz, Hoher Ton). Dank an Gott für die großen Heilstaten an Israel [Str. 1 und 2]. Kommentar: Auch die Christenheit kann hoffen, dass Gott sie nicht verlassen wird [Str. 3]. Q.: Ps 136. Vgl. KG 5993 = Sg. 2606 18. 2. 1548. Ein clag gottes uber sein volck, der 81. Psalm (Fridel, Gedrehte Friedweise). Aufruf zur Feier des Laubhüttenfestes. Gott klagt über sein ungehorsames Volk, dessen Feinde er sonst zur Ruhe bringen würde. Schluss: Weil wir so unchristlich leben, unterliegen auch wir dauernd allen Feinden. Lebten wir überall nach Gottes Wort, würde er uns helfen. Q.: Ps 81. Vgl. KG 6026 = Sg. 2607 Februar 1548. Got straft und lonet, der 75. Psalm (Sighart, Pflugton). Inh. u. Q. wie KG 4529 = Ml. Vgl. 6023 = Sg. [verl.] 2608 Februar 1548. Got hilft allein in not, der 144. Psalm (Konrad von Würzburg, Hofton). Inh. u. Q. wie KG 6049 = Sg. [verl.] 2609 21. 2. 1548. Das pruedermus (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 455). In Leipzig kocht eine alte Frau für acht Studenten, denen sie es nie recht machen kann, weil jeder andere Wünsche hat. Eines Tages erfragt sie von jedem das Lieblingsgericht (Aufzählung) und kocht alles zusammen in einem Topf. Als die Studenten verärgert fragen, um welches Gericht es sich hierbei handle, erklärt sie, die Wünsche jedes einzelnen erfüllt zu haben. Da diese jedoch nicht übereinstimmten, müssten sie sich mit diesem „Brudermus“ zufriedengeben. Schluss: So geht es in einer Gesellschaft ohne Ordnung: Sie geht zugrunde. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 450 (446). Vgl. KG 2610 = Sg. 2610 21. 2. 1548. Das pruedermus (K./G. 22,433; G./D. 1, Nr. 104). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2609 = Ml. 2611 22. 2. 1548. Des sünders demut, der 131. Psalm (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Der Psalmist beteuert seine Demut vor Gott [Str. 1]. Glos: Das Gesetz zeigt dem Sünder, dass er ewigen Tod verdient hat und macht ihn demütig. Das Vertrauen auf Gottes



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Wort aber gibt ihm Sicherheit, dass Christus ihn erlöst hat und dass durch Buße seine Sünden vergeben werden. So kann er auf ewiges Leben hoffen [Str. 2 und 3]. Q.: Ps 131. Vgl. KG 6044 = Sg. 22. 2. 1548. Der gottes dinst, der 132. Psalm (Regenbogen, Leidton). Gott möge der Leiden Davids gedenken. David erinnert Gott an das Versprechen, er werde unter seinem Volk wohnen. Schluss: Wer Gott dient, dem gibt er hier das täglich Brot und dort das Himmelsbrot. Q.: Ps 132. Vgl. KG 5964 = Sg. 22. 2. 1548. Das lob der knecht gottes, der 134. Psalm (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Aufruf zum Lob Gottes [Str. 1]. Auslegung: Wie die Leviten im Tempel soll der Christ früh und spät beten, auf Gott achten und nach dessen Wort handeln. Dann wird ihm Segen an Leib und Seele zuteil und nach dem Tod ewige Ruhe bei Gott [Str. 2 und 3]. Q.: Ps 134. Vgl. KG 6046 = Sg. 23. 2. 1548. Die zwen zeugen und propheten (Fridel, gedrehte Friedweise). Johannes sieht zwei Zeugen, aus deren Mund Feuer kommt und die die Erde mit Plagen schlagen. Sie werden vom Tier aus der Tiefe getötet, aber von Gott nach drei Tagen auferweckt und steigen in den Himmel. Schluss: Die Zeugen bedeuten die Prediger, die eine Plage der Erde sind. Darum werden sie verfolgt und getötet. Aber Gott wird sie auferwecken und die Tyrannei abkürzen. Q.: Offb 11,3–14. 23. 2. 1548. Die 7 engel mit 7 plagen (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 2088 = Ml. [verl.] 28. 2. 1548. Der passion Cristi (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 767 + 768 = Mll. Vgl. 1231 = Lied, 3251, 3384, 3514 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag. Schluss: Christus hat die Menschen erlöst, damit sie ewig mit ihm leben. 28. 2. 1548. Die pegrebnus Cristi (Zorn, Verborgener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1052 = Ml. Vgl. 4274, 4592 = Mll. Auslegung: Beim Tod Christi zeigte sich seine Herrlichkeit: Seine Menschheit erlitt keine Schmach, denn ihm wurde kein Bein zerbrochen. Zwei herrliche Männer haben ihn vom Kreuz abgenommen. Der Leib wurde zusammen mit Spezereien in ein Grab gelegt. Hieraus soll der christlichen Schar Trost erwachsen; in gänzlicher Verlassenheit tröstet das heilige Gotteswort, und der Christ wird unbeschwert auferstehen und größere Ehre besitzen als die Engel. Angst und Not werden ein Ende haben, und er wird sich ewig bei Gott freuen [Str. 3]. Weitere Q.: 2Mose 12,46; Sach 12,10. 29. 2. 1548. Simson ein figur Cristi (Folz, Hoher Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 255, aber hier nur 16,25–30. Vgl. 930, 3986, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. Auslegung: Simson ist eine figur Christi, den seine Frau, die Synagoge, den Heiden überlieferte. Diese blendeten seine Lehre. Er wurde gekreuzigt und begraben [Str. 2]. Aber am dritten Tag erstand er von den Toten. Damit beschloss er das Regiment der Juden. So ist es noch heute. Wo man Gottes Wort verfolgt und es schon ausgerottet glaubt, ersteht es durch Gottes Kraft stärker als zuvor [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 1984, 749.

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2619 29. 2. 1548. Ein osterpeschlus (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 438 + 1603 = Mll., aber hier 6,1–18. Vgl. 3765, 4194 = Mll. Schluss: Gott verleihe uns um der Liebe Christi willen dieses neue Leben! 2620 1. 3. 1548. Der Thomas zweiffelt (Vogel, Rebenweise). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,19–29. Vgl. 210, 297, 384, 606, 1335, 2259, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Dies gereicht den Kleinmütigen zum Trost. Christus verheißt ewiges Leben. 2621 1. 3. 1548. Die verderbt menschlich (sündig) natur (Örtel, Langer Ton). Das Gesetz tötet, weil es Erkenntnis der Sünde gibt. Das Fleisch sündigt trotz gutem Willen. Schluss: Aus unserer verderbten und schwachen Natur fließt nichts als Sünde, auch wenn das Gemüt geistlich lebt. Wir verdienten alle die Hölle, hätte uns nicht Christus davon erlöst. Q.: Röm 7,7–25. 2622 1. 3. 1548. Die alt cuplerin (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 456 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 456). Ein Bürger hat auf die junge Frau eines Zimmermanns ein Auge geworfen. Eine alte Kupplerin versucht, sie mit Versprechen von Geld gefügig zu machen. Die junge Frau lässt sich schließlich zu einem Stelldichein überreden, nachdem die Kupplerin zugesagt hat, ihr werde nichts Unehrenhaftes widerfahren. Bald merkt sie, dass die Harmlosigkeit nur vorgespielt war, und entfernt sich unter einem Vorwand. Als die Kupplerin sie zu einem neuen Termin abholen will, verprügeln das weiblein frumb und drei andere Frauen die Kupplerin so, dass sie blutend und nackt fliehen muss. Schluss: So soll es allen Kupplerinnen gehen! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 408 (405). 2623 März 1548. Gardion mit der suppa (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 457). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 64. [verl.] 2624 2. 3. 1548. Der schuester mit dem schlegel (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 458). Ein Schuster steckt ein Stuhlbein in einen engen Kübel und scheißt diesen voll. Er lässt die Scheiße – es ist Fastnachtzeit – gefrieren, dann schlägt er die Dauben ab, das merdrum sieht nun wie ein Holzschlegel aus. Als Bauer verkleidet bietet er sich im Pfarrhof mit Schlegel und Axt zum Holzhacken an. Er wird zum Essen eingeladen und legt den Schlegel auf den Ofen. Sehr bald zieht er sich zurück. Die schmelzende Scheiße beginnt je länger, desto entsetzlicher zu stinken. Erst nach langer Zeit bemerken die Pfaffen die nach pappenhaimers regel herabrinnende Scheiße und deren Herkunft. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 44 (46) (stark verändert). Lit.: Virmond 1981, 105.

2625 2. 3. 1548. Der knecht mit der warheit (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr. 459). Ein alter einfältiger Knecht dient treu seinem Herrn. Als ein anderer um seine Dienste wirbt, erklärt der Knecht, seinen Herrn nicht verlassen zu können, da dieser ihn im Elend aufgenommen habe. Daraufhin rät jener ihm, er solle seinem Herrn immer die Wahrheit sagen, dann werde er bald entlassen. Als kurz danach der Herr seinen Knecht zweimal auffordert, ihm seine Geliebte zu holen, und der Knecht ihm Vorhaltungen wegen des Ehebruchs macht, wird er verabschiedet. Schluss: Wer bei der Herr-



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schaft die Wahrheit sagt, wird bald entlassen. Man bevorzugt heutzutage Heuchler und Schmeichler. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 5. März 1548. Der hewchlisch knecht (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 460). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 42. [verl.] 3. 3. 1548. Der karg dot man (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 461). Ein reicher, aber geiziger Weinbauer will eine Mahlzeit einsparen. Deshalb stellt er sich tot, damit das Gesinde aus Kummer auf das Essen verzichte. Als es dennoch essen will, will er es durch sein Erscheinen erschrecken. Er wird jedoch von einem seiner Knechte erschlagen. Als die Frau, die den Plan ihres Mannes kannte, dem Knecht Vorwürfe macht, verteidigt dieser sich, er habe nur den Teufel aus dem Toten verjagt. So hatte der geizige Bauer zum Schaden den Spott. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 176 (177). 3. 3. 1548. Der edelmon mit 3 stainen (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 462 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 462). Ein Edelmann ist auf einem Schloss zu Besuch. Der Hausherr zeigt ihm seine Schätze und preist dabei am höchsten eine goldene Spange mit drei Steinen. Sie nütze ihm zwar nichts, wie er zugibt, doch nur große Herren hätten sie getragen [Str. 1]. Der Edelmann lädt seinen Gastgeber zu sich und zeigt ihm in der Mühle unterm Schloss die drei Mühlsteine, die nach seiner Meinung edler sind, denn jährlich bringen sie ihm jeder 100 Gulden [Str. 2]. Der Edelmann leugnet auch die Kraft der Edelsteine. Sie bestehe einzig darin, das Geld aus der Tasche zu ziehen [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 164 (165). März 1548. Die himelfart Cristi (Frauenlob, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 148 = Ml. Vgl. 946, 1953, 3252, 3513, 4604, 4641 = Mll. [verl.] 6. 3. 1548. Comedi mit 9 personen, die undultig [= unschuldig] fraw Genura, unnd hat fünff actus (K./G. 12,40). 695 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 2,9 (Arigo). Vgl. KG 2004 = Ml. Inhalt: wie KG 2004. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: gesamtes argumentum. 2. Dreigespräch Kaufmänner Marco, Barnaba (Bernabò), Amprogilo (Ambruogiolo): Amprogilo wettet 5000 Gulden, dass er Barnabas Frau in Genua (Genova) verführen kann, Marco warnt. II. 1. Monolog Amprogilo: sucht nach Genura (Ginevra), sieht sie. 2. Dialog Genura– Alte: Genura sehnt sich nach Mann, Alte soll beten. 3. Dialog Amprogilo–Alte: Beschließen, ihn im Kasten einzuschmuggeln. III. 1. Dialog Barnaba–Marco: Barnaba sorgt sich. 2.  Szene Amprogilo–Barnaba– Marco: Amprogilo hat Wahrzeichen, kann Schlafzimmer beschreiben, hat Warze unter der linken Brust gesehen. 3. Dialog Barnaba–Knecht Ludwig: Dieser soll Genura töten. 4. Monolog Barnaba: jammert. 5. Dialog Ludwig–Genura: Ludwig erbarmt sich. 6. Monolog Genura: will in die Türkei. IV.  1. Dialog Sultan–Knecht: der empfiehlt, welchen Knecht Sultan einstellen soll. 2. Genura = „Sicuron“ (Sicurano) wird vom Sultan für alles Mögliche angestellt; er erwartet ein christliches Heer. 3. Monolog Amprogilo: kommt mit Ware. 4. Dialog

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Amprogilo–„Sicuron“: Amprogilo zeigt Ware, darunter Wahrzeichen, erzählt alles. 5. Monolog „Sicuron“: lässt Barnaba kommen. V.  1. Dialog Sultan–„Sicuron“, der den Bösewicht Amprogilo ankündigt. 2.  Szene Sultan–Amprogilo–Barnaba–„Sicuron“: Sultan verhört Amprogilo und Barnaba, „Sicuron“ löst Haar und zeigt Brüste, Amprogilo verurteilt, mit Honig bestrichen, an einen Pfahl gebunden und von Insekten aufgefressen zu werden. 3. Szene Genura– Sultan–Barnaba: Barnaba begnadigt, sie kriegen Amprogilos Besitz. 4. Türke dazu, bringt Amprogilos Haut, berichtet. Sultan gibt sie Barnaba zum Mitnehmen nach Genua, wo die Alte aufgehängt werden soll. 5. Epilog Ehrnholdt: Sieben Lehren: (1) Nicht wetten. (2) Mann soll Frau nicht versuchen. (3) Nicht jeder soll im Haus verkehren. (4) Nicht zu schnell glauben. (5) Nicht betrügen. (6) Wem Unrecht geschah, der soll geduldig auf Gott vertrauen. (7) Obrigkeit soll Böse strafen und gute belohnen.

Lit.: Krause 1979, 150 („Anstatt durch Witz und Verstellung die Wahrheit aufzudecken, überantwortet Genura den Übeltäter der Obrigkeit […]; dem Zuschauer wird kein genießerisches Miterleben erlaubt […], sondern vorgeführt wird, dass alles Unrecht an den Tag kommt und die Obrigkeit für die Wiederherstellung der Gerechtigkeit zuständig ist.“); Kleinlogel 1989, 62–64 (63: [Hoff, sie sollen wir vor gesiegen, weil sie selber uneinig sein] „Hier bringt Sachs in sein türkisches Drama einen kritischen Kommentar zur Reichspolitik in der Türkenfrage ein […] steigert Sachs die Martern zu höchster ‚türkischer‘ Grausamkeit […] geht es ihm doch letzlich um die Deutung des Sultans als Werkzeug Gottes […].“ 64: „Sachs verleiht der türkischen Motivik jedoch einige wesentliche Merkmale des zeittypischen Feindbildes, die er dann in eine christliche Soziallehre und Heilsordnung zurücküber­führt. Die Interpolation von Zeitbezügen und Klischees macht modische Attraktivität und politische Aktualität des Stückes aus.“); Blamires 1995, 121  f.; Ackermann 2009, 209–216 (211: „Die Einbindung der Türkenthematik, die Verdichtung der geschilderten Fremde zum türkischen Handlungsraum ist eine Neuerung des Hans Sachs.“); Ackermann/Nöcker 2009, 453  f. (454: „Insgesamt verleiht Sachs seinem Sultansbild eine innere Spannung, die im ‚Decameron‘ so nicht gegeben ist; sie resultiert aus der Aktualisierung der Figur vor dem Hintergrund der Türkenthematik“); Sasse 2013; Sasse 2020b, 74–95.

2631 9. 3. 1548. Die drey sün schiesen zum vater (Vogel, Schwarzer Ton). Die Frau des Königs von Sizilien gebiert ehebrecherisch zwei Söhne. Der erste wird vernünftig und weise; ihn als ältesten bestimmt man für die Thronfolge. Der zweite tut sich vor allem in Kampf und Turnier hervor. Auch er kommt als Nachfolger in Frage; vor allem die Ritterschaft steht auf seiner Seite. Nach einigen Jahren hat die Königin noch einen ehelichen Sohn, der dem Vater genau gleicht. Als nach dessen Tod sich die beiden älteren Brüder um die Nachfolge bemühen, gesteht die Mutter den Räten ihre Fehltritte, sagt aber nicht, welcher der wahre Sohn sei. Die Räte teilen nach Beratung den Söhnen mit, wer den Leichnam dem Herzen am nächsten mit dem Pfeil treffe, solle König sein. Die beiden älteren treffen in die Brust. Der jüngste weigert sich zu schießen, wird dadurch als echter Sohn erkannt und zum Nachfolger gemacht. Schluss: Weise Räte können viel Unglück vom Land wenden. Vgl. KG 3861 = Sg. 2632 9. 3. 1548. [E] Der pawer mit dem schacz (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 463). Ein Bauer findet im Winter unter einem Baum einen Gulden. Daraufhin gräbt er dort ein Loch und findet einen mit Gulden gefüllten Kessel. Da er den Schatz nicht nach Hause tragen kann, bittet er seine drei Nachbarn, die in der Nähe Holz hacken, je einen Sack



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Gulden in sein Haus zu bringen. Sie behalten jedoch das Geld für sich, so dass der Bauer außer Mühe nichts von dem Schatz hat. Schluss: So geht es vielen, die keine Ruhe geben. Sie scharren und kratzen, den Gewinn hat ein anderer. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 179 (180). 9. 3. 1548. Der wucherer mit dem prediger (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 464). Ein Pfarrer verdammt in einer Predigt den Wucher. Er wird von einem reichen Bürger zum Essen eingeladen. Dieser schenkt ihm einen Gulden mit der Bitte, in seiner Predigt weiter gegen Wucher zu kämpfen. Da der Bürger jedoch selbst als Wucherer bekannt ist, fragt der Pfarrer verwundert nach dem Grund der Bitte. Der Wucherer erklärt, der Kampf gegen die Wucherer sei für ihn lebensnotwendig, da es bereits so viele gebe, dass er sich kaum ernähren könne. Würden jedoch durch die Predigt einige gebessert, könne er die Armen besser ausbeuten. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 192 (193). Vgl. KG 769 = Ml. 10. 3. 1548. Die zwen ungeschaffen reuter (Vogel, Schatzton; G./D. 4, Nr. 465). In Florenz leben zwei berühmte Männer: der Maler Giotto und der Jurist Forese da Rabatta. Beide sind äußerlich unscheinbar und missgestaltet. Eines Tages reitet Forese auf seinem hinkenden Pferd und wird auf dem Heimweg von einem Platzregen überrascht. Da trifft er Giotto, mit dem er im Regen weiterreitet. Sie lachen sich gegenseitig aus und bestätigen sich, dass man keinen von beiden in diesem Zustand erkennen würde. Schluss: Hier sieht man, dass Können oft in einem unscheinbaren Körper steckt. Deshalb darf man niemanden nach dem Äußeren beurteilen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 6,5 (Arigo). 10. 3. 1548. Der wol erzaust pueler (Ungelehrter, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 466). Drei Maler malen den Schlosssaal eines Edelmannes aus. Dabei prahlt einer von ihnen mit seinen Liebesabenteuern. Die anderen stacheln ihn an, die Frau des Edelmanns zu lieben. Er macht daraufhin der Dame mit seiner Geige den Hof. Sie geht zum Spaß auf ihn ein. Einer der Gesellen verspricht, durch Zauberei und durch einen Brief die Dame zur Liebe bewegen zu können. Der Genarrte nimmt den Brief, umarmt die Dame und geht in den Stadel, in der Meinung, ihrer Liebe sicher zu sein. Die Frau läuft ihm zu seiner Freude nach, wirft ihn auf das Stroh und drückt ihn dann nach Herzenslust, wobei sie rittlings auf ihm sitzt. Seine Gefährten holen die Frau des Malers hinzu, die bei diesem Anblick kräftig auf ihn einschlägt, ohne dass er sich wehren kann. Die ganze Hofgesellschaft hat ihr Vergnügen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,5 (Arigo). Vgl. KG 4612 = Ml. und 4272 = Fsp. 11. 3. 1548. Die pluetigen doten payn (Folz, Blutton). König Ptolemäus von Ägypten bestimmt auf dem Totenbett, von seinen drei Söhnen solle ihm der einzige, der ehelich geboren ist, auf den Thron folgen, er sagt aber nicht, welcher das ist. Nach dem Tod des Königs wird auf Rat eines greisen Fürsten die Vaterschaft erprobt: Man legt einen Knochen des Vaters in Blut jedes der Söhne und lässt das Blut trocknen. Das Blut des echten Sohnes lässt sich durch Waschen nicht entfernen. Dieser, der jüngste, wird neuer König.

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2637 12. 3. 1548. Der Schwab und der Payer (Marner, Hofton; G./D. 4, Nr. 467). Ein Bayer und ein Schwabe reisen nach Aachen. Eines Abends schlägt der Schwabe vor, derjenige dürfe die ganze Fleischportion essen, der in einem Atemzug öfter Fleisch sagen könne. Dabei siegt der Bayer, der einfach sagt: flaisch flaisch hundert dawsent mal! Ein anderes Mal macht der Schwabe den Vorschlag, jeder von ihnen solle das Fleischstück an einem Ende in den Mund nehmen. Derjenige bekomme es, der es dem anderen entreißen könne. Der Bayer bringt den Schwaben zum Sprechen und erwischt das Fleisch. Für die zwei verlorenen Wetten rächt sich der Schwabe, indem er den Bayern Maikäfer essen lässt, die er ihm als Pflaumen (kriechen) andreht. Der Bauer fragt, nachdem er einige gegessen hat, ob der Name kriechen daher komme, dass sie einem im Hals wieder heraufkriechen. 2638 14. 3. 1548. Des forsters sun wart künig (Vogel, Schwarzer Ton). Während König Dagobert bei einem Förster übernachtet, gebiert dessen Frau ein Kind. Dagobert träumt, dieses Kind werde nach ihm König. Darum schickt er drei Schergen, die es töten sollen. Doch sie setzen das Kind aus Mitleid nur im Wald aus und bringen dem König ein Schweineherz. Das Kind wird von einem Herzog gefunden, der es aufzieht. Den Achtzehnjährigen erkennt der König an einem Mal an der Stirn. Nun erst recht besorgt, schickt er ihn mit einem Uriasbrief an seine Frau. Unterwegs tauscht ein Ritter, bei dem er übernachtet, aus Mitleid den Brief gegen einen anderen aus, der befiehlt, den jungen Mann mit der Königstochter zu verheiraten. Der König erkennt bei seiner Heimkehr die Unabänderlichkeit von Gottes Ordnungen. So wird der Förstersohn nach ihm König. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 20 Ö. (Ü. 1489, xlvjr–ljr). Vgl. KG 3503 = Com. Lit.: Neumann 2005, 95.

2639 März 1548. An dem tag als Cristus erstanden ware … (Ringsgewand, Osterweise). Q.: wohl Joh 20. [verl.] 2640 15. 3. 1548. Der spiller, pueller und drincker (Sachs, Silberweise; G./D. 4, Nr. 468). Inh. u. Q. wie KG 667 = Fsp. Hier ist der Vater ein reicher Kaufmann aus Pavia. 2641 15. 3. 1548. Die epthesin mit dem fürsten (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 469). Ein geiziger Edelmann in Bayern will von einem Kloster mit vierundzwanzig Nonnen die Stiftung seiner Vorfahren abziehen. Der Streit wird vor dem fürstlichen Gericht ausgetragen. Da sich die Auseinandersetzung lange Zeit hinzieht, nimmt die Äbtissin ihre vier schönsten Klosterfrauen mit zum Fürsten, um ihn auf ihre Seite zu bringen. Nachdem der Fürst die Zahl der im Kloster lebenden Nonnen erfragt hat, will er auch die Zahl der dort wohnenden Pfaffen erfahren. Es sind zwölf, und der Fürst wundert sich, warum das Zahlenverhältnis nicht umgekehrt sei, womit er vorsichtig die Keuschheit der Nonnen in Zweifel ziehen will. Die Äbtissin antwortet ihm mit schwencken (im Scherz), zwölf Nonnen seien für die zwölf Pfaffen, die übrigen für die Gäste. Nun verspricht er lachend, den Streit für sie zu entscheiden. Mit dem schwanck hat sie mehr erreicht, als wenn sie „waffen“ geschrien hätte. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 65. 2642 15.  3. 1548. Der dieb mit dem dewfel (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 4, Nr. 470). Ein Dieb verbündet sich mit dem Teufel, der ihm verspricht, er bleibe



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für das Stehlen von Hühnern, Enten und Gänsen unbestraft. Als der Dieb jedoch ein Pferd stiehlt, um die gestohlenen Gänse besser transportieren zu können, wird er erwischt und zum Tod verurteilt. Vor der Hinrichtung verflucht er den Teufel, weil dieser den Bund gebrochen habe. Der Teufel zeigt ihm jedoch den Gaul, den man mit Gänsen oder Enten nicht habe verwechseln können. Schluss: So verblendet der Teufel. Er verführt mit kleinen Dingen, um einen mit großen an den Galgen zu bringen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 87. März 1548. Der krank pauer mit dem crewcz (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D.  4, Nr. 471). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 270 (271). [verl.] März 1548. Das klegelich ent Dion (Vogel, Rebenweise). Q.: Plutarch, Dion 54–58 (Boner). [verl.] 16. 3. 1548. Der mordisch Silla (Stolle, Alment). Sullas Schreckensherrschaft in Rom und die Ermordung der Einwohner von Praeneste. Sein schrecklicher Tod durch Läuse und ein Geschwür. Sprichwort: Schändlich gelebt bringt schändlichen Tod. Q.: Plutarch, Sulla 31–37 (Boner). März 1548. Die 60 raben (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 4, Nr. 472). [verl.] März 1548. Der arzt mit seiner stiffmutter (Sachs, Spruchweise). Inh. u. Q. wie KG 2648 = Sg. Vgl. 5394, 5714 = Sgg. [verl.] 17. 8. 1548. Der arzet mit seiner stiffmueter (K./G. 22,435). 62 Vs. Dem Grafen Florencius in Holland stirbt die Frau, als ihr Sohn vierzehn ist. Da die neue Frau ihn schlecht behandelt, schickt er ihn nach Paris an die Universität. Der Sohn wird Arzt und heimgerufen, als der Vater erkrankt ist. Er heilt ihn, aber dann erkrankt auch die Stiefmutter. Als der Vater ihn bittet, auch sie zu heilen, schlägt er es ab, obwohl es dieselbe Krankheit ist, und zwar, weil sie ihm nicht vertraue. Sie solle einen anderen Arzt nehmen. Schluss: Gunst stärkt Kunst. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 359 (358). Vgl. KG 2647 = Ml. und 5394, 5714 = Sgg. März 1548. Cristus Mathey an dem zwelften spricht … (Lorenz, Blühweise). [verl.] 20. 3. 1548. Verstainung Cristum die Jueden (Zorn, Zugweise). Jesus predigt: Wer mein Wort hält, der wird ewig leben. Die Juden wollen ihn steinigen. Auslegung: Geistlich geht es Christus bis heute so. Wo das Wort Gottes und das ewige Leben verkündet werden, nennen vnser Juden das Ketzerei und bannen diejenigen, die es verkünden. Sie erhängen, ertränken und verbrennen sie, wie Jesus es seinen Jüngern vorhergesagt hat. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort! Q.: Joh 8,51–59. 20. 3. 1548. Der rab mit der schlangen (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 473). Ein Rabe sinnt auf Rache, weil eine Schlange seine Jungen gefressen hat. Ein Fuchs schlägt ihm vor, von einem Dach, auf dem Frauen baden, ein abgelegtes Kleinod mitzunehmen. Mit dem Diebesgut soll er dann so langsam, dass man ihn verfolgen kann, zu dem Baum fliehen, unter dem die Schlange wohnt. Dort soll er das Kleinod in die Behausung der Schlange fallen lassen. Dann werden die Leute, die ihm nachlaufen, die Schlange finden und erschlagen [Str. 1 und 2]. Lehre: Ein Mächtiger, der anderen Schaden zufügt, muss damit rechnen, dass die Geschädigten, wenn sie selbst sich nicht rächen können, andere auf ihn hetzen, die ihm Schaden zufügen. Jeden schmerzt

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sein Schaden. Sprichwort: Vergelten ist nicht verboten [Str. 3]. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,8 (S. 27  f. G.). 2652 März 1548. Der haiden irtum (Ringsgwand, Bauernton). Q.: Röm 1. [verl.] 2652a 21. 3. 1548. (= KG 4316, falsch eingeordnet) Got sicht kajn person an (Mügling, Kurzer Ton). Jesu wahre Verwandte sind die, die Gottes Willen tun [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott macht zwischen den Menschen keinen Unterschied. Wer glaubt und den Willen Gottes tut, den nimmt er in Gnaden an und verleiht ihm das ewige Leben [Str. 3]. Q.: Mk 3,31–35. 2653 22. 3. 1548. Die pulschaft im pad (Mügling, Langer Ton; G./D. 4, Nr. 474). Der junge Edelmann Ricciardo liebt Katherina (Catella). Sie verschmäht ihn, denn sie liebt nur ihren Ehemann. Allerdings ist sie eifersüchtig, und das nützt Ricciardo aus. Er behauptet, ihr Mann habe mit seiner Frau ein Stelldichein vereinbart, auf das diese zum Schein eingegangen sei; er rät ihr, dort anstelle seiner Frau zu warten. Katherina tut dies, doch nicht ihr Mann, sondern Ricciardo erscheint. Weil es dunkel ist und er flüstert, erkennt sie ihn nicht. In der Meinung, mit ihrem Mann zusammen zu sein, gestattet sie Ricciardo alles. Erst als sie ihn danach zur Rede stellt, gibt er sich zu erkennen. Sie ist erst wütend, sieht dann aber ein, dass es besser ist, das Geschehene zu verheimlichen. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 3,6 (Arigo). Lit.: Loleit 2008, 71–76 (71: „[…] nicht […] in ein öffentliches Bad, sondern in das private Bad des Edelmanns Richardus verlegt und gerade durch die fast skizzenartige Anlage von Handlung und Dialogen die bei ihm Katerina genannte Frau eigenständiger, d.  h. stärker von eigenen Interessen und Überlegungen motiviert, handeln lässt […].“ 75: „Katerina, die in der Erzählung zum Opfer sexuellen Mißbrauchs wird, erhält auch in der Moral keine Unterstützung.“).

2654 März 1548. Dreyerley menschen auf erden (Folz, Teilton). Inh. u. Q. wie KG 5132 = Sg. [verl.] 2655 23. 3. 1548. Die kinder gotes vnd kinder sat: (Marner, Kreuzton). Wir sind Gottes Kinder. Diese erkennt man daran, dass sie nicht sündigen und ihre Brüder lieben. Wer es nicht tut, bleibt im Tod. Schluss: Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes. [Rest in der erhaltenen Hs. unleserlich.] Q.: 1Joh 3,1–10.14. Vgl. KG 4630 = Ml. und 5821 = Sg. 2656 24. 3. 1548. Dreyerley zeugnus Cristi (Nunnenbeck, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1028 = Ml. Auslegung: Dreimal redete Gott mit uns zum Zeugnis für seinen Sohn, das erste Mal bei der Taufe. Bei unserer Taufe entsteht der Bund mit Gott. Wir wissen, dass Christus unser Heiland ist und widersagen Teufel, Fleisch und Blut [Str. 1]. Verklärung Jesu auf dem Berg Tabot, Gottes Stimme. Auslegung: In Sünden sollen wir auf den Berg mit Reue und Buße steigen, wo uns Gottes Stimme die Erlösung durch Christi Kreuzestod verkündet und uns so der christlichen Gemeinde wieder einverleibt [Str. 2]. Jesus bittet vor dem Leiden um Verklärung des Namens Gottes. Stimme Gottes. Auslegung: Gott ruft uns mit seiner Stimme zum Sakrament des Fleisches und Blutes Christi, das uns zu seinen geistlichen Erben macht [Str. 3]. Q.: Mt 3,13–17; Lk 9,28–36; Joh 12,27  f. 2657 24. 3. 1548. Die zwen prueder im wagen (Stolle, Alment). Inh. u. Q. wie KG 1124 = Ml. (Str. 2). Schluss: Wie gut es dem Menschen auf Erden auch geht – Sterben ist für ihn



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immer besser als Leben. Durch den Tod kommt man in die Ruhe des ewigen Lebens mit Gott, wo Leid und Trübsal enden. 26. 3. 1548. Der vater crewzigt sein sun (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Malchus besiegt als karthagischer Feldherr Sizilien, fährt sogleich nach Sardinien weiter und verliert sein halbes Heer. Da er ohne Auftrag gehandelt hat, verbannt ihn der Senat samt Heer. Nun fährt er zurück und belagert die Vaterstadt. Sein Sohn Cartalus (Kar­ thalo), der Priester ist, behandelt zweimal den Vater sehr hochmütig und schmäht ihn in seinem Lager. Darauf lässt ihn der Vater kreuzigen. Dann erobert er mit Waffen die Stadt und mit Worten die Bürgerschaft. Schluss: Der Sohn, der den Vater verachtet, nimmt ein böses Ende. Q.: Justin 18,7 (Boner). Vgl. KG 5557 = Sg. 26.  3. 1548. Die zwen getrewen Kriechen (Liebe von Giengen, Radweise). Xerxes schickt Boten nach Athen und Sparta mit der Forderung, man solle ihm Wasser und Erde als Zeichen der Unterwerfung schicken. Die Boten werden in Brunnen gestürzt und von Felsen geworfen: Sie sollen Wasser und Erde selbst suchen. Die Götter sind zornig über diesen Frevel. Zwei Griechen erklären sich bereit, zur Sühne zu Xerxes zu fahren und sich töten zu lassen. Xerxes wundert sich über den Mut der beiden und schickt sie wieder nach Hause. Schluss: Wer treu ist, erwirbt Ehre. Q.: Herodot 7,131.133–136 (Boner). 26.  3. 1548.  Julianus der erkauft kaiser (Mügling, Grüner Ton). Der friedliebende Kaiser Pertinax wird von seinen Truppen ermordet. Sie bieten sogleich öffentlich den Thron gegen ein möglichst hohes Angebot aus. Julianus verspricht eine hohe Summe und wird zum Kaiser gemacht. Severus träumt, dass Pertinax in kaiserlichem Ornat auf einem Pferd reitet, das ihn abwirft, sich dann verneigt und ihn, Severus, aufsitzen lässt. Darauf zieht er nach Rom. Julianus wird nach nur zweimonatiger Regierung erschlagen, Severus wird neuer Kaiser. Q.: Herodian 2,5  f.12 (Boner). 27. 3. 1548. Periander erschlug sein weib (Buchner, Feuerweise). Nachdem Periander, der Tyrann von Korinth, seine Frau Melissa ermordet hat, zieht sein Schwiegervater Prokles die zwei Söhne auf und schickt sie, als sie herangewachsen sind, an den Hof zurück. Sie sollen ihre Mutter rächen. Den jüngeren vertreibt Periander vom Hof, weil er kein Wort mit dem Vater spricht; denjenigen, die den Verstoßenen gastlich aufnehmen, droht Periander mit dem Tod. Drei Tage später bietet der Vater ihm dann Vergebung an; da er den Tyrannen aber weiterhin keines Blickes würdigt, wird er auf eine Insel verbannt. Den Prokles nimmt Periander gefangen. Viele Jahre später bietet Periander seinem Sohn (gemeint weiterhin der jüngere) die Regierungsnachfolge an. Dieser willigt unter der Bedingung ein, dass der Vater Korinth zuvor verlässt. Als der Herrscherwechsel vollzogen werden soll, erschlagen die Inselbewohner den Sohn, weil sie die gleiche Tyrannei wie unter dem Vater fürchten. Periander nimmt blutige Rache. Q.: Herodot 3,50–53 (Boner). Vgl. KG 5045 = Sg. 28. 3. 1548. Der vereter Phanes (Cambises gewan Egipten) (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Der Verräter Phanes führt Kambyses in seine Heimat Ägypten. Bevor es zur Schlacht kommt, töten die Ägypter vor den Augen des Phanes seine Kinder. Nach langer Gegenwehr müssen die Ägypter fliehen, sie verschanzen sich in Memphis.

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Boten des Kambyses, die die Übergabe fordern, werden getötet. Schließlich fällt die Stadt. Kambyses lässt 2000 vornehme Knaben töten. So weitet er seine tyrannische Herrschaft auch über Ägypten aus, bis er später in Verzweiflung stirbt. Q.: Herodot 3,4.11.13  f. (Boner). 28. 3. 1548. Der falsch künig Schmerdis (Heid, Kälberweise). Während Kambyses in Ägypten weilt, setzt der Statthalter seinen eigenen Bruder als König ein und behauptet, es handle sich um Smerdis, den Bruder des Kambyses. Kambyses will nach Hause reiten, verletzt sich aber beim Aufsteigen tödlich mit dem eigenen Schwert. Auf dem Sterbebett gibt er sieben Edlen den Auftrag zur Rache. Nur sie wissen, nachdem man nach Kambyses’ Tod heimgezogen ist, von dem falschen König. Unter einem Vorwand dringen sie bis zur innersten Wache vor, töten diese, die zwei Brüder des falschen Smerdis und diesen selbst, danach seinen Anhang. Einer der Edlen, Darius, wird zum neuen König erwählt. Land und Leute sind wieder frei. Schluss: Betrug endet unglücklich. Q.: Herodot 3,61–86 (Boner). Vgl. KG 3343 = Ml. und 3408 = Sg. März 1548. Cambises mit dem ochsengot (Marner, Süßer Ton). Q.: Herodot 3,26  f. (Boner). [verl.] März 1548. Der pefelch Jeremie (Sachs, Klingender Ton). Q.: Jer 1. [verl.] 29. 3. 1548. Die kurcz fasten (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 475). Weil Hochzeiten, Tanz und Kurzweil nach Lichtmess nicht enden, fragen einige alte Männer den Pfarrer vom Kalenberg nach der Fastnacht. Da er jedoch keinen gültigen Kalender besitzt, schickt er den Mesner zur Klärung der Frage nach Wien. Er berichtet nach seiner Rückkehr, in Wien werde bereits Palmsonntag gefeiert. Der Pfarrer lässt auf diese Auskunft hin im Dorf die Fastnacht ausrufen. Dann verkündet er den im Wirtshaus feiernden Dorfbewohnern, er werde mit päpstlicher Gewalt am nächsten Sonntag die Fladen weihen. Aus Freude über die verkürzte Fastenzeit opfern die Bauern am Ostersonntag mehr als sonst. 29.  3. 1548. Pefelch der predigt Jeremie (Das sechst capitel Esaie) (Nachtigall, Geteilter Ton). Jesaja sieht die Herrlichkeit Gottes. Seine Berufung zum Prophetenamt. Gott wird die Herzen des Volkes verstockt machen und es wegführen. Schluss: Schickt Gott seine Prediger und verachtet man sie, dann schlägt er drein. Q.: Jes 6. 30.  3. 1548. Die fruecht des leiden Cristi (Folz, Passional). Inh. u. Q. wie KG 176 = Ml., aber hier nur 53,4–12. Vgl. 2267 = Ml. und 5379 = Sg. Schluss: In Christus erfüllt sich die Prophezeiung. Zum einen sollen die Christen daran Gottes strenges Gericht erkennen; er verschont nicht einmal seinen eigenen Sohn. Zum anderen macht der Text die väterliche Liebe Gottes offenbar. Durch Christi Leiden sind wir gerechtfertigt. 30. 3. 1548. Die falschen Hirten Israhel (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Wider die untreuen Hirten Israels. Gott wird selbst für seine Herde sorgen. Auslegung: Christus, der rechte Erzhirte, erbarmt sich unser. Er macht dem Treiben der falschen Hirten ein Ende. Sie schinden die Schafe, fressen allein von der Wiese und führen die Schafe in die Irre. Christus aber sendet sein Wort jetzt, in dieser letzten Zeit. Er stärkt damit seine auserwählten Christen in Glauben und Liebe. Herr, schenke uns deine



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Gnade, damit wir das ewige Leben erlangen! Q.: Ez 34,2–12.16.28. Vgl. KG 1312 (verl.) = Ml. April 1548. Straff der feind gottes volck (Klieber, Langer Ton). Q.: Ez 35. [verl.] April 1548. Die schiltkrot mit den zwey geyern (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr.  476). Eine Schildkröte, die an einem austrocknenden Brunnen lebt, bittet zwei Geier, sie an einen Weiher zu bringen. Sie beißt sich an einem Stück Holz fest, an dem die Geier sie forttragen. Gegen deren Ermahnung zu schweigen, rühmt sie sich unterwegs vor Artgenossen und stürzt sich zu Tode. Schluss: So kann manch einer zu seinem eigenen Schaden nicht schweigen. Sprichwort: Man verredet sich leichter, als man sich vertut. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,15 (S. 41 G.). 4. 4. 1548. Die zway weiber mit der pruch (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 477). Nach der Eroberung Thebens werden einem Hirten zwei Frauen zugeteilt, die so stark zerrissene Kleider tragen, dass man ihre bloßen Körper darunter sehen kann. Als der Hirte zusammen mit ihnen Holz für den Winter sammelt, findet die eine einen Lumpen, mit dem sie ihre Scham bedeckt. Als die andere sie deshalb verspottet, meint der Hirte, sie selbst müsse sich viel mehr schämen, als die, die ihre Blöße verdecke [Str. 1 und 2). Epimythium: Viele Menschen schmähen andere, obwohl sie viel größere Fehler haben [Str. 3]. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 3,2 (S. 61 G.). 4. 4. 1548. Die fraw mit dem apodecker (Regenbogen, Blauer Ton; G./D. 4, Nr. 478). Die Geliebte des Apothekers holt Arznei für ihren Mann. Der Apotheker lässt die Arznei vom Gehilfen zurechtmachen, um sich in der Zwischenzeit mit ihr amüsieren zu können. Der schalkhafte Knecht aber wickelt nur Staub in ein Tuch. Als der Mann zu Hause seine Arznei nehmen will, gibt ihm seine Frau folgende Erklärung: Auf dem Weg sei sie von einem Pferd umgestoßen worden und habe dabei ihr Geld verloren. Da sie es nicht wiederfinden konnte, habe sie den Staub mitgenommen, um ihn durch ein Sieb laufen zu lassen. Mit dieser List übertölpelt sie ihren Mann. Schluss: Man sagt, eine Frau könne, während sie auf den Boden schaut, eine Lüge erfinden. Gott verhüte es! Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,20 (S. 47 G.). April 1548. Der Jued am römischen hoff (Vogel, Frischer Ton; G./D. 4, Nr. 479). Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,2 (Arigo). [verl.] Lit.: Jünger 1990, 34  f.

2675 5. 4. 1548. Die vollen completen (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 480). Zwei Mönche, die Opfergeld gestohlen haben, vergnügen sich im Wirtshaus mit Fressen und Saufen. Im Bett erinnern sie sich, dass sie vergessen haben, die Komplet zu beten. Daraufhin setzen sie sich nackt im Bett auf und beten rülpsend und spuckend. Da fährt der Teufel ins Wirtshaus, lässt einen lauten Furz und sagt: „Zu so einem Gebet gehört solcher Weihrauch.“ Schluss: Der Dichter ist der Ansicht, dass viele Mönche durch gute Speise und Wein so betört wurden, dass ihre Komplet ohne Lohn blieb. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 654.

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2676 6. 4. 1548. Der unperet riter mit Oreta (Schiller, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 481 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 481). Die beredte Dame Oretta geht bei großer Hitze hinaus auf einen Landsitz. Ein Ritter will sie auf seinem Pferd mitnehmen und verspricht ihr eine besonders gelungene Geschichte als Wegkürzer [Str. 1]. Er ist aber unberedt, wiederholt sich, verliert den Faden, erzählt schmucklos und verwechselt Namen. Schließlich muss er aufhören [Str. 2]. Die Dame bittet, ihren Weg zu Fuß fortsetzen zu dürfen: Das Pferd habe einen zu harten Trab. Er versteht und lässt sie absteigen. Wer nicht reden kann, soll schweigen und zuhören [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 6,1 (Arigo).

Lit.: März 1995, 266  f. (267: „Hans Sachs hatte […] das Pech, Giovanni Boccaccio in der genannten deutschen Übersetzung zu lesen; und da steht leider die Geschichte anders: Aus dem Pferdebild wird Pferdewirklichkeit […]. Die Übersetzung ist schiefgegangen, der kleine Witz erwürgt.“).

2677 6. 4. 1548. Der dot Abia ein sun Jerobeams (Ottendorfer, Langer Ton). Jerobeams Sohn ist krank. Ahia weissagt seiner Frau, die den Propheten in Silo aufsucht, wegen des Götzendienstes den Untergang von Jerobeams Haus und den Tod des Sohns. Schluss: Geht die Obrigkeit falschem Gottesdienst nach, wird Gottes Rache sie stürzen und auch die Untertanen nicht verschonen, die des Teufels Straße mitgehen. Q.: 1Kön 14,1–18. Vgl. KG 1732 = Ml. 2678 6. 4. 1548. Die drey puleten schwestern (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 482 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 482). Die drei Schwestern Ninetta, Magdalena (Maddalena) und Bertha (Bertella) aus Marseille sind so verliebt in drei junge Männer, dass sie eines Nachts heimlich nach Kreta fliehen. Restagnone, der Geliebte der Ninetta, wird ihr untreu, worauf sie ihn aus Eifersucht vergiftet. Der Herzog von Kreta sperrt die Mörderin ein. Magdalena, um die der Herzog schon früher geworben hat, gibt sich dem Herzog hin und erreicht so die Freilassung. Als Magdalenas Mann Folco die versteckt im Haus lebende Schwägerin entdeckt, durchschaut er den Zusammenhang und ersticht Magdalena. Anschließend flieht Folco mit Ninetta aufs Meer, niemand sah sie mehr. Das dritte Paar gesteht unter der Folter den Mord an Magdalena und entgeht dem Tod, den es unschuldig leiden soll, nur durch Bestechung der Wächter und Flucht nach Rhodos, wo es armselig lebt. Schluss: So traf die drei Paare Unglück, wie das fast überall Lohn solcher Liebe ist. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,3 (Arigo). 2679 7. 4. 1548. Die verloren junckfraw (Sachs, Rosenton). Minghino und Giannuolo (Giannóle) lieben Agnesa. In einer Nacht versuchen beide zu ihr vorzudringen und mit ihr zu reden. Sie kommen deshalb mit zwei Begleitern vor das Haus, wo sie sofort in ein heftiges Gefecht geraten. Früh erscheinen die Väter der beiden Hitzköpfe bei Giacomino, dem Vater Agnesas, und bitten um gütliche Regelung. Giacomino erzählt ihnen bei dieser Gelegenheit, Agnesa sei gar nicht seine Tochter, sondern er habe sie mit zehn Jahren von einem todkranken Ritter in Pflege bekommen. Dieser habe das zweijährige Mädchen nach der Eroberung von Florenz durch Kaiser Friedrich in einem Haus gefunden. Minghinos Vater hat damals ein zweijähriges Mädchen verloren und erkennt nun an einem Mal seine Tochter. Alles wendet sich zum Guten: Giannuolo heiratet Agnesa. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,5 (Arigo). Vgl. KG 2680 = Sg. Lit.: Rettelbach 2019, 294  f.



Nr. 2689 

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2680 7. 4. 1548. Die verloren junckfraw (K./G. 22,437). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2679 = Ml. 2681 9. 4. 1548. Der prieff, ein gesicht des propheten Ezechielis (Vogel, Engelweise). Gott gibt Ezechiel einen Brief zu essen und weist ihn an, vor dem verstockten Israel keine Angst zu haben [Str. 1 und 2]. Deutung der Prophezeiung: 1. Sendet Gott Prediger, so legt er ihnen sein Wort durch den Heiligen Geist ins Herz und nimmt ihnen die Angst. 2. Nimmt ein Volk das Wort nicht an, so dient die Verkündigung nur zum Zeugnis seines Verderbens. Davor möge Gott uns behüten [Str. 3]. Q.: Ez 3,1–9. 2682 9. 4. 1548. Die wanckelmütigkeyt (K./G. 4,147). 100 Vs. Ein Freund lädt den Dichter und andere Leute zu einer colacion in seinen Lustgarten ein. Er schwankt hin und her, kehrt dann auf halbem Wege zurück, geht ins Bett, schimpft nochmals über den eigenen Wankelmut und sieht dann im Traum das bild des in allen Dingen Hin-undherschwankens. Nach dem Erwachen verurteilt er den Wankelmut, den er nochmals durch Beispiele belegt. 2683 10. 4. 1548. Die himelfart Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,6–14. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 3104, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. „Trost“: Gott öffnet uns die Straße zum Himmel, wenn wir einmütig im Glauben und im Gebet verharren. Durch den Heiligen Geist werden wir in Leid und Anfechtung bestehen. Bitte um ewiges Leben [Str. 3]. 2684 10. 4. 1548. Der guet rat Gamalielis (Nachtigall, Langer Ton). Der Apostel vor dem Hohen Rat; Rat des Gamaliel. Schluss: Gottes Wort bleibt ewig bestehen, deswegen soll Gott gelobt werden. Q.: Apg 5,17–42. Vgl. KG 4063 = Ml. 2685 April 1548. Prot ambt für die armen Q.: Apg 6. [verl.] (vermutlich identisch mit KG 2695). 2686  4. 1548. Dreyerley straff des geicz (Folz, Strafweise). Ezechiel greift Habgier und Wucher an und prophezeit die Zerstreuung unter die Heiden [Str. 1]. Amos warnt die Habgierigen und Wucherer, die sich an den Armen bereichern. Gott wird die Mauern einreißen und das Volk wegführen [Str. 2]. Micha tadelt Wucher und prophezeit Hunger. Schluss: Deutschland, wache auf! Lege die Habgier ab, tu Buße, bevor dich Gottes Strafe ereilt [Str. 3]! Q.: Ez 22,12.15; Am 8,4–6.8; Mich 6,10–15. 2687 April 1548. Die drey faulen pauren (Stolle, Blutton; G./D. 4, Nr. 483). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 261 (262). [verl.] 2688 12. 4. 1548. Drey werck des heiling gaist (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 310 = Ml. Vgl. 3561, 4653, 4873, 5035 = Mll. und 5494 = Sg. Die drei Werke tut er auch an uns: 1. Weisheit lässt uns durch das Gesetz die Sünde erkennen und durch das Evangelium das durch Christus erworbene ewige Leben. Auch Schwärmerei, Sekten, Ketzerei und Menschenlehre können wir erkennen. 2. Er gibt uns Kraft, um standhaft Verfolgung zu erdulden und um tugendhaft zu leben. 3. Er gibt uns Liebe, so dass wir uns seinem Willen unterstellen und den Nächsten lieben. Schluss: Bitten um Weisheit, Kraft in Verfolgung und um Liebe [Str. 2 und 3]. 2689 13. 4. 1548. Die wunderlich gepurt Augusti (Nachtigall, Geschiedener Ton). Atia, die Mutter des Augustus, träumt, ein Drache schlafe mit ihr; als sie aufwacht, hat sie ein Mal und wird wirklich schwanger. Kurz vor der Niederkunft träumt sie, ihre Einge-

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weide stiegen auf zum Himmel und zerteilten sich über die ganze Erde. Dann gebiert sie Augustus, der später Kaiser über die ganze Welt wird. Octavius, der Vater, träumt, seine Frau gebäre die Sonne. Auch sein Traum erfüllt sich, denn er wird der scheinbarst, der friedfertigste und gütigste Kaiser, der 56 Jahre glücklich regiert. Während seiner Regierung wird Christus geboren. Q.: Sueton, Augustus 94,4 (Vielfeld). April 1548. Dreyerley treum kaiser Augusti (Mügling, Traumweise). Inh. u. Q. wie KG 5138 = Sg. [verl.] 14. 4. 1548. Das end des kaisers Augusti (Frauenlob, Geiler Ton). Als Kaiser Augustus 76 Jahre alt ist, schlägt der Blitz das „C“ [= römisches Zahlzeichen für 100] von „Caesar“ auf seinem Standbild ab. Man schließt daraus, dass der Kaiser noch 100 Tage leben werde. Auf dem Weg von Rom nach Nola bekommt er die Ruhr. Einige Zeit verbirgt er die Krankheit, bis er moribund wird. Er verabschiedet sich von seinen Freunden und von Livia, dann stirbt er. Er wird nach Rom überführt, vor dem „Rathaus“ aufgebahrt und schließlich auf dem Marsfeld verbrannt. Schluss: Kaisern, die so mild regiert haben, bewahrt man ein ehrendes Gedenken. Q.: Sueton, Augustus 97–100 (Vielfeld). 14. 4. 1548. Das ent Domiciani des tirannen (Frauenlob, Würgendrüssel). Gräuel­ taten Domitians [Str. 1]. Verschwörung im Senat. Einen Wahrsager, der dem Kaiser die Ermordung und sich selbst das Zerrissenwerden durch Hunde vorhersagt, lässt er verbrennen, doch ein Regen lässt das Feuer verlöschen, die Hunde zerren den Körper heraus und fressen ihn. Minerva sagt dem Kaiser im Traum, sie könne ihn nicht mehr schützen [Str. 2]. Die Verschwörer sammeln sich vor dem kaiserlichen Saal. Einer meldet dem Kaiser die Verschwörung und verwundet ihn dabei schwer mit dem Dolch. Der Kaiser kann ihm noch die Augen auskratzen, dann töten ihn die anderen. Der Senat begräbt ihn ohne Ehren und hebt alle seine Mandate auf. Schluss: Wer blutig regiert, stirbt blutig [Str. 3]. Q.: Sueton, Domitian 17 (Vielfeld). 16. 4. 1548. Last dem künig zu Thiro (Eislinger, Langer Ton). Ezechiel prophezeit den Untergang des überheblichen Königs von Tyrus. Auslegung: Der König von Tyrus steht für geistliche oder weltliche Obrigkeiten, denen Gott Macht, Ansehen, Verstand und Glück verleiht, die aber überheblich werden. Sie verachten das Wort Gottes und regieren sündig und tyrannisch, bis Gott ihnen einen anderen Tyrannen schickt, der sie tötet oder gefangen nimmt, oder bis er im Volk einen Aufruhr veranlasst. Dann merken sie: Sie sind durch Hochmut gefallen. Gott ist König über die Könige. Q.: Ez 28,1–19. 17. 4. 1548. Die drey schlacht, aligoria (Vogel, Langer Ton). Israel schlägt die Kanaaniter. Kommentar: Der christliche „Ritter“ soll (wie Israel) nicht verzagen, wenn er in Sünde fällt, sondern die Sünde tapfer töten [Str. 1]. Israel schlägt König Sihon, nachdem dieser friedlichen Durchzug durch sein Land abgelehnt hat. Kommentar: Auch wenn der christliche „Ritter“ unsträflich wandelt, stellt ihm der Teufel nach, aber Gott verleiht schließlich den Sieg [Str. 2]. Israel schlägt König Og, nachdem Gott den Sieg versprochen hat. Kommentar: Der christliche „Ritter“ soll, wenn ihn seine Sünden umringen, daran denken, wie oft ihm Gott geholfen hat. Nach dem Tod ist ihm der Sieg sicher [Str. 3]. Q.: 4Mose 21,1–3.21–23.33–35. Vgl. KG 3626 = Ml.



Nr. 2704 

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2695 April 1548. Als in den tagen … (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). [verl.] (vermutlich identisch mit KG 2685) 2696 18. 4. 1548. Der Persier niderlag peim tempel (Regenbogen, Briefweise). Eine Heeresabteilung des Xerxes zieht nach Delphi. Apollo teilt durch das Orakel mit, er werde sein Heiligtum selbst verteidigen. Darauf ziehen sich Frauen und Kinder nach Achäa, die Männer auf den Parnass zurück. Die Priester und der Prophet bleiben zurück. Als die Feinde kommen, erscheinen schreckliche Zeichen. Feuerfackeln und Felsbrocken vom Parnassus erschlagen viele Perser, die anderen fliehen. Nun nehmen auch die Männer vom Parnassus die Verfolgung auf. Schluss: Wendet sich ein Heer(führer) gegen Gottes Gebot, so führt es (er) sich selbst ins Verderben. Q.: Herodot 8,36–38 (Boner). 2697 April 1548. Die pelegerung der stad Athen (Römer, Schrankweise). Q.: Herodot 8,51–53 (Boner). [verl.] 2698 19. 4. 1548. Künig Demarati gepurt und elent (Nachtigall, Sanfter Ton). Inh. u. Q. wie KG 2081 = Ml. 2699 April 1548. Die zwen zwiling künig = Ml. [verl.] 2700 20. 4. 1548. Glück und unglüeck Mardoni (Marner, Goldener Ton). Mardonius, der mit der Tochter des Darius verheiratet ist, gewinnt für die Perser Makedonien, Thasos und Akanthos. Doch dann lässt ein heftiger Nordsturm einen großen Teil seiner Flotte vor dem Athos zerschellen. Er schlägt ein Lager zu Land auf, wird dort von den Dariern überfallen, geschlagen und selbst verwundet. Aber er gibt nicht auf und bleibt im Land, bis er sie überwunden hat. Q.: Herodot 6,43–45 (Boner). 2701 April 1548. Die schlacht der Persier und Kriechen (Marathon) (Kanzler, Goldener Ton). Q.: Herodot 8, vermutlich 83–96 (Boner). [verl.] 2702 21. 4. 1548. Der gros wucherer Cleander (Ehrenbote, Fürstenton). Zur Regierungszeit des Kaisers Commodus erzeugt Kleander durch Aufkauf allen Getreides eine Teuerung. Als das Volk auf die Straße geht, lässt Kleander Reisige los, denen die Leute weichen müssen. Aber von den Dächern herab werfen diese mit Steinen. Schließlich informiert Favilla den außerhalb weilenden Kaiser. Dieser erschrickt, denn Kleander ist zugleich sein oberster „Hauptmann“. Er lässt ihn herbeirufen und enthaupten. Der auf eine Lanze gesteckte Kopf wird in Rom gezeigt, damit der Aufruhr zur Ruhe kommt. Schluss: Die Obrigkeit soll fürkauf nicht gestatten, sonst wird der gemeine Mann aufrührerisch. Q.: Herodian 1,12  f. (Boner). Vgl. KG 5251 = Sg. 2703  4. 1548. Der Perser grose niderlag in Kriechenland (Vogel, Glasweise). Bei Marathon schlagen 11 000 Athener 600 000 Perser in die Flucht. Der Feldherr Kyregeiros hat viele getötet. Ein persisches Schiff hält er zuerst mit der rechten, dann mit der linken Hand, nachdem man auch diese abgeschlagen hat, mit den Zähnen fest. Hippias, der Darius zum Krieg gereizt hat, fällt, außerdem fallen 200 000 Perser. Über neuen Kriegsvorbereitungen stirbt Darius. Schluss: Oft siegt ein kleiner Haufe mit Kühnheit über ein großes Heer. Q.: Justin 2,9 (Boner). Vgl. KG 1534, 4150 = Mll. 2704  4. 1548. Hört numeri … (Frauenlob, Leidton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 398 = Ml. Vgl. 3107, 3807, 4017, 4640 = Mll. Dies ist eine figur jener Stelle des Neuen Testaments,

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in der Jesus die Jünger auffordert, in Jerusalem auf den Heiligen Geist zu warten. Auch heute kommt der Heilige Geist verborgen ins Herz, tröstet in Angst und stärkt uns zum Leben nach seinem Wort [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: Lk 24,49; Apg 2,1–4. 24. 4. 1548. Leben und ent des kaisers Vitelli (Ehrenbote, Fürstenton). Kaiser Vitellius kommt durch Hinterlist an die Regierung. Er schmeichelt sich beim Heer ein und veranstaltet ausschweifende Festgelage. Nach einiger Zeit beginnt er zu morden und verschont dabei auch die eigene Familie nicht. Mutwillig brennt er den Jupitertempel ab. Da marschiert Vespasian in Rom ein. Vitellius wird gebunden auf dem Marktplatz verspottet, mit Kot beworfen und schließlich in kleine Stücke zerhackt, die man in den Tiber wirft. Schluss: Wer tyrannisch regiert, dem wird am Ende mit gleicher Münze heimgezahlt. Q.: Sueton, Vitellius (Vielfeld). April 1548. Nach dem der heillig gaist gesant … (Folz, Hoher Ton). [verl.] 25. 4. 1548. Ananias (Fridel, Gedrehte Friedweise). Ananias und Saphira. Krankenheilungen und Zunahme der Gemeinde. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Q.: Apg 5,1–16. 25. 4. 1548. Kuncz mit dem huet (Mügling, Hofton; G./D. 4, Nr. 484). Kunz, ein Bauernbursche, soll Taufpate werden. Da er nicht weiß, wie er sich bei der Taufe verhalten soll, fragt er seine Mutter. Sie rät ihm, immer auf den Pfarrer zu achten und alles, was der vorsagt, nachzusprechen. Kunz kommt zur Taufe mit einem Federhut, und als der Pfarrer ihn auffordert, den Hut abzunehmen, spricht Kunz den Satz des Pfarrers nach. Da er so auch mit allen weiteren Sätzen des Pfarrers verfährt, will dieser die Taufe absagen. Da jedoch tritt die Mutter vor den Pfarrer und entschuldigt ihren Sohn damit, dass dieser ihren Rat falsch verstanden habe. Schluss: So redet und fragt mancher; er versteht nichts richtig und bleibt ohne Weisheit. Er hört läuten, aber nicht zusammenschlagen. 26. 4. 1548. Der münnich mit dem dintenglas (Krelein, Mönchweise; G./D. 4, Nr. 485). Ein junger Mönch, der nachts zu seiner Geliebten schleicht, wird von deren Mann erwischt und hinuntergeworfen. Beim nächsten Mal lässt er die Geliebte als Mann verkleidet ins Kloster kommen und schläft mit ihr in seiner Zelle bis zur Mette. Als er sie dort allein lässt, beschmiert sie ihren Körper mit Tinte, die sie für Rosenwasser hält. Als der Mönch sie so vorfindet, glaubt er den Teufel zu sehen und schreit um Hilfe. Die herbeieilenden Mönche schlagen die nackte Frau mit Ruten, der Mönch kommt zur Strafe ein Jahr lang in Haft bei Wasser und Brot. Schluss: Bei dieser kirchweich war kein Glück. Q.: Hans Rosenplüt, Von der Tinte. Lit.: Glier 1993, 67  f. (67: „Obwohl Hans Sachs hier Rosenplüts besonders kurze Erzählung […] auf 60 Vs. zusammendrängt, widmet er ein Drittel dieses Liedes einer zusätzlichen, selbsterfundenen Vorgeschichte, die stringenter motiviert, warum sich Bürgersfrau und Mönch im Kloster […] treffen […].“ 68: „Doch während Rosenplüt das darauf folgende Tohuwabohu geschickt nutzt, das Delikt zu verschleiern, läuft bei Sachs alles auf eine erneute massive Bestrafung des Paares hinaus […]. Rosenplüts hintersinnige Komik, relativ nuancierte Figurenzeichnung und das eigentümliche Spannungsverhältnis, das bei ihm zwischen Erzählung und Moralisatio besteht, sind verschwunden und werden auf der Erzählebene durch klare Symmetrie und größere moralische Eindeutigkeit ersetzt […]. Sachs […] bleibt […] im Anspruch und in der Komplexität des Erzählens deutlich hinter seinem Vorbild zurück.“



Nr. 2714 

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2710 27. 4. 1548. Der Fünsinger mit dem hasen (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise; G./D. 4, Nr. 486). Im Garten des Fünsingers Haincz Unrw knabbert ein Hase den Kohl an. Ein Edelmann jagt den Hasen zu Pferd mit sechs Hunden. Doch der kann durch ein Loch im Zaun entkommen. Haincz muss dem Edelmann einen Gulden zahlen, obgleich Pferd und Hunde den Garten bei der halbstündigen, erfolglosen Jagd so verwüstet haben, als wäre der Hase ein Jahr darin gewesen. So hatte Haincz zum Schaden den Spott [Str. 1 und 2]. Epimythium: Wer auch geringes Unrecht nicht ungerächt lassen will, muss viele Nachteile in Kauf nehmen. Richter und Schergen haben den Nutzen davon. Wer jeglichen Schaden vermeiden will, verdoppelt ihn eher. „Sprichwort“: Wer übersehen kann, hängt eiserne Türen an, d.  h. schützt sich mit eisernen Türen [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 25. Vgl. KG 5713 = Sg. 2711 28. 4. 1548. Die zwen pürger zu Züerch (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 487). In Zürich streiten zwei Bürger schon drei Jahre lang erfolglos vor Gericht. Eines Tages nimmt einer der beiden seinen Sohn mit zum anderen, um die Hand von dessen Tochter zu erbitten. Der Streit nütze doch nur den Juristen, und es sei deshalb besser, die Kinder erbten das Geld. In der ganzen Schweiz steht der Name dieser Bürger in hohen Ehren. merck: Wer um alles rechtet, den machen die Juristen arm. Besser ist es, friedfertig zu leben, damit den Kindern ihr Erbe erhalten bleibt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 402 (399). 2712 28. 4. 1548. Die neun stück der armuet (Sachs, Rosenton). Neun Dinge machen einen Mann arm: Bauen, in Bergwerke investieren, Alchemie, Streit, Prozessieren, sich wie ein Junker aufführen, Sex, Spiel, Trunkenheit. Vgl. KG 2924, 5776 = Sgg. 2713 30.  4. 1548. Der reich pawer mit den münichen (Krelein, Mönchweise; G./D.  4, Nr. 488). Nach dem Tod von Frau und Kindern kauft sich ein reicher Bauer aus Zeiselmauer in Klosterneuburg auf eine Herrenpfründe ein. Als ihm der Abt befiehlt, den Wagen für eine Reise nach Wien zu schmieren, schmiert der Bruder, verärgert über den Auftrag, den Wagen innen und außen, so dass der Abt sich beschmutzt. Daraufhin befiehlt der Abt dem Bruder unter Strafandrohung, zur rechten Zeit zur Mette zu läuten. Der Bauer schleicht sich gleich nach der Komplet in den Chorraum und läutet die halbe Nacht. Zur Strafe schickt der Abt ihn am nächsten Tag in den Schlafraum mit der Aufgabe, die Mönche zu zählen, die in die Mette gehen. Daraufhin bricht er drei Stufen aus der Treppe, so dass einer nach dem anderen einschließlich des Abtes hinunterfällt und sich schwer verletzt. Daraufhin wird dem Bruder sein Geld zurückgegeben und er wird nach seiner Entlassung aus dem Kloster wieder Bauer. 2714 2.  5. 1548. Sieben philosophi ob der leich Alexandri (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton; Neumann 2005, 345  f.). Sieben Philosophen spotten am Grab Alexanders des Großen. Der erste: Gestern verschloss (beschlos) er das Gold, heute umschließt (beschleust) es ihn. Der zweite: Gestern war ihm die Erde nicht weit genug, heute bekommt er nicht mehr als sieben Schuh lang; vom Reichtum bleibt ihm das Grabtuch [Str. 1]. Der dritte: Gestern konnte er andere vom Tod erretten, heute ist er selbst tot. Der vierte: Gestern war er den Ländern schrecklich, heute fürchtet ihn keiner mehr. Der fünfte: Der gestern die Erde drückte, dem füllt nun Erde den Mund [Str. 2]. Der

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sechste: Gestern hatte er viele Freude, heute achtet ihn niemand. Der siebte: Gestern führte er ein Heer, heute tragen ihn vier Ritter zum Grab. Schluss: Aufforderung an Kaiser, Könige und Fürsten, an die Vergänglichkeit ihrer Macht zu denken [Str. 3]. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 31 Ö. (Ü. 1538, xixr–xixv). Vgl. KG 5814 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 95  f.106–108.

2715 Mai 1548. Der paurendröster. Ml. [verl.] 2716 2. 5. 1548. Dem grösten narren gehört der gulden apfel (Regenbogen, Goldener Ton; Neumann 2005, 347  f.). Als Kaiser Aurelian stirbt, übergibt er Zepter, Krone und goldenen Reichsapfel seinem Sohn mit dem Auftrag, den größten Narren des Reichs zu suchen und ihn zum Nachfolger zu machen. Nachdem der Sohn viele Länder durchstreift hat, kommt er auch nach Indien. Dort ist es Brauch, den König nach einem Jahr Regierung für immer ins elend zu schicken. Der König, den der junge Mann sieht, ist dennoch fröhlich und lebt in aller Pracht. Ihm gibt er den goldenen Apfel. Schluss: Mensch, lebe nach Gottes Wort, damit du nicht ewig ins elend kommst! Gesta Romanorum, Nr. 74 Ö. (Ü. 1489, lxxvr–lxxvjr; 1538, xxxr–xxxv). Lit.: Neumann 2005, 96.

2717 2. 5. 1548. Die schlang im puesen (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 489). Ein Kaiser findet im Wald eine Schlange an einem Baum festgebunden. Aus Mitleid befreit er sie und bewahrt sie am Busen. Kurz darauf beißt sie den Kaiser in die Brust. Als er den Grund wissen will, da er ihr doch nur Gutes getan habe, sagt sie: „Was mir die Natur eingepflanzt hat, das bleibt in mir.“ [Str. 1 und 2]. Epimythium: Wer einem bösen Menschen Gutes getan hat, erfährt von ihm nur Schlechtes. „Sprichwort“: Wer einem bösen Menschen Gutes tut, trägt eine Schlange am Busen. [Str. 3]. 2718 3. 5. 1548. Das knewlein garen (Hülzing, Hagelweise; G./D. 4, Nr. 490). Eine arme und eine reiche Frau streiten sich im Haus des Webers um ein Garnknäuel. Vor Gericht fragt der Richter beide, worauf sie ihr Garn gewickelt haben, und lässt es anschließend abwickeln. Dabei stellt sich heraus, dass es der armen Frau gehört [Str. 1 und 2]. Hieraus soll ein Richter lernen, alle Umstände eines Rechtsfalles eifrig zu prüfen, bevor er sein Urteil fällt. Er soll sich auf die Sache konzentrieren und nicht darauf achten, ob die Person reich oder arm ist. Aus diesem Grund hat man früher dem Richter die Augen verbunden, damit er die beteiligten Parteien nicht sehen konnte [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 114. 2719 3. 5. 1548. Die zwo turteltauben (Kettner, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 491). Ein junger Mann, der aus seinem Vaterland vertrieben wurde, kauft mit seinen letzten zwei Groschen zwei Turteltauben, um sie vor dem Tod zu retten. Als Dank zeigen sie ihm einen Schatz. Als der junge Mann fragt, warum sie sich trotz ihrer Weisheit hätten fangen lassen, bekommt er zur Antwort, gegen die göttliche Ordnung komme weder Kunst noch Weisheit an. Schluss: Was Gott beschließt, dagegen kann kein Mensch etwas machen. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 15,1 (S. 151 G.). 2720 3. 5. 1548. Die welt vol dewffel (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Antonius fragt den Teufel, warum er die Menschen plage. Der Teufel antwortet, man schiebe



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zwar alles auf ihn, aber das meiste täten die Menschen sich gegenseitig an [Str. 1 und 2]. „Merke“: Die Menschen plagen sich gegenseitig: Herren und Bedienstete, Männer und Frauen [Str. 3]. 4. 5. 1548. Der richter hent schmieren (Folz, Feielweise; G./D. 4, Nr. 492). Eine arme Frau hat wegen eines Rechtsstreits ihren ganzen Besitz verloren. Die Nachbarin gibt ihr den Rat, die Hände des Richters zu schmieren. Daraufhin nimmt die einfältige Frau einen Schmalztopf und schmiert mit dem Schmalz die Hände des Richters ein, als der sie begrüßen will. Als der Richter verstanden hat, hilft er der Frau, denn sie tut ihm leid. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 124. Mai 1548. Der vol schmid schlecht sein weib (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 4, Nr. 493). [verl.] 6. 5. 1548. Der sprecher mit den pauern (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 4, Nr. 494). In einer Wirtschaft in Straßburg, in der Essen um einen plappart (Groschen) ausgegeben wird, unterhält ein Sprecher mit Gesang und Possen nach Art der freyhircz pueben die Gäste. Als er für seine Darbietungen Geld einsammelt, kommt er an einen Tisch, an dem Bauern aus Kochersberg sitzen. Da diese den Sprecher nicht beachtet haben, glauben sie, er sei der Wirtsknecht, der das Essensgeld einsammelt, und daher wirft jeder einen plappart in seinen Teller. Wegen ihrer Unachtsamkeit müssen sie für das Essen einen zweiten plappart ausgeben. Schluss: Um nicht zum Schaden den Spott zu haben, muss man darauf achten, das Geld dem auszuhändigen, dem es zusteht. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 32 Ö. 7. 5. 1548. Flora die reich huer (Frauenlob, Blühender Ton). Die schöne Flora ist eine berühmte römische Kurtisane. Im Herkulestempel spielt der Priester gegen sich selbst auf dem Brettspiel, so als spiele er gegen Herkules. Einsatz sind ein Abendessen und eine Schlafgenossin. Flora legt sich im Tempel nieder, wo Herkules mit ihr schläft. Den Lohn, so hört sie im Traum, werde sie am nächsten Morgen erhalten. Fanucius verliebt sich in sie und heiratet sie. Nach seinem Tod bleibt ihr sein Reichtum, den sie der Stadt Rom vermacht. Seitdem wird an ihrem Geburtstag das „Florale“ gefeiert, ein schändliches Fest der Dirnen und Zuhälter. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 64 (63 Steinhöwel). 7. 5. 1548. Der narr mit dem weichprunen (Lesch, Zirkelweise; G./D. 4, Nr. 495). Ein alter Mann erklärt einem Narren, durch das Weihwasser werde die Sünde abgewaschen und der Teufel verjagt. Daraufhin schüttet der Narr die Hälfte des Weihwassers über sich mit der Begründung, er müsse viele Sünden abwaschen. Als eine Frau ihn deswegen beschimpft, überschüttet der Narr sie mit dem restlichen Weihwasser. Damit hofft er, die Frau, die er für den Teufel hält, vertreiben zu können. Als die Frau noch zorniger wird, schlägt er sie mit seinem Rosenkranz, in der Hoffnung, der Teufel fliehe wenigstens vor dem Gebet. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 21 Ö. 8. 5. 1548. Die wülffin mit iren jungen (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 496). Ein Jäger erklärt dem Dichter, welche Anweisungen eine Wölfin ihren Jungen mit auf den Weg gibt: Sie warnt sie vor Leuten, die mit Büchse, Schweinespieß oder Hellebarde bewaffnet sind. Kommt jedoch einer, der nur eine lange Stange hat (Bauer?), dann soll der

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junge Wolf ihm nachschleichen, bis er sich im Wald verirrt. Schließlich wird er sich vor Angst zum Scheißen niedersetzen und dabei die Stange abstellen: In diesem Moment kann er ihn beißen und zerreißen! Damit kommt der junge Wolf durchs Leben, bis Mutter und Kinder schließlich beim Kürschner wieder vereint werden. 2727 9.  5. 1548. Gesprech frau Ehr mit eynem jüngling, die wollust betreffend (K./G. 3,418). 368 Vs. Der Dichter liebt während seiner Wanderzeit in München etwa ein Jahr lang ein Mädchen. Er wird deshalb von seinem Vater nach Nürnberg zurückgerufen. Anderthalb Meilen gelaufen, kommt er zu einem Brunnen in einer Maienlandschaft, legt sich bekümmert hin, schläft ein und erblickt Frau Ehre, die er ein Jahr lang nicht, jedoch vorher gekannt hatte, und sie fragt ihn nach dem Grund seiner Trauer. Als er seine Liebe bekennt, beglückwünscht sie ihn zur Trennung und rät ihm zu richtiger Ehe. Die konnte er bei seinem Mädchen nicht erhalten, weil es verlobt war, aber außer Küssen und Umarmungen gab es nichts. Ehre bringt ihn dazu, einzugestehen, dass die Frau weder tugendhaft noch schön noch vermögend noch lieb war, aber da sei eben der wechselseitige einfluß gleicher natur gewesen. Jetzt wettert Ehre mit vielen Zitaten aus antiken Autoren gegen die Wollust, während der Dichter auf ihr beharrt und sich auf Ovid beruft. Aber schließlich hat sie ihn so weit, dass er um eine haylsam artzeney bittet. Sie fordert ihn auf, von alldem abzulassen, zu Gott zu beten und zu heiraten. Als sie die Ketten von seinen Füßen löst, erwacht er, schickt das Gebet zu Gott und sagt, er habe dies hier zur Warnung der Jugend geschrieben. Vgl. KG 1407, 5423 = Sgg. Lit.: M. E. Müller 1985, 244–246; Bernstein 1993, 28  f.; Rettelbach 2019, 74  f.

2728 11. 5. 1548. Dreyerley waidwercks (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 497). Ein Jäger erklärt dem Dichter die Wildschwein-, Wolfs- und Bärenjagd. Für die Saujagd braucht man Hammer, Schneiderhürde und Saufeder. Sobald einen der Eber verfolgt, wirft man ihm die Hürde vor und nietet ihn durch einen Hammerschlag mit seinen Zähnen daran fest. Nun kann man ihn mit dem Spieß von hinten erstechen [Str. 1]. Zum Wolfsfang braucht man nur einen Blechhandschuh. Steht man vor dem Wolf und er reißt sein Maul auf, so stößt man den Handschuh vorn hinein, fährt hinten heraus, packt den Wolf am Schwanz und zieht, bis er ganz umgewendet ist. Die Zähne stehen dann nach außen und können nicht mehr zubeißen [Str. 2]. Zur Bärenjagd braucht man das Vorderteil eines Wagens. Man muss sich mit Tannenreisern tarnen. Auf die Deichselspitze schmiert man Honig. Der Bär riecht ihn, kommt und leckt daran. In diesem Moment muss man ihm die Deichsel in den Schlund stoßen, und wenn sie hinten herausschaut, den deichsel nagel durchstecken [Str. 3]. Q.: Heinrich Bebel, Facetiarum libri tres 3,114.115 [Übersetzung nicht nachweisbar] für Str. 1 und 2. Vgl. KG 2929 = Sg. 2729 11.  5. 1548. Plato und Diogenis zanck (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; Rettel­bach 2019, 182  f.). Der stets anständig und sauber gekleidete Philosoph Plato begegnet dem nachlässig und schmutzig aussehenden Diogenes im Haus eines Bürgers, der beide eingeladen hat. Diogenes entreißt Plato den Mantel, trampelt darauf herum und sagt dazu: „Deinen Stolz trete ich mit Füßen.“ Plato antwortet: „Du trittst deinen Stolz mit meinem Stolz.“ Damit zeigt er ihm, dass er trotz seiner Unsau-



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berkeit eingebildet ist [Str. 1 und 2]. Auch heute ist mancher unter Samt und Seide demütig, mancher im Kittel dünkelhaft. Beides liegt nicht am Kleid, sondern im Herzen. Man kann sogar mit der Demut Dünkel verbinden [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 197  f. Nr. 11 P. (Eppendorf, S. cl) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,25. 12. 5. 1548. Der gros fisch (Stolle, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 498 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 498). Der Dichter Philoxenos speist bei König Dionysios. Am Tisch des Königs gibt es einen großen Mulus, an seinem Tisch nur kleine Fische. Der Poet, der lieber ein Stück von dem großen Fisch hätte, hält sich ein Fischlein ans Ohr, als würde er mit ihm flüstern. Der König fragt nach dem Grund. Über die Meergöttin Galatea habe er etwas wissen wollen, antwortet Philoxenos, doch das kleine Fischlein habe ihn an den Ahnherrn dort verwiesen. Lachend holt der König ihn an seinen Tisch. Schluss: Vieles misslingt, weil man es nicht versucht. Höflichkeit und rechter Zeitpunkt bringen oft Erfolg. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 648 Nr. 9 P. (Eppendorf, S. dlxxf.) < Athenaios, Deipnosophisten 6E. Vgl. KG 5815 = Sg. Mai 1548. Das gulden puch kestlein Alexanders (Sachs, Goldener Ton). Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 265 Nr. 54 P. (Eppendorf, S. ccx) < Plutarch, Alexander 26,1. [verl.] 12. 5. 1548. Der philosophus mit dem schuster (Eislinger, Maienweise). Ein Philosoph hat ein paar Schuhe bei einem Schuster gekauft. Nach acht Tagen will er das Geld hinbringen, klopft aber vergebens an, weil, wie ihm ein Nachbar sagt, die ganze Familie tags zuvor gestorben sei. Eine Zeitlang freut er sich über das gesparte Geld, doch dann plagt ihn sein Gewissen, weil es nicht seines ist. Er läuft zum Haus und steckt das Geld durch eine Ritze. Schluss: Wenn uns ein Laster überfällt, sollen wir es mit Vernunft im Zaum halten und so verhindern, dass es uns ewig reuen muss. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 469 Nr. 90 P. (Eppendorf, S. ccccxvf.) < Seneca, De beneficiis 7,21,1  f. 14. 5. 1548. Drey stück des philosophen Cleantes (Frauenlob, Später Ton). Kleanthes trägt nachts für Lohn Wasser, um tagsüber studieren zu können. Einer verspottet ihn deswegen. Doch Kleanthes würde, um Zugang zur Philosophie zu haben, nicht nur Wasser schöpfen, sondern auch hacken und graben [Str. 1]. Ein anderer nennt ihn einen groben Esel. Er habe recht, sagt Kleanthes, trage er doch den Plunder seines Meisters Zenon herum. Wieder einer wirft ihm seine Furchtsamkeit vor. Doch Kleanthes meint, umso weniger werde er Unrecht tun. Der Poet Sosisteus [sic RSM, richtig: Sositheos] nennt ihn einen Narren, den die eigenen Schüler vor die Tür gesetzt haben. Das stört ihn nicht, schmähen manche Poeten doch sogar die Götter [Str. 2]. Ein Vater wünscht eine Lehre für seinen Sohn. Kleanthes gibt nur die eine: „Schweige, das ziert die Jugend!“ Den Gelehrten wirft er vor, andere zu belehren, selbst aber nicht entsprechend zu leben. Schluss: So ist es auch bei „unserem“ Singen [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 588 Nr. 1, 3, 4, 11, 8 P. (Eppendorf, S. dxix; dxxf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 7,168–173. Mai 1548. Heraclitus mit dem wasser pech (Frauenlob, Kupferton). [verl.]

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2735 15. 5. 1548. Der mesner mit den hosen flicken (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 499). Ein Schneider, der zugleich der Mesner des Dorfes ist, hat eine junge Frau, die den Pfarrer liebt. Er verbietet ihr, auch nur noch ein Wort mit dem Pfarrer zu wechseln. Während sie bei der Opferung um den Altar geht, sagt der Pfarrer: „Ich wollte dich gern küssen.“ Sie antwortet: „Ich dich auch.“ Daheim fragt der Mesner, der ihre Antwort gehört hat, was der Pfaffe gesagt habe. Er solle ihm die Hosen flicken, antwortet sie. Da verhaut er sie, denn zu dem angeblichen Satz des Pfarrers passt ihre Antwort nicht. Man sagt noch heute: Hosen flicken und ich dich auch. 2736 15. 5. 1548. Carmenta erfund latein (Kettner, Osterweise). Carmenta und ihr Sohn Euander werden aus Arkadien vertrieben und gründen eine Siedlung auf dem Palatin. Carmenta erfindet die lateinische Sprache und das Alphabet. Später hält man sie für eine Göttin und baut ihr einen Tempel. Manche schöne Erzählung, die sonst in Vergessenheit geraten wäre, blieb durch die Erfindung der Schrift erhalten. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 27 (25 Steinhöwel). 2737 15. 5. 1548. Die künigin Lavinia floch Thurnun (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Äneas liebt die Königstochter Lavinia. Auch der tapfere König Turnus wirbt um sie. Äneas besiegt ihn jedoch. Das ärgert Amata, die Turnus favorisiert [Rest der erhaltenen Hs. unleserlich]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 41 (39 Steinhöwel). 2738 = 2366: Mai 1548. Romana seugt ir mueter (Folz, Hahnenkrat). Inh. u. Q. wie KG 6151 = Sg. [verl.] 2739 16. 5. 1548. Die keusch frau Lucrecia erstach sich selbst (Sachs, Rosenton; Holzberg 1992b, 207–209 = 1995, 91  f.). Inh. u. Q. wie KG 133 = Trag. Vgl. 77 (Str. 3: Boccaccio), 969 (Str. 6: Boccaccio) = Mll.; 429, 522, 2932 = Sgg. und 5445 = Trag. Schluss hier: Lucretia ist ein Eren spiegel aller Frauen. Lit.: Sasse 2020b, 53.

2740 17.  5. 1548. Drey stück des Anaxagoras (Harder, Süßer Ton). Als Anaxagoras aus Athen in die Verbannung ziehen muss, verspottet ihn einer, weil er nun seiner Mitbürger beraubt sei. Doch Anaxagoras meint, diese seien umgekehrt seiner beraubt [Str. 1]. Im Exil erfährt er, dass er zum Tod verurteilt sei. „Mich verurteilt ihr Gesetz, sie die Natur zum Tod“, antwortet er [Str. 2]. Als man den Tod seines Sohnes meldet, entsetzt er sich nicht, sondern erläutert, dass er ja längst gewusst habe, er werde seine Angehörigen verlieren. Der Weise verachtet den Tod und erträgt das Unglück. Er macht aus der Not eine Tugend [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 559 Nr. 2, 4, 3 P. (Eppendorf, S. cccclxxxviijf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,10; 2,13; Cicero, Tusculanae disputationes 3,28; 30; 58. 2741 17. 5. 1548. Anaxagoras erhungert sich (Frauenlob, Froschweise). Anaxagoras hat Perikles lange Jahre als Lehrer gedient. Als dieser mächtig wird, schickt er den alten Mann in die Verbannung. Anaxagoras isst von einem bestimmten Zeitpunkt an nicht mehr und will sterben. Da eilt Perikles zu ihm, um ihn durch Trost und Versprechungen umzustimmen. Doch Anaxagoras antwortet nur: Wenn man ein Licht habe, solle man Öl in die Lampe gießen. Damit meint er: Hat ein Weiser viel für den Gemeinnutz



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getan, soll er im Alter auch vom Gemeinnutz unterhalten werden. Schluss: Auch heute noch herrscht Undankbarkeit; die Treue ist erkaltet. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 559 Nr. 5 P. (Eppendorf, S. cccclxxxix) < Plutarch, Perikles 16,7. 17. 5. 1548. Pedenck, das dw ein mensch pist (Regenbogen, Kurzer Ton). Pausanias hat Simonides zu Gast und bittet ihn um ein Wort, durch das er ihn in Erinnerung behalten könne. Simonides antwortet: „Gedenke, dass du ein Mensch bist.“ Pausanias kann mit dem Spruch nichts anfangen, bis er bei einer Belagerung vor Hunger und Durst dem Tod nahe ist. Nun empfindet er seine menschheit. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 488 Nr. 98 P. (Eppendorf, S. ccccxxxvij) < Cicero, Ad familiares 5,16,2. 17.  5. 1548. Hoff guets weil dw lebst (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Ein Weiser von Rhodos schmäht seinen Tyrannen. Der Tyrann lässt ihm Mund und Ohren abschneiden und die Augen ausstechen. Danach wird er in ein Vogelhaus gesperrt. Seine Freunde raten ihm, sich zu Tode zu hungern, dann brauche er die Martern nicht länger zu erdulden. Er aber will keinesfalls die Hoffnung aufgeben. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 652  f. Nr. 29 P. (Eppendorf, S. dlxxv) < Seneca, Epistulae morales 70,6. 18. 5. 1548. Pompey schelten und widergelten (Vogel, Strenger Ton). Der alte Helvius (Helius) verklagt Libo vor Pompejus. Dieser fährt ihn streng an, ob er aus der Unterwelt komme, um hier ehrbare Bürger zu verklagen. Helvius bejaht schlagfertig; dort habe er die Ermordeten Brutus, Perperna (Perpenna) und Carbo gesehen, die alle rechtswidrig von Pompejus getötet worden seien. Der unbeliebte Pompejus verbirgt seinen Zorn. Schluss: Wer Schelten mit Schelten vergilt, wird rasch Ruhe haben. Sprichwort: Wer kegeln will, muss aufstellen. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 640  f. Nr. 21 P. (Eppendorf, S. dlxij) < Valerius Maximus 6,2,8. Mai 1548. Als künig Saul versamlen thet im ganzen lant … (Frauenlob, Langer Ton). [verl.] 22. 5. 1548. Ursprung der partein (Vogel, Frischer Ton). Als die Spartaner Messena belagern, schwören sie, erst heimzukehren, wenn sie die Stadt eingenommen haben. Inzwischen gibt es in Sparta keine Kinder mehr. Um ihren Eid nicht zu brechen, sorgen sie für Nachwuchs, indem sie einige junge Männer nach Sparta schicken, die alle Frauen schwängern. Die zurückkehrenden Männer wollen dann aber von diesen Nachkommen nichts wissen. Gemeinsam werden sie auf Staatskosten erzogen. Als Erwachsene verlassen sie, die Parthenier, unter Führung des Phalantos ihre Heimat und nehmen Tarent ein. Phalantos muss später zwar nach Brundisium fliehen, die anderen aber bleiben in Tarent. Q.: Justin 3,4 (Boner). Mai 1548. Niderlag der Crotenser (Schiller, Maienweise). Inh. u. Q. wie KG 5808 = Sg. [verl.] 23.  5. 1548. Der künig in der wiegen (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). König Philipp von Makedonien, Sohn des Königs Argeus, hinterlässt als Thronfolger den noch nicht einjährigen Aeropos. Als die Illyrer ins Land einfallen und anfangs die Makedonen besiegen, nimmt man den jungen König in einer Wiege mit ins

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Feld, im Vertrauen auf das ihm angeborene Glück. Die Makedonen siegen. Schluss: Wo ein Volk der Herrschaft vertraut, da herrschen Wohlfahrt und Glück. Q.: Justin 7,2 (Boner). Mai 1548. Ein pawer nicht vast kluege … (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). [verl.] 24.  5. 1548. Der münich mit dem krueg (Vogel, Sauerweise; G./D.  4, Nr.  500). In einem Kartäuserkloster in Bayern lebt ein zänkischer Mönch, der mit keiner Einrichtung und keiner Anordnung einverstanden ist, sich oft in die Zelle einschließt und auch oft die Zelle wechseln muss. Schließlich übersiedelt er in eine Klause im Wald, in die er nur einen Krug zum Wassertrinken mitnimmt. Dort findet er trotz dauernden Umstellens keinen Platz für ihn; schließlich zerschlägt er ihn. Die Tatsache, dass er nicht einmal mit einem Krug auskommt, bringt den Mönch zum Nachdenken. Mit dem Vorsatz, sich zu ändern, kehrt er ins Kloster zurück. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 717 oder (und?) schon Burkard Waldis, Esopus 4,5. Vgl. KG 5095 = Sg. 24. 5. 1548. Weisheit clagt uber menschen (Sachs, Goldener Ton). Die Weisheit klagt über die Unverständigen und Spötter, die ihr nicht folgen. Wenn sie im Unglück sind, wird die Weisheit ihnen nicht mehr helfen. Q.: Spr 1,30–33. Vgl. KG 5756 = Sg. 25. 5. 1548. Die lieb des nechsten (Beckmesser, Neuer Ton). Nächstenliebe ist ein Kennzeichen des Lebens aus Gott, sie zeigt sich im Handeln. Wer Gottes Gebote hält, der bleibt in ihm. Schluss: Zusammenfassung. Q.: 1Joh 3,13–24. 25. 5. 1548. Alchimus der pfaffen vereter (Vogelsang, Goldener Ton). Alcimus, der gerne Hohepriester geworden wäre, verklagt seine eigenen Landsleute vor König Demetrius und erreicht, dass dieser ihn mit einem Heer in Juda eindringen lässt. Er verkündet überall Friedensbotschaften, bricht aber seine Eide. Judas Makkabäus zwingt ihn durch Gegenangriffe, das Land wieder zu verlassen. Schluss: Wie Alcimus später am Schlag starb, so möge Gott alle Verräter des Vaterlandes strafen! Q.: 1Makk 7,5–26. 26. 5. 1548. Die schlacht des wueterichs Nicanor (Singer, Langer Ton). Der syrische Feldherr Nikanor zieht gegen Judas Makkabäus und wird vernichtend geschlagen. Schluss: Will ein Tyrann Gottes Volk ausrotten und verachtet er den Gottesdienst, so sieht Gott wohl eine Zeitlang zu, um die Christenheit zu erproben, dann aber nimmt er dem Wüterich die Macht. Q.: 1Makk 7,26–50. Vgl. KG 5007 = Trag. 26. 5. 1548. Die elephantenschlacht (Schechner, Reisige Freudweise). König Antiochus von Syrien zieht mit einem gewaltigem Heer und Kriegselefanten gegen Israel. Um eine Stadt zu entsetzen, zieht Judas Makkabäus ihm entgegen. In der Schlacht tötet man viele Gegner, Eleasar kann sogar den größten Elefanten töten, dann aber weicht das Heer der Übermacht. Q.: 1Makk 6,28–47. Vgl. KG 5007 = Trag.

Lit.: Dehnert 2017, 219.

2756 30. 5. 1548. Der arm Lazarus (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 419 = Sg. Vgl. 988 = Ml. und 3413 = Sg. Peschlus: 1. Reiche sollen mit Armen teilen; 2. Arme sollen im Gedanken ans Jenseits ihr Leben ertragen; 3. Tote kommen nicht wieder, bei Erscheinungen kann es sich nur um poller geister oder dewffels gespenster handeln.



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2757 31. 5. 1548. Der mordisch fürst Andronicus (Nachtigall, Starker Ton). Menelaus kauft die Hohepriesterwürde, wird aber wieder abgesetzt, weil er die Summe nicht entrichten kann. In Abwesenheit des Königs besticht er dessen Statthalter Andronikus durch gestohlene Tempelkleinodien. Er überredet Andronikus auch, den Hohepriester Onias heimtückisch zu ermorden. Als der König zurückkommt, bestraft er den Mörder mit dem Tod. Schluss: Für unrechtes Gut wird oft unschuldiges Blut vergossen, aber auch viel eigenes Unglück in Kauf genommen. Wohl der recht handelnden Obrigkeit! Q.: 2Makk 4,24.27  f.31–38. 2758 Mai 1548. Mort und raub in Jerusalem (Sachs, Silberweise). Q.: 2Makk 5. [verl.] 2759 1. 6. 1548. Der ungluckhaftigst mensch (Beheim, Verkehrter Ton). Demetrius wird nach dem unglücklichsten Menschen gefragt. Das sei der, der nie Unglück gehabt habe. Auf die Frage, wie das möglich sei, antwortet er, ein solcher Mensch lerne sich selbst nicht kennen. Im Fall des Unglücks könne er sich nicht wehren. Der Unglücksgewohnte aber kämpft dagegen an. Außerdem halte er sich an das höchste Gut, das ihm kein Unglück nehmen könne. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 657 Nr. 9 P. (Eppendorf, S. dlxxxij) < Seneca, De providentia 3,3. Vgl. KG 5135 = Sg. 2760 1. 6. 1548. Nativitet und warsagen (Der weyssager kunst) (Beheim, Verkehrter Ton). Demonax spricht mit einem Astronomen, der die Kunst der Nativitet ausübt. Kann er mit seiner Kunst die Zukunft der Menschen verbessern, dann ist er viel zu schlecht bezahlt; kann er es nicht, meint der Philosoph, dann ist der Schaden, den er anrichtet, größer als der Nutzen, denn er bringt den Menschen dann nur zusätzliche Sorgen [Str. 1 und 2]. Die Wahrsagerei aus den Sternen ist auch jetzt weit verbreitet, mancher glaubt ihr mehr als dem Wort Gottes, obwohl sie kein gesichertes Fundament hat. Besser ist, sich Gott und seinem Wort zu ergeben [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 661 Nr. 35 P. (Eppendorf, S. dlxxxv) < Lukian, Demonax 37. 2761 1. 6. 1548. Drey ler Demonactis, des weisen, von hauptmonschaft (Beheim, Verkehrter Ton). Ein Hauptmann fragt Demonax, was die wichtigsten Fähigkeiten des Feldherrn seien. Es sind drei: das Schweigen, damit die Vorhaben verborgen bleiben; die Fähigkeit zu hören, mit deren Hilfe er sich über den Feind informieren und der Meuterei vorbeugen kann; die Fähigkeit, den Zorn zu zügeln. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 662 Nr. 45 P. (Eppendorf, S. dlxxxvij) < Diogenian 2,99. 2762 2.  6. 1548. Klas Narren rat zum Krieg (Beheim, Verkehrter Ton; G./D.  4, Nr.  501). Klaus Narr hört hinter dem Ofen zu, wie Herzog Friedrich Kriegsrat hält. Das Vieh soll weggetrieben, die Dörfer sollen angezündet, die Bauern erstochen und die Felder verwüstet werden. Dies sei für den Frieden notwendig, erklärt man Klaus auf seine Frage. Da rät er, doch einfach vor all dem Frieden zu schließen. Herzog Friedrich folgt seinem Rat. Epimythium: Folgte man doch immer diesem Rat! Da der Feind meist zu stark ist, geht es ueber den armen mon. Er muss das Haar dazu hergeben, wenn die Fürsten raufen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst; Nr. 39. Lit.: Bernuth 2009, 81.

2763 Juni 1548. Nit vil pegern ist selig (Folz, Teilton). Einer sagt zu Menedamos [sic RSM, richtig: Menedemos], er halte den für selig, der alles, was er begehre, auch erlange

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[Str. 1]. Der Philosoph erwidert, noch seliger sei, wer nicht Ehre und Reichtum begehre, sondern nur, was er braucht [Str. 2]. Nach dieser Lehre sollen wir uns richten [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 563 Nr. 8 P. (Eppendorf, S. ccccxciij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 2,136. 7. 6. 1548. Drey frag der weisheit (Regenbogen, Brauner Ton). Warum Aristoteles die Weisheit liebt? Die anderen müssen Gesetze und Gebote unwillig aus Angst einhalten, er meidet die Laster mit Freuden [Str. 1]. Wie man weise wird? Man braucht die natürlichen Voraussetzungen, Unterricht und Übung [Str. 2]. Der Unterschied zwischen einem Weisen und einem Unweisen? Wie zwischen einem Toten und einem Lebendigen. Der Unweise folgt seiner Torheit, der Weise aber steht im Glanz der Tugend da, die Weisheit ziert ihn in Unglück und Leiden [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 575 Nr. 22, 574 Nr. 13, 575 Nr. 16  f. P. (Eppendorf, S. diiijf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 5,20; 5,18; 5,19. Vgl. KG 4968 = Sg. 7. 6. 1548. Drey frag von den steten (Regenbogen, Grauer Ton). Drei Fragen an Antisthenes: Was ist die stärkste Mauer einer Stadt? Antwort: die Einigkeit von Rat und Bürgerschaft [Str. 1]. Welche Stadt wird leicht zerstört? Wo man zwischen Gut und Böse keinen Unterschied macht [Str. 2]. Wer ist der gefährlichste Bürger? Der Neider, der sich über das Unglück anderer freut [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, ­Apophthegmata 7, S. 549 Nr. 20, 18, 23 P. (Eppendorf, S. cccclxxviijf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,6; 6,5; 6,6. Juni 1548. Wider die hurerey. Q.: 1Kor 5. Ml. [verl.] 9. 6. 1548. Joseph fecht sein prueder (Frauenlob, Zarter Ton). Joseph hält seine nach Ägypten gesandten Brüder drei Tage im Gefängnis fest. Dann entlässt er sie bis auf einen gegen das Versprechen, ihren zu Hause gebliebenen Bruder zu schicken [Str. 1]. Allegorese: Der Mensch, der Mangel an göttlicher Gnade leidet, wendet sich zu Gott. Das Gesetz beschuldigt ihn und nimmt ihn gefangen. Sein Gewissen plagt ihn, er sieht keine Gnade [Str. 2], bis das Evangelium ihm Christus zeigt, der ihn am Kreuz vom Fluch erlöst hat. Nun fasst er Hoffnung, ist nicht mehr der Sünde Knecht und empfängt Trost vom Heiligen Geist [Str. 3]. 1Mose 42,1–21. Vgl. KG 1315 = Ml. 8. 6. 1548. Joseph segnet sein zwen sün (Konrad von Würzburg, Abgespitzer Ton). Israel segnet Josephs Söhne Ephraim und Manasse. Obwohl Manasse der ältere ist, verheißt er Ephraim mehr Nachkommen [Str. 1 und 2]. Glos: Gottes Söhne sind Altes und Neues Testament. Das Gesetz hielt viele Leute gefangen, bis Christus das Evangelium verkündete. Gott macht uns aus Gnade gerecht [Str. 3]. Q.: 1Mose 48,1  f. 8  f.17– 19. Vgl. KG 5523 = Sg. 12. 6. 1548. Die zehen junckfrawen (Sachs, Rosenton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 260 = Ml. Vgl. 2936 = Sg. Auslegung: Wir sind Christus in der Taufe vermählt und sollen auf seine Ankunft warten. Die Lampen sollen mit dem Öl des Glaubens gefüllt und mit christlichem Leben geziert sein. Wir sollen dem Tod und damit der ewigen Herrlichkeit fröhlich entgegengehen [Str. 3]. 12. 6. 1548. Das ware licht (Frauenlob, Leidton). Gleichnis Jesu: Man stellt kein Licht unter den Scheffel [Str. 1]. Auslegung: Das Licht gleicht dem Wort Gottes. Entzündet er



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einen Prediger, so verkündet dieser das Wort in reiner Weise [Str. 2]. Wer das Licht verachtet oder durch Menschenlehre verfälschen will, der wird am Jüngsten Tag offenbar. Bitte um Erleuchtung durch das Wort [Str. 3]. Q.: Lk 8,16  f. 15. 6. 1548. Der dewffel mit der hausmaid (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr. 502). Einer Magd stellen in der Stadt stets die Gesellen nach. Sie verdingt sich auf einem Schloss. Unterwegs begegnet ihr der Teufel in Mannesgestalt und warnt sie vor den Nachstellungen der rewter. Nach einem Jahr schon ist sie schwanger und verlässt ihren Dienst. Der Teufel steht an der gleichen Stelle und fragt sie nach dem Grund ihrer Trauer. Sie nennt ihn und fügt hinzu, der Teufel habe ihr dazu geraten. Der schlägt sie für diese Lüge. Epimythium: Oft gibt man dem Teufel die Schuld, wo einer nur tut, was er will. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 84. Vgl. KG 4539 = Ml. Juni 1548. Antiochi niderlag (Nachtigall, Geteilter Ton). Q.: 2Makk 13. [verl.] 18.  6. 1548. Der christlich acker (Frauenlob, Gekrönter Ton). Gleichnis Jesu: Das gesäte Korn wächst selbst zur Ernte heran. Glos: Der Sämann bedeutet die Prediger, die Gottes Wort ins Herz säen. Dort wächst es durch den Heiligen Geist. Die Stadien des Wachstums bedeuten das Weitergeben von Gottes Wort, dann das Leben in Liebe, die Vermeidung der Sünde und Unterstellung unter den Willen Gottes. Die Ernte schließlich bedeutet den Jüngsten Tag. Q.: Mk 4,26–29. 19. 6. 1548. Der abfal künig Assa (Nunnenbeck, Neue Chorweise). König Asa von Juda verbündet sich mit König Benhadad von Syrien gegen Israel. Den Propheten, der ihn tadelt, wirft er ins Gefängnis. Schluss: Lange regierte Asa glücklich, weil er dem Herrn folgte, dann traf ihn Unglück, weil er sich von ihm abwandte. Warnung an Fürsten vor gottlosen Bundesgenossen. Q.: 2Chr 16.  6. 1548. Die klain fischlein (Zwinger, Hofton; G./D. 4, Nr. 503). Ein Edelmann und sein Knecht Grobian essen in Straßburg im Wirtshaus mit anderen Gästen. Es gibt kleine Fische, von denen sich der Knecht so viele in den Mund stopft, dass ihm einige wieder herausfallen. Die Gäste lachen, der Herr sagt strafend zum Knecht: „Wir essen kleine Fische.“ Aber gerade deswegen nimmt der Knecht so viele und nun noch mehr. Der Junker stößt ihn, so dass sie ihm herunterfallen. Die Umsitzenden zählen lachend 240 Fische und überlassen ihm den Rest der Mahlzeit. Lehre: Man esse mäßig und mit Verstand, damit man nicht zum Gespött wird. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 5 Ö. Vgl. KG 5816 = Sg. 20. 6. 1548. [E] Der pawer mit dem saffran (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 504). Ein Bauer aus Gangkofen reitet nach Landshut, um für seine Frau Safran zu kaufen. Damit er den Auftrag nicht vergisst, sagt er ununterbrochen Saff, saff, saff vor sich hin, ohne jemanden zu grüßen. An der Brücke vor dem Tor stolpert das Pferd, er redet es als Stölperlein an und sagt nun Stolp, stolp, stolp. Im Laden verlangt er Stolprian, aber die Krämerin bekommt doch heraus, was er will. Nun pufft er sein Pferd zur Strafe, weil es ihn verwirrt hat. Er gibt der Krämerin einen Sack zum Einpacken des Safrans. Indes bekommt er für die viereinhalb Pfennig, die seine Frau ihm gab, gerade ein halb quintlein. Vgl. KG 4786 = Ml. und 5272 = Fsp., außerdem (motivisch) 3422 = Ml. Lit.: Ernst 2014.

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2777 20. 6. 1548. Das die gerechtikeit kumbt aus dem glauben und nit aus wercken (Nunnenbeck, Hämmerweise). Paulus belehrt die Galater, die Gerechtigkeit komme aus dem Glauben, nicht aus Gesetzeserfüllung. Schluss: Zusammenfassung. Q.: Gal 3,1–14. 2778 21.  6. 1548. Wider die menschensazung (Sachs, Klingender Ton). Die in Christus leben, brauchen sich um weltliche Satzungen nicht zu kümmern, denn sie sind der Welt gestorben. Q.: Kol 2,16–23. 2779 Juni 1548. Orestes erstach sein mueter (Nachtigall, Sanfter Ton). Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 36 (34 Steinhöwel). [verl.] 2780 22. 6. 1548. Die drey weinpecher Anacharsis (Frauenlob, Hagenblühweise). Anacharsis sagt, drei Becher habe der Wein: den ersten zur Lust, wenn man mäßig, nur gegen den Durst trinkt [Str. 1]; den zweiten zur Völlerei, wenn übermäßiger Genuss den nächsten Durst heraufziehen lässt, die Vernunft hinkt und sich Grillen, Tauben und Egel im Kopf einnisten [Str. 2]; den dritten zur Unsinnigkeit, wenn maßloses Trinken die Vernunft zerrüttet und einen in Schande stößt [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 555 Nr. 3 P. (Eppendorf, S. cccclxxxvf.) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,103. Vgl. KG 478 = Ml. 2781  6. 1548. Die hantgschrift am crewz (Frauenlob, Leidton). Geistliche Beschneidung. Mit Christus sind wir geistlich begraben durch die Taufe und auferstanden durch den Glauben. Die Schrift, die uns durch das Gesetz verflucht, hat er ans Kreuz geheftet. Dort hat er durch den Tod das Fürstentum des Satans beseitigt und über ihn triumphiert. Q.: Kol 2,8–15. 2782 23. 6. 1548. Vermanung zu gottes lob, 118. Psalm (Meienschein, Langer Ton). Der Psalmist dankt Gott für die Errettung aus zahlreichen Nöten. Gott demütigt ihn, aber er tötet ihn nicht. Schluss: Der Psalm ist eine Prophezeiung auf Christus, der litt, aber vom Tod auferweckt wurde. Die christliche Gemeinde würde ebenfalls vom Teufel ausgerottet, wenn Gott sie nicht schützte. Q.: Ps 118. Vgl. KG 3733 = Lied, 5128 = Ml. und 5972 = Sg. 2783  6. 1548. Seit loben … (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Aufruf zum Lob Gottes [Str. 1]. Zwei Lehren: Gott ruft auch die Heiden zum Lob [Str. 2]. Er tröstet uns hier und schenkt dort das ewige Leben [Str. 3]. Q.: Ps 117. Vgl. KG 6037 = Sg. 2784 25. 6. 1548. Das senfkorn, aligoria (Sachs, Gesangweise). Jesu Gleichnis vom Senfkorn [Str. 1, Aufgesang]. Das Senfkorn bedeutet das verachtete Wort Gottes. Selbst Christen hängen Menschenlehre an, aber sie bringen keine Frucht. Fällt das Senfkorn jedoch in ein gutes Herz, so bringt es rechte Glaubensfrüchte: Bekennermut und Werke der Liebe. Aus Gottes Wort wächst so die Christenheit zum größten Volk heran. Unter dem Schatten christlicher Sanftmut findet jeder Ruhe. Bitte um das Wort Gottes. Q.: Mk 4,30–32; 1Kor 1,23. 2785 25. 6. 1548. Drey dreumb war worden (Konrad von Würzburg, Morgenweise). [verl.] 2786 26. 6. 1548. Der sophist Iseus pekert sein pos leben (Vogel, Strenger Ton). Der Sophist Iseus (Isaios) ändert sein jugendlich ausschweifendes Leben. Von schönen Frauen und gutem Essen will er nichts mehr wissen. Schluss: Anfänglich erscheint der Jugend die



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Wollust wie ein Gedicht oder wie ein Traum. Wer sich im Zaum hält und tugendhaft lebt, dessen Andenken wird geehrt. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 8, S. 612  f. Nr. 12 P. (Eppendorf, S. dxxxjf.) < Philostrat, Leben der Sophisten 513. Juni 1548. Cenonis drifach nachtmal (Nachtigall, Abendton). [verl.] 27. 6. 1548. Ein trost wider menschen sez (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Der Prophet Zephanja fordert das Volk Gottes auf, Gott für die Errettung vor Feinden zu danken [Str. 1 und 2]. Schluss: Diejenigen, die das Menschengesetz über Gottes Gebot stellen, erzürnen Gott. Er wird sie strafen. Bei der Wiederkunft Christi werden Gottes Macht und das Evangelium offenbar. Das „Menschengesetz“ wird aufgelöst, allen Anhängern Christi wird der Geist eröffnet [Str. 3]. Q.: Zeph 3,14–20. Vgl. KG 5768 = Sg. 27. 6. 1548. Ein straffpredigt Sophonie (Vogel, Vogelweise). Der Prophet Zephanja droht das Strafgericht Gottes über Jerusalem an. In der Stadt herrschen traurige Zustände: Die Herrschenden und die Richter gleichen raubgierigen Bestien, die Propheten sind leichtfertig, die Priester entweihen das Heiligtum. Gott wird sein strenges Gericht abhalten. Dann werden ihn alle Völker loben. Schluss: Wo bei ober vnd pey vnterthanen die Bosheit überhandnimmt, hilft keine bloße Ermahnung, sondern Gott bestraft das Land mit Not, Hunger, todbringenden Seuchen und Feinden. Dem armen Volk, das zu ihm schreit, schenkt er Trost und Erlösung durch die Predigt seines herrlichen Wortes. Q.: Zeph 3,1–10. Vgl. KG 5768 = Sg. 28.  6. 1548. Der engel auf dem roten ros (Vogel, Gefangener Ton). Sacharja sieht einen Engel auf einem roten Pferd. Der Engel offenbart dem Propheten Gottes Liebeseifer für Zion, das siebzig Jahre im babylonischen Exil verbracht hat. Schluss: Wo sich ein Volk gegen Gott versündigt, bestraft er es. Der Feind wird das Land verwüsten und das Volk in Gefangenschaft führen. Ruft das Volk aber andächtig zu Gott, dann erbarmt er sich, schickt dem Feind einen anderen Gegner an den Hals und erfreut sein Volk wieder. Mit Vertrauen und rechtem Glauben wird Gott ein Tempel erbaut. Q.: Sach 1,8–17. 29. 6. 1548. Der sauerteig, Math 13, aligoria (Vogel, Süßer Ton). Das Himmelreich gleicht dem Sauerteig. Auslegung: Will man das Gleichnis verstehen, muss man auch das Gleichnis vom Sämann einbeziehen. Wir sind „geistliches Korn“, das in die Scheuer der christlichen Gemeinde gebracht wird [Str. 1]. Durch Verfolgung, in welcher der Satan das Wort Gottes vernichten will, werden wir geprüft. Durch diese Anfechtung fegt Gott seine Tenne. Die Spreu wird im Wind der Trübsal verweht. Dann wird unter dem Kreuz das Korn gedroschen und gemahlen. Die Schalen zeitlicher Habe gehen verloren. Leib und Gut stehen auf der Waage. Wir werden rechtes Mehl [Str. 2]. Das Weib mit dem Sauerteig bedeutet die geisterfüllte Predigt. Durch den Trost von Gottes Wort werden wir vollkommen durchgeknetet. Wir bleiben im Kreuz beständig und stark. Dann erst sind wir bereit dafür, dass Engelsbrot auch uns gebacken werden kann. Alles Zeitliche geben wir dann auf. Niemand soll uns von Gott trennen. Schlussbitte: Herr, schicke uns deine Hilfe [Str. 3]. Q: Mt 13,1–30.33. Vgl. KG 206, 462, 1474 (verl.), 4958 = Mll. und 5455 = Sg.

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2792 Juni 1548. Das recht fasten (Nunnenbeck, Zeherweise). Q.: Jes 58. [verl.] 2793 2. 7. 1548. Das krapffenessen des pauren (Bogner, Steigweise; G./D. 4, Nr. 505). Ein Bauer in Rückersdorf versucht seinen gefräßigen Knecht davon abzuhalten, alle Fastnachtsküchlein zu verschlingen. Als nichts hilft, entscheidet sich der Bauer für ein Wettessen. Einen ganzen metzen (Hohlmaß) Krapfen verzehren sie, bis sie aufhören müssen, weil ihre Bäuche zum Platzen voll sind. Schluss: Ein Mensch, der unersättlich wie eine Sau frisst, ist eine ebensolche Plage wie einer, der es nicht gern sieht, dass gegessen wird. 2794 2. 7. 1548. Der nasentanz (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 506). Der Dichter beim Nasentanz auf der Bauernkirchweih in Wendelstein (Katalog verschiedener Nasenarten). Der Tanz endet mit einer Schlägerei. Schluss: Will einer unter uns Nasenkönig werden, weil er die größte Nase hat, findet er leicht ein großes Hofgesinde. Vgl. KG 654, 2941 = Sgg. und 3216 = Fsp. 2795 4. 7. 1548. Drey stück der tugent Antistenis (Nachtigall, Hoher Ton). Antisthenes ermahnt jene, die nur von der Tugend reden, sie aber nicht praktizieren [Str. 1]. Er betont, dass echter Adel in der Tugend begründet sei. Ausschließlich in Geburt oder Reichtum begründeter Adel geht, wenn er eine Probe bestehen muss, meist verloren [Str. 2]. Antisthenes hält die Tugend für einen Garanten der Seligkeit auf Erden. Wer wie Sokrates beständig an der Tugend festhält, ist bereits in diesem Leben selig und lebt in Sicherheit [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 552 Nr. 45, 43, 44 P. (Eppendorf, S. cccclxxxij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,10  f. 2796 Juli 1548. Der weise lebt on gesez (Regenbogen, Süßer Ton). Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 553 Nr. 48 P. (Eppendorf, S. cccclxxxiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,1. [verl.] 2797 4. 7. 1548. Prich ab zungen, pauch und wollust (Duller, Gekrönter Ton). Der weise Anacharsis lässt auf sein Standbild folgende Ermahnung schreiben: Mensch, brich deine Zunge, deinen Bauch und deine Wollust. Damit meint er, man soll seine Zunge im Zaum halten [Str. 1], Gefräßigkeit und Trunkenheit meiden [Str. 2] und Wollust ablegen, damit sie einen nicht verschlingen. Jede Wollust bringt auf ihrem Rücken Unglück mit sich [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 557 Nr. 11 P. (Eppendorf, S. cccclxxxvij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 1,104. 2798 4.  7. 1548. Der stolz schulmaister Diogenes (Schiller, Süßer Ton). Diogenes von Rhodos, ein Meister der „freien Kunst“, wird von Kaiser Tiberius besucht. Der Kaiser bittet Diogenes, er möge ihm etwas über die Tugend vorlesen. Diogenes vertröstet den Kaiser, er solle in sieben Tagen wiederkommen. Über diese hochmütige Antwort ist der Kaiser erzürnt. Als Diogenes einmal nach Rom kommt, will er beim Kaiser vorsprechen, da er sich eine Gabe verspricht. Doch der Kaiser vertröstet ihn auf sieben Jahre und zahlt ihm so seine hochmütige Antwort heim. Schluss: Wem Gott „Kunst“ verleiht, der soll nicht stolz darauf sein, sondern anderen davon mitteilen, sonst wird er verachtet. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 428 Nr. 6 P. (Eppendorf, S. ccclxxij) < Sueton, Tiberius 32,2.



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2799 5. 7. 1548. Das getrew weib Thesta (Sachs, Kurzer Ton). Polyxenos, der Schwager des Tyrannen Dionysios , fürchtet um sein Leben, da die tyrannischen Grausamkeiten keine Grenzen kennen. Er flieht ohne Wissen seiner Frau Theste, der Schwester des Dionysios. Dieser befragt sie, denn er vermutet, Theste sei Mitwisserin der Flucht gewesen. Theste zeigt sich jedoch völlig unerschrocken und sagt, dass sie mit ihrem Mann ins elend gegangen wäre, hätte sie von der Flucht gewusst. Sie sei ihrem Mann treu ergeben. Q.: Plutarch, Dion 21 (Boner) oder (und?) Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, 343 Nr.  16 P. (Eppendorf, S. cclxxxvjf.), dort aber „Tescha“ statt Theste. 2800 5. 7. 1548. Der falsch freunt Dionis (Folz, Teilton). Als Dion von Syrakus erkennen muss, dass selbst sein bester Freund Kallippos ihm nachstellt, meint er, es wäre besser zu sterben als sich vor Feinden und sogar vor Freunden in Acht nehmen zu müssen. Schluss: Wenn sich ein Freund von einem abwendet, dann ist das ein Schmerz, der das Herz durchdringt und alle Freude zerstört. Q.: Erasmus von Rotterdam, ­Apophthegmata 5, S. 346 Nr. 1 P. (Eppendorf, S. ccxc) < Plutarch, Dion 56 (eindeutig nicht direkte Vorlage). 2801 5. 7. 1548. Scipio mit dem poeten (Schiller, Hofton). Scipio klopft am Haus des Dichters Ennius an. Doch dieser lässt sich durch seine Magd verleugnen. Einige Tage später kommt Ennius zum Haus Scipios und läutet dort. Scipio ruft selbst zum Fenster hinaus, er sei nicht da. Ennius will sich aber nicht für dumm verkaufen lassen. Da belehrt ihn Scipio, Ennius könne ihm ebenso glauben, wie er seiner Magd geglaubt habe. Schluss: Ermahnung zu guter Nachbarschaft. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 480 Nr. 49 P. (Eppendorf, S. ccccxxviij) < Cicero, De oratore 2,276. 2802 6. 7. 1548. Der pauernknecht mit der colaczen (Singer, Lieber Ton; G./D. 4, Nr. 507). Ein Bauernknecht berichtet. Er erzählt, mit wem, wie, wo und wann er gesündigt hat, darunter auch, dass er sich nie an das Fastengebot gehalten habe. Der Pfarrer gibt als Buße auf, täglich nur dreyer glider gros zu essen. Gleich das erste Mal hält es der Knecht vor Hunger nicht aus, da denkt er sich drei besondere Glieder aus. Als er bei der nächsten Beichte am Osterabend dem Pfarrer erzählt, er habe sich der Reihe nach an der großen Zehe, dem Fuß und dem Unterschenkel orientiert und es sei ihm noch Brot übriggeblieben, wird ihm ewige Verdammnis prophezeit. Der Bauernknecht dagegen wirft dem Pfarrer vor, dieser sei während der Fastenzeit nie nüchtern gewesen. 2803 6. 7. 1548. Die schlacht und flucht Pompeji (Vogel, Jungfrauenweise). Zwischen Pompejus Magnus und Caesar kommt es zum Bürgerkrieg. Pompejus wird bei Pharsalos besiegt. Er legt schwarze Kleider an und flieht. Caesar wird Alleinherrscher. Als er das Volk zu sehr tyrannisiert, wird er von der Bürgerschaft erstochen. Sprichwort: Überspannt man den Bogen, dann bricht er. Selbst die Gewalt der Tyrannen wird mit der Zeit gebrochen. Q.: Plutarch, Pompejus 69–72 (Boner). Vgl. KG 5647 = Sg. 2804 7. 7. 1548. Stiluon der philosophus (Sachs, Goldener Ton). Als Demetrius, König von Makedonien, Megara einnimmt und seine Soldaten die Stadt plündern, trifft der König den Philosophen Stilpon, dem die Soldaten allen Besitz geraubt haben. Demetrius verspricht, ihm alles zu ersetzen, wenn er die geraubten Güter nenne. Doch Stilpon

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fragt, ob einer je schon Weisheit und Kunst weggetragen habe [Str. 1 und 2]. Lehre: Kunst und Weisheit sind das einzige wahrhafte Gut. Alles andere ist nicht so viel wert, es ist dem wankelmütigen Glück unterworfen. Weisheit und Kunst kann einem aber niemand rauben [Str. 3]. Q.: Eher Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 560 Nr. 3 P. (Eppendorf, S. ccccxc) als Plutarch, Demetrios 9 (Boner). Juli 1548. Demetrius gewint Athena (Sachs, Silberweise). Q.: Plutarch, Demetrios 8 (Boner). [verl.] 9.  7. 1548. Tarent mit vereterey erobert (Ehrenbote, Spiegelton). Tarent, das von Hannibal eingenommen worden war, wird von Fabius Maximus belagert. Durch einen jungen Mann, der in Tarent seine Schwester aufsucht und vorgibt, den Römern entronnen zu sein, gelingt es Fabius auf verräterische Weise, Tarent zu stürmen und in Besitz zu nehmen. Schluss: Durch einen treu- und ehrlosen Mann verderben oft Land und Leute, die von Rat und gmain her lange Bestand gehabt hätten. Q.: Plutarch, Fabius 22 (Boner). Juli 1548. Das riterlich ent Pelopide (Nachtigall, Geteilter Ton). Q.: Plutarch, Pelopidas 32 (Boner). [verl.] 10. 7. 1548. Der getrew purger Nicias (Sachs, Silberweise). Die Bürger von Engyion in Sizilien wollen von den Römern abfallen. Nikias rät ab und muss deshalb viele Anfechtungen erleiden. Er stellt sich wahnsinnig und gelangt so aus der Stadt. Auch seine Frau, die in alles eingeweiht ist, kann entkommen. Beide gehen zu dem Römer Marcellus nach Syrakus. Als die Bürger von Engyion wegen ihrer Absicht die gebührende Strafe von Marcellus empfangen sollen, verwendet sich Nikias für sie. Marcellus erzeigt ihnen Gnade. Schluss: Ein treuer Mann kann durch seine Weisheit oft viel Unglück verhindern. Q.: Plutarch, Marcellus 20 (Boner). 10. 7. 1548. Der arm kriechisch poet (Vogel, Schallweise). Kaiser Augustus bekommt ein kunstvolles Lobgedicht von einem Dichter verehrt, der sich dafür eine Gegengabe erhofft. Aber der Kaiser belohnt ihn lediglich mit einem eigenen Gedicht in vier griechischen Versen. Der Dichter gibt dem Kaiser dafür zwei Silberpfennige, mehr besitze er nicht. Der Kaiser lacht über den „Schwank“ und lässt dem armen Dichter Geschenke und Verehrung zukommen. Schluss: Lebte heute ein solcher Kaiser, die Kunst würde blühen! Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 283 Nr. 44 P. (Eppendorf, S. ccxxx) < Macrobius, Saturnalien 2,4,31. 11. 7. 1548. Ergebung der stat Athen (Römer, Gesangweise). Lysander erobert während des Peloponnesischen Krieges Athen. Die zum Hafen führende Mauer wird abgerissen, durch einen Poeten werden die spartanischen Obersten jedoch bewogen, die Stadt selbst zu verschonen. Die Bürger sind bereit, aus der Stadt zu ziehen und später unter der Herrschaft der dreißig Tyrannen in ihr zu leben. Q.: Plutarch, Lysander 14  f. (Boner). 12. 7. 1548. Das ent des fürsten Philoti (Römer, Gesangweise). Parmenion, ein General Alexanders des Großen, hat einen Sohn, Philotas. Dieser rühmt sich bei seiner Geliebten Antigone der guten Beziehungen zum Hof und verleumdet den König. Alexander erfährt davon und befiehlt Antigone, weiterhin mit Philotas ein gutes Verhältnis zu



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pflegen, damit er so den Großsprecher observieren kann. Als Philotas versucht, eine von Dimnos aus Chalastra angezettelte Verschwörung gegen Alexander geheim zu halten, entsteht bei den Königstreuen großer Argwohn, und sie berichten Alexander davon. Voller Zorn befiehlt er, dass Philotas unter Martern zu sterben habe. Schluss: Herrendienst und Frauenliebe bleiben nie beständig. Schmeichelei und Argwohn bewirken Untreue. Q.: Plutarch, Alexander 48  f. (Boner). 14. 7. 1548. Timoleon lies sein prueder döten (Kettner, Osterweise). Der Korinther Timoleon rettet seinen Bruder Timophanes in der Schlacht. Als jedoch Timophanes seine Gewalt immer tyrannischer ausübt, töten ihn vier Männer im Auftrag Timoleons. Vor seiner Mutter rechtfertigt er sich: Er habe seinem Bruder nicht das Leben gerettet, damit dieser Tyrann werde. Q.: Plutarch, Timoleon 4  f. (Boner). Vgl. KG 5680 = Sg. 14. 7. 1548. Timoleon erlegt drey tirannen (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Der Korinther Timoleon besiegt die drei Tyrannen Hiketas, Mamerkos und Hippon. Weil er das Königreich von Tyrannen befreit hat, ehrt man seinen Namen. Q.: Plutarch, Timoleon 32–34 (Boner). Vgl. KG 5680 = Sg. 16. 7. 1548. Der schacz im acker (Zorn, Unbenannter Ton). Das Himmelreich gleicht einem im Acker verborgenen Schatz. Der Acker bedeutet die Christen, die sich im Gesetz abmühen und doch keine andere Frucht empfangen als die Erkenntnis der Sünde. Der verborgene Schatz meint das Evangelium, das uns die Vergebung der Sünde durch Jesus Christus anbietet. Wir verbergen den edlen Schatz, das Wort Gottes, damit es nicht vor Hunden und Säuen verkündigt wird. Die Christen freuen sich herzlich im Wort. Es erlöst vom Fluch des Gesetzes. Alle unsere Habe zu verkaufen, bedeutet, Gerechtigkeit, Vermögen und gute Werke in die schancz zu schlagen – sie sind nur unnützer Dreck und Kot. Mit dem Glauben kaufen wir die himmlische Gabe, damit Christus bei uns durch seinen Geist wohne. Dieser Schatz macht uns geistlich reich, die „Pforte der Hölle“ kann uns diesen Hort nicht nehmen. Christus hilft uns durch den Glanz seines Geistes. Q.: Mt 13,44. Vgl. KG 4961 = Ml. und 5451 = Sg. 16. 7. 1548. Ein trost in anfechtung (Nachtigall, Langer Ton). In Trübsal sollen wir geduldig sein. Darin erweist sich, ob wir Gottes Diener sind. Auf Gott sollen wir vertrauen, wie die Alten es getan haben. Wehe-Rufe über Verzagte. Gottesfurcht heißt, alles zu tun, was Gott gefällt. Schluss: Seien wir nicht kleinmütig, Gott verspricht uns seine Hilfe! Q.: Sir 2. Vgl. KG 5853 = Sg. 17. 7. 1548. [E] Cristus waint uber Jerusalem (Örtel, Leidton). Jesus weint über Jerusalem [Str. 1]. Glos: Jesus weint über die Stadt, der er als Heiland gepredigt hat. Er wurde verachtet. Seine Gegner glaubten sich sicher; sie vertrauten auf ihren Tempel, ihre mächtigen Gebäude. Sie haben sich kein „Exempel“ daran genommen, wie Gott diejenigen bestraft, die ihn verachten. Christus wusste Jerusalems Bedrängnis vorher. Josephus beschreibt, wie Jerusalem schließlich zerstört wurde [Str. 2]. Obwohl uns das Wort Gottes gepredigt wird, verharren wir doch in der Sünde und leben in Sicherheit blind und sorglos dahin, anstatt die Zeit der Gnade zu erkennen. Viele Leiden treffen uns. Die Juden sollen uns deshalb ein Beispiel sein. Wir wollen uns bekehren und Buße tun. Jesus Christus wird uns helfen [Str. 3]. Q.: Lk 19,41–44.

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2817 17. 7. 1548. Die verkawffer im thempel (Folz, Baumton). Reinigung des Tempels. Auslegung: Auch heute sitzen zahllose Kaufleute im Tempel und sinnen nach, wie sie Gewinn und Beute machen können. Doch Gott hat Gewalt, sein Wort zu erhalten, der Feind mag wüten, wie er will. Gott kann ihm einen Ring durch die Nase ziehen, so dass er das Wort unbehelligt lassen muss. Wenn es der Feind an einer Stelle unterdrückt, so kann Gott sein Wort anderswo doppelt lebendig machen. Aus der Pforte der Gnade tritt die wahre Güte Gottes hervor. Q.: Lk 19,45–48; Jes 56,7. 2818 18. 7. 1548. Isaac mit Ismael (Marner, Langer Ton). Gott verheißt Abraham die Geburt Isaaks und die Errichtung eines Bundes mit Isaak. Auslegung: Die beiden Söhne Abrahams – Ismael und Isaak – bedeuten das Alte und das Neue Testament. Das Alte Testament (Ismael) verleiht nur die Erkenntnis der Sünde. Der Mensch hält seine Werke für unzulänglich und kann nicht an seine Rechtfertigung glauben. Das Evangelium (Isaak) aber verheißt Gnade. Gott verzeiht die Sünde. Wer das aus Herzensgrund glaubt, der ist gesegnet. Christus nimmt sich seiner an. Durch die Taufe sind wir dem Bund einverleibt. Dass dies so bleiben möge, dazu helfe uns Jesus Christus! Q.: 1Mose 17,19–22; Gal 4,22  f. Vgl. KG 4243 = Trag. 2819 18. 7. 1548. Der dot schickt aim drey poten (Mügling, Hofton; G./D. 4, Nr. 508). Einer macht mit Gevatter Tod einen Vertrag. Bevor er stirbt, soll ihm der Tod drei Boten schicken. Mit fünfzig bekommt er graues Haar, mit siebzig wird er matt und schwach. Siechtum wirft ihn als Achtzigjährigen auf das Krankenlager. Als der Tod ihn holen will, wendet er ein, die drei Todesboten stünden noch aus. Aber er hat die Boten des Todes nur nicht erkannt. Schluss: Viele leben wie blind dahin. Anzeichen des Todes schlagen sie in den Wind, so als wollten sie ewig leben. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 267 (268). 2820 19. 7. 1548. Das groß starck greulich thier (Folz, Langer Ton). Vision des großen apokalyptischen Tieres mit den zehn Hörnern und sieben Häuptern. Es ist der Antichrist. Schluss: Ein gewaltiges tyrannisches Regiment wird entstehen. Gott wird gelästert. Das heilige Wort wird mit Gesetzen und Menschenlehre gebunden. Aber die Frommen werden im Feuer bewährt. Der christlich Hauf bleibt standhaft im Bund der Taufe. Q.: Offb 13,1–10. Vgl. KG 1224 = Sg. und 4623 = Ml. 2821 Juli 1548. Hecuba wirt ain hund (Sachs, Silberweise). Q.: Ovid, Metamorphosen 13,399–575 (Wickram). [verl.] 2822 20. 7. 1548. Der dot Ajacis des helden (Sachs, Spruchweise; A. Roth 2016, 359  f.). Sowohl Ajax als auch Odysseus wollen die Rüstung des gefallenen Achill haben. Odysseus erhält sie seiner Beredsamkeit und Gelehrsamkeit wegen zugesprochen. Ajax ersticht sich daraufhin. Aus seinem Blut wächst eine braune Lilie mit zwei Buchstaben seines Namens. Schluss: Daraus ergibt sich die Lehre, dass Körperkraft zwar Land und Leute durch Gewalt bezwingen kann, dass aber Beredsamkeit, Kunst und Weisheit letztlich stärker sind und die Menschen zu besiegen vermögen. Weisheit verleiht Ehre. Q.: Ovid, Metamorphosen 13,1–398 (Wickram). Vgl. KG 2944 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 128–135.



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2823 21. 7. 1548. Deucalion macht leut aus stainen (Frauenlob, Würgendrüssel). Die Menschen werden immer böser. Jupiter und die um ihn versammelten Götter beschließen, Neptun solle eine große Sintflut kommen lassen. Nur Deukalion und Pyrrha entkommen ihr in einem Schifflein. Die Göttin Themis rät ihnen, die Gebeine der Mutter – sie meint die Erde – hinter sich zu werfen. Aus Steinen entstehen Menschen. Auslegung: In der „Fabel“ wird uns gezeigt, dass die Sintflut die Menschen ihrer Bosheit wegen vernichtet. Die Entstehung des Menschen aus Stein bedeutet, dass auch nach der Sintflut kaum eine Besserung eintrat. Mancher Mensch behält sein steinernes Herz bis zum Tode – das Herz, das er niemals in Dankbarkeit zu Gott erhob. Q.: Ovid, Metamorphosen 1,244–415 (Wickram). 2824 23. 7. 1548. Der ermört Lorenz (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 509). Inh. u. Q. wie KG 32 = Sg. Vgl. 70 = Ml. und 1924 = Trag. Lit.: Flood 1995, 163  f.

2825 Juli 1548. Der cuplet münich (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 510). Inh. u. Q. wie KG 2948 = Sg. [verl.] 2826 26. 7. 1548. Die falschen phariseer-propheten (Sachs, Neuer Ton). Christus warnt vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern einhergehen, innen aber Wölfen gleichen. An ihren Früchten erkennt man sie [Str. 1]. Drei Lehren: 1. Christus warnt vor den falschen Lehrern, die uns vom Wort Gottes abbringen wollen. Mit falscher Pfaffenlehre, mit Spitzfindigkeit, Gesetz und „Menschenlehre“ verführen sie uns. Sie schinden, melken und scheren die Schafe. 2. Die falschen Propheten tarnen sich mit gleisnerischem Schein. Sie geben sich wie Heilige, zitieren sogar die Heilige Schrift, tun, als seien sie von Gott geschickt und umschmeicheln die Obrigkeit [Str. 2]. 3. An ihren Werken sind sie zu erkennen: ihrer „Menschenlehre“ und ihrem sündhaften Leben in Geiz, Unkeuschheit, Mord und Krieg. Dieses Unkraut wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Schlussbitte: Erhalt uns Herr bei Deinem Wort [Str. 3]. Q.: Mt 7,15–20; 3,10. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2827 Juli 1548. Cristus der spricht das himelreich … (Herwart, Bloßer Ton). [verl.] 2828 27.  7. 1548. Die schon Lucrecia von Senis (Mügling, Langer Ton; G./D.  4, Nr.  511). Während sich Kaiser Sigismund in Siena aufhält, verliebt sich Euryalus, ein Edelmann aus seinem Gefolge, in Lukrezia. In einem Brief gesteht er ihr seine Liebe. Lukrezia stellt sich zuerst zornig, doch dann arrangiert sie durch ein Antwortschreiben ein Rendezvous. Euryalus soll sich als Sackträger Eintritt in ihr Haus verschaffen. Dort vergnügen sich beide. Unerwartet kommt der Hausherr. Lukrezia versteckt Euryalus in einer Truhe. Der Ehemann fordert aus der Truhe den „Hausbrief“. Lukrezia gibt vor, das Schriftstück in ihrem Schmuckkästchen zu haben. Sie geht damit zum Fenster und lässt, angeblich aus Versehen, den Schmuck auf die Straße fallen. Während der Mann geht, um den Schmuck einzusammeln, entflieht Euryalus. Schluss: Liebe bringt viel Herzeleid mit sich. Aus einer Viertelstunde Freude entsteht monatliches Sorgen. Q.: Enea Silvio, De duobus amantibus (De Euryalo et Lucretia) (Wyle). Vgl. KG 5902 (verl.) = Trag. Lit.: Sasse 2020b, 311.

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2829 Juli 1548. Die unglückhaft hayrat Pompey (Mügling, Grüner Ton). Q.: Plutarch, Pompejus 9. [verl.] 2830 Juli 1548. Ezechiel der gros prophet … (Mönch von Salzburg, Chorweise). [verl.] 2831 30. 7. 1548. Die Cristen sind mueter und prueder Cristi (Kettner, Frauenton). Jesu wahre Verwandte, Mutter und Brüder, sind alle, die das Wort Gottes hören [Str. 1 und 2]. Wie Christus durch Maria empfangen wurde, so werden auch wir durch das Wort der Predigt zu seiner Mutter. Glauben wir, so werden wir durch seine Güte geistlich geschwängert, während die Welt uns verfolgt [Str. 2]. Christus ist das ewige Wort, er ist Gottes Sohn von Natur aus. Wir sind Kinder Gottes aus Gnade, wenn wir allein seinem Wort anhängen und in Liebe und Glauben leben. Auf diese Weise sind wir Brüder Christi und Miterben seines Reiches [Str. 3]. Q.: Lk 8,19–21. Vgl. KG 5452 = Sg. 2831a 31. 7. 1548. (= KG 2460, falsch eingeordnet) Der stum vnd daub aligoria (Drabolt, Linder Ton). Jesus heilt einen Taubstummen in den Zehn Städten [Str. 1 und Str. 2, 1. Stollen]. Allegorese: Der Taube gleicht dem Menschen. Dieser ist unfähig zum Guten, im Geist stumm, lebt durch die Erbsünde in Lust und Laster und ohne Nächstenliebe. Er glaubt an Menschenlehre statt an Gottes Wort [Str. 2 Rest]. Endlich aber sucht Christus ihn durch das Evangelium heim, legt den Finger des Geistes mit dem Speichel des Wortes ins Herz und öffnet es dadurch. Nun verkündet der Mensch Gottes Lob, und die ganze Christenheit freut sich [Str. 3]. Q.: Mk 7,31–37. 2832 Juli 1548. Es saget aber ein gleichnus … (Rosengart, Freudweise). [verl.] 2833 August 1548. Kirchweich war zu Jerusalem … (Örtel, Langer Ton). [verl.] 2834 August 1548. Die laden gottes (Sachs, Neuer Ton). David holt die Bundeslade nach Jerusalem. Usa, der sie berührt, stirbt; Obed-Edom, in dessen Haus sie drei Monate steht, bringt sie Segen; Michal spottet über David, der vor der Lade tanzt [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Lade bedeutet Gottes Wort, die vier Personen bedeuten vier Arten, damit umzugehen: fleischlich und Ärgernis erregend (Usa); es im Herzen bewahrend (Obed-Edom); verachtend (Michal); fröhlich verkündend (David) [Str. 3]. Q.: 2Sam 6. Vgl. KG 4975 = Ml. 2835 August 1548. Asahel wurt erstochen. Q.: 2Sam 2,17–32. [verl.] Vielleicht identisch mit KG 2467 = Ml. Vgl. KG 3753 = Trag. 2836 August 1548. Eroberung der stat Ay (Sachs, Bewährter Ton). Q.: Jos 8. [verl.] 2837 7. 8. 1548. Erledigung der Juden gefencknus (Regenbogen, Überlanger Ton). Der Perserkönig Kores erlaubt die Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft. Schluss: Die Christenheit soll auf Gott vertrauen, selbst wenn alles aussichtslos erscheint. Um von Tyrannen erlöst zu werden, soll sie zu Gott schreien und nicht verzagen. Gott wendet alles, wie er will. Q.: Esr 1,1–11. 2838  8. 1548. Der gros altar (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Der Stamm Ruben baut einen Altar im Land Kanaan jenseits des Jordans. Israel sendet eine Botschaft, die Ruben vor Abtrünnigen warnt. Schluss: Wie eiferte Israel gegen falschen Gottesdienst! Die Christenheit, die „an manchem Ort“ noch immer Menschenlehre anhängt, möge sich schämen; denn dadurch wird Gott geschändet. Q.: Jos 22,9–27.



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2839 8. 8. 1548. Joab wart am altar erwürgt (Schwarz, Vermahnter Ton). Vor seinem Tod vermahnt David seinen Sohn Salomo, Joab nicht zu verschonen, da er Abner und Amasa umgebracht hat. Joab flieht in die Hütte des Herrn. Auf Befehl Salomos erschlägt Benaja ihn am Altar. Schluss: Die Obrigkeit soll gerecht sein, denn sie hat das Schwert von Gott erhalten. Die Guten soll sie beschützen, diejenigen aber, die menschliches Blut vergießen, sollen bestraft werden. Die Obrigkeit soll nicht „durch die Finger sehen“, sonst nimmt das Unrecht überhand, und Gott straft das ganze Land. „Drum straf bei Gott, du Obrigkeit!“ Q.: 1Kön 2,5.28–34. 2840 9. 8. 1548. Das ungestüm mer (Sachs, Hohe Bergweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 196 = Lied „Geistliche Glosse“: Die Christen (Jünger) werden in diesem Jammermeer vom Satan bedroht, der durch Anfechtungen die Hoffnung raubt. Noch schläft Christus im Herzen [Str. 2]. Weckt ihn der Christ durch Gebet, stillt er den Sturm und tröstet das Herz. Jetzt erst erkennt der Christ seinen Unglauben und die Gnade Gottes und dankt Gott für alle Liebe und Güte [Str. 3]. Vgl. 282 = Ml. < Mk. 4,35–5,1 sowie 369 = Ml. und 5258 = Sg. < Mt 8,23–27. 2841 10. 8. 1548. Die uberwindung der welt, predig Osianders (Sachs, Klingender Ton). Die Überwindung der Welt durch den Glauben [Str. 1]. Auslegung: Verdeutlichung des Textes unter besonderem Hinweis auf die Bedrohung des Glaubens durch äußere Feinde [Str. 2 und 3]. Q.: Osiander nach 1Joh 5,1–5. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2842 11. 8. 1548. Der falsch prophet (der mann gottes mit dem leben) (Liebe von Giengen, Radweise). Ein Mann Gottes kommt nach Bethel, um vor Jerobeam gegen den Altar zu predigen. Als er wieder abzieht, folgt ihm ein alter Prophet und will ihn zum Mahl einladen. Doch der Mann Gottes beteuert, er dürfe nichts essen und trinken. Dem alten Propheten gelingt es, durch eine Lüge den Mann Gottes von seiner Verpflichtung abzubringen. Nachdem dieser gegessen und getrunken hat, prophezeit ihm der alte Prophet den Tod, noch bevor er nach Hause zurückgekehrt sei. Tatsächlich wird er kurz danach von einem Löwen angefallen und getötet. Schluss: Wir sollen den Betrug menschlicher Lehre fliehen und allein beim Wort Gottes bleiben. Gott straft den, der seine Gabe missbraucht. Q.: 1Kön 13,11–24a. 2843 11. 8. 1548. Der pauer mit der purgerin (Hülzing, Hagelweise; G./D. 4, Nr. 512). Ein junger Bauer fährt nach Nürnberg zum Holzmarkt. Dort lässt ihn eine Bürgerin, deren Mann bereits seit einem Jahr verreist ist, durch ihre Magd holen, und bewirtet ihn. Anschließend bittet sie, er solle mit ihr tun wie mit seiner Frau. Da sie trotz seiner Weigerung nicht ablässt, prügelt er sie: Er habe seine Frau am Morgen ebenso be­handelt, weil sie ihm keine Suppe machte. Als der Bauer das Haus verlassen will, bittet die Magd, er solle ihr dasselbe tun wie der Herrin. Nachdem auch sie Schläge bekommen hat, klagen die Frauen einander ihr Leid. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 5. 2844 13. 8. 1548. Der alt kranck leb (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 513). Ein kranker alter Löwe wird von Wildschwein, Stier und Esel, die ihn früher gefürchtet haben, gequält [Str. 1 und 2]. Ein amptman soll daraus lernen, in seinem Amt nicht so streng zu sein,

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damit sich seine Untertanen nicht an ihm rächen, wenn er alt und schwach ist [Str. 3]. Q.: Romulus 1,16 = 20 T. (1,16 Steinhöwel). Vgl. KG 2973 = Ml. 13. 8. 1548. Die schwalb mit dem hanfacker (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 514). Eine Schwalbe erklärt den Vögeln, dass aus dem Hanf, den ein Bauer gesät hat, später Fangvorrichtungen für Vögel angefertigt werden. Da die Vögel jedoch den Rat der Schwalbe, den Samen der Pflanze auszurotten, verachten, begibt sie sich in die Stadt, wo sie künftig wohnt. Die anderen Vögel werden gefangen. Schluss: Man soll gutem Rat folgen, ehe es zu spät ist, denn im Anfangsstadium kann man ein Unglück oft abwehren. Wer guten Rat verschmäht, gerät mit Recht ins Unglück. Q.: Romulus 1,20 = 24 T. (1,20 Steinhöwel). Vgl. KG 2496 (verl.) = Ml. 13. 8. 1548. Die fögel mit dem alten fogler (Schiller, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 515). Ein uralter triefäugiger Vogelsteller pfeift nach den Vögeln, die ihn wegen seines ausgelegten Futters, des Pfeifens und seiner Tränen für mitleidig halten. Der Rabe klärt sie über die wahren Absichten des Vogelstellers auf [Str. 1 und 2]. Lehre: Gegen Heuchler hilft nur, sich über ihre früheren Betrügereien zu informieren [Str. 3]. Q.: Romulus 4,7 = 77 T. (4,7 Steinhöwel). Vgl. KG 3658 = Ml. und 5588 = Sg. August 1548. Der hungrig hund mit dem wolff (Vogel, Hundweise; G./D. 4, Nr. 516). Q.: Fabulae extravagantes 12 (Steinhöwel). [verl.] 16. 8. 1548. Das narrenschneiden (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 517). Ein Arzt bekämpft die Lasterhaftigkeit auf zweierlei Art. In leichteren Fällen erreicht er den Gesinnungswandel seiner Patienten durch eine private Strafpredigt. Bei verstockten Patienten aber wendet er die Methode des Narrenschneidens an, indem er die Lasterhaftigkeit des Patienten öffentlich aufdeckt. Die Wunde von einem Feind, sagt Salomo, ist besser als der Kuss des Freundes, der die Lasterhaftigkeit heuchlerisch übergeht. Vgl. KG 747 = Fsp. Lit.: Schade 1986, 574  f.

2849 16. 8. 1548. Beschreibung der hell (Vogel, Schwarzer Ton). Ovid beschreibt auf poetische Art die Hölle, zu der die Seele auf finsterer Straße durch einen schwarzen Wald gelangt. Charon bringt sie über den Styx. Ein riesiges Gemäuer mit tausend Pforten umgibt die Unterwelt. Davor sitzt Cerberus, der Höllenhund. Die Büßer Tityos, Tantalus, Sisyphus und Ixion erleiden ihre Qualen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der finstere Weg zur Hölle bedeutet des Menschen schlechtes Gewissen, Tityos die Neidischen, Tantalus die geizigen Reichen, Sisyphus die Dünkelhaften und Ixion die Verführer [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,432–463 (Wickram). Vgl. KG 5005 = Ml., außerdem 1995 = Ml. 2850 17. 8. 1548. Drey zeugnus eines Cristen (Frauenlob, Neuer Ton). Gottes und des Heiligen Geistes Zeugnis vom Sohn, der mit Wasser und Blut gekommen ist. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das ewige Leben [Str. 1]. Auslegung: Dreifach wird Zeugnis von Jesus Christus abgelegt: 1. im Wasser, d.  h. durch die Taufe; 2. im Blut, d.  h. durch seine Erlösungstat, bei der er sein Blut für uns vergossen hat; 3. im Geist, d.  h. in der Wahrheit und in der Liebe [Str. 2]. Diese drei Zeugnisse müssen wir auch in uns haben: 1. Wir müssen in der Taufe die Sünden begraben. 2. Wir sollen uns zu einem neuen



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Leben in Gott aufschwingen. 3. Wir sollen das Kreuz geduldig tragen. Wer diese drei Zeugnisse bewahrt, hat das ewige Leben [Str. 3]. Q.: 1Joh 5,6–11. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2851 18. 8. 1548. Das verderbt lant Ysrael (Lorenz, Blühweise). Die Midianiter bedrängen Israel. Nahrungsmittel und Viehbestände gehen dem Volk verloren. In seiner Not ruft es zu Gott. Wenn es von seiner Abgötterei ablässt [Ergänzung des Dichters], verheißt er ihm Hilfe. Er sendet den Retter Gideon. Auslegung: Dies ist eine figur für ein Land, das in Sünden lebt und nicht Buße tun will. Gott wird Feinde schicken, bis das Land umkehrt und zu Gott ruft. Schließlich wird er einen Gideon senden, der es erlöst. Q.: Ri 6,1–10. Vgl. KG 4833 = Com. 2852 18. 8. 1548. Der Midianiter schlacht (Sachs, Langer Ton). Gideon verfolgt das Heer der Midianiter. Die beiden Städte Sukkoth und Pnuel geben seinem ermatteten Heer keine Nahrung. Gideon rächt sich, nachdem er die beiden Midianiterkönige Sebah und Zalmuna getötet hat. Schluss: Dies soll den Fürsten ein Spiegel sein. Wenn sie gegen Gottes Feind kämpfen, sollen sie sich demütigen und ganz auf Gottes Hilfe bauen. Er wird sein Volk erretten. Fürsten sollen sich nicht auf ihre Macht verlassen; suchen sie allein Gottes Ehre, wird er Sieg und Frieden verleihen. Q.: Ri 8,4–23. Vgl. KG 4833 = Trag. 2853 21. 8. 1548. Der plint zu Jericho, aligoria (Singer, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 238 = Ml. Vgl. 1385, 4770 (Str. 2) = Mll. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Alle Menschen sind von Natur aus im Geist blind, da Eigenliebe sie blendet. Sie leben in Sünde ohne Buße. Wenn sie jedoch zu ihm rufen, dann lässt Christus sie zu sich kommen und erleuchtet den blinden Geist. Dann flieht die sündige Natur [Str. 3]. 2854 21. 8. 1548. Das Interim (K./G. 22,439). 252 Vs. Der Dichter kann eines Nachts aus Sorge um die freie Verkündigung des Wortes Gottes nicht einschlafen. Er stellt fest, dass an der Situation die vom geistlichen geschwüerm [= den geistlichen Fürsten] ausgehenden Intrigen schuld seien; sie hätten ständig die weltliche Obrigkeit zum Kampf gegen das Wort Gottes gereizt, um die Wahrheit zu unterdrücken. Die Augsburger Verhandlungen um einen religiösen Ausgleich wertet der Dichter als Resultat der Gewissensbisse des Kaisers, weil dieser mit Gewalt gegen die Wahrheit aufgetreten sei, sie aber weder ganz unterdrücken noch wegen seiner Rücksicht auf die Feinde des Worts ganz frei gewähren lassen könne. Unklar ist die Zukunft. Im Traum führt Genius ihn zu einem Tempel, wo Veritas [= das Wort Gottes] gefesselt sitzt. Aus Frage und Antwort geht hervor, dass Saturn [= der Papst] sie festhalte. Minerva [= Weisheit/Melanchthon] zeigt Jupiter [= der Kaiser] Veritas’ Unschuld an. Dieser lässt durch Merkur zur Götterversammlung rufen, um über Veritas zu richten. Eine Menschenmenge, die auf ein gütiges Urteil hofft, wird durch einen Donnerstrahl erschreckt. Hypocrisis fliegt auf einem Drachen herbei und streift Veritas ein von Nequitia gewobenes Kleid über, das Interim. Es stinkt teuflisch und ist mit vergiftetem Honig bestrichen. Veritas bleibt also weiter gefangen. Frau Poenitentia [= Strafe] erklärt der Menge das als Sündenschuld und ruft zur Buße auf. Laut Genius sei Jupiter durch Adulatio und Ignorantia verführt und von Saturn mit einem Goldregen bestochen worden. Am Schluss zieht Mars mit

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Kriegslärm vor den Tempel. Der Dichter wacht auf, bittet Gott, sein Wort zu erhalten, für das man sich nicht davon abschrecken lassen solle, Verfolgung und Kreuz zu erleiden, und warnt davor, auf die Menschen zu bauen, weil sie alle Lügner seien. Vgl. KG 1105 = Sg. Lit.: Theiss 1976, 79–90 (87: „Wirkungsabsicht des ‚Interims‘ […] entschiedene Warnung vor dessen Annahme und Durchführung.“); Kemper 1987, 256  f.; Spriewald 1990, 167.

2855 22. 8. 1548. Ein prophezey wider abgötterei (Lesch, Gesangweise). Prophezeiung wider den Götzendienst und dass Gott seine Macht allen Völkern gegenüber beweisen wird [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott sind Götzendienst und „Menschentand“ ein Gräuel. Nicht an eine Kreatur soll man sich wenden, wenn man in Angst und Not ist, sondern man soll Gott anrufen. Christus ist unser einziger Mittler und Heiland der Welt [Str. 3]. Q.: Jes 45,20–25. Vgl. KG 3262 = Ml. 2856 August 1548. Künig Cores (Nachtigall, Langer Ton). [verl.] 2857 August 1548. Künig Joas mit dem hantpogen (Singer, Schlechter Ton). Q.: 2Kön 13. [verl.] 2858  8. 1548. Der krig mit dem winter (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 517a). Inh. wie KG 866 = Sg. Vgl. KG 2953 = Sg. 2859 24. 8. 1548. Das frewlein mit dem pluetgang, ein schone aligoria (Ringsgwand, Bauernton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 192 = Ml., Teil 2, also nur 8,43–48. Vgl. 4728 = Ml. und 5259 = Sg. Allegorese: Die Frau, die unter Blutfluss leidet, ist eine figur für den Menschen, der in Sünden lebt. Er hat den „geistlichen Blutfluss“. Wenn er sein Heil in der Gesetzeserfüllung und in Werken sieht, verstrickt er sich noch mehr. Sein Gewissen bleibt blöd und matt. Alles ist umsonst, bis er schließlich Christus hört. Wenn er glaubt, was ihm im Evangelium vorgetragen wird, nämlich dass Christus jedem gnädig hilft, dann wird auch ihm aus lauter Gnade vergeben. Wenn der Mensch, so wie die blutflüssige Frau, zu Jesus drängt und sein Kleid berührt, erfährt er durch die Sakramente der Taufe und Buße die Kraft aus Christus und wird ganz rein. Der Sündenfluss bleibt stehen, und das Gewissen ist beruhigt [Str. 2 und 3]. 2860 25. 8. 1548. Drey stueck ain predig (Sachs, Gesangweise). Die siebzig Jünger kehren zu Jesus zurück und erzählen von Wundertaten, die sie in seinem Namen vollbracht haben. Christus frohlockt, dass Gott den Kleinen offenbart hat, was Klugen und Weisen verborgen ist. Er preist die Jünger selig, weil sie Augenzeugen dessen sind, was Propheten und Könige zu schauen wünschten [Str. 1 und 2]. Auslegung: 1. Christus teilt sein heiliges Wort täglich dem einfältigen Volk mit. Vor Gewaltigen, Mächtigen und Weisen verbirgt er sein helles Licht. 2. Christi Macht herrscht dort, wohin er seine unscheinbaren Boten sendet. Sie werden alles vollenden, Satan und Welt können sie nicht überwältigen. 3. Christus lässt sich im Sakrament geistlich auf dem Altar schauen und in seinem Wort verkündigen. Deshalb freuen wir uns im Geist; unser Name ist im Himmel „eingeschrieben“. Wir werden Christus ewig von Angesicht zu Angesicht schauen [Str. 3]. Q.: Lk 10,17–24. Vgl. KG 4680 = Ml. Lit.: Rettelbach 1984, 751.



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2861 25. 8. 1548. Der pauer mit den 52 wiegen (Frauenlob, Grundweise; G./D. 4, Nr. 518). Eine Magd dient drei Jahre einem Edelmann. Als sie von ihm schwanger ist, verheiratet er sie mit einem Bauernknecht, dem er dreißig Goldgulden gibt. Bereits acht Tage nach der Hochzeit wird das Kind geboren. Da kauft der Bauer zweiundfünfzig Wiegen. Vor dem Edelmann, der ihn deswegen für einen Narren hält, rechtfertigt er sich, dass er so viele Wiegen brauche, falls seine Frau wöchentlich ein Kind gebären werde. Der Edelmann durchschaut den Bauern, der weiß, warum das Kind so früh gekommen ist. Dass Kinder zu früh geboren werden, geschieht oft. 2862  8. 1548. Drei nachfolger Christi (Frauenlob, Goldene Radweise). Über die wahre Nachfolge Christi. Schluss: Wir sollen uns offen zu Christus bekennen, wenn uns auch Kreuz und Hohn der Welt martern. Wer sich hier der Worte Christi schämt, den wird Christus beim Gericht Gottes nicht erretten. Q.: Lk 9,23–27. Vgl. KG 359 = Ml. 2863 August 1548. Des menschen herz ain muel (Sachs, Rosenton). Inh. wie KG 2957 = Sg. [verl.] 2864 25. 8. 1548. Die unschulding kindlein (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml. Vgl. 347, 1557, 2167, 2543, 3481, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Christus wird im Herzen geistlich geboren durch das Evangelium. Herodes, d.  h. der falsche Satan, will aus Neid und Zorn die unschuldigen Christen töten. So klagt die christliche Gemeinde, die durch Rahel bezeichnet ist. Der Engel Gottes rät den Christen, nach Ägypten, d.  h. in das Land der Gnade, zu fliehen. Schließlich wird der Satan mit seinem Anhang gestürzt [Str. 3]. 2865 August 1548. Gsecz ein zucht maister (Regenbogen, Leidton). Q.: Gal 3,15–29. [verl.] 2866 28. 8. 1548. Der wolff mit dem kalb und kue (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 4, Nr. 519). Bauern fangen einen Wolf, der ihrem Vieh großen Schaden zugefügt hat. Sie wollen ihn töten, doch er bittet, freigelassen zu werden, und verspricht dafür, künftig nur noch das zu rauben, was weniger als drei Heller wert sei. Zwei Monate lang nährt er sich von Wurzeln und Kräutern, doch dann quält ihn der Hunger. Er reißt ein Kalb und eine Kuh. Erneut fangen ihn die Bauern und werfen ihm den Bruch des Versprechens vor. Er habe, erklärt der Wolf indes listig, das Kalb auf einen Heller und die Kuh auf einen Pfennig veranschlagt. Die Bauern lassen ihn frei [Str. 1 und 2]. Epimythium: Die Welt handelt wie der Wolf. Sie „macht eine Rechnung“, um das größte Laster als rechtmäßig und gut hinzustellen bzw. die gute Tat für Unrecht zu erklären. Der Tor urteilt aus Gunst oder Neid. Der Vernünftige lobt das Lobenswerte und tadelt das Schänd­ liche [Str. 3]. 2867 August 1548. Die doricht predig der ewangel: (Nachtigall, Leidton). Inh. u. Q. wohl wie KG 3691 = Ml. [verl.] 2868 30. 8. 1548. Tabula Cebetis (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 482 = Sg. Vgl. 2961 = Sg. 2869 30. 8. 1548. Die unglückhaft kaiserin Yrenes (Sighart, Pflugton). Nach dem Tod des byzantinischen Kaisers Leon regiert dessen Witwe Irene zusammen mit ihrem Sohn Konstantin, der sie aber bald verstößt. Nach acht Jahren lässt sie ihn durch Freunde gefangen nehmen. Nach weiteren fünf Jahren wird Konstantin befreit, verbannt seine

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Mutter, alle ihre Freunde und tyrannisiert das Volk. Als man Nikephoros an seine Stelle setzen will, lässt Konstantin ihm die Zunge abschneiden. Nachdem er weitere Freveltaten begangen hat, lässt Kaiserin Irene ihm die Augen ausstechen und übernimmt nach seinem Tode wieder das Regiment. Sie wird jedoch wiederum von Nikephoros verstoßen, der dann Kaiser wird. Schluss: So veränderlich ist das Glück. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 102 (97 Steinhöwel). 31. 8. 1548. Die pewerin mit dem augensegen (Bremberger, Hofton; G./D. 4, Nr. 520). Ein alter Bauer hat eine schöne junge Frau. Ist er draußen bei der Arbeit, vergnügt sie sich im Haus mit ihrem Geliebten. Eines Tages kehrt der Bauer zu ungewohnter Zeit zurück, da er sich an einem Brombeerstrauch das linke Auge verletzt hat. Er will sich ins Bett legen. Doch die Frau rät ihm, sich das gesunde Auge segnen zu lassen, damit es nicht auch krank werde. Während sie den Segen darüber spricht, entwischt der Liebhaber. Schluss: Kein Tier ist listiger als eine Frau. Ein Augenblick genügt ihr, eine List zu erfinden. Sicher werden vielen tüchtigen Männern die Augen zugehalten. Q.: Petrus Alphonsus 9 (13 Steinhöwel). August 1548. Die 1000 gefunden gulden (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 521). Q.: Petrus Alphonsus 17 (4 Steinhöwel). [verl.] 31. 8. 1548. Der schacz im weingarten (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 522 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 522). Ein Weinbauer hat drei faule Söhne. Bevor er stirbt, sagt er ihnen, all sein Gut liege in seinem Weinberg vergraben. Nach dem Tod des Vaters fangen die Söhne an, fleißig in dem Weinberg zu graben, so dass jeder sich wundert. Zwar finden sie keinen Schatz, doch erkennen sie, dass sie durch ihr Graben das Erdreich des Weinbergs so aufgelockert haben, dass es nun doppelte Frucht bringt. Durch ihre Arbeit werden sie reich. Schluss: Durch Arbeit gewinnt man seinen Lebensunterhalt. Salomo spricht: Wer sich faul im Bett wälzt, dem kommt Armut ins Haus. Q.: Äsopische Fabeln 42 H. (17 Rinuccio = 17 Steinhöwel). September 1548. Der gefangen drapp (Stolle, Blutton; G./D. 4, Nr. 523). Q.: Äsopische Fabeln 208 H. (43 Rinuccio = 9 Steinhöwel). [verl.] 3. 9. 1548. Der verborgen altar in der holen (Konrad von Würzburg, Hofton). Der Prophet Jeremia lässt die Bundeslade verbergen. Kein Mensch soll das Versteck finden, vielmehr wird Gott, wenn er gnädig ist, alles offenbaren, so wie er einst zu Moses’ Zeiten erschien oder wie er sich Salomo offenbarte [Str. 1 und 2]. Diese Bibelstelle ist eine figur, denn auch die christliche Schar ist durch Menschengesetz harter Gefangenschaft ausgesetzt gewesen. Das Evangelium wurde inzwischen in den geistlichen Herzen versteckt. Wer es offenbaren wollte, wurde abgeschreckt, bis Gott es durch seine Gnade wiedererscheinen ließ. Er erlöste die christliche Gemeinde vom Menschengesetz, damit die Seinen mit ihm im ewigen Vaterland leben [Str. 3]. Q.: 2Makk 2,1–8. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2875 4. 9. 1548. Die tirannisch dotenklag künig Herodis (Vogel, Klagweise). Herodes der Große liegt auf dem Sterbebett. Übelriechender Atem, offene Füße und aus dem Leib kriechende Würmer können durch keine Arznei verhindert werden. Herodes macht



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sich Gedanken, ob man ihn, wenn er gestorben ist, betrauern werde. Viele tapfere Männer seines Landes lässt er kommen, ferner seine Schwester Salome und seinen Schwager Alexas. Allen befiehlt er, nach seinem Tod auch die gefangenen jüdischen Obersten zu töten, dann werde in der Trauer um diese auch seiner gedacht. Doch Salome lässt nach dem Tod des Tyrannen die Gefangenen frei. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 17,9 (Hedio). 5. 9. 1548. Der untrew wüeterich Ptolemeus (Sachs, Bewährter Ton). Der Hohepriester Simon wird von seinem Schwiegersohn Ptolemäus, dem Hauptmann von Jericho, heimtückisch beim Mahl ermordet. Danach versucht Ptolemäus, auch Johannes Hyrcanus töten zu lassen. Dieser zieht gegen Ptolemäus, der die Mutter des Johannes als Geisel gebraucht. Sie bittet ihren Sohn jedoch, nicht um ihretwillen von der Belagerung des Ptolemäus abzulassen; habe er ihn besiegt, dann werde er sich entsprechend rächen können. Schließlich muss die Mutter den Tod erleiden. Ptolemäus kann entfliehen. Schluss: Auch heute gehen die „Tyrannen“ ähnlich vor. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 3,13  f. (Hedio). 6. 9. 1548. Die 72 ausleger der bibel (Vogel, Schatzton). Ptolemäus erteilt 72 jüdischen Gelehrten – aus jedem Stamm sechs – den Auftrag, die hebräische Bibel ins Griechische zu übersetzen. In siebzig Tagen ist das Werk vollendet. Reich beschenkt kehren die 72 in die Heimat zurück. Schluss: Daran erkennt man den großen Fleiß der Alten. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 12,2 (Hedio). Vgl. KG 5654 = Sg. 8. 9. 1548. Das weib as ir kind (Regenbogen, Langer Ton). Eine Frau von edler Herkunft flüchtet während der Belagerung Jerusalems durch Vespasian vom Städtlein Vetezobra nach Jerusalem. Dort ist der Hunger so groß, dass sie sich zu der Grausamkeit hinreißen lässt, ihr eigenes Kind zu verzehren. In der ganzen Stadt wird die Geschichte bekannt. Auch die Römer erfahren davon, und manche von ihnen bekommen Mitleid mit den Juden. Vespasian bietet Frieden an, doch die Juden lehnen ab. Beim Fall der Stadt werden 27 000 gefangen, eine Million Menschen aber sind tot. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 7,8 (Hedio). Vgl. KG 4789 = Trag. 12. 9. 1548. Die klag Mathatie uber das volck Juda (Vogel, Klagweise). Mattathias klagt um Juda, das einst stolz und mächtig war, nun aber all seiner Herrlichkeit beraubt ist. Schluss: Wenn Gott sein Wort verkünden lässt, wir aber dennoch sündigen, dann gibt er Land und Leute in die Hand der Feinde. Der christlich Hauf soll sich mit Klagen und Seufzen zu Gott wenden. Q.: 1Makk 2,7–14. 12. 9. 1548. Herodes lies drey suen würgen (Vogel, Hundweise). Nach der Ermordung Mariamnes sind ihre Söhne Alexander und Aristobulus ihrem Vater Herodes feind. Ihr Stiefbruder Antipater hetzt sie noch mehr auf, zugleich verleumdet er sie bei Herodes. Herodes lässt Alexander und Aristobulus ermorden. Antipater strebt jetzt nach der Herrschaft und macht einen Bund gegen Herodes. Dieser ist nicht völlig überzeugt von den guten Absichten seines Sohnes und schickt ihn deshalb zum Kaiser nach Rom. Bei der Rückkehr lässt ihn Herodes einsperren. Als man glaubt, Herodes sei bereits tot, will Antipater sich durch Bestechung von den Wärtern befreien lassen. Herodes erfährt davon und lässt Antipater erschlagen. Schluss: So hat ein Mord den nächsten

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hervorgebracht. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 15,10  f. + Der Jüdische Krieg 1,23–33 (Hedio). Vgl. KG 3913 = Trag. 13. 9. 1548. Der grawsam handel zu Masada (Römer, Gesangweise). Die Bürger der Stadt Massada vernichten ihre gesamte Habe und bringen sich selbst um, damit sie nicht in die Hände der Römer fallen. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 7,28 (Hedio). Vgl. KG 5653 = Sg. 13.  9. 1548. Die mörder in den pirgklüfften (Frauenlob, Würgendrüssel). Zur Zeit Herodes’ des Großen verbergen sich viele Straßenräuber in Höhlen. Herodes will ihrem Unwesen ein Ende machen. Er lässt in Kisten Soldaten an den Felswänden hinunter und verspricht den derart bedrohten Räubern das Leben, wenn sie sich ergeben. Viele ergeben sich, doch ein Vater von sieben Söhnen ist nicht dazu bereit. Als ein Sohn sich ergeben will, stürzt er ihn vom Felsenrand. So ergeht es auch allen anderen Söhnen und der Frau des Alten. Herodes verspricht ihm dennoch das Leben, aber er bekennt, lieber in Freiheit sterben zu wollen als unter der Tyrannei des Herodes zu leben. Dann stürzt er sich vom Felsen herab. Schluss: So hoch hielt der Alte die Freiheit. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 14,25 (Hedio). 14.  9. 1548. Der guelden adler zu Jerusalem (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton). Herodes der Große lässt auf dem Tempel von Jerusalem einen goldenen Adler anbringen, sehr zum Ärger der Juden. Als sich das Gerücht verbreitet, Herodes sei gestorben, erhebt sich unter Judas und Matthias ein Aufstand, und die Juden stürzen den Adler vom Tempel herab. Es rückt jedoch Kriegsvolk an; das Volk (poffel) flieht. Vierzig junge Männer werden ergriffen und vor Herodes gebracht. Er lässt sie enthaupten. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 1,21 (Hedio). 14.  9. 1548. Die Juden mit des kaisers pild im paner (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Pilatus lässt in Jerusalem eine Kaiserstatue errichten. Die Juden sind darüber sehr erzürnt. Sie ziehen nach Caesarea und harren dort fünf Tage und Nächte vor dem Haus des Landpflegers aus. Als dieser sie von bewaffneten Soldaten umstellen lässt, bleiben sie dennoch standhaft; sie wollen ihre Gesetze nicht brechen. Pilatus sieht, wie inbrünstig die Juden am Gesetz festhalten. Er lässt die Kaiserstatue nach Caesarea bringen. Schluss: Hier spürte man den starken Trieb der Juden zum Gesetz, der viel stärker ist als die Liebe der Christen zum Evangelium. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 2,8 (Hedio). 14. 9. 1548. Der Schwab und Payer mit dem aichorn (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr.  524). Ein Bayer und ein Schwabe halten ein Eichhörnchen für einen Hasen. Während der Bayer Feuer holt, damit der „Hase“ gebraten werden kann, versucht der Schwabe, das Tier zu erjagen. Dabei stürzt er vom Baum und stirbt. Als der Bayer zurückkommt, meint er, sein Gefährte habe den „Hasen“ ungebraten gegessen und sei an seiner Fressgier erstickt. 15. 9. 1548. Die stat Jatapata wird gewunnen (Marner, Hofton). Josephus ist Hauptmann von Jotapata. Er weiß die Römer klug abzuwehren. Nach der Einnahme der Stadt verbirgt er sich in einem Brunnen, wird aber verraten und doch noch gefangen genommen. Er hört nicht auf die Aufforderung seiner Mitgefangenen, sich zu erste-



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chen. Schließlich wird er vor Vespasian geführt, dem er sein künftiges Kaisertum prophezeit. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 3,7.14 (Hedio). Vgl. KG 5656 = Sg. 2887 15. 9. 1548. Mose mit der morenschlacht (Marner, Kreuzton). Die Tochter des Pharao findet Moses in einem Körbchen. Sie bringt ihn vor den König, der ihm eine Krone aufsetzt. Moses reißt sie herunter und tritt sie mit Füßen. Die Ratgeber empfehlen, das Kind zu töten, da es einst gefährlich werde. Der Pharao hält das für Lüge und lässt Moses am Leben. Später besiegen libysche Mohren Ägypten. Man rät dem Pharao, Moses zum Feldherrn zu machen. In Libyen behindert eine große Menge Ungeziefer den Kriegszug. Moses lässt in Ägypten alle Störche fangen und in Körben nach Libyen bringen. Sie vertilgen das Ungeziefer, und Moses kann die Mohren besiegen. Sie fliehen in ihre Hauptstadt Saba, wo Moses sie belagert, doch heiratet er dann die Königstochter Tharbis und schließt Frieden. Der Pharao will Moses nun töten, doch dieser kann entfliehen. Schluss: Wen Gott schützt, dem kann niemand schaden. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 2,9–11 (Hedio). Vgl. KG 3606 = Ml. und 3968 = Trag. 2888 17. 9. 1548. Die drey frawen mit dem porten (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 525). Drei Frauen finden gleichzeitig eine Borte. Welche ihren Mann zuerst zum Narren machen kann, soll sie bekommen. Alle drei treffen ihre Männer schlafend und volltrunken an. Der ersten gelingt es, ihrem Mann einzureden, er sei tot, indem sie ihn mit Ruß und Safran schwarz und bleich färbt. Die zweite schert ihrem Mann eine Tonsur und redet ihm ein, er sei ein Pfaffe. Die dritte schickt ihren Mann nackt in die Kirche. Dort treffen alle drei zusammen. Bei Beginn der Opferung will der nackte nach seinem Geldbeutel greifen, findet aber nur sein geschirr. Da der Pfaffe ihm vorwirft, dass er unbekleidet in der Kirche sei, beschimpft der Nackte ihn seiner Ungelehrtheit wegen. Der dritte schließlich lacht auf der Totenbahre. Alle drei gehen wieder zum Wein. Ein Urteil zu fällen, welcher Frau die Borte gehört, fällt schwer. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 10. Vgl. KG 2966 = Sg. und 3524 = Ml. Lit.: Raas 1983, 207–209.

2889 18. 9. 1548. Aristobulus ernert muter und prueder (Mügling, Langer Ton). Nach dem Tode des Hohepriesters Hyrkanus ermordet sein Sohn Aristobulus die eigene Mutter. Einen seiner Brüder lässt er einkerkern, mit dem anderen Bruder Antigonus teilt er die Herrschaft. Durch eine schändliche Intrige wird Aristobulus zum Mord an Antigonus verleitet. Aristobulus wird vor Kummer über seine Mordtaten krank und stirbt an einem Blutsturz. Schluss: Ein böses Maul stiftet selbst unter Friedfertigen Streit. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 13,18 (Hedio). Vgl. KG 5679 = Sg. 2890 19. 9. 1548. Die erclerung Cristi, ein predig (Vogel, Gefangener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 177 = Ml., aber hier nur nach Lk. Vgl. 237 (nach Mt) und 3393 (nach Mt, Mk und Lk). Man soll nur auf Christus hören. Der Glaube an ihn macht gerecht. Die Werke durch den Geist Christi sind alle gottselig [Str. 2]. (Text in der erhaltenen Hs. teilweise unleserlich:) „Trost“: Wenn wir auch wie Christus durch Marter und Verfolgung gehen müssen, so haben wir doch die Gewissheit, im ewigen Leben ihm gleich und mit ihm verklärt zu werden [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

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2891 20. 9. 1548. Das cristlich gepet (Vogel, Klagweise). Wenn wir voll Zuversicht beten, dann erhört uns Gott und hilft uns [Str. 1]. Drei Lehren über das Gebet: 1. Wer im Glauben lebt, dem ist Freude verliehen, denn Gott erhört sein Gebet. 2. Wir sollen uns mit lauteren Bitten, wie sie im Vaterunser enthalten sind, an Gott wenden. Um Herrschaft, Ehre und Gut sollen wir nicht bitten [Str. 2]. 3. Wir sollen im Glauben bitten. Gibt Gott uns nicht, worum wir bitten, sollen wir daran denken, dass er uns etwas geben wird, das tausendmal besser ist. Wir sollen alles der Weisheit Gottes anheimstellen [Str. 3]. 1Joh 5,13–15. Vgl. KG 5822 = Sg. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2892 20. 9. 1548. Hunger und jamer der Juden (Marner, Süßer Ton). Titus belagert Jerusalem. Manche Besonnenen raten zum Frieden. Doch die Aufrührer töten jeden, der für Übergabe spricht. Der Hauptmann Judas mit einer verschworenen Schar will die Römer über einen Turm einlassen. Doch die Aufrührer bemerken das, stürzen alle in den Graben und wehren die Römer ab. Viele Juden sind vom Hunger aufgerieben und fliehen. Doch manche von ihnen überessen sich, anderen wieder wird von den Feinden der Leib aufgeschnitten, weil man in den Gedärmen verschlucktes Gold vermutet. 2000 kommen so in einer Nacht um. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 6,15 (Hedio). 2893 22. 9. 1548. Der dot erwecket jüngling (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 262 = Ml. Vgl. 670 = Ml. und 848 = Sg. Auslegung: Lebt ein Gemeindemitglied verstockt in Sünde, so ist es als totes Glied von der Gemeinde zu trennen [Str. 2]. Die Gnade Christi jedoch kann es durch das Evangelium wieder zu geistlichem Leben erwecken [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 1984, 751.

2894 22. 9. 1548. Die ausendung der jünger (Vogel, Engelweise). Jesus sendet die Jünger aus [Str. 1]. Drei Lehren: 1. Die Jünger verkünden die Überwindung des Gesetzes durch das Evangelium und die Befreiung durch den Geist zu einem freiwilligen christlichen Lebenswandel. 2. Christus nimmt die Sorge um Speise und Kleidung [Str. 2]. 3. Wo das Wort nicht gehört wird, sollen die Jünger den Staub von den Füßen schütteln. Wie wird es aber denen ergehen, die um Reichtum oder Ehre willen das Wort durch Menschenlehre, Schwärmerei oder Ketzerei verkehren [Str. 3]! Q.: Lk 9,1–6. 2895 22. 9. 1548. In seinem aigen thon (K./G. 22,477) aaabcccbddee. 3 Strophen. Der Dichter hat sich in ein Mädchen verliebt, das seine Gefühle offenbar nicht hinreichend erwidert. Beide beschließen, nur in Freundschaft verbunden zu bleiben. Lit.: Heinzmann 2001, 102  f.

2896 24. 9. 1548. Die schlafenden jünger (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1646 = Ml. und 5450 = Sg. Schluss: Christus bewirkt, dass wir vom Schlaf, d.  h. unserer Sündhaftigkeit, aufstehen und durch seine Gnade Nachlass der Sünden erfahren. Durch das Evangelium erhalten wir seine Gnade rein und unverdient. Das Herz des Sünders, das sich ihm reuevoll ergibt, findet ein gottseliges Leben. 2897 September 1548. Richter und tirannen (Örtel, Leidton). Q.: Jes 10. [verl.] 2898 26. 9. 1548. Der thurn (die verwirrung) zu Babel, aligoria (Vogel, Verwirrter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 269 = Ml. Vgl. 5287 = Sg. Auslegung: Die Erzählung passt



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auf die, die an Opfer, Ablass und Wallfahrt glauben. Sie bauen mit Werken und zerfallen dabei in einzelne Rotten [Str. 3].

Lit.: Rettelbach 1984, 746–749 (748: „So ist das Lied sowohl Verteidigung der protestantischen Stellung als auch Warnung vor den verhängnisvollen Folgen einer Rekatholisierung.“).

2899 26. 9. 1548. Der verlogen schaffhirt (Harder, Süßer Ton; G./D. 4, Nr. 526). Ein Schafhirt treibt seinen Spott mit den Bauern. Obwohl keine Gefahr besteht, ruft er sie mehrmals um Hilfe gegen einen Wolf. Als es aber tatsächlich ernst wird und ein Wolf naht, nehmen die Bauern die Hilferufe nicht ernst. Hinterher wird der Hirt verprügelt [Str. 1 und 2]. Epimythium: Einem gewohnheitsmäßigen Lügner nimmt man die Wahrheit auch dann nicht ab, wenn er in Not ist. Als man Aristoteles fragt, welchen Lohn die Lüge „auf ihrem Rücken trage“, antwortet er, dass man dem Lügner nie glaube, selbst wenn er einmal die Wahrheit sagt [Str. 3]. Q.: Äsopische Fabeln 226 H. (53 Rinuccio = 10 Steinhöwel). 2900 26. 9. 1548. Der wolff, fuchs und aff (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 4, Nr. 527). Wolf und Fuchs klagen sich gegenseitig des Diebstahls an. Richter ist der Affe. Der fällt aber kein Urteil über die beiden, denn der eine ist so durchtrieben wie der andere. Ein Halunke will den anderen „drücken“. Schluss: Wer je Böses im Sinn hatte, dem traut man nie Gutes zu; selbst wenn er zu einem tüchtigen Mann wird, hütet sich jeder vor ihm. Q.: Romulus 2,18 = 48 T. (2,18 Steinhöwel). 2901 27.  9. 1548. Ein osterpeschlus, Paulus ad Colosenses 3 (Vogel, Engelweise). Die Christen sind mit Christus auferstanden, folglich sollten sie auf das, was droben ist, und nicht auf das, was auf Erden ist, blicken und frei von Sünden leben. Q.: Kol 3,1–17. Vgl. KG 1538 = Ml. Lit.: Rettelbach 1984, 749.

2902 27. 9. 1548. Eulenspiegel auf dem sail (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 528). Eulenspiegel tanzt auf dem Seil. Seine Mutter schneidet es durch, und er fällt zum Gaudium der Zuschauer in die Saale. Doch Eulenspiegel rächt sich. Am nächsten Tag verspricht er wieder Seiltänzerkünste, lässt sich aber zuvor von den Knaben jeweils den linken Schuh geben. Die Schuhe bindet er an die Schnur, die er dann abschneidet, so dass sie in die Saale fallen. Die Knaben raufen darin um ihre Schuhe. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 3  f. Vgl. KG 2967 = Sg. Lit.: Tenberg 1996, 125.

2903 27. 9. 1548. Eulenspiegel im pinkorb (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 529). Eulenspiegel betrinkt sich auf einer Kirchweih. Betrunken legt er sich in einen Bienenkorb und schläft. Um Mitternacht schleppen zwei Diebe den schweren Korb weg. Als Eulenspiegel das merkt, veranlasst er unter beiden einen heftigen Streit, der sie den Korb vergessen lässt. Eulenspiegel schläft schließlich weiter. Schluss: Eulenspiegel machte ein kleines Missgeschick nichts aus, er war ein durchtriebener Schalk. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 9. 2904 28. 9. 1548. Ein prophezey der zwkunft Cristi (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. u. Q. wie KG 503a = Ml. Vgl. 3264 (verl.) = Ml. Auslegung: Am Anfang lag Gottes Zorn auf dem Menschengeschlecht. Adams und Evas Ungehorsam hatte ihn verursacht. Doch die

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reine Jungfrau Maria gebar Christus, den Versöhner, der am Kreuz starb und uns das Heil erwarb. Damit ist uns die Furcht vor der Hölle genommen. Durch sein Evangelium tränkt Christus uns mit Wasser des Geistes und erquickt so unsere Seele. Daher wird sein Name vor allen anderen gepriesen. Alle seine Werke sind gut. Mit Gesang sollen wir ihn rühmen. Seine Güte schwebt über allem. Wir sollen uns im Geist freuen, denn wir haben sein heiliges Wort, unsere geistliche Nahrung, bis wir einst nach diesem Elend im Himmel das sehen, was viele christliche Herzen begehren. Weitere Q.: Phil 2,9  f. 2905 28. 9. 1548. Zwayerlei dot des sünders, Osianders predig (Sachs, Klingender Ton). Wer seinen Bruder sündigen sieht, soll für ihn bitten, außer es ist eine Sünde zum Tode [Str. 1, Aufgesang]. Auslegung: Zweierlei Tod des Sünders. Die Sünde tötet das geistliche Leben, Gott kann es aber wieder auferwecken. Wer den Geist empfangen hat, aber sich doch wieder gegen die göttliche Wahrheit stellt, bleibt aus eigener Schuld im ewigen Tod. Q.: Osiander, Predigt über 1Joh 5,16. Vgl. KG 5822 = Sg. Lit.: Rettelbach 1984, 751.754.

2906 3. 10. 1548. Die enthauptung Johannis (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 182 = Ml. Vgl. 3210 = Trag. Schluss: Auch heute straft mancher Tyrann den, der Gottes Wort predigt. Doch vor Gott muss er einst Rechenschaft darüber ablegen. Lit.: Rettelbach 1984, 754  f. (755: „Daß Nürnbergs Obrigkeit dabei in die Rolle des Herodes gezwungen wird, zeigt, wieviel näher Sachs der protestantischen Sache als der Nürnbergs steht.“).

2907 3. 10. 1548. Der pauer mit dem plerre (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 4, Nr. 530). Ein alter Bauer hat eine junge schöne Frau, die es mit einem jungen Mönch treibt. Als der Bauer zu ungelegener Zeit auf den Hof zurückkehrt, um seine Frau zu bitten, die Suppe aufs Feld zu bringen, ertappt er die beiden. Obwohl ihm die Galle überläuft, unternimmt er erst einmal nichts. Er will sie verhauen, wenn sie die Suppe bringt. Die Bäuerin bekommt Angst und holt sich Rat bei der Nachbarin. Die weiß ein Mittel. Sie bringt dem Bauern die Suppe und sagt: „Gott geb euch beiden einen guten Tag.“ Der Bauer erwidert, er sei allein. Da erklärt die Nachbarin, sie sei doppelsichtig. Der Bauer überlegt, ob auch er an Doppelgesichtigkeit gelitten habe, als er seine Frau mit dem Mönch sah. Er schweigt deshalb darüber. Schluss: Wenn einer nicht ganz durchblickt, sagt man, er habe das plerr, die Doppelsichtigkeit. Vgl. KG 4223 = Fsp. 2908 4. 10. 1548. Herodes kennt Cristum nit (Vogel, Engelweise). Herodes glaubt, Jesus sei der auferstandene Johannes der Täufer [Str. 1, Aufgesang]. Auslegung: Wo das Evangelium von der Erlösung gepredigt wird, gibt es dreierlei Gruppen von Menschen, die Christus nicht erkennen: 1. Die weltliche und geistliche Obrigkeit, die ein gottloses Leben führt. Sie erschrickt, wie einst Herodes bei der Mitteilung über Christi Auftreten. 2. Furcht erweckt die Predigt des Evangeliums in jenen, die Pracht und Wollust lieben. Auch sie sind verblendet und erkennen Christus nicht. 3. Der große gemain hauff erkennt Christus, den Erlöser, nicht. Viele halten ihn für einen Propheten und glauben deshalb, durch Werke selig zu werden. Allein die kleine Schar der Christgläubigen, die sich dem Wort Christi ganz unterstellt und auf Gott vertraut, erkennt den Erlöser. Sie werden mit Christus einst ewig leben. Q.: Mk 6,14–16.



Nr. 2913 

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2909 4. 10. 1548. Wir wissen das wer von got ist geporen … (Sachs, Klingender Ton). Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht mehr. Christus hat uns einen neuen Sinn gegeben, so dass wir den „Wahrhaftigen“ (Christus) erkennen [Str. 1]. Auslegung: Wer im Glauben den Geist empfangen hat, der richtet sich nur auf das Gute aus, er ist aller Sünde feind. Wenn er auch aus Schwachheit fällt und Gottes Gebot bricht, lässt er sich doch durch die Sünde nicht gefangen nehmen. Das Gewissen trauert dann und bereut die Tat herzlich. Der Sünder erhebt sich und bittet Gott um Gnade. So handelt aber die böse Welt nicht. Sie vereint sich mit der Sünde und erfreut sich in ihr. Sie wird verdammt, der Gottselige aber frohlockt in Christus, seinem Heiland, der ihm das himmlische Erbteil verleihen wird [Str. 2 und 3]. Q.: 1Joh 5,18–21. Vgl. KG 5822 = Sg. 2910 Oktober 1548. Gotes gepot (Nachtigall, Kurzer Ton). [verl.] 2911 5. 10. 1548. Der gast im sack (Schiller, Maienweise; G./D. 4, Nr. 531). Auf seiner ersten Wanderschaft kommt der Dichter nach Erfurt, wo er seine Zeche nicht bezahlen kann. Der Wirt steckt ihn in einen Sack. Zusammengekrümmt verbringt er die Nacht. Frühmorgens bittet er die Magd, ihn doch für kurze Zeit herauszulassen. Zuerst sträubt sie sich, doch dann schnürt sie den Sack auf, damit der Dichter ein wenig seine Glieder strecken kann. Als sie aber den Wirt kommen hören, erschrickt die Magd und bietet ihm sogar einen „Zwölfer“ an, damit er wieder in den Sack gehe. Der meint, für das Geld könne er das auf sich nehmen. Doch kaum ist er eingeschnürt, bläut ihn die Magd mit dem Schürhaken, bis er die Münze durch ein Loch im Sack herausgibt. Schluss: Ein junger Mann soll sich niemals ohne Geld bei einem Mahl niederlassen, er kommt sonst auch in den Sack. Vgl. KG 5363 = Sg. 2912 5. 10. 1548. Die prunczet pewerin (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 4, Nr.  532 [nur Incipit]; G./D.  6, Anh. Nr.  532). St. Peter übernachtet bei einer armen Bäuerin. Zum Abschied befiehlt er ihr zu buttern. Sie nimmt die Milch ihrer einzigen Kuh und buttert den ganzen Tag, und am Abend füllt der Segen alle ihre Gefäße. Sie erzählt die Geschichte ihrer reichen Gevatterin, als St. Peter gerade das Dorf wieder betritt. Die Gevatterin führt ihn ins Haus und bietet ihm Essen und Nachtlager. Früh verspricht er ihr, sie werde mit Segen den ganzen Tag treiben, was sie heute beginne. Bevor sie ebenfalls zu buttern beginnt, will sie noch in der Küche brunczen – sie kann damit nicht mehr aufhören, bis am Abend alles schwimmt. 2913 6. 10. 1548. Segen vor dreyen stücken (Mügling, Kurzer Ton). Es ist eine alte „Sage“, dass Eulenspiegel sich vor Speise, Trank und Glück segnete, d.  h. hütete. Er segnete sich vor Speise, denn manche Speise, insbesondere was in der Apotheke zubereitet wird, verkürzt das Leben. Er will lieber Fladen und Fleck [Str. 1]. Vor Wasser segnet er sich, da Wasser oft großes Unglück mit sich bringt, z.  B. Überschwemmung oder Schiffbruch. Deshalb zieht Eulenspiegel starke Getränke vor [Str. 2]. Auch segnet er sich vor dem Glück. Man sagt, wenn einen ein herabstürzender Ziegelstein nicht tötet, man habe Glück gehabt. Auf solches Glück verzichtet er lieber [Str. 3]. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 19 (21). Lit.: Rettelbach 1994b, 119  f.

500 

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2914 9.  10. 1548. Eulenspigel mit dem schalksnarren (Sachs, Spruchweise; G./D.  4, Nr. 533). Eulenspiegel kommt an den Hof des polnischen Königs. Er will den Hofnarren verjagen, denn – wie man sagt – zwei Narren in einem Haus, das geht auf die Dauer nicht gut. Der König fordert beide zu einem Wettstreit auf: Wer etwas vorführt, das der andere nicht imitieren kann, erhält zwanzig Gulden und ein neues „Hofkleid“. Zum Ergötzen der Hofgesellschaft versuchen sie mancherlei Kunststücke. Schließlich macht Eulenspiegel einen Haufen und isst die Hälfte davon. Da gibt der andere Narr auf und Eulenspiegel gewinnt. Schluss: Eulenspiegel verdiente sich durch solche Schwänke seinen Lebensunterhalt, auf Ehre achtete er nicht. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 24. Vgl. KG 2969 = Sg. Lit.: Tenberg 1996, 125.

2915   10. 1548. Die plaben hüet (Sachs, Spruchweise; G./D.  4, Nr.  534). Schwaben, Bayern und Franken streiten, wer blaue Hüte tragen dürfe. Sie schicken Bauern als Delegierte an den Hof des Kaisers. Als Gabe bringt der Franke einen Korb Weintrauben, der Schwabe einen Sack Nüsse und der Bayer ein Schaf und Kraut. Wer das „gröbste Stück“ vollführt, soll das Privileg erhalten. Der Franke macht einen Haufen, der Schwabe verstreicht ihn und der Bayer isst davon. Er darf den blauen Hut tragen. Schwaben und Franken müssen zwölf Schnüre an ihren Hut binden. Vgl. KG 2975 = Sg. 2916 Oktober 1548. Der mücken apfel (Bogner, Steigweise; G./D. 4, Nr. 535). Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 85 (86). [verl.] 2917 9.  10. 1548. Der lawser im prunen (Muskatblut, Langer Ton; G./D.  4, Nr.  536 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 536). Eine böse, zänkische und sehr hartnäckige Frau nennt ihren Mann immerfort „Lauser“. Schließlich wird es ihm zu viel, er prügelt sie. Doch hört sie nicht auf, ihn beim Spitznamen zu nennen. Er bindet sie, aber sie bleibt hart. Am Seil lässt er sie den Brunnen hinunter. Als ihr „Lauser, Lauser“-Rufen verstummt und das Wasser über ihr zusammenschlägt, reckt sie die Arme hoch und drückt beide Daumen zusammen, so, als wollte sie eine Laus zerdrücken. Dann stirbt sie endlich. Aus Freude darüber trägt der Mann beim Leichenzug ein rotes Gewand. Schluss: Diese Frau hat in Deutschland viele eigensinnige und „hartmäulige“ Schwestern und Basen hinterlassen. 2918 Oktober 1548. Der pfaff mit dem zehenden (Römer, Schrankweise; G./D. 4, Nr. 537). Inh. u. Q. wie 5263 = Ml. [verl.] 2919 10. 10. 1548. Der pös paurenknecht (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 4, Nr. 538). Auf komische Art  – der Dichter parodiert die Schilderung des Anlegens ritterlicher Rüstung – rüstet sich ein Bauernknecht zum Kampf gegen den Sohn Kunczl Mayers, der ihn beim Tanz getreten hat. Als er gestikulierend und schreiend zum Kampf eilt, begegnet ihm ein Alter. Der erzählt, dass der Gegner bereits neun Bauern beim Tanz erledigt habe. Der Knecht, der nicht an Gegenwehr gedacht hatte, geht lieber wieder heim. Schluss: Mancher gibt sich recht wild und trotzig, wehrt sich der Gegner jedoch, dann wird er ganz kleinmütig. Sprichwort: Ein Schwert hält das andere in der Scheide. 2920 12. 10. 1548. Ewlenspigel schais auf den disch (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 4, Nr. 539). Eulenspiegel kehrt in Köln in einem Wirtshaus ein und bekommt die Bank



Nr. 2923 

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zum Schlafen zugewiesen. Der Wirt rülpst zweimal, das sollen die Betttücher sein, zwei Furze sollen als Kissen und Federbett dienen. Frühmorgens scheißt Eulenspiegel auf den Tisch und deckt den Haufen zu. Dem Wirt, der noch in der Kammer liegt, ruft Eulenspiegel zu, er habe das Bettzeug bereits zusammengelegt und müsse sich eilends aufmachen. Am Mittag entdeckt man den Haufen. Der Wirt gesteht: „Er hat mir nach meinen Werken gelohnt.“ Schluss: Wer einem anderen mit Hohn und Spott zusetzt, muss damit rechnen, es auf die gleiche Weise heimgezahlt zu bekommen. Wer kegeln will, muss aufstellen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 78 (79). 2921 17. 10. 1548. Tragedia von schöpfung, fal und außtreibung Ade auß dem paradeyß; hat xj person und iij actus (K./G. 1,19). 942 Vs. Q.: Hieronymus Ziegler, Protoplastus < 1Mose 1,27.2,21–3,24. Vgl. KG 475, 989, 1512, 4624, 4722 = Mll. und 1581, 6128 = Sgg. Inhalt: Der biblische Bericht von der Erschaffung Adams bis zur Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies in der Version Zieglers. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: argumentum. 2. Monolog Gott, Ansprache an Adam, der während der Szene erschaffen wird. 3. Szene Raphael–Michael–Gabriel: fassen einzeln Gottes Schöpfung zusammen. 4. Dialog Gott–Adam: Adam ist ergeben, Gott verbietet ihm den Baum der Erkenntnis. 5. Monolog Adam: will brav sein, legt sich schlafen. II. 1. Szene Gott (erschafft Eva)–Adam (redet Eva an). 2. Dialog Adam–Eva: über das Verbot. Sie essen einen Apfel („foreshadowing“). 3. Dreigespräch Lucifer–Sathan– Belial (Schlange stumm): wollen den Menschen mit Hilfe der Schlange verderben, weisen sie an. 4. Dialog Schlange–Eva: lange Überredung, sie ab zum Genuss der verbotenen Frucht. 5. Kurzszene Schlange–Lucifer. 6. Monolog Eva: isst Apfel. 7. Dialog Adam–Eva: Adam will erst nicht, dann doch. Verzweiflung und Bedeckung der Blöße. III. 1. Szene Lucifer–Belial–Sathan: sehr zufrieden, tanzend ab. 2. Szene Raphael– Michael–Gabriel: bejammern das Geschehene. 3. Szene Gott–Adam–Eva–Schlange: Gott verhängt Strafen. Die beiden bekommen raue Kleider. 4. Szene Cherub–Adam– Eva: Vertreibung mit Retardation. 5. Epilog Cherub: Zusammenfassung und Voraussage bis Christus etc. Lit.: Krause 1979, 132; Röhrich 1989, 273  f. (273: „Die meisten volkstümlichen Paradeisspiele sind mehr oder weniger von Hans Sachs abhängig […]. Es gibt vor allem einige Gemeinsamkeiten, die eben nicht biblisch sind und darum die Abhängigkeit der Paradeisspiele von Hans Sachs schlagend beweisen.“); Murdoch 1995 (67: „Hans Sachs’s Genesis-play is the most biblical of three major German versions, and the closeness to Luther’s translation is apparent, even given that the play is an adaptation from Ziegler.“); Washof 2007, 146.

2922 18. 10. 1548. Daphne wart ein lorperpaumb (Vogel, Rebenweise). Inh. u. Q. u. wie KG 1837 = Ml., 1884 = Ml. (Str. 7). Vgl. 5158 = Trag. 2923 18. 10. 1548. Io wirt zw ainer kwe (Lorenz, Blühweise). Inh. wie KG 1260 = Ml., hier aber nach Ovid, Metamorphosen 1,568–746 (Wickram). Schluss: Eine Jungfrau soll darauf achten, nicht um der Liebe willen ihre Ehre zu verlieren. Sonst wird sie verachtet, und nur Gott kann es aus Gnade dann so einrichten, dass sie in den ehelichen Stand kommt. Vgl. KG 1884 = Ml. (Str. 11).

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2924 18. 10. 1548. Neun stüeck die pringen entlich die armuet (K./G. 22,446). 62 Vs. Inh. wie KG 2712 = Ml. Vgl. 5776 = Sg. 2925 18. 10. 1548. Drey jungfrawen werden zu erlbaumen (Folz, Baumton). Die Heliadengeschichte ausführlicher als in KG 1841 = Ml. Moral: Christen sollen nicht unmäßig um die Toten klagen, denn Gott wird die Seinen väterlich vereinen. Die Toten ruhen in Frieden. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,340–366 (Wickram). 2926 19. 10. 1548. Orchomenus grebt sein dochter lebentig (Lewcote wirt zu weirauch) (Frauenlob, Würgendrüssel). Phoebus verliebt sich in Leucothoe. Er nähert sich dem Mädchen in Gestalt ihrer Mutter Eurynome. Als ihr Vater Orchomenus entdeckt, dass sie ihre Ehre verloren hat, lässt er sie lebendig begraben. Der betrübte Phoebus begießt ihr Grab mit himmlischem Wein. Eine Weihrauchstaude wächst hervor. Seither ist es Brauch, den Göttern Weihrauch zu opfern, weil er ihnen wohlgefällig ist. Aus Rache tötet Phoebus den grausamen Vater. Clytie, Leucothoes Schwester, die das Liebesverhältnis dem Vater verraten hatte, liebt nun Phoebus. Sie wendet sich ihm stets zu, aber er erwidert ihre Liebe nicht. Clytie bleibt stets fest einem Ort verhaftet. Sie wird in eine blaue Blume, die Wegwarte, verwandelt. Diese wendet sich immer der Sonne zu. Schluss: Die zwei Fabeln zeigen zweierlei Arten des traurigen Endes der Liebe. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,217–270 (Wickram). Vgl. KG 1884 = Ml. (Str. 1 und 2), 4887 = Ml. 2927 19.  10. 1548. Neun junckfrawen wurden zu agerlastern (Frauenlob, Geiler Ton). Der Sangeswettkampf der neun Musen mit neun Schwestern (den Pieriden, im Text nicht genannt) endet mit dem Sieg der Musen und der Verwandlung der Pieriden in Elstern, da sie die Götter schmähten. Schluss: Wer mit klaffen vnd schwaczen über jede Kunst urteilen will, dessen Meinung hat nicht Bestand, wenn man sie bei Licht besieht. Es trifft ihn Unglück. Q.: Ovid, Metamorphosen 5,300–678 (Wickram). Vgl. KG 6064 = Sg. 2928 20.  10. 1548. Marsias zwerg will mit Phebo pfeiffen (Der geschunden zwerg) (Regenbogen, Süßer Ton). Der Satyr Marsyas fordert Phoebus zum Zweikampf im Flötenspiel heraus und unterliegt. Der Gott zieht ihm die Haut ab. Seinen Tod beweinen alle Zwerge und die Wassergöttin, so dass bei Troja ein Fluss entsteht. Q.: Ovid, Metamorphosen 6,382–400 (Wickram). 2929 20. 10. 1548. Schwanck: Drey abenthewrische weidwerck zu wildschwein, wolff und den bären (K./G. 21,291; G./D. 1, Nr. 105). 62 Vs. Inh. wie KG 2728 = Ml. 2930  10. 1548. Der verlogen edelmon (Frauenlob, Später Ton; G./D. 4, Nr. 540). Ein verlogener bayerischer Edelmann wird beim Lügen von seinem Knecht unterstützt. Als in einem Wirtshaus Jagdgeschichten erzählt werden, behauptet der Edelmann, einen Hirsch gleichzeitig durch den rechten Hinterlauf, das rechte Ohr und die Nase getroffen zu haben. Der Knecht erklärt nach kurzer Verlegenheit, der Hirsch habe sich mit dem Hinterlauf am Ohr gekratzt. Schluss: Mancher lügt so unüberlegt, dass er einen braucht, der ihm seine Lügen zusammenreimt. 2931 Oktober 1548. Der stark wint Boreas (Vogel, Schallweise). Q.: Ovid, Metamorphosen 6,675–721 (Wickram). [verl.]



Nr. 2937 

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2932 22.  10. 1548. Die keusch Römerin Lucrecia erstach sich selber, ir er zw retten (K./G. 22,448). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 133 = Trag. Vgl. 77 (Str. 3: Boccaccio), 969 (Str. 6: Boccaccio), 2739 = Mll. und 429, 522 = Sgg. Lit.: Sasse 2020b, 53.

2933 23. 10. 1548. Das wildhawend schwein (Kettner, Frauenton). Bei einem Erntedankgottesdienst sind Phoebus und Diana ausgeschlossen. Als Rache senden sie den Kalydonischen Eber, der das Land verwüstet. Nur mit viel Mühe gelingt es, den Eber zu erlegen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Man soll Gott für die erwiesenen Wohltaten danken. Andernfalls schickt er auch einen Eber, einen wütenden Tyrannen, der das Land verwüstet. Doch gibt ihm Gott das rechte Ende, so dass er schließlich unterliegt [Str. 3]. Q.: Ovid, Metamorphosen 8,273–419 (Wickram). 2934 23. 10. 1548. Kampf Herculis mit Acha (Lesch, Zirkelweise). Herkules und der Flussgott Achelous kämpfen um Deianira. Obwohl Achelous sich nacheinander in eine Schlange und in einen Stier verwandelt, besiegt Herkules ihn. Dem Stier bricht Herkules ein Horn ab. Dieser Sieg bewirkt aber zugleich das spätere Ende des Herkules. Schluss: Wer aus Liebe um eine Frau kämpft, wird Unglück erfahren, selbst wenn er siegt. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,1–88 (Wickram). 2935 24.  10. 1548. Der pauren bescheisser (Römer, Gesangweise; G./D.  4, Nr.  541). Ein dummer Arzt kommt während der Kirchweih in ein Dorf. An der Kirchentür schlägt er seinen „Brief“ an. Eine Bäuerin geht ihn um Hilfe an, ihr Kind weine ständig vor Schmerzen. Der Arzt besucht das Kind, das in einer Wiege liegt. Während die Angehörigen einige Zeit vor der Tür warten müssen, scheißt er in die Wiege. Dem Kind tut die Wärme gut, und die Mutter kennt nun die Ursache der Krankheit: Das Kind hatte den zwanck [Str. 1]. Auf einer Kirchweih entläuft einer Krämerin der Esel. Vor Kummer darüber krümmt sie sich. Der Arzt meint, sie habe Verstopfung und gibt ihr ein Abführmittel. Sie läuft hinter das Dorf und erblickt, während sie sich niederlässt, den Esel. So hat der Arzt geholfen [Str. 2]. Ein Bauer schickt nach dem Arzt, weil er eines geschwollenen Halses wegen fast erstickt. Der Arzt besieht den Urin des Bauern und sieht durch das Glas einen Mistwagen, der im Hof steht. Er fragt den Bauern, warum er einen Mistwagen gegessen habe. Darüber muss der Bauer so lachen, dass das Geschwür am Hals platzt. Schluss: Es gibt auf dem Land viele solche Bauernbescheißer. Vor ihnen muss man sich hüten [Str. 3]. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 14. 2936 24.  10. 1548. [E] Evangelium. Die zehen junckfrawen. Matthei am 25 capittel (K./G. 1,280). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 260 = Ml. Vgl. 2769 = Ml. 2937 25. 10. 1548. Der phariseer im tempel (Lorenz, Blühweise). Inh. [Str. 1 und Str. 2, 1. Stollen] u. Q. wie KG 302. Vgl. 397 = Ml. und 5453 = Sg. Auslegung: 1. Wer von geistlichem Dünkel bestimmt wird, missachtet die brüderliche Liebe und verachtet Gottes Gnade. Er meint, er könne sich selbst die Seligkeit durch Werke und Gottesdienste verschaffen. Solche Pharisäer erfahren keine Rechtfertigung. 2. Bekennt einer seine Sünden, ist er demütig, und verachtet er den Nächsten nicht, so hat das seine Ursache darin, dass ihm das Gesetz „unter die Augen leuchtet“ und er die Verderbtheit der menschlichen Natur erkennt. Er bittet Gott um Erbarmen durch Jesus Christus, der

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gekommen ist, dem Sünder Gnade zu bringen. Durch das Evangelium wird er zur Buße gemahnt und erbt so das ewige Leben. 25. 10. 1548. Iphis der jüngling hengt sich selber (Lorenz, Blühweise). Der junge Iphis erntet für seine Bemühungen um Anaxarete nur Ablehnung und Spott. Er erhängt sich. Beim Anblick seiner Leiche wird sie sich ihrer Grausamkeit bewusst und verwandelt sich in einen Kieselstein. Q.: Ovid, Metamorphosen 14,698–758 (Wickram). 25. 10. 1548. Joseph mit dem pecher im sack (Nachtigall, Geteilter Ton). Abreise der Brüder Josephs aus Ägypten und Umkehr, als man im Gepäck Benjamins einen goldenen Becher findet. Joseph gibt sich den Brüdern zu erkennen. Auslegung: Joseph wird allegorisch auf Christus gedeutet. Er gibt uns, den Hungrigen, Speise durch sein Wort. Viele Menschen erkennen hier auf Erden Christus nicht; sie meinen, Gott vergelte nach ihren Verdiensten. Erst in Angst und Not erkennen sie ihre Sünde. Dann quält sie ihr Gewissen, und sie werden durch das Evangelium zu Christus gebracht, der umsonst, allein aus Gnade, das ewige Leben verleiht. Q.: 1Mose 44,1–13; 45. Vgl. KG 1706 = Ml. 26. 10. 1548. Die zwolff daten Herculis (Römer, Gesangweise). Die zwölf Heldentaten des Herkules. Als Neugeborener tötet er zwei große giftige Schlangen, er tötet die Seeräuber und besiegt den menschenfressenden König Busiris. König Nikomedes (Diomedes), der seinen Pferden Menschenfleisch gibt, wird von Herkules ebenso überwunden wie der Riese Antaeus, den Herkules mit seinen Armen erdrückt. Die sechste Heldentat ist die Tötung des Cerberus, die siebte die Besiegung des Achelous, die achte die Erlegung des erymanthischen Ebers. Weitere Heldentaten sind die Tötung der Hydra, die Überwindung des feurigen Drachens, der die Hesperidenäpfel bewacht, und die des nemeischen Löwen. Die zwölfte Heldentat ist die Überlistung des Atlas. Schluss: Das ist ein „Exempel der Ehren“. Auch heute noch will mancher durch große Heldentaten seinen Ruhm begründen. Q.: Ovid, Metamorphosen 9,134  f.182–198 (Wickram). Vgl. KG 5359 = Sg. 26. 10. 1548. Der kurz nasen-danz (K./G. 22,450; G./D. 1, Nr. 106). 62 Vs. Inh. wie KG 2794 = Ml. Vgl. 654 = Sg. und 3216 = Fsp. 27. 10. 1548. Der teufel mit den lantzknechten (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 542). Luzifer hält Rat mit seinen Gesellen. Er wünscht, dass einer ein Dutzend Landsknechte brächte; die seien das schlimmste Volk in Deutschland. Ein Teufel begibt sich in ein Wirtshaus und versteckt sich hinter dem Ofen. Er beobachtet die Landsknechte genau, um in einen von ihnen zu fahren. Sie trinken sehr viel, aber der Teufel hat keine Chance. Immer wenn sie den Krug weitergeben, sagen sie: „Gott segne es dir, herzliebster Bruder!“ Als sie ein Huhn essen wollen, das hinter den Ofen gelegt worden ist, fordert ein Landsknecht den Wirt auf, den „armen Teufel“ hinter dem Ofen zu braten. Da nimmt der Teufel Reißaus. Seinem Herrn rät er, lieber Nonnen und Mönche zu nehmen. Vgl. KG 4783 = Sg. 28.  10. 1548. Eulenspiegel ein thürner (Frauenlob, Blauer Ton; G./D.  4, Nr.  543). Eulenspiegel verdingt sich beim Grafen von Anhalt als Türmer. Er bläst jedoch immer verkehrt, weil man vergisst, ihm Essen zu bringen: Als keine Feinde da sind, bläst er,



Nr. 2950 

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und als die Feinde heranrücken, unterlässt er es. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 21 (22). 2944 28. 10. 1548. Der zanck zwischen Ayax und Ulisi (K./G. 22,452). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2822 = Ml. Lit.: A. Roth 2016, 271.

2945 29. 10. 1548. Der hunger in Egipten, aligoria (Nachtigall, Starker Ton). Joseph und die Teuerung in Ägypten [Str. 1]. Auslegung: Ägypten entspricht dem Menschengeschlecht, das der Eigenliebe und allen Lastern verfallen ist und an Hunger nach göttlicher Gnade leidet. All seine Werke können seine Schuld nicht wiedergutmachen [Str. 2]. Josephs Geschlecht bedeutet alle durch das Evangelium gerechtfertigten Christen. Sie sind aus dem Heiligen Geist wiedergeboren. Obgleich die Sünde noch „im Fleisch klebt“, wird Gott die Christen doch im himmlischen Paradies erfreuen [Str. 3]. Q.: 1Mose 47,13–26. 2946 30. 10. 1548. Der jung Tobias (Stolle, Alment). Des Tobias außerordentlicher Fischfang und seine Einkehr bei Raguel. Um dessen Tochter Sara wirbt er. Mit der Galle des gefangenen Fisches heilt Tobias seinen blinden Vater. Schluss: Wer den Eltern gehorcht, erfährt Heil und Glück. Q.: Tob 6; 7; 11,13–17. Vgl. KG 364 = Com. Lit.: Dehnert 2017, 217.

2947 30. 10. 1548. Joseph mit den leren schiffen (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Während Flavius Josephus Hauptmann ist, wird die Stadt Tiberias abtrünnig. Josephus lässt vor der Stadt 230 leere Schiffe auffahren. Die Bürger bekommen es mit der Angst zu tun und ergeben sich. Clitus, der den Abfall der Stadt verursacht hat, wird gefangen genommen, ihm sollen beide Hände abgeschlagen werden. Er bittet Josephus, ihm wenigstens eine Hand zu lassen. Josephus gesteht dies zu, als Clitus bereit ist, sich selbst eine Hand abzuschlagen. So hat Josephus ohne einen Schwertstreich die Stadt eingenommen. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 2,27 (Hedio). 2948 30. 10. 1548. Der kuplet münich (K./G. 22,454; G./D. 1, Nr. 107). 62 Vs. Eine Dame liebt einen jungen Mann, der nichts davon merkt. Sie vertraut sich einem alten Mönch an und behauptet, der junge Mann habe ihr einen Ring geschenkt. Damit geht der Mönch zu diesem, der erst nicht versteht, dann aber zufrieden mit dem Ring abzieht. Dann kommt die Frau und behauptet, der junge Mann sei über einen Baum zu ihr ins Zimmer gekommen. Daraufhin arrangiert der Mönch, dass das wirklich geschieht. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 3,3 (Arigo). Vgl. KG 2825 (verl.) = Ml. Lit.: Hirdt 1976, 43; M. E. Müller 1985, 248; Buschinger 1996, 8  f.

2949  10. 1548. Sabinus der fraidig kriegsman (Lesch, Zirkelweise). Durch den heldenmütigen Einsatz des Sabinus gelingt es den Römern, die Burg Antonia in Jerusalem einzunehmen. Noch im Sterben wehrt sich Sabinus gegen die Feinde. Schluss: Verwegenheit ist nicht gut, ein weiser Mann ist nicht frech und wild, sondern vorsichtig. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 7,1 (Hedio). Vgl. KG 5655 = Sg. 2950 31. 10. 1548. Ewlenspigel mit dem pabst (Eulenspigels glaub) (Beheim, Verkehrter Ton; G./D.  4, Nr.  544). Eulenspiegel kommt nach Rom. Er verspricht seiner Wirtin, einer Witwe aus altem Geschlecht, gegen zehn Dukaten eine Audienz beim Papst zu erwirken. Beim Pontifikalamt bleibt er während der Wandlung stehen und dreht das

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Hinterteil zum Altar. Nach der Messe winkt ihn der Papst zu sich und fragt ihn nach seinem Glauben. Eulenspiegel erwidert, es sei derselbe wie der seiner Wirtin. Nun wird auch diese herbeigerufen. Sie erklärt, sie glaube wie ander cristen: Eulenspiegel entschuldigt sich, wegen seiner vielen Sünden habe er sich abgewandt. So gewinnt er die zehn Dukaten. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 34. Lit.: Dehnert 2017, 445 A. 681.

2951 31.  10. 1548. Die diebshochzeit (Frauenlob, Grundweise; G./D.  4, Nr.  545). Ein berühmter Dieb heiratet. Alle glauben, dass er nun seinem Laster absagt. Doch ein Alter erzählt eine Geschichte, durch die er die falsche Hoffnung zerstreut: Die Sonne wollte heiraten und bat Jupiter um Hilfe, doch niemand wollte sie haben, denn ihre Kinder würden den von der Sonne angerichteten Schaden  – starke Hitze und Trockenheit – nur vermehren. So werden auch die Kinder des Diebs der Art des Vaters gleichen. Sprichwort: Art lässt nicht von Art. Schluss: Man soll darauf achten, dass die Zahl der Diebe nicht überhandnimmt. Q.: Romulus 1,7 = 10 T. (1,7 Steinhöwel). 2952 1. 11. 1548. Das hais eysen (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 546). Eine Frau bezichtigt ihren Mann des Ehebruchs. Er soll die Probe mit dem heißen Eisen machen. Geschickt versteht er es, das heiße Eisen zu tragen, ohne Schaden zu nehmen – er legt sich einen Holzspan auf die Hand. Nun fordert der Mann seine Frau auf, sich derselben Probe zu unterziehen. Lange wehrt sich die Frau, sie bittet ihren Mann inständig, ihr einen, zwei, drei, ja sogar noch vier weitere Liebhaber zuzugestehen. Weiter lässt der Ehemann nicht mit sich verhandeln. Unter großen Schmerzen muss sie zu ihrer Schande das Eisen nehmen. Seit dieser Frau gibt es die Redensart: Du bist mir der Liebste nach sieben anderen. Q.: Stricker, Das heiße Eisen. Vgl. KG 2976 = Sg. und 3698 = Fsp. Lit.: Lesaffre 2002; Neumann 2005, 211  f.

2953 1. 11. 1548. Der kurz krieg mit dem winter (K./G. 22,456; G./D. 1, Nr. 108). 62 Vs. Inh. wie KG 866 = Ml. Vgl. 2858 = Ml. 2954 2. 11. 1548. Die unschuldig herzogin von Britania (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 547). Der schottische Ritter Galmi kommt an den Hof des Herzogs von Britannien, dessen Frau er übermäßig liebt. Vor Liebe krank, wird er von der Herzogin getröstet. Da ihre Liebe bekannt wird, verlässt Galmi den Hof. Der Fürst will danach eine Wallfahrt zum Heiligen Grab machen. Er erteilt seinem Marschall alle Vollmachten während seiner Abwesenheit. Der Marschall versucht erfolglos, die Liebe der Herzogin zu gewinnen. Aus Rache überredet er einen Küchenknecht, sich des Ehebruchs mit der Herzogin zu rühmen. Der Verleumder wird gehängt, die Herzogin nach der Rückkehr ihres Mannes zum Feuertod verurteilt. Die Beschuldigte bittet um neun Monate Aufschub; vielleicht finde sich ein Ritter, der zum Beweis ihrer Unschuld mit dem Marschall kämpfen wolle. Sie schickt nach Galmi, der, als Mönch verkleidet, die Herzogin rettet, indem er den Marschall besiegt. Nach dem Tode des Herzogs heiraten beide. Schluss: Ehrliche Liebe bleibt nicht unerfrewet. Q.: Georg Wickram, Ritter Galmy. Vgl. KG 3954 = Com. 2955 November 1548. Dantes der poet (Sachs, Kurzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5664 = Sg. [verl.]



Nr. 2962 

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2956 3. 11. 1548. Der fuchs mit dem han (Wenck, Kleeweise; G./D. 4, Nr. 548). Der Fuchs überredet den Hahn zu singen. Während der Hahn „singt“ und dabei die Augen schließt, schnappt ihn der Fuchs und eilt davon. Die Bauern jagen ihm nach und rufen: „Der Fuchs hat unseren Hahn.“ Da überredet der gefangene Hahn den Fuchs, er solle den Bauern widersprechen. Als der Fuchs dazu ansetzt, lässt er den Hahn los, der ihn daraufhin verspottet. Der Fuchs ärgert sich, hat er sich doch durch das Geschwätz des Hahns betrügen lassen. Wer schweigen kann ist weise. Q.: Fabulae extravagantes 3 (Steinhöwel). Vgl. KG 4593 = Ml. 2957 3. 11. 1548. Das menschlich hertz ist eyner malmül gleich (K./G. 4,150). 70 Vs. Als junger Mann fragt der Dichter bei einer Hochzeitsfeier einen gelehrten Doktor nach der Beschaffenheit des Herzens. Der vergleicht es mit einer Mühle und leitet daraus ab, dass alle negativen Affekte dort hervorgebracht würden. Dann rät er dem jungen Dichter, diese durch geistige Beschäftigung und Kunst zu unterdrücken. Vgl. KG 2863 (verl.) = Ml. 2958 3. 11. 1548. Der wolf mit dem gaißpock (Wenck, Kleeweise; G./D. 4, Nr. 549). Ein Geißbock flieht vor einem hungrigen Wolf auf einen Felsen. Als der Wolf weg ist, geht der Bock zu einer Quelle und sieht dort sein Spiegelbild. Er ist stolz auf seinen schönen Bart und seine großen Hörner und redet sich dünkelhaft ein, er könne dem Wolf widerstehen. Der Wolf, der sich herangeschlichen hat, hört das und packt den Bock an einem Fuß. Der sieht seine Torheit ein und bittet vergeblich um Barmherzigkeit: Der Wolf frisst ihn auf. Schluss: Wenn der arme „gemeine Mann“ dem Gewaltigen Widerstand leisten will, dann wird er zu Gehorsam gezwungen und findet keine Barmherzigkeit. Q.: Fabulae extravagantes 6 (Steinhöwel). Vgl. KG 5835 = Sg. 2959 3.  11. 1548. Der falsch richter mit dem ölkrug und der sew (Wenck, Kleeweise; G./D. 4, Nr. 550). Ein Richter lässt sich von einem Bauern durch einen Krug Öl bestechen. Doch der Prozessgegner schenkt dem Richter ein fettes Schwein. Als der Bauer den Prozess verliert, moniert er bei dem Richter, doch der antwortet, dass das Schwein den Ölkrug zerschlagen habe, und deshalb habe er den Bauern vergessen. Schluss: Solche Richter gibt es noch genug. Sie tun nichts ohne „geschmierte Hand“. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 4 (Adelphus Muling). 2960 November 1548. Ach got wie lang … (Bremberger, Hofton). Ml. [verl.] 2961 5. 11. 1548. Die kurz thabula Cebetis des menschlichen leben (K./G. 22,458). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 482 = Sg. Vgl. 2868 = Ml. 2962 6.  11. 1548. Eulenspiegel mit dem plaben tuech (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  4, Nr. 551). Mit Hilfe eines Spitzbuben und eines Schottenmönchs gelingt es Eulenspiegel, einen Bauern in Uelzen um einen guten grünen Stoff zu betrügen: Eulenspiegel behauptet, das Tuch sei blau, der Bauer widerspricht, doch als die beiden „Zeugen“ Eulenspiegels Behauptung bestätigen, muss er seinen Einsatz, eben das Tuch, hergeben. Schluss: Mit solch listigem Betrug wird manch Einfältiger hintergangen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 66 (68). Vgl. KG 5084 = Fsp. Lit.: Tenberg 1996, 125  f.

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2963 6.  11. 1548. Habich mit der nachtigal (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 4, Nr. 552 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 552). Ein Habicht kommt zum Nest einer Nachtigall und will ihre Jungen fressen. Die Mutter fleht um ihre Kinder. Sie könne sie aus der Not befreien, meint der Habicht, wenn sie schön singe. Aber alle Kunst hilft nichts. Der Habicht steckt voller Tyrannei und frisst ein Junges. In seinem Übermut fliegt er auf die Klebrute eines Vogelstellers. So wird er rasch für seine Untat bestraft. Schluss: Wer die Leute mit Gewalt unterdrückt, muss sein „tyrannisches Stück“ durch Tücke büßen, die seiner eigenen entspricht. Man sagt: Wie einer misst, so wird auch ihm zugemessen. Q.: Romulus 3,5 = 55 T. (3,5 Steinhöwel). 2964/5 7.  11. 1548. Der Jud mit dem geschunden grama (Römer, Gesangweise; G./D.  4, Nr.  553). Ein Kärrner bringt ein Fass Wein, gezogen von einer alten Mähre, nach Schwabach. Ein Jude will das Pferd für zehn Taler kaufen, bekommt es aber nicht. Kurz darauf stürzt das Fuhrwerk um, und das Pferd bleibt in der Weinlache liegen. Der Kärrner glaubt, es sei tot, und enthäutet es. Im nächsten Wirtshaus erzählt er von seinem Unglück. Währenddessen kommt das Pferd zu sich und begibt sich – ohne Fell – in den Hof des Wirts. Der Kärrner freut sich. Dem Pferd zieht man das Fell wieder über, es wird nun an den Juden für elf Taler verkauft. Der Gaul will den Juden nicht tragen und lässt sich nur widerwillig nach Fürth in den Hof des Juden bringen. Dort trennt ihm der Jude die Haut auf und salbt ihn mit Baumöl. Schneeweiße Bäume, drei Finger lang, wachsen dem Pferd überall am Leibe. Der Jude stellt das Pferd im Land zur Schau. Wer es sehen will, muss einen Dreier zahlen. Schluss: So überwindet eine List die andere. Das ist die Wahrheit. Vgl. KG 5351 = Sg. Lit.: Jünger 1990, 48.

2966 7. 11. 1548. Die drei frawen mit dem porten (K./G. 22,460; G./D. 1, Nr.109). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2888 = Ml. Vgl. 3524 = Ml. Lit.: Raas 1983, 198–207.

2967 7. 11. 1548. Ewlenspiegel auf dem sail (K./G. 22,462; G./D. 1, Nr. 110). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2902 = Ml. Lit.: Baro 2011b, 153  f.

2968 8. 11. 1548. Gonella lert warsagen (Kettner, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 554). Der italienische Abenteurer Gonella gibt sich als Wahrsager aus. Ein Bauer will seine Kunst bei ihm lernen. Er muss eine Nacht bei Gonella verbringen. Während der Bauer im Bett liegt, lässt Gonella einen schais herausblasen. Der Bauer konstatiert: „Du hast einen Furz gelassen.“ Dann gibt ihm Gonella eine Pille, wiederum sagt der Bauer wahr: Sie schmecke wie Kot. So hat Gonella ihn die Wahrsagerei gelehrt, und der Bauer muss das Geld für den Unterricht bezahlen. Schluss: Wer eine Kunst lernen will, soll sich einen Meister suchen, der nicht betrügt. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 76 (Adelphus Muling). 2969 8. 11. 1548. Eulenspiegel mit dem schalksnarren im lant zw Polen (K./G. 22,464; G./D. 1, Nr. 111). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2914 = Ml. Lit.: Baro 2011b, 154  f.



Nr. 2975 

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2970 7. 11. 1548. Amalthea verprent puecher zu Rom (Nachtigall, Geschiedener Ton). Die Sibylle Amalthea will ihre neun prophetischen Bücher an den römischen König Tarquinius Priscus verkaufen. Doch dieser lacht nur darüber. Da verbrennt Amalthea drei Bücher. Als der König immer noch nicht bereit ist zu kaufen, verbrennt Amalthea noch einmal drei Bücher. Die letzten drei Bücher kauft der König für hundert Gulden, den Preis, den er vorher für alle neun Bücher zu entrichten gehabt hätte. Nach dem Kauf verschwindet die Sibylle aus Rom – niemand hat sie je wieder gesehen –, ihre Bücher, die voller Weisheit sind, werden sehr in Ehren gehalten. Schluss: Wer weise ist, wird geachtet, wer aber die Weisheit verachtet, dessen Name verdirbt. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 26 (24 Steinhöwel). 2971 8. 11. 1548. Der purger mit dem arzet (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 555 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 555). Ein Arzt beurteilt alle Symptome bei einem Todkranken positiv. Gerade als sich der beim Arzt beschweren will, weil dieser alles beschönige, stirbt er. Schluss: Wenn die Krankheit am stärksten und keine Besserung mehr zu erhoffen ist, dann trösten die Ärzte mit schmeichlerischen Worten, damit sie viel Geld verdienen. Genauso machen es auch die Juristen, die ihre Partei stets trösten, obgleich sie wissen, dass die Sache schon verloren ist. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 12 (Adelphus Muling). 2972 8. 11. 1548. Der pauer mit der husten (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 4, Nr. 556). Ein Bauer in Wetzendorf isst zu viel Rüben und bekommt davon Husten. Er geht mit einem Fläschchen Urin in die Stadt und gibt das Fläschchen einem Arzt, der gerade dabei ist, eine Wurst zu essen. Der stellt Fragen nach den Winden und dem Stuhl des Patienten. Der Bauer missversteht alles, er erzählt, dass es in seinem Hause sehr zugig sei und dass er viel Sitzmobiliar habe. Schließlich verschreibt ihm der Arzt sucus liquirici. Das solle der Bauer in der Apotheke holen; wenn er daran lecke, werde sein Husten vergehen. Doch der Bauer vergisst den Namen des Rezepts und bittet den Apotheker (dimpadamper), er möge ihn so lange lecken, bis der Husten vorbei sei. Da zieht der Apotheker einen Stecken hervor, worauf der Bauer schnurstracks heimläuft. Bevor er sich schlagen lässt, will er seinen Husten lieber behalten. Vgl. KG 5103 = Sg. 2973 10. 11. 1548. Der alt kranck veracht leb (Singer, Freier Ton; G./D. 4, Nr. 557). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 2844 = Ml. Wer die Regierungsgewalt hat, soll darauf achtgeben, die Menschen nicht üblem Zwang auszusetzen, denn wenn sich das gelueckrad wendet, werden die Beleidigten sich rächen. Das stolze Tyrannisieren wird dann bestraft [Str. 3]. 2974 10. 11. 1548. Der fliehent pock (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 558). Vier Böcke grasen miteinander, drei junge und ein alter. Als der alte flieht, weil er zwei Wölfe im Wald herumschleichen sieht, verspotten ihn die Jungen wegen seiner Ängstlichkeit. Er aber tadelt sie wegen ihrer Unvorsichtigkeit. Schluss: Junge verachten oft die Alten, die vorsichtig und mit List versuchen, der Gefahr zu entkommen. Q.: Romulus 4,16 = 90 T. (4,14 Steinhöwel). 2975 10. 11. 1548. Die plaben hüet (K./G. 22,466; G./D. 1, Nr. 112). 70 Vs. Inh. wie KG 2915 = Ml.

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2976 11. 11. 1548. Das hais eyssen (K./G. 22,468; G./D. 1, Nr. 113). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2952 = Ml. Vgl. 3698 = Fsp. 2977 November 1548. Der fischent wolff (Fülsack, Reuterton; G./D. 4, Nr. 559). Inh. u. Q. wie KG 3763 = Ml. [verl.] 2978 12. 11. 1548. S. Martinus miltikeit (Stolle, Hoher Ton; G./D. 4, Nr. 560). Ein Pfarrer in Breslau predigt am Martinstag, er habe die Legende von Sankt Martin durchgelesen und keine gute Tat gefunden außer der einen: Sankt Martin reitet über das Feld. Da hängt sich ein Bettler an ihn. Um vom Bettler loszukommen, schneidet Sankt Martin einen Teil seines Mantels ab. Seither feiern die Menschen seinen Festtag und singen ein Martinslied, worin sie um Wein und Gänsebraten bitten. Der Pfarrer fährt in seiner Predigt fort, es wäre doch weit angemessener, des Bischofs Wohltat zu rühmen, der einer Dame ein vierzehn Ellen langes Camelotgewand geschenkt hat. Aber davon müsse man sogar schweigen. Nach dieser Predigt wird der Pfarrer aus dem Land gejagt. 2979 12. 11. 1548. Der fressent paur (der garstig paurn gast) (Folz, Teilton; G./D. 4, Nr. 561). Der Bayernherzog lädt den gefräßigen Bauern Heinz auf das Schloss in Landshut zum Essen ein. Der Bauer schlägt sich den Bauch mit Speck voll, bis er nicht mehr kann. Der Fürst lässt nun ein gesottenes Huhn auftragen, von dem der Bauer nichts essen kann. Sogar einen gespickten Hasen lässt der Bauer stehen: Er habe ja schon bei der guten Blutwurst (wofür er das Huhn hielt) nicht mehr gekonnt. Der Fürst lacht darüber und vergisst diesen Gast nie mehr. 2980 12. 11. 1548. Fraw Treu ist dot (Regenbogen, Brauner Ton; G./D. 4, Nr. 562). Inh. wie KG 782 = Sg. 2981 13. 11. 1548. Fraw Warheit verjagt (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 563). Inh. wie KG 2982 = Sg. [verl.] 2982 13. 11. 1548. Die kurz verjagt fraw Warheit (K./G. 22,470). 62 Vs. Inh. wie KG 789 = Sg., verkürzt; der junge Dichter wohnt in Sachsen. 2983 13. 11. 1548. Der pueler arzney (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 564). Inh. wie KG 657 = Sg. 2984 14. 11. 1548. Die zwen praten dieb (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 4, Nr. 565). Zwei Diebe wollen einem Koch einen Braten stehlen. Der eine nimmt ihn und steckt ihn dem anderen zu. Als der Koch sie zur Rede stellt, schwört der erste, er habe den Braten nicht, der andere schwört, er habe ihn nicht genommen. Der Koch durchschaut die falschen Eide und erinnert daran, dass Gott in alle Herzen schaue und Falschschwörer erkenne. Schluss: Doktor Brant lehrt: Menschen kann man mit einem falschen Eid betrügen, Gott nicht, ihm ist nichts verborgen. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 27 (Adelphus Muling). 2985 November 1548. Der vogler mit der schlangen (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 566). Inh. u. Q. wie KG 3036 = Ml. [verl.] 2986 November 1548. Der esel mit der leben haut (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 4, Nr. 567). Inh. u. Q. wie KG 501 = Sg. [verl.]



Nr. 2999 

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2987 15. 11. 1548. Ein ler wider die narren (narrenstraff) (Sachs, Klingender Ton). Narrheit bringt nur Unheil. Mit Narren soll man nicht reden. Man soll angemessen trauern. Eines Narren Leben ist ärger als der Tod. Q.: Sir 22,6–18. Vgl. KG 5563 = Sg. 2988 November 1548. Die perueffung der jünger (Sachs, Goldener Ton). Q.: Mt 22. [verl.] 2989 15. 11. 1548. Das 27 caput Sirach (Frauenlob, Hagenblühweise). Vom Undank der Welt und vom Betrug im Handel. Q.: Sir 26,25–27,4. Vgl. KG 5862 = Sg. 2990 November 1548. Die erkantnus Cristi (Marner, Kreuzton). Q.: Kol 1. [verl.] 2991 November 1548. Argia sucht iren erschlagen künig (Frauenlob, Kupferton). Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 29 (27 Steinhöwel). Vgl. KG 77 (Str. 4), 969 (Str. 1) = Mll., 429 = Sg. [verl.] 2992 16. 11. 1548. Aigenschaft pöser geselschaft (Sachs, Rosenton). Inh. wie KG 624 = Sg. Vgl. 2993 = Sg. Hier am Ende Sprichwort: Gute Gesellen in der Not gehen vierundachtzig auf ein Lot! 2993 16. 11. 1548. Die sieben posen aigenschaft poeser geselschaft (K./G. 22,472). 62 Vs. Inh. wie KG 624 = Sg. Vgl. 2992 = Ml. 2994 16. 11. 1548. Die vertrieben frau Zucht (Schiller, Süßer Ton). Inh. wie KG 709 = Sg. 2995 November 1548. Das hungrig heer Anthoni (Kanzler, Goldener Ton). Q.: Plutarch, Antonius 45(ff.?). [verl.] 2996 19. 11. 1548. Numa der fridsam römisch künig (Kanzler, Goldener Ton). Der Sabiner Numa wird König von Rom. Er verachtet Reichtum und Pomp und trachtet nur nach Weisheit. Er versucht, den Bürgern ihre Kriegslust zu nehmen und sie zu Tugend, Weisheit und Kunst zu erziehen. Niemand hasst Numa. Er ordnet den Gottesdienst und den Kalender. Schluss: Strebte heute ein Fürst so nach Friede, Tugend und Weisheit, sein Lob würde weit erschallen. Q.: Plutarch, Numa (Boner). 2997 20. 11. 1548. Der pfaff in der fischrewsen (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 568). Ein Fischer hat eine schöne Frau, mit welcher der Dorfkaplan ein Verhältnis hat. Der Pfleger des Schlosses weiß davon und rät dem nichtsahnenden Fischer, drei Reusen auszulegen, eine auf dem Speicher, eine im Wald und die dritte am Ufer des Bachs. Der Fischer tut das und geht am Abend zum Schein aus. Der Kaplan, der die Gelegenheit nützen wollte, flüchtet vor dem Fischer nackt in die Reuse auf dem Speicher. Als der Fischer seine Reusen einsammelt, findet er ihn. Ein Hase und sieben Rebhühner sind in den beiden anderen gefangen. Er bringt die gesamte Jagdbeute aufs Schloss. Der Fischer ist auch noch Waidmann und Vogler geworden. Den Kaplan jagt man aus dem Land. Q.: Heinrich von Pforzen, Der Pfaffe in der Reuse. Vgl. KG 2998 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 225–228; Dehnert 2017, 455 A. 701.

2998 20. 11. 1548. Die drey wunderbaren fischreussen (K./G. 21,294; G./D. 1, Nr. 114). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2997 = Ml. 2999 21. 11. 1548. Der guetig hauptmon Thitus Quincius Flamininus (Regenbogen, Briefweise). Titus kommt nach Griechenland, um gegen König Philipp zu kämpfen. Dessen Heer sitzt in scheinbar uneinnehmbaren Stellungen auf den Gebirgspässen. Titus erhält jedoch Nachricht von einem Gebirgspfad, der ihn in den Rücken der Gegner führt. Ein Teil des Heeres zieht hinauf und gibt, als es Stellung bezogen hat, ein

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Zeichen. Durch die doppelte Bedrohung kann Titus die Feinde schlagen. Philipps Heer flieht, das römische Heer zieht hinter ihm her. Titus gibt den Griechen ihre Freiheiten zurück und wird überall jubelnd gefeiert. Q.: Plutarch, Flamininus 4  f.10 (Boner). 21. 11. 1548. Die glückselig feltschlacht Marcelli (Buchner, Feuerweise). Marcellus besiegt den überlegenen Gallierkönig Britomatus, weil er vor der Schlacht gebetet und ein Opfer gelobt hat. Schluss: Wer Gott anruft, dem steht er in der Not bei. Q.: Plutarch, Marcellus 6 (Boner). November 1548. Der pfaff im padkittel (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 4, Nr. 569). [verl.] 1.  12. 1548. Die berufung der jünger (Regenbogen, Grauer Ton). Jesus beruft die ersten Jünger [Str. 1 und Str. 2, 1. Stollen]. Lehre: Wer in Angst und Sorge allein nach dem Irdischen strebt, gleicht den fischenden Jüngern vor der Berufung. Schließlich aber kommt Christus, ruft im Innern durch sein Wort und fordert zur Buße auf. Der Mensch kehrt sein gemuet auf werz, wird erleuchtet und hängt sein Herz mehr auf Irdisches. Q.: Mt 4,18–22. 1. 12. 1548. Joachim der gotlos künig Juda (Sachs, Goldener Ton). Jojachin handelt gegen Gottes Willen. Er wird mit allen Kriegsleuten, Handwerkern und Edlen in die babylonische Gefangenschaft geführt. Zedekia wird von Nebukadnezar als König eingesetzt. Schluss: Einem gottlosen Volk gibt Gott einen gottlosen König. Q.: 2Kön 24,8– 20. 3. 12. 1548. Die drey zukunft Cristi (Sachs, Gesangweise). Dreifach erscheint Christus auf Erden: 1. Mit der Geburt beginnt sein Dienst an uns in Knechtsgestalt. Er erfüllt das Gesetz, stirbt und aufersteht für uns. Seit der Himmelfahrt sitzt er zur Rechten Gottes [Str. 1]. 2. Wird das Evangelium verkündet, so ist Christus im Geist anwesend, sein Geist stärkt zu Nächstenliebe und gegen Anfechtung [Str. 2]. 3. Christus kommt am Ende als Richter. Die Bösen verdammt er, die Frommen führt er in seines Vaters Reich. Schluss: Bitte um Wiederkunft Christi [Str. 3]. Q.: Lk 2,1–14; 1Kor 6,19; Mt 25,31–46. 4. 12. 1548. Das fest zw weihnachten (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Seitdem sind 1549 Jahre vergangen. 6.  12. 1548. Cristlich haushalten (Sachs, Klingender Ton). Ermahnung zu christlichem Lebenswandel an Ehegatten, Kinder und Väter, Knechte und Herren. Schluss: Aufforderung, sich an die Lehren des Paulus zu halten. Q.: Kol 3,18–4,1. Dezember 1548. Lucas am andren clare … (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Q.: Lk 2. [verl.] 7. 12. 1548. Dionis glücklicher sieg (Lesch, Zirkelweise). Dion zieht mit mächtigem Heer nach Syrakus, um den Tyrannen Dionysios zu vertreiben. Dieser ist gerade dabei, Italien zu verwüsten. Ein Bote soll ihn von der Gefahr unterrichten. Als der Bote schläft, raubt ihm ein Wolf die Tasche mit seinem Fleischvorrat, in der auch der Brief an den Tyrannen aufbewahrt ist. Der Bote getraut sich ohne Brief nicht zu Dionysios. So kann Dion unbehelligt und unter dem Jubel des Volkes in Syrakus einziehen.



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Schluss: Gott kann ein tyrannisches Regiment zu gutem Ende führen. Q.: Plutarch, Dion 26–28 (Boner). 17. 12. 1548. Die ungleich pewt Thimonis (Buchner, Feuerweise). Kimon erringt bei Byzanz einen großen Sieg über die Römer. Die Beute verteilt er auf merkwürdige Art: Er lässt seine Bundesgenossen zwischen den Gefangenen selbst und deren Besitz wählen. Sie entscheiden sich für diesen. Mit seiner Herde nackter Gefangener wird Kimon in Athen verspottet. Aber dann kommen nacheinander die Verwandten der Gefangenen und lösen sie gegen hohe Summen aus. Kimon kann sein Schiffsvolk für vier Monate bezahlen und hat noch Reichtümer übrig. Q.: Plutarch, Kimon 9. 18. 12. 1548. Der Schwab mit dem glück (Zwinger, Roter Ton; G./D. 4, Nr. 570). Ein Schwabe, auf Schweinekauf unterwegs, vespert im Wirtshaus zusammen mit einem Bayern. In seinem Ei findet er ein Hühnchen. Er schluckt es besonders schnell hinunter, aus Angst, wie er seinem Nachbarn eröffnet, der Wirt könne es getrennt berechnen [Str. 1]. In der Suppe findet er einen Markknochen, den ihm der Hund stiehlt. Bei der Verfolgung klemmt er das Tier in die Tür, so dass es einen Kotbatzen fallen lässt. Ihn isst der Schwabe, da er ihn für das Mark hält; den Hund lässt er mit dem Knochen laufen [Str. 2]. Dann kauft er eine fünfjährige räudige Sau und treibt sie heim. Beim Schlachten findet er sieben Ferkel in ihrem Leibe. Der Schwabe ist überglücklich über die drei großen Glücksfälle, die ihm an einem Tag widerfahren sind [Str. 3]. Dezember 1548. Der getrew schwiment hund (Folz, Feielweise). Q. wahrscheinlich Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,145 (Eppendorf). Vgl. KG 1294 = Ml. [verl.] 21. 12. 1548. Die junckfraw Psyche (Vogel, Jungfrauweise). Die Königstochter Psyche ist so schön, dass das Volk sie wie Venus verehrt. Auf Geheiß Apolls muss der Vater sie auf einen Felsen schicken, wo sie verheiratet werden soll. Venus sendet Cupido mit dem Auftrag, sie mit Liebe zum schändlichsten Mann zu verwunden. Cupido aber wird selbst von Liebe entzündet, er lässt sie durch den Westwind in einen Saal entführen. Dort kommt er jede Nacht zu ihr, verbietet ihr jedoch, ihn anzusehen. Einmal nimmt sie heimlich ein Licht mit in den Schlafraum. Cupido erwacht und schwingt sich davon. Die verzweifelte Psyche wird zu ihren Liebesqualen auch noch von Venus geplagt, die sie sogar in die hel schickt. Schließlich erbarmt sich Cupido ihrer, holt sie zurück, besänftigt seine Mutter und feiert mit ihr Hochzeit im Himmel. Q.: Apuleius, Metamorphosen 4,28–6,24 (Sieder). Dezember 1548. Der gaist mit den ketten (Eislinger, Morgenweise). Inh. u. Q. wie KG 4765 = Sg. Vgl. 5678 = Sg. [verl.] 23.  12. 1548. Ursprung des olimpischen kampfs (Heid, Kälberweise). Nach der Schlacht bei Platäa erteilt das delphische Orakel den Auftrag, alle Feuer zu löschen und neues Feuer aus Delphi zu holen. Euchidas läuft an einem Tag von Platäa nach Delphi und zurück. Er sinkt nach Übergabe des Feuers tot zu Boden. Seitdem veranstaltet man alle fünf Jahre die Olympischen Spiele. Q.: Plutarch, Aristeides 20  f. (Boner). Lit.: Ellis 1984.

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3015 28. 12. 1548. Der pluetig prophet (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Ein Prophet verkündet König Ahab und seinem Volk viel Unheil, weil er König Benhadad von Syrien nach dem Sieg über ihn wieder ziehen ließ. Schluss: Schließt die Obrigkeit Bündnisse mit Gottes Feinden, dann straft er sie. Q.: 1Kön 20,33–43. 3016 29. 12. 1548. Got ret mit Samuel (die straff Eli wegen seiner kinder) (Lorenz, Blumenweise). Gott offenbart Samuel sein Urteil über das Haus Elis. Schluss: Eli und seine Söhne starben an einem Tag – ein exempel für alle, die ihre Kinder nicht recht erziehen. Q.: 1Sam 3,1–18. Vgl. KG 4198 = Trag. 3017 29.  12. 1548. Der kampf zwischen Bacho und Vulcano (Folz, Abenteuerweise). Kampf zwischen Bacchus und Vulcanus. Vulcanus unterliegt; sobald er wieder bei Kräften ist, greift er jedoch erneut an. Vor den versammelten Göttern schwören beide, sie würden niemals Frieden schließen. Bei der nächsten conjunction in himel oder auf erd werden sie wieder gegeneinander kämpfen [Die Allegorie bezieht sich vermutlich auf politische Ereignisse im Reich]. Vgl. KG 3018 = Sg. 3018 29. 12. 1548. Der kampf zwischen dem got Vulcano und Bacho (K./G. 22,475). 62 Vs. Inh. wie KG 3017 = Ml. Mit dem folgenden Lied beendet Sachs (vermutlich) MG 10 (verl.): 3019 31. 12. 1548. [E] Der junckprun (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 571). Der vierundfünfzigjährige Dichter kommt im Traum zum Jungbrunnen. Als er sich ausziehen will, erwacht er. Gegen Alter ist kein Kraut gewachsen. Vgl. KG 3020 = Sg. Lit.: Rapp 1976, 44–46.

3020 31. 12. 1548. Der jungkprunn (K./G. 4,441; G./D. 1, Nr. 115). 78 Vs. Inh. wie KG 3019 = Ml. Lit.: Rapp 1976, 44–46 (45: „[…] die Genauigkeit, mit der er die Gebrechen der alten Leute beschreibt. Keine der bisher genannten literarischen Schilderungen entspricht den bildlichen Darstellungen des Jungbrunnens so sehr wie dieser Gesang.“); Loleit 2008, 188–196; Košenina 2012, 364; Gabaude 2017c.

1549 Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 11 (verl.): 3021 1. 1. 1549. Die figurirt herlikeit Cristi (Sachs, Klingender Ton). Der Prophet Jesaja sieht den Herrn auf dem Thron sitzen [Str. 1]. Die Erzählung „figuriert“ die Herrlichkeit Christi. Er ist unser Gnadenthron. Er regiert durch seinen Geist und hilft allen, die ihn anrufen. Wie die Seraphim ihre Gesichter bedecken, tun auch wir es, weil wir mit Sünden „beschmiert“ sind [Str. 2]. Dass sie die Füße bedecken, wird allegorisch auf die Nächstenliebe gedeutet. Das Emporfliegen der Seraphim bedeutet, dass wir im Glauben zu Gott schweben sollen. Unser Gemüt, das dem Tempel verglichen wird, soll von wahrem christlichem Leben erfüllt sein [Str. 3]. Q.: Jes 6,1–4.



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3022 2. 1. 1549. Der guet purgerlich rat Meronis (Sachs, Goldener Ton). Als Tarent König Pyrrhus von Epirus um Hilfe gegen Rom anfleht, stellt sich Meton, ein geachteter Bürger, betrunken. Auf dem Marktplatz gibt er sich so, als wolle er singen und spielen, doch als alles schweigt, um ihm zuzuhören, hält er eine Rede gegen Pyrrhus und gegen den drohenden Verlust der Freiheit Tarents. Es erhebt sich eine Diskussion unter allen Zuhörern, die Mehrheit verjagt Meton vom Marktplatz. Die Voraussagen, die Meton machte, treffen später ein: Die Bürger von Tarent verlieren ihre Freiheit. Q.: Plutarch, Pyrrhos 13 (Boner). Vgl. KG 3923 = Ml. 3023 6. 1. 1549. Der mesner mit dem rayger (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 572). Ein Mesner bringt einen erlegten Reiher mit nach Hause. Seine Frau soll ihn für ein Mahl zubereiten, zu dem auch der Pfarrer eingeladen ist. Eine Nachbarin riecht den feinen Duft, der aus der Küche kommt. Sie überredet die Mesnerin, mit ihr den Vogel zu verspeisen. Als aufgetragen werden soll, beteuert die Mesnerin, nie einen Reiher erhalten zu haben. Doch da der Mesner Drohungen ausspricht, flieht sie zur Nachbarin. Die weiß Rat: Sie legt sich in das Bett der Mesnerin und lässt sich abends verprügeln. Am nächsten Morgen kann der Mesner an seiner Frau keinerlei Spuren der Züchtigung entdecken. Nun glaubt er auch bezüglich des Reihers einem Irrtum unterlegen zu sein. Q.: Der Reiher. Vgl. KG 3217 = Sg. 3024 22. 1. 1549. Die fluecht ellent vnd glüeck Marii (Sachs, Kurzer Ton). Marius flieht aus Rom. Seeleute lassen ihn auf einer Insel zurück. Dort wird er von einem alten Mann ausgeliefert und gefangen nach Miturna gebracht. Als einer Marius mit dem Schwert im Gefängnis töten soll, schreit Marius ihn so an, dass er das Schwert sinken lässt. Später wird Marius wieder freigelassen und sogar zum Konsul gewählt. Aber er bleibt ein Tyrann bis an sein Ende. Q.: Plutarch, Marius 35–40. 3025 22. 1. 1549. [E] Ein rat zwischen einem alten man unnd jungen gesellen dreyer heyrat halben (K./G. 4,328). 96 Vs. Ein junger Mann steht vor der Wahl, eine junge Frau, eine Witwe oder eine alte Frau, die schon zwei Männer hatte, zu heiraten. Er fragt einen alten Mann um Rat. Der verweist ihn an einen fünfjährigen Jungen, der auf einem Stock reitet. Dieser antwortet: Die junge Frau soll er heiraten, „wie er will“, die Witwe, „wie sie will“, und die alte Frau? – der junge Mann solle sich hüten, das Pferd des Kindes werde ausschlagen. Der alte Mann erklärt dem jungen Mann die Antworten: Eine junge Frau wird ihrem Mann folgen, eine Witwe wird nicht so gut zu zähmen sein, die alte Frau aber wird versuchen, Meister im Haus zu werden. Sprichwort: Alte Hunde kann man nicht mehr zähmen. Vgl. KG 3030 = Ml. Lit.: Bake 2013, 55  f.

3026 Januar 1549. Silla vntrew wider Roma (Sachs, Silberweise). Q.: Plutarch. [verl.] 3027 24. 1. 1549. Artaxerxis vngeratner sun (Sachs, Spruchweise). Der Perserkönig Artaxerxes lässt seinen Sohn Darius gefangen nehmen und ermorden, da dieser plant, seinen Vater umzubringen [Str. 1]. Ochus, ein weiterer Sohn, will ebenfalls die Herrschaft erlangen und versucht deshalb, die beiden unehelichen Kinder des Königs, Arsames und Ariaspes, aus dem Weg zu räumen. Arsames tötet er selbst [Str. 2]. Ariaspes redet er ein, er stehe unter Mordverdacht, dieser begeht deshalb Selbstmord. Vor

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Kummer über seinen Tod wird Artaxerxes krank und stirbt. Sprichwort: Große Kinder, große Sorgen [Str. 3]. Q.: Plutarch, Artoxerxes 29  f. (Boner). Vgl. KG 3218 = Sg. und 5425a = Trag. 1.  2. 1549. Der pauer mit dem rosdreck vor der apodecken (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 573). Ein Bauer kommt abends an einer Nürnberger Apotheke vorbei, wo man gerade Rosensaft siedet. Der Duft macht den Bauern benommen, er wird ohnmächtig und stürzt zu Boden. Ein Apothekengehilfe versucht, ihm durch aqua vita wieder das Bewusstsein zu verleihen. Doch es hilft nichts. Ein großer Menschenauflauf entsteht. Eine Krämerin gibt dem Bauern eine vorgekaute Zimtrinde. Auch das hilft nichts, im Gegenteil, sein Zustand wird noch besorgniserregender. Da kommt ein anderer Bauer, nimmt warmen Rossdreck und hält ihn dem Ohnmächtigen unter die Nase. Der Kranke kommt wieder zu sich und sieht nicht mehr leichenfahl aus. Sprichwort: Was soll einer Kuh Muskat, wo ihr doch ein Bündel Heu angenehm ist. Februar 1549. Die ertrenckten Jüeden (Marner, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3673 = Ml. [verl.] 5. 2. 1549. Dreyerley hairat (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 574). Inh. wie KG 3025 = Sg. 6. 2. 1549. Die drey im dotten-fewer (Buchner, Feuerweise). In Rom werden die Toten auf dem Marsfeld verbrannt. Lucius Lamia verbrennt bei lebendigem Leibe in einem solchen Totenfeuer [Str. 1]. Acilius wird in das Totenfeuer gelegt, doch ist er nur ohnmächtig. Er ruft um Hilfe, aber es nützt nichts, er verbrennt. Seitdem muss jede Leiche 18 Stunden liegen, bevor sie verbrannt wird [Str. 2]. Regulus Pamphilius wird in der Schlacht tödlich verwundet. Erst nach zwölf Tagen wird er gefunden. Man hält ihn für tot – und legt ihn ins Totenfeuer. Aber er kommt sogleich zu sich. Mit Arzneien wird er gesund gepflegt. Regulus erzählt „wunderbare Dinge“, die er in den zwölf Tagen erlebt habe: Sein Geist sei weit herumgeschwebt. Schluss: Den Gang zum Grab soll man nicht übereilen [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 1,8,12 und Ext. 1 (Heinrich von Mügeln). 7. 2. 1549. Dreyer heer untergang (Regenbogen, Brauner Ton). Drei Beispiele für den Untergang von Heeren: 1. Auf seinem Zug gegen die Griechen verliert Xerxes am Berg Athos 300 Schiffe mit 20 000 Mann [Str. 1]. 2. Beim Kampf der Tatarenfürsten Parcha und König Haalon auf dem zugefrorenen Hister [Donau] in Österreich schmilzt das Eis. 30 000 Mann ertrinken [Str. 2]. 3. Auf ihrer Rückkehr von einem Feldzug wollen die Türken am Donauufer abwarten, bis der Fluss ganz zugefroren ist. Bei einem plötz­ lichen Kälteeinbruch erfrieren 30 000 Mann. Schluss: Alle Dinge stehen in Gottes Hand [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 10,5 (Brunner, cr). 7.  2. 1549. Drey selb erwelte dode (Frauenlob, Zugweise). Von drei Selbstmorden: Marius setzt Catulus aus Neid so zu, dass dieser gezwungen ist, sich das Leben zu nehmen. Er stürzt sich in eine Kalkgrube, die man mit Wasser übergießt, so dass sie sich entzündet [Str. 1]. Auch den Cornelius Merula treibt Marius während des Bürgerkrieges in den Tod. Merula geht in den Jupitertempel, ruft die Götter um Erbarmen an und schneidet sich die Pulsadern auf [Str. 2]. Der Haruspex Herennius Siculus soll, wie es bei den Römern Sitte ist, heimlich im Kerker getötet werden. Doch Herennius will



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das nicht zulassen. Er schlägt seinen Kopf so fest auf die Schwelle, dass er stirbt. Schluss: Diese drei Helden sollen gepriesen werden, denn sie sind durch selbsterwähltes Sterben der Tyrannei entkommen [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,12,4.5 (Heinrich von Mügeln). Februar 1549. Henno mit dem ple (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 575). Vgl. KG 422 = Com. [verl.] 12. 2. 1549. Psilos streiten mit dem ostwind (Die wunderlich niderlag) (Marner, Goldener Ton; G./D. 4, Nr. 576). Die Psyller in Afrika werden durch den Ostwind sehr bedrängt. Da ziehen sie mit einem großen Heeresaufgebot gegen ihn. Doch ein gewaltiger Sandsturm begräbt das ganze Volk unter den Sandmassen. Später bewohnt das Nachbarvolk, die Nactamanier (sic RSM, richtig: Nasamonen), das Land [Str. 1 und 2]. Epimythium: Leiden ein Mensch, eine Stadt oder ein Land unter einem Stärkeren, so ist allein Geduld angebracht. Widerstand nützt nichts. Gewalt ist nicht mit Gewalt zu brechen. Die Rache soll man Gott überlassen, seine Hand ist unverkürzt [Str. 3]. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 94 (Adelphus Muling). Vgl. KG 3688 = Ml. 12.  2. 1549. Der vogler mit der schlangen (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D.  4, Nr. 577). Als ein Vogler versucht, eine Hohltaube zu locken, tritt er versehentlich auf eine Schlange. Der tödliche Biss wirft ihn zu Boden. Er gesteht, dass ihm recht geschehe; er sei schuldig und müsse darum sterben, die Taube hingegen sei unschuldig, sie könne entkommen [Str. 1 und 2]. Wer Tyrannei treibt und sich um Gerechtigkeit nicht kümmert, der entgeht auf Erden seinem Schicksal nicht: Beim Töten wird er getötet [Str. 3]. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 54 (Adelphus Muling). Vgl. KG 2985 (verl.) = Ml. Februar 1549. Hermaphroditum erlied 3 döt (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). [verl.] Februar 1549. Ewlenspiegel mit dem kür (Marner, Hofton; G./D. 4, Nr. 578). Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 50 (52). [verl.] 14. 2. 1549. Der kauffmon fras ain Juden (Tannhäuser, Hofton; G./D. 4, Nr. 579). Zwei Juden aus Venedig sind auf Geschäftsreise. Der eine stirbt. Da es verboten ist, Tote in die Stadt zu schaffen, zerstückelt der andere Jude die Leiche, konserviert die Teile mit Zucker, Honig und Gewürzen und gibt sie einem dritten Juden mit nach Venedig. Während der Heimreise auf dem Schiff macht sich indes nachts ein Florentiner an das Fass und isst den confect bis zur Hälfte auf. Am nächsten Morgen stellt der Jude den Verlust fest. Als der Florentiner erfährt, was er tatsächlich verspeist hat, muss er sich übergeben, die Umstehenden jedoch lachen ihn aus. Schluss: Wer heimlich nascht, der muss mit Spott rechnen. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 47 (Adelphus Muling). Vgl. KG 5807 = Sg. 15.  2. 1549. Die vier feint des friedes (Fridel, Gedrehte Friedweise). Damit Kaiser Karl IV. dem Reich den Frieden wahren kann, rät Petrarca ihm, vier Feinde des Friedens zu bekämpfen: den Neid, den Geiz, den Zorn und den Dünkel. Vgl. KG 4825 = Sg. 15.  2. 1549. Der man mit dem leben (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 4, Nr. 580). Ein Mensch will einem Löwen beweisen, dass der Mensch stärker als

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der Löwe ist. Er zeigt ihm ein Standbild, wo ein Löwe von einem Menschen besiegt wird. Doch der Löwe wendet ein, hätte ein Löwe das Standbild gemacht, so hätte er die Sache umgekehrt dargestellt. Um die tatsächliche Überlegenheit zu beweisen, frisst er den Menschen [Str. 1 und 2]. Epimythium: Was man auch tut, man ist immer davon überzeugt, das Richtige zu tun, unabhängig von der Wahrheit [Str. 3]. Q.: Romulus 4,17 = 91 T. (4,15 Steinhöwel). 3042 12. 3. 1549. Der gros statpuler (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 581). Ein Schuhknecht in Augsburg gibt sich als großer Liebhaber aus. Er kommt erst am Morgen in das Haus seines Meisters zurück und erweckt den Eindruck, bei seiner Geliebten genächtigt zu haben. Doch ein anderer Schuhknecht verfolgt ihn einmal; er sieht, wie der „Liebhaber“ sich auf dem Augsburger Marktplatz, dem Perlach, in ein Fass legt und einschläft. Der andere gibt dem Fass einen Stoß. Es rollt den Perlachberg hinunter. Als die Stadtknechte auftauchen, kann der „Liebhaber“ gerade noch ohne Schuhe und Mütze entkommen. Am nächsten Morgen gibt er an, er habe bei einer Bürgersfrau Prügel wegen seiner Liebeshändel bekommen. Der andere sagt: „Ja, auf dem Perlach das alte Fass!“ Da schämt sich der Angeber und zieht aus der Stadt. 3043 12. 3. 1549. Der purger, pauer vnd edelmon (Ungelehrter, Schwarzer Ton; G./D. 4, Nr. 582). Ein Bauer überzeugt einen Bürger und einen Edelmann in einem Streitgespräch vom Vorzug seines Standes. Vgl. KG 1024 = Fsp. 3044 13. 3. 1549. Der pauer mit der doczen (Sachs, Rosenton; G./D. 4, Nr. 583). St. Peter rät einer armen Bäuerin aus Dankbarkeit für geleistete Gastfreundschaft zu buttern. Sie gewinnt übermäßig viel dadurch. Einer reichen Bäuerin erzählt sie, St. Peter habe ihr geraten, die doczen (Vulva) auszuschneiden und zu sieden. Nach Hause zurückgekehrt, macht sich die Reiche zusammen mit ihrem Mann gleich ans Werk. Aber sie gewinnen kein Schmalz. Die Frau, die sich nun sehr krank fühlt, rät, noch mehr Holz ins Feuer zu legen. Da entsteht eine Stichflamme, und das ganze Haus wird in Brand gesteckt. Der Bauer will die doczen noch retten, schließlich aber stranguliert er sich durch einen unglücklichen Zufall in ihr. Die Frau verbrennt im Haus. Epimythium: Wer mit seinem Schicksal unzufrieden ist, gerät ins Unglück. Vgl. KG 3219 = Sg. Lit.: R. Hahn 1994, 491; Behrendt/Hauck 2001, 244 A. 22 („Es dürfte sich dabei um eine Imagination Sachsens handeln, eine Vorlage für dieses Motiv ist nicht bekannt.“).

3045 22. 3. 1549. Das getrew weib Panthea (Lorenz, Blühweise). Kyros lässt nach seinem Sieg über Krösus die Hauptleute zusammenrufen. Da einer von ihnen, Abradatas, fehlt, erkundigt sich der Perserkönig nach ihm. Man sagt ihm, er sei in der Schlacht gefallen, und seine Frau Panthea betrauere ihn. Kyros, den der Verlust des Feldherrn sehr schmerzt, lässt ihn feierlich bestatten und verspricht seiner Gemahlin, alles nach ihrem Wunsch zu erfüllen. Doch sie nimmt sich an der Bahre ihres Mannes zusammen mit drei treuen Knechten das Leben. Kyros ordnet eine feierliche Bestattung an und lässt ein Epitaph errichten. Q.: Xenophon, Kyrupädie 7,1.3 (Boner). Vgl. KG 3211 = Ml., 5314 = Com. und 5666 = Sg. 3046 März 1549. Der podenlos pfaffensack (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D. 4, Nr. 584). Inh. u. Q. vermutlich wie KG 5805 = Sg. und 3674 (verl.) = Fsp. [verl.]



Nr. 3051 

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3047 27. 3. 1549. Die vntrew stiffmueter (Römer, Gesangweise; G./D. 4, Nr. 585). Ein Witwer aus Thessalien schickt seinen Sohn nach Athen auf die Hohe Schule zum Studium. Er nimmt sich währenddessen eine neue Frau. Als der junge Mann zurückkehrt, begehrt die Stiefmutter seine Liebe. Der junge Mann verweigert sie ihr, er wolle dem Ansehen des Vaters nicht schaden. Da lässt die Stiefmutter von ihrem Knecht Gift aus der Apotheke holen, um den jungen Mann zu vergiften. Versehentlich trinkt aber der leibliche Sohn der Frau das Gift. Der junge Mann wird des Mordes bezichtigt, er soll gerädert werden. Doch der Apotheker entsinnt sich: Weil ihm alles recht verdächtig vorgekommen sei, habe er dem Knecht statt des Giftes einen Betäubungstrank gegeben. Sogleich erkennt man, dass der Knabe noch lebt. Der junge Mann wird freigesprochen, die Stiefmutter jedoch aus dem Land gejagt und der Knecht gehängt. Sprichwort: Kein Unrecht bleibt verborgen. Q.: Apuleius Metamorphosen 10,2–12 (Sieder). Vgl. KG 5395 = Sg. 3048 März 1549. Pürgermaister zw Dedelpach (Schiller, Hofton; G./D. 4, Nr. 586). [verl.] 3049 28. 3. 1549. Die kra mit dem habicht prueten (Frauenlob, Zugweise; G./D. 4, Nr. 587). Neidvoll blickt die Krähe auf das Nest des Habichts, das mit Speisen überreich gefüllt ist. Sie stiehlt ihm die Eier und will sie selbst ausbrüten, denn, so meint sie, die jungen Habichte würden sie ehren, und so werde ihr ganzes Geschlecht zu hohem Ansehen kommen. Der Habicht stellt sich unwissend. Er warnt die Krähe, am Ende werde sie erkennen, welches Unglück sie da ausbrüte. Nur mit Mühe kann die Krähe die jungen Raubvögel ernähren. Als sie es selbst nicht mehr schafft, wird sie von den Jungen zerrissen und gefressen [Str. 1 und 2]. Epimythium: Tückische und böse Leute soll man weder im Haus noch in der Stadt beschützen. Am Ende offenbart sich ihre Undankbarkeit. Gewalt, List und Vorteil lassen sie Treue und Freundschaft vergessen. Lass jeden Vogel seine Eier selbst ausbrüten, sonst ziehst du dir selbst die Rute über den Arsch [Str. 3]. 3050 28.  3. 1549. Des puelers peicht (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D.  4, Nr. 588). Ein pueler beichtet ausführlich alle seine Sünden. Als der Pfarrer anfängt zu heulen, gibt sich der pueler alle Mühe, die Absolution zu erlangen. Aber der Pfarrer weint nicht der Sünden wegen, sondern in Erinnerung an all die Freuden, die er selbst in seiner Jugend genoss. Der Pfarrer meint, dass das, was die Welt mehre, nicht der Buße bedürfe. Q.: Heinrich Bebel, Facetiarum libri tres 2,106 (Ü. nicht nachweisbar). 3051 29. 3. 1549. Der frörer mit dem floch (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 4, Nr. 589). Das kalte Fieber (frörer), zurzeit bei einer Bäuerin eingekehrt, und der Floh, der bei einer Bürgersfrau lebt, klagen über ihr schlechtes Zuhause. Die Bäuerin macht sich keinerlei Gedanken um den frörer, sie geht immer nur ihrer Arbeit nach, während die Bürgersfrau alles dransetzt, den Floh zu erwischen. Er kann gerade noch entkommen. frörer und Floh tauschen das Quartier. Mit großem Aufwand umhegt die Bürgerin den frörer, während der Floh nachts voll auf seine Kosten kommt; die Bäuerin ist nach des Tages Arbeit viel zu müde, als dass sie ihm nachstellen könnte. Sprichwort: Wo man sich der Krankheit annimmt, dort bleibt sie. Lit.: Rettelbach 2019, 314 (Q.: Ulrich Boner, Der Edelstein, Nr. 48 Pfeiffer).

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3052 29. 3. 1549. Die schlang mit dem pauren vnd fuchs (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; G./D. 4, Nr. 590). Ein Bauer befreit eine Schlange, die ein Hirte festgebunden hatte. Zwar versprach die Schlange ihm einen Schatz, doch jetzt hält sie ihr Wort nicht: Sie umschlingt den Hals des Bauern, dem der Angstschweiß ausbricht. Die Schlange meint, er hätte wissen müssen, wie grundböse ihr Geschlecht sei. Der Bauer bittet, die Sache vor einem Gericht zu entscheiden. Der Fuchs ist Richter. Er veranlasst den Bauern zu zeigen, wie die Schlange gebunden gewesen sei. Als die Schlange wieder gefangen ist, rät der Fuchs dem Bauern, sie so zu lassen, so könne sie ihm nicht mehr schaden. Schluss: Den Bösen soll man nicht helfen, man erhält dafür nur des Teufels Dank. Q.: Fabulae extravagantes 8 (Steinhöwel). 3053 29. 3. 1549. Die zwen gefattern rauffen (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 591). Ein Mann prügelt seine Frau. Da kommt ihr Gevatter hinzu. Der bittet ihn, doch ihm „seinen Zorn zu geben“. Anfangs geht der Mann nicht darauf ein. Als aber der Gevatter mit dem Hineinreden nicht aufhört, packt den Ehemann die Wut. Er prügelt den Gevatter. Als der sich vor dem Richter beklagt, lacht der über ihn, habe er doch selbst um den Zorn des Ehemanns gebeten. Der Gevatter schwört, sich niemals mehr einzumischen, wenn Männer ihre Frauen prügeln. Q.: Hugo von Trimberg, Der Renner, V. 14741–14776. Vgl. KG 3220, 5806 = Sgg. und 5408 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 236  f.

3054 30. 3. 1549. Die gertnerin mit dem pock (Sachs, Spruchweise; G./D. 4, Nr. 592). Die Frau eines Gärtners ist eine Ehebrecherin. Einmal überrascht ihr Mann sie beim Rendezvous mit einem jungen Mann. Der kann sich gerade noch durch einen Sprung in den Garten retten. Der Gärtner macht seiner Frau Vorhaltungen, aber sie beteuert, es sei der Bock gewesen. Der Mann will das nicht glauben. Da klagt die Frau lauthals, dass er wohl wahnsinnig sei. Sie will ihn deshalb beschwören. Den Teil des Segens, in dem sie ihren Mann einen Esel und Narren nennt, spricht sie leise, die Schlussformel vom gütigen Gott hingegen laut. Inzwischen entkommt der junge Mann. Der Gärtner kann ihn nicht mehr finden. Er vertraut nun seiner Frau völlig. Sprichwort: Frauenlist ist unüberwindlich. Q.: Hugo von Trimberg, Der Renner, V. 12185–12242. Vgl. KG 3221 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 234  f.

30. 3. 1549 Vorrede zu den Werken Nicolaus Prauns, die Sachs für dessen Brüder zusammengestellt hatte: Er berichtet darüber, wie er die Texte abschrieb, verweilt länger bei dem Podagrischen Traum und spricht vom persönlichen Bezug dieses Werks zu Prauns eigener Erkrankung an der Gicht (K./G. 23,3).

3055 2. 4. 1549. Das osterfest (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3238, 3250, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Allegorese: 1. Wie die Frauen, die zum Grab gingen, sollen wir Christus in der Heiligen Schrift suchen. 2. Wie die Frauen vom Engel nach Galiläa verwiesen werden, werden wir im Evangelium Christus sehen. 3. Entsprechend dem Auftrag des Engels an die Frauen sollen wir



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verkünden, dass Christus unserer Sünde wegen gestorben ist, durch seine Auferstehung aber deren Vergebung erwirkte, so dass wir ewig mit ihm leben werden [Str. 3]. 2. 4. 1549. Nachdem Cristus am crewz verschied … (Rosengart, Freudweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 605 = Ml., hier aber nur 15,42–47. Vgl. auch 4841 = Ml. Auslegung: Christus ist für uns alle gestorben. Durch seinen Tod sind in den Christen die Sünden gänzlich abgestorben. Gott wird sie mit ihm auferwecken [Str. 3]. 3. 4. 1549. Die zwen gen Emaus (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. Schluss: Bitte, dass Christus sich in dieser Zeit den betrübten Christen offenbaren möge. 4. 4. 1549. Drey fruecht der vrstent Cristi (Vogel, Engelweise). Inh. wie KG 883 = Ml. Q.: Röm 4; Röm 6; 1Kor 2,9; Jes 64,3. Vgl. KG 1064, 4276, 5033 = Mll. Vgl. auch 438 = Ml. 4. 4. 1549. Das bös maul. Jesus Sirach xxviii (K./G. 3,366). 94 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1001 = Ml. Vgl. 5512 = Sg. 8. 4. 1549. Der zwayer goter wetlawff (Sachs, Silberweise). Die sieben Planeten streiten sich, wer von ihnen der schnellste sei. Saturn behauptet das von sich, doch Mars glaubt ihm nicht; Saturn brauche dreißig Jahre, um dieselbe Strecke zurückzulegen, die Mars in sieben Jahren durchläuft. Steinbock und Wassermann sollen Saturn, Widder und Skorpion Mars beim Wettlauf begleiten. Ziel soll der Brunnen des Bacchus sein. Mars macht beim Wettlauf die Rüstung zu schaffen, er kann kaum atmen, und Saturn plagt sich mit seinen Stelzen ab. Mars gewinnt den Lauf, obwohl er der Ohnmacht nahe am Ziel anlangt. Bacchus bewirtet beide Läufer. So haben die Götter ihre Freude gehabt. 8. 4. 1549. Zipperlein mit der spinnen (Folz, Abenteuerweise; G./D. 4, Nr. 593). Inh. wie KG 1923 = Sg., aber hier spricht zuerst das Zipperlein, dann die Spinne. Schluss hier: Reichtum fördert das Zipperlein; bei Armen hält das Zipperlein es nicht aus. Q.: wohl nicht mehr Gerbel, sondern Burkard Waldis, Esopus 2,31. Vgl. KG 3222 = Sg. 9.  4. 1549. Ein lobspruech der stat Salzpurg (K./G.  22,479). 266 Vs. Der Dichter bemühte sich von Jugend an um die Buchdruckerkunst, zog nach England, Frankreich, Italien, nach dem Krieg nach Deutschland und von dort nach Salzburg. Vor dem Stadttor steht ein alter Mann, der ihm zunächst ausführlich die Geschichte der Stadt erzählt (bis 483,17). Als er ihn auf die wichtigsten Gebäude hingewiesen und der Erzähler ihn nach der Obrigkeit gefragt hat, preist der Mann ihm Herzog Ernst von Bayern und den unter ihm herrschenden Gemeinnutz. Nachdem er auch über die in der Stadt ausgeübten Berufe informiert worden ist, beschließt der Erzähler, als Drucker zu bleiben und verpflichtet dem Stadtherrn, für den er das Gedicht schrieb, Gemeinde und Rat. Lit.: R. Brandt 1992/93, 93; Classen 2009a, 592  f.; Sasse 2002.

3063 10. 4. 1549. Vffo der küniclich kempfer (Vogel, Schwarzer Ton). Der blinde alte König Wermundus von Dänemark hat einen Sohn Uffo, der sehr groß und stark, aber ungeschickt und unberedt ist. Der König der Sachsen schickt eine Botschaft an Wermundus, er solle ihm sein Reich kampflos überlassen, die beiden Königssöhne gegeneinander kämpfen lassen oder die Heere gegeneinander führen. Da erwacht überraschend

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die Vernunft Uffos, und er nimmt den Kampf an, sogar zu zweit solle man gegen ihn kämpfen. Beim Holmgang erschlägt Uffo beide Gegner und wird in Anwesenheit seines glücklichen Vaters Herr über beide Länder. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,21 (Eppendorf). Vgl. KG 5218 = Sg. 3064 11. 4. 1549. Die stolz künigin aus Schotten (Römer, Gesangweise). Froto I. von Dänemark verheiratet eine seiner beiden Schwestern mit dem vertriebenen Schwedenkönig Regnerus, die andere mit dem dänischen Adeligen Ubbo. Dieser lässt sich, angestachelt von der Frau, während Frotos Abwesenheit zum König machen. Froto begibt sich daraufhin zunächst nach Schweden zu seinem anderen Schwager und schließt einen ewigen Bund mit ihm. Gemeinsam gewinnen sie Dänemark zurück. Ubbo wird begnadigt, da er von seiner Frau überredet worden war. Die Ehe wird aber aufgehoben und die Schwester mit Scoto, dem namengebenden König von Schottland verheiratet. Nun versucht sie, diesen gegen ihren Bruder aufzuhetzen. Als das nicht gelingt, will sie ihren Mann ermorden lassen. Dieser erfährt jedoch vom Komplott, legt sich gewappnet ins Bett und kann die drei Mörder töten. Scoto lässt die Königin im Kerker dahinsiechen. Schluss: Wer hochmütig ist, bezalt am End. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,11 (Eppendorf). 3065 12. 4. 1549. Die schamhaft junckfraw Sirita (Römer, Gesangweise). Otarus wirbt um Syritha, die Tochter des Siwaldus von Dänemark. Sie ist so schamhaft, dass sie keinen Mann ansieht. Wer es erreicht, dass sie ihn ansieht, soll sie zur Frau erhalten. Ein anderer glückloser Bewerber entführt sie. Otarus eilt ihm nach, tötet ihn und bringt Syritha heil zurück. Noch immer sieht sie ihn nicht an; ja, als er in seinem Werben nicht nachlässt, versteckt sie sich auf dem Land und lebt als Hirtin. Er findet sie, doch sie bleibt ungnädig, und er geht seufzend fort. Nun erkennt die Jungfrau seine beständige Liebe. Sie dient ihm verkleidet auf dem Schloss seiner Mutter. Er erkennt sie und inszeniert zum Schein eine Hochzeit. Syritha bestimmt er, die Fackel vor dem Bett zu halten, in dem er auf die angebliche Braut wartet. Sie brennt sich und wirft ihm einen sehnsuchtsvollen Blick zu. Otarus springt aus dem Bett und umfängt sie. Bald danach ist Hochzeit. Schluss: Wo Liebe hitzig brennt, kommt doch ein gutes Ende. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,5 (Eppendorf). 3066 13. 4. 1549. Die drey starcken mender (Sachs, Kurzer Ton; Klesatschke/Brunner 1993, 319  f.). Drei starke Männer; von zweien berichtet Valerius Maximus, der dritte lebt noch. 1. Milo trägt einen Ochsen dreißig Meilen durch Kalabrien. Danach schlägt er ihn mit der Faust tot, zieht dem Tier die Haut ab und brät das Fleisch vor aller Augen. Zuletzt bringt ihm seine Stärke aber Unglück. Vgl. KG 780 = Ml. [Str. 1]. 2. Der Athlet Polydamas stützt mit seinem Rücken einen während eines Unwetters einstürzenden Berg, so dass seine Begleiter sich retten können. Schließlich aber begräbt der Berg den Athleten [Str. 2]. 3. Snahtlosep (Umkehrung von Pesolt, Hans) versucht einen beladenen Holzwagen zu tragen, nach fünf Schritten muss er jedoch aufgeben. So schadet manchem seine Stärke [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 9,12 Ext. 9.10 (Heinrich von Mügeln).



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3067 April 1549. Haldanus mit künig Erich (Vogel, Sauerweise). Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,43 (Eppendorf). [verl.] 3068 April 1549. Hunulffus der trew kemerling (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 3223 = Sg. [verl.] 3069 15. 4. 1549. Alle thurnier im Teutschland (Mügling, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1088 = Sg. 3070 April 1549. Regnerus der puelent künig (Frauenlob, Grüner Ton). Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,6 (Eppendorf); Res Sueciae et Gotiae gestae 5,2 (Eppendorf). [verl.] 3071 16. 4. 1549. Kanutus der frech künig (Frauenlob, Würgendrüssel). König Gorm von Dänemark hat zwei Söhne, Harald und Kanutus. Kanutus liebt er so sehr, dass er verkündet, wer ihm Botschaft von seinem Tod bringe, den werde er töten lassen. Kanutus zieht nach Irland. Beim Spiel mit seinen Gefährten wird er von feindlichen Kundschaftern tödlich verwundet. Er lässt Dublin noch stürmen, dann stirbt er. Da niemand dem blinden alten König die Nachricht zu bringen wagt, legt Thyra, seine Gemahlin, ihm Trauergewänder an. Er spricht die Vermutung, Kanutus sei tot, selbst aus, und nach der Bestätigung stirbt er. Schluss: So schnell kann eine tyrannische Regierung enden! Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,18 (Eppendorf). 3072 17. 4. 1549. Drey frucht des leiden Cristi (Sachs, Neuer Ton). Drei Früchte der Auferstehung Christi: 1. Christus ist um unserer Sünde willen gestorben. Wir sollen daraus den Schrecken der Sünde erkennen lernen [Str. 1]. 2. Wie Christus auferstanden ist, so werden auch die Christen auferstehen [Str. 2]. 3. Durch die Auferstehung werden wir Brüder Christi und Miterben seines Reichs [Str. 3]. Q.: Jes  53,5; Röm  8,11; Mt  28,7; Joh 20,17; Röm 8,17. 3073 17. 4. 1549. Merawber vnd lant veretter (Frauenlob, Vergessener Ton). Die Wenden verunsichern als Seeräuber dänische Gewässer; außerdem fliehen alle dänischen Verräter nach Julinum, der Hauptstadt der Wenden. Darum belagert König Erich IV. die Stadt. Er verspricht friedlichen Abzug gegen Herausgabe der Emigranten und Seeräuber. Diese Bedingung wird erfüllt, und Erich lässt den Seeräubern die Köpfe abschlagen, die Verräter aber mit ausgespannten Armen aufhängen und ihnen die Bäuche aufschlitzen. Schluss: Würde man heute so strafen, nähmen Verrat, Mord und Raub nicht so überhand. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 5,1  f. (Eppendorf). 3074 18. 4. 1549. Vnschuldig künigin aus Denmarck (Mügling, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2346 = Ml. Vgl. 5213 = Sg. Hier ist es der Falke, nicht der Sperber, und der Hund heult. Nach der Begnadigung: Die Brüder der Frau aber belagern ihn in einer Burg und töten ihn und seinen Adel. Schluss: Versöhnten Feinden soll man nicht bedenkenlos trauen. Man soll nicht übereilt strafen. 3075 18. 4. 1549. Wicsertus wirt verprent (Zwinger, Roter Ton). König Regnerus von Dänemark macht seinen Sohn Wixertus zum Statthalter über ein neugewonnenes Gebiet bei den Reußen. Der Reußenkönig Daxon fängt ihn durch List. Er fragt den jungen Mann dann, was er tun würde, hätte er ihn in der Hand. Wixertus antwortet, er würde ihn für seine Treulosigkeit verbrennen. Daraufhin lässt Daxon ihn verbrennen. Regne-

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rus überzieht nun Reußen mit Krieg und fängt Daxon. Gegen einen Tribut von jährlich 24 jungen Männern lässt ihn der Dänenkönig wieder frei. So mild war Regnerus! Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,9 (Eppendorf).  4. 1549. Magno dem künig wirt ausgeschnitten (Römer, Gesangweise). In der erhaltenen Hs. fast gänzlich unleserlich, aber Inh. u. Q. wohl wie KG 2324 = Ml. Vgl. 5635 = Sg. 19. 4. 1549. Künig Sueno lest sein vater umpringen (Ehrenbote, Fürstenton). König Harald von Dänemark will seiner Mutter Thira dort, wo sie einen gewaltigen Schutzwall gegen die Feinde hat errichten lassen, ein großes Grabmal bauen lassen. Volk und Adel unter Führung des Prinzen Sueno murren und verbünden sich gegen den König. Eine Schlacht kann er gewinnen, aber dann wird er in einen Hinterhalt gelockt und todwund geschossen. Der fromme König stirbt. Wegen seiner Tücke erleidet Sueno viel Unglück, bereut aber am Ende. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,21 (Eppendorf). Vgl. KG 5225 = Sg. 26.  4. 1549. Der sauerteig (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Wie zu Ostern ungesäuertes Brot gegessen wird, so sollen die Christen den alten Sauerteig ausfegen und in Lauterkeit und Wahrheit Ostern halten [Str. 1]. Auslegung: Die christliche Gemeinde soll den Sauerteig der Sünde ausfegen, den wir von Adam geerbt haben, er verdirbt den Geist. Durch die Erlösungstat Christi sind wir versöhnt. Deshalb soll der Christ danksagen. Ostern kann man nicht in Sünden feiern, sondern man soll zu einem neuen gottseligen Leben erstehen. Dem Nächsten und Gott soll man mit Liebe und Lauterkeit begegnen. Verharren wir in einem neuen Leben, dann sind wir vor Gott ein süßer Geruch. Dann werden wir nach diesem Jammertal das himmlische Osterlämmlein versuchen [Str. 2 und 3]. Q.: 1Kor 5,7  f. Vgl. KG 5153 = Ml. 26. 4. 1549. Mortstück der Halender (Konrad von Würzburg, Morgenweise). Gotarus’ von Schweden Werbung um die dänische Königstochter wird angenommen. Er schickt eine große Gesandtschaft, die sie abholen soll. In der dänischen Provinz Haland werden die Schweden scheinbar freundlich aufgenommen, durch über den Betten angebrachte Steine sollen sie aber im Schlaf erschlagen werden. Ein Teil merkt die Absicht rechtzeitig und kann sich zu den Schiffen retten. Gotarus führt eine Strafexpedition nach Dänemark und holt dabei seine Braut mit Gewalt. Später tötet er grundlos einen schwedischen Adligen. Diese Tat rächt sich durch eine Niederlage gegen die Dänen. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 2,23 (Eppendorf). April 1549. Zawbrey der Phinen (Beheim, Verkehrter Ton). Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,38 (Eppendorf). [verl.] 27. 4. 1549. Haconis mayenschlacht (Frauenlob, Grüner Ton). Hagbartus ist wegen der Jungfrau Sygne gehängt worden. Sein Bruder Haco erfährt davon und will ihn rächen. Mit großer Heeresmacht zieht er nach Herwick, zur Tarnung trägt jeder einen grünenden Ast (Meyen) mit sich. König Sigarus wird der Haufe, der einem Wald gleicht, gemeldet. In einer fürchterlichen Schlacht verliert Dänemark, Sigarus wird getötet. Bald kann Siwaldus, der Sohn des Königs, ein neues Heer gegen Haco führen; nach zwanzigtägiger Schlacht bleiben beide und fast der ganze Adel auf der Walstatt.



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Schluss: Eine Rache folgt der anderen, und ein Schaden dem anderen. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,47 (Eppendorf). 29.  4. 1549. Der fried gottes (Nachtigall, Geschiedener Ton). Christen sollen sich allzeit im Herrn freuen und ihm danksagen. Der Friede Gottes bewahre ihre Herzen. Schluss: Zusammenfassung. In Trübsal, Angst und Schmerz verleiht Gott der christlichen Gemeinde die Ruhe des Gewissens. Glauben wir an Christus, hat unser Herz Friede. Satan und Welt können uns dann nichts anhaben. Q.: Phil 4,4–7. 29. 4. 1549. Vermanung peim evangeli zu pleiben (Kanzler, Goldener Ton). Aufforderung zum einmütigen Kampf für das Evangelium. Schluss: Zusammenfassung. Beim Glauben muss auch das Kreuz der Verfolgung sein. Christus hilft der christlichen Gemeinde. Q.: Phil 1,27–30.  4. 1549. Künig Aquini selzamer dot (Lesch, Zirkelweise). Aquinus von Norwegen und Harald von Dänemark rüsten gegeneinander. Vor der Schlacht fordert ein dänischer Edelmann den jungen Norwegerkönig zum Zweikampf. Als er vortritt, schlägt sein Gegner sogleich mit der Streitaxt zu. Nur durch das Dazwischenspringen eines Norwegers, der den tödlichen Hieb auffängt, wird Aquinus gerettet. Nach gewaltiger Schlacht flüchten die Dänen. Da sieht man plötzlich einen Pfeil im Kreise (zirgel) herumschwirren. Er trifft den König der Norweger, der sogleich stirbt. Eine Zauberin hatte ihn aus Rache wegen der Hinrichtung ihres Sohnes, eines Diebs, gemacht. Schluss: Oft bricht List Gewalt. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 3,2 (Eppendorf). April 1549. Pauer mit dem zopf (Mügling, Langer Ton; G./D. 5, Nr. 594). Inh. u. Q. wie KG 4947 = Sg. [verl.] 1. 5. 1549. Künig Haraldi zawberey, opfert zwen sün (Marner, Goldener Ton). Harald von Norwegen ist Dänemark tributpflichtig. Er benutzt die Gelegenheit zum Abfall, als Dänemark in Jütland schwere Kämpfe zu bestehen hat. Darauf bricht Dänemark seinen Krieg ab, und das Heer marschiert gegen Norwegen. Harald, unfähig zur Gegenwehr, greift zur Zauberei. Er tötet seine zwei jüngsten Söhne, rötet seine Hände in ihrem Blut und wirft die Leichen als Opfer für seine Götter ins Meer. Da entsteht ein schreckliches Unwetter, die dänischen Schiffe werden zerstreut, soweit sie nicht untergegangen sind. Im Nachsetzen werden noch viele getötet oder gefangen. Harald löste seinen Tribut mit dem Blut seiner Kinder, was ihm zur Schande gereicht. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 3,3 (Eppendorf). Mai 1549. Künig Sueno der treulos (Stolle, Alment). Inh. u. Q. wie KG 5225 = Sg. (z.  T.). [verl.] 1.  5. 1549. Künig Sueno mit pischoff Wilhalm (Fridel, Gedrehte Friedweise). Der sonst stets gerecht regierende König Sueno II. von Dänemark lässt sich einmal dazu hinreißen, zwei Adelige, die im Rausch schlecht über ihn gesprochen haben, in der Kirche erstechen zu lassen. Als Bischof Wilhelm ihn daraufhin nicht in die Kirche lassen will, verbietet er seinen Leuten, den Bischof zu töten, kehrt um und betritt die Kirche im Büßergewand. Es entsteht eine feste Freundschaft zwischen König und Bischof. Als der König gestorben ist, lässt der Bischof in der Kirche zwei Grabmäler

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bauen. Er stirbt bei der Klage um den toten Freund und wird mit diesem zusammen beigesetzt. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 4,33 (Eppendorf). Mai 1549. Diogenis 3 übelreder (Eislinger, Maienweise). Inh. u. Q. wie KG 5800 = Sg. [verl.] Mai 1549. Der faist körper ein kerker (Folz, Teilton). [verl.] Mai 1549. Ciceronis 3 stichred (Frauenlob, Spiegelton). [verl.] 6. 5. 1549. Die drey kempfer (Mügling, Hofton). Drei starke Helden: 1. Dietrich von Bern, der alle seine Gegner überwindet [Str. 1], 2. Geoffrey, der Sohn der Melusine, der mit seinem langen Eberzahn im Kampf besteht [Str. 2]. 3. Regnilrön [= Namensumkehrung von Nörlinger, d.  h. Schreier, Hans] ist der dritte Kämpfer, er ist ein Zeitgenosse des Dichters und behauptet sich, wenn es ums Saufen geht [Str. 3]. Lit.: Lienert 2008, 228  f. Nr. 318.

3093 7. 5. 1549. Der farent schueler mit dem deufl (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 595). Eine Bäuerin wird während ihres Rendezvous mit dem Pfaffen von einem fahrenden Schüler gestört. Sie fertigt ihn schnell ab, weil sie dem Pfaffen gerade ein opulentes Mahl bereiten will. Der Schüler versteckt sich jedoch im Haus, er will beide beobachten. Als der Bauer überraschend heimkommt, verschwindet der Pfaffe im Ofen, und die Bäuerin trägt die Speisen in die Küche. Der Bauer muss sich mit einer kargen Milchmahlzeit zufriedengeben. Als sich der Schüler zu ihm setzt, fragt der Bauer ihn, ob er auch die Schwarze Kunst studiert habe. Er könne den Teufel dazu zwingen, hier und jetzt reiche Speisen aufzutischen, entgegnet der Scholar und geht in die Küche, um den Pfaffen zu überreden, nackt und wie der Teufel mit Ruß beschmiert die Speisen aufzutragen. Der Bauer erschrickt sehr, schließlich ist er dankbar, als der „Teufel“ aus dem Haus ist. Q.: Hans Rosenplüt, Der fahrende Schüler. Vgl. KG 3696 = Fsp. 3094 7. 5. 1549. Der farent schueler mit der reich einfeltigen pewrin (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 596). Ein fahrender Schüler bittet eine einfältige Bäuerin um Eier. Sie erkundigt sich nach der Herkunft des Scholaren. Da sie Paris mit dem Paradies verwechselt, bittet sie den Scholaren, ihrem verstorbenen ersten Mann rotes Tuch und Geld dorthin mitzunehmen. Der Scholar verzieht sich damit. Als der jetzige Ehemann der Frau ihm nachreitet, versteckt er das Tuch unter einer Hecke. Vom Bauern nach dem Schüler mit dem roten Tuch befragt, schickt er ihn übers Moor. Der Bauer muss sein Pferd zurücklassen. Als er zurückkommt, sind Schüler und Pferd verschwunden. Zur Bäuerin sagt der Ehemann, er habe dem Scholaren das Pferd gegeben, damit er schneller ins Paradies komme. Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 463 (459). Vgl. KG 3454 = Fsp. 3095 Mai 1549. Hasmundi zwo geferlikeit (Konrad von Würzburg, Hofton). Q. u. Inh. wahrscheinlich wie KG 2341 = Ml. [verl.] 3096 8. 5. 1549. Künig Colerus kempfet ungluecklich (Schiller, Süßer Ton). König Collerus von Norwegen möchte das Meer von dem Seeräuber Horwendillus, Statthalter von Jütland, säubern. Lange sucht er ihn vergebens, schließlich landen beide Parteien zufällig auf der gleichen Insel. Collerus und Horwendillus treffen bei einem Spaziergang aufeinander, stellen sich vor und beschließen einen Zweikampf. Horwendillus



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siegt; er wirft mit Schwert und Schild nach dem Gegner und tötet ihn. Der vngrecht oft gesiegt // Der gerecht vnder liegt. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 1,8 (Eppendorf). Vgl. KG 3224 = Sg. 17.  5. 1549. Oddo, der ritter, ain schwarzkünstner (Hülzing, Hagelweise). König Gotarus von Norwegen zieht mutwillig gegen Dänemark. Die Dänen schicken ihm Oddo entgegen, der durch Zauberei Unwetter hervorrufen kann. Nach dem Sturm kann er die nicht gekenterten oder zerschellten Schiffe der Feinde leicht besiegen. Der Anführer und die meisten Leute kommen um. Schluss: Mancher Fürst könnte in Ruhe leben, triebe ihn nicht der Hochmut dazu, immer wieder Krieg anzufangen. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 1,11  f. (Eppendorf). 18. 5. 1549. Der müellner mit dem schalckshergot (Mügling, Langer Ton; G./D. 5, Nr.  597). Dreizehn Diebe erfahren vom Reichtum eines einfältigen Müllers. Nachts stellen sie in den Keller des Müllers ein Fass Bier, und in ein Wasserloch unweit der Mühle werfen sie Fische. Am nächsten Tag bitten sie, als Herrgott und die zwölf Apostel verkleidet, um Einlass. Vor den Augen des Müllers befiehlt der Herrgott dem Petrus, Fische aus dem Wasserloch zu holen. Der Müller ist ganz verdutzt: Noch nie hat es dort Fische gegeben. Ebenso erstaunt ist er, als auf Befehl des Herrgotts Bier aus dem Keller geholt wird. Als der Herrgott dem Müller rät, sein Geld zu bringen, damit es vermehrt werde, sieht sich der Müller betrogen: Die Apostel und der Herrgott stecken das Geld ein und verschwinden. Erst glaubt der Müller, Gottes Hilfe zu erfahren, jetzt aber merkt er, dass ihn der Teufel beschissen hat. Vgl. KG 4564 = Ml., außerdem 4936 = Sg. 18. 5. 1549. Herzog Wilhalm ermört (Regenbogen, Leidton). Graf Arnulf von Flandern hat einen Edelmann seines Besitzes beraubt. Herzog Wilhelm von der Normandie gelingt es, ihn für den Beraubten zurückzugewinnen. Arnulf will sich mit List rächen. Unter dem Vorwand, ein Bündnis schließen zu wollen, lockt er den Herzog auf eine Insel. Er gesteht ihm sogar eine größere Begleitung zu, als er selbst sie hat. Erst nach Abschluss des Bundes hält er den Herzog allein auf der Insel zurück und lässt ihn erschlagen. Solche Untreue findet man auch in Deutschland an manchem ort. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 2,35 (Eppendorf). 20. 5. 1549. Pawlus zv Epheso (Lorenz, Blühweise). In der erhaltenen Hs. größtenteils unleserlich. Inh. u. Q. wie KG 460 = Ml. Vgl. 4656, 4869, 5169, 5318 = Ml. 20.  5. 1549. Etliche pritschen-gsang in eim gsellenschissen zw prawchen (K./G. 22,487; G./D. 1, Nr. 116). 62 Vs. Nacheinander werden ein schlechter Schütze, ein Handwerksgeselle und ein Bauer von dem Sprecher, der sagt, sie verdienten, gepritscht zu werden, verspottet. 21. 5. 1549. Prophezey sendung des heilligen gaist (Zorn, Verhohlener Ton). Jesaja prophezeit Dürre und das Verlassen der Städte, danach aber die Ausgießung von Gottes Geist [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Auslegung: Unter dem Gesetz stand der Mensch ohne Hoffnung, denn er konnte es nicht einhalten [Str. 2, Abgesang]. Christus aber verkündete im Evangelium die Gnade vmbsunst und sandte den Heiligen Geist. Der Geist macht uns gerecht, und wir werden bei Gott ewig wohnen [Str. 3]. Q.: Jes 32,10–18.

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3103 21. 5. 1549. Paulus zu Antiochia (Stolle, Alment). Inh. u. Q. wie KG 573 = Ml. Schluss: Nimmt ein Volk Gottes Wort nicht an, macht er ein anderes damit selig. 3104 21. 5. 1549. Die himelfart Christi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,6–14. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3304, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Bitte um Sendung des Heiligen Geistes. 3105 22. 5. 1549. Dreyerley straff des heilling gaist, ein pfingst peschlues (Nachtigall, Langer Ton). Drei Strafen (Belehrungen) des Heiligen Geistes: 1. Der Heilig Geist straft die Welt ihrer Sünden wegen. Er erweckt die im Unglauben entschlafene Welt [Str. 1]. 2. Er straft sie um der Gerechtigkeit willen, wenn sie meint, durch Werke gerechtfertigt zu werden. Christus ist unser einziger Mittler [Str. 2]. 3. Er straft umb das gericht, denn der Fürst dieser Welt ist gerichtet. Gegen alles, was uns zur Sünde reizt, sollen wir kämpfen. Kreuz und Trübsal, die uns Gott auferlegt, sollen wir in Geduld tragen. Schlussbitte: Der Herr möge bewirken, dass wir dem Geist in Liebe folgen [Str. 3]. Q.: Joh 16,8–11. Vgl. KG 4301 = Ml. 3106 25. 5. 1549. Künigin aus Denmarck hingefuert (Nachtigall, Langer Ton). Ein dänischer König hat eine wunderschöne Frau. Aus Liebe sperrt er sie auf einen Turm. Eines Nachts träumt ein englischer Ritter von der Frau, und auch sie sieht ihn im Traum. Er kommt an den Königshof, und zufällig sehen und erkennen sich beide, als sie von den Zinnen des Turms herabschaut. Er zeichnet sich am Hof so aus, dass ihm erlaubt wird, sich ein Haus direkt an den Turm zu bauen. Nun bricht der Ritter die Wand durch, sie treffen sich heimlich. Die Frau überlässt ihrem Geliebten einen Ring, den ihr ihr Mann geschenkt hat. Der König erkennt ihn auf der Jagd an der Hand des Ritters. Dieser aber stellt sich krank und reitet nach Hause. Nach seiner Heimkehr sieht der König den Ring bei seiner Frau. Dann lädt der Ritter den König ein, mit ihm und seiner pulen zu essen. Der König wundert sich, dass die Freundin des Ritters seiner Frau so ähnlich sieht. Nach dem Mahl eilt sie in den Turm und zieht sich um. Sogleich erscheint der König und erzählt von seinem Erlebnis. Später bittet der Ritter um die Erlaubnis zu heiraten. Vor dem König findet die Hochzeit statt. Danach geleitet er das Paar selbst zu den Schiffen und lässt es nach England abfahren. Erst als er seine Frau nicht mehr findet, bemerkt er den Betrug. Schluss: Wer nicht betrogen sein will, soll nicht zu sehr vertrauen. 3107 30. 5. 1549. Die siebenzig mender, ain figur auf pfingsten (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 398 = Ml. Vgl. 2704, 3807, 4017, 4640 = Mll. Auslegung: Das alttestamentliche Ereignis präfiguriert das Pfingstgeschehen: Aussendung des Heiligen Geistes nach der Himmelfahrt Christi und Predigt des Evangeliums durch die im Geist erleuchteten Jünger. Wir sollen uns bis zum Ende bemühen, den alten Adam durch Kreuz und Trübsal abzulegen, damit der neue geistliche Mensch siegt. Dann wird uns Christus durch das Jammertal ins Kaisertum des himmlischen Vaterlandes führen [Str. 3]. 3108 14. 6. 1549. Philomela wirt ain nachtigal (Römer, Gesangweise). Inh. wie KG 1096 = Ml. (dort nach Bruno). Schluss: Unrecht wird immer gerächt. Q.: Ovid, Metamorphosen 6,412–674 (Wickram).



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3109 19. 6. 1549. Fünff stück die zum gepet gehoren (Sachs, Langer Ton). Jesu Weggang und Wiederkommen. Vom rechten Gebet zu Gottvater [Str. 1]. Auslegung: Zum Gebet gehören: 1. Vertrauen auf die Gnade Christi, 2. Glaube an das Wort Gottes und 3. Die Klage eigener Not. Ferner soll 4. Das Gebet allein an Gott gerichtet sein, da Christus der einzige Fürsprecher ist. 5. Leibliches Wohlergehen soll man ganz in die Hand Gottes legen. Man soll in christlicher Gesinnung nach dem Gebot der Hoffnung leben [Str. 2 und 3]. Q.: Joh 16,16–24. Vgl. KG 4015 = Ml. 3110 21. 6. 1549. Aurelianus der hoffertig (Sachs, Rosenton). Der römische Kaiser Jovianus ist sehr hochmütig. Er verlangt sogar göttliche Verehrung. Als er eines Tages im Tiber badet, legt ein Engel des Kaisers Kleider an. Von allen wird der Engel als Kaiser verehrt. Der echte Kaiser hingegen flüchtet sich nackt zu seinem Herrensitz. Dort erkennt man ihn nicht, man treibt ihn mit Ruten fort. Auch in Rom ergeht es ihm nicht besser. Als man ihn aus der Stadt jagt, wird ihm seine Schuld bewusst. Bei einem Einsiedler bekennt er seine Sünden. Vom Einsiedler neu eingekleidet, begibt er sich in den Kaiserpalast, wo man ihm wie gewohnt Reverenz erweist. Schluss: Gott ist ein Feind des Dünkels. Wer sich gegen Gott auflehnt, wird niedergestürzt. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 59 Ö. (Ü. 1489, ljv–lvjr; 1538, xxijr–xxivr). Vgl. KG 3225 = Sg. und 4993 = Com. Lit.: Neumann 2005, 97.

3111 Juni 1549. Lanzknecht mit dem schultheis (Stolle, Blutton; G./D. 5, Nr. 598). [verl.] 3112 27. 6. 1549. Der schwmacher mit dem hon (Stolle, Alment; G./D. 5, Nr. 599). Der arme Schuhmacher Micyllus träumt nachts davon, er trete das Erbe seines reichen Nachbarn an. Da weckt ihn sein Hahn. Micyllus ist über die Störung verärgert, doch erstaunt stellt er fest, dass der Hahn reden kann. Platos Seele sei in ihn gefahren, erklärt der Hahn. Er tröstet Micyllus: Dieser solle über die Störung des schönen Traums nicht verärgert sein, vielmehr solle er in die Schreibstube des Reichen blicken. Dort sieht Micyllus, wie sich der Reiche in seiner Geldgier abquält. Micyllus gesteht dem Hahn, er wolle weder „Mut noch Gut“ des Reichen haben. Q.: Lukian, Der Traum. Vgl. KG 5459 = Sg. 3113 Juni 1549. Ler von der zungen (Schrot, Schrotweise). Inh. u. Q. wie KG 5737 = Sg. [verl.] 3114 1. 7. 1549. [E] Ein tragedi, mit dreyzehen personen, die sechs kempffer, hat vier actus (K./G. 8,3). 742 Vs. Q.: Livius 1,23,5–26,12 (Schöfferlin). Vgl. KG 473 = Ml. Inhalt: wie KG 473. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Nicht das ganze argumentum. 2. Szene König–Räte Horatius und Fabius–Ehrnholdt: Steuer beschlossen, Ehrnholdt meldet Albaner-Gesandte. 3. Szene Albaner Curius–König–Albaner Mecius–Fabius: Die Albaner wollen Frieden, König nicht, will Beratung. 4. Dreigespräch König–Fabius–Horatius: Vorschlag sechs Einzelkämpfer. 5. Szene König–Mecius, alle anderen stumm: Verkündigung des Beschlusses. II. 1. Dreigespräch König–Fabius–Horatius sen.: Horatius gibt drei Söhne zu gmeinem nutz her. 2.  Szene Mecius–albanische Kämpfer: sind bereit, einer mit Horatia, der Schwester eines der Horatier, verlobt. 3. Szene König–Horatius–Fabius–drei Kämpfer–

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Mecius–Curius–drei albanische Kämpfer: Vorreden und Kampf bis zur Tötung der drei Albaner durch einen Horatius. König lässt Albanern Souveränität, verlangt nur Heeresfolge. III. 1. Monolog Horatia: Klage. 2. Scheinmonolog Horatius: Beute opfern. 3. Dialog Geschwister: Sie lamentiert, er ersticht sie. 4. Dialog Horatius–Curius: Vorwürfe. IV. 1. Gerichtsszene mit König, Fabius, Horatius sen., Curius, Horatius jun.: Curius Ankläger, König verurteilt Horatius zur Enthauptung, Plädoyer Horatius sen., sehr bewegte Szene, Schlusswort Horatius jun. 2. Epilog Ehrnholdt, drei Lehren: (1) Vaterlandsliebe, (2) Gerechtigkeit, (3) Tugend. Lit.: Klein 1988, 12  f.; Holzberg 1995a, 69–72; Holzberg 1995b, 19–29.

3115 3. 7. 1549. Lob der weisen, straff der pösen (Frauenlob, Tagweise). Wer weise handelt, handelt gottgefällig. Das Handeln der Toren, der unbeherrschten und frevelhaften Menschen, bringt Verderben mit sich. Gott bestimmt letztlich das Schicksal des Menschen. Schluss: Der Mensch soll so handeln, dass Gottes Güte über ihm waltet. Q.: Spr 16,16–33. Vgl. KG 5697 = Sg. 3116 4. 7. 1549. Der fischzug Petri, aligoria (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 368 = Ml. Vgl. 1500 = Ml. Auslegung: Im Schiff des Glaubens fahren die Christen auf dem Meer des Welthasses ohne Heil. Christus befreit durch sein Evangelium von der Angst vor Gesetz und Welt und gibt Mut zum Bekenntnis. Die, welche das Netz zerreißen, bedeuten die Verdreher und Leugner des Evangeliums. 3117 → nach 3118 3118 5. 7. 1549. Von narren (Schrott, Narrenweise). Narren sind dünkelhaft. Bei ihnen soll man sich nicht aufhalten, sonst wird man ihnen gleich. Wenn einer etwas mit Hilfe von Narren ausführen will, geht das nicht gut. Wenn ein Narr Weisheit vorgibt und seine Kramanzen macht, dann sieht das so aus, als ob ein Krüppel tanzen wolle. Ein Spruch aus dem Mund des Narren ist wie ein Zweig mit Dornen, an dem man sich verwundet. Alles, was der Narr anfängt, ist unnützes Zeug; er schätzt nicht Fleiß und Kunst. Immer steht ihnen das Maul offen. Q.: Spr 26,1–12. Vgl. KG 5731 = Sg. 3117 August 1549. [E] Ein kaufman betrügt den teufel (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 600). Ein armer Kaufmann schließt mit dem Teufel einen Pakt, der ihm Gewinn auf jede Ware garantiert. Zehn Jahre lang geht alles gut, als aber die Frist abläuft, legt der Kaufmann sich krank nieder und vertraut sich einem Freund an. Der rät ihm, drei alte, böse und abscheuliche Weiber zu kaufen. Als der Teufel den Kaufmann abholen will, wendet dieser ein, der Vertrag sei noch nicht erfüllt. Erst müssten die drei Weiber verkauft sein oder der Teufel solle sie anstelle des Kaufmanns in die Hölle mitnehmen. Doch der Teufel meint, für drei solche Weiber sei selbst die Hölle zu eng. Er zerreißt den Pakt und lacht über die List. Vgl. KG 3196 = Fsp. und 4288 = Ml. 3119 28. 8. 1549. Neun lesterlichen stuck ains mans (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 601). Inh. u. Q. wie KG 3226 = Sg. Vgl. 5787a = Sg. [verl.] 3120 31. 8. 1549. Der plint mesner (Bogner, Steigweise; G./D. 5, Nr. 602). In Mögeldorf geht der Pfaffe bei der Mesnerin ein und aus. Der Mesner verbietet dem Pfaffen das Haus. Voller Kummer geht die Mesnerin in die Kirche und bittet dort St. Niklas um Rat, wie



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sie ihren Mann blind machen könne. Der Mesner, hinter dem Hochaltar versteckt, rät der Frau, ihrem Mann Küchlein, Semmeln, Milch und Wein vorzusetzen, dann werde er blind. Die Mesnerin meint, St. Niklas habe zu ihr gesprochen, und befolgt den Rat. Nach einiger Zeit klagt ihr Mann, er sei völlig erblindet. Froh darüber lässt die Mesnerin den Pfaffen kommen. Als beide in der Stube sitzen, kommt der Mesner mit gespannter Armbrust dazu, er stellt sich blind und schießt den Bolzen dem Pfaffen in die Brust. Dann prügelt er die Hure und den Buben mit einem brennenden Scheit aus dem Haus. Schluss: So soll man Betrug listig mit Betrug heimzahlen. Vgl. KG 4526 = Fsp. Lit.: Dehnert 2017, 458–460.

3121 6.  9. 1549. Ein comedi von dem reichen sterbenden menschen, der Hecastus genannt, hat neunzehen personen und 5 actus zu spielen (K./G. 6,137). 1284 Vs. Q.: Georgius Macropedius, Hecastus (Ü. nicht nachweisbar). Inhalt: Die letzten Szenen im Leben des „Jedermann“ zusammen mit Familie und Freunden, bis der Tod persönlich kommt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Nicht das ganze argumentum. 2. Monolog reicher Mann Hecastus: preist sich glücklich, will drauflosleben. 3. Dialog Hecastus–Ehefrau Epicuria: soll Gastmahl bereiten. Sie will Reste aufkochen, er ist dagegen, dann erste Mahnung von ihr. 4. Dialog Epicuria–Koch Datrus: Sie ist geizig. 5. Monolog Datrus: ärgerlich darüber. Dialog Hecastus–Freund Demones: Brettspiel und Trinken. II. 1. Monolog Hausvogt Economus: schlechtes Gesinde. 2. Dialog Knechte Philepanis und Panocitus: sehen Legat kommen. 3.  Szene Legat–Philepanis/Panocitus: Er schimpft über Hecastus’ Lebensweise, auch in 4. Monolog Legat. 5. Dialog Legat–Epicuria: Hecastus soll zum König kommen, Legat warnt Economus. 6. Szene Hecastus– Knecht–Legat: Dieser gibt Hecastus einen Brief, der göttlich aussieht, Hecastus kann ihn nicht lesen. 7. Scheinmonolog Hecastus: hat Stechen in der Seite. 8. Szene jüngerer Sohn Philemaches–Hecastus–Legat: Philemaches kann Brief auch nicht lesen, er ist von Gott, Hecastus muss sterben, Dialog Hecastus–Legat dazu. 9. Monolog Hecastus: Klage; will Freund schicken. III. 1. Monolog Hecastus: will Trost von Demones. 2. Dialog Demones–Hecastus: Demones will nicht Rechtsbeistand sein. 3. Dialog Freund Singenes–Hecastus: Singenes will auch nicht. 4. Monolog Hecastus: Söhne sollen her. 5. Dreigespräch zwei Söhne–Hecastus: Sie wollen auch nicht. 6. Monolog Hecastus: jammert. 7.  Szene Knechte–Hecastus: sollen Schätze herausbringen. 8. Monolog Hecastus: Frau holen. 9. Dialog Epicuria–Hecastus: Sie will auch nicht mit. 10. Szene Knechte–Hecastus– Plutus: Dieser will nicht mit, wird wieder ins Haus getragen. 11. Monolog Hecastus: schickt sich drein. IV. 1. Szene Hecastus–Freunde–Familie: Abschied. Alle fliehen, als der Tod kommt. 2. Dialog Hecastus–Tod: Er gibt noch eine Stunde. 3. Monolog Hecastus: Angst vor Tod. 4. Dialog Hecastus–Frau Tugend: Sie, die er früher pflegte, wird mit Fides wiederkommen. 5. Monolog Hecastus: Jammer. 6. Dreigespräch Hecastus–zwei Knechte: Jammer, will ins Haus.

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V.  1. Dialog Söhne: lassen Priester kommen, streiten wegen Erbschaft. 2. Dialog Tugend–Glaube: soll Hecastus beistehen. 3. Sterbeszene mit Priester, Teufel, Hecastus, Tod, Glaube, Tugend. 4. Klageszene Knechte, Freunde, Familie, Priester. 5. Epilog Ehrnholdt: Aufforderung zu Glaube und Buße. Vgl. RV = H 48 vom 25. 1. 1552. Lit.: Katritzky 1995; Classen 2004a, 27–30; Dammer/Jessing 2007; Jessing 2008.

3122 9. 9. 1549. Das hochzaitkleid, aligoria (Schechner, Reisige Freudweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 257 = Ml. Vgl. 3376 = Sg. Auslegung: Der König wird Gott verglichen, der Christus, seinem Sohn, ein Hochzeitsmahl bereitet hat; dazu hat er seine Knechte, die Propheten und Patriarchen, ausgesandt. Doch die Juden verspotteten und töteten die Knechte. Deshalb wurde ihre Herrschaft völlig zerstört. Die Knechte, die Gott danach ausgeschickt hat, bedeuten die Jünger. Auch die christliche Gemeinde ist durch das Evangelium eingeladen. Der Ungläubige entspricht dem, der kein hochzeitliches Gewand trägt [Str. 3]. 3123 9. 9. 1549. Von narren und weisen (Schrot, Narrenweise). Weises und törichtes Verhalten werden an zahlreichen Beispielen aufgezeigt. Q.: Spr 13. Vgl. KG 5694 = Sg. 3124  9. 1549. [E] Dreyer frawen clag uber ir maid (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 603 [nur Incipit]). An Mariä Lichtmess beklagen sich drei Frauen über ihre Mägde. Die erste klagt, dass ihre stinkfaule Magd gar keine Rücksicht auf Kleidung und Hausrat nehme und ein „unehrliches Leben“ führe [Str. 1]. Die Magd der zweiten Frau ist auch nicht anders. Will die Hausfrau Wasser, so muss sie es sich selbst holen; die Magd ist viel zu faul, wie ein Esel muss sie angetrieben werden [Str. 2]. Die dritte Frau klagt besonders, dass ihre Magd völlig untauglich zum Spinnen sei. Auch sei sie sehr naschhaft und allzu wild auf die jungen Burschen. Trotz der Klagen bleiben die Mägde doch noch ein Jahr bei ihren Frauen. Ein Sprichwort sagt: Wenn eine Frau sonst nichts zu reden hat, dann klagt sie über ihre Hausmagd [Str. 3]. Vgl. KG 3228, 4595 = Sgg. 3125 11. 9. 1549. Das licht der welt (Vogelsang, Goldener Ton). Jesus verkündet, dass die Verherrlichung naht. Solange Jesus, das Licht, noch unter den Menschen weilt, sollen sie dementsprechend wandeln [Str. 1 und 2]. Schluss: Drei christliche Lehren lassen sich daraus entnehmen: 1. In Kreuz und Schmerzen sollen wir wie Christus zu Gott rufen. Seine himmlische Stimme tröstet uns im Herzen. 2. Das Gericht kommt auch über die Welt, so dass die Tyrannei ihres Fürsten Satan zerbricht; die Gottlosen werden durch Gottes Stimme zerstört. 3. Wir sollen dem Wort Gottes gemäß wandeln. Die finstere Menschenlehre wird vernichtet, allein Gottes Wort sollen wir die Ehre geben [Str. 3]. Q.: Joh 12,27–36. 3126 11. 9. 1549. Die weis geopfert kwe (Sighart, Pflugton). Kurz nach der Gründung Roms wird im Gebiet der Sabiner eine weiße Kuh geboren. Der Besitzer will sie auf Anraten weiser Leute der Göttin Diana opfern, da ihm dafür große Herrschaft versprochen wird. Als er auf dem Aventin anlangt, um das Tier zu opfern, fordert ihn der römische Priester auf, sich im Tiber zu reinigen. Doch während sich der Besitzer der Kuh wäscht, opfert der Priester das Tier für sein Vaterland. Rom wurde daraufhin ein mächtiges Königreich. Schluss: Rom nahm an Macht zu, da es mit Tugend geziert und auf



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Gemeinnutz ausgerichtet war. Sobald jedoch Eigennutz regiert, nimmt das Glück ein Ende. Q.: Livius 1,45 (Schöfferlin). 3127 12. 9. 1549. Der abschied Josua (Vogelgesang, Goldener Ton). Josuas letzte Ermahnung vor seinem Abschied. Das Volk soll Gott allein verehren und nicht die Götter fremder Völker. Schluss: Gott schützt und behütet sein Volk. Das Volk, das ihn missachtet, straft er streng. Gott will allein geehrt werden. Q.: Jos 23,2–16. 3128 13.  9. 1549. Der abschied Cristi von sein jüngern (Sachs, Gesangweise). Jesu Abschiedsrede: Er gibt seinen Jüngern das neue Gebot der Liebe und kündigt die Verleugnung des Petrus an [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wir Christen sollen den Nächsten lieben; die Heiden werden dann unser brüderliches Leben sehen und Gott ebenfalls ehren. Petrus ist eine Figur der menschlichen Schwäche. Das Fleisch sucht seine Lust und blendet den Geist so lange, bis wir durch den Tod befreit werden [Str. 3]. Q.: Joh 13,33–38. 3129 13.  9. 1549. Der Krichen schiffpruch (Mügling, Grüner Ton; A. Roth 2016, 361  f.). Odysseus und Diomedes wollen den griechischen Hauptmann Palamedes aus Feindschaft ermorden. Sie überreden ihn, aus einem Brunnen einen vermeintlichen Schatz zu holen. Palamedes wird am Seil hinuntergelassen, doch als er unten ist, werfen die Mörder Steine auf ihn. Nach dem Sieg der Griechen über Troja rächt König Nauplios von Euböa sich für den Mord an seinem Sohn: Durch falsche Leuchtfeuer lässt er die Flotte der Griechen scheitern. Schluss: Wer Mord anstiftet, wird Rache erleiden. Q.: Dictys Cretensis 2,15; 6,1 (Tatius Alpinus). Vgl. KG 5669 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 123–128.

3130 14. 9. 1549. Die künigin aus Franckreich (Römer, Gesangweise; Neumann 2005, 349– 351). Ein Marschall liebt die Frau des französischen Königs Ludwig, doch vermag er sie nicht für sich zu gewinnen. Um sie zu verleumden, legt er ihr, während sie schläft, einen schlafenden Zwerg ins Bett und holt den König. Der tötet den Zwerg sofort und will auch die Königin töten. Aber Herzog Leopold gelingt es, Aufschub zu erwirken, solange sie noch schwanger ist. Sie wird vom Hof verwiesen, ein Ritter begleitet sie. Der Marschall reitet den beiden nach und tötet den Ritter. Furcht vor dem Marschall veranlasst die Königin zur Flucht in den Wald. Bei einem Köhler findet sie Herberge und Lebensunterhalt, da er ihre Websachen in Paris verkauft. Der ermordete Ritter hatte einen treuen Hund, der an den Hof zurückkehrt, den Mörder anfällt und Herzog Leopold zur Leiche führt. Der Marschall wird gerädert, nach der verleumdeten Königin wird gesucht. Ein in ihre Webereien eingesticktes Kreuz macht auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam. Voll Freude holt man sie auf den Hof zurück. Schluss: Einem Ehr­ abschneider soll man nicht trauen. Q.: Schondoch, Die Königin von Frankreich und Anon., Das lied von der künigin von Franckreich. Vgl. KG 3205 = Com. Lit.: Neumann 2005, 245.

3131 14. 9. 1549. Die zerstörung Troya (Vogel, Schwarzer Ton; A. Roth 2016, 363  f.). Den Griechen fällt es schwer, Troja zu besiegen, da die Stadt unter dem Schutz des paladium (Palladium), der Statue der Minerva steht. Durch Bestechung der Priesterin gelingt es, die Statue in das Lager der Griechen zu schaffen. Listig geben die Griechen

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vor, Frieden schließen zu wollen. Sie lassen den Trojanern ein großes hölzernes Pferd zurück, das der Göttin Minerva geopfert werden soll. Nur mit Mühe können die Trojaner das Pferd in die Stadt bringen, die Stadtmauern müssen sogar teilweise abgerissen werden. In der Nacht jedoch, als alle schlafen, steigen die Griechen aus dem Pferd und zerstören die Stadt. Schluss: Durch ein verruchtes Weib und durch Untreue entsteht manches Unglück. Q.: Dictys Cretensis 5,5.8–12 (Tatius Alpinus). Lit.: A. Roth 2016, 106–115.

3132 September 1549. Die drey schalckhaften studenten (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 604). Inh. u. Q. wie 2587 = Sg. Vgl. 2586 (verl.) = Ml. und 3504 (verl.) = Fsp. [verl.] 3133 15. 9. 1549. Die nichtigkeit menschlichs leben (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton). Hegesias beweist überzeugend, dass Selbstmord der einzige Weg sei, dem Elend des menschlichen Lebens zu entkommen. Viele Menschen nehmen sich deshalb das Leben. König Ptolemäus erlässt ein Mandat, das die öffentliche Diskussion über Selbstmord verbietet. Was jeder Einzelne für sich darüber denke, das sei ihm unbenommen. Hegesias verfasst ein Buch über seine Philosophie [im OT Hecato in einem eigenen Abschnitt. Es ist aber Platon mit dem Phaidon]. Das liest ein Mann, der bisher immer glücklich lebte. Doch das Buch veranlasst ihn, sich von einem Berg ins Meer zu stürzen. Schluss: Wenn man sein Leben überdenkt, dann erkennt man darin viel Unglück und Verdrießlichkeiten. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 2,28  f. B. (2,2,14 Vigilius, XIXr). Vgl. KG 5386 = Sg. 3134 17.  9. 1549. Die drey warhaften traum (Mügling, Traumweise). Calpurnia, Caesars Frau, wird in der Nacht vor seiner Ermordung durch einen Traum gewarnt. Vergebens beschwört sie Caesar, nicht den Senat zu besuchen [Str. 1]. Der römische Ritter Rufus Arterius träumt, beim Kampfspiel des nächsten Tages werde er getötet. Trotzdem begibt er sich in den Kampf. Sein Traum trifft ein [Str. 2]. Ein Römer träumt, seine Hand werde von einem steinernen Löwen gebissen. Am nächsten Tag zeigt er seinen Begleitern die Statue und steckt lachend die Hand in den Rachen. Sogleich sticht ihn ein Skorpion, der dort haust. Schluss: Der „Geist im Traum“ zeigt oft Zukünftiges an [Str. 3]. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,47,1  f.57.58 B. (4,3,9; 19; 20 Vigilius, LXXVr–LXXVv; LXXVIIv). Vgl. KG 5141 = Sg. Zu Str. 3 vgl. 3629 = Ml. 3135 17. 9. 1549. Traum vom ermorten gselen (Harder, Süßer Ton). Zwei Gefährten sind von Arkadien auf dem Weg nach Megara. Sie nächtigen getrennt in zwei verschiedenen Herbergen. Da träumt der eine, sein Gefährte rufe ihn um Hilfe: Der Garkoch sei im Begriff, ihn zu ermorden. Er erwacht, doch will er dem Traum keine Bedeutung beimessen und legt sich wieder schlafen. Jetzt träumt er von der Ermordung des anderen und wie dessen Leichnam auf einem Mietwagen aus der Stadt geschafft wird. Am nächsten Morgen bestätigt sich der Traum. Schluss: Nicht jeder Traum ist Phantasie, manchmal werden dadurch geheime Dinge geoffenbart. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,72 B. (4,3,35 Vigilius, LXXXv). 3136 18. 9. 1549. Das ent künig Saul in der schlacht (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 321 = Ml. „Unterricht für die Obrigkeit der Christen“: Gott straft hart, wenn man statt seinem Wort der Menschenlehre anhängt. Vgl. KG 5079 = Trag.



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3137 18. 9. 1549. Davids claglied uber Jonathan (Folz, Hoher Ton). Davids Klage über den Tod Jonathans. Q.: 2Sam 1,17–27. Vgl. KG 5079 = Trag. 3138 19. 9. 1549. Des weisen und des heuchlers art (Regenbogen, Langer Ton). Der Weise ist gottesfürchtig, er glaubt Gottes Wort und hält Gottes Gebote. Der Narr nimmt Gottes Wort nicht ernst, er ist ein Heuchler. Dünkelhaft verachtet er Gott. Q.: Sir 32,18–33,9. Vgl. KG 5864 = Sg. 3139 19. 9. 1549. Wider die hoffnung unutzer treum (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Nur Narren verlassen sich auf Träume, Weise hingegen vertrauen auf Gott. Q.: Sir 34,1–10.14–19. Vgl. KG 5866 = Sg. 3140 20. 9. 1549. Die zehen wohlgefelligen stueck (Römer, Schrankweise). Neunerlei ist zu preisen, doch wird es übertroffen vom zehnten: 1. Gehorsame Kinder, 2. Untergang der Feinde, 3. Eine vernünftige Ehefrau [Str. 1], 4. Die Wahrheit zu sagen, 5. Persön­ liche Freiheit, 6. Ein treuer Freund, 7. Klugheit [Str. 2], 8. Die Fähigkeit, gut zu lehren, 9. Weisheit und 10., das höchste Gut, die Gottesfurcht. Schluss: Wohl dem Mann, dem Gott die zwölf stück verleiht [Str. 3]. Q.: Sir 25,9–16. Vgl. KG 5353, 5546 = Sgg. 3141 20. 9. 1549. Die unschuldig künigin aus Lamparten (Mügling, Kurzer Ton). Die Frau des Königs Rodoaldus wird unschuldig des Ehebruchs bezichtigt und soll getötet werden. Ein Ritter vom Hof aber verteidigt ihre Unschuld und tötet den Verleumder im Kampf. Der König begeht Ehebruch mit der Frau eines Grafen. Dieser ertappt das Paar und ersticht beide. Schluss: So hat jeder seinen Lohn, die Frau die eren krone der Unschuld, der Mann Schaden und Hohn. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 3,23 (Eppendorf). 3142 25. 9. 1549. Die bitter lieb (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 605). Inh. wie KG 519 = Sg. 3143 25.  9. 1549. [E] Ein kampf-gesprech zwischen frau Wollust und fraw Ehren (K./G. 3,158). 200 Vs. Montagfrüh erscheint dem jungen Dichter im Traum Frau Voluptas und will ihn zur Liebsten führen. Ihr tritt Frau Ehre entgegen. Beide reden mit ihren jeweiligen Argumenten auf ihn ein, zuletzt rät Ehre zur Ehe. Da reißt er sich von Voluptas los, stößt dabei mit dem Arm ans Bett, wacht auf und bekennt sich zu Frau Ehre. Lit.: Schade 1986, 571  f.; Schade 1988, 86  f.

3144 27.  9. 1549. Poser weiber dewfl austreiben (Vogel, Rebenweise; G./D.  5, Nr.  606). Ein Kriegsknecht in Berlin hat sehr unter seiner widerspenstigen Ehefrau zu leiden. Als beide zu einem Essen an den Hof des Markgrafen geladen werden, will sie nicht mitgehen. Der Markgraf verspottet den Soldaten, der zu Hause nicht sein eigener Herr sei, sich aber am Hofe recht wild gebärde. Der ärgert sich und geht, seine Frau zu verprügeln. Doch die bleibt hart: Wenn er einen Teufel aus ihr herausprügle, führen dafür zehn andere in sie hinein, meint sie. An den Hof zurückgekehrt, muss der Soldat abermals den Spott des Markgrafen über sich ergehen lassen, so dass er zum letzten Mittel schreitet: Er treibt seiner Frau die Teufel aus, indem er sie nackt an eine Säule bindet und mit heißem Pech besprengt. Die Frau unterwirft sich von nun an ihrem Mann. Schluss: Wer ein teuflisches Weib hat, der soll diesen Exorzismus anwenden.

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3145 27. 9. 1549. Der saichfaden (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 5, Nr. 607). Ein wolgeschickter und angesehener Vater übergibt seinen schwachsinnigen Sohn einem Präzeptor. Aber es nützt nichts, der Sohn bleibt toll wie zuvor. Als der Vater mit dem Knecht Kunz vom Rat kommt und in seinen Hof tritt, prunzt der Sohn aus dem Fenster, doch hört er damit auf, als er den Vater erblickt. Der meint deshalb, sein Sohn sei vernünftig geworden, denn er habe sich vor seinem Vater geschämt. Aber der Schwachsinnige hatte nur Angst, sagt er seinem Vater, er werde am saichfaden aus dem Fenster gezogen. Schluss: Schon die Alten sagen, ein geschickter Mann zieht selten einen geschickten Sohn heraus. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 22. Lit.: R. Hahn 1994, 494.

3146 27. 9. 1549. Der ainfeltig münch (Heid, Kälberweise; G./D. 5, Nr. 608). Ein Ritter wird von einem Fürsten zum Vogt über das Benediktinerkloster (!) Heilsbronn eingesetzt. Eines Tages raubt der Ritter Kühe, Kälber und den übrigen Viehbestand des Klosters. Zwei vom Abt bestimmte äußerst gelehrte Mönche können ihn nicht zur Rückgabe des Viehs bewegen. Zwei weitere, die den Bann androhen, werden nur ausgelacht. Da schickt der Abt den dümmsten Mönch los, er möge sich beim Ritter so viel „Fleisch“ holen, wie das Glück ihm gebe. Der Mönch schlemmt beim Ritter entgegen der Ordensregel, denn, so meint er, er werde wohl ebenfalls keinen Erfolg haben und wolle deshalb möglichst viel Fleisch wenigstens im Bauch heimtragen. Nun lässt sich der Edelmann umstimmen. Schluss: Spitzfindigkeit und Gelehrsamkeit bringen heutzutage nicht viel ein; einfältige Schwänke, Freundschaft und Güte können ein ernsthaftes Gemüt eher zur Änderung der Meinung bewegen. So wird die Rache durch friedliche Mittel beigelegt; Feindschaft soll man mit allen Mitteln meiden. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 61. Vgl. KG 5838 = Sg. 3147 September 1549. Der pfarer in der kotlachen (Frauenlob, Grundweise; G./D.  5, Nr. 609). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 68. [verl.] 3148 28. 9. 1549. Das nünlein mit der hezen (Folz, Feielweise; G./D. 5, Nr. 610). Eine Nonne hat ein Verhältnis mit einem jungen Pfarrer. Sie kann es geheim halten. Doch als sie in die Stadt kommt, ruft ihr eine Elster zu: „Pfaffenhur, mit wem willst du anbändeln?“ Die Nonne, die nichts von geschwätzigen Elstern weiß, glaubt, der Himmel habe ihre Missetat offenbart. Sie bekehrt sich sogleich. Schluss: Die Elstern können ruhig die Wahrheit sagen, viele Frauen kümmern sich nicht darum, sie bleiben die gleichen Metzen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 66. 3149 September 1549. Doctor mit den stecken (Folz, Blutton; G./D. 5, Nr. 611). [verl.] 3150 30. 9. 1549. Der purger mit seiner frewd (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise; G./D. 5, Nr. 612 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 612). Ein reicher Bürger in Straßburg führt eine sehr gute Ehe. Seine Frau nennt er immerzu „meine Freude“. Kommt er nach Hause, begrüßt er sie herzlich. Als er aber zum Reichstag nach Ulm reisen muss, lässt sich seine Frau mit einem jungen Mann ein. Die Verwandten des Bürgers ärgern sich darüber und benachrichtigen ihn. Bei seiner Rückkehr glaubt die Frau, sie werde so herzlich wie immer begrüßt. Doch er wendet sich von ihr ab – sie sei nun die „Freude“



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eines anderen geworden – und schickt sie aus dem Haus. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 147. 3151 30. 9. 1549. Abschied und pegrebnus Cristi (Folz, Passional). Inh. u. Q. wie KG 724 = Ml., aber hier nur 23,44–56. Vgl. 1964, 3758, 5026 = Mll. Schluss: Christus hat die Schmerzen des Kreuzestodes erlitten, damit wir erlöst würden, und er ist auferstanden, damit wir ewig mit ihm herrschen. Lit.: Dehnert 2017, 281  f. [fußt auf falschem Datum].

3152 1.  10. 1549. Cristus zu Betsaida war  … (Kettner, Paratreihen). Zu Bethsaida heilt Christus einen Blinden, indem er ihm Speichel auf die Augen legt [Str. 1]. Auslegung: Die Heilung des Kranken wird der Rettung des Sünders, der seit Adam blind und dem Gesetz untertan ist, verglichen. Erst wenn Christus uns tröstet und im heiligen Evangelium unterweist, dann wird unser Gemüt durch Gottes Gnade erleuchtet. Dann sehen wir im Glauben die rechte Straße, preisen unser Leben lang Gott und werden nach dem Ende unseres Lebens in seinem Kaisertum sein [Str. 2 und 3]. Q.: Mk 8,22–26. Vgl. KG 4770 = Ml. (Str. 1). 3153 Oktober 1549. Hört wie am dreyzehenden … (Kettner, Hoher Ton). [verl.] 3154 7. 10. 1549. Der hoffertig centilon (Der schwarz oxenkopf) (Frauenlob, Geiler Ton; G./D. 5, Nr. 613). Ein stolzer Edelmann aus Venedig will einem Standesgenossen in Mailand das Wappen, einen Ochsenkopf, streitig machen. Er fordert ihn zum Zweikampf vor dem Herzog auf. Vor dem Kampf sagt der aus Mailand, der aus Venedig könne den Ochsenkopf behalten, sein Wappen sei allzeit ein Kuhkopf gewesen. Darüber lacht der Herzog. Er schlichtet den Streit, der Venezianer hat den Spott. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 168 (169). 3155 Oktober 1549. Zu Assin war ein purgerin … (Liebe von Giengen, Radweise). [verl.] 3156 9. 10. 1549. [E] Der gut montag (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 614). Der Dichter erhebt sich am Montagmorgen nicht gleich, sondern schläft erneut ein. Da erscheint ihm im Traum der „gut Montag“ als seltsames, großes, siebenfüßiges Tier. Sein Bauch gleicht einem Fass. Mit seinen Eberzähnen und einem schäbigen Schwanz ist er ganz schrecklich anzuschauen. Die Eigenschaften des „guten Montags“ werden gedeutet: Er herrscht über die Handwerksburschen, er kommt alle sieben Tage, ohne dass man ihn vertreiben könnte, und er stiftet Streit, besonders beim Spiel. Allen Besitz verschlingt er, und er verleitet alle zur Faulheit. Der Dichter erwacht und macht sich sogleich an die Arbeit. Vgl. KG 3229, 5389 = Sgg. 3157 8. 10. 1549. Der pueller mit den sterbenden (Schiller, Süßer Ton; G./D. 5, Nr. 615). Ein junger Mann wirbt um eine schöne Frau. Sie bleibt jedoch ihrem Mann treu. Da der junge Mann gar nicht von ihr ablässt, stellt sie ihm eine Aufgabe: Er soll ein Jahr lang bei den Siechen und Sterbenden aushalten, danach werde sie seinen Wünschen entgegenkommen. Doch als das Jahr vorbei ist, in dem der junge Mann das Leid der Menschen, Angst und Not, geschaut hat, entschließt er sich, die Frau unbehelligt zu lassen. Er will fortan christlich leben. Schluss: Wer sein Ende bedenkt, der sündigt nicht. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 265 (266). Vgl. KG 3230, 5667 = Sgg.

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3158 Oktober 1549. Der Peham mit den fladen (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 5, Nr. 616). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 340. [verl.] 3159 9. 10. 1549. Der babst mit dem farzer (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 617 [nur Incipit]; Klesatschke/Brunner 1993, 220  f.). Floristus, ein Rhetor aus Florenz, ist vor den Papst geladen. Als er ihm und den anwesenden Kardinälen seine Reverenz erweisen will, entweicht ihm ein Furz. „Willst du jetzt reden, so schweige ich, doch welche Sau hat dich diese Sprache gelehrt?“, sagt der Rhetor, sich zu seinem Hintern wendend. Der Papst lacht über diesen Schwank. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 341. 3160 9. 10. 1549. Der raysig zeug (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 618). Ein Herr hat beim Papst ein Anliegen vorzubringen. Er gibt dem Papst 400 Dukaten, worauf dieser seine Bitte erfüllt, denn, so meint der Papst, einem solchen „Heer“ kann man nicht widerstehen. Schluss: Richter sind bestechlich. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 346 (345). 3161 9. 10. 1549. Die pös münz (Muskatblut, Hofton; G./D. 5, Nr. 619). In Aachen streiten eine Wirtin und ihre Magd ständig miteinander. Eines Tages ist der päpstliche Legat zu Gast. Er lässt die beiden Frauen zu sich kommen und ermahnt sie zum Frieden. Sie sollten, so meint er, statt der Flüche einander Münzen wünschen (es folgt eine Aufzählung von Münzsorten). Daran halten sie sich. Wundert sich einer, so sagen sie, er verstehe nichts davon, diese Münzen seien nicht viel wert. Schluss: So geht es heute noch in manchem Haus zu, wo es nur Streit zwischen Hausfrau und Magd gibt. 3162 Oktober 1549. Wider die stolzen tirannen (Nachtigall, Leidton). Q.: Jes 2. [verl.] 3163 10. 10. 1549. Zukunft Cristi (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Prophezeiung der glückseligen Endzeit [Str. 1]. Auslegung: Der Text prophezeit Christi Ankunft in Menschengestalt; seine Lehre bringe herrliche Frucht; den Heiden weist er den rechten Weg; die Schuld wäscht er von uns ab, und er erwirbt uns beim Vater Gnade. Er sendet seinen Heiligen Geist, damit wir in Liebe und Glauben erstarken [Str. 2]. Täglich muss die Christenheit gegen Welt und Satan kämpfen. Zwar droht die Gemeinde zu unterliegen, denn Gott hat sie nicht mit Wohlleben und Reichtum ausgestattet, aber er beschirmt sie vor dem Satan. Mit Ketzerei, Irrtum und Menschenwerk will dieser die Gemeinde vernichten. Wer bei Gott Hilfe und Zuflucht sucht, wird gerettet und empfängt am Ende den Segen [Str. 3]. Q.: Jes 4. Vgl. KG 5265 = Ml. 3164 11.  10. 1549. Das schentlich liegen (Frauenlob, Blauer Ton; G./D.  5, Nr.  620). Ein Bürger vertraut seinen Sohn einem Schulmeister an, damit er Latein, gute Sitten, Zucht und Tugend lerne. Nach zweieinhalb Jahren erkundigt sich der Vater nach seinem Sohn. Er muss erfahren, dass dieser sehr der Hurerei huldigt. Doch der Vater tröstet sich, sei der Sohn erst verheiratet, dann werde sich auch sein Lebenswandel ändern. Auch die Spielleidenschaft seines Sohnes hält er nicht für gefährlich; er selbst spiele schon sein Leben lang. Doch als der Vater erfährt, dass sein Sohn auch ein Lügner ist, erschrickt er. Nun sieht er keine Hoffnung mehr: Wer in seiner Jugend ein Lügner ist, der lügt zeitlebens immer mehr. 3165 11. 10. 1549. Der unverschambt strasrauber (Wenck, Kleeweise; G./D. 5, Nr. 621). Ein armer Edelmann in Franken betätigt sich als Raubritter. Zwei Kaufleute beklagen sich



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bei ihm, seine Knechte hätten sie beraubt, das wüssten sie genau. „Habt ihr die beiden guten Gewänder getragen, als ihr beraubt wurdet?“, fragt der Ritter, und als die Kaufleute das bejahen, meint er, dann könne es sich nicht um seine Knechte gehandelt haben, denn die hätten sie die Gewänder keinesfalls behalten lassen. So bekennt er sich zum Straßenraub. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 490 (485). 3166 11. 10. 1549. Klas Narr drey wunderstüeck (Fülsack, Reuterton; G./D. 5, Nr. 622). Als Herzog Friedrich sich in Leipzig aufhält, wundert sich Klaus Narr über die Mönchsorden: Die Barfüßermönche haben kein Geld und betteln, besitzen jedoch wertvolle Kirchenbauten; will sein Fritz, d.  h. Herzog Friedrich, Gebäude aufführen lassen, wird sein Schatz geplündert [Str. 1]. Die Predigermönche verkaufen viel Korn, obgleich sie keine Bauern und ziemlich faul sind. Fritz hat viele Leute, die das Land bebauen, aber er kann bei weitem nicht so viel Getreide verkaufen [Str. 2]. Die Tomaser (Augustiner) haben ringsum im Land viele Kinder, doch haben sie keine Frauen. Fritz hat eine schöne Frau, aber einen Sohn gebiert sie ihm nicht. Vor den Mönchen graut einem. Die Fürsten müssen über Klaus lachen, sie erkennen die Ränke der Mönche. Diese heucheln und betteln, leben aber prunkvoll und wollüstig wie Fürsten – heutzutage freilich geht es ihnen nicht mehr überall so gut [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 499. Vgl. KG 5638 = Sg. Lit.: Bernuth 2009, 72  f.

3167 12. 10. 1549. Wider menschenler, prophezey (Eislinger, Langer Ton). Der Prophet beklagt das Verderben des gottlosen Volkes und verheißt einen Erlöser. Auslegung: „Menschenlehre“ hat uns von der göttlichen Wahrheit abgetrieben. Wir wandelten in unnützen Werken und konnten keine Zuversicht finden. Der Unglaube trennte uns von Gott, bis er sein helles Licht leuchten ließ und die „Menschenlehre“ aufdeckte, die Christus mit dem Schwert seines Mundes stürzte. Ihm sei Lob. Q.: Jes 59. Vgl. KG 5081 = Ml. 3168 14.  10. 1549. Die drey lecherliche peichtstück (Nachtigall, Sanfter Ton; G./D.  5, Nr. 623). Drei „Beichtstücke“: Eine Begine in Straßburg kommt von der Beichte und fühlt sich ganz leicht. Sie meint, das komme davon, dass ihr die Sündenlast weggenommen sei. Doch zu Hause stellt sie fest, dass sie ihren Pelz, den sie unter dem Mantel zu tragen pflegte, verloren hat [Str. 1]. Der Schultheiß von Kuedorf beichtet ganz vorschriftsmäßig artikelweis: zuerst die Zehn Gebote, dann die sieben Todsünden und dann die Sünden der sieben Sinne. Über Letzteres wundert sich der Pfarrer, hat doch jeder Mensch nur fünf Sinne. Er nicht, meint der Schultheiß, er brauche seines Amtes wegen zwei Sinne mehr als der normale Bauer [Str. 2]. Ein Bauernknecht hat keinen Beutel, um den Beichtpfennig darin aufzubewahren, deshalb legt er das Geld in die Messerscheide. Als er seine Sünden gebeichtet hat und absolviert worden ist, greift er zum Messer, um den Beichtpfennig zu zahlen, aber der Pfarrer entflieht. Als das Rufen des Knechts nichts nützt, wünscht er den Pfarrer zum Teufel [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 293.297 (296.300). 3169 15. 10. 1549. Die zwo ellen duech (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 5, Nr. 624). Inh. u. Q. wie KG 1209 = Ml. Vgl. 5077 = Sg.

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3170 15.  10. 1549. Petrus mit den lanzknechten (Die 9 lanzknecht vor dem himel) (Frauen­lob, Später Ton; G./D. 5, Nr. 625). Neun Landsknechte stehen vor der Himmelstür. Der Herr will sie trotz Fürbitte von St. Peter nicht hereinlassen. Die Landsknechte werden ungeduldig und fluchen laut. Petrus hält die Flüche für fromme Äußerungen und bittet den Herrn, die frommen Gesellen nun doch endlich in den Himmel zu lassen. Doch dort beginnen die Landsknechte eine derbe Prügelei. Als Petrus sie aus dem Himmel weisen will, wehren sie sich heftig. Da lässt der Herr einen Engel vor der Himmelstür die Trommel schlagen, sogleich rennen die Landsknechte hinaus, weil sie glauben, es gebe dort Aufruhr. Seither ist kein Landsknecht mehr in den Himmel gekommen. Vgl. KG 4910 = Sg. 3171  10. 1549. Pischoff mit dem prediger (Kanzler, Goldener Ton; G./D. 5, Nr. 626 [nur Incipit], G./D. 6, Anh. Nr. 626). Ein Priester bewirbt sich beim Bischof von Speyer um eine Pfarrei. Der Bischof macht zur Bedingung, dass der Pfarrer immer die Wahrheit predigen müsse. Bei seiner ersten Predigt hört der Bischof zu. Der Pfarrer erinnert sich an sein Versprechen und wendet seine Predigt über Christus, den Guten Hirten, auf den Bischof an: Anders als Christus sei der Bischof kein guter Hirte; er setze sich nicht für seine Schäflein ein; er schere sie bis aufs Blut und beschwere sie durch Teuerung; er selbst aber treibe es mit Frauen, saufe und spiele nur. Der Bischof zitiert den Pfarrer zu sich, der beteuert, nur die Wahrheit gepredigt zu haben, und dieser wird aus dem Bistum gejagt; andernfalls hätte der Bischof ihn aufhängen lassen. Schluss: Wer jetzt die Wahrheit sagen wollte, der bekäme wohl auch solchen Lohn. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 18 Ö. 3172 16. 10. 1549. Der gemalt gehenckt haubtmon am thurn (Stolle, Hoher Ton). Papst Julius II. belagert Florenz. Er hat einen Hauptmann, der aus Florenz gebürtig und dort vom „Rat der alten Väter“ zum Verräter gestempelt worden ist. Sein Bildnis malt man, ihm zur Schmach, hoch an einen Turm – es zeigt ihn nackt an einem Galgen. Doch Florenz wird ausgehungert und muss sich zu Friedensverhandlungen bereit erklären. Die Delegation der Stadt trifft bei jenem Hauptmann ein, der schwer erkrankt in einem geheizten Raum liegt. Die Bürger aus Florenz fragen ihn nach seiner Krankheit. Er erklärt, sie hätten ihn doch nackt an den Turm gemalt, dadurch habe er sich erkältet. Der Delegation wird angst und bange. Die Friedensbedingungen sind hart, und Florenz leidet großen Schaden. Schluss: Über große Herren soll man nicht spotten, dafür muss man nämlich bar bezahlen. 3173 17. 10. 1549. Der pauer mit dem schultheis (Vogel, Lilienweise; G./D. 5, Nr. 627). Ein genäschiger Bauer aus dem Rheingau brät die Nachtigall des Schultheißen und verspeist sie. Er wird verraten und muss vier Gulden bezahlen [Str. 1]. Der Bauer will sich am Schultheißen rächen. Er fragt ihn nach der Strafgebühr für eine Ohrfeige. „Ein thuernis“, antwortet der Schultheiß. Der Bauer legt die Münze hin und gibt dem Schultheißen eine „Maultasche“ [Str. 2]. Dafür wird der Bauer wiederum bestraft. Er kann wählen: fünfzig rohe Zwiebeln essen, fünfzig Streiche auf die nackte Haut oder fünfzig Schillinge. Als der Bauer weder die Zwiebel- noch die Prügelstrafe durchstehen kann, entscheidet er sich, das Geld zu zahlen. Schluss: So folgt für den Ungedul-



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digen eine Strafe der anderen [Str. 3]. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 25 Ö. (Str. 1). Vgl. KG 5799 = Sg. 3174 18. 10. 1549. Sant Johanes segen (Vogel, Glasweise; G./D. 5, Nr. 628). Ein einst reicher Mainzer Bürger ist finanziell ruiniert. Um zwölf Jahre lang genug Geld zu haben, verschreibt er sich dem Teufel. Als die Frist abläuft, rät ihm seine Tochter, sant Johanes segen zu trinken. Der Teufel plagt den Bürger halbtot, doch kann er ihm nicht das Leben nehmen. Papst Pelagius war der Erste, der am Johannistag den Wein segnete. Das ist der Ursprung des St.-Johannes-Segens. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 522 (515). 3175 18. 10. 1549. Die zwen getrewen freunt (Vogel, Schatzton). Gisippus und der Römer Titus, zwei gute Freunde, leben in Athen. Gisippus will Sophronia heiraten, doch verliebt sich Titus in sie und wird vor Liebe krank. Gisippus überlässt die Frau großherzig seinem Freund. Titus begibt sich mit Sophronia nach Rom und wird dort ein mächtiger Mann. Gisippus hingegen verarmt. Als er nach Rom kommt, wird er eines Mordes verdächtigt. Titus hört davon und gibt sich seinem Freund zuliebe als Mörder aus. Beider Todesbereitschaft erregt allgemeine Verwunderung. Der wahre Täter wird dadurch zu Mitleid gerührt und bekennt sich zu seiner Tat. Titus und Gisippus werden freigelassen. Gisippus erhält die Schwester des Titus zur Frau. Q.: Sachs nennt Philippus Beroaldus , bearbeitet aber vermutlich Boccaccio, Decameron 10,8, die Vorlage für Beroaldus. Vgl. KG 2014, 4259a = Comm. und 5271 = Ml., außerdem 48, 270 (Str. 1), 978 (Str. 3) = Mll. 3176 19.  10. 1549. [E] Von der edlen frawen Beritola (Römer, Gesangweise; G./D.  5, Nr. 629 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 629). Inh. u. Q. wie KG 1011 = Sg. Vgl. 5397 = Com. Lit.: Dallapiazza 2012, 109  f.; Rettelbach 2019, 298.

3177 19. 10. 1549. Fuchs mit dem spaczen (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 5, Nr. 630). Eine Taube brütet ihre Eier aus. Der Fuchs bedroht sie so sehr, dass sie ihm die Jungen hinunterwirft. Das erzählt sie dem Spatz, der ihr den Rat gibt, sich nicht verängstigen zu lassen. Der Fuchs könne ja nicht den Baum hinaufklettern. Der Fuchs erfährt vom Ratschlag des Spatzen. Er geht zu ihm und fragt, was er bei großem Unwetter mache. Als der Spatz vormacht, wie er den Kopf unter das Gefieder steckt, schnappt ihn der Fuchs. Schluss: Ratschläge zu erteilen ist gut, doch soll man sich auch selbst zu helfen wissen. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 17 (S. 161  f. G.). 3178 21.  10. 1549. Hadingus kempft umb ain junckfrawen (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Der Riese Aquinus herrscht über Norwegen. Er will die Tochter eines Adligen gegen ihren Willen heiraten. König Haddingus von Dänemark zieht inkognito nach Norwegen und erschlägt Aquinus im Zweikampf, wird aber selbst verletzt. Die Braut verbindet ihren Retter, den sie nicht erkennt, und legt dabei einen goldenen Ring in die Wunde. Als sie später von ihrem Vater aufgefordert wird, einen Mann auszusuchen, fordert sie alle Bewerber auf, das linke Bein zu entblößen. Sie erkennt ihren Retter an der harten Stelle, wo der Ring eingewachsen ist. Nun gibt Haddingus sich zu

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erkennen. Man hält Hochzeit, und Haddingus wird zum König auch von Norwegen gekrönt. Q.: Albert Krantz, Res Noruagiae gestae 1,5 (Eppendorf). 22.  10. 1549. Ein straffpredig (Eislinger, Langer Ton). Strafpredigt des Propheten Jeremia über das gottlos gewordene Volk. Schluss: Deutschland, tue Buße! Deine Schuld ist größer als die der Juden! Die Axt ist bereits an den Stamm gelegt. Tue Buße, ehe Gott seine Plage über dir ausgießt! Q.: Jer 5. 23.  10. 1549. Ein straffpredig Esaie (Marner, Kreuzton). Prophezeiung des Straf­ gerichtes, das Gott über sein Volk halten wird. Schluss: Ist ein Volk gottlos, so nimmt Gott ihm seine tüchtige Herrschaft, Weisheit und alles Glück und straft es mit „kindi­ scher Herrschaft“. Kreuz und Kummer werden bis ans Ende dauern. Q.: Jes 3,1–9. Oktober 1549. Straffpredig (Klieber, Langer Ton). Q.: Jes. [verl.]  10. 1549. Die vol rot (Vogel, Lilienweise; G./D. 5, Nr. 631). Die Abenteuer zwanzig trinkfreudiger Gesellen. Beim Saufgelage kommt es zum Streit um nichts. „Meistergesang“ wird „kunstreich“ gesungen  – eine richtige Heulerei. Einer schläft seinen Rausch hinter der Stadtmauer aus. Am nächsten Tag sind ihm Hände und Füße erfroren. Andere Betrunkene versuchen zu angeln, stehlen Heringe, ziehen heim wie nasse Katzen und sind an diesem Tag zu Wenig nütze. Sprichwort: Wein rein, Verstand raus, das gibt ein seltsames Haushalten. 23. 10. 1549. Der 6 psalm künigs David (Lochner, Klagweise). Des Psalmisten Klage in schwerer Not. Er vertraut darauf, dass Gott sein Flehen erhört. Schluss: Die Sünde bewirkt Unfrieden und Gewissensqual, bis Gott seine Gnade erkennen lässt. Q.: Ps 6,2–11. Vgl. KG 1743 (verl.) = Ml. und 5924 = Sg. Oktober 1549. Drostpredig (Duller, Gekrönter Ton). Q.: Jer 33. Vgl. KG 5089 = Ml. [verl.] 26. 10. 1549. Künig Jojakim verprent gottes wort (Sachs, Überlanger Ton). Jeremia lässt alle Prophezeiungen durch Baruch in einem Buch aufzeichnen. Baruch liest dem Volk daraus vor. Jojakim lässt das Weissagungsbuch vernichten, doch der Herr befiehlt dem Propheten, ein neues Buch herzustellen. Schluss: Diese Geschichte ist eine figur unserer Zeit. Auch jetzt wird mancherorts das Wort Gottes verbrannt, und die Knechte Gottes werden durch Acht und Bann gequält. Gott aber wird kommen und die Tyrannen stürzen; Gottes Wort bleibt frei bis in Ewigkeit. Q.: Jer 36. Vgl. KG 3640 = Trag. 29. 10. 1549. Gefencknus Jeremia (Folz, Freier Ton). Jeremia wird gefangen und vom Hohepriester Pashur misshandelt. Jeremia prophezeit die Babylonische Gefangenschaft und klagt in Bitterkeit vor Gott sein Leid. Schluss: Gottes Wort ist von Anfang an verfolgt worden. Durch die Schar der Hohepriester werden die Herrscher dort aufgehetzt, wo die Prediger das Wort Gottes klar verkünden. Gott aber schützt die Prediger und stürzt die Feinde. Q.: Jer 20,1–13; 19,14  f. = 3414a (im Generalregister versehentlich falsche Blattangabe)] 31.  10. 1549. Das wunderlich gespenst (Kettner, Osterweise). König Herotus von Schweden verirrt sich bei der Jagd in Schottland zusammen mit einem Ritter im Wald. Bei Einbruch der Dunkelheit gelangen sie zu einem Haus, wo eine Jungfrau sie freundlich und gut bewirtet. Danach sagt sie dem König alle Nachfolger bis zu Chrestiernus voraus. Plötzlich hört er neben sich eine furchtbare Stimme und sieht einen Riesen



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stehen. Der König erschrickt und fragt nach seinem eigenen Schicksal. Die Jungfrau weist auf den sie begleitenden Ritter und sagt: „Solange er will.“ Der Ritter, empört über den Vorwurf, er wolle dem König nach dem Leben trachten, will die Wahrsagerin schlagen – er haut aber in eine Dornenhecke, denn sie stehen wieder mitten in der Wildnis. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 6,1 (Eppendorf). Vgl. KG 5802 = Sg. 2. 11. 1549. Künig Frotonis kriegslist (Vogel, Strenger Ton). König Froto I. von Dänemark wird beim Krieg in England der Rückzug abgeschnitten. Da befiehlt er, die Beute wegzuwerfen, damit man besser kämpfen könne. Die Engländer, die ihre Habe wieder aufsammeln, sind so beschwert, dass sie leicht geschlagen werden [Str. 1]. Vor London streuen die Dänen das Gerücht aus, Froto sei gestorben. Das dänische Heer ergibt sich dem Statthalter und bittet, sich aus dem englischen Adel einen neuen König wählen und mit ihm heimkehren zu dürfen. Darauf lässt man die Dänen ein. In der Nacht machen sie einen Aufstand, töten den Statthalter, Adel und Bürger und plündern die Stadt. Dann fahren sie mit ihrem König wieder heim. Schluss: Betrug und List herrschten im Krieg schon immer [Str. 2 und 3]. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,12 (Eppendorf). 13.  11. 1549. Guet haus-ler (Sachs, Gesangweise). Lebens- und Hausregeln über Freundschaft, Ehe, Kinderzucht, Elternliebe, Mildtätigkeit und überlegtes Handeln. Schluss: Der Mensch soll diese Lehre annehmen. Wenn er sie anwendet, wird er Ansehen und später die himmlische Krone erlangen. Q.: Sir 7,20–40. Vgl. KG 1479 = Ml. und 5539 = Sg. 15. 11. 1549. Die gnedig hilff gottes (Zorn, Zugweise). Der Mann mit der Messschnur ist Gleichnis für den Schutz, der Jerusalem von Gott verliehen wird. Schluss: Gott schützt sein Volk. Er vernichtet die Feinde und straft die Tyrannei. Q.: Sach 2,5–17. November 1549. Erschröcklich prophezey (Singer, Langer Ton). Q.: Ez. [verl.] 19. 11. 1549. Cristus waint uber Jerusalem (Beckmesser, Neuer Ton). Jesus weint über Jerusalem, das zerstört werden wird [Str. 1]. Auslegung: Christus war seinem Volk und der Stadt Jerusalem ein Prophet. Er sollte sie durch seinen Tod selig machen. Aber sie erkannten ihn nicht, sondern schlugen ihn ans Kreuz. Deshalb wurde Jerusalem unter Kaiser Vespasianus zerstört. Eine Million Menschen kam um, 97 000 wurden gefangen genommen. Dies soll Deutschland ein Spiegel sein. Gott sandte ihm sein heiliges Wort, aber es bringt keine Frucht. Deutschland, tue Buße! Aber du bleibst verstockt. Deshalb wird Gott dich mit Hunger, Pest und Schwert grausam strafen. Wache auf und verschlafe nicht die Zeit der Gnade! Die Axt ist schon an den Baum gesetzt [Str. 2 und 3]. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 6; 7,1–17 (Hedio); Lk 19,41–44. November 1549. Hört zu ir Cristen … (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). [verl.] 23. 11. 1549. Die straff der priesterschaft (Ringsgwand, Bauernton). Strafandrohung Gottes gegen die Priester [Str. 1 und 2]. Auslegung: Weil sie den Bund Gottes nicht gehalten hatte, traf die Priesterschaft die Strafe der Verachtung durch Gott. Auch zu unserer Zeit haben die Priester Gottes Bund nicht beibehalten. In ihrem Eigennutz haben sie viele Menschen von ihm weggeführt. Gott zog seine Hand von ihnen ab und

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gab sie der Verachtung preis. Der gmain man verachtet sie und ihre „Menschenlehre“ [Str. 3]. Q.: Mal 2,2–17. 27. 11. 1549. Faßnacht-spiel mit 5 personen: Der teuffel mit dem kauffman und den alten weibern (K./G. 14,47; G. 2, Nr. 19). 324 Vs. Vgl. KG 3117, 4288 = Mll. Inhalt: wie KG 3117. Szenenübersicht: 1. Monolog Kaufmann: hat Schulden. 2. Dialog Teufel–Kaufmann: Pakt auf zehn Jahre. 3. Dialog Kaufmann–Amice: rät zum Kauf von zwei bösen alten Frauen. 4. Monolog Teufel: zehntes Jahr vorbei. 5. Szene Kaufmann, Amice, zwei alte Frauen: Amice mimt Käufer, will die Frauen aber nicht. Derbe Worte. 6. Dialog und Geprügel der zwei Frauen. 7. Kaufmann zu den zwei Frauen: Ruhe! 8. Szene Teufel– Kaufmann–zwei Frauen: Teufel soll sie nehmen. Der zerreißt den Vertrag. 9. Epilog Kaufmann: Entschuldigung für Derbheit. Drei Lehren: 1. Gott hilft in der Not. 2. Freundesrat ist gut. 3. Tugend in der Jugend gut fürs Alter. 2. 12. 1549. [E] Der englisch grues (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Jesus schloss uns die Himmelspforte auf und holte uns aus allen Gefahren. 3. 12. 1549. Die gepurt Cristi (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com., aber hier auch 2,21. Schluss: Seitdem sind 1550 Jahre vergangen. 3. 12. 1549. Die opfferung im tempel (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3669, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Diese Geschichte ist ein Exempel dafür, dass wir auf den Heiland, der sich mit seinem Wort an uns wendet, warten sollen. Wir sollen fröhlich sein und in allem auf christ­ liche Weise dienen. 4. 12. 1549. Das lobgesang Zacharie (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 280 = Ml. Vgl. 661 = Ml. Schluss: Johannes predigt vom Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt. Weitere Q.: Joh 1,29.  12. 1549. Lucas spricht in dem andren wie … (Folz, Hoher Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062. Schluss: Bitte um die ewige Seligkeit. 5. 12. 1549. Joseph im traumb (Stolle, Alment). Inh. u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 509, 593, 2166, 4453, 4810 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Der Traum erfüllte sich. Jesus ist der Heiland der ganzen Welt. Wer dem Evangelium glaubt, wird von Sünden gereinigt. 6. 12. 1549. Vil gueter ler zu der pues (Nachtigall, starker Ton). Mahnung zu rechtem Geben, zu Buße und zur Annahme der Weisheit. Q.: Sir 18,15–29. Vgl. KG 5733 = Sg. 7. 12. 1549. Joseph mit Benjamin, aligoria (Meienschein, Langer Ton). Jakob schickt großer Teuerung wegen seine Söhne erneut zu Joseph nach Ägypten. Benjamin muss mit ihnen ziehen. Bei Joseph werden sie freundlich aufgenommen und gut bewirtet, wobei sie Joseph reichlich mit Schmuck ehren [Str. 1 und 2]. Allegorese: Ägypten bedeutet die Welt. Hier leiden wir durch unsere Schuld. Wir hungern nach Gottes



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Gnade. Als Sünder dürfen wir nicht vor Gottes Angesicht. Das Gesetz Gottes schreckt uns davon ab; Gottes Zorn würde uns treffen. Das ändert sich, wenn wir um wahrer Buße willen aufstehen und durch das Evangelium im Glauben Christus „fassen“. Er ist Benjamin, der mit uns reist. Das Gebet, durch das wir Gnade erwerben, entspricht dem Schmuck. Der einzige Mittler ist Jesus Christus, er hat unsere Schuld auf sich genommen. Aus Liebe zu seinem Sohn gießt Gott auf uns sein Erbarmen und speist uns durch seinen Geist [Str. 3]. Q.: 1Mose 43. Vgl. KG 1315 = Ml. und 5478 = Sg. 3205 12. 12. 1549. Ein comedi mit dreyzehen personen. Die königin auß Franckreich mit dem falschen marschalck, hat fünf actus (K./G. 8,54). 740 Vs. Q.: Schondoch, Die Königin von Frankreich und Anon., Das lied von der künigin von Franckreich. Vgl. KG 3130 = Ml. Inhalt: wie KG 3130. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Schlusslösung nur angedeutet. 2. Monolog Marschall: begehrt Königin. 3. Dialog Marschall–Königin; dazu der Zwerg. 4. Monolog Marschall: plant Intrige mit Hilfe des Zwergs. 5. Dialog König–Jägermeister: Jagdvorbereitung. 6. Dialog Marschall–König: meldet Zwerg nackt im Arm der Königin, König: Beide sollen sterben. II. 1. Viergespräch König–Herzog Lewpoldt–Ritter Florio–Marschall: Lewpoldt/Florio: Königin nur einsperren, weil schwanger, Marschall dagegen. 2. Szene Königin–König– Henker–Florio–Lewpoldt–Jungfer: Florio/Lewpoldt/Jägermeister bitten, glauben an Unschuld, Florio soll sie nach Leon (Lyon) bringen und nach Geburt des Kindes verbrennen. 3. Szene Lewpoldt–Florio–Königin: Abschied. 4. Monolog Marschall: will Florio/Königin nachreiten und sie töten. III. 1. Monolog Köhler: sieht Königin kommen. 2. Dialog Königin–Köhler: ist Marschall, der Florio tötete, entkommen, schickt Köhler nach Paris zum Kleiderkauf. 3. Szene König–Marschall–Lewpoldt (stumm): Marschall von Florios Hund gebissen. 4. Szene König–Lewpoldt–Ehrnholdt: Lewpoldt fand Florio und Hund; der soll gegen Marschall kämpfen. 5.  Szene König–Marschall–Lewpoldt: Marschall zum Kämpfen aufgefordert. IV. 1. Dialog König–Lewpoldt: Hund hat gesiegt. 2. Szene König–Marschall–Henker: Marschall gesteht, will Gnade, soll aufs Rad. 3. Dialog König–Ehrnholdt: soll Florios Leiche holen. 4. Szene König–Lewpoldt: hatte richtig geraten, König: Reue. 5. Szene Postbote–König–Lewpoldt (stumm): Königin nicht gefunden, Klage König. V.  1.  Szene König–Lewpoldt–Ehrnholdt: Lewpoldt rät zu Spaziergang, Ehrnholdt meldet Krämerin. 3. Szene Krämerin–König–Köhler–Lewpoldt: Krämerin holt Köhler, der hat Ware und meldet Geburt. 4. Monolog Königin. 5. Szene Königin–König–Kind– Lewpoldt–Köhler (stumm): neue Hochzeit in Paris geplant, Köhler belohnt. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Frau soll sich vor Verführer schützen. (2) Unrecht kommt an den Tag. (3) nicht zu schnell strafen. (4) Mittel zu guter Lösung suchen. (5) auf Gott hoffen. Vgl. RV = H 59 vom 11. 1. 1558.

Lit.: Neumann 2005, 245–249.

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3205a 17. 12. 1549. Ein comedi mit 11 personen zw spilen: ein histori, die Violanta genant, hat 5 actus (nicht in K./G.). Erweitert gegenüber KG 1890 (bes. I 2–5) und z.  T. geändert gegenüber Vorlage. Unter dem Datum: gepessert vnd gehalten. Lit.: Sasse 2020b, 223–235.

3206 23.  12. 1549. Die klagenden muetter (Lochner, Klagweise). Im Dritten Punischen Krieg schließt Rom mit Karthago Frieden. Sizilien soll für immer Rom gehören. Hundert junge karthagische Männer sollen den Römern als Pfand ausgeliefert werden. Unter großem Wehklagen begleiten die Mütter ihre Söhne zum Hafen. Als das Schiff abstößt, fallen Mütter in Ohnmacht, manche stürzen sich sogar ins Meer. Schluss: Mutterliebe ist von Natur aus stark. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 3,4 (Brunner, xxviijr). Vgl. KG 2575 = Ml. 3207 24. 12. 1549. Drey wunderlich sieg (Lochner, Klagweise). Drei Schlachten, in denen das schwächere Heer das weitaus stärkere besiegte: 1. In der Schlacht bei Marathon besiegen elftausend Griechen zweihunderttausend Perser [Str. 1]. 2. Mit dreitausend Soldaten besiegt der Hauptmann Timoleon siebzigtausend Karthager [Str. 2]. 3. Die Bürger von Lokroi besiegen das übermächtige Heer der Krotoner am Fluss Sagras. Schluss: Gott allein verleiht den Sieg, ganz nach dem Ermessen seiner Gnade [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 6,7 (Brunner, lxvr–lxvv).

6 Schaffensphase Januar 1550–Dezember 1556 Dies ist die letzte Phase einer reichen Meisterliedproduktion: Waren in den zehn Jahren der vorausgegangenen Schaffensphase 2018 Meisterlieder entstanden, so sind es in den sechs Jahren dieser Periode immerhin noch 1551; erst in den letzten drei Jahren nimmt die Zahl stetig ab (1554: 298, 1555: 196, 1556: 155), um dann im ersten Jahr der nächsten Schaffensphase, in der Sachs insgesamt nur noch 77 Meisterlieder produziert (und damit seine letzten bis auf die 3 von 1564, 1565 und 1567), auf 24 herabzusinken. Immer noch nehmen die geistlichen Texte einen beträchtlichen Raum ein (802 von 1815, also etwas weniger als die Hälfte); auf der anderen Seite ist jetzt die Phase der reichsten Dramenproduktion (55 Fastnachtspiele, 65 tragedi/comedi) erreicht, und hier stehen 91 weltliche 29 geistlichen Stücken gegenüber. Sachs „füllt“ bei den Meis­ terliedern weiterhin „auf“, verfasst aber auch schon zunehmend Reprisen.

1550 3208 1. 1. 1550. Der schuster mit dem knecht (Sachs, Spruchweise; G./D. 5, Nr. 632). Ein Schuster aus Ulm ärgert seine Knechte immerfort. Keiner hält es bei ihm aus. Dennoch will ein Schuhknecht es bei ihm versuchen. Als der Schuster vom Wein kommt, will er den Knecht ärgern: Er packt das Kraut, das eben aufgetischt werden soll, und wirft es zum Fenster hinaus. Der Knecht aber packt das Tischtuch mit allem, was darauf steht, und wirft es dem Kraut nach, denn er meint, heute werde auf der Straße gegessen. Auch den zweiten Streich weiß der Knecht zu parieren: Als jede Nacht ein Stück seines Bettzeugs fehlt, geht er mit dem verbliebenen Federbett in die Stube und erklärt dem Meister, er müsse fortan dauernd liegen bleiben, um auf das Bettzeug zu achten. Der Schuster gibt sich geschlagen. Schluss: Wer andere ärgert, dem widerfährt dasselbe. Vgl. KG 3231, 5665 = Sgg. 3209 3. 1. 1550. Der pauer mit der nebelkappen (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 5, Nr. 633). Der Sohn eines reichen Bauern aus Schnepfenreuth nimmt sein Erbe und zieht in die Stadt. Im Wirtshaus, wo er ausgiebig schlemmt, zählt er immer wieder sein Geld. Das sehen zwei Spitzbuben. Einer von ihnen beredet den Bauernsohn zum Kauf einer „Nebelkappe“. Der lässt daraufhin ein opulentes Mahl herrichten, wobei er auf seine Tarnkappe vertraut – er glaubt, er brauche nichts zu zahlen, weil man ihn nicht sehen könne. Aber als es soweit ist – die Spitzbuben haben sich verdrückt –, denkt der Wirt anders darüber, er verprügelt den Burschen. Schluss: Seither glaubt der Bauer keinem Spitzbuben mehr. Vgl. KG 5362 = Sg. 3210 15. 1. 1550. Tragedia mit 6 personen: Die enthaubtung Johannis (K./G. 11,198). 467 Vs. Q.: Mt 14,3–11; Mk 6,17–28. Vgl. KG 182, 2906 = Mll. Inhalt: wie KG 182. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Rede König Herodes: hat von den Römern alle Gewalt, sympathisiert mit Johannes’ Monotheismus, muss aber den https://doi.org/10.1515/9783110657289-006

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Römern gegenüber vorsichtig sein. 3. Dialog Herodes–Ehefrau Herodias; Tochter stumm: Herodias wechselte von Herodes’ Bruder Philippus mit Tochter zu ihm über, hält im Gegensatz zu Herodes nichts von Johannes. 4. Szene Johannes–Herodes–Hero­ dias (stumm)–Tochter (stumm): Johannes verkündet seine Lehre, sagt, Herodes solle nicht mit Schwägerin zusammen sein. 5. Dialog Herodes–Herodias; Tochter stumm: Herodes soll Johannes vertreiben, Herodes will nicht, ordnet zu seinem Geburtstag großes Festmahl an. 6. Dialog Herodias–Tochter: Tochter schlägt Vergiften vor, was aber nicht geht, weil Johannes nur wilden Honig und Heuschrecken konsumiert, dann heimliche Ermordung durch Trabanten, dann eigenen Tanz etc. 7. Herodes zu seinen Gästen: Eröffnung der Feier. 8. Szene Tochter–Herodes–Henker: Herodes verspricht nach Tanz der Tochter Wunscherfüllung, Tochter bittet um Kopf des Johannes, Henker bittet vergebens für Johannes. 9. Dialog Herodias–Tochter: Mutter, es hat geklappt. 10. Szene Henker–Herodias–Tochter (stumm) Henker bringt Kopf, kriegt Geld. 11. Szene Herodias–Herodes–Tochter: Frauen froh, Herodes voll Reue und Angst, Herodias: Es gebe genug Gelehrte, die sagen, was man hören wolle; Herodes ins Bett. 12. Epilog Ehrnholdt: Wenn ein Prediger Laster der Obrigkeit anzeigt, ist das sein Verderben. Lit.: M.  E. Müller 1985, 170  f. („Nicht ohne Parallelen zum Fall des Veit Dietrich, vielleicht auch anderer Affären, enthält die Titelfigur eine Anspielung auf den Namen des Dichters selbst […] Selten auch widmet Sachs Lastern wie Ehebruch, weiblicher Verführungskunst und Niedertracht so wenig Aufmerksamkeit. Alles dreht sich um die Hinrichtung des frommen Gottesmannes wider besseres Wissen und Gewissen.“); Wailes 1999 (401: „[…] the epilogue is so carefully worded that the unhappy history of Nuremberg’s two principal Lutheran spokesmen in the preceding three years must be dis­ covered in the suffering and martyrdom of John the Baptist. It is presumably their equally zealous engagement in confessional politics that explains why neither Das Interim nor Die Enthauptung Johan­ nis was published during Sachs’s lifetime […].“ 402: „It becomes a carefully devised plot, worked out between mother and daughter in advance, rather than the opportunistic response to Herod’s foolish­ ness reported by Matthew and Mark, and the idea of the dance originates with Salome, not Herodias […]. The notion of exiling John has no basis in the gospels whatever, nor in the other major source for the story of John’s death, the Jewish Antiquities of Josephus, but it is firmly grounded in the practice of German authorities during the Reformation […].“ 403: „Sachs has insinuated the motif of seditious teaching into the dialogue in order to colour John’s martyrdom more strongly with Realpolitik than the gospel’s narrative had done. During the Reformation nothing more surely provoked the anger of city authorities than perceived ‘aufrührerische lehr’.“); Washof 2007, 333–335.

3211 5. 2. 1550. Als künig Cirus ein feltschlacht … (Frauenlob, Blühender Ton). Inh. u. Q. wie KG 3045 = Ml. Vgl. 5666 = Sg. 3212 Januar 1550. Verhaisung, lon und plag (Örtel, Leidton). Q.: 3Mose 26. [verl.] 3213 Januar 1550. Künig Xerxes gespenst (Regenbogen, Briefweise). Q.: Herodot. [verl.] 3214 Januar 1550. Die lang prüecken künig Xerxis (Frauenlob, Kupferton). Xerxes lässt eine Brücke über das Meer schlagen. Aber ein Sturm zerstört sie. Die Bauleute der Brücke werden mit dem Schwert hingerichtet. Ein Herold soll das Meer mit Schmäh­ worten schelten. Mit Ketten will der König das Meer fesseln, außerdem lässt er es mit Ruten schlagen. Schließlich werden Schiffe zu einer neuen Brücke aneinandergeket­ tet. Sieben Tage und Nächte zieht das Perserheer, das dann in Griechenland geschla­ gen wird, über die Brücke. Q.: Herodot 7,37–58 (Boner).



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3215 31. 1. 1550. Comedia. Jacob mit seinem bruder Esaw. Hat sechs person und v actus (K./G. 1,88). 655 Vs. Q.: 1Mose 25,19–34; 27 (vgl. KG 1166 = Ml.); 28,1–9; 33,1–16 (vgl. KG 1693 = Ml.); 35,27–29. Inhalt: Die beiden in KG 1166 und 1693 bearbeiteten und hier dramatisierten Episoden sind um das „Vorspiel“ der Geburt der beiden Söhne und das „Nachspiel“ vom Wieder­ sehen Jacobs mit Isaac erweitert. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Isaac: bittet Gott um Sohn. 3. Dialog Ehefrau Rebecca–Isaac; Ancilla stumm: Rebecca schwanger mit Zwillingen kurz vor der Geburt. 4. Monolog Isaac: Gebet an Gott. 5. Dialog Ancilla–Isaac: bringt Zwillinge, Esaw soll Isaac der Liebste sein. 6. Monolog Jacob: über den Unterschied zwischen sich und Esaw. 7. Dialog Esaw–Jacob: Linsengericht für Erstgeburt. II. 1. Isaac zu Rebecca: will vor seinem Tod Esaw segnen. 2. Dialog Esaw–Isaac: Esaw soll mit Essen kommen. 3. Dialog Jacob–Rebecca: Täuschungsplan. III. 1. Dialog Isaac–Jacob: Täuschung, Segen. 2. Monolog Isaac: rüstet sich zum Sterben. 3. Dialog Esaw–Isaac: zweiter Segen. IV.  1. Monolog Esaw: will Jacob töten. 2. Dialog Ancilla–Rebecca: Ancilla warnt Rebecca. 3. Dialog Jacob–Rebecca: Jacob soll zu Laban. 4. Dreigespräch Rebecca– Isaac–Jacob: Eltern verabschieden Jacob. V. 1. Monolog Esaw: will Eltern ärgern, hat zwei Kanaaniterinnen. 2. Dialog Isaac– Rebecca: Rebecca sagt Isaac, dass Jacob nach 14 Jahren mit Lea und Rahel kommen wird. Ab nach Hebron. 3. Monolog Jacob: Gebet um Hilfe gegen Esaw. 4. Dialog Esaw–Jacob: Versöhnung. 5. Monolog Jacob: Dank an Gott, ab nach Hebron. 6. Dialog Rebecca–Isaac: Jacob kommt. 7. Dreigespräch Rebecca–Isaac–Jacob: Isaac 180 Jahre alt, Wiedersehen. 8. Epilog Ehrnholdt: (1) Esaw steht für die Bösen, (2) Jacob für die Frommen. Vgl. KG 3484: Ankündigung der Aufführung für den nächsten Sonntag. Lit.: M. E. Müller 1985, 126–136 (128: „[…] eine heilsgeschichtliche Zeit, die das Geschehen zwingend strukturiert […]. 133: „Die Gestalt des Esau/Kain […] repräsentiert die katholischen Regimenter des Schmalkaldischen Kriegs […]. 135: „Esaw ist nicht identisch mit Kain, ist nicht identisch mit der gegen­ reformatorischen Aggression; aber Esaw und Kain sind deren typologische Präfigurationen, die in einer unbegrenzten Reihe verlängert werden können […]. 136: „Es geht vor allem um die Beschwörung jener Objektivität der Heilstatsachen, in die alle Anwesenden sich einbezogen fühlen sollen.“

3216 4. 2. 1550. Fastnacht-spil mit 9 personen. Der nasen-tantz (K./G. 14,60; G. 2, Nr. 20). 330 Vs. Vgl. KG 654 = Sg., 2794 = Ml. und 2941 = Sg. Inhalt: wie KG 2794. Szenenübersicht: 1. Prolog Schultheiß: setzt Preise für die größte Nase aus. 2. Nach­ einander dann Molckendremel, Heintz Flegel, Eberlein Hieffendorn, Seitz auf der Weinstrassen, Herman Hirnlos, Ula Mist-Finck, Küntzl Kleyenfurz, Friedel Zetten­ scheiß. 3. Dem Schultheiß sind das zu wenig Nasen, bittet Publikum um Wettbewerbs­ teilnahme. 4. Tanz, Messung Flegels und Hieffendorns, Kranz für Flegel. 5. Streit­ szene, in der alle nochmals zu Wort kommen, endet in Prügelei. 6. Epilog Schultheiß: Bewahrt Kranz für nächsten Sonntag auf, für den er sich mehr Teilnehmer wünscht.

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3217 6. 2. 1550. Der mesner mit dem rayger (K./G. 22,489; G./D. 1, Nr. 117). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3023 = Ml. 3218 7. 2. 1550. Künig Artaxerxis ungeraten süen (K./G. 22,491). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3027 = Ml. 3219 7. 2. 1550. Der pawer mit der dotzen (K./G. 22,493; G./D. 1, Nr. 118). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3044 = Ml. Lit.: R. Hahn 1994, 491.

3220 7. 2. 1550. Die zwen gefattern mit dem zorn (K./G. 22,495; G./D. 1, Nr. 119). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3053 = Ml. Vgl. 5408 = Fsp. und 5806 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 236  f.

3221 8. 2. 1550. Die gertnerin mit dem pock (K./G. 22,497; G./D. 1, Nr. 120). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3054 = Ml. Lit.: Neumann 2005, 234  f.

3222 8.  2. 1550. Die spin mit dem ziperlein. Ein kurz gesprech (K./G.  22,499; G./D.  1, Nr. 121). 64 Vs. Inh. wie KG 1923 = Sg., Q. wie 3061 = Ml. Lit.: Benedek 2012, 241  f.

3223 8.  2. 1550. Hunulffus, der getrew kemerling des künigs aus Lamparten (K./G. 22,501). 62 Vs. Gundibertus, Sohn und Nachfolger des verstorbenen Lampar­ ter(Langobarden)königs Aribertus, wird vom Hauptmann Grimoaldus ermordet, der sich zum König macht. Vor seinen Nachstellungen kann Partaris, der Bruder des Königs, nach Ungerlant fliehen, aber er kehrt zurück, als er erfährt, dass Grimoaldus ein guter Herrscher geworden ist, wird von ihm bei Hof aufgenommen, bald jedoch als neidisch auf die Herrschaft verleumdet. Grimoaldus will ihn bei einem Gelage trunken machen und dann töten lassen, aber Partaris’ Kammerdiener Hunulffus verrät seinem Herrn den Plan und führt ihn ab, während er ihn prügelt, worauf Partaris nach Frank­ reich entkommen kann. Als das am nächsten Morgen entdeckt wird, verlangt man Hunulffus’ Tötung, aber Grimoaldus beschenkt den Diener wegen dessen Treue und lässt ihn Partaris hinterherfahren. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 3,25  f. (Eppen­ dorf). Vgl. KG 3068 (verl.) = Ml. 3224 9. 2. 1550. Der ungeluecklich kampf künig Colerus aus Norwegen (K./G. 22,503). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3096 = Ml. 3225 9. 2. 1550. Der hoffertig kaiser Aurelianus in dem pad (K./G. 22,505). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3110 = Ml. Vgl. 4993 = Com. 3226 9. 2. 1550. Die neun lesterlichen stüeck aines mannes (K./G. 22,507; G./D. 1, Nr. 122). 64 Vs. 1. Hochmut, 2. Streitsucht, 3. Arglistige Gewinnsucht, 4. Heuchelei, 5. Verlogen­ heit, 6. Faulheit, 7. Lüsternheit, 8. Spielsucht, 9. Weinseligkeit. Vgl. KG 3119 (verl.) = Ml. und 5787a = Sg. 3227 10. 2. 1550. Die drey frölichen dot (Sachs, Rosenton). Es gibt dreierlei Todesfälle, die Freude bereiten, außer es treten besondere Umstände ein: 1. Der Tod eines Pfaffen. Seine Verwandten erben all sein Hab und Gut und lassen es sich mit seinem Geld wohlergehen, gleichgültig ob er in der Hölle oder im Himmel ist. Hat jedoch der Pfaffe sein Geld verschleudert, mit Hunden und Pferden, mit Spiel, Schlemmen und schönen



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Nr. 3234 

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Frauen, und ist nichts da vom Hausrat, so sind die Verwandten verärgert [Str. 1]. 2. Freuden bereitet der Tod einer zänkischen Alten. Ist der Mann seinen „Fegteufel“ los, dann nimmt er sich eine Junge und lebt fröhlich. Hat jedoch die Alte hinter seinem Rücken Geschäfte gemacht, dann muss er sich jetzt mit den Verwandten herumärgern [Str. 2]. 3. Der Tod einer Sau. Wird eine Sau geschlachtet, dann freut sich das ganze Hausgesinde. Auch die Hunde haben etwas davon. Der Nachbar erhält Würste. Ist die Sau aber finnig, so ärgert sich der Hausherr. Zum halben Preis gibt er alles auf die Fleischbank, und statt Schinken muss er Erbsen essen [Str. 3]. Vgl. KG 3232, 5210 = Sgg. 10. 2. 1550. Dreyer frawen clag ueber ire hawsmaid (K./G. 22,510; G./D. 1, Nr. 123). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3124 = Ml. Vgl. 4595 = Sg. 10. 2. 1550. Der guet montag (K./G. 22,513; G./D. 1, Nr. 124). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3156 = Ml. Vgl. 5389 = Sg. 11. 2. 1550. Der pueler mit den sterbenden menschen abgeweisset (K./G. 22,515; G./D. 1, Nr. 125). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3157 = Ml. Vgl. 5667 = Sg. 12. 2. 1550. Der schuester mit seim knecht zw Ulm. Ein poß (K./G. 22,517; G./D. 1, Nr. 126). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3208 = Ml. Vgl. 5665 = Sg. 13. 2. 1550. Die drey frolichen döt (K./G. 22,519; G./D. 1, Nr. 127). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3227 = Ml. Vgl. 5210 = Sg. 14. 2. 1550. Zwey stüeck der thirranney (Vogel, Sauerweise). Inh. u. Q. wie KG 1083 = Ml. (Str. 2 und 3). Vgl. 5556 = Sg. 22.  2. 1550. Comedi mit 8 personen, die göttin Circes, unnd hat fünff actus (K./G. 12,64). 716 Vs. Q.: Homer, Odyssee 10,132–574 (Schaidenreisser). Inhalt: Ulisses (Odysseus) erreicht mit Hilfe des Mercurius (Hermes) die Rückverwand­ lung der von Circes (Kirke) in Schweine verwandelten Gefährten. Bevor er auf Circes’ Rat zur Unterwelt aufbricht, stirbt Elponer (Elpenor). Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Szene Ulisses–Gefährten: ist auf unbekannter Insel gelandet, schickt Eurilochus (Eurylochos), der nicht recht will, mit Elponer (stumm) und Knecht Polites als Kundschafter, bleibt auf dem Schiff. 3. Monolog Circes: kann zaubern. 3.  Szene Elponer–Circes–Eurilochus–Polites: Verwandlung Elponers und des Polites durch Weintrunk, ab in den Stall. II. 1. Monolog Ulisses: in Sorge. 2. Dialog Ulisses–Eurilochus: Bericht. Ulisses will hin, Eurilochus geht nicht mit. 3. Dialog Mercurius–Ulisses: gibt ihm das Kraut Moly und Anweisung. 4. Monolog Ulisses: Aufbruch. III. 1. Monolog Circes: Verwandelte verdanken es der Wollust. 2. Dialog Ulisses–Circes: er, nicht verwandelbar, mit Schwert, lässt sie Eid schwören, dass sie rückverwandeln wird. 3. Monolog Ulisses: freut sich auf die Gefährten. 4. Szene Circes, erst mit Säuen, dann Polites. Circes schickt Ulisses zum Schiff, die anderen zu holen. 5. Circes zu Elponer und Polites: will sie baden usw. IV. 1. Dialog Eurilochus–Permedes (Perimedes): Angst. 2. Ulisses kann nur Permedes überreden, mitzugehen. 3. Monolog Eurilochus: geht auch. 4. Circes zu Elponer und Polites: Bewirtung. 5. Dialog Circes–Ulisses: Sie nimmt ihn auf. 6. Dialog Permedes–

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Polites: wollen heim. 7. Dialog Permedes–Ulisses (Polites stumm): bitten um Heim­ fahrt. V. 1. Monolog Circes: dankt Göttern für den Gast. 2. Dialog Ulisses–Circes: bittet um Heimkehr, sie sagt ihm, er müsse erst noch zur Unterwelt und belehrt ihn, was dort zu tun sei. 3. Szene Ulisses–Polites–Permedes–Eurilochus: Elponer tot, Ulisses tröstet. 4. Epilog Ehrnholdt: Circes = Wollust, Ulisses = Weisheit. Lit.: Bonfatti 2004, 265–269; A. Roth 2016, 294–297.

3235 25. 2. 1550. Der 9 pawren zech (Die neun follen pawren) (Bogner, Steigweise; G./D. 5, Nr.  634). Neun Bauern veranstalten eine große Sauferei, denn der Schultheiß teilt einen Schatz aus, acht Schilling in schwarzen Pfennigen. Hermann Hirnlos lässt auf­ tragen, Hainz Flegel beginnt eine Prügelei, Fridlein Zettenschais singt ein Lied in der Säuweise und Eberlein Heffendoren, der Bräutigam, ist so betrunken, dass sein Erbro­ chenes – 500 Brocken – ein reiches Mahl für eine Sau gibt. Auch Küentzel Kleyenfurtz und der Seitz sowie der Mistfink sind stockbesoffen. Schluss: Niemand beneidet solche Besoffenen. 3236 25. 2. 1550. Der schuchmacher mit dem köcher (Folz, Feielweise; G./D. 5, Nr. 635). Ein Schuhmacher aus Altdorf ist auf einem Botengang. Er hat eine Armbrust bei sich. Als er in ein Wirtshaus einkehrt, legt er den Köcher auf die Bank. Der Wirt verlangt die Zeche für den Köcher, denn der habe den Platz eines Gastes eingenommen. Schamrot zahlt der Schuster. Beim Nachtmahl füttert er seinen Köcher reichlich mit Speisen – muss er doch auch für ihn bezahlen. 3237 25.  2. 1550. Der schuester mit der leberwuerst (Nachtigall, Abendton; G./D.  5, Nr. 636). Ein Schuster macht auf einer Dorfkirchweih gute Geschäfte. Abends will er in einem Wirtshaus speisen. Der Wirt bittet ihn, zusammen mit zehn Krämern Platz zu nehmen. Zunächst werden zehn gesottene Fische aufgetragen – der hungrige Schuster geht leer aus und wird ausgelacht. Doch er hält sich an einem Teller mit Gründlingen schadlos. Dem verärgerten Wirt erklärt er, damit sei er zufrieden. Auch von den folgen­ den zehn Krammetsvögeln bekommt er nichts. Dafür verspeist er einen Hasen ganz allein. Den Vornehmen gebührten die Krammetsvögel, er begnüge sich mit der „Leber­ wurst“. Schluss: Wer genau so viel bezahlt wie andere, der soll auch das gleiche Essen bekommen. 3238 4. 3. 1550. Die urstent Christi, aligoria (Nachtigall, Starker Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. „Geistlicher Sinn“: Christus im Grab zu suchen, ist wie die Beschäftigung mit der Hei­ ligen Schrift; der Stein entspricht der Menschenlehre, die das Wort Gottes nicht rein belässt; der Engel entspricht den Predigern, die uns Christus zeigen; Christus in Galiläa zu finden bedeutet, an ihn zu glauben. So werden wir das ewige Leben haben [Str. 3]. 3239 6.  3. 1550. Ein comedi, mit acht personen zu recidirn, juditium Salomonis (K./G. 6,112). 718 Vs. Q.: 1Kön 3,4–28 (für Akt I–III) und Frag vnd antwort Salomonis und marcolfj V. 195–236 ~ S. 254–262 H. (für Akt IV/V). Vgl. KG 212, 632 = Mll. und 619 = Sg.



Nr. 3240 

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Inhalt: wie KG 212, erweitert das „Nachspiel“ in Salman und Markolph: Von dem miso­ gynen Markolph aufgehetzt, machen die Frauen einen Aufstand. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt mehr angedeutet. 2. Monolog König Salomon: bittet Gott um Annahme der 1000 Brandopfer in Gideon. 3. Dialog Prophet Nathan [Änderung!]– Salomon: Nathan sagt Salomon von Gott, er solle sich etwas wünschen. Salomon wünscht Weisheit. Nathan verkündet Gewährung, Reichtum und hohes Alter. Dank­ gebet Salomons. II. Dialog Nathan–Rat Ahitophel über Salomon: Ahitophel kritisiert Salomon, weil dieser nicht Macht, Lebensgenuss und hohes Alter erbeten hat, Nathan tritt für Weis­ heit und Staatsklugheit ein. III. 1. Salomon zu Räten Mathan und Ahitophel: eröffnet Gerichtstag mit Prinzip der Gerechtigkeit. 2. Dialog Cleopatra–Thamar: Thamar will von Cleopatra, deren Kind tot ist, ihr Kind. 3. Dreigespräch Ahitophel–Thamar–Cleopatra: Ahitophel weist sie für acht Tage ab, will bestochen werden. 4. Salomon, der davon hört, schickt Mathan: 5. Dreigespräch Mathan–Ahitophel–Thamar (Cleopatra stumm): Mathan gestattet Verhandlung. 6. Gerichtsszene Mathan–Salomon–Thamar–Cleopatra–Ahitophel: (a) Klage: Cleopatra/Thamar hatten geboren, Cleopatra hatte ihr Kind im Schlaf totge­ drückt, die Leiche gegen Thamars Kind ausgetauscht. Cleopatra bestreitet. (b) Ahi­ tophel von Cleopatra bestochen, gibt ihr recht, Mathan fordert Salomon zum Urteil auf. (c) Urteil: lebendiges Kind teilen, Thamar will es nicht, Cleopatra will es, Thamar bekommt es. IV. 1. Dialog Salomon–Bauer Marcolphus (z.  T. Stichomythie): Marcolphus kritisiert das Urteil, macht alle Frauen schlecht, Salomon hält Lobrede auf sie, Marcolphus pro­ phezeit Salomon, dieser werde Frauen heute noch schelten. 2. Monolog Marcolphus: will es Salomon zeigen. 3. Dreigespräch Marcolphus–Thamar–Cleopatra: Marcolphus hetzt sie auf: Salomon habe Urteil revidiert, wolle Cleopatra die Ohren abschneiden, habe verkündet, je ein Mann solle jetzt 7 Frauen heiraten. Thamar/Cleopatra beschlie­ ßen, die Frauen gegen Salomon aufzuhetzen. V. 1. Szene Salomon–Räte Mathan und Ahitophel: Aufstand der 2000 Frauen gemeldet. 2. Thamar und Cleopatra dazu, Schimpfgefecht Salomon/Cleopatra. 3. Marcolphus dazu: Hab ich’s nicht gesagt? Wird verdammt, geht unter Protest. 4. Rede Salomon: Es bleibt bei einem einzigen Mann. 5. Epilog Ehrnholdt: König soll gerecht sein, nicht auf Amtsleute trauen und Schmeichler, Narren etc. verjagen. Lit.: Bachorski 1994, 6–9 (8: „Und so wird das ambivalente Faszinosum der Markolf-Figur, wie es in der Prosa, aber auch bei Folz noch zu finden ist, bei Sachs ganz entschieden vereindeutigt zu einem negativierten und ausgegrenzten Marcolphus, einem bößwicht und schalcksnarr, den man vertreiben solle und müsse – und mit dessen Vertreibung das Stück auch endet, anders, als alle anderen Fassun­ gen. Eine größere Entfernung des dramatischen Helden Markolf von seinem Vorbild in der Prosa kann man sich kaum vorstellen.“); Gabaude 2016b.

3240 7. 3. 1550. Ein oster peschlus (Zorn, Verborgener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 374 = Ml. Vgl. 5636 = Sg. Kurtze glos: Seit Adam ist des Menschen Natur fleischlich gesinnt,

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voll böser Begierde, verdammt und verflucht. Hört der Mensch aber Gottes Wort, so ergibt er sich ihm und empfängt den Heiligen Geist. Dann ist er Gottes Kind. Der Geist leitet ihn zu allem Guten an. Kreuz und Beschwerden sind dazu da, Fleisch und Blut zu „dämpfen“. Nach diesem Leben lebt die Seele im Reich Gottes. Wenn der Körper im Grab fault, dann geht auch die Begierde zugrunde. Am Tag der Auferstehung wird Gottes Sohn den Leib erwecken. Der Mensch wird dann eine neue Kreatur sein, er wird Gott ewig erkennen und mit ihm leben [Str. 2 und 3]. 9. 3. 1550. Das partscheren (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 5, Nr. 637). Ein Bauer kommt aus Nürnberg und kehrt spät abends mit großem Hunger in einem Röthenbacher Wirtshaus ein. Dort sitzen bereits sechs Edelleute. Zu ihnen soll der Bauer sich auf Geheiß des Wirtes setzen. Der Bauer begrüßt die Edelleute nicht, sondern blickt erwartungsvoll auf die fette Suppe, die hereingetragen wird, dabei wetzt er sein Messer am Stiefel. Da erhebt sich einer der Edelleute, befeuchtet sich den Bart mit der Suppe und lässt ihn über der Schüssel abtropfen. Der Wirt stellt ihn zur Rede. Er glaube, erklärt der Edelmann, der Bauer wolle ihm den Bart scheren, doch solle man sich nicht trocken rasieren lassen. – Bauern soll man nicht unter Adelige lassen. 10. 3. 1550. Der künig Sihon (Folz, Strafweise). Auf dem Zug durch die Wüste besiegt Mose den Amoriterkönig Sihon [Str. 1]. Auslegung: Die Wüste entspricht dem Jammer­ tal, durch das wir hindurch müssen, wenn wir zum himmlischen Vater wollen. Der Satan versperrt uns den Weg. Gott aber verleiht uns Stärke und Kraft, wir kämpfen furchtlos mit Gottes Wort gegen die „Menschenlehre“ und siegen über sie und die Sünde. So erhalten alle Christen ewigen Frieden mit sieghafter Hand [Str. 2 und 3]. Q.: 5Mose 2,26–37. 11.  3. 1550. Phenizer frawen redlich dat (Frauenlob, Ritterweise). Es steht Kampf zwischen Phöniziern [sic Sachs und RSM, richtig: Phokensern] und Thessaliern bevor. Während Daiphantos das phokensische Heer ausrüstet, beschließt man, Frauen und Kinder ins Zeughaus zu bringen und es mit Pech und Stroh zu umgeben. Sollten die Phokenser besiegt werden, dann würde ein Knecht das Haus anzünden. Frauen und Kinder wären dann vor Schmach und Elend bewahrt. Die Frauen unterstützen diesen Beschluss und sind bereit zu sterben. Doch die Phokenser siegen. Große Opfer werden Diana dargebracht. Zur Ehre des „weiblichen Standes“ wurde so das Vaterland geret­ tet. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 244A-E (Herr). Vgl. KG 1821 (verl.) = Ml. 11. 3. 1550. Was das geruetest leben sey (Frauenlob, Vergessener Ton). Plutarch sagt, dass nicht Reichtum das angenehmste Leben verschaffe  – er stifte nur Unruhe  –, sondern allein die Weisheit [Str. 1]. Als Alexander der Große von Anaxarchus [sic Sachs und RSM, richtig: Anaxagoras] erfährt, wie viele „Welten“ es gebe, weint er. Er habe so viele Kriege geführt, erklärt er, und doch noch keine Welt gewonnen. Trotz seines Reichtums war Alexander arm. Ganz anders Krates, der weise war, aber nur eine Manteltasche und einen Stab besaß. Der lebte geruhsam [Str. 2]. Weisheit verleiht das geruhsame Leben, Reichtum schafft Unruhe und Sorgen. Christus selbst nennt den Reichtum scharfe Dornen. Die Weisheit behütet den Menschen vor dem Übel [Str. 3]. Q.: Plutarch, Über die Gemütsruhe 466D-E (Herr). Vgl. KG 5134 = Sg.



Nr. 3251 

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3245 12. 3. 1550. Des herren haus (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton; Rettelbach 2019, 133–135). Salomo lässt die Bundeslade in den neuerbauten Tempel bringen. Nach einem langen Gebet Salomos wird der Tempel eingeweiht [Str. 1]. Auslegung der figur: Gott hat das Alte Testament erfüllt. Christus ist der geistliche Salomo und richtet durch sein Evangelium des Herrn geistliches Haus auf. Er sendet seine Jünger aus, damit sie das Evangelium predigen. Um Christi willen sind dem Volk die Sünden ver­ geben. Wer glaubt, der wird zu einem Stein in diesem auserwählten Gotteshaus der christlichen Gemeinde. Alle frommen Prediger tragen die geistliche Bundeslade in die Herzen der Christen [Str. 2]. So haben das Alte Testament und das strenge Gesetz ein Ende. Christus, der Schatz der Gnaden und die göttliche Bundeslade, ist Fürsprecher aller Christen. Er schickt dem Volk der Christen die Wolke der Gnade, den Heiligen Geist, der sie zu göttlicher Liebe entflammt. Wie Christus sein christliches Haus mit seinem Blut eingeweiht hat, sollen auch wir uns aufopfern, damit wir die Sünde meiden und selig werden [Str. 3]. Q.: 1Kön 8. Lit.: Rettelbach 2019, 132–135.

3246 März 1550. Unücz sorgen trager (Ehrenbote, Spiegelton). Inh. u. Q. wie KG 5637 = Sg. [verl.] 3247 März 1550. Lon und rach gucz und pös (Örtel, Langer Ton). Q.: 2Thess 3. [verl.] 3248 14. 3. 1550. Die 41. epistel Senece von got (Römer, Gesangweise). Wir sollen erken­ nen, dass Gott das höchste Gut ist. Auf ihn allein sollen wir vertrauen; er verleiht Hilfe und Tugend. So wie die Sonne ihre Strahlen aussendet und doch am Firmament bleibt, so senkt Gott auf uns sein heiliges Gemüt herab und bleibt dennoch unverän­ dert an seinem Ort. Schluss: Seneca erkennt allein durch das „Licht der Natur“ das Wesen Gottes. Wir Christen sollten das höchste Gut noch besser erkennen, haben wir doch Schrift und figur. Q.: Seneca, Epistulae 41 (Herr). Vgl. KG 5801 = Sg. 3249 März 1550. Das thempel messen (Regenbogen, Grauer Ton). Q.: Offb 11. [verl.] 3250 17. 3. 1550. Die erscheinung Cristi nach der urstent (Kettner, Frauenton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,9–16. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Tröstlich lehr: Das Evangelium verkündet uns die Vergebung. Bauen wir aber noch auf eigene Werke, so glauben wir glaublos! Erst wenn uns das Gesetz schreckt, erken­ nen wir durch den Geist, dass Christus unser Heiland ist [Str. 3]. 3251 18. 3. 1550. Der abschied Christi (Nachtigall, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 768 = Ml., aber nur 18,19–30. Vgl. 1231 = Lied, 2616, 3384, 3514 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag. Drei Lehren lassen sich aus dem Bericht ziehen: 1. Obwohl Jesus ver­ spottet und in Schande gekreuzigt wurde, ist er doch ein König. So folgen dem Kreuz der christlichen Gemeinde Ehre und Ruhm. 2. Wie Christus seiner Mutter die ewige Glückseligkeit verheißt, so wird jedem hundertfältig vergolten, der Christi Willen tut. 3. Christus erlitt den zeitlichen Tod und ist wieder auferstanden. So wird Gott auch uns Christen auferwecken, nachdem wir von der Welt gewürgt und gequält worden sind. Dann leben wir nach diesem Jammertal im herrlichen Reich des Kaisertums Christi [Str. 3]. Weitere Q.: Ps 22,19; Ps 69,22.

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3252 19. 3. 1550. Als Cristus auferstand vom dot … (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 148 = Ml., aber hier nur 24,44–53. Vgl. 946, 1953, 2629 (verl.), 3513, 4604, 4641 = Mll. Auslegung: Wenn wir auch kleinmütig sind, so verachtet Christus unsere Gebrechlichkeit doch nicht. Er hat mit uns Geduld und sendet uns den Heiligen Geist, der unsere Herzen unterweist und unseren Verstand aus Gnade der Wahrheit öffnet. Glauben wir mit derart erleuchtetem Verstand, dann kann niemand uns den Heiland rauben. Auf ihm ruht unsere Hoffnung [Str. 3]. 3253 20. 3. 1550. Das fischen Petri, aligoria (Sachs, Neuer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Der geist­ lich sin: Das Fischen bedeutet die Predigt des Evangeliums, die Nacht die vergeblichen menschlichen Anstrengungen, das Eingefangenwerden der Fische die Erleuchtung durch den Heiligen Geist; Petrus bedeutet die frommen Christen, die Leben und Gut der Gefahr aussetzen; der Bratfisch wird gedeutet als exempel der Marter, und das Brot deutet auf das Sakrament hin, das Christus seinen Gläubigen hinterließ [Str. 3]. 3254 20. 3. 1550. Zigel prennen in Egipten (Vogel, Langer Ton). Moses will mit dem Volk Israel in der Wüste Gott opfern. Pharao, statt es ziehen zu lassen, befiehlt, dass das Volk die gleiche Menge Ziegel wie zuvor brennen soll, das benötigte Stroh aber selbst sammeln muss. Als die Forderung nicht erfüllt wird, straft er die Vögte [Str. 1 und 2]. Allegorese: Der Antichrist hielt die Christen lange Zeit gefangen. Das Ziegelbrennen bedeutet die Menschenlehre. Wer sich nicht nach ihr richtete, wurde in Acht und Bann getan. Doch endlich erweckte Gott einen zweiten Mose [gemeint ist Luther], der das Volk durch Gottes Wort aus Ägypten führte. Der Antichrist stürzte, damit Gott seine christliche Schar zur Freiheit führen konnte [Str. 3]. Q.: 2Mose 5; 6,1.6. Lit.: Rettelbach 2019, 129  f.

3255 21. 3. 1550. Die grabhüeter (Schwarz, Vermahnter Ton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 378, 1958, 3266, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Auslegung: Auch Gottes Wort war im Grab verschlossen. Auf ihm lag der schwere Stein des Men­ schengebots. Das Wort Gottes konnte nicht auferstehen. Als aber Gott die Zeit gekom­ men schien, erweckte er sein Wort. Die Grabwächter flohen. Die Priesterschaft will die Kunde davon mit Spitzfindigkeit, Geld und Geschenken niederhalten. Schlussbitte: Erhalt uns bei deinem Wort! 3256 21. 3. 1550. Die acht verendrung im ehstant (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 638). Ein Alter erklärt dem Dichter die acht Lebensabschnitte des Ehemanns: Zuerst ein liebes­ toller Stier, wird er bald der Frau untertäniger Esel. Ist das Kind da, sorgt er für es, wie Joseph; danach spielt er Kuckuck. Ist das Heiratsgeld aufgebraucht, wird er Barfüßer­ mönch, von Armut geplagt. Um die Ehre zu retten, plagt er sich Tag und Nacht, einem Märtyrer vergleichbar, und als Kämpfer geht er gegen Widrigkeiten des Alltags an. Schließlich wird er ein Simon [„Sie-Mann“], denn jetzt gibt seine Frau den Ton an. Er muss auf den Schinken vom Deutschen Hof verzichten und gehört dem Orden an, in dem man geflickte Hosen trägt. Vgl. KG 3407 = Sg. 3257  3. 1550. Lon der frumen, straff der gotlosen (Frauenlob, Leidton). Gott beklagt, dass sein Volk den Gottesdienst für vergeblich hält und dass die Gottlosen zunehmen.



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Am schrecklichen Tag des Brandes werden die Gottlosen brennen, den Gottesfürchti­ gen aber wird die Sonne aufgehen. Schluss: Bitte und Glaube, Furcht und Liebe. Q.: Mal 3,13–20. 24. 3. 1550. Franciscus der staubig (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 639). Ein Freihirt erzählt einem einfältigen Abt, er habe Sankt Peter im Himmel getroffen. Der Abt wird recht nachdenklich, als er hört, dass Sankt Peter bereits seit 25 Jahren vergeblich auf Mönche warte. Später sieht sich der Abt im Traum selbst im Himmel, wo er Franziskus, fingerdick verstaubt, vor der Himmelspforte trifft. Franziskus erzählt, bereits seit 328 Jahren, d.  h. seit 1222 [Franziskus starb 1226] warte er hier auf Einlass. Sankt Peter berufe sich nämlich auf die Regel des Franziskanerordens, wonach Mönche nur zu zweit gehen sollen. Bisher sei kein anderer Franziskaner heraufgekommen, denn Betteln, Gleisnerei und „Menschenlehre“ seien den Menschen lieber als das Wort Gottes. 24. 3. 1550. Der pfaff im pach (Singer, Lieber Ton; G./D. 5, Nr. 640). Mit einem Pfarrer aus Franken kommt ein Barfüßermönch überein, die Gelder aus einer Ablasspredigt aufzuteilen. Doch nach der Predigt steckt der Mönch alles ein. Der Pfarrer erinnert ihn an das Armutsgelübde, nimmt das Geld an sich und schlägt vor, es gemeinsam in Heidingsfeld zu versaufen. Auf dem Weg dorthin müssen sie durch einen Bach. Der Pfarrer weigert sich; seine guten braunen Hosen will er nicht beschmutzen. Da nimmt ihn der Mönch auf den Buckel. Er fragt den Pfaffen, ob er das Geld noch habe, und wirft ihn in den Bach, denn Geld dürfe er ja nicht tragen. Vgl. KG 5668 = Sg. März 1550. Anfang new testament (Mönch von Salzburg, Chorweise). Q.: Jes 1. [verl.] 27. 3. 1550. Die getrew künigin Beronices erstach iren pruder (Lochner, Klagweise). Königin Berenike rächt sich auf mannhafte Weise an ihrem Bruder, der ihren Gatten und die Kinder ermordet hat. Sie verfolgt ihn, tötet ihn und zerstreut sein Heer. Schluss: Liebe und Treue halten von Rache nicht zurück und fürchten keine Gefahr. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 72 (71 Steinhöwel). 28. 3. 1550. Ein tröstlich prophezei (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2855 = Ml., aber nur 45,22–25. März 1550. Straffpredig uber Zion (Vogel, Gefangener Ton). Q.: Jer 4. [verl.] März 1550. Die zukunft Christi (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 503a = Ml. Vgl. 2904 = Ml. [verl.] 31. 3. 1550. Busa die milt (Vogel, Schallweise). Die reiche Frau Busa nimmt sich mit großer Milde der aus der Schlacht bei Cannae zurückkehrenden Römer an [Str. 1 und 2]. Gäbe es doch in Deutschland auch eine solche Busa, die den aus dem Krieg heim­ kehrenden Landsknechten Herberge gäbe [Str. 3]! Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 69 (68 Steinhöwel). 1. 4. 1550. Die grabhüeter (Marner, Langer Ton). Inh. [Str. 1,1–18] u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–13.15. Vgl. 378, 1958, 3255, 3512, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Dies ist eine gaistlich figur: Dreihundert Jahre lang lag Gottes Wort verborgen, verschlossen mit einem großen Stein aus Menschengesetz und -lehre, behütet von Bettelorden und meß knechten, die das Grab umlagerten und allein auf Eigennutz bedacht waren. Wer

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das Grab aufdecken will, muss wissen, dass er Fleisch und Blut nicht ganz abtöten kann, und er muss Gott allein die Ehre geben.  4. 1550. Drostliche hilff gottes (Drabolt, Linder Ton). Prophezeiung, dass Gott sein Volk schützen wird. Auslegung: Die Christen sollen aus dieser Prophezeiung lernen, in Verfolgung nicht zu verzagen, sondern ganz auf Gott zu vertrauen. Er kann die Feinde zu Boden werfen. Die Frommen sollen fröhlich sein, denn Gottes Schutz ist ihnen sicher. Q.: Jes 14,8–15. 2.  4. 1550. Reden und schweygen und liegen (Vogel, Frischer Ton). Vom Reden, Schweigen und Lügen. Q.: Sir 20,1–8.21–29. Vgl. KG 5559 = Sg. April 1550. Am zwaintzigsten Jesus Sirach … (Lesch, Gesangweise). Inh. u. Q. wohl nur z.  T. wie KG 5559 = Sg. [verl.] 3. 4. 1550. Die sinreich fraw Proba (Sighart, Pflugton). Proba, eine äußerst gelehrte Frau, kennt die Werke Vergils so gut, dass sie aus Teilen vergilischer Verse eine Dar­ stellung der biblischen Geschichte zusammensetzt. Das Buch wird „Centona“ (Cento) genannt. In Wort und Schrift wird Proba heute noch gelobt. Schluss: Der Name aller anderen Frauen erlischt mit ihrem Tod. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 97 (92 Steinhöwel). 3. 4. 1550. Des Nadab und Abihw straff (Rosengart, Freudweise). Nadab und Abihu, die Söhne Aarons, bringen gegen den Willen Gottes ein Brandopfer dar und müssen deshalb sterben. Moses verbietet die Totentrauer [Str. 1 und 2]. Auslegung: Das geschah im Alten Testament. Wie wird es erst denen gehen, die wider Gottes Willen der Men­ schenlehre huldigen! Die Rache wird sie gerechterweise treffen. Gott wird diejenigen, die sein Wort missachten, verbrennen [Str. 3]. Q.: 3Mose 10,1–7. 4. 4. 1550. Der fal Petri und der jünger (Mügling, Hofton). Inh. u. Q. wie KG 1779 = Ml. Auslegung: Daran erkennt man unsere schwache Natur. Ist sie aber durchs Evange­ lium erleuchtet, so brennt sie in Glaube und Liebe [Das Folgende teilweise in der erhaltenen Hs. unleserlich:] In der Not, wenn Gott seine Hand von uns abzuziehen scheint, sollen wir beständig sein. Weitere Q.: Sach 13,7. 4.  4. 1550. Von essen, arzney, trawrigkeit (gesundheit, kranckheit und dot) (Mügling, Hofton). Ermahnung zur Mäßigkeit im Essen [Str. 1]. Die Kunst des Arztes ist zu loben [Str. 2]. Wenn jemand stirbt, soll man um ihn trauern [Str. 3]. Q.: Sir 37,30– 38,24. Vgl. KG 5869 = Sg. April 1550. Die düren reben (Frauenlob, Langer Ton). Q.: Ez 15. [verl.] 5.  4. 1550. Warumb Israel gefangen wart (Regenbogen, Süßer Ton). Der Prophet erklärt, warum das Volk Israel im Exil leben muss: Das Volk hat den Brunnen der Weisheit verlassen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn wir nach Gottes Wort wandeln, dann haben wir Friede, Freude und „Mut“. Kehren wir uns von Gott ab und leben wir nach Menschenlehre, so schwimmen wir in der Flut der Sünden. Gott wird uns dann hart strafen und sein Angesicht von uns wenden. Dann gibt es keine Hilfe mehr [Str. 3]. Q.: Bar 3,10–14. 9. 4. 1550. Sant Peter mit dem lanzknecht (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 641). Sankt Peter, der predigt, und ein Landsknecht, der bettelt, kommen überein, ihre Ein­



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künfte zu teilen. Auf einer Kirchweih stopft sich der Landsknecht beide Ärmel mit Lebensmitteln voll. Sankt Peter heilt den Schultheißen vom Fieber und erhält dafür einen Käse und 30 Gulden, die er jedoch dem Landsknecht verheimlicht. Im Wirts­ haus wollen sie später miteinander ein Hühnchen essen. Insgeheim isst der Lands­ knecht das Leberlein. Als Petrus ihn danach fragt, schwört er, er sei es nicht gewesen. Petrus zieht die Gulden heraus und spricht ein Drittel demjenigen zu, der das Leber­ lein gegessen hat. Sogleich schwört der Landsknecht das Gegenteil seines vorigen Eides. Seither vertraut Petrus keinem Landsknecht mehr. Lit.: Gabaude 2011c, 174.

3277 April 1550. Die edel fraw mit der kazen (Regenbogen, Blauer Ton; G./D. 5, Nr. 642). [verl.] 3278 10. 4. 1550. Die verstainigung Stephani (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 247 = Ml. Vgl. 2314 = Ml. Schluss: Noch heute werden die unschuldigen Knechte Gottes von Gottlosen durch Plagen und Lügen, durch Gewalt und Gefangennahme bedrängt. Aber sie finden Trost und sehen den Himmel offen. 3279 10. 4. 1550. Ausgang der kinder Israel, aligoria (Vogel, Engelweise). Das Volk Gottes zieht gerüstet aus Ägypten. Gott weist ihm in Gestalt einer Wolken- bzw. Feuersäule Tag und Nacht den Weg [Str. 1]. Drei Dinge sollen wir aus der figur lernen: 1. Wenn uns Gott aus dem Ägypten der Sünden führt, dann leitet er uns durch die Wüste, durch Kreuz und Leid. Oft erliegen wir der Wollust. 2. Wie einst das Volk zum Zug aus Ägypten gerüstet war, so sollen auch wir gerüstet sein, nämlich durch das Wort Gottes. So können wir unsere Wollust bekämpfen und auch die Welt und den Satan. 3. Wie Gott in der Wolke den Weg wies, so hat uns Christus die Sakramente gelassen. Daran erken­ nen wir, dass der allmächtige Gott seinem christlichen Volk beisteht, es erquickt und stärkt. So geleitet er uns in das himmlische Vaterland [Str. 2 und 3]. Q.: 2Mose 13,17  f.21. Vgl. KG 3784 = Ml. 3280/81 April 1550. Paulus mit den von Corinth. Ml. Inh. u. Q. wohl wie KG 570 = Ml. [verl.] 3282 April 1550. Straff der gewaltigen (Vogel, Klagweise). Weish 6. [verl.] 3283 12. 4. 1550. Porcius der ungeraten sun Catonis (Folz, Hahnenkrat). Cato Uticensis war ein Vorbild an Verstand, Weisheit und Gerechtigkeit. Ganz anders jedoch sein Sohn M. Porcius Cato, der sehr lasterhaft war, wie eine Geschichte bezeugt: Porcius hält sich in Kappadokien auf und treibt es heimlich mit der Frau seines Gastgebers. Man macht Spottverse auf ihn, u.  a. mit dem Hinweis, Porcius und sein Gastgeber seien so eng miteinander befreundet, dass sie nur eine Seele hätten – Anima ist nämlich der Name der Frau [Str. 1 und 2]. Epimythium: Oft leben die Alten ehrsam und erziehen die Kinder gut, trotzdem werden diese dann unverschämt und leben lasterhaft, so dass sich die Eltern schämen müssen [Str. 3]. Q.: Plutarch, Cato minor 73 (Boner). 3284 12.  4. 1550. Cleopatra die unkeusch künigin (Frauenlob, Zarter Ton). Kleopatra kommt M. Antonius nach seinem Sieg über Crassus mit großem Pomp entgegen. Die ägyptische Königin gleicht der Venus. Sie versteht es, durch ihre Reize Antonius zu bezaubern. In Wollust verbringt er mit ihr die Zeit in Alexandria. Schließlich bringt sie ihm Verderben. Schluss: Die Schönheit „reizender Frauen“ bringt Übles mit sich, wie

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das Sprichwort sagt: Stroh, das nahe beim Feuer liegt, entflammt sehr schnell. Q.: Plutarch, Antonius 25–27 (Boner). Vgl. KG 5424a, 5445 = Tragg. Lit.: Sasse 2020b, 181  f.

3285 14. 4. 1550. Der pauer mit der holz peicht (Folz, Feielweise; G./D. 5, Nr. 643). Ein Bauer beichtet in der marterwochen, Mordabsichten gehabt zu haben, es sei jedoch nichts geschehen. Für den Pfarrer sind jedoch böser Wille und Tat dasselbe. Zur Buße soll ihm der Bauer Holz bringen. Am nächsten Tag fährt der Bauer vor das Haus des Pfarrers. Dieser meint, er bringe das Holz. Doch der Bauer sagt: „Ich hatte die Absicht, es zu bringen, doch es reute mich. Nehmt den Willen für die Tat.“ Q.: Schertz mit der warheyt, LXXVv. 3286 April 1550. Nach dem Cornelius den heiling gaiste … (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wohl wie KG 1653 + 1654 = Mll. Vgl. 158 = Ml. [verl.] 3287 15. 4. 1550. Erstlich Cristen genenet (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 466 = Ml., hier nur 11,19–26. [Str. 1 und 2]. Schluss: Hieraus lernen wir, dass die christliche Gemeinde Verfolgung erdulden muss. Dann wird der „alte Adam“ furchtsam und kleinmütig und bekennt sich nicht freimütig zu Christus. Aber Gottes Geist wird schließlich Männer erwecken, die das reine Evangelium predigen, geistreich und unerschrocken. Schlussbitte an den Heiligen Geist, der uns „in Pflicht halten möge“, den christlichen Namen würdig zu tragen und selig zu werden [Str. 3]. 3288 16. 4. 1550. Der klaiber mit dem duncher (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 5, Nr. 644). Ein Maurer und ein Tüncher – beides durchtriebene Kerle – wischen sich gegenseitig immer eins aus. Beide wohnen am Galgenhof . Der Maurer trägt einen Sack Fliegen in das Haus des Tünchers. Obgleich sie eine große Plage werden, nimmt es der Tüncher gelassen hin; am Ende des Sommers werden die Fliegen sterben, dann wird er sich rächen. Im Winter legt er dem Maurer einen mit Dreck gefüllten Erpel auf den Ofen. Es gibt eine große Schweinerei. Beide haben sich oft mit ekelerregenden Tieren zugesetzt. 3289 19. 4. 1550. Ein tragedi, mit dreyzehen personen zu recidirn, die unglückhafftig königin Jocasta, und hat fünff actus (K./G. 8,29). 699 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 25 (23 Steinhöwel). Vgl. KG 810 = Ml. und 5833 = Sg. Inhalt: wie KG 810. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt vollständig. 2. Szene König Layus (Laios)–Ehrnholdt– Trabanten Linus und Demas (stumm): schickt Ehrnholdt zur Königin, Demas zur Vor­ bereitung des Turniers. Ehrnholdt meldet Geburt eines Sohnes. Er und Linus sollen Fest vorbereiten. 3. Monolog Layus: Wunschgebet zu Jupiter wegen Sohn. 4. Mercurius zu Layus: Sohn wird ihn töten. 5. Monolog Layus: Sohn Edippus (Ödipus) töten lassen. 6. Dialog Layus–Demas: Tötungsauftrag. 7. Monolog Layus: Das war nötig. 8. Dialog Layus–Demas: Demas bringt das Herz. 9. Dialog Layus–Ehrnholdt: meldet Trauer der Königin; Layus will es ihr erklären. II. 1. Dialog König Atletes von Corint–Marschall Nicias; Trabanten stumm: Auskunft über Jagd. 2.  Szene Jäger–Atletes–Nicias: bringt Kind. Atletes nennt es Edippus,



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findet Erkennungszeichen, Nicias soll es aufziehen. 3. Dialog Layus–Ehefrau Jocasta (Iokaste): Layus eilt von Atletes angegriffenen Phenicern (Phöniziern) [Q.: Phocen­ sern] zu Hilfe. 4. Monolog Jocasta: 18 Jahre seit der Geburt, Angst um Layus, geht in den Tempel. 5. Szene Atletes–Nicias–Edippus: Edippus zum Hauptmann gegen Layus ernannt. III. 1. Dialog Edippus–Linus: meldet Layus. 2. Dialog und Kampf Layus–Edippus: Tötung. 3. Edippus zu Linus: Sieg. 4. Monolog Jocasta: Sorge um Layus. 5. Dialog Ehrn­ holdt–Jocasta: meldet Tod und dass sie im Auftrag des Atletes Edippus heiraten soll. 6. Monolog Jocasta: hat Brief geschrieben, will Witwe bleiben. Ehrnholdt ab, Jocasta klagt nochmals. 7. Szene Atletes–Jocasta–Edippus (stumm): Atletes verheiratet beide, will zum Krönungsfest rüsten. IV. 1. Monolog Edippus: ist glücklich, aber will seine Abstammung wissen. 2. Mercu­ rius zu Edippus: warnt ihn. 3. Dialog Jocasta–Edippus: Er hat zwei Söhne und zwei Töchter, sagt ihr nicht, warum er traurig ist. 4. Monolog Jocasta: rätselt. 5. Mercu­ rius zu Jocasta: Edippus ist ihr Sohn. 6. Monolog Jocasta: jammert darüber. 7. Dialog Edippus–Jocasta: Sie sagt es ihm; Wiedererkennungszeichen; er sticht sich die Augen aus, geht in die Fremde. 8. Monolog Jocasta: wird allein regieren. V.  1. Dialog Edippus-Söhne Floristes–Joristes: Streit um die Herrschaft. 2. Dialog Jocasta–Floristes; Joristes stumm. Jocasta schlichtet, Floristes folgt ihr. 3. Dialog Hof­ schmeichler Sathanus–Joristes: hetzt ihn gegen Floristes auf. 4. Monolog Sathanus: hofft auf gegenseitige Tötung. 5. Dialog und Zweikampf Floristes–Joristes, Ehrnholdt dazu; sie fallen beide. 6. Dialog Jocasta–Ehrnholdt: Sie ersticht sich. Epilog Ehrn­ holdt: (1) Was Gott beschließt, geschieht; (2) Dem Glück ist nicht zu trauen; (3) Auch im Unglück nicht Selbstmord begehen; (4) Man soll genügsam sein; (5) Regent soll nicht auf Heuchler und Schmeichler hören. Lit.: Krause 1979, 148  f.; Skrine 1995, 91–94; Stuplich 1998, 146.148  f.172.200.223  f.225  f.; Henkel 2014, 198  f.; Sasse 2020b, 261–281.

3290 April 1550. Als den heilligen gaiste … (Nachtigall, Starker Ton). [verl.] 3291 April 1550. [E] Der körbleinmacher (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 645). Als ein Korbmacher am Sonntag einen Korb fertiggestellt hat, fordert er seine Frau auf, Gott dafür zu danken. Die Frau weigert sich: Die Körbe gingen sie nichts an. Daraufhin ver­ prügelt sie der Korbmacher. Der Pfleger kommt vorbei und erfährt von der Ursache des Streits [Str. 1]. Er erzählt seiner Frau davon. Als diese der Frau des Korbmachers recht gibt, bekommt auch sie eine Tracht Prügel [Str. 2]. In der Küche fragt die Köchin den Reitknecht nach der Ursache des Streits. Die Köchin zeigt Verständnis für die Korbma­ cherin und erhält ebenfalls Prügel. Schluss: Eigensinnige Frauen soll man prügeln [Str. 3]. Vgl. KG 1238 = Ml. und 4421 = Fsp. 3292 21. 4. 1550. Reimen in die drey pretspil (K./G. 22,521). 48 Vs. Mehr zur Geschichte der drei Brettspiele – das erste geht auf Herodot zurück – und der Metaphorik als zu den Spielregeln. 3293 22. 4. 1550. Ein klagred der untergetretten fraw Gerechtikeit (K./G. 22,523). 52 Vs. Sie ist durch Gewalt unterdrückt.

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3294 22. 4. 1550. Ein klagred der Gerechtikait uber falsche juristen (K./G. 22,525). 62 Vs. Die Gerechtigkeit spricht über die falschen Juristen, klagt über die gegenwärtigen Zustände und wird es einst auch Gott klagen. 3295 24. 4. 1550. Der wunderlich verporgen traum von den göttern (K./G. 22,527). 127 Vs. [davon 6 Dubletten (= KG 22,529,26–31), ungerade, weil Reim zu 32 fehlt]. Der Dichter kommt im Oktober im Traum in einen Saal mit den sieben Planeten unter Saturn und hört die Klage einer himmlischen Frauengestalt über Misshandlung ihrer Person. Von Saturn abgewiesen, kommt sie in einen Saal, der stunt ganz nider, zu den fuerstling gaister[n]. Die richten sie wieder auf, aber als ihr Glanz das Licht des Saturn ver­ scheucht, hetzt er mit Hilfe von Falsitas und Pluto Jupiter auf sie, der so donnert, dass die meisten Fürsten von ihr weichen. Sie sieht sich total verlassen und hofft nur noch auf Gott. Der Dichter wacht auf. Gemeint ist wohl Frau Theologia. 3296 25.  4. 1550. [E] Schwanck. Die hasen fangen und braten den jeger (K./G.  5,159; G./D.  1, Nr.  128). 120 Vs. Der Dichter geht eines Morgens durch einen verschneiten Wald und sieht den „Reichstag“ von rund 200 Hasen. Ein Alter verklagt den alten Jäger wegen seiner Grausamkeiten. Also fängt man ihn, sitzt über ihn zu Gericht und bestraft ihn, indem man ihn am Spieß brät und seinen Hunden die Haut abzieht. Er ist reumütig. Der Dichter traut sich nicht, ihm zu helfen und denkt beim Fortgehen, dass es Tyrannen letztlich so ergehen müsse. Lit.: Zschelletzschky 1975, 354–358; Ansorge/Lüpke 1978, 176 A.  22; Ecker 1981, 163–174; M.  E. Müller 1985, 171  f.; Schüppert 1992b (586: „Die Summe der Argumente spricht dafür, dass das Flug­ blatt bereits um 1530 anzusetzen ist. Die aktuellen Bezüge allerdings können nur spekulativ erörtert werden.“; dazu Rettelbach 2017, 188 A. 26: „Dem steht freilich die eindeutige Datierung und die Ein­ ordnung im Spruchbuch 6 entgegen.“); Gabaude 2013b; Dehnert 2017, 372–374.

3297 25. 4. 1550. Der fliegent Icarus (K./G. 22,531). 50 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1852 = Ml. 3298 26. 4. 1550. Das cristlich leident hertz (K./G. 23,124). 50 Vs. Der Dichter sah einmal ein Wandbild, das er nicht deuten konnte. Es zeigte auf einer am Boden liegenden Frau einen glühenden Amboss, davor eine magere Frau in einem gelben Kleid, die ein Herz in einer Zange hielt. Eine andere mit rotem Gesicht schlug mit einem dreifachen Hammer auf das im Feuer liegende Herz. Außerdem stand da eine weitere Frau in tugendhaftem Gewand, die sehnsüchtig in den Himmel schaute; von dort taute es auf das Herz herab. Weise Männer legen das Bild dem Dichter aus: Das Herz zeigt die Ver­ folgung derer, die gottselig leben wollen. Aber unten liegt die Geduld, die weiß, dass Gott die Gottseligen erlösen wird. Auf die Frage nach dem Künstler sagt man dem Dichter, dieser sei schon verstorben. Vgl. KG 5384 = Sg. 3299 29.  4. 1550. Die hewchlerey Petri (Sachs, Klingender Ton). Paulus und Petrus in Antiochia. Paulus betont, dass man nicht durch die Werke, sondern allein aus dem Glauben gerechtfertigt wird [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wo Prediger Gottes Wort ohne jeglichen Zusatz verkünden [Rest unleserlich] [Str. 3]. Q.: Gal 2,11–16. 3300 30. 4. 1550. Das pfingstfest (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 4016, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5.



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3301 30. 4. 1550. Der paurenknecht fras sein hantschuch (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 646). Ein Bauernknecht kommt mit einem weißen Federbusch, den er verkaufen will, nach München. Er fragt, wo er den Federbusch waschen lassen könne, und wird zu einem Koch gewiesen. Der schalkhafte Koch schickt ihn zum Warten in die Stube und verspricht ihm inzwischen ein Essen. Nur solle er seine hirschledernen Hand­ schuhe dalassen, damit ihn die Reitknechte nicht verspotten. Zuerst setzt der Koch dem Bauern den gebratenen, kleingehackten und mit achtzehn Eiern gerösteten Federbusch vor, danach erhält er die in Streifen geschnittenen Handschuhe, die er für Kutteln hält. Nach dem Essen wird er über alles aufgeklärt. Vgl. KG 5412 = Sg. 3302 30. 4. 1550. Der pfarer mit dem rad (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 5, Nr. 647). Ein armer Pfarrer betätigt sich auch als Wagner. Die Wochentage zählt er nach den Wagenrädern, die er gemacht hat, für jeden Werktag ein Rad. Doch einmal übersieht er ein Rad und glaubt, es sei Werktag, während die Bauern bereits zur Kirche gehen. Erst als ihn der Schultheiß an seine Sonntagspflicht erinnert, geht er zur Kirche, predigt von Ablass und Gnade und erteilt den Segen. 3303 2. 5. 1550. Pauli zwifeltig verfolgung (Lesch, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 392 = Ml., dazu 14,1–6: Paulus predigt in Ikonion und muss fliehen. Vgl. 3611 = Ml. 3304 2. 5. 1550. Die Himelfart Cristi (Zorn, Zugweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3542, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Auslegung: Nach Adams Sündenfall war uns die himmlische Pforte verschlossen. Christus hat sie uns wieder aufgetan. Wer glaubt, der erlangt die Seligkeit, wie Chris­ tus im hohepriesterlichen Gebet sagt. Schlussbitte: Christus möge uns seinen Geist senden, damit unser Verstand erleuchtet wird [Str. 3]. 3305 3. 5. 1550. Die rottung wider Paulum (Vogel, Engelweise). Paulus wird vor den Hohen Rat gebracht und dort geschlagen. Ein Mordanschlag gegen ihn wird aufgedeckt. Man bringt ihn nach Caesarea. Schluss: Hier sieht man, wie die Pharisäer gegen Gottes Wort mit Bosheit und Mord kämpfen. Die ungläubigen Heiden sind oft viel anständi­ ger. Q.: Apg 23,1–3.6–30. 3306 3. 5. 1550. Die künigin Leodices die untrew (Lochner, Klagweise). Laodike, die Frau des Mithridates, begeht während der langen Abwesenheit ihres Mannes Ehebruch. Sie gebiert ein Kind, das sie jedoch töten lässt. Aus Sorge, ihr Mann könnte ihre Untaten entdecken, will sie ihn vergiften. Mithridates wird gewarnt und befiehlt ihr, den Gift­ becher zuerst zu leeren. Laodike stirbt. Schluss: Wenn einer seine böse Tat durch noch größere Bosheit zudecken will, dann „stinkt“ es, alles wird offenbar. Q.: Justin 37,3 (Boner). 3307 5. 5. 1550. Der schneider mit dem paner (Sachs, Silberweise; G./D. 5, Nr. 648). Einem todkranken Schneider erscheint der Teufel mit einem langen, buntscheckigen Panier aus vielerlei Stoffarten (Aufzählung). Brüllend wälzt sich der Schneider im Bett. Als er wieder zur Besinnung kommt, erzählt er, der Teufel habe ihm das Panier gezeigt, das aus all den Flicken bestand, die er „nach der Maus warf“, d.  h. für sich behielt. Künftig solle sein Knecht ihn um seines Seelenheils willen beim Zuschneiden an das Panier erinnern. Als der Schneider einmal einen besonders kostbaren Stoff zuschneidet,

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mahnt ihn der Knecht wie angeordnet. Aber der Schneider entgegnet, die jetzigen Reste seien auf dem Panier nicht zu sehen gewesen, sie sollten es besonders schmü­ cken. Alles ist schon wieder vergessen. Vgl. KG 5769 = Sg. 6. 5. 1550. Der dewffel hüet des kaufmans weib (Frauenlob, Froschweise; G./D. 5, Nr. 649). Ein alter reicher Kaufmann hat eine junge Frau. Als er einmal nach Leipzig reiten muss, fragt die Frau, wer auf sie aufpassen solle. „Der Teufel“, meint der Mann. Das geschieht auch. Doch der Teufel hat sich sehr abzuplagen, die laszive Frau von ihren Absichten abzuhalten. In der Hölle, bei Qual und Pein, habe er mehr Ruhe als hier, meint der Teufel, als der Kaufmann wieder zurückkehrt. Schluss: Auf Frauen aufzupassen ist schwer. Wenn sie liebestoll sind, stecken sie voller Arglist. Das Beste ist, wenn eine Frau sich selbst bemüht, ihre Ehre zu wahren. Vgl. KG 5133 = Sg. 6. 5. 1550. Der voll schmid auf der radwerben (Zwinger, Hofton; G./D. 5, Nr. 650). Sprichwort: „Ehr und Glück bringt Ehr und Glück auf seinem Rück“, d.  h. sie vermeh­ ren sich von selbst. Das sieht man an folgender Erzählung von einem Schmied, der zum geschworenen Meister ernannt wird: Glück und Ehre, die damit verbunden sind, müssen begossen werden. Beim Wirt am Fischbach gibt es ein Saufgelage. Schließlich wird der mit Glück und Ehre überhäufte Schmied volltrunken auf dem Mistkarren nach Hause gefahren. Seine Frau empfängt den Trunkenbold so, wie einst der Löffel­ holz den Schüttensam [Bezieht sich auf den Wegelagerer Schüttensam, der 1474 in die Stadt Nürnberg gebracht und von dem Ratsherrn Löffelholz „in des Teufels Namen“ in Empfang genommen wurde; er wurde verbrannt]. 6.  5. 1550. Pewegt. leckt. stregt (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D.  5, Nr. 651). Rätsel: Was bewegt sich, obgleich es zugedeckt ist, was legt sich, und was streckt sich? Antwort: Der Wein bewegt sich, wenn er gärt, das Schwein legt sich, wenn es vollgefressen in den Stall zurückkehrt, und der „Nagel“ am Bauch streckt sich, wenn ihn ein Mädchen oder eine Frau krault. Er gleicht dann einem Schmiede­ knecht, der die Ärmel aufkrempelt, wenn er an die Arbeit geht.  5. 1550. Der graff mit dem pfalczgraffen (Zorn, Greferei; G./D. 5, Nr. 652). Der Graf von Sonnenberg will gegen den Pfalzgrafen bei Rhein Krieg führen. Von einem Nürnberger Bürger, dessen Reichtum er bestaunt, will er sich Geld leihen, um das Unternehmen starten zu können. Nach der Ursache seines Reichtums befragt, erklärt der Bürger, er habe alles, was gegen ihn mit Worten und Werken getan wurde, über­ hört und übersehen. Hätte er sich zum Streit hinreißen lassen, wäre ihm alles zerron­ nen. Der Graf verzichtet auf sein kriegerisches Unternehmen. Er will über die Ursache des Streits hinwegsehen. Sprichwort: Wer über vieles hinwegsehen kann, hängt eine eiserne Tür an, d.  h. schützt sich mit einer eisernen Tür. 7. 5. 1550. Der purger mit dem edelman (Zorn, Greferei; G./D. 5, Nr. 653 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 653). Ein reicher Bürger hat auf seinem Landsitz als Nachbarn einen armen Edelmann. Der Edelmann lässt seinem Neid auf den Reichen allzu freie Bahn, so dass sich der Bürger belästigt fühlt und einen alten Weisen um Rat fragt. Der rät, den neidischen Edelmann und seine Familie gastfreundlich aufzunehmen. Aufgrund



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der Wohltaten ändert der Edelmann seine Einstellung und wird der beste Freund des reichen Bürgers. Schluss: Salomo rät, den Feinden Gutes zu tun. 3313 8. 5. 1550. Die vier tier im Daniel (Eislinger, Langer Ton). Daniel sieht vier Tiere, d.  h. die vier Weltreiche. Das Horn, das aus dem zehnhörnigen Tier wächst und den Höchs­ ten lästert, wird vernichtet werden. Auslegung: Die vier Tiere sind die Weltreiche Assyrien, Persien, Griechenland und Rom. Das Gott lästernde Untier ist der Antichrist. Er wird von Christus gestürzt. Q.: Dan 7,2–27. Vgl. KG 2270 = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 138.

3314 Mai 1550. Die babilonisch huer (Folz, Langer Ton). Q.: Offb 17. [verl.] 3315 9. 5. 1550. Die 4 pusauneten engel (Regenbogen, Langer Ton). Johannes sieht vier Engel, die die Posaunen blasen. Ihr Blasen bringt Vernichtung über die Menschen. Schluss: Der Text ist eine Weissagung, was bis zum Jüngsten Gericht geschehen wird. Falsche Lehrer und Ketzerei werden die christliche Kirche bedrängen. Der großen Sünde wegen wird Gott eine Plage nach der anderen verhängen. Doch alles steht in seiner Hand, er wird die Seinen im Unglück schützen. Q.: Offb 8,1–13. 3316  5. 1550. Der pfarrer mit der trifeltikeit (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 5, Nr. 654). Ein Pfarrer in Sachsen hat einen Ordensmann als Kaplan. Der predigt immer sonntags in der Frühmesse, sehr zum Ärger des Pfarrers, auf „päpstische Art“ gegen den Kollegen. Der Pfarrer will ihm das heimzahlen. Er predigt über die Dreifal­ tigkeit und vergleicht sie mit dem Mönch. Der ist auch ein Wesen, hat aber dreierlei Natur: kahlgeschoren wie ein Narr, barfuß wie ein Bettler und mit einem Seil umgürtet wie ein Dieb, der gehängt werden soll. 3317 10. 5. 1550. Matheus am zoll (Frauenlob, Goldener Ton). Christus fordert den Zöllner Matthäus auf, ihm nachzufolgen. Die Pharisäer werfen Jesus vor, dass er sich mit Zöll­ nern und Sündern zusammensetze. Doch Christus antwortet, nicht die Gesunden, sondern die Kranken bedürften des Arztes. Auslegung: Der Sünder ist verzagt. Für ihn gibt es keine Hoffnung außer Christus. Gott redet dem Sünder ins Herz, er solle sich von seiner Sünde erheben, denn sie sei ihm vergeben. Gnade erhebt ihn aus der Fins­ ternis. Christus ist der Arzt der Sünder. Q.: Mt 9,9–13. Vgl. KG 1836 (verl.), 4664 = Mll. und 5275 = Sg. 3318 10. 5. 1550. Die plinden mit der saw (Harder, Sanfter Ton; G./D. 5, Nr. 655). Kunz von der Rosen, ein reicher Bürger in Augsburg, der viel zur Belustigung Kaiser Maximilians beiträgt, lädt nach den Pfingstfeiertagen die Bürger zum Kampf der Blinden um ein Schwein ein. Er stiftet das Schwein, um das sich zwölf Blinde schlagen. Derjenige, der das Tier tötet, erhält es. Natürlich prügeln sich die Blinden, ohne es zu wollen, gegen­ seitig. Vgl. KG 5659 = Sg. 3319 → nach 3320 3320 13. 5. 1550. Alexander mit dem wasser (Lochner, Klagweise). Alexander der Große verfolgt mit seinem Heer den fliehenden Perserkönig Darius . Das Heer Alexan­ ders leidet großen Durst. Als ein Knecht dem König Wasser reicht, verzichtet Alexan­ der darauf, denn wenn nur er etwas zu trinken habe, werde das Heer noch mehr unter Durst leiden. Daran erkennt das Heer Alexanders treue Gesinnung. Deshalb ist es

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noch mehr bereit, alles für ihn zu wagen. Schluss: In diesen „letzten Tagen“ ist der Herren Treue nicht so groß. Q.: Plutarch, Alexander 42 (Boner). 14. 5. 1550. Der pfenig der best freunt (Sighart, Pflugton). Ein guter Geselle fragt den Dichter, wer der beste Freund sei. Der Dichter antwortet: das Geld; es hilft aus allen Nöten, es verschafft Speise und Trank und macht einem alle Leute wohlgesinnt [Str. 1]. Wo man das Geld finde? Der Dichter rät, fleißig zu arbeiten, mit vorsichtigem Mut zu handeln und die Zunge im Zaum zu halten. Wahrheit, Treue und Gottvertrauen brächten Glück und Segen. Werde man reich an Geld, so könne man auf diesen Freund bauen [Str. 2]. Schließlich wird der Dichter noch gefragt, wie man mit dem Geld umgehen solle, damit es bei einem bleibe. Den Pfennig solle man für das Notwendige, zu Nutz und Ehre, für Herberge, Speise und Trank und zur Ernährung der Angehörigen gebrauchen, lautet die Antwort. Jedoch solle man Maß halten, zu viel auszugeben sei ungesund. Der Pfennig sei rund und laufe einem schnell davon, wenn man zu ver­ schwenderisch lebe [Str. 3]. Vgl. KG 5811 = Sg. 17. 5. 1550. Der peyser zu Lanzhuet (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 656). Ein Lands­ huter Gewandschneider bringt sein Pferd nicht los, jeder weiß, dass es ein faules Tier ist. Er legt dem Gaul einen Maulkorb an, geht mit ihm nach Gerzen und schwatzt das Tier einem Junker für 25 Taler auf: es sei ein böser schelm, und wenn es mit anderen Pferden zusammen sei, müsse man zusehen, dass es einem keinen Schaden zufüge. Der Junker schließt daraus, dass das Pferd schlage, beiße und mit Steinen werfe, was ihm offenbar recht ist. Auf dem Heimweg hat der Junker Angst vor dem ungestümen Tier, doch bald muss er feststellen, dass es ein ganz faules Vieh ist. Bissig ist es nur, wenn ihm Hafer vorgesetzt wird. So wurde der Junker betrogen, obwohl ihm doch die Wahrheit gesagt wurde. Mai 1550. Got sprach Jeremia nach dem … (Hopfgart, Langer Ton). Q.: Jer. [verl.] 17. 5. 1550. Straff wider die abgötterei (Hopfgart, Langer Ton). Das Haus Israel soll nicht die Bräuche der Heiden übernehmen und Götzen anbeten, sondern es soll erkennen, dass Gott ein lebendiger Gott ist, der alles geschaffen hat. Schluss: Auch zu unserer Zeit werden „an manchem Ort“ Wallfahrten zu einem Bild veranstaltet, was Gott doch verboten hatte. Q.: Jer 10,1–16. Vgl. KG 3772, 4907 = Mll. 19. 5. 1550. Gewalt underdrit gerechtikeit (Sachs, Rosenton). Der Dichter sieht in einem schweren Traum, wie Frau Gerechtigkeit am Boden liegt und ein gewappneter Mann seinen Fuß auf sie stellt. Ein zerbrochenes Zepter, eine Krone und eine Waage liegen daneben. Die Frau klagt dem Dichter ihr Leid. Sie ist von der Gewalt niederge­ treten. Es gibt nirgendwo mehr Gerechtigkeit, ihre Macht ist zerbrochen. Zu dem, was die Gewalt anrichtet, muss die Gerechtigkeit schweigen. Deswegen steht es schlecht um die Welt. Die Gerechtigkeit klagt über Schinderei, Betrug, Wucher und simonisti­ schen Handel. Zerbrochen ist die Waage der Gerechtigkeit, womit sie arm und reich schuf. Alle Stände, vom Kaiser angefangen, achteten sie, auch die Reichsstädte, und nun muss sie der Gewalt untertan sein. Aber der gerechte Richter lebt noch. Er wird am Jüngsten Tag alle Gewalt rächen. Das alte Sprichwort ist wahr: Gewalt geht vor Recht.



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3325 19. 5. 1550. Der Paldanderst (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 657). Inh. wie KG 650 = Sg., aber hier als Traumbild. 3326 Mai 1550. Der luegenperg (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 658). Inh. wie KG 628 = Sg. [verl.] 3327 21. 5. 1550. Ein straff sündt zu meiden (Folz, Baumton). Die Sünde soll man meiden, denn sie vernichtet den Menschen. Die Hochmütigen wird Gott strafen, die Gottlosen werden vernichtet. Q.: Sir 21,1–12. 3328 21. 5. 1550. [E] Evangelium. Die sieben brot. Marci am 8. (K./G. 1,282). 56 Vs. Inh. u. Q. wie KG 168 = Ml. Vgl. 285 = Lied und 3837, 4299 = Mll. 3329 Mai 1550. Vom reichtumb (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Q.: Inh. u. Q. wie KG 5863 = Sg. [verl.] 3330 22.  5. 1550. Mose pet auf dem perg die schlacht (Frauenlob, Überkrönter Ton). Während Josua gegen Amalek und sein Heer kämpft, steht Moses auf dem Berg und hält die Hände zum Gebet empor. Sinken ihm die Hände nieder, so verschlechtern sich die Siegeschancen Israels. Daher stützen ihn Aaron und Hur. Josua siegt über die Amalekiter. Auslegung: Moses bedeutet unsere schwache Natur, wenn wir durch dieses Jammertal den Weg ins Vaterland gehen. Amalek entspricht dem Satan, der uns durch die Sünde bekämpft. Oft unterliegen wir, aber Gottes Geist verleiht uns Hilfe im Glauben, der auf Jesus, dem Eckstein und einzigen Mittler, ruht. Altes und Neues Tes­ tament, woraus wir den Willen Gottes erkennen, unterstützen uns, wie Aaron und Hur die Arme Moses’ stützten. So sinkt unsere menschliche Natur, Fleisch und Blut, im Kampf gegen den Satan nicht völlig darnieder. Wenn wir auf Christus gegründet sind und allezeit in Liebe und Hoffnung leben, dann wird er uns ins ewige Vaterland führen. Q.: 2Mose 17,8–13. 3331 Mai 1550. Pantel thier natur (Marner, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5804 = Sg. [verl.] 3332 23. 5. 1550. Das scheisent thier bonasus (Eislinger, Maienweise). Der bonasus, der in Päonien lebt, kann sich mit seinen gerundeten Hörnern nicht verteidigen. Jedoch ist er sehr schnell. Wird er von Jägern verfolgt, dann gibt er Exkremente von sich, „drei Acker lang“, die eine verbrennende Wirkung haben: Hunde und Jäger lassen dann von ihm ab. Auslegung: Den bonasus kann man einem Menschen vergleichen, der hin­ terrücks andere angreift, sich aber, zur Rede gestellt, nicht mit seinen Hörnern ver­ teidigen kann. Vielmehr flieht er und macht manchen „Biedermann“ durch seine Lügen und seinen Kot schamrot. Deshalb flieht jedermann vor ihm. Niemand ver­ brennt sich gern an einem Mann mit einem losen Maul. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,40 (Eppendorf). Vgl. KG 5813 = Sg. 3333 23. 5. 1550. Das wunderthier histrix (Lesch, Feuerweise). Das Stachelschwein (histrix) lebt in Indien und Afrika. Wenn es verfolgt wird, spannt es seine Haut so sehr, dass es mit den Stacheln auf die Jagdhunde schießen und sie tödlich verletzen kann. Ausle­ gung: Den Weisen kann man mit dem Stachelschwein vergleichen. Wird ihm mit ver­ letzenden Worten zugesetzt, so sendet er seine spitzen Worte aus und stopft das lose Maul. Wahrheit ist wie ein vergifteter Pfeil [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,125 (Eppendorf). Vgl. KG 5812 = Sg.

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3334 23. 5. 1550. Christus let die sünder zw im (Singer, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 1944 = Ml., hier 11,26–30 [Str. 1]. Auslegung: 1. Aus Gnade lädt Christus alle Sünder zu sich [Str. 2]. 2. Wir sollen das Kreuz tragen, doch alle Plagen macht der Glaube leicht. Er ist Arznei für die Seele, durch ihn unterliegen Fleisch und Blut und siegt der Geist [Str. 3]. 3335 24. 5. 1550. Die Juden pegern ain zaichen (Frauenlob, Gekrönter Ton). Die Pharisäer fordern von Jesus ein Zeichen. Jesus verkündet, dass die Leute von Ninive, denen Jona predigen sollte, und die Königin von Saba, die Salomos Weisheit erfahren wollte, beim Gericht einst über dieses Volk, das ein Zeichen fordert, richten werden [Str. 1 und 2]. Schluss: Obwohl Jesus Christus auch uns zur Buße ermahnt, unterlassen wir sie und fragen immer wieder nach Wunderzeichen. Gottes Wort ist seit vielen Jahren durch Wunder als wahr erwiesen. Wer der Menschenlehre glaubt, ist himmlischer Ehre ewig beraubt [Str. 3]. Q.: Mt 12,38–45. Vgl. KG 4445 = Ml. Lit.: Baro 2011a, 92.

3336 24. 5. 1550. Alexander mit dem alten (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Das Heer der Makedonen scheut sich, die befestigte indische Stadt Nysa anzugreifen, denn sie ist durch einen riesigen Fluss geschützt. Alexander wagt sich mit seinem Schild in den Fluss, das Heer folgt ihm, und im Sturm wird die Stadt genommen. Als vor Ale­ xander indische Gesandte erscheinen, fordert er ihren Ältesten Akuphis auf, die hundert besten Männer als Geiseln zu schicken. Da lacht Akuphis, denn es wäre besser, die hundert schlechtesten zu schicken, dann könne er besser regieren [Str. 1 und 2]. Epimythium: Hier wird der Obrigkeit vor Augen gestellt, wie gut für den Gemeinnutz einer Stadt ein guter Bürger ist, der gehorsam, untertan, still und fried­ lich ist und treu zu seinem Vaterland steht. Wer aber Streit und Unruhe, Mutwillen und Aufruhr anrichtet, ist ein nutzloser Bürger [Str. 3]. Q.: Plutarch, Alexander 58 (Boner). 3337 28.  5. 1550. Zungen zemen (Frauenlob, Tagweise). Die Zunge soll man im Zaum halten. Warnung vor leichtfertigem Schwören [Die Abgesänge der drei Strophen am Seitenende sind in der erhaltenen Hs. unleserlich]. Q.: Sir 23,1–20. Vgl. KG 5739 = Sg. 3338 Mai 1550. Kinderzucht und weindrinken (Frauenlob, Tagweise). Inh. u. Q. wie KG 5736 = Sg. [verl.] 3339 29. 5. 1550. Mancherley ler aus proverbiorum (Schrot, Schrotweise). Weisheit und Torheit im Reden. Q.: Spr 17. Vgl. KG 5698 = Sg. 3340 Mai 1550. Der gerecht vnd der gotlos (Sachs, Morgenweise). Inh. u. Q. wie KG 5693 = Sg. [verl.] 3341 29.  5. 1550. Klas Narren drey schwenck (Frauenlob, Spiegelton; G./D.  5, Nr.  659). Klaus Narr will mit dem Esel von der Tränke in den Stall zurückreiten. Da die Obertür geschlossen ist, ruft Klaus dem Esel zu, er solle sich bücken. Der Esel läuft durch die Untertür in den Stall und wirft ihn ab [Str. 1]. Der Fürst hört Messe. Der zelebrierende Mönch trinkt den Kelch aus und lässt nicht einmal die Neige übrig. „Sauf nur aus“, schreit der Narr, „der kleine Mönch soll wohl nichts davon abbekommen, der für dich um den Altar läuft“, d.  h. ministriert [Str. 2]. Man stellt zu Klaus Narrs Esel ein Füllen; er soll glauben, der Esel habe ein Junges bekommen. Klaus nimmt die Streugabel und



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schlägt den Esel, das Füllen beruhigt er: „Ich tue dir nichts. Du kannst nichts dafür, dass deine Mutter eine Hure ist“ [Str. 3]. Vgl. KG 5414 = Sg. Mai 1550. Gemengte vil gueter ler (Hopfgart, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5730 = Sg. [verl.]  5. 1550. Die zwen küniclichen treum (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 2273 + 1117 + 2663 = Mll., stark gekürzt. Vgl. 3408 = Sg. 30. 5. 1550. Drey gros feltschlacht (Lochner, Klagweise). König Kyros überzieht die Skythen mit Krieg, tötet den Sohn der Königin Tomyris mit List, wird aber in einer Schlacht geschlagen; die Königin taucht sein abgeschlagenes Haupt in Blut [Str. 1]. Die aus Dänemark nach Italien einwandernden 300 000 Kimbern schlagen die Römer bei Vercellae, werden aber von Marius in zwei Schlachten besiegt; mit ihren Gebeinen umzäunen die Römer ihre Güter [Str. 2]. In Gallien am Fluss Rotar greifen die Römer leichtsinnig an; 80 000 werden erschlagen. Schluss: Gott plagt ein sündiges Volk mit Krieg [Str. 3]. Q.: Marcus Antonius Sabellicus 6,5 (Brunner, lxiijr–lxiijv). 31. 5. 1550. Cristum mit fuesen dretten (Hopfgart, Langer Ton). Weil die Christen durch das Blut Christi die Freiheit haben, in das Heilige einzutreten, sollen sie mit wahrhaftem Herzen im völligen Glauben in das Haus Gottes, dessen Hohepriester Jesus Christus ist, hineingehen. Sie sollen nicht mutwillig sündigen, denn die Strafe für denjenigen wird hart sein, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt. Schluss: Wer seine Sünde mit Werken abbüßen will, obwohl Christus uns durch sein Blut den Weg zum Gnadenthron gebahnt hat, der tritt Christus mit Füßen. Q.: Hebr  10,19–31; 5Mose 32,35  f. 31. 5. 1550. Drey unkewsch kaiserin (Nachtigall, Hoher Ton). Semiramis regiert nach dem Tod ihres Gatten Ninus allein über Assyrien. Sie herrscht nicht nur wie ein Mann, sie ist auch so gekleidet. Als sie sich in unkeuscher Absicht ihrem Sohn nähert, lässt er sie ermorden [Str. 1]. Messalina, die dritte Frau des römischen Kaisers Claudius, will dafür gerühmt sein, dass sie ins Bordell geht. Claudius will die „Schnöde“ nicht mehr anschauen, er lässt sie umbringen [Str. 2]. Poppaea Sabina, die zweite Gemahlin Neros, treibt viel Unzucht. Aus Wut darüber tritt er sie zu Tode. Schluss: Zu ihrer ewigen Schande bleiben die Namen dieser Frauen verflucht [Str. 3]. Q.: Marcus Anto­ nius Sabellicus 4,11 (Brunner, xlvijv) [dort aber nicht Poppaea]. 31. 5. 1550. Der sun mit des vaters sel (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 660). Dem Sohn eines verstorbenen reichen Bürgers rät der Beichtvater, dreihundert Seelenmes­ sen für die Seele des verstorbenen Vaters lesen zu lassen und sich so für das große Erbe erkenntlich zu zeigen. Doch der Sohn weigert sich: Ist die Seele im Himmel, dann braucht sie keine Messen mehr, ist sie in der Hölle, dann nützen sie nichts, und ist sie im Fegefeuer, soll sie sich selbst herausfegen. Der Pfaffe wolle sich nur bereichern, erklärt er. Schluss: Beide verachten die Seele, jeder denkt nur an seinen Nutzen. Beide waren über einen Leisten geschlagen. 2. 6. 1550. Die dolen pauren zu Dedelpach (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 661). Die verrückten Bauern von Dettelbach haben sich eine Kirche gebaut. Sie bitten den Bamberger Bischof, diese einzuweihen. Beim Einzug des Bischofs begrüßt ihn der

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Bürgermeister mit „Willkommen, Junker Bischof“, denn den Namen des Bischofs kennen die Dettelbacher nicht, sie wissen nur, dass er adlig und unverheiratet ist [Str. 1]. Es fehlt noch die Kirchenglocke. Stattdessen schreit der Mesner, wenn das erste Läuten fällig ist: „Gäns, Gäns …“, beim zweiten Läuten: „Gäns und Enten, Gäns und Enten …“ und schließlich: „Gäns und Enten und dazu allerlei Vögel, Gäns und Enten, was fliegen kann“ [Str. 2]. Der Mesner wird bei einer Hochzeit zusammengeschlagen. Er rächt sich und scheißt ins Weihwasserbecken. Dafür verurteilen ihn die Dettelba­ cher zum Tode, zum Verlust seines Besitzes und zusätzlich zu zehn Gulden Geldstrafe. Darüber lacht der Bamberger Bischof und entzieht den Dettelbachern das Halsgericht [Str. 3]. 3. 6. 1550. Die fraw mit dem doten man (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 662). Einer Frau stirbt der Mann. Sie klagt laut über den Verlust und sinkt am Grab nieder. Der Nachbar macht sich Sorgen um sie und meint, sie werde sich, nach Hause zurück­ gekehrt, erhängen. Er besucht sie, ihr Kummer ist aber bereits verflogen. In den langen Sommertagen, meint sie, vergehe einem der Kummer leicht. Schluss: Die Alten sagen, Frauen trügen langes Kleid und kurzes Leid. 3. 6. 1550. Antiochus ein figur des anticrist (Örtel, Langer Ton). König Antiochus besetzt Jerusalem, verbietet den jüdischen Kult und verfolgt grausam die Übertreter seiner Gebote [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Antiochus ist ain clare figure des anti­ christen, der vor dem Weltende erscheint, die christlichen Freiheiten nimmt und die Bekenner des Worts verfolgt. Wie Antiochus wird aber auch ihn die Strafe Gottes treffen. Schluss: ich main der ante christ sey schon geporen. Q.: 1Makk 1,17.22  f.57–63; 2Thess 2,4. Vgl. KG 5007 = Trag. 3. 6. 1550. Judas Machabeus verprent die heiden (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Der Herr des Timotheus flieht vor Judas Makkabäus in die Stadt Karnaim. In einem großen Tempel suchen die Heiden Schutz. Judas brennt den Tempel mitsamt den Heiden nieder [Str. 1 und 2]. Auslegung: Timotheus bedeutet den Satan, der uns mit Sünden bedrängt. Gegen ihn sollen wir kämpfen, mit dem Wort Gottes als Schwert und dem Glauben als Schild. Buße und Gnade treiben den Bösewicht in die Flucht. Allein aus Gnade gewinnen wir den Sieg [Str. 3]. Q.: 1Makk 5,37–44. Vgl. KG 5007 = Trag. Juni 1550. Ulises am feigenpaum (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 1609 = Ml. Vgl. 3409 = Sg. [verl.] Juni 1550. Ulises auf dem flos (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 3410 = Sg. [verl.] Juni 1550. Ains mals ich in dem schlaff entnücket … (Sachs, Rosenton). Inh. wie KG 3411 = Sg. Vgl. KG 5335 = Sg. [verl.] 6. 6. 1550. Mose auf dem felsen (Hopfgart, Langer Ton). Moses sieht, auf dem Felsen stehend, des Herrn Herrlichkeit. Gottes Angesicht kann er jedoch nicht schauen. Aus­ legung: Im Alten Testament wurde Gottes ewige Majestät nie richtig erkannt, denn die menschliche Vernunft war viel zu blind. Gott zeigte sich nur im Gesetz. In Christus jedoch zeigt sich Gott in der Menschheit. Erst im Neuen Testament wird Gott durch das Evangelium, das gnadenreiche „evangelische Gesetz“, erkannt. Aber wir müssen auf



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dem Felsen des Glaubens stehen, damit wir beständig bleiben können. Q.: 2Mose 33,18–23. Vgl. KG 4613 = Ml. 7. 6. 1550. Die leczt plag Pharaonis (Muskatblut, Neuer Ton). In der erhaltenen Hs. erst unleserlich, dann Auslegung: Der Satan quält die Christenheit mit Menschenge­ setz, bis Gott seine Erstgeburt im Lande schlägt und dadurch beweist, dass er der Herr ist. Ehre sei seinem Namen! Q.: 2Mose 11. Vgl. KG 5528 = Sg. 7. 6. 1550. Drey verkert reden (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 5, Nr. 663). Ein Drechsler aus Schleusingen will seinem Herrn ein visirlich – d.  h. künstlerisch gestal­ tetes – Pulverfläschchen aus Holz verehren. Vor Aufregung verwirrt er die zuvor aus­ gedachte Rede: Vissirlicher herre, das gnedig fleschlein ich euch schenck. Der Graf lacht und meint, der Handwerker werde fortan visirlich (d.  h. drollig) drexel heißen [Str. 1]. Der Bürger Gralant aus Nürnberg will einem Abt einen Auerhahn schenken und beauf­ tragt den Narren mit der Überreichung. Als der vor dem Abt steht, furzt er. Der Abt rügt ihn scharf, worauf der Narr vor Aufregung seine Rede durcheinanderbringt: „Würdiger Herr Auerhahn, den Gralant schenkt Euch mein Herr Abt“ [Str. 2]. Von Ulm wird ein Bote zu Heinz Dollenhaupt geschickt, der in Wien am Kärntner (Kerner) Tor wohnt, um Geld für Wein zu überbringen. Er fragt aber in Wien nach Heinz Hetzenkopf, der am Wagnertor wohnt. Niemand kann ihm Auskunft geben, und unverrichteter Dinge kehrt er heim. Schluss: Wer unvernünftig ist, verwechselt alles, er weiß nicht, wo hinten und vorne ist [Str. 3]. 9. 6. 1550. Der falsch priester Amacia (Nunnenbeck, Langer Ton). Amos weissagt Jerobeams Untergang. Amazia, der Priester von Bethel, der Amos bei Jerobeam wegen Aufruhrs verleumdet hat, vertreibt den Propheten aus Bethel. Auslegung: Die Geist­ lichkeit will die Predigt nicht leiden und hält das Wort Gottes nur für dant. Sie sorgt sich nur um ihr eigenes Gut und Ansehen. Das Gotteswort aber kann sie nicht unter­ drücken. Es nützt nichts, wenn sie die weltliche Obrigkeit aufhetzt und Aufruhr anzet­ telt; Gott wird beim Gericht siegen. Noch ist sein Arm unverkürzt. Über seine Feinde wird sich sein Zorn ausbreiten, seine Knechte wird Gott in der Verfolgung retten. Q.: Am 7,10–17. 9. 6. 1550. Ein straffpredig der obrikeit (Ehrenbote, Fürstenton). Der Prophet Amos ruft dazu auf, in allem das Recht zu suchen und die Armen nicht zu unterdrücken. Er prophezeit der Ungerechtigkeit wegen großes Wehklagen. Schluss: Die Obrigkeit soll den Armen schützen, denn Gott hat ihr Gewalt verliehen. Sucht die Obrigkeit aber nur ihren Eigennutz und unterdrückt sie die Gerechtigkeit gewaltsam, so wird Gott sie stürzen. Q.: Am 5,6–16. 10.  6. 1550. Ulisses mit dem stainwurff (Regenbogen, Briefweise; A. Roth 2016, 389  f.). Nachdem Odysseus und seine Gefährten dem Polyphem entronnen sind, ver­ spottet er vom Schiff aus den Kyklopen, der sechs Begleiter verspeist hat. Polyphem wirft einen Felsbrocken ins Meer, so dass Odysseus wieder zurückgetrieben wird. Nur durch kräftiges Rudern entkommen sie. Odysseus reizt den Erzürnten durch seinen Spott erneut. Vor einem noch viel größeren Stein, den Polyphem nun schleudert, bleiben die Fliehenden gerade noch verschont. Schließlich landen sie auf der Insel

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Äolia. Man sagt: Große Herren haben lange Arme. Deshalb soll man einen Gewaltigen nicht beleidigen und verspotten, sondern lieber stillschweigend weichen, selbst wenn man sich in Sicherheit glaubt. Q.: Homer, Odyssee 9,470–542 (Schaidenreisser). Lit.: A. Roth 2016, 115–123.

3361 11. 6. 1550. Drey klager des dotten weibs (Mügling, Hofton; G./D. 5, Nr. 664). Ein Mann trauert um seine verstorbene Frau. Nachbar, Schwager und Bruder bekunden ihr Mitgefühl mit dem Wunsch, ihren Frauen hätte das gleiche Schicksal widerfahren sollen. Vgl. KG 4442 = Sg. 3362 12. 6. 1550. Der paurn sun wolt zway weiber (Folz, Blutton; G./D. 5, Nr. 665). Ein Bauernsohn will zwei Frauen gleichzeitig heiraten. Sein Vater bewilligt ihm erst die eine; die andere könne er nach einem Jahr bekommen. Ein Jahr später aber hat der Sohn schon von der einen genug. Er wünscht ihr den Tod, oder dass sie als Wolf in den Wald verschwinde [Str. 1 und 2]. Als man einen Wolf fängt und über dessen Bestrafung berät, empfiehlt der junge Bauer, ihm eine Frau zu geben. Schluss: Denkt an den Wolf, ihr Junggesellen [Str. 3]. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,16. Vgl. KG 3690 = Fsp. 3363 12. 6. 1550. Das unhulden pannen (Heid, Kälberweise; G./D. 5, Nr. 666). Ein Bauer aus Großenbuch wird von Hexenzauber geplagt. Er forscht nach, wie er die unhulden [Hexen] bannen könne. Ein Freihirt rät, er solle mit zwei Gefährten bei Mondschein unter einer Eiche einen Kreis ziehen und in einem Feuer das Herz eines Kalbs ver­ brennen; dabei sollten sie die Schwerter gezückt halten. Die Hexen würden dann auf das Feuer zulaufen. Während die Bauern sich aufmachen, überredet der Freihirt neun Bauernknechte, in Frauenkleidern und ausgerüstet mit je neun Prügeln, die Bauern im Wald zu erwarten. Als diese die Hexen bannen wollen, rennen die verkleideten Knechte um den Kreis und werfen mit den Prügeln nach den Bauern. Erst als die „Hexen“ abziehen, können die drei heraus. Sie schwören, nie mehr Hexen bannen zu wollen. Vgl. KG 4826 = Sg. 3364 12. 6. 1550. Von der kargheit schentlich (Frauenlob, Leidton). Reichtum ist eitel und nichtig. Schluss: Auch wenn man reich ist, soll man vernünftig leben. Man soll sein Gut nicht unnütz vergeuden, damit nicht Armut, Krankheit und viele Beschwernisse folgen. Jeder erhält nach seinem Maß Gottes Gabe, er soll Gott dafür Dank sagen. Q.: Pred 6,1–6. Vgl. KG 6069 = Sg. 3365 12. 6. 1550. Der pauer witert selb (Regenbogen, Blauer Ton; G./D. 5, Nr. 667 [in der erhaltenen Hs. nur die ersten vier Zeilen lesbar]). Ein Bauer in Dolhoffen ärgert sich stets über das Wetter, das Gott ihm schickt … 3366 Juni 1550. Ulisses mit den werbern (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 3412 = Sg. Vgl. 4608 = Com. [verl.] 3367 13. 6. 1550. Ein hefftig straffpredig uber künig Pharao (Lorenz, Blühweise). Straf­ predigt gegen den Pharao. Gott ist mächtig; er kann die Könige stürzen. Schluss: Die Obrigkeit der Christenheit soll Gott gehorsam bleiben. Sie soll sich nicht in ihrer Gewalt aufblähen. Gott kann sie stürzen. Q.: Ez 32,5–32. 3368 13. 6. 1550. Virginia, die kewsch Römerin, pawt den tempel (Zorn, Greferei). Die Römerin Virginia will im Tempel der Göttin Pudicitia ein Opfer darbringen. Sie wird



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mit der Begründung hinausgewiesen, nur Frauen adliger Herkunft dürften dort opfern, Virginia aber habe einen nichtadligen Mann geheiratet. Daraufhin lässt Virgi­ nia ihre Häuser abreißen und der Göttin Pudicitia einen neuen Tempel erbauen, denn nicht Herkunft macht den Adel einer Frau aus, sondern Scham, Zucht, Ehre und Sanft­ mut. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 63 (62 Steinhöwel). 3369 14. 6. 1550. Die Cananiter ausroten, aligoria (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Der Herr befiehlt Moses, das Volk solle die Kanaaniter aus dem Land vertreiben und sie keinesfalls verschonen. Auslegung: Gott „rührt“ unser Herz durch das strenge Gesetz, so dass wir unsere Sünde erkennen. Das Gewissen spornt uns zur Buße an. Jesus Christus verleiht uns durch sein Wort die Gnade, alle Sünden auszutreiben. Lassen wir die Sünde bei uns wohnen, schickt Gott uns Kreuz, Angst und Not. Q.: 4Mose 33,50–56. 3370 14. 6. 1550. Eulenspiegel dreymal dauft (Folz, Feielweise; G./D. 5, Nr. 668). Eulen­ spiegel wird dreimal getauft: in der Kirche, in einem Bach, in den ihn die betrunkenen Frauen fallen lassen, und in einem Bad zur Reinigung. Später trug er aller „Schalkheit Siegel“. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 1. Lit.: Tenberg 1996, 125.

3371 Juni 1550. Hunger am wort gottes (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Am 8. [verl.] 3372 17. 6. 1550. Ewangeli recht predigen (Beckmesser, Chorweise). [Im erhaltenen Text fehlt die von der Predigt des Evangeliums handelnde Bibelversifikation und die erste Lehre der Auslegung]. 2. Vor solch verfluchten Lehrern, die das Wort Gottes in Men­ schenlehre verkehren, sollen sich die Christen hüten. 3. Der Prediger soll die Gemeinde das Wort Gottes klar und rein lehren, ohne Zusatz und ohne Ansehen der Person. Er soll Furcht, Gunst, Geschenke und Ruhm für nichts erachten. Q.: Gal 1. 3373 18. 6. 1550. Die falschen propheten (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 2826 = Ml. [Str. 1]. Auslegung: 1. Christus warnt uns vor jenen, die Gottes Wort zu Menschen­ lehre machen. Mit List und Heuchelei verdecken sie die wahre Lehre. 2. Die falschen Propheten sind reißende Wölfe. Sie töten die Seelen, indem sie diese vom Heiland Jesus Christus losreißen und mit ihrem „Menschentand“ in den Höllenabgrund stürzen. 3. An ihren Früchten erkennt man die falschen Propheten. Mit Gewalt breiten sie ihre falsche „Menschenlehre“ aus. Sie leben in Unkeuschheit, Geiz, Saufen und Fressen – sehr zum Ärger des „gemeinen Mannes“. Aber schließlich muss der frucht­ lose Baum achtgeben, nicht abgehauen und verbrannt zu werden. Schlussbitte: Chris­ tus, erhalte uns bei deinem Wort im christlichen Schafstall, damit wir rechte Frucht bringen [Str. 2 und 3]. 3374 18.  6. 1550. Eulenspiegel stiffel spicken (Stolle, Blutton; G./D.  5, Nr.  669). Eulen­ spiegel verlangt von einem Schuhmacher in Braunschweig, er solle ihm die Stiefel „spicken“. Er meint damit, er solle sie ihm einschmieren. Doch der Schuster spickt die Schuhe, als wären sie Hasen: Er macht Löcher hinein und steckt Riemen aus Speck durch. Am Abend holt Eulenspiegel die Schuhe ab. Er lacht nur und zahlt einen Gro­ schen. Doch als er die Werkstatt verlassen hat, stößt er den Kopf durch die geschlos­

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sene Fensterscheibe und fragt, ob der Speck vom Eber oder vom Schwein sei. Der Schuster ärgert sich über das zerbrochene Fenster und muss sich von Eulenspiegel belehren lassen: „Wer kegeln will, muss aufsetzen.“ Q.: , Ein kurtz­ weilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 71 (45). Lit.: Rettelbach 1994b, 120  f. (121: „[…] mit einer Kürzung auf 37 % ist es das am stärksten geraffte unter all seinen Eulenspiegel-Liedern.“).

3375 19.  6. 1550. Papirius mit den frawen (Römer, Gesangweise; G./D.  5, Nr.  670 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 670). Inh. wie KG 1921 = Ml. … Rathaus. Der Senat wundert sich, bis er den wahren Sachverhalt erfährt. Seither dürfen keine Knaben mehr ins Rathaus, ausgenommen Papirius. Später wird Papirius ein tapferer Römer. Schluss: Verschwiegenheit verleiht Wohlfahrt und Glück. Wer Geheimnisse immer wissen will und jedes gespey glaubt, dem gebührt Spott. Dürften die Männer zwei Frauen haben, würden sie Marter und Pein erleiden und das Gesetz bald von sich aus wieder abschaf­ fen. Q. hier: Gesta Romanorum, Nr. 126 Ö. (Ü. 1512; 1538, lxxxijv). Vgl. KG 4836 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 91  f.

3376 19. 6. 1550. Evangelium. Das hochzeit-kleid. Matthaei am 22. (K./G. 1,277). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 257 = Ml. Vgl. 3122 = Ml. Beschluss: Erste Gäste die Verstockten, der eine werkgerecht. Hoffnung auf Jesus Christus. 3377 20. 6. 1550. Esopus mit den philosophis (Tannhäuser, Hofton; G./D. 5, Nr. 671). Neun Philosophen sind bei Xanthus zum Mahl geladen. Äsop soll an der Tür stehen und aufpassen, dass nur gelehrte Leute hereinkommen. Er redet die Ankömmlinge recht grob an, so dass alle kehrtmachen bis auf einen, der es an Scherzworten für Äsop nicht fehlen lässt. Ihn hält Äsop für den einzigen Weisen, den er einlassen kann. Am nächsten Tag rechtfertigt er sich vor Xanthus: Keiner der gelehrten Männer konnte entsprechend parieren, bis auf den, der wahrhaft Weisheit bewies. Schluss: Der Narr zürnt schnell, der Weise handelt überlegt. Q.: Leben Äsops 77b (Steinhöwel, 60,30b61,20 Ö.). Lit.: Holzberg 2018, 496.

3378 20. 6. 1550. Die adelich junckfrau Pieria (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Auf­ rührerische Bürger von Milet müssen sich außerhalb der Stadt in Myus niederlassen. Immer wieder gibt es Krieg zwischen beiden Städten. Einmal im Jahr kommen die Frauen der Vertriebenen nach Milet, um dort der Göttin Diana zu opfern. Unter ihnen ist auch Pieria (Pyeria), in die sich der Fürst Phrygius verliebt. Er bittet sie, einen Wunsch zu äußern. Sie möchte die Erlaubnis, sooft sie will, nach Milet zu wallfahren. Nach einer Ratsversammlung wird dies allen einst exilierten Bürgern gestattet. Pieria und Phrygius heiraten, und es herrscht große Freude über den Friedensschluss. Von Pieria sagt man, sie habe dem Krieg ein Ende gemacht. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 253F-254B (Herr). 3379 Juni 1550. Pitter krawt (Sachs, Silberweise). Q.: 2Kön 4. [verl.] 3380 21.  6. 1550. Die entpfencknus Samsonis (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Ankündigung von Samsons Geburt. Auslegung: Samson ist eine figur Christi, dessen Geburt auch von Gottvater und dem Engel verkündigt wurde. Er wurde gepriesen als



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der Wohltäter der Menschen. Er starb für uns am Kreuz und löste des Satans Schlinge auf. Dadurch wird sein Volk ewig leben! Q.: Ri 13. Vgl. KG 4834 = Trag. 21. 6. 1550. Drey stück vom pfaffen vom Kalenberg (Tannhäuser, Hofton; G./D. 5, Nr. 672). In die Küche des Pfarrers vom Kalenberg regnet es überall hinein. Der Pfarrer stellt es den Bauern frei, den Chor oder das Langhaus zu decken. Die Bauern meinen, das Langhaus würde weit mehr Arbeitsaufwand benötigen, folglich decken sie den Chor. Nun steht der Pfarrer im Trockenen, die Bauern aber sitzen im Regen [Str. 1]. Den Bauern ist die Kirche zu klein. Der Pfarrer vom Kalenberg rät ihnen, die Kittel außen um die Kirche zu legen und dann von innen kräftig an die Kirchenmau­ ern zu drücken. Als die Bauern in der Kirche sind, sammelt die Haushälterin alle Kittel ein. Danach ruft der Pfarrer, es sei genug geschoben, die Kirchenmauern ruhten nun auf den Kitteln der Bauern [Str. 2]. Der Pfarrer vom Kalenberg soll auch einmal, sehr zu seinem Widerwillen, die Kuh hüten. Er zieht das Messgewand an und treibt die Kuh auf die Weide. Als das die Bauern sehen, ist es ihnen leid um das gute Mess­ gewand, und sie entbinden ihn von seiner Pflicht. Stets unterliegen die Bauern dem Pfarrer vom Kalenberg. Schluss: Über solch listige Pfaffen klagen heute noch alle Bauern [Str. 3]. Q.: Philipp Frankfurter, Der Pfarrer vom Kahlenberg, V. 242–295.1987– 2118. 24. 6. 1550. Die verloren gottes laden (Folz, Passional). Die Philister kommen in den Besitz der Bundeslade. Doch das bringt nur Verderben über sie [Str. 1]. Auslegung: Die Bundeslade wird mit dem Wort Gottes verglichen. Damit hat Gott viele Jahre sein Volk heimgesucht, aber niemand hat sich gebessert. Darum sandte Gott im Zorn Tyrannei, Ketzerei und Menschengesetz auf die Menschen herab. Gewissensbisse plagen sie, denn sie wissen, dass Gottes Wort gerecht ist. Schließlich werden seine Verächter gestraft [Str. 2 und 3]. Q.: 1Sam 5,1–11. Vgl. KG 447 = Ml.  6. 1550. Die geperent schnuer Eli, aligoria (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Eli hört vom Verlust der Bundeslade und stürzt daraufhin zu Tode. Seine Schwie­ gertochter gebiert Ikabod vor der Zeit und stirbt an der Geburt. Auslegung: Die Bun­ deslade entspricht dem Wort Gottes. Diese christliche „Gotteslade“ wurde uns durch Gewalt, Krieg, Aufruhr und Türken genommen. Die christlichen Prediger werden gemartert. Die schwangere Schwiegertochter Elis kann mit der Christenheit verglichen werden. Wenn ihr der Schatz, das Wort Gottes, geraubt wird, dann ist sie betrübt. Kein menschlicher Trost hilft ihr, und sie krümmt sich vor Schmerz. Dann gebiert sie gott­ lose Schwärmerei. An dieser Leibesfrucht muss sie sterben. Schluss: Bitte um Befrei­ ung von der schrecklichen Tyrannei. Q.: 1Sam 4,18–22. Vgl. KG 4198 = Trag. und 4711 = Ml. 25.–27. 6. 1550. Der ganze passion (Sachs, Neuer Ton; 3 Lieder). Inh. u. Q. wie KG 767 + 768 = Mll., aber hier 18 und 19 ganz. Vgl. 1231 = Lied, 2616, 3251, 3514 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag. 1: Gefangennahme Jesu [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Urvater Adam wurde im Garten von der Schlange verführt und dadurch von Gott getrennt. Die menschliche Natur wurde durch diesen Fluch unfrei. Dem ganzen menschlichen Geschlecht wurde die

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Unterdrückung des Geistes durch Fleisch und Blut vererbt, so dass es ein strenges Gericht zu erwarten hatte. Christus aber hat die Bande wieder aufgelöst. Er hat Glaube, Hoffnung und Liebe der Menschen wieder entzündet durch seinen Gehorsam bei der unschuldigen Gefangennahme. So eröffnen sich dem Menschen die Freiheit und das Reich der Gnade [Str. 3]. 2: Verleugnung des Petrus. Jesus vor Hannas und Kaiphas. Die Juden fordern den Kreuzestod Christi. Barrabas wird statt Christus begnadigt [Str. 1–4]. Auslegung: An Petrus, der so tief gefallen ist, obwohl er vorher Jesus lieb hatte und sogar mit ihm in den Tod gehen wollte, erkennt man die schwache Natur des Menschen. Sein Geist ist zwar willig und gläubig, aber Fleisch und Blut stehen in Feindschaft zu Gott. Wenn der Mensch sein Kreuz annehmen soll, flieht er, weil er schwach und matt ist. Kommt aber der Satan und reizt zur Sünde, ist er gleich bereit, Gott in Wort und Werk zu ver­ leugnen. Deshalb soll der Mensch gottesfürchtig leben und bußfertig sein [Str. 5]. 3: Geißelung, Verurteilung, Kreuzigung und Tod Jesu. Der Leichnam Jesu wird mit einem Speer durchstochen. Johannes bekräftigt sein Zeugnis vom Tod Jesu. Kreuz­ abnahme und Grablegung [Str. 1–6]. Auslegung: Wir sollen die Frucht, die der Kreu­ zestod Christi bringt, erkennen. Gott sendet seinen eingeborenen Sohn aus Liebe zu den Menschen, sonst wäre das ganze Menschengeschlecht verdammt worden. So hat Gott am Kreuzesstamm die Menschen mit sich versöhnt. In Christus erfüllt sich die Prophezeiung des Jesaja. Eingedenk der Erlösungstat Christi sollen die Menschen ihr Kreuz annehmen und die Sünde meiden, um mit Christus ewig zu leben [Str. 7]. 3385 7. 7. 1550. Der fels Horeb (Sachs, Hohe Bergweise). Das Volk murrt gegen Moses und sehnt sich nach Ägypten zurück. Doch Moses schlägt auf Gottes Geheiß Wasser aus dem Felsen Horeb. Auslegung: Die Erzählung ist eine klare figur für uns Christen, die wir nach Fleisch und Blut gottlos leben. Moses bedeutet das Gesetz. Wir verachten es, murren dagegen und leben ohne Buße, bis Gott durch seinen Geist auf den Felsen, d.  h. unser Herz, geht und es mit dem Stab, d.  h. mit der Gabe des Geistes, schlägt, so dass wir unsere Sünde erkennen. Dann wächst in uns der Durst nach Gottes Gnade. Verzweiflung und Kleinmut kommen über uns. Doch Christus, der Eckstein, lässt uns durch die Predigt das Evangelium zufließen. Die Vergebung der Sünden wird allen verkündet, die glauben. Gottes Zorn ist versöhnt, und wir gelangen ins ewige Vater­ land. Q.: 2Mose 17,1–7. Vgl. KG 345 = Ml. 3386 7.  7. 1550. Der peckenknecht im frauenkloster (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  5, Nr.  673). Ein junger, hübscher Bäckerknecht bekommt für seine großen Sünden schwere Bußwerke auferlegt: Er soll ein ganzes Jahr kein Fleisch und Blut essen, keinen Wein trinken, bei keiner Frau und in keinem Bett schlafen und auf Erbsen ins Elend gehen. Der Knecht klagt das einer Äbtissin. Die rät ihm, das Kloster als Ver­ dammungsort zu wählen, statt Fleisch Fisch und statt Brot Semmeln zu essen. Malva­ sier soll er statt Wein trinken, auf dem Bett statt in ihm schlafen, die Erbsen will sie ihm kochen, und schließlich könne er bei ihr liegen, sie sei eine Nonne und keine Frau. Gern nimmt der Knecht die Buße auf sich. Als er dem Pfarrer von seiner Buße berichtet, lobt der die Barmherzigkeit der Äbtissin und wünscht sich, sieben Jahre



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lang die gleiche Buße tun zu dürfen. Schluss: Nonne, Pfaffe und Knecht waren alle über einen Leisten geschlagen. 9. 7. 1550. Drey stüeck pfarrers von Kalenperg (Bogner, Steigweise; G./D. 5, Nr. 674). Der Pfarrer vom Kalenberg denkt sich eine List aus, um seinen kahmigen Wein an die Bauern loszuwerden. Er verspricht, über die Donau zu fliegen. Während der Vorberei­ tung – es ist Sommer – trinken die Bauern den ganzen Wein aus. Als der Pfarrer das sieht, fragt er: „Habt ihr je einen Menschen fliegen sehen?“ „Nie.“ „Geht heim! Heute sollt ihr es ebenfalls nicht sehen“ [Str. 1]. Die Bauern nehmen den Pfarrer vom Kalen­ berg als Fürsprecher mit an den herzoglichen Hof in Wien. Der Pfarrer rät, da der Herzog im Bad sitzt, in Unterhosen zu erscheinen, dann würden sie eingelassen. Der ganze Hof lacht über die Bauern [Str. 2]. Daraufhin wollen die Bauern keine Opfer­ gaben mehr bringen. Dann werde er, meint der Pfarrer, auch nicht ihr Fürsprecher im Jenseits sein. Ein Bauer meint, er habe die Wahrheit zu sagen, denn sie seien ja dabei. „Du toller Gauch“, sagt der Pfarrer, „dort reden wir nur lateinisch“ [Str. 3]. Q.: Philipp Frankfurter, Der Pfarrer vom Kahlenberg, V. 423–474.1270–1316. Juli 1550. Hortensia die wolperet (Lochner, Klagweise). Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 84 (80 Steinhöwel). [verl.] Juli 1550. Krieg und sieg des frummen künigs Assa (K./G. 1,234). 94 Vs. Inh. u. Q. wie KG 316 = Ml. Vgl. 3767, 4997 = Mll. Juli 1550. Künig Nadab got lob (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Q.: 1Kön 15. [verl.] Juli 1550. Pöse püntnus (Mügling, Kurzer Ton). Q.: 2Chr 19. [verl.] 14. 7. 1550. Der freihirt mit dem kalb (Schiller, Maienweise; G./D. 5, Nr. 675). Während eines kalten Winters sieht ein Freihirt einen Gehängten. Er will ihm die Hose rauben. Das ist schwierig; der Freihirt muss die Füße des Diebes abschneiden. Mit dieser Last kehrt er bei einem Bauern ein, wo man ein neugeborenes Kalb der Kälte wegen über Nacht in die Stube bringt. Als sich der Freihirt frühmorgens heimlich aufmacht, nimmt er die Hose mit, lässt aber die Füße in der Stube zurück. Die Magd glaubt, das Kalb habe den Freihirten gefressen. Alle bekommen es mit der Angst zu tun, das ganze Dorf und sogar der Schultheiß. Als man das Bauernhaus mit dem Kalb verbrennen will, brennt das ganze Dorf ab. KG 5317 = Sg. 17. 7. 1550. Die verclerung Christi auf dem berg, aligoria (Müller, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 177 = Ml. Vgl. 237, 2890 = Mll. Allegorische Auslegung: Christus führt die christliche Gemeinde, die im Tal der Sünden liegt, durch sein Wort im Geist empor. Er zeigt sich uns im Evangelium. Durch die Gnade wird unser Geist erneuert, jedoch ängstigen Moses und Elia, d.  h. das Gesetz und die Prophezeiung, die Menschen der Sünde wegen. Aber Christus, der Gnadenthron, hat uns am Kreuz erlöst. Deshalb ver­ schwinden das Gesetz und die daraus erwachsende Furcht. Christus führt uns zum ewigen Leben. Juli 1550. Ein kurz priamel zw einem gaistlichen spruech (K./G.  22,533). 8 Vs. Vorrede zu einem geistlichen Spruchgedicht.

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3395 18. 7. 1550. Die zaichen und plag des jüngsten tags (Eislinger, Langer Ton). Jesus spricht zu seinen Jüngern von den Vorzeichen des Jüngsten Tages und vom Kommen des Menschensohnes in Kraft und Herrlichkeit. Auslegung: Es ist allgemein bekannt, dass diese Vorzeichen bereits eingetreten sind: Krieg und Kriegsgeschrei, Teuerung und Pest herrschen, die Liebe ist erkaltet. Die Bekenner des Evangeliums, das jedem gepredigt worden ist, leiden Verfolgung und Pein. Am Himmel und auf Erden lassen sich weitere Zeichen erkennen. Der Jüngste Tag ist nicht mehr weit. Q.: Mt 24,3–31; Dan 9,27; 11,31. 3396 Juli 1550. Sechs gotlos künig Israhel (Ehrenbote, Fürstenton). Q.: 2Kön. [verl.] 3397 = 3400 3398 19.  7. 1550. Zwen pürger krieg zu Rom (Lochner, Klagweise). Rom, das bereits 600 Jahre lang existiert, hat 300 000 Bürger. Doch die Zahl wird entscheidend durch zwei Bürgerkriege dezimiert, durch den Krieg Sullas gegen Marius und den Caesars gegen Pompejus. Danach zählt die Stadt nur noch 50 000 Einwohner. Schluss: gemein und Rat einer Stadt sollen immer einig sein. Jedes Zusammenrotten und jede Partei­ bildung müssen vermieden werden. 3399 → nach 3400 3400 19. 7. 1550. Der gulden traum Antigonis (Sachs, Goldener Ton). Der mächtige König Antigonus der Einäugige sieht im Traum, wie er über ein Feld geht und Gold sät. Daraus wächst eine Ernte, die jedoch wenig später abgeschnitten ist. Eine Stimme erklärt ihm den Traum: Mithridates werde die Herrschaft an sich reißen. Antigonus will ihn töten, er erzählt den Traum jedoch zuvor unter dem Siegel der Verschwiegen­ heit seinem Sohn Demetrius. Dieser ist indes eng befreundet mit Mithridates. Zwar erzählt er nichts, doch warnt er ihn, indem er in den Sand schreibt, er solle sofort fliehen. Später wurde Mithridates mächtiger Herrscher von Pontus. Schluss: Wahre Freundschaft bewährt sich in der Not und hält stand bis zum Tod. Q.: Plutarch, Deme­ trios 4 (Boner). 3399 20. 7. 1550. Alexander zewcht in Persia (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 2066 = Ml. Vgl. 2189 = Ml. 3401 20. 7. 1550. Calistenes der warhafft philosophus (Wolfram von Eschenbach, Golde­ ner Ton). Der Philosoph Kallisthenes lebt sehr vernünftig und tugendhaft [Str. 1]. Bei einem Festmahl beauftragt ihn Alexander der Große, eine Lobrede auf die Makedonen zu halten. Danach wird Kallisthenes mit Ehren überhäuft [Str. 2]. Anschließend soll er eine Schmährede halten. Als er darin die Fehler der Makedonen anklagt, ärgern sich die Höflinge. Sie überreden Alexander, Kallisthenes zu töten. Schluss: Wer heutzutage die Wahrheit sagt, wird auch von jedem gehasst. Wer aber gut heucheln kann, ist am Hof geschätzt [Str. 3]. Q.: Plutarch, Alexander 53 (Boner). 3402 22. 7. 1550. David mit Absalom (Regenbogen, Überlanger Ton). Davids Konflikt mit Absalom. Auslegung: David bedeutet Christus, der uns von Gott als König gegeben wurde. Wenn wir nach seinem Wort fromm und bieder leben, dann schenkt er uns Glück; leben wir aber in Wollust und Sünde, so straft uns Gott und treibt uns aus seinem Reich. Absalom bedeutet den Satan und seine Anhänger, ihr Gesetz und ihre



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„Menschenlehre“. Sie sind heuchlerisch und wüten gegen die Kinder Gottes und gegen sein Wort, bis Gott aus Gnade „gottselige“ Priester schickt, die lauter und klar sein heiliges Wort bekennen. Des Satans Anhänger müssen dann fliehen. Gott stürzt sie in die Grube, wie einst Absalom hineingestürzt wurde. Gottes Arm ist noch unver­ kürzt. Er wird sein Wort in Deutschland erhalten. Schlussbitte: Möge Gott uns ein bußfertiges Leben verleihen! Q.: 2Sam 13–18. Vgl. KG 3693 = Trag. Juli 1550. Das pferd mit dem mueden esel (Frauenlob, Später Ton; G./D. 5, Nr. 676). Inh. u. Q. wie KG 2221 = Ml. Vgl. 5592 = Sg. [verl.] 24. 7. 1550. Der fuchs mit dem pauren (Sachs, Silberweise; G./D. 5, Nr. 677). Inh. u. Q. wie KG 517 = Sg., hier aber Wolf durch Fuchs ersetzt. Vgl. 1749 (verl.) = Ml. Schluss: Die Fabel ist eine Warnung vor Schmeichlern, die große Dinge versprechen, doch im Grund ihres Herzens Böses sinnen. Der Judaskuss ist ihnen vertraut. 24. 7. 1550. Der ausezig Naemon wirt gereinigt (Folz, Chorweise). Der Prophet Elisa heilt den syrischen Heerführer Naeman vom Aussatz. Schluss: Wir sollen nicht am Wort Gottes zweifeln, auch wenn die Welt Gottes Wort verachtet und nur die Men­ schenlehre vor Augen hat. Bitte: Herr, mach unser Gewissen frei, dass uns allein dein Wort vom Aussatz menschlicher Lehre reinige! Q.: 2Kön 5,1–19. 27. 7. 1550. Das magnificat (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss (teilweise unleserlich): Maria gibt allein Gott die Ehre. Alle Gewalt ist in seiner Hand. 28. 7. 1550. Die neün verwandlung im ehlichen stant (K./G. 4,336; G./D. 1, Nr. 129). 74 Vs. Inh. wie KG 3256 = Ml., hier noch Hiob als Nr. 9. Lit.: Classen 2003, 512  f.

3408 28. 7. 1550. Historia zweyer königklichen träum, Cyri und Cambisi (K./G. 2,103). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3343 = Ml. 3409 29. 7. 1550. Historia. Ulisses an dem feygenbaum (K./G. 2,158). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1609 = Ml. Vgl. 3352 (verl.) = Ml. Lit.: Fochler 1990, 115; A. Roth 2016, 285  f.

3410 29.  7. 1550. Historia. Ulisses auff dem flos (K./G.  2,161). 70 Vs.: Die Floßfahrt von Kalypso zu den Phäaken mit kurzem Ausblick bis zur Heimkehr. Beschluss: Vertrau auf Gott! Q.: Homer, Odyssee 5,262–493 (Schaidenreisser). Vgl. KG 3353 (verl.) = Ml. Vgl. außerdem 1608 = Ml. und 5644 = Sg. Lit.: Fochler 1990, 114  f.; A. Roth 2016, 286.

3411 29. 7. 1550. Fama oder gerüech das sterckest auf erden (K./G. 22,534). 64 Vs. Dem Dichter zeigt Genius im Traum eine Frau mit durchsichtigem Seidengewand und flie­ genden goldgelben Haaren; sie sitzt auf einem Elefanten, der alles, vom Kaiser ange­ fangen, niedertrampelt, sogar den Tod. Befragt, wer die Frau sei, sagt Genius, es sei Frau Fama. Damit man ihrer Macht entrinne, gebe es nur Eines: anständige Lebens­ führung. Vgl. KG 3354 (verl.) = Ml. und 5335 = Sg. 3412 30. 7. 1550. Historia. Ulisses mit den werbern (K./G. 2,164). 70 Vs. Kurze Zusammen­ fassung der Ereignisse nach der Heimkehr des Helden. Beschluss: Odysseus zeigt,

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dass, wenn der gute Geist von uns weicht, sich alle Laster einschleichen. Q.: Homer, Odyssee 13–23 (Schaidenreisser). Vgl. KG 3366 (verl.) = Ml. und 4608 = Com. Lit.: A. Roth 2016, 272  f.

Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 6: 3413 31. 7. 1550. Der reich man mit dem armen Laßaro (K./G. 22,536). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 419 = Sg. Vgl. 988 = Ml. 3414 31. 7. 1550. Ent der welt (Vogel, Vogelweise). Daniel prophezeit eine sehr trübselige Zeit für das Volk Gottes. Der König von Mittag wird in Zorn ergrimmen und gegen den König von Mitternacht kämpfen. Zur selben Zeit wird Michael das Volk Gottes erretten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der König von Mittag ist der Antichrist, der sich gegen Gott erhebt und sein Gebot verachtet. Er richtet viele „Sekten“ und Menschenlehren auf, doch Gott wird die Heiligen, deren Namen im Buch des Lebens stehen, auserwählen und erhalten. Der König von Mitternacht ist das Wort Gottes, das den Antichrist stürzt. Wenn der Jüngste Tag hereinbricht, werden alle Toten auferstehen. Die Guten werden belohnt, die Bösen bestraft. Schluss: Bitte um Erhaltung beim Wort Gottes [Str. 3]. Q.: Dan 11,36–45; 12,1–4.13. 3414a 31. 7. 1550. (= KG 3187, falsch eingeordnet) Wer alhie opfert gote … (Nunnenbeck, Zeherweise). Opfern und weiter sündigen gefällt Gott nicht. Gebote halten und Barm­ herzigkeit üben, das sind rechte Opfer. Q.: Sir 34,21–35,5. Vgl. KG 5867 = Sg. 3415 6. 8. 1550. Zorn und güete gottes (Fleischer, Löwenweise). Jeremia prophezeit den Zorn Gottes über das götzendienerische Volk. Aber er verkündet auch Gottes Liebe zu seinem Volk [Str. 1 und 2]. Auslegung: Christ, schau auf Jesus Christus! Gott belehrt das Volk durch sein Wort. Doch das Volk verachtet die Lehre und geht falscher Lehre und Abgötterei nach. Da straft es Gottes Zorn, bis es sich bekehrt und ihn um Gnade bittet. Gott errettet sein Volk vor Schaden, denn er liebt die christliche Gemeinde. Sein Zorn endet, und seine Güte schwebt ewig über denen, die sich zu ihm wenden [Str. 3]. Q.: Jer 32,28–40. 3416 7. 8. 1550. Der reich man mit der scheuren (Singer, Freier Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 259 = Ml., hier 12,13–21. Vgl. 4120, 4384 = Mll. Schluss: Warnung vor Hab­ sucht. Man soll allzeit bereit sein, wenn der Tod kommt. Was Gott einem gibt, das soll man annehmen, und man soll dafür dankbar sein [Str. 3]. 3417 7.  8. 1550. Marcolfus mit künig Salomo (Frauenlob, Später Ton; G./D.  5, Nr.  678). Salomo lacht über das grobianische Aussehen Markolfs (Beschreibung). Als Salomo an Markolfs Haus anklopft, erhält er von diesem recht seltsame Auskünfte über das merkwürdige Tun seiner Familienangehörigen. Der König und sein Hofgesinde lachen darüber. Schluss: Heute gibt es solche Spottvögel auch noch. Q.: Frag vnd antwort Salomonis vnd marcolfi, S. 217  f.236–238 H. Lit.: Griese 1999, 273; Gabaude 2016b, 46.

3418 8.  8. 1550. Alexander und Hephestion (Regenbogen, Tagweise). Hephaistion, ein Freund Alexanders des Großen, wird schwer krank. Er hält sich nicht an die strenge Diät, die ihm der Arzt Glaukos verordnet. Als er stirbt, trauert Alexander, Glaukos lässt



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er kreuzigen. Zum Trost stürzt der König sich in den Krieg gegen die Kossaier. Schluss: Solche Treue und Liebe der Könige gegenüber den Fürsten ist heute etwas Seltenes. Deshalb herrscht Untreue. Im Römischen Reich geht daher der Gemeinnutz in Trümmer. Q.: Plutarch, Alexander 72 (Boner).  8. 1550. Abfall des volcks gottes (Meienschein, Langer Ton). Während Jair das Richteramt innehat, wendet sich Israel dem Götzendienst zu. Zur Strafe setzt Gott das Volk der Bedrängnis durch die Ammoniter aus. Israel bekehrt sich, und der Richter Jephthah besiegt die Ammoniter. Schluss: Wenn ein Volk Gott treu bleibt, dann schützt er es. Wenn es aber der Abgötterei nachgeht durch „Menschenlehre“, Gesetz und Spitzfindigkeiten, dann gibt Gott das Land in die Hand des Feindes. Q.: Ri 10,5–18; 11,29.32  f. Vgl. KG 3468 = Ml. und 4820 = Trag. August 1550. Künig Philippi drey hewchelstück (Singer, Schlechter Ton). [verl.] 11. 8. 1550. Dion der getrew hoffmayster (Vogel, Hundweise). Dionysios von Syrakus lebt sehr lasterhaft. Niemand wagt es, ihn deshalb zur Rede zu stellen, da er nur von Leibwächtern und Heuchlern umgeben ist. Doch der Hofmeister Dion hat den Mut, Dionysios die wahren Tugenden eines Herrschers  – Sanftmut, Gerechtigkeit und Wahrheit – zu verkünden. Um Dionysios eine umfassende Bildung zu ermöglichen, lässt Dion Plato nach Syrakus kommen. Schluss: Wenn es doch jetzt auch einen solchen Hofmeister gäbe, der nach Gerechtigkeit verlangt und Königen und Fürsten ihre Laster vorhält! Q.: Plutarch, Dion 9–11. Vgl. KG 5634 = Sg.  8. 1550. Ein messerer war zv Wendelstein … (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 679). Ein grober Messerschmied aus Wendelstein wird von seiner Frau nach Nürn­ berg geschickt, um ein quintlein Safran zu kaufen. Der Messerschmied hat keine Ahnung, wie viel das ist, denn bisher hat solche Einkäufe immer seine Frau erledigt. Er nimmt ein rußiges Tischtuch mit. In Nürnberg lacht ihn die Krämerin aus, als er das ganze Tuch voller Safran haben will. Beim Rückweg ärgert sich der Messerschmied, weil er wegen einer kleinen Menge Safran zwei Meilen laufen musste. Zu Hause ver­ prügelt er seine Frau. Vgl. (motivisch) KG 2776, 4786 = Mll. und 5272 = Fsp. 13. 8. 1550. Straffpredig der feint gottes, ein erschröckliche prophezey (Nunnen­ beck, Goldene Schlagweise). Prophezeiung des Strafgerichts Gottes über die Feinde [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott kann um der Sünde willen sein Volk quälen und durch die Hand eines Tyrannen plagen. Doch danach erbarmt er sich und straft die Feinde [Str. 3]. Q.: Joel 4,1–4. 13. 8. 1550. Die wechsler und taubenkremer (Frauenlob, Goldene Radweise). Jesus jagt die Händler aus dem Tempel [Str. 1]. Auslegung: Der biblische Text ist ein „geist­ liches Exempel“. Wir Christen sollen ein Tempel sein, in dem Gott wohnt. Wenn wir aber sündigen, entheiligen wir den Tempel. Christus ruft uns zur Buße auf. Er verjagt die Sünde und heilt uns aus unverdienter Gnade und Liebe durch das Evangelium [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 21,12  f.; Jes 56,7. August 1550. Der sechst pusaunet engel, der Machmet abgepildet (Vogel, Verwirr­ ter Ton). Johannes sieht den sechsten posaunenden Engel. Q.: Offb 9,13.

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3426 19. 8. 1550. Des leben guetige natur, drey geschicht (Fleischer, Löwenweise; G./D. 5, Nr. 680). Promythium: Plinius d. Ä. beschreibt das Wesen des Löwen, des Königs der Tiere. Im Zorn kann er kühn und wütend sein, doch machen ihn Wohltat und Demut gütig. Erzählungen: Eine aus Gefangenschaft losgekaufte Frau kehrt wieder nach Hause zurück. Auf dem Weg begegnet ihr ein Löwe, der sie fressen will. Die Frau bittet unter Hinweis auf ihre Schwäche erfolgreich um Schonung [Str. 1]. Auf der Fahrt nach Afrika befreit Elpis einen Löwen von einem Knochen, der diesem im Hals steckenge­ blieben war. Aus Dankbarkeit erlegt der Löwe einen Hirsch, den er in das Schiff wirft. Solange das Schiff vor Anker liegt, bringt der Löwe täglich Wildbret [Str. 2]. Mentor zieht einem Löwen einen Dorn aus der Pfote. Die Geschichte sieht man in Syrakus auf einem Gemälde. Schluss: Ein mächtiger Herrscher soll sich den Löwen zum Vorbild nehmen: Er soll die Elenden und Armen verschonen und gute Taten mit Dankbarkeit erwidern [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,48 [ohne die Geschichte von der Frau]. 56–58 (Eppendorf). 3427 26. 8. 1550. Singen das iderman gefall, ein vorsinger (Sachs, Morgenweise; Rettel­ bach 2019, 171–173). Der Singer soll alle Stände besingen: Kaiser, Könige und Fürsten sollen zum Gemeinnutz regieren, die Ritter die Armen schützen, die Räte Streit schlichten, die Richter gerecht urteilen. Den Juristen soll er die listen aufdecken. Auch den Amtleuten, Jägern und Reitern soll er singen [Str. 1]. Der Papst soll die Römische Kirche in Heiligkeit erhalten. Dem Kardinal singe der Sänger von der Papst­ wahl, dem Bischof von den Zuständen an seinem Hof, den Äbten vom Hochamt, den Theologen von der Heiligen Schrift, den Pfarrern vom Weiden ihrer Schafe, den Pre­ digern vom Bekämpfen der Sünden, gemainen Priestern von ihrem Dienst, dem Mönch von Gleisnerei und Betteln, dem Meister vom Studieren und dem Schüler von der Schule [Str. 2]. Dem Kaufmann singe der Sänger von der Ware, den Handwerkern (Schneider, Schuster, Schmied, Beutler, Drechsler, Büttner, Steinmetz, Schreiner, Kürschner, Wagner) von ihrem Material oder Werkzeug, ferner dem Bader, Schützen, Spieler, Trinker, Verführer, Landsknecht und Bauern. Ein solcher Singer ist jeder­ mann angenehm [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 2019, 171–173.

3428 1. 9. 1550. Hefftig straffpredig (Sachs, Langer Ton). Der Prophet droht Gottes Strafe für den Götzendienst Judas an. Dem, der auf Gott vertraut, prophezeit er, er werde viel Frucht bringen. Das Volk Gottes wird zur Heiligung des Sabbats aufgerufen. Schluss: Wenn die christliche Gemeinde dem Wort Gottes anhängt, wird er sie schützen. Andernfalls wird er sie hart strafen. Q.: Jer 17. Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 7 (verl.): 3429  9. 1550. Gaistlich spruech: Anfang vnd einsegnung des estands. [verl.] 3430 2. 9. 1550. Prophezey der zwkunft Cristi (Sachs, Klingender Ton). Vorbemerkung: Jeremia „exponiert“ uns mit verborgenen Worten die Ankunft Christi. Bibelversifika­ tion: Jeremia prophezeit die Geburt eines Königs aus dem Stamm Davids, der auf Erden Gerechtigkeit schafft. Juda wird von Gott geholfen, und Israel wird sicher



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wohnen [Str. 1]. Auslegung: Christus aus Davids Stamm ist der Zweig der Gerechtig­ keit; durch ihn wurde der Fluch des Gesetzes gebrochen. Er wurde König, der auf Erden „geistlich“ regiert und uns von der Sünde zu Gott bekehrt. Aus Gnade vergibt er die Sünden [Str. 2]. Er hilft allen, die sich zu Gott bekennen. Die Christen beschützt er wie seinen Augapfel. Aus Gnade allein macht er das menschliche Geschlecht gerecht. Bitte um Bewahrung vor dem Satan [Str. 3]. Q.: Jer 23,5  f. Vgl. KG 4085 = Ml. 2.  9. 1550. Veretrey der stat Praunschweig (Muskatblut, Langer Ton). Der reiche Bürger Gralherr verrät 1550 Braunschweig an den Abt Stechau. Er lässt heimlich die Schlüssel der Stadttore nachmachen. Die Bürger entdecken den Verrat. Die Übeltäter werden ergriffen, durch die Stadt geschleift und gehängt; ihre Köpfe spießt man auf eiserne Pfähle. 3. 9. 1550. Elisa mit Benhedat und Hasa (Ehrenbote, Fürstenton). Elisa prophezeit Hasaels künftige tyrannische Herrschaft nach dem Tode des Königs Benhadad. Schluss: Gott offenbart dem Volk durch seinen Knecht künftiges Übel. Q.: 2Kön 8,7–15. 11. 9. 1550. Clarheit des gsez und ewangeli (Herwart, Bloßer Ton). Die Herrlichkeit des Dienstes am neuen Bund, d.  h. der Predigt von Gottes Gerechtigkeit. Auslegung: Zwei christliche Lehren: 1. Wer dem Gesetz und dem Alten Testament anhängt, der meint, durch die Werke gerechtfertigt zu werden. Er plagt sich damit und lebt nach dem Buchstaben. Ihm bleibt verborgen, dass Gott nicht Werke, sondern die Hingabe von sel gemuet vnd hercz will. 2. Das Evangelium zeigt, dass man allein durch Christus Gnade erlangt. In ihm hat man die Freiheit. Q.: 2Kor 3,9–18. 11.  9. 1550. Listig einnam der stat Megara (Boppe, Langer Ton). Solon bringt es fertig, die Bürger von Athen zum Kampf gegen Megara umzustimmen. Mit seinen ihm treu ergebenen Soldaten kann er ein Späherschiff der Megarer an sich reißen. Das Schiff schickt Solon mit Soldaten aus Athen nach Megara zurück. Er selbst begibt sich mit einem Trupp Soldaten ebenfalls dorthin. Während er mit den Megarern kämpft, gelingt es der Schiffsbesatzung, die Stadt zu erobern. Solons Anschläge und die Treue seines Kriegsvolks bringen dem ganzen Land Nutzen. Q.: Plutarch, Solon 8  f. (Boner). 12. 9. 1550. Zukunft Christi, ein prophezey (Frauenlob, Neuer Ton). Prophezeiung der Geburtsstadt und des künftigen Reiches Christi. Auslegung: Der prophetische Held ist Jesus Christus. Von Ewigkeit her war er ausgesandt, das christliche Regiment zu errichten. Er wurde von Maria zu Bethlehem geboren. Sein Volk bekehrte er zu Gott. Er widerstand Assur, d.  h. dem Satan, der uns mit Sünde und Fluch überfallen hatte. So schuf er uns geistlichen Frieden. Die Hirten und Apostel weideten mit seinem Wort die Gemeinde. Auf Erden hat sie noch das Kreuz zu tragen, Gott jedoch schützt sie. Q.: Mich 5,1–6. → nach 3438 13. 9. 1550. Die plutig hochzeit (Barz, Langer Ton). Johannes der Makkabäer wird bei dem Versuch, den Heerestross bei den Nabatäern in Sicherheit zu bringen, von Nomaden überfallen und getötet. Seine Brüder Jonathan und Simon rächen die Untat: Als sich die Nomaden, die „Kinder Jambris“, zu einer Hochzeit zusammenfinden,

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werden sie überfallen. Schluss: Wer mordet, dessen Blut wird ebenfalls vergossen; Gott rächt die Tat. Q.: 1Makk 9,35–42. September 1550. Der wüeterich Triphon (Mönch von Salzburg, Langer Ton). Q.: 1Makk 12. [verl.] 15.  9. 1550. Straff des abgotischen volcks (Tannhäuser, Hauptton). Prophezeiung gegen die abgöttischen Juden im ägyptischen Exil [Str. 1 und 2]. Auslegung: Dies lässt sich auch auf unsere Zeit anwenden. Auch nach Deutschland hat Gott sein Wort gesandt, um das Volk, das im geistlichen Gefängnis der Menschheit lebte, zu befreien. Aber niemand lebt Gott wohlgefällig, alle bleiben in ihren Lastern. Die versteckte Schar behauptet, sie habe zur Zeit des Papsttums Frieden und gute Jahre erlebt, das Wort Gottes habe Unglück gebracht. deutschlandt schau in dein hercz, dich trifft das Unglück wegen deiner Undankbarkeit! Gottes Wort ist daran völlig unschuldig [Str. 3]. Q.: Jer 44,1  f.12.15–17. 15. 9. 1550. Der schulgang Christi, weinacht (Singer, Heller Ton). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3678, 4250, 4357, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. [Str. 1 und 2]. Des textes haimlikeit: Christus wird durch sein heiliges Wort in der christlichen Gemeinde geboren. Regiert danach aber wieder die Menschenlehre, so geht Christus wieder ver­ loren. Dann sucht ihn die Gemeinde mit Schmerzen. Erst wenn sie in den Tempel der Heiligen Schrift kommt, findet sie ihn und bleibt in Gnade bei ihm. Die Gemeinde soll das Wort Gottes mit Wort und Tat bekennen [Str. 3]. 16. 9. 1550. Ler von kind, weib und freunden (Schrot, Schrotweise). Wie man gute Speise von schlechter zu unterscheiden weiß, so soll man auch bei den Menschen unterscheiden. Lob der guten Hausfrau und Warnung vor falschen Freunden. Q.: Sir 36,20–37,7. Vgl. KG 5868 = Sg. 19. 9. 1550. Unterscheid des narren und des verstendigen (Schrot, Schrotweise). Der Narr will nur Zank, der Weise Freundschaft und Verträglichkeit (Laster- und Tugend­ katalog). Q.: Spr 18,7–24. Vgl. KG 5700 = Sg. 19. 9. 1550. Ein straffpredig über das volck (Betz, Verschränkter Ton). Strafpredigt Michas: Es sind nur noch wenige Fromme zu finden, keiner kann mehr dem anderen trauen. Schluss: Heute steht es noch schlimmer um die Untreue der Welt. Würde Micha heute seine Strafpredigt halten, man würde ihn deswegen quälen. Überall – im Saal des Königs und im Haus des Bauern – ist alles verderbt und voll Bosheit. Gott wird in seinem Zorn alle gottlosen Betrüger austilgen. Q.: Mich 7,1–6. 20. 9. 1550. Prophezey: Leiden und urstent, das 63. Capitel Esaie (Vogel, Engel­ weise). Inh. u. Q. wie KG 1871 = Ml. Auslegung: Christus wendet Schaden von uns ab. Er war ein Lehrer und verkündete uns die Gerechtigkeit des Evangeliums. Er war unser Arzt und Helfer, der uns mit Gott versöhnte, als er für uns am Kreuz starb. Er trat die Kelter unserer Sünde und Missetat [9 Verse sind in der erhaltenen Hs. unleserlich]. Die Sünde hat die ganze Menschheit zu Boden gedrückt. Niemand konnte helfen als Chris­ tus. Als er am dritten Tag auferstand und in den Himmel auffuhr, wo er zur Rechten Gottes sitzt, wurde er unser Mittler und Gnadenthron, der uns ewiges Leben verleihen wird.



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3444 September 1550. Der edel kampff (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D.  5, Nr. 681). [verl.] 3445 22. 9. 1550. Die vier ermörten küniclichen junckfrawen (Kanzler, Langer Ton). Nach einer Niederlage gegen Rom gerät Mithridates derart in Zorn, dass er seine Gemahlin­ nen Berenike und Monion sowie seine Schwestern Rhoxane und Stateira von einem Diener ermorden lässt. Q.: Plutarch, Lucullus 18 (Boner). 3446 29. 9. 1550. Das ent des tiranen Machanitas (Kanzler, Langer Ton). Zweikampf zwi­ schen Machanides, dem spartanischen Tyrannen, und Philopoimen, dem Heerführer der Achäer. Machanides unterliegt. Dem Philopoimen errichtet man voll Bewunde­ rung ein Standbild. Schluss: Ein Hauptmann soll Leib und Leben einsetzen. Q.: Plu­ tarch, Philopoimen 10 (Boner). 3447 September 1550. Das gsecz pringt nit selikeit (Regenbogen, Tagweise). Q.: Röm 3. [verl.] 3448 September 1550. Gesecz pis auf Cristum (Regenbogen, Brauner Ton). Q.: Gal 4. [verl.] 3449 30. 9. 1550. Nachtewl natur (Nachtigall, Kurze Tagweise). Die Eule heult laut in der Nacht; sie wehrt sich, wenn sie von anderen Vögeln angefallen wird, mit ihren Krallen [Str. 1]. Wie die Eule ist der, der nachts durch die Gassen streunt, Krawall macht und dem ein Nachttopf über den Kopf geschüttet wird. Kommen die „Schützen“, dann rennt er davon. Für ihn wäre es besser, er bliebe daheim im Bett [Str. 2 und 3]. Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,34 (Eppendorf). 3450 Oktober 1550. Einweyung des thempels (Stilkrieg, Steigweise). Q.: 2Makk 1. [verl.] 3451 3.  10. 1550. Von der drunckenheit. In aim pesundern thon (K./G.  22,539). 3 Str. ababccdeedd. Die Folgen der Trunkenheit. 3452 4. 10. 1550. [E] Fasnachtspil. Der gstolen fasnacht han = Ein faßnacht-spil mit vier personen und heist der gesellen faßnacht (K./G. 9,47; G. 2, Nr. 21). 316 Vs. Inhalt: Hin und Her um einen gestohlenen und vom Dieb bereits verzehrten Hahn, das mit einer Prügelei der Frauen des Bestohlenen und des Diebes und Weintrinken der beiden Männer endet. Szenenübersicht: 1. Prolog ad spectatores. Heinz Tötsch: Sein Hahn ist weg; er könnte im großen Haus des Herman Grampas sein. 2. Dialog Tötsch–Grampas: Grampas sagt, er habe ihn nicht, aber Tötsch wurde von seiner Frau Martsch gesagt, er sei in Grampas’ Haus geflogen. Grampas will seine Frau Schleckmetz fragen. 3. Monolog Tötsch: glaubt, Grampas habe den Hahn. 4. Dialog Martsch–Tötsch: Sie hat von einem Wahrsager gehört, dass der Hahn aufgegessen wurde; sie verdächtigt Grampas, will nach den Federn suchen. Zank der beiden. 5. Monolog Grampas: hat den Hahn gegessen. 6. Dialog Grampas–Schleckmetz: Scherge hat wegen des Hahns gefragt. Sie beschließen, hartnäckig zu leugnen. 7. Dialog Schleckmetz–Martsch: Gekeife. 8. Drei­ gespräch Schleckmetz–Martsch–Grampas: Streit und Gewaltandrohung. 9. Alle vier: Die Frauen schlagen sich, die Männer gehen friedlich zum Wein. 10. Epilog Grampas: Entschuldigung für Grobheiten.

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Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 11 (verl.): 3453 Oktober 1550. Aingehürn natur (Bremberger, Hofton). Inh. u. Q. KG 5803 = Sg. [verl.] 3454 8. 10. 1550. [E] Faßnacht-spil mit 3 personen: Der farendt schuler im paradeiß (K./G. 14,72; G. 2, Nr. 22). 322 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 463 (459). Vgl. KG 3094 = Ml. Inhalt: wie KG 3094. Szenenübersicht: 1. Monolog Bäuerin: Trauer wegen des verstorbenen ersten Mannes, Klage über Geiz des zweiten; möchte dem ersten etwas Gutes tun. 2. Dialog Schüler– Bäuerin: Schüler kommt aus Paris, sie versteht Paradies, fragt nach ihrem ersten Mann dort, laut Schüler ist der arm, sie bittet, ihm etwas zu bringen. 3. Monolog Schüler: freut sich über Dummheit. 4. Dialog Schüler–Bäuerin: Übergabe von pürlein [Bündel, Bürde] und 12 Gulden. 5. Dialog Bäuerin–Bauer: will nachreiten und noch 10 Gulden geben. 6. Monolog Bauer: schimpft über Dummheit der Bäuerin, will Schüler alles mit Gewalt abnehmen und dann Frau schlagen. 7. Monolog Schüler: sieht den Bauern kommen, versteckt pürlein, ändert Aussehen. 8. Dialog Bauer–Schüler: Schüler habe den Schüler gesehen, passt nun aufs Pferd auf. 9. Monolog Schüler: will ins Wirts­ haus reiten. 10. Monolog Bäuerin: wartet auf Mann, sorgt sich. 11. Monolog Bauer: beschimpft sich selbst als Narren. 12. Dialog Bäuerin–Bauer: Sie wird ihm auch alles nachschicken. Hat es schon im Dorf erzählt, und man hat gelacht. 13. Epilog Bauer: Vor- und Nachteile seiner Frau. Lit.: Khattab 1991; Kiesant 1988a; Kiesant 1988c; Kugler 2000, 554 („Es gliedert sich, obwohl keine Akt- oder Szeneneinteilung angegeben ist, eindeutig in drei gleichgroße Drittel.“); Kugler 2003, 87–102 (87: „Der ‚Drehpunkt‘ befindet sich genau in der Mitte des 300 Verse langen Spiels: Um Vers 150 herum gibt der Bauer vor, den Schüler noch besser ausstatten zu wollen – was er nachher auch unfreiwillig tut.“); Classen 2004a, 31–33; Freund 2018, 175–197.

3455 10. 10. 1550. Faßnacht-spiel mit 4 personen zu agirn: Der jung kauffman Nicola mit seiner Sophia (K./G. 14,84; G. 2, Nr. 23). 387 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decame­ ron 8,10 (Arigo). Vgl. KG 1746 = Ml. Inhalt: wie KG 1746. Szenenübersicht: 1. Prolog Nicola (Niccolò da Cignano, genannt Salabaetto): war zwei Monate in Palermo, war mit einer schönen Frau zusammen, hat alle seine Ware für 450 Gulden verkauft, will noch einen Monat bleiben. 2. Dialog Nicola–Chanigianus (Pietro del Canigiano): warnt ihn vor der Frau. 3. Monolog Chanigianus: kann nichts machen. 4. Dialog Sophia (Jancofiore)–Magd Metz: Metz soll Mahl richten, sie hat noch zwei andere Liebhaber, will Nicola sein Geld abnehmen. 5. Dialog Sophia–Nicola: Sophia behauptet, sie brauche für den Bruder in Messina 1000 Gulden, den man sonst köpft. Er verspricht 500. 6. Monolog Metz: Soll Nicola abweisen, wenn er sein Geld will (er hat nichts schriftlich). 7. Dialog Nicola–Metz: Sophia sei nicht daheim. 8. Monolog Metz: will es der Frau melden. 9. Monolog Nicola: bereut, will zu Chani­ gianus. 10. Dialog Chanigianus–Nicola: soll Ballen mit Stroh und Ölfässer mit Wasser füllen und alles beim Zoll hinterlegen. 11. Dialog Sophia–Metz: Metz bereut, Sophia nicht. 12. Monolog Nicola: hat es erledigt, jetzt zu ihr. 13. Monolog Metz: bedauert



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Nicola. 14. Dialog Sophia–Metz: Metz meldet Ballen und Fässer. 15. Monolog Sophia: will ihn wieder narren. 16. Dialog Sophia–Nicola: erzählt von viel Geld. 17. Monolog Metz: fürchtet für Nicola. 18. Nicola zu Metz: Sophia holen. 19. Dialog Nicola–Sophia: Er klagt über Verlust auf dem Meer, Sophia will 1000 Gulden und die Ware im Zoll zum Pfand. 20. Monolog Nicola: freut sich, dass es klappt. 21. Dialog Sophia–Nicola: der Handel soll nun gemacht werden. 22. Monolog Metz: denkt, Sophia habe es wieder geschafft. 23. Dialog Sophia–Metz: Sophia sieht jetzt den Betrug, denn Nicola ist weg. Sie flucht. 24. Epilog Chanigianus: 1. gegen Hurerei; 2. gegen solche Frauen. Also lieber heiraten. Lit.: Pastré 1993; Freund 2016; Freund 2018, 155–174.256  f.

Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 12: 3456 12. 10. 1550. Die Kronung Kunig salomonis (Meienschein, Langer Ton). Obwohl sich Adonia das Königsamt aneignen will, wird Salomo durch Nathans Fürsprache König von Israel [Str. 1 und 2]. Auslegung: David bedeutet Gottvater, Salomo Jesus Christus. Adonia wird mit dem Teufel verglichen, der auf tückische Art das Gewissen des Men­ schen regiert. Das lässt Gott eine Weile geschehen, bis die Prediger kommen, präfigu­ riert durch Nathan. Bathseba bedeutet die Gemeinde. Die Prediger ermahnen die Gemeinde, zu Gott einzutreten, um Christus nicht zu verlieren. Gott erhört die Bitten der Gemeinde und setzt Christus wieder auf den Thron. Christus regiert uns durch seinen Geist. Er möge uns in seinem himmlischen Kaisertum die unverwelkliche Krone schenken [Str. 3]. Q.: 1Kön 1,5–46. Vgl. KG 3777 = Ml. und 5464 = Sg. 3457 14. 10. 1550. Straffpredig vber reich vnd arm (Betz, Verschränkter Ton). Amos pro­ phezeit die Vernichtung des Volkes durch das göttliche Strafgericht. Auslegung: Gottes Zorn wird besonders über diejenigen kommen, die geizig sind. Der Geiz verur­ sacht viele andere Übel. Auch wer in Wollust lebt und Gottes Wort verachtet, wird von Gott gestraft. Des Volkes gmainer hawff wird vom Schwert getroffen. Gewalt, Macht, Stärke, List und Reichtum können den Plagen Gottes nicht entgehen. Die Christen sollen Buße tun. Q.: Am 9,1–5. 3458 14. 10. 1550. Der 41 psalm Dauid (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 407 = Ml. Vgl. 6007 = Sg. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Christus hat alle Schuld auf sich genommen. Die, denen er seine Güte erzeigen wollte, die trachteten nach seinem Leben. Als er von Freund und Feind völlig verlassen war, rief er zu Gott und vertraute sich ihm an. Gott hat ihn auferweckt und auserkoren. Die Juden jedoch sind zerstreut. Gott kann seine Christen in der Not erretten [Str. 3]. 3459 20. 10. 1550. Got erlest sein volck israel (Vogel, Engelweise). Gott gibt Moses den Auftrag, aus Ägypten nach Kanaan zu ziehen. Schluss: Der Pharao, der Gottes Volk sehr gepeinigt hat und schließlich im Roten Meer ertrinkt, ist eine schöne figur für alle, die die Christen mit menschlichen Gesetzen bedrängen. In Angst und Qual rufen die Christen zu Gott. Er wird den Tyrannen und dessen Anhang stürzen. Ägypten wird dem Gefängnis menschlicher Lehre verglichen. Kanaan aber ist das Heilige Land, wo allein dem Wort Gottes gemäß gelebt wird. Q.: 2Mose 6,2–9.

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3460 21. 10. 1550. Der schneider im himel (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 5, Nr. 682). Einem verstorbenen Schneider wird von Sankt Peter der Eintritt in den Himmel versagt, nach langem Betteln aber gestattet, sich hinterm Ofen zu wärmen. Da muss überraschend das ganze himmlische Heer auf die Erde. Der alleingelassene Schneider setzt sich auf des herren stuele und sieht auf der Erde, wie eine reiche Frau einer armen die Wäsche von der Leine stiehlt. Voll Wut schleudert er den Fußschemel nach ihr, so dass sie von dem Schlag zeitlebens gebückt gehen muss. Der Herr vermisst bei der Rückkehr den Schemel, der Schneider erzählt zur Rechtfertigung den Hergang. Der Herr tadelt den Schneider: Hätte er nach ihm für jeden gestohlenen fleck den Schemel geschmissen, das Dach seines Hauses wäre abgedeckt, und er ginge an Krücken. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 110. Vgl. KG 5769 = Sg. 3461 21. 10. 1550. Der ströen man (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 5, Nr. 683). Ein ver­ soffener Mann kommt stets spät vom Wirtshaus heim. Öffnet seine Frau nicht sofort die Tür, so verdächtigt er sie, sie verstecke einen Liebhaber. Eines Tages stellt die Frau eine Strohpuppe auf und verkriecht sich, nachdem sie geöffnet hat. Wieder sucht der Mann nach einem Liebhaber. Als er die Strohpuppe sieht, sticht er auf sie ein. Danach bittet er im Katzenjammer seine Frau um Hilfe bei der Beseitigung der Leiche. Sie stimmt zu, er geht derweil ins Bett. Seitdem kann sie ihn mit der Drohung, der Richter habe nach ihm gesucht, sofort zahm machen. 3462 22. 10. 1550. Der fluechent gotzdinst (Sachs, Silberweise; G./D. 5, Nr. 684). Herkules und sein hofgsind nehmen auf Rhodos einem pflügenden Bauern die Ochsen weg und braten und verzehren sie. Das Schimpfen und Schreien des Bauern erhöht noch Her­ kules’ Genuss. In Lindos errichtet man ihm nach seinem Tod einen Altar, an dem jährlich unter dem Fluchen der Priester und Umstehenden zwei Ochsen geopfert werden. Schluss: Wo tyrannische Herren den Armen das Ihre rauben, findet solcher goczdinst noch heute statt. Q.: Lactantius, Divinae Institutiones 1,21,31–37 sicher nicht direkt: Caspar Fügers Ü. erschien erst 1575. 3463 23. 10. 1550. Die pfaffen frassen den doten pauren (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 685). Der Dorfpfarrer verweigert einem Bauern, der am Freitag Fleisch gegessen hat, die Absolution und lässt ihn, der bald stirbt, später als Ketzer auf dem Feld begra­ ben. Der (adlige) Kirchenpfleger ist darüber erbost. In der Nacht lässt er den Bauern wieder ausgraben, lässt sein Fleisch auf verschiedene Weise zubereiten und lädt den Pfarrer, den Kaplan und sechs weitere Pfaffen zum Essen ein. Als letzter Gang werden in einer verdeckten Schüssel Kopf und Hände serviert. Er habe den Bauern in geweih­ tem Pfaffenfleisch begraben wollen, sagt der Pfleger beim Öffnen. Die Pfaffen überge­ ben sich und trollen sich nach Hause. 3464 23. 10. 1550. Frumb hoffmaister vnd gotlos kunig (Frauenlob, Würgendrüssel). Ahab lässt alle Propheten töten. Doch sein Hofmeister Obadja beschützt sie. Obadja und Elia begegnen einander. Elia lässt sich vor Ahab bringen und verweist ihm seinen Baalsdienst. Auf dem Berg Karmel, wo Propheten und Baalspfaffen versammelt werden, nimmt Gott Elias Opfer an; die Baalspriester werden getötet. Schluss: Ahab erntete Fluch, Obadja Segen. Q.: 1Kön 18,3–11.15–20.



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3465 24. 10. 1550. Die wunderlich gepurt thesey (Römer, Gesangweise). Aigeus, König von Athen, hat keinen Erben. Er geht in den Tempel nach Troizen. Der Priester Pittheus gibt dem König seine Tochter, damit er mit ihr ein Kind zeuge: Theseus. Dieser kommt achtzehnjährig unerkannt nach Athen. Dort wird er geachtet, da er auf einer Wande­ rung viele Straßenräuber erschlagen hat. Medea rät dem König, den jungen Mann umzubringen. Theseus soll beim Mahl vergifteten Wein bekommen. Doch an seinem Schwert erkennt der Vater seinen Sohn. Große Freude herrscht in Athen. Theseus wird Athens zehnter König. So hat das Glück regiert. Q.: Plutarch, Theseus 3–12 (Boner). 3466 24. 10. 1550. Der Jüngling erdrenckt sich selber (Betz, Verschränkter Ton). Theseus liebt Antiope, Königin der Amazonen. Als sie auf seinem Schiff ist, lässt er vom Land abstoßen; Antiope ist gefangen. Auf dem Schiff ist auch Soloeis. Er liebt Antiope eben­ falls. Da sie jedoch seine Liebe verschmäht, ertränkt sich der junge Mann. Theseus ist darüber sehr betrübt. Er erfüllt sein Gelübde, das er einst vor Pythia abgelegt hat, und baut eine neue Stadt, Pythopolis. Theseus setzt die beiden Brüder des Soloeis, Thoas und Enneus, als Stadtherren ein. Dem toten jungen Mann zu Ehren wird der Fluss, in dem er sich ertränkt hat, Soloeis genannt. Dann beginnt der Krieg gegen die Amazo­ nen, den Theseus nur ganz knapp gewinnt. Schluss: Liebe kann viel Schaden bringen. Q.: Plutarch, Theseus 26  f. (Boner). 3467 25. 10. 1550. Wird vnd straff der vestalischen Junckfrawen zw rom (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Die vestalischen Jungfrauen sind zur Keuschheit verpflichtet. Sie haben viele Vorrechte im Rat und in der Gemeinde. Wenn eine ihre Jungfrauenschaft verliert, dann wird sie in einem Raum an der Porta Collina lebendig begraben. Q.: Plutarch, Numa 10 (Boner). 3468 29. 10. 1550. Das sundig volck israel (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3419 = Ml. Vgl. 4820 = Trag. Schluss: Gott straft ein Volk, das dem Bösen anhängt, mit Tyrannei. Ruft es dann zu Gott, so schenkt er erst seine Hilfe, wenn es sich bekehrt. 3469 30.  10. 1550. Ewlenspigel war ain schneider (Sachs, Rosenton; G./D.  1, Nr.  138; G./D. 5, Nr. 686). Eulenspiegel gibt sich in Berlin als Schneider aus. Als ihn der Meister auffordert, so zu nähen, dass niemand es sieht, versteckt er sich beim Nähen. Am Abend wirft der Meister ihm einen pauren rock hin mit dem Befehl, er solle den wolff ausmachen [den grauen rock fertig nähen]. Eulenspiegel trennt den rock auf, näht einen Wolf und stopft ihn aus. In der nächsten Nacht soll er einem rock die erbel [Ärmel] drein werfen. Eulenspiegel wirft die ganze Nacht vergeblich. Als der erboste Meister am Morgen Geld für die verbrauchten Wachslichter fordert, macht sich Eulen­ spiegel aus dem Staub. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 46 (48). Vgl. KG 4235 (verl.) = Sg. 3470 30. 10. 1550. Ewlenspiegel mit dem schüetkarn (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 687). Eulenspiegel, dem das Betreten der Länder Herzog Heinrichs von Lüneburg bei Todes­ strafe verboten ist, setzt sich in einen mit gekaufter Erde gefüllten Karren. So begegnet er dem Herzog, der ihn, von dem Streich belustigt, ziehen lässt. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 26.

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3471 31. 10. 1550. Die pewerin fras all tag ain keß (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 5, Nr. 688). Die reichste Bäuerin eines Dorfes hat acht Kühe und kann jeden Tag einen Käse herstellen. Allerdings isst sie auch jeden Tag einen. An Ostern hat sie als Einzige im Dorf keinen übrig, um Fladen zu backen, selbst die Ärmsten hatten sich dagegen einen aufgespart [Str. 1 und 2]. Wer in hantwerk ambt gewerb oder handel guten Gewinn hat und den nicht spart, muss zuletzt an dem hunger tuech neen [Str. 3]. 3472 8. 11. 1550. Die wolpetacht pewrin (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 689). Ein Bauer in Dettelbach ist lasterhaft und lässt Haus und Hof verkommen. Schließlich verlegt er sich aufs Stehlen, bis er erwischt wird und gehängt werden soll. Die stets schlecht behandelte Ehefrau hält ihm auch in dieser Lage die Treue. Sie geht mit hinaus zum Galgen, um – wie früher – auch jetzt alles Wichtige zu bedenken. Als der Henker plötz­ lich merkt, dass er seinen Strick vergessen hat, zieht sie einen Strick aus dem Busen (ich decz vor pedencken) und gibt ihn dem Henker, um die Leiden ihres Mannes abzu­ kürzen. 3473 10. 11. 1550. [E] Faßnacht-spiel mit 3 personen: Fraw Warheyt will niemandt herbergen (K./G. 14,99; G. 2, Nr. 24). 314 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 3. Vgl. KG 865 = Ml. (dort Freihirte statt Frau Wahrheit) und 4480 = Sg. Inhalt: Die personifizierte Wahrheit erzählt einem Bauernpaar, sie werde überall ver­ trieben, was ihr dann auch von den beiden widerfährt. Szenenübersicht: 1. Bauer ad spectatores: will bürgerlich zu leben lernen. 2. Dialog Bäuerin–Bauer: Sie sagt, er hätte zum Tanz aufspielen sollen, aber ihm geht es um Zucht und Ordnung. 3. Frau Wahrheit ad spect.: wird immer wieder vertrieben. 4. Drei­ gespräch Wahrheit–Bauer–Bäuerin: Die Wahrheit erzählt von ihrer Vertreibung durch alle Stände. Das Bauernpaar ist erst gutwillig, vertreibt sie dann aber auch. 5. Epilog Wahrheit: will sich in einer Einöde verbergen, bis man sie wiederhaben mag. 3474 15. 11. 1550. Die alt verlegen war (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 5, Nr. 690). Kauf­ leute sitzen beieinander, jeder lobt seine Waren. Einer spricht von einer Ware, die er, obwohl schon Jahre in seinem Besitz, nicht für 1000 Gulden hergebe. Zu Hause in Weinsberg gerät er mit seiner „Ware“, nämlich seiner Frau, in Streit. Wieder beim Wein, will er sie nun um einen Pfennig verkaufen. Die Aufklärung des Widerspruchs bringt großes Gelächter. Er erklärt, dass der Wert sehr schwanke, manchem sei Ware wohlfeil, er gebe wohl noch zusätzlich Geld, um sie und ihre Bosheiten loszuwerden. Am Schluss wird ein Hans Dencz genannt; gemeint ist wohl jemand, der ebenfalls seine Ehefrau loswerden will (vielleicht ein sonst nicht bekannter Singer?). 3475 18. 11. 1550. Ein prophezey der zwkunft Cristj (Lorenz, Blühweise). Gott wird seinem Volk unverdiente Gnade schenken [Str. 1]. Auslegung: Gott hat die Prophezeiung durch seinen Sohn Jesus Christus erfüllt [Str. 2]. Wir waren nur verstockt und blind, Gott hatte kein Gefallen an unseren Werken. Um unseretwillen hat Christus sein Blut am Kreuz vergossen. Ihm allein sei Lob, Preis und Ehre [Str. 3]. Q.: Jes 43,19–22.24  f. 3476 19. 11. 1550. Die weissen Aligoria (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3632,



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3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Christus wird durch sein Wort geboren. Wenn die Gemeinde Chris­ tus als alleinigen König annimmt, erschrickt der Satan und kämpft gegen die Christen. Entsprechend den Gaben der drei Weisen verehren die Christen Gott durch Glauben und Annahme des eigenen Kreuzes in Geduld. Er schützt sie vor der Tyrannei des Satans [Str. 3]. 21. 11. 1550. Die drey Fawlen (Fleischer, Löwenweise; G./D. 5, Nr. 691). Drei Beispiele für Faulheit: Der Bettler Appaczeller lässt sich das Brot in den Bettelsack schmeißen, statt es selbst hineinzulegen, schließlich verbrennt er sogar sein Gewand und geht nackt, weil er sich nicht lausen will [Str. 1]. Ein Fünsinger Bauer betet (unter anderem) um Hagelschlag, um nicht ernten zu müssen. Vor Faulheit vom Baum gefallen, ruft er trotz eines Beinbruchs nicht um Hilfe [Str. 2]. Der Markgraf sucht nach dem faulsten Bauern eines bekannt faulen Dorfs. Den Preis erhält der, welcher zu faul war, ins Schloss zu kommen [Str. 3]. Q.: Lampampus [Quellenfiktion]. 25. 11. 1550. Faßnacht-spiel, mit 4 personen zu agirn: Der pawr mit dem kuedieb (K./G. 14,111; G. 2, Nr. 25). 352 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 17 Ö. Vgl. KG 1158 = Ml. und 5106 = Sg. Inhalt: wie KG 1158. Szenenübersicht: 1. Dialog Bauer–Tochter: Tochter soll Kuh für Verkauf in der Stadt fertig machen, Bauer soll ihr Sachen für die Webarbeit mitbringen. 2. Dialog Bauer– Kuhdieb; Tochter stumm: Kuhdieb bekommt auf Bitten Herberge im Stall; will am nächsten Tag wie der Bauer früh in die Stadt. 3. Monolog Tochter: hat Haushalt fertig, geht schlafen. 4. Monolog Kuhdieb: will Kuh stehlen, im Wald anbinden, Bauer vor­ machen, es sei nicht seine, damit er ihm beim Verkaufen hilft. 5. Monolog Bauer: will Kuhdieb wecken. 6. Kuhdieb zu Bauer: will ins nächste Dorf wegen Schulden und im Wald auf den Bauern warten. 7. Monolog Bauer: traut dem Kuhdieb nicht. 8. Dialog Kuhdieb–Bauer: kommt mit der nun schwarzen Kuh, angeblich vom Schuldner, und der Bauer soll sie für ihn verkaufen. 9. Monolog Kuhdieb: Der Bauer ist ein Narr. Hat einiges angestellt, muss vorsichtig sein, damit er nicht gehängt wird. 10. Monolog Bet­ telwirt: Geschäft geht nicht gut. 11. Dialog Bettelwirt–Bauer: hat die Kuh verkauft, soll hier warten. 12. Dreigespräch Kuhdieb–Bauer–Bettelwirt: Kuhdieb gibt Bauer einen von sechs Talern und geht, da Bettelwirt nichts Gutes hat, zum Einkaufen von Essen und Wein. 13. Dialog Bettelwirt–Bauer: kurz über Kuhdieb. 14. Vorige und Tochter: Sie meldet den Diebstahl, Bauer erkennt, Bettelwirt hinter Kuhdieb her. 15. Dialog Bauer– Tochter: Bauer will ihr die Sachen kaufen, wenn sie der Mutter nichts sagt. 25. 11. 1550. Wider den Kung zw Babel Ein heftige prophezey (Eislinger, Langer Ton). Jesaja prophezeit den Sturz des Königs von Babylon. Schluss: Gott tröstet uns Christen, die wir von Tyrannen umgeben sind, so dass wir nicht zu verzagen brau­ chen. Er kann die Gottlosen ausrotten, und er wird seine Christenheit wieder mit seinem Wort beschenken. Q.: Jes 14,3–27. 25. 11. 1550. Prophezey der zwkunft Cristi (Nachtigall, Geteilter Ton). Preis des Herrn als Zuflucht in der Not. „Lehre“: Daraus lernen die Christen, Gott für die Sendung

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seines Sohnes und für den Heiligen Geist zu danken. Von den Gottlosen aber wird Gott seine Hand nehmen. Q.: Jes 26,1–10. 3481 26. 11. 1550. Die vnschuldigen kindlein (Nachtigall, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119. Vgl. 347, 1557, 2167, 2543, 2864, 3895, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. „Geistlicher Sinn“: Die geistliche Geburt Christi im Herzen fordert die Tyrannei der Welt heraus. Aber Gott schützt die Christen durch seine Vorsehung. Er allein weiß, wann er den Satan stürzt und sein Wort endgültig herrschen lässt [Str. 3]. Weitere Q.: Jer 31,15. 3482 29. 11. 1550. Faßnacht-spiel, mit 4 personen zu agirn: Von Joseph und Melisso, auch könig Salomon (K./G. 14,124; G. 3, Nr. 26). 402 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Deca­ meron 9,9 (Arigo) mit Versatzstücken aus Frag vnd antwort Salomonis vnd marcolfj (V. 126–148 ~ S. 219  f. v. d. H.). Vgl. KG 1704 = Ml. Inhalt: wie KG 1704. Szenenübersicht: 1. Monolog Bürger Joseph: jammert über seine Frau. 2. Dialog Melisso–Joseph: Joseph klagt über seine Ehe, Melisso, dass er keinen Freund hat. Wollen Rat bei Salomon suchen. 3. Dialog Marcolfus–Salomon: stellen sich gegensei­ tig herkunftsmäßig vor; Salomon nennt seine Sprüche und seine vielfältige Weisheit. 4. Dialog Salomon–Joseph: Joseph klagt, Salomon schickt ihn auf die Gänsebrücke. 5. Dialog Marcolfus–Salomon: Streit über den Wert der Frauen, z.  T. stichomythisch. 6. Dialog Melisso–Salomon: Melisso soll erst einmal selbst lieben. 7. Dialog Marcolfus– Salomon: Marcolfus redet schlecht über Melisso, Salomon verteidigt ihn. 8. Dialog Joseph–Salomon: Joseph sah auf der Gänsebrücke Maultiertreiber das Maultier schla­ gen. Salomon: Tu das auch mit deiner Frau! 9. Dialog Melisso–Salomon: Salomon sagt Melisso, wie er lieben soll. 10. Dialog Joseph–Melisso: Beide haben von Salomon das Richtige gelernt. Lit.: Bachorski 1994, 9–11; Griese 1999, 274  f.; Classen 2004a, 33  f.

3483 2. 12. 1550. Das Magnificat (Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Durch sein Wort empfangen wir Christus im Herzen, darum loben wir ihn. Wenn wir den Nächsten lieben, so will Christus, dass wir gemeinsam mit ihm leben. 3484 3. 12. 1550. Das new Jar (Betz, Verschränkter Ton; Rettelbach 2019, 174  f.). Lied für die Neujahrssingschule 1551 mit Neujahrswünschen und einer Ankündigung der geist­ lichen Liedarten: figur, prophecei, psalmen, mancherlei gschicht aus dem AT [Str. 1]. Vor dem eigentlichen Beginn der Schule wird weltlich maister gesang vorgetragen (das Freisingen), doch alles züchtig, nämlich: schulkünst, poetrei, fabel, schwenck, stampa­ nej, bossen, philosophisch und sittlich lehr, histori [Str. 2]. Ankündigung der Komödie Jacob und Esau [= KG 3215] für den folgenden Samstag [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 2019, 173–176.

3485 4. 12. 1550. Der goltschmid mit der lawten (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 5, Nr. 692). Ein kunstreicher Goldschmiedgeselle, noch jung und etwas klein, bittet bei einem Meister um Arbeit. Dieser verspottet ihn seiner Kleinheit wegen, gibt ihm aber schließ­



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lich den Auftrag, auf Schiefer eine Laute zu zeichnen. Der Meister bemängelt erst das Fehlen der Saiten, dann, dass sie nicht klingen. Der Geselle schlägt dem Meister den Stein an den Kopf, dass die Trümmer auch noch Fenster ausschlagen, ruft dazu, nun klängen die Saiten, und läuft davon. Wer andere verspottet, dem wird ebenso vergol­ ten. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 29 Ö. 10. 12. 1550. Schwanck. Der katzen-kramer (K./G. 5,163; G./D. 1, Nr. 130). 68 Vs. Fünf Katzentypen: 1. Schmeichelkatze; 2. nasse Katze: lügt und betrügt; 3. Haderkatze: zankt; 4. Genäschige Katze: schlemmt; 5. faule Katze. Beschluss: Aus Angst vor Ver­ spottung und Tätlichkeit lässt der Händler seine Ware stehen und geht. 12.  12. 1550. Der procurator mit dem goltwascher (Hülzing, Hagelweise; G./D.  5, Nr. 693). Ein procurator in Naumburg steht vor einer Goldschmiedewerkstatt, als ein Landmann dazutritt, um Goldkörner zu verkaufen. Von dem „Zungendrescher“ nach seinem Beruf gefragt, gibt er an, Goldwäscher zu sein. Der Jurist meint, er selbst sei auch eine Art Wäscher, aber er sei nicht so zerrissen gekleidet. Dafür habe er mehr Freiheit, meint der Goldwäscher: Scheiße ihm jemand in die Werkstatt, so schwemme das Wasser den Kot wieder weg, passiere das dem anderen, so werde er es schwer haben, die Batzen wieder auszuspucken. Wer andere verachtet und verspottet, dem wird es ebenso ergehen. Sprichwort: Wer kegeln will, muss auch aufstellen. 13. 12. 1550. Ein heftige straff prophezey (Betz, Geflochtener Ton). Völker, die sich auf Kosten anderer bereichern, wird der Herr strafen. „Lehre für die Obrigkeit“: Unge­ rechte Gewalt und Unterdrückung aus Habsucht werden von Gott bestraft. Q.: Hab 2,5–17. 17. 12. 1550. Ein faßnachtspiel mit fünff personen: Ein edelman und zwen knecht, ein abt und ein knecht, und heist: Das wildpad (K./G. 21,3; G. 3, Nr. 27). 356 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 10,2 (Arigo). Vgl. KG 759 = Ml. Inhalt: wie KG 759. Szenenübersicht: 1. Dreigespräch Edelmann–Schrammfritz–Wursthans: Es geht ihnen schlecht, sie brauchen Beute, wollen den Abt von Klingen. 2. Szene Abt–Heintz (kurzer Dialog)–Edelmann–Wursthans–Schrammfritz (stumm): Abt unterwegs ins Wildbad; Edelmann verheißt ihm einmonatige Diät in seinem Berghaus gegen Bezahlung. 3.  Dialog Edelmann–Wursthans: Diesem gibt Edelmann karges Essen für den Abt. 4. Monolog Heintz: jammert. 5. Dialog Wursthans–Schrammfritz: Edelmann hat alles vom Abt für sich genommen, wollen zu einem besseren. 6. Edelmann zu Wursthans/ Schrammfritz: kündigt neues Opfer an.  7. Dialog Wursthans–Schrammfritz: wollen jetzt etwas für sich. 8. Dialog Edelmann–Heintz: fragt nach Abt, den Heintz dann bringen soll. 9. Dialog Edelmann–Wursthans; Schrammfritz stumm. Neues Opfer ent­ wischt. 10.  Szene Edelmann–Abt–Schrammfritz; Wursthans stumm: Kur beendet, Edelmann kriegt 100 Taler. 11. Monolog Schrammfritz: würde gern mehr solche Kuren ausrichten. 12. Dialog Wursthans–Schrammfritz: schauen Abt beim Essen zu. 12. „Epilog“ Edelmann: bietet sich den Zuschauern als Kurmeister an. Vgl. RV = H 47 vom 19. 1. 1551.

Lit.: E. Kartschoke 1981, 135  f.; Buschinger 1994, 22–25; Loleit 2008, 152  f.; Gabaude 2017c.

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3490 18. 12. 1550. Prophezey der zukunft Cristi (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Pro­ phezeiung des göttlichen Heils [Str. 1 und 2]. Schluss: Als Christus geboren wurde, brachte er uns allen das Heil. Sonst wären wir verloren gewesen. Wir waren einst Fremdlinge und Heiden. Doch wir sind seinem Volk eingeleibt worden und tragen seinen christlichen Namen [Str. 3]. Q.: Jes 56,1–5. 3491 20. 12. 1550. Die mernessel (Schiller, Hofton). Die Meernesseln wachsen an den Felsen und sind so empfindlich, als wären sie lebendig. Ihre rauen Blätter hängen in das Wasser, und darin werden kleine Fische gefangen. Diese fleischfressenden Nesseln können einem Menschen verglichen werden, der sich recht friedlich gibt, aber, sobald jemand in sein Garn kommt, ihn hinterlistig packt und den Unschuldigen vernichtet, indem er ihm das Blut aussaugt und ihn bis auf die Knochen frisst. Auch in Deutsch­ land ist die fleischfressende Nesselart bekannt. 3492 22. 12. 1550. Die gaistlich gepurt Cristi (Friedel, Gedrehte Friedweise). Die Geburt Christi wurde von den Engeln verkündet. So wird auch heute durch die Prediger das heilige Evangelium verkündet. Zweierlei Völker gibt es heute [Str. 1]. Das eine Volk ist den Hirten zu vergleichen. Wie die Hirten im gläubigen Vertrauen nach Bethlehem gingen, um das Kind in der Krippe anzubeten, so nimmt auch der „gemeine Mann“ die Predigt an und bekennt sich öffentlich zu Christus [Str. 2]. Das andere Volk kann man mit den Pharisäern und Sadduzäern oder mit Pilatus und Herodes vergleichen. Diese wollten den Tod Jesu und lehnten seine Lehre ab, denn sie fürchteten, durch Christi Lehre werde ihre Herrschaft abnehmen. So verfolgen und verjagen heute die Gewalti­ gen und die Geistlichkeit die frommen auserwählten Christen. Doch die Unterdrücker müssen verderben und werden ewig von Gott geschieden sein [Str. 3]. 3493 22. 12. 1550. Jar/ monat/ wochen/ tag/ stund und minuten von cristi gepurt her anno salutis 1550 (Frauenlob, Vergessener Ton). Die Zeit seit Christi Geburt: 1550 Jahre oder 18 600 Monate, 80 600 Wochen, 564 200 Tage. 13 540 800 Wochen, 564 200 Tage. 13 540 800 Stunden, 812 448 000 Minuten. So verfliegt die Zeit wie ein Pfeil. Wir sollen sie nützen, um in Ewigkeit mit Jesus leben zu können, der heute geboren ist. 3494 24. 12. 1550. Drey los person (Gothart, Loser Ton; G./D. 5, Nr. 694). Lose Leute sind: ein Handwerker, der sich nicht um die Werkstatt kümmert, sondern trinkt, spielt, borgt, die Miete und den Lohn spät bezahlt und Pfänder beim Juden versetzt [Str. 1]; eine Frau, die liederlich lebt, in der Stadt streunt, Geld vertut und am Gesinde einspart und Zwietracht sät [Str. 2]; ein Geselle, der bei gutem Wochenlohn montags feiert, spazieren geht, am Tag schläft, hurt, dem Meister widerspricht, schlecht gekleidet geht, stolz ist und sich leicht verführen lässt [Str. 3]. 3495 30. 12. 1550. Der schmid mit der Creuzfart (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 695). Der Pfarrer von Pfettern treibt es jahrelang mit der Frau eines Schmieds. Eines Tages ist Wallfahrt auf den Bogenberg. Man übernachtet beim Bauern im Heu. Der neben seiner Frau liegende Schmied stellt sich schlafend, als sich der Pfarrer leise nähert. Da die Frau noch misstrauisch ist, reißt der Pfarrer dem Schmied mehrfach Haare aus dem Hintern. Als diese Probe – scheinbar – gut ausfällt, scherzen Pfarrer und Schmiedin miteinander. Am Tag singt der Pfarrer um Vergebung für die Taten der Nacht, die Frau



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antwortet: „heint so thun wir es wider“, worauf der Schmied einfällt: „mir nit! mir nit! mir plieb im ars kein hare.“ Der Pfarrer macht ihn rasch zum Kreuzträger, damit er nicht mehr mitsingt. 3496 31. 12. 1550. Vom warmen wein vnd heßlingen frawen (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 5, Nr. 696). Der Dichter bedauert, dass noch nie das Lob warmen Weines und hässlicher Frauen gesungen wurde. Er will das nachholen [Str. 1]. Warmer Wein hilft bei Zahnweh, Krankheit und Müdigkeit, er erwärmt und dient zur Wundrei­ nigung, es gibt Weinmus und Weinsuppe [Str. 2]. Der Dichter lobt Frauen, die hässlich, aber tugendhaft sind [Str. 3].

1551 3497 1. 1. 1551. Der fillius im korb (Sighart, Pflugton; G./D. 5, Nr. 697). Der Schwarzkünstler Fillius (Virgilius) wird von einer Bürgerin lange nicht erhört. Schließlich gibt sie scheinbar nach, zieht ihn in einem Korb zu ihrem Gemach hinauf, lässt ihn jedoch auf halber Höhe hängen. Am Morgen wird er von einem großen Volkshaufen verspottet. Aus Wut darüber lässt er alle Flammen in Rom erlöschen. Nach drei Tagen lässt er aus der Vagina der Frau eine prasselnde Flamme schlagen. Sie muss auf dem Marktplatz stehenbleiben, da man nur bei ihr Feuer holen kann. So wird Schmach mit Schmach bezahlt. Vgl. KG 5411 = Sg. Lit.: Holzberg 2007, 136  f. = 2009, 77  f.

3498 2. 1. 1551. Der Kaufmann mit der pruech (Pfalz von Straßburg, Rohrweise; G./D. 5, Nr. 698). In Basel hat ein reicher alter Kaufmann eine treulose junge Ehefrau, die sich mit einem jungen Mann vergnügt, während ihr Ehemann auf dem Marktplatz ist. Ermüdet kommt dieser nach Hause, findet im Bett eine schwarze Hose und macht sich darüber viele Sorgen, jedoch ohne seiner Frau etwas zu sagen. Die Frau lässt zwei weitere schwarze Hosen kaufen, nachdem sie von dem jungen Mann erfahren hat, dass er seine Hose bei ihr vergessen hat. Magd, Amme und Ehefrau täuschen den Kaufmann, indem sie vorgeben, eine Wette abgeschlossen zu haben, bei Tag und Nacht Hosen zu tragen. Ein Viertel Wein habe die zu zahlen, die dem zuwiderhandle. So kann die Frau ihren Mann überzeugen, sie selbst habe die Hose im Bett vergessen. Schluss: Welcher Mann lässt sich heutzutage von seiner Frau nicht zum Narren machen? Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 6. Lit.: Rettelbach 2019, 336  f.

3499 9. 1. 1551. Die zwen gen Emahus (Friedel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. 3500 13. 1. 1551. Ein faßnacht-spil mit drey personen. Der böß rauch (K./G. 9,108; G. 3, Nr. 28). 310 Vs. Q.: Hans Folz, Ml. Ein liet genant der poß rauch. Vgl. KG 4283 = Ml. Inhalt: wie KG 4283. Szenenübersicht: 1. Monolog Mann: klagt über seine Frau und bittet um Rat. 2. Dialog Mann–Nachbar: rät ihm zum Kampf um das Eheregiment. 3. Dialog Mann–Frau:

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wollen es mit Prügeln austragen. 4. Monolog Frau: siegesgewiss. 5. Dialog Mann– Frau: Prügelei, Mann ergibt sich. 6. Monolog Frau: Triumph. 7. Monolog Mann: Klage. 8.  Dialog Mann–Nachbar: Mann wollte Feuer im Schlot löschen, bis ihn der böse Rauch aus dem Haus trieb. 9. Monolog Frau: Mann ist ein Narr. 10. Dialog Nachbar– Frau: Er kommt mit Wasser, aber sie prügelt ihn weg. 11. Monolog Frau: geht zum Mann. 12. Monolog Mann: freut sich, dass auch der Nachbar floh. 13. Dialog Mann– Nachbar: Mann soll’s nochmals versuchen. 14. Szene Frau–Nachbar–Mann: Vermitt­ lungsversuch, doch Frau besteht darauf, dass sie die Hosen anhat, vertreibt Nachbarn. 15. Epilog Mann: Mahnung an junge Männer, die Frau von Anfang an zu erziehen. 15. 1. 1551 Man soll sich erkundigen, was Hanns Sachs für ain spyl hab. [RV = H 46] 19. 1. 1551 Hanns Sachsen auf die beschehen erkundigung sein spil vom abt und ainem edelman, der in gefangen, weils daussen allerlay nachred geperen und mein herrn zu nachtayl kumen möcht, weiter zu treyben mit guten worten ablaynen. [RV = H 47]

3501 23. 1. 1551. Die purgerin mit dem pfaffen (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 699). Eine junge Ehefrau treibt es mit einem Domherrn. Als ihre Mutter davon hört, schlägt sie aus Sorge vor den Folgen vor, durch leichtere Vergehen die Reaktion des alten Ehemanns zu prüfen. Zuerst benimmt die Frau sich bei Tisch und vor Gästen nachlässig und unge­ schickt; er schimpft kurz, vergibt ihr dann aber. Ebenso geht es, als sie seine Zypresse im Garten fällt. Schließlich erschlägt sie vor den Augen des Alten dessen Hündlein. Er ruft den Bader; der lässt sie wegen der Hitze ihres Bluts so lange zur Ader, bis sie ohnmächtig wird. Damit ist ihr aber auch das sexuelle Verlangen nach dem Pfaffen ausgetrieben. Schluss hier: Laszive Frauen brauchen einen solchen Aderlass. Q.: wahr­ scheinlich Gesta Romanorum, Ü. 1512 oder/und 1538, lixv–lxir. Vgl. KG 4233 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 97.

3502 24. 1. 1551. Die petrogen puelerin (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 700). Inh. u. Q. wie KG 1818 = Ml. 3503 31. 1. 1551. Comedi mit 12 personen, der könig Dagobertus auß Franckreich mit des forsters kind, und hat 5 actus (K./G. 12,88). 739 Vs. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 20 Ö. (Ü. 1489, xlvjr–ljr). Vgl. KG 2638 = Ml. Inhalt: wie KG 2638. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Förster–Frau: sie kurz vor dem Gebären. 3. Dialog Förster–König; Frau stumm: König auf der Jagd verirrt, darf im Stall über­ nachten. 4. Monolog König: Stimme sagt ihm, dass das neugeborene Kind (mit Namen Ludwig) König wird. 5. Dialog Förster–König: Kind ist geboren, Förster bringt es, es hat ein Muttermal; König will es aufziehen, gibt Förster 12 Kronen. 6. Szene Hofmeister– König–Förster: Abschied. 7. Monolog Förster: Dankt Gott für Begünstigung des Kindes. II.  1. König zu zwei Knechten: Kind abholen, töten, Herz bringen. 2. Dialog zwei Knechte: können beide Kind nicht töten, lassen es im Wald liegen, denken an Schwei­ neherz. 3. Dialog Graf von Sophoy–Jäger: Graf will das Kind aufziehen. 4. Monolog König: wartet auf Nachricht vom Tod des Kindes. 5. Dialog König–erster Knecht,



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zweiter Knecht stumm: Herz ins Feuer. 6. Dreigespräch König–Königin–Tochter: wollen zum Herzog von Aquitania. 7. König zum Knecht: Adel nach Paris holen. III. 1.  Szene König–Ehrnholdt; Graf, Ludwig stumm: auf zum Turnier. 2. Monolog erster Knecht: Turnier. 3. Szene König–Hofmeister–Ludwig: König ehrt Ludwig, fragt ihn. 4. Graf dazu: gibt Auffindung zu, soll Ludwig zur Erziehung dalassen. 5. Dialog zwei Knechte: ängstlich, wollen nach Lappland. 6. Dreigespräch König–Knechte: vergibt ihnen. IV. 1. Monolog König: will Ludwig mit Uriasbrief zur Königin schicken. 2. Monolog Ludwig: ist beliebt. 3. Dialog König–Ludwig: gibt ihm Brief. 4. Monolog König: hofft auf Ludwigs Tod. 5. Ritter zum Knecht: soll neues Pferd für Ludwig satteln. 6. Dialog Ludwig–Ritter: Ludwig geht schlafen. 7. Monolog Ritter: liest, tauscht den Brief gegen einen anderen aus. 8. Ritter zu Knecht. 9. Dialog Ludwig–Ritter: Abschied. 10. Szene Königin–Herzog von Aquitania–Ehrnholdt: Sie wartet auf einen Brief vom König. 11. Dialog Ludwig–Königin: gibt ihr Brief. V. 1. Szene Königin–Herzog–Tochter: Laut Brief soll Ludwig Königstochter heiraten. 2. Szene Ludwig–Königin–Herzog: Herzog verheiratet sie. 3. Dialog Knechte: freuen sich. 4. Szene Königin–Marschall; Ludwig, Tochter, Herzog stumm: König angekün­ digt. 5. König dazu: verspricht Ludwig Königreich. Wollen nach Paris zur richtigen Hochzeit; Förster wird Graf. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Förster: gastlich sein, (2) Knechte: nicht einfach töten, (3) Graf: Waisen aufnehmen, (4) König: nicht gegen Gottes Willen sein, (5) Ritter: Unschuldigen helfen, (6) Königin: Ehemann gehorchen, (7) Ludwig: Was Gott will, kann nicht verhindert werden. Lit.: Neumann 2005, 95; Lőkös 2010.

3504 Februar 1551. Fasnachtspil: Die drey studenten (G. 3, Nr. 29). Inh. vielleicht wie KG 2586 (verl.) = Ml. und 2587 = Sg. und 3132 (verl.) = Ml. [verl.] 3505 7. 2. 1551. Der Jona Figur Cristi (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 116 = Ml. Vgl. 142, 728, 1338, 3990 = Mll. und 3679 = Com. Auslegung: Was das Büchlein Jona berichtet, ist eine figur für Christi Auferstehung. Jona entspricht Chris­ tus, der von Gott gesandt wurde, um sein Wort zu verkünden, der von den Juden in das Meer des Todes gestoßen wurde, wo er zu Gott betete, und der am dritten Tag aufer­ stand. Wer an Christus glaubt, dessen Evangelium durch seine Jünger verkündet wird, der wird selig werden und teilhaben an der Auferstehung [Str. 3]. Weitere Q.: Mt 12,40; Ps 16,10  f. Lit.: Baro 2011a, 93–95.

3506 16. 2. 1551. Das wasser perlein Aligoria (Kanzler, Langer Ton). Die „Wasserperlen“ wachsen auf folgende Weise: Das „Schneckenhaus“ schwimmt zu bestimmter Jahres­ zeit an die Wasseroberfläche, öffnet sich und fängt einen Tautropfen ein. Aus reinem Tau werden schöne, klare Perlen, aus verunreinigtem dunkle „Missgeburten“. Wer die Perlen fischen will, muss sich im klippenreichen Meer unter Gefahr, von „Meerhun­ den“ gefressen zu werden, an einer Schnur hinablassen [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang]. Allegorese: Das Menschenherz (Schneckenhaus) empfängt den Glauben (Perle) rein oder vermischt. Wer ihn rein verkündet, fällt den Tyrannen in die Hände. Wegen der

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Sünde muss das Fleisch durchs Kreuz gedämpft werden. Beim Tod kommt der Körper ins Grab, der Geist ewig in Gottes Reich [Der Schluss deutet Teile der Quelle, die nicht im Lied verarbeitet sind]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 9,107, aber erweitert. Vgl. KG 5454 = Sg. 18. 2. 1551. Der doll statschreiber (Vogel, Schatzton; G./D. 5, Nr. 701). Der Mainzer Bischof übernachtet in Bingen. Der Stadtschreiber, der angeblich Latein kann, soll ein Begrüßungsgeschenk übergeben. Bei einem Landpfarrer will er sich Rat holen. Dieser sagt ihm aus Spaß einen Unsinnsspruch, den der Stadtschreiber vorträgt. Da der Bischof die Sprache nicht identifizieren kann, lässt er sich den Text übersetzen, was der Schreiber auch „genau“ tut. Der Bischof hält den Redner für einen fantasten, er muss lachen und gibt noch ein kräftiges Trinkgeld. Schluss: Kecke Narren haben manchmal mehr Erfolg als zurückhaltende Weise. Vgl. KG 3515 = Ml. 19. 2. 1551. Das Fischen Aligoria (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3253, 3983, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Auslegung: Das Netz, mit dem die Fische gefangen wurden, wird mit der Vernunft verglichen, mit der man das Wort Gottes erklärt. Aber alle Geschicklichkeit nützt nichts, und alle Mühe ist umsonst. Erst wenn Christus selbst das menschliche Herz unterweist, mehrt sich die Zahl der Christen. Diese fürchten dann keine Tyrannen. Willig nehmen sie den Todesschmerz an, um mit Christen das Himmelsbrot zu essen. Christus möge uns sein Wort erhalten [Str. 3]. 27. 2. 1551. Der 8 psalm von der vrstent (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und Str. 2, Aufgesang] u. Q. wie KG 1578 = Ml. Vgl. 5926 = Sg. Auslegung: Christus ist von Gott kurze Zeit verlassen, steigt auf zur Rechten Gottes und stürzt den Satan. Seine leiden­ den Kinder tröstet er durch den Geist. 27. 2. 1551. Der thomas zwiling (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,19–29. Vgl. 210, 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Christus möge in der Gegenwart die Gläubigen mit seinem Geist durch Wort und Sakrament trösten. 28. 2. 1551. Ein pegrebnus Cristi (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 386 = Ml. Vgl. 558, 1162, 3979 = Mll. 28. 2. 1551. Die grabhüeter (Frauenlob, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,11–15. Vgl. 378, 1958, 3266, 5147 = Mll. und 5461 = Sg. Auslegung: Gottes Wort lag noch im Grab, verdeckt durch menschliche Lehre. Durch Gottes Gunst und Gnade ist es erstanden. Es lebt und wird der christlichen Schar rein, lauter und klar verkün­ det. Die Pharisäer können die Wahrheit nicht niederhalten. 2. 3. 1551. Die Himel fart Cristi (Sachs, Gesangweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 148 = Ml., aber hier nur 24,44–53. Vgl. 946, 1953, 2629 (verl.), 3252, 4604, 4641 = Mll. Auslegung: Wenn uns auch die Welt im Glauben matt und schwach macht, so ist doch Christus langmütig und gütig und hat mit uns Geduld. Er tröstet uns durch seinen Geist, der uns Vergebung aller Sünden verheißt. Christus öffnet uns den Himmel durch seine Himmelfahrt. 5000 Jahre war der Himmel verschlossen, jetzt aber hoffen alle Christgläubigen, das ewige Leben zu erwerben [Str. 3].



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3514 3. 3. 1551. Die abschiedung Cristi (Nachtigall, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 768 = Ml., aber hier nur 19,18–31. Vgl. 1231 = Lied, 2616, 3251, 3384 = Mll., 5034 = Sg. und 5162 = Trag. „Drei Lehren“: 1. Trotz seiner Schmach am Kreuz wird Christus König genannt. So wird sich auch das Kreuz der Gemeinde zu Ruhm wenden. 2. Wie Christus ins ewige Reich eingeht, wird, wer um seinetwillen stirbt, das hundertfältig vergolten bekommen. 3. Christus ist auferstanden. So wird der Vater allen Christen ewiges Leben verleihen [Str. 3]. Weitere Q.: Ps 22,19; 69,22. 3515 3. 3. 1551. Der doll statschreiber (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 702). Inh. wie KG 3507 = Ml. Schluss hier: Oft gelten Narren mit Possen und Schmeichelei mehr als Weise. 3516 4. 3. 1551. Die jüden Fuet (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 703). Ein Wirt in Würz­ burg behauptet, das größte Maul in fünf Meilen Umkreis zu haben. Ein Häcker [Wein­ bauer] widerspricht und wettet um fünf Taler, dass er einen Reiter mit größerem Maul kennt. Mit einem Begleiter tritt er den Weg nach Schweinfurt an. Da sie Zweifel am Erfolg bekommen, suchen sie nicht den Reiter auf, sondern schneiden einer toten Jüdin die Vagina aus, kehren zurück und geben sie als Mund des eben gestorbenen Reiters aus. Sie reicht dem Wirt tatsächlich bis zu den Ohren. Auf seine misstrauische Frage, warum die eine Seite des Mundes bartlos sei, erhält er zur Antwort, der Reiter sei Jäger gewesen und habe den Bart mit dem horen abgefickt. Lit.: Jünger 1990, 37–39.

3517 4. 3. 1551. Der weber mit dem almuesen (Marner, Hofton; G./D. 5, Nr. 704). Ein Strau­ binger Weber gibt einem Pilger ein Almosen und wird von seiner Frau dafür geschol­ ten. Als ein armer Schüler vor seinem Haus singt, gibt er ihm zu verstehen, dass er kein Almosen gebe, zerbricht dabei aber eine Fensterscheibe. Das Mädchen, das das Fenster zum Glaser bringt, fällt die Treppe hinunter, bricht das Fenster in Stücke, tritt in eine Glasscheibe und schlägt sich ein Loch in den Kopf. Sie wollen nun nicht mehr an Almosen sparen. Als bald darauf ein armer Pfaffe läutet, schafft die Frau aber doch rasch den Wein weg, den sie getrunken haben; die Kanne fällt um, läuft aus und schlägt der Frau noch eine Beule. Sie beschließen, nun wirklich jedem Armen zu helfen. 3518 5. 3. 1551. Ewlenspiegel mit der Kaczen (Sachs, Spruchweise; G./D. 1, Nr. 131; G./D. 5, Nr. 705). Eulenspiegel näht eine Katze in einen Hasenbalg und verkauft sie den Leip­ ziger Kürschnern als Fastnachtsbraten. Als sie Hunde auf das Tier hetzen, springt es auf einen Baum und miaut. Die Kürschner werden noch heute mit der Katze gehänselt. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 53 (55). Vgl. KG 3953 (verl.) = Sg. 3519 6. 3. 1551. Der hopff im pier (Vogel, Hopfenweise; G./D. 5, Nr. 706). Eulenspiegel, in Einbeck als Bierbrauer eingestellt, wirft statt Hopfen den Hund „Hopf“ ins Bier. Seitdem schmeckt Einbecker Bier ziemlich kräftig und ist auch sonst hündisch: Wer zu viel trinkt, will rumoren, marren vnd palgen. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 45 (47). Lit.: Tenberg 1996, 131.

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3520 6. 3. 1551. Die 27 spil [im Generalregister:] des schmidlein (Römer, Gesangweise). Siebenundzwanzig verschiedene Rollen im Theaterspielen werden aufgezählt. Alle konnte der Singer übernehmen, so als hätte ihn Kirke verwandelt. Achtzehn Jahre spielt er schon: In neun Komödien, sechzehn Fastnachtspielen und zwei traurigen Tragödien wirkte er mit. Lehre, Freude und Kurzweil sind den Leuten daraus erwach­ sen. Gott möge helfen, noch längere Zeit mit meim vater Hans Sachs Spiele aufzuführen. 3521 7. 3. 1551. Der 103 psalm von gotes guet (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 121 = Ml. Vgl. 370 (Str. 3), 4097, 4717 = Mll. und 5367 = Sg. 3522 9. 3. 1551. Der lanczknecht mit sant Niclas (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 707). Ein bettelnder Landsknecht würfelt gegen eine Niklasstatue und verliert sechs Kronen. Er meldet den Gewinn, den er in den Kasten geworfen hat, dem zuständigen Pfarrer; der holt ihn ab. Am übernächsten Tag gewinnt der Landsknecht St. Niklas zwölf Kronen ab. Unter Drohung mit Brandstiftung fordert er sie vom Pfarrer. Außerdem nimmt er die Haushälterin mit. – Seither sind die Pfaffen den Landsknechten feind­ lich gesinnt. 3523 10. 3. 1551. Die Medea mit ihrem prueder (Marner, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1503 = Ml. Schluss: Wer treulos handelt, den stürzt seine Tücke schließlich in Schande und Verderben. 3524 11. 3. 1551. Die drey genarrten pauren (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 708). Inh. u. Q. wie KG 2888 = Ml. Vgl. 2966 = Sg. Lit.: Raas 1983, 209–213.

3525 12. 3. 1551. Ewlenspigel schis auf den hert (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 709). Eulenspiegel kehrt in einem sehr ärmlichen Wirtshaus ein. Die zahlreichen Kinder scheißen alle an einer Stelle hinter der Haustür. Eulenspiegel fragt verwundert, ob es denn im Haus kein haimliches gemach gebe, und erhält die barsche Antwort, der wüest werde früh hinausgekehrt. Während der Wirt draußen ist, scheißt Eulen­ spiegel auf den Herd. Als der Wirt ihn zur Rede stellen will, ruft er ihm im Fliehen zu, er solle diesen mit dem anderen Dreck ausfegen. Wo der Wirt unlustig ist, werden es auch die Gäste. Sprichwort: Wo der Abt Würfel legt, spielt der Konvent. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 80 (81). 3526 17. 3. 1551. [E] Ein comedi, mit 16 personen zu recidirn, die Judith, unnd hat fünff actus (K./G. 6,56). 898 Vs. Q.: Jdt 2–16. Vgl. KG 217, 334 (Str. 3), 4129, 4622 = Mll. und 610 = Sg. Inhalt: Der von Nebucadnezar als Heerführer u.  a. gegen Judäa eingesetzte Holofernes wird von Judith, die er begehrt und zum Nachtmahl einlädt, enthauptet. Szenenübersicht: I. 1. Prolog: Inhalt. 2. Dreigespräch Nebucadnezar–Räte Pagoa und Holofernes: Nebu­ cadnezar verkündet Krieg über alle westlichen Länder hin, darunter Judäa. Pagoa ist für Frieden, Holofernes für Krieg, er wird von Nebucadnezar mit allem ausgerüstet. 3. Dialog MesopotamierPonto–ein Cilicier: Negativcharakteristik Nebucadnezars.



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4. Dreigespräch Ratsherrn von Petulia (Bethulia) Hohepriester Jojakim–Osias–Carmi: zur Gegenwehr bereit, bitten Gott um Vergebung aller Sünden. II.  1. Dialog Holofernes–Amoniterfürst Achior, Pagoa stumm: Holofernes wird von Achior über die Juden informiert und lässt ihn wegen der positiven Aussage an einen Baum binden. 2. Dialog Osias–Carmi: warum das mit Achior? 3. Dreigespräch Osias– Carmi–Achior: Verteidigungsbereitschaft. 4. Dialog Holofernes–Pagoa: Dem belager­ ten Petulia soll das Wasser abgegraben werden. 5. Dialog Carmi–Osias: Klage über die Situation. 6. Dialog Stadtoberer Simon–Carmi, Osias stumm: Simon will aufgeben, Carmi: noch fünf Tage warten. 7. Dreigespräch Osias–Judith–Carmi: Judith mahnt zu Geduld und hat einen Anschlag vor. III. 1. Judith zu Magd Abra: Proviant für vier Tage besorgen. 2. Monolog Judith: bittet zu Gott um Hilfe. 3. Dialog Abra–Judith: Abgang. 4. Dialog Osias–Judith, Carmi stumm: alles Gute! 5. Dialog Holofernes–Pagoa: Stadt zu hartnäckig. 6. Szene Traban­ ten–Judith–Holofernes: Judith will im Lager Gott bitten, ihr zu sagen, wie Petulia zu erobern ist. 7. Dialog Holofernes–Pagoa: schätzen Judith. 8. Gebet Judith. 9. Holofernes zu Pagoa: soll Nachtmahl bereiten; will mit Judith schlafen. 10. Dialog Pagoa–Judith: Nachtmahleinladung. 11. Dialog Judith–Holofernes: auf zum Mahl! IV. 1. Pagoa zu Trabanten: sollen Lager bewachen. 2. Dialog Trabanten Lisias–Peri­ ander: Kleine-Leute-Kommentar. 3. Judith zu Abra: Gebet zu Gott, Abra soll vor dem Zelt warten. 4. Monolog Abra: Gebet an Gott für Gelingen. 5. Judith (mit Haupt) zu Abra: Lass uns gehen! 6. Dialog Osias–Carmi; Achior stumm: Spannung. 7.  Szene Judith–Osias–Achior–Carmi: Freude über das Gelingen. Achior glaubt jetzt an den Gott Israels. Judith: Haupt sichtbar machen, Ausfall. V. 1. Dialog Lisias–Periander: Kommentar (Ich glaub, im thu der kopff nit wol), dann Schreien, weil Ausfall aus Petulia. 3. Pagoa meldet den Mord; allgemeine Flucht. 4.  Szene Judith–Osias–Carmi–Achior: wollen ganz Israel aufhetzen, Dankgebet, Judith: auf nach Jerusalem, Reinwaschung, Dank usw. 5. Epilog Ehrnholdt. Lit.: Classen 2004a, 21–24; Lähnemann 2006, 394–402 (397: „Die Akteinteilung ist dramaturgisch geschickt, obwohl fast alle Ortswechsel beibehalten sind.“); Sasse 2020b, 331  f.

3527 19. 3. 1551. Die magdalena waint peim grab (Sachs, Klingender Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 143 = Ml., aber hier nur 20,11–18. Vgl. 234, 383, 3535 = Mll. und 5462 = Sg. Lehre: Suchen wir Christus im Grab seiner Schrift mit Vernunft, so bleiben wir ungetröstet. Erst wenn Christi Geist ins Herz einzieht, endet der Unglaube und kommt die Gewissheit der Erlösung [Str. 3]. 3528 19. 3. 1551. Der wolff mit der peuerin (Vogel, Frischer Ton; G./D. 5, Nr. 710). Inh. u. Q. wie KG 1770 = Ml. Vgl. 5594 = Sg. Sprichwort: Beim außerehelichen Sex macht Hoffen und Harren manchen großen Narren. 3529 19.  3. 1551. Polixena künig priami dochter (Sachs, Goldener Ton; A. Roth 2016, 365  f.). Polyxena bestellt den verliebten Achill nachts in den Apollotempel. Dort lauert Paris, der ihn hinterrücks aus Rache für Hektors Tod erschießt [Str. 1]. Nach Trojas Zerstörung fällt Polyxena dem Neoptolemos in die Hände, der sie auf seines Vaters Grab tötet. Sie trägt ihr Schicksal tapfer [Str. 2]. Kommentar: Auf Rache folgt Rache,

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auf Blutvergießen Blutvergießen. Darum überlassen Christen Gott die Rache; er hat der Obrigkeit das Schwert übergeben [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulie­ ribus, Nr. 33 (31 Steinhöwel). Lit.: Fochler 1990, 116; A. Roth 2016, 245–248.

3530 19. 3. 1551. Der mon mit dem dieb (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 711). Ein Mann, der nicht einschlafen kann, hört nachts einen Dieb. Er beschließt, ihn erst zu stellen, wenn er mit dem Raub davon will. Beim Warten schläft der Mann ein. Als er erwacht, ist der Dieb längst weg, und er muss sich schwere Selbstvorwürfe machen. Schluss: Was nützt Verstand, wenn man ihn nicht anwendet. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele), Vorrede, 3 (S. 2 G.). 3531 20. 3. 1551. Fileno wart zw aim prünen (Betz, Verschränkter Ton). Der Königssohn Florio liebt Bianceflora (Biancofiore). Fileno wirbt ohne Erfolg ebenfalls um sie, erregt aber dennoch Florios Eifersucht. Auf der Flucht vor ihm überdenkt Fileno vor einem Tempel auf einem Berg sein Schicksal, weinend und schwitzend verwandelt er sich in eine Quelle. Als Florio später an der Stelle vorbeikommt, erzählt ihm Fileno aus der Quelle die Geschichte. Schluss: Liebe bleibt nie ohne Herzeleid. Q.: Giovanni Boccac­ cio, Il Filocolo. Anonyme Übersetzung. Vgl. KG 3556 = Com. 3532 21. 3. 1551. Der vergift pfab (Sachs, Rosenton). Q. wie KG 3531. König Felix (Felice) hat die Liebe zwischen Florio und Bianceflora (Biancofiore) entdeckt. Sein Marschall will in Florios Abwesenheit Bianceflora töten. Er vergiftet einen gebratenen Pfau, lässt ihn durch sie auftragen und beschuldigt sie, nachdem ein Hund am Pfauenfleisch veren­ det ist, des Mordversuchs. Während sie auf den Tod wartet, ruft ein Traum Florio aus der Ferne zurück. Vor dem brennenden Scheiterhaufen bietet er dem Marschall einen Zweikampf zum Beweis ihrer Unschuld an. Schwer verwundet gesteht dieser seine Tat und wird von Florio ins Feuer geworfen. Biancefloras Unschuld ist bewiesen. Vgl. KG 3556 = Com. 3533 21. 3. 1551. Florio im rosenkorb (Sachs, Rosenton). Q. wie KG 3531. Um Florio und Bianceflora (Biancofiore) zu trennen, wird Florio weggeschickt und Bianceflora inzwi­ schen nach Alexandria an einen Statthalter verkauft, wo sie mit vielen anderen Frauen in einem Turm wohnt. Dem zurückgekehrten Florio redet man ein, sie sei gestorben. Von den Göttern aber erfährt er den wahren Sachverhalt, macht sich auf die Suche und findet den Turm. Mit Hilfe eines Hauptmanns lässt er sich in einem Korb, unter Rosen versteckt, hinaufziehen. Drei Tage ist das herzenlaid verschwunden, dann werden beide entdeckt und zum Tode verurteilt. Auf dem Scheiterhaufen gibt sich Florio zu erkennen, der Statthalter entpuppt sich als Bruder seiner Mutter, verzeiht und richtet den Liebenden selbst die Hochzeit aus. Vgl. KG 3556 = Com. und 4236 (verl.) = Sg. 3534 21. 3. 1551. Idalogos wart zw aim thannpaum (Marner, Süßer Ton). Q. wie KG 3531. Florio wirft einen Spieß nach einem Hirsch und verwundet versehentlich einen Baum. Dieser blutet und schreit mit menschlicher Stimme. Florio befragt ihn nach seiner Geschichte. Er sei ein Mensch gewesen, Sohn einer Königstochter, und habe ein Mädchen liebgewonnen. Diese habe sich jedoch einem anderen zugewandt. Als er



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sich in Verzweiflung habe umbringen wollen, habe ihn Venus in einen Tannenbaum verwandelt. Schluss: Die Liebe verwandelt manchen Mann. Vgl. KG 3556 = Com. 23. 3. 1551. Ain gaistliche vrstent (Sachs, Gesangweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 143 = Ml., aber hier nur 20,11–18. Vgl. 234, 383, 3527 = Mll. und 5462 = Sg. Auslegung, drei Lehren: 1. Wenn wir im Grab der Heiligen Schrift mit der Vernunft nach Christus suchen, dann bleiben wir im Dunkeln und ungetröstet. 2. Wenn uns auch die Englisch predicantisch schar das Wort Gottes verkündet, so kann doch nur Christus allein unser Herz aufschließen, so dass wir an ihn glauben [Str. 2]. 3. Wenn Christus sich uns offen­ bart durch sein „innerliches“ Wort, dann werden wir recht an ihn glauben und in einem neuen Leben der Sünde feind sein. So ist Christus in unserem Gemüt erstanden. Jesus Christus erhalte uns mit gnädiger Hand [Str. 3]. 25.  3. 1551. Frumkheit der pest schacz (Ehrenbote, Spiegelton). Ein junger Mann bittet vor dem Bilde Jupiters um Reichtum. Die Gottheit sagt, wolle er reich werden, müsse er fromm sein. Der junge Mann findet keine Frömmigkeit am Hof des Kaisers, wo Grausamkeit herrscht, auch nicht bei der Priesterschaft, die mit falscher Lehre das Volk verführt. Weder der räuberische Adel noch die geizige Bürgerschaft besitzen Frömmigkeit. Nur Betrug findet der junge Mann bei den Kaufleuten. Da kehrt er zum Gottesbild zurück und klagt, nirgendwo Frömmigkeit gefunden zu haben. Jupiter ant­ wortet, dass der Fromme reich sei, da er sich begnüge und zufrieden sei. Frömmigkeit ist der edelste Schatz. 27. 3. 1551. Vergleichung des pabst mit Cristo (Sachs, Neuer Ton). Formal parallele Antithesen, meist zeilenweise gegeneinandergestellt und anaphorisch eingeleitet, die Christus und den Papst vergleichen. Die letzte Strophenzeile bringt jeweils als Ergeb­ nis, dass der Papst der Antichrist ist. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die welt­ liche Macht, die Überheblichkeit des Papstes und gegen seine Missachtung des Wortes Gottes. Q.: Passional Christi und Antichristi. 28. 3. 1551. Die verläugnung petrj (Sachs, Neuer Ton). Petrus verleugnet sich. Ausle­ gung: Sobald sich das Kreuz dem Menschen nähert, ist der gute Geist dahin. Des Herrn Wort wird verleugnet. Doch dann sieht Christus den Menschen in seiner Güte mit väterlichen Augen an. Darauf wird er traurig, und seine Vermessenheit schmerzt ihn. Deshalb soll der Christ demütig bleiben. Er soll Christus bitten, ihn in der Gnade zu erhalten. Q.: Lk 22,31–34.55–62. Vgl. KG 5469 = Sg. 31. 3. 1551. Das weib jagt den man int hel (Nachtigall, Geschiedener Ton; G./D. 5, Nr. 712). Ein Mann muss dreißig Jahre lang die Bosheiten seiner Frau ertragen. Dann lässt Gott sie auf seine inständigen Bitten hin sterben; sie kommt in den Himmel. Später stirbt auch er, und St. Peter will ihm einen Platz neben seiner Frau anweisen. Der Mann beschließt, lieber in die Hölle zu fahren, als ewig bei ihr im Himmel zu bleiben. Sirach sagt: Besser wohnt man bei Löwen, Drachen oder Skorpionen als bei einem bösen Weib. Q.: Heinrich Bebel, Facetiarum libri tres 1,85 (Ü. nicht nachweis­ bar); Schertz mit der warheyt, XXXIIv. Vgl. KG 5310 = Sg. 2. 4. 1551. Die prophecey Joelis. 2. (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1086 = Ml., aber hier 2,23–3,5. Auslegung: Der himmlische fruchtbare Regen

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war Christi Missionsauftrag, das Evangelium allen zu verkünden. Denn nachdem durch den Fall Adams das Menschengeschlecht durch das Gesetz verdammt und ver­ loren war, hat Gott alles in Gnade und Segen gewandelt. Christus hat seinen Geist ausgegossen, um durch das Evangelium den Glauben zu entzünden. So lebt die christ­ liche Gemeinde immer mit Christus [Str. 3]. 2. 4. 1551. Christus verhaist den .H. gaist (Nachtigall, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 152 = Ml. Vgl. 1081, 1216, 4868, 5036 = Mll. Auslegung: Es ist uns ein Trost, dass Christus seinen Geist sendet, der die Welt strafen wird. Die Welt verfolgt uns um des Wortes Gottes willen, und sie will sich selbst zum alleinigen Gesetz machen. Der Geist ver­ kündet der christlichen Gemeinde das Wort Gottes ohne Zusatz, klar und rein. 3. 4. 1551. Die Himelfart Cristi (Duller, Gekrönter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,8–14. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 4849, 4870, 5037, 5168 = Mll. Drei Tatsachen lehrt die Himmelfahrt Christi: 1. Christus verheißt seinen Geist. Dieser bleibt im Wort Gottes gegenwärtig. 2. Christus ist die Straße zum Himmel, die bisher versperrt war. 3. Die Christen sollen Gottes Gebot halten, weil sonst der Satan sie verschlingen wird [Str. 3]. Weitere Q.: 1Petr 5,8b. 3. 4. 1551. Die wal der zwayer Jünger (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 611 = Ml. Vgl. 4649, 4874, 5037 = Mll. Glos: Gott selbst muss seine Prediger aus­ wählen und gegen Irrtum schützen. Prediger, die sich auf ihre Vernunft verlassen, werden Schwärmer oder Judasse. Deren Zahl nimmt immer mehr zu [Str. 3]. 4. 4. 1551. Petrus Erweckt tabea vom dot (Sachs, Klingender Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 404, aber hier nur 9,36–42. Drei Lehren: 1. Wir sollen uns der Armen, Witwen und Kranken erbarmen. 2. Die Armen sollen lernen, ein gottgefälliges Leben zu führen. 3. Die Vorsteher der christlichen Gemeinde sollen das Wort Gottes rein ver­ künden; dann werden viele Sünder bekehrt und erstehen zu einem neuen, christ­ lichen Leben [Str. 3]. 4. 4. 1551. Abraham opfert Isaac (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 232, 1925, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Schluss: Wer, einem Kind gleich, Gott gehorsam ist, den wird er erretten. 7. 4. 1551. Der schmid knecht mit dem gschleuder (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 713). Der Pfarrer erkennt am Schlag zweier Hämmer, wenn der alte Schmied und sein Knecht in der Werkstatt sind. Dann schleicht er sich zur jungen Schmiedsfrau, die im Bett auf ihn wartet. Der Knecht stellt sich eines Tages krank, die Schmiedsfrau muss mit in die Werkstatt. Ahnungslos steigt der Pfaffe zum Knecht ins Bett. Der dreht sich rasch um und schneidet ihm das geschleuder ab. Die Schmiedsfrau erfährt, dass der Pfarrer krank ist und bereitet ihm heimlich ein Hühnchen. Der Knecht isst es auf und legt stattdessen das geschleuder in den Topf. Als die Schmiedsfrau damit beim Pfarrer ankommt, fühlt er sich verhöhnt und wirft sie die Treppe hinunter. Weil der Ehemann inzwischen durch den Knecht unterrichtet ist, wird die Frau auch zu Hause nochmals misshandelt. Seitdem blieb sie frumb bis an ihr Ende. 7.  4. 1551. Der lanczknecht mit den gensen (Schiller, Hofton; G./D.  5, Nr.  714). In Bopfingen verkündet ein durchziehender Landsknecht, hinter ihm kämen 500, die



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nicht deutsch reden könnten und fräßen, was sie fänden. Vom Rat erhält er einen Taler zum Lohn. Am Abend ziehen zwei Schwaben mit 500 Gänsen vor die verschlos­ senen und dicht bewachten Tore. Da erst merken die Bürger den Betrug und suchen vergeblich nach dem Landsknecht. 8. 4. 1551. Der münich mit dem lanczknecht vnd petler (Sachs, Rosenton; G./D. 1, Nr. 139; G./D. 5, Nr. 715). Ein Landsknecht beichtet einem Mönch, wie er auf der Bet­ telfahrt (gart) fordert und raubt. Er wird nicht absolviert [Str. 1]. Danach beichtet ein Bettler seine Praktiken, er wird ebenfalls nicht losgesprochen [Str. 2]. Daraufhin geht der Landsknecht wieder zum Mönch und erklärt ihm, er und der Bettler kümmer­ ten sich nicht um seinen Fluch, was er kes samlen nenne, sei dasselbe wie gart oder bettel. Sie alle drei seien „Hosen aus einem Tuch“ [Str. 3]. Vgl. KG 4237 (verl.), 5774 = Sgg. 8. 4. 1551. Pauly mit den thesalonichern (Nachtigall, Geteilter Ton). Paulus predigt in Thessalonike. In der Stadt entsteht ein Aufruhr der Juden [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wo Gottes Wort gepredigt wird, da fällt sein Same in manches gottselige Herz. Doch es gibt auch Pharisäer und gottlose Sadduzäer, denen Gottes Wort ein Ärgernis ist. Diese hetzen die Obrigkeit auf und geben viele unschuldige Leute auf die „Fleischbänke“. Gott wird jedoch in diesen letzten Tagen die gottlose Rotte zerstreuen und sein Volk behüten [Str. 3]. Q.: Apg 17,2–10. Vgl. KG 4667 = Ml. 9. 4. 1551. Hanibals anfang der Feintschaft (Frauenlob, Hagenblühweise). Hannibal schwört achtjährig den Römern Feindschaft, wird in Spanien noch als Kind im Kriegs­ wesen ausgebildet; mit 26 Jahren Hauptmann, gewinnt er nach der Alpenüberschrei­ tung den Römern viele Städte ab. Nach 18 Jahren Krieg verlässt ihn das Glück, bis ins Grab aber bleibt er Feind der Römer. Q.: Livius 21,1–4 (Schöfferlin). 10. 4. 1551. [E] Die dot junckfraw (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 5, Nr. 716). Ein junger Mann in Rhodos, dessen achtzehnjährige Geliebte gestorben ist, vergeht sich mehrmals an der Leiche. Neun Monate später ruft ihn eine schreckliche Stimme zum Grab, er solle nachsehen, was seine Geliebte geboren habe. Er hebt den Grabdeckel, da fährt ein Teufelshaupt heraus und tötet ihn. Q.: Jean de Mandeville, Itinerarium 1,10 (Otto von Diemeringen oder Hans Velser). 14. 4. 1551. Die pekerung Pauli (Wirt, Lange Schlagweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 248, 892 = Mll. Drei Lehren vermittelt der Text: 1. Diejenigen, die Gottes Wort ver­ achten und die Gläubigen verfolgen, wüten genauso wie Saulus. 2. Christus nimmt sich der Schmach der Seinen an, ob sie ihnen von Türken, Heiden oder sonstigen Ver­ folgern zugefügt ist. 3. Es ist schwer, wider den Stachel der göttlichen Gewalt zu löcken. Gott bricht den Hochmut der Tyrannen und rächt unschuldiges Blut, oder er schlägt sie mit seinem Wort nieder und erleuchtet ihnen Herz, Seele und Gemüt, so dass sie fromm werden und dann mit Christus fröhlich in Ewigkeit leben; so werden aus Wölfen gute Hirten [Str. 3]. 15. 4. 1551. Der verschlagen paurenknecht (Sachs, Rosenton; G./D. 5, Nr. 717). Der Bauer treibt es mit der Magd, die Bäuerin mit dem Pfarrer, beides merkt der Knecht. Einmal will die Bäuerin dem Pfarrer, der bei der Feldarbeit ist, ein gebratenes Huhn

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bringen, geht aber versehentlich zu ihrem Mann, mit dem sie es dann teilt. Ein Stück soll der Knecht dem Pfarrer bringen. Er isst es unterwegs und warnt stattdessen den Pfarrer vor dem Bauern, der habe etwas bemerkt. Wieder zurückgekehrt, schickt er den Bauern zum Pfarrer, weil dessen Pflug zerbrochen sei. Der Pfarrer flieht aus Angst, kastriert zu werden. Die Bäuerin sieht beide laufen, der Knecht redet auch ihr ein, die Liebschaft sei entdeckt, und sie flieht, als ihr Ehemann zurückkommt. Die Magd, die gerade Gras schneidet, glaubt ihr Treiben gleichfalls entdeckt und flieht vor der Bäuerin. Verwundert fragt ein vorbeireitender Mönch den Knecht, was los sei. Der sagt, es sei Wallfahrt, der Mönch steigt ab und läuft nach. Nun haut der Knecht dem Pferd den Schwanz ab, steckt ihn in die Erde und reitet davon. Der zurückkehrende Mönch glaubt, dass sein Pferd im Boden versunken sei und zieht am Schwanz. Als der aus dem Boden kommt, meint er, ihn abgerissen zu haben, und geht fluchend weiter. Alle hielt der Knecht zum Narren. Vgl. KG 4224 (verl.) = Fsp. 3554 15. 4. 1551. Der wirt mit dem hamen (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 718). Ein Kauf­ mann besucht im Winter ein Wirtshaus und stellt sich vor den Ofen, weil die Wärme „hundert Gulden wert“ sei. Beim Kassieren verlangt der Wirt tatsächlich hundert Gulden; der angerufene Richter gibt ihm recht. Der Kaufmann will sich rächen. Als der Wirt schlachtet, klopft er ihm auf die Schulter, fragt dazu, ob er den hammen bekom­ men könne, und zahlt einen Taler. Während der Wirt den Schweineschinken meint, denkt der Kaufmann an die Schulter des Wirts. Diesmal spricht der Richter dem Kauf­ mann eine Entschädigung von 200 Gulden für den nicht gelieferten „Vorderschinken“ zu. Der Wirt hat Schaden und Spott. 3555 15. 4. 1551. Warumb sant Petter glaczet ist (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 5, Nr. 719). Der Herr und Petrus kommen zu einer Bäuerin, der sie beim Dreschen helfen sollen. Als Petrus am Morgen nicht aufstehen will, zieht ihn die Bäuerin an den Haaren. In der nächsten Nacht tauscht er mit Christus den Platz im Bett, wird aber früh wieder am Haar gezogen, weil die Frau diesmal den anderen Schläfer zausen will. Daher rührt seine Kahlköpfigkeit. Durch Anzünden eines Lichts bewirkt der Herr anschließend das Dreschen. Beim Versuch der Nachahmung brennt die Bäuerin Haus und Scheune ab. Schluss: Der Mensch soll Gottes Werken nicht nachforschen. 3556 17. 4. 1551. [E] Ein comedi mit fünfftzehen personen, Florio eines künigs son auß Hispania, mit der schönen Bianceffora, und hat sieben actus (K./G. 8,300). 1112 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Il Filocolo. Anonyme Übersetzung. Vgl. KG 3531–3534 = Mll. und 4236 (verl.) = Sg. Inhalt: Florio und Bianceffora (Biancofiore), die sich heimlich verloben, werden getrennt, aber nach einer Leidenskette schließlich doch vereinigt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: nur Vorgeschichte und Ausblick auf Happy End, keine Hand­ lungsdetails. 2. Monolog Königin: Klage über schwankendes Glück. 3. Dialog König Fölix von Hispania–Königin: wollen nicht, dass die Halbgeschwister Florio und Bianceffora sich lieben. 4. Dreigespräch Florio–König–Königin: Florio soll für zwei Jahre nach Monterio zum Studieren, begleitet vom alten Herzog Aschelon. 5. Monolog



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Florio: eifersüchtig auf Fileno. 6. Dialog Florio–Bianceffora: Treueschwur, Ring gegen Rosenkranz. 7. Monolog Bianceffora: Kummer. II. 1. Dialog König–Königin: haben zwei Monate keine Nachricht von Florio. 2. Dialog Postbote–König; Königin stumm: Florio verzehrt sich vor Kummer, schickt erklä­ renden Brief. 3. Dialog König–Königin: Bianceffora soll sterben, abgewiesener Mar­ schall bei Vorwand helfen. 4. Dialog König–Marschall: Marschall will inszenieren, dass Bianceffora einen vergifteten Pfau auftischt, an dem dann ein Hund stirbt, dann soll sie verbrannt werden. 5. Monolog Bianceffora: Sehnsucht nach Florio. 6. Dialog Marschall–Bianceffora: gibt ihr Pfau zum Auftragen. 7. Monolog Marschall: hofft auf Gelingen. 8. Monolog Bianceffora: Sehnsucht, ungutes Gefühl. 9. Szene zwei Traban­ ten–Bianceffora: Festnahme. III. 1. Monolog Florio: will unerkannt gegen Marschall kämpfen. 2. Dialog und Zwei­ kampf Florio–Marschall; Henker, Trabanten, Bianceffora stumm: Florio besiegt Marschall; der gesteht, wird zum Feuer abgeführt, Bianceffora befreit. 3. Dialog Bian­ ceffora–Florio: Sie wird die Wahrheit noch erfahren. 4. Dialog Königin–Bianceffora: Bianceffora, die den Retter nicht kennt, soll opfern gehen. 5. Dialog König–Königin: Bei Jagd sagte Göttin Diana ihm, Bianceffora werde Florio töten. Sie wollen Bianceffora verkaufen. 6. Ehrnholdt meldet Kaufleute. 7. Szene König–Kaufleute; zweiter Kaufmann und Königin stumm: Geschmeide gegen Bianceffora. 8. Dialog Bianceffora–Königin: Bianceffora jammert, dass sie nach Rom soll, Königin lügt, dass Florio mitgehe. IV.  1. Dialog Florio–Aschelon: Bianceffora soll krank sein. 2. Dialog König–Florio; Aschelon stumm: Bianceffora ist tot, Florio soll Constantia von Gronata heiraten. Will nicht. 3. Dialog Florio–Königin, Aschelon stumm: hindern ihn am Selbstmord, Königin sagt, dass Bianceffora nach Alexandria verkauft wurde. 4. Dialog Florio– Aschelon: Aschelon will mit nach Alexandria, aber nur, wenn der König zustimmt. 5. Dialog König–Florio; Aschelon stumm: will erst nicht, stimmt dann zu. 6. Dialog König–Königin: Reue. V. 1. Monolog Ritter Dario aus Alexandria: sieht Schiff mit Freund Aschelon. 2. Dialog Dario–Aschelon; Florio sagt erst am Schluss etwas: Bianceffora unter anderen für den Sultan bestimmten Frauen auf einem Turm, Hüter Sadoch soll auf Rat Darios besto­ chen werden. 3. Dialog Dario–Aschelon: darin Vorgeschichte: Eltern Biancefforas. 4. Florio zu Dario und Aschelon: Bestechung gelungen, soll in Rosenkorb zu Biancef­ fora hinaufgezogen werden. VI. 1. Monolog Dario: sorgt sich. 2. Dialog Dario–Aschelon: Rosenkorb-Aktion gelang, sie sehen aber dann Florio und Bianceffora gebunden geführt. 3. Szene Statthalter Amiraglio (stumm)–Henker–Florio–Bianceffora: Sie sollen am Pfahl verbrannt werden, wollen einander dabei anschauen. 4. Amiraglio: Mitleid. 5. Dialog Dario– Amiraglio; Aschelon stumm: Dario sagt, wer Florio ist, Amiraglio: Bianceffora ist seine Nichte, ordnet Begnadigung an. 6. Dialog Amiraglio–Florio: Namensnennung; erst soll Hochzeit sein, dann Abfahrt. VII. 1. Dialog König–Königin: Sorge, aber Königin hatte Traum. 2. Szene König–Asche­ lon–Ehrnholdt: Meldung. 3. Szene König–Königin–Florio–Bianceffora: Versöhnung.

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4. Epilog Ehrnholdt: (1) König: auf Kinder aufpassen, aber nicht zu hart strafen. (2) Florio/Bianceffora: Warnung vor Liebe. (3) Marschall: Untreue trifft den eigenen Herrn. (4) Dario/Aschelon: gute Freunde. (5) Sadoch: Beamtenbestechlichkeit. (6) Amiraglio: nicht zu schnell strafen. (7) Was Gott will, geschieht.

Lit.: Dietl 2003, 347–349 (347: „[…] Dramatisierungen von Minneromanen […] Luthers Ehe-Lehre findet sich in ihnen am literarischen Beispiel reflektiert […].“ 348: „Nicht ein wirklich positives Ende also kennzeichnet diese Komödie, sondern die immer noch beste Lösung einer von Anfang an falsch verlaufenen Handlung. Ein bitterer Beigeschmack bleibt, und dieser wird nicht zuletzt dadurch unter­ strichen, dass Florio und Biancefora heiraten, bevor sie nach Hause heimkehren […].“ 349: „Durch das ‚Gerade-noch-gut-Gegangene‘ scheint die Frage nach den Möglichkeiten einer solchen Verwicklung durch.“); Classen 2004b, 7  f. (7: „[…] eine erhebliche Reduzierung der Handlung auf die wesentlichs­ ten Momente, um die dramatische Gestaltung möglichst effektiv zu erzielen.“); Sasse 2020b, 232–235.

3557 18. 4. 1551. Der mephiboset Aligoria (Vogel, Engelweise). David gibt Mephiboseth um seines toten Vaters Jonathan willen den gesamten Besitz Sauls zurück und lässt ihn an seinem Tisch speisen. Deutung der figur: Gott (David) gibt uns unsere verlorene Unschuld wieder aus Liebe zu seinem gekreuzigten Sohn Christus (Jonathan) und schenkt uns sein Wort (Speise) aus Gnade. Q.: 2Sam 9,1–7. Vgl. KG 5086 = Com. 3558 20.  4. 1551. Verhaysung des heilling gaists (Lesch, Gesangweise). Jesus verheißt seinen Jüngern den Heiligen Geist [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die böse, nur fleischlich gesinnte Welt kennt den Heiligen Geist nicht, sie empfängt ihn auch nicht. Gott allein ist es, der seinen Geist sendet, damit er die Christen stärke [Str. 3]. Q.: Joh 14,15–20. 3559 21. 4. 1551. Ein recept vur der weiber klappersucht (Sachs, Spruchweise; G./D. 1, Nr. 137; G./D. 5, Nr. 720). Rezept gegen die „Klappersucht“ der faulen Frauen: eine Salbe aus 15 unsinnigen Ingredienzien, die alle mit Schlagen zu tun haben, z.  B. „Ste­ ckenpfeffer, Bläufladen, Fünffingerkraut“, täglich anzuwenden, bis der „blaue Schweiß“ herausdringt. Als verstärktes Mittel wird Salbe aus Besen- und Peitschen­ stiel sowie Stuhlbein empfohlen. Hilft auch dies nicht, soll man aus Hungerkraut ein Abführmittel herstellen und ein bis vier Monate anwenden. Die Mittel sind erprobt. Q.: Schlepperkese, Doctor [Quellenfiktion]. Vgl. KG 4234 (verl.) = Sg. 3560 21. 4. 1551. Das Hailtumb (Stolle, Alment; G./D. 1, Nr. 148; G./D. 5, Nr. 721). In Magde­ burg wohnen nebeneinander zwei verwandte Kaufleute, die ursprünglich gleich reich waren. Der eine aber kommt immer mehr herunter, weil die Frau unhäuslich ist und er zu wenig auf das Gesinde achtet. Als der Arme einmal nach dem Grund des Unter­ schieds fragt, will ihn der Reiche nicht beschämen. Er sagt, er besitze ein hailtumb, das er täglich durch alle Zimmer trage. Er verspricht, es dem Armen zu leihen, und näht eine Haselnuss als Reliquie in grüne Seide. Der andere Kaufmann trägt sie durchs Haus, bemerkt dabei in Keller, Gewölben und Kammern die Misswirtschaft und kümmert sich von nun an selbst um alles. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,94. 3561 22. 4. 1551. Drey werck des heilligen gaistes (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 310 = Ml. Vgl. 2688, 4653, 4873, 5035 = Mll. und 5494 = Sg. 3562 22. 4. 1551. Der schwab mit der wuerst (Mügling, Hofton; G./D. 5, Nr. 722). Ein Bayer befindet sich zusammen mit einem Schwaben auf einer Wallfahrt in Franken; beide sind unersättlich im Essen. Eines Abends sind sie nicht einmal mit zwölf Bratwürsten



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zufrieden und nehmen zum Schlafen noch eine Leberwurst mit. Es wird abgemacht, dass, wer zuerst aufwacht, die Wurst essen darf. Der Bayer wartet, bis der Schwabe schläft und füllt die leere Haut mit seinem Kot. Ohne dies zu merken, isst der Schwabe, der als Erster erwacht, die Wurst und spottet dabei über den Kameraden. 3563 22. 4. 1551. Die kuerzen pawren schwencz (Bogner, Steigweise; G./D. 5, Nr. 723). In Erbelting bei Landshut haben die Bauern kurze schwencze. Um die Mädchen vor einem Reinfall zu schützen, ordnet der Bischof eine Beschau der lanczwerung vor der Ehe­ schließung an. Die Heiratswilligen müssen ihr Glied durch ein Mauerloch im Chor der Kirche der Braut und ihrer Familie vorführen. Ein minderbemittelter Bauernsohn überredet den Pfarrer gegen ein faist schwein zur Stellvertretung. Die Braut erkennt jedoch den schwancz des pfaffen, und der beschämte Bauernsohn muss abziehen. Schluss: Der Dichter bittet die züchtigen Frauen und die Herren um Verzeihung, er kuncz nit pas peschneiden, da die schwencz ohnehin schon so klein waren. Lit.: R. Hahn 1994, 490; Rettelbach 1994c, 108–111 (109: „Im schwankhaften Meisterlied war also im 16. Jahrhundert noch möglich, was im 15. Jahrhundert im Fastnachtspiel üblich war. Offensicht­ lich hat sich vom 15. zum 16. Jahrhundert der Raum der tabufreien Zone verändert von der tabufreien Fastnachtzeit zum tabufreien sozialen Raum des Zechsingens.“).

3564 23.  4. 1551. Der frumb künig Josaphat (Vogel, Süßer Ton). Josaphats Regierung: Beseitigung der Götzen, Unterweisung im Gesetz und äußerer Friede [Str. 1 und 2]. „Lehre für den frommen Fürsten“: Er soll Gottes Wort pflanzen, Menschenlehre und Abgötterei ausrotten, dann wird ihn Gott mit Glück, Frieden, Reichtum, Nachruhm und seligem Ende belohnen [Str. 3]. Q.: 2Chr 17,1–13. 3565 23.  4. 1551. Das plüent Felt (Frauenlob, Blühender Ton; Merzbacher 1987, 123  f.; Neumann 2005, 352–354). Das „blühende Feld“ zu Bethlehem mit seinen roten und weißen Rosen verdankt seine Entstehung folgender Begebenheit: Eine junge Frau, die man fälschlich wegen Unzucht mit einem jungen Mann zum Feuertod verurteilt hat, betet zu Gott, er solle allen ihre Unschuld zeigen. Das Feuer erlischt, und an seiner Stelle erblühen rote und weiße Rosen. Die junge Frau wird begnadigt und dankt Gott. Schluss: Der Christ soll in der Not zu Gott beten, der ihm in allen Gefahren helfen kann. Q.: Jean de Mandeville, Itinerarium 1,31 (Otto von Diemeringen oder Hans Velser). 3566 24. 4. 1551. Die golt insel spagnola (Kanzler, Goldener Ton; Rettelbach 2019, 260– 262). Columbus segelt 1492 mit einer Schar tapferer Leute auf der Suche nach Neuland. Nach 1220 Meilen entdecken sie Hispaniola und verständigen sich mit den Eingebore­ nen, von denen sie Gold eintauschen. Tier- und Pflanzenwelt sind anders als zu Hause. Schluss: Gottes Güte zeigt sich darin, dass er jedes Land mit besonderen Gaben segnet. Q.: Sebastian Franck, Weltbuch, ccxxr–ccxxjr. Lit.: Rettelbach 2019, 260–262.

3567 27. 4. 1551. Der ayer stock (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 724). Der naschhafte Sohn eines reichen Bauern in Schnepfenreuth will täglich Rührei essen und deshalb nur ein eierlegendes Mädchen heiraten. Die arme Gred kann ihn durch Betrug von ihrer Kunst überzeugen und wird seine Frau. Täglich brät sie ayr im schmalcz, bis sie eines Tages

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vergisst, Eier einzukaufen. Der Ehemann schlägt sie, weil sie keine gelegt hat. Sie flieht hinter die Scheune und setzt ain grosen hauffen, ihrem Mann macht sie weis, vom Schlagen sei ihr der Eierstock abgegangen. Der jammert über die verlorenen Eier, röstet sich den „Eierstock“ mit Zwiebeln und isst ihn auf. 27. 4. 1551. Das kint im wollen korb (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 5, Nr. 725). Der Türmer des Weißen Turms hat ein Kind mitgenommen und durch Anbinden gesichert. Es reißt sich los und fällt durch eine Luke in einen Woll­ korb, der gerade vorbeigetragen wird. Erst als der Träger den Wollkorb in den Fisch­ bach stößt, schreit es. Wer’s nicht glaubt, zahlt einen Dreier. 27. 4. 1551. Der dot auf dem stüellein (Tannhäuser, Hofton; G./D. 5, Nr. 726). Sankt Peter erfüllt einem Bauern folgende Wünsche: den Tod zu kennen; dass, wer in sein Kohlenfeuer blase, nur mit seiner Erlaubnis aufhören könne; dass, wer auf seinem Stuhl sitze, nur mit seiner Erlaubnis aufstehen könne. Der Tod erscheint, wird vom Bauern durch List zum Blasen veranlasst und erst wieder befreit, als er ihm zehn Jahre Leben verspricht. Als der Tod wiedererscheint, bannt ihn der Bauer auf den Sessel und trägt ihn auf den Speicher, wo er in Rauch und Wetter 30 Jahre sitzt. Deshalb sieht er bis heute so furchtbar aus. Keiner stirbt mehr, die Menschen werden zu viele. Schließlich kann Sankt Peter den Tod befreien, indem er dem Bauern nochmals 100 Jahre Leben verspricht. Schluss: Wäre der Tod jetzt dreißig Jahre verschwunden, fräßen Geizhälse manchen Armen mit Haus und Hof. 27. 4. 1551. Die wünschent pewrin mit der hechel (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 5, Nr. 727). Ein Bauer, der St. Petrus beherbergt, bekommt von diesem drei Wünsche frei­ gestellt. Die Bäuerin wünscht sich als Erstes eine Hechel. Darüber erzürnt, wünscht der Bauer, dass die Hechel in ihrem Arsch stecke. Als dritter Wunsch bleibt ihm nur übrig, dass die Bäuerin wieder von ihrer Hechel befreit wird. Sprichwort: Man soll sich in die eine Hand Fleiß wünschen, in die andere Hand scheißen und dann abwägen, was schwerer wiegt. 28. 4. 1551. Der münich mit der sailerin vnd listigen cuplerin (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 728). Die Frau eines Seilers wird durch eine Kupplerin zu Unzucht mit einem Mönch angehalten. Eines Tages sieht der Mann ihn in der Dämmerung. Die Kupplerin bringt den Mann jedoch dazu, an seiner Sehkraft zu zweifeln. Ein anderes Mal nimmt er versehentlich die Unterhose des Mönchs mit zum Markt. Bis er zurück­ kommt, hat sich die Kupplerin, vom Mönch gewarnt, eine gleiche besorgt und kann dadurch den Seiler überzeugen, dass es die seiner Frau sei [Fortsetzung KG 3572 und 3573]. Q.: Geoffroy IV de La Tour Landry, Livre pour l’enseignement des filles (Marquart vom Stein), xixv–xxjr (Fortsetzung KG 3572 und 3573). 28. 4. 1551. Des sailers arzeney (Marner, Hofton; G./D. 5, Nr. 729). Q. wie KG 3571. Der Seiler beobachtet, dass seine Frau immer wieder ins Kloster geht. Er droht ihr, und sie verspricht, nicht mehr hinzugehen. Einmal stellt er sich, als verreise er, und über­ rascht sie an der Klosterpforte; sie beachtet jedoch sein Nachrufen nicht. Als sie nach Hause kommt, bricht er ihr beide Schienbeine, damit hat er zwei Monate vor dem Mönch Ruhe.



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3573 28. 4. 1551. Der sailler Erstach den munich vnd sein weib (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 730). Q. wie KG 3571. Kaum ist die Seilerin wiederhergestellt, lässt sie den Mönch durch die Kupplerin wieder zu sich bestellen. Eines Tages bemerkt der Ehemann eine Zusammenkunft und durchsticht beide mit einem Schwert. Dann stellt er sich dem Gericht, das ihn freispricht. Alle wundern sich, dass die Frau den alten hässlichen Mönch dem jungen freuntlichen Ehemann vorzog. Schluss: Sex verblendet den Menschen und lässt ihn sel leib er vnd guete aufs Spiel setzen. 3574 28. 4. 1551. Der deuffel mit des alten weibes sel (Folz, Teilton; G./D. 5, Nr. 731). Zwei Teufel wollen die Seele einer sterbenden Hexe mitnehmen. Sie stehen an Kopf- und Fußende ihres Bettes, in ihrer Angst lässt sie ain lauten schais. Der eine Teufel hebt die Decke, in der Hoffnung, die Seele sei ausgefahren, und bekommt den Geruch in die Nase. Der andere fragt, ob er die Seele habe. Er macht den Mund nicht auf und sagt nur vmppum. Wer nicht reden will, sagt dies bis heute. 3575 29. 4. 1551. Mose vnd Josua/ ein figur (Sachs, Gesangweise). Moses lässt auf Gottes Befehl Josua zum Nachfolger weihen, da er selbst um seiner Sünde willen das ver­ heißene Land nicht betreten darf [Str. 1]. Auslegung: Das Gesetz (Moses) kann Gottes Volk nicht ins himmlische Vaterland führen. Es führt in Sünde, droht mit Gottes Zorn, kein Mensch kann es erfüllen [Str. 2]. Schließlich sendet Gott Jesus (Josua) und führt uns in der christlichen Taufe den Weg der Gnade (Jordan). Er vergibt die Sünden, wenn wir nur glauben und dem Satan widerstreben, und führt uns schließlich ins himmlische Vaterland, wo Gott uns für alles Leid entschädigt [Str. 3]. Q.: 4Mose 27,13– 23. 3576 29. 4. 1551. Der Jonatan mit dem Honig saim (Sachs, Neuer Ton). Jonathan isst gegen Sauls Befehl bei der Verfolgung der Philister Honig. Gott offenbart den Frevel. Saul will Jonathan töten, unterlässt es aber auf Fürsprache des Volkes. Schluss, darin liegt folgende figur: Jonathan bedeutet den Menschen mit Leib und Geist. Auch wenn der Geist im Kampf gegen die Sünde siegt, so unterliegt doch der Leib. Man muss sich am Evangelium und den Sakramenten (Honig) laben, um in der Welt bis zu Ende aus­ harren zu können. Q.: 1Sam 14,24–29.37–45; Mt 26,41. 3577 30. 4. 1551. Der dewffel mit des pfeuffers sel (Harder, Süßer Ton; G./D. 5, Nr. 732). Ein Sackpfeifer liegt im Sterben, denn er leidet an chronischem Durchfall. Der Teufel kommt und will seine Seele holen, weil er so oft zum Tanz pfiff. Der Sackpfeifer, als er den Seelensack des Teufels sieht, sagt, seine Seele wolle nicht durch den sündigen Mund ausgehen, und verweist ihn auf den After. Er scheißt in den Sack und stellt sich tot. Der Teufel, über den Gestank und den durch die Löcher dringenden Kot erzürnt, beschließt, kains sackpfeuffers sel mehr zu holen. 3578 1. 5. 1551. Die drey haidnischen wüetrich (Vogel, Überlanger Ton). Drei heidnische Tyrannen, die das Volk bedrücken: 1. Pharao bedrängt Israel durch harte Arbeit und will es schließlich ausrotten. Gott beauftragt Moses, das Volk aus Ägypten zu führen. Die zehn Plagen. Auszug. Untergang der Ägypter, Auslegung: Daraus soll ein Fürst lernen, das Volk Gottes gehen zu lassen [Str. 1]. 2. Nebukadnezar erobert Jerusalem, zerschlägt das Tempelgerät und setzt einen neuen König ein. Nach neun Jahren

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kommt er wieder, sticht dem König die Augen aus und tötet dessen Kinder. Alle außer den Bauern werden nach Babel weggeführt. Nebukadnezar erhebt sich über Gott und ist sieben Jahre wahnsinnig. Schließlich sieht er seine Überheblichkeit ein und demü­ tigt sich vor Gott. Auslegung: Gott rächt Menschenblut, er stürzt den Gewaltigen [Str. 2]. 3. Antiochus entehrt den Tempel in Jerusalem und verordnet heidnische Kulte. Zur Strafe stirbt er an einer furchtbaren Krankheit. Auslegung: Ein Fürst lerne daraus, nicht gegen Gottes Volk zu „toben“. Gott rächt unschuldiges Blut [Str. 3]. Q.: 2Moses 1; 5; 7; 8; 9; 10; 12; 14; 2Kön 24; 25; Dan 4; 1Makk 1; 2Makk 9. 2. 5. 1551. Der schwanger pauer mit dem Füel (Schiller, Maienweise; G./D. 5, Nr. 733). Ein Bauer lässt wegen Bauchgrimmens seinen Harn zum Arzt tragen. Der Knecht verschüttet ihn unterwegs und ersetzt ihn durch Pferdeharn. Der Arzt diagnostiziert Schwangerschaft mit einem Fohlen und verschreibt ein Abführmittel. Nach Ein­ nahme und Verschlucken eines Löffels wird das Bauchweh noch schlimmer. Schließ­ lich, nach langen „Wehen“ auf einer Wiese, gehen Löffel und Abführmittel ab. Einen davonspringenden Hasen hält der Bauer für sein Füllen. Vgl. KG 5105 = Sg. und 5294 = Fsp. 2. 5. 1551. Der Schwaiger mit den kesen (Frauenlob, Grundweise; G./D. 5, Nr. 734). Ein schwaiger [viehzüchtender Bauer] will 20 Käse nach Nördlingen bringen. Er trans­ portiert sie zu Pferd in einem Sack, den er auf der Gegenseite durch Steine beschwert. Ein entgegenkommender Handwerker macht ihn darauf aufmerksam, dass er durch Verteilen der Käse sein Ziel besser erreichen könne. Als er den Rat bereits befolgt hat, erfährt er, dass der Handwerker durch seine Weisheit bisher nicht reich geworden sei. Da fasst er Misstrauen gegen solche Weisheit und klaubt seine Steine wieder zusam­ men. 2. 5. 1551. Der kecklein (Marner, Hofton; G./D. 5, Nr. 735). Zwölf Wölfe führen mit­ einander Haus. Als sie nachts alle unterwegs sind, dringen Hahn, Katze, Ochse und Pferd in ihr Haus ein. Die heimkehrenden Wölfe hören den Hahn krähen und schicken einen – den besonders mutigen „Kecklein“ – voraus, der nachsehen soll. Die Katze kratzt ihn, der Ochse stößt mit dem Horn, das Pferd schlägt aus, und der Hahn kräht. Der „Kecklein“ flieht und erzählt seinen Genossen, ein Pfannenflicker habe ihn mit Klammern gezwickt, ein Bauer mit der Heugabel zu Boden gestoßen, ein Büttner mit Schlegeln bearbeitet. Ein Bader, meint er, habe geschrien, er wolle ihn kämmen und ihm die Augen „auspicken“. Er will nicht mehr „Kecklein“ sein. Schluss: Mancher kecke und rauflustige Mann lässt sich nur im Zaum halten, wenn man ihn oft duet walgen. 3. 5. 1551. Der Kauffmon mit dem münich (Fleischer, Löwenweise; G./D. 5, Nr. 736). Ein lasziver Kaufmann in München will seine ehrbare Frau vom Knecht verführen lassen, um ihr die Berechtigung zur Kritik zu nehmen. Erst als sie diesen Grund vom Knecht erfährt, stimmt sie zu – der Knecht soll es sogar vor den Augen des Mannes mit ihr treiben. In einer Mönchskutte wartet sie am Wegrand, bis ihr Mann und der Knecht vorbeireiten. Dieser steigt ab und legt sich zu dem „Mönch“. Er kehrt zum Herrn zurück und lobt sein Erlebnis. Der Kaufmann beschließt, weil er nur Erfahrungen mit



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Frauen hat, es mit dem nächstmöglichen Mönch zu treiben. Den Abt von Krems, der ihm begegnet, versucht er zu vergewaltigen, wird jedoch von ihm und seinen Beglei­ tern übel zugerichtet. So ist der Kaufmann doppelt gestraft – und dies zu Recht. 4. 5. 1551. Ein Erschrecklich prophezej (Betz, Verschränkter Ton). Israel und Juda werden durch Feinde für ihren Götzendienst bestraft, auch wenn sie sich an heidni­ sche Nachbarfürsten hängen. Schluss: Ein Volk, das Gottes Wort verachtet, wird bestraft. Q.: Hos 8. 5. 5. 1551. Ein prophezey von gottes guete (Fleischer, Löwenweise). Gottes Erbarmen mit seinem Volk. Schluss: Gott handelt an dem ungehorsamen Volk nicht nach seinem Zorn, sondern in Barmherzigkeit, ganz nach seinem väterlichen Herzen. Darum gab er seinen Sohn dahin. Q.: Hos 11. 6. 5. 1551. Die pauren in frösch verkert (Frauenlob, Froschweise). Inh. u. Q. wie KG 1843 = Ml. Schluss: Den Spötter strafen die Götter. Wenn man auch über seine Witze lacht, so verachtet ihn doch jeder Ehrbare [Str. 3]. 8.  5. 1551. Der schmid mit dem hasen (Sachs, Kurzer Ton; G./D.  5, Nr.  737). Ein Schmied in Villach will weniger für jährliche Kindbetten und mehr fürs Zechen aus­ geben. Obwohl er drei Jahre lang getrennt von seiner Frau liegt, bekommt sie doch jedes Jahr ein Kind. Von Filius (Virgilius), den er deswegen in Rom aufsucht, erhält er die Auskunft, er werde auf dem Heimweg einen Hasen sehen, der ihm die Wahrheit sage. Am dritten Tag trifft er den Hasen, der ihm verrät, seine Frau werde keine Kinder mehr bekommen, wenn sie vor Schmiedknecht und Kaplan so fliehe, wie er vor den Hunden. Der Schmied zieht lieber wieder ins Bett seiner Frau um. Q.: Johannes Agri­ cola, Sprichwörter Nr. 673. 8. 5. 1551. Der schneider mit dem glueng (Mügling, Grüner Ton; G./D. 5, Nr. 738). Der lustige Schneider Federlein aus Salzburg sieht am Samstag einen Geistlichen vor sich herlaufen, der ohne Hosen, nur mit dem Badekittel bekleidet, aus dem Bad heimgeht. Federlein kann nicht widerstehen, zieht dem Pfarrer den Kittel über den Kopf und verwalkt ihm den Hintern mit einem eben gekauften glüng [Innereien], dann läuft er davon. Der Pfarrer nimmt das Corpus delicti mit und hängt es im Keller auf, weil er am Montag den Schneider verklagen will. Seine nichtsahnende Köchin macht eine saure Suppe daraus. Erst nach dem Essen erzählt der Pfarrer den Hergang, und beide über­ geben sich. Daher kommen die schwarzen sauren Suppen. Vgl. KG 5117 = Sg. 11. 5. 1551. David wird von Michal verspot (Nachtigall, Langer Ton). David lässt die Bundeslade nach Jerusalem bringen. Während des Einzugs tanzt er vor der Lade. Michal, seine Frau, verspottet ihn deshalb [Str. 1 und 2]. Auslegung: David bedeutet einen Christen, der mit großem Frohlocken vor der Gotteslade des Glaubens springt. Dieser Christ ist seinem Nächsten ergeben, er ist freundlich und gütig. Michal bedeu­ tet die böse Welt, die den Glauben und die Liebe verachtet. Der rechte Christ macht sich jedoch nichts aus dem Spott der Welt, er bleibt standhaft, damit er einst ewig bei Gott leben kann [Str. 3]. Q.: 2Sam 6,12–16.20–23. Vgl. KG 5463 = Sg. 11. 5. 1551. Lon vnd straff kung Salomo vurlegt (Zorn, Verhohlener Ton). Gott offen­ bart sich Salomo, nachdem dieser den Tempel hat bauen lassen. Er mahnt sein Volk,

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immer die Gebote zu halten. Schluss: Wenn ein Volk gottgefällig lebt, dann lässt Gott sich bei ihm finden. Gott wendet sich aber von dem Volk ab, das von ihm abfällt. Q.: 1Kön 9,1–19. 11. 5. 1551. Salomon durch weiber verfuert (Nachtigall, Geteilter Ton). Salomo hat 700 Frauen, darunter viele ausländische, deren heidnischen Kulten er sich ergibt. Gott droht, ihm sein Reich zu nehmen, und erweckt drei Widersacher. Zwei Lehren: Der Wollüstige wird verblendet und erhebt die Kreatur zum Gott. Der Gottlose wird hier oder dort gestraft. Q.: 1Kön 11,1–11.14–26. 14. 5. 1551. Der Abgettisch kunig Jerobeam (Vogel, Engelweise). Teilung des Reiches durch Rehabeam und Jerobeam. Jerobeam führt den Götzendienst ein. Gott rottet später sein ganzes Haus aus [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott setzt die Könige und Regen­ ten ein. Wer seinem Wort gehorcht, dem gereicht alles zum Besten. Wo die Obrigkeit mit Gewalt Götzendienst und Heuchelei im Land ausbreitet, um dadurch die Herr­ schaft zu festigen, zerstört Gott das Regiment [Str. 3]. Q.: 1Kön 12,21–33. 15.  5. 1551. Die Juden mit des Kaisers piltnus (Ehrenbote, Fürstenton). Die Juden werden von Appius bei Kaiser Gaius beschuldigt, sie würden seine Person nicht aus­ reichend verehren. Der Legat Petronius droht, das Land zu verwüsten, falls das Kaiser­ bild nicht im Tempel aufgestellt wird. Die Juden erläutern ihren Standpunkt, und der frumb legat schreibt in ihrem Sinn an den Kaiser. Da kommt die Nachricht von dessen Tod. Schluss: Noch heute tröstet Gott so diejenigen, die sein Wort halten. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 18,15 (Hedio). 15. 5. 1551. Die 10 pundgnossen wider den tirannen herodem (Duller, Gekrönter Ton). Herodes führt in Jerusalem heidnische Zeremonien ein. Zehn Bürger verschwö­ ren sich gegen ihn, werden aber durch Verrat entdeckt und nach freiem Bekenntnis hingerichtet. Später wird der Verräter entlarvt und ermordet. Herodes lässt die Frau, die den Täter überführt, mit ihrem Gesinde umbringen. Zur Strafe wird er später mit schrecklicher Krankheit geschlagen. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 15,10 (Hedio). 16. 5. 1551. Die zwen Juedischen prüeder (Kanzler, Langer Ton). Die jüdischen Brüder Anileus und Asineus gründen auf einer Insel eine Bande und bringen es zu großer Macht. Anileus nimmt sich eine heidnische Frau, nachdem er ihren Mann ermordet hat, und wendet sich ihren heidnischen Kulten zu. Einen Warner lässt er tyrannisch töten. Er bleibt abhängig von der Frau. Diese bringt später Asineus mit Gift um. Schließlich sammelt König Mithridates ein Heer gegen Anileus und schlägt ihn. So endet das Leben der von Glück und Sex Verführten. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 18,16 (Hedio). 16. 5. 1551. Kunig herodes ertrencket sein schwager (Regenbogen, Tagweise). Ale­ xandra, die Schwiegermutter des Herodes, und ihr Sohn Aristobulus wollen aus Angst vor Ermordung zu Kleopatra nach Ägypten fliehen. Ihre Absicht, sich heimlich auf Totenbahren zum Schiff tragen zu lassen, wird jedoch durch den Verrat des Sabion vereitelt. Herodes verzeiht den beiden scheinbar. Beim Festgelage anlässlich des Laubhüttenfestes wird Aristobulus heimlich ertränkt. Herodes beseitigt später noch



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Frau und Schwester, wird aber schließlich von Gott schrecklich gestraft. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 15,3 (Hedio). 16. 5. 1551. Der Hochpriester get dem Künig Allexander zw Jerusalem entgegen (Hopfgart, Langer Ton). Alexander der Große besiegt Darius und marschiert nach Jerusalem. Der Hohepriester Jaddus, durch einen Traum vorbereitet, empfängt ihn feierlich. Alexander, selbst durch einen Traum bestimmt, betet Gott an und opfert im Tempel. Schluss: Gott kann das Herz des Feindes von Zorn zu Gunst wenden. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 11,8 (Hedio). 21. 5. 1551. Ein schröcklich prophezey (Vogel, Glasweise). Prophezeiung des Straf­ gerichts über Israel und Juda [Str. 1]. „Auslegung“: Die Prophezeiung ist eingetroffen durch die Assyrische und Babylonische Gefangenschaft [Str. 2]. Warnung ans teutsche land: Gott hat ihm sein Wort gesandt, doch die Verachtung steigt von Jahr zu Jahr. Gott wird durch Unglück, Zunahme des Unrechts, Tyrannen und Türken strafen [Str. 3]. Q.: Mich 1,2–5; 2Kön 15,29; 25; Mt 3,10. 23. 5. 1551. Ein herrliche gezeugnus Josephj Des Juden von Jesw Cristo (Eislinger, Maienweise). Josephus bezeugt ausdrücklich, dass Jesus der Christus ist, er bezeugt auch seinen Tod und seine Auferstehung. Schluss: In jüdischer Verblendung zieht er aber keine weiteren Konsequenzen. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 18,6 (Hedio). 26. 5. 1551. Die guetten wort (Wenck, Kleeweise; G./D. 5, Nr. 739). Eine böse Frau plagt ihren Mann mit Worten, er wehrt sich mit Schlägen. Vor dem Gericht, das seine Frau anruft, bekommt er die Auflage, sie nur mit guten Worten zu strafen. Als seine Frau wieder einmal zu schimpfen beginnt, schlägt er sie mit einem Gebetbuch schwarz, gelb und blau. Q.: Doctor Nagenfuercz [Quellenfiktion]. 26. 5. 1551. Der köbler mit der kue (Frauenlob, Zugweise; G./D. 5, Nr. 740). Ein Häusler in Pernpach hat einen Gulden zusammengespart und kommt zusammen mit seiner Frau auf den Gedanken, dass sie noch einen Gulden dazu finden und einen leihen müssten, um eine Kuh zu kaufen. Über die Nutzung der Milch und über das Kalb, das die Kuh bekommen wird, geraten sie sich in die Haare. Schluss: Mancher Arme wuchert in Gedanken mehr als ein Jude mit Geld. 26. 5. 1551. Der ledrer im sack (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 741). Ein Ledererknecht geht zum ersten Mal auf Wanderschaft und übernachtet bei einem junckher. Zum Erzählen aufgefordert, bleibt er stumm. Als er später nochmals so steif reagiert, steckt der Edelmann ihn in einen Kornsack und hängt ihn über Nacht in den Hof. Früh lässt er ihn frei; er begründet seine Handlungsweise damit, dass der Lederer von nun an etwas zu erzählen habe. Schluss: Wer nie fort war, kam nie heim. Wer nicht gewandert ist, ist wie ein Kraut ohne Fett. 27. 5. 1551. Pompeyus gewint Jerusalem (Mügling, Langer Ton). Aristobulus führt Krieg gegen seinen Bruder Hyrkanus. Dieser ruft die Römer ins Land. Pompejus besiegt Aristobulus und schickt ihn nach Rom. Dann marschiert er gegen Jerusalem, wo ihm die Partei des Hyrkanus die Tore öffnet, während die anderen sich in den Tempel zurückziehen, schließlich aber geschlagen werden. So kommt Jerusalem in

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die Hand der Römer. Von Titus wurde es später völlig zerstört. merck dw deutsches lande: Uneinige Reiche zerfallen; Gott straft die Sünde. Aufforderung zu Buße und Einigkeit. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 14,5.8 (Hedio). 3603 5. 6. 1551. Der pluethund grimoaldus (Frauenlob, Würgendrüssel). Der Langobarden­ könig Aripert stirbt und hinterlässt die beiden Söhne Gundipert und Parthari. Gundi­ pert hat die Regentschaft inne. Doch braucht er die Hilfe des „Hauptmanns“ Grimo­ ald, um das Machtstreben seines Bruders aufzuhalten. Grimoald jedoch tötet den jungen König, nimmt dessen Schwester zur Frau und macht sich selbst zum König. Parthari flieht nach Ungarn. Grimoald verliert die Schlacht bei Heropapili (Forum Popilii). Er rächt sich für die Niederlage an der Stadt, indem er Bewaffnete schickt, die als Kaufleute verkleidet sind. Sie bringen alle Einwohner um und schleifen die Stadt. Grimoald wird so hochmütig, dass er sogar die Städte Ravenna und Rom bedroht. Gott erbarmt sich aber des unschuldig vergossenen Blutes und stürzt den Tyrannen. Beim Aderlassen kann man sein Blut nicht mehr stillen. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 3,25–28 (Eppendorf). 3604 6. 6. 1551. Die stiffmueterlich vntrew an dem Kung regnero (Konrad von Würzburg, Hofton). Hundingus von Schweden hinterlässt zwei Söhne aus erster Ehe. Die zweite Frau lässt sie, um selbst zu regieren, zu einem Hirten bringen. Die Jungfrau Swanwita von Dänemark hört vom Schicksal der beiden und sucht sie. Als sie sie findet, fragt sie Regnerus, den älteren, nach ihrer Herkunft. Regnerus leugnet erst seine edle Abkunft, lässt sich aber schließlich überzeugen, dass er seine Krone zurückerobern müsse. Mit Hilfe vieler herren gelingt ihm das. Regnerus heiratet Swanwita und regiert lange und glücklich. Schluss: Keine Tücke hilft gegen jemanden, der in Gottes Schutz steht. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,17 (Eppendorf). 3605 8. 6. 1551. Der wuetrich theodoricus (Regenbogen, Brauner Ton). Als Kaiser Justinus die Arianer vertreibt, fordert ihn Theoderich der Große auf, sie wieder in ihre Ämter einzusetzen. Doch Justinus lässt sich nicht einschüchtern. Daraufhin ermordet Theo­ derich Boethius und Symmachus. Beim Fischessen erscheint ihm das Bild des Sym­ machus. Darüber wird der Wüterich vor Schreck krank und stirbt. Ein Einsiedler sieht seine Seele zur Hölle fahren. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 3,19 (Eppendorf). Vgl. KG 5247 = Sg. Lit.: Lienert 2008, 229  f. Nr. 320.

3606 8. 6. 1551. Mose drit des Kunig Kron mit Füesen (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 2887 = Ml., aber nur 2,9. Schluss: Wenn Gott ein Volk durch einen Helden erlösen will, dann behütet er ihn. 3607 9. 6. 1551. Sechs ler auss Jesus sirach (Frauenlob, Froschweise). Drei vor Gott wohl­ gefällige Dinge: Liebe zwischen Brüdern, Nachbarn und Ehegatten [Str. 1]. Drei abzu­ lehnende Verhaltensweisen: überhebliche Arme, lügnerische Reiche, ehebrecheri­ sche Alte [Str. 2]. Zusammenfassung der Lehren für einen jungen Mann. Die Einhaltung sichert sein Wohlergehen hier und dort [Str. 3]. Q.: Sir 25,1–8. Vgl. KG 5546 = Sg. 3608 9. 6. 1551. Der wasser getter streit (Vogel, Kurzer Ton). Der Dichter beobachtet auf dem Meer den Streit zweier Heere von Wassergöttern. Unter Führung von Neptun und



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Alpheus kämpfen mer roß, Nymphen, Tritonen, Nereiden, Sirenen, während die anderen Götter vom Ufer aus zusehen. Als die Nacht hereinbricht, kehrt Friede ein. Lit.: Rettelbach 2019, 204.

3609 12. 6. 1551. Der pauer vnd messner mit Dem dotten pfaffen (Römer, Gesangweise; G./D. 5, Nr. 742). Die Bäuerin liebt den Pfaffen und bittet ihn, zu sant Linhart um Blind­ heit für ihren eifersüchtigen Mann zu beten. Dieser, vom Knecht unterrichtet, stellt sich blind. Als der Pfaffe ins Haus kommt, schleicht der Bauer herbei. Die Frau holt eben Wein, der Pfarrer ist in der Wanne eingeschlafen. Der Bauer gießt ihm eine Schüssel heißes Schmalz in den Mund, so dass er stirbt. Dann schleicht er davon. Die erschrockene Frau berichtet ihrem Mann und betet erfolgreich zu sant Linhart um seinen Gesichtssinn. Der Bauer lehnt früh den Pfaffen an die Kirchentür. Der Mesner, vor dessen Augen er zu Boden fällt, legt ihm ein Messgewand um und stellt ihn, als ob er noch lebe, an den Altar. Eine alte Gottesdienstbesucherin, der schwindlig wird, ergreift ihn schließlich und wird von der Leiche erschlagen. So ist der schlaue Mesner davongekommen, der Bauer hat es dem Pfarrer heimgezahlt: Zu Hause zieht er seine Frau am Haar herum. 3610 13. 6. 1551. Die 9 groben Frag (Sachs, Rosenton; G./D. 1, Nr. 140; G./D. 5, Nr. 743). Neun Scherzfragen eines Bauern und die Antworten des Dichters (je drei Fragen pro Strophe entsprechend der Gliederung des Tons verteilt). Beispiele: Wann tun dem Wolf die Zähne weh? Wenn ihn die Hunde zerren. Was ist das schändlichste Handwerk? Das des Kochs, der viel Geld zum Speisen der Leute ausgibt, obwohl das Essen am nächs­ ten Tag nur Kot ist. Vgl. KG 4238 = Sg. 3611 15. 6. 1551. Die vertainigung paulj (Sachs, Neuer Ton). Paulus und Barnabas pre­ digen zu Ikonion. Die Juden und Heiden wollen die Apostel steinigen, sie fliehen nach Lystra [Str. 1]. In Lystra heilt Paulus einen Lahmen. Das Volk hält Barnabas für Jupiter und Paulus für Merkur. Die Juden aus Antiochia veranlassen das Volk, Paulus zu stei­ nigen [Str. 2 und 3]. Paulus bleibt jedoch am Leben und predigt in Derbe, Antiochia und an anderen Orten [Str. 4]. Auslegung: Wo das Wort Gottes gepredigt wird, da gibt es immer wieder Widerstand. Deswegen müssen die Verkünder des Wortes Gottes Ver­ folgungen erleiden. Doch der Heilige Geist stärkt die Auserwählten, damit wir alle das himmlische Erbteil erlangen [Str. 5]. Q.: Apg 14. Vgl. KG 392, 3303 = Mll. 3612 21. 6. 1551. Der roßdieb zw hirsaw (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr.  744). Die Bauern in Hirschau haben einen Viehdieb gefangen und wollen ihn hängen. Die Bauern, die in Galgennähe Korn stehen haben, bitten um Aufschub bis nach dem Schnitt. Den anderen ist die Verköstigung bis dahin zu teuer. Schließlich wird der Dieb bis nach dem Schnitt entlassen, muss aber seine Kappe zu Pfand geben. Seitdem hat man ihn nicht mehr gesehen. Manche Bauern meinen, er werde kommen, andere, er werde sein Versprechen nicht halten. Der Dichter nimmt Wetten darauf an, dass er nicht kommt. Vgl. KG 4259 = Fsp. 3613 22. 06. 1551. Die 7 hantwerck (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 745). Ein Bauernsohn soll in der Stadt ein Handwerk lernen. Jedes lehnt er wegen des damit verbundenen Spottes ab. Der Goldschmied heißt drecklotter, der Barbier maunzen scherer. Den

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Schneider ärgert man mit der Geiß, den Kürschner mit der Katze. Der Schuster ist der zancken fleck, der Schmied muss kolen fressen, den Lederer ärgert man mit dem hunds­ dreck. Schließlich will der Sohn Lederer werden, zumb pschlues merckt: Jedes Hand­ werk hat goldenen Boden, keines soll man verachten. 3614 23. 6. 1551. Das pitter wasser (Sachs, Goldener Ton). Moses taucht auf Anweisung Gottes einen Baum (aus dem Wald!) ins bittere Quellwasser in Mara. Daraufhin wird es süß [Str. 1]. Deutung der figur: Die Christen (Israel) wandeln in Sünden mit Durst nach Gottes Wort, schließlich finden sie das Gesetz (Mara), aber erst das Evangelium kann Anfechtung und Leiden süß machen in der Gewissheit, dass durch Christus alles zum Besten dient [Str. 2 und 3]. Q.: 2Mose 15,22–25. Vgl. KG 5273 = Sg. 3615 25. 6. 1551. Der pauer mit den müecken (Stolle, Blutton; G./D. 5, Nr. 746). Ein Bauer und seine Familie werden von Mücken geplagt. Er verklagt sie deshalb vor dem Pfleger. Der rät ihm zum Aussengen. Dabei verbrennen ihm Haus und Scheune. Der Bauer wendet sich wieder an den Pfleger und erhält nun die Erlaubnis, jede Mücke zu erschlagen. Gleich erschlägt er eine mit solcher Wucht auf des Pflegers Nase, dass dieser zu Boden fällt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 673 (675). Lit.: Rettelbach 2019, 329–331.

3616 25.  6. 1551. Der alt man mit der jungen frawen (Frauenlob, Spiegelton; G./D.  5, Nr. 747). Ein alter Mann nimmt gegen besseren Rat nach dem Tod seiner Gattin eine junge Frau, weil er ser gail ist. Da sie ihn aber nicht liebt, behandelt sie ihn schlecht, so dass er heimlich vor Freunden wünscht, sie möge ein Wolf sein und in den Wald laufen. Salomo sagt: Nichts Unkeuscheres gibt es als eines alten Mannes Herz. Lass dir dies, alter Mann, ein Spiegel sein! 3617 26. 6. 1551. Das erschröcklich gesecz gotes (Schmid, Hohe Gartweise). Die Verkündi­ gung der Gebote Gottes erschreckt das Volk Israel [Str. 1 und 2]. Das Gesetz Gottes ist schrecklich. An seiner Uneinhaltbarkeit zeigt sich die verderbte Natur des Menschen. Schließlich macht uns Gott durch den Kreuzestod Christi aus Gnade selig; es beginnt das Neue Testament [Str. 3]. Q.: 5Mose 5,19–28. 3618  6. 1551. (Gaistlich spruech) Wunderlich vergleichung gotz wort mit mensch ler. Sg. [verl.] 3619 1. 7. 1551. Künig abimelech mit sare (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 1393 = Ml. Schluss: Noch heute behütet Gott die Frommen in schwerer Lage. 3620 3. 7. 1551. Ein erschrocklich prophezey (Nachtigall, Leidton). Amos prophezeit den Untergang Israels. Selbst die Sehnsucht nach Gott wird nichts nützen. Schluss: Wenn Gott einem Volk sein Wort verkündet, die Armen aber dennoch unterdrückt werden, dann nimmt er sein Wort wieder weg. Lüge und Irrtum werden herrschen, und Gottes Zorn wird Hunger, Krieg und Pest hervorbringen. Gott möge uns davor bewahren. Q.: Am 8,1–13. 3621 3. 7. 1551. Das leczt Caput joelis (Örtel, Leidton). Joel kündigt das Gericht Gottes an. In Juda werden Wein und Milch fließen, Ägypten und Edom werden verdorren [Str. 1 und 2]. Auslegung: Juda bedeutet die Christenheit, die von Gottlosen verfolgt wird. Diese wird Gott am Gerichtstag strafen, jene wird er schützen [Str. 3]. Q.: Joel 4,14–21.



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3622 3.  7. 1551. Der mon dorft sein weib nit schlagen (Frauenlob, Später Ton; G./D.  5, Nr. 748). Gegen die bösen Reden seiner Frau wehrt sich ein junger Mann mit Schlägen. Vor dem Gericht, das seine Frau anruft, wird ihm das verboten. Beim nächsten Schimpfen zerrt er sie an den Haaren, aber auch das wird ihm verboten. So weicht er auf Fußtritte aus. Schließlich bindet er sie an eine Säule und wirft mit Äpfeln nach ihr. Diesmal ist der Richter einsichtig und erlaubt ihm, wenn sie ihr wortschwert [Zunge] zücke, ihr auf die schaiden [Mund] zu klopfen. 3623 4. 7. 1551. Die fraw mit dem raczen (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 5, Nr. 749). Ein racz beißt eine Frau in den aus dem Bett hängenden Fuß. Ihr Mann holt, um sie zu verteidigen, den schweinspies und erlegt die wie ein Bär auf den Hinterbei­ nen ihm entgegengehende Ratte. Früh will ihnen keiner die Erzählung glauben, obwohl sie sie beide sogar beschwören. Die Leute denken an das Sprichwort: Wer lügen will, soll dazu schwören, damit die Lüge Bestand hat. 3624 6. 7. 1551. Erlossung der gfencknus israel (Beckmesser, Chorweise). Jerusalem soll sich auf die Rückkehr des Volkes freuen. Gott selbst bereitet alles herrlich dafür [Str. 1 und 2]. Durch Adam kam das Menschengeschlecht in die Gefangenschaft des Gesetzes und des ewigen Todes, bis Christus im Evangelium die Gnade verkündete und die Menschen am Kreuz erlöste. Durch Glauben und Taufe werden wir seine Kinder. Schließlich werden wir ins himlisch jerusalem eingehen [Str. 3]. Q.: Bar 5. 3625 7. 7. 1551. Ein pit vür die gefangenen (Sachs, Neuer Ton). Das Volk Gottes bekennt reumütig seine Schuld. Bußgebet der gefangenen Juden und Gottes Verheißung, sein Volk wieder in das den Stammvätern gegebene Land zurückzuführen. Schluss: Obgleich Gott ein Volk straft, das sein Gebot übertritt, zeigt er doch erneut seine Gnade, wenn man zu ihm ruft. Q.: Bar 2,1–10.13–20a.30b-35. 3626 8. 7. 1551. Die drey schlacht in israel (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 2694 = Ml. Schluss: Gott hilft einem Volk aus der Not, wenn es aus ganczem herczen zu ihm ruft. 3627 9. 7. 1551. Der zimermon mit seim Juristen (Schrot, Schrotweise; G./D. 5, Nr. 750). Ein armer Zimmermann lässt seinen Sohn in Tübingen Jura studieren. Dieser wird ein berühmter und reicher procurator. Weil er stets ein bestimmtes Buch liest, will der Vater wissen, was darin steht. Der Sohn sagt, er brauche es unbedingt, weil darin alle Kniffe vor Gericht und die Kunst, die Wahrheit zu verdrehen, gelehrt würden. Darauf zerhaut der Vater das Buch in Abwesenheit des Sohnes in Stücke und fordert ihn bei der Rückkehr auf, sich mit der Hand mit got vnd eren zu ernähren. Vgl. (motivisch) KG 2513 = Ml. 3628 10. 7. 1551. Das weinacht Fest (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3703, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: 1552 Jahre ist es her, seit unser Heiland geboren wurde. 3629 10.  7. 1551. Der lanzknecht mit dem scorpion (Frauenlob, Grundweise; G./D.  5, Nr. 751). Im Feldlager vor Mailand träumt ein deutscher Landsknecht [bei Petrarca ein Römer], ein steinerner Löwe beiße ihm die Hand ab. Am nächsten Tag legt er lachend

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vor seinem Kameraden die Hand in ein steinernes Löwenmaul: Ein dort verborgener Skorpion sticht ihn. In diesem Augenblick wird Alarm geschlagen. Die Wunde kann erst mit Verzögerung behandelt werden, so dass die Hand abgenommen werden muss. Schluss: Man soll Traumwarnungen nicht verachten. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,58 B. (4,3,20 Vigilius, LXXVIIv); Schertz mit der warheyt LXXIv. Vgl. KG 3134 = Ml. (Str. 3). 11. 7. 1551. Der münch mit dem sewhercz (Frauenlob, Zugweise; G./D. 5, Nr. 752). In einem Dorf bei Trient will ein Mönch durch Zauberei eine Wallfahrt begründen. Der Henker soll ihm das Herz eines Gevierteilten beschaffen, doch nimmt dieser ein Schweineherz. Als der Zauber wirkt, drängen sich die Schweine im Kloster. Erst als der Henker heimlich beim Rat vorstellig wird, kann der Vorfall aufgeklärt werden. Der Mönch wird verbrannt. Geschehen 1542. Vor solchen gaistlichen vns got peware! 11.  7. 1551. Der kaczen pratter (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D.  5, Nr.  753). In Lyon wettet ein Schwarzkünstler mit einem Bürger um hundert Gulden, dass er alle Katzen der Stadt zusammenbringen werde. Er errichtet ein Häuslein auf dem Marktplatz, in das er sich setzt. Während er eine alte Katze bei lebendigem Leib brät, spricht er seine Beschwörung. Da laufen etwa 1200 Katzen herbei, springen auf und neben dem Haus herum und erst, als der küenstner die noch brennende Katze wieder laufen lässt, ver­ schwinden auch die anderen. 16. 7. 1551. Die Weisen von orient (Schechner, Reisige Freudweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wo Christus im Wort geboren wird, stellt Satan (Herodes) ihm nach. Aber Gott schützt seine Christen, er wird Satan schlagen mit dem gaist aus seinem munde. Weitere Q.: Mich 5,1; 2Thess 2,8. 17. 7. 1551. Künig gram Fürt ain Junckfraw hin (Endres, Hornweise). König Gram von Dänemark überredet die Tochter des Sichtrugus von Schweden zur Ehe und entführt sie. In einer Feldschlacht erschlägt er den nacheilenden Vater, danach auch den schwedischen Statthalter und dessen sieben Brüder. Er wird nun auch schwedischer König. Zur Strafe für seine Schandtat erschlägt ihn jedoch später der norwegische König. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,12 (Eppendorf). 24. 7. 1551. Cidias mit dem goltstab (Marner, Kreuzton). Archetimus (Archetimos) hat Cydias (Kydias) Gold zur Aufbewahrung gegeben. Als er es zurückfordert, behauptet Cydias, er habe es nicht mehr. Es kommt zum Prozess. Cydias füllt das Gold in einen hohlen Stab und erscheint damit beim Tempel. Er übergibt den Stab an Archetimus und schwört beidhändig, das Gold zurückgegeben zu haben. Archetimus wirft wütend den Stab von sich, da zerbricht er, das Gold fällt heraus, Cydias ist überführt. Schluss: Man soll ehrlich handeln und sich mit dem begnügen, was man hat, denn Gott bestraft das Unrecht. Q.: Ioannes Stobaios 3,28,21 H. (Frölich, S. clxvjf.). 24. 7. 1551. Drey spruech wider den müesigang (Wolfram von Eschenbach, Höhn­ weise). Hesiod [Werke und Tage 303–305]: Wer müßiggeht, ist wie die Mücken, die den Bienen den Honig wegsaugen [Str. 1]. Alexis [Atthis, Frg. 28 Kassel/Austin]: Wer nur



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isst, trinkt und müßiggeht, ist eine Schande für die Menschheit [Str. 2]. Menander [Schiedsgericht, Frg. 2 Sandbach]: Ein Müßiggang ist mehr zu beklagen als ein Kranker [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 3,30,5, 8 und 7 H. (Frölich, S. clxxvijf.). Vgl. KG 5586 = Sg. 26. 7. 1551. Die feunff schwaben huener (Frauenlob, Grundweise; G./D. 5, Nr. 754). Eine knausrige Bürgerin in Augsburg gibt der Köchin den Auftrag, für den Herrn ein Huhn zu braten, für das Gesinde feunffe. Die Köchin brät verwundert sechs Hühner. Beim Essen fällt das dem Herrn auf, er spricht die Frau an, die die Köchin beschimpft. Es stellt sich heraus, dass die Hausfrau nicht fünf Hühner gemeint hat, sondern Linsen, was schwäbisch feunff heißt. 27. 7. 1551. Die edel fraw mit ir schwieger (Vogel, Hopfenweise; G./D. 5, Nr. 755). Eine schwatzhafte Elster erzählt alles, was eine Streitberger Edelfrau tut, deren Schwieger­ mutter. Die Vögtin vernäht der Elster den Arsch, so dass sie stirbt. Die Schwiegermut­ ter bemerkt die Todesursache und droht, dem Ehemann, dem das Tier lieb gewesen war, die Sache zu erzählen. Bei Tisch ruft sie oft: „Du musst heraus!“ Aus Angst vor Entdeckung streut schließlich die Schwiegertochter auf Rat der Vögel Erbsen auf die Treppe. Die Alte stürzt sich zu Tode und wird, nachdem man ihr noch ein eyspein ins Gesäß gesteckt hat, auf den Abort gesetzt. Der heimkommende Edelmann findet sie dort und glaubt an einen natürlichen Tod, da er sich an den häufigen Ausruf seiner Mutter erinnert. Schluss: Manche Schwiegertochter würde sich freuen, wenn ihre Schwiegermutter am „Eisbein“ sterben würde. 27.  7. 1551. Der wirt auf der Helstras haist zum trairas (Fleischer, Löwenweise; G./D.  5, Nr.  756). Der Wirt an der Höllenstraße beklagt sich bei Luzifer über den schlechten Geschäftsgang, weder die pschoren rot noch die nackaten knaben oder die mardren schauben kämen wie einst zu ihm. Luzifer erklärt ihm, die Mönche und Nonnen seien den Klöstern entlaufen und tugendhaft geworden, die Landsknechte hätten keinen Krieg, und die Geschäfte der Kaufleute gingen schleppend. Doch werde durch falsche Lehre und Kriege die Zahl der Gäste bald wieder steigen [Str. 1 und 2]. Auf Luzifers Frage, ob gar keine Gäste mehr gekommen seien, antwortet der Wirt: neun Schneider, die zusammen ein gesottenes Ei verzehrt hätten. Sie seien wegen ihrer Tuchdiebstähle auf dem Weg zur Hölle gewesen [Str. 3]. 29. 7. 1551. Die menschwerdung Cristi (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. [Str. 1 und 2]. Allegorese: Die Verkündigung wird gedeutet auf die geistliche Empfängnis des Wortes Gottes im christlichen Herzen. Die Prediger entsprechen den Engeln, die Schwangerschaft Mariens entspricht dem Leben der Christen aus dem Glauben. Der Gläubige gebiert die Werke der Nächsten­ liebe [Str. 3].  8. 1551. Tragedia mit 12 personen, der prophet Jeremias sambt der gefengknuß Juda, hat fünf actus (K./G. 11,1). 783 Vs. Q.: Jer 26; 36,4–26; 28,1–10; 39,4–9. Vgl. KG 2246, 3672, 3828, 4019 = Mll. Inhalt: Jeremias, wegen seiner Mahnrede von Gefängnis bedroht, bleibt verschont. Sein Buch mit Weissagungen wird verbrannt. Die Könige Jojakim und Zedekia wollen

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Nebucadnezar keinen Tribut mehr zahlen, und Jeremias wird nach seiner Ausein­ andersetzung mit dem Propheten Hanania gefangen genommen. Dann aber werden seine Feinde besiegt, er bleibt frei und klagt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch König Jojakim–Fürst Ahikam–Kanzler ­Semaia: Für Pharao muss Steuereinzug gemacht werden, Ahikam wird damit beauftragt. 3. Rede Jeremias an die beiden: König soll gut regieren, sonst wird sein Geschlecht ver­ nichtet. 4. Rede falscher Prophet Hanania: Jojakim soll Jeremias in Ketten legen. 5. Rede Jeremias an das Volk: Juda soll sich bekehren. 6. Szene Hanania–Priester Paßhur–Jere­ mias: reden erst negativ über ihn, greifen ihn dann verbal an. 7. Szene Paßhur–Semaia– Jeremias–Ahikam: Semaia für, Paßhur gegen Jeremias, Ahikam lässt ihn laufen. II. 1. Dialog Jeremias–Schreiber Baruch: Baruch soll aufschreiben, was Gott Jeremias gesagt hat. 2. Dialog Paßhur–Hanania: Hanania wird Jeremias bei Jojakim verleum­ den. 3. Monolog Jeremias: Warum hat Gott ihn beauftragt? 4. Dialog Jeremias–Baruch: Baruch soll Buch im Tempel verlesen. 5. Dialog Semaia–Ahikam: Semaia für, Ahikam gegen Jeremias. 6. Dialog Paßhur–Semaia; Ahikam stumm: Trabant Judi soll Baruch holen, Fortsetzung Dialog. 7. Szene Ahikam–Baruch–Semaia: Baruch soll mit Jeremias fort; Buch wird behalten. 8. Ehrnholdt kündigt Jojakim an. 9. Szene Jojakim–Semaia– Ahikam–Judi: verliest das Buch, Jojakim zerschneidet es und wirft es ins Feuer; man soll Baruch und Jeremias gefangen nehmen. III. 1. Dialog Jeremias–Baruch: Baruch soll zweites Buch schreiben. 2. Dreigespräch Jojakim–Ahikam–Semaia: Jojakim will Nebucadnezar keinen Tribut mehr zahlen. 3. Dialog Trabanten Michaia–Judi: Nebucadnezar, schon vor der Stadt, wird siegen. 4. Rede Baruch: Jojakim und Sohn und Nachfolger Jechania von Nebucadnezar ge­fan­gen. IV. 1. Szene Ehrnholdt–König Zedekia von Juda–Semaia–Ahikam: Zedekia will auch nicht mehr an Nebucadnezar zahlen; Ahikam für, Semaia gegen. 2. Szene Hanania– Jeremias–Paßhur: Prophezeiungsgegeneinander; Jeremias gefangen abgeführt. V. 1. Rede Zedekia: Nebucadnezar greift wieder an, Jeremias fragen, dann Semaia: Jeremias hatte recht. 2. Szene Jeremias–Ahikam–Zedekia: Jeremias predigt, Ahikam gegen ihn, wird abgeführt. 3. Rede Zedekia: verzweifelt. 4. Szene Michaia–Zedekia: Kriegsvolk zum Feind übergelaufen, Zedekia will fliehen. 5. Kurze Rede Nebucad­ nezar: Sieger. 6.  Szene babylonischer Hauptmann Nebusaradon (bringt Zedekia)– Zedekia–Nebusaradon: Zedekias Kinder sollen vor seinen Augen getötet, ihm die Augen ausgestochen werden, Tempel berauben, Juden nach Babel, nur Jeremias nicht. 7. Szene Gefangene–Nebusaradon–Nebucadnezar: 8. Klage Jeremias. 9. Epilog Ehrn­ holdt: Lage heute genauso wie damals, wach auf, Deutschland! Lit.: Washof 2007, 379–383.

3641 4. 8. 1551. Der zanprecher mit dem kerner (Mügling, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 757). In Frankfurt hat ein Zahnbrecher auf seinem Tisch Theriak und Wurmmittel aufgebaut. Außerdem sind in einem Becken viele Würmer, auch ausgebrochene Zähne liegen herum. Ein Kärrner hat seinen Gaul nicht angebunden. Der läuft davon und reißt den



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Tisch um. Vor dem Bürgermeister sollen die beiden einen Vergleich schließen. Der Kärrner zahlt zwei Taler für die Medikamente. Als der Zahnbrecher auch noch einen Vierteltaler für Zähne und Würmer verlangt, wird der Kärrner wütend und schreit, er werde ihm ein anderes Becken vol scheissen. 4. 8. 1551. Der veretrisch fuerst Pawsanias (Buchner, Feuerweise). Pausanias will für fünfhundert Mark seine Heimatstadt Sparta an Xerxes verraten. Sein Vater König Age­ silaos findet den an die Perser gerichteten Botenbrief. Er will seinen Sohn töten. Doch dieser flüchtet in den Tempel der Minerva, um den dort gewährten Schutz in Anspruch zu nehmen. Agesilaos lässt den Tempel zumauern. Pausanias verhungert nach zwölf Tagen. Selbst seine Achsel und seine eigenen Hände hat er vor Hunger gegessen. Danach wird der Tempel wieder aufgebrochen. Ein ehrenhaftes Begräbnis wird ver­ weigert. Seine Mutter trägt den Leichnam durch die Stadt. An der Grenze des Landes wirft sie ihn auf den Schindanger. Schluss: Solche Verräter findet man noch heute. Sie verraten mit dem Judaskuss ihr Vaterland und führen es „auf die Fleischbank“. Frei­ lich gibt es auch ehrliche Fürsten, die sich um das Heil des Vaterlandes sorgen. Q.: Ioannes Stobaios 3,39,31 H. (Frölich, S. cxcijf.). Vgl. KG 5109 = Sg. 5. 8. 1551. Der milich kampff (Stolle, Blutton; G./D. 5, Nr. 758). Fünf Kämpfer reiten zum Hümpels hoff. Mit Milchlöffeln bewaffnet reiten sie in die Schüsseln und kämpfen unverzagt. Danach bringt der Turnierwächter rebensaft, sie versetzen sich manchen harten Stoß. Schließlich reiten sie alle verwundet ab. Trotz Verlust und schlechtem Gefühl klagt zu Hause keiner. 5. 8. 1551. Die künstlichen köch (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 759). Der Dichter sitzt mit Köchen zusammen. Der erste will ein Huhn in einem Glas braten, der zweite ohne Feuer auf dem Tisch. Der dritte will einen Tisch gesotten, gebacken und gebraten zubereiten, so dass er ganz bleibt und schmeckt. Der vierte macht aus Hunderten von Eiern ein einziges. Ein Arzt kann eine Salbe herstellen, dass Haare und Bart wachsen. Der Dichter wundert sich über solche Künstler. 5.  8. 1551. Die drey fawlen prüeder (Mügling, Langer Ton; G./D.  5, Nr.  760). Drei Brüder haben einen ererbten Baum, einen Bock und eine Mühle zu teilen. Sie streiten vor dem Richter. Vom Baum will der Älteste das Gerade und Krumme, der Mittlere das Grüne und Dürre, der Jüngste das über und unter der Erde. Den Bock soll nach Vor­ schlag des Ältesten erben, wer ihn am größten wünscht. Jeder der drei erzählt einen aufschneiderischen Wunsch. Die Mühle soll der Faulste erben, jeder beteuert durch eine Erzählung seine Faulheit. Der Richter spricht kein Urteil, weil sie so zänkisch sind. Zänkische Leute bemühen oft unnötig Rat und Gerichte. Q.: Fabulae extravagan­ tes 13 (Steinhöwel). 6. 8. 1551. Den Essel verkawffen (Muskatblut, Hofton; G./D. 5, Nr. 761). Ein Bamberger Müller und seine Frau trinken sehr viel Wein, so dass ihr ursprünglicher Reichtum schwindet. Deswegen zeigt sie die Verwandtschaft beim Rat an. Der verbietet ihnen den Wein außer bei leitkauf [zur Besiegelung eines Kaufvertrags]. Nach einigen Tagen Biertrinken kommt die Müllerin auf die Idee, täglich von ihrem Mann früh den Esel zu kaufen und ihn ihm abends wieder zu verkaufen. So treiben sie es bis zu ihrem Unter­

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gang. Salomo sagt: Wer den Wein liebt, wird nicht reich. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 306 (308). Vgl. KG 5497 = Sg. 13. 8. 1551. Hercules tregt der gettin Canczlen (Folz, Blutton). Herkules feiert auf Erden mit den Göttinnen des Gesanges. Discordia macht ihn mit Nektar betrunken. Als er die Göttinnen in einer canczlen nach Hause trägt, lässt er sie donnernd auf die Erde fallen. Ein anderer Geist übernimmt die Arbeit. Der erzürnte Herkules trifft auf drei römische Geister, deren einer ihn beleidigt hat. Er versucht, an ihnen seine Wut auszulassen; sie zerreißen ihm aber sein Löwenfell, und er zieht sich in den Himmel zurück [wohl Anspielung auf ein aktuelles Ereignis]. 14. 8. 1551. Vnterschaid zwischen tugent vnd glueck (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Epiktet vergleicht ein Leben in Reichtum und Überfluss mit einem Bach, der zwar frisch und klar ins Tal rauscht, jedoch dort viel Schlamm hinterlässt. So ist es auch mit dem Glück: wenn es sich vom Reichtum abwendet, bleiben nur Spott, Verachtung, Krankheit, Armut und Schande [Str. 1]. Dagegen ist ein tugendhaftes Leben mit einer sprudelnden Quelle zu vergleichen. Aus der Tugend entspringt alle Wohlfahrt [Str. 2]. Auf Glück und Reichtum soll man nicht hoffen, allein die Tugend soll man wählen. Niemand kann sie einem rauben [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 3,1,125 H. (Frölich, vf.). Vgl. KG 5143 = Sg. 16. 8. 1551. Der wein vergleicht dem leben (Kettner, Osterweise). Der Mensch gleicht dem Wein: Der Most muss erst gären, doch dann wird daraus wohlschmeckender und starker Wein. Maßvoll genossen erwärmt er und ist gesund. So ist es auch mit dem Menschen. Anfangs ist er trotzig, wankelmütig und leichtfertig, ist jedoch seine Unart gebrochen, dann zeigt er sich weise und vernünftig, demütig und tugendhaft. Jedem hilft er, er spendet Trost und erteilt Ratschläge [Alexis, Demetrios, Frg. 46 Kassel/ Austin]. Q.: Ioannes Stobaios 4,50,5 H. (Frölich, S. cccccxx). Vgl. KG 5144 = Sg. 17. 8. 1551. Lewconam zereissen die hünd (Vogel, Kurzer Ton). Zianippus [sic RSM, richtig: Kyanippos] ist mit der schönen Leucona (Leukona] verheiratet. Doch ist er ein so begeisterter Jäger, dass er sie vernachlässigt. Eifersüchtig versteckt sie sich im Wald, weil sie Untreue ihres Gatten befürchtet. Seine Hunde spüren sie auf und zer­ reißen sie. Beim Anblick der Leiche begeht er voll Reue Selbstmord. merck: Eifersucht bringt Unglück [Plutarch, Moralia 310B]. Q.: Ioannes Stobaios 4,20,70 H. (Frölich, S. cccliiij). 18. 8. 1551. Die Felt schlacht mit dem hauptman seron (Vogel, Lange Feldweise). Judas Makkabäus zieht mit geringer Macht dem Hauptmann Seron entgegen. Seinem verzagenden Volk erklärt er, Gott verleihe den Sieg, die Zahl der Gegner sei nicht aus­ schlaggebend [Str. 1 und 2]. Auslegung: Durch diese Erzählung werden wir getröstet, wenn uns Tyrannen Gottes Wort nehmen wollen und ihre Tyrannei treiben. Wäre ihr Heer auch unzählbar, Gott schützt die Seinen und straft die Tyrannen hie vnd dort [Str. 3]. Q.: 1Makk 3,13–26. Vgl. KG 5007 = Trag. 18.  8. 1551. Die drey hausmaid (Regenbogen, Briefweise; G./D.  1, Nr.  28; G./D.  5, Nr. 762). Drei Mägde stehen abends am Brunnen und reden über die Tänzer und Tänze­ rinnen beim in der Nähe abgehaltenen Gassentanz. Die eine schließt sich dem Tanz



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an, bis die Wasserkrüge voll sind. Aus Neid beschimpfen die beiden anderen sie, weil sie bei einem puebentancz [unzüchtiger Tanz] mitmache. Ein Vierteljahr später ist eine von den beiden schwanger. Die vorher Geschmähte kann nur zurückzahlen. Jung­ frauen sollen über niemanden reden, damit auch sie ungeschoren bleiben. Vgl. KG 524 (verl.) = Sg. 19. 8. 1551. Cupido ein got der lieb (Frauenlob, Geiler Ton; G./D. 5, Nr. 763). Ein Knabe jagt im Wald und schießt nach Cupido, weil er ihn für einen Vogel hält, trifft ihn aber nicht. Sein Vater erklärt ihm bei der Rückkehr, dieser Vogel lasse sich nicht jagen, er werde aber von selbst kommen, wenn der Sohn erwachsen sei [Bion, Frg. 13 Gow] [Str. 1 und 2]. Weil es so ist, soll man, wenn man die Bitternis des Sehnens und der Liebe nicht ertragen will, sein Herz verschließen [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 4,20,57 H. (Frölich, S. cccljf.). 19. 8. 1551. Wie mose das gericht pesezet (Frauenlob, Zarter Ton). Jethro rät Moses, Richter einzusetzen [Str. 1 und 2]. Kommentar: Die Obrigkeit soll darauf achten, red­ liche Leute als Richter einzusetzen. Eine Obrigkeit, die Unrecht nicht duldet, hält Gott in seiner Hut [Str. 3]. Q.: 3Mose 18,13–18.24–27. 20. 8. 1551. Dreyer philosophi spruch vom neid (Fülsack, Reuterton). Drei „Philoso­ phen“ über den Neid. Menander [Frg. 761 Kassel/Austin]: Rost frisst Eisen, der Wurm das Holz, der Neid das Herz des Neiders. Darum ist Neid das verderblichste Laster [Str.  1]. Hippias [in der Q. Euagoras 6]: Der Neider leidet doppeltes Unglück – er trauert über sein Unglück und über das Glück der anderen [Str. 2]. Euri­ pides [Ino, Frg. 403 Kannicht]: Man sollte alle Gefahr auf sich nehmen, um vom Neid loszukommen. – Neid ist unchristlich [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 3,38,29, 42 und 8 H. (Frölich, S. clxxxviijf.). Vgl. KG 5585 = Sg. 21. 8. 1551. Drey Spruech wider den geicz (Nachtigall, Hoher Ton). Drei Philosophen über die Habgier. Diogenes: Der Habgierige gleicht einem Wassersüchtigen. Wie dieser Wasser, so begehrt jener Gold und Silber, obwohl er voll davon ist [Str. 1]. Eusebios [Frg. 14 in: F.G.A. Mullachius, Fragmenta philosophorum Graecorum Bd.  3, Paris 1881]: Das Hinzuerworbene stillt die Gier des Habgierigen so wenig wie Holz das Feuer löscht [Str. 2]. Antiphon [Frg. 53 Diels/Krantz]: Der Habgierige liebt Angst und Mühe, um Gut zu gewinnen. Gibt er etwas aus, so ist ihm, als nehme man ihm ein Glied vom Leib. – Christen lernen daraus, dass im Reichtum des Habgierigen kein Frieden ist [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 3,10,45, 28 und 39 (Frölich, S. cixf.). Vgl. KG 5587 = Sg. 21. 8. 1551. Der ruemreich frosch (Lesch, Zirkelweise; G./D. 5, Nr. 764). Ein Frosch kommt auf eine herrliche Wiese und rühmt sich dort vor allen Tieren seiner Heilkunst. Die törichten Tiere glauben ihm sogleich, doch dann überzeugt der schlaue Fuchs die Einfältigen. Wenn dieser Prahlhans schon ein so hervorragender Arzt sei, dann solle er sich selbst heilen, sein ganzer Leib sei voller Gelb- und Wassersucht. Sein Eigenlob stinkt, und seine Kunst bringt nichts ein [Str. 1 und 2]. Epimythium: Wenn jemand sich seiner Meisterschaft und Künste rühmt, fallen die Unerfahrenen auf ihn herein und ehren ihn. Sobald aber einer, der etwas davon versteht, seine Werke begutachtet, zer­

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teilt sich des Prahlers Ruhm und wird zu blauem Dunst [Str. 3]. Q.: Avian 6 (5 Steinhö­ wel). Vgl. KG 4588, 6137 = Sgg. 22. 8. 1551. Der wainent vogler (Schiller, Süßer Ton; G./D. 5, Nr. 765). Inh. u. Q. wie KG 2846 = Ml. Vgl. 5588 = Sg. 22. 8. 1551. Der schuster im taubenschlag (Vogel, Lilienweise; G./D. 5, Nr. 766). Ein Schuster hat aus Trunksucht und Faulheit viele Schulden. Seine Frau hat ein Verhält­ nis mit einem Studenten. Als der Schuster eines Abends nach Hause kommt, ist der Student da. Er muss sich unter dem Bett verstecken, derweil redet die Frau ihrem Mann ein, die Schergen seien dagewesen, um ihn in den Schuldturm zu stecken, und wollten wiederkommen. Er übernachtet im Taubenschlag. Der Student macht noch ein rechtes Geschrei, als suchten den Schuster die Schergen, dann kann er ungestört die Nacht bei der Frau verbringen. Sprichwort: Wo Völlerei, Spiel und Unzucht im Haus wohnen, ist das Glück bald vorbei. Q.: Poggio Bracciolini, Facetiae, Nr.  10 (16 Steinhöwel). 24. 8. 1551. Die drey Hewslichen Frawen (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 767). Drei „gute“ Hausfrauen: Der ersten ist das vom Metzger angebotene Kuheuter zu klein, sie verlangt ein Ochseneuter [Str. 1]. Die zweite verlangt ein Viertel von einem schüczen schlegel, der ganze sei zu groß. Der Metzger weigert sich; da ruft sie erzürnt, sie kaufe doch auch ein Pfund Safran für sieben Gulden und gebe davon ein Quintlein ab [Str. 2]. Die dritte verlangt zwei Pfund Fleisch und ein halbes Pfund Knochen, denn wenn sie nur Fleisch kaufe, bleibe ihr nach dem Essen nichts mehr übrig – so wenigstens die Knochen, aus denen sie drei Suppen koche.  – So kauft die haushälterische Frau Fleisch ein [Str. 3]. 24. 8. 1551. Das lang pferd (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 5, Nr. 768). Erklärung der Redensart „Du läufst daher wie ein Schuster, der den Markt versäumt hat“. Die Schuster und Lederer in Forchaim (Forchheim) besitzen ein drei Äcker langes Pferd, mit dem sie zu den Jahrmärkten reiten. Je nach Losentscheid dürfen die einen oder die anderen vorne sitzen und erwischen die besseren Plätze am Markt. Einmal dürfen die Schuster vorne sitzen. Aber genau am Ziel dreht sich die Mähre um, weil sie ihre eben fallengelassenen Pferdeäpfel beschnuppern will. Die Lederer nehmen die besten Plätze ein, während die Schuster noch drei Ackerlängen zu rennen haben. 25.  8. 1551. Der trost der weisheit (Römer, Gesangweise). Boethius wird von dem Tyrannen Theoderich aus Rom nach Pavia ins Exil geschickt. Schwermütig kehrt er sich auf seinem Bett der Wand zu. Da sieht er eine herrliche Frau, die Philosophia. Ihr klagt er sein Leid. Philosophia tröstet ihn, hat er doch Weisheit, Vernunft und Ver­ stand, die ihm niemand rauben kann. Sie zählt dem Schuldlosen alle Tugenden auf, die ihm Unsterblichkeit und Ruhm verleihen. Er soll alle bösen Neigungen in sich überwinden und sich in Selbstbeherrschung üben. Wie auch das „schwankend Glücksrad“ gegen ihn „wütet“, dies Leben dauert doch nur kurze Zeit. Dann ver­ schwindet Philosophia wieder, und der getröstete Boethius beginnt ein Büchlein zu schreiben. Er nennt es „Trost der Weisheit“. Q.: Boethius, De consolatione philosophiae 1 (Peter von Kastel). Lit.: Lienert 2008, 230 Nr. 321.



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3663 28. 8. 1551. Ein spil, mit 5 personen zu spilen, und heyst der halb freundt (K./G. 7,154; G. 3, Nr. 31). 394 Vs. Q.: Petrus Alphonsus 1 (1/2 Steinhöwel). Vgl. KG 970 = Ml. Inhalt: wie KG 970. Szenenübersicht: 1. Auftrittsmonolog Heuchler Coridus: sucht Freund, will mit ihm essen. 2. Dialog Lucius–Coridus: Coridus bekundet Lucius übertrieben seine Freundschaft. 3. Dialog Lucius–Schmeichler Medius: leiht Geld von Lucius. 4. Monolog Lucianus: sorgt sich um seinen Sohn Lucius. 5. Dialog Lucianus– Lucius: Lucius will 12 Freunde haben, Lucianus hatte nur einen halben. Empfiehlt Probe: totes Kalb im Sack als von ihm getöteten Menschen ausgeben; wer beim Begraben hilft, ist echter Freund. 6. Dialog Lucius–halb freundt: Lucius soll sein „Hochzeitsmann“ sein. 7.  Dialog Coridus–Lucius: abgewiesen. 8. Dialog Lucius– Medius: abgewiesen. 9. Dialog Coridus–Medius: bestätigen sich gegenseitig. 10. Monolog Lucianus: will Ergebnis hören. 11. Dialog Lucianus–Lucius: Bericht. 12. Dialog Lucius–halb freundt: Der will; er spricht das Schlusswort mit einem Lob der Freundschaft. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 135  f.

3664 31. 8. 1551. [E] Ein comedi mit vierzehen personen, die unschuldig keyserin von Rom, und hat fünff actus (K./G. 8,131). 826 Vs. Inhalt: Die Kaiserin, die während der Abwesenheit ihres Mannes dessen Bruder Alphonsus erfolglos sexuell bedrängt und dann beim Kaiser des Ehebruchs beschul­ digt, wird vom Markgrafen von Salerno, der sie töten soll, verschont und pflegt dann sein Kind. Nunmehr von seinem Bruder Hato erfolglos sexuell bedrängt, verleumdet und zum Tod durch Ertränken verurteilt, kann die Kaiserin sich vor dem mit der Exe­ kution beauftragten Seemann retten, erhält auf einer Insel von einem Engel eine Heil­ wurzel, geht als Ärztin nach Rom und heilt Aussätzige, darunter auch Alphonsus und Hato. Daraufhin begnadigt ihr Mann sie. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Kaiser zu Hofgesinde: bricht ins Heilige Land auf, ver­ traut Frau seinem Bruder Alphonsus an. 3. Dialog Kaiser–Kaiserin: Abschied in Treue. 4. Monolog Kaiserin: Angst um Kaiser. 5. Dialog Alphonsus–Kaiserin: weist ihn erst zurück, dann soll er im Turm im Tibergarten auf sie warten. 6. Dialog Kaiserin–Ehrn­ holdt: Er soll Alphonsus einsperren. 7. Dialog Fürst–Kaiserin: fragt, warum, bekommt keine Antwort. 8. Dialog Ehrnholdt–Kaiserin: Alphonsus tobt. 9. Dialog Postbote– Kaiserin: Meldung der Rückkehr des Kaisers, Ehrnholdt soll alles vorbereiten und Alphonsus freilassen. II. 1. Szene Kaiser–Alphonsus–Herzog Ason: Alphonsus verleumdet Kaiserin, Kaiser ordnet Enthauptung im Wald an, Einspruch Ason. 2. Dialog Henker–Kaiserin. 3. Szene Markgraf von Salerno–sein Bruder Hato–Henker (stumm)–Kaiserin: Markgraf und Hato befreien Kaiserin. 4. Dialog Markgraf–Kaiserin; Hato stumm: Sie soll als Amme mit nach Salerno. 5. Dreigespräch Alphonsus–Kaiser–Ason: Kaiser bereut, Alphonsus heuchlerisch. 6. Henker dazu: bringt Zöpfe. Kaiser weint.

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III. 1. Monolog Kaiserin: Glückswandel: ist jetzt Amme (Kind dabei). 2. Hato zu Kai­ serin: schickt sie ins Haus. 3. Monolog Hato: begehrt Kaiserin. 4. Monolog Kaiserin (mit Kind): klagt darüber. 5. Dialog Markgraf–Kaiserin: Ausflucht auf seine Frage, was sie betrübe. 6. Monolog Hato: wird Kind töten. 7. Monolog Kaiserin: mit totem Kind. 8.  Szene Markgraf–Trabant–Hato; Kaiserin stumm: Kaiserin soll im Meer ertränkt werden. 9. Dialog Schiffsmann–Kaiserin: fleht ihn an, er lässt sie auf Insel. 10.  Monolog Kaiserin: geht in Höhle zum Schlafen. 11. Engel zu Kaiserin: gibt ihr Hinweis auf Kreuzwurz gegen Aussatz. 12. Monolog Kaiserin: gräbt Wurzel aus, will mit Schiff, das gerade kommt, als Arzt verkleidet nach Rom. IV. 1. Dialog Markgraf–Aussätziger Hato: soll Arzt holen. 2. Dreigespräch Kaiserin– Hato–Markgraf: Heilung nach Geständnis. V. 1. Dialog Kaiser–Ason: empfiehlt Arzt für aussätzigen Alphonsus. 2. Dialog Kaiser– Alphonsus: Arzt erwartet. 3. Szene Kaiser–Kaiserin–Alphonsus: Geständnis. 4. Szene Kaiserin–Alphonsus: Heilung. 5. Szene Kaiser–Kaiserin–Alphonsus: Kaiserin gibt sich zu erkennen. 6. Szene Hoffräulein–Alphonsus–Kaiser–Kaiserin: Sie verzeiht Alphon­ sus, Fest angeordnet. 7. Epilog Ehrnholdt: (1) Frau soll Verführer abweisen. (2) Mann soll zu Hause bleiben und nicht zu schnell urteilen. (3) nicht triebhaft lieben – üble Folgen! (4) Gott hilft Unschuldigen. Vgl. RV = H 50 zum 8. 2. 1552.

Lit.: Blamires 1995, 123  f.; Sasse 2020b, 236–249.

3665 1551. [E] (Poetisch spruch) Das wanckel glueck. Sg. [verl.] 3666 2. 9. 1551. Faßnacht-spiel, mit 4 personen zu agirn: Zwischen dem gott Apoline und dem Römer Fabio (K./G. 14,139; G. 3, Nr. 30). 430 Vs. Inhalt: Fabius, dem Apolo (Apollo) zur frümkeit rät, kommt, nachdem er bei Julius Cesar (Caesar) und Marcus Crassus damit auf Ablehnung gestoßen ist, zu der Erkennt­ nis, dass sie der höchste Reichtum ist. Szenenübersicht: 1. Monolog Apolo: will den erleuchten und selig machen, der nach dem besseren Teil fragt. 2. Dialog Fabius–Apolo: Fabius will reich werden, Apolo emp­ fiehlt ihm frümkeit. 3. Monolog Fabius: will frümkeit bei Cesar suchen. 4. Dialog Cesar– Fabius: Cesar nicht durch frümkeit, sondern durch Heuchelei und Gewalt hochgekom­ men. Bietet ihm Amt an, soll da schlecht handeln. Als Fabius das in Frage stellt, lässt Cesar ihn stehen. 5. Monolog Fabius: Gebet zu Apolo. 6. Dialog Apolo–Fabius: Apolo prophezeit Cesars Ermordung, preist dann Numa. 7. Monolog Fabius: geht zu Crassus. 8. Dialog Crassus–Fabius: Crassus wurde durch Wucher, Sullas Proskriptionen usw. reich. Lehnt Fabius’ frümkeit ab, lässt ihn stehen. 9. Monolog Fabius: Gebet zu Apolo. 10. Dialog Apolo–Fabius: Apolo prophezeit Crassus’ Tod durch die Parther, preist erst Publicola, dann die frümkeit. Epilog Fabius: frümkeit der höchste Reichtum. Vgl. KG 5248 = Sg. 3667 5. 9. 1551. Faßnacht-spiel mit 5 personen, der unersetlich geitzhunger genandt (K./G. 14,154; G. 3, Nr. 32). 386 Vs. Q.: Petrus Alphonsus 2 (15 Steinhöwel). Vgl. KG 971 = Ml.



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Inhalt: Reichenberger und seine Frau, denen Simplicius Geld anvertraut, leugnen, als er es zurückfordert, den Erhalt. Simplicius’ Freund Sapiens rät zu einer List: Ein Kauf­ mann hinterlegt bei dem Ehepaar einen Schrein mit Kleinodien, woraufhin Simplicius sein Geld zurückbekommt. Der Schrein enthält dann nur Kieselsteine. Szenenübersicht: 1. Monolog Simplicius: hat Geld erworben, will es Lutz Reichen­ berger während seiner Abwesenheit durch eine Reise anvertrauen. 2. Monolog Rei­ chenberger: hat alles verloren. 3. Dialog Frau–Reichenberger: Geldnot. 4. Dialog Sim­ plicius–Reichenberger; Frau stumm: Simplicius gibt ihnen einen petschierten Sack mit 1000 Gulden zu treuen Händen. 5. Dialog Reichenberger–Frau: nach Diskussion Beschluss, das Geld zu behalten. 6. Dreigespräch Simplicius–Reichenberger–Frau: leugnen und schicken ihn weg. 7. Reichenberger zu Frau: muss lachen. 8. Monolog Simplicius: will Sapiens um Rat fragen. 9. Dialog Sapiens–Simplicius: wirft ihm Ver­ säumnis der Schriftlichkeit vor, rät zu List mit Kleinodienschrein eines Freundes. 10.  Monolog Reichenberger: mehr Handel treiben. 11. Dialog Reichenberger–Frau: hoffen, dass Simplicius weg ist. 12. Dialog alter Kaufherr–Reichenberger; Frau stumm: will Kleinodien im Wert von 12 000 Gulden hinterlegen. 13. Simplicius dazu: bekommt seinen Sack wieder. 14. Vorige ohne Simplicius: Kaufherr schenkt Frau Ring, geht. 15. Dialog Reichenberger–Frau: Kieselsteine im Schrein; Ring auch nur aus Glas. 16.  Dialog Simplicius–Sapiens: Dank; Sapiens verkündet abschließende Moral. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 136  f. (136 A. 41: „geradezu raffinierte Struktur des Spiels“. Schade 1988, 92  f.; Bernstein 1993, 96–98 (97  f.: „Ein kurzer Blick auf die literarische Quelle zeigt […], wie geschickt der Nürnberger Dichter das Material umgestaltet hat […] schafft die Figur der Frau […] auf­ schlußreiche, die Intrige motivierende Gespräche […] sind es hier Vertreter der herrschenden Nürn­ berger Schicht, die dem Spott ausgesetzt sind.“); DuBruck 2008, 75  f.; Holzberg 2019b, 19–31.

3668 9. 9. 1551. Die weisen von orient (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wenn Christus durch sein Wort neu geboren wird, erschrecken Herodes, der Satan und seine Anhänger. Sie fürchten um ihre Herrschaft. Doch Gott kann sein Volk erretten und den Anschlag Satans abwenden. Weitere Q.: Mich 5,1. 3669 10. 9. 1551. Die opferung in Tempel (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3199, 3899, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. 3670 12. 9. 1551. Von den gueten vnd posen feigen (Schmid, Hohe Gartweise). Jeremia sieht einen Korb mit guten und schlechten Feigen. Sie bedeuten diejenigen Juden in der Gefangenschaft, die Gott zurückführen, und die zurückgebliebenen, die er aus­ rotten wird. Schluss: Gott ist gerecht. Er straft die Bösen und hilft den Demütigen. Q.: Jer 24. 3671 14. 9. 1551. Ein Straffprophezey (Schmid, Hohe Gartweise). Jeremia prophezeit die siebzigjährige babylonische Gefangenschaft [Str. 1 und 2]. Warnung an teutschland, Buße zu tun, damit es nicht durch einen Tyrannen oder den türcken gestraft wird [Str. 3]. Q.: Jer 25,3–12.

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3672 14. 9. 1551. Pfaffen almal gotts wort ergste feint (Schmid, Hohe Gartweise). Jeremia wird seiner Weissagung wegen gefangen genommen, jedoch danach wieder freigelas­ sen. Schluss: Die Priesterschaft widersetzt sich der Predigt des reinen Wortes Gottes. Sie hetzt die weltliche Obrigkeit dazu auf, die Prediger zu verjagen und zu martern. Gott selbst muss seine Knechte schützen. Q.: Jer 26,1–16. Vgl. KG 3640 = Trag. 3673 15. 9. 1551. Die ertrenckten Jueden (Regenbogen, Leidton). König Antiochus schließt mit den Juden Frieden, doch Timotheus und die anderen Hauptleute sind dagegen. In böser Absicht laden sie die Juden zu einer Schifffahrt ein. Unbekümmert besteigen diese, festlich gekleidet, das Schiff. Nach einiger Zeit wird es versenkt. 250 Juden ertrinken. Judas Makkabäus rächt sich. Er verbrennt alle Schiffe des Feindes. Joppe kann er zwar nicht angreifen, da es zu stark befestigt ist, doch zerstört er Jamnia. Timotheus schlägt er in die Flucht. Q.: 2Makk 12,3–7. Vgl. KG 3029 (verl.) = Ml. 3674  9. 1551. Fastnachtspiel: Der podenlose pfaffen sack (G. 3, Nr. 33). Inh. wohl wie KG 3046 (verl.) = Ml. und 5805 = Sg. [verl.] 3675 23. 9. 1551. Disputacio des volcks ob Cristo (Endres, Pfauenweise). Jesus lehrt am letzten Tag des Laubhüttenfests über den Heiligen Geist. Das Volk redet über ihn. Einige wollen ihn festnehmen. Auslegung: Wo Christus gepredigt wird, entstehen drei Parteien im Volk. Die einen glauben und bekennen ihn, die anderen wollen durch Werke selig werden, und die dritten versuchen, das Wort Gottes auszurotten [Str. 3]. Q.: Joh 7,37–44. Vgl. KG 2052 = Ml. 3676 25. 9. 1551. Ein prophezey der zwkunft Cristi (Schmid, Hohe Gartweise). Die Pro­ phezeiung von der Ankunft des Messias wird in der Geburt Christi erfüllt. Auf ihm ruht nach dem Zeugnis Johannes’ des Täufers der Heilige Geist. Christi Geist der Weis­ heit lehrt uns das Evangelium, so dass wir den alleinigen Heiland erkennen. Dadurch wird unsere Seele gestärkt. Christus sieht nur darauf, wie es in unserem Innern aussieht. Die Armen rechtfertigt er allein durch seine Gerechtigkeit. Diejenigen, die Gottes Verheißung des ewigen Heils nicht annehmen, vernichtet er. Q.: Jes  11,1–4; Joh 1,32. 3677 25. 9. 1551. Die peschneidung Cristi mit zwey drostleren (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 510 = Ml. Vgl. 5001 = Ml. Auslegung: Christus lässt sich beschneiden, um das Gesetz zu erfüllen und uns zu erlösen [Str. 1 und 2]. Wir sollen uns des Namens Jesu erfreuen, da Christus für uns das Gesetz erfüllt und sich am Kreuz geopfert hat [Str. 3]. Weitere Q.: Phil 2,9–11; Apg 4,11  f. 3678 25. 9. 1551. Der schulgang Cristj (Folz, Hoher Ton). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 4250, 4357, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. Schluss: Wenn wir Jesus durch mensch­ liche Lehre und durch Irrtum verlieren, dann bleiben wir ohne Trost, bis wir nach Jerusalem kommen und ihn im Tempel Gottes finden. In der christlichen Gemeinde und in seinem Wort allein finden wir unseren Heiland. 3679 1. 10. 1551. Comedia mit 10 personen, der gantz prophet Jonas, und hat 5 actus (K./G. 11,80). 510 Vs. Q.: Jona 1–4. Vgl. KG 116, 142, 728, 1338, 3505, 3990 = Mll. Inhalt: Der Prophet Jona, zu Schiff unterwegs nach Ninive, dem er den Untergang prophezeien soll, wird über Bord geworfen, von einem Wal verschluckt, kommt aber



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wieder aus ihm heraus. Er veranlasst König Salmanasar von Ninive zur Buße, sitzt unter einem Kürbisbaum und erfährt von Gott, warum dieser Ninive verschont hat. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Jona: Sein bisheriges Predigen gegen Abgöt­ terei hat nichts genützt. 3. Dialog Gott–Jona: Jona soll Ninive predigen, es werde in 40 Tagen untergehen, wenn es nicht Buße tue. 4. Monolog Jona: will nicht mehr pre­ digen, sondern zu Schiff vor dem Herrn nach Jophe fliehen. 5. Szene auf Schiff: erster Schiffsmann Belus–Jona–zweiter Schiffsmann Balim: Fahrgeld, Sturm, Anrufung Neptun und Thetis, Jona als der Schuldige „erkannt“, wird über Bord geworfen und von Wal verschluckt. II. 1. Monolog Jona: Dankgebet, weil wieder heraus aus dem Wal. 2. Dialog Gott–Jona: Jona nach Ninive. 3. Dreigespräch König Salmanasar–erster Fürst Milciades–zweiter Fürst Cambises: Gebet zu Landesgöttern angeordnet, Krieg gegen Israel geplant. Die beiden dagegen: Salmanasar soll lieber Turniere veranstalten usw. 4. Ehrnholdt dazu: meldet Jonas Predigen; dieser soll kommen. 5. Dialog Salmanasar–Jona; die anderen stumm: Jona prophezeit Untergang, Salmanasar schickt ihn mit Drohungen weg. 6. Dreigespräch Salmanasar–Milciades–Cambises: Milciades und Cambises verweisen auf Präzedenzfälle (Sodom und Gomorra, Ägypten), Salmanasar ordnet Buße an. III. Trabantendialog Dari–Sarphax: Der Fromme und der Gottlose kommentieren die Buße Ninives. IV.  1. Monolog Jona: Heute ist 40.  Tag, Jona sitzt unter Kürbisbaum, wartet, betet zu Gott. 2. Dialog Gott–Jona: Jona verstimmt, weil als Prophet nicht bestätigt, Gott begründet Verschonung Ninives. 3. Epilog Ehrnholdt: Handlung als Exempel für Gottes Gnade. Lit.: Washof 2007, 167–169; Baro 2011a, 97–105 (98: „Zuspitzung auf das Thema Buße […].“ 100: „Auch wenn er in seinen Jona-Rezeptionen – anders als Luther in seinem Jona-Kommentar – kaum noch offensive Reformationspropaganda betreibt, ist dessen ‚sola scriptura‘ ebenso wie das ‚sola gratia‘ und das ‚sola fide‘ allüberall gegenwärtig […].“ 102: „Sachs entlässt sein Publikum nicht mit einer offenen Frage wie der Autor des Jona-Buchs seinen Leser, sondern mit klaren, unmissverständlichen Handlungsanweisungen.“).

3680 7.  10. 1551. Faßnacht-spiel mit 3 personen: Das kelberbruten (K./G.  14,170; G.  3, Nr. 34). 330 Vs. Vgl. KG 2312 = Ml. und 5093 = Sg. Inhalt: wie KG 2312. Szenenübersicht: 1. Monolog Bäuerin: Ihr fauler Mann liegt immer ewig im Bett, während sie schon früh aufstand, um die Kuh zu melken, weil sie zum Markt will. 2. Dialog Bäuerin–Bauer: Anweisungen für seine Tätigkeit während ihrer Abwesenheit. 3. Monolog (a) Bauer: legt sich nochmals hin. 4. Monolog (b) Bauer: hat alles, was er tun sollte, verschlafen: Vieh noch daheim, Kraut auf Herd vergessen. 5. Monolog Bäuerin: ungutes Gefühl wegen Bauer. 6. Monolog (a) Bauer: Suppe, Kraut verdorben, Fleisch von Katze gefressen. Hat Vieh in den Garten getrieben. 7. Monolog (b) Bauer: Kalb im Brunnen ertrunken, will auf dunkler Diele ein neues aus Käse in einem Korb ausbrü­ ten. 8. Monolog Bäuerin: hat alles vorgefunden, nur Mann nicht. 9. Szene Bäuerin–

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Bauer: Sie fragt ihn aus, er zischt nur. 10. Szene Bäuerin–Pfarrer–Bauer: Sie schildert Sachlage, Pfarrer versucht vergeblich, Bauer zum Reden zu bringen, Beschwörungs­ szene, sie ziehen den Bauern aus dem Korb, fallen alle um. Bauer erklärt, Bäuerin beschimpft ihn und droht mit Prügeln, Pfarrer mahnt sie zum Gehorsam gegenüber dem Mann, läuft, von beiden bedroht, davon. 11. Bäuerin zu Bauer: Befiehlt ihm harte Arbeit, schickt ihn aber zum Weinholen, damit sie das heutige Marktgeld verzechen.

Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 122 („Die von Sachs durchweg negativ bewertete Rollendurchbrechung der Frau wird mit Pflichtvergessenheit des Mannes begründet […] der Mann […] ist faul, dumm […]. Wenn der Bäuerin trotzdem unbilliges Verhalten vorgeworfen wird […], rettet dies nicht den Herr­ schaftsanspruch des unfähigen Mannes, resultiert aber aus dem geschlechterspezifischen Erziehungs­ konzept Sachsens.“ E. Kartschoke 1981, 126–129 (128: „Bei solcher Unfähigkeit des Mannes gesteht Sachs der Frau ein ‚Widerstandsrecht‘ zu, überträgt ihr auch die Erziehung des Ehepartners – aller­ dings mit den ihr zustehenden Mitteln. Wenn auch die Ehefrau negativ gezeichnet ist, dann nicht wegen des ihr nicht anzulastenden Rollentausches, sondern weil sie sich nicht der ihr zustehenden Erziehungsmittel: Geduld, Freundlichkeit, Überzeugung und List bedient. Aus dieser Ehemisere vermag der Pfarrer am allerwenigsten einen Ausweg zu weisen […] erscheinen die beiden Bauernfigu­ ren trotz ihrer typisierten Namen und der dem literarischen Cliché des bösen Weibes zugehörenden Tiraden der Bäuerin erstaunlich individualisiert.“); Kiesant 1988b; Glier 1993, 65  f. (66: „Die knappe Moral am Schluß bleibt eigentümlich ambivalent: Sie projiziert lebenslange Strafe für den Bauern, aber auch eine Art von Mitleid des Dichters mit ihm.“); Adamson 2002, 119  f.; Classen 2004a, 35  f.; Röcke 2004, 438; Röcke 2015, 207  f.; Freund 2018, 270–277.

3681 9. 10. 1551. Die zwölf stain Aligoria (Vogel, Harte Steinweise). Inh. u. Q. wie KG 2022 = Ml. Vgl. 2245 = Ml. und 5002 = Com. Dies ist eine figur: Christus führt durch das Evan­ gelium aus dem Gesetz. Die zwölf Steine im Jordan stehen für die zwölf Stücke christ­ lichen Glaubens, die von den zwölf Aposteln aufgenommen wurden und auf die sich der christliche Glauben gründet. Durch sie kommen wir ins himmlische Vaterland. [Gemeint sind die zwölf Artikel des Apostolicums.] 3682 9. 10. 1551. Ein prophezey der zwkunft Cristi (Sachs, Klingender Ton). Prophezeiung des gnädigen Erbarmens Gottes [Str. 1]. Auslegung: Gott tröstet sein Volk, das auf den Heiland Jesus Christus wartet [Str. 2]. Als Christus geboren wurde, der am Kreuz die höllische Schlange zertrat, nahm Gottes Flucht ein Ende. Christus wurde unser Lehrer. Er verkündete uns durch das Evangelium die Gnade. Er lädt uns ein in sein himm­ lisches Reich. So sollen wir heute unserem König Jesus Christus lobsingen [Str. 3]. Q.: Jes 30,18–21. 3683 14. 10. 1551. Die Hausmaid mit dem rechenpfening (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 5, Nr. 769). Zwei Mägde finden beim Aufräumen einen Rechenpfennig und halten ihn in ihrer Freude zuerst für einen Dreier. Sie prangen damit auf der singschuel und lassen ihn statt echten Geldes in die Büchse gleiten. Geld wollen sie lieber für den Tanz auf der Gasse ausgeben – da ist es besser angelegt, weil sie in der schuel stillsitzen müssen, beim Tanz aber können sie springen, dass ihnen der Wind die Röcke bis übers Knie hebt. 3684 16. 10. 1551. Das magnificat (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com.



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3685 16. 10. 1551. Der pfaff mit der genshawt (Folz, Feielweise; G./D. 5, Nr. 770). Ein Pfarrer isst bei einem Bauern von der ihm vorgesetzten Gans die ganze Haut mit der Begrün­ dung, Häute schmeckten ihm besonders. Als einige Tage später dem Bauern ein alter Gaul stirbt, bringt er die räudige Haut dem Pfarrer zum Essen. 3686 17. 10. 1551. Ein drostlich prophezey (Folz, Strafweise). Gottes Erbarmen mit seinem Volk, das den Bund gebrochen hat [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott hat die Werke seines Volkes verworfen. Christus, der uns durch sein Evangelium lehrt, schenkt uns die Gnade wieder. Er macht uns zu Gottes Kindern. Nach unserem Tod will er uns in sein Reich einladen [Str. 3]. Q.: Hos 2,16–25. 3687 17. 10. 1551. Der koler mit den spülwecken (Folz, Abenteuerweise; G./D. 5, Nr. 771). Ein Köhler bringt Kohlen in die Stadt. Vom Erlös kauft er sich 32 Spulwecken [spulen­ förmiges Gebäck], die er gleich isst. Auf dem Heimweg verkriecht er sich bei Regen, in Futtersäcke gehüllt, in einem Baum. Aufgrund der Feuchtigkeit blähen ihn die Wecken auf; als der Regen nachlässt, ist er eingeklemmt. Ein Bauer, den er um Hilfe ruft, hält die rußverschmierte Gestalt für den Teufel, ein Holzhacker befreit ihn schließlich. Dann will er sich von seinem Ochsengespann nach Hause bringen lassen. Während er auf dem Karren schläft, drehen zwei Landsknechte den Wagen in die Gegenrichtung. Am Abend erwacht er wieder in der Stadt. Fluchend beschließt er, nie wieder Spul­ wecken zu essen. Vgl. KG 5068 = Sg. 3688 19. 10. 1551. Psillos Streitten mit dem ostwind (Stolle, Hoher Ton). Inh. wie KG 3035 = Ml., Q. hier wohl Herodot 4,173 (Boner) [Str. 1 und 2]. Kommentar: So geht es dem, der gegen jedes Wort, das gegen ihn „geblasen“ wird, kämpfen will und nur auf Hader aus ist. Ein solch zänkischer Mensch muss schließlich untergehen [Str. 3]. 3689 20. 10. 1551. Faßnacht-spil mit 4 personen: Die späch bulerey genandt (K./G. 14,184; G. 3, Nr. 35). 382 Vs. Q.: Fröschel von Leidnitz, Die Liebesprobe. Vgl. KG 2489 = Ml. Inhalt: wie KG 2489. Szenenübersicht: 1. Dialog Edelfrau–Sophronia: Edelfrau hat Sophronia, Tochter ihres Bruders, nach dessen Tod aufgezogen, will ihr die Hochzeit ausrichten, zusätzliche Mitgift geben, aber Sophronia solle sich des vorehelichen Sex enthalten. Um sie werbe Cunradt von Adelstein. Sophronia sagt, Frantz von Sternberg habe sie angesprochen. 2. Dialog Edelfrau–Frantz von Sternberg; Sophronia stumm: Er wirbt um Sophronia, Edelfrau muss erst allein mit ihm reden und die Verwandtschaft befragen. 3. Dialog Edelfrau–Sophronia: Sophronia will ihn wohl, aber Edelfrau warnt vor Schmeichelei und empfiehlt, auf Herkunft, Lebenswandel usw. zu schauen. 4. Dialog Adelsteiner– Edelfrau; Sophronia stumm: Adelsteiner wirbt, aber Edelfrau muss erst Sophronia befragen. 5. Dialog Edelfrau–Sophronia: Sophronia mag Frantz von Sternberg lieber, Edelfrau den Adelsteiner; will beide auf eine Probe stellen. 6. Dialog Adelsteiner– Edelfrau; Sophronia am Schluss: Sophronia bleibt erst ledig, Adelsteiner soll auf Reise ins Heilige Land. Ja, macht er, will sich dort zum Ritter schlagen lassen. 7. Dialog Edelfrau–Sophronia: Übergang. 8. Dialog Edelfrau–Frantz von Sternberg; Sophro­ nia stumm: Soll nach Aachen fahren, ist auch jetzt im Winter bereit. 9. Dialog Edel­ frau–Sophronia: Edelfrau ist neutral, will weitere Probe: Sophronia soll sich aussätzig

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stellen. Als man Frantzens Rückkehr meldet, schickt sie Sophronia weg, damit diese sich entsprechend herrichtet. 10. Dialog Edelfrau–Frantz von Sternberg: Frantz will Sophronia nicht einmal sehen, geht, um sich eine andere zu suchen. 11. Dialog Edel­ frau–Sophronia: Sophronia gibt Edelfrau wegen Frantz recht. 12. Dialog Edelfrau– Adelsteiner: Er will sie auf jeden Fall. 13. Szene Edelfrau–Adelsteiner–Sophronia: Er erfährt die Wahrheit. 14. Dialog Edelfrau–Sophronia: Sie dankt Edelfrau, Edelfrau ermahnt sie zum Gehorsam in der Ehe. Lit.: Neumann 2005, 195–199. 201–203.

3690 21. 10. 1551. [E] Ein faßnacht-spil mit vier personen. Der pawren knecht wil zwo frawen haben (K./G. 9,60; G. 3, Nr. 36). 304 Vs. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,16. Vgl. KG 3362 = Ml. Inhalt: wie KG 3362. Szenenübersicht: 1. Dialog Herman Lötsch–Sohn Heintz: Fastnacht naht, Hochzeit würde passen, will ihm jetzt die Gret bewilligen. Heintz will noch Christ dazu. Der Vater rät ab, weil er an seiner bösen Frau genug hat, aber der Sohn wird sie halt beide prügeln. 2. Dreigespräch Vater–Sohn–Oheim Fritz: Fritz rät aus finanziellen Gründen ab, Sohn ist bereit, erst nur Gret zu heiraten, will aber nach einem Jahr auch Christ. Fritz soll um Gret Tötsch werben. 3. Monolog Contz Tötsch: Gret zwar dumm, Heintz toll, beide faul, sagt aber ja. 4.  Szene beide Lötsch–Fritz–Tötsch: gegenseitige Mit­ giftversprechen, Hochzeitsbeschluss, man geht zum Wein. 5. Monolog Fritz: Essen schlecht, Wein vergossen, will es dem Wirt heimzahlen. 6. Dialog Fritz–Tötsch: wollen den Wolf, der Tötschs Kuh und Fritzens Gans riss, als ein Jüden strafen. 7. Monolog Heintz: voller Ärger über seine Ehe. 8. Dialog Vater–Sohn: klagt Vater sein Leid. 9. Viergespräch Vater–Sohn–Fritz–Tötsch: Man schlägt verschiedene Strafmaßnah­ men gegen den Wolf vor, aber Heintz meint, um diesen sein Leben lang zu quälen, solle man ihm eine Frau geben. Dann klagt er auch Tötsch sein Leid. Der spricht das Schlusswort: Erst ist der Wolf dran, dann werde man weitersehen. 3691 22. 10. 1551. An Zanck ainfeltig glauben (Frauenlob, Kupferton). Paulus warnt die Korinther vor Parteiung in der Gemeinde und vor Anwendung des Verstandes. Schluss: Der Christ soll sein stras einfältig unter Missachtung der Schulgezänke gehen. Q.: 1Kor 1,10–13.16–19. Vgl. KG 2867 (verl.) = Ml. 3692 22. 10. 1551. Vrsprung der Nerwolff (Regenbogen, Goldener Ton). In Arkadien gibt es einen Fluss, der die Eigenschaft besitzt, denjenigen, der quer hindurchschwimmt, in einen Wolf zu verwandeln. Der Verwandelte lebt dann mit den Wölfen, doch behält er seine geistigen Kräfte. Wenn er nie Menschenfleisch isst, wird er nach neun Jahren wieder zurückverwandelt [Str. 1 und 2]. Der Habgierige ist dem Nerwolf zu vergleichen, der nie mehr seine ursprüngliche Gestalt gewinnt. Er tut so, als strebe er nach Gemein­ nutz, doch setzt er seinem Nächsten heftig zu [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis his­ toria 8,80  f. (Eppendorf). 3693 26.  10. 1551. Ein tragedi, mit vierzehen personen zu agieren, der auffrhürische Absolom mit seinem vatter, könig David; hat fünff actus (K./G. 6,86). 707 Vs. Q.: 2Sam 13,23–19,39. Vgl. KG 314, 315, 326, 580, 2202, 2391, 3402, 4639 = Mll. und 5492 = Sg.



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Inhalt: Aufstand Absaloms [Name so im Wechsel mit Absolom] gegen seinen Vater David, Flucht während der militärischen Auseinandersetzung und Tod. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. David zu Fürst Abisai und Hauptmann Joab: Absalom hat die Kinder des Königs nach Baal Hazor eingeladen. 3. Szene Ehrnholdt–Vorige: Laut Ehrnholdt hat Absalom alle Kinder getötet, laut Abisai nur seinen Bruder Amnon wegen der Schändung seiner Schwester Thamar. Ankunft der Königskinder gemeldet, man geht ihnen entgegen. 4. Dialog Absalom–Joab: Absalom, jetzt in Gesur, bittet, ihn mit David zu versöhnen. Laut Joab soll das eine Frau aus Theckoa machen. 5. Dialog David–Frau aus Theckoa; Joab, Abisai stumm: ist Witwe, ein Sohn hat den anderen getötet, bittet um Gnade für ihn, bekommt sie gewährt. Dann bittet sie für Absalom. David, der weiß, dass Joab darum bat, gewährt sie, will Absalom aber nicht sehen. Joab ab zu diesem, David zum Opfern. II. 1. Dialog Absalom–Fürst Ahitophel: Absalom fragt um Rat, wie er die Herrschaft erlangen kann. Ahitopel rät, sich 50 Trabanten zu nehmen, Geschenke zu vergeben und Freunde zu machen. 2. Dialog Absalom–Bauer I: Dieser kriegt ewig sein Recht nicht. Absalom verspricht Besseres, wenn er König ist, und gibt Bauer I Geld. 3. Dialog Absalom–Bauer II: wird wieder gegen David aufgehetzt, kriegt Geld. 4. Dialog Bauer I– Bauer II: loben Absalom. 5. Dialog Absalom–Ahitopel: Ahitopel hat Heer organisiert, soll nach Hebron. III. 1. David zu Joab und Abisai: Absalom in Hebron. 2. Ehrnholdt dazu: Absalom dort zum König gekrönt, man will gegen ihn ziehen. 3. Rat Husai dazu: er soll in Jerusalem bleiben. 4. Simei dazu: beschimpft David, wirft Steine. Abisai will ihn töten, aber David erduldet es. 5.  Szene Husai–Absalom–Ahitopel: Husai jetzt Absalom treu, Ahitopel rät zu Sex mit Davids Kebsen und strategischem Vorge­ hen, Husai rät ein anderes, Ahitopel vom Selbstmord durch Erhängen abgehalten. 6.  Monolog Husai: will David heimlich raten lassen, dieser solle über den Jordan gehen. IV. 1. David zu Abisai und Joab: sind in Mahanaum sicher. 2. Ehrnholdt dazu: Absalom in Gilead; David befiehlt Angriff, Abisai dagegen. David sagt, man solle Absalom schonen. 3. Joab ruft zum Kampf. 4. Dialog Bote Cusi–Joab: Absalom hängt mit Haar am Baum, Cusi hat ihm nichts getan, Joab wird ihn mit drei Spießen durchstechen. 5. Dialog David–Knecht Ahimaam: Ahimaam meldet Sieg, weiß aber nichts über Absalom. 6. Dialog Cusi–David: Absalom tot; David jammert. V. 1. Dialog Abisai–Joab: Abisai sagt, David trauere um Absalom. 2. Dialog David– Joab: David soll aufhören zu trauern. Volk soll David wieder in sein Haus bringen. 3.  Szene Simei–Abisai–David: Simei bittet um Gnade, Abisai ist dagegen, David gewährt sie. 4. Szene Gileaditer Barsillai–David–Joab: Der alte Gileaditer will David über den Jordan führen, kehrt aber heim, Joab ruft zum Zug über den Jordan auf. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Absalom: aufsässige Kinder lässt Gott sterben. (2) Ahitopel: Verräter werden entlarvt. (3) Husai: Gute Räte belohnt Gott. (4) Simei: Spöttern sind die Menschen feind. (5) Abisai: Gute Diener wollen ihre Herren gerächt wissen. (6)

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Joab: treuer Heerführer. (7) Israel: Aufständiges Volk wird gestraft. (8) Barsillai: steht für Gemeinnutz. (9) David: guter, zur Verzeihung bereiter Herrscher. Lit.: Washof 2007, 435  f.

3694 30.  10. 1551. Das peichtent nünlein (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise; G./D.  5, Nr. 772). Eine junge Nonne beichtet. Vor Angst, nicht absolviert zu werden, gesteht sie die „große“ Sünde, im Chor gefurzt zu haben. Dann erwähnt sie noch eine einfache „tägliche“ Sünde: den regelmäßigen Besuch eines Mannes. Oft machen die papisten aus leichten Sünden schwere und umgekehrt. 3695 2. 11. 1551. Ein Figur der gepurt Cristi (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 513 = Ml. Vgl. 4644 = Ml. Allegorese: Maria ist der dürre Stab, der frucht­ bar geworden ist. Sie gebar Christus, durch den das menschliche Geschlecht erlöst wurde. Er ist unser Mittler und Fürsprecher, unser Gnadenthron und Hohepriester. Auf ihn allein hoffen wir. Er wird uns das ewige Leben geben [Str. 3]. 3696 5. 11. 1551. [E] Ein faßnacht-spil mit vier personen. Der farend schuler mit dem teuffel-pannen (K./G. 9,72; G. 3, Nr. 37). 326 Vs. Q.: Hans Rosenplüt, Der fahrende Schüler. Vgl. KG 3093 = Ml. Inhalt: wie KG 3093. Szenenübersicht: 1. Monolog Bäuerin: Mann ist aus, hofft, dass ihr Liebhaber, der Pfarrer, kommt. Man redet von ihnen beiden. 2. Dialog Bäuerin–buckliger Pfarrer: Er hat Angst vor ihrem Mann; sie wird ihm Wein und Essen hinstellen. 3. Monolog Pfarrer: Strafe durch Mann geschähe ihm recht, zumal er schon eine Hure daheim hat. 4. Dialog Bäuerin–Pfarrer: Er soll keine Angst vor Mann haben; sie hören einen kommen. 5. Dreigespräch Schüler–Bäuerin–Pfarrer: Schüler bettelt, sie werfen ihn hinaus. 6. Monolog Schüler: will sich rächen. 7. Dialog Bäuerin–Pfarrer: Mann kommt, Pfarrer soll in den Ofen. 8. Dialog Mann–Bäuerin: kommt früher heim, will zu essen, kriegt nur Karges angeboten. 9. Dreigespräch Schüler–Mann–Bäuerin: will übernach­ ten, kann die schwarze Kunst, den Teufel bannen und gutes Essen herbeizaubern; Mann und Bäuerin sollen „ärschlings“ hinausgehen. 10. Dialog Pfarrer–Schüler: bietet ihm 12 Gulden und Übernachtung. Soll nackt, rußgeschwärzt und in Pferdehaut das gute Essen bringen und sich dann „austreiben“ lassen. 11.  Szene mit allen vieren: Hokuspokus. 12. Dreigespräch Schüler–Mann–Bäuerin: Schüler versichert Mann, dass der Teufel nicht wiederkommt, während Bäuerin ihn gern wieder hätte. Schüler kriegt einen Gulden vom Mann. 13. Dialog Bäuerin–Schüler: Er kriegt von ihr noch 5 Gulden versprochen. 14. Epilog Schüler: nimmt das Essen und freut sich seines Erfolgs. Lit.: Könneker 1987 (181: „Einheit von Raum, Zeit und Handlung […].“ 183: „[…] dieses Spiel im Spiel baut bei Sachs ganz auf der Doppelrolle des Pfarrers auf, der den Teufel nicht nur deshalb so lebens­ echt spielen kann, weil er Angst vor Entdeckung hat, sondern weil er in übertragenem Sinne tatsäch­ lich der Teufel ist, der mit dem Ehebruch die Sünde ins Haus gebracht hat […].“ 184: „Verzicht auf Aufdeckung […] Chance für einen neuen Anfang […] Denn ein mindestens ebenso wichtiges Anliegen wie die Sorge um die Einhaltung der Moral war für Sachs, im Kleinen wie im Großen, d.  h. in der Ehe wie in der Gesellschaft, die Wahrung von Frieden und Eintracht im Interesse eines möglichst reibungs­ losen Zusammenlebens und -wirkens der Menschen, das dem „gemeinen Nutzen“ und damit allem und jedem zugute kam.“).



Nr. 3698 

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3697 12. 11. 1551. Tragedia mit 7 personen, der jung stoltz könig Rehabeam mit Jerobeam (K./G. 10,382). 562 Vs. Q.: 1Kön 12,1–20. Vgl. KG 549 = Ml. Inhalt: wie KG 549. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt. 2. Dialog Simeon–Zebulon: Nach Salomos Tod sollen sie zur Krönung des Nachfolgers Rehabeam nach Sichem. Lob Salomos trotz seiner Abgötte­ rei am Ende. 3. Dreigespräch Jerobeam–Simeon–Zebulon: Neuer König soll Steuern senken. II.  1. Rehabeam zu Fürst Asaria, rentmeister Adoram, Ehrnholdt: Abordnung soll Begehren des gemeinen Mannes vortragen. 2. Szene Rehabeam–Jerobeam–Simeon– Zebulon–Adoram; Asaria stumm: Jerobeam sagt, sie sollen nach 3  Tagen wieder­ kommen. 3. Dialog Asaria–Rehabeam: Der alte Asaria rät zur Annahme des Antrags; Rehabeam habe Geld genug. III. 1. Dialog Rehabeam–Adoram: rät, alles zu verdoppeln, Rehabeam findet das gut. 2. Dialog Ehrnholdt–Rehabeam: Volk will Antwort: sollen am nächsten Tag drei Abge­ sandte schicken. 3. Dialog Simeon–Zebulon: sind pessimistisch, ahnen keinen guten Ausgang für den König. IV. 1. Szene Rehabeam–Ehrnholdt–Asaria–Adoram: Das Volk wartet. 2. Dialog Reha­ beam–Simeon; Zebulon stumm: abgewiesen. 3. Dialog Simeon–Zebulon: Sorge, dass Rehabeam härter als sein Vater sein wird. 4. Monolog Jerobeam: will König über die zehn Nordstämme werden. 5. Dreigespräch Simeon–Jerobeam–Zebulon: Jerobeam soll König werden. Er verspricht milde Regierung. V.  1.  Szene Rehabeam–Ehrnholdt–Asaria–Adoram: nur Juda und Benjamin halten noch zu Rehabeam. Adoram rät zu Gewalt, Asaria zur Befragung von Simeon und Zebulon. 2. Dialog Rehabeam–Simeon; Zebulon stumm: gehorchen jetzt Jerobeam. 3. Dialog Rehabeam–Adoram: Adoram will das Volk bändigen. 4. Asaria zu Rehabeam: rät zu Milde gegenüber dem Volk. 5. Ehrnholdt dazu: Adoram gesteinigt. Rehabeam will nach Jerusalem. 6. Asaria zu Rehabeam: Man soll dem Volk mit guten Worten zureden. 7. Ehrnholdt meldet weiteren Aufruhr. 8. Jerobeam zu Simeon und Zebulon: wird Samaria zur Hauptstadt machen und ein eigenes Heiligtum mit zwei goldenen Kälbern errichten. 9. Epilog Ehrnholdt: Wenn Obrigkeit zu streng ist, gibt es Aufruhr, also soll sie milde sein. Lit.: Washof 2007, 383–387.

3698 16. 11. 1551. [E] Ein faßnacht-spil mit 3 person. Das heiß eysen (K./G. 9,85; G. 3, Nr. 38). 254 Vs. Q.: Stricker, Das heiße Eisen. Vgl. KG 2952 = Ml. und 2976 = Sg. Inhalt: wie KG 2952. Szenenübersicht: 1. Monolog Frau: Die Liebe zu ihrem Mann, mit dem sie vier Jahre zusammen war, ist erloschen; will die alte Gevatterin nach dem Grund fragen. 2.  Dialog Gevatterin–Frau: Frau fürchtet, dass ihr Mann sie betrügt; Gevatterin rät zu Probe mit heißem Eisen. 3. Dialog Mann–Frau: Mann erklärt sich für unschuldig und ist zur Eisenprobe bereit. 4. Monolog Mann: will Hand mit Holzspan schützen. 5. Dreigespräch Gevatterin–Mann–Frau: besteht die Probe, verlangt diese nun auch

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von der Frau; Gevatterin ab, um Eisen wieder glühend zu machen. 6. Dialog Mann– Frau: Sie bittet ihn, ihr die Probe zu erlassen; er bleibt hart. 7. Dreigespräch Gevatte­ rin–Mann–Frau: Frau bittet, ihr den Kaplan nachzusehen, dann zwei weitere Männer, dann für zwölf Gulden einen vierten; dann sind da noch weitere sechs. Mann beharrt, Gevatterin würde auch nicht bestehen, Frau brennt sich, Gevatterin schickt Frau weg. 8. Dialog Gevatterin–Mann: Gevatterin bittet Mann, Frau zu vergeben und Wein mit ihr darauf zu trinken. Mann verzeiht, weil er nicht besser ist. Lit.: Classen 2004b, 19  f.; Neumann 2005, 212–215 (212: „Der ernste Ausgang des Stricker’schen Märes mit der Kampfansage des Mannes wird im Fastnachtspiel bei Sachs gemildert.“).

3699 17. 11. 1551. Der hecker mit dem Jüeden (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 5, Nr. 773). Ein bibelkundiger Häcker [Weinbauer] tritt in Schweinfurt öffentlich gegen einen Juden auf. Man will aus der geschrift disputiren, der Überwundene soll im Feuer verbrannt werden. Der Jude fragt nach dem Vater Abrahams, der Häcker im Gegenzug nach seinem Vater. Der Jude will die Frage nicht zulassen und erklärt sich zum Sieger. Der Häcker aber erklärt: In Würzburg am Chorgericht sei seine Geschichte aufgezeich­ net. Denn bei seiner Geburt habe seine Mutter zwölf Bauernknechte als mögliche Väter angegeben. Der Jude wird verbrannt. Lit.: Jünger 1990, 28–30.

3700 19. 11. 1551. Tragedia mit 9 personen, die aufferweckung Lasari, unnd hat 3 actus (K./G. 11,242). 386 Vs. Q.: Joh 11,1–45. Vgl. KG 194, 4702 = Mll. Inhalt: Jesus geht von Galiläa nach Bethanien, obwohl ihm in Judäa die Steinigung droht, und erweckt Lasarus, der schon vier Tage im Grab liegt, zum Leben. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Maria Magdalena–Martha: Lasarus krank in Bethanien, Jesus nicht da, sondern in Galiläa, soll geholt werden. 3. Dialog Abraham– rabi Moses: Jesus hat ihnen geschadet, sie wollten ihn steinigen, aber er ging davon. Lasarus jetzt tot, sie wollen zum Grab. II. 1. Szene Jesus–Petrus–Thomas; übrige Jünger stumm: Jesus will zu Lasarus, die Jünger warnen ihn vor Judäa. 2. Dialog Jesus–Martha: sagt ihr, Lasarus werde auf­ erstehen, was sie erst auf den Jüngsten Tag deutet. „Ich bin die Auferstehung und das Leben …“ Sie glaubt an ihn. 3. Jesus zu Jüngern: auf nach Bethanien. 4. Szene Maria Magdalena–Jesus–Abraham–Moses: Die beiden reden Maria Magdalena zu. 5. Dialog Martha–Maria Magdalena: holt sie, weil Jesus jetzt da ist. 6. Dialog Abraham–Moses: Jesus nur vom Pöbel verehrt. III. 1.  Szene Jesus–Jünger (stumm)–Maria Magdalena–Martha–Lasarus: Auf­ erweckungsszene wie im NT-Text, Dankgebet Lasarus. 2. Dialog Abraham–Moses: Abraham erwägt, Jesus könnte der Messias sein. Aber beiden scheint bedenklich, dass das gemeine Volk so an Jesus hängt. Römer könnten das nutzen. „Es ist besser, ein Mensch sterbe für das Volk, denn dass das ganze Volk verderbe.“ Gehen zum Hohen Rat. 3. Epilog Ehrnholdt: Allegorische Auslegung: Lasarus der arme verstockte Sünder, Martha die Gemeinde, die zu Christus betet, so dass dieser dem Sünder verzeiht. Am Schluss negativ über die Pharisäer.



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Lit.: Washof 2007, 169–172 (171: „Abraham und Mose als Exempelfiguren für religiöse Geschäfte­ macherei und Feinde des Evangeliums nach Art der katholischen Ablaßprediger des 16. Jahrhunderts vom Schlage des berühmt-berüchtigten Dominikaners Johannes Tetzel.“); Giannandrea 2017, 143–159.

3701 23. 11. 1551. Comedia mit 5 personen, der waldtbruder vom heimlichen gericht Gottes, zu agiren unnd hat 3 actus (K./G. 11,359). 404 Vs. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 80 Ö. (Ü. nicht nachweisbar). Vgl. KG 215 = Ml. und 905 = Sg. Inhalt: wie KG 215. Szenenübersicht: I. 1. Monolog Waldbruder: Weil er nicht versteht, dass Gott die Frommen oft leiden, die Bösen aber im Glück leben lässt, geht er aus seiner Zelle im Wald in die Welt. 2. Dialog Engel (in Gestalt eines Waldbruders)–Waldbruder: Engel will ihm zeigen, dass er zu Unrecht über Gottes heimliches Gericht murrt. 3. Monolog erster Wirt: preist sich glücklich und reich. 4. Dreigespräch erster Wirt–Engel–Waldbruder: erster Wirt sehr gastfreundlich, akzeptiert, dass sie arm sind. 5. Dialog Engel–Waldbruder; erster Wirt hinterszenisch: Waldbruder findet ersten Wirt brav, laut Engel ist dieser dünkelhaft. Erster Wirt ruft sie rein. 6. Dialog Engel–Waldbruder unterwegs: Engel hat erstem Wirt Becher gestohlen; der entsetzte Waldbruder werde den Sinn dessen noch erfahren. II. 1. Monolog zweiter Wirt: ist ständig vom Unglück verfolgt. 2. Dreigespräch Engel– Waldbruder–zweiter Wirt: zweiter Wirt hat nur Bier, Kuhfleisch und Stroh. 3. Dialog Engel–Waldbruder: Waldbruder findet den anderen besser. 4. Monolog zweiter Wirt: will die beiden wecken. 5.  Szene zweiter Wirt–Engel; Waldbruder stumm: Engel schenkt zweitem Wirt den Becher. 6. Dialog Engel–Waldbruder: Waldbruder findet das absurd, wird aber noch alles erfahren. 7. Monolog dritter Wirt: will viele Gäste, aber nur gegen Geld; panscht den Wein. 8. Dreigespräch dritter Wirt–Engel– Waldbruder: will ihnen alles auftischen. Dann schickt er sie zu seinem Kleinkind rauf. 9. Monolog dritter Wirt: will die beiden gewaltig ausnehmen, schlimmer als ein Jude. III. 1. Monolog Waldbruder: findet den anderen verrückt. 2. Dialog Engel–Waldbruder: Engel hat Kind des dritten Wirtes getötet, Waldbruder entsetzt. Engel erklärt: Erster Wirt war dünkelhaft, wird es nach Verlust des Bechers nicht mehr sein, zweiter Wirt wird mit dem Becher besser leben, dritter Wirt war bis zur Kindsgeburt Helfer der Armen, dann aber habgierig, wird wieder Helfer der Armen sein. Gottes Werke sind immer gut. 3. Epilog Waldbruder: Versteht nun alles und preist Gott. 3702 27. 11. 1551. Ein tragedi, mit acht personen zu agieren, die falsch keyserin mit dem unschuldigen grafen, hat fünff actus. (K./G. 8,107). 666 Vs. Q.: Sebastian Franck, Germaniae Chronicon, XCIv–XCIr. Vgl. KG 1003 = Ml. und 1004 = Sg. Inhalt: wie KG 1003. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Kaiser Otto vor Räten zu Graf von Latron: setzt ihn, während er einen Kriegszug gegen Rom macht, als Statthalter ein. Dieser dankt. 3. Monolog Kaiserin: liebt Graf, ist eher optimistisch. 4. Dialog Kaiserin–Graf: eröffnet

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sich, er weist sie zurück, weil verheiratet und überhaupt, sie argumentiert, er bleibt hart, sie droht. 5. Monolog Graf: sorgt sich. Sie hatte schon mal einen jungen Mann, der dann verbrannt wurde. Otto glaubt ihr alles. II. 1. Monolog Kaiserin: wütend auf Graf. 2. Dialog Ehrnholdt–Kaiserin: meldet Sieg und Rückkehr Ottos, man soll ihm entgegengehen. 3. Monolog Kaiserin: beschließt listige Rache. 4.  Szene Otto–Kaiserin; Räte stumm: Sie ist traurig wegen Schande. 5. Dialog Otto–Kaiserin: Sie verklagt Graf. Otto wird ihn hinrichten lassen. III. 1. Dreigespräch Otto–Markgraf Hugo–Herzog Friedrich; Henker stumm: Hugo und Friedrich bitten um ordentliches Gericht; Otto lehnt das ab; exit Henker. 2. Hugo und Friedrich knien für Graf. 3. Dialog Otto–Graf; Räte, Henker stumm: Graf betont Unschuld, möchte noch kurz mit seiner Frau reden; das wird gewährt. 4. Szene Graf– Gräfin–Henker: sagt Gräfin alles; sie soll die Eisenprobe machen. Henker entschuldigt sich. IV. 1. Dialog Friedrich–Hugo: glauben nicht an die Schuld des Grafen. 2. Ehrnholdt kündigt Otto an. 3. Gerichtsszene Otto–Gräfin–Friedrich–Hugo; Henker stumm: hoch­ dramatische Anklage Ottos durch die Gräfin, Zwischenreden Friedrich und Hugo, Probe mit glühendem Eisen bestanden. V.  1. Dreigespräch Otto–Friedrich–Hugo: Otto bereut, Räte erinnern an Warnung, raten zur Verbrennung der Kaiserin. 2. Szene Henker (stumm)–Kaiserin–Otto–Hof­ jungfrau: Kaiserin und Hofjungfrau flehen, sie wird abgeführt. 3. Szene Otto–Fried­ rich–Hugo: Beratung über Entschädigung der Gräfin. 4.  Szene Otto–Gräfin–Hugo; Friedrich stumm: Gräfin kriegt vier Burgen, ist immer noch sehr wild und pathetisch. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Kaiserin: Unzucht wird letztlich bestraft. (2) Graf: Standhafte Treue mag zum Tod führen, aber es kommt doch noch Gerechtigkeit. (3) Obrigkeit: soll nicht zu schnell urteilen. Lit.: Krause 1979, 110  f.; Sasse 2020b, 249–260.

3703 2. 12. 1551. Die gepurt Cristi (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 4350, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Jesaja prophezeit die Geburt Jesu. Seit der Geburt Jesu zählt man 1552 Jahre. Weitere Q.: Jes 7,14. 3704 3. 12. 1551. Die drey zwkunft Cristi (Betz, Verschränkter Ton). Drei Erscheinungen Christi: Er wird von Maria geboren, verkündet das Evangelium, tut Wunder und erlöst uns am Kreuz [Str. 1]. Christus kommt geistlich und wohnt bei den Gläubigen, er hilft in Anfechtung und Irrtum [Str. 2]. Christus kommt am Jüngsten Tag und führt die Gläubigen in seines Vaters Reich [Str. 3]. Q.: Lk 2; Joh 14,23; Mt 25. 3705 3.  12. 1551. Die Junckfraw in 16 stern verkert (Zorn, Greferei). König Astreus und seine Gemahlin haben ihre Tochter Aurora sehr lieb und erziehen sie zu einer tugend­ haften Jungfrau, die die Gerechtigkeit hoch achtet. Das Volk nennt sie die wahre Gerechtigkeit und baut ihr einen Altar. Es ist die Zeit der „goldenen Welt“. Alles strebt nach guten Sitten und Tugend, nur von Ackerbau und Viehzucht ernährt man sich. Da entsteht ein Krieg. Untreue und Ungerechtigkeit nehmen überhand. Die Jungfrau wird verachtet. Sie wendet sich von den Menschen ab und fliegt zum Himmel. Apollo zieht



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sie hinauf und schmückt sie mit 16 Sternen. Die Jungfrau ist eines der zwölf Tierkreis­ zeichen. Vgl. KG 3855 (verl.) = Sg. 3706 4. 12. 1551. 3 zaichen Scorpion/ stainpock wasermon (Frauenlob, Vergessener Ton). Es verdrießt Diana, dass Orion in ihrem Wald jagt, denn kein Tier ist vor ihm sicher. Ein Skorpion sticht den Jäger tödlich. Jupiter zieht den Skorpion an das Firmament, benennt nach ihm ein Sternbild und ziert ihn mit 19 Sternen [Str. 1]. Als viele Götter in Ägypten ein Gespräch abhalten wollen, kommt Typhon, der Feind der Götter. Sie fliehen vor dem Riesen. Pan springt ins Meer und wird vorne in einen Bock und hinten in einen Fisch verwandelt. Jupiter hebt ihn zum Himmel hinauf, macht ihn zum letzten Sternbild und ziert ihn mit 20 Sternen [Str. 2]. Der fromme Deukalion aus Thessalien kann sich mit seiner Frau vor einer Überschwemmung retten, indem er auf einer Hütte im Wasser schwimmt. Jupiter holt ihn an das Firmament und macht ihn zu einem mit 30 Sternen gezierten Tierkreiszeichen [Str. 3]. 3707 4.  12. 1551. Tristant der lieb habent (Boppe, Langer Ton; Buschinger/Spiewok 1993, 79–81). Tristrant wirbt in Irland für König Marx um Isalde. Auf der Heimfahrt trinken Werber und Braut versehentlich den Liebestrank. In der Hochzeitsnacht wird Marx zur Vortäuschung der Jungfräulichkeit die Zofe untergeschoben [Str. 1]. Die Liebe wird durch einen Zwerg verraten. Tristrant verlässt den Hof. Ein heimliches Treffen unter einer Linde wird beobachtet. Da die beiden die Lauscher recht­ zeitig bemerken, können sie das Gespräch so lenken, dass Marx, von ihrer Unschuld überzeugt, Tristrant wieder an den Hof holt. Bald aber muss er wegen seiner Liebe wieder Gefahren erleiden [Str. 3]. Q.: Histori von Herr Tristrant, F jv-J iiijv. Vgl. KG 3970 = Trag. Lit.: Schwarz 1985/86; Buschinger/Spiewok 1993, XIXf.; Rettelbach 1996; Neumann 2005, 70  f.74  f.; Buschinger 2013, 261  f.; Buschinger 2015b, 348–350; Gabaude 2017b; Rettelbach 2019, 282  f.

3708 5. 12. 1551. Herr tristrant im wald (Nachtigall, Sanfter Ton; Buschinger/Spiewok 1993, 81–83). Tristrant und Isalde werden ergriffen und sollen hingerichtet werden. Tristrant entkommt und befreit Isalde. In der Einöde leben sie zwei Jahre lang kärg­ lich. Der König findet sie schlafend, verzichtet aber auf Rache, als er ein bloßes Schwert zwischen beiden findet. Die Liebenden fliehen tiefer in den Wald. Schluss: die wuetig lieb bringt den Menschen in Angst und Gefahr. Q.: Histori von Herr Tristrant, K iijr–M iijr. Lit.: wie zu KG 3707.

3709 7.  12. 1551. Her tristrantz kampff mit morhold (Heid, Kälberweise; Buschinger/ Spiewok 1993, 83–85). Tristrant, eben zum Ritter geschlagen, besiegt den Helden Morolt und befreit so Curnewal vom Tribut, erhält aber selbst eine unheilbare vergif­ tete Wunde. Er fährt nach Irland. Niemand kann das vorbestimmte Glück wenden. Q.: Histori von Herr Tristrant, B jv-D ijr. Lit.: wie zu KG 3707.

3710 7. 12. 1551. Her tristrant mit dem trachen (Frauenlob, Vergessener Ton; Buschinger/ Spiewok 1993, 85–87). Tristrant erlegt in Irland einen feuerspeienden Drachen, schneidet die Zunge als Wahrzeichen heraus, soll zum Dank dafür die Königstochter

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bekommen und wirbt um sie für König Marx. Auf dem Schiff trinken beide versehent­ lich den Liebestrank. Q.: Histori von Herr Tristrant, D iijr–F iijr. Lit.: wie zu KG 3707.

3711 8. 12. 1551. Der Krebs der zwelff zaichen ains (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Der Gott Liber ist durch Juno seiner Sinne beraubt. Er flüchtet zu Jupiter, um geheilt zu werden. Dabei kommt er an einen Fluss. Da er keine Fähre findet, hilft ihm ein Esel über das Wasser. Im Tempel Jupiters angelangt, wird er wieder gesund. Aus Dankbarkeit verwandelt Liber den Esel in einen Menschen. Der so verwandelte Esel wird Priapus gegeben, der ihn jedoch tötet. Liber erbarmt sich des Esels und setzt ihn an den Himmel. Dieses Sternbild wird auch Krebs genannt. Anders erzählt Ovid vom Ursprung dieses Tierkreiszeichens: Als Herkules die Schlange besiegt, schleicht ein Krebs aus einer Höhle und verletzt ihn. Herkules tötet das Tier, doch Juno hebt es empor zum Firmament. Welches Dichters Vision vom Krebs wahr ist, weiß der Dichter nicht. 3712 9. 12. 1551. Die trey getrewen frawen (Sachs, Langer Ton). Abraham gibt gegenüber König Abimelech seine Frau Sara als seine Schwester aus. Durch ihren treuen Gehor­ sam rettet Sara Abraham [Str. 1]. Michal verhilft David zur Flucht vor Saul [Str. 2]. Abigail verhält sich im Gegensatz zu ihrem Vater klug und freundlich gegen David und wird seine Gattin [Str. 3]. Q.: 1Mose 20; 1Sam 19,11–17; 1Sam 25. Vgl. KG 1393, 3619 = Mll. bzw. 313 = Ml. bzw. 1266 = Ml. (verl.). Lit.: Rettelbach 1996, 436.

3713 10. 12. 1551. Die aberglaubigen pauren (Kettner, Hoher Ton; G./D. 5, Nr. 773a). Bauern sitzen in der Christnacht zusammen. Ein Alter berichtet, im Augenblick der Mitter­ nacht verwandle sich alles Wasser für einen Augenblick in Wein. Die anderen spotten, einer will die Sache überprüfen. Um Mitternacht setzt er den Krug an und zuckt zurück; das Wasser hat sich in rosdreck verwandelt. Die Bauern ändern ihr Leben. Schluss: Man soll Gott nicht versuchen, sonst wird man zv schant vnd spot. Lit.: Rettelbach 1996, 436.

3714 11. 12. 1551. Her dristrant in dem narren klaid (Regenbogen, Blauer Ton; Buschin­ ger/Spiewok 1993, 87  f.). Der vertriebene Tristrant verkleidet sich als Narr, wird von Kaufleuten mitgenommen und schließlich König Marx geschenkt. Einen Monat lang kann er die Doppelrolle Narr/Liebhaber spielen, dann muss er wieder fliehen. Die Liebe bringt manchen Lasziven unter die Narrenkappe. Q.: Histori von Herr Tristrant, V iijr–X ijv.

Lit.: Buschinger/Spiewok 1993, XIXf.; Rettelbach 1996 (436: „Tristrants Liebe endet in dieser FünfLieder-Fassung mit Verzicht. Tristrant zieht sich zurück, er heiratet keine andere, und er ruft Isald nicht zu sich. Am Ende der unschuldig begonnenen und in der Fortsetzung schuldig machenden Liebe steht die Entsagung. Tristrant hat sich vom Minnesklaven zum Überwinder der Triebhaftigkeit gewandelt; ja im Grunde ist er nur zu jener edlen Haltung zurückgekehrt, die er vor dem Genuß des Liebestranks eingenommen hatte.“); Neumann 2005, 70  f.74  f.; Buschinger 2013, 261  f.; Grafetstät­ ter/Gabaude 2013; Buschinger 2015b, 348–350; Gabaude 2017b.



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3715 11. 12. 1551. Die widerkunft michal Aligoria (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Saul nimmt Michal dem David wieder weg und gibt sie Phalti. Nachdem sich Saul selbst erstochen hat, lässt David Michal wieder holen [Str. 1]. Allegorese: Michal bedeutet Gottes Wort, David die christliche Gemeinde, Saul den Satan und Phalti den geistlichen Stand. Die christliche Gemeinde hat viel Qual zu erleiden. Der Satan und die blutdürstige Rotte halten das geistliche Wort mit Gewalt auf. Es ist dem geistlichen Stand nicht recht, dass das göttliche Wort der christlichen Gemeinde ungehindert gegeben wird. Die Gemeinde freut sich sehr über das Evangelium [Str. 2 und 3]. Q.: 1Sam 25,44; 2Sam 3,13–16. 3716 12. 12. 1551. Sant petter auf der hochzeit (Folz, Hahnenkrat; G./D. 5, Nr. 774). Der Herr muss auf eine Beerdigung und bittet Petrus mitzugehen. Dieser will lieber auf eine Hochzeit und feiern. Der Herr schleicht ihm nach und hängt ihm heimlich eine Sack­ pfeife um. Die Bauern auf der Hochzeit geben ihm zu trinken und bitten ihn aufzuspie­ len. Petrus, der das Musikinstrument noch nicht bemerkt hat, beschimpft die Bauern als volle Narren. Sie richten ihn übel zu und raufen ihm dabei vor allem die Haare aus. Darum malt man ihn noch heute glatzköpfig. Lit.: Miedema 2005, 406–411.

3717 12. 12. 1551. Der leb mit dem monthier (Römer, Schrankweise; G./D. 5, Nr. 775). Der Löwe brüstet sich dem Bären gegenüber, er sei das stärkste Tier. Noch stärker sei das Manntier, antwortet der Bär. Ein Kind und ein Greis, die er dem Löwen zeigt, über­ zeugen diesen nicht. Schließlich treffen sie auf einen jungen Mann, der nach dem Löwen mit Pfeilen schießt und seinen Angriffen geschickt ausweicht. Der Löwe flieht. Schluss: List und Geschicklichkeit lassen oft den Schwächeren siegen. 3718 14.  12. 1551. Die potschaft Johanis (Herwart, Deutscher Discubuit). Johannes der Täufer lässt fragen, ob Christus der Messias sei. Auslegung: Noch heute wirkt Christus geistliche Zeichen durch sein heiliges Wort. Christus erleuchtet Sinn und „Mut“. Durch den Geist wandeln die Christen in Werken der Liebe. Auch die Unmündigen und Stummen verkünden Gottes Lob. Viele werden vom Aussatz der Sünden rein. Auch die in Sünden Gestorbenen werden durch den Glauben wieder lebendig. Selig sind die, welche einfältig dem Wort Gottes glauben. Q.: Mt 11,1–6. Vgl. KG 4698 = Ml. 3719 15. 12. 1551. Das Eprecher Frewlein Aligoria (Regenbogen, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 236 = Ml. Vgl. 5465 = Sg. Auslegung: Das „Fräulein“ bedeutet die Seele, die sich von Gott abgewandt hat und voller Begierde der irdischen Kreatur anhängt. Ohne Buße bleibt sie immer länger in einem gottlosen Leben, bis Gottes Gesetz sie ergreift – ange­ deutet durch die Pharisäer. Dann klagt ihr Gewissen heftig, und sie fürchtet Gott, den strengen Richter. Wenn Christus die Reue sieht und das Evangelium verkünden lässt, dann wird sie von all ihren Sünden gereinigt. Mit seinem Finger schreibt er in ihr Herz. So wird die Seele wieder Gottes Kind und hängt Gott, dem höchsten Gut, an. 3720 16. 12. 1551. Die genumen gottes laden Aligoria (Nachtigall, Starker Ton). Die Philis­ ter geben die Bundeslade zurück. Auslegung: Die Philister werden mit den Geistlichen der Papisten verglichen. Sie haben dem Volk Israel das Wort Gottes  – angedeutet durch die Bundeslade – genommen und uns mit „Menschenlehre“ überbürdet. Doch

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vor Jahren hat Gott in Deutschland Gelehrte erweckt, die mit der Schrift und der Predigt die falsche Lehre und das schändliche Leben der Papisten aufgedeckt haben. Das Treiben der Papisten stank zum Himmel. Doch sie können dem Wort Gottes nichts anhaben, wir empfangen es freudig. Wenn aber das christliche Volk, obgleich es Gottes Wort hört, ihm nicht dafür dankt, sondern in Sünden, ohne Reue und Buße, lebt, dann wird Gott es mit Blutvergießen, Hunger und Pest strafen. Q.: 1Sam 6,1–4.10– 19. 16.  12. 1551. Die geistlich gspons Canticorum .3. (Frauenlob, Gekrönter Ton). Die Braut sucht ihren Bräutigam [Str. 1]. Glos: Wie die „geistliche“ Braut sich nach dem Bräutigam sehnt, so die christliche Seele nach dem Bräutigam Christus. Sie sucht ihn in menschlichen Werken, doch findet sie ihn dort nicht. Schließlich finden sie die Wächter – das strenge Gesetz Gottes. Auch im Gesetz findet sie Christus nicht, wohl aber in seinem heiligen Wort. Christus lässt sich durch den Glauben finden. Gott selbst berührt durch seinen Geist ihr Herz. Die Seele liebt Gott dann noch inniger [Str. 2 und 3]. Q.: Hld 3,1–4a. 17. 12. 1551. Der Cortison mit dem peckenknecht (Singer, Lieber Ton; G./D. 5, Nr. 776). Ein päpstlicher Höfling zieht nach Rom, ein Bäckerknecht schließt sich ihm an. Zum Abschied schenkt der curtisan dem Bäcker ein Briefchen, das er in einen Federkiel steckt, mit der Bemerkung, wenn er diesen „Segen“ an ein Schloss halte, würden alle Bande springen. Der Bäcker nimmt die Angabe wörtlich, sie erfüllt sich auch wörtlich, der Bäcker wird ein großer Dieb. Nach zwölf Jahren kommt er nach Rom zur Beichte. Er gerät ausgerechnet an den curtisan, der, wie sich jetzt herausstellt, nur einen scherzhaften Spruch auf den Zettel geschrieben hatte, um den Bäcker zum Narren zu halten. Die Wirkung trat durch den vnglauben des Gesellen ein und durch die Hinter­ list des Teufels. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 153 [dort andere Personen]. Vgl. KG 5584 = Sg. 18. 12. 1551. Kunig Joas mit den kirchen güetern (Frauenlob, Langer Ton). König Joas beauftragt die Priester, mit dem eingehenden Geld den Tempel zu renovieren. Da 23 Jahre nichts geschieht, verfügt er die Ablieferung des Geldes und nimmt den Bau selbst in die Hand [Str. 1 und 2]. Wo heute die Geistlichkeit Einnahmen zweckent­ fremdet einsetzt, soll die Obrigkeit die Kirchengüter einziehen und für Verwendung zu „gemeinem Nutz“ und für die Predigt von Gottes Wort sorgen [Str. 3]. Q.: 2Kön 12,5–21. 18. 12. 1551. Der payer mit dem tschempel (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 5, Nr. 777). Der bayerische Gauner Hempel verdingt sich in Österreich bei einem Weinbauern. Eines Tages erwischt ihn dieser beim Stehlen aus seiner Tasche. Er habe nur einen tschempel [s. Grimmsches Wörterbuch s.  v. „Tschappel“] gesucht, versucht er sich zu entschuldigen. Der Herr gibt ihm einen Kreuzer, damit er sich selbst einen kaufen kann. Seitdem stiehlt Hempel nicht mehr. 23.  12. 1551. Wuerst wider wuerst (Wenck, Kleeweise; G./D.  5, Nr.  778). Ein Bauer schickt seine Frau nach dem Schlachten mit Würsten zum Nachbarn, damit dieser später, wenn er schlachte, auch etwas abgebe. Die geizige Bäuerin erkundigt sich vor dem Abgeben, wann der Nachbar schlachte. Der erklärt, er werde die Säue verkaufen,



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um seine Schulden zu bezahlen. Daraufhin nimmt sie ihre Würste wieder mit und erklärt ihrem Mann, dass wuerst wider wuerst die Freundschaft erhalte. 24. 12. 1551. Die siebentawsent mon (Stolle, Blutton). Gott tröstet den verzagten Elia: Siebentausend Mann beugen ihre Knie nicht vor Baal. Auslegung: Wie mächtig auch Irrtum und Ketzerei in der Welt sein mögen, es gibt immer Christen, die Herz und Gemüt allein auf Christus richten. Q.: 1Kön 19,14–18. Vgl. KG 957, 4614 = Mll. 24. 12. 1551. Der neidig kunig sawl (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1985 = Ml. Vgl. 5078 = Trag. Auslegung: Wenn Gott jemanden mit Gaben der kunst, gwalt, guet oder Ere gesegnet hat, so erweckt das Neid; Gott aber wird die Neider ins Unglück stürzen [Str. 3]. 29. 12. 1551. Der schalck mit dem frumen (Liebe von Giengen, Radweise; G./D. 5, Nr. 779). Ein frumer und ein schalck finden zusammen einen Sack Geld. Sie graben ihn für Notzeiten ein. Der Gauner gräbt das Geld heimlich aus. Als der Ehrliche seinen Anteil holen will, bezichtigt ihn der Gauner des Diebstahls. Vor Gericht wird beschlos­ sen, einen hohlen Baum neben dem Versteck zu befragen. Der Vater des Gauners bezichtigt aus der Baumhöhlung abermals den Ehrlichen. Der Richter hält die Stimme für die des Teufels und lässt den Baum anzünden. Dadurch kommt die Wahrheit heraus. Schluss: Untreue schlägt den eigenen Herrn. Q.: Johannes de Capua, Directo­ rium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 2,18 (S. 45–47 G.). 29. 12. 1551. Die Hasen mit den Elephanten (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuz­ ton; G./D. 5, Nr. 780). In einem dürren Sommer halten sich die Elefanten im Revier der Hasen auf, weil dort noch eine Quelle fließt. Viele Hasen werden beim Zertreten ihrer Höhlen getötet. Die Hasen ratschlagen. Ein alter Hase wird zum Elefantenkönig geschickt, um ihn mit List zu vertreiben. Der Hase teilt dem König mit, der Mond – der gerade voll scheint – habe gebeten, sie sollten wegziehen. Zum Beweis zeigt er ihm das Spiegelbild des Mondes im Quell. Der Elefant taucht seinen Rüssel ins Wasser, hält die Bewegung des Bildes für eine Folge des Zorns des Mondes und zieht mit seinem Volk ab. Schluss: Oft werden Feinde besser durch List als durch Kraft vertrieben. Wer schwach ist, soll List anwenden. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 5,2 (S. 86  f. G.). 30.  12. 1551. Der krank leb mit dem Esel (Nachtigall, Abendton; G./D.  5, Nr.  781). Einem kranken Löwen ist nur durch Herz und Ohren eines Esels zu helfen. Der Fuchs lockt durch listige Lüge einen Esel herbei, doch der Löwe ist zu schwach, ihn zu reißen. Er entkommt. Durch Schmeichelei kann der Fuchs den Esel nochmals zurückholen, der Löwe zerreißt ihn, badet dann aber noch vor dem Fressen. Inzwischen frisst der Fuchs Herz und Ohren. Dem wiederkehrenden Löwen sagt er, hätte der Esel Ohren und Herz gehabt, so hätte er sicher die Schmeichelei gehört und verstanden. Lehre für einen Weisen: In Gefahr soll man rechtzeitig fliehen. Q.: Johannes de Capua, Directo­ rium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 6,1 (S. 104–106 G.). 31. 12. 1551. Gottes wort zweyerley natur (Rosengart, Freudweise). Micha prophezeit Israels Herrschaft [Str. 1]. Noch heute geht das Wort Gottes in alle Welt aus. Das Evan­ gelium erquickt den Gläubigen in Kreuz und Trübsal. Es bringt die geistliche Frucht

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der Liebe und Hoffnung [Str. 2]. Wer aber Gottes Wort verachtet, ihm widerspricht und es unterdrückt, für den wird es wie ein Löwe. Das Wort Gottes nagt an seinem Gewis­ sen und stürzt ihn in Verzweiflung. Denn des Herrn Hand behält den Sieg. Er errettet sein gläubiges „Häuflein“ und schenkt ihm ewige Ruhe [Str. 3]. Q.: Mich 5,6–8. 3732 31. 12. 1551. Das menschen nit zw fürchten sein (Hopfgart, Langer Ton). Gott ver­ heißt seinem Volk die Rückkehr und ermahnt es, sich nicht vor Menschen zu fürchten. „Trost“: Zwingt dich ein Tyrann, von Gottes Wort abzuweichen, so bedenke, dass alle Menschen sterben müssen. Q.: Jes 51,7–16.

1552 3733 1552. Der 118 psalm in dem thon: Herr Crist, der ainig gotes-sun (K./G. 23,8). 16 Strophen ababccd. Inh. u. Q. wie KG 2782 = Ml. Vgl. 5128 = Ml. und 5972 = Sg. 3734 1. 1. 1552. Wie die kaiserin zwen sün gepar das 1 par (Sachs, Rosenton; Rettelbach 2019, 284  f.). Kaiser Octavianus’ Gemahlin gebiert Zwillingssöhne. Die Kaisermutter ist eifersüchtig, bezichtigt die Schwiegertochter des Ehebruchs und versucht, die Kinder zu töten. Der Kaiser widersetzt sich den Verdächtigungen. Verweis auf das folgent par. Q.: Florent et Lyon (Salzmann). Vgl. KG 4812 = Com. Lit.: Rettelbach 1996, 438; Rettelbach 2019, 284–289; Sasse 2020b, 96–99.

3735 2. 1. 1552. Der schiger vereterei mit dem jüngling das 2 par (Vogel, Schwarzer Ton). Die Kaiserin ist vom Kindbett genesen. Die böse Schwiegermutter überredet einen jungen Mann, sich für Geld heimlich zu ihr ins Bett zu legen. Dann holt sie den Kaiser. Die Kaiserin erwacht, sie wird von Häschern abgeführt. Dem zitternd im Bett liegenden jungen Mann zerspaltet der Kaiser den Schädel. Verweis auf das folgende Lied. Q.: wie KG 3734. Vgl. 4812 = Com. Lit.: wie zu KG 3734.

3736 4. 1. 1552. Die verurtailt kaiserin zumb fewer das drit par (Frauenlob, Vergessener Ton). Nach langer Haft soll die Kaiserin verbrannt werden. Auf dem Scheiterhaufen wird sie auf ihr Flehen hin zur Verbannung begnadigt und mit ihren beiden Kindern von Rittern in den Wald geführt. Verweis auf das folgende Lied. Q.: wie KG 3734. Vgl. 4812 = Com. Lit.: wie zu KG 3734.

3737 4. 1. 1552. Wie die kaiserin das ain kint verlor Das 4 par (Sighart, Pflugton). Im Wald säugt die Kaiserin ihre Kinder, sie schläft erschöpft ein. Ein Affe stiehlt ihr das eine Kind. Ein Ritter tötet den Affen, wird aber von Räubern bedrängt und muss das Kind auf der Flucht zurücklassen. Die „Mörder“ verkaufen es an einen mechtig man, der vom Heiligen Land zurückkehrt und es in Lyon wie einen Sohn aufzieht. Der Heran­ wachsende wird ein tapferer Held, der einen Riesen erschlägt. Verweis auf das fol­ gende Lied. Q.: wie KG 3734. Vgl. 4812 = Com. Lit.: wie zu KG 3734.



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3738 5. 1. 1552. Die kaiserin mit dem leben Das 5 par (Fleischer, Löwenweise). Die Kaise­ rin erwacht, als eine Löwin das zweite Kind raubt, um es ihren Jungen zu bringen. Sie verfolgt die Löwin, doch vergeblich. Ein Greif entführt Löwin und Kind auf eine Insel mitten im Meer. Dort besiegt und frisst die Löwin den Greifen, danach säugt sie das Kind. Die Kaiserin sucht Löwin und Kind, endlich schließt sie sich Jerusalempilgern an. Zufällig kommen sie an der Greifeninsel vorbei, ein Schiffer entdeckt das Kind. Die Kaiserin beschwört die Löwin beim Wort Gottes, daraufhin sinkt diese in die Knie und gibt das Kind frei. Dann springt sie aufs Schiff nach. Man kommt glücklich nach Jeru­ salem. Verweis auf das nächste Lied. Q.: wie KG 3734. Vgl. 4812 = Com. Lit.: wie zu KG 3734.

3739 5. 1. 1552. Der peschlus der kaiserin Das 6 par (Sachs, Silberweise). Die Türken bela­ gern Paris. Der Kaiser zieht von Rom herauf, um es zu entsetzen. Er wird aber gefan­ gen, ebenso Florenz, das einst vom Affen geraubte Kind, inzwischen ein tapferer Held. Lion, der andere Sohn, zieht mit der Kaiserin und einem großen Heer übers Meer. Er siegt, nimmt den Sultan gefangen und befreit die Gefangenen. Man erkennt sich voll Freude. Kaiser, Kaiserin und Lion ziehen nach Rom, Florenz in sein Königreich England. Schluss: Wen Gott schützt, der ist sicher und wird irgendwann seine Sache glücklich beenden. Q.: wie KG 3734. Vgl. 4812 = Com. Lit.: wie zu KG 3734.

3740 8. 1. 1552. Das gros riesen pain (Sachs, Rosenton; G./D. 1, Nr. 141; G./D. 5, Nr. 782). In Kairo, der größten Stadt der Welt, wo es 12 000 Bäcker gibt, lebte ein Riese, der in der Umgebung Bäume ausriss und allmorgendlich die Bäcker mit Brennholz versorgte. Zum Dank bekam er pro Bäcker täglich ein Brot [Str. 1]. Das Schienbein dieses Riesen liegt heute als Brücke über einem tiefen Tal. Der Brückenzoll dient zum Kauf von Baumöl, mit dem das Schienbein gepflegt wird [Str. 2]. Inzwischen ist eine normale Brücke daneben errichtet. Die Erzählung Schiltbergers hält man für ein poetisch gedicht. Wiewohl sie unglaublich klingt, sind Gott doch alle Dinge möglich [Str. 3]. Q.: Johannes Schiltberger, Ein wunderbarliche […] Histori, L iiijr-L iiijv. Vgl. KG 4239 = Sg. (verl.). 3741 9. 1. 1552. Warumb Machome den wein verpewt (Sighart, Pflugton). Mohammed reitet spazieren. Aus einem Haus erschallt fröhliches Lachen. Der Wein mache so lustig, antwortet man ihm auf seine Frage. Auf dem Heimritt ist im gleichen Wirtshaus eine wüste Schlägerei, bei der es zwei Tote gibt. Daraufhin verbietet Mohammed den Wein. Schluss: Würde man auch der Christenheit den Wein verbieten, würden manche Laster nachlassen. Q.: Johannes Schiltberger, Ein wunderbarliche […] Histori, M iiijv. 3742 9.  1. 1552. Warumb Kriechen und Armenj feint sein (Vogel, Schwarzer Ton). Der griechische Kaiser wird von 40 000 Tataren bedrängt. Armeniens Kaiser schickt 40 Ritter zu Hilfe, die so tapfer sind, dass sie nach einigen Ausfällen den Feind vertrei­ ben. Der Kaiser lässt alle 40 umbringen, in der Hoffnung, so das armenische Reich zu gewinnen. Zuvor hat er noch jeden mit einer Frau schlafen lassen, um sich Nach­ kommen von ihnen zu sichern. Der armenische Kaiser unternimmt im Bündnis mit dem Kalifen einen Rachefeldzug und lässt 40 000 Griechen umbringen. Seitdem sind

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Griechen und Armenier Feinde. Q.: Johannes Schiltberger, Ein wunderbarliche […] Histori, P iiijv–Q jv. 3743 16. 1. 1552. [E] Ein klegliche tragedi, mit zwölff personen zu spilen, die zwen ritter von Purgund, hat fünff actus (K./G. 8,81). 717 Vs. Vgl. KG 2500 = Ml. und 2501, 5044 = Sgg. Inhalt: wie KG 2500. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Ritter Neydecker–Fritz–Frantz: Ney­ decker will Lamprecht angreifen, Frantz ist dagegen. 3. Dialog Frantz–Fritz: Frantz dagegen. 4. Neydecker zu Frantz/Fritz: sollen Ritter Lamprecht überfallen. 5. Szene Fritz–Frantz (stumm)–Neydecker–Lamprecht: Lamprecht bittet um Urteil des Herzogs von Burgund und um ritterliche Behandlung, wird aber in einen Turm gesperrt. 6. Monolog Neydecker: will ihn töten. 7. Dialog Frantz–Neydecker: bittet um Gnade für Lamprecht. Dessen Frau soll innerhalb von 14 Tagen 3000 Gulden bringen. II. 1. Dialog Ritterin–Knecht: soll Lamprecht suchen. 2. Monolog Ritterin: sorgt sich. 3. Dialog Postbote–Ritterin: Bote bringt die Bedingung; Ritterin will innerhalb von drei Tagen alles verkaufen und dann kommen. 4. Dialog Neydecker–Frantz: fragt nach Lamprecht; der singt geistliche Lieder. 5.  Szene Ritterin–Neydecker–Frantz/Fritz (stumm): will allein mit ihr reden. 6. Dialog Neydecker–Ritterin: will mit ihr schlafen, sie weigert sich erst, will es dann mit Lamprecht besprechen. 7. Dialog Ritterin–Lam­ precht: Er erlaubt es, weil er heim zu den Kindern will. 8. Szene Fritz–Frantz (stumm)– Ritterin–Lamprecht (stumm): Lamprecht abgeholt, Ritterin tröstet ihn. III. 1. Dialog Frantz/Fritz: Fritz ist’s recht, Frantz ist dagegen. 2. Dialog Neydecker– Frantz; Fritz stumm: Lamprecht soll geköpft werden, Frantz dagegen, wird weggejagt. 3. Dialog Fritz–Neydecker: Fritz soll Lamprecht töten. 4. Dialog Neydecker–Ritterin: gibt ihr Lamprecht tot zurück. Flammende Empörung, aber er besteht darauf, dass er die Abmachung eingehalten habe. 5. Dialog Ritterin–Knecht: soll Lamprecht auf Wagen legen. Knecht rät, Herzog anzurufen. IV.  1. Dreigespräch Herzog–zwei Räte: Räte haben von dem Verbrechen gehört. 2. Dialog Herzog–Ritterin: Ritterin klagt, Herzog verspricht Hilfe. 3. Dreigespräch Herzog–zwei Räte: Der eine rät Verbannung und Gütereinzug zugunsten der Ritterin, der andere Zerstörung von Neydeckers Burg. Beides lehnt der Herzog ab, er hat etwas anderes vor. V. 1. Dialog zwei Räte: hoffen auf Neydeckers Bestrafung. 2. Rede Herzog. 3. Dialog Herzog–Neydecker: Turnier angesetzt, Neydecker bereit. 4. Szene Ritterin–Herzog– Neydecker–Kanzler–Franz: Neydecker muss Ritterin heiraten, all sein Besitz wird ihr überschrieben, dann wird er trotz seines Flehens Henker Frantz zur Enthauptung übergeben. 5. Dialog Herzog–Ritterin: soll heimziehen, wird bald Mann bekommen; sie preist ihn. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Neydecker: Der Neidische tut viel Unrecht, aber Gott straft ihn zuletzt. (2) Lamprecht/Frau: Gott bringt Menschen ins Unglück, tut ihnen aber dann wieder Gutes. (3) Herzog: So soll die Obrigkeit sich verhalten. Lit.: Krause 1979, 110; Blamires 1995, 119–121.



Nr. 3751 

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3744 20. 1. 1552. Der neidig vnd geiczig (Sachs, Silberweise; G./D. 5, Nr. 783). Inh. u. Q. wie KG 521 = Sg. Vgl. 1723 = Ml. 3745 20. 1. 1552. Der prophet samuel mit israel (Fridel, Gedrehte Friedweise). Samuel legt sein Richteramt nieder, kündet von Gott Zorn darüber, dass das Volk einen König ein­ gesetzt hat, verheißt aber zugleich, Gott werde sein Volk nicht verlassen, wenn es ihm weiter diene. Schluss: Gott will das Herz allein besitzen. Q.: 1Sam 12,1–7.14  f. Vgl. KG 4712 = Ml. 3746 21. 1. 1552. Ein straffpredig (Stolle, Blutton). Israels Undank und Abfall von Gott [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott hat auch uns aus Ägypten geführt, nämlich aus der „Men­ schenlehre“. Durch sein heiliges Wort hat er uns seine Güte gezeigt. Wir aber bleiben undankbar, und an „manchem Ort“ merkt man nichts vom christlichen Leben [Str. 3]. Q.: Jer 2,5–8. 3747 21. 1. 1552. Der krueg mit dem wetter (Zwinger, Hofton; G./D. 5, Nr. 784). Ein Töpfer stellt einen Krug zum Trocknen in der Sonne auf. Ein aufziehendes Unwetter fragt den Krug, wer er sei. Krug: „Ich bin ein Krug und werde es bleiben.“ Unwetter: „Du wirst wieder zu Lehm.“ Der starke Regen bringt den Krug zum Zerfließen [Str. 1 und 2]. Auf­ gesang]. Auslegung: Der Krug gleicht einem armen Dünkelhaften, dessen scheinbarer Ruhm und Reichtum durch geringe Ursachen dahinschwinden. Sprichwort: Dünkel armer Leute und kalbsdreck riechen nicht lang. Q.: Avian 41 (26 Steinhöwel). 3748 22. 1. 1552. Das abentmal (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 111 = Ml. Schluss: Allein durch Christi Sterben wurde uns die Huld erworben, die uns vor dem ewigen Verderben bewahrt. Vgl. KG 766, 3964, 4601 und 5300 = Mll. 3749 23. 1. 1552. Dauid lis das volck zeln (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 181 = Ml. Vgl. 3809 = Trag. Schluss: So muss der Sünder von Gott immer wieder bestraft werden. Doch bereut man die Sünde, dann ist Gott gütig. 3750 25. 1. 1552. Das gestraft Israel und Samaria (Betz, Verschränkter Ton). Israel wird in die assyrische Gefangenschaft geführt. Die aus anderen Völkern dorthin gebrachten Menschen werden von einem Priester in der jüdischen Religion unterwiesen. Sie halten Gottesdienst und Götzendienst nebeneinander [Str. 1 und 2]. Gott hat uns das Evangelium geschickt. Trotzdem bleiben wir in Sünden und vermischen das Evange­ lium aus Eigennutz mit Menschenlehre. Deswegen schickt Gott Plagen wie Krieg, Not, pestilencz. Gebet um christliches Leben und reines Wort [Str. 3]. Q.: 2Kön 17,22–29.32  f. 25. 1. 1552 Hans Voyt darf die comedi vom reichen mann [= KG 3121?] weiter aufführen. Weyl aber von Hanns Sachsen und andern etlich mer spyl und comedi vor augen seyen, sol man sich derhalb erkundigen, wers mer treyb, und was es für materi oder histori seyen, und widerpringen, denselben auch verpieten, sölliche comedi nit zu zu halten biß auf ains erbern raths weitern beschaid. [RV = H 48] 27. 1. 1552 Voyt, Rappolt und Sachs dürfen ihre Fastnachtspiele und Komödien an den Feiertagen und sonst in der wochen noch ain tag aufführen, zu anderen Zeiten aber nicht ohne Erlaubnis des Rats. [RV = H 49]

3751 26.  1. 1552. Die feltschlacht künig attile (Vogel, Schwarzer Ton). Attila zieht mit 500 000 Mann gegen die Römer. Aetius und Theoderich erwarten ihn. Einen Tag währt

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die Schlacht ergebnislos, es gibt 170 000 Tote. Attila lässt am nächsten Morgen Sättel aufschichten, um sich im Fall der Niederlage selbst zu verbrennen. Doch die Verbün­ deten ziehen ab. Attila geht in sein Land zurück. Später zieht er nach Italien und zer­ stört Aquileia. 3752 28. 1. 1552. Kaiser nero der wuetrich (Kettner, Frauenton). Im Jahre 57 n. Chr. wird Nero Kaiser. Fünf Jahre regiert er gut, doch dann wird er hochmütig und stolz. Er kleidet sich prachtvoll und lässt aufwendige Bauten errichten. Mit seiner Mutter und seiner Schwester schläft er. Er ist ein Knabenschänder. Der Tyrann lässt alle seine Ver­ wandten ermorden. Rom geht in Flammen auf. Das Gut der Reichen wird konfisziert, viel Christenblut fließt. Vor Todesdrohungen entflieht Nero. Schließlich ersticht er sich. 3753 4. 2. 1552. Tragedia, mit 11 personen zu spielen, der könig Ißboset mit sein untrewen haubtleuten, hat 5 actus (K./G. 10,288). 600 Vs. Q.: 2Sam 2,8–32; 3,6–12.20  f.22– 39; 4,1  f.5–5,3. Vgl. KG 2835 (= 2,17–32; verl.), 1438, 4475 (= 3,21–37 bzw. 31–39), 322, 4477 (= 4,5–12) = Mll. Inhalt: König Sauls Nachfolger Ißboset wird von Baena und Recheb getötet. Der neue König David lässt die beiden hinrichten. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Oberster Feldhauptmann Abner–Haupt­ leute Baena und Recheb: Saul ist tot, und weil auch Jonathan nicht mehr lebt, soll Ißboset König sein. 3. Szene Ißboset–Abner–Baena/Recheb (stumm): Ißboset nimmt an, verweist darauf, dass David ganz Juda eingenommen hat, bittet um Treue. 4. Dialog David–Feldhauptmann Joab: Joab berichtet über Schlacht bei Gibeon, wo Abner seinen Bruder Asahel tötete. David hofft auf zukünftiges Glück. II. 1. Dreigespräch Abner–Baena–Recheb: Sind vor dem Feind geflohen, wollen aber siegen. 2. Dialog Ißboset–Abner: Ißboset fragt, warum Abner mit Sauls Nebenfrau Rißpa schlief. Abner zornig, droht mit Übertritt zu David. 3. Abner zum Trabanten: soll zu David und heimlichen Bund vorschlagen. 4. Dialog David–Joab: über den Kriegs­ verlauf. III. 1. Monolog David: ist sich Abners gewiss. 2. Dialog David–Joab: Joab warnt vor Abner. 3. Joab zum Trabanten: soll Abner holen. 4. Monolog Joab: Will an Abner Rache für den Tod seines Bruders nehmen. 5. Dialog Joab–Abner: Joab tötet ihn. 6. Dialog David–Trabant Neba: Klage um Abner. 7. Trabantendialog Hesiel–Neba: Verhältnis Herr–Diener; die Kleinen müssen alles ausbaden usw. IV.  1. Dreigespräch Ißboset–Baena–Recheb: wollen weiterkämpfen. 2. Monolog Ißboset: ist vor Kummer lebensmüde. 3. Dialog Recheb–Baena: planen Ißbosets Ermordung und Übergabe des Haupts an David. 4. Dreigespräch Neba–Recheb– Baena: Neba sagt auf die Frage der beiden nach dem König, dieser schlafe, und lässt sie zu ihm gehen. V. 1. Dialog Baena–Recheb: wollen Ißbosets Haupt zu David bringen. 2. Szene David– Gefolge (stumm)–Ehrnholdt. 3. Dreigespräch David–Recheb–Baena: David lässt Recheb und Baena Hände und Füße abschlagen und sie am Teich von Hebron auf­



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hängen, dann Ißboset in Ehren begraben. 4. Dreigespräch alter Mann Asariel–David– alter Mann Misael: David soll zum König über ganz Israel gekrönt werden. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Ißboset: Vorsicht vor potentiellen Verrätern. (2) Amtsleute sollen sich durch Abner, Baena und Recheb abschrecken lassen und ehrbar sein. Lit.: Washof 2007, 310  f.

3754 5. 2. 1552. Kung pompillium frassn die mews (Marner, Goldener Ton). Der polnische König Pompilius wird von seiner Frau angestachelt, seines Vaters Brüder zu ermor­ den. Doch Gottes Strafe trifft den Mörder: Während er beim Essen sitzt, fallen tausend Mäuse den König und die Königin an. Den Dienern bleibt nichts anderes übrig, als ein Feuer um die Tiere zu legen. Doch die Mäuse springen durch das Feuer und nagen weiter am König und seiner Frau. Nun versuchen die Gequälten sich auf ein Schiff zu retten. Aber die Tiere schwimmen nach und nagen Löcher in das Holz. Es gibt keine Rettung für den König. Selbst als er auf einen Turm steigt, verfolgen ihn die Mäuse. Der König und seine Familie werden von den Mäusen aufgefressen, nur die Gebeine bleiben übrig. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, mx. 3755 5.  2. 1552. Alexander magnus mit den schlangen vnd wilden tieren (Fleischer, Löwenweise). Alexander der Große wird auf seinem Heereszug von feindlich Gesinn­ ten in eine Wüste geführt, so dass das Heer und die Tiere großen Durst leiden müssen. Auf dem weiteren Weg gelangt Alexander an einen See, dessen Wasser nach Galle schmeckt. In dem See liegt ein Städtchen, das die Soldaten schwimmend erreichen wollen. Doch Meerwunder und Wasserrosse vernichten die Begleiter Alexanders. Daraufhin findet Alexander Leute, die ihm den Weg zu einem Süßwassersee weisen. Dort löschen alle ihren Durst. Danach schlagen sie ein Lager auf und entfachen nachts viele Lagerfeuer. Da kommen viele Ungeheuer heran, darunter Schlangen mit drei Köpfen. Alexander und sein Heer müssen angestrengt gegen sie kämpfen. Als diese Ungeheuer abgedrängt sind, brechen weiße Löwen, Eber und Tiger aus dem Wald hervor und bringen das Lager erneut in Bedrängnis. Im Kampf verliert Alexander gute Ritter, doch schließlich geht diese „arge Nacht“ zu Ende. Alexander rächt sich an denen, die ihn hierher geführt haben. Er lässt ihnen die Knochen brechen. Danach zieht er gegen Poros und schlägt ihn in die Flucht. Q.: Sebastian Münster, Cosmogra­ phei, mclviijf. 8. 2. 1552 Sachs darf die neu tragedi von ainer kayserin, die des eepruch halb unschuldig ins ellendt verwysen worden [= KG 3664], aufführen. [RV = H 50]

3756 9. 2. 1552. Das osterfest Aligoria (Schechner, Reisige Freudweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Ausle­ gung: Auch wir suchen Christus im Grab der Heiligen Schrift. Der Stein menschlicher Lehre ist weggewälzt. Jetzt finden wir das reine, klare Gotteswort. Der Prediger wird mit dem Engel verglichen, der die Auferstehung verkündet. Christus wird uns in sein ewiges Reich einladen [Str. 3].

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3757 9. 2. 1552. Die zwen gen Emaus (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 4295, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. 3758 9. 2. 1552. Der abschied und pegrebnus Cristi (Vogel, Harte Steinweise). Inh. u. Q. wie KG 724 = Ml., aber hier nur 23,32–56. Vgl. 1964, 3151, 5026 = Mll. Schluss: Unserer Sünde wegen hat Christus den Tod auf sich genommen, damit wir mit ihm zum ewigen Leben erstehen. 3759 10. 2. 1552. Der foll speyent pawer (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 785). Ein Bauer kommt betrunken und vollgegessen vom Weingelage. Ihm ist übel. Seine Kinder rufen nach dem, was er ihnen mitgebracht habe. Da erbricht er sich in die Stube. Die Kinder suchen die Presssackbrocken heraus und verlangen nach mehr: Lieber daita gecke mer gecke meer Gäcke mer lieber daita thw mer göcken. Er schwitzt, erbricht sich weiter und verliert einen Zahn dabei, schließlich schaist er in die Hose. 3760 10. 2. 1552. Die reich witfraw mit ir gfatern (Schiller, Hofton; G./D. 5, Nr. 786). Eine jüngst verwitwete reiche Frau beklagt sich bei ihrer gefatern über das Schwinden ihres Besitzes. Sie benötige – ausschließlich deswegen – einen neuen Mann. Die Gevatterin weiß einen tüchtigen Mann, allerdings ohne mans glieder. Darauf komme es aber wohl nicht an. Die Witwe lehnt jedoch so einen Mann ab. Wenn ein Streit ausbreche, meint sie, brauche man schließlich einen Schiedsrichter, damit erneut Frieden einkehre. Q.: Burkard Waldis, Esopus 2,62. 3761 11. 2. 1552. Die plint fraw mit dem arzet (Frauenlob, Ritterweise; G./D. 5, Nr. 787). Eine Frau leidet unter Triefäugigkeit. Sie bestellt einen Augenarzt, will ihn aber nur bezahlen, wenn er Erfolg hat. Der Arzt, seiner Sache nicht sicher, schleppt vorsorglich bei jedem Besuch einige Stücke vom Hausrat weg. Die Magd beobachtet das und meldet es der Frau. Diese verweigert nach der Heilung dem Arzt die Zahlung. Vor Gericht wird sein Diebstahl aufgedeckt. Schluss: Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert, darf ihn sich aber nicht selbst nehmen. Wird er zu schlecht bezahlt, hat er immer noch seine Ehre. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,54. 3762 11. 2. 1552. Des schneider weib (Vogel, Rebenweise; G./D. 5, Nr. 788). Ein Schneider hat eine hinterlistige und ehebrecherische Frau. Beim Einkaufen bringt sie ihm nach­ einander piren statt zwiren, flachs statt wachs, schmer statt ein scher. Als er sie in die Kirche schickt, geht sie in die Schule zu ihrem Liebhaber. Der Schneider schleicht ihr nach, erwischt sie vor der Schule und verprügelt sie mit der Begründung, „Schule“ und „Kirche“ reimten sich nicht zusammen. Schluss: Aufforderung an junge Männer, ihre Weiber zu erziehen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,98. 3763 11. 2. 1552. Der vntrew fuchs mit dem wolffschwancz (Mügling, Traumweise; G./D. 5, Nr. 789). Der Fuchs führt den hungrigen Wolf an ein Loch im Eis und lässt ihn mit dem Schwanz fischen. Danach hetzt er eine Meute Hunde auf ihn. Der Wolf, dessen Schwanz inzwischen eingefroren ist, muss ihn selbst abbeißen, um zu entkommen. Der Fuchs freut sich darüber. Schluss: Der Fuchs pedewt die Neider, die den Nächsten aufs Eis führen und sich dann über sein Unglück freuen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,91. Vgl. KG 2977 (verl.) = Ml.



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3764 12. 2. 1552. Der purger mit dem schuester (Vogel, Sauerweise; G./D. 5, Nr. 790). In Lübeck wohnt ein reicher, kinderloser Bürger. Er lebt sparsam und ist traurig. Bei ihm wohnt ein armer, kinderreicher Schuster, der sich mit viel Arbeit durchbringt, dennoch singt und immer fröhlich ist. Vom Reichen befragt, antwortet er, seine Fröh­ lichkeit rühre von seiner Unbeschwertheit durch Besitz her. Der Reiche schenkt dem Schuster hundert Gulden. Dieser grämt sich nun um die Vermehrung des Gutes, bis er das Geld schließlich dem Reichen zurückbringt, um auf diese Weise seine Lebens­ freude zurückzugewinnen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,82. Vgl. KG 3918, 4332 = Mll. und 4774 = Sg. 3765 13. 2. 1552. Ein oster peschlues (Nachtigall, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 438 + 1603 = Mll., aber hier 6,3–15. Vgl. 2619, 4194 = Mll. Schluss: Die Christen sollen der Sünde absterben und durch ein neues Leben in Glauben und Liebe nach der allgemeinen Auferstehung mit Christus ewig leben. 3766 13. 2. 1552. [E] Der kranck schmid mit 7 hünern (Bremberger, Hofton; G./D. 5, Nr. 791). Ein kranker Schmied lässt seinen Urin zum Arzt bringen. Das Rezept mit den Worten fiant pillen septem missversteht er. Er denkt, er solle sieben Hühner essen. Dreieinhalb schafft er am Abend, zwei weitere am Morgen. Als der Arzt kommt, beschwert sich der Kranke, die Medizin sei doch allzu grob für ihn gewesen. Der Arzt klärt den Irrtum auf. Der Schmied meint: Habe es nicht genutzt, so habe es doch auch nicht geschadet. 13. 2. 1552 In den puechlein, die Sachs hat drucken lassen, ist nichts Gefährliches. Also soll man sie demjenigen, dem sie gehören, wiedergeben, doch ine baidigen [beeidigen], ob er nit die schmachlie­ der wider den Herprot und Osterreicher von Augspurg daneben nit auch verkauft oder wiß, wers fail gehabt, und derhalb notturftige erkundigung thun; sollichs, wie mans finden würdet, widerpringen. [RV = H 51]

3767 15. 2. 1552. Der frumb Künig Assa (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 316 = Ml. Vgl. 3389 = Sg. und 4997 = Ml. Schluss: Aufforderung an die christliche Obrigkeit, die Abgötterei abzuschaffen und allein auf Gott zu hoffen. 3768 16. 2. 1552. Der leidenlos weber (Vogel, Strenger Ton; G./D. 5, Nr. 792). Ein Weber in Marburg bringt sein Gut mit puelen, spil, fressen und sawffen durch, das Garn der Kundschaft verkauft er, statt es zu weben. Frau und Kind lässt er hungern. Eine alte Frau, die ihn zufällig im Wirtshaus trifft, verlangt Ersatz für das Garn, um das er sie betrogen hat. Sie beschimpft ihn als Buben, Schalk, Bösewicht usw. Seine Kumpane fragen ihn hinterher, warum er sich das habe gefallen lassen. Er meint, es bekümmere ihn nicht sehr. Sie habe ja nur Männernamen zu ihm gesagt, wie er sie täglich höre. Nur wenn sie Worte wie Hure, Kupplerin usw. zu ihm gesagt hätte, hätte er sich das nicht gefallen lassen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,68. Vgl. KG 5583 = Sg. 3769 16. 2. 1552. Fuchs vnd wolff mit dem speck (Vogel, Schallweise; G./D. 5, Nr. 793). Der Fuchs stellt sich tot und legt sich quer über den Weg. Ein Fuhrmann kommt, zieht ihm eines mit der Peitsche über und wirft ihn auf den Wagen. Der Fuchs frisst vom Speck, den der Fuhrmann geladen hat, und springt vom Wagen. Dann erzählt er dem Wolf seine Geschichte. Dieser versucht dasselbe. Der Fuhrmann denkt an sein vorherge­

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gangenes Erlebnis und nimmt diesmal den Stil der Peitsche. Als er ein zweites Mal zuschlagen will, flieht der Wolf. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,73. 17. 2. 1552. Die verhaissung gottes (Frauenlob, Tagweise). Moses warnt vor Vermi­ schung mit umliegenden Völkern und vor Abgötterei. Verheißung von Segen für die Einhaltung von Gottes Geboten. Schluss: Wer Gottes Gebote hält, den wird er beloh­ nen, wer von ihm abfällt, den wird er strafen. Q.: 5Mose 7,1–15. 17. 2. 1552. Das alt und new testament (Regenbogen, Grauer Ton). Gott gibt Moses den Auftrag, mit zwei neuen Tafeln auf den Berg Horeb zu steigen. Er graviert die Zehn Gebote nochmals hinein. Damit beginnt das Alte Testament [Str. 1]. Jeremia verheißt Gottes neuen Bund, in dem Gott das Gesetz in Mund und Herz schreibt, das Neue Testament [Str. 2]. Das Gesetz konnte niemand halten, bis Gott durch Christus das Evangelium sandte. Wer daran glaubt und die Taufe empfängt, steht im Neuen Bund [Str. 3]. Q.: 5Mose 10,1–3; Jer 31,31–34. 18. 2. 1552. Wider die haidnischen gözen (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3323 = Ml. Vgl. 4907 = Ml. Schluss: Gott verachtet den Bilderdienst, der vor wenigen Jahren auch in Deutschland üblich war, bis sein Wort wieder erschien. 19. 2. 1552. Die plag und dewre zeit (Folz, Freier Ton). Gott sendet seinem Volk zur Strafe große Dürre und Not. Der Prophet Jeremia bittet für das Volk. Schluss: Bekennt ein Volk seine Sünde, nachdem Gott es gestraft hat, dann schafft er ihm das Heil. Q.: Jer 14,1–21. 19. 2. 1552. Der narren künig (Lochner, Klagweise; G./D. 5, Nr. 794). Ein Bürger hat einen ehrlichen, aber einfältigen und ungeschickten Knecht. Hundertmal am Tag nennt ihn der Herr „Narrenkönig“. Eines Tages antwortet der Knecht, wäre er wirklich der Narrenkönig, so wäre sein Reich gewaltig, und auch der Herr wäre ihm untertan. Sprichwort: Wer kegeln will, muss aufstellen. Wer einen anderen schilt, muss selbst hören, was er nicht gern hört. 19. 2. 1552. Der lanczknecht mit der kue (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 5, Nr. 795). Ein Landsknecht sucht während des Bauernkrieges bei einem Bauern nach Mitnehm­ barem und bindet schließlich die Kuh los. Das Bitten und Weinen der Bäuerin beant­ wortet er mit dem Hinweis, wenn er die Kuh nicht hole, tue es sicher ein anderer. Am nächsten Tag wird der Landsknecht erschossen und in der Hölle von einem Teufel geplagt, der sich mit dem gleichen Hinweis bei ihm entschuldigt. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,12. 20. 2. 1552. Cristus unser ainiger hoher priester (Klieber, Langer Ton). Christus ist der von Gott erwählte Hohepriester. Schluss: Christus ist der Heiland, der sich selbst geopfert hat und uns vor Gott vertritt. Q.: Hebr 4,14–5,9. 22. 2. 1552. Adonia warff sich zumb künig auf (Mönch von Salzburg, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 3456 = Ml. Vgl. 5464 = Sg. Auslegung: Adonia bedeutet den Satan, der sein Reich mit Lügen errichtet und einen starken Anhang gewinnt. Die christliche Gemeinde wird mit Bathseba verglichen, denn wie diese David um die Königswürde für Salomo bittet, so bittet die Gemeinde, dass Gott sein Wort regieren lasse. Gott übergibt dem heiligen Evangelium die Herrschaft. Des Teufels Volk wird



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zerstreut. Durch den Geist tötet Gott den Satan. Allein durch das Wort wird das Reich Christi regiert [Str. 3]. 21. 2. 1552. Künig saul mit dem opfer (Vogelsang, Goldener Ton). Saul opfert, ohne auf Samuel zu warten, weil er von den Philistern bedroht wird. Als Samuel kommt, prophezeit er den Übergang der Herrschaft an einen anderen. Schluss, Lehre: Wo welt­ lich regiment das Wort Gottes verändert, um es für sich nützlich zu machen, erwählt Gott sich eine neue Herrschaft. Q.: 1Sam 13,1–14. 25.  2. 1552. Das new erpawt Jerusalem (Singer, Langer Ton). Nehemia baut die Mauern Jerusalems gegen den Widerstand der im Umkreis regierenden Fürsten wieder auf und erneuert den Gottesdienst [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott hat der Gemeinde das reine Wort gegeben. Doch fällt sie in Sünde, und das Papsttum quält die Gewissen durch Menschengebote. doctor martin brachte uns wieder ins christlich Jerusalem. Zwar hetzte der Papst die weltliche Obrigkeit auf ihn, aber seine Feinde werden zugrunde gehen [Str. 3]. Q.: Neh 2; 4; 8. 25. 2. 1552. Der münch mit s. Peter vor dem himeltor (Singer, Schlechter Ton; G./D. 5, Nr.  796). Ein feister parfot aus der obserfancz (Franziskanerobservant) will in den Himmel. St. Peter befragt ihn über seinen seltsamen Aufzug. Der Mönch begehrt zornig Einlass und zählt die Werke seiner zwanzigjährigen penitencz auf. Zur Probe schneidet ihm St. Peter den Bauch auf, aus ihm quellen große und kleine Fische. Petrus weist ihn ab, weil er im Schein der Armut lewt vnd lant peschwerte. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,69. 26.  2. 1552. Lob und danck des erledigten volcks Juda aligoria (Sachs, Morgen­ weise). Esra verliest dem nach Jerusalem zurückgekehrten Volk das Gesetz. Feier des Laubhüttenfestes [Str. 1 und 2]. Lehre: Wenn Gott uns von den Papisten erlöst, dann sollen wir ihm danken, sein Wort erforschen und gleich den Laubhütten Werke der Liebe errichten. Dann ist uns Aufnahme in Gottes Reich sicher [Str. 3]. Q.: Neh 8. 26.  2. 1552. Der faul paurnknecht mit dem schwais (Mügling, Hofton; G./D.  5, Nr. 797). Ein Bauernknecht verdingt sich am Lichtmesstag, warnt seinen Herrn jedoch sogleich, er schwitze oft am Morgen sehr stark und könne dann erst verspätet aufste­ hen. Der Bauer meint, jeder Mensch habe seine Gebrechen. Er zum Beispiel laufe gelegentlich morgens mit dem Dreschflegel durchs Haus und verschone dann nichts. Der Knecht ist faul und schläft jeden Morgen noch eine Stunde nach dem Wecken, bis ihn der Bauer einmal mit dem Flegel aus dem Bett treibt und niederschlägt. Schluss: Wer solchen schwais vertreiben will, muss sich auch einen Flegel kaufen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,74. 27. 2. 1552. Habel und Kain Aligoria (Zorn, Verborgener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 235 = Ml. Vgl. 4963 = Ml. und 4245 = Com. Auslegung: Die zwei Brüder sind eine figur zweier Völker: Das eine sind die Christen, die dem Herrn opfern und ihm ergeben sind, das andere sind die Heuchler, die ihre Werke nur aus Eigennutz tun. Lobt man ihre Werke nicht, so ärgern sie sich und richten mörderische Schandtaten an. Diese Brudermörder fliehen vor Gott [Str. 3].

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3784 27. 2. 1552. Der hert stras in das himlisch vaterlant (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3279 = Ml. Auslegung: Ebenso führt Gott sein Volk auch weit herum auf harter Straße. Alle Zeit lastet er ihm das Kreuz auf. Doch das Volk bleibt beständig. Deshalb werden wir ewig in unserem Vaterland leben. 3785 1. 3. 1552. Die erschröcklich figur (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Moses lässt das Volk zählen und setzt Hauptleute ein. Weil das Volk murrt, zürnt Gott; er ver­ spricht, nur Josua und Kaleb ins verheißene Land zu führen [Str. 1 und Str. 2, Aufge­ sang]. Auslegung: Durch die Taufe gehört der Christ zu Gottes Volk. Durch Todsünden irren aber viele vom schmalen Weg ab und kommen in die Hölle. Die Taufe allein genügt nicht. Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt [Str. 3]. Q.: 4Mose 1. Vgl. KG 4663 = Ml. und 5521 = Sg. 3786 3. 3. 1552. Das gsez vür die armen witwe und waisen (Ringsgwand, Bauernton). Gesetzesvorschriften über das Nehmen eines Pfandes, über die Bezahlung der Lohn­ arbeiter und über das Verhalten gegenüber Fremden, Witwen und Waisen [Str. 1 und 2]. Das gilt auch für alle Christen; sie sollen Erbarmen zeigen. Doch sollen sich auch die Armen so halten, wie es ihnen gebührt. Die Armen sollen ihre Habe nicht ver­ fressen und versaufen, und sie sollen nicht gottlos leben, wie es bei vielen der Brauch ist, sonst gibt der Reiche nichts. Wir sind alle unrein, der Arme und der Reiche, jeder in seinem Stand [Str. 3]. Q.: 5Mose 24,10–22. 3787 4. 3. 1552. Der pawren knecht im prunen (Muskatblut, Hofton; G./D. 5, Nr. 798). Ein Bauernknecht kauft in München Kleider. Für den letzten übriggebliebenen Pfennig ersteht er Äpfel. Zum Verzehr setzt er sich auf den Rand eines Ziehbrunnens. Beim Hin- und Herrutschen fällt er hinein. Im Eimer wird er herausgezogen. Die Leute fragen ihn nach dem Hergang. Er will ihn vormachen und fällt nochmals hinein. Als er wieder herausgezogen wird, versichert er, er werde den Vorgang nicht mehr zeigen. Sprichwort: Wenn einem etwas widerfährt, sagt er, er führe es nicht vor, damit es ihm nicht gehe wie dem Bauernknecht, der zweimal in den Brunnen fiel. Vgl. KG 5413 = Sg. 3788 5.  3. 1552. Der 146. Psalm Davids (Vogel, Verwirrter Ton). Inh. u. Q. wie KG 110 = Lied. Schluss hier: Zusammenfassung. Vgl. 358, 1793, 4218, 4394, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. 3789 5. 3. 1552. Der 68. Psalm Davids (Sachs, Überlanger Ton). Das Volk Gottes lobt Gott, der sich in der Geschichte als Sieger erwiesen hat. Schluss: Mit schön „verblümten“ Worten wird in dem Psalm das Reich Christi „abgemalt“. Wenn die Gemeinde Gottes seinem Wort glaubt, wird sie wachsen und viel Frucht bringen, und sein Name wird sich ausbreiten. Deshalb sei Gott Lob und Preis! Q.: Ps 68.2–15.17–36. Vgl. KG 6021 = Sg. 3790 12. 3. 1552. Die lappenhauser (Tannhäuser, Hofton; G./D. 5, Nr. 799). Die Bauern von Lappenhausen wollen ein Rathaus bauen. Das benötigte Zimmerholz tragen sie mit Mühe vom Berg herab. Der letzte Balken rutscht ihnen weg und rollt ins Tal. Daraufhin schleppen die Bauern alle Balken wieder hinauf und lassen sie hinunterrollen [Str. 1]. Als sie vom gleichen Berg einen Mühlstein holen wollen, lassen sie ihn auch rollen. Damit sie ihn unten wiederfinden, muss ein Bauer den Kopf durch das Loch stecken und mitrennen. Er bricht sich den Hals. Außerdem stößt der Stein das Rathaus um



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[Str. 2]. Danach bauen sie auf dem Berg ein Nebelschiff. Beim nächsten Nebel wollen sie, von vier Walzen herab, losfahren. Viele brechen sich Arme, Beine und Köpfe. Sprichwort: Wer lepisch arbeitet, ist ein Lappenhausener [Str. 3]. Vgl. KG 5140 = Sg. 3791 12.  3. 1552. Wider die gotlosen tiranen (Nunnenbeck, Zeherweise). Prophezeiung wider die Philister [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn einem Volk ein frommer Herrscher stirbt, kann Gott ihm ein anderes Haupt geben, das er schützt. Die Feinde werden dann zurückgehalten. Gott weiß die rechte Zeit zur Vernichtung der Bluthunde. Er verleiht seinem Volk Sicherheit [Str. 3]. Q.: Jes 14,28–32. 3792 16. 3. 1552. Der zerbrochen krueg Jeremia (Meienschein, Langer Ton). Jeremia zeigt das Gericht Gottes am Geschick eines zerbrochenen Kruges. Schluss: So hat uns Gott vor langer Zeit zur Buße gemahnt. Doch bleiben in Deutschland alle in Sünde und Schande, bis Gottes Hand auch uns vernichtet wie einst die Juden. Q.: Jer 19. Vgl. KG 4525 = Ml. 3793 17. 3. 1552. Die pauren maid mit dem strigel|| Ein saubers par (Ehrenbote, Spiegel­ ton; G./D.  5, Nr.  800). Die einfältige Bauernmagd Gred fragt ihren Liebhaber, den Knecht Haincz, nach seinem Glied und wo man einen solchen strigel kaufen könne. Haincz verspricht ihr, einen aus Nürnberg mitzubringen. Als sie den strigel verwahren will, sagt er, er werde ihn für sie aufheben und ihr jederzeit zur Verfügung stellen. Als die Magd nach einiger Zeit schwanger wird, macht er sich jedoch davon. Die Magd ruft ihm noch nach, er solle ihr doch den strigel dalassen. Da wirft er einen Ziegelstein in die Jauchegrube. Die Magd sucht vergebens, bis sie ihren strigel bei einem neben dem Mist niedersitzenden Mönch zu entdecken glaubt. Sie versucht, ihn dem Mönch zu entreißen, doch der läuft entsetzt davon. Lit.: R. Hahn 1994, 488  f.

3794 21. 3. 1552. Was vnterschaid zwischen gesecz vnd ewangelj sey (Frauenlob, Hagen­ blühweise). Der Unterschied von Gesetz und Evangelium. Das Gesetz ist ein Spiegel der verderbten Natur des Menschen, die von Gottes Zorn bedroht wird. Das Evange­ lium verkündet Sündenvergebung aus Gnade, so wir gelauben. 3795 29.  3. 1552. Die clag Jeremie vber die gefencknus juda (Sachs, Hohe Bergweise). Klage Jeremias über den Zorn Gottes, der sein Volk in die Babylonische Gefangen­ schaft geführt hat. Besinnung auf die Güte des Herrn, Aufruf zur Umkehr. Schluss: Gott straft sein Volk für seine Sünden, erweist aber auch täglich seine Barmherzigkeit, wenn es in Gefangenschaft auf ihn hofft. Q.: Klgl. 3,1–26.40–43.49–55. 3796 2. 4. 1552. Weisag wider den könig gog (Vogel, Rebenweise). Weissagung vom Sieg Israels über Gog und von Israels Rückkehr. Schluss: Oft straft Gott ein sündiges Volk durch die Gottlosen; wenn es aber Buße tut, erbarmt er sich seiner. Q.: Ez 39. 3797 9. 4. 1552. Weisag wider den künig Pharao (Betz, Geflochtener Ton). Hesekiel pro­ phezeit den Untergang Pharaos und der Völker, die zu Ägypten halten. Schluss: Dadurch wird ein Fürst ermahnt, demütig zu bleiben. Wenn er das Volk tyrannisiert, wirft Gott ihn zu Boden. Q.: Ez 31. 3798 9. 4. 1552. Got hezet pos und pös zusamen (Schwartzenbach, Neuer Ton). Gott offen­ bart Ezechiel den Untergang Ägyptens und die Stärkung Babels. Schluss: Gott regiert

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selbst menschliches geschlechte. Er hetzt die Bösen aufeinander und lässt sie einander ausrotten. Q.: Ez 30,20–26. 20. 4. 1552. Die purgerin im korb (Konrad von Würzburg, Hofton; G./D. 5, Nr. 801). Die schöne Frau eines reichen Bürgers in Augsburg schleicht sich jeden Morgen unter dem Vorwand, die Frühmesse zu besuchen, zu ihrem Liebhaber. Eines Tages schöpft der Mann Verdacht, schleicht ihr nach und sieht, wie sie in einem Korb in das Oberge­ schoss eines Hauses gezogen wird. Er geht petruebt nach Hause und verriegelt die Tür. Als die Frau heimkommt, lässt er sie nicht ein. Er habe mit eigenen Augen seine Frau in den Himmel fahren sehen, sie könne seine Frau nicht sein. Die Obrigkeit erzwingt ihre Rückkehr ins Haus. Daraufhin schlägt sie der Mann erst einmal so sehr, dass sie keine Frühmesse mehr braucht. 21. 4. 1552. Der apostel zwitracht (Frauenlob, Goldene Radweise). Streit zwischen Paulus und Barnabas [Str. 1 und 2]. Kommentar: Auch heute gibt es viel Streit zwi­ schen den Gelehrten, da sie ja auch nur Menschen sind. Gott möge uns das Wort rein erhalten [Str. 3]. Q.: Apg 15,36–41. 21. 4. 1552. Der gaistlich harnisch (Vogel, Engelweise). Die geistliche Waffenrüstung [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wir werden vor des Teufels Arglist gewarnt. Zum Kampf sind Fleisch und Blut zu schwach. Deshalb sollen wir uns Gott ergeben und den geistlichen Harnisch anlegen, den Schild des Glaubens und das Schwert des Wortes Gottes. Gott schenke uns Gelingen [Str. 3]. Q.: Eph 6,10–20. 22. 4. 1552. Der 91 psalm ausgeleget (Örtel, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 487 = Ml. Vgl. 5377 = Sg. Auslegung: Wer in des Glaubens Sicherheit lebt, vertraut stets auf Gott. Er ruft ihn in aller Angst und Not an. Gott erzeigt ihm seine Güte an Leib und Seele und verleiht ihm das himmlische Erbteil [Str. 3]. 22. 4. 1552. Prophezey des Jüngsten tags (Mönch von Salzburg, Chorweise). Beim Jüngsten Gericht straft Gott die Bösen, doch den Guten wird die Sonne aufgehen. Zuvor aber wird Elia zur Bekehrung gesandt [Str. 1 und 2]. Kurtze glos: Zusammenfas­ sung des Textes. Die Sonne bedeutet Christus, Elia das Evangelium [Str. 3]. Q.: Mal 3,19–24. 23. 4. 1552. Ein predig petrj (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 154 = Ml. Vgl. 1658, 4300 = Mll. Schluss: Bitte um den Heiligen Geist. 23. 4. 1552. Der 9 muese gesang opfer (Regenbogen, Süßer Ton; G./D. 5, Nr. 802). Iro­ nische Beschreibung eines Wirtshausbesuchs als Metamorphosen-Parodie: Als an einem Festtag fünf Männer ihr Gesangsopfer im Tempel der Musen dargebracht haben (aus der Kirche oder von der Singschule kommend), besuchen sie den tempel Bachi, bis sie voll seines Geistes sind. Jupiter straft sie dafür: Einen verwandelt er in ein Pferd, das bei den anderen im Stall schläft, bis Mars (wohl die Ehefrau) es ins Bett entrückt. Nach neun Stunden Schlaf nimmt es wieder menschliche Gestalt an und lobt dann erneut Bacchus mit den anderen. Ein anderer wird in einen Stier verwandelt, der alle Kühe bespringen will. Wieder ein Mensch, bittet er die anderen, doch zu schwei­ gen. Schließlich gehen alle mit leerem Beutel nach Hause.



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3806 25. 4. 1552. Der farczent pallenpinder (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 5, Nr. 803). Drei pallenpinder (Gepäckträger) saufen in der „Goldenen Schere“ . Nach etlichen Maß Bier und vielen Wecken schleicht sich einer davon, zur Waage, um noch Geld zu verdienen. Tatsächlich lässt ihn eine Hausmagd ihre Truhe heimtragen. Unterwegs drückt ihn das Bier im Bauch, und er will die Magd mit einem Furz erschre­ cken. Dabei scheißt er in die Hose und kann nicht mehr einhalten. Mit einem halben Batzen Verdienst und einer vollen Hose kommt er nach Hause, wo er mit seiner Frau streitet, wer Hose und Hemd waschen soll. Schließlich tut er es selbst. Sobald er den Vorfall vergessen hat, geht er mit den Freunden wieder zum Bier. 3807 31. 4. 1552. Ein Figur der sendung des h. gaistes (Folz, Schrankweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 398 = Ml. Vgl. 2704, 3107, 4017, 4640 = Mll. Auslegung: Dies ist eine schöne figur für die Verheißung des Heiligen Geistes durch Christus und das Pfingstereignis. Die Jünger predigten das Evangelium und alle, die dem Wort Gottes glaubten, emp­ fingen den Heiligen Geist und wurden dem geistlichen Israel einverleibt. Wir rufen beständig zu Jesus Christus, damit er uns in diesem Jammertal durch den Geist tröste und stärke, auf dass wir ewig mit ihm leben [Str. 2 und 3]. 3808 2. 5. 1552. Die geraupten junckfrawen Jud: vlt: (Vogel, Langer Ton). Israels Rache an Benjamin. Der Stamm Benjamin entsteht wieder neu. Schluss: Wenn sich ein ganzes Volk gegen Gott versündigt, so erwählt Gott ein anderes, das mit Schwert und Brand die Sünder heimsucht. Doch soll das strafende Volk nicht tyrannisieren, sondern auch Barmherzigkeit walten lassen. Q.: Ri 20,46–21,24. Vgl. KG 4806 = Trag. Lit.: Rettelbach 2002, 613 („Das ist leicht zu durchschauen: Nürnberg ist das sündige Volk.“).

3809 5.  5. 1552. Tragedia mit 13 personen zu recidirn, wie könig David sein mannschafft zelen ließ, unnd hat drey actus (K./G. 10,365). 530 Vs. Q.: 1Chr 21. Vgl. KG 181, 3749 = Mll. Inhalt: wie KG 181. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Sathan: rekapituliert Davids Sünden bis zu dessen Buße, gibt ihm jetzt die Volkszählung ein. 3.  Szene David–Sathan– Joab–Abinadab: Sathan, als Rat verkleidet, rät zur Zählung, Joab und Abinadab raten ab. II. 1. Monolog Sathan: Freude über das, was er David angetan hat. 2. Dialog Joab– Abisai: zur Zählung. 3. Dialog David–Abinadab: Wo bleibt Joab? 4. Dialog Ehrnholdt– David: meldet Joab. 5. Dreigespräch David–Joab–Abisai: David bekommt die Zahlen, bereut. 6. Dialog Prophet Gad–David: David kann zwischen den drei Strafen Teue­ rung, Verbannung und Pest wählen. 7. „Trabantendialog“ Joab–Abinadab: Warum wählte David die Pest? Krieg ist grewlicher. III. 1. Monolog Engel: bringt Pest. 2. Gad zum Engel: soll aufhören zu schlagen. 3. David (mit Volk) im Gebet. 4. Gad zu David. 5. Viergespräch Arnon–Abel–Eliphas– Abia–Eliphelet: Pestopfer. 6. Monolog Arnon: Gott findet ihn überall. 7. Dialog David– Arnon: D. kauft schewer von A., um auf daraufgestelltem Altar zu opfern. 8. Monolog Sathan: gibt auf. 9. David (mit Volk): Dankgebet. 10. Epilog Ehrnholdt: fünf Lehren:

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(1) Sathan Feind der Menschen, (2) Gott erbarmt sich in der Not, (3) Herrschaft soll Rat der Alten nicht verachten, (4) Fürst soll sein Volk schützen, (5) Gehorsam gegenüber der Obrigkeit.

Lit.: Rettelbach 2000a, 86  f.; Rettelbach 2002, 618–620 (619: „Daß die Wahl eines Themas, bei dem es um die Zählung der waffenfähigen Männer geht, zu diesem Zeitpunkt nicht auf Zufall beruhen wird, ist von vornherein wahrscheinlich […] Das Drama motiviert […], was in der Bibel unkommentiert berichtet wird: die Zählung zeige, daß David auf die eigene Macht setzt, statt auf Gott zu vertrauen […] Der Sinn des Zählverbots ist vorgeprägt, nicht etwa von Hans Sachs erfunden, denn die Bibelstelle verlangte zu allen Zeiten nach Exegese.“). 10. 5. 1552 Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach beginnt Nürnberg zu belagern

3810 18. 5. 1552. Das 4 capitel der klag Jeremie (Folz, Chorweise). Elend und Schmach des Volkes Juda. Schluss: Gott straft die Sünden seines Volkes durch Tyrannei, aber er wendet von seinem Volk auch die Plage ab und wirft die tyrannische Rute ins Feuer. Q.: Klgl 4,1  f.4–22. Lit.: Rettelbach 2002, 614 („Der 18.  Mai war der Tag, an dem der Markgraf sein Lager auf dem Rechenberg ganz nahe der Stadt aufschlug und den Beschuß vorbereitete.“).

3811 21. 5. 1552. Das drit Capitel Jeremie (Regenbogen, Überlanger Ton). Trotz der Abtrün­ nigkeit Israels und der Verstocktheit Judas verheißt Gott ihnen ihr Erbteil. Schluss: Wo ein Volk in Menschengesetz und Sünde gefallen ist, verheißt Gott doch seine Güte und bekehrt so das Volk zum freien Lob des Herrn. Q.: Jer 3,6–25. Lit.: Rettelbach 2002, 614  f. („In der Auslegung fällt ein neues Stichwort: menschen gsecz. In der Sprache des Hans Sachs, die die Sprachregelung des Nürnberger Protestantismus spiegelt, heißt das ‚katholische Bräuche‘. Das Fallen in Menschenlehre ist Ursache der Strafe, und das können wir über­ setzen: Gott straft Nürnberg wegen der Befolgung des Augsburger Interims.“).

3812 22. 5. 1552. Das mördisch stüeck Ismaelis (Marner, Langer Ton). Johanan will der Verschwörung gegen Gedalja zuvorkommen, doch Ismael ermordet Gedalja. Schluss: Der Neid treibt manchen zum Mord an Unschuldigen. In der Gegenwart setzt mancher Bösewicht den Frommen zu. Q.: Jer 41,1–7.11–18; 40,13–16. 3813 23. 5. 1552. Die Scharpff straff der gotlosen (Zorn, Unbenannter Ton). Unglück durch missratene Kinder. Gott ist allwissend. Schluss: Allein Gottes Willen soll man gehor­ sam sein, denn niemand kann dem strengen Gericht entrinnen. Q.: Sir 16,1–22. Vgl. KG 5860 = Sg. 3814 24. 5. 1552. Die gnedig hilff gottes in nötten (Örtel, Langer Ton). Gott sucht die Sünde seines Volks dadurch heim, dass er ihm Plagen durch ein fremdes Volk schickt. Durch Fasten und Beten wird er umgestimmt. Gott erbarmt sich und schenkt Überfluss. Q.: Joel 2,2.12–22. Lit.: Rettelbach 2000a, 86 („Sachs’ Stellung lässt sich sogar mit aller Vorsicht so deuten, als sehe er in Gegenwehr einen Bruch in das Vertrauen auf göttliche Hilfe.“).

3815 24. 5. 1552. Lob der gelerten vnd weisen (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Die „Schrift“ lernen und Handarbeit schließen sich aus. Bauer, Zimmermann, Schmied und Töpfer sind erschöpft von ihrer körperlichen Arbeit. Obwohl sie lieb vnd wert sind, können sie weder regieren den gmainen mon, noch preding die gerechtigkeit: Ihnen



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fehlen Verstand und Lesefertigkeit. Wer Weisheit haben will, muss lernen; dann kann er Rat geben, und sein Name bleibt über den Tod hinaus. Q.: Sir 38,25–39,15. Vgl. KG 5870 = Sg. Lit.: Rettelbach 1984, 756  f. („Der Inhalt […] besagt: Wer sich mit der schrift beschäftigt […], kann daneben kein Handwerk treiben.“).

3816 28. 5. 1552. Dauid went vmb von der schlacht (Beckmesser, Neuer Ton). David flieht zu den Philistern, doch wird er von König Achis wieder zurückgeschickt. Schluss: Gott wendet alles zum Guten. Q.: 1Sam 29. 3817 28. 5. 1552. Der sieghaft Kunig Dauid durch gotes hilff (Folz, Baumton). Davids sieg­ reiche Schlachten mit Gottes Hilfe [Str. 1 und 2]. Schluss: Im Krieg soll man sich auf Gott verlassen; er verleiht den Sieg. Jesus Christus möge uns gegen Tyrannen beiste­ hen [Str. 3]. Q.: 2Sam 8,1–6. 3818 28. 5. 1552. Ein erschröcklich prophezey Osee .5. (Drabolt, Linder Ton). Propheti­ sche Drohungen gegen Juda und Israel [Str. 1 und 2]. Deutung: Das Volk, das dem Wort Gottes nicht gehorcht und nur Eigennutz sucht, wird Gott heimsuchen. Wenn es aber zu ihm ruft, nachdem es gedemütigt worden ist, dann wird es erkennen, dass in der Not allein Gott helfen kann [Str. 3]. Q: Hos 5,1–9. 3819 31. 5. 1552. Die schlacht mit dem Küng Benhadad (Folz, Langer Ton). Ahab besiegt den Syrer Benhadad. Schluss: Gott sieht einem gottlosen Fürsten einige Zeit zu, doch dann stürzt er den Bluthund. Q.: 1Kön 20,22–30. 3820 31. 5. 1552. Ein heftig straff predig Jeremie 35 (Vogel, Vogelweise). Jeremia führt den Juden am Beispiel der Rehabiter, die das Gesetz ihres Stammvaters befolgen, ihren Ungehorsam vor und verheißt Gottes Strafgericht. Schluss: Der Text ruft die wahren Christen zur Buße. Gottes Wort warnt vor Sünden, bevor sein Zorn anbrennet. Q.: Jer 35. 3821 1. 6. 1552. Ein schöne ler paulj (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Des Apostels Lauterkeit in seinem Amt und seine Lebensgemeinschaft mit Christus. Q.: 2Kor 4,1–11. 3822 3. 6. 1552. Schrocklich prophezey wider Jerusalem (Herwart, Bloßer Ton). Jeremia prophezeit die Vernichtung Jerusalems. Q.: Jer 21,3–10. Lit.: Rettelbach 2002, 615.

3823 4. 6. 1552. Straff der gotlosen vnd lon der gotseligen (Muskatblut, Neuer Ton). Das Los der Gerechten und der Gottlosen beim Gericht Gottes. Q.: Weish 5. Vgl. KG 5773 = Sg. 3824 7. 6. 1552. Der last vber Babel (Vogel, Gefangener Ton). Jesaja prophezeit den Sturz des Königs von Babylon. Sobald das Volk sich bekehrt hat, straft Gott den Tyrannen und demütigt seine stolze Hand. So erlöst er gnädig sein Volk. Q.: Jes 13; 14,1  f. 3825 8. 6. 1552. Ein heftig straffpredig Jeremie 11 (Frauenlob, Neuer Ton). Gott, von der Abgötterei seines Volkes enttäuscht, kündigt ein furchtbares Strafgericht an. Schluss: Wendet ein Volk sich von Gott ab, so hört er im Elend sein Rufen nicht, bis er im Zorn zu Ende gestraft hat. Q.: Jer 11,9–17. Lit.: Rettelbach 2002, 615.

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3826 9. 6. 1552. Die gruntlos erparmung gottes (Schwarz, Vermahnter Ton). Jeremia pro­ phezeit das künftige Geschick Israels und Judas. Schluss: Gottes Zorn gegenüber dem sündigen Volk ist nicht von ewiger Dauer. Er erbarmt sich seines Volkes, straft die Feinde und hilft dem Volk in der Not. Q.: Jer 30,12–23. 3827 9. 6. 1552. Got fodert das plut des sunders von der predicanten hant (Vogel, Klag­ weise). Der Prophet wird zum Volk gesandt, um es zu warnen. Gott macht ihn für Gottlose und Gerechte bei seiner Seele verantwortlich. hie merck ein predicant: Er muss vor Gott für den Sünder einstehen. Q.: Ez 3,10.17–19.21. Lit.: Rettelbach 2002, 616 („Ganz offensichtlich geht es in diesem Lied um die Rechtfertigung einer oppositionellen Haltung, und zwar um eine, die die Nürnberger Prediger (oder wenigstens einer von ihnen) eingenommen haben.“).

3828 10. 6. 1552. Das zerprochen Joch (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Jeremia und der Lügenprophet Hananja. Hananja zerbricht das Joch des Jeremia, um den Untergang der babylonischen Herrschaft zu demonstrieren. Schluss: Was Gott in seiner Weisheit angeordnet hat, das bleibt unerschütterlich. Es ist das Beste, uns früh und spät der Herrschaft Gottes anzuvertrauen. Q.: Jer 28. Vgl. KG 3640 = Trag. 3829 10. 6. 1552. Die gnedig erlösung des volck gottes (Folz, Passional). Jesaja prophezeit dem Volk Gottes neue Gnade und neues Heil. Q.: Jes 48,9–22. Lit.: Rettelbach 2002, 615.

Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 12 (Unter das Datum schreibt er: Als mar­ graff albrecht vor Nürn[berm]berg lag leget sich füer den 10 tag may vnd zog wider ab den 24 tag Junj): 3830 11. 6. 1552. Ein dröstliche prophezey (Singer, Freier Ton). Israel soll die Götzen ver­ achten und Gott nicht vergessen. Schluss: Gott erlöst sein Volk, das ihn als alleinigen Gott verehrt. Q.: Jes 44,6–24. Lit.: Rettelbach 2002, 615.

3831 16. 6. 1552. Clagspruech der stat Nürenberg ob der unpillichen schweren pelegrung margraff Albrechtz 1552 (K./G. 22,541). 300 Vs. An einem Maimorgen kommt der Dichter („Der alt“) im Wald an einen Bach in gelbem Sand, an dem eine trauernde junge Frau [= Nürnberg] sitzt; sie hat Adlerflügel auf ihr Gewand gestickt und trägt die rot-weißen Farben Nürnbergs. Auf die Frage nach ihrer Trauer sagt sie, nach 50 Jahren Frieden habe ein Greif [= der Markgraf] sie attackiert. „Warum?“ Offenbar wegen ihres Wohlstandes. „Man darf keinem Feind vertrauen.“ Seine Verbündeten waren viele wilde Tiere, zwei Löwen [= Landgraf von Hessen und Kurfürst von Sachsen] und die Lilienkrone; sie hätten den Adler [= das Reich] angegriffen, obwohl das Fräulein sich vorher gut mit ihnen vertragen hatte. Es gibt Verräter unter ihren Kindern, und alle ihre Freunde hätten sich abgewandt. „Nachbarn?“ Helfen nicht. „Der große Adler?“ Rüstet viel zu lang. Einziger Trost sind wenige ihr treu ergebene Kinder. „Wenn Rat und Gemeinde einig und solange die Mauern fest sind, verzage nicht!“ Es gibt auch üble Nachrede. „Hab Geduld mit dem gemeinen Mann!“ Sie hat Angst vor Aufruhr der eigenen Kinder. „Dagegen musst du vorgehen!“ Ja, sie passt auf. Er mahnt zum



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Gemeinnutz, aber sie hat Angst vor austilgung. „Mach Frieden!“ Ja, den wolle sie. Aber der Feind stelle zu harte Bedingungen. Ihre Mittel und Waffen schwinden dahin. „Ver­ traue auf Gott!“ Ja, aber man habe sich so versündigt, dass wenig Hoffnung sei. „Nein, vertraue auf ihn, er hilft!“ Jetzt ist das Fräulein getröstet. Sie wird Buße tun, da sie alles verschuldet hat, hofft aber nun auf Gottes Gnade.

Lit.: M.  E. Müller 1985, 155–157 (157: „Das Spruchgedicht läßt den Schluß zu, daß die Furcht vor ‚aufruer und haimlich mewterey‘ ihren realen Hintergrund nicht zuletzt in der schwierigen Ver­ sorgungslage der belagerten Stadt hat, die offenbar von Geschäftemachern skrupellos ausgenützt wird.“); Rettelbach 2002, 607–611 (608: „[…] nur in einer einzelnen Abschrift erhalten, der einzigen autographen Abschrift eines Spruchgedichtes überhaupt; gedruckt wurde er nicht […].“ 611: „Der rat­ schlagende Alte des Gedichts stellt sich zunächst also ganz auf die offizielle Ratspolitik einer kaiser­ treuen Stellung ein und argumentiert von dieser Warte aus in Richtung auf einen Friedensschluß selbst mit großen Nachteilen.“); Meyer 2009, 228–230; Classen 2011, 524–526.

Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 7 (verl.): 3832 18. 6. 1552. Unterscheid zwischen krieg und fried (K./G. 7,415). 188 Vs. Der Dichter liegt um Mitternacht wach und denkt, da er noch nie einen Krieg erlebt hat, möchte er das wohl. Im Traum erscheint ihm ein kriegsgerüstetes und blutbesudeltes Weib, der personifizierte Krieg (Bellona), und er sieht nun alles Schreckliche, was mit Krieg verbunden ist. Dann aber sieht er den Frieden (Pax) vom Himmel herabsteigen, das gesellschaftliche Leben wiederherstellen und sogar den (vorher nicht erwähnten) Wucher vertreiben. Am Schluss Bezug auf die Haltung des Erasmus gegenüber dem Krieg. Lit.: Fochler 1990, 111–113; Rettelbach 2002, 611–613 (613: „Das Ausblenden der konkreten politi­ schen Zusammenhänge befreit den Autor von einer Stellungnahme zur Frage, ob er den Krieg generell für unvermeidlich hält. Das Spruchgedicht konnte daher – im Gegensatz zum vorherigen – ohne wei­ teres in die Folioausgabe der Werke des Hans Sachs, die ab 1558 erschien, aufgenommen werden.“); Meyer 2009, 230; Classen 2011, 526–528. 24. 6. 1552 Markgraf Albrecht beendet die Belagerung Nürnbergs.

Mit dem folgenden Drama beginnt Sachs SG 8 (verl.): 3833 6.  7. 1552. Tragedia mit 14 personen, die belegerung Samarie, hat 5 actus (K./G. 10,444). 700 Vs. Q.: 2Kön 6,8–7,20. Vgl. KG 220, 342, 1938, 2089 = Mll. (6,8–23 bzw. 6,24–7,20). Inhalt: Der Prophet Elisa schlägt das Heer der Syrer mit Blindheit und führt es nach Samaria in die Hände des Königs. Man bewirtet die überraschten Feinde und schickt sie nach Hause. Dann aber belagern sie Samaria, wobei in der Stadt Hungersnot herrscht. Entsprechend der Prophezeiung Elisas beenden die Syrer die Belagerung. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Szene König Benhedat von Syrien–Feldhauptmann Naeman–Erster Trabant Nabal–Ehrnholdt: König fragt, wer in einem ganzen Jahr erfolglosen Krieges gegen Israel ihn stets verraten habe; er erfährt, dass vielmehr der Prophet Elisa immer alles prophezeite. Benhedat befiehlt, ihn aus der Stadt Dothan zu

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holen, nachdem diese zerstört worden ist. 3. Elisa zu Knecht Micha: auf nach Samaria, um dort die Leute vor Benhedat zu warnen. 4. Dreigespräch Naeman–Nabal–zweiter Trabant Sader: wie man die Stadt erobern soll. 5. Dialog Elisa–Micha: sehen Dothan umzingelt. Gott soll Micha die Augen öffnen, dass er die Engelschar sehen kann, die Syrer aber soll er blind machen. 6. Dialog Elisa–Sader; übrige stumm: führt sie angeb­ lich zu Elisa nach Dothan. II. 1. Dialog König Joram von Israel–Ritter: Kriegslage; trauen Elisa nicht. 2. Szene Elisa–Nabal (+ stummer Syrer)–Joram: Syrer nach Samaria geführt. Joram soll sie nicht töten, sondern mit Wasser und Brot bewirten und dann heimschicken. 3. Dialog Joram–Ritter: wollen Elisa loswerden. III. 1. Dialog Benhedat–Naeman: beschließen Belagern und Aushungern Samarias, das dicke Mauern hat. 2. Dialog Joram–Ritter: Hungersnot, wollen Stadt ausliefern. 3. Frau dazu: hatte sich mit einer Frau geeinigt, die Söhne zu essen, aber als ihrer gegessen war, war der andere verschwunden. 4. Dialog Joram–Ritter; Joram zu Nabal: soll Elisa enthaupten. 5. Dreigespräch Elisa–alte Männer Joseph und Joachim: Elisa lässt Tür verschließen, weil Mörder kommt. Joseph/Joachim wollen Buße tun. IV. 1. Joram zu seinen Leuten: will wegen der Hungersnot mit ihnen beratschlagen. 2. Szene Elisa–Ritter–Joseph/Joachim; Joram stumm: Elisa prophezeit Ende der Teue­ rung; Ritter schmäht ihn; Joseph/Joachim glauben. 3. Dialog Aussätzige Lasarus und Gehasi: wollen nicht nach Samaria wegen Hungersnot, wollen lieber zum Lager der Syrer. 4. Dreigespräch Naeman–Sader–Nabal: hören Kriegsgeschrei, denken, es seien Hethiter und Ägypter, fliehen. 5. Dialog Gehasi–Lasarus; Lasarus zu Wächter: fanden Lager leer, stahlen viel, melden am Stadttor von Samaria die Flucht der Syrer. V. 1. Dialog Joram–Ritter; Joram zu den Alten: Er sieht im leeren Lager eine List; es soll vorsichtig geprüft werden. 2.  Szenenfolge Elisa–Micha–Joseph/Joachim–Ehrn­ holdt und Abschlussrede Elisa: Syrer sind weg, alles wieder billig. Der Ritter vom Volk erschlagen. Elisa rechtfertigt das gegenüber dem König und mahnt ihn zur Buße. 3. Epilog Ehrnholdt: (1) Benhedat ist der typische Tyrann. Gott prüft mit ihm sein Volk. (2) Joram steht für gottlose Obrigkeit. (3) Ritter steht für Verräter und Heuchler, die am Schluss bestraft werden. (4) Elisa: gottesfürchtiger Mann. (5) Joseph/Joachim: gottes­ fürchtig, wird belohnt. (6) Das Weib: handelte unter Zwang. Weh über die Wucherer, die die Teuerung bewirken! (7) Die Aussätzigen: eigennützige Menschen, denen Gott aber die Haut abzieht, um den Geist frei zu machen. Lit.: Rettelbach 2002, 620 („Sachs mußte den biblischen Text nicht verändern oder uminterpretie­ ren, um das angestrebte Ziel anzuvisieren: nicht Rüstung, sondern Gottvertrauen führt zum Sieg. Die Lehre ist allgemein gehalten, der Text zielt jedoch deutlich auf die immanente Erkenntnis, daß die Geistlichen besser als die weltliche Obrigkeit die politische Lage einschätzen und auch überzeugender handeln.“); Washof 2007, 459–461.



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3834 9. 7. 1552. Tragedia mit 11 personen, die belägerung Jerusalem von dem assyrischen könig Senacherib, und hat fünff actus (K./G. 10,468). 700 Vs. + Prosabrief. Q.: 2Kön 18,1–19,36. Inhalt: König Hißkia von Juda lässt den Götzendienst beenden und den Tempel wieder einrichten. Entsprechend der Prophezeiung des Esaias endet die Belagerung Jerusa­ lems durch Senacherib mit dessen Niederlage; das erwirkt ein Engel durch Tötung von 185 000 Syrern. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Hißkia–Esaias (Jesaja); hofmeister Eliakim/ cantzler Sebenna stumm: Esaias soll alle Abgötterei ausrotten und den Tempel wieder­ einrichten. 3. Dialog Abram–rabi: Der geldgierige rabi sieht seine Einkünfte schwin­ den, Abram freut sich, dass wieder das reine Gotteswort gepredigt wird. II.  1. Dreigespräch Hißkia–Eliakim–Sebenna: Beratung über Abwehrmaßnahmen gegen Senacherib. 2. Hißkia spricht zum Volk, für dieses Abram. 3. Dialog rabi– Abram: rabi skeptisch bezüglich der Verteidigung, fürchtet Strafe für Abschaffung der Abgötterei; Abram vertraut auf Gott. III. 1. Dialog Eliakim–Sebenna: Sorge wegen des Angriffs. 2. Trabant Malchus sagt, der syrische ertzschenck Rabsacke wolle beide sehen. 3. Dreigespräch Rabsacke–Eliakim– Sebenna: Rabsacke will Übergabe, sie müssen erst drei Tage mit Hißkia beraten. 4. Dialog Eliakim–Sebenna: zerreißen ihre Kleider und haben Angst. IV.  1. Hißkia zu seinen Leuten: Man soll angesichts der Drohungen Senacheribs Esaias holen. 2. Dreigespräch Hißkia–Trabant Doeg–Malchus: Syrisches Heer noch in Libyen; Hißkia vertraut auf Gott. 3. Esaias zum König: prophezeit Niederlage der Feinde. 4. Dialog Hißkia–Eliakim: Eliakim spricht Hißkia Mut zu. 5. Rabsacke bringt Brief. 6. Szene Hißkia–Sebenna: verliest Brief (in Prosa): Senacherib ist siegesgewiss: Hißkia betet zu Gott und schickt Eliakim mit Brief zu Esaias. V. 1. Hißkia zu seinen Leuten: in Sorge, weil der Feind näher rückt. 2. Dialog Hißkia– Esaias: prophezeit Befreiung von aller Not; Dankgebet Hißkia und Leute. 3.  Szene Malchus–Hißkia–assyrischer Knecht: Engel des Herrn hat im assyrischen Lager 185 000 Mann getötet, das Heer ist abgezogen; Hißkia verkündet Dankopfer. 4. Epilog Ehrnholdt: Zwei verschiedene Obrigkeiten. (1) Hißkia: gottesfürchtig, Gemeinnutz, verteidigungsbereit, aber vor allem Vertrauen auf Gott. (2) Senacherib: Tyrannen werden letztlich von Gott bestraft. Lit.: Rettelbach 2002, 621  f. (621: „Kein Zweifel, daß das Drama als Gegenentwurf zum vorhergehen­ den konzipiert ist. Diesmal sehen wir die weltliche Macht mit dem rechten Vertreter der geistlichen Gewalt in Übereinstimmung […].“ 622: [zum Epilog:] „Vermutlich veranlaßte die mittlerweile gemachte Erfahrung – das Volkszählungsdrama lag ja vor der Belagerung – ein ausdrückliches Bekenntnis zur Rüstung, wenn auch mit der Modifikation, sich nicht von diesem Instrument der Friedenssicherung abhängig zu machen.“).

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Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 13: 3835 19. 7. 1552. Die suma der gedicht salomo (Sachs, Spruchweise). Salomo ist weiser als alle anderen Menschen. Er hat 3000 Sprüche und 1005 Lieder gedichtet [Str. 1 und 2]. Auch der Dichter hat ein Tröpflein solcher Weisheit durch Gottes Gnade erhalten. Er hat 83 Komödien, Fastnachtspiele und Tragödien sowie 470 Sprüche gedichtet, die in sieben Büchern zusammengefasst sind. Das achte Buch beginnt er soeben zu schrei­ ben. Meistergesänge sind es, in zwölf Büchern, 3195. Mit diesem Lied beginnt das 13. Meistergesangbuch [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 2002, 616.

3836 22. 7. 1552. [E] Comedi mit 5 personen, der alt reich burger, der seinen sünen sein gut ubergab, und hat 5 actus (K./G. 12,115). 734 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 435 (431). Vgl. KG 1055 = Ml. und 5076 = Sg. Inhalt: wie KG 1055, aber die drei Töchter sind durch drei Söhne ersetzt. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Reichneckers alter treuer Freund Lamprecht: Kurze Inhaltsübersicht. 2. Dreigespräch Brüder Bernhardt, Sigmundt und Hans: Mutter tot, Vater zu alt fürs Geschäft, man soll es ihm abnehmen und ihn reihum verköstigen. 3. Viergespräch Vater Reichnecker–Bernhardt–Sigmundt–Hans: Reichnecker will selber aufhören, braucht aber Knecht und Magd, folgt dann dem Vorschlag der Söhne und übergibt ihnen seine ganze Habe. II.  1. Dialog Sigmundt–Hans: Reichnecker hat sich über Bernhardt beklagt. Drei­ gespräch Hans–Bernhardt–Sigmundt: Bernhardt findet Reichnecker störend, über­ gibt ihn für einen Monat an Sigmundt. 3. Dialog Hans–Bernhardt: Sigmundts Kinder verspotten Reichnecker. 4. Dreigespräch Hans–Sigmundt–Bernhardt: Sigmundt mag Reichneckers Albereien nicht, übergibt ihn an Hans. 5. Dialog Bernhardt–Sigmundt: Hans auch nicht mit Reichnecker zufrieden. 6. Dreigespräch Bernhardt–Sigmundt– Hans: Er rede Hans in alles hinein. Hans will ihn mit einem Taler pro Woche sich selbst überlassen. III. 1. Monolog Reichnecker: bereut die Übergabe. 2. Dialog Lamprecht–Reichnecker: Klage über die Söhne. Lamprecht rät, einen Kasten mit Steinen und Sand zu füllen und zu sagen, der Sohn, der am nettesten sei, werde ihn bekommen. IV. 1. Monolog Reichnecker: Es geht ihm gut. 2. Dialog Hans–Reichnecker: Vater, wo warst du gestern Abend? 3. Szene Reichnecker–Hans–Lamprecht: Lamprecht bringt den Kasten. 4. Dialog Reichnecker–Hans: Hans leiht Reichnecker Goldwaage. 5. Monolog Reichnecker: will sie zum Narren halten. 6. Dialog Reichnecker–Hans: Hans soll Brüder holen wegen eines neuen Geschäfts. 7. Dreigespräch Brüder; Reichnecker schläft: Wie den Kasten kriegen? 8. Szene Brüder (Bernhardt spricht)–Reichnecker: Wer für den Vater am besten sorgt, der bekommt den Schatz. V.  1. Dialog Bernhardt–Sigmundt: Hans will Reichnecker ganz für sich. 2. Dreige­ spräch Hans–Bernhardt–Sigmundt: Hans will erst nicht, übergibt ihn dann für eine Woche. 3. Monolog Reichnecker: Es geht ihm gut. 4. Dialog Reichnecker–Lamprecht: rät, dass Reichnecker gut auf den Schlüssel zum Kasten aufpasst. 5. Dialog Bern­



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hardt–Sigmundt: Reichnecker todkrank. 6. Dreigespräch Hans–Bernhardt–Sigmundt: Reichnecker tot. Streit um den Kasten. 7. Lamprecht dazu: sollen laut Reichnecker gerecht teilen. 8. Dreigespräch Hans–Bernhardt–Sigmundt: Im Kasten außer Sand und Steinen ein Kolben, auf dem in griechischen Lettern steht, damit solle erschlagen werden, wer den Söhnen seine Habe vor dem Tod gibt. 9. Epilog Ehrnholdt: Bestäti­ gung der Lehre des Kolbens. 23. 7. 1552. Die sieben prot (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 168 = Ml. Vgl. 285 = Lied, 3328 = Sg. und 4299 = Ml. Schluss: Wenn wir nach dem heilsamen Wort Gottes hungern und zu Christus schreien, wird er sich unser erbarmen. Durch seine Prediger teilt er an uns das Evangelium aus. Durch die Sakramente wird unsere Seele gespeist. Es gibt noch großen Vorrat. Unser Heiland sei deshalb gepriesen! 26. 7. 1552. Des fürwiczen maidlein klag (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 5, Nr. 804). Der Dichter vernimmt die Klage einer Jungfrau, die von dem jungen Mann, den sie umwirbt, verspottet wird [Str. 1 und 2]. Der Dichter rät ihr, nicht selbst um einen jungen Gesellen zu werben, das gehöre sich nicht für ein junges Mädchen. Auch solle sie keinem jungen Mann etwas schenken, sie schenke sich sonst damit selbst her, und die Reue werde sie grämen [Str. 3]. 27. 7. 1552. Wer erstlich heuser stet und mauer erfunden hab zw pawen (Wenck, Kleeweise). Ein Steinmetz fragt den Dichter nach dem Ursprung von Häusern, Ummauerung und Wehr. Euryalus und Hyperbius erfanden das Steinhaus [Str. 1]. Cecrops baute die Häuser zu Städten zusammen und führte „bürgerliche“ Ordnungen ein [Str. 2]. Thrason erfand Mauer und Wehr. Das alles war damals aber noch schlicht, es wird Je lenger desto künstlicher ausgeführt [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis his­ toria 7,56 (Eppendorf). 30. 7. 1552. Der kriegs gott mars interpretiert (Frauenlob, Vergessener Ton). Merse­ burg (Martinopolis) hat seinen Namen von Mars. In heidnischer Zeit verehrten ihn die Sachsen, die als Kriegsleute von hartem Gemüt, unbarmherzig, unmenschlich und wild waren. Sie opferten einer Marsstatue, deren Hand einen Schild mit einem Löwen­ bild hielt. Das steht für die Kühnheit der Kriegsleute. Der Löwe war von grünen Zweigen umrankt, die auf Freude und Verlangen nach Sieg weisen. Die ungeschützte Brust der Statue deutet die Gefährlichkeit des Krieges an, und die blühende und ver­ welkende Rose auf der Fahne der Statue die oft geringfügigen Ursachen des Krieges, aus denen großer Jammer erwächst. Eine Waage bezeichnet die Wechselhaftigkeit des Kriegsglücks. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dcccliijf. Vgl. KG 5670 = Sg. 1. 8. 1552. Der göttin veneris pildnis interpretirt (Sighart, Pflugton). Magdeburg ver­ dankt seinen Namen einer in einem Tempel dargestellten schönen maget. Sie trägt eine goldene Krone und drei goldene Äpfel. Aus ihrer Brust brennt eine Fackel. Rechts hält sie eine Kugel, die man sphaera nennt, hinter ihr stehen auf einem herrlichen Wagen drei Jungfrauen. Jede bietet dem Volk einen goldenen Apfel. Sie blicken auf die Seite. Zwei Schwäne und zwei Tauben sind vor den Wagen gespannt. Dies ist eine Dar­ stellung der Göttin Venus. Die Fackel bedeutet das von Liebe entflammte Herz, Kugel und Krone zeigen an, dass Venus die ganze Welt durch fleischliche Begierde regiert.

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Die Äpfel symbolisieren die Hoffnung der Liebe, Schwäne und Tauben werden als hitzige Brunst der unkeuschen Liebe interpretiert. Die drei Frauen stellen Freude, Wollust und Schönheit dar. Q: Sebastian Münster, Cosmographei, dcccliiij. Vgl. KG 5672 = Sg.  8. 1552. Gesprech der negwicia, wer die aufrur mach. Sg. Vgl. KG 3849 = Ml.? [verl.] 5. 8. 1552. Der simbolum pischoff Athanasi (Eislinger, Langer Ton). Das athanasia­ nische Glaubensbekenntnis. Es ist gegen die Lehre des Ketzers Arius gerichtet. Sie wurde auf dem Konzil überwunden. Schluss: Mögen wir nach diesem Elend Gottes Trinität schauen! 5. 8. 1552. Der philosophus Polemon (Kanzler, Langer Ton). Der Philosoph Polemon aus Athen führt ein lasterhaftes Leben. Eines Tages kommt er betrunken in die „Schule“, wo Xenokrates über die Gerechtigkeit spricht. Als Polemon eintritt, wech­ selt Xenokrates das Thema. Er spricht über Scham und Zucht. Polemon wird völlig überzeugt und führt von nun an ein tugendhaftes Leben [Str. 1 und 2]. Gebe Gott, dass auf der Singschule nur die Tugend gepriesen werde. Möge der Meistergesang auch solche Frucht bei den Zuhörern finden. Es gibt manchen Singer, der lange die Tugend rühmt, doch sein eigenes Leben wenig danach richtet [Str. 3]. Q.: Valerius Maximus 6,9 Ext. 1 (Heinrich von Mügeln). Vgl. KG 5131 = Sg. 6. 8. 1552. Der Abgot Zwantewitus (Schiller, Süßer Ton). Auf Rügen wird der Götze Zwantewitus verehrt. Sein Standbild steht in Arkona. In der Rechten hält er ein Horn voll Wein, in der Linken einen Bogen. Alljährlich, bevor die Ernte eingebracht wird, findet ein großes Fest zu Ehren des Götzen statt. Ist in dem Horn noch genügend Wein, dann gibt es ein Freudenfest, denn damit wird eine reiche Ernte prophezeit. Andern­ falls sind alle traurig. König Waldemar von Dänemark unterwirft Rügen und macht dem Götzendienst ein Ende, die Einwohner empfangen die christliche Taufe. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dccccx. Vgl. KG 5671 = Sg. 9. 8. 1552. Faßnacht-spiel, mit 17 personen zu agirn: Von der unglückhafften, verschwatzten bulschafft (K./G. 14,198; G. 4, Nr. 39). 547 Vs. Inhalt: Komplexes Geschehen im Zusammenhang mit zwei Liebesbeziehungen, welches sich daraus entwickelt, dass Eltern ihren Sohn auf Wanderschaft schicken. Diese sorgen dafür, dass er Eva, die er heiraten will, nicht bekommt, woraufhin er wieder auf Wanderschaft geht. Szenenübersicht: 1. Prologus: dicht gedrängtes, eher verwirrendes argumentum. 2.  Dreigespräch Vater Mang–Mutter Irena–(namenloser) junger Mann, ihr Sohn: schicken ihn mit Geld auf Wanderschaft, warnen ihn, u.  a. vor Unzucht. 3. Monolog junger Mann: liebt die Bürgerstochter Eva, will mit Saitenspiel um sie werben. 4. Dialog Bürgersöhne Jacob und Adam: wollen den jungen Mann wegen Eva verprügeln. 5. Dreigespräch Adam–Jacob–junger Mann: Beschimpfung, Fechten, Adam und Jacob davon, junger Mann hinterher. 6. Dialog junger Mann–Hans: wollen zu Eva und zu Hansens Geliebter im selben Haus. 7. Szene Neydthart–Ehefrau Clara–junger Mann; Hans stumm: weisen beide wegen des Geredes von den Mädchen ab. 8. Neydthart zu



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Clara: Neydthart will morgen zu Stiefvater gehen, der beiden das Haus verbieten soll. 9. Dialog Gutman, Vater Evas–ihre Mutter Beningna: Ihnen gefällt der junge Mann. 10. Dreigespräch Neydthart–Gutman–Beningna: Sie sollen beiden das Haus verbieten, aber sie wollen die Sache prüfen. 11. Beningna zu Gutman: Neydthart nur neidisch. 12. Dialog Irena–Mang: Sohn ohne Botschaft ein Dreivierteljahr weg. 13. Dialog Mang– Neydthart; Irena stumm: Der junge Mann habe nur Sex im Sinn. Mang will ihm Brief schreiben. 14. Dialog Mang–Irena: Irena hält für möglich, dass der junge Mann brav liebt. 15. Dialog Eva I–Eva II: vermissen ihre Liebhaber. 16. Dialog Hans–junger Mann: wollen zu den Mädchen. 17. Dialog Eva I–Eva II: freuen sich auf den jungen Mann und Hans. 18. Szene Hans–junger Mann–Eva I–Eva II: Liebesgespräche. Mädchen glauben trotz Nachrede Neydtharts an die beiden. Der junge Mann will Eva I heiraten, sie ihn auch, er will Eltern fragen. 19. Dialog listiger junger Mann Lux–junger Mann; Hans stumm: Lux macht Eva I schlecht, der junge Mann hört nicht darauf. 20. Monolog Lux: will Schwester schicken. 21. Dialog Lux‘ Schwester Schlappergredt–Eva I: macht den jungen Mann schlecht, Eva I hört nicht darauf. 22. Dialog Eva I–Gutman; Beningna stumm: wollen Eva I den jungen Mann geben. 23. Szene Eva I–Gutman–Beningna– junger Mann: Die Eltern geben den jungen Mann und Eva I zusammen. 24. Monolog Teufel: wird jetzt nach Neydthart, Lux und Schlappergredt die Hexe einsetzen. 25. Dialog Irena–Hexe: Hexe verleumdet Eva I. 26. Dialog junger Mann–Bote: holt den jungen Mann ab zu den Eltern. 27. Dreigespräch Mang–Irena–junger Mann: wollen dem jungen Mann Eva I ausreden, er folgt ihnen aber nicht. 28. Dialog Beningna– Gutman; Eva I stumm: warten ängstlich auf den jungen Mann. 29. Dialog Beningna– junger Mann; Gutman, Eva I stumm. 30. Vorige und Irena: Irena sagt, aus der Ehe werde nichts, weil Eva I schändlich sei. Der junge Mann liebt sie weiterhin, zieht aber davon und fordert im Weggehen zum Tanz auf; man tanzt. 31. Epilog Gutman: Eltern sollen auf ihre Tochter schauen, dass die nicht ins Gerede kommt.

Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 119  f. (120: „Eine Vorlage für dieses Spiel ist nicht auszumachen. Die positive Zeichnung der Liebesbeziehung und die Skizzierung zweier in ihrem Liebeserlebnis einander verbundener Freundespaare läßt auf eine freie Verarbeitung von Motiven aus humanistischer Literatur schließen. Auch der formale Anspruch des Spiels würde dem entsprechen.“); M. E. Müller 1985, 249  f.

3847 13. 8. 1552. Zwo sighaft schlacht Jude machabeo (Eislinger, Langer Ton). Judas Mak­ kabäus besiegt Gorgias, den Heerführer des Antiochus. Als Lysias die Niederlage rächen will, wird auch er geschlagen. Judas Makkabäus reinigt den Tempel und stiftet das Fest der Tempelweihe. Q.: 1Makk 4. 3848 13. 8. 1552. Der fuerman mit dem air im schmalcz (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 5, Nr. 805). Niederländische Kaufleute nehmen eine Frau aus Antwerpen und ihr zwei­ jähriges Söhnlein mit. Als man einmal Rühreier isst, sitzt der Knabe nackt auf dem Schoß eines Kaufmanns, der ihn füttert. Als das Kind zusammen mit einem Furz etwas Kot fallen lässt, hält den der Kaufmann für Rührei und isst ihn. Doch gleich spuckt er alles aus. Der Spott seiner Gefährten ist ihm sicher. 3849 14.  8. 1552. Die auferhaben schalckheit (Stolle, Hoher Ton; G./D.  5, Nr.  806). Der Dichter sieht im Traum eine schöne Frau, vor der sich Könige, Fürsten und Herren ver­

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neigen. Frau Ratio gibt dem Dichter Auskunft über die Frau: sie heiße Nequitia, habe in der Wüste gewohnt und sei die Mutter aller Laster und allen Unglücks; sie ver­ blende den menschlichen Verstand so sehr, dass fürstliche Ehre und Redlichkeit ver­ gessen würden. Daraufhin erwidert der Dichter: Wenn heutzutage die schalckheit regiere, so wundere es ihn nicht, dass es um das Römische Reich so übel stehe. Gerechtigkeit, Liebe, Treue und Wahrheit seien gefangen oder tot. Gott möge die schalckheit vernichten! Vgl. KG 3842 (verl.) = Sg. 15.  8. 1552. Der weber mit der Kaczen (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 5, Nr. 807). Ein oft betrunkener Weber in Augsburg fürchtet sich vor Poltergeis­ tern. Als nachts eine Maus nagt, hält er sie für ein Gespenst und will ein Licht anzün­ den. Während er zum Ofen kriecht, sieht er die leuchtenden Augen einer Katze. Er kriecht ins Ofenloch. Die Katze hält aber des Webers heraushängendes geschirrlich für eine Ratte, springt darauf und fügt ihm erhebliche Schmerzen zu. Der Weber kämpft mit der Katze, wobei er den Ofen zertrümmert. Schließlich macht die Hausfrau dem Spuk ein Ende. Der Weber erklärt, der Teufel habe ihn holen wollen, weil er viel Garn gestohlen habe. Die Nacht bereitete dem Weber Furcht, und der Wein machte ihn ver­ rückt. 15. 8. 1552. Der ermört künig aus schoten (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Ein Onkel König Jakobs von Schottland lässt den König ermorden. Man fasst die Mörder und bestraft sie streng: Der Aufrührer wird von einem Pferd durch die Stadt geschleift, man setzt ihm eine glühende Krone auf und bindet ihn auf ein Brett. Die Eingeweide werden ihm herausgeschnitten, sein Herz wird ins Feuer geworfen, und schließlich wird er gevierteilt. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, lxviij. 17. 8. 1552. Die zwen kuenen teutschen herren (Marner, Süßer Ton). Zwei Deutsch­ ordensritter kämpfen mutig gegen die Preußen. Der einzig überlebende Preuße soll sie wieder aus dem Wald führen, bringt sie aber ins feindliche Lager. Als sie das merken, töten sie den Preußen. Doch sie werden gefangen genommen. Als einer ihrer Bewa­ cher die Ritter töten will, wünscht der eine Ritter, zuvor sein Gewand ablegen zu dürfen, damit es nicht blutig werde. Bei der Übergabe des Gewandes entwindet er dem Preußen das Schwert. Die beiden Ritter töten ihre Bewacher und drei weitere Preußen und entkommen. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dccccxixf. 18. 8. 1552. Der wirt mit seinem fridmacher (Wolfram von Eschenbach, Kreuzton; G./D. 5, Nr. 808). Ein Krämer schuldet einem Wirt 50 Gulden. Stattdessen gibt er dem Wirt einen Esel, den er „Friedmacher“ nennt. Der Wirt zahlt sogar 50 Gulden zusätz­ lich, denn im ganzen Land hat man noch nie einen Esel gesehen. Da erscheint ein Kriegsknecht, von einem Edelmann geschickt, um Schulden des Wirts einzutreiben. Der Wirt lässt den „Friedmacher“ heraus, der Abgesandte hält diesen für den Leibhaf­ tigen und entflieht. Der Edelmann bittet den Pfarrer, den Teufel des Wirtes zu beschwören. Doch beim Plärren des Esels entflieht der Pfarrer auf einer Mähre. Den Esel verlangt nach der Mähre, und er bespringt sie, wobei der Pfarrer zu Boden stürzt. Mit knapper Not entkommen Edelmann und Pfarrer auf das Schloss. Dem Wirt werden alle Schulden erlassen.



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3854 19. 8. 1552. Die flucht davids zw künig achis Aligoria (Regenbogen, Tagweise). Aus­ legung: David bedeutet die Christen. Saul den Teufel. Dieser will uns nachstellen, wir sollen vor ihm fliehen und alles meiden, was uns zur Sünde verführt. Durch das Kreuz dämpfen wir die Begierde. Gott möge uns im „geistlichen Krieg“ helfen und den Sieg verleihen. Q.: 1Sam 27,1–10. Vgl. KG 5079 = Trag. 3855  8. 1552. Gerechtikeit ist gen himel geflogen. Sg. Vgl. KG 3705 = Ml. [verl.] 3856 22.  8. 1552. Einreiten eins fursten ins lant Kernten (Vogel, Hundweise; G./D.  5, Nr. 809). In Kärnten wird der neue Landesfürst nach einem besonderen Brauch emp­ fangen: In St. Veit wird ein Marmorstein errichtet, der Fürst selbst ist wie ein Bauer gekleidet, und erst nach einem feierlichen Wechselgespräch in windischer Sprache zwischen einem auf dem Marmorstein stehenden Bauern und dem Landvolk wird des Fürsten hoher Rang durch einen sanften Backenstreich anerkannt. Dann steigt der Fürst auf den Stein und gelobt mit bloßem Schwert, er werde ein gerechter Richter sein. Erst nach dem folgenden Kirchgang legt er die Bauernkleider ab. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dcccxxviijf. 3857 22.  8. 1552. Die vnferschembt hausmaid (Frauenlob, Hagenblühweise; G./D.  5, Nr. 810). Im Haus eines Naglers führt sich eine hässliche Magd äußerst unflätig auf. Sie saicht neben die Esse [Str. 1 und 2]. Epimythium: Eine Frau soll sich nicht wie eine Sau benehmen. Ihr gebührt Schamhaftigkeit, Zucht und Zurückgezogenheit, dann wird ihr Glück widerfahren [Str. 3]. 3858 23. 8. 1552. Der pluthund Herzog Prennus (Vogel, Hundweise). Der Gallier Brennus kommt auf seinen Eroberungszügen bis nach Makedonien. Dessen König Antiochus setzt im Abwehrkampf Elefanten ein. Die Pferde des Galliers, die die Streitwagen ziehen, scheuen vor den riesigen Tieren. Das ganze Fußvolk wird in die Flucht geschla­ gen. Auch die Pferde der Berittenen scheuen. So schlägt der Makedone die Gallier in die Flucht. Der „Bluthund“ Brennus wird schwer verwundet. Schluss: Ein Fürst, der mit Raub, Mord und Brand Land und Leuten ohne Ursache zusetzt, der wird durch das Schwert umkommen. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, mli. 3859 23. 8. 1552. [E] Die hand aus dem grabe ein erschröcklich geschicht von der kinderzucht (Fridel, Gedrehte Friedweise; G./D. 5, Nr. 811). Ein Bauer in Ingolstadt und seine Frau verziehen einen ihrer Söhne und lassen ihm alle Bosheiten durchgehen. Schließlich schlägt er sogar seine Mutter. Gott lässt ihn zur Strafe sterben. Dem Toten wächst die Hand aus dem Grab. Auf Anraten der Universitätsgelehrten und der Geist­ lichkeit muss die Mutter die Hand 18 Stunden lang mit Ruten schlagen, bis sie blutet und der Tote sie ins Grab zurückzieht. Lehre: Eltern sollen ihre Kinder in der Jugend züchtigen, damit sie sich im Alter ihrer nicht schämen und sich ihretwegen nicht vor Gott rechtfertigen müssen. So sagt auch der weise Salomo. Q. dafür: Spr 23,13; 29,17; 13,24. 3860 25. 8. 1552. Die drey saubern stüeck (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 5, Nr. 812). Drei „saubere Stücke“: Ein betrunkener Ehemann soll, um die Gunst seiner Frau zurückzugewinnen, einen Kotkübel zur Pegnitz tragen. Doch plötzlich bricht der Boden des Kübels, den er auf dem Kopf trägt, und der ganze Dreck

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ergießt sich auf den Mann [Str. 1]. Ein betrunkener Nadlergeselle will sich vor dem Haus seines Meisters zum Rendezvous vorbereiten. Er wäscht seine rußigen Hände in einem Bach, dazu will er vorher den Ruß mit Sand abreiben. Doch in der Dunkelheit greift er in einen Kothaufen und beschmiert sich damit den ganzen Kopf. Er stinkt wie ein Wiedehopf und flucht [Str. 2]. Ein Schustergeselle geht betrunken auf den Abtritt und will nachsehen, ob das deckpret auch sauber ist. Dabei wird seine Hand voller Kot, den er sich auch noch in den Mund steckt. Daraufhin muss er sich übergeben [Str. 3]. 25. 8. 1552. [E] Historia der dreyer sön, so zu ihrem vatter schiessen (K./G. 2,268). 72 Vs. Inh. wie 2631 = Ml. 26. 8. 1552. Ein prophezey der zwkunft Cristi (Schmid, Hohe Gartweise). Prophezei­ ung des Heils in der Endzeit [Str. 1]. Auslegung: Hier wird die Wiederkunft Christi prophezeit. Jerusalem bedeutet Christi Volk, das einst unter dem Gesetz gefangen war. Ihm zeigt Christus durch seine Geburt und seinen Kreuzestod die Erlösung an. Wie ein Wasserstrom überkommt uns das Evangelium und erquickt unsere Seele. Die Qual durch das Gesetz hat ein Ende. Der Heilige Geist speist uns mit dem Wort Gottes, das uns Trost schenkt. So werden wir Christen in der christlichen Gemeinde neu geboren. Als auserwählte Kinder schützt uns Gott und hilft uns. Am Ende beruft er uns alle zusammen ins himmlische Vaterland, wo wir ewig mit ihm in Freuden leben [Str. 2 und 3]. Q.: Jes 66,10–14. Vgl. KG 4010 = Ml. 27. 8. 1552. Kaiser Otten hingefuerte thochter (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Breti­ slaw, Sohn des Böhmenherrschers Ulrich, verliebt sich in Jutta, die Tochter Kaiser Ottos. Er lässt sie aus einem Regensburger Kloster rauben. Daran entzündet sich Krieg zwischen dem böhmischen Herzogshaus und dem Kaiser. Als beide Heere einander gegenüberstehen, eilt Jutta zu ihrem Vater und bittet um Gnade für ihren Gemahl, obgleich sie die Rechtmäßigkeit des kaiserlichen Vorgehens anerkennt. Jutta ver­ spricht auch die Treue ihres Gemahls gegenüber dem Reich. Zum Gedenken an dieses Ereignis wird ein Richterstuhl aus Marmor errichtet. An ihn ist ein Adler geheftet. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dccccl. 27. 8. 1552. Greczomislaus der 8 pehemisch herzog (Stolle, Alment). Grezomislaus, Herzog von Böhmen, wird von seinem Onkel Wratislaw die Herrschaft streitig gemacht. Im Heer des Herzogs findet sich ein Ritter, der ihm vollkommen ähnlich sieht. Dieser erkämpft den Sieg über Wratislaw. Das Kind des Wratislaw wird dem Grafen Duringus zum Aufziehen übergeben. Er tötet das Kind auf grausame Weise im Eis der Eger, womit er glaubt, dem Herzog einen Dienst getan zu haben. Der Herzog fordert Durin­ gus indes auf, sich das Leben zu nehmen. Duringus erhängt sich. Schluss: Wer Blut vergießt, der soll es an der eigenen Haut büßen. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, dccccxlviij. Vgl. KG 5673 = Sg. 30. 8. 1552. Ein straffpredig ezechielis (Vogel, Hoher unverkehrter Ton). Prophezei­ ung der Strafe Gottes. Würden in einem Volk Noah, Daniel und Hiob leben, so würden allein sie ihrer Gerechtigkeit wegen dem Strafgericht Gottes entgehen, nicht aber das Volk [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott straft ein sündhaftes Volk mit vielerlei Plagen.



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Doch gibt es für uns den Trost, dass er all seine Auserwählten in väterlicher Güte ver­ schont. Wir hoffen auf Gott [Str. 3]. Q.: Ez 14,13–18. 30. 8. 1552. Der senftmuetig kaiser thitus (Stolle, Blutton). Als Titus zum römischen Kaiser erwählt wird, legt er alle Untugenden ab. Er wird mildtätig und will täglich eine gute Tat vollbringen. Er meint, ein Fürst solle keinen Tag verstreichen lassen, ohne einen neuen Freund gewonnen zu haben. Schluss: Das ist ein fester Grund aller Herr­ schaft. Wohltaten machen die ganze gmeine gehorsam; deshalb soll ein Fürst diesen Rat des Kaisers befolgen. Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, ccxli. 30.  8. 1552. Die drey schwangern pauren maid (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  5, Nr.  813). Doktor Lapp erzählt im Buch seiner Schwänke von drei schwangeren Mädchen. Jungfrauen soll dies zur Warnung dienen: Die Magd eines Bürgers treibt es heimlich mit dem Hausknecht. Als sich bei ihr Anzeichen der Schwangerschaft ein­ stellen (ihr wird oft schlecht), gesteht sie, nicht eine Krankheit, wie sie sonst bei Jung­ frauen üblich sei, zu haben. Es sei eben eine richtige Frauenkrankheit, meint ihre Herrin [Str. 1]. Ein Spanier schwängert die Magd eines Wirts. Sie bemüht sich, ihren Zustand zu verheimlichen und zu ändern. Schließlich geht sie zum Aderlassen zum Bader. Ob er das „Jungfraueneisen“ nehmen soll, fragt der Bader, doch die Magd bittet um das „Fraueneisen“ [Str. 2]. Eine Bauernmagd treibt sich gern in den Spinnstuben fremder Dörfer herum. Auch „fensterln“ bei ihr oft die Burschen. Schließlich wird sie schwanger. Als die Bäuerin die Magd fragt, warum ihr Bauch denn so dick sei, ant­ wortet die Magd, sie habe aus einem Bach getrunken, in dem Froschlaich gewesen sei, und nun habe sie Frösche im Bauch. Als das Kind geboren wird, lachen alle über die Frösche. Schluss: Wenn ein Mädchen seine Ehre verliert, hat es zum Schaden auch noch den Spott [Str. 3]. Q.: Doktor Lapp, Puech der schwenck [Quellenfiktion]. 31. 8. 1552. Der frum gerecht Kaiser Alexander (Sachs, Goldener Ton). Der römische Kaiser Alexander, der dreizehn Jahre regiert, zeichnet sich durch große Tugendhaftig­ keit aus. Hochmut, Geiz und Schmeichelei sind ihm fremd; auch den Ämterkauf unter­ bindet er. Auch sonst achtet er auf den Gemeinnutz, weshalb er Diebe streng bestrafen lässt. Er verschafft dem Gesetz Geltung: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Er unterstützt durch Krieg und Feuer heimgesuchte Städte. Obgleich er Heide ist, will er Christus einen Tempel bauen, denn seine Mutter Mammaea ist Christin. Weil er den Söldnern gegenüber so streng ist, erhebt sich aus ihren Reihen Widerstand. Auf dem Kriegszug nach Gallien wird der Kaiser ermordet. Schluss: Wohl dem Fürsten, der noch nach seinem Tod geehrt wird! Q.: Sebastian Münster, Cosmographei, ccxlvi. 31. 8. 1552. Ein erschrocklich prophezey uber Edom (Schreier, Hohe Blühweise). Prophezeiung des Strafgerichtes über alle Feinde [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Chris­ ten sollen daraus lernen, den treuen Gott aus Herzensgrund um Hilfe zu bitten, wenn sie unter Tyrannei unschuldig leiden. Gott wird sein Racheschwert gegen den Tyran­ nen zücken und dessen Blutgier bestrafen. Räubern, Brandstiftern und Mördern wird er ohne Erbarmen ihr Land zerstören, denn er rächt sein liebes Volk und hält treu seinen Bund [Str. 3]. Q.: Jes 34,2–17.

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3870 1. 9. 1552. Die verloren schlacht und pundes laden (Duller, Gekrönter Ton). Die Phi­ lister besiegen Israel, die Bundeslade fällt in ihre Hände [Str. 1]. Auslegung: Hier wird uns Christen eine figur auf unsere Zeit „exponiert“. Auch wir liegen im Fluch der Sünde, obwohl wir doch Gottes Wort hell und klar kennen. Weil wir uns aber nicht zu Gott wenden, schickt er uns Aufruhr und Krieg (Türken und andere Feinde). Doch wir hoffen, Gottes Wort werde uns den Sieg verleihen. Gott hat uns unserer Sünde wegen seinen Zorn geschworen. Tun wir nicht Buße, so wird uns sein Wort genommen, und wir werden trostlos in Menschenlehre befangen sein. Die Axt ist schon an den Baum gelegt [Str. 2 und 3]. Q.: 1Sam 4,1–4.10  f. Vgl. KG 4198 = Trag. 3871 2.  9. 1552. Das die Cristen nit rechten sollen (Regenbogen, Langer Ton). In der christlichen Gemeinde von Korinth soll kein Streit ausbrechen. Unzucht soll der Gemeinde fern sein [Str. 1 und 2]. Auslegung: Kurze Zusammenfassung. Paulus warnt die Christen vor der heidnischen Rechtspraxis, aber bei uns ist es jetzt noch schlim­ mer. Betrug, Arglist und Lüge, falsche Vorwände und juristische Verklausulierungen, Meineid, Geiz und vieles andere verursachen viel Kummer. Schon mancher ist durch Prozesse zum Bettler geworden. Deshalb ist es besser, sich zu vertragen [Str. 3]. Q.: 1Kor 6,1–11. 3872  9. 1552. Gesprech der gotter von aufrur Deutschlands. Sg. Vgl. KG 4244 = Sg. [verl.] 3873 9. 9. 1552. Der schentlich kaiser Heliogabalus (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Kaiser Heliogabalus, von Kriegsleuten gewählt, führt ein lasterhaftes Leben. Er lässt sich als Jupiter anbeten. Soaemia, seine Mutter, erlässt für Rom Kleiderordnungen und „Hure­ reigesetze“. Überhaupt fördert der Kaiser das Hurenunwesen. Er selbst ist ein Frauenund Knabenschänder. Nackt lässt er sich von vier zarten Frauen um die Stadt ziehen. Er pflegt einen prunkvollen Lebensstil mit silbernem Gedeck, kunstvollen Kleidern und viel Essen. Für blutige Spiele hat er eine Vorliebe. Schließlich aber wird er bei einem Aufruhr im Abort erstochen. Ein Stein wird ihm um den Hals gehängt, und man stürzt ihn in den Tiber. Schluss: Wer schändlich lebt, dessen Ende ist selten ehrlich und gut. 3873a 12.  9. 1552. Der ritter von purgund mit dem Hirsen (Regenbogen, Langer Ton; G./D. 6, Anh. Nr. 813a). 7 Str. Ritter Florenz verfolgt einen Hirsch, der plötzlich ver­ schwindet. Eine Jungfrau erscheint an seiner Stelle. Sie sei von ihrer Mutter in einen Hirsch verwandelt worden, bittet ihn um Erlösung und verspricht dafür die Ehe. In einem Jahr werde er erfahren, wie er sie erlösen könne, doch dürfe er dabei nicht ein­ schlafen. Nach einem Jahr macht sich Florenz wieder auf. Er übernachtet vor der Wiederbegegnung in einem Schloss. Dieses gehört einer Witwe, die ihre Tochter mit dem Ritter verheiraten möchte. Sie erfährt seine Absicht von seinem Knecht. Diesen überredet sie, eine Zaubernadel in den Mantel des Ritters zu stecken, wodurch Florenz das Treffen mit der Jungfrau verschläft. Zweimal wiederholt sich der Vorgang. Aus Liebe hängt die Jungfrau dem schlafenden Ritter drei goldene Ketten um. Als Florenz später von dem Knecht alles erfährt, wird er ohnmächtig. Dann zieht er sich in den Wald zurück, um dort zu sterben. Als er sich verletzt, nimmt ihn ein Köhler auf. Mit



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diesem kommt Florenz nach Paris und wird Diener bei einer fürstlichen Witwe. Im Turnier kämpft er zweimal unerkannt, beim dritten Mal legt er die drei Ketten an und wird Sieger. Man führt ihn in das Frauengemach, und König und Königin begrüßen ihn herzlich, denn nun sei ihre in einen Hirsch verwandelte Tochter erlöst. Florenz und die Jungfrau heiraten. Schluss: Gottes Wille lässt sich nicht ändern. 3874 14.  9. 1552. Der wuetig kaiser Dioclecianus (Frauenlob, Vergessener Ton). Kaiser Diokletian, der sich als Gott verehren lässt, verliert einen Krieg gegen den Perser Narses. Er macht die Christen für die Niederlage verantwortlich und lässt innerhalb eines Jahres 7000 Christen hinrichten. Nach seinem Rücktritt von seinem Nachfolger Konstantin bedroht, vergiftet er sich. Schluss: Gott möge alle Tyrannen strafen, die sich nicht an sein Wort halten. 3875 14. 9. 1552. Der mon wolt sein weib drencken (Wenck, Kleeweise; G./D. 5, Nr. 814). Ein Kaufmann fährt zusammen mit seiner Frau auf dem Schiff Richtung Lübeck. Als das Schiff in Seenot gerät, fordert der Kapitän (patron) die Passagiere auf, alle schwe­ ren Lasten über Bord zu werfen. Der Kaufmann will seine Frau ins Wasser werfen, denn sie sei ihm eine schwere Last. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 138. 3876 16.  9. 1552. Herczog Hainrich von prunschwic mit dem leben (Mügling, Langer Ton). 1140 wird Herzog Heinrich der Löwe [mit Heinrich dem Stolzen gleichgesetzt] von König Konrad vertrieben. Seither lebt er in Braunschweig. Vor einer Reise zum Heiligen Grab gibt er seiner Frau die Hälfte eines Rings. Heinrichs Schiff wird ins „Kle­ bermeer“ getrieben. Dort erfasst ein Greif seine Männer. Heinrich lässt sich in eine Rosshaut einnähen. Auch ihn packt der Greif. Er trägt ihn zu seinen Jungen. Der Fürst tötet die jungen Greifen und klettert vom Felsen herab. Im Wald findet er sich nicht zurecht und muss von Wurzeln und Kräutern leben. Als er einen Löwen gegen einen Drachen kämpfen sieht, hilft er dem Löwen. Aus Dank bleibt der Löwe bei ihm. Sieben Jahre sieht der Fürst keinen einzigen Menschen. Eines Nachts prophezeit ihm ein böser Geist, die Herzogin werde heiraten. Der Geist verspricht, den schlafenden Herzog zusammen mit dem Löwen nach Braunschweig zu bringen, falls Heinrich sich ihm übereigne. Vor Braunschweig brüllt der Löwe, so dass Heinrich erwacht. Zornig setzt der Teufel die beiden nieder. Auf der Burg angekommen, bittet Heinrich uner­ kannt um einen Becher Wein. Er wirft seine Hälfte des Rings in den Becher, den er der Braut gibt. Die Herzogin erkennt ihren Gemahl. Im ganzen Land herrscht Freude. Seitdem wird der Herzog Heinrich der Löwe genannt. Seinem Löwen baut er eine Löwenburg. Als der Herzog stirbt, bleibt der Löwe so lange auf dem Grab sitzen, bis auch sein Leben endet. Vgl. KG 4732 = Ml. und 5481 = Sg. Lit.: Behr 1995, 28–31.123–139; Metzner 2005.

3877 16. 9. 1552. Die Künigin peschlieff ein merwunder (Römer, Gesangweise). Theode­ linde, die Frau des Langobardenkönigs Agilulf, wird, als sie am Ufer spazieren geht, von einem Meerungeheuer vergewaltigt. Die Ankunft eines Ritters vertreibt das Unge­ heuer. Die Königin erzählt niemandem von dem Vorfall. Sie gebiert einen Sohn, der recht gräulich aussieht. Als der zwölfjährige bösartige Sohn König Agilulf töten will, können ihn der König, ein anderer Bruder und die Königin überwinden und töten.

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Agilulf verzeiht ihr den Ehebruch und lauert zusammen mit seinem Sohn dem Meer­ ungeheuer auf, während die Königin sich am Ufer des Meeres zeigt. Als das Untier aus dem Meer springt, töten sie es. So wird die Schande der Königin gerächt. Vgl. KG 5482 = Sg. Q.: Das Meerwunder. Lit.: Haug 1985; Rettelbach 2019, 260.

3878 19.  9. 1552. Der güelden lewchter Aligoria (Herwart, Bloßer Ton). Der Prophet Sacharja sieht einen Leuchter und Ölbäume. Der Engel Gottes erklärt ihm die Vision: Sie bedeute das Wort Gottes, das allein durch Gottes Geist geschehen werde [Str. 1]. Auslegung: Der Leuchter bedeutet alle Prediger, die vor der christlichen Gemeinde beispielhaft leben sollen. Das Bekenntnis zum Evangelium wird mit den sieben Lampen verglichen, deren jede einer Gabe des Heiligen Geistes entspricht. Die „Trauben“, aus denen Öl gewonnen wird, gleichen Gottes gnädigem Beistand. Der Geist allein vermag uns dazu anzuleiten, christlich zu leben, bis Gott uns in seinem Reich wohnen lässt [Str. 2 und 3]. Q.: Sach 4,1–6. 3879 19. 9. 1552. Die drey Hencker (Folz, Blutton; G./D. 5, Nr. 814a). In Regensburg fehlt ein Henker. Es melden sich gleich drei Anwärter. Drei Übeltäter werden zum Tode verur­ teilt, jeder der Anwärter soll sein Können zeigen. Wer die Strafe am besten vollzieht, bekommt das Amt. Der erste wirft aus größter Entfernung das Richtschwert so genau, dass sofort der Kopf des Delinquenten herabfällt [Str. 1]. Der zweite Henker bindet um den Hals des Verurteilten einen Seidenfaden und teilt diesen beim Abschlagen des Kopfes der Länge nach in zwei Teile [Str. 2]. Der dritte köpft sein Opfer, während es aufrecht steht, so dass es gar nichts merkt und der Kopf sitzenbleibt. Erst als er zum Richter tritt und sich verneigt, fällt der Kopf herab. Dieser Henker bekommt das Amt [Str. 3]. Q.: Buch der kleinen Wahrheit [Quellenfiktion]. 3880 19. 9. 1552. Dreyerley straff zw Franckfurt (Fleischer, Löwenweise; G./D. 5, Nr. 815). Der Rat von Frankfurt am Main setzt folgende Bestrafung für Betrug fest: Backt ein Bäcker zu kleines Brot, so wird er über eine stinkende Dreckgrube gehängt und erhält ein Messer. Befreit er sich damit, dann fällt er zum Spott der Umstehenden in den Dreck. Würde diese Verordnung auch hier gelten, kein Bäcker bliebe „ungetauft“ [Str. 1]. Vermischt ein Wirt Wein mit Wasser, wird er acht Tage bei Wasser und Brot eingesperrt. Im Wiederholungsfall muss der Betrüger im Gefängnis acht Tage lang Ochsengalle trinken. Wasser und Galle müsste hier mancher Wirt sein Leben lang trinken [Str. 2]. Einem Krämer, der seine Ware betrügerisch an den Mann bringt, wird ein Glied von seinem Finger abgeschlagen. Bei fortwährendem Betrug wird die Strafe wiederholt. Würde man diese Strafe in ganz Deutschland praktizieren, mancher Krämer hätte „stumpfe“ Finger [Str. 3]. Vgl. KG 5742 = Sg. 3881 20. 9. 1552. Die zwen Engel mit dem weib (Marner, Hofton). Der Jude Abdias fragt Mohammed, weshalb er den Weingenuss verbiete. Mohammed erzählt: Gott schickte die Engel Herot und Marot auf die Erde. Sie sollten Richter sein. Es war ihnen verboten, falsch zu urteilen, zu schlagen und Wein zu trinken. Eines Tages sind die beiden Richter bei einer schönen Frau zu Gast. Dort trinken sie so viel Wein, dass sie sich ver­ gessen und ihre Liebe zu der Frau bekunden. Sie will ihnen alles gewähren, doch



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unter der Voraussetzung, das Wort gesagt zu bekommen, das die Engel sprechen, um in den Himmel aufzufahren. „Nach dem Werk“ gelangt die Frau in den Himmel. Ihrer Schönheit wegen wird sie am Firmament zum Morgenstern und selbst Gott genannt. Darüber wird Gott erzürnt, er lässt die beiden Engel aufhängen, der Kopf hängt ins Wasser Behil, einen tiefen Sumpf. Deswegen sei es verboten, Wein zu trinken. Durch solche Lügen hat Mohammed viele Völker im Orient verblendet. Q.: Dionysius , Alchoran, G iiijv-H jr. Vgl. KG 5681 = Sg. 20. 9. 1552. Warumb machomet die Sew verpewt (Marner, Kreuzton). Mohammed erzählt einem Juden, warum der Genuss des Schweinefleisches verboten ist: Die Jünger hätten Jesus gefragt, wie es auf der Arche Noah zugegangen sei. Jesus nahm Erde (Kot), ballte sie zusammen, warf sie auf den Boden und rief: „Steh auf, in Gottes Namen!“ Da erstand Japhet und berichtete über die Arche Noah. Da die Arche durch menschlichen Kot zu schwer geworden sei, hätten die Menschen in ihrer Not zu Gott gerufen. Der habe befohlen, Elefantenkot mit menschlichem zu vermischen. Da sei aus dem Kot das Schwein erstanden, das sich im Dreck wälzt. Sogleich sei aus dem Schwein auch eine Maus entsprungen, die das Schiff durch ihr Nagen in Gefahr gebracht habe. Da habe Noah einem Löwen einen Schlag auf die Stirn versetzt, so dass dem Löwen eine Katze entfahren sei. Die habe die Maus gefressen. Weil das Schwein ein unreines Tier ist, sollen es die Menschen nicht essen. Schluss: Mit solchen Lügen hat Mohammed im Orient viele Völker verblendet. Q.: Dionysius , Alchoran, G iiijr-G iiijv. Vgl. KG 5681 = Sg. 22.  9. 1552. Kaiser Philippi leben und dot (Sighart, Pflugton). Der Feldherr Julius Philippus ermordet den römischen Kaiser Gordianus und lässt sich nach glücklichem Kampf gegen Persien vom Heer zum neuen Kaiser ausrufen. Zugleich ist es 1000 Jahre her, dass Rom gegründet wurde. In Rom erhält Philippus einen Triumph. Dabei bricht Feuer aus. Er und sein mitregierender Sohn werden zur Strafe für Treulosigkeit ermor­ det.  9. 1552. Art und lob eines schönen, höfflichen, wolgezirten frawen-bildes (K./G. 20,522). 42 Vs. Eine Frau mag noch so schön und zusätzlich herausgeputzt sein, es ist alles vergänglich, weil äußere Umstände alles ändern können und das Alter die Schönheit endgültig wegnimmt.   9. 1552. Art und lob einer tugenthafften, erbarn, frommen frawen (K./G. 20,524). 42 Vs. Die Schönheit der Tugend dagegen ist unvergänglich in allen Widrigkeiten des Lebens, ja sogar über den Tod hinaus. 28. 9. 1552. Weisagung wider pharao vnd Egipten (Schwartzenbach, Mohrenweise). Prophezeiung von Ägyptens Untergang. Schluss: Dies soll der Obrigkeit eine Warnung sein; wird sie zu hochmütig, so trifft sie Gottes Rache. Q.: Ez 29,2–12. 28. 9. 1552. Die zwen römischen vereter (Zorn, Greferei). Während der Ostgotenkönig Witigis Rom belagert, kann er zwei römische Verräter gewinnen, die bereit sind, den Torwachen Gift einzugeben. Doch der Anschlag wird entdeckt. Der byzantinische Hauptmann Belisar lässt den Verrätern Nase und Ohren abschneiden und schickt sie, auf einen Esel gebunden, ins feindliche Heer. Die Goten fliehen daraufhin vor den

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Römern, werden jedoch eingeholt und auf einer Brücke, wo wenig Möglichkeit zur Gegenwehr besteht, vernichtend geschlagen. Schluss: Vor Verräterei soll man sich hüten. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 3,40 (Eppendorf). 3.  10. 1552. Dreyerley zwkunft Cristi (Folz, Schankweise). Auf drei Arten kommt Christus in die Welt: 1. durch die Menschwerdung, seine Predigt der Buße, die Offen­ barung seiner Allmacht, durch Krankenheilung und Totenerweckung, seine Passion, Auferstehung und Himmelfahrt [Str. 1]. 2. durch seine Ankunft durch den Heiligen Geist in unserer Zeit. Wer Christus glaubt, bei dem wird er Wohnung nehmen. Christus regiert durch seinen Geist und steht uns in Anfechtung bei. Der Geist tröstet und stärkt uns durch die heiligen Sakramente und bewahrt uns vor Unglauben [Str. 2]. 3. Die dritte Ankunft Christi wird am Ende der Welt sein. Dann kommt der Menschensohn, und vor ihm erscheinen beim Jüngsten Tag alle Völker. Christus, der Richtige, wird die Gottlosen zu ewigen Feuerqualen verdammen, die Auserwählten wird er in des Vaters Reich einladen [Str. 3]. Q.: Lk 1,26–38; Joh 14,23; Mt 25,31  f.34.41. 5. 10. 1552. Elissa salczt das wasser (Betz, Verschränkter Ton). Nach der Himmelfahrt des Elia kommt Elisa nach Jericho und reinigt durch Salz bisher ungenießbares Wasser [Str. 1]. Auslegung: Elisa ist eine Präfiguration Christi, der dem Volk das reine Wasser des Evangeliums gibt. Durstige Seelen werden getränkt. Das Gesetz brachte keine voll­ kommene Frucht; erst musste Gottes Wort mit dem Kreuz „gesalzt“ werden. So bringt die Gemeinde Gottes viel Frucht. Christlicher Glaube wird durch Marter gemehrt. Jetzt aber erhebt sich mancherorts Falschheit und Dünkel. Jeder sucht nur seinen eigenen Vorteil. Deshalb ist es nötig, dass das Salz die christliche Gemeinde stärkt. Gott möge uns seinen Segen verleihen [Str. 2 und 3]. Q.: 2Kön 2,19–22. Vgl. KG 5486 = Sg. 6. 10. 1552. Ein auszug aus dem 3 Cap: Johannis (Sachs, Bewährter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 1859 = Ml., hier 3,16–21. Vgl. 4909 = Ml. Auslegung: 1. Gott hat uns seinen Sohn wiederum durch das Evangelium geistlich gegeben. Wie zur Zeit der Apostel hat er für uns im hoch deutschen Land das Wort hell und klar leuchten lassen. 2. Die Welt liebt die Finsternis mehr als das Licht. Viele bekennen sich nicht zu Gott, obgleich er uns doch durch sein Wort freundlich lockt. Aber wir bleiben dennoch in Sünden. 3. Weil bei uns in Deutschland keine Besserung einsetzt, folgt jetzt das Gericht, so als wollte Gott das ganze Land wüst und leer machen. Wenn wir nicht Buße tun, hört die Strafe nie auf. Wir sollen uns bekehren und Gott um Frieden bitten, damit er die Strafe von uns abwendet [Str. 2 und 3]. 6. 10. 1552. Die drey feind aines iden Cristen (Sachs, Klingender Ton). Drei Feinde haben die Christen: 1. den Satan, der wie ein Löwe umhergeht und uns zu verschlin­ gen sucht. Er will uns in Sünde stürzen und bläst uns falsche Lehren ein; um vom Teufel nicht der Gnade beraubt zu werden, müssen wir den Schild des Glaubens ergreifen [Str. 1]. 2. die schnöde Welt, die uns mit ihrer Pracht verleiten will; den Frommen verfolgt sie mit Neid und Hass. In Geduld soll der Christ Gott die Rache über­ lassen und die Welt überwinden [Str. 2]. 3. Fleisch und Blut, die uns zur Wollust reizen. Wer diesem Feind nachfolgt, verwüstet mit lasterhaftem Treiben seinen edlen Geist. Dagegen müssen wir kämpfen und uns im Zaum halten [Str. 3]. Q.: 1Petr 5,8; Eph 6,16.



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3892 8. 10. 1552. Die opfferung Isaac aligoria (Eislinger, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 232, 1925, 3545, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Schluss: Abraham entspricht Gottvater, der seinen eingeborenen Sohn sendet, damit er am Altar des Kreuzes geopfert werde. Isaak „figuriert“ die Gottheit Christi, die durch das Opfer rein erhalten bleibt. Der Widder wird mit der Menschheit Christi verglichen. Christus jedoch ersteht am dritten Tag und sitzt zur Rechten Gottes. Wer seinem Wort glaubt, der entrinnt dem ewigen Fluch. Bitte um ewiges Leben. 3893 11. 10. 1552. Die menschwerdung Cristi der englisch grus (Sachs, Neuer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Allegorese: Die Verkündigung entspricht der geistlichen Empfängnis des Wortes Gottes im christ­ lichen Herzen. Die Schwangerschaft Marias wird dem Leben dessen verglichen, der Christus liebt und sein Wort hält. In der Geburt versinnbildlicht sich schließlich das Bekenntnis des Glaubens [Str. 3]. 3894 12. 10. 1552. Die weissen von orient (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Auch uns soll der Herr voranleuchten. 3895 13. 10. 1552. Die vnschuldigen Kindlein (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml. Vgl. 347, 1557, 2167, 2543, 2864, 3481, 4491, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Weitere Q.: Hos 11,1; Jer 31,15. 3896 13. 10. 1552. Die drey dolpischen predig stueck (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 816). Der verrückte Pfarrer von Dotschelbach predigt auf grobianische Art gegen die unzüch­ tige Kleidermode der Bauernburschen und -mägde. Die Burschen stopfen ihre Hosen­ lätze mit Lumpen voll, um die Mädchen zu beeindrucken, obgleich doch der Teufel darin wohnt. Manche wird dadurch betrogen [Str. 1]. Mit vielen Unterröcken täuschen die Mädchen ein großes Gesäß vor. Dabei ist es die Hölle, in der der Teufel aus- und einfährt. Vor solchen Frauen soll man sich hüten [Str. 2]. Schließlich wettert der Pfarrer gegen das unzüchtige Benehmen bei der Kirchweih: Die Burschen drehen die Mägde beim Tanz so sehr, dass die rustig Kerben zu sehen ist. Da soll der Pfleger „hin­ sehen und eingreifen“, um solches Treiben zu verbieten. Alle Leute lachen über die Predigt [Str. 3]. 3897 14. 10. 1552. Der alt pueler mit der gais (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 5, Nr. 817). Ein alter Witwer in Nürnberg lässt nachts durch einen Knecht sein meczlein holen, jedoch so, dass seine Tochter nichts merkt. Ein Nachbar weiß von diesen Vorgängen und bringt seine Geiß in des Witwers Haus, nachdem der Knecht es verlassen hat. Zuerst hält der Witwer das lärmende Tier für seine Geliebte und bittet es, die Holzschuhe auszuzie­ hen, als er aber die Hörner ertastet, meint er, den Teufel vor sich zu haben, und schreit „Mordio“. So wird seine Torheit überall bekannt. 3898 15. 10. 1552. Der narr mit dem frosch (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 5, Nr. 818). Der einfältige Narr des bayerischen Edelmanns Hans Frauenberger erhält beim Essen einen lebendigen Frosch, den er für sein Krautfleisch hält. Der Frosch, der mehrmals

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entkommt, wird eingefangen und endlich von dem Narren tranchiert. Der Edelmann, der seinen Spaß hat, verhindert zuletzt, dass der Narr den Frosch isst. 18. 10. 1552. Die opfrung in tempel (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3199, 3669, 4228, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com. Weitere Q.: 2Mose 13,2. 19. 10. 1552. Schröcklich prophezey wider die stat Thiro (Folz, Schrankweise). Pro­ phezeiung des Strafgerichtes Gottes über Tyrus. Nebukadnezar wird mit seiner Macht über Tyrus hereinbrechen. Schluss: Die Christenheit soll daraus Trost gewinnen. Gott wird das Unrecht am Tyrannen rächen. Q.: Ez 26. 19. 10. 1552. Ein weisag wider Ammon (Regenbogen, Leidton). Prophezeiung der Ver­ nichtung der Ammoniter. Schluss: Die auserwählten Christen tröstet dieser Text. Gott schaut auf sein Volk. Selbst wenn die Feinde heute frohlocken: Gott wird sie schlagen. Deswegen sollen wir täglich unser Kreuz in Geduld tragen. Q.: Ez 25,2–7.11. 20. 10. 1552. Ein prophezey wider die Caldeer (Singer, Langer Ton). Prophetische Drohrede gegen die Chaldäer. Schluss: Wenn Gott sein Volk der Sünden wegen, etwa durch einen Tyrannen, straft, so wird doch auch der Tyrann gestürzt. Gott rächt die Seinen, die auf ihn hoffen. Q.: Jes 47,5–15. 20. 10. 1552. Wider die puntnus der gotlosen (Sighart, Pflugton). Der Herr befiehlt Jesaja, barfuß und nackt durch das Land zu gehen, um den Sieg Assyriens über Ägypten anzuzeigen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn sich ein Volk von Gott abwendet und mit Gottlosen verbündet, so werden beide von Gott gestraft. Gott ist der beste Helfer [Str. 3]. Q.: Jes 20. 21. 10. 1552. Ein dröstlich prophezey des peystant gotes (Frauenlob, Geiler Ton). Gott gießt seinen Geist über sein Volk aus und steht ihm bei. Auslegung: Wir zählen zum Volk Gottes, obwohl uns der Satan täglich nachstellt. Das Evangelium, das Gna­ denwasser, tröstet uns. Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist, der uns beisteht. Dadurch bleibt die arme Christenheit in der Lehre beständig. Gott sei Preis! Q.: Jes 44. 21. 10. 1552. Der schneider mit der gwonheit (Mügling, Hofton; G./D. 5, Nr. 819). Ein Schneider hat die Gewohnheit, beim Zuschneiden jedes Mal einen Stoffrest in den Korb zu werfen und dabei „Das walt Glück!“ zu sprechen. Fragen ihn die Kunden, ob von ihrem Stoff noch etwas übriggeblieben ist, so pflegt der Schneider zu sagen, es sei so viel, wie sein Auge gerade noch fassen könne, wobei er mit dem Auge seinen Korb meint. Als der Schneider sich einmal selbst einen Rock anfertigen will, wirft er wieder, seiner Gewohnheit gemäß, einen Rest hinter sich. Sein Knecht weist ihn auf das Ver­ sehen hin. Sogleich nimmt er den Stoffrest wieder aus dem Korb, denn dessen Farbe tauge nicht für das „Auge“. Schluss: Wenn man etwas gewohnt ist, gleichgültig, ob es Schaden oder Nutzen bringt, dann geht man, einem blinden Pferd gleich, nach seiner „Gewohnheit Schnur“. Ein Sprichwort sagt, Gewohnheit werde zur zweiten Natur. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,43. 21. 10. 1552. Die drey kuenen weiber (Vogel, Schwarzer Ton). Drei kühne Frauen: 1.  Camilla lebt mit ihrem vertriebenen Vater Metabus im Wald. Sie wird von einer Hündin gesäugt. Später jagt sie wie ein Mann das Wild. Als sie Turnus im Kampf gegen



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Äneas unterstützt, stirbt sie auf dem Schlachtfeld [Str. 1]. 2. Penthesilea, alle weibliche Zucht verachtend, hilft Hektor im Kampf um Troja. An der Spitze des Heeres reitet sie den Feinden entgegen und stirbt in „ritterlicher Ehre“ [Str. 2]. 3. Zenobia ist in ihrer Jugend eine leidenschaftliche Jägerin. Als ihr Gemahl Adanatus von Sapor geraubt wird, befreit sie ihn auf mutige Weise. Kaiser Aurelian besiegt Zenobia und führt sie im Triumphzug nach Rom [Str. 3]. Alternative 3. Str.: „Die dritte kühne Frau“ ist die Anna (Wortspiel mit Diana). Herkules gerät über sie in Zorn, weil seine goldenen Äpfel verdorben sind. Er will in ihrem Tempel rumoren, aber sie lässt ihn nicht verunehren. Sie entflieht in die Küche, und dort beginnt des „Bettlers Tanz“. Mit einer Ofengabel verjagt die Anna schließlich Herkules, der sich vor den Stichen hütet, die ja bekannt­ lich gleich zwei Löcher machen. Wer lacht nicht über einen solchen Kampf [Str. 3a]! Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 39 (vgl. KG 1179 = Ml.), 32, 100 (vgl. KG 1465 = Ml.) (37, 30, 95 Steinhöwel). 22. 10. 1552. Saphes die künstlich poetin (Hilprant, Drachenweise). Sappho aus Myti­ lene lebt zur Zeit des Propheten Daniel, vierhundert Jahre vor Christi Geburt. Sie zeichnet sich durch hervorragende Kenntnisse in Philosophie, Musik, „Poeterey“ und Astronomie aus. Ihr zu Ehren wird eine marmorne Säule errichtet. Doch wird sie sehr von Liebe zu einem schönen jungen Mann gequält. In vielen ihrer Gedichte „nach Meistergesangs Art“ klagt sie darüber. So ist ihr Lob durch diese Liebe nicht makellos. Schluss: Manchen kunstreichen und gelehrten Mann macht die Liebe zum Narren. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 47 (45 Steinhöwel). Vgl. KG 1464 (verl.) = Ml. 24. 10. 1552. Ein prophezey der zwkunft Cristj (Duller, gekrönter Ton). Der Herr möge sich seinem Volk gnädig erzeigen. Glaube, Weisheit und Heil werden einst herrschen [Str. 1]. Auslegung: Lange Zeit musste man auf die Ankunft des Herrn warten; durch die List des Satans war die Menschheit unter dem Fluch gefangen, bis Christus schließ­ lich Mensch wurde [Str. 2]. Durch seinen Geist herrscht er im Glauben. Er ist die Weis­ heit, das Heil und der Schutz. Durch unser Kreuz bewahrt er uns in der Gottesfurcht. Hier sollen wir als Gotteskinder Nächstenliebe üben, dann wird Gott uns den Schatz des himmlischen Erbteils geben [Str. 3]. Q.: Jes 33,2.5  f. 25.  10. 1552. Das Hauptstück des gesez (Friedel, Gedrehte Friedweise). Israel soll Gott, seinen einzigen Herrn, allzeit lieben. Anderen Göttern soll es nicht nachlaufen. Eingedenk der Heilstaten Gottes und seiner Verheißungen soll Israel Gottes Gebote befolgen. Q.: 5Mose 6,4–25. 26. 10. 1552. Graf Hainrich von Schwerin fecht Künig Baldemarum aus Denmarch (Endres, Hornweise). Im Jahr 1223 wird Heinrich, dem Grafen von Schwerin, durch König Waldemar II. von Dänemark ein Vertrag aufgezwungen, den er nicht zu halten vermag. Auf listige Weise lässt er den Dänenkönig entführen und hält ihn auf Schloss Tannenberg gefangen. Er fordert 45 000 Mark Lösegeld. Schluss: Ein Fürst soll wissen, dass die Feinde unberechenbar sind. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 7,18 (Eppen­ dorf).

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3911 30. 10. 1552. Das alt weib mit dem zan (Frauenlob, Grundweise; G./D. 5, Nr. 820). Ein junger Geselle beichtet einem Mönch, er habe mit einer Nonne geschlafen. Der Mönch legt ihm als Buße auf, so oft mit einer Achtzigjährigen zu schlafen, wie diese Zähne hat. Lange sucht der junge Mann, bis er eine alte Frau findet, die nur einen Zahn hat. Nach Erfüllung der Buße eilt ihm die Frau nach und beteuert, sie habe noch einen Stummel im Mund, den ihr einmal ein Zahnbrecher abbrach. Der Geselle aber ist eher bereit, auf den Stummel zu „hofieren“. 3912 1552. Poetisch spruch: Es ist kein dewfel mer in der hell. Sg. [verl.] 3913 2. 11. 1552. Tragedia, mit 15 personen zu agirn, der wütrich könig Herodes, wie der sein drey sön und sein gmahel umbbracht, unnd hat 5 actus (K./G. 11,132). 856 Vs. Q.: Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 15,7.10  f. und Der Jüdische Krieg 1,22–33 (Hedio). Vgl. KG 1270, 2880 = Mll. Inhalt: wie KG 1270 + 2880. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Herodes–Fürsten Josippus und Seemus: Weil Herodes nach Rom zu Augustus muss, vertraut er Josippus Reich und Frau an, Seemus gibt er einen brieflichen Auftrag. 3. Dialog Josippus–Seemus: Josippus soll Marianne töten. 4. Dreigespräch Marianne–Josippus–Seemus: Marianne fühlt sich zu sehr bewacht. Sie soll getötet werden, falls Herodes nicht zurückkommt. 5. Dialog Josippus–Sohemeus: Seemus hätte das ihr nicht sagen dürfen. 6. Monolog Salome: will Marianne bei ihrem Bruder Herodes verleumden: sie habe eine Liebschaft mit Antonius und Josippus, habe Herodes durch den Mundschenk vergiften wollen. II. 1. Szene Herodes–Ehrnholdt–Josippus: Alles in Ordnung mit Rom, Ehrnholdt soll Marianne holen; Josippus meldet, dass in Juda alles in Ordnung ist. 2. Dialog Ma­­ rianne–Herodes: gegenseitige Vorwürfe, Seemus wird abgeführt, weil er angeblich ein Verhältnis mit Marianne hat. 3. Szene Salome–Mundschenk–Herodes–Marianne– Josippus: Verleumdung Mariannes; Josippus, der für sie eintritt, angeblich entlarvt; Marianne abgeführt. 4. Trabantendialog Thiro–Ewclides: Kritik an Herodes. 5. Szene Herodes–Ehrnholdt–Josippus: Herodes will mit Marianne essen, bereut Hinrichtung. III. 1. Szene Söhne Alexander und Aristobulus–Thiro–Ewclides: Die Söhne lassen sich alles berichten, wollen sich rächen. 2. Dialog Salome–Bruder Pheroas: wollen den Söhnen entlocken, was los ist. 3.  Szene Alexander–Aristobulus–Salome–Pheroas: Söhne wollen nur wissen, was los war. 4. Dialog Salome–Pheroas: wollen Söhne bei Herodes verleumden. 5. Dialog Herodes–Pheroas; Salome stumm: Pheroas verleum­ det Söhne, Herodes will sie in Rom absetzen lassen und seinem Sohn Antipater alles geben. IV.  1. Monolog Antipater: will Halbbrüder verleumden. 2. Dialog Ewclides–Antipa­ ter: Brüder bedrohen Antipater. 3. Monolog Antipater: nochmals gegen Halbbrüder. 4.  Dialog Antipater–Herodes: verleumdet Halbbrüder. 5. Dreigespräch Alexander– Aristobulus–Thiro: wollen nach Rom. Thiro will für sie bei Herodes sprechen. 6. Aris­ tobulus zu Alexander: müssen vorsichtig sein. 7. Szene Antipater–Pheroas–Salome: Alexander/Aristobulus schon im Kerker. 8. Szene Herodes–Josippus–Alexander–Aris­



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tobulus: Herodes klagt Söhne an, die bitten um Gnade, aber sie und Thiro werden zur Hinrichtung geführt. V. 1. Monolog Antipater: will mit Pheroas Herodes töten. 2. Dialog Antipater–Pheroas: Pheroas soll Herodes vergiften. 3. Monolog Herodes: Reue wegen der Söhne. 4. Dialog Salome–Herodes: sie warnt Herodes vor Antipater. 5. Dialog Herodes–Antipater vor Hofgesinde: Antipater ins Gefängnis. 6. Szene Herodes–Leibarzt: Herodes innerlich zerfressen. 7. Szene Herodes–Salome–Josippus: Herodes wird am Selbstmord gehin­ dert. 8. Szene Vorige–Kerkermeister: Antipater wollte ihn bestechen; er soll ihn töten. 9. Salome zu Josias: Herodes ist tot, wollen Testament öffnen. 10. Epilog Ehrnholdt: (1) Herrscher soll nicht auf Verleumder hören und nicht zu schnell handeln. (2) Wer anderen eine Grube gräbt … (3) Frau soll nicht Eifersucht des Mannes erregen.

Lit.: Blamires 1995, 127–129; Niefanger 2005, 100–104 (100: „[…] als erstes deutschsprachiges Drama einen Stoff bearbeitet, der später sehr populär wird.“); Fromholzer 2013, 71–85; Sasse 2015b, 318–322.

3914 7. 11. 1552. Der petler schlecht sein mantel (Lesch, Feuerweise; G./D. 5, Nr. 821). An einem heißen Sommertag legt der Dichter sich unter einer Buche ins Gras. Er sieht einen Bettler kommen. Der setzt sich und laust seine Kleider. Plötzlich nimmt er seine Krücke und prügelt seinen Mantel, wobei er sich unbeobachtet glaubt. Der Mantel soll ihm sagen, wie viele Gulden er „vermag“. „Dreißig“, antwortet er sich selbst. Nach weiteren Schlägen bekennt er, vierzig seien eingenäht. Danach macht der Bettler sich auf den Weg und begegnet dem Dichter, den er um Almosen anfleht. Doch dieser erklärt sich nur bereit, des Bettlers Mantel gegen seinen eigenen einzutauschen. Der Bettler weigert sich, wird aber schließlich gezwungen. Er ärgert sich über diesen Tausch. Tatsächlich findet der Dichter im Mantel die Gulden, die er jedoch wieder ver­ spielt. Vgl. KG 5658 = Sg. Lit.: Schenda 1979, 249.

3915 8. 11. 1552. Got geit die künigreich wem er will (Örtel, Leidton). Jeremia warnt vor falschen Propheten, die es ablehnen, sich unter das Joch Babels zu beugen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott erweckt oft ein Königreich und macht es stark, während ein anderes zugrunde geht. Alles steht in Gottes Hand [Str. 3]. Q.: Jer 27,1–11. 3916 8. 11. 1552. Wider die Hilff der gotlosen pund gnosen (Duller, Gekrönter Ton). Pro­ phezeiung der Strafe Gottes für das Bündnis Israels mit Ägypten [Str. 1 und 2]. Ausle­ gung: In Not sollen wir einzig Gott um Hilfe anrufen. Er allein verleiht den Sieg [Str. 3]. Q.: Jes 31. 3917 8. 11. 1552. Die edelfraw mit den hüenern (Hülzing, Hagelweise; G./D. 5, Nr. 822). In Langenau in Schwaben schleicht eine Edelfrau heimlich zum Kaplan, während sich ihr alter Mann der Wildschweinjagd widmet. Eine alte Frau, die nahe beim Pfarrhof wohnt, weiß davon. Die Edelfrau will die Mitwisserin aus dem Weg räumen und bringt ihr deshalb zwölf Hühner: Die Alte soll ihnen das Sprechen beibringen, andernfalls werde sie aus dem Dorf gejagt. In ihrer Not befragt die Alte ihre Gevatterin. Die weiß einen Rat: Als die Adlige eines Abends nach den Sprachfähigkeiten der Hühner fragt, sagt die Alte, sie könnten bereits murmeln. Was denn die Hühner murmelten, will die Edelfrau wissen. Sie würden von ihrer Liebe zum Kaplan murmeln, ist die Antwort. Da

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zieht die Ehebrecherin ein Messer und schneidet den Tieren die Hälse ab. Daher kommt das Sprichwort: Wenn man von einer Sache nicht reden darf, darf man doch davon murmeln. 12.  11. 1552. Der reich mit dem armen altrewsen (Schiller, Maienweise; G./D.  5, Nr. 823). Inh. u. Q. wie KG 3764 = Ml. Vgl. 4332 = Ml. und 4774 = Sg. 12. 11. 1552. Der pfaff mit dem streu pfert (Sachs, Rosenton; G./D. 1, Nr. 135; G./D. 5, Nr. 824). In Salzburg stirbt ein Domherr. Sogleich macht sich ein Pfarrer nach Rom auf, um die Dompfründe zugesprochen zu bekommen. In Oberitalien verkauft ihm ein Wirt für 20 Dukaten ein Pferd. Der Wirt preist das Pferd als besonders kühn und geschwind an, schränkt aber ein, es galoppiere erst, wenn es schwitze. Als der Pfarrer losreitet, bleiben alle seine Bemühungen, das Tier anzutreiben, umsonst. Zuletzt bindet er ein Strohbüschel an den Schwanz und zündet es an. Darauf jagt das Tier wie wild davon, wobei es den Pfarrer abwirft. Er kann es nicht mehr einholen. In Rom angekommen, erfährt er, dass die Pfründe bereits vergeben sei, und daheim stellt er fest, dass seine Haushälterin auf und davon ist. „Ich und mich ritt das Unglück“, ist der Kommentar des Pfarrers. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,83. Vgl. KG 4230 (verl.), 5744 = Sgg. 16. 11. 1552. Der traum Nepucadnecar vom grosen pild (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 515 = Ml., hier 2,1–48. Vgl. 1318 = Ml. und 5074 = Com. Glos (3. Str., Abge­ sang): Das goldene Reich ist Babel, das silberne das der Perser und Meder, das bron­ zene das Reich der Griechen, das eiserne das Reich der Römer. Das letzte ist Christi Reich, das durch seine Menschwerdung offenbart ist. Er regiert es zur Rechten Gottes. Wir werden das ewige Vaterland mit den Engeln besitzen. 17. 11. 1552. Got der Herr schlecht und Hailt (Hopfgart, Langer Ton). Obwohl Gott an seinem Volk viele Wundertaten wirkte, wendet es sich doch dem Götzendienst zu. Schluss: Trotz Gottes Güte sündigen wir. Er straft uns, bis wir Buße tun. Dann wird er unsere Feinde ausrotten. Q.: 5Mose 32,1–4.11–15.20–25.39. 18. 11. 1552. Themistocles wurt tuegentsam (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Der junge Themistokles lebt sehr lasterhaft. Nach dem Sieg bei Marathon errichtet man Miltiades eine Siegessäule. Daraufhin wird Themistokles ruhmbegierig und ganz tugendhaft [Str. 1]. Einem Freund erklärt er, der Ruhm verpflichte ihn zu tugendhaftem Leben [Str. 2]. Kommentar: Wenn schon ein Heide sein böses Leben weltlichen Anse­ hens wegen ändert, wie sehr muss dann erst der Christ bereit sein, ein Leben nach Gottes Lehre zu führen [Str. 3]. Q.: Plutarch, Themistokles 2  f. (Boner). Vgl. KG 5674 = Sg. 18. 11. 1552. Der weis purger Meton (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). Inh. u. Q. wie KG 3022 = Ml. 18. 11. 1552. Der veretter Cillicon (Kettner, Hoher Ton). Alle Bürger Milets verachten Cilicon. Er hat die Stadt an die feindlichen Prienenser verraten, kann aber dafür nicht bestraft werden, weil er durch einen Vertrag geschützt ist. Als Cilicon zur Fleischbank kommt, wird er von dem Metzger Theagenes erschlagen. Schluss: Wollte Gott, Thea­ genes würde auch heute alle Verräter töten. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophtheg­ mata 8, S. 655 Nr. 43 P. (Eppendorf, S. dlxxviijf.) < Hesych 2688.



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3925 22.  11. 1552. Die mordisch that zw Antorff (Sachs, Silberweise). Zwei verwandte reiche Bürger von Antwerpen leben lange Zeit in Frieden miteinander. Einmal leiht der eine dem anderen viel Geld. Als er es wieder zurückhaben will, setzt ihn der Ver­ wandte auf einen Stuhl, der so konstruiert ist, dass die Hände plötzlich gefesselt werden. Er ermordet ihn und vergräbt den Leichnam mit Hilfe des Knechts im Keller. Einer der Knechte weigert sich mitzuhelfen und erzählt öffentlich von dem Mord. Man ergreift die Täter und rädert, köpft und pfählt sie. Das geschah 1515. Die Geschichte ist wahr. 3926 23. 11. 1552. Ein prophezey wider abgötereij (Herwart, Braune Herbstweise). Gott straft das Volk, das sich von ihm abwendet. Schluss: Wenn ein Volk nicht Buße tut, wird es ohne Hilfe zugrunde gehen. Gott lässt nicht mit sich scherzen. Q.: Hos 7. 3927 24. 11. 1552. Der vernascht rewter (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 5, Nr.  825). Ein einst reicher, nun aber heruntergekommener Ritter, der nicht einmal mehr ein Pferd besitzt, ist durch allzu verschwenderische Fresslust verarmt. 3928 24. 11. 1552. Der schumacher mit dem lederzancken (Harder, Süßer Ton; G./D. 5, Nr. 826). Ein Schuster in Lübeck, der eine gutgehende Werkstatt hat, wird von seiner jungen Frau gebeten, das Leder nicht mehr mit den Zähnen zu dehnen. Davon würden ihm die Zähne ausfallen, sein Mund rieche sehr stark, und das sei dann beim Küssen gar nicht angenehm. Er willigt ein. Einige Zeit später beschwert sich die Frau darüber, dass es statt des guten Hamburger Bieres nur noch saures Dünnbier zu trinken gebe. Der Schuster erklärt, er verdiene nun weniger, seitdem er das Leder nicht mehr dehne. Nun will ihm die Frau sogar beim Dehnen helfen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,42. Vgl. KG 5831 = Sg. 3929 24. 11. 1552. Der dieb im schieff (Frauenlob, Blühender Ton; G./D. 5, Nr. 827). Vor Gotland gerät ein Schiff in einen Sturm. Die Passagiere werfen schwere Lasten über Bord und flehen auf Drängen des Kapitäns zu Gott. Doch ein Dieb gibt sich fröhlich und singt; sein Schicksal müsse am Galgen enden, er werde nicht ertrinken. Sprich­ wort: Was am Galgen enden soll, das kann nicht ertrinken. Wer einmal stiehlt, der lässt es nie und entgeht kaum dem Galgen. 3930 24. 11. 1552. Der student lies sich hencken (Zwinger, Roter Ton; G./D. 5, Nr. 828). In Leipzig ist es Sitte, dass einer dem Galgen entkommt, wenn eine Hure ihn von dort wegheiratet. Eine solche will einen Bamberger Studenten, Sohn reicher Eltern, durch Heirat vom Galgen erlösen. Der Student lässt sich jedoch lieber hängen, als dass er mit der Hure zusammenleben will, deren „Physiognomie“ seiner Meinung nach auf viele Laster schließen lässt. Lieber eine böse Stunde, als 25  Jahre lang mit dieser Frau geschlagen sein, sagt er. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,67. 3931 24.  11. 1552. Der münich durch den traumb erhangen (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 5, Nr. 829). Ein dünkelhafter Mönch will Abt werden. Im Traum flüstert ihm der Teufel ein, er werde demnächst Bischof. Am Morgen erfährt er, der Bischof, dessen Bistum ihm der Teufel versprach, sei gestorben. Sofort macht er sich auf. Der Teufel fordert ihn im Traum zur Eile auf, damit ihm das Bistum nicht entgehe. Der Mönch stiehlt das Pferd des Wirts; er will es ihm, falls er Bischof geworden ist, doppelt bezah­

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len. Doch bald wird er gefangen und wegen Diebstahls gehängt. Schluss: Wer Träumen vertraut, dem macht der Teufel blauen Dunst vor, bis er ihn völlig umgarnt hat. 24. 11. 1552. Des schmids sun mit seinem traumb (Schiller, Hofton; G./D. 5, Nr. 830). Der Sohn eines Schmieds in Freiburg im Breisgau will nach Basel. Sein Vater gibt ihm ein Pferd mit, das er auf dem Rossmarkt verkaufen soll. Die Kaufverhandlungen ziehen sich erfolglos bis spät abends hin. Als er sich, bereits angetrunken, niederlegt, träumt er, er habe das Pferd verkauft. Am nächsten Tag läuft er nach Freiburg zurück und will dem Vater den Kauferlös zeigen. Als er in die Tasche greift, merkt er seinen Irrtum. Er muss erneut nach Basel, wo das Pferd noch im Stall steht. Schluss: Wer sich auf Träume verlässt, der hat zum Schaden auch noch den Spott. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,32. Vgl. KG 5837 = Sg. 24. 11. 1552. Der schultheis vnd pfarher mit dem Fisch (Liebe von Giengen, Rad­ weise; G./D. 5, Nr. 830a). Der Schultheiß von Lichtenau beichtet, an Ehebruch gedacht zu haben. Der Pfarrer will ihn nicht lossprechen, denn die Absicht sei wie die Tat zu werten; die Absolution sei dem Bischof vorbehalten. Auf den Widerspruch des Schult­ heißen hin schränkt der Pfarrer ein, er habe sich in Rom die Absolutionsvollmacht erkauft, doch müsse der Schultheiß einen Karpfen spendieren. Als der Schultheiß den Karpfen bringt, missversteht er des Pfarrers Bemerkung, er solle den Fisch der Haus­ hälterin bringen. Er nimmt ihn mit nach Hause und lässt ihn sich und seinem ganzen Hausgesinde schmecken. Als sich der Pfarrer beschwert, erinnert ihn der Schultheiß daran, es sei eben der Wille bereits als Tat zu nehmen. Der Pfarrer wird schamrot und droht ihm den Bann an. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,11. Vgl. KG 5839/40 = Sg. 25. 11. 1552. Der adler mit der haczen (Regenbogen, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 831). Eine Elster bittet den König Adler, sie an den Hof zu nehmen. Der Adler lehnt ab, weil sie ausplaudern würde, was dort geschieht [Str. 1 und 2]. Epimythium: Man soll die Zunge im Zaum halten. Einem Geschwätzigen kann man nicht trauen [Str. 3]. Q.: Burkard Waldis, Esopus 2,57. 26. 11. 1552. Die spin mit der schwalben (Nachtigall, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 832). Eine Spinne ist neidisch auf eine Schwalbe, die sich im selben Haus aufhält. Schließ­ lich versperrt sie mit ihrem Netz der Schwalbe sogar den Weg ins Nest. Daraufhin wirft die Schwalbe das Netz mitsamt der Spinne ins Feuer. Die Spinne gesteht ein, dass sie sich aus Neid zu viel zugemutet hat. Schluss: Neid verursacht Leid und Spott. Q.: Burkard Waldis, Esopus 2,35. 26. 11. 1552. Der per mit dem pinkorb (Folz, Feielweise; G./D. 6, Nr. 833). Ein Bär leckt an einem Bienenkorb Honig und wird dabei von einer Biene gestochen. Zornig zerstört der Bär den Bienenkorb, worauf ihm die Bienen Nase, Augen und Mund zerstechen. Der Bär gesteht, dass es ein Fehler war, sich für den ersten Bienenstich gerächt zu haben [Str. 1 und 2]. Epimythium: Wer einen kleinen Schaden nicht auf sich nehmen will, der muss größeres Leid ertragen. Sprichwort: Wer übersehen kann, „hängt eiserne Türen an“, d.  h. schützt sich mit eisernen Türen [Str. 3]. Q.: Burkard Waldis, Esopus 2,69.



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3937 26. 11. 1552. Der lanczknecht mit seiner prawt (Folz, Teilton; G./D. 6, Nr. 834). Ein Landsknecht aus Speyer, der reich an gestohlenen Gütern aus der Schlacht bei Pavia zurückgekommen ist, nimmt sich eine Frau. In der Hochzeitsnacht klagt die Braut, sie sei keine Jungfrau mehr. Dem Landsknecht macht das nichts aus: Er habe jetzt dafür zu zahlen, dass er auch alles nahm, was er bekam, und sich vieles, ohne lang zu fragen, auslieh. Ein Landsknecht muss sich mit Gebrauchtem zufriedengeben. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,16. 3938 28. 11. 1552. Der last wider egipten lant (Vogel, Engelweise). Prophezeiung gegen Ägypten. Schluss: Will Gott ein Volk der Sünden wegen strafen, so bewirkt er, dass es sich in Uneinigkeit selbst vernichtet. Er nimmt ihm die Weisheit und gibt ihm einen kindischen, närrischen Verstand. Durch ein kleines Heer kann so eine große Schar besiegt werden. Q.: Jes 19,1–6.11–17. 3939 2. 12. 1552. Der trach mit dem pawren (Frauenlob, Würgendrüssel; G./D. 6, Nr. 835). Ein Drache verspricht einem Bauern viel Gold, falls er ihn aus einer Höhle befreie. Als der Bauer ihn befreit, will er ihn fressen. Da der Bauer Einwände macht, erinnert ihn der Drache, das sei eben der Welt Lohn. Ein Pferd soll den Streit schlichten. Es soll sagen, was der Lohn der Welt sei. Es berichtet, dass es, nach seinem mühevollen Leben schwach geworden, keinen Lohn erhalte, sondern zum Schinder geschickt wird. Vom gleichen Schicksal erzählt ein Hund, der den Streit ebenfalls beilegen soll. Der Drache will endgültig den Bauern fressen, als ein Fuchs zum Richter bestellt wird. Ihm verspricht der Bauer alle seine Hühner. Listig rät der Fuchs dem Drachen, bis zur Klärung der Sachlage in die Höhle zurückzugehen. Dort sperrt man ihn sogleich wieder ein. Aber auch der Fuchs kommt nicht zu seinem versprochenen Lohn: Er wird erschlagen, als er die Hühner holen will. Der Fuchs gesteht seine Dummheit ein, guten Worten geglaubt zu haben. Immer wieder gibt es den Judaskuss. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,99. 3940 2. 12. 1552. Ein faßnachtspiel mit vier personen: Der parteckensack (K./G. 17,3; G. 4, Nr. 40). 395 Vs. Vgl. KG 1716 = Ml. Inhalt: wie KG 1716. Szenenübersicht: 1. Dialog Rosimunda–Magd Anna: Rosimunda klagt über Tod ihres Mannes, Anna weist auf Witwen mit Kindern hin, die es schlechter haben. Aber Rosi­ munda will wieder einen Mann. Anna verrät Rosimunda, dass mehrere diese begehr­ ten, und davon gefällt ihr Engelhart, den Anna bringen soll. 2. Monolog Rosimunda: in Erwartung Engelharts. 3. Monolog Engelhart: liebt Rosimunda, darf sie aber, weil drei Jahre dem Herrn verschrieben, nicht heiraten. Würde gern mit ihr für Geld einfach so schlafen. 4. Dialog Engelhart–Anna: Sie sagt Engelhart, Rosimunda wolle ihn, er gibt ihr einen Taler. Er soll sie in St. Niclas treffen. 5. Monolog Engelhart: Freude. 6. Monolog Anna: erhofft sich mehr Geld von Engelhart. 7. Dialog Rosimunda–Anna: Rosimunda zurück vom Treffen, Engelhart hat ihr 20 Dukaten für eine Nacht verspro­ chen. Anna rät ihr zu; es soll gleich in dieser Nacht geschehen. 8. Monolog Rosimunda: hofft, dass es keine Schande bringt. 9. Monolog Engelhart: klagt, weil der Herr ihn vom Rendezvous abhält und er morgen mit ihm verreisen muss. 10. Monolog Anna:

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will auf Engelhart warten. 11. Monolog fahrender Schüler Conrad: hat Almosen, Geld und Essen erworben; redet von seiner Lebensweise. 12. Monolog Anna: ruft fälschlich Conrad zur Tür. 13. Scheinmonolog Conrad: merkt, dass er verwechselt wird. 14. Anna zu Conrad: führt ihn hinein. 15. Monolog Anna: erwartet, dass alles gut läuft, geht schlafen. 16. Dialog Anna–Conrad: führt ihn hinunter, dabei fällt ihm sein Almo­ sensack herab. 17. Monolog Anna: sucht den Almosensack, geht ihn verstecken. 18. Monolog Anna: fand Conrads Schreibzeug, ist verwirrt. 19. Dialog Rosimunda–Anna: es klärt sich, dass es ein pachant war. Rosimunda hatte eine schlechte Nacht mit ihm, u.  a. weil er furzte. Gab ihm aber einen Ring. Anna soll das Schreibzeug in die Pegnitz werfen, damit niemand etwas erfährt. Lit.: Freund 2018, 221–237.257  f.

3941 3. 12. 1552. Der jung munich mit der kewschheit (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 836). Das Verlangen nach Sex quält einen jungen Mönch so sehr, dass er krank wird. Seine Verwandten lassen ihn nach Hause bringen. Der Arzt erkennt die Ursache der Krankheit und rät, dem Mönch eine Frau zuzuführen. Der Mönch verbringt die ganze Nacht mit ihr, bis zum Tagesanbruch „singt er die Laudes“. Am Morgen weint er, jedoch nicht der Sünde wegen, sondern weil er sich bisher solcher Freuden ent­ halten hat. Seine Verwandten lachen und geben ihm eine Ehefrau. Sie haben erkannt, dass sich die Natur nicht zwingen lässt. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,19. 3942 3.  12. 1552. Der munich mit dem satel (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D.  6, Nr.  837). Der Mönch Niclas kann den sexuellen Anfechtungen nicht mehr standhalten. Er will unter seinem Mantel eine Viehmagd ins Kloster mitnehmen. Die Füße schauen jedoch hervor. Auf die Frage des Abtes, was er trage, antwortet der Mönch, es sei ein Sattel, den er zum Ausritt brauche. Darauf entgegnet der Abt, er solle die Steigbügel hinaufziehen, sonst wollten alle Mönche darauf reiten. Wenn dem Abt das Reiten auf einem solchen Sattel nachts nach dem Bade nicht schade, meint der Mönch, so gelte das auch für ihn. Der Abt kenne ja das Sprichwort: Wenn der Abt die Würfel legt, kann der Konvent spielen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,89. 3943 3.  12. 1552. Das nuenlein mit der gueten nacht (Frauenlob, Zugweise; G./D.  6, Nr. 838). Unter Tränen klagt eine Nonne ihrer Schwester, wie sehr sie unter der klös­ terlichen Disziplin leide. Daraufhin erzählt die Ehefrau von den Plackereien des Haus­ standes, vom bösen Gesinde und dem trunksüchtigen Ehemann; dagegen führe die Nonne ein ruhiges, geordnetes Leben. Aber die Nonne gesteht, 25 Tage ihres jetzigen Lebens würde sie um eine einzige Liebesnacht geben; die Natur verlange nach ihrem Recht. Die Nonne begibt sich in den „Orden der Ehe“, den Gott selbst gestiftet hat. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,40. 3944 6. 12. 1552. Faßnacht-spiel mit 4 personen. Der gestolen pachen (K./G. 14,220; G. 4, Nr. 41). 334 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,6 (Arigo). Vgl. KG 2201 = Ml. Inhalt: wie KG 2201. Szenenübersicht: 1. Monolog Heintz Knol: hat einen Kater, war in der Nacht durstig und hofft, dass die Fastnacht mit all der Wurst bald zu Ende ist. 2. Dialog Knol–Cuntz Drol: Herman Dol, der Geizhals, hat geschlachtet. Sie wollen ihm einen Schinken



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stehlen. 3. Monolog Dol: will Würste von anderen, aber keine weggeben. 4. Monolog Drol–Dol: will Dreschflegel leihen, kriegt aber keine Wurst. 5. Dialog Drol–Knol: hat währenddessen den Schinken gestohlen. Er will Knol mit dem Pfarrer einen Streich spielen. 6. Vorige und Dol: sein Schinken ist weg, hat Angst vor seiner Frau. 7. Vorige und Pfarrer: Pfarrer will Ingwer auf Kuchen legen, jeder soll eine Zehe nehmen, wer eine bittere erwischt, war es. Er will für die Kunst von Dol fünf Batzen. 8. Vorige ohne Dol; Drol stumm: Pfarrer sagt, dass Dols Ingwer aus Hundedreck sein wird. 9. Vorige und Dol: gibt Pfarrer das Geld. Lateinischer Hokuspokus. Dol isst Dreck. Die anderen behaupten, er habe den Schinken selbst gestohlen und der Striegel-Christ gegeben. Wollen es seiner Frau sagen. Er muss noch jedem zwei Gulden geben. 10. Epilog: So geschieht es einem Geizhals recht. Einladung zu Saufen und Schmausen. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 132–134 (132: „ein […] Stück, das wie kaum ein anderes alle gattungsspe­ zifischen Möglichkeiten des Fastnachtspiels entfaltet, in Handlungsführung, Personencharakterisie­ rung und geschlossener Fiktionalität Lustspielqualität erreicht […].“ 133: „Überwiegt bei Boccaccio der Spaß, dem Pantoffelhelden eins auszuwischen, so interessiert Sachs die Bestrafung der Habgier.“); Bernstein 1993, 98–100; Röcke 2004, 437  f.

3945 7. 12. 1552. Die weissen von morgenland (Schrot, Schrotweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Christus wird geistlich durch sein Wort geboren. Gott behütet die Seinen vor Bedrängnis. Weitere Q.: Mich 5,1. 3946 9. 12. 1552. Faßnacht-spiel mit 6 personen: Der pawr inn dem fegfewer (K./G. 14,233; G. 4, Nr. 42). 440 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 3,8 (Arigo): Vgl. KG 477 = Ml. Inhalt: wie KG 477. Szenenübersicht: 1. Dialog Abt–Ulrich. Abt ohne Frau nicht glücklich, Ulrich nennt ihm die Nachteile der Ehe. 2.  Szene Bäuerin–Ulrich–Abt: Sie klagt über Eifersucht ihres Mannes Heintz Düppel; Abt will ihn ins „Fegefeuer“ stecken; sie soll zahlen und den Mann schicken. 3. Dialog Ulrich–Abt: Abt sagt, wie er es machen will. 4. Dialog Abt–Bauer; Ulrich stumm: Ulrich geht Schlaftrunk holen. 5. Dialog Abt–Bauer: Bauer wundert sich, dass seine Frau so froh ist. 6. Dialog Ulrich–Abt: Ulrich kündigt zwei Bauern an. 7. Dialog Abt–Bauer: Bauer trinkt. 8. Szene Abt–Bauer (stumm)–Eberlein Grölzenbrey–Nickel Rubendunst: tragen den „Toten“ in das Grab im Chor der Kirche. 9. Dialog Abt–Ulrich: Bauer soll in den Keller gebracht werden. 10. Monolog Abt: freut sich aufs „Fegefeuer“. 11. Dialog Bauer–Ulrich: „Fegefeuer“–Szene, Ulrich schlägt Bauer mit Ruten, Bauer bereut Eifersucht. 12. Szene Abt–Ulrich–Bauer: kriegt wieder Schlaftrunk, wird ins Grab zurückgetragen. 13. Monolog Abt: Bauer und Bäuerin sind dumm. 14. Dialog Abt–Bauer: Bauer ist auferstanden, soll nicht mehr eifersüchtig sein. 15. Dialog Eberlein Grölzenbrey–Nickel Rubendunst: fliehen vor dem Geist des Bauern. 16. Dreigespräch Bauer–Eberlein Grölzenbrey–Nickel Rubendunst: Bauer sagt, dass er lebt, und wie es im Fegefeuer war. Am Schluss Warnung vor Eifersucht und Aufbruch zu zweiter Hochzeit. Lit.: Rogers 1995, 31–42.

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3947 10. 12. 1552. Ein prophezey der zukunft Cristi (Vogel, Hoher unverkehrter Ton). Inh. u. Q. wie KG 179 = Ml., hier 60,1–4.14.17b-22. Vgl. 507 = Ml. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Durch Christi Geburt erfüllt sich die Prophezeiung. Christus führt sein Volk aus der Finsternis der Sünde heraus, das neue Zion wird bald erbaut, und die Heiden werden den Herrn in der Stadt Zion anbeten [Str. 3]. 3948 12. 12. 1552. Ein Figur der gepurt Cristi (Regenbogen, Grauer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 917 = Ml. Vgl. 4662, 5000 = Mll. und 5252 = Sg. Auslegung: Vor Christi Ankunft war das ganze Menschengeschlecht dem Fluch des Gesetzes unterworfen, es fehlte ihm das Wasser der Gnade. Doch Gott will den Menschen helfen, obgleich sie murren. Er schickt aus der Ewigkeit seinen Erzengel Gabriel zu Maria. Maria gebiert Jesus, den Brunnen der Barmherzigkeit. Das geistliche Israel wird mit dem Wasser des Lebens getränkt. In der Taufe und der Predigt des Wortes ergießt sich dieses Wasser in die ganze Christenheit. Christus ist der wahrhaftige Fels, auf ihn sind wir gegründet. Er tränkt uns mit seinem Geist im Evangelium [Str. 2 und 3]. 3949 14. 12. 1552. Das Palmfest (Betz, Geflochtener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1072 = Ml., hier 21,1–12.14. Vgl. 5200, 5470 = Sgg. [Str. 1 und 2]. Im Einreiten hat Christus sein König­ reich „vorgebildet“, das sanft, nicht tyrannisch ist. Durch seinen Tod hat er uns das ewige Leben erworben [Str. 3]. 3950 16. 12. 1552. Der schuester mit dem schmerleib der herr im haus wolt sein (Frauen­ lob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 839). Im Wirtshaus wettet ein Schuster, er sei Herr im Haus. Der Wirt steckt ihm zur Probe einen „Schmerleib“, ein großes Stück Schmalz, unter das frisch gewaschene weiße Hemd. Zu Hause will der Schuster seiner Frau ein­ reden, er habe das Schmalz gewonnen, doch sie beschimpft ihn heftig, weil er das Hemd so beschmutzt hat. Der Schuster verliert das Wettpfand, acht Maß Wein, und bleibt der Narr im eigenen Haus. 3951 17. 12. 1552. Ein faßnachtspiel mit 5 personen, die listig bulerin genandt (K./G. 17,17; G. 4, Nr. 43). 330 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,6 (Arigo). Vgl. (motivisch) KG 2453 = Ml. Inhalt: Lisabetha (Isabella) empfängt in Abwesenheit ihres Mannes Landolph (-) erst den jungen Leonetta (Leonetto), dann den alten Lamprecht (Lambertuccio). Als Lan­dolph zurückkommt, sieht er Lamprecht mit einem Schwert in der Hand heraus­ laufen. Lisabetha erklärt, dieser habe einen jungen Mann gesucht. Landolph begrüßt Leonetta als Sohn seines Freundes. Szenenübersicht: 1. Dialog Lisabetha–Magd Agneta: Mann (Landolph) ist ausgeritten über Nacht, Leonetta soll kommen. Agneta warnt: Beide seien kürzlich fast erwischt worden. 2. Monolog Lisabetha: sollte eigentlich aufhören, da doch alles in Ordnung ist mit dem Ehemann. 3. Dialog Lisabetha–Leonetta: Leonetta ängstlich, sie beruhigt ihn, will ihm ein Hemd schenken. 4. Monolog Agneta: hat Angst, da Lisabetha auch noch den alten Lamprecht als Liebhaber hat. 5. Dialog Lisabetha–Leonetta: will ihm noch ein fatzilet machen. 6. Agneta kommt dazu, meldet Lamprecht. 7. Monolog Leonetta: will nicht mehr wegen Lamprecht. 8. Dialog Lisabetha–Lamprecht: Er will zu ihr, schenkt ihr eine Kette. 9. Agneta kommt dazu, meldet Ankunft des Mannes. Lisabetha



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sagt ihm, was er tun soll. 10. Szene Lamprecht–Landolph; Lisabetha stumm: Lamp­ recht kommt zornig mit Schwert aus dem Haus, Landolph fragt ihn, bekommt keine Antwort. 11. Dialog Landolph–Lisabetha: Sie sagt, Lamprecht habe einen jungen Mann töten wollen, ihn aber im Haus nicht gefunden. 12. Szene Landolph–Leonetta– Lisabetha: Landolph begrüßt Leonetta freudig, weil er den Vater kennt, Leonetta soll den Abend mit ihnen verbringen. 13. Monolog Lisabetha: dankt dem Glück für die Rettung und weil Leonetta künftig aus- und eingehen kann. 14. Epilog Agneta: mora­ lische Verurteilung der Frauenlist, zumal sie ja doch an den Tag komme. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 116  f. (117: „Sachs motiviert das dramatische Spiel aus dem Charakter der Hauptfigur.“); Buschinger 2000.

3952 19. 12. 1552. Die schlang mit dem al (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 840). Ein Aal beklagt sich bei der Schlange, dass man ihm nachstelle, ihr aber nicht, obwohl sie doch von gleicher Gestalt sei. Die Schlange antwortet, sie sei eben giftig und bringe ihrem Fänger Unglück [Str. 1 und 2]. Epimythium: Ein zänkischer Mensch kann mit der giftigen Schlange verglichen werden, ihn meidet jeder. Freundliche Menschen, mit denen man gerne Umgang pflegt, gleichen dem Aal [Str. 3]. Q.: Burkard Waldis, Esopus 2,48. 3953 Dezember 1552. Schwank. Ewlenspiegel mit der kaczen. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3518 = Ml. [verl.] 3954 24. 12. 1552. [E] Ein comedi mit zwölff personen zu spielen, der ritter Galmi mit der hertzogin auß Britanien, hat sieben actus (K./G.  8,261). 1060 Vs. Q.: Georg Wickram, Ritter Galmy. Vgl. KG 2954 = Ml. Inhalt: wie KG 2954. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt kurz. 2. Monolog Galmi: Es geht ihm schlecht. 3. Schein­ monolog Edelmann Friderich und Dialog Friderich–Galmi: Galmi liebt die Fürstin, Friderich will es ihr sagen. 4. Dialog Fürstin–Galmi; Rosina stumm: Friderich hat es ihr gesagt, Galmi soll ihr Ritter sein. Galmi sagt ihr, wie es begann. Soll aber nur in Ehren lieben. 5. Dialog Friderich–Galmi: ja, Galmi will anständig bleiben. II. 1. Dreigespräch Edelleute Bernhardt, Rupert und Sebaldt: wollen Galmi im Turnier besiegen. 2.  Szene die drei–Fürst; Sebaldt stumm: bitten mit Erfolg um Turnier. 3. Monolog Galmi: sucht Friderich. 4. Dialog Hoffräulein Rosina–Galmi: Fürstin sendet Gebinde für ihren Ritter Galmi. 5. Friderich zu Galmi: auf zum Turnier. 6. Monolog marschalth: Galmi hat dauernd gesiegt. 7.  Szene Fürst–Ehrnholdt–Rosina–Galmi: Galmi auf ganzer Linie Sieger, wird Truchsess der Fürstin. III. 1. Dialog Friderich–Galmi: Friderich warnt vor Neidern. 2. Dreigespräch Rupert– Bernhardt–Sebaldt: neidisch auf Galmi; der liebe die Fürstin. 3. Dialog Galmi–Fride­ rich: Dieser warnt wieder; sie beschließen Rückkehr nach Schottland. 4. Fürstin zu Hofjungfrau: soll Galmi Goldschnur geben. 5. Dialog Galmi–Fürstin: Abschied. IV. 1. Fürst zu Hofgesinde, marschalth: Fürst will zum Heiligen Grab, setzt marschalth als gubernator ein. 2. Monolog marschalth: will Fürstin Liebe antragen. 3. Monolog Rosina: weiß nicht, was marschalth zur Fürstin im Rosengarten sagt. 4. Fürstin–

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Rosina: Empörung über marschalth. 5. Monolog marschalth: Angst vor ihrer Anklage beim Fürsten. 6. Dialog Küchenjunge Wentzel–marschalth: Küchenjunge fragt was vom Küchenmeister. Er kriegt Geld und soll behaupten, dass er dauernd mit der Fürstin schlafe. 7. Monolog marschalth: hofft auf Erfolg der Intrige. 8. Dialog Sebaldt–Bern­ hardt: wundern sich über Wentzels Reichtum. 9. Dreigespräch Bernhardt–Wentzel– Sebaldt: sagt es ihnen. 10. Monolog Fürstin: bittet Gott für Fürst und Galmi. 11. Dialog Friderich–Fürstin: sagt ihr das mit Wentzel, der schon festgenommen wurde, sie klagt. 12. Dialog marschalth–Henker: soll Wentzel bringen. 13. Monolog marschalth: muss Wentzel bei Laune halten. 14. Dialog marschalth–Wentzel: Henker wird Aufhängen nur fingieren. 15. marschalth zu Henker: soll Wentzel hängen. 16. Szene marschalth– Henker–Wentzel–Rupert–Bernhardt: Gericht und Todesurteil. V. 1. Monolog marschalth: will Fürst entgegenreiten und Fürstin verleumden. 2. Dialog Fürstin–Rosina: Rosina in Sorge, Fürstin nicht. 3. Dialog Fürst–Fürstin: lässt sie ins Gefängnis führen. 4. Dialog Friderich–Fürst: Einer soll für Fürstin kämpfen. 5. Dialog Friderich–Sebaldt: Sebaldt meint, der Antrag des marschalths sollte gemeldet werden, Friderich rät ab. Letzter Tag der Frist für Kämpfer. 6. Dialog Rosina–Friderich: Fürstin hat Angst, Galmi kommt nicht. Friderich lässt rüsten und will zur Not selber kämpfen. VI. 1. Monolog Galmi (in Kutte verkleidet): kampfbereit. 2. Gefesselte Fürstin zu Fürst: Er werde bereuen. 3.  Szene Galmi–Fürstin–Henker–marschalth–Fürst–Hofgesinde: alles sehr dramatisch: erst Unschuldsschwur Fürstin gegenüber Galmi in Kutte, Ring zum Pfand, dann Kutte runter, Herausforderung des marschalths, Sieg über ihn, Schuldbekenntnis des marschalths, wird zum Feuer abgeführt. VII. 1. Dreigespräch Fürst–Rupert–Bernhardt: fragt nach dem Mönch, der heim nach Schottland ist. Man soll ihn finden. 2. Fürstin zu Hofjungfrau: Fürst liegt im Sterben. 3.  Dialog Friderich–Sebaldt: Fürst krank. 4. Bernhardt dazu: Fürst tot. 5. Monolog Friderich: Galmi soll kommen. 6.  Szene Fürstin–Rupert–Bernhardt (stumm): sie soll wieder heiraten. 7. Ehrnholdt dazu: meldet Ankunft Galmis, Fürstin verärgert. 8. Monolog Fürstin: mit Galmi quitt. 9. Ehrnholdt bringt Fürstin Brief des Mönchs, den Galmi brachte, sie findet Ring drin. 10. Dialog Galmi–Fürstin: Sie will ihn heiraten. 11. Epilog Ehrnholdt: (1) Galmi: Liebe schafft Unruhe. (2) marschalth: unehrliche Liebe richtet Unheil an. (3) Wentzel: Wer einem eine Grube … (4) Friderich: guter Freund. (5) Bernhardt, Rupert, Sebaldt: Neid. (6) Fürst: nicht zu schnell urteilen. (7) Fürstin: Treue. 3955 30. 12. 1552. Ein spil mit 3 personen: Das gesprech Alexandri Magni mit dem philosopho Diogeni (K./G.  13,580; G.  4, Nr.  44). 322 Vs. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 201 Nr. 26, 206 Nr. 46  f., 225 Nr. 59 P. (Eppendorf, S. cliiij; clviij; clxxviij). Vgl. KG 5136 = Sg. Inhalt: Sittliche Ermahnungen Alexanders durch den Kyniker. Szenenübersicht: 1. Dialog Ehrnholdt–Alexander: Ehrnholdt gibt Lebensabriss, jetzt sind sie im weisen Athen. Alexander will mit Philosophen reden. 2. Szene Ehrnholdt– Alexander–Diogenes: Dieser von Ehrnholdt und sich selbst als Kyniker vorgestellt. Diogenes soll etwas wünschen, lässt Alexander beiseitetreten. Diogenes tadelt Mili­



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tarismus, nennt Glück schwankend, weshalb er genügsam ist, warnt Alexander vor dessen Leuten, ist selbst mächtig über seine Affekte, hat als einzigen Schatz die Weis­ heit, will Kette nicht. 3. Alexander lobt Diogenes gegenüber Ehrnholdt, kehrt aus Angst vor Meuterei ins Lager zurück. 4. Epilog Diogenes: Alexander wird Schaden anrichten. Am Schluss noch ein Prologus des Diogenes, der wohl auch als solcher gedacht war: warnt die Athener vor Alexander.

Lit.: Largier 1997, 37–39; Kühlmann 2010, 65–67 (66: „Sprecher einer wider die Tyrannei gerichteten Bürgergesinnung und eines erasmisch anmutenden Regimentsspiegels […] Glück, Ehre, Macht und Ruhm werden demnach mit Mord und Brand bezahlt, dies ist die Perspektive des leidenden Unter­ tanen.“).

3956 31. 12. 1552. Die weissen in orient (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Auslegung: Christus wird geistlich durch das Evangelium im Menschen­ herzen geboren. Der Satan erschrickt darüber und stellt den Frommen nach. Gott aber erhält die Seinen [Str. 3]. Weitere Q.: Mich 5,1.

1553 3957 1553. Der 7 psalm kung Dauid im thon: Ich rueff zw dir, herr Jesw Crist (K./G. 24,39). 11 Strophen ababcddcd. Inh. u. Q. wie KG 2111 = Ml. Vgl. 5598 = Sg. 3958 1553. Der 35 psalm kung Dauid, auch in dem thon: Ich rueff zw dir, herr Jesw Crist (K./G. 24,43). 15 Strophen ababcddcd. Inh. u. Q. wie KG 2098 = Ml. und 6005 = Sg. 3959 3. 1. 1553. Die Esel feign (Folz, Teilton; G./D. 6, Nr. 840a). Barbarossa nimmt Mailand ein. Seine Gemahlin will die Stadt besichtigen, doch sie wird verkehrt auf den Esel gesetzt und zum Gespött aller durch die Stadt geführt. Als der Kaiser von dieser Schmach hört, zwingt er alle Ratsmitglieder, ein esel feigen [Kot] zu essen. 3960 4.  1. 1553. Ein comedi, mit acht personen zu recitiren: Die Abigayl, und hat V actus (K./G. 15, 70). 500 Vs. Q.: 1Sam 25. Vgl. KG 1266 (verl.) = Ml. Inhalt: Während der reiche Nabal Davids Knechten gegenüber abweisend ist, verhält sich seine kluge Frau Abigayl diplomatisch gegenüber dem König. Er heiratet sie nach Nabals Tod. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. David zu zwei Knechten: sollen in der Wüste anstän­ dig zu den Leuten sein. 3. Trabantendialog Jacob–Simeon: fühlen sich auf der Flucht vor Saul mit 600 Mann nicht wohl; Nabal auf dem Berg Carmel, dessen schöne Frau Abigayl soll, obwohl er unangenehm ist, helfen. 4. Dialog Simeon–David; Jacob stumm: auf Bitten schickt David die zwei mit zehn anderen zu Nabal. 5. Monolog David: kurzes Gebet zu Gott. II. 1. Nabal zu zwei Knechten: Mahl für Schafscherer. 2. Dreigespräch Nabal–Jacob– Simeon: Nabal weist sie barsch ab. 3. Nabal zu Knechten: zum Mahl rüsten. 4. Traban­

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tendialog Dann–Zebulon: Kritik an Nabal. 5. Dialog Abigayl–Dann; Zebulon stumm: Dann sagt, was los ist, Abigayl lässt viel Speise und Trank an David schicken. III. 1. Monolog David: wartet auf die Knechte. 2. Dialog David–Dann[!], Zebulon[!] stumm. Bericht; David will mit 400 Mann gegen Nabal ziehen. 3. Dialog Abigayl– David: sie bittet um Gnade, er gewährt sie. IV. 1. Nabal zu Dann: Nabal betrunken, Dann soll Wein und Abigayl holen. 2. Dialog Nabal–Abigayl: Sie berichtet, bringt dann den schwachen Nabal zu Bett. 3. Trabanten­ dialog Zebulon–Dann: Nabal betrunken und todkrank. V.  1. Dialog David–Simeon; Jacob stumm: David hätte nach Michal gerne wieder eine Frau. Simeon empfiehlt nach Nabals Tod Abigayl; soll mit Jacob um sie werben. 2. Abigayl zu zwei Knechten: hofft auf guten Mann. 3. Dreigespräch Jacob–Abigayl– Simeon: Werbung mit Ring, Abigayl nimmt demütig an. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) David: vernünftiger, nicht dem Affekt erliegender Fürst. (2) Nabal: warnt vor Trunkenheit. (3) Abigayl: Frau soll vernünftig usw. sein. Lit.: Sasse 2020b, 136–159.

3961 13. 1. 1553. Die Hochzeit zw Cana in Galilea (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 454 = Ml. Vgl. 1420 = Ml. und 1593 = Sg. Schluss: Christus hilft zu jeder Zeit. Weil Gott die Ehe im Paradies eingesetzt hat, gibt Christus auch Speise und Trank dazu. Bei frommen Eheleuten ist er täglich zu Tisch geladen und verleiht ihnen Glück und Heil. 3962 14.  1. 1553. Ein faßnachtspiel mit 4 personen und wird genenntet: Der groß eyferer, der sein weib beicht höret (K./G. 17,29; G. 4, Nr. 45). 339 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,5 (Arigo). Vgl. KG 1287 = Ml. und 1288 = Sg. Inhalt: wie KG 1287, aber ohne den Ehebruch mit dem jungen Mann. Szenenübersicht: 1. Dialog Margaretha–Magd Ursula: Margaretha klagt über die große Eifersucht ihres Mannes, der sie nicht aus dem Haus lässt. Ursula rät zu dem jungen Mann nebenan. Margaretha will aber nicht. 2. Monolog Eifersüchtiger: eifer­ süchtig. 3.  Dialog Margaretha–Eifersüchtiger: Sie will beichten gehen, darf aber nur beim Kaplan. 4. Monolog Eifersüchtiger: will den Beichtvater spielen. 5. Dialog Ursula–Margaretha: Ursula hat Eifersüchtigen im Pfaffenrock gesehen, Margaretha will sich entsprechend verhalten. 6. Monolog Eifersüchtiger als Pfaffe: will Marga­ rethas Sünden erfahren. 7. Dialog Margaretha–Eifersüchtiger: Margaretha sagt, jede Nacht sei ein Pfaffe bei ihr im Bett. Eifersüchtiger empört. 8. Monolog Eifersüchtiger: will den Pfaffen mit List erwischen. 9. Dialog Margaretha–Ursula: Bericht, Ursula gibt ihr recht. 10. Dialog Eifersüchtiger–Margaretha; Ursula stumm: Er geht abends aus, sie soll alles verrammeln. 11. Dialog Margaretha–Ursula: Eifersucht auf Höhepunkt; Ursula will ihn belauschen. 12. Monolog Eifersüchtiger im Harnisch: will den Pfaffen erwischen. 13. Dialog Margaretha–Ursula: Eifersüchtiger soll nur draußen erfrieren. 14. Monolog Eifersüchtiger: ist fast erfroren, will Schüler schicken. 15. Szene Marga­ retha–Ursula–Schüler: fragt, ob Pfaffe da war; nein. 16. Dialog Margaretha–Ursula: Eifersüchtiger soll endgültig zum Narren gemacht werden. 17. Monolog Eifersüchtiger: will nächste Nacht wieder aufpassen. 18. Dialog Margaretha–Ursula: Ursula fordert nochmals zum Fremdgehen auf, aber Margaretha will nicht. 19. Dialog Eifersüchtiger–



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Margaretha: Er will wissen, wer der Pfaffe ist. Rückfrage Margarethas, ob das Beicht­ geheimnis verletzt wurde. Sie klärt ihn dann auf. Also will er aufhören, eifersüchtig zu sein.

Lit.: Borgnet 1994a; Classen 2003, 506–508; Röcke 2008, 100  f.; Röcke 2009, 290  f. (291: „Es gehört zu den Besonderheiten von Sachs’ Fastnachtspielen, dass er sich mit dem höhnisch schadenfrohen Gelächter über die Borniertheit der Dummen nicht begnügt, sondern Ehefrau und eifersüchtigen Ehemann wieder in Harmonie vereint.“); Dallapiazza 2012, 100  f. (101: „Von den zukünftigen frohen Stunden ist selbstredend bei Hans Sachs in keinem der drei Texte die Rede.“); Henkel 2014, 187  f.; Javor Briški 2014; Freund 2018, 37.

3963 14.  1. 1553. Die edelfraw mit dem pauren knecht (Mügling, Kurzer Ton; G./D.  6, Nr. 841). Der Bauernknecht Fritz schläft bei einer Edelfrau. Noch vor dem Hahnen­ schrei bittet sie Fritz, das Lager zu verlassen. Es beginne bereits zu tagen, das erkenne sie an ihrem erkalteten goldenen Ring. Fritz hat eine andere Methode, den Beginn des Tages zu erkunden. Er lässt einen Furz. Der zeigt an, dass er scheißen muss, folglich beginnt es zu tagen. 3964 14. 1. 1553. Das abentmal Cristi (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 766 = Ml. Vgl. 111, 3748, 4601, 5300 = Mll. Schluss: Christus hat uns zum Trost seinen Leib und sein Blut im Sakrament hinterlassen. 3965 14.  1. 1553. Der künig appolonius im pad (Frauenlob, Vergessener Ton). Auf der Flucht vor König Antiochus wird Apollonius von Tyrus an eine Küste verschlagen, wo ihm ein Fischer den Weg nach Pentapolis weist. Dort begibt er sich in ein Bad, in das zufällig auch König Archestrates kommt. Er erkennt die adlige Herkunft des Apollo­ nius an dessen Benehmen beim Ballspiel. Apollonius kommt am Hof zu großen Ehren und gewinnt die Prinzessin Kleopatra zur Gemahlin. Schluss: Wenn einen das wankel glück niederdrückt, so braucht man nicht gleich zu verzagen. Q.: Historia Apollonii regis Tyri 12–23 (Steinhöwel). 3966 15.  1. 1553. [E] Ein faßnacht-spil mit drey personen. Das weib im brunnen (K./G. 9,96; G. 4, Nr. 46). 330 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 7,4 (Arigo). Vgl. KG 1831 = Ml. Inhalt: wie KG 1831. Szenenübersicht: 1. Monolog Steffano (Tofano): Seine Frau macht ihn jeden Abend betrunken und bringt ihn dann zu Bett. Da er Ehebruch befürchtet, will er Betrunken­ heit heute Abend nur vortäuschen. 2. Dialog Gitta (Ghita)–Steffano: Sie verabschiedet ihn zum Bruder, er soll aber betrunken heimkommen. 3. Monolog Gitta: Steffano muss betrunken sein, damit sie ihren Geliebten treffen kann. 4. Dialog Steffano–Gitta: Er stellt sich betrunken und will ins Bett. 5.  Monolog Gitta: kann jetzt zum Geliebten gehen; das läuft schon ein halbes Jahr so. 6. Monolog Steffano: verriegelt das Haus. 7. Monolog Gitta: Tor ist zu. 8. Dialog Gitta–Steffano durch die Tür: Sie will hinein, war nur bei der Gevatterin; er will sie in Schande bringen; sie droht, dass sie sich ertränken und den „Mord“ auf ihn schieben werde, wirft einen Stein in den Brunnen. 9. „Monolog“ Steffano: glaubt es und läuft hinaus. 10. Szene: Gitta ins Haus, er ruft in den Brunnen, will wieder ins Haus; sie erklärt ihn für betrunken und sperrt nicht auf. 11. Gittas Bruder Anthoni [nicht in Q.] dazu: Steffano und Gitta sagen ihm jeweils

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ihre Version, er glaubt Gitta und prügelt Steffano, der vorschlägt, dass Anthoni seine Schwester mitnimmt und das Ganze am nächsten Tag vor Gericht kommt. Also Anthoni mit Gitta ab. 12. Epilog Steffano: will keinen Prozess, sondern lieber zwei Freunde zu Gittas Familie schicken und dann nachgeben. Lit.: Freund 2018, 38  f.

3967 24. 1. 1553. Der weinperg Aligoria (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 256 = Ml. Vgl. 4960 = Ml. Auslegung: Der Weinberg bedeutet die Christenheit. Dorthin beruft uns Gott durch sein Wort. Gott sieht jedoch allein den wahren Glauben. Wer sich Christus unterwirft, der hat Gottes Gnade, gleichgültig, ob er viel oder weniger getan hat. 3968 26. 1. 1553. Tragedia, mit 15 personen zu recediern, die kindheit Mose, hat 5 actus (K./G. 10,76). 560 Vs. Q.: 2Mose 1,6–2,10; Flavius Josephus, Jüdische Altertumskunde 2,9. Vgl. KG 339, 1800, 2887, 3606 = Mll. und 5094 = Sg. Inhalt: wie KG 1800 + KG 339. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhaltsskizze. 2. Dreigespräch Pharao–Räte Maheli und Gerson: Pharao erkundigt sich nach der Geschichte der Hebräer in Gosen, hat Angst vor ihnen, bekommt von Gerson den Rat, sie Frondienste verrichten zu lassen. 3. Dialog Ebreer Usiel und Amram: Klagen über Fron, Usiel glaubt an Gottesstrafe. II. 1. Dialog Pharao–Maheli; Gerson stumm: Ebreer nehmen zu, also sollen die Heb­ ammen alle männlichen Säuglinge töten. 2. Dialog Hebammen Siphra und Pua: wollen die Kinder nicht töten. 3. Das Mädchen Zipora dazu: ruft zu ihrer Mutter Jochebedt, die in den Wehen liegt. 4. Pharao zu Trabanten: sollen Pua und Siphra holen. 5. Szene Pharao–Hebammen (Siphra stumm): Hebammen schieben es auf ebreische Mütter, dass Knaben überleben. 6.  Dialog Pharao–Gerson; Maheli stumm: Knaben sollen ertränkt werden. III. 1. Dialog Amram–Usiel: Klage über Situation. Amram hat neugeborenen Knaben retten lassen, will ihn aber nun lieber töten. 2. Trabantendialog Heber–Aser: Für und Wider des Kindertötens. 3.  Dialog Jochebedt–Zipora: Jochebedt will ihr Knäblein nicht töten, Zipora soll es in einem Korb im Fluss aussetzen. 4.  Monolog Jochebedt: Klage. IV. 1. Dialog Prinzessin Wermut–Zofe Eliseba: finden den Korb; Wermut will das Kind aufziehen. 2.  Dialog Zipora–Wermut; Eliseba stumm: Zipora soll ebreische Amme besorgen. 3. Monolog Jochebedt: Sorge um ihr Kind. 4. Dialog Zipora–Jochebedt: Kind gerettet, Jochebedt dankt Gott. 5. Dialog Wermut–Eliseba: Wermut fragt nach Zipora. 6. Dialog Wermut–Jochebedt; Eliseba stumm: Jochebedt wird das Kind drei Jahre auf­ ziehen. V. 1. Dialog Wermut–Eliseba: drei Jahre sind um. 2. Dialog Wermut–Jochebedt; Eliseba stumm: Jochebedt bringt Kind, kriegt 20 Gulden. 3. Rede Wermut; Eliseba stumm: will Kind Pharao zeigen. 4. Dialog Pharao–Maheli; Gerson stumm: Bau ist fertig, Hebräer arbeiten fleißig. 5.  Szene Pharao–Wermut–Moses–Maheli: Wermut erzählt, nennt Namen, Pharao setzt Moses Krone auf, der reißt sie sich herunter und tritt darauf. Maheli rät Tötung, Wermut lehnt das ab und geht. 6. Dreigespräch Pharao–Maheli–



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Gerson: Maheli und Gerson besorgt, Pharao nicht. 7.  Epilog Ehrnholdt: Gott hilft, darum muss man auf ihn bauen. 3969 28.  1. 1553. Faßnacht-spiel mit 4 personen: Der tyrann Dionisius mit Damone seiner glückseligkeyt halber (K./G.  14,251; G.  4, Nr.  47). 314 Vs. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum liber IV 3,53 B. (3,2,23 Vigilius, XLVIIr). Vgl. KG 1926 = Ml. Inhalt: wie KG 1926. Szenenübersicht: 1.  Dialog Dionisius–Rat Damon: Dionisius hat König von Sizilien besiegt, ist Tyrann in Syracus (Syrakus), hält das Glück. Damon wundert sich, dass Dionisius oft traurig ist. Dieser will ihm sein Glück zeigen. 2. Monolog Damon: fragt sich, welches Glück Dionisius ihm zeigen will; hofft auf Macht. 3. Trabant Dion zu Damon: Dieser soll auf Dionisius’ Thron sitzen. 4. Monolog Damon: hat dem König immer geschmeichelt. 5.  Trabantendialog Nisius–Dion: sollen Damon, wenn er auf dem Thron sitzt, mit Waffen bedrohen. Kritik an Dionisius. 6. Dialog Dionisius (schlecht gekleidet)–Damon (königlich gekleidet): soll einen Tag König spielen. 7. Trabanten dazu, bedrohen Damon, Schwert hängt über ihm. Damon will nicht mehr König sein. Dann Dialog Dionisius–Damon über Dionisius’ Ängste, Bedrohung, Ver­ achtung der Götter usw. Damon sagt zum Abschluss nochmals, dass er nicht mehr auf dem Thron sitzen wolle. 3970 7. 2. 1553. Tragedia mit 23 personen, von der strengen lieb herr Tristrant mit der schönen königin Isalden, unnd hat 7 actus (K./G. 12,142). 1240 Vs. Q.: Histori von Herr Tristrant. Vgl. KG 3707, 3708, 3709, 3710, 3714, 3989 = Mll. Inhalt: wie KG 3709 + 3710 + 3707 + 3714 + 3989. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: nur zum Liebestrank, das Weitere werde man sehen. 2. Szene König Marx–Herzog Thinas–Hofmeister Curnefal–Tristrant: Sie sollen entweder Tribut zahlen oder einen schicken, der mit Morholdt, dem Vetter des Königs Wilhelm von Irland, kämpft. Thinas und Curnefal zu alt, Tristrant bereit; soll zum Ritter geschlagen werden. 3.  Monolog Morholdt: Prahlerei. 4.  Dialog und Kampf Morholdt–Tristrant: tötet ihn. 5. Dreigespräch Thinas–Tristrant–Curnefal: Tristrant hat zwei Wunden von vergifteten Waffen; sie gehen aufs Schiff. 6. Isalde, Tochter des irischen Königs, mit zwei Irländern: Klage über Morholdts Tod. Findet ein Stück von Tristrants Schwert, will Morholdt rächen. II. 1. Dreigespräch Tristrant–Thinas–Curnefal: Rat an Tristrant, er solle übers Meer fahren. 2.  Dialog Thinas–Curnefal: Angst um das Land, wenn Tristrant stirbt, weil Marx keine Frau hat. 3.  Ehrnholdt dazu: Tristrant hat in Irland Ärztin gefunden, kommt zurück. 4. Dialog Marx–Tristrant: Marx will Tristrant als Nachfolger, aber der rät zum Heiraten. Marx will nur die, von der das Haar ist, um das zwei Tauben strit­ ­ ristrant– ten. Tristrant will sie suchen, soll zur Fahrt ausgerüstet werden. 5. Dialog T Thinas; Kurvenal stumm: sind in unbekanntem Land gelandet, hoffentlich nicht Irland. 6. Dialog Tristrant–Irländer Heinrich: Der flieht vor Drache, dessen Töter die Königstochter versprochen ist; Tristrant will den Drachen töten. 7. Dialog Kurvenal–

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Thinas: wünschen Tristrant Glück und wollen auf Schiff warten. 8. Monolog Tristrant mit Drachenkopf: will sich hinlegen. 9. Szene Isalde–Kämmerling Peronis–Tristrant– Hofjungfrau Brangel: Tristrant zum Salben in Sessel gesetzt, er erkennt Isalde als die mit dem Haar, sie ihn als Töter Morholdts, will ihn töten lassen, aber Peronis verweist auf Drachentötung und Brangel auf Belohnung. III. 1. Rede König Wilhelm: will Isalde dem Drachentöter geben; Peronis meldet ihn. 2.  Dialog Wilhelm–Tristrant: Tötungsbeweis; ob er Isalde will. 3.  Szene Wilhelm– Tristrant–Isalde; Brangel stumm: Isalde für Marx, Friede mit ihm, Isalde bereit. 4.  Dialog Königin Hildegart–Brangel: Hildegart gibt Brangel Liebestrank für vier Jahre sowie 50 Dukaten. 5. Dialog Tristrant–Isalde: trinken Liebestrank, spüren erste Wirkung, wollen sich hinlegen. 6. Dialog Kriemhilde–Brangel: Brangel entsetzt, will Isalde auffordern, zu Tristrant zu kommen. 7. Monolog Brangel: gibt sich selbst die Schuld. IV. 1. Rede Marx: wartet auf Tristrant. 2. Szene Postbote–Marx: Bote meldet Ankunft. 3.  Dialog Tristrant–Marx: Meldung, Dank, Hochzeit soll sein. 4.  Szene Tristrant– Marx–Isalde; Brangel stumm: Begrüßung, Planung von Turnier und Hochzeit. 5. Drei­ gespräch Herzog Auctrat–Graf Rudolff–Graf Wolff: vermuten Liebe Tristrant/Isalde, wollen es Marx sagen. 6. Marx dazu, sie sagen es ihm, er wehrt ab. 7. Monolog Marx: sieht Tristrant/Isalde kommen, versteckt sich, sie umarmen einander. 8.  Marx zu Tristrant: verbannt ihn vom Hof. 9.  Monolog Marx: Wenn er ihn öfter ertappt, will er ihn töten. 10. Monolog Tristrant: Sorge. 11. Dialog Brangel–Tristrant: Sie ruft ihn zu Isalde bei der Linde im Garten. 12. Dreigespräch Auctrat–Rudolff–Wolff: unsicher. 13. Zwerg dazu: liest aus den Sternen das Treffen bei der Linde. Zwerg soll es Marx sagen. 14.  Marx zu Zwerg: steigen auf Linde. 15. Monolog Tristrant: will auf Isalde warten, sieht beider Schatten, warnt Isalde. 16. Dialog Tristrant–Isalde: soll für ihn bei Marx bitten, sie aber will nicht und schickt ihn weg. Er ab nach Britannien zu König Artus. 17. Monolog Marx, der vergeblich versuchte, den Zwerg zu erstechen: schimpft auf ihn, will Tristrant zurückholen. V.  1. Monolog Tristrant: davongekommen. 2.  Dialog Brangel–Tristrant: Marx will Tristrant zurück. 3. Monolog Marx: will nicht mehr auf Verleumder hören. 4. Dialog Auctrat–Marx; Wolff, Rudolff stumm: Marx soll Reise fingieren und dann Tristrant/ Isalde ertappen. Zwerg setzt Kopf ein. 5.  Monolog Thinas: will Tristrant warnen. 6. Curnefal zu Thinas: Tristrant/Isalde schon gefangen. 7. Rede Marx: Man soll Tris­ trant/Isalde bringen. 8. Szene Marx–Auctrat–Thinas; Rudolff/Wolff, Tristrant/Isalde– Peronis–Curnefal stumm: Auctrat rät Rad für Tristrant, Feuer für Isalde, Thinas bittet um Gnade. 9. Monolog Curnefal: hat es kommen sehen. 10. Dialog Tristrant–Curnefal: Henker hat ihn für Geld in Kapelle gelassen, sprang durchs Fenster ins Meer, wollen sich bei der Richtstätte verstecken. 11. Marx zu Auctrat/Rudolff/Wolff: sollen Tristrant verfolgen. 12. Ehrnholdt meldet Flucht Tristrant/Isalde, Marx ruft zur Verfolgung. 13. Dialog Tristrant–Isalde; Curnefal stumm: wollen im Wald bleiben. 14. Monolog Marx: hat Tristrant/Isalde mit Schwert dazwischen gefunden, Handschuh auf Bett­ decke geworfen. 15. Dialog Tristrant–Isalde; Curnefal stumm: wollen zum Beichten zu



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Ugrim, dem Beichtvater des Königs, damit Isalde zurückkehren kann. 16. Dialog Marx– Thinas: Marx freut sich auf Wiedersehen mit Isalde. 17. Ugrim mit Isalde (stumm) dazu: Mahnung zu Frieden, aber Marx will Tristrant nicht mehr im Land. VI.  1. Dialog Tristrant–Curnefal: ist jetzt in Careches verheiratet mit einer anderen Isalde, die er nicht liebt, er und Curnefal sollen als Jacobsbrüder verkleidet nach Curnewal; Curnefal rät (vergebens) ab. 2. Monolog Isalde: Wo ist Tristrant? 3. Dialog Thinas–Isalde: bringt Ring von Tristrant. Marx soll im Planckenlant jagen, Tristrant kommt dorthin. 4. Marx zum Ehrnholdt: Auf zur Jagd! 5. Tristrant zu Kurvenal (beide als Jacobsbrüder): hat sie gesehen, will zurück. 6. Dialog Schwager Cainis–Tristrant: über bisherige Tarnungen; jetzt soll er als Narr gehen. 7. Marx zu Isalde: verreist drei Tage. 8. Ehrnholdt meldet Narr; Isalde will ihn sehen. 9. Szene Marx–Tristrant als Narr; Isalde stumm. 10. Dialog Tristrant–Isalde: gibt sich zu erkennen, Brangel soll ihm unter der Stiege vor Isaldes Kammer ein Bett bereiten. 11. Dialog Auctrat–Rudolff; Wolff stumm: Narr könnte Tristrant sein. 12. Wolff zu Auctrat: wollen Tristrant auf­ lauern. 13. Rudolff zu Auctrat/Wolff: Tristrant nicht in seinem Bett. 14. Vorige und Tristrant: Kampf, er flieht. 15. Auctrat zu Rudolff/Wolff: wollen nichts sagen, weil ein Narr sie verjagt hat. VII. 1.  Dialog Cainis–Tristrant: will Tristrant Gardalego, die Frau des Königs Nam­ peconis zeigen, die er liebt. 2.  Monolog andere Isalde: sorgt sich um die beiden. 3. Knecht Ulrich zu Isalde II: Cainis tot, Tristrant von Nampeconis tödlich verwundet. 4. Tristrant zu Isalde II: will Arzt. 5. Szene Arzt–Isalde II–Tristrant: Arzt kann nichts machen, Isalde I soll kommen, mit weißen Segeln; schwarzen, wenn sie nicht auf dem Schiff ist. Isalde II zum Strand. 6. Monolog Tristrant: Isalde wird kommen, wenn sie weiß, wie schlecht es ihm geht. 7. Dialog Isalde II–Tristrant: Knecht kommt, aber Segel seien schwarz; Tristrant stirbt. 8. Monolog Isalde II: Kummer, wollte Tristrant nur auf Probe stellen. 9. Isalde I zu Isalde II: will T. beweinen, stirbt. 10. Rede Isalde II: Man soll beide zusammen ins Grab legen. 11. Epilog Ehrnholdt: Man sieht, wie gefährlich solche Liebe ist, darum soll man sie für die Ehe aufsparen. Lit.: Szilágyi 1977; Buschinger 1979, 47  f.; Wapnewski 1978, 31–33.39–44 (43: „Handwerklich gezim­ merte, hausbacken vorgeführte Gift-Kausalität an Stelle der gesellschaftsgefährdenden erotisch-se­ xuellen Magie, die man sehr wohl Dämonie nennen kann: Das ist der traurige Rest.“); Holzberg 1983; Spiewok 1984, 389–391; Schwarz 1984, 145  f.; Schwarz 1985/86 (22: „Note how the negative view of the dwarf, ‚des schnoeden mennleins‘ is abandoned by Sachs […] we can read this deletion as Sachs’ sympathizing with the moral principles of the ruling class […].“ 26: „The construct ‚real author Hans Sachs’ in this way reconstructed and deconstructed consists of the tensions and con­ tradictions between the values of the heroes and the values of society as both are accepted and altered in his works. Sachs tricks Isolde, but Isolde takes her revenge. The more Sachs makes her act as he believes she should, the less she can serve him as deterrent. Sachs may have tried to trivialize, but fortunately he failed.“); Klein 1988, 48–60.63  f.68  f.70–72.172  f.180  f. (53: „Namentlich die Ereignisse der zweiten Romanhälfte rollen in atemberaubender Geschwindigkeit vor unseren Augen ab […].“ 59: „Als Faustregel gilt: Je umfangreicher die Vorlage, desto radikaler wird und muß die Kürzung ausfallen.“); McDonald 1990, 177–212 (184: „But the urge to condescend to Sachs and to sneer at his technique falters on the lack of total knowledge of culture populaire, of the conventions of dramatic activity, and of the staging of plays in mid-16th-century Germany. What were the expectations of the

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audience, the performers’ relationship with the spectators, and what was the desired level of listener response? […]“ 186: „Each of the acts has […] a central event which is dramatic both in the sense of theatre and of theme […]. Each adventure, pared down to its essential details, offers in turn a glimpse into a world in dissolution. The focal point is the potion, which appears near the middle of the play […].“ 187: „Certainly many of Sachs’ excisions, editorial ‚corrections‘ and manipulations of scene, character and motive impulse are dictated by theatrical considerations […].“ 190: „Step by step, the heroic man, overcome by sexual voraciousness, pays a price in the coin of valor until he is truly the fool at court […].“ 191: „Tristrant’s epic deeds happen literally and figuratively out of view, for Sachs is interested primarily in the articulation of the themes of love and marriage from a moral-philosophical perspective. Everywhere is evidence that his treatment of the Tristan story is notable more for what it excludes than for what it includes […].“ 210: „Krause’s conclusion that Sachs advances as a central concept an ethic of individualism (Individualethik), whereby man, of his own free will and, using reason, can control his emotional state, applies more properly to the audience than to the charac­ ters in the play.“); Buschinger/Spiewok 1993, X–XVIII; Rettelbach 1996, 437–440 (439: „Es ist ein Vorurteil, daß Hans Sachs mit der Thematik nichts habe anfangen können, das nur bestehen kann, solange man nur auf das Schlusswort des Ehrnholdts in der Tragedi starrt […] die Tendenz zur Bewun­ derung der Unbedingtheit der Liebe des Paars […]“ 440: „Liest man wörtlich, was im Drama steht, so wird hier die außereheliche Liebe zum Vorbild für die eheliche, und zwar aus einer Dimension der Unbedingtheit heraus, die die eheliche Liebe zu leisten gar nicht im Stande ist […]. Das Gefährliche an der Liebe ist für Sachs nicht nur ihre elementare Macht, sondern noch mehr die Bewunderung, die man solcher Liebe zollen muß!“); Dietl 1998b (4  f.: „The parallels between these scenes indicate a similarity between Tristrant and Isald and Adam and Eve: The beginning of the forbidden love equals the Fall […]. All his concern for the public disappears immediately when he steals the potion. From now on all his actions are solely aimed at one good: his personal love […]. Their ‚confession‘ to the hermit is a mock confession, since there is no other than a very personal interest in returning to the court – and continuing their life and love there. Most obvious, however, is the opposition between Tristrant’s former social motivation and his private motivation after the theft of the potion in the paral­ lelism between act I and act VII: While in act I Tristrant is wounded with a poisoned weapon in just a fight in defence of his uncle’s country against a tyrant, in act VII he fights against a righteous person in defence of an adultery. These wounds won’t heal. Tristrant’s last deed confirms thus his sinful fall out of society and life.“); Stuplich 1998, 299–308 (306: „Im Tristrant erreicht Sachs, das Interesse des Publikums über sieben Akte hinweg zu erhalten, da er jeden Akt zu einem eigenen Höhepunkt führt.“); Stein 2001, 230–232; Tailby 2002, 246  f.; Dietl 2003, 350–352 (350: „für Hans Sachs eine besondere Herausforderung. Hier zeigt er besonders deutlich seinen gestalterischen Willen […] er gibt seinem Tristrant auch eine neue, die einzelnen Handlungselemente neu wertende Struktur […].“ 351: „So schnell wie sich Adam und Eva, als sie ihre Nacktheit bemerken, zurückziehen, so schnell ver­ schwinden Tristrant und Isald in ihren Kajüten […].“ 352: „Die Hochzeit, welche das Volksbuch im 22. von 63 Kapiteln beschreibt, stellt hier den strukturellen, aber auch den inhaltlichen Mittelpunkt des Textes dar. Mit ihr bricht der Konflikt zwischen den Liebenden und der Gesellschaft aus. Tristrant fällt nun aus der Ordnung heraus […]. Die symmetrische Struktur der ‚Tragödie‘ […] betont weiterhin Tristans Wandel: In Akt VI kommt Tristan wieder, wie in Akt II, verkleidet zu Isald – doch nun mit ganz anderen Motiven […]. Die abschließende Lehre […] ist die konsequente Folgerung aus der Hand­ lung, welche eine Liebe, für welche Gottfried eine Eucharistie-Metaphorik verwendet, als eine Art Sündenfall, als einen Fall aus der gesellschaftlichen Ordnung und als eine Abkehr vom öffentlichen, hin zu einem privaten Interesse inszeniert. So meisterhaft ist es Hans Sachs in keiner seiner anderen Dramatisierungen gelungen, die Negativität der höfischen Minne herauszustellen.“); Bonfatti 2004, 271  f.; Classen 2004b, 18  f.; Neumann 2005, 74–84; Calomino 2006 (53: „Sachs’s characters indeed serve ably at underscoring his message, yet without being merely subjected to the moral dicta of the piece […].“ 66: „Each act corresponds to a known motif or collective scene in the story of Tristan.“);



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Koch 2012; Buschinger 2013, 262–268; Grafetstätter/Gabaude 2013 (1: „Die Nachstellung der drey neidigen klaffer (53,25–26) […] fungiert als Mittelachse […] 9: „Seine Bearbeitung fokussiert die ein­ prägsamsten Szenen, die gerade auch von der umfangreichen ikonographischen Überlieferung fest­ gehalten worden sind […]. Er gibt Nebenstränge und -figuren auf, deren Taten den Handlungsablauf nur verlangsamen würden […].“ 13: „Dieser Szene räumt Sachs einen nicht geringen Platz ein und erfindet, über die letzten signifikanten Details hinaus, einen von der Vorlage stark abweichenden stichomythischen Dialog zwischen dem Pseudonarren und dem König, der den Partner spielerisch bei den Ohren packt […].“ 15: „[…] ist in Bezug auf Sachs’ Liebes- und Ehevorstellung entgegen manchen Interpreten zu bezweifeln, dass sich der Autor am Schluss seines Tristrant-Dramas einer doppelten Moral befleißigt – einer mediumsbedingten, sozialverträglichen und einer privaten Moral. Der Dra­ matiker bemüht sich hingegen durchwegs, die offensichtliche Sympathie des Prosaroman-Erzählers für das leidvolle Schicksal des Liebespaars zu tilgen. Nur im Schlussmonolog Isaldens, der Gemahlin, entwickelt sich Empathie für die beklagenswerte Königin.“); Buschinger 2015b, 351–360; Gabaude 2017b; Sasse 2020b, 201–206.

3971 11. 2. 1553. Der pawren gsellen stechen (Bogner, Steigweise; G./D. 6, Nr. 842). An Lichtmess veranstalten zehn Bauern mit grobianischen Namen ein „Gesellenstechen“, d.  h. sie besaufen sich um die Wette. 3972 14. 2. 1553. Dreyer nerrischn frag antwort (Tannhäuser, Hofton; G./D. 6, Nr. 843). Auf eine närrische Frage folgt eine närrische Antwort, sagt ein Sprichwort: Ein Lands­ knecht will von der alten Frau Pertlin wissen, ob ihre mauncz auch so grau sei wie ihr Haar. Dort habe sie Flaumfedern, wenn er wolle, könne er die mauncz auch küssen, antwortet sie [Str. 1]. Der Augsburger Bote Hans sagt einer dicken Nürnberger Köchin, dass sie wegen ihres Körperumfangs eine Martinsgans abgeben würde. Sie antwortet ihm, hätte er unden soviel neinplasen, wie sie rausgeblasen habe, wäre ihr Arsch noch viel größer [Str. 2]. Ein Schuhmacher in Salzburg fragt die Hausmädchen, wenn sie ihre Stiefel möglichst langschäftig wollen, wo sie sie anbinden möchten. Die Mädchen werden dabei schamrot. Doch einmal antwortet ein Mädchen, an ainen dreck, und sie bittet ihn, die steft abzubeißen. Fortan unterlässt der Schuster seine Frage und bestä­ tigt selbst das Sprichwort [Str. 3]. Lit.: R. Hahn 1994, 493.

3973 16.  2. 1553. Den Mueller wolt man hencken (Regenbogen, Briefweise; G./D.  6, Nr. 844). Ein gräflicher Müller, der auf Schloss Rappenstein bei Schlettstadt im Elsass arbeitet, soll gehängt werden, weil er Mehl für den Eigenbedarf verwendet hat. Als der Graf ihn unter dem Galgen nach einem ehrbaren Nachfolger fragt, erklärt er, alle Müller würden stehlen. Darauf stellt der Graf fest, dass, wenn alle stehlen, es wohl aus Gewohnheit geschehe. Er begnadigt den Müller. Sprichwort: Gewohnheit ist die zweite Natur des Menschen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,86. 3974 16.  2. 1553. Ein artlich gesprech der götter, warumb so vil ubler regenten auff erden sind (K./G. 7,268). 270 Vs. Der Dichter denkt eines Nachts darüber nach, warum es so viele schlechte Regierungen gibt, wo doch weise Männer sowie viele staatstheo­ retische und historische Werke mit guten Exempeln zur Verfügung stehen. Er sieht sich im Traum vor Jupiters Thron versetzt, wo wegen eines schweren Falls alle Götter ver­ sammelt sind: Der Sonnengott Phoebus hat sich in Luna verliebt und sie heimlich beschlaffen. Als Strafe möchte Jupiter, dass beide ein Jahr lang nicht scheinen dürfen.



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Koch 2012; Buschinger 2013, 262–268; Grafetstätter/Gabaude 2013 (1: „Die Nachstellung der drey neidigen klaffer (53,25–26) […] fungiert als Mittelachse […] 9: „Seine Bearbeitung fokussiert die ein­ prägsamsten Szenen, die gerade auch von der umfangreichen ikonographischen Überlieferung fest­ gehalten worden sind […]. Er gibt Nebenstränge und -figuren auf, deren Taten den Handlungsablauf nur verlangsamen würden […].“ 13: „Dieser Szene räumt Sachs einen nicht geringen Platz ein und erfindet, über die letzten signifikanten Details hinaus, einen von der Vorlage stark abweichenden stichomythischen Dialog zwischen dem Pseudonarren und dem König, der den Partner spielerisch bei den Ohren packt […].“ 15: „[…] ist in Bezug auf Sachs’ Liebes- und Ehevorstellung entgegen manchen Interpreten zu bezweifeln, dass sich der Autor am Schluss seines Tristrant-Dramas einer doppelten Moral befleißigt – einer mediumsbedingten, sozialverträglichen und einer privaten Moral. Der Dra­ matiker bemüht sich hingegen durchwegs, die offensichtliche Sympathie des Prosaroman-Erzählers für das leidvolle Schicksal des Liebespaars zu tilgen. Nur im Schlussmonolog Isaldens, der Gemahlin, entwickelt sich Empathie für die beklagenswerte Königin.“); Buschinger 2015b, 351–360; Gabaude 2017b; Sasse 2020b, 201–206.

3971 11. 2. 1553. Der pawren gsellen stechen (Bogner, Steigweise; G./D. 6, Nr. 842). An Lichtmess veranstalten zehn Bauern mit grobianischen Namen ein „Gesellenstechen“, d.  h. sie besaufen sich um die Wette. 3972 14. 2. 1553. Dreyer nerrischn frag antwort (Tannhäuser, Hofton; G./D. 6, Nr. 843). Auf eine närrische Frage folgt eine närrische Antwort, sagt ein Sprichwort: Ein Lands­ knecht will von der alten Frau Pertlin wissen, ob ihre mauncz auch so grau sei wie ihr Haar. Dort habe sie Flaumfedern, wenn er wolle, könne er die mauncz auch küssen, antwortet sie [Str. 1]. Der Augsburger Bote Hans sagt einer dicken Nürnberger Köchin, dass sie wegen ihres Körperumfangs eine Martinsgans abgeben würde. Sie antwortet ihm, hätte er unden soviel neinplasen, wie sie rausgeblasen habe, wäre ihr Arsch noch viel größer [Str. 2]. Ein Schuhmacher in Salzburg fragt die Hausmädchen, wenn sie ihre Stiefel möglichst langschäftig wollen, wo sie sie anbinden möchten. Die Mädchen werden dabei schamrot. Doch einmal antwortet ein Mädchen, an ainen dreck, und sie bittet ihn, die steft abzubeißen. Fortan unterlässt der Schuster seine Frage und bestä­ tigt selbst das Sprichwort [Str. 3]. Lit.: R. Hahn 1994, 493.

3973 16.  2. 1553. Den Mueller wolt man hencken (Regenbogen, Briefweise; G./D.  6, Nr. 844). Ein gräflicher Müller, der auf Schloss Rappenstein bei Schlettstadt im Elsass arbeitet, soll gehängt werden, weil er Mehl für den Eigenbedarf verwendet hat. Als der Graf ihn unter dem Galgen nach einem ehrbaren Nachfolger fragt, erklärt er, alle Müller würden stehlen. Darauf stellt der Graf fest, dass, wenn alle stehlen, es wohl aus Gewohnheit geschehe. Er begnadigt den Müller. Sprichwort: Gewohnheit ist die zweite Natur des Menschen. Q.: Burkard Waldis, Esopus 4,86. 3974 16.  2. 1553. Ein artlich gesprech der götter, warumb so vil ubler regenten auff erden sind (K./G. 7,268). 270 Vs. Der Dichter denkt eines Nachts darüber nach, warum es so viele schlechte Regierungen gibt, wo doch weise Männer sowie viele staatstheo­ retische und historische Werke mit guten Exempeln zur Verfügung stehen. Er sieht sich im Traum vor Jupiters Thron versetzt, wo wegen eines schweren Falls alle Götter ver­ sammelt sind: Der Sonnengott Phoebus hat sich in Luna verliebt und sie heimlich beschlaffen. Als Strafe möchte Jupiter, dass beide ein Jahr lang nicht scheinen dürfen.

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Für diese Finsternis ist Saturn, weil sie den Menschen Krankheiten brächte, auch Merkur und Mars sind dafür, Juno dagegen, weil nichts mehr gebaut und nicht mehr geheiratet werden könnte, Venus, weil Jupiter es sagt, dafür, Ceres dagegen, weil nichts mehr wüchse, Pluto dafür, Vulcanus dagegen, weil er nicht mehr schmieden könnte, Pan dagegen, den Jupiter nicht ernst nimmt, Minerva dagegen wegen des Gemeinnut­ zes, Wahrheit aus demselben Grund, aber Jupiter besteht auf seinem Entscheidungs­ recht, das Justitia ihm bestätigen soll, doch die will höchstens einen Monat zugeste­ hen, und am Schluss ist auch der Gemeinnutz mit einer langen Abschlussrede dagegen. Lit.: M. E. Müller 1985, 146  f.; Rettelbach 2019, 266  f.

3975 → nach 3976 3976 16. 2. 1553. Der fuechs mit dem luechs (Eislinger, Maienweise; G./D. 6, Nr. 846). Ein Luchs hält sich für das schönste Tier auf Erden. Ein Fuchs sagt dazu, äußere Schönheit sei gefährlich, weil jeder Jäger ihm deswegen nachstelle. Er dagegen besitze Weisheit und Verstand; diese Eigenschaft könne ihm niemand rauben. Schluss: Leibliche Schönheit nimmt jeden Tag durch Sorgen, Alter und Krankheit ab. Die Schönheit des Herzens dagegen nimmt zu. Wer durch Gottes Güte in Tugend lebt, ist bei jedermann beliebt. Q.: Burkard Waldis, Esopus 3,43. 3975 17. 2. 1553. Das poes weib (Frauenlob, Später Ton; G./D. 6, Nr. 845). Ein Schneider in Nürnberg hat eine zänkische Frau, die ihm so zusetzt, dass er an Schwindsucht erkrankt. Kurz vor seinem Tod tröstet seine Frau ihn damit, dass sie ihm einst in den Himmel nachfolgen werde. Doch der Schneider wehrt sich: Lieber möchte er beim Teufel sein, als sein Weib ewig prumen hören. Drei Jahre überlebt sie den Schneider und führt ein strenges Regiment über die Mägde des Hauses. Vor ihrem Tod trägt sie ihrem „Vormund“ auf, das Haus abzusperren, weil sie verhindern will, dass die bösen Buben ihre Krüge zerbrechen. Schluss: Wer andere Leute peinigt, dem ist selbst Friede und Ruhe zerstört. Halte solche Torheit, o Herrgott, von uns ab! 3977 20.  2. 1553. Der munich mit dem Enspon (Folz, Abenteuerweise; G./D.  1, Nr.  134; G./D. 6, Nr. 847). Ein terminierender Mönch hilft in Gersthofen einer Bäuerin und ihrer Magd bei der Suche nach einer Spinnwirtel. Da verwechseln beide die Hoden des Mönchs mit zwei Spinnwirteln und verdächtigen ihn, damit fliehen zu wollen. Um sie wiederzuerhalten, kastrieren sie ihn. Er erhält zwei Stück Käse als „Stücklohn“. Vgl. KG 4225 (verl.) = Sg. Lit.: R. Hahn 1994, 489.

3978 22. 2. 1553. Ein oster peschlues (Ringsgwand, Osterweise). Gott hat uns, wie Christus, zum Leben erweckt. Heiden und Juden sind zu einer Gemeinde berufen. Schluss: Gott macht uns alle aus Gnade selig. Er verleihe uns eine fröhliche Auferstehung! Q.: Eph 2,4–22. Vgl. KG 557 = Ml. 3979 23. 2. 1553. Der abschied Cristi (Folz, Hoher Ton). Inh. u. Q. wie KG 305 = Ml., aber hier 27,45–61. Vgl. 4603 = Ml. Schluss: Gott hat seinen eigenen Sohn aus lauter Liebe und Gnade nicht verschont. 3980 23. 2. 1553. Der hecker mit der gans (Muskatblut, Langer Hofton; G./D. 6, Nr. 848). Der Bamberger Häcker [Weinbauer] Wursthans will seine Gans für den Martinstag schlach­



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ten, seine Frau will sie jedoch lieber verkaufen. Zornig droht er ihr, die Gans um einen „freundlichen Beischlaf“ herzugeben. Auf dem Markt geht die Hure eines Dompfaffen schließlich auf den Handel ein, allein der weißen Federn wegen, wie sie erklärt. Nachdem die „Bezahlung“ geleistet ist, verlangt die Hure die Gans. Doch der Bauer will ihr nur die Federn zugestehen. Beide geraten in Streit. Der Pfaffe kommt hinzu und gibt dem Bauern einen viertel Gulden (Ort) für die Gans, da die Haushälterin den wahren Hergang nicht zu erzählen wagt. 3981 28. 2. 1553. Das osterfest (Müller, Schneeweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 4591, 4842, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Schluss: Bitte, dass wir durch Buße auferstehen, und um ewiges Leben. 3982 4.  3. 1553. Tragedia mit 22 personen, der Fortunatus mit dem wunschseckel, unnd hat 5 actus (K./G. 12,187). 1133 Vs. Q.: Fortunatus. Inhalt: Fortunatus aus Zypern, Sohn des verarmten Fortus, wird aus dem Gefolge des Grafen von Flandern verdrängt und bekommt vom personifizierten Glück den Glücks­ säckel geschenkt. Nach einigen Abenteuern in Konstantinopel kann er dem Sultan mit Hilfe des diesem entwendeten Wunschhuts entfliehen. Er vererbt Säckel und Hut seinen beiden Söhnen Andolosia und Ampedo. Andolosia wird der Säckel in England gestohlen, er kehrt zu seinem Bruder zurück, begibt sich mit dem Wunschhut wieder nach England und gewinnt den Säckel nach einigen Abenteuern zurück. Beide Brüder bleiben auf Zippern (Zypern), wo zwei Grafen Andolosia überfallen, ihm den Säckel abnehmen und ihn töten; währenddessen verbrennt Ampedo den Wunschhut. Die Täter lässt der König hinrichten. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt nur bis Anfang Akt III. 2. Monolog Fortus, Vater des For­ tunatus: klagt, weil er all seinen Reichtum vertan hat. 3. Dialog Fortunatus–Fortus: Warum er klage. Die Antwort wehrt Fortunatus ab; er sei jung und gehe jetzt von Zippern mit dem vom Heiligen Grab kommenden Grafen von Flandern in die Welt. Fortus gibt ihm Geld und gute Lehren mit. 4. Dialog reuter Wilhelm–Rupert: zurück vom Heiligen Grab. Wollen aus dem Gefolge des Grafen den „Welschen“ entfernen, weil er sie aus dessen Gunst verdrängt hat. 5.  Monolog Fortunatus: fühlt sich als kämmerling des Grafen wohl. 6. Dialog Rupert–Fortunatus: sagt ihm, man werde ihn kastrieren, damit die Frauen vor ihm sicher seien. Fortunatus dankt. 7. Dialog Rupert– Wilhelm: lacht und sagt, wie er Fortunatus vertrieben hat. II. 1. Monolog Fortunatus: Glück, du hast mir den Rücken gewendet! Hat gespielt und gehurt, war Diener in London, andere Diener wegen Mordes unschuldig gehängt, er nicht wegen Alibi, aber des Landes verwiesen, ist jetzt im wilden Wald. 2. Dialog Frau Glück–Fortunatus: Sie lässt ihn um etwas bitten, er will Reichtum, bekommt den Glückssäckel: Wann immer er hineingreift, findet er zehn Goldstücke der Landeswäh­ rung. Dafür will sie, dass er (1) alljährlich diesen Tag feiert, (2) nicht heiratet, (3) einer armen Jungfrau 400 Goldstücke als Mitgift gibt. Glück führt ihn auch aus dem Wald. 3.  Monolog Fortunatus: holt zehn Kronen heraus, will Diener. 4.  Dialog Edelmann

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Leupoldt–Fortunatus: bietet Leupoldt viel für seine Dienste an und will mit ihm alle Länder durchreisen. Leupoldt schlägt erst einmal die Türkei vor. III. 1. Fortunatus zu Leupoldt: sind in Konstantinopel. Auf zum Kaiser! 2. Dialog For­ tunatus–Wirt; Leupoldt stumm: Wirt will Geld, Fortunatus holt 50 Dukaten aus dem Säckel. 3. Monolog Wirt: will Fortunatus den Säckel stehlen. 4. Fortunatus zu Leu­ poldt: haben die kaiserliche Pracht gesehen, wollen schlafen. 5. Szene Wirt (stumm)– Fortunatus–Leupoldt: Wirt stiehlt Säckel, Fortunatus tötet ihn, will jetzt zum Sultan nach Alexandria. 6. Dialog Sultan–stathalter Admiralde: Schiff mit Schätzen ange­ kommen. 7. Szene Fortunatus–Sultan–Admiralde–Mammalucke: Fortunatus schenkt Sultan für Reisepass Kleinodien, gibt Admiralde und Mammalucke Dukaten. 8. Dialog Fortunatus–Sultan: Dieser zeigt ihm Kleinodien und den Wunschhut, den Fortunatus aufsetzt: ab nach Zippern. 9. Monolog Sultan: jammert. Schickt Galeere hinterher. IV. 1. Fortunatus zu Söhnen Andolosia und Ampedo: Frau tot, Tod naht, gibt Söhnen Säckel und Hut, die nur ihr Leben lang wirken und die sie zusammen benutzen müssen. 2.  Andolosia will reisen, Ampedo nicht, Ampedo bekommt zwei Truhen Gold aus dem Säckel und den Wunschhut. 3.  Dreigespräch Königin von England– Tochter Agripina–kamerfraw Irmeldraut: planen, Andalosia, der Agripina liebt, den Säckel wegzunehmen. 4. Monolog Andolosia: freut sich auf Agripina. 5. Szene Andolosia (stumm)–Agripina–Irmeldraut–König von England (stumm): stehlen dem Schlafenden den Säckel. 6. Monolog Andolosia: jammert darüber, muss zu Fuß heim. 7. Monolog Ampedo: Andalosia sechs Jahre weg. 8. Dialog Ampedo–Andalosia: Dieser erzählt, bekommt den Hut. 9. Monolog Andolosia: will mit Schätzen und verkleidet nach England. 10. Monolog Ampedo: beginge am liebsten Selbstmord. V. 1. Monolog Andalosia: ist da mit Schätzen. 2. Szene Agripina (stumm)–Irmeldraut: holt ihn zu Agripina. 3. Monolog Ehrnholdt: Wozu will Agripina Schätze? 4. Monolog Irmeldraut: Andalosia mit Agripina durch die Luft davon. 5. Dialog Andalosia–Agri­ pina: sind im Wald, Andalosia holt ihr einen Apfel, sie, auf Hut sitzend, wünscht sich nach Hause. Weg. 6. Monolog Andalosia: jammert, isst Apfel, wovon ihm Hörner wachsen. 7.  Dialog Einsiedel–Andalosia: Er ist in Irland, soll Apfelkörner essen: Hörner weg. Zeigt ihm Weg aus dem Wald. VI. 1. Monolog und Rede Andalosia: hält als einäugiger Türke Äpfel feil. 2. Szene Agri­ pina–Andalosia–Irmeldraut: kaufen. 3. Monolog Andalosia: plant Intrige. 4. Agripina zu Irmeldraut: hat Hörner, will Arzt. 5.  Dialog Irmeldraut–Andalosia: führt ihn zu Agripina. 6. Rede Postbote: Agripina hat Hörner. 7. Monolog Irmeldraut: Andalosia mit Agripina davon. 8. Dialog Andalosia–Agripina: will sie töten, lässt ihr die Hörner und will sie in ein Kloster in Irland bringen. 9. Monolog Ampedo: wartet auf Andalo­ sia. 10. Dialog Postbote–Ampedo: meldet Andalosia. 11. Dialog Ampedo–Andalosia: wollen mit Säckel und Hut in Famagusta bleiben. VII. 1. Dialog Grafen Theodorus und von Limosi: wollen Andalosia fangen, weil er so großtut. 2. Monolog Ampedo: wartet auf Andalosia. 3. Dialog Postbote–Ampedo: Andalosia im Wald überfallen, weg, alle Knechte tot. Postbote soll zum König. 4. Monolog Ampedo: zerstört den Hut aus Angst vor Überfall. 5. Dialog Theodorus–von



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Limosi: haben den Säckel, Theodorus hat Andalosia getötet, streiten um den Säckel, werden gefangen genommen. 6. Rede König: verurteilt die beiden. 7. Szene König–von Limosi–Theodorus (stumm)–Henker: bitten vergebens, werden zum Rad geschleppt. 8. Rede König: Helfershelfer hängen, von Limosis Burg anzünden, Leiche zu Ampedo bringen. 9. Epilog Ehrnholdt: Weil das Glück so wankelmütig ist, soll man nur auf Gott vertrauen. Lit.: Classen 2004b, 19.

3983 6. 3. 1553. Das fischen Aligoria (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3253, 3508, 4275, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Geistlich sin: Das Fischen bedeutet die Predigt des Evangeliums. Ferner werden u.  a. verglichen: die Nacht mit den vergeblichen menschlichen Anstrengungen; Petrus bedeutet die frommen Christen, die sich aus Liebe zum Herrn in das wütende Meer, d.  h. in die Welt, wagen; der Bratfisch bedeutet die Marter, das Brot verweist auf das Sakrament von Christi Leib und Blut [Str. 3]. 3984 6. 3. 1553. Die Füenff gersten prot (Müller, Schneeweise). Inh. u. Q. wie KG 2458 = Ml. Schluss: Christus speist die Christenheit heute mit seinem Geist. Vgl. 193, 4840, 5016 = Mll. 3985 7. 3. 1553. Die alt kuplerin (Vogel, Rebenweise; G./D. 6, Nr. 849). Eine Kupplerin in Würzburg verspricht im Dom einem Domherrn ein Mädchen. Der Geistliche revan­ chiert sich mit ein paar Gulden. Dafür kauft die Kupplerin einen schönen Beutel und überreicht ihn einer Frau. Sie gibt vor, ein junger Liebhaber verehre ihr den Beutel, die Frau könne ihn also im Haus der Kupplerin treffen. Die Frau bedankt sich mit einem Gulden. Daraufhin eilt die Kupplerin zum Dom, um den Geistlichen zu holen. Doch der hat keine Zeit, er muss dem Bischof beim Siegeln helfen. Da gelingt es der Kupp­ lerin, der Frau einen anderen Mann zuzuführen. Dass es der Ehemann der auf den Liebhaber harrenden Frau ist, weiß die Kupplerin nicht, wohl aber die Magd der Frau, die ihre Herrin warnt. Die Frau wartet, bis ihr Mann eintritt, dann beschimpft sie ihn als Ehebrecher, so dass er beschämt um Verzeihung bittet und Besserung verspricht. Q.: Ein spil von eim Thumherrn und einer Kuplerin (Nr. 37 Keller). Vgl. KG 4240 = Fsp. Lit.: Neumann 2005, 257  f.

3986 11. 3. 1553. Der dot Simsonis Aligoria (Betz, Verschränkter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 255 = Ml., aber hier nur 16,25–31. Vgl. 930, 2618, 4617 = Mll. und 4834 = Trag. Auslegung: Samson ist eine figur Christi. Dieser ist aus Hass von den Juden gefangen genommen worden und hat willig den Tod erlitten. Die Juden freuten sich und meinten, gesiegt zu haben. Doch der auferstandene Christus überwindet seine Feinde. Er vernichtet ihre Synagogen, ihre Herrschaft und Herrlichkeit. Durch sein Evange­ lium zeigt er der christlichen Gemeinde, dass er allein der Heiland ist [Str. 3]. 3987 13. 3. 1553. Das prantopfer Aligoria (Frauenlob, Grundweise). Alttestamentliche Vor­ schriften, wie ein Lamm Gott als Brandopfer dargebracht werden soll. Christus hat sich auf dem Altar des Kreuzes willig geopfert, damit wir von Sünden gereinigt werden. Sein Tod ist vor Gott ein angenehmes Brandopfer, durch das der ewige Fluch getilgt ist. Q.: 3Mose 3,6–11.

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3988 13. 3. 1553. Thomas der zwilling (Rosengart, Freudweise). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,19–29. Vgl. 210, 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Dieser Text ist für die christliche Gemeinde ein Trost; sie glaubt dem Wort, ohne zu sehen. 3989 13. 3. 1553. Das ent herr Tristrancz (Kanzler, Goldener Ton; Buschinger/Spiewok 1993, 89  f.). Tristrant wird mit einem vergifteten Speer verwundet, Isalde eilt herbei, um ihn zu retten. Versehentlich wird Tristrant berichtet, das Segel des sich nahenden Schiffes sei schwarz. Er stirbt, Isalde stirbt bei seiner Leiche. Beide werden in einem Grab bestattet. Sprichwort: Liebe ist Leides Anfang. Q.: Histori von Herr Tristrant, X iiijr–Y iijr. Vgl. KG 3989 = Trag. Lit.: Buschinger/Spiewok 1993, XX; Neumann 2005, 70  f.74  f.; Rettelbach 1996; Buschinger 2013, 261  f.; Buschinger 2015b, 348–350; Gabaude 2017b.

3990 15. 3. 1553. Jonas ein figur der vrstent Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 116 = Ml. Vgl. 142, 728, 1338, 3505 = Mll. und 3679 = Com. [Str. 1]. Allegorese: Jona entspricht Christus, der von Gott gesandt wurde, um zu verkünden, dass, wer dem Evangelium glaubt, das ewige Leben hat und gerechtfertigt ist. Von den Juden wurde Christus „verworfen“, der Tod verschlang ihn. Auferstehung am dritten Tag. Christus hat seine Jünger ausgesandt, damit sie das Evangelium in aller Welt verkün­ den. Wer sein heiliges Wort annimmt, wird getröstet und erlöst. Lob dem himmlischen Jona, der uns mit Gott versöhnt [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: Mt 12,40; Mt 28,19  f. Lit.: Baro 2011a, 93–95.

3991 15. 3. 1553. Der hecker mit dem pachendieb (Mügling, Grüner Ton; G./D. 6, Nr. 850). Ein armer Häcker [Weinbauer] wohnt in Winterhawsen seinem reichen gfater gegen­ über. Der hat vor Fastnacht geschlachtet, dem Armen aber nichts gegeben, obwohl der zehn Kinder, jedoch weder Schweine noch Kühe hat. So schleicht sich der Häcker nachts in des Reichen Haus und stiehlt einen Schinken. Der Reiche hört ihn und will ein Licht anzünden. Währenddessen verschafft sich der Dieb mit Kohlen und Pfan­ nenruß ein teuflisches Aussehen. Der Bestohlene bekommt Angst, als der „Teufel“ das Licht immer wieder ausbläst, und öffnet dem Dieb selbst die Tür. An Fastnacht isst dieser zusammen mit Frau und Kindern den Schinken. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprü­ che Nr. 11. Vgl. KG 5743 = Sg. 3992 März 1553. Fastnachtspiel: Reichstags Deutschlands (G. 4, Nr. 48). [verl.] 3993 16. 3. 1553. Die verfrornen schieff (Buchner, Feuerweise). Sieben Jahre hält die däni­ sche Königin Albrecht III. von Schweden gefangen. Alle seine Ritter fallen von ihm ab, nur Stockholm bleibt treu. Der Stadt mangelt es sehr an Proviant. Der treue Haupt­ mann Hugo will Stockholm zu Hilfe eilen, doch sein Schiff wird während der Fahrt vom Eis eingeschlossen. Noch ehe die Dänen das Schiff stürmen können, lässt Hugo es mit Holz aus nahegelegenen Wäldern verbarrikadieren. Die Dänen müssen wieder abziehen. Beim erneuten Angriff in der folgenden Nacht brechen alle Dänen in das dünne Eis ein. Stockholm wird gerettet, und König Albrecht wird Herzog von Mecklen­ burg. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 5,32–34 (Eppendorf).



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3994 17.  3. 1553. Künig Froto mit den lochreten schiffen (Frauenlob, Kupferton). Der Dänenkönig Froto I. besiegt Trano, den russischen König. Trano zieht sich auf sein Schiff zurück. In der Nacht lässt Froto in die Schiffe Löcher bohren, sie dann aber gleich wieder verstopfen. Am folgenden Tag verwickeln die Dänen Trano in eine Schlacht. Die Dänen täuschen Unterlegenheit vor. Als sich die russischen Schiffe nähern, ziehen die Dänen die Stöcke aus den Löchern, und die Schiffe sinken. Seitdem ist Russland Froto zinspflichtig. Da ein Jahr später Frotos Boten, die den Zins eintrei­ ben wollen, getötet werden, verwüstet er zwei Städte der Russen. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,10 (Eppendorf). 3995 17. 3. 1553. Künig Fridleuus kriegslist (Lochner, Klagweise). König Fridlevus I. von Dänemark mehrt sein Reich durch zahlreiche Siege. Nach der Unterwerfung Schonens erobert er Dublin durch folgende List: Er lässt vielen Schwalben Zündschnüre anbin­ den und sie in die Stadt fliegen. Als die Bürger den dadurch entstandenen Brand löschen, fällt er in die Stadt ein. Beim Angriff auf England wird er zurückgeschlagen. Auf der Flucht lässt er mehrere tausend Gefallene so an Pfählen aufstellen, dass der Feind eine Schlachtordnung zu sehen glaubt und dadurch aufgehalten wird. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,27 (Eppendorf). 3996 17. 3. 1553. Die zwen prueder rachn iren ermorten vater (Marner, Goldener Ton). Froto V. von Dänemark ermordet aus tyrannischer Herrschsucht seinen Bruder Harald  I. Auch dessen Söhnen Haldanus und Harald trachtet er nach dem Leben. Doch ihr Erzieher Regnon weiß sie zu schützen. Er legt einen Eid ab, er werde die Söhne Haralds zum Frieden mit Froto erziehen. Als sie aber mündig werden, regt sich in ihnen der Wunsch nach Rache. Die Ratschläge Regnons verachten sie. Das Brüder­ paar kämpft gegen Froto und wird vom König gefangen genommen. Sie stellen sich aber verrückt, so dass der König sie wieder freilässt. Bald danach setzen sie den Königspalast in Brand. Der König erstickt; die Königin, die sich aus dem Feuer retten will, wird gesteinigt. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,39  f. (Eppendorf). Vgl. KG 5214 = Sg. 3997 18. 3. 1553. Die leczten wort Dauid von dem zw künftigen reich Cristi (Nachtigall, Starker Ton). Davids letzte Worte [Str. 1 und 2]. Auslegung: David prophezeit das Reich Christi. Wenn Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, aufgeht, dann wird sein Volk erleuchtet. Täglich wird das Evangelium wachsen. Gott hält seinen Bund mit den Christen. Die Tyrannen, die Gottes Wort missachten, werden in ewige Feuer gestürzt. Gott erhält sein Reich mit gewaltiger Hand [Str. 3]. Q.: 2Sam 23,1–7. 3998 20. 3. 1553. Der Zolner Zacheus (Endres, Hornweise). Inh. u. Q. wie KG 303 = Ml. Vgl. 4723 = Ml. Schluss: Christus ist zum Heil der Sünder gekommen. Diese sollen Buße tun und sich Christus unterordnen. 3999 20. 3. 1553. Der unnücz knecht Aligoria (Regenbogen, Brauner Ton). Jesus predigt: Wir sind alle unnütze Knechte; wir tun nur das, was wir schuldig sind. Schluss: Kein Werk ist vollkommen gut. Vor dem strengen Gericht Gottes halten selbst die besten Werke nicht stand. Deshalb müssen wir uns in Gottes Gnade ergeben und bekennen, dass wir unnütze Knechte sind. Q.: Lk 17,7–10. Vgl. KG 4719 = Ml. und 5281 = Sg.

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 1553

4000 21. 3. 1553. Ein tropredig Sephania des propheten (Sachs, Langer Ton). Zephanja prophezeit den Zorn Gottes über das dem Götzendienst verfallene Volk. Schluss: Weil Deutschland sich versündigt hat, erfüllte sich Gottes Zorn erst kürzlich durch die „Babylonier“. Lasst uns nun alle Buße tun! Gottes Strafe kann man täglich in Deutsch­ land sehen: Krieg, Hunger und Pest. Q.: Zeph 1,2–18. 4001 21. 3. 1553. Künig regnerus kempft mit zwayen trachen (Nunnenbeck, Abgeschie­ dener Ton). Regnerus, König von Dänemark, liebt die Tochter des schwedischen Königs Herotus. Der jedoch will seine Tochter nur einem Mann geben, der sich durch ritterliche Tapferkeit auszeichnet. Regnerus tötet zwei Drachen. Darauf erhält er die Königstochter zur Braut. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 5,2 (Eppen­ dorf). 4002 23. 3. 1553. Ein erschröckliche prophezey (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Prophezeiung der Strafe Gottes über sein Volk. Schluss: Deutschland soll an diese Drohungen denken, da es in der Sünde bleibt. Gottes Zorn wird es schrecklich plagen, wenn es sich nicht bessert. Q.: Jer 15,1–9. 4003 24. 3. 1553. Das haus gottes pawet Juda (Folz, Freier Ton). Der Prophet Haggai fordert Serubabel und Josua zum Tempelbau auf. Schluss: Gott will, dass man sein geistliches Haus baut, nämlich durch das Wort und die christliche Gemeinde. Von der Menschen­ lehre sollen wir ablassen. Herr, sende deinen Geist, damit die Welt das Wort Gottes nicht von uns nimmt! Q.: Hag 1. 4004 27. 3. 1553. Die unpeclagte dotten leich (Zorn, Zugweise). Gott wird sein Volk, das sich an ihm versündigt hat, strafen. Selbst die Trauerfeiern werden dann unterbleiben müssen. Schluss: Die Christenheit soll Buße tun, bevor Gottes Zorn entbrennt. Das Verderben der Juden soll Deutschland ein Spiegel sein. Q.: Jer 16,1–7.9–13.18. 4005 27. 3. 1553. Der drostprieff Jeremie (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Trost­ brief des Propheten Jeremia an die zu Babylon gefangenen Juden. Gott verheißt die Rückführung in die Heimat [Str. 1 und 2]. Damit soll sich jeder Christ trösten. Gottes Güte und Barmherzigkeit für sein Volk ist immer bereit, auf Gottes Hilfe kann man vertrauen. Durch Jesus Christus, den Gnadenthron, erlöst er sein Volk [Str. 3]. Q.: Jer 29,10–14. 4006 28. 3. 1553. Ein drostliche prophezey vber Juda (Mönch von Salzburg, Chorweise). Prophezeiung Sacharjas: Gott wird sein Volk aus der Gewalt der Feinde befreien, und er wird es durch seinen Segen neu stärken [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott straft sein Volk im Zorn. Doch bekehrt sich das Volk und tut es Buße, so wendet sich Gottes Zorn in herzliches Erbarmen [Str. 3]. Q.: Sach 10,3.4–12. 4007 28. 3. 1553. Ein tirann ist des herren schwert (Römer, Schrankweise). Prophetische Drohungen gegen das Philisterland [Str. 1 und 2]. Will Gott ein Land strafen, dann erweckt er einen Feind [Str. 3]. Q.: Jer 47. 4008 28. 3. 1553. Drey stüeck von dem dot (Nachtigall, Hoher Ton). Der, dem es hier gutgeht, fürchtet sich vor dem Tod, doch einem, der voller Sorgen steckt, tut der Tod wohl. Todesfurcht ist nicht angebracht; von Gott ist alles wohlgeordnet. Schluss: Durch seinen Tod schenkt uns Christus das ewige Leben. Q.: Sir 41,1–7. Vgl. KG 5871 = Sg.



Nr. 4017 

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4009 29. 3. 1553. Die gnadreich zeit Cristlicher gmain (Beckmesser, Neuer Ton). Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Schluss: Die friedliche und gna­ denreiche Zeit wird in der heiligen Christenheit entstehen, die sich im Geist der Gnade erfreut. Gott allein beschützt sie. Sein Name sei ewig gepriesen! Q.: Jes 65,17–25. 4010 29.  3. 1553. Das gaistlich Jerusalem kristlicher gmain (Kettner, Osterweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 3862 = Ml. Auslegung: Das geistliche Jerusalem ist die aus­ erwählte Christenheit. Durch das Evangelium wird uns Trost zuteil. Christus ist für uns am Kreuz gestorben, sein Geist stärkt uns in Anfechtung [Str. 3]. 4011 30. 3. 1553. Prophezey leiden vnd vrstent Cristi (Nachtigall, Leidton). Prophezeiung: Leiden des Knechtes Gottes. Gott wird seinem Knecht helfen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Christus ist der Knecht. Durch sein Evangelium offenbarte er uns Gottes Geheimnisse. Christus war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Der Heiland vertraute auf Gott; er ist von den Toten auferstanden. Das Evangelium wird öffentlich gepredigt, wer daran glaubt, wird selig [Str. 3]. Q.: Jes 50,4–11. Vgl. KG 409 = Ml. 4012 30.  3. 1553. Wider die gözen (Vogel, Glasweise). Jesaja prophezeit den Sturz der ­babylonischen Götzen. Das Heil ist nahe. Schluss: Alle Dinge stehen in Gottes Hand. Er ist seinem Volk treu, wenn es sich von ihm nicht durch Abgötterei trennt. Q.: Jes 46,3–11. 4013 31. 3. 1553. Josua der Hoch priester ein Figur Cristi (Meienschein, Langer Ton). In prophetischer Vision schaut Sacharja, wie der Hohepriester Josua zum Zeichen der Begnadigung durch Gott mit neuen Kleidern angetan wird [Str. 1]. Auslegung: Josua, der aus dem Babylonischen Exil zurückgekehrt ist und nun neue hohepriesterliche Gewänder erhält, ist eine Präfiguration Christi. Christus, der all unsere Schuld auf sich genommen hat, ist dadurch ebenfalls in die Babylonische Gefangenschaft geraten. Er wurde hart dribulirt, Gottes Zorn lastete auf ihm. In seiner Verlassenheit schrie er zu Gott. Wie ein Kleinod aus dem Feuer wieder gerettet werden kann, so hat Gott mit mächtiger Hand seinen Sohn am dritten Tag auferweckt. Christus hat den Satan besiegt. Er ist der Hohepriester der christlichen Gemeinde; die Christen sind durch ihn mit Gott versöhnt worden. Christus ist unser Fürsprecher. Er stärkt uns durch das Sakrament, so dass wir ihn einst von Angesicht zu Angesicht schauen werden [Str. 2 und 3]. Q.: Sach 3,1–5. Vgl. KG 5487 = Sg. 4014 1. 4. 1553. Ein ides ding hat sein zeit (Sachs, Morgenweise). Alles hat seine Zeit, Gott ist beständig. Schluss: Gottes allmächtiger Hand sollen wir uns unterordnen. Gott möge uns alles nach seinem gnädigen Willen fügen; er ist ein barmherziger Gott, der zur rechten Zeit hilft. Q.: Pred 3,1–15. Vgl. KG 5550 = Sg. 4015 5. 4. 1553. Ueber ein klains Johannis .16. (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 3109 = Ml. Schluss: Wenn Christus sich verbirgt, dann ist unser Geist traurig. Doch die Wiederkunft Christi zerstört unsere Trauer und erfüllt uns mit ewiger Freude. 4016 6. 4. 1553. Das pfingstfest (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4632, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 4017 7. 4. 1553. Ein figur auf das pfingstfest (Sachs, Neuer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 398 = Ml. Vgl. 2704, 3107, 3807, 4640 = Mll. Auslegung: Moses ist eine figur Christi. Er

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hat sein Volk im Neuen Testament in das himmlische Reich geführt. Den Jüngern hat er den Heiligen Geist gesandt. Sie verkündeten alle auf wunderbare Weise das Wort Gottes. Wer dem Evangelium glaubte, der wurde getauft [Str. 2]. Auch heute lässt Gott durch seine Knechte sein Wort verkünden. Wer sich taufen lässt, empfängt ebenfalls den Heiligen Geist. Der führt ihn und entzündet die Nächstenliebe. Auch hilft der Geist, gegen Sünde, Teufel, Fleisch und Blut zu kämpfen. Der Geist siegt, er stärkt und tröstet uns im Elend. Dann leben wir ewig als Gottes Kinder [Str. 3]. 4018 8. 4. 1553. Der schmid mit der gaistlichen frawen (Sachs, Rosenton; G./D. 1, Nr. 136; G./D. 6, Nr. 851). Die allzu fromme Frau eines Schmiedes in Lindau findet jedes Mal, wenn sie ihre eheliche Pflicht erfüllen soll, Ausreden. Deswegen legt sich ihr Mann mit einer Hure ins Bett. Als seine Frau empört ist, weist er sie darauf hin, dass sie sich ja für so etwas zu heilig sei. Daraufhin wird die Schmiedin gehorsam und versagt sich ihm nicht mehr. Sie sagt, sie könne ihm sein dürres Holz in ihrer eigenen Küche ver­ brennen. Schluss: Die Frau soll ihrem Mann in Lieb und Leid gehorsam sein. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 136. Vgl. KG 4232 (verl.) = Sg. Lit: R. Hahn 1994, 486.

4019 10. 4. 1553. Der erettet prophet Jeremias (Frauenlob, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2246 = Ml., hier 39,1–18. Schluss: Gott errettet gnädig die Seinen. 4020 10.  4. 1553. Drostlich prophezey dem gefangen volck (Nachtigall, Geschiedener Ton). Jeremia verkündet Trostworte Gottes für sein Volk [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn das Volk sich in Buße demütigt, dann wird Gott über ihm seinen Gnadensegen aussprengen. Dem Feind seines Volkes macht Gott ein Ende. Gottes sanftmütiges Vaterherz ist voller Erbarmen und Gnade [Str. 3]. Q.: Jer 46,27  f. 4021 11.  4. 1553. Die falschen hewchel lerer vnd propheten (Konrad von Würzburg, Hofton). Weissagung gegen die falschen Propheten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Solche falschen Lehrer gab es auch in „Hoch-Deutschland“. Sie trennten die Gewissen der Menschen vom Glauben und erweckten falsche Hoffnungen. Der größte Teil ihrer Lehre wurzelte im Geiz. Der Gottesdienst wurde ein grempelmarck. Doch das ist jetzt vorbei, Gott sei ewig Lob dafür [Str. 3]. Q.: Ez 13,17–23. 4022 11. 4. 1553. Prophezey wider den Fürsten gog (Ehrenbote, Fürstenton). Ezechiel ver­ kündet den Einfall Gogs in das Land Israel und Gottes Gericht über Gog. Schluss: Der Christenheit gereiche es zum Trost, dass Gott die Feinde zu rechter Zeit stürzt. Gottes mächtiger Arm ist noch unverkürzt. Q.: Ez 38,4.8  f.18–23. 4023 12. 4. 1553. Wie man die obrikeit halten sol (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Der Christ soll der Obrigkeit untertan sein [Str. 1 und 2]. Drei Lehren: 1. Die Obrigkeit soll nicht tyrannisch werden, sondern sie soll die Guten schützen, die Bösen strafen; 2. Die gemein soll gehorsam sein; 3. Wir sollen einander alle liebhaben. Herr, gib uns deinen Geist, damit er uns das Herz erneuere [Str. 3]! Q.: Röm 13,1–8. 4024 12. 4. 1553. Die schlacht mit appolonio (Vogel, Lange Feldweise / Harte Steinweise / Hoher unverkehrter Ton). Apollonius, der Heerführer des Demetrius, wird bei Askalon von Jonathan dem Makkabäer besiegt. Schluss: Wenn ein Volk in Bedrängnis durch Feinde zu Gott ruft, so hilft er ihm. Q.: 1Makk 10,74–89.



Nr. 4032 

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4025 13. 4. 1553. Prophezey verstockter Juden vnd Zukunft Cristi (Örtel, Langer Ton). Die Weissagung künftiger Verblendung des Volkes Gottes wird durch das Gleichnis vom Ton des Töpfers verdeutlicht. Aber alles wird sich wieder zum Guten wenden. Schluss: Der Text bezieht sich auf die Verstocktheit der Juden. Als aber Christus kam und das Evangelium der Gnade predigte, endete des Satans Tyrannei. Die Christen freuten sich darüber. Q.: Jes 29,13–24. 4026 14.  4. 1553. Ein Figürlich weisag der gfencknus Jude (Klieber, Langer Ton). Zum Zeichen, dass das Volk, das Haus Israel, und sein Fürst in Gefangenschaft geführt würden, soll der Prophet vor aller Augen aus seinem Haus fortziehen. Schluss: Trotz dieser Prophezeiung blieb das Volk verstockt, bis es schließlich gestraft wurde. Auch wir sind zur Buße aufgefordert. Christus möge uns helfen, bevor es zu spät ist. Q.: Ez 12,1–6.11–20. 4027 14. 4. 1553. Künig Froto pricht list mit list in Engelant (Mügling, Traumweise). Der englische König will nicht mit dem Dänenkönig Froto III. Krieg führen, vielmehr ist er angeblich bereit, Tribut zu zahlen. Er bittet Froto zu einem Gastmahl. Der lässt zuvor die Wälder durchstreifen. Man findet viele versteckte Bewaffnete, die jedoch einge­ schlafen sind. Zum Gastmahl kommen einige Dänen, die sich scheinbar betrinken. Froto lässt zum Angriff blasen, noch bevor die versteckten Bewaffneten zuschlagen können. So werden die Engländer durch List besiegt. Schluss: Vorsicht ist immer angebracht. Wer sich auf Falschheit und Untreue verlässt, wird den Schaden haben. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,31 (Eppendorf). 4028 15. 4. 1553. Die tröstlich verhaysung Josua (Ringsgwand, Bauernton). Josua wird von Gott gestärkt, damit er das Volk ins verheißene Land führe. Das Volk verspricht Gehor­ sam. Schluss: Wenn Obrigkeit und Untertanen sich an Gottes Wort halten, und wenn jeder der Obrigkeit gehorsam ist, dann wird Gott Sieg und Glück verleihen und ins ewige Vaterland führen. Q.: Jos 1,1–13.15–18. Vgl. KG 5002 = Com. 4029 15.  4. 1553. Der 114 psalm Dauid (Nachtigall, Abendton). Wunder begleiten den Auszug Israels aus Ägypten. Auslegung: Den Christen soll dieser Text Trost bieten. Auch heute kann Gott die Christenheit auf wundervolle Weise aus dem Elend führen. Die Christen werden dann an Gottes Wort glauben und, vom Geist Gottes entzündet, die Sünde meiden. Niemand kann sie von Gott trennen. Q.: Ps 114. Vgl. KG 6036 = Sg. 4030 17. 4. 1553. Vom estant (Lesch, Zirkelweise). Von Ehe und Ehelosigkeit. Schluss: Ehe­ leute sollen miteinander in Liebe leben, um sich der Hurerei zu enthalten. Q.: 1Kor 7. Vgl. KG 4032 = Ml. 4031 17. 4. 1553. Puntnus der Iueden mit den römern (Frauenlob, Zarter Ton). Judas Mak­ kabäus schließt mit den Römern einen Freundschaftsvertrag. Schluss: Später wurden die Juden jedoch betört, und es folgte Jerusalems Zerstörung. So unbeständig sind Bündnisse! Q.: 1Makk 8,1–30. Lit.: Rettelbach 2002, 626.

4032 18. 4. 1553. Das mon das herz an kein creatur henck (Lesch, Gesangweise). Da die Welt vergeht, sollen diejenigen, die eine Frau haben, so leben, als hätten sie keine und diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht [Str. 1]. Auslegung: Durch den

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Glauben und die Taufe ist jeder Christ zu himmlischer „Bürgerschaft“ berufen. Deshalb soll er sich nicht an Irdisches hängen. Sein Herz und all seine Kraft sollen in Gott und dessen Wort Bestand haben. In Gott liegt alle Hoffnung, denn er allein kann helfen. Seine Macht bleibt ewig bestehen. Wer die Hilfe der Kreatur sucht, der bleibt ohne Trost [Str. 2 und 3]. Q.: 1Kor 7,29–31. Vgl. KG 4030 = Ml. 18.  4. 1553. Rach der tirannen so gotes volck plagen (Vogelsang, Goldener Ton). Jeremia prophezeit den Untergang Babylons. Schluss: Der Text soll die Christen trösten. Gott kann zu rechter Zeit die Gewalt eines Tyrannen rächen. Q.: Jer 51,33–40.42–46. 19. 4. 1553. Die martirer der alten Cristlichen kirchen (Zorn, Verhohlener Ton). 5 Str. Diokletian erlässt im 19. Jahr seiner Herrschaft ein Edikt, das die Verfolgung der Chris­ ten einleitet. Doch Gott stärkt die Christen [Str. 1]. Im ganzen Römischen Reich werden sie Verfolgungen und vielfachen Martern ausgesetzt. In Nikomedia zerreißt ein mutiger Mann den Erlass des Kaisers. Diokletian übergibt ihn den Henkern [Str. 2]. In allen Folterungen bleibt er standhaft. Selbst als er zerstückelt wird, bleibt er fröhlich. In Tyrus weigern sich die Tiere, die Christen zu fressen, vielmehr verzehren sie die Heiden [Str. 3]. Grausame Martern haben die Christen in Theben zu erdulden, ebenso in Ägypten. Christus steht den Seinen mit Trost bei [Str. 4]. Eusebios selbst ist Zeuge, dass sich so viele Christen auf einem großen Feld willig enthaupten lassen, bis selbst die Henkersknechte müde werden. Fröhlich singen die Christen Psalmen. So hat Christus an seinen Zeugen seine göttliche Kraft bewiesen: Sie blieben im Glauben standhaft [Str. 5]. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 8,2.5.7 (Hedio). Vgl. KG 5612 = Sg. 20. 4. 1553. Potamiena die martirin (Nachtigall, Sanfter Ton). Die Christin Potamiena (Potamiaina) bittet bei ihrem Martyrium für ihren Henker Basilides. Als dieser später Christ wird, legt man ihn in Ketten. Die Mitchristen trösten ihn vor seiner Hinrichtung und mahnen ihn zur Standhaftigkeit. Schluss: Gott stärkt die Christen durch seinen Geist. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 6,5 (Hedio). Vgl. KG 5613 = Sg. 20.  4. 1553. Marinus und Asterius zwen martir (Folz, Hahnenkrat). Während der valerianischen Christenverfolgung bekennt sich Marinus aus Jerusalem vor dem Bischof zum Evangelium und geht unbeirrt zu seinem Richter. Der verurteilt ihn zum Tod. Der Römer Asterius (Astyrius) bestattet den Leichnam des Märtyrers. Dafür wird er ebenfalls mit dem Tod bestraft. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 7,15  f. (7,12  f. Hedio). Vgl. KG 5619 = Sg. 20. 4. 1553. Sophronia die erenkewsch Römerin (Wolfram von Eschenbach, Golde­ ner Ton). Der tyrannische römische Kaiser Maxentius trägt der Christin Sophronia, der Frau eines Landvogts, seine Liebe an. Als sie ihrem Mann ihr Leid klagt, fürchtet dieser, falls sie nicht einwillige, um sein Leben. Die Räte des Kaisers kommen, um sie abzuholen. Doch sie bittet, noch einmal in ihre Kammer gehen zu dürfen, um sich festlich zu kleiden. Dort betet sie zu Gott und ersticht sich. Von da an begehrt Maxen­ tius keine Christenfrau mehr. Schluss: Sophronia ist ein Spiegel für alle christlichen Frauen, die lieber sterben als ihre Ehre verlieren sollen. Q.: Eusebios, Kirchenge­ schichte, Ü. von Rufinus, 8,14 (Hedio).



Nr. 4042 

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4038 21. 4. 1553. Histori der verfolgten Cristen (Folz, Langer Ton). Kaiser Valens gibt dem Amtmann von Edessa in Mesopotamien einen Backenstreich, weil er die Versamm­ lungen der Christen zulässt, und befiehlt, alle Christen zu töten. Der heidnische Amtmann hat Mitleid mit den Christen und warnt sie: Sie sollten sich am nächsten Tag nicht zum Gebet versammeln, denn sie würden getötet. Doch am Morgen kommen die Christen wie die Schafe zur Schlachtbank. Unter ihnen ist eine Frau mit einem Kind. Der Amtmann lässt sie fragen, weshalb sie trotz drohender Gefahr an den Ort der Zusammenkunft eile. Sie bekennt, sie wolle den Märtyrertod sterben. Der Amtmann zieht darauf mit seinen Leuten ab und wirft sich vor dem Kaiser nieder. Ehe wolle er selbst sterben als die Christen töten. Er erzählt von der Frau. Der Kaiser wird dadurch umgestimmt. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,5 (Hedio); Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 7,32 (Hedio). Vgl. KG 5609 = Sg. 4039 21. 4. 1553. Tiraney des kaiser theodosii (Vogel, Lilienweise). Kaiser Theodosius I. lässt in Thessalonike einen Aufstand der Ritterschaft blutig niederschlagen. Die Pries­ terschaft rügt das. Darauf tut der Kaiser Buße und wird wieder der christlichen Gemeinde zugezählt. Danach erlässt er ein Gesetz, dass ein Urteil erst nach 30 Tagen vollstreckt werden dürfe. Vielleicht verhindere dann Barmherzigkeit das Vergießen menschlichen Blutes. Schluss: Die Obrigkeit soll nicht gleich Rache üben, sondern sich zuerst bedenken. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,18 (Hedio). Vgl. KG 5610 = Sg. 4040 22. 4. 1553. Der saturnisch pfaff mit der Edlen frawen (Lorenz, Blühweise; G./D. 6, Anh. Nr. 851a). Der heidnische Priester Tirannus (Tyrannus) in Alexandria beredet die Männer schöner Frauen, sie für eine Nacht im verschlossenen Tempel der Liebe des Gottes Saturn zu weihen. In der Nacht versteckt sich der Priester in der ehernen Göt­ terstatue, mimt die Stimme der Gottheit und verführt schließlich die Frauen. Als sein Betrug erkannt wird, wird er gefoltert und gevierteilt. Der Tempel und die Saturnsta­ tue werden zerstört. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,25 (Hedio). Vgl. KG 5625 = Sg. 4041 22. 4. 1553. Die verprent Cristlich stat in phrigia (Regenbogen, Goldener Ton). Das Vorbild des standhaften Römers Adanctus (sic RSM, richtig: Adauctus) bewirkt, dass sich die Christen einer phrygischen Stadt verbrennen lassen, obwohl sie das Bürger­ recht besitzen. Schluss: Gott möge sein heiliges, reines Wort vor der Tyrannei retten. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 8,11 (Hedio). 4042 22.  4. 1553. Der Juden plag ob dem tempel paw (Vogel, Schatzton). Kaiser Julian Apostata verfolgt die Christen, ist aber den Juden gewogen. Ihnen erlaubt er, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Die Juden schmähen die Christen, weil sie der Gunst des Kaisers sicher sind. Als sie aber mit dem Tempelbau beginnen wollen, zerstört ein Erdbeben die Anfänge ihrer Arbeit und ihre Häuser. Feuer, das vom Himmel fällt, verbrennt ihre Wohnungen. In der Nacht zeigen sich an den Kleidern Kreuze, die nicht ausgewaschen werden können. Schluss: Gott stürzt seine Feinde plötzlich. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 6,43 (6,42 Hedio). Vgl. KG 5615 = Sg.

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4043  4. 1553. Gesprech: Der gefuersten engel klag. Sg. [verl.] 4044 25.  4. 1553. Kaiser Constantinus mit dem crewz (Frauenlob, Ritterweise). Kaiser Konstantin sieht im Traum das Zeichen des Kreuzes. Als er am folgenden Tag das Labarum auf die Kriegsfahnen heften lässt, gewinnt er die Schlacht gegen Maxentius. Konstantin wird daraufhin Christ. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 9,9 (Hedio) + Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 1,4  f. (1,5 Hedio). 4045 25. 4. 1553. Constantinus der gros frum kaiser (Vogel, Strenger Ton). Kaiser Kon­ stantin erlässt das Religionsedikt. Viele Christen erlangen die Freiheit, die Kirchen werden wiederaufgebaut. Wenn Konstantin siegt, schreibt er den Sieg allein Gott zu. Der Kaiser führt ein Zelt mit sich, um darin sein Gebet zu verrichten. Er schafft die Kampfspiele und die Kreuzigung ab. Auf Silbermünzen lässt er das Kreuz prägen. Um des Gemeinnutzes willen übt er strenge Gerechtigkeit. So hoch stand einst das Römi­ sche Reich, jetzt schwebt es in großer Gefahr. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tri­ partita 1,9 (1,8 Hedio). Vgl. KG 5628 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 626.

4046 26.  4. 1553. Aufruer zv Antiochia (Heid, Kälberweise). Antiochia wird von Kaiser Theodosius I. hart besteuert. Die Bürger wehren sich durch einen Aufruhr. Die Statue der Kaiserin Flacilla wird umgestürzt. Daraufhin will der Kaiser die Bürger streng bestrafen, doch Makedonius, ein Weiser, erinnert den Kaiser daran, dass er auch nur ein Mensch sei. Dadurch lässt sich Theodosius besänftigen und verschont Antiochia. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,32 (Hedio). Vgl. KG 5611 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 626.

4047 26. 4. 1553. Die Erst Cristlich gmain (Zorn, Unbenannter Ton). Der Pfingstpredigt des Petrus folgt die Entstehung der ersten christlichen Gemeinde. Schluss: Gott möge uns seinen Heiligen Geist in dieses Elend senden, damit wir Buße tun. Q.: Apg 2,37–47. 4048 27. 4. 1553. Der weis Amphilochius mit Theodosio (Frauenlob, Geschwinder Ton). Amphilochius bittet Kaiser Theodosius, den Arianismus zu verbieten, denn dadurch werde der Sohn Gottes geschmäht. Der Kaiser will Frieden haben und lehnt Amphilo­ chius’ Bitte ab. Am nächsten Tag erscheint dieser wieder vor dem Kaiser. Dessen Sohn Arkadius ist zu dieser Zeit Mitkaiser. Er empfängt Amphilochius ebenfalls, doch dieser grüßt nur den Vater. Als das dem Kaiser missfällt, erinnert Amphilochius daran, dass es auch Gott Vater missfalle, wenn dessen eingeborener Sohn missachtet werde. Der Kaiser lässt daraufhin die Arianer vertreiben. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tri­ partita 9,25 (Hedio). Vgl. KG 5682 = Sg. 4049 27.  4. 1553. Der zerstört got serapis (Regenbogen, Blauer Ton). Kaiser Theodosius schafft durch ein Mandat den Götzendienst ab. Bischof Theophilus von Alexandria zerstört die Götzenbilder. Als er die Serapisstatue mit der Axt zertrümmern will, fürch­ ten sich die Menschen; man sagt, dass derjenige in der Erde versinke, der Serapis nicht verehrt. Unbeirrt vernichtet der Bischof die Statue und lässt sie verbrennen. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,23 (Hedio). Vgl. KG 5683 = Sg.



Nr. 4053 

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4050 27. 4. 1553. Die mördersgrueben zu Rom (Frauenlob, Froschweise). In einem finste­ ren Winkel in Rom, wo ein Nebenarm des Tibers eine Mühle treibt, liegt eine große Bäckerei. Dort lässt sich ein Müller nieder und macht die Gegend zu einem Huren­ viertel. Die Besucher der Prostituierten werden betrunken gemacht und in eine Kammer geführt, wo sie durch eine Falltür in die Mühle stürzen. Dort tötet und beraubt sie die Dienerschaft. Das bleibt lange ungestraft; schließlich macht Kaiser Theodosius den grausamen Untaten ein Ende. Man findet viele Leichen. Die Bäcker werden gerä­ dert und die Huren ertränkt. Schluss: Die weltliche Obrigkeit soll darauf achten, dass kein Missbrauch mit dem getrieben wird, was dem Gemeinnutz dienen soll. Q.: Cas­ siodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,24 (9,23 Hedio). Vgl. KG 5685 = Sg. 4051 28. 4. 1553. Der haidnisch geczenpriester (Vogel, Sauerweise). Auf einer Reise durch das Hochgebirge ist Gregor der Große [sic RSM, richtig: Gregorios Thaumaturgos] genötigt, bei einem Priester Apollos die Nacht zu verbringen. Am nächsten Tag zieht er weiter. Danach opfert der Priester seinem Gott und will mit ihm sprechen. Doch der Götze bleibt stumm. Auch beim zweiten Opfer schweigt der Götze. In der Nacht spricht er zu dem Priester und sagt, er habe keine Gewalt mehr, hier zu leben, wenn sie ihm nicht Gregor verleihe. Der Priester läuft Gregor nach und bittet ihn, seinen Gott wieder bei ihm wohnen zu lassen. Gregor schreibt etwas auf einen Zettel, den der Priester vor dem Götzen niederlegt. Sogleich antwortet der teuflische Götze. Da bedenkt der Pries­ ter, dass sein Gott dem heiligen Mann habe weichen müssen. Er bittet Gregor um die Taufe. Später wurde der Priester sogar Bischof. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 7,28 (7,25 in der Ausg. des lateinischen Textes Basel 1523, nicht in Hedio, Straßburg 1545, auch nicht in späteren Auflagen). 4052 28. 4. 1553. Der abgot Canopus (Boppe, Langer Ton). Die Chaldäer beten das Feuer an. Es ist ihrer Ansicht nach der gewaltigste Gott, da es alle anderen Götzen verzehrt. Die Priester ziehen überall im Land umher, um das zu beweisen. So kommen sie auch nach Ägypten. Da findet ein Priester des Götzen Canopus (Kanopos) eine List. Er macht einen großen Wasserkrug, der außen viele mit Siegelwachs verklebte Löcher hat. Auf den mit Wasser gefüllten Krug setzt er einen Kopf. Als er diesen Götzen in das Feuer stellt, schmilzt das Wachs. Das Wasser rinnt aus dem Krug und löscht das Feuer. Die chaldäischen Priester erschrecken. Seitdem verehrt man Canopus als höchsten Gott in Ägypten. Schluss: Auf diese Weise wurde durch einen Betrug der andere zunichte. So machen es die Pfaffen mit den Toren bis auf unsere Zeit. Doch hat Chris­ tus durch sein heiliges Wort die Finsternis erleuchtet. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,26 (Hedio). Vgl. KG 5626 = Sg. 4053 29. 4. 1553. Die erfindung des crewz Cristi (Frauenlob, Tagweise). Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, lässt in Jerusalem nach dem Kreuz Christi graben. Sie findet drei Kreuze, die Kreuzesaufschrift und drei Nägel. Darauf klagt sie dem Bischof Maka­ rius, sie wisse nicht, welches das Kreuz Christi sei. Dieser tröstet sie. Er lässt eine kranke Frau die Kreuze berühren, beim Kreuz Christi wird sie gesund. Helena lässt an der Fundstelle einen prachtvollen Tempel bauen und bringt ihrem Sohn die Nägel und ein Stück vom Kreuz Christi. Der Kaiser hat daraufhin viel Glück und ist siegreich. In

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seinen Tagen nahm der Glaube zu. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchen­ geschichte 1–9: 10,7  f. (Hedio); Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 2,18 (Hedio). 2. 5. 1553. Die schlacht der römer mit hilff gottes (Vogel, Starke Osterweise). Der Perserkönig Barabanes verfolgt die persischen Christen. Sie flüchten nach Rom. Der römische Kaiser will die Flüchtlinge nicht an die Perser ausliefern, weshalb es zum Krieg kommt. Auf dem Schlachtfeld werden Engel gesehen, die den Sieg prophe­ zeien. Obwohl der Perser Sarazenen zum Kampf einsetzt, wird er doch besiegt. Von den Römern verfolgt, stürzt ein Teil der Perser in den Euphrat. Als die Perser schließ­ lich umzingelt sind, werden sie völlig vernichtet. Schluss: Der Kaiser vertraute allein auf Gottes Wort. Gott machte den Todfeind zunichte. Wer Gottes Wort verachtet, muss mit Schanden untergehen. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartia 11,15 (Hedio). 3. 5. 1553. Die gepettschlacht kaiser Theodosi (Singer, Lieber Ton). Eugenius tötet Kaiser Valentinian II. und macht sich selbst zum Kaiser. Theodosius rüstet im Orient ein Heer gegen Rom. Im Gebet wird Theodosius geoffenbart, dass er Eugenius besie­ gen werde. Während der Schlacht ruft Theodosius in großer Bedrängnis zu Gott, daraufhin wird der Feind bezwungen. Eugenius bittet Theodosius um gnädige Buße, doch wird ihm das Haupt abgeschlagen. Sein Gefährte Arbogast hat sich selbst ersto­ chen. Schluss: Durch andächtiges Gebet wird viel Tyrannei zerbrochen. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 11,31–33 (Hedio); Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,45 (Hedio). 4. 5. 1553. Der pfarrer mit dem sueppen segnen (Stolle, Blutton; G./D. 6, Nr. 852). Ein Bauer lädt seinen Pfarrer zum Suppenessen ein. Nun ist aber nur in der Mitte der Sup­ penschüssel ein Fettauge. Der Pfarrer möchte es gern haben. Er spricht den Segen über die Suppe und macht dabei in der Schüssel mit dem Löffel drei solche Kreuze, dass das Fett für ihn allein erreichbar wird. Doch der Bauer ergänzt die trinitarische Segensformel mit der Bitte um den Segen aller Heiligen, wobei er eine Kreisbewegung in der Suppenschüssel macht. Der Pfarrer ärgert sich, weil er nicht das ganze Fett für sich allein haben kann. Epimythium: Jeder sucht seinen Vorteil. 5. 5. 1553. Der 89 psalm vom reich Cristi (Sachs, Überlanger Ton). Gott möge dem Haus König Davids seinen Schutz erweisen. Schluss: David figurirt hier Jesus, dessen Königtum fest und beständig bleibt. Gott will uns trotz der Sünde nicht verdammen, sondern er züchtigt uns mit seiner Rute. Herr, wende dein Erbarmen nicht von uns ab! Q.: Ps 89. Vgl. KG 5548 = Sg. Lit.: Rettelbach 2002, 626  f.

4058 6. 5. 1553. Iohannes mit dem mörder jüngling (Zwinger, Hofton). In Patmos emp­ fiehlt der Evangelist Johannes einen jungen Mann einem Bischof, damit er ihn erziehe. Doch der junge Mann verkommt moralisch immer mehr, er wird sogar Räuber. Als Johannes wieder einmal nach Patmos kommt und sich nach dem jungen Mann erkun­ digt, muss er in den Wald reiten, wo die Räuber hausen. Dort teilt er dem jungen Mann mit, dass Christus sich seiner erbarmen werde. Daraufhin lässt der junge Mann reu­ mütig von seinem lasterhaften Leben ab. Schluss: Die christliche Gemeinde versagt



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keinem Sünder die Buße. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 3,23 (Hedio). Vgl. KG 5690 = Sg. 6. 5. 1553. Das wunderhailsam krawt der pildnus Cristi (Regenbogen, Süßer Ton). An der Stelle, wo Jesus die blutflüssige Frau geheilt hat, errichtet das Volk zwei Stand­ bilder. Auf dem ersten sieht man eine Frau, die bittend die Hände zum Himmel empor­ hebt, auf dem zweiten legt Christus ihr die Hand auf. Unter dieser Statue wächst all­ jährlich eine Pflanze, die, sobald ihre Spitze den Gedenkstein berührt, wunderwirkende Kraft erhält. Wer vom Saft der Pflanze trinkt, wird gesund, gleichgültig, welche Krank­ heit er hat. Das Standbild steht in Caesarea. Schluss: Gottes Treue und seine väterliche Liebe zu den Menschen werden durch dieses Wunder offenbar. Q.: Eusebios, Kirchen­ geschichte, Ü. von Rufinus, 7,18 (7,14 Hedio). 8. 5. 1553. Die wunderpar hairat Valentini des jüngern (Fülsack, Reuterton). Justus, ein Richter aus Picenum, träumt, aus seiner Lende werde ein schönes Purpurkleid geboren. Kaiser Valentinian hört davon und lässt aus Angst vor Justus’ Nachkommen den Richter töten. Justina, die Tochter des Justus, ist mit Severa, der Frau des Kaisers, befreundet. Die Kaiserin erzählt dem Kaiser von Justinas Schönheit. Er entflammt in Liebe und erlässt ein Mandat, dass jeder zwei Frauen haben könne. Dann heiratet er Justina, ohne Severa zu verstoßen. Justina gebiert drei Töchter und einen Sohn, der auch Valentinian genannt wird. Er folgt dem Vater als Kaiser nach. Schluss: Was Gott verheißt, das wird auch erfüllt. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 8,11 (Hedio). 8. 5. 1553. Kaiser Honorius hueb den schwert kampf auf (Singer, Freier Ton). Bei Gladiatorenkämpfen wird stets viel Blut vergossen. Der Mönch Telemachus kommt nach Rom, um sich einen solchen Kampf anzusehen. Doch als er sieht, wie die Kämpfer, von Hass erfüllt, einander Leid antun, will er unter ihnen Frieden stiften. Das ärgert die Zuschauer. Sie bewerfen Telemachus mit Dreck und Steinen, bis er stirbt. Kaiser Honorius lässt daraufhin den Schwertkampf verbieten. Niemand soll beim Spiel Leib, Gut und Ansehen verlieren. Dieser Kaiser war sehr friedliebend. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 10,2 (Hedio). 9. 5. 1553. Der 107 psalm die gnedig hilff gotes (Vogel, Gefangener Ton). Alle, die Gottes Hilfe erfahren haben, sollen Gott danken. Schluss: Ruft man in der Not zu Gott, so hilft er. Q.: Ps 107. Vgl. KG 5916 = Sg. 10. 5. 1553. Der apostel wandel und gefencknus (Regenbogen, Grauer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2684 = Ml., hier 5,12–41. 10. 5. 1553. Des pauren gscheft mit dem ochsen (Singer, Schlechter Ton; G./D. 6, Nr. 853). Ein Bauer bittet seine Frau, nach seinem Tod den Ochsen zu verkaufen und um seines Seelenheils willen den Erlös armen Leuten zu spenden. Als der Mann tot ist, erfüllt die Frau sein Testament, indem sie einen Hahn auf den Ochsen bindet, beide aber nur gemeinsam verkauft. Den Hahn gibt sie für zehn Gulden, den Ochsen für drei Heller. Durch diese List steckt sie selbst zehn Gulden ein, die Armen bekom­ men nur drei Heller. Schluss: Wer Almosen geben will, übertrage die Aufgabe nicht seinen Erben. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 462 (458).

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4065 10. 5. 1553. Der ungehorent pauer (Sachs, Spruchweise; G./D. 6, Nr. 854). Ein schwer­ höriger alter Bauer läuft nach Bingen. Als ihm sein Herr begegnet, entsteht ein Dialog voll von Missverständnissen. Fragt der Junker, was das Schwein, das der Bauer zum Markt treibt, koste, erzählt ihm der Bauer von seiner kurz bevorstehenden Hochzeit; als der Edelmann sich erkundigt, ob er auch auf die Hochzeit müsse, nennt ihm der Bauer den Preis der Sau. Schließlich wünscht der Herr dem alten tauben Bauern: Mein Dreck auf dein mawle. Der Junker müsse aber auch mitessen, antwortet der Bauer in dem Glauben, es sei von der Hochzeit die Rede. Schluss: Schwerhörige soll man nicht verspotten, das Alter macht jeden gebrechlich. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 26, aber nur für Str. 1 und 2. Vgl. KG 4779 = Sg. 4066 12. 5. 1553. Ein reicher drost der Cristen (Marner, Langer Ton). Wie durch Adams Fall alle Menschen verdammt wurden, so wurden sie durch Christus gerechtfertigt. Schluss: Zusammenfassung unter besonderer Berücksichtigung des Vergleiches Adams mit Christus. Q.: Röm 5,12–21. Vgl. KG 4956 = Ml. 4067 12. 5. 1553. Die maririn S. Blandina (Vogel, Klagweise). Kaiser Antonius (Antoni­ nus) verfolgt die Christen in Frankreich. Blandina bleibt trotz aller Martern standhaft. Bei jedem Schmerzensschrei empfängt sie neue Kraft, während die Henkersknechte beim Foltern ermüden. Am nächsten Tag wird sie auf dem „Schauplatz“ in Kreuzform an einen Pfahl gebunden. Die wilden Tiere, die Blandina zerreißen sollen, verschonen sie. Sie soll den heidnischen Göttern opfern, doch sie weigert sich. Dann wird sie auf einen Eisensessel gesetzt und unter ihr wird ein Kohlenfeuer entfacht. Doch sie lobt Christus. Danach bindet man sie an zwei Ochsen und schleift sie über den ganzen Platz. Schließlich wird sie mit dem Schwert gerichtet. So erlangt sie die Krone und ruht in Frieden. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 5,1 (5,1–3 Hedio). Vgl. KG 5614 = Sg. 4068 13. 5. 1553. Die leibaigen knecht vnd maid (Vogel, Vogelweise). Zur Zeit des Königs Zedekia von Juda vergehen sich viele gegen die Vorschrift des Freijahrs; alle sieben Jahre müssen Knechte und Mägde freigelassen werden. Der Prophet erklärt daraufhin, dass dadurch der Bund mit Gott verletzt wurde, und prophezeit die Verwüstung der Städte Judas durch das Heer des Königs von Babylon. Schluss: Die Obrigkeit soll daraus lernen, nicht gegen Gottes Wort zu handeln und nicht geizig zu sein; Gott wird sie sonst strafen. Q.: Jer 34,8–22. 4069 13. 5. 1553. Wie man sich in der straff gotts nun halten soll (Nunnenbeck, Kurzer Ton). Einleitung: Das Volk Gottes klagt über seine Sünden [Str. 1]. Bibeltext: Gott rät seinem Volk durch den Propheten, sich in einer Kammer zu verbergen, bis sein Zorn vorübergegangen ist [Str. 2]. Auslegung: Wenn Gott dem Christen Krieg, Teuerung und großes Sterben schickt, dann soll er in sein Kämmerlein gehen, Buße tun und unab­ lässig beten, bis Gottes Gnade wiedererscheint [Str. 3]. Q.: Jes 26,20  f. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4070 13. 5. 1553. Die güet gottes in der straff seines volckes (Drabolt, Linder Ton). Gott wird sein Volk wieder sammeln und die Mächte der Welt und ihre Götzen vernichten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott beschützt sein Volk vor den Feinden. Falls er es züch­



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tigt, hält er doch Maß. Durch die Strafe kommt das Volk zur Erkenntnis seiner schwe­ ren Sünde und hofft auf Gott, den einzigen Heiland [Str. 3]. Q.: Jes 27,1–9. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4071 15. 5. 1553. Die Muestrung kaiser Constanci (Bremberger, Hofton). Obwohl Heide, ist Kaiser Constantius doch fromm und den Christen wohlgesonnen. Um ihre Standhaf­ tigkeit zu prüfen, lässt er alle Christen seines Hofgesindes zusammenrufen. Sie sollen den Götzen opfern. Wer nicht opfert, soll vom Hof gewiesen werden. Eine große Anzahl verleugnet den Glauben. Doch der Kaiser nennt die standhaft gebliebenen Christen seine Allertreuesten. Die vom Glauben Abgefallenen entlässt er aus dem Hofdienst. Konstantin, des Kaisers Sohn, fördert den christlichen Glauben. Schluss: Lebten diese Kaiser doch noch! Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 1,7 (1,6 Hedio). 4072 15. 5. 1553. Cirillus der martirer (Frauenlob, Leidton). Während der Herrschaft des den Christen wohlgesonnenen Kaisers Constantius kämpft in Heliopolis der Diakon Cyrillus (Kyrillos) eifrig gegen den Götzendienst. Eines Tages nehmen ihn die Heiden gefangen, schlagen ihn wund und reißen ihm die Eingeweide aus dem Leib. Er stirbt in Frieden. Aber die Rache Gottes trifft die Heiden. Alle erblinden, und die Zähne fallen ihnen aus. Schluss: So lässt Gott seine Christen zuweilen wie die Schlachtschafe töten, doch die göttliche Strafe trifft ihre Feinde. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 6,15 (Hedio). Vgl. KG 5620 = Sg. 4073 16. 5. 1553. Weisag wider stat Niniue (Schechner, Reisige Freudweise). Der Prophet verkündet Gottes Gericht über das schuldig gewordene Ninive. Schluss: Gegen Gottes Gericht und seinen Zorn hilft gar nichts. Gott stürzt die Tyrannen und hilft seinem Volk. Q.: Nah 3. 4074 17. 5. 1553. Alle wort gottes werden erfüllt (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Die Weissagungen, die Gott durch seinen Propheten kundtut, werden alle erfüllt. Aus­ legung: Gottes Wort soll man glauben und nicht bezweifeln, denn es ist von den Pro­ pheten und später im Evangelium von den Aposteln verkündet worden. Wer einfältig glaubt, lebt sicher in Gottes Gnade. Wer aber mit Vernunft dem Wort nachjagt, der wird schließlich gegen das Wort handeln. O Mensch, verschließe Augen, Herz und Mund, glaube einfältig Gottes Wort! Q.: Hab 2,1–4. 4075 17. 5. 1553. Das gepet des propheten Habacuc (Folz, Chorweise). Gebet des Propheten Habakuk für die Unschuldigen. Schluss: Gott hat seinem Volk oft geholfen. Deswegen setzt der Christ seine Hoffnung auf ihn, denn sein Arm ist unverkürzt: Er stürzt alle gottlosen Tyrannen. Q.: Hab 3. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4076 18. 5. 1553. Juuentus und maximus 2 martir (Folz, Baumton). Juventius und Maximus, zwei „Trabanten“ des Kaisers Julianus, sind über des Kaisers Christenverfolgung besorgt. Sie werden beim Kaiser verklagt. Zu ihrer Rechtfertigung verweisen sie auf Constantius und Konstantin. Während beider Herrschaft konnte sich das Christentum frei entfalten. Julianus jedoch quält die Christen auf tyrannische Art. Der Kaiser befiehlt, beide zu töten. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 6,34 (Hedio). Vgl. KG 5616 = Sg.

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4077 18. 5. 1553. Got zerstrewt der gotlosen heer (Frauenlob, Goldene Radweise). Gott wird die gottlosen Völker durcheinanderwirbeln wie den Wind oder das brausende Meer [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn ein Tyrann das Land verwüstet, so soll man sich allein Gott zuwenden. Er verlässt einen nicht [Str. 3]. Q.: Jes 17,12–14. 4078 19. 5. 1553. Der last uber das kunickreich Babel (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Vision des Falles Babels [Str. 1 und 2]. Da merck pey: Tyrannisiert ein Herrscher Gottes Volk, so schickt dieser ein grausames Volk in sein Land, so dass der Herrscher verzagt und untergeht. Auch der jetzige wird wunderbar von Gott gestraft, und das Volk wird erlöst [Str. 3]. Q.: Jes 21,1–10. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4079 19. 5. 1553. Daniel enthelt sich des kungs speis (Muskatblut, Neuer Ton). Daniel und seine Gefährten leben am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar. Sie weigern sich, von den Speisen des Königs zu essen, wollen nur Gemüse essen und Wasser trinken. Nach zehn Tagen sehen sie viel gesünder aus als die jungen Männer, die des Königs Speisen aßen. Daniel zeichnet sich am Hof des Königs durch seinen großen Verstand aus. Schluss: Wer Gottes Willen beachtet und nach seinem Wort lebt, der erlangt Heil, Glück, Verstand und Weisheit. Q.: Dan 1,1–17. Vgl. KG 5074 = Com. 4080 20. 5. 1553. Vom geschopff des menschen (Frauenlob, Neuer Ton). Der Mensch ist Gottes Geschöpf. Gott hat Israel vor allen Ländern erwählt. Q.: Sir 17,1–27. Vgl. KG 5861 = Sg. 4081 20. 5. 1553. Der last uber Thirus und Sidon (Schwarz, Vermahnter Ton). Jesaja pro­ phezeit die Zerstörung von Tyrus. Schluss: Gott ärgert es sehr, wenn man habgierig und hochmütig ist. Wenn ein Volk ihn vergisst, dann straft er es. Q.: Jes 23,1–14. 4082 24. 5. 1553. [E] Ein gesprech zwischen sanct Peter und dem Herren, von der ietzigen welt lauff (K./G. 1,404; G./D. 1, Nr. 132). 156 Vs. Inh. wie KG 2118 = Ml., aber aus­ führlicher. Vgl. 4474 = Fsp. Lit.: Rettelbach 2002, 627  f.

4083 25. 5. 1553. Wie got umb sein volck puelet (Nunnenbeck, Zeherweise). Gott bemüht sich um sein Volk wie ein Liebender um seine Geliebte. Auslegung: Uns allen zeigt Gott durch sein Wort seine Liebe. Gottes Volk wird geplagt, bis der rechte David, Jesus Christus, auf die Erde kommt. Er macht uns durch sein Blut wieder gerecht. Wer das glaubt, hat Gnade und Frieden. Q.: Hos 3. 4084 25. 5. 1553. Got nempt in seiner plag das liebest hin (Sachs, Gesangweise). Hesekiel hält keine Totenklage um seine verstorbene Frau. Vom Volk nach dem Grund befragt, erklärt der Prophet: Dies solle ein Zeichen sein, dass auch das Haus Israel weder seufzen noch klagen soll, wenn es von Plagen heimgesucht wird [Str. 1 und 2]. Ausle­ gung: Wenn ein Volk sich gegen Gott versündigt, so sucht er es heim. Der Kummer wird so groß, dass man nicht einmal mehr laut zu klagen vermag. Die Christen sollen Buße tun, wie Christus im Evangelium lehrt [Str. 3]. Q.: Ez 24,15–24. 4085 26. 5. 1553. Das gerecht gewechs vom stam David (Vogel, Verwirrter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 3430, hier 23,1–6. Zusammenfassung: Aus dem Geschlecht Davids



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erweckt Gott die liebliche Rose, unseren Heiland Jesus Christus. Er ruft zur Buße auf, beendet die Gefangenschaft und schenkt der Menschheit die Gnade seiner Gerechtig­ keit. Durch seinen Geist regiert er uns, so dass wir uns Gott zuwenden [Str. 3]. 4086 26. 5. 1553. Keiner tregt des andren süende (Vogel, Langer Ton). Jeder ist für seine eigene Tat verantwortlich und hat nicht für die Schuld seiner Väter zu büßen. Schluss: Der Herr möge das Leben der Christenheit durch sein Erbarmen erneuern. Q.: Ez 18,2– 11a.18–23. Vgl. KG 5708 = Sg. 4087 30.  5. 1553. Ein erschrocklich prophezey wider israel (Sachs, Hohe Bergweise). Hesekiel prophezeit Gottes Gericht über Land und Volk. Schluss: Wir sollen Buße tun, ehe Christus uns seinen Geist sendet. Q.: Ez 7. 4088 30.  5. 1553. Prophezey der zwen gefangen künig Jude (Fleischer, Löwenweise). Klage über Judas Fürsten, die mit ungebändigten Löwenjungen verglichen werden. Auslegung: Der erste Löwe ist Joahas, der ein Tyrann war und vom Pharao Necho nach Ägypten geführt wurde. Jojakim war der andere junge Löwe – ein Tyrann und Götzen­ diener; Nebukadnezar brachte ihn nach Babylon. Alle, Kaiser, Könige, Herzöge und Fürsten, sollen daran erkennen, dass sie von Gott gestraft werden, wenn sie zu Tyran­ nen werden. Der arme hauf soll täglich mit Geduld sein Joch tragen und zu Gott rufen. Die Rache liegt allein in seiner Hand. Q.: Ez 19,1–9. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4089 31.  5. 1553. Got plaget seine feint wo sie nit pusthun (Vogel, Frischer Ton). Gott beklagt die Untreue des Volkes. Das Volk wird mit einem verwüsteten Weinberg ver­ glichen; Gericht und Heil der Nachbarn des Volkes Gottes. Schluss: Gott erbarmt sich seines Volkes, aber er kann es auch seiner Sünden wegen strafen. Wenn die Feinde nicht Buße tun, trifft sie Gottes Gericht. Q.: Jer 12,10–17. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4090 31. 5. 1553. Got erfuelt sein wort mit lon oder straff (Frauenlob, Gekrönter Ton). Der Prophet Jeremia warnt vor Ägypten. Schluss: Gottes Verheißung trifft ein. Q.: Jer 42,2.7.10–14.16. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4091 1. 6. 1553. Der deuffel in gestalt mose (Kanzler, Langer Ton). Auf Kreta leben zur Zeit des Kaisers Theodosius viele Juden. Diesen erscheint der Teufel in Menschengestalt als Moses und verspricht, sie trockenen Fußes durch das Meer heimzuführen. Ein Jahr lang verkündet der Teufel das auf der Insel, so dass die Juden ihm folgen wollen. Sie sollen auf Geheiß des Teufels von einem hohen Gebirge ins Meer hinabgehen. Viele ertrinken. Da kommen Fischer und halten die restlichen Juden von ihrem gefährlichen Vorhaben ab. Die Juden durchschauen erst jetzt den teuflischen Betrug. Daraufhin lassen sich viele von ihnen taufen. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 12,9 (Hedio). Vgl. KG 5707 = Sg. 4092 1. 6. 1553. Der purgunder Cristen sieg (Vogel, Schallweise). Die Burgunder werden von den Hunnen bedroht. Nachdem sie sich haben taufen lassen, bestehen sie mit Gottes Hilfe siegreich den Kampf gegen die Feinde und ihren König Suptarus. Q.: Cas­ siodor, Historia ecclesiastica tripartita 12,4 (Hedio).

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4093 2. 6. 1553. Theodulus vnd thacitus die zwen martirer (Ottendorfer, Hohe Jüngling­ weise). In Meroe, einer Stadt in Phrygien, sollen die Christen den heidnischen Götzen opfern. Tatianus und Theodulus, zwei Christen, begeben sich nachts in den Tempel und zerstören die Götzen. Man verurteilt sie zum Verbrennungstod auf dem Rost. Während ihres Martyriums fordern sie den blutdürstigen Richter Amatios auf, er möge sie doch umwenden, damit auch ihre andere Seite geröstet werde. Q.: Cassiodor, His­ toria ecclesiastica tripartita 6,13 (Hedio). Vgl. KG 5618 = Sg. 4094 2. 6. 1553. Die falsch stim unter dem feur altar (Sachs, Silberweise). Der Perserkönig Esdigerdus (Sbigerdis) lässt Bischof Maruta (Maruthas) frei predigen. Die Magier ärgert das. Als der König das Feuer anbetet, ertönt eine Stimme, die ihn auffordert, dem Bischof das Predigen zu verbieten. Der König will ihn fortschicken. Indes wird der Betrug dem Bischof im Gebet offenbart. Er bittet den König, unter dem Feuer graben zu lassen. Dort findet man einen Knaben. Die Magier werden bestraft. Der Bischof darf eine Kirche bauen, das Christentum in Persien nimmt seinen Anfang. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 11,8 (Hedio). Vgl. KG 5621 = Sg. 4095 2. 6. 1553. Paphnucius erhelt der pfaffen ee (Vogel, Hopfenweise). Dreihundert Jahre nach Christi Geburt versammeln sich in Nicaea 318 Bischöfe, um die Lehre des Arius zu verurteilen. Nur sechs Bischöfe bleiben Arianer. Arius wird ins Exil geschickt. Auf dem Konzil stellt man fest, dass Jesus Christus von gleicher Substanz ist wie Gottvater und von göttlicher Natur. Auch will man die Ehe der Geistlichen verbieten. Nur ­Paphnutius (Pafnutius) spricht sich dagegen aus, hat doch Gott selbst die Ehe einge­ setzt. Außerdem warnt Paphnutius vor der Gefahr der Hurerei. Das ganze Konzil folgt seinem Rat. Später hat sich das geändert. Der Zölibat wurde eingeführt, und die Pfaffen trieben Hurerei. Paphnutius hat das prophezeit, obwohl er selbst keine Frau hatte. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 2,9.14 (Hedio). Vgl. KG 5623 = Sg. 4096 3. 6. 1553. Der orenpeicht anfang vnd Ent (Zwinger, Roter Ton). Die Beichtpraxis zur Zeit der frühen Kirche. Die Ohrenbeichte schafft Bischof Nektarius von Konstantino­ pel zur Zeit des Kaisers Theodosius ab, nachdem offenkundig geworden ist, dass ein Diakon sie zur Verführung einer edlen Frau missbraucht hat. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,35 (Hedio). Vgl. KG 5624 = Sg. 4097 5. 6. 1553. Der 103. Psalm von der guete gottes (Regenbogen, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 121 = Ml. Vgl. 370 Str. 3, 3521, 4717 = Mll. und 5367 = Sg. Zusammen­ fassung. Schluss: Gottes Güte erweist sich darin, dass er unsere Sünde durch den Kreu­ zestod Christi vergibt und uns mit sich versöhnt hat. Seine Barmherzigkeit währt ewig. Die Sünden derer, die an Gott glauben, werden ausgetilgt. Gott schützt die Seinen vor Krieg und Aufruhr. Deshalb sollen wir Gott ehren und ihm Dank sagen [Str. 3]. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4098 5. 6. 1553. Der 85 psalm pey got stet alle hilff (Folz, Passional). Inh. u. Q. wie KG 385 = Ml. Vgl. 5581, 5918 = Sgg. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4099 6.  6. 1553. Wer got lüg straft wirt gar hart gestraft (Frauenlob, Würgendrüssel). Jeremia warnt den Rest der zurückgebliebenen Juden vor der Hinwendung zu Ägypten,



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denn Nebukadnezar wird in Ägypten einziehen. Schluss: Wenn Gottes Wort von einem Volk verachtet wird, dann gibt Gott dem Feind Stärke und Kraft, bis sein Volk gestraft ist. Q.: Jer 43. Lit.: Rettelbach 2002, 627.

4100 7.  6. 1553. Der pischoff ampt und pefelch (Beckmesser, Chorweise). Über das Bischofsamt der Ältesten in der Gemeinde. Q.: Tit 1,5–16. 4101 7. 6. 1553. Gnedig zwsagung gottes nach der straff (Sachs, Langer Ton). Sacharja verkündet das künftige Heil für Gottes Volk. Schluss: Wir sollen an Gott nicht verza­ gen. Wenn wir Buße tun, schenkt er uns wieder eine fruchtbare Zeit in Wohlfahrt, Frieden, Ruhe sowie ein ewiges Leben. Q.: Sach 8,1–22. 4102 9. 6. 1553. Got Erweckt den propheten Cristum aus Juda (Sachs, Bewährter Ton). Das Volk Gottes soll nicht den Zauberern und Wahrsagern glauben, sondern auf den rechten Propheten warten. Schluss: Die Prophezeiung bezieht sich auf Jesus Christus, den Heiland aus dem Geschlecht Juda. Wer an ihn glaubt, wird selig. Q.: 5Mose 18,9– 22. 4103 9. 6. 1553. Wen man gotts in glueck vergist straft er (Regenbogen, Brauner Ton). Das Volk Gottes soll seinen Herrn nicht vergessen, sonst wird es bestraft wie die Heiden. Schluss: Wenn wir, in Wollust lebend, Gott vergessen und dem Zeitlichen anhängen, dann zeigt Gott seinen Zorn. Q.: 5Mose 8,11–20. 4104 10. 6. 1553. Ewstachius wirt felschlich anclagt verdampt (Sachs, Kurzer Ton). Auf einer Synode zu Antiochia führen arianische Bischöfe eine Schwangere vor, die den gastgebenden rechtgläubigen Bischof Eusthatius der Vaterschaft an ihrem Kind bezichtigt. Der Bischof wird daraufhin abgesetzt, und der Arianer Euphronius tritt an seine Stelle. Doch als die Verleumderin schwer erkrankt, bekennt sie die Wahrheit: Das Kind stamme von einem Schneider, der ebenfalls Eusthatius geheißen habe. Schluss: Das geschah vor zwölfhundert Jahren, als die Bischöfe noch frömmer waren. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 2,24 (Hedio). Vgl. KG 5691 = Sg. 4105 10. 6. 1553. Der gotlos pfleger julianus (Frauenlob, Grüner Ton). Als Kaiser Julianus Pythius (Apollo) um eine Prophezeiung über den nächsten Krieg bittet, will der Gott nur antworten, wenn Grabstätte und Leichnam des Märtyrers Papylus (Babylas) besei­ tigt würden. Die Christen, die das auf Befehl des Kaisers besorgen und dabei Psalmen singen, lässt Julianus gefangen nehmen. Darauf zerstört ein Gewitter den Tempel des Pythius, wobei die Statue des Gottes verbrennt. Zornig lässt Julianus nun die Kirchen der Christen ihrer Kleinodien berauben. Besonders schlimm treibt es dabei sein Land­ pfleger, der beim Tempelraub persönlich einen Priester verwundet. Gott schlägt ihn mit schwerer Krankheit, und er stirbt elend. Schluss: Tyrannei wird von Gott schließ­ lich doch bestraft, auch wenn sie eine Weile Erfolg hatte. Q.: Cassiodor, Historia eccle­ siastica tripartita 6,31 (Hedio). Vgl. KG 5689 = Sg. 4106 10. 6. 1553. Der frum Cristliche Kaiser Valentinianus (Stolle, Blutton). Valentinian, ein Hauptmann des Kaisers Julian Apostata, ist heimlich Christ. Als er beim Besuch des Tempels der Göttin Fortuna den Priester schlägt, weil dieser ihn mit heidnischem Weihwasser besprengt, schickt der Kaiser ihn ins Exil. Doch bald nach der Ermordung

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des Kaisers wird Valentinian zum Nachfolger gewählt. Schluss: Gott verleiht den Seinen nicht nur das ewige Leben, er hilft ihnen auch in leiblicher Not. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 6,35 (Hedio). Vgl. KG 5689 = Sg. 10. 6. 1553. Phileas vnd philoromus die 2 martirer (Schmid, Hohe Gartweise). Zur Zeit des Kaisers Diokletian wird Bischof Phileas auch von seinen Verwandten bedrängt, doch den heidnischen Göttern zu opfern. Aber Phileas beteuert, die Apostel und Mär­ tyrer seien seine wahren Verwandten. Als man nicht aufhören will, ihn zu bedrängen, steht Philoromus, der bisher insgeheim Christ war, ihm bei. Der Landpfleger lässt beiden Christen den Kopf abschlagen. Schluss: Der Geist macht die Christen stand­ haft, wenn er durch Abgötterei und Heuchelei vom rechten Glauben abgebracht werden soll. Q.: Eusebios, Kirchengeschichte, Ü. von Rufinus, 8,9 (8,10 Hedio). Vgl. KG 5617 = Sg. 12. 6. 1553. Der tiranen hochmuet straft got entlich (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Weissagung des Propheten Jesaja wider Moab [Str. 1 und 2]. Schluss: Wenn der Tyrann, den Gott seinem Volk zur Strafe gesandt hat, hochmütig wird, schlägt und stürzt er ihn selbst. Der Tyrann wird geplagt, wie er andere geplagt hat [Str. 3]. Q.: Jes 16,5–11. 13. 6. 1553. Die Epistel Jude (Singer, Langer Ton). Gottes Gericht über die Irrlehrer in Vergangenheit und Zukunft. Q.: Jud 1–7.10–16.20  f.24  f. 14. 6. 1553. Donatus der pischoff erwurget den trachen (Sachs, Goldener Ton). Ein Drache, von Gott als Strafe geschickt, bringt viel Not. Man bittet Bischof Donatus um Hilfe. Donatus geht ohne Waffen in die Höhle des Drachen und spricht ein Gebet. Von der drohenden Gebärde des Untiers lässt er sich nicht beirren, vielmehr spuckt er ihm in das Maul. Der Drache fällt tot um, man lässt ihn verbrennen. Schluss: In der Not soll man bei Frommen Rat suchen. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,46 (9,46 in der Ausg. des lateinischen Textes Basel 1523, nicht in Hedio, Straßburg 1545, auch nicht in späteren Auflagen). 14. 6. 1553. Der Ertpiden der stat Nicea (Beheim, Verkehrter Ton). In Nizäa will man ein arianisches Konzil abhalten. Im Traum erfährt der fromme Christ Ursatius (Arsa­ kius), es werde ein Erdbeben geben. Die Kleriker verspotten seine Warnung. Ursatius geht nach Hause, legt sich in Kreuzesgestalt auf den Boden und stirbt, so wie er es sich gewünscht hat. Das Erdbeben zerstört Nizäa und zerstreut die Versammlung. Schluss: So hat Gott seine Kirche von der arianischen Irrlehre befreit. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 5,33 (Hedio). 15. 6. 1553. Von Almosen geben (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Jesus spricht in der Bergpredigt vom Almosengeben [Str. 1 und 2]. Auslegung: Nur aus Erbarmen mit dem Nächsten sollen wir Almosen geben, nicht um unseres Ansehens willen. Denn Gott wird am Jüngsten Tag die in sein Reich aufnehmen, die den Armen Gutes getan haben [Str. 3]. Q.: Mt 6,1–4; 25,34.40. Juni 1553. Gesprech: Fraw Trew pewaint Deutschland. Sg. [verl.] Lit.: Rettelbach 2002, 628.



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4114 15. 6. 1553. Wie man petten sol (Nunnenbeck, Langer Ton). Jesus spricht in der Berg­ predigt über das Gebet; er lehrt das Vaterunser [Str. 1 und 2]. Auslegung. Das Gebet soll aufrichtig sein. Nicht die Zahl der Gebete, sondern die Ernsthaftigkeit und Wahr­ haftigkeit des Betens sind entscheidend. In den sieben Bitten des Vaterunsers ist alles eingeschlossen, was wir vom Vater erbitten sollen [Str. 3]. Mt 6,5–15. Vgl. KG 4727 = Ml., außerdem 5628a (verl.), 5677 = Sgg. 4115 16. 6. 1553. Das recht Cristlich vasten (Marner, Süßer Ton). In der Bergpredigt spricht Jesus vom richtigen Fasten [Str. 1]. Auslegung: Nicht um zu gefallen, soll man fasten, sondern um sich vor Wollust zu bewahren. Dazu braucht es nicht eine Festlegung auf den Tag und die Art des Fastens. Täglich kann man essen und trinken, doch Überfluss soll man meiden. Sonst erdrücken Fleisch und Blut den Geist. In einem nüchternen und gemäßigten Leben bleibt das christliche Gemüt aufrichtig [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 6,16–18. 4116 16. 6. 1553. Got geit den seinen hündertfeltig wider (Regenbogen, Tagweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 216, aber hier auch Mk 10,28–30: Jesus verheißt seinen Jüngern den Lohn, wenn sie ihm nachfolgen [Str. 2]. Auslegung: Wer an Christus glaubt, muss Ver­ folgung erdulden. Gott wird ihn aber reich beschenken [Str. 3]. 4117 17. 6. 1553. Die 80 ertrenckten Cristen (Frauenlob, Tagweise). Zu Kaiser Valens, der die Arianer gegen die anderen Christen aufhetzt, kommt eine Gesandtschaft von achtzig Christen nach Nikomedia, um die Arianer anzuklagen. Der Kaiser empfängt sie freundlich, lässt sie aber heimlich auf offenem Meer ertränken. Gott vernichtet die Mörder, indem Feuer vom Himmel das Schiff verbrennt. Später wird Valens von Bar­ baren verbrannt. Schluss: Gott bestraft die Verfolger seines Wortes. Q.: Cassiodor, His­ toria ecclesiastica tripartita 7,29  f. (Hedio). Vgl. KG 5627 = Sg. 4118 17. 6. 1553. Wie theodosius kaiser wuert (Frauenlob, Geiler Ton). Im Kampf gegen die Barbaren siegt Theodosius, der Hauptmann des Kaisers Gratian, nachdem er zu Gott gebetet hat. Tag und Nacht reitet er, um dem Kaiser den Sieg zu melden. Der kann die Nachricht nicht glauben. Er sendet Boten aus, um sie bestätigen zu lassen. Nachts träumt Theodosius, er werde vom Bischof zum Kaiser gekrönt. Ein Kleriker in Antio­ chia sagt die Erfüllung des Traums voraus. Als sich die Siegesmeldung bewahrheitet, macht Gratian Theodosius zum Mitkaiser im Orient. Dieser lässt sich taufen und regiert elf Jahre lang christlich. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,4 (Hedio). 4119 19. 6. 1553. Got stuerczt die feint seines volcks (Sachs, Gesangweise). Zephanja pro­ phezeit, Gott werde die Feinde seines Volkes vernichten [Str. 1 und 2]. Wenn der tyran­ nische Feind Gott und sein Volk missachtet, wird er schrecklich gestraft. Gott erlöst sein Volk [Str. 3]. Q.: Zeph 2,8–15. 4120 19. 6. 1553. Die parabel mit dem reichen man (Marner, Kreuzton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 259 = Ml., hier 12,15–21. Vgl. 3416, 4384 = Mll. Auslegung: Die Christen sollen sich vor Geiz hüten und nicht nach Reichtum streben. Der Christ soll sich an dem erfreuen, was die göttliche Milde ihm zuteilt, denn im Tod muss er sich von all seinem Besitz trennen. Glaubt er an Christus, so wird er sich einen Schatz für den Jüngsten Tag schaffen [Str. 3].

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4121 21.  6. 1553. Der vntrew pischoff stephanus (Marner, Hofton). Auf dem Konzil zu Sardica (Serduca) wird der Arianismus verurteilt. Zwei Bischöfe sollen dem in Antio­ chia weilenden Kaiser den Beschluss überbringen. Der arianische Bischof Stephanus verleumdet die beiden bei Kaiser Constantius (Constans). Er bringt eine Frau in ihr Gemach. Einer der Bischöfe hält die Frau für einen Teufel, schlägt ein Kreuz und ruft Christus an. Von Stephanus geworbene Männer kommen hinzu. Doch die beiden Bischöfe sperren sie zusammen mit der Frau ein und beklagen sich beim Kaiser. Alles kommt an den Tag. Der Kaiser verstößt Stephanus. Schluss: Ein solches Schelmen­ stück hat ein Bischof dem anderen getan! Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tri tri­ partita partia 4,25 (Hedio). Vgl. KG 5691 = Sg. 4122 21. 6. 1553. Simeon mit den martirn in persia (Stolle, Alment). Bischof Simeon wird des Verrats am Kaiser angeklagt. Man nimmt ihn gefangen und fordert von ihm, die Sonne anzubeten. Da Simeon das verweigert, wird er eingekerkert. Zusammen mit hundert Christen geht er willig in den Tod. Als letzter Märtyrer steht Ananias gebun­ den da. Pusices (Pusikios), ein Bedienter des Königs, tröstet ihn, er werde bald Christi Angesicht sehen. Der König lässt Pusices ergreifen und foltern. In ganz Persien werden die Christen verfolgt und getötet, wohl 6000 Menschen. Q.: Cassiodor, Historia eccle­ siastica tripartita 3,2 (Hedio). Vgl. KG 5622 = Sg. 4123 21. 6. 1553. Der verprent tempel Jouis (Ehrenbote, Fürstenton). Kaiser Theodosius macht dem Heidentum ein Ende. Ein Landvogt und Bischof Marcellus überlegen, wie der Jupitertempel zu Apameia eingerissen werden kann. Ein Taglöhner empfiehlt, Brennmaterial in den Tempel zu legen und es anzuzünden. Doch es erscheint ein schwarzer Teufel, der die Flammen ausbläst. Der Bischof stellt daraufhin Wasser unter den Altar und bittet Gott, das Werk des Teufels zu vereiteln. Sogleich brennt der Tempel ab. Daraufhin lassen sich viele taufen. Schluss: Einst blühte die Christenheit, jetzt aber liegt sie ziemlich darnieder. Q.: Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 9,34 (Hedio). 4124 22. 6. 1553. Das Concilium zw Nicea || Die trefflich red des kaisers (Vogel, Jungfrau­ weise). Auf Geheiß des Kaisers Konstantin kommen in Nizäa 318 Bischöfe zusammen. Sie sollen den Arianismus verurteilen. Da ihr Streit den Kaiser verdrießt, fordert er schließlich, die arianische Lehre an der Heiligen Schrift zu messen. Daraufhin wird der Arianismus verurteilt, alle arianischen Schriften werden verbrannt. Schluss: Ein Kaiser, der das Gezänk verachtet und die Heilige Schrift ehrt, ist hoch zu loben. Q.: Rufinus, Fortsetzung von Eusebios, Kirchengeschichte 1–9: 10,1–6 (10,1–5[6] Hedio); Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita 2,5 (Hedio). 4125 23. 6. 1553. Plawtianus der vntrew Hauptmon (Vogel, Schatzton). Kaiser Septimius Severus regiert zusammen mit seinem Sohn Antoninus. Plautianus, ein Hauptmann, kann sich am kaiserlichen Hof hochdienen, seine Tochter wird Gemahlin des Antoni­ nus. Doch die jungen Eheleute entfremden sich bald. Der Kaisersohn will Plautianus und dessen Tochter ermorden. Als der Hauptmann das erfährt, plant er zusammen mit dem „Rottmeister“ Saturninus den Tod der beiden Kaiser, um selbst Kaiser zu werden. Der Mitverschwörer verrät jedoch das Vorhaben. Plautianus wird vom jungen Kaiser erschlagen. Q.: Herodian 3,10–12 (Boner). Vgl. KG 5687 = Sg.



Nr. 4132 

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4126 27.  6. 1553. Die vntrew geiczart des geyern (Sachs, Kurzer Ton; Neumann 2005, 355  f.). Die Eigenschaften des Geiers: Er riecht das Aas weit übers Meer; er ernährt sich von jungen Tieren. Seine eigenen Jungen wirft er aus dem Netz. Er ist gierig und räu­ berisch. Im Alter wird sein Schnabel krumm. Deshalb muss er verhungern. Allegorese: Der Geier gleicht dem Geizhals, der ehrlich und unehrlich Erworbenes verschluckt. Er hasst Familie und Freunde. Wenn er im Alter sein Gut genießen will, hat er nichts mehr davon; schließlich füllt man ihm das Maul mit Erde. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III B 72, S. 229  f. P. 4127 27. 6. 1553. Dreyerley Art des affen (Eislinger, Maienweise; Neumann 2005, 357  f.). Der Affe ist wankelmütig. Der Neumond stimmt ihn begierig, der Vollmond traurig. Er wird dem Wankelmütigen verglichen, der allen Neuerungen sein Ohr bietet, gleichgül­ tig, ob diese erlogen oder wahr, böse oder gut sind [Str. 1]. Den Affen quält der Fürwitz. Alles, was er sieht, will er sogleich nachahmen. Daher fängt er sich, indem er sich selbst die ausgelegten Fangstricke umbindet. Ihm gleicht der Vorwitzige, der alles, was er sieht, nachahmt, gleichgültig, ob es nützt oder schadet [Str. 2]. Hat ein Affe Junge, dann wird er angeberisch. Er trägt das Junge mit sich herum, zeigt es jedem und lässt es von jedem berühren, so dass es häufig stirbt. Damit zu vergleichen ist jener, der mit dem, was Gott ihm verliehen hat, angibt. Schließlich missgönnt man ihm seine Gaben, und er hat den Schaden [Str. 3]. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III A 62, S. 158  f. P. 4128 27. 6. 1553. Die art der tuerteltawben (Schiller, Süßer Ton; Neumann 2005, 359  f.). Die Turteltauben sind ihrem Ehegemahl immer treu. Deswegen gelten sie als Vorbild für treue Ehefrauen. Wenn solche Frauen verwitwet sind, nehmen sie keinen anderen Mann. Eine Witwe soll fromm und tugendhaft sein. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III B 68, S. 225  f. P. 4129 28. 6. 1553. Das lobgesang Fraw Judit (Hopfgart, Langer Ton). Judiths Triumphlied. Schluss: Werden wir Christen von Tyrannen bedrängt, so stürzt Gott des Feindes Macht. Q.: Jdt 16,2–21. Vgl. KG 217, 334 (Str. 3), 4622 = Mll., 610 = Sg. und 3526 = Com. 4130 28.  6. 1553. Das Ent rhasis des frumen Jueden (Schrot, Narrenweise). Razis, der Älteste von Jerusalem, stürzt sich vom Dach des Hauses, als der Feldherr Nikanor ihn verhaften will. Schluss: Der Satan hetzt Tyrannen auf die Gläubigen. Doch sie sind bereit zu sterben. Q.: 2Makk 14,37–46. 4131 3. 7. 1553. Die warnung Cristi vor dem Jüngsten tag (Singer, Heller Ton). Jesus predigt vom Kommen des Gottesreiches. Schluss: Wir sollen nicht Irdischem anhängen. Die Gemeinde soll stets für das Hereinbrechen der Endzeit bereit sein. Bei der Ankunft des Herrn wird die Erde beben, und es werden Wasserfluten entstehen. Irrtum und Ketzerei werden überhandnehmen. Die Liebe wird erkalten. Q.: Lk  17,22–30; 1Thess 5,2. 4132 4. 7. 1553. [E] Der kleglich abschied Melusina (Betz, Verschränkter Ton). Melusine, die jeden Samstag ein „Lindwurm“ sein muss, wird trotz Verbot eines Tages von ihrem Mann Raimund im Bad betrachtet. Melusine muss daraufhin die Menschenwelt ver­ lassen, doch zuvor verzeiht sie ihrem Mann und verabschiedet sich feierlich von allen.

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Ihr Unterkörper nimmt wieder Schlangengestalt an, und sie schwingt sich mit großem Geschrei durch ein Fenster hinaus in die Luft. Viele Nächte kommt sie immer wieder zum Schloss zurück, um ihre Kinder zu säugen. Raimund kann seine Frau aber nicht mehr zurückhalten. Schluss: Unbesonnenheit führt zu Unglück und Hass. Q.: Coul­ drette, Mellusigne 3055–4402 (Thüring von Ringoltingen; 51r–68r = S.  97–126 M.; 106–118 S.). Vgl. KG 1502 = Mll. und 4837 = Com. Lit.: Sasse 2020b, 291 A. 1083.

4133 4. 7. 1553. Die sperber purg (Frauenlob, später Ton). Die von ihrer Mutter verfluchte Jungfrau Meliora lebt auf einer Burg, in der auch ein Sperber haust. Kommt ein Ritter auf die Burg, so muss er drei Tage lang bei dem Sperber wachen, ohne einzuschlafen. Ist ihm das gelungen, dann kann er sich wünschen, was er auf der Burg findet, ausge­ nommen die Jungfrau Meliora. Der Königssohn Giß kommt auf die Burg und wird von einem Alten über alles unterrichtet. Er erfüllt alle Aufgaben und wird von der Jungfrau nach seinem Wunsch gefragt. In Liebe entbrannt, greift er nach ihr. Da entschwindet sie. Ein Gespenst schlägt den jungen Mann, unter Blitz und Donner verlässt er die Burg. Schluss: So hat sich mancher durch Leichtfertigkeit selbst Schaden zugefügt. Q.: Couldrette, Mellusigne 5849–6219 (Thüring von Ringoltingen, 87r–91r = 157–164 M.; 178–188 S.). 4134 5. 7. 1553. Kunig Josia lag des mutwilligen krieg nider (Schweinfelder, Abgeschiede­ ner Ton). Josia, König von Juda, kämpft trotz eindringlicher Vorwarnungen gegen den ägyptischen König Necho und wird besiegt. Josia stirbt nach der Schlacht bei Megiddo. Alle, auch der Prophet Jeremia, betrauern ihn. Schluss: Ohne Not soll die Obrigkeit nicht Krieg führen, sonst wird sie schändlich unterliegen, und Gott wird ihr nicht bei­ stehen. Greift der Feind das Land an, dann soll man den Gemeinnutz im Auge behal­ ten. Dafür vertraut Gott der Obrigkeit das Schwert an. Q.: 2Chr 35,20–25. 4135 5. 7. 1553. Glueck und unglueck kumbt von got (Lesch, Feuerweise). Josua nimmt Kanaan unter großen Schwierigkeiten vollends in Besitz. Schluss: Ein Volk, das Gott erwählt hat, ist im Krieg siegreich. Wenn Gott aber ein Volk strafen will, dann hilft keine Macht. Alles kommt von Gott, Gnade oder Strafe. Q.: Jos 11,16.19  f. Vgl. KG 1814 = Ml. und 5002 = Com. 4136 6. 7. 1553. Die ausgestossen haidnischen weiber (Konrad von Würzburg, Hofton). Esra lässt alle heidnischen Frauen verstoßen. Schluss: Wer aus Wollust liebt, der ver­ sündigt sich. Das Wort Gottes muss ins Herz geschrieben sein. Q.: Esr 10,1–12. 4137 7.  7. 1553. Gesecz von dem unörntlichen peyschlaffen (Eislinger, Langer Ton). Schwere Sünden werden mit dem Tod bestraft, vor allem Inzest, Päderastie und Sodomie. Schluss: Die weltliche Obrigkeit soll diese schändlichen Laster strafen, die Gott ein Gräuel sind. Wenn die Obrigkeit straft, braucht Gott nicht selbst einzugreifen. Q.: 3Mose 20,2.6.9–26. 4138 8. 7. 1553. Das demuetig gepet kung dauids (Nachtigall, Leidton). David erhält von den Fürsten Unterstützung für den Tempelbau seines Sohnes Salomo, er dankt Gott und salbt Salomo zum König. Schluss: Die christliche Obrigkeit lerne daraus, wie David demütig Gott zu lieben, dann wird sie glücklich weiterregieren. Q.: 1Chr 29,1–25.



Nr. 4145 

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4139 8. 7. 1553. Lob und nucz der weisheit (Tannhäuser, Hauptton). Nach Wahrheit zu streben, bringt Segen. Q.: Spr 2. Vgl. KG 5841 = Sg. 4140 10. 7. 1553. Die gnedig zwsag und hilff gotes (Kettner, Osterweise). Gott erlöst und erhöht sein Volk [Str. 1 und 2]. Auslegung: In Angst und Not soll sich der Christ durch die Hilfe Gottes trösten. Sein Arm ist unverkürzt und seine Hilfe immer bereit [Str. 3]. Q.: Jes 43,1–7. 4141 11. 7. 1553. Ein grewlich weisag wider moab (Römer, Schrankweise). Prophezeiung des Untergangs von Moab. Schluss: Wenn ein Volk sich gegen Gott versündigt und keine Buße tut, straft er es durch einen Tyrannen. Der soll es züchtigen. Sobald er aber hochmütig wird und Gott und dessen Volk verachtet, wird er selbst gestraft. Gott steht seinem Volk in Treue bei, er möge die Gewalt der Tyrannen abkürzen. Q.: Jer 48. Lit.: Rettelbach 2002, 628  f.

4142 12. 7. 1553. Weissag wider Amon (Regenbogen, Leidton). Wenn ein Tyrann die Chris­ ten quält, die Buße tun, dann fällt Gott den Hochmut des Tyrannen. Gott verleiht seinem Volk wieder Stärke [Str. 3]. Q.: Jer 49. Lit.: Rettelbach 2002, 628.

4143 12. 7. 1553. Prophezey der zwkunft Cristi (Regenbogen, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1895 = Ml. Schluss: Jesaja tröstet sein Volk Israel, das unter dem Fluch gebunden liegt. Christus jedoch wird durch sein heiliges Evangelium das Volk aus dieser Gefan­ genschaft befreien. Er verkündet Gnade und Friede. Durch sein königliches Priester­ tum ist die Prophezeiung erfüllt. Christus, der einzige Heiland, hat der Seele Arznei gebracht. Lit.: Rettelbach 2002, 628.

4144 13. 7. 1553. Die gaistlich riterschaft (Harder, Süßer Ton). Gott lässt im Lande Kanaan, das dem Volk Israel gehört, viele Heiden leben, damit sein Volk nicht müßiggehe, sondern täglich gegen die Sünde kämpfe [Str. 1]. Auslegung: Auch wir Christen sind überall umgeben von Feinden des Reiches Gottes. Deshalb müssen wir wachsam sein und ritters muet annehmen. Durch seinen Geist verleiht Gott uns die Kraft zur Über­ windung der Feinde. Der Kampf dauert das ganze Leben hindurch. Durch Jesus Chris­ tus erlangen wir den Sieg [Str. 2 und 3]. Q.: Jos 15. Lit.: Rettelbach 2002, 629 („Damit sind wir auf einer Linie, die nicht im realen Kampf, sondern in geistiger Auseinandersetzung mit dem Bösen ein angemessenes Verständnis der alttestamentlichen Kämpfe sieht.“).

4145 14. 7. 1553. Athniel der Hailant israel Aligoria (Schiller, Maienweise). Da das Volk Israel dem Götzendienst huldigt, wird es von Gott bestraft. Es wird dem König KusanRisathaim untertan. Das Volk ruft zu Gott. Der Richter Othniel verleiht ihm vierzig Jahre Frieden [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Geschichte ist eine figur der Natur des Menschen. Er liegt in Sünden, vom Satan gefangen. Ruft er jedoch zu Gott, so nimmt sich dieser durch Jesus Christus des Menschen an. Durch seinen Tod und seine Auf­ erstehung zerbricht des Teufels Macht. Dadurch werden wir mit Gott ewig Frieden haben [Str. 3]. Q.: Ri 3,1–11. Vgl. KG 4984 = Ml. Lit.: Rettelbach 2002, 629.

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4146 15. 7. 1553. Künig David gewan Jerusalem (Regenbogen, Tagweise). David wird gesalbt und erobert Jerusalem, die Jebusiterstadt. Schluss: Die christliche Obrigkeit soll nach Gottes Wort regieren, dann gibt Gott ihr Frieden und Glück und mehrt ihre Herrschaft und ihr Recht. Nach diesem Leben schenkt er ihr ewige Seligkeit. Q.: 1Chr 11,1–9. 4147 17. 7. 1553. Die sicher stat Lais verprent aligoria (Kanzler, Langer Ton). Der Stamm Dan erobert Lais. Auslegung: Die Christenheit soll immer zum Kampf gerüstet sein, denn der Satan stellt ihr Tag und Nacht nach. Wer in dieser Zeit nicht in Gottes Wort wacht, der lebt sehr gefährlich; er kann leicht in das höllische Feuer stürzen. Christus gibt uns Kraft, dem Satan zu widerstehen. Q.: Ri 18,2.7  f.11–31. 4148 18.  7. 1553. Drey schelmische mortstüeck (Hopfgart, Langer Ton). Kassander, der König von Makedonien, hinterlässt zwei Söhne, Antipater und Alexander. Antipater verdächtigt seine Mutter der Begünstigung des jüngeren Bruders und tötet sie. Alexan­ der will den Verrat rächen und ruft Demetrius zu Hilfe. Dieser ermordet Alexander verräterisch und besteigt den Thron selbst. Antipater gibt Lysimachus, seinem Schwiegervater, die Schuld an Demetrius’ Machtergreifung, wird aber von ihm getötet. Auch Lysimachus trifft die Strafe: Er verliert 15 Söhne und fällt im Kampf. Demetrius wird von Seleukus gefangen. Schluss: Gott lässt Untreue und Mord nicht ungestraft. Zu allen Zeiten gab es böse und gute Menschen. Q.: Justin 16,1  f. 17,1  f. (Boner). 4149 18. 7. 1553. Die stolz mordisch künigin laodices (Stolle, Hoher Ton). Die Römer besie­ gen Aristonikos von Bithynien und belohnen danach ihre Bundesgenossen. Die sechs Söhne des Ariarathes, der auf der Seite der Römer stand, erhalten zwei Länder geschenkt. Schließlich reißt deren Mutter, Laodike, die Herrschaft an sich. Ihre Söhne lässt sie ermorden, nur der jüngste wird von einem treuen Freund an einen sicheren Ort gebracht und dort erzogen. Später erhält er als rechtmäßiger König die Herrschaft, nachdem die alte tyrannische und dünkelhafte Königin erschlagen worden ist. Schluss: Dünkel ist ein schlimmes Laster, blutige Tyrannei nimmt ein blutiges Ende. Q.: Justin 37,1. (Boner). 4150 19.  7. 1553. Die gros schlacht auf dem felt Maraton (Lesch, Zirkelweise). Der aus Athen vertriebene Tyrann Hippias flieht zu Darius und berät ihn im Kampf gegen Athen. In der Schlacht bei Marathon besiegt Miltiades die zahlenmäßig überlegenen Perser. Schluss: Der Sieg steht allein in der Hand Gottes. Q.: Justin 2,9,7–21 (Boner). Vgl. KG 1534, 2703 = Mll. 4151 19. 7. 1553. Der dewer Fuerst vnd hauptmon Epaminondas (Ehrenbote, Fürstenton). Die Thebaner wollen sich Spartas bemächtigen, als die meisten spartanischen Sol­ daten anderer Kriege wegen abwesend sind. Aber die alten Männer der Stadt wehren sich siegreich gegen das Heer des Epaminondas. Die Thebaner ziehen sich zurück. Als der Konflikt erneut entsteht, wird Epaminondas schwer verwundet. Auf dem Sterbe­ lager lässt er sich seinen Schild bringen. Er stirbt im Vertrauen auf Thebens Sieg. Ein treuer Hauptmann, dem das Volk gehorsam ist und dem es vertraut, erringt den Sieg. Q.: Justin 6,7  f. (Boner). 4152 20. 7. 1553. Das untrew stüeck des fuersten Hipocratis (Tannhäuser, Hofton). Die Samier trauen den Persern nicht und wandern nach Sizilien aus. In Sizilien belagern



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zur gleichen Zeit die Bürger von Zankle eine feindliche Stadt. Deren Fürsten rufen die Samier zu Hilfe; sie sollen Zankle besetzen. Die Zanklaier eilen sofort in ihre bedrohte Stadt und rufen den Tyrannen Hippokrates zu Hilfe. Der jedoch nimmt den König gefangen, die Bürger liefert er den Samiern aus. Die Beute teilen die Samier mit Hip­ pokrates. Doch töten sie die Zanklaier entgegen dem Wunsch des Hippokrates nicht. Schluss: Die Untreue bei Fürsten und Herren in unserer Zeit ist nichts Neues. Aber derartige „Schelmenstücke“ sind „unfürstlich“. Q.: Herodot 6,23 (Boner). 20. 7. 1553. Die hochmüetig truczigen purger zw Egina (Liebe von Giengen, Rad­ weise). Die Bewohner von Ägina nehmen die Besatzung eines athenischen Schiffes gefangen. Knoithos [Quelle: dessen Sohn Nikodromos], ein Bürger von Ägina, will seine Vaterstadt an die Athener verraten. Als diese zur vereinbarten Zeit ausbleiben, muss der Verräter fliehen. 700 seiner Anhänger werden nach Aufdeckung der Ver­ schwörung getötet. Einer der Verurteilten flieht in einen Tempel, wo man ihm die Arme abhackt, da er sich an einer Säule festhält. Am dritten Tag kommen die Athener und besiegen Ägina. Argos steht Ägina nicht bei, da es die Tyrannei hasst. Schluss: Blutige Herrschaft und Hochmut tun nicht gut. Gott hasst alles Böse. Q.: Herodot 6,87–92 (Boner). 20. 7. 1553. Der rat zw Heraclea pfelt ein tirannen (Ehrenbote, Spiegelton). Inh. u. Q. wie KG 1626 = Ml. Vgl. 5545 = Sg., außerdem 1418 = Ml. Schluss hier: Untreue wird gerächt. Beide erhielten ihre Strafe, die Reichen, weil sie die Armen unterdrückt hatten, und die Armen, die den Tyrannen aufgehalst bekamen. Sprichwort: Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. 21. 7. 1553. Der tiran oroetes zw sardis (Römer, Gesangweise). Der Satrap Oroites tötet Polykrates, dessen Sohn Mitrobates und zwei persische Boten. Der Perserkönig Darius will Rache üben. Gegen den mächtigen Oroites kann er jedoch keinen Krieg führen; er muss List anwenden. Darius fragt das Hofgesinde um Rat. Aus dreißig Freiwilligen wird Bagaios ausgelost. Er soll die Rache vollziehen. Dazu nimmt er drei versiegelte Briefe nach Sardes mit. Vor Oroites lässt er im Beisein der Trabanten den ersten Brief vorlesen. Auch dem zweiten Brief hören die Trabanten interessiert zu. In ihm fordert Darius sie auf, dem Oroites den Dienst zu verweigern. Im dritten schließlich werden sie angespornt, Oroites zu töten. Sie schlagen ihn in Stücke. Schluss: Wer Blut ver­ gießt, verliert gerechterweise auch sein eigenes Leben. Q.: Herodot 3,127  f. (Boner). 21.  7. 1553. Dopelt schelmstück der insel lemnum (Kanzler, Goldener Ton). Die Lemnier, die die Athener beneiden, rauben beim Dianafest auf der Insel Brauron die athenischen Frauen und machen sie zu ihren Nebenfrauen. Die geraubten Frauen lehren ihre Kinder, gegen die lemnischen Kinder zusammenzuhalten. Deshalb erschlagen die Lemnier die athenischen Kinder und bald darauf auch deren Mütter. Zur Strafe macht Gott Frauen, Vieh und Äcker unfruchtbar. Seitdem spricht man von „lemnischer Tücke“. Schluss: Solchen Untaten folgt Unglück. Q.: Herodot 6,138 (Boner). 22. 7. 1553. [E] Vrsprung der weiber amasones (Marner, Goldener Ton). Die Amazo­ nen stammen von den ins Exil geschickten skythischen Königssöhnen Ylinus (Plynos)

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und Skolopitus ab. Amazonenheere kämpfen erfolgreich in Asien und Europa. Ephesus wird von den Amazonen gegründet. Schluss: Die Frauen herrschen bis heute. Q.: Justin 2,4,1–15 (Boner). 22. 7. 1553. Vrsprung der Sawromater küngreich (Vogel, Rebenweise). Die Griechen führen nach ihrem Sieg am Fluss Thermodon die bezwungenen Amazonen auf die Schiffe. Auf dem Meer werden die Griechen von den Amazonen überwunden. Diese sind jedoch nicht in der Lage, selbst die Schiffe zu steuern. So werden sie vom Wind an die Küste der Skythen verschlagen. Die Skythen verehelichen sich mit den Ama­ zonen und wandern mit ihnen über den Tanais nach Osten in ihre neue Heimat, das Reich der Sarmaten. Sie leben von der Jagd. Schluss: Gott bewirkt so seltsame Dinge, dass aus ganz geringfügigen Anfängen ein Königreich wird. Q.: Herodot 4,110–116 (Boner). 24. 7. 1553. Die purgerin mit dem münich (Römer, Gesangweise; G./D. 6, Nr. 855). Ein alter Bürger in Erfurt hat eine junge Frau, die täglich zur Frühmesse geht. Eines Tages stellt er fest, dass sie in Wirklichkeit einen parfueser (Franziskaner) besucht. Er bespricht sich mit dem Guardian des Klosters. Der rät dem Betrogenen, als Mönch verkleidet statt des Ehebrechers die Frau zu erwarten und sie dann zu verprügeln. Den lasziven Mönch schickt er aus der Stadt zum Betteln. Nachdem sich alles verabre­ dungsgemäß abgespielt hat, erklärt die Frau zu Hause, ein Gespenst habe sie verprü­ gelt. Später lädt der Mann den Mönch zum Essen ein. Sofort stürzt sich die Frau auf den Mönch, um sich zu rächen. Von beiden Eheleuten verprügelt, verlässt der Fran­ ziskaner das Haus. 26. 7. 1553. Got schickt dem sündigen lant feint vbern hals (Sachs, Neuer Ton). Da Ahas das Zeichen Gottes nicht annehmen will, verkündet Jesaja das Strafgericht durch die Assyrer [Str. 1]. Auslegung: Gott verleiht uns seine Gnade, dennoch bleiben wir in der Sünde. Deshalb schickt Gott Tyrannen, um uns zu plagen [Str. 2]. Das soll auch das hoch dewtschland erkennen. Wenn es von Gottes Strafe frei werden will, soll es sich der evangelischen Predigt zuwenden, die die Vergebung der Sünden verkündet. Es soll Buße tun. Die Axt ist bereits an die Wurzel des Baumes gesetzt. Es ist höchste Zeit, aus dem Sündenschlaf aufzuwachen [Str. 3]. Q.: Jes 7,17–20. 26. 7. 1553. Drey gab des weingots Bachj (Regenbogen, Blauer Ton). Bacchus ist der Gott der Säuferzunft. Folgende Gaben verleiht er seinen Anhängern: 1. Er macht sie verrückt, so dass sie sich in Phantasien, Spiel und Betrügereien ergehen, dass sie sich erbrechen und streitsüchtig sind [Str. 1]. 2. Aus Reichtum wird Armut. Haus und Hof muss der Bacchusjünger verpfänden. Schließlich holen die Gläubiger den ganzen Hausrat, und der Säufer geht am Bettelstab [Str. 2]. 3. Bacchus macht den Trunksüch­ tigen krank; der Kopf wird schwindlig und das Gesicht blass; die Augen werden rot, die Schenkel schwellen an, Lunge und Leber leiden. Wer diese Gaben nicht erhalten will, der soll nicht zu viel trinken [Str. 3]. 27. 7. 1553. Der riter aus Engelant mit dem schacz und der Junckfraw Palentina (Regenbogen, Briefweise). Palentina lebt in dem Berg Rotnische (Arroguni) und muss ihres Vaters Schatz bewachen. Im Berg hausen auch Untiere, die viele Ritter töten.



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Ein junger Ritter aus England will sich den Schatz erkämpfen. Nach hartem Kampf erlegt er einen Drachen und einen Bären. Dort aber, wo der Schatz liegt, stellt sich ihm ein einäugiges Einhorn entgegen. Das scharfe Schwert des Ritters kann nicht durch die Hornhaut des Untiers dringen. Das Einhorn beißt das Schwert in Stücke und verschlingt den Ritter. Schluss: Wer die Gefahr sucht, kommt darin um. Q.: Coul­ drette, Mellusigne 6220–6489 (Thüring von Ringoltingen, 93 r–95r = S.  165–169 M.; 191–195 S.). 27. 7. 1553. Gesprech der alten hexen mit dem dew (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 856). Eine Hexe befragt den Teufel, wen er bevorzuge: einen Laien, der außerehe­ lich mit einer Frau zusammenlebe, oder einen Prälaten mit sieben Pfründen, der einen liederlichen Lebenswandel führe. Der Teufel zieht den Laien vor, weil er aus Mitleid die Geliebte nicht verjagt und so beide in die Hölle kommen. Die Hexe wendet ein, dass der Geistliche das Geld der Armen für sich verwende. Dem Teufel wäre es jedoch lieber, wenn ein Pfarrer nicht gleich sieben, sondern nur eine Pfründe hätte, dann gäbe es mehr Pfaffen, und er würde mehr Pfaffenseelen bekommen. Schluss: Laien und Priester sollen heiraten, damit sie nicht von schlechtem Gewissen geplagt werden. Vgl. KG 4231 (verl.) = Sg. 28. 7. 1553. 4 ler wider die spoter vnd gleissner (Vogelsang, Goldener Ton). Gott wird die Spötter bestrafen, die glauben, es könne ihnen nichts geschehen. Aus­ legung: 1.  Diejenigen, die falscher Lehre wegen neue Gebote begründen, um der Hölle zu entgehen, geben sich falschen Hoffnungen hin. 2. Christus ist der Eckstein. Wer ihm vertraut, wird nicht durch Hölle und Tod in Schrecken versetzt. 3. Die gleis­ ner verlieren ihre Zuversicht, wenn Wasserflut, Hunger und Krieg kommen. 4. Der Glaube allein verleiht die rechte Sicherheit, gleichgültig welche Lehre hereinbricht. Q.: Jes 28,14–20. 29. 7. 1553. Die Feltschlacht mit der Finsternus (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). König Kyaxares von Medien nimmt den flüchtenden Adel der Skythen an seinem Hof auf. Die Söhne der medischen Edlen lernen bei ihnen Bogenschießen. Es wird bald zu einer festen Gewohnheit, dass die Skythen dem König von der Jagd Wildbret mitbringen. Als es einmal ausbleibt, tadelt Kyaxares die Skythen. Darüber verärgert, töten sie einen jungen Mann und setzen diesen dem König zur Speise vor. Danach flüchten sie nach Lydien. Darauf entsteht langdauernder Krieg zwischen Lydern und Medern. Schließlich bricht bei einem Kampf plötzlich Dunkelheit herein. Die Feinde schließen Frieden. Schluss: Aus kleinen Ursachen kann oft großes Unglück entstehen. Q.: Herodot 1,73  f. (Boner). 31. 7. 1553. Der pawer mit unsers hergot rock (Vogel, Schwarzer Ton; G./D. 6, Nr. 857). Der württembergische Bauer Hans Werner, der viel in der Bibel liest und berühmt ist für seine spitzfindigen Fragen und Antworten, wird vom Fürsten nach Stuttgart ein­ geladen. Hans Werner fragt ihn nach der Größe Gottes, doch er erhält keine Antwort. Daraufhin beantwortet er selbst die Frage unter Hinweis auf Jes  66,1, wonach der Himmel Gottes Thron und die Erde sein Fußschemel sei. Die anschließende Frage nach der Menge Stoff, die man brauche, um ein Kleid für Gott zu nähen, beantwortet

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er im Anschluss an Mt 25,40, wonach jedes Kleid, das ihm oder einem anderen Armen gemacht wird, Gott geschenkt ist. Werner erhält daraufhin ein „Hofkleid“. „Sprich­ wort“: Wie die tägliche Erfahrung zeigt, suchen die Leute auf verschiedene Weise ihren Unterhalt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 325 (327). 31. 7. 1553. Der unschuldig ertrenckt ritter (Vogel, Kurzer Ton). Herzog Rudolf von Österreich lässt einen feindlichen Fürsten in der Donau ertränken. Man bindet den unschuldigen Delinquenten in einen Sack, nur der Kopf schaut noch heraus. Während der Herzog sich sichtlich freut, prophezeit ihm der Todgeweihte, dass er in einem Jahr im Tale Josaphat vor Gottes Richtstuhl Rechenschaft ablegen müsse. Der Herzog spottet darüber. Nach einem Jahr stirbt er tatsächlich. Schluss: Gott weiß, wohin die arme Seele fuhr. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 130. 1. 8. 1553. Die mueter kuplet dem pfarer ir dochter (Marner, Süßer Ton; G./D. 6, Nr. 858). Die Wäscherin eines ehrbaren und züchtigen Pfarrers in Aachen schickt ihre Tochter Eva zum Pfarrer, damit er von ihr verführt werde. Kurze Zeit darauf nimmt der Pfarrer Eva zusammen mit ihrer Mutter in sein Haus auf. Vor dem Rat rechtfertigt er sich, dass es kein Wunder sei, wenn er von Eva verführt wurde, habe doch Eva schon Adam betrogen. Schluss: Der Teufel hat die zwei miteinander verbunden. Die Alte hat als Zwischenhändlerin (vnterkewffel) des Teufels ihr eigenes Fleisch und Blut ver­ kauft. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 216 (217). 1. 8. 1553. Der dieb mit dem dewffel gselschaft (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton; G./D. 6, Nr. 859). Der Teufel, der das Kind eines Bauern haben, und ein Dieb, der die Sau dieses Bauern stehlen will, verbünden sich. Sie versprechen, sich gegen­ seitig zu unterstützen. Als sie am Haus ankommen, hören sie das Kind weinen und die Mutter rufen: „Der Teufel soll dich holen!“ Sogleich ruft der Dieb aus Mitleid laut „Benedicite“ und fordert die Bäuerin auf, ein Kreuzzeichen über ihr Kind zu machen, damit es der Teufel nicht hole. Aus Rache warnt der Teufel den Bauern vor dem Dieb. Beide haben somit ihr Ziel nicht erreicht. Schluss: Wenn böse Gesellschaft sich zusam­ mentut, geht das nicht gut, da sie sich gegenseitig Böses antun. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 90. 2. 8. 1553. Weisag vnd gfencknus Jeremie (Marner, Kreuzton). Jeremia warnt König Zedekia vor dem künftigen Sieg der Babylonier über Juda. Der Beistand der Ägypter wird nichts nützen, die Chaldäer werden Juda erneut bedrängen. Jeremia wird im Lande Benjamin gefangen genommen, weil er als Überläufer verdächtigt wird. Doch heimlich holt Zedekia sich Rat bei ihm. Schluss: Auch heute wird in Hoch Deutschland Gottes Strafe klar verkündet, aber niemand glaubt und tut Buße. Q.: Jer 37,3.6–17. 2. 8. 1553. Des pawren sun mit 2 maiden (Marner, Hofton; G./D. 6, Nr. 860). Der Sohn eines reichen Bauern wird Hoferbe. Viele Mädchen werben um ihn, aber keine hat eine Chance. Zwei Mädchen lassen sich nicht abweisen und kommen durch ein Fenster in seine Kammer. Beiden zimert er ein Kind, doch will er keine heiraten. Deshalb wird er nach Konstanz vor ein geistliches Gericht geladen. Er verteidigt sich damit, dass ja seine Mannesehre angegriffen worden sei, als die Mädchen zu ihm ins Bett kamen. Die Chorherren schieben den Fall an die Dorfgemeinde ab. Sie entschei­



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det, dass die Mädchen für die verlorene Ehre des Bauernsohnes Wiedergutmachung zu zahlen hätten, da sie ungeladen in seine Kammer eingedrungen seien. So haben sie zum Schaden auch noch den Spott. Schluss: Warnung an Mädchen vor Nachahmung. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 17. 3. 8. 1553. Die pruech im wuerst kessel (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 6, Nr. 861). In Kitzingen laden die Bürger oft den Pfarrer zum Essen ein, er jedoch revanchiert sich niemals. Vor Fastnacht, als der Pfarrer nach dem Schlachten Würste siedet, fragt ihn im Pfarrhof ein Bürger, was er im Kessel koche. Als der Pfarrer antwortet, es werde Wäsche gewaschen, wirft der Bürger schnell seine vollgeschissene Hose in den Wurst­ kessel. Dem Pfarrer vergeht der Appetit. Schluss: So wurde dem Pfarrer sein Geiz heimgezahlt. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 248 (249). 3. 8. 1553. Das kint mit dem Hundzkopff (Sachs, Goldener Ton; G./D. 6, Nr. 862). Ein italienischer Ritter versäumt wegen seiner Jagdleidenschaft den Kirchgang, da dieser keinen Gewinn für ihn bringe. Als seine Frau ein Kind mit einem Hundekopf gebiert, berät sie sich mit ihren Angehörigen. Man steckt die Missgeburt in einen Sack und begräbt sie. Der Ritter fragt nach der Rückkehr von der Jagd nach dem Kind. Es wird wieder ausgegraben. Der erschrockene Ritter verspricht, von nun an den Feiertag zu ehren; er bereut und büßt seine Sünden. Schluss: Die Geschichte soll eine Warnung sein, den Feiertag nicht durch Hurerei, Spiel und Saufen zu entehren. Die Strafe folgt sonst nach. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 390 (387). 4. 8. 1553. Schrocklich weisag der grosen stat thirus (Sachs, Bewährter Ton). Klage­ lied über Tyrus [Str. 1 und 2]. Auslegung: Alles was der Prophet sagt, ist durch Alexan­ der den Großen erfüllt worden. Tyrus soll allen mächtigen Städten eine Warnung sein. Gott kann diejenigen demütigen, die im Glück überheblich werden. Er kann ihnen einen Tyrannen „an den Hals hängen“, der sie vernichtet. Alles steht in Gottes Hand. Wer an Gottes Wort festhält, der wird vor dem Übel bewahrt [Str. 3]. Q.: Ez 27, 1–7.26–36. 4. 8. 1553. Das gepet Jesus Sirach wider die feint (Sachs, Hohe Tagweise). Gebet wider die Feinde des Volkes Gottes. Bitte, Christus möge uns beistehen und Tyrannei, Raub, Gefangenschaft, Mord, Brand und, was sonst noch alles jetzt in Deutschland herrscht, von uns abwenden. Herr, stürze die Tyrannen! Q.: Sir 36. Vgl. KG 5920 = Sg. 4.  8. 1553. Die maid mit dem pecken knecht (Beheim, Verkehrter Ton; G./D.  6, Nr. 863). Eine Bamberger Magd verklagt einen Bäckergesellen wegen Vergewaltigung. Der Richter bestellt sie für den nächsten Tag und beauftragt gleichzeitig einen Mann, er solle sie bestehlen. Doch der Diebstahl misslingt, weil die Magd sich schreiend zur Wehr setzt. Am nächsten Tag fragt der Richter sie, warum sie nicht auch geschrien habe, als der Bäckergeselle sie angriff. Dann wäre sie Jungfrau geblieben. Der Bäcker­ geselle wird freigesprochen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 15. 5. 8. 1553. Der Koler mit dem Erschrocklichen gesicht (Sachs, Silberweise; G./D. 6, Anh. 863a). Patenschaft verbindet den Grafen von Monfort mit einem Köhler. Beide verstehen sich gut. Eines Tages erzählt der Köhler dem Grafen eine merkwürdige Erscheinung, die er jeden Donnerstag in der Nacht erlebt. Beide begeben sich zum Meiler. Um Mitternacht sprengt ein Ritter daher, ihm voraus viele schwarze Hunde.

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Die Bestien beißen eine nackte Frau. Das Blut strömt ihr über den Leib. Der Ritter schlägt mit dem Schwert die Frau entzwei und wirft den Leichnam auf den Meiler. Von dem Ritter erfährt der Graf die Erklärung des Geschehens: Einst habe er mit dieser Frau die Ehe gebrochen. Ihr Mann habe sie und ihn selbst erstochen. Bis zum Jüngsten Gericht müssten sie ihre Strafe erleiden. Daraufhin wirft der Ritter sich selbst auf den Meiler. Der Graf macht die Geschichte überall bekannt. Schluss: Gott straft Ehebruch. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 228 (229). Vgl. KG 1009 = Sg. und 1559 = Ml. < Giovanni Boccaccio, Decameron 5,8. Lit.: Dallapiazza 2012, 104–106.

4178 5. 8. 1553. Die Fraw und ir puel erschlugen den Eman und wurden paide gericht (Sachs, Spruchweise; G./D. 6, Anh. 863b). Eine Ehebrecherin in Assin verspricht ihrem Liebhaber die Heirat, falls er ihren Ehemann töte. Während der Ehemann seine Frau umarmt, stürzt ihr Liebhaber aus dem Versteck und erschlägt ihn mit einer Axt. Den Leichnam begraben die beiden hinter dem Haus. Die Frau verbreitet die Lüge, ein Waldbruder habe ihr erzählt, ihr Mann sei auf der Wallfahrt nach St. Jakob gestorben. Den Verwandten der Ermordeten fällt aber das Gebaren des Liebhabers auf. Man schöpft Verdacht und klagt die Frau beim Rat an. Sie gesteht und verrät den Liebhaber. Sie wird verbrannt, der Mittäter entkommt zunächst. Bei der Verbrennung ist er jedoch zugegen und eilt, von „Phantasie“ getrieben, dem Feuer zu. Man ergreift ihn, und er wird geköpft. „Sprichwort“: Mord und Ehebruch bleiben nicht verborgen. Die Strafe folgt auf Erden oder in der Hölle. Gott möge uns davor bewahren! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 229 (230). Vgl. KG 4227 (verl.) = Sg. 4179 7. 8. 1553. Ein deglich gepet in nötten (Sachs, Klingender Ton). Der Prophet bittet um Erbarmen für das Volk Gottes. Das Volk bekennt seine Schuld. Schluss: Sobald Gott unser Gebet und unsere Klage vernimmt, erlöst er uns von den Strafen. Wir sollen nicht verzagen, denn der Heiland hilft uns zur rechten Zeit. Q.: Jes 64. 4180 7. 8. 1553. Die falsch puntnus künig Demetri mit Jonati (Frauenlob, Zugweise). Jona­ than der Makkabäer kommt dem Seleukidenkönig Demetrius II. zu Hilfe, als dieser von seinem Heer verlassen worden ist. Doch Demetrius zeigt sich Jonathan gegenüber undankbar. Schluss: Manche „Herrschaft“ schließt, wenn sie in Bedrängnis kommt, ein Bündnis, später aber zeigt sie sich undankbar. Gott jedoch steht auf der Seite der Verlässlichen. Q.: 1Makk 11,43–55. 4181 8. 8. 1553. Der alt aff mit dem trachen (Mügling, Hofton; G./D. 6, Nr. 864). Ein alter kranker Affe erhält von einem böswilligen Artgenossen, der ihm seinen fruchtbaren Aufenthaltsort missgönnt, einen Rat, wie er seine Gesundheit wiedererlangen könne. Er solle einen Schlangenkopf essen. Der Artgenosse führt deshalb den alten Affen in eine Höhle. Dort jedoch haust ein Drache, der den kranken Affen sofort frisst. Der falsche Affe zieht in den guten Wohnsitz des Toten ein. Schluss: So gibt mancher einen Rat zum Unglück des anderen aus falschem Herzen, mit falschem Wort und falscher Tat. Solche Untaten sind heute an der Tagesordnung. Q.: Johannes de Capua, Direc­ torium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 16,1 (S. 153 G.).



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4182 8. 8. 1553. Die perawbt edel frau aus Casconia (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 6, Nr. 865). Inh. u. Q. wie KG 2381 = Ml. Lit.: Dallapiazza 2012, 107 („Schon Arigo hatte durch kleine Änderungen die Geschichte zu einer politischen Parabel gemacht, die sich auf das Reich unter Friedrich III bezieht.“).

4183 8. 8. 1553. Der schneider mit dem Hosduech (Hülzing, Hagelweise; G./D. 6, Nr. 866). Ein Edelmann sucht mit seinem Schneider in Ulm einen Hosenstoff aus. Er ist nach der Meinung des Schneiders überteuert. Der Edelmann jedoch beschwichtigt den Schneider mit der Bemerkung, den Stoff werde er nicht bezahlen, worauf der Schnei­ der auch für sich einen Hosenstoff haben will. Der Edelmann lässt die Summe ins Schuldbuch eintragen. Schluss: Bezahlt wurden die Stoffe „zu Pfingsten auf dem Eis“. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 33 Ö. 4184 9. 8. 1553. Weissag wider Ephraim vnd ir prophetten (Schwartzenbach, Mohren­ weise). Weissagung Hoseas: Der Stamm Ephraim wird seines Götzendienstes wegen nach Ägypten vertrieben und wird dort große Not leiden. Die Zeit der Heimsuchung ist gekommen, die Propheten sind wahnsinnig geworden. Schluss: Wenn die Lehrer nur ihren eigenen Nutzen suchen, wird das Volk verdorben und in viele „Sekten“ zer­ splittert, und die Lehre der weisen Alten wird verachtet. Q.: Hos 9,1–7. 4185 9.  8. 1553. Weisag der altar Zerstörung in Epraim (Schwartzenbach, Neuer Ton). Weissagung wider Ephraim, das einst blühte, jetzt aber zerstört wird. Schluss: Auf Abgötterei folgt Gottes Rache. Q.: Hos 10,1–8. 4186 10.  8. 1553. Der lewtent münich mit dem mesner (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 867). Ein Bettelmönch, der in einem Dorf keine Almosen bekommt, läutet die kleine Dorfglocke. Dem herbeigelaufenen Mesner sagt er, heute sei die Barm­ herzigkeit gestorben. Daraufhin betätigt der Mesner die große Glocke mit der Bemer­ kung, die Geduld des Mönchs sei gestorben – eine Eigenschaft, die die Mönche zu besitzen vorgeben. Mit ihr haben die Mönche großen Besitz erworben. Sobald man ihnen jedoch nichts mehr gibt, sind sie genauso wie die anderen Menschen. Schluss: Hier hat der schalck den lecker droffen! Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 474 (469). 4187 10. 8. 1553. Der verkert hoffertig Abt (Nachtigall, Geschiedener Ton; G./D. 6, Nr. 868). In der Abtei St. Peter in Salzburg wird ein Mönch, weil er sich durch striktes Einhalten der Ordensregeln und durch seinen demütig zu Boden gerichteten Blick auszeichnet, zum Abt gewählt. Als er in seinem Amt bestätigt ist, ändert er jedoch seine bisherige Lebensweise gänzlich und genießt weltliche Freuden: großartige Bauten, prachtvolle Pferde und tägliche Einladungen. Daraufhin wird er vom Vogt nach der Ursache seines geänderten Lebenswandels gefragt. Der Abt antwortet, da er den Schlüssel zur Abtei jetzt gefunden habe, müsse er nicht mehr zu Boden schauen. Schluss: Mancher Mann kann seinen schalck unter dem Deckmantel der Tugend verbergen, so dass er Ansehen genießt. Erst dann, wenn er sein Ziel erreicht hat, kommt heraus, was er wirklich tun will. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 500 (495). 4188 10.  8. 1553. Die zwölff selczamen stueck künig Salomonis (Schmid, Hohe Gart­ weise). Vier Dinge sind nicht zu sättigen: die Hölle, der Leib einer unkeuschen Frau,

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die Erde und das Feuer [Str. 1]. Drei Dinge sind seltsam, das vierte ist unverständlich: des Adlers Flugstrecke, die Spur der Schlange auf dem Felsen, des Schiffes Weg und der Weg eines Mannes zur Jungfrau. Genauso verhält es sich mit dem Treiben der Ehe­ brecherin [Str. 2]. Drei Dinge schaden einem Land, das vierte ist unerträglich: ein Knecht, der König wird, ein Narr, der satt ist, eine geehelichte Verschmähte und eine Magd, die Erbin ihrer Herrin wird [Str. 3]. Q.: Spr 30,15–23. Vgl. KG 5851 = Sg. 4189 11. 8. 1553. Die grewlich stürmung der stat Constantinopel (Betz, Verschränkter Ton). Am 2. Juni 1453 ist Konstantinopel bereits fünfzig Tage vom türkischen Kaiser Mohammed belagert. Ein treuloser Christ hilft bei der Erstürmung der Stadt. Die Zahl der toten Christen ist sehr groß. Kaiser Konstantin wird enthauptet, Mönche und Pfaffen werden schrecklich gemartert, Frauen vergewaltigt. 1130 Jahre ist Konstanti­ nopel zu diesem Zeitpunkt alt. Jetzt besitzt der Türke die Krone des orientalischen Kaisertums und bedrängt die christlichen Länder. Schluss: Deutschland soll sich von den Sünden abwenden, damit es von der Gewalt des türkischen Kaisers frei bleibe. Q.: Sebastian Franck, Chronica, ccvjr–ccvjv; Hartmann Schedel, Liber chronicarum, CCXLIXr (Alt). Lit.: Rettelbach 2002, 641 („Es ist Sachs’ letzte Erwähnung der Türken im Meisterlied überhaupt.“).

4190 11. 8. 1553. Der alt rosdawscher wirt ein pertling (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 869). Ein Rosstäuscher, der von Betrug und Lüge lebt, will sich bessern und wird Laienbruder in einem Kloster. Als er das lahme Pferd des Abts auf dem Markt nicht verkaufen kann, weil er den Interessenten die Wahrheit über den Zustand des Tieres sagt, rechtfertigt er sich vor dem Abt dadurch, dass er sagt, er wolle jetzt nicht mehr lügen – seine Seele sei ihm wichtiger als ein altes Pferd. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 111. Vgl. KG 4882 = Ml. 4191 16. 8. 1553. Die drey Helde des alten testaments (Sachs, Überlanger Ton / Eislinger, Überlanger Ton / Vogel, Überlanger Ton). Die Heldentaten Josuas [Str. 1]. Gideons Sieg über die Midianiter [Str. 2]. Der Freiheitskampf des Judas Makkabäus [Str. 3]. Q.: Jos; Ri 6; 7; 1Makk 3; 4; 5. 4192 17. 8. 1553. Wir Horen gottes wort nit so hört vns got auch nit (Folz, Strafweise). Gott fordert uns durch den Propheten auf, einander in Güte und Barmherzigkeit entgegen­ zukommen und sich seinem Wort nicht zu verschließen. Weil das Volk nicht das Wort Gottes hört, wird es von ihm zerstreut, sein Land wird zur Wüste [Str. 1 und 2]. Auch Deutschland wird bestraft werden, weil es das Wort Gottes nicht hört und in Sünden verstockt bleibt. Da die Buße unterbleibt, erhebt sich Gottes Zorn. Blutdürstige Waffen, Hunger und Pest werden Deutschland zur Strafe heimsuchen; Gott wird dann nicht für uns kämpfen [Str. 3]. Q.: Sach 7,8–14. 4193 17. 8. 1553. Die rocken stueben (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 870). Der Dichter sitzt in einer Rockenstube und beobachtet die ganze Nacht, wie Bauernmädchen und -jungen sich derb und unflätig vergnügen. Das menschliche Leben ist voll von leichtfertigen Freuden. Vgl. KG 2141 = Sg. 4194 18. 8. 1553. Vnterschaid der sunt vnd gnad (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Inh. u. Q. wie KG 1603 = Ml. Vgl. 2619, 3765 = Mll.



Nr. 4198 

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4195 18. 8. 1553. Got verpeut pilder vnd ir anpeten (Sachs, Gesangweise). Moses verkün­ det das Gesetz. Das Volk Gottes soll sich keine Bilder von Gott machen und nichts anbeten als Gott allein [Str. 1 und 2]. Die Christenheit hat viele Jahre Abgötterei getrie­ ben, mit Bildern, Wallfahrten und verlogenen Zeichen, die der Pfaffen Habgier hervor­ brachte. Dadurch beraubt man Gott seiner Ehre. Gott möge alle Abgötterei vernichten [Str. 3]. Q.: 5Mose 4,15–19.27. 4196 18. 8. 1553. Der Fluech und segen gotes (Sachs, Neuer Ton). Segen und Fluch Gottes über sein Volk. Schluss: Wir sollen Gott vertrauen, ihn fürchten und lieben. Er leitet uns durch das Evangelium und durch Jesus Christus zum ewigen Vaterland. Wer Gott aber verachtet, dem ist der Fluch bereitet. Q.: 5Mose 11,8.10.13–28. Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 13: 4197 19.  8. 1553. Ein Sumarj all seiner gedicht (Sachs, Hohe Tagweise). Hans Sachs berichtet von seinem Leben: Im November 1494 wurde er während einer großen Seuche geboren. Siebenjährig besucht er die Schule. Er lernt puerilia, Grammatik und Musik. Mit neun Jahren erkrankt er 30 Tage am Fieber. Als Fünfzehnjähriger verlässt er die Schule, lernt zwei Jahre lang das Schusterhandwerk und geht danach fünf Jahre lang auf die Wanderschaft. Er kommt nach Franken, Bayern und an den Rhein [Str. 1]. Auf der Wanderschaft widmet er sich intensiv dem Meistergesang, den er bei Lienhard Nunnenbeck erlernt hat. Mit zwanzig dichtet er in München sein erstes Meisterlied in Marners Langem Ton. Wo er hinkommt, hilft er die Sing­ schule „verwalten“ und hält auch selbst Schule  – die erste in Frankfurt am Main. Er macht sein Meisterstück und heiratet danach [Str. 2]. Die Zahl seiner Gedichte beläuft sich auf 102 Komödien, Fastnachtspiele und Tragödien, 500 Spruchbzw. Lobgedichte, die in acht Büchern stehen, und 3528 Meisterlieder in 230 Meister­ tönen, von denen er selbst 13 erfunden hat. Die Meisterlieder stehen in 13 Büchern. Die geistlichen Meisterlieder sind zu Gottes Ehre geschrieben, ferner finden sich His­ torien, Stampanei und Schwänke sowie Philosophisch Boetisch renck. Das vorlie­ gende Meisterlied hat der Dichter im Alter von 59 weniger drei Monate geschrieben [Str. 3]. 4198 27. 8. 1553. Tragedia mit 14 personen. Der priester Eli mit sein ungeratnen söhnen. Hat fünff actus [K./G. 10,241). 660 Vs. Q.: 1Sam 1,24–4,22. Vgl. KG 446, 3016, 3870, 3383, 4710 = Mll. und 528 = Sg. Inhalt: Samuel kommt zu Eli, dessen Söhne sich frevelhaft benehmen, woraufhin die Bundeslade in die Hände der Philister fällt. Als Eli davon und vom Tod der Söhne erfährt, stirbt auch er. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Elkana–Hanna–Sohn Samuel: wollen den Knaben Samuel zu Eli nach Silo bringen. 3.  Dreigespräch Priester Eli–Söhne Hophni und Pinehas: Diese sollen morgiges Fest vorbereiten, antworten frech. 4. Monolog Eli: moniert das. 5. Szene Hanna–Eli, Elkana, Samuel stumm: Eli: Samuel wird großer Prophet sein, segnet Hanna/Elkana.

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II.  1. Dialog Hophni–Pinehas: wollen sich Opferfleisch braten; reden sehr frech. 2.  Dreigespräch Eli–Pinehas–Hophni: wirft ihnen Hurerei usw. vor, sie reagieren frech. 3. Monolog Eli: Klage, dass er sie zu mild erzog. III. 1. Kurzdialog Eli–Samuel: Samuel meldet einen Propheten, der anklopft. 2. Prophet zu Eli: prophezeit, weil Gott der Familie Elis zürnt, den Tod der Söhne und den neuen Priester. 3.  Szene Eli–Samuel–Herrgott: Zweimal ruft Gott, Samuel denkt, Eli rufe. Dann sagt Gott kürzer dasselbe wie der Prophet. Samuel will es Eli erst nicht weiter­ geben, aber der besteht darauf. IV. 1. Dialog Eli–Samuel: Samuel soll für das Heer im Krieg gegen die Philister beten. 2. Dialog Eli–Bote; Eli zu Samuel: 4000 gefallen, Eli soll Bundeslade schicken, sagt es Samuel. 3. Monolog Eli: Klage. 4. Szene Eli–Samuel–Pinehas–Hophni: Söhne sollen Lade ins Lager bringen, erklären das in frechen Reden für ineffektiv. V. 1. Dialog Philister Thimnat und Gasa: hören Freude über Lade im feindlichen Lager, wollen tapfer kämpfen. 2. Szene Eli–Samuel; Elis Schwiegertochter Saffra stumm: Eli sorgt sich. 3.  Szene Eli–Ariel–Saffra. Kriegsmann Ariel meldet, dass Elis Söhne tot sind und die Philister die Lade haben, Eli fällt tot um; Saffra klagt, wird von Pinehas Icabodt gebären. 4. Monolog Samuel: Eli wurde gestraft. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Man muss Kinder mit der Rute erziehen; (2) Frevel von Priestern bringt Unglück. Lit.: Washof 2007, 259–264.412.

Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 14 (verl.): 4199 28. 8. 1553. Drey thirannen haben durchecht … (ein par in drey thönen). Ml. [verl.] 4200 31. 8. 1553. Die drey küenen mender (Vogel, Vogelweise/Schechner, Reisige Freud­ weise/M. Vogel, Lange Feldweise). Drei kühne Männer: 1.  Israel wird von Gott zur Strafe für seinen Götzendienst durch den Einfall der Ammoniter bestraft. Das Volk bereut. Gott erweckt in Jephthah einen Retter des Volkes [Str. 1]. 2. Samson befreit Israel von den Philistern. Er verbrennt Öl und Getreide der Feinde durch Feuerbrände, die er an Füchse bindet, erschlägt 3000 Philister mit einem Eselskinnbacken, trägt das Tor von Gaza weg und zerstört das Rathaus [Str. 2]. 3. Jonathan zieht mit 600 Mann gegen 30 000 Philister. Durch List erschlägt er allein 20 Männer und jagt das ganze Heer in die Flucht [Str. 3]. Q: Ri 10,6–18; 11; 15; 16; 1Sam 14. 4201 → nach 4203 4203 August 1553. Histori. Die alten edlen geschlecht von Payern. Sg. [verl.] 4201 1.  9. 1553. Man find im alten testament  … (Meienschein, Langer Ton/Eislinger, Langer Ton/Sachs, Langer Ton). Delila schert Samsons Haar, er verliert seine Stärke [Str. 1]. Isebel, Ahabs Frau, treibt Götzendienst, verfolgt Elia und lässt Naboth verleug­ nen und steinigen. Zur Strafe wird sie von Jehu getötet [Str. 2]. Athalja lässt alle Kinder König Ahasjas töten und regiert allein. Nur Joas wird durch Joseba, die Schwester Ahasjas, gerettet und heimlich im Tempel erzogen. Nach sechs Jahren salbt man ihn zum König; Athalja wird erschlagen [Str. 3]. Q.: Ri 16,4–22; 1Kön 19; 21; 2Kön 9; 11. 4202 September 1553. Drey haubt thirannen … (ein par in drey thönen). Ml. [verl.]



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4204 September 1553. Drey erschreckliche plag gottes (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton/Vogelsang, Goldener Ton/Örtel, Leidton). Drei Strafen Gottes. 1. Sintflut [Str. 1]. 2. Zerstörung Sodoms [Str. 2]. 3. Zehn Plagen Ägyptens und Untergang des ägyptischen Heeres. Schluss: Eine Weile sieht Gott zu, erfolgt aber keine Buße, so straft er schreck­ lich [Str. 3]. Q.: 1Mose 6; 7; 19; 2Mose 6–14. Vgl. KG 117, 124 = Mll. 4205 4. 9. 1553. Faßnacht-spiel mit 3 personen: Das böß weyb mit den worten, würtzen und stein gut zu machen (K./G.  14,262; G.  4, Nr.  49). 376 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 134. Vgl. KG 761 = Ml. Inhalt: wie KG 761. Szenenübersicht: 1. Monolog Mann: jammert. 2. Dialog Nachbar–Mann: Mann leidet unter seiner bösen Frau, Nachbar erinnert an Salomo, der Worte, Gewürze und Steine empfahl, welche wirkten. Wie? Er glaubt, die Gewürze seien der Frau unter die Nase gehalten und die Steine in Ringe eingefasst worden. 3. Vorige und Frau; Mann stumm: Frau fährt Männer an, Nachbar geht. 4. Dialog Mann–Frau: Sie beschimpft ihn weiter, spuckt vor ihm aus und geht. 5. Monolog Mann: Worte helfen nichts, er will Gewürze kaufen. 6.  Monolog Frau: wie sie mit ihrem Mann umgeht. 7.  Dialog Frau–Mann: Mann versucht es vergeblich mit den Kräutern, sie will ihn wegen Zauberei verkla­ gen. 8. Monolog Mann: will ihr jetzt Ring mit einem Stein bringen. 9. Monolog Frau: kommt mit bruch, Tasche und Schwert, will weiter Herrin sein. 10. Dialog Mann–Frau: will ihr Ring geben, aber sie beschimpft ihn und läuft weg. 11. Monolog Mann: will sich jetzt richtige Steine holen. 12. Monolog Frau: hat getrunken, wartet auf Mann. 13. Dialog Mann–Frau: Er bewirft sie mit Steinen, sie fällt vor ihm auf die Knie und gelobt Besserung, er schickt sie zum Kochen. 14. Monolog Mann: hebt die Steine auf, die er vielleicht noch braucht, und stellt sie gern anderen Männern zur Verfü­ gung. 15. Dialog Nachbar–Mann: Mann berichtet und empfiehlt anderen das Steinwerfen. Lit.: Freund 2018, 47  f.

4206 9.  9. 1553. Faßnacht-spiel mit 7 personen: Der verdorben edelman mit dem weichen beht, das keyser Augustus wolt kauffen (K./G. 14,276; G. 4, Nr. 50). 339 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 503 (498). Vgl. KG 1430 = Ml. Inhalt: wie KG 1430. Szenenübersicht: 1.  Edelmann Superbus zu Knecht Gnato; Knecht Dromo stumm: Gnato soll für üppiges Essen einkaufen. 2.  Superbus zu Dromo: soll Süßspeisen und Wein besorgen. 3.  Dialog Gnato–Superbus: Superbus hat keinen Kredit mehr beim Händler. 4. Dialog Dromo–Superbus: Superbus hat Schulden beim Schneider. 5. Dialog Avarus–Dromo: Der Wucherer hatte Superbus 3000 Gulden geliehen, hat Anspruch auf den gesamten Besitz und gibt nur noch 40 Tage Frist. 6. Dialog Gnato– Dromo: Superbus lebt in Saus und Braus, ist aber so verschuldet, dass Gnato seinen Lohn nicht mehr bekommen hat. Gnato soll nachsehen, was im Haus geschehen ist. 7. Monolog Dromo: Superbus wird noch in den Schuldturm kommen. 8. Dialog Gnato– Dromo: Superbus aus Kummer über alles plötzlich gestorben. 9. Dreigespräch Kaiser Augustus–Räte Thitus und Fabius: Augustus lobt Superbus, weil er so luxuriös auf­

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tafelte. Als er hört, dass der Besitz jetzt von den Gläubigern verkauft werde, will er, dass man für ihn um jeden beliebigen Preis das Bett erstehe, da Superbus trotz seiner Schulden offenbar darin schlafen konnte. Augustus sagt dann in einer Art Epilog, dass man keine Schulden machen soll. September 1553. Die drey spartanischen frawn (Zorn, Greferei). Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 2. [verl.] 12. 9. 1553. Die drey gefangnen Spartaner (Sachs, Kurzer Ton). Die Spartaner halten im Unglück zu ihrem Vaterland: 1. Ein gefangener Spartaner wird öffentlich zum Kauf ausgerufen. Er hält dem Ausrufer den Mund zu und befiehlt, nicht einen Spartaner, sondern einen Kriegsgefangenen auszurufen [Str. 1]. 2. Nach dem Sieg der Thebaner über Sparta werden die Gefangenen im Triumph mit nach Sparta geführt. Wo nun die kühnen Hunde von Spartanern blieben, fragt ein Thebaner zum Spott. Sie wären ja oft genug geflohen, als noch welche da waren, antwortet der Gefangene [Str. 2]. Ein gefangener Spartaner verrichtet alle Arbeiten, doch als sein Herr verlangt, ihm den Nachttopf zu bringen, verweigert er die Arbeit und springt vom Haus her­ unter, um nicht sich und sein Vaterland zu schänden [Str. 3]. Q.: Erasmus von Rot­ terdam, Apophthegmata 2, S.  122 Nr.  19, S.  123 Nr.  21, S.  125 Nr.  35 P. (Eppendorf, S. lxxx; lxxxiij) < Plutarch, Lakedaimonische Aussprüche. 233C-D Nr. 21 und 23; 234B-C Nr. 38. 12. 9. 1553. Schwanck zwischen einem jungen gesellen und einer frawen zu bulen (K./G. 9,251; G./D. 1, Nr. 133). 100 Vs. Der Dichter belauscht vor einem Lustgarten den Dialog eines jungen Mannes mit einer jungen Frau. Er sagt ihr in vielen Varianten, wie sehr er sie begehrt, sie weist ihn schroff zurück, wobei sie viele Metaphern verwendet; auch der Selbstmorddrohung gegenüber ist sie sarkastisch, und am Schluss setzt sie ihm eine Narrenkappe auf. Wenn jeder um eine Frau werbende Knabe so abgefertigt würde, meint der Dichter am Schluss, geschähe nicht so viel Ungemach. September 1553. Drey küne … (ein par in drey thönen). Ml. [verl.] 13. 9. 1553. [E] Historia des lobwirdigen kaysers Trayani (K./G. 2,378). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 547 = Ml. 14.  9. 1553. Faßnacht-spiel mit 9 personen: Der Ewlenspiegel mit den blinden (K./G. 14,288; G. 5, Nr. 51). 402 Vs. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 87  f. (71). Vgl. KG 2206 = Ml. Inhalt: wie KG 2206. Szenenübersicht: 1. Prolog Ewlenspiegel: nur Voraussetzung für Handlung. 2. Szene Ewlenspiegel–Lörl–Lüdl–Liendl (alle drei blind): Blinde müssen trotz Kälte um Nahrung betteln, lieber auf dem Land als in der Stadt. Ewlenspiegel tut so, als gäbe er ihnen einen Taler. 3. Dialog Hans Wirdt–Wirtin: Geldsorgen. 4. Szene Lörl–Lüdl–Liendl (stumm)–Hans Wirdt–Wirtin (stumm): Hans Wirdt verspricht für den Taler reiche Bewirtung. 5.  Dreigespräch Lörl–Lüdl–Liendl: wollen saufen und essen. 6.  Vorige und Hans Wirdt: sperrt die drei, weil sie nicht zahlen können, in den Schweinestall. 7. Dialog Hans Wirdt–Wirtin: Wirdt weiß nicht, was er mit den Blinden machen soll. 8. Dialog Ewlenspiegel–Hans Wirdt; Wirtin stumm: Ewlenspiegel will gehen, um einen



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Bürgen für Lörl, Lüdl und Liendl zu finden. 9. Monolog Pfaffe: kriegt nichts mehr von den Bauern zu essen. 10. Dialog Ewlenspiegel–Pfaffe: Hans Wirdt sei wie vom Satan besessen, Pfaffe soll beschwören. 11. Monolog Pfaffe: Hans Wirdt ist geizig. 12. Hans Wirdt zu Wirtin: hofft auf Bürgen. 13. Szene Ewlenspiegel–Wirtin; Wirt stumm: Pfaffe als Bürger bereit, Wirtin soll mit zu ihm. 14. Monolog Pfaffe: immer noch sauer auf die Bauern. 15. Dialog Ewlenspiegel–Pfaffe; Wirtin stumm: Pfaffe will in ein/zwei Tagen kommen, um Hans Wirdt „ledig zu machen“. 16. Monolog Pfaffe: will nach seiner Magd sehen. 17.  Szene Ewlenspiegel–Hans Wirdt–Wirtin: Pfaffe zum Zahlen bereit, Hans Wirdt wird Lörl, Lüdl und Liendl freilassen. 18. Monolog Ewlenspiegel: verschwindet jetzt. 19. Monolog Pfaffe: schreitet zum Exorzismus. 20. Dialog Wirtin–Pfaffe: Er soll zahlen, was er für eine Verrücktheit Hans Wirdts hält. 21. Monolog Pfaffe: Wirtin muss auch verrückt sein. 22. Dialog Hans Wirdt–Pfaffe: Hans Wirdt will Geld, Pfaffe will Exorzismus, ruft Heintz Bierdopff und Ulein Dolhopff zu Hilfe. 23. Szene Bierdopff– Dolhopff–Hans Wirdt–Pfaffe: Hans Wirdt wird gefesselt. 24. Epilog Pfaffe: schreitet zum Exorzismus im Haus Hans Wirdts. Lit: Kartschoke/Reins 1978, 131  f. (132: „Der Wirt […] wird zuletzt bestraft  – und dies im Gegen­ satz zur Quelle, in der die Bauern dem Wirt gegen den Pfarrer zu Hilfe eilen.“); Rettelbach 1994a, 117–122 (118: „ reduziert die Zahl der Blinden auf drei. Damit kommt er auf eine Zahl von ­insgesamt neun Personen, immer noch eine der höchsten Zahlen in seinen Fastnachtspielen […]. Der Ort der Handlung wird von Hannover nach Egelßheim verlegt […]. Für den Nürnberger […] ­mundartliche Form für Eggolsheim […] in katholischem, nicht in protestantischem Gebiet […].“ 119: „Schlußlehre […] keinesfalls die Quintessenz des Stückes […].“ 122: […] die Hauptstoßrichtung der Kritik geht gegen katholische Geistliche, die moralisatio des Epilogs bezieht sich auf den Geiz. Das ist wohl so zu erklären: Eulenspiegel ist unangreifbar, außerhalb jeder Moral.“); Aylett 1995, 207–209; Tenberg 1996, 136–141; Röcke 2005, 80  f.; Baro 2011b, 140–142; Gabaude 2011c, 172; Freund 2018, 199–219.

4213 September 1553. Thuernier zw Nuernberg gehalten 1198. Sg. [verl.] 4214 23. 9. 1553. Ein spiel mit 11 personen, wie Gott, der Herr, Adam unnd Eva ihre kinder segnet (K./G. 11,386; G. 5, Nr. 52). 416 Vs. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 264. Vgl. KG 2412 = Ml., 4245 = Com. und 5121 = Sg. Inhalt: wie KG 2412. Szenenübersicht: 1. Monolog Eva: seit Sündenfall arm dran: Kinder gebären, Adam gehorchen. 2. Dialog Adam–Eva: Er, von der Arbeit erschöpft, kündigt, als sie auch ihm gegenüber klagt, Besuch des Herrn an. Eva ab zum Baden der Kinder usw. 3. Monolog Adam: Gebet. Abel schon tot, Herr soll Heiland schicken. 4. Dialog Eva–Adam; dann kurz Set: Eva bringt vier Kinder; die übrigen im Heu, Ofen usw., weil schmutzig usw. Adams Anweisungen an die vier. 5. Szene Herr (mit zwei Engeln)–Adam–Eva: Bitte um Gnade, Frage nach dem Samen, der die Schlange zertreten wird. Herr lässt Kinder beten, dann segnet er Nr. 1–4 (König, Ritter, Bürger, Kaufmann); danach zeigt Herr den Kindern das Paradies, wohin Eva nicht mitdarf. 6. Dialog Eva–Adam. 7. Dialog Herr–Adam: Wo bleibt Eva? 8. Dialog Herr–Eva, Adam stumm: Eva bringt noch vier Kinder, Herr bestürzt, weil sie nicht in Gottesfurcht erzogen sind, segnet dann aber auch sie: Schuster, Weber, Schäfer, Bauer. Warum so niedrig? fragt Eva. Herr erklärt,

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dass alle Stände gleich sind und die oberen durchaus auch ihre Probleme haben. 9. Epilog Adam zu Eva: alle Kinder in Gottesfurcht erziehen, dann schickt Herr den Heiland und schenkt das ewige Leben. Lit.: Lefebvre 1980; M. E. Müller 1985, 106–108; Lefebvre 2001a; Behrendt 2009, 74  f.

4215 23. 9. 1553. Die unsichtig nacket maid (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 871). Ein Apo­ theker in Nürnberg unterhält sich mit seinen Gästen über die schwarze Kunst. Seine Magd will die Kunst lernen, sich unsichtbar zu machen. Er unterweist sie: Sie müsse sich ausziehen, einen Würfel in den Mund nehmen, sich dreimal um sich selbst drehen und dabei mumb, mumb sagen. Bei der nächsten Unterhaltung erzählt er seinen Gästen von ihrem Vorhaben. Sie erscheint wirklich nackt in der Gesellschaft. Eine Zeitlang stellen sich alle, als sähen sie sie nicht, bis einer sie wegen ihrer Nackt­ heit grob verspottet. Sie flieht in dem Glauben, von einem Gegenzauber überwunden worden zu sein. Vgl. KG 5361 = Sg. 4216 26. 9. 1553. Matheus an dem fünften sprichte … (Betz, Geflochtener Ton). Inh. u. Q. wie KG 2140 = Ml. Vgl. 4508 = Ml. Drei Lehren: 1. Wer uns um etwas bittet, dem sollen wir es geben. 2. Gott allein sollen wir die Rache überlassen. Er verleiht der Obrigkeit das Schwert, um die Bösen zu strafen. Wenn uns aber die Obrigkeit nicht schützt, dann sollen wir Gottes Gericht die Rache überlassen. 3.  Wir sollen unsere Feinde lieben und mit Geduld leiden, denn sie sind Zeichen für Gottes Verzeihung. Weitere Q.: 2Mose 21,24; 3Mose 19,18. [Singschule: 1. 9. 1555]. 4217 26. 9. 1553. Das nünlein mit dem keczlein (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 872). Eine junge Nonne klagt der Äbtissin, unten am Bauch wachse ihr ein Kätzchen. Als die Äbtissin der Nonne zum Trost ihre eigene „Katze“ zeigt, wundert sich diese über das weite Maul. Daraufhin entgegnet die Äbtissin, sie habe viele Mäuse und Ratten gefan­ gen, wenn die Junge in ihr Alter komme, werde ihr Kätzchen genauso aussehen. Lit.: R. Hahn 1994, 486  f.

4218 29. 9. 1553. Der 146. psalm (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 110 = Lied. Vgl. 358, 1793, 3788, 4394, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. Schluss: Zusammenfassung. 4219 2. 10. 1553. Faßnacht-spiel mit 5 personen: Der ketzermeister mit den vil kesselsuppen (K./G. 14,304; G. 5, Nr. 53). 432 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 1,6 (Arigo). Vgl. KG 1558 = Ml. Inhalt: wie KG 1558, aber auf einer sozial niedrigeren Ebene. Szenenübersicht: 1. Monolog suppenfresser Hermann Pich: ist auf der Suche nach einem „Vogel“, den er fangen kann. 2. Dialog Pich–Simon Wirdt: Dieser lädt zu Elsässer Wein ein, der sogar Gott und Johannes dem Täufer munden würde, Pich will auch Vögel und Würfelspiel. 3. Monolog Pich: will, was Wirdt sagte, dem Ketzermeister hinterbringen. 4. Monolog Doctor Remanus: über sein Amt als Inquisitor. 5. Dialog Pich–Remanus: Pich vergröbert das Wirdt–Diktum. Remanus, hinter dem Geld des Wirts her, wird ihn holen lassen. 6. Monolog Wirdt: in Sorge. 7. Dialog Wirdt–Nachbar Clas: bittet ihn, mit ins Kloster zu gehen, weil er selbst so simpel ist. 8. Dialog Remanus–Custor: Nach der Messe die fette Suppe. 9. Szene Remanus–Wirdt–Clas: Clas sehr frech zu Remanus („Ketzer, macht junge Katzen“). 10. Dialog Remanus–Wirdt: wird die Strafe in Rom



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erfahren; Wirdt soll jetzt zur Predigt und ihm danach aus ihr referieren. 11. Dialog Wirdt–Clas: Clas rät zum Zahlen. 12. Dialog Custor–Remanus: ob Wirdt schon gerupft sei. 13. Dialog Remanus–Wirdt; Custor stumm: Wirdt leitet aus dem Satz, im Himmel werde dann alles hundertfach gegeben, ab, dass es dort 1095 Suppen geben werde. Remanus jagt ihn davon und beendet damit, dass er zu Custor sagt, man müsse sich mit seinen Gaunereien jetzt vor dem Laien fürchten. Lit.: Buschinger 1994, 15–22 (21: „Les personnages sont bien étudiés, individualisés: ce sont bien plus que des types […] Enfin, et c’est là le point essentiel, Hans Sachs nous offre une accusation massive contre l’Eglise catholique, le pape et toute la hiérarchie de l’Eglise.“); Henkel 2014, 200  f.

4220  10. 1553. Comedia mit 10 personen, der David mit Batseba im ehbruch, unnd hat fünff actus (K./G. 10,319). 666 Vs. Q.: 2Sam 11,1–12,14. Vgl. KG 319, 4714 = Mll. und 572, 6140 = Sgg. Inhalt: wie KG 319. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhaltsskizze. 2. Dreigespräch David–Feldhauptmann Joab– Hettiter Uria: schickt sie in den Krieg gegen die Ammoniter. 3.  Dialog David–Fürst Abisay; David zum Trabanten Levi: sieht Bathseba nackt, Abisay identifiziert sie; Levi soll sie heimlich holen. 4. Dialog Bathseba–schildtknab: B. will Haus verschließen, aber s. meldet Trabant Levi. 5. Dialog Bathseba–Levi: will erst nicht mit, dann aber doch, als Levi droht. II. 1. Trabantendialog Levi–Seba: Davids Ehebruch ist nicht in Ordnung, wird Unglück bringen. 2. Dialog Bathseba–Schildknabe: bereut, ist schwanger; schildtknab, der Bot­ schaft überbringen soll, sagt, Gott sei barmherzig. 3. David zu Levi: soll Joab sagen, dass er Uria nach Jerusalem schicken soll. 4. Monolog David: Uria soll mit Bathseba schlafen und denken, es sei sein Kind. 5.  Dialog David–Uria: alles in Ordnung im Lager, Uria soll nach Hause gehen, sich ausruhen und morgen einen Brief ins Lager bringen. 6. David zu Levi: soll Zypernwein zu Uria bringen. 7. Monolog David: hofft, dass Uria mit Bathseba schläft. 8. Dialog Levi–David: Uria will im Stall schlafen. Levi soll ihn holen. 9. Dialog David–Uria: ist solidarisch mit denen im Lager, soll abends zu David zum Trinken kommen. 10. Trabantendialog Levi–Ehrnholdt: Uria dennoch im Stroh liegend. 11. Monolog David: hat also an Feldhauptmann Joab den Uriasbrief geschrieben. 12. Dialog David–Uria: Brief. III. 1. Trabantendialog Joab–Seba: Mitleid mit Uria. 2. Dialog Uria–Joab, dann Kämpfe, Uria fällt; Joab zu Seba: Dieser soll David das Geschehene melden. 3. Dialog David– Abisay: D. fragt, wie es im Feldlager stehe. 4.  Dialog Seba–David; Abisay stumm: Uria tot. 5. Monolog David: wird Bathseba heiraten. 6. Dialog Bathseba– schildtknab: Bathseba in Trauer, will David nicht, aber schildtknab weist darauf hin, dass sie jetzt Königin wird. IV.  1. Monolog David: hoffentlich nun alles in Ordnung. 2. Dialog Nathan–David: Gleichnis vom Reichen, der dem Armen sein einziges Schaf nahm. David: verdient den Tod. Daraufhin Strafpredigt Nathans und Prophezeiung, dass Davids Sohn sterben wird. 3. Monolog David: geht in den Tempel.

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V. 1. Szene David–Ehrnholdt; Abisay stumm: Bathsebas Kind im Sterben. 2. Dialog David–Abisay: Klage. 3.  Szene Ehrnholdt–David–Nathan: Kind tot, David kann wieder etwas essen. 4.  Bathsebas zweiter Sohn geboren. David nennt ihn Salomo. Laut Nathan liebt Gott diesen. 5. Szene Seba–David–Abisay: Ammoniterstadt Reba erobert, David will hinziehen. 6.  Epilog Ehrnholdt: David zeigt, dass man sich vor Ehebruch hüten soll. Lit.: Blamires 1995, 129; Stuplich 1998, 110; E. Wenzel 2001, 96  f. (97: „Hans Sachs ist der Erste – so weit ich sehe – der Batseba eine eigene Stimme gibt […] Batseba wird in dieser Darstellung zum ver­ antwortlichen Subjekt erklärt […] So wird Batseba endlich eine aktive Rolle zugebilligt.“); Washof 2007, 399–403; Sasse 2020b, 154–159.

4221 5. 10. 1553. Ein comedi, mit zehen personen zu recidieren, Mucius Scevola, der getrew, römisch, kühn und edel burger, unnd hat fünff actus (K./G. 8,197). 643 Vs. Q.: Livius 2,12–13,1 (Schöfferlin); Plutarch, Poplicola 17 (Boner). Vgl. KG 203, 796 = Mll. und 1161 = Sg. Inhalt: wie KG 203. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Senator Bublicola–Senator Horatius: Tarqui­ nius Superbus bei Porsenna, dem man Brief schreiben will, dass er Tarquinius nicht helfen soll. 3.  Ehrnholdt dazu, Horatius stumm: meldet zwei Gesandte Porsennas. 4.  Dreigespräch Bublicola–Horatius–cantzler Cornelius; zweiter Gesandter stumm: Porsenna will Tarquinius wiedereingesetzt haben, droht sonst mit Krieg; wird negativ beschieden. II. Dialog römischer Bürger Claudius–Mucius Scevola: Claudius neigt dazu, Tarqui­ nius zurückzuholen; Bürgerschaft also gespalten. Mucius negativ über Tarquinius, kann thuscanisch (etruskisch) sprechen, wird durch den Tieber schwimmen und Por­ senna erstechen. III. 1.  Dreigespräch Porsenna–cantzler Cornelius–Rat Marcus Tracius: strategische Überlegungen, Porsenna hofft auf Spaltung der römischen Bürgerschaft, Beschluss der Soldzahlung, Entfachen eines Kohlfeuers. 2. Scheinmonolog Mucius: Wer ist der König? 3. Szene Mucius–Porsenna–Cornelius–Marcus: Tötung des Cornelius. 4. Szene Trabanten–Porsenna–Mucius stumm: Handverbrennung, Drohung mit den 300, Reve­ renz gegenüber Porsenna. 5. Rede Porsenna: Marcus soll Römern Frieden anbieten. IV. 1. Dialog Bublicola–Horatius: Sorge um Situation niedergeschlagen. 2. Ehrnholdt dazu; Horatius stumm: meldet Marcus. 3.  Szene Marcus–Bublicola–Horatius: Por­ senna bietet Frieden, will je zehn junge Männer und junge Frauen als Geiseln, hin­ terlässt viel Essen. 4. Dialog Bublicola–Mucius; Horatius stumm: Lob der Heldentat, Belohnung. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Tarquinius: Tyrannen nehmen ein böses Ende. (2) Porsenna: König soll Bösen nicht helfen. (3) Claudius: man soll nicht unpatriotisch reden. (4) Mucius: Patriot. (5) Senat: Ein Rat soll den Gemeinnutz im Auge haben. Vgl. RV 8. 12. 1553 = H 52.

Lit.: M. E. Müller 1985, 158  f.; Stuplich 1998, 134.182  f.229  f.233  f.; Rettelbach 2002, 629  f.



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4222 10.  10. 1553. Historia. Die mördisch meuterey könig Tarquinii Superbi zu Rom (K./G. 2,311). 220 Vs. Inh. u. Q. (hier aber auch Livius) wie KG 1399 = Ml. und 1400 = Sg. mit Skizze der Vorgeschichte ab Lucretia und Skizze der Nachgeschichte bis zum Abzug Porsennas. Beschluss: Eine Obrigkeit muss mit Blick auf den Gemeinnutz eine Meuterei niederschlagen. 4223 12.  10. 1553. Ein faßnachtspiel mit drey personen: Der bawer mit dem plerr (K./G. 17,42; G. 5, Nr. 54). 280 Vs. Vgl. KG 2907 = Ml. Inhalt: wie KG 2907. Szenenübersicht: 1. „Prolog“ Bauer: Vorgeschichte: war beim Holzhauen, ging zurück zur Frau, um ihr zu sagen, sie solle ihm dann eine Suppe bringen, sah sie durchs Fenster im Bett mit dem Pfaffen, traute sich nicht, diesem etwas zu tun, wird ihn in der Kirche bloßstellen und seine Frau schlagen, wenn sie mit der Suppe kommt. 2.  Monolog Bäuerin: bereut die Affäre mit dem geizigen, hässlichen, stinkenden Pfaffen. 3. Dialog Bäuerin–Nachbarin: fragt um Rat, wie sie verhindern kann, dass der Bauer sie schlägt, wenn sie die Suppe bringt. Diese rät, dass die Bäuerin Küch­ lein für den Bauern backen soll, dann will sie ihm die bringen und ihn besänftigen. 4. Monolog Bauer: wiederholt seine beiden Vorsätze. 5. Dialog Nachbarin–Bauer: sie behauptet, sie sähe ihn und noch jemanden, erkennt dann scheinbar, dass sie das plerr hat [Nebel am frühen Morgen über den Augen] und doppelt sah. So war es dann wohl auch mit dem Pfaffen. Also nimmt er alles zurück, will mit ihr nach Hause gehen, sich dort entschuldigen und dann ordentlich auftafeln lassen. Lit.: Freund 2018, 43  f.

4224 Oktober 1553. Fastnachtspiel: Der schalckhaftig pawren knecht (G. 5, Nr. 55). Inh. wie KG 3553 = Ml.? [verl.] 4225 Oktober 1553. Der munich mit dem enspan. Sg. Inh. wie KG 3977 = Ml. [verl.] 4226 18.  10. 1553. Die 10 plag künig Pharaonis (Mügling, Langer Ton [Str. 1], Marner, Hofton [Str. 2], Hopfgart, Langer Ton [Str. 3], Stolle, Alment [Str. 4], Kanzler, Langer Ton [Str. 5], Pfalz von Straßburg, Rohrweise [Str. 6], Römer, Gesangweise [Str. 7], Folz, Abenteuerweise [Str. 8], Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton [Str. 9], Vogel, Schwarzer Ton [Str. 10], Sachs, Rosenton [Str. 11]). 11 Str. Gott schickt Fischsterben [Str. 1], Frosch­ plage [Str. 2], Läuse [Str. 3], Ungeziefer [Str. 4], Viehpest [Str. 5], Beulenpest (böse drus) [Str. 6], Hagel [Str. 7], Heuschrecken [Str. 8], Finsternis [Str. 9], Tötung der ägyptischen Erstgeborenen. Auszug aus Ägypten [Str. 10]. Untergang der Ägypter im Roten Meer. Lehre: Einen Fürsten, der nicht von seiner Tyrannei ablässt und Gottes Wort verachtet, den wird er hie vnnd dort stürzen [Str. 11]. Q.: 2Mose 7,14–29; 8; 9; 10; 11; 12; 14. Vgl. KG 5528 = Sg. 4227 Oktober 1553. Das falsch weib hilft irn emon ermorn. Sg. Inh. u. Q. wie KG 4178 = Ml. [verl.] 4228 19. 10. 1553. Die opferung in thempel (Regenbogen, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3199, 3669, 3899, 4811, 5277 = Mll. und 5062 = Com.

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4229 Oktober 1553. Kleglich geschicht mit dem saluaplat. Sg. Inh. u. Q. wie KG 996 = Ml. Vgl. 997 = Sg. [verl.] 4230 Oktober 1553. Der pfaff mit dem stroen pferd. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3919 = Ml. und 5744 = Sg. [verl.] 4231 Oktober 1553. Gesprech ainr alten hexen mit dem dewffel. Sg. Inh. u. Q. wie KG 4163 = Ml. [verl.] 4232 Oktober 1553. Der schmid mit der gaistlichen frawen. Sg. Inh. u. Q. wie KG 4018 = Ml. [verl.] 4233 24. 10. 1553. Ein faßnachtspiel mit drei personen: Die burgerin mit dem thumbherrn (K./G. 17,52; G. 5, Nr. 56). 360 Vs. Q. wahrscheinlich Gesta Romanorum, Ü. 1512 oder/und 1538, xlixv–lxir. Vgl. KG 3501 = Ml. Inhalt: wie KG 3501, aber die Proben sind verändert. Szenenübersicht: 1. Monolog Mutter: schaut in der Kirche nach ihrer Tochter. 2. Dialog Mutter–Tochter: Weil ihr der Ehemann zu alt ist, hat sie sich einen Domherrn als Lieb­ haber genommen. Mutter redet einiges dagegen, aber Tochter bleibt dabei. Nun soll der Ehemann auf die Probe gestellt werden, was er sich gefallen lässt: Die Tochter will seinen Feigenbaum umhacken. 3. Monolog Mutter: bereut, dass sie der Tochter den alten Mann gab. Muss ihr nun helfen. 4. Monolog Bürger: hat gerade seinen kostbaren Feigenbaum besichtigt. 5. Dialog Bürger–Frau, d.  h. Tochter: hat Baum umgehauen. Er erst verärgert, verzeiht dann aber. 6.  Dialog Mutter–Tochter: Tochter berichtet, Mutter schlägt zweite Probe vor: weißes Hündchen an die Wand hauen. 7. Monolog Bürger: „Weckerlein, Weckerlein!“ 8. Dialog Bürger–Frau [= Tochter]: hat Weckerlein totgeschlagen. Er tobt, verzeiht dann aber und lässt sich künftiges Wohlverhalten versprechen. 9. Dialog Mutter–Tochter: soll als dritte Probe beim Gastmahl mit dem Tischtuch alles vom Tisch reißen. 10. Monolog Bürger: freut sich auf Gäste. 11. Frau [= Tochter] zu Bürger: setz dich, lieber Mann! 12. Monolog Mutter: will sehen, wie es läuft. 13. Monolog Tochter: Tischtuchprobe hat funktioniert, jetzt will sie ehebrechen gehen. 14. Dialog Bürger–Frau [= Tochter]: Bürger will, dass der Bader sie zur Ader lässt, weil sie dreimal so verrückt war; will sie nicht, wird er sie selbst zur Ader lassen. 15. Monolog Mutter: hofft, dass der Pfaffe mit dem Blut herausfließt. 16. Monolog Bürger: Frau [= Tochter] ohnmächtig, er wird es aber wiederholen lassen, falls nötig. 17. Dialog Mutter–Tochter: sie ist künftig zu schwach für den Pfaffen. Mutter rät in der Abschlussrede, dass sie es auch bleiben soll. Lit.: Classen 2003, 508–511; Neumann 2005, 97  f.

4234 Oktober 1553. Recept vür die klappersuecht. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3559 = Ml. [verl.] 4235 Oktober 1553. Ewlenspigel war ein schneider. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3469 = Ml. [verl.] 4236 Oktober 1553. Florio im rosenkorb. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3533 = Ml. Vgl. 3556 = Com. [verl.] 4237 Oktober 1553. Münich, lanzknecht vnd petler. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3548 = Ml. Vgl. 5774 = Sg. [verl.] 4238 Oktober 1553. Die 9 groben pauren frag. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3610 = Ml. [verl.] 4239 Oktober 1553. Das gros riesenpain. Sg. Inh. u. Q. wie KG 3740 = Ml. [verl.]



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4240 27. 10. 1553. Ein wercklich faßnachtspiel mit 5 personen: Die alt verschlagen kuplerin mit dem thumbherrn (K./G.  17,65; G.  5, Nr.  57). 426 Vs. Q.: Ein spil von eim Thumherrn und einer Kuplerin (37 Keller). Vgl. KG 3985 = Ml. Inhalt: wie KG 3985. Szenenübersicht: 1. Monolog Kupplerin: war Prostituierte, nun zu alt, mag aber nicht weben usw., auch nicht stehlen. Kuppelt also und will sich jetzt nach einem Dom­ herrn umsehen. 2. Monolog Domherr: will in der Kirche nach einer Jungen suchen, um seiner Alten daheim eines auszuwischen. 3.  Scheinmonolog Kupplerin: will es mit dem versuchen. 4. Dialog Domherr–Kupplerin: verspricht ihm eine junge Unbe­ kannte in ihrem Haus, er gibt ihr Geld und für jene einen Ring. 5. Monolog Domherr: Wer mag sie sein? 6. Monolog Kupplerin: will eine auf dem Markt suchen. 7. Dialog junge Frau–Magd: was sie kaufen wollen. 8. Scheinmonolog Kupplerin: Die passt! 9.  Dreigespräch Kupplerin–junge Frau–Magd: verspricht ihr einen jungen Unbe­ kannten in ihrem Haus, sie gibt ihr Geld, diese ihr den Ring. 10. Monolog Domherr: will nach Kupplerin sehen. 11. Dialog Domherr–Kupplerin: Er muss zum Bischof, also ein andermal; klagt, weil es nicht geht. 12. Monolog Kupplerin: muss einen anderen suchen. 13. Monolog Mann der jungen Frau: sucht sie. 14. Dialog Kupplerin–Mann: Er werde von einer Unbekannten geliebt, geht mit. 15. Dialog junge Frau–Magd: sehen Mann am Fenster, Magd rät Angriff als beste Verteidigung. 16. Szene Kupplerin (ver­ schwindet dann)–junge Frau–Mann–Magd: junge Frau beschimpft Mann, Magd ver­ mittelt. 17. Dialog junge Frau–Magd: Magd erklärt, woher sie solche Tricks hat, junge Frau verspricht in der Abschlussrede, nie mehr so etwas zu tun. Lit.: Neumann 2005, 257–259; Asaad 2016; Freund 2018, 49–67.259  f.

4241 31. 10. 1553. Das bild im bet, aligoria (Kettner, Paratreihen). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 313 = Ml., aber hier 19,8–17. Vgl. auch 5078 = Trag. David bedeutet die frommen Christen, die gegen die Sünde siegen, Saul die Gottlosen, die sie verfolgen, Michal Christus, der uns mit dem starken Seil des Wortes Gottes rettet [Str. 3]. 4242 November 1553. Da pegab es sich zu der zeit  … (Schechner, Reisige Freudweise). [verl.] 4243 4.  11. 1553. [E] Tragedia, mit neun person zu agiern: Die opferung Isaac. Hat 3 actus (K./G. 10,59). 522 Vs. Q.: 1Mose 18,1–22,19. Vgl. KG 1643 = Ml. + 150, 221, 232, 1925, 3545, 3892, 4290 = Mll., 1615 = Sg. und 5256 = Trag. Inhalt: KG 1643 + 150. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Abraham: sitzt vor der Tür; vielleicht kommt ein Fremdling. Gott hat ihm versprochen, seinen Samen zu mehren. 3. Szene Abraham–Gott–zwei Engel (stumm); Sara hinterszenisch: Gott verheißt Abraham übers Jahr einen Sohn; Sara glaubt es nicht angesichts ihrer 90 Jahre, lacht. 4. Dialog Gott–Sara; Abraham, Engel stumm: Bestätigung, dann weiter nach Sodom. 5. Dialog Abraham–Sara [im Stil des Kampfgesprächs]: Sohn soll Isaac heißen. Abraham glaubt, Sara zweifelt, sie lässt sich aber überzeugen.

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II.  1. Monolog Abraham: Isaac geboren, lobt Gott. 2. Scheinmonolog Gott: will Abraham auf die Probe stellen. 3. Dialog Gott–Abraham: Abraham soll Isaac in Moria opfern, Abraham gehorcht. 4. Dialog Abraham–Sara [wieder Kampfgespräch]: wieder Glaube vs. Zweifel, und Sara am Schluss überzeugt. III. 1. Dialog Abraham–Isaac; Abraham zu Knechten: Isaac fragt nach Schaf, Abraham: Gott wird eines geben. Knechte sollen warten. 2. Trabantendialog Simri–Mesech: sind irritiert durch Abrahams/Saras Trauer, ahnen etwas, suchen Esel. 3. Dialog Abraham– Isaac: Isaac sterbewillig. 4. Engel zu Abraham: Gott sieht Glauben; Verweis auf Widder in Hecke. 5. Dialog Abraham–Isaac: Freude. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Gott: hält seine Versprechen. (2) Abraham: Glaube. (3) Sara: steht für diskutierende und hinterfra­ gende Menschen. (4) Isaac bedeutet Jesus, der auch geopfert wurde.

Lit.: Klein 1988, 86–90 (88: „Die Bibel weiß nichts von solcher Diskussion, wie sie bei Hans Sachs entbrennt. Luther vermerkt in seiner Vorlesung über 1. Mose 22 ausdrücklich: De Sara textus nihil meminit […] Wohl aber sind bei Luther all jene Aussagen formuliert, die bei Hans Sachs den Kern des Dialogs ausmachen […]. Mit der Sara des Sachs–Dramas nimmt diese Position konkrete Gestalt an […].“ 90: „Das ‚Isaac‘-Drama wird mit exegetischen Partien angereichert, die sich nahtlos in die Hand­ lung integrieren lassen. Das Drama rückt damit in den Rang einer Erzählung mit Predigtcharakter.“); Cohen 1994 (5: „[…] the oldest surviving German Abraham and Isaac play […].“ 15: „As to the figure of Sarah, mute in scriptural account, the poet has given her a voice of considerable significance […] the poet invested her persona with far greater substance than that of a mere apostle of doubt and cynicism.“); Epping-Jäger 1996, 513 A. 348 („ … daß Hans Sachs die Technik der situativen Szenen­ einfügung nicht nur zur Demonstration des eigenen Wissens, sondern immer auch dazu nutzte, sein Publikum in die ihm vertrauten literalen Diskurse mit einzubeziehen.“); Stuplich 1998, 138  f.228.232; Bogner 2006 (439: „Der Dialog in Sachsens geistlichem Spiel, das offenkundig unmittelbar im Dienste der Vermittlung und Verbreitung der reformatorischen Lehren steht, konfrontiert in der Figur Abra­ hams einen rechtgläubigen Protestanten mit der rationalistischen Position eines zweiflerischen Ver­ nünftlers, der sich nicht gehorsam in den oft für Menschen kaum nachvollziehbaren Willen Gottes fügen kann und will […].“ 444: „Auf einen Monolog […], in dem etwa Abraham nach dem Befehl Gottes mit sich und seinem Schicksal haderte, verzichtet Sachs […].“ 445: „Die weitestgehende Ausblendung von Abrahams affektiver Zerrissenheit zugunsten einer Pointierung seines Gehorsams im Sinne der Rechtfertigungslehre dürfte mit dem unmittelbaren Rezeptionskontext und mit dem spezifischen Pub­ likum zu erklären sein. Sachsens ‚Tragedia‘ datiert aus der Zeit der Propagierung und Ausbreitung der lutherischen Theologie.“); Washof 2007, 173–176; Metz 2013, 320–329; Giannandrea 2017, 161–177.

Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 9: 4244 5. 11. 1553. Ein gesprech mit den 9 muese, wer doch ursprüncklicher ursacher sey der aufruer im Tewtschlandt (K./G. 23,17). 270 Vs. An seinem Geburtstag, als er sein 20. Gedichtbuch [= SG/MG 1, MG 2–13, SG 2–8] abgeschlossen hat, möchte der Dichter mit dem Dichten aufhören. Im Traum erblickt er die neun Musen. Klio: Warum aufhören? Dichter: Er ist alt, fast blind, hat in 40  Jahren ca. 4000 Werke verfasst. Euterpe: Wir lassen dich nicht frei. Dichter: Angesichts der politischen Situation, besonders des Verhaltens der Fürsten, möchte er nicht einmal mehr leben. Melpo­ mene: jetzt erst recht! Dichter: Dichten ist gefährlich, besonders seit acht Jahren. Wer ist schuld an allem? Thalia: das Unglück kommt vom Planeten Jupiter. Dichter: Warum gerade Jupiter? Polyhymnia: Schau selbst. Sie führt ihn zu Jupiter, der mit seinen



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Krücken wie Saturn aussieht. Dichter: Blutbefleckt, wie er ist, sieht er aus wie Saturn. Erato: Es ist aber Jupiter, von den Göttern umgeben. Dichter fragt nach der besonders eifrigen, anschlägereichen Göttin. Terpsichore: Das ist die Schalckheit, die auch noch alles bemäntelt. Dichter: die Dürre und die Gelbe? Urania: Untreue und Neid, die Jupiter verblendet haben. Dichter: wo bleiben Gerechtigkeit, Redlichkeit, Treue, Frieden und Wahrheit? Kalliope: Sie sitzen zusammen mit Weisheit, Barmherzigkeit, Liebe, Sanftmut und Frömmigkeit hinter Jupiters Thron im Gefängnis. Dichter: Wer bewacht sie? Kalliope: Hochmut, Geiz, Tyrannei, Rachsucht, Betrug, Heuchelei, Eigennutz, Gewalt, Unrecht. Dichter: Also wird nichts besser. Wünscht, dass Saturn Jupiter vertreibt, wie er vertrieben wurde. Jupiters Donnerstrahl weckt ihn. Beschluss: Weil es nicht besser wird, hat er nun mit diesem Gedicht sein 21. Buch begonnen. Vgl. KG 3872 (verl.) = Ml.

Lit.: Spriewald 1990, 168  f.; Rettelbach 2002, 630  f. (631: „Der oft gescholtene Markgraf kommt in diesem Spruchgedicht gar nicht vor, sondern entpuppt sich als Teil eines Übels, dessen Ursprung höher liegt […]. Die rechtlosen Zustände in der Tagespolitik sind nur Ausdruck des kaiserlichen Ver­ sagens […].“ A. 57: „[…] gehört zu jenem Typ, der wohl nie zur gedruckten Veröffentlichung bestimmt war und der vermutlich nur einem kleinen Kreis von Interessenten in handschriftlicher Verbreitung zuging, so daß wir materiellen Vorteil als Produktionshintergrund weitgehend vernachlässigen können. Zumindest in diesem Sinn ist solche Spruchdichtung weder Auftragsdichtung noch Produk­ tion für den Markt, sondern Ausdruck persönlicher Überzeugung.“); Heinritz 2003, 500–503 (501: „In der Tat galt der Herrscher [der Kaiser] vielen als krank und handlungsunfähig und dem schädlichen Einfluss der Kurfürsten ausgeliefert […].“ 502: „Der abschließende Vorschlag, Jupiter durch Saturn zu ersetzen, hieße den Teufel durch Beelzebub austreiben […] wird der Schutzschirm des mytholo­ gischen Personals […] mehrdeutig. Das dient zunächst der Zuspitzung der Kritik, da Gut und Böse in der Person des Herrschers eben ununterscheidbar geworden sind. In der weiteren Konsequenz greifen jedoch die Maximen sittlichen Handelns, denen der Dichter bisher gefolgt ist, ins Leere. Die Rettung liegt daher allein bei Gott […].“ 503: „Durch die Doppelcodierung der Figuren – eingelagert in einen monologischen Erzählrahmen und in eine dialogisch konstruierte Traumfiktion – entsteht ein ästhetisch anspruchsvolles, mehrdeutiges Geflecht von mythologischen, zeitgeschichtlichen und biographischen Bezügen.“).

Vermutlich mit dem folgenden Bühnenstück beendet Sachs SG 8 (verl.): 4245 6. 11. 1553. [E] Comedia. Die ungeleichen kinder Eve, wie sie Gott, der herr, anredt; hat xix person unnd fünff actus (K./G. 1,53). 909 Vs. Q.: Philipp Melanchthon, Ad […] comitem Ioannem a Weda epistola (Caspar Brusch). Vgl. KG 2412 = Ml., 4214 = Fsp. und 5121 = Sg. Inhalt: wie KG 2412, erweitert durch Befragungsszenen, die Figur des Teufels und die Ermordung Abels durch Kain. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Quelle und Inhalt. 2. Monolog Eva rekapituliert, ist unglück­ lich. 3. Dialog Adam–Eva: fragt nach Kummer, verweist auf Vermehrung des Samens, kündigt Gottes Besuch an; Eva wird Kinder baden. Dann beide positiv über Abel, negativ über Cain. 4. Dreigespräch Adam–Eva–Abel: Abel soll Cain heimholen, fürch­ tet sich vor ihm.

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II. 1. Monolog Abel: konnte Cain erst nicht finden. Dialog Cain–Abel: Cain in mehreren Bemerkungen gottlos, fühlt sich dem Teufel mehr verbunden, will lieber raufen, als bei Gottes Besuch da sein. 2. Dreigespräch Adam–Eva–Abel: Cain sitze vor der Tür. 3. Viergespräch Cain–Abel–Adam–Eva: Cain weiter frech und gottlos und will nicht gebadet werden. Abel dagegen brav und fromm. III. 1. Dialog Adam–Eva: Kinder sollen sich aufstellen. 2. Erste Visitationsszene Adam–Eva–Gott–Cain–Abel–je fünf Brüder–zwei Engel (erst stumm): Gott verspricht Barmherzigkeit und dereinst Erlösung, Cain begrüßt ihn mit der Linken, Abel ist fromm. Dann Katechese, erst Vaterunser; es sprechen der Reihe nach Abel, Set, Jared, Enoch, Ma(t)thusalach, Lamech, dann die zehn Gebote mit Erklärungen und Glau­ bensbekenntnis mit Erklärung. Gott gibt ihnen seinen Geist, ewiges Leben, macht sie zu Königen usw., Gelehrten, Predigern. Raphael fordert abschließend zum Lob Gottes auf. IV. 1. Szene Cain–fünf Brüder–Sathan: Cain fragt, was sie antworten sollen. Können keinen Glauben bekennen, sondern haben andere Wünsche: Dathan–Geldspiel, Nabal–Essen und Trinken, Achan–Reichtum, Esaw–Wollust, Nemrot–Macht und Krieg, darauf Sathan: Das kann er alles geben. 2. Zweite Visitationsszene: Cain kann Vaterunser nicht, Dathan nicht Glaubensbekenntnis, Nabal nicht die Zehn Gebote, Esaw wird zum Opfern, Nemrot zum ewigen Leben befragt; sie reagieren gottlos. Also werden sie Bauern, Handwerker, Büttel, Schinder usw. in Lumpen. Abel soll sie erzie­ hen. Schlusswort Gabriel: Lob Gottes. V. 1. Dialog Cain–Sathan: rät dem Erstgeborenen Cain zur Ermordung Abels 2. Dialog Abel–Cain: wollen opfern. 3. Gott zu Cain: mahnt ihn zur Abkehr von der Sünde. 4. Szene Cain–Abel–Sathan (stumm): Cains Opfer nicht angenommen, dasjenige Abels angenommen, auf Weisung Sathans wird er von Cain erschlagen. 5. Szene Gott–Cain– Satan: Cainszeichen, Cain von Sathan abgeführt. 6. Szene Adam–Gott–Eva; Engel, Set stumm: Set zum Erstgeborenen ernannt. Epilog Ehrnholdt: (1) Adam/Eva: wir alle wegen Sündenfalls im Unglück. (2) Abel: die Frommen. (3) Cain: die Bösen. (4) Gott: Jesus, ewiges Leben.

Lit.: Krause 1979, 100 A. 34; Lefebvre 1980; M. E. Müller 1985, 104–106 (105: „Im Mittelpunkt des dritten Aktes, der schon rein umfangmäßig mehr als doppelt so lang ist wie die anderen Akte und – entsprechend der Sachsschen Zentrierungstechnik – den Höhepunkt der ‚Comedia‘ darstellt, steht die Katechisation der braven Kinder […] blendet […] das ursprüngliche Zentralmotiv, die göttliche Ein­ setzung der Stände, weitmöglichst aus […] selbst der Begriff Stand wird vermieden […].“ 106: „[…] daß das Zurücktreten der Ständedidaxe […] gerade signalisiert, welche Argumentationsstrukturen Sachs in den übrigen Bearbeitungen des Stoffes […] angestrengt zu vermeiden sucht: die religiös-moralische Privilegierung der höheren Stände als Folge göttlichen Segens und die Abwertung der niederen Stände als Folge göttlichen Fluchs.“); Roper 1994, 116  f. = 1995, 122  f.; Lefebvre 2001a; Washof 2007, 63–65 (65: „[…] geht hervor, welche homiletisch-katechetische Vermittlungsleistung das protestantische Bibeldrama der Reformationszeit erbringt und somit reformatorisch-theologischer Ansicht zufolge wahrer, höchster Gottesdienst ist.“); Crowther 2012, 307–320 (313: „Neither of these statements are simple errors; both were intended to mock Catholic beliefs. Dathan’s pronouncement about the ‘seed’s woman‘ refers to the Catholic veneration of the Virgin Mary […]. Esaw’s belief that salvation can be bought refers to the Catholic practice of buying and selling indulgences, but it also refers more



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generally to the Catholic view, that salvation can be earned through good works […].“ 319: „Sachs depicts Abel’s death as a noble self-sacrifice. He is aware, but resigned, unquestioningly following the commands of God even when they lead to death. In this Sachs draws on a long-standing typological association between Abel and Christ, but he turns this typology to the service of a Lutheran anthro­ pology of fallen man.“).

4246 15. 11. 1553. [E] Schwanck. Wer erstlich hat erfunden bier und der vollen brüder thurnier (K./G. 5,166; G./D. 1, Nr. 142). 110 Vs. Als Erfinder des Biers wird zunächst König Jamprinius von Flandern genannt, der zur Zeit des Erzvaters Jakob regierte. Dann führt der Dichter aber auch Bacchus an, der Bier speziell für Deutschland neben Wein erfunden habe. Das hält der Dichter für wahrscheinlich, weil er Zeuge eines Bierturniers von zwölf Säufern war, deren Wettbewerb und die Folgen er sehr anschau­ lich beschreibt. Wer so viel säuft, werde letztlich arm, während mäßiger Biergenuss vor Armut bewahre. 4247 23. 11. 1553. Die weissen aus morgenland (Kettner, Frauenton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5261 = Mll. und 5062 = Com. 4248 27. 11. 1553. Matheus schreibt vurware … (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Aufruf zum Lob Gottes, der seinen Heiligen Geist sendet. 4249 25. 11. 1553. [E] Die ander schlacht, so margraff Albrecht verloren hat anno 1553, den 11 september (K./G. 23,32). 50 Vs. Nach Einnahme einer Anhöhe in Geutten bei Braunschweig fordert der Markgraf den Herzog zur Schlacht. Sein Heer wird besiegt, 600 fallen, darunter wichtige Offiziere, viele werden gefangen genommen. Alles flieht, auch Albrecht Alcibiades, der von der Anhöhe aus zugesehen hat. 4250 28. 11. 1553. Der Schulgang Christi (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4357, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. Schluss: Christus findet man nicht in Menschenlehre oder Gesetz, sondern im Evangelium, wenn man glaubt. 4251 1.  12. 1553. Die drey feint kunig dauid (Regenbogen, Überlanger Ton/Frauenlob, Überzarter Ton/Ringsgwand, Versetzter Ton). Wie David, so hat jeder Christ drei Feinde: David tötet Goliath – so soll der Christ im Glauben mit Gottes Wort gegen den Satan kämpfen [Str. 1]. Der zweite Feind ist Saul. David rächt sich nicht, obwohl Saul ihm immer wieder nach dem Leben trachtet – der Christ soll sein Kreuz tragen und die Rache Gott überlassen [Str. 2]. Absaloms Aufruhr und Ende – der Christ soll Fleisch und Blut abtöten, wenn sie ihn aus Gottes Reich vertreiben wollen [Str. 3]. Q.: 1Sam 17; 18; 21; 23; 24; 2Sam 15; 16; 17; 18. 4252 Dezember 1553. Die vier natur eins weibs (Lesch, Feuerweise; G./D. 6, Nr. 873). Inh. u. Q. wie KG 5501 = Sg. Vgl. 4313 (verl.) = Ml. [verl.]

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4253 8. 12. 1553. Comedi mit 11 personen, von dem ehrenvesten hauptman Camillo mit dem untrewen schulmeister in der statt Valisco, und hat 3 actus (K./G. 12,227). 386 Vs. Q.: Livius 5,27 (Schöfferlin). Vgl. KG 295 = Ml. Inhalt: wie KG 295. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Camillus–tribun Marcus Varrius: Marcus will die Stadt Valisco (Falerii) mit Angriffen, Camillus durch Aushungern bezwingen; Marcus lobt Camillus wegen Vejus (Veji). 3. Dialog Licinius–Lucius (= Bürger von Valisco): wundern sich, dass sie aus der Stadt gehen können und die Römer Ruhe halten. II.  1. Monolog Schulmeister Araso: plant, seine Schüler zu Camillus zu entführen. 2.  Szene Schulmeister–Johannes– Paulus–Antonius–Livius: Schüler für und wider Vor-die-Stadt-Gehen. Schulmeister behauptet, er könne sie durch Zauberei unsichtbar machen. 3. Dialog Camillus–Marcus: Stadt unbesorgt. Marcus schickt den Schulmeis­ ter mit den Schülern zu Camillus. 4.  Szene Schulmeister–Schüler (Livius stumm)– Marcus (stumm)–Camillus: Dieser nimmt das Angebot nicht an, Schüler schlagen Schulmeister mit Ruten. III. 1. Dialog Licinius–Lucius über die Tat des Schulmeisters. 2. Trabant Dromo zu den beiden: meldet, was wirklich geschah. 3. Szene Licinius/Lucius–Livius (übrige Schüler stumm); Schulmeister, Dromo stumm: Livius schimpft über den Schulmeister, Licinius lässt ihn zur Vierteilung abführen. 4. Dialog Licinius–Lucius: nunmehr bereit, die Stadt zu übergeben. 5. Dialog Camillus–Marcus: Marcus ungeduldig. 6. Szene Ehrn­ holdt–Licinius–Camillus–Lucius; Marcus stumm: Stadtübergabe. 7. Epilog Ehrnholdt: (1) Camillus: nur ehrenvoll siegen. (2) Schulmeister: Untreue wird bestraft. (3) Stadt: lehrt Obrigkeit, vernünftig zu handeln. 8. 12. 1553 Hanns Sachsen sol vergönnt werden, die vorhabendt römisch histori von aufgelegter schatzung [= KG 4221? Vgl. K./G. 26,396], weil vyl guter argument und ursachen wider die beschwe­ rungen dergleichen auflagen darin auf die pan gepracht werden, die allen oberkaiten zu gutem ge­ deutet werden mügen, allhie zu agiren, wie er gebeten hat. [RV = H 52]

4254 13. 12. 1553. Der schwanger Sewhainz (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 874). Der halb verrückte Säuheinz aus Windsheim will wissen, warum die Frauen bei der Geburt schreien. Er verkleidet sich als Schwangere und spielt Wehen und eine nahende Geburt vor. Die Hebamme hält seinen schwancz zunächst für ein Händchen des Kindes. Als sie jedoch merkt, dass er ein Mann ist, wird er von den Bäuerinnen geschlagen und getreten. Von nun an sagt er, es wundere ihn nicht, dass die Frauen beim Gebären schrien, da man sie dabei schlage. Schluss: Der Schalk achtet nicht auf die Ehre. Vgl. KG 5467 = Sg. 4255 14. 12. 1553. Die wunderpar würckung des weins im menschen (K./G. 4,232; G./D. 1, Nr. 143). 180 Vs. Der Dichter fragt einen Gelehrten nach der Wirkung des Weins. Der vergleicht ihn mit Kirkes Zaubertrank und nennt dann unter Verweis auf verschiedene antike Autoritäten die Wirkungen je nach Menge. Außerdem zeige er die wahre Natur des Menschen (Aufzählung von Berufen und Typen und ihrer Reaktionen auf den



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Wein), also: inn trunckenheydt kendt man den man. Am Schluss Warnung vor Trunken­ heit. Laut Pythagoras soll man sich erinnern, wie man sich einmal dabei benommen hat. Weitere antike Autoren, die sich negativ über die Trunkenheit äußern, werden zitiert. 4256 16. 12. 1553. Ein faßnachtspiel mit 4 personen: Der Eulenspiegel mit der pfaffenkellnerin und dem pferdt (K./G. 17,80; G. 5, Nr. 58). 362 Vs. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 38. Vgl. KG 1978 = Ml. Inhalt: wie KG 1978. Szenenübersicht: 1. Monolog Eulenspiegel: hat nichts im Winter und will deshalb nach Braunschweig zum Fürsten, um dort etwas durch Possen zu verdienen. 2. Monolog Herzog: Ein Pfaffe war vermessen genug, ihm etwas abzuschlagen. 3. Dialog Eulen­ spiegel–Herzog: Es war das Pferd des Pfaffen. Eulenspiegel verspricht, es zu besorgen, kriegt 20 Taler. 4. Monolog Eulenspiegel: will es schaffen, um überwintern zu können. 5. Dialog Pfaffe–Pfaffenkellnerin: Kälte, Essen, Warnung vor Eulenspiegel, der gerade kommt. 6. Szene Eulenspiegel–Pfaffe–Pfaffenkellnerin: Eulenspiegel kriegt bis drei Tage Aufenthalt gewährt. Pfaffenkellnerin warnt, kriegt zwei Taler. 7. Dialog Pfaffe– Eulenspiegel: Pfaffe muss in die Kirche, Eulenspiegel soll sich am Ofen wärmen. 8. Monolog Eulenspiegel: will sich krank stellen. 9. Dialog Eulenspiegel–Pfaffenkell­ nerin: Sie fragt, was er hat. 10. Szene Pfaffe–Pfaffenkellnerin; Eulenspiegel stumm: Pfaffenkellnerin meldet kranken Eulenspiegel. 11. Dialog Pfaffe–Eulenspiegel: Eulen­ spiegel, sterbenskrank, beichtet, er habe mit Pfaffenkellnerin geschlafen. Pfaffe wirft ihn hinaus. 12. Monolog Pfaffe: ist verärgert, ruft Pfaffenkellnerin. 13. Dialog Pfaffe– Pfaffenkellnerin: Schimpfen und Prügeln. 14. Szene Eulenspiegel–Pfaffenkellnerin– Pfaffe: weil Pfaffe das Beichtgeheimnis gebrochen hat, droht Eulenspiegel, ihn beim Bischof von Merseburg zu verklagen. Will das Pferd, das ihm der Pfaffe schließlich gibt. 15. Monolog Pfaffe: wünscht Eulenspiegel Schlechtes. 16. Dialog Pfaffenkell­ nerin–Pfaffe: Sie sei schuld. Sie geht zu einem anderen Herrn. 17. Monolog Pfaffe: jammert, fürchtet, auch Pfarrei zu verlieren. Will also trinken. 18. Monolog Herzog: wartet auf Eulenspiegel. 19. Dialog Eulenspiegel–Herzog: gibt Eulenspiegel nochmals 20 Taler. Schlusswort: Dem Pfaffen geschieht es recht. Lit.: Spriewald 1993; Rettelbach 1994a, 122–124 (123  f.: „politische Implikation […] die Ohren­ beichte“ [Rat in Nbg. dagegen, Prediger dafür, Sachs dagegen; seit 5 Jahren abgeschafft]. 124: „Zwei­ fellos waren die Zuschauer jedoch noch sensibel für dieses Thema – die negativen Möglichkeiten der Ohrenbeichte, die ihnen vor Augen geführt wurden, mochte ein wissend-bestätigendes Kopfnicken im Publikum auslösen.“); Aylett 1995, 209–213; Tenberg 1996, 141–144; DuBruck 2008, 79  f.; Baro 2011b, 142–145.

4257 20. 12. 1553. Egisteus der getrew fürst (Marner, Goldener Ton). In Kelainai, der Haupt­ stadt Phrygiens, öffnet sich eine Erdspalte und verschlingt Erde, Menschen und Vieh. König Midas erfährt durch Orakelspruch, man solle das Köstlichste des Menschenle­ bens hineinwerfen. Durch Opfer von Schmuck aber lässt sich die Kluft nicht schlie­ ßen. Da deutet der Königssohn Anchurus das Orakel auf den Körper, den Sitz des Lebens, und opfert sich selbst aus Vaterlandsliebe. Schluss: Deutschland hätte es gut, gäbe es noch solche jungen Fürsten. Doch sie üben Krieg, Raub, Mord, Brand und

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zerstören ihr Vaterland, bis man sie mit Gewalt vertreibt. Q. noch nicht wie KG 4371 = Ml., auch nicht Plutarch, Sammlung paralleler griechischer und römischer Geschich­ ten 5. 4258 Dezember 1553. Der schneider mit den flecken (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 6, Nr. 875). [verl.] 4259 27. 12. 1553. Ein faßnachtspiel mit vier personen: Der roßdieb zw Fünsing mit den thollen diebischen bawren (K./G. 17,97; G. 5, Nr. 59). 366 Vs. Vgl. KG 3612 = Ml. Inhalt: wie KG 3612, erweitert durch weitere Diebstähle und eine Prügelei am Schluss. Szenenübersicht: 1. Dreigespräch Gangel Dötsch–Steff(e)l Löll–Lindl Fritz: Wollen den Pferdedieb, den sie gefangen haben, erst in drei Wochen nach der Getreideernte hängen, weil ihnen sonst die Zuschauer die Felder zertreten. Da sie ihn aber nicht so lange füttern wollen, fragen sie ihn, ob er eine Weile frei sein und dann wieder­ kommen mag. 2. Dialog Lindl–Dötsch: Löll ist schlau! 3. Dötsch und Löll zum Dieb: Er soll schwören, dass er nach vier Wochen wiederkommt. 4. Monolog Dieb: Wird natürlich nicht wiederkommen. 5.  Szene Dötsch–Lindl–Dieb; Löll stumm: Dieb ist bereit, bittet aber um Wegzehrung, damit er nicht stehlen muss, gehängt wird und nicht wiederkommen kann. Kriegt 30 Kreuzer. Schwört dann und gibt seine Kappe als Pfand. Dötsch: wenn er nicht wiederkommt, kriegt er auch noch die Ohren abge­ schnitten. 6. Dialog Lindl–Dötsch; Löll stumm: guter Handel, weil die Kappe neun Kreuzer wert sei; Dötsch will sie bis zur Rückkehr tragen. 7. Monolog Dieb: War doch wieder da, um Lindl seinen alten Bock und Löll seinen blauen Rock zu stehlen. Wird das jetzt in München verkaufen. 8. Dialog Lindl–Dötsch: Nach Ernte Dieb noch nicht zurück. 9.  Dreigespräch Löll–Lindl–Dötsch: Löll war in München, hat den blauen Rock gekauft, Bock war ihm zu teuer. Er ließ ihn nicht in München hängen, weil das in Fünsing sein soll, hat dem Dieb aber Handschuhe gestohlen. Streit um gegenseitige kleine Diebereien. Sie prügeln sich gegenseitig von der Bühne. 10. Epilog Dieb: Die sind jetzt beim Bader, er hat seine von ihnen verlorene Kappe wieder, will wieder nach Fünsing und wird sich schon mit ihnen arrangieren. 4259a 1553. Ein Comedi mit 15 personen, die zwen getrewen freunt Thitus unnd Ghisippus, die zwen getrewen freund, und hat fünff actus (K./G. 12,15). 724 Vs. Q.: Gio­ vanni Boccaccio, Decameron 10,8 (Arigo). Erweiterte Fassung von KG 2014 = Com. Vgl. KG 48, 270 (Str. 1), 978, 3175 = Mll. und 425, 5271 = Sgg. Inhalt: wie KG 3175. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: mehr Vorgeschichte. 2. Monolog Römer Thitus: sucht Athener Gisippus. 3. Dialog Gisippus–Thitus: Gisippus hat sich inzwischen verlobt. 4. Szene Gisippus–Schwiegervater Arisippus–Braut Sophronia–Hofjungfrau; Thitus stumm: Gisippus, Arisippus, Sophronia und Hofjungfrau planen die Hochzeit. 5. Monolog Thitus: liebt Sophronia, ist deswegen verzweifelt, aber kann nicht anders. II. 1. Monolog Thitus: verliebt. 2. Dialog Gisippus–Thitus: Thitus gesteht zerknirscht Liebe, Gisippus überlässt ihm in langer Rede Sophronia, bittet aber, sich erst heimlich im Bett mit ihr vermählen zu dürfen.



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III. 1. Trabantendialog Barthel–Marx: genießen die lange Hochzeit, trinken viel. 2. Dialog Gisippus–Thitus: Sophronia hat noch nichts gemerkt. 3. Szene Bote–Gisip­ pus–Thitus: überreicht Brief, in Rom alles in Ordnung. 4. Dialog Thitus–Gisippus: Thitus’ Vater tot, muss nach Rom, wie mit Sophronia machen? 5. Dialog Gisippus– Sophronia; Thitus stumm: sagt es ihr, sie rennt schreiend hinaus. 6. Gisippus zu Thitus: Wie geht es weiter? 7. Szene Arisippus–Gisippus–Schwager Polippus–Thitus– Sophronia: Schwiegervater und Schwager toben erst, aber Thitus überzeugt sie, also auf nach Rom mit Sophronia. IV. 1. Dialog Arisippus–Polippus; Knechte stumm: Gisippus als Schuldner geflohen. Schimpfen über ihn. 2. Trabantendialog Barthel–Marx: Mitleid mit Gisippus, der neulich wie ein Bettler herumlief. 3. Monolog Gisippus: sucht Thitus in Rom. 4. Dialog Mörder Bublius Ambustus–Gisippus: zeigt ihm Thitus’ Haus. 5. Scheinmonolog Thitus: muss zurück in den Senat, wo er Brief vergaß. 6. Monolog Gisippus: denkt, Thitus, der ihm alles eingebracht hat, habe ihn nicht gesehen. Will sich umbringen. 7. Monolog Mörder: auf zum Raubmord. 8. Dialog Schöffen Marius und Fabius: Man hat einen Raubmörder ergriffen und in den Turm gesteckt. 9.  Szene Richter Varro–Henker– Gisippus–Marius–Fabius: Gisippus zum Kreuzestod verurteilt. 10.  Szene Thitus– Gisippus; Varro stumm: Thitus will für Gisippus gekreuzigt werden. 11. Mörder dazu: gesteht. Richter spricht Gisippus und auch ihn frei, Thitus und Gisippus umarmen sich. V. 1. Dialog Gisippus–Thitus: Thitus verbindet Gisippus mit seiner Schwester, Gisip­ pus will in Rom bleiben. Freundesrührseligkeit. 2. Epilog Ehrnholdt: (1) Vorsicht vor der Liebe! (2) Ein Freund muss in allem für den Freund da sein. (3) Ein Freund muss barmherzig gegenüber dem Freund sein. Lit.: Henkel 2014, 197  f.; Freund 2016; Freund 2018, 132–141.

1554 4260 2. 1. 1554. Tragedia mit 14 personen: Die mördisch königin Clitimestra, und hat 5  actus (K./G.  12,317). 768 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  36 (34 Steinhöwel). Vgl. KG 585, 2779 (verl.) = Mll., 834, 5180 = Sgg. und 5445 = Trag. Inhalt: wie KG 585, erweitert durch die Szene mit Herestes (Orestes) vor Gericht und die Folgen des Freispruchs. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Clitimestra– Priester Egistus (Aigisthos): Egistus soll Götter wegen der Rückkehr Agamemnons befragen. 3. Monolog Egistus: Clitimestra sehnt sich nach Agamemnon, um Kinder mit ihm zu zeugen. 4. Traban­ tendialog Dion–Cleon: hoffen auf Rückkehr Agamemnons aus Troja (kurz zum Krieg). 5. Monolog Clitimestra: wartet auf Egistus. 6. Dialog Clitimestra–Egistus: Agamemnon kommt zurück, liebt aber jetzt Casandra. Clitimestra will sich dafür rächen. 7. Monolog Egistus: hat übertrieben, weil er Clitimestra ins Bett haben will.

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II.  1. Trabantendialog Dion–Cleon: sorgen sich, weil Egistus Clitimestra nachstellt und bedauern Agamemnon. 2. Dialog Clitimestra–Egistus: Agamemnon kommt laut Brief jetzt. Ehebruch kann nicht verheimlicht werden, da Clitimestra in vier Monaten niederkommen wird. Sie entwickelt Plan, ihn zu töten. Auch Herestes soll beseitigt werden. III. 1. Agamemnon zu Fürst Taltibius (Talthybios) und Idomeneus: freut sich auf treue Clitimestra, wird ihr Prophetin Casandra schenken, will jetzt ihre Prophezeiung hören. 2. Dialog Casandra–Agamemnon: Sie werden beide ermordet werden, aber Agamem­ non glaubt es nicht. 3. Trabantendialog Dion–Cleon: wundern sich über Geschenk von einer Mark in Gold, wünschen Agamemnon Glück. 4. Dialog Clitimestra–Egistus: Er soll Agamemnon erstechen, hat Hemmungen, Clitimestra droht damit, ihn als Vergewaltiger anzuklagen. 5.  Szene Clitimestra–Agamemnon–Casandra–Egistus: Begrüßung, Clitimestra lässt Agamemnon Purpurgewand anziehen, Egistus ersticht ihn, Casandra jammert, zum Hängen abgeführt, Egistus will morgen dem Volk alles erklären. IV. 1. Dialog Taltibius–Idomeneus: Idomeneus soll Herestes nach Corinthus in Sicher­ heit bringen. 2. Trabantendialog Dion–Cleon: Egistus jetzt König statt Agamemnon, aber Tyrann. Herestes, den Clitimestra töten wollte, nicht auffindbar, Clitimestra hat Mädchen geboren. 3. Monolog Herestes: fühlt sich nicht sicher. 4. Mercurius zu Herestes: soll über Athen nach Micena (Mykene), um Clitimestra zu töten. 5. Dialog Idomeneus–Herestes: Herestes will Strophus aus Athen holen, dann nach Mykene; Idomeneus wird ihn mit Männern unterstützen. V.  1. Dialog Egistus–Clitimestra: Egistus, nun sieben Jahre König, hat Angst vor Heres­tes, Clitimestra beruhigt ihn. 2.  Szene Egistus–Clitimestra–Herestes: ersticht erst Egistus, dann Clitimestra. 3. Szene Erigona–Herestes–Mnesteus–Menelaus–Ido­ meneus: Erigona will Herestes fesseln lassen, aber er will sich verteidigen. Gerichts­ szene. Egistus’ Tochter Erigona klagt an, Herestes verteidigt sich. Schöffe Menelaus ist gegen Herestes, Schöffe Idomeneus für ihn, Richter Mnesteus spricht Herestes frei und krönt ihn zum König. Erigona protestiert und geht sich erhängen. Mnesteus spricht das Schlusswort. Epilog Ehrnholdt: (1) Agamemnon: Ehemann sei nicht zu lange fern, weil Frauen unbeständig sind. (2) Daheimbleibende Frau muss treu sein. (3) Egistus: Priester soll es nicht mit Frauen treiben. (4) Idomeneus: man soll sich der Waisen annehmen. (5) Herestes: Ehrfurcht gegenüber den Eltern.

Lit.: Skrine 1995, 94  f. (95: „After Agamemnon’s death, caught and rendered helpless in his purple robe without a neck-hole, the couple’s take-over of power is chilling in its swift efficiency. Indeed the dramatic build-up to this highpoint is so fine an example of Sachs’s stagecraft at his best that the remainder of the play seems something of an anticlimax.“); Stuplich 1998, 205  f.; Langner 2009 (79: „Seine ‚tragedia‘ über Klytemestra ist ein Plädoyer für die bestehenden Geschlechterrollen im nachreformatorischen Deutschland […]“ 89: „In der ‚tragedia‘ ist Klytemestra zunächst als Opfer kon­ zipiert […].“ 91: „Sachs spielt in seiner ‚tragedia‘ das für ein stadtbürgerliches Milieu höchst gefähr­ liche Gedankenspiel durch, was passieren würde, wenn sich das Gewaltmonopol in der Gesellschaft verkehrt und die Rolle der Frauen mit dem Gewaltmonopol verbunden würde.“ Sasse 2012, 53–55 (54:  „Die Einzelfigur wird zum Aufhänger einer Frauenschelte, die mit Hilfe misogyner Topoi die



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Unbeständigkeit des weiblichen Geschlechts anprangert, welche im Spiel bereits der Trabant Dion offen ausspricht. Angesichts der zentralen Bedeutung der constantia im zeitgenössischen Tugend­ system erscheint somit die moralische Autonomie der Frau grundsätzlich zweifelhaft. Die Lehre ermahnt deshalb an oberster Stelle mit Bezug auf Agamemnon den Ehemann, sich nicht zu lange von zu Hause zu entfernen, um seine Frau keiner Versuchung auszusetzen, und weist so indirekt auch der dramatischen Figur eine Mitschuld zu.“); Sasse 2015a, 142–152; A. Roth 2016, 299–303; Sasse 2020b, 164–180.

4261 12. 1. 1554. Der kürsner mit den kropfn (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 876). Ein Schneider verspottet einen Kürschner wegen seiner drei Kröpfe und bietet an, sie abzuschneiden. Der Kürschner wehrt sich, weil er sie mit Mühe erworben habe; er stehle den Kunden die kröpf (d.  h. die besonders geschätzten Halsstücke von Pelzen) und benützt sie zum Verbrämen. Nur deshalb könne er seinen dicken Hals beim Wein mästen. Lieber wolle er hundert Kröpfe als drei. Nicht nur Schneider „werfen nach der Maus“, auch Kürschner. 4262 10. 1. 1554. Der schneider mit der kazen (Sachs, Silberweise; G./D. 6, Nr. 877). Die Katze eines Schneiders tötet die Taube des Kürschners. Eines Nachts erschlägt der Kürschner die Katze. Später bringt der Kürschner seiner Frau aus Leipzig Kamelhaar­ stoff mit. Der Schneider soll einen Mantel daraus machen. Bei der Anprobe fehlt ein Ärmel. Der Schneider entschuldigt sich: Da seine Katze tot sei, liefen die Mäuse Tag und Nacht im Haus herum, deshalb habe er den Ärmel nach ihnen geworfen, und sie hätten ihn vertragen. Daher kommt das Sprichwort: Der Schneider hat das Tuch nach der Maus geworfen. 4263 11. 1. 1554. Faßnacht-spiel mit 4 personen. Der todt mann (K./G. 14,320; G. 5, Nr. 60). 336 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 144. Vgl. KG 806, 1695 = Mll. Inhalt: wie KG 806 bzw. 1695. Szenenübersicht: 1. Dialog Mann–Frau: sie fragt ihn, wie er sie liebe, er sagt, nur, wenn sie gehorsam und nicht faul usw. ist. Sie dagegen behauptet, sie würde sogar für ihn sterben und nach seinem Tod nicht weiterleben wollen. Sie würde ihn in ihren roten Rock nähen und prächtig begraben. Dann geht sie waschen. 2. Monolog Mann: will sich tot stellen, um sie zu testen. 3. Scheinmonolog Frau: hält ihn für tot, will vor dem Trauern gut essen und trinken. 4. Monolog Mann: will weiter abwarten. 5. Scheinmonolog Frau: hat gegessen, will nun trauern. 6. Dialog Frau–Nachbarin; Mann stumm: Frau soll wieder heiraten, geht aber nicht wegen Fastnacht, will ihn auch nicht ins rote Kleid, sondern in eine Sauhaut nähen. 7. Dialog Nachbar–Frau; Nachbarin, Mann stumm: Frau will Mann nur mit allergeringstem Aufwand beerdi­ gen. 8. Szene Mann–Frau–Nachbar; Nachbarin stumm: Mann wirft Frau vor, was sie tat, Frau behauptet, sie habe gewusst, dass er nicht tot ist, Nachbar sagt, die Weiber taugen nichts und geht mit Mann zum Wein. Lit.: Habel 1983, 78  f. (78: „[…] das einzige Fastnachtspiel, in dem der Tod zum Lustspielstoff wird.“).

4264 Januar 1554. Da der sabat vergangen war … (Zorn, Unbenannter Ton). [verl.] 4265 20. 1. 1554. Comedia mit 7 personen: Persones, die königin, reit den philosophum Aristotelem, und hat 5 actus (K./G. 12,241). 716 Vs. Vgl. KG 2479 = Ml.

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Inhalt: wie KG 2479. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhaltsskizze. 2. Dialog Alexander–Aristoteles: Aristoteles warnt vor Alexanders Frau Persones, Tochter des Darius, und allgemein vor den Frauen. 3. Trabantendialog Triton–Craton: diskutieren den Fall nach allen Seiten. II.  1. Dialog Persones–Hofmeisterin Parasita: Persones, von Alexander abweisend behandelt, erhält von Parasita den Rat, sich traurig zu stellen und ihn zu verhören. 2. Dialog Alexander–Persones: Alexander sagt, dass Aristoteles ihn gewarnt habe. 3. Dialog Persones–Parasita: Parasita rät ihr, sich Aristoteles gegenüber verliebt zu stellen. Will auch kuppeln. III. 1. Monolog Aristoteles: liest in Propleumatis über die Schlechtigkeit der Frauen und ist froh, dass er noch mit keiner etwas hatte. 2. Dialog Aristoteles–Parasita: Para­ sita sagt ihm, Persones liebe ihn, und gibt ihm einen Ring; er schickt sie empört fort. 3. Trabantendialog Triton–Craton: Diskussion über die neue Situation. IV. 1. Dialog Parasita–Persones: Negativmeldung, Persones will es selbst versuchen. 2. Dialog Persones–Aristoteles: Er hat mehrere Gegenargumente, aber sie gewinnt ihn für ein Rendezvous abends im Tiergarten. 3. Monolog Aristoteles: ist also doch ver­ liebt und will ihr ein Lobgedicht bringen. 4. Monolog Alexander: vermisst Aristoteles. Schreibt der ein neues Buch? 5. Dialog Persones–Alexander: Alexander glaubt nicht, dass Aristoteles in sie verliebt sei. Will zum Tiergarten kommen, und wenn es wahr ist, soll Aristoteles sterben. V. 1. Trabantendialog Craton–Triton: Die beiden rätseln, was los ist. 2. Dialog Perso­ nes–Parasita: Persones sagt Parasita alles, und dass sie auf Aristoteles reiten wolle. 3. Dialog Aristoteles–Persones: gibt ihr Lobgedicht, lässt sie auf ihm reiten. 4. Dialog Alexander–Aristoteles: Alexander zückt sein Schwert, Aristoteles bittet um Gnade, klärt den Sachverhalt. Alexander verzeiht; sie sollen sich beide von den Frauen fern­ halten. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Guter Rat geht oft übel für den Ratgeber aus. (2) Frauen können Männer zu Narren machen. (3) Alter und Weisheit schützen vor Torheit nicht. 4266 Januar 1554. Matheus hat geschrieben … (Kettner, Frauenton). [verl.] 4267 25. 1. 1554. Ein faßnachtspiel mit vier personen: Das weynent hündlein (K./G. 17,112; G. 5, Nr. 61). 386 Vs. Q.: Petrus Alphonsus 13 (11 Steinhöwel). Vgl. KG 1816 = Ml. Inhalt: wie KG 1816. Szenenübersicht: 1. Dialog Paulina–Philipp: Der alte Edelmann zieht zum Heiligen Grab, warnt Paulina vor alten Weibern und sagt, sie solle immer schön abschließen. 2. Monolog Paulina: will treu sein und dauernd in die Kirche gehen. Get im placz herumb. 3. Monolog Felix: will um Paulina werben, und wenn er sie erringt, heißt er wahrhaft Felix. 4. Monolog Paulina: will hart bleiben. 5. Monolog Felix: liebeskrank, schmachtet vor Paulinas Fenster. 6. Scheinmonolog Kupplerin: bedauert Felix, will ihn fragen, was los ist. 7. Dialog Kupplerin–Felix: klagt ihr sein Leid, sie verspricht Hilfe und bekommt vier Dukaten. 8. Monolog Kupplerin: fasst den Plan mit dem wei­ nenden Hündlein. 9. Monolog Paulina: bleibt hart. 10. Dialog Kupplerin–Paulina: Kupplerin bittet für arme Kindbetterin, erzählt von ihren frommen Diensten, will auch



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für Philipp beten. Paulina sieht weinendes Hündlein. Kupplerin erklärt, dass es ihre Tochter war, die einen jungen Mann verschmähte, worauf der starb. Paulina bittet um Rat, Kupplerin empfiehlt, Felix zu erhören, bekommt zwei Dukaten, wird für Sonntag zum Essen mit Hündlein geladen. 11. Monolog Felix: hat Paulina erstmals freund­ lich gesehen. 12. Dialog Kupplerin–Felix: Freudenbotschaft, bekommt zehn Dukaten. 13. Epilog Kupplerin: will ihre Kuppelei weitertreiben, weiß aber, was für Strafen ihr drohen. Lit.: DuBruck 1999; DuBruck 2008, 76–78.

4268 26. 1. 1554. Die stat Jericho (Müller, Engelweise). Eroberung und Zerstörung Jerichos. Schluss: Vertrauen auf Gott verhilft zum Sieg über die Feinde. Q.: Jos 6. Vgl. KG 324 = Ml. und 5002 = Com. 4269   1. 1554. Der scheisent schueknecht (Folz, Feielweise / Vogel, Lilienweise / Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 878). Ein Schuhknecht ist zusammen mit einem Gesellen auf Wanderschaft. Im Wald muss er scheißen. Um seinen Genossen so rasch wie möglich wieder zu erreichen, reißt er die ohnehin zertrennte Naht weiter auf, ohne Bündel und Rock abzulegen. Währenddessen beginnt er jedoch unwillkürlich zu brun­ czen. Indem er den brunczer aus der Hose zieht, beschmutzt er sich hinten. Mit Gras behebt er den Schaden, so gut es geht. Sprichwort: Wer einem einzelnen Strohhalm nachgeht, verliert das ganze Büschel. Dem Dichter ist die Geschichte selbst passiert. 4270 26.  1. 1554. Joseph ein figur Christi (Rosengart, Freudweise). Joseph wird nach Ägypten verkauft, von Potiphars Frau verleumdet und ins Gefängnis geworfen. Er deutet Pharaos Traum und wird erhöht [Str. 1]. Joseph ist eine figur Christi. Ihn ver­ kauften seine Brüder, die Juden, er litt unschuldig und lag im Gefängnis des Todes. Danach verkündete er das Evangelium: Er fuhr in den Himmel auf und hat alle Gewalt. Bei Gott ist er unser Fürsprecher [Str. 2 und 3]. Q.: 1Mose 37; 39; 41. Vgl. KG 233, 381, 1315, 1598, 1606, 4646 = Mll. 4271 Januar 1554. Die schneiderin mit der mueczen (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 6, Nr. 879). [verl.] 4272 1. 2. 1554. [E] Ein faßnacht-spil mit vier personen. Der alt buler mit der zauberey (K./G. 9,120; G. 5, Nr. 62). 432 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,5 (Arigo). Vgl. KG 2635, 4612 = Mll. Inhalt: wie KG 2635, aber ins bäuerliche Milieu transponiert. Szenenübersicht: 1. Dialog Eberlein Dilltapp–Ule Lapp: Dilltapp hat der Frau des Wirts beim Füßewaschen zugesehen, findet ihren Körper wunderschön und kommt um vor Liebe. Lapp, ihr Gevatter, will mit ihr reden, fragt aber wegen Dilltapps bös­ artiger Frau. 2. Monolog Dilltapp: meint, dass die Frau die Liebe irgendwie erwidere. 3. Dialog Lapp–wirthin Hildegart: reagiert empört, weil Dilltapp so alt und hässlich sei. Wollen sich mit ihm einen Fastnachtspaß machen. 4. Monolop Lapp: will Dilltapp jetzt zum Narren machen. 5. Dialog Dilltapp–Lapp: Hildegart sei in Dilltapp verliebt. Er soll nächste Nacht am Misthaufen hinter der Taverne Geige spielen und dazu seinen Leib mit einem Dutzend roter nestel einpreisen sowie ihr ein hechel und ein bürschten kaufen. 6. Monolog Lapp: O du Narr! 7. Dialog Hildegart–Lapp: Hildegart berichtet

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lachend von der Fiedelszene, auch ihr Mann lacht. Lapp hat noch was vor. 8. Dialog Lapp–Dilltapp: Lapp schlägt jetzt einen Zauber vor: Dilltapp soll Hildegart mit einem zedel berühren. Zum Zaubern braucht er Weihrauch, Kerze und lebendige Fledermaus. 9. Monolog Hildegart: will wissen, wie gezaubert werden soll. 10. Dialog Lapp–Hilde­ gart: Es soll in der alten Scheune stattfinden, und Dilltapps Frau soll dorthin kommen. 11. Dialog Agnes–Lapp: sie soll ihren Mann Dilltapp erwischen, aber nur mit Fäusten schlagen. 12. Monolog Lapp: Auf zum Spaß! 13. Monolog Hildegart: hat das Gesicht verhüllt, damit Agnes sie nicht erkennt. 14. Dialog Dilltapp–Hildegart: berührt sie am Hals, sie tut verliebt, er will sie küssen. 15.  Szene Hildegart (ab)–Agnes–Dill­ tapp–Lapp: Agnes schlägt und beschimpft Dilltapp, der um Vergebung bittet, Lapp beschwichtigt, erinnert Agnes an ihren Kaplan, Schlusswort Dilltapp: schiebt alles auf den Zauber. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 117  f. (117: „Sachs hat das patrizische italienische Sujet ins bäuerliche Milieu übertragen und sich in Handlungsmotivierung und Figurenzeichnung weitestgehend von seiner Vorlage gelöst.“); Dallapiazza 2012, 106 („Die Zuschreibung ist zwar möglich, aber nicht zwingend.“).

4273 Februar 1554. Die 12 edelewt im pranger (Vogel, Strenger Ton). [verl.] 4274 8. 2. 1554. Die grebnus Christi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 1052 = Ml. Vgl. 2617, 4592 = Mll. 4275 9. 2. 1554. Das fischen (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3253, 3508, 3983, 4596 = Mll. und 5471 = Sg. Auslegung in der erhaltenen Hs. teilweise unleserlich: Christus gibt sich uns durch seinen Geist zu erkennen und spricht in unserem Herzen. Er speist uns mit seiner Gnade und entzündet die Liebe. 4276 9.  2. 1554. Ein oster peschlus (Nachtigall, Starker Ton). Inh. wie KG 883 = Ml. Q.: 1Kor 2,9; Jes 64,3; Röm 4,25; Jes 53; Röm 6. Vgl. 1064, 3058, 5033 = Mll., außerdem 438 = Ml. 4277 Februar 1554. Nagler Uechslein (Zwinger, Roter Ton). [verl.] 4278 19. 2. 1554. Ein schöner danckpsalmen (30. psalm) (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 104 = Lied. Vgl. 1078, 4293 = Mll. und 5958 = Sg. Schluss: So hilft Gott denen, die ihm vertrauen. 4279 23. 2. 1554. Die ganz histori der schönen Magelona, des künigs Magelon dochter (Sachs, Rosenton). 19 Str. Der Königssohn Peter hört von der neapolitanischen Königstochter Magelona, zieht aus der Provence nach Neapel und nimmt an einem Turnier teil. Nach einem Trunk wird der Singer weitermachen [Str. 1–3]. Peter und Magelona erkennen beim Mahl ihre Liebe und fliehen. Verweis auf die Fortsetzung [Str. 4–6]. Ein Falke raubt der schlafenden Magelona die drei Ringe, die Peter ihr geschenkt hat. Peter verfolgt ihn in einem kleinen Boot aufs Meer. Vor einem Sturm rettet ihn ein Schiff. Der patron nimmt ihn gefangen und bringt ihn zum Sultan nach Alexandria. Nach sechs Jahren darf er heimkehren. Verweis auf die Fortsetzung [Str. 7–9]. Magelona erwacht und zieht, nachdem sie Peter vergebens gesucht hat, mit einer Pilgerin nach Rom, dann weiter in die Provence. Dort trifft sie Peters Mutter, die die Ringe in einem Fisch gefunden hat und ihn daher für tot hält. Magelona gründet



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ein Spital [Str. 10–12]. Auf dem Heimweg bleibt Peter beim Süßwasserfassen schlafend auf einer Insel zurück. Den vor Verzweiflung Ohnmächtigen finden Fischer, die ihn mitnehmen. Schließlich gelangt er krank in die Heimat und kommt in Magelonas Spital. Verweis auf die Fortsetzung [Str. 13–15]. Magelona gibt sich zu erkennen. Die vereinten Liebenden treten vor Peters Eltern, heiraten und bekommen einen Sohn, der nach ihnen König wird [Str. 16–18]. Drei Lehren: (1) Eltern sollen auf ihre Töchter achten. (2) Jungfrauen sollen vor der Liebe fliehen. (3) Im Unglück soll man nicht ver­ zagen. Gott kann es wenden. Der Dichter wünscht Glück und nennt den Ton des Zyklus. Q.: Ystoire du […] Maguelonne (Veit Warbeck). Vgl. KG 4280 = Sg. und 4814 = Com. Lit.: Steinhoff 1985, 1146  f.; Rettelbach 1996, 438  f.

4280 28.  2. 1554. Historia der schönen Magelona, eins königs tochter zu Neapolis (K./G. 2,251). 410 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4279 = Ml. und 4814 = Com. Lit.: Steinhoff 1985, 1146  f.; Classen 2004b, 5.

4281 1. 3. 1554. Der schlangenstreit (Hilprant, Schlangenweise). Bei Samsun (Sampson) sammeln sich Schlangen aller Art und kämpfen miteinander einen ganzen Tag. Man verscharrt 8000 tote Schlangen. Das bedeutet Bajesids (Weyasits) Unterdrückung des Volks und seine Sieghaftigkeit. Q.: Johannes Schiltberger, Ein wunderbarliche […] Histori, D iiijv–E jv. 4282 2.  3. 1554. Alba die mordisch eprecherin (die falsch künigin aus Frankreich) (Sighart, Pflugton). Die Königin Alba von Frankreich treibt es mit jedem jungen Mann, der ihr gefällt. Ist sie seiner nach kurzer Zeit überdrüssig, so ermordet sie ihn, indem sie ihn durch ein verborgenes Loch in den Wassergraben wirft. Ein Student und Nigro­ mant aber kann schwimmend entkommen. Er fängt Hunderte von Schwalben, bindet ihnen Zettel an, auf denen steht, dass die Königin eine Hure und Mörderin sei, und lässt sie wieder fliegen. Auf diese Weise erfährt das ganze Land die Nachricht. Schluss: Kein Bubenstück bleibt verborgen. 4283  3. 1554. Der pös rauch (Sighart, Pflugton; G./D. 6, Nr. 880). Mann und Frau schla­ gen sich, um zu entscheiden, wer die Hosen im Haus anhaben soll. Als die Frau ihren Mann die Stiege hinabgeworfen hat, schüttet sie ihm ein Schaff Wasser über den Kopf. Ein Nachbar bekommt von ihm die Auskunft, sein Haus brenne und der böse Rauch habe ihn vertrieben. Der Nachbar will löschen. Die Frau, im Glauben, es sei ihr Mann, zieht auch ihm eins mit dem Prügel über. Nun hat auch er genug vom „Rauch“. Der Ehemann kehrt nach zwei Tagen heim, sie aber bleibt Herr im Haus. Vgl. KG 3500 = Fsp. 4284 6. 3. 1554. Künig Hiskia lies sein schetz sehen (Schmid, Hohe Gartweise). Hiskia zeigt den Gesandten aus Babylon seine Schätze. Jesaja prophezeit ihm deren Wegfüh­ rung. Schluss: Die Herrschaft soll nicht dünkelhaft und ruhmsüchtig sein. Zieht Gott seine Hand von ihr ab, so ist es mit dem Reichtum bald vorbei. Q.: Jes 39. Vgl. KG 6057 = Sg. 4285 6. 3. 1554. Die drey plag gottes (Schrot, Schrotweise). Jeremias [hier fälschlich statt Ezechiel] schert sich kahl und verbrennt, zerschlägt und zerstreut seine Haare: So

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wird Gott um Jerusalems Götzendienst willen das Volk bestrafen. Schluss: Hält ein Volk nicht Gottes Wort, so schlägt er es mit schwert, hunger und pestilentze. Q.: Ez 5,1–12. 7. 3. 1554. Sempronia die unkeusch (Eislinger, Maienweise). Eine Geschichte, den Frauen zur Warnung: Sempronia ist umfassend gebildet, dichtet lateinisch und grie­ chisch, beherrscht die Redekunst, Saitenspiel, Orgel und Gesang. Aber sie lebt unkeusch, und was sie durch Sex gewinnt, verschwendet sie wieder. Sie gehört zur Partei Catilinas. Als Cicero dessen Verschwörung aufdeckt, wird sie getötet. Schluss: Kunst und Weisheit sind von Gott verliehen. Hat eine Frau sie bekommen, soll sie sie zu seinem Lohn einsetzen und sich vor Lastern hüten, sonst verliert sie ihr Ansehen. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 79 (76 Steinhöwel). 14. 3. 1554. Cristus thet sein jüngern ein gleichnus sagen … (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 140 = Ml. Vgl. 377, 1799 = Mll. und 449, 5473 = Sgg. Allegorese: Der Mensch (Samariter), obwohl gerecht erschaffen, wendet sich von Gott ab und ­ verliert das Kleid der Unschuld und die Gnade. Moses und Gesetz (Priester und Levit) helfen dem geistlich Halbtoten nicht. Doch Christus, der wahre Samariter, kommt und gießt Gesetz und Evangelium in die Wunden. Er bringt uns in die Herberge der Christenheit und lässt die zwei Sakramente als Arznei im Ellent zurück [Str. 2 und 3]. 14. 3. 1554. Der kaufman mit dem dewfel (Fleischer, Löwenweise; G./D. 6, Nr. 881). Vgl. KG 3117 = Ml. und 3196 = Fsp. März 1554. Lucas im andren clare … (Vogelsang, Goldener Ton). [verl.]  3. 1554. Die opferung Isaac (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 150 = Ml. Vgl. 221, 232, 1925, 3545, 3892 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Allegorese: Abraham bedeutet Gottvater, Isaak Jesus, der uns durch seinen Tod mit Gott versöhnt hat. Wie Isaak am Leben blieb, so wurde Christi göttliche Natur nicht verletzt, nur die menschliche litt. Nach drei Tagen erweckt Gott Christus, der nun mit ihm herrscht und auch uns auferwecken wird [Str. 2 und 3]. März 1554. Das zway und funfzigst psalmen lied (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 563 = Ml. Vgl. 6010 = Sg. [verl.] 20. 3. 1554. Nicanor der thirann erschlagen (Ungelehrter, Langer Ton). Judas Makka­ bäus schlägt im Vertrauen auf Gott den Nikanor. Schluss: Dies diene der christlichen Obrigkeit zum exempel. Sie soll auf Gott vertrauen und beten. Dann kann sie gegen mordende und brennende Angreifer ziehen und wird siegen. Q.: 2Makk 15. März 1554. Die herlich guet gottes (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 104 = Lied. Vgl. 1078, 4278 = Mll. und 5958 = Sg. Schluss: Rechtgläubiger Christ, entnimm daraus Trost! Gott erhört das Schreien des Armen. Gott, bleibe ewig bei uns! März 1554. Johanis sagt das sechzehende … (Fridel, Gedrehte Friedweise). [verl.] 24. 3. 1554. Die zwen gen Emaus (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4600, 4844, 5030, 5151 = Mll. März 1554. Am sechsundneunzigen David … (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 660 = Ml. Vgl. 4463 (verl.) = Ml. und 5940 = Sg. [verl.]



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4297  3. 1554. Ein prophezey Ezechielis (Zorn, Verhohlener Ton). Gott verspricht die Rückführung Israels und die Sendung eines neuen Geistes, der rechtes Handeln bewirkt [Str. 1]. Allegorese: Dies ist ein clar figur für Christi Erlösungstat am Kreuz. Er ist auferstanden, sitzt zur Rechten Gottes, sammelt uns durch sein Wort, entzündet Glauben und Liebe und bleibt ewig, auf Erden und nach dem Tod, unser Gott [Str. 2 und 3]. Q.: Ez 11,16–20. 4298 März 1554. Lucas schreibt am ersten capitel … (Zorn, Zugweise). [verl.] 4299 28. 3. 1554. Die sieben prot (Frauenlob, Goldener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 168 = Ml. Vgl. 285 = Lied, 3328 = Sg. und 3837 = Ml. Wenn wir Mangel an Gottes Wort haben und hirtenlos in Menschenlehre befangen sind, schickt Gott sein Wort im Über­ fluss [Str. 3]. 4300 30. 3. 1554. Die predig Petri (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 154 = Ml. Vgl. 1658, 3804 = Mll. Schluss: Bitte um „reines Wort“, Glauben, Heiligen Geist, Nächstenliebe. 4301  3. 1554. Ein pfingst pschlus (Sachs, Bewährter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 3105 = Ml. Kommentar: Christus verdammt den Satan und was ihm anhängt. Fällt der Christ aus dem Gnadenbund in Sünden zurück, straft ihn der Heilige Geist im Gewissen und entzündet das Herz wieder mit Glaube, Liebe und Hoffnung durch das Wort. Bitte um den Heiligen Geist [Str. 3]. 4302 April 1554. Hort Matheus … (Hilprant, Schlangenweise). [verl.] 4303  4. 1554. Die schönen dewffel (Frauenlob, Geiler Ton; G./D. 6, Nr. 882 [nur Incipit]). Dem schwedischen König Haldanus wird ein Erbe geboren. Die Ärzte warnen, er dürfe vor seinem zwölften Lebensjahr das Sonnenlicht nicht erblicken, sonst werde er blind [Str. 1]. Haldanus lässt ihm eine Höhle als Wohnstätte herrichten, und als der Knabe zwölf Jahren alt ist, empfängt man ihn prachtvoll im Palast und zeigt ihm alle Schätze. Im Frauengemach erblickt er viele geschmückte Damen. Sein Vater erklärt ihm, das seien „Teufel“, die einen schnell verführen könnten. Doch als der Vater ihn später fragt, was ihm am besten gefallen habe, nennt er die „Teufel“. Schluss: Daran erkennt man die Macht der Natur. „Weibliche Figur“ lässt das Blut wallen. Vgl. KG 5468 = Sg. 4304  4. 1554. Rach wider Israel, ein erschreckliche prophezey (Vogel, Starke Oster­ weise). Ezechiel kündigt Gottes schreckliches Strafgericht über Israel an. Q.: Ez 6,1– 5.11–13. 4305 3. 4. 1554. Die neun verhaisung (Fridel, Gedrehte Friedweise). Neun Stellen des Alten Testaments, die Christus verheißen. Er hat uns vor 1555 Jahren am Kreuz erlöst. Q.: 1Mose 3,15; 22,18; 28,14; 5Mose 18,15; 2Sam7,12; Jes 9,5; Jer 33,15; Mich 5,1; Bar 3,37  f. 4306 6. 4. 1554. Die junckfraw Pura ein marterin (Vogel, Jungfrauweise). Kaiser Valens lässt in Antiochia Christen verfolgen. Die Christin Pura wird ihm vorgeführt und soll vergewaltigt werden. Ein christlicher Ritter kann durch Kleidertausch statt ihrer im Gefängnis bleiben. Um ihn vom Tod zu retten, kehrt sie später zurück. Sie sterben beide für den Glauben. Q.: Sachs nennt Ambrosius , aber dessen Schrift De virginibus (darin 2,4 über die Antiochea virgo: Ausg. P. Dückers, Turnhout 2009, 237–257) ist sehr wahrscheinlich nicht direkte Q. Vgl. KG 4805 = Sg., 5025 = Ml. und 5405 = Trag.

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4307 6. 4. 1554. Der vol schmid in der kuten (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 6, Nr. 883). Ein Bamberger Schmied schlägt Frau und Kind, sooft er betrunken nach Hause kommt. Ein Bruder der Ehefrau, der im Kloster lebt, wird herbeigerufen, als ihr Mann wieder völlig betrunken nach Hause gebracht wird. Zwei Mönche tragen ihn ins Kloster, ziehen ihm eine Kutte an und scheren ihm eine Tonsur. Als der Schmied früh von seinem Rausch aufwacht, erklärt ihm sein Schwager, dass ihn die Teufel wegen seiner ständigen Trunksucht hätten in die Hölle holen wollen. Deswegen habe er ihm eine Kutte angezogen und ihn in den Orden aufgenommen, damit er fortan vom Wein lasse und nur noch Wasser und Bier trinke. Der Schmied glaubt seinem Schwager. Schluss: Wie nötig ist diese Medizin für die betrunkene, zänkische Rotte! 4308 10. 4. 1554. Ein künstliche vergleichung des gantzen menschlichen lebens mit den 12 monaten des gantzen jars (K./G. 4,60). 430 Vs. Der Dichter fand diesen Ver­ gleich in französischer Sprache. Ein Monat entspricht sechs Jahren, also wird der Mensch 72, was unter 1000 nur wenige erreichen. Januar: keine Kraft in der Natur / 1–6: der Mensch hilflos. Februar: ein karger Monat / 7–12: Der Mensch muss erzogen werden. März: u.  a. Winde / 13–18: der Mensch wie ein Sturmwind. April: Es grünt, aber das Wetter ist unregelmäßig / 19–24: Der Mensch blüht, schwankt aber unstet hin und her. Mai: Alles blüht, aber Schauer können alles zerstören / 25–30: der Mensch stark und mutig, schadet sich aber auch damit. Juni: Die Feldarbeit beginnt / 31–35: Der Mensch beginnt mit der Ernährung der Familie. Juli: Erntemonat, aber auch ver­ derblicher Regen / 36–42: Der Mensch erntet die Früchte seiner Arbeit, verdirbt aber oft alles durch Spiel usw. August: Hitze, Gewitter, Hundstage / 43–48: Der Mensch nimmt ab an Kraft, gewinnt an Vernunft, leidet Ungewitter durch Krieg usw. Septem­ ber: 49–54: Weinmonat, aber auch schon kalt / Der Mensch hat Reichtum und wohl­ geratene Kinder, wird aber jetzt alt und hässlich. Oktober: Herbst mit Reif, Regen und Ersterben der Natur / 55–60: Der Mensch wird schwach, und die Krankheiten begin­ nen. November: nur noch Kälte / 61–66: Der Mensch ist zu nichts mehr nütze und wünscht sich den Tod. Dezember: grimmige Kälte / 67–72: Der Mensch kann nur noch auf das ewige Leben hoffen. Beschluss: Da viele Lebenszeit unnütz ist, lebt der Mensch höchstens 16 von den 72 Jahren. Also soll er wenigstens so leben, dass er sich das ewige Leben erwirbt. 4309 11. 4. 1554. Die acht weiber mit der saw (Vogel, Rebenweise; G./D. 6, Nr. 884). In Untermarfelt (= Untermaßfeld bei Meiningen?) in Franken sagt ein Müller oft im Spaß, eine Frau, die Herr im Haus sei, solle ihm eine Sau aus dem Stall treiben. Nach den Weihnachtsfeiertagen stehlen ihm acht Frauen, bei denen der Mann der Narr im Hause ist, eine Sau aus der Mühle und schlachten sie. Dann laden sie den Müller zum Essen ein. Er sagt ihnen, dass sie recht getan hätten. Der Vogt verbietet, mit den Männern dieser Frauen zu zechen, ferner befiehlt er, das Dach abzudecken. Das soll zur Abschreckung für alle Männer dienen, sich zum Narren machen zu lassen. Vor allem am Anfang muss man seine Frau mit Vernunft regieren, sonst hat man zum Schaden den Spott. 4310 April 1554. Dreyerley giftig art der schlangen (Hilprant, Schlangenweise). [verl.]



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4311 13.  4. 1554. Drey straffspruch vom wein (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise). Aischylos [Frg. 393 Radt]: Der Wein offenbart das Gemüt wie der Spiegel die Gestalt [Str. 1]. Sophokles [Frg. 929 Radt]: Der Wein verführt zu Zorn [Str. 2]. Theognis [627  f.]: Ein Nüchterner passt nicht unter die Trunkenen [Str. 3]. Q.: Ioannes Stobaios 3,18,12, 1 und 10 H. (Frölich, S. cxxxiiijf.). 4312 13. 4. 1554. Drey art des hannen (Nachtigall, Kurze Tagweise). Der Hahn kräht, wenn es tagt. Der Hahn ist eine figur: So freut sich ein Weiser, wenn das Evangelium erscheint [Str. 1]. Der Hahn schlägt sich selbst mit den Flügeln, bevor er sich plustert. So soll sich der Christ schlagen, bevor er reden will [Str. 2]. Der Hahn kräht, wenn das Wetter wechselt. Weht den Christen Trübsal an, so soll er viel beten [Str. 3]. 4313 April 1554. Phocilides poete … (Regenbogen, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5501 = Sg. Vgl. 4252 = Ml. (verl.). [verl.] 4314 April 1554. Als Israhel … (Hilprant, Schlangenweise). [verl.] 4315 April 1554. Der lanczknecht auf dem offen (Ungelehrter, Schwarzer Ton; G./D. 6, Nr. 885). [verl.] 4316 = 2652a 4317  4. 1554. Elich werck im harnisch (Die ehliche pflicht) (Vogel, Rebenweise; G./D. 6, Nr. 886). Ein alter impotenter Mann heiratet eine junge Frau. Auf den Rat ihrer Mutter erinnert sie ihn an die eelichen werck. Der Alte erfindet eine List: Er lässt sie nackt in seinen Harnisch steigen, sich auf eine Truhe setzen, von dieser stößt er sie dann herunter. Seitdem verzichtet sie auf die „ehelichen Pflichten“. Nach dem Tod des ersten Mannes heiratet sie wieder. Bei der Hochzeit verlangt der Mann die Erfüllung der Ehepflicht. Weinend steigt sie in den Harnisch. Er aber holt sie wieder ins Bett, um dort die riterlichen werck zu vollenden. 4318 17. 4. 1554. Regulus mit dem grosen trachen (der grosen schlangen) (Hilprant, Dra­ chenweise). Inh. u. Q. wie KG 2254 = Ml. Vgl. 5197 = Sg. Schluss: Der Drache gleicht einem Tyrannen, der ein Land mit gfenknus, mort, raub vnd prant verdirbt. Man soll ihn mit allen Mitteln bekämpfen. 4318a 21. 4. 1554. Schwanck. Vergleichung eines lantzknechts mit einem krebs. In 18 artickel gestellet (K./G.  9,242; G./D.  1, Nr.  144). 272 Vs. Eines Abends von einem Landsknecht gefragt, womit ein solcher zu vergleichen sei, nennt der Dichter den Krebs und dazu 18 Vergleichspunkte: (1) Krebs ist ein Sternzeichen, L. ein Zeichen für Krieg. (2) K. kalt, L. liegt meist in der Kälte. (3) K. liegt im Winter in Löchern verborgen, L. gräbt sich ein. (4) K. ist feuchter Natur, L. säuft. (5) K. und L. beide hinten und vorn gewappnet. (6) K. streitet mit K.en, L. kämpft. (7) K. und L. werden bei Nahrungssuche gefangen. (8) K. behält nichts lange in der Schere, L. verliert alles Erworbene. (9) K. hat Eier unterm Schwanz, ist dann begehrt, L. durch seinen Geldbeutel. (10) K. bei Vollmond gut, bei abnehmendem leer, L. nur wenn er gesund ist. (11) Fün­ singer Bauern sind Feinde des K.s, Bauern Feinde des L.s. (12) K. hat harten Rücken, L. muss hart sein. (13) K. geht rückwärts, L. strebt nach hohen Dienstgraden, fällt aber auf den niedrigsten Status zurück. (14) K. zieht im Frühling seine Haut ab, L. wenn der Krieg zu Ende ist. (15) K. stirbt, wenn es donnert, L. im Geschützdonner. (16) K. stirbt

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im Juni, aus seinem Aas wächst ein Skorpion, so stirbt im L. die Gottesfurcht und wird durch das Gift der Laster ersetzt. (17) K. singt in der Pfanne, L. vor der Schlacht. (18) K. ist rot, wenn er tot ist, L. liegt in seinem Blut. Beschluss: Landsknechte laufen in ihrer Krebsnatur jedem Kriegsherrn nach, nur wenige kämpfen vaterlandstreu. Allein die lobt der Dichter.

Lit.: Fochler 1990, 113: („Auch an diesem Beispiel zeigt sich noch einmal ganz deutlich, daß Hans Sachs weder die Krieger heroisiert noch den Kampf selbst in irgendeiner Weise verherrlicht.“); Gabaude 2011c, 175  f.

4319 23. 4. 1554. Die weisen von morgenlant (Folz, Hoher Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4809, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Gott behütet die Seinen vor Tyrannei. 4320 24.  4. 1554. Ein faßnachtspiel: Die wünderlichen mänder und unheußlichen weiber geschlacht und heußlich zu machen. Mit drey personen zu agieren (K./G. 17,126; G. 6, Nr. 63). 380 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 135. Vgl. KG 777 = Ml. Inhalt: wie KG 777. Szenenübersicht: 1. Prolog wunderlicher Mann: klagt über Frau, die zu lang auf dem Markt ist, so dass er seine Suppe nicht rechtzeitig bekam, über die das Gesinde klagt und die nicht tut, was er will. 2. Dialog Frau–Mann: Streit, sie beschwert sich über ihn, er über sie, und als sie die Suppe immer noch nicht macht, schlägt er sie; sie läuft weg. 3. Monolog Mann: will sie weiter schlagen. 4. Monolog alte unhuldt: war Hure, jetzt Kupplerin, Hexe, Wahrsagerin. 5. Dialog Frau–unhuldt: Frau will, dass unhuldt den Mann sanft und handzahm macht. Sie befragt sie in Stichomythie über ihn, will dann ihren Geist befragen. 6. Monolog unhuldt: Der Mann ist offenbar gut, wird nur durch sie unangenehm. Will sie mit einem Gespenst täuschen. 7. Dialog Frau–unhuldt: Frau soll vor Sonnenaufgang zu einer Wegscheide gehen und die Göttin Alraune mit einem Spruch, den unhuldt zitiert, anrufen; sie wird beim dritten Mal antworten. Dann soll sie ihr drei neue Taler hinterlegen. 8. Monolog Mann: Frau soll von ihrer heiligen Hand­ lung rechtzeitig für die Suppe zurückkommen. 9. Monolog unhuldt: wird die Göttin spielen und den beiden zu einer guten Ehe verhelfen. Versteckt sich. 10.  Monolog Frau: macht alles, wie ihr gesagt wurde. 11. Dialog Frau–unhuldt als Alraune: Frau soll ihrem Mann gehorchen, rechtzeitig nach Hause kommen und schweigen, wenn er zornig ist. 12. Monolog unhuldt: Wenn Frau es so macht, wird alles gut; alle Frauen sollten es so machen. 13. Dialog Mann–Frau: Frau referiert die drei Lehren, Mann gibt Alraune recht. Schlusswort Frau: sieht jetzt ein, dass sie schuld war und wird sich bessern. 4321 April 1554. Der lautenschlager mit dem hund (Folz, Feielweise; G./D. 6, Nr. 887). [verl.] 4322 28.  4. 1554. Tragedia mit 13 personen, die zerstörung der statt Troya von den Griechen, unnd hat 6 actus (K./G.  12,279). 1152 Vs. Q.: Dares und Dictys (Tatius Alpinus). Vgl. KG 1172 = Ml. und 1885 = Sg.



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Inhalt: Achilles, verliebt in Polixena, schickt Patroclus vergeblich als Werber. Nachdem er Hector aus dem Hinterhalt getötet hat, wird er selbst durch einen Brief Polixenas in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Die Griechen erobern Troja und bestimmen Polixena für die Hinrichtung. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Priamus–Hector–Paris–Plewphebus (Deiphobus): Waffenstillstand; Durchhaltewillen. 3. Dialog Casandra–Priamus: ver­ gebliche Warnung; soll eingesperrt werden. 4. Monolog Achilles: verliebt in Poli­ xenas. 5. Dialog Patroclus–Achilles: soll bei Hecuba um Polixena werben. 6. Monolog Achilles: liebeskrank, ab zu den Schiffen. 7. Dialog Hector–Polixena: gegen den Krieg und für Frieden. 8. Ehrnholdt meldet Patroclus. 9. Dreigespräch Patroclus–Hecuba– Polixena: Friedensschluss als Bedingung Hecubas und Polixenas. 10. Hector dazu: ihm sollen auch noch die zwei Agaxe (Aiasse) übergeben werden. 11. Dialog Hector– Hecuba: sie will Frieden, ihm wäre lieber, die Trojaner würden effizienter kämpfen. II. 1. Monolog Achilles: wartet auf Patroclus. 2. Dialog Patroclus–Achilles: Ablehnung der Forderung Hectors, Patroclus vertröstet Achilles auf den Sieg. 3. Dialog Hector– Paris: Wiederaufnahme des Kampfes; Hector hofft Patroclus zu töten. 4. Dialog Hector–Patroclus: tötet ihn und zieht ihm die Rüstung aus. 5. Dialog Agax (Aias)– Hector; Achilles stumm: lassen Hector abziehen. 6. Dialog Achilles–Agax: klagen beide, Achilles schwört Rache. III. 1. Dreigespräch Hector–Paris–Plewphebus: Man erwartet Pentesilea, Hector will ihr entgegengehen. 2. Dialog Agax–Achilles: Gelegenheit, Hector zu töten. 3. Monolog Hector: glaubt Pentesilea zu sehen. 4. Dialog Achilles–Hector: Achilles aus dem Hin­ terhalt, tötet Hector. 5. Dialog Ehrnholdt–Achilles: Priamus will Leiche, Achilles will sie erst herumschleifen, gibt sie dann Polixena zuliebe heraus. 6. Monolog Achilles: Wenn Hector noch lebte, bekäme er Polixena. 7. Dialog Hecuba–Polixena: Trauer um Hector. IV. 1. Monolog Achilles: Liebeskummer, Reue. 2. Agax zu Achilles: Ehrungen für Achil­ les wegen Hector–Tötung. 3. Viergespräch Hecuba–Paris–Plewphebus–Polixena: Falle für Achilles: Brief von Polixena mit Ladung zum Stelldichein. V. 1. Monolog Achilles: hat den Brief, geht heimlich vor den Griechen zum Stell­dich­ ein. 2. Dialog Hecuba–Polixena: warten auf Achilles. 3. Achilles zu Hecuba und Poli­ xena: Liebesbekenntnis. 4.  Szene Paris–Achilles–Plewphebus–Polixena–Hecuba: Ermordung des Achilles, Bedauern Polixenas, Zudecken der Leiche. 5. Dialog Agax– Nestor: finden die Leiche, sind entsetzt. VI. 1. Monolog Neopthelemus (Neoptolemos): will Tod des Vaters rächen. 2. Dialog Agax–Neopthelemus: Eneas und Athenor (Antenor) werden Troja verraten: Schein­ friede, Scheinabzug, Eneas/Athenor geben Zeichen, wenn Stadttor auf ist, eindringen, alle töten. 3. Dialog Hecuba–Polixena: Polixena ahnt Verrat. 4. Monolog Priamus: legt sich friedlich schlafen. 5. Dialog Plewphebus–Priamus: meldet Verrat und Stadterobe­ rung, sie fliehen zum Altar. 6. Monolog Neopthelemus: Bericht über Metzelei. 7. Szene Agax–Neopthelemus–Polixena: Polixena, von Agax gebracht, zur Hinrichtung bereit, verheißt Neopthelemus Rache. 8. Epilog Ehrnholdt: Zwei Empfehlungen. (1) weitge­

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hendes Vermeiden von Krieg (und den Konsequenzen: einer Kette gegenseitiger Ver­ geltungsschläge, Sittenverfall, Tod, Verheerung); (2) besonnenes Verhalten in Liebes­ dingen.

Lit.: Fochler 1990, 123–129 (123: „[…] gehört […] zu den wenigen Stücken des Hans Sachs mit gerader Aktzahl […].“ 126: „Im  III.  Akt endet somit die bis dahin dominierende Hector-Handlung, die die drei ersten Akte verklammert; ein gewisser Abschluß ist hier unverkennbar erreicht. Der Einschnitt liegt genau in der Mitte des Dramas, das Stück wird dadurch in zwei Hälften geteilt […].“ 127: „eine gewisse Psychologisierung erkennbar […] überaus gelungenes Drama […] das prodesse und das delectare verbinden sich in diesem Drama zu einem harmonischen Ganzen […].“ 128: „Der Vergleich mit den Quellen führt klar zu dem Ergebnis, daß die Architektur des Stücks als eigenständige Leis­ tung des Hans Sachs zu werten ist: es war seine Kunst, die aus den vielfältigen Einzelzügen, die er seiner Vorlage entnahm, ein gut strukturiertes, in sich abgerundetes Drama schuf.“); Skrine 1995, 95–99 (95: „[…] the most diffuse, the longest (with 1156 lines), and the most ambitious […].“); Kühnel 2002 (172: „Vor der ‚Hintergrundshandlung‘ des Trojanischen Krieges, der in seinem ‚ganzen‘ Ablauf präsent ist, entfaltet sich die ‚Vordergrundshandlung‘ der Achilles-Polixena-Tragödie […].“ 173: „Achil­ les […] gehören fünf der insgesamt acht Monologe.“); Holzberg 2003, 396; Bonfatti 2004, 269–271; 297–299.

4323 28. 4. 1554. Der traum weis Hanibalis (Regenbogen, Donnerweise). Hannibal träumt nachts nach der Eroberung Sagunts, er erhalte von Jupiter den Befehl, Rom zu bekämpfen und müsse deshalb stracks nach Italien ziehen. Er kann aber sein Ziel nicht finden. Stattdessen verfolgt ihn ein grauenhaftes Untier, das das ganze Land verwüstet. Hannibal fragt Minerva nach dem Tier. Sie antwortet ihm, es bedeute die Zerstörung Italiens. Er solle nicht umschauen, er werde siegen. Hannibal erwacht. Sechzehn Jahre lang verwüstet er das Land. Schluss: Gott bestimmt, durch wen er ein Volk strafen will. Q.: Francesco Petrarca, Rerum memorandarum libri IV 4,63,4–8 B. (4,3,26 Vigilius, LXXIXr–LXXIXv) [Mit „Stilanus“, den Sachs als Q. nennt, ist Silenos gemeint]. Vgl. KG 1178 = Ml. (Str. 1). 4324 5. 5. 1554. Der knecht Hainz mit dem grost (Römer, Gesangweise; G./D. 6, Nr. 888). Auf der Rückreise vom Heiligen Land wettet ein Edelmann mit seinem Knecht um ein Hofkleid, dass seine Frau keusch und züchtig sei. Heinz kehrt zunächst allein zurück und berichtet der Ehefrau, in Babylon werde bei Ausländern die Größe des Penis beschaut, und wer einen zu kleinen habe, dem werde er abgeschnitten. Ihr Mann sei an dieser Prozedur gestorben. Die Frau gibt nun vor, Angst zu haben. Sie bittet den Knecht zunächst in die Schlafkammer, dann ins Bett, schließlich soll er ganz nahe zu ihr hinrücken. Dabei fragt sie immer aufdringlicher nach der Größe seines Penis. Schließlich kommt der angeblich tote Ehemann unter dem Bett hervor. Heinz hat die Wette gewonnen. Wer haben will, dass seine Frau ehrbar bleibt, soll nicht verreisen. Frauen tragen kurzen muet und lange Kleider, schrieb schon Menander. 4325 Mai 1554. Der karg dot man (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 889). [verl.] 4326 11. 5. 1554. Der dorff pfaff mit dem pischoff (Folz, Teilton; G./D. 6, Nr. 890). Ein Dorf­ pfarrer wird wegen seiner mangelnden Gelehrsamkeit vor den Bischof zitiert und auf­ gefordert, eine kleinere Pfarrei zu übernehmen, der er leichter vorstehen könne. Da bietet der Pfarrer an, mit dem Bischof zu tauschen. Der entgegnet ihm, dazu sei er nicht geweiht. Er solle lieber auf seiner Pfarrei bleiben.



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4327 Mai 1554. Das alt weib in der kotlach (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 891). Inh. u. Q. wie KG 4883 = Ml. [verl.] 4328 Mai 1554. Der arm pischoff mit sein freunden (Sighart, Pflugton; G./D. 6, Nr. 892). [verl.] 4329  5. 1554. Das weib solt nichs dencken (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 6, Nr. 893). Ein Mann befiehlt seiner Frau, da sie schlecht von ihm denkt, gar nicht an ihn zu denken, er werde sie sonst schlagen. Daraufhin brät sie in seiner Abwesenheit einen Hahn, isst ihn ganz auf und lässt die Knochen übrig. Als der Mann sie fragt, weshalb sie seinen Teil nicht übriggelassen habe, antwortet sie, sie hätte es gern getan, aber sie fürchte sein strenges Gebot. Der Ehemann hebt das Gebot daraufhin wieder auf. Schluss: Mancher Mann gebietet seiner Frau närrische Dinge und schlägt sie deswe­ gen. Er hat davon nur Spott, Schande und Schmach. 4330 12. 5. 1554. Die antlas air (Vogel, Kurze Tagweise; G./D. 6, Nr. 894). Eine Bäuerin aus Erbelting schickt ihre Tochter am Tag vor Palmsonntag nach Landshut, damit sie dem Guardian Johan Meier sechzig Ablasseier bringe. Für den Erlös eines Kruges Milch, nämlich sieben Kreuzer, darf sie sich neue Schuhe kaufen. Vor Aufregung kann sie die Nacht vorher nicht schlafen. Als sie am nächsten Morgen in Landshut am Markt sitzt, um ihre Milch zu verkaufen, schläft sie ein und träumt von ihren neuen Schuhen. Dabei streckt sie einen Fuß aus und stößt den Milchkrug um. Im Kloster übersieht sie dann eine Stufe, alle Eier zerbrechen. Sprichwort: Ein Unglück kommt selten allein. Vgl. KG 5352 = Sg. 4331 12. 5. 1554. Der maler mit den hesling kinden (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 895). In Magdeburg lebt ein Maler, der im ganzen Land wegen seiner schönen Bilder berühmt ist. Im Gegensatz zu seinen Bildern sind seine Kinder ausgesprochen häss­ lich, obwohl er auch eine hübsche Frau hat. Auf die Frage eines Freundes antwortet er, am Tag, wenn er male, sehe er gut, bei Nacht, wenn er die Kinder mache, gar nichts. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 412 (409). 4332  5. 1554. Der frölich schuster zu Lübeck (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 896). Inh. u. Q. wie KG 3764 = Ml. Vgl. 3918 = Ml. und 4774 = Sg. 4333 15. 5. 1554. Der peckenknecht ob dem pet (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 6, Nr. 897). In Görlitz setzt eine Magd zwei Bäckergesellen zu, da sie einen Mann will. Einer von ihnen bemüht sich um sie; der andere belauscht ihre Verabredung und legt sich auf den hölzernen Himmel über dem Bett des Mädchens. Bevor die Magd sich hingibt, fragt sie noch, wer denn gegebenenfalls das Kind aufziehen solle. Der Bäckergeselle antwortet: „Der über uns ist, wird es ernähren.“ Der andere Geselle fühlt sich betrof­ fen und schreit herunter: „Wenn ihr Kinder machen wollt, so zieht sie selber auf!“ Die Magd verlässt voll Scham das Haus. 4334  5. 1554. Das einböckisch pier (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 898). Ein Harnischmacher kauft in Nürenberg am Schönen Brunnen Einbecker Bier und lagert es unter dem Dach. Als er es nach vierzehn Tagen anstechen will, ist es sauer. Vergeb­ lich versucht er, einem Nachbarn das Bier anzudrehen. Wütend wirft er das Fass vom

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Dachboden auf die Gasse. Schluss: Wer ohne Vernunft und Verstand Geschäfte macht, der wird niemals reich. 19. 5. 1554. Künig Davids psalm 142 (Endres, Hirschenweise). Inh. u. Q. wie 2174 = Ml. Vgl. 6048 = Sg. Schluss: David sang den Psalm in der Höhle, als Saul ihn verfolgte. In Not sollen wir zu Gott rufen. Mai 1554. Guet gottes zu seim volck, 105. Psalm (Schreier, Lange Kornblühweise). Inh. u. Q. wie KG 5933 = Sg. [verl.] 22. 5. 1554. Die gewonheit der Tracier (Mügling, Kurzer Ton). Laut Herodot beweinen die Thraker die Geburt eines Kindes wegen des Jammers, der das menschliche Leben täglich erwartet; stirbt dagegen jemand, so feiern sie seine Befreiung von Sorgen mit Tanz und Gesang. Der Christ soll anders denken als die Heiden: Er soll sich des Lebens freuen in der Hoffnung auf das ewige Leben im Himmelreich. Q.: Herodot 5,4 (Boner). 24. 5. 1554. Ir himel lobt den herren reich … (Hopfgart, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 208 = Ml. Vgl. 891, 4694 = Mll. und 5570 = Sg. [verl.] 24. 5. 1554. Ein faßnachtspiel mit vier personen. Der loß mann mit dem muncketen weib (K./G. 17,141; G. 6, Nr. 64). 380 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Anh. 22 Ö. Vgl. KG 2559 = Ml. Inhalt: wie KG 2559, aber szenisch stark erweitert. Szenenübersicht: 1. Monolog mürrisches Weib: klagt über Mann, der ein lockeres Leben führt. Nun will sie auch nicht mehr früh aufstehen. 2. Dialog mürrisches Weib– loser Mann: will auf den Säumarkt, wo es eine Suppe gibt. Die Vorwürfe der Frau weist er zurück: Er könne von einem Wirt borgen. 3. Monolog mürrisches Weib: muss weg von ihm. 4. Dialog Mutter–mürrisches Weib: Mutter rät, alles in Güte zu regeln, nicht mürrisch zu sein, dem Mann zu gehorchen und mit ihm geduldig zu sein. Das mür­ rische Weib ist noch zu zornig dafür und geht mit der Mutter. 5. Dialog loser Mann– Zechgeselle: bestätigen sich gegenseitig in ihrem saufseligen Verhalten gegenüber der Frau, lehnen deren Predigten ab und wollen nur, dass sie gehorcht. Zechgeselle geht noch mit losem Mann auf einen Schlaftrunk. 6. Monolog mürrisches Weib: weitere Klage über losen Mann. 7. Szene mürrisches Weib (absichtlich stumm)–loser Mann– Zechbruder: Weil sie nicht redet, rät Zechbruder erst zum Bestreichen mit Kirschwas­ ser, weil aber die Apotheke geschlossen hat, Prügeln mit einem Kirschbaumast. 8. Monolog mürrisches Weib: will weiter schweigen. 9. Szene loser Mann–Zechbruder– mürrisches Weib: loser Mann schlägt mürrisches Weib, das schimpft und, als Zech­ bruder zu weiteren Schlägen ermuntert, weggeht. 10. Zechbruder zu losem Mann: Bei ihm daheim ist es genauso. Flieht vor der Schwiegermutter. 11. Szene Mutter–mürri­ sches Weib (stumm)–loser Mann: mahnt beide, vernünftig zu sein. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 122  f.127  f. (123: „Sachs argumentiert hier explizit gegen die auf Liebes­ bindung beruhende Frühehe, die ohne Einwilligung der Eltern zustandekommt.“).

4340 Mai 1554. Lob der weisheit, schand der dorheit (Sachs, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 5847 = Sg. [verl.] 4341 28. 5. 1554. Glück und unglück Alcibiadis (Sighart, Pflugton). Flucht des athenischen Feldherrn Alkibiades nach Sparta. Erfolge gegen Athen; Flucht vor dem spartanischen



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Adel zurück nach Athen, für das er große Erfolge erringt. Aber auch die neue Gunst währt nicht lange. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,12 (Ziegler). 28. 5. 1554. Der 116. Psalm (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 1045 = Ml. Vgl. 5957 = Sg. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Gott ist uns immer gnädig. Doch kann er uns Widerwärtigkeiten schicken, damit wir ihn erkennen und in der Not anrufen. So wird das Herz in Liebe zu Gott entzündet. Wir sollen Gott das ganze Leben lang anrufen [Str. 3]. 30. 5. 1554. Ein faßnachtspiel, mit vier personen zu agieren: Der pfarrherr mit sein ehbrecher-bawren (K./G. 17,156; G. 6, Nr. 65). 350 Vs. Vgl. KG 1485 = Ml. und 1487 = Sg. Inhalt: wie KG 1485, szenisch erweitert. Szenenübersicht: 1. Monolog Clas Hutzelbawer: hat keine Lust, sein Paternoster zu beten, da ihn etwas anderes beschäftigt. 2. Dialog Clas–Ul Biermost: Der Pfarrer will in der Kirche die Ehebrecher nennen, und das fürchtet Clas mit Recht, weil er es mit seiner Magd hat. Das hat die Frau schon gemerkt, während Ul seine Sache mit seiner Gevatterin noch unentdeckt glaubt. 3. Dreigespräch Clas–Ul–Heintz Muntschaweck: Heintz schimpft über den Pfarrer, der mit einem Prügel naht. 4. Pfarrer zu den Dreien: Hat den Prügel von seinem Engel und will damit die Ehebrecher treffen. Er tut so, als wolle er ihn werfen, alle drei bücken sich. Mahnt dann zur Besserung, weil, wer ein Kind zeugt, an Pfingsten das Ehebrecherkreuz um die Kirche tragen muss. 5. Drei­ gespräch Clas–Heintz–Ul: sind verärgert über den Pfarrer, wollen ihm nichts mehr opfern, gehen heim zur Suppe und wollen dann ins Wirtshaus. 6. Monolog Pfarrer: hat es besonders auf Heintz abgesehen, der es mit seiner Magd trieb, jetzt ein Kind gezeugt hat und das Kreuz tragen soll. 7. Dialog Clas–Heintz; Ul stumm: Heintz hat wegen der Magd keine Angst, aber wegen der anderen Sache. 8. Pfarrer–Clas–Heintz–Ul: Pfarrer wirft Heintz das uneheliche Kind von der Tochter des Hirten vor, will, dass er das Kreuz trägt, aber Heintz wirft ihm vier uneheliche Kinder vor und bezeichnet ihn als unfähig. Am Ende einigt man sich fröhlich beim Wein. Juni 1554. Dionysius der junger, tirann (Kanzler, Langer Ton). Q.: Plutarch, Dion. [verl.] 2. 6. 1554. Die zwey gesellen mit dem wirt (Mügling, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 899). Die Tochter eines Wirtes in der Nähe von Florenz liebt den jungen Edelmann Runzo (Pinuccio). Er und sein Freund übernachten im Wirtshaus und werden in der gleichen Kammer untergebracht wie die Familie. Als alle eingeschlafen sind, schleicht Runzo sich zur Wirtstochter. Während die Wirtin draußen nach der Katze sieht, muss Runzos Freund Wasser lassen und rückt dabei die Wiege versehentlich vor sein Bett. Die zurückkehrende Frau legt sich zu ihm ins Bett und umarmt ihn, weil sie ihn für ihren Mann hält. Danach legt sich Runzo zum Wirt in der Meinung, dieser sei sein Begleiter, und berichtet ihm. Der Wirt verwünscht Runzo. Da merkt die Wirtin, dass sie nicht bei ihrem Ehemann ist und legt sich zur Tochter ins Bett; Runzos Geselle erklärt, dass Runzo schlafwandle und dabei rede. Der Wirt glaubt das, die Ehre der beiden Frauen ist gerettet. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,6 (Arigo).

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4346  6. 1554. Künig Midas der geizig (Frauenlob, Hagenblühweise). Midas ist schon in der Kindheit geweissagt worden, er werde der reichste König sein. Bacchus, den er eines Tages beherbergt, gibt ihm einen Wunsch frei. Er bittet, alles möge ihm zu Gold werden. Das geschieht; da es aber auch Speise und Trank betrifft, muss er elend sterben. 4347 4. 6. 1554. Herzog Ewmenes unglück, ende (Liebe von Giengen, Radweise). Zweimal wird König Eumenes vom Phrygerkönig Antigonos geschlagen. Danach liefern ihn seine eigenen Hauptleute in Ketten dem Feind aus. Eumenes stirbt in Gefangenschaft. So endete der große Kriegsheld im Unglück. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,11 (Ziegler). 4348 4. 6. 1554. Künig Nectanabus der schwarzkünstner (Sighart, Pflugton). König Nek­ ta­nebus, ein Nigromant, verlässt sein Reich und kommt an den Hof des Königs Philipp II. Insgeheim verliebt er sich in Philipps Frau Olympias. Er kündigt ihr das Erscheinen Jupiters an, und in Gestalt eines Drachen gelingt es ihm, sie mehrfach zum Beischlaf zu bewegen. Aus dieser Verbindung geht Alexander der Große hervor. Vgl. KG 5257 = Trag. 4349 Juni 1554. Das künstlich junckfraw lob (Schiller, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 590 = Ml. Vgl. 4507 (verl.) = Ml. [verl.] 4350 5. 6. 1554. Die gepurt Cristi (Zorn, Verborgener Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4586, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: So wurde Christus geboren, der uns erlöst hat; Gott hatte ihn als Mittler auf die Erde gesandt. 4351 6. 6. 1554. Der weisen wolfart, narr und (Zorn, Unbenannter Ton). Lob der Weisheit. Q.: Spr 14. Vgl. KG 5695 = Sg. 4352 7. 6. 1554. Der gros mon (Vogel, Schatzton; G./D. 6, Nr. 900). Lampampus berichtet von seiner Indienfahrt, er habe auf Schlampampria einen Riesen gesehen. Dessen ungeheure Ausmaße werden vielfach belegt, zum Beispiel: Wenn er Hunger hat, frisst er zwölf gemästete Ochsen und einundzwanzig Schafe. Wer es nicht glaubt, bezahlt einen Batzen! Q.: Lampampus, Buch der kleinen Wahrheit [Quellenfiktion]. 4353 Juni 1554. Der schuster mit den deutschen herrn (Harder, Süßer Ton; G./D.  6, Nr. 901). [verl.] 4354 Juni 1554. In der stat Regenspurg ein purger sase … (Zwinger, Roter Ton; G./D. 6, Nr. 902). [verl.] 4355 8.  6. 1554. Das grunt pos weib mit dem schandstein (Folz, Feielweise; G./D.  6, Nr.  903). Ein böses Weib soll wegen eines Diebstahls drei Tage lang den Schandstein tragen. Ihr Mann trägt den Stein aus Liebe zu ihr. Seit diesem Vorfall fragt sie, wenn sie zornig ist, wer denn nun den Schandstein getragen habe. Schluss: Jede von Grund auf böse Frau soll der Donner schlagen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 31. 4356 8. 6. 1554. Die zankjuristen und medici (Folz, Feielweise; G./D. 6, Nr. 904). In Pavia streiten sich vor dem Herzog von Mailand die Mediziner und die Juristen um den Vorrang. Der Narr des Herzogs sagt dazu: „Immer geht der Dieb vor dem Henker.“



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Darum sollen die Schälke (die Juristen) vor den Henkern (den Medizinern mit ihren tödlichen Arzneien) gehen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 50. 8. 6. 1554. Der schuelgang Cristi (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4250, 4531, 4726, 5011, 5401 = Mll. Schluss: Christus finden wir nicht in der Menschenlehre, sondern nur im Tempel seines Evangeliums. 11. 6. 1554. Das fest der lauberhüeten, aligoria (Eislinger, Langer Ton). Das Laubhüt­ tenfest ist eine figur des Menschengeschlechts, das lange in der Gefangenschaft des Gesetzes und der Eigenliebe lag wie Israel in Ägypten. Aber Christus hat die Schuld für uns bezahlt. Er hat sein Blut am Kreuz vergossen und befreit uns durch das Evan­ gelium vor dem Fluch der Sünde. In dieser Zeit muss der Mensch noch im Jammertal, d.  h. in Laubhütten, wohnen. Aber er soll nach dem ewigen Leben trachten. Q.: 3Mose 23,33–44. Vgl. KG 5475 = Sg. 12. 6. 1554. Der künig Osiris in Egipten (Stolle, Alment). Der ägyptische König Osiris wird von 26 Verschwörern unter Ziphans (Typhons) Führung getötet. Seine Gattin Isis besiegt die Verschwörer. Sie errichtet in 26 Städten Türme und lässt überall einen Teil seines Körpers bestatten, wobei sie vortäuscht, es sei der ganze Leichnam. Sie lässt ihn göttlich verehren, ebenso nach ihrem Tod sich selbst. Schluss: Daran lässt sich erkennen, wie die Abgötterei aufgekommen ist. Q.: Diodor 1,21 (Herolt 1,2, S. xif.). Juni 1554. Ampedocles verprent sich (Müller, Schneeweise). Q. vermutlich Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 14A (Herolt, a iijv-a iiijr). [verl.] 13. 6. 1554. Das hoch evangelium (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 343 = Ml. Vgl. 2474 = Ml. Schluss: Die Juden nahmen Gottes Wort nicht an. Wer es annimmt, wird Gottes Kind. 15. 6. 1554. Die künicklich pegrebnus in Egipten (Tannhäuser, Hofton). Die Gebräu­ che im alten Ägypten beim Tod eines Pharao. Q.: Diodor 1,72 (Herolt 2,2, S. l). Vgl. KG 5608 = Sg. 15. 6. 1554. Psamniticus der stolz künig Egipti (Marner, Süßer Ton). Psammetich schwingt sich zum ägyptischen Alleinherrscher auf und bekriegt erfolgreich umlie­ gende Länder. Wegen seines großen Heeres werden die Ägypter aber misstrauisch und machen einen Aufruhr. Der König wird in einer Schlacht getötet. Schluss: Selten nimmt ein Regent ein gutes Ende, der seine Untertanen überheblich behandelt. Q.: Diodor 1,66  f. (Herolt 2,2, S. xlvif.). Vgl. KG 5358 = Sg. 15. 6. 1554. Cibeles die göttin (Marner, Kreuzton). König Menoes (Meon) von Phrygien hat keinen männlichen Erben. Als ihm eine Tochter geboren wird, lässt er sie ausset­ zen. Sie wird von wilden Tieren gesäugt, bis sie von einer Hirtin gefunden wird, die sie nach dem Berg Kybele nennt. Kybele erfindet die Flöte und heilt Kinder. Später nimmt ihr Vater sie wieder zu sich. Ihre Zofe Marsias wird von Attis schwanger. Menoes lässt das Liebespaar umbringen und straft die Tochter. Diese wird wahnsinnig. Sie trifft Apollo, mit dem sie seitdem umherzieht. Bei einer Pest in Phrygien hilft das Gebet zu Kybele. Man baut ihr einen Tempel. Schluss: Der Satan regiert durch Abgötterei. Q.: Diodor 3,58  f. (Herolt 4,16, S. cliiijf.).

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4365 Juni 1554. Regina ein künigin Libie (Ehrenbote, Fürstenton). Inh. u. Q. wie KG 5350 = Sg. [verl.] 4366 18. 6. 1554. Ydea die untrew stiffmueter (Betz, Verschränkter Ton). Der Thrakerkönig Phineus verstößt seine erste Frau Kleopane (Kleopatra) und heiratet Idea (Idaia). Diese verleumdet ihre Stiefsöhne. Sie sollen lebendig begraben werden. Zwei Brüder der Mutter, die eben mit Jason und seinem Heer ankommen, befreien sie. Im Kampf werden Phineus und seine Mannen getötet. Kleopane und ihre Söhne werden in die Regierung eingesetzt. Idea wird zu ihrem skythischen Vater zurückgeschickt, der sie um ihrer Taten willen tötet. Schluss: Wer eine Stiefmutter hat, hüte sich vor ihrer Tücke! Q.: Diodor 4,43  f. (Herolt 5,4, S. ccijf.). Vgl. KG 5346 = Sg. 4367 18. 6. 1554. Hecate die helisch göttin (Mügling, Grüner Ton). Hekate, Tochter des Königs Perses von Kolchis, peinigt das Volk wie ihr Vater. Sie erfindet das Gift und vergiftet Fremde, schließlich aber auch ihren Vater. Sie erbaut einen Dianatempel am Meer, in dem sie aus Ruhmsucht die Fremden schlachtet. Mit Aietes zeugt sie Medea und Kirke. Schluss: Hekate gilt als Höllengöttin. In die Hölle gehört sie auch, ebenso ihre Töchter: Sie sind „drei Hosen aus einem Tuch.“ „Art lässt nicht von Art!“ Q.: Diodor 4,45 (Herolt 5,4, S. cciij). 4368 19.  6. 1554. [E] Die wunderlich gepurt Semiramidis (Kanzler, Goldener Ton). Die schöne Derketo wird von einem jungen Mann geliebt, den sie verachtet. Venus bringt sie jedoch dazu, sich ihm trotzdem hinzugeben. Sie wird schwanger und gebiert ein Mädchen, das sie im Gebirge aussetzt. Danach springt sie in einen See, um sich zu ertränken. Venus aber verwandelt sie bis zum Hals in einen Fisch und macht sie zur Göttin. Das Kind wird von den Vögeln gefüttert. Als es ein Jahr alt ist, findet es ein Fischer und bringt es seinem hauptman Sima (Simmas), der es aufzieht und – nach den Vögeln – Semiramis nennt. Verweis auf das folgende Lied. Q.: Diodor 2,4 (Herolt 3,2, S. lxxijf.). Vgl. KG 5345 = Sg. 4369 19. 6. 1554. [E] Die wunderlich hayrat Semiramidis (Kanzler, Goldener Ton). [Fort­ setzung von KG 4368] Der Fischer Sima (Simmas) erzieht Semiramis. Als sie erwachsen ist, wird sie von Menon (Onnes), dem Statthalter in Syrien, geheiratet. Kurz darauf belagert König Ninus Baktra. Der bis zur dorheit verliebte Menon, der am Feldzug teil­ nimmt, lässt Semiramis nachkommen. Sie entdeckt sogleich einen unbewachten Felsen, durch dessen Ersteigung die Stadt erobert wird. Ninus ist so begeistert, dass er sich in sie verliebt und sie gegen seine Tochter von Menon einhandeln will. Als dieser ablehnt, droht er, ihm die Augen auszustechen. Menon erhängt sich. Semiramis tut noch viele tapfere Dinge. Obwohl aus einfachem Stand, wird sie doch Königin. Schluss: Niemand soll verzagen; was Gottes Vorsehung beschlossen hat, kann kein Mensch wenden. Q.: Diodor 2,5  f. (Herolt 3,2  f., S. lxxiijf.). KG 5345 = Sg. 4370 19. 6. 1554. Athamenes erwürgt sein vater (Mügling, Hofton). Athamas, Sohn des Königs von Kreta, erfährt vom Orakel Apollos, er werde bald seinen Vater töten. Er flieht nach Rhodos [Str. 1]. Als der Vater den Aufenthaltsort des Sohns erfährt, folgt er heimlich. Bei einem Aufruhr, bei dem beide zugegen sind, erschießt der Sohn den Vater versehentlich mit einem vergifteten Pfeil [Str. 2]. Athamas geht in die Wildnis



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und stirbt. Schluss: Gegen Gottes Vorsehung hilft keine Vernunft. Sein Wille geschieht [Str. 3].  6. 1554. Anchurus starb fürs vaterland (Frauenlob, Blühender Ton). In Phry­ gien reißt ein Erdbeben ein großes Loch auf, das Häuser und Menschen verschlingt. Die Götter befehlen König Midas, sein Liebstes hineinzuwerfen. Midas wirft vergebens all sein Geschmeide hinein. Anchuros, sein Sohn, weiß, dass er gemeint ist. Er verab­ schiedet sich von seinem Vater und seiner Frau, setzt sich aufs Pferd und springt in das Loch, das sich daraufhin schließt. Schluss: Dieser Fürstensohn gab sein Leben für das Vaterland. Wären alle Fürsten ihrem Vaterland so treu, dann hätte glück ein bestandt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus 122B (Herolt, f iiijr). Vgl. KG 4802, 5607 = Sgg., außerdem (motivisch) 4257 = Ml. Juni 1554. Des künigs leben und recht (Duller, Gekrönter Ton). Q.: 5Mose 17. [verl.] Juni 1554. Josua fuert das volck aus (Regenbogen, Langer Ton). Q.: 5Mose 31. [verl.] 21. 6. 1554. Der edelman rait das pferd hin (Muskatblut, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 905). Ein armer Adliger kommt in Eger in die Herberge, in der zur gleichen Zeit ein Mönch aus Waldsassen absteigt, der ein gutes Pferd besitzt. Am nächsten Morgen lauert der als Bettler verkleidete Adlige dem Mönch vor der Stadt auf. Er wirft seine Krücken auf einen Baum und behauptet, ein Junge habe das getan. Während der Mönch die Krücken herunterholt, reitet er mit dem Pferd davon. Schluss: So geht es noch heute am gepirg zu: Es gibt dort viele arme Adlige. Vgl. KG 5466 = Sg. 22. 6. 1554. Wider die keczer und schwürmer (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 4718 = Ml. [verl.]  6. 1554. Der narr mit margraf Albrecht (mit dem kind in der wiegen) (Frauen­ lob, Zugweise; G./D. 6, Nr. 906). Dem Narren des Markgrafen Kasimir, Fritz von Lam­ bergk, macht es Spaß, Albrecht, den Sohn des Markgrafen, in seiner Wiege aufzuwe­ cken und zu sagen: got grüsse dich, margraf! Da man das dem Narren nicht abgewöhnen kann, legt man einen Affen in die Wiege, der den Narren, als er wieder hineinschaut, ins Gesicht beißt. Der Narr schreit: „Die Markgrafen stiften nichts Gutes!“ Sprichwort: Narren und Kinder sagen die Wahrheit. Hier ist der Narr ein Prophet, weil Markgraf Albrecht später in Deutschland nichts Gutes tat. Lit.: Holzberg 2000a, 567  f.

4377 Juni 1554. Herzog Jorg mit der hirtin (Wenck, Kleeweise; G./D. 6, Nr. 907). [verl.] 4378 23. 6. 1554. Der priester mit der peckin (mit des teufels anfechtung) (Vogel, Reben­ weise; G./D. 6, Nr. 908). Ein frommer Priester wird immer wieder vom Teufel in Versu­ chung geführt. Der Teufel verspricht, nach einer Sünde werde er ihn in Ruhe lassen. Er lehnt den Vorschlag ab, die Bäckerin zu vergewaltigen, bei der er wohnt, oder den Bäcker zu ermorden. Den Vorschlag, sich zu betrinken, nimmt der Priester an. In seiner Trunkenheit vergewaltigt er die Bäckerin und erschlägt ihren Mann. Als er zu sich kommt, hängt der Priester sich auf. Sprichwort: Wenn man zu viel Wein trinkt, bleibt der Verstand weg und viel Unglück entsteht. Salomo: Wein sticht wie eine Schlange. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 243 (244).

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4379 Juni 1554. Der göttin Minerva kampf (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Das feuerspeiende Ungeheuer Aigis verwüstet viele Länder. Schließlich wird es von Minerva erstochen. Aus der Haut macht sie sich einen Harnisch [Str. 1 und 2]. Allego­ rese: Aigis bedeutet einen Tyrannen, der Land und Leute verdirbt. So einen Tyrannen gibt es heute in Deutschland. Komm, Göttin der Weisheit, erlege ihn, dann preisen wir dich ewig [Str. 3]! [Die Aussage bezieht sich auf Markgraf Albrecht Alcibiades; vgl. KG 4380 = Sg.]. Q.: Diodor 3,70 (Herolt 4,17, S. clxiijf.). 4380 27. 6. 1554. Ein gesprech der götter wider den aufrüerischen fuersten margraff Albrecht und ander fuersten und stet Deutschlands (K./G. 23,34). 400 Vs. Darüber, dass Albrecht Alcibiades in seiner Auseinandersetzung mit Würzburg, Bamberg und Nürnberg trotz seiner Niederlagen immer wieder anfing, denkt der Dichter nach, schläft darüber ein, wird von Ratio mit Ikarus-Flügeln zum Saal Jupiters gebracht und sieht Minerva und Jupiter sich vor dessen Thron verbeugen. Die beiden bitten Jupiter, gegen Mars vorzugehen, der Deutschland durch Krieg verwüste. Jupiter hat Herkules geschickt, und weil der laut Minerva offenbar wenig erreicht hat, soll Merkur ihn holen. Herkules hat Mars viermal besiegt, aber der ist wie die Hydra. Jupiter fragt, ob die Unterweltsgötter Mars helfen, bestreitet dann, dass dies auch die Himmlischen täten, aber Herkules legt Briefe zum Beweis vor, die Minerva entsetzt liest. Laut Herku­ les tun jene Götter das aus Neid. Justitia bittet Jupiter nochmals einzuschreiten, aber der muss Rücksicht nehmen, u.  a. auf Neptun. Aber auch Herkules und Minerva fordern ihn zum Handeln auf. Also will Jupiter einen Donner schicken. Er sendet Herkules wieder gegen Mars und gibt Merkur einen Zettel, auf dem die Namen der mit Mars Ver­ bündeten stehen. Als der Dichter näher rückt, um zu lesen, stößt er sich am Bett und wacht auf. Er schließt aus dem Traum, dass Gott dem Unheil ein Ende setzen werde. Lit.: Spriewald 1990, 171.

4381 28. 6. 1554. Hercules kampff mit den schlangen (Marner, Hofton). Juno veranlasst aus Hass, dass Herkules mit der hundertköpfigen Lernäischen Schlange kämpfen muss. Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen ihr zwei neue Köpfe nach. Doch Her­ kules überwindet sie, indem er sie ins Feuer lockt [Str. 1 und 2]. Daraus lerne der Christ: Schneidet er im Kampf gegen den Teufel einen Irrtum ab, so wachsen neue Irrtümer nach. Darum soll er solche Gedanken meiden und im Feuer der göttlichen Liebe verbrennen [Str. 3]. Q.: Diodor 4,11 (Herolt 5,2, S. clxxvj). 4382 28. 6. 1554. Telephi gepurt und leben (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Her­ kules vergewaltigt Auge, die Tochter des Königs Aleos von Arkadien. Ihr Vater will sie ertränken lassen, doch der beauftragte Schiffsmann erbarmt sich ihrer und verkauft sie nach Mysien, wo sie bei König Teuthras gut aufgenommen wird. Vor Reiseantritt hatte sie noch in einem Gebüsch ihr Kind Telephus geboren. Es wird von Hirschen gesäugt, von Hirten gefunden und vom Landesfürsten wie ein Sohn aufgezogen. Später erfährt der junge Mann vom Delphischen Orakel, er werde in Mysien seine Mutter finden. Er kommt zum König, wird an einem Mal erkannt, heiratet die Tochter Argiope und wird Nachfolger seines Schwiegervaters. Q.: Diodor 4,33 (Herolt 5,2, S. cxcvf.). Vgl. KG 5349 = Sg.



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4383 Juni 1554. In Kriechenlande zu Delphos … (Vogel, Schwarzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 4801 = Sg. [verl.] 4384 2. 7. 1554. Got ernert alle creatur (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 259 = Ml. Vgl. 3416, 4120 = Mll., aber hier 12,16–31, also auch: Ermahnung der Jünger, nicht zu sorgen. Gleichnis von den Lilien auf dem Felde [Str. 2]. Gott sorgt für die Seinen. Aufruf zum Lob Gottes für seine tägliche Fürsorge [Str. 3]. 4385 Juli 1554. Im zwelften Luce spricht … (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). [verl.] 4386 Juli 1554. Erschrecklich wunderzaichen, eine historia aus den warhaften geschichtschreibern genumen. Ml. [verl.] 4387 Juli 1554. Der pauernknecht mit zerschniten kittel (Folz, Abenteuerweise; G./D. 6, Nr. 909). Inh. wie KG 4777 = Sg. [verl.] 4388 4. 7. 1554. Die acht kempff des helden Thesei (Frauenlob, Würgendrüssel). Theseus macht acht Unholde unschädlich (fünf Räuber, ein Schwein, einen Stier und den Minotaurus). Schluss: Hätte Deutschland doch auch einen Theseus, der die Tyrannen vernichtet. Q.: Diodor 4,59 (Herolt 5,6, S. ccxij-ccxiiij). Vgl. KG 5360 = Sg. 4389 4. 7. 1554. Künig Minos wurt im pad erstockt (Vogel, Glasweise). Weil Minos dem Neptun einen schlechten Stier geopfert hat, bewirkt dieser, dass Minos’ Frau sich in einen Stier verliebt und den Minotaurus gebiert. Dädalus, der ihr geholfen hatte, flieht durch die Luft nach Sizilien. Minos spürt ihn bei König Kokalos auf und verlangt seine Herausgabe. Kokalus gibt vor, er wolle Dädalus ausliefern, doch erstickt er Minos im Bad. Dessen Heer wird ein natürlicher Tod vorgetäuscht. Schluss: Der Judaskus bringt manchen zu Schaden. Q.: Diodor 4,77.79 (Herolt 5,17, S. ccxxvf. ccxxvij). 4390 5. 7. 1554. Die freystet, aligoria (Frauenlob, Zarter Ton). Josua erwählt Freistädte für Totschläger. Q.: Jos 20. 4391 5. 7. 1554. Ewmaus der fürst erstach sich selbst (Wolfram von Eschenbach, Kreuz­ ton). Oinomaos, der Fürst von Pisa in Elis, weiß durch einen Orakelspruch, dass er bald nach der Hochzeit seiner Tochter sterben wird. Um ihre zahlreichen Freier loszu­ werden, macht er die Werbung vom Gewinn einer Wettfahrt gegen ihn abhängig. Pelops besticht den Wagenlenker Myrtilos und gewinnt so Hippodameia. Oinomaos begeht Selbstmord. Schluss: Eine List besiegt die andere. Q.: Diodor 4,73 (Herolt 5,19, S. ccxxij). 4392 6. 7. 1554. Esculapium schlug der doner (Vogel, Lilienweise). Äsculap kennt die Arz­ neikunde. Er rettet viele Kranke und erweckt sogar Tote. Pluto beschwert sich, da er den Niedergang des Totenreichs befürchtet, Jupiter zerschmettert daraufhin Äsculap mit seinem Donnerstrahl. Als Apollo, Äsculaps Vater, das erfährt, rächt er sich durch die Ausrottung der Kyklopen, die den Donner geschmiedet hatten. Jupiter nimmt wie­ derum Rache, indem er Apollo für viele Jahre in einen Menschen verwandelt. Schluss: Neid erregt Rache, diese setzt sich immerzu fort. Sprichwort: Wer übersehen und über­ hören kann, macht eiserne Türen an sein Haus. Q.: Diodor 4,71 (Herolt 5,12, S. ccxxj). Vgl. KG 4800, 5605 = Sgg. 4393  7. 1554. Der frides tempel Jani (Frauenlob, Später Ton). Janus führt in Italien den Weinbau ein. Als die ersten Volltrunkenen auf der Erde liegen, meint man, Janus habe

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sie vergiftet, und steinigt ihn. Seine Töchter erhängen sich aus Kummer. Daraufhin bricht eine Pest aus. Damit Saturn versöhnt wird, reiht der römische Senat Janus unter die Götter ein. Der Tempel heißt „Tempel des Friedens“ und wird geöffnet, wenn Krieg ist. Nur dreimal war er geschlossen: zur Zeit Numas, nach dem Zweiten Punischen Krieg und zur Zeit von Christi Geburt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 210B (Herolt, dd iijr). Vgl. KG 5606 = Sg.  7. 1554. Die gnedig hilff gottes, psalm 146 (Kettner, Paratreihen). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 110 = Lied. Vgl. 358, 1793, 3788, 4218, 4566 = Mll. und 5569 = Sg. Deutung auf die Hilfe Gottes für die heutigen Christen [Str. 3]. 9. 7. 1554. Getrew weib und man zu Thegee (Regenbogen, Brauner Ton). Die Sparta­ ner wollen Tegea überfallen. Die dortigen Bürger, obwohl in der Minderzahl, ziehen den Spartanern entgegen. Marpessa ist von der Treue der Männer so begeistert, dass sie die anderen Frauen überredet, den Männern nachzuziehen. Nach dem Beginn des Treffens stürzen die Frauen aus einem Hinterhalt hervor und entscheiden die Schlacht. Man errichtet Mars einen Tempel und hängt die Waffen der Marpessa im Minervatem­ pel auf. Alljährlich wird zur Erinnerung ein Fest gefeiert. Schluss: Marpessa ist ein Tugendexempel. Wo eheliche Treue und Liebe blühen, gibt Gott Glück und Heil dazu. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 442B (Herolt, aa ijv). 9. 7. 1554. Die göttin Venus mit den riesen (Regenbogen, Kurzer Ton). Die Riesen wollen Venus vergewaltigen. Sie ruft Herkules zu Hilfe. Er rät ihr, sie einzeln herbei­ zurufen. Herkules tötet einen nach dem anderen. Alle Jahre findet deswegen in Athen ein viertägiges Fest statt. Schluss: In Not soll ein Mann einer Frau beistehen. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 555A (Herolt, bb jv). 9. 7. 1554. Vulcanus mit dem gülden sessel (Nachtigall, Geschiedener Ton). Weil Vul­ canus so rußig ist, wirft ihn Juno aus dem Himmel; seitdem hinkt er. Zur Rache schmie­ det er einen Sessel, aus dem Juno nicht mehr aufstehen kann. Merkurs Bitte, den Sessel doch wieder zu öffnen, lehnt Vulcanus ab. Daraufhin macht ihn Bacchus betrunken. Im Rausch öffnet er den Mechanismus [Str. 1 und 2]. Lehre: Wir sollen uns vor dem Trinken hüten. Wein eröffnet Verborgenes [Str. 3]. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 571A (Herolt, bb iiijv, stark erweitert). Vgl. KG 4952 = Ml. und 5503 = Sg. 10. 7. 1554. Die harpff Apollinis und fridstab Mercurii (Kettner, Osterweise). Merkur raubt Apollos Ochsen. Zur Sühne gibt er Apollo seine Harfe. Dafür bekommt er zur Bestätigung der Freundschaft dessen Friedensstab. In Arkadien sieht Merkur zwei Schlangen kämpfen. Als er den Stab zwischen sie wirft, vereinen sie sich friedlich. Die fabel zeigt: Um Frieden zu machen, braucht man Harfe und Hirtenstab; die Harfe bedeutet sanfte Worte, der Stab Wohltaten. Beides zusammen begründet Freundschaft. Q.: Lilius Gregorius Giraldus 414B, De deis gentium (Herolt, x 6r). Vgl. KG 5502 = Ml.  7. 1554. Die nerisch weisag Mercurii (Stolle, Hoher Ton). In Pharai steht eine Merkurstatue, die als Orakel dient. Nach dem Anzünden mehrerer lichtstöck raunt man der Statue die Frage ins Ohr, verstopft die eigenen Ohren mit Fingern und läuft vom Platz [wie ein pissende d.  h. herumrennende Ku, wird, die Quelle ergänzend, hin­ zugefügt]. Dann nimmt man die Finger heraus, und das Erste, was man hört, gilt als



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Antwort [Str. 1 und 2]. So verführten die heidnischen Pfaffen das leichtgläubige Volk zu Götzendienst und mästeten sich selbst. Ebenso war es im Papsttum, bis das Wort Gottes wiederkam. Lob sei Gott [Str. 3]. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 420A (Herolt, y jr–j-v). 10. 7. 1554. Die weisag der aichen (Regenbogen, Briefweise). Vor dem Jupitertempel in Dodona steht ein Eichenhain mit einer uralten Eiche in der Mitte. Bei ihr stehen zwei Säulen; auf der einen befindet sich ein eherner Kessel, auf der anderen ein Kind, das sich im Wind dreht und dabei mit einem Stab an den Kessel schlägt. Man fragt die Eiche laut nach der Zukunft. Die Priesterin redet aus einer tiefen Erdgrube, der Pilger – gestört durch den Klang des Metalls – meint, Jupiter aus der Eiche zu hören, opfert und geht froh nach Hause. Schluss: Aus Ägypten, so sagt man, sei die Wahrsagerei gekommen, mit der die Heiden lange betrogen wurden. So wurden auch wir in Deutschland lange mit Lügen und Wundern geblendet, doch ist das zum Teil durch Gottes Wort abgewendet. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 131B (Herolt, g vjr, stark erweitert). 11. 7. 1554. Die zwo verprenten junckfrawen (Lochner, Klagweise). Die Dorer erobern Korinth. Zwei Jungfrauen verbrennen im Tempel der Pallas. Darauf bricht die Pest aus. Nach Entsühnung der Seelen der Getöteten und Bau eines Minervatempels endet die Seuche. Zur Erinnerung wird ein Kampfspiel eingerichtet, bei dem junge Männer eine brennende Fackel ans Ziel bringen müssen. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 474A (Herolt, y viijr). 11. 7. 1554. Glück und unglück Herculis (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Eurystheus [sic RSM, richtig: Eurytos] weigert sich, Herkules seine Tochter zur Frau zu geben. Aus Rache stiehlt ihm Herkules alle Pferde. Den Diener des Eurytos, Iphitos, der ihm folgt, wirft Herkules von einem Turm. Zur Strafe wird er unheilbar krank. Apollo verspricht ihm Heilung, wenn er sich als Sklave verkaufe und das Geld für die Waisen des Iphitos verwende. Omphale kauft ihn. In ihrem Dienst überwindet er Seeräuber, die Jonier und Silenus. Omphale lässt den Helden frei und empfängt von ihm den Sohn Lamon, bevor er weiterzieht. Herkules erlitt Glück und Unglück. Q.: Diodor 4,31 (Herolt 5,2, S. cxcijf.).  7. 1554. Hercules erlost die sieben junckfrawen (Mügling, Traumweise). Her­ kules rettet die sieben Töchter des Atlas, die König Busiris durch Seeräuber hat ent­ führen lassen. Zum Dank lehrt ihn Atlas die Kunst der Astronomie. Herkules erfindet die Kugel, die man speram nent. Darum geht noch die Sage, er habe den Himmel getra­ gen. Q.: Diodor 4,27 (Herolt 5,3, S. cxcf.). 12. 7. 1554. Die gepurt Herculis (Konrad von Würzburg, Hofton). Jupiter schläft mit Alkmene in Gestalt Amphitryons. Alkmene gebiert Herkules. Juno versucht, ihn zu säugen und wirft ihn von sich. Sie schickt zwei Schlangen, die Herkules erwürgt. So erzählt Diodorus der warheit gemeß. Q.: Diodor 4,9  f. (Herolt 5,2, S. clxxiiij). 12. 7. 1554. Daphnis der jüngling erplindet (Kettner, Hoher Ton). Daphnis stammt aus der Verbindung des Merkur mit einer Nymphe. Er hütet die Tiere des Waldes. Der Anblick Dianas entzündet seine Liebe. Er wird Jäger und dichtet Lieder; solche

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Carmina Bucolica singt man noch heute in Sizilien. Später hat er ein Verhältnis mit einer Nymphe, die ihm voraussagt, er werde blind, wenn er eine andere liebe. Kurz darauf trifft dies auch ein. Lehre dieser Poeterey: Liebe macht blind. Q.: Diodor 4,84 (Herolt 5,19, S. ccxxxj). 13. 7. 1554. Die drey dochter Staphilis (Schmid, Hohe Gartweise). Staphylus hat drei Töchter. Rhoeo wird von Apollo schwanger. Ihr Vater setzt sie auf dem Meer aus, auf Delos gebiert sie einen Sohn, der von Apollo die Gabe der Weissagung erhält. Die beiden anderen Töchter sollen für den Vater Wein aufbewahren. Schweine jedoch ver­ schütten ihn. Aus Angst stürzen sie sich von einem Felsen ins Meer. Apollo entrückt sie in einen Tempel, wo man ihnen Wein opfert. Der Tempel darf nach Genuss von Schweinefleisch nicht betreten werden. Das Heiligtum hat großen Zulauf. Schluss: Hier sieht man, wie erfolgreich der Satan seine Lügen verbreitet. Q.: Diodor 5,62 (Herolt 6,23, S. cclxxix). 13. 7. 1554. Das pluet opffer Dione (Folz, Blutton). Diana hat in Lakedämonien einen Tempel, in dem Menschen geopfert werden. Lykurg führt ein, dass stattdessen junge Männer sich mit Gerten blutig schlagen. Die Priesterin steht mit dem Götterbild unter ihnen, damit es mit Blut besprengt wird. Schluss: So blendete der Satan die Heiden, um sie an Leib und Seele zu morden. Bitte um Schutz Christi. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 504B (Herolt, t vv) 13. 7. 1554. Die warsagung aus dem prunnen (Sachs, Spruchweise). Im Apollotempel in Klaros besteht ein Orakel. Wer Auskunft sucht, darf nicht fragen. Ein ungelehrter, aber aus einem bestimmten Geschlecht stammender Priester steigt in eine grufft hinter dem Apollostandbild und trinkt dort Wasser. Dadurch wird er sam unpsunnen. In Gedichtform erteilt er Auskunft. Das begeisterte Volk bringt viele Schätze hin, bis Xerxes den Tempel ausraubt und verbrennt. Danach geschehen dort keine Weissagun­ gen mehr. Schluss: Mit solchen Listen hat der Teufel die Heiden betrogen. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 326B (Herolt, q vr–vv, erweitert). Vgl. KG 4799, 4799a = Sgg. Juli 1554. Erlich dat der römischen maid (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton). [verl.] 13. 7. 1554. Die drey spiele (Römer, Gesangweise). In Willisau bei Luzern spielen drei am Sonntag Karten. Einer, Ulrich Schrötter, hat sehr viel Geld verloren. Nach dem Verlust eines guten Spiels zieht er seinen Dolch und wirft ihn hoch in die Luft mit der Bemerkung, er wolle ihn Gott ins Herz werfen. Der Dolch verschwindet, und fünf Bluts­tropfen fallen auf den Tisch. Kurz darauf kommt der Teufel unter großem Getöse herbei und führt den Gotteslästerer mit sich in die Hölle. Die beiden anderen wollen nach dem ersten Schreck den Tisch im Bach reinigen, doch die Blutstropfen gehen nicht ab. Inzwischen wird die Geschichte in der Stadt bekannt. Man holt die beiden ab. Schon unterwegs wird der eine sehr krank und bleibt liegen. Große Läuse fressen sein Fleisch ab. Der andere wird in der Stadt enthauptet. Geschehen 1553. Schluss: Die Obrigkeit mag daraus lernen, Spiel und Fluchen stärker zu strafen, damit nicht Gott selbst mit Krieg, Hungersnot, Mord und Krankheit das ganze Land straft. Q.: Heinrich Wirri, Ein Erschreckliche und Warhafftige Geschicht von Dreyen Spilern.



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4411 Juli 1554. Als Cristus hat sein abentmal verpracht … (Sachs, Neuer Ton). [verl.] 4412 14. 7. 1554. Das geduldig nünlein (Hülzing, Hagelweise; G./D. 6, Nr. 910). Eine junge Nonne geht andächtig zur Beichte und rühmt sich dabei ihrer Geduld. Der Pfarrer will sie prüfen und tut so, als habe er gehört, sie habe ein Kind bekommen. Da droht sie wütend, den Pfarrer zu verklagen. Wo denn ihre Geduld bleibe, fragt er. Schluss: Mancher hält sich für tugendhaft und geduldig, weil nach seinem Sinn gehandelt wird. Sobald man ihm aber einen Anlass gibt, zürnt er. Er dregt den schalck verdeckt. 4413 16. 7. 1554. Butes der künig wirt unsinnig, ertranck (Vogel, Hundweise). Butes trach­ tet seinem Bruder Lykurg nach dem Leben. Er wird deshalb aus Thrakien vertrieben. Auf Naxos, wo er sich mit seinen Leuten niederlässt, wird er Seeräuber. Weil zu wenige Frauen da sind, fahren sie nach Thessalien, wo sie die „Nonnen“ des Bacchus bei der „Fastnacht“ überraschen. Wer nicht fliehen kann, wird gefangen. Butes vergewaltigt Coronis. Sie ruft Bacchus an. Sogleich wird Butes wahnsinnig und ertränkt sich in einem Brunnen. Unter den Gefangenen sind auch die Königin Iphimedea und ihre Tochter. Zwei Hauptleute streiten sich um sie und bringen sich gegenseitig um. Aber auch die Tochter stirbt. Als König Aloeus von der Entführung hört, schickt er seine zwei Söhne mit einem Heer nach Naxos. Sie besiegen die Thraker und beherrschen die Insel, bis auch zwischen ihnen Streit ausbricht und sie sich gegenseitig umbringen. Schluss: Heute wie früher geschieht dort ein Unglück nach dem anderen, wo der Neid regiert. Q.: Diodor 5,50 (Herolt 6,20, S. cclxxijf.). Vgl. KG 5357 = Sg. 4414 16. 7. 1554. Yxion verprent sein schweher (Lesch, Zirkelweise). Ixion erlangt durch zahlreiche Versprechen Eia [sic RSM, richtig: Dia], die Tochter des Eioneus. Statt seine Versprechen einzulösen, verbrennt er den Schwiegervater hinterlistig in einem Kalk­ ofen. Nach ruheloser Wanderschaft durch Griechenland erlangt er Vergebung durch Jupiter. Als Ixion Juno sieht, begehrt er, mit ihr zu schlafen. Jupiter schiebt ihm eine Wolke in Junos Gestalt unter, mit der er den Kentaur zeugt. Der Gott flicht ihn zur Strafe auf ein ständig durch Dornen laufendes Rad, wo er ewig gequält wird. Schluss: Wer entgegen der Liebe böse handelt, bleibt nicht ungestraft, sei es hier oder dort. Q.: Diodor 4,69 (Herolt 5,11, S. ccxxf.). 4415 16. 7. 1554. Ein pasquillus von dem schlos zw Blassenburg (K./G. 23,46). [Prosa] Der Dichter schaut sich nach der Eroberung der Plassenburg des Markgrafen Albrecht Alcibiades das Schloss an und begegnet davor dem wie ein römischer cortisan geklei­ deten Pasquillus, der einen Dialog mit der Plassenburg führt. Er tritt dafür ein, dass sie total zerstört wird und erwidert auf das Argument, in ihr sei doch so viel Wertvolles gelagert gewesen, dass es sich dabei um Raubgut gehandelt habe. Wie Karthago müsse die Burg zusammen mit Hohenlandsberg und Rauhenkulm weg, zumal der Markgraf vom Kaiser geächtet wurde. Nach der letzten Anklage des Pasquillus seufzt die Burg nur noch auf und verstummt. Der Dichter hat das Gespräch nicht in der Schärfe wiedergegeben, wie es wirklich gehalten wurde, darmit ich mich nit in ungna­ den versündet. Solichs hab ich meinen gueten herren und freunden im pesten mitailen wöllen. Lit.: Spriewald 1990, 172.

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4416 17. 7. 1554. Eborus opfert sein dochter (Klingsor, Schwarzer Ton). Im Hain des Dia­ natempels zu Athen wird eine der Göttin geweihte Bärin getötet. Zur Strafe schickt Diana Pest, die nur durch die Opferung einer Jungfrau beendet werden kann. Gegen Verleihung der erblichen Priesterwürde opfert Euborus seine Tochter. Seitdem nennt man die opfernden Mädchen „Bärinnen“. Schluss: So hat der Teufel die Heiden mit Abgötterei verblendet. Lügen und Mord gefallen ihm. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 512B (Herolt, v ijv). 4417  7. 1554. Der kost verprent tempel zu Epheso (Buchner, Feuerweise). Der Tempel der Diana in Ephesus wurde von Chersiphron erbaut und von Herostratos nie­ dergebrannt in der Nacht, als Alexander der Große geboren wurde. Beschreibung der ungeheuren Ausmaße und der silbernen Dianastatue. Schluss: Nichts auf der Welt hat Bestand. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 507A (Herolt, t vjr–v jr, stark erweitert). 4418  7. 1554. Der künig Agamemnon (das mortopfer der götin Diane) (Regenbo­ gen, Tagweise). Iphigenie soll geopfert werden, wird aber von Diana in die Tartarei entrückt. Dort dient sie als Priesterin in einem Tempel, in dem alle Fremden, nachdem sie gebetet haben, als Menschenopfer getötet werden. Ihren Bruder Orestes erkennt sie noch rechtzeitig; gemeinsam überlisten sie Thoas und bringen die Statue der Diana nach Riczo (Aricia) in Italien. Dort verbot aber der römische Senat den Gottesdienst. Schluss: Der Satan hat Blutvergießen gern. Er konnte die Heiden so verblenden, dass sie meinten, durch Morden Gott zu dienen. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 508B-509A (Herolt, v jv; v ijr–ij-v). Vgl. KG 4803 = Sg. 4419 20. 7. 1554. Die mordisch pfaffenwal (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton). Im Dianatempel in Riczo (Aricia) wird der Priester folgendermaßen erwählt: Ein nackter Fremdling, nur mit einem Messer bewaffnet, wird von zwölf nackten jungen Männern umringt. Welcher ihn tödlich trifft, wird Priester. Doch auch zwischen den Zwölfen kann das Töten noch weitergehen. Schluss: Der Teufel liebt Mord. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 510A (Herolt, v ijr). 4420 Juli 1554. Straff der krigslewt untrew (Stolle, Blutton). [verl.] 4421 19. 7. 1554. Ein faßnachtspiel mit sechs personen zu spielen: Der krämerskorb (K./G. 17,170; G. 6, Nr. 66). 328 Vs. Vgl. KG 1238, 3291 = Mll. Inhalt: wie KG 1238 bzw. 3291. Szenenübersicht: 1. Monolog Hausknecht: Soll Wein für seinen Herrn holen, sieht Krämer und Frau. 2. Dialog Krämer–Krämerin; Hausknecht stumm: Er will, dass sie den Korb trägt, sie werfen sich im Streit gegenseitig Spielen bzw. Saufen vor – er hat gerade im „Goldenen Horn“ ein Spiel verloren –, schlagen sich schließlich mit Säcken, laufen weg, er kommt wieder und holt den Korb. 3. Monolog Hausknecht: Sie hat gewonnen. Hat zu lange zugesehen, will heimeilen. 4. Dialog Bürger–Bürgerin: Warten auf Hausknecht. 5. Szene Hausknecht–Bauer–Bäuerin: Hausknecht erzählt, Bäuerin hält zu Krämerin, Bauer zu Krämer. Daraus entwickeln sich Streit und Prü­ gelei, bis sie vor ihm davonläuft. 6. Monolog Hausknecht: will darüber schweigen. 7. Dialog Köchin–Hausknecht: fragt nach Streit Bauer/Bäuerin, Hausknecht berichtet,



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sie hält zu Krämerin, er zu Krämer, Streit, Prügelei, sie läuft davon. 8. Epilog Haus­ knecht: Man soll sich aus fremdem Streit heraushalten. Lit.: Kartschoke/Reins 1978, 120–122; Classen 2003, 500–505; Baeva 2013.

4422 20. 7. 1554. Anfang des tempels zu Mileto (Nachtigall, Kurzer Ton). Der Bürger Phry­ gius aus Milet zieht nach Myus, um der Zwietracht in seiner Vaterstadt zu entgehen. Er gewinnt dort eine Jungfrau lieb, die ihn jedoch nicht erhören will, bis er die Bürger­ schaft von Milet geeinigt hat. Das tut er, außerdem baut er den Dianatempel, in dem einmal im Jahr die Jungfrauen zusammenkommen. 4423 20.  7. 1554. Anfang des Tempels zu Megara (Nachtigall, Sanfter Ton). Die Perser unter Mardonios lagern nicht weit von Megara. Nachts bekommen sie Angst: Sie halten einen Wald für heranrückende Griechen und verschießen ihre sämtlichen Pfeile. Inzwischen ist einem Priester im Traum Diana erschienen; sie hat zur Schlacht ermuntert. Die Perser werden geschlagen. Zum Dank wird der Göttin ein Tempel gebaut, für den die Stadt Megara eine von Praxiteles ausgeführte Diana-Statue stiftet. Schluss: Man sieht hier Satans Gewalt. Durch Göttererscheinungen hat er die Heiden zum Götzendienst verführt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 524B (Herolt, x ijr–ijv). 4424 20. 7. 1554. Anfang des Tempels zu Thegea (Frauenlob, Froschweise). Apollo und Diana ziehen durch Griechenland, um sich an den Beleidigern ihrer Mutter Latona zu rächen. Vor dem Tor der Stadt Tegea treffen sie auf Scephnus, der Apollo etwas ins Ohr flüstert. Sein Bruder Lemnon, der die Szene beobachtet hat, glaubt, es gehe um ihn und durchstößt ihn mit dem Schwert. Diana ist über den Brudermord so erzürnt, dass sie Lemnon erschießt. Vater und Mutter bauen einen Apollotempel an der Wegscheide, an der sie die beiden Söhne fanden. Dort geschehen viele Zeichen Satans; es gibt großen Zulauf. 4425 21. 7. 1554. Straff der junckfraw schwecher (Folz, Strafweise). Strafvorschriften für Ehebruch (von Männern und verheirateten Frauen) und Vergewaltigung. Schluss: Auf­ forderung an die Obrigkeit, Jungfrauenschänder so streng zu bestrafen, wie Gott selbst es will. Q.: 5Mose 22,23–29. Vgl. KG 5403 = Ml. 4426 24. 7. 1554. Die acht selikeit, aligoria (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 552 = Ml. Vgl. 5490 = Sg., außerdem 4462 = Ml. 4427 26. 7. 1554. Got erhelt die sein in nöten (Got erettet die glaub sel in der straff) (Folz, Hahnenkrat). Gott kündigt ein großes Strafgericht über Israel an, verspricht aber Baruch, er werde dessen Seele schonen [Str. 1 und 2]. Wie Gott Israel ohne Rücksicht auf den Propheten straft, so wird er auch christliches Gebiet strafen, und die Frommen wird er mittreffen. Doch wird er die Seelen der Gläubigen retten [Str. 3]. Q.: Jer 45,2–5. 4428 Juli 1554. Ein erschrocklich prophezey (Nachtigall, Leidton). Q.: Am. [verl.] 4429 Juli 1554. Der paur zünt dem deuffel ein licht (Schiller, Hofton; G./D. 6, Nr. 911). Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 94. [verl.] 4430   7. 1554. Ein künig in franckreiche  … (Frauenlob, Kupferton). Ein König von Frankreich schickt einem Weisen die Frage, was das Beste auf Erden sei. Dieser ant­ wortet in goldenen Lettern nur ein Wort: „Modus“. Erzürnt schickt der König nach

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dem Weisen. Der kann erklären, wie wichtig das Maßhalten in Liebe, Zorn, Trinken, Sieg usw. sei. Der König entlässt ihn gnädig. Schluss: Halte Maß in allen Dingen wie Kaiser Maximilian! Wer überall zu viel nimmt, wird verderben. Juli 1554. Der vol zapff mit dem kreuz (Wolfram von Eschenbach, Flammweise; G./D. 6, Nr. 912). [verl.] 28. 7. 1554. Künig Erechtheus opfert sein dochter (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise). König Erechtheus von Athen führt Krieg gegen die Thraker. Nach einer Niederlage lässt er das Delphische Orakel befragen. Seine Tochter soll für das Vaterland geopfert werden. Er schreibt die Nachricht der betroffenen Königin. Die Tochter aber macht sich nach Thrakien auf und lässt sich willig opfern. In der folgenden Schlacht siegt Erechtheus und vertreibt seine Feinde [Demaratos bei Plutarch 310D]. Schluss: Wo es starke Liebe zum Vaterland gibt, da folgt das Glück. Q.: Ioannes Stobaios 3,39,33 H. (Frölich, S. cxciij). 28. 7. 1554. Got hor mein cleglich stime … (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 564 = Ml. Vgl. 4716 = Ml. und 6018 = Sg. Schluss: In Verfolgung sollen wir zu Gott rufen; er wird uns schützen. 30. 7. 1554. Das ungehorsam volck Israel (Folz, Freier Ton). Israel murrt gegen Gott. Er straft es, indem er ankündigt, keiner außer Josua und Kaleb werde das verheißene Land sehen. Gegen seinen Befehl zieht das Volk gegen die Amoriter und wird geschla­ gen [Str. 1 und 2]. „Lehre“: Einem Volk, das trotz Gottes leiblicher und geistlicher Wohltaten den Predigern nicht glaubt und sich nach seinem eigenen Willen richtet, schickt Gott Deürung krieg vnnd die pestilentz. Kein Flehen befreit von dieser Strafe, aber endlich hilft Gott aus grundloser Barmherzigkeit [Str. 3]. Q.: 5Mose 1,29–46. Juli 1554. Die petlers hairat (Regenbogen, Goldener Ton; G./D. 6, Nr. 913). [verl.] Juli 1554. Gabriel wart gesante … (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. [verl.] Juli 1554. Der fuchs mit der dauben (Schiller, Maienweise; G./D. 6, Nr. 914). [verl.] 1. 8. 1554. Der pilgram mit dem goltschmid (Römer, Schrankweise; G./D. 6, Nr. 915). Ein Pilger bemerkt in einer Wolfsgrube einen Goldschmied, eine Natter und einen Affen. Als er die Tiere herausgezogen hat, missachtet er ihre Warnung vor der Undank­ barkeit des Goldschmieds und zieht auch ihn aus der Grube. Zum Dank bekommt er vom Affen Früchte und von der Schlange einen goldenen Ring. Den zeigt er dem Gold­ schmied. Der geht damit zum König und behauptet, der Pilger habe ihm den Ring gestohlen. Der Pilger wird zum Tod verurteilt. Vor der Hinrichtung bittet er Gott um Hilfe. Darauf beißt die Natter den Königssohn in den Fuß. Der Pilger klärt erst den wahren Hergang und bittet dann Gott, zum Beweis seiner Unschuld den Prinzen zu heilen. Dies geschieht, der Goldschmied wird gehängt. Schluss: Aufforderung, Gutes mit Gutem zu vergelten. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 14 (S. 145–147 G.). 1. 8. 1554. Die kazen mit dem wolf (Konrad von Würzburg, Morgenweise; G./D. 6, Nr. 916). Ein Wolf bricht in das Reich der Katzen ein und frisst alle, die ihm in den Weg



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kommen. Auf der Ratsversammlung der Katzen gibt es drei Meinungen, wie man dem Wolf widerstehen könne: 1. die Sache Gott überlassen, 2. fliehen und einen anderen Wohnort suchen, 3. sich verbünden, dem Wolf die Augen auskratzen und ihn töten. Die Katzen befolgen den letzten Rat. Schluss: Wenn ein Tyrann sich mit Raub, Krieg, Brand und Mord im Land erhebt, soll man ihn töten und das Vaterland befreien [offen­ sichtlich Anspielung auf Albrecht Alcibiades]. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 16,2 (S. 155  f. G.). 2. 8. 1554. [E] Niemand wil Gottes straff erkennen. Der gworffen hund in brügel beißt. Der-gleich menschlich natur außweist, die sich deß wider-spils befleist (K./G.  1,418). 110 Vs. Deutschland geht es mit Krieg, Teuerung und Pestilenz sehr schlecht. Der Dichter geht spazieren, kommt zum Allmutshof und wird von einem Hund angegriffen. Er wehrt sich mit einem Stock, kann erst nichts damit erreichen, aber als er ihn endlich am Kopf trifft, wendet der Hund sich dem Prügel zu und lässt an ihm seine Wut aus. So rennen wir in unserer Begier gegen Gott an, der uns dann als Prügel einen Tyrannen, Räuber usw. schickt. Denen schieben wir die Schuld zu, an denen lassen wir unsere Wut aus wie der Hund an dem Prügel und sehen nicht, dass Gott uns Strafe schickt wegen unserer Sünden. Das sollen wir erkennen und Buße tun, damit wieder Friede einkehrt. August 1554. Danck der hilff gottes (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Q.: Jes. [verl.] 3. 8. 1554. [E] Ein klag-gesprech dreyer kleger mit dem man ob seinem verstorbnen bösen weib (K./G. 5,267; G./D. 1, Nr. 145). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3361 = Ml. 4. 8. 1554. Weisag vom volck der Araber (Nachtigall, Langer Ton). Jesaja weissagt, dass die Mohren, die sich von Raub nähren, einst Geschenke zum Berg Zion bringen werden. Schluss: Damit sind die Araber gemeint, die von Gott gestraft wurden, nach der Geburt Christi aber zum Glauben fanden. Christus kam in die Welt, um selig zu machen. Q.: Jes 18. 6. 8. 1554. Neptunus begrebt drey sün lebendig (Mügling, Kurzer Ton). Die sechs Söhne Neptuns verwehren Venus, ihre Schwester Rhodos zu besuchen. Zur Strafe weckt sie Verlangen nach Sex in ihnen: Sie verfallen in Liebe zu ihrer leiblichen Mutter und vergewaltigen diese. Darauf werden sie von ihrem Vater lebendig begraben. Als die Tochter darüber traurig ist, wirft er sie ins Meer. Aus dieser fabel sollen Eltern lernen, böse Kinder heftig mit dem Prügel zu strafen, um nicht mitschuldig zu werden. Q.: Diodor 5,55 (Herolt 6,22, S. cclxxvf.). 6. 8. 1554. Die phariseer pegern ein zeichen (Endres, Sommerweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 3335 = Ml., hier nur 12,38–42. Auslegung: Wir sollen ohne Zeichen glauben; der Geist erleuchtet das Herz. Wer mit Vernunft dem Wort Gottes nachgrün­ det, gehört zu den Pharisäern. Er beraubt Gott seiner Ehre, weil er seinen Verheißun­ gen nicht glaubt [Str. 3]. Lit.: Baro 2011a, 92.

4446 6. 8. 1554. Künig Diomedes wolt nit haim von Troya (Nachtigall, Hoher Ton; A. Roth 2016, 391  f.). Der Achäerkönig Diomedes will nach der Einnahme Trojas nicht mehr

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nach Hause zurückkehren, weil seine Frau untreu geworden ist. Ziellos fährt er umher, bis auf den Tremiti-Inseln die Frauen die Schiffe verbrennen. Die Achäer errichten einen Minervatempel und eine Stadt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 477A (Herolt, z jv). Lit.: A. Roth 2016, 143–149.

4447 7. 8. 1554. Ein gesprech der vier element, mit fraw Warheit (K./G. 3,165). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 771 = Ml., hier um Terra als viertes Element erweitert. 4448 8. 8. 1554. Maria ging ubers gepirg (Nachtigall, Abendton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4471, 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. In der erhaltenen Hs. unleserlich, also de facto [verl.] 4449 9.  8. 1554. Das fewer Vergilii zu Roma (Liebe von Giengen, Radweise; G./D.  6, Nr. 916a). In Rom entfacht der Zauberkünstler Virgilius zu allgemeinem Nutzen ein Feuer, das ohne Brennstoff auskommt. Ferner lässt er eine Quelle mit Trinkwasser entstehen, dazu stellt er ein ehernes Standbild, auf dessen Stirn geschrieben steht: „Wer mich zerschlägt, dem folgt die Rache.“ Diese Einrichtung besteht, bis ein Pfaffe unter dem Bild einen Schatz vermutet und es zerstört. Sofort erlischt das Feuer, und der Brunnen versiegt. Der Frevler wird vom Volk erschlagen. Schluss: Es gibt manchen Habgierigen, der mit allen Mitteln nach Reichtum strebt, auch wenn er dabei den Gemeinnutz zerstört. Er soll am Galgen sterben! Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1512 oder/ und 1538, lxijr. Lit.: Neumann 2005, 98.

4450 10. 8. 1554. Die hoff finanzerei pey kaiser Vespasianus (Vogel, Frischer Ton). Kaiser Vespasian hat einen Hofmeister, der ihn immer wieder inständig bittet, seinem Bruder die Vogtei über Spanien zu übergeben. Der Kaiser wird aufmerksam; er sucht den Mann auf und stellt fest, dass er mit dem Hofmeister gar nicht verwandt ist, sondern diesem 300 Goldstücke versprochen hat. Der Kaiser verleiht daraufhin die Vogtei gegen diesen Betrag an den Mann. Als der Hofmeister wieder in der Angelegenheit vorspricht, sagt der Kaiser: „Dein Bruder ist mein Bruder geworden.“ Schluss: Wer mit Fürsten zu tun hat, muss die Hofschranzen schmieren. Sprichwort: Wer gut schmiert, fährt gut. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 6, S. 438 Nr. 11 P. (Eppendorf, S. ccclxxxij) < Sueton, Vespasian 23,2. 4451 August 1554. Der pauwer mit dem muelsack (Folz, Feielweise; G./D.  6, Nr.  917). [verl.] 4452 10. 8. 1554. Die wunderlich pegrebnus in Egipten (Lorenz, Blühweise). Ägyptische Begräbnisriten: Die Leichen werden öffentlich zur Schau gestellt, die Frauen entfer­ nen die Eingeweide. Der Tote wird 30 Tage lang einbalsamiert und dann über einen See gefahren. Drüben warten 30 Richter auf eventuelle Vorwürfe gegen den Toten. Das Begräbnis findet unter großen Ehren statt; bei schweren Verfehlungen wird der Tote jedoch nicht begraben. Q.: Diodor 1,91  f. (Herolt 2,5, S. lxiijf.). Vgl. KG 4948 = Sg. 4453 11. 8. 1554. Joseph im traum (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 509, 593, 2166, 3202, 4810 = Mll. und 5062 = Com. Daraus entsteht die Frage, ob Christen Traumvisionen glauben sollen. Der Christ hat jedoch das reine Got­



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teswort, nach dem er sich richten soll; Träume soll man fahren lassen [Str. 3]. Weitere Q.: Jes 7,14; Ps 119,105. 11. 8. 1554. Der got Saturnus fras seine kinder (Hilprant, Hohe Morgenweise). Saturn frisst seine Kinder, weil geweissagt ist, dass ihn sein Sohn stürzen wird. Deswegen verschweigt seine Frau Rhea die nächste Schwangerschaft und lässt den Sohn Jupiter von Zwergen aufziehen. Als dieser erwachsen ist, stürzt er den Vater. Schluss: Was Gott beschlossen hat, kann keine List ändern. 11. 8. 1554. Der müller mit dem esel münich (mit dem beleidigten esel) (Nachtigall, Tagweise; G./D. 6, Nr. 918). Ein Mönch hält den mit drei Säcken beladenen Esel des Müllers für überladen. Der Müller antwortet, der Esel könne leicht noch die Geduld, Keuschheit und Heiligkeit aller Brüder und Mönche in Deutschland dazu tragen. 13. 8. 1554. Die ganz histori Hiob (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 151 = Ml. Vgl. 1377 (verl.), 4876 = Mll. und 2527 = Com. Schluss: Gott schickt uns Prüfungen nur in bester Absicht, damit das fleischliche Verlangen gedämpft werde, so wie auch Chris­ tus den bitteren Tod auf sich nahm, damit wir erlöst würden. 14. 8. 1554. Der leichtfertig pfarrer (Zwinger, Hofton; G./D. 6, Nr. 919). Ein Pfarrer ist ein guter Prediger, jedoch trinkt, schlemmt und spielt er, treibt es mit Frauen und verhält sich wie ein Bauer, so dass er als Prediger nicht mehr glaubwürdig erscheint. Einmal tut er sich beim Kirchweihtanz besonders hervor. Eine alte Bäuerin spricht ihn auf den Unterschied zwischen Vor- und Nachmittag an. Früh, antwortet er, sei er Pfarrer, nachmittags ein guter gsel – schließlich sei er ja unverheiratet. Die Bäuerin fragt ihn, wo wohl der Priester bleibe, falls der gsel zum Teufel fahre. Schluss: Ein Priester soll alle Leichtfertigkeit meiden, weil sonst die Gefahr besteht, dass er von den Laien verlacht wird. August 1554. Das peichtent dochterlein (Vogel, Kurzer Ton; G./D.  6, Nr.  920). Ml. [verl.] 16. 8. 1554. Die hüel (schatzkammer) Trophoni (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Aga­ medes und sein Sohn Trophonius bauen für König Augias eine Schatzkammer. Sie legen sie so an, dass sie durch einen verschiebbaren Stein die Schätze plündern können. Dädalus entdeckt die Vorrichtung. Bei einem Beutegang bleibt Agamedes in einem aufgestellten Pechkessel kleben. Der Sohn schlägt dem Vater den Kopf ab, damit er unerkannt bleibe, und flieht ins Land der Lebadier, wo er sich in eine Erd­ höhle verkriecht und weissagt. Nach seinem Tod fährt ein unreiner Geist in das Loch, von dem man nach umfangreichen Vorbereitungen zukünftige Dinge erfahren kann. Schluss: Der Teufel hat die Heiden geblendet und reißt auch Christen vom Glauben. 16. 8. 1554. Der sunnen thempel (Marner, Goldener Ton). Zarathustra, der König der Baktrer, ist Erfinder der Zauberei. Er lässt eine Höhle bauen, in der ein runder Tempel der Sonne geweiht wird. Priester kann nur werden, wer zuvor zwölfmal geschändet wurde. Jahrhundertelang wird in dem Tempel Zauberei getrieben, bis Bischof Gregor ihn von Rossköpfen, Fröschen und menschlichem Gebein reinigt. Als wenig später der gottlose Kaiser Julianus regiert, wird Gregor  – wie viele Christen  – getötet. Seine Leiche wird auf ein Kamel gebunden, durch die Stadt geführt und mit Kot beworfen.

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Schluss: So reizte der Teufel die Heiden zu Abgötterei. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 319B (Herolt, q 1v-q 2r, stark erweitert). Vgl. KG 4804 = Sg. 17. 8. 1554. Die ghrechtikeit vor got gilt (Frauenlob, Langer Ton). Die Zeit des Geset­ zes ist vorbei; selig wird, wer an Christus glaubt. Schluss: Zusammenfassung. Q.: Röm 10,1–13, 3Mose 18,5. 17. 8. 1554. Das salz der erden (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Bergpredigt: Ihr seid das Salz der Erde. Auslegung [beginnt noch in Str. 1]: Erklärt wird hierdurch das Predigtamt. Die Menschheit ist Fleisch und Blut, das faul und stinkend wird, wenn der predicant es nicht salzt. Dieser soll also scharf und ohne jemanden auszu­ nehmen predigen. [In Str. 3 ist in der erhaltenen Hs. so viel unleserlich, dass sich der Inhalt nicht mehr wiedergeben lässt.] Q.: Mt 5,13. August 1554. Al creatur sol got loben 96. Psalm (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 660 = Ml. Vgl. 4296 (verl.) = Ml. und 5940 = Sg. [verl.] August 1554. Cristus der spricht … (Frauenlob, Leidton). [verl.] August 1554. Altar auf dem berge Nebal (Frauenlob, Gekrönter Ton). Q.: 5Mose 27. [verl.] 21. 8. 1554. Der getrew fürst Malxis opfert sich selb (Nunnenbeck, Kurzer Ton). In Elis herrscht Hungersnot wegen einer andauernden Trockenheit. Minerva verspricht Regen, wenn sich ein Fürstensohn opfere. Molxis lässt sich opfern, daraufhin regnet es am Abend. Dem Fürsten wird eine Säule im Tempel gestiftet, und er gilt als Gott. Daran hat jeder Fürst ein Exempel der Vaterlandsliebe. 21. 8. 1554. Hercules mit Caco dem rauber (Frauenlob, Blauer Ton). Dem schlafen­ den Herkules werden von Cacus einige der Rinder des Geryon geraubt. Am Tag darauf holt er sie zurück und tötet Cacus. Herkules errichtet Jupiter einen Altar und opfert einen Ochsen. Schluss: „Lehre“: Gewalt, Raub, Betrug werden gestraft; Gerechtigkeit siegt. 21. 8. 1554. Anfang des olimpischen kampfspiels (Frauenlob, Ritterweise). Herkules begründet die Olympischen Spiele. Zum Gedächtnis der Toten sind fünf Disziplinen vorgeschrieben: Laufen, Springen, Steinstoßen, Schießen und Ringen. Später kommen dazu wuerbellauff, Pferderennen ohne Sattel, Wagenrennen, der Kampf mit schweren „Kolben“ sowie der Lauf in voller Rüstung. Alle vier Jahre werden die Spiele abgehal­ ten. 30 Tage müssen die Kämpfer vorher trainieren. Der Sieger erhält einen Ölzweig­ kranz. Im Triumphwagen wird er in seine Heimatstadt gefahren, wo der Siegeskranz im Tempel aufbewahrt wird. Schluss: Daher kommen alle Turniere und anderen Kampfspiele. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 126A; 129A (Herolt, f vjr; f vjv; g iiijv; sehr stark erweitert). Vgl. KG 4938 = Ml. 22. 8. 1554. Astilus der untrew kempfer (Sachs, Silberweise). Dem Olympiasieger Astilus bereitet seine Heimatstadt Kroton einen herrlichen Empfang und schenkt ihm 10 000 Goldkronen. Bei den nächsten Olympischen Spielen siegt er erneut in mehre­ ren Disziplinen. Ein Syrakusaner besticht ihn, Syrakus als seine Heimatstadt anzuge­ ben. Diese Stadt erhält daraufhin das Ehrenbanner. In Kroton wird auf die Nachricht hin das Haus des Astilus abgerissen und ein Gefängnis hingebaut, seine Statue wird



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beschossen. Schluss: Wer so sein Vaterland verrät, den soll jedes Unglück treffen! Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 126A, 129A (Herolt, g jr; Zusatz). 23. 8. 1554. Segen und fluch des gesecz (Sachs, Überlanger Ton). Moses verkündet des Herrn Segen über Israel, wenn es Gott gehorcht. Er droht die schrecklichen Strafen an, wenn es von ihm abfällt. Schluss: Die Christen mögen aus dem Schlaf der Sünde aufwachen, damit sie nicht solches Unglück trifft. Q.: 5Mose 28,1–11.15–24.38–42.48– 51.64  f. 24. 8. 1554. Maria ubers gepirg (Folz, Strafweise). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 5008 = Mll., 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. 25. 8. 1554. Künig Rehabeam wolt Israel uberziehen (Regenbogen, Grauer Ton). Gott verbietet Rehabeam, gegen Israel zu ziehen. Schluss: Auf Erden geschieht nichts, was Gott nicht verordnet hat. Q.: 2Chr 11,1–4. 25.  8. 1554. Solt nicht zürnen, murren, noch schelten (Hilprant, Hohe Morgen­ weise). Bergpredigt. Jesus weitet das Tötungsverbot aus: Man soll seinem Bruder nicht zürnen. Schluss: Zusammenfassung. Q.: Mt 5,21–24. → nach 4475  8. 1554. David klagt umb Abner (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1438 = Ml., aber hier 3,31–39. Vgl. 3753 = Trag. Später rächt Salomo Abner. Lehre: Ein Fürst soll nicht hinterrücks, sondern durch ordentliche Gerichte strafen. Unschuldige soll er verschonen: Er trägt das Schwert, den frumen zu Schutz, den Bösen zur Strafe [Str. 3]. 28. 8. 1554. Ein spiel mit 4 personen. Sanct Peter letzt sich mit seinen freunden (K./G. 11,374; G. 6, Nr. 67). 380 Vs. Vgl. KG 2118 = Ml. und 4082 = Sg. Inhalt: wie KG 2118. Szenenübersicht: 1. Monolog Petrus: ist im ewigen Leben, aber er will noch was von Gott. 2. Dialog Petrus–Herr: hat sich wegen der Kreuzigung nicht von den Freunden verabschieden können, will drei Tage zu ihnen und darf das. 3. Monolog Clas, Petrus’ Vetter: hat viel Most, der zu billig wurde. 4. Dialog Hans–Clas: wollen trinken, erschrecken, als Petrus plötzlich erscheint. 5.  Szene Petrus–Clas; Hans stumm: nehmen ihn zum Trinken mit. 6. Monolog Petrus: hat Kopfweh von zu viel Wein, ist schon neun Tage weg, will zurück. 7. Monolog Herr: bleibt Peter auf der Erde? Nein, da kommt er. 8. Dialog Petrus–Herr: Petrus erklärt: Es gab so gutes Essen und Trinken. Herr: Ob man an ihn gedacht habe. Nein, nur eine alte Frau, der die Scheune ver­ brannte. Also, Petrus soll wieder an sein Tor, kann aber nach einem Jahr wieder für einen Monat auf die Erde. 9. Monolog Herr: will jetzt blag auf die Erde senden, dass man an ihn denke. 10. Dialog Hans–Clas: sind im Unglück, beten zu Gott. 11. Drei­ gespräch Hans–Clas–Petrus: können nicht mit ihm feiern, weil jegliches Unheil über sie hereingebrochen ist. Beten deshalb zu Gott. Petrus will nicht bleiben. 12. Monolog Herr: geht Petrus entgegen. 13. Dialog Herr–Petrus: Petrus berichtet, Herr erklärt alles in Schlussrede. Also solle Petrus jetzt dableiben und nur himmlische Freuden ge­­ nießen.

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4476 29.  8. 1554. Schwanck. Ewlenspiegels disputation mit einem bischoff ob dem brillenmachen (K./G. 9,256; G./D. 1, Nr. 146). 168 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1977 = Ml., aber ausführlicher. Lit.: Tenberg 1996, 144–149 (146: „Der Bischof, bildungsfeindlich […].“ A.  286: „Die Klage des Bischofs, ein Zusatz des Hans Sachs […].“ 147: „Sachs schlüpft in die Rolle des Zeitkritikers Till Eulen­ spiegel […].“ 149: „[…] verlagert Sachs den Akzent […] um auf die Mißstände der Zeit aufmerksam zu machen.“); Baro 2011b, 156–158.

4477 30. 8. 1554. Der dot künig Isboset (Meienschein, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 322 = Ml. Vgl. 3753 = Trag. „Zwei Lehren“: 1. Ein Fürst soll seinen Ratgebern nicht zu sehr trauen. Verräterei nimmt gerade jetzt, in der „letzten Zeit“, sehr zu und verstärkt überall das Unrecht. 2. Wer seinem Herrn durch Verrat dient, wird weder hier noch im Jenseits seiner Strafe entgehen. 4478 August 1554. In meiner jugent wandert ich … (Bogner, Steigweise). [verl.] 4479 31. 8. 1554. Das vierzehent zun Römern wider die ergernus (Sachs, Langer Ton). Paulus über Speise- und Sabbatvorschriften des jüdischen Gesetzes: Dem, der aus dem Glauben handelt, ist alles erlaubt; man soll aber kein Ärgernis geben. Schluss: Christen sollen kein Ärgernis geben. Q.: Röm 14. 4480 1. 9. 1554. [E] Ein gesprech eins abenthewrers mit einem pawrn und pewrin, die warheit betreffend (K./G. 4,396). 164 Vs. Inh. u. Q. wie KG 865 = Ml. und 3473 = Fsp. (dort Frau Wahrheit statt Freihirte). 4481 3. 9. 1554. Von der zukunft Cristi, 98. psalm (Kettner, Paratreihen). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 281 = Ml. Vgl. 5996 = Sg. Christus, der der Menschheit Gerechtigkeit gebracht hat, soll jetzt [bei der Singschule] durch Gesang gepriesen werden. 4482 5.  9. 1554. Ein Comedi mit 6 personen, der kampff mit fraw Armut unnd fraw Glück, unnd hat 1 actus (K./G. 12,265; G. 6, Nr. 68). 456 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,1 (Ziegler). Vgl. KG 1676 (verl.) = Ml. und 1677 = Sg. (ohne die zusätzlichen Personen). Inhalt: Das Kampfgespräch KG 1677 ist durch Szenen und Personen erweitert. Szenenübersicht: 1. Prolog Treuer Eckart: Inhalt. 2. Monolog Frau Armut: arm, aber tugendreich. Setzt sich vor Haustür. 3. Dialog Frau Armut–Frau Glück: Streitge­ spräch, dann Prügelei. Glück muss alles, was Unglück bringt, an einen Pfahl binden. 4. Dialog buler–Glück: löst Unglück vom Pfahl. 5. Dialog kriegßman–Glück: ebenfalls. 6. Dialog trincker–Glück: ebenfalls. 7. Monolog Glück: Menschen töricht. 8.  Szene buler – kriegßman – trincker – Glück: klagen über ihre negativen Erfahrungen, aber Glück hat sie gewarnt. 9. Epilog Treuer Eckart: Glück wankelmütig, Unglück, freiwil­ lig gewählt, bringt Schaden, unfreiwillig Zuteilgewordenes muss mit Geduld ertragen werden. 4483 3. 9. 1554. Künig Agathoclis glück und unglück (Schreier, Kornblühweise). Agatho­ kles, Sohn eines Töpfers, wird in Syrakus Offizier, dann Oberster. Nach vorübergehen­ der Vertreibung kann er die Stadt erobern und wird König. Gegen Karthago gewinnt er mehrere Schlachten, in Sizilien kann er alle Aufruhrversuche ersticken. Dann aber schlagen ihn die Karthager in Afrika. Agathokles’ Heer fällt ab, er muss fliehen, sein



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einer Sohn wird erschlagen. Während der andere Sohn und ein Enkel sich um die Nachfolge bekriegen, muss er als Kranker zurückbleiben, als seine Frau mit zwei Kindern nach Ägypten flieht. Schluss: Das Glück ist wankelmütig. Q.: Giovanni Boc­ caccio, De casibus virorum illustrium 4,13 (Ziegler). Vgl. KG 5201 = Sg. 7. 9. 1554. Jephtha opfert sein dochter (Wessel, Zankweise). Inh. u. Q. wie KG 1157 = Ml., aber hier 11,1–13.29–40. Vgl. 2007, 4708 = Mll. und 4820 = Trag. Die Geschichte ist ein figur: Auch wir sollen tapfer gegen den Satan kämpfen. Weil aber unser eigenes Fleisch und Blut gegen Gott kämpft, muss es durch das Kreuz „gedämpft“ werden. 7. 9. 1554. Vier pöser ding in der stat (Singer, Lieber Ton). Vier schlimme Dinge in der Stadt: 1. Überfluss und seine Folgen. 2. Völlerei [Str. 1]. 3. Laster (Aufzählung), darun­ ter: Hochmut, Müßiggang, Ehebruch, Hader, Verrat, Spielen, Schwören, Wucher [Str.  2]. 4. Verderben als Strafe Gottes, darunter: Aufruhr, Krieg, Armut, Hunger, Seuchen [Str. 3]. September 1554. Achtzehen stück darf man sich nit schamen (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5356 = Sg. Vgl. 6062 = Sg. [verl.] 10. 9. 1554. Künig Anius vier dochter wurden zu tauben (Heid, Kälberweise). Auf dem Weg nach Troja zwingt Agamemnon den König Anius, seine vier schönen Töchter mitzugeben, damit sie das griechische Heer verköstigen. Im Heer herrscht wenig Zucht, aus Angst um ihre Ehre fliehen die Mädchen schließlich. Nachdem sie wieder eingefangen sind, will Agamemnon sie anschmieden lassen. Da rufen sie um Rettung zu Bacchus. Dieser verwandelt sie in Tauben, die nach Hause fliegen. Schluss: Wer, wie ein Tier, dem Nächsten nicht für Wohltaten dankt, verliert Freund und Gabe. Q.: Ovid, Metamorphosen 13,644–674 (Wickram).  9. 1554. Die zwen eprecher purgen (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 6, Nr. 921). Ein ehebrecherischer Wirt in München verspricht seiner Frau, sich zu bessern. Dafür gibt er ihr zwei Bürgen an. Nach wenigen Wochen verklagt die Ehefrau ihn vor dem Herzog, weil er rückfällig geworden ist. Der Ehebrecher rechtfertigt sich, seine Frau müsse sich nicht an ihn halten, sondern an die Bürgen. Der Herzog lacht dieser abenteuer. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 26. 10. 9. 1554. Der wirt trunck kain wein (Folz, Feielweise; G./D. 6, Nr. 922). Ein Wirt in Bayern schwört, ein Jahr lang statt Wein nur noch Wasser zu trinken. Er gießt in sein größeres Fass mit dem besten Wein ein Kännchen Wasser. Dann hält er sein Kännchen an den Hahn und zapft das Wasser, das nun zu Wein „verwandelt“ ist, wieder ab. So machen es viele Wirte. 11. 9. 1554. Die fünff künig gehangen (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 672 = Ml., aber hier nur 10,7–11.17–19.22–27. Schluss: Josua siegte, weil er seine Hoffnung auf Gott setzte. 13. 9. 1554. Die unschuldigen kindlein (Herwart, Bloßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,13–23. Vgl. 347, 1557, 2167, 2543, 2864, 3481, 3895, 4815 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Der Satan (Herodes), von der geistlichen Geburt Christi im Herzen der Gläubigen herausgefordert, veranlasst die Obrigkeit zu tyrannischer Verfolgung, doch Gott schützt die Seinen. Weitere Q.: Hos 11,1; Jer 31,15; Jes 11.

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4492 13. 9. 1554. Die unmüessig fraw Schalckheit (K./G. 23,52). 274 Vs. Im Sommer, als Krieg und Unglück schon acht Jahre währen, geht der Dichter in einer Wildnis spa­ zieren und trifft auf eine Frau, die Frau Venus gleicht, aber auch Fledermausflügel und einen Drachenschwanz hat. Er rät erst auf Glück und Minerva, will dann, weil sie sich nicht vorstellen möchte, anhand ihrer Eigenschaften herausbekommen, wer sie ist. Sie ist bei Reichstagen und verhindert vernünftige Beschlüsse, hilft den Fürsten zu luxuriöser Hofhaltung. Sie unterstützt Wucher, Raubrittertum, Unterschlagung. In den Städten macht sie dasselbe, auch bei den Geistlichen. Als sie erneut den Namen verweigert, hält der Dichter sie für den Teufel, aber sie stellt sich als Frau Schalkheit vor. Dann fliegt sie zum nächsten Fürstentag, um dort Unheil zu stiften. Schluss: Dagegen ist nichts zu machen, es sei denn, wir tun Buße. 4493 14.  9. 1554. Nit sich an person hencken (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Warnung vor Glaubensspaltung wegen Personen [der Zusammenhang ist in der erhal­ tenen Hs. nicht mehr herzustellen]. 4494  9. 1554. Salmacis hermofroditus ein leib (Folz, Baumton). Die Nymphe Salma­ cis verliebt sich in Hermaphroditus, der in ihrer Quelle badet. Sie umfängt ihn, doch er wehrt sich. Da bittet die „Reine“ die Götter, aus ihrer beider Leibern einen einzigen zu machen; ihr Wunsch wird erfüllt. Schluss: Die Erzählung ist eine figure der Ehe, in der die Partner bis zum Tod ungeschieden bleiben. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,315– 379 (Wickram). 4495 16. 9. 1554. Ameis wurden zw rewtern (Sachs, Silberweise). König Aiakos verliert bei einer Seuche alle seine Leute. Auf seine Bitte verwandelt sein Vater Jupiter die Ameisen, die gerade eine Eiche hinaufwandern, in ein Heer von dreißigjährigen Krie­ gern. Schluss: Reiter und Hofgesinde haben die Art der Ameisen. Sie peissen brauben psaichen vnd pscheissen die Leute. Q.: Ovid, Metamorphosen 7,552–651 (Wickram). 4496 17. 9. 1554. Das sechst gepot vom ebruch ausgeleget (Vogel, Vogelweise). Bergpre­ digt: Jesus lehrt über den Ehebruch [Str. 1]. Glos: Christus will nicht nur einen reinen Leib, sondern auch einen reinen Geist [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 5,27–30. Vgl. KG 5533 = Sg. 4497 September 1554. Das viert caput der apostelgeschicht (Nachtigall, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 156 = Ml. Vgl. 246, 5038 = Mll. [verl.] 4498 19. 9. 1554. Die stolz ungehorsam künigin Vasti (Folz, Langer Ton). Königin Vasthi weigert sich, bei einem großen Gastmahl vor ihrem Mann zu erscheinen. Sie wird verstoßen. Ahasveros verkündet im ganzen Land ihre Absetzung und fordert die Frauen auf, ihre Männer zu ehren. Schluss: Die Ehefrau gehorche ihrem Mann, wie Gott es befahl. Q.: Esth 1,5.9–13.15–22. Vgl. KG 748, 5391 = Comm. und 1337, 4631 = Mll. 4499 19. 9. 1554. Der schneck mit dem zweyfalter (Hilprant, Hohe Morgenweise; G./D. 6, Nr. 923). Ein Falter verhöhnt eine Schnecke, weil sie am Boden liegen muss und nicht fliegen kann. Am Ende des Sommers verliert der Falter seine Flügel und liegt am Boden wie ein Wurm. Die Schnecke höhnt nun zurück: Sie habe ein Haus, er aber müsse umkommen [Str. 1 und 2]. Die Schnecke bedeutet Leute, die ihren Geschäften still nachgehen, der Falter die Prahler, die kein Erspartes besitzen und im Alter ver­ spottet werden [Str. 3].



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4500 20. 9. 1554. Die erhenckt göttin Diane (Regenbogen, Donnerweise). Im Dianatempel zu Candilea (Kondylea) spielen Knaben, legen der Statue der Göttin einen Strick um den Hals und tanzen um die „Erhängte“. Es donnert fürchterlich. Die Bürgerschaft, den Zorn der Götter fürchtend, steinigt die Kinder. Darauf bricht eine Seuche aus, und die Frauen werden unfruchtbar. Apollo gibt auf Befragen den Befehl, die unschuldi­ gen Kinder zu begraben. Diana heißt seitdem Aparomachmona (Herolt: Aparchomena < griech. Apanchoméne) – die Gehenkte. Schluss: Die Heiden sitzen in Finsternis, wir aber sind durch Gnade erleuchtet. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 520B (Herolt, v iiijv). 4501 20. 9. 1554. Der hirs im wunderprunnen (Vogel, Sauerweise). Bei Stymphalon ist ein verborgener Wasserablauf verstopft, die Umgebung ist auf zwei Meilen überschwemmt. Ein Jäger jagt in der Nähe einen Hirsch, dieser fällt ins Wasser und öffnet zufällig die Katavothre. Der nachreitende Jäger wird mit hinuntergerissen. Die Stymphaler errich­ ten Diana eine Statue aus Marmor und bringen ihr zum Dank Opfer. Früher einmal hatten an dieser Quelle Harpyien, menschenfressende Vögel, gewohnt. Sie waren von Herkules getötet worden. Schluss: Wir Christen sollten Christus danken, dass er uns mit seinem Wort gegen solche Finsternis erleuchtet hat. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 522A (Herolt, x jr–jv; erweitert). 4502 21. 9. 1554. Die langsamen gest haimgen (Sachs, Silberweise; G./D. 6, Nr. 924). Drei Gäste sitzen bei einem Wirt und wollen nicht nach Hause gehen, obwohl schon längst die Feuerglocke geläutet hat. Der erste will erst nach Hause gehen, wenn er kein Geld mehr hat [Str. 1]. Der zweite will nicht gehen, weil jetzt Betrunkene unterwegs sind und er Angst hat, von ihnen verhauen zu werden [Str. 2]. Der dritte will erst nach Hause gehen, wenn er völlig betrunken ist [Str. 3]. 4503 22. 9. 1554. Hercules erschos Nessum (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 809 = Ml. Vgl. 5416 = Sg. 4504 22. 9. 1554. Zwey pit künig Salomon (Zorn, Unbenannter Ton). Gott möge vor Abgöt­ terei und Lüge, vor Reichtum und Armut bewahren [Str. 1]. Auslegung: Abgötterei ist ein Gräuel, den Gott straft, wie man an den Juden sieht; es folgt ein Kommentar zu den drei anderen Bitten [Str. 3]. Q.: Spr 30,7–9. Vgl. KG 5851 = Sg. 4505 September 1554. Der wachter aufm opfelpaum (Mügling, Grüner Ton; G./D.  6, Nr. 925). Ein Nachtwächter ist heimlich in den Garten des Afra-Klosters in Würzburg eingedrungen und stiehlt Äpfel. Während er im Baum steht, beginnen unter ihm ein Edelmann und eine Nonne ein Rendezvous. Der Wächter hat Angst vor dem Bischof, kann aber das Liebespaar vertreiben: Als sich die beiden rühmen, sie seien die Schönsten im Kloster bzw. am Hof, ruft er hinunter, er sei der Teufel und werfe ihnen die schönsten Äpfel zu. Entsetzt fliehen die beiden vor den herunterprasselnden Äpfeln, der Wächter kann mit dem Wein der beiden entkommen. 4506 Oktober 1554. Nach dem Jesus … (Frauenlob, Goldene Radweise). [verl.] 4507 Oktober 1554. Wach auf vernunft, herz, sin und muet … (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wohl wie KG 590 = Ml. Vgl. 4349 (verl.) = Ml. [verl.]

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4508 6. 10. 1554. Cristus thet auf sein mund … (Endres, Lerchenweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 2140 = Ml., aber hier nur 5,38–41. Vgl. 4216 = Ml. Auslegung: Der Christ soll Unrecht geduldig wie ein Schaf erleiden [Str. 2]. Das leuchtet der Vernunft nicht ein: Hielte man sich daran, müsste Unrecht überhandnehmen. Darum hat Gott der Obrigkeit das Schwert verliehen, damit sie statt seiner die Schafe vor Übel bewahrt [Str. 3]. 4509 6. 10. 1554. Das lob der klainen mendlein (Frauenlob, Grundweise). An die Geschichte von Kaiser Konstantin [Quelle: Constantius], der, obwohl klein von Statur, beim Durchschreiten der Schwibbögen in Rom sich überflüssigerweise bückt, werden eine Reihe von Sprichwörtern geknüpft: 1. Kleine Leute haben stets Angst, an den Himmel zu stoßen. 2. Kleine Leute bestehen oben aus Filz, unten aus Holz, in der Mitte sind sie vnderspicket. 3. Kleine Leute sind keck, aber liegen bald im Dreck. 4. Solcher Riesen dreschen neun in einem Backofen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 157. 4510 8. 10. 1554. Mose am andren hat … (Regenbogen, Donnerweise). Inh. u. Q. wie KG 1707 = Ml. Schluss: Wenn Gott sein Volk zu seinem Dienst beruft und der geistlos ver­ stockt hauff es hindert, dann schickt er viele Donnerschläge. 4511 8. 10. 1554. Ursprung der bösen weiber (Lesch, Feuerweise; G./D. 6, Nr. 926). Ein alter Mann gibt Auskunft über das erste böse Weib. Zu Zeiten des Papstes Thelesopho­ rus VII. geht eine Frau an Fastnacht ohne Wissen ihres Mannes als Teufel. Alle Männer fliehen vor ihr, sie haben noch nie so eine Maske gesehen. Auch ihren Mann verfolgt sie. Er glaubt, der Teufel wolle ihn holen. Als sie ihn gefangen hat, verspricht er ihr eidesstattlich, dass sie Herr im Hause sei. Danach reut es ihn, seiner Frau das „Schwert“ übergeben zu haben. Alle Versuche, die Herrschaft zurückzugewinnen, scheitern. Sein Weib leiht fast allen Frauen in der Stadt ihr Teufelskleid, so dass auch sie Herr im Haus werden. 4512 Oktober 1554. Salomon in den sprüechen ret  … (Hopfgart, Langer Ton). Q.: Spr. [verl.] 4513 9. 10. 1554. Der dot der frumen und pösen (Lesch, Gesangweise). Q.: Weish 3. [verl.] 4514   10. 1554. Warum die weiber thun, was sie können (Nachtigall, Kurze Tag­ weise; G./D. 6, Nr. 927). Ein alter Mann gibt Auskunft, warum Frauen so eigensinnig sind. Die Männer verschulden das selbst, weil der Bräutigam nach der Hochzeitsnacht auf die Frage der Braut, was sie tun solle, antwortet: „Was du willst.“ Diesen Satz merkt sich die Frau, auch wenn sie hundert Jahre alt wird. 4515 10. 10. 1554. Salbung lert alle warheit (Örtel, Leidton). Warnung vor der Lust der Welt und vor der falschen Lehre der Widerchristen. Die Salbung durch Christus macht weitere Lehre überflüssig. Q.: 1Joh 2,15–29. Vgl. KG 4619 = Ml. 4516 11.  10. 1554. Minerva, ein göttin der weisheit (Sachs, Silberweise). Als Jupiter Minerva gebären soll, hilft ihm Vulcanus, indem er Jupiters Kopf mit einem Beil spaltet. Minerva springt heraus und schreit, dass Himmel und Erde krachen [Str. 1]. Allegorese: Weisheit entspringt allein aus der Gnade Gottes, Vulcanus’ Geburtshilfe aber bedeutet, dass man studiren mus. Hat es ein junger Mann zu etwas gebracht, so fängt die Welt zu rumoren an, denn Frömmigkeit, Wahrheit, Friede und Gerechtigkeit



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ergrimmen sie. Im Himmel aber freut man sich [Str. 2 und 3]. Q.: Lilius Gregorius Giral­ dus, De deis gentium 474B (Herolt, y viijv). 11. 10. 1554. Die geburt des kriegsgot Martis (Sachs, Silberweise). Nach Minervas Geburt durch Jupiter wird Juno ihrer Unfruchtbarkeit überdrüssig und lässt sich von Flora beraten. Diese lässt sie an einer roten Blume riechen. Daraufhin empfängt sie Mars, den grausamen Kriegsgott. Die Heiden opferten ihm im Krieg. Dem besten Kämpfer gab man einen Siegeskranz aus Blumen [Str. 1 und 2]. Der Dichter will damit sagen: Fürsten und Feldherrn tun noch heute so, als seien sie Götter, dabei sind sie nur schwache Feldblumen, die knicken. Sind sie erschlagen, so ist es aus mit ihrer Macht [Str. 3]. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 437B (Herolt, aa jr). Oktober 1554. Klag uber das eitel leben (Vogel, Klagweise). Inh. u. Q. wie KG 6068 = Sg. [verl.] 12. 10. 1554. Ein lob von den narren (Schrot, Narrenweise). Weisheit, auch wenn sie sich mit Trauer verbindet, ist besser als fröhliche Narrheit. Q.: Pred 6,12–7,15. Vgl. KG 6070 = Sg. 12. 10. 1554. Von leben und tod (Schwartzenbach, Neuer Ton). Dem Gerechten und Weisen geht es nicht besser oder schlechter als dem Gottlosen. Da man als Toter nichts mehr weiß und vergessen wird, soll man sein Leben und seine Güter genießen. Lehre: Man soll sich auf Erden mit Glück und Unglück abfinden, bis man das irdische mit dem himmlischen Leben vertauscht. Q.: Pred 9,2–10. Vgl. KG 6072 = Sg. Oktober 1554. Von gotlosen und gerechten (Schwartzenbach, Mohrenweise). Der Gottlose verdirbt, der Gerechte und Weise erhält seinen Segen. sum (Zusammenfas­ sung). Q.: Spr 10,1–12. Vgl. KG 5712 = Sg. Oktober 1554. Weis vnd doret oberkeit (Frauenlob, Tagweise). Inh. u. Q. wie KG 6071 = Sg. [verl.] Oktober 1554. Des edelmans gesprech mit der baurenmaid (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 928). Ein Bauernmädchen hat rote Beine und wird deswegen von einem Edelmann verspottet. Als Ursache gibt sie ein Feuer in ihrem Arsch an. Als er seine bauch kerczen an ihrer fewring kerben anzünden will, verweist sie ihn auf einen Haufen „Glut“ in der Hecke. Wenn der nicht brenne, solle er hineinblasen. Er könne sich auch die Hände daran wärmen, seine Nase jedoch möge er davor bewahren. Sprichwortreihe: Auf eine närrische Frage bekommt man eine närrische Antwort. Wer kegeln will, muss aufstellen. Wer einen verhöhnt, wird mit gleichem Wert bezahlt und bekommt eiserne für stählerne Münze. 20.  10. 1554. Der schmid prach dem abt zan aus (Muskatblut, Hofton; G./D.  6, Nr. 929). Ein reicher, doch dummer Abt, der von Zahnweh gequält wird, schickt nach dem Schmied. Dieser versteht sich gut auf die Rossarzneikunst. Zuerst mäht der Schmied Gras, kocht es und badet den Abt im Sud. Als diese Methode nicht anspricht, greift der Schmied zu einer List. Er bindet den schlimmen Zahn an den Amboss und hält dem Abt ein heißes Eisen vors Gesicht. Beim Wegrennen reißt der Zahn heraus. Zum Dank befreit man den Schmied nun drei Jahre von Abgaben. Vgl. KG 5119 = Sg.

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4525 22. 10. 1554. Der gebrochen krug Jeremie (Leutzdörffer, Geteilte Krügelweise). Inh. u. Q. wie 3792 = Ml., aber hier nur 19,1–8. Schluss: Die Prophezeiung, die in Erfüllung ging, diene uns Christen zur Ermahnung, falsch gotz dienst zu meiden. 4526 25. 10. 1554. Ein faßnachtspiel, mit drey personen zu agieren: Der blind meßner mit dem pfaffen und der meßnerin (K./G. 17,183; G. 6, Nr. 69). 372 Vs. Vgl. KG 3120 = Ml. Inhalt: wie KG 3120. Szenenübersicht: 1. Prolog Mesner: hat seine Frau mit dem Pfaffen im Verdacht. 2. Dialog Mesner–Mesnerin: fragt sie, was der Pfaffe am Altar zu ihr sagte. Sie leugnet, er droht. 3. Monolog Mesnerin: will den Pfaffen um Rat fragen, wie sie dem Mesner weiterhin etwas vortäuschen können. 4. Monolog Pfaffe: denkt nur an die Mesnerin, will dem Mesner schmeicheln. 5. Dialog Pfaffe–Mesner: Pfaffe verbietet ihm sein Haus, soll auch nicht mehr Mesner sein. 6. Monolog Pfaffe: muss sich nun vor Mesner hüten. 7. Dialog Mesnerin–Pfaffe: Sie soll St. Stolprian opfern, damit er den Mesner erblinden lässt. 8. Monolog Mesner: will sich hinter dem Altar verstecken, um zu hören, was die Mesnerin von St. Stolprian will. 9. Dialog Mesnerin–Mesner als St. Stolprian: Sie bittet wieder, dass der Mesner erblindet; „St. Stolprian“ sagt, sie solle ihm Küchlein, Schweinebraten und guten Wein servieren, dann werde er nach drei Tagen erblin­ den. 10. Monolog Mesner: wird es beiden heimzahlen. 11. Monolog Mesnerin: will gut kochen. 12. Monolog Mesner: hat es bemerkt. 13. Dialog Mesnerin–Mesner: Sie serviert Gutes, er mimt Erblinden. 14. Monolog Mesner: wartet mit der Armbrust. 15. Dialog Mesnerin–Pfaffe: der Mesner ist blind. 16. Dialog Mesner–Pfaffe; Mesnerin stumm: Mesner schießt den Pfaffen nieder, treibt dann beide aus dem Haus. 17. Epilog Mesner: weg mit den schändlichen Pfaffen, aber Preis der Frommen. 4527 Oktober 1554. Priester nit wein drincken (Konrad von Würzburg, Abgespitzter Ton). Q.: 3Mose 10,8–11. [verl.] 4528 27. 10. 1554. Der glaser mit dem al (Marner, Hofton; G./D. 6, Nr. 930). Ein Nürnberger Glaser bewahrt einen (geschenkten) Aal in einem Fischkasten in der Pegnitz auf. Seine Freunde wollen ihn stehlen, ihre Absicht wird aber durch einen Kameraden verraten. Der Glaser vertauscht den Aal mit einer Haut, in die Menschenkot gefüllt ist. Als die Freunde nachts vom anderen Ufer der Pegnitz her am Fischkasten angelangt sind, überschüttet sie der Glaser vom Haus herab mit Viehmist. Erst beim Wirt, als sie den Aal essen wollen, bemerken die Freunde den Tausch. Schließlich lädt der Glaser sie zu seinem Aal ein. Vgl. KG 5118 = Sg. 4529 30. 10. 1554. Der 75. Psalm (Vogel, Zornige Morgenweise). Dank an Gott für das Gericht über die Mächtigen. Schluss: Der Christ soll Gott danken, denn er stürzt die Gottlosen und erhört die Seinen. Q.: Ps 75. Vgl. KG 2607 (verl.) = Ml. und 6023 = Sg. 4530 30. 10. 1554. Ursprung des weichwassers (Boppe, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 931). Weil ein Teufel wegen seiner Faulheit aus der Hölle gejagt wird, stiehlt er die Schmiere, mit der die Teufel ihre Hufe in Füße verwandeln, um in Engelsgestalt die Menschen ver­ führen und ihre Seelen gewinnen zu können. Damit ist es nun zum Ärger der Teufel vorbei. Der verjagte Teufel übergibt die Schmiere einem Pfarrer und erklärt, es handle



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sich um Weihwasser; wer sich damit besprenge, brauche Teufel und Sünden nicht zu fürchten. Als daraufhin jeder bedenkenlos sündigt, werden Tausende von Seelen in die Hölle hinabgerissen. Der faule Teufel wird deswegen zum Hauptmann ernannt. Schluss: Auf Erden werden viele Faule durch Heirat oder Erbe reich, viele Fleißige dagegen bleiben arm. Vgl. KG 5343 = Sg. 30. 10. 1554. Der schulgang Cristi, aligoria (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4250, 4357, 4726, 5011, 5401 = Mll. Gaist­ lich ler: Wenn wir Christus suchen, suchen wir in Menschenlehre und Gesetz vergeb­ lich; wir finden ihn vielmehr im Evangelium, das uns Vergebung und ewiges Leben verheißt. Wer glaubt, der frohlockt über Gottes Güte, denn er hat Christus bei sich [Str. 3]. 1.  11. 1554. [E] Der teuffel sucht im ein ruhstatt auff erden (K./G.  3,530; G./D.  1, Nr. 147). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1376 = Ml., aber länger.  11. 1554. Peschneidung und himelprot (Frauenlob, Neuer Ton). Josua lässt das Volk in Gilgal beschneiden. Nach dem Passahfest endet das Manna, sie essen vom Korn des Landes Kanaan [Str. 1]. Allegorese: Josua bedeutet Christus, der uns durch das Kreuz die bösen Begierden und Sünden beschneidet. Gott aber schickt uns zum Trost das Evangelium, damit wir die Anfechtungen bestehen. Sterben wir, so hört das Wort Gottes auf, weil wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen [Str. 2]. Q.: Jos 5,2–12; 1Kor 13,13. 2. 11. 1554. Gemischte ler (Muskatblut, Neuer Ton). Lehren über den Untergang der Gottlosen; Nutzen der Arbeit, der Weisheit, einer guten Frau und der Gottesfurcht. Q.: Sir 40,11–28. Vgl. KG 5871 = Sg. 3. 11. 1554. Die siben alter eins menschen nach art der siben planeten (K./G. 4,73). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1357 = Ml. November 1554. Der fewlsten saw gröst dreck (Beheim, Verkehrter Ton; G./D.  6, Nr. 932). [verl.]  11. 1554. Lemblein plut thuer pestreichen (Vogel, Verwirrter Ton). Inh. u. Q. wie KG 1349 = Ml. Vgl. 5276 = Sg. Dies ist eine figur der Christen, die unter dem Gesetz wandelten. Jesus, das Lamm, hat durch sein Blut den ewigen Tod abgewendet. Wessen „Herz, Sinn und Mut“ damit gezeichnet sind, der ist sicher vor dem Satan und wird ewig im Himmel bei den Seligen wohnen. November 1554. Die willigen armen (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 933). Inh. wie KG 5341 = Sg. [verl.] 7. 11. 1554. Die maid mit dem dewffel (Schiller, Hofton; G./D. 6, Nr. 934). Inh. u. Q. wie KG 2771 = Ml. 7. 11. 1554. Nit arbeit: nit essen. Ml. Q.: 2Thess 3. [verl.] 7. 11. 1554. Die mördischen münich (Vogel, Schwarzer Ton). Ein Edelmann liebt eine Wirtstochter von Sant Flor. Ihre Eltern sind gegen die Heirat. Als die Tochter heimlich beim Kirchgang von Mönchen entführt und vergewaltigt wird, verdächtigt der Wirt den Edelmann. Beim peinlichen Verhör bekennt sich der Edelmann dazu. Während­ dessen beabsichtigen die Mönche, die Wirtstochter zu töten, damit sie nicht gegen sie

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aussage. Sie wird von den Mönchen in den Chor geführt, erschlagen und unter dem Hochaltar begraben. Zufällig wird die Tat von einem beobachtet, der versehentlich nachts in die Kirche gesperrt worden war. Er meldet alles dem Rat. Man findet noch weitere Frauenleichen unter dem Hochaltar. Die Mönche werden hingerichtet, und der Wirt versöhnt sich mit dem Edelmann. Das geschah 1554. November 1554. Wider fürwiczig frag (Ringsgwand, Bauernton). Q.: 2Tim 2. [verl.] November 1554. Das vir und zwainzigste suech … (Hohe Bergweise). [verl.] November 1554. Am jüngsten tag die spöter (Singer, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 5820 = Sg. [verl.] November 1554. Pawlus schreibt zu Timotheon  … (Marner, Langer Ton). 2Tim  2. [verl.] November 1554. Ein geleichnus … (Hilprant, Hohe Morgenweise). [verl.] 15.  11. 1554. Xanti weib mit plosem gses (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 935). Inh. u. Q. wie KG 817 = Ml. (Str. 2). Lit.: Holzberg 2018, 497  f.

4547 16. 11. 1554. Die vier schlacht; got geit allain den sieg (Mönch von Salzburg, Chor­ weise). Abisai rettet David im Krieg gegen die Philister vor Jesbi [Str. 1]. Die Überwin­ dung der drei Brüder des Jesbi durch die Israeliten in weiteren Kriegen [Str. 2]. „Lehren“: 1. Wer auf Gott vertraut, dem hilft er in der Not. 2. Die vier Brüder waren stark und kühn, dennoch kamen sie um, denn Gott gibt den Sieg [Str. 3]. Q.: 2Sam 21,15–22. 4548 19. 11. 1554. Rinaldus der peraubt kaufman (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 936). Inh. u. Q. wie KG 2379 = Ml. Vgl. 4557 = Sg. 4549 November 1554. Des soldans dochter im schiffpruch (Fülsack, Rosenton). Q.: Gio­ vanni Boccaccio, Decameron 2,7 (Arigo). [verl.] 4550 20.  11. 1554. Des ritters tochter mit der nachtigal (Bremberger, Hofton; G./D.  6, Nr. 937). Der junge reiche Edelmann Ricciardo liebt Katharina (Caterina), die Tochter des Ritters Lizio. Für ihre Zusammenkunft weiß die Tochter eine List. Um den Gesang der Nachtigall hören zu können, schläft sie im Baumgarten. Als der Vater am Morgen zu ihr ans Bett kommt und die Liebenden entdeckt, stellt er den jungen Edelmann vor die Wahl, seine Tochter zu heiraten oder zu sterben. Gern heiratet Ricciardo die Ka­tha­ rina. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 5,4 (Arigo). 4551 20.  11. 1554. Ewlenspigel mit der haffnerin (Leutzdörffer, Geteilte Krügelweise; G./D. 6, Nr. 938). Eulenspiegel, der gerade am Hof des Bischofs von Bremen lebt, ver­ abredet mit einer Töpferin am Markt, dass sie auf sein Zeichen für zwei Taler ihre eigenen Krüge zerschlägt. Beim Bischof gibt er an, er könne die Töpferin verzaubern. Er wettet um zehn Taler, dass sie ihre Krüge zerschlagen werde. Vor Bischof und Hof­ gesinde gibt Eulenspiegel ihr heimlich das verabredete Zeichen, worauf sie wie toll ihre Töpfe zerschlägt. Für den Spaß gibt der Bischof Eulenspiegel zwanzig Taler, worauf der ihm seine Kunst verrät. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 72 (87). 4552 24.  11. 1554. Schelmenstraff der römischen kriegsknechte (Beckmesser, Neuer Ton). Die Stadt Rhegium fordert zum Schutz vor Pyrrhus Truppen in Rom an. Die ent­



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sandte Legion gebärdet sich frech, schändet Frauen, tötet Einwohner und besetzt Häuser. Rom, das verständigt wird, kann zunächst nicht eingreifen, bis der Krieg gegen Pyrrhus siegreich beendet ist. Dann aber eilen die Römer der bedrängten Stadt zu Hilfe. Bei Erstürmung der Stadt werden 4000 getötet, die letzten 300 werden in Rom enthauptet. Das vertriebene Stadtregiment wird wieder eingesetzt. Schluss: Wo das Kriegsvolk in einer Stadt überhandnimmt, kommt es zu solchen Ausschreitungen. Irgendwann straft dann Gott oder die Obrigkeit. Eine Herrschaft, die Eide hält, ver­ dient Lob. Q.: Leonardo Bruni, De bello Punico, Buch 1, S. 1  f. (Tatius Alpinus, Iv). 4553 21.  11. 1554. Die Juden wolten Cristum verstainigen (Vogel, Langer Ton). Jesus spricht zu den Juden von seiner Sendung durch den Vater. Die Juden wollen ihn stei­ nigen [Str. 1 und 2]. Auslegung: So wie Jesus geht es heute den frommen Christen, denen die Papisten feindlich gesinnt sind. Wer sich zu Christus bekennt, den wollen sie steinigen. Als Ketzer wird verbrannt, wer das Gebot der Menschen verachtet und es nicht mit den Papisten halten will. Der Christ überwindet sie mit der Schrift und macht sie zu Spott. Aber bei ihnen gilt Gottes Wort nicht viel. Aus Hass verdammen sie ihren Gegner. Dies wird Gott am Tag des Gerichtes rächen. Er wird sie in die Hölle stürzen [Str. 3]. Q.: Joh 10,22–39; Ps 82,6. 4554 24. 11. 1554. [E] Das hailthumb für das unfleissig haußhalten (K./G. 4,345). 272 Vs. Zwei gfattern in Magdeburg sind zunächst gleich wohlhabende Kaufleute. Der eine bleibt es auch, während der andere mit seiner nichts taugenden Familie und seinem Leben in Saus und Braus lebt und deshalb immer ärmer wird. Als er den reich Gebliebenen nach dem Grund fragt, ist dieser vorsichtig und sagt, er habe ein Hei­ ligtum vom Heiligen Grab, mit dem er immer durch das ganze Haus gehe. Das gibt er ihm; er hat es aus einer mit Seide umgebenen Nuss gefertigt. Als nun der Verarmte durch alle seine Zimmer geht und überall Unordnung und Verwahrlosung bemerkt, beschließt er, von nun an sich um alles zu kümmern und die Dinge in Ordnung zu bringen. Lit.: Kemper 1987, 266  f.

4555 November 1554. Das reich Cristi figurirt, 62. Psalm (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 5526 = Sg. Vgl. 1786 (verl.) = Ml. [verl.] 4556 28. 11. 1554. Die unbezalten kriegsknecht (Vogel, Schallweise). Als sich am Ende des Punischen Krieges die Heere auflösen, kann ein Teil der karthagischen Truppen nicht bezahlt werden. Drei Jahre und vier Monate führen diese Horden daraufhin gegen Karthago Krieg. Schluss: Hat man Kriegsvolk im Land, so nährt man eine Schlange am Busen. Q.: Leonardo Bruni, De bello Punico, Buch 2, S. 59  f. (Tatius Alpinus, XXXIIIv– XXXIIIIv). 4557 28. 11. 1554. Historia von dem beraubten kauffman Rinaldo (K./G. 2,284). 82 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2379. Vgl. 4548 = Ml. 4558 29.  11. 1554. Ain drostlich prophezey der stat Jerusalem (Örtel, Langer Ton). Q.: Sach 12. [verl.] 4559 1.  12. 1554. Pit umb vergebung der sünden, 25. Psalm (Regenbogen, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 218 = Ml. Vgl. 5529 = Sg.

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4560 3. 12. 1554. Die schlacht Johannis mit Cendebeo (Wolfram von Eschenbach, Langer Ton). Johannes Makkabäus schlägt Cendebäus. hie merck du Christlich Obrigkeit: Bete, und dann gebrauche alle Mittel gegen den Feind zum Schutz der Untertanen! Gott wird helfen. 1Makk 16,4–10. Vgl. KG 5530 = Sg. 4561 Dezember 1554. Jonatan mit Bachide (Schreier, Hohe Blühweise). Q.: 1Makk 9. [verl.] 4562 Dezember 1554. Lucas clerlich peschreibe … (Nunnenbeck, Langer Ton). [verl.] 4563 Dezember 1554. Ur zum Dölpelsperg (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 939). [verl.] 4564 8.  12. 1554. Der müler mit unserm hergott (Fleischer, Löwenweise; G./D.  6, Anh. Nr. 940 [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 940). Inh. wie KG 3098 = Ml. Vgl. 4936 = Sg. 4565 10. 12. 1554. Die feint nit gar ausroten (Ungelehrter, Langer Ton). Der Stamm Juda vertreibt die Kanaaniter bis auf Reste, die weiter im Land bleiben [der Text ist gerafft und in Vorbereitung der folgenden Allegorese stark auf Juda hin orientiert; Str. 1 und 2]. Allegorese: Christus (Juda) hat uns durch seinen Tod mit Gott versöhnt. Den Satan (Feinde) hat er geschwächt, doch ist die Sünde nicht ausgerottet. Täglich müssen wir gegen sie kämpfen, damit wir nicht geistlich dünkelhaft werden, sondern Gott allein die Ehre geben, der uns durch Christus errettet hat [Str. 3]. Q.: Ri 1,1–3.8.10.17–27.33.35. 4566  12. 1554. Der 146. Psalm (Schwartzenbach, Kleeweise). Inh. u. Q. wie KG 110 = Lied. Vgl. 358, 1793, 3788, 4218, 4394 = Mll. und 5569 = Sg. 4567  12. 1554. Dotkranck Hiskia lage … (Schwartzenbach, Paratweise). Inh. u. Q. wie KG 1332 = Ml., hier nur 38,1–8.10–14.20  f. Vgl. 6055 = Sg. Schluss: Ermahnung zum Beten. 4568 12. 12. 1554. Die zwölf gerstenbrot Elisae, aligoria (Vogel, Süßer Ton). Elisa speist hundert Mann mit zwanzig Broten. Dies ist eine „Figur“ Christi, der die Fünftausend speiste [Str. 1 und 2]. „Geistliche“ Deutung: das Brot bedeutet das Gesetz, die Speise unserer Väter, das ewige Verdammnis bringt; die Speisung durch Christus deutet auf die Speisung durch das Evangelium der Gnade. So viel euangelische lere man auch immer ausgibt, Gott gibt noch mehr; der Hunger der Sünde ist gestillt, und wir werden ewig mit Christus leben [Str. 3]. Q.: 2Kön 4,38.42–44; Joh 6. 4569 Dezember 1554. Warumb schneider pucklet gent (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 6, Nr. 941). [verl.] 4570 Dezember 1554. Weise, gerechte wider gotlos narren (Vogel, Gefangener Ton). Lob der Weisheit und Gerechtigkeit. Folgen von Gottlosigkeit und Torheit. Q.: Spr 15. Vgl. KG 5696 = Sg. 4571 18. 12. 1554. Die mordat des soldans (Stolle, Alment). Der älteste Sohn des Sultans von Hormus tötet seine Eltern und neun seiner zehn Brüder und macht sich selbst zum Sultan. Der jüngere Bruder rettet sich in einen Tempel. Der neue Sultan fürchtet zwei Hauptleute. Er geht zum einen mit Namen Mahomet und stachelt ihn gegen den anderen auf. Da der sich aber nicht beeinflussen lässt, geht er zum anderen und über­ redet ihn, Mahomet zu töten. Er willigt ein, doch Mahomet erkennt seine Absicht und stimmt ihn um. Der Hauptmann erstattet beim Sultan dennoch Vollzugsmeldung, wird aber von diesem sogleich erstochen. Darauf geht Mahomet in den Palast und tötet den Sultan. Das Volk will nun ihn zum Sultan machen, aber er sorgt dafür, dass



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der verbliebene Sohn nach Erbrecht Nachfolger wird. Q.: Ludovico de Varthema, Iti­ nerario 36r–37r (Herr, f iiijv–g ijr). 19. 12. 1554. Der lanzknecht mit dem esel (Regenbogen, Briefweise; G./D. 6, Nr. 941a [nur Incipit]; G./D. 6, Anh. Nr. 941a). Der Herr und St. Peter treffen einen Landsknecht, dem Petrus seine Pfennige abbettelt, zum Dank aber „Wunschwürfel“ schenkt, mit denen er sich am Abend Essen zaubert. Ein alter Mann kommt dazu und tauscht mit ihm einen Esel, der bei jedem Schlag auf den Schwanz einen Landsknecht verliert. Nach dem Tausch nimmt der Landsknecht dem Mann die Würfel mit Hilfe der so gewonnenen Landsknechte wieder ab. Er reist mit beiden Gaben an den Hof des Königs von Frankreich. Hört, was dort geschah! [Das folgende Lied brachte die Fort­ setzung, ist jedoch verloren. Der Inh. dürfte dem zweiten Teil des Sg. KG 5342 entspro­ chen haben]. Q.: Buch der kleinen Wahrheit 7 [Quellenfiktion]. Vgl. KG 5342 = Sg. Dezember 1554. Der künig aus Franckreiche … (Vogel, Hopfenweise). Inh. wie KG 5342 = Sg., 2. Hälfte. [verl.] Dezember 1554. Vil gemengter gueter ler (Schwarz, Vermahnter Ton). Inh. u. Q. wie KG 5842 = Sg. [verl.] Dezember 1554. Der getrew hund Ulissi (Harder, Süßer Ton). Q.: Homer Odyssee 17,290–325 (Schaidenreisser). Vgl. KG 4608 = Com. [verl.] Dezember 1554. Das grabtuch Penelope (Hilprant, Unbenannter Ton). Q.: Homer, Odyssee 2,85–110 (Schaidenreisser). Vgl. KG 4608 = Com. [verl.] 24. 12. 1554. Der 27. Psalm künig David, hilff gottes (Drabolt, Linder Ton). Inh. u. Q. wie KG 2090 = Ml. Vgl. 5577 = Sg. [verl.] 28. 12. 1554. Der 42. Psalm, wider schwürmer (Beckmesser, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 1974 = Ml. Vgl. 5573 = Sg. 28. 12. 1554. Der 57. Psalm, von gottes hilff (Folz, Passional). Inh. u. Q. wie KG 406 = Ml. Vgl. 6014 = Sg. 29.  12. 1554. Die zwo silbernen drometen (Kanzler, Langer Ton). Moses lässt auf Gottes Befehl zwei Trompeten machen. Einfaches Blasen der Trompeten ruft Israel zum Sammeln, starkes trometen aber zum Aufbruch [Str. 1 und 2]. Die Trompeten sind eine figur: Das schreckliche Gesetz weckt den Menschen aus seinen Sünden, das Evan­ gelium lockt ihn zu Gott. In Trübsal soll er sich an Gottes Wort halten, dann wacht der Heiland mit seiner Gnade über ihn [Str. 3]. Q.: 4Mose 10,1–10. Dezember 1554. Sanebalat der arglistig (Klieber, Langer Ton). Q.: Neh 6. [verl.] 30.  12. 1554. Lobgesang vor der gottesladen (Sachs, Überlanger Ton). Opfer und Feiern bei der Aufstellung der Bundeslade. Der erste Psalm, den David gedichtet hat, wird gesungen: Dank für die Auserwählung und Bewahrung Israels. Schluss: Zusam­ menfassung. Q.: 1Chr 16,1–36. 30. 12. 1554. Des puellers peicht (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 6, Nr.  942). Ein junger Mann beichtet einem Pfarrer, er habe es mit vielen Ehefrauen getrieben. Da er nie „ärschlings“ die Stiege herab“gegangen“ sei, sei diese Sünde auf Erden noch nicht abgebüßt. Eine Sünde belaste ihn besonders: Er habe das poes dinge oft im Stehen getan und ihm sei schwindlig dabei geworden. Der Pfarrer sagt ihm,

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dass die Sünde selbst ihre Buße veranlassen werde. Er werde Schmerzen im Rücken bekommen und an zwei Krücken gehen müssen wie der Pfarrer selbst. Er rät ihm zu heiraten, dann werde Gott ihn mit Ehre und Gut beschenken. Lit.: R. Hahn 1994, 490  f.

Mit dem folgenden Lied beendet Sachs MG 14 (verl.): 4584 31. 12. 1554. Zal und summ meiner gedicht (Sachs, Hohe Tagweise). Sechzigjährig beklagt Hans Sachs seine abnehmende Schöpferkraft. Er beschließt, mit dem Dichten aufzuhören. Im Traum erinnern ihn jedoch die Musen an seine Verpflichtung aus dem Jahr 1514 [Str. 1]. Doch er hat ihnen schon vierzig Jahre lang gedient: 3848 Meisterlie­ der in 244 Tönen stehen in 14 selbstgeschriebenen Büchern, schriftliche Historien, stampanei und Schwänke, philosophische und poetische Stücke; er hat 133 Comedi und 530 Sprüche, Gespräche und Lobgedichte gedichtet [Str. 2]. Dennoch gewähren die Musen ihrem dinstman nicht den Abschied. Hans Sachs erwacht. Das geschah in der Neujahrsnacht 1554/55 [Str. 3]. Lit.: U. Müller 1978.

1555 Mit dem folgenden Lied beginnt MG 15: 4585 1. 1. 1555. Der cristlichen kirchen ler Crewz|| vnd Selikeit 3 Caput: Apo: (Sachs, Überlanger Ton / Vogel, Überlanger Ton / Eislinger, Überlanger Ton). Johannes sieht den Thron Gottes. Die vierundzwanzig Ältesten beten Gott an, und die den Sinnbil­ dern der Evangelisten gleichenden vier Gestalten preisen den, der auf dem Thron sitzt. Schluss: Johannes zeigt hier die ganze Zahl der Lehrer des Christentums; die vierund­ zwanzig Ältesten bedeuten die Propheten und Patriarchen bzw. die Apostel, die vier Gestalten entsprechen den Evangelisten [Str. 1]. Johannes sieht eine Frau, die mit der Sonne bekleidet und von zwölf Sternen umgeben ist. Sie wird vom Drachen bedrängt, vor dem sie nach Geburt ihres Sohnes in die Wüste flieht. Der Engel Michael nimmt den Kampf mit dem Drachen auf. Dieser kann die Frau nicht vernichten. Schluss: Johannes offenbart, wie der Satan die Christenheit bedrängt [Str. 2]. Johannes sieht das neue Jerusalem und erfährt, dass Gott bei den Menschen wohnen wird. Er erhält den Auftrag, seine Visionen aufzuschreiben. Schluss: Gott wird seine Christenheit ver­ herrlichen und ihr neues Leben verleihen. Der Mensch soll Gott loben und ehren [Str. 3]. Q.: Offb 4; 12,1–16; 21,1–7. Vgl. zu Str. 1 KG 1494 (verl.) = Ml. und 5522 = Sg., zu Str. 2 1245 = Ml. und 5489 = Sg., zu Str. 3 2589 = Ml. 4586 3. 1. 1555. Das weinacht fest (Vogel, Vogelweise). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 5014, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Das geschah vor 1555 Jahren. 4587 6. 1. 1555. Das wachsliecht (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 943). Auf dem Weg zur Frühmesse lässt eine Magd im Kiefhabergäßlein einen „Haufen“ (waidhofer)



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fallen. Dabei entlässt sie auch einen Wurm. Später kommt eine Alte vorbei, sie hält den Wurm für ein Wachslicht und nimmt ihn mit in die Kirche. Dort hat sie große Mühe damit. Weil er schlecht brennt, beißt sie beide Enden ab. Erst beim Rückweg sieht sie an der gleichen Stelle auch den Kothaufen. Jetzt wird ihr alles klar, und sie ärgert sich gewaltig über dieses „Wachslicht“. 4588 10. 1. 1555. [E] Fabel mit dem frosch und den thierlein (K./G. 5,86; G./D. 1, Nr. 149). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3657 = Ml. Vgl. 6137 = Sg. 4589 12. 1. 1555. Das pritschen-gsang zw ainem künigs-mal (K./G. 23,61; G./D. 1, Nr. 150). 76 Vs. Der Sprecher sagt der Reihe nach König, Rat und Dienern, Hofmeister, Mar­ schall, Kammermeister, Sekretär, Silberschließer, Doktor, Jägermeister, Kredenzer, Vorschneider, Kellner, Koch und Narr, dass er sie pritschen müsse, weil sie nicht täten, was sie tun sollen, sondern etwas anderes, oder irgendwelche Fehlhandlungen begin­ gen; z.  B. schaue der Hofmeister nicht auf das Hofgesinde, sondern auf Frauenzimmer, und der Koch versalze die Suppe. Beschluss: Jeder soll dabei denken, das er dem küng zu aller zeit / guetwiliclich gen hoffe reit. Lit.: Baro 2011b, 188  f.

4590 16. 1. 1555. Drey guter nützlicher lehr eyner nachtigal (K./G. 4,290). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 579 = Ml., aber erheblich länger. Lit.: Rettelbach 2019, 312  f.

4591 24. 1. 1555. Das osterfest Aligoria (Vogel, Vogelweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4842, 5032 = Mll. und 1594 = Sg. Auslegung: Das Wort Gottes war durch menschliche Lehre und Gesetz verschlossen wie das Grab durch den Stein. Die christliche Gemeinde kommt zum Grab, um Christus zu salben. Sie findet den schwe­ ren Stein weggewälzt. Allein im Grab der Heiligen Schrift ist Christus zu suchen. Die Prediger werden dem Engel verglichen, denn sie verkünden, dass Christus lebt und dass wir ebenfalls auferstehen werden. 4592 25. 1. 1555. Die pegrebnus Cristi (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1052 = Ml. Vgl. 2617, 4274 = Mll. Schluss: Bitte an Christus, uns durch seine Aufer­ stehung aus Not, Trübsal, Leiden und Klagen zu erlösen. Weitere Q.: 2Mose 12,46; Sach 12,10. 4593 25. 1. 1555. Der fuechs mit dem hon (Eislinger, Maienweise; G./D. 6, Nr. 944). Inh. u. Q. wie KG 2956 = Ml. Schluss, zwei Lehren: Dünkel bringt Verderben, Geschwätzigkeit ist nachteilig. Sprichwort: Man verredet sich eher, als dass man sich mit der Hand vertut. 4594 26. 1. 1555. Der ungelaubig Thomas (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,19–31. Vgl. 210, 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Eigene Vernunft blendet uns. Nur durch unsere Sinne lassen wir uns überzeugen. Dadurch aber berau­ ben wir Gott seiner Ehre. 4595 26. 1. 1555. [E] Klag dreyer frawen uber ir hauß-mägd (K./G. 5,191; G./D. 1, Nr. 151). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3124 = Ml. Vgl. 3228 = Sg.

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4596 28. 1. 1555. Das Fischen petri (Folz, Strafweise). Inh. u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3253, 3508, 3983, 4275 = Mll. und 5471 = Sg. Schluss: Christus möge auch uns in diesem „Elend“ speisen und uns eine fröhliche Auferstehung schenken. 4597 29. 1. 1555. Die romerin Justina (Sighart, Pflugton). Inh. u. Q. wie KG 1714 = Ml. 4598 30. 1. 1555. Drey frag Cristi mit Petro (Lorenz, Blühweise). Inh. u. Q. wie KG 301 = Ml. Zwei Lehren: Man soll Gott loben und fest an ihn glauben. 4599 30. 1. 1555. Der zweyfflent Thomas (Endres, Lerchenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,24–31. Vgl. 210, 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Der Christ soll Mut zum Glauben haben, Gottes Wort bleibt ewig wahr. Alle unbegründeten Spitzfindigkeiten soll man lassen, man soll nur einfältig dem Wort glauben [Str. 3]. 4600 31. 1. 1555. Die zwen gen Emmahus (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4844, 5030, 5151 = Mll. 4601 1. 2. 1555. Das abentmal (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 111 = Ml. Vgl. 766, 3748, 3964, 5300 = Mll. Schluss: Christi Leib und Blut ist das Unterpfand unserer Selig­ keit. Weitere Q.: Sach 13,7; Mk 14,27. 4602 6. 2. 1555. Der heftelmacher-gesellen ordnung und gwonheit der gsellen-schenck (K./G. 23,64). 150 Vs. Der Dichter, der an einem Sonntagabend eine Gruppe von Heftel­ machern aus einer Schenke kommen sieht, fragt sie nach ihrem Handwerk und dann nach den Ritualen ihrer Innung, den Treffen, der Satzung usw. 4603 7. 2. 1555. Der abschid Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 305 = Ml. Vgl. 3979 = Ml. Schluss: Mensch, beweine deine Sünde, für sie leidet Jesus den bitteren Tod. Die ganze Schöpfung ist aus Mitleid betrübt. Sünder, bekehre dich, wenn du die Ruhe gewinnen willst, die Christus dir erworben hat! 4604 7. 2. 1555. Erscheinung und himelfart (Regenbogen, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 148 = Ml., aber hier nur 24,36–53. Vgl. 946, 1953, 2629 (verl.), 3252, 3513, 4641 = Mll. Schluss: Jesus möge uns nicht verlassen. Mit seinem Geist möge er in unsere Mitte treten, damit wir mit ihm leben. 4605 8. 2. 1555. Ein anfang auf ostern prophezey (Schmid, Hohe Gartweise). Bußpredigt des Propheten Hosea und Weissagung der Auferstehung Christi [Str. 1]. Auslegung: Ephraim ist der Menschheit zu vergleichen. Christus hat den Fluch und Zorn Gottes weggenommen. Der zur Rechten des Vaters sitzende Sohn sendet den Heiligen Geist zur Erleuchtung und zum Trost [Str. 2 und 3]. Q.: Hos 5,14  f.; 6,1  f. Vgl. KG 5029, 5148 = Mll. 4606 8. 2. 1555. Der zwayer maid nackater kampf (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 945). Ein alter Witwer entledigt sich zweier streitsüchtiger Mägde auf folgende Weise: Er setzt einen Kampf an, in dem sich die beiden nackt mit Ruten darum schlagen, welche er heiraten werde; heimlich feuert er jede besonders an. Dadurch kommt es, dass beide alle ihre Kräfte verausgaben und am Ende sein Haus verlassen. 4607 13. 2. 1555. Das Ebig leben Apocalipsis 22 Caput (Betz, Verschränkter Ton). Johannes sieht einen Wasserstrom, der vom Thron Gottes und des Lammes ausgeht, ferner wird ihm der Baum des Lebens offenbart. Es wird keine Nacht mehr sein, denn Gott wird



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seine Knechte erleuchten. Auslegung: Der Wasserstrom bedeutet Gottes Liebe, der Lebensbaum symbolisiert die Freude im Heiligen Geist, seine Blätter stehen für Gottes Wort. Kein Unreiner, nur die Knechte Gottes werden sein göttliches Wesen schauen. Gottes Name ist ihnen eingepflanzt. Den Knechten Gottes wird es ergehen wie Paulus, der von sich sagt, er sei entrückt gewesen und habe Unaussprechliches geschaut. Die Christen sollen Gott loben und ihm danken. Q.: Offb 22,1–5; 2Kor 12,4. 4608 20. 2. 1555. Comedi mit 14 personen, die irrfart Ulissi mit den werbern und seiner gemahel Penelope, und hat 7 actus (K./G. 12,342). 1615 Vs. Q.: Homer, Odyssee 1–4 und 13–23 (Schaidenreisser). Vgl. KG 3366 (verl.) = Ml. und 3412 = Sg., 4576 (verl.) = Ml., 972 = Ml. und 5099 = Sg., 4575 (verl.) = Ml. Inhalt: Thelemachus (Telemachos) mit Minerva bei Nestor und Menelaus, die er wegen seines Vaters befragt. Ulisses (Odysseus) nach der Heimkehr zunächst bei Eumeus (Eumaios), dann, von Minerva unkenntlich gemacht, auf seinem Hof bei den Freiern, die ihn schlecht behandeln. Bogenprobe und Tötung der Freier. Happy End mit Pene­ lope. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Thelemachus: klagt über des Vaters Abwe­ senheit, begrüßt einen Gast. 3. Dialog Thelemachus–Minerva: Sie sagt, Odysseus lebe, er solle zu Nestor und Menelaus fahren. Thelemachus sagt ihr alles über die Freier und Penelopes List. 4. Monolog Thelemachus: das muss Minerva gewesen sein! 5. Viergespräch Anthinous (Antinoos)–Eurimachus–Agelaus–Amphinimus (Amphi­ nomos): Sie werben unverdrossen weiter und treiben es mit 12 Mägden. II.  1. Monolog Nestor: froh über Heimkehr. 2. Dialog Ehrnholdt–Nestor: Thelema­ chus/Minerva gemeldet. 3. Dreigespräch Nestor–Thelemachus–Minerva: rät ihnen, zu Menelaus zu fahren, lädt sie zum Nachtmahl ein. 4. Monolog Menelaus: froh über Wiedergewinnung Helenas. 5. Dialog Ehrnholdt–Menelaus: Thelemachus/Minerva gemeldet. 6. Dreigespräch Thelemachus–Menelaus–Minerva: Thelemachus berichtet, Menelaus erzählt von seiner Irrfahrt und von Agamemnons Tod. Vom Meergott weiß er, dass Ulisses lebt. Abschied. III. 1. Viergespräch Freier: wollen Thelemachus töten. 2. Dialog Penelope–Euriclea (Eurykleia): hört vom Anschlag, jammert. 3. Monolog Ulisses: kommt von Pheacia (Phaiakien). 4. Dialog Minerva–Ulisses: Minerva wird ihn unkenntlich machen, schil­ dert die Lage in Itaca (Ithaka) und wird helfen. 5. Monolog Ulisses: will opfern gehen. IV. 1. Monolog Eumeus: schimpft über die Freier. 2. Dialog Ulisses–Eumeus: Ulisses verheißt Ulisses’ Rückkehr. 3. Dialog Eumeus–Thelemachus; Ulisses stumm: Eumeus soll Bettler bei sich behalten und Penelope Thelemachus’ Rückkehr melden. 4. Stumme Szene: Minerva winkt Ulisses zu sich, der in seiner Gestalt wiederkommt. 5. Dialog Thelemachus–Ulisses: Wiedererkennung. Bericht Ulisses, Thelemachus soll schweigen. V.  1. Dreigespräch Freier, Eurimachus stumm: Thelemachus ihnen entkommen. 2.  Penelope (mit Euriclea) zu Freiern: schimpft wegen Anschlag auf Thelemachus, Freier gehen, um am nächsten Tag wiederzukommen. 3. Dialog Penelope–Thele­

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machus: Ulisses kommt wieder. 4. Szene vier Freier–Thelemachus: fragen ihn nach Ergebnis seiner Erkundungen, wenden sich dann Mägden und Würfelspiel zu. 5. Eumeus und Ulisses dazu: Freier beschimpfen und misshandeln Ulisses. 6. Thele­ machus schickt Eumeus zu Penelope. 7. Dialog Ulisses–Thelemachus: Ulisses erzählt die Szene mit dem Hund. 8. Dreigespräch Penelope–Ulisses–Thelemachus: Ulisses kann belegen, dass er Ulisses sah, Thelemachus soll sich um Ulisses kümmern. VI. 1. Dialog Minerva–Ulisses; Thelemachus stumm: Minerva bringt den Bogen und gibt Anweisungen. 2. Dreigespräch Eumeus–Rinderhirt–Ulisses: versichert sich ihrer Treue, gibt sich zu erkennen. 3. Szene Ulisses–vier Freier: beschimpfen ihn. 4. The­ lemachus kommt dazu, bringt Bogen, eröffnet Bogenprobe-Wettbewerb. Streit mit Freiern; sie werden getötet. Hängen der Mägde angeordnet. VII. 1. Monolog Penelope: klagt, erzählt von Ulisses in ihrem Traum. 2. Dialog Euri­ clea–Penelope: Euriclea kündigt Ulisses an.  3. Dialog Penelope–Ulisses; Euriclea stumm: Bericht Penelope; Irrfahrtenerzählung des Ulisses. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) Penelope: Treue zum Mann. (2) Ulisses: weise handeln und zu Gott beten. (3) The­ lemachus: guter Sohn. (4) zwei Hirten: Treue zum Herrn. (5) Mägde: Treulosigkeit von Gott bestraft. (6) Freier: ebenfalls von Gott bestraft. Lit.: Holzberg 1995d; Bonfatti 2004, 265–269; A. Roth 2016, 303–306; Busch/Velten 2017.

4609 23. 2. 1555. Die drey rewter stueck Klaus Narren herzog Fridrichs (Klingsor, Schwar­ zer Ton; G./D. 6, Nr. 946). Herzog Friedrich gibt Klaus Narr ein Pferd. Einmal stellen Reitknechte neben dieses Pferd ein Füllen. Als Klaus Narr das bemerkt, schlägt er dem Pferd eine Mistgabel in die Seite, das Füllen verschont er mit der Begründung, es könne ja nichts dafür, wenn seine Mutter eine Hure sei [Str. 1]. Jedes Mal, wenn Klaus einen Maulesel von der Tränke heimreitet, ist dieser nicht mehr zu zügeln und läuft eiligst in den Stall. Einmal sperren Reitknechte den oberen Teil der Stalltür zu. Der Maulesel streift Klaus ab, so dass er einen Moment lang auf einem Stecken reitet. Als der Fürst von Torgau nach Dresden reitet, kommt Klaus Narr auf seinem Stecken nach. Der Weg ist äußerst beschwerlich, weil es viel geregnet hat. Bei der Ankunft in der Herberge in Dresden sagt Klaus: „Mir ist so, als wäre ich den ganzen Weg zu Fuß gelau­ fen, auf einem hölzernen Gaul komme ich nicht mehr!“ [Str. 2 und 3]. 4610 23. 2. 1555. Das 29 caput Ecechiel (Wild, Nasse Gesangweise). Hesekiel prophezeit, Gott werde Nebukadnezar für alle Mühe entschädigen; er wird Ägypten bekommen. Schluss: Gott selbst schickt die Tyrannen, um ein Volk zu strafen. Wer allezeit auf Gott vertraut, dem werden Gewalt, Gut und Ehre verliehen. Q.: Ez 29,17–21. 4611 25. 2. 1555. 3 ware wort ains jden weibs (Schiller, Hofton). Drei wahre Worte sagt eine Frau: Wenn sie früh aufsteht, sagt sie zu sich: „Wie bin ich so eine faule Hur!“ Würde der Mann oder ihre Nachbarin so etwas sagen, gäbe es Streit [Str. 1]. Geht sie im Sommer sonntags zur Kirche, hebt sie beim Überschreiten eines Baches ihren Rock vorn hoch und sagt: „Wie nass ist es da, man könnte gut rechen. Auf einer Wiese, durch die ein Bach fließt, ist es selten trocken“ [Str. 2]. Im Herbst, wenn sie durch den Kot zur Kindstaufe geht, hebt sie das Kleid hinten auf und sagt: „Wie ist es an dem Ort kotig und beschissen!“ [Str. 3].



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4612 27. 2. 1555. Der alt paur eberlein dildapp (Vogel, Rebenweise; G./D. 6, Nr. 947). Eber­ lein Dildapp, ein alter Bauer, liebt die junge Frau des Wirts Haincz Ackerdrapp. Bei einem Annäherungsversuch stößt die Wirtin den Eberlein die Stiege hinab und wirft ihm noch ein Holzscheit nach. Er jedoch legt das als Liebeszeichen aus. Seinen Nach­ barn Ulla Lapp bittet er um Fürsprache. Die Wirtin geht nun scheinbar auf sein Werben ein, um ihn zum Narren zu halten. Beim Ständchen hält Eberlein eine weiße Katze für die Wirtin, er schreit und springt vor dem Fenster. Sein Nachbar rät ihm dann, mit einem Zaubermittel die Liebe der Wirtin zu gewinnen. In einem Stadel kann Eberlein schließlich die Wirtin umarmen. Der Nachbar bringt Eberleins Frau herbei, die ihren Mann heftig verbläut. Eberlein verspricht, nicht mehr hinter anderen Frauen her zu sein. Zum Schluss beschimpft und schlägt Eberleins Frau auch den Nachbarn. So hat, frey aller ding, das Fastnachtspiel ein Ende. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,5, stark verändert. Vgl. KG 2635 = Ml. und 4272 = Fsp. Lit.: Dallapiazza 2012, 106.

4613 9. 3. 1555. Mose wolt gottes herrlikeit sehen (Wild, Gekrönter Ton). Moses bittet für das Volk; er will Gottes Herrlichkeit schauen [Str. 1 und 2]. Das ist eine schöne figur dafür, dass der Mensch in seinem jetzigen Zustand Gottes Herrlichkeit nicht sehen kann. Doch Gott stellt uns, wie einst Moses, auf den Felsen, das Herz Gottes. Im Glauben nimmt er uns durch sein Erbarmen an. Nach unserem Tod wird er den Leib „klarifizieren“, wir werden ihn dann schauen und preisen. Gott bereitet den Seinen durch Jesus Christus himmlische Freude [Str. 3]. Q.: 2Mose 33,11–23. Vgl. KG 3355 = Ml. 4614 11. 3. 1555. Der eyffrent prophet Elia (Wild, Wilder Ton). Inh. u. Q. wie KG 957 = Ml. Vgl. 3726 = Ml. Schluss: Gott möge die Seinen in starkem Glauben erhalten. 4615 13. 3. 1555. Die pewrin mit dem wolff (Stolle, Blutton; G./D. 6, Nr. 948). Ein Bauer in Schnepffenreuth will neun Käse zum Markt bringen. Als ihm aber ein Wolf begegnet, wird er furchtsam und eilt heim. Da übernimmt seine Frau den Auftrag. Auch ihr begegnet der Wolf, der von ihr einen Käse fordert. Da macht die Bäuerin dem Wolf zur Bedingung, er müsse sich vorher dreimal im Kreise drehen. Währenddessen hebt die Frau ihren Rock hoch und lässt den Wolf, als er fertig ist, das bloße Hinterteil sehen. Der hält es für das Gesicht eines bärtigen Männchens und fragt es nach der Bäuerin. Der Wolf erfährt, dass sie bereits weitergegangen sei. 4616 13.  3. 1555. Der petler am hundz graben (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D.  6, Nr.  949). Ein Bettler bittet im Winter am Hundsgraben um Almosen. Auf seinem Esel hat er in zwei Körben seine sechs Kinder untergebracht. Da ruft ihm eine Frau zu, er solle sich vor Glatteis hüten und „sich aufs Raue halten“; sie meint, er würde besser auf der Fahrspur (fuerstras) gehen. Der Bettler entgegnet, sich lange genug „auf das Raue gehalten zu haben“, so dass er nun, mit Kindern beladen, neben dem Schaden auch noch den Spott einstecken müsse. 4617 14. 3. 1555. Simson ein Figur der vrstent Cristi (Frauenlob, Würgendrüssel). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 255 = Ml. Auslegung: Samson ist eine figur für Jesus Christus, der vom Volk Israel, das mit Delila verglichen wird, den Heiden, die den Philistern entsprechen, aus­ geliefert wird. Das Einstürzen des Gebäudes wird auf Christi Auferstehung aus dem

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Grab gedeutet. Gott ist gewaltig, er widersteht all seinen Feinden, insbesondere straft er die Juden. Bei ihnen nahmen Herrschaft und Priestertum ein Ende. Zu unserer Zeit erscheint Gottes Kraft noch häufiger. Ihm sei Lob, Preis und Ehre [Str. 2 und 3]. 14. 3. 1555. Der künig rechet mit sein Knechten (Folz, Freier Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 165 = Ml. Vgl. 4863 = Ml. und 5266 = Sg. Auslegung: Der Christ muss immer verzeihen. Christus ist unser exemplar, denn er bat für seine Feinde. Gottvater hat uns alle Schuld vergeben. An der Liebe erkennt man in uns die Kraft des Geistes [Str. 3]. 15. 3. 1555. Die drey weltstüeck (Nachtigall, Geteilter Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 4515 = Ml., aber hier nur 2,15–17. Fleischeslust, Geiz und Dünkel sind die Laster der Welt [Str. 2]. Wer nach dem Wort Gottes lebt und Fleisch und Blut im Zaum hält, der spottet der Wollust dieser Welt und wird ewig mit Gott leben [Str. 3]. 15. 3. 1555. Das weiber nemen (Hilprant, Hohe Morgenweise). Samson nimmt sich eine Frau aus dem Volk der Philister [Str. 1 und 2]. Glos: Kinder sollen bei ihrer Heirat dem Rat der Eltern folgen, damit die Ehe nicht schmachvoll endet [Str. 3]. Q.: Ri 14. Vgl. KG 948 + 2183, 5017 = Ml. und 4834 = Trag. 16.  3. 1555. Der vol schuester (Muskatblut, Langer Hofton; G./D.  6, Nr.  950). Der Schuster Urla Dol in Augsburg ist fast jeden Tag betrunken. Als er einmal während der Fastenzeit nach Hause schwankt, will er auf dem Weinmarkt am Brunnen sein Wasser lassen. Da das Wasser des Brunnens ständig weiterrauscht, glaubt er, immer weiter zu urinieren, und er hat Angst, schließlich zu erfrieren [Str. 1]. Auf dem Perlach hält er einen Kothaufen für seine verlorene Kopfbedeckung und setzt ihn auf [Str. 2]. Schließ­ lich kommt es zu einer Rauferei mit einem weißen Hund, den der Schuster für einen Bäckergesellen ansieht. Schluss: Eine solche besoffene Sau soll man ins Narrenhaus schicken [Str. 3]. Q.: Hans Folz, Reimpaarsprüche Nr. 30 für Str. 1. 16. 3. 1555. Die niderlag des Fuersten Holophernis (Fleischer, Löwenweise). Inh. u. Q. wie KG 217 = Ml. Vgl. 334 (Str. 3), 4129 = Mll., 610 = Sg. und 3526 = Com. Schluss: Hofft ein Volk auf Gott, dann hilft er ihm auch. Sein Arm ist mächtig. Gott vernichtet den starken Feind. 18. 3. 1555. Das gros starck thier der antichrist (Hilprant, Drachenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 2820 = Ml. Vgl. 1224 = Sg. Auslegung: Das Papsttum ist das starke Tier, der Antichrist. Vom Kaiser erhält es das Regiment, es lästert jedoch Gott. Das Papsttum verbreitet falsche Lehren und martert die Heiligen. Der jetzt auf Erden regie­ rende Antichrist wird getötet werden [Str. 3]. 18.  3. 1555. Die schlang im paradies (Hilprant, Schlangenweise; Klesatschke/ Brunner 1993, 3–5; Kugler 2000, 546  f.; Kugler 2003, 32–34). Der Sündenfall. Schluss: Seit dem Sündenfall ist der Mensch verdorben, erst durch den Kreuzestod Christi hat er Gottes Gnade erworben. Q.: 1Mose 3,1–7. Vgl. KG 989 = Ml., 1581, 6128 = Sgg. und 2921 = Trag. Lit.: Kugler 2000, 545–548 (548: „[…] ist das Strophenschema bis ins Detail dafür genutzt, den vorge­ gebenen Bibeltext gleichsam zu dekonstruieren und im selben Zug zu rekonstruieren. Die Textvorlage wird neu vermessen und neu gegliedert und proportioniert. Binnenbezüge werden bemerkbar, Ver­ weiszusammenhänge werden hergestellt […] diese Art der Rezeption ist keine bloß nehmende Lektüre,



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sie ist auch kein Repetieren des Bibeltextes in Versform. Es ist vielmehr eine produktive Rezeption, eine eingreifende Lektüre, die sich am Lesetext abarbeitet, indem sie ihn umarbeitet. Sie unterliegt dem Zugriff einer Poetik, die in entscheidendem Maße  – und das ist das eigentlich Wichtige und Bemerkenswerte – quantifizierende Mittel einsetzt, um Qualitäten kenntlich zu machen.“); Kugler 2003, 31–34.

4625 19. 3. 1555. Der gros trach zu Babel (Hilprant, Drachenweise). Inh. u. Q. wie KG 458 = Ml. Vgl. 824, 2056, 5074 = Com. und 5540 = Sg. Sprichwort: Untreue trifft ihren Herrn. 4626 19. 3. 1555. Die vnschuldig kewsch Suesanna (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 329 = Ml. Vgl. 1191 = Ml. und 5532, 5888 (verl.) = Sgg. Schluss: Gott errettet die Unschul­ digen. 4627 20. 3. 1555. Simson mit den Fuchsen Aligoria (Müller, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 2394 = Ml. Vgl. 201 = Ml., 5479 = Sg. und 4834 = Trag. Auslegung: Samson bedeutet Gottvater, er ist uns, den einstigen Heiden, angetraut. Sein Schwiegervater steht für die Vernunft, die leicht irrt und uns vom Bund mit Gott wegführt. Die Füchse bedeuten die Schwärmer und Ketzer, die verderben, was Gottes Wort gebaut hat. So bricht Gottes Zorn an, der uns noch heute plagt [Str. 3]. 4628 20. 3. 1555. Die drey unglueckhaftigen dieb (Heid, Kälberweise). In Theben bricht eine Diebesbande bei einem Geldwechsler ein. Einer der Diebe klemmt sich jedoch am Schloss ein. Der Wechsler hört den Lärm, schleicht hinzu und nagelt eine Hand des Diebes fest. Danach will er seinen Nachbarn rufen. Die Diebe hauen ihrem Genossen die Hand ab und schleppen ihn weg. Der Verwundete ersticht sich mit einem Schwert. Die anderen Diebe werfen den Leichnam ins Meer und brechen nun bei einer Witwe ein. Der eine wirft Kleider und Hausrat aus dem Fenster, die anderen sammeln die Ware ein. Da erwacht die Witwe. Sie redet dem Dieb zu, doch nicht alles in den Hof eines Mannes zu werfen, der sowieso schon reich sei. Der Dieb will das überprüfen und steigt aufs Fenster. Die Witwe stürzt ihn hinunter. Der Rest der Bande will einen Bürger bestehlen, der mit wilden Tieren Spiele aufführen will. Dazu nähen sie einen ihrer Gesellen in ein Bärenfell und verkaufen ihn an den Bürger. Der „diebische“ Bär öffnet nachts das Hoftor, um seine Gefährten einzulassen. Das Hausgesinde erwacht aber und ersticht den Bären. Die Diebe müssen alles zurückgeben. Q.: Apuleius, Meta­ morphosen 4,9–21 (Sieder). 4629 21. 3. 1555. Die drey art ains pfaben (Ottendorfer, Hohe Jünglingweise). Der Pfau ist die figur eines Frauenverführers. So wie der Pfau schön und reich geziert ist, so schmückt sich auch der Frauenverführer, um zu gefallen [Str. 1]. Die Stimme des Pfaus, eines Teufels Stimme, gleicht der des Frauenverführers. Nachts schreit dieser „ka, ja, ja“ wie eine Nachteule. Durch Lüge und List macht er sich die Schöne gefügig [Str. 2]. Der Frauenverführer geht genauso einher wie der Pfau. Er schleicht und horcht und ist immer in Sorge, entdeckt zu werden [Str. 3]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,20 (Eppendorf) für Str. 1; Konrad von Megenberg, Buch der Natur III B 57, S. 212–215 P. für Str. 2 und 3. Vgl. KG 5483 = Sg. 4630 21. 3. 1555. Die kinder gotes und kinder des dewfels (Zorn, Verhohlener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 2655 = Ml. Vgl. 5821 = Sg. Auslegung: Der Christ soll tugend­

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haft wie ein frommes, gläubiges Kind leben. Wer aber der Welt lebt, ohne Reue und Buße, der ist aus dem Teufel und erbt den ewigen Tod. Tut Buße, um mit Gott ewig zu leben [Str. 3]. 26. 3. 1555. Die Hester mit haman Aligoria (Vogel, Schwarzer Ton). Esther wird Ahas­ veros’ Frau. Haman versucht vergeblich, gegen die Juden zu intrigieren [Str. 1 und 2]. Allegorese: Ahasveros bedeutet Gott, die vertriebene Königin Vasthi die ungehorsa­ men Juden, die von Gott ganz vernichtet werden. Mardochai wird mit Christus vergli­ chen und Esther mit der Christenheit; denn wie Mardochai die Esther, so beschützt Christus die Christenheit. Haman wird dem Satan gleichgesetzt, der uns täglich zu verführen sucht, wenn Fleisch und Blut dem Geist widerstreiten. Gott aber erhört das Gebet der Christen und begnadigt sie um Christi willen [Str. 3]. Q.: Esth. Vgl. KG 748, 5391 = Com. und 1337, 4498 = Mll. 27.  3. 1555. Das pfingst fest (Vogel, Vogelweise). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 5041, 5174, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 4. 4. 1555. Die drey mender im feuer ofen (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 408 = Ml. Vgl. 5074 = Com. Schluss: Wer sich an Gottes Wort hält, dem hilft er in der Not. 5. 4. 1555. Das krumb Frewlein Aligoria (Frauenlob, Blühender Ton). Inh. u. Q. wie KG 479 = Ml. Vgl. 4688 = Ml. und 5255 = Sg. Auslegung: Das Weib bedeutet die Seele, die Christus durch sein Wort tröstet. Wer fromm ist, richtet sich auf das Himmlische aus, er „krümmt“ sich nicht dem Irdischen zu. 6. 4. 1555. Die schlacht der Ephraiter (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 2365 = Ml. Schluss: Gott lässt den zugrunde gehen, der an note Krieg führt; wer billich mit ehren Krieg führt, siegt schließlich mit Gottes Hilfe. Lit.: Rettelbach 2002, 661.

4636 8. 4. 1555. Ein gancze Equiuoca (Marner, Hofton). Unglückliche Erlebnisse des Dich­ ters beim Vogelstellen [Str. 1] und beim Fischfang [Str. 2]. Schließlich wird er auch noch bei Ausübung seines Handwerks von einem Skorpion gestochen [Str. 3]. Im ganzen Lied äquivoke Reime. 4637 9. 4. 1555. Der öllkrug (Vogel, Schallweise). Inh. u. Q. wie KG 962 = Ml. Vgl. 5019 = Com. Schluss: So gibt Gott denen, die nach seinem Wort fragen. 4638 9. 4. 1555. Die vnverschampten schwenck (Mügling, Hofton; G./D. 6, Nr. 951). Am guten Montag benehmen sich Zechbrüder recht unflätig. Einer entblößt seinen Hintern, den „Spiegel“, er lässt seine „Schellen“ hängen, zeigt den Frauen seinen vogel polcz und scheißt schließlich in einen Krug. Über solch grobe Possen lachen zwar diejenigen, die sewisch leben, sie ruinieren aber den Ruf eines Mannes. Sprich­ wort: Zucht steht Jung und Alt gut an. 4639 9. 4. 1555. Das ent Absaloms (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 314 = Ml. Vgl. 2391 = Ml. und 3693 = Trag. 4640 10. 4. 1555. Die figur auf das pfingstfest (Nunnenbeck, Goldene Schlagweise). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 398 = Ml. Vgl. 2704, 3107, 3807, 4017 = Mll. Die Erzählung ist eine figur für die Aussendung des Heiligen Geistes durch Jesus Christus. Am Pfingstfest



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geschah ein großes Wunder [Str. 2]. Die Apostel verkündeten das Evangelium auf der ganzen Erde. Wer Gottes Wort glaubt, dem wird auf verborgene Weise sein Geist gegeben, und er wird das ewige Leben haben [Str. 3]. 10. 4. 1555. Die himelfart Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 148 = Ml., aber hier nur 24,44–53. Vgl. 946, 1953, 2629 (verl.), 3252, 3513, 4604 = Mll. Schluss: Bitte um Heiligen Geist. Die Gläubigen sollen an Gottes Wort festhalten und sich weder von Tyrannen noch vom Satan davon abbringen lassen. 10. 4. 1555. Der eprecher und hurnkinder straff (Marner, Goldener Ton). Die Strafe der Gottlosen, besonders derjenigen, die uneheliche Kinder zeugen. Q.: Weish 3,10– 13.17–19; 4,3. 6. 11. 4. 1555. 3 gesicht Amos des propheten (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 2276 = Ml. Schluss: Wenn ein Volk nicht Buße tut, wird Gott es schrecklich strafen. 11. 4. 1555. Figur der gepurt und priestertums Cristi (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 513 = Ml. Vgl. 3695 = Ml. Er ist eine figur für Christus, der uns mit Gottes Zorn versöhnt hat. Auf übernatürliche Weise hat der „dürre Stab“ Maria Jesus geboren. Er ist unser Hohepriester geworden. Er verkündet das Evangelium und ermahnt zur Buße. In Gehorsam hat er sich geopfert, wurde unser Heiland und sitzt zur Rechten Gottes. Durch seinen Geist stärkt und tröstet er uns, bis wir ewig mit ihm leben [Str. 2 und 3). 11. 4. 1555. Die viererley jünger Cristi (Pfalz von Straßburg, Rohrweise). Jesus wird von Judas durch einen Kuss verraten. Alle Jünger fliehen. Nur Johannes bleibt bei Jesus [Str. 1]. Demgemäß gibt es vielerlei Christen. Die einen suchen nur ihren Vorteil; sie sind Heuchler und meutern insgeheim gegen die Gemeinde. Die anderen wollen mit dem Schwert dreinschlagen. Sie sind nicht bereit, das Kreuz zu tragen, am Ende verleugnen sie den Herrn. Andere wiederum sind Christen, solange sie Glück und Frieden haben, trifft sie aber Kreuz und Verfolgung, so fliehen sie. Die wahrhaft Gläu­ bigen jedoch bleiben beständig. Sie wagen Leib und Leben für das Evangelium. Chris­ tus möge uns im Glauben stärken [Str. 2 und 3]. Q.: Mt 26,47–56. Vgl. KG 5315 = Sg. 13.  4. 1555. Die 2 traumb Joseph (Nachtigall, Geteilter Ton). Josephs Träume von seiner künftigen Vorrangstellung. Schluss: Als die Brüder Josephs ihm in Ägypten demütig zu Füßen fielen, bewahrheiteten sich diese Träume. Durch Joseph ist unser Herr Christus figuriert. Q.: 1Mose 37,1–11. Vgl. KG 1315, 1599, 4270 = Mll. 13. 4. 1555. Das glanzent angsicht mosis (Schwartzenbach, Grauer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1700 = Ml. Die Geschichte ist eine schöne figur: Als das Gesetz den Menschen gegeben wurde und es noch rein, geistlich und heilig war, da konnte der Mensch sein Licht nicht ertragen, denn seine Natur ist durch Adams Sündenfall verderbt. Der Mensch war zur Hölle verdammt, bis Christus zur Buße aufrief und seine Gnade zeigte. Die Gnade wird dem Tuch verglichen, mit dem Mose sein Angesicht bedeckte, damit es den Kindern Israel nicht zu hell war. 16. 4. 1555. Der 95 psalm kunig Davits (Schwartzenbach, Maienblumweise). Inh. u. Q. wie KG 843 = Ml. Vgl. 844 = Sg. Schluss: Wir sollen uns nicht Gottes Fluch zuziehen, vielmehr sollen wir seinem Wort einfältig glauben.

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4649 16. 4. 1555. Der jünger wal (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 611 = Ml. Vgl. 3543, 4874, 5037 = Mll. Schluss: Christus möge auch heute seiner Christenheit Männer geben, die nur das reine Evangelium verkünden, damit wir einst ewig mit ihm leben. Weitere Q.: Ps 69,26; 109,8. 4650 17. 4. 1555. Der verdoret feigen paumb (Vogel, Lilienweise). Der verdorrte Feigen­ baum. Die Kraft des Glaubens. Auslegung: Der Feigenbaum bedeutet diejenigen, die von Gottes Wort ständig reden – das wird durch die grünen Blätter angedeutet. In der Gemeinde lassen sie es aber an Werken der Liebe fehlen. Christus kann bewirken, dass unsere Werke Frucht tragen. Er möge uns seinen Geist verleihen. Q.: Mk 11,12–14.21–23. Vgl. KG 4906 = Ml. 4651 18. 4. 1555. Der lam man im thempel (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 156 = Ml. Vgl. 246, 306 = Mll. 4652 18. 4. 1555. Ein wunder selzam geschicht (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 952). Eine wahre Geschichte, bei der Ort und Personen nicht genannt werden: Nachdem ein Meister gestorben ist, verstehen sich Witwe und Geselle recht gut miteinander. Sie betreuen weiterhin die Werkstatt. Da aber Stroh, das nahe beim Feuer liegt, leicht Feuer fängt, verlieben sich die beiden. Schließlich wird die Witwe schwanger. Ihr Zustand lässt sich einige Zeit verheimlichen, doch dann bestellt sie auf den Rat ihrer Verwandten die Hochzeit. Niederkunft und Kindstaufe fallen zusammen. Die Männer schlemmen im Wirtshaus, die Frauen am Wochenbett. 4653 19. 4. 1555. Dreyerley werk des heilligen geist (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 310 = Ml. Vgl. 2688, 3561, 4873, 5035 = Mll. und 5494 = Sg. Schluss: Bitte um diese Gaben des Heiligen Geistes, damit wir bestehen in Glauben, Hoffnung und Liebe [Str. 3]. 4654 19. 4. 1555. Die drey paurn dochter (Harder, Süßer Ton; G./D. 6, Nr. 953). Drei Bauern­ mädchen haben Sprachfehler, sind aber geschwätzig. Ihre Mutter befiehlt ihnen, als ein in Aussicht genommener Freier kommt, zu schweigen. Als allerdings der Faden am Spinnrad reißt, können sie ihre Zungen nicht mehr zurückhalten. [Die Sprachfehler werden nachgeahmt.] Aus dem Heiratsplan wird nichts [Str. 1 und 2]. Epimythium: Gerade wer im Sprechen ungelenk ist, will immerzu reden, obwohl es ihm nicht gut ansteht. Zu vergleichen ist ein Sänger, der keine stim lieblicher melodey hat, aber doch immer singen will. Sobald die Zuhörer ihn hören, fliehen sie. An seinem Gesang hat man keine Freude [Str. 3]. 4655 20. 4. 1555. Der schuelzettel zw Nürnberg Des maistergesangs (Sachs, Bewährter Ton). Wenn einer beim Meistergesang des Gesangs Krone gewinnen will, so soll er wissen, was man in Nürnberg als „Unkunst“ ansieht, und wie die Ordnung der schuel und Zeche ist. Es folgen die Regeln der Schulordnung und Tabulatur wie im Nürnber­ ger Schulzettel aus dem Jahre 1540, z.  B.: Es darf keine „falsche Meinung“ entgegen der Bibel gesungen werden; ein Meisterton darf nicht verändert werden; falsches Latein, „blinde Meinung“, halbe Worte, Equivoca u.  a. müssen unterbleiben. Im „Hauptsingen“ soll man nur Texte aus der Bibel singen. Wer die schuelkron gewonnen hat, soll bei der nächsten Schule Merker sein. Vor jeder schuelzech ist zuerst der Zech­



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zettel vorzulesen. Am Sankt Thomastag soll alljährlich Abrechnung gehalten werden. Alle drei Wochen soll man den Meistergesang pflegen. Lit.: Rettelbach 2019, 176.

4656 20. 4. 1555. Sendung des H. gaist auf 12 Jünger (Schrot, Schrotweise). Inh. u. Q. wie KG 460 = Ml., hier 19,1–12. Vgl. 3100, 4869, 5169, 5318 = Mll. Schluss: Der Heilige Geist möge in uns die Werke der Liebe entzünden. 4657 22. 4. 1555. Der tirann Abimelech (Heid, Kälberweise). Inh. u. Q. wie KG 402 = Ml., aber hier nur 9,1–6 (dazu 8,28–35). Schluss: Ein Fürst, der blutig tyrannisiert, wird letztlich doch seine Herrschaft verlieren. 4658 22. 4. 1555. David erlegt Goliath (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 688 = Ml., aber hier 17,12–54. Schluss: Auf diese Weise wurde das Volk Israel von den Feinden erlöst. Vgl. KG 5078 = Trag. 4659 22. 4. 1555. Simon der Zauberer (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 1082, 5040 = Mll. Schlussbitte: Der Heilige Geist möge die Beständigkeit im Glauben mehren. 4660 23. 4. 1555. Die rais pauli in macedonia (Vogel, Gefangener Ton). Timotheus gesellt sich zu Paulus. Beide besuchen die Gemeinden in Kleinasien. In der Troas wird Paulus durch einen Traum aufgefordert, nach Makedonien zu ziehen. So kommen beide nach Philippi, wo sie die Krämerin Lydia bekehren. Q.: Apg 16,3–15. Vgl. KG 2311 (verl.) = Ml. 4661 23. 4. 1555. Der prophet Agabos (Endres, Hirschenweise). Inh. u. Q. wie KG 2015 = Ml. 4662 23. 4. 1555. Das murret volck beim hader waser (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 917 = Ml., dazu 20,22–29 (Aarons Tod auf dem Berge Hor). Vgl. 3948, 5000 = Mll. und 5252 = Sg. Schluss: Wir sollen niemals an Gott verzweifeln! 4663 24. 4. 1555. Das muret volck ob dem lant Canaan (Fleischer, Löwenweise). Inh. u. Q. wie KG 3785 = Ml. Vgl. 5521 = Sg. Schluss: Gott kann man keine größere Ehre erweisen, als dadurch, dass man an ihn glaubt. 4664 24. 4. 1555. Matheus der Zolner (Regenbogen, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3317 = Ml. Vgl. 1836 (verl.) = Ml. und 5275 = Sg. Schluss: Gott verlangt von uns nur Buße, Glauben und Liebe. Weitere Q.: Jes 6,6. 4665 24. 4. 1555. Petrus mit dem zinstgroschen (Frauenlob, Grundweise). Inh. u. Q. wie KG 1075 = Ml. Schluss: Jeder Christ soll aus Liebe der Obrigkeit geben, selbst wenn die Steuer nicht gerecht ist. 4666 25. 4. 1555. Das ungestuem mer Aligoria (Drabolt, Goldene Tagweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 252 = Ml. Vgl. 2100 = Ml. Gaistling sin: In diesem Jammertal sind wir von Teufel und Anfechtung so umgeben, dass wir nahezu darin versinken, doch der Heiland kommt durch sein Wort und bietet uns seine gnädige Hand, so dass wir getröstet werden. Daher sollen wir nicht verzagen, denn seine Güte erfreut uns in Ewigkeit [Str. 3]. 4667 25. 4. 1555. Zwo verfolgung pauli (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 3549 + 470 = Mll. Vgl. 5175 = Ml. 4668 26. 4. 1555. Kaiser Carus und Numerianus sein sun (Frauenlob, Vergessener Ton). Kaiser Carus besiegt die Perser und die aufrührerischen Polacken. Doch er wird vom Blitz erschlagen. Ihm folgt sein Sohn Numerianus. Er ist Heide. Als er einmal einen

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christlichen Gottesdienst besuchen will, verwehrt es ihm Bischof Cyrillus. Der Kaiser ersticht den Bischof, erblindet jedoch zur Strafe. Ein Verwandter, Aper Arrius, bringt ihn um. Die Soldaten erschlagen den Mörder jedoch, nachdem er sich zu seiner Tat bekannt hat. Schluss: Wenn jetzt in Deutschland Krieg, Aufruhr, Mord und Untreue herrschen, so ist das nichts Neues. 26. 4. 1555. Der glücklich und listig kaiser Justinus (Buchner, Feuerweise). Bis zum sechzehnten Lebensjahr ist der spätere Kaiser Justin Schweine- und Ochsenhirt und gehört einem Holzfäller. Später zeichnet er sich als Soldat aus und wird Hauptmann. Als Kaiser Anastasius stirbt, will ihm Amantius nachfolgen. Er vertraut Justin Geld an, damit dieser es unter die Soldaten verteile. Justin jedoch verteilt das Geld in seinem eigenen Namen und wird deshalb zum Kaiser gewählt. Bevor sich Amantius rächen kann, lässt ihn Justin ermorden. Justin vertreibt die Arianer aus Konstantinopel. 29. 4. 1555. Künig Saul mit dem satan pesessen (Endres, Lerchenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1699 = Ml. Allegorese: Saul gleicht einem Sünder, der durch das Wort Gottes und Christi Tod getröstet wird [Str. 3]. 29.  4. 1555. Der kaiser Valentinianus (Frauenlob, Zugweise). Valentinianus, Sohn eines Seilers und Hauptmann des Kaisers Julian, ist heimlich Christ. Einen heidni­ schen „Pfaffen“, der Valentinianus zum Opfer nötigt, schlägt er ins Gesicht. Nach dem Tod des Kaisers Julian wird Valentinianus im Jahr 367 [!] in Nizäa von den Soldaten zum Kaiser gewählt. Er besiegt die Sachsen und Schwaben und überwindet Burgund. Keine Übeltäter duldet er um sich, der Habgier ist er feind. Doch er ist unkeusch, denn er hat zwei Frauen. Durch ein kaiserliches Gesetz erlaubt er die Bigamie, damit die Christen an Zahl zunehmen. Auch führt er ein Leben in Schlemmerei, so dass ihn Gottes Gewalt erfasst, als er gegen die Polen Krieg führen will. Nach zwölf Regierungs­ jahren stirbt der Kaiser. Er hinterlässt zwei Söhne, Valentinianus und Gratian. Beide werden nach dem Vater Kaiser, sie werden jedoch bald erschlagen. So unbeständig ist das Glück. Vgl. KG 5686 = Sg. 30. 4. 1555. Cristus trib ein dewfel aus (Endres, Verschiedener Ton). Jesus heilt in Kapernaum einen Besessenen. Schluss: Hier muss man fragen, warum Jesus dem Besessenen Schweigen gebot, obwohl der Satan die Wahrheit sagte und Christus als Gottes Sohn bezeichnete. Man soll keinem Teufel zuhören, auch wenn er die Wahrheit sagt. Der Teufel ist der Vater der Lüge, seine Wahrheit bringt keine Frucht. Er spricht die Wahrheit nur, um uns zu betäuben. Alle Ketzer und falschen Propheten schmü­ cken ihren Irrtum mit Gottes Wort. Aber Gottes Wort ist schlicht und einfältig. Es erhält und stärkt uns. Q.: Mk 1,21–28. 1. 5. 1555. Dewffl will nit allein schwarz sein (Eislinger, Maienweise; G./D. 6, Nr. 954). In einer Mainacht denkt der Dichter darüber nach, woher die Verleumdung kommt. Im Traum erfährt er: Der Teufel schleicht die Menschen von hinten an, streicht sie kohlschwarz an und freut sich darüber, dass er dann nicht mehr alleine schwarz ist. Schluss: Wer unehrenhaft geworden ist, versucht anderen Menschen „Schellen“ anzuhängen. Weil er nicht alleine schwarz sein will, verwundet er andere hinterrücks. Gutes zu reden ist dem Unehrenhaften zuwider.



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4674 6. 5. 1555. Dina Jacobs dochter Aligoria (Betz, Geflochtener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 222 = Ml. Vgl. 5286 = Sg. Auslegung: Gott entspricht Jakob, Dina der „christ­ lichen Zunft“, die mit Vernunft im Wort grübelt und dabei vom Satan überrascht wird, der die Christen durch menschliche Liebe schändet, bis schließlich Levi und Simeon, d.  h. die christlichen Prediger, den Teufel überwinden [Str. 3]. 4675 7. 5. 1555. Die thamar Absalom schwester Aligoria (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 326 = Ml. Vgl. außerdem 4714 = Ml. und 4905 = Trag. Auslegung: David bedeutet Gott, Thamar die christliche Gemeinde, Amnon den Satan. Der Satan stellt heimlich der christlichen Gemeinde nach, um sie in die Irre zu führen. Doch Gott erbarmt sich, er sendet sein Wort, das hier mit Absalom verglichen wird. Der Satan unterliegt. Durch das Wort Gottes werden alle falschen Propheten und „Sekten“ aus der Gemeinde verjagt. Die Gemeinde dankt Gott und bleibt in seinem Haus [Str. 3]. 4676 11.  5. 1555. Der liebhabent leander vnd fraw Ero (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1092 = Ml. und 1093 = Sg. Schluss jetzt: In Not und Tod stand­ hafte Liebe verdient Lob und Ehre. 4677 13. 5. 1555. Der 77 psalm Ein drost in anfechtung (Folz, Schrankweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 799 = Ml. Vgl. 5485, 5536 = Sgg. Auslegung: Wenn man meint, an Gott verzagen zu müssen, dann soll man bedenken, dass nur das eigene Gemüt schwach, „blöd“ und verzagt ist. Stellt man sich die Wunder Gottes vor Augen, so erkennt man, dass er einem aus der Not helfen wird, wie er es am Volk Israel gezeigt oder wie man es selbst schon einmal erfahren hat. Gott, der immer hilft, soll man ewig Dank sagen [Str. 3]. 4678 13. 5. 1555. Anthoninus pius der frum kaiser (Frauenlob, Grundweise). Kaiser Anton­ inus Pius ist ein vorbildlicher Regent. Feinde besiegt er, Streitigkeiten fremder Könige schlichtet er, und seine Untertanen behandelt er gut, nach der Maxime: Schafe soll man nicht nur scheren, sondern auch weiden. Schluss: Würde dieser Kaiser noch leben, stünde es besser um das Kaisertum. 4679 14. 5. 1555. Die rachseligen jünger (Endres, Lerchenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 261 = Ml. Vgl. 2422 = Ml. Auslegung: Der Christ darf nicht auf Rache sinnen, sondern er soll seinen Feinden Gutes tun oder ihnen weichen [Str. 3]. 4680 14. 5. 1555. Widerkunft der sibenzig Jünger (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 2860 = Ml. Schlussbitte: Gott möge uns vor dem Satan erretten, auch möge unser Name im Himmel aufgeschrieben sein. 4681 17. 5. 1555. Die 3 verpotten stueck (Römer, Gesangweise; G./D. 6, Nr. 955). Einst warnte ein alter Mann den Dichter: 1. vor dem Gebet einer Hure; ist sie nämlich alt geworden, bittet sie Gott um einen frumen gsellen, der sie wieder zu Ehren bringt, kleidet und ernährt [Str. 1]. 2. vor den Wahrheiten frumer Frauen; hat nämlich der Ehemann berechtigte Zweifel an der Treue seiner Frau, so sagen die Frauen der Nachbarschaft bei der Niederkunft: Secht das kint warlich ein ander vater iste. Der Betrogene meint, das Kind sehe ihm ähnlich, der echte Vater bleibt verborgen [Str. 2]. 3. vor dem, was alte Weiber Glück nennen; sie beschönigen damit die schlimmsten Unglücksfälle [Str. 3]. Vgl. KG 5484 = Sg.

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4682 17. 5. 1555. Die puelent schreinerin (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 6, Nr. 956). Die Frau eines Schreiners in Würzburg zeugt mit einem Domherrn ein Kind. Als bei der Geburt die Hebamme nichtsahnend auf die Ähnlichkeit des Kindes mit dem Vater hinweist, fragt die Mutter, ob er eine Glatze habe. Schluss: Wie heimlich man etwas Böses auch hält, das Übel peinigt und straft doch das Gewissen. 4683 18. 5. 1555. Dreyerley disputacion Cristi mit den Jueden (Sachs, Langer Ton). In arglistiger Absicht stellen die Juden an Jesus drei Fragen: ob man dem Kaiser Zins schulde (vgl. KG 1309 = Ml.), ob es eine Auferstehung gebe und welches das größte Gebot sei. Schluss: Gottes Wort überwindet siegreich die Arglist aller Feinde. Q.: Mt 22,15–40; 5Mose 25,5  f.; 6,5. 4684 18. 5. 1555. Der dewffel in den seuen (Ungelehrter, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1659 = Ml. Vgl. 5477 = Sg., außerdem 191, 1415 = Mll. < Mk 5,1–20. Auslegung: Der Satan betäubt den Menschen, den eigene Begierde, Unreinheit und Hemmungs­ losigkeit von der Gemeinde trennen, bis Christus ihm gnädig Erlösung verheißt und der Satan ausgetrieben wird. Nach diesem Leben kann dann der arme Sünder durch Christus ins ewige Leben eingehen [Str. 3]. 4685 21.  5. 1555. Das gecrewzigt wort gottes (Marner, Kreuzton). Jesus vor Pilatus und Herodes. Jesus nimmt für sich den Titel König in Anspruch [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wie Christus, das fleischgewordene Wort Gottes, vor den weltlichen Obrigkeiten ver­ klagt wird und diese ihren Spott mit ihm treiben, so wird auch heute das Wort Gottes verleumdet und gekreuzigt. Irrtümer dichtet man ihm an, Ungehorsam, Aufruhr und anderes Unglück seien die Folgen. Es gibt Vertreter der Obrigkeit, die das Wort Gottes bewahren, aber einige suchen beim Wort Gottes Ehre und Nutzen. Andere Vertreter der Obrigkeit verspotten das Gotteswort und verbinden sich sogar durch Eide mit­ einander gegen diejenigen, die ihm treu sind. Bitte um Gottes Schutz in diesen letzten Tagen [Str. 3]. Q.: Lk 23,1–12. 4686 28. 5. 1555. Schenck, gesez und hantwercksgewonheit der gesellen und junger der ringmacher (K./G. 23,69). 182 Vs. Der Dichter findet eines Sonntagabends im Gol­ denen Ast beim Weißen Turm die Gilde der Ringmachergesellen vor und lässt sich in Frage und Antwort über ihren regelmäßigen Stammtisch und ihre Gildeordnung informieren. Da ihm das alles sehr gut gefällt, hat er dieses Lobgedicht gemacht. 4687 31. 5. 1555. Weib wol und üebel schlagen (Hülzing, Hagelweise; G./D. 6, Nr. 957). Ein junger Mann zieht seine Frau an den Haaren, um sie zu bestrafen. Da lehrt ihn ein Alter, mit Vernunft zu schlagen: In schweren Fällen soll er ihr aufs Schienbein hauen, dann sage z.  B. die Nachbarin, sie habe eben großes Pech gehabt, gerade dort geschla­ gen zu werden, wo es so schmerze und so schwer heile; in leichteren Fällen soll er auf die Augenbrauen schlagen, dann werde man ihr sagen, sie habe Glück gehabt, weil nicht das ganze Auge ausgeschlagen worden sei. Der junge Mann dankt für die Unter­ weisung. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 589 (583). Lit.: M. E. Müller 1985, 256  f.



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4688 4. 6. 1555. Das krumb frewlein Aligoria (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 479 = Ml. Vgl. 4634 = Ml. und 5255 = Sg. glose: Das Weib bedeutet die Seele, die von Sünde und Irrtum verkrümmt ist. Sie kann sich nicht mehr zu Gott aufrichten, bis Christus ihr ins Herz spricht. Er löst die Bande der Sünde auf. Sobald die Seele dann befreit ist, richtet sie sich auf und dankt für die Gnade. Das göttliche Wort macht den Ruhm der Pharisäer zunichte, das ganze Volk preist Gottes Gnade. 4689 7. 6. 1555. Der 111 psalm Davids (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 2160 = Ml. Vgl. 6033 = Sg. Schluss: Der Christ soll sich der Barmherzigkeit, Güte und Treue Gottes erfreuen. 4690 7. 6. 1555. Eroberung der mechting stat Negropont (Betz, Verschränkter Ton). Im Krieg der Römer gegen König Philipp von Makedonien wird von Flüchtlingen dem römischen Hauptmann Claudius mangelnde Wachsamkeit der Stadt Nigropont (Chalkis) gemeldet. In der Nacht überrumpelt er die schwache Besatzung und richtet große Verwüstung an. Im Gegenzug greift Philipp Athen an, muss aber erfolglos abzie­ hen, weil die Stadt geschützt ist. Schluss: Im Krieg muss eine Stadt immer gerüstet sein. Der Feind scheut keine List. Q.: Livius 31,23  f. (Schöfferlin). 4691 8. 6. 1555. Die unferständigen jünger Cristi (Frauenlob, Hagenblühweise). Jesu dritte Leidensankündigung. Schluss: Wir bleiben unverständig, solange uns nicht der von Christus gesandte Geist den Verstand erleuchtet. Q.: Mt 20,17–19. Vgl. KG 2376 = Ml. 4692 9. 6. 1555. Esopus mit seim herrn Xanto (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 6, Nr. 958). Xanthus und Äsop gehen aus dem Bad. Xanthus verzieht sich in eine Ecke und erle­ digt sein „Geschäft“. Danach fragt er Äsop, warum man stets nach seinem eigenen Haufen zurückschaue. Dieser erzählt die Geschichte eines weisen Mannes, der bei der Berechnung, wie viele Unkosten ihm der Kot alljährlich mache, nicht nur seinen Stuhlgang, sondern auch seinen Verstand verlor. Seither blicke sich jeder nach seinem Kot um. Allerdings meint Äsop, auf die Einfalt seines Herrn anspielend, man könne nicht etwas verlieren, was man nicht besitze. Schluss: Auf eine dumme Frage folgt eine spöttische Antwort. Sprichwort: Dreck gehört auf den Misthaufen. Q.: Leben Äsops 67 (Steinhöwel, 57,26–36a Ö.). Lit.: Holzberg 2018, 498.

4693 9. 6. 1555. Der leb mit dem esel und fuechs (Wolfram von Eschenbach, Höhnweise; G./D. 6, Nr. 959). Inh. u. Q. wie KG 1726 = Ml. Schluss: Man soll sich dem Umgang mit Mächtigen entziehen. Lit.: Holzberg 2019b, 16–18.

4694 10. 6. 1555. Der 148 psalm künig David (Schmid, Hohe Knabenweise). Inh. u. Q. wie KG 208 = Ml. Vgl. 891, 4338 (verl.) = Mll. und 5570 = Sg. 4695 11. 6. 1555. Der got Bel mit den pfaffen (Stilkrieg, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 455 = Ml. Vgl. 5293 = Com. Schluss: Vor Jahren ist man auch bei uns auf die Knie gefal­ len und hat die Heiligen wie Götzen angebetet, obwohl sie doch bei Gott leben. Wir brauchen ihnen nichts „Leibliches“ zu geben. Die Opfergaben fraßen die Mönche und Pfaffen, diesen faulen Haufen. Sie mästeten sich damit und trieben Unzucht. Gott hat einen Daniel erweckt, der den Betrug aufdeckte. Wir sollen den Armen, lebendigen

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Heiligen, hier auf Erden geben, darüber allein wird Gott beim Gericht von uns Rechen­ schaft verlangen. Gott wird alle Sünden verdammen, Glaube und Liebe erben sein Reich. 11. 6. 1555. Der kal man mit zwayen weibern (Frauenlob, Vergessener Ton; G./D. 6, Nr. 960). Inh. u. Q. wie KG 362 = Ml. Schluss hier: Alte Männer sollten auf Umgang mit Frauen, ob jung oder alt, verzichten. Vgl. 5327 = Sg. 12.  6. 1555. Das klain fischlein (Müller, Schneeweise; G./D.  6, Nr.  961). Ein armer Fischer fängt einen kleinen Fisch. Dieser bittet, wieder ins Wasser geworfen zu werden. Wenn er größer sei, werde er dem Fischer mehr nützen. Der Fischer lehnt das ab [Str. 1 und 2]. Man soll sein mit Mühe gewonnenes Gut vernünftig verwalten und es nicht leichtfertig aus der Hand geben, nur weil man hofft, größeres Gut zu erlangen. Denn wenn das Glück ausbleibt, nützt die Reue nichts mehr, und man hat zum Schaden den Spott [Str. 3]. Q.: Avian 20 (16 Steinhöwel). Vgl. KG 1731 (verl.) = Ml. 12.  6. 1555. Zeugnus Johannis des däuffers (Örtel, Leidton). Johannes der Täufer erkundigt sich, ob Jesus der Messias sei. Jesu Zeugnis über Johannes den Täufer. Schluss: Der Prediger soll dem Text entnehmen, dass fundiertes Wissen, Beständig­ keit und christliches Leben notwendige Voraussetzungen seines Amtes sind. Dann bringt das Evangelium Frucht. Gott selbst trägt dazu bei. Q.: Mt 11,1–15; Mal 3,1. Vgl. KG 3718 = Ml. 13. 6. 1555. Joas der künig Juda (Stilkrieg, Überlanger Ton). König Joas’ Taten und sein Abfall von Gott. Joas’ Strafe und Tod. Schluss: Wenn ein Mann dem Reich vorsteht, der allein die Ehre Gottes sucht, dann ist das für das ganze Volk von Nutzen. Wird Gottes Gebot gebrochen und werden die Fürsten tyrannisch, dann schlägt Gott im Zorn zu. Gott möge uns vor solchem Übel bewahren! Q.: 2Chr 24. Vgl. KG 1811 = Ml. 14. 6. 1555. Die 6 we vber die phariseer (Endres, Pfauenweise). Inh. u. Q. wie KG 2466 = Ml. Schluss: Satan ist der Feind der christlichen Lehre. 14. 6. 1555. Der satirus mit dem pilgrim (Vogel, Hundweise; G./D. 6, Nr. 962). Inh. u. Q. wie KG 242 = Ml. Vgl. 5291 = Sg. Schluss hier: Die Fabel macht klar, dass man sich vor zweizüngigen Menschen hüten soll. Sie gleichen einem tückischen Hund, der dem Augenschein nach schöntut, aber hinterrücks zupackt. Deshalb, so sagt man, soll man sich vor Katzen hüten, die vorne lecken und hinten kratzen. 15. 6. 1555. Der auferweckt Laßarus (Vogel, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 194 = Ml. und 3700 = Trag. Jesu Feinde beschließen seinen Tod. Schluss: Wenn wir in Sünden geistlich tot sind, dann möge Christus das Gebet seiner Gemeinde erhören und uns Trost durch seinen Geist schenken. Er möge den „Gewissensstein“ von uns nehmen und uns geistlich auferwecken. Die Bande der Sünde mögen uns geöffnet werden, so dass wir nach diesem Leben ewig mit Christus im himmlischen Reich leben. 17. 6. 1555. Der Semon (Frauenlob, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 206 = Ml. Vgl. 4926 = Ml. < Mt 13,1–23, 462 < Lk 8,4–15 und 5488 = Sg < alle drei. Schluss: Bitte, dass das Wort Gottes klar gepredigt werde und gute Frucht bringe. 17. 6. 1555. Ancus Marcius der 4 künig zu rom (Wolfram von Eschenbach, Goldener Ton). Die Nachbarvölker halten den römischen König Ancus Marcius für schwach,



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weil er ein ruhiges Regiment führt. Aber der König rüstet heimlich gegen die Latiner und Sabiner und überzieht die Städte Tellenae, Medullia und Ficana mit Krieg. Einer der Städte bemächtigt er sich durch einen unterirdischen Gang. Q.: Livius 1,33 (Schöf­ ferlin). 17.  6. 1555. Der adler mit Tarquinio Prisco (Nachtigall, Hoher Ton). Tarquinius Priscus aus Korinth hört von den siegreichen und gastfreundlichen Römern. Mit seiner Gemahlin Tanaquil und reich mit Schätzen beladen kommt er vor Rom. Dort fliegt ein Adler auf Priscus herab, nimmt seinen Hut, fliegt damit empor und gibt ihn wieder zurück. Tanaquil prophezeit Priscus die römische Königsherrschaft. Da sich Priscus später im Krieg tapfer bewährt, wird ihm von Gemeinde und Senat die Krone verlie­ hen. Q.: Livius 1,34 (Schöfferlin). 17. 6. 1555. Tarquinius priscus der 5 kunig zw rom ein gerechter man (Zorn, Grefe­ rei). Die Latiner und Sabiner fallen von Tarquinius Priscus ab. Tarquinius will deshalb ihre Städte erobern. Wenn sich Städte, so wie Apiolae, freiwillig ergeben, verschont sie der römische König, andernfalls zerstört er sie. Als die Feinde auf dem Kriegszug zu beiden Seiten eines Flusses ihr Lager aufschlagen, wendet Tarquinius eine List an: Er lässt brennendes Holz auf die Brücke zuschwimmen, die beide Teile des feindlichen Lagers verbindet. Die Brücke geht in Flammen auf. Tarquinius besiegt einen Teil des Heeres, ohne dass der andere helfen kann. Q.: Livius 1,35.37 (Schöfferlin). 18. 6. 1555. Das cleglich ent künig Tarquinii prisci (Schrot, Schrotweise). Tarqui­ nius Priscus möchte Servius Tullius die Herrschaft übertragen. Deswegen sinnen die beiden Erben des Königs auf Mord. Sie dingen zwei Mörder, die Servius töten sollen. Die Mörder werden jedoch ergriffen und vor den König gebracht. Einer der Mörder gibt vor, dem König etwas vertraulich sagen zu wollen, verwundet ihn dabei aber mit einer Axt. Die Königin schirmt den verletzten König von allen Menschen ab in der Hoffnung, er werde wieder genesen. Servius Tullius übernimmt unterdessen die Regierungsgewalt. Die Mörder werden gekreuzigt, doch die beiden Königssöhne können entrinnen. Servius wird nach dem Tod des Priscus König. Q.: Livius 1,40  f. (Schöfferlin). 20. 6. 1555. Jephtah opfert sein Dochter (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1157 = Ml. Vgl. 2007, 4484 = Mll. und 4820 = Trag. Schluss: Später entstand im Volk ein großer Missstand; man begann Moloch Menschenopfer darzubringen. 20. 6. 1555. Ob hund oder kaczen mer hurnkinder haben (Wolfram von Eschen­ bach, Höhnweise; G./D.  6, Nr.  963). Ein Pfarrer fragt den Dichter, wer wohl mehr Hurenkinder habe, die Katzen oder die Hunde. Die Katzen, meint der Dichter, denn sie würden wie das Hurengesindel über Dächer steigen und zu jeder Zeit heimlich Hoch­ zeit halten, die Hunde dagegen feierten ihre Hochzeit öffentlich mit zanck vnd gefecht. Der Pfarrer stimmt dem Dichter zu. 20. 6. 1555. Die ungeraten suen Eli (Folz, Teilton). Die Söhne Elis treiben Unzucht und Tempelschändung. Zur Strafe werden sie in einer Schlacht ermordet. Eli stirbt eben­ falls, die Bundeslade fällt den Philistern in die Hände. Q.: 1Sam 2,12–36; 4. Vgl. KG 446, 3016, 3383, 3870 = Mll., 528 = Sg. und 4198 = Trag.

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4711 20. 6. 1555. Das weib Pinehas starb (Regenbogen, Kurzer Ton). Inh. u. Q. wie KG 3383 = Ml., aber hier nur 4,19–22. Vgl. 4198 = Trag. Schluss: So wie die Herrlichkeit von Israel weggenommen war, so war auch uns einst das Wort Gottes genommen, weshalb viele Fromme ohne Ende seufzten. 4712 20. 6. 1555. Der frumb gerecht richter samuel (Frauenlob, Hagenblühweise). Inh. u. Q. wie KG 3745 = Ml., aber hier nur 12,1–5. Schluss: Gäbe es viele solche Richter, dann nähmen die falschen Urteile ein Ende. 4713 20.  6. 1555. Die zwen suen samuel falsch richter (Wenck, Kleeweise). Die Söhne Samuels, Joel und Abia, sind schlechte, bestechliche Richter. Das Volk beklagt sich darüber bei Samuel und nimmt deshalb Saul zum König. Dieser war aber auch nicht gerecht und fromm. Sprichwort: Wenn ein Richter abtritt, kommt kein besserer nach. Q.: 1Sam 8. Vgl. KG 1247 = Ml. 4714 21. 6. 1555. David im epruch und mort (Nachtigall, Kurzer Ton). Davids Ehebruch: Ermordung Urias; Ammons Schändung der eigenen Stiefschwester; Absaloms Tod. Schluss: Gott straft Ehebrecher und Mörder. Q.: 2Sam 11; 13; 18. Vgl. zu 11 KG 319 = Ml., 572, 6140 = Sgg. und 4220 = Com., zu 13 KG 326, 4675 = Mll., zu 18 KG 314, 2391, 4639 = Mll. und 3693 = Trag. 4715 21. 6. 1555. Der aufrürisch Absalon (Nachtigall, Kurze Tagweise). Inh. u. Q. wie KG 314 = Ml. Vgl. 2391, 4639, 4714 = Mll., 3693 = Trag. Schluss: Wer Hand an die Eltern legt, wird gestraft. 4716 21. 6. 1555. Der 64 psalm wider die falschen zungen (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 564 = Ml. Vgl. 4433 = Ml. und 6018 = Sg. Schluss: Der Christ soll aus diesem Text Trost gewinnen, wenn er schuldlos viel Schmach zu ertragen hat. In Anfechtung soll man Gott um Hilfe anrufen; Lüge und Argwohn müssen dann enden. 4717 23. 6. 1555. Der 103 psalm künig David (Wild, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 121 = Ml. Vgl. 370 (Str. 3), 3521, 4097 = Mll. und 5367 = Sg. Schluss: In Christus erfüllt sich die Prophezeiung Davids, weil er uns am Kreuz erlöst hat. 4718 25.  6. 1555. Wider die irrigen lerer (Wild, Goldene Schlagweise). In der Endzeit werden lasterhafte Verführer (Katalog) auftreten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der fromme Christ soll die Schwärmer, die heimlich in die Häuser schleichen, meiden. Sie wollen die Einfältigen durch Spitzfindigkeit bei der Auslegung der Schrift verführen. Doch ihre Torheit wird bald offenbar, denn das reine Wort Gottes bleibt ewig [Str. 3]. Q.: 2Tim 3,1–9. Vgl. KG 4375 (verl.) = Ml. 4719 25. 6. 1555. Der unücz knecht (Wild, Jungfrauweise). Inh. u. Q. wie KG 3999 = Ml. Vgl. 5281 = Sg. Schluss: Mit unseren Werken können wir keinen Ruhm erwerben. Sie nützen nichts für das ewige Leben. Allein aus Gnade werden wir durch Christus selig. 4720 28. 6. 1555. Die gefencknus des volckes Juda (Schmid, Hohe Gartweise). Zedekia, der König von Juda, versündigt sich gegen Gott und verachtet die Warnungen des Prophe­ ten Jeremia. Das Volk wird in die Babylonische Gefangenschaft geführt. Nach siebzig Jahren, zur Zeit des persischen Königs Cores, darf es wieder in die Heimat zurückkeh­ ren. Schluss: Wenn ein Volk sich trotz aller Warnungen gegen Gott versündigt, straft er so. Q.: 2Chr 36,11–23. Vgl. KG 1715 = Ml. (Str. 2).



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4721 28. 6. 1555. Der 145 psalm kunig David (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 1190 = Ml. Vgl. 5535 (verl.), 5930 = Sgg. Schluss: Das christgläubige Herz soll sich allezeit zum Lob seines Schöpfers erheben, jetzt und in Ewigkeit. 4722 2. 7. 1555. Die schepffung aller Creatur (Vogel, Überlange Vogelfreudweise). Erschaf­ fung der Erde und des Menschen. Gott verbietet den Menschen, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Schluss: Die Menschheit fiel von ihrem Schöpfer ab. Sie ließ sich von der teuflischen Schlange verführen. Doch Christus hat für uns sein Blut am Kreuz vergossen. Dadurch können wir in seines Vaters Reich gelangen. Q.: 1Mose 1; 2,1–3.7– 25. Vgl. KG 475, 1512 = Mll., 1581, 6128 = Sgg. und 2921 = Trag. 4723 6. 7. 1555. Zacheus der zollner (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 303 = Ml. Vgl. 3998 = Ml. Schluss: Christus ist uns gesandt, um die Vergebung der Sünden zu verkün­ den. Er komme durch sein Wort in unser Herz und bekehre uns, damit wir vor allem vom Geiz und vom gottlosen Mammon ablassen. 4724 8. 7. 1555. Der gichtpruechig Aligoria (Vogel, Engelweise). Jesus heilt einen Gicht­ brüchigen, nachdem er ihm zuvor die Sünden vergeben hat [Str. 1 und 2]. Auslegung: Der Sünder gleicht dem Gichtbrüchigen. Worte, Werke und Gedanken gefallen Gott nicht. Erst wenn der Prediger zusammen mit der christlichen Schar kommt und den Sünder geistlich zu Christus bringt, wird ihm die Sünde vergeben. Der kranke Sünder erhebt sich dann und wandelt gottgefällig. Darüber ärgert sich der Haufe der Schrift­ gelehrten und Sünder. Sie meinen, durch gute Werke, Messen und Ablass die Sünden­ vergebung zu erlangen. Gott sei Lob, er befreit uns vom Irrtum [Str. 3]. Q.: Lk 5,17–26. 4725 8. 7. 1555. Der 101 psalm künig David guet regiment (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1529 = Ml. Vgl. 5572 = Sg. Lehre für Fürsten: fürsichticlich, aufrichtig, redlich und trewlich handeln, alle Übeltäter bestrafen, damit Glück und Wohlergehen einziehen können. So möge Gott alle deutschen Fürsten regieren lassen [Str. 3]. 4726 13. 7. 1555. Der schuelgang Cristi (Schmid, Hohe Knabenweise). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4250, 4357, 4531, 5011, 5401 = Mll. 4727 18.  7. 1555. Das vater vnser (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 4114 = Ml. Schluss: In die sechs Vaterunser-Bitten ist alles eingeschlossen, was uns beschwert. Beten wir „aus des Geistes Trieb“, so wird es uns gewährt. 4728 18. 7. 1555. Das fräwlein mit dem pluetgang: Ali: (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 192 = Ml., Teil 2. Vgl. 2859 = Ml. und 5259 = Sg. Glos: Die Frau bedeutet den in Sünde lebenden Menschen, den das Gesetz schreckt und dem ewige Pein droht. Er sucht Hilfe in Menschenlehre und in menschlichem Gesetz: Fasten, Wallfahrten, See­ lenmessen, Stiftungen. Dennoch bleibt das Gewissen verzagt, bis der Sünder durch das Evangelium erfährt, dass Christus der Arzt gegen das Gift der Sünde ist. Denn wenn sich der Sünder zu Christus drängt und sein Wort berührt, dann geht von diesem Kraft aus, und Erbarmen, Liebe und Gunst tilgen das böse Gewissen. Aus Gnade wird er geheilt. 4729 19. 7. 1555. Der 31 psalm ein pit in angst und not (Frauenlob, Überzarter Ton). Inh. u. Q. wie KG 1542 = Ml. Vgl. 5543 = Sg. Schluss: Wenn wir viel Trübsal ausgesetzt sind und

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der Satan nicht ruht, dann werden Fleisch und Blut kleinmütig. Wir meinen, Gott habe uns verlassen. Rufen wir aber zu Gott, dann wird er uns mit seinem Trost erquicken. 4730 19.  7. 1555. Die Erledigung der gfencknus Jude (Schechner, Reisige Freudweise). Trotz des Widerstandes der Feinde Judas gelingt es dem Volk, das unter König Cores in die Heimat zurückkehren konnte, den Tempel wiederaufzubauen [Str. 1 und 2]. Aus­ legung: Das Volk Juda ist eine figur der Christenheit. Diese lag in Babel, d.  h. im Papst­ tum, gefangen, aber Gottes Wort wurde frei. Als die christliche Schar durch die reine Lehre das Haus Gottes geistlich wiedererrichten wollte, wurde sie bei der Obrigkeit wegen Aufruhrs verleumdet und angeklagt. Deshalb wurde das Wort Gottes verfolgt. Wir aber hoffen, Gott werde der Obrigkeit die himmlische Wahrheit offenbaren, so dass sie die freie Predigt des heiligen Evangeliums wieder zulässt. Dank sei Gott für seine väterliche Gnade [Str. 3]. Q.: Esr 1–6. 4731 20. 7. 1555. Die hochzeit kinder fasten nit (Folz, Hoher Ton). Jesus predigt über das Fasten. Auslegung: Wohnt Christus in einem gläubigen Herzen, so herrschen Friede und Freude. Das Gewissen ist ohne Schmerzen. Der Geist trägt das sanfte Joch, das Irdische verachtet er [Str. 2]. Wenn aber Christus nicht mehr mit seiner Gnade in das Herz leuchtet, dann verzagt es und weint. Nirgends findet es Trost. Dann erkennt der Mensch seine Gebrechlichkeit. Er fastet, kasteit sich und ruft zu Gott um Hilfe, bis dieser sich ihm auf geistliche Art schenkt. Dann kann der Mensch wieder im Geist fröhlich leben [Str. 3]. Q.: Mt 9,14–17. Vgl. KG 2256 = Ml. zu 9,16  f. 4732 22. 7. 1555. [E] Herzog Hainrich der leb von praunschweick (Betz, Verschränkter Ton; Behr 1995, 123–127). Inh. u. Q. wie KG 3876 = Ml. Vgl. 5481 = Sg. Lit.: Behr 1995, 31–34. 141–152; Metzner 2005.

4733 22.  7. 1555. Die epistel zun römern (Nachtigall, Sanfter Ton). Paulus ermahnt die Gemeinde. Alle sollten einander in brüderlicher Liebe entgegenkommen. Q.: Röm 12,9–21; 5Mose 32,35; Spr 25,21  f. Vgl. 676 = Ml. und 5824 = Sg. 4734 23. 7. 1555. Perseus mit andromeda vnd merwunder (Betz, Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 1855 = Ml. (Teil 1). Vgl. 5157 = Com. Schluss: Die „Fabel“ lehrt, man solle das Leben gegen Tyrannei wagen und Unschuldige aus Not retten. 4735 23. 7. 1555. 12 zaichen ob ein fraw ein sun trag (Zwinger, Roter Ton; Neumann 2005, 361  f.). Zeichen, aus denen man entnehmen kann, ob eine Frau mit einem Knaben schwanger ist: 1. schöne Gesichtsfarbe, 2. Die rechte Brust wird größer als die linke, 3. Der Bauch ist schön rund, 4. Die Schwangere ist leichter und gesünder als bei einem Mädchen, 5. Bei der Zeugung hatte die Frau keine böse Lust, 6. Sie hat eine rötliche Brust, 7. Rechts wird die Frau schwerer, 8. Der Knabe liegt rechts, 9. Das Kind bewegt sich im dritten Monat, im vierten regt es sich (Mädchen verhalten sich stiller), 10. Steht die Frau auf, so hält sie sich mit der rechten Hand, 11. Läuft sie, beginnt sie mit dem rechten Fuß, 12. Das rechte Auge bewegt sich schneller, 13. Der rechte Arm wird emp­ findlicher, 14. Die Frau meidet den Beischlaf, 15. Die rechte Brust gibt eher Milch als die linke, 16. Die Milch ist dicker und süßer. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur I 47, S. 40  f. P. Vgl. KG 5590 = Sg. Lit.: Neumann 2005, 173–176.



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4736 24. 7. 1555. Abpildung der vier ewangelisten (Vogelsang, Goldener Ton). Hesekiel erscheint die Herrlichkeit Gottes [Str. 1]. Auslegung: In dem Gesicht sind die vier ­ Evangelisten angezeigt. Matthäus wird als Mensch dargestellt, weil er Christus in seiner Menschheit beschrieben hat und Christi Abstammung erwähnt. Lukas wird als Ochse dargestellt, denn er beschrieb Marter und Tod Jesu und was Christus alles für die Menschen litt [Str. 2]. Markus wird im Löwen symbolisiert, weil er uns mitteilt, wie Christus aus eigener Kraft auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Das Zeichen des Johannes ist der Adler, weil er hochgeflogen ist: Er beschreibt die Gottheit Christi und wie das reine Wort Mensch wurde. So haben alle zusammen vom Heil geschrieben. Sie weisen uns die rechte Bahn zum Vaterland [Str. 3]. Q.: Ez 1,3–14. Vgl. KG 5289 = Sg. 4737 26. 7. 1555. Venus die göttin straft die mörder (Lesch, Feuerweise). Die Einwohner von Amathus töten einen Schuldlosen. Sie wollen ihn der Göttin Venus opfern. Diese verschmäht jedoch das Opfer und will den Tod rächen. Den Männern des mörderi­ schen Volkes lässt sie Hörner wachsen, die Frauen verwandelt sie in Stein [Str. 1 und 2]. Mörder haben kein menschliches Gemüt. Eine Frau ohne Barmherzigkeit ist wie Stein [Str. 3]. Ovid, Metamorphosen 10,220–242 (Wickram). 4738 26.  7. 1555. Cephalus mit seiner gemahel procrim (Ungelehrter, Schwarzer Ton). Aurora trägt dem jungen Cephalus ihre Liebe an. Cephalus verweist auf seine mit Procris geschlossene Ehe. Aurora entgegnet ihm, seine Frau sei nicht treu, er solle sich ihr in fremder Gestalt nähern, um sie zu prüfen. Cephalus folgt dem Rat. Als Procris schwach wird, gibt er sich zu erkennen; sie flieht in den Wald. Cephalus holt sie zurück. Doch nun wird Procris eifersüchtig. Sie vermutet, Cephalus liebe Aurora. Sie folgt ihm heimlich nach, während er im Wald jagt. Als Cephalus den Wind anruft, um sich von ihm trösten zu lassen, missversteht Procris diese Rufe. Sie wird ohnmächtig. Cephalus glaubt, es raschle ein Tier, er tötet sie mit seinem Spieß. Schluss: Eheleute sollen Argwohn meiden. Eifersucht vernichtet die Ehe. Q.: Ovid, Metamorphosen 7,690–862 (Wickram). 4739 27.  7. 1555. Medea bringt Peliam um (Stolle, Alment). Medea will an Pelias Rache nehmen, da dieser ihren „Hauswirt“ Jason in Gefahr brachte. Den beiden Töchtern des Pelias sagt sie, sie habe ihren Schwiegervater verjüngt. An einem uralten Bock, dem sie am Hals Blut entnimmt, beweist Medea ihre Fähigkeit. Da bitten die beiden Töchter, auch ihren Vater Pelias zu verjüngen. Medea fordert deshalb das Blut des Alten. In der Nacht öffnen die Töchter ihrem Vater die Adern. Pelias stirbt so durch die Hand seiner Töchter. Medea können sie nicht mehr finden. Sie spannt zwei giftige Drachen vor ihren Wagen und fliegt davon. Akastos tötet seine beiden Schwestern. Schluss: Ein Übel bringt das andere mit sich. Q.: Ovid, Metamorphosen 7,297–356 (Wickram). 4740 29. 7. 1555. Die epistel Ephesios am 4 (Regenbogen, Grauer Ton). Mahnung zu Einig­ keit und Bereitschaft zur Vergebung in der Gemeinde. Q.: Eph 4,22–32. Vgl. 1328, 2407 = Mll. und 5818 = Sg. 4741 30. 7. 1555. Got pezalt hundertfeltig wider (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Wer Christus nachfolgt, erhält hundertfältigen Lohn. Auslegung: Wer um Christi und

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seines Wortes willen hier auf Erden etwas verlässt, der erhält Gottes Segen. Er kann jeden Mangel ertragen und er nimmt alles hin, wie Gott es fügt. Schließlich wird er Erbe des ewigen Lebens. Q.: Mt 19,27–30. 30.  7. 1555. Der schentlich kaiser phocas (Ehrenbote, Spiegelton). Phokas stürzt Kaiser Mauricius und übt als neuer Kaiser eine Schreckensherrschaft aus. Als er die Frau des Phocius vergewaltigt hat, rüstet dieser heimlich ein Heer, überfällt den kai­ serlichen Palast und bringt den Kaiser vor Kaiser Heraklius. Phocas hat bis zu seinem Tod schreckliche Martern zu erdulden. Sein ganzes Geschlecht wird ausgerottet. Schluss: Wer Unglück verursacht, den trifft das Unglück ebenfalls. 31. 7. 1555. Das verstorben dochterlein Ali: (Nachtigall, Leidton). Jesus erweckt die Tochter des Jairus zum Leben und heilt die blutflüssige Frau. Auslegung: Der Text erklärt Christi Güte. Wenn uns Fleisch und Blut zur Sünde anspornen, so ist Christus zur Hilfe bereit, wenn man nur ihn begehrt. Der Todeszustand der Tochter des Vorste­ hers wird dem Zustand in der Sünde verglichen. Die christliche Gemeinde bittet für den dott sünder, und sogleich zeigt Christus sein Erbarmen. Er kommt zum Sünder durch die evangelische Lehre seiner Prediger. Dadurch wird das böse Gewissen ausge­ trieben, und es weicht der Fluch, der den Sünder totgebissen hat. Wenn er glaubt, was im Evangelium verheißen ist, dann legt Christus auf ihn seine Hand, und der Sünder wird wieder lebendig, sein Geist steht auf von der Sünde. Q.: Mt 9,18–26. Vgl. KG 670 = Ml. und 848 = Sg. sowie 192, 2319 = Ml. < Lk 8,40–56. 1. 8. 1555. Der weinperg gottes (Regenbogen, Langer Ton). Jesus erzählt das Gleichnis von den bösen Weingärtnern. Die Feinde Jesu tragen sich mit dem Gedanken, ihn zu ergreifen [Str. 1 und 2]. Auslegung: Das Gleichnis erfüllte sich an den Juden, die sich von Gott abwandten und seine Propheten, ja sogar Gottes eingeborenen Sohn nicht annehmen wollten. Daher hat Gott die Heiden zu seinen Erben eingesetzt. Das Schick­ sal der Juden soll eine Warnung sein [Str. 3]. Q.: Mt 21,33–43.45  f.; Ps 118,22  f. Vgl. 4933 = Ml. 1. 8. 1555. Die zwen plinden (Schiller, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 2258 = Ml. Vgl. 5254 = Sg. Auslegung: Wir alle sind durch Eigenliebe blind. Deshalb bitten wir Chris­ tus, er möge uns die Blindheit durch seines Geistes Gabe nehmen. Dann werden wir seinen heiligen Namen ausbreiten. [Unter dem Text: Pis da her hab ich eben mit Hilff gottes 4000 lieder gemacht.] 3. 8. 1555. Das guelden peyhel (Regenbogen, Brauner Ton; G./D. 6, Nr. 964). Ein armer Bauer hackt am Fluss Holz, das dem Gott Merkur geweiht ist. Da fällt das Beil ins Wasser und versinkt. Merkur will den Bauern auf die Probe stellen und fragt ihn, ob ihm ein goldenes, silbernes oder eisernes Beil gehöre. Als der Bauer die eiserne Axt für sich beansprucht, schenkt Merkur ihm alle drei Beile, weil er so ehrlich war. Ein Schalckhaftiger versucht sein Glück ebenso, indem er sich an den Fluss setzt und sein Beil in den Fluss fallen lässt. Er besteht die Probe des Merkur jedoch nicht. Das Beil bleibt für immer verloren. Schluss: Dem einfältigen Frommen schenkt Gott seine Güte, dem Bösen nimmt er den Besitz. Q.: Äsopische Fabeln 183 H. (74 Rinuccio = 13 Stein­ höwel).



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4747 5. 8. 1555. Das peyhel im Jordan (Frauenlob, Grundweise). Der Prophet Elisa bewirkt, dass Eisen schwimmt. Auslegung: Wenn uns auf Erden das Wasser der Trübsal und das Kreuz verstricken, dann hebt uns das Kreuz des Menschensohnes wieder auf. Q.: 2Kön 6,1–7. 4748 5. 8. 1555. Das irrent schaff mit dem hirschen (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 6, Nr. 965). Ein Schaf, das seinem Herrn entläuft, weil es genauso frei sein will wie andere Tiere, trifft im Wald einen Hirsch. Er erklärt dem Schaf, dass das Leben im Wald für ein Schaf viel zu unsicher sei und es die Fürsorge des Hirten brauche. Daraufhin kehrt das Schaf dankbar in die Obhut seines Herrn zurück. Schluss: Wenn Tochter und Sohn von zu Hause weglaufen und die elterliche Strafgewalt verachten, folgen ihnen Schande, Schaden und Unglück. Sie kehren aber nicht um. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 2,9 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 5306 = Sg. 4749 6. 8. 1555. Der neidig walt esel (Frauenlob, Grüner Ton; G./D. 6, Nr. 966). An einem schönen Maitag trifft ein fröhlicher Affe einen schwermütigen Esel, der ihm erklärt, dass schönes Wetter ihn traurig, schlechtes Wetter aber fröhlich mache. Daraufhin entgegnet der Affe, sein Herz sei voller Neid und vom Teufel besessen, da er sich an Unglück und Schaden erfreue, bei Gutem jedoch Schmerz empfinde [Str. 1 und 2]. Ein neidischer Mensch ist es nicht wert, in der Gemeinschaft mit anderen zu leben. Er stört den Frieden durch seine Hinterlist und liebt Zank und Streit. Was allgemein auf Erden Gefallen findet, dem widerstrebt er. Solch ein Mensch erzeugt Aufruhr in der Gesell­ schaft [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 2,19. 4750 7. 8. 1555. Der fuechs mit dem rappen (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 967). Ein alter Fuchs will immer noch mehr Weisheit erwerben. Als ihn ein arglistiger Rabe davon abbringen will, entgegnet er, schon Salomo fordere, dass der Weise noch weiser werden solle. Daraus sei zu folgern, man solle bis zum Tod nach Weisheit streben, damit man jeden Tag darin zunehme und Unwissenheit vertreibe. Weisheit ist das Kostbarste, denn wer sie besitzt, gefällt sowohl Gott als auch den Menschen, da er durch seine Geschicklichkeit alles zum Besten wendet. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 1,1 (Ulrich von Pottenstein). 4751 7.  8. 1555. Der wolff mit dem ochsen Vom muesigang (Beheim, Verkehrter Ton; G./D. 6, Nr. 968). Ein Wolf bemitleidet einen Ochsen, weil dieser schwer arbeiten muss. Der Ochse jedoch arbeitet gern, da er dadurch seinem Herrn nützlich sein kann. Der Müßiggang des Wolfes dagegen bewirkt lasterhaftes Leben und Armut [Str. 1 und 2]. Schon Salomo sagt, dass der Faule verarme und von allen Weisen verachtet werde. Der Ochse zieht willig den Pflug, weil der Schöpfer ihn dazu erschaffen hat, ebenso wie den Vogel zum Flug. Diese Fabel preist die Arbeit [Str. 3]. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 1,14 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 5296 = Sg. 4752 7. 8. 1555. Fuchs mit der schlangen dem feint traw nit (Liebe von Giengen, Rad­ weise; G./D. 6, Nr. 969). Eine Schlange beißt einen Fuchs, der sie getreten hat. Beide verwunden sich im darauffolgenden Kampf. Kurze Zeit später treffen sie sich wieder, und der Fuchs bittet die Schlange freundlich um Frieden. Der Fuchs möchte ihr einen Friedenskuss geben. Die Schlange erkennt jedoch seine Scheinheiligkeit und erwi­

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dert, dass Friede nur dann etwas wert sei, wenn er ehrlich geschlossen werde. Sie lehnt das Friedensangebot ab. Schluss: Man soll sich vor dem hüten, den man belei­ digt hat. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 1,23 (Ulrich von Pottenstein). Vgl. KG 5192 = Sg. 4753 8. 8. 1555. Ein spiel mit fünf personen, der Todt im stock (K./G. 11,451; G. 6, Nr. 70). 326 Vs. Vgl. KG 2211 = Ml. Inhalt: wie KG 2211. Szenenübersicht: 1. Prolog Engel: Inhalt und Moral. 2. Monolog Waldbruder: stellt sich als fromm vor, findet in einem Baumstumpf einen Schatz – den Tod, wie er von Salomo weiß; er will ihn also nicht. Dann will er einen Teil als Almosen für einen Armen nehmen, weil ihm aber einfällt, dass der Schatz einem anderen gehört, nimmt er nichts und geht. 3. Dreigespräch Dißmas, Barrabas, Jeßmas: sind Reitern entkom­ men, müssen wegen Mordes das Rad fürchten, reden kontrovers über das Leben nach dem Tode, haben Hunger, sehen den Waldbruder und glauben, er habe eine große Summe bei sich. 4. Szene Dißmas–Waldbruder–Barrabas; Jeßmas stumm: Waldbru­ der sagt, er fliehe vor dem Tod, den er im Baumstumpf sah; er wird erschlagen und weggetragen. 5. Dreigespräch Dißmas–Barrabas–Jeßmas: finden den Schatz; Jeßmas, ausgelost, soll nach Wein und Brot in die Stadt. 6. Dialog Dißmas–Barrabas: wollen Jeßmas töten, wenn er wiederkommt. 7. Monolog Jeßmas: hat Brot und Wein vergiftet, will nach Tötung der beiden mit dem Geld in die Fremde und dort büßen und fromm werden wegen der ewigen Seligkeit. 8.  Szene Dißmas–Jeßmas–Barrabas (stumm): Ermordung Jeßmas. 9. Dialog Barrabas–Dißmas: sterben am Gift, Barrabas erkennt die Wahrheit der Worte des Waldbruders. 10. Epilog Engel: Warnung vor Habgier. Lit.: Heger 1978, 583–594; Habel 1983, 79–81 (93 A. 120: „Sachs hat die durch das apokryphe ‚Niko­ demus-Evangelium‘ überlieferten und in der mittelalterlichen Legendenliteratur wiederholt variierten Namen der beiden Schächer Dismas und Gesmas miteinander verwechselt; während sein Dismas als unbußfertiger, gotteslästerlicher Bösewicht dargestellt ist, erscheint sein Jesmas (!) als eigentlich ‚guter‘ Räuber, der nur insofern der göttlichen Strafe verfällt, als er zu spät und in falscher Weise Reue zeigt.“ Vgl. Chaucer, Pardoner’s Tale und The Treasure of the Sierra Madre mit Humphrey Bogart.); DuBruck 2008, 80  f.

4754 10. 8. 1555. Tragedia mit 10 personen, die königin Rosimunda, unnd hat 5 actus (K./G. 12,404). 816 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 231 (232). Vgl. KG 711 = Sg. und 1582 = Ml. Inhalt: wie KG 711. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Rede König Albuinus von Lompardia (Lombardei) an Räte und Trabanten: Hat Ewrimundus erschlagen und aus seiner Hirnschale einen Becher gemacht, ist mit dessen Tochter Rosimunda verheiratet, herrscht über Italien und will jetzt feiern. 3. Dialog Albuinus–Rosimunda; Ehrnholdt stumm: Albuinus will, dass sie aus der Hirnschale trinkt; sie geht traurig ab. 4. Dreigespräch Albuinus–Räte Adoalphus und Gunibertus: Adoalphus/Gunibertus erkären Rosimundas Verhalten. 5. Monolog Rosimunda: bereit zur Rache. 6. Dialog Rosimunda–Ritter Hemelchildis: will, dass er Albuinus tötet. Hemelchildis weigert sich, sie bittet ihn um Schweigen.



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II. 1. Dialog Adoalphus–Gunibertus: Albuinus soll Rosimunda um Verzeihung bitten. 2. Dialog Albuinus–Gunibertus; Adoalphus stumm: bittet ihn, er will nicht. 3. Traban­ tendialog Clephes–Maron: Rosimunda war beim Gastmahl traurig, Hemelchildis wirbt vergeblich um das Kammermädchen Amata. III. 1. Monolog Rosimunda: will Hemelchildis mit seiner Liebe zu Amata für sich gewin­ nen. 2. Dialog Rosimunda–Amata: Rosimunda will Hemelchildis in Amatas Kleidern erwarten. 3. Monolog Hemelchildis: hofft auf Sex mit Amata. 4. Dialog Hemelchil­ dis–Rosimunda: Sie gibt sich zu erkennen, droht mit Verklagen bei Albuinus, wenn er nicht diesen im Schlafzimmer tötet. Verspricht ihm Krone und Hand. 5.  Szene Albuinus–Rosimunda–Hemelchildis: Albuinus schickt Gefolge weg, Rosimunda „verbindet“ sein Schwert, Hemelchildis weigert sich wieder, kämpft aber dann mit Albuinus und tötet ihn. 6. Szene Clephes–Maron–Rosimunda: Clephes/Maron wollen Hemelchildis festnehmen, Rosimunda schützt ihn, gibt ihnen Geld. IV.  1. Dialog Adoalphus–Gunibertus: hilflos, aber entsetzt. 2. Dreigespräch Adoal­ phus–Gunibertus–Rosimunda: Adoalphus/Gunibertus weigern sich, Hemelchildis zum König zu machen. 3. Dialog Hemelchildis–Rosimunda: Rosimunda will mit ihm und dem königlichen Schatz nach Ravenna zu Statthalter Longin. 4. Rosimunda zu Amata: soll Trabanten holen. 5. Dialog Rosimunda–Clephes; Maron stumm: sollen alles ins Schiff schaffen. 6. Dialog Rosimunda–Amata: soll auch helfen. Es war halt Pech. V. 1. Monolog kaiserlicher Statthalter Longinus: hätte die beiden nicht aufnehmen sollen, will aber ihre Schätze. 2. Dialog Amata–Longinus: lädt ihn zum Essen mit Rosi­ munda ein. 3. Trabantendialog Clephes–Maron: trinken gern hier Wein. Rosimunda will, dass Leon für Hemelchildis und sie Lompardia zurückgewinnt. 4. Monolog Longi­ nus: glaubt, dass Rosimunda ihn liebt. Will sie und den Schatz. 5. Dialog Rosimunda– Longinus: gewinnt ihn durch Liebesangebot für Plan der Rückgewinnung ihrer Herr­ schaft. 6. Monolog Amata: Rosimunda mischt Gift – für wen? 7. Rosimunda zu Amata: hofft auf Glück. 8.  Szene Rosimunda–Hemelchildis–Amata: Er trinkt, zwingt dann sie zu trinken, beide tot. Amata schreit. 9. Dialog Longinus–Amata: Er hört, was los war, und ordnet Begräbnis an. 10. Epilog Ehrnholdt: (1) Albuinus: geht gut mit der Frau um! (2) Rosimunda: Frau soll ihre Ehepflicht bedenken. (3) Hemelchildis: Treue­ bruch. (4) Räte: Hofleute sollen Wahrheit sagen. (5) Longinus: wird immer schlechtes Gewissen haben. Lit.: Blamires 1995, 126  f.; Sasse 2015b, 323–327; Sasse 2020b, 176–180.

4755 21. 8. 1555. Die jungen Rathern zu Rom (Sachs, Silberweise; Neumann 2005, 363  f.). Römische Senatorensöhne bringen ihre Väter um. Lediglich einer verbirgt den seinen. Die Jungen herrschen frech und kühn, haben aber keinerlei Glück. Zum Spott lässt der athenische Rat eine Anfrage an sie richten, was zu tun sei, wenn Maden ins Salz gekommen sind. Der junge Senat forscht eifrig. Der anständige Sohn fragt heimlich seinen Vater. Der sagt, dass die Frage zum Spott gestellt worden sei, die Athener sollten ihr Salz mit Jungfrauenmilch begießen. Daraufhin lässt man den Vater wieder in den Senat und achtet die Alten. Schluss: Wenn Jugend regiert, geht das Regiment

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zugrunde. Die Alten haben viel Erfahrung und Voraussicht. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 442 (438) oder/und Jacob Frey, Garten Gesellschaft Nr. 129 in einem verl. Druck.

Lit.: Neumann 2005, 98.

4756 28. 8. 1555. Die künigin aus Arabia Aligoria (Zorn, Verborgener Ton). Die Königin aus Arabien kommt mit reichen Geschenken an den Hof Salomos [Str. 1 und 2]. Auslegung: Salomo bedeutet Christus, der durch sein Evangelium eine geistliche Herrschaft errichtet. Die Königin aus Arabien bedeutet die christliche Gemeinde. Sie hört Gutes von Christus und bringt die Gabe des Glaubens zu ihm. Sie findet Überfluss der Gnade, Weisheit und Reichtum in allen Werken und Worten Christi. Darüber ist die Christen­ heit erstaunt. Sie rühmt Christus, ihren einzigen Heiland. Nach diesem „Elend“ wird sie immer bei ihm sein [Str. 3]. Q.: 2Chr 9,1–12. Vgl. KG 5480 = Sg. 4757 30. 8. 1555. Tragedia mit 7 personen, die getrew fraw Alcestis mit ihrem getrewen mann Admeto, unnd hat 3 actus (K./G. 12,387). 500 Vs. Q.: Juan Luis Vives, De chris­ tiana foemina 2,3 [Kap. II 18 F.-M.] LXIIv (Bruno). Vgl. KG 1820 (verl.) = Ml. Inhalt: Als Acastus und Agialeus, die Söhne des Königs Pelias, den Medea mit Hilfe seiner Töchter (unter ihnen Alcestis) tötete, Alcestis von ihrem Mann Admetus fordern, um sie zu töten, liefert er sie nicht aus. Er wird selbst gefangen genommen, aber Alces­ tis opfert sich für ihn. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Acastus–Agialeus: Klage über den Tod des Vaters Pelias, der durch „Verjüngung“ verursacht wurde. Schwur der Rache an den Schwestern und Medea. Die Todesart ist noch zu bestimmen. II. 1. Trabantendialog Pedon–Caton: informieren sich gegenseitig. 2. Szene Acastus– Pedon–Agialeus; Caton, Ehrnholdt stumm: Alcestis entkommen, Pedon soll sie von Admetus fordern. 3. Monolog Alcestis: beklagt ihre Tat, rechnet mit göttlicher Rache. 4. Dialog Admetus–Alcestis: Sie erzählt ihm nochmals alles, er wird ihr ein bheltnuß in seiner kammer zeigen, wo sie vor ihren Brüdern sicher sei. III. 1. Monolog Admetus: Brüder nahen mit Heer, aber er will Alcestis nicht hergeben. 2. Szene Ehrnholdt–Admetus–Pedon–Caton: Ehrnholdt/Pedon/Caton fordern Alces­ tis, er will sie nicht ausliefern, also nehmen sie ihn gefangen. 3. Monolog Alcestis: will sich für Admetus opfern. 4. Szene Pedon–Admetus; übrige stumm: Admetus gibt Alcestis immer noch nicht her. 5. Szene Vorige–Alcestis: Sie liefert sich freiwillig aus. Rührszene Admetus–Alcestis, die dann zum Tode geführt wird. 6. Monolog Admetus: wird am Leben keine Freude mehr haben. 7. Epilog Ehrnholdt: (1) Pelias-Töchter: man soll nicht alles glauben. (2) Pelias-Söhne: Treue gegenüber den Eltern. (3) Alcestis und Admetus: vorbildliches Ehepaar. Lit.: Skrine 1995, 99–101; Stuplich 1998, 174  f.

1. 9. 1555 Von diesem Zeitpunkt an führt Sachs als Merker bis zum 7. 12. 1561 die Meistersinger-Protokolle, das sog. „Gemerkbüchlein“.



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4758 4. 9. 1555. Der mechtig kunig Arcturus (Konrad von Würzburg, Hofton). Der Ruhm des englischen Königs Arthur festigt sich immer mehr. Die edelsten Helden versam­ melt er an seiner Tafel. Er weigert sich, Tribut zu zahlen, und besiegt das römische Heer; der „Bürgermeister“ Lucius wird getötet. Aber das Glück des Königs wendet sich. Sein eigener, von einer Nebenfrau geborener Sohn Mediedus (Modiedus) erhebt sich gegen ihn und besiegt ihn. Der tödlich verwundete König wird auf eine Insel gebracht, wo er stirbt. Noch heute erwartet man in England den König zurück. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 8,19 (Ziegler). 4759 4.  9. 1555. Fabius maximus mit dem kriegsmon (Frauenlob, Später Ton). Fabius Maximus erfährt von einem Soldaten, der nachts das Lager verlässt, um eine Geliebte zu besuchen. Als Fabius den Soldaten daran erinnert, dass das gegen Kriegsrecht sei, fällt dieser ihm zu Füßen. Fabius erlässt die Strafe. Er will dem Soldaten jedoch einen Bürgen zugesellen, damit er immer im Lager bleibe: seine Geliebte. Schluss: Der Weise soll beim Strafen verständig sein. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 5, S. 380 Nr. 20 P. (Eppendorf, S. cccxxviij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feld­ herrn 195E; Fabius 20 (Boner). 4760 5. 9. 1555. David mit der stat Kegila (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 2251 = Ml., hier nur 23,1–5.12  f. 4761 6. 9. 1555. Der kremer mit den affen (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 970). Als ein Krämer im Wald schläft, scheißen Affen seinen Hut voll, brechen seinen Korb auf und hängen alle Waren (Katalog) an die Bäume. Als der Krämer aufwacht, verschwinden die Tiere. Mit großer Mühe sammelt er seine Ware wieder ein und zieht weiter. Den Affen aber wünscht er viele böse Jahre. Vgl. KG 5284 = Sg. 4762 12. 9. 1555. Tragedia mit 7 personen, von Clinia unnd Agatocli, den zweien Griechen, hat 3 actus (K./G. 12,432). 568 Vs. Q.: Lukian, Toxaris 12–18. Vgl. KG 2029 = Ml. und 2030 = Sg. Inhalt: KG 2029. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Heuchler Amaso oder Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Clinia–Agatocles: Clinias Vater tot, Agatocles mahnt ihn, mit dem Reichtum vernünftig umzugehen und viel zu lesen. Bekräftigen ihre Freundschaft. 3. Monolog Heuchler Amaso: sucht jemanden. 4. Dialog Heuchler Traso und Amaso: wollen Clinia zu ihrem Opfer machen. II. 1. Monolog Clinia: liest ein ihm von Agatocles geschenktes Werk Senecas. 2. Drei­ gespräch Amaso–Clinia–Traso: Er soll nicht mönchisch, sondern in Saus und Braus leben. Er lädt sie zu sich ein. 3. Monolog Agatocles: Clinia führt ein lasterhaftes Leben, er geht ihm aus dem Weg. 4. Dialog Clinia–Agatocles: Agatocles warnt, Clinia ist uneinsichtig und abweisend. 5. Monolog Agatocles: ahnt böses Ende. 6. Dialog Amaso–Traso: Bei Clinia ist nichts mehr zu holen, sie wollen sich einen anderen dummen Reichen suchen. III. 1. Monolog Clinia: Reue. Will Agatocles’ Rat. 2. Dialog Agatocles–Clinia: Clinia hat alles verloren, u.  a. durch eine verheiratete Frau. Agatocles erinnert ihn an die Warnung, aber gibt ihm drei Talente, ja wird seinen Besitz mit ihm teilen. 3. Dialog

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Amaso–Traso: wollen Clinia wieder einfangen, setzen auf seine Liebe zu der Frau. 4.  Dialog Edelmann Fronsteiner–edelfraw Sophia: Fronsteiner ist verarmt, will wieder Luxus. Sophia rät, Clinia zu sich zu locken, durch Fronsteiner die beiden ertappen und Geld fordern zu lassen. 5. Monolog Clinia: freut sich auf Sophia. 6. Monolog Sophia: freut sich auf den Coup. 7. Dialog Clinia–Sophia: kurze gegenseitige Begrüßung. 8. Szene Clinia–Fronsteiner–Sophia: Clinia ersticht beide, will in einen Tempel fliehen. 9. Monolog Agatocles: Sorge um Clinia. 10. Dialog Traso–Agatocles: Traso berichtet, dass Clinia der Galgen drohe. Agatocles soll ihn loskaufen. 11. Monolog Amaso: fasst zusammen. Agatocles will sein ganzes Gut für Clinia geben. 12. Dialog Clinia–Agatocles: Clinia muss auf die Insel Ciclades (die Kykladen), Agato­ cles wird mitgehen und für ihn arbeiten und sorgen. 13. Epilog Traso oder Ehrnholdt: (1) Clinia: Wer sich an Heuchler hält, gerät ins Unglück. (2) Agatocles: der wahre Freund. 13. 9. 1555. [E] Kurtze lehr eynem waydman (K./G. 4,288). 50 Vs. Was der Jäger alles tun soll, u.  a. Bären und Wölfe töten, aber auch den Feldern der Bauern nicht schaden usw. 14.  9. 1555. [E] Drey schwenck-red auß Diogene, dem kriechischen philosopho (K./G. 4,117; G./D. 1, Nr. 152). 54 Vs. Inh. u. Q. wie KG 939 = Ml., hier in der Reihenfolge 2–3-1. 17. 9. 1555. Der gaist mit den klappertn kettn mit dem philosopho (K./G. 23,74). 48 Vs. Ein Geist macht in einem Athener Haus mit seinen Ketten jede Nacht Lärm. Der Philosoph Athenodorus hat keine Angst und lässt sich von dem Gespenst zu dem Ort führen, wo man am nächsten Tage ein Skelett mit Ketten ausgräbt. Als es richtig begra­ ben ist, hört der Spuk auf. Q.: Christoph Bruno, Historien vnnd fabuln, XXVIv–XXVIIIr (< Plinius, Briefe 7,27). Vgl. KG 3013 (verl.) = Ml. und 5678 = Sg. 18. 9. 1555. Ein anfang auf weinachten (Rosengart, Freudweise). Die Prophezeiung der Geburt des Messias, seines Namens und seines Reiches [Str. 1]. Auslegung: Die Prophezeiung ist in der Geburt Jesu erfüllt. Seine Herrschaft trägt er mit Geduld selbst. Er wirkt viele Wunder. Im Geist hat er seine Kraft gezeigt. Allen Gläubigen ist er Vater, er beschützt seine christliche Schar. Nach dem Gericht wird er sein Königreich begrün­ den, in dem wir ewig leben werden. Seit der Geburt sind 1556 Jahre vergangen [Str. 2 und 3]. Q.: Jes 9,5  f. Vgl. KG 178, 344, 505, 913 = Mll., außerdem 2528 = Ml. 19.  9. 1555. Ein kurtz gesprech von dem zutrincken, dem schedlichen laster (K./G. 3,517; G./D. 1, Nr. 153). 156 Vs. KG 1022 = Sg. zum Gespräch erweitert: Der Dichter sieht eines Abends einen seiner besten Gesellen total betrunken auf der Gasse, stellt ihn dann aber erst am nächsten Tag zur Rede. Er nennt all die in KG 1022 aufgeführten Nachteile des Trinkens und weitere, aber der Geselle beharrt bis zum Schluss, dass er mit den Freunden einfach mithalten müsse. Lit.: M. E. Müller 1985, 225  f. (226: „Im Beschluß bekennt der Dichter ein, daß seine Überredungs­ künste gescheitert sind: ‚So hilfft an dir kein straffen mehr‘ […]. Trotz skeptischer Momente ist der Geselle nicht bereit, den Preis einer sozial isolierten Selbstdisziplinierung zu zahlen, selbst wenn die Prämie ein zwar zurückgezogenes und gleichförmiges, aber auch saturiertes Leben wäre.“).



Nr. 4771 

 833

4768 20. 9. 1555. Die flucht dauid auf dem perg (Schwartzenbach, Kleeweise). Inh. u. Q. wie KG 443 = Ml. Schluss: Wer seine Hilfe bei Gott sucht, dem hilft er. 4769 24. 9. 1555. Ahas der gotlos künig Juda (Folz, Schrankweise). Ahas, König von Juda, wird vom syrischen König Rezin bedrängt, weshalb er die Hilfe König Thiglath-Piler­ sers III. von Assyrien erbittet. Der Assyrer hilft Ahas und verleitet ihn zum Götzen­ dienst. Gott straft Ahas; er muss sterben. Schluss: Wer Gott verachtet, wird mit Unglück bestraft. Q.: 2Kön 16,1–20. 4770 25. 9. 1555. Die drey plinden (Schechner, Reisige Freudweise / Ringsgwand, Oster­ weise / Vogel, Vogelweise). Str. 1: Inh. u. Q. wie KG 3152 = Ml. Schluss: So werden auch heute die Irrenden durch das Wort Gottes erleuchtet. Christi Geist erklärt die Wahrheit im Herzen. Str. 2: Inh. u. Q. wie KG 238 = Ml. Vgl. 1385, 2853 = Mll. Schluss: Wer, in Sünde verblendet, zu Christus schreit und in seinem Herzen glaubt, dessen Seele wird vom Tod erlöst. Str. 3: Inh. u. Q. wie KG 195 = Ml. Schluss: Auch wir sind von Natur aus blind geboren. Wenn uns Christi Geist befeuchtet, werden auch wir uns öffentlich vor jedermann zu Christus bekennen. Ohne die Hilfe Christi, der Mensch und Gott war, können wir nichts Gutes tun. 4771 27. 9. 1555. Ein spil mit dreyen personen: Zweyer philosophen disputation von dem ehstande, ob besser sey ledig zu bleiben oder zu heyraten ainem waisen mann (K./G. 20,234; G. 6, Nr. 71). 400 Vs. Q.: Plutarch Solon 6 (Boner). Vgl. KG 1155 = Ml. und 1156 = Sg. Inhalt: wie KG 1155. Szenenübersicht: 1. Prolog Minister, der diener: Inhalt. 2. Monolog Thales: ist auf Wachstum, Sonnenfinsternis usw. im nächsten Jahr gespannt. 3. Dialog Minister– Thales: Minister meldet einen weisen Philosophen. 4. Monolog Thales: vermutet Solon. 5. Dialog Solon–Thales: Nach Komplimenten Diskussion über Heiraten ja oder nein. Solon insistiert auf der Notwendigkeit der Fortpflanzung, Thales warnt vor den mit Kindern verbundenen Problemen, Solon sagt, sein Sohn sei wohlgeraten. 6. Minis­ ter zu den beiden: Essenszeit! 7. Monolog Minister: gespannt auf Fortsetzung der Dis­ kussion. 8. Dialog Thales–Minister: Minister soll als Waldbruder verkleidet den Tod von Solons Sohn melden. 9. Monolog Thales: will Solon mit dieser List beikommen. 10. Dialog Solon–Thales: Solon findet es schade, dass kein Sohn Thales’ Bücher erbt. 11.  Szene Minister als Waldbruder–Thales–Solon: Minister bringt Brief von Chilon und meldet in Frage und Antwort mit Solon den Tod von dessen Sohn. Klage Solons. 12. Dialog Thales–Solon: Solon ist erschüttert, Thales siegt, sagt dann aber, dass es nicht stimmt, belehrt und will den Dialog am nächsten Tag mit weiteren Philosophen fortsetzen; jetzt ist erst einmal Nachtmahl. 13. Epilog Minister: Wer morgen verliert, muss einen Eimer Wein stiften. Lit.: Stuplich 1998, 90–92.

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Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 10 (Er beendet aber SG 9 erst mit KG 4807): 4772 1. 10. 1555. Comparatio oder vergleichung eynes Christen mit eynem schäflein, inn zwölff artickeln (K./G. 1,369). 160 Vs. 1. reines Tier – Christ durch Taufe rein. 2. sauber – Christ hält sich von Sünde fern. 3. sanftmütig – Christ friedlich. 4. schlicht und ohne List – so auch der Christ. 5. bringt viel Nützliches (Wolle usw.) – Christ hilft dem Mitmenschen. 6. gehorsam – Christ der Obrigkeit. 7. folgt der Stimme des Hirten – Christ hört auf Christus. 8. folgt keinem falschen Hirten – Christ folgt nicht falscher Lehre. 9. wenn räudig, muss er die Herde verlassen – Christ muss sich von falschen Leuten fernhalten. 10. geduldig – so auch der Christ. 11. leckt Salz für Gesundheit – Christ hält sich von Lastern gesund. 12. ist Opfertier – Christ opfert, wenn nötig, sein Leben und geht so in die Ewigkeit ein. 4773 3. 10. 1555. Das pluetig potenprot (Schwartzenbach, Paratweise). David erfährt vom Tod Sauls. Der Amalekiter, der Saul getötet hat, wird selbst getötet, er erhält seinen verdienten Botenlohn. Schluss: Wer betrügerisch handelt, empfängt den rechten Lohn. Q.: 2Sam 1,1–16. Vgl. KG 5079 = Trag. 4774 3. 10. 1555. Der arm altreus mit dem reichen geyzigen purger (K./G. 23,76; G./D. 1, Nr. 154). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3764 = Ml. Vgl. 3918, 4332 = Mll. Lit: M.  E. Müller 1985, 211  f. (212: „Sachs will mit diesem Schwank sicher kein allgemeingültiges Exempel vorführen; er selbst hätte nicht im Traum daran gedacht, sein Vermögen um ‚eins freyen muets‘ willen zu liquidieren. Adressiert ist er an diejenigen, die allemal keine Chance haben, zu Reich­ tum zu kommen.“).

4775 3. 10. 1555. Drey stück, so Gott und den menschen gefallen (K./G. 4,295). 50 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2126 = Ml. Vgl. 5546 = Sg. 4776 4. 10. 1555. Schwanck. Der toll bawr von Schrobnhawsen mit dem kalbsköpffen und den hunden (K./G. 9,262; G./D. 1, Nr. 157). 174 Vs. Inh. wie KG 2070 = Ml., nur ausführlicher erzählt. 4777 6. 10. 1555. Schwanck. Der pawer-knecht mit dem zerschnitten kittel (K./G. 5,129; G./D. 1, Nr. 155). 78 Vs. Der Bauernknecht Heinz Dölp aus Erbelting in Bayern begibt sich zu einem Schneider in Landshut, um sich aus grobem Stoff einen Kittel machen zu lassen, mit dem er zum Tanz gehen will. Gerade hat ein Edelmann ebenfalls einen bestellt. Der hört, wie der Bauernknecht darum bittet, sein Kittel solle so sein wie der des Edelmanns. Als Dölp gegangen ist, sagt der Edelmann dem Schneider, er solle seinen Kittel und den des Bauernknechts zerschneiden. Als dann beide ihre Kittel holen, zwingt der Edelmann den Bauernknecht, auch seinen anzuziehen und damit auszugehen, worauf er für einen Narren gehalten und verlacht wird. Schluss: Einfache Leute sollen in ihrer Kleidung nicht die Adeligen nachahmen. Vgl. KG 4387 (verl.) = Ml. 4778 7.  10. 1555. Schwanck. Der münnich mit dem hasenkopff (K./G.  9,267; G./D.  1, Nr. 158). 126 Vs. Inh. wie KG 2148 = Ml., aber hier ausführlicher erzählt. Es sitzt der unflätig fressende und trinkende Narr eines Edelmanns dabei, dem der Abt die Schuld gibt, da der Mönch dauernd auf den Narren geblickt habe.



Nr. 4788 

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4779 8. 10. 1555. Schwanck. Der ungehöret pawer (K./G. 5,132; G./D. 1, Nr. 156). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4065 = Ml. 4780 8. 10. 1555. [E] Schwanck. Sant Peter mit der gaiß (K./G. 5,109; G./D. 1, Nr. 159). 174 Vs. Inh. wie KG 2092 = Ml., aber ausführlicher erzählt. 4781 9. 10. 1555. Davids klag umb Absalom (Regenbogen, Tagweise). Davids Wehklage um seinen Sohn Absalom. Q.: 2Sam 19,3–9. 4782 9. 10. 1555. Der pund Jonatan mit Dauid (Frauenlob, Kupferton). David, der Goliath besiegte, wird an den Hof König Sauls berufen. Dort schließt er mit Jonathan, einem Sohn Sauls, einen Freundschaftsbund [Str. 1 und 2]. Das ist eine schöne figur. Wenn der Christ aus Gnade und durch Glauben den Satan überwindet, gewinnt Christus ihn aus Herzensgrund lieb und macht ihn zum Gotteskind. Christus schließt mit ihm einen Bund und wappnet ihn mit dem Schwert seines Wortes. So kann der Christ dem Feind entgegentreten und das ewige Leben erlangen [Str. 3]. Q.: 1Sam 17; 18,1–4. Vgl. KG 5078 = Trag. 4783 10.  10. 1555. [E] Schwanck. Der teüffel lest kein lantsknecht mehr in die helle faren (K./G. 5,121; G./D. 1, Nr. 160). 172 Vs. Inh. wie KG 2942 = Ml. 4784 12. 10. 1555. Der spöter straff (Nachtigall, Geschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 289 = Ml. Schluss: Auch heute gibt es viele Spötter, die hinterrücks ein schantplechlein anschlagen. Hat Gott schon die Kinder nicht verschont, wie viel mehr wird er diese Spötter strafen. Unrecht kommt an den Tag. 4785 12. 10. 1555. Der unglückhaft künig Ewcratites (Kettner, Osterweise). Obwohl der Baktrerkönig Eukratides ein sehr kleines Heer befehligt, kann er König Demetrius in die Flucht schlagen. Eukratides wird nun hochmütig, greift Indien an und erobert es teilweise. Nach einiger Zeit lässt er seinen Sohn an der Herrschaft teilhaben. Dieser ermordet ihn im Bad. Der Leichnam des Eukratides wird den Tieren vorgeworfen. Schluss: So kehrte das walczent glueck dem König den Rücken zu. Dem Glück soll man nicht vertrauen. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,6 (Ziegler). 4786 15. 10. 1555. Der pawer mit dem saff saff (Zwinger, Roter Ton; G./D. 6, Nr. 970a). Inh. wie KG 2776 = Ml. Vgl. KG 5272 = Fsp.; außerdem (motivisch) 3422 = Ml. 4787 15. 10. 1555. Absalom kumbt zv gnaden (Sachs, Gesangweise). Absalom, der nach der Ermordung seines Halbbruders Amnon nach Gessur flüchtete, kann durch Joabs Ver­ mittlung wieder nach Jerusalem zurückkehren und vor das Angesicht des Königs treten. Auslegung: Wer seinen Bruder aus Neid und Hass tötet, vor dem verbirgt sich Gott. Wer sich zu Gott bekehrt, der wird von ihm wieder angenommen. Q.: 2Sam 14,23– 33. 4788 16. 10. 1555. Astalophus wird ein nachtewl (Marner, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 2449 = Ml. Schluss hier: Ascalaphus ist eine figur aller Schwätzer, die großen Schaden anrichten. Verursachen sie ein Unglück, dann wollen sie ihren Kopf schnell aus der Schlinge ziehen. In der geselschaft verursachen sie viel Streit. Schwätzer soll man meiden.

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4789 21.  10. 1555. Tragedia mit 17 personen, die zerstörung zu Jerusalem zu agiren, unnd hat 6 actus (K./G. 11,312). 994 Vs. Q.: Flavius Josephus, Der Jüdische Krieg 4,5– 7,18 (Hedio). Vgl. KG 981, 2878 = Mll. und 1627 = Sg. Inhalt: wie KG 981 I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch landtpfleger Cestius Florus–Trabanten Flaccus und Fabius: Truppe zur Unterdrückung der Juden steht bereit. 3. Dialog Elea­ zarus–Simeon: denken an Aufstand gegen Cestius Florus. 4. Szene Bischof Ananus– Eleazarus–Simeon–Priester Jesus–Ratsherr Gorgion Niger: Ananus/Jesus/Gorgion sind dagegen. 5. Dialog Simeon–Eleazarus: wollen Verbündete finden und sich Zelot­ ter (Zeloten) nennen. II.  1. Monolog Verräter Johannes Gißgalenus: geht als Kundschafter zum Bischof. 2. Monolog Gorgion: flieht vor den Aufrührern. 3.  Szene Aufrührer; Eleazarus zu Gorgion: nehmen ihm seinen Besitz. 4. Szene Ananus–Jesus–Ratsherr Gamaliel–Giß­ galenus: klagen über die Ausschreitungen, wollen gegen die Aufrührer vorgehen. 5. Monolog Gißgalenus: wird sie verraten. 6. Dialog Gißgalenus–Eleazarus; Simeon stumm: meldet es ihm. III. 1. Dialog Ananus–Jesus: Aufrührer haben Idumeer in die Stadt gelassen. 2. Szene Vorige–Aufrührer–Idumeer–Eleazarus–Simeon: Ananus und Jesus getötet. 3. Dialog Gamaliel–Gorgion: Verzweifelte Lage, Römer im Anmarsch, nur auf den Judenhaupt­ mann Josephus Verlass, immerhin Zelotter und Idumeer gespalten. 4. Scheinmonolog Bauer Johannes: Klage. 5. Gamaliel zu Gorgion: sieht darin ein Zeichen. IV. 1. Dreigespräch Eleazarus–Simeon–Gißgalenus: Angst vor den Römern. 2. Monolog Sabina: jammert. 3. Dialog Salome–Sabina: Christus hat es vorausgesagt. 4. Monolog Sabina: tötet ihr Kind. 5. Szene Gißgalenus–Simeon–Sabina: sie ist bereit, das Kind zu essen. 6. Monolog Sabina: Warum wollt ihr nicht? [sie gehen ab] Will es nun kochen. V. 1. Rede Eleazarus: feuert zum Kampf an; Römer werden zurückgeschlagen. 2. Rede Eleazarus: feuert weiter an. 3. Oberster Römerhauptmann Thitus–Josephus: Thitus hat Mitleid mit den Juden, Josephus soll sie zum Aufgeben bewegen. 4. Dreigespräch Eleazarus–Gißgalenus–Simeon: nur noch die dritte Mauer steht. 5. Szene Josephus– Vorige; Simeon stumm: Josephus’ Argumente für Übergabe, Gißgalenus und Eleaza­ rus dagegen. 6. Simeon zu Gißgalenus und Eleazarus: weiterkämpfen. VI. 1. Dreigespräch Thitus–Unterhauptmann Terentius Ruffus–Cestius Florus: werden auch die dritte Mauer zu Fall bringen. 2. Monolog Bauer Johannes: Wehgeschrei. 3.  Dreigespräch Simeon–Gißgalenus–Eleazarus: dritte Mauer fällt, Kampf, Zelotter fliehen. 4.  Szene Thitus–Cestius Florus: nicht mehr viel zu retten, auch nicht der Tempel. 5. Monolog Josephus: Klage über Jerusalem. 6. Szene Terentius Ruffus–Thitus; S. stumm: Simeon soll im Triumph durch Rom geführt werden. 7. Epilog Ehrnholdt: weiterer Bericht, Mahnung an Deutschland, sich das alles als Spiegelbild zu nehmen. 4790 21. 10. 1555. Der gotlos künig joram (Sachs, Spruchweise). Jorams gottlose Regierung und seine Gräueltaten. Warnung durch Elia. Sein grausamer Tod. Wer Gott verachtet und unschuldiges Blut vergießt, an dem wird die Rache vollzogen. Q.: 2Chr 21. Vgl. KG 1715 = Ml. (Str. 1) und 5631 = Sg.



Nr. 4797 

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4791 24. 10. 1555. Die straff des künigs Joram (Sachs, Kurzer Ton). König Jorams gottlose Regierung wird durch den kriegerischen Einfall der Philister und Araber bestraft, nachdem ein Drohbrief des Propheten Elia ungehört blieb. Joram stirbt auf schreck­ liche Weise. Q.: 2Chr 21,16–20. Vgl. KG 1715 = Ml. (Str. 1) und 5631 = Sg. 4792 24. 10. 1555. Arsinoes die unglückhaft künigin (Schmid, Verschiedener Ton). König Lysimachus, der von seiner Frau Arsinoe zwei Söhne hat, wird im Kampf gegen Anti­ gonus erschlagen. Arsinoe flieht in die befestigte Stadt Kassandria. Ihr Bruder Ptole­ mäus vertreibt Antigonus und bittet Arsinoe um ihre Hand mit dem Versprechen, er werde ihre Söhne als Erben einsetzen. Als sie ihn unter dieser Bedingung in die Stadt lässt, lässt er ihre Söhne vor ihren Augen erschlagen; seine Schwester entkleidet er ihrer Königsgewänder und schickt sie nach Thrakien ins Elend. Schluss: Ein falsches Herz kennt weder Treue noch Eid. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illus­ trium 4,15 (Ziegler). Vgl. KG 5152 = Sg. und 5410 = Trag. 4793 25. 10. 1555. Laodamia die ermort junckfraw (Harder, Süßer Ton). Bei einem Auf­ stand wird das griechische Königsgeschlecht der Eacideer (Aiakiden) nahezu gänzlich ausgerottet. Die Jungfrau Laodamia wird von Milon im Dianatempel, in den sie sich geflüchtet hat, ermordet. Durch eine schreckliche Pest werden die Aufständischen für ihre Bluttaten bestraft. Milon verliert den Verstand, wütet gegen sich selbst und stirbt. Schluss: Gott straft ungerechtes Blutvergießen. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,2 (Ziegler). 4794 25. 10. 1555. Cleomenes der vngluckhaft künig (Wolfram von Eschenbach, Langer Kreuzton). Kleomenes III., der glückliche König von Sparta, wird von Antigonos Doson besiegt und flieht zu Ptolemäus III. nach Ägypten. Dort lebt er erneut glücklich, bis der Sohn des Ptolemäus ihn heimtückisch ermorden lässt. Schluss: Das Glück ist wan­ kelmütig. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,2 (Ziegler). 4795 25. 10. 1555. Sant Petter mit den klain fischlein (Folz, Feielweise; G./D. 6, Nr. 971). Christus, der lange gewandert ist, sehnt sich nach Ruhe und kehrt bei Petrus ein. Er bittet um Wein und Fische. Petrus fängt Elritzen, weigert sich aber, sie in einem Topf zu sieden. Sie würden ungleich gar, denn jeder Kopf habe eine eigene Meinung. Schluss: Sprichwort: So viele Köpfe, so viele Meinungen. Auf Erden wird dieses Sprich­ wort auch in Zukunft gültig sein. 4796 25. 10. 1555. [E] Schwanck. Der profiant und mumplatz (K./G. 5,170; G./D. 1, Nr. 161). 100 Vs. Der Dichter kommt in ein Heerlager und beobachtet, nachdem er sich etwas zu essen besorgt hat, das Treiben. Am ausführlichsten beschreibt er die verschiedenen Spiele, die veranstaltet werden. 4797 26.  10. 1555. 4 vngluckhaft künig vnd fursten (Wolfram von Eschenbach, Kurzer Ton). Ceranus (Keraunus) erschlägt seinen Vetter und wird so Herr über Makedonien. Im Krieg mit den Franzosen (Kelten) wird er von Belgius besiegt und getötet. Zuvor hatte er hochmütig die Unterstützung der Dardaner abgelehnt [Str. 1]. Der makedoni­ sche Heerführer Sosthenes vertreibt die Franzosen wieder. Belgius wird getötet [Str. 2]. Sosthenes wird hochmütig, Brennus, der Anführer der Gallier, verheert Makedonien und erschlägt Sosthenes. Brennus stürmt und beraubt den Tempel in Delphi. Doch

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Apollo überwindet den Franzosen, der, wahnsinnig geworden, sich selbst ersticht. Schluss: So folgt aus einer Rache die andere [Str. 3]. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,16 (Ziegler). 4798 26. 10. 1555. Das Ent phirrj achilis sun (Mügling, Kurzer Ton; A. Roth 2016, 393  f.). Pyrrhus tötet Polyxena, die am Tod Achills schuld ist. Bei der Rückreise nach Grie­ chenland raubt er Hermion, Orests Frau. Orest schwört Rache. Er besticht den Priester Machaireus, der daraufhin Pyrrhus ersticht, während dieser im Tempel ein Opfer dar­ bringen will. Der Priester flieht zu Orest, wird dort jedoch gehängt. Schluss: Ein Unglück brachte das andere hervor. Solche Bubenstücke trieb man auch vor manchem jar. Lit.: Fochler 1990, 116  f.; A. Roth 2016, 248–254.

4799 30. 10. 1555. Die wunderlich warsag aus dem prunen vom dewffel (K./G. 23,78). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4408 = Ml. 4799a 30. 10. 1555. Der tempel Apollinis. Warsagung auß dem brunnen (K./G. 20,539). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4408 = Ml. 4800 1. 11. 1555. Esculapium erschlueg ein doner-stral, und pracht ein rach die ander rach (K./G. 23, 80). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4392 = Ml. und 5605 = Sg. 4801 2. 11. 1555. Historia. Anfang der weissag und deß tempels zu Delphos (K./G. 2,69). 70 Vs. In einem Berg bei Delphi war eine Höhle, aus der, wer hineinschaute, Weissa­ gung erhielt. Man baute einen Tempel darüber, setzte eine Priesterin ein, und bis diese Sibylle dann etwas Falsches weissagte, war das Heiligtum vielbesucht. Nero hat es später ausgeraubt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 310B (Herolt, o iiijv; stark erweitert). Vgl. KG 4383 (verl.) = Ml. 4802 2. 11. 1555. Der jung getrew fuerst Anchurus in Phrigia (K./G. 23,82). 60 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4371 = Ml. und 5607 = Sg. Vgl. (motivisch) 4257 = Ml. 4803 2. 11. 1555. Historia. Mordopffer der göttin Diane, mit der jungkfraw Ephigenie (K./G. 2,72). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4418 = Ml. 4804 3. 11. 1555. Historia. Der sunnen tempel, ein hülen der zauberey (K./G. 2,75). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4460 = Ml. 4805 3. 11. 1555. Pura, die junckfraw und heylig martrerin (K./G. 1,391). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4306 = Ml., ausführlicher erzählt. Vgl. 5025 = Ml. und 5405 = Trag. 4806 5. 11. 1555. Tragedia, mit 13 personen zu agiern, des Levitten kebsweib, und hat 5 actus (K./G. 10,216). 712 Vs. Q.: Ri 19,1–21,25. Vgl. KG 931, 932, 3808 = Mll. Inhalt: wie KG 931 + 932 + 3808. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, aber Akt 5 nicht direkt exponiert. 2. Dialog Levit– Knecht: hat seine Konkubine mit einem anderen ertappt; sie ist in der Nacht zu ihrem Vater nach Bethlehem geflohen, weil sie unschuldig war. Er will ihr verzeihen und sie zurückholen. 3. Monolog Vater der Konkubine: (noch) froh, weil er sie dem Leviten gab. 4. Dialog Konkubine–Vater: Sie berichtet, er jammert, nimmt sie aber auf. 5. Dialog Levit–Vater: Levit will ihr vergeben. 6. Dreigespräch Levit–Konkubine–Vater: Rührszene und Abschied [Zeitsprung von 4 Tagen mitten in der Szene].



Nr. 4810 

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II. 1. Dialog Levit–Knecht; Konkubine stumm: Levit will nicht in Jabes, sondern in Gibea übernachten. 2. Monolog Torhüter: wartet noch vor dem Zusperren. 3. Dialog Torhüter–Levit; Knecht, Konkubine stumm: Torhüter lässt sie nicht ein. 4. Levit zu den Seinen: draußen übernachten. 5. Dialog Levit–Jairus: Jairus, auch aus Ephraim, nimmt sie auf und warnt vor den Gibeanitern. 6. Szene: Gibeaniter draußen–Jairus– Levit: Morddrohungen, Konkubine hinausgeworfen. 7. Jairus zu Levit: jetzt wollen wir ruhen. 8. Monolog Konkubine: stirbt. 9. Dialog Levit–Knecht: Levit will sie heimbrin­ gen, in 12 Teile zerhauen und an jeden Stamm einen Teil schicken. III. 1. Viergespräch Priester Pinehas–Levit–Juda–Eleasar: 11 Stämme versammelt, Gibea soll nicht gleich ganz zerstört werden, sondern die Täter ausliefern. 2. Szene Gibeaniter Riffianus–Nabal–Esaw: keine Herausgabe, sondern Krieg. 3. Dreigespräch Eleasar–Pinehas–Juda: Juda soll zuerst kämpfen. 4. Szene Nabal–Esaw–Uffo–Riffia­ nus: kampfbereit. Dann Schlachtszene: Israel zurückgeschlagen. 5. Dreigespräch Pinehas–Eleasar–Juda: jammern, aber Gott rät, hinaufzuziehen. IV.  1. Dreigespräch Nabal–Esaw–Riffianus: Israel abgeschlagen. Nein, da sind sie wieder: Schlacht, Israel wieder zurückgeschlagen. 2. Dreigespräch Pinehas–Eleasar– Juda: haben gesündigt, aber Gott verheißt jetzt Sieg. Neue Strategie. 3. Szene Nabal– Esaw–Riffianus–Wächter: Israel zweimal geschlagen, aber Wächter meldet Angriff. Schlachtszene: Gibea wurde, wie Nabal schreit, angezündet. V. 1. Dreigespräch Pinehas–Eleasar–Juda: Benjamin schwer gestraft, nur 600 Männer übrig, aber sie wollen einen Jungfrauenraub [= 400 Mädchen aus Jabes] inszenieren. Gehen ab zur Danksagung an Gott. 2. Epilog Ehrnholdt: Die Obrigkeit soll Verbrechen strafen, weil sonst noch größeres Unheil entsteht. Lit.: Washof 2007, 313  f.

Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 9: 4807 5. 11. 1555. Der peschlues oder valete in dis 9 spruech-puech (K./G. 23,84). 50 Vs. Hat bis zu seinem 61. Geburtstag in 42 Jahren 4034 Mll. in 240 Tönen und 684 Sgg. (Aufzählung der Untergattungen) verfasst. Zählt nicht die direkt zu Bildern gemachten Reime. Hat schon im Oktober Sg. 10 begonnen und hofft, dass Gott es ihn vollenden lässt. 4808 9. 11. 1555. Die menschwerdung Cristi (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. 4809 9. 11. 1555. Die weisen von orient (Schmid, Verschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4818, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Gott bewahre seine Christenheit, die Christus sucht, wie seinen Augapfel. 4810 11. 11. 1555. Der Joseph im traum (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. u. Q. wie KG 271 = Ml. Vgl. 509, 593, 2166, 3202, 4453 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Christus macht alle selig, die auf sein gnädiges Wort vertrauen. Durch sein Blut erlöst er die Menschen, er schenkt ihnen aus Gnade das ewige Leben.

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4811 12. 11. 1555. Die opferung in thempel (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3199, 3669, 3899, 4228, 5277 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wer von Herzen an Christus glaubt, den erlöst er zum ewigen Leben. 4812 13. 11. 1555. Ein comedi mit zwey-und zweyntzig personen, die vertrieben keyserin mit den zweyen verlornen söhnen, und hat sechs actus (K./G. 8,161). 1022 Vs. Q.: Florent et Lyon (Salzmann). Vgl. KG 3734–3739 = Mll. Inhalt: wie KG 3734–3739. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt (Schluss nicht detailliert). 2. Rede orientalischer Kaiser Heraclius: freut sich über die Geburt von 2 Söhnen. 3. Ehrnholdt zu Heraclius: Mutter will mit ihm reden. 4. Dialog Heraclius–Mutter: Mutter verdächtigt Frau des Ehe­ bruchs, weil zwei Knaben. 5. Monolog Mutter: will etwas gegen ihre Schwiegertochter anzetteln. 6. Dialog Mutter–Kämmerling: soll sich zur Kaiserin ins Bett legen, ist nur gegen Lohn bereit. 7. Heraclius zu Trabanten: ahnt Schlimmes. 8. Ehrnholdt zu Her­ aclius: meldet Mutter. 9. Dialog Mutter–Heraclius: meldet Kämmerling im Bett der Kaiserin. Heraclius droht Kaiserin mit Tod. II. 1. Dialog Räte Metellus und Fabius: Kämmerling getötet, Kaiserin in Haft. Argwohn, dass Mutter schuld ist. 2. Dreigespräch Heraclius–Metellus–Fabius: Räte bitten für Kaiserin und Kinder, aber Heraclius will alle drei verbrennen lassen. Räte bitten um Enthauptung, aber Heraclius bleibt hart. 3. Szene Heraclius–Kaiserin; Räte/Trabanten stumm: Kaiserin erinnert Heraclius an Schwur: Ihr dürfe nichts geschehen, also Ver­ bannung. 4. Dialog Kaiserin–Metellus: hat Mitleid. Sie nimmt Abschied. III. 1. Monolog Kaiserin: Affe hat das eine Kind (Florenz) entführt, Löwe das andere (Lion), Greif hat beide weggetragen. Sieht Schiff. 2. Monolog Ritter mit Kind: hat das vom Affen entführte Kind, das er für edel hält. 3. Dreigespräch Ritter–Mörder Malchus und Plons: kämpfen mit dem Ritter um das Kind; Ritter flieht. 4. Dreigespräch Rat des Königs von Frankreich Clement–zwei Mörder: kauft das Kind von ihnen, um es nach Paris zu bringen. 5. Dreigespräch König Tagabertus von Frankreich–Räte Dionisius und Clement: Sultan will Frankreich erobern, Tagabertus soll um Bundesgenossen werben. IV. 1. Heraclius zu Räten: Sie sind nun in Paris und wollen helfen. 2. Tagabertus zu Heraclius: dankt ihm. 3. Szene Bote des Sultans–Tagabertus; Heraclius stumm: Ein Ritter soll mit dem Riesenkönig um Marcibilla, die Sultan-Tochter, kämpfen. 4. Szene Tagabertus–Kaiserin–junger Ritter: Weil niemand will, sind Tagabertus und Heraclius bereit, dann aber der junge Ritter. 5. Dialog Riesenkönig–junger Ritter: junger Ritter wird besiegt und davongeschleppt. 6. Dialog Clement–Florenz: Florenz kampfbereit, Clement rät vergebens ab. 7. Szene Riesenkönig–Florenz–Clement: Clement spornt an, Florenz siegt. 8. Tagabertus zu Dionisius: hat Kampf zugesehen. Riesenkönig unter­ liegt und fällt. 9. Dialog Florenz–Tagabertus; Clement stumm: Florenz ist mit Haupt des Riesenkönigs zu Marcibilla. Hat sie entführt. Soll zum Ritter geschlagen werden. Kampf gegen Sultan angekündigt. V. 1. Dialog Kaiserin–Lion: Lion bringt Tagabertus 2000 Mann und die Löwin, fragt nach seiner Herkunft. Kaiserin erzählt alles. 2.  Szene Florenz; Heraclius, Clement



Nr. 4814 

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stumm: Türken in die Flucht geschlagen. 3. Dialog Tagabertus–Clement: Heraclius und Florenz vom Sultan gefangen, zweite Schlacht muss sein. 4. Dialog Tagabertus– Lion: Lion kampfbereit, dann Schlacht und Sieg über die Türken. VI. 1. Szene Lion–Heraclius; Florenz stumm: Heraclius erinnert sich an sein Unrecht gegenüber der Kaiserin. 2.  Szene Kaiserin–Heraclius–Clement–Florenz–Lion: Wie­ dererkennung, Rührszene, Florenz soll Marcibilla heiraten. 3. Bote zu den Vorigen: Mutter des Heraclius wurde verrückt, starb. Auf nach Konstantinopel. 4. Epilog Ehrn­ holdt: (1) Heraclius: Ein Ehemann soll nicht zu schnell glauben. (2) Kaiserin: Frau soll ehrbar sein, und wenn falsch verdächtigt, kommt die Wahrheit an den Tag. (3) Söhne: sollen tugendhaft sein. (4) Mutter: Treulosigkeit kommt an den Tag. Lit.: Blamires 1995, 124–126; Sasse 2020b, 95–109.

4813 14. 11. 1555. [E] Schwanck. Der lose man. Die figur zeyget an die art aynes unheußlichen weybes (K./G. 5,247; G./D. 1, Nr. 162). 166 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1989 = Ml. 4814 19. 11. 1555. [E] Comedi mit 19 personen, die schön Magelona, unnd hat 7 actus (K./G. 12,451). 1030 Vs. Q.: Ystoire […] de Maguelone (Warbeck). Vgl. KG 4279 = Ml. und 4280 = Sg. Inhalt: wie KG 4279. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Graf Johann Cerise –Gräfin Oliva: freuen sich über ihren Sohn Peter. 3. Dreigespräch Graf–Gräfin–Ritter Peter: Peter will ein Jahr in die Welt. Sie erlauben es zögerlich, und er bekommt drei Ringe mit auf die Reise. 4. Monolog Wirt in Neapolis: Vorbereitung im Hinblick auf Turnier. Dialog Peter–Wirt; Peters Knecht Lorentz stumm: Turnier ist zu Ehren der Königstochter Magelona, hohe Herren kommen, Peter will teilnehmen, aber anonym, nur durch silberne Schlüssel am Schild zu identifizieren. II. 1. Dialog König Magelon–Magelona; Königin stumm: Der Magelona hat der Ritter mit den Silberschlüsseln am besten gefallen. 2. Turnierszene (zwei Kämpfer unent­ schieden): Ehrnholdt fragt, wer Magelona zu Ehren kämpfen will. Nur Peter ist bereit, also Dialog Magelona–Peter: gibt ihm Kranz, dann Dialog König–Peter: Einladung zum Mahl. 3. Monolog Lorentz: Peter saß beim Mahl neben Magelona. 4. Dialog Peter– Lorentz: Vorbereitung zum Abendtanz. 5. Monolog Peter: in Magelona verliebt. III. 1. Dialog Magelona–Amme: Magelona liebt Peter, Amme soll nach seinem Namen fragen. 2. Monolog Amme: Angst vor dem König. 3. Dialog Amme–Peter: Peter sagt nur, dass er adlig ist, gibt ihr einen Ring für Magelona mit. 4. Monolog Peter: hofft auf Liebeserfüllung. 5. Monolog Magelona: verliebt. 6. Dialog Magelona–Amme: Mage­ lona freut sich über den Ring, will den Ritter heiraten, Amme vorsichtig, will ihn aber zu Treffen rufen. 7. Monolog Magelona: verliebt. 8. Dialog Magelona–Amme: zweiter Ring. 9. Dialog Magelona–Peter: sagt, dass er ihretwegen kam, sie gesteht ihre Liebe, hängt ihm Kette um. IV. 1. Monolog Peter: wartet im Rosengarten auf Magelona. 2. Dialog Magelona–Peter: muss heim zu den Eltern, sie will mit. 3. Monolog Amme: sorgt sich. 4. Magelona zur Amme: schickt sie weg. 5. Monolog Magelona: wartet auf Peter. 6. Dialog Peter–

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Magelona: alles zur Reise bereit. 7. Königin zur Amme: soll Magelona wecken, weil sie mit zur Jagd wollen. 8. König zur Königin: schöner Tag. 9. Szene Amme–Königin– reuter Vincentz–König: Peter und Magelona sind weg, König lässt ihm nachjagen, er soll sterben. 10. Monolog Peter: fand im Wald, während Magelona schlief, den zendel mit den drei Ringen, Rabe raubte ihn; er lief diesem nach, Rabe warf Ringe ins Meer, Peter verirrte sich im Wald und fand Magelona nicht. 11. Szene Peter–Türken; zweiter Türke stumm: nehmen ihn gefangen. 12. Monolog Sultan: will den Christen sehen, den das Schiff brachte. 13. Szene zweiter Türke–Sultan–Peter; erster Türke stumm: Peter tritt in den Hofdienst ein, muss schwören, dass er nicht ohne Erlaubnis fortgeht. V. 1. Monolog Magelona: allein im Wald und ängstlich. 2. Dialog Fischerin–Magelona: tauschen Kleider. Fischerin berichtet, dass Eltern sich um Peter sorgen, Magelona will Spitalmeisterin werden. 3. Dialog Graf–Gräfin: haben Fisch bekommen, wollen ihn bei der Spitalmeisterin essen; Reiter Vincentz meldet fertigen Wagen. 4. Dialog Mage­ lona–Fischerin: Fischerin wird anrichten. 5. Monolog Magelona: wird Schwiegereltern sehen. 6. Szene Magelona–Graf; Gräfin stumm: nichts über Peter. 7. Fischerin zu den Vorigen: drei Ringe lassen Graf/Gräfin im Glauben, Peter sei tot. 8. Monolog Mage­ lona: hofft noch. VI.  1. Dialog Peter–Sultan: Peter bekommt Urlaub gewährt. 2. Monolog Peter: hat Schätze vorausgeschickt, will unerkannt zum Spital. 3. Monolog Magelona: hat von Wiedersehen mit Peter geträumt. 4. Monolog Peter: ist auf Insel Sagona, will allein gehen, Schiff fährt ab. 5. Dreigespräch Peter–zwei Fischer: wollen ihn zur nächsten Galeere mitnehmen. VII. 1. Monolog Magelona: hat das von Peter geschickte Geld. 2. Dialog Peter–Mage­ lona: Wiedererkennung, gegenseitiges Berichten. 3. Szene Graf–Gräfin–Peter–Mage­ lona: Rührszene. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) Eltern sollen über Kinder wachen. (2) Man soll sich nicht einfach verlieben, sondern auf die Eltern hören und erst dann heiraten. Lit.: Steinhoff 1985, 1146  f.

4815 24. 11. 1555. Die unschueldigen kindlein (Hopfgart, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber nur 2,13–23. Vgl. 347, 1557, 2167, 2543, 2864, 3481, 3895, 4491 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Auch heute vergießt Herodes das Blut unschuldiger Kinder. Weitere Q.: Jes 11,1–16; Hos 11,1; Jer 31,15. 4816 24. 11. 1555. Der kolen schacz (Frauenlob, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 972). Einem „guten Mann“ sagt man, unter seinem Haus liege ein Schatz. Er und ein Steinmetz finden jedoch nur Kohle. Der Mann erklärt nun, die Kohle sei früher Gold gewesen und werde auch wieder zu Gold. Durch List des Teufels sei schon oft Kohle in Gold verwandelt worden. In der Hoffnung, die Kohle werde wieder zu Gold, stiehlt der Steinmetz ein Stück. Doch selbst wenn sie es mit geweihtem Salz, Weihwasser und geweihten Kerzen versucht hätten: Dieser Schatz hätte sich nicht verwandelt. 4817 3. 12. 1555. Tragedia mit 21 personen, hertzog Wilhelm von Ostereich mit seiner Agaley, deß königs tochter auß Griechenland, und hat 7 actus (K./G. 12,488). 1073 Vs. Q.: Hystori […] von herczog Leuppold vnd seinem sun Wilhalm von oesterreich.



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Inhalt: Wilhelm von Österreich, der die Frau, die er liebt, im Traum gesehen hat, geht, um sie zu suchen, von zu Hause weg und findet sie als Agley, die Tochter des Königs von Griechenland. Da aber König Balwan von Phrygien um sie wirbt, beginnt eine Abenteuerkette, die mit dem Tod Wilhelms im Zweikampf mit dem türkischen König Graneas endet. Agley folgt Wilhelm in den Tod, und sie werden zusammen bestattet. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Wilhelm: hat Frau im Traum gesehen, ist von Liebe besessen. 3. Dialog Vater Leupoldt–Wilhelm: sagt es dem Vater, der sagt, er soll in den Saal gehen, ob dort ein Bild von ihr hängt. 4. Monolog Hofmeister Friderich vom Stein: Wilhelm fand kein Gemälde. 5. Wilhelm zu Friderich: soll zur Donau gehen und Schiff rüsten lassen. 6. Monolog Wilhelm: will die schöne Königin suchen. 7. Dialog Leupoldt–Ehrnholdt: Leupoldt erfährt von der Abfahrt, schickt Schiffe hinterher. 8. Monolog Leupoldt: Klage. 9. Monolog Wilhelm: wurde auf einem Baum mitten im Meer alleingelassen, will sich jetzt Rial aus Italien nennen. 10. Dialog König Agrant– Königin: haben keinen Erben für ihr Königreich Griechenland. 11. Szene marschalck Wegrich–Agrant–Wilhelm/Rial; Königin stumm: Wegrich hat Wilhelm auf dem Baum gefunden, Wilhelm/Rial stellt sich als welsch und elternlos vor, Agrant sagt, er könne, wenn er sich bewähre, sein Nachfolger werden. II.  1. Wilhelm/Rial weiß jetzt: Es ist Königstochter Agley. 2. Monolog Agley: liebt Wilhelm/Rial, sah ihn auch im Traum. 3. Dialog Wilhelm/Rial–Agley: gegenseitige Liebe, Ring für sie, sie soll es geheim halten. 4. Dialog Königin–Agley: tadelt Agley wegen Gespräch mit Wilhem/Rial. 5. Dialog Agrant–Agley; Königin stumm: König Balwan von Phrigia (Phrygien) wirbt um Agley 6. Monolog Agley: jammert. 7. Dialog Wilhelm/Rial–Agley: Sie will nur ihn. III. 1. Dialog Agrant–marschalck: alles bereit zur Hochzeit. 2. Monolog Wilhelm/Rial: jammert, weil Balwan schon da ist. 3. Dialog Agrant–Balwan: Balwan fragt nach Wilhelm/Rial, wird Agley bald nach Phrigia mitnehmen. 4. Bote zu Vorigen, Agrant stumm: Melchior von Persia ist in Phrigia eingefallen, Wilhelm/Rial soll ihm Absa­ gebrief bringen. 5.  Szene Balwan–Agrant–Wilhelm/Rial: Wilhelm/Rial, gewappnet, nimmt Brief. 6. Dialog Balwan–Agrant: Balwan muss heim, deshalb Hochzeit auf­ schieben, aber Agrant will mit Agley mit. 7. Monolog Agley: jammert. 8. Monolog Wilhelm/Rial: ist unterwegs. 9. Dialog Wilhelm/Rial–Abenteuerhauptmann: Balwan schicke Wilhelm/Rial in den Tod. Er will ihm in einem Berg Wunder weisen und ihm bezüglich Balwan Rat geben. IV. 1. Dreigespräch Jungfrau–zwei Schergen: wollen sie im Auftrag Melchiors töten, sie darf vorher beten. 2. Vorige und Wilhelm/Rial. 2. Scherge und Jungfrau stumm: Streit um Jungfrau, Wilhelm/Rial vertreibt die Schergen. 3. Dialog Jungfrau–Wilhelm/Rial: Jungfrau war vom Mederkönig mit Absagebrief geschickt worden; wer einen bringt, wird getötet. 4. Monolog Wilhelm/Rial: setzt sich auf Sessel, bläst Horn. 5.  Szene Melchior–Wilhelm/Rial–Wildelms: Melchior verurteilt Wilhelm/Rial zum Tode, aber Wildelms erbittet ihn für sich. Wilhelm/Rial soll ihm dienen.

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V. 1. Dialog Agrant–Balwan: auf zum Kampf gegen Melchior. 2. Monolog Agley: Sorge um Wilhelm/Rial. 3.  Szene Melchior (stumm)–Wildelms–Wilhelm/Rial–Balwan– Agrant: Kampf, Balwan fällt. 4. Monolog Agley: Freude über Balwans Tod, Hoffnung auf Wilhelm/Rial. 5. Ehrnholdt zu Agley: Brief mit Rosen. 6. Monolog Agley: Wilhelm/ Rial lebt, Hoffnung, steigt auf Zinne. 7. Dialog Melchior–Wildelms: Wildelms soll Agley heiraten und König von Griechenland werden. 8. Monolog Agley: hat Wilhelm/ Rial gesehen. 9. Dialog Agrant–Agley: neuer Bräutigam Wildelms. 10. Monolog Agley: jammert. 11. Monolog Wilhelm/Rial: jammert, will turnieren gehen. VI. 1. Szene Ehrnholdt–Wildelms–Agrant–marschalck–Wilhelm/Rial–Melchior: Duelle für Kranz von Agley: erst Wildelms freundschaftlich gegen Agrant, dann Wilhelm/Rial gegen Wildelms, tötet ihn. Melchior verurteilt Wilhelm/Rial zum Tode. 2. Dialog Gott Mercurius–Melchior; übrige stumm: der Gott nimmt Wilhelm/Rial mit, weil dieser für den König von Armenien gegen den Riesen Mörlein kämpfen muss. 3. Melchior zu den Übrigen: ordnet Begräbnis an, kehrt nach Persien zurück. 4. Monolog Agley: Sorge um Wilhelm/Rial. 5. Mercurius zu Wilhelm/Rial: Mörlein hat Königin von Armenien, ist unverwundbar. 6. Dialog Mörlein–Wilhelm/Rial: erst bringt Mörlein Wilhelm/Rial zu Fall, aber dieser erhebt sich wieder und tötet Mörlein. 7. Monolog Wilhelm/Rial: will ausruhen. 8. Mercurius zu Wilhelm/Rial: Königin von Armenien will ihn empfan­ gen. 10. Szene Wilhelm/Rial–Königin–Mercurius: Sie will ihn heiraten, er verweist auf Agley, die will Königin ihrem Sohn vermählen. Mercurius ab zu Agrant. VII. 1. Mercurius zu Agley: kündigt neuen Bräutigam an. 2. Monolog Agley: will ihn nicht. 3. Dialog Wilhelm/Rial–Agley: ist es selbst, sagt richtigen Namen, sie soll Chris­ tin werden. 4. Königin von Armenien zu den beiden: Agrant soll zur Hochzeit kommen. 5. Trabantendialog: haben gezecht, müssen nun Jagd vorbereiten. 6. Szene Wilhelm– Agley–jungfraw Helffant: Wilhelm will mit Helffant Einhorn fangen. 7. Monolog türkischer König Graneas: will Wilhelm während der Jagd töten. 8. Szene Helffant– Wilhelm: warten auf Einhorn. 9. Dialog Wilhelm–Graneas; Helffant stumm: töten sich gegenseitig. 10. Szene Helffant–zwei Jäger: tragen die Toten weg. 11. Monolog Agley: Sorge um Wilhelm. 12. Szene: Helffant–Agley: Agley will nicht mehr leben. 13. Szene Helffant–Königin: wird beide zusammen bestatten lassen. 14. Epilog Ehrnholdt: gegen Liebe vor der Ehe.

Lit.: Schilling 1983 (265: „Die Liebe und vor allem das von ihr verursachte Leid der Protagonisten beanspruchen im Drama einen deutlich größeren Textanteil als in der Vorlage […].“ 267: „Auch die meisten der übrigen Hinzufügungen betreffen die Liebe zwischen Wilhelm und Agley […].“ 268: ­„insbesondere zwei Ziele […] eine Darstellung der gesellschaftlichen Aufgaben des Adels und […] eine Kritik affektbestimmten Verhaltens […].“ 271: „Ebenso wie das Bild des Adels, das Hans Sachs in seinem Drama entwirft, wenigstens teilweise sozialstabilisierend wirken sollte, so unterstützt der Nürnberger Autor auch durch die Darstellung der Eltern-Kind-Beziehungen das geltende soziale Normensystem.“); Stuplich 1998, 240; Dietl 1999, 332–339; Dietl 2003, 349  f.; Classen 2004b, 16  f.

4818 3. 12. 1555. Die weissen von orient (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 5003, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Aus­



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legung: Das Gold bedeutet Christi Gottheit, Weihrauch seine Menschheit, die Myrrhe sein Leiden, durch das er uns das Heil erwarb. Weitere Q.: Mich 5,1. 4819 7. 12. 1555. Der Mammaluck (Wolfram von Eschenbach, Flammweise). Während eines Reichstages zu Nürnberg erlaubt der Kaiser angesehenen Bürgern, ihm auf der Burg beim Zeremoniell des Festmahles zuzuschauen. Auch ein Handwerker will zu diesem Privileg kommen, doch die Wächter lassen ihn nicht ein. Da gibt er vor, ein Romanist zu sein, der die Messe nach dem römisch-katholischen Ritus, so wie es der Kaiser zu tun pflegt, feiern will. So kommt er in die Burg. Er ist zu einem den Glauben verleug­ nenden Mamelucken geworden. 4820 11. 12. 1555. Tragedia, mit 13 personen zu agirn. Der Jepthe mit seiner tochter, hat 3 actus (K./G. 10,169). 516 Vs. Q.: Ri 11,1–40. Vgl. KG 1157, 2007, 4484, 4708 = Mll. Inhalt: wie KG 1157. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Mesach–Sadoch: wollen ihren unehelichen Bruder Jepthe ausstoßen. 3. Dreigespräch Mesach–Sadoch–Jepthe: Jepthe treibt sie zur Arbeit an, sie verstoßen ihn. 4. Mesach zu Sadoch: wollen es der Mutter sagen. 5. Dialog Gilealitter Esras und Zacharias: Gilead von Ammonitern bedroht, weil sie sich durch Abgötterei versündigten; wollen Jepthe zu ihrem Hauptmann machen. 6. Monolog Jepthe: ist jetzt Hauptmann im Land Tob. 7. Dreigespräch Jepthe–Esras– Zacharias: nimmt an, weil sie ihn dann zum Hauptmann von Gilead machen werden. II.  1.  Szene Ammoniterkönig–Gefolge (stumm)–Ehrnholdt: König will ganz Israel erobern. 2. Dialog Bote–König: Jepthe fragt, was der König in seinem Land will. König: das habe Israel ihm weggenommen, widerlegt durch den Brief. 3. Hofmeister zum König: Jepthe ist listig. 4. Jepthe zum Volk: hat Brief bekommen, wird gegen Ammo­ niter ziehen. 5. Szene König–Hofmann–Hauptmann: auf zum Kampf. 6. Rede Jepthe: gelobt Gott für den Sieg das, was ihm bei der Heimkehr entgegenkommt, dann Sieg über Ammon, dann Siegesfreude Jepthe. III. 1. Tochter Jepthes zu Gefolge: will Jepthe mit Pauken entgegengehen. 2. Dialog Jepthe–Tochter: sagt ihr das Gelübde, sie ist einverstanden, will aber noch mit ihren Gespielinnen zwei Monate in die Berge, um ihre Virginität zu beweinen. 3. Dialog Esras–Zacharias: glauben, dass Gott auch mit einem Rind zufrieden wäre. 4. Szene Jepthe–Tochter–zwei Jungfrauen: Jepthe traurig zum Opfer bereit, sie verabschiedet sich zum Schluss von der Natur. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) wenn von Türken, Tyrannen etc. bedroht, soll man zu Gott flehen. (2) menschliche Hilfe in Anspruch nehmen. (3) Gott kein Menschenopfer geloben. Lit.: Klein 1988, 76  f.79.84–86 (86: „Für das Mittelalter bis in die Neuzeit hinein war die Figur des Jephta Paradigma des unbedacht ausgesprochenen, unheilvollen Eides. In dieser Funktion war sie auch Hans Sachs bekannt und verfügbar.“); Epping-Jäger 1996 (514 A. 349: „Sicherlich trifft aber auch hier wieder zu, daß Hans Sachs sein an Handlungsorientierung interessiertes Publikum über eben diese Diskussion informieren wollte.“); Stuplich 1998, 219.

4821 16.  12. 1555. Der unglückhafftig pirser (K./G.  4,285; G./D.  1, Nr.  163). 100 Vs. Der Dichter berichtet, dass ihm sowohl die Tiere im Wald als auch die Vögel an einem

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Weiher entkamen und er so überhaupt kein Jagdglück hatte. Beschluss: Man muss immer damit rechnen, dass etwas nicht erreicht wird, besonders dann, wenn man hoch hinaus will. 4822 18.  12. 1555. Die siben prot (Vogel, Engelweise). Jesus heilt Kranke und speist die Viertausend. Auslegung: Durch den Heiland werden unsere Gebrechen geheilt. Durch sein Wort speist er uns „geistlich“ hier und im ewigen Leben. Q.: Mt 15,29–39.

1556 4823 8. 1. 1556. Die pelegerung zu Jabes (Vogel, Verwirrter Ton). Inh. u. Q. wie KG 553 = Ml. 4824 8. 1. 1556. Der peyset edlman mit dem knecht (Schiller, Hofton; G./D. 6, Nr. 973). Ein sächsischer Edelmann betreibt Straßenraub. Seine Pferde sind ungestüm und bissig. Bewirbt sich ein Knecht bei ihm, so unterzieht ihn der Edelmann einer Prüfung: Der Neuling soll ihm das Hemd zumachen; dabei versucht der Edelmann, ihn in die Hand zu beißen. Einmal bleibt ein verwegener Knecht, der sich vorher informiert hat, uner­ schrocken: Er schlägt zurück, wie man es bei Pferden zu tun pflegt. Dieser Knecht wird sofort angenommen. 4825 9. 1. 1556. Die vier ertz-feind des friedes (K./G. 3,461). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3040 = Ml. Lit.: Rettelbach 2002, 658; Classen 2007, 243–247; Classen 2011, 537.

4826 10. 1. 1556. Schwanck. Das unhulden-bannen (K./G. 9,271; G./D. 1, Nr. 164). 174 Vs. Inh. wie KG 3363 = Ml. 4827 11. 1. 1556. Der essig Krueg (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 6, Nr. 974). In den Nie­ derlanden wird nach altem Brauch von den Verwandten der Braut in der Nacht vor das Zimmer des Brautpaars ein Essigkrug gestellt und der Zapfen danebengelegt. Stellt der Bräutigam fest, dass seine Braut Jungfrau ist, steckt er den Zapfen auf den Krug. Dann gebührt der Braut Lob und Ehre. Als ein Bräutigam merkt, dass seine Braut keine Jungfrau mehr ist, und er sich weigert, den Zapfen auf den Krug zu stecken, scheißt ihm die Braut, als er schläft, einen Haufen hinter seinen Arsch. Als der Bräu­ tigam aufwacht, meint er, er habe das selbst getan. Er bittet die Braut, nichts weiter­ zuerzählen. Sie verspricht es unter der Bedingung, dass er den Zapfen in den Essig­ krug steckt. Sprichwort: Ein Schwert hält das andere in der Scheide. 4828 11. 1. 1556. Die zeit frist und verzert alle ding (Lesch, Zirkelweise). Die alten Poeten haben von Saturn erzählt, der seine Kinder frisst. Diese „poetische Fabel“ zeigt, gleich einer „Parabel“, dass Saturn die Zeit bedeutet. Alles, was die Zeit hervorbringt, wird wieder zu nichts. Das gilt auch für Königreiche, gewaltige Gebäude oder für Men­ schen, die reich und angesehen sind. Mit der Zeit werden auch sie vergessen. Die Zeit vernichtet die Werke der Menschen. Deshalb soll sich der Mensch nicht auf „zeitliche Dinge“ verlassen, sondern seinen Weg ganz auf Gott richten. 4829 15. 1. 1556. Der 86 psalm dauid (Folz, Kettenton). Inh. u. Q. wie KG 2603 = Ml. Vgl. 5582 = Sg.



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4830 16.  1. 1556. Jael mit dem hauptman Sissera (Mönch von Salzburg, Langer Ton). Deboras und Baraks Kampf gegen den Kanaaniter Sisera, den Hauptmann Jabins. Jael tötet Sisera, indem sie ihm einen Nagel durch die Schläfe schlägt. Schluss: So kann Gott jederzeit seine Christenheit erlösen, wenn sie in Nöten zu ihm schreit. Q.: Ri 4,1– 4.6–10.12–23. Vgl. KG 1873 (verl.) = Ml. und 5067 = Com. 4831 16. 1. 1556. Historia. Von der unmenschlichen that der zweyen brüder Thiestis und Athrey (K./G. 2,83). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1662 = Ml., hier ausführlicher erzählt. 18. 1. 1556 Hanns Sachsen und den andern ansuchenden personen sol man vergönnen, ire comedien zwischen hie und faßnacht zu recidiren, doch das sy es in der wochen nur zwen tag tun und die leut nit übernemen, also daz ein person aufs mayst uber 3 ₰ nit geben dörf. [RV = H 53]

4832 22.  1. 1556. Historia könig Artaxerxis mit seym bruder Ciro und seinen sünen unglückhafftigen bösen stücken (K./G. 2,124). 170 Vs. Kyros lehnt sich gegen seinen Bruder Artaxerxes auf, wird erst gefangen gesetzt, aber auf Fürbitte der Mutter der beiden wieder freigelassen. Dann greift er den Bruder mit einem Heer an, wird aber geschlagen. Artaxerxes’ Lieblingssohn ist Darius, dem der Vater erst seine Nebenfrau Aspasia zugesteht, dann aber verweigert. Einen Mordanschlag der Söhne weiß Arta­ xerxes zu vereiteln, weil ein Kämmerling ihn warnt; er entkommt durch eine Geheimtür in seinem Schlafzimmer. Darius wird eingekerkert. Auch der Sohn Ochus trachtet Artaxerxes nach dem Leben, und er bringt seine Brüder auf seine Seite. Artaxerxes ist mittlerweile 94 und sehr krank, weshalb er bald stirbt. Man sieht an der Geschichte viel Unglück in einer Familie. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,19 (3,18 Ziegler) und Plutarch, Artoxerxes (Boner). Vgl. KG 5425a = Trag. 4833 25. 1. 1556. Comedia, mit 16 personen zu agiren, hat 5 actus: Der Gideon. Judic. 6. 7. 8 (K./G. 10,147). 648 Vs. Q.: Ri 6,1–8,23. Vgl. KG 173, 678, 1701, 2182, 2851, 2852 = Mll. und 1896 = Sg. Inhalt: wie KG 2851 + 2182 + 2852. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Aser–Levi: klagen über das Leid, das durch Midianiter und Amalekiter über das Land hereinbrach. 3. Szene Prophet–Aser; Levi stumm: Es ist Strafe Gottes wegen Abgötterei, aber wenn Israel Buße tut, hilft er. 4. Monolog Gideon: Klage. Will dreschen. 5. Dialog Engel–Gideon: Gideon wird die Midianiter besiegen; dafür gibt der Engel ein Zeichen durch Feuer. II. 1. Monolog Gideon: wird, wie von Gott im Traum befohlen, den Baalsaltar zerstören und einen neuen bauen. 2. Dialog Thubal–Jabal: wollen Gideon wegen Baalsschän­ dung bestrafen. 3. Szene Thubal/Jabal–Joas, Vater Gideons: weist sie zurück. 4. Drei­ gespräch Midianiter Zalumna–Seba–Belus: sind siegessicher. III. 1. Gideon zu Ehrnholdt und Gott: kampfbereit. Bekommt von Gott das Zeichen des Fells, das taufeucht wird, obwohl die Erde trocken ist. 2. Gideon zu Levi–Aser– Sohn Jeter: auf gegen Midian. 3. Engel zu Gideon: soll im Heer ausschreien lassen, Feige sollen nicht mitziehen. 4. Szene Ehrnholdt–Gideon–Levi; Übrige stumm: Viele

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wollen nicht. 5. Engel zu Gideon: soll die Probe beim Wassertrinken machen, die zwei Gruppen scheiden wird. Alle ab. 6. Engel zu Gideon und zwei Weiteren: 300, die Wasser geleckt haben, sollen mitkämpfen und werden Midian besiegen. 7. Gideon zu den 300: Aufmunterung. 8. Engel zu Gideon: soll kundschaften und den Knaben mit­ nehmen. 9. Gideon zu Pura: Geh mit! 10. Dialog Jeter–Levi: Minderzahl, aber sie wird mit Gottes Hilfe siegen. 11. Gideon zum Volk: hat beim Kundschaften von unheilvollem Traum eines Midianiters gehört. Morgen dann Angriff auf sein Kommando. IV. 1. Dreigespräch Midianiterkönige Zalumna und Seba–Feldhauptmann Belus: Belus erzählt selbst den Gerstenbrottraum, aber Seba und Zalumna siegessicher. 2. Gideon zum Volk: Kampfbeginn, Midianiter geschlagen, dann zu Pura, er soll nach Ephraim und zum Kampf aufrufen. 3. Szene Aser–Gideon–Jeter: weitere Maßnahmen. 4. Dreige­ spräch Zalumna–Seba–Belus: sehen jetzt die Macht des Herrn, wollen weiter fliehen. V. 1. Dialog Oberste von Suchot Gelon und Salon: Könige täuschen Flucht nur vor. 2. Dialog Gideon–Salon; Gelon stumm: Gelon will Brot für Heer, Salon/Gelon haben Angst vor Übermacht der Midianiter, Gelon verheißt ihnen Strafe. 3. Szene zwei Könige (stumm)–Belus–Gideon (ruft zum Kampf): Schlacht, Midian besiegt. 4. Szene Gelon– Zalumna–Seba–Jeter: Gideon tötet die beiden Könige, weil Jeter nicht will. 5. Gideon zum Volk: soll nach Suchot und strafen. 6. Dialog Gideon–Männer aus Ephraim: bringen zwei Fürstenhäupter. 7. Szene Aser–Gideon–Israeliten: Gideon soll nun ihr Herr sein, aber er sagt, nur Gott sei ihr Herr. 8. Epilog Ehrnholdt: Gott straft Abgötterei, hilft, wenn man Buße tut. 4834 31.  1. 1556. Tragedia, mit 17 personen, der richter Simson, hat fünff actus (K./G. 10,186). 866 Vs. Q.: Ri 13,1–16,31. Vgl. KG 201, 214, 255, 440, 929, 930, 948, 1319 (verl.), 2183, 2394, 2400, 2618, 3380, 3986, 4617, 4620, 4627, 5017 = Mll. und 5479 = Sg. Inhalt: wie 3380 + 948 + 201 + 255. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Susa–Manoah: klagen über die Philister, die Strafe Gottes wegen mangelnder Buße, und über Kinderlosigkeit. 3. Szene Gebet Susa– Verheißung Engel: wird in einem Jahr Sohn Simson gebären. 4. Dialog Susa–Manoah: Sie berichtet. 5. Dialog Manoah–Engel; Susa stumm: Engel bekräftigt Verheißung und sagt, was Susa alles nicht darf. Sollen opfern. 6. Dialog Manoah–Susa: Manoah hat erst Angst wegen des Engels, aber Susa beruhigt ihn. Gehen Gott preisen. II. 1. Dialog Manoah–Susa: haben einen Sohn. Simson gerade von den Philistern in Thimnat zurück. 2. Dreigespräch Susa–Simson–Manoah: Simson will Philisterin hei­ raten, Susa/Manoah können es ihm nicht ausreden. 3. Monolog Brautvater Dolon: Die drei waren wegen der Hochzeit bei ihm. 4. Monolog Simson: Auf dem Weg nach Thimnat tötete er einen Löwen mit bloßen Händen, fand auf dem Rückweg Bienen im Aas, aß Honig. Will das jetzt als Rätsel stellen. 5. Dialog Manoah–Simson: auf nach Thimnat zur Hochzeit! 6. Dolon zu Braut und zwei jungen Männern: alles bereit. 7. Szene Simson–Braut–Dolon–hochzeit-jüngling Goliat: stellt das Rätsel zur Lösung in sieben Tagen. 8. Dialog Goliat–Jabin: wollen wegen Rätsel Braut Doria fragen. 9. Dialog Goliat–Doria; hochzeit-jüngling Jabin stumm: soll es herausfinden. 10. Dialog



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Simson–Doria: holt es mit Sex aus ihm heraus. 11. Dialog Goliat–Jabin: Goliat besorgt, Jabin hat Lösung. 12. Dialog Simson–Goliat; Jabin stumm: Lösung; Simson verspricht Hemden. 13. Monolog Simson: will in Astlon 30 töten und ihnen die Hemden abneh­ men, lehnt aber Braut jetzt ab. 14. Dialog Dolon–Goliat; Jabin stumm: warten auf Kleider. 15. Simson zu den Dreien: verzichtet zornig auf alles. III. 1. Monolog Simson: will zur Frau. 2. Dialog Dolon–Simson: Dolon hat Doria einem anderen gegeben, Simson kann Schwester haben. Simson droht mit Schaden für sie. 3. Monolog Simson: wird 300 Füchse mit brennenden Schwänzen übers Philisterland jagen. 4. Dialog Philisterfürsten Sabulon und Zilon: Klage über den Brand, wollen Dolon und Doria verbrennen. 5. Monolog Simson: hat es gehört, schlägt Philister, will sich dann vor ihnen verbergen. 6. Dreigespräch Simson–Enoch und Saroch aus Juda: von Philistern bedroht, fesseln sie Simson und übergeben ihn. 7. Monolog Simson: reißt Fesseln durch, erschlägt 1000 Philister mit einem Eselskinnbacken, trinkt aus einem Zahn. IV. 1. Dialog Sabulon–Zilon: planen Anschlag auf Simson, der in Gaza bei seiner Frau ist. 2. Monolog Simson: will Stadttor aus den Angeln heben, tut es. 3. Dialog Zilon– Sabulon: hoffen auf gute Nachricht. 4. Knecht Damon dazu: berichtet. Geliebte Delila kann vielleicht Grund von Simsons Stärke erkunden. Damon soll sie holen. 5. Sabulon zu Zilon: Das schaffen wir. 6. Dialog Delila–Zilon; Sabulon stumm: bieten ihr viel Geld für den Verrat. 7. Monolog Delila: keine Skrupel, denn sie ist ein „Weib aus Flandern“. 8. Szene Simson–Delila–Philister: drei Antworten auf Delilas Frage: (1) Fesseln, (2) Binden mit neuem Strick, (3) Haar mit Nagel an die Wand. Philister jedes Mal abge­ wehrt. 9. Monolog Delila: bleibt dran. V. 1. Monolog Delila: hofft auf heute Nacht. 2. Dialog Delila–Simson: verrät Stärke durch Haar. 3.  Szene Sabulon–Zilon–Simson–Delila (stumm)–Ehrnholdt–Volk– Philister, der Haar abschneidet, Fesselung, ab zum Blenden. Opfer für Dagon, von Ehrnholdt ausgerufen, dann Gason: froh über alles. 4. Rede Ehrnholdt: Simson soll im Rathaus verspottet werden. 5. Simson zu Knabe: an Säule stellen. Krach. Knabe berichtet Einsturz und Tod aller. 6. Epilog Ehrnholdt: Simson steht für Christus, die Füchse stehen für die Jünger, Delila steht für die Juden. Anwendung auf Christi Leiden und Sterben. Lit.: Schöpflin 2011, 131  f.

4835 5. 2. 1556. Ein faßnachtspiel mit vier personen: Eulenspiegel mit dem beltzwaschen zu Nügstetten (K./G.  21,116; G.  6, Nr.  72). 400 Vs. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 30. Vgl. KG 1999 = Ml. Inhalt: wie KG 1999. Szenenübersicht: 1. Prolog Wirtin: Bauern haben Schulden bei ihr; ihr Mann taugt nichts. 2. Dialog Eulenspiegel–Wirtin: erklärt sich für wahrheitsliebend, sagt ihr, dass sie einäugig ist, sie holt ihm trotzdem ein Bier. 3. Monolog Eulenspiegel: wird ihr einen Streich spielen. 4. Dialog Wirtin–Eulenspiegel: fragt ihn neugierig nach seinem Beruf aus, liegt immer wieder falsch, bis er sagt, dass er Pelze sauber macht. Holt ihren. 5. Monolog Eulenspiegel: wird sie foppen. 6. Dialog Wirtin–Eulenspiegel: bringt Pelz,

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will es anderen sagen. 7. Vorige und Nachbarin, die Bier holt: holt auch ihren Pelz und will es weitersagen. 8. Monolog Eulenspiegel: wie in Fünsing sind sie auch in Thü­ ringen dumm. 9. Szene Wirtin (stumm)–Gevatterin–Nachbarin–Eulenspiegel: schickt sie, Milch zu holen; Wirtin soll Kessel bringen. 10. Monolog Eulenspiegel: Die Welt will betrogen sein. 11. Szene Eulenspiegel–Wirtin: Eulenspiegel spricht Pelzwaschformel, dann soll Kessel auf den Herd. 12. Dialog Gevatterin–Nachbarin: vielleicht kann er auch verjüngen. 13. Wirtin zu den beiden: Es funktioniert! 14. Eulenspiegel zu ihnen: sollen Lindenholz holen. 15. Monolog Eulenspiegel: Sie werden jetzt den Ärger sehen. Versteckt sich. 16. Szene Wirtin; Gevatterin und Nachbarin stumm: rufen nach Eulen­ spiegel. 17. Dreigespräch Wirtin–Nachbarin–Gevatterin: Pelze verdorben, geben sich gegenseitig die Schuld und schlagen sich mit den Pelzen. 18. Epilog Eulenspiegel: lässt wie der Teufel einen Gestank hinter sich. Lit.: Rettelbach 1994a, 124  f.; Aylett 1995, 214–218; Tenberg 1996, 151–154; Baro 2011b, 145–148.

4836 8. 2. 1556. Ein spil mit sechs personen zu spilen: Der knab Lucius Papirius Cursor (K./G. 20,249; G. 6, Nr. 73). 400 Vs. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 126 Ö. (Ü. 1512; 1538, lixv–lxjr) und Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 392 (389). Vgl. KG 1921, 3375 = Mll. Inhalt: wie KG 1921 + 3375. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Luciana: ihr Mann lange aus, sie wird ihren Sohn Papirius ausfragen. 3. Dialog Luciana–Papirius: will ihr nichts aus der Sitzung sagen, sie droht mit Prügeln. 4. Monolog Papirius: will ihr etwas Falsches sagen. 5. Dialog Luciana–Papirius: Jeder Mann darf zwei Frauen haben. 6. Monolog Luciana: will es allen Frauen sagen. 7. Dialog Hortensia–Luciana: sagt es ihr. Den Hässlichen ginge es dann schlecht. Wollen es allen Frauen sagen. 8. Szene Senato­ ren Thitus Manlius und Furius Camillus; Papirius stumm: wollen wegen Latinern beschließen, hören Geschrei von draußen, Ehrnholdt sagt, es seien etwa 3000 Frauen. 9. Szene Hortensia–Furius Camillus–Thitus Manlius; Papirius stumm: Schimpferei, Frauen sollen heimgehen, da alles in Ordnung ist. Luciana entschuldigt sich für die Frauen. 10. Dreigespräch Thitus Manlius–Furius Camillus–Papirius: Papirius gesteht, wird gelobt, aber keine Knaben mehr in den Senat. 11. Epilog Ehrnholdt: (1) Lob für Verschwiegene. (2) Zu viel Nachforschen bringt zuletzt Spott und Schande. (3) Frauen und Kindern nichts sagen. 4837 15. 2. 1556. Tragedia mit 25 personen zu agiern, die Melusina, und hat 7 actus (K./G. 12,526). 1114 Vs. Q.: Couldrette, Mellusigne (Thüring von Ringoltingen). Vgl. KG 1502, 3092, 4132 = Mll. Inhalt: Nachdem Melusina Raymund, der versehentlich seinen Herrn getötet hat, unter der Bedingung, dass er sie samstags nicht sehen darf, in der Angelegenheit geholfen hat, Hochzeit der beiden. Die Söhne Uriens und Giot kämpfen in Zypern gegen die Türken; sie werden Könige, ebenso die Söhne Anthonius und Reychhart, während Freymund Mönch wird. Raymund entdeckt Melusinas Schlangennatur; er verstößt sie. Der sechste Sohn Goffroy, der seinen Bruder getötet hat, besiegt den Riesen Grimolt. Raymund übergibt, nachdem Goffroy Bertram, den Urheber allen Unglücks, getötet hat, die Herrschaft den Söhnen Goffroy und Dietlieb und geht auf Pilgerfahrt.



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Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Graf Emerich von Poitiers–Graf Raymund: haben sich bei der Jagd verirrt. Emerich prophezeit aus dem Mond, dass bald jemand seinen Herrn erstechen wird. Setzen einem Wildschwein nach. 3. Monolog Raymund: hat Emerich getötet. Klagt. 4. Dialog Melusina–Raymund: will ihm helfen, wenn er sie heiratet und sie samstags allein in einem Gemach lässt; niemand soll sie dann sehen, Zuwiderhandeln wird sein Unglück. Soll heimreiten, man wird denken, Emerich sei vom Wildschwein getötet. Von dessen Sohn Bertram soll er sich so viel zu Lehen geben lassen, wie beim Durstbrunnen eine Hirschhaut umfassen kann. Den und den Berg hier soll er mit der zu Riemen geschnittenen Haut umgrenzen und übermorgen wie­ derkommen. 5. Dialog Bertram–Raymund: wo ist Emerich? 6. Szene Bertram–erster Jäger–Raymund; zweiter Jäger stumm: bringen Leichnam Emerichs. II. 1. Raymund zu zwei Knechten: Hirschhautaktion. 2. Dialog Melusina–Raymund: Melusinas Anweisung dazu. 3. Dialog Bertram–Raymund: er lädt ihn zur Hochzeit mit Melusina ein. Bertram hat erst seine Zweifel, wünscht ihm dann aber Glück. 4. Rede Ehrnholdt: Bericht über die prachtvolle Hochzeit. 5. Dreigespräch Melusina–Bertram– Raymund: Bertram nimmt Abschied von Raymund und Melusina. III. 1. Dialog Melusina–Raymund: das zu erbauende Schloss Lusinnia. 2. Dialog Uriens–Giot (Söhne Melusinas): ab zum König von Zippern (Zypern), dessen Fama­ gusta von Türken belagert ist. 3. Dialog König von Zippern–Marschall: zur Belage­ rungssituation. 4. Ehrnholdt dazu: meldet Ankunft französischer Schiffe. Dann Schlacht: Sultan fällt, Türken fliehen, König von Zippern von Pfeil getroffen. 5. Dialog König von Zippern–Arzt: Pfeil war vergiftet. 6. Dialog Königstochter Hermina–König von Zippern; Ehrnholdt stumm: Sie ist besorgt, er lässt Uriens und Giot kommen. 7. Szene Uriens–Giot (stumm)–König von Zippern–Hermina: gibt Uriens Hermina zur Frau, wird dann sterben. IV. 1. Dialog Melusina–Raymund: Wie geht es Uriens und Giot? 2. Vorige und zwei Boten; Melusina stumm: Bote 1 berichtet Hochzeit Uriens/Hermina und Hochzeit Giot mit Florya von Armenien; beide sind Könige, Bote 1 über Söhne Anthonius und Reychhart: Anthonius ist jetzt mit Christina verheiratet und Fürst von Lützelburg, sie haben die Türken aus Böhmen vertrieben, Reychhart [Text: Reynhart] ist jetzt König dort, verheiratet mit Eßglanthina. 3. Dreigespräch Freymund–Melusina– Raymund: Freymund will Mönch in Malirs werden; das wird erlaubt. 4. Monolog Raymund: will Gott wegen der fünf Söhne loben. 5. Dialog Raymund–sein Bruder Graf von Forst: Melusina hat gerade Samstag, Raymund soll Loch in die Tür bohren. 6. Monolog Graf von Forst: hält Raymund wegen seiner bisherigen Scheu für dumm. 7. Dialog Raymund–Graf von Forst: Melusina treu, verflucht Graf von Forst. 8. Monolog Raymund: jammert über seine Tat, hat sie durchs Loch in Wanne mit Lindwurm­ schwanz gesehen. V. 1. Monolog Raymund: Angst vor Melusina. 2. Dialog Raymund–Melusina: sagt noch nichts von seinem Kummer. 3. Vorige und Bote; Melusina stumm: Sohn Goffroy hat in Garanda den Riesen Gedeon erschlagen. 4. Monolog Goffroy: will auch den Riesen

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Grimold in Norhemeland erschlagen. 5. Dialog Bote–Goffroy: Gruß von Reichhart und Freymund, dem Mönch. Goffroy will das Kloster verbrennen. 6. Monolog Raymund: ahnt Schlimmes. 7. Dialog Raymund–Bote: Kloster verbrannt. 8. Monolog Raymund: Das ist Strafe für Emerichs Tod und Heirat mit der Hexe Melusina, die ihm zehn böse Söhne gebar. 9. Dialog Raymund–Melusina: Raymund beschimpft sie wegen des Schwanzes, sie muss nun in die Wüste, er werde allseitig gehasst altern. Soll seinen bösen Sohn Heribel töten. Goffroy wird Kloster wiederaufbauen und Buße tun. Sie wird man oft vor Sonnenaufgang beim Durstbrunnen sehen. 10. Monolog Raymund: Jammer. 11. Melusina (mit Flügeln und Schwanz) zu Raymund: Abschied. 12. Monolog Raymund: Jammer. VI.  1. Trabantendialog: Raymund traurig, Melusina kam immer zum Stillen ihrer kleinen Kinder, kommt nun aber nicht mehr, weil Raymund dazukam. Raymund will zur Buße nach Rom. 2. Dialog Goffroy–kundtman: Dieser zeigt ihm den Riesen Grimold. 3. Dialog Goffroy–Grimold: Goffroy soll ihn gefangen nehmen, Schätze kriegen, sie kämpfen aber, Grimold stürzt und flieht. 4. Monolog Goffroy: hinterher in den Berg! 5. Monolog Grimold: verwundet. 6. Dialog Grimold–Gefangener Arot: wo ist Goffroy? 7. Dialog Goffroy–Gefangener Barot: Barot warnt ihn vor Grimold. Goffroy tötet Grimold. 8. Barot zu Goffroy: Lob. 9. Dialog Goffroy–landherr: Goffroy bekommt die Königskrone. VII. 1. Monolog Raymund: hörte von Goffroy. 2. Dialog Goffroy–Raymund: Raymund verzeiht Klosterbrand, Goffroy war im Berg am Grab des Königs Helmus. Der war u.  a. Vater Melusinas, alle seine Kinder sind verflucht. Goffroy will jetzt für Melusina Rache an Bertram, dem Grafen von Forst, nehmen. Raymund will es nicht. 3. Monolog Graf von Forst: von Goffroy bedroht. 4. Goffroy zu Graf von Forst: Stirb! Graf von Forst flieht, stürzt von Turm. 6. Monolog Raymund: will Waldbruder werden. 7. Dialog Raymund–Goffroy: Raymund nach Rom, Goffroy soll sich um den jüngsten Sohn Diet­ lieb kümmern. 8. Epilog Ehrnholdt: Das Glück ist wankelmütig. Lit.: Klein 1988, 43–48.61–63.64.65  f.67  f.69  f.158  f. (63: „Der Dramenzuschauer wird mit Moment­ aufnahmen konfrontiert, die Kontinuität der Handlung muß er aus den Dialogen der Akteure, aus Ankündigungen, ‚Mauerschau‘ und resümierendem Bericht rekonstruieren […].“ 65: „[…] zerfällt das Drama in darstellende und referierende Teile, wobei der Anteil der berichtenden Passagen mit ver­ stärktem Zwang zur Kürzung steigt.“); Classen 2004b, 17  f.; Steinkämper 2007, 147–207 (182: „Er liest die „Melusine“ nicht als Erzählung von adeligem ‚Herkommen‘, sondern als leidvolle Liebes­ geschichte. Für ihn rückt deshalb die Melusinengeschichte im engeren Sinne in den Vordergrund […].“ 190: „Thüring von Ringoltingen bemüht sich im gesamten Roman darum, Melusina von dem ihr anhaftenden Makel zu befreien, sie sei ein dämonisches Wesen oder teuflischen Ursprungs […]. Bei zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Dämonisierung und Verteufelung der Figur, die sich vor allem in den beiden Tabubruch-Szenen nachweisen lässt.“); Sasse 2020b, 281–298.

4838 27. 2. 1556. Das Cannaneisch weiblein (Schmid, Hohe Knabenweise). Inh. u. Q. wie KG 200 = Ml. Vgl. 258, 4867 = Mll. und 5302 = Sg. Schluss: So wird bis heute die Chris­ tenheit vom Satan befreit. 4839 28.  2. 1556. Das erst caput malachie Der priester straff (Schwartzenbach, Hoher Ton). Pflichtvergessenheit der Priester des Tempels. Schluss: Diese Kritik betrifft auch



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noch die römischen Priester, die durch Menschengesetz großen Schaden anrichten. Sie verachten Gottes Wort und sind geizig. Deswegen wendet sich Gott von ihnen ab. Q.: Mal 1,6–7.9b-14. 29. 2. 1556. Die 5 gersten prot (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 2458 = Ml., hier 6,1–21. Vgl. 193, 3984, 5016 = Mll. Schluss: Wer Jesus vertraut, den speist er mit seinem geistlichen Wort und dem steht er in aller Not mit seinem Geist bei. 4. 3. 1556. Abschied und pegrebnus Cristi (Frauenlob, Tagweise). Inh. u. Q. wie KG 605 = Ml. Vgl. 3056 = Ml. 4. 3. 1556. Das osterfest marci ultimo (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 5032, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Auslegung: Bitte um die Frucht der Auferstehung Christi, Erleuchtung von Herz und Sinn. Das Grab entspricht der Heiligen Schrift, der Stein der Menschenlehre, der Engel den Predigern, die Gottes Wort verkünden, damit wir auf ihn vertrauen, sein Wort mit großer Freude ausbreiten und nach unserer Auferstehung ewig mit ihm leben. 5. 3. 1556. [E] Gesprech. Der hasen klag (K./G. 5,154; G./D. 1, Nr. 165). 144 Vs. Der Dichter ist unterwegs von Köln nach Tewren durch den Wald auf einer Landstraße, an deren Seite mehrere Räder mit darauf geflochtenen Mördern stehen. Er fürchtet selbst Mörder, bis er Zeuge eines Gespräches zwischen einem alten Hasen und Phoebus Apollo wird. Der Hase klagt, weil seine Rasse von wilden Tieren getötet wird, die alle Waffen und Wehr haben, während sie den Hasen fehlt. Phoebus verweist der Reihe nach auf das, was er ihnen gab, und der Hase sagt immer etwas dagegen: schnelles Laufen / Vorder- und Hinterbeine unterschiedlich lang, Fruchtbarkeit / sie werden aber von den Menschen gejagt. Auf die Bitte, das abzustellen, sagt der Gott, der Hase solle sich damit trösten, dass in diesem Jammertal alle Kreatur von Anfechtung, Kreuz, Angst und Mühsal heimgesucht werde. Lit.: M. E. Müller 1985, 172; Schüppert 1992b, 587  f.

4844 6. 3. 1556. Die zwen gen Emahus (Vogelsang, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 5030, 5151 = Mll. Schluss: Jeder Christ freut sich heute über die Auferstehung Christi. 4845 6. 3. 1556. Der thomas (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml., aber hier nur 20,24–31. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 5031, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. 4846 7. 3. 1556. Ein oster peschlues (Mönch von Salzburg, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 438 + 1603 = Mll., aber hier 6,1–19. Vgl. 2619, 3765 = Mll. 4847 7. 3. 1556. Das erst Caput Jesus Sirach (Schwartzenbach, Paratweise). Alle Weisheit ist von Gott. Gottesfurcht ist der Weisheit Anfang. Schluss: Wenn der Christ glaubt, gottesfürchtig ist und Liebe erzeigt, dann wird es ihm in Leben und Tod wohlergehen. Q.: Sir 1,1–16. Vgl. KG 2398 (verl.) = Ml. und 5757 = Sg. 4848 9.  3. 1556. Ein schrocklich prophezey (Folz, Schrankweise). Prophezeiung des Gerichts über die Sünden des Volkes, insbesondere über den Hochmut der Frauen. Schluss: Die Obrigkeit soll nicht aus Übermut Land und Leute unterdrücken; Gott

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rächt das unschuldige Blut und straft mit der Rute seines Zorns durch Krieg, Hunger und Pest. Der Herr möge solche Plage von uns wenden! Q.: Jes 3,10–26; 4,1. 4849 11. 3. 1556. Die himelfart Cristi (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,8–11. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4870, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Bitte um die Gaben des Heiligen Geistes, um ein Leben nach Gottes Wort, um Glauben und um Hoffnung. 4850 11. 3. 1556. Die eselfresser (Frauenlob, Blauer Ton; G./D. 6, Nr. 975). Ein mit den Leuten von Breslau verfeindeter heimtückischer Edelmann lässt von seinem Jäger Eselsfleisch als Wildbret auf dem Markt der Stadt verkaufen. Die Leute nehmen das günstige Angebot wahr. Als der Jäger den Markt verlässt, lässt er einen Sack mit den unverwert­ baren Stücken des Esels zurück. Die Bürger erkennen den Betrug. Schluss: Seither werden die Schlesier Eselfresser genannt. Böse Gesinnung macht einem oft blauen Dunst vor und verursacht Gefahren. 4851 17. 3. 1556. Ein fasnacht-spil mit 4 person: Die kuplet schwieger mit dem alten kauffmann (K./G. 23,86; G. 6, Nr. 74). 432 Vs. Q.: Petrus Alphonsus 10 (14 Steinhöwel). Vgl. KG 2439 = Ml. Inhalt: wie 2439, aber hier eine weitere Szene, in der wieder der Liebhaber vor dem Ehemann gerettet wird. Szenenübersicht: 1. Prolog alter Kaufmann: will zur Frankfurter Messe. Der Handel geht nicht gut, hat eine teure junge Frau, aber die Schwiegermutter passt auf sie auf. 2. Dreigespräch Lisabetha–Kaufmann–Schwiegermutter: Abschied mit Ermahnun­ gen. 3. Dialog Lisabetha–Schwiegermutter: Lisabetha mag Kaufmann nicht, weil alt und eifersüchtig. Hat Liebhaber Pongratz. Bei der Schwiegermutter war es auch so. Sie wird Pongratz hereinholen. 4. Monolog Pongratz: kam durch die Hintertür, hat Angst vor Kaufmann, wird von Lisabetha beschenkt. 5. Dialog Lisabetha–Pongratz: Warum Pongratz so selten kommt. Sorge um Kaufmann; hat Lisabetha geschrieben, er sei krank. Pongratz: So einer lebt ewig. 6. Vorige und Schwiegermutter: Kaufmann zurück, Pongratz in Kammer versteckt. 7. Szene Lisabetha–Kaufmann–Schwiegermut­ ter: Er kam wegen seines Steinleidens zurück. Frauen breiten Betttuch aus, hinter dem Pongratz verschwindet. 8. Monolog Kaufmann: fühlt sich wohl. 9. Lisabetha zu Kauf­ mann: schnell ins Bett! 10. Dialog Lisabetha–Schwiegermutter: Erholung vom Schre­ cken. 11. Vorige und Kaufmann: Er muss in den Garten, um Rechnungen anzusehen. 12. Dialog Pongratz–Lisabetha: Wir sind den ganzen Tag sicher. 13. Schwiegermutter zu den beiden: Kaufmann kommt wieder. 14. Monolog Lisabetha: will Kaufmann Angst machen und ihn so aus dem Haus treiben. 15. Dialog Lisabetha–Kaufmann; Schwiegermutter stumm: Die Schuldknechte seien hinter ihm her; er soll sich im Taubenschlag verstecken. 16. Dialog Lisabetha–Pongratz: fingieren einen nach dem Kaufmann rufenden Schuldknecht. Sie habe solche Listen von der Mutter gelernt. 17. Vorige und Schwiegermutter: Kaufmann kommt, ist zornig; Pongratz soll in den Garten springen. 18. Dreigespräch Kaufmann–Lisabetha–Schwiegermutter: Kauf­ mann fragt nach dem Flüchtling, bekommt Tobsuchtsanfall, will hinter Pongratz her und Schwiegermutter hinauswerfen. Sie halten ihn fest und drücken ihn auf eine



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Bank. Danach geht es ihm besser, aber er will die Sache klären. 19. Schwiegermutter zu Lisabetha: Mit dem kann man noch mehr machen. 20. Kaufmann zu Lisabetha und Schwiegermutter: bittet um Verzeihung, hat den Bock für den Gärtner gehalten. Lit.: Neumann 2005, 235  f.

4852 20. 3. 1556. Ein ler der Cristlichen knecht (Kanzler, Langer Ton). Die Knechte sollen ihren Herren untertan sein. Wenn sie leiden müssen, sollen sie bedenken, dass sie durch Christus dazu berufen sind. Er hat selbst die Sünden am Kreuz getragen. Jetzt sind die Christen, die einst irrenden Schafen glichen, zum Hirten ihrer Seele bekehrt. Schluss: Durch das Evangelium seid ihr bekehrt, allein aus Gnade, wenn ihr mit Inbr­ unst glaubt. Wie Christus, der Gottesknecht, müssen wir auf Erden leiden. Q.: 1Petr 2,18–25. 4853 20. 3. 1556. Die püntnüs mit den Gibeanitern (Regenbogen, Donnerweise). Die Gibe­ oniter überlisten Josua. Schluss: Bei den Alten hat man Verträge treu gehalten, jetzt aber ist es ganz anders. Deshalb steht es schlecht um die Welt. Q.: Jos 9,3–10.16.22  f. Vgl. KG 5002 = Com. 4854 22. 3. 1556. Ewlenspiegel wart ein maler (Folz, Abenteuerweise; G./D. 6, Nr. 976). Eulenspiegel, der sich in Marburg beim Landgrafen als Maler ausgibt, erhält den Auftrag, den Untergang Trojas zu malen. Die dafür geforderten hundert Gulden Vor­ schuss vertrinkt und verspielt er mit den Malergesellen. Als der Fürst das Bild sehen will, weist Eulenspiegel ihn darauf hin, dass es nur von ehelich Geborenen erblickt werden könne. Da weder der Landgraf noch irgendjemand aus dem Hofgesinde als unehelich gelten will, wagt keiner, einzugestehen, dass er nur eine leere Wand sieht. Der Narr des Grafen aber sagt: „Selbst wenn ich ein Hurenkind wäre, ich sehe nur eine weiße Wand.“ Seither gibt es das Sprichwort: Narren sagen die Wahrheit. Eulenspie­ gel macht sich davon. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 27. Vgl. KG 4989 = Sg. 4855 22.  3. 1556. Ewlenspiegel traift den praten (Regenbogen, Goldener Ton; G./D.  6, Nr. 977). Zwölf Bürger in Bremen laden sich der Reihe nach gegenseitig zum Essen ein. Der jeweilige Gastgeber stiftet den Braten, Brot und Bier zahlen die Gäste selber. Als Eulenspiegel Gastgeber ist, wollen sich die Gäste überzeugen, dass er auch wirklich einen Braten bereitet. Sie sehen, wie er die Butter in den Hintern steckt und damit den Braten beträufelt. Als sie daraufhin die Einladung ablehnen, lässt er sich von jedem zwei Groschen für das Bier zahlen. So kann er drei Tage umsonst Bier trinken. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 69 (72). 4856 26.  3. 1556. Des mullers dochter mit der eslin (Frauenlob, Geiler Ton; G./D.  6, Nr.  978). Ein schlesischer Müller schickt seine achtzehnjährige Tochter mit einer Eselin zum Getreideholen in die Stadt. Unterwegs begegnet ihr ein Edelmann. Seine gailheit veranlasst ihn, mit dem Mädchen ein Gespräch anzufangen. Er fragt sie, ob sie deshalb so fröhlich sei, weil sie bei ihrem Knecht gelegen und der ihr das pös ding getan habe. Die arglose Müllerstochter bittet den Edelmann, er solle ihrer traurigen Eselin das pös ding tun, um diese aufzuheitern. Der geile Edelmann wird schamrot

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und reitet weg. Sprichwort: Wer andere höhnt, muss damit rechnen, dass auch er hört, was er nicht hören will. Lit.: R. Hahn 1994, 487  f.

4857 26. 3. 1556. Richt noch vertamen nicht (Marner, Süßer Ton). Gott allein steht das Gericht zu. Über andere sollen wir nicht richten, Gott wird es in seiner Güte tun. Schluss: Der Christ soll weder richten noch verdammen. Wir alle müssen vor den Richterstuhl Christi treten. Q.: Röm 2,1–9. 4858 28. 3. 1556. Machabeorum das 3 buch nach der krigischen Zungenn der sibenzig ausleger (Betz, Überlanger Ton). Ptolemäus IV. besiegt Antiochus und besucht Jeru­ salem, wo er, trotz des Wehklagens der Juden, das Allerheiligste des Tempels betritt. Er wird mit Krankheit dafür gestraft. Voll Rachsucht kehrt er nach Alexandria zurück. Er befiehlt, alle Juden gefangen zu nehmen. Da die meisten den Götzenkult verwei­ gern, gibt er den Befehl, sie im Hippodrom in Alexandria von Elefanten zerstampfen zu lassen. Aber drei Tage hintereinander werden die Juden gerettet: Einmal verschläft Ptolemäus den Termin der Exekution, am nächsten Tag vergisst er den Mordbefehl und am dritten verhindern zwei Engel die Mordtat. Die Elefanten zertreten die Truppen des Königs. Dieser wird dadurch völlig umgestimmt; er zeigt sich den Juden gegenüber freundlich. Ein siebentägiges Freudenfest wird gefeiert, der König gibt den Juden ihr Hab und Gut zurück und erlaubt ihnen, die abgefallenen Glaubensgenossen zu töten. Schluss: Die christliche Gemeinde soll daraus lernen. Wenn ein Wüterich sie mit Raub und Mord vom Wort Gottes abbringen will, so soll sie daran denken, dass Leid hun­ dertfältig heimgezahlt wird. Gott steht zu seinen Erwählten. Q.: 3Makk. Vgl. KG 5515 = Sg. 4859 30. 3. 1556. Die drey argen klaffer (Mügling, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 979). Der Dichter hört unbeteiligt drei Verleumdern zu, von denen einer den anderen übertreffen will. Schluss: Der Dichter denkt sich, dass Verleumdung schändlich sei und schließlich bei Gott und der Welt bezahlt werden müsse. Vgl. KG 1154 = Sg. 4860 31. 3. 1556. Der Neidhart mit dem feyel (Tannhäuser, Hofton; G./D. 6, Nr. 980). Neid­ hart findet im März ein Veilchen und möchte es der Herzogin zeigen. Während er sich zu ihr begibt, vertauscht ein Bauer das unter Neidharts Hut versteckte Veilchen mit einem Kothaufen. Die Herzogin möchte mit ihren Damen um das Veilchen auf der Wiese einen Reigen singen. Als der Tausch entdeckt wird, ist Neidhart vor der Herzo­ gin blamiert. Beim Heimritt kommen die adligen Herren in das Dorf Zeyselmawer, wo die Bauernrotte um das Veilchen tanzt. Neidhart und seine Begleiter prügeln die Bauern, so dass manche von ihnen zum Bader getragen werden müssen. Epimythium: Kleine Anlässe können zu großer Feindschaft führen. Q.: Neithart Fuchs 113–314. Vgl. KG 5024 = Fsp. Lit.: Bockmann 1995, 245  f.; Behr 2013, 22  f.

4861 31. 3. 1556. Die geschmechten knecht Dauid vnd 2 schlacht (Eislinger, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 1451 = Ml. Schluss, zwei Lehren: 1. Gewalt und Hochmut verderben Land und Leute, wenn Heuchler die Obrigkeit verhetzen. 2. Wer Gewalt leidet, wende sich zu Gott. Er allein verleiht den Sieg.



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4862 1.  4. 1556. Ein schröcklich prophezey vber Ninive (Walther von der Vogelweide, Langer Ton). Die Prophezeiung des Gerichts über Ninive. Schluss: Gott hilft in Trübsal zur rechten Zeit. Q.: Nah 1; 2,1. 4863 3. 4. 1556. Der untrew knecht Aligoria (Meienschein, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 165 = Ml. Vgl. 4618 = Ml. und 5266 = Sg. Auslegung: Der König bedeutet Gottvater, der untreue Knecht das menschliche Geschlecht. Wenn wir Rechenschaft ablegen müssen, dann erweist sich unsere große Schuld. Bitten wir Gott um Gnade und bringen Früchte der Buße, dann nimmt Gott uns durch den Tod seines Sohnes als Kinder an. Wollen wir aber dem Nächsten seine Schuld nicht vergeben, so trifft uns Gottes Fluch [Str. 3]. 4864 7. 4. 1556. Das 20 Capitel ecechiel (Schwartzenbach, Hoher Ton). Israels Ungehorsam in der Vergangenheit [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die Weissagung hat sich an den Juden, die im „Elend“ leben, erfüllt. In Deutschland hat Gott sein Wort reichlich ausströmen lassen, trotzdem leben wir in Sünde. Um Christi willen verschont uns Gott noch. Er wartet auf Besserung und Buße. Wir sollen Buße tun, damit Gott uns nicht so wie die Juden straft [Str. 3]. Ez 20,1.5b7–10. 4865 7. 4. 1556. Die pewrin mit dem grosen gses (Frauenlob, Geschwinder Ton; G./D. 6, Nr. 981). Der Bauer vom Lewpolcz hoff kann nicht verstehen, warum seine Frau so dick ist, obwohl sie in seinem Beisein fast nichts isst, während er trotz reichlicher Nahrung mager bleibt. Als er sie fragt, warum sie so einen dicken Hintern habe, antwortet sie: „Hättest du so viel hineingeblasen, wie ich herausgeblasen habe, er wäre größer als ein Kissen.“ Der Bauer will der Ursache auf den Grund gehen. Er gibt vor, in den Wald zu fahren, versteckt sich aber und beobachtet seine Frau. Da sieht er, wie sie sich reichlich Rührei zubereitet. Der Bauer beschimpft sie als heimliche Fresserin und jagt sie mit dem Dreschflegel. Sie bleibt mit dem Hinterteil im Backofen stecken und erhält eine Tracht Prügel. 4866 8. 4. 1556. Der edelman mit den 5 efrawen (Mügling, Grüner Ton; G./D. 6, Nr. 982). Im Jahre 1553 findet in Krakau die Hochzeit des polnischen Königs statt. Ein bei den Festlichkeiten – Turnier, Frauendienst – anwesender Edelmann bemerkt, dass in der Herberge, in der er wohnt, fünf verheiratete Frauen in ehebrecherischer Absicht ausund eingehen. Er lässt sie in seine Herberge ein und verabredet sich zugleich mit wei­ teren Edelleuten. Die warten auf die Ehebrecherinnen und verprügeln sie. Ehe sie die Huren aus der Herberge verjagen, raten sie ihnen, fortan bei ihren Ehemännern zu bleiben, um Rutenschlägen zu entgehen. 4867 8. 4. 1556. Das Cananeisch weiblein (Endres, Sommerweise). Inh. u. Q. wie KG 200 = Ml. Vgl. 258, 4838 = Mll. und 5302 = Sg. Schluss: Ist der Christ in Nöten und ruft er den Heiland an, so hilft dieser nicht sofort; er will ihn erst prüfen. Man soll aber nicht ver­ zagen: Gott wird zur rechten Zeit helfen. 4868 9.  4. 1556. Die verhaissung des heilligen gaistes (Vogel, Engelweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 152 = Ml. Vgl. 1081, 1216, 3541, 5036 = Mll. Mit der Sendung des Heiligen Geistes ist das Gericht verbunden für diejenigen, die 1. nicht an Christus glauben; 2. nur auf ihre guten Werke sehen und daher meinen, sie bräuchten keinen

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Heiland; 3. gegen die Wahrheit mit menschlicher Lehre streiten. Der Heilige Geist tröstet alle, die an Christus glauben und auf ihn hoffen, er leitet sie zur Wahrheit und erklärt ihnen die Geheimnisse der Heiligen Schrift. Bitte um Heiligen Geist [Str. 3]. 9. 4. 1556. Des heilling gaistz sendung zv Epheso (Schmid, Hohe Knabenweise). Inh. u. Q. wie KG 460 = Ml., hier nur 19,2–7. Vgl. 3100, 4656, 5169, 5318 = Mll. Schluss: Der Herr möge uns seines Geistes Gabe herabsenden. Er stärke und tröste uns. 10. 4. 1556. Die himelfart Cristi (Sachs, Gesangweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 308 = Ml., aber hier nur 1,6–14. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 4849, 5037, 5168 = Mll. Die Himmelfahrt Christi lehrt: 1. Wir sollen die Geheimnisse Gottes nicht mit menschlichem Verstand zu erforschen versuchen, viel­ mehr einfältig an das göttliche Wort glauben. 2. Wie Christus, das Haupt, in den Himmel auffuhr, so werden auch wir, die Glieder, die ihm im Glauben zugehören, teilhaben an der ewigen Herrlichkeit [Str. 3]. Weitere Q.: Kol 1,18; Eph 1,22. 11. 4. 1556. Der verloren sun (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 128 = Ml. Vgl. 263 = Ml. und 4880 = Com. Auslegung: Der Mensch, der glaubt und getauft wurde, ist Kind Gottes. Wenn er jedoch in Sünde verfällt, verliert er seine Gotteskindschaft und sein Erbrecht. Gott aber erbarmt sich seiner, er geht dem reuigen Sünder entgegen und legt ihm das Gewand der Unschuld an. 11. 4. 1556. Der plos wein (Kettner, Hoher Ton; G./D. 6, Nr. 983). Ein Wirt begründet, warum sein Wein keinen Gehalt habe: Vier Räuber würden ihn nach und nach entklei­ den. Der erste ist der Weinbauer, der den Wein wässert, wenn er ihn vom Stock ins Fass gebracht hat. Stellt dann der Fuhrmann im Wein noch Stärke fest, so gibt er jedem Fass zwei Stutzen Wasser bei. Auch die Fuhrknechte „rupfen“ den Wein, indem sie ihn ebenfalls wässern, bevor sie ihn auf den Markt bringen. Oft ist dann der Wein noch so stark, dass ihm als vierter Räuber noch der Wirt „das Hemd ausziehen kann“. So steht der Wein „nackt wie eine getaufte Maus“ nur noch in der Unterhose da. Zöge man ihm auch noch die aus, wäre er reines Wasser. Es ist Unrecht, dass man den lieben wein so schmäht. 13. 4. 1556. Dreyerley werck des heilligen gaist (Folz, Schrankweise). Inh. u. Q. wie KG 310 = Ml. Vgl. 2688, 3561, 4653, 5035 = Mll. und 5494 = Sg. Gebet zum Heiligen Geist um Erleuchtung im Glauben, um Liebe und um Trost in Widerwärtigkeit, damit die christliche Schar nach diesem Elend ewig mit ihm lebe [Str. 3]. 13. 4. 1556. Der Junger wal (Vogel, Gefangener Ton). Inh. u. Q. wie KG 611 = Ml. Vgl. 3543, 4649, 5037, 5168 = Mll. Schluss: Gott möge der christlichen Gemeinde Mahner senden, die das Evangelium ohne menschlichen Zusatz verkünden, die beständig beim Wort bleiben und ein gottseliges Leben führen. Das christliche Reich auf Erden möge sich mehren. Weitere Q.: Ps 69,26; Ps 109,8. 14. 4. 1556. Prophezey anfang auf pfingsten (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 1533 = Ml. Auslegung: Der erste Bund wurde durch das Gesetz ge­ schlossen. Doch die Menschen waren „fleischlicher Art“, sie richteten sich nicht nach dem Gesetz. Schließlich wurde das Volk im Alten Testament hart gestraft. Einen neuen Bund machte Gott durch Christus, der uns durch seinen Kreuzestod die Gnade erwarb.



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Nach seiner Auferstehung sandte er den Heiligen Geist, der die Herzen seiner Jünger erleuchtete. Damit begann der Bund der Gnade. Wir sollen Gnade, Liebe und Treue Gottes erkennen, damit die christliche Gemeinde sich in dieser Zeit im Geist erfreue. 14. 4. 1556. Der Hiob durch drey capitel (Folz, Freier Ton / Nestler von Speyer, Unbe­ kannter Ton / Vogelsang, Goldener Ton). Inh. u. Q. wie KG 151 = Ml., aber hier 1–3. Vgl. 1377 (verl.), 4456 = Mll. und 2527 = Com. Schluss: Der Teufel hat keine Gewalt über Leib und Gut. Wenn Unglück über uns kommt, sollen wir daran denken, dass Gott uns vor aller Bedrängnis schützen kann. 14. 4. 1556. Der deuffel hat die gais erschaffen (Sachs, Rosenton; G./D. 6, Nr. 984). Nach Erschaffung aller Kreatur hält Gott sich die Wölfe als Jagdhunde. Auch der Teufel will Schöpfer sein und erschafft, wie uns gelehrte Pfaffen berichten, Ziegen mit langen Fuchsschwänzen. Doch damit bleiben sie immer im Gestrüpp hängen, so dass ihnen der Teufel die Schwänze abbeißt und nur noch einen Stummel übrig lässt. Die Ziegen nagen des Herrn Bäume und Weinstöcke an, so dass er seine Wölfe auf sie hetzt. Dem Teufel, der sich darüber beschwert, verspricht er, den Schaden zu vergelten, sobald das Laub der Eichen abgefallen sei. Als der Teufel die Schuld eintreiben will, verweist der Herr auf eine Eiche in Konstantinopel, die ihr Laub noch trage. Als der Teufel nach sechs Monaten von dort zurückkehrt, stehen die Eichen bereits wieder im Laub. Vor Zorn darüber sticht er den Ziegen die Augen aus und setzt ihnen seine Augen ein. Deswegen haben die Ziegen Teufelsaugen. Vgl. KG 4990 = Sg. 15.  4. 1556. Der hirt mit dem trewen schnecken (Lochner, Klagweise; G./D.  6, Nr. 985). Eine Schnecke [sic RSM, richtig: Schnake] will einen schlafenden Hirten vor einer giftigen Schlange warnen und weckt ihn mit einem Stich. Der Hirt tötet in seinem Schrecken die Schnake. Dabei bemerkt er die Schlange, die ihn bedroht, und tötet auch sie. Jetzt erst erkennt er, dass die treue Schnake sein Leben gerettet hat. Er bestattet sie und steckt an ihrem Grab einen Hirtenstab auf. Epimythium: Eine gute Tat soll man dankbar erwidern. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr. 79 [< Ps.-Vergil Culex] (Adelphus Muling). 15. 4. 1556. Die listig muestrung des hauptmon theogenis (Frauenlob, Ritterweise). Im Heer des Theogenes (Theagenes) wollen alle Kriegsknechte des Solds wegen einen hohen Rang einnehmen. Da lässt Theogenes einen feindlichen Angriff vortäuschen und erlaubt jedem Soldaten, sich dort aufzustellen, wo es ihm beliebt. Nur wenige stellen sich in die vorderste Linie, die meisten drängen sich hinten zusammen. Die Mutigen ernennt er zu Befehlshabern und besoldet sie gut, die anderen hingegen müssen graben fueller bleiben. Schluss: Nur geschickte, beherzte Hauptleute können den Sieg erlangen. Q.: Frontinus, Strategemata 4,1,8 (Tatius Alpinus, 43r). 18.  4. 1556. [E] Comedia mit 9 personen, der verlorn sohn, und hat 5 actus (K./G. 11,213). 890 Vs. Q.: Lk 15,11–32. Vgl. KG 128, 263, 4871 = Mll. Inhalt: das Gleichnis vom verlorenen Sohn szenisch erweitert. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Vater: Hat alles, was glücklich macht, dazu einen fleißigen älteren Sohn. Der jüngere ist noch unreif, weil er sich in schlechter

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Gesellschaft aufhält, aber der wird schon. 3. Monolog Schmarotzer Wolff: braucht seinen Junker, aber der Vater ist ihm im Wege. 4. Dialog Wolff–verlorener Sohn: Ver­ lorener Sohn hat Probleme mit dem Vater. Wolff rät ihm, sich sein Erbe auszahlen zu lassen und in ein fremdes Land zu ziehen. II. 1. Dialog Vater–älterer Sohn: Älterer Sohn wirft Vater vor, er sei zu milde mit ver­ lorenem Sohn. Vater will diesen härter anpacken. 2. Dialog Vater–verlorener Sohn; älterer Sohn stumm: Verlorener Sohn will Erbteil, Vater warnt, gibt es ihm dann aber auf Wunsch in bar. 3. Dialog älterer Sohn–verlorener Sohn: Älterer Sohn warnt, ver­ lorener Sohn weist das zurück. 4. Dialog Vater–verlorener Sohn; älterer Sohn stumm: gibt ihm 500 Gulden und warnt ihn vor allen Lastern. 5. Monolog Wolff: braucht den verlorenen Sohn, weil ihm Schuldturm droht. 6. Dialog Wolff–verlorener Sohn: schlägt ihm Reiseroute vor, morgen soll es losgehen. III. 1. Dialog Dulceda–Magd Hilla: Dulcedas Liebhaber hat nichts mehr, Hilla ver­ kündet ihr die Ankunft eines neuen jungen Mannes mit Geld. Will auch etwas davon. 2. Monolog Hilla: wartet auf verlorenen Sohn. Dulceda wird ihn wie immer total aus­ nehmen. 3. Dialog Hilla–verlorener Sohn; Wolff stumm: gibt ihr Ring für Dulceda und ihr selbst einen Dukaten. 4. Dialog Wolff–verlorener Sohn: Wolff will die Magd. 5. Monolog Dulceda: wartet auf Hilla. 6. Dialog Dulceda–Hilla: kriegt Ring, gibt ihr außgenät facilet für verlorenen Sohn. 7. Wolff zu verlorenem Sohn: zeigt ihm Dulce­ das Haus. 8. Dialog Hilla–verlorener Sohn; Wolff stumm: Verlorener Sohn bekommt facilet, gibt ihr Kette für Dulceda; die soll ein Festmahl ausrichten von seinem Geld. 9. Dialog verlorener Sohn–Wolff: Verlorener Sohn geht wieder dorthin zum Spielen, wo er schon viel verlor. 10. Monolog Wolff: Verlorener Sohn wird seine 500 bald verloren haben. [hier Ende Akt III?!] 1. Monolog Hilla: Dulceda hat verlorenen Sohn zwei Monate lang gerupft. 2. Dialog Hilla–Dulceda: Verlorener Sohn hat nichts mehr, Hilla soll ihn nicht mehr zu ihr lassen. Hat kein Mitleid und will nach einem anderen schauen. 3. Monolog Wolff: Verlorener Sohn hat nichts mehr. Wolff läuft vor ihm weg. 4. Dialog verlorener Sohn– Wolff: Verlorener Sohn konnte von Wirt nicht leihen, darf nicht zu Dulceda, will von Wolff leihen, aber der verlässt ihn. 5. Monolog verlorener Sohn: verzweifelt. 6. Dialog Bürger–verlorener Sohn: stellt ihn als Schweinehirten ein. 1. Monolog verlorener Sohn: jammert, will nach Hause. 2. Monolog Vater: sorgt sich um verlorenen Sohn, sieht einen Fremden kommen. 3. Dialog verlorener Sohn– Vater; Knecht stumm: Vater lässt ihm bestes Kleid anziehen usw. 4. Monolog älterer Sohn: Was ist los? 5. Dialog Knecht–älterer Sohn: Dieser schimpft. 6. Dialog Vater– älterer Sohn: Älterer Sohn ist wütend, weil er gearbeitet hat. Nimmt nicht am Fest teil. 7. Monolog Vater: will mit verlorenem Sohn fröhlich sein. 8. Epilog Ehrnholdt: Vater bedeutet Gott, verlorener Sohn bedeutet Mensch, Heuchler bedeutet den alten Adam, Bürger bedeutet Gottes Gesetz, älterer Sohn steht für menschliche Vernunft und Werk­ gerechtigkeit. Ein Sünder soll also nicht verzagen. Lit.: Solomon 1979; Kiesant 1988d; Washof 2007, 197–200.



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4881 21. 4. 1556. Der 22. psalm Dauid vom leiden Cristi (Sachs, Überlanger Ton). Inh. u. Q. wie KG 166 = Ml. Vgl. 5365 = Sg. Der Psalm ist eine Prophezeiung auf Christus am Kreuz: Christi Leidenspsalm. Schluss: Vor vielen Jahren hat der Psalmist schon gezeigt, welche Qual Jesus erdulden wird und wie unbarmherzig die Juden sich ihm gegenüber zeigen werden. Der Psalmist sagt, dass Christus uns die Erlösung gebracht hat. 4882 22.  4. 1556. Der rosdauscher pertling mit dem gaul (Bogner, Steigweise; G./D.  6, Nr. 986). Inh. u. Q. wie KG 4190 = Ml. 4883 22. 4. 1556. Das alt weib in der kotlachen (Wolfram von Eschenbach, Vergoldeter Ton; G./D. 6, Nr. 987). Eine alte Frau begegnet früh dem Pfarrer und gsegnet sich. Auf seine Frage nach dem Grund behauptet sie, immer, wenn sie morgens als Erstes einem Pfaffen begegne, widerfahre ihr an diesem Tag ein Unglück. Der Pfaffe zieht sie an den Haaren, wirft sie in den Dreck und tritt sie mit den Füßen mit den Worten: dein glaub dir widerfar. Schluss: Wer sich den Aberglauben alter Weiber zu eigen macht, dem geschieht schließlich wirklich, was er erwartet. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 151. Vgl. KG 4327 (verl.) = Ml. 4884 23. 4. 1556. Zwo gut Cristlich vermanung (Walther von der Vogelweide, Kreuzton). Die Christen sollen sich in der Gemeinde brüderlich verhalten [Str. 1 und 2]. Wer in Güte lebt, der hält seine Zunge im Zaum und erweist dem Nächsten Gutes. Wer zän­ kisch und rachsüchtig, feindselig und voller Tücke ist, den wird Gott in seinem Zorn strafen [Str. 3]. Q.: 1Petr 3,8–12; Ps 34,13–17. 4885 27. 4. 1556. Das verloren schaff Aligoria (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 186 = Ml. Vgl. 5270 = Sg., außerdem 2130 = Ml. Auslegung: Christus, der „Erzhirt“, hütet uns mit großer Treue. Wer sündigt, ist verloren und verflucht, bis Christus ihn durch die tröstende Predigt des Evangeliums sucht. Durch seinen Geist lädt er uns ein, Buße zu tun. Dann trägt Christus den Sünder auf der „Achsel“ der Unschuld heim in die christliche Gemeinde. Dort ist große Freude, weil Gott den Sünder vom ewigen Tod erweckt hat [Str. 3]. 4886 27. 4. 1556. Jeremias der prophet mit dem haffner (Leutzdörffer, Geteilte Krügel­ weise). Inh. u. Q. wie KG 1553 = Ml. Vgl. 5279 = Sg. Schluss: Wer sündigt und Gottes Wort verachtet, über dem schwebt Gottes Zorn. Wer aber gottgefällig lebt, dem schenkt Gott die ewige Seligkeit. 4887 27. 4. 1556. Phebus mit Lewcothe und clicie (Kettner, Frauenton). Inh. u. Q. wie KG 2926 = Ml. 4888 28. 4. 1556. Aglawros wart zw aim merbelstain (Zorn, Unbenannter Ton). Merkur sieht, während er nach Munychia fliegt, Jungfrauen, die der Pallas ein Opfer darbrin­ gen wollen. Unter ihnen ist Herse, eine Tochter des Königs Kekrops von Athen. Merkur verliebt sich in sie und bittet ihre Schwester Aglauros, ihm den Zugang zu ihr zu erleichtern. Aglauros ist für eine Summe Gold dazu bereit. Pallas ist über Aglauros erbost und schickt Invidia, die Göttin des Neids, zu ihr. Aglauros wird von Neid durch­ drungen und lässt Merkur nicht mehr zu Herse ein. Merkur verwandelt sie in Marmor. Q.: Ovid, Metamorphosen 2,708–832 (Wickram).

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4889 29. 4. 1556. Drey stet mit list gewunen (Vogel, Schwarzer Ton). Drei Erzählungen, wie durch List Städte erobert wurden: Des Thebaners Epaminondas Soldaten mischen sich in Frauenkleidern unter Frauen, die einen Tempel besuchen wollen. Die Soldaten gelangen auf diese Weise in eine arkadische Stadt und können dem thebanischen Heer die Tore öffnen [Str. 1]. Aristipp belagert Tegea. Den Einwohnern verspricht er Frieden für die Zeit, in der sie die Göttin Minerva in einem Gottesdienst ehren. Wäh­ renddessen gelangen seine Soldaten, als Fuhrleute verkleidet, in die Stadt. Nachts öffnen sie dem Heer eine Pforte [Str. 2]. Lysimachus gelingt es nicht, Ephesus einzu­ nehmen, da die Stadt vom Seeräuber Mandron unterstützt wird. Lysimachus besticht ihn. Seine Soldaten gelangen, als Gefangene getarnt, in die Stadt. In der Nacht wird die Stadt dem Lysimachus geöffnet. Schluss: Einem Feind kann man nicht trauen [Str. 3]. Q.: Frontinus, Strategemata 3,2,7.8; 3,3,7 (Tatius Alpinus, 33v–34r; 34v). 4890 29. 4. 1556. Die veretrey der stat tharent (Kanzler, Goldener Ton). Tarent fällt in die Hände Hannibals, da ein Verräter die Stadt durch List den Karthagern öffnet: Mehr­ mals kehrt er nachts mit einem Wildschwein in die Stadt zurück, gibt vor, es erjagt zu haben, und schenkt es dem römischen Hauptmann Livius. Die Wachen ahnen nichts Böses, als der Verräter eines Nachts wieder ans Tor klopft. Hinter ihm dringen jedoch die Karthager in die Stadt ein. Schluss: Die „Herrschaft“ soll die Arglist der Feinde genau beobachten. Q.: Frontinus, Strategemata 3,3,6 (Tatius Alpinus, 34v). 4891 30. 4. 1556. Der schwimet kriegsmon (Kettner, Osterweise). König Mithridates bela­ gert die Hafenstadt Kyzikos. Alle Zufahrtsstraßen hat er in seiner Gewalt. Den Hafen lässt er scharf beobachten. Der römische Hauptmann Lucius Lucullus will die Stadt befreien. Eine Botschaft lässt er ihr durch einen Soldaten, der sich lange im Wasser aufhalten kann, zukommen. Mit Hilfe zweier Schläuche und mit den Händen rudernd, schwimmt der Soldat zur Stadt. Die Strecke ist ungefähr sieben „welsche Meilen“ lang. Die Feinde sehen ihn als Meerwunder an und unternehmen nichts. Der Brief des Lucullus beflügelt die Bürger zur Gegenwehr. Schluss: Geschicklichkeit und Weisheit nützen im Krieg mehr als Stärke und Kühnheit. Q.: Frontinus, Strategemata 3,16,4 (Tatius Alpinus, 39v). 4892 30. 4. 1556. Die Feltfluechtig gestraften knecht Hani: (Stolle, Hoher Ton). Hannibal kann keinen Sold auszahlen. Darum laufen einige Soldaten zu den Römern über. Han­ nibal weiß, dass römische Kundschafter sich in seinem Heer aufhalten. Laut lässt er von Ehrnholden verkünden, dass die Überläufer in seinem eigenen Auftrag mit Kund­ schafteraufgaben zu den Römern geschickt worden seien. Die römischen Kundschaf­ ter übermitteln das ihrem Heer, dort werden den Überläufern die Hände abgeschlagen oder sie werden sogar zu Hannibal zurückgeschickt. Q.: Frontinus, Strategemata 3,16,4 (Tatius Alpinus, 41r). 4893 1. 5. 1556. [E] Der kinder-mörder (K./G. 23,101). 78 Vs. Im elsässischen Obernehen ermordet am Freitag nach Ostern der Hecker (Weinbauer) Adam Stegmon seine sie­ benjährige Tochter Anna, seinen vierjährigen Sohn Gabriel und seinen knapp zwei­ jährigen Sohn Martin auf brutale Weise, nachdem er seine Frau mit dem neunjährigen Sohn Albrecht in reben geschickt hat. Nach den Morden sitzt er vor seiner Haustür und



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schickt die Nachbarn ins Haus; bald kommt auch die Frau und fällt in Ohnmacht. Der Mann sitzt noch in Haft, also werde der Dichter weiter berichten. 2. 5. 1556. Das samaritisch weib (Gekrönter Hort: Mügling, Langer Ton / Frauenlob, Langer Ton / Marner, Langer Ton / Regenbogen, Langer Ton). 5 Str. Inh. u. Q. wie KG 184 = Ml. Schluss: Wir bitten Christus, er möge auch unser gedenken und in unser Herz das lebendige Wasser des Evangeliums senken, damit wir gestärkt und getröstet werden. Christus hat uns erlöst und schenkt uns das ewige Leben. 4.  5. 1556. Drey listig dat dreyer hauptleut (Ehrenbote, Fürstenton). Kriegslisten dreier Hauptleute: Der römische Hauptmann Fulvius lockt die Germanen aus ihrer Wagenburg. Eine versteckte Abteilung seines Heeres erobert die leere Wagenburg [Str. 1]. Dem Karthager Maharbal gelingt es, Afrikaner durch einen Schlaftrunk außer Gefecht zu setzen [Str. 2]. Hannibal lagert dem Heer des Sempronius Longus gegen­ über, zwischen ihnen liegt ein Fluss. Hannibal versteckt einige Soldaten im Uferge­ sträuch. Diese überfallen die Römer, als sie eine andere Gruppe von Karthagern ver­ folgen wollen. Schluss: Ein Hauptmann soll versuchen, den Feind durch List zu besiegen [Str. 3]. Q.: Frontinus, Strategemata 2,5,8.12.23 (Tatius Alpinus, 22v; 23r; 24r). 5.  5. 1556. Drei hauptleut dem Feind entgangen (Regenbogen, Briefweise). In Spanien verfolgen Feinde den römischen Hauptmann Hirtuleius. Mit seinem kleinen Heer wird er in ein enges Tal getrieben. Dort errichtet er aus Holz einen Wald. Die Feinde werden dadurch aufgehalten, und das Heer kann entfliehen [Str. 1]. Sulla wird von seinem Feind Duillius so sehr bedrängt, dass er vorgibt, Frieden schließen zu wollen. Während er sich zur Verhandlung bereit macht und so die Wachen des Feindes ablenkt, zieht in finsterer Nacht das Heer ab. Der Trompeter des Lagers bläst weiter­ hin, und das Feuer wird nicht gelöscht, so als wäre das Heer noch anwesend [Str. 2]. Varinius umzingelt Spartacus. Dieser bindet an die Pfähle, die das Lager einzäunen, tote Soldaten samt ihren Rüstungen und entzündet ein Feuer, um Kampfesabsicht vorzuspiegeln. In finsterer Nacht entflieht er jedoch mit dem Heer. Am nächsten Morgen finden die Feinde niemanden vor [Str. 3]. Frontinus, Strategemata 1,5,8.17.22 (Tatius Alpinus, 7v; 8v–9r). 5.  5. 1556. Sertorius mit den zwayen pferden (Mügling, Traumweise). Der Iberer Quintus Sertorius sieht sich während des Bürgerkriegs einer Übermacht von Feinden gegenüber. Da erzählt er dem Heer folgende Geschichte: Ein alter Mann soll einem starken Pferd den Schweif ausreißen, ein junger einem schwachen Pferd. Der Alte rupft die Haare einzeln aus, der Junge zieht am ganzen Schwanz, kann ihn aber nicht herausziehen. So, meint Quintus, müsse man auch die Römer besiegen, gemeinsam seien sie stark, doch einzeln ließen sie sich überwinden. Schluss: Ein geschickter Hauptmann sucht seinen Vorteil. Q.: Frontinus, Strategemata 1,10,1 (Tatius Alpinus, 12r). 5. 5. 1556. Der schwanger purger zu Costnicz (Boppe, Langer Ton; G./D. 6, Nr. 988). Eine Magd erwartet von ihrem Herrn, einem reichen Bürger in Konstanz, ein Kind. Da Ehebruch schwer bestraft wird, bittet der Bürger einen befreundeten Arzt um Hilfe. Der rät ihm, sich ins Bett zu legen und nach ihm rufen zu lassen. Nach einer Harnun­

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tersuchung diagnostiziert der Arzt eine Schwangerschaft. Der Bürger müsse mit einer Jungfrau schlafen, um nicht beim Austragen der Schwangerschaft zu sterben. Die Jungfrau werde dann das Kind gebären. Als die Magd nach vier Monaten einen Sohn zur Welt bringt, erklärt der Arzt der Frau des Bürgers, die sich über die kurze Schwan­ gerschaft wundert, dass das Kind ja schon fünf Monate bei ihrem Mann gewesen sei. Schluss: Man soll einem treuen Freund sein Leid klagen, denn durch dessen Rat kann man dem Unglück entkommen. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 4. Lit.: Adamson 2002, 117–119 (118: „Wickram’s barrenness excuse [das Ehepaar war kinderlos und der Mann wollte beweisen, dass er nicht schuld ist] has been removed from the plot, and so has any allu­ sion to the sexual position as the cause of the husband’s supposed pregnancy.“).

4899 6. 5. 1556. 3 Historj des volck abfal vurkumen (Vogel, Glasweise). Drei Geschichten, wie durch Geschicklichkeit der Abfall einer Stadt verhindert wird. Publicus Valerius lässt vor der Stadt Epidaurus, die abfallen will, „nackte Schauspiele“, d.  h. gymnische Spiele aufführen. Alle Bürger strömen hinaus. Währenddessen wird die Stadt besetzt, die Stadttore werden verschlossen, die Bürger müssen sich ergeben [Str. 1]. Während sich Alexander in Thrakien aufhält, hat er Sorge, das Volk könne sich gegen ihn erheben. Er umgibt sich mit den Aristokraten des Landes, die sich geschmeichelt fühlen und kein Interesse am Aufstand des Volkes haben [Str. 2]. Damit Catania [Ori­ ginal: das Volk der Chaucenser] nicht abfällt, überredet Pompejus die Bürger der Stadt, kranke Soldaten aufzunehmen und gesund zu pflegen. Die Bürger stimmen zu, denn sie wissen nicht, dass Pompejus seine besten Soldaten als Kranke in die Stadt tragen lässt. Die Soldaten verhindern den Abfall der Stadt. Schluss: Dem Abfall eines Volkes muss man mit List entgegenarbeiten [Str. 3]. Q.: Frontinus, Strategemata 2,11,1.3.2 (Tatius Alpinus, 31r). 4900 6. 5. 1556. 3 hauptleut vnterkamen den vberfal irer leger (Konrad von Würzburg, Morgenweise). Drei Hauptleute wehren den Angriff auf ihr Lager durch List ab: T. Quinctius hat sich mit einem kleinen Heer in eine Wagenburg zurückgezogen. Die Volsker wollen das Lager nachts überfallen. T. Quinctius setzt nur wenige Soldaten gegen sie ein, die anderen schlafen alle, außer den Trompetern; die sollen immerzu blasen, um einen bevorstehenden Angriff vorzutäuschen. Am Tag aber kämpft das ganze Heer gegen die völlig ermüdeten Angreifer und besiegt sie [Str. 1]. Chares von Athen wartet in seinem Heerlager auf Verstärkung, während der übermächtige Feind anzugreifen droht. Da kommt er auf eine List: Er schickt nachts heimlich acht Fähn­ lein aus dem Lager, die am Tag ins Lager zurückkehren. Der Feind hält sie für die Verstärkung und gibt auf [Str. 2]. Iphikrates lagert mit seinem Heer in einer Talebene, während die feindlichen Thracier einen Überfall vom Gebirge herab vorbereiten. Iphi­ krates führt sein Heer in die andere Richtung aus dem Lager. Als der Feind das Lager überfällt, kehren die Angegriffenen zurück und vernichten ihn. Schluss: Wer unterle­ gen ist, muss zur List greifen, um sein Volk vor dem Feind zu retten [Str. 3]. Q.: Fron­ tinus, Strategemata 2,12,1.3.4 (Tatius Alpinus, 31v–32r). 4901 6. 5. 1556. Scipio Aphricanus mit dem pfert (Regenbogen, Blauer Ton). Scipio Afri­ canus sendet Laelius als Legaten zum Heer des Königs Syphax. Gute Hauptleute gibt



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er ihm als Knechte hinzu. Sie sollen das feindliche Heer ausspähen. Als sie im feind­ lichen Lager angekommen sind, gestattet man ihnen aber nicht, umherzugehen. Da lässt Laelius sein Pferd los und befiehlt seinen Knechten, es zu fangen. So können sie das Lager auskundschaften. Scipio erfährt von der hölzernen Befestigung des Lagers. Nachts lässt er brennende Pfeile hineinschießen; so besiegt er den Feind. Q.: Fronti­ nus, Strategemata 2,5,29 (Tatius Alpinus, 24v). 7. 5. 1556. Drey heer entgingen listig iren feinden (Folz, Blutton). Aemilius Paullus führt Krieg mit Lucca. In einem engen Tal wird er beschossen. Da lässt Aemilius dem Feind feindliche Gefangene entgegenhalten. Sogleich stellt man das Schießen ein. Aemilius kann entfliehen [Str. 1]. Thebaner verstellen in einer Schlacht König Agesi­ laos den Weg. Agesilaos wendet sein Heer und scheint nach Theben marschieren zu wollen. Da ziehen die feindlichen Thebaner schnell ab, Agesilaos kann ungehindert weiter [Str. 2]. Pompejus kann einen Fluss, der in der Hand des Feindes ist, nicht über­ queren. Da verhält er sich so, als habe er gar nicht die Absicht, zu entrinnen. Die Feinde beobachten ihn nicht mehr so intensiv. Pompejus kann eines Nachts einen Ausfall machen [Str. 3]. Q.: Frontinus, Strategemata 1,4,1.3.8 (Tatius Alpinus, 5r–5v). 7.  5. 1556. Künig Crösus mit dem wasser halis (Nunnenbeck, Kurzer Ton). König Krösus kann mit seinem Heer den Fluss Halys nicht überqueren. Thales rät ihm, den Fluss umzuleiten, um gegen Kyros weiterziehen zu können. Kyros nimmt Krösus jedoch gefangen. Schluss: Bei Krieg und Streit gibt es immer nur „Arbeit“. Q.: Fronti­ nus, Strategemata 1,5,4 (Tatius Alpinus, 7r) [gegenüber der Q. Ergänzung durch den Hinweis auf Thales]. 7.  5. 1556. Scorilo der Dacier Fuerst mit den hunden (Sachs, Goldener Ton). Der Dakerfürst Skorylus erklärt, warum es nicht gut sei, voreilig das vom Bürgerkrieg heimgesuchte Rom zu überfallen. Er lässt zwei Hunde aufeinander los, die sogleich hart miteinander kämpfen. Als er aber einen Wolf loslässt, verfolgen die Hunde ihn mit vereinten Kräften. Es komme darauf an abzuwarten, bis eine der streitenden Par­ teien zu Rom unterliege, dann werde die andere – bereits sehr geschwächte – Partei leicht zu besiegen sein. Schluss: Ein Hauptmann oder Kriegsfürst soll nicht vorschnell handeln, sondern den günstigen Zeitpunkt abwarten. Q.: Frontinus, Strategemata 1,10,4 (Tatius Alpinus, 12r–12v). 12. 5. 1556. Tragedia, mit 9 personen zu agieren, Thamar, die tochter könig David, mit irem bruder Ammon und Absalom, und hat drey actus (K./G. 10,342). 716 Vs. Q.: 2Sam 13,1–36. Vgl. KG 326, 4675 = Mll. und 5491, 5882 (verl.) = Sgg. Inhalt: wie KG 326. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Gebet David: will nach der Bathseba-Tragödie Gott gehorchen. 3. Dialog David–Neffe Jonadab: Dieser ruft zu Tisch, David stimmt freudig zu. 4. Monolog Ammon: ist verrückt nach Thamar. 5. Dialog Ammon–Jonadab: Jonadab fragt, warum Ammon so bleich sei. Ammon gesteht nach Zögern. Soll sich „krank“ ins Bett legen und David bitten, dass Thamar ihm etwas zu essen bringt. 6. Monolog Ammon (der „kränklich“ dasitzt): Hoffnung. 7. Szene David–Ammon–Arzt:

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Der stellt Gemütskrankheit fest. David gewährt Thamars Besuch. 8. Monolog Ammon: hofft auf Erwiderung der Liebe, will sonst sterben. II. 1. Monolog Thamar: will zum Bruder. 2. Trabantendialog Obal–Usal: haben gemerkt, dass Ammon dauernd Thamar anstarrt. 3. Monolog Absalom: sieht Thamar trauernd. Ist Ammon tot? 4. Dialog Absalom–Thamar: sagt ihm, dass Ammon sie vergewaltigt hat. 5. Monolog Ammon: ist verzweifelt. 6. Trabantendialog Obal–Usal: empört über die Affäre. 7. Monolog Absalom: will Ammon bestrafen, aber erst in einem Monat bei der Schafschur in Baal-Hatzor. III. 1. Monolog David: hofft, dass mit der Thamar–Vergewaltigung die Bathseba-Sache gesühnt ist. 2. Dialog David–Absalom: David schlägt Einladung nach Baal-Hatzor für sich und Königskinder aus, lässt aber Ammon hin. 3. Monolog Ammon: freut sich aufs Fest. 4. Trabantendialog Obal–Usal: freuen sich auch. 5. Dialog Absalom–Obal; Usal stumm: sollen Ammon beim Essen töten; er wird sie vor David schützen. 6. Trabanten­ dialog Obal–Usal: sehen es nicht ganz ein, aber müssen dem Befehl des Herrn gehor­ chen. 7. Monolog Absalom: Jetzt, wo Ammon betrunken ist, muss es sein. 8. Monolog Usal: ist betrunken und hat Ammon kräftig eingeschenkt. 9. Dialog Obal–Usal: Los jetzt! 10.  Szene Ammon–Usal–Obal (stumm)–Absalom: der Mord. 11. Rede David: Hoffnung. 12. Ehrnholdt zu David: Absalom nach dem Mord geflohen. 13. Dialog David–Jonadab: Jonadab beruhigt David. 14. Ehrnholdt zu David: meldet das Nahen der Königskinder. 15. Dialog Jonadab–David: gehen ihnen entgegen. 16. Epilog Ehrn­ holdt: David bedeutet Gott, Thamar die menschliche Seele, ihr bunter Rock, die Gabe und Gnade des Heiligen Geistes, Ammon steht für Satan, Jonadab bedeutet Fleisch und Blut, das zur Sünde rät, Absalom bedeutet christliche Prediger. Lit.: Klein 1988, 72–83 (82: „Hier werden Handlungszüge zueinander in Beziehung gesetzt, die in der Bibel ohne zunächst erkennbaren inneren Zusammenhang erzählt werden, wobei die scheinbar fehlende logische Verbindung an der geringen syntaktischen Verknüpfung der Sätze, d.  h. an ihrer additiven Reihung ablesbar ist […].“ 83: „Sachs stellt […] kausale Bezüge her, wo es die Bibel bei bloßer Reihung bewenden läßt.“); Stuplich 1998, 119.152  f.156.170  f.177  f.216; Washof 2007, 264–266.436.

4906 15. 5. 1556. Der verdorrt Feigenpaumb (Frauenlob, Tagweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 4650 = Ml. Zwei Lehren: 1. Trägt einer das Wort Gottes nur im Mund, ohne je „christliche Frucht“ zu bringen, so ergeht es ihm wie dem Feigenbaum. Er wird ver­ flucht, wenn Gott ihn in der Todesstunde heimsucht. 2. Vor Gott erwirbt Huld und ewiges Leben, wer den Glauben hat und seinem Nächsten aus Herzensgrund vergibt [Str. 3]. 4907 15. 5. 1556. Das zehent caput Jeremie (Verschränkter Ton). Inh. u. Q. wie KG 3323 = Ml. Vgl. 3772 = Ml. 4908 15. 5. 1556. Künig licaon wurt zw aim wolff (Schiller, Maienweise). Inh. u. Q. wie KG 2425 = Ml., aber hier geht voraus (< Ovid, Metamorphosen 1,163–210 [Wickram]): Jupiter hält eine Ratsversammlung ab und zeigt sich besorgt über die Schlechtigkeit der Herr­ schaft auf Erden. Er will den Grund erfahren und begibt sich zum tyrannischen König Lycaon [Str. 1 und 2]. Epimythium: Wenn ein Fürst seine Untertanen mit „Schinden, schewren und Fron“ unterdrückt, die Wahrheit nicht gelten lässt, Gott und sein heili­



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ges Wort verachtet und nach Blutvergießen trachtet, dann wird Gott ihn bestrafen, er wird ihn aus dem Land jagen und von den Menschen verstoßen. Dann wird der Fürst zum Wolf, der mit Brandschatzung und Mord sein Unwesen treibt [Str. 3]. 18. 5. 1556. Johanis am driten (Puschman, Hänflingweise; Rettelbach 2019, 124– 126). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1859 = Ml., hier 3,14–21. Vgl. 3890 = Ml. Auslegung: Christus allein ist von Gott ausgesandt, um die durch Adams Fall verlorene Mensch­ heit selig zu machen. Wer glaubt, der gehört der Schar der Seligen an. Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet, gleichgültig, wie groß seine Werke waren. Allein der Glaube macht selig [Str. 3]. 19. 5. 1556. [E] Gesprech. Sanct Peter mit den lands-knechten (K./G. 5,117; G./D. 1, Nr. 166). 80 Vs. Inh. wie KG 3170 = Ml. 25. 5. 1556. [E] Der schönen frawen kugelplatz (K./G. 5,222; G./D. 1, Nr. 167). 80 Vs. Der Dichter kommt eines Abends zu einer Kegelbahn, um die herum sehr viele Leute stehen. Am Ziel stehen nur schöne Frauen mit weitem Ausschnitt, vor denen Geld auf der Erde liegt. Die Kegel haben die Gestalt von Narren, als erster Preis ist eine Narren­ kappe ausgesetzt. Die Frauen lachen über die umfallenden oder gar Schaden nehmen­ den Kegel, und für einen ausgefallenen nehmen sie einen neuen. So läuft das mit dem Sex. Dem Dichter gefällt das Spiel nicht, und er geht. 30. 5. 1556. Das lob der weisheit wie Die alle ding erkent (Frauenlob, Langer Ton). Die Weisheit ist zu preisen. Sie ist unerschöpflich, rein und erhellt alles. Schluss: Gottes Wort wird seine Weisheit genannt, es bewirkt das Heil. Q.: Weish 7,1.5.7–10.14.17– 29; 8,1. 2.  6. 1556. Der schmaroczer pfaff (Frauenlob, Froschweise; G./D.  6, Nr.  989). In Krakau wird ein Pfarrer, der als Schmarotzer bekannt ist, von einem Edelmann zum Essen eingeladen. Dieser weist dem Pfarrer einen Platz am unteren Teil der Tafel zu, worauf sich der Pfarrer, darüber verärgert, ohne Aufforderung auf den Platz des Edel­ mannes setzt. Der Edelmann gibt daraufhin seinem Knappen die Anweisung, Geld für Wein und Bier von dem Pfarrer zu verlangen. Der Pfarrer, der über die mehrmalige Forderung empört ist und weggehen will, wird vom Edelmann aufgehalten und darauf hingewiesen, dass er, da er auf dem angestammten Platz des Edelmanns saß, auch für diesen gehalten wurde. Der Pfaffe soll da sitzenbleiben, wo man ihm den Platz anweist. 2. 6. 1556. Der pewtler mit seim gsellen (Singer, Lieber Ton; G./D. 6, Nr. 990). Ein wegen seiner Späße berühmter Beutler in Freiberg will den Hochmut seines Gesellen bestrafen: Er wettet mit ihm um ein Fass Bier, er könne ihm einen linsengroßen Batzen Kot genau auf seinen Zahn pferchen. Das ganze Gesinde schaut zu, als sich der Geselle auf den Boden legt, den Mund öffnet und der Meister die entsprechende Haltung ein­ nimmt. Er hat allerdings Durchfall, und der Geselle bekommt die ganze Ladung voll ins Gesicht. Alle lachen über den Spaß. Der Meister tischt Bier auf, und man feiert bis spät in die Nacht. 3. 6. 1556. Künig Dauid mit kung Sawl. Aligoria (Kettner, Paratreihen). Saul wirft nach dem Harfe spielenden David mit dem Speer. David entflieht, wird aber von Sauls

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Knechten verfolgt. Als diese vor Davids Haus stehen, verhilft Michal ihm zur Flucht; sie lässt ihn an einem Seil herunter [Str. 1]. Auslegung: David bedeutet den streitenden Christen, der durch Gottes Hilfe die Sünde überwindet. Saul bedeutet den Teufel, der versucht, die Christen in seinen Stricken zu fangen. Der Christ entkommt den Nach­ stellungen, er flieht zu seinem Gemahl, der christlichen Gemeinde. Sie führt und warnt ihn durch Gottes Wort. Die Knechte Sauls entsprechen den Tyrannen, die die Christen ohne Scham töten, ganz gegen alles Recht. Aber Gottes Wort tröstet die christliche Gemeinde [Str. 2 und 3]. Q.: 1Sam 19,9–12. Vgl. KG 5078 = Trag. 4. 6. 1556. Guete ler Cristlich zu leben (Folz, Langer Ton). Die Christen sind Kinder des Lichts und wandeln in der Liebe Christi. Q.: Eph 5,1–21. 4.  6. 1556. Der gestolen silbren löffel (Vogel, Hopfenweise; G./D.  6, Nr.  991). Bei einem Mahl steckt ein Gast einen silbernen Löffel ein, während er vorgibt, ihn abzu­ putzen. Ein anderer Gast beobachtet das und steckt sich ebenfalls einen Löffel in die Brusttasche. Als der Hausherr das Fehlen der Löffel registriert, geht er in die Stube, um nachzusehen. Der zweite Gast lässt seinen Löffel ein wenig herausschauen, so dass sich der Hausherr gleich auf den vermeintlichen Dieb stürzt. Da verweist der auf den eigentlichen Übeltäter, der dann schamrot über sich ergehen lassen muss, dass der Hausherr ihm den Löffel wieder abnimmt. Die ganze Sache endet in gütlichem Einvernehmen. Schluss: Der Mann ist zu loben, der Ernstes auf spaßige Art zurecht­ rücken kann, so dass einer „Gesellschaft“ aus einem bösen Stück nicht Schande und Unglück erwächst. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 70. Vgl. KG 5675 = Sg. 4. 6. 1556. Der hund im pett (Vogel, Frischer Ton; G./D. 6, Nr. 992). In Weesen kehrt ein Reiter zusammen mit seinem Hund in einer Herberge ein. Beim Abendessen wirft er dem Hund vom Tisch Fressen zu. Der geizige Wirt verlangt daraufhin doppelte Bezahlung. Als der Reiter sich zum Schlafen legt, weist er auch dem Hund, der von der Reise völlig verdreckt ist, ein Bett an. Der erboste Wirt verklagt am folgenden Morgen den Gast vor dem Richter, doch der erinnert ihn daran, dass Hunde zechfrei zu halten seien. Sprichwort: Wer zu viel haben will, der wird am Ende zu wenig bekommen. Q.: Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 71. Vgl. KG 5676 = Sg. 5.  6. 1556. Der ausgeloffen munich mit schrift oberwunden (Folz, Hahnenkrat; G./D. 6, Nr. 993). Während der Matutin entflieht ein junger Mönch aus einem Kloster in Magdeburg. Bei einem Buchdrucker in Wittenberg verdingt er sich für vier Jahre. Er wird bald zum angeberischen Großmaul im Kreis der Gesellen. Ein Setzer will ihm eins auswischen und fordert ihn zu einer Disputation über die „Schrift“ heraus. Der Mönch argumentiert scharpf. Schließlich packt der Setzer einen vorbereiteten Sack voll gegossener Bleibuchstaben und schlägt ihn dem Mönch um den Kopf. So wird er mit der „Schrift“ besiegt. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 21. 6. 6. 1556. Der vertorben wirt mit dem Centelon (Vogel, Sauerweise; G./D. 6, Nr. 994). Ein Wirt aus Venedig schuldet einem Edelmann viermal den Jahreszins für sein Haus. Lange kann er durch Lügen die Frist hinausschieben, dann aber ist der Edelmann entschlossen, den Schuldner in den Turm zu schicken. Zusammen mit zwei Schergen begibt er sich in das Haus, findet dort aber die Frau des Wirts an der Bahre ihres



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Mannes vor, der sich freilich nur totstellt. Nach Hause zurückgekehrt, reißt der Edel­ mann den Schuldschein aus dem Schuldbuch. Der Wirt zieht eilends aus dem Haus. Als eines Tages Schuldner und Gläubiger einander wieder begegnen, kneift der Wirt sein rechtes Auge zu. Der Edelmann möchte schwören, hätte der Mann zwei Augen, sein Schuldner sei wieder auferstanden. So war der Wirt von der Schuld befreit. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 23. Vgl. KG 5498 = Sg. 6. 6. 1556. Der drescher mit der millich (Römer, Schrankweise; G./D. 6, Nr. 995). Ein Bauer aus dem Kochertal hält mit seiner Familie, dem Gesinde und zwei Dreschern das Martinsmahl. Vollgetrunken und vollgegessen legt man sich um Mitternacht schlafen. Beim Morgengrauen bittet der eine der beiden Drescher den anderen, ihm Milch zu holen. Als der Drescher zurückkehrt, geht er versehentlich in die Kammer des Bauern, wo ihm die Bäuerin das nackte Hinterteil zeigt. Der Drescher hält es für das Gesicht seines Gefährten, er hält die Milch daneben. Die Bäuerin furzt, worauf der Drescher sagt, die Milch sei richtig temperiert, der Gefährte brauche nicht mehr zu blasen. Beim zweiten Furz schüttet er die Milch der Bäuerin ein die kerben. Die Bäuerin schreit auf, und der Bauer erwacht. Schnell verdrückt sich der Drescher und klagt dem anderen sein Geschick. Sprichwort: Ein richtiger Saufabend ist besser als sieben nüch­ terne Morgen. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 62. Vgl. KG 5364 = Sg. 7. 6. 1556. Die pawleut des herren haus Aligoria (Ringsgwand, Bauernton). Salomo trifft Vorbereitungen zum Tempelbau. Auslegung: Salomo bedeutet Jesus Christus. Er soll der christlichen Gemeinde ein geistliches Haus bauen. Dazu sind ihm viele Knechte behilflich. Propheten und Apostel, treue Prediger und Märtyrer. Zur Speise gibt er ihnen den Heiligen Geist. Q.: 1Kön 5,16–25. Vgl. KG 1783 = Ml. 7. 6. 1556. Die Maria Ainsidel (Fülsack, Reuterton; G./D. 6, Nr. 996). Wallfahrer rühmen die Wundertaten der Maria von Ainsidel (Einsiedeln). Ein Abenteurer hört dies und sagt, die Maria sei seine Schwester. Da die Pilger das als Lästerung auffassen, melden sie es dem Abt von Ainsidel. Der lässt den keczer gefangen nehmen und vor Gericht stellen. Dort bekennt der Abenteurer, auch mit dem „Großen Gott“ von Schaffhawsen und mit dem „Teufel“ von Constencz verwandt zu sein, sie seien seine Brüder. Schließ­ lich klärt er alles auf: Sein Vater, ein Bildschnitzer aus Straßburg, hatte die Figuren gemacht, wie er auch ihn, den Abenteurer, gemacht hatte. Alle lachen über den schwanck. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 5. Vgl. KG 5458 = Sg. 11. 6. 1556. Comedia, mit 18 personen zu spilen, von Hugo Schapler, dem streitbarn helden in Franckreych, und hat 7 actus (K./G. 13,1). 1310 Vs. Q.: Hugues Capet (Elisabeth von Nassau-Saarbrücken). Inhalt: Hugo [Hugot Capet, der erste König von Frankreich] bekämpft nach sexuellen Abenteuern in Friesland und Brabant Graf Fridrich, den Freier der Thronerbin Meria, und dessen Verbündeten, den Herzog von Burgund. Er bekommt dafür Meria zur Frau, wird König und besiegt dann seine beiden Hauptgegner endgültig, obwohl sie Orliens (Orléans) erobern, wo die alte Königin und ihre Tochter Meria sich aufhalten, diese in ihre Gewalt bringen und ihn, der in einen Hinterhalt gerät, beinahe töten. Friedrich und der Herzog werden hingerichtet.

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Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog reicher Simon: Sein Vetter Gernier, der Rat König Ludwigs war, ist tot, und nun kommt dessen Sohn Hugo zu ihm nach Paris. 3. Dialog Simon–Hugo: Hugo hat durch wildes Leben alles verloren, will neu anfangen im Fürstendienst. Simon rät ab, er soll lieber Metzger und Kaufmann werden. Hugo beharrt, und er hat ein Auge auf ein Mädchen zu Berga in dem Hennegaw. Simon gibt ihm 300 Gulden. 4. Monolog Simon: Hugo hätte nicht in sein Haus gepasst. 5. Monolog Hugo: hat die junge Frau gewonnen, geht wieder zu ihr, obwohl ihr Vater, ein Ritter, ihm nachstellt. 6. Ritter (zwei Knechte stumm) zu Hugo: will ihn töten. Fällt im Kampf, Knechte fliehen. 7. Monolog Hugo: muss fliehen, auch Geliebte zurücklassen. Geht zu König Hugwan nach Friesland. 8. Rede König Hugwan: Hugo hat ihm gedient und mit seiner Nichte geschlafen, Knechte sollen ihn fangen, damit er getötet wird. 9. Dialog Hugo–Hugwan: soll an den Galgen, hat aber die Nichte wirklich geliebt und nicht vergewaltigt. Als Hugwan einen Dolch nach ihm wirft, reißt er sich los und flieht. II. 1. Monolog Hugo: Will mit dem Sex aufhören, hatte auch in Brabant Ärger, will, weil er kein Geld mehr hat, zum Onkel nach Paris. Da sieht er zwei Männer eine Frau bedrängen. Schlägt die beiden durch Kampf in die Flucht. 2. Dialog Hugo–Jungfrau: Sie war, während ihr Vater, der wilde Graf, jagte, allein im Schloss. Die beiden raubten alles, auch sie, und schleppten sie in den Wald. 3.  Szene Jungfrau–wilder Graf– Hugo: Sie berichtet, wilder Graf bietet Hugo für sechs Tage Herberge und viel Geld. 4. Monolog Simon: Wo ist Hugo? 5. Dialog Hugo–Simon: Aufgabe für Hugo: Graf Savari hat König getötet, weil ihm die Tochter versagt wurde, kommt jetzt mit seinem Bruder, Graf Fridrich und Herzog von Burgund nach Paris wegen der Tochter, aber die Königin will sie nicht. Hugo weiß, wer die Tochter erhält, wird König. 6. Dialog Ehrnholdt– Simon; Hugo stumm: Graf Savari jetzt da, Simon soll zur Königin kommen. Simon nimmt Hugo mit. 7. Königin zu Tochter Meria, hoffmeister Connestabel, Hofmeister, Simon, Hugo: jammert wegen Graf Savari. 8. Szene Vorige (Simon stumm) und Graf Savari, Fridrich, Herzog von Burgund: Graf Savari will Meria, Königin verweist auf Par­ lament, Fridrich sagt, sie habe allein Macht, Meria will wegen Mord nicht, Graf Savari bestreitet ihn, Herzog von Burgund droht Gewalt. Hugo schaltet sich ein: Kampf, Graf Savari tot, Fridrich/Herzog von Burgund fliehen, Königin dankbar. III. 1. Szene Connestabel–Königin–Hugo–Meria–Simon (stumm): Fridrich kommt mit großem Heer, man muss Bundesgenossen gewinnen, Hugo ruft zur Stadtverteidigung auf, Königin/Meria in die Kirche. 2. Ehrnholdt dazu: Feind ist da, Hugo rät zum Gegen­ angriff. Dann Schlacht, Hugo nimmt Graf von Estemp gefangen, die anderen fliehen, Ehrnholdt soll Graf von Estemp zur Königin bringen. 3.  Szene Vorige: Connestabel lobt Hugo, Ehrnholdt bringt Pfau von Königin als Dank, Hugo schwört ihr ewigen Dienst. 4. Rede König Hugwan: will Paris angreifen. 5. Rede Hugo: will es Hugwan jetzt heimzahlen, tötet ihn, wird von Trabanten abgeführt. 6. Dialog Fridrich–Herzog von Burgund: Hugo ist entkommen, sie wollen abziehen, wenn Fridrich Meria bekommt und Hugo ausgeliefert wird. 7. Dialog Connestabel–Hugo: wilder Graf hat Hugo befreit.



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8. Dialog Königin–Hugo; Simon, Meria, Ehrnholdt stumm: weist Fridrich zurück, macht Hugo zum König von Frankreich und vermählt ihn mit Meria. IV. 1. Dialog Connestabel–Simon: Zehn Söhne Hugos sind gekommen, haben ­Fridrich Schaden zugefügt, werden zu Rittern geschlagen. Die verbündeten Fürsten von Venedig und Ungarn sind auch da. 2. Ehrnholdt dazu: man bläst zum Kampf. 3. Dialog Fridrich–Herzog von Burgund: Gegenstrategie, dann Schlacht, Hugo nimmt Herzog von Burgund die Fahne, verfolgt die Feinde, kommt zurück. Hugo hat Fahne. 4. Ehrn­ holdt bringt Lilienschild, Hugo kämpft jetzt für Frankreich. 5. Connestabel zu Hugo: Feinde kommen wieder. Schlacht, Hugo nimmt Fridrich gefangen (kurzer Dialog), bringt ihn zur Königin, die anderen fliehen. 6. Dialog Königin–Meria: Meria will Hugo heiraten. 7. Szene Hugo–Fridrich–Königin; Meria stumm: Hugo bittet für Fridrich, der Frieden schwören soll. 8. Szene Königin–Connestabel–Simon–Hugo; Meria stumm: Connestabel verheiratet Hugo und Meria, bald Hochzeit. V. 1. Szene H.–Königin–Connestabel–Meria: Hugo ab nach Orliens, Connestabel über­ nimmt Verantwortung. 2. Dialog Königin–Meria: Meria sorgt sich, geht in die Kirche. 3. Dialog Fridrich–Herzog von Burgund: Fridrich soll, wenn Hugo Stadttor öffnet, ein­ dringen, Herzog von Burgund will Hugo nach Orliens verfolgen und ihn töten. 4. Dialog Connestabel–Königin; Meria stumm: Angst vor Fridrich. 5. Ehrnholdt dazu: Fridrich in der Stadt, Connestabel rät zur Flucht in den Turm. 6. Szene Fridrich–Herzog von Burgund (stumm)–Königin: will Meria, die im Turm ist; er wird die Königin töten, wenn sie nicht rauskommt. 7. Ehrnholdt dazu: Meria kommt heraus. Fridrich garan­ tiert ihr Sicherheit. 8. Dialog Meria–Fridrich; übrige stumm: Fridrich zwar eidbrüchig, aber gegen Feinde. Meria jammert, wird abgeführt. VI. 1. Herzog von Burgund zu Trabanten: sollen Hugo im Wald töten. 2. Dialog Hugo– Herzog von Burgund: Höflichkeiten. Im Wald dann Kampf, Hugo flieht. 3. Monolog Einsiedel: betet, sieht Hugo kommen. 4. Dialog Hugo–Einsiedel: tauschen Kleider. 5. Monolog Hugo: will nach Orliens, sieht Connestabel, will ihn testen. 6. Dialog Connestabel–Hugo: Hugo sei von Herzog von Burgund getötet, Connestabel trauert, berichtet dann, dass Fridrich und Meria in Orliens. Hugo soll nach Paris zu Simon, Connestabel wird auskundschaften, was in Orliens zu machen ist. 7. Monolog Fridrich: glaubt Hugo tot. 8. Dialog Connestabel–Fridrich: Connestabel gibt sich als Überläufer, will bei Meria für Fridrich sprechen. 9. Monolog Connestabel: Blutbad für Fridrich. 10. Dialog Meria–Connestabel: soll Hochzeit in acht Tagen am Eritag ansetzen, Hugo wird dann kommen. VII. 1. Dialog Hugo–Simon: Plan für Vorgehen gegen Fridrich. 2. Fridrich zu Connesta­ bel: bald Hochzeit; Herzog von Burgund kommt heute, lagert vor der Stadt. 3. Monolog Meria: hofft auf Hugo. 4. Szene Herzog von Burgund–Meria–Fridrich–Connestabel: Herzog von Burgund: alles gut, Meria zweideutig, Fridrich schickt Connestabel zu Bischof. Connestabel: Ich werde einen „Bischof“ bringen. 5. Vorige und Hugo–Simon: Hugo schickt Herzog von Burgund und Fridrich zum Rädern, auf Simons Bitte nur Enthaupten. Fridrich nennt Connestabel Verräter, der verteidigt sich. 6. Vorige ohne Fridrich und Herzog von Burgund: Rührszene Hugo–Meria, wollen nach Orliens zur

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alten Königin. 7. Epilog Ehrnholdt: drei Lehren: (1) Hugo: Tugendadel. (2) Königin/ Meria: belohntes Gottvertrauen. (3) Herzog von Burgund/Fridrich: Untreue trifft den eigenen Herrn. 12. 6. 1556. Der dewffel mit dem alten weib (Nachtigall, Abendton; G./D. 6, Nr. 997). Der Teufel hält es bei seiner alten zänkischen Frau nicht mehr aus. Er verbündet sich mit einem Arzt. Der Teufel übernimmt die Aufgabe, in einen reichen Bürger zu fahren, der Arzt vertreibt ihn gegen Entgelt wieder daraus. Obwohl ausgemacht war, dass jeder die Hälfte des Erlöses erhalten soll, gibt der Arzt von dreißig Gulden dem Teufel nur zehn. Dieser ist darüber verärgert und wendet eine List an: Er fährt in einen Dom­ pfaf­fen und weigert sich trotz der Beschwörung des Arztes, auszufahren; dabei schilt er den Arzt einen Dieb. Der Arzt entgegnet, des Teufels böse Frau sei draußen und fordere ihn gerichtlich auf, zu ihr zurückzukehren. Da fährt der Teufel aus, denn zu seiner zänkischen Alten will er nicht mehr zurück, lieber will er wieder in die Hölle. Dem Arzt rät er, nie ein altes, böses Weib zu nehmen. Vgl. KG 5069 = Sg. und 5083 = Fsp. 13.  6. 1556. Die Ergernus an gottes wort (Marner, Langer Ton). Jesus erzählt das Gleichnis vom Sämann. Die Jünger fragen ihn, warum er in Gleichnissen rede. Schluss: Die Juden ärgern sich über Christus, deshalb nehmen sie das Wort nicht an. Sie ver­ langen Wunderzeichen. In unserer Zeit nehmen diejenigen, die ganz einfach glauben, das Wort Gottes an. Wer ihm aber spitzfindig nachforscht und Gott nicht die Ehre erweist, wird der Gnade beraubt. Die Heilige Schrift bietet dem Gläubigen Halt, so wie dem Blinden eine Wand. Heute gibt es in Deutschland viele Sekten, Rotten und Schwärmer. Der Herr möge alle erhalten, die zu ihm ihre Zuflucht nehmen. Q.: Mt 13,1– 3.10–15; Jes 6,9  f. Vgl. KG 206 = Ml., 4703 = Ml. < Mk 4,1–20, 462 < Lk 8,4–15 und 5488 = Sg < alle drei. 13. 6. 1556. Drey schwenck dreyer lanczknecht (Zwinger, Hofton; G./D. 6, Nr. 998). Drei Landsknechtsschwänke: Ein armer Landsknecht wird von einem Bauern aufge­ fordert, ihm beim Essen der Armut zu helfen. Nachdem der Landsknecht viel gegessen hat, sagt er, dass ihn das Essen reue, weil er die Armut nicht verdauen könne [Str. 1]. Der zweite Landsknecht, der bei einem Wirt zu Zürich isst und trinkt, sagt, dass der servierte Wein wohl der teuerste sei. Der Wirt erklärt, der Wein werde hierzulande erst im Alter süß. Der Landsknecht jedoch meint, dass dieser Wein, selbst wenn er bereits an zwei Krücken gehe, nicht mehr gut werde [Str. 2]. Der dritte Landsknecht, der wegen Diebstahls in Ulm zum Tode verurteilt werden soll, bittet das Gericht, da ihm das Urteil zu streng erscheint, ihm stattdessen beide Ohren abzuschneiden, ihn mit Ruten aus der Stadt zu jagen und zehn Gulden, die er besitzt, abzunehmen. Alles lacht darüber, und der Landsknecht bleibt von der strengen Strafe verschont [Str. 3]. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 24. 17. 6. 1556. Der schneider mit dem flaisch (Betz, Verschränkter Ton; G./D. 6, Nr. 999). Ein Schneider in Nördlingen näht vor dem Essen die Fleischstücke zusammen und isst dann das „eine“ Stück bei Tisch mit der Begründung, Gott habe das Fleisch zusam­ mengefügt, und er wolle es nicht trennen. Seine zwei darüber verärgerten Gesellen



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geben deswegen einem neuen, einfältigen Knecht gegenüber vor, man müsse den Meister, sobald er einen Krankheitsanfall bekomme, zu Boden werfen und verhauen, da er sonst die Knechte prügle; zu Beginn eines solchen Anfalls klopfe der Meister auf den Tisch. Einige Tage später verstecken die zwei Knechte die Schere, und als der Meister durch Abklopfen des Tisches versucht, sie zu finden, verhaut ihn der neue Knecht. Die zwei anderen Knechte jedoch reagieren auf die Hilferufe ihres Meisters nicht, mit der Begründung: „Da Gott euch zusammengefügt hat, wollen wir euch nicht trennen.“ Der Schneider verspricht, sich zu bessern. Q.: Petrus Alphonsus 20 (15 Steinhöwel). 17. 6. 1556. Der Haincz mit sant Niclas (Frauenlob, Zarter Ton; G./D. 6, Nr. 1000). Eine Bäuerin schickt ihren dummen Sohn Heinz in die Stadt, damit er Garn verkaufe. Er versucht in der Kirche, es der St.-Niklas-Statue zu verkaufen, hängt es ihr um den Hals und fordert sie auf, bis zur nächsten Woche zu zahlen. Seine Mutter will aber den Erlös gleich haben, weshalb Heinz in die Kirche zurückkehrt und von St. Niklas das Geld fordert. Dieser reagiert jedoch nicht. Voll Zorn zerschlägt der Bauernsohn die Statue, aus ihrem Kopf fällt Geld heraus. Dafür kauft Heinz auf der Fleischbank einen Schwei­ nebraten. Doch ein Hund stiehlt ihm das Fleisch. Heinz rennt dem Hund ins Pfarrhaus nach, wobei er ihm laut den Tod androht. Der Pfarrer, der gerade bei einer schönen Frau liegt, meint, der betrogene Ehemann schreie so. Voller Angst wirft er dem schrei­ enden Heinz dreißig Taler zu. 19.  6. 1556. Der pfarrer mit den ligenden pauren (Vogel, Strenger Ton; G./D.  6, Nr. 1001). Ein Pfarrer beschimpft die Bauern häufig wegen ihrer Gewohnheit zu lügen. Er rät ihnen zu pfeifen, wenn jemand eine Lüge bemerke. Bei einer Sonntagspredigt sagt der Pfarrer, Gott habe Adam aus einem Lehmkloß geformt und ihn dann zum Trocknen an einen Zaun gelehnt. Daraufhin pfeift ein Bauer. Als der Pfarrer ihn nach dem Grund fragt, antwortet er, er wolle nur wissen, wer den Zaun denn errichtet habe. Der Pfarrer bekennt, dass darüber nichts in der Bibel stehe. Fortan lässt er die Bauern des Lügens wegen unbehelligt. Für ihn bleiben sie eben immer grobe Kerle. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 13. 20. 6. 1556. Die Flecketen schaff Aligoria (Nestler von Speyer, Unbekannter Ton). Jakob, der seinen Dienst bei Laban beendet, möchte sein Erbteil zugewiesen bekom­ men. Er erhält die gefleckten Schafe, Laban behält die ungefleckten [Str. 1 und 2]. Auslegung: Laban wird mit Moses verglichen, der sein Volk unter Gottes Gesetz stellte. Jakob „figuriert“ Christus, der mit dem Stab seines Wortes, d.  h. durch die Gaben des Geistes, bewirkt, dass seine Schäflein Glauben und Licht empfangen. So bringen wir reichlich Frucht. Schlussbitte: Mögen alle Christen nach diesem Elend einst ewig mit Christus leben [Str. 3]! Q.: 1Mose 30,25–43. 20. 6. 1556. Der vogt mit sein fluchenten pawren (Folz, Baumton; G./D. 6, Nr. 1002). Ein gottesfürchtiger Edelmann verbietet seinen Bauern bei Geldstrafe das Fluchen. Die Bauern leiden sehr unter dieser Vorschrift. Sie tun sich zusammen und bitten den Edelmann, er möge ihnen wenigstens einen Fluch erlauben: einem die Pest zu wün­ schen. Der „Pfleger“ lacht darüber und erlaubt ihnen den Fluch, obendrein wünscht

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er ihnen noch die Franczosen [Syphilis]. Die Bauern sind hocherfreut, jetzt sogar über zwei Flüche verfügen zu dürfen. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 50. 22. 6. 1556. Der weinperg gottes (Sachs, Hohe Bergweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 4744 = Ml. Auslegung: Was Christus erzählt, erfüllt sich am jüdischen Volk. Die Umzäunung des Weinbergs wird dem Gesetz Gottes verglichen, die Knechte sind die Propheten, und der eigene Sohn ist Christus, den die Juden töteten. Doch er ist vom Tod auferstanden. Die Synagoge der Juden ist verworfen worden und der Segen auf die Heiden übergegangen. Durch den Geist dienen wir Gott und leben in dem Gnaden­ bund, der uns selig macht [Str. 3]. Weitere Q.: Ps 118,22  f. 27.  6. 1556. Zacharias wart stum/ der schwuermer vorpild (Singer, Langer Ton). Ankündigung der Geburt Johannes’ des Täufers. Auslegung: Glaubt der Mensch dem Wort Gottes nicht einfach so, sondern forscht er darin und disputiert, als sei Gottes Wort nicht wahr, dann gelangt er von einem Irrtum zum anderen. Er verliert die Gnade (wie Zacharias die Sprache), bis die göttliche Gnade geboren wird. Was Gott verheißt, erfüllt er auch. Q.: Lk 1,1–24. Vgl. KG 5062 = Com. 1. 7. 1556. Die selczam peicht (Sachs, Silberweise; G./D. 6, Nr. 1003). Ein Spaßvogel (faczman) beichtet dem Pfarrer lediglich, dass er seine Schuld bekenne. Als er auf die Frage des Pfarrers, ob er beten könne, verneint und dieser sagt, das sei eine Sünde, meint er, deswegen habe er es ja auch nicht gelernt; als ihn der Pfarrer fragt, ob er das „Ave Maria“ könne, sagt er, er könne es läuten. Auch das Glaubensbekenntnis beherrscht er nicht. Dem Pfarrer wird es zu bunt, er fragt nach dem Namen des Spaß­ machers. Er antwortet, er heiße wie sein Vater, der wiederum heiße wie er selbst. Der über die Antworten erzürnte Pfarrer will ihn wegschicken. Der Spaßmacher verteidigt sich, dass er das Beichten nicht gelernt habe, da er nie die Absicht gehabt habe, mit dem Beichten Geld zu verdienen. Wäre dies der Fall wie beim Pfarrer, würde er es sicher besser können. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 68. 2. 7. 1556. Schwanck. Der ainfeltig müller mit den spitzbuben (K./G. 5,104; G./D. 1, Nr. 168). 172 Vs. Inh. wie KG 4564 = Ml., ausführlicher erzählt. Vgl. 3098 = Ml. 4. 7. 1556. Comedia, mit 12 personen zu spilen, von dem marschalck mit seinem sohn, unnd hat fünff actus (K./G. 13,52). 858 Vs. Q.: Hans Folz, Meisterlied Hannen krath Hans Foltzen barbires. Inhalt: Pamphilus bekommt von seinem Vater, dem Marschall des Kaisers, kurz vor dessen Tod das Amt und die drei Lehren, er solle nicht für einen zum Galgen Verur­ teilten bitten, keinen Mächtigeren einladen und der Ehefrau kein Geheimnis verraten. Das Stück inszeniert die Bewährung der drei Lehren. I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, eigentliche Handlung nur angedeutet. 2. Dialog Sophus– Pamphilus: Sophus, der bald sterben wird, vererbt Pamphilus alles, auch sein Mar­ schallamt, und gibt ihm drei Lehren: (1) nicht für einen zum Tod durch Hängen Ver­ urteilten bitten, (2) keinen einladen, der mächtiger ist, (3) der Ehefrau kein Geheimnis verraten. Pamphilus dankt. 3. Szene Kaiser–Pamphilus–Rat Philippus: Kaiser macht Pamphilus zum Marschall, Philippus sagt, Kaiser müsse jetzt Mandat wegen Schat­ zung ausgehen lassen. 4. Monolog Diboldt: ist ein totaler Nichtsnutz, hat sein Erbe



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vertan, wird nun stehlen; Opfer soll einer der beiden gerade auftretenden Junker sein. 5.  Szene Kaisersohn Titus–Pamphilus–Trabanten Marus/Phedrus; Diboldt stumm: Titus wünscht Pamphilus Glück, Pamphilus will alles gut machen. Diboldt stiehlt Titus Kette, Trabanten verheißen ihm Galgen und führen ihn ab. 6. Monolog Pamphi­ lus: will sich für Diboldt verwenden, weil dieser es ihm sicher danken werde. II.  1. Dialog Henker–Diboldt: Es ist so weit. 2. Dialog Pamphilus–Diboldt; Henker stumm: Pamphilus hat beim Kaiser erwirkt, dass Diboldt sein Diener sein darf. 3. Dialog Ehefrau Floria–Pamphilus: Pamphilus, reich und mächtig und mit Kaiser und Titus befreundet, will beide zum Essen einladen. Der Vater riet ab, aber Floria sagt, mit Diboldt sei es ja auch gut gegangen. Wird alles besorgen lassen. 4. Monolog Pamphilus: will außer Kaiser und Titus zehn Edle einladen. 5. Monolog Diboldt: Seine Arbeit gefällt ihm nicht, er will von Essen und Trinken stehlen. Hört Kaiser und die Übrigen kommen. III. 1. Trabantendialog Marus–Phedrus: Es war das köstlichste Nachtmahl. 2. Kaiser zu Marus und Phedrus: Pamphilus steht das nicht zu; Marus und Phedrus sollen alle goldenen Pokale mitnehmen. 3. Dialog Floria–Pamphilus: Sie jammert, er muss sich abfinden. 4. Monolog Pamphilus: zweite Lehre bewährt; will was fingieren, um die dritte zu testen. 5. Dialog Titus–Pamphilus: Titus bedauert Pamphilus. Der: eine Dame liebe Titus, die Grafentochter von Andalaw; empfiehlt, dass Titus zum Haus geht und 1–2 Tage bei ihr bleibt. 6. Monolog Pamphilus: Titus ist bei einer aufgedonnerten Pros­ tituierten für ca. drei Tage untergebracht, er will jetzt seine Frau mit geschlachtetem Kalb testen. 7. Dialog Floria–Diboldt: Floria sucht Pamphilus, Diboldt sah ihn mit Titus. 8. Dialog Pamphilus–Floria: Im Sack sei der von ihm getötete Titus. Sie ver­ spricht zu schweigen. 9. Monolog Diboldt: Titus bei Hof vermisst. 10. Floria zu Diboldt: soll Tisch decken. 11. Monolog Floria: will die Sache Freundin erzählen. Dialog Floria– Sabella, Philippus’ Frau: sagt es ihr, die rät zu erkunden, was das Volk redet. IV. 1. Dialog Philippus–Sabella: Sie sagt es ihm unter Eid, aber der gilt nicht für Phi­ lippus. Sabella will Pamphilus zur Flucht raten. 2. Dialog Pamphilus–Floria: Man weiß noch nichts. 3.  Szene Pamphilus–Marus–Phedrus, Floria stumm: Pamphilus verhaftet, Grund wissen sie nicht. 4. Monolog Floria: wird ihn nicht mehr sehen, will aber Abschied nehmen. 5. Kaiser zu seinen Leuten: Pamphilus muss gehängt werden. Tat er es wegen der Pokale? 6. Dialog Kaiser–Pamphilus: bittet um Gnade, wird aber ins Verlies geschickt. 7. Kaiser zum Ehrnholdt: soll dem, der Pamphilus hängt, 100 Dukaten bieten. 8. Dialog Kaiser–Philippus: Was tun ohne Nachfolger? Philippus ahnt, dass Titus lebt. 9. Monolog Diboldt: will für die 100 Dukaten den Henker machen. V. 1. Szene Kaiser–Ehrnholdt–Trabanten (stumm): Trabanten sollen Pamphilus holen. 2. Dialog Kaiser–Ehrnholdt: Wer ist Henker? Ehrnholdt hat kaum einen gefunden. 3. Szene Kaiser–Pamphilus–Diboldt: Diboldt sagt, er sei Pamphilus nichts schuldig, dann lange Rede des Pamphilus, wo er alles aufklärt. 4. Vorige und Titus: Titus hatte schöne Tage, Kaiser begnadigt Pamphilus, schickt Diboldt zum Galgen, gibt Pamphi­ lus seine Pokale wieder. Ab zum Tempel Jupiters, der alles weiß und die Traurigkeit „gewendet“ hat. 5. Epilog Ehrnholdt: Bekräftigung der drei Lehren. Lit.: Krause 1979, 136 A. 3.

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4938 8. 7. 1556. Der olimpisch kampff (Heid, Kälberweise). Inh. u. Q. wie KG 4468 = Ml. Von diesem Wettkampf hat das Turnier in Deutschland seinen Ursprung. Würden heute noch solche Turniere abgehalten, es gäbe nicht so viele Bosheiten des deutschen Adels. Lit.: Ellis 1986.

4939 8. 7. 1556. Der weibisch künig sardanapalus (Konrad von Würzburg, Hofton). Arbakes verachtet König Sardanapal, der nach Frauenart lebt. Zuerst versucht Arbakes vergeb­ lich, durch Aufstände die Königswürde zu erlangen. Als die Baktrer Sardanapal helfen wollen, kann Arbakes sie auf seine Seite bringen. Sardanapal wird überraschend besiegt. Er flieht nach Babylon, weil er auf die Weissagung vertraut, Babylon sei uneinnehmbar, solange keine Wasserfluten die Stadt in Gefahr bringen. Drei Jahre danach regnet es sehr stark. Die Stadtmauer stürzt ein. Der König sammelt seine Schätze um sich. Er ersticht seine Frau und die Kinder. Schließlich zündet er alles an und verbrennt sich selbst. Seinen Feinden bleibt keine Beute. Das Reich, das 1400 Jahre bestanden hatte, fällt an die Meder. Q.: Diodor 2,24–27 (Herolt 3,7, S. lxxxv–lxxxix). 4940 9. 7. 1556. Die 7 wunderwerck der welt (Römer, Gesangweise). Die Sieben Weltwun­ der: 1. Die Stadtmauer zu Babylon; 2. Der Dianatempel zu Ephesus, von Archiphron erbaut und von Herostratus verbrannt; 3. Die Jupiterstatue des Phidias; 4. Die „Feuer­ säulen“ in Ägypten; 5. Die Säule (Koloss) zu Rhodos; 6. Der von Memnon erbaute Kyrospalast und 7. Das Grabmal des Königs von Karien. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 507A Zusatz: Herolt, t vjv-v jr. Vgl. KG 5456 = Sg. 4941 11. 7. 1556. Der Jued mit der regen huesten (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 1004). Ein Jude trinkt im heißen Sommer vor einem Wirtshaus Wasser und isst eine Semmel; den Wein, den ihm betrunkene Bauern anbieten, lehnt er ab. Als er sich verschluckt, fragt ihn ein Bauer nach seinem Husten. Als der Jude antwortet, er huste einen Regen, der schon lange in ihm stecke, beginnt der Bauer ihn zu schlagen, weil er seinen Regen in der Dürre nicht auf die Felder verteilt habe. Der Wirt kann den Juden gerade noch retten. Schluss: Wer jemanden verhauen will, bricht einen Streit vom Zaun, wie das Sprichwort sagt: Wer einen Hund schlagen will, findet bald einen Prügel. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 48. Lit.: Jünger 1990, 35–37.

4942 14. 7. 1556. Das verlogen waschmaul s (Sachs, Spruchweise; G./D. 6, Nr. 1005). Der Dichter, der bei einem Meister in Nürnberg als Geselle arbeitet, erfährt von üblen Gerüchten, die über ihn im Land verbreitet werden. Es wird sogar behauptet, er sei in Arnstadt gehängt worden. Sein Bruder und Schwager aus Naumburg, die Genaueres über das Gerücht wissen wollen, brechen nach Arnstadt auf, treffen aber unterwegs einen Verwandten, der ihnen den Tod des Dichters bestätigt. Daraufhin kehren sie betroffen nach Hause zurück. Erst ein Brief an den Bruder klärt den wahren Sachver­ halt. Schluss: Durch diese Geschichte wird verständlich, wie oft ein unschuldiger Mensch durch heimtückische, falsche Zungen um seinen Ruf gebracht wird. Doch der, der in Gottes Hut steht, wird, so sehr auch falsche Zungen wüten, bei Gott behütet sein. Er wird zur rechten Zeit seine Unschuld an den Tag bringen.



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4943 14. 7. 1556. Des pabst flaischkauff (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 1006). Ein Pfarrer macht eine Bäuerin darauf aufmerksam, dass es dreimal schlimmer sei, in der Fasten­ zeit Fleisch zu essen als Ehebruch zu begehen. Als sie ihn auf seinen Fleischverzehr anspricht, rechtfertigt er sich mit dem Hinweis, er sei geweiht und habe in Rom Befrei­ ung von dem Gebot erlangt. Der Pfleger dürfe als nicht geweihte Person Fleisch essen, weil er das flaisch vom Papst erkawffet habe. Darauf sagt die Bäuerin, sie habe bis jetzt nicht gewusst, dass der Papst ein Fleischhacker sei. In Zukunft werde sie ihr Fleisch auch beim Papst kaufen. Der über die Spitzfindigkeit der Bäuerin verärgerte Pfaffe fordert sie auf, ihr Beichtgeld herzugeben, dann könne sie Fleisch essen, wann sie wolle. Q.: Georg Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 49. 4944 15. 7. 1556. Ursprung des tempel Jovis zu rom (Bremberger, Hofton). Romulus besiegt Acron. Als Siegeszeichen baut er auf dem Kapitol in Rom einen Jupitertempel. Drei­ hundert Jahre danach hängt Cornelius Cossus, als Dank für den Sieg über Tolumnius, dessen Rüstung in den Tempel; Marcellus, der Sieger über den Gallierkönig, macht es ebenso. Seit vielen hundert Jahren wird der Tempel als Kirche „Sancta Maria in Ara Coeli“ genannt. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 111B (Herolt, e vjr–vjv; stark überarbeitet). 4945 15. 7. 1556. Die ler des Creucz zu tragen (Frauenlob, Leidton). Christen sollen in der Verfolgung freudig ausharren. Q.: 1Petr 4,12–19. 4946 19. 7. 1556. Diagoras ein spoter der haiden göter (Beckmesser, Neuer Ton). Diagoras der Weise spottet über die Götter. Als er einmal zum Kochen Feuer braucht, schlägt er die hölzerne Statue des Herkules entzwei, sehr zum Ärger der Priesterschaft, die ihn einen Gottlosen nennt [Str. 1]. Als er auf die Insel Samothrake kommt, zeigen ihm seine Gefährten die Votivtafeln, die viele Menschen aus Dankbarkeit im Junotempel aufgehängt haben. Diagoras lässt sich dadurch nicht beeindrucken; es seien auch sehr viele Menschen mit dem Hilferuf zur Göttin auf den Lippen im Meer versunken [Str. 2]. Bei der Rückkehr erhebt sich auf dem Meer ein kräftiger Sturm. Man hält die Gottlosigkeit des Diagoras für seine Ursache. Aber Diagoras erinnert daran, dass auch Schiffe in Seenot seien, auf denen er nicht fahre. Schluss: So richteten die Pfaffen auch bei uns an den Wallfahrtsstätten überall im Land ihre hölzernen Götzen auf und verhießen durch listig inszenierte Wunderzeichen großen Ablass. Wer dagegen etwas einwenden wollte, der wurde verbannt. Das änderte sich, als Doktor Martin Luther, der Diagoras, ihre Götzen umstieß [Str. 3]. Q.: Lilius Geraldus, De deis gentium 2B (Herolt a iiijv–vr, breit ausgebaut; Str. 2 und 3 nach Cicero, De natura deorum 3,89). 4947 17. 7. 1556. Schwanck. Der bawer mit dem zopff (K./G. 9,279; G./D. 1, Nr. 169). 178 Vs. Schon ein halbes Jahr treibt es eine Bäuerin in Röttenbach mit einem Pfaffen bei der Tenne, als die Bäuerin einmal tief schläft und der auf sie wartende Pfaffe eine Wanne mit Mist umwirft. Der Bauer läuft hinaus, denkt, er habe einen Dieb gefasst, schreit, die Bäuerin wacht auf, macht extra kein Licht, und als sie den „Dieb“ festhalten soll, bis der Bauer Licht gemacht hat, lässt sie ihn laufen und zieht schnell den Esel aus dem Stall. Der Bauer glaubt aber nicht, dass es der Esel war, weil er einen Menschen

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ergriffen hatte, schlägt sie, geht ins Bett und lässt sie draußen lamentieren. Das hört eine alte Frau, und die Bäuerin bittet diese, für sie zu weinen, damit sie zum Pfaffen gehen kann; sie verspricht ihr dafür einen Schinken. Als der Bauer weiterhin das Schreien hört, läuft er hinaus, verprügelt die Alte, die er für seine Frau hält, und reißt ihr einen Zopf ab, den er mit ins Haus nimmt. Am Morgen ruft er ihre Verwandtschaft, sagt, sie habe den Dieb laufen lassen, und er habe ihren Zopf. Sie erklärt ihn für ver­ rückt, zeigt, dass sie noch ihre Zöpfe hat, und bringt ihre Leute gegen ihn auf. Dann kommt noch der Pfarrer und erklärt ihn für besessen. So hat der Bauer zum Schaden den Spott. Beschluss: So schlimm können Frauen sein. Wohl dem, der eine gute hat! Vgl. KG 3085 (verl.) = Ml. 18. 7. 1556. Historia. Von der wunderlichen begrebtnuß der Egypter (K./G. 2,78). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4452 = Ml., hier ausführlicher erzählt. 20. 7. 1556. Das unkrawt (Nunnenbeck, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 205 = Ml., aber hier 13,2–8.36–43. Vgl. 436, 2325 = Mll. Schluss: Das Gleichnis wird auf die Predigt bezogen. Es ist darauf zu achten, dass keine falsche Lehre in die Gemeinde eindringt. Der Herr gebe uns sein Wort, damit wir darin leben. 20. 7. 1556. Der wagner mit dem richter (Marner, Hofton; G./D. 6, Nr. 1007). Um sein Recht zu erhalten, beschenkt ein Wagenmacher einen Richter mit einem Wagen. Der Prozessgegner schenkt dem Richter zwei Pferde. Beide Parteien prozessieren so lang, bis die Prozesskosten bei weitem den Streitwert übertreffen. Schließlich verliert der Wagenmacher den Prozess. Ob er den Wagen nicht richtig geschmiert habe, fragt er den Richter. Der erinnert aber daran, dass ohne Pferde der Wagen nicht fahren kann. Es gibt das Sprichwort: Wer gut schmiert, der gut fährt. Der Wagenmacher wünscht den Richter insgeheim an den Galgen. Er denkt an die Geschichte vom Bauern, der den Richter mit Milch bestechen wollte. Der Prozessgegner, der dann den Prozess gewann, hatte dagegen ein Schwein geschenkt. Nach dem Prozess meinte der Richter, die Milch habe nichts genützt, die Schweine hätten sie weggesoffen. Schluss: Nur ein Narr geht ohne zwingenden Grund vor Gericht. Die Rechtsprechung wäre gerecht und gut, würde man vor Gericht nicht so viel List und Tücke gebrauchen. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 125. 21. 7. 1556. Die zehen gepot gottes (Nachtigall, Starker Ton). Gott gibt Moses die Zehn Gebote. Schluss: Christus nimmt durch seinen Tod den Fluch des Gesetzes von den Christen. Q.: 2Mose 20. 22. 7. 1556. Vulcanus mit dem guelden sessel (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton). Inh. u. Q. wie KG 4397 = Ml. Vgl. 5503 = Sg. 22.  7. 1556. Pandora mit der ungluecks puchsen (Schwartzenbach, Neuer Ton). Jupiter schickt die von Vulcanus erschaffene Pandora mit der alles Übel enthaltenden Büchse zu Epimetheus, dem Bruder des Prometheus, der den Göttern das Feuer ent­ wendet hatte. Epimetheus öffnet die Büchse, die Übel verbreiten sich über die ganze Erde. Nur die Hoffnung bleibt in der Büchse, nachdem Epimetheus sie wieder geschlossen hat [Str. 1 und 2]. Der Dichter zeigt uns, wie Gott täglich unserer Sünden wegen Jammer und Plage schickt, so dass wir meinen könnten, er habe sich völlig



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gegen uns gewandt. So bleibt uns nichts als die Hoffnung auf sein Erbarmen; Gott verlässt keinen, der auf ihn baut [Str. 3]. 22. 7. 1556. Vulcanus der fewer got (Lesch, Feuerweise). In Ägypten lässt Vulcanus den Blitz in einen Baum fahren. Aus dem Baum schlagen Flammen. Vulcanus wärmt sich daran. Das Volk ist darüber sehr erstaunt und meint, Vulcanus habe das Feuer vom Himmel herabgeholt. Vulcanus wird als König und Gott verehrt. Er regiert das Volk sehr gut. Ägypten hat seinen Ursprung vor der Zerstörung Trojas und auch vor Christi Geburt. Schluss: Das ägyptische Volk erkannte Vulcanus als Gott an, nur weil er zeigte, dass der Blitz Feuer entfachen kann. Umso mehr müssen wir den allmächtigen Gott anerkennen, der uns das ewige Leben geben will. Q.: Diodor 1,13 (Herolt 1,2, S. vi). 23.  7. 1556. Art und aigenschaft ains predicanten (Sachs, Langer Ton). Paulus gründet die Gemeinde in Thessalonike. Schluss: Die christlichen Prediger sollen Gottes Wort rein und klar, ganz ohne Arglist und Heuchelei verkünden. Sie sollen Geiz und Eigensucht meiden. Dann bringt die Lehre hundertfältige Frucht des Glaubens. Die Christen werden Gott ewig schauen. Q.: 1Thess 2,1–12. 24. 7. 1556. Cristus ist unser gerechtikeit (Ringsgwand, Osterweise). Inh. u. Q. wie KG 4066 = Ml. 24. 7. 1556. Die versunung Junonis mit joui (Endres, Hornweise). König Kithairon baut Juno und Jupiter einen Tempel. Als die beiden Gottheiten streiten, geht Juno nach Euböa. In seinem Kummer fragt Jupiter Kithairon um Rat. Dieser lässt von Dädalus eine weibliche Holzstatue schnitzen, die er, einer Braut gleich, reich geschmückt und von vielen Frauen begleitet, zum Tempel bringen lässt. Juno wird darüber zornig. Sie stürzt die Statue um und bleibt bei Jupiter. Schluss: Eheleute sollen sich daran ein Beispiel nehmen. Wenn sie sich streiten, so sollen sie auch wieder Frieden miteinan­ der schließen. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 149A (Herolt, n jv–ijr). 30. 7. 1556. Der saurteig Aligoria (Frauenlob, Gekrönter Ton). Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig. Auslegung: Die drei Maß Weizenmehl entsprechen den seit dem Sün­ denfall der menschlichen Seele innewohnenden Kräften Vernunft, Wille und Begierde. Die Vernunft gefällt sich in Eigenliebe, kehrt sich von Gott ab und verachtet seine Gebote, der Wille treibt mit Gottes Wort seinen Spott, die Begierde lässt sich zu Untreue, Dünkel und Unkeuschheit anstacheln. Doch das ändert sich, wenn das Weib kommt, d.  h. die christliche Gemeinde, und die Seelenkräfte mit dem Sauerteig, d.  h. dem Wort Gottes, durchsäuert. Dann erkennt die einst blinde Vernunft Gottes Güte, seine Treue und sein freundliches Gemüt, der menschliche Wille fügt sich in Gottes Werk, und die böse Begierde wird durch Gottes Wort gezähmt. Dem Nächsten wird Liebe entgegengebracht. Q.: Mt 13,33. Vgl. KG 1474 (verl.) = Ml. und 5455 = Sg., außer­ dem 2791 = Ml. 31. 7. 1556. Die drey freunt im sterben (Sachs, Rosenton). Der Dichter träumt, er sei gestorben und stehe vor Gottes Gericht. Er baut auf die Freunde, die für ihn bürgen sollen. Der erste lehnt ab, weil er selber bei dem Richter kein Wohlgefallen finde, allenfalls leiht er dem Dichter ein Kleidungsstück, in dem dieser vor den Richter treten könne [Str. 1]. Der zweite Freund lehnt aus dem gleichen Grund ab. Allenfalls will er

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den Dichter bis zum Richter begleiten. Der dritte Freund erklärt sich bereit. Vor Gericht wird der Dichter nun seiner Sünden wegen angeklagt. Er selbst kann keine Antwort geben. Da bittet der Freund beim Richter um Gnade. Aus dem Traum erwacht, denkt der Dichter über den Traum nach [Str. 2]. Der erste Freund bedeutet Reichtum und Geld, der zweite sind Verwandte und Bekannte, die uns im Leben hilfreich sind, uns jedoch nur noch das Geleit zum Grab geben können. Der dritte Freund ist der Glaube an Christus. Er erwirkt Gnade [Str. 3]. Vgl. KG 4992 = Sg. 1. 8. 1556. Der weinperg mit dem groschen aligoria (Vogel, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 256 = Ml. Vgl. 3967 = Ml. Auslegung: die Christenheit bedeutet den Weinberg, der Hausvater Gott, der uns durch sein Wort beruft, damit wir Gutes tun und Böses ausreißen. Gott schaut aber nicht auf die Werke der Hände, sondern auf die des Herzens, auf Glauben und Treue. Christus hat sich am Kreuz willig hingegeben, damit der Christ aus Gnade gerechtfertigt wird. 3. 8. 1556. Der schacz im acker Aligoria (Lesch, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 2814 = Ml. Vgl. 5451 = Sg. Auslegung: Die Christenheit ist klein, verachtet und von der Welt verfolgt, sie wird durch den Acker angedeutet. Das Evangelium entspricht dem verbor­ genen Schatz. Jesus Christus lässt uns das Wort erkennen, er nahm unsere Sünde auf sich und starb im Gehorsam für uns am Kreuz. Wer an Christus glaubt, der ergreift den edlen Schatz, er fragt nicht mehr nach dem Hass der Welt. Alle anderen Schätze sind vergänglich. Christi Reich ist ewig, es beginnt in dieser Zeit. 3. 8. 1556. Der poeten kampff anfang der singschuel (Konrad von Würzburg, Abge­ spitzter Ton; Rettelbach 2019, 168  f.). Da die Einwohner von Kirrha den Tempel zu Delphi geschändet haben, sinnen die Griechen auf Rache. Solon rät zur Zerstörung Kirrhas. Die Griechen vergiften die Wasserzufuhr, so dass die Bürger erkranken. Die Stadt wird erobert, und die Griechen gründen dort einen Hafen. Zur Erinnerung an den Sieg werden die Pythien veranstaltet. Dort kämpft, reitet und sticht man. Im Abstand von fünf Jahren kommen aus ganz Griechenland die Gelehrten und Poeten zusammen, um in der Öffentlichkeit Gedichte vorzutragen. Harfen oder Geigen beglei­ ten sie. Der beste Dichter erhält einen Lorbeerkranz. Das ist der Ursprung der Dichter­ krönung und des Brauchs der Meistersinger, auf ainer schuel den Singer des besten Lieds mit einem Kränzlein zu belohnen. Ehre ist die Speise der Kunst. Q.: Lilius Gre­ gorius Giraldus, De deis gentium 310B (Herolt, p jr–jv; stark erweitert). 4. 8. 1556. Kain mit seim prueder Abel (Puschman, Klingende Puschweise). Inh. u. Q. wie KG 235 = Ml. Vgl. 3783 = Ml. und 4245 = Com. Schluss: Abel und Kain sind zweier Leute bilde: Abel bedeutet alle frommen Menschen, die sich ganz Gott ergeben, Kain hingegen alle Ungläubigen, die in Sünde leben und von ihrem Gewissen gebissen werden. 6. 8. 1556. Kampff-gesprech Xenophontis, des philosophi, mit fraw Tugendt und fraw Untugendt, welliche die ehrlicher sey (K./G. 3,124). 282 Vs. Als Herkules zu Verstand herangereift ist, geht er in einen Wald und überlegt dort, welche Straße er gehen soll. Da erscheinen ihm zwei verschieden aussehende Frauen, die Untugend und die Tugend, die nun ein Streitgespräch führen, wobei Tugend das letzte Wort hat.



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Beschluss: Herkules entschied sich für Mühe und Arbeit wie manch ehrliebender Deutscher. Lit.: Rettelbach 2019, 186.

4965 8. 8. 1556. Ein vergleichung deß bretspiels zu dem menschlichen leben, durch Platonem, den philosophum (K./G. 4,79). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 914 = Ml. 4966 12. 8. 1556. Dreyerley gesprech Socratis, des philosophi, die tugent betreffend (K./G. 3,118). 160 Vs. 1. Gespräch (mit dem jungen Xenophon): Auf die Frage, wo man in Athen Kleider kauft, kann Xenophon eine Antwort geben, nicht aber, wo anständige Menschen gemacht würden. Anständig würden die durch die Tugend gemacht, die Sokrates den Xenophon lehren wolle. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 176 Nr. 67 P. (Eppendorf, S. cxxvij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philoso­ phen 2,48. 2. und 3. Gespräch: Inh. u. Q. wie KG 937 = Ml. Beschluss: Man beachte, was dieser Heide alles schon erkannte! Und wir haben noch dazu die Hoffnung auf das ewige Leben. 4967 12. 8. 1556. Die zwölff frag Thaletis, des philosophen (K./G. 4,90). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 938 = Ml. 4968 13. 8. 1556. Zehen frag Aristotiles, des philosophen (K./G. 4,94). 160 Vs. 1. Was ist Hoffnung? Ein Traum. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 7, S. 574 Nr. 10 P. (Eppendorf, S. diiij) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 5,18. 2. Was bringt die Lüge? Dass einem von nun an nie geglaubt wird. Q.: Erasmus ebd. S. 573 Nr. 4 (Eppendorf, S. diij) < Diogenes ebd. 5,17. Vgl. KG 2899 = Ml. 3. Wer sind die größten Narren? Geizige und Verschwender. 4. Was bringt die Kunst? Besonders viel im Alter. 5. Was ist der Unterschied zwischen Gelehrten und Ungelehrten? Derselbe wie zwi­ schen Lebendigen und Toten. 6. Was hat der Weise dem Toren voraus? Er weiß immer, was zu tun ist. 7. Wie erlangt man die Weisheit? Man braucht Begabung, Unterricht und die Bereitschaft, sie in die Praxis umzusetzen. Inh. u. Q. von 5.–7. wie KG 2764 = Ml. 8. Was wird auf Erden zuerst alt? Die Wohltat, die man jemandem erwiesen hat. Untreue dagegen bleibt ewig im Gedächtnis. Q.: Erasmus ebd. S. 574 Nr. 9 (Eppendorf, S. diiij) < Diogenes ebd. 5,18. Was ist ein rechter Freund? Der mit einem alles teilt, auch und gerade Negatives. Vgl. KG 1462 = Ml. (Str. 1). 10. Wie behandelt man einen Freund? Wie man von ihm behandelt werden will. Inh. u. Q. wie KG 1462 = Ml. (Str. 2). Beschluss: Man staune über die Weisheit eines Heiden. Vgl. KG 1353 (verl.) = Ml. 4969 14.  8. 1556. Der thirann phlegias (Singer, Schlechter Ton). Apollo liebt Phlegyas’ Tochter und verführt sie. Aus Rache brennt Phlegyas den Apollotempel in Delphi nieder. Apollo stößt Vater und Tochter in die Hölle. Über Phlegyas schwebt ein Mühl­ stein, der herabzustürzen droht. Schluss: Phlegyas ist dem Tyrannen vergleichbar, der aus Rache Gott und die Menschen verletzt. Dennoch lebt er in ständiger Furcht vor Aufruhr oder vor dem Urteil Gottes. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 310B (Herolt, o vv; hinzugefügt). 4970 17. 8. 1556. Der wider und der ziegenpock (Schreier, Hohe Blühweise). Daniels Vision von Widder und Ziegenbock. Der Widder bedeutet König Darius, der Ziegenbock Alexander den Großen. Dessen Reich wurde nach ihm in vier Teile geteilt. Aus ihm

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stammte der Wüterich Antiochus IV., den Judas Makkabäus besiegte. Elend, an Leib und Seele verdorben, starb er. Q.: Dan 8,1–24. 18.  8. 1556. Das gros pild Apollinis (Frauenlob, Tagweise). Chares verfertigt eine prächtige Apollostatue. Sie steht auf Rhodos. An ihrer Brust ist ein Spiegel befestigt, in dem man die in Alexandria ausfahrenden Schiffe beobachten kann. Zur Zeit des Ptolemäus Philopator zerstört ein Erdbeben das Wunderwerk. Als Kaiser Phokas regiert, beladen Sarazenen 900 Kamele mit den Trümmern des Kolosses und bringen sie in die Türkei, wo man, zum Leidwesen der christlichen Länder, Geschütze daraus gießt. Schluss: Vor Jahren haben auch wir noch kostbare Statuen verehrt, bis durch Martin Luther Gottes Wort an den Tag kam. Das Wort Gottes erleuchtet unsere Seele. Durch Gottes Gnade hat der Götzendienst ein Ende. Q.: Lilius Gregorius Giraldus, De deis gentium 306B (Herolt, o ijv; stark erweitert). 20. 8. 1556. Künig amasis tyrann (Vogel, Klagweise). Aktisanes, König der Mohren, besiegt den Ägypterkönig und Tyrannen Amasis. Dieser Sieg macht Aktisanes nicht hochmütig. Vielmehr schafft er gute Ordnung im Staat. So erlässt er ein Gesetz, allen Übeltätern die Nase abzuschneiden und sie in die Wüste zu schicken. Die Wüste ­ zwischen Arabien und Ägypten ist unfruchtbar, da sie an das Salzmeer grenzt. Dort erbaut Aktisanes die Stadt Faramida, wo die Bösewichte leben müssen. Schluss: Mancher Fürst schützt die Anständigen kaum. Er kennt weder Wahrheit noch Gerech­ tigkeit. Deshalb geschehen so schändliche Dinge im Land. Q.: Diodor 1,60 (Herolt 2,1, S. xlij). 22. 8. 1556. Die 44100 pezaichneten knecht gotes (Vogel, Jungfrauweise). Die 144000 Gerechten, die die Trübsal der Welt überwunden haben. Q.: Offb 7,1–12.14–17. Vgl. KG 1496 = Ml. und 5828 = Sg. 1. 9. 1556. Comedia, mit 5 personen zu agiern: Die schön Marina mit dem doctor Dagmano unnd hat 3 actus (K./G. 13,84). 688 Vs. Q.: Marina (Albrecht von Eyb). Inhalt: Marina, der ihr auf Reisen gehender Mann für die Zeit seiner Abwesenheit Sex mit einem „weisen“ Liebhaber gestattet, wählt nach zwei Jahren Enthaltsamkeit den jungen Arzt Dagmanus, der aber behauptet, er sei durch ein Keuschheitsgelübde gebunden, und sie in den verbleibenden Tagen durch eine ihr verschriebene Diät von ihrem sexuellen Verlangen abbringt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, aber ohne die Schlusspointe. 2. Monolog Marina: preist sich glücklich: ist reich, schön, hat einen lieben Ehemann. 3. Dialog Marina–Ehemann Aranus: Aranus will für drei Jahre nach Alexandria, obwohl er, wie Marina anmahnt, reich genug ist (es soll immerhin das letzte Mal sein), und er macht sich Sorgen um ihre Treue während dieser Zeit. Wenn es denn sein muss, soll sie Schande vermeiden, und der junge Mann, den sie sich nimmt, soll anständig sein. Sie ist ganz betrübt über seine Worte, schwört Treue und wünscht ihm alles Gute. II. 1. Monolog Dagmanus: ist von Bononia (Bologna) hier nach Genua gekommen, wo die Frauen lasziv sein sollen. Er aber lehnt Unkeuschheit ab und geht jetzt an seinen Sallust. 2. Dialog Marina–Magd Silpha: Sie will wie eine Witwe sein; als Silpha dagegen



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redet, verweist sie es ihr. 3. Monolog Dagmanus: hat durch Prozesse 200 Dukaten ver­ dient. 4. Monolog Silpha: Marina ist nach einem Jahr sehr locker geworden, spaziert auch herum. 5. Monolog Marina: findet so recht keinen, der dem Wunsch des Aranus entspricht. Dagmanus wäre recht, aber sie weiß nicht, ob der ihre Liebe erwidert. Silpha soll ihn holen. 6. Monolog Dagmanus: spricht von einem Rechtsfall. 7. Dialog Silpha–Dagmanus: Dagmanus soll zu Marina kommen. 8. Monolog Dagmanus: Was will sie? Rechtsbeistand? Liebe will er nicht. III. 1. Monolog Marina: hofft, er will. 2. Dialog Marina–Dagmanus: Marina sagt ihm die Sachlage und will nicht mehr leben, wenn er nicht will. Er behauptet, er habe wegen Sex in Bononia Ärger gehabt, verzichtet und fastet deshalb per Gelübde noch 30 Tage, sie ist einverstanden, schickt ihn durch die Hintertür weg. 3. Monolog Marina: ist nun froh. 4. Dialog Marina–Silpha: Silpha fragt, was sie kochen soll. Marina will vier Wochen fasten. 5. Monolog Dagmanus: will prüfen, ob Marina fastet. 6. Dialog Marina–Silpha: Marina kasteit sich weiterhin. Dagmanus kommt. 7. Dialog Dagma­ nus–Marina: noch 15 Tage, obwohl sie schon ganz schwach ist. Tröstet sie. 8. Monolog Silpha: Marina fastet, aber Silpha weiß von der Abmachung mit Dagmanus. 9. Dialog Silpha–Marina: Silpha glaubt, dass Dagmanus das gemacht hat, um sie keusch zu machen. 10. Dialog Marina–Dagmanus: Sie dankt ihm für seine Aktion. 11. Epilog Ehrnholdt: Prassen fördert die unordentliche Liebe, das Gegenteil besiegt sie. Lit.: Stuplich 1998, 175  f.; Sasse 2020b, 299–319.

4975 3. 9. 1556. Die laden gottes Aligoria (Tannhäuser, Hauptton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 2834 = Ml. Auslegung: Mit Usa kann man die vergleichen, die durch falsche Lehre dem Wort Gottes schaden. Obed-Edom bedeutet diejenigen, die Gottes Wort annehmen, Michal entspricht allen, die das Wort Gottes verlachen. Die um des Wortes Gottes willen Spott und Hohn erleiden und dennoch Gott danken, sind mit David zu vergleichen. Gott hilft ihnen in der Not [Str. 3]. 4976 5. 9. 1556. Der 93 psalm vom reich Cristi (Frauenlob, Goldene Radweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 921 = Ml. Vgl. 6030 = Sg. Auslegung: Christi Reich ruht auf der Lehre seines Worts. Der Satan und sein Anhang verfolgen des Herrn Wort. Der Herr jedoch ist allmächtig, er wird sie stürzen. Schlussbitte: Herr, stehe uns bei und mache uns frei [Str. 3]! 4977 6. 9. 1556. Der schneider mit der gais (Klingsor, Schwarzer Ton; G./D. 6, Nr. 1008). Ein Schneider in Kitzbühl näht für Gaisperger, den Pfleger, und dessen Gesinde Kleider; dabei behält er Stoffstücke zurück. Zur Strafe muss er eine Geiß ernähren, die er jedoch misshandelt. Deshalb muss er zusätzlich einen Gulden Strafe zahlen. Darüber erzürnt, schlägt der Schneider der Geiß eine Nadel in den Kopf. Als er den Kadaver nachts in den Stadtgraben werfen will, so als ob die Geiß selbst hinabgestürzt sei, bleibt ein Horn in seinem Wams stecken und reißt ihn mit hinunter. Auf diese Weise bringt die tote Geiß den Schneider ums Leben. Schluss: So entstand die Feindschaft zwischen Geißen und Schneidern, die bis heute andauert. Vgl. KG 4991 = Sg. 4978 7. 9. 1556. Die unferschwigen pawrenmaid (Walther von der Vogelweide, Feiner Ton; G./D. 6, Nr. 1009). Ein Knecht schläft mit einer Magd und verspricht ihr die Ehe, wenn

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sie über die nächtliche Begebenheit schweige. Nach drei Stunden weiß jedoch das ganze Dorf davon. Der Knecht heiratet daraufhin ein anderes Mädchen. Auf der Hoch­ zeit soll jeder einen Possen erzählen. Der Knecht erzählt von dem Mädchen, das nicht schweigen konnte. Da lacht seine Braut: Sie habe schon seit acht Jahren mit dem Knecht ihres Vaters ein Verhältnis, niemand habe davon gehört. Da wird dem Bau­ ernknecht erst bewusst, dass er für einen Gaul eine gure [schlechte Mähre/Dirne] ein­ getauscht hat. Schluss: Wer eine Jungfrau betrügt, dem widerfahre Unglück! 7. 9. 1556. Gottes wort nicht weren (Nachtigall, Kurze Tagweise). Die Jünger sollen nicht unduldsam sein; wer nicht gegen sie ist, der ist für sie [Str. 1 und 2]. Auslegung: Wenn einer durch Gesang und Lehre Gottes Reich ausbreitet, obgleich er unberufen ist, soll man ihn nicht daran hindern [Str. 3]. Q.: Lk 9,49  f. 9. 9. 1556. Spruch. Das todten-erwecken mit der salbn künstlichen leer (K./G. 4,119). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2049 = Ml., ausführlicher erzählt. 10. 9. 1556. [E] Gesprech. Sanct Peter mit dem faulen pawrenknecht (K./G. 5,114; G./D. 1, Nr. 170). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2411 = Ml. 12. 9. 1556. Der 94 psalm wider gotlos feint (Folz, Chorweise). Inh. u. Q. wie KG 240 = Ml. Vgl. 5549 = Sg. Schluss: In der Verfolgung soll der Christ allein auf Gottes Hilfe schauen. Er wird die Gottlosen in die Grube stoßen und er hilft seiner Christenheit zu rechter Zeit. 14. 9. 1556. Die 4 natur ains schuelers (Frauenlob, Grundweise; G./D. 6, Nr. 1010). Ein alter Pfarrer beschreibt die vier Wesensarten des Schülers: Der Schüler ist ein Märty­ rer, da er mit Ruten blutig geschlagen wird; ein Engel, da er im Chor beim Hochamt, bei Vesper und Komplet singt, obwohl es ihn langweilt; ein Teufel, weil er auf der Straße viele Untaten begeht; schließlich ist er ein Dieb, weil er im Haus herumstreunt und dabei alles, was er erwischt, mitnimmt. Nebenbei hat der Schüler dann noch erotische Absichten. Der Dichter lacht über den Schwank und sagt, dass bei den Pfaffen etwas von der Wesensart des Schülers haften geblieben sei. Was man gewohnt ist, davon lässt man schwer! 15. 9. 1556. Der richter Israel Athniel (Singer, Freier Ton). Inh. u. Q. wie KG 4145 = Ml., aber hier nur 3,6–11. 15.  9. 1556. Marsias pfiff mit Apollinus (Singer, Lieber Ton). Wettstreit zwischen Apollo, der die Harfe schlägt, und Marsyas aus Phrygien, der auf einer selbsterfunde­ nen Flöte spielt. Die Bürger von Nisa sind die Richter. Die Nisier haben noch nie solche Melodien gehört, wie sie Marsyas auf der Flöte hervorbringt. Er gewinnt den Wett­ kampf. Da beginnt Apollo zum Harfenklang zu singen. Obwohl Marsyas protestiert, erhält Apollo den Preis. Apollo rächt sich grausam an Marsyas, doch danach reut es ihn, er wirft die Harfe ins Meer. Schluss: Der Kunst zuliebe setzt man Leib, Gut und Ehre ein. Q.: Diodor 3,59 (Herolt 4,16, S. clvf.). 16. 9. 1556. Der schwebisch hader (Lesch, Feuerweise; G./D. 6, Nr. 1011). In Alfdorff trinken zwei Töpfergesellen in einem Wirtshaus Wein. Sie geraten in einen heftigen Streit, wobei der eine mit einem Ledernetz, der andere mit einer Fliegenklatsche kämpft. Schließlich kann der Wirt wieder Frieden stiften. Der eine Schwabe beteuert,



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hätte er die Fliegenklatsche nicht gehabt, er wäre sicherlich ermordet worden. Schluss: Das waren zwei „Spitzschwaben“, die haben kaum Verstand. 4987 17. 9. 1556. Des alten sprichwortz erklerung (Harder, Süßer Ton). Ein Sprichwort rät, dem Adligen sein Wildbret, dem Pfaffen sein Opfergeld und dem Bauern seine Kirchweih zu lassen. Jagen Bürger oder Bauern das Wild der Edelleute, so werden diese sie schwer bestrafen. Besser ist es, das Wildbret auf dem Markt zu kaufen, als es dem Adligen bezahlen zu müssen [Str. 2]. Mischt sich einer während der Kirchweih unter die Bauern, dann muss er achtgeben, nicht von den ackerdrappen zusammen­ geschlagen zu werden [Str.3]. 4988 23. 9. 1556. [E] Comedia mit 5 personen, könig Darius mit drey kemerling, hat drey actus (K./G. 10,491). 580 Vs. Q.: 3Esr 3,1–4,47. Vgl. KG 1116 = Ml. Inhalt: wie KG 1116. Szenenübersicht: I. 1. Prolog: Inhalt, aber Spannung auf den Schluss gelassen. 2. Szene Darius–Ariel– Serubabel; Josua stumm: Darius will ein großes Fest feiern, sie sollen es ausrichten, und da die drei jüdische Gelehrte sind, sollen sie sich ein Rätsel ausdenken; der Beste soll der Zweite nach ihm im Reich werden. 3. Dreigespräch Ariel–Serubabel–Josua: sind wegen Babylonischer Gefangenschaft usw. eigentlich zu traurig für Scherze, hoffen aber auf Prophezeiungen und werden als Rätsel aufgeben, was das Stärkste auf Erden sei. II. Szene Darius–Ariel–Serubabel–Josua: Legen dem König Zettel mit den Lösungen vor: (1) Wein, (2) König, (3) Weib / Wahrheit. Dann Plädoyers: (1) Ariel: Wein bezwingt alle ohne Unterschied. (2) Josua: Was der König will, muss jedermann tun. (3) Seruba­ bel: Ohne Frauen kann der Mensch nicht leben. Doch die Wahrheit ist stärker als die anderen drei, die im Grunde alle böse sind, denn sie ist rein und bei Gott. König will mit seinen Alten entscheiden. III. 1. Dreigespräch Ariel–Serubabel–Josua: Jeder wird, wenn er der Beste ist, andere einbeziehen. 2. Szene Darius–Ariel–Serubabel–Josua: Der Beste ist Serubabel wegen der Wahrheit. Auf seine Bitte hin verspricht Darius, Jerusalem wiederaufzubauen. 3. Dreigespräch Ariel–Serubabel–Josua: Serubabel wird Juden auffordern, in ihr Land zurückzukehren. 4. Epilog Ehrnholdt: Gott straft ein Volk, wenn es sündigt, sehr hart, aber das Beispiel Serubabels zeigt, wie er es wieder aufblühen lässt. 4989 24. 9. 1556. Ewlenspiegel wart ein maler (K./G. 23,104; G./D. 1, Nr. 171). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4854 = Ml. Lit.: Fochler 1990, 106 A. 29; Baro 2011b, 153.

4990 24.  9. 1556. Schwanck. Der teufel hat die gaiß erschaffen (K./G.  5,143; G./D.  1, Nr. 172). 70 Vs. Inh. u. Q. wie Ml. 4877 = Ml. 4991 24. 9. 1556. Schwanck. Ursach der feindtschafft zwischen den schneydern und der geyß (K./G. 9,276). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4977 = Ml. 4992 24. 9. 1556. Die drey freund im tod des menschen (K./G. 1,431). 86 Vs. Inh. wie KG 4959 = Ml.

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4993 29. 9. 1556. Comedia, mit 9 personen zu agiern: Julianus, der kayser, im badt und hat 5 actus (K./G. 13,110). 898 Vs. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 59 Ö. (Ü. 1489, ljv–lvjr; 1538, xxijr–xxivr). Vgl. KG 3110 = Ml. und 3225 = Sg. Inhalt: wie KG 3110, aber hier Julianus statt Jovian. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Szene Kaiser–Hofmeister–Herzog Gottfried–Jäger: Auf zur Jagd auf die gewaltige Wildsau! Alle bereit. 3. Monolog Kaiser: Er ist mächtiger als Gott, dessen Christen viel zu erdulden haben. 4. Ehrnholdt zum Kaiser: alles bereit. 5. Monolog Engel: Strafe für die Anmaßung: Wird sich in den Kaiser, diesen in eine andere Gestalt verwandeln, damit er sich Gott wieder unterordnet. II. 1. Dialog Kaiser–Hofmeister: Dem Kaiser ist heiß, er will baden. Sie ziehen ihn aus und legen ihm einen Bademantel um. 2. Dialog Herzog Gottfried–Hofmeister: Hitze nach Kälte nicht gut, aber der Kaiser ist abgehärtet. 3. Engel als Kaiser zu Vorigen: hat gebadet. 4. Monolog Kaiser: Wo sind alle? 5. Dialog Herzog Gottfried–Knecht: Essen soll bereitet werden. Es klopft jemand. 6.  Szene Kaiser–Herzog Gottfried–Knecht: Kaiser wird wie ein Narr behandelt, geschlagen und hinausgejagt. III. 1. Monolog Kaiser: wird alle hinrichten lassen. Will jetzt in die Stadt laufen und sich bei seiner Frau beklagen. 2. Dialog Engel als Kaiser–Kaiserin: auf zum Spaziergang im Tiergarten. 3. Dialog Torhüter–Kaiser: Torhüter, der den Kaiser nicht kennt, soll der Kaiserin ein Wahrzeichen melden. 4. Szene Torhüter–Kaiserin–Engel als Kaiser– Hofmeister: Torhüter meldet es, Engel lässt Kaiser holen. 5. Vorige und Kaiser: Alle bekennen sich zu Engel als Kaiser, der den Kaiser aus dem Land zu treiben befiehlt; andernfalls werde er gehängt. 6. Ehrnholdt dazu: auf in den Tiergarten! IV. 1. Monolog Kaiser: ist verzweifelt und geht zu seinem Beichtvater, dem Einsiedel. 2. Monolog Einsiedel: will beten, büßen usw. 3. Dialog Kaiser–Einsiedel: Der Kaiser erkennt jetzt, dass er gesündigt hat, erzählt alles dem Einsiedel; der verzeiht ihm, gibt ihm Rock und Hut und schickt ihn an den Hof. V. 1. Szene Engel als Kaiser–Kaiserin–Hofmeister–Herzog Gottfried: waren im Tier­ garten. Herzog Gottfried und Hofmeister: sie wollen da morgen zu Ehren des Kaisers turnieren. 2. Vorige und Kaiser: Herzog Gottfried, Hofmeister und Kaiserin können die beiden nicht unterscheiden, darauf erklärende Rede des Engels. Exeunt Engel und Kaiser. 3. Hofmeister zu den Übrigen: ein Wunder! 4. Vorige und Kaiser: Er lobt Gott, vergibt allen, zieht mit ihnen in die Sophia; die Geschichte soll aufgeschrie­ ben und gemalt werden. 5. Epilog Ehrnholdt: Die Obrigkeit soll Gott fürchten, sonst straft er sie wie Nebukadnezar. Lit.: Michael 1984, 349–352; Stuplich 1998, 134  f.; Loleit 2008, 52–62.

Mit dem folgenden Meisterlied beendet Sachs MG 15: 4994 30. 9. 1556. Die summa all seiner gedicht (Sachs, Hohe Tagweise). Ein Doktor fragt den Dichter, was er für Kurzweil getrieben habe. Der Dichter erklärt, dass er für Sex, Spielen, Zechen, Fechten und Saitenspiel nie etwas übriggehabt habe, vielmehr habe er es vorgezogen, Bücher zu lesen, und zwar geistliche und weltliche Historien, ins­



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besondere die Poeten, die ihn hoch erfreut hätten; vorrangig habe er den Meisterge­ sang geliebt. Lienhart Nunnenbeck erweckte in ihm die Freude daran. Mit zwanzig Jahren begann Hans Sachs zu dichten [Str. 1]. Der Doktor fragt weiter nach der Zahl der Meistergesänge. 4189 Bare, lautet die Antwort. Der Dichter zählt auf Verlangen des Doktors die „Materien“ der Meisterlieder auf: christliche Lieder zu Gottes Ehre, weltliche Historien, Schulkünste, Poeterey, Lehren der Philosophen, höflich gedicht, Ränke, stampaney und Schwänke. Die Lieder sind in 260 Tönen gedichtet, darunter 13 eigenen. Er hat soeben sein fünfzehntes Meistergesangbuch abgeschlossen [Str. 2]. Auch erfährt der Doktor die Zahl der anderen Gedichte: 24 Komödien, 38 Tragödien, 74 Fastnachtspiele, sehr viele Kampfgespräche, viele Sprüche zur Erweckung der Tugend, Lobsprüche, Historien, Pasquille und Dialoge, Possen, Schwänke. Viele davon sind bereits gedruckt. Insgesamt sind es etwa 600 Texte in zehn Spruchbü­ chern mit eigener Hand niedergeschrieben. Der Dichter ist jetzt 62 Jahre alt [Str. 3]. Vgl. KG 4995 = Sg. Mit dem folgenden (50.) Gedicht beendet Sachs SG 10: 4995 30.  9. 1556. Die suma all meiner gedicht anno salutis 1556, am 30 Septembris (K./G. 23,107), 100 Vs. Inh. wie KG 4994 = Ml. Mit dem folgenden Lied beginnt Sachs MG 16: 4996 5. 10. 1556. Die Schlacht Künig Abia (Vogel, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 481 = Ml. Schluss: Wer sich im Krieg auf Gott verlässt, siegt, während die Gottlosen, die sich auf ihre Macht verlassen, unterliegen. 4997 6. 10. 1556. Die meron schlacht (Müller, Schneeweise). Inh. u. Q. wie KG 316 = Ml. Vgl. 3389 = Sg. und 3767 = Ml. 4998 7. 10. 1556. Küng Ceix wirt ain wasser fogl (Sachs, Rosenton). Inh. u. Q. wie KG 1866 = Ml. 4999 7. 10. 1556. Piramus mit Thisbe (Betz, Verschränkter Ton). Pyramus und Thisbe, mit­ einander erzogen, lieben sich. Thisbe wird streng behütet. Sie unterhalten sich durch einen Mauerspalt und verabreden sich am Brunnen des Königs Ninus. Während Thisbe dort wartet, kommt ein Löwe. Thisbe flieht und lässt ihren Mantel zurück. Diesen zerreißt der Löwe. Als Pyramus am Brunnen anlangt, meint er, der Löwe habe Thisbe getötet, und ersticht sich. Thisbe kehrt zum Brunnen zurück und tötet sich mit dem gleichen Schwert. Schluss: Junge Verliebte werden häufig durch die Tücke des Glücks der Schande, Armut, Krankheit und dem Tod ausgesetzt. Q.: Ovid, Metamor­ phosen 4,55–166 (Wickram). 5000 8. 10. 1556. Ain Figur der zukunft Christi (Zorn, Zugweise). Inh. u. Q. wie KG 917 = Ml. Vgl. 3948, 4662 = Mll. und 5252 = Sg. [Str. 1]. Auslegung: Die frische Quelle ist figur für Christus und sein Evangelium. Der Gnadenbrunnen befreit vom Fluch des Gesetzes. Christus ist geboren worden, damit wir aus dieser Wüstenei heimkommen in das himmlische Vaterland [Str. 2 und 3]. Weitere Q.: Röm 4,15; 1Kor 10,4.

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5001 15. 10. 1556. Die peschneydung Cristi (Schmid, Hohe Knabenweise). Inh. u. Q. wie KG 510 = Ml. Vgl. 3677 = Ml., außerdem 853 = Ml. Bedeutung des Namens Jesus für das Heil der Menschen. Weitere Q.: Phil 2,9–11; Apg 4,11. Mit dem folgenden Drama beginnt Sachs SG 11: 5002 19. 10. 1556. Comedia mit 22 personen, der Josua mit sein streiten, und hat 7 actus (K./G. 10,96). 1034 Vs. Q.: Jos 1,1–11,15. Vgl. KG 324, 672, 933, 1384 (verl.), 1784, 1814, 2022, 2836 (verl.), 3681, 4028, 4135, 4268, 4853 = Mll. Inhalt: wie KG 324 + 4853 + 672. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Josua: soll Israel nach Canaan führen und ist etwas verzagt. 3. Dialog Engel–Josua: bekräftigt den Auftrag und entgegnet der Angst Josuas, dieser solle sich nur an Moses’ Gesetz halten, dann werde Gott mit ihm sein. 4.  Szene Josua–Hauptmann Hemor; zwei Kundschafter (stumm): Es geht über den Jordan, Hemor verspricht, seine Pflicht zu tun. 5. Szene Josua–Achis; Lachis stumm: Josua sendet die beiden Kundschafter nach Jericho. 6. Monolog Hure Raab: hat von fremden Gästen geträumt. 7. Dreigespräch Raab–Achis–Lachis: Raab nimmt sie auf und versteckt sie auf dem Dach. 8. Dreigespräch Raab–Knechte des Königs Leus und Reus: Raab verleugnet Achis und Lachis, wird mit Tod bedroht. 9. Szene Raab–Achis; Lachis stumm: Raab repetiert Israels Geschichte (Ägypten, Jordan) und macht ein Wahrzeichen mit ihnen aus. II.  1. Dialog Josua–Hemor: wo sind die Kundschafter? 2.  Szene Josua–Achis; Lachis, Hemor stumm: Auftrag ausgeführt, auf zum Jordan. 3.  Szene Priester Levi und Aaron–Volk (stumm)–Josua: Levi und Aaron mit der Bundeslade voraus, dann ­trockenen Fußes durch den Jordan. 4. König von Jericho zu zwei Knechten: Mauer befestigen. 5. Dialog Engel–Josua: prophezeit Fall der Mauern durch Umzug mit Bundes­lade und Posaunen. 6. Josua zu Priestern und Hauptleuten: gibt den ent­ sprechenden Befehl. 7. Dreigespräch König von Jericho–Trabanten Leus und Reus: nimmt die Aktion nicht ernst. 8. Rede Josua: nochmals der Befehl. Die statt felt mit gerümpel. III. 1. Monolog Achon: behält heimlich trotz Verbot Mantel und Silberlinge als Beute. 2. Szene Josua–Hemor; zwei Kundschafter (stumm): morgen Stadteroberung. 3. König von Ay zu Knechten: verteidigungsbereit. Schlacht, Israeliten fliehen. 4. Monolog Josua mit Asche auf Haupt: warum, o Herr? 5. Engel zu Josua: Gott zürnt, und wen er morgen nennt, der ist zu steinigen. 6. Monolog Josua: wird gemacht. 7. Dreigespräch König von Ay–Leus–Reus: siegesgewiss, obwohl die Israeliten noch da sind. 8. Dialog Josua–Achon: gesteht, wird gesteinigt. 9. Josua zu Hemor: Nun auf zum Kampf. Schlacht, Israeliten gewinnen. Dann Rede Josua: Aufforderung zum Plündern und Wüten in Ay. IV. 1. Dialog Gibeoniter Simron und Nymron: wollen, um ein Bündnis mit den Israeli­ ten zu machen, sich als Fremde ausgeben. 2. Hemor zu Josua und zwei Kundschaftern: vor Gilgal lagern. 3.  Szene Simron–Josua–Nymron–Hemor–Achis–Lachis (stumm):



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erst Eidschwur für Bund, dann Einspruch Achis, darauf Gibeoniter zu Israels Knech­ ten erklärt. V. 1. Gespräch Amoriterkönige Adonizedeck, Heham, Piream, Japhia und Debir: schlie­ ßen Bund und wollen Gibeon belagern. 2. Josua zu Hemor: nach Gilgal weiter Land einnehmen. 3. Dialog Simron–Josua: bittet um Hilfe für Gibeon. 4. Engel zu Josua: auf nach Gibeon! 5. Josua zu Israeliten: ja, auf nach Gibeon! 6. Szene fünf Könige (einer stumm): wollen Israel Widerstand leisten. Schlacht, Flucht. 7. Josua: weiter geht’s! 8. Engel zu Josua: ging doch gut. 9. Josua zum Volk: weiter geht’s! VI. 1. Dialog Hemor–Josua; Achis/Lachis stumm: Könige verbarrikadiert, von Achis/ Lachis zu holen. 2.  Szene fünf Könige–Josua–Hemor, Achis/Lachis stumm: Könige bitten um Gnade, aber Josua lässt sie aufhängen. 3. Dialog Hemor–Josua: auf zu wei­ teren Eroberungen! VII. 1. König Jabin zum Ehrnholdt: soll Heeresmacht gegen Israel sammeln. 2. Josua zu Hemor: sind nach Siegen wieder in Gilgal. 3. Szene Lachis–Josua: meldet Armee am Meron, Josua betet zu Gott. 4. Engel zu Josua: verheißt Sieg. Josua soll alle Wagen verbrennen. 5. Rede Josua: auf zum Meron! 6. Jabin zum Volk: auf zum Krieg! Schlacht, Josua siegt. 7. Szene Hemor–Josua: alles geschafft, alles erobert, auf zur Landvertei­ lung. 8. Epilog Ehrnholdt: Josua bedeutet Christus, Kundschafter stehen für die christ­ lichen Prediger, Jericho bedeutet die sündige Welt, Posaunen bedeuten das Evange­ lium, Achon steht für Fleisch und Blut, Gibeoniter stehen für die Ketzer, falsche Lehre, fünf Könige bedeuten Satans Glieder Juden, Heiden, Türken, böse Christen, Jabin ist der Satan, gegen den wir uns wehren müssen, bis wir die Ewigkeit erlangen. 5003 21. 10. 1556. Die weysen von orient (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5090, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wer Gott sucht, ehrt und ihn liebt, der wird von ihm in Not bewahrt. 5004 21.  10. 1556. Der paurn Knecht mit dem tiriak (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  6, Nr. 1012). Ein Bauer in Gersthofen hat zu viele gedörrte Birnen (hüeczel) gegessen, so dass er an Verstopfung leidet. Seinen Knecht Heinz schickt er nach Augsburg, zur Apotheke auf dem Perlachberg, damit er triacker (Theriak) holt. Der Knecht erfindet eigene Wörter, weil er sich die Fremdwörter nicht merken kann; auch weiß er nicht das rechte Maß für die Arznei. Auf dem Rückweg verliert er sie, da im Korb ein Loch ist. Dafür bringt er dem Bauern Hundedreck mit. Dieser kostet davon, verschmäht dann aber diese Arznei, selbst wenn er weiterhin geplagt würde. Schließlich verschafft ihm Buttermilch Erleichterung. 5005 24. 10. 1556. Die hel (Frauenlob, Vergessener Ton). Inh. u. Q. wie KG 2849 = Ml., aber hier nur 4,432–447. Auslegung: Die finstere Straße: Der Mensch hat fern dem Licht des göttlichen Wortes gelebt. Der dunkle Wald: Sorgen, Ängste, Qualen. Styx: Vergessen aller Freuden, Verlust der Hoffnung auf das ewige Leben. Der beißende Cerberus: Das Gewissen der verdammten Seele wird ewig gepeinigt. Die vielen Pforten: Alle Arten von Sünden bringen die Seelen aller Stände in die Hölle. Der Heiland bewahre uns durch seine Barmherzigkeit vor der Hölle.

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5006 24. 10. 1556. Die 4 pein in der hell (Liebe von Giengen, Radweise). Inh. u. Q. wie KG 2849 = Ml., aber hier nur 4,457–463. Lasterhafte Menschen werden mit den Büßern der Unterwelt verglichen: die Neidischen mit Tityos, die Habgierigen mit Tantalus, die hochmütigen Streber mit Sisyphus und die Ehebrecher mit Ixion [Str. 1 und 2]. In jedem Laster steckt die Qual der Hölle; der Christ hüte sich davor [Str. 3]. 5007 30. 10. 1556. Tragedia mit 27 personen, der Machabeer, und hat 7 actus (K./G. 11,97). 1078 Vs. Q.: 1Makk 1–7 stark gekürzt). Vgl. KG 1848, 2754, 2755, 3350, 3351, 3651 = Mll. Inhalt: Misshandlungen der Juden unter König Antiochus, von Judas Makkabäus angeführte Gegenbewegung, die zum Sieg über die Truppen des Königs führt; dieser stirbt. Antiochus jun. und Nicanor werden ebenfalls besiegt. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch König Antiochus–Fürsten Nicanor und Lisias: beschließen, den Juden alle ihre Schätze zu rauben. 3. Dialog der Juden Silas–rabi Onias: Antiochus ist nicht zu trauen. 4. Dreigespräch Thobiel–Onias–Silas: Thobiel meldet Rauben und Morden, wird als Strafe Gottes für Abgötterei aufgefasst. 5. Ehrnholdt und Vorige: Mandat des Antiochus: jüdisches Ritual zugunsten seiner Religion abgeschafft, Zuwiderhandlung ist tödlich. 6. Dreigespräch Tobiel–Onias– Silas: Auflehnung gegen Angst. II. 1. Priester Mathatias zu Söhnen Judas Machabeus und Jonatas: Klage über Zwang zur Abgötterei. 2. Szene Hauptmann Melius–Mathatias; Söhne stumm: Abgötterei befoh­ len, Mathatias will nicht. 3. Szene Vorige und Tobiel: opfert heidnisch, Melius lobt es, Mathatias ersticht beide, will mit Söhnen in die Berge. 4. Vorige, dazu Onias: Onias berichtet von Gräueln, Mathatias ruft zum Widerstand auf und ernennt Judas Macha­ beus zum Hauptmann. 5. Dialog Henker–Eleasar: Eleasar soll Schweinefleisch essen, Henker gibt ihm heimlich sogar nicht geopfertes, aber Eleasar will lieber sterben. III. 1. Dialog Antiochus–Nicanor: Alle gehorsam? Nein … 2. Szene Antiochus–Nicanor (stumm)–Mutter–erster Sohn: wollen kein Schweinefleisch. Sohn wird die Zunge abgeschnitten, Mutter tröstet ihn mit Gottes Hilfe. 3. Szene Vorige und zweiter Sohn: auch Zunge ab usw. bis 8. Szene: z.  T. gegeißelt, besonders starke Rührszene mit Mutter und dem jüngsten Sohn. 9. Antiochus zu Nicanor: schickt ihn gegen die „Heiden“, will selbst gegen Persepolis ziehen. IV.  1. Dialog Judas Machabeus–Jonatas: vertrauen auf ihre Kampfstärke. 2. Dialog Nicanor–Hauptmann Gorgias: siegesgewiss. Schlacht: Heiden geschlagen. 3. Dialog Judas Machabeus–Jonatas: 9000 getötet und große Beute. V. 1. Antiochus zu Fürst Philippus: Persepolis misslungen. 2. Szene Bote–Antiochus: Brief meldet Verluste gegen die Juden. Antiochus will Rache, fühlt sich plötzlich krank. 3. Szene Arzt–Antiochus: nur gemütskrank. Antiochus will also gegen Juden. 4. Monolog Philippus: Antiochus vom Wagen gefallen, kränker geworden. 5. Szene Arzt–Antiochus; übrige stumm: Antiochus verfault, laut Arzt Gottes Rache, Antiochus will Frieden mit Juden. 6. Monolog Philippus: Antiochus tot, er will vor dem jungen Antiochus nach Ägypten fliehen. 7. Judas Machabeus zu Jonatas: wollen wieder nach Jerusalem, es aufbauen, Laubhüttenfest feiern.



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VI. 1. Monolog Verräter Menelaus: will Antiochus jun. gegen Juden aufhetzen. 2. Szene Antiochus jun.–Lisias–Menelaus: gewaltige Rüstung gegen Juden, Menelaus zum Rädern abgeführt. 3. Dialog Judas Machabeus–Jonatas: kampfbereit. Schlacht. Heiden fliehen. 4. Dialog Antiochus jun.–Lisias: wollen Frieden schließen, Judas Machabeus zum Hauptmann machen, die jüdischen Tempel ehren. VII. 1. Szene Nicanor–Silas: Nicanor gegen Antiochus jun.: will heidnischen Tempel bauen, Judas Machabeus extra am Sabbat treffen. 2. Dialog Judas Machabeus–Jonatas: gegen Nicanor siegesgewiss, da Anias dem Judas Machabeus im Traum prophezeite. 3. Nicanor ruft zum Kampf. Schlacht, Nicanor u.  a. tot, übrige fliehen. 4. Szene Judas Machabeus–Jonatas: machen Beute, dann soll Nicanors Haupt, rechte Hand abge­ hackt werden zu Demonstrationszwecken. Der Tag soll Festtag werden. 5. Epilog Ehrn­ holdt: Gottlosem Volk werden Feinde wie die Türken geschickt, nach Buße ist alles gut. Lit.: Washof 2007, 272–276.

5008 7. 11. 1556. Das mangnificat (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471 = Mll. und 1592, 5434 = Sgg. und 5062 = Com. 5009 12. 11. 1556. Tragedia, mit 16 personen zu agiern: Die vier unglückhafften lieb­ habenden personen, unnd hat 7 actus (K./G. 13,172). 1102 Vs. Q.: Georg Wickram, Gabriotto und Reinhart. Inhalt: Abenteuerserie mit den Liebespaaren Gabriotto und Philomela und Reinhardt und Rosimunda im Zentrum, die mit dem Tod der beiden Männer endet. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, genauer Verlauf nur angedeutet. 2. Monolog Ritter Gernier: hat Mitleid mit den tyrannisch Unterdrückten. 3. Dialog König Landolfus von Frankreich–Gernier; Marschall stumm: Gernier wirft Landolfus vor, er habe einen Mann zu Unrecht zum Tode verurteilt, wird des Landes verwiesen. 4. Dialog Gernier–Sohn Gabriotto: für Gabriotto ist Landolfus undankbar, und ungern scheidet er von Reinhardt. 5. Dreigespräch Gernier–Gabriotto–Reinhardt: ab nach England. 6. Dialog Landolfus–Marschall: Landolfus bereut seinen Zorn auf Gernier. 7. Gernier zu Reinhardt und Gabriotto: wollen jetzt in England an Fest und Turnier teilnehmen. 8. Dialog König Heinrich von England–Marschall Fridrich: fragt nach den dreien, erhält Auskunft, lässt sie zum Mittagessen und Nachmittagsturnier einladen. 9. Szene Ehrnholdt–Marschall Fridrich–Eberhardt–Gabriotto–Orbin–König Heinrich–dessen Schwester Philomena: Turnier Marschall Fridrich vs. Gernier, Eberhardt vs. Gabriotto, Orbin vs. Reinhardt. Philomena gefällt „Ritter aus Frankreich“ am besten, soll ihm den Kranz geben. II.  1. Dialog Philomena–Rosimunda: Philomena verliebt in Gabriotto, Rosimunda warnt mit berühmten Liebespaaren, Philomena fragt sich, ob Gabriotto ihre Liebe erwidert. Rosimunda in Reinhardt verliebt. 2. Dialog Gabriotto–Reinhardt: wollen Briefe an Philomena und Rosimunda schreiben. 3. Ehrnholdt zu Gabriotto und Rein­ hardt: morgen früh mit dem König zur Jagd. 4. Dialog Philomena–Rosimunda: Sorge

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um Standesunterschiede, wollen Ärztin Laureta einschalten. 5. Dialog Gernier–Philo­ mena; Rosimunda stumm: sucht Laureta, da Gabriotto beim Jagen gefährlich gestürzt ist. 6. Philomena zu Rosimunda: gibt ihr Ring für Gabriotto. 7. Monolog Philomena: geht zu Laureta, um ihr alles zu sagen. 8. Monolog Orbin: eifersüchtig auf Reinhardt, will Papagei beibringen, dass er König Heinrich die Liebe Reinhardt/Rosimunda verrät. III. 1. Dreigespräch Marschall–Orbin–Eberhardt: Königssohn geboren, also wieder Turnier; Orbin will Gabriotto, Reinhardt und Gernier nicht dabeihaben. 2. Monolog Laureta: in Sorge, weil sie sich bereit erklärt hat, Gabriotto/Philomena und Reinhardt/ Rosimunda zu helfen. 3. Dreigespräch Philomena–Rosimunda–Laureta: Laureta soll Gabriotto und Reinhardt jeweils Helmzier bringen. 4.  Szene Ehrnholdt–König Heinrich–Marschall–Gernier–Eberhardt–Gabriotto–Orbin–Reinhardt–Philomena: Turnier Marschall/Gernier, Eberhard/Gabriotto, Orbin/Reinhardt; Philomena gibt Gabriotto den Kranz. 5. Dialog Philomena–Rosimunda: freuen sich auf Treffen mit Gabriotto und Reinhardt bei Laureta. 6. Laureta zu den beiden: Sie sind da. IV. 1. Monolog König Heinrich: hat es vom Papagei gehört, wird Auflauerer bestel­ len. 2. Dialog Gabriotto–Reinhardt: beide froh über ihre Rendezvous. 3. Eberhardt zu den beiden: warnt Reinhardt vor König Heinrich. 4. Dialog Reinhardt–Gabriotto: ­Gabriotto rät, dass beide erst einmal nach Frankreich gehen. 5. Dreigespräch König Heinrich–Reinhardt–Gabriotto: Wir gehen ein Jahr nach Frankreich. 6. Monolog Laureta: Philomena und Rosimunda traurig. 7. Monolog Gernier: Gabriotto und Rein­ hardt haben Schiffbruch erlitten, nur zwei Hunde sind zurückgekommen. 8. Dialog Reinhardt–Gabriotto: haben sich gerettet und sind in Paris. 9.  Szene Landolfus–­ Gabriotto–Marschall; Reinhardt stumm: Gastfreundschaft. 10. Dialog Gabriotto–Rein­ hardt: Reinhardt hat Sehnsucht nach Rosimunda, träumte, Gernier habe Philomena und Rosimunda Ketten gebracht und gesagt, nur Gabriotto könne sie retten. Gabriotto tröstet ihn. V. 1. Dialog Landolfus–Marschall: wollen die beiden in Frankreich behalten und sie mit Frauen versorgen. 2. Dialog Gabriotto–Reinhardt: Das Jahr ist vorbei, die Frauen wissen, dass beide Männer leben. 3. Szene Blanckeflor, Schwester des Marschalls – Gabriotto; Reinhardt stumm: lädt die beiden ein, Gabriotto umarmt sie. 4.  Szene Marschall–Gabriotto; Reinhardt, zwei Schergen (stumm): Marschall will Gabriotto festnehmen, Gabriotto tötet ihn, will mit Reinhardt nach England fliehen. 5. Dialog Landolfus–Ehrnholdt: Hinterher! Und begrabt den Marschall! VI.  1. König Heinrich zu Gabriotto und Reinhardt: Gastfreundschaft, sieht Ring an Gabriotto. 2. Monolog König Heinrich: ein Narr soll Gabriotto ausspionieren. 3. Szene Gabriotto–Reinhardt–Narr: Sie hatten bei Laureta mit Philomena Spaß mit dem Narren, aber Reinhardt warnt. 4. Dialog König Heinrich–Narr: Narr bestätigt Verhält­ nis, soll Gabriotto für 1000 Dukaten mit Apfel vergiften. 5. Dialog Gabriotto–Diener Anthoni: Anthoni warnt Gabriotto vor dem Anschlag des Narren. 6. Monolog Gabri­ otto: muss weg, will es Reinhardt sagen. 7. Dialog Gabriotto–Narr: G. zwingt ihn, den Apfel zu essen, ab mit Anthoni.



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VII. 1. Gabriotto zu Anthoni: gibt ihm sterbend den Ring; Anthoni soll Philomena auch sein Herz bringen. 2. Monolog Anthoni: wird es tun. 3. Dialog Philomena–Rosimunda: Philomena in Sorge um Gabriotto, hatte schlechten Traum, laut Rosimunda geht es auch Reinhardt schlecht. 4. Dialog Anthoni–Philomena; Rosimunda stumm: gibt ihr Herz und Ring, sie sinkt nieder, Anthoni holt Laureta. 5. Szene Laureta–Rosimunda– Anthoni: Anthoni meldet Laureta, die meldet, dass Reinhardt starb, Rosimunda sinkt nieder. 6. König Heinrich: Jammerrede, alle vier sollen zusammen begraben werden. 7. Epilog Ehrnholdt: gegen die freie Liebe und für das Aufsparen der Liebe bis in die Ehe. Lit.: Baro 2011b, 89–92.

5010 19. 11. 1556. Die menschwerdung Cristi (Folz, Strafweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5241, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. 5011 20. 11. 1556. Der schuelgang Cristi (Sachs, Klingender Ton). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4250, 4357, 4531, 4726, 5401 = Mll. Schluss: Wie Jesu Eltern verliert die christliche Seele oft Christus. Sie ist elend und verlassen, bis er wieder zu ihr zurückkehrt und ihre Schmerzen beendigt. 5012 21. 11. 1556. Ain weinacht peschlues (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 642 = Ml., aber hier 2,1–11. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Paulus ermahnt uns Christen zu Demut und Eintracht. So ist ja auch Christus gehorsam am Kreuz gestorben. Lob Christi [Str. 3]. 5013 30. 11. 1556. Tragedia, mit 16 personen zu agiern: Von zwey liebhabenden, Hagwartus mit Signe, des königs tochter auß Dennmarck, und hat 5 actus (K./G. 13,214). 810 Vs. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,46 (Eppendorf). Vgl. KG 2021 = Ml. Inhalt: wie KG 2021, hier aber zusätzlich der Rachefeldzug Haccos, des Bruders des Hagwartus. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch der schwedischen Brüder Helwinus– Amundus–Hagwartus: fühlen sich wohl am dänischen Hof, werden aber von den beiden Königssöhnen und dem Deutschen Hainrich angefeindet, weil Signe Hag­ wartus liebt. Also Achtung! 3. Dreigespräch Sibaldus–Haraldus–Hainrich: wollen, dass die drei Schweden Dänemark verlassen, und sie deshalb anpöbeln. 4.  Szene Hagwartus–Hainrich–Helwinus–Sibaldus–Haraldus–Amundus: Anpöbelei, Kampf, die beiden Königssöhne fallen, Hainrich flieht. 5. Dreigespräch Hagwartus–Helwi­ nus–Amundus: Hagwartus will nach Irland, die Brüder sind todwund. 6. Rede König Sigarus: den Schweden nachjagen, die Söhne begraben. II. 1. Dialog Signe–hoffjungfraw Siringa: Trauer über die Situation. Siringa: Vergiss alles! 2. Monolog Hagwartus: ist in Irland, will in Frauenkleidern zurück mit Botschaft von des Königs Hauptmann und bis zu Signe vordringen. 3. Dialog Signe–Siringa: haben beide geträumt, Signe von Schwan und Rabe, Siringa von weißem Hirsch. Signe ahnt nichts Gutes.

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III. 1. Monolog Hagwartus: angekommen. 2. Dialog König–Ehrnholdt: hat nichts von seinem Hauptmann in Irland gehört. Hagwartus kommt als Botin verkleidet mit Brief. 3. Dialog König–Hagwartus: König liest Brief, schickt Hagwartus bis zur Antwort in die Frauengemächer. 4. Signe zu Siringa: denkt an Träume und Hagwartus. 5. Ehrn­ holdt zu Signe; Hagwartus stumm: soll die Frau bewirten. 6. Dialog Signe–Hagwartus; Siringa stumm, rausgeschickt: todesbereit, gehen dann schlafen. 7. Monolog Siringa: ahnt, dass es Hagwartus ist. 8. Dialog König–Hainrich; Ehrnholdt (stumm): Ehrnholdt mit Brief ab, Hainrich hat Hagwartus erkannt, dieser soll gefasst werden. IV. 1. Rede König: man soll die Frau bringen. 2. Szene Trabant Erich–König–Hagwar­ tus: Hagwartus wollte durch Hintertür; Hagwartus entlarvt, bittet um Gnade, wird in Eisen gelegt. 3. Szene König–Rat Cristern–Hainrich: Cristern für Enthaupten, Hainrich für Hängen, König auch. 4. Monolog Signe: welch schöne Nacht! 5. Dialog Siringa– Signe: Nachricht vom Todesurteil; Signe schlägt vor, dass sie sich beide erhängen und vorher die Frauengemächer anzünden. 6.  Szene Hagwartus–Henker: Henker: noch weiter Weg. Hagwartus sieht Frauengemächer brennen, pathetische Rede. 7. Monolog König: bereut. 8. Trabantendialog Wigo–Erich: sahen beide Signe in Sunderburg als Gespenst. V. 1. Dialog Hacco, Bruder des Hagwartus–Unterhauptmann Leo: will aus Rache mit Heer nach Dänemark, Wedel auf Helmen im Wald sollen falsche Zahl vortäuschen. 2.  Dialog König–Hainrich: erwarten Hacco und andere. Hainrich redet frech, vom König gerügt. 3.  Szene Erich–Wigo–König; Hainrich stumm: Heer wie Wald, König ruft zum Gegenangriff. 4. Rede Hacco: feuert an, Kampf, König und Hainrich fallen. Noch eine Rede Hacco: zu König, zu Hainrich. Dann schneller Abmarsch mit Plün­ dern. Epilog Ehrnholdt: sieben Lehren. (1) Signe: sich vor außerehelichem Sex hüten! (2) Hagwart: ebenfalls. (3) Königssöhne: Dünkel meiden. (4) Hainrich: Untreue trifft den eigenen Herrn. (5) König: man soll Tochter rasch verheiraten und nicht zu rasch urteilen. (6) Siringa: Treue zur Herrschaft. (7) Hacco: brüderliche Treue. 5014 7. 12. 1556. Das weinacht fest (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5088 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: 1557 Jahre ist die Geburt Christi her. 5015 8. 12. 1556. Tragedia, mit 11 personen zu agiern: Das küen weib Aretaphila mit den zweyen tyrannen, unnd hat 5 actus (K./G. 13,142). 800 Vs. Q.: Plutarch, Tugen­ den der Frauen 255E-257E (Herr). Vgl. KG 2119 = Ml. Inhalt: wie KG 2119. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt (werß lesen will, der mag da schawen). 2. Szene Tyrann Nicocrates–Trabanten Nison/Pison–Leander, Nicocrates’ Bruder: Sie sollen alle melden, die gegen Nicocrates reden. Sind gerne bereit. 3. Dialog Aretaphila–Ehemann Phedimus: Klage über Tyrannei; Fälle. 4. Szene Nicocrates–Aretaphila–Pison; Phedi­ mus (stumm): Trabanten haben gelauscht, führen Phedimus ab. 5. Monolog Areta­ phila: bittet Götter für Phedimus.



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II.  1. Trabantendialog Pison–Nison: Phedimus gehängt, Aretaphila jetzt Nicocra­ tes’ Frau. 2. Dialog Aretaphila–Tochter Beatrix: Nur ihretwegen blieb Aretaphila am Leben. Sie will Nicocrates vergiften. 3. Monolog Nicocrates: traut Aretaphila. 4. Dialog Mutter Calvia–Nicocrates: Calvia beweist ihm, dass Aretaphila ihn vergiften will, und er soll sie nun foltern. 5. Trabantendialog Nison–Pison: Aretaphila für unschuldig befunden. 6. Monolog Aretaphila: ist die Alte los. 7. Dialog Nicocrates–Aretaphila: was sie mit dem Gift wollte? Einen Liebestrank bereiten. Aber er liebt sie auch so. Areta­ philas Ergebenheitsbekundung. III. 1. Monolog Aretaphila: will Nicocrates durch „fremde Hand“ töten lassen. 2. Dialog Aretaphila–Beatrix: Beatrix soll Leander heiraten. 3. Trabantendialog Nison–Pison: wollen bei der Hochzeit schlemmen. 4. Monolog Beatrix: bittet die Götter um Gelin­ gen der Tat, die die Mutter will. 5. Dialog Beatrix–Leander: hat Angst vor Nicocra­ tes für Leander und sich. Leander soll ihn zusammen mit Daphnites töten. 6. Dialog Leander–Bürger Daphnites: wollen Nicocrates in seinem Schlafzimmer töten. 7. Monolog Nicocrates: schaut Liste mit ermordeten und noch zu Ermordenden an. 8.  Szene Leander–Daphnites–Nicocrates: Leander und Daphnites töten Nicocrates. 9. Ehrnholdt zu Leander: Du bist jetzt König. IV. 1. Monolog Leander: ist jetzt König. 2. Dialog Aretaphila–Leander: soll weise regie­ ren, verspricht es. 3. Trabantendialog Nison–Pison: jammern über Leanders Milde, wollen ihn aber „umerziehen“. 4. Dialog Leander–Pison; Nison (stumm): Leander redet mild, Pison rät ihm, streng zu sein, also befiehlt er, Menander aufzuhängen. 5. Monolog Leander: muss wegen des Hofgesindes tyrannisch sein. 6. Dialog Beatrix– Leander: bittet für Menander. Abgelehnt. 7. Monolog Leander: will sich nicht an die Weiber kehren, braucht Menanders Geld für seine Leute. 8. Monolog Aretaphila: will die Stadt vom Tyrannen befreien oder sterben. V. 1. Monolog Aretaphila: hat den Libierfürsten Anabus dafür gewonnen, Leanders Stadt Cirena (Kyrene) anzugreifen. Soll sich mit ihm und Trabanten treffen und ihn töten. 2. Leander zu Trabanten: Libier angreifen. Schlacht. Libier fliehen. 3. Ehrnholdt zu Leander: Anabus bittet um Friedensverhandlung vor dem Tor. 4. Dialog Aretaphila– Leander: Leander will nicht, sie sagt, sie geht mit, also geht er. 5. Anabus zu seinen Leuten: Leander fangen wie Füchse mit Füchsen. 6. Szene Anabus–Leander–Areta­ phila: Leander kommt in einen Sack, in dem er ins Meer geworfen wird, Mutter soll verbrannt werden. 7. Ehrnholdt zu Aretaphila; Anabus (stumm): gibt ihr vom Volk die Krone, sie nimmt an und will Witwe bleiben. 8. Epilog Ehrnholdt: schlechte Obrigkeit geht zugrunde, gute hat Bestand. Lit.: Blamires 1995, 118  f.; Sasse 2020b, 319–338.

5016 9. 12. 1556. Die fünff prot (Schmid, Neue Blumenweise). Inh. u. Q. wie KG 2458 = Ml. Vgl. 193, 3984, 4840 = Mll. Schluss: In Hungersnot gibt Gott uns geistliches und leib­ liches Brot. 5017 10.  12. 1556. Die hochzeit simsonis (Frank, Junger Ton). Simson: Kampf mit dem Löwen, Hochzeit und Rätsel. Q.: Ri 14. Vgl. KG 948 + 2183, 4620 = Mll.

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5018 12. 12. 1556. Der lindel lawtenschlager (Römer, Gesangweise; G./D. 6, Nr. 1013). Ein Lautenspieler namens Liendel in München am Fürstenhof stiehlt am Himmelfahrtstag die Christusfigur, nimmt sie mit ins Wirtshaus und trinkt mit ihr auf den Abschied. Derweil kann in der Kirche die Auffahrtszeremonie nicht stattfinden, weil die Figur fehlt. Der Herzog rügt ihn später und sagt, er solle allenfalls mit dem Teufel scherzen. Liendel beherzigt dies, indem er am Vorabend des nächsten Himmelfahrtstages eine von Schülern am Kirchenportal aufgehängte Teufelsattrappe entwendet und sie, mit einer Pelzjacke behängt, am Pranger aufstellt. Vgl. KG 5472 = Sg. 5019 18. 12. 1556. Comedia mit 6 personen, das witfrewlin mit dem ölkrug, und hat drey actus (K./G. 10,429). 426 Vs. Q.: 2Kön 4,1–7. Vgl. KG 962, 4637 = Mll. Inhalt: wie KG 962. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Witwe–Söhne Satoch–Mesach: sind verarmt, haben Hunger, aber sie vertraut auf Gott. 3. Dialog schuldherr–Witwe; Söhne (stumm): Will der Reihe nach das Haus, Land, Wertsachen, Hausrat pfänden, da aber nichts da ist, droht er, die Söhne zu leibeigenen Knechten zu machen. Und will, wenn sie nicht zahlt, vor Gericht. 4. Dreigespräch Witwe–Satoch–Mesach: empfehlen ihr einen Rechtsbeistand. Sie will zu seinem Haus. II. 1. Monolog Jurist: hat Mangel an Klienten. 2. Dialog Witwe–Jurist; Söhne (stumm): hilft nicht, weil sie ihn nicht bezahlen kann. 3. Monolog Jurist: findet vielleicht vor Gericht eine Partei, die er unterstützen kann. 4. Dreigespräch Witwe–Satoch–Mesach: Söhne empfehlen Elisa und zählen seine Taten auf. Also auf zu ihm. III. 1. Monolog Elisa: Teuerung im Lande als Strafe für Abgötterei. Er will aber den Witwen und Waisen helfen. 2. Dialog Elisa–Witwe; Söhne stumm: rät ihr, Gefäße von den Nachbarn zu leihen und ihr Öl auf diese zu verteilen. 3. Dialog Witwe–Satoch; Mesach stumm: alle Gefäße plötzlich voller Öl. 4. Dialog Elisa–Witwe: soll mit dem Öl den schuldherrn bezahlen und das restliche zum Unterhalt nehmen. 5. Witwe zu Söhnen: macht das und lobt Gott. 6. Epilog Ehrnholdt: Gott hilft Witwen, wie ja auch Christus den Sohn einer Witwe heilte. Lit.: Stuplich 1998, 163; Washof 2007, 314–317.

5020 31. 12. 1556. [E] Ein comedi, mit vierzehen personen zu agieren, die trewen gesellen und brüder, zweyer könig sön, Olwier und Artus, hat sieben actus (K./G. 8,219). 1226 Vs. Q.: Philippe Camus, Hystoire de Oliuier de Castille et de Artus Dalgarbe (Ziely). Inhalt: Serie von Abenteuern der beiden Freunde Oliver und Artus, die länger getrennt sind, sich gegenseitig das Leben retten und deren Freundschaft auf die Probe gestellt wird; auf das Geschehen wirkt der „weiße Ritter“ ein, der sich am Ende als Olivers bei einem Schiffbruch verschwundener Freund Talbot erweist. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: mehr Vorgeschichte als Inhalt. 2. Szene König Kar(e)l von Casti­ lia–Rat Rupertus–Karls Sohn Olwier–Karls Stiefsohn Artus: König wird bald sterben, Olwier und Artus (= Stiefsohn) sollen ritterlich aufgezogen werden. Das verspricht



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Rupertus: Olwier wird Kastilien, Artus Portugal bekommen. Die beiden bekräftigen ihre gegenseitige Freundschaft. 3. Monolog Königin: liebt Stiefsohn Olwier. 4. Monolog Artus: sorgt sich um Olwier und will zu ihm gehen. 5. Monolog Olwier: betrübt wegen Königin. Will fort. 6. Monolog Königin: unglücklich, will es nochmals versuchen. 7. Artus zur Königin: Olwier ist fort, hinterließ Glas Wasser: wenn schwarz, geht es ihm schlecht. 8. Monolog Königin: fühlt sich schuldig. II. 1. Monolog Olwier: hat Schiffbruch erlitten und Freund Thalbo(r)t verloren, will zum Turnier nach Lunden (London), weil Königstochter Helena der erste Preis ist. 2. Dreigespräch Olwier–zwei Mörder: wollen sein Geld. Er verliert es beim Kampf, sie fliehen. 3. Monolog Olwier: verzweifelt. 4. Dialog weißer Ritter–Olwier: Olwier erst ängstlich. Weißer Ritter, ein Geist, verspricht Hilfe beim Turnier, verlangt aber, dass er eines Tages die Hälfte des Preises bekommt. Olwier werde bei einem Einsiedler aus­ gestattet werden. 5.  Szene König Heinrich von Engellandt–Helena–Ehrnholdt–Hof­ meister–Olwier–Halon und Salon von Irland: Olwier kämpft gegen Hofmeister, jungen und alten König von Irland, tötet den alten. Wegen des Todesfalls kein Preis. III. 1. Bote aus Irland zu König Heinrich: Kriegserklärung Halons an König Heinrich. 2. Dialog König Heinrich–Olwier: wird der Hauptmann gegen Irland, Helena als Preis. 3. Monolog Olwier: es sei gewagt! 4. Monolog Helena: Sorge um Olwier, will ihn. 5. Halon zu seinen Leuten: sollen Olwier für Geld töten. Kampf, Iren fliehen, Olwier nimmt Halon gefangen. 6. Olwier zu Bote (Meldung an König Heinrich), dann zu Halon (soll Frieden schwören; macht es), dann zu den Leuten: zurück nach England! 7. Monolog Artus: Glas noch hell, aber wo ist Olwier? Vater lässt ihn suchen, Königin unglücklich. 8. Monolog Olwier: hat schon Sohn von Helena, die wieder schwanger ist. 9. Dialog Olwier–Helena: Olwier will ein Wildschwein jagen, sie hatte einen bösen Traum. Er nimmt das nicht ernst. IV. 1. Halon zu Jägern: Weiß, wo man Olwier töten kann. 2. Monolog Olwier: hat sich im Wald verirrt. 3. Dialog Halon–Olwier: Olwier schimpft ihn eidbrüchig. Sie sollen ihn in Irland in einen Turm stecken. 4. Monolog Artus: Wasser schwarz, geht Olwier suchen. 5. Monolog Helena: Olwier zweieinhalb Jahre verschwunden. 6. Zwei Monologe Artus: vor und nach Drachenkampf. 7. Dialog Artus–weißer Ritter: salbt ihm die Wunden. Olwier in Irland im Turm. Soll erst zu Helena, bei ihr schlafen, aber nicht mit ihr, um nicht alles zu verderben. Dann zurück zu ihm für weitere Weisungen. 8. Monolog Halon: Olwier drei Jahre im Turm. 9. Dialog König Heinrich–Helena: Olwier war da, wallte zu St. Jacob, Helena will immer aufs Meer sehen. 10. Dialog weißer Ritter–Artus: zeigt den Turm, Artus soll Halon fangen und gegen Olwier austauschen. 11. Dialog Artus–Halon: Artus vertreibt Trabanten, Halon geht Olwier befreien. 12. Monolog Artus: ist froh. 13. Dialog Artus–Olwier: Wiedersehensfreude. V. 1. Monolog Helena: träumte von Olwiers Wiederkehr. 2. Dialog Olwier–Artus: Artus erzählt alles, Olwier schlägt ihn nieder wegen des Schlafens bei Helena. 3. Monolog Artus: elend und verwundet. 4. Rede Ehrnholdt: Freude über Olwiers Rückkehr. 5.  Dialog Olwier–Artus: bittet um Verzeihung, schafft ihn zum Arzt nach London. 6. Monolog Helena: Artus’ Wunden heilen nicht, sie will zu ihm. 7. Dialog Olwier–

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Artus: haben geträumt, dass nur Olwier Artus heilen kann. Wollen in der Kirche erfah­ ren, wie das gehen soll. VI.  1. Monolog Olwier: Stimme sagte, innerhalb dreier Tage müsse Olwier Kinder töten und Artus das Blut trinken lassen. Olwier geht mit den Kindern weg. 2. Monolog Artus: kurz vor dem Sterben. 3. Dialog Olwier–Artus: Olwier heilt Artus, gesteht, Artus schlägt vor, dass sie das Land verlassen und in sein Reich gehen. 4. Monolog Artus: zu der Tat. 5. Dialog Olwier–Artus: Die Kinder leben, ab nach Castilia. VII. 1. Dialog Olwier–Helena: Olwier hofft auf künftiges Glück, Helena sagt, es sei wechselhaft. 2. Szene weißer Ritter–Olwier–Helena: verlangt als halben Preis Sohn und die halbe Helena. Rührszene. Als Olwier Helena den Kopf abschlagen will, ver­ zichtet weißer Ritter: Er ist Thalbo(r)t, der Olwier gelehrt hatte, auf himmlische, nicht irdische Güter zu bauen. 3.  Szene Olwier–Helena: danken Gott. Sie will nur noch himmlische Güter. 4. Epilog Ehrnholdt: Veränderlichkeit des Glücks. Lit.: Steinmetz 1979; Hayer 2005, 193  f.

7 Schaffensphase Januar 1557–November 1561 Die Gesamtzahl der neu entstehenden Dichtungen ist erheblich reduziert, auch im Bereich der Dramen: Hier schrumpft sie von 16 im Jahre 1557 auf eines am Ende der Phase (1561), dem 1562–1573 nur noch fünf weitere Dramentexte folgen. Den nur noch 77 Meisterliedern (auf die bis zum Ende der poetischen Tätigkeit lediglich drei folgen) stehen 306 Spruchgedichte gegenüber; das übersteigt, obwohl diese Periode nur knapp fünf Jahre umfasst, sogar die Anzahl solcher Texte in der sich über zehn Jahre erstreckenden 5. Schaffensphase (229). Sachs, der in dieser Zeit einerseits vom Meistergesang Abschied nimmt, andererseits die Bände 1–3 seines poetischen Werkes drucken lässt und in diese entsprechend der Tradition der Meistersingergesellschaft keine Meisterlieder aufnimmt, beginnt jetzt damit, weit mehr von diesen Texten als früher zu Spruchgedichten umzuarbeiten. Offensichtlich liegt ihm daran, möglichst viele der bisher nur für die Singschule und die handschriftliche Verbreitung aufberei­ teten Stoffe und Themen einem denkbar breiten Lesepublikum poetisch zu erschlie­ ßen; deshalb entstehen in dieser Schaffensphase, in der er überdies zwischen dem Tod seiner ersten Frau Kunigunde (27.  3. 1560) und der Hochzeit mit Barbara Har­ scher (2. 9. 1561) nur insgesamt 29 Dichtungen verfasst, sehr wenige Texte mit neuen ­Inhalten.

1557 5021 5. 1. 1557. Drey missieff dreyer fremden künig zw ainem erwelten künig auf obersten in sein künickreich (K./G. 23,110; G./D. 1, Nr. 174). 88 Vs. Einladungen an einen König. 1. König Felix von Indien: lädt ein zu einem Jungbrunnen. 2. König von Zypern: schickt eine Schale voll Zyperwein – er hat dieses Jahr Wein im Überfluss – und lädt den ganzen Hofstaat zur Fastnacht zum Trinken ein, weil die Mohammedaner Alkohol ablehnen. 3. König von Schweden: schickt Stockfische, die am 20. Dezember von der heißen Sonne gebraten wurden und die der Adressat mit seinem Hofstaat essen soll. Er soll dafür deutsche „Stockfische“, am leib gros und klain am verstant, schicken, denn davon gebe es ja genug. 5022 13. 1. 1557. Comedia, mit 10 personen zu agiern: Der jungling im kasten, und hat 3 actus (K./G. 13,244). 545 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 4,10 (Arigo). Vgl. KG 1934 = Ml. Inhalt: wie KG 1934. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Arzt Mazeo (Mazzeo): wartet auf Kranke. 3. Dialog Mazeo–Patient: Dieser hat ein böses Bein. Arzt wird ihm morgen den Fuß amputieren und macht jetzt schon den Betäubungstrank fertig. 4. Dialog Mazeo– Ehefrau Lisa: Mazeo fährt nach Amalfi (Malfi), um Freunde zu heilen, kommt erst morgen Mittag wieder. 5. Monolog Lisa: will sich für die Nacht versorgen. 6. Dialog https://doi.org/10.1515/9783110657289-007

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Lisa–Magd Hilla: soll Rugire (Ruggeri) holen, damit er in der Kammer auf sie wartet. 7.  Monolog Lisa: will üppiges Abendessen vorbereiten. 8. Hilla zu Rugire: Er soll warten. 9. Monolog Rugire: (in Stufen) von der Angst vor Mazeo über den Durst zum Trinken des Schlaftrunks. 10. Lisa zu Rugire: Denkt, er ist tot. 11. Dialog Lisa–Hilla: wollen ihn in einen Kasten vor der Tür des Schreiners legen. II. 1. Dialog Wucherer Fortus und Ortus: wollen den Kasten holen, um die bei ihnen als Pfand hinterlegten Wertsachen darin aufzubewahren. 2. Monolog Lisa: will Hilla schicken, um nach Rugire zu sehen. 3. Dialog Hilla–Lisa: Man hat Rugire im Haus der Wucherer als Dieb festgenommen, und er soll gehängt werden. Lisa hat Angst um ihren Ruf, Hilla soll Weiteres erkunden. 4. Dialog Mazeo–Lisa: wo ist der Schlaftrunk? Lisa: Mach einen neuen! 5. Dialog Hilla–Lisa: Hilla weiß jetzt, dass die Wucherer den Kasten stahlen, der schon verkauft war, und Lisa, dass Rugire den Schlaftrunk nahm. Hilla soll zu Rugire in den Kerker gehen, er soll sagen, er sei zu Hilla ins Haus gekom­ men. Und Lisa wird ihr noch sagen, was sie vor Gericht reden soll. III. 1. Szene Richter–Fortus–Rugire–Hilla–Ortus: Fortus/Ortus verklagen Rugire als Dieb, Rugire und Hilla schildern den wahren Sachverhalt, Fortus/Ortus sollen mit Ruten aus der Stadt geprügelt werden, können sich aber mit je 20 Mark loskaufen. 2. Epilog Ehrnholdt: (1) Heimliche Liebe einer Frau kommt immer ans Licht. (2) Ein junger Mann soll lieber heiraten. (3) Wucherer: Untreue trifft den eigenen Herrn. Lit.: Stuplich 1998, 159  f.172  f.

25. 1. 1557 Uf Hanns Sachsens bitten und anhalten, ime zu vergönnen, das er seine gemachte spiel halten möge, soll man dieselben spiel von ime nehmen und besichtigen, ob sie dem gemeinen volk nit ergerlich seyen, und widerpringen. [RV = H 54] 27. 1. 1557 Hannsen Sachsen soll man seine spiel zu halten zulassen [RV = H 55] 6. 2. 1557 Hanns Sachsen soll man von rats wegen ernstlich angesagt und bey eins rats straf auf­ erlegt werden, ainich spiel im prediger closter zuvor und ehe die predigt gar aus ist, zu halten, noch yemandt hinein zu lassen […] Und ob wol uf solchen angesagten beschaidt gedachter Sachs der er­ bern frauen und jungkfrauen, so zeitlich zum spiel komen und iren platz einnemen, luftung begert, so ist ime doch dasselb abzulainen bevolhen. [RV H 56]

5023 6. 2. 1557. Gesprech von der himelfart margraff Albrechtz anno 1557 (K./G. 23,113). 300 Vs. Am 7. Januar denkt der Dichter über „Türken und andere Tyrannen“ nach und dass man besser tot sei. Im Traum erscheint ihm Genius; er will ihm zeigen, wie ein gewisser Tyrann, der aus seinem eigenen Erbland vertrieben wurde, gen himel fährt. Sieht in einem dunklen Tal eine klagende Person, hört die Glocken, laut Genius Freu­ denglocken, nicht nur der Bürger, sondern auch der Fürsten. Dann nacheinander Adlige, Reiter und Landsknechte, die nach Geld schreien und Frauen, Kinder, Bürger, Bauern, die seine Opfer waren, am Styx die im Krieg Getöteten. Charon will den Mann erst in den Kahn lassen, wenn dieser seine Laster, die eine zu große Last wären, ins Feuer geworfen hat. Er tut es: Trunkenheit, tyrannischer Frevel, Gotteslästerung, Hass, Zorn, Meineid, Schmeichelei, Heimtücke, Untreue, schmachbücher. Am anderen Ufer warten Herren und Fürsten, nämlich berühmte Tyrannen wie Dionysios, Phala­



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ris, Nero, Caligula, die ihn zu sich herwinken. Er sieht dann noch Cerberus und das Höllentor, möchte beim Totengericht dabei sein, aber Genius sagt ihm, er solle von der Hölle, wo es nur ewige Finsternis ohne Erlösung von Qual und Pein gebe, weglaufen. Vom lauten Prasseln des Höllenfeuers wacht der Dichter auf. Wenige Tage später erfährt er, dass Markgraf Albrecht gestorben ist. Lit.: Merzbacher 1977; Ansorge/Lüpke 1978, 144–150; Nolte 1984; Spriewald 1990, 172–175; Trappen 1992; Brunner 1994a, 27–29 = 2008a, 363  f.; Holzberg 2000a, 567; Rettelbach 2002, 632; Meyer 2009, 231–234; Classen 2011, 534–536.

5024 9. 2. 1557. Ein faßnachtspiel, mit acht personen zu spielen: Der Neydhart mit dem feyhel (K./G. 17,198; G. 7, Nr. 75). 508 Vs. Q.: Neithart Fuchs 113–314. Vgl. KG 836, 4860 = Mll. Inhalt: wie KG 4860 + 836. Szenenübersicht: 1. Prolog Narr: Inhalt, Ende nur angedeutet. 2. Monolog Neydhart: freut sich am Frühling, findet Veilchen, das die Fürstin selber abbrechen soll, und deckt seinen Hut darüber. 3. Dreigespräch Ula Sewfist–Engelmayer–Heinz Schewenfried: überle­ gen, wie sie Neydhart mit seinem Veilchen einen Streich spielen, brechen es ab, und Engelmayer scheißt an die Stelle. 4. Szene Neydhart–Herzogin mit Gefolge–Narr: Sie tanzen erst um den Hut, Herzogin singt, Narr entdeckt zuerst Kot, Herzogin schimpft, Neydhart rechtfertigt sich. II. 1. Dreigespräch Engelmayer–Heinz Schewenfried–Ula Sewfist: warten auf Neyd­ hart, Aufstellen des Veilchens auf einer Stange, Tanzlied. 2.  Szene Neydhart–Narr (stumm)–Heinz Schewenfried, Ula Sewfist (stumm)–Engelmayer: Prügelei, Bauern fliehen, Narr hinterher. 3. Monolog Neydhart: will das Veilchen der Herzogin bringen. 4. Dialog Narr–Neydhart: Narr berichtet über die Blessuren der Bauern, Neydhart wird Herzogin das erzählen. 5. Dreigespräch Engelmayer–Ula Sewfist–Heinz Schewenfried: wollen inszenieren, dass der Herzog Neydharts schöne Frau verführt. III. 1. Monolog Herzog: lacht über Neydharts Rache. 2. Szene Herzog–Engelmayer–Ula Sewfist: behaupten, Neydharts Frau liebe ihn. 3. Monolog Herzog: will sie. 4. Dialog Herzog–Neydhart: will nach der Jagd von Neydhart bekocht werden. Neydhart: Sie ist schön, aber schwerhörig. 5. Monolog Herzog: ob sie will? 6. Dreigespräch Heinz Sche­ wenfried–Engelmayer–Ula Sewfist: lachen schon jetzt über Erfolg ihrer List. 7. Monolog Neydhart: ahnt, was kommen soll. Will Frau sagen, dass Herzog auch schwerhörig. 8.  Dialog Neydhart–Frau: sagt es ihr. 9.  Szene Herzog–Frau–Narr: schreien beide (Narr moniert es), er gibt ihr Ring, verpflichtet Narr zum Schweigen. 10.  Neydhart zu Herzog: ruft ihn zum Nachtmahl, Narr kommentiert. 11. Monolog Neydhart: setzt auf das Schreien der beiden. 12. Monolog Narr: über das laute Schreien. 13. Monolog Herzog: gibt auf. 14. Epilog Narr: Entschuldigung für die Grobheiten. Lit.: Margetts 1982; De Pol 1987; De Pol 1994; Spiewok 1994; Bockmann 1995, 244  f.; Lefebvre 2001b; Neumann 2005, 135–142; Baro 2011b, 131–137; Behr 2013, 22  f.; Gabaude 2013b.

5025 12. 2. 1557. [E] Die junckfraw vnd martrin Pura (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 4306 = Ml. Vgl. 4805 = Sg. und 5405 = Trag.

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5026 26. 2. 1557. Abschied vnd pegrebnus Cristi (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. u. Q. wie KG 724 = Ml., aber hier nur 23,44–56. Vgl. 1964, 3151, 3758 = Mll. Schluss: Gottes Wort soll sich in unser Herz eingraben, um die Werke der Finsternis zu verjagen. 5027 1. 3. 1557. Der streuner und klaffer. Jesus Syrach am 21 capitel (K./G. 3,369). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1476 = Ml., aber hier nur 21,22–31. Vgl. 2024 = Ml. und 5560 = Sg. 5028 11. 3. 1557. Comedia, mit 10 personen zu agiern: Der verloren son, den man richten wolt, hat 3 actus (K./G. 13,264). 666 Vs. Inhalt: Nicias, dem 15 Jahre zuvor der dreijährige Sohn entführt wurde, stellt Nicolaus als Knecht ein. Als dieser sich dem Liebeswerben Appalonias, der Tochter des Nicias, entzieht, fingiert sie einen Vergewaltigungsversuch des Knechtes. Von der Hinrichtung bedroht, erzählt Nicolaus vor Gericht seine Lebensgeschichte: Er ist der Entführte. I. 1. Prolog Ehrnholdt: Vorgeschichte und Inhalt. 2. Dialog Nicias–Ehefrau Aretina: Vor 15 Jahren verloren sie ihren dreijährigen Sohn und wissen nicht wie, sind aber noch traurig. Nicias braucht einen zweiten Knecht. Geht zum Hafen, um zu sehen, was er von den Handelsschiffen gebrauchen kann. 3. Monolog Nicolaus: hat viele Länder durchreist, will sich als Knecht verdingen. 4. Dialog Nicias–Nicolaus: Nicolaus zählt seine Fähigkeiten auf, wird für einen Monat probeweise eingestellt. 5. Monolog Nico­ laus: ist seinem Herrn in Achaya entlaufen, nennt sich also lieber Sualocin. 6. Dialog Tochter Appalonia–Magd Thessa: Appalonia liebt Nicolaus, Magd warnt. Aber Appa­ lonia bleibt dabei, weil die Eltern ihr kürzlich einen von ihr gewählten Ehemann ver­ sagten. II. 1. Monolog Nicolaus: ist jetzt für drei Jahre für 100 Dukaten eingestellt. 2. Dialog Appalonia–Nicolaus: fragt ihn nach der Herkunft: Er wurde einst von zwei Männern verschleppt. Gesteht ihm ihre Liebe, er weist sie zurück und rennt schließlich weg. Sie zerreißt ihre Kleider und schreit Zetermordio. 3. Szene Nicias–Appalonia–Aretina: Sie sagt nicht direkt, was Nicolaus tat, aber Nicias will, dass er geköpft wird. III. 1. Monolog Thessa: ahnt, was passiert ist, hat Mitleid mit Nicolaus. 2. Richter (mit Henker) zu den Schöffen: Wir müssen über einen Knecht richten, der die Tochter seines Herrn vergewaltigt hat. 3.  Szene Richter–Nicias–Schöffe Reinhardus–Nico– Schöffe Galerius–Henker–Aretina–Appalonia: Nicias klagt an. Nicolaus schweigt. Beide Schöffen reden ihm gut zu. Nicolaus betont nur seine Unschuld, klagt aber niemanden an und bittet, als er zum Tode verurteilt ist, nur darum, seine Lebensge­ schichte erzählen zu dürfen. Er fängt an von seiner Entführung durch zwei Griechen, Nicias unterbricht ihn, aber der Henker lässt ihn reden. Als er dem Henker sein Pater­ noster gibt, reagiert Aretina. Es kommt schrittweise zur Wiedererkennung. Appalonia bittet den Bruder um Verzeihung, Nicias ruft zum Festmahl. 4. Epilog Ehrnholdt: Zwei Lehren: Im Unglück auf Gott vertrauen, Glück ist veränderlich. 5029 13. 3. 1557. Ain anfang oder oster peschlus (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 4605 = Ml. Vgl. 5148 = Ml. Der Mensch ist ungläubig und sündig, darum trifft ihn Gottes Zorn. Gewissen und Gesetz plagen ihn. Durch Buße erhält er Anteil an den Gaben des Geistes. Nach dem irdischen Elend wird er mit Chris­ tus ewig leben [Str. 3].



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5030 13. 3. 1557. Die zwen gen Emahus (Sachs, Bewährter Ton). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5151 = Mll. Schluss: Bitte um die Offenbarung Christi in seinem Geiste und darum, dass sein Wort dem Einzelnen und der Gemeinde in das Herz hinein gesprochen werde. 5031 19. 3. 1557. Der thomas (Folz, Schrankweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5149, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Gebet um Erhaltung des Glaubens, da der Mensch täglich Gefahren ausgesetzt ist, wie: Fleisch und Blut, Satan, Glaubensirrtum. Der Glaube ist notwendig, damit wir ewig mit Gott leben. 5032 19. 3. 1557. Das osterfest (Herwart, Bloßer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5299 = Mll. und 1594 = Sg. Lehre aus der Auferste­ hung: Die das Grab suchenden Frauen verweisen auf die Christus suchende Gemeinde. Das Wort Gottes lässt sich nicht finden, weil es durch menschliche Lehren verdunkelt ist. Der Prediger gibt wie der Engel Christus zu erkennen [Str. 3]. 5033 27. 3. 1557. Drey fruecht der vrstent Cristi (Nachtigall, Leidton). Inh. wie KG 883 = Ml. Q.: Röm 4,24  f.; Röm 6,4–23; Eph 4,15.25; Eph 5,30. Vgl. KG 883, 1064, 3058, 4276. Vgl. 438 = Ml. 14. 4. 1557 Auf das beschehen anpringen, nachdem Hanns Sax das rebenthal [= rempter] zum pre­ digern innen hat, und daselbsten neben den geistlichen auch allerley leichtfertiger lieder gesungen werden, als das ein pfaff einen todten essen muesen [= KG 3463], und dann das einem kaufman sein weib entloffen und sich an einen andern gehenkt und dergleichen, dardurch dann das predigtampt in verachtung gezogen wurdet, ist verlassen, bemelten Hanns Saxen zu beschicken, ime solchs alles furhalten und sein antwurt widerpringen. [RV = H 57]. Dieweil sich aus herrn Jacoben Muffls relation befindet, das vorgemelte unbescheidne geseng vor der faßnacht und nach dem spiel geschehen, aber außerhalb des Hanns Saxen wissen, das auch die­ selben gesang nit so scharpf gelaut, wie meine herrn bericht worden etc., soll solche entschuldigung von ime Sachsen, weil er sich erboten, dasselbig further abzuschaffen, angenomen, aber daneben ­derihenig, so diese lieder gesungen, beschickt und das singen hinfurther verboten werden. [RV = H 58].

5034 22. 4. 1557. Der passion unsers Heylands Jesu Christi (K./G. 1,305). 388 Vs. Vgl. KG 767 + 768, 3251, 3384, 3514 = Mll., 1231 = Lied und 5162 = Trag. 5035 23. 4. 1557. Ain peschlues auf pfingsten (Puschman, Hänflingweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 310, 2688, 3561, 4653, 4873 = Mll. und 5494 = Sg. Gebet zum Heiligen Geist um diese drei Gaben [Str. 3]. 5036 23. 4. 1557. Die verhaisung des h. gaist (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 152 = Ml. Vgl. 1081, 1216, 3541, 4868 = Mll. 5037 24. 4. 1557. Die Himelfart Cristi (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. (aber hier nur 1,6–12) + 611 = Ml. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 3543, 4649, 4849, 4870, 4874, 5168 = Mll. Wahl des Matthias. Schluss: Bitte um ewiges Leben.

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5038 26. 4. 1557. Der Junger gefencknus (Vogel, Süßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 156 = Ml., aber hier nur 4,1–24. Vgl. 246, 4497 (verl.) = Mll. Schluss: Bitte um Festigkeit im Glauben und um den Heiligen Geist, der die Christen im Glauben stärken soll. 5039 26. 4. 1557. Ein prophezey der Zukunft des .H. geist (Nunnenbeck, Abgeschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1220 = Ml. Erfüllung durch das Pfingstwunder. Schluss: Heute empfangen die Christen den Heiligen Geist durch die Taufe [Str. 3]. Weitere Q.: Apg 2,1–11. 5040 29. 4. 1557. Philippus mit den samariter (Duller, Gekrönter Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1082 = Ml. Vgl. 4659 = Ml., außerdem 157 = Ml. Schluss: Bitte um Heiligen Geist [Str. 3]. 5041 3. 5. 1557. Das pfingst fest (Sachs, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5174, 5326 = Mll. Schluss: Bitte um den Trost des Heiligen Geistes in den großen Irrlehren und der Tyrannei der Gegenwart. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 5042 4. 5. 1557. Ain pfingsten peschlues (Nachtigall, Langer Ton). Inh. u. alle Q. wie KG 1090 = Ml. 5043 8. 5. 1557. Das lob der Weißheyt (K./G. 3,238). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2499 = Ml. Vgl. auch 5399, 5846 = Sgg. Schluss: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. 5044 11. 5. 1557. Historia. Die zwen ritter inn Burgund (K./G. 2,331). 120 Vs. Inh. wie KG 2500 = Ml., 2501 = Sg. und 3743 = Trag. Schluss hier: Wolle Gott, dass auch die heutigen Fürsten entsprechend urteilen, ohne auf den Stand zu sehen! 5045 12.  5. 1557. Historia von dem hertzogen Periandro, der sein gemahel erschlug (K./G. 2,119). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2661 = Ml. 5046 13. 5. 1557. Historia dess wüterigs könig Cambise inn Persia unnd seyner tyrraney (K./G. 2,114). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1039 + 1040 = Mll. Vgl. KG 5830 = Sg. 5047 14. 5. 1557. Historia, wie könig Xerxes auß Persia ist umb-bracht worden und von Artaxerxo ist gerochen (K./G. 2,106). 158 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1033 = Ml. Schluss hier: drei Lehren: (1) Wenn ein Fürst, der bereits große Macht hat, weiter Krieg führt, stürzt er ins Unglück. (2) Untreue trifft den eigenen Herrn. (3) Ein Fürst, der für den Gemein­ nutz eintritt, wird von Gott und den Menschen geschätzt. 5048 20.  5. 1557. Historia. Von einem erbärmlichen mordt, zu Oberhasel in dem Breuschthal geschehen (K./G. 8,750). 80 Vs. Am 3. Januar 1537 wurde Hans Mayer, Vater von dreizehn Kindern, von denen noch acht leben, auf Anstiftung seiner Frau, die ihn eine Zeitlang betrogen hatte und deren jüngster Sohn gerade fünf Wochen alt war, von seiner Magd Margret mit einer Hacke erschlagen, als er, betrunken aus dem Wirtshaus heimgekehrt, neben einer Wiege auf der Ofenbank eingeschlafen war. Die beiden Frauen wurden verhaftet, am 5. Februar in Haßla vor Gericht gestellt und dann lebendig begraben sowie zusätzlich gepfählt. 5049 22. 5. 1557. Drey frag, so Socrates philosophus artlich verantwort hat (K./G. 4,108). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1065 = Ml. 5050 22.  5. 1557. Drey frag, so Arisippus, der philosophus, artlich verantwort hat (K./G. 4,111). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1027 = Ml. und 1029 = Sg.



Nr. 5062 

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5051 24. 5. 1557. Die vexacion der 24 land (Sachs, Rosenton: G./D. 6, Nr. 1014). Aufzählung von Spottversen über die Bewohner von 24 Landschaften. Schluss: Der Dichter muss über die „Schwänke“ lachen, sie bestätigen ihm ein Sprichwort, wonach jedes Land seine Eigenheiten hat und deswegen keines besser ist als das andere. Vgl. KG 5725a = Sg. 5052 25. 5. 1557. Drey frag, artlich verantwort, von dem philosopho Diogeni, die armut betreffend (K./G. 4,114). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1127 = Ml. 5053 26. 5. 1557. Der hantwerck schantlapp (Ehrenbote, Spiegelton; G./D. 6, Nr. 1015). Der Dichter sitzt mit Handwerksburschen im Wirtshaus. Ein Spruchsprecher wird aufge­ fordert, die verschiedenen Handwerke zu loben. Stattdessen verspottet er sie alle. Daraufhin wollen einige unter den Zuhörern den frey hirtz pueben verprügeln. Der jedoch macht sich schnell aus dem Staub. Vgl. KG 5448 = Sg. 5054 26. 5. 1557. [E] Ein figur des menschen elenden, geferlichen lebens (K./G. 4,82). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1151 = Ml. 5055 29.  5. 1557. Historia. Geburt, leben unnd end Cyri, deß künigs auß Persia (K./G. 2,88). 300 Vs. Inh. u. Q. wie KG 5066 = Trag., hier mit kurzer Vorausschau auf Kambyses. Vgl. 734, 1320 = Mll. Schluss hier: Königreiche sind unbeständig, Gottes Reich ist beständig. 5056 1.  6. 1557. Historia deß jungen könig Dionisio inn Sicilia und seiner tyranney unnd armutseligs end (K./G. 2,133). 152 Vs. Leben und Herrschaft des mordenden und in Wollust schwelgenden Tyrannen Dionysios, bis er am Ende seines Lebens als Schulmeister tätig ist. Schluss: (1) Tyrannen sind eine Strafe Gottes. (2) Tyrannen nehmen ein böses Ende. Q.: Justin 21,1 (Boner). 5057 2. 6. 1557. Historia. König Alexander Epirota leben unnd end (K./G. 2,129). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1680 = Ml. 5058 3. 6. 1557. Historia. Des tirannen Aristotomi thiranney und end (K./G. 2,138). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2123 = Ml., aber ausführlicher erzählt. Schluss: Wenn ein tyran­ nisiertes Volk Buße tut, erlöst Gott es von dem Herrscher. 5059 4. 6. 1557. Historia der herrlichen thaten der frawen der stat Argo (K./G. 2,144). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 854 = Ml., 873 = Sg. und 5114 = Sg. Lit.: Sasse 2020b, 333–336.

5060 5. 6. 1557. Historia dess königs Crœsi auß Lidia mit Solone, dem weysen (K./G. 2,97). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1124 + 1037 = Mll. Schluss hier: das wanckel glück. 5061 8. 6. 1557. Das gelechter Democriti, deß philosophus, ob der torheit dieser welt (K./G. 3,104). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 762 = Ml. Schluss hier: Demokrit würde über die Zustände heute genauso lachen. Lit.: Feydy 2009, 113  f.119 A. 49.

5062 16. 6. 1557. Comedia mit 24 personen, die entpfengnuß unnd geburdt Johannis und Christi, und hat 9 actus (K./G. 11,162). 1118 Vs. Q.: Lk 1,5–79; Mt 1,18–25; Lk 2,1–39; Mt 2,1–18. Vgl. die Mll. KG 4934, 277 usw., 275 usw., 280 usw., 272 usw., 131 usw., 132 usw., 119 usw. Inhalt: wie KG 4934 + 277 + 275 + 280 + 272 + 131 + 132 + 119.

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Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Gebet des Priesters Zacharias: wünscht den Messias, ist kinderlos. 3. Dialog Engel–Zacharias: verheißt Geburt des Johannes; Zacharias wird bis dahin stumm sein. 4. Dialog Priester Ismael–Caleph, Freund des Zacharias: Warum sagt Zacharias nichts? Er muss ein gesicht gesehen haben. II. 1. Gebet Maria: Esaias hat Geburt Emanuels durch Jungfrau verheißen. Möchte ihre Magd sein. 2. Dialog Engel–Maria: Verheißung. 3. Gebet Maria: lobt Gott, will dann zu Elisabet, danach zurück nach Nazaret. III. 1. Monolog Elisabet: wartet auf Maria. 2. Dialog Maria–Engel: „Gebenedeit  …“ 3.  Szene Maria–Elisabet–Zacharias: Elisabet erklärt, warum Zacharias stumm ist; Maria verabschiedet sich nach Nazaret. IV. 1. Dialog Ismael–Caleph: Elisabet hat Sohn geboren. 2. Vorige und Elisabet/Zacha­ rias: malt „Johannes“ auf Tafel, sagt, Johannes wird Prophet des Höchsten. Beschnei­ dung. 3. Dialog Ismael–Caleph: Staunen über Gottes Wunder. V. 1. Monolog Joseph: Verzweifelt, weil Maria schwanger ist. 2. Engel zum schlafenden Joseph: Erklärung und Verheißung. 3. Monolog Joseph: lobt Gott. VI. 1. Dialog Joseph–Maria: auf nach Bethleem. 2. Dialog Hirten Amos–Baruch: helle Nacht, Glanz über Bethleem. 3. Engel: Verkündigung. 4. Dialog Amos–Baruch: auf nach Bethleem. 5. Dialog Maria–Joseph: Maria behält Hirtenworte im Herzen, Auf­ bruch zur Beschneidung. VII. 1. Monolog Simeon: will nicht sterben, bevor er den Heiland gesehen hat. 2. Szene Maria–Joseph–Simeon–Prophetin Hanna–Ismael–Caleph: Segen, Prophezeiung. Zurück nach Nazaret. VIII. 1.  Szene Herodes–Ehrnholdt: meldet die drei. 2. Dialog Casper–Herodes; ­Melchior, Walthasar (stumm): neuer Judenkönig, sie sollen in Herberge, Herodes will Weise befragen. 3. Monolog Herodes: will Judenkönig bleiben. 4. Dreigespräch Herodes–hochpriester Eleasarus–rabi Mose: Judenkönig laut Prophet Micheas in Bethleem geboren. 5. Monolog Herodes: List und Gewalt müssen her. 6. Herodes zu den dreien: sollen nach Bethleem und ihm dann berichten. 7. Monolog Herodes: will sie und den neuen König umbringen lassen. 8. Dialog Walthasar–Melchior; Casper (stumm): sehen den Stern. 9. Joseph zu Maria: Fremde draußen. 10. Szene Casper– Melchior–Walthasar; Maria, Joseph (stumm): Anbetung. 11. Engel zu den dreien: nicht zu Herodes, sondern direkt heim. 12. Engel zu Joseph: auf nach Ägypten! 13. Dialog Joseph–Maria: fertig zur Reise. IX. 1. Szene Herodes–Bote–Eleasarus–Mose: Die drei direkt nach Indien, was tun? Herodes: plant Kindermord. 2. Dreigespräch Mara–Sara–Rebecca: haben vom Tod ihrer Kinder geträumt. Gott weiß aber, was er tut. 3. Vorige und zwei Knechte: Mords­ zene. 4. Dreigespräch Rebecca–Mara–Sara: Jammer, aber Gott wird den Tyrannen bestrafen. 5. Epilog Ehrnholdt: Prediger sollen uns Christus verkünden, Herodes bedeutet den Satan, der auch heute noch Christen tötet. Aber wir gehen in die Ewig­ keit ein. Vgl. RV = H 59 vom 11. 1. 1558.



Nr. 5066 

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5063 19. 7. 1557. [E] Mensch, was du thust, bedenck das end! Das wirt die höchst weißheit genendt (K./G. 4,85). 150 Vs. Domitian lässt einen Athener Philosophen kommen, der die Weisheit verkauft; dieser schreibt auf einen Zettel: „Mensch, was du tust, bedenk das End.“ Domitian lässt den Satz an die Tür zu seinem Bad schreiben. Ver­ schwörer beauftragen den Bartscherer Domitians, er solle dem Kaiser die Gurgel durchschneiden, aber der liest dann den Satz, lässt das Messer fallen, erzählt Domi­ tian alles und bittet um Gnade. Die wird ihm gewährt, die anderen werden hingerich­ tet. Die Inschrift wird nun überall angebracht, nur in sein Herz schreibt Domitian sie nicht. Also wird er im 15. Regierungsjahr (laut Sueton) ermordet. Schluss: Bekräfti­ gung des Satzes. Q.: Gesta Romanorum, Ü. 1489, lxxxviijr–lxxxviiijr oder/und Ü. 1538, xljv–xlijr [dort aber ein Kaufmann mit drei Weisheiten]. Vgl. KG 2373 (verl.) = Ml. 5064 25. 6. 1557. [E] Fabel. Wer hat gehört vor diesen tagen, das die esel den müller schlagen, das er die seck muß selber tragen? (K./G. 5,92; G./D. 1, Nr. 175). 93 Vs. Der Dichter klagt über die sechs Esel, die er aufgezogen hat, die aber jetzt so frech sind, dass sie ihm alles verweigern und ihn sogar die Säcke selbst tragen lassen. Schluss: Mahnung zur strengen Erziehung der Kinder und zur strengen Behandlung einer Magd durch die Herrin. 5065 26.  6. 1557. [E] Ein wundergepuert aines kindes mit ainem ser grosen kopff (K./G. 23,126). 52 Vs. In Weinberg bei Dinckelspühel (Dinkelsbühl) wurde dem Hans Ymert und seiner Frau Barbara ein Knabe mit schönen Gliedern, aber einem übergro­ ßen Kopf geboren. Es schreit Tag und Nacht ununterbrochen. Der Dichter sieht darin eine Warnung Gottes an alle Obrigkeiten, sich vor seinem Zorn und seiner Strafe in Acht zu nehmen. Am Schluss Gebet an Christus um Verschonung. 5066 30. 6. 1557. Tragedia, mit 19 personen zu agiern: Des königs Ciri geburt, leben und endt, und hat 7 actus (K./G. 13,289). 1160 Vs. Q.: Herodot 1,107–130.205–214 (Boner). Vgl. KG 734, 1320  f. = Mll. und 5055 = Sg. Inhalt: wie KG 1320 + 1321 + 734. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Szene Mederkönig Astiages–Hofmeister Harpagus– Ehrnholdt: Astiages ist betrübt über einen Traum, Harpagus rät Befragung der Wahr­ sager. 3. Vorige und Wahrsager Meron/Kiron: Träumte, dass seine Tochter Mandones mit ihrem Harn ganz Asien überflutete. Wird als mächtiger König gedeutet, der Astia­ ges vertreiben wird. 4. Dialog Harpagus–Astiages: Harpagus rät Verheiratung an einen Armen; das soll der Perser Cambises sein. 5. Trabantendialog Silon–Flacon: wundern sich über die Mesalliance. 6.  Szene Astiages–Meron/Kiron; Harpagus stumm: hat diesmal geträumt, dass Tochter Rebstock gebar. Dieselbe Deutung. 7. Astiages zu Har­ pagus: Mandones soll Kind hier gebären, dann wird er es töten lassen. II.  1. Trabantendialog Flacon/Silon: Kind gerade geboren. 2. Monolog Harpagus: bestätigt. 3. Dialog Astiages–Harpagus: befiehlt ihm Tötung bei sich daheim. Harpa­ gus hat Mitleid. 4. Monolog Harpagus (mit Kind): Astiages ohne Erben – warum töten? 5. Dialog Harpagus–Hirte Mitritates: soll Kind in der Wildnis aussetzen. 6. Monolog Cino, Frau des Mitritates: wartet auf Mitritates, mit dem sie ihr totes Kind begraben

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will. 7. Dialog Mitritates–Cino: bittet um Austausch; es wird gewährt. 8. Dialog Astia­ ges–Harpagus: Vollzugsmeldung. Tochter trauert, aber er hat ihr gesagt, das Kind werde heimlich aufgezogen. III. 1. Dialog Mitritates–Cino: Kind ist jetzt zwölf, spielt König über Kinder, heißt Cirus. Was wird mit ihm? 2. Flacon zu den beiden: zum König, wo Artambares Cirus verklagt hat. 3. Dialog Cino–Mitritates: Es wird um Kinderstreit gehen. 4. Dialog Astiages– Flacon: Kommt er? Ja. 5. Szene Astiages–Mitritates–Cirus; Trabanten stumm: Cirus rechtfertigt sein Verhalten beim Spiel, Astiages erkennt seine vornehme Art, holt die Wahrheit aus Mitritates heraus. 6. Dialog Astiages–Harpagus: Astiages zeigt sich im Nachhinein zufrieden, lädt Harpagus zum Nachtmahl. 7. Monolog Astiages: wird ihm seinen Sohn servieren. 8. Dialog Harpagus’ Sohn–Astiages: kommt, um mit Cirus zu opfern. „Du wirst selbst das Opfer sein.“ IV. 1. Trabantendialog Flacon–Silon: über das Essen, wo offenbar nicht alles stimmte. 2. Dialog Astiages–Harpagus: hat’s geschmeckt? Lässt ihm die Reste zeigen, die Har­ pagus begraben geht. 3. Dreigespräch Astiages Kiron/Meron: Die Weissagung habe sich mit dem Kinderspiel erfüllt. 4. Dialog Astiages–Cirus: schickt ihn zu Mandones. Und Cambises nach Persien. V. 1. Monolog Harpagus (mit Hase und Brief): will Cirus gegen Astiages aufwie­ geln, schickt deshalb Brief im Hasen. 2. Dialog Harpagus–Silon: ab mit dem Hasen. 3. Monolog Harpagus: wird mit Medern konspirieren. 4. Dialog Cirus–Cambises: Cirus zum Kampf bereit. 5. Astiages zu Harpagus: Cirus hat Persien aufgewiegelt, Wahrsager sind zu hängen. 6. Dreigespräch Cirus–Ritter Rugire/Alpaster: Perser stehen treu zu ihm. Schlacht durch Harpagus’ Ruf eröffnet, Meder fliehen, Astiages festgenommen. 7. Szene Harpagus–Astiages–Cirus: Astiages beschimpft Harpagus, krönt Cirus und darf in Hircania (Hyrkanien) weiterleben. VI.  1. Dialog Cirus–Kroisos: will nach Babylon, Lidia (Lydien) usw. nun auch der Scithier königreich erobern. Cresus (Kroisos) verweist auf die Wechselhaftigkeit des Glücks, aber er will sich rächen, da Thomiris (Tomyris) seine Hand ausschlug. 2. Ehrn­ holdt (von Harpagus dann weggeschickt) zu Cirus: Thomiris sagt, entweder kein Krieg oder einmarschieren oder sie marschiert ein. 3. Szene Cirus–Harpagus–Cresus: Har­ pagus rät zu Krieg im Land, Cresus im Scitthiergebiet, das will auch Cirus. 4. Cirus zum Ehrnholdt: Einmarsch melden. 5. Cirus zu den Seinen: auf geht’s! 6. Cirus zu den Seinen: Lager scheinbar verlassen. 7. Dialog Thomiris–Sohn Sargapises: Lager angrei­ fen. 8. Sargapises zu den Seinen: finden Essen im Lager, schmausen, schlafen ein, werden überrumpelt. 9. Szene Sargapises–Cirus: Sargapises bittet um Entfesselung, ersticht sich. VII. 1. Thomiris zu den Ihren: wollen die Perser in ein Tal treiben, dort soll Cirus Blut trinken. 2. Szene Cirus–Harpagus: Cirus hofft auf Sieg, Harpagus warnt vor Glückswech­ sel. 3. Szene Flacon–Cirus–Silon–Harpagus: sind eingekesselt, wollen aber dennoch kämpfen. Fallen alle. 4. Szene Thomiris–Ritter: lässt sich Kopf des Cirus und Gefäß mit Menschenblut bringen, Schlussrhesis: lässt ihn trinken, erklärt ihn für dünkelhaft. 5. Epilog Ehrnholdt: Fünf Lehren: (1) Astiages: Was Gott will, geschieht. (2) Harpagus:



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Wohltat gestraft, aber Gott rächt. (3) Hirte: Gott wollte es so. (4) Wahrsager: werden durch den Teufel betrogen. (5) Cirus: Wer zu viel will, kriegt am Ende nichts. Vgl. RV = H 60 vom 14. 1. 1558. 5067 8. 7. 1557. Comedia mit 9 personen, die Jael, und hat 4 actus (K./G. 10,130). 532 Vs. Q.: Ri 4,1–5,31. Vgl. KG 1873 (verl.), 4830 = Mll. Inhalt: wie KG 4830. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Israeliten Raphaia/Jesmael: Israeliten von Cananitter (Kanaaniter) Jabin und seinem Hauptmann Sisera bedrängt, weil sie gesün­ digt haben. Man soll sich an Richterin Debora wenden. 3. Monolog Debora: Heute kommen die zänkischen Israeliten vor Gericht. 4. Dreigespräch Debora–Raphaia– Jesmael: Debora erklärt Bedrängnis mit Sünden Israels, das aber jetzt bußfertig ist. Also wird Debora zu Gott beten. II. 1. Monolog Debora: Auf Gottes Rat hat sie den Israelitenhauptmann Barak herbe­ stellt. 2. Dialog Barak–Debora: soll mit 10000 der Stämme Naphtali und Sebulon auf den Berg Thabor gegen Sisera ziehen, sie kommt mit. 3. Dreigespräch Sisera–Traban­ ten Weral/Miral: siegessicher. Wollen mit Heeresmacht an den Fluss Kison ziehen. III. 1. Dialog Barak–Debora: Barak ängstlich wegen Übermacht des Feindes, Debora mahnt ihn, auf Gott zu vertrauen. Also will er. 2. Dialog Raphaia–Jesmael: siegessi­ cher und auf Gott vertrauend. 3. Trabantendialog Weral–Miral: haben diesmal Angst. 4. Dreigespräch Sisera–Weral–Miral: Sisera hat auch Angst. 5. Schlachtszene, vorher und nachher Barak: Feind besiegt. IV. 1. Monolog Jael, das weib: sieht den fliehenden Sisera kommen. 2. Dialog Jael– Sisera: Sie nimmt ihn in der Hütte auf, gibt ihm zu trinken, schlägt ihm, als er schläft, einen Nagel in den Kopf. 3. Dialog Barak–Jael: zeigt ihm den toten Sisera, er freut sich. 4. Debora zu Barak und Jael: lobt Jael, singt dann den Lobgesang. 5. Epilog Ehrnholdt: Ist das Volk sündig, erfolgt eine Niederlage, ist es bußfertig, erlangt es den Sieg mit Gottes Hilfe. Lit.: Sasse 2020b, 331  f.

5068 12.  7. 1557. Schwanck. Der koler mit den spulweck (K./G.  5,140; G./D.  1, Nr.  176). 86 Vs. Inh. wie KG 3687 = Ml. 5069 13. 7. 1557. Schwanck. Der teufel nam ein alts weib zu der eh (K./G. 9,284; G./D. 1, Nr. 177). 128 Vs. Inh. wie KG 4925 = Ml., hier ausführlicher erzählt, und 5083 = Fsp. Lit.: Brauner 1988, 198  f.

5070 20. 7. 1557. Eine comedi mit sibenzehen personen: Marina, deß königs tochter auß Franckreich, und hat siben actus (K./G. 20,64). 1256 Vs. Q.: Hans von Bühel, Trost spiegel fuer die Elenden […] Historia/ von eines Koenigs Dochter. Inhalt: Marina, Tochter des Königs von Frankreich, flieht vor ihm, weil er sie zur Frau begehrt, und kommt zu einem Hirten in der Nähe von London. Der Marschall des Königs von England bringt sie zu diesem, der sie heiratet. Während seiner Abwesen­ heit in Schottland intrigiert die Schwiegermutter gegen Marina mit Hilfe gefälschter Briefe, wodurch das Leben des vom König gezeugten Kindes bedroht wird. Der Mar­

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schall lässt Marina zu Schiff fliehen. Zwölf Jahre später kommt sie mit Sohn Romanus nach Rom, wo der Kaiser vor seinem Türkenfeldzug zusammen mit den Königen von Frankreich und England das Happy End herbeiführt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Kanzler Dionysius–Hofmeister Hugo: sollen dem König raten, wieder zu heiraten. 3. Dreigespräch König von Frankreich–Diony­ sius–Hugo: neue Frau nötig für männlichen Erben. Er will entweder Witwer bleiben oder seine Tochter Marina heiraten. 4. Dialog Hugo–Dionysius: wollen es so dem Parlament melden. 5. Monolog Marina: lieber sterben als in Schande mit dem Vater. Will mit Wertsachen auf einem Schiff in ein fernes Land und sich dort von Näharbeit und Ähnlichem ernähren. 6. Monolog König von Frankreich: Marina fort. Hat sie sich ertränkt? Er ist schuld. 7. Monolog Hirte: will im Wald Holz holen. 8. Dialog Hirte– Hirtin: Wer kommt denn da? 9. Dreigespräch Hirte–Hirtin–Marina: will bei ihnen bleiben, ist ihnen zu vornehm. Sie sagt nicht, wer sie ist, befindet sich in der Nähe von London. Soll Vieh weiden, und die Hirtin wird Marinas Handarbeit in der Stadt verkaufen. II. 1. Monolog Hirtin: bietet in London Marinas Arbeit zum Kauf an. 2. Dialog Mar­ schall–Hirtin: Marschall fragt nach Marina, Hirtin sagt ihm, was sie weiß, er soll Marina aber nichts tun. 3. Monolog Marina: wartet auf Hirtin, fürchtet, sie werde von ihrem Vater zurückgeholt. 4. Dreigespräch Marina–Marschall–Hirtin: Marschall will Marina mitnehmen, sie will erst nicht, dann aber doch. 5. Monolog König von England: verliebt in Marina. 6. Dialog Marschall–König von England: Marschall weiß nur den Namen, König von England will sie heiraten, Marschall rät aus Standesgrün­ den ab, er soll dennoch die Hochzeit vorbereiten. III. 1. Trabantendialog Fridrich–Zimbrecht: Keiner kennt die Frau, ständisch proble­ matisch, von Schwiegermutter gehasst. 2. Szene Bote–König von England vor Hofge­ sinde: Kriegserklärung der Könige von Irland und Schottland; Ehrnholdt soll Königin bringen. 3. Dialog König von England–Marina; Marschall (stumm): Abschied, schwan­ gere Marina in des Marschalls Obhut, sie ahnt nichts Gutes. 4. Marschall zu Ehrnholdt: soll König in Schottland Geburt eines Sohnes melden. 5. Monolog alte Königin: Marina hat König von England verblendet. 6. Dialog Bote-alte Königin: soll ihr den Brief geben und morgen überbringen. 7. Monolog alte Königin: will Brief ändern: Meerungeheuer geboren. 8. Monolog Bote: hat zu viel getrunken. 9. Alte Königin zu Bote: gibt ihm den Brief. IV. 1. Monolog König von England: wartet auf den Boten. 2. Dialog König von England– Bote: Übergabe. 3. Monolog König von England: Gott hat’s gegeben, will Marschall schreiben, dass Monstrum am Leben bleiben soll. 4. Monolog Bote: wartet auf Brief. 5. König von England zum Boten: Brief an Marschall. 5. Monolog alte Königin: will wieder Brieftausch. 6. Dialog Bote–alte Königin: nimmt Brief, schickt ihn zum Zechen. 7. Monolog alte Königin: will schreiben, Marschall soll Marina und Kind verbrennen. 8. Monolog Marschall: alles gut: Sieg in Schottland, Sohn. 9. Dialog Marschall–Bote: König von England war traurig. 10. Dialog Marschall–Rentmeister: verzweifelt wegen



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des Befehls. 11. Szene Rentmeister–Marina–Marschall: Sie ist bereit, aber das Kind? Rentmeister zu den Räten. 12. Dialog Marschall–Marina: wird Marina morgen früh in ein Schiff setzen. 13. Monolog Marschall: will Feuer machen und so tun als ob. 14. Monolog Rentmeister: Mitleid. V. 1. Trabantendialog Zimbrecht–Fridrich: König von England kommt zurück. 2. Dialog Marschall–Zimbrecht; Fridrich (stumm): entgegenreiten. Zu spät. 3. Dreigespräch König von England–Marschall–Rentmeister: König von England will Frau sehen, hört von der Verbrennung, sieht falschen Brief; Rentmeister schlägt Befragung des Boten vor. 4. Bote zu den Vorigen, Dialog mit Marschall: nennt alte Königin. 5. Vorige ohne den Boten; Rentmeister (stumm): Alte Königin kann Handschrift nachmachen, man soll sie holen und dann verbrennen. 6. Rentmeister zu Marschall: Rache gerecht. 7.  Vorige–alte Königin: Marschall verkündet Verbrennung, alte Königin einsichtig, Negativbeispiel für künftige Schwiegermütter. VI. 1. Dialog Marina–Sohn: waren zwölf Jahre auf einer Insel, er hat Hunger, sie gehen in eine Stadt [Rom]. 2. Dialog alter Bürger Romanus–Marina; Sohn (stumm): Romanus hat für beide Arbeit, 14 Tage Probezeit. 3. Dialog Romanus–Sohn: gehen in die Kirche, um den Kaiser zu sehen. 4. Marina zu Sohn: sollen weiter dienstbar sein. 5. Dialog kaiserlicher Ehrnholdt–Marina: Kaiser will den Knaben ausbilden lassen. 6.  Szene Ehrnholdt–Romanus–Marina; Sohn (stumm): Sie lässt ihn ziehen. 7. Szene Kaiser– Ehrnholdt; Sohn stumm: König von England und König von Frankreich kommen zu gemeinsamem Zug gegen die Türken. VII. 1.  Szene König von Frankreich–Kaiser–König von England–Sohn: Befragung des Sohnes, der nichts weiß; Marina soll kommen. 2. Vorige und Marina: Rührszene, pathetische Reden, die letzte vom Kaiser: Hochzeit soll nach Türkenfeldzug gefeiert werden. Jetzt gehen wir in den Petersdom. 3. Epilog Ehrnholdt: Neun Lehren: (1) König von Frankreich: unordentliche Liebe bringt Unheil. (2) Marina: Frauen sollen vor Sünde und Schande fliehen und nur auf Gott hoffen! (3) Hirte: Arme aufnehmen! (4) König von England: auf Tugendadel schauen! (5) alte Königin: Untreue trifft den eigenen Herrn. (6) Marschall: helft den Unschuldigen! (7) Sohn: Vater und Mutter ehren! (8)  Romanus: gebt armen Leuten Arbeit! (9) Kaiser: mehrt den Gemeinnutz und ehret Gott! Vgl. RV = H 59 vom 11. 1. 1558. Lit.: Buschinger 1986, 367–374 (372  f.: „Statt (wie Hans von Bühel) an die im Werk erzählten Ereig­ nisse den Hundertjährigen Krieg anzuschließen, stellt Hans Sachs seine Komödie in den hochaktuel­ len Kontext der Türkenkriege […].“ 374: „Es ist die Utopie einer christlichen Universal-Monarchie, die Karls V. – und des Mittelalters Wunschtraum – war, freilich eine imperiale Utopie unter protestanti­ schen Vorzeichen!“).

5071 21. 7. 1557. Epimenides, der wunderbar philosophus (K./G. 7,379). 92 Vs. Beim Hüten der Schafe schläft Epimenides für 75 Jahre ein. Als er aufwacht, ist ihm alles fremd, aber sein Bruder, der beim Einschlafen des Epimenides noch ein Kind war, nimmt ihn an. Er studiert Philosophie, befreit die Athener von der Pest – diese errichten dem Unbekannten Gott einen Altar –, nimmt kein Geld dafür und lehnt auch ab, Kund­

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schafter des Perserkönigs zu werden, weil er lieber arm ist. Er lebt zur Zeit Solons, schreibt mehrere Werke zur Natur- und Moralphilosophie, stiftet Athene einen Tempel und wird 177 Jahre alt. Man sieht an ihm, dass Gott auch Heiden weise machte. 5072 4. 8. 1557. [E] Ein ganz gereimpte karten aller pletter (K./G. 23,128). 96 Vs. Selbstvor­ stellung der Karten als Variante zu KG 2301 = Sg. Vgl. außerdem 5390 = Sg. 5073 7. 8. 1557. [E] Schwanck. Das ay mit den achtzehen schanden (K./G. 5,173; G./D. 1, Nr. 178). 88 Vs. Inh. wie KG 1255 = Ml. und 1256 = Sg., aber etwas länger. 5074 10. 8. 1557. Comedia mit 15 personen, der Daniel, und hat 7 actus (K./G. 11,27). 1256 Vs. Q.: Dan 1–6 + 14,22–41. Vgl. KG 408, 458, 494, 515, 824, 1153, 1318, 2056, 4079, 4625, 4633 = Mll. und 5540 = Sg. Inhalt: wie KG 4079 + 515 + 494 + 1153 + 458. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2.  Szene König Nebucadnezar–Aspenas, der oberst kamerer; Hofgesinde stumm: haben Juda besiegt und viele Juden nach Babylon ver­ schleppt. Aspenas soll viele junge Männer drei Jahre lang in seinem Haus für den Hofdienst ausbilden, ihnen auch caldäische Schrift beibringen. Aspenas hat schon angefangen und sehr weise darunter entdeckt. 3.  Szene Daniel–Hanania–Misael– Asarias: Es geht ihnen seit drei Jahren gut, aber sie bewahren sich ihren Glauben. 4. Nebucadnezar zu Ehrnholdt: Wahrsager holen. 5.  Szene Nebucadnezar–Midas– Credas: Nebucadnezar hat geträumt, den Traum aber vergessen. Sie sollen ihn rekon­ struieren und deuten. Weil sie es nicht können, ab zur Hinrichtung. II. 1. Szene Daniel–Hanania–Misael–Asarias: sollen auch getötet werden, bauen aber auf Gott. 2. Monolog Daniel: dankt Gott, weil er ihm den Traum sagte. 3. Dialog Daniel– Richter Arioch: nicht hinrichten, will Traum deuten. 4. Szene Nebucadnezar–Arioch– Daniel: Daniel sagt, was Gott ihm sagte. Beschreibt den Traum und deutet ihn. Ne­ bucadnezar erklärt Gott für den Größten, gibt Daniel Babylon, macht auf dessen Bitten Hanania, Misael und Asarias zu Landvögten und behält Daniel als Weisen am Hof. III. 1. Dreigespräch Hanania–Misael–Asarias: Nebucadnezar stellt goldenes Standbild auf. Solange sie es nicht anbeten müssen, ist das in Ordnung. 2. Szene Nebucadne­ zar–Ehrnholdt; Hofleute stumm: Wer nicht anbetet, wird verbrannt. Alle fallen nieder außer den dreien. Ehrnholdt meldet das. 3. Szene Nebucadnezar–Hanania–Misael– Asarias: weigern sich, Feuerofen wird angeschürt. 4. Szene Trabant–Nebucadnezar: Flammen aus Feuerofen, Nebucadnezar will es sehen. 5. Szene Nebucadnezar–Arioch: die drei nicht verbrannt?! 6.  Szene Aspenas–Nebucadnezar; Hanania, Misael und Asarias stumm: für Aspenas und Nebucadnezar ein Wunder Gottes. Hanania, Misael und Asarias rehabilitiert. IV. 1. Szene Nebucadnezar–Aspenas; Ehrnholdt stumm: Nebucadnezar hat von einem Baum geträumt. Wahrsager sollen kommen. 2. Szene Midas–Nebucadnezar–Credas; Daniel stumm: erzählt seinen Traum vom verendenden Baum, Midas/Credas können ihn nicht deuten. 3. Dialog Nebucadnezar–Daniel: Daniel deutet, fordert Nebucad­ nezar zum Sündenbekenntnis auf. 4. Monolog Nebucadnezar: Er will nicht. 5. Engel zu Nebucadnezar: wird sieben Jahre verstoßen, bei den Tieren sein und Gras essen.



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Nebucadnezar tobt irrsinnig, wird abgeführt. 6. Dialog Arioch–Aspenas: Nebucadne­ zar jetzt in der Wildnis. 7. Monolog Nebucadnezar: Lob Gottes. 8.  Szene Aspenas– Nebucadnezar; Arioch stumm: Nebucadnezar ist wieder König und will allein Gott verehren. V.  1. Dreigespräch Hanania–Misael–Asarias: Nebucadnezar ist tot, Nachfolger Bel­ sacer (Belsazar) dünkelhaft, obwohl Darius schon im Land. Heute Abend Bankett. 2. Szene: Belsacer zu Aspenas: Geschirr heute aus dem Tempel in Jerusalem. Belsacer sieht die Schrift an der Wand. 3. Szene Belsacer–Midas/Credas: können Schrift nicht lesen. 4. Dialog Belsacer–Arioch: Arioch empfiehlt Daniel. 5. Dialog Belsacer–Daniel: Daniel deutet, bekommt goldene Kette und wird der Dritte im Reich. VI.  1. Dreigespräch Hanania–Misael–Asarias: Belsacer tot, Darius jetzt Herrscher. 2. Darius zu Daniel, Aspenas, Arioch: die drei jetzt Landvögte über zwanzig andere. 3. Dialog Aspenas–Arioch: Angst vor Daniel, List gegen ihn geplant. 4. Rede Darius: will Daniel über alle Fürsten setzen. 5. Szene Aspenas–Darius; Arioch stumm: Edikt, niemand soll von Mensch oder Gott etwas bitten außer von Darius, sonst Löwengrube. Ist Darius recht. VII. 1. Monolog Daniel: will trotzdem zu Gott beten. 2. Aspenas zu Arioch: beobach­ ten Daniel, gehen ihn anzeigen. 3.  Szene Darius–Daniel–Arioch–Aspenas: Darius will Daniel nicht töten, aber Aspenas/Arioch bestehen darauf. Abgeführt. Daniel: ich vertraue auf Gott. 4. Rede Darius: wird Stein auf Löwengrube versiegeln. Ist danach traurig. 5. Dreigespräch Hanania–Misael–Asarias: Kommentar. 6. Dialog Darius– Daniel: Daniel ist nichts geschehen. 7.  Szene Trabant (zieht Daniel raus)–Darius (umarmt ihn)–Daniel: Daniel wieder eingesetzt, Neider in die Löwengrube. Schluss­ wort Daniels über Gottes Strafe. 8. Epilog Ehrnholdt: Fünf Lehren: (1) Daniel und Freunde: Gott verlässt die Seinen nicht. (2) Nebucadnezar: Obrigkeit soll Gott aner­ kennen, sonst stürzt er sie bis zur Buße. (3) Belsacer: Gott straft Laster. (4) Darius: nicht auf Schmeichler hören! (5) Fürsten: Lügen und Listen werden bestraft. 5075 13. 8. 1557. Der haubtman Hanibal (Sachs, Rosenton). Hannibal, der schon als Neun­ jähriger den Römern Feindschaft geschworen hat, zieht mit einem großen Heer von 80 000 Fußsoldaten, 37 Elefanten und 20 000 Reitern über die Alpen den Römern entgegen. Sechzehn Jahre lang führt er mit ihnen Krieg. Nachdem er Sempronius und Flaminius Niederlagen zugefügt hat, besiegt er bei Cannae Aemilius Paullus. 40 000 Fußsoldaten und 2 700 Reiter werden erschlagen. Doch dann gelingt es Scipio, Kar­ thago zu erobern. 20 000 Feinde der Römer müssen ihr Leben lassen. Hannibal flüch­ tet und nimmt sich das Leben. Q.: Plutarch, Fabius 1–27 (Boner). 5076 19. 8. 1557. Der kolb im kasten (K./G. 7,435). 214 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1055 = Ml. Vgl. 3836 = Com. 5077 20. 8. 1557. Die halb rossdeck (K./G. 7,441). 202 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1209 = Ml., aus­ führlicher erzählt. Vgl. 3169 = Ml. Schluss: Eltern sollen ihren Kindern das Erbe nicht zu Lebzeiten übergeben, Kinder sollen sich ehrfürchtig und anständig ihren Eltern gegenüber verhalten. Lit.: Hübner 2013, 157–161.

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5078 28. 8. 1557. Tragedia könig Sauls, mit verfolgung könig Davids, gantz. Von dem authore selbst mit zweyen actis und sieben personen gemehret, und hat ietzt sieben actus und ein und zweyntzig person (K./G. 15,31). 1062 Vs. Q.: 1Sam 15–22. Vgl. KG 313, 574, 582, 688, 982, 1292, 1648, 1699, 1985, 2169, 2350, 2556, 3727, 4241, 4658, 4782, 4915 = Mll. Inhalt: wie KG 1292 + 2350 + 1699 + 4782 + 1985 + 582 + 313 + 982 + 574. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Saul zu Sohn Jonathan und hauptman Abner: Er ist Herrscher von Gott, der ihm im Krieg hilft. 3. Szene Samuel–Saul–Abner; Jonathan (stumm): Auf gegen die Amalekiter! 4. Dreigespräch Amalekiterkönig Hagag–knechte Dalon/Dydon: abwehrbereit. Schlacht, Dalan/Dydon fallen. 5. Dialog Abner–König Hagag: gibt sich gefangen. 6. Monolog Samuel: Gott bereut, dass er Saul zum König machte; Samuel will ihm entgegengehen. 7. Dialog Saul–Samuel: Saul, der ungehor­ sam war – er hätte alle Amalekiter, alles Vieh töten müssen –, ist nicht mehr König. 8. Szene Hagag–Samuel; Saul stumm: Samuel erschlägt Hagag. II. 1. Monolog Samuel: bekümmert wegen Saul. 2. Dialog Stimme des Herrn–Samuel: soll nach Bethlehem und einen der Söhne Isays zum König salben. 3. Isay zu seinen drei Söhnen: auf zum Ackern! 4. Dialog Isay–Samuel; Söhne (stumm): gehen opfern. 5. Szene Samuel–Isay–Stimme des Herrn: Herr will Eliab, Abinadab, Samma nicht, sondern Schafhirt David; der wird geholt und gesalbt, soll schweigen. 6. Dialog Saul– Abner: Saul voll bösem Geist, Abner empfiehlt David mit der Harfe. 8. Saul zu David und Abner: Es geht ihm besser; muss nun gegen die Philister. III. 1. Dialog Isay–David: Isay schickt David mit Proviant zu den drei Brüdern, die im Eichgrund gegen die Philister Soldaten sind. 2. Szene Eliab–Abinadab; Samuel, Abner (stumm): warten auf David. 3. Vorige und David; Eliab schildert Goliath. 4. Goliath zu Israel: fordert zum Zweikampf heraus; wer unterliegt, wird Knecht. 5. Szene Abner– David–Eliab: Sieger kriegt Sauls Tochter. Eliab rügt Davids Vorwitz, aber David will. 6. Vorige und Saul; Jonathan, Brüder (stumm): Saul zweifelnd, aber David hat schon Löwe und Bär bezwungen. Kriegt Rüstung angelegt, legt sie wieder ab, nimmt Stein­ schleuder. 7. Dialog David–Goliath; übrige stumm: David beruft sich auf Gott, tötet Goliath mit Stein, schneidet ihm Haupt ab und gibt es Saul. Sollen die Philister ver­ folgen. IV. 1. Dialog Jonathan–David: Freundschaftsbund. 2. Monolog Saul: sinnt auf Davids Tod, fängt zu toben an. 3. Szene Abner; Ehrnholdt, Saul (stumm): David mit Harfe her! 4. Szene Saul–David: David spielt, Saul wirft Speer, David läuft weg. 5. Dialog Saul–Abner: David soll Kriegsfürst werden und, wenn er Philister besiegt, Michal zur Frau kriegen. 6. Monolog Saul: will David über Michal kriegen. 7. Dialog Abner–David: David soll 100 Vorhäute bringen, bekommt dann Michal. David bescheiden. 8. Dialog Saul–Abner: David hat 200 Vorhäute erobert. 9. Szene David–Saul; Abner (stumm): David bekommt Michal. V.  1. Dialog Saul–Jonathan; Abner (stumm): Sie sollen David töten, Jonathan ist dagegen, deshalb nicht. 2. Dialog David–Jonathan; Ehrnholdt (stumm): Saul will



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David nicht töten. Der versteht es auch nicht. 3. Monolog Saul: David muss sterben. 4. Szene Saul (stumm)–Abner–David (stumm): Saul tobt, Harfe, Speerwurf. 5. Saul zu Abner: soll David töten. 6. Monolog Saul: will auf Davids Bewachung achten. 7. Dialog David–Michal: wird ihn zum Fenster hinauslassen. Legt dann „Bild“ ins Bett. 8. Dialog Abner–Michal: David soll zu Saul – liegt krank im Bett. 9. Monolog Michal: warum ist Saul nur so? 10. Abner zu Michal: David soll zu Saul, sieht das „Bild“. Knechte sollen David suchen. 11. Dialog Saul–Michal: warum? Er habe sie bedroht. Saul will David nach Ramat folgen. VI. 1. Dialog David–Jonathan: Saul verbirgt Anschläge vor Jonathan, der Barmherzig­ keit erbittet. Erneuern Bund. David soll zum Stein Asel. Vereinbaren die Zeichen mit den Pfeilen. 2. Dialog Saul–Jonathan; Abner (stumm): David bei Isay, Jona­than fragt: warum, Saul wirft Spieß. 3. Saul zu den Seinen: auf zum Neumondmahl. 4. Monolog David: ist beim Stein Asel. 5. Szene Jonathan–Knabe: J. schießt drei Pfeile, lässt K. sie holen. 6. Dialog Jonathan–David: Saul will David töten, muss weg. Freund­ schaft. David baut auf Gott. VII. 1. Monolog David: will zu Hohepriester Ahimelech. 2. Dialog Ahimelech–David: ist im Auftrag Sauls, will Brot, bekommt heiliges, wird bewaffnet. 3. Monolog David: will sich bei König Achis in Gath verbergen. 4. Dreigespräch Achis–Trabanten Morhal und Ebal: Morhal/Ebal warnen vor David, der spielt verrückt, wird abgeführt. 5. Monolog David: lobt Gott. 6. Dialog David–Abiatar, Sohn Ahimelechs: Saul hat Ahimelech und andere Priester mit Frauen und Kindern getötet; er ist entronnen. Gehen nach Engedy zu Davids Mannen. 7. Epilog Ehrnholdt: Saul steht für die „Weltkinder“, David für die Christen, Goliath für das Fleisch, Micha für die christliche Gemeinde, Jonathan hilft gegen die Weltkinder, Ahimelech steht für Diener der Christen in der Not. Vgl. RV = H 60 vom 14. 1. 1558. Lit.: Washof 2007, 270–272.

5079 6. 9. 1557. Tragedi mit 14 personen, die vervolgung könig David von dem König Saul, hat 5 actus (K./G. 10,262). 810 Vs. Q.: 1Sam (24)26–2Sam 1(2). Vgl. KG 199, 313, 321, 338, 577, 1849, 3136, 3854, 4773 = Mll. Inhalt: wie KG 199 + 338 + 3854 + 577 + 321 + 4773. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Saul–Sohn Jonathan–Feldhauptmann Abner: Saul will David töten, Jonathan und Abner sprechen für ihn (Hinweis auf Höhlenszene und Episode in der Wüste Maon), er bleibt dabei. 3. Dialog Bote der Siphitter–Saul; Jonathan, Abner stumm: David auf Hügel Hachila. Also auf! 4. Dialog David–Hauptmann Abisay: Abisay will Saul auf Hachila im Schlaf erstechen, David lehnt ab. 5. Szene David–Abner–Saul; Abisay stumm: David ruft hinüber zu Abner und Saul, dass Abisay Saul hätte töten können. Saul gibt sich wieder einmal versöhnt. II.  1. Dialog David–Abisay: D. will vor Saul nun zu Philisterkönig Achis fliehen. 2. Szene Achis–Fürst Zephe; Fürst Kenas stumm: Achis will „Bürgerkrieg“ in Israel zur Rache nutzen. 3. Szene David–Achis; Kenas, Zephe stumm: David will für Achis gegen Israel kämpfen; wird aufgenommen und mit Heer zum Wohnen nach Ziklag geschickt.

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4. Dreigespräch Achis–Kenas–Zephe: will Israel mit David zusammen angreifen, lässt sich das von Kenas ausreden. III. 1. Szene Saul–Jonathan–Waffenträger; Abner stumm: Saul hat Angst vor den Philis­ tern, Jonathan erklärt Sauls Lage durch Sauls Sünden gegen Gott; Waffenträger emp­ fiehlt Hexe von Ender (Endor). 2. Monolog Jonathan: Jonathan nun endgültig pessimis­ tisch. 3. Monolog Hexe: ist nicht mehr gefragt, müsste etwas anderes treiben. 4. Dialog Saul–Hexe: Hexe soll Samuel beschwören; sie erkennt Saul. 5. Dialog Geist Samuel– Saul: prophezeit ihm und den Seinen den Tod. 6. Szene Hexe–Saul–Abner–Waffenträ­ ger: Essen etwas auf Drängen Abners und des Waffenträgers, dann zurück nach Gilboa. IV. 1. Dreigespräch Achis–Zephe–Kenas: Angriff oder nicht? Ja. 2. Szene Saul–Jo­na­ than–Abner; Waffenträger erst stumm: sind pessimistisch. Schlacht. Jonathan fällt. Dann Dialog Saul–Waffenträger: soll ihn erstechen, will nicht; Saul ersticht sich selbst, Waffenträger auch, Abner flieht. 3. Achis zu den Seinen: Waffen abnehmen, Leichen mitnehmen. 4. Monolog Abner: beklagt Situation. V. 1. Dialog David–Abisay: Die Amalekitter sind besiegt, doch Ziklak wurde nieder­ gebrannt. 2. Szene David–Knabe–Abisay: Knecht behauptet, Saul getötet zu haben, bringt Krone. David tötet ihn, dann lange Klage. 3. Dialog David–Abisay: David will nach Hebron, wo man ihn salben wird. 4. Epilog Ehrnholdt: Saul steht für die Tyran­ nei, die Gott schließlich stürzt. David steht für die gute Obrigkeit. Vgl. RV = H 60 vom 14. 1. 1558. Lit.: Washof 2007, 296  f.

5080 14. 9. 1557. Tragedia, mit 17 personen: Der hörnen Sewfriedt. Ein son könig Sigmunds im Niderlandt, und hat 7 actus (K./G.  13,334). 1142 Vs. Q.: Lied von dem Hürnen Sewfrid. Inhalt: Sewfrid, zu König Gibich in Wurms (Worms) geschickt, tötet unterwegs den Drachen, macht seine Haut hörnern, wird Gibichs Dienstmann. Crimhilt wird von einem Drachen entführt, Sewfrid, auf dem Weg zur Rettung, tötet zuerst den Riesen Kuperon, wobei ihm Zwerg Ewgelein hilft, dann den Drachen, kommt zurück nach Wurms. Er wird von Dietrich von Peren (Bern) im Rosengarten besiegt, auf Bitten Hil­ teprants nicht getötet. Ihn ersticht dann Hagen, woraufhin Crimhilt beschließt, sich zu rächen. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch König Sigmund–Räte Dietlieb und Hort­ lieb; Ehrnholdt (stumm): Was machen mit Sewfrid, der so ungehobelt ist? Räte: in die Fremde schicken. Also nach Wurms zu König Gibich. 3. Dialog Sigmund–Sewfrid; Räte (stumm): Sewfrid wird losgeschickt; braucht kein Geld usw., da er selbst alles besorgen kann. 4. Dialog Schmied–Knecht: Was sie zuerst tun wollen. 5. Dreigespräch Sewfrid–Schmied; Knecht (stumm): Sewfrid will Knecht sein, schlägt zu gewaltig auf den Amboss. 6. Dialog Schmied–Knecht: wie Sewfrid loswerden? Zum Köhler wegen Kohlen in den Wald schicken, wo ihn der Drache fressen wird. 7. Dialog Schmied– Sewfrid; Knecht (stumm): schickt ihn. 8. Dialog Schmied–Knecht: wollen beim Fraß zuschauen.



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II.  1. Monolog Sewfrid: sieht keinen Köhler, nur ein Loch. Daraus kommt Drache, Tötung hinterszenisch, Monolog Sewfrid: hat seine Haut hörnern gemacht, will nicht mehr zum Schmied, sondern nach Wurms, wo er vielleicht Crimhilt gewinnen kann. 2. Gibich zum Ehrnholdt: will Crimhilt sehen. 3. Dialog Sewfrid–Gibich: nimmt Sewfrid in seinen Dienst. 4. Szene Crimhilt–Gibich–Sewfrid: Crimhilt soll bei Turnier zusehen, Sewfrid mitmachen; bekommt Rüstung usw. 5. Monolog Crimhilt: mag Sewfrid, sieht den Drachen kommen, wird von ihm entführt, jammert. 6. Szene Gibich–Ehrnholdt– Sewfrid: Gibich fürchtet, Drache werde Crimhilt fressen. Ehrnholdt beruhigt ihn: Befreier kriegt sie, Sewfrid will es wagen. III. 1. Dialog Crimhilt–Drache: will sie fünf Jahre behalten, weil er, aus Griechen­ land und von einer Frau verflucht, dann wieder zurückverwandelt wird. 2. Monolog Sewfrid: ist schon vier Tage unterwegs und sieht keinen Weg zum Berg hinauf. 3. Dialog Zwerg Ewgelein–Sewfrid: Ewgelein kennt den Weg, rät ab, bringt Sewfrid zum Riesen Kuperon, wo er den Schlüssel holen soll. IV.  1. Monolog Riese: Drache war ungestüm, aber er hat den Schlüssel. 2. Dialog Riese–Sewfrid; Ewgelein (stumm): rät auch ab, will Schlüssel nicht hergeben. Kampf, Sewfrid siegt, geht vor dem Riesen her, wird niedergeschlagen, Ewgelein wirft Nebel­ kappe über ihn. Sewfrid schlägt den Riesen wieder nieder. Riese schließt jetzt auf und führt ihn hinauf. V. 1. Monolog Crimhilt: jammert. 2. Szene Crimhilt–Sewfrid–Riese; Ewgelein (stumm): Crimhilt rät ab, Riese weist auf spezielles Schwert hin, greift wieder an, wird getötet. 3. Crimhilt zu Sewfrid: soll sie heimbringen. 4.  Szene Ewgelein–Crimhilt; Sewfrid (stumm): Ewgelein bringt Konfekt, wovon Sewfrid etwas isst; Drache naht, sie fliehen erst einmal. 5. Sewfrid tötet den Drachen, fällt in Ohnmacht. 6. Scheinmonolog Crim­ hilt: jammert. 7.  Szene Ewgelein–Sewfrid–Crimhilt: Ewgelein gibt Sewfrid Wurzel, dankt für Rettung der Zwerge vom Riesen, sagt ihm Tod im Schlaf nach acht Jahren Ehe voraus. 8. Monolog Gibich: Gattin vor vier Jahren gestorben. 9. Dialog Ewge­ lein–Gibich: Ewgelein meldet Ankunft. 10. Szene Gibich–Sewfrid; Crimhilt, Ewgelein (stumm): Wiedersehen, Sewfrid wird erzählen, bald ist Hochzeit. VI. 1. Dialog Crimhilt–Sewfrid: Sewfrid erzählt von hörnerner Haut, Crimhilt vergleicht ihn mit Dietrich von Peren (Bern), wird durch den Herzog von Prabandt (Brabant) Dietrich von Peren zusammen mit Hilteprant zum Kampf im Rosengarten einladen. 2. Monolog Gibich: macht sich wegen des Kampfes Sorgen. 3. Dialog Dietrich–Hilte­ prant: Hilteprant rät, die Einladung anzunehmen. 4. Dialog Crimhilt–Sewfrid: warten auf Kampf. 5. Dialog Dietrich–Crimhilt; Hilteprant stumm: Crimhilt will herausfinden, wer der größte Held auf Erden ist. 6. Dialog Dietrich–Hilteprant: Dietrich hat Angst vor Sewfrid, will heim, Hilteprant nennt ihn feige, wird von Dietrich niedergeschlagen. 7. Monolog Hilteprant: wollte es so. 8. Szene Crimhilt–Sewfrid–Dietrich–Hilteprant– Ehrnholdt: Mitten im Kampf sagt Ehrnholdt im Auftrag Hilteprants („a parte“), dieser sei tot, daraufhin dringt Dietrich so wild auf Sewfrid ein, dass dieser auf Crimhilts Schoß flieht. Dietrich will ihn töten, aber Hilteprant verhindert es. Also bekommt Diet­ rich das Rosenkränzlein. Freundschaftlicher Abschied.

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VII. 1. Dreigespräch Guenther–Gernot–Hagen, Brüder Crimhilts: haben Angst, Sewfrid werde nach Gibichs Tod König sein, wissen, dass er zwischen den Schulterblättern verwundbar ist. 2. Monolog Sewfrid, legt sich zum Schlafen unter eine Linde. 3. Szene drei Brüder–Sewfrid; Hagen ersticht ihn und sagt dann, man wolle es Mördern unter­ stellen. 4. Rede Crimhilt an der Leiche: Klage; erkennt Hagens Dolch, wird sich rächen. 5. Epilog Ehrnholdt: neun Lehren: (1) Sigmund: ungeratener Sohn lässt schlechtes Ende erwarten. (2) Sewfrid: typischer frecher Jugendlicher. (3) Zwerg steht für dienst­ baren Mann. (4) Riese bedeutet Untreue, Hinterhältigkeit. (5) Drache: Gewalt wird mit Gewalt gesühnt. (6) Dietrich von Peren steht für einen anständigen Fürsten. (7) Hil­ teprant: treuer Hofmann. (8) Crimhilt: Hochmut bringt Unheil. (9) Brüder: Neid und Hass bringen Unheil.

Lit.: Weinacht 1976, 145: „[…] die erste uns bekannte Dramatisierung dieses Sagenstoffes.“; Wap­ newski 1978, 51–53; Sowinsky 1984 (335: „Hans Sachs hat […] aus der inkonsistenten Liedfassung […] erstmals einen in sich stimmigen Text geschaffen.“); Dietl 1998c; Katritzky 1999; Bonfatti 2004, 272  f.; Santoro 2005; Classen 2006; Grafetstätter 2007; Lienert 2008, 232  f. Nr. 326; Grafetstät­ ter 2013, 270–300; Andersen-Vinilandicus 2015, 71  f.; Büsel 2015, 19–22; Gabaude 2015.

5081 18. 9. 1557. Die erschrockliche prophezey (Nachtigall, Kurze Tagweise). Prophezei­ ung, dass Gott, der die Schandtaten seines Volkes sieht, diese bestrafen wird. Q.: Jes 59,1–4. Vgl. KG 3167 = Ml. 5082 20. 9. 1557. Ain guete kinder ler (Puschman, Klingende Puschweise). Inh. u. Q. wie KG 1480 = Ml. Vgl. 5562 = Sg. Schluss: Zusammenfassung. Wer seine Eltern in Ehren hält, dem wird Gott Heil und Glück schenken. 5083 24. 9. 1557. Ein faßnachtspil mit fünff personen: Der teuffel nam ein alt weib zu der ehe (K./G. 21,17; G. 7, Nr. 76). 430 Vs. Vgl. KG 4925 = Ml. und 5069 = Sg. Inhalt: wie KG 4925. Szenenübersicht: 1. Prolog Jude Mose: Inhalt. 2. Monolog Teufel: verlässt die Hölle, will eine Ehefrau, aber keine junge, sondern eine alte. 3. Dialog alte Frau–Teufel: Da sie nach Kräutern graben will, stellt er sich als Experte vor. Sie ist zur Heirat bereit, wenn er für ihr Alter sorgt. Hochzeit noch heute, sie wird Wein besorgen. 4. Monolog Teufel: Gleich und Gleich … eilt zur Hochzeit. 5. Monolog Arzt: hört beim Wurzelgra­ ben den Lärm der Hochzeit, fürchtet sich. 6. Dialog Teufel–alte Frau: schickt ihn zum Schatzholen. 7. Monolog alte Frau: Teufel muss alles für sie tun. 8. Dialog Teufel– alte Frau: bringt Schatz, muss aber gleich noch einen holen. 9. Monolog alte Frau: freut sich darüber, dass sie den Teufel narrt. 10. Dialog Teufel–alte Frau: alte Frau soll Essen einkaufen, sie schimpft über den neuen Schatz, er soll einen anderen holen, verspricht es für die nächste Nacht. Sie macht einen Kreis um ihn, in dem sie ein­ ander schlagen. Er will nicht mehr, „fährt“ davon, sie will ihn mit zwei „Gespielin­ nen“ wieder fangen. 11. Monolog Teufel: klagt über die Ehe, sieht den Arzt. 12. Dialog Teufel–Arzt: erzählt, dass er erst die alte Frau für fromm hielt. Will keine Frau mehr, sondern Knecht eines Mannes sein. Wird in Patienten des Arztes fahren, und der exor­ ziert für Geld, das sie sich dann teilen. Wollen als Erstes zu zwei jüdischen Wucherern. 13. Dialog Mose–Esaw: Mose will Hermann Wüstlings Pfand verkaufen. Esaw agiert als Besessener. 14. Vorige und Arzt: Arzt exorziert Esaw, kriegt 30 Taler. 15. Monolog



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Teufel: hat die 30 Taler gesehen, will den Arzt „wiederäffen“, wenn der ihn betrügt. 16. Dialog Teufel–Arzt: gibt ihm nur 10. Teufel soll in den anderen Juden fahren. 17. Monolog Arzt: glaubt, dass der Teufel den Betrug nicht gemerkt hat. 18. Schein­ monolog Esaw (mit dem tobenden Mose an einer Kette): hofft auf den Arzt. 19. Vorige und Arzt: Arzt beschwört, aber Mose schimpft als Teufel wegen der 30 Taler, Arzt will besseren Exorzismus erkunden. 20. Mose/Teufel zu Esaw: Du bringst mich nicht aus dem Haus. 21. Dialog Arzt–Mose/Teufel: Arzt berichtet: Teufel muss vors Chorgericht und dann wieder zur alten Frau zurück. Teufel will nicht, spricht Arzt frei und kehrt in die Hölle zurück. 22. Epilog Esaw: entschuldigt sich bei Juden (die es in Nürnberg nicht mehr gebe) und alten Frauen für den Inhalt des Stücks. Lit.: Jünger 1990, 40–45; Brauner 1991, 137  f.; Martin 2006, 52  f.

5084 30.  9. 1557. Ein faßnachtspil mit vier personen: Eulenspiegel mit dem blawen hoßtuch und dem bawern (K./G. 21,49; G. 7, Nr. 77). 330 Vs. Q.: , Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Nr. 66 (68). Vgl. KG 2962 = Ml. Inhalt: wie KG 2962. Szenenübersicht: 1. Monolog Eulenspiegel: hat kein Geld, will zum Jahrmarkt nach Oltzen (Uelzen), um Bauern zu betrügen. 2. Monolog Bauer: hat im Bettstroh Geld gefunden, will für eine Hose grünes Tuch auf dem Oltzener Jahrmarkt kaufen. 3.  Monolog schottenpfaff: betrügt Bauern, will es in Oltzen versuchen. 4. Monolog Spitzbube Clas Würffel: hat’s im Winter schlecht, will auch in Oltzen betrügen, beson­ ders mit Würfel- und Kartenspiel. 5. Dialog Eulenspiegel–Clas Würffel: Eulenspiegel wirbt um Würffels Hilfe bei dem Streich, den er dem Bauern spielen will; den schot­ tenpfaff hat er schon gewonnen. Würffel macht mit für eine Halskappe. 6. Monolog Eulenspiegel: stellt sich an die Straße. 7. Dialog Eulenspiegel–Bauer: wettet acht Taler, dass das Tuch blau ist. 8. Vorige und Würffel: Das Tuch ist blau. Bauer will die beiden vor den Richter zerren, Eulenspiegel schickt den schottenpfaff vor. 9. Vorige und schottenpfaff: Tuch ist blau. Bauer glaubt dem Geweihten. Eulenspiegel will das Tuch, Bauer erklärt alle zu Betrügern, sie prügeln ihn. 10. Epilog Bauer: räsoniert über den Fall in Sprichwörtern (schlechte Gesellschaft meiden, jedes Unrecht kommt ans Licht, unrecht Gut gedeihet nicht), ist auch selbst schuld, weil er das Geld nahm. Muss nun in geflickter Hose zum Tanz.

Lit.: Oelkers 1994; Rettelbach 1994a, 125–127 (125: „In der Historie […] gerät der Bauer gänzlich unverschuldet in seine Lage […]. Der Bauer des Fastnachtspiels dagegen hat moralische Schuld auf sich geladen […]. 126: „Die Bosheit Eulenspiegels wird durch diese Änderung zum Vollzug einer höheren poetischen Gerechtigkeit.“); Aylett 1995, 219–221; Tenberg 1996, 154–156; Baro 2011b, 148–150.

5085 4. 10. 1557. Tragedia mit 17 personen. Der gotloß könig Ahab mit dem frommen Nabot. Hat fünff actus (K./G. 10,402). 784 Vs. Q.: 1Kön 21,1–22,38. Vgl. KG 300, 1535 (verl.) = Mll. Inhalt: wie KG 300. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Israelit Nabot: dankt im Gebet für seinen Wohlstand. 3. Dialog König Ahab von Israel–Ehrnholdt: Ehrnholdt soll Nabot holen,

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da Ahab aus dessen Weingarten einen Kohlgarten machen will. 4. Monolog Ahab: Hof­ fentlich fürchtet Nabot ihn. 5. Dialog Ahab–Nabot: Nabot will sein ererbtes Gut nicht hergeben. 6. Ahab zum Ehrnholdt: soll Königin Isabel holen. 7. Dialog Ahab–Isabel: Isabel wird ihm den Weinberg verschaffen. 8. Monolog Ahab: Isabel ist listig. 9. Szene Isabel–Ahab–Ehrnholdt (stumm): Isabel siegelt einen von ihr geschriebenen Brief mit Ahabs Ring, gibt ihn dem Ehrnholdt, ruft Ahab zum Essen. II. 1. Dialog Kanzler–Richter: sollen Nabot vor Gericht stellen und zwei falsche Zeugen aussagen lassen, er habe Ahab und Gott gelästert. Gefällt ihnen nicht, weil Nabot so fromm ist, aber Gott wird schon wissen. 2. Monolog Kanzler: ahnt Schlimmes. 3. Dialog zwei falsche Zeugen: sind zu jeder Schandtat bereit. 4. Szene Richter–zwei Zeugen– Nabot: falsche Zeugnisse, Todesurteil, Nabot von den beiden gesteinigt, Gebet Nabot, Richter beendet Sitzung. III. 1. Monolog Ahab: weiß noch nichts. 2. Isabel zu Ahab: berichtet. 3. Stimme des Herrn zu Elia: schickt ihn zu Ahab im Weinberg. 4. Ahab zu Isabel: welch schöner Weinberg! 5. Szene Elia–Ahab–Isabel (stumm): an der Stelle, wo Hunde Nabots Blut geleckt haben, sollen Hunde auch Ahabs Blut lecken. Prophezeit den Untergang des Hauses Ahab und dass Isabel von Hunden gefressen wird. 6. Dialog Ahab–Isabel: wollen Buße tun. 7. Dialog Stimme des Herrn–Elia: Bekräftigung der Prophezeiung. IV. 1. Szene Ahab–Ehrnholdt–Kanzler–Richter: Ehrnholdt soll Bankett vorbereiten, da König Josaphat von Juda ein Bündnis mit Ahab geschlossen hat; er hofft, dass König Josaphat mit ihm gegen Syrien zieht. 2. Dialog Ahab–Josaphat: Josaphat zum Krieg gegen Syrien bereit, aber Gott soll durch die Propheten befragt werden. Fragt Ahab nach dessen Waffenmacht. 3. Ahab–Josaphat–Propheten Helkia/Zedekia: prophe­ zeien positiv. Josaphat fragt nach einem weiteren Propheten. Ahab nennt Micha, der aber immer nur Negatives sagt. Ehrnholdt soll ihn holen. 4. Dialog Ehrnholdt–Micha: soll wie die anderen prophezeien, aber Micha will nur sagen, was ihm der Herr eingibt. 5.  Szene Ahab–Josaphat–Micha–Zedekia; Helkia (stumm): Micha prophezeit erst nichtssagend, auf Nachfrage genau, dass Israel zerstreut werde und Gott den anderen Propheten den Sinn verwirrte. Zedekia schlägt ihn, er kommt ins Gefängnis. 6. Dialog Josaphat–Ahab: Josaphat glaubt Micha, will nicht, aber Ahab ist zuversichtlich. V. 1. Szene Syrerhauptmann–drei Syrer: sollen auf Befehl des Königs nur gegen Ahab, nicht gegen Josaphat kämpfen. 2. Szene Ahab–Josaphat; Kanzler, Richter (stumm): Ahab verkleidet sich, Josaphat nicht. 3. Schlacht: Hauptmann greift Josaphat an, weil er ihn für Ahab hält, Josaphat schreit, bleibt verschont. 4. Dago tötet Ahab auf dessen Wagen, Flucht der Israeliten. 5. („Trabanten“-)Dialog Richter–Kanzler: Hunde leckten das Blut Ahabs von dessen Wagen. Wollen Ahabs Leichnam nach Samaria bringen. 6. Epilog Ehrnholdt: Tyrannen wie Ahab werden gestürzt, gute Herrscher wie Josaphat werden von Gott gerettet. Lit.: Washof 2007, 355–359.

5086 5.  10. 1557. Comedia mit 4 personen. Der Mephiboset (K./G.  10,308). 346 Vs. Q.: 2Sam 9. Vgl. KG 3557 = Ml. Inhalt: wie KG 3557.



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Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Ehrnholdt–Ziba: Untergang des Hauses Saul, David regiert. 3. Dialog David–kemerling Ziba; Ehrnholdt (stumm): David rekapituliert seine Geschichte, dann Befragung Zibas, wer von Sauls Haus noch übrig ist. Nennt Mephiboset, den Ziba holen soll, obwohl er lahm an den Füßen ist. 4. Dialog David–Ehrnholdt: Ehrnholdt lobt David für seine Gnade gegenüber Mephiboset. Soll etwas für Mephiboset tun. 5. Szene David–Mephiboset–Ziba–Ehrnholdt: David gibt Mephiboset alles Land Sauls, und er soll täglich an seinem Tisch essen. Mephiboset reagiert bescheiden. Ziba soll Mephiboset mit seinem ganzen Haus dienen. 6. Epilog Ehrnholdt: Mephiboset steht für den armen Sünder, der, lahm und werkgerecht, bestraft werden soll, aber von Christus begnadigt wird. Lit.: Washof 2007, 153–156 (156: „Sachs stimmt also mit Luther darin überein und stellt im Stück durch die Figur des sein ganzes Leben lang gelähmten, hinkenden Mephiboset dar, daß der Mensch nicht etwa nur sündigt, sondern daß er seinem ganzen Wesen nach Sünder ist.“).

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Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 11: 5. 10. 1557. Der peschlues in dis 11 puech. Die suma all meiner gedicht (K./G. 23,133). 100 Vs. Ein alter Mann fragt den Dichter, welche Kurzweil er neben seiner Handarbeit habe. Antwort: Lebensabriss mit Schwerpunkt der Verachtung von außerehelichem Sex usw. Stattdessen las er viel und fing dann als Meistersinger mit zwanzig Jahren in München das Dichten an. Frage nach den einzelnen Werken und ihren Inhalten, Antwort: 4218 Mll. in 262 Tönen, davon 13 eigenen, 35 comedi, 48 tragedi, 77 Fastnacht­ spiele, insgesamt 628 Spruchgedichte, von denen viele gedruckt wurden. Das SG 11 hat er mit 63 Jahren weniger 1 Monat abgeschlossen. Der Alte wünscht ihm weiterhin Schaffenskraft. 14. 10. 1557. Das weinacht fest (Nunnenbeck, Langer Ton). Inh. u. Q. wie KG 131 = Ml. Vgl. 274, 514, 700, 853, 1018, 1195, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3201, 3628, 3703, 4350, 4586, 5014 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. Schluss: Bitte um das ewige Leben. Am Ende die Jahreszahl 1558. 19. 10. 1557. Prophezey der zwkunft Cristi (Frauenlob, Leidton). Prophezeiung des Messias aus dem Stamme Davids. Schluss: Die Prophezeiung bezieht sich auf Chris­ tus, weil er sein Volk versöhnt und durch sein Wort die Gerechtigkeit wiederaufrichtet. Wer an ihn glaubt, der empfängt das ewige Leben. Q.: Jer 33,14–16. Vgl. KG 3184 (verl.) = Ml. 2. 11. 1557. Die weissen von orient (Fridel, Gedrehte Friedweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5261 = Mll. und 5062 = Com. Weitere Q.: Mich. 5,1.

Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 12: 5091 5.  11. 1557. [E] Ein klag-gesprech uber das schwer alter (K./G.  7,211). 300 Vs. Der Dichter liegt am 5. 11. 1557 im Bett und denkt über seine Altersgebrechen nach. Da erscheint auf Krücken, bleich, hustend usw. das personifizierte Alter zu einem länge­

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ren Gespräch. Dabei versucht das Alter alles zu widerlegen, was der Dichter an ihm bemängelt, zuerst verschiedene Vorteile der Jugend, die das Alter aber moralisch her­ absetzt. Weißes Haar erklärt er für Ehre, zu Krankheit und Schmerz sagt er, sie seien von einem Weisen zu ertragen. Gott habe ihm ein erfülltes Leben gegeben, und was an Kraft genommen sei, ersetze jetzt mehr Vernunft als früher. Das wolle der Dichter alles hinnehmen, aber nicht das Schwinden seines Ingeniums. Aber er habe doch schon über 5000 Gedichte verfasst und könne ja noch weiterdichten, bis Gott ihn aus diesem Jammertal abrufe. Heiter gestimmt machte er am nächsten Tag aus dem Gespräch ein Gedicht und fing damit das ander buch an, und es steht allein in Gottes Hand, ob er es vollenden wird. 5092 8. 11. 1557. Mancherley stich und straffred Diogene philosophi, die unart betreffend (K./G. 7,314). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 943 = Ml., hier erweitert. 5093 9. 11. 1557. Schwanck. Das kelber-bruthen (K./G. 9,288; G./D. 1, Nr. 179). 176 Vs. Inh. wie KG 2312 = Ml. und 3680 = Fsp. Lit.: Glier 1993, 65  f.; Freund 2018, 267–270.

5094 10. 11. 1557. Die gepurt mose (Kettner, Paratreihen). Inh. u. Q. wie KG 339 = Ml., hier nur 2,1–10. Vgl. 3968 = Trag. 5095 12. 11. 1557. Schwanck. Der eigensinnig münnich mit dem wasser-krug (K./G. 9,293; G./D. 1, Nr. 180). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2750 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss: Der Mensch muss sich selbst durch Vernunft überwinden. 5096 22. 11. 1557. Schwanck. Der spieler mit dem tewffel (K./G. 9,298; G./D. 1, Nr. 181). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 903 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss wie dort. 5097 23. 11. 1557. Historia. Von Ysiphile, der frawen königin (K./G. 8,678). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 898 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss wie dort. 5098 24. 11. 1557. Historia. Die getrewen weiber der jüngling Menie (K./G. 8,720). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 897 = Ml. Schluss: Lob der weiblichen Treue und der Ehe. 5099 26. 11. 1557. Protheus, der meer-gott. Ein fürpild der warheyt (K./G. 7,405). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 972 = Ml. Schluss wie dort. Vgl. KG 4608 = Com. Lit.: A. Roth 2016, 284  f.

5100 27. 11. 1557. Ulisses mit den meerwundern der Syrenen, den leibs-wollust andeutent (K./G. 7,410). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 974 = Ml. Schluss wie dort. Lit.: Fochler 1990, 118  f.; A. Roth 2016, 280  f.

5101 4. 12. 1557. Schwanck. Der hundsschwantz (K./G. 9,303; G./D. 1, Nr. 182). 170 Vs. Der Dichter sitzt eines Abends in fröhlicher Gesellschaft. Nach dem Essen beim Wein erhebt sich die Frage, ob Frauen oder Männer edler seien. Erst geht es hin und her: Mann/Adam zuerst da, aber Erdenkloß, Frau aus (edlerem) bein. Mann: Ja, Frauen klappern wie beine im Sack. Laut Talmud war es anders: Der Herr hatte die Rippe hingelegt, weil er sich die Hände waschen wollte. Ein Hund stahl sie, Gott schnitt diesem den Schwanz ab und formte daraus Eva. Das sieht man heute noch: 1. Wie die Hunde mit dem Schwanz schmeicheln, schmeicheln auch die Frauen; 2. Frauen bellen, wenn sie ärgerlich sind; 3. Hunde und Frauen haben Flöhe. Also sind die Männer edler, da von der uns alle nährenden Erde genommen, und der Mann nähre



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die Frau. Aber oft schlecht, sagt wieder eine, doch dann einigt man sich, die Scherze nicht ernst zu nehmen, einfach darüber zu lachen: Und so ist es auch das Beste. 7. 12. 1557. Historia. Die blutig hochzeit der königin Ypermestra (K./G. 8,715). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 894 = Ml. Schluss hier: 1. Blut wird durch Blut gesühnt; 2. Beson­ ders schlimm: wenn ein Ehepartner den anderen tötet. Denn eine gute Ehe garantiert das Glück. 8. 12. 1557. Schwanck. Der bawer mit der husten (K./G. 9,312; G./D. 1, Nr. 183). 120 Vs. Inh. wie KG 2972 = Ml. Schluss: Der Bauer steht für einen ungehobelten Kerl. Darum muss ein junger Mann gut erzogen werden, damit er nicht verspottet wird. 8. 12. 1557. Schwanck. Der bawer mit dem sewmagen (K./G. 9,308; G./D. 1, Nr. 184). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2374 = Ml. Schluss: Man soll sich vor der trügerischen landt­ farer artzeney hüten. 9.  12. 1557. Schwanck. Der schwanger bawer mit dem füll (K./G.  9,316; G./D.  1, Nr. 185). 120 Vs. Inh. wie KG 3579 = Ml. und 5294 = Fsp. Schluss: In der guten alten Zeit gab es noch Schlichtheit und Frömmigkeit. 11. 12. 1557. Schwanck. Der bawer mit dem küdieb (K./G. 9,320; G./D. 1, Nr. 186). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1158 = Ml. und 3478 = Fsp. Schluss: Man soll fremden Gästen nicht trauen. 13. 12. 1557. Schwanck. Der pfaff im meßgewandt (K./G. 9,324; G./D. 1, Nr. 187). 118 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1051 = Ml. Schluss: In seinem Stand soll jeder vernünftig handeln und sich nicht vom Zorn hinreißen lassen. 14. 12. 1557. Schwanck. Die drey hannen (K./G. 9,328; G./D. 1, Nr. 188). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1128 = Ml. und 1129 = Sg. Schluss: Wer die Wahrheit sagt, muss leiden, wer in Frieden leben will, soll zu allem schweigen. 15. 12. 1557. Historia. Der untrew fürst Pausanias (K./G. 8,601). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3642 = Ml. Schluss: Fürsten müssen dem Gemeinnutz dienen. 16.  12. 1557. Historia. Die getrew junckfraw Armonia, eines königs tochter (K./G. 8,674). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 581 = Ml. Schluss: Solche Treue und Liebe, wie es sie heute nicht mehr gibt, ist sehr zu loben. 17. 12. 1557. Historia. Die kindtheit könig Pirri (K./G. 8,461). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1199 = Ml. Schluss: Gottes Hilfe gibt uns Trost und Hoffnung. 22. 12. 1557. Historia. Die königin Didonis (K./G. 8,668). 214 Vs. Inh. u. Q. wie KG 821 = Ml. Schluss wie dort. Lit.: Dallapiazza 2012, 112.

5113 23. 12. 1557. Ain fasnacht-spiel mit 4 person, den wüecher und ander peschwerd petreffent (K./G. 23,136; G. 7, Nr. 78). 286 Vs. Inhalt: Vertreter einzelner Berufsstände klagen vor Jupiter über ihr schweres Leben, worauf der Gott zu Geduld rät. Szenenübersicht: 1. Prolog Jupiter: alle klagen über Wucher, weswegen er auf die Erde gekommen ist, um die einzelnen Parteien zu verhören und so herauszufinden, wer schuldig ist. 2. Rede a) des Bauern: klagt über sein hartes Leben; b) Handwerker: Den Bauern geht es gut, aber ihm geht es schlecht; c) Kaufmann: Handwerker hat es gut,

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dem Kaufmann geht es schlecht. d) Bauer: Dem Kaufmann geht es gut; e) Handwerker: Ja, dir geht es gut. Bitte an Jupiter, vom Wucher zu befreien. 3. Epilog Jupiter: Jeder soll sein Joch in Geduld tragen. 5114 27. 12. 1557. Historia. Die herrliche that der weyber der stadt Argos (K./G. 8,725). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 854 = Ml. Vgl. 873, 5059 = Sgg. Lit.: M. E. Müller 1985, 270  f.; Sasse 2020b, 333–336.

5115 28. 12. 1557. Historia. Die herrliche that Polycrite, der weysen frawen (K./G. 8,729). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1341 = Ml. 5116 29. 12. 1557. Schwanck. Der hecker mit den drey seltzamen stücken (K./G. 9,332; G./D. 1, Nr. 189). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1835 = Ml., ausführlicher erzählt. 5117 30.  12. 1557. Schwanck. Der Federlein, schneyder, mit dem kelber-glüng (K./G. 9,338; G./D. 1, Nr. 190). 120 Vs. Inh. wie KG 3587 = Ml. Lit.: Loleit 2008, 64 A. 88.

5118 31. 12. 1557. Schwanck. Der glaser mit dem ahl (K./G. 9,342; G./D. 1, Nr. 191). 120 Vs. Inh. wie KG 4528 = Ml.

1558 1. 1. 1558 Sehr Herr= | liche Schöne | vnd warhaffte Gedicht. | Geistlich vnnd Weltlich, allerley art […] (gedruckt in Nürnberg 1558 durch Christoff Heußler, verlegt bei Georg Willer in Augsburg: VD 16 S 142), Vorrede (K./G. 1,3): Der Dichter, der dem Leser ein gut selig new jar wünscht, hat, damit seine in langwieriger Arbeit entstandenen Gedichte nicht durch Fahrlässigkeit zerstreut würden oder verloren gingen, mit 63 Jahren die in 42 Jahren verfassten durchgesehen und die fürnembsten ausgewählt, um sie drucken zu lassen. Sie sind in dem Band fünf Abteilungen zugeordnet, die folgende Überschriften tragen (K./G. 1,17; 2,1; 3,1; 4,1; 5,1]: Der erste teyl: geistlich gesprech und sprüch. […] geystlich co­ medien, tragedien, gesprech unnd sprüch, alle fürderlich zu Gottes lob und ehr, auch dem nechsten dienstlich zu einem bußfertigen christlichen leben; Der ander tail: weltlich histori und geschicht. […] comedi, tragedi und sprüch, mancherley weltlich histori und geschicht inhaltend, der guten unnd bö­ sen, zu eynem spiegel dem nechsten, der bösen schendlichen thaten zu vermeyden, unnd den guten in ihren löblichen thaten nach-zu-volgen in einem ehrlichen und auffrichtigen wandel; Der dritt thail: von tugent und laster. […] comedien, kampff-gesprech, klagrede unnd sprüch, darinnen eingeleibet sind die wirdigkeyt der löblichen tugendt, dargegen die schnödigkeyt der schendtlichen laster betref­ fent, zu anreitzung den menschen zu eynem erbarn, tugentsamen leben; Das viert tayl: mancherley ungleicher art und materi. […] comedi, kampff-gesprech, comparacion, lobsprüch und gemain sprüch, gemüschter, vilfeltiger, mancherley, ungleicher art und materi, gute künst, sitten, policey, haußleer, natürliche aygenschafft viler ding betreffend, als dinstlich zu eyner anweisung, fürsichtig, erber und vernünfftigklich zu leben; Das fünfft thayl: fabel unnd gut schwenck. […] comedien, faßnachtspieln, kampff-gesprech, sprüch, fabel und gut schwenck, gar mannicherley art, doch ohn alle unzucht, zu zimblicher freudt unnd fröligkeyt unnd zu erquicken die schwermütigen, trawrigen hertzen. Das ergebe – so heißt es weiter in der Vorrede – zusammen 376, und davon seien 170 bisher nicht gedruckt gewesen. Er rechnet mit Tadlern, nimmt das aber hin, weil Kritik auch große Männer erdulden müssten. Der Leser solle alles in Güte annehmen. Lit. zu Georg Willer d. Ä.: Künast 1994.



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5119 1. 1. 1558. Schwanck. Der abbt mit dem bösen zan (K./G. 9,346; G./D. 1, Nr. 192). 122 Vs. Inh. wie KG 4524 = Ml. 5120 4.  1. 1558. Schwanck. Der schmiedt mit den bösen zeenen (K./G.  9,350; G./D.  1, Nr. 193). 122 Vs. Inh. wie KG 1570 = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 224.

5121 6. 1. 1558. Schwanck. Die ungleichen Kinder Eve (K./G. 9,354; G./D. 1, Nr. 194). 222 Vs. Vgl. KG 2412 = Ml., 4214 = Fsp. und 4245 = Com. Lit.: Lefebvre 1980; M. E. Müller 1985, 107  f.; Bluhm 1991; Lefebvre 2001a; Behrendt 2009, 74  f.

5122 7. 1. 1558. Schwanck. Die engel-hut (K./G. 9,361; G./D. 1, Nr. 195). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2440 = Ml. 5123 9. 1. 1558. Der mensch ist das armutseligst thier (K./G. 7,310). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2058 = Ml. 11. 1. 1558 Den ansuchenden maistersingern soll man auf ir bit vergonnen und zulassen, des Sachsen gestelte tragedi von der kindheit Christi [= KG 5062] zu spielen, doch das si nit ehe dann uf lichtmes schierist anfahen; inen aber die ander comedi von der kunigin zu frankreich [= KG 3205? Oder ist KG 5070 gemeint? Das würde zeitlich eher passen] umb ergernus willen zu spielen ablainen. [RV = H 59]

5124 12. 1. 1558. Ein gesprech, die sechs gülden frag des königs Alphonsi (K./G. 7,290). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1993 = Ml. 5125 13. 1. 1558. Das kurtz menschlich leben (K./G. 7,295). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2114 = Ml. und 2115 = Sg. Vgl. 5382 = Sg. Lit.: M. E. Müller 1985, 177  f.

14. 1. 1558 Hanns Sachsen ist uf sein bit vergonndt worden, seine zwo gemachte tragedien vom konig Davidt und konig Cyro [= KG 5079 und 5066] zu spielen, doch das er ersten uf lichtmeß damit anfah. [RV = H 60]

5126 17. 1. 1558. Comedia mit 13 personen: Pontus, eins königs sohn auß Galicia, mit seiner schönen Sidonia, eins königs tochter zu Britania, unnd hat 7 actus (K./G. 13,378). 1242 Vs. Q.: Ponthus et la belle Sidoyne (Eleonore von Österreich). Inhalt: Pontus, ein galizischer Königssohn, wächst am Hof des Argillus, des Königs von Britania, auf, und dessen Tochter Sidonia wünscht ihn sich als ihren Ritter. Als der Türkenkönig Produs das Land angreift, besiegt Pontus einen von dessen Rittern, und die Feinde werden vertrieben. Von Gendolet verleumdet, begibt Pontus sich in die Einsamkeit. Als Schwarzer Ritter besiegt er Gendolet und zwei weitere Gegner im Turnier, wird von Gendolet wieder verleumdet, geht sieben Jahre nach Engellandt, kommt, als Sidonia den Herzog von Bourgogna heiraten soll, unerkannt zurück und tötet diesen im Turnier. Sidonia erklärt sich bereit, Pontus zu heiraten, er erobert erst noch Galicia von den Türken zurück. Während seiner Abwesenheit verleumdet ihn Gendolet erneut und versucht die Hochzeit mit Sidonia zu erzwingen, wird aber von dem zurückgekehrten Pontus getötet, und dieser kann nun Sidonia heiraten.

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Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Szene König Argillus von Britania–Hofmeister Sene­ schal; Herzog Gotfried, Ehrnholdt (stumm): Auf Fragen des Königs berichtet Sene­ schal über die Einnahme von Cologna in Galicia durch den türkischen Sultan Produs, die Tötung des Königs, die Rettung des Prinzen Pontus, der getötet werden sollte, dessen Landung in Britania und Aufnahme durch Seneschal; Pontus soll zur adligen Erziehung an den Hof kommen. 3. Dialog König Argillus–Gotfried: Dieser für Gegen­ wehr, falls Produs Britania angreift. 4. Dialog Argillus–Pontus; Seneschal stumm: Dank; Pontus wird Mundschenk bei Argillus. II. 1. Dialog Sidonia–hoffjungfraw Eloisa: hat von Pontus gehört, Eloisa lobt ihn, Sene­ schal soll ihn ihr vorstellen. 2. Monolog Sidonia: freut sich auf Pontus. 3. Szene Sene­ schal–Sidonia–Pontus; Eloisa (stumm): Sidonia will, dass Pontus einmal ihr Ritter wird, aber in Züchten; gibt ihm einen Ring. 4. Sidonia zu Eloisa: Du hattest recht. III. 1. König Argillus zu Seneschal und Pontus: Produs greift Britania an. 2. Szene heid­ nischer Ritter–Pontus; König Argillus, Seneschal (stumm): Briten sollen zinspflichtig und muslimisch werden; lehnt Pontus ab, erbietet sich zum Zweikampf gegen den heidnischen Ritter. 3. Dialog Argillus–Pontus; Seneschal (stumm): Argillus rät ab, will Pontus aber dann zum Ritter schlagen. 4. Dialog heidnischer Ritter–Pontus: Pontus vertraut auf Gott, Ritter auf Machomet, er fällt. 5. Szene Pontus–Argillus–Seneschal: wollen Türken nachts angreifen. 6. Monolog Sidonia: wünscht Christen und Pontus Glück. 7. Szene Produs–zwei Türken: fürchten keinen nächtlichen Angriff. Dann Argil­ lus–Pontus–Seneschal: schlagen Türken in die Flucht. 8. Dialog Argillus–Pontus: macht Pontus, weil er alt genug ist, zu seinem Statthalter. IV. 1. Monolog Gendolet: will Pontus bei Sidonia verleumden. 2. Dialog Eloisa–Gendo­ let: Pontus’ Einstellung zu Sidonia durch viele Geliebte, die er hat, getrübt. Eloisa will es melden. 3. Monolog Gendolet: will Pontus auf diese Weise erniedrigen. 4. Sidonia zu Eloisa: Sie ist zornig auf Pontus. 5. Dialog Pontus–Sidonia: Er will wissen, warum sie traurig ist, sie sagt nur: Die welt ist selzam zu erkennen. 6. Monolog Pontus: wurde wohl verleumdet, will erst einmal in den Wald zu seinem waldtbruder. 7. Monolog waldtbruder: will beten, sieht Pontus. 8. Dialog Pontus–waldtbruder: Pontus will bei ihm bleiben, Ritter zum Ritterspiel einladen, aber anonym bleiben. waldtbruder ein­ verstanden. 9. Rede Ehrnholdt: zeigt im Namen des Schwarzen Ritters den Turnier­ platz. 10.  Szene Ehrnholdt–Seneschal–Herzog Gotfried–Gendolet: wollen alle drei mit Pontus, dem Schwarzen Ritter, kämpfen. 11. Vorige und Pontus: besiegt alle drei, schickt sie als Gefangene zur schönsten Frau. 12. Szene Seneschal–Gotfried–Gendo­ let: Wer ist der Schwarze Ritter? – Gotfried: Pontus, aber der ist in Ungerland –, wer die schönste Frau? Sidonia! Also auf zu ihr. 13. Dialog Sidonia–Eloisa: bereut jetzt, da Pontus fort ist. 14. Szene drei Kämpfer–Sidonia–Eloisa (stumm); Seneschal spricht: Sie geben sich ihr gefangen, sie nimmt an, lässt dem Schwarzen Ritter danken. 15. Dialog Sidonia–Eloisa: Wer ist der Schwarze Ritter? Eloisa: Pontus? V. 1. Monolog Gendolet: will Pontus, der zurück ist, jetzt bei König Argillus verleum­ den. 2. Dialog Argillus–Gendolet: Pontus wirbt heimlich um Sidonia. 3. Monolog



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Argillus: muss nun Acht haben. 4. Dialog Argillus–Pontus: Pontus schwört, dass er Sidonia nicht unehrenhaft liebe, nimmt aber urlaub. 5. Dialog Sidonia–Pontus: er geht nach Engellandt, sie soll sieben Jahre nicht heiraten, gesteht seine Liebe. 6. Monolog Gendolet: ist jetzt innerster Rat bei Argillus, wird reich, Sidonia ist dem Herzog von Bourgogna versprochen. 7. Dialog Sidonia–Eloisa: will Herzog nicht an Pfingsten hei­ raten. 8. Dialog Pontus (erst als Pilgrim)–Sidonia: Pontus wirft ihren Ring in ihren Becher, sie will ihn, er gibt sich zu erkennen, sie will nicht den Herzog, sondern ihn heiraten, er ist in Engellandt reich geworden, will sich im Turnier bewähren. 9. Szene Ehrnholdt–Gotfried–Seneschal–Pontus–Herzog von Bourgogna (stumm): Pontus besiegt Gotfried, Seneschal und Herzog von Bourgogna, tötet diesen. 10. Dialog Argil­ lus–Ehrnholdt; übrige stumm: Wer war der Ritter? Er muss sterben. VI. 1. Dreigespräch Argillus–Seneschal–Gotfried: Wer soll Sidonia heiraten? Seneschal und Gotfried empfehlen Pontus, der reich ist, Irland und den Sultanssohn besiegt und Engellandts Königstochter ausgeschlagen hat. Argillus stimmt zu. 2. Argillus zum Ehrn­ holdt: soll Sidonia holen. 3. Monolog Argillus: will sie fragen, ob sie ihn will. 4. Dialog Argillus–Sidonia: Pontus wäre ihr der Liebste. 5. Dialog Argillus–Pontus; Sidonia, Eloisa stumm: Pontus will erst noch Galicia zurückerobern. 6. Dialog Sidonia–Eloisa: Sidonia freut sich, Eloisa hat es immer gesagt. 7. Dreigespräch Sultan–zwei Türken: wollen sich gegen Pontus wehren. 8. Schlacht: Alle Türken fallen. Pontus: auf nach Cologna, dann Gebet. 9. Dialog Pontus–Mutter: Sie hatte unerkannt im Wald gelebt. 10.  Szene Seneschal–Mutter–Pontus: Cologna erobert. Pontus erzählt noch nicht, macht Mutter zur Regentin von Galicia, will Sidonia zur Hochzeit holen. VII. 1. Monolog Gendolet: ist immer noch zweiter Mann, hat Briefe gefälscht, laut denen Pontus im Sterben liegt, das Heer geschlagen ist und er Sidonia heiraten soll. 2.  Dialog Argillus–Sidonia: Sie will Gendolet nicht. 3.  Szene Argillus–Gendolet– Sidonia: Sie will lieber sterben, er sagt, er werde sie schon noch kriegen. 4. Argillus zu Sidonia: Er sorgt sich wegen der Weigerung. 5. Monolog Sidonia: wird sie Pontus je wiedersehen? 6. Eloisa zu Sidonia: Gendolet hat Argillus in Turmverließ geworfen, will Sidonia jetzt zwingen. 7. Szene Ehrnholdt–Sidonia: soll Gendolet heiraten, damit Argillus frei wird; da ist sie bereit. 8. Monolog Sidonia: jammert. 9. Szene Gendolet– Sidonia; Argillus stumm: legt ihr eine Kette an, wird sie bald heiraten. 10. Pontus zu Gendolet; Argillus, Sidonia (stumm): Pontus beschimpft und ersticht Gendolet. 11. Szene Pontus–Argillus–Sidonia: Argillus und Sidonia froh, Pontus erschöpft, bald Hochzeit. 12. Epilog Ehrnholdt: fünf Lehren: (1) Sultan: Tyrannei geht schließlich zugrunde. (2) König Argillus: gute Herrschaft wird von Gott unterstützt. (3) Pontus: ein tugendhafter junger Mann darf auf Gott hoffen. (4) Sidonia: eine Keusche kriegt schließlich einen guten Ehemann. (5) Gendolet: Böse fallen in die eigene Grube. Lit.: Dietl 2003, 354  f. (355: „Die Dramatisierungen von höfischen Minneromanen durch Hans Sachs verstehen sich als bürgerlich-lutherische Lehrstücke gegen heimliche Verlöbnisse. Sie stellen dar, wie man durch einen solchen Verstoß gegen die rechte Ehelehre aus der Gesellschaft und aus der Gunst Gottes falle. Liebe, das wird gerade durch den Gegenentwurf Pontus und Sidonia deutlich, muss sich den Erfordernissen der Gesellschaft unterwerfen. Eine höfische Minne, die gerade in ihrer Heimlich­

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keit, in ihrer persönlichen Bindung, eine höchste Tugend darstellt und im Zweifelsfall gesellschaft­ liche Verpflichtungen und Abhängigkeitsverhältnisse auflösen kann, ist für Hans Sachs undenkbar. Mit seinem Pontus aber zeigt er, dass nach seinem (stark uminterpretierenden) Verständnis damit die höfische Literatur nicht dem Untergang geweiht sein muss.“); Ackermann/Nöcker 2009, 454–459 (455: „[…] mit Blick auf die osmanische Expansion aktualisiert […].“ 458: „Sachs nutzt den Prosa­ roman ‚Pontus und Sidonia‘, um die Türkenproblematik dramatisch-narrativ auszugestalten, was ihm gattungsbedingt im Spruchgedicht und Meistersang versagt ist. Das Drama bietet in umfassenderer Weise Gelegenheit zu einer narrativen und inszenatorischen Kontrastierung christlicher Idealität und türkischer Unrechtsherrschaft.“).

5127 24. 1. 1558. Der pueller im schrain (Vogel, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr. 1016). Eine laszive Ehefrau in Torgau verbirgt den jugendlichen Geliebten vor ihrem Ehemann in einem Schrein. Da der Ehemann ein frisches Hemd daraus haben will, täuscht sie ihm den Verlust des Schlüssels vor. Während der Mann einen Schlosser holt, wird der fast erstickte Geliebte schnell von der Frau befreit. Sprichwort: Wie heißt der Mann, der sich nicht narren ließe? 5128 25. 1. 1558. Der 118. psalm Dauids (Spörl, Dankweise). Inh. u. Q. wie KG 2782 = Ml. Vgl. 3733 = Lied und 5972 = Sg. 5129 27. 1. 1558. Schwanck. Der karg bawer mit dem fawlen pawrenknecht (K./G. 9,365; G./D. 1, Nr. 196). 200 Vs. Der Knecht ärgert seinen Herrn, der dem Gesinde zu wenig zu essen gibt, immer wieder damit, dass er Fehlverhalten und Faulheit aus dessen Redensarten ableitet, indem er sie beim Wort nimmt. Schluss: Wer seinen Untergebe­ nen zu wenig zu essen gibt, kriegt nur Ärger. Der Faule, der zu viel isst, wird oft ent­ lassen. Vgl. KG 1768 (verl.) = Ml. 5130 29. 1. 1558. Historia. Archimedes, der künstner (K./G. 8,612). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1167 = Ml. Schluss hier: So ein Künstler kann einer Stadt sehr nützlich sein. Dem Künstler kann die Kunst freilich, wie Archimedes und anderen, auch schaden. Heute gelten die Künste in Deutschland leider wenig. 5131 1.  2. 1558. Polemon warde von dem unzüchtigen leben durch ein einige lehr bekeret (K./G. 7,335). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3844 = Sg. Schluss hier: Vor dem heid­ nischen jungen Mann, der sich bekehrte, sollen sich bußunwillige Christen schämen. 5132 4. 2. 1558. Dreyerley menschen auff erden (K./G. 7,339). 120 Vs. 1. Diejenigen, denen Tugend von Natur aus eingepflanzt ist und die wirklich tugendhaft leben; aber das ist der kleinste Teil. 2. Der zweite Teil lebt gemäß den Affekten usw., ist aber belehrbar und ist ein größerer Teil als der erste, aber weniger zu loben. 3. Die unbelehrbaren Narren, die es ihr Leben lang bleiben. Schluss: Leider ist der dritte Teil besonders groß. Q.: Johannes Agricola, Sprichwörter Nr. 34. Vgl. KG 2654 (verl.) = Ml. 5133 8. 2. 1558. Schwanck. Der teuffel hütt einer bulerin (K./G. 9,371; G./D. 1, Nr. 197). 150 Vs. Inh. wie KG 3308 (mit anderen Örtlichkeiten) = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss hier ähnlich. 5134 9. 2. 1558. Worinn das ringst leben sthe (K./G. 7,347). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3244 = Ml., aber ausführlicher. 5135 10. 2. 1558. Wer der unseligst mensch sey (K./G. 7,343). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2759 = Ml., ausführlicher.



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5136 11. 2. 1558. Ein gesprech könig Alexander Magnus mit Diogene, dem philosopho (K./G. 7,258). 292 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3955 = Fsp. Lit.: Kühlmann 2010, 65–67.

5137 16. 2. 1558. [E] Die drey gülden leer Chilonis, des philosophi (K./G. 5,342). 120 Vs. 1. Erkenne dich selbst! 2. Nicht zu viel [also Maßhalten]. 3. Man soll sich nicht auf einen längeren Gerichtsprozess einlassen. Schluss: die drei Lehren nochmals kürzer [Sachs setzte das Gedicht an das Ende von Band 1 der Folioausg.]. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 7,119 (Eppendorf) Vgl. KG 1426 (verl.) = Ml. 5138 19.  2. 1558. Historia. Drey träum, so dem keyser Augusto sindt war worden (K./G. 8,405). 120 Vs. 1. Vater Octavius sieht seinen Sohn im Traum mit Jupiters Gewand auf einem von 12 weißen Pferden gezogenen goldenen Wagen. 2. Senator Catulus sieht im Traum Jupiter vor seinem Altar mit Knaben spielen, einen auf seinen Schoß setzen, ihm einen Adler in die Hand geben und sagen, er werde über die ganze Welt regieren. Als Catulus dann Augustus sieht, erkennt er in ihm den Knaben wieder. 3. Cicero sieht im Traum, wie die Götter einen Knaben an einer Kette zur Erde herablassen und wie Jupiter ihn dann zum Weltherrscher macht. Am nächsten Tag bei einem Opfer Julius Cesars erkennt er in Augustus den Knaben wieder. In Augustus’ 42. Regierungsjahr wird Christus geboren, er regiert 65 Jahre und stirbt mit 76, von jedermann betrauert. Schluss: Träume sind nicht zu verachten, wie auch die Pharaonen und Nebukadnezar belegen. Q.: Sueton, Augustus 94,5.8  f. (Vielfeld). Vgl. KG 2690 (verl.) = Ml. 5139 19. 2. 1558. Schwanck. Die Fünsinger bawren (K./G. 9,376; G./D. 1, Nr. 198). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1986 = Ml. (die Armbrust- und die Kopfgeschichte) + 1580 = Ml. (die Krebsgeschichte). 5140 22. 2. 1558. Schwanck. Die Lappenhewser bawren (K./G. 9,380; G./D. 1, Nr. 199). 122 Vs. Inh. wie KG 3790 = Ml., ausführlicher erzählt. Lit.: Classen 2004b, 20.

5141 26. 2. 1558. Historia. Dreyerley treum, die da war sind worden (K./G. 8,636). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3134 = Ml. Schluss hier: Träume können wahr werden, meist sind sie aber trügerisch. 5142 26. 2. 1558. [E] Wunderbarliche gesicht, so an der sonn und mon zu Wien in Osterreich sind gesehen worden anno 1557, am 26 und 27 tag Decembris (K./G. 8,753). 76 Vs. Am 26. 12. um 23 Uhr hatte der Mond einen hell glänzenden Schwanz. Am 27. 12. um 16 Uhr schien die Sonne so hell, dass man nicht hineinschauen konnte, rechts und links von ihr war je ein Licht in Dreiecksform, außen herum war sie blutrot; das dauerte etwa eine Stunde. Das linke Licht verdeckte dann eine schwarze Wolke, während das rechte noch eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang schien. Das sahen viele. Schluss: Gott zeigte so seinen Zorn, der durch unsere Sünden entzündet war. Wir sollen also büßen. Q.: Ambrosius Ziegler, Signa et prodigia in sole et luna. Lit.: Sasse 2020a im Druck.

5143 3. 3. 1558. Unterscheid zwischen tugent und glück (K./G. 7,367). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3648 = Ml. Schluss wie dort.

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5144 4. 3. 1558. Vergleichung menschlichs lebens zu dem wein (K./G. 7,363). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3649 = Ml. Schluss hier: Die Jugend ist also töricht und muss streng erzogen werden. 5145 5. 3. 1558. Historia. Mecius Suffecius, der Albaner könig, ein verrether (K./G. 8,432). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1675 = Sg. Schluss hier: Untreue trifft den eigenen Herrn. 5146 7. 3. 1558. Historia. Jugurta, der untrew, listig könig in Muncidia (K./G. 8,436). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1691 = Ml. Schluss hier: Man muss tugendhaft sein, da Untaten vergolten werden – wenn nicht im Leben, so doch danach. 5147 9. 3. 1558. Das osterfest (Sachs, Neuer Ton). Inh. u. Q. wie KG 144 = Ml., aber hier nur 28,1–15. Vgl. 378, 1958, 3266, 3512, 3512 = Mll. und 5461 = Sg. Schluss: Bitte um geistli­ che Auferstehung, d.  h. Befreiung von den Sünden, und um ewiges Leben. 5148 10. 3. 1558. Ein prophezey der vrstent Cristj (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 4605 = Ml. Vgl. 5029 = Ml. Auslegung: Ephraim ist der ganzen Menschheit vergleich­ bar, die in Ungnade fiel. Christus hat uns durch seinen Kreuzestod wieder mit Gott versöhnt. Durch seine Auferstehung hat er den Satan überwunden. Er herrscht zur Rechten des Vaters. 5149 11. 3. 1558. Die erscheinung thome (Zorn, Unbenannter Ton). Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5301 = Mll. und 5321 = Sg. 5150 12. 3. 1558. Historia. Hertzog Policrates zu Samos, der tyrann (K./G. 8,595). 200 Vs. Inh. größtenteils identisch mit KG 681 = Ml., dort aber nach Valerius Maximus, hier nach Herodot 3,39–60 (Boner): Von der Ergreifung der Macht in Samos bis zum Tod ausführlich erzählt. Schluss: Wechselhaftigkeit des Glücks. 5151 14. 3. 1558. Die zwen gen Emmahus (Vogel, Engelweise). Inh. u. Q. wie KG 145 = Ml. Vgl. 387, 1954, 3057, 3499, 3757, 4295, 4600, 4844, 5030 = Mll. 5152 14. 3. 1558. Historia. Vom Ptholomeo Cerauno, dem wüterich, ein könig in Macedonia (K./G. 8,440). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4792 = Ml. und 5410 = Trag. Schluss hier: (1) Schmeichlern nicht trauen. (2) Nicht treulos sein. 5153 15. 3. 1558. Ain oster peschlus (Herwart, Bloßer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 3078 = Ml., hier 5,6–8. Auslegung: Die christliche Gemeinde soll von sündhaften Begierden frei bleiben. Seit Adams Fall ist die menschliche Natur verderbt. Weil aber Christus, das „Lämmlein“, aufgeopfert wurde und auferstanden ist, deswegen soll ihm der Christ Dank sagen, der durch ihn erlöst wurde [Str. 2]. Ostern soll man frei von Sünden abhalten. Christen sollen in der Gemeinde ein Leben ganz ohne Bosheit führen. Dann werden sie nach diesem Jammertal am ewigen Leben teilhaben [Str. 3]. 5154 16. 3. 1558. Historia. Prusias, der untrew könig Pithinie (K./G. 8,465). 124 Vs. Inh. u. Q. des Anfangs wie bei KG 1297 = Ml. Dann nach Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,11, wie Prusias auf Bitten seiner zweiten Frau den Auftrag gibt, Nikomedes, seinen Sohn aus erster Ehe, zu töten, dieser aber gewarnt wird und mit anderen seinen Vater bedroht, worauf dieser vor ihm in die Einsamkeit flieht, schließ­ lich aber von Nikomedes in einem Wald getötet wird.



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5155 17. 3. 1558. Historia. Theseus, ein könig in Athena (K./G. 8,495). 200 Vs. Leben des Theseus nach Plutarch, Theseus (Boner) und Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 1,10 (1,9 Ziegler): u.  a. Minotaurus, Hippolytus. Schluss: Wankelmütig sind Glück, Frauen und einfaches Volk. Vgl. (motivisch) KG 5360 = Sg. 5156 18. 3. 1558. Historia. Perseus, der untrew könig in Macedonia (K./G. 8,469). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1688 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss: zwei Lehren: (1) Der Weise soll nicht einfach Worten glauben. (2) Hinterlist wird letztlich bestraft. 5157 22. 3. 1558. Comedia mit 9 personen: Der Perseus mit Andromede, unnd hat 5 actus (K./G. 13,427). 882 Vs. Q.: Ovid, Metamorphosen 4,670–5,235 (Wickram). Vgl. KG 1855, 1883, 4734 = Mll. Inhalt: Perseus will sich an Acrisius rächen, wird von Minerva mit dem Haupt der Medusa ausgestattet, dessen Anblick versteinert, und holt von Atlas, den er in einen Berg verwandelt, die goldenen Äpfel für Minerva. Dann tötet er das Seeungeheuer, das die an einen Felsen gekettete Cepheus-Tochter Andromeda bedroht, und versteinert während der Hochzeitsfeier seinen Rivalen Phineus. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Perseus: Will sich an Acrisius rächen, der Danaes (Danae) nach ihrer Vergewaltigung durch Jupiter mit ihm, dem Kind, ins Meer warf, worauf er in Apulia bei König Pilumius landete und dort aufgezogen wurde. 3.  Dialog Minerva–Perseus: Sie instruiert ihn in Frage und Antwort über Medusa, deren Vergewaltigung, das Schlangenhaar, das Haupt, das Versteinern usw. Er soll auf von Daedalus gemachten Flügelschuhen zu Acrisius fliegen. II. 1. Monolog Perseus: hat Medusas Haupt, ließ durch Blutstropfen in Libia (Libyen) Schlangen entstehen und kommt jetzt zu Atlas. 2. Monolog Atlas: besitzt den Garten mit den Äpfeln, die Jupiters Sohn [Herkules] ihm rauben wird. 3. Dialog Perseus–Atlas: will Perseus nicht aufnehmen, weil dieser von Jupiter abstammt, Atlas wird in einen Berg verwandelt. 4. Dialog Minerva–Perseus: Sie kommentiert die Verwandlung; Perseus soll ihr die Äpfel bringen. III. 1. Dialog Perseus–Minerva: Er bringt die Äpfel, soll zu König Cepheus fliegen. 2. Dialog Phineus–Fürst Atis: Vorgeschichte Andromeda in Frage und Antwort, das Meerungeheuer für einen Kampf zu gefährlich. IV.  1. Dialog Cepheus–Tochter Andromeda: über Vorgeschichte und jetzige Lage. 2. Scheinmonolog Cepheus: will zuschauen. 3. Monolog Andromeda: Klage und Abschied. 4. Monolog Perseus: sieht Felsen und geht hinab. 5. Szene Perseus–Andro­ meda–Cepheus: Perseus verspricht ihr Rettung, Cepheus ihm ihre Hand, er tötet das Ungeheuer. Auf zur Hochzeit! V.  1. Dialog Phineus–Atis: Phineus traurig, wäre Andromeda lieber gefressen! Atis rät zu Überfall während des Hochzeitsmahls, wird zusammen mit Vetter Licapas (Lycabas) helfen. 2. Cepheus zu Perseus und Andromeda: Heute ist Hochzeit. 3. Szene Phineus–Cepheus–Perseus–Licapas–Atis; Andromeda (stumm): Kampf, Versteine­ rung, dann will Perseus zu Acrisius und in zwei Stunden wiederkommen. Cepheus: Komm wieder, damit wir die Hochzeit beenden. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) Acrisius steht

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für die Gottlosen. (2) Danaes: Frauen sollen Geschenke meiden. (3) Perseus: treuer, tugendhafter Mann. (4) Minerva: Weisheit führt zum Heil. (5) Medusa: laszive Frau, die durch ihren schönen Körper Männer erstarren lässt. (6) Atlas: stolz, aber von allen als Stein verachtet. (7) Andromeda: die unschuldig Leidende. (8) Cepheus: gerechter Mann. (9) Phineus: Wer Aufruhr macht, geht unter. (10) Atis: Heuchler. 5158 29. 3. 1558. Tragedia mit 6 personen: Die Daphne, eins königs tochter, unnd hat 3 actus (K./G. 13,458). 568 Vs. Q.: Ovid, Metamorphosen (Wickram) 1,416–587. Vgl. KG 1837, 2922 = Mll. Inhalt: wie KG 1837, aber hier beginnt die Handlung mit der Drachentötung durch Phebus und wird dadurch erweitert, dass Daphnes Vater, König Peneus, zum PeneusFluss geht, um mit den anderen Flüssen zu weinen. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Peneus–Thessalus: über den aus dem Schlamm entstandenen Piton (Python), den Menschen nicht töten können. Man will Phebus, der gerade vom Himmel kommt, bitten. 3. Szene Peneus–Phebus–Thessalus: bitten um Tötung des Drachens, wollen ihm dann einen Altar errichten. II. 1. Monolog Phebus: erwartet den Drachen, tötet ihn, stiftet Eichenkranz für die Pithia (Pythischen Spiele). 2. Dialog Cupido–Phebus: Phebus verachtet Cupido. 3. Monolog Cupido: wird ihn durch seinen Pfeil in Daphne verliebt machen. 4. Phebus zu Cupido: sucht Cupido, spürt plötzlich Liebe zu Daphne. 5. Monolog Cupido: will jetzt Daphne mit dem bleiernen Pfeil treffen. 6. Scheinmonolog Daphne: will den Helden Phebus sehen, spürt plötzlich die Wirkung des Pfeils. 7. Dialog Peneus–Daphne: Sie will Phebus nicht heiraten, sondern als Jägerin Diana dienen. Peneus bittet sie, auf sich aufzupassen und hofft auf Rückkehr nach einem Jahr. III. 1. Monolog Phebus: ist heftig verliebt. 2. Monolog Daphne: will sich vor Phebus verstecken, muss vor ihm fliehen. 3. Szene Phebus–Daphne: Phebus’ Selbstvorstel­ lung, sie bittet die Wassergöttinnen, sie zu ertränken oder zu verwandeln. Letzteres geschieht. 4. Monolog Phebus: Lorbeer für Triumphatoren und Dichter. Kehrt zum Himmel zurück, von wo aus er sie jeden Tag sehen kann. 5. Monolog Peneus: sieht den Lorbeerbaum, seine Freude ist dahin, verlässt seinen Palast, geht zum PeneusFluss, wo er jetzt wohnen und mit den Flüssen weinen muss; dort will er dann sterben. 6. Epilog Ehrnholdt: (1) Phebus: ein Mächtiger soll den Niederen nicht verachten. (2) Daphne: eine Jungfrau soll vor einem Mann, der sie sexuell begehrt, fliehen, ihm gegenüber wie ein Baum sein und keusch warten, bis die Eltern ihr einen Ehemann geben. Lit.: Baro 2009, 383–388; Holzberg 2017, 162–164; Sasse 2020b, 59–67.

5159 30.  3. 1558. Historia. Vom Cadmo, ein könig zu Theba, glück und unglück (K./G. 8,509). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1664 = Ml. Schluss: Man soll nicht auf das Glück bauen. 5160 31. 3. 1558. Historia. Vom Orode, dem könig in Parthia (K./G. 8,489). 184 Vs. Orodes, zweiter Sohn des Partherkönigs Artabanus, vertreibt seinen Bruder Mithritates aus der Herrschaft und lässt ihn später zerstückeln. Er besiegt den habgierigen Römer Crassus,



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gießt dem abgehauenen Kopf geschmolzenes Gold in den Mund und greift dann das von den Römern eroberte Syrien an, erobert es, dann ganz Asia. Doch unter seinem Sohn gibt es Rückschläge; dieser fällt schließlich in Syrien gegen die Römer. Verzwei­ felt darüber wird Orodes vorübergehend wahnsinnig. Nach seiner Gesundung hoffen seine Nebenfrauen, dass einer ihrer Söhne Nachfolger wird; die Wahl fällt schließlich auf Phraates, den bösartigsten. Als dieser tyrannisch wird, versucht der Vater, ihn zu zügeln, wird aber schließlich von ihm erstochen. Schluss: Wer widerrechtlich Gewalt erstrebt, wird die wieder verlieren, und zu Unrecht vergossenes Blut rächt sich. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 6,7 (Ziegler). 5161 1. 4. 1558. [E] Historia. Althea, die unglückhafftig königin (K./G. 8,664). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1672 = Ml. Schluss: Jähzorn führt zu Unheil. Lit.: Sasse 2020b, 278–281.

5162 12. 4. 1558. [E] Tragedia mit 31 personen, der gantz passio nach dem text der vier evangelisten, vor einer christlichen versammlung zu spielen, unnd hat 10 actus (K./G. 11,256). 1592 Vs. Vgl. KG 767  f., 2616, 3251, 3384, 3514 = Mll., 1231 = Lied und 5034 = Sg. Inhalt: Das gesamte (in Synopsis der vier Evangelien dargestellte) Geschehen von der Beauftragung der Jünger mit der Besorgung eines Osterlamms bis zur Grablegung. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt Akt I. 2. Szene Jesus–Petrus–Johannes; übrige Jünger stumm: Verheißung von Tod und Auferstehung; schickt Jünger wegen Osterlamm in die Stadt. 3. Szene Rabbi–Annas–Joseph von Arimathia–Cayphas: Nur Joseph von Ari­ mathia gegen Tötung; wollen Christus fangen und Pilatus ausliefern. 4. Szene Judas– Cayphas–Annas; übrige stumm: Judas wird ihn für 30 Silberlinge verraten. 5. Vorige ohne Judas; Rede Cayphas: Nun wird es stattfinden können. II. 1. Prolog zu Akt II. 2. Johannes zu Petrus: Osterlamm bereit. 3. Szene Petrus–Jesus– Jünger–Judas: Abendmahl. Judas. Petrus. Fußwaschung. 4. Vorige ohne Judas: Rede Jesu. III. 1. Prolog zu Akt III. 2. Szene Judas–Malchus–Knechte (stumm): auf zum Ölberg. 3. Szene Jesus–Petrus–Johannes–Jacobus: Ölberg. Kelch. Schlafende Jünger. 4. Engel zu Jesus: bringt Kelch. 5. Szene Jesus–Petrus–Johannes–Jacobus: „Wollt ihr nun schla­ fen …?“ 6. Knecht–Jesus–2. Knecht–Judas–Petrus: Gefangennahme. Malchus. 7. Vorige ohne Jünger: Dialog anderer Jude–anderer Knecht: auf zu Annas. IV.  1. Prolog zu Akt  IV. 2.  Szene Annas–Rabbi–Pharisäer: muss so sein. 3.  Szene Malchus–Annas–Jesus–Knecht: Backenstreich. Morgen zu Cayphas. 4. Knecht zu anderen: Kohlenfeuer. 5.  Szene Petrus–Knecht–Magd: Verleugnung. 6.  Szene 3 Knechte–Jude–Jesus (stumm): Verhöhnung, Schläge. V.  1. Prolog zu Akt V. 2.  Szene Cayphas–Pharisäer–Rabbi: muss überführt werden. 3. Szene Erster Jude–Cayphas–sechs Zeugen–Jesus–Rabbi–Pharisäer: „Was bedürfen wir weiter Zeugnis?“ 4. Szene Knecht–Petrus: Verleugnung. Der Hahn kräht. 5. Dialog Judas–Cayphas: „Da siehe du zu!“ 6. Dialog Rabbi–Cayphas: Blutgeld.

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VI.  1. Prolog zu VI. 2. Dialog Pilatus–Knecht Romanus: antijüdisch. Pilatus will gerecht sein. 3. Szene Rabbi–Malchus–Pilatus–Jesus: Pilatus findet nichts, schickt zu Herodes. 4. Monolog Pilatus: hofft auf Freispruch. VII. 1. Prolog zu VII. 2. Herodes zu seinen Leuten: erwartet Jesus. 3. Szene Rabbi– Herodes–Jesus (stumm): Weil Jesus auf Fragen nicht antwortet, Spottkleid. VIII. 1. Prolog zu Akt VIII. 2. Monolog Pilatus: will Jesu Leben retten. 3. Szene Pilatus– Rabbi–Juden: Kreuzige!, Barrabas, Geißelung. 4. Scheinmonolog Pilatus: Angst vor dem Kaiser. 5. Vorige und Romanus: Pilatus’ Frau. Hände in Unschuld. Von der Bühne abgeführt. IX. 1. Prolog zu IX. 2. Szene Maria–Johannes; andere Frauen stumm: warten am Tor. 3.  Szene Jesus–Simon–Knecht: Gang zur Kreuzigung. 4.  Szene Jesus–vier Knechte: Kreuzigung. 5. Szene Pilatus–Rabbi–Vorige: INRI. 6. Szene Knecht–schecher–Jesus– Johannes–Maria (stumm)–Centurio–Pharisäer–Rabbi–Maria Salome–Maria Jacobi: bis Tod und“wahrlich …“. X. 1. Prolog zu X. 2. Szene Romanus–Kriegsknechte: Seitenöffnung. 3. Szene Joseph von Arimathia–Maria–Nicodemus–Magdalena–Salome–Maria Jacobi: Grablegung. 4. Epilog Ehrnholdt: Auslegung. Lit.: Michael 1984, 347  f.; Polheim 1972–1980; Polheim 1982; Gier 1989; Dünninger 1990; Knedlik 1993, 30–35; Raffelsbauer 2006; Knedlik 2008; Buschinger 2015a.

5163 16.  4. 1558. Historia. Andronicus, der schendtlich keyser zu Constantinopel (K./G. 8,426). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1671 = Ml., auch Schluss. Lit.: Dallapiazza 2012, 114.

5164 18. 4. 1558. Historia von Hannone, dem reychen burger zu Cartago, und seinen grund-bösen stücken gestraffet ist (K./G. 8,622). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1678 = Ml., Schluss ähnlich. 5165 20.  4. 1558. Historia. Von Marco Manlio Capitolino, dem römischen burger (K./G. 8,626). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1679 = Ml., Schluss ähnlich. 5166 21. 4. 1558. Von Callistene, dem weysen natürlichen meister (K./G. 7,389). 124 Vs. Alexander der Große bittet Aristoteles, ihm auf seinen Feldzug einen Weisen mitzuge­ ben, der die Ereignisse aufschreiben und das Heer unterrichten solle. Aristoteles wählt Kallisthenes, dem er rät, die Zunge zu hüten. Als Alexander nach mehreren großen Erfolgen für einen Gott gehalten werden will, tadelt Kallisthenes ihn. Dafür werden ihm die Augen ausgestochen, Ohren, Nase und Lippen abgeschnitten sowie Hände und Füße abgehackt, und er wird in ein Vogelhaus gesperrt. Als er zu seiner Schande dem Volk vorgeführt wird, erbarmt Lysimachos sich seiner und vergiftet ihn. Schluss: Ein weiser Mann soll sein maul im Zaum halten. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,7 (Ziegler). Lit.: Dallapiazza 2012, 113  f.

5167 22. 4. 1558. Von Lucio Änneo Seneca, dem berhümbten philosopho (K./G. 7,393). 126 Vs. Das Leben des Philosophen von seiner Jugend bis zu seinem Selbstmord. Schluss: Es ist gefährlich, mit einem Tyrannen zusammenzuwohnen. Q.: Herr, Einlei­ tung zu Sittliche Zuchtbuecher, 1536.



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5168 23. 4. 1558. Die himelfart Cristi (Endres, Lerchenweise). Inh. u. Q. wie KG 308 = Ml. Vgl. 567, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 3543, 4649, 4849, 4870, 4874, 5037 = Mll. Schluss: Bitte um den Heiligen Geist, damit wir aus dem irdischen Jammertal in das ewige Leben eingehen und Gott ewig loben. 5169 23. 4. 1558. Die sendung des gaistes zu Epheso (Duller, Gekrönter Ton). Inh. u. Q. wie KG 460 = Ml., hier 19,1–12. Vgl. 3100, 4656, 4869, 5318 = Mll. 5170 24. 4. 1558. Jesus Sirach von leyen (Sachs, Rosenton). Leihen ist ein Werk der Barm­ herzigkeit. Schluss: Da geliehenes Gut oft nicht mehr zurückgegeben wird, gibt es in der heutigen Zeit viele ehrliche Menschen, die nichts mehr ausleihen. Q.: Sir 29,1–10. Vgl. KG 1478 = Ml. und 5541 = Sg. 5171 25. 4. 1558. Ein gesprech, die hoffnung betreffendt (K./G. 7,284). 200 Vs. Der Dichter hofft in seiner Jugend ein Jahr lang auf etwas Bestimmtes, und eines Nachts erscheint ihm im Traum Frau Hoffnung, die erklärt, sie wolle ihn verlassen, weil sie ihm solche Pein bereite. Im Gespräch mit ihr lobt er sie, während sie von sich abrät, besonders was vergängliche Güter betrifft, und sich dann verabschiedet, um jemand anders zu betrügen. Nach dem Erwachen weiß der Dichter, dass man nur auf himmlische Freuden hoffen soll. 5172 29. 4. 1558. Schwanck. Warumb die hund den katzen und die katzen den meusen so feindt sindt (K./G. 9,384; G./D. 1, Nr. 200). 120 Vs. Inh. wie KG 2296 = Ml. 5173 30. 4. 1558. Schwanck. Ursprung dreyerley feindtschafft zwischen pfaffen, wolff und dorrenheck (K./G. 9,388; G./D. 2, Nr. 201). 118 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1967 = Ml. 5174 2.  5. 1558. Das Pfingstfest (Vogel, Gefangener Ton). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5326 = Mll. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 5175 3. 5. 1558. Zwo verfolgung paulj (Schweinfelder, Abgeschiedener Ton). Inh. u. Q. wie KG 470 + 3549 = Mll. Vgl. 4667 = Ml. Schluss: 1. Die Predigt des Wortes Gottes zieht Verfolgung nach sich. 2. Man soll Gottes Wort so genau wie möglich erforschen. 5176 4. 5. 1558. Historia. Das endt des mechtigen könig Darii in Persia (K./G. 8,399). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1253 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss: Ein Fürst soll hier lernen, dass kein Reich beständig ist. Vgl. 5257 = Trag. 5177 6. 5. 1558. Historia. Geburt, leben und endt des grossen Alexanders (K./G. 8,388). 400 Vs. Q: Plutarch, Alexander. Vgl. KG 5257 = Trag. 5178 25. 5. 1558. [E] Tragedia mit 34 personen, des jüngsten gerichtes, auß der schrift uberal zu sammen gezogen, und hat 7 actus (K./G. 11,400). 1744 Vs. Inhalt: Vorspiel auf der Erde, dann Gerichtsszene, in der Christus zunächst das Kreuz über den Seligen schlägt, dann die Verdammten durch Lucifer abführen lässt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Fromme ins ewige Leben, Verstockte in die Finsternis. Zu den sieben Vorreden der einzelnen Akte. 2. Rede Priester (167 Vs.!): Das Jüngste Gericht ist nahe! II. 1. Prolog zu Akt II. 2. Monolog stolzer junger Mann: lebt in Freuden und schert sich nicht um das Jüngste Gericht. 3. Dialog Tod–junger Mann; Teufel (stumm): Jüngling

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muss jetzt sterben, jammert. 4. Dialog Priester–junger Mann: soll Buße tun. Tut es. Teufel verärgert. III. 1. Prolog zu Akt III. 2. Szene König–Bischof–Bürger–Handwerker–Bauer: sehen anhand von Unheil, Zeichen usw. den Jüngsten Tag heraufziehen. IV.  1. Prolog zu Akt  IV. 2.  Szene Christus (mit Jüngern)–Michael–Gabriel– Raphael–Uriel: Christus eröffnet das Gericht, die vier Erzengel rufen die Stände auf, zuletzt Uriel alle Toten. 3.  Szene Tote (stumm)–Cherub–Christus–Gute Seele– Gabriel–Adam–Eva–David–Zacheus–Maria Magdalena–rechter schecher–Paulus: rechts die Guten, links die Bösen. Christus macht das Kreuz über die Seligen, dann sprechen sie der Reihe nach, dann erklärt er, dass er sie nicht wegen der Werke aus­ gewählt hat. V. 1. Prolog zu Akt V. 2. Szene Christus–Mose: tritt als Ankläger auf und misst die Ver­ dammten an den 10 Geboten. VI. 1. Prolog zu Akt VI. 2. Szene Christus–König (stumm)–Lucifer–Bischof (stumm)– Verdammte (stumm)–böse Seele: Lucifer klagt die weltliche und kirchliche Obrigkeit jeweils in langer Rede an. Christus sagt, die Verdammten sollen Rechenschaft ablegen, eine böse Seele bekennt stellvertretend die Sünden, dann fordert Lucifer Strafe. VII. 1. Prolog zu VII. 2.  Szene Barmherzigkeit–Gerechtigkeit–Erzengel–Zweite Ver­ dammte Seele–Christus–Dritte–Fünfte Verdammte Seele–Lucifer–Petrus (stumm): Barmherzigkeit spricht für die Verdammten, Gerechtigkeit für sich. Erzengel bläst Posaune, Christus lässt nochmals die Verdammten reden, lässt sie dann aber durch Lucifer an einer Kette abführen. Christus zieht mit den Auserwählten ab; sie singen „Christ ist erstanden“, und Petrus trägt den Schlüssel. 3. Epilog Ehrnholdt: Buße tun im Hinblick auf das Jüngste Gericht! Lit.: Michael 1984, 348  f.

5179 1. 6. 1558. Historia. Arsinoes, die königin Cyrenarum, ein ehprecherin (K./G. 8,683). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1666 = Ml. Lit.: Dallapiazza 2012, 113; Henkel 2014, 199; Sasse 2020b, 169.339 A. 1293.

5180 3. 6. 1558. Historia. Clitemestra, die königin Micennarum, die mörderisch ehbrecherin (K./G. 8,687). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 585, 2779 (verl.) = Mll., 4260, 5445 = Tragg. Schluss hier: Ehebruch bringt Unheil. Lit.: Langner 2009; Dallapiazza 2012, 113; Henkel 2014, 199  f.; A. Roth 2016, 281  f.; Sasse 2020b, 168  f..

5181 4. 6. 1558. Historia. Olimpias, ein königin Macedonia, die mutter Alexandri Magni (K./G. 8,691). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1183 = Ml. Vgl. 5445 = Trag. Schluss hier: Eine Frau, die den Mann betrügt und auch noch Hand an ihn legt, die trifft die Rache. 5182 5. 6. 1558. Historia. Semiramis, ein königin in Assirie, bawt die stat Babiloniam (K./G. 8,695). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1459 = Ml. und 5445 = Trag. Schluss: Eine Frau soll ihre Ehre bewahren. 5183 8.  6. 1558. Historia. Keyser Anthonius Caracalla, der blutdurstig tyrann (K./G. 8,419). 240 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1519 = Ml. Schluss: Eine rachgierige Obrigkeit muss büßen.



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5184 9. 6. 1558. Historia. Nero, des allerlästerlichsten römischen keysers, leben und todt (K./G. 8,409). 364 Vs. Das Leben des Kaisers frei nach Sueton. Schluss: Ein Fürst soll lernen, dass er ein gutes Regiment führen muss, nicht ein tyrannisches, da ein solches untergeht. 5185 11. 6. 1558. Die fabel mit dem pawer, fuchs und wolff (K./G. 9,136; G./D. 2, Nr. 202). 124 Vs. Ein Bauer sagt zu seinen ungestümen jungen Ochsen, der Wolf solle sie fressen. Als der gleich erscheint, wählt man den Fuchs zum Richter in der Angelegenheit. Für zwei Hühner ist der bereit, dem Bauern recht zu geben, und den Wolf vertröstet er mit einem Käse. Zu dem führt er ihn dann, nämlich zu einem Brunnen, in dem sich der Mond spiegelt. Der Wolf schickt ihn zum Holen in einem Eimer hinunter, aber der Fuchs sagt, der Käse sei ihm zu schwer. Also steigt der Wolf in den anderen Eimer, der Fuchs wird dadurch heraufgezogen, während der Wolf baden geht. Epimythium: gegen prozesswütige Leute. Q.: Petrus Alphonsus 23 (9 Steinhöwel). Vgl. KG 1722 (verl.) = Ml. 5186 13. 6. 1558. Fabel von dem mawl, fuchs und dem wolff (K./G. 9,140; G./D. 2, Nr. 203). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2469 = Ml. Schluss: 1. Man soll nicht alles glauben, was man hört. 2. Man soll sich vor Hochmut hüten. 5187 14. 6. 1558. Fabel der zweyer meuß (K./G. 9,144; G./D. 2, Nr. 204). 124 Vs. Nach einem Besuch bei der Landmaus, die karge Kost auftischt, lädt die Stadtmaus die Freundin zu sich ein und bewirtet sie mit erlesenen Speisen. Doch als der plötzlich hereintre­ tende Kellermeister die Landmaus in Panik versetzt, erklärt sie, dass sie das Leben auf dem Lande vorziehe und kehrt dorthin zurück. Epimythium: Ein Leben in Armut ist sicherer als die von Gefahren bedrohte Existenz eines Reichen. Q.: Romulus 1,12 = 15 T. (1,12 Steinhöwel). Vgl. KG 1727 (verl.) = Ml. 5188 15. 6. 1558. Fabel. Die ameiß mit der fliegen (K./G. 9,148; G./D. 2, Nr. 205). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1815 = Sg., aber hier näher an der Vorlage. Schluss: Fliege: Müßiggänger, Ameise: arbeitsamer Mann. Vgl. 1745 (verl.) = Ml. und 5593 = Sg. 5189 16. 6. 1558. Fabel. Der gescheyd han mit dem listigen fuchs (K./G. 9,152; G./D. 2, Nr. 206). 124 Vs. Als der Hahn vor dem Fuchs zusammen mit den Hennen auf einen Baum geflogen ist, sagt dieser, sie könnten herunterkommen, da unter allen Tieren jetzt Frieden geschlossen sei. Der Hahn schaut daraufhin in die Ferne und sagt, er sehe zwei Hunde kommen. Der Fuchs will fliehen, und als der Hahn ihn fragt, warum er das trotz des Friedens tue, sagt der, dieser könnte sich zu den beiden Hunden noch nicht herumgesprochen haben. Schluss: Fuchs: hinterlistiger, Hahn: kluger, vorsich­ tiger Mann. Q.: Poggio Bracciolini, Facetiae, Nr. 79 (23 Steinhöwel). 5190 17. 6. 1558. Fabel von dem fuchs und der katzen (K./G. 9,156; G./D. 2, Nr. 207). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1765 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 5191 18. 6. 1558. Fabel der vippernatter mit dem ygel (K./G. 9,160; G./D. 2, Nr. 208). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2156 = Ml. Vgl. 2157 = Sg. 5192 20. 6. 1558. Fabel. Der fuchs mit der schlangen (K./G. 9,164; G./D. 2, Nr. 209). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4752 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 5193 20. 6. 1558. Historia. Vom Pseudo-Philippo, dem gedichten könig in Macedonia (K./G. 8,481). 124 Vs. Als König Perseus von Makedonien von den Römern in die Gefan­

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genschaft geführt worden ist, gibt sich auf Anstiften des Demetrios von Syrien der leibeigene Knecht Andristos als Perseus’ Sohn aus und wird von den Makedonen als König anerkannt. Als er den Römern den Krieg erklärt, besiegt er zunächst ein Heer unter Ivoncius, wird aber dann von Metellus geschlagen, im Triumphzug durch Rom geführt und dort gefangen gehalten. Schluss: Das Glück erhebt und stürzt. Q.: Gio­ vanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,14 (Ziegler). 21.  6. 1558. Historia. Von dem Alexandro Balai, dem gedichten könig in Syria (K./G.  8,485). 124 Vs. Nach dem Tod des Königs Antiochus Epiphanes von Syrien regiert dessen Sohn Eupator, wird aber von seinem Onkel Demetrios aus der Herr­ schaft verdrängt. Weil er durch seine Art zu herrschen den Königen von Kappadokien, Ägypten und Asien missfällt, stiften sie einen frechen jungen Mann namens Balais dazu an, sich unter dem Namen Alexander als Sohn des Epiphanes auszugeben. Mit Hilfe der drei besiegt er den tyrannischen Demetrios, wird aber als Herrscher selbst tyrannisch. Er heiratet Kleopatra, eine Tochter des Philometor, dann lädt er, in der Absicht, ihn umzubringen, seinen Schwiegervater zu sich ein. Als dieser entkommen ist, nimmt er seine Tochter wieder zu sich, verheiratet sie mit Demetrios jun., rüstet diesen mit einem großen Heer aus und erreicht so, dass Balais besiegt und vertrieben wird. In Arabien schlägt Zabilos ihm den Kopf ab, den er zu dem todkranken Philome­ tor schickt, so dass der eine Freude hat. Schluss: List und Untreue gab es also schon damals, aber das waren wenigstens Heiden, während wir doch Christen, aber nicht besser sind. Es steht sehr übel um uns, und eine Verbesserung der Lage ist nicht zu erwarten. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,14 (Ziegler). 22. 6. 1558. Historia. Von Sardanapalo, dem letzten könig Assirie (K./G. 8,453). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1587 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 23. 6. 1558. Historia. Habitis, der könig in Hispania, der wunderbar (K./G. 8,457). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1048 = Ml.; Schluss ähnlich wie dort. 27. 6. 1558. Historia Marcii Attilii Reguli, des Römers (K./G. 8,606). 200 Vs. Inh. wie KG 2254/4318 + 545 = Mll. Q. hier: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 5,3. Schluss: Im Rat ist ein solcher Mann, der für den Gemeinnutz sein Leben opfert, viel wert, und er ist eine Mauer für sein Vaterland. Lit.: Dallapiazza 2012, 114.

5198 28. 6. 1558. Historia. Niobes, die Königin zu Theba (K./G. 8,656). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 829 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. Vgl. 5445 = Trag. 5199 1. 7. 1558. Historia. Hecuba, die königin zu Troya (K./G. 8,660). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1261 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. Lit.: A. Roth 2016, 286–288.

5200 2. 7. 1558. Des herren einreiten (Örtel, Leidton). Inh. u. Q. wie KG 1072 = Ml., hier 21,1–16. Vgl. 3949 = Ml. und 5470 = Sg. Schluss: Christus zieht in die Gemeinde auf geistige Weise durch sein Wort ein. Die, welche Jesus in Jerusalem freudig empfangen, werden denen verglichen, die Christus große Ehre erweisen. Christus trennt sich von denen, die seine Stimme nicht hören wollen. Gott möge uns davor behüten. Weitere Q.: Sach. 9,9; Ps 8,3.



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5201 4. 7. 1558. Historia. Des könig Agatoclis in Sicilia glück und unglück (K./G. 8,446). 224 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4483 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 5202 6. 7. 1558. [E] Historia von Johanne Anglica, der bäpstin (K./G. 8,652). 124 Vs. Inh. ähnlich wie KG 560 = Ml., aber Q. hier Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 101 (96 Steinhöwel). Lit.: Classen 2004b, 11–13.

5203 7.  7. 1558. Historia. Johannes, der 12 bapst des namens, mit seinem gottlosen leben und endte (K./G. 8,648). 124 Vs. Albertus, Sohn des tyrannischen Königs Be­ren­ garius von Italien, setzt die Wahl seines Sohnes Octavianus zum Papst durch. Als Johannes XII. führt dieser ein in jeder Hinsicht sündiges Leben, bis zwei Kardinäle Kaiser Otto um Hilfe bitten. Dieser zieht nach Italien, nimmt Berengarius und Albertus gefangen und rückt auf Rom vor. Der Papst lässt dem einen Kardinal die Nase, dem anderen die Hand abhacken, flieht aber dann, und Otto kann Leo  VIII. einsetzen. Johannes kann das nicht rückgängig machen, er lebt von seinem Geld hurend in Rom und wird schließlich vom Ehemann einer Geliebten erstochen. Schluss: Sprichwort: Unrecht angegangen, ist selten recht ausgegangen. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 9,7. Lit.: Classen 2004b, 10  f.

5204 8. 7. 1558. Historia. Bapst Silvestter der ander, ergab sich dem teuffel (K./G. 8,644). 124 Vs. Gilbert Gerbert aus Gallien entspringt dem Kloster, verschreibt, um Papst zu werden, dem Teufel seine Seele, die dieser einfordern will, wenn Gilbert Jerusa­ lem berühre. Es folgt eine Karriere als Doktor an einer spanischen Universität, wo er u.  a. König Otto ausbildet. Er erwirbt Erzbischofsämter und schließlich das Amt des Papstes als Silvester II. Als er in seinem 5. Jahr an einem Altar Messe hält, fängt der Teufelsspuk an und er erfährt, dass der Altar Jerusalem heiße. Da bekennt er auf Knien all seine Sünden und verfügt, dass nach seinem Tod seine Glieder ab­geschnitten, auf einen Wagen gelegt und von diesem zu einem unbekannten Ziel gezogen werden. Dies ist dann St. Johannes, woran man erkennt, dass ihm verziehen wurde. Schluss: Kein Sünder muss an Gottes Barmherzigkeit ver­ zagen. 5205 9. 7. 1558. Historia. Udo, der unselig bischoff der statt Magdenburg (K./G. 8,640). 124 Vs. Udo, zum Studieren unbegabt, erfleht Hilfe von Maria und schafft es dann auch bis zum Bischof von Magdeburg. Doch dann beginnt er ein Leben in Wollust und schläft immer wieder mit einer Äbtissin, wovon ihn auch nicht abhält, dass einmal, als er bei ihr liegt, eine Stimme ruft: Udo, Udo, laß von dem spil, du hast gespilet gar zu vil! Eines Nachts, als ein Domherr in der Kirche betet, erhebt sich ein Sturmwind, und er sieht, wie der Herr vor dem Altar auf einem von zwölf Engeln hingestellten Richt­ stuhl sitzt, umgeben von den Heiligen, dass Maria Udo anklagt, dieser dann geholt wird und der Herr verfügt, dass der Patron des Domes, St. Mauritius, ihn töten soll. Das erfolgt auch mit einem Schwert am nächsten Tag, die Teufel nehmen die Seele mit, und das ganze himmlische Heer verschwindet. Der Domherr findet alles bestä­ tigt, erzählt von seiner Vision, man begräbt Udo in ungeweihter Erde und montiert ein

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Gitter über den Marmorstein, auf dem sein Kopf lag und noch Blut klebt. Das müssen künftige Bischöfe zur Warnung immer ansehen. 11.  7. 1558. Historia. Desiderius, der 31 und letzte könig der Longoparder (K./G. 8,575). 124 Vs. König Desiderius von der Lombardei regiert erst sehr löblich, hält Frieden mit König Pippin von Frankreich, gewährt dem Papst Schenkungen und hat eine große Familie. Dann aber packt ihn der Hochmut, und als Karl König von Frankreich wird, erklärt er diesem und dem Papst den Krieg. Der Papst erhält von Konstantinopel keine Hilfe, wendet sich an Karl, und vor diesem flieht Desiderius, als sein Heer besiegt ist, nach Pavia. Nach längerer Belagerung öffnen die Stadtväter die Tore, und Karl nimmt Desiderius gefangen nach Paris mit, wo dieser aus Angst und zwenck schließlich in einem Turm stirbt. Schluss: Wer aus Mutwillen das Schwert zieht, muss daran verderben. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 9,5 (Ziegler), mit Krantz korrigiert. 12.  7. 1558. Historia. Junipertus, der 23 könig der Longoparder, ein gerechter mann (K./G. 8,571). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2352 = Ml., ausführlicher erzählt. Schluss hier: Gott stürzt treulose Obrigkeit, hilft frommer. 13. 7. 1558. Schwanck. Der pfaff schrier ob dem altar: Der könig trinckt. (K./G. 9,392; G./D. 2, Nr. 210). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2043 = Ml. Schluss hier: Der Pfarrer muss der Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen. 13.  7. 1558. Schwanck. Der münch mit dem gestolen hun (K./G.  9,396; G./D.  2, Nr. 211). 124 Vs. Inh. wie KG 781 = Ml. Schluss: Mönche sind Menschen wie wir, aber sie würden sich Unheil ersparen, wenn sie sich vor dem Eintritt ins Kloster das Begehren zusammen mit den Haaren abscheren ließen. 14. 7. 1558. Schwanck. Die drey frölichen tödt (K./G. 9,400; G./D. 2, Nr. 212). 124 Vs. Inh. wie KG 3227 = Ml. und 3232 = Sg. 15. 7. 1558. Schwanck. Die drey wachsenden ding (K./G. 9,404; G./D. 2, Nr. 213). 124 Vs. Inh. wie KG 644 = Ml. Schluss hier: drei Lehren: (1) Mäntelchen nach dem Wind hängen, (2) Krankheit rechtzeitig offenbaren wegen der Heilung, (3) Stuhl nicht anhal­ ten.

Lit.: R. Hahn 1994, 483  f.

5212 16. 7. 1558. Cartalo der gehangen (Schmid, Hohe Gartweise). Bürgerkrieg in Karthago. Ein Teil der Bürger, unter ihnen Malchus, wird aus der Stadt vertrieben. Cartalus, Sohn des Malchus, ist auf einer Reise, um als Oberpriester in Tyrus ein Opfer zu bringen. Bei der Rückkunft will er in vollem Ornat in die Stadt einziehen, ohne die Vertriebenen zu beachten. Darum lässt Malchus ihn hängen. Dieser selbst wird später bei Erstürmung der Stadt erschlagen. Schluss: Bürgerlicher Aufruhr bedroht Herrschaft, Freiheit und Gemeinnutz. Einigkeit hält die Bürgerschaft zusammen. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 3,15 (Ziegler). 5213 19. 7. 1558. Historia. Jarmericus, der könig in Dennemarck, mit seinem leben und endt (K./G. 8,550). 222 Vs. Inh. von KG 2346 = Ml. gekürzt, dann Eroberung von Schwe­ den (weil die von Goterus Tyrannisierten Jarmericus holen), der Wenden, von Litauen und Ländern im Orient, dann für die wieder abgefallenen Wenden drastische Strafen



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(Rädern usw.), dann Erbauung eines Schlosses. Inh. von KG 2347 = Ml., dann Aktion der Brüder der getöteten Ehefrau gegen Jarmericus, der im Kampf gegen sie fällt. Bro­ derus wird sein Nachfolger. Schluss: (1) Man muss sich aus Gefangenschaft befreien, (2) darf nicht dem versöhnten Feind trauen, (3) auf Anklage nicht zu schnell reagieren. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 2,15–17 (Eppendorf). Vgl. auch KG 3074 = Ml. 5214 20.  7. 1558. Historia. Der könig Froto in Dennemarck ermördt seinen bruder Haraldum (K./G. 8,524). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3996 = Ml. Schluss hier: Untreue muss gerächt werden, Gott erhält einen Rächer am Leben. 5215 21.  7. 1558. Historia. König Atißlus in Schweden, der ander des namens, wurt erschlagen (K./G. 8,557). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2326 = Ml. Schluss hier: Ein Fürst soll auf der Hut vor seinen Feinden sein. 5216 22. 7. 1558. Historia. Birgerius, ein könig inn Schweden, facht seine brüder. Denen lest er die köpff abhawen (K./G. 8,561). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2327 = Ml. Schluss hier: Man darf einem versöhnten Feind nicht vertrauen. Lit.: Classen 2004b, 10.

5217 23. 7. 1558. Historia. Fengo, ein fürst in Itlandt, erwürget sein bruder Horwendillum (K./G. 8,591). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2322 = Ml. Schluss hier: Zwei zusammen regierende Fürsten bleiben selten Freunde, Stiefväter sind selten anständig gegenüber Stiefkindern. 5218 24. 7. 1558. Historia. Wernundus, könig in Dennmarck, mit seinem sohn Uffone (K./G. 8,520). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3063 = Ml. Schluss hier: (1) Kein Vater soll an seinem Sohn verzweifeln. (2) Kein Fürst soll nach einem fremden Reich greifen, weil er sonst seines verliert. 5219 25. 7. 1558. Historia. Froto, der könig in Dennmarck, wirdt in Sachsen verbrennt (K./G. 8,536). 124 Vs. Inh. u. Q. wie die erste Hälfte von KG 2344 = Ml. Schluss hier: Ein Volk, das eine zu harte Bürde tragen muss, lehnt sich auf. Gleiche Bürde ist gut. 5220 26.  7. 1558. Historia. König Hadingus in Dennemarckt hencket sich selbert (K./G. 8,513). 230 Vs. Im Krieg gegen Schweden tötet Haddingus von Dänemark erst den Prinzen Erich, dann dessen Vater Hasmundus von Schweden; als dessen Frau Gumilda das hört, ersticht sie sich. König in Schweden wird Uffo, der seine Tochter erfolglos dem verspricht, der Haddingus tötet. Nach einigem Hin und Her zwischen beiden Heeren tötet Haddingus Uffo, und Hundungus wird König von Schweden. Er und Haddingus werden gute Freunde. Kämpfe mit Tosso von Jütland und Sifridus von Sachsen. Dann Inh. von KG 2330 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,8  f. (Eppendorf). 5221 27.  7. 1558. Historia. Der könig Rolffo in Dennemarck wird durch meuterey umbracht (K./G. 8,528). 124 Vs. Rolfo erschlägt den Schwedenkönig Atislus und setzt in Schweden als Statthalter Hyartuarus ein, dem er, damit er ihm besser trauen kann, seine Schwester Stulta (Sculda) zur Frau gibt. Da sie nicht will, dass ihr Mann Rolfo Tribut zahlt, hetzt sie ihn gegen ihn auf. Mit einem bemannten Schiff begibt er sich unter dem Vorwand, Tribut zu zahlen, nach Dänemark, und es gelingt den Schweden beim Gastmahl, die ahnungslosen, betrunkenen Dänen zu überwältigen. Rolfo wird

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getötet, aber nicht sein treuer Trabant Wigo, dem er einst ein goldenes Armband geschenkt hatte (vgl. KG 2321 = Ml.). Dieser ersticht Hyartuarus und wird von den Schweden in kleine Stücke gehauen; dann aber werden diese durch die Dänen getötet. Schluss: (1) Mancher brave Mann wird durch seine Frau aufgehetzt. (2) Untreue gegen Treue kommt zu Fall. (3) Treue gegen Treue ist zu loben. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,16 (Eppendorf). 28.  6. 1558. Historia. König Regnerus in Dennmarck würgen die schlangen im thurn (K./G. 8,540). 124 Vs. Inh. u. Q. erst wie KG 2342 = Ml., dann kurz zur Eroberung Englands und Schottlands und der Niederschlagung von Haraldus’ Aufstand durch Regnerus, dann wie KG 2328 = Ml. Schluss: Gestraft wird, wer Jungfrauen schändet, ein Land mit Krieg überzieht und tyrannisch ist. 29. 6. 1558. Historia. Hasmundus, ein könig in Nordwegen, mit seiner gefehrligkeyt, wirdt endtlich erschlagen (K./G. 8,565). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2341 = Ml., aber hier fortgesetzt in Kap.  21: Hasmundus wird König von Norwegen, hat eine Tochter, verweigert sie aber König Fridlevus, dem König von Dänemark, und das gegen ihren Willen. Er lässt sogar die Gesandten töten, als Fridlevus zum zweiten Mal wirbt. So kommt es zum Krieg zwischen den beiden, Hasmundus wird erschlagen, und seine Tochter ist mit Fridlevus froh vereint. Schluss: (1) Wahre Freundschaft ist standhaft. (2) Wer sich in Gefahr begibt, darf niemandem die Schuld an seinem Unglück geben. (3) Wenn einer etwas begehrt und man schlägt es ihm ab, soll das auf freundliche Weise erfolgen. 30. 7. 1558. Drey kung in Denmarck (Kettner, Frauenton). Dan, der erste König von Dänemark, stirbt. Sein Sohn Humblus wird vom Volk zum rechtmäßigen Nachfolger gewählt. Lotherus, der Bruder des Humblus, erhebt ebenfalls Anspruch auf die Königswürde. So kommt es zum Bruderkrieg, in dem Lotherus Sieger bleibt. Humblus wird gefangen gesetzt und verzichtet schließlich auf seine Ansprüche. Lange Zeit muss nun das Volk die Tyrannei des Lotherus ertragen, bis es zu einem Aufstand gegen den Tyrannen kommt. Lotherus wird erstochen. Sein Sohn Skioldus wird neuer König. Er regiert lange in Güte und tugendhaft. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 1,3  f. (Eppendorf). 1. 8. 1558. Historia. König Sueno inn Denmarck drey mal gefangen, ein mal vertrieben, doch wieder könig worden (K./G. 8,544). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3077 + 2357 = Mll., dann (so auch in dem verl. Ml. KG 3087?): Sueno führt Krieg gegen Erich von Schweden, wird geschlagen, Flucht nach Norwegen, wo man ihn ebenso wenig aufnimmt wie anschließend in England. Beim könig in Schotten darf er bleiben, bereut während seiner sieben Jahre Aufenthalt dort seine Sünden und wird nach Erichs Tod wieder König von Dänemark. Schluss: (1) Ein Fürst, der gegen Gott sündigt, soll Buße tun. (2) Wer die Eltern wie eine Schlange behandelt, verkürzt sein Leben. 2.  8. 1558. Historia. Ursprung und untergang des volcks der Longoparder (K./G. 8,579). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2356 = Ml. Schluss hier: Ein irdisches Königreich kommt irgendwann zu seinem Ende, dasjenige Gottes währt ewig. Lit.: Classen 2004b, 8–10.



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5227 3. 8. 1558. Historia. Ursprung und untergang des volcks der Hunnen (K./G. 8,583). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2361 = Ml. Schluss hier: Ein tyrannisches Regiment nimmt irgendwann sein Ende. 5228 4. 8. 1558. Schwanck. Die edel fraw mit dem ahl (K./G. 9,408; G./D. 2, Nr. 214). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1109 = Ml. Schluss hier: Man soll sich nicht zwischen Herr und Frau drängen, denn Eheleute versöhnen sich, aber dem Schwätzer traut man dann nicht mehr. 5229 4. 8. 1558. Schwanck. Der münnich mit dem capaun (K./G. 9,412; G./D. 2, Nr. 215). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1112 = Ml. Schluss hier: Wer als Gast bei Tisch nach dem Besten greift und Zoten reißt, erntet zwar Gelächter, aber innerlich denken die Leute: Was für eine Sau! 5230 5. 8. 1558. Der Kungisch mit dem kranck sun (Endres, Lerchenweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 318 = Ml. Schluss: Christus erfüllt die Bitten der Bedrückten [Str. 3]. Weitere Q.: Mt 11,28. 5231 5. 8. 1558. Secundus, der schweigend philosophus (K./G. 7,397). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 680 = Ml. Schluss hier: Geiler Vorwitz beschmutzt weibliche Ehre mit Schande, Beständigkeit ist zu allen Zeiten lobenswert. 5232 5. 8. 1558. Licurgus, der fürst und gesetzgeber der Lacedemonier (K./G. 7,401). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 924 = Ml. Vgl. 925 = Sg. Schluss ähnlich wie dort. 5233 11.  8. 1558. Schwanck. Die zwen diebischen Pachanten in dem todten-kercker (K./G. 9,416; G./D. 2, Nr. 216). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 548 = Ml. Vgl. 2569 = Ml. und 2570 = Sg. Schluss hier: Trunkenheit richtet Schaden an. 5234 12.  8. 1558. Schwanck. Der münnich Zwieffel mit seim heylthumb (K./G.  9,420; G./D. 2, Nr. 217). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 990 = Ml. Vgl. 991 = Sg. Schluss hier: So betrogen auch einst die Sekten. Sprichwort: Die Welt will betrogen sein. Lit.: Buschinger 1996, 9  f.; Dallapiazza 2012, 107–109.

5235 13. 8. 1558. Die purgerin im wiltpad (Zwinger, Roter Ton; G./D. 6, Nr. 1017). Die schöne Frau eines reichen Bürgers in Augsburg ist unfruchtbar. Ein um Rat gefragter Arzt führt das auf Erkältung im Winter zurück. Deshalb empfiehlt er der Bürgersfrau, sich ins Bad nach Gastein zu begeben. Zusammen mit ihrer Magd, einem kleinen zottigen Hund und einem Knecht kommt sie dort an. Nun sind aber in Gastein viele junge Bur­ schen und Hunde. Herrin, Magd und Hund werden schwanger. Der Knecht läuft heim und berichtet seinem Herrn, er sei abgereist, um nicht auch noch schwanger zu werden. Lit.: Loleit 2008, 123–137 (132  f.: „Das durch das Strophenenjambement bewirkte Aufbrechen der strophischen Einheit wird hier zum Ausdrucksmittel: wie Kugler nachgewiesen hat, ist eine solche ‚Korrespondenz von Form und Inhalt‘ charakteristisch für Sachs’ Meisterlieder.“); Loleit 2012, 295  f.

5236 13.  8. 1558. Der ehrabschneider und heuchler, die zwey schädlichste thier (K./G. 7,319). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 928 = Ml. Schluss hier: Man soll Ehrabschneider und Heuchler meiden. 5237 14. 8. 1558. Der kranck peim deich (Fülsack, Reuterton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 175 = Ml., aber hier nur 5,1–10. Vgl. 2473 = Ml. Schluss: Wenn wir in Sünden darnie­

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derliegen, dann kann uns nur Christus helfen. Darüber ärgern sich die gleissner, die glauben, die Sünden durch gute Werke allein abbüßen zu können und nicht durch Christi Blut. Deshalb sei Christus Lob und Ehre [Str. 3]. 5238 14. 8. 1558. Die drey gemeinen laster (Nachtigall, Abendton). Drei Leidenschaften soll der Mensch meiden: Trunkenheit, Spiel und Tanz. Trunkenheit beraubt die Men­ schen ihres Verstandes und macht sie zu Narren, so dass sie nichts mehr arbeiten können und verarmen. Beim Spiel wird Arglist benötigt, dem Glück folgt die Trauer. Dann übergeben sich viele dem Teufel oder töten sich selbst. Daher verachten die Weisen das Spiel. Der Tanz ist die dritte Untugend. Er reizt die unkeusche Begierde. Manche Frau verlor dabei ihre Ehre. 5239 15. 8. 1558. Das dürfftigest und ellendest thier, ein armer alter mann on kunst und tugent (K./G. 7,323). 124 Vs. Laut Diogenes ist das elendste Tier ein alter Mann, der sein Leben lang mit allen nur denkbaren Lastern behaftet war; dadurch verarmt, verfügt er am Lebensabend über keinerlei Fähigkeit. Schluss: Deshalb soll die Jugend tugend­ haft leben und fleißig sein. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 3, S. 217 Nr. 8 P. (Eppendorf, S. clxx) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen 6,51. Lit.: Kühlmann 2010, 62–64 (63: „[…] das farbige, das drastisch körperliche und typologisch verdich­ tete Porträt eines leidenden alten Mannes. Sachs zeigt sich in solchen Passagen im Vollbesitz seiner literarischen Kraft, deren sinnlicher Nachdruck und deren aus Diogenes entwickelter, ich möchte sagen, antiidealistischer Naturalismus sich nur notdürftig durch den moralisierenden Diskurs ein­ fangen lässt.“).

Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 12: 5240 15. 8. 1558. Der peschlues in dis zwelft puech der spruech (in K./G. nicht enthalten). Laut Sachs 132 Vs. Text offenbar fast ganz identisch mit KG 5415 = Schlussgedicht zur zweiten Folio von 1560: Auf einem Spaziergang außerhalb der Stadt im August legt sich der Dichter unter einen schattigen Baum, schläft ein und führt einen Dialog mit Frau Ratio. Sie sagt ihm, er solle aufhören mit dem Dichten, weil er zu alt sei und es ihm nur Feindschaft eingebracht habe. Er entgegnet dem, das Dichten sei für ihn Kurzweil, es halte die Jugend zur Tugend an, und in ihm schreie es, er solle weiter­ machen. Dann beendet er das Buch, aber mit Verdruss. 5241 16. 8. 1558. Der englisch grues (Herwart, Bloßer Ton). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5324 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 13: 5242 17.  8. 1558. Das walt gott: ein priamel und eingang in dis dreyzehent spruech puech = Vorred oder eingang in diß buch, das ander theil meiner gedicht (K./G. 6,20). 234 Vs. Am 16. 2. 1558, nach Abschluss des ersten Gedichtbuches [= der ersten Folioausgabe], habe der Dichter mit dem Dichten aufhören wollen, weil es ihm so viele Feinde eingebracht habe, obwohl er doch niemanden persönlich, sondern nur die Laster angegriffen und mit den schwankhaften Texten nur traurige Herzen erfreut



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habe. Über seinen Gedanken schläft er ein und wird von Genius in einen schönen Saal entrückt, in dem Frau Weisheit die personifizierten Tugenden um sich versammelt hat. Diese klagen darüber, wie sie heutzutage verachtet und wie die Laster überhand­ nehmen würden. Weisheit fragt den Dichter, den ehrnhold der Tugenden, warum er aufhören wolle, für sie einzutreten, worauf er auf die ihm entgegenschlagende Feind­ schaft verweist. Sie aber bittet ihn, mit allen Gattungen im Dienste der Tugenden wei­ terzumachen, auch mit den Schwänken (die freilich nicht unzüchtig sein dürfen), auf dass er damit große Ehre gewinne. Als er ihr darauf die Hand geben will, stößt er sich am Bettpfosten, erwacht und denkt, er wolle also weitermachen [und nun das zweite Buch = die zweite Folio zusammenstellen]. 23. 8. 1558. Gerhart graff von Henneberg wirt ermört (Vogel, Unbenannter Ton). Während der Regentschaft Waldemars III. von Dänemark führt sein Bruder Otto gegen den Grafen Gerhard, den „Hauptmann“ der Holsteiner, Krieg. Otto wird besiegt und gefangen gesetzt, nach dem Versprechen, bestimmte Bedingungen einzuhalten, wieder freigelassen. Da Otto sich aber nicht daran hält, bricht der Krieg von neuem aus. Einem dänischen Edelmann, der vor Jahren am Hof Gerhards gedient hat, gelingt es, sich mit einigen Helfern in das Lager des Holsteiners einzuschleichen und den Grafen im Bett zu töten. Der Sohn des Grafen, Heinrich, tröstet das Heer und ver­ spricht, den Tod des Vaters zu rächen. Bald darauf überzieht er Dänemark mit einem schrecklichen Krieg. Den Mörder seines Vaters lässt er rädern. Schluss: Der Fürst, der Krieg führt, soll wachsam sein, um der Rache seines Gegners zu entgehen. Q.: Albert Krantz, Res gestae Daniae 7,32 (Eppendorf). Vgl. KG 5244 = Sg. 25. 8. 1558. Historia. Graff Gebhart wird in seim beth ermördt (K./G. 8,587). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 5243 = Ml. 26. 8. 1558. Historia. König Froto, der dritt des namens in Dennmarck, wird von einer unhulden umbbracht (K./G. 8,532). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2351 = Ml. Vgl. 2353 = Sg. Schluss hier: Gute Kunst vermag viel. 27. 8. 1558. [E] Kuerze anzaigung der schlacht, so sich zwischen künig Philips aus Engelant und küng aus Franckreich anno 1558 am 13 Juni in Flandern pegeben hat (K./G. 23,154). 132 Vs. Bericht über die Schlacht bei Gravelingen, in der am 13. Juli (nicht Juni) die Franzosen Heinrichs II. von den Spaniern Philipps II. (des Ehemanns Marias von England) besiegt werden. 29. 8. 1558. Boecii, des christlichen philosophi und poeten, history (K./G. 7,382). 232 Vs. Boethius, von Theoderich in Pavia gefangen gehalten, wird im Kerker von der Philosophie zu einem Gespräch aufgesucht. Er schreibt es auf in dem Buch „Trost der Philosophie“. Als er zusammen mit Symmachos hingerichtet worden ist, wird dem König ein Fisch aufgetragen, der die Gesichtszüge des Symmachos trägt und ihn so erschreckt, dass er stirbt. Er kommt in die Hölle. Das ist den Regenten eine Warnung davor, das Wort Gottes zu verfolgen. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 3,19 (Eppendorf). Vgl. KG 3605 = Ml. Lit.: Classen 2004b, 13  f.; Lienert 2008, 233  f. Nr. 327.

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5248 30. 8. 1558. Ein gesprech des Römers Fabii mit dem gott Jupiter, die frömbkeyt betreffend (K./G. 7,278). 200 Vs. Inh. wie KG 3666 = Fsp. 5249 1. 9. 1558. Schwanck. Die jung erbar witfraw Francisca, so zweyer buler mit listen abkam (K./G. 9,424; G./D. 2, Nr. 218). 206 Vs. Inh. u. Q. wie KG 994 = Ml. Vgl. 995 = Sg. und 5427 = Fsp. Schluss hier: (1) Eine Frau soll ihre Ehre als ihren höchsten Schatz bewahren. (2) Ein junger Mann soll sich vor außerehelichem Sex hüten und seine Liebe für die Ehe aufsparen. Lit.: Buschinger 1996, 9; Dallapiazza 2012, 101–103 (103: „Sachs wendet also mit dem moralisieren­ den Anhang die Geschichte im Grunde in ihr Gegenteil.“).

5250 2.  9. 1558. Historia. Landolphus, ein burger, mit grosem glück und unglück (K./G. 8,630). 210 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1552 = Ml. Ein Mann soll sich mit dem begnügen, was er von Gott hat, und im Unglück auf ihn vertrauen. 5251 3. 9. 1558. Historia. Cleander, der wucherer und untrew haubtman des keysers Comodi, wirdt enthaubt (K./G. 8,616). 210 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2702 = Ml. Schluss: (1) nicht im Glück (das wechselhaft ist) dünkelhaft werden. (2) Beschwerden gegen die Obrigkeit bescheiden vortragen. (3) Obrigkeit soll stets den Gemeinnutz im Auge haben. 5252 5. 9. 1558. Ein figur. Das haderwasser in der wüsten Zinn, ein figur des alten und newen testaments (K./G. 6,220). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 917 = Ml. Vgl. 3948, 4662, 5000 = Mll. 5253 6. 9. 1558. Ein figur. Die auffgehencket schlangen in der wüsten, ein figur Christi (K./G. 6,224). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 332 = Ml., aber andere Auslegung: Israel: Men­ schen, Wüste: Gottes Gesetz und Wort, wegen deren Nichtbeachtung Gott Plagen schickt. Dann kommen die Schlangen: unser Gewissen, und dann schickt Gott Chris­ tus. Vgl. 677 = Ml. 5254 6. 9. 1558. Evangelium. Die zwen blinden. Aligoria (K./G. 6,300). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2258 = Ml., Schluss ähnlich wie dort. Vgl. 4745 = Ml. 5255 7. 9. 1558. Evangelium. Das krumb frewelein. Aligoria (K./G. 8,304). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 479 = Ml. Vgl. 4634, 4688 = Mll. 5256 13. 9. 1558. Tragedia. Der Abraham, Lott sampt der opfferung Isaac, hat 21 person und 7 actus (K./G. 10,15). 1345 Vs. Q.: 1Mose 16,17–22,19. Vgl. KG 117, 221 usw., 227 usw., 491 usw., 1393, 1643, 2417 = Mll., 1615 = Sg. und 4243 = Trag. Inhalt: wie KG 491 + 227 + 117 + 1393 + 150. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Abram–Saray: kinderlos, daher schlägt Saray die Magd Hagar vor. 3. Dialog Saray–Hagar; Abram (stumm): Hagar bereit, von Saray gesegnet. 4. Monolog Hagar: ist schwanger, überhebt sich über Saray. 5. Monolog Abram: freut sich über das Kind. 6. Dialog Saray–Abram: Saray beschwert sich über Hagar, darf nach Belieben mit ihr verfahren. 7. Monolog Hagar: ist vor Saray in die Wüste Sur geflohen. 8. Dialog Gabriel–Hagar: Hagar soll zurück, wird den wilden Ismael gebären. 9. Monolog Hagar: nennt den Brunnen den des lebendigen Gottes, kehrt zurück. 10. Monolog Abram: dankt im Gebet Gott für Ismael. 11. Dialog Abram–



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Gott: Abram heißt jetzt Abraham, Saray Sara. Samen mehren, ewiger Bund symboli­ siert durch Beschneidung, Geburt Isaacs, Bund nur mit ihm, Ismael wird zwölf Fürsten hervorbringen. 12. Monolog Abraham: Alle werden beschnitten. II. 1.–4. wörtl. mit geringen Zusätzen = KG 4243 Akt I, Szene 1–4. III. 1. Monolog Lott: setzt sich vor das Stadttor, ob Fremdlinge kommen. 2. Dreige­ spräch Lott–Engel Gabriel/Uriel: bietet ihnen Herberge, sie wollen auf der Gasse bleiben, er warnt sie vor dem bösen Volk. Rechnet mit dessen Bestrafung durch Gott. 3.  Szene Lott–zwei Töchter (stumm)–Frau; Engel (stumm): Angst vor den Leuten draußen. 4. Szene drei Sodomiter–Lott–Engel (stumm): Leute wollen „zwei Männer“, Lott weigert sich, bietet Töchter an. Leute greifen Lott an, er wird von den Engeln ins Haus gezogen. Als die Leute die Tür einschlagen wollen, sind sie plötzlich blind. 5. Dialog Gabriel–Lott; Uriel (stumm): Lott soll mit allen Verwandten aus der Stadt, die Gott zerstören wird. 6.  Szene Lott, Schwiegersöhne Serel/Sirel; Engel (stumm) [Szene frei erfunden]: Die beiden wollen nicht mit. 7. Uriel zu Lott: Serel/Sirel sind auch Sünder. Auf ins Bett! IV. 1. Szene Gabriel–Uriel–Frau Lotts; Lott, Töchter (stumm): Engel drängen, Frau Lotts will viel mitnehmen; sie sollen sich nicht umdrehen, Lott betet zu Gott, es wird nichts geschehen, bevor er nicht auf dem Berg ist. 2.  Szene Lott–Frau; Töchter (stumm): trotz Warnung dreht die Frau sich um, wird zur Salzsäule. 3. Monolog Abraham: sieht Sodoms Untergang, den Gott nicht gewollt hätte, wenn es zehn Gerechte gegeben hätte, fragt sich nach Lotts Schicksal. 4. Lott mit Töchtern (stumm): will in einer Höhle leben. 5. Dialog Töchter: wollen beide wegen der Erhaltung der Art ihren Vater betrun­ ken machen und mit ihm schlafen. V.  1. Dialog Abraham–Sara: Auf nach Gerar, wohl wegen der Hungersnot; Sara soll sich als Abrahams Schwester ausgeben. 2.  Szene König Abimelech–Trabanten (stumm)–Ehrnholdt: soll die alte, aber schöne Sara holen. 3. Monolog Abraham: Sara weggeschickt, er hofft auf Gott. 4. Dialog Gott–Abimelech: will Abimelech töten, tut es aber dann doch nur, wenn Abimelech Sara nicht zurückgibt. 5. Abimelech–Tra­ banten (stumm)–Ehrnholdt (stumm): soll Abraham holen. Nun alle Frauen unfrucht­ bar. 6. Dialog Abimelech–Abraham: Dieser erklärt, Abimelech gibt ihm Geld und lässt Sara holen. 7. Szene Abimelech–Abraham; Sara (stumm): gibt ihm auch Knechte usw. Abraham dankt. VI. 1. Dialog Abraham–Sara (Isaac säugend): Sara wider Erwarten Mutter, wollen ein Fest mit dem Gesinde feiern. 2. Dialog Hagar–Ismael: Isaac dem Ismael vorgezogen, dieser gegen ihn, wo er kann. 3. Monolog Abraham: Isaac wächst und gedeiht. 4. Sara zu Abraham: Ismael dauernd frech zu Isaac, Abraham soll Hagar und Ismael vertrei­ ben. 5. Monolog Abraham: Ismael ist ihm lieb. 6. Gott zu Abraham: soll die beiden wegschicken, auch Ismael. Wird großes Volk. 7. Abraham zu Hagar; Ismael (stumm): schickt sie gegen seinen Willen weg. 8. Dialog Hagar–Ismael: Klagen, Fragen, aber es muss sein. 9. Monolog Abraham: Mitleid mit Hagar/Ismael. 10. Dialog Hagar–Ismael: drohen in der Wüste zu verdursten. 11. Gabriel zu Hagar: zeigt Brunnen. 12. Hagar zu Ismael: Der Herr ist mit uns, und du wirst eine Ägypterin heiraten.

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VII. Szene 1–9 = KG 4243 III. Akt wörtlich, aber Szene 3 Abraham–Sara wesentlich gekürzt. Ehrnholdt nur z.  T. wie in KG 4243. Lit.: Klein 1988, 86–90; Cohen 1994; Stuplich 1998, 307; Washof 2007, 176–178; Metz 2013, 320–329.

5257 27. 9. 1558. Tragedia mit 21 personen: Von Alexander Magno, dem könig Macedonie, sein geburt, leben und endt, unnd hat 7 actus (K./G. 13,477). 1416 Vs. Q.: Justin 11,1–12,16; Plutarch, Alexander. Vgl. KG 5177 = Sg., 1253, 2205 (verl.), 2223 = Mll., außer­ dem 4348 = Ml. Inhalt: Alexander von Nectanabus mit Olympias gezeugt, von Aristoteles erzogen, tötet Nectanabus. Ermordung des Königs Philippus. Feldzug gegen Darius, Sieg. Alexander ermordet Clitus und lässt Calistenes töten. Er siegt über Porus von Indien und wird in Babylon ermordet. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt nur in groben Zügen; Verweis auf Widersprüchlichkeit der Quellen. 2. König Nectanabus von Egypten zu Ehrnholdt und Hofleuten: Dank­ opfer nach 26 Jahren Regierung. 3. Bote zum König: Artaxerxes zieht in Egypten ein. 4.  Nectanabus zu Ehrnholdt und Hofleuten: will es genauer wissen und Zauberei anwenden. 5. Monolog Nectanabus: Geisterbeschwörung. 6. Dialog Nectanabus– Geist: Nectanabus kann sich nur durch das Exil retten, soll an den Hof des Königs Philippus von Macedonia; geht als Nigromant. 7. Dialog Olympias–junger Mann Pau­ sanias: weiß nicht, wie es mit Philippus auf seinem Kriegszug gehen wird. Pausa­ nias empfiehlt Nectanabus. 8. Dialog Nectanabus–Olympias: Philippus geht es gut, er hat nur ein Auge verloren. Jupiter liebt sie, er wird in Drachengestalt kommen, und sie soll das Kind als Sohn annehmen. 9. Nectanabus zu Olympias: Jupiter wird heute Nacht mit ihr schlafen, geht ab, kommt als Drache wieder, gehet herumb unnd wider ab. II. 1. Monolog Olympias: Gebet zu Jupiter: hat Sohn von ihm, der 18 ist. 2. Monolog Nectanabus: Philippus hat Alexander akzeptiert, Aristoteles erzieht ihn. 3. Dialog Alexander–Nectanabus: Auf Bitte verheißt Nectanabus dem Alexander Zukunft und Tod, dann sein eigenes Ende durch ihn, das Alexander gleich vollzieht. Alexander soll Olympias nach Herkunft fragen; Nectanabus stirbt. 4. Dialog Philippus–Alexander; Ehrnholdt, Pausanias, Parmenio (stumm): Alexander wird Philippus’ Nachfolger, will gegen Sirius ziehen, darf es. 5. Rede des Philippus an die Seinen: will Olympias wegen Nectanabus vertreiben und Cleopatra nehmen. 6. Monolog Olympias: freut sich über Kriegserfolg Alexanders. 7. Dialog Pausanias–Olympias: berichtet ihr von Philippus’ Plan; er soll Philippus töten. 8. Szene Pausanias, Philippus (beide stumm), Parmenio: Pausanias ersticht Philippus, Parmenio redet zu dem toten Philippus. 9. Parmenio zu Pausanias: kreuzigen! 10. Parmenio zum Ehrnholdt: Philippus zu Grabe tragen. III. 1. Dreigespräch Alexander–Parmenio–Clitus: Alexander rüstet zum Kriegszug, Parmenio warnt vor Darius, beide werden Heer aufrüsten. 2. Dreigespräch Darius– Fürsten Pessus/Mazeus: Darius siegessicher, Pessus/Mazeus warnen und nennen Alexanders Erfolge, Darius will positiv geträumt haben. 3. Dreigespräch Alexander– Parmenio–Clitus: Alexander war krank, aber nun auf gegen die Perser!



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IV. 1. Dreigespräch Darius–Pessus/Mazeus: sind zur Schlacht bereit. 2. Schlachtruf Alexanders, Schlacht, Alexander: hinterher! 3. Dialog Clitus–Alexander: Lager erbeu­ tet, Frauen gefangen. Clitus soll sie gut behandeln. 4. Szene Alexander–Parmenio– Ehrnholdt des Darius: Darius bietet Geld und Mesopotamia für die Frauen, Alexander will, dass er selbst kommt. Geht, das Heer zu beschenken. 5. Dreigespräch Darius– Pessus/Mazeus: Darius will mit Heer gegen Alexander ziehen. 6. Parmenio zu Clitus: Feind greift an, Alexander wecken. 7. Alexander kommt dazu, hat geschlafen und geopfert. Perser greifen an, Alexander bittet Jupiter um Sieg, Schlacht bis Flucht der Perser. 8. Dialog Pessus/Mazeus: Alexander hat schon Tyrus und Susa, wollen Darius erstechen und Kopf Alexander bringen. 9.  Szene Darius–Pessus/Mazeus (stumm): Ermordung des Darius. 10. Dialog Alexander–Darius: Darius sagt, dass es die eigenen Leute waren, Alexander ordnet großes Begräbnis an. 11.  Szene Pessus–Alexander: Pessus soll von zwei Bäumen in Stücke gerissen werden. V. 1. Alexander zu den Seinen: auf nach Hircania und Partia! 2. Dialog Parmenio– Clitus: Alexander jetzt tyrannisch, hat Philotas unschuldig hinrichten lassen. 3. Ehrn­ holdt zu den beiden: zu Alexander! 4. Monolog Alexander: hat Parmenio nach Media geschickt, wo er getötet wird. 5. Szene Alexander–Clitus–Hephaestion: Clitus tadelt das Herabsetzen der Macedonen und Alexanders Dünkel, Hephaestion fordert ihn zum Schweigen auf, aber Clitus nennt noch Morde an Philotas und Parmenio, wird von Alexander erstochen. 6.  Szene Alexander–Calistenes–Hephaestion: Alexander bereut den Mord, will sich töten. Calistenes und Hephaestion halten ihn ab, Alexan­ der erklärt sich zum Gott, Hephaestion betet ihn an, Calistenes sagt, Alexander solle bedenken, dass er ein Mensch sei, und es entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden: Befehl, Calistenes Ohren, Lippen, Nase abzuschneiden, Augen auszustechen, in ein Vogelhaus zu sperren, gefährlichen Hund dazu. Abschiedsrede Calistenes. 7. Alexander zu Hephaestion: auf nach Indien und durch die Wüste. VI. 1. Dialog Hephaestion–Alexander; Casander stumm: Indien erobert, fehlt noch Porus. 2. Porus zu den Seinen: kampfbereit. 3. Schlacht, Hephaestion nimmt Porus gefangen. Auf Bitten gibt Alexander Porus dessen Königswürde zurück. 4. Dialog Hephaestion–Alexander; Casander (stumm): Alexander hat alles erobert, einiges aber noch nicht, will die Weisen in Saba sehen. Hephaestion lässt Calanus kommen. 5. Dialog Calanus–Alexander: Themen wie Regieren – nicht tyrannisch –, wie Reich erhalten – mitten auf Haut stehen, d.  h. mittendrin herrschen –, Sterben in Babylon, Calanus verbrennt sich selbst zum Beleg. 6. Dialog Hephaestion–Alexander: Hephae­ stion hofft, es sei nicht wahr. Alexander will Sieg über Indien feiern. VII. 1. „Trabanten“dialog Fürsten Nearchus/Perdica: Hephaestion tot, Zeichen für ­Alexanders bevorstehende Ermordung in Babylon, wollen ihn beim Bankett erhei­ tern. 2. Dialog Casander–Jolas: Alexander hasst sie, weil Casander über göttliche Ver­ ehrung Alexanders gelacht hat, wollen ihn vergiften. 3. Dialog Alexander–Nearchus; Perdica (stumm): Alexander hat Angst wegen Zeichen, Nearchus beruhigt ihn, will von Meerwundern erzählen. Alexander zu Ehrnholdt: Wein auftragen. Casander und Jolas bringen ihn. 4. Szene Nearchus–Alexander–Perdica: Alexander trinkt, bekommt

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Krämpfe. Kurz zum Nachfolger, dann hinaus zu den Soldaten getragen. 5.  Drei­ gespräch Nearchus–Casander–Jolas: das kommt von zu vielem Wein, wird schon wieder. 6. Perdica zu allen: Er ist tot. Hat zwölf Fürsten zu Nachfolgern bestimmt. Auf zum Begräbnis! 7. Epilog Ehrnholdt: an Fürsten über die vielen schrecklichen Folgen des Übergriffs auf andere Länder, Tyrannei usw. Lit.: Krause 1979, 148; Buschinger 1998; Stuplich 1998, 125.150  f.194.199  f.211  f.225.234  f.237  f.287– 299 (291: „Der Einschnitt liegt im vierten Akt nach der vierten Szene [hier IV 5]. 295: „Sachs kompiliert seine Quellen souverän und filtert Ereignisse heraus, die geeignet sind, auf der Bühne dargestellt zu werden und sich zu dem von ihm intendierten Alexanderportrait zusammenfügen lassen […].“ 298: „Dem vielschichtigen Charakter seiner Hauptfigur stellt Sachs deutlich einfacher strukturierte Neben­ figuren gegenüber.“); Holzberg 2003, 396–398; Witthöft 2016, 190  f.; Gabaude 2017d.

5258 30. 9. 1558. Evangelium. Das ungestüm meer. Aligoria (K./G. 6,308). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 369 = Ml. Vgl. 196 = Lied und 2840 = Ml < Lk 8,22–26 sowie 282 < Mk 4,35–5,1. Lit.: Rettelbach 2019, 157  f.

5259 1. 10. 1558. Evangelium. Das weib mit dem blutgang. Aligoria (K./G. 6,312). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 192 = Ml., Teil 2. Vgl. 2859, 4728 = Mll. 5260 6.  10. 1558. Der Kauffman mit dem dilla dolla (Ehrenbote, Spiegelton; G./D.  6, Nr. 1018). Ein frisch verheirateter Nürnberger Kaufmann will zur Messe nach Frankfurt. Seine einfältige Ehefrau bittet ihn, doch seinen dilla dolla dazulassen, damit ihm kein Schaden widerfahre. Er sperrt eine Maus in ein Holzkästchen und lässt es ihr zurück, mit der Auflage, es keinesfalls zu öffnen. Als die Frau es dennoch versucht, entkommt die Maus in ein Mauseloch. Verzweifelt versucht die Frau, dem dilla dolla klarzu­ machen, dass er das falsche Loch erwischt habe. Als der Gatte heimkommt, gesteht sie unter Tränen den Verlust. Der Kaufmann beruhigt sie, er habe schon einen neuen für zehn Taler von der Messe mitgebracht. Den will sie empört zurückweisen; sie sagt, sie selber hätte gern einige Taler daraufgelegt, damit er einen größeren besorgt hätte. 5261 7. 10. 1558. Die weissen von orient (Schwarzenbach, Fröhliche Morgenweise). Inh. u. Q. wie KG 119 = Ml., aber hier nur 2,1–12. Vgl. 180, 276, 415, 511, 1019, 1547, 1893, 2162, 2402, 3476, 3632, 3668, 3894, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4809, 4818, 5003, 5090 = Mll. und 5062 = Com. 5262 7. 10. 1558. Die pfaffen meid mit dem thoren (Schiller, Hofton; G./D. 6, Nr. 1019). Die Magd eines Mainzer Domherrn tritt sich beim Feuermachen einen Dorn ein. Da es ihr nicht gelingt, ihn wieder zu entfernen, bittet sie einen Scherer, ihr zu helfen. Beim Versuch, den Dorn zu entfernen, leidet die Magd große Schmerzen. Sie lässt vor Angst einen Furz fahren. Der Scherer sagt darauf zornig: „Heraus in des Teufels Namen“, womit er den Furz meint – die Magd glaubt aber, er habe den Dorn herausgezogen, und bittet, er solle „ihn“ kauen und ihr den Speichel „um das Loch“ schmieren. Der Scherer sagt, sie solle „ihn“ selber suchen und kauen. Wo ihr das Loch am meisten wehtue, solle sie sich selber lecken. Q.: Jacob Frey, Garten Gesellschaft, Nr. 60. Vgl. KG 5499 = Sg. 5263 12. 10. 1558. Der pfaff mit dem zehent (Bogner, Steigweise; G./D. 6, Nr. 1020). Ein verwitweter Dorfschuster nimmt in der Fastnachtszeit eine äußerst einfältige Bauern­



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magd zur Frau. Der Pfaffe, der sie bei ihrer Fastenbeichte nach der Erfüllung ihrer Ehepflichten fragt, nutzt die Einfalt aus, indem er für sich den „Zehnten“ fordert. Der Schuster ist über ihr langes Ausbleiben verärgert und fährt sie deshalb scharf an. Die Frau redet sich darauf hinaus, dass sie doch nur ihrer Pflicht nachgekommen sei, von der ihr der Schuster vorher gar nichts erzählt habe. Als am folgenden Rosenmontag der Pfarrer zu Gast ist, setzt ihm der hintergangene Ehemann anstelle des Weins Urin seiner Frau vor. Anfangs weigert sich der Ehebrecher, davon zu trinken. Doch nachdem ihm der Schuster erklärt, dies sei ja der Wein, der an den Reben gewachsen sei, von welchen er sich den Zehnten genommen habe, bleibt dem Pfarrer keine andere Wahl, zumal er vom Schuster mit dem Messer bedroht wird. Ihm geschah recht! Q.: Sebas­ tian Brant, Additiones, Nr. 33 (Adelphus Muling). Vgl. KG 2918 (verl.) = Ml. 18. 10. 1558. Der haffner gab sein weib dem dewffel (Sachs, Kurzer Ton; G./D. 6, Nr.  1021). Der Dichter erfährt auf seiner Wanderschaft: Ein Töpfer, der volltrunken nach Hause kommt, prügelt grundlos sein Weib und wünscht, dass sie der Teufel hole. Aus Furcht vor weiteren Schlägen verkriecht sich die Frau in den Kachelofen. Als der Mann nüchtern wird und sein Zorn verfliegt, beginnt er, seine Frau zu suchen, in der Befürchtung, der Teufel habe sie tatsächlich geholt. Der Töpfer klagt sich selbst an und hält sich und sein Weib für ewig verloren. Er lässt die Kinder niederknien und für die Mutter beten, damit sie vom Teufel wieder freikomme. Als das die Frau hört, lacht sie laut über die Torheit ihres Mannes, der sich freut, seine Frau wiederzusehen, und anfangs noch meint, sie sei tatsächlich aus der Hölle zurückgekehrt. Schluss: Das Trinken macht Männer zu Toren. 19. 10. 1558. Ein anfang auf weyhenachten (Vogel, Glasweise). Inh. u. Q. wie KG 3163 = Ml. Auslegung: Christus ist das verheißene Zweiglein. Durch seine Lehre wird er das menschliche Geschlecht fruchtbar machen, sein Geist wird die geistliche Liebe in den Menschen entzünden. Noch gilt es, gegen drei Feinde zu kämpfen: Fleisch und Blut, Satan, Welt. Aber Christus steht seiner Christenheit bei, er verleiht ewiges Leben. 22. 10. 1558. Evangelium. Der untrew knecht. Aligoria (K./G. 6,328). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 165 = Ml. Vgl. 4618, 4863 = Mll. 24. 10. 1558. Evangelium. Das groß abendtmal. Aligoria (K./G. 6,332). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 169, 1577 = Mll. 25. 10. 1558. Schwanck. Der vollen brüder Christoffel (K./G. 9,430; G./D. 2, Nr. 219). 88 Vs. Der Dichter sieht im Traum einen großen Mann durch ein Wasser waten und ein nacktes Kind tragen. Er denkt erst, es sei St. Christophorus mit dem Kind, aber das Kind ist der Weingott Bacchus. Die Baumäste hängen voller Würste usw., im Meer schwimmen Meerwunder usw. Daraus entwickeln sich allgemeine Überlegungen zu den Folgen des Trinkens, die sehr ausführlich geschildert werden und in den Rat münden, man solle lieber enthaltsam sein, um Unheil zu vermeiden. 1. 11. 1558. Evangelium. Der trew und untrew knecht mit dem centner. Aligoria (K./G. 6,336). 124 Vs. Gleichnis von den drei Knechten: Der erste bekam vom Herrn fünf Zentner und brachte fünf zurück, der zweite zwei, und er brachte zwei zurück, der dritte einen; er vergrub ihn, brachte nichts zurück und wurde in die Finsternis hinaus­

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geworfen. Schluss: Der Herr ist Christus, die beiden Knechte, die dasselbe einbringen, sind die, die christlich leben, der eine dagegen hat unchristlich gelebt und wird beim Jüngsten Gericht verdammt werden. Q.: Mt 25,14–30. Vgl. KG 1398 (verl.) = Ml. 2. 11. 1558. Evangelium. Das verloren schaf. Aligoria (K./G. 6,340). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4885 = Ml. Vgl. 186, 2130 = Mll. 5. 11. 1558. Die histori Thiti und Gisippy (Schneider, Erwählter Ton). Inh. u. Q. wie KG 2014 und 4259a = Comm. und 3175 = Ml. 10.  11. 1558. Ein faßnachtspil mit vier personen. Der bawer mit dem saffran (K./G. 21,35; G. 7, Nr. 79). 354 Vs. Vgl. KG 2776, 4786 = Mll.; außerdem (motivisch) 3422 = Ml. Inhalt: wie KG 2776. Szenenübersicht: 1. Monolog Bauernknecht Heintz Hederlein: preist sich selber in würziger Sprache. 2. Dialog Bauer Fritz Herman–Heintz: Heintz will zum Tanz nach Erbelding, um Stoffel Meyer zu schlagen, weil dieser ihm einen Kranz wegnahm und ihn beleidigte. Der Onkel rät ab, also gehen sie wieder heim nach Gangkhofen. 3. Dialog Fritz–Ehefrau: Fritz soll in Landshut in der Apotheke Safran besorgen, kann sich aber das Wort nicht merken. 4. Monolog Fritz: sagt Saff, Saff vor sich hin, stol­ pert, will erst heim, denkt dann, es heiße Stolprian und sagt Stolp, Stolp. 5. Monolog Krämer: baut seinen Kram auf und ruft nach Kunden. 6. Scheinmonolog Heintz: will den Krämer nach Gewürzen fragen. 7. Dialog Heintz–Krämer: fragt der Reihe nach nach Muskat – gut gegen den „Schlag“, nimmt es –, Zimtrinde – gegen Stich, nimmt sie –, Ingwer – wärmt, nimmt ihn –, Safran – gegen Zipperlein, nimmt ihn nicht –, Capra – gegen Appetitlosigkeit, nimmt sie nicht –, Pfeffer, braucht er nicht. 8. Monolog Krämer: gut, dass es Narren gibt. 9. Scheinmonolog Fritz: Stolp, Stolp! Setzt sich erschöpft hin. Scheinmonolog Krämer: will ihm Aquavit verkaufen; reibt ihn mit einem Schwamm ein. 10. Szene Heintz–Krämer–Fritz: fragt ihn, was er tut, holt Rossdreck und hält ihn Fritz unter die Nase. Krämer ruft das Wort Safran in die Erin­ nerung, gibt Fritz für seine 12 Pfennige nur wenig. Dann gehen die beiden. 11. Epilog Krämer: hat mit diesen Narren zu wenig verdient, will jetzt zur Kirchweih nach Ganckhofen. 12. 11. 1558. Ein figur. Das bitter wasser zu Mara (K./G. 6,204). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3614 = Ml. 21. 11. 1558. Figur. Der prophet Heliseo mit der Sunamitin son (K./G. 6,208). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 963 = Ml. 22. 11. 1558. Evangelium. Die krancken bedörffen eines artztes und nit die gesunden (K./G. 6,320). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3317 = Ml. Vgl. 1836 (verl.), 4664 = Mll. 26. 11. 1558. Figur. Das passah oder osterlemblein (K./G. 6,188). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1349, 4537 = Mll. 5. 12. 1558. Die opfrung im thempel (Puschman, Hänflingweise). Inh. u. Q. wie KG 132 = Ml. Vgl. 141, 1139, 1545, 3199, 3669, 3899, 4228, 4811 = Mll. und 5062 = Com. Schluss: Wie Jesus als Kind durch den Geist gestärkt wurde, so soll auch die christgläubige Schar erleuchtet werden. Weitere Q.: 2Mose 13,2; 3Mose 12,6–8.



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5278 5. 12. 1558. Figur der zweyer böck (K./G. 6,192). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 223 und 1057 = Mll. 5279 6. 12. 1558. Prophezeyung Jeremias mit dem haffner (K./G. 6,228). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1553, 4886 = Mll. 5280 7. 12. 1558. Propheceyung von der letzten uhrstend (K./G. 6,232). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 945 = Ml. 5281 8. 12. 1558. Evangelium. Der unnütz knecht (K./G. 6,324). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3999, 4719 = Mll. 5282 10. 12. 1558. Figur. Den stetten den fried anbietten (K./G. 6,212). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1002 = Ml. 5283 13. 12. 1558. Ein figur. Der stab Mose wirdt zu einer schlangen (K./G. 6,216). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 910 = Ml. 5284 19. 12. 1558. [E] Fabel. Der krämer mit dem affen (K./G. 9,168; G./D. 2, Nr. 220). 124 Vs. Inh. wie KG 4761 = Ml. 5285 21. 12. 1558. Fabel. Der schmeichler und warhafft (K./G. 9,172; G./D. 2, Nr. 221). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1134 = Ml. Schluss hier: Nicht nur bei Hofe, sondern überall in der Welt will niemand die Wahrheit, sondern nur Schmeicheleien hören. 5286 22. 12. 1558. Ein figur. Dina, Jacobs tochter, mit Sichem (K./G. 6,200). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 222, 4674 = Mll. 5287 24. 12. 1558. Figur. Der thuren zu Babel (K./G. 6,196). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 269, 2898 = Mll. 5288 28. 12. 1558. Prophezeyung von der heilsamen zukunfft Christi (K./G. 6,240). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 344 = Ml. Vgl. 178, 505, 913 = Mll., außerdem 4677 = Ml. 29. 12. 1558 Aufführungserlaubnis für zway spiel vom 2. 1. bis zum Weißen Sonntag. [RV = H 61]

1559 5289 1.  1. 1559. Prophezeyung. Fürbildung der zukünfftigen vier evangelisten (K./G. 6,236). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4736 = Ml. 5290 2. 1. 1559. Fabel der zweyer gesellen mit dem beeren (K./G. 9,176; G./D. 2, Nr. 222). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 254 = Ml. Schluss hier: Von einem unzuverlässigen Freund soll man sich trennen. Heute überwiegt Eigennutz. 5291 3. 1. 1559. Fabel von dem waldtbruder mit dem Satyrus (K./G. 9,180; G./D. 2, Nr. 223). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 242, 4701 = Mll. Schluss hier ähnlich wie bei 4701: Warnung vor Heuchlern. 5292 7. 1. 1559. Ain pritschen-gesang auf ain groben karcken / Ain ander pritschen-gesang auf ainen pueller (K./G. 23,158). 58 Vs. Im ersten Teil verheißt das Ich einem Geizigen heilsame Pritschenschläge, im zweiten dem Liebhaber einer Prostituierten, die ihn und sieben andere ausnimmt, von der aber er sich allein geliebt glaubt.

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5293 14. 1. 1559. Tragedia mit 8 personen, der gott Bell, und hat 3 actus (K./G. 11,67). 368 Vs. Q.: Dan 14,1–21. Vgl. KG 455, 4695 = Mll. Inhalt: wie KG 455. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Belsprieste Sadoch/Aroch/Mardoch: Stehlen immer, indem sie einen unterirdischen Gang in den Tempel benutzen, die Opfer (Fleisch, Wein, Brot) für Gott Bel, fürchten Aufdeckung und Hinrichtung durch den König, wozu Daniel verhelfen könnte. Wollen dem König sagen, er solle Daniel den Bel anbeten lassen. II. 1. Monolog Daniel: klagt über Abgötterei und weiß, was die Priester tun. 2. Dialog König Cirus–Daniel; Ehrnholdt (stumm): Warum Daniel Bel nicht anbetet, obwohl der doch die Opfer verzehrt; Ehrnholdt soll Priester holen. 3.  Szene Aroch–Cirus– Daniel–Sadoch; Trabanten (stumm): Damit man sehen kann, ob Bel oder die Priester die Opfer verzehren, wird der Tempel versiegelt. Daniel streut Asche auf den Boden des Tempels. III. 1. Dreigespräch Sadoch–Aroch–Mardoch: Sie essen und trinken, nehmen beim ersten Hahnenschrei Weiteres für Familien mit. 2. Dialog Cirus–Daniel; Trabanten (stumm): Daniel soll sterben, aber er verweist auf die Fußstapfen in der Asche. Also werden die drei geholt. 3.  Szene Cirus–Mardoch. Aroch, Sadoch (stumm)–Daniel (stumm): Mardoch gesteht, er und Familien kommen an den Galgen. 4. Szene Cirus– Daniel: Daniel darf den Tempel zerstören; er dankt Gott. 5. Epilog Ehrnholdt: Die Christen hatten auch Abgötter, bis Gott einen neuen Daniel [= Luther] sandte und man nun nur noch Gott in Jesus Christus anbetet. Lit.: Washof 2007, 367–370.

5294 26. 1. 1559. Ein faßnachtspil mit vier personen: Der schwanger bawer mit dem fül (K./G. 21,62; G. 7, Nr. 80). 352 Vs. Vgl. KG 3579 = Ml. und 5105 = Sg. Inhalt: wie KG 3579. Szenenübersicht: 1. Dialog Cuntz Rubendunst–Frau Gretha: Er hat Bauchweh, will Knecht Heintz zum Arzt Isaac mit seinem Harn schicken. 2. Dialog Cuntz–Heintz: Auftrag. Heintz will sich auf blinde Mähre setzen und nach Sendelbach reiten. 3. Dialog Cuntz–Gretha: Cuntz soll sich ins Bett legen, was ihm nicht gefällt, weil er so nicht dreschen kann und 18 Groschen verliert. 4. Monolog Isaac: war erst Wahrsager, betrügt die Bauern jetzt als Arzt, kann aber nur purgieren. Wartet aufs nächste Harnglas. 5. Monolog Heintz: Mähre stürzte, Harn verschüttet, durch den der Mähre ersetzt. Falls Cuntz stirbt, will er um dessen Witwe freien. 6. Monolog Isaac: Keiner kam bisher, er hat nichts zu essen. 7. Dialog Heintz–Isaac: viele Wortspiele bei der Frage nach Symptomen und Stuhl­ gang. Diagnose: Cuntz schwanger mit Fohlen, soll Abführmittel nehmen. Isaac kriegt zwei Zwölfer. 8. Monolog Isaac: kann jetzt schmausen und trinken. 9. Dialog Cuntz– Gretha: isst Suppe, verschluckt den Löffel. 10. Dialog Cuntz–Heintz; Gretha (stumm): Heintz berichtet, Cuntz trinkt das Laxativ und geht hinter die Scheune. 11. Monolog Gretha: Cuntz soll das Fohlen loswerden! 12. Heintz zu Gretha: Cuntz hatte Stuhlgang,



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hielt einen davonlaufenden Hasen für das Fohlen. 13. Gretha zu Cuntz („Wie war’s?“), dann Epilog Cuntz: will sechs Wochen ins Kindbett, dann Fastnacht feiern. 11. 2. 1559. Der rab mit dem todten fuchssen (K./G. 9,184; G./D. 2, Nr. 224). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 763 = Ml. Epimythium hier: Man soll sehr vorsichtig sein. 16. 2. 1559. Fabel des arbeitsamen ochssen mit dem müssigen wolff (K./G. 9,188; G./D. 2, Nr. 225). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4751 = Ml. Epimythium: Arbeiten ist gut, Müßiggang schlecht. 18.  2. 1559. Fabel mit dem feisten schwein und dem dürren fuchs (K./G.  9,192; G./D. 2, Nr. 226). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1807 = Ml. Epimythium: Wollust und Völlerei sind schlecht, Nüchternheit ist gut. 19. 2. 1559. Fabel von dem tawber und der kotlachen (K./G. 9,196; G./D. 2, Nr. 227). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 839 = Ml. Epimythium hier: Kotlache steht für Heuchler; ein braver Mann soll einen neidischen geduldig ertragen. 21. 2. 1559. Das osterfest (Nachtigall, Leidton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 149 = Ml., aber hier nur 16,1–8. Vgl. 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032 = Mll. und 1594 = Sg. [Str. 1 und 2]. Auslegung: Die, welche Christus geistlich suchen, werden den Frauen verglichen, die zum Grab kommen. Das Grab entspricht dem Wort Gottes. Der Engel, der das Grab öffnet, ent­ spricht dem Prediger. Wenn einer glaubt, was im Evangelium steht, dann lebt Christus geistlich in ihm, und er wird nach seiner eigenen Auferstehung ewig mit ihm leben [Str. 3]. 23. 2. 1559. Das Abentmal (Wirt, Lange Schlagweise). Inh. u. Q. wie KG 111 = Ml. Vgl. 766, 3748, 3964, 4601 = Mll. Schluss: Christus tröstet vor seinem Tod die Jünger und hinterlässt ihnen das Sakrament seines Leibes und Blutes. Bitte um Stärkung beim Sterben. Weitere Q.: Sach 13,7. 25. 2. 1559. Der thomas (Nachtigall, Langer Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149 = Mll. und 5321 = Sg. Schluss: Bitte um Sendung des Heiligen Geistes zum Trost im Glaubenszweifel. 28. 2. 1559. Evangelium. Das cananeisch weiblein (K./G. 6,316). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 200 = Ml. Vgl. 258, 4838, 4867 = Mll. Lit.: Classen 2004a, 24  f.

5303 1. 3. 1559. Fabel von dem eren und yrrden hafen (K./G. 9,200; G./D. 2, Nr. 228). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1772 = Ml. Schluss hier: Ein Armer soll sich nicht mit einem Reichen zusammentun. 5304 2. 3. 1559. Fabel. Der fuchs mit dem adler (K./G. 9,206; G./D. 2, Nr. 229). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2061 = Ml. Vgl. 2304 = Ml. Epimythium hier: Ein Reicher soll einen Armen nicht verachten oder gar tyrannisieren; dieser wird sich zu rächen versuchen. Die Obrigkeit soll weise regieren, ganz im Sinne des Gemeinnutzes. Lit.: M. E. Müller 1985, 173  f. (173: „Die drastische Schilderung verdankt sich weniger dichterischer Ausdrucksgewalt als der Sprache der realen Verhältnisse selber.“).

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5305 3. 3. 1559. [E] Der purger-dancz (K./G. 23,160; G./D. 2, Nr. 230). 80 Vs. Zwei Vortänzer eröffnen den Tanz bei der Hochzeit. Dann sprechen je 4 + 4 Verse acht Paare (u.  a. Braut und Bräutigam). Am Schluss sagt der Trommler zum Pfeifer, sie sollen kurze Reigen machen, damit sie dann bald zum Trinken kommen. 5306 4. 3. 1559. Fabel. Der hirrsch mit dem yrrenden schaf (K./G. 9,210; G./D. 2, Nr. 231). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4748 = Ml. Schluss hier: Wer über Steuern usw. klagt, möge bedenken, was der Staat damit Gemeinnütziges tut; Kinder, denen es bei den Eltern nicht gefällt, sollen bedenken, wie gut sie es bei ihnen haben. Lit.: M. E. Müller 1985, 172  f.

5307 9.  3. 1559. Fabel. Der khün beer mit dem forchtsamen mawlthier (K./G.  9,214; G./D. 2, Nr. 232). 124 Vs. Als ein junger Bär [im lat. Original ein kampflustiges Pferd] den Jäger blasen hört, rennt er gleich zum Kampf mit ihm. Ein Maultier weist ihn auf die ihm drohende Gefahr hin, aber der Bär schlägt alles in den Wind. So wird er vom Spieß getroffen und von den Hunden zerrissen, worauf das Maultier ihn daran erin­ nert, dass es ihn gewarnt habe. Schluss: Der Bär ist wie ein junger Heißsporn, der auf Krieg und Händel aus ist. Dabei ist Krieg der Anfang jeglichen Ungemachs. Q.: Ps.-Cy­ rillus, Speculum sapientiae 2,5 (Ulrich von Pottenstein). 5308 9. 3. 1559. Fabel des gekrönten trachen mit der hiena (K./G. 9,218; G./D. 2, Nr. 233). 122 Vs. Der Drache mit einem Edelstein auf dem Kopf sagt zur Hyäne, sie seien beide vor den anderen Tieren durch ihr edles Gestein ausgezeichnet, die Hyäne durch das ihrer Augen. Doch die belehrt ihn, dass Habgierige nach seinem Stein aus seien und der Stein ihn deshalb in Gefahr bringe. Schluss: Drache: der Reiche, der nicht die mit seinem Reichtum verbundenen Nachteile sieht. Hyäne: reicher Mann, der seinen Reichtum als gottgegeben ansieht und ein vernünftiges Verhältnis dazu hat. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 3,7 (Ulrich von Pottenstein). 5309 11. 3. 1559. Fabel des fuchssen mit dem raben (K./G. 9,222; G./D. 2, Nr. 234). 124 Vs. Ein Rabe möchte reich werden und befragt deshalb einen Fuchs. Dieser nennt vier Voraussetzungen: unersättliche Gier nach Geld, Habsucht, Geiz und sorgfältiges Hüten der Habe. Daraufhin möchte der Rabe lieber arm bleiben. Schluss: Der Christ soll sich vor Habgier und ihren Folgen hüten. Q.: Ps.-Cyrillus, Speculum sapientiae 3,1 (Ulrich von Pottenstein). 5310 14.  3. 1559. [E] Schwanck. Der mann flho sein böß weyb bis in die hell hinab (K./G. 9,433; G./D. 2, Nr. 235). 178 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3539 = Ml. Schluss wie dort. 5311 15. 3. 1559. Fabel mit den fröschen und dem storch (K./G. 9,226; G./D. 2, Nr. 236). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 565 = Ml. Schluss hier: Wenn ein Volk über eine gute Obrigkeit murrt, schickt Gott ihm (wie Israel) eine tyrannische. 5312 16. 3. 1559. Fabel von dem alten hund (K./G. 9,230; G./D. 2, Nr. 237). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1717 = Ml. Schluss hier: Man soll alte Leute ehren, da sie sich einst verdient gemacht haben. 5313 22. 3. 1559. Der thitel Cristj am Crewz (Schmid, Hohe Knabenweise). Pontius Pilatus lässt eine Aufschrift am Kreuz anbringen, die Amt und Herrlichkeit Christi mitteilt. Der Name Jesu bedeutet, dass er von Gott dazu erkoren ist, die Menschen mit Gott zu



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versöhnen; ein Engel verkündet diesen Namen. Christus ist König, weil er bei Gottva­ ter ewig regiert und in seinem Geist die Schar seiner Gläubigen ordiniert. Die Gaben des Heiligen Geistes führen zum ewigen Leben. Q.: Joh 19,19  f. 5314 30. 3. 1559. Ein spiel mit 14 personen: Die zwölff durchleuchting, getrewen frawen (K./G. 13, 530). 526 Vs. Q.: Valerius Maximus; Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus; Juan Luis Vives, De christiana foemina; Xenophon, Kyrupädie. Vgl. KG 969 = Ml. Inhalt: Zwölf antike Frauen, die als tugendhaft zu gelten haben, stellen sich vor. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: Quellenangabe. 2. Rede Juno an jede einzelne Frau, die dann mit ihrer Geschichte erwidert: (1) Arthimisia (wie KG 969 = Ml. [Str. 3]), (2) Argia (wie KG 969 = Ml. [Str. 1]), (3) Sulpicia (wie KG 969 = Ml. [Str. 2]), (4) Hipsicra­ tea (wie KG 969 = Ml. [Str. 4]), (5) Ipermestra (wie KG 894, 5102 = Mll.), (6) Thalia (geht mit den anderen Frauen zu den gefangenen und zum Tode verurteilten Lacedaemo­ niern in den Kerker, sie tauschen mit ihnen Kleider, so dass diese frei sind, und werden selber freigelassen), (7) Paulina (setzte sich zu ihrem von Nero zum Selbstmord per Pulsadern-Aufschneiden verurteilten Mann ins Bad, wurde aber von Nero gerettet und blieb ihr übriges Leben lang bleich – zum Zeugnis ihrer ehelichen Treue), (8) Julia (wie KG 969 = Ml. [Str. 8]), (9) Porcia (wie KG 583 = Ml. und 969 = Ml. [Str. 10]), (10) Admete (wie KG 969 = Ml. [Str. 9]), (11) Euadne (wie KG 1819 = Ml. [Str. 2]), (12) Panthea (wie KG 3045 = Ml.). 3. Epilog Ehrnholdt: diese Frauen sind Vorbilder für Ehefrauen, auch wenn Suizid nicht christlich ist. Lit.: Dallapiazza 2012, 115; Sasse 2015a, 140  f.

5315 31.  3. 1559. Die viererley jünger Christi im leyden (K./G.  6,344). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4645 = Ml. Schluss hier: Es gibt auch heute vier verschiedene Arten von Christen: 1. Wie Judas die, welche durch das Wort reich werden wollen, 2. Wie Petrus jene, die, wenn sie verfolgt werden, das Kreuz nicht mehr tragen, sondern mit dem Schwert dreinschlagen wollen, 3. Weitere, die bei Verfolgung die Flucht ergreifen und das Wort des Herrn verlassen, 4. Wie Johannes diejenigen, die fromme Christen sind. 5316 1. 4. 1559. Schwanck. Ein warhaffter schwanck (K./G. 9,438; G./D. 2, Nr. 238). 136 Vs. Als der Dichter während seiner Wanderschaft in einer Stadt, deren Namen er vergaß, in einem Wirtshaus eingekehrt ist, kommen zwei Bürger gerannt, die im Holzschlag eine große Schar Reiter gesehen haben wollen. Die Stadt rüstet rasch auf, man zieht hin, findet aber nur zwölf Bauern, die Jagd auf Eichhörnchen gemacht hatten, und nun vor der Bürgerwehr fliehen. Erst wird ein Bauer gefangen genommen, der erinnert aber daran, dass sie auch zur Stadt gehören; Reiter hätten sie keine gesehen. Also wird Frieden geschlossen. Wegen der Peinlichkeit bleiben viele auf dem Land zum Zechen, weshalb die Frauen dann denken, sie seien in der Schlacht erschlagen, die Übrigen kehren unauffällig in der Nacht heim und sagen kein Wort von dem aufruhr, den zwei Eichhörnchen angerichtet hatten. Schluss: Er hat nun diesen Schwank daraus gemacht, weil es jedem passieren kann, dass er erst große Gefahr in etwas sieht, das sich dann als lächerlich herausstellt. Verweis auf parturiunt montes … nach Romulus 2,5 = 31 T.

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5317 4.  4. 1559. Schwanck. Warumb die bawren nicht gerne lantzknecht herbergen (K./G. 9,442; G./D. 2, Nr. 239). 130 Vs. Inh. wie KG 3392 = Ml., hier nach Gersthofen verlegt und dem Dichter von einem Pfarrer erzählt, als er fragt, warum die Bauern nicht gerne Landsknechte beherbergen; durch einen solchen ist also der Freihirt ersetzt. 5318 5. 4. 1559. Die sendung des heiligen gaists zw Epheso (Sachs, Gesangweise). Inh. u. Q. wie KG 460 = Ml., hier 19,1–12. Vgl. 3100, 4656, 4869, 5169 = Mll. Schluss: Gott schickt seinen Gläubigen den Heiligen Geist in verborgener Gestalt, damit er ihre Herzen anleite und sie dem rechten Glauben zuführe. Gott hat der Urgemeinde den Geist auf sichtbare Weise gesandt, damit sie Sicherheit erhielt und den Glauben bewahrte. Bitte um den Heiligen Geist, der das Wort rein erhält. 5319 6.  4. 1559. Prophezey der sendung des H gaist (Vogel, Süßer Ton). Inh. [Str. 1] u. Q. wie KG 4297 = Ml., hier 11,17–19. Auslegung: Die Menschheit war durch den Fluch des Gesetzes gänzlich zerstreut. Da Christus das Gesetz aber vollkommen erfüllt hat, befreite er die Menschen durch seinen Kreuzestod vom Fluch des Gesetzes. Er versammelt die Christenheit durch die Taufe und legt den Christen das Kreuz auf, um Fleisch und Blut im Zaum zu halten. Vor allem aber sendet er seinen Heiligen Geist in die Herzen der Menschen, so dass sie christlich zu leben vermögen. Christus bewahrt in diesem Elend seine Gläubigen und führt sie zum ewigen Leben [Str. 2 und 3]. 5320 6. 4. 1559. Der gehencket Schuester (Lesch, Feuerweise). Peter Has, ein Schuhma­ cher aus Bamberg, ist sehr arm und hat viele Kinder. Eines Tages lässt er sich dazu hinreißen, dem Gerber eine Kuhhaut zu stehlen. Dieser hat den Schuhmacher oft überfordert, wenn er ihm einmal etwas geliehen hatte. Has wird beim Diebstahl erwischt und zum Tod durch den Strang verurteilt, obwohl er beteuert, die Tat verse­ hentlich begangen zu haben, und obwohl sich seine Hausgenossen für ihn ausspre­ chen. Des Nachts kommt ein Hecker (Weinbauer) völlig betrunken daher und legt sich beim Galgen schlafen. Als am nächsten Morgen die Schuhmacher von Bamberg mit ihren Schuhen und Stiefeln nach Hirschaid zum Jahrmarkt ziehen, kommen sie am Galgen vorbei. Einer von ihnen ruft Has zu, er solle mit nach Hirschaid gehen. Der Hecker erwacht und ruft, sie sollten auf ihn warten. Da erschrecken die Schuster und laufen eilends davon, einige machen vor Angst in die Hosen. Der Weinbauer läuft ihnen nach, immerzu rufend, sie sollten warten. An einem Bach kommen die Schuster ins Gedränge, da der Steg darüber sehr schmal ist, und fallen ins Wasser. Die Stiefel und Schuhe verlieren sie. Der Weinbauer nimmt sie an sich und erzählt die Geschichte überall. 5321 7. 4. 1559. Zweyerley jünger Christi im glauben (K./G. 6,348). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 146 = Ml. Vgl. 210, 296 + 297, 384, 606, 1335, 2259, 2620, 3510, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301 = Mll. Schluss: zehn gläubige Jünger dem einen ungläubigen gegen­ übergestellt. 5322 8. 4. 1559. Schwanck. Der müller mit dem studenten (K./G. 9,446; G./D. 2, Nr. 240). 130 Vs. Inh. wie KG 2513 = Ml.



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5323 10. 4. 1559. Das jungst gericht (Wirt, Lange Schlagweise). Inh. u. Q. wie KG 2087 = Ml., hier 14,1–15. Schluss: Hier zeigt Johannes in der Art eines Bildes, dass beim Gericht die Ungläubigen verdammt werden und dass die Gläubigen in das ewige Leben eingehen. 5324 11. 4. 1559. Die menschwerdung Cristi (Schmid, Hohe Gartweise). Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241 = Mll., 1592, 5433 = Sgg. und 5062 = Com. Schluss: Christus hat uns durch seinen Tod erlöst und mit Gott versöhnt. 5325 11. 4. 1559. Schwanck. Warumb die pawren den müllnern ubel trawen (K./G. 9,450; G./D. 2, Nr. 241). 130 Vs. Inh. wie KG 1719 + 1718 = Mll. 5326 12. 4. 1559. Das pfingst fest (Wirt, Schlagweise). Inh. u. Q. wie KG 153 = Ml. Vgl. 245, 307, 394, 453, 1085, 1372, 1669, 3300, 4016, 4632, 5041, 5174 = Mll. Schluss: Bitte an den Heiligen Geist um Glauben, Freiheit von Irrtum und um Liebe. Weitere Q.: Joel 3,1–5. 5327 13. 4. 1559. Schwanck. Wo die glatzenden männer iren ursprung haben (K./G. 9,454; G./D. 2, Nr. 242). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 362 = Ml., hier Antwort auf Frage an den Dichter. Vgl. 4696 = Ml. Schluss hier: Ein alter verwitweter Mann sollte weder eine alte noch eine junge Frau heiraten. Lit.: Heger 1978, 607–610.

5328 14. 4. 1559. Schwanck. Ursprung des ersten münchs (K./G. 9,458; G./D. 2, Nr. 243). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2413 = Ml. und 2414 = Sg. 5329 17. 4. 1559. Fabel des weidmanns mit dem kargen wolff (K./G. 9,234; G./D. 2, Nr. 244). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 607 = Ml. Schluss hier: Der Weidmann steht für den Mann, der seine Nahrung unter Gefahren beschaffen muss und mit dem man Mitleid haben sollte, wenn er Unglück hat, der Wolf für den Geizhals. 5330 18. 4. 1559. Fabel des manns mit der haußschlangen (K./G. 9,238; G./D. 2, Nr. 245). 130 Vs. Einer Schlange, die im Haus in einem Loch wohnt, stellt die Frau immer Essen hin, weil sie sich davon Glück verspricht. Eines Sonntags, als der Mann allein daheim ist, weil er mit Kopfweh im Bett liegt, schleicht sich die Schlange zum Kochtopf und vergiftet das Essen. Der Mann, der zugesehen hat, vergräbt es und stellt sich mit einer Axt vor das Loch, die Schlange duckt sich aber rechtzeitig und bleibt länger im Loch. Die Frau will sie zwar wegen des Glücks behalten, aber die Schlange sagt, sie habe das Essen vergiftet und der Mann die Axt geschwungen, weswegen künftig eine Freund­ schaft nicht möglich sei, und sie verschwindet. Schluss: Eine einmal zerstörte Freund­ schaft kann nur weitergehen, wenn beide Freunde weit voneinander getrennt sind. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Bei­ spiele) 4,1 (S. 70  f. G.). Vgl. KG 1728 (verl.) = Sg. 5331 19. 4. 1559. Schwanck. Der herr mit dem verspielten knecht (K./G. 9,470; G./D. 2, Nr. 246). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1747 = Ml. und 5407 = Fsp. Schluss hier: Ein Herr soll einem losen Knecht nicht trauen. 5332 20. 4. 1559. Schwanck. Der koch mit dem krannich (K./G. 9,474; G./D. 2, Nr. 247). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1007 = Ml. und 1008 = Sg. Schluss hier: Aus Trauer wird oft Freude. Lit.: Henkel 2014, 195.

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5333 21. 4. 1559. Schwanck. Die vernascht köchin (K./G. 9,462; G./D. 2, Nr. 248). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 719 = Ml. 5334 22. 4. 1559. Schwanck. Die toll botschafft der stadt Pergama (K./G. 9,466; G./D. 2, Nr. 249). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 805 = Ml. Schluss hier: Wer ohne Nutzen und Not­ wendigkeit Freiheit begehrt, wird verspottet. 5335 26. 4. 1559. Was das sterckest auff erden sey (K./G. 7,431). 130 Vs. Inh. wie KG 3411 = Sg. Vgl. 3354 = Ml. (verl.). 5336 27. 4. 1559. Vier stück hindern ein tugentlich leben (K./G. 7,427). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1299 = Ml., hier in einen Traum des Dichters eingelegt. Lit.: Rettelbach 2019, 231.

5337 29. 4. 1559. Drey artliche lehr Chilonis, philosophi (K./G. 7,371). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1492 = Ml. 5338 2. 5. 1559. Drey straffssprüch Epictecti, philosophi (K./G. 7,375). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1025 = Ml. 5339 3. 5. 1559. Die hayschrecken (Schmid, Verschiedener Ton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1769 = Ml. Auslegung: Die Heuschreckenplage ist ein Bild für den aus dem Miss­ brauch des Gotteswortes erwachsenen Irrtum und die ihm folgende Strafe, die Gott über die Ungläubigen verhängt. Es entstehen Gewissensqual und Zank. Gott möge uns sein Wort schenken. 5340 8. 5. 1559. Die hundert unnd vier und zweintzig fisch und meerwunder mit irer art (K./G. 7,456). 300 Vs. Wie KG 1640 = Ml. Antwort auf Frage an einen Fischer. Lit.: Gebhard 1985.

5341 9. 5. 1559. Schwanck. Die willige armut (K./G. 9,478; G./D. 2, Nr. 250). 130 Vs. Der Dichter steht auf dem Säumarkt bei einer Gruppe von Spottvögeln, von denen einer sagt, es gebe keine freiwillig Armen mehr, und auf die Frage eines anderen, wer denn zu diesem Orden gehört habe, die Bettelmönche beschreibt. Der Dichter sagt dann aber, es gebe auch jetzt noch viele freiwillig Arme, und nennt diejenigen, die zwar ein Handwerk oder ein Gewerbe betreiben, aber ein Lotterleben führen – er beschreibt es ausführlich – und so freiwillig arm werden. Vgl. KG 4538 (verl.) = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 201  f.

5342 9. 5. 1559. Schwanck. Warumb die lantzknecht der trommel zulauffen (K./G. 9,482; G./D. 2, Nr. 251). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4572 + 4573 (verl.) = Mll. Hier anders einge­ kleidet: Ein Hauptmann fragt den Dichter, woher es komme, dass Trommelschlag sofort Landsknechte herbeirufe: Es sei einmal ein Landsknecht gewesen, dem Petrus, weil er von ihm die letzten drei Pfennige hatte erbetteln können, ein Paar Würfel geschenkt habe, mit denen alles herbeigewünscht werden konnte. Nachdem der Landsknecht sich damit ein köstliches Mahl verschafft hatte, begegnete er einem Bauern mit einem von Petrus geschenkten Esel, der bei jedem Schlag auf den Schwanz einen Landsknecht produzierte. Der Landsknecht habe ihn gegen die Würfel einge­ tauscht, sofort Landsknechte produziert, die die Würfel von dem Bauern zurückhol­ ten, und sei nach Schweden gezogen. Dort habe der König ihm für ein üppiges Nacht­ mahl seine Tochter versprochen, sie ihm nach Verzehr verweigert, aber dann geben



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müssen, als der Landsknecht aus dem Esel Landsknechte und eine Mauer zur Vertei­ digung herausgeschlagen habe. Bei der Hochzeit habe der Esel sich krank gefressen, sei eingegangen, und der Landsknecht habe aus seiner Haut ein Trommelfell gemacht, dem nun die Landsknechte zulaufen, auch wenn sie dann aus dem Krieg nur eine elend hawt zurückbringen. Letzteres bestätigt der Hauptmann. Lit.: Gabaude 2011c, 175.

5343 10. 5. 1559. Schwanck. Ursprung des weyhwassers (K./G. 9,486; G./D. 2, Nr. 252). 132 Vs. Inh. eine Erweiterung von KG 4530 = Ml.: Der Dichter ist wegen Ablasses in Rom, besichtigt die antike Stadt und fragt beim Nachtmahl in fröhlicher Runde einen römi­ schen Kurtisan nach dem Ursprung des Weihwassers: Einer der Teufel sei einst sehr faul gewesen und habe immer nur vor dem Ofen gesessen, um Bratäpfel zu essen, während die anderen Teufel harte Arbeit mit der Verführung der Menschen zur Sünde geleistet hätten. Diese warfen ihn aus der Hölle, aber er entwendete die Teufelssalbe, mit der die Teufel sich Engelsgestalt hätten geben und so die Menschen zum Sündigen bringen können. Ohne diese gelang das nun nicht mehr, weshalb die Teufel den Ver­ triebenen töten wollten. Daraufhin gab dieser die Salbenbüchse einer Pfaffenkellne­ rin, damit sie sie ihrem Herrn gebe; der solle sie mitten in die Kirche stellen, auf dass die Leute sich damit besprengten, von aller Sünde frei würden, die Teufel vertrieben und auch die Gräber damit beträufelten. Wenn die Salbe ausgegangen sei, solle der Pfarrer Brunnenwasser in die Büchse gießen. Das war das Weihwasser, mit dem die Leute sich in der irrigen Meinung besprengten, sie würden frei von Sünden, woraufhin viele Seelen in die Hölle kamen und die Teufel nunmehr so froh waren, dass sie den Vertriebenen zu ihrem Hauptmann machten. Schluss: Alles lachte, weil sogar der Kur­ tisan das Weihwasser für fantasey, gspött und triegerey hielt. 5344 11. 5. 1559. Schwanck. Der teufel mit dem gnadbrieff (K./G. 9,490; G./D. 2, Nr. 253). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2011 = Ml. 5345 12. 5. 1559. Historia. Wunderlicher ursprung und heyrat Semiramidis, der königin Assiriorum (K./G. 8,699). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4368 + 4369 = Mll. Schluss: Sprich­ wort: was Gott wil erquicken, das kan kein mensch auff erdt verdrücken. 5346 13. 5. 1559. Historia. Cleopana, die königin, auß Tracia außtrieben und wider eingesetzet (K./G.  8,703). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4366 = Ml. Schluss hier: (1) Wer unkeusch ist, bewirkt Unheil und wird schließlich selbst davon betroffen. (2) Stief­ mütter können heuchlerisch sein. (3) Die Rache soll man Gott überlassen. 5347 18. 5. 1559. Drey sprüch wider den reichthumb, Cratis, des weysen (K./G. 7,331). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1076 = Ml. und 1077 = Sg. 5348 19. 5. 1559. Das lob ehrlicher kunst Diogeni, des weysen (K./G. 7,327). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1354 = Ml. Lit.: Kühlmann 2010, 64  f.

5349 21.  5. 1559. Historia. Geburt und leben Telephi unnd Augea, seiner muter (K./G. 8,707). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4382 = Ml. Schluss hier: Gott erhöht und er­­ niedrigt, und man soll auf ihn vertrauen.

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5350 23. 5. 1559. Historia. Regina, die königin Lybie (K./G. 8,711). 130 Vs. Als König Caelum von Libyen, Vater von 45 Söhnen und einer Tochter Regina, die diese alle an Weisheit übertrifft, gestorben ist, wird sie Königin und heiratet ihren Bruder Hyperion, von dem sie einen Sohn und eine Tochter gebiert. Als die Brüder Reginas aus Neid ihren Mann und ihren Sohn ermordet haben und die Tochter sich selbst umgebracht hat, träumt sie in ihrem Leid, diese seien zu Sol und Luna geworden, wird dann rasend, verschwindet in einem Platzregen, wird vom Volk durch einen Altar geehrt, auf dem auch die Bilder ihrer Kinder stehen, und alle drei werden wie Götter angebetet. Schluss: Die Geschichte sagt warnend, dass Satan die Menschen zu Mord aus Neid anstiftet und durch Träume Abgötterei erzeugt; vor beidem sollen sich die Christen hüten. Q.: Diodor 3,57 (Herolt 4,16, S. cliijf.). Vgl. KG 4365 (verl.) = Ml. 5351 24.  5. 1559. Schwanck. Der Jud mit der geschunden grama (K./G.  9,494; G./D.  2, Nr. 254). 130 Vs. Inh. wie KG 2964/5 = Ml. Schluss hier: Kein Unglück ist so groß, dass nicht auch etwas Glück dabei wäre. Lit.: Jünger 1990, 47  f.

5352 24. 5. 1559. Schwanck. Die pawren-greth mit den antlas-ayren (K./G. 9,498; G./D. 2, Nr. 255). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4330 = Ml. 5353 25. 5. 1559. Zehen stück lobet der weyß mann (K./G. 6,356). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3140 = Ml. Vgl. 5546 = Sg. Lit.: Classen 2004a, 25  f.

5354 26. 5. 1559. Neuntzehen guter lehr auß dem Jesus Sirach zur warnung (K./G. 6,352). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1475 = Ml. Vgl. 5692 = Sg. 5355 27. 5. 1559. Die achtzehen stück, der sich ein mensch schemen soll (K./G. 6,360). 130 Vs. 18 Verbote vermischten Inhalts. Q.: Sir 41,18–29. Vgl. KG 2382 (verl.) = Ml. und 6062 = Sg. 5356 29.  5. 1559. Die achtzehen stück, der sich ein mensch nicht schemen soll (K./G. 6,364). 130 Vs. 18 Gebote vermischten Inhalts. Q.: Sir 42,1–8. Vgl. KG 4486 (verl.) = Ml. und 6062 = Sg. 5357 29.  5. 1559. Historia. Butes, der könig Tracie, wirdt unsinnig, ertrencket sich (K./G. 8,473). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4413 = Ml. Schluss hier: Untreue, Mord, Neid, Hass usw. gab es schon vor vielen Jahren, aber war nicht so verbreitet wie in unserer Zeit und wurde nicht als Geschicklichkeit angesehen. 5358 30.  5. 1559. Historia. Psamniticus, der könig in Egypten, wirt gehencket (K./G. 8,477). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4363 = Ml. Schluss hier: Die Obrigkeit muss sanftmütig regieren, da sie als Tyrannei Aufruhr fürchten muss. 5359 31. 5. 1559. Historia. Der heldt Hercules mit seiner zucht und wunderkünen thaten (K./G. 8,505). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2940 = Ml. Schluss: Gott möge Deutschland einen Herkules schicken, der die Straßen von Räubern säubert, da diese überhand­ nehmen. 5360 1.  6. 1559. Historia. Der heldt Theseus mit den neun wunderkünen theten (K./G. 8,501). 130 Vs. Inh. (u. Q.?) wie KG 4388 = Ml. (und 5155?). Schluss: Mögen doch die deutschen Fürsten nach dem Vorbild des Theseus Mörder, Räuber usw. ausrotten.



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5361 2.  6. 1559. Schwanck. Die unsichtige nacket haußmagdt (K./G.  9,502; G./D.  2, Nr. 256). 130 Vs. Inh. wie KG 4215 = Ml. 5362 3. 6. 1559. Schwanck. Der pawrenknecht mit der nebelkappen (K./G. 9,506; G./D. 2, Nr. 257). 132 Vs. Inh. wie KG 3209 = Ml. 5363 7. 6. 1559. Schwanck. Der gast im sack (K./G. 9,510; G./D. 2, Nr. 258). 130 Vs. Inh. wie KG 2911 = Ml. Schluss wie dort. 5364 8. 6. 1559. Schwank. Die pewrin mit der dicken millich (K./G. 9,514; G./D. 2, Nr. 259). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4921 = Ml., hier vom Dichter als sein Erlebnis in Schwaz im Inntal während der Wanderschaft berichtet. Schluss hier: Im Ausland geschieht aller­ lei, was daheim nicht geschieht. Also dort vorsichtig und vor allem nicht betrunken sein! 5365 10. 6. 1559. Der zwey-und-zweintzigst psalm, von dem leyden Christi (K./G. 6,260). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 166, 4881 = Mll. 5366 12.  6. 1559. Der neun-und-sechtzig psalm, von dem leiden Christi, dem fluch seiner feind und dem segen der seinen (K./G. 6,264). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2601 (verl.) = Ml. 5367 13. 6. 1559. Der hundert-und-dritt psalm David, von der güt und barmherzigkeit gottes (K./G. 6,276). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 121 = Ml. Vgl. 370 (Str. 3), 3521, 4097, 4717 = Mll. 5368 14. 6. 1559. Der hundert-unnd-vierdte psalm David, von der herrligkeit Gottes in allen creaturen (K./G. 6,280). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 170, 1628 = Mll. 5369 16.  6. 1559. Der ein-und-fünffzigist psalm David, ein klag und bekandtnus der sünde vor got (K./G. 6,284). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 452 = Ml. 5370 17. 6. 1559. Der ein-und-sibentzigist psalm David, ein dancksagung für alle hilff und wolthat Gottes (K./G. 6,288). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 391 = Ml. 5371 20. 6. 1559. Die hundert unnd zehen fliessende wasser Teutschlandes (K./G. 7,464). 228 Vs. Während seiner Wanderschaft fährt der Dichter auf einem Rheinschiff von Mainz nach Köln, fragt einen alten Landfahrer nach den Gewässern Deutschlands und bietet ihm dafür ein gut nachtmal. Nach der umfangreichen Belehrung dankt er ihm und löst das Versprechen ein. Lit.: Sasse 2002, 387.389  f. (387: „[…] entwirft anhand der Flüsse ein geradezu minutiöses geographi­ sches Raster des deutschen Raumes […].“).

5372 21. 6. 1559. Der vier-und-dreysigist psalm David. Danck umb hilff, so Gott bewisen hat (K./G. 6,296). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 209, 699 = Mll. 5373 22. 6. 1559. Der fünff-und-fünftzigist psalm David, ein gebet umb hilff und rath wider die feindt (K./G. 6,292). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2093 = Ml. 5374 26. 6. 1559. Der zwey-unnd-sibentzigist psalm, ein weissagung von dem zukünfftigen reich Christi (K./G. 6,252). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 138 = Ml. 5375 27. 6. 1559. Der fünf-und-viertzigst psalm. Von dem reich und der gesponß Christi (K./G. 6,256). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1795 = Ml. 5376 11. 7. 1559. Die pit Abraham vür das volck sodom (Wirt, Lange Schlagweise). Inh. u. Q. wie KG 2417 = Ml., hier 18,16–33. Schluss: Die Geschichte zeigt Gottes grenzenlose

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Barmherzigkeit. Wenn ein Volk in Sünden liegt, steigt Christus durch sein Wort herab und mahnt zur Buße. Findet er einige Gerechte, so halten diese seinen Zorn auf. Bleiben die Menschen aber in Sünden verstockt, dann hält Gott seine Strafe nicht zurück. Der Mensch soll vom Sündenschlaf aufstehen. 17.  7. 1559. Der ein-und-neuntzigist psalm. Die sicherheit der rechtglaubigen (K./G. 6,268). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 487, 3802 = Mll. 18. 7. 1559. Der zwey-und-neuntzigist psalm, ein psalmlied auff den sabath-tag (K./G. 6,272). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 226 = Ml. 19. 7. 1559. Propheceyung von dem leyden Christi (K./G. 6,248). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 176 = Ml. Vgl. 2267, 2668 = Mll. 20. 7. 1559. Propheceyung von dem leben und lehr Christi (K./G. 6,244). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1484 = Ml. 29. 7. 1559. Ehrlicher und löblicher brauch der stadt Rom und Athen (K./G. 7,351). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 788 = Ml. Schluss wie dort. 29. 7. 1559. Der mensch kürtzet im selbs die zeyt seines kurtzen lebens (K./G. 7,299). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2114 = Ml. und 2115, 5125 = Sgg. Schluss hier: Christ, vergeude deine Zeit nicht, nutze sie sinnvoll und schau auf das ewige Leben! Lit.: M. E. Müller 1985, 177  f.

5383 30. 7. 1559. Das bild der waren freundtschafft (K./G. 7,421). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2530 = Ml. und 2531 = Sg. 5384 30. 7. 1559. Das tugentlich leydent hertz (K./G. 7,424). 90 Vs. Inh. wie KG 3298 = Sg. 5385 31. 7. 1559. Die erschröcklich troyanisch nacht (K./G. 7,355). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1928 = Ml. und 1929 = Sg. Schluss hier: Der Mensch lebt in verschiedenen Sünden, bis er durch geistlich oder leiblich pein zur Besinnung gerufen wird, Buße tut und von Gott begnadigt wird. Lit.: A. Roth 2016, 282  f.

5386 1. 8. 1559. Die armutseligkeit menschlichs lebens (K./G. 7,359). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3133 = Ml. Schluss hier: Das menschliche Leben ist voller armutseligkeit. 5387 2. 8. 1559. Schwanck. Der edelman mit dem narren und der warheit (K./G. 9,521; G./D. 2, Nr. 260). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1900 = Ml. und 1901 = Sg. Schluss wie dort: „Schweigen ist Gold“. Lit.: Baro 2011b, 162–164.

5388 2. 8. 1559. Schwanck. Der karge abbt mit seinem gastmeister und dem sprecher (K./G. 9,524; G./D. 2, Nr. 261). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1911 = Ml. und 1912 = Sg. 5389 3. 8. 1559. Schwanck. Der gut montag (K./G. 9,518; G./D. 2, Nr. 262). 100 Vs. Inh. wie KG 3156 = Ml. und 3229 = Sg. 5390 4. 8. 1559. [E] Ein gancz gereimbte karten (K./G. 23,164). 96 Vs. Vgl. KG 2301, 5072 = Sgg. 5391 4. 8. 1559. Die comedi der königin Hester, gantz durchauß gefast, weitleufftiger mit etlichen actis und personen gemehret, und hat ietzt sieben actus und XXIII person (K./G. 15,87). 1392 Vs. Q.: Esth 1–10. Vgl. KG 748 = Com. und 1337, 4498, 4631 = Mll.



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Inhalt: wie KG 748. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: um Argumentum erweitert. 2. Dialog König Ahasveros–Hof­ meister; Hammon, Narr (stumm): hat Fürsten kommen lassen. 3. Szene Fürst Menu­ chan–König–Narr; Fürst Marsena (stumm): wollen feiern; Narr hat Hunger und will dann scherzen. 4. Vasti zu Jungfrauen: will eigenes Fest feiern, unabhängig vom König sein. 5. Dialog Menuchan–Marsena: loben die Pracht des Palastes. 6. König zu Gästen; Hofmeister, Hammon, Narr, zwei Kämmerlinge (stumm): haben 7 Tage gefeiert, will auch Vasti vorzeigen. 7. Menuchan/Marsena zu König: Lob der Pracht. 8.  Szene Gesandte–Narr–König–Menuchan–Marsena: Vasti kommt nicht, Kommentar Narr, König befragt Menuchan/Marsena: schlechtes Beispiel für alle Frauen; Narr: gehen lassen, Marsena: als Königin absetzen, König: ja, gut, holen lassen und Brief an alle: Mann ist Herr im Haus; Narr: bringt nichts. 9. Dialog König–Vasti; Übrige stumm: wird in schwarz gekleidet, bereut, abgeführt. 10. König zu Kämmerling: Brief abschicken. II. 1. Szene König zum Hofgesinde; a parte-Dialog Hofmeister–Hammon, Hammon zu König: König traurig, Hofmeister/Hammon schlagen Jungfrauenauswahl vor. 2. Dialog Mardocheus–Hester: Hester unter den Frauen, soll jüdische Herkunft nicht verraten, sie, elternlos, vertraut ganz Mardocheus. 3. Dialog König–Hammon; Übrige stumm: Frauen herholen; Narr zu König: warum neue Frau? 4. Dialog Mardocheus–Kämmer­ ling Hegay: Wie geht’s Hester? Hegay will sie dem König vorschlagen; Mardocheus freut sich. 5. Szene König–Hofmeister: Hester angekündigt. 6. Dialog König–Hester; Übrige stumm: macht sie zur Königin; kündigt Hochzeit an. III. 1. Dialog kämmerlinge Theres/Bigthan: wollen König töten. 2. Monolog Mardo­ cheus: weiß vom Anschlag. Was tun? 3. Mardocheus zu Hester: der Anschlag. 4. Dialog Hester–König; Hofmeister, Narr stumm: meldet Anschlag, Hofmeister soll sie gefan­ gen nehmen lassen. 5. Narr zu König; Übrige stumm: Hüte dich vor den Schmeich­ lern; dann kurz Henker und Theres/Bigthan: Ruten. 6. König ernennt Hammon zum zweiten Mann. 7. Szene: erst Hofieren vor Hammon außer Mardocheus, darauf weist ein kämmerling Hammon hin, dann dieser: Mardocheus und alle Juden sollen sterben; neues Hofieren ohne Mardocheus, Narr kommentiert. 8.  Szene König–Hammon– Narr–kämmmerling: König erlaubt Judentötung, Narr kommentiert, Hammon zu käm­ merling: alle Juden töten. IV.  1. Monolog Mardocheus: Klage und Gebet. 2.  Szene Hester–Jungfrauen; käm­ merling, Narr (stumm): Hester erfährt durch Jungfrauen von Mardocheus’ Kummer, schickt kämmerling. 3. Kommentar Narr. 4. Szene kämmerling–Hester, Übrige stumm: Hester soll bei König für Juden bitten, ordnet Fasten an und will dann gehen. 5. Szene Hofgesinde (stumm)–Hester–König: lädt ihn und Hammon zum Nachtmahl ein; Kom­ mentar Narr. 6. Monolog Hammon: glücklich. 7. Dialog Frau Seres–Hammon: fühlen sich glücklich; sie rät, Galgen für Mardocheus zu errichten. V. 1. Monolog Hammon: will Mardocheus beim König verklagen. 2. Szene König–käm­ merlinge (Narr stumm?): liest in Chronik, erinnert an Mardocheus, der Theres/Bigthan meldete, holen Hammon. König stellt fest, dass Mardocheus unbelohnt ist. 3. Dialog

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König–Hammon: König fragt, was mit Wohltäter machen, Antwort: höchste Ehre; die soll Hammon Mardocheus zuteilwerden lassen. 4. Monolog Hammon (Narr dabei?): ärgert sich. Kommentar Narr. 5. Hammon zu Volk: ehrt Mardocheus. 6. Monolog Seres: Wem jubelt das Volk zu? 7. Dialog Hammon–Seres: Er berichtet, sie ahnt nichts Gutes. 8. Szene kämmerling–Hammon–Seres: Hammon zu König/Hester geholt, Seres hofft auf guten Ausgang. VI. 1. Szene Hester–zwei Jungfrauen: alles vorbereitet. 2. Dialog König–Hester; Hammon (stumm): Hester bittet um Verschonung der Juden, König geht zornig hinaus. 3. Dialog Hammon–Hester: Er bittet um Gnade, sie gewährt sie nicht. 4. Szene König mit Gesinde, spricht gegen Hammon, kämmerling Hegay meldet die Errichtung des Galgens; Ham­ mon soll selbst aufgehängt werden. 5. Vorige ohne Hammon: Kommentar Narr, König schenkt Hester Hammons Besitz, Kommentar Narr. 6. Vorige und Mardocheus: Hes­ ter preist Mardocheus, bittet um Gegenbriefe, König erlaubt, dass Juden sich rächen, Mardocheus dankt. 7. Vorige ohne König, Mardocheus spricht: Briefe gehen hinaus. VII. 1. Dreigespräch Höflinge Meron/Cleon/Scharon: murren über die Situation, treten beiseite. 2. Dreigespräch Mardocheus–Mose–Thubai: bereit zurückzuschlagen, erset­ zen sie das eine Mandat durch das andere. 3. Meron dazu: protestiert. Dann Kampf Juden–Hofleute, Letztere fliehen. 4. Dialog Hofmeister–König; Hester stumm: Hof­ meister meldet tote Hofleute, König für Juden. 5. Dialog König–Hester: Hammons zehn Söhne aufhängen. 6.  Szene kämmerling–König: Juden haben 75 000 getötet, König heißt das gut, Narr auch. 7. Dialog Mardocheus–Hester: Mardocheus erzählt und deutet seinen Traum, der sich erfüllt hat, beide danken Gott; Stiftung Purim. 8. Epilog Ehrnholdt: (1) Vasti: mit Recht vertrieben. (2) Hester: Zierde aller Frauen. (3)  Hammon: Schmeichelei und Untat lohnen sich nicht. (4) Mardocheus: vorbild­ licher Biedermann. (5) Ahasveros: vorbildlicher König. (6) Gott hat sein Volk errettet, darum sollen wir das Laster verachten und die Tugend ehren. Lit.: Stuplich 1998, 171  f.205.210  f.269–287 (285: „Der Narr tritt […] zu den Übrigen nie in Beziehung, es entsteht an keiner Stelle ein Dialog zwischen ihm und einer weiteren Person […].“ 286: Der Autor kann durch den Mund des Narren das Bühnengeschehen während des Ablaufs bewerten, das Verhal­ ten Einzelner kritisieren und damit die didaktische Wirkung des Textes steigern […]. Der Vergleich hat gezeigt, daß Sachs in der Spätfassung der Hester keine anderen technischen Mittel verwendet als bei dem in seiner ersten Schaffensphase entstandenen Frühwerk.“); Washof 2007, 126  f.; Baro 2011b, 104–110 (108: ist also als Figur weniger auf die Bühnenhandlung als auf das Publikum bezogen, das zum eigentlichen Adressaten seiner Reden wird.“); Giannandrea 2017, 115–142; Freund 2018, 110–112; Sasse 2020b, 109–136.

5392 8. 8. 1559. Die vier eygenschafft des menschlichen lebens (K./G. 7,302). 126 Vs. Der König von Indien fragt den Philosophen Berosias über den Menschen: (1) was er an sich sei, (2) wem er zu vergleichen sei, (3) was er tue, (4) was für eine Gesellschaft er auf Erden habe. Antworten: (1) ein Wanderer, weil er nur kurz kommt und geht, (2) vergänglich ist wie Eis, Tau, Blüten; (3) der Mensch ist die ganze Zeit nichts, er hat viele Feinde: Teufel, Sünde, Laster, Dünkel, Eigennutz usw., (4) seine sieben Gesellen sind Hunger, Durst, Frost, Hitze, Traurigkeit, Krankheit, Tod. Diese Erkenntnis soll sich der Mensch zur Warnung nehmen.



Nr. 5397 

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5393 9. 8. 1559. Der gerüst kempfer (K./G. 7,306). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1647 = Ml. 5394 11. 8. 1559. Historia. Der artzt mit seiner stieffmutter (K./G. 8,737). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2647 (verl.) = Ml. und 2648 = Sg. Vgl. 5714 = Sg. Schluss hier: Ein Kranker soll sich einen Arzt wählen, dem er vertraut. 5395 12. 8. 1559. Historia. Der student mit seiner stieffmutter (K./G. 8,741). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3047 = Ml. Schluss hier: Man soll sich nicht auf bloße Worte verlassen, sondern gründlich die Wahrheit erforschen. 5396 14. 8. 1559. Schwanck. Der doctor mit der grosen nasen (K./G. 9,527; G./D. 2, Nr. 263). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1908 = Ml. und 5409 = Fsp. Schluss hier: Schweigen ist immer besser als Reden. Darum schweigt jetzt auch der Dichter, damit er durch seine Schwänke keinen Ärger bekommt. Lit.: Glier 1993, 64  f.

5397 16. 8. 1559. Ein comedi, mit XVII personen zu agieren: Die edel fraw Beritola mit ihrem mannichfeltigen ungelück, und hat VII actus (K./G. 16,100). 1332 Vs. Q.: Gio­ vanni Boccaccio, Decameron 2,6 (Arigo). Vgl. KG 1011 = Sg. und 3176 = Ml. Inhalt: wie KG 1011, aber stellenweise leicht verändert. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Monolog Statthalter Arigeto Capetz (Arigheto Capece): König Carolus hat König Manfred von Cecilia (Cicilia = Sizilien) erschlagen; er will aus Cecilia, wo er noch Statthalter ist, nach Neapolis fliehen, weil er den Leuten nicht traut. Lässt Beritola, seine Frau und die Söhne zurück. 3. Dreigespräch Trabanten Victor/Moritz–Capetz: Sie überwältigen ihn und werden ihn einkerkern. 4. Dialog Beritola–Amme: Beritola weiß nichts von ihrem Mann, sollen auf Rat der Amme mit den Söhnen nach Neapolis fliehen. 5. König Carolus zu den Seinen: Capetz soll gefan­ gen bleiben. 6.  Szene Beritola (zur Amme)–Schiffsmann: müssen auf Insel Puntza (Ponza) landen, sie übergibt Söhne der Amme, weil sie beten will. Schiff fährt ohne sie ab. 7. Monolog Beritola (mehrstufig): Klage um Los, verlorenen Mann, abgefahrenes Schiff, das sie an ein Genueser Schiff gebunden sieht, will von Kräutern leben, geht zu einer Hirschkuh mit ihren Rehkitzen in die Höhle. II. 1. Dialog Markgraf Conrad Mala Spini (Currado de Malaspini)–Markgräfin: kommen von Wallfahrt, wollen auf Puntza rasten und jagen, Hunde stöbern Beritola auf. 2. Dreigespräch Markgraf–Markgräfin–Beritola: Soll mit nach Lunisana (Lunigiana), will erst nicht, darf ihre Rehkitze mitnehmen, Markgraf optimistisch. III. 1. Dialog Amme–Ginfredus (Gianotto); Loschatschato (stumm): sind Diener Caspar Dorias in Genua, sollen Herkunft verhehlen, Ginfredus soll Gerhard (Giuff­ redi) heißen. 2.  Caspar Doria (Guasparrin d’Oria) zu Ginfredus, dann zu Loschat­ schato: erteilt jedem einen Auftrag. 3. Dialog Caspar Doria–Amme: weiterer Auftrag. 4. Monolog Caspar Doria: faule Leute! 5. Monolog Ginfredus: ab nach Alexandria. 6. Dialog Amme–Loschatschato: wo ist Ginfredus? 7. Dialog Caspar Doria–Amme; Loscha­tschato stumm: Ginfredus gehört an den Galgen! 8. Monolog Ginfredus: war vier Jahre unterwegs, weiß, dass Arigeto Capetz in Gefangenschaft lebt, aber nichts von Beritola, will nach Lunisana.

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IV.  1. Monolog Beritola: Hat es gut, aber bejammert ihr Los und sorgt sich um die Söhne. 2. Monolog Ginfredus: ist jetzt Reitknecht des Markgrafen, liebt dessen Tochter, die Witwe Spina. 3. Monolog Spina: liebt Ginfredus. 4. Monolog Markgräfin: jammert, weil Spina mit Ginfredus „zu Fall gekommen“ ist. 5. Markgraf zu Trabanten: sollen Ginfredus und Spina einkerkern, morgen werden sie gerichtet. 6. Dialog Markgraf– Markgräfin: Markgraf will beide töten lassen, Markgräfin fleht um Gnade für sie, also sollen beide gefangen bleiben. 7. Monolog Beritola: ihr tut alles leid. Lebte Ginfredus, sähe er aus wie Gerhard. 8. Monolog Markgraf: Trauer um Tochter. 9. Dialog Ehrn­ holdt–Markgraf: König Peter von Aragon hat König Carolus vertrieben. V. 1. Trabantendialog Moritz–Victor: Mitleid mit Ginfredus, führen ihn aus dem Kerker. 2. Dreigespräch Moritz–Ginfredus–Victor: Die beiden berichten von Cecilia, Ginfredus nennt seinen richtigen Namen und seine Herkunft. 3. Dialog Moritz–Victor: wollen es dem Fürsten melden. 4. Dialog Beritola–Markgraf: ob sie einen Sohn Ginfredus hat. 5. Schickt Ehrnholdt, Ginfredus zu holen, dann Monolog: wenn er es ist, kann er Spina heiraten. 6. Kurze Befragung, dann als Bräutigam anerkannt. Ehrnholdt zu Spina. 7. Szene Markgraf–Ginfredus (stumm)–Spina: Markgraf gibt sie zusammen. VI. 1. Markgraf zum Ehrnholdt: Beritola und Markgräfin holen. 2. Monolog Markgraf: Frauen werden sich freuen. 3. Szene Markgraf–Markgräfin–Beritola: bereitet sie auf Freude vor. 4. Ehrnholdt soll Ginfredus und Spina holen. 5. Dialog Ginfredus–Mark­ graf; Spina stumm: bereitet auf Freude vor. 6. Vorige und Beritola, Markgräfin: Rühr­ szene; Markgraf will Loschatscho von Caspar Doria holen und Erkundigungen in Cecilia einziehen. VII. 1. Monolog Amme: Was ist mit meinen Leuten? 2.  Szene Bote–Amme–Caspar Doria: Dieser soll Loschatscho schicken, traut der Sache mit Ginfredus nicht, Amme erklärt; er wird Loschatscho seine Tochter geben. 3. Monolog Markgraf: kommen aus Genua. 4. Bote zu Markgraf: meldet sie. 5. Szene Markgraf–Ginfredus–Caspar Doria; Tochter, Loschatscho stumm: Versöhnung Ginfredus–Caspar Doria. 6. Vorige und Beritola: Sie und Loschatscho freuen sich. 7. Vorige und Bote: Arigeto Capetz ist frei, hat als Hauptmann die Franzosen geschlagen, Familie soll kommen. Beritola will auch gleich. Man geht zum Schiff. 8. Monolog Capetz: größte Freude seit je. 9. Szene Söhne mit Bräuten–Beritola–Capetz–Amme: Dialog Beritola–Capetz, Übrige stumm: Begrüßung, ab zum Fest. 10. Epilog Ehrnholdt: (1) Arigeto Capetz: man soll nicht auf Besitz pochen; Gott kann ihn wieder nehmen. (2) Markgraf: Reiche sollen sich Armer erbarmen. (3) Spina: Fräulein sollen unordentliche Liebe meiden. (4) Markgräfin: Wie sie soll man für Milde eintreten. (5) Caspar Doria: Man soll Knechte nicht zu schlecht halten, denn auch sie sind Christen. (6) Amme: Untergebene sollen treu sein. (7) Beri­ tola und Söhne: Man soll in der Not auf Gott vertrauen. Lit.: Klein 1988, 161–164; Epping-Jäger 1996, 502 A. 322; Stuplich 1998, 167.220.239.240  f. Dalla­ piazza 2012, 110  f.; Rettelbach 2019, 298  f.; Sasse 2020b, 135  f.



Nr. 5404 

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Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 13: 5398 16.  8. 1559. Das zwölffte und letzt capitel ecclesiastis: Von dem menschlich gebrechlichen alter (K./G. 19,409). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1212 = Ml. Ausführlich werden hier die einzelnen in Pred verwendeten Bilder auf die Gebrechen des Alters hin gedeutet. 5399 30. 8. 1559. Die getlich weisheit (Boppe, Kreuzton). Inh. u. Q. wie KG 2499 = Ml. Vgl. 5043, 5846 = Sgg. Schluss: Die ewige Weisheit ist das reine Gotteswort, in dem Gottes Wille verborgen liegt. Wer ihm glaubt, der erkennt Gott und wird ihn lieben. Den Reichtum der Welt achtet er gering, er ist reich im Geist. 5400 31. 8. 1559. Das neun vnd zwainzigst Caput Hiob (Nachtigall, Langer Ton). Hiob, der Reichtum und Kinder verloren hat, denkt an sein früheres Glück, vor allem an sein Ansehen, als alle auf seinen Rat hörten und als er sich für Gerechtigkeit einsetzen konnte und den Armen beistand. Q.: Hiob 29. Vgl. KG 2527 = Com. 5401 6. 9. 1559. Der schuelgang Cristi (Schwartzenbach, Kreuzton). Inh. u. Q. wie KG 273 = Ml. Vgl. 808, 3439, 3678, 4250, 4357, 4531, 4726, 5011 = Mll. Schluss: Wer an Jesu Namen glaubt, wird teilhaben an der himmlischen Freude. 5402 18. 9. 1559. Das zwölft Jesus Sirach (Schwarzenbach, Kreuzton). Inh. u. Q. wie KG 2125 = Ml., aber hier nur bis 12,6. Vgl. 5511 = Sg. 5403 26. 9. 1559. Das 22. capitel dewtronomj (Schreier, Lange Kornblühweise). Vergehen gegen die Sittlichkeit. Wenn ein Mann das unbegründete Gerücht verbreitet, seine Braut sei keine Jungfrau mehr gewesen, so wird er dafür bestraft. Ist die Braut keine Jungfrau mehr, so soll sie gesteinigt werden. Ehebrecher sollen mit dem Tod bestraft werden. Wer mit einer Jungfrau schläft, soll sie zur Frau nehmen. Q.: 5Mose 22,13–23,1. Vgl. KG 4425 = Ml. Mit dem folgenden Drama beginnt Sachs SG 14: 5404 18. 10. 1559. Ein comedi, mit XXVI personen zu recitieren: Der fürst Wilhalm von Orlientz mit seiner Amaley, deß königs tochter auß Engeland, hat VII actus (K./G. 16,57). 1264 Vs. Q.: Hystori von herczog Wilhalm von Orlencz. Inhalt: Wilhalm von Orlientz, der Sohn des im Kampf getöteten Herzogs Wilhalm sen., wird von Pfalzgraf Friderich vom Rein (Rhein) aufgezogen, geht nach Engeland und siegt in einem Turnier zu Ehren der Königstochter Amaley. Die beiden lieben sich heim­ lich, aber sie wird dem König von Indien versprochen und soll zu ihm fahren. Als Wilhalm das zu verhindern sucht, wird er in einem Kampf gegen drei Engländer durch einen Spieß verwundet. Er stirbt nicht und muss schwören, dass er den Spieß in der Achsel behält, dass nur eine Königstochter ihn heilt und er stumm ist, bis Amaley ihn reden lässt. Er geht nach Griechenland, lässt sich den Spieß von der Königs­ tochter Beronice herausziehen und besiegt drei Kämpfer des Königs von Persia, der Griechenland bedroht. Dann hilft er der Äbtissin Beatrix, der Schwester des Königs von Engeland, die von dem persischen Tyrannen Thorex bedrängt wird. Beatrix begibt sich nach Engeland, kehrt mit Amaley nach Griechenland zurück, diese ist mit

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Wilhalm vereint und wird ihn in Engeland heiraten, den König von Indian dagegen Beronice. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch Pfalzgraf Friderich–Graf Ludwig–Graf Bertoldt: Was machen gegen das Heer Herzog Wilhalms, das bereits gegen Köln zieht? Entgegenziehen. 3. Dialog Herzog Wilhalm sen.–Gotthart: Wollen Pfalzgraf Friderich im Wald erwarten. 4. Schlacht: Reinlender (Rheinländer) in die Flucht geschlagen, Friderich deckt Wilhalm sen., aber dieser wird niedergehauen; Drei­ gespräch Friderich–Ludwig–Bertoldt: laut Bertoldt/Ludwig hat er es verdient, für Friderich nicht; will ihn ehrenvoll bestatten lassen. 5. Dialog (Witwe) Sabina–hof­ junckfraw Laureta; Faustina (stumm): Sabina ahnt Wilhalms Tod, Laureta redet ihr gut zu. 6. Dialog Bote–Sabina: Was soll sie nun tun mit ihrem Knaben? Friderich bietet an, ihn aufzuziehen. Sie zögert, Bote spricht für Friderich, sie will mit ihren Räten reden. II. 1. Monolog Friderich: wartet auf den kleinen Wilhalm jr. 2. Dialog Friderich–Bote: Sabina jammerte, Friderich will Wilhalm wie eigenen Sohn aufziehen. 3. Dreigespräch Sabina–Laureta–Faustina: Sabina weiß nichts von Wilhalm, Laureta/Faustina wollen hin und erkunden. 4. Monolog Wilhalm: freut sich auf Jagd morgen, wo auch Frauen sein werden. 5. A parte Laureta/Faustina: Wilhalm dem Vater ähnlich; Dreigespräch mit Wilhalm: sagen ihm seine Herkunft. 6. Monolog Wilhalm: hat es geahnt und will fort. 7. Dialog Friderich–Wilhalm: Friderich will ihn erst halten, stattet ihn dann aber für die Fahrt nach Engeland aus. III. 1. König von Engeland zu den Seinen: Turnier zu Ehren von Amaley. 2. Amaley zu Jungfrauen: hat schon von Wilhalm gehört. 3. Szene Wilhalm–englischer Ritter– Ehrnholdt: Wilhalm siegt, auf zum Abendtanz. 4. Monolog Wilhalm: hat den Kranz, liebt Amaley. 5. Monolog Amaley: hat ihn zurückgewiesen, er ist schon sieben Tage krank, sagt aber nichts. Nun will sie, auch ohne Rücksicht auf den Vater. 6. Monolog Wilhalm: wünscht sich den Tod. 7. Dialog Amaley–Wilhalm: sie will ihn, aber der König von Engeland darf es nicht wissen; er soll gleich morgen nach Paris. Sie schwö­ ren sich gegenseitige Treue. IV. 1. König von Engeland zum Ehrnholdt: Amaley holen. 2. Monolog König: Helmo von Indian will Amaley. 3. Dialog König–Amaley: Sie will nicht, er ist verärgert, da willigt sie unwillig ein. 4. Monolog Amaley: wird Wilhalm schreiben, dass er das wider­ treiben soll. 5. Monolog Wilhalm: Amaley geht es laut Brief gut. 6. Dialog Bote Witen­ bach–Wilhalm: Amaley schon mit Helmo verheiratet, fährt bald zu ihm; Wilhalm will etwas machen. 7. König von Engeland zum Ehrnholdt: In 14 Tagen soll Amaley nach Indian geleitet werden. 8. Monolog Amaley: soll Wilhalm im Garten treffen. 9. Dialog Wilhalm–Amaley; zwei Begleiter (stumm): will sie gerade entführen. 10. Vorige und drei Engelender; Blasius spricht, dann Quirin: will Kampf, Wilhalm durch Spieß in Achsel verwundet, gibt sie zurück. 11. Monolog König von Engeland: Wilhalm soll sterben. 12. Szene König–Engelhart–Wilhalm: Wilhalm muss schwören, dass er den Spieß in der Achsel behält, dass nur eine Königstochter ihn heilt, er stumm ist, bis



Nr. 5405 

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Amaley ihn reden lässt, und dass er Engeland verlässt. 13. Dialog König–Amaley: hätte sie getötet, aber Mutter wollte nicht; sie will brav sein. V.  1. Rede Fischer: Wer will nach Athen? 2. Fischer zum stummen Wilhalm: will Spieß ziehen, Wilhalm will nicht. 3. König Ynachus von Griechenland zu Tochter und Königin: sollen bei der Jagd zusehen. 4. Dialog Fischer–König von Griechenland: Fischer berichtet über Wilhalm, König von Griechenland will ihn sehen. 5. König zu Leuten: Wild aufgespürt? 6.  Szene Wilhalm (stumm)–König–Königin–Beronice: Wilhalm lässt sich das Eisen nicht von König und Königin, aber von Beronice heraus­ ziehen. 7. Monolog Amaley: krank vor Kummer. 8. König zu Wilhalm: ob geheilt? Nickt. 9. Dialog persischer Ehrnholdt–König: Kriegserklärung. König soll Kämpfer schicken. 10.  Szene König–Wilhalm (stumm): Wilhalm zum Kämpfen bereit. 11. Cambises zu Wilhalm (stumm): nach Herausforderung durch Cambises siegt Wilhalm, verbindet ihm die Augen; Königin kommentiert. 12. Dasselbe mit Lisander. 13. Dasselbe mit Xerxes; König zum Boten: König von Persien soll abziehen, oder die drei werden geköpft. 14. Monolog König von Griechenland: Wilhalm aller Ehren wert. 15. Dialog Bote–König von Griechenland: König von Persien will die drei zurück, wird künftig Tribut zahlen. VI. 1. Monolog Äbtissin Beatrix (Schwester des Königs von Engeland): ist von persi­ schem Tyrannen bedrängt, will König von Griechenland schreiben, dass er Wilhalm schicken soll. 2. König von Griechenland zu Wilhalm: soll Beatrix helfen. 3. Tyrann Thorex zu Wilhalm: Herausforderung. Wird besiegt, schwört, dass er aufhört. 4. Monolog Beatrix: hat Schulden, muss zu König von Engeland. 5. König von Engeland zu Leuten: Sorge um Beatrix. 6. Dialog König von Engeland–Ehrnholdt: Beatrix da. 7. Dialog König von Engeland–Beatrix: Beatrix. berichtet, bekommt Geld, fragt nach Amaley. 8. Dreigespräch König–Beatrix–Amaley: Beatrix wird Amaley zur Erholung nach Griechenland mitnehmen. VII. 1. Dialog Amaley–Beatrix: Amaley berichtet; es könnte Wilhalm sein, wollen zu ihm. 2. König von Griechenland zu Leuten: Wilhalm jetzt Obmann. 3. Szene König von Griechenland–Beatrix–Amaley–Wilhalm: Rührszene Amaley–Wilhalm. König von Griechenland wird König von Engeland alles erklären, auf zur Hochzeit nach Enge­ land, Helmo von Indian bekommt Beronice. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) Wilhalm sen.: Krieg soll man meiden, weil er schrecklich ist; nur sich verteidigen. (2) Pfalzgraf Fri­ derich: Fürst soll sich der Armen annehmen. (3) Amaley: Liebe bis in die Ehe sparen. Lit.: Dietl 2003, 353 („Die erfolgreiche Bußetat Willehalms widerspricht dem im Tristrant ausgearbei­ teten Sündenfall-Konzept. Deshalb wohl bleibt bei der Auslegung der einzelnen Figuren im Epilog Willehalm ausgespart.“); Classen 2004b, 17.

5405 11. 11. 1559. Tragedia mit 8 personen, die jungkfraw Pura unnd ritter Gotfrid, und hat drey actus (K./G. 11,343). 472 Vs. Vgl. KG 4306, 5025 = Mll. und 4805 = Sg. Inhalt: wie KG 4306. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog Kaiser Valens–Rat Leo; Hofgesinde stumm: Kaiser will, dass alle Christen Arianer werden. Viele sind nach Egipten geflohen. Wer

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sich hier in Antiochia weigert, wird vertrieben oder soll sterben. Leo nennt Pura; soll zum Kaiser kommen. 3. Dialog Kaiser–Pura; Leo (stumm): Pura steht zu Christus, soll vergewaltigt werden. Abgeführt. 4. Dialog Leo–Kaiser: Leo gibt Kaiser recht; Pura soll, wenn sie Christin bleibt, getötet werden. II. 1. Monolog Gottfridt: will Pura helfen. 2. Monolog Pura: Gott soll ihr helfen, den Vergewaltiger zu überwinden, oder sie sterben lassen. 3. Dialog Pura–Gottfridt: Sie bittet ihn, sie zu verschonen; er tauscht Kleider mit ihr. Pura dankt Gott. 4. Monolog Gottfridt: bittet Gott, ihm Kraft gegen den Kaiser zu geben. 5. Szene Trabant Selex– Gottfridt–Trabant Falecius: entdecken Gottfridt, nehmen ihn mit. III. 1. Dialog Kaiser–Leo: Kaiser hat erfahren, dass 500 Christen getötet wurden; Leo findet das gut. 2. Szene Falecius–Kaiser–Gottfridt: Gottfridt bekennt sich als Christ, wird zur Enthauptung abgeführt. 3. Monolog Pura: will sich für Gottfridt köpfen lassen. 4. Dialog Henker–Gottfridt: wenn Gottfridt Arianer wird, Gnade. Will nicht. 5. Szene Pura–Gottfridt; Henker (stumm): Pura will für ihn sterben, Gottfridt will das nicht. 6. Szene: Ehrnholdt sagt, beide sollen geköpft werden; Pura freut sich auf Chris­ tus. 7. Epilog Ehrnholdt: Der Christ soll bei seinem Glauben bleiben. Lit.: Krause 1979, 111  f.; Sasse 2020b, 67–74.

5406 14. 11. 1559. Das weiber fliehen (Frank, Goldener Kreuzton). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 1327 = Ml. Vgl. 5857 = Sg. Sirach ermahnt dazu, von anderen Frauen die Augen abzuwenden und nur an seiner eigenen Ehefrau zu hängen. Das bringt Wohlgefallen vor Gott, Glück und Heil [Str. 3]. 5407 14. 11. 1559. Ein faßnachtspil mit fünff personen: Der verspilt reuter (K./G. 21,76; G. 7, Nr. 81). 398 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,4 (Arigo). Vgl. KG 1747 = Ml. und 5331 = Sg. Inhalt: wie KG 1747. Szenenübersicht: 1. Monolog Junker Engelhart: Will nach Anchona, weil er Rosina heiraten will, mit 5000 Gulden. Braucht einen neuen Knecht. 2. Monolog Clas Schellendaus: ist ein Spieler mit Karten und Würfeln, zählt die Spiele auf, die er beherrscht. Will nun Junker Engelhart dienen. 3. Dialog Clas–Engelhart: Dieser nimmt ihn nur, wenn er nicht mehr spielt, was Clas schwört; gibt ihm zwölf Schilling. 4. Monolog Wirt Cuntz Tragauff: Geschäft geht schlecht, hofft auf Besserung; sieht Engelhart/Clas kommen. 5. Monolog Clas: Sie haben gegessen. Weiß nicht, wie lange er seinen Schwur halten kann. 6.  Dialog Engelhart–Clas: Engelhart will schlafen, Clas soll auf Pferde auf­ passen. 7. Monolog Clas: geht in die Taverne „Zum finsteren Stern“ zu Spitzbuben. 8. Monolog Clas: hofft, dass Engelhart über Nacht bleibt. 9. Monolog Clas: hat alles samt seiner Ausrüstung verspielt, stiehlt Engelhart Geld. 10. Monolog Clas: Engelhart ist leider aufgewacht. 11. Dialog Engelhart–Clas: Tragauff ruft vergeblich Clas; Engel­ hart will zahlen, entdeckt den Diebstahl, will Clas vor den Richter führen. 12. Monolog Clas: hat auch Kleidung verloren, will diejenige Engelharts stehlen. 13. Dialog Engel­ hart–Clas: Engelhart will Clas, der ihn um weiteres Geld bittet, verjagen, es hilft kein Flehen; der Wirt soll das Pferd als Pfand nehmen. 14. Monolog Tragauff: Engelhart



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handelt richtig. 15. Dialog Hans Flegel–Fritz Kegel: hören, dass jemand jemanden jagt, wollen wissen, wer wen. 16. Vorige und Clas, Engelhart: Clas verklagt Engelhart wegen Diebstahls, Bauern glauben ihm, Engelhart muss Clas seine Kleider geben. 17. Epilog Engelhart: Mir geschieht das recht, weil man einem Spieler und Trinker nicht trauen darf. 5408 23. 11. 1559. Ein faßnachtspil mit vier personen: Die zwen gfattern mit dem zorn (K./G. 21,91; G. 7, Nr. 82). 324 Vs. Q.: Hugo von Trimberg, Renner V. 14741–14776. Vgl. KG 3053 = Ml. und 3220, 5806 = Sgg. Inhalt: wie KG 3053. Szenenübersicht: 1. Monolog Gevattermann: Ihm wurde für heute ein Unglückstag vorausgesagt. 2.  Dialog Gevatter–Gevattermann: Dieser hat beim Armbrustschießen auf der Hal­ lerwiese nichts gewonnen. Gevatter rät ihm, er soll eine kandel und eine Flasche kaufen und sie bei seiner Frau als Gewinne ausgeben. Will er tun. 3. Monolog Frau: hat bei der Nachbarin erfahren, dass Gevattermann nichts gewonnen hat. 4. Dialog Gevattermann–Frau: werfen sich gegenseitig Geldverschwendung vor und prügeln sich. Frau schreit um Hilfe. 5. Dialog Gevatter–Gevattermann; Frau stumm: Gevatter will, dass Gevattermann seinen Zorn auf ihn lenkt, was er nach längerer Ablehnung tut. 6. Vorige und Richter: Versöhnung nach einigem Hin und Her. 6. Epilog Richter: lädt alle drei zum Wein ein. Lit.: Neumann 2005, 237  f.

5409 13. 12. 1559. Ein faßnachtspil mit vier personen: Der doctor mit der grossen nasen (K./G. 21,103; G. 7, Nr. 83). 340 Vs. Q.: Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 41. Vgl. KG 1908 = Ml. und 5396 = Sg. Inhalt: wie KG 1908. Szenenübersicht: 1. Dialog Junker–Knecht Fritz: Junker wird 1–3 Tage auf seinem Schloss einen Doktor bewirten, der sich in der Medizin, der Alchimie, im Schießen und Jagen bestens aus­ kennt. Fritz will ihm in allem dienen, warnt aber vor dem Mundwerk des Narren Jäckle. 2. Dialog Junker–Narr; Fritz (stumm): Narr soll Doktor gut behandeln. Will es, vor allem, wenn der ein Küchenmeister ist. 3. Monolog Junker: freut sich auf Doktor, war vor etwa zehn Jahren fröhlich mit ihm zusammen. 4. Dialog Junker–Doktor: Will­ kommen; Doktor soll acht Tage bleiben, will aber schon in zwei Stunden weiter nach Bamberg. Was gibt es Neues in Deutschland? 5. Vorige und Fritz: Sie trinken. 6. Vorige und Narr: macht sich über den „Zinken“ des Doktors lustig, Junker lässt ihn hinaus­ werfen. 7. Dialog Junker–Doktor; Fritz (stumm): will ihm jetzt das Schloss zeigen. 8. Monolog Narr: hat die Nase doch wahrheitsgemäß gelobt – jetzt will er lügen. 9. Dialog Fritz–Narr: Dieser soll schweigen, will aber die Wahrheit sagen. 10. Dialog Junker–Doktor: Doktor lobt Haus und fragt nach Bibliothek; Junker ist großer Bücher­ freund. 11. Vorige und Narr; Fritz (stumm): Narr lobt die kleine Nase, fliegt wieder hinaus. 12. Dialog Junker–Doktor: Narr taugt nichts, will jetzt Bibliothek zeigen. Narr soll mit Ruten geschlagen werden, wenn er wieder dumm daherredet. 13. Monolog

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Narr: will dem Doktor jetzt sagen, seine Nase gehe ihn nichts an. 14. Dialog Fritz–Narr: Fritz rät Schweigen, aber Narr will mit seinen Witzen Geld gewinnen. 15. Szene Doktor– Junker–Narr; Fritz (stumm): Doktor lobt Bibliothek, Narr sagt, dass die Nase ihm egal sei, wird zu den Ruten abkommandiert. Doktor will weiter, ist dann aber bereit, zum Mittagessen zu bleiben. 16. Epilog Narr: sieht jetzt ein: Schweigen ist besser.

Lit.: Glier 1993, 64  f. (65: „ein ergötzliches und tiefsinniges kleines Konversationsstück […] die Beschreibung klingt verdächtig nach Hans Sachsens gesammelten Werken und seinem Generalregister! […] Der Narr spricht schließlich auch den Epilog, und hier identifiziert sich Hans Sachs nun direkt mit dieser Figur, ein Zeichen, daß er durchaus auch selbstkritisch über sein eigenes Dichten reflektiert hat.“); Feydy 2010; Baro 2011b, 127–131.

5410 19. 12. 1559. Tragedia mit 14 personen zu agirn: Die frumb künigin Arsinoes mit irem tyrannischen bruder, könig Ptholomeo Cerauno, und hat 6 actus (K./G.  13,547). 1000 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, De casibus virorum illustrium 4,15 (Ziegler). Vgl. KG 4792 = Ml. und 5152 = Sg. Inhalt: wie KG 4792, ergänzt durch die Schlacht des Ptholomeus gegen die Gallier, in der er fällt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dialog König Lisimachus–Gattin Arsinoe: Lisi­machus preist beide glücklich wegen des Reiches Macedonia und seiner beiden Söhne, der dereinstigen Nachfolger; Arsinoe warnt vor dem wanckel gelück. 3. Vorige und Bote; Arsinoe (stumm): Seleucus von Asia, früher Kriegskamerad, erklärt Krieg; wer siegt, erhält beide Reiche. Lisimachus ist bereit; befiehlt die Aufrüstung. 4. Arsinoe zu Lisi­ machus: sieht sich bestätigt. 5. Dialog Seleucus–Fürst Periander: auf in den Kampf! Schlacht: Lisimachus fällt. 6. Seleucus übernimmt Macedonia, Antigonus wird Statt­ halter, Seleucus zurück nach Asien. 7.  Szene Arsinoe–Lisimachus jun.–Philippus: Klage Arsinoes, wanckel gelück; Lisimachus jun. rät, nach Cassandria zu gehen. 8. Dialog Ptholomeus Ceraunus–Hauptmann Arras: wollen Antigonus wieder aus dem Land vertreiben. II.  1. Dreigespräch Arsinoe–Söhne: Ptholomeus hat Antigonus vertrieben, Freude. Arsinoe pessimistisch, weil in Sachen Herrschaft niemandem zu trauen sei. Lisima­ chus jun. vertraut auf Wiederkehr des Glücks. 2. Dialog Ptholomeus–Arras: müssen jetzt noch Cassandria erobern, aber Ptholomeus sorgt sich wegen der Erbfolge der Söhne. Arras rät, Arsinoe zu heiraten. III. 1.  Szene Arsinoe–Söhne: Arsinoe mahnt zur Geduld. 2. Vorige und Ehrnholdt; Söhne (stumm): Ehrnholdt meldet Gesandtschaft. 3. Szene Arsinoe–Ewridanus–Dion: Ptholomeus will Ehe mit ihr und schriftlich beeiden, dass die Söhne seine Nachfolger werden. Arsinoe einverstanden. 4. Dreigespräch Arsinoe–Söhne: sind eher pessimis­ tisch. 5. Dialog Dion–Arsinoe; Söhne (stumm): Ptholomeus hat geschworen, Arsinoe soll in seine Hauptstadt kommen; sie ist bereit. 6. Dialog Söhne: ahnen beide Schlim­ mes. 7. Ptholomeus zu Arras: Arsinoe wird es schlecht ergehen. 8.  Szene Arsinoe– Ptholomeus–Ehrnholdt: Ptholomeus erklärt sie zur Königin, sie lädt ihn zur Hochzeit nach Cassandria ein.



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IV.  1. Dialog Söhne: pessimistisch. 2. Dreigespräch Arsinoe–Söhne; Dion (stumm): Arsinoe optimistisch, Söhne lenken ein, Dion zur Hochzeitsvorbereitung aufgefordert. 3. Kurzrede Ehrnholdt: anstrengende Vorbereitung. 4. Dialog Dion–Ehrnholdt: Ob alles vorbereitet ist? (Aufzählung). Wollen Ptholomeus entgegenreiten. 5. Arsinoe zu Söhnen: Ptholomeus entgegenreiten. Er wird seinen Eid halten. V. 1. Ptholomeus zu seinen Leuten: nach Betreten des Schlosses sollen Söhne getötet, Arsinoe die Königsinsignien abgenommen und sie nach Tracia (Thracien) verbannt werden. 2. Szene Söhne–Ptholomeus: auf in die Stadt. 3. Monolog Arsinoe: jetzt kommt Ptholomeus, d.  h. Hoffnung und Trost. 4. Szene Arsinoe–Söhne–Arras: Ermordung der Söhne, die Arsinoe vergeblich verteidigt. 5. Monolog Arsinoe: Klage. 6. Dialog Arras– Arsinoe: muss in schwarzem Kleid nach Tracia. Sie verflucht Ptholomeus. 7. Monolog Dion: Klage über die Situation. VI.  1.  Szene Ptholomeus–Dion–Arras: Ptholomeus fasst zusammen, Dion/Arras melden, dass Gallier „und Frantzosen“ in Illiria sind und Macedonia bedrohen. 2.  Dialog Ptholomeus–Bote: Der König der Thartarer offeriert 20 000 Mann Hilfe, Ptholomeus will sie nicht. 3. Ptholomeus zu seinen Leuten: wollen beraten. 4. Drei­ gespräch Gallierkönig Belgius–Fürsten Menander/Eurydamus: wollen Ptholomeus Frieden für Geldschatz anbieten. 5. Ptholomeus zu seinen Leuten: sollen sich tapfer wehren. 6. Dialog Bote–Ptholomeus: Gallier wollen 3 × 300 000, Ptholomeus weist das zurück. 7. Dion zu Ptholomeus, Arras zu Dion: Der eine für Frieden, der andere für Krieg. 8. Schlacht, Ptholomeus fällt, Rede Belgius: Kopf ab und auf Spieß! Dann Brandschatzung Macedonias. 9. Rede Dion: Klage über Macedonias Schicksal. 10.  Epilog Ehrnholdt: (1) Ptholomeus: Tyrann und wanckel gelück. (2) Arsinoe: ein ehrbarer Mensch im Unglück vertraue ganz auf Gott und das ewige Leben. Lit.: Blamires 1995, 130: („This play was written, when Sachs was an old man of sixty-five, and its sombre mood may perhaps be related to the illness of his wife Kunigunde, who died three months later in March 1560.“); Sasse 2020b, 339–357. 29. 12. 1559 Aufführungserlaubnis für gemachte spiel ab Lichtmess. [RV = H 62]

1560 5411 3. 1. 1560. Der Filius im korb zw schmach (K./G. 23,169; G./D. 2, Nr. 264). 50 Vs. Inh. wie KG 3497 = Ml. 5412 4. 1. 1560. Schwanck. Der pawrenknecht fraß sein eygen federbusch und handschuch (K./G. 9,534; G./D. 2, Nr. 265). 132 Vs. Inh. wie KG 3301 = Ml. Schluss hier: Wer dünkelhaft und zugleich einfältig ist, wird ausgelacht. 5413 6. 1. 1560. Schwanck. Der pawrenknecht fiel zwey mal in brunnen (K./G. 9,530; G./D. 2, Nr. 266). 132 Vs. Inh. wie KG 3787 = Ml. Schluss hier: Wird einer, der einen Unfall hatte, gefragt, wie es dazu kam, soll er nicht darüber reden, damit es nicht nochmals geschieht.

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5414 6. 1. 1560. Schwanck. Drey schwencke Claus Narren (K./G. 9,538; G./D. 2, Nr. 267). 130 Vs. Inh. wie KG 3341 = Ml. Schluss hier: Gott gibt seine Gaben Weisen und Toren, was durch öffentliches Lob anerkannt werden muss. Lit.: Bernuth 2009, 70  f.185–187; Baro 2011b, 158–161.

5415 9.  1. 1560. Der beschluß inn diß ander buch der geticht [= leicht überarbeitete Fassung von KG 5240 = Sg.] (K./G. 9,542). 144 Vs. Lit.: Klein 1988, 273–275.

18. 1. 1560 Jorgen Frölich und seinen mitgesellen uf ir ansuchen ire spiel zu sanct Martha zu spielen vergönnen, doch das sie erst uf lichtmeß anfahen; daneben aber Hanns Sachsen warnen, mit ma­ chung derselben spiel etwas behutsam zu sein und, was ainiche ergernus verursachen möchte, zu umbgehen. [RV = H 63]

5416 26. 1. 1560. Historia. Deyanira, des königs tochter Ceney Etholorum, ward mit eim kampff gewunnen (K./G. 8,733). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 809 = Ml. Vgl. 4503 = Ml. 9. 2. 1560 Das ander Buch | Sehr Herr= | liche Schöne | Artliche vnd gebundene Gedicht | mancherley art … (gedruckt in Nürnberg 1560 durch Christoff Heußler, verlegt bei Georg Willer in Augsburg, der Sachs’ Vorrede eine eigene, an Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Nürnberg gerichtete Vorrede vorausschickt; VD16 S 144), Vorrede (K./G. 6,3; Heger 1978, 614  f.): Der Dichter, der dem Leser ein gut selig newes jar wünscht, hat diesmal 312 Texte, die vom ersten Band „übrig geblieben waren“ bzw. in den letzten zwei Jahren entstanden und vorher noch nicht gedruckt waren, ausgewählt, um sie drucken zu lassen. Sie sind vier Abteilungen zugeordnet, die folgende Überschriften tragen; vgl. K./G. 6,27; 7,1; 8,1; 9,1]: Der erst theil, schrifftlich, auß dem alten und newen testament […] comedi, tragedi, geschicht, figur, prophecey, psalm, evangelia und zuchtlehr, als dienstlich zu gottes lob und ehr und fürderlich zu trost, dem nechsten zu einem bußfertigen und christlichen leben; Das ander theyl, von tugent und laster. […] comedi, tragedi, gesprech unnd sprüch, auß den philosophen und poeten gezogen und gesamlet, die wirdigkeyt der löblichen tugendt unnd die schnödigkeyt der laster betreffend, zu anreytzung dem nechsten zu einem tugentlichen leben; Der dritt theyl, weltlich, his­ tori und geschicht. […] comedi, tragedi und sprüch auß namhafften geschichtschreibern, mancherley weltlich histori inhaltend, beide der guten und der bösen, zu einem spiegel dem nechsten, der bösen schendtlichen missethat zu vermeiden, aber der guten löblichen fußstapffen nach-zufolgen in einem ehrlichen und auffrichtigen wandel; Das vierde und letzte theil diss andern buchs, ist gesamlet von lecherlichen faßnachtspilen, artlichen fabeln und kurtzweyligen guten schwencken, doch alle unzucht außgeschlossen, allein zu zimlicher freud und fröligkeyt den schwermütigen und trawrigen hertzen. Diese Ausg. vermischter Gedichte vergleicht der Dichter in der Vorrede mit einem lustgärtlein, so an offner strassen steht für den gemeinen mann und das Fruchtbäume, Heilkräuter sowie verschiedene Blumen und Gewächse enthält, und er betont am Schluss noch einmal den moraldidaktischen Nutzwert (K./G. 6,9  f.). 27. 2. 1560 Jorgen Pühler, puchfuhrer zu Augspurgk, soll man uf sein schreiben und dedicirte zwei bücher von Hannsen Sachsen comedien, weil er so vermuglich und es vielleicht umb geld willen nit gethan, ein dankbrieflein wider schreiben. [RV = H 64] Schreiben des Rats der Stadt Nürnberg an Georg Willer in Augsburg: Wir haben euer schreiben und anzeigen, auß was ursachen ir unß den andern thomum unsers burgers Hannß Sachsen, als eines berombten teutschen poeten gedicht vor andern herrschafften dedicirt und zugeschriben mit sambt zweien exemplarn desselben thomi, damit ir uns verehrn thut, wol empfangen […] Der Rat bedankt sich dafür. [Briefbuch = H 65] 27. 3. 1560 Tod der ersten Frau des Hans Sachs, Kunigunde, geb. Creutzer. [H 6]



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5417 4. 4. 1560. [E] Warhafte geschicht pfalzgraf Friedrichs (K./G. 4,444). 96 Vs. Als Pfalz­ graf Friedrich an die Macht gekommen ist, versammeln Feinde ein großes Heer in Heidelheim, um die Landschaft bis Heidelberg zu verwüsten, er zieht ihnen aber dorthin entgegen und schlägt sie. Als ein größeres Heer dann doch nahe der Stadt Zerstörungen anrichtet, besiegt er es ebenfalls, und zwar am 7. Juli 1452. Die drei Heer­ führer nimmt er mit aufs Schloss, setzt ihnen aber kein Brot vor, weil sie das Getreide zerstört haben. Am nächsten Tag tritt er vor alle gefangen genommenen besolte knecht und lässt sie in Handwerker und nicht handwerklich Tätige aufteilen; die erste Gruppe ist die größere. Weil die zu dieser Gruppe Gehörenden, statt ihrer Tätigkeit nachzuge­ hen, kämpften und es keine Kriege gäbe, wenn solche Leute wie sie nicht existierten, lässt er sie im Neckar ertränken, während er die anderen aus dem Land verweist. Danach herrscht wieder Frieden. 5418 16. 5. 1560. Jesus Sirach am 20. (Ratgeb, Hohe Lindenweise). Vom wohlüberlegten Reden und Schweigen. Manches Böse glückt zunächst, muss aber später teuer bezahlt werden. Man soll aufrichtig schenken, ohne an den Gegenwert zu denken. Q.: Sir 20,1– 15. Vgl. KG 5559 = Sg. 5419 13.  6. 1560. Ein comedi, mit XXIII personen zu agieren: König Sedras mit der königin Helebat und Pillero, dem fürsten, etc., hat VII actus (K./G. 16,144). 1234 Vs. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Beispiele) 10 (S. 118–132 G.). Inhalt: Nach der Rückeroberung der Stadt Saba hat König Sedras einen Traum. Die Ausdeutung durch drei sabäische Wahrsager, die sich rächen wollen, versetzt den König in Kummer, aber dann holt er sich eine zweite Deutung bei dem Einsiedler Kimeron, die positiv ist, außer darin, dass der König Ärger mit Nahestehenden haben wird. Seine Frau Helebat macht ihm eine Eifersuchtsszene und wird von ihm zum Tode verurteilt. Aber Pillero tötet sie nicht, und als er es Sedras schließlich sagt, folgt die glückliche Wiedervereinigung. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt. 2. Dreigespräch König Sedras von Indian–Räte Senus/ Pillero: Was ist mit dem abgefallenen Saba zu tun? Senus will es total zerstören, Pillero nur die bestrafen, die Gegenwehr leisten; dem stimmt Sedras zu. 3. Szene Bürger von Saba Anastros, Berosian, Calvus, Phernes: wollen sich wehren, aber Berosian sieht die Schuld ein. 4. Schlacht, Sabäer besiegt; Dialog Sedras–Senus: Senus nennt die Zahl der Toten, Sedras sieht Abschreckung anderer Städte. II. 1. Dialog Pillero–Senus: Pillero freut sich, dass Frieden ist, Senus liebt den Krieg. Sedras kommt traurig. 2. Dialog Sedras–Senus; Pillero, Narr (stumm): Sedras hat geträumt, will die Weisen von Saba befragen. 3. Dialog Sedras–Narr: Narr versucht, es von der komischen Seite zu nehmen. 4. Dreigespräch Sedras–Calanus–Naphilas; Aristo, Narr (stumm): Sedras sah zwei rote Fische auf dem Tisch stehen, zwei Wasser­ vögel nach seinen Händen hacken, eine Natter durch sein linkes Bein dringen; sein Leib war voll Blut, das man abwusch, und ein weißer Vogel pickte ihn in den Kopf. Wahrsager wollen in ihre Bücher schauen; sie sollen in sieben Tagen wiederkommen.

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5. Dialog Sedras–Narr: Narr deutet Traum positiv, auf Essen usw. Sedras nimmt das nicht ernst, geht zum Opfern in den Tempel. III. 1. Dreigespräch Calanus–Naphilas–Aristo: wollen den Traum zur Rache für Saba nutzen. Wollen von ihm Königin Helebat, seinen Sohn, Pillero und den Einsiedler Kimeron sowie seinen Elefanten und sein Schwert fordern und die vier damit töten. Schwören sich gegenseitig, dass sie das machen. 2.  Szene Sedras–Calanus–Narr– Naphilas–Aristo: Sie sagen ihm, was sie wollen, werden dabei vom Narren verspottet; Sedras geht in seine Kanzlei. IV. 1. Monolog Pillero: weiß nicht, warum der König traurig ist. 2. Dialog Helebat– Pillero: Helebat soll Sedras befragen, will erst nicht, dann doch. 3. Monolog Sedras: ist verzweifelt, möchte lieber sterben. 4. Dialog Helebat–Sedras: Sie gibt die Rachsucht der Sabäer zu bedenken; er soll lieber Kimeron befragen. Narr stimmt zu. 5. Dialog Kimeron–Sedras: Kimeron deutet alles positiv (Geschenke anderer Herrscher), nur der pickende Vogel wird Ärger mit Nahestehenden sein. Sedras ist froh. V.  1. Sedras zu Hofgesinde: wartet auf Geschenke. 2. Dialog Ehrnholdt–Sedras: Gesandte kommen. 3.  Szenenfolge: Gesandte von Emelach, Arabia, Griechenland, Tharsis, Priester Johann, Thabar, Cedar und Edom bringen, was Kimeron prophe­ zeite. Pillero führt sie zur Bewirtung. 4. Dialog Narr–Sedras: Sedras wird alles bis auf den Elefanten weiterschenken; komische Bemerkungen des Narren dazu. 5. Pillero zu Sedras: Sedras hätte nicht weiterschenken sollen. 6. Szene Sedras–Narr–Geliebte– Helebat; Pillero (stumm): Man isst, Sedras bereut Schenkung an Helebat, sie ist belei­ digt, dass er die Geliebte schöner findet, und schüttet ihm eine Schüssel Essen über den Kopf, er befiehlt, sie zu töten. Pillero führt sie hinaus. 7. Vorige ohne Pillero und Helebat: Sedras traurig, will nicht essen; Narr redet komisch dazu. VI. 1. Monolog Pillero: hat Helebat in sein Haus gebracht, weil Sedras ihm zürnen würde, kommt mit lammblutbeschmiertem Schwert. 2. Dialog Sedras–Narr: Sedras bereut, Narr dazu. 3. Dreigespräch Sedras–Pillero–Narr: Narr spricht nur zweimal, längerer Dialog Sedras–Pillero, bei dem Sedras klagt, Pillero in Rätseln spricht. Am Schluss sagt er, dass Helebat lebt. Sedras ist froh. VII. 1. Scheinmonolog Sedras; Narr (stumm): wartet auf Helebat. 2. Dreigespräch Pillero–Sedras–Helebat: Versöhnung. Pillero schlägt vor, die Wahrsager zu bestrafen, Narr auch – auf komische Weise. 3. Vorige und Wahrsager (stumm): sollen verbrannt werden. 4. Szene Sedras–Narr; Übrige stumm: Kommentar Narr; Sedras ruft zum Fest auf. 5. Epilog Ehrnholdt: (1) Sedras: Man hüte sich vor Jähzorn. (2) Helebat: Eine Frau soll zu ihrem Mann halten. (3) Pillero: treu der Herrschaft dienen. (4) Saba: Eine Stadt soll nicht aufrührerisch sein. (5) Wahrsager: Wer einem eine Grube gräbt … Lit.: Baro 2011b, 110–114.

5420 19.  6. 1560. Der wunderliche traum von meiner abgeschiden lieben gemahel, Künigundt Sächsin (K./G.  11,462). 204 Vs. Der Dichter heiratete Kunigunde am 1. 9. 1519, ihre Eltern sind seit 17 Jahren tot, hatte von ihr zwei Söhne und fünf Töchter, die alle tot sind, aber es leben vier Enkel von der ältesten Tochter. 41 Jahre waren sie verheiratet, als sie am 25. 3. plötzlich Schmerzen bekam und drei Tage später starb.



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Schildert ausführlich seinen Schmerz, seine Sehnsucht in den ersten Tagen, lobt ihre Fähigkeiten, besonders als Hausfrau. Dann den Traum, in dem sie ihm erscheint, sich aber, weil sie jetzt ein Geist ist, nicht berühren lässt. Sie ist in Christo gestorben, darf aber nichts über das Jenseits verraten, in das ihr Mann ohnehin bald eingehen wird. Als er erwacht, erinnert er sich, dass sein Lehrer Lienhard Nunnenbeck ihm ebenfalls nach seinem Tod im Traum erschien und dasselbe sagte. Lit.: Heger 1978, 745–750.

5421 25.  6. 1560. Schwanck. Der einsidel mit dem hönigkrug (K./G.  17,218; G./D.  2, Nr. 268). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 841 = Ml. Schluss: Man soll nicht in seiner Vernunft schwankend werden. 5422 Juli 1560. Die hantwercks-daffel der kandel-giesser (K./G. 23,171). 82 Vs. Der Dichter liefert eine Gedenktafel aller Meister, die er namentlich der Reihe nach nennt. 5423 5. 7. 1560. Der trawrig traumb (K./G. 23,174). 234 Vs. Der Dichter liebte als junger Mann ein Mädchen, fühlte die Liebe erwidert, eröffnete sich ihr und erfuhr, dass sie verlobt sei, ihn aber vorübergehend geliebt habe, als ihr Verlobter eineinhalb Jahre ver­ schwunden war, dass dieser aber nun geschrieben habe. Nun wurde der Dichter ganz liebeskrank, und er sah im Traum Frau Ehre, die ihn durch ein längeres Gespräch schließlich von seiner Liebe heilte und dazu brachte, auf die Ehe zu warten. Vgl. KG 1407 = Ml. und 2727 = Sg. 5423a 6. 7. 1560. Epitaphium des Zalpergers, zu Linz pegraben (K./G. 23,181). 20 Vs. Jörg Z. war Bürgermeister und Richter in Linz, starb am 29. 5. mit 59 Jahren. 5423b 8. 7. 1560. Epitavium graff Wolffgangs von Schaunberg (K./G. 23,182). 20 Vs. War der letzte seines Geschlechts, wurde mit 47 kaiserlicher Rat, starb mit 59 Jahren am 12. 6. 1560. 12. 7. 1560 Hans Sachs legt sein Generalregister an (Reprint: Hahn 1986): Anno salutis 1560 als […] mir […] mein liebe gemahel verschied Am 17 tag marcij wurt ich gleich hernach Dichtens und schrei­ bens vertrossen weil mich auch das alter mit 66 Jaren weniger 6 monat sehr schwer gefesselt vnd uberladen het gedacht ich forthin mein zeit mit mir zvfertreiben vnd durch suechet meine sechzehen puecher maistergesang […]

5423c 16. 7. 1560. Der mesrer schwertancz im 1540 jar (K./G. 23,183). 46 Vs. Der Dichter war in Nürnberg zum Einkaufen, sah auf dem Marktplatz den Schwerttanz, befragte einen alten Mann dazu: Es seien die Messerer, die das alle sieben Jahre mit Erlaubnis des Rats veranstalten. Er lobt den Rat, der für den Gemeinnutz sorgt. 5424 17. 7. 1560. Die suma seiner gedicht als man zalt 1560 am 17 Julj (Sachs, Hohe Tag­ weise; Klesatschke/Brunner 1993, 246–248). Am 17. Juli 1560 sieht Hans Sachs seine Bücher durch, 16 Meistergesang- und 14 Spruchbücher. Sie enthalten 4273 Meisterlie­ der in 272 Tönen, die teils zu Gottes Ehre geschrieben sind, teils handelt es sich um Fabeln, Schwänke und Historien [Str. 1]. Ferner finden sich darin 23 geistliche Kir­ chenlieder und 26 Liebeslieder aus seiner Jugend; einige weitere sind verlorengegan­ gen. In den Spruchbüchern stehen 200 Komödien, Tragödien und Fastnachtspiele, daneben geistliche Sprüche, Sprüche für die Jugend, Tugendlob, verplüempte poetrey,

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Gespräche, Historien, Figuren, Fabeln, Schwänke [Str. 2]. Das Gesamtwerk umfasst 5393 Gedichte. Seit 1513 hat er 47 Jahre lang gedichtet, jetzt ist er nicht ganz 66 Jahre alt. Durchs Alter nehmen Vernunft und Einfälle ab. Darum will er sich jetzt zur Ruhe setzen und Gott für die früher verliehene Geschicklichkeit danken [Str. 3]. 5424a 10. 9. 1560. Ein tragedi mit zwölff personen: Die königin Cleopatra aus Egipten mit Antonio, dem Römer, und hat siben actus (K./G. 20,187). 1258 Vs. Q.: Plutarch, Antonius. Vgl. KG 833, 834 (beide nach Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 88 [83]), 3284 = Mll. Inhalt: Antonius, von Cleopatra in Sicilia verführt, heiratet in Rom Octavia, die Schwester des Octavianus, kehrt aber zu Cleopatra zurück. Diese verhindert eine Aus­ söhnung des Ehepaars, woraufhin Octavianus zum Krieg gegen Antonius rüstet und ihn und Cleopatra in der Seeschlacht bei Actium besiegt. Die beiden fliehen nach Alexandria und begehen dort Selbstmord. Szenenübersicht: I.  1. Prolog: Inhalt. 2. Antonius zum Hofgesinde: will gegen die Parther ziehen, aber vorher Cleopatra bestrafen, weil sie Cassius, den Mörder des Julius , unterstützt hat. 3. Dialog Antonius–Delius: Delius soll nach Egypten und Cleopatra nach Sicilia zitieren. 4. Cleopatra zu ihren Frauen: fürchtet sich vor Antonius wegen Cassius. 5. Dialog Ehrnholdt–Cleopatra: meldet Delius. 6. Delius a parte („Wie schön sie ist! Antonius wird nicht widerstehen können“) und Dialog Delius–Cleopatra: soll nach Sicilia, ist bereit. 7. Cleopatra zum Ehrnholdt: wird Antonius wie Caesar durch Eros gewinnen. Auf zu Schiff! 8. Trabantendialog Alexius–Aiax: Alexius schildert, wie Cleopatra in großer Pracht als „Venus“ zu „Bachus“ fuhr, den sie bezirzen wird. Weiser wäre, dies geschähe nicht – im Interesse des Gemeinnutzes. II. 1. Monolog Antonius: Cleopatra kommt. Warum ist sein Gefolge so klein? 2. Dialog Delius– Antonius: Delius kündigt Cleopatra als unwiderstehlich an, Antonius soll sie zum Essen laden. 3. Monolog Antonius: Sie kann auch mehrere Sprachen. 4. Dialog Delius–Antonius: Antonius soll lieber zu Cleopatra zum Essen kommen. 5. Antonius zu Trabanten: sollen sehen, ob das Heer für „Parthia“ bereit sei. 6. Trabantendialog Aiax–Alexius: Bericht über die Pracht des Essens; sie hat ihn wohl schon eingefangen. 7. Antonius zu Delius: heute Essen bei ihr, Vendidius soll gegen die Parther ziehen, er will mit Cleopatra nach Alexandria. 8. Dialog Antonius–Cleopatra; hoffraw Eras stumm: Ihr Mahl war prächtiger, und eines hat gefehlt, was Eras jetzt holt. 9. Eras bringt Essig, Cleopatra wirft eine Perle vom Ohr hinein, trinkt; langer Dialog Cleopa­ tra–Antonius: Er hindert sie daran, die andere Perle zu trinken, gehen angeln, lässt ihn einen dünnen Fisch fangen; er soll lieber erobern als angeln. Will bei ihr bleiben, sie bei ihm, gehen in den Rosengarten. III. 1. Trabantendialog Alexius–Aiax: Antonius leider ganz von der heuchlerischen Cleopatra eingefangen, die Mann und Schwester ermordet hat. 2. Dialog Alexius– Bote; Aiax (stumm): Bote will zu Antonius. 3. Dialog Antonius–Bote: Parther haben Asien, Syrien, einen Teil vom Indier-land. Antonius muss nach Italien, um mit Octavianus und Lepidus über die Lage zu beraten und das Reich zu teilen. 4. Monolog



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Cleopatra: hofft auf seine baldige Rückkehr, um ihn noch mehr zu umgarnen. 5. Tra­ bantendialog Aiax–Alexius: Antonius hat Octavianus’ Schwester Octavia geheiratet, wird gegen die Parther ziehen, gut. 6. Dialog Antonius–Diener Eros: soll Cleopatra zu ihm nach Syrien holen. 7. Monolog Antonius: liebt Cleopatra trotz Octavia, Octa­ vianus ihm nicht wohlgesinnt, Antonius will mit Cleopatra „haushalten“ und gegen die Parther. 8. Trabantendialog Aiax–Alexius: Sie hat ihn wieder. Er hat ihr Länder geschenkt, in Rom ist er bei Senat und Volk in Ungnade. IV. 1. Dialog Octavianus–Octavia: Antonius wieder ganz bei Cleopatra, hat Sohn und Tochter mit ihr. Octavia geduldig. Aber er hat Cleopatra Ländereien geschenkt, über Armenien in Alexandria statt in Rom triumphiert. Octavia soll zu ihm nach Athen, um ihn zur Vernunft zu bringen. 2. Trabantendialog Aiax–Alexius: Octavia war vergeblich in Athen, sie sorgen sich und schämen sich für Antonius. 3. Dreigespräch Cleopa­ tra–Eras–Carimonia: Cleopatra sorgt sich um Athen, aber Eras und Carimonia wollen Antonius für sie gewinnen. 4. Monolog Cleopatra: hofft, Antonius zu halten. 5. Dialog Antonius–Cleopatra: Antonius will sich von Octavia für Cleopatra trennen. V. 1. Octavianus zu Ehrnholdt: Octavia holen. 2. Monolog Octavianus: wird sie von Antonius abbringen. 3. Dialog Octavia–Octavianus: Alexander von Octavia getrennt, Octavianus wird Krieg gegen Antonius führen, Octavia will es nicht, aber er. 4. Octa­ vianus zu Ehrnholdt: soll Agrippa und Caelius zum Frühmahl holen. 5. Dialog Cleo­ patra–Antonius: wird ohne Cleopatra gegen Octavianus kämpfen, sie will aber mit. 6. Vorige und Eros: bereit zur Seeschlacht. Diese folgt, Cleopatra flieht, Antonius hin­ terher. 7. Octavianus zu Leuten: zurück nach Rom, aber dann nach Alexandria. VI. 1. Dialog Antonius–Cleopatra: schlechtes Omen, wollen sich aber gegen Octavia­ nus verteidigen. Wollen jetzt das Leben genießen, dann Octavianus fragen lassen, ob sie einfach über Egypten herrschen dürfen. 2. Trabantendialog Aiax–Alexius: Octavi­ anus rüstet gegen Antonius, den Cleopatra töten soll – dann geschieht ihr nichts. Alle Verbündeten sind von Antonius abgefallen. 3. Dialog Antonius–Cleopatra: sind zum gemeinsamen Tod bereit, Cleopatra hat Aspisgift. 4. Dialog Eros–Antonius; Cleopatra (stumm): Octavianus naht zur See. 5. Trabantendialog Aiax–Alexius: Cleopatra hat Antonius verraten. VII. 1. Dialog Cleopatra–Eras; Carimonia (stumm): Angst, weil die Römer näher rücken, will in den „Begräbnisturm“, Carimonia soll Antonius melden, Cleopatra habe sich umgebracht, und ihn so testen. 2. Antonius zu Trabanten: wollen die Stadt verteidigen. 3.  Szene Carimonia–Antonius: Carimonia meldet Cleopatras Tod, Eros soll Antonius erstechen, ersticht sich selbst, Antonius folgt. 4. Szene Alexius–Anto­ nius: Alexius will Antonius nicht endgültig töten. 5. Szene Eras–Antonius: Cleopatra nicht tot, Antonius zu ihr gebracht. 6. Monolog Cleopatra: bereut, dass sie sich als tot ausgeben ließ. 7. Antonius zu Cleopatra: Sie soll sich nicht töten; er stirbt. 8. Cleo­ patra zu Antonius: will keine Nahrung mehr zu sich nehmen. 9. Dialog Octavianus– Cleopatra: Sie bittet, Antonius bestatten zu dürfen, was ihr gestattet wird. 10. Szene Cleopatra–Kammerjungfrau: Brief an Octavianus, lässt sich Schlange geben. Stirbt mit Kammerjungfrauen, die Gift trinken. 11. Vorige-Octavianus; Rede: hätte sie gern

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im Triumph mitgeführt, wird beide zusammen bestatten lassen, dann zurück nach Rom zum Triumph, wo er ein Cleopatra-Standbild mitführen will. 12. Epilog Ehrn­ holdt: Zweierlei Herren, zweierlei Diener: (1) Octavianus: gut / Antonius: wollüstig. (2) Octavia: gute Ehefrau / Cleopatra: wollüstig, heimtückisch. (3) Hoffrauen: treu bis in den Tod / Trabanten: nutzen den Herren aus. Lit.: Sasse 2020b, 180–209.

5425 20. 9. 1560. Ein tragedi mit acht-und-zweintzig personen: Romulus und Remus, die erbawer der statt Rom, und hat siben actus (K./G. 20,140). 1264 Vs. Q.: Plutarch, Romulus (Boner). Vgl. KG 1348, 1432 = Mll. und 1433 = Sg. Inhalt: König Numitor von Alba Longa wird durch seinen Bruder Mulius (Amulius) abgesetzt. Seine Tochter Rhea Illia (Ilia), ein klösterfrawlein, gebiert die Zwillinge Romulus und Remus, die in den Tiber geworfen werden sollen, aber von Marcus am Ufer ausgesetzt, von einer Wölfin gesäugt und von dem Hirten Faustulus aufgezogen werden. Als sie herangewachsen sind, klärt sich alles auf, und Numitor wird wieder König. Bei der Gründung Roms tötet Romulus Remus. Es folgen der Raub der Sabine­ rinnen, der Krieg gegen die Sabiner, in dem Tharpeia (Tarpeia) diesen verräterisch das Tor zum Capitol öffnet und die Frauen beider Kriegsparteien den Frieden vermitteln. Der Sabinerkönig Tacius (Tatius) fungiert als Mitregent, und nach seinem Tod wird Romulus während einer Senatsversammlung als Gott Quirinus entrückt. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, nicht vollständig. 2. Dialog Numitor–Amulius: Numitor wird König, sein Bruder erhält Eneas’ Schätze. 3. Monolog Amulius: will mit seinem Geld Soldaten gegen Numitor werben. 4. Monolog Numitor: hat Sohn Lausus und Tochter Rhea Illia, will gerecht regieren. 5. Dreigespräch Numitor–Marcus–Priscus: Trabanten setzen ihn ab. Darf auf dem Land wohnen, Kinder bleiben verschont. 6.  Amulius zu Trabanten: Wahrsager warnte vor Numitors Kindern. Sollen Lausus bringen, nein töten, Rhea bringen. 7. Rhea soll nicht heiraten. 8. Dialog Amulius– Rhea: soll Vestalin werden. 9. Monolog Amulius: hat alles, was er wollte. II.  1. Trabantendialog Marcus–Priscus: Rhea ist im kloster schwanger geworden, Amulius will sie töten. 2. Amulius zu Trabanten: sollen Rhea bringen. 3. Monolog Amulius: Mutter und Kind töten. 4. Szene Amulius–Rhea–Numitor: Rhea von Mars schwanger, Amulius will sie lebendig begraben lassen, Numitor erwirkt, dass sie in Haft gebären darf. 5. Trabantendialog Priscus–Marcus: Das klosterfräwlein hat Zwil­ linge geboren. 6. Dialog Amulius–Marcus: soll Zwillinge in den Tiber werfen. Marcus hat Mitleid mit ihnen. 7. Monolog Amulius: Er ist die Zwillinge los, Rhea bleibt in Haft, damit sie nicht wieder schwanger wird. 8. Monolog Marcus: legt Zwillinge ans Ufer. 9. Monolog Hirte Faustulus: sucht Ochsen, sieht Wölfin Zwillinge säugen, wird sie seiner Frau bringen. 10. Trabantendialog Marcus–Priscus: Zwillinge leben, Amulius wird noch entmachtet werden. III. 1. Dialog Faustulus–Romulus; Remus (stumm): sollen Vieh weiden, haben Ärger mit den Hirten Numitors. 2. Romulus zu Remus: will opfern. 3. Dialog Hirte Vanus– Remus; Hirte Lesus (stumm): nehmen Remus gefangen. 4. Monolog Numitor: zum Hir­



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tenstreit. 5. Szene Numitor–Lesus; Vanus, Remus (stumm): bringen Remus. 6. Dialog Numitor–Remus: Remus weiß seine Herkunft nicht, nur Aussetzung und Wölfin; Numitor wird ihn zu Rhea, die vielleicht seine Mutter ist, bringen. 7. Dialog Faustulus– Romulus: Romulus will Remus mit vielen Hirten befreien. 8. Monolog Numitor: Sie müssen Rheas Söhne sein. 9. Szene Priscus–Numitor–Faustulus–Marcus: Alles klärt sich auf. 10. Monolog Amulius: hat jetzt Angst vor Romulus/Remus. 11. Szene Amulius (stumm)–Romulus–Remus: töten Amulius. 12. Vorige und Numitor; Remus (stumm): Numitor wieder König von Alba. Sie gehen opfern. 13. Trabantendialog Priscus– Marcus: alles Götterwille, denn Marcus habe am Tiber eine göttliche Stimme gehört. IV.  1. Dialog Romulus–Remus: wollen am Tiber Stadt bauen, soll Asyl enthalten. Wer soll König sein? Remus hat sechs Geier gesehen, Romulus will zwölf gesehen haben, die Stadt soll Rom heißen. Romulus hat einen Graben gezogen. Remus springt darüber, Romulus tötet ihn. 2. Romulus zu seinen Leuten: Rom wird erbaut. 3. Dreige­ spräch Romulus–Senatoren Bublicola (Poplicola)–Horatius: Wie Frauen bekommen? Romulus will Sabiner zu einem Fest laden, bei dem ihnen ihre Frauen geraubt werden sollen. V.  1. Dialog Sabinerhauptmann Tacius–Hofmeister Sabinus: wollen zum Fest nach Rom. 2. Szene Ehrnholdt–Curcius–Fabius–Marcellus–Mettellus; Romulus (stumm): Showkämpfe Curcius gegen Fabius, Marcellus gegen Mettellus, dann kündigt Ehrn­ holdt Troja-Tragödie an, Romulus gibt das Zeichen zum Frauenraub. 3. Dialog Tacius– Sabinus: wollen sich mit Hilfe von König Acron rächen. 4. Monolog Acron: Sabiner haben ihm geschrieben. 5. Dreigespräch Acron–Tacius–Sabinus: auf gegen die Römer! 6. Romulus zu seinen Leuten: verteidigungsbereit, Gebet zu Jupiter. 7. Schlachtszene, Acron fällt, Sabiner fliehen. 8. Romulus zu seinen Leuten: sollen Sabiner verfolgen und sie eingemeinden; Begräbnis für Acron. VI. 1. Dialog Tacius–Sabinus: Römer im capitolium verschanzt, die habgierige Thar­ peia im capitolium soll helfen. 2. Romulus zu seinen Kämpfern: Habt acht! 3. Monolog Tharpeia: Tacius schrieb ihr, sie bekommt alle Spangen an den Sabinerarmen, will also das Tor zum schloß capitolium aufmachen. 4. Tacius und Mannen fallen über die schlafenden Römer her, Tharpeia mit Spangen und Waffen beworfen, fellt. Tacius’ Rede an die tote Verräterin. 5. Romulus zu seinen Leuten: schloß muss befreit werden. 6. Schlacht, auf beiden Seiten Tote. 6. Szene Römerinnen Ersilia (Hersilia)/Cornelia/ Emilia–Romulus–Tacius: Alle drei Frauen mahnen zum Frieden, wird akzeptiert, Tacius zum Mit-König gemacht. VII. 1. Monolog Romulus: Tacius ist tot, die Stadt Fidena, die Cameriner besiegt, er ist nun mächtiger König, will opfern. 2. Dialog Senatoren Bublicola/Horatius: Romulus missachtet den Senat. 3. Ehrnholdt zu den beiden: Auf zur Senatsversammlung auf dem mos Capra [Ziegensumpf]. Es donnert. 4. Dialog Caius–Clodius: was bedeutet der Donner? 5. Dreigespräch Curius–Caius–Clodius: Romulus ist verschwunden, viel­ leicht von Senatoren ermordet. 6. Vorige und Senator Junius Proculus; Curius, Clodius (stumm): Romulus erschien dem Junius Proculus, er ist jetzt der Gott Quirinus, wird den Römern beim Erringen der Weltherrschaft helfen. Caius ruft auf zum Opfer für

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Quirinus. 7. Epilog Ehrnholdt: (1) Amulius: Untreue wird gerächt. (2) Numitor: Wenn einem Frommen Unrecht geschieht und er auf Gott vertraut, wird alles gut. (3) Rhea: Eine Jungfrau soll rechtzeitig verheiratet werden. (4) Romulus/Remus: Was Gott erhalten will, kann der Mensch nicht vernichten. (5) Roms Werdegang zeigt, dass alle Staaten in Gottes Hand sind. 5425a 12.  10. 1560. Ein tragedia mit 22 personen: Artoxerxes, der künig Persie, mit seinem mancherley unfals der seinigen, und hat 7 actus (K./G. 23,185). 1216 Vs. Q.: Plutarch, Artoxerxes. Vgl. KG 3027 = Ml. und 3218, 4832 = Sgg. Inhalt: wie KG 4832. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt. 2. Dialog Artoxerxes–Cirus, Bruder des Königs: Artoxerxes wird sich krönen lassen, weil er der ältere Sohn des Darius ist, Cirus bekommt Lidia (Lydien). Cirus nicht einverstanden, weil Artoxerxes geboren wurde, bevor Darius König war. 3. Monolog Cirus: will König sein, wofür auch seine Mutter Parisatides (Parysatis) ist. 4. Dialog Parisatides–Cirus: rät ihm, er soll sich am Krönungstag im Tempel verstecken, wo die Priester wehrlos sind. 5. Monolog Cirus: hat sich versteckt und will zustechen, auf dass Parisatides ihm zur Herrschaft verhelfe. 6. Szene Erster Priester–Artoxerxes (stumm): soll sich auf den Thron setzen. 7. Szene zweiter Priester– Artoxerxes (zu Trabanten): Priester verrät Cirus, Trabanten sollen ihn finden. 8. Dialog Artoxerxes–Cirus; Übrige stumm: Cirus begründet wie vorher; Artoxerxes lässt ihn einkerkern. 9. Dialog Parisatides–Artoxerxes: bittet um Cirus’ Leben, er gewährt es im zweiten Anlauf, aber Cirus soll sich von Susa fernhalten. II.  1. Dialog Cirus–Tissaphernes: Cirus will Krieg gegen Artoxerxes, Tissaphernes sagt, dass der König von Sparta Clearchus mit einem Heer zu Hilfe schicken werde. 2.  Monolog Parisatides: hat Cirus Geld zur Unterstützung für seinen Heereszug geschickt. 3. Dialog Artoxerxes–Parisatides: Artoxerxes hat von Cirus’ Plan gehört, Parisatides sagt, das sei nur ein Gerücht. 4. Trabantendialog Artasoras–Metrototes: Kommentar zur Situation. 5. Artoxerxes zu Artasoras/Metrototes: sollen Boten schi­ cken, damit ein Heer gegen Cirus’ Heer aufgeboten wird. 6. Monolog Parisatides: Artoxerxes rüstet leider doch. 7. Statira, Artoxerxes’ eine Frau, zu Parisatides: Parisa­ tides sollte lieber die beiden Brüder versöhnen. 8. Monolog Parisatides: wird Statira töten. III. 1. Dreigespräch Cirus–Clearchus–Tissaphernes: sind vor Cüma (Kunaxa), Cirus will mitkämpfen, Clearchus und Tissaphernes raten ab. 2. Dreigespräch Artoxerxes– Fürst Teribazes–Artasoras: kampfbereit; Artoxerxes will in vorderster Front Cirus gegenübertreten. 3. Schlacht; Teribazes zu Cirus: Schande über dich; Cirus verwundet Artoxerxes, flieht mit seinem Heer, die Perser hinterher. 4. Dialog Artoxerxes–Teriba­ zes: Artoxerxes ist verwundet, fürchtet Cirus’ Sieg; Teribazes: wer weiß … 5. Dialog Artasoras–Artoxerxes: Cirus ist tot. 6. Maniesates zu Artoxerxes (bringt Cirus’ Kopf und rechte Hand), dann Artoxerxes: Sieg und Siegesfeier. IV. 1. Monolog Parisatides: will Cirus’ Tod rächen. 2. Dialog Parisatides–Artoxerxes: Parisatides bezichtigt Cirus’ Mörder Cares der Angeberei; Henker holt ihn. 3. Vorige



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und Cares (stumm): Parisatides lässt Cares zum Martern abführen und Metrodates holen. 4. Vorige und Metrodates (stumm): ebenfalls ab zur Marter (mit Honig bestri­ chen usw.). 5. Dialog Parisatides–Artoxerxes: Parisatides will auch den alten Eunuchen Maniesates bestrafen; bekommt es nicht gleich gewährt. 6. Vorige und Maniesates: ab zur Enthäutung usw. 7. Dialog Parisatides–Artoxerxes: soll ihr den braven Clearchus übergeben. 8. Dialog Statira–Artoxerxes: Statira wirft ihm vor, seine Freunde getötet und seine Feinde verschont zu haben. Fordert Clearchus’ Tod. Artoxerxes gewährt dessen Tötung und die anderer. 9. Dialog Parisatides–Kammerfrau Gige: sagt ihr, wie sie Statira vergiften kann. 10. Monolog Artoxerxes: hofft, dass Parisatides und Statira sich beim Mahl versöhnen. 11. Statira zu Artoxerxes: Sie ist vergiftet, stirbt. 12. Rede Artoxerxes: Man soll Statira bestatten und Gige holen. 13. Monolog Artoxerxes: Klage über die Untat der Mutter. 14. Dialog Gige–Artoxerxes: Gige gesteht, ab zum hohen Felsen. V. 1. Dialog Artoxerxes–Teribazes: Artoxerxes ist alt, wiederholt alles bisher, spricht dann von Ehe mit seiner Tochter und Angst vor seinen Söhnen; fragt um Rat. Teriba­ zes: Der Älteste soll bereits jetzt die Krone tragen. 2. Dialog Artoxerxes–Sohn Darius: krönt ihn, will ihm Aspasia erst nicht zur Frau geben, dann doch, aber er werde es bereuen. 3. Trabantendialog Artasoras–Sparonibazus: Artoxerxes hat Darius seine Aspasia wieder genommen und sie ins closter Diane gesteckt. Darius jetzt dem Vater feind. 4. Dialog Teribazes–Darius: Teribazes sagt, dass Artoxerxes nicht zu trauen sei und schlägt vor, dass sie beide ihn ermorden. Eidschwur. 5. Monolog Artoxerxes: wird nicht schlafen können. 6. Dialog Sparonibazus–Artoxerxes: Sparonibazus warnt Artoxerxes, soll Wachen aufstellen. 7. Monolog Artoxerxes: jammert. 8. Szene Arto­ xerxes–Teribazes (stumm)–Artasoras–Darius (stumm): Teribazes und andere fliehen, Darius gefangen, dem Henker auf Rat des Artasoras zum Halsabschneiden übergeben. 9. Rede Artoxerxes: Teribazes ist auch tot, auf zum Opfern! VI. 1. Monolog Ochus: will seine Stiefmutter Atossa fragen, wie er König werden kann, obwohl er der jüngste Sohn ist. 2. Monolog Atossa: will, dass Ochus König wird, weil sie ihn liebt. 3. Dialog Ochus–Atossa: Sie rät davon ab, Artoxerxes zu töten, findet es besser, die beiden älteren Brüder zu töten und dann noch zu warten, bis der bereits 94-jährige Artoxerxes stirbt. VII. 1. Monolog Ochus: hat den Eunuchen zu seinem Bruder Ariaspis geschickt: Arto­ xerxes wolle ihn töten, weswegen er das Land verlassen soll. 2. Dialog Eunuch–Ochus: Ariaspis ist jetzt ganz traurig. Eunuch bekommt Geld. 3. Monolog Ariaspis: vergif­ tet sich. 4. Monolog Ochus: hat Arpatas zu seinem Bruder Arsamis geschickt, damit dieser von ihm ermordet wird. 5. Monolog Arsamis: fürchtet Ochus. 6. Dialog Arpatas– Arsamis: Arsamis schimpft über die Höflinge, Arpatas ersticht ihn. 7. Szene Artoxer­ xes–Ehrnholdt: dieser meldet, dass es Arpatas war. Dann Rede Artoxerxes: will Ochus nicht töten lassen, weil er zu alt ist. Wird bald sterben. 8. Epilog Ehrnholdt: (1) Arto­ xerxes: Reichtum und Macht schützen nicht vor Unheil; die Welt ist ein Jammertal. (2)  Parisatides: Wenn eine böse Frau Macht hat, geschieht viel Unheil. (3)  Cirus/ Darius/Ochus: Wer gewaltsam nach der Herrschaft strebt, muss zu Grunde gehen.

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5426 14. 10. 1560. Der demuetigt Kung rahabeam (Schneider, Erwählter Ton). Inh. u. Q. wie KG 554 = Ml., hier nur 12,1–9. Schluss: Wenn die christliche Obrigkeit heutzutage das Gotteswort verachtet, verlässt Gott sie und straft sie mit seinem großen Zorn. 5427 31. 10. 1560. Ein comedi mit siben personen: Die jung witfraw Francisca, und hat drey actus (K./G. 20,47; G. 7, Nr. 84). 468 Vs. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 9,1 (Arigo). Vgl. KG 994 = Ml. und 995, 5249 = Sgg. Inhalt: wie KG 994. Szenenübersicht: I.  1. Prolog Ehrnholdt: Inhaltsskizze. 2. Monolog Francisca (Francesca): ist Witwe, wird von Rinutzo (Rinuccio) und Alexander (Alessandro) begehrt, will beide nicht und hat sich eine List ausgedacht, wie sie beide loswerden kann. 3. Dialog maid Hulda– Francisca: Alexander lässt ausrichten, er möchte sie treffen. Francisca: Bedingung ist, dass er zum Grab des heute bestatteten Stanadius geht, dessen Kleidung anzieht, sich neben ihn legt und sich dann vom Knecht hertragen lässt. 4. Monolog Alexander: liebt und hofft. 5. Dialog Hulda–Alexander: Sie nennt ihm Franciscas Bedingung, er sagt zu. 6. Monolog Alexander: freut sich auf die Nacht. II. 1. Monolog Francisca: wartet auf Antwort. 2. Dialog Francisca–Hulda: Alexander habe zugesagt. Hulda soll nun zu Rinutzo gehen und ihm sagen, er solle den toten Stanadius in ihr Haus bringen. Hulda versteht. 3. Monolog Rinutzo: weiß nicht, ob Francisca ihn liebt. 4. Dialog Rinutzo–Hulda: sagt es ihm und bekommt einen Taler. 5. Monolog Rinutzo: freut sich auf die Nacht. 6. Dialog Francisca–Hulda: Francisca wird sie nicht ins Haus lassen und am nächsten Tag sagen, sie hätten die Bedingung nicht erfüllt. III. 1. Monolog Alexander: will erst nicht, tut es dann doch. 2. Monolog Rinutzo: will auch nicht recht, dann aber doch. 3. Dialog Wächter Hirnschrot/Kratzhans: schauen auf das Haus, in dem ein Kaufmann wohnt, der einen Juden erschlug und ihm einen Geldsack wegnahm. Sehen Rinutzo mit Alexander auf dem Rücken kommen, halten ihn für den Kaufmann mit dem Sack, sprechen ihn an. Er lässt Alexander fallen, rennt davon, beide hinterher. 4. Monolog Alexander: nennt sich einen Toren und entflieht auch. 5. Monolog Rinutzo: sucht den „Toten“, findet ihn nicht, geht heim. 6. Dialog Francisca–Hulda: Hulda soll den beiden sagen, wie in II 6 gesagt. 8. Epilog Ehrnholdt: (1) Eine Frau soll ihre Ehre bewahren und Verführer abweisen. (2) Ein junger Mann soll sich vor außerehelichem Sex hüten und die Liebe bis in die Ehe aufsparen. Lit.: Beck 1929, 115: „Keiner der Mitspieler erfährt die Lösung des Rätsels, selbst die Witwe nicht, die das Ganze angestiftet hat […]. Allein das Publikum hält alle Fäden in der Hand.“); Krause 1979, 153; Dallapiazza 2012, 104; Henkel 2014, 196  f.; Freund 2018, 40  f.

5428 5. 11. 1560. Vrsprunck des zw drinckens (Marner, Goldener Ton; G./D. 6, Nr. 1022). Dem Dichter gibt ein alter Mann Auskunft über den Ursprung des Zutrinkens: In einem bayerischen Kloster Ranshoffen bei Braunau hat ein Mönch die Gewohnheit, die jeweils drei Speisegänge ohne Getränke zu sich zu nehmen. Erst danach lässt er sich den Wein reichen. Kurz darauf liegt er auf dem Sterbelager und bittet den Abt, seinen Leib aufschneiden zu lassen, damit anderen Menschen seine Krankheit zur



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Hilfe gereiche. Nach seinem Tod findet man in seinem Magen die völlig schimmelig gewordene Speise. In mitbrüderlicher Absicht erlässt daraufhin der Abt für den gesamten Benediktinerorden die Vorschrift, sich beim Essen gegenseitig zum Trinken zu ermahnen, damit es keinem so ergehe wie dem Mönch. Die Mönche halten sich seitdem daran, als ob sie es geschworen hätten. Das Zutrinken verbreitete sich, weil die Mönche alle rosig und gesund und feist wie Mastschweine der Bäcker waren. Seither wünscht man einander einen bekömmlichen Trunk, damit die Speise befeuch­ tet werde. Manche übertreiben die Sitte: Sie betrinken sich und erbrechen sich dann wie der Hund eines Gerbers. 5429 23.  11. 1560. Ein comedi mit acht personen: Esopus, der fabeldichter, und hat fünff actus (K./G. 20,113; G. 7, Nr. 85). 640 Vs. Q.: Leben Äsops 12–15. 20–27. 31  f. 44  f. (46). 49–50a (Steinhöwel, 41,19b-42,14a.43,29a-46,17.47,25–48,21a.51,9b-31a.52,13– 53,32a Ö.). Vgl. KG 618, 2383, 2480 = Mll. Inhalt: Der Sklave Esopus (Aisopos), von Mercator gekauft und an den Philosophen Xantus (Xanthos) weiterverkauft, handelt despektierlich gegenüber der Frau des Xantus: Als Xantus ihn bittet, der „Gutwilligsten“ Speise zu bringen, gibt er sie nicht ihr, sondern der Hündin. Die Frau verlässt Xantus, aber Esopus holt sie zurück, indem er ihr sagen lässt, Xantus wolle eine andere heiraten. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Monolog Mercator: hat junge Männer in Phrygia gekauft, will sie auf Pferden nach Samo (Samos) schaffen, will Zenas fragen. 2. Dialog Mercator– Zenas: hat keine, aber Esopus. 3. Vorige und Esopus: Mercator will ihn nicht kaufen, weil er so hässlich ist, aber Esopus kriegt ihn dazu, dass er ihn für drei Heller nimmt. 4. Mercator zu Esopus: Soll mit nach Samo kommen, dort ist Xantus (Xanthos). 5. Dialog Harfner–Grammatiker: Esopus ist hässlich. 6. Mercator zu Esopus, Harfner, Gramma­ tiker: sollen das Gepäck tragen. II. 1. Monolog Xantus: sieht keinen Sklavenhändler, geht erst wieder heim. 2. Szene Mercator, Esopus, Harfner, Grammatiker: Aufstellung auf dem Markt, dann Dialog Mercator–Esopus: hässlich, aber klug. 3. Scheinmonolog Xantus: will alle drei befra­ gen. 4. Szene Xantus–Harfner–Grammatiker–Esopus–Mercator: Befragung, Esopus lacht immer dazu; sehr langer Dialog Xantus–Esopus, danach kauft er ihn. 5. Dialog Xantus–Esopus: gehen ab. III. 1. Monolog Frau: wartet auf den versprochenen Knecht. 2. Szene Xantus–Frau– Esopus: Hin und Her, Frau verärgert. 3. Dialog Xantus–Esopus: Xantus geht zu Zeno zum Essen, Esopus soll folgen. IV. 1. Monolog Frau: Wie Esopus loswerden? 2. Scheinmonolog Esopus (will mit der Speise vom Markt sich an der Frau rächen). 3. Dialog Frau–Esopus: Er sagt ihr die Speise nicht, gibt sie dem Hund, der Xantus das Liebste ist. 4. Monolog Frau: Also liebt Xantus den Hund mehr als sie. 5. Dialog Xantus–Frau: sie schmollt. 6. Szene Esopus– Xantus–Frau: Esopus erklärt, er habe die Speise der gutwilligsten des Herrn bringen sollen, und das sei die Hündin. Frau geht wieder zu ihrem Vater zurück, Xantus läuft ihr nach. 7. Monolog Esopus: Xantus soll sie laufen lassen.

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V.  1. Monolog Xantus: Wie die Frau zurückbekommen? 2. Dialog Xantus–Esopus: Esopus will vor das Haus des Vaters der Frau laufen und schreien, Xantus wolle eine andere heiraten. 3. Monolog Esopus: Wer will Xantus Hühner usw. verkaufen? 4. Dialog Harfner–Esopus: Harfner will der Frau die neue Hochzeit melden. 5. Monolog Xantus: wird Esopus sie zurückbringen? 6. Dialog Xantus–Frau: Versöhnung. Xantus verspricht, er werde einen Anlass finden, Esopus zu schlagen. 7. Epilog Ehrnholdt: Frauen sollen das über die böse Frau Gesagte nicht übel nehmen, da die bösen Frauen vor 1000 Jahren gestorben sind. Lit.: Holzberg 2003, 398  f.; Ammon 2014; Holzberg 2018; Holzberg 2019b, 32–40.

1561 2. 1. 1561 Georgen Frolich auf sein bitt des Sachsen spiel bei s. Martha zu spieln zulassen und damit acht tag vor lichtmeß anzufahen. [RV = H 66]

5430 21. 4. 1561. Ein weltlauff im thon, wie das lied von Doll (K./G. 23,226). 6 Strophen ababcdccd. Hätte der Sprecher studiert (1), höfische Zucht erlernt (2) oder das Kriegs­ handwerk betrieben, würde es ihm gleichwohl ohne Geld nichts nützen (3). Geld ver­ dirbt die Tugend (4). Wäre er ein Händler, hätte er großes Ansehen, aber er ist es nicht (5). Begnügt sich mit dem freyen erenstant, den ihm Gott gab (6). 5431 30. 5. 1561. Die geschicht s. Barbara (K./G. 23,228). 30 Vs. Die Tochter des Fürsten Diostoros in Nikomedia ist eine heimliche Christin. Eines Tages, als er bei Kaiser Maxentius weilt, zerstört sie seine Götzenbilder. Der heimgekehrte Vater will sie erste­ chen, zieht sie, als sie auf einen Berg flieht, an den Haaren herab und übergibt sie dem Richter, der sie mit Ruten schlagen, zerkratzen und ihr die Brüste abschneiden lässt. Als ihr Vater sie enthauptet – es ist der 4. Dezember – stirbt sie selig, während ihn Feuer vom Himmel verbrennt. Lit.: Rettelbach 2019, 22 A. 47.

5432 30. 5. 1561. Histori sancti Erasmi, ein pischoff der statt Campanie (K./G. 23,229). 30 Vs. Bischof Erasmus flieht aus Kampanien in eine Einöde, als Diokletian die Chris­ tenverfolgung verfügt. Er wird sieben Jahre von einem Raben gespeist, kehrt zurück, predigt, exorziert, worauf der Kaiser ihn verhaften, schlagen und mit heißem Schwefel und Harz übergießen lässt. Ein Engel befreit ihn, aber er wird von Maximianus wieder gefangen genommen, muss in siedendem Öl, Pech, Harz und Blei sitzen, predigt weiter, stirbt aber, als man ihm die Gedärme aus dem Leib zieht, und geht in Gottes Ewigkeit ein. 5433 30. 5. 1561. Der englisch grues (K./G. 23,230). 30 Vs. Inh. u. Q. wie KG 277 = Ml. Vgl. 504, 859, 1555, 1833, 2168, 2550, 3197, 3639, 3893, 4436 (verl.), 4808, 5010, 5241, 5324 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com.



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5434 30. 5. 1561. Maria mit Elisabet. Lüce 1 (K./G. 23,231). 30 Vs. Inh. u. Q. wie KG 275 = Ml. Vgl. 341, 506, 595, 1556, 2550, 3406, 3483, 3684, 4448 (verl.), 4471, 5008 = Mll., 1592 = Sg. und 5062 = Com. 5435 31. 5. 1561. Der traum Paridis (K./G. 23,232). 36 Vs. Das Paris-Urteil als Traum. Schluss: die falsche Entscheidung gegen Macht, Reichtum und Weisheit und für die Liebe als Ursache für das spätere Unglück des Paris; dieselbe Fehlentscheidung auch in Zukunft noch Quelle des Unheils für viele andere Menschen. Q.: „Trojabuch“. Vgl. KG 653 (verl.) = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 279.

5436 17. 6. 1561. Der peren stecher (Ehrenbote, Frau-Ehren-Ton; G./D. 6, Nr. 1023). In der pfann schmid gassen in Nürnberg ist ein Bär angebunden. Sieben Schlossergesellen kommen am „guten Montag“ vorbei. Einer beginnt, den Bären zu necken, indem er ihn schlägt. Der Bär steht auf, brummt und schlägt zurück. Da der Geselle nicht aufhört, erwischt ihn endlich der Bär an der Jacke und zieht ihn heran. Weil sich der Geselle dagegenstemmt, fällt er, als der Bär loslässt, auf den Rücken. Die anderen lachen über den tapferen Weidmann, der so gut den Bären stach, dass er selbst auf dem Rücken lag. Gut, dass der Bär tot ist. Wir wollen seine Haut vertrinken, sein Fleisch essen und dazu den Schwank vom „Bärenstecher“ singen. 5437 5. 7. 1561. Ain lied im thon […] Das klaglied Jörg Schencken ob seiner verstorben efrawen (K./G. 23,234). 5 Strophen ababcdc. 5438 5. 7. 1561. Die milesier Junckfrawen (Kanzler, Kurzer Ton). Die Jungfrauen von Milet werden plötzlich alle wahnsinnig; sie erhängen sich, ohne dass die Vorsichtsmaß­ regeln ihrer Eltern etwas nützen. Die Ursachen des Wahnsinns bleiben dunkel. Ein Weiser gibt den Rat, die Jungfrauen, die sich selbst das Leben genommen haben, ihnen zu Spott und Schande ganz nackt zu Grabe zu tragen. Sogleich geht die Plage zurück. Schluss: Wäre solch natur (Schamhaftigkeit) heute noch verbreitet, behielten mehr Mädchen ihre Jungfräulichkeit. Q.: Plutarch, Tugenden der Frauen 249B-D (Herr). 5439 31. 7. 1561. Der brieffnascher (K./G. 17,231; G./D. 2, Nr. 269). 64 Vs. Als Alexander der Große einmal einen Brief seiner Mutter Olympias an ihn liest, in dem sie sich über Antipater beklagt, schaut Hephaistion ihm über die Schulter. Daraufhin drückt Alexander ihm seinen Petschierring auf den Mund und straft ihn so für seine Indiskre­ tion. Schluss: Sähe Alexander heute, wie an Höfen oft das Briefgeheimnis missachtet wird und dadurch der Staat zu Schaden kommen kann, würde er Leute, die sich der­ gleichen zuschulden kommen lassen, briefnascher nennen und aus dem Staat vertrei­ ben. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophthegmata 4, S. 258 Nr. 14 P. (Eppendorf, S. ccij) < Plutarch, Aussprüche der Könige und Feldherrn 180D Nr. 14. 5440 5. 8. 1561. Schwanck. Der gut und böß wirth (K./G. 17,228; G./D. 2, Nr. 270). 46 Vs. Unterscheidung zwischen dem guten Wirt, bei dem der Gast optimale Bedingungen vorfindet und der entsprechend wohlhabend ist, und dem schlechten, bei dem alles heruntergekommen ist und nur Spitzbuben usw. einkehren.

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16. 8. 1561 Das dritt vnd letzt Buch | Sehr Herr= | liche Schöne | Tragedi, Comedi vnd schimpf Spil […] (gedruckt in Nürnberg 1561 durch Christoff Heußler, verlegt bei Georg Willer in Augsburg, der Sachs’ Vorrede eine eigene, an Graf Ulrich Fugger gerichtete Vorrede vorausschickt; VD16 S 145), Vorrede (K./G. 10,6): Der Dichter hat sich wegen seines hohen Alters zur Ruhe gesetzt, aber nun doch diejenigen seiner Tragödien, Komödien und Fastnachtspiele, die er nicht im ersten und zweiten Buch herausgegeben habe, weil er sie als einen besondern lieben heimlichen schatz habe behalten wollen und weil er sie den meisten theil selb hab agieren und spielen helffen, wiewol der auch vil nie an tag kommen noch gespielt sindt worden, auf Bitten von Freunden und Bekannten drucken lassen, damit sie nicht verloren gingen; es sind insgesamt 102. Diesmal sind es drei Teile: 1. Geistliche Spiele aus dem Neuen und Alten Testament, 2. weltlich, alt histori, auß den poetn und geschicht-schreibern, 3.  Fastnachtspiele. Die Texte seien nützlich zu lesen und könnten dazu anregen, dass solche Dramen wieder aufgeführt werden, welche auch zum theil vorhin in etlichen fürstn und reichstetten mit freuden und wunder der zuseher gespilt worden sindt. Also hat der Leser hier jetzt die in etwa 47 Jahren entstandenen 788 Gedichte, die der Verfasser für veröffentlichungswert hielt, nicht dagegen die 4270 Meisterlieder, die der Singschule vorbehalten blieben. Mit diesem letzten Buch setzt er sich nun im Alter von 66 Jahren zur Ruhe. Lit.: Klein 1988, 40  f. 2. 9. 1561 Sachs heiratet Barbara Endres, geb. Harscher, die, 1534 geboren, somit 40 Jahre jünger ist als er. [H 7] Lit.: Mauersperger 1986.

Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 14: 5441 22. 11. 1561. Histori: Das römisch reich (K./G. 16,192). 148 Vs. Der Dichter lässt sich von einem Ehrnholdt die Geschichte Roms skizzieren: Gründung durch Romulus, Königszeit, Republik bis zu Bürgerkriegen und „Kaiser“ C. Julius sowie seinen Nachfolgern bis 301, dem Jahr der Teilung in West- (Constantius) und Ostrom (Galerius). Nach dem letzten Kaiser Augustulus blieb das Reich von 429 an 330 Jahre lang ohne Kaiser. 801 aber kam Karl der Große, nach ihm Verfall bis zu Otten aus Sachssen (926). Dann wurden die sieben Kurfürsten gewählt (Aufzählung), die erst­ mals Heinrich II. 1003 einsetzen. Bis Ferdinand, der jetzt regiert, waren es 28 Kaiser. Wünscht dem Reich weiterhin Gedeihen. 7. 12. 1561 Sachs’ letzter Eintrag in das Gemerkbüchlein

8 Schaffensphase Dezember 1561–Februar 1564 In diesen 26  Monaten schreibt Sachs, der seine Produktion wieder steigert, außer einem Lied (KG 5446) und drei tragedi (KG 5442, 5445, 5865) ausschließlich Spruch­ gedichte. Die relativ hohe Zahl 434 erklärt sich dadurch, dass Sachs jetzt verstärkt Meisterlieder zu Spruchgedichten umarbeitet und dabei in einem Bereich sogar sys­ tematisch vorgeht: Er beginnt damit, die Psalmen, die Sprüche, den Prediger und Jesus Sirach, die er schon zu einem großen Teil in Meisterliedern bearbeitet hat, als jeweils vollständige Spruchgedichtsammlungen zu adaptieren; dieses Projekt setzt er in der nächsten Schaffensphase, in der er überwiegend Gelegenheitsgedichte in nur wenigen Versen produziert, konsequent fort und schließt es Ende Februar 1567 ab. Mit dem folgenden Text beginnt Sachs SG 15 (verl.): 5442 17. 12. 1561. Ein tragedi, mit zwölff personen zu spielen: Andreas, der ungerisch könig, mit Bancbano, seinem getrewen statthalter (K./G. 16,22). 1098 Vs. Q.: Anto­ nius Bonfinius, Rerum Ungaricarum Decades quattuor 2,7 (Boner). Inhalt: Während König Andreas von Ungern in Syria gegen die Türken kämpft, regiert Bancbanus als sein Stellvertreter. Friderich, der Bruder der Königin Gertraut, begehrt Rosina, die Frau des Bancbanus. Bei einem Stelldichein Friderichs mit Rosina, das Gertraut arrangiert, vergewaltigt Friderich Rosina. Bancbanus tötet Gertraut, aber ­Friderich entkommt ihm. Nach seiner Rückkehr spricht der König Bancbanus von Schuld frei. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt. 2. König Andreas zum Hofgesinde: Will den Christen in Syria gegen die Türken zu Hilfe kommen. 3. Dialog König–Bancbanus: setzt ihn zum Statt­ halter Ungerns und Beschützer seiner Frau Gertraut ein. Bancbanus verspricht, es gut zu machen. 4. Dialog König–Gertraut: Abschied. 5. Rede Ehrnholdt: Bancbanus durch königliches Mandat dem König gleichgesetzt. 6. Dialog Friderich–Knecht: will zu seiner Schwester Gertraut reisen. 7. Dialog Gertraut–Rosina, Bancbanus’ Frau: Ger­ traut sorgt sich um den König und hat Langeweile, Rosina redet ihr gut zu. 8. Dialog Ehrnholdt–Gertraut; Rosina (stumm): meldet Friderich. 9. Szene Friderich–Gertraut– Rosina: Friderich will Gertraut die Langeweile vertreiben. 10. Dialog Friderich–Ger­ traut: Friderich fragt, wer die Schöne war. II. 1. Monolog Friderich: liebt Rosina, muss es für sich behalten und sterben. 2. Dialog Gertraut–Friderich: Er gesteht; sie wird beide am Abend in ihr Gemach einladen. 3. Monolog Gertraut: will Rosinas Liebe wecken. 4. Dialog Gertraut–Rosina: lädt sie ein. 5. Trabantendialog Steffen–Albrecht: Neues aus Syria, dann: Friderich ist ein dummer, wollüstiger Deutscher, der Rosina den Hof macht. Sie wird ihn sicher abweh­ ren. 6. Monolog Rosina: Friderich hat um sie geworben. Weiß das Gertraut? Vielleicht aber war es nur der Wein. III. 1. Dialog Gertraut–Friderich: Wie läuft’s? Rosina weist ihn ab, droht mit Bancba­ nus. Er will sich aufhängen. Sie wird sie in den Lustgarten bestellen, wo er machen https://doi.org/10.1515/9783110657289-008

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kann, was er will. 2. Monolog Gertraut: Rosina wird sicher weich. 3. Dialog Rosina– Gertraut: schickt sie in den Lustgarten, wo sie dann auch hinkommen. 4. Monolog Gertraut: wenn es geschieht, rettet sie ihrem Bruder das Leben. 5. Trabantendialog Steffen–Albrecht: Steffen sah am Stadtgraben die weinende Rosina. 6. Monolog Fri­ derich: freut sich. Zwar konnte er sie danach nicht beruhigen, aber er hofft noch auf Erfolg. IV.  1. Monolog Bancbanus: aus Brief geht hervor, dass König in zwei Monaten die Türken besiegen dürfte. 2. Dialog Bancbanus–Rosina: Sie wurde geschändet. Berich­ tet, will, dass er sie tötet, aber er will sich für die Tat rächen. 3. Trabantendialog Steffen–Albrecht: Albrecht hat Rosina und Bancbanus gehört. V.  1. Monolog Gertraut: bereut und ist verzweifelt. 2. Dialog Ehrnholdt–Gertraut: meldet Bancbanus, sie habe Angst. 3. Szene Bancbanus–Gertraut: beschimpft und ersticht sie, sie sagt im Sterben, sie habe es verdient. 4. Monolog Bancbanus: will auch Friderich töten. 5. Dreigespräch Albrecht–Steffen–Bancbanus: Er hätte Gertraut vor ein Gericht stellen sollen. Wollen König nach Constantinopel entgegenreisen und ihn urteilen lassen. Bancbanus hätte so gerne auch Friderich getötet. 6. Monolog Friderich: ist in Bettlerkleidern, will nach Deutschland, allen Frauenverführern ein abschreckendes Beispiel; sie sollen die Liebe bis zur Ehe aufsparen. VI. 1. König zu den Fürsten: Hoffnung auf Sieg. 2. Bote zu König: bringt Brief. 3. Dreige­ spräch König–Fürsten Wenzeslaus/Vladislaus: weiß nun Bescheid, kennt Bancbanus aber als brav. 4. Dialog Ehrnholdt–König: meldet Bancbanus. 5. Dialog König–Bancba­ nus; Übrige stumm. 6. Bancbanus berichtet und unterwirft sich dem Urteil des Königs. Dieser wird entscheiden, wenn er heimkommt. VII. 1. Dialog Bancbanus–Ehrnholdt: prachtvoller Empfang für den König! 2. Traban­ tendialog Steffen–Albrecht: Der König ist traurig. 3. Szene König–Bancbanus–Rosina– Wenzeslaus–Steffen–Albrecht–Vladislaus–Ehrnholdt: Hofgesinde reckt Finger hoch für Rosina, sie berichtet, Albrecht/Steffen sagen, was sie mitbekommen haben. Das reicht Wenzeslaus und Vladislaus nicht. Dann aber Ehrnholdt: hat die Reue Gertrauts gehört. König spricht Bancbanus frei. 4. Epilog Ehrnholdt: (1) Friderich: Lüstling. (2) Gertraut: leichtfertig. (3) Rosina: standhaft gegenüber außerehelichem Sex. (4) Banc­ banus: gerecht. (5) König Andreas: vorbildliche Obrigkeit.

1562 3. 1. 1562 Des Sachsen comedien und spiel soll man besichtigen, und sofern nichts ergerlichs da­ rinnen ist, der ansuchenden gesellschaft zulassen, solche comedien biß morgen uber acht tag zu spieln anzufahen. [RV = H 67] 15. 1. 1562 Nachdem sich die sterbsleuft zimblich ereugen, also das zu besorgen, es werde sich im kurz einreissen, derwegen soll man die versamblungen und spil, so am jungsten zu halten erlaubt, bei eins e. rats straf widerumb abschaffen. [RV = Hampe 1900, S. 237 Nr. 93]



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5443 17. 1. 1562. Des keisers herolt Franckewin ein bancket-gebott (K./G. 17,230). 22 Vs. Aufforderung zum Essen, aber man solle nicht wie Franzosen und Engländer bei einem Toast die Mütze schwingen, weil sie dann fettig wird. Wer es trotzdem tut, muss nach des Wirts Gebot das größte Glas austrinken. 5444 19. 1. 1562. Schwanck. Graf von Dierstein kam auff ein zeyt ungeladen auff ein hochzeyt (K./G. 17,224; G./D. 2, Nr. 271). 102 Vs. Graf von Thierstein im Elsass, nicht zur Hochzeit Pfalzgraf Philipps eingeladen, verkleidet sich als Jäger, bringt dem Küchenmeister gutes Wildbret und bekommt die Erlaubnis, beim Turnier zuzu­ schauen. Ein alter Dienstmann erkennt ihn und meldet ihn trotz Schweigegebots dem Pfalzgrafen. Der kommt zu Thierstein in die Küche und erweist ihm die Ehre. 5445 11. 3. 1562. Tragedia, mit vierzehn personen zu agieren: Die zwölff argen königin (K./G. 16,3). 657 Vs. Q.: [1]-[4] und [6]-[10] Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr. 2, 7, 15, 16, 17, 38; 46, 61, 88, 92 Steinhöwel; [5] und [12] De casibus virorum illustrium 1,9, 4,18 Ziegler und [11] Johannes Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 231 (232). Vgl. KG 829, 832, 833 = Mll. und 834 = Sg. Inhalt: Zwölf Frauen aus Mythos und Geschichte, die am Hof der Ehre aufgenommen werden sollen, stellen sich vor, werden aber zurückgewiesen. Szenenübersicht: 1. Prolog Ehrnholdt: kündigt Fraw Ehr an, die Hof halten und bestim­ men will, wer fromm genug ist, an ihrem Hof aufgenommen zu werden. 2. Dialog Ehr– Ehrnholdt: meldet ihr zwölf reiche, mächtige Frauen. Bei ihr, sagt sie, zähle allein die Tugend, aber sie wolle alle zwölf anhören. 3. Dialog Semiramis–Ehr: die Frauen sind nach Deutschland gekommen, um aufgenommen zu werden. Ehr will aber jeweils den Lebenslauf hören. 4. Szene: alle zwölf Frauen stellen sich vor, nachdem der Ehrn­ holdt sie jeweils angekündigt hat: (1) Semiramis, (2) Venus, (3) Niobes, (4) Medea, (5) Phedra, (6) Clytimestra, (7) Thullia, (8) Olimpias, (9) Kleopatra, (10) Agripina, (11) Rosimunda, (12) Arsinoes. Abschließend bittet Arsinoes im Namen aller um Auf­ nahme. Fraw Ehr weist sie fort, Kleopatra schimpft, Fraw Ehr schickt alle zur Fraw Welt. 5. Epilog Ehrnholdt: Ein biderweib soll hieraus lernen, anständig und keusch zu sein. Lit.: Sasse 2015a, 141  f.; Sasse 2020b, 161–164.

5446 14. 3. 1562. Im thon: Es ist das hail uns kumen her. Ain lobgesang. Der pfalczgreffin zu Amberg wider-künft (K./G.  23,236). 5 Strophen ababccd. Die Pfalzgräfin nahm Abschied, ist aber jetzt nach Haidelberg gekom­ men. Sie hilft in der Not den Armen. Der Dichter wünscht ihr und ihrem Gemahl ein langes Leben und die ewige Seligkeit. Lit.: Rettelbach 2019, 277.

5447 21. 3. 1562. Schwanck. Der welt nachschnaltz (K./G. 17,233; G./D. 2, Nr. 272). 110 Vs. Der Dichter sieht im Traum in einem tiefen Tal Menschen aller Stände und Nationen und unter ihnen, sie überragend, eine nackte Frau, die Pfeile verschießt, ohne aber den Getroffenen sehr zu schaden. Ein weiser Mann erklärt: Es ist die Welt, die jeden schlechter macht, als er ist, ohne die eigenen Fehler zu sehen. Also soll der Dichter sich von ihr fernhalten und einfach tugendhaft sein.

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5447a 23. 3. 1562. Epitaphium Paulus Kastners anno salutis 1562 (K./G. 23,238). 10 Vs. Der Verstorbene ist am 9. Februar ertrunken. 5448 23.  3. 1562. Schwanck. Fatzwerck auff etliche handwerck (K./G.  17,237; G./D.  2, Nr. 273). 100 Vs. Inh. wie KG 5053 = Ml. Schluss hier: In Gesellschaft soll man, um die Freundschaft zu erhalten, reden, was die Leute hören wollen. Das gilt insbesondere für einen Spruchsprecher, der nicht schmähen, sondern unterhalten soll: durch geist­ liche und weltliche histori zur moralischen Erbauung sowie durch „angehängte“ Schwänke, die nicht unzüchtig sein dürfen. 5449 April 1562. Die umbkert dischzuecht (G./D. 2, Nr. 274). Laut Sachs 66 Vs. Inh. u. Q. vermutlich wie KG 5741 = Sg. [verl.] 5450 9. 4. 1562. Evangelium: Die schlaffenden jünger am ölberg. Aligoria (K./G. 15,375). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1646 = Ml. Vgl. 2896 = Ml. Der geistliche sinn hier: Die schla­ fenden Jünger entsprechen dem Menschen, dessen Fleisch ihn „schlafen“, d.  h. sün­ digen lässt, bis er Buße tut. 5451 10.  4. 1562. Evangelium: Der schatz im acker (K./G.  15,335). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2814 = Ml. Vgl. 4961 = Ml. Die erklerung der gleichnuß ist ähnlich wie in KG 2814. 5452 11. 4. 1562. Evangelium: Mutter und bruder Christi (K./G. 15,343). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2831 = Ml. Die außlegung ähnlich wie dort. 5453 13. 4. 1562. Evangelium: Der gleyßner und offen sünder (K./G. 15,355). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 302, 2937 = Mll. Die Außlegung ähnlich wie dort. Vgl. 397 = Ml. 5454 14. 4. 1562. Evangelium: Das edel perlein (K./G. 15,339). 120 Vs. Das Gleichnis, in dem das Himmelreich einer Perle entspricht, für die ein Kaufmann alles verkauft, was er hat. Erklärung des gleichnuß wie in KG 3506 = Ml. Q.: Mt 13,45  f. Lit.: Rettelbach 2019, 191  f.

5455 15. 4. 1562. Evangelium: Der sawerteyg. Allegoria (K./G. 15,331). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4958 = Ml. Vgl. 1474 (verl.) = Ml. Außlegung und erklerung wie dort. Vgl. auch 2791 = Ml. 5456 17. 4. 1562. Histori. Die sieben wunderwerck der welt (K./G. 16,197). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4940 = Ml. 5457 22. 4. 1562. Historia: Mancherley wundergestalte menschen, auß der beschreibung Plinii Secundi (K./G. 16,201). 222 Vs. Über exotische Völker: Arimaspen, Abari­ moner, Anthropophagen usw. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 7,2 (Eppendorf). 5458 23. 4. 1562. Das Maria-bild zu Einsidel (K./G. 20,545; G./D. 2, Nr. 275). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4923 = Ml. 5459 24. 4. 1562. Micillus, der arm schuster, mit seinem reichen gfattern (K./G. 20,549; G./D. 2, Nr. 276). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3112 = Ml. 5460 28. 4. 1562. Historia: Der Schweytzer ankunfft, und von ihrem freyen regiment (K./G. 16,208). 310 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1331 = Ml., aber erhebliche Erweiterung nach der „Badegeschichte“: Wilhelm Tell – von ihm handelte das verlorene Ml. KG 1585 –, Eidgenossenorte Uri, Schwyz, Unterwalden, deren Erhebung gegen Leopold von Österreich 1315, Erweiterung des Bundes, weitere Kriege, u.  a. mit Karl



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Nr. 5476 

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von Burgund 1477 und Kaiser Maximilian 1499. Am Schluss Lob der Schweizer mit ihrem Gemeinnutz usw. 29. 4. 1562. Evangelium: Die grabhüter Christi (K./G. 15,383). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 378 = Ml. Vgl. 3255, 3266, 3512 = Mll. Allegoria oder geistliche außlegung ähnlich wie in den anderen Fassungen. 29. 4. 1562. Magdalena weynet bey dem grab (K./G. 15,387). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 143 = Ml., aber hier nur 20,11–18. Vgl. 234, 383, 3527, 3535 = Mll. Allegoria oder geistliche außlegung ähnlich wie in den beiden anderen Fassungen. 30. 4. 1562. Ein figur: David holet gottes laden, im II Buch der könig am VI cap. (K./G. 15,192). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3588 = Ml. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie dort. 2. 5. 1562. Ein figur: Adonia wolt könig werden (K./G. 15,196). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3456 = Ml. Vgl. 3777 = Ml. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie dort. 4. 5. 1562. Evangelium: Das ehebrecher-fräwlein (K./G. 15,363). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 236 = Ml. Vgl. 1513, 3719 = Mll. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie in KG 3719. 6. 5. 1562. Schwanck: Der birgisch edelman mit dem mönnich von Waltsachssen (K./G. 17,240; G./D. 2, Nr. 277). 94 Vs. Inh. wie KG 4374 = Ml. 6. 5. 1562. Schwanck: Der schwanger Sew-Haintz (K./G. 17,243; G./D. 2, Nr. 278). 90 Vs. Inh. wie KG 4254 = Ml. Lit.: Adamson 2002, 121  f.

5468 6. 5. 1562. Historia: Deß königs son mit den teuffeln (K./G. 16,217). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4303 = Ml. Schluss wie dort. 5469 8. 5. 1562. Evangelium: Die verlaugnung Petri (K./G. 15,379). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3538 = Ml. Allegoria ähnlich wie dort. 5470 9. 5. 1562. Evangelium: Das palm-fest. Allegoria (K./G. 15,367). 118 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1072 = Ml. Vgl. 3949, 5200 = Mll. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie dort. 5471 11. 5. 1562. Evangelium: Das fischen nach der urstend (K./G. 15,391). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 147 = Ml. Vgl. 230, 1630, 1955, 3508, 3983, 4275, 4596 = Mll. Allegoria ähnlich wie dort. 5472 12. 5. 1562. Schwanck: Der Liendel Lautenschlaher (K./G. 17,246; G./D. 2, Nr. 279). 150 Vs. Inh. wie KG 5018 = Ml. Schluss hier: Lautenschlager trieb noch andere Schwänke. 5473 13. 5. 1562. Evangelium: Der Samariter. Allegoria (K./G. 15,351). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 140, 377, 1799, 4287 = Mll. und 449 = Sg. Der geystlich sinn ähnlich wie dort. 5474 14. 5. 1562. Ein figur: Jacob rang mit dem Engel (K./G. 15,148). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1371 = Ml. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie dort. 5475 15. 5. 1562. Ein figur: Die lauberhütten, allegoria (K./G. 15,165). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4358 = Ml. Allegoria ähnlich wie dort. 5476 19. 5. 1562. Evangelium: Der sprachloß geist (K./G. 15,359). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 204 = Ml. Vgl. 1311 = Ml. Der geistliche sinn ähnlich wie dort.

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5477 20. 5. 1562. Evangelium: Der besessen mann in gräbern (K./G. 15,347). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1659 = Ml. Allegoria ähnlich wie dort. Vgl. 4684 = Ml., außerdem 191, 1415 = Mll. < Mk 5,1–20. 5478 21. 5. 1562. Ein figur: Joseph mit Ben-Jamin (K./G. 15,157). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3204 = Ml. Allegoria ähnlich wie dort. 5479 21. 5. 1562. Ein figur: Simson mit den füchssen (K./G. 15,184). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2394 = Ml. Alegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie 4627 = Ml. Vgl. auch 201 = Ml. und 4834 = Trag. 5480 22. 5. 1562. Ein figur: Die königin von Arabia mit dem könig Salomo (K./G. 15,209). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4756 = Ml. Hier Allegoria oder geistlicher sinn: Salomo ent­ spricht Christus, die Königin der christlichen Gemeinde. 5481 23. 5. 1562. Historia: Hertzog Heinrich der löw (K./G. 16,221). 226 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3876 = Ml. Vgl. 4732 = Ml. Schluss: Wie der Löwe Treue vergalt, so soll man es eben­ falls tun. Undankbarkeit ist heute ein großes Laster. Lit.: Behr 1995, 34–37.153–166; Metzner 2005.

5482 25. 5. 1562. Historia: Königin Deudalinda mit dem meerwunder (K./G. 16,228). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3877 = Ml. Schluss: Eine Frau soll nicht an einsamen Orten spazie­ ren gehen, da ihr dort die Vergewaltigung und die daraus entstehende Schande droht. Lit.: Haug 1985; Rettelbach 2019, 260.

5483 26.  5. 1562. Dreyerley eygenschafft des pfaben vergleichen sich eim buler (K./G. 16,516; G./D. 2, Nr. 280). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4629 = Ml. 5484 26. 5. 1562. Schwanck: Ein warnung vor dreyen dingen (K./G. 17,251; G./D. 2, Nr. 281). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4681 = Ml. 5485   5. 1562. Der sieben-und-siebentzigst psalm Assaphs: Ein klag in harter anfechtung (K./G. 18,300). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 799 = Ml. Vgl. 4677 = Ml. und 5536 = Sg. 5486 27. 5. 1562. Ein figur: Das gesaltzen wasser (K./G. 15,188). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3889 = Ml. Allegoria ähnlich wie dort. 5487 27. 5. 1562. Propheceyung: Zacharias am 3 cap. (K./G. 15,262). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4013 = Ml. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie dort. 5488 28. 5. 1562. Evangelium. Der seeman deß wort gottes (K./G. 15,327). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 206, 4926 = Mll. < Mt 13,1–23, 4703 = Ml. < Mk 4,1–20 und 462 = Ml. < Lk 8,4–15. Hier alle drei Evangelisten als Quelle genannt. Schluss: Man soll über das Wort Gottes nicht nachgrübeln, ihm gegenüber nicht versteinert sein und irdische Güter nicht für wichtiger halten als das Himmelreich. 5489 29. 5. 1562. Apocalipsis das XII. cap. Die christlich kirch (K./G. 15,446). 210 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1245 = Ml. Die außlegung ähnlich wie dort. Vgl. 4585 = Ml. (Str. 2). 5490  6. 1562. Evangelium: Die acht seligkeit (K./G. 15,305). 202 Vs. Inh. u. Q. wie KG 552 = Ml. Vgl. 4426 = Ml. Erklerung ähnlich wie dort. Vgl. auch 4462 = Ml. 5491 9. 6. 1562. Ein figur. Die Thamar, könig Davids tochter (K./G. 15,200). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 326 = Ml. Vgl. 4675 = Ml., 5882 (verl.) = Sg. und 3693, 4905 = Tragg. Allegoria oder geistlicher sinn ähnlich wie KG 4675 und 4905.



Nr. 5507 

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5492 10. 6. 1562. Ein figur: König David mit Simei (K./G. 15,205). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 315 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 5493  6. 1562. Cantica canticorum: Die gespons mit irem freund (K./G. 19,414). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 484 = Ml. Alegoria ähnlich wie dort. 5494 12. 6. 1562. Dreyerley werck gott, des heyligen geistes (K./G. 15,395). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 310 = Ml. Vgl. 2688, 3561, 4873, 5035 = Mll. 5495 12. 6. 1562. [E] Schwanck: Klag der sechtzehen ordensleut (K./G. 17,255; G./D. 2, Nr. 282). 276 Vs. Inh. u. Q. wie KG 388 = Ml. Hier zusätzlich der Schwärmer. 5496 30. 6. 1562. Evangelium. Das füßwaschen (K./G. 15,371). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1170 = Ml. Der beschluß: 1. Wir sind rein gewaschen durch die Taufe. 2. Der Sünder bedarf täglich der „Waschung“. 3. Wer wie Judas in der Sünde verharrt, bedarf der Buße. 5497 1. 7. 1562. Schwanck: Der müllner verkaufft sein esel (K./G. 17,269; G./D. 2, Nr. 283). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3646 = Ml. Der Beschluss ähnlich wie dort. 5498 2.  7. 1562. Schwanck: Der centelon mit dem todten wirth (K./G.  17,264; G./D.  2, Nr. 284). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4920 = Ml. Schluss hier: Ein junger Mann kann aus der Geschichte lernen, anständig zu sein. 5499 3. 7. 1562. Schwanck: Die meyd tratt in ein doren (K./G. 17,273; G./D. 2, Nr. 285). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 5262 = Ml. Der beschluß hier: Aus der wahren Geschichte sollen Mägde lernen, früh nicht in Pantoffeln herumzulaufen, sondern feste Schuhe anzu­ ziehen. 5500 3. 7. 1562. Schwanck: Von dem frommen adel (K./G. 17,276; G./D. 2, Nr. 286). 98 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2012 = Ml. Schluss ähnlich wie dort. 5501 7. 7. 1562. Schwanck und poeterey. Die vier natur einer frawen (K./G. 21,144; G./D. 2, Nr. 385). 120 Vs. Phokylides [Frg. 2 Gentili/Prato]: Die Frau ist wie ein Pferd, weil dün­ kelhaft und putzsüchtig, wie ein Hund, weil sie gern „bellt“, wie ein Schwein, weil wollüstig, und wie eine Biene, weil sie ihrem Mann verlässlich zur Seite steht. Schluss: Keine Frau vereint alle vier Charaktere in sich. Q.: Ioannes Stobaios 4,22,192 H. (Frölich, S. ccclxxxij). Vgl. KG 4252 (verl.), 4313 (verl.) = Mll. 5502 7.  7. 1562. Poetische fabel: Die harpff Apollinis und der friedstab Mercurii (K./G. 17,501). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4398 = Ml. Beklerung der fabel ähnlich wie dort. 5503 7. 7. 1562. Poetische fabel: Der güldin sessel Vulcanj (K./G. 17,504). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4397 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Vgl. 4952 = Ml. 5504 11. 7. 1562. Prophecey: Der brief Jeremie von den götzen (K./G. 15,230). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1952 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5505 13. 7. 1562. Historia: König Agis zu Sparta (K./G. 16,233). 240 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1959 = Ml. Beschluß: Eine Obrigkeit soll dem Gemeinnutz dienen und auf ihr Hofgesinde und ihre Amtsleute ein Auge haben. 5506 14. 7. 1562. Historia: Die zwo ermördten junckfrawen (K./G. 16,240). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1960 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5507 16. 7. 1562. Schwanck: Der faul Fritz im kalter (K./G. 17,280; G./D. 2, Nr. 287). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1915 = Ml. Der beschluß hier: Von einem faulen Knecht soll ein Herr sich möglichst schnell trennen.

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5508 17. 7. 1562. Evangelium: Die fünfferley wunderwerck Christi (K./G. 15,322). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2054 = Ml. Der beschluß: So wird das Evangelium allen zu Reue und Buße gepredigt. 5509 20. 7. 1562. Schwanck. Die Ysser-bruck zu Landshut (K./G. 17,285; G./D. 2, Nr. 288). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2188 = Ml. Beschluß: Wenn ein Spötter es übertreibt, wird er schließlich geprügelt. Annehmbar dagegen ist jemand, der harmlose Witze reißt und selbst leichten Spott vertragen kann. 5510 21. 7. 1562. Poetische fabel: Die drey strafgebot der weiber (K./G. 17,430). 138 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2175 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5511 22. 7. 1562. Das zwölfft capitel Jesus Syrach. Den feind und gottlosen zu meiden (K./G. 19,48). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1477 (verl.) + 2125 + 5402 (11,30–12,19) = Mll. und im Beschluß Vertiefung in 4 Lehren. 5512 22. 7. 1562. Das acht-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach. Von dem zorn und bösen maul (K./G. 19,115). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1001 = Ml. und 3059 = Sg., aber hier Sir 28,10–30 und im beschluß Vertiefung der Lehren. Vgl. 2139 = Ml. 5513 27. 7. 1562. Der otter: Ein vergleichung eines geitzigen mannes (K./G. 16,479). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2053 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5514 28. 7. 1562. Der gutzegauch. Ein vergleichung eins heuchlers (K./G. 16,484). 144 Vs. Beschreibung des Kuckucks, der sein Ei in das Nest der Grasmücke legt; dort futtert sein Junges auf Kosten der kleinen Grasmücken und frisst erst sie, dann auch die Mutter auf. Der beschluß: Vergleich des Kuckucks mit dem Typ des Heuchlers, der ausführlich charakterisiert wird. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,25–27 (Eppen­ dorf). Vgl. KG 1634 (verl.) = Ml. 5515 30. 7. 1562. Das dritte buch Machabeorum (K./G. 15,270). 212 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4858 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5516 August 1562. Antwort ainer schwanckschrift (G./D. 2, Nr. 289). Sg. Laut Sachs 52 Vs. [verl.] 5517 4. 8. 1562. Schwanck: Ursprung der affen (K./G. 17,290; G./D. 2, Nr. 290). 146 Vs. Inh. u. Q. wie KG 715 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: Košenina 2012, 364  f.

5518 5. 8. 1562. Schwanck: Die guten und bösen zungen (K./G. 17,295; G./D. 2, Nr. 291). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 586 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: Bogner 1997, 33–36; Holzberg 2018, 495; Holzberg 2019b, 32–40.

5519 7.  8. 1562. Schwanck: Sanct Niclas bild schwert drey ding (K./G.  17,299; G./D.  2, Nr. 292). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 765 = Ml. 5520 8. 8. 1562. Von reden und schweigen (K./G. 20,513). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 738 + 739 = Mll. 5521 10. 8. 1562. Ein figur: Zahl der kinder Israel im außgang (K./G. 15,173). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3785 = Ml. Comparatio ähnlich wie dort. Vgl. 4663 = Ml. 5522 11. 8. 1562. Apocalipsis das IIII. cap. Anfang der christlichen kirchen (K./G. 15,433). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4585 = Ml. (Str. 1). Vgl. 1494 (verl.) = Ml. Einfeltige außlegung ähnlich dem Schluss von Str. 1 in KG 4585.



Nr. 5534 

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5523 12. 8. 1562. Ein figur: Der segen Jacobs (K./G. 15,161). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2768 = Ml. Comparatio ähnlich wie dort. 5524 13. 8. 1562. Schwanck: Der münchpfeffer (K./G. 17,304; G./D. 2, Nr. 293). 158 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2180 = Ml. Der beschluß: Ein Biedermann muss aufpassen, dass seine Söhne nicht in die Hände von Heuchlern und Schmeichlern geraten. 5525 14. 8. 1562. Historia. Königs Antiochi waydwerck (K./G. 16,244). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2017 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5526 21.  8. 1562. Der zwen-und-sechtzigst psalm könig Davids: Auff gott allein zu hoffen und trawen (K./G. 18,247). 124 Vs. Der beschluß: Angesichts der uns umgeben­ den feindlichen Welt sollen wir allein auf Gott vertrauen. Q.: Ps 62. Vgl. KG 1786 (verl.), 4555 (verl.) = Mll. 5527 22. 8. 1562. Ein figur. Die drey straff deß alten testaments (K./G. 15,136). 150 Vs. Sintflut, Sodom und Gomorrha und Fron in Ägypten. Beschluß: Alle drei Strafen sollen auch der heutigen Christenheit zur Warnung dienen. Q.: 1Mose 7; 1Mose 19; 2Mose 14. Vgl. KG 117, 331, 1590 = Mll. und 1591 = Sg. 5528 24.  8. 1562. Ein figur: Die zehen erschröcklichen plag gottes uber den könig Pharao (K./G. 15,141). 250 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4226 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5529 26. 8. 1562. Der fünff-und-zweintzigste psalm könig Davids. Ein herrlich gebet auß grossem vertrawen zu gott in aller not leibs und seele (K./G. 18,112). 126 Vs. Inh. u. Q. wie KG 218, 4559 = Mll. 5530 28.  8. 1562. Die schlacht Joannes mit Cendebeo, Machabeorum  I. cap. 16. (K./G. 15,266). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4560 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5531 29.  8. 1562. Ein figur: Juda vertrieb die Cananiter nicht gar auß dem land (K./G. 15,180). 140 Vs. Zusammenfassung der Ereignisse, die in Ri 1 aufgezählt werden und Ausblick darauf, dass die Israeliten die Waffen ruhen lassen und Gott ihnen deshalb Feinde schickt. Summa der figur: Auch wir Christen müssen dauernd kämpfen – gegen unsere Sünden. 5532 1. 9. 1562. [E] Die Susanna mit den zweyen falschen richtern (K./G. 15,276). 300 Vs. Inh. u. Q. wie KG 329, 1191, 4626 = Mll. und 5888 (verl.) = Sg. Der beschluß: (1) Eine Frau soll ihre Ehre bewahren. (2) Ein Mann soll nicht wollüstig sein. (3) Ein Richter soll gerecht richten. Lit.: Classen 2004a, 26  f.

5533 2. 9. 1562. Evangelium: Das sechste gebot, vom ehbruch (K./G. 15,315). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4496 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5534 4. 9. 1562. Das künstlich frawen-lob (K./G. 20,518). 116 Vs. Der Dichter appelliert an herz, sinn, mut und vernunfft, ihm bei der Porträtierung und Charakterisierung der ausserwelt tugentreich schönen zu helfen. Er beschreibt zunächst sehr detailliert von den Haaren bis hinunter zu brüstlein und bäuchlein ihren Körper, den Apelles nicht adäquat wiederzugeben in der Lage wäre, und schildert dann ihre Geistesgaben, ihre moralischen Qualitäten und ihre Leistungen als Hausfrau, Mutter ihrer Kinder , was alles Boccaccio dazu veranlasst hätte, sie unter seine hundert durch­

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leuchtign frauen (= De claris mulieribus) aufzunehmen. Am Schluss bezeichnet er sie als seine Ehefrau, die er am 2. 9. 1561 geheiratet hat, Barbara Harscherin, jetzt Sächsin. Mit ihr, bei der er sein Lebensende erleben möchte, wünscht er sich eine Ehe in täglich sich erneuernder und zunehmender Liebe und Treue. Lit.: M. E. Müller 1985, 277–279; Heinzmann 2001, 174–178; Sasse 2008d, 426  f. („Das autobiogra­ phisch inszenierte dichterische Ich begründet hier die Wahl des eigenen Ehepartners […] mit nahezu denselben Worten, die in der Griselda dem Markgrafen in den Mund gelegt sind, und beschließt seine Rede mit dem Wunsch nach stetig wachsender beiderseitiger, ‚ehlich lieb und treu‘, benutzt also die­ selbe rhetorische Formel wie bereits der Ehrnholdt auf der Bühne.“); Baro 2009, 387  f.; Sasse 2015a, 137  f.; Sasse 2020b, 33–36.

5535 September 1562. Der 145. Psalm gottes parmherzikeit. Laut Sachs 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1190, 4721 = Mll. und 5930 = Sg. [verl.] 5536 September 1562. Der sieben-und-siebentzigst psalm Assaphs: Ein klag in harter anfechtung (K./G. 18,300). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 799, 4677 = Mll. und 5485 = Sg. 5537 9. 9. 1562. Der drey-und-dreyssigst psalm könig Davids: Wol dem volck, deß der herr ein gott ist (K./G. 18,141). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 113 = Ml. 5538 10. 9. 1562. Das eilffte capitel Jesus Syrach: Daß man nit geitziglich nach gut soll stellen (K./G. 19,44). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1595 = Ml. 5539 11.  9. 1562. Das sibendt capitel Jesus Syrach: Mancherley guter sittlicher lehre (K./G. 19,27). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1479 + 3190 = Mll. Der beschluß hier: Das sind Lehren für den gmeinen einfeltigen mann, die auch ein Vater seinen Kindern vermitteln soll. 5540 12. 9. 1562. [E] Daniel in der löwengruben mit dem grossen drachen (K./G. 15,284). 148 Vs. Inh. u. Q. wie KG 458 = Ml. Vgl. 824, 2056, 4625 = Mll. und 5074 = Com. Der beschluß hier: (1) Wer allein Gott und keine Abgötter verehrt, wird von der Welt ver­ folgt und gefangen, aber von Gott wieder befreit. (2) Auf die Verfolger schlägt alles zurück. (3) Eine gute Obrigkeit wird von einem aufrührerischen Pöbel zu Unrecht gezwungen, gegen Gott und das Recht zu handeln bis Gott ihr das Regiment wieder in die Hand gibt. 5541 14. 9. 1562. Das neun-und-zweintzigst capitel Jesus Syrach: Von leyhen und bürg werden (K./G. 19,120). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 5170 + 1478 = Mll., hier das ganze Kapitel bearbeitet. 5542 15. 9. 1562. Der viertzigst psalme könig Davids (K./G. 18,171). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1192 = Ml. 5543 16. 9. 1562. Der ein-und-dreyssigst psalm könig Davids: Ein klag in mancher angst und not zu gott (K./G. 18,133). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1542, 4729 = Mll. 5544 17. 9. 1562. Historia: König Cirus mit dem wasser Gindes, und der statt Babylonia eroberung (K./G. 16,249). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1620 = Ml. Beschluß hier: (1) Ritter: Bevor man sich auf eine Gefahr einlässt, muss man den möglichen Schaden beden­ ken. (2) Kyros: Man soll ein Wagnis nicht mit zu großem Aufwand durchführen, weil der Schaden umso größer sein kann. (3) Babylon: Eine Stadt muss sich, auch wenn sie noch so stark befestigt ist, mit voller Kraft verteidigen.



Nr. 5559 

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5545 18. 9. 1562. Historia: Der tyrann Clearchus (K./G. 16,254). 190 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1626 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Vgl. 4154 = Ml. 5546ab   9. 1562. [E] Das fünff-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von bösen weibern, und andere gute lehr und Das sechs-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von frommen vernünfftigen ehfrawen [war in SG 15 vermutlich ein einzi­ ges Gedicht, da der beschluß zu Kap. 26 auch auf 25 bezogen ist] (K./G. 19,103 und 107). 128 + 84 Vs. Q.: (a) Sir 25,1–26,12 (Lob der Eintracht, der Weisheit, besonders im Alter, und der Gottesfurcht. Schilderung des bösen Weibes) + (b) 26,1–4.16–24 (Lob des guten Weibes). Der beschluß: Wer heiraten will, schaue nicht auf Schönheit, sondern auf Tugend. Vgl. zu (a) KG 1000, 2126, 3140, 3607, 4775 = Mll. und 5353 = Sg. und zu (b) KG 801 = Ml. 5547 24. 9. 1562. Der acht-und-achtzigst psalm der kinder Korah, vor-zu-singen, von der schwachheit der elenden (K./G. 18,343). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1789 = Ml. 5548 26. 9. 1562. Der neun-und-achtzigst psalm: Ein unterweissung Ethan, deß Eßrahiten (K./G. 18,347). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4057 = Ml. 5549 26.  9. 1562. Der vier-und-neuntzigste psalm Davids: Ein gebet wider tyrannen und falsche lehrer (K./G. 18,368). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 240 = Ml. Vgl. 4982 = Ml. 5550 28. 9. 1562. Das dritte capitel ecclesiastis: Das iedes ding sein zeit auff erden hat (K./G. 19,381). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4014 = Ml. 5551 29.  9. 1562. Das ander capitel ecclesiastis: Wie alle ding auff erden eitel sind (K./G. 19,376). 146 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1527 = Ml. 5552 30. 9. 1562. Der acht-und-dreyssigst psalm könig Davids: Ein bußpsalm und klag uber die sünd (K./G. 18,163). 114 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1790 = Ml. 5553 1. 10. 1562. Historia: Die erbawung und belägerung der mechtigen statt Massilia (K./G. 16,260). 212 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2247 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5554 3. 10. 1562. Historia: Krieg und flucht könig Darii auß Persia mit dem könig der Scithier (K./G. 16,266). 226 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1394 = Ml. Der beschluß: Wer einen Krieg grundlos anfängt, kommt schließlich zu Schaden. 5555 3. 10. 1562. Historia: Die umbbrachten herrn der Persier umb ir unzucht in Macedonia (K./G. 16,280). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1211 = Ml. Beschluß ähnlich wie dort. 5556 4.  10. 1562. Historia: Die zwen tyrannen Cypselus und Periander zu Corintho (K./G. 16,273). 228 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1083 = Ml. Vgl. 3233 = Ml. Beschluß: Ein Fürst soll milde regieren, denn wenn er ein Tyrann ist, gibt es Aufruhr, und er findet ein schlimmes Ende. 5557 7. 10. 1562. Historia: Der hauptmann Macheus von Cartago, welcher Cartalum, sein eygnen son, liß creutzigen (K./G. 16,285). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2658 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5558 8. 10. 1562. Das neunzehende capitel Jesus Syrach: Mancherley guter sittlicher lehre (K./G. 19,77). 138 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1322 = Ml. 5559 12.  10. 1562. Das zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von straffen, schencken, schweigen und liegen (K./G. 19,81). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3268, 3269 (verl.) und 5418, aber hier ist anders als dort das ganze Kapitel bearbeitet.

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5560 13. 10. 1562. Das ein-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von der sünd, den narren und weisen (K./G. 19,85). 148 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1476, 2024 = Mll. und 5027 = Sg., doch ist hier anders als dort das ganze Kapitel bearbeitet. 5561 15. 10. 1562. Das dreissigste capitel Jesus Syrach: Von kinderzucht, kranckheit und gsundheit (K./G. 19,124). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1416 + 1417 (verl.) und 2128 = Mll., aber hier ist anders als dort das ganze Kapitel bearbeitet. 5562 16. 10. 1562. Das dritt capitel Jesus Syrach: Kinder ire eltern zu ehren und niderm stand (K./G. 19,12). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1480, 5082 = Mll., aber hier ist anders als dort fast das ganze Kapitel bearbeitet (3,1–30). 5563 17.  10. 1562. Das zwey-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von narren und freundschafft (K./G. 19,90). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2987 = Ml., doch ist hier anders als dort das ganze Kapitel bearbeitet. 5564 19.  10. 1562. Das dreyzehende capitel Jesus Syrach: Der arme soll der reichen gesellschaft meiden (K./G. 19,52). 142 Vs. Inh. u. Q. identisch mit KG 1226 = Ml., hier zusätzlich 13,30–4,2. 5565 20. 10. 1562. Der hundert-und-neun-und-dreissigst psalm könig Davids. Vor-zusingen (K./G. 18,521). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1998 = Ml. 5566 20. 10. 1562. Der siben-und-dreissigst psalm könig Davids: Ein trost der frommen wider die tyrannen (K./G. 18,158). 164 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2288 = Ml. 5567 22. 10. 1562. Der hundert-und-drey-und-viertzigst psalm könig Davids: Ein bitt umb hilff der sündlichen feind (K./G. 18,534). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 490 = Ml. 5568 23.  10. 1562. Der zwen-und-dreissigst psalm könig Davids: Von vergebung der sünden (K./G. 18,137). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1742 = Ml. 5569 24. 10. 1562. Der hundert-und-sechs-und-viertzigst psalm könig Davids: Daß man sich auf gott, und nit auff fürsten verlassen soll (K./G. 18,544). 78 Vs. Inh. u. Q. wie 110 = Lied und 358, 1793, 3788, 4218, 4394, 4566 = Mll. 5570 26. 10. 1562. Der hundert-und-acht-und-viertzigst psalm könig Davids: Vermant alle creatur gott zu loben (K./G. 18,550). 92 Vs. Inh. u. Q. wie KG 208, 891, 4338 (verl.), 4694 = Mll. 5571 27. 10. 1562. Der hundert-und-ander psalm könig Davids: Ein gebet deß elenden, so er betrübet ist und sein klag vor gott außschüttet (K./G.  18,393). 134 Vs. Q.: Ps 102. Vgl. KG 2599 (verl.) = Ml. 5572 29. 10. 1562. Der hundert-und-erste psalm könig Davids: Von eim auffrichtigen fürstlichen regiment mit recht gutem hofgesind (K./G. 18,390). 82 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1529, 4725 = Mll. 5573 30. 10. 1562. Der zwen-und-viertzigst psalm könig Davids, hoch-zu-singen. Ein unterweisung der kinder Korah (K./G. 18,178). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1974, 4578 = Mll. 5574 31. 10. 1562. Der hundert-und-ein-und-zweintzigst psalm: Ein lied in die höch zu singen: Von dem trewen schutz und hut gottes uber die seinen Christen (K./G. 18,473). 78 Vs. Inh. u. Q. wie KG 773 = Ml. Vgl. 5763 = Sg.



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5575 2.  11. 1562. Das hundert-und-sieben-und-zweintzigst psalmlied Salomonis. In dem höhern chor (K./G. 18,487). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 109 = Lied und 224 = Ml. 5576 3. 11. 1562. Der hundert-und-acht-und-zweintzigst psalm könig Davids. In dem höhern chor: Der segen gottes der, die in fürchten (K./G. 18,490). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 775, 1421 = Mll. 5577 4. 11. 1562. Der siben-und-zweintzigst psalm könig Davids: Vom vesten glauben und trawen auff gott (K./G. 18,119). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2090, 4577 (verl.) = Mll. 5578 5. 11. 1562. Der neundte psalm könig Davids, von der schönen jugend vor-zu-singen (K./G. 18,51). 128 Vs. Inh. u. Q. wie KG 99 = Lied und 426 = Ml. 5579 6. 11. 1562. Der zehend psalm könig Davids: Von der verfolgung deß widerchrists (K./G. 18,55). 136 Vs. Inh. u. Q. wie KG 100 = Lied und 250 = Ml. 5580 9. 11. 1562. Der drey-und-sibentzigst psalm Assaphs: Vom thörichten eyver der glaubigen (K./G. 18,285). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2598 = Ml. 5581 10.  11. 1562. Der fünff-und-achtzigst psalm der kinder Korah, hoch-zu-singen: Von erlösung der babylonischen gfencknuß (K./G. 18,333). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 385, 4098 = Mll. und 5918 = Sgg. 5582 11. 11. 1562. Der sechs-und-achtzigste psalm Davids: Ein gebet in grosser anfechtung (K./G. 18,337). 130 Vs. Inh. u. Q. wie 2603, 4829 = Mll. 5583 12. 11. 1562. Schwanck: Der leidenloß weber (K./G. 17,309; G./D. 2, Nr. 294). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3768 = Ml. Der beschluß: Solche Gesellen fragen nicht nach Ehre, sondern sind lasterhaft und bleiben es, bis sie am Galgen hängen oder aus der Stadt geprügelt werden, und dann kommt die Reue. 5584 13. 11. 1562. Schwanck: Der cortisan mit dem peckenknecht (K./G. 17,312; G./D. 2, Nr. 295). 100 Vs. Inh. u. Q. wie 3722 = Ml. Der beschluß: So wirkt der Teufel mit Zaube­ rei usw., die doch nicht real ist, sondern nur diejenigen, die daran glauben, von Gott zu ihm hinüberzieht. 5585 13. 11. 1562. Drey philosophi wider den feindseligen neyd (K./G. 16,433). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3655 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5586 16. 11. 1562. Drey philosophi wider den müssiggang (K./G. 16,437). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3635 = Ml. Der beschluß: Man soll sich vor Müßiggang hüten und dem Gemein­ nutz dienen. 5587 17. 11. 1562. Drey philosophisch sprüch wider den geytz (K./G. 16,441). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3656 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5588 18. 11. 1562. Fabel: Der weynend vogler (K./G. 17,453; G./D. 2, Nr. 296). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2846 = Ml. Vgl. 3658 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5589 18. 11. 1562. Fabel: Der wolff mit dem krannich (K./G. 17,456; G./D. 2, Nr. 297). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2150 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5590 20. 11. 1562. Die sechtzehen zeichen eines weibs, so eins knaben schwanger sey (K./G. 20, 532). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4735 = Ml. 5591 21. 11. 1562. Fabel: Von dem stoltzen wolff (K./G. 17,459; G./D. 2, Nr. 298). 214 Vs. Ein Wolf beginnt den Tag mit einem Furz und schließt daraus, dass es heute für ihn ein Festessen geben werde. Auf der Suche nach einem solchen sieht er auf dem Weg einen

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schmerlayb, verschmäht diesen aber ebenso wie einen Schweineschinken. Dann erklärt er einer Stute, er wolle ihr Füllen fressen. Die aber möchte erst einen Dorn aus ihrem Huf gezogen haben, und als er sich daranmacht, schlägt sie ihn nieder und flieht. Zwei Widder, denen er erklärt, er werde einen von ihnen fressen, bestellen ihn zum Schiedsrichter in der Frage, welchem von beiden die Wiese gehöre; wer im Kampf verliere, den könne er fressen; dann aber stoßen sie ihn gemeinsam um. Eine Sau mit sieben Ferkeln will ihm ein bis zwei davon zum Fraß geben, wenn er sie vorher wasche, und stößt ihn, als er sich daran macht, ins Wasser, von dem er davongetragen und durch ein Mühlrad getrieben wird, das ihn verletzt. Schließlich sieht er eine Geiß mit ihren Geißlein in einem Backofen, und in dem soll er erst einmal singen. Er tut es, aber das hören Bauern und Hunde, die sich auf ihn stürzen. Er entkommt mit Mühe und klagt dann Jupiter sein Leid: Wegen seiner Fehlhandlungen solle der Gott ihn mit einem Blitz treffen. Das hört ein Bauer auf einem Baum, und er wirft ein Beil nach ihm. Davon verwundet, eilt der Wolf in den Wald zurück und beschließt, von nun an nicht mehr dünkelhaft zu sein. Der beschluß: Dünkelhafte kommen zu Fall. Q.: Fabulae extra­vagantes 10. Vgl. KG 2478 (verl.) = Ml. 23. 11. 1562. Fabel: Der stoltze hengst mit dem esel (K./G. 17,472; G./D. 2, Nr. 299). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2221 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Vgl. 3403 = Ml. (verl.). 24. 11. 1562. Fabel: Die ameis mit der fliegen oder mucken (K./G. 17,475; G./D. 2, Nr. 300). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1815 = Sg. Vgl. 1745 (verl.) = Ml. und 5188 = Sgg. Der beschluß: ähnlich wie in den früheren Fassungen. 25. 11. 1562. Fabel: der wolff mit der bewrin (K./G. 17,465; G./D. 2, Nr. 301). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1770, 3528 = Mll. Der beschluß ähnlich wie dort. 25. 11. 1562. Fabel. Der löw mit den vier ochssen (K./G. 17,469; G./D. 2, Nr. 302). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2207 = Ml. Der beschluß: Fürsten, Stadtherren, Eheleute und Freunde müssen fest zusammenhalten. 26. 11. 1562. Der drey-und-sechtzigst psalm könig Davids: Als er in der wüsten Juda war (K./G. 18,251). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1532 = Ml. 28. 11. 1562. Der dritte psalm könig Davids: Als er vor seinem son Absalon floch (K./G. 18,31). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1744 = Ml. und 6152 = Sg. 30. 11. 1562. Der sibende psalm könig Davids (K./G. 18,43). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2111 = Ml. und 3957 = Lied. 1.  12. 1562. Vergleichung der vippernater mit lesterlicher gesellschafft (K./G. 16,489). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1619 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Vgl. auch 74 = Ml. (Str. 2). 1.  12. 1562. Vergleichung thiro, der schlangen, eim gottlosen untrewen mann (K./G. 16,492). 84 Vs. Die giftige Schlange Tirus, die in der Wüste bei Jericho haust, frisst Vogeleier und Vogeljunge, ihr Biss ist absolut tödlich, und aus ihrem Fleisch wird ein Mittel gegen alle Gifte gewonnen. Der beschluss: Der Schlange entspricht ein durch und durch bösartiger Mann, nach dessen Tod jeder schlecht von ihm redet. Sein übler Ruf wirkt insofern wie eine Arznei, als er andere von seinem bösartigen Verhal­



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ten abschreckt. Q.: Konrad von Megenberg, Buch der Natur III E 35, S. 284 P. Vgl. KG 1638 (verl.) = Ml. 5601 7. 12. 1562. Poetische fabel: Phaeton mit der sonnen wagen (K./G. 17,434). 182 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1841 = Ml. Der beschluß: ähnlich wie dort, außerdem vorausgeschickt die Lehre, dass ein Vater gut erziehen soll. 5602 8. 12. 1562. Poetische fabel: Der gott Jupiter mit Calisto (K./G. 17,440). 148 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1838 = Ml. Der beschluß: ähnlich wie dort. Vgl. 1884 = Ml. (Str. 8). Lit.: Baro 2009, 388–392.

5603 9. 12. 1562. Poetische fabel: Phoebus mit der frawen Coronis (K./G. 17,445). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1840 = Ml. Der beschluß: ähnlich wie dort. 5604 10. 12. 1562. Poetische fabel: Das fest Bachi mit Pentheo (K./G. 17,497). 130 Vs. Pen­ theus beschimpft und schmäht die Anhänger des Bacchus, die sich von einem Kind in Raserei versetzen ließen. Daraufhin verwandelt Bacchus den König in ein Wild­ schwein, das von seiner eigenen Mutter in Stücke gerissen wird. Der beschluß: Würde eine Horde von Säufern von einem Nüchternen getadelt, würden sie alle über ihn herfallen. Q.: Ovid, Metamorphosen 3,513–733 (Wickram). Vgl. KG 1847 (verl.) = Ml. 5605 11.  12. 1562. Ein poetische fabel: Esculapium erschleget ein donnerstral (K./G. 17,449). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4392 = Ml. und 4800 = Sg. Der beschluß (1) Plutus: Mancher hasst einen anderen wegen dessen Kunst. (2) Jupiter: Rache zieht weitere Racheakte nach sich, deshalb soll man von vornherein milde sein; hier das­ selbe Sprichwort wie in 4392. 5606 12. 12. 1562. Historia: Der tempel deß frieds zu Rom (K./G. 16,290). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4393 = Ml. 5607 14. 12. 1562. Historia: Der getrewe fürst Anchurus (K./G. 16,294). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4371 = Ml. Vgl. 4802 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5608 14. 12. 1562. Historia: Der egyptischen könig begrebnuß (K./G. 16,298). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4362 = Ml. Gäbe es doch solche Bestattungsriten auch bei den deutschen Fürsten! Dann würden sie besser regieren! 5609 15.  12. 1562. Historia de martyribus: Von dem keyser Valens, dem tyrannen (K./G.  15,452). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4038 = Ml. Der beschluß: Gott machte die frühen Christen so geduldig, dass sie die Heiden zum Übertritt bewegten. Möge er heute noch die Christenheit vermehren! 5610 15. 12. 1562. Historia: Von der tyranney des keysers Theodosii (K./G. 16,302). 98 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4039 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5611 16. 12. 1562. Historia: Die auffrhur zu Antiochia (K./G. 16,305). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4046 = Ml. Der beschluß: (1) Eine Obrigkeit muss böse Taten bestrafen. (2) Ein frommer Mann versetzt oft ein Volk durch seine Hilfe in Freude. (3) Das Herz des Königs ist in Gottes Hand. 5612 16. 12. 1562. Historia: Die martyrer der alten christlichen kirchen (K./G. 15,456). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4034 = Ml. Der beschluß: Gott gebe uns den Mut, dass wir nicht von unserem christlichen Glauben ablassen.

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5613 17. 12. 1562. Historia: Potamiena, die märtrerin (K./G. 15,460). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4035 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5614 17. 12. 1562. Historia: Plandina, ein märtrerin (K./G. 15,464). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4067 = Ml. Gott möge weiterhin solche Glaubensstärke geben! 5615 18. 12. 1562. Historia: Die plag der Juden ob dem tempel (K./G. 15,468). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4042 = Ml. Der beschluß: Von Heiden bedrohte Christen können auf Gott vertrauen. Lit.: Jünger 1990, 51–53.

5616 18. 12. 1562. Historia: Juventinus und Maximus, zween märtyr (K./G. 15,472). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4076 = Ml. Der beschluß: Ein von einer Obrigkeit bedrohter Christ soll standhaft bleiben, da er das ewige Leben erlangen wird. 5617 19. 12. 1562. Historia: Phileas und Philoromus, zween märtyr (K./G. 15,476). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4107 = Ml. Der beschluß: Ein Christ soll sich nicht durch einen Tyran­ nen von seinem Glauben abbringen lassen. 5618 19. 12. 1562. Historia: Theodulus und Thacianus, die zween märterer (K./G. 15,480). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4093 = Ml. Der beschluß: Ein Christ soll Abgötterei ablehnen. 5619 21. 12. 1562. Historia: Marinus und Astorius, die zween märtrer (K./G. 15,484). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4036 = Ml. Der beschluß: Reagiert ein Christ auf Verfolgung klein­ mütig, sollen Glaubensbrüder ihn zum Glauben an das ewige Leben ermahnen. 5620 21. 12. 1562. Historia: Cyrillus, der diacon und märtrer (K./G. 15,488). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4072 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5621 22. 12. 1562. Historia: Die falsch stimm unter dem fewer-altar (K./G. 15,492). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4094 = Ml. Der beschluß: Wie damals mit falschen Wundern blende­ ten vor kurzer Zeit noch die Pfaffen mit Ähnlichem, um ihren Bauch zu füllen, bis das reine Gotteswort gepredigt wurde. 5622 22. 12. 1562. Historia: Bischoff Simeon mit den hundert märterern (K./G. 15,496). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4122 = Ml. Der beschluß: Solche magi, welche die Obrigkeit zum Vergießen von unschuldigem Blut aufhetzten, gab es vor kurzer Zeit in den Nie­ derlanden. 5623 23. 12. 1562. Historia: Paphnutius erhelt die pfaffen-ehe (K./G. 15,500). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4095 = Ml. Der beschluß: Von da an durften die Geistlichen nicht heiraten, was viel Unzucht zur Folge hatte, aber heute dürfen sie das in Gegenden, wo das reine Gotteswort gepredigt wird. 5624 23. 12. 1562. Historia: Der ohrenbeicht anfang und end (K./G. 15,504). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4096 = Ml. Der beschluß: Die Ohrenbeichte wurde dann wieder einge­ führt, es gibt sie aber heute nicht mehr in Gebieten, wo das reine Gotteswort gepredigt wird. 5625 24. 12. 1562. Historia: Der saturnisch pfaff mit der edlen frawen (K./G. 15,508). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4040 = Ml. Der beschluß: Wallfahrt gab es auch viel bei uns, aber man soll Gott lieber im stillen Kämmerlein anbeten. 5626 24. 12. 1562. Historia: Der abgott Canopus (K./G. 15,512). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4052 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort.



Nr. 5636 

 1007

5627 25. 12. 1562. Historia: Die achtzig ertrenckten christen (K./G. 15,516). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4117 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5628 26. 12. 1562. Historia: Constantinus, der groß keyser (K./G. 15,520). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4045 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5628a  12. 1562. Die 7 haubtugent auf das vater vnser. Laut Sachs 86 Vs. Inh. u. Q. wohl wie KG 5677 = Sg. [verl.] Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 15 (verl.): 5629 29. 12. 1562. Suma sumarum all meiner gedicht Laut Sachs 164 Vs. [verl.]

1563 5630 1. 1. 1563. Schwanck: Die Faulkeyt und die Sorg kempffen mit einander (K./G. 17,315; G./D. 2, Nr. 303). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 864 = Ml. Vgl. 879 = Sg. Lit.: Schilling 1990, 224  f.

5630a 15. 1. 1563. Schwanck: Das baderthier (K./G. 17,323; G./D. 2, Nr. 304). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 712 = Ml. Lit.: Loleit 2008, 116–122.

5630b 15. 1. 1563. Schwanck: Die neun lehr in einem bad (K./G. 17,319; G./D. 2, Nr. 305). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 713 = Ml. Lit.: Loleit 2008, 91–106.119–122 (106: „Bei Sachs’ Baderegeln scheint es sich um eine eigenständige Zusammenstellung zu handeln, für die er wohl keine schriftliche Vorlage benutzt hat.“).

Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 16: 5631 20. 1. 1563. Historia: Joram, der gottloß könig, II Chronic. XXI (K./G. 15,214). 102 Vs. Inh. u. Q. wie 4790 + 4791 = Mll. Vgl. 1715 = Ml. (Str. 1). Der beschluß: Die Obrigkeit, die Gott verachtet, geht zugrunde. 5632 21. 1. 1563. Usia, der könig Juda, II Cronic. XXVI. (K./G. 15,217). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1446 = Ml. Der beschluß hier: Wer, von Gott beschenkt, sich von ihm abwendet, wird von Strafen heimgesucht. 5633 22.  1. 1563. Historia: Sechserley weiser antwort deß königs Agesilai zu Sparta (K./G. 16,309). 158 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2239 (Lehre 1–3 hier = 1, 5 und 6) + 2240 (verl.) = Mll. und 2298 = Sg. 5634 26. 1. 1563. Historia: Dion, der getrewe hofmeister königs Dionysii, deß tyrannen (K./G. 16,315). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3421 = Ml. Der beschluß: Man sieht, welchen Nutzen so ein Hofmeister bringen kann. 5635 26.  1. 1563. Historia: Magnus, der dritte könig in Nortwegen, den Haraldus blenden und außschneiden lies und in ein closter verstieß (K./G. 16,320). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2324, 3076 = Mll. Der beschluß: Wechselhaftigkeit des Glücks. 5636 28. 1. 1563. Epistel: Das VIII. capitel zun Römern. Von der urstend (K./G. 15,402). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 374 = Ml. Vgl. 3240 = Ml.

1008 

 1563

5637 28. 1. 1563. Der unnütz sorgentrager (K./G. 20,508). 130 Vs. Paraphrase der Schrift Plutarchs über die Neugier und deren negative Folgen. Q.: Plutarch, Über die Neugier (Eppendorf). Vgl. KG 3246 (verl.) = Ml. 5638 29.  1. 1563. Schwanck: Claus Narren drey verwunderung in der statt Leyptzig (K./G. 17,326; G./D. 2, Nr. 306). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3166 = Ml. Der beschluß wie dort. Lit.: Bernuth 2009, 72  f.; Baro 2011b, 161  f.

5639 30. 1. 1563. Ein poetische fabel: Drey artzney für die lieb (K./G. 21,139). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1369 = Ml. Der beschluß: Zusammenfassung. Lit.: M. E. Müller 1985, 199  f.

5640 1. 2. 1563. Ein figur: Jacob grebet die abgötter ein, Genesis am 35 cap. (K./G. 15,152). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1644 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5641 3. 2. 1563. Historia: Dolobella, der römisch senator (K./G. 16,325). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1692 = Ml. Der Beschluß: Weil eine tyrannische Obrigkeit nur Unheil anrichtet, ist eine milde zu loben. 5642 4.  2. 1563. Schwanck: Der müller mit den krebsen im esel (K./G.  17,331; G./D.  2, Nr.  307). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1657 = Ml. Der beschluß: Haderkatzen soll man meiden. Vgl. 6135 = Sg. 5643 5. 2. 1563. Historia: Der keyser Maximinus, der tyrann (K./G. 16,330). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1622 = Ml. Der beschluß: Tyrannische Herrschaft nimmt ein blutiges Ende. 5644 6. 2. 1563. Poetische fabel: Ulysses mit Calypso, der göttin (K./G. 21,132). 198 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1608 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Vgl. 3353 (verl.) = Ml. und 3410 = Sg. Lit.: A. Roth 2016, 288  f.

5645 8. 2. 1563. Historia: Jerusalem ist von den Christen verloren worden im 1099 jar (K./G. 16,335). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1317 = Ml. Der beschluß hier: Wechselhaftigkeit des Glücks. 5646 9. 2. 1563. Historia: Haliat, der könig in Lidia (K./G. 16,340). 150 Vs. König Alyattes von Lydien zieht jedes Jahr vor Milet und zerstört die Feldfrucht, belagert die Stadt aber nicht. Im zwölften Jahr kommt es zum Brand des Tempels der Minerva. Heimge­ kehrt, wird Alyattes todkrank, und das Orakel von Delphi verlangt den Wiederaufbau des Tempels. Bevor ein deswegen geschickter Bote nach Milet kommt, lässt der Stadt­ herr Thrasybul alles vorhandene Getreide auf dem Marktplatz aufhäufen und ein aus­ gelassenes Fest veranstalten. Davon in Kenntnis gesetzt und sehr beeindruckt, lässt Alyattes zwei Tempel bauen, wird gesund und opfert dem Apollo von Delphi. Nach 57 Regierungsjahren stirbt er. Q.: Herodot 1,16–22.25 (Boner). Vgl. KG 1588 (verl.) = Ml. 5647 10.  2. 1563. Historia: Die thaten, sieg und end deß Römers Pompei Magni (K./G. 16,345). 190 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2803 + 1251 = Mll. (dort aber nur der Bürger­ krieg mit Caesar und der Tod, hier die ganze Vita nach Plutarch, Pompejus). Der beschluss: Wechselhaftigkeit des Glücks. 5648 11. 2. 1563. Historia: Drey ehrentreiche geschicht der junckfrawen (K./G. 16,351). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1363 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort.



Nr. 5659 

 1009

5649 12.  2. 1563. Historia: Der getrewe fürst Stenis der statt Himereorum in Sicilia (K./G. 16,356). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2003 = Ml. Der beschluß: Preis einer treuen Obrigkeit mit einer treuen Bürgerschaft. 5650 13. 2. 1563. Historia: Von zerstörung der mechtigen statt Saguntha (K./G. 16,360). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1909 = Ml. Der beschluß: Bundesgenossen müssen treu bleiben, und Friede ist einzuhalten, da Krieg nur Ungemach bringt. 5651 15. 2. 1563. Historia: Cleomenes, der könig zu Sparta, sein leben und endtlich end (K./G. 16,366). 258 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2028 = Ml. Der beschluß hier: Ein anständiger Mann kommt unter tyrannischer Herrschaft mit Hof- und Amtsleuten in Konflikt, was unter einer guten Herrschaft nicht geschähe. 5652 16. 2. 1563. Historia: Alexander Magnus gewinnet Thyro (K./G. 16,375). 128 Vs. Als Alexander Tyros länger vergeblich belagert hat, reicht Herkules ihm im Traum die helfende Hand. Mehreren Bürgern der Stadt dagegen erscheint Apollo und sagt, er wolle fortgehen, worauf sie seinen Altar mit Ketten anbinden. Alexander wiederum träumt, wie er einem Satyr nachläuft, der sich schließlich in seine Hände gibt. Die Traumdeuter sehen darin die Eroberung von Tyros, die dann auch erfolgt. Der beschluß: Weil die Heiden an Traumdeuterei glaubten, holten sie sich den Teufel, der sie in Kriege stürzte. Q.: Plutarch, Alexander 24  f. (Boner). Vgl. KG 1342 (verl.) = Ml. 5653 17.  2. 1563. Historia: Der erschröckliche handel der jüdischen statt Massada (K./G.  16,380). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2881 = Ml. Der beschluß: Wenn eine Stadt sündig ist, hilft keine Mauer gegen den Feind. So wie Gott uns durch den Türken straft, strafte er die Juden durch ihre Feinde. Also tut Buße! 5654 18. 2. 1563. Historia: Die zween-und-siebentzig außleger der bibel (K./G. 16,386). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2877 = Ml. Der beschluß: Ein Fürst, der gut regieren will, soll Bücher und vor allem die Bibel lesen. 5655 19. 2. 1563. Historia: Sabinus, der römisch kriegsmann (K./G. 16,391). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2949 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5656 20. 2. 1563. Historia: Die gefencknuß Josephi (K./G. 16,395). 108 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2886 = Ml. Der beschluß: Wer auf Gott vertraut, wird gerettet. 5657 23. 2. 1563. [E] Schwanck: Das hobeln der groben männer (K./G. 21,309; G./D. 2, Nr. 308). 44 Vs. Der Meister klagt, dass er vergeblich den Klotz hobelt, dieser sagt, er sei ja auch aus gröbstem Material, und als die Frau einen groben Mann bringt, der es versuchen soll, sagt der Meister, er wäre ihn lieber los, worauf der Grobe sagt, ihn würde man vergeblich ein ganzes Jahr lang abhobeln. Lit.: Schüppert 1992a, 666.

5658 26.  2. 1563. Schwanck: Der bettler schlug seinen mantel (K./G.  17,337; G./D.  2, Nr. 309). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3914 = Ml. 5659 27. 2. 1563. Schwanck: Der blinden kampf mit der säw (K./G. 17,343; G./D. 2, Nr. 310). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3318 = Ml. Der beschluß: Die Reichen dürfen gerne Feste ver­ anstalten, aber niemandem damit Schaden und Schande bereiten, sondern allein Kummer vertreiben. Lit.: Röcke 2005, 81  f.

1010 

 1563

5660 1.  3. 1563. Historia: Sutrium, die stat, ein tag zwier verloren und gewonnen (K./G. 16,399). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2228 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5661 2. 3. 1563. Historia: Der Spartaner lob (K./G. 16,404). 118 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2244 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5662 2. 3. 1563. Historia: Niderlag Marcelli, deß römischen hauptmanns (K./G. 16,408). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2281 = Ml. Der beschluß: Bei Kriegslisten muss man möglichst heimlich vorgehen, damit sie vom Feind nicht vereitelt werden können und ein Frommer und Gerechter zugrunde gehen muss. List kann sich auch gegen denjenigen wenden, der sich ihrer bedient. 5663 3.  3. 1563. Historia: Leben und end deß schendlichen keysers Cay Caligule (K./G. 16,413). 304 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2285 = Ml. 5664 7. 3. 1563. Historia: Dantes, der poet von Florentz (K./G. 20,265). 162 Vs. Aus Florenz vertrieben, geht Dante nach Paris, lehrt dort an der Universität und schreibt sein Buch, worin er über himlisch, irdisch, hellische ding berichtet [die Göttliche Komödie]. Als er sich dann in Bern (Verona) bei dem Fürsten Canis Grandis (Cangrande I. della Scala) aufhält, verspottet ihn dessen Narr, weil er bei dem Fürsten mit seiner Kunst nichts erreiche und nur verköstigt werde, während der Narr sich seinen Lebensunter­ halt durch seine Scherze verdiene. Dante erwidert, geistig sei der Fürst auf demselben Niveau wie der Narr, er brauche ihn aber noch wegen der Kost bei ihm, werde sich jedoch dann einen ihm geistig ebenbürtigen Herrn suchen. Q.: Sebastian Brant, Addi­ tiones, Nr. 44 (Adelphus Muling). Vgl. KG 2955 (verl.) = Ml. Lit.: Classen 2004b, 14  f.

5665 10. 3. 1563. Schwanck: Der schuster mit seinem knecht (K./G. 17,349; G./D. 2, Nr. 311). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3208 = Ml. Vgl. 3231 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5666 11. 3. 1563. Historia: Panthea, die königin Susorum (K./G. 20,270). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3045 = Ml. Vgl. 3211 = Ml. Der beschluß: Es war eine heidnische Frau, die hier ihrem Gatten vorbildlich treu war. Aber eine christliche Gattin darf sich nicht das Leben nehmen. 5667 12. 3. 1563. Historia: Der jüngling mit den sterbenden (K./G. 20,277; G./D. 2, Nr. 312). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3157 = Ml. und 3230 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5668 13.  3. 1563. Schwanck: Der pfarrherr mit dem stacionirer (K./G.  17,355; G./D.  2, Nr. 313). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3259 = Ml. Der beschluß: Zwei schalkhafte Menschen spielen sich gegenseitig Streiche. 5669 15. 3. 1563. Historia: Ulysses und Diomedes bringen Palamedem, den hauptman, umb (K./G. 20,282). 168 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3129 = Ml. Der beschluß hier: (1) Mag man auch noch so anständig sein, muss man sich vor Neidern in Acht nehmen. (2) Wer aus Neid jemandem etwas antut, den trifft die göttliche Rache. Lit.: A. Roth 2016, 273–275.

5670 16. 3. 1563. Historia: Der abgott Mars interpretirt (K./G. 20,288). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3840 = Ml. Der beschluß hier: Krieg bringt nichts weiter als Verderben, weshalb man ihn nicht grundlos beginnen soll.



Nr. 5683 

 1011

5671 16. 3. 1563. Historia: Der abgot Zwantewitus (K./G. 20,293). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3845 = Ml. Der beschluß hier: Satan führt durch Abgötterei, die von den Pfaffen unter­ stützt wird, von Gott weg. 5672 17. 3. 1563. Historia: Venus, die göttin der lieb, mit all irer bedeutung (K./G. 20,297). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3841 = Ml. Der beschluß hier: Die eheliche Liebe allein ist löblich. 5673 18. 3. 1563. Historia: Gretzomislaus, der hertzog in Beham (K./G. 20,303). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3864 = Ml. Der beschluß hier: Zwei Arten von Hofdienern zeigt die Geschichte: den anständigen und den, der nur dem eigenen Nutzen dient. 5674 19. 3. 1563. Historia: Themistocles, der athenisch hauptman (K./G. 20,308). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3922 = Ml. Der beschluß hier: Junge lasterhafte Leute sollen sich einen so anständigen Mann zum Vorbild nehmen. 5675 19. 3. 1563. Schwanck: Der gestolene silberen löffel (K./G. 17,361; G./D. 2, Nr. 314). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4917 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5676 22. 3. 1563. Schwanck: Der reutter mit dem vogelhund (K./G. 17,365; G./D. 2, Nr. 315). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4918 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5677 22.  3. 1563. Das vatter unser (K./G.  15,311). 98 Vs. Die einzelnen Bitten werden in Bezug zu den acht Tugenden Gewissen, Glaube, Hoffnung, Liebe, Klugheit, Gerechtig­ keit, Mäßigkeit und Tapferkeit gesetzt. Q.: Mt 6,9–13. Vgl. KG 5628a (verl.) = Sg., 4114, 4727 = Mll., außerdem 1481, 2197 = Mll. < Lk 11,1–13. 5678 23. 3. 1563. Historia: Der geist mit den klapperten ketten (K./G. 20,313). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4765 = Sg. Vgl. 3013 (verl.) = Ml. Der beschluß: Mit solchen Gespenstern verblendete Satan früher, und die Pfaffen unterstützten ihn. Davor haben die Christen jetzt im Hinblick auf das ewige Leben Ruhe. 5679 24. 3. 1563. Historia: Aristobulus lesset mutter und brüder würgen (K./G. 20,317). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2889 = Ml. Der beschluß hier: Ein Herrscher muss sich vor der Schmeichelei des Hofgesindes hüten. 5680 26.  3. 1563. Historia: Timoleon und Timophanes, zwen brüder ungleicher art (K./G. 20,327). 210 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2812 + 2813 = Mll. Der beschluß: (1) Ein böser Mann nimmt ein böses Ende. (2) Ein tugendhafter Mann macht sich bei jedermann beliebt. 5681 1. 4. 1563. Historia: Zwo grobe unverschämte lügen auß dem machometischen alcoran (K./G. 20,322). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3881 + 3882 = Mll. Der beschluß: Es ist eine Gottesstrafe, dass Mohammed mit solchen Lügen ein Volk geblendet hat, dem doch vorher die christliche Lehre vermittelt worden war. Möge Gott uns vor Irrglauben bewahren! 5682 3. 4. 1563. Historia: Amphilochius mit dem keyser Theodosio (K./G. 15,524). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4048 = Ml. Der beschluß: Auch heute werden Irrlehren vertreten. Gott möge uns Prediger schicken, die dagegenreden! 5683 5. 4. 1563. Historia: Der zerstört abgott Serapis (K./G. 15,528). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4049 = Ml. Der beschluß: Solche Abgötterei lehrten vor einiger Zeit auch bei uns noch die Pfaffen, aber dem machte das Gotteswort ein Ende.

1012 

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5684 6.  4. 1563. Die reimen auf das geschencket drinckschier herr Wolff Kern (K./G. 23,239). 30 Vs. Verse zur Überreichung eines Trinkgeschirrs als Dankesgabe an den Ehrbaren Kaufmann Wolff Kern. 5685 6. 4. 1563. Historia: Die mördersgruben zu Rom (K./G. 20,334). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4050 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5686 7. 4. 1563. Historia: Keyser Valentinianus hat zwey ehweiber (K./G. 20,338). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4671 = Ml. Der beschluß: Was Gott vorsieht, das wird geschehen. 5687 10.  4. 1563. Historia: Plaucianus, der untrew hauptman deß keysers Severi (K./G. 20,342). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4125 = Ml. Der beschluß: (1) Ein Armer, der Reichtum erwirbt, darf nicht dünkelhaft werden. (2) Dem, der einem treu geholfen hat, soll man die Treue bewahren. 5688 13. 4. 1563. Historia: Habacuc, der prophet, am andern cap. (K./G. 15,254). 110 Vs. Trost für den Glauben. Beschluß: Was Gott uns durch sein Wort verspricht, soll jeder glauben. Q.: Hab 2,1–4. 5689 14.  4. 1563. Historia: Julianus, der gottloß landpfleger, und Valentinianus, der christliche hauptmann (K./G. 15,532). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4105 + 4106 = Mll. Der beschluß hier: (1) Wer Abgötterei verachtet, dem steht Gott bei. (2) Wer Gottes Wort und dessen Verkünder verfolgt, wird gestraft. 5690 16. 4. 1563. Historia: Johannes evangelist, mit dem mörderjüngling (K./G. 15,536). 164 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4058 = Ml. Der beschluß hier: (1) Man muss junge Leute sorg­ fältig aufziehen und von lasterhafter Gesellschaft fernhalten. (2) Sind sie einmal dem Laster verfallen, muss man ihnen einen Weg zurück weisen. 5691 17. 4. 1563. Historia: Eustachius, der fromme christliche bischoff, und Steffanus, der falsch arrianisch bischoff (K./G. 15,541). 186 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4104 + 4121 = Mll. Der beschluß hier: Unter gelehrten Geistlichen gibt es heute noch solche Anfein­ dungen. Gott möge sie verhüten! 5692 19.  4. 1563. Das acht capitel Jesus Syrach: Vil guter lehr einem jungen mann (K./G. 19,31). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1475 = Ml. und 5354 = Sg. 5693 20. 4. 1563. Das zwölfft capitel der sprüch Salomonis: Unterscheid gottseliger und gottlosen (K./G. 19,272). 150 Vs. Betragen des Weisen und des Toren. Q.: Spr 12. Vgl. KG 3340 (verl.) = Ml. 5694 21.  4. 1563. Das dreyzehende capitel der sprüch Salomonis: Mancherley gute lehre innhaltend (K./G. 19,277). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3123 = Ml. 5695 22. 4. 1563. Das vierzehent capittel der sprüche Salomonis: Vil guter sittlicher lehre (K./G. 19, 282). 190 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4351 = Ml. 5696 23. 4. 1563. Das fünffzehende capitel der sprüche Salomonis: Vil trefflich guter lehre (K./G. 19,288). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4570 = Ml. 5697 26.  4. 1563. Das sechzehende capitel der sprüch Salomonis: Es stehet alles in gottes hand (K./G. 19,293). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3115 = Ml., aber hier ab 16,1. 5698 26. 4. 1563. Das siebenzehende capitel der sprüche Salomonis: Vil guter nützlicher lehre (K./G. 19,298). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3339 = Ml.



Nr. 5714 

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5699 27. 4. 1563. Der schwertfechter Spartacus, öberster hauptmann in der Spartanischen auffrhur (K./G. 20,354). 284 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2086 = Ml. 5700 28. 4. 1563. Das achtzehende capitel der sprüch Salomonis: Vil guter sittlicher lehr dem menschen (K./G. 19,303). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3441 = Ml., aber ab 18,1. 5701 29. 4. 1563. Das neunzehende capitel der sprüch Salomonis: Vil guter sittlicher lehre (K./G. 19,308). 148 Vs. Fromme Armut. Schaden der Torheit, der Faulheit und der Spötterei. Q.: Spr 19. 5702 30. 4. 1563. Das zweintzigste capitel der sprüch Salomonis: Gut sittlich tugendlich lehre (K./G. 19,313). 150 Vs. Warnung vor Völlerei und ungestümem Wesen. Q.: Spr 20. 5703 3.  5. 1563. Mattheus, der evangelist (K./G.  15,289). 70 Vs. Matthäus-Legende und kurze Übersicht über das Matthäus-Evangelium. 5704 3. 5. 1563. Marcus, der ander evangelist (K./G. 15,292). 72 Vs. Markus-Legende. 5705 4. 5. 1563. Lucas, der dritte evangelist (K./G. 15,295). 70 Vs. Lukas-Legende und kurze Übersicht über das Lukas-Evangelium. 5706 4. 5. 1563. Johannes, der vierdte evangelist (K./G. 15,298). 72 Vs. Johannes-Legende und kurze Übersicht über das Johannes-Evangelium. 5707 5. 5. 1563. Historia: Der teuffel erscheinet den Juden in Creta in der gestalt Mose (K./G. 15,546). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4091 = Ml. Der beschluß: Man vertraue nicht den Dienern des Satans, die durch ihre spitzfindige Auslegung des Wortes auf Ber­ gesgipfel führen und im Meer der Schwärmerei ertrinken lassen. Gott schicke uns Fischer mit dem reinen Evangelium! Lit.: Jünger 1990, 53  f.

5708 6. 5. 1563. Prophezeyung: Das 18 capitel Ezechielis, keiner tregt deß andern bürd (K./G. 15,235). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4086 = Ml., aber hier das ganze Kapitel. 5709 7. 5. 1563. Das viertzigste capitel Jesus Syrach: Gott thut alle seine werck gut und löblich (K./G. 19,170). 184 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2129 = Ml., aber hier alles von Sir 39,16 bis 40,10. Vgl. außerdem 2107 = Ml. 5710 8. 5. 1563. Das zehende capitel Jesus Syrach: Ein lehr für die regenten und amptleut (K./G. 19,39). 160 Vs. Lob weiser Regenten. Warnung vor Stolz und Übermut. In demütigem Aufsehen zu Gott muss man sein Glück suchen, unter den Menschen aber Vorsicht gebrauchen. Q.: Sir 9,24–11,9. Vgl. KG 2540 (verl.) = Ml. 5711 10. 5. 1563. Das eilffte capitel der Sprüche Salomonis: Unterscheid der gottlosen und frommen (K./G.  19,267). 154 Vs. Glück des Frommen, Unglück des Bösen. Q.: Spr 11. 5712 11.  5. 1563. Das zehende capitel der Sprüche Salomonis. Von der tugend der frommen, und boßheit der bösen (K./G. 19,262). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4521 = Ml., aber hier alles bis 10,32. 5713 11. 5. 1563. Schwanck: Der Heintz Unrhw (K./G. 17,370; G./D. 2, Nr. 316). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2710 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5714 12. 5. 1563. Historia: Der artzet mit seiner stieffmutter (K./G. 20,363). 148 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2647 (verl.) = Ml. und 2648, 5394 = Sgg. Der beschluß wie dort.

1014 

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5715 13. 5. 1563. Historia: Das fest der abgöttin Bona Dea (K./G. 20,368). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1243 = Ml. und 1244 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: M. E. Müller 1985, 197  f.

5716 14. 5. 1563. Historia: Aurelianus, der römisch keyser (K./G. 20,349). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1234 = Ml. und 1236 = Sg. Der beschluß hier: An Aurelian kann die heutige Obrigkeit lernen (1) einen Aufstand nicht blutig, sondern milde niederzuschlagen, (2) die Soldaten nicht plündern zu lassen. 5717 15. 5. 1563. Drey schwenck: Drey seltzamer lächerlicher schwenck Stratonici, deß harpffenschlagers (K./G. 17,375; G./D. 2, Nr. 317). 192 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1441 = Ml. Der beschluß hier: Schwänke, die nicht Schaden und Schande bringen, können Tugend lehren. Lit.: Loleit 2008, 114–116.

5718 17. 5. 1563. Historia: Leben und sterben Julij, deß ersten keysers (K./G. 20,373). 300 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1252 = Ml.; hier ist ein kurzer Überblick über das Leben voraus­ geschickt. Der beschluß hier: Eine tyrannische Obrigkeit wird stürzen. Gott nimmt sich der guten christlichen regenten an. Vgl. 1401 = Ml. 5719 18. 5. 1563. Schwanck eines sophisten mit glaub, lieb und hoffnung (K./G. 17,382; G./D. 2, Nr. 318). 190 Vs. Inh. wie KG 902 = Ml. und 908 = Sg. 5720 19. 5. 1563. Schwanck: Vom pfarrer, dem sanct Görgen bild durch den ofen neinreit (K./G. 17,389; G./D. 2, Nr. 319). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1136 = Ml. und 1144 = Sg.

Lit.: Loleit 2008, 63–70 (67 A. 97: „Sachs’ Schwank stellt tatsächlich ein komplettes Theater vor Augen mit dem Kirchenvorsteher als Spielleiter, dem Ofen als Bühne oder aus Sicht der Leser als Kulisse, dem Bad als Zuschauerraum oder Bühne, dem Heiligenbild als Protagonist oder Requisite, dem Pfarrer als illusioniertem Zuschauer und unfreiwilligem Protagonisten in einem.“).

5721 20. 5. 1563. Epistel: Das V. capitel zun Römern (K./G. 15,399). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1383 = Ml. 5722 21. 5. 1563. Schwanck: Die viererley thier im leben und todt (K./G. 17,394; G./D. 2, Nr. 320). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1120 = Ml. und 1121 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5723 22. 5. 1563. Artzney wider die hoffart (K./G. 20,492). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1031 = Ml. und 1032 = Sg. Der beschluß hier: Weil der Mensch so viele brechen hat, soll er nicht dünkelhaft sein. 5724 22. 5. 1563. Der abgemalet zorn (K./G. 20,495). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 979 = Ml. und 980 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5725 24. 5. 1563. Das zwey-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Ein lehr für die jüngling bey dem wein (K./G. 19,132). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1122 = Ml. und 1123 = Sg. 5725a 24.  5. 1563. Schwanck: Vexation der vier-und-zweintzig länder und völcker (K./G. 17,399; G./D. 2, Nr. 321). 78 Vs. Inh. u. Q. wie KG 5051 = Ml. 5726 25. 5. 1563. Ob einem weisen mann ein weib zu nemen sey oder nit (K./G. 20,526). 164 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1148 = Ml. und 1149 = Sg. Der beschluß hier: Wir sollen es nicht den Heiden nachtun, sondern heiraten. Lit.: Classen 2003, 498–500.



Nr. 5740 

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5727 25. 5. 1563. Schwanck: Der karg und mild mit dem pfenninghafen (K./G. 17,402; G./D. 2, Nr. 322). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 885 = Ml. und 886 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5728 26. 5. 1563. Schwank: Der bachendieb (K./G. 17,406; G./D. 2, Nr. 323). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 837 = Ml. und 838 (verl.) = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: Glier 1993, 63  f.

5729 28. 5. 1563. Schwanck: Die neun verbotten speiß (K./G. 17,411; G./D. 2, Nr. 324). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 812 = Ml. Der beschluß: Alle Speisen sind gut, aber nur bei mäßigem Genuss. 5730 28. 5. 1563. Das vier-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis: Vil trefflich guter lehre (K./G. 19,333). 142 Vs. Törichte, faule und falsche Leute sind keiner Ehre wert. Q.: Spr 24. Vgl. KG 3342 (verl.) = Ml. 5731 29. 5. 1563. Das sechs-und-zweintzigste capitel im buch der sprüch: Vil warnung und guter zucht-ler (K./G. 19,343). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3118 + 2203 = Mll., aber auch 26,13–16 „Der Faule“. 5732 30. 5. 1563. Das dritte capitel der sprüch Salomonis. Ein lehr, gott von hertzen zu vertrawen (K./G. 19,234). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2576 = Ml., aber inklusive 3,1–12 (Segen der Gottesfurcht). 5733 2. 6. 1563. Das achtzehende capitel Jesus Sirach. Von der barmhertzigkeit gottes (K./G. 19,72). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2025 + 3203 = Mll. 5734 3. 6. 1563. Das ein-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis. Es steht alles in gottes hand, die guten und bösen (K./G. 19,318). 160 Vs. Gottes Vorsehung lenkt die Herzen und Wege der Menschen. Q.: Spr 21. 5735 4. 6. 1563. Das zwey-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis. Mancherley guter sittlicher lehre (K./G. 19,323). 140 Vs. Vom guten Namen, wie er erworben und verloren wird. Q.: Spr 22. 5736 6.  6. 1563. Das drey-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis: Wider schmarotzerey, hurerey und trunckenheit (K./G.  19,328). 140 Vs. Lehren der Lebensweisheit und Frömmigkeit. Q.: Spr 23. Vgl. KG 3338 (verl.) = Ml. 5737 7.  6. 1563. Das fünff-und-zweintzigste capitel aus den sprüchen Salomonis (K./G. 19,338). 160 Vs. Wahre Ehre ist der Lohn der Weisheit. Q.: Spr 25. Vgl. KG 3113 (verl.) = Ml. 5738 8. 6. 1563. Historia: Sergius Catilina, der auffrhürische Römer (K./G. 20,382). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1687 = Ml. Der beschluß: Da es auch heute noch solchen Aufruhr gibt, muss der Rat auf der Hut sein. 5739 9.  6. 1563. Das drey-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von falschen zungen, schweren und ehbruch (K./G. 19,94). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3337 + 1262 = Mll. 5740 12. 6. 1563. Historia: Pelopidas, der griechische fürst und treffenlich hauptman (K./G. 20,388). 232 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2456 + 2084 = Mll. Der beschluß: Die Obrigkeit hüte sich vor Tyrannei, da ihr ein gewaltsames Ende bereitet wird.

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5741 15. 6. 1563. Schwanck: Die verkert tischzucht (K./G. 17,416; G./D. 2, Nr. 325). 106 Vs. Grobianus gibt in seinem Buch Diddeldappibus im dritten Kapitel Stulticia Anweisun­ gen für grobes Benehmen beim Essen. Vgl. KG 5449 = Sg. Lit.: Homolka 1983, 232–349; Gabaude 2010.

5742 16. 6. 1563. Schwanck: Von dreyerley straff (K./G. 17,420; G./D. 2, Nr. 326). 108 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3880 = Ml. 5743 17.  6. 1563. Schwanck: Der hecker mit dem bachendieb (K./G.  21,148; G./D.  2, Nr. 327). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3991 = Ml. Der beschluß: Wenn ein Reicher die Armen verachtet, wird ihm böse mitgespielt. Wenn er ihnen aber hilft, wird er gelobt. 5744 18.  6. 1563. Schwanck: Der pfaff auff dem ströhen pferdt (K./G.  17,424; G./D.  2, Nr. 328). 168 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3919 = Ml. Vgl. 4230 (verl.) = Sg. 5745 21. 6. 1563. Der eingang diß vierdten buchs (K./G. 15,17). 376 Vs. Kurz vor Ende 1561 bricht in Nürnberg die Pest aus, der Rat erlässt am 26. Januar eine Reihe von Verord­ nungen, die eine allzu große Ausbreitung der Seuche verhindern sollen. Nach einem Jahr und drei Monaten gab es bereits 9256 Tote, als ein Freund zu dem Dichter kam und ihn fragte, ob er nicht eine Zeitlang die Stadt verlassen wolle. Daraus entwickelte sich ein Dialog. Der Dichter argumentiert für sein Verbleiben in mehreren Punkten mit dem Blick auf Gottes Willen und sagt schließlich, er wolle die Zeit, in der er ans Haus gebunden sei, für das Verfassen weiterer Dichtung nutzen, um einen vierten Band zusammenstellen zu können. Für diesen sind nun 350 Gedichte zusammengekom­ men, und er hofft, diesen und den fünften Band noch erleben zu können. und dass der „Nächste“ davon Nutzen habe. Lit.: Kemper 1987, 251  f.; Bernstein 1995, 32–39; Merzbacher 2005.

5746 22. 6. 1563. Schwanck: Der schmid Phocas zu Rom (K./G. 21,153; G./D. 2, Nr. 329). 160 Vs. Als Kaiser Titus an seinem Geburtstag Handarbeit verbietet und der Zauberer Virgilius ein Standbild aufgestellt hat, das Zuwiderhandeln meldet, droht der Schmied Phocas, der seiner Armut wegen arbeiten muss, ihm mit einem Hammer den Kopf abzuschlagen. Auf die Frage, wer gearbeitet habe, antwortet das Standbild, wer die Wahrheit sage, dem werde der Kopf abgeschlagen, und dem Kaiser nennt es dann den Namen. Phocas erklärt dem Kaiser, er benötige jeden Tag acht Pfennige, je zwei für den Unterhalt seines Vaters, das Studium seines Sohnes, die Verschwendungs­ sucht seiner bösen Frau und für seine Ernährung. Titus lässt ihn straflos nach Hause gehen. Q.: Gesta Romanorum, Nr. 57 Ö. (Ü. nicht nachweisbar). Vgl. KG 2215 (verl.) = Ml. Lit.: M. E. Müller 1985, 204  f. (205: „Der Beschluß macht deutlich, daß Phocas insbesondere als Vor­ bildfigur für verarmte Handwerker evoziert wird […] Der Erwerb der Subsistenzmittel hat Vorrang vor jeder anderen Tätigkeit bzw. Untätigkeit, auch feiertags […] Für Phocas schrumpft die Erfahrung des Lebens zusammen zu einer Aufeinanderfolge verwertbarer, in Geldeinheiten zähl- und umsetzbarer Zeitstücke. Zur homogenen und leeren entqualifiziert, nimmt Zeit selbst Züge des Geldes an: Zeit wird dem Geld kommensurabel.“); Neumann 2005, 93.

5747 22. 6. 1563. Schwanck: Die wolffsbruck (K./G. 21,158; G./D. 2, Nr. 330). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2219 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort.



Nr. 5758 

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5748 23. 6. 1563. Schwanck: Die drey dieb auff dem dach (K./G. 21,162; G./D. 2, Nr. 331). 142 Vs. Ein reicher Mann hört nachts, dass sich drei Diebe auf seinem Dach befinden. Er sagt zu seiner Frau, sie solle ihn laut fragen, woher sein Reichtum komme. Das geschieht, und nach erstem Zögern sagt er, er habe alles durch Diebstahl erworben, indem er sich stets vom Dach herab, dabei den Mondschein umarmend, in ein Haus begeben hat. Als die drei oben das hören, versucht es einer und stürzt herunter. Der Hausherr geht zu ihm, fragt ihn, wer er sei, und bekommt zur Antwort: ein Mann, der ihm geglaubt habe und dies nun verdiene. Der beschluß: Man soll nicht alles glauben. Q.: Johannes de Capua, Directorium humanae vitae (Anton von Pforr, Buch der Bei­ spiele) 1,2 (S. 9  f. G.). Lit.: Heger 1978, 610–614.

5749 25. 6. 1563. Historia: Die zal der bürger zu Rom (K./G. 20,415). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2280 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5750 25. 6. 1563. Historia: Appius Herdonius, der auffrhürer (K./G. 20,419). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2236 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5751 26. 6. 1563. Poetische fabel: Der geitzhunger mit Erisichton (K./G. 17,492). 136 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2419 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5752 28. 6. 1563. Schwanck: Das kifferbeis-kraut (K./G. 21,167; G./D. 2, Nr. 332). 184 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2371 = Ml., aber hier durch die Befragung eines Freundes über einen zu erwerbenden Garten erweitert. Lit.: Rettelbach 2019, 358.

5753 30. 6. 1563. Historia: Tarquinius Priscus, der römisch künig (K./G. 20,399). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2266 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5754 30. 6. 1563. Historia: Die auffrhur zu Rom (K./G. 20,395). 120 Vs. Auch die Armen müssen in Rom auf eigene Kosten Heeresfolge leisten. Als die Volsker wieder einmal angreifen, ziehen die Armen auf einen Berg. Aber Agrippa gelingt es, sie durch das Erzählen der Fabel vom Aufstand der Glieder, d.  h. der Bürger, gegen den Magen, d.  h. den Senat, ohne den der Staat nicht erhalten bleiben könne, zur Rück­ kehr zu bewegen. Der beschluß: Eine Obrigkeit soll die Untertanen „väterlich“ behan­ deln, und das Volk soll sich nicht erheben. Q.: Livius 2,32 (Schöfferlin). Vgl. KG 2263 (verl.) = Ml. 5755 1. 7. 1563. Historia: Die Römer schloffen durchs joch (K./G. 20,403). 138 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2282 = Ml. Der beschluß hier: Das Kriegsglück ist wechselhaft. Eine Obrigkeit soll sich also nur dann auf einen Krieg einlassen, wenn er dem Gemeinnutz dient. 5756 2. 7. 1563. Das erste capitel der sprüch Salomonis: Vermant die jugend zucht und weißheit zu lernen, sich nicht an böse leut zu hencken (K./G. 19,226). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2751 = Ml., aber hier auch 1,1–29. 5757 2.  7. 1563. Das erst capitel Jesus Syrach. Von der weißheit und forcht gottes (K./G. 19,4). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4847 + 2398 (verl.) = Mll. 5758 5. 7. 1563. Schwank: Die unsichtigen schwartzen edlen stein (K./G. 21,173; G./D. 2, Nr.  333). 224 Vs. Der einfältige, vorwitzige Maler Calandrino sieht Mazo (Maso) mit dessen Freunden heimlich etwas bereden, stellt sich dazu und bekommt von

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Mazo gesagt, es gehe um schwarze Steine im Bach von Magona (Mugnone), die unsichtbar machten und für die der Sultan von Babylon dem, der sie ihm bringe, ein halbes Land schenken werde. Calandrino gewinnt seine Freunde Bruno und Buffel­ macho (Buffalmacco), die durchschauen, dass Calandrino genarrt wurde, am folgen­ den Sonntag dafür, mit ihm zu dem Bach zu gehen. Dort sucht er sehr viele Steine zusammen, geht in der Meinung, unsichtbar zu sein, von ihnen weg, worauf sie ihn mit einem Stein bewerfen, und durch das Stadttor, wo ihn der Wächter aber nur deshalb einfach weitergehen lässt, weil er sein Gevatter ist. Nass und beladen, wie Calan­drino ist, beschimpft ihn seine Frau, die ihn offensichtlich sehen kann, sie prügeln sich, die beiden Freunde kommen, und Calandrino schiebt die Schuld daran, dass die Steine ihre Wirkung verloren haben, auf die Frau. Die zwei von ihm am Bach zurückgelassenen Freunde versöhnen sich mit ihm unter der Bedingung, dass er sich mit seiner Frau versöhnt. Q.: Giovanni Boccaccio, Decameron 8,3 (Arigo). Vgl. KG 2200 (verl.) = Ml. 12. 7. 1563. Ein figur: Das eyfer-gesetz. Numeri das V cap. (K./G. 15,169). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 592 = Ml. Der beschluß hier: Gott straft noch heute den Ehebruch. 12. 7. 1563. Die 18 löffelreimen (K./G. 23,240). 36 Vs. 18 Zweizeiler auf je ein Tier, z.  B. die saw: ich pin ein saw, lig in dem wuest / scheyssen und fressen ist mein luest. 13. 7. 1563. Ain lob der musica aus dem namen Bernhardus Amenreich (K./G. 23,242). 20 Vs. Akrostichon des Vor- und Nachnamens in einem Gedicht, das Gott als den Erfin­ der des Gesanges, David und die Musik selbst lobt. 13. 7. 1563. Der nam Michael Keczman (K./G. 23,243). 14 Vs. Akrostichon des Namens in einem Gedicht, in dem Keczmann Gott, der ihm eine Krankheit schickte, bittet, ihn wieder kräftig zu machen. 13. 7. 1563. Der nam Norimbergensis. Der 121 psalm (K./G. 23,244). 14 Vs. Norymber­ gensys als Akrostichon zu einer kurzen Versifizierung von Ps 121. Vgl. KG 773 = Ml. und 5574 = Sg. 14.  7. 1563. Der nam Johann Sachso, darin anzaigt die zall seiner gedicht (K./G. 23,245). 12 Vs. Johann Sachso als Akrostichon zu einer Aufzählung der verschie­ denen Typen seiner 5750 Dichtungen. 15. 7. 1563. Das 13 capitel Osee, des propheten (K./G. 15,240). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2335 = Ml., aber hier 13,1–14,1. 17. 7. 1563. Das achte capitel des propheten Amos (K./G. 15,245). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2109 = Ml. 19.  7. 1563. Das dritte capitel deß propheten Micha. Ein straff der fürsten und propheten (K./G. 15,250). 127 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1013 = Ml. 19. 7. 1563. Das dritte capitel des propheten Zephanja. Zorn deß gesetzes und die gnad deß evangelii (K./G. 15,258). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2789 + 2788 = Mll. 21. 7. 1563. Der schneider mit dem panier (K./G. 21,180; G./D. 2, Nr. 334). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3307 + 3460 = Mll. Der beschluß: Ein Mensch kommt oft durch Leid zur Buße, doch sobald es ihm besser geht, sündigt er wieder. Auch tadelt er oft an einem anderen sein eigenes Laster, statt ihn freundlich zur Besserung zu ermahnen.



Nr. 5781 

 1019

5770 23.  7. 1563. Historia: Fabius Maximus, der Römer, wider Hanibal, den feind (K./G. 20,408). 204 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1233 = Ml., aber auch noch die Fortsetzung (410,8  ff.): Fabius, von Minucius geschmäht und von Hannnibal scheinbar verschont, muss sich in Rom verantworten, woraufhin Minucius ihm gleichgestellt wird. Dann aber gewinnt Fabius, nachdem Minucius übereilt angegriffen hatte und auf starke Gegenwehr gestoßen war, zwei Schlachten, Minucius erkennt ihn wieder an, und Konsuln werden Terentius Varro und Aemilius Paullus, die dann bei Cannae verlieren werden. Der beschluß: Ein Hauptmann darf nicht zu früh angreifen, sondern muss sorgfältig auf eine Kriegslist sinnen. 5771 24. 7. 1563. Das erste capitel auß dem buch der weißheit: Gott erkennt alle wort, werck und gedancken (K./G. 19,418). 120 Vs. Gerechtigkeit in Wort und Tat ist der Weg zur Weisheit. Q.: Weish 1. 5772 26. 7. 1563. Das ander capitel aus dem buch der weißheit. Anschleg und leben der gottlosen wider die frommen gottseligen (K./G. 19,422). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2112 = Ml., aber hier zusätzlich 2,13–25. 5773 27. 7. 1563. Das fünfft capitel aus dem buch der weißheit: Lohn und straff der gottseligen und gottlosen (K./G. 19,427). 180 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3823 = Ml. 5774 7.  8. 1563. Ain schwanck: Münich, petler und lanczknecht, drey hossen ains duechs (K./G. 23,246; G./D. 2, Nr. 335). 124 Vs. Inh. wie KG 3548 = Ml. Vgl. 4237 (verl.) = Sg. 5775 8.  8. 1563. Schwank: Die drey nützlichen und heußlichen bewrin (K./G.  21,187; G./D. 2, Nr. 336). 136 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2491 = Ml. und 2492 = Sg. Der beschluß hier: Der Schultheiß sagt, wenn die drei Frauen ihm gehörten, gäbe er die eine und seinen Kittel dazu, um die beiden anderen loszuwerden. Den drei Bauern wirft er vor, sie hätten zu lange damit gewartet, ihre Frauen zu zähmen. 5776 9. 8. 1563. Neun stück bringen in armut (K./G. 20,499). 168 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2712 = Ml. und 2924 = Sg. 5777 10. 8. 1563. Der erste psalm könig Davids. Der gottseligen und gottlosen leben unterschidlich (K./G. 18,22). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 486 = Ml. 5778 11. 8. 1563. Der ander psalm könig Davids: Christus ist ein könig aller gläubigen (K./G. 18,26). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 219, 2170 = Mll. 5779 12.  8. 1563. Schwanck: Eulenspiegel mit seinem heilthum (K./G.  21,332; G./D.  2, Nr. 337). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1979 = Ml. Der beschluß hier: Der Dichter glaubt, auch heute nähme Eulenspiegel noch Opfergelder ein. Lit.: Tenberg 1996, 163–165; Baro 2011b, 155  f.

5780 17.  8. 1563. Historia: Die zwen getrewen freund Demetrius und Antiphilus (K./G.  20,423). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2034 = Ml. Der beschluß hier: Obwohl sie Heiden waren, bewiesen sie wahre Freundschaft, die unter uns Christen heute nur Heuchelei ist. 5781 18. 8. 1563. Historia: Die zwen getrewen freunt Abauchus und Gindame in Scithia (K./G. 20,428). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2033 = Ml. Der beschluß hier: Angesichts der Freundschaft dieser beiden Heiden sollen Christen sich schämen.

1020 

 1563

5782 18. 8. 1563. Schwanck: Cuntz Zweiffel mit dem erbisacker (K./G. 21,236; G./D. 2, Nr. 338). 174 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2265 + 2013 = Mll. Der beschluß: Wenn List mit List ohne Neid und Hass bezahlt wird, ist es ein guter Schwank. 5783 20. 8. 1563. Historia: Der unglückhafft tod könig Hasmundi sampt seinem son und königen (K./G. 20,433). 144 Vs. König Suibdagerus von Norwegen und Schweden wird König von Dänemark, nachdem er dessen König Gram, seinen Schwiegervater, dem er mit Gewalt die Tochter weggenommen hatte, in einer Schlacht getötet hat. Grams Söhne Guterus und Hattingus fliehen, aber auf Bitten ihrer Schwester macht Suibdagerus Gutorinus zum tributpflichtigen König von Dänemark. Hattingus dagegen sammelt ein Heer, zieht gegen seinen Schwager und tötet ihn im Kampf. Suibdagerus’ Sohn Hasmundus wird König von Norwegen und Schweden. Auch gegen ihn kämpft Hattingus. Als Hattingus Hasmundus’ Sohn Erich im Kampf erschlagen hat, stürmt Hasmundus, der nicht mehr leben möchte, auf ihn ein, wird von ihm getötet, kann ihm aber noch eine Wunde am Fuß beibringen, deretwegen er künftig hinkt. Beim Begräbnis von Vater und Sohn in Uppsala ersticht sich dessen Mutter Gumilda. Uffo, Hasmundus’ Sohn, führt fünf Jahre lang Krieg mit Hattingus, will ihn bei einem Gespräch töten, doch Hattingus entkommt ihm, tötet ihn später in einer Schlacht, erhängt sich aber später. Der beschluß: Ein blutdürstiger Fürst richtet viel Schaden an und nimmt dann auch ein böses Ende. Q.: Albert Krantz, Res Sueciae et Gotiae gestae 1,13–16 (Eppendorf); vgl. Res gestae Daniae 1,7.9 (Eppendorf) und Res Noruagiae gestae 1,1–4 (Eppendorf). Vgl. KG 2359 (verl.) = Ml. 5784 21. 8. 1563. Muscus, das bysamthier, vergleichet sich einem Christen (K./G. 16,511). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2465 = Ml. Der beschluß hier: Gleichsetzung mit einem Chris­ ten wie dort, aber ausführlicher. 5785 23.  8. 1563. Historia: König Demetrius, der stättbrecher (K./G.  20,438). 228 Vs. Zunächst stark geraffte, nicht ganz korrekte Wiedergabe der kriegerischen Aktionen, Eroberungen und Niederlagen des Demetrius, bis er durch eine List seines Schwieger­ sohns Seleukus in Gefangenschaft auf der Chersones gerät. Weil er befürchtet, seinem Sohn Antigonus könne die Herrschaft über Makedonien durch Seleukus genommen werden, schreibt er Antigonus in einem Brief, dieser solle nicht sein Reich für die Befreiung des Vaters hergeben. Aus Sohnesliebe ist Antigonus dennoch dazu bereit, aber während er noch mit Seleukus verhandelt, stirbt Demetrius. Der Sohn bringt die Leiche auf seinem Schiff, wo er ihr königliche Ehren erweist, nach Korinth. Die Asche wird unter großem Wehklagen der Bevölkerung beigesetzt. Der beschluß: (1) Wechsel­ haftigkeit des Glücks, besonders im Krieg. (2) Wer seinen Freund überlistet, ist nicht ehrenwert. (3) Wer für seinen Freund auf Gewalt, Besitz und Ehre verzichtet, verdient hohes Lob. Q.: Plutarch, Demetrios (Boner). Vgl. KG 2432 = Ml. 5786 26. 8. 1563. Historia: König Carl mit den zweyen ritterstöchtern (K./G. 20,445). 188 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2535 = Ml. und 2536 = Sg. Der beschluß hier: (1) Schöne junge Frauen soll man nicht zu sehr schmücken. (2) Wer jemandem, der eine böse Tat plant und um Rat fragt, diese ausredet, ist zu loben. (3) Das gilt auch für den, der die böse Tat dann nicht ausführt.



Nr. 5795 

 1021

5787 27.  8. 1563. Schwanck: König Richardus mit dem bawren (K./G.  21,192; G./D.  2, Nr. 339). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2522 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5787a 28.  8. 1563. Die neun lesterlichen stück, die einem mann ubel anstehnd (K./G. 20,505; G./D. 2, Nr. 340). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3226 = Sg. Vgl. 3119 (verl.) = Ml. Der beschluß hier: Wer mit diesen neun Lastern behaftet ist, muss schließlich zugrunde gehen. 5788 29. 8. 1563. Ein kurtze vorred oder lob deß psalters (K./G. 18,21). 22 Vs. Die Psalmen Davids bieten zum einen durch ihren Preis der Allmacht Gottes dem Gläubigen Trost und Lehre, zum anderen zeigen sie an, dass Gottlose durch Gott bestraft werden. [Die Verse sind den Psalmen, mit denen der posthum erschienene Band 5 der Folioausgabe beginnt, vorangestellt]. 5789 30. 8. 1563. Fabel: Der wider mit dem wolff (K./G. 17,479; G./D. 2, Nr. 341). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2507 = Ml. und 2508 = Sg. Der beschluß hier: Der Widder steht für einen Schwachen, der durch List Starke täuscht, aber schließlich entlarvt wird. 5790 6. 9. 1563. Schwanck: Die keyserin mit dem löwen (K./G. 21,197; G./D. 2, Nr. 342). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2506 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: Neumann 2005, 94  f.

5791 7. 9. 1563. Schwanck: Der sprecher zu Strasburg mit dem rock (K./G. 21,201; G./D. 2, Nr. 343). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2525 (verl.) = Ml. und 2526 = Sg. Der beschluß ähnlich wie dort. 5792 9. 9. 1563. Warumb die philosophi nur zu den reichen gent (K./G. 16,456). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2548 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5793 9. 9. 1563. Aristippus, der weise, mit Dionysio, dem tyrannen (K./G. 16,460). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2547 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5794 23. 9. 1563. Schwanck: Der meidleinfeind (K./G. 21,206; G./D. 2, Nr. 344). 134 Vs. Der Sohn eines reichen Bürgers in Schwaz ist verärgert, als seine Frau eine Tochter zur Welt bringt, weil er lieber einen Sohn gehabt hätte. Als sie wieder schwanger ist, droht er, sie gegebenenfalls umzubringen. Sie beklagt sich bei ihrem sehr lieben Schwieger­ vater, und der sagt ihr, sie solle sich keine Sorgen machen. Dann verschließt er Sand und Kieselsteine in ein Kästchen, gibt es mit der Behauptung, es enthalte Gold, dem Sohn zu treuer Verwahrung mit der Auflage, dass dieser es nicht öffnet. Als nun die Frau wieder eine Tochter gebiert und ihr Mann herumtobt, verlangt der Vater das Käst­ chen zurück, fragt, nachdem er es geöffnet hat, wo das Gold geblieben sei, und sagt, als der Sohn beteuert, er gebe ihm das Kästchen so wieder, wie er es erhalten habe, so wie der Sohn seiner Frau eine Tochter „gegeben“ habe, bekomme er sie zurück, und ermahnt ihn, das Mädchen wie einen Sohn anzunehmen. Der beschluß: Ob er einen Sohn oder eine Tochter bekommt – ein Vater soll Gott dankbar sein. Vgl. KG 2475 (verl.) = Ml. 5795 24. 9. 1563. Fabel: Der hund mit dem dieb (K./G. 17,484; G./D. 2, Nr. 345). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2517 = Ml. Der beschluß hier: Ein Untergebener soll seine Herrschaft vor einem Dieb warnen, damit es nicht heißt, der Hehler sei wie der Stehler.

1022 

 1563

5796 24. 9. 1563. Der faul bawer mit sein hunden (K./G. 17,488; G./D. 2, Nr. 346). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2520 = Ml. Der beschluß hier: Ein junger Mann soll nicht faul sein, damit er sein Vermögen nicht verliert. 5797 25. 9. 1563. Fabel: Der aff mit der schildtkröten (K./G. 17,515; G./D. 2, Nr. 347). 136 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2524 = Ml. Der beschluß hier: Man soll einen Freund prüfen, ob er nicht ein Heuchler ist, der einem das Herz stiehlt. 5798 28. 9. 1563. Schwanck: Der jung schmehend kauffman (K./G. 21,276; G./D. 2, Nr. 348). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2523 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5799 29.  9. 1563. Schwanck: Der bawer mit seim schultheisen (K./G.  21,211; G./D.  2, Nr. 349). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3173 = Ml. (Str. 1). Der beschluß ähnlich wie dort. 5800 30. 9. 1563. Die drey ubelreder Diogenis, des philosophen zu Athen (K./G. 16,464). 142 Vs. Diogenes, der die Laster seiner Mitmenschen tadelt, wird von dem lasterhaften Lysias unterstellt, er glaube nicht an die Götter, worauf er fragt, wie das möglich sei, wo er doch wisse, dass die Götter Lysias hassten. Einem anderen, der als Verräter gilt, ihm unterstellt, er lehre Unrecht, und ihn Feind nennt, sagt er, der Mann könne ihn gerne hassen, weil seine Feinde vor ihm sicher seien und er nur seine Freunde ver­ leumde. Und zu einem alten Kahlkopf, der ihn schmäht, sagt er, dessen Haar sei klüger als sein Kopf, da es ihn verlassen habe. Der beschluß: Wer das Laster tadelt, wird von den Anständigen gelobt, aber von den Lasterhaften geschmäht, die sich dadurch als lasterhaft zu erkennen geben. Q.: Erasmus von Rotterdam, Apophtheg­ mata 3, S. 209 Nr. 67; 8, S. 631 Nr. 50  f. P. (Eppendorf, S. clxij; dlj) < Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen < 6,42; Philostrat, Leben der Sophisten 590 und 594. Vgl. KG 3089 (verl.) = Ml. 5801 1. 10. 1563. Die ein-und-viertzigst epistel Lucii Annei Senece, des heydnischen philosophi (K./G. 16,469). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3248 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5802 2. 10. 1563. Das wünderliche gespenst in Sconland (K./G. 20,451). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3188 = Ml. Der beschluß hier: Gott verheißt die Zukunft durch Träume usw., der Teufel dagegen trügt durch Wahrsagerei. 5803 4. 10. 1563. Des aingehörns art und natur (K./G. 16,495). 114 Vs. Beschreibung des Einhorns, seines siegreichen Kampfes mit dem Elefanten und der Überwindung dieses Tiers dadurch, dass eine Jungfrau es singend anlockt, worauf es seinen Kopf in ihren Schoß legt und einschläft, so dass sie es fesseln kann. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis his­ toria 8,71 (Eppendorf) und Konrad von Megenberg, Buch der Natur III A 67, S. 161 P. Vgl. KG 3453 (verl.) = Ml. Lit.: Rettelbach 2019, 192.

5804 4. 10. 1563. Natur des pantelthiers. Ein vergleichung eins tyrannen (K./G. 16,499). 110 Vs. Beschreibung des gefleckten Panthers, der mit seinem Geruch, den die Tiere lieben, diese, in den stauden verborgen, anlockt und frisst. Fangen kann man ihn, indem man ein vergiftetes Stück Fleisch an einen Baum hängt, worauf er sich entwe­ der beim Erhaschen zu Tode springt oder am Verzehr stirbt. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 8,62.100 (Eppendorf). Vgl. KG 3331 (verl.) = Ml.



Nr. 5813 

 1023

5805 5. 10. 1563. Schwanck: Der bawer mit dem bodenlosen sack (K./G. 21,215; G./D. 2, Nr. 350). 142 Vs. In höchster wirtschaftlicher Not wendet ein Bauer sich an den Teufel, der ihm so viel Geld verspricht, wie in seinen Mehlsack passt, und dafür seine Seele nehmen will. Der Bauer, der mit dem Sack auf dem Scheunendach auf den Teufel warten soll, schneidet ein Loch in den Boden des Sacks, woraufhin alles Geld durch­ fällt, der Teufel ihn nicht füllen kann und, als er den Schwindel bemerkt, den Bauern vom Dach stößt und sich davonmacht. Der Bauer hinkt nun zwar, ist aber reich. Als er die ganze Geschichte dem Pfarrer beichtet, verlangt dieser für die Absolution den Sack, den der Bauer nur zögernd gibt, wobei er davor warnt, dass die Obrigkeit ihn bald einziehen werde. Vgl. KG 3046 (verl.) = Ml. und 3674 (verl.) = Fsp. 5806 6. 10. 1563. Schwanck: Die zwen rauffenden gfattern (K./G. 21,230; G./D. 2, Nr. 351). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3053 = Ml., 3220 = Sg. und 5408 = Fsp. Der beschluß ist hier ein Sprichwort: Wer die Finger zwischen Tür und Angel legt, klemmt sie ein. Lit.: Neumann 2005, 236  f.238  f.

5807 8. 10. 1563. Schwanck: Der jung kauffmann fraß ein todten Juden (K./G. 21,225; G./D. 2, Nr. 352). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3039 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. Lit.: Jünger 1990, 49  f.

5808 15. 10. 1563. Historia: Niderlag der Crotenser (K./G. 20,457). 172 Vs. Stark geraffte Hinführung zum Lotterleben der Krotonienser, zu dem sie sich hinwenden, nachdem sie – was gar nicht explizit gesagt wird – im Krieg gegen die Lokrer gesiegt haben. Pythagoras tritt dem allgemeinen Laster durch Gründung einer Schule entgegen, in der er alle Bürger die Tugend lehrt. Nur 300 Bürgerssöhne verschließen sich dem in einem Haus, das angezündet wird. Sie können zwar dem Feuer entrinnen, aber 60 werden erschlagen. So erzieht Pythagoras zwanzig Jahre lang die Stadt zur Ordnung. Der beschluß: (1) Wenn eine Obrigkeit nur aus Hochmut einen Krieg anfängt, führt das schließlich zum Lasterleben. (2) Pythagoras – ein vorbildlicher Lehrer der Tugend. Q.: Justin 20,4 (Boner). Vgl. KG 2747 (verl.) = Ml. 5809 16. 10. 1563. Historia: Philopomenes, der getrew hauptman (K./G. 20,463). 150 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2277 = Ml. Der beschluß: Wenn doch Deutschland einen solchen Heerführer hätte, der es von Tyrannei befreien würde! Gott möge ihn uns geben, er soll uns aber auch zur Buße führen! 5810 18. 10. 1563. Evangelium: Die tauff Christi, Matthei am dritten und Johannis am ersten capitel (K./G. 15,301). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1028 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5811 19. 10. 1563. Schwanck: Der pfenning der best freund (K./G. 21,220; G./D. 2, Nr. 353). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3319 = Ml. Der beschluß hier: Der Pfennig ist ein guter Freund, aber man soll nicht lasterhaft, sondern genügsam sein; dafür reicht er immer aus. Lit.: M. E. Müller 1985, 121–123.

5812 20. 10. 1563. Natur und art des thiers hystrix (K./G. 16,503). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3333 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5813 21. 10. 1563. Bonasus, des thieres, art und natur (K./G. 16,507). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3332 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort.

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5814 22. 10. 1563. Die sieben philosophi ob der leich Alexandri Magni (K./G. 16,445). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2714 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5815 23. 10. 1563. Schwanck: Der grosse fisch Mulus (K./G. 21,246; G./D. 2, Nr. 354). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2730 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5816 25. 10. 1563. Schwanck: Der gefressig reuter mit den klein fischlein (K./G. 21,250; G./D. 2, Nr. 355). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2775 = Ml. Der beschluß: Ein junger Mann soll nicht unmäßig essen, damit er nicht verspottet wird. 5817 26. 10. 1563. Die sechs philosophi von der schön (K./G. 16,450). 162 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1347 = Ml. Der beschluß: Äußere Schönheit ist vergänglich, innere beständig. 5818 27. 10. 1563. Epistel: Das vierdt capitel ad Ephesios (K./G. 15,409). 114 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2407 + 1328 = Mll. Vgl. 4740 = Ml. 5819 29. 10. 1563. Epistel: Petri, der ersten, das vierdte capitel (K./G. 15,413). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1350 = Ml., aber hier zusätzlich 4–11. 5820 30.  10. 1563. Epistel: Petri, der andern, das dritte capitel (K./G.  15,416). 110 Vs. Gewissheit der scheinbar verzögerten Zukunft des Herrn und des Endes der Welt. Würdige Vorbereitung darauf. Schluss. Q.: 2Petr 3. Vgl. KG 4543 (verl.) = Ml. 5821 2. 11. 1563. Epistel: Johannis, der ersten, das dritte capitel (K./G. 15,420). 138 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4630 = Ml., aber hier zusätzlich 3,4–24. Vgl. 2655 = Ml. (= 3,1–10.14). 5822 3. 11. 1563. Epistel: Johannis in der ersten, das fünffte capitel (K./G. 15,428). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2891 + 2905 + 2909 = Mll., aber hier 5,12–21 durchgehend. 5823 4. 11. 1563. Epistel: Johannis in der ersten, das vierdte capitel (K./G. 15,424). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 461 + 327 = Mll. Vgl. auch 952 = Ml. (= 4,9–21). 5824 5. 11. 1563. Epistel: Das XII. capitel zun Römern (K./G. 15,405). 131 Vs. Inh. u. Q. wie KG 676 = Ml. Vgl. 4733 = Ml. 5825 5. 11. 1563. Unterschied der menschen und der unvernünfftigen thier-menschen (K./G. 16,474). 130 Vs. Cicero unterscheidet zwei Sorten von Menschen. Der Dichter sah ein Bild, auf dem ein Mann, der in einem Sieb sieben Menschenköpfe hielt, diese durchsiebte, und so lagen am Boden elf Tierköpfe, die von Hirsch, Bär, Schwein, Fuchs, Hase, Eule, Ziege, Kalb, Esel, Katze und Hund. Ein alter Mann, den er um eine Erklärung bat, deutete die Menschenköpfe als die Menschen, die gemäß der Vernunft leben, während er die Tierköpfe einzelnen Lastern zuwies: Hirsch: Stolz; Schwein: Völlerei; Fuchs: List und Betrug; Hase: nutzlos und Schaden stiftend; Eule: Herum­ streunen und Schreien; Ziege: Unkeuschheit; Kalb: Torheit; Esel: faul; Katze: Schmei­ chelei; Hund: Neid. Wer unvernünftig ist, lebt wie die Tiere, und darum – so mahnt der Alte – solle der Dichter vernünftig sein. Der beschluss: Der Dichter denkt, wenn schon die Heiden so großen Wert auf die Tugend legen, dann sollen die Christen das erst recht tun. Q.: Cicero, De officiis (Neuber): Holzschnitt IIIr. Mit der ersten Fassung des folgenden Gedichtes beendet Sachs SG 16: 5826 19. 11. 1563. Der beschluß in das vierdt buch meiner gedicht. [postum 1578 erschie­ nen] Die weißheit Salomonis aus dem vierdten capitel deß dritten buchs der könig (K./G. 17,524). 100 Vs. König Salomo, der weiseste aller Menschen, hat 3000



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Sprüche und 1005 Lieder verfasst; er redet darin von Bäumen, Vieh, Vögeln, Gewürm und Fischen. Man kam aus allen Völkern und von allen Königen, um seine Weisheit zu hören. Der beschluß: So hat dieser Dichter von Jugend an als ein ungelernter Mann in 16 Meistergesang- und 16 Spruchbüchern 4275 Meisterlieder, 204 Dramen sowie die verschiedensten Sorten von Sprüchen, insgesamt 5612 Dichtungen [in SG 16: 5807], verfasst. Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 17 (verl.): 5827 21. 11. 1563. Apocalipsis das V. cap. Das versigelt buch (K./G. 15,438). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1300 = Ml. 5828   11. 1563. Apocalipsis das VII. cap. Die versigelt christglaubig gemeyn (K./G. 15,442). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4973 = Ml., hier aber zusätzlich 7,13. Vgl. 1496 = Ml. 5829 23. 11. 1563. Schwanck: Der jung gesell fellet durch den korb (K./G. 21,259; G./D. 2, Nr. 356). 104 Vs. Der Dichter sieht in einem Wirtshaus ein Briefmalerblatt an der Wand, auf dem aus einem Haus heraus eine Jungfrau eine Stange mit einem daran hängen­ den Korb und einem darin stehenden jungen Mann hält; weil der Boden reißt, fällt er herunter. Über dem Bild stehen die Worte des jungen Mannes, mit denen er vor außerehelichem Sex warnt. Zwölf Jungfrauen verspotten den im Kot am Boden Liegen­ den, ein alter Mann dagegen, wohl sein Vater, sagt, wie über ihm zu lesen ist, er habe ihn vor der Schande gewarnt. Der Dichter fasst nochmals zusammen, was er sieht. Der beschluß: Ein junger Mann soll nicht auf außerehelichen Sex aus sein, sondern heira­ ten. Vgl. KG 5909 = Sg. Schilling 1990, 297 (A. 63: „Hans Sachs als Autor von etwa 250 Flugblättern schreibt auch in eigener Sache, wenn er den Ich-Erzähler gerade mit einem Einblattdruck und nicht etwa mit einem Wandgemälde oder einem illustrierten Buch konfrontiert.“). 5830 24. 11. 1563. Zwo historia: Von Cambise mit könig Creso und Baiazeth mit Caramano (K./G. 20,468). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1039 + 1040 = Mll. und 5046 = Sg. für Teil 1. Teil 2 (Q.: Johanes Schiltberger, Ein wunderbarliche […] Histori, D jr–D ijv): König Weyasit und sein Schwager Caramon kämpfen gegeneinander mit ihren Heeren, aber bis zur Nacht gewinnt keiner. Weil aber Weyasit in der Nacht einen Hinterhalt legen lässt, siegt er am nächsten Tag. Er fragt den gefangen genommenen Caramon, warum er nicht gehorsam sei, worauf dieser antwortet, er sei ebenfalls ein Herr. Als Weyasit darauf fragt, ob keiner Caramon umbringen wolle, führt einer ihn schließlich hinaus und köpft ihn. Als er wieder hereinkommt, wird er selbst geköpft, weil er nicht gewar­ tet hat, bis Weyasits Zorn verraucht ist. Der beschluß: Von einem Tyrannen, der blut­ gierig sein Hofgesinde erschlägt, soll ein weiser Mann sich fernhalten. 5831 25. 11. 1563. Schwanck: Der schuster mit dem lederzancken (K./G. 21,272; G./D. 2, Nr. 357). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3928 = Ml. Der beschluß hier: Ein Handwerker soll darauf schauen, dass er genügend Gewinn für seinen Lebensunterhalt macht. 5832 29. 11. 1563. Historia: Artemisia mit der statt Rodis (K./G. 20,473). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1248 = Ml. Der beschluß hier: Eine Herrschaft soll ruhmwürdige, keine ehrlosen

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Taten vollbringen. Auch die deutschen Fürsten sollen ruhmwürdige Taten vollbrin­ gen. 5833 1. 12. 1563. Die unglückhafftig königin Jocasta (K./G. 20,478). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 810 = Ml. und 3289 = Trag. Der beschluß hier: (1) Was Gott verfügt, erfüllt sich. (2) Das Glück ist wechselhaft. (3) Trotz vielem Unglück soll man keinen Selbstmord begehen, weil alles in Gottes Hand ist. Lit.: Sasse 2020b, 270  f.

5834  12. 1563. Fabel: Der vogel Cassita mit sein jungen (K./G. 17,511; G./D. 2, Nr. 358). 112 Vs. Der Vogel Cassita, der mit seinen Jungen im Getreide nistet, sagt, als die Ernte naht, bevor er davonfliegt, die Jungen sollen aufpassen, was geredet werde und ihm das berichten. Der Bauer kommt mit seinem Sohn und sagt zu ihm, morgen werde das Korn zusammen mit den Nachbarn geschnitten. Das, sagt dann der Vogel, werde nicht geschehen, und dasselbe, als am nächsten Tag gesagt wird, die blutfreunde sollten helfen. Auch das beunruhigt den Cassita nicht, aber als gesagt wird, Bauer und Sohn würden allein mit ihren Sicheln kommen, beeilt er sich, mit seinen Jungen davonzu­ fliegen. Der beschluß: Man soll alles selbst machen und sich nicht auf Nachbarn, Ver­ wandte und Freunde verlassen. Q.: Sebastian Brant, Additiones, Nr.  16 (Adelphus Muling). 5835 3. 12. 1563. Fabel: Der wolff mit dem bock (K./G. 17,507; G./D. 2, Nr. 359). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2958 = Ml. Der beschluß ähnlich wie dort. 5836 4. 12. 1563. Schwanck: Der verlogen knecht mit dem grossen fuchß (K./G. 21,242; G./D. 2, Nr. 360). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2063 = Ml. 5837  12. 1563. Schwanck: Des schmides son mit seim traum (K./G. 21,268; G./D. 2, Nr. 361). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3932 = Ml. 5838 7. 12. 1563. Schwanck: Der einfeltig mönch (K./G. 21,328; G./D. 2, Nr. 362). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3146 = Ml. Der beschluss ähnlich wie dort. 5839/40 9.  12. 1563. Schwanck: Der schultheis mit dem karpffen (K./G.  21,254; G./D.  2, Nr. 363). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3933 = Ml. Der beschluß: Schalkheit wird mit Schalk­ heit erwidert, List mit List usw. Besser wäre es, man reagiere auf Böses mit Gutem. 5841 27. 12. 1563. Das ander capitel der sprüch Salomonis: Vermahnung zur weißheit und was guts darauß erfolge (K./G. 19,231). 82 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4139 = Ml. 5842 28. 12. 1563. Das vierdte capitel der sprüch Salomonis: Der weisheit anzuhangen, und was nutz sie bringe (K./G. 19,239). 110 Vs. Väterliche Erinnerung, die Lehren der Weisheit zu befolgen. Q.: Spr 4. Vgl. KG 4574 (verl.) = Ml. 5843 28. 12. 1563. Das fünfft capitel der sprüch Salomonis: Warnung, huren zu meiden, und gute hauslehre (K./G. 19,243). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1152 = Ml. 28. 12. 1563 Jorgen Frohlichs, messerers, und Hannsen Saxen comedien alle ubersehen, ob nichs ver­ weislichs darinn, widerpringen. [RV = H 68]



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5844 29. 12. 1563. Das sechst capitel der sprüch Salomonis: Vil nützlicher lehre für den gemeinen man (K./G. 19,246). 160 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2145 = Ml., aber hier zusätzlich 6,1–15 (Warnung vor Bürgschaft und Trägheit) und 20–35 (Warnung vor Ehebruch). 5845 29. 12. 1563. Das siebende capitel der sprüch Salomonis: Ein lehr und warnung für hurerey (K./G. 19,251). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2577 = Ml., aber hier zusätzlich 7,1–5 (Kapitelvorrede). 5846 30. 12. 1563. Das achte capitel der sprüch Salomonis: Vom ruffen der weißheit und von irer nutzbarkeit (K./G. 19,255). 132 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2499 = Ml. Vgl. 5043 = Sg. und 5399 = Ml.

1564 3. 1. 1564 Veiten Vestman, dem weber, und Jorgen Frölich, dem messerer, zulassen, ire comedias, so sie vom Sachsen haben, recitirn lassen. [RV = H 69]

5847 3. 1. 1564. Das neundte capitel der sprüch Salomonis: Von der weißheit straff, und beschreibung der thorheit (K./G. 19,259). 82 Vs. Freundlicher Ruf der Weisheit. Warnung vor der Lockung der Torheit. Q.: Spr 9. Vgl. KG 4340 (verl.) = Ml. 5848 4. 1. 1564. Das siben-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis: Mancherley guter sittlicher lehre (K./G. 19,348). 130 Vs. Warnung vor Selbstruhm und Vermes­ senheit. Q.: Spr 27. 5849 4. 1. 1564. Das acht-und-zweintzigste capitel der sprüch Salomonis: Gut sittlich tugendlich lehre (K./G. 19,352). 152 Vs. Segen der Frömmigkeit und Rechtschaffen­ heit; Unsegen der Gottlosigkeit. Q.: Spr 28. 5850 5. 1. 1564. Das neun-und-zweintzigste capitel im buch der sprüch Salomonis: Vil warnung und guter zucht lehr (K./G. 19,357). 130 Vs. Weisheit bringt Segen; Torheit und Sünde stiftet Verderben. Q.: Spr 29. 5851 7. 1. 1564. Das dreissigste capitel der sprüch Salomonis: Mancherley guter sitt­ licher lehre (K./G. 19,361). 170 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4504 = Ml. (= 30,7–9) + 4188 = Ml. (= 30,15–23), aber hier zusätzlich 30,1–6.10–14.24–33. 5852 8.  1. 1564. Das ein-und-dreissigst und letzt capitel der sprüch Salomonis. (K./G. 19,366). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1832 = Ml. (= 31,10–31), aber hier zusätzlich 31,1–9. 5853 11.  1. 1564. Das ander capitel Jesus Syrach: Gott hilfft den seinen in trübsal (K./G. 19,9). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2815 = Ml. 5854 12. 1. 1564. Das vierdt capitel Jesus Syrach: Von gerichtlichen sachen und almusen (K./G. 19,16). 140 Vs. Inh. u. Q. wie KG 869 = Ml., aber hier zusätzlich 4,14–36. 5855 12. 1. 1564. Das fünffte capitel Jesus Syrach: Unrecht gut, mutwillig sünden und nachreden (K./G. 19,20). 92 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1344 = Ml. 5856 13. 1. 1564. Das sechst capitel Jesus Syrach: Von freuntschafft und nutz der weißheit (K./G. 19,23). 144 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1207 + 2085 = Mll.

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5857 14. 1. 1564. Das neundt capitel Jesus Syrach: Viereley warnung vor laster-stücken (K./G. 19,35). 116 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1327 = Ml., aber hier zusätzlich 9,14–23. Vgl. 5406 = Ml. 5858 17. 1. 1564. Das vierzehende capitel Jesus Syrach: Von ubriger geitziger kargheit (K./G. 19,56). 106 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1290 = Ml. 5859 18. 1. 1564. Das fünfftzehende capitel Jesus Syrach: Gottes wort ist die göttlich weißheit (K./G. 19,60). 118 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2073 = Ml., aber zusätzlich 15,11–21. 5860 18. 1. 1564. Das sechtzehende capitel Jesus Syrach: Von ungerhaten kinden und gottes straff (K./G. 19,64). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3813 = Ml. 5861 19. 1. 1564. Das sibenzehende capitel Jesus Syrach: Gott beschuff und erhelt alle creatur (K./G. 19,68). 134 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4080 = Ml., aber zusätzlich 16,23–30. 5862 20. 1. 1564. Das siben-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Vom geitz, reden und freund verlieren (K./G. 19,110). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2989 = Ml. 5863 21. 1. 1564. Das ein-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von kargem geitz und gasterey (K./G.  19,128). 132 Vs. Gefahr des Geizes. Warnung vor Unmäßigkeit. Q.: Sir 31. Vgl. KG 3329 (verl.) = Ml. 5864 24.  1. 1564. Das drey-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von gottes-forcht, heuchlern und haußhalten (K./G. 19,138). 190 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3138 = Ml.; aber zusätzlich 33,10–32. 5865 Februar 1564. Tragedia: Theseus mit dem minotauro im irrgarten (laut Sachs 7 Akte, 25 Personen, 1229 Vs.). [verl.] 5866 3. 2. 1564. Das vier-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von träumen und gottes-forcht (K./G. 19,144). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3139 = Ml., aber zusätzlich 34,11–13. 5867 5. 2. 1564. Das fünff-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von opffer, reichthum und rach (K./G. 19,147). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3414a = Ml., aber zusätzlich 35,6–26. 5868 7. 2. 1564. Das siben-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von frawen, freunden, rhaten und weisen (K./G. 19,155). 192 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3440 = Ml., aber zusätzlich 37,8–29. 5869 8. 2. 1564. Das acht-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Von kranckheit, artzney und todten (K./G. 19,161). 138 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3273 = Ml. 5870 9. 2. 1564. Das neun-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Unterscheid zwischen gelehrten und ungelehrten (K./G. 19,165). 166 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3815 = Ml. 5871 10. 2. 1564. Das ein-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Von gottlosen, betlern und dem todt (K./G. 19,176). 158 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4534 + 4008 = Mll. 5872 11. 2. 1564. Das drei-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Von herrlichen geschöpffen und wercken gottes (K./G. 19,186). 192 Vs. Gottes Herrlichkeit in der Natur. Q.: Sir 43. 5873 22. 2. 1564. Das vier-und-zweintzigste capitel Jesus Syrach: Von göttlicher weißheit deß alten testaments (K./G. 19,99). 146 Vs. Ruhm der Weisheit und der Heiligen Schrift. Q.: Sir 24.

9 Schaffensphase Frühjahr 1564–Frühjahr 1573 Sachs verfasst in diesen neun Jahren zwar noch insgesamt 305 Dichtungen, doch handelt es sich überwiegend um Gelegenheitspoesie in meist wenigen Versen; His­ torien und Schwänke entstehen selten, und lediglich drei Dramen. Die reimen zu verschiedenen Anlässen – sie ähneln thematisch den im 16. Jahrhundert unter dem Einfluss Martials und John Owens entstehenden deutschen Epigrammen – sind größ­ tenteils in offenbar besonders rasch zu Papier gebrachten Versen verfasst. Darunter befindet sich einiges an Poesie, das wahrscheinlich beim Dichter in Auftrag gegeben wurde, so auch 12 Liebes-, Braut- und Hochzeitslieder, die er jungen Männern und Frauen mit Rücksicht auf deren jeweilige Situation in den Mund legte. Allerdings zählt zu diesen bestellten Reimereien ein Produkt der Sachsschen Versschmiede, das berühmt wurde: die Reihe der Achtzeiler, die Sachs zu den Holzschnitten Jost Ammans in dem Ständebuch von 1568 verfasste. 5874  3. 1564. Das messer-beschweren (21,282; G./D. 2, Nr. 364). 106 Vs. Der Sprecher wendet sich an die erbarn herrn und züchtigen frawen und verheißt, ihnen eine Kunst vorzuführen, mit deren Hilfe er anzeigen wolle, ob unter uns sich ein Ehebrecher und/ oder eine Ehebrecherin befinde; von vornherein entschuldigt er sich bei dem/der eventuell Betroffenen. Er zieht sein Schwert, macht einen Kreis und stellt einen Topf in die Mitte. Nun wolle er, wenn jeder sein Messer in den Topf gelegt habe, den schwar­ zen heinckel […] mit beschwerung bewegen, bis der Topf die Messer der Ehebrecher auswerfe. Er spricht dann die Beschwörung, zeichnet mit Kohle oder Kreide seltzam züg und caracter in den Kreis und ruft den Geist an, der aus dem Topf die Ehebrecher­ messer herauswerfen soll. Weil sich nichts rührt, gießt er Weihwasser und streut auf­ geweichtes Salz in den Topf. Die Messer werden ausgeworfen. Nun bittet er, man solle keinen „melden“, der sich als Ehebrecher erwiesen hat. Anständig sind ja die, deren Messer im Topf blieb. Aber eigentlich sind wir doch alle gleich, und darum lasst uns jetzt nach dem fröhlichen Schwank zum Weintrinken gehen. 5875 1564. Reimen auf die erst guelden schalen. Laut Sachs 8 Vs. [verl.] 5876 1564. Reimen auf die ander güelden schalen. Laut Sachs 8 Vs. [verl.] 5877 1564. [E] Die fuerstlich schlittenfart. Laut Sachs 48 Vs. [verl.] (zu sechs Schlitten auf einem 1530/31 entstandenen Holzschnitt Sebald Behams vermutlich je 8 Verse) 5878 10. 4. 1564. Ein kurtze vorred auff das buch der sprüch Salomonis (K./G. 19,223). 24 Vs. Die 31 Kapitel des Buches lehren die Jugend ein tugendhaftes Leben und tadeln das Laster. Vgl. KG 6065 = Sg. 5879 1564. [E] Ywan Warsiliewicz, der oberst in Rewsen (Ausg.: auf Tafel XVII in Röttin­ ger 1927). 12 Vs. Bildnis des russischen Großfürsten Iwan Wassiliewitsch, der aus seiner Hauptstadt Novgorod ein mächtiges Heer gegen den König von Polen führte. 5880 1564. [E] Drey moscawiter zu ros. Laut Sachs 12 Vs. Vermutlich zu drei Reitern auf einem Holzschnitt von Erhard Schön je vier Verse. [verl.] 5881 1564. Reimen auf den verwetten pecher. Laut Sachs 8 Vs. [verl.] https://doi.org/10.1515/9783110657289-009

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5882 1564. Thamar, die dochter künig David, mit irem pruder Amon. Laut Sachs 194 Vs. Inh. u. Q. vermutlich wie KG 326 = Ml. Vgl. 4675 = Ml., 5491 = Sg., außerdem 3693, 4905 = Trag. [verl.] 5883 1564. [E] Reimen zw dem han. Laut Sachs 16 Vs. [verl.] 5884 1564. [E] Reimen zu der hennen. Laut Sachs 16 Vs. [verl.] 5885 1564. [E] Reimen zu der gans. Laut Sachs 16 Vs. Vermutlich zu einem Holzschnitt Erhard Schöns von ca. 1534. [verl.] 5886 1564. Reimen zu der grosen silbren schalen. 16 Vs. [verl.] 5887 1564. [E] Kriegsemter aller pefelchslewt zw ainem grosen feltzug (die letzten 12 Verse gedruckt in Blosen et al. 2009, I,14). Laut Sachs 452 Vs. Vermutlich Verse zu einer Auswahl von knapp 50 Holzschnitten, die Jost Amman für Fronspergers Von Keyserlichen Kriegßrechten […], Frankfurt a.M. 1565 geschaffen hatte. [verl.] Lit.: Blosen/Bærentzen/Pors 2009, I,12  f.; Blosen/Pors 2017.

5888 1564. Susanna kürcz pegriffen. Laut Sachs 50 Vs. Inh. u. Q. wie KG 329 = Ml. Vgl. 1191, 4626 = Mll. und 5532 = Sg. [verl.] 5889 1564. Reimen zum glüeckspfenig Wenzel Gemicers. Laut Sachs 12 Vs. [verl.] 5890 1564. Reimen zum hochzeit-pfenig Johann Newdorffers. Laut Sachs 12 Vs. [verl.] 5891 1564. Vored des Mayenscheins gepuert-register. Laut Sachs 36 Vs. [verl.] 5892 17. 8. 1564. Lobspruch: Der kauffleut redlichkeit und warheit (K./G. 20,488). 112 Vs. Als der Dichter noch zur Frankfurter Messe fuhr, traf er immer viele Kaufleute aus Bayern, Franken und Schwaben, die sich abends zum Schlaftrunk versammelten. Eines Abends ging es um den Fall einer Gesellschaft, die einen Faktor aufnahm, um zusammen mit ihm auff gut vertrawen die Gesellschaft zuerbawen, und einen entspre­ chenden Vertrag mit ihm schloss. Als er starb, stellte sich aber heraus, dass er auch heimtückisch mit anderen Gesellschaften verbunden war. Darüber, welche erbrecht­ lichen Konsequenzen daraus zu ziehen seien, diskutierte man bis in die Nacht. Der Dichter dachte sich am Ende, wie gut doch Treue und Wahrheit seien. 5893 1564. Vored auf Johann Zeibysn comedi. Laut Sachs 56 Vs. [verl.] 5894 12. 10. 1564. Historia: Ein wunderbarlich gesicht keyser Maximiliani, löblicher gedechtnuß, von einem nigromanten (K./G. 20,483). 176 Vs. Zu Kaiser Maximilian, einem Liebhaber der Künste, kommt ein Nigromant, der unter bestimmten Bedingun­ gen die Geister Hektors, Helenas und Marias von Burgund, seiner nicht lange zuvor gestorbenen Gemahlin, beschwört. Sie treten in ihrer einstigen Gestalt auf, die der Dichter ausführlich beschreibt. Als der Kaiser gegen die Abmachung Maria umarmen will und dabei spricht, verschwindet ihr Geist sofort, es gibt Gedonner, und der Nigro­ mant sagt, dies hätte sie beide ihr Leben kosten können. Der Dichter will die Geschichte vor 46 Jahren in Wels von Maximilians Hofgesinde gehört haben. Vgl. KG 6095 = Sg. Lit.: Baron 1991, 52  f.; Sasse 2020b, 36  f.

5895 4. 11. 1564. Ein schöne comedi Terentij, deß poeten, vor 1700 jaren beschriben: Von der bulerin Thais und iren zweyen bulern, dem ritter Thraso und Phoedria, und hat V actus (K./G. 20,3). 1234 Vs. Q.: Terenz, Eunuchus (Nythart).



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Inhalt: Bulerin Thais bittet den jungen buler Phedria (Phaedria), zwei Tage nicht zu ihr zu kommen, weil sie ritter Thraso beherbergt. Phedria schenkt ihr eine farbige Sklavin und einen Eunuchen. In dessen Kleidung vergewaltigt Cherea (Chaerea) die in der Obhut der Thais befindliche junge Frau Pamphilia, die, als Kind von Seeräubern entführt, von Thraso gekauft wurde. Es stellt sich heraus, dass Chremes ihr Bruder ist. Cherea darf sie heiraten, und Phedria ist wieder mit Thais vereint. Szenenübersicht: I. 1. Prolog Ehrnholdt: Inhalt, Schluss nur angedeutet. 2. Dialog Phedria–Parmeno: Gestern Abend ließ Thais Phedria nicht zu sich. Er will sich von ihr trennen, Parmeno verweist auf die Wechselhaftigkeit der Liebe, ist aber für Trennung, da Thais ja auch von Thraso geliebt werde. 3. Scheinmonolog Thais: sorgt sich um Phedrias Liebe/ Dialog a parte Phedria–Parmeno: Phedria hat Angst, Parmeno empfiehlt erneut Trennung. 4. Dreigespräch Thais–Phedria–Parmeno: Thais liebt nur ihn, muss aber zwei Tage Thraso beherbergen. Phedria wird ihr einen Eunuchen und eine Farbige schenken, hofft, dass es nicht länger wird. Kritische Randbemerkungen Parmenos. 5. Monolog Parmeno: glaubt, dass Phedria sich nur zum Narren halten und ausnehmen lässt. II.  1. Dialog Phedria–Parmeno: Parmeno soll den Eunuchen und die Farbige über­ bringen, Phedria geht zwei Tage aufs Land. Wieder kritische Bemerkungen Parme­ nos. 2. Scheinmonolog Gnatho (der ein junges Mädchen bringt): präsentiert sich als Schmeichler. / Scheinmonolog Parmeno: Gnatho ist treulos. 3. Dialog Gnatho– Parmeno: Schöntun gegen Beschimpfung. 4. Monolog Parmeno: sieht Cherea kommen. 5. Scheinmonolog Cherea: sucht ein Mädchen, das er sah. / Scheinmonolog Parmeno: Der ist auch verliebt! 6. Dialog Cherea–Parmeno: Parmeno ist bereit, Cherea in der Kleidung des Eunuchen in Thais’ Haus zu führen, warnt aber. III. 1. Scheinmonolog Pamphilia: Wurde als Kind von Seeräubern entführt, fünfzehn­ jährig von Thraso gekauft, muss nun bei Thais singen und Harfe spielen und fürchtet um ihre Ehre. 2. Dialog Farbige–Pamphilia: Die Farbige stammt aus Indien, wurde von Phedria gekauft, fürchtet auch um ihre Ehre. Beide müssen wieder ins Haus. 3. Dialog Gnatho–Thraso: Thraso prahlt, Gnatho schmeichelt; Thais liebe ihn viel mehr als Phedria. 4. Szene Thais–Thraso–Gnatho: Thais dankt für Pamphilia, sie wollen zum Mahl ausgehen. 5. Vorige und Parmeno: übergibt Thais die Schwarze und den Eunuchen. 6. Szene Thraso–Thais–Magd Pithias (Pythias): Pithias soll Chremes ins Haus führen und auf Pamphilia aufpassen. 7. Monolog Chremes: Thais will allerlei von ihm wissen. 8. Szene Chremes (der nicht morgen kommen oder im Haus warten will)– Pithias: Magd Dorias soll ihn zu Thais führen. 9. Monolog Antipho: sucht Cherea, sieht ihn im Eunuchengewand. 10. Scheinmonolog Cherea: freut sich / Scheinmonolog Antipho: will ihn anreden. 11. Dialog Antipho–Cherea: Cherea berichtet, wie er an Pamphilia herankam, Antipho tadelt ihn. IV.  1. Monolog Sklavin Dorias (mit Kette und Kleinod): Thais mit Thraso im Streit. 2. Monolog Phedria: vom Sommerhaus zurück. 3. Scheinmonolog Pithias: sucht den Eunuchen, der Pamphilia vergewaltigt hat. 4. Dialog Phedria–Pithias: Sie berichtet,

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dass der Eunuch Pamphilia vergewaltigt habe und sie jetzt weine. 5. Monolog Eunuch: hat sein Gewand nicht mehr. 6. Szene Dorias–Phedria–Pithias–Eunuch: Pithias soll es Thais nicht sagen. 7. Vorige und Chremes; Mägde stumm: Thraso will Pamphilia wiederhaben. 8. Dialog Thais–Chremes: Thraso wird Pamphilia nicht wegnehmen können. 9. Szene Gnatho–Thraso; drei Diener stumm: Thraso will Pamphilia gewalt­ sam zurückholen. 10. Vorige und Thais–Chremes: Chremes ist Pamphilias Bruder, Thraso muss abziehen. V.  1. Dialog Thais–Pithias: Pamphilia vergewaltigt hat Cherea, nicht der Eunuch. 2. Scheinmonolog Cherea: ist herumgelaufen. 3. Szene Thais–Cherea–Pithias: Thais will Cherea helfen; kritische Bemerkungen der Pithias. 4.  Szene Chremes–Amme Sophronia: treten ins Haus. 5. Scheinmonolog Parmeno: will im Haus nach Cherea und Pamphilia sehen. 6. Dialog Pithias–Parmeno: gibt ihm die Schuld; Cherea werde hängen. 7. Dialog Laches–Parmeno: Parmeno berichtet Chereas Vater Laches, der entsetzt abzieht. 8. Scheinmonolog Parmeno: will gehen. / Scheinmonolog Pithias: freut sich, dass sie Parmeno und Laches genarrt hat. 9. Dialog Parmeno–Pithias: Es war alles Scherz. 10. Dialog Thraso–Gnatho: Thraso hat Liebeskummer wegen Thais, Gnatho schlägt vor, Phedria sie wieder abzujagen. 11. Dialog Parmeno–Cherea: Cherea freut sich, weil er Pamphilia heiraten wird und weil Phedria wieder mit Thais zusam­ men ist. 12. Dialog Parmeno–Phedria: Parmeno rät Phedria, auf Thais zu verzichten und zu heiraten, Phedria akzeptiert. 13. Epilog Ehrnholdt: Man soll aus dem Stück nicht lernen, es außerehelich zu treiben, sondern das Gegenteil. (1) Phedria: liebes­ krank. (2) Cherea: Vergewaltiger in Gefahr. (3) Thraso: lasziver Mann schlechthin. (4) Gnatho: Heuchler. (5) Thais: Arglist. (6) Pithias, Dorias: Kupplerinnen. (7) Pamphilia: Jungfrauen sollen sich vor lasziven Männern in Acht nehmen. (8) Chremes: Bruder und Schwester sollen zusammenhalten. (9) Laches: Entsetzen der Eltern über lose Kinder. (10) Antipho: Mahnung zur Abkehr vom außerehelichen Sex. (11) Parmeno: treuer Knecht, der der Herrschaft von Sex abrät und die Ehe empfiehlt. Lit.: Dortmund 1995.

5896 November 1564. [E] Die 10 alter unterschidlich mit dem trewen Eckhart. Laut Sachs 692 Vs. Die zweiteiligen Bilder stellen den getreuen Eckart dar, wie er nach und nach mit den Vertretern der verschiedenen Altersstufen spricht. Q.: Georg Wickram, Fsp. Die zehn Alter der Welt. [verl.] 5897 18. 11. 1564. Die 7 suen (Nachtigall, Langer Ton). Antiochus verlangt von den Juden, Schweinefleisch zu essen. In Gewissheit ihrer Auferstehung geht eine Mutter mit sieben Söhnen standhaft in den Tod. Schluss: Ermahnung, Marter und Tyrannei standhaft zu ertragen; geht es um das Leben, so weiß der Christ, dass Christus ihm ewiges für das zeitliche Leben gibt. Q.: 2Makk 7. 5898 11. 12. 1564. [E] Schwanck: Ein guter schwanck, einfeltig schlecht, der karg meister und listig knecht (K./G. 21,280; G./D. 2, Nr. 365). 68 Vs. Ein Handwerker in Schwaben, dessen Namen der Dichter nicht nennt, ist extrem geizig und entsprechend unange­ nehm zu seinem Gesinde. Eines Tages wird sein Knecht ein schalkhafter kriegsman. Als ihm in seinem Bett von den Stücken Kissen, Laken, Polster und Bettdecke jede



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Nacht ein Stück weggenommen wird und nur eine Rossdecke daliegt, bindet er sich diese und das Federbett auf den Rücken und sagt auf die Frage des Meisters nach dem Grund, er wolle verhindern, dass er schließlich auf Stroh schlafen müsse. Weil er auch fast nichts zu essen bekommt, nagelt der Knecht mit lautem Klopfen ein Brett auf das heimlich gmach und rechtfertigt das mit dem Hungern. Gesinde, das so karg gehalten werde, gehe, und das tut er dann auch. 5899   12. 1564. [E] Der narrenbrüter (K./G.  21,323; G./D.  2, Nr.  366). 26 Vs. Dialog Bäuerin–Tölpelsperger: Sie fragt ihn, warum er, der totale Nichtsnutz, auf den Eiern sitze, um sie auszubrüten, wo er doch nie etwas Gutes ausgebrütet habe. Er antwortet, sie habe doch gewusst, auf wen sie sich einlässt, und da das Sprichwort sagt, ein Rabe brüte keinen Pfauen aus, sondern ein Narr einen anderen, so brüte auch er nun sei­ nesgleichen aus. Lit.: Baro 2011b, 179–181.

5900 Dezember 1564. Reimen auf disch-eck die 4 angel-tugent. Laut Sachs 16 Vs. [verl.] 5901 Dezember 1564. Reimen auf 4 hiffpecher. Laut Sachs 16 Vs. [verl.]

1565 5902  1. 1565. Tragedia: Lucrecia mit Ewrialo. Laut Sachs 5 Akte, 10 Personen, 1228 Vs. Q.: Enea Silvio, De duobus amantibus (De Euryalo et Lucretia) (Wyle). Vgl. KG 2828 = Ml. [verl.] 5903 Januar 1565. Das steren-gesang. Laut Sachs 50 Vs. [verl.] 5904 Januar 1565. Comedia gar kurz judicium Paridis vur kinder (klain knaben). Laut Sachs 3 Akte, 266 Vs. Vgl. KG 538 = Com. [verl.] 5905 Januar 1565. Die 5 sin ains menschen auf gemalte thuecher. Laut Sachs 20 Vs. [verl.] 5906 Januar 1565. [E] Klag pekentnus und pit des armen sunders. Laut Sachs 46 Vs. [verl.] 16. 1. 1565 Dem supplicirenden Veiten Haselman sol man zulassen, die angezeigten Hanns Saxen co­ medien zu spieln, doch erst auf lichtmes anzufahen. [RV = H 70]

5907 16. 1. 1565. Schwanck: Der vollen säw gefehrliche schiffart (K./G. 21,311; G./D. 2, Nr. 367). 56 Vs. Einladung zu einer Schifffahrt nach Frankfurt am Main unter lauter Gesellen, die zu nichts außer Fressen und Saufen nütze sind und deren Schiff in einem so schlechten Zustand ist, dass die Leute schließlich vor Freude klatschen, wenn das Schiff untergegangen ist. 5908 Januar 1565. Glueckspfenig Peter von Hawsen. Laut Sachs 10 Vs. [verl.] 5909 17. 1. 1565. Schwanck: Die stoltz junckfraw fellt durch das sib (K./G. 21,262; G./D. 2, Nr. 368). 106 Vs. Als der Dichter auf seiner Handwerksfahrt nach Köln kommt, sieht er dort aus einem Haus an einer Stange ein großes Sieb hängen, in dem eine wunder­

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schöne junge Frau steht, während von unten viele Handwerksgesellen zu ihr hinauf­ blicken. Plötzlich fällt sie durch ein Loch in dem Sieb in einen Sumpf, und weil die Gesellen darüber einfach nur lachen, obwohl sie doch hätte zu Tode stürzen können, fragt der Dichter nach dem Grund ihres Verhaltens. Man sagt ihm, es sei ein dünkel­ haftes Mädchen, das, obwohl es im Haushalt nichts leiste und von niedriger Herkunft sei, sie alle verschmähe und ganz besonders herrschaftlich heiraten wolle. Der beschluß: Eine junge Frau soll schamhaft, nicht dünkelhaft und fleißig im Haushalt sein. Vgl. KG 5829 = Sg. Januar 1565. [E] Die ungerschen trometer. Laut Sachs 18 Vs. [verl.] Januar 1565. Reimen auf miten des gselenpechers. Laut Sachs 4 Vs. [verl.] 19. 1. 1565. Schwanck: Der prechtig verdorben haußhalter (K./G. 21,265; G./D. 2, Nr. 369). 102 Vs. Ein junger Mann, der auf großem Fuß lebt, muss schließlich, obwohl sein Vetter ihn warnt, Schulden machen und sein Erbe teils verpfänden, teils verkau­ fen. Er lebt noch eine Weile über seine Verhältnisse, stellt aber dann bei einem Gang durch alle Zimmer seines Hauses fest, dass er absolut nichts mehr besitzt. Gänzlich verarmt also, bittet er seinen Vetter um Hilfe und Rat, doch dieser sagt ihm, jetzt, nach 20 Jahren, sei es dafür zu spät, er könne nichts mehr machen. Der beschluß: Man soll nicht über seine Verhältnisse leben, andererseits aber dem Nachbarn helfen. 20.  1. 1565. [E] Schwanck: Das gros säwey auff dem küß (K./G.  21,316; G./D.  2, Nr. 370). 42 Vs. Die hier sprechenden Säue freuen sich über das „Ei“, das ein Bauer aus seinem wie von einer Deichsel gebohrten Loch zwei Tage nach Verzehr eines Schwar­ tenmagens auf ein Kissen gelegt hat. Es ist weich, also gut zu schlucken, und voller Kirschkerne, und die Insekten, die es umschwärmen, verjagen sie mit einem Fliegen­ wedel. Jeder wird zwei Rüssel davon bekommen, damit sie, wenn sie an Fastnacht abgestochen werden, gut genährt sind und ihnen Schmerbauch und Schwartenmagen wächst. Lit.: R. Hahn 1994, 492  f.

5914 1565. [E] Der pallenpinder. Laut Sachs 16 Vs. [verl.] 5914a [E] Der Beck (Ausg.: Stuhlfauth 1919/20). 18 Vs. 5914b [E] tuchscherer (Ausg.: Stuhlfauth 1919/20 und Röttinger 1927, 87). 14 Vs. Er beschreibt seine Tätigkeit. 5915 1565. [E] Das pfert in der wiegen. Laut Sachs 14 Vs. [verl.] 5916 5.  3. 1565. Der hundert-und-siebende psalm könig Davids: Von genediger hilff gottes in allen nöten (K./G. 18,416). 200 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4062 = Ml. 5917 9. 3. 1565. Der neuntzigst psalm: Ein gebet Mose, deß manns gottes (K./G. 18,353). 122 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1802 = Ml. 5918 1565. Der fünff-und-achtzigst psalm der kinder Korah, hoch-zu-singen: Von er­lösung der babylonischen gfencknuß (K./G. 18,333). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4098 = Ml. Vgl. 5581 = Sg. 5919 14. 3. 1565. Der hundert-und-neunte psalm (K./G. 18,425). 172 Vs. Gebet des Verfolg­ ten um Bestrafung seiner Feinde und um des Herrn Gnade in seinem Elend. Q.: Ps 109. Vgl. KG 2426 (verl.) = Ml.



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5920 15. 3. 1565. Das sechs-und-dreissigste capitel Jesus Syrach: Ein gebet zu gott wider die gottlosen heidnischen feind gottes volcks und hülff (K./G. 19,152). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4175 = Ml. 5921 15.  3. 1565. Der vierdte psalm könig Davids, vor-zu-singen auff seytenspiel (K./G. 18,34). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2099 = Ml. 5922 16. 3. 1565. Der fünffte psalm könig Davids (K./G. 18,37). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 530 = Lied. Vgl. 1785 = Ml. 5923 März 1565. [E] Das wunderpar korngewechs in Polen. Laut Sachs 48 Vs. [verl.] 5924 17. 3. 1565. Der sechste psalm könig Davids (K./G. 18,40). 94 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1743 (verl.), 3183 = Mll. 5925 21. 5. 1565. Ain schöner perck-rayen von Sumer vnd Winter (K./G. 23,253). 120 Vs. = 15 Str. ababcdcd: Streit zwischen Sommer und Winter, wobei beide bis Str. 13 jeweils eine Strophe sprechen, die eigenen Vorzüge preisen und den Gegner schmähen, dann aber in Str. 13 und 14 der Winter den Sommer vertreibt. In Str. 15 dankt der Dichter Gott, der uns ernährt. 5926 22. 5. 1565. Der achte psalm könig Davids uber githith hoch-zu-singen (K./G. 18,47). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1578, 3509 = Mll. 5927 23.  5. 1565. Der zwölfft psalm könig Davids, vor-zu-singen auf acht seiten (K./G. 18,63). 102 Vs. Inh. u. Q. wie KG 495 = Ml. 5928 25.  5. 1565. Der vier-und-sibentzigst psalm: Ein unterweisung Assaphs (K./G. 18,289). 172 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2143 = Ml. 5929 26. 5. 1565. Der sechtzehende psalm: Ein kleinot könig Davids (K./G. 18,75). 110 Vs. Inh. u. Q. wie KG 389 = Ml. 5930 28.  5. 1565. Der hundert-und-fünff-und-vierzigst psalm: Ein lob könig Davids (K./G. 18,540). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1190, 4721 = Mll. und 5535 (verl.) = Sg. 5931 29.  5. 1565. Der neun-und-fünfftzigst psalm. Ein gülden kleinot David, daß er nicht verderbet wurde, da könig Saul ließ sein hauß verwaren, daß er getödtet würde (K./G. 18,237). 152 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2595 = Ml. 5932 30. 5. 1565. Der hundert-und-fünff-und-dreissigst psalm: Halleluia (K./G. 18,508). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 776, 1187 = Mll. 5933 4. 6. 1565. Der hundert-und-fünffte psalm Davids (K./G. 18,405). 180 Vs. Preis Gottes für seine Wohltaten an Israel. 180 Vs. Q.: Ps 105. Vgl. KG 4336 (verl.) = Ml. 5934 7. 6. 1565. Der achtzigiste psalm: Ein psalm Assaphs, von den span-rosen, hochzu-singen (K./G.  18,316). 136 Vs. Gebet um Erhaltung Israels als des Weinstocks Gottes. Q.: Ps 80. Vgl. KG 1525 (verl.) = Ml. 5935 12. 6. 1565. Der hundert-und-vier-und-zweintzigst psalm: Ein lied könig Davids in dem höhern chor (K./G.  18,480). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 108 = Lied und 1801 = Ml. 5936 13.  6. 1565. Der hundert-und-dreissigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,495). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 984 = Ml. 5937 17.  6. 1565. Der hundert-und-viertzigst psalm: Ein psalm könig Davids, vor-zusingen (K./G. 18,525). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2000 = Ml.

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5938 19. 6. 1565. Der hundert-und-sechste psalm Davids. Halleluia (K./G. 18,410). 200 Vs. Danklied für die Gnade Gottes bei allen Übertretungen Israels. Q.: Ps 106. Das folgende Meisterlied ist das letzte in MG 16 (Es folgte nur noch KG 6091a in SG 14): 5938a 30. 7. 1565. Marcus hat vns peschrieben clar (Grieser, Verhöhter goldener Ton). Jesus beginnt in Galiläa Buße zu predigen und beruft die ersten vier Jünger. Auslegung: Wen Gottes Wort ins Herz trifft, der wird bekehrt. Er sorgt nicht mehr für zeitliche Nahrung, sondern richtet sein Gemüt auf Gott, übt aber seine Arbeit weiter aus. Q.: Mk 1,14–20. 5939 3. 8. 1565. Der ein-und-zweintzigste psalm. Ein psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,97). 106 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1160 = Ml. 5940 8. 8. 1565. Der sechs-und-neuntzigste psalm (K./G. 18,375). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 660, 4296 (verl.), 4463 (verl.) = Mll. 5941 August 1565. Die 12 zaichen auf zwelff pecher. Laut Sachs 48 Vs. [verl.] 5942 August 1565. [E] Lanczknecht mit seim sun und lanczhuer mit ir dochter. Laut Sachs 16 Vs. [verl.] 5943 25.  8. 1565. Ain hochzeit lied im thon: ich traw keim alten stechzeug mer (K./G. 23,257). 3 Str. aabaabccddd. Gute Wünsche für Eheglück, Gesundheit und zur Welt zu bringende Kinder. Mit dem folgenden Gedicht beginnt Sachs SG 18: 5944 29. 8. 1565. Vorred Jesus Syrachs auff sein buch Ecclesiasticus, aber die geistlich zucht (K./G. 19,1). 64 Vs. Der Verfasser hat das Weisheitsbuch seines Großvaters Jesus, das auf „Gesetz“, Propheten usw. fußt, in Ägypten unter Ptolemeus Euergetes aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt. Q.: Sir Vorrede. Mit dem folgenden Gedicht beendet Sachs SG 17 (verl.): 5945 11. 9. 1565. [E] Ein lobspruech der statt München in Payern (K./G. 23,264). 68 Vs. Historischer Abriss von der Gründung durch Herzog Heinrich im Jahre 962 an. Die meisten Bürger sind Kaufleute. Kurze Aufzählung der wichtigsten Gebäude und abschließend kurze Würdigung Herzog Albrechts. Lit.: Weisshaar-Kiem 1982, 56.245  f.; R. Brandt 1992/93, 93; Sasse 2002; Classen 2009a, 583  f.

5946 14. 9. 1565. Das vier-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Das lob der frommen alten vätter (K./G. 19,192). 112 Vs. Lob der Erzväter: des Enoch, Noah, Abraham, Isaac, Jacob. Q.: Sir 44. 5947 15. 9. 1565. Das fünff-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Das lob der priesterschafft deß alten testaments (K./G. 19,196). 158 Vs. Von Mose, Aaron und Pinehas. Q.: Sir 45. 5948 17. 9. 1565. Das sechs-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Lob Josua, Caleb, der richter, und des propheten Samuel (K./G. 19,201). 124 Vs. Von Josua und Caleb, den Richtern und Samuel. Q.: Sir 46.



Nr. 5960 

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5949 17.  9. 1565. Das siben-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Von könig David, Salomo, Roboam und dem könig Rehabeam (K./G. 19,205). 170 Vs. Von den Königen David, Salomo, Roboam und dem König Rehabeam. Q.: Sir 47. 5950 18.  9. 1565. Das acht-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Das lob Elie, Eliseo, Esaia, deß propheten, und könig Ezechias (K./G. 19,210). 128 Vs. Von Elias, Eliseus, dem König Ezechias und Esaias. Q.: Sir 48. 5951 18. 9. 1565. Das neun-und-viertzigste capitel Jesus Syrach: Das lob Josia, der propheten und der alten gottseligen vätter (K./G. 19,214). 104 Vs. Von Josia und den Königen in Juda, mehreren Propheten, berühmten Männern und Erzvätern. Q.: Sir 49. 5952 19. 9. 1565. Das fünfftzigste und letzte capitel Jesus Syrach: Lob deß hohenpriesters Simeon, seines ampts, und beschleust sein buch der geistlichen zucht (K./G. 19,218). 144 Vs. Lob des Hohepriesters Simon, Dankgebet und Schluss. Q.: Sir 50. 5953 20. 9. 1565. [E] Schwanck: Der kranck esel zu bethe leit, da im die wölfisch rott zu-schreyt, den er gar scharpffe antwort geit (K./G. 21,297; G./D. 2, Nr. 371). 103 Vs. Der Esel liegt krank im Bett, und drei Wölfe sind bei ihm. Der erste (mit Paternoster) kann nur für ihn beten und wünscht sich nach dem Tod des Kranken dessen Leber und Lunge, weil seine Familie Hunger leide. Der zweite Wolf (mit Kerze) führt die Erkrankung auf Verzehr von Pfifferlingen zurück und wünscht sich den Esel als Speise für alle drei. Der Esel sagt, er sei nur faul-kranck, ansonsten aber sehr nützlich für den Müller, während die Wölfe nichts taugen, und wenn sie nicht verschwinden, hetzt er den großen Mühlenhund auf sie. Der dritte Wolf (mit den Gänsen) sagt, sie könnten halt nichts Richtiges arbeiten und wünscht sich ebenfalls den Esel als Speise. 5954 25. 9. 1565. Schwanck: Der lobspruch eins reisigen knechts, hindersich gewisen seiner faulen händel halben (K./G.  21,301; G./D.  2, Nr.  372). 64 Vs. Die Taten des Badersohns Hieronymus von Dewerndorff in der Pfalz, der wegen seiner Trinkfreudig­ keit auch Bierhans genannt wird. Er ist reisiger Knecht, hat Pharmazie studiert, ist Jäger, wenn das Wild auf dem Tisch steht, Kaufmann, Messerschmied, und neulich hat er von dem Wermut des doctor Forschter während des Reiterdienstes Durchfall bekommen. Soweit über seine Jugend, der Dichter werde ihn dann auch loben, wenn er alt geworden ist. 5955 28. 9. 1565. Der sechs-und-sechtzigst psalm könig Davids: Ein psalmlied, vor-zusingen (K./G. 18,260). 116 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2597 = Ml. 5956 29. 9. 1565. Der hundert-und-fünffzehend psalm (K./G. 18,443). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 129 = Ml. 5957 29. 9. 1565. Der hundert-und-sechzehend psalm (K./G. 18,447). 106 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1045 = Ml. Vgl. 4342 = Ml. 5958 2. 10. 1565. Der dreyssigste psalm könig Davids (K./G. 18,129). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 104 = Lied und 1078, 4278, 4293 = Mll. 5959 3. 10. 1565. Der acht-und-zweintzigst psalm könig Davids (K./G. 18,123). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2144 = Ml. 5960 3. 10. 1565. Der drey-und-achtzigst psalm Assaphs (K./G. 18,326). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1962 = Ml.

1038 

 1565

5961 15. 10. 1565. Der sechs-und-dreissigst psalm könig Davids (K./G. 18,154). 101 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2147 = Ml. 5962 16. 10. 1565. Der viertzehende psalm könig Davids (K./G. 18,69). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2116 = Ml. 5963 17.  10. 1565. Der siben-und-viertzigst psalm, vor-zu-singen, der kinder Korah (K./G. 18,196). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 239, 559, 1058 = Mll. 5964 18.  10. 1565. Der hundert-und-zwen-und-dreissigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,500). 124 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2612 = Ml. 5965 19. 10. 1565. Ain schöne fabel (K./G. 23,267; G./D. 2, Nr. 373). 124 Vs. Pallas erschafft das Haus, Neptun das Pferd und Vulcanus den Menschen. Weil jeder seine Schöpfung für die beste hält, wird Momos als Schiedsrichter befragt. Dieser findet an Haus und Pferd nichts zu tadeln, vermisst aber am Menschen ein Fenster auf der Brust, durch das man in sein Herz schauen könne. Der beschluß: Dem Menschen kann man nicht ins Herz sehen, weswegen man nicht über jemand anderen urteilen, sondern sich selbst erkennen soll. Q.: Lukian, Hermotimos 20. 5966 30.  10. 1565. [E] Hie nach werden gezaiget an / oberste und auch unterthan, / künstner und auch der hantwercksmon, / was ider hat auf erd zu thon, / darpey man in erkennen kon, / ob er seim stant hab recht gethon (K./G. 23,271). 932 Vs. Achtzeiler zu den Holzschnitten in Eigentliche beschreibung aller stände […], Frankfurt a.M. 1568, und beschluß mit Mahnung aller zur Tugend.

Lit.: Baumann 1981; M.  E. Müller 1985, 112–114; Jessewitsch 1987; Blosen 1993; Blosen 1996; Classen 2004b, 5  f.; Schulze 2006; Blosen/Bærentzen/Pors 2009; Behrendt 2009; Rabb 2009; Baro 2011b, 189–191; Gabaude 2014b.

5967 1. 11. 1565. Der neun-und-neuntzigste psalm (K./G. 18,385). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 673 = Ml. 5968 2. 11. 1565. Der achtzehende psalm könig Davids (K./G. 18,83). 210 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2594 = Ml. Vgl. 6153 = Sg. 5969 7.  11. 1565. Der acht-und-viertzigste psalm: Ein psalmlied der kinder Korah (K./G. 18,200). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2581 = Ml. 5970 8. 11. 1565. Der sechs-und-viertzigst psalm der kinder Korah, vor-zu-singen von der jugend (K./G. 18,193). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1059 = Ml. 5971 14. 11. 1565. Der eilffte psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,59). 114 Vs. Inh. u. Q. wie KG 101 = Lied und 1973 = Ml. 5972 16. 11. 1565. Der hundert-und-achtzehend psalm (K./G. 18,452). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2782 = Ml. Vgl. 3733 = Lied und 5128 = Ml. 5973 17. 11. 1565. Der dreytzehende psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,66). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 102 = Lied und 1963 = Ml. 5974 19. 11. 1565. Der drey und-zweintzigste psalm könig Davids (K./G. 18,106). 68 Vs. Inh. u. Q. wie KG 211 = Ml. Lit.: Holzberg 2000a, 562–565.

5975 9. 12. 1565. Epitaphium des Veit Asmus von Seckendorff (K./G. 23,328). 6 Vs. Am 5. 11. 1563 geboren, starb er gleich nach der Taufe.



Nr. 5984 

 1039

5976 28. 12. 1565. Ain puelied ainer erlichen tugenthaften junckfrawen mit irem namen (K./G. 23,259) 4 Str. ababccbdede. Nach einem Neujahrsgruß und der Darlegung seiner ehrbaren Absichten macht der Sprecher der umworbenen Geliebten (Juliana) einen Heiratsantrag. In der hinzugefügten vierten Strophe denkt er über das Wesen der Liebe nach, die nach der Ansicht der Leute nur kurze Freude, aber lange Schmerzen bringt. Lit.: Heinzmann 2001, 104  f.195.198  f.

1566 5977 14. 1. 1566. Die reimen der zwolff monat auf die zwolff magöllein (K./G. 23,329). 108 Vs. 12 Str. aaabbbccc, in denen die Monate sich selbst vorstellen. 5978 Januar 1566. Die reimen auf die grosen schewren (K./G. 23,333). 8 (durchgereimte) Vs. Wer den Becher nicht auf einen Zug austrinkt, muss zur Strafe sieben Pfund ins gloch geben. 5979 20.  1. 1566. Ain hochzeitlied auf des Mueffels dochter hochzeit mit 5 stimen (K./G. 23,261). 5 dreizeilige Str. aab ccb ddc eec ffc. Gute Wünsche für Barthel Bomer und Anna Muffel. 5980 9. 2. 1566. Die reimen an die herberg zw Paden im Wilpad (K./G. 23,334). 12 Vs. Hier werden Podagra, Zipperlein und viele andere Krankheiten geheilt, und Graf Eberhart im part von Wirtenberg (Württemberg) hat sich hier seinerzeit jährlich aufgehalten. 5981 19. 2. 1566. Die reimen auf das pretspiel (K./G. 23,335). 24 Vs. Vier Brettspiele stellen sich selbst in je sechs Versen vor. 5982 23. 3. 1566. Ein kurcze vermanung, sich von sünden abwenden, auf das nicht die mancherley hartten straff gottes uber uns kumen (K./G. 23,344). 122 Vs. Kurzer Abriss durch die Bibel bekannter Sünder von der Sintflut bis Moses’ Pharao, dann Ermahnung des Christen, nur an Gott zu glauben, da dieser sonst (dem Propheten zufolge) vier Strafen schicke: Krieg, Hunger, Pest und wilde Tiere. Eines von ihnen das Nil-Krokodil, wird nach Plinius d. Ä., Naturalis historia [8,89] ausführlich beschrie­ ben. Schließlich berichtet der Dichter von der nach Nürnberg gebrachten Haut eines männlichen Krokodils, das zusammen mit dem Weibchen unter großer Gefahr und Mühe gefangen und getötet worden war. Er beendet das Gedicht mit der Bitte an Gott, uns vor schlimmen Strafen zu bewahren. 5983 28. 3. 1566. Das alt und newe testament (K./G. 23,336). 8 Vs., je vier für das AT, das Gesetz, das das Herz trostlos und elend macht, und das NT, das uns durch das Kreuz versöhnt und Hoffnung weckt. 5984 3. 4. 1566. Ain puelied mit verkerten namen (K./G. 23,262). 11 Str. abab. Der von Cupido getroffene Sprecher, der sich nach der Geliebten sehnt und von ihr Trost erhofft, hat die Geliebte auserwählt und hofft auf eine gemeinsame Zukunft [Die Anfangsbuchstaben der Strophen, rückwärts gelesen, ergeben IVLIANA und HANS]. Lit.: Heinzmann 2001, 106.195.198  f.

1040 

 1566

5985 9. 4. 1566. [E] Ain lobspruech der krönung kaiser Maximilian des .2. (K./G. 23,337). 126 Vs. Erst gibt Gott in 14 Vs. dem Kaiser den Regierungsauftrag, dann sprechen in je 4 Vs. erst die Tugenden auf der linken Seite, Glaube, Liebe, Wahrheit, Hoffnung und Mäßigkeit, dann auf der rechten Seite Geduld, Milde, Stärke, Großmut und Gerechtig­ keit, dann auf dem untern sal Friede, Weisheit und Sieg  – alle verleihen ihm ihre Gaben  –, und schließlich richtet Maximilian in 12 Vs. ein Dankgebet an Gott und gelobt, nach dessen Willen zu regieren. Lit.: R. Brandt 1992/93, 94.

5986 10. 4. 1566. Die reimen auf das silbren kestlein (K./G. 23,342). 28 Vs. Erst acht Zwei­ zeiler, die Namen und Geschichten des AT ansprechen, beginnend mit der Opferung Isaaks, endend mit Daniel in der Löwengrube, dann noch je zwei Dreizeiler auf Moses und Christus im Wechsel. 5986a 1.  5. 1566. [E] Beschluß inn dises fünffte und letzte buch. Summa all meiner gedicht vom MDXIIII jar an biß ins 1567 jar (K./G. 21,337). 254 Vs. [am Ende der 5. Folio auf 1. 1. 1567 datiert] Lebensabriss bis zur Heirat mit Barbara Harscher, dann Inventarisierung der Dichtungen: 4275 Mll. in 75 Tönen, 208 Dramen, 1700 Spruchge­ dichte, von denen 788 in Folio 1–3 gedruckt wurden – Folio 4 mit 450 Texten werde in Kürze erscheinen –, 7 Prosadialoge und 73 Lieder, insgesamt 6170 Dichtungen, alles zu Gottes Ehre, zur Tugend anhaltend und das Laster tadelnd. Dieses sumb seiner Gedichte hat er mit 71 Jahren und sechs Monaten weniger 5 Tagen [= 1. 5. 1566] gezogen, und jetzt will er sich wegen des beschwerlichen Alters zur Ruhe setzen. Er dankt Gott, der ihm, einem ungelehrten mann, der weder latein noch griechisch kann, das Dichter­ talent verliehen hat. Lit.: Merzbacher 1987, 166–168; Kugler 2000, 541–543; Mattern 2015; Giannandrea 2017, 59–62.

5987 4. 5. 1566. Die schlacht kaiser Otto des ersten und pischoff Ulrichs von Augspurck mit den Ungern auf dem Lechfeld im 957 jar (K./G. 23,348). 116 Vs. Obwohl den Ungarn unterlegen, siegen Otto und die Fürsten, nachdem sie zu Gott gebetet haben und ein Engel mit einem Kreuz am Himmel erschienen ist, wenn auch unter Verlust einiger hoher Herren. Drey ungrisch künglein werden gehängt, der ungarische König und seine Mannen lassen sich taufen – er heißt von nun an Stephanus –, und als der Augsburger Bischof Ulrich mit 83 Jahren stirbt, wird er von St. Wolfgang selbst in St. Afra bestattet. Der beschluß: Wenn wir heute von Türken oder anderen Tyrannen angegriffen werden, sollen wir nicht auf Gewalt, sondern allein auf Gottes Hilfe ver­ trauen. Lit.: Classen 2004b, 6  f.

5987a 4.  5. 1566. Der glueckspfening M. Johann Kauffmon seinem dauff-totten (K./G. 23,352). 10 Vs. Zur Geburt des Sohnes von Endres und Ursula Imhoff, der auf den Namen Jeremias getauft wurde und von seinem Paten Johann Kaufmon einen Glücks­ pfennig geschenkt bekam. 5988 9. 5. 1566. [E] Schwanck der zweyer bulerin (K./G. 21,286; G./D. 2, Nr. 387). 52 Vs. Die erste sagt, sie könnten wie Kirke junge Männer in Tiere verwandeln, also in einen Esel, den sie mit Sporen reiten, einen Stier, der ruhelos und sehnsüchtig vor Begierde ist



5988a

5989 5990 5991 5992 5993 5994 5995 5996 5997

5998 5999 6000 6001 6002 6003 6004 6005

Nr. 6005 

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usw., und alle, ob Laien oder Pfaffen, machen sie zu ihren Narren. Die zweite sagt, eine Geliebte mache ihren Liebhaber so lange zu ihrem Sklaven in jeder Hinsicht, bis er nichts mehr besitzt, und dann suche sie sich den nächsten Narren. 4. 9. 1566. Das gros geschencket glas zu Henffenfelt (K./G. 23,353). 8 Vs. Es spricht Anton Pfann, der das Glas Martin Pfinzing in Henfenfeld schickt, auf dass er mit seinen Gästen daraus trinke und demjenigen, der es in einem Zug leert, die Zeche erlasse. September 1566. Der hunderte psalm. Ein danckpsalm (K./G. 18,388). 42 Vs. Inh. u. Q. wie KG 920 = Ml. 7. 9. 1566. Der hundert-und-siben-und-dreissigst psalm (K./G. 18,515). 58 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1792 = Ml. 7. 9. 1566. Der hundert-und-acht-und-dreissigst psalm (K./G. 18,518). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1764 = Ml. 11. 9. 1566. Der neun-und-siebentzigst psalm Assaph (K./G. 18,312). 96 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1524 = Ml. 11. 9. 1566. Der hundert-und-sechs-und-dreissigst psalm (K./G. 18,512). 78 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2605 = Ml. 12. 9. 1566. Der fünfftzehende psalm könig Davids (K./G. 18,73). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 103 = Lied und 427 = Ml. 12. 9. 1566. Der siben-und-neuntzigste psalm (K./G. 18,379). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 860 = Ml. 12. 9. 1566. Der acht-und-neuntzigste psalm (K./G. 18,382). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 281, 4481 = Mll. 14.  9. 1566. Der neun-und-viertzigste psalm der kinder Korah, vor-zu-singen (K./G. 18,204). 114 Vs. Das Glück der Gottlosen nimmt mit dem Tod ein Ende. Q.: Ps 49. Vgl. KG 2446 (verl.) = Ml. 14. 9. 1566. Der fünfftzigiste psalm Assaph (K./G. 18,208). 122 Vs. Das wahre Dank­ opfer. Q.: Ps 50. Vgl. KG 2579 (verl.) = Ml. 17. 9. 1566. Der siebenzehende psalm. Ein gebet könig Davids (K./G. 18,79). 112 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2181 = Ml. 18. 9. 1566. Der neundtzehende psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,90). 96 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1980 = Ml. 18. 9. 1566. Der zweintzigste psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,94). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2091 = Ml. 18. 9. 1566. Der vier-und-zweintzigst psalm könig Davids (K./G. 18,109). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2261 = Ml. 20. 9. 1566. Der sechs-und-zweintzigst psalm könig Davids (K./G. 18,116). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2539 = Ml. 20. 9. 1566. Der neun-und-zweintzigst psalm könig Davids (K./G. 18,126). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2582 = Ml. 22. 9. 1566. Der fünff-und-dreissigst psalm könig Davids (K./G. 18,149). 148 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2098 = Ml. und 3958 = Lied.

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 1566

6006 23. 9. 1566. Der neun-und-dreissigst psalm könig Davids, vor-zusingen, für Jeduthun (K./G. 18,167). 88 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2095 = Ml. 6007 24.  9. 1566. Der ein-und-viertzigste psalm könig Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,175). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 407, 3458 = Mll. 6008 24. 9. 1566. Der drey-und viertzigst psalm könig Davids (K./G. 18,182). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 105 = Lied und 1975 = Ml. 6009 24.  9. 1566. Der vier-und-viertzigst psalm könig Davids: Ein unterweisung der kinder Korah, vor-zu-singen (K./G. 18,184). 140 Vs. Klage, dass Gott sein Volk versto­ ßen habe. Q.: Ps 44. Vgl. KG 2358 (verl.) = Ml. 6010 25. 9. 1566. Der zwen-und-fünfftzigst psalm könig Davids (K./G. 18,216). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 563, 4291 (verl.) = Mll. 6011 25. 9. 1566. Der drey-und-fünfftzigst psalm: Ein unterweisung könig Davids, im chor umb einander zu singen (K./G. 18,219). 54 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2096 = Ml. 6012 25. 9. 1566. Der vier-und-fünfftzigst psalm könig Davids (K./G. 18,222). 46 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2158 = Ml. 6013 26. 9. 1566. Der sechs-und-fünfftzigste psalm könig Davids (K./G. 18,228). 80 Vs. Inh. u. Q. wie KG 106 = Lied und 2169 = Ml. 6014 26. 9. 1566. Der sieben-unnd-fünfftzigst psalm könig Davids (K./G. 18,231). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 406, 4579 = Mll. 6015 26. 9. 1566. Der acht-und-fünfftzigst psalm (K./G. 18,234). 74 Vs. Inh. u. Q. wie KG 107 = Lied und 2164 = Ml. 6016 26. 9. 1566. Der sechtzigst psalm Davids (K./G. 18,242). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2596 = Ml. 6017 26. 9. 1566. Der ein-und-sechtzigst psalm (K./G. 18,245). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2136 = Ml. 6018 27. 9. 1566. Der vier-und-sechtzigst psalm Davids: Ein psalm Davids, vor-zu-singen (K./G. 18,254). 72 Vs. Inh. u. Q. wie KG 564, 4433, 4716 = Mll. 6019 27.  9. 1566. Der fünff-und-sechtzigste psalm könig Davids: Ein psalm könig Davids, zum lied vor-zu-singen (K./G. 18,257). 86 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2300 = Ml. 6020 30. 9. 1566. Der siben-und-sechtzigst psalm: Ein psalmlied hoch-zu-singen auff seitenspil (K./G. 18,264). 40 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2094, 2135 = Mll. 6021 30. 9. 1566. Der acht-und-sechtzigst psalm. Ein psalmlied könig Davids, vor-zusingen (K./G. 18,266). 154 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3789 = Ml. 6022 1.  10. 1566. Der sibentzigiste psalm Davids, vor-zu-singen zur gedechtnuß (K./G. 18,275). 42 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1803 = Ml. 6023 2. 10. 1566. Der fünff-und-sibentzigst psalm und lied Assaphs, daß er nit umbköme (K./G. 18,294). 58 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2607 (verl.), 4529 = Mll. 6024 2. 10. 1566. Der sechs-und-sibentzigst psalm: Ein psalmlied Assaphs, auff seitenspil vor-zu-singen (K./G. 18,297). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2161 = Ml. 6025 3. 10. 1566. Der acht-und-sibentzigste psalm Assaphs: Ein unterweisung Assaphs (K./G. 18,304). 248 Vs. Die Treue Gottes in der Führung seines ungehorsamen Volkes. Q.: Ps 78.



Nr. 6045 

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6026 4. 10. 1566. Der ein-und-achtzigste psalm Assaphs, auff der githith vor-zu-singen (K./G. 18,320). 76 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2606 = Ml. 6027 4. 10. 1566. Der zwen-und-achtzigste psalm Assaphs (K./G. 18,323). 52 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2568 = Ml. 6028 5. 10. 1566. Der vier-und-achtzigst psalm (K./G. 18,330). 70 Vs. Sehnsucht nach dem Heiligtum. Q.: Ps 84. Inh. u. Q. wie KG 2602 (verl.) = Ml. 6029 5. 10. 1566. Der sieben-und-achtzigst psalm (K./G. 18,341). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 571, 791 = Mll. 6030 5. 10. 1566. Der drey-und-neuntzigste psalm (K./G. 18,365). 58 Vs. Inh. u. Q. wie KG 921 = Ml. Vgl. KG 4976 = Ml. 6031 5. 10. 1566. Der hundert-und-achte psalm. Ein psalmlied Davids (K./G. 18,422). 62 Vs. Inh. u. Q. wie KG 985 = Ml. 6032 5. 10. 1566. Der hundert-und-zehend psalm (K./G. 18,430). 66 Vs. Inh. u. Q. wie KG 723, 1809 (verl.) = Mll. 6033 5. 10. 1566. Der hundert-und-eilfft psalm. Halleluia (K./G. 18,433). 58 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2160, 4689 = Mll. 6034 6. 10. 1566. Der hundert-und-zwölffte psalm. Alleluia (K./G. 18,436). 64 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1235 = Ml. 6035 6. 10. 1566. Der hundert-und-dreyzehend psalm. Alleluia (K./G. 18,439). 44 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1159 = Ml. 6036 6. 10. 1566. Der hundert-und-vierzehende psalm (K./G. 18,441). 42 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4029 = Ml. 6037 7. 10. 1566. Der hundert-und-sibenzehend psalm (K./G. 18,451). 16 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2783 = Ml. 6038 7.  10. 1566. Der hundert-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,471). 42 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2445 = Ml. 6039 7.  10. 1566. Der hundert-und-zwey-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,476). 50 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2487 = Ml. 6040 7.  10. 1566. Der hundert-und-drey-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,478). 34 Vs. Inh. u. Q. wie KG 774 = Ml. 6041 8.  10. 1566. Der hundert-und-fünff-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,483). 46 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2146 = Ml. 6042 8. 10. 1566. Der hundert-und-sechs-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,485). 46 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1810 = Ml. 6043 8. 10. 1566. Der hundert-und-neun-und-zweintzigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,493). 46 Vs. Die Dränger Israels müssen zu Schanden werden. Q.: Ps 129. Vgl. KG 2488 (verl.) = Ml. 6044 8. 10. 1566. Der hundert-und-ein-und-dreissigst psalm (K./G. 18,498). 34 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2611 = Ml. 6045 9. 10. 1566. Der hunder-und-drey-und-dreissigst psalm. Ein lied Davids im höhern chor (K./G. 18,504). 32 Vs. Inh. u. Q. wie KG 241 = Ml.

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 1566

6046 9. 10. 1566. Der hunder-und-vier-und-dreissigst psalm. Ein lied im höhern chor (K./G. 18,506). 30 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2613 = Ml. 6047 9. 10. 1566. Der hundert-und-ein-und-viertzigst psalm könig Davids (K./G. 18,528). 70 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2001 = Ml. 6048 9.  10. 1566. Der hundert-und-zwen-und-viertzigst psalm könig Davids (K./G. 18,531). 54 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2174, 4335 = Mll. 6049 10. 10. 1566. Der hundert-und-vier-und-viertzigst psalm könig Davids (K./G. 18,537). 80 Vs. Bitte um Schutz und Segen Gottes für sein Volk. Q.: Ps 144. Vgl. KG 2608 (verl.) = Ml. 6050 10. 10. 1566. Der hundert-und-siben-und-viertzigst psalm (K./G. 18,547). 58 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2097 = Ml. 6051 10. 10. 1566. Der hundert-und-neun-und-viertzigst psalm. Halleluia (K./G. 18,553). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 122 = Lied und 1761 = Ml. 6052 10. 10. 1566. Der hundert-und-fünfftzigst psalm (K./G. 18,555). 38 Vs. Inh. u. Q. wie KG 512, 1193 = Ml und 1213 = Sg. 6053 17. 10. 1566. Ein niderlag des dürckischen kasisers zw der zeit Calixti des driten (K./G.  23,354). 54 Vs. Kurzer Bericht darüber, wie am Maria-Magdalena-Tag „1556“ [richtig: 1456], als Calixtus III. Papst war, von einem durch Joannes Capistranus auf­ gerufenen Heer, das schlecht bewaffnet war, aber unter der Fahne des Kreuzes kämpfte, beim Weißenburg zwischen Neser und Donau etwa 6000  Türken in die Flucht geschlagen wurden. Peschlues: Gott allein verhilft zum Sieg. 6054 23. 10. 1566. Der hundert-und-neunzehend psalm (K./G. 18,457). 428 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2196 = Lied. 6055 29. 10. 1566. Das 38 capitel Esaie (K./G. 15,220). 142 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1332 = Ml. Vgl. KG 4567 = Ml. 6056 30. 10. 1566. Das 55 cap. Esaie: Von der gütigkeit gottes (K./G. 15,227). 92 Vs. Inh. u. Q. wie KG 309 = Ml. 6057 30.  10. 1566. Das 39 capitel Esaie: König Hiskia mit den gesandten von Babel (K./G. 15,224). 100 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4284 = Ml. 6058 22. 11. 1566. [E] Die jünger Cristi sprechen: (K./G. 23,356). 20 Vs. Preis des Wirkens Christi und Bitte, dass er uns stark macht, unerschrocken trotz Verfolgung sein Wort zu verkünden, so dass wir ins ewige Leben eingehen. 6059 23.  11. 1566. [E] Schwanck: Der kram der narrenkappen (K./G.  21,304; G./D.  2, Nr. 374). 90 Vs. Eine oft den Partner wechselnde Frau schildert im Namen anderer, wie sie ihre Liebhaber zu Narren macht und zwingt, ihr alles nach Willen zu tun. Vernünf­ tiger wäre, sie würden heiraten, aber dazu sind sie zu töricht. Lit.: Baro 2011b, 163  f. 165–169; Gabaude 2014a, 37–39.



Nr. 6071 

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1567 1567 Sachs schreibt auf das letzte Blatt eines Exemplars von Bd. 1 der Folioausg., 2. Auflage (Nürnberg 1560): ich Hans Sachs schenck dis erste puech meiner gedicht meiner lieben ewirtin Barbara das sie das von meint wegen pehalt vnd darin les ir lem lang anno salutis im 1567 jar (Stadtbibliothek Nürnberg, olim Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen).

6060 6. 1. 1567. [E] Die pildnus Cristi (K./G. 23,357). 16 Vs. Nicephorus zeigt klar, wie Chris­ tus aussah. Kurze Beschreibung. 6061 Januar 1567. Meines Adam gedenck-daffel (K./G. 23,309). 28 Vs. Zunächst 16 Verse, in denen Adam Endres, , sagt, er sei am 14. 11. 1560 geboren und am 16. 1. 1567 unter größten Schmerzen am Blasenstein operiert worden, sei aber wieder schmerzfrei geworden. Sachs lässt ihn in 12 am 3. 7. 1568 hinzugefügten Versen von seinem Sterben am 2. 7. 1568 sprechen [mit Zusatz vom 3. 7. 1568]. 6062 15. 2. 1567. Das zwey-und-vierzigste capitel Jesus Syrach: Vil guter lehr und straff (K./G. 19,181). 128 Vs. Fluch der Gottlosen. Guter Name. Falsche und löbliche Scham. Von Frauen und Töchtern. Q.: Sir 41,8–42,14. Vgl. KG 2378, 2382 (verl.), 4486 (verl.) = Mll. und 5355, 5356 = Sgg. 6063 15. 2. 1567. Der spruch auf den edlen stain (K./G. 23,362). 4 Vs. Gott hat in die Edel­ steine gute Gaben eingepflanzt. 6064 18.  2. 1567. Reimen auf des Muffels kleinat (K./G.  23,363). 6 Vs. Die neun Musen wurden von neun Schwestern gehasst und beneidet, die in Elstern verwandelt wurden. Nur wer sie nicht beherrscht, feindet die Kunst an. Q.: Ov. Met. 5,300–678 (Wickram). Vgl. KG 2927 = Ml. 6065 19. 2. 1567. Ein andere vorred auff die sprüch könig Salomonis (K./G. 19,224). 50 Vs. Salomo lehrt hier junge Leute die Tugend, bezeichnet aber die lasterhaften Menschen als Narren. Vgl. KG 5878 = Sg. 6066 19. 2. 1567. Ein kurtze vorrede in das buch ecclesiastis, deß predigers Salomonis (K./G. 19,371). 50 Vs. Der Prediger Salomo bezeichnet alles Irdische als nichtig. 6067 20. 2. 1567. Das erste capitel deß predigers Salomonis, welchs zu latein ecclesiastes genenet wirdt. Weißheit lernen ist mühe (K./G. 19,373). 84 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2193 = Ml. 6068 20. 2. 1567. Das vierdt capitel ecclesiastis: Von allerley jammer unter den lebendigen (K./G. 19,384). 80 Vs. Der Arme ist ohne Trost, der Fleißige ohne Ruhe, selbst der König ist ohne Sicherheit. Q.: Pred 4,1–16. Vgl. KG 4518 (verl.) = Ml. 6069 20. 2. 1567. Das sechste capitel ecclesiastis: Von thorheit der reichen kargen u. s. w. (K./G. 19,390). 56 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3364 = Ml., aber hier zusätzlich 6,7–11. 6070 21.  2. 1567. Das sibende capitel ecclesiastis: Von allerley gebrechligkeit im menschlichen leben (K./G. 19,392). 130 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4519 = Ml., aber hier zusätzlich 7,16–29. 6071 21. 2. 1567. Das achte capitel ecclesiastis: Von gehorsam gegen gott und der obrigkeit u. s. w. (K./G.  19, 397). 92 Vs. Gehorsam gegen die Obrigkeit. Denen, die Gott fürchten, geht es wohl. Q.: Pred 8. Vgl. KG 4522 (verl.) = Ml.

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 1567

6072 21. 2. 1567. Das neundte capitel ecclesiastis: Man soll der gaben gottes mit freuden geniessen (K./G. 19,400). 120 Vs. Inh. u. Q. wie KG 4520, aber hier zusätzlich 9,1 und 9,11–18. 6073 22. 2. 1567. Das zehende capitel ecclesiastis. Vil guter trefflicher lehre (K./G. 23,404). 72 Vs. Weisheit und Torheit bei Hohen und Niederen. Q.: Pred 10,5–20. 6074 22. 2. 1567. Das eilffte capitel ecclesiastis: Vil guter trefflicher lehre (K./G. 23,407). 54 Vs. Früh säe deinen Samen! Q.: Pred 11,1–8. 6075 22. 3. 1567. Schwanck: Der vollen säw gefehrliche schiffart (K./G. 21,313; G./D. 2, Nr. 375). 82 Vs. Der Dichter lebte in seiner Jugend in Saus und Braus. Als er eines Tages feststellte, dass er verschuldet und ein Teil seines Erbes vergeudet war, schlief er ein. Er sah im Traum ein Schiff und darauf zwei fette Säue, die Würfel und Spielbretter bei sich hatten. Auf die Segel waren neun pauren-dreck gemalt, und die beiden Säue hatten als Siegel und Wappen zwei Kotbatzen auf einem Kissen sowie Bratwürste an Spießen als Waffen. Sie trieben ohne Ruder dahin und gingen unter, als ein Gewitter aufkam. Nach dem Erwachen ist dem Erzähler klar, dass ihm das Lotterleben ange­ zeigt wurde, in dem zurzeit die Jugend lebe und von dem sie sich zur Besserung bekeh­ ren müsse. 6076 14. 4. 1567. Reimen auf das silbren kleinat (K./G. 23,364). 12 Vs. 4 × 3 jeweils durch­ gereimte Verse: Venus setzt dem außerehelich Liebenden die Narrenkappe auf, Minerva setzt sie ihm ab, er bedroht Minerva mit dem Schwert, und im beschluß wird der Verliebte als blind und immun gegen alle Warnungen hingestellt. 6077 14. 4. 1567. [E] Reimen zw graff Niclas von Serin seiner contrafactur (K./G. 23,365). 27 Vs. Es sprechen in je 3 × 3 durchgereimten Versen der Graf und zwei seiner Traban­ ten, die die Festung Sigat gegen die Türken verteidigten und tapfer kämpfend im Kampf fielen. 6078 Ain kuen riterliche that von graff Nicklas von Serin in Ungern an dem Thuercken (K./G.  23,367). 14 Vs. Im August stieß von Serin bei Fünfkirchen auf tausend türkische Pferde. Er erbeutete den kostbar geschmückten Hengst des Obris­ ten, der dem Kaiser geschenkt wurde. 6079 9. 6. 1567. [E] Die 4 tail des jars (K./G. 23,368). 16 Vs. Die vier Jahreszeiten stellen sich in je vier durchgereimten Strophen vor. 6080 24. 6. 1567. Ein reim umb die guelden schewren (K./G. 23,369). 8 Vs. Der Sprecher Heinrich Walter schenkt die schewren [Becher] Heinrich Zobel und dessen Braut Ger­ traud, seiner Schwester, zur Hochzeit. 6081 5. 7. 1567. Das prawtlied von Linhard Göswein mit junckfraw Susanna Freidlin (K./G. 23,370). 5 Str. ababccbdede. Der Bräutigam preist sich glücklich, dass die Braut ihn vor allen anderen erwählt hat, wünscht sich nicht mehr von Gott, als die Ehe und Kindersegen mit ihr und gelobt ewige eheliche Treue [Die Anfangsbuchstaben der Stollen und des Abgesangs ergeben Susanna Freidlin]. 6082 17.  7. 1567. Reimen auf das silbern weinfeßlein (K./G.  23,372). 4 Vs. Wer das Fass anzapft, soll es in einem Zug leeren, damit man ihn einen Mann nennt – sonst kostet es ihn einen Zahn.



Nr. 6091 

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6083 18. 7. 1567. [E] Der egelmeyer (K./G. 21,318; G./D. 2, Nr. 376). 26 Vs. Selbstbeschreibung eines Narren, der Egel im Haar trägt und von Mücken umschwirrt ist. Ein Biedermann soll sich nicht mit ihm abgeben. Lit.: Gabaude 2016a.

6084 25.  7. 1567. [E] Der arm frawen-mon (K./G.  23,373). 20 Vs. Je zehn Verse Klage des Mannes, weil seine Frau ihn schlägt, obwohl er den ganzen Haushalt macht, und Beschimpfung durch das pös weib, weil er in seiner Faulheit ihr Heiratsgut vertan habe; dafür müsse er nun durch Hausarbeit und Schläge büßen. 6085 20.  8. 1567. Reimen auf die guelden scheuren-glocken. Der glocken-giesser ganczes geschlecht (K./G. 23,374). 24 Vs. Dies Trinkgefäß ist zur Erinnerung an die seit 300 Jahren tätigen Glockengießer in Form einer Glocke gemacht, und wenn es „geläutet“ wird und ein guter Freund da ist, soll er daraus aller glocken-gieser wegen trinken. 6086 30. 8. 1567. [E] Die zehen alter weiblich geschlechtes, zehen vogeln vergleichet (K./G. 23,375). 20 Vs. Mit 10 Jahren eine Wachtel, mit 20 eine Turteltaube, mit 30 stolz wie ein Pfau, mit 40 eine geschwätzige Elster, mit 50 eine haushälterische Henne, mit 60 ein Fischgeier, reich an Gut und Ehre, mit 70 eine Gans mit abnehmender Kraft, mit 80 eine Nachteule, mit 90 traurig wie eine Fledermaus, mit 100 begraben auf dem Friedhof als Rabenspeise. Lit.: Heger 1978, 616.

6087 9. 9. 1567. Epidaphium Hans Bastian, des jungen Leonröders (K./G. 23,376). 8 Vs. Hans Bastian, Sohn Philips von Leonrod, starb im Alter von 12 Wochen. 6088 22. 9. 1567. Reimen auf die silbren karthauna (K./G. 23,377). 4 Vs. Ich hais das wein­ geschos / gieb manchem man ain stos / das er am ruecken leit / wen er nit flewcht pey zeit. 6089 1. 10. 1567. [E] Der vol gefressig zapff (K./G. 21,319; G./D. 2, Nr. 377). 34 Vs. Selbstbe­ schreibung eines ganz dem Fressen und Saufen ergebenen Mannes, an dem Weinglä­ ser, Würste usw. hängen und dessen sewweiß man nicht lernen soll, um nicht in Schande zu geraten. 6090 12. 11. 1567. [E] Der tempel des grabs Cristi abconterfeit. Peschreibung (K./G. 23,378). 80 Vs. Beschreibung des Jerusalemer Tempels mit dem Grab Christi. Der christliche Pilger darf mit erlaubung der dürckischen obrikeit ihn und andere heilige Stätten, z.  B. den perge Calvarie, besichtigen. Q.: Bernhard von Breidenbach, Peregrinatio in terram sanctam (Ü. anonym), . 6091 1. 12. 1567. [E] Ain lobspruech der haubt-stat Wien in Osterreich (K./G. 23,304). 176 Vs. Herkunft des Namens, Stadtbeschreibung, Hervorhebung des theologischen Kol­ legiums, kurze Skizze der Organisation des Stadtregiments, dann etwas länger zur Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln. Kurz zur Eroberung der Stadt durch König Matthias von Ungarn 1477 und der Befreiung durch Maximilian, sehr ausführlich zur türkischen Belagerung 1529. Jetzt ist die Stadt besser befestigt als vorher, aber am besten durch Gottes Hilfe. Lit.: Sasse 2002; Classen 2009a, 584  f.

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6091a 8. 12. 1567. Die gluckhenn (Puschman, Kurze Amselweise). Inh. [Str. 1 und 2] u. Q. wie KG 162 = Ml., aber hier 23,37–39. Auslegung: Auch in Deutschland wird das Wort rein gelehrt, doch von den Gottlosen verfolgt. Gott wird den Verfolgern der Christen Unglück senden [Str. 3]. Weitere Q.: Jer 22,5; Ps 69,26.

1568 6092 17. 1. 1568. Ain schöns lied ainer erlichen junckfrawen in aignem thon mit irem namen in 5 puchstaben (K./G.  23,381). 5 Str. ababccdc. Der Sprecher bittet die Geliebte um ihr Jawort, damit seine Liebesschmerzen in der Ehe ein Ende finden [Die Anfangsbuchstaben der Strophen ergeben MARIA]. Lit.: Heinzmann 2001, 107  f. 195  f.

6093 20. 1. 1568. Ain schons junckfraw-lob an lieb und gmüet, zw singen im vorigen thon (K./G. 23,383). 6 Str. ababccdc. Der Sprecher lobt die Jungfrau an leib und gemüt und beruft sich auf Boccaccio, der ihm zustimmen würde. In der hinzugefügten sechs­ ten Strophe artikuliert er seine Hoffnung auf Zusammenleben mit der Geliebten für den Rest seines Lebens [Die Anfangsbuchstaben von Str. 1–5 ergeben MARIA]. Lit.: M. E. Müller 1985, 280  f.; Heinzmann 2001, 195  f.

6094 26. 1. 1568. Die reimen auf die 6 tuegent Bachi, des weingotes (K./G. 23,385). 24 Vs. Zunächst in sechs Zweizeilern Aufzählung der Folgen des Trunks verschiedener Weine, dann unter der Überschrift Nun die materi kurz pegriffen dasselbe in sechs Zweihebern. 6095 18. 2. 1568. Historia: Die geschicht keyser Maximiliani löblicher gedechtnuß mit dem alchamisten (K./G. 16,422). 138 Vs. Auf seiner Gesellenwanderschaft kam der Dichter auch nach Wels, wo Kaiser Maximilian Hof gehalten hatte. Zu diesem kam einmal ein Alchimist, den der Türhüter erst grob davonjagen wollte, den Maximilian aber dann einließ und dem er, weil er versprach, aus Kupfer Gold zu machen, eine Werkstatt mit allem von dem Mann verlangten Zubehör einrichten ließ. Dort sollte der Alchimist einen Monat lang ungestört arbeiten. Danach kam der Kaiser zur Besichti­ gung der Kunstwerke zu ihm, wurde aber gebeten, in drei Tagen wiederzukommen. Nach Verstreichen dieser Frist war der Mann heimlich davongegangen, und der Kaiser fand einen gülden kuchen […] zehn mark schwer, aus reinem Gold, und eine Inschrift besagte, dass der Mann aus dem mit Maximilian verfeindeten Venedig stammte. Er ließ ihn dann vergeblich suchen. So hörte der Dichter in Wels, wohin Maximilian später zurückkehrte; dieser starb dort mit 59 Jahren nach 33 Regierungsjahren. Vgl. KG 5894 = Sg. Lit.: Sasse 2002b, 36 A. 92.

6096 24. 2. 1568. Reimen auf den grosen wilkumb (K./G. 23,387). 6 Vs. Der grose wilkumb sagt, er erfreue alle ehrlichen Gäste, aber wenn einer zu oft komme, mache er den bumerlein-bumb und stoße ihn zu Boden.



Nr. 6101a 

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6097 26.  2. 1568. Die werck gottes sind alle gut, wer sie im geist erkennen thut (K./G. 15,550). 156 Vs. Der Dichter hat eine umfassende Ausbildung vom Trivium an bis zur Philosophie durchlaufen, Gedichte, Historien, eine Komödie verfasst, besitzt Reichtum, genießt Ehren, ist verheiratet, hat Kinder, wurde aber über alldem dünkel­ haft und dachte nicht daran, dass alles Gottes Gabe ist, bis der ihn plötzlich tief stürzte: Sein Gewissen schlug ihm, er wurde schwermütig, schlaflos, träumte wild usw. und fand dann endlich zu Gott und dem Bewusstsein, dass wir alle arme Sünder sind und Christus für uns am Kreuz gestorben ist. Lit.: Otten 1993, 297–299.

6098 20. 3. 1568. [E] Evangelium: Der schmal weg und enge pfort des ewigen lebens. Matth 7 (K./G. 15,319). 90 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2113 = Ml. Ausführliche Auslegung. 6099 26. 3. 1568. Das gesang der vollen brüder (K./G. 21,321; G./D. 2, Nr. 378). 52 Vs. Erst singen sie das gaudeamus, tönen von Wein und Völlerei, von Lastern usw., dann stellen sie auf einmal fest, dass sie verarmt sind, und mahnen einen Mann zur Mäßig­ keit, bis er ins ewige Leben eingeht. 6100 9. 4. 1568. [E] Die conterfactur zeigt an den fogel Merops mit gestalt, farben und natur, wie in Plinius und ander mer peschreiben (K./G. 23,440). 26 Vs. Beschrei­ bung des Vogels Merops mit der anschließenden Bemerkung, Gottes Geschöpfe seien mancherley und wunderpar. Q.: Plinius d. Ä., Naturalis historia 10,99 (Eppendorf). 6101 14.  4. 1568. Ain schons puelied ainer erlichen frawen mit aim namen in den anfengen (K./G. 23,311). 9 Str. ababcb. Nach der Beschreibung der Natur im Monat Mai bittet der Sprecher die Geliebte, sich nicht aufgrund von Gerüchten von ihm abzuwen­ den, da er im Grunde seines Herzens nur sie liebe. Er betont seine ehrlichen Absichten und wünscht ihr abschließend eine gute Nacht [Die Anfangsbuchstaben der Strophen ergeben MAGDALENA]. Lit.: Heinzmann 2001, 108–111.196–198.199  f.

6101a 1. 5. 1568. [E] Der triumphwagen Veneris, der göttin der lieb, mit all irer eigenschafft (K./G. 20,553). 140 Vs. Nach einer erklärenden Vorrede werden diejenigen, die am Triumphzug der Venus teilnehmen, jeweils in zwei Vs. charakterisiert: 1. Die vier hofierenden Fräulein: Liebesdienst, Hofieren, Dünkel, Geben. 2. Zehn Frauen mit Lorbeerkränzen: Schmeichelei, Reizung, Arglist, Vorwitz, Notzwang, böse gespil­ schaft, Müßiggang, Habgier, Unmäßigkeit, Höfflichkeit. 3. Acht Pferde, die die Eigen­ schaften der Liebe anzeigen: Wankelmut, Leichtfertigkeit, Schwermut, Traurigkeit, Mühseligkeit, Kühnheit, ungewisse Wollust, die vier Leiden klaffer, argwon, sehnen und meiden. 4. Die vier Räder am Triumphwagen: (1) Argwohn, Eifersucht, Neid, Hass, (2)  Zank, Streit, (3) unordentliches Leben, das zu Mangel und Armut führt, (4)  Schande, Ehebruch, Meineid, Diebstahl, Mord. Dann Venus: Sie bezwingt alle durch die vier Frauen. Dann Cupido: Wen sein Pfeil trifft, der wird nicht wieder heil. Dann die gefangenen zehn Tugenden: Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Weisheit, Wahrheit, Vorsicht, Emsigkeit, Demut, Scham, Keuschheit, Ehre. Sie klagen, dass viele Männer und Frauen sie verloren hätten; nur Gott könne helfen. Der beschluß: Es hilft nur eines: heiraten.

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6102 1. 6. 1568. Die reimen herzog Hansen und doctor Martins [Luther], so vor dem creucz paid knien (K./G. 23,314). 6 Vs. Sie bitten Gott um Erbarmen, weil sie seinet­ wegen Gefängnis, Schmach, Not, Acht und Bann erlitten. 6103 2.  6. 1568. Die reimen auf ein grabstain Wolff Canzingers. Hiob am 19 capitel (K./G.  23,315). 4 Vs. Weiß, dass sein Erlöser ihn zum ewigen Leben erwecken wird (Hiob 19). 6103a Auf den guelden schilling (K./G. 23,316). 4 Vs. Anfang der Geschichte von Isaaks Opferung [bricht ab]. 6103b 23. 6. 1568. In den geschenckten pecher Sigmund Feyerabent, so er aim erbern rat alhie schenckt (K./G.  23,317). 2 Vs. Sigmund Feyerabent mich vereret hat / hie einem erbern, weissen rat. 6104 7. 7. 1568. [E] Lanczknecht mit dem kes. Reimen (K./G. 23,388). 114 Vs. 12 „Szenen“ auf Bildern von Versen begleitet: 1. Dialog Landsknecht-Bäuerin: verlangt Käse von ihr, sonst will er ihr Hühner und Vieh aus den Ställen treiben. 2. Hauptmann zu Trabant: soll Geschütz zünden. 3. Landsknecht Fricz Stelczen-man: hat sein Bein bei Wasserburg verloren, muss auf einer Stelze gehen, aber eine Metze (die auch spricht) singt und tanzt für ihn. Dann stellen sich vor: 4. hacken-schüecz Partel Gartner, 5.  Lorencz Schlag-in-hauffen, der mit dem Schlachtschwert gegen die Böhmen gekämpft hat, 6. pfening-maister Jorg Schenck, 7. ein entlaufener Mönch, der mit gegen die Türken kämpfte, 8. Petter Fuchswild: nomen est omen, 9. Scharhans: hat mit der Hellebarde und beim Würfel- und Kartenspiel gekämpft, 10. Klas Wintergrün hält seinen Sohn Haincz zum Stehlen von Hühnern und Gänsen bei den Bauern an; dieser antwortet. 11. Eberlein Zecher redet vom Zechen, 12. Jeckel-Narr schildert seine Tätig­ keit als Hofnarr. Lit.: Gabaude 2011c, 174  f.

6105 9. 7. 1568. Ain puelied: Des puelers abschaiden mit 8 puchstaben (K./G. 23,392). 4 Str. abab ccc. Nach allgemeinen Überlegungen über das wankelmütige Glück schil­ dert der Sprecher seine schmerzvollen Erfahrungen. Da die von ihm umworbene Frau auch andere Verehrer hatte, verlässt er sie, was er trotz ihres Verhaltens bedauert [Die Anfangsbuchstaben der acht Stollen ergeben GEILERIN]. Lit.: Heinzmann 2001, 111–113.

6106 11. 7. 1568. Ein puelied: Des herczen clag, antwort und drost (K./G. 23,394). 8 Str. ababcc. Gespräch zwischen dem Liebhaber und seinem Herzen (je 1 Str.). Das Herz fühlt Schmerzen, da die Geliebte ihre Gefühle nicht zeige. Als der Liebhaber erklärt, dass die Geliebte auf ihre Ehre achten müsse und ihm bald ihre Liebe zuteilwürde, ist das Herz getröstet. In den beiden hinzugefügten Strophen wird kurz das Parisurteil angesprochen und die Geliebte getröstet. Lit.: Heinzmann 2001, 113–115.

6107 10. 8. 1568. Die reimen auf die zwo gülden schalen (K./G. 23,396). 8 Vs. Cornelius Gorcz schenkt seinem Bruder Arnold und der Braut Sibilla Mayerin zu ihrer Hochzeit am 20. 6. 1568 je eine Schale.



Nr. 6116 

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6108 11.  8. 1568. Reimen zu der gemalten histori an Peter Feiten pehawssung (K./G. 23,397). 16 Vs. Über die Siege des Aemilius Paullus in Hispania und über König Perseus und seinen Triumph. Er wurde dann wegen seines Glücks hart gemieden, starb an einer Krankheit und bestätigte so die Wechselhaftigkeit des Glücks. 6109 28. 8. 1568. [E] Ein gesprech, darin der dichter dem gefuersten abt zu Allerspach sein valete und leczen spruch dediciret (K./G. 23,318). 56 Vs. Der berühmte Maler [= Andreas Herneisen] kam zu Sachs, nachdem er für den gefürsteten Abt in Allers­ bach am Chor gemalt hatte. Er hatte dessen Frage, ob Sachs noch lebe, bejaht und wollte nun dem Abt etwas Schriftliches von dem Dichter bringen. Sachs gab ihm das gerade fertiggestellte Valete [= KG 5986a]. Lit.: Zander-Seidel 1994, 23; Schilling 2012, 126  f.

6110 13. 9. 1568. Ein dancksagung der glueckreichen gaben des erbern herren Hainrich Walters (K./G. 23,358). 34 Vs. Walter, geboren 1537 in Orssoy im Herzogtum Kleve, jetzt Nürnberger Bürger, dankt Gott für Gesundheit, Wohlstand, Ehren usw. und wünscht sich das ewige Leben. 6111 15.  9. 1568. [E] Wer den wagen spant hinten an, verdint schant und nachrew darfon (K./G. 23,360). 60 Vs. Der Wagen der Kindererziehung soll vorne angespannt werden, so dass die Kinder zu guten Menschen erzogen werden, nicht hinten, so dass sie zu lasterhaften Menschen heranwachsen. 6112 16. 9. 1568. Die ersten 22 puchstaben des herren namen ynnen-haben (K./G. 23,398). 22 Vs. Akrostichon Bartolomeus Reisneckher, der hier über sich, sein Verhältnis zu anderen und sein Gottvertrauen spricht. 6113 29. 9. 1568. [E] Ain lobspruech der stat Franckfurt (K./G. 23,399). 120 Vs. Erst Heleno­ polis, dann von den Franken Frankfurt genannt, wuchs und gedieh die Stadt kräftig unter kaiserlichem Schutz, weshalb es zweimal im Jahr eine Messe dort gibt. Nach der Beschreibung dessen, was dabei vorgeht, widmet der Dichter sich der Bedeutung ein­ zelner Kaiser für die Stadt: Ihnen verdankt sie, dass sie Stätte der Wahl des Herrschers durch die Kurfürsten ist, dass die Schwertmeister der Maxbruderschaft hier „geschla­ gen“ werden, dass hier seit 1495 das Kammergericht seinen Sitz hat. Am Schluss ist noch von der Belagerung Frankfurts durch Moricz von Sachsen und Albrecht die Rede; beide mussten abziehen. Lit.: Sasse 2002; Classen 2009a, 585  f.; Paintner 2010, 378–380.

6114 5. 10. 1568. Das epidaphium Endres Thüercke (K./G. 23,403). 5 Vs., alle Reime auf -eben. Er ertrank, wird aber in das ewige Leben eingehen. 6115 10. 10. 1568. Ain schon lied ainer thuegenthaften schönen junckfrawen mit irem namen der 9 puchstaben (K./G. 23,404). 9 Str. ababcb. Wenn anstelle von Paris der Sprecher die schönste Frau wählen könnte, würde er sich für seine Geliebte entschei­ den. Wie er darlegt, übertrifft sie die drei Göttinnen sogar in deren jeweils spezifischer Eigenschaft [Die Anfangsbuchstaben ergeben MAGDALENA]. Lit.: Heinzmann 2001, 115–117.196–198.199  f.

6116 13. 10. 1568. Ein ander erlich lied: Das lob ainer erlichen junckfrawen mit 9 puchstaben (K./G. 23,406). 9 Str. ababcc. Nach einer kurzen Erwähnung des Parisurteils

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lobt der Sprecher die Schönheit und Tugend der Geliebten und stellt sie über alle anderen Jungfrauen [Die Anfangsbuchstaben ergeben MAGDALENA]. Lit.: Heinzmann 2001, 117–119.196–198.199  f.

6117 22.  10. 1568. Reimen in die drey magelen, den kindern von irer anfrawen (K./G. 23,408). 9 Vs. = 3 Str. aaa. Niclas, Marten und Anna Miller danken ihrer ‚Ahnfrau‘ jeweils in einer dreizeiligen Str. für ein Trinkgeschirr (N.M., M.M.) und ein Becherlein (magolein) (A.M.). 6118 28. 10. 1568. Reimen auf die 3 hirsen-lewchter. Ret der got Abolo, der mit aim pogen darauf stet (K./G. 23,409). 8 Vs. Apollo hat die drei Hirsche geschossen, Leuch­ ter für den Saal daraus machen lassen, leiht sie nicht her, und wer nicht zu drängen aufhört, den schießt er mit seinem Pfeil. 6119 30. 10. 1568. Ain clag der harnisch-kamer (K./G. 23,410). 8 Vs. Sie klagt, weil viele Leute in sie hineinschauen, nichts hineinlegen, aber heraustragen wollen, was ihnen gefällt. So begehrt das menschliche Herz düeckisch fremdes Gut. 6120 18. 1. 1568. [E] Der kaufher mit dem pallen-pinder (K./G. 23,411). 16 Vs. Der Kaufherr sagt in 8 Vs. zum Ballenbinder, er solle ihm die Ballen für die Frankfurter Messe binden, und der ist in weiteren 8 Vs. gern bereit. 6121 20. 11. 1568. [E] Ein lobspruech der reichstat Nörlingen in Schwaben (K./G. 23,412). 96 Vs. Lediglich ein geschichtlicher Abriss von der Gründung Nördlingens durch Kaiser Tiberius 20 v. Chr. bis zu den großen Verlusten im stet-krieg, das Ganze unter dem Aspekt Wolfart und glüeck / mues dulden vil neydischer düeck. Lit.: Weisshaar-Kiem 1982, 56.267; R. Brandt 1992/93, 93  f.; Sasse 2002; Classen 2009a, 586  f.

6122 24. 11. 1568. Ain anfang aines puelers lied (K./G. 23,415). 3 Str. ababccb. Der Sprecher fleht zu Venus, Liebe zu ihm in der Geliebten zu erwecken, und zu dieser, endlich ihr Herz zu öffnen und ihn dadurch glücklich zu machen (Angesprochen wird M. = Mag­ dalena). Lit.: Heinzmann 2001, 119.

6123 26. 11. 1568. [E] Ain schön lied aines geselen mit ainer junckfrawen der lieb in franczosicher weis (K./G. 23,416). 7 Str. aabb ccdd eeffggg. Abwechselnd sprechen Liebhaber und Geliebte, er am Anfang und Schluss. Er bittet Venus, Cupido möge die umworbene Jungfrau treffen, so dass sie sich in ihn verliebe. Die 2. Strophe setzt das als erfolgt voraus. In den folgenden Strophen legt sie ihre Zweifel dar, die er zu zer­ streuen versucht, indem er seine Ehrlichkeit betont. Nachdem sie ihr Einverständnis gegeben hat, ist er glücklich [Die Anfangsbuchstaben von Stollen und Abgesang in den von der Geliebten gesprochenen Strophen ergeben MAGDALENA, die Buchstaben der Unterschrift, N.I.R.E.H.C.S.T.E.L., LETSCHERIN]. Lit.: Heinzmann 2001, 120–123.196–198.199  f.; Rettelbach 2005, 202  f.

6124 8. 12. 1568. Ain schön junckfraw-lob in franczösischer melodey mit 9 puchstaben (K./G. 23,420). 3 Str. aabb ccdd eeffggg. Der Sprecher lobt die Geliebte, insbesondere ihre Tugenden, und beschließt das Lied mit einem Neujahrsgruß [Die Anfangsbuch­ staben der Stollen und Abgesänge ergeben MAGDALENA]. Lit.: Heinzmann 2001, 196–198.199  f.



Nr. 6133 

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6125 9.  12. 1568. Reimen auf die credencz-messer des curfürsten von Sachsen (K./G. 23,422). 4 Vs. Gott seczt all obrikeit / das sie halt in der zeit / den frumen trewen schuecz / und straff der possen truecz. 6126 9. 12. 1568. Reimen auf das trinckschir der 2 strausen-ayer (K./G. 23,423). 6 Vs. Wer das Straußenei in einem Zug leert, den lobt der Hausherr. Lasst uns trinken und fröh­ lich sein! 6127 19. 12. 1568. Hochzeit-reimen. Der preutkam heist Casimirus, die praudt Elisabeth, paider namen verseczet (K./G. 23,424). 8 Vs. Casimirus preist die gegenseitige Liebe. Zeilenanfänge: Ca-E-Si-Li-Mi-Sa-Rüs-Beth, also „verschränktes“ Akrostichon. 6128 22. 12. 1568. Gottes schopfung aller creatur im anfang, auch unser eltern Adam und Eva schweren fal und austreibung aus dem paradies (K./G. 23,425). 48 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1581 = Sg., dann knappe christliche Auslegung. Vgl. 475, 989, 1512, 4624, 4722 = Mll. und 2921 = Trag. 6129 29. 12. 1568. Epidaphium herr Albrecht Graiczen (K./G. 23,427). 14 Vs. Zwei Inschrif­ ten (6 bzw. 8 Vs.) für den Diener und Rat des Herzogs von Braunschweig, gestorben am 29. 7. 1568 zu Goslar.

1569 6130 1. 1. 1569. Ein antwort ainer erlichen junckfraw ainem liebhabenden gesellen, der sich verhairat hat (K./G. 23,428). 3 Str. ababccdd. Die junge Frau bedauert die Tren­ nung von ihrem Liebhaber und wünscht ihm ein gutes neues Jahr [Die Anfangsbuch­ staben des ersten Stollens und des Abgesangs in Str. 1 und 2 und die der beiden Stollen und des Abgesangs in Str. 3 ergeben GOTHART]. Lit.: Heinzmann 2001, 123  f.

6131 Januar 1569. Der wunderpar traum von irdischer freud, woluest, pracht und reichtum und irem erschrocklichen ende (K./G. 23,429). 126 Vs. = 21 Str. aabccb. Inh. wie KG 323 = Ml., aber gekürzt. Lit.: Rettelbach 2019, 228  f.

6132 3. 1. 1569. Reimen auf die silbren kinds-lüedel (K./G. 23,434). 3 Vs. Gieb weisse milch den kinden klein / und den alten rotten welsch-wein, / darob paide dail frolich sein. 6133 15.  1. 1569. [E] Die reimen uber ain gancz kriegsfolck zw fues und zw roß (K./G. 23,435). 3 Vs. Vorspruch aaa + 5 Str. aabbcc. Wenn das Heer der Lehre des Dich­ ters folgt, wird es siegen. Es soll 1. der Obrigkeit gehorsam, 2. gerecht und dem Gemein­ nutz förderlich, 3. auf Gott vertrauend, 4. unschuldigen Menschen gegenüber scho­ nungsvoll und 5. Widerwärtigkeiten gegenüber geduldig und Gott dankbar sein. Lit.: Classen 2011, 536  f.

16. 1. 1569 Dem supplicirenden Veiten Haselman sol man zulassen, die angezeigten Hanns Saxen co­ medien zu spieln, doch erst auf lichtmes anzufahen. [RV = H 70]

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6134 20. 1. 1569. Ain fabel: Das augen-fewer (K./G. 23,322; G./D. 2, Nr. 379). 100 Vs. Inh. wie KG 1202 = Ml. 6135 20. 1. 1569. Die krebs im esel. Ain fabel (K./G. 23,437; G./D. 2, Nr. 380). 104 Vs. Inh. u. Q. wie KG 1657 = Ml. Vgl. 5642 = Sg. 6136 20. 1. 1569. Fabel vom bock, wolff und pferdt (K./G. 17,520; G./D. 2, Nr. 381). 100 Vs. Inh. u. Q. wie 807 = Ml. 6137 22. 1. 1569. Die 5 fabel Aviani: Der rüment frosch (K./G. 23,441; G./D. 2, Nr. 382). 26 Vs. Inh. u. Q. wie KG 3657 = Ml. Vgl. 4588 = Sg. 6138 23. 1. 1569. [E] Der paurßman, mit seinem werckzeug peklaidet (K./G. 23,442). 12 Vs. Er, der statt Kleidern sein Werkzeug trägt, zählt seine zahlreichen Tätigkeiten auf, für die er wenig Dank bekommt. 6139 19. 2. 1569. [E] Ein lobspruech und contrafactur Regenspurg, des heilligen römischen reichs freystat (K./G. 23,325). 100 Vs. Gegründet von Kaiser Tiberius, verfügt die Stadt über hohe Häuser, schlossartige Türme usw., vor allem aber über die stei­ nerne Brücke über die Donau, der keine in Deutschland gleicht. Karl der Große kämpfte hier gegen Tassilo und die Hunnen. Unter den fünf bayerischen Bischofs­ städten ragt Regensburg hervor, Böhmen gehörte einst zu seinem Bistum. Von den Kirchen und Klöstern wird St. Emmeram hervorgehoben. Zuletzt ist von Kaiser Maxi­ milians Schlacht gegen die Böhmen im Jahre 1504 die Rede. Lit.: Weisshaar-Kiem 1982, 56.311; R. Brandt 1992/93, 93; Dünninger 1998; Sasse 2002; Classen 2009a, 587–589.

6140 25.  2. 1569. Das reimen auf die guelden schewren. Künig David mit Batseba (K./G.  23,443). 24 Vs. Kurzfassung der Geschichte von David und Bathseba. Q.: 2Sam 11,1–12,14. Vgl. KG 319, 4714 = Mll., 572 = Sg. und 4420 = Trag. 6. 2. 1569 Veiten Fesselmann und seinen consorten sol man zulassen, uf den sontag reminiscere des Saxen gemachte comedia vom Theseo [= KG 5865] zu agirn. [RV = H 71]

6141 16.  3. 1569. [E] Der groben sew rocken-stueben (K./G.  23,444). 24 Vs. Die Säue beschreiben, wie unflätig sie in der Rockenstube Wolle spinnen. Solche Säue gibt es auch unter den Menschen. Gut, man mag Schwänke treiben, aber züchtig vor Kindern und Frauen. 6142 17. 3. 1569. [E] Ein lobspruch der stat Lünenburg und irer gelegenheit (K./G. 23,445). 94 Vs. Vor 300 Jahren gegründet, heißt die Stadt entweder nach lat. Luna oder – laut Albert Krantz  – nach dem Frauenkloster Luna, wurde besonders stark befestigt während der Hussitenkriege, hat drei Pfarrkirchen und drei Klöster und lebt vor allem vom Salzhandel. Lit.: R. Brandt 1992/93, 93; Sasse 2002; Classen 2009a, 589  f.

6143 19.  1. 1569. Ain schöns puelied ains geselln mit ainer junckfrawen. Klag und antwort mit aim verkerten namen (K./G. 23,448). 6 Str. ababcb. Es singen abwech­ selnd der Liebhaber und die Geliebte. Er versucht in Str. 1, 3 und 5, sie von seiner Liebe



Nr. 6151 

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zu überzeugen, sie weist ihn in Str. 2 und 4 zurück, nimmt seine Werbung aber in Str. 6 an, doch in eren allein. Lit.: Heinzmann 2001, 124–126.

6144 21. 3. 1569. [E] Die mechtig stat Lüebeck mit irem ursprung, handel und kriegen angezaigt (K./G. 23,450). 106 Vs. Nur ein Abriss der Stadtgeschichte von der Erbauung der Burg 1104 bis zur Einführung der Reformation durch Johann Bugenhagen und zu dem Krieg mit Holland und Dänmarck 1536, in dem die Stadt große Verluste erlitt; sie erholt sich aber allmählich. Lit.: Sasse 2002; Classen 2009a, 590  f.

6145 29.  3. 1569. [E] Die 12 frawen des alten testament, fon den die mender sind gedeuscht und petrogen worden (K./G. 23,453). 46 Vs. Kurzfassung der Geschichten von Eva, den Töchtern Lots, Rebekka, Rahel, Potiphars weib, Jael, Delila, Bathseba, Thamar, der Frau von Thekoa, Salomos Frauen und Judith in je 4 Versen mit dem beschluß, bei uns gebe es 12000 solche Frauen, und man solle sich vor ihnen hüten. 6146 23. 4. 1569. [E] Der faisten gens sorgfeltig clag auf den kunfting sant Mertens-tag (K./G. 23,456). 34 Vs. Am Abend vor Martini hört der Dichter, wie die Gänse über das sie am nächsten Tag erwartende Schicksal klagen und wie ein Fuchs, der mit dem Fuchsschwanz läutet, ihnen sagt, sie würden morgen doch manchen Menschen erfreuen. 6147 25. 4. 1569. [E] Der zanprecher (K./G. 23,458). 78 Vs. Außer dem Zahnbrecher sprechen über sich und ihre Tätigkeit der Sackpfeifer, die spinerin im korb, der doctor-frosch und der singent ochs. 6148 25. 4. 1569. [E] Der gefangen leb von frawen-lieb (K./G. 23,461). 74 Vs. Acht Frauen rühmen sich in je 8 Vs. ihrer alles besiegenden Weiblichkeit, die auch einen Löwen zu bezwingen vermag. Den beschluß spricht der Löwe: Er macht mit bei dieser Liebe. Sollten diese Frauen aber untreu werden, will er heiraten. 6149 30. 4. 1569. [E] Contrafactur Hamburg, der namhaften stat in Sachsen an der Elb, sampt irem pistum und regiment (K./G.  23,464). 120 Vs. Nur zu der von Albert Krantz behaupteten Ableitung des Namens von Hamon, der während des Krieges Dänemarks gegen Sachsen im Zweikampf einen Dänen besiegte, und dann zur Stadt­ geschichte von der Gründung des Erzbistums Hamburg durch Karl den Großen 801 bis zur Christenverfolgung durch die Vandalen 1066. Jetzt sitzt der Erzbischof in Bremen, und der Dichter wünscht zum Abschluss Einigkeit unter allen Geistlichen. Lit.: R. Brandt 1992/93, 93; Sasse 2002; Classen 2009a, 591.

6150 7. 5. 1569. Vergleichung des menschen-leben diser zeit mit der sunnen schein auf erden weit (K./G. 23,468). 24 Vs. In je 6 Vs. für Osten, Süden, Westen und Norden wird der jeweilige Stand der Sonne und ihre Wirkung mit den menschlichen Altersstufen Jugend, Reife mit Vernunft, Alter, Krankheit und Tod verglichen. 6151 14. 5. 1569. Romana, die seugent dochter (K./G. 23,470). 62 Vs. Romanas Mutter wird wegen einer Untat zum Tode verurteilt, soll aber, da sie von vornehmem Stand ist, heimlich im Gefängnis vom Kerkermeister hingerichtet werden. Dieser möchte nicht Hand an sie legen und will sie deswegen verhungern lassen. Aber die Tochter, die

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gerade geboren hat, gewinnt ihn dazu, die Mutter besuchen zu dürfen, und sie nährt diese mit Muttermilch. Als der Gefängniswärter das herausbekommt, meldet er es dem Senat, und dieser begnadigt die Mutter. Solche Liebe zu den Eltern gab es einst, während die heutigen Kinder sich nur für das Geld und Gut ihrer Eltern interessieren. Q.: Giovanni Boccaccio, De claris mulieribus, Nr.  65 (64 Steinhöwel). Vgl. KG 2738 (verl.) = Ml. Lit.: Dallapiazza 2000; Dallapiazza 2012, 112.

6152 20.  5. 1569. Ain gepet, aus dem driten psalmen künig David gezogen, als in Absalom, sein sun, verjackt (K./G. 23,472). 6 Vs. Q.: Ps 3,2–5. Vgl. KG 1744 = Ml. und 5597 = Sg. 6153 20. 5. 1569. Ain gepet aus dem 18 psalm David, da in got von all seinen feinden erlösset hat (K./G. 23, 473). 6 Vs. Inh. u. Q. wie KG 2594 = Ml., 5968 = Sg. Lit.: Heger 1978, 233.

6154 21. 5. 1569. Reimen auf ain silbren pecher (K./G. 23,474). 6 Vs. Lazarus Engelhart und seine Frau Felicitas schenken den Becher ihrem Schwager Mathes Praun und dessen Frau Anna. 6155 24. 6. 1569. Reimen auf die verguelten schüessel (K./G. 23,475). 4 Vs. Paris wählte Liebe statt Weisheit und Reichtum. Das brachte ihm Unglück. Lit.: A. Roth 2016, 279.

6156 9. 8. 1569. Reimen in das haus (K./G. 23,476). 18 Vs. Preis der Gottesfurcht. Hausfrau und Hausherr sollen das Gesinde beaufsichtigen. Q.: Sir 1,20  f; 19,21; 40,26. 6157 18. 8. 1569. Das epidaphium Ursula Korenpergerin (K./G. 23,477). 26 Vs. Am 29. 6. 1569 starb Ursula Kornbergerin, die Frau Bartel Kornbergers, des Verwalters von Kloster Heilsbronn, nachdem sie 12 Jahre lang mit großer Geduld heftige Schmerzen erlitten hatte, in Gundelsheim bei Bretten. Gott möge ihr wie uns allen das ewige Leben schenken. 6158 30. 8. 1569. Auf die geschenckten gülden schewren (K./G. 23,478). 6 Vs. Lucas, David und Maria Mayer, Michael Mayers Witwe, schenken Jörg Vitel und seiner Frau Lucia, Tochter Mathes Hangens, die dopelt drinckgeschir/ Zu gedechtnus und zu ainer zier. 2. 9. 1569 Linharten Heußler sol man um sein bit zulassen, die opera Hannsen Saxen, weil die under der preß, volligs außzutrucken, doch das er daneben ander nichts auflege und nach verrichtem werk des truckens allerdings müssig stehe. [RV = H 72]

6159 Oktober 1569. Der geschencket pecher von den 12 junckhern (K./G. 23,479). 4 Vs. Die 12 vorweg namentlich genannten Jungherren schenken den Becher Jörg Rueger, dem jungen Ehemann, und seiner Frau. 6160 28. 10. 1569. Der gros silbren schaw-groschen (K./G. 23,480). 56 Vs. Am 17. 9. 1569 wurde Sigmund Haller von seiner Frau Helena, geb. Örtlin, ein Sohn geboren, der auf den Namen Clemens getauft wurde und dem sein Gevatter, der bekannte Barbier Peter von Hausen, einen Silbergroschen schenkte und die Nativität stellte: Die Sterne ver­ heißen dem Kind nur Gutes.



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1570 6160a 1570. [E] Das Wunder Thier ist Ziraffo genandt. Vgl. K./G. 23,494,16–20 und Röttin­ ger 1927, 95. [verl.]

1571 6161 1571. Reimen von zwayerley gesten, gueten und pössen (K./G. 23,482). 8 Vs., alle auf -ein. Dem Sprecher sind Gäste lieb, die mäßig trinken und fröhlich sind, und man ist noch fröhlicher, wenn solche, die zanken und greinen und füellen sich wie wilde schwein, nicht erscheinen. Lit.: Heger 1978, 616  f.

1572 6162 3. 10. 1572. Epidavium und clagred der erbern und duegenthaften frawen Dorothea ob dem abschied ires lieben gemahel und herren, herr Jeronimus im-hoff, mein leczt gedicht (K./G. 23,483). 24 Vs. Die Witwe Dorothea Imhoff klagt über den Verlust ihres Mannes, der immer gut zu ihr war, und wünscht sich den Tod. 6163 30.  10. 1572. Ein zuecht-spruech meiner lieben hausfrawen Barbara Sechsin (K./G. 23,484). 5 Vs. Mensch, hab gedueldt in dem elent / wen dir got her auff erden sent / durch sein vetterlich, guetig hent / due bus und dich von sünden went, / so nembts ein cristlich, selig ent. [Auf der Innenseite des Buchdeckels von SG 18]. Lit.: Heger 1978, 617.

6164 18. 11. 1572. Das geschencket glas (K./G. 23,485). 6 Vs. Niclas Goswein schenkt Hans Pfinzing das Weinglas, damit er es aus dem großen Fass fülle, oft seine Gäste erfreue und an ihn denke. 6165 21. 10. 1572. [E] Der reich gefüerst abt mit seinen haubtleutten und ritmaistern. Ain gesprech (K./G. 23,486). 80 Vs. Die Chorherren des Fürstabtes sagen, wer sie sind und was sie tun. 17 Männer sprechen je vier Verse: Hauptmann, Rittmeister, Chorherr, Kellner, Hofkoch, ein weiterer Rittmeister, ein weiterer Chorherr, ein weiterer Ritt­ meister, Doppelsöldner, Hofmeister, Kriegsmann, Fähnrich, ein weiterer Hauptmann, Rottmeister, einer von Adel, Schatzmeister, Heertrompeter. Am Schluss dankt der Abt Gott für seinen Schutz. 6166 [E] Des dürckischen kaiser hoffgesind, herren und frawen sampt iren pefelch und emptern (K./G. 23,490). 120 Vs. Vorspruch und 25 Vierzeiler: 1. Kaiser Solim. 2. Oberpriester. 3. Christlicher Priester für Christen am Hof. 4.–16. Verschiedene männliche Bedienstete, z.  T. im Militärdienst. 17. Wie man die Braut heimführt. 18.–22. Verschiedene Gruppen von Frauen (z.  B. griechische). 23. Der Kaiser zu Pferd. 24. Der christliche Patriarch. 25. Eine Giraffe. Lit.: Ackermann/Nöcker 2009, 459–464.491–497.

1058 

 1573

1573 6167 10. 2. 1573. Schwanck: Des schäfers warzeichen (K./G. 21,325; G./D. 2, Nr. 383). 64 Vs. Als der Krämer Hans Appol von Mainz nach Frankfurt zur Messe reisen will, bitten ihn mehrere Nachbarn, dies und das mitzubringen. Sie schreiben es auf Zettel, aber nur einer denkt ans Bezahlen: der Schäfer, der ihm für den Kauf einer Sackpfeife einen Joachimstaler gibt. Nach der Landung des Schiffs legt Appol beim Ausladen seiner Ware die Zettel auf einen Haufen, ein Wind trägt sie alle weg bis auf den, welchen der Joachimstaler beschwert. Der beschluß: Also, wer etwas mitgebracht haben will, denke an den Joachimstaler! 6168 19. 3. 1573. Lobspruech der cristlichen confession zw Augspurg, peschlossen im 1530 jar. Den cristlichen glaüben erklert Leonhart Deffner v. Wiesenpurg (K./G. 23,495). 16 Vs. Lob der Augsburger Konfession [Akrostichon LEONHART DEFNER v. W]. Das letzte Gedicht in SG 18: 6169 15.  5. 1573. [E] Das new fenlein deutscher lanczknecht (K./G.  23,496). 84 Vs. Es stellen sich in jeweils 8 Vs. vor: Hauptmann, Trabant, die Büchsen, die Spielleute, der Fähnrich, der Doppelsöldner und die gemeinen Knechte sowie in 16 Vs. der hueren­ waybel. Seine letzten Worte: Derhalb pesser fried und sig / den pluetfergiessen oder krieg. / den geb uns got, das frid erwachs / hie und dort ewig, wünscht Hans Sachs. Vgl. KG 533 (verl.) = Sg. Lit.: Gabaude 2011c, 176; Blosen/Pors 2016.

19. 1. 1576 Hans Sachs stirbt in Nürnberg. 20. 1. 1576 Auf Veit Fesselmans bei dem jungeren herren burgermaister beschehens anpringen, wie Hanns Sachs gestern abends mit tod abgangen, welcher noch etliche gedicht und sonderlich zwen pasquillos, ainen von dem schloß Plassenburg [= KG 4415] und den andern von Hohenlandsperg hinder sich gelassen haben soll, die bißher nicht an tag kommen, auch nicht gut were, das solche weiter gebracht wurden, soll man gedachts Sachsen erben beschicken und, was für gedicht der Sachß hinderlassen, zu meiner herren handen erfordern. [RV = H 75] 21. 1. 1576 Hans Sachs wird auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Eintrag im Ratstotenbuch: Pfarr Sebaldi monats januarii 1576 21. Gestorben ist Hannß Sachs, der alte teutsche Poet. Gott verley im und uns ein fröhliche urstet. [H 8c]

1 Numerische Übersicht über die Texte a) Gesamtzahl Jahr

Lieder Mll. Sgg. Fspp. Tr./Co. PD

Jahr

1513 1514 1515 1516 1517 1518 1519

24

1520 1523 1524 1525 1526 1527 1528 1529 1530 1531 1532 1533 1534 1535 1536 1537 1538 1539 1540 1541 1542 1543 1544

1

1545 1546 1547 1548 1549 1550 1551 1552 1553 1554 1555 1556 1557 1558 1559 1560 1561 1562 1563 1564 1565 1566 1567 1568 1569 1570 1571 1572 1573

1

8 14 1 3 2 2

2 1

1 1 1

4 4 12 10 10 6 3 1

18 57 85 58 41 72 51 18 9 25 33 49 38 33 70 86 49 75 246

2 1 1

1 4 1 4 6 6 7 19 39 15 13 23 13 15 8 10 30 24 30 10 23 28

1 1

4

1

1 1

2 3

3 3 2 1 1 1

2 2 2

2

https://doi.org/10.1515/9783110657289-010

Lieder Mll. Sgg. Fspp. Tr./Co. PD 1 1 2 1 1 1 2

2 1

2 2 1 10 2

308 34 246 20 344 23 417 32 177 5 239 34 212 2 200 10 251 25 298 14 196 31 155 23 24 58 29 133 18 93 4 14 2 8 187 220 1 52 1 73 84 1 31 31 29 1 1 5 3

1

1 8 11 6 15 10 2 3 4 1 4 2

3 2 1 3 4 5 11 8 11 3 10 17 12 7 7 4 1 1 2 2

1

1

1062 

 Anhang

b) verlorene Texte 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 54, 58a, 182a, 451, 518, 520, 524, 527, 533, 535, 537, 652, 653, 695a, 729, 838, 1237, 1254, 1266, 1278, 1283, 1312, 1314, 1319, 1326, 1342, 1353, 1355, 1361, 1367, 1368, 1375, 1377, 1384, 1386, 1398, 1403, 1412, 1417, 1422, 1426, 1445, 1449, 1450, 1453, 1454, 1463, 1464, 1474, 1477, 1494, 1495, 1510, 1511, 1525, 1535, 1539, 1541, 1566, 1571, 1572, 1573, 1574, 1585, 1588, 1601, 1602, 1611, 1634, 1638, 1651, 1652, 1655, 1665, 1667, 1670, 1676, 1685, 1722, 1727, 1728, 1731, 1743, 1745, 1748, 1749, 1756, 1762, 1763, 1768, 1775, 1776, 1780, 1786, 1788, 1796, 1806, 1809, 1820, 1821, 1828, 1830, 1836, 1839, 1847, 1851, 1853, 1867, 1873, 2200, 2205, 2208, 2209, 2210, 2213, 2215, 2216, 2220, 2240, 2249, 2257, 2263, 2269, 2286, 2290, 2293, 2302, 2311, 2331, 2338, 2339, 2340, 2358, 2359, 2373, 2375, 2382, 2384, 2389, 2392, 2395, 2398, 2410, 2426, 2428, 2446, 2450, 2455, 2464, 2467, 2475, 2478, 2485, 2486, 2488, 2494, 2495, 2496, 2497, 2498, 2509, 2519, 2525, 2540, 2541, 2552, 2557, 2579, 2586, 2599, 2601, 2602, 2607, 2608, 2615, 2623, 2626, 2629, 2639, 2643, 2644, 2646, 2647, 2649, 2652, 2654, 2664, 2665, 2670, 2674, 2685, 2687, 2690, (2695), 2697, 2699, 2701, 2706, 2715, 2722, 2731, 2734, 2738, 2745, 2747, 2749, 2758, 2766, 2772, 2779, 2785, 2787, 2792, 2796, 2805, 2807, 2821, 2825, 2827, 2829, 2830, 2832, 2833, (2835), 2836, 2847, 2856, 2857, 2863, 2865, 2867, 2871, 2873, 2897, 2910, 2916, 2918, 2931, 2955, 2960, 2977, 2981, 2985, 2986, 2988, 2990, 2991, 2995, 3001, 3007, 3011, 3013, 3026, 3029, 3034, 3037, 3038, 3046, 3048, 3067, 3068, 3070, 3080, 3085, 3087, 3089, 3090, 3091, 3095, 3111, 3113, 3119, 3132, 3147, 3149, 3153, 3155, 3158, 3162, 3181, 3184, 3192, 3194, 3212, 3213, 3246, 3247, 3249, 3260, 3263, 3264, 3269, 3274, 3277, 3280/81, 3282, 3286, 3290, 3314, 3322, 3326, 3329, 3331, 3338, 3340, 3342, 3352, 3353, 3354, 3366, 3371, 3379, 3388, 3390, 3391, 3396, 3403, 3420, 3429, 3438, 3444, 3447, 3448, 3450, 3453, 3504, 3618, 3665, 3674, 3842, 3855, 3872, 3912, 3953, 3992, 4043, 4113, 4199, 4202, 4203, 4207, 4210, 4213, 4224, 4225, 4227, 4229, 4230, 4231, 4232, 4234, 4235, 4236, 4237, 4238, 4239, 4242, 4252, 4258, 4264, 4266, 4271, 4273, 4277, 4289, 4291, 4294, 4296, 4298, 4302, 4310, 4313, 4314, 4315, 4321, 4325, 4327, 4328, 4336, 4338, 4340, 4344, 4349, 4353, 4354, 4360, 4365, 4372, 4373, 4375, 4377, 4383, 4385, 4386, 4387, 4409, 4411, 4420, 4428, 4429, 4431, 4435, 4436, 4437, 4441, 4448, 4451, 4458, 4463, 4464, 4465, 4478, 4486, 4497, 4506, 4507, 4512, 4513, 4518, 4522, 4527, 4536, 4538, 4539a, 4541, 4542, 4543, 4544, 4545, 4549, 4555, 4558, 4561, 4562, 4563, 4569, 4573, 4574, 4575, 4576, 4577, 4581, 5449, 5516, 5535, 5628a, 5629, 5865, 5875, 5876, 5877, 5880, 5881, 5882, 5883, 5884, 5885, 5886, 5887, 5888, 5889, 5890, 5891, 5893, 5896, 5900, 5901, 5902, 5903, 5904, 5905, 5906, 5908, 5910, 5911, 5914, 5915, 5923, 5941, 5942, 6160.



Numerische Übersicht über die Texte 

 1063

c) Auswertung Als Werke des Hans Sachs zu gelten haben

91 Lieder 4286 bzw. 4284 (s.  u.) Meisterlieder 1609 Spruchgedichte 85 Fastnachtspiele 126 tragedi/comedi 6 Prosadialoge

Das ergibt insgesamt 6203 bzw. 6201 Werke, von denen 503 bzw. 501 verloren sind. Keller/Goetze, die sich bei ihrer Katalogisierung auf Sachs’ Generalregister (Reprint: Hahn 1986) stützen, zählen in Bd. 25, S. 654 unter Berücksichtigung der a-Nummern, die zu ihrer Gesamtzahl 6169 hinzuzurechnen sind, sowie der Doppelnummern 2964/5, 3280/81, 5546ab und 5839/40 zunächst 6200 Werke. In Bd. 26, S. 398 ergänzen sie Nr. 5986a und 6091a, zählen also 6202 Werke. Sie haben aber übersehen, dass der von ihnen in Bd. 20, S. 553–558 abgedruckte Text als Nr. 6101a zu zählen gewesen wäre, und so kämen wir mit ihnen auf insgesamt 6203 Werke. Röttinger 1927 ergänzt überzeugend Nr.  352a, 352b, 352c, 415a, 695a, 1199a, 5914a, 5914b und 6160a, was eine Gesamtzahl von 6212 Werken ergäbe. Das RSM weist jedoch nach, dass die als KG 1733, 1734, 1782, 1791, 2227, 2363, 2366 und 3397 gezählten Mll. nicht existierten und hält das Ml. KG 2695 für „vermutlich“ identisch mit 2685 sowie das Ml. KG 2835 für „möglicherweise“ identisch mit 2467. So kommt man auf 6203 oder „vermutlich“/ „möglicherweise“ 6201 Werke. Von diesen 6203 bzw. 6201 Werken behandeln, soweit bisher erkennbar, 1762, also mindestens 27,5 %, jeweils ein Thema, das sie mit einem weiteren Werk oder sogar mehreren weiteren Werken gemeinsam haben; dabei erstreckt sich die Bandbreite der stofflichen Verwandtschaft zwischen zwei Texten von der nahezu wortwörtlichen Übereinstimmung  – diese besteht meist zwischen den im Rosenton verfassten Meisterliedern und den entsprechenden Spruchgedichten, die Sachs nicht selten anschließend schrieb – über die Erweiterung durch Ausschmückung von Details und/oder Zusätze bis zu denkbar freien Adaptionen der vorgegebenen Motive bzw. Gedanken. Unter inhaltlichem Aspekt reduziert sich also die Gesamtzahl von 6203 bzw. 6201 Werken auf 4663 bzw. 4661 thematisch unterschiedliche Texte.

2 Quellen 2.1 Altes und Neues Testament Sachs benutzte als Vorlagen Martin Luthers Übersetzung des NT, vermutlich eine der beiden Ausgaben von 1522 (VD16 B 4318 und 4319), ferner die seit 1523 sukzessive publizierten Übersetzungen von Büchern des AT; die vollständige Bibel erschien in Wittenberg 1534 (VD16 B 2694). Im Repertorium wird in der Regel nur jeweils die Hauptquelle aufgeführt, also keine weitere von Sachs berücksichtigte Bibelstelle, und nur das jeweilige Kapitel, nicht der Paragraph („Vers“) genannt. Für die Mll. gibt RSM Bd. 16,261–330 erschöpfende Auskunft, und von dort sind die Abkürzungen für die einzelnen Bücher der Bibel übernommen. Hier und in Abschnitt 2.2 folgen auf die fett gedruckte Textstelle, die Sachs bearbeitete, recte die KG-Nummern. Steht eine solche Zahl in eckigen Klammern, ist die Sachs-Version verloren, aber ihr Hauptthema kann erschlossen werden. Auch das gilt gleichfalls für 2.2 sowie alle weiteren Abschnitte des Anhangs.

AT 1Mose:1–3 475, 1512, 1581, 2921, 4722, 6128 2 1419, 2436 3 475, 989, 1581, 2921, 4624, 6128 4 235, 3783, 4245, 4963 5 2415 6–8 124, 5527 6  f. 4204 Str. 1 7 5527 8 [2340] 9 228, 1521, 1822, 2108 11 269, 2898, 5287 12 2472 13 2416 14 2204 15 2580 16–22 5256 16 491, 1200, 1650 17 227, 2818 18–22 4243, 6103a 18 1643, 2417, 4243, 5376 19 117, 331, 1590, 1591, 4204 Str. 2, 5256, 5527 20 1393, 3619, 3712 21 491, 1200, 1650 22 150, 221, 232, 1615, 1925, 3545, 3892, 4243, 4290 23 2418 24 1540 25 3215 26 1444, 1752, 2561 27 1166, [1602], 3215 28 266, 268, 1774, 2429, 3215 29 1636 30 1645, 4931 32 1371, [1652], 5474 33 1693, 3215 34 222, 4674, 5286 35 293, 1644, 3215, 5640 37 1315, 1599, 4270, 4646 38 294 39–41 233 39 1598, 4270 40 1632 41 381 Str. 1, 1606, 4270 42–46 1315 42 2767 43 3204, 5478 44–45 1706, 2939 46 1712 47 2945 48 2768, 5523 49 1017 50 1705, 1767. 2Mose: 1–14 3578 1  f. 3968 1 1800, 3968 2 339, 1804, 3968, 5094 3 911 4 910, 5283 5  f. 3254 6–14 4204 Str. 3 6 3459 7–12 4226, 5528 7  f. 1264 7 1708 8 1709, 2233 9 1707, 1994, 4510 10 1265, 2117 11 3356, 5528 12 [1278], 1349, 4537, 5276 13 3279, 3784 14  f. 171 14 339, 604, 4226, 5528 15 3614, 5273 16 [1601] 17 345, 3330, 3385 18 330 19  f. 244 19 1531 20 4951 23 2590 24 1637, 2591 25 2345 32 625, 2591 33 3355, 4613 34 1700, 4647. 3Mose: 3 3987 10 3271, [4527] 11 2562 16 223, 229, 1057, 5278 18 3654 20 4137 23 4358, 5475 24 444, 669 26 [3212]. 4Mose: 1 3785, 4663, 5521 5 592, 5759 10 4580 11 398, 998, 2704, 3107, 3807, 4017, 4640 12 [1611] 13  f. 1610 15 626, 692 16  f. 1359 17 513, 3695, 4644 20 917, 3948, 4662, 5000, 5252 21 332, 677, 2694, 3626, 5253 22  f. 1616 25 620, 964 27 3575 31 [1867] 33 3369. 5Mose: 1 4434 2 3242 4 4195 5 3617 6 3909 7 3770 8 4103 9 1437 10 3771 11 4196 17 [4372] 18 4102 19 1869 20 1002, 5282 21 1142, 2434 22 4425, 5403 24 3786 27 2424, [4465] 28 4470 31 [4373] 32 3921 34 2588. Jos: 4191 Str. 1 1–11 5002 1 4028 2–7 324, 933, 1784, 2022, 3681, 4028, 4268 2 [1384] 3  f. 2022, 2245, 3681 5 1784, 4533 7 933, 934 8 [2836] 9 4853 10 672, 4490 11 1814, 4135 15 4144 20 4390 22 2838 23 3127. Ri: 1 442, 4565, 5531 2 2362 3 430, 445, 4145, 4984 4 334 Str. 1, [1873], 4830 4  f. 5067 6–8 4833 6  f. 4191 Str. 2 6 345, 1701, 2182, 2851, 4833 7 173, 678, 1896 8 2852 9 402, 4657 10  f. 1157, 2007, 3419, 3468, 4200 Str. 1, 4484, 4708, 4820 12 2365, 4635 13–16 4834 13 3380, 4834 14 948, 2183, 4620, 5017 15 201, [1319], 2394, 4200 Str. 2, 4627, 5479 16 214, 255, 380 Str. 1, 381 Str. https://doi.org/10.1515/9783110657289-011

Quellen 

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2, 440, 929, 930, 2400, 2618, 3986, 4200 Str. 2, 4201 Str. 1, 4617 18 4147 19–21 4806 19 931 20  f. 3808 20 932, 4806. Rut: 1–4 2516. 1Sam: 1–4 4198 2 446, 528, 3016, 4198, 4710 3 528, 3016 4 446, 528, 3383, 3870, 4198, 4710, 4711 5 447, 3382 6 3720 7 2077 8 1247, 4713 10 [2428] 11  f. 4220 11 553, 4823 12 3745, 4712 13 3778 14 551, 3576, 4200 Str. 3 15–22 5078 15 1292 16–31 779 16 1699, 2350, 4670, 5078 17  f. 4782 17 688, 4251 Str. 1, 4658 18–24 4251 Str. 2 18 1648, 1985, 3727 19 313, 582, 3712, 4241, 4915 20 982, 2169 21  f. 574, 2556, 4251 23 443, 2251, 4760, 4768 24 199, 1849, 5079 25 [1266], 3712, 3715, 3960 26–31 5079 26 338 27 3854, 5079 28 577, 5079 29 3816 30 986 31 321, 3136, 5079. 2Sam: 1 3137, 4773, 5079 2–5 3753 2 [2835] 3 1438, 3715, 4475 4 322, 4477 5 987 6 2834, 3588, 4975, 5463 7 2444 8 3817 9 3557, 5086 10 1451, 4861 11  f. 319, 572, 4220, 4714, 6140 11 572, 4714, 6140 12 1520 13–19 3402, 3693 13 326, 3693, 4675, 4714, 4905, 5491, [5882] 14 4787 15–18 4251 15 580 16  f. 2202 16 315, 5492 18 314, 2391, 4639, 4714, 4715 19 4781 20 968 21 1431, 4547 23 1201, 3997. 1Kön: 1  f. 2451 1 3456, 3777, 5464 2 2452, 2839 3  f. 2231 3 212, 619, 632, 3239 5  f. 1783, 4922 8 3245 9 3589 10 1272, 1997 11  f. 1452 11 [1651], 3590 12–22 1732 12 549, 1732, 2367, 3591, 3697 13 [1445], 2842 14 2677 15 [3390] 16 1197 17 965 18 202, 325, 3464 19 957, 3726, 4201 Str. 2, 4614 20 1862, 3015, 3819 21  f. 300, 5085 21 380 Str. 2, 4201 22 [1535]. 2Kön: 1 958 2 289, 578, 3889, 4784, 5486 3 1073 4 962, 963, [3379], 4568, 4637, 5019, 5274 5 2237, 3405 6  f. 220, 3833 6 342, 1938, 2089, 4747 8 3432 9  f. 1219, 1536, 1537 9 300, 4201 Str. 3 11 380 Str. 3, 2493, 4201 Str. 3 12 3723 13 [2857] 14 963, 5274 16 4769 17 3750 18–23 779 18  f. 3834 20 1323 23 1115 24 3003 25 431. 1Chr: 11 4146 16 4582 21 181, 3749, 3809 29 4138. 2Chr: 7 2437 9 4756, 5480 11 4472 12 554, 5426 13 481, 4996 14 316, 3389, 3767, 4997 16 2774 17 3564 19 330, 1488, [3391] 20 1074, 1886 21 1715 Str. 1, 4790, 4791, 5631 24 1811, 4699 26 1446, 5632 27 1736 28 1741, [2257] 32 485 33 1808 35 4134 36 1715 Str. 2, 4720. Esr: 1–6 4730 1 2837 10 4136. Neh: 2 3779 3  f. 803 4 3779 5 540 6 [4581] 8 3779, 3781. Esth: 748, 1337, 4631, 5391 1 4498 4–7 334 Str. 2. Hiob: [1377], 2527, 1–3 4876 1  f. 151, [1377], 4456 14 370 29 5400. Ps: Vorrede 5788 1 486, 5777 2 219, 2170, 5778 3 1744, 5597, 6152 4 2099, 5921 5 530, 1785, 5922 6 [1743], 3183, 5924 7 2111, 3957, 5598 8 1578, 3509, 5926 9 99, 426, 5578 10 100, 250, 5579 11 101, 1973, 5971 12 495, 5927 13 102, 1963, 5973 14 2116, 5962 15 103, 427, 5994 16 389, 5929 17 2181, 5999 18 2594, 5968, 6153 19 1980, 6000 20 2091, 6001 21 1160, 5939 22 166, 4881, 5365 23 211, 5974 24 2261, 6002 25 218, 4559, 5529 26 2539, 6003 27 2090, [4577], 5577 28 2144, 5959 29 2582, 6004 30 104, 1078, 4278, 4293, 5958 31 1542, 4729, 5543 32 1742, 5568 33 113, 5537 34 209, 699, 5372 35 2098, 3958, 6005 36 2147, 5961 37 2288, 5566 38 1790, 5552 39 2095, 6006 40 1192, 5542 41 407, 3458, 6007 42 1974, 4578, 5573 43 105, 1975, 6008 44 [2358], 6009 45 1795, 5375 46 1059, 5970 47 239, 559, 1058, 5963 48 2581, 5969 49 [2446], 5997 50 [2579], 5998 51 452, 5369 52 563, [4291], 6010 53 2096, 6011 54 2158, 6012 55 2093, 5373 56 106, 2169, 6013 57 406, 4579, 6014 58 107, 2164, 6015 59 2595, 5931 60 2596, 6016 61 2136, 6017 62 [1786], [4555], 5526 63 1532, 5596 64 564, 4433, 4716, 6018 65 2300, 6019 66 2597, 5955 67 2094, 2135, 6020 68 3789, 6021 69 [2601], 5366 70 1803, 6022 71 391, 5370 72 138, 5374 73 2598, 5580 74 2143, 5928 75 [2607], 4529, 6023 76 2161, 6024 77 799, 4677, 5485, 5536 78 6025 79 1524, 5992 80 [1525], 5934 81 2606, 6026 82 2568, 6027 83 1962, 5960 84 [2602], 6028 85 385, 4098, 5581, 5918 86 2603, 4829, 5582 87 571, 791, 6029 88 1789, 5547 89 4057, 5548 90 1802, 5917 91 487, 3802, 5377 92 226, 5378 93 921, 4976, 6030 94 240, 4982, 5549 95 843, 844, 4648 96 660, [4296], [4463], 5940 97 860, 5995 98 281, 4481, 5996 99 673, 5967 100 920, 5989 101 1529, 4725, 5572 102 [2599], 5571 103 121, 370 Str. 3, 3521,

1066 

 Anhang

4097, 4717, 5367 104 170, 1628, 5368 105 [4336], 5933 106 5938 107 4062, 5916 108 985, 6031 109 [2426], 5919 110 723, [1809], 6032 111 2160, 4689, 6033 112 1235, 6034 113 1159, 6035 114 4029, 6036 115 129, 5956 116 1045, 4342, 5957 117 2783, 6037 118 2782, 3733, 5128, 5972 119 2196, 6054 120 2445, 6038 121 773, 5574, 5763 122 2487, 6039 123 774, 6040 124 108, 1801, 5935 125 2146, 6041 126 1810, 6042 127 109, 224, 5575 128 775, 1421, 5576 129 [2488], 6043 130 984, 5936 131 2611, 6044 132 2612, 5964 133 241, 6045 134 2613, 6046 135 776, 1187, 5932 136 2605, 5993 137 1792, 5990 138 1764, 5991 139 1998, 5565 140 2000, 5937 141 2001, 6047 142 2174, 4335, 6048 143 490, 5567 144 [2608], 6049 145 1190, 4721, [5535], 5930 146 110, 358, 1793, 3788, 4218, 4394, 4566, 5569 147 2097, 6050 148 208, 891, [4338], 4694, 5570 149 122, 1761, 6051 150 512, 1193, 1213, 6052. Spr: Vorrede 5878, 6065 1 2751, 5756 2 4139, 5841 3 2576, 5732 4 [4574], 5842 5 1152, 5843 6 2145, 5844 7 2577, 5845 8 2499, 5043, 5399, 5846 9 [4340], 5847 10 4521, 5712 11 5711 12 [3340], 5693 13 3123, 5694 14 4351, 5695 15 4570, 5696 16 3115, 5697 17 3339, 5698 18 3441, 5700 19 5701 20 5702 21 5734 22 5735 23 [3338], 5736 24 [3342], 5730 25 [3113], 5737 26 2203, 3118, 5731 27 5848 28 5849 29 5850 30 4188, 4504, 5851 31 1832, 5852. Pred: Vorrede 6066 1 2193, 6067 2 1527, 5551 3 4014, 5550 4 [4518], 6068 5 370, 1218, 1232 6  f. 4519, 6070 6 3364, 6069 8 [4522], 6071 9 4520, 6072 10 6073 11 6074 12 1212, 5398. Hld: 3 3721 5 484, 5493. Jes: 1 2334, [3260] 2 [3162] 3  f. 4848 3 3180 4 3163, 5265 5 1872 6 2667, 3021 7 [1511], 4160 9 178, 344, 505, 913, 2528, 4766, 5288 10 [2897] 11 178, 3676 12 503a, 2904, [3264] 13  f. 3824 14 3267, 3479, 3791 16 4108 17 4077 18 4443 19 3938, 4525 20 3903 21 4078 23 4081 25 3140, 5353, 5546 26 3480, 4069 27 4070 28 4164 29 4025 30 3682 31 3916 32 3102 33 3908 34 3869 35 1194, 2054, 5508 38 1332, 4567, 6055 39 4284, 6057 40 1560 42 1484, 5380 43 3475, 4140 44 3830, 3904 45 2855, 3262 46 4012 47 3902 48 3829 49 2163 50 409, 4011 51 3732, 4033 52 1133 53 176, 2267, 2668, 5379 54 1486 55 309, 6056 56 3490 57 2423 58 [2792] 59 3167, 5081 60 179, 507, 3947 61 178, 1895, 4143 62 272 63 1871, 3443 64 4179 65 4009 66 3862, 4010. Jer: 1 [2665] 2 3746 3 3811 4 [3263] 5 3179 7 1805, 2399 9 500 10 3323, 3772, 4907 11 3825 12 4089 13 1554 14 3773 15 4002 16 4004 17 3428 18 1553, 4886, 5279 19  f. 3186 19 3792, 4525 21 3822 22 492 23 3430, 4085 24 3670 25 3671 26 3640, 3672 27 3915 28 3640, 3828 29 4005 30 3826 31 1533, 3771, 4875 32 3415 33 [3184], 5089 34 4068 35 3820 36 3185, 3640 37 4170 38 2246 39 3640, 4019 40  f. 3812 42 4090 43 4099 44 3436 45 4427 46 4020 47 4007 48 4141 49 4142 51 4033. Klgl: 1 2318 2 1289 3 3795 4 3810 5 2483. Ez: 1 4736, 5289 3 2681, 3827 5 4285 6 4304 7 4087 9 1827 11 4297, 5319 12 4026 13 4021 14 3865 15 [3274] 18 4086, 5708 19 4088 20 4864 22 2349, 2686 Str. 1 24 4084 25 3901 26 3900 27 4174 28 2693 29 3886, 4610 30 3798 31 3797 32 3367 33 2364 34 [1312], 2669 35 [2670] 36 1660 37 945, 5280 38 4022 39 3796. Dan: 1–6 5074 1 4079 2 515, 1318, 3920 3  f. 494 3 408, 4633 4 3578 5 1153 7 2270, 3313 8 4970 9 [1326] 11  f. 3414 13 329, 1191, 4626, 5532, [5888] 14 455, 458, 824, 2056, 4625, 4695, 5074, 5293, 5540. Hos: 2 3686 3 4083 4 1336 5  f. 4605, 5029, 5148 5 3818 6 1210 7 3926 8 3583 9 4184 10 4185 11 3584 13 2335, 5765 14 2336. Joel: 1 2403 2 1086, [1775], 3540, 3814 3 1220, 5039 4 3423, 3621. Am: 2 [1796] 5 3359 6 2275 7 2276, 3358, 4643 8 2109, 2686 Str. 2, [3371], 3620, 5766 9 2515, 3457. Obd: [2269]. Jon: 116, 142, 381 Str. 3, 728, 1338, 3505, 3679, 3990. Mich: 1 3597 2 1036 3 1013, 5767 4 1826 5 3435, 3731 6 [1828], 2686 Str. 3 7 2026, 3442. Nah: 1  f. 4862 2 2076 3 4073.

Quellen 

 1067

Hab: 1 1014 2 3488, 4074, 5688 3 4075. Zeph: 1 4000 2 4119 3 2788, 2789, 5768. Hag: 1 4003 2 1509. Sach: 1 2790 2 [1510], 3191 3 4013, 5487 4 3878 7 4192 8 4101 10 4006 12 [4558]. Mal: 1 4839 2 3195 3 3257, 3803. Jdt: 2–16 3526 7–16 217, 334 Str. 3, 610, 4622 16 4129. Weish: 1 5771 2 2112, 5772 3  f. 4642 3 [4513] 4 1301 5 3823, 5773 6 330, [3282] 7  f. 4912 8 1505 9 1506 13 1310. Tob: 364, 1333 6  f.11 2946. Sir: Vorrede 5944 1 [2398], 4847, 5757 2 2815, 5853 3 1480, 5082, 5562 4 869, 5854 5 1344, 5855 6 1207, 2085, 5856 7 1479, 3190, 5539 8 1475, 5354, 5692 9 1327, 5406, 5857 9–11 5710 10 [2540], 5710 11  f. [1477], 2125, 5402, 5511 11 1595, [2175], 5538 13 1226, 5564 14 1290, 5858 14  f. 2073, 5859 16 3813, 5860 17 4080, 5861 17  f. 2025, 3203, 5733 18  f. 1322, 5558 20 3268, [3269], 5418, 5559 21 1476, 2024, 3327, 5027, 5560 22 2987, 5563 23 1262, 3337, 5739 24 5873 25  f. 1000, 2126, 3140, 3607, 4775, 5353, 5546 26  f. 2989, 5862 26 801, 5546 27  f. 2139, 5512 27 2989, 5862 28 1001, 2139, 3059, 5512 29 1478, 5170, 5541 30 1416, [1417], 2128, 5561 31  f. 1122, 1123, 5725 31 [3329], 5863 32  f. 3138, 5864 34  f. 3414a, 5867 34 3139, 5866 36  f. 3440, 5868 36 4175, 5920 37  f. 3273, 5869 37 3440, 5868 38  f. 3815, 5870 39  f. 5709 39 2129 40 2107, 4534, 5871 41 2378, [2382], 4008, 5355, 5871, 6062 42 2378, [2382], [4486], 5355, 5356, 6062 43 5872 44 5946 45 5947 46 5948 47 5949 48 5950 49 5951 50 5952. Bar: 2 3625 3 3275 4 [2375] 5 3624 6 1952, 5504. 1Makk: 1–7 5007 1 3350, 3578 2 1848, 2879 3–5 4191 Str. 3 3 3651 4 3847 5 3351 6 2755 7 2753, 2754 8 4031 9 3437, [4561] 10 4024 11 4180 12 [3438] 16 4560, 5530. 2Makk: 1 [2338], [3450] 2 2874 3 2009 4 2757 5 500, [2758], 6 1351, 1360 7 361, 5897 8 2133 9 1291, 3578 10 2397 11  f. 1303 12 [3029], 3673 13 [2772] 14 4130 15 4292. 3Esr: 3  f. 1116, 4988. 3Makk: 4858, 5515.

NT Mt: 1 271, 509, 593, 2166, 3202, 4453, 4810, 5062 2 119, 180, 276, 347, 415, 511, 1019, 1547, 1557, 1893, 2162, 2167, 2402, 2543, 2864, 3476, 3481, 3632, 3668, 3894, 3895, 3945, 3956, 4247, 4248, 4319, 4491, 4809, 4815, 4818, 5003, 5062, 5090, 5261 3 1028, 2656, 5810 4 [1566], 1941, 3002 5 552, 2140, 4216, 4426, 4462, 4473, 4496, 4508, 5490, 5533 6 213, 531, 621, 2102, 4112, 4114, 4115, 4727, [5628a], 5677 7 367, 526, 621, 2106, 2113, 2826, 3373, 6098 8 369, 2565, 5258 9 670, 848, [1836], 2256, 2258, 2262, 3317, 4664, 4731, 4743, 5254, 5275 10 115, 139 11 1171, 1944, 3334, 3718, 4698 12 [1806], [2649], 3335, 4445 13 205, 206, 436, [1474], 2325, 2377, 2468, 2791, 2814, 4926, 4949, 4958, 4961, 5451, 5455, 5488 14 252, 532, 2042, 2100, 3210, 4666 15 200, 258, 605, 1514, 3056, 4822, 4838, 4841, 4867, 5302 16 1461 17 177, 237, 1075, 2890, 3393, 4665 18 165, 2459, 4618, 4863, 5266 19 1362, 2558, 4741 20 256, 2376, 3967, 4691, 4960 21 1072, 1345, 2421, 3424, 3949, 4744, 4933, 5200, 5470 22 257, 1309, [2988], 3122, 3376, 4683 23 114, 162, [1314], 6091a 24 1499, 1600, 3395 25 112, 260, [1398], 2769, 2936, 3004, 5269 26 111, 476, 766, 1646, 1779, 2896, 3272, 3748, 3964, 4601, 4645, 5300, 5315, 5450 27 305, 386, 558, 1162, 3511, 3979, 4603 28 144, 378, 379, 437, 1958, 3255, 3266, 3512, 5147, 5461. Mk: 1 4672, 5938a 2 471 3 450, 2652a 4  f. 282 4 206, 2773, 2784, 4703, 5488 5 191, 1415 6 182, 1060, [2208], 2405, 2906, 2908, 3210 7 2831a 8 168, 285, 3152, 3328, 3837, 4299, 4770 Str. 1 9 177, 204, 1311, 3393, 5476 10 216, 4116 11 4650, 4906 12 164, 253 13 2433 14 111 15 605,

1068 

 Anhang

3056, 4841 16 149, 299, 556, 674, 827, 884, 1053, 1165, 1334, 1594, 1623, 2260, 3055, 3238, 3250, 3756, 3981, 4591, 4842, 5032, 5299. Lk: 1 275, 277, 280, 341, 504, 506, 595, 661, 859, 1555, 1556, 1592, 1833, 2168, 2550, 3197, 3200, 3406, 3483, 3639, 3684, 3893, [4298], [4436], [4448], 4471, 4808, 4934, 5008, 5010, 5062, 5241, 5324, 5433, 5434 2 131, 132, 141, 273, 274, 510, 514, 700, 808, 853, 1018, 1139, 1195, 1545, 1592, 2165, 2192, 2396, 2529, 3005, 3198, 3199, 3201, 3004, 3005, [3007], 3198, 3199, 3201, 3439, 3628, 3669, 3677, 3678, 3703, 3899, 4228, 4250, [4289], 4350, 4357, 4531, 4586, 4726, 4811, 5001, 5011, 5014, 5062, 5088, 5277, 5401 3 265 4 167, 251, [1566], 2151 5 368, 493, 1500, 3116, 4724 6 2551, 2553 7 163, 262, 591, 670,Str. 2, 848, 1493, 2893 8 192, 196, 462, 670, 848, 1659, 2319, 2770, 2831, 2840, 2859, 4684, 4728, 5259, 5452, 5477, 5488 9 177, 261, 359, 1797, 2422, 2656, 2862, 2890, 2894, 3393, 4679, 4979 10 140, 377, 449, 1263, 1799, 2860, 4287, 4680, 5473 11 502, 670, 1481, 2197, 2466, 4700, [5628a], 5677 12 259, 3416, 4120, 4384, [4385] 13 174, 479, 4634, 4688, 5255 14 169, 1577, 1834, 5267 15 128, 186, 263, 2130, 4871, 4880, 4885, 5270 16 419, 988, 1240, 2756, 3413 17 474, 3999, 4131, 4719, 5281 18 238, 302, 397, 1385, 2853, 2937, 4770 Str. 2, 5453 19 303, 2816, 2817, 3193, 3998, 4723 20 935, [1361] 22 111, 3538, 3964, 4601, 5300, 5469 23  f. 724 23 724, 1964, 3151, 3758, 4685, 5026 24 145, 148, 387, 946, 1047, 1953, 1954, [2629], 3057, 3252, 3499, 3513, 3757, 4295, 4600, 4604, 4641, 4844, 5030, 5151. Joh: 1 111, 343, [1412], 2474, 4361, 5810 2 127, 454, 1420, 1593, 1614, 3961 3 207, 1859, 3890, 4909 4 184, 318, 4894, 5230 5 175, 2473, 5237 6 193, 2458, 3984, 4840, 5016 7 2052, 3675 8 236, 1513, 2650, 3719, 5465 9 195, 4770 Str. 3 10 88, 159, 420, 2130, 2229, 4553 11 194, 3700, 4702 12 683, 2656, 3125 13 1170, 3128, 5496 14 328, 1080, 3558 15 183 16 152, 1081, 1216, 3105, 3109, 3541, 4015, [4294], 4301, 4868, 5036 17 190 18  f. 767, 768, 1052, 1231, 2616, 2617, 3251, 3384, 3514, 4274, 4592, 5034, 5162, 5313 20 143, 146, 210, 234, 296, 297, 383, 384, 606, 1335, 2259, 2620, [2639], 3510, 3527, 3535, 3988, 4594, 4599, 4845, 5031, 5149, 5301, 5321, 5462 21 147, 230, 301, 1630, 1955, 3253, 3508, 3983, 4275, 4596, 4598, 5471. Apg: 1 308, 567, 611, 685, 686, 736, 1091, 1668, 2278, 2683, 3104, 3304, 3542, 3543, 4649, 4849, 4870, 4874, 5037, 5168 2 153, 154, 245, 307, 310, 394, 453, 1085, 1090, 1372, 1658, 1669, 2688, 3300, 3561, 3804, 4016, 4047, 4300, 4632, 4653, 4873, 5035, 5037, 5041, 5042, 5174, 5326, 5494 3 155, 246, 306, 4651 4 156, 246, [4497], 4651, 5038 5 2684, 2707, 4063 6  f. 247, 2314, [2685], 3278 8 157, 835, 1082, 4659, 5040 9 248, 404, 464, 892, 2010, 3544, 3552 10 158, 1653, 1654, [3286] 11 466, 3287 12 125, 1181, 2555 13 566, 573, 3103 14 392, 3303, 3611 15 612, 3800 16 395, [2311], 4660 17 470, 682, 3549, 4667, 5175 18 570, [3280/81] 19 460, 2279, 3100, 4656, 4869, 5169, 5318 20 312, 393 21 2015, 4661 22 2016 23 3305 26 2305 27 568 28 569, 2020. Röm: 1 [2652] 2 4857 3 [3447] 4 5033 5 1383, 4066, 4956, 5721 6 438, 1603, 2619, 3765, 4194, 4846, 5033 7 2621 8 374, 401, 721, 1661, 3240, 5636 9 2101 10 4461 12 676, 4733, 5824 13 4023 14 4479. 1Kor: 1 [2867], 3691 5 [2766], 3078, 5153 6 3004, 3871 7 4030, 4032 12 459 13 1203 15 382, 947, 1050. 2Kor: 3 3433 4 3821 11 111 12 1957. Gal: 1 3372 2 3299 3 2777 [2865] 4 [3448] 5 441 5  f. 953. Eph: 1 [1670] 2 557, 3978 4  f. 5033 4 1307, 1328, 2407, 4740, 5818 5 4916 5  f. 1340, 2448 6 3801, 3891. Phil: 1 3083 2 642, 5012 4 3082. Kol: 1 [2990] 2 2778, 2781 3 1538, 2901 3  f. 3006. 1Thess: 2 4955 4 439, 825 5 2313. 2Thess: 2 264 3 [3247], [4539a]. 1Tim: 3 2132, 2274 6 2354.

Quellen 

 1069

2Tim: 2 [4541] [4544] 3 [4375], 4718. Tit: 1 4100 2 346, 2337 3 508, 2404. 1Petr: 1 1455, 1612, 1613 2 1787, 4852 3 643, 1939, 4884 4 1350, 4945, 5819 5 1943, 3891. 2Petr: 1 954 2 2064 3 [4543], 5820. 1Joh: 1 2538 2 4515, 4619 3 2655, 2752, 4630, 5821 4 327, 461, 952, 5823 5 2841, 2850, 2891, 2905, 2909, 5822. Hebr: 4  f. 3776 10 3345 11 317 12 [2450]. Jak: 1 2307 2 1043 3 1044. Jud: 4109. Offb: 1 [2464] 4 [1494], 4585 Str. 1, 5522 5 1300, 5827 6 [1422], 1423, [1495] 7 1496, 2135, 4973, 5828 8 3315 9 1769, 3425, 5339 10 1424 11 2614, [3249] 12 1245, [1494], 4585 Str. 2, 5489 13 1224, 2820, 4623 14 1771, 2087, 5323 16 2088, [2615] 17 [3314] 18 472 19 2082 20  f. 1526 20 2083 21 2589, 4585 Str. 3 22 4607.

2.2 Weitere Quellen Die von Sachs als Vorlage benutzten Texte sind teils aus seinen eigenen Angaben in den Bearbeitungen und in seinem Bücherverzeichnis, teils aus einem Textvergleich erschlossen und werden hier alphabetisch nach den Autoren bzw., wenn ein solcher nicht bekannt ist, nach dem Titel aufgeführt. Zu den Texten, die Sachs in der deutschen Ü. eines fremdsprachlichen Textes vorlagen, ist Folgendes angegeben: 1. der Autor (wenn er bekannt ist) und der OT, bei griechischen Werken in deutscher Ü., und bei diesen in Klammern der Autor der lateinischen Ü., die dem Autor der von Sachs benutzten deutschen Ü. vorlag; 2. der Autor der deutschen Ü., wenn eine solche für die Zeit vor der Entstehung von Sachs’ ­Bearbeitung nachweisbar ist; 3. Verlagsort und Jahr des ältesten Drucks, den Sachs jeweils benutzt haben könnte, mit der Nummer in GW oder VD16. Besaß Sachs laut seinem Bücherverzeichnis diesen Druck in der genannten Auflage oder in einer jüngeren, ist das durch * vor dem Namen des Autors bzw. dem Werktitel markiert; zu den aus seiner Bibliothek erhaltenen Drucken wird der Aufbewahrungsort und die Signatur angegeben; 4. wenn vorhanden, eine moderne Ausg. der zu erschließenden Vorlage des Hans Sachs; 5. wenn vorhanden, eine moderne (gegebenenfalls zweispr.) Ausg. des OT. Hier nicht verzeichnet, sondern nur beim Regest genannt sind Sachs’ fiktive Quellen, z.  B. das „Buch der kleinen Wahrheit“ zu KG 337. Die von Sachs bearbeiteten Passagen einzelner Werke werden nach der heute gültigen Kapitel­ zählung zitiert; weicht seine Vorlage davon ab, erscheint deren Zählung in runder Klammer hinter der gebräuchlichen. Präzise Angaben zu einer bearbeiteten Textstelle (Blatt, Seite, Zeile) erfolgen nur dann, wenn keine moderne Kapiteleinteilung existiert oder das Auffinden schwierig erscheint. Lit. zu Sachs’ Bücherverzeichnis: Milde 1994; Schreckenberg 1995; Wingen-Trennhaus 1995; Neumann 2005, 56  f.; Dehnert 2017, 85–92.

1070 

 Anhang

*Äsopische Fabeln (Rinuccio da Castiglione): Ü.: Heinrich Steinhöwel, Auswahl von 17 Texten in: Esopus, Freiburg i. Br. 1531 (VD16 A 547), LXXIIIIv–LXXXv; es dürfte eine ältere Auflage von spätestens 1528 gegeben haben (Rettelbach 2017, 184 A. 15; Holzberg 2019, 41 A. 5; Rettelbach 2019, 313  f.), die vielleicht mit dem von Sachs im Bücherverzeichnis genannten Band Sebastianus Prant Fabel identisch war. Ausg. des Esopus-Erstdrucks von 1476: H. Österley, Tübingen 1873 (Äsopische Fabeln dort Lateinisch/Deutsch S. 243–259). Ausg. des OT (Fabeln in der Version der Collectio Vindobonensis): A. Hausrath, Corpus Fabularum Aesopicarum, Leipzig 21970 und 21959. Ü. (Versionen der Collectio Augustana): J. Irmscher, Antike Fabeln, Berlin/Weimar 1978 u. ö., 11–152. 3 [2497] 11 1739 31 362, 4696, 5327 42 2872 154 1726, 4693 176 2504 183 4746 208 [2873] 216 2454 226 2899 284 [1763]. Agricola, Johannes: Sprichwörter, Augsburg 1529 (VD16 A 952) u. ö. Ausg.: S.  D. Gilman, Berlin/New York 1971, Bd. 1 (nach der Ausg. Hagenau 1534 [VD16 A 962]). 11 2440, 5122 24 2413, 2414, 5328 34 [2654], 5132 264 2412, 4214, 5121 354 2411, 4981 624 2387, 2388 673 3586 717 2750, 5095. Alciatus, Andreas: Emblemata, Augsburg 1531 (VD16 A 1641) u. ö. Ü. nicht nachweisbar. Faksimile der Ausg. Paris 1542: Darmstadt 1987. D 3v-D 4r 1918, 1946 E 4v–5r 1945. *Andreas Capellanus: De amore et de amoris remedio. Ü.: Johannes Hartlieb, Augsburg 1482 (GW 1760). Zweispr. Ausg. des OT: F. P. Knapp, Berlin/Boston 2006. 292. *Apuleius: Metamorphosen. Ü.: Johann Sieder, Augsburg 1538 (VD16 A 3179). Zweispr. Ausg. des OT: E. Brandt/W. Ehlers, Berlin 62012. 3,21–25 858, 876, 1897 4,9–21 4628 4,28–6,24 3012 8,1–14 1589 8,22 1898 9,22–29 1937 10,2–12 3047, 5395. Aristophanes: Plutos. Lateinische Ü.: Thomas Venatorius, Nürnberg 1531 (VD16 A 3278). Deutsche Ü. nicht nachweisbar. Zweispr. Ausg. des OT: P. Rau, Darmstadt 2017, Bd. 4, 95–181. Der ganze Text 423 486–618 417, 518. *Avian: Fabulae. Ü.: Heinrich Steinhöwel, Auswahl von 27 Texten in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), LXXXv–XCIr (Österley, 261–292). Zweispr. Ausg. des OT in: J. W. Duff/A. M. Duff, Minor Latin Poets, London/Cambridge, Mass. 1934 u. ö., 2, 667–749. 1 1770, 3528, 5594 3 [1762] 5 501, [2986] 6 3657, 4588, 6137 8 2152, 2153 9 254, 5290 11 1772, 5303 13 225 15 786 17 721 18 2207, 5595 20 [1731], 4697 22 521, 1723, 3744 27 [1756] 28 1737 29 242, 4701, 5291 33 785 41 3747. Baumann, Hans: Newe zeytung […] in was gestalt/ auch wenn/ wie/ vnnd wo Hertzog Johann Friderich […] neben Hertzog Moritz zů Sachssen […] am […] xxiiij. tag Aprilis […] Erlegt vnd gefangen worden ist, Nürnberg 1547 (VD16 B 861) u. ö. 2195, 2385. Bebel, Heinrich: Facetiarum libri tres. Ü.: Jakob Heinrichmann, o.O. 1558 (VD16 B 1222) ist nicht früher nachweisbar. Zweispr. Ausg. des OT: M. Fuhrmann, Konstanz 2005. 1,85 3539, 5310 2,106 3050 3,114.115 2728. *Bernhard von Breidenbach: Peregrinatio in terram sanctam. Ü. Die fart […] zu dem heyligen grab […], Mainz 1486 (GW 5077) u. ö. Faksimileausg.: E. Geck, Saarbrücken 2008. 6090. Beroaldus, Philippus: Declamatio lepidissima ebriosi scortatoris aleatoris de vitiositate disceptantium. Ü.: Sebastian Franck, Nürnberg 1531 (VD16 B2091). OT: Erfurt 1501 (VD16 B 2077). 667, 2640.

Quellen 

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Mithica historia Johannis Boccatii … De Tito romano Gisippoque … in latinum transuersa, ca. 1498 (GW 4501). Ü. nicht nachweisbar. 2014, 3175, 4259a [als Q. genannt, aber wohl nicht benutzt]. Boccaccio, Giovanni: *De casibus virorum illustrium. Ü.: Hieronymus Ziegler, Augsburg 1545 (VD16 B 5813). Zweispr. Ausg. des OT: P.G. Ricci/Zaccaria, V., Milano 1983 = V. Branca (Hg.): Tutte le opere di G. B., Bd. 9. 1,6 1664, 5159 1,9 (8) 1662, 4831 1,10 (9) [1665], 5155, 5445 1,12 (11,XVIIv Z. 41–XVIIIr Z. 13) 1663 (XVIIr Z. 4–XVIIv Z. 1) 1672, 5161 (XVIIv Z. 21–31) 1674 (XVIIv Z. 31–35) 1684 1,18 (XXVIIIr Z. 15–21.29–32; XXVIIIv Z. 1–5) 1681 (XXVIIIr 26–29) 1684 2,22 1675 3,1 [1676], 1677, 4482 3,12 4341 3,15 5212 3,16 1678, 5164 3,19 (18) 4832 4,1 1679, 5165 4,4 1781 4,7 5166 4,8 1680, 5057 4,11 4347 4,13 4483, 5201 4,15 4792, 5152, 5410 4,16 4797 4,18 1666, 5179, 5445 5,2 4793, 4794 5,3 5197 5,11 5154 5,12 1688, 5156 5,13 (CXXVv Z. 2–14) 1689 5,14 5193, 5194 5,16 1690 5,20 1691, 5146 6,6 4785 6,7 5160 6,11 (CLIIv 2. Abs. Z. 12–20) [1685] (CLIIv 2. Abs. Z. 20–CLIIIr Z. 16) 1686 (CLIIIv Z. 6–19.31–43) 1692, 5641 6,12 (CLIIIIv Z. 17– CLVr Z. 1) 1687, 5738 8,3 1829 8,9 (CXCVIIIv Z. 26–42.CXCIXr Z. 9–CXCIXv Z. 8) 1697 8,12 (CCIIv 7–25) 1794 8,19 4758 9,3 1682, 1683 9,4 (CCXXIr 26–33) 1794 9,5 5206 9,7 5203 9,11 1671, 5163 9,26 1698. *De claris mulieribus. Ü.: Heinrich Steinhöwel, erstmals Ulm ca. 1474 (GW 4486). Ausg.: K. Drescher, Tübingen 1895. Zweispr. Ausg. des OT: V. Zaccaria, Milano 1970 = V. Branca (Hg.): Tutte le opere di G. B., Bd. 10 (vgl. auch die englische Ü. von V. Brown, Cambridge, Mass. 2001). 2 1459, 5182, 5445 5 1466 6 830 8 1260 11/12 (11) 1467 13 (12) 77 Str. 7, 429, 523, 969, 1434, 1435, 5314 14 (13) 894, 5102, 5314 15 (14) 829, 5198, 5445 16 (15) 898, 5097 17 (16) 1503, 3523 18 (17) 861, 878 21 (19) 1468 22 (20) 1100, 1103 23 (21) 1473 24 (22) 809, 4503, 5416 25 (23) 810, 3289, 5833 26 (24) 2970 27 (25) 2736 28 (26) 822, 1099, 1104 29 (27) 77 Str. 4, 429, 969 Str. 1, [2991] 31 (29) 897, 5098 32 (30) 3906 Str. 2 33 (31) 3529 34 (32) 1261, 5199 35 (33) 888 36 (34) 585, 834 Str. 1, [2779], 4260, 5180, 5445 37 (35) 1470 38 (36) 820 39 (37) 1179, 3906 Str. 1 40 (38) 1180 41 (39) 2737 42 (40) 821, 5112 45 (43) 1182 47 (45) [1464], 3907 [46 Steinhöwel 813, 834 Str. 2, 5445] 48 (47) 77 Str. 3, 429, 969 50 (49) 1501 52 (50) 456 53 (51) 336 Str. 1, 429, 969 Str. 7 55 (52) 1460 57 (55) 77 Str. 5, 429, 969, 1248, 5832 61 (60) 1183, 5181, 5445 63 (62) 3368 64 (63) 2724 65 (64) [2738], 6151 68 (67) 581, 5110 69 (68) 3265 70 (69) 1189 71 (70) 336 Str. 3, 1649 72 (71) 3261 73 (72) 77 Str. 2, 969 74 (73) 826 77 (74) 1436 78 (75) 429, 819, 969, 5314 79 (76) 4286 80 (77) 336 Str. 2 81 (78) 77 Str. 6, 429, 969, 1281 82 (79) 429, 583, 969 Str. 10, 5314 84 (80) [3388] 85 (81) 77 Str. 1, 969 88 (83) 833, 834, 5445 90 (85) 1641 91 (86) 811 92 (87) 832, 5445 93 (88) 1188 94 (89) 831 95 (90) 1184 97 (92) 3270 98 (93) 1068 100 (95) 1465, 3906 Str. 3 101 (96) 5202 102 (97) 2869. *Decameron. Ü.: Arigo, erstmals Ulm ca. 1476 (GW 4451). Ausg.: A. v. Keller, Tübingen 1860. Ausg. des OT: V. Branca, Milano 1976 = V. Branca (Hg.): Tutte le opere di G. B., Bd. 4. Ü. des OT: A. Wesselski, Frankfurt a. M. 1976 u. ö. 1,2 [2674] 1,3 1899 1,6 1558, 4219 1,8 1015 1,9 2381, 4182 2,2 2379, 4548, 4557 2,4 1552, 5250 2,5 901, 1933 2,6 1011, 3176, 5397 2,7 [4549] 2,9 2004, 2630 3,2 335 3,3 [2825], 2948 3,6 2653 3,8 477, 3946 4,1 41, 1888 4,2 1932 4,3 2678 4,4 42 4,5 32, 70, 1924, 2824 4,6 43 4,7 996, 997, [4229] 4,8 1550, 1551 4,9 1276 4,10 1934, 5022 5,1 1930, 1931 5,2 1750 5,3 1285, 1286 5,4 4550 5,5 2679, 2680 5,6 [1572] 5,7 1010, 1890, 2212, 3205a 5,8 1009, 1559 5,9 1257, 1259 6,1 2676 6,4 1007, 1008, 5332 6,5 2634 6,10 990, 991, 5234 7,1 992, 993 7,4 1831, 3966 7,5 1287, 1288, 3962 7,6 3951 7,7 2369 7,8 1324, 1325 8,1 1818, 3502 8,2 1824, 1825 8,3 [2200], 5758 8,4 1922 8,6 2201, 3944 8,7 1703 8,9 1596, 1597 8,10 1746,

1072 

 Anhang

3455 9,1 994, 995, 5249, 5427 9,2 1935, 1936 9,3 [1539], 1543, 1546 9,4 1747, 5331, 5407 9,5 2635, 4272, 4612 9,6 4345 9,7 2005 9,8 2503 9,9 1704, 3482 10,2 759, 3489 10,4 1548, 1549 10,6 2535, 2536, 5786 10,7 [1541], 1544 10,8 270, 2014, 3175, 4259a, 5271 10,9 1892 10,10 1965, 2604. Il Filocolo. Ü. (anonym): Histori der hochen lieb des kuniglichen fursten Florio: vnnd von seyner lieben Bianceffora, Metz 1499 (GW 4470) u. ö. Ausg. des OT: V. Zaccaria, Milano 1964 = V. Branca (Hg.): Tutte le opere di G. B., Bd. 2. Faksimile-Ausg. der Ü.: R. Noll-Wiemann, Hildesheim/New York 1975. Englische Ü. des OT: D. Cheney, New York 1985. 3531, 3532, 3533, 3534, 3556, [4236]. Genealogiae deorum gentilium, Venedig 1472 (GW 4475) u. ö. Ü. nicht nachweisbar. Zweispr. Ausg. des OT: V. Zaccharia, Milano 1998 = V. Branca (Hg.): Tutte le opere di G. B., Bd. 7/8. (vermutlich) 400, 862, 877, 1145. Boethius: De consolatione philosophiae. Ü.: Peter von Kastel, Nürnberg 1473 (GW 4573) u. ö. Zweispr. Ausg. des OT: E. Neitzke, Frankfurt a. M. 1997. 1,1 3662. Bonfinius, Antonius: Rerum Ungaricarum Decades quattuor cum dimidia. Ü.: Hieronymus Boner: Des […] Künigreichs inn Vngern warhafftige Chronick, Bern 1545 (VD16 B 6597). OT: Basel 1543 (VD16 B 6592). 2,7, CCVIv Z. 47b–CCVIIv Z. 46a 5442. * Ein kurtzweilig Lesen von Till Ulenspiegel, Straßburg 1510/11 (VD16 ZV 2280) u. ö. Zusatzgeschichten 97–102 in der Ausg. Erfurt 1532 (VD16 ZV 2285). Ausg. nach dem Druck Straßburg 1515 (VD16 ZV 2282): W. Lindow, Stuttgart 1966; Ausg. (in Gegenwartsdeutsch) nach den Drucken von 1510/11, 1515, Straßburg 1519 (VD16 ZV 2283) und 1532: S. H. Sichtermann, Frankfurt a. M. 1978 u. ö. 1 3370 2 2571 3  f. 2902, 2967 9 2903 10 [2552] 13 (11) 2306 14 (12) 2008 15 (13) 890 19 (21) 2913 21 (22) 2943 22 (63) 1977, 4476 24 2914, 2969 26 3470 27 4854, 4989 29 [2557] 30 1999, 4835 31 1979, 5779 32 893, 907 34 2950 38 1978, 4256 44 (46) 2624 45 (47) 3519 46 (48) 3469, [4235] 50 (52) [3038] 53 (55) 3518, [3953] 63 (65) 1984 64 (66) 2241 66 (68) 2962, 5084 67 (69) 870 68 (70) 2006 69 (72) 4855 70 (73) 2232 71 (45) 3374 72 (87) 4551 78 (79) 2920 79 (80) 2234 80 (81) 3525 85 (86) [2916] 87  f. (71) 2206, 4212 89 (17) 602. Zusatzgeschichten: 93 (92) 857, 880 97 881 99 1981. Brant, Sebastian: *Additiones. Ü.: Johannes Adelphus Muling, in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), CXIIv–CLXXVv. Zweispr. Ausg. des OT: B. Schneider, Stuttgart 1999. 4 2959 12 2971 14 1972 15 2522, 5787 16 5834 17 1971 20 2408 27 2984 31 [2210] 33 [2918], 5263 34 [2216] 37 864, 879, 5630 40 1089 42 1916 44 [2955], 5664 46 2523, 5798 47 3039, 5807 51 1970 54 [2985], 3036 56 1967, 5173 57 903, 5096 62 2521 73 1969 76 2968 79 4878 84 2520, 5796 85 2019 94 3035 137 1968. *Das Narrenschiff, Basel 1494 (GW 5041) u. ö. Ausg.: M. Lemmer, Tübingen 42004; J. Knape, Stuttgart 2005. Kap. 53 600. Bruni, Leonardo: De bello Punico libro [sic] duo, Augsburg 1537 (VD16 B 8583). Ü: Marcus Tatius Alpinus: Zwey […] Historien […] der Rhoemer krieg/ wider die Carthaginenser […], Augsburg 1540 (VD16 B 8584). Buch 1, S. 1  f. (Tatius, Iv) 4552 Buch 2, S. 59  f. (Tatius, XXXIIIv–XXXIIIIv) 4556. Bruno, Christoph: Etliche Historien vnnd fabulen, Augsburg 1541 (VD16 B 8646). Ir–VIIr 1092, 1093, 4676 Xr–XIIIIr 1096, 1097 XXv–XXIIIv 1094, 1095 XXIIIv–XXVIv 1098, 1102 XXVIv–XXVIIIr [3013], 4765, 5678.

Quellen 

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Bühel, Hans von: Trost spigel fuer die Elenden […] Historia/ von eines Koenigs Dochter […], Coburg 1548 (VD16 H 535). Ausg.: J. F. L. Th. Merzdorf, Oldenburg 1867. 5070. Camus, Philippe: Hystoire de Oliuier de Castille et de Artus Dalgarbe. Ü.: Wilhelm Ziely: Hystori von […] Olwier […] vnd Arto, Basel 1521 (VD16 ZV 25400). OT: Genf 1482 (GW 2770) u. ö. Ausg. in Auswahl: H. Kindermann, Volksbücher vom sterbenden Rittertum, Weimar/Leipzig/Wien 1928, 237–261. 5020. Cassiodor: Historia ecclesiastica tripartita [Sokrates Scholastikos, Sozomenos, Theodoretos]. Ü. Caspar Hedio: Chronica der Alten Christlichen Kirchen, Straßburg 1545 (VD16 E 4288 = dritte, erweiterte Ausg.), cjr-ccxlr. Ausg. des OT: W. Jacob/R. Hanslik, Vindobonae 1952. 1,4  f. (5) 4044 1,7 (6) 4071 1,9 (8) 4045, 5628 2,5 4124 2,9.14 4095, 5623 2,18 4053 2,24 4104, 5691 3,2 4122, 5622 4,25 4121, 5691 5,33 4111 6,13 4093, 5618 6,15 4072, 5620 6,31 4105, 5689 6,34 4076, 5616 6,35 4106, 5689 6,43 (42) 4042, 5615 7,29  f. 4117, 5627 7,32 4038, 5609 8,11 4060 9,4 4118 9,24 (23) 4050, 5685 9,25 4048, 5682 9,32 4046, 5611 9,34 4123 9,35 4096, 5624 9,45 4055 9,46 4110 10,2 4061 11,8 4094, 5621 11,15 4054 12,4 4092 12,9 4091, 5707. Chelidonius, Benedictus: Voluptatis cum Virtute disceptatio, Wien 1515 (VD16 S 4590). Ü. nicht nachweisbar. 372. Cicero: De officiis. Ü.: Johann Neuber, Augsburg 1531 (VD16 C 3238). IIIr Holzschnitt 5825 XLVIIIv Holzschnitt 1299, 5336. *Couldrette: Mellusigne. Ü.: Thüring von Ringoltingen, Augsburg 1474 (GW 12655) u. ö. Ausg.: J. D. Müller (= M.), in: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1990, 9–176; zweispr. Ausg.: A. Schnyder/U. Rautenberg (= S./R.), Wiesbaden 2006. Ausg. des französischen OT: E. Roach, Paris 1982. Der ganze Text 4837 S. 97–109 M.; 106–140 S./R. (51r–58v) 1502 S. 97–126 M.; 106–118 S./ R. (51r–68r) 4132 157–164 M.; 178–188 S./R. (87r–91r) 4133 S. 165–169 M.; 191–195 S./ R. (93r–95r) 4162. *Dares Phrygius: De excidio Troiae historia. Ü. zusammen mit Dictys Cretensis von Marcus Tatius Alpinus, Augsburg 1536 (VD16 D 1413). Zweispr. Ausg. des OT: K. Brodersen, Berlin/Boston 2019. Der ganze Text 1885, 1950, 4322 7 1146 27–34 1172. *Dictys Cretensis: Ephemeris belli Troiani. Ü.: Marcus Tatius Alpinus (s. Dares). Zweispr. Ausg. des OT: K. Brodersen, Berlin/Boston 2019. Der ganze Text 1885, 4322 1,19–23 1140 2,15 3129, 5669 5,5.8–12 3131 6,1 3129, 1885, 5669 6,14  f. 1147. Diodor: Bibliotheke [Weltgeschichte], Buch 1–5 (Poggio Bracciolini). Ü.: Johannes Herolt in sechs Büchern, in: Heydenweldt […], Basel 1554 (VD16 H 2545), i–ccxcv. Zweispr. Ausg. des OT: C. H. Oldfather, London/Cambridge, Mass. 1933–1939 u. ö. 1,13 4954 1,21 4359 1,60 4972 1,66  f. 4363, 5358 1,72 4362, 5608 1,91  f. 4452, 4948 2,4–6 4368  f., 5345 2,24–27 4939 3,57 [4365], 5350 3,58  f. 4364 3,59 4985 3,70 4379 4,9  f. 4404 4,11 4381 4,27 4403 4,31 4402 4,33 4382, 5349 4,43  f. 4366, 5346 4,45 4367 4,59 4388, 5360 4,69 4414 4,71 4392, 4800, 5605 4,73 4391 4,77.79 4389 4,84 4405 5,50 4413, 5357 5,55 4444 5,62 4406. Dionysius : Alchoran. Das ist/des Mahometischen Gesatzbůchs/vnd Türckischen Aberglaubens ynnhalt/vnd ablaenung, Straßburg 1540 (VD16 D 1864). G iiijr–G iiijv 3882, 5681 G iiijv–H jr 3881, 5681.

1074 

 Anhang

Enea Silvio: De duobus amantibus (De Eurialo et Lucretia). Ü.: Niklas von Wyle, Straßburg um 1477 (GW M33548) u. ö. Ausg. von A. v. Keller, Tübingen 1861, 13–78. Zweispr. Ausg. des OT: H. Rädle, Stuttgart 1993. 2828, [5902]. Erasmus von Rotterdam: Apophthegmata [Spruchweisheiten]. Ü.: Heinrich von Eppendorf, unter dem Titel Plutarchi von Cheronea vnnd anderer Kurtz weise vnd hoefliche Sprüch, Straßburg 1534 (VD16 ZV 5295). OT: Paris 1533. Ausg. (nur Ü.) nach deren Zählung innerhalb der acht Bücher hier zitiert wird: H. Philips, Würzburg 2001. Buch 1: S. 30 Nr. 2, S. 32 Nr. 5 und 7 2239, [2240], 2298, 5633 S. 36 Nr. 18 2242 S. 49  f. Nr. 75 1380 S. 80 Nr. 13 2028, 5651 S. 80  f. Nr. 16 2037, 2038 S. 94 Nr. 75 999 S. 97  f. Nr. 90–92 1456 S. 104 Nr. 22–24 2243. Buch 2: S. 122 Nr. 19, 123 Nr. 21 und 125 Nr. 35 4208 S. 128  f. Nr. 53  f. 2244, 5661 S. 129 Nr. 56 2250 S. 151 Nr. 4 1492, 5337 S. 151 Nr. 8 1498 S. 152 Nr. 12 1498 S. 153 Nr. 21 1492, 5337 S. 154 Nr. 24 1498 154 Nr. 27 1492, 5337. Buch 3: S. 164  f. Nr. 4–6 1471, [2249] S. 166 Nr. 11 1065, 5049 S. 168  f. Nr. 24 1491 S. 169 Nr. 29 937, 4966 S. 170 Nr. 33 und 171 Nr. 40 1065, 5049 S. 175  f. Nr. 60  f. und 64 1575 S. 176 Nr. 67 4966 S. 184 Nr. 5 2547, 5793 S. 184 Nr. 8, 185 Nr. 11 und 189 Nr. 27 1027, 1029, 5050 S. 185 Nr. 10 2548, 5792 S. 187 Nr. 22 1304 S. 195 Nr. 60 1026 S. 195 Nr. 61 1304 S. 197  f. Nr. 11 2729 S. 198 Nr. 16 943, 5092 S. 201 Nr. 26 3955, 5136 S. 206 Nr. 46  f. 1306, 3955 S. 207 Nr. 52 und 208 Nr. 60 923 S. 209 Nr. 65 1491 S. 209 Nr. 67 [3089], 5800 S. 210 Nr. 72 1305 S. 211 Nr. 78 939, 4764 S. 213 Nr. 88 923 S. 215 Nr. 99  f. 1308 S. 217 Nr. 8 5239 S. 217 Nr. 9 928, 5236 S. 218 Nr. 19 1316 S. 219 Nr. 25 1148, 1149, 5726 S. 220 Nr. 32 1127, 5052 S. 221 Nr. 35 [1450] S. 225 Nr. 59 3955 S. 226 Nr. 66 939, 4764 S. 228  f. Nr. 83  f., 85, 89 1352 S. 229 Nr. 88 1491 S. 230 Nr. 93 1308 S. 230 Nr. 95 939, 4764 S. 230 Nr. 96 1067 S. 231 Nr. 97, S. 232 Nr. 9 und 233 Nr. 10 1388 S. 231 Nr. 99 1354, 5348 S. 235 Nr. 24  f. 1127, 5052. Buch 4: S. 258 Nr. 14 5439 S. 260 Nr. 23, S. 261 Nr. 31 und 263 Nr. 43 1021 S. 260 Nr. 24 2431 S. 265 Nr. 54 [2731] S. 274 Nr. 5 961 S. 278  f. Nr. 26 1629 S. 283 Nr. 43 960, 966 S. 283 Nr. 44 2809 S. 299 Nr. 4 2250 S. 299  f. Nr. 8 2027. Buch 5: S. 332 Nr. 10 und 12; S. 333 Nr. 14 1020 S. 338 Nr. 43 1113 S. 340  f. Nr. 3 1382 S. 343 Nr. 16 2799 S. 346 Nr. 1 2800 S. 349  f. Nr. 1 2432, 5785 S. 352  f. Nr. 14–16 2018 S. 354 Nr. 24 1084 S. 354  f. Nr. 27 2017, 5525 S. 366 Nr. 11 1066 S. 373 Nr. 14 2027 S. 379 Nr. 12 2027 S. 380 Nr. 20 4759 S. 387  f. Nr. 9, S. 388 Nr. 12 und S. 389 Nr. 17 1439 S. 389 Nr. 16 1379 S. 391 Nr. 15 1176 S. 392 Nr. 21 1302 S. 394 Nr. 39 1176 S. 395 Nr. 40  f. 1302 S. 395 Nr. 43 1175 S. 395 Nr. 45 1176 S. 403 Nr. 14 1204. Buch 6: S. 428 Nr. 6 2798 S. 438 Nr. 11 4450 S. 439 Nr. 1 und S. 441 Nr. 2 959 S. 444 Nr. 4 955 S. 448 Nr. 1 956 S. 454 Nr. 4 1234, 1236, 5716 S. 461 Nr. 39, 463 Nr. 50, 474 Nr. 17 1448 S. 469 Nr. 90 2732 S. 480 Nr. 49 2801 S. 481 Nr. 56 1443 S. 488 Nr. 98 2742 S. 489 Nr. 5 1442 S. 489  f. Nr. 7  f. [1449] S. 490 Nr. 9 1440 S. 499 Nr. 13, 500 Nr. 23 und 501 Nr. 26 1441, 5717 S. 503 Nr. 40 918, 919 S. 506 Nr. 9 928, 5236 S. 511 Nr. 40 1447 S. 514 Nr. 55 1066 S. 515 Nr. 60 1067 S. 522 Nr. 102 1358.

Quellen 

 1075

Buch 7: S. 541  f. Nr. 3 und 8–10 938, 4967 S. 548 Nr. 13 928, 5236 S. 549 Nr. 18, 20, 23 2765 S. 552 Nr. 43–45 2795 S. 553 Nr. 48 [2796] S. 555 Nr. 3 2780 S. 557 Nr. 11 2797 S. 559 Nr. 2–4 2740 S. 559 Nr. 5 2741 S. 560 Nr. 3 2804 S. 563 Nr. 8 2763 S. 569 Nr. 3, 570 Nr. 10, 572 Nr. 26 1568, 1569 S. 573 Nr. 4 und 574 Nr. 9 und 10 [1353], 4968 S. 574 Nr. 13, 575 Nr. 16  f. und 22 2764, 4968 S. 574 Nr. 15 1347, 5817 S. 575 Nr. 19, 576 Nr. 26 und 28 1462, 4968 S. 576 Nr. 30 1067 S. 579 Nr. 4  f. und 581 Nr. 19 1076, 1077, 5347 S. 581  f. Nr. 1–3 1025, 5338 S. 588 Nr. 1, 3  f., 8, 11 2733. Buch 8: S. 612  f. Nr. 12 2786 S. 624 Nr. 16, 18 und 19 936 S. 624  f. Nr. 21 1427, 1428 S. 631 Nr. 50  f. [3089], 5800 S. 631 Nr. 55 1163 S. 632 Nr. 1 956 S. 632 Nr. 58 937, 4966 S. 634 Nr. 10 959 S. 634 Nr. 11 955 S. 634 Nr. 15 956 S. 635 Nr. 18 955 S. 637 Nr. 6 950 S. 640  f. Nr. 21 2744 S. 648 Nr. 9 2730, 5815 S. 651 Nr. 24  f. 1316 S. 652  f. Nr. 29 2743 S. 655 Nr. 43 3924 S. 657 Nr. 9 2759, 5135 S. 659 Nr. 18 2250 S. 661 Nr. 33 und 37 und S. 663 Nr. 50 1389 S. 661 Nr. 35 2760 S. 662 Nr. 45 2761 S. 664 Nr. 4 2430. Morias Encomium, Paris 1511 u. ö. Ü. vor 1534 nicht nachweisbar. Zweispr. Ausg. des OT: A. Hartmann/W. Schmidt-Dengler, in: W. Welzig (Hg.): Erasmus von Rotterdam. Ausgewählte Schriften, Bd. 2, Darmstadt 1975. 543. Eusebios: Kirchengeschichte, Buch 1–9. Ü. und Erweiterung durch Buch 10 und 11: Rufinus von ­Aquileia, Basel 1523 (VD16 E 4273) u. ö. Ü.: Caspar Hedio (teils wörtlich, teils gekürzt): Chronica der Alten Christlichen Kirchen, Straßburg 1545 (VD16 E 4288 = dritte, erweiterte Ausg.), jr–xcvijv. Ausg. des OT von Rufinus: E. Schwartz/T. Mommsen (Hgg.): Eusebius, Werke II/1–3: Die Kirchengeschichte, Leipzig 1903 (ND Berlin/Boston 2011). Ü.: P. R. Amidon, Rufinus of Aquileia: History of the Church, Washington, D. C. 2016. 3,23 4058, 5690 5,1 (1–3) 4067, 5614 6,5 4035, 5613 7,15  f. (12  f.) 4036, 5619 7,18 (14) 4059 7,28 (25) 4051 8,2.5.7 4034, 5612 8,9 (10) 4107, 5617 8,11 4041 8,14 4037 9,9 4044 10,1–6 (1–5 [6]) 4124 10,7  f. 4053 11,5 4038, 5609 11,18 4039, 5610 11,23 4049, 5683 11,25 4040, 5625 11,26 4052, 5626 11,31–33 4055. *Fabulae extravagantes. Ü.: Heinrich Steinhöwel, 17 Texte in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), LVIIr–LXXIIIIv (Österley, 192–241). 1 2469, 5186 3 2956, 4593 5 1765, 5190 6 2958, 5835 7 2471 8 3052 10 [2478], 5591 12 [2847] 13 3645 14 575 15 2507, 2508, 5789 17 2063, 5836. *Florent et Lyon. Ü.: Wilhelm Salzmann, Hystory von dem Keyser Octauiano/ seinem weib vnd zwyen sünen, Straßburg 1535 (VD16 H 3854) u. ö. Ausg. des OT zusammen mit der Ü. von 1535: X. von Ertzdorff/U. Seelbach, Amsterdam 1993. 3734–3739, 4812. Folz, Hans: Meisterlieder. Ausg.: A. L. Mayer, Berlin 1908 (ND Hildesheim 2001). Hannen krath Hans Foltzen barbires (Mayer S. 172–179) 4937. Ein liet genant der poß rauch (Mayer S. 357–359) 3500. Reimpaarsprüche. Ausg.: H. Fischer, München 1961. 5 2843 6 3498 10 2888, 2966, 3524 11 3991, 5743 14 2935 24 715, 5517 30 4621 Str. 1. Fortunatus, Augsburg 1509 (VD16 F 1928) u. ö. Ausg.: J.-D. Müller, in: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1990, 383–585. 3982.

1076 

 Anhang

Frag vnd antwort Salomonis vnd marcolfj, Nürnberg 1487 (GW 12782) u. ö. Ausg.: F. H. von der ­Hagen, in: Narrenbuch, Halle/S. 1811, 215–268. S. 217  f. 3417 S. 219  f. 3482, V. 126–148 S. 236–238 3417 S. 254–262 3239, 3482, V. 195–236 S. 264–66 817 Str. 1. Franck, Sebastian: Chronica, Straßburg 1531 (VD16 F 2065). xvjr 2175, 5510 xvjr–xvjv 924, 925, 5232 xxv 675 xxiiijr 664 xxiiijv–xxvr 696, 698 xxvr 737 xxvjr 478 xxvjv 738 Str. 1 lxv 734 lxxxixv 694, 695 xcjr 679, 978 Str. 11 xciijv 1148, 1149, 5726 xcvjr 725 cjr-ciiiv [695a], 762, 5061 ciiijv 708, 926 cvjr 690 cvjv 613, 631 cxiiir–cxiiiv 270, 429 cxxvjv–cxxvijr 622 cxxxixv–cxlr 680, 5231 clxxxjv.clxxxvv–clxxxvjr 1317, 5645 cxcviijr–cxcviijv 1196 ccvjr-ccvjv 4189 cclxxxixv–ccxcr 560. *Germaniae Chronicon, Augsburg 1538 (VD16 F 2088) u. ö. „XCIv–XCIr“ [Bl. in VD16 F 2088 zweimal vorhanden und als LXCI gezählt] 1003, 1004, 3702 CCVIIv–CCVIIIv 1331, 5460 [dort Fortsetzung bis CCXXIv im Überblick]. *Weltbuch, Tübingen 1534 (VD16 F 2168) u. ö. ccxxr–ccxxjr 3566. Frankfurter, Philipp: Der Pfarrer vom Kahlenberg, Augsburg ca. 1475/81 (GW 10287) u. ö. Ausg.: V. Dollmayr, Halle 1907. 242–295 3381 399–422 2105 423–474 3387 908–961 817 Str. 3 1270–1316 3387 1987–2118 3381. Freidank: Bescheidenheit, Leipzig um 1490 (GW 10323); Straßburg 1508 (VD16 F 2542) u. ö. Ausg.: H. E. Bezzenberger, Halle 1872 (ND Osnabrück 1962). 52,16  f. 738 Str. 2 164,5  f. 1947. Frey, Jacob: Ein new huebsches vnd schimpfliches Buechlein/ genant die Garten Gesellschafft, o. O. 1556 (VD16 ZV 6172). Ausg.: J. Bolte, Tübingen 1896. 60 5262, 5499 129 4755. Fröschel von Leidnitz: Die Liebesprobe (um 1400; Druck nicht nachweisbar). Ausg.: H. Fischer (Hg.), Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, München 1966, 112–123. 2489, 3689. Frontinus: Strategemata. Ü.: Marcus Tatius Alpinus, Ingolstadt 1542 (VD16 F 3140). Zweispr. Ausg. des OT, nach der hier gezählt wird: G. Bendz, Berlin 1963. 1,4,1.3.8 4902 1,5,4 4903 1,5,8.17.22 4896 1,10,1 4897 1,10,4 4904 2,5,8.12.23 4895 2,5,29 4901 2,11,1–3 4899 2,12,1.3.4 4900 3,3,6 4890 3,3,7  f. 4889 3,13,6 4891 3,16,4 4892 4,1,8 4879. Gerbel, Nikolaus: De aranea et podagra, in: Fabulae, hg. von Maarten van Dorp (Martinus Dorpius), Straßburg 1516 (VD16 A 452) u. ö., F iiijr-vv. Ü. nicht nachweisbar. Ausg.: A. Elschenbroich, Die deutsche und lateinische Fabel in der frühen Neuzeit, Bd. 1, Tübingen 1990, 245  f. 1923. *Gesta Romanorum: Ü. (anonym): Augsburg 1489 (GW 10903), (anonym) Straßburg 1512 (VD16 S 6329) [ohne Seitenzählung] und (anonym) Straßburg 1538 (VD16 G 1902). Ausg.: H. Österley, Berlin 1872; Ü.: J. G. T. Grässe, Dresden 1842 (nach diesen beiden Ausgaben ist hier gezählt). 20 (Ü. 1489, xlvjr–ljr) 2638, 3503 31 (Ü. 1538, xixr–xixv) 2714, 5814 57 (Ü. nicht nachweisbar) [2215], 5746 59 (Ü. 1489, ljv–lvjr; 1538, xxijr–xxivr) 3110, 3225, 4993 63 (Ü. 1489, cxiijv– cxvv) 755 66 (Ü. 1489, xxvjr–xxvijv)) 730 74 (Ü. 1489, lxxvr–lxxvjr; 1538, xxxr–xxxv) 2716 80 (Ü. nicht nachweisbar) 215, 905, 3701 107 (Ü. 1489, lxxxjv–lxxxiijr) 1346 126 (Ü. 1512; 1538, lxxxijv) 3375, 4836 128 (Ü. 1489, xcivv–xcvr; 1538, xlijr–xliijr) 2502 143 (Ü. 1489, xxxiijr– xxxiiijr) 722. Nicht bei Österley/Grässe:

Quellen 

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Ü. 1489, xxxixv–xljr; Ü. 1512 463, 2214 Ü. 1489, xljr; Ü. 1512 539 Ü. 1489, lxxxviijr–lxxxviiijr; Ü. 1538, xljv–xlijr [2373], 5063. Ü. 1512 760, 2044, 2484, 3501, 4233, 4449. Ü. 1538, xvijr 2044 lixv–lxir 3501, 4233 lxijr 4449 lxvjr–lxvijr 2484. Giraldus, Lilius Gregorius: De deis gentium, Basel 1548 (VD16 G 2103). Ü.: Johannes Herolt: Von den heydnischen Göttern, in: Heydenweldt (s. Diodor), a Ir–dd viijv. Giraldus 2B (Herolt a iiijv-vr) 4946 14A (a iijv–a iiijr) [4360] 111B (e vjr–vjv) 4944 122B (f iiijr) 4371, 4802, 5607 126A; 129A (f vjr; f vjv; g jr; g iiijv) 4468  f., 4938 131B (g vjr) 4400 149A (n jv–ijr) 4957 210B (dd iijr) 4393, 5606 306B (o ijv) 4971 310B (o iiijv) [4383], 4801 310B (o vv) 4969 310B (p jr–jv) 4962 319B (q 1v-q 2r) 326B (q vr-vv) 4408, 4799, 4799a 414B (x 6r) 4398, 5502 420A (y jr–j-v) 4399 437B (aa jr) 4517 442B (aa ijv) 4395 474A (y viijr) 4401 474B (y viijv) 4516 477A (z jv) 4446 504B (t vv) 4407 507A (t vjr–v jr) 4417 Zusatz zu 507A: t vjv–v jr 4940, 5456 508B-509A (v jv; v ijr–ij-v) 4418, 4803 510A (v ijr) 4419 512B (v ijv) 4416 520B (v iiijv) 4500 522A (x jr–jv) 4501 524B (x ijr–ijv) 4423 555A (bb jv) 4396 571A (bb iiijv) 4397, 4952, 5503. Heinrich von Pforzen: Der Pfaffe in der Reuse [nach einem verlorenen Druck des 15. oder 16. Jhs.?]. Ausg.: H. Niewöhner (Hg.), Neues Gesamtabenteuer, Bd. 1, Dublin 21967, 208–222. 2997, 2998. *Hermann von Sachsenheim: Die Mörin, Straßburg 1512 (VD16 H 2448). Ausg.: H. D. Schlosser, Wiesbaden 1974. 47. *Herodian: Geschichte des Kaisertums nach Marcus (Angelo Poliziano). Ü.: Hieronymus Boner, Augsburg 1531 (VD16 H 2503; Sachs’ Exemplar: Herzog August Bibliothek 257 Hist. 2° [4]). Zweispr. Ausg. des OT: C. R. Whittacker, Cambridge, Mass./London 1969/70. 1,12  f. 2702, 5251 1,16  f. 1395 2,5  f.12 2660 3,10–12 4125, 5687 4,2 1046 4,12  f. 1519, 5183 8,1–5 1622, 5643. *Herodot: Historien (Lorenzo Valla). Ü.: Hieronymus Boner, Augsburg 1535 (VD16 H 2519; Sachs’ Exemplar: Herzog August Bibliothek 257 Hist. 2° [2]). Zweispr. Ausg. des OT: J. Feix, Berlin/ Boston 72006. 1,8–12 856, 874 1,16–22.25 [1588], 5646 1,29–31 1124, 2657, 5060 1,35–45 1034, 1035 1,73  f. 4165 1,82 1584 1,86 1037, 1038, 5060 1,107–130.205–214 5055, 5066 1,107–123 1320, 5055, 5066 1,123–130 1321, 5066 1,187 1523 1,189–191 1620, 5544 1,209  f. 2273, 3343, 3408 3,4.11.13  f. 2662 3,20–26 1517 3,26  f. [2664] 3,30–32; 67 1117, 3343 3,30–32 1117 3,34  f. 1039, 5046, 5830 3,36 1040, 5046, 5830 3,39–60 5150 3,50–53 2661, 5045 3,61– 86 2663, 3343, 3408 3,67 1117, 3343 3,104  f. 2075 3,118  f. 2074 3,127  f. 4155 3,152–158 1118 4,8–10 1621 4,110–116 4158 4,125–135 1394, 5554 4,173 3688 5,4 4337 5,18–20 1211, 5555 5,25 2051 5,92 1083, 3233, 5556 5,105–114 2172 6,23 4152 6,43–45 2700 6,62–66 2081, 2698 6,87–92 4153 6,138 4156 7,26  f.38  f. 1062 7,37–58 3214 7,43–46 2078 7,131.133–136 2659 7,146 2079 7,213–215 2080 8,36–38 2696 8,51–53 [2697] 8,56–96 2289, [2701] 8,105  f. 2072 9,108–113 1397, 1406. Herolt, Johannes (gest. 1468): Promptuarium de miraculis B. Mariae Virginis, auszugsweise übersetzt in: Der selen Wurtzgarten, neun Drucke 1483–1515; Sachs benutzte vielleicht VD16 S 5276, Augsburg 1504, oder VD16 S 5278, Straßburg 1515. OT in: Herolt, Sermones discipuli de tempore et de sanctis, Köln 1474 (GW 12340) u. ö. 1504, 3,3 oder 1515, LXVIIr 68 1504, 3,7 oder 1515, LXXVIIv–LXXVIIIv 67. Historia Apollonii regis Tyri. Ü.: Heinrich Steinhöwel, Augsburg 1471 (GW 2273) u. ö. Ausg.: T. Terrahe, Berlin 2013. Zweispr. Ausg. des OT: F. Waiblinger, München 21994. 12–23 3965.

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 Anhang

Histori von Herr Tristrant/ vnd der schoenen Jsalden, Worms 1549 (VD16 T 1963). Ausg.: A. Brandstetter, Frankfurt a. M. 1971. 3970 B jv–D ijr 3709 D iijr–F iijr 3710 F jv–J iiijv 3707 K iijr–M iijr 3708 V iijr–X ijv 3714 X iiijr–Y iijr 3989. *Homer: Odyssee (Raffaele Maffei; Gregorius Maxillus). Ü.: Simon Schaidenreisser, Augsburg 1537 (VD16 H 4708). Faksimiledruck hg. von G. Weydt und T. Sodmann, Münster 1986. Ausg. des OT: P. von der Mühl, Basel 1971 u. ö. Ü.: W. Schadewaldt, Hamburg 1958 u. ö. 1–4 4608 2,85–110 [4576] 4,351–370 972, 5099, 4608 5,14–493 1608, [3353], 3410, 5644 8,266–366 845, 846 9,193–464 1607 9,470–542 3360 10,1–76 1604, 1605 10,132–574 3234 12,37–54 974, 5100 12,271–453 1609, [3352], 3409 13–23 [3366], 3412, 4608 17,290–325 [4575]. Hugo von Trimberg: Der Renner, Frankfurt a. M. 1548 (VD16 H 5853). Ausg.: G. Ehrismann, Tübingen 1908–1911 (ND Berlin 1970/71). 12185–12242 3054, 3221 14741–14776 3053, 3220, 5408, 5806. Hugues Capet [Chanson de geste]. Ü.: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, bearbeitet von Conrad Heyndörffer: Ein […] History/ von […] Hugen Schappler, Frankfurt a. M. 1556 (VD16 ZV 15962) [erstmals schon Straßburg 1500: GW 12589]. Ausg. J.-D. Müller, in: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1990, 177–339. 341–381 [Fassungen von 1500 und 1532]. Ausg. des OT: M. le Mis de la Grange, Paris 1864 (ND 1966). 4924. Hystori […] von herczog Leuppold vnd seinem sun Wilhalm von oesterreich, Augsburg 1481 (GW 12843); auch zusammen mit Hystori von herczog Wilhalm von Orlencz, Augsburg 1491 (GW 12844) und Wittenberg (?), vor 1545 (nicht in VD16; vgl. Gutenberg-Jb. 38, 1963, 53–59). Ausg.: F. Podłeiszek, Volksbücher, Leipzig 1936, 191–284. 4817. Hystori von herczog Wilhalm von Orlencz (s. zu Hystori […] von herczog Leuppold). Ausg.: R. Lei­de­ rer, Berlin 1969. 5404. *Johannes de Capua: Directorium humanae vitae (= Ü. von Kelila und Dimna). Ü.: Anton von Pforr: Buch der Beispiele der alten Weisen, Ulm 1483 (GW M13187) u. ö. Sachs besaß offenbar die Ausg. Straßburg 1536 (VD16 J 381); vgl. Rettelbach 2019, 368 A. 4. Ausg.: F. Geissler. 2 Bde. Berlin 1964 und 1974. Zweispr. Ausg. des lateinischen Textes: F. Geissler, Berlin 1960. Vorrede,3 (S. 2 G.) 3530 Vorrede,4 (S. 3 G.) 2534 1 Einl. (S. 5  f. G.) 2049, 4980 1,2 (S. 9  f. G.) 5748 1,14 (S. 14  f. G.) 1151, 5054 2,1 (S. 16 G.) 2219, 5747 2,7 (S. 24 G.) 842 2,8 (S. 27  f. G.) 2651 2,9 (S. 27  f. G.) [2498] 2,15 (S. 41 G.) 2671 2,16 (S. 44 G.) 74 Str. 1 2,17 (S. 44  f. G.) 2380 2,18 (S. 45–47 G.) 3728 2,20 (S. 47 G.) 2673 2,21 (S. 48 G.) 840 3,2 (S. 61 G.) 2672 4,1 (S. 70  f. G.) [1728], 5330 4,2 (S. 71  f. G.) 2050 4,5 (S. 74  f. G.) 607, 5329 5,2 (S. 86  f. G.) 3729 5,5 (S. 91  f. G.) 814 6 (S. 101–104 G.) 2524, 5797 6,1 (S. 104–106 G.) 3730 7,1 (S. 107 G.) 841, 5421 10 (S. 118–132 G.) 5419 11 (S. 133  f. G.) 1758 14 (S. 145–147 G.) 4438 15,1 (S. 151 G.) 2719 16,1 (S. 153 G.) 4181 16,2 (S. 155  f. G.) 4439 17 (S. 161  f. G.) 3177. Josephus, Flavius. Ü.: Caspar Hedio, Straßburg 1531 (VD16 J 969). Jüdische Altertumskunde: Zweispr. Ausg. des OT: H. S. J. Thackeray/R. Marcus/A. Wikgren/ L. Feldman, Cambridge, Mass. 1930–1965 u. ö. 2,9–11 2887, 3606, 3968 2,9 3968 3,13  f. 2876 7,8 2878, 4789 11,8 3596 12,2 2877, 5654 13,18 2889, 5679 14,5.8 3602 14,25 2882 15,3–7 1270, 3913 15,3 3595 15,10 3593 15,10  f. 2880, 3913 17,9 2875 18,6 3598 18,15 3592 18,16 3594.

Quellen 

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Der Jüdische Krieg: Zweispr. Ausg. des OT: O. Michel/O. Bauernfeind, München 1962–1969. 1,21 2883 1,22–33 2880, 3913 2,8 2884 2,27 2947 3,7.14 2886, 5656 4,5–7.18 981, 1627, 4789 6; 7,7,1–17 3193 6,15 2892 7,1 2949, 5655 7,13–18 500 7,28 2881, 5653. *Justin: Epitome der Historiae Philippicae des Pompeius Trogus, Ü.: Hieronymus Boner, Augsburg 1531 (VD16 T 2069; Sachs’ Exemplar: Herzog August Bibliothek 257 Hist. 2° [1]). Ausg. des OT: O. Seel, Stuttgart 1985. Ü.: O. Seel, Zürich/München 1972. 1,3 1587, 5195 2,4 4157 2,5 1515 2,8 1516 2,9 1534, 2703, 4150 2,10 1518 3,1 1033, 5047 3,4 2746 6,7  f. 4151 7,2 2748 11,1–12,16 5257 12,6 1061 16,1  f. 4148 16,4  f. 1626, 4154, 5545 17,1  f. 4148 18,3 1625 18,7 2658, 5557 19,2  f. 2173 20,4 [2747], 5808 21,1 5056 24,6–8 1530 30,1  f. 1586 32,4 1297, 5154 36,4 1522 37,1 4149 37,3 3306 38,9–39,1 2171 42,4  f. 2069 43,4 2191 43,5 2247, 5553 44,4 1048, 5196. *Konrad von Megenberg: Buch der Natur, Augsburg 1475 (GW M16426) und [gekürzt] Frankfurt a. M. 1536 (VD16 C 4913). Ausg.: F. Pfeiffer, Stuttgart 1861; R. Luff/G. Steer, Tübingen 2003. I 47 S. 40  f. Pf. 4735, 5590 III A 46 S. 149  f. Pf. 2053, 5513 III A 50 S. 151 Pf. 2465, 5784 III A 62 158  f. Pf. 4127 III A 67 S. 161 Pf. [3453], 5803 III B 2 S. 167  f. Pf. 1633 III B 57 S. 212–215 Pf. 4629 Str. 2 und 3, 5483 III B 68 S. 225  f. Pf. 4128 III B 72 S. 229  f. Pf. 4126 III D 7 S. 248 Pf. 1482, 1483 III E 3 S. 263–265 Pf. 1639 III E 35 S. 284 Pf. [1638], 5600 IV A 44 Pf. 1069, 1070. *Krantz, Albert: Chronica regnorum aquilonarium (Dania, Suecia, Norvagia). Ü.: Heinrich von Eppendorff, Straßburg 1545 (VD16 K 2234). Res gestae Daniae / Dennmerckische Chronica: 1,3  f. 5224 1,7 2329, [2359], 5783 1,8  f. 5220 1,9 2330, [2359], 5220 1,10 3994 1,11 3064 1,12 3189 1,15 2320 1,16 2321, 5221 1,19 2322, 5217 1,21 3063, 5218 1,27 3995 1,31 4027 1,32– 34 2351, 2353, 5245 1,35  f. 2343 1,36  f. 2344, 5219 1,39  f. 3996, 5214 2,5 3065 2,6 2333 2,12 2343 2,15 2346, 3074, 5213 2,16  f. 2347, 3074, 5213 2,15–17 5213 2,20  f. 2356, 5226 3,23 3141 3,25–28 3603 3,25  f. [3068], 3223 3,30 2352, 5207 4,6 [3070] 4,9 3075 4,10  f. 2328, 5222 4,18 3071 4,21 3077, [3087], 5225 4,22 2357, 5225 4,33 3088 5,1 2368 5,1  f. 3073 5,3 2348 5,10–12 2355 7,18 3910 7,32 5243, 5244. Res Sueciae et Gotiae gestae / Swedische Chronica: 1,12 3633 1,13–16 [2359], 5783 1,17 3604 1,22  f. 2326, 5215 1,38 [3080] 1,43 [3067] 1,46 2021, 5013 1,47 3081 2,15 2361, 5227 2,21  f. 2343 2,23 3079 2,25 2360 3,5 2023 3,19 3605, 5247 3,40 3887 4,5 2390 5,1 2342, 5222 5,2 [3070], 4001 5,7 2328, 5222 5,26 2327, 5216 5,32–34 3993 6,1 3188, 5802. Res Noruagiae gestae / Norwaegische Chronica: Vorrede 2316 1,1–4 [2359], 5783 1,5 3178 1,8 3096, 3224 1,11  f. 3097 1,18 2341, [3095], 5223 1,21 5223 2,2  f. 2317 2,35 3099 3,2 3084 3,3 3086 5,7 und 9 Anfang 2324, 3076, 5635 5,9 Mitte 2332 5,10 2323. La Tour Landry, Geoffroy IV de: Livre pour l’enseignement de ses filles. Ü.: Marquart von Stein: Der Ritter vom Thurn, Basel 1493 (GW M17154) u. ö.; Frankfurt a. M. 1538 (VD16 L 653) u. ö. Ausg.: R. Harvey, Berlin 1988. Ausg. des OT: A. de Montaiglon, Paris 1854. 1538, xixv–xxjr 3571–3573. *Leben Äsops (Rinuccio da Castiglione). Ü.: Heinrich Steinhöwel, in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), Ir–XXVIIr (Österley, 4–76). Griechischer OT der von Rinuccio übersetzten Redaktion W: G. A. Karla, Wiesbaden 2001. Ü. der Redaktion G: G. Poethke, Leipzig 1974. 12–15.20  f. 5429 22–27 2480, 5429 31  f. 5429 42  f. 751 44–46 618, 5429 49  f. 5429 50a 2383, 2386, 5429 51–55 586, 5518 57–64 2461 65  f. [2302] 67 4692 77 1812, 1813 77a 817 2. Str., 4546 77b 3377 109 2462, 2463.

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 Anhang

Lied von dem Hürnen Sewfrid, Nürnberg um 1530 (VD16 H 4072). Ausg.: K. C. King, Manchester 1958; M. Claussnitzer/K. Sperl, Stuttgart 2019. 5080. Livius: Ab urbe condita. Ü.: Bernhard Schöfferlin, Mainz 1505 (VD16 L 2102). Zweispr. Ausg. des OT: H. J. Hillen, Düsseldorf/Zürich 1987–2000. 1,3–7 1182 1,11–13 2409 1,23–26 473, 3114 1,27–29 1675, 5145 1,33 4704 1,34 4705 1,35.37 4706 1,37  f. 2266, 5753 1,40  f. 4707 1,45 3126 1,57–60 133, 429, 522, 969, 2739, 2932 2,10 291 2,12  f. 203, 796, 1161, 4221 2,13 456 2,32 [2263], 5754 2,50 2235 3,15–18 2236, 5750 3,44–51 413, 523a, 1249, 1250 5,27 295, 4253 7,6 284 7,10 2401 7,26 2283 8,6  f. 304 8,9  f. 2284 9,1–7 2282, 5755 Perioche 16 2280, 5749 21,1–4 3550 21,7–16 1909, 5650 22,3–7 555 22,7 795 22,45–52 757 26,11 2291 26,45  f. 2252 26,50 2253 27,26–28 2281, 5662 31,17  f. 2255 31,23  f. 4690 38,24 311 39,49  f. 2277, 5809. Locher, Jakob: Spectaculum de iudicio Paridis, Wien 1520 (VD16 L 2224). Ü. nicht nachweisbar. Ausg. des OT: C. Dietl, Die Dramen Jacob Lochers und die frühe Humanistenbühne im süddeutschen Raum, Berlin/New York 2005, 464–491. 538, [5904]. Lukian. Zweispr. Ausg. des OT: A. M. Harmon/K. Kilburn/M.D. McLeod, London/Cambridge, Mass. 1913–1967. Darüber, dass man einer Verleumdung nicht leichtfertig glauben soll (Rudolf Agricola). Ü.: ­Dietrich von Pleningen, Landshut 1516 (VD16 L 3019) und Jakob Schenk, 1528 (VD16 L 3020), die Sachs aber wohl beide nicht benutzte. 5 647. Göttergespräche. Ü. nicht nachweisbar. 23 (19) 1369, 5639. Hermotimos. Ü. nicht nachweisbar. 20 5965. Ikaromenippos. Ü. nicht nachweisbar. 135. Totengespräche 20 (10): L. Luciani Samosatensi Dialogi, Lipsiae 1520 (VD16 L 2974), darin Totengespräche 25 (12), 20 (10), Ps.-Lukian, Palinurus, 11 (16), Ps.-Lukian, Virtus. Ü. nicht nachweisbar. 428. Toxaris. Ü. nicht nachweisbar. 12–18 2029, 2030, 4762 27–34 2034, 5780 38–43 2032 61 2033, 5781. Traum. Ü.: Johann Musler, Nürnberg 1530 (VD16 ZV 9912), A iiijv-B iiijv. 3112, 5459. Macropedius, Georgius: Hecastus, Köln 1539 (VD16 L 392). Ausg.: R. Dammer/B Jessing, Berlin/ New York 2007. Ü. nicht nachweisbar. 3121. Mandeville, Jean de: Itinerarium. Ü.: Otto von Diemeringen, o. O. u. J. (GW M20405) und Michel Velser, Augsburg 1480 (GW M2041010). Faksimileausg. beider Übersetzungen: E. Bremer/ K. Ridder, Hildesheim 1991. OT: Köln um 1485 (GW M20392) u. ö. 1,9 1504 1,10 3551 1,31 3565. Marina. Ü.: Albrecht von Eyb, in: Ehebüchlein, Nürnberg 1472 (GW 9520) u. ö., Wie sich ein fraw halten solle in abwesen ihres manns. Ausg.: M. Herrmann, Deutsche Schriften des Albrecht von Eyb, Bd. 1, Berlin 1890 (ND Hildesheim/Zürich 1984), 59–67. Ausg. des lateinischen OT: M. Herrmann, Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte 3, 1890, 2–12. 4974.

Quellen 

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Meerwunder, Das [nach einem verlorenen Druck des 15. oder 16. Jh.s?]. Ausg.: F. H. v. d. Hagen/ A. Primisser, Der Helden Buch in der Ursprache, Bd. 2, Berlin 1825, 222–226. 3877, 5482. Melanchthon, Philipp: Ad […] comitem Ioannem a Weda &c. epistola, Frankfurt 1539 (VD16 M 2395). Ü. der eingelegten Erzählung von Caspar Brusch: Von Eua der ersten Mutter/ […], Leipzig 1544 (VD16 M 2415). Ausg.: H. Scheible (Hg.): Melanchthons Briefwechsel, Bd. T 8, Stuttgart-Bad Cannstatt 2007, Nr. 2165. 4245. Münster, Sebastian: Cosmographei … zum drittem mal … gemeret vnd gebessert …, Basel 1550 (VD16 M 6693). lxviij 3851 ccxli 3866 ccxlvi 3868 dcccxxviijf. 3856 dcccliijf. 3840, 5670 dcccliiij 3841, 5672 dccccx 3845, 5671 dccccxixf. 3852 dccccxlviij 3864, 5673 dccccl 3863 mx 3754 mli 3858 mclviijf. 3755. Neithart Fuchs, Nürnberg 1537 (VD16 ZV 22486). Ausg.: F. Bobertag, in: Narrenbuch, Berlin/Stuttgart 1884 (ND Darmstadt 1964), 141–292. 113–314 4860, 5024 1246–1362 868 2148–2275 836, 5024. *Ovid: Metamorphosen. Ü. (nach Albrecht von Halberstadt): Georg Wickram, Mainz 1545 (VD16 O 1663) u. ö. Ausg.: H.-G. Roloff, Berlin 1990. Zweispr. Ausg. des OT: N. Holzberg, Berlin/ Boston 2017. 1,151–162 1870 1,163–243 4908 1,211–239 2425 1,244–415 2823 1,416–587 5158 1,452–567 1837, 1884 Str. 7, 2922 1,568–746 1884 Str. 11, 2923 2,1–400 1841, 5601 2,340–366 2925 2,401–530 1838, 1884 Str. 8, 5602 2,542–547.596–632 1840, 5603 2,569–588 1884 Str. 4 2,589–595 [1839], 1884 Str. 6 2,633–675 2441 2,679–707 1846 2,708–832 4888 2,726–832 1884 Str. 5 2,760–782 2572, 2573 2,843–3,2 1845, 2435 3,28–130 2427 3,256–315 2438 3,324–338 1882 3,359–401 1884 Str. 3 3,513–733 [1847], 5604 4,1–35.389–415 1879 4,55–166 4999 4,217–270 1884 Str. 1 und 2, 2926, 4887 4,315– 379 4494 4,416–530.543–559 1881 4,432–463 1995, 2849, 5005, 5006 4,563–603 1850 4,639–662 1854 4,670–5,235 1855, 1883, 4734, 5157 5,273–293 1844 5,300–678 2927, 6064 5,446–461 1880 5,465–538.565–568 1860 5,509–550 2449, 4788 5,577–636 1884 Str. 9 5,642–661 1842 6,1–145 1898a 6,331–381 1843, 3585 6,382–400 2928 6,412–674 1884 Str. 13, 3108 6,675–721 [2931] 7,297–356 4739 7,552–651 4495 7,690–862 4738 8,6–151 2295 8,155–161 [1851] 8,183–235 1852, 3297 8,236–259 [1853] 8,273–419 2933 8,738–878 2419, 5751 9,1–88 2934 9,134  f.182–198 2940, 5359 9,200–260 1868 9,334–393 2294 9,454–665 1856 9,645–648 1877 9,666–797 2420 10,106–142 1857 10,162–216 1858 10,220–242 4737 10,313–514 1884 Str. 12 10,705–739 1865 11,150–179 2482 11,229–265 1861 11,291–345 1864 11,410–748 1866, 4998 11,752–795 1863 12,210–526 2481 13,1–398 2822, 2944 13,399–575 [2821] 13,644–674 4487 13,750–897 1874 13,904–14,74 1878 14,320–430 1875 14,623–771 1876 14,698–758 1884 Str. 10, 2938. Passional Christi vnnd Antichristi, Erfurt 1521 (VD16 L 5581) u. ö. Ausg.: Martin Luther, Werke, Bd. 9, Weimar 1893, 677–715. 3537. *Pauli, Johannes: Schimpf und Ernst, Straßburg 1522 (VD16 P 937). Ausg.: H. Österley, Tübingen 1866 (Zählung wie dort, Abweichungen der Erstedition in Klammern). In Österleys Edition sind aus den Editionen Straßburg 1533 (VD16 P 938) Anh. 1–21, Straßburg 1535 (VD 16 ZV 26203) Anh. 22 und Straßburg 1538 (VD16 P 943) Anh. 23–39 aufgenommen.

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 Anhang

1 1900, 1901, 5387 3 865, 3473, 4480 4 771, 4447 5 2625 6 1109, 5228 9 1128, 1129, 5108 10 1273 15 4176 17 4171 18 1274 20 1275 21 2177 22 3145 25 2710, 5713 26 4488 31 4355 32 1903 35 1902 39 2762 41 1908, 5396, 5409 42 [2626] 45 1150 46 2178 49–51 2179 50 4356 55 2039 58 1112, 5229 59 1817 60 1911, 1912, 5388 61 3146, 5838 63 2180, 5524 64 [2623] 65 2641 66 3148 68 [3147] 71 1991 81 778 82 548, 2569, 2570, 5233 83 2011, 5344 84 2771, 4539 87 2642 90 4169 94 [4429] 111 4190, 4882 113 2372 114 2718 124 2721 125 4950 130 4167 132 1108 133 1107 134 761, 4205 135 777, 4320 136 4018, [4232] 138 3875 139 718 140 731 144 806, 1695, 4263 147 3150 150 1711 151 [4327], 4883 152 1110 153 3722, 5584 157 4509 158 1125 164 (165) 2628 168 (169) 3154 176 (177) 2627 178 (179) 885, 886, 5727 179 (180) 2632 191 (192) 770 192 (193) 769, 2633 197 (198) 1996 204 (205) 1987 205 (206) 1989, 4813 206 (207) 2506, 5790 208 (209) 717 213 (214) 2510 216 (217) 4168 220 (221) 1990 221 (222) 2511 223 (224) 710, 2041 228 (229) 4177 229 (230) 4178, [4227] 231 (232) 711, 1582, 4754, 5445 233–235 (234–236) 716 238 (239) [1403] 243 (244) 4378 248 (249) 4172 249 (250) 2199 261 (262) [2687] 263 (264) 1915, 5507 264 (265) 1914 265 (266) 3157, 3230, 5667 267 (268) 2819 270 (271) [2643] 273 (274) 1489 Str. 1 275  f. (276  f.) 1489 Str. 2 und 3 293 (296) 3168 Str. 1 294 (297) 1054 Str. 2 296 (299) 1054 Str. 1 297 (300) 3168 Str. 2 298 (301) 1054 Str. 3 304 (306) 1490 306 (308) 3646, 5497 325 (327) 4166 340 [3158] 341 3159 342 1917 345 (344a) 805, 5334 346 (345) 3160 359 (358) [2647], 2648, 5394, 5714 364 (363) 719, 5333 371 (369a) 1673 Str. 1 374 (371) 1673 Str. 2 und 3 390 (387) 4173 392 (389) 1921, 3375, 4836 396 (393) [2525], 2526, 5791 402 (399) 2711 407 (404) 1404 408 (405) 2622 412 (409) 4331 423 (419) 1835, 5116, 435 (431) 1055, 3836, 5076 436 (432) 1209, 3169, 5077 442 (438) 4755 450 (446) 2609, 2610 462 (458) 4064 463 (459) 3094, 3454 474 (469) 4186 484 (479) 765, 5519 490 (485) 3165 497 (492) 1111 499 3166, 5638 500 (495) 4187 503 (498) 1430, 4206 522 (515) 3174 564 (558) 2045 576 (570) 320 577 (571) 465, 1374 589 (583) 4687 634 1927 653 1373 654 2675 673 (675) 3615 A 1 (Ausg. 1533, Nr. 47) 1904 A 2 (1533, 48) 1906 A 3 (1533, 49) 1910 A 4 (1533, 84) 2012, 5500 A 5 (1533, 232) 2775, 5816 A 10 (1533, 265) 1913 A 14 (1533, 313) 2040 A 15 (1533, 340) 2537 A 16 (1533, 351) 1208 A 17 (1533, 352) 1158, 3478, 5106 A 18 (1533, 434) 3171 A 20 (1533, 493) 733 A 21 (1533, 527) 2725 A 22 (Ausg. 1535, 124) 2559, 4339 A 24 (Ausg. 1538, 499) 2048 A 25 (1538, 500) 3173 Str. 1, 5799 A 26 (1538, 501) 4065, 4779 A 27 (1538, 502) 1976 A 29 (1538, 504) 3485 A 31 (1538, 508) 2046 A 32 (1538, 509) 2723 A 33 (1538, 510) 4183 A 34 (1538, 511) 1051, 5107 A 35 (1538, 512) 2035 A 36 (1538, 513) 2043, 5208. Petrarca, Francesco: *De remediis utriusque fortunae. Ü.: Peter Stahel und Georg Spalatin, Augsburg 1532 (VD16 P 1725) wahrscheinlicher als Stephan Vigilius, Augsburg 1539 (VD16 P 1726). Zweispr. Ausg. des OT: E. Fenzi/G. Fortunato/L. Alfinito, Napoli 2009. 1,114 1396 2,13 1713 2,111 1031, 1032, 5723. *Rerum memorandarum libri IV. Ü.: Stephan Vigilius, Augsburg 1541 (VD16 P 1736). Ausg. des OT: G. Billanovich, Firenze 21955. 1,23,5–8 (1,2,12) 1167, 5130 2,28  f. (2,2,14) 3133, 5386 3,27 (3,1,28) 2127 3,29 (3,1,30) 1173 3,50 (3,2,20) 1928, 1929, 5385 3,53,1–5 (3,2,23) 1926, 3969 3,84,1 (3,2,54) 1647, 5393 3,91,5  f. (3,2,60) 1694, 1696 4,17; 27,1; 29,2  f. (4,2,4.13.15) 1177 4,47,1  f.57.58 (4,3,9.19  f.) 3134, 5141 4,58 (4,3,20) 3629 4,63,4–8 (4,3,26) 4323 4,63,5  f.; 65; 66,1 (4,3,26.28  f.) 1178 4,72 (4,3,35) 3135. *Petrus Alphonsus: Disciplina clericalis. Ü.: Heinrich Steinhöwel, Auswahl von 15 Texten in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), XCIr–CVIIv (Österley, 294–335). Zweispr. Ausg. des OT: B. Esser/ H.-J. Blanke, Würzburg 2016. 1 970, 3663 2 971, 3667 6 579, 4590 7 2512 9 2870 10 2439, 4851 11 2453, 3951 13 1816, 4267 17 [2871] 19 363 20 4928 23 [1722], 5185.

Quellen 

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Plautus: Menaechmi. Ü.: Albrecht von Eyb, in: Spiegel der Sitten, Augsburg 1511 (VD16 E 4749), cxliijr–clviijv; allein zusammen mit Plautus, Bacchides und Ugolino de Pisanis, Philogenia, Augsburg 1518 (VD16 P 3447) und 1537 (VD16 P 3448). Ausg.: M. Herrmann (Hg.), Deutsche Schriften des Albrecht von Eyb, Bd. 2, Berlin 1890, 63–116. Zweispr. Ausg. des OT: P. Rau, Darmstadt 2007–2009, Bd. 2, 147–245. 2578. *Plinius d. Ä.: Naturalis Historia, Buch 7–11 und 14,27. Ü.: Heinrich von Eppendorf, Straßburg 1543 (VD16 P 3552). Zweispr. Ausg. des OT von 7–11 und 14: R. König/G. Winkler, Düsseldorf/Zürich 1979–2007. 7,1–3 2058, 5123 7,2 5457 7,26  f. [2286] 7,56 3839 7,119 [1426], 5137 7,157 2283 8,34 1617 8,40 3332, 5813 8,48.56–58 3426 8,57  f. 1296 8,59–61 1635 8,62.100 [3331], 5804 8,71 [3453], 5803 8,80  f. 3692 8,89 5982 8,104 2287 8,105  f. 1624 8,125 3333, 5812 8,143 1293 8,145 1294, [3011] 8,149  f. 2292 8,156–158 1618 9,24  f. 1295 9,107 3506 10,2 622 10,18 1635 10,20 4629 Str. 1, 5483 10,25–27 [1634], 5514 10,34 3449 10,99 6100 10,169  f. 74 Str. 2, 1619, 5599 11,111 2075 11,185 1472. Plutarch: *Biographien (Francesco Barbaro u.  a.). Ü.: Hieronymus Boner, Colmar 1541 (VD16 P 3768; Sachs’ Exemplar: Herzog August Bibliothek 126 Hist. 2°). Zweispr. Ausg. des OT: B. Perrin, London/Cambridge, Mass. 1901–1912 u. ö. Agis: 19  f. 1959, 5505. Alexander: 5177, 5257 16  f. 2066, 2189, 3399 19 2190 24  f. [1342], 5652 42 3320 42  f. 1253, 5176 48  f. 2811 53 3401 58 3336 60 [2205] 63 1343 65 2223 69 2223 70 2222 72 3418 75  f. [1254] 76 2223. Alkibiades: 36–39 1425. Antonius: 25–27 3284, 5424a, 5445 45(ff.?) [2995]. Aratos: 26 1269 Str. 2 31  f. 1268. Aristeides: 20  f. 3014. Artoxerxes: 4832, 5425a 12  f.17 1271 26–29 1267 29  f. 3027, 3218. Caesar: 62–69 1252, 1401, 5718. Camillus: 5 2226 17.22 2068 34  f. 2228, 5660. Cato minor: 73 3283. Cicero: 10–22 1687, 5738 28 1243, 1244, 5715 48 [1283] 48  f. 1284. Crassus: 8–11 2086, 5699 25–32 1429. Demetrios: 4 3400 8 [2805] 9 2804 38 1410, 1411 51 5785. Demosthenes: 23 1217 25  f. 1280 29 1409.

1084 

 Anhang

Dion: 9–11 3421, 5634 21 2799 26–28 3008 34  f. 2248 54–58 [2644]. Fabius: 1–27 5075 6  f. 1233, 5770 22 2806. Flamininus: 4  f.10 2999 20 1298. Kimon: 1 1408 6 1402 9 3009 18  f. 1961. Lucullus: 18 3445. Lysander: 14  f. 2810. Marcellus: 6 3000 20 2808. Marius: 14 1497 35–40 3024 43 1282 44  f. 1277. Numa: 2996 10 3467. Pelopidas: 5–13 2456, 5740 20–22 1960, 5506 26–35 2084, 5740, 32 [2807]. Philopoimen: 10 3446. Pompeius: 9 [2829] 10 2003, 5649 69–72 2803, 5647 77–80 1251, 5647. Poplicola: 5–7 1399, 1400, 4222 17 4221. Pyrrhos: 2  f. 1199, 5111 13 3022, 3923 14 1084 21 1198 32–34 1413, 1414. Romulus: 5425 14.17.19 1348 23 2442 27–29 1432, 1433. Solon: 6 1155, 1156, 4771 8  f. 3434. Sulla: 31–37 2645. Themistokles: 2  f. 3922, 5674 21–31 1242. Theseus: 5155, 5360 3–12 3465 15–22 1246 26  f. 3466 31.35 2443. Tiberius und Gaius Gracchus: 16–19 2230. Timoleon: 4  f. 2812, 5680 32–34 2813, 5680. *Moralia (Angelo Barbato u.  a.). Ü. in Auswahl in: Plutarchi von Cheronea gůter Sitten einvndzwentzig Buecher. Durch D. Michael Herr, Straßburg 1535 (VD16 P 3686) [einzelne Ü.: Heinrich von Eppendorf]. Zweispr. Ausg. des OT: F. C. Babbitt [et al.], London/Cambridge, Mass. 1927–1969 u. ö. Tugenden der Frauen (Herr, clxvij–cc): 244A-E [1821], 3243 245C-F 854, 873, 5059, 5114 249B-D 5438 250F-251C 2122 250F [2331] 251C-253F 2123, 5058 253F-254B 3378 254B-F 1341, 5115 255E-257E 2119, 5015 257E-258C 847, 875 259A-D 2121 260E-261D 1418 261E-262D 2120 262D-263A 855.

Quellen 

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Über die Gemütsruhe (Herr, cclij-cclxx): 466D-E 3244, 5134 467A 914, 4965. Über die Neugier (Eppendorf, cxxvij-cxxxix): [3246], 5637. Über die Zügelung des Zorns (Eppendorf, lvj-lxxiiij): 457E 1392. Wie man von seinen Feinden Nutzen gewinnen kann (Eppendorf, cxvj-cxxvij): 915. *Poggio Bracciolini: Facetiae. Ü.: Heinrich Steinhöwel, Auswahl von acht Texten in: Esopus (s. Äsopische Fabeln), CVIv–CXIIv (Österley, 335–351). Zweispr. Ausg. des OT: M. Cicuto, Milano 1983. 2 403, 752 10 3659 17 2490 79 5189. Ponthus et la belle Sidoyne. Ü.: Eleonore von Österreich: Ritter Pontus, Frankfurt a. M. 1557 (VD16 P 4247) [erstmals Augsburg 1498; GW 12722]. Ausg.: R. Hahn, Berlin 1997. Ausg. des OT: M.-C. de Crécy, Genève 1997. 5126. Ps.-Cyrillus: Speculum Sapientiae. Ü.: Ulrich von Pottenstein, Augsburg 1490 (GW 7896). Zweispr. Ausg. des OT: B. Esser/H.-J. Blanke, Würzburg 2014. 1,1 4750 1,5 763, 5295 1,6 74 Str. 4 1,13 2154, 2155 1,14 4751, 5296 1,19 2156, 2157, 5191 1,23 4752, 5192 1,24 371, 2159 2,5 5307 2,9 4748, 5306 2,19 4749 2,30 839, 5298 3,1 5309 3,7 5308 3,11 975, 976 3,15 983 3,26 74 Str. 2 4,2 1807, 5297. Ps.-Kebes: Bildtafel. Lateinische Ü. (Tabula Cebetis): Johannes Rhagius Aesticampianus, Frankfurt a. d. Oder 1507 (VD16 C 1766) u. ö. Ü. nicht nachweisbar. Zweispr. Ausg. des griechischen OT: R. Hirsch-Luipold, Darmstadt 2005. 482, 2868, 2961. Reiher, Der [nach einem verlorenen Druck des 15. oder 16. Jh.s?]. Ausg.: H. Niewöhner (Hg.), Neues Gesamtabenteuer, Bd. 1, Dublin 21967, 100–107. 3023, 3217. Reuchlin, Johannes: Scenica progymnasmata [= Henno], Basel 1498 (GW M37879) u. ö. Ü. nicht nachweisbar. Zweispr. Ausg. des OT: H. C. Schnur, Stuttgart 1970. 422, [3034]. *Romulus: Aesopi libri fabularum IV. Ü.: Heinrich Steinhöwel, in Esopus: (s. Äsopische Fabeln), XXVIIr–LVIIr (Österley, 78–191). Ausg. des OT: G. Thiele, Heidelberg 1910 (= Hildesheim usw. 1985). Ü. in: J. Irmscher, Antike Fabeln, Berlin/Weimar 1978 u. ö., 343–404. 1 (1,1) 2303 3 (1,2) 467, 2149 4 (1,3) 74 Str. 5, 215a, 2142 8 (1,6) 1726, 4693 10 (1,7) 2951 11 (1,8) 2150, 5589 12 (1,9) [2519] 15 (1,12) [1727], 5187 16 (1,13) 2061, 2304, 5304 20 (1,16) 2844, 2973 21 (1,17) 1720 22 (1,18) 1753 24 (1,20) [2496], 2845 27 (2,1) 565, 5311 29 (2,3) 2517, 5795 31 (2,5) 1725 33 (2,7) 1717, 5312 35 (2,8) 360, 418 42 (2,12) [2485] 43 (2,13) 2224 44 (2,14) 1982 45 (2,15) [2541] 46 (2,17) [1745], 1815, 5188, 5593 48 (2,18) 2900 50 (2,20) 1740 51 (3,1) 2057 53 (3,3) 2221, [3403], 5592 54 (3,4) 1773 55 (3,5) 2963 56 (3,6) 2225 62 (3,12) 1724 64 (3,14) 2062 65 (3,15) 2486 70 (3,20) 497 71 (4,1) [1748] 72 (4,2) 2518 73 (4,3) 517, [1749], 3404 74 (4,4) 1754 75 (4,5) 279 76 (4,6) 1729 77 (4,7) 2846, 3658, 5588 78 (4,8) 1134, 5285 79 (4,9) 2060 83 (4,10) 615, [2495] 86 (4,12) 1730 89 (4,13) 1135 90 (4,14) 2974 91 (4,15) 3041 93 (4,17) 743, 744 94 (4,18) 2505 95 (4,19) 1755 Ps.-Romulus „4,20“ [nicht bei Thiele, vgl. dort S. LXXII, CXCI und 356] (4,20) [2494]. Rosenplüt, Hans: Die Wolfsgrube: Ausg. von H. Fischer (Hg.), Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, München 1966, 202–209. 2592, 2593.

1086 

 Anhang

Von der Tinte: Fischer ebd. 174–177. 2709. Der fahrende Schüler, Leipzig o.  J. (GW M38993) und Augsburg um 1520 (GW M38994; VD16 ZV 29662). Ausg.: H. Fischer (s.  o.), 188–201. 3093, 3696. *Rüxner, Georg: Anfang: vrsprung vnnd herkomen des Thurnirs in Teutscher nation, Simmern 1530 (VD16 R 3541) u. ö. 1088, 3069. *Sabellicus, Marcus Antonius: Exempla. Ü.: Leonhard Brunner, Straßburg 1535 (VD16 S 39). Ausg. des OT: Venedig 1507. 2,10 2574 3,4 2575, 3206 3,6 1919 3,8 1920 4,3 793 4,11 3346 5,6 lvv 794 lvjr 792 6,5 3344 6,7 3207 8,7 2065 10,5 3032 10,8 798. *Schedel, Hartmann: Liber chronicarum. Ü.: Georg Alt, Nürnberg 1493 (GW M40796). Faksimile der Ü.: R. Pörtner, Dortmund 1978. XXXXIIIr 675 LIIv 924, 925, 5232 LVIv 664 LIXr–LIXv.LXIv 536 LXr 2238 CCXXXVIIr 1196 CCXLIXr 4189. Schertz mit der warheyt, Frankfurt a. M. 1550 (VD16 S 2760). XXXIIv 3539, 5310 LXXVv 3285. *Schiltberger, Johannes: Ein wunderbarliche / vnnd kuertzweylige Histori / wie Schildtberger/ einer auß […] Muenchen […] von den Tuercken gefangen […] vnnd wider heymkommen […], Nürnberg 1548 (VD16 S 2875) u. ö. Ausg.: V. Langmantel, Tübingen 1885. D jr–D ijv 5830 D iiijv–E jv 4281 L iiijr–L iiijv 3740, [4239] M iiijv 3741 P iiijv–Q jv 3742. Schondoch: Die Königin von Frankreich: (1) Handschrift des Originals: z.  B. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod 2880. Ausg.: J. Strippel, Göppingen 1978, 211–343. (2) anonyme Bearbeitung: Das lied võ der künigin von Franckreich, Nürnberg 1520 (VD16 L 1702): Meisterlied in Regenbogens Langem Ton. Ausg.: M. A. Pfeiffer, Das Weimarer Liederbuch, München 1918/20, 129–140. 3130, 3205. *Seneca: De beneficiis. Epistulae morales [Ausw.]. Dialogi 1–10. Pseudepigraphen. Ü.: Michael Herr, Sittliche Zuchtbuecher […], Straßburg 1536 (VD16 S 5775). Einleitung 5167. Dialogi. Zweispr. Ausg. des OT: G. Fink, Düsseldorf 2008. De ira: 1,1 979, 980, 5724 3,22 1391. De brevitate vitae: 2114, 2115, 5125, 5382. Epistulae morales. Zweispr. Ausg. des OT: M. Rosenbach, Darmstadt 1980. 41 3248, 5801 50 1030. Spil von eim Thumherrn und einer Kuplerin, Ein (Hs. vor 1494). Ausg.: A. v. Keller, Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert, Stuttgart 1853–1858, Nr. 37. 3985, 4240. Stern, Peter: Belegerung der Statt Wienn […], Wien 1529 (VD16 S 8927). 348–352. Stobaios, Johannes (Konrad Gesner): Anthologion, Buch 3 und 4. Ü.: Georg Frölich, Basel 1551 (VD16 J 776). Ausg. des OT: O. Hense, Leipzig 1894–1909. 3,1,125 3648, 5143 3,10,28.39.45 3656, 5587 3,18 4255 3,18,1.10.12 4311 3,28,21 3634 3,30,5.7  f. 3635, 5586 3,38.8.29.42 3655, 5585 3,39,31 3642, 5109 3,39,33 4432 4,20,57 3653 4,20,70 3650 4,22,192 [4252], [4313], 5501 4,50,5 3649, 5144.

Quellen 

 1087

Straßburger Rätselbuch, Nürnberg 1510/14 (VD16 ZV 31596). Ausg.: A. F. Butsch, Straßburg 1876. Nr. 236, 238  f. 2059. Stricker: Das heiße Eisen [nach einem verlorenen Druck des 15. oder 16. Jh.s?]. Ausg.: H. Fischer/ J. Janota, Der Stricker. Verserzählungen, Bd. 1, Tübingen 52000 (= Berlin/Boston 2013), 37–49. 2952, 2976, 3698. *Sueton: Vitae Caesarum. Ü.: Jakob Vielfeld (Polychorius, Multicampianus), Straßburg 1536 (VD16 S 10107; Sachs’ Exemplar: Herzog August Bibliothek 257 Hist. 2° [3]). Zweispr. Ausg. des OT: H. Martiner, Berlin 22014. Augustus: 94 2689, [2690], 5138 97–100 2691. Caligula: 20–59 2285, 5663. Domitian: 17 2692. Galba: 1 1087. Nero: 5184. Vitellius: 2705. Terenz: Eunuchus. Ü.: Hans Nythart, Ulm 1486 (GW M45593); auch in: Terentius der Hochgelert […] Poet [deutsche Gesamtausg.], Straßburg 1499 (GW M45583). Ausg.: H. Fischer, Tübingen 1915. Zweispr. Ausg. des OT: P. Rau, Darmstadt 2012, Bd. 2, 9–113. 5895. „Trojabuch, Gedrucktes“, eine Kompilation des „Buchs von Troja I“ („Elsässisches Trojabuch“; Ausg.: C. Witzel, Wiesbaden 1995) mit Guido de Columnis, Historia destructionis Troiae. Ü.: Hans Mair (Ausg.: H.-J. Dreckmann, München 1970), Augsburg 1474 (GW 7233) u. ö. [653], 1507, 1508, 1950, 5435. *Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia. Ü.: Heinrich von Mügeln, Augsburg 1489 (GW M49197), von Sachs zunächst benutzt, dann vielleicht auch Peter Selbeth, Straßburg 1533 (VD16 V 152). Zweispr. Ausg. des OT: D. R. Shackleton Bailey, Cambridge, Mass./London 2000. 1,7 Ext. 3 2238 1,8,12 und Ext. 1 3031 1,8 Ext. 19 2254, 4318, 5197 2,1,5 754 2,5,4 788, 5381 2,6,3 788, 5381 3,2,22–24 333 4,1 Ext. 4 550 Str. 3 4,6,3 596 4,7 Einl. 978 4,7 270, 425 4,7,2, 666 4,7 Ext. 1 687, 978 Str. 10 4,8,5 550 Str. 2 5,1,4 550 Str. 1 5,4,7 283 5,5,4 601 6,1 Ext. 1 336 Str. 2 6,4,3 1241 6,5 Ext. 3 589 6,8 270 6,9 Ext. 5 681 6,9 Ext. 1 3844, 5131 6,9 Ext. 5 681 7,2 Ext. 9 756 8,1 Absol. 5 597 9,2,1 726 9,2,2 562 Str. 1 9,2 Ext. 2 584 9,2 Ext. 5 562 Str. 2 9,2 Ext. 6 804 9,2 Ext. 7 562 Str. 3 9,12,4.5 3033 9,12 Ext. 2 725 9,12 Ext. 9 780, 3066 9,12 Ext. 10 3066 9,12 Ext. 9.10 3066 9,13 Ext. 3  f. 1269 Str. 1 und 3. *Varthema, Ludovico de: Itinerario. Ü.: Michael Herr: Die ritterlich vnd lobwirdig raiß […], Augsburg 1515 (VD16 ZV 15156) u. ö. Ausg. des OT: V. Martino, Alessandria 2011. 36r–37r (f iiijv–g ijr) 4571. Vergilius, Polydorus: De inventoribus rerum. Ü.: Marcus Tatius Alpinus, Augsburg 1537 (VD16 V 763). Zweispr. Ausg. des OT: B. P. Copenhaver, Cambridge, Mass./London 2002. 1,15,4 (1,13,XXIr) 790 2,21,1 (2,21,LXIIr–LXIIv) 1777 3,6,19 (3,6,LXXVIIIv) 1778. Vives, Juan Luis: De institutione christianae foeminae. Ü.: Christoph Bruno, Augsburg 1544 (VD16 V 1867). Zweispr. Ausg. des OT: C. Fantazzi/C. Matheeussen, Leiden 1996–1998.

1088 

 Anhang

1,6 (Kap. I 42 F./M.) XIIIIr 1370 1,10 (Kap. I 89–91 F./M.) XXXv, XXXv–XXXIr, XXXIr–XXXIv 1363, 5648 XXXIv, XXXIr, XXXv 1364 XXXIv–XXXIIr 1365 XXXIr 1366 XXXIv [1367] XXXIr [1368] 1,15 (Kap. I 148 F./M.) LIv–LIIr 1714, 4597 2,3 (Kap. II 18  f. F./M.) LXIIr, LXIIv, LXIIIr 1819, 5314 LXIIv [1820], 4757. Waldis, Burkard: Esopus. Frankfurt a. M. 1548 (VD16 A 552). Ausg.: L. Lieb/J. Mohr/H. Vögel, Berlin/ Boston 2011. 2,31 3061, 3222 2,35 3935 2,48 3952 2,57 3934 2,62 3760 2,69 3936 3,16 3362, 3690 3,43 3976 3,54 3761 3,91 [2977], 3763 3,94 3560 3,98 3762 4,5 2750, 5095 4,11 3933, 5839/40 4,12 3775 4,16 3937 4,19 3941 4,32 3932, 5837 4,40 3943 4,42 3928, 5831 4,43 3905 4,67 3930 4,68 3768, 5583 4,69 3780 4,73 3769 4,74 3782 4,82 3764, 3918, 4332, 4774 4,83 3919, [4230], 5744 4,86 3973 4,89 3942 4,99 3939. Wickram, Georg: Gabriotto und Reinhart, Straßburg 1551 (VD16 W 2397) u. ö. Ausg.: H.-G. Roloff, Berlin 1967. 5009. Ritter Galmy, Straßburg 1539 (VD16 W 2408) u. ö. Ausg.: H.-G. Roloff, Berlin 1967. 2954, 3954. *Rollwagenbüchlein, Dillingen 1555 (VD16 W 2388) u. ö. Ausg.: H.-G. Roloff, Berlin 1973. 4 4898 5 4923, 5458 13 4930 21 4919 23 4920, 5498 24 4927 48 4941 49 4943 50 4932 62 4921, 5364 68 4935 70 4917, 5675 71 4918, 5676 110 3460, 5769. Wirri, Heinrich: Ein Erschreckliche vnd Warhafftige Geschicht Von Dreyen Spilern […], Nürnberg 1554 (VD16 W 3600). 4410. *Xenophon: Kyrupädie (Francesco Filelfo). Ü.: Hieronymus Boner, Augsburg 1540 (VD16 X 30) ­[zusammen mit Anabasis und Hellenika]. Zweispr. Ausg. des OT: R. Nickel, München 1992. 3,1 1378 7,1.3 3045, 3211, 5314, 5666. Ystoire du […] Pierre filtz du conte de Provence et de la belle Maguelonne. Ü.: Veit Warbeck: Die Schoen Magelona, Augsburg 1535 (VD16 H 3867). Faksimile-Ausg.: R. Noll-Wiemann, Hildes­heim/New York 1975; Ausg.: J.-D. Müller, in: Romane des 15. und 16. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. 1990, 587–677. Ausg. des OT: A. Biedermann, Paris/Halle 1913. 4279, 4280, 4814. Ziegler, Ambrosius: Signa et prodigia in sole et luna. Einblattdruck, Wien: Raphael Hofhalter 1557. 5142. Ziegler, Hieronymus: Protoplastus, Augsburg 1545 (VD16 Z 437). Ü. nicht nachweisbar. 2921.

2.3 Wartetexte Den im vorausgehenden Abschnitt verzeichneten Dichtungen des Hans Sachs, die auf nachweisbaren Quellen fußen, steht eine große Anzahl von Sachs-Texten gegenüber, für die bisher noch keine Vorlage verifiziert werden konnte. Den größten Anteil an diesen Wartetexten hat die Gruppe der rund 1000 Dichtungen, die man als schwankhaft bezeichnen kann – die Zuordnung ist in mehreren Fällen nicht eindeutig –, und die Gruppe der rund 250 Ich-Erzählungen. Bei Letzteren darf man mit einem hohen Anteil an Originalität bzw. Anverwandlung vorgegebener Motive an die pseudo-autobiographi-

Quellen 

 1089

sche Sprechsituation rechnen. Auch im Falle der Schwänke wird man hier und da eigene Erfindung des Dichters nicht ausschließen können; außerdem dürfte  – das gilt am ehesten für einige der in Nürnberg und Umgebung lokalisierten Geschichten  – mündliche Überlieferung eine gewisse Rolle gespielt haben. Aber Sachs war, wie die beträchtliche Menge der als Prätexte herangezogenen literarischen Werke zeigt, primär ein Buchgelehrter, und deshalb sollte künftig vor allem im Bereich der Schwänke an die im 19. und frühen 20. Jahrhundert eifrig betriebene German Quellenforschung (wie diese Branche auf Englisch heißt) angeknüpft werden. Das ist zwar etwas aus der Mode gekommen, aber als Voraussetzung für eine sinnvolle Sachs-Interpretation unverzichtbar. Mögen sich viele Schwänke und Ich-Erzählungen einer Zuordnung zu Vorlagen weiterhin hartnäckig entziehen, so ist bei den übrigen Typen Sachsscher Texte, insbesondere bei historischen und fiktionalen Erzählungen und Dramen, bei Mythen, Tierfabeln sowie naturkundlichen und moralphilosophischen Darlegungen, Erfolg ganz sicher zu erwarten. Denn auf diesem Gebiet gelangen dem Verfasser des Anhangs zum vorliegenden Handbuch zahlreiche Identifizierungen von Quellen, die unser bisheriges Wissen nicht unbeträchtlich erweitern; genug Spielraum für wirklich akribisches Arbeiten gab es freilich nicht. Im Folgenden werden daher die Sachs-Texte genannt, bei denen gründlichere Forschung als die ad hoc betriebene am ehesten zu neuen Identifizierungen zu gelangen verspricht; zu einigen von ihnen gibt Sachs selbst teils vage, teils irreführende, teils falsche Hinweise, auf die, wenn vorhanden, mit „ (Sg. 1766), Seneca, De clementia (Sg. 2124). möchte mit dem Dichten aufhören: wegen hohen Alters (Sg. 4244), wegen der vielen Feinde, die er sich durch die Poesie schuf (Sg. 5242). im Bett: erst melancholisch, weil Prozess wegen einer anonymen Schmähschrift droht (Sg. 896), erst schlaflos aus Eifersucht (Sg. 1387), … vor Kummer über das Podagra eines Freundes

1118 

 Anhang

(Sg. 1206), … sein eigenes Podagra (Sg. 1329), … vor Sorge (Sg. 135), … vor Sorge um die freie Verkündigung des Evangeliums (Sg. 2854), vor Trauer über den Tod seiner Frau Kunigunde (Sg. 5420), erst verärgert über einen ihm gemachten Prozess (Sg. 872), voll Angst vor dem Teufel (Sg. 1012), Montagfrüh (Sg. 3143, Ml. 3156/Sg. 3229/Sg. 5389), morgens (Ml. 160), in der Nacht des Neujahrstages (Sg. 1143), nachts (Ml. 188, Ml. 189, Sg. 375, Ml. 197), schläft (Ml. 323/Sg. 6131), vor Tagesanbruch (Sg. 416). in jungen Jahren: erstmals verliebt, ruft er Venus und Cupido an (Sg. 1563), fragt Venus, warum ihm die Geliebte plötzlich alles versage (Sg. 1469), ohne Liebe und Venus nach dem Grund fragend (Sg. 1405), verliebt und eifersüchtig (Sg. 1387), verschmäht und um so heftiger liebend (Sg. 1407, Sg. 5423), verschuldet (Sg. 6075), voller Hoffnung (Sg. 5171), vom Vater wegen seiner Liebe zu einem Mädchen von München nach Nürnberg zurückgerufen (Sg. 2727). schimpft über den eigenen Wankelmut (Sg. 2682).

4.1.2.2 Traum

Ich-Sprecher angesprochen von Stimme (Sg. 1113). auf dem Mond (Sg. 135). auf der Insel des Bacchus (Ml. 1005/Sg. 1006). begegnet: dem Eigennutz (Sg. 135), Frau Societas, Tochter der Frau Treue (Ml. 66). erfährt, dass der Teufel die Menschen von hinten schwarz anstreicht (Ml. 4673). führt Gespräch mit: Frau Ehre, Minerva, den Musen und den Tugenden über außereheliche Liebe (Sg. 1407), Frau Ehre über dasselbe Thema (Sg. 2727, Sg. 5423), Frau Mediocritas (Sg. 852), den neun Musen über seinen Vorsatz, mit dem Dichten aufzuhören, und über die schlechte politische Situation (Sg. 4244), Frau Ratio darüber, ob er weiterhin dichten soll (Sg. 5240), Frau Weisheit, die ihn dazu bewegt, nicht mit dem Dichten aufzuhören (Sg. 5242), dem Tod (Sg. 1143). geleitet: von einer Frau (Sg. 1339), Frau Philosophia (Sg. 863), Geist (Sg. 1329), Genius (Sg. 889, Sg. 1105, Sg. 1279, Sg. 1330, Sg. 2131, Sg. 2854, Ml. [3354]/Sg. 3411/Sg. 5335, Sg. 5023, Sg. 5242), Intellectio (Sg. 852), Menippus (Sg. 135), Frau Voluptas (Sg. 634). hört Debatte der Götter über Zwietracht im Reich (Sg. 1330), die Erklärung der drei Parzen in einer Götterversammlung dafür, dass die Menschen meist nur noch 50 werden (Sg. 1339), Genius’ Strafpredigt gegen die einseitig interpretierenden Theologen (Sg. 889), die Klage des Evangeliums über lutherische Namenschristen, Romanisten und religiose (Sg. 949), … der Frau Gerechtigkeit (Sg. 3324), … der Frau Theologia über Luthers Tod (Sg. 1949), … der Frau Theologia (?) wegen Misshandlung ihrer Person (Sg. 3295), Streitgespräch zwischen Frau Ehre und Frau Voluptas (Sg. 3143), … Frau Probitas und Frau Nequitia (Sg. 967), … Gesundheit und Krankheit (Sg. 1206), Venus’ Erklärung für das abweisende Verhalten seiner Freundin (Sg. 1469), von Genius, das schädlichste Tier sei die Begierde (Sg. 1766). in der Hölle (Sg. 1012), einem Kerker (Sg. 1407), einem Saal mit den sieben Planeten (Sg. 3295), einem schönen Saal (Sg. 5242), dunklem Tal (Sg. 863, Sg. 5447), sächsischen Tempel an Luthers Bahre (Sg. 1949), finsterer Wildnis (Sg. 1576). kommt als 54jähriger zum Jungbrunnen (Ml. 3019/Sg. 3020). sieht: den Acker des Papstes mit dessen Anhängern, die ihn bestellen, und Herkules, der Pflug und Egge zerbricht und guten Samen sät (Sg. 1079), Bacchus (Sg. 5268), Baldanders (Ml. 3325), Bellona und Pax (Sg. 3832), Burg in schöner Landschaft (Sg. 634), Ceres von Plutus, Res propria, Usura und Avaritia gefangen gehalten und nicht befreit durch Penuria, Charitas und Merkur, sich an Jupiter wenden (Sg. 1106), das elende Dasein der Landsknechte im Krieg (Sg. 2131), dass die Hölle zu eng ist (Sg. 1012), erst Freuden, die Bacchus bringt, dann die Nach-



Drei ausgewählte Motivkomplexe 

 1119

teile (Ml. 1005/Sg. 1006), Frau Argwohn (Sg. 1387), Frau Calumnia unter verschiedenen Leuten (Sg. 1390), Frau Calumniatrix mit Mutter Perfidia (Ml. 160/Sg. 416), Frau Fama (Ml. [3354]/ Sg. 3411/Sg. 5335), Frau Fortitudo vor einer Burg und bekommt von ihr ihre Eigenschaften erklärt (Sg. 2124), Frau Gerechtigkeit am Boden liegen, wobei ein gewappneter Mann den Fuß auf sie stellt (Sg. 3324), Frau Hoffnung (Sg. 5171), Frau Invidia (Sg. 600), Frau Nequitia, vor der sich die Fürsten verneigen (Ml. [3842]/Sg. 3849), Frau Schlechte Gesellschaft (Sg. 624/Ml. 2992/ Sg. 2993), Frau Theologie umgeben von wenigen Getreuen, von vielen Theologen misshandelt (Sg. 889), Frau Veritas gefesselt, während die Götter über sie richten (Sg. 2854), Frau Welt nackt auf Kugel in See (Ml. 197), … Pfeile auf Menschen verschießend (Sg. 5447), eine Götterversammlung, in der Jupiter vorschlägt, dass Sonne und Mond ein Jahr nicht scheinen dürfen, mehrere Götter dafür stimmen, damit die Menschen gestraft werden, andere, wie der Gemeinnutz, dagegen und der Vorschlag nicht angenommen wird (Sg. 3974), … in der Jupiter gebeten wird, gegen Mars vorzugehen, aber erst nach einigem Hin und Her bereit ist, seinen Donner zu schicken (Sg. 4380), fünf Hexen mit verschiedenen Fähigkeiten (Sg. 448), Glücksrad, von der blinden Fortuna angetrieben, und Vergil, über Wandelbarkeit des Glücks redend (Sg. 645), den „guten Montag“ und dessen Nachteile (Ml. 3156/Sg. 3229/Sg. 5389), die Höllenfahrt des Markgrafen Albrecht Alcibiades (Sg. 5023), den Krieg als schreckliches Tier (Sg. 2110), Mönchskellnerinnen und Pfaffen von Hundemeute verfolgt (Sg. 1576), die neun Musen (Sg. 740), Nürnberg (Ml. 188, Ml. 189, Sg. 375), einen paradiesischen Garten, umgeben von gläserner Mauer, darin Königin Glück (Ml. 161), die Personifikation des ungewissen Planens (Sg. 742), die Personifikationen der Laster und der Tugenden (Sg. 863), den Prozess von Hypocrisis und Nequitia gegen Veritas vor Jupiter, den diese verliert (Sg. 1105), einen Reichen, der auf der Höhe seines Glücks vom Tod geholt wird (Sg. 1279), einen Ritter, der auf einer Leiter zur Königin Tugend aufsteigen will, aber von Armut, Wollust, Tod und Schmerz in Stricken gehalten wird (Sg. 5336), ein Schiff mit zwei fetten Säuen darauf, das untergeht (Sg. 6075), einen See mit Berg darin, auf dem Unitas, assistiert von Patientia und Benevolentia, ein Schloss baut (Sg. 1113), seine verstorbene Frau Kunigunde (Sg. 5420), sich als Odysseus bei Kalypso (Sg. 1940), Tod mit Sense fröhliche Gesellschaft in Marmorpalast niedermähen (Ml. 323/Sg. 6131), … weltlich gesinnte Menschen im Garten des Lebens niedermähen (Sg. 727), vor Gottes Gericht drei Freunde, von denen nur der dritte (= der Glaube) für ihn bürgen will (Ml. 4959/Sg. 4992), vor Jupiters Thron eine Debatte der Götter über Strafen für die Menschen (Sg. 1329), den Wankelmut (Sg. 2682). steht: vor Justitias Thron, wo Frau Wahrheit für ihn spricht, während die Frauen Arglist, Lügen und Schmeichelei gegen ihn sind, und Frau Weisheit ihm zum Verzicht auf sein Recht rät (Sg. 872), zwischen den Frauen Argwohn, Sorge und Furcht einerseits sowie Unschuld und Wahrheit andererseits (Sg. 896). unter einem Lindenbaum (Ml. 160/Sg. 416). wird von Kirke in einen Hirsch verwandelt (Sg. 1583), von den neun Musen mit Gaben ausgestattet (Sg. 740), … von der außerehelichen Liebe abgebracht (Sg. 1405), von Venus und Cupido trotz Bitte um Minervas Hilfe in Ketten gelegt (Sg. 1563).

1120 

 Anhang

4.2 Liebe, Ehe, Sex und Skatologie Ganz allgemein über Liebe, Ehe und Sex berichtet und äußert sich Sachs in vielen Werken. Dazu gibt es auch schon einiges an Sekundärliteratur (s.  o. S. 1112 s.  v. „Liebe und Ehe“), weshalb die nachstehende Liste der KG-Nummern von Texten über „normale“ Erotik nicht weiter differenziert ist, also z.  B. keine Rubrik „Ehebruch“ oder „außerehelicher Sex“ enthält: Darum geht es in diesen Dichtungen permanent. Grundsätzlich ist zu den in 4.2 und 4.3 gegebenen Übersichten zu sagen, dass sie keinen Anspruch auf lückenlose Erfassung erheben können. Denn sie fußen bei den Meisterliedern zu einem großen Teil auf den Regesten nicht gedruckt zugänglicher Texte. Der in 4.2 und 4.3 thematisierte Motivkomplex „Körperlichkeit“ soll hier ja auch nicht bis ins Detail aufgeschlüsselt werden, sondern es wird lediglich durch erste Hinweise zu vertiefter Interpretation angeregt, und dabei sind Einzelmotive, die im Gegensatz zu „Liebe und Ehe“ bisher noch kaum oder gar nicht behandelt wurden, besonders hervorgehoben. [1], 2, [3–23], 32, 33, 39, 41, 42, 43, 46, 47, 48, 49, 59, 118, 137, 288, 290, 292, 372, 390, 396, 410, 411, 412, 424, 432, 433, 434, 488, 519, 541, 546, 561, 587, 588, 590, 603, 609, 614, 617, 620, 629a, 633, 638, 643, 651, [652], 657, 690, 717, 718, 731, 732, 746, 756, 761, 772, 777, 790, 792, 793, 794, 801, 814, 819, 820, 821, 822, 826, 831, 842, 845, 849, 854, 856, 858, 874, 876, 897, 899, 900, 904, 916, 974, 992, 993, 994, 995, 999, 1042, 1092, 1093, 1101, 1107, 1108, 1131, 1132, 1138, 1148, 1149, 1152, 1155, 1228, 1260, 1270, 1273, 1281, 1285, 1316, 1322, 1325, 1327, 1347, 1362, 1363, 1364, 1365, 1366, 1367, 1368, 1369, 1370, 1379, 1387, 1404, 1405, 1407, 1410, 1419, 1420, 1469, 1470, 1485, 1487, 1501, 1528, 1544, 1562, 1563, 1575, 1656, 1674, 1703, 1746, 1770, 1816, 1818, 1819, [1820], 1824, 1831, 1832, 1837, 1838, [1839], 1840, 1845, 1856, 1861, 1863, 1875, 1876, 1877, 1878, 1882, 1888, 1889, 1890, 1897, 1898, 1924, 1928, 1929, 1930, 1932, 1935, 1937, 1940, 1945, 1946, 1950, 1956, 1965, 1966, 1987, 1988, 1989, 1992, 2005, 2071, 2154, 2155, 2176, 2184, 2294, 2297, 2368, 2369, 2371, 2380, 2383, 2386, 2387, 2388, 2411, 2430, 2439, 2448, 2453, 2470, 2489, 2491, 2492, 2506, [2509], 2510, 2535, 2546, 2559, 2577, 2578, 2584, 2585, 2592, 2593, 2630, 2705, 2709, 2727, 2828, 2861, 2870, 2922, 2923, 2948, 2952, 2954, 2976, 2983, 3025, 3030, 3053, 3054, 3120, 3141, 3142, 3143, 3144, 3148, 3150, 3257, 3308, 3349, 3361, 3362, 3407, [3429], 3455, 3461, 3466, 3472, 3474, 3495, 3498, 3500, 3501, 3502, 3528, 3534, 3539, 3546, 3556, 3559, 3563, 3571, 3573, 3582, 3599, 3616, 3622, 3653, 3659, 3664, 3689, 3690, 3698, 3707, 3708, 3709, 3710, 3714, 3752, 3761, 3838, 3846, 3877, 3907, 3911, 3937, 3941, 3942, 3943, 3946, 3962, 3970, 3975, 3985, 3989, 4018, 4030, 4040, 4136, 4137, 4159, 4163, 4168, 4170, 4177, 4178, 4205, 4209, 4217, 4220, 4233, 4240, [4252], 4260, 4263, 4265, 4272, 4279, 4280, 4283, 4303, 4309, 4317, 4320, 4322, 4324, 4329, 4333, 4339, 4343, 4345, 4405, 4425, 4488, 4494, 4496, 4511, 4514, 4526, 4542, 4550, 4583, 4620, 4629, 4652, 4676, 4681, 4687, 4714, 4738, 4771, 4812, 4813, 4817, 4827, 4837, 4851, 4856, 4866, 4898, 4911, 4957, 4974, 4978, 5009, 5013, 5022, 5098, 5100, 5102, 5126, 5127, 5133, 5126, 5158, 5180, 5181, 5249, 5263, 5264, 5292, 5310, 5314, 5403, 5406, 5424a, 5427, 5429, 5442, 5482, 5483, 5484, 5501, 5532, 5533, 5534, 5546ab, 5639, 5672, 5726, 5739, 5752, 5790, 5829, 5844, 5845, 5859, 5874, 5895, 5988, 6059, 6084, 6101a, 6148. Motivisch in Zusammenhang stehen damit: Hochzeitslied: 5943, 5979, 6081. Liebeslied: [1], 2, [3–23], 973, 1101, 2137, 2895, 5976, 5984, 6092, 6093, 6101, 6105, 6106, 6115, 6116, 6122, 6123, 6124, 6130, 6143. Schönheit Frau: 137, 588 (hier umgedreht), 590, 1347, 1894, 2560, 3884, 3885, [4349].



Drei ausgewählte Motivkomplexe 

 1121

Und dies sind die bisher noch zu wenig untersuchten Einzelmotive: Arsch: 503, 758, 805, 817, 1916, 2059, 2241, 2406, 2571, 3495, 3570, 3577, 3972 Str. 2, 4523, 4546, 4615, 4638, 4827, 4865, 4921, 5262, 5499. brunzen: 1054, 1089, 2406, 2912, 3145, 3857, 4269, 4621. Durchfall: 2105, 2537, 3577, 5954. furzen: 498, 499, 503, 713, 1054, 1905, 1906, 1970, 2008, 2148, 2408, 2478, 2675, 2920, 2968, 3159, 3357, 3574, 3694, 3806, 3848, 3940, 3963, 4921, 5262, 5499, 5591. Hoden: 2592, 2593, 3546, 3850, 3977, [4225], 4638. Hundedreck: 2201, 3010, 3944, 5004. Impotenz: 4317. Inzest: 117, 326, 331, 832, 1094, 1095, 1117, 1459; 1590, 1591, 1671, 1684, 1856, 2285, 2320, 3346, 3693, 3752, 4137, 4444, 4675, 4714, 4905, 5256, 5350, 5491. Kastration: s. 4.3. Kot: 857, 1759, 2624, 3577, 3860, 3972 Str. 3, 4065, 4172, 4460, 4692, 4914, 5913, 6075. Kot essen: 2914, 2915, 2969, 2975, 3010, 3562, 3567, 3848, 3860 Str. 3, 3959, 4528, 5118. Kothaufen: 750, 903, 1373, 2008, 2105, 2914, 2915, 2920, 2969, 2975, [3158], 3567, 3860, 4523, 4587, 4621, 4827, 4860, 5024. Kotlache: 839, 1391, 3147, [4327], 4883, 5298. nackte Frau: 499, 1054, 2672, 2709, 3144, 4177, 4215, 4606, 5022. Nekrophilie: 1083, 1548, 1549, 3551. Penis: 544, 2888, 3310, 3546, 3563, 3760, 3793, 4018, 4254, 4269, 4324, 4523, 4638, 5260, 5262. Rossdreck: 3028, 3661, 3713, 5272. scheißen: 644, 870, 1054, 1056, 1904, 2008, 2537, 2624, 2726, 2920, 2935, 3332, 3348, 3487, 3525, 3562, 3577, 3641, 3759, 3806, 3963, 4172, 4269, 4638, 4827, 4914, 5023, 5024, 5211, 5760. Urin trinken: 793, 2185, 5263. Vagina: 137, 498, 2560, 2672, 3044, 3219, 3497, 3516, 3972 Str. 1, 4217, 4523, 4921, 5260, 5411. Vergewaltigung: s. 4.3. Voyeurismus: 1894, 3582.

4.3 Grausame Misshandlungen und Tötungen Die im Folgenden genannten Motive wurden bisher, soweit ich sehe, überhaupt nicht untersucht. Anthropophagie: 399, 616, 617, 1096, 1097, 1246, 1320, 1321, 1517, 1607, 1662, 2089, 2425, 2878, 3039, 3108, 3463, 3642, 3833, 4165, 4454, 4789, 4831, 4908, 5055, 5066, 5109, 5807. Folter und Marter: 361, 809, 1188, 1360, 1501, 1678, 1697, 1698, 1920, 2019, 2121, 2347, 2678, 2743, 2811, 3074, 4034, 4040, 4067, 4122, 4189, 4503, 4742, 5164, 5213, 5416, 5425a, 5431, 5432, 5612, 5614. Grausame Tötung: 289, 348, 350, 400, 539, 545, 547, 562, 574, 581, 583, 664, 679, 726, 804, 809, 811, 862, 877, 1062, 1068, 1117, 1134, 1138, 1164, 1182, 1184, 1186,

1122 

 Anhang

1196, 1252, 1253, 1267, 1271, 1277, 1284, 1360, 1370, 1397, 1401, 1406, 1503, 1618, 1664, 1675, 1678, 1682, 1683, 1698, 1715, 1735, 1794, 1868, 1874, 1898, 2004, 2051, 2121, 2184, 2285, 2322, 2328, 2332, 2347, 2348, 2443, 2484, 2630, 2645, 2658, 2692, 2705, 2803, 2811, 2892, 2926, 2928, 3031, 3073, 3074, 3075, 3079, 3130, 3205, 3346, 3350, 3351, 3431, 3523, 3594, 3642, 3650, 3673, 3699, 3754, 3851, 3864, 3873, 3879, 3925, 3982, 3996, 4034, 4040, 4041, 4050, 4061, 4067, 4072, 4093, 4117, 4155, 4167, 4177, 4178, 4211, 4253, 4389, 4414, 4444, 4500, 4503, 4739, 4784, 4790, 4791, 4830, 4858, 4887, 4893, 4985, 5007, 5015, 5048, 5067, 5078, 5109, 5110, 5145, 5159, 5160, 5164, 5176, 5197, 5213, 5214, 5217, 5221, 5222, 5243, 5244, 5257, 5285, 5416, 5417, 5425, 5425a, 5431, 5432, 5515, 5557, 5604, 5612, 5614, 5618, 5620, 5625, 5627, 5631, 5647, 5663, 5673, 5685, 5718. Herz herausgeschnitten: 41, 1009, 1068, 1276, 1559, 1698, 1888, 3289, 3503, 3851, 5009. Infantizid: 68, 119, 150, 215, 221, 232, 289, 336, 347, 361, 562, 829, 905, 1010, 1039, 1048, 1073, 1083, 1096, 1097, 1157, 1182, 1183, 1186, 1199, 1246, 1320, 1397, 1406, 1503, 1557, 1615, 1649, 1662, 1664, 1800, 1881, 1890, 1898, 1925, 2007, 2089, 2167, 2212, 2255, 2356, 2543, 2662, 2864, 2878, 3027, 3086, 3108, 3205a, 3218, 3243, 3261, 3306, 3356, 3481, 3545, 3578, 3640, 3693, 3701, 3734, 3833, 3864, 3892, 3895, 3968, 4156, 4173, 4226, 4243, 4290, 4416, 4432, 4454, 4484, 4491, 4500, 4708, 4784, 4812, 4815, 4820, 4831, 4893, 4939, 5020, 5055, 5062, 5066, 5078, 5111, 5159, 5181, 5196, 5198, 5425, 5556, 5673. Kastration: 498, 544, 2072, 2324, 2592, 2593, 3076, 3546, 3553, 3977, 3982, 5635. Leichenschändung: 32, 41, 70, 311, 539, 550, 562, 584, 710, 711, 726, 734, 760, 931, 1062, 1083, 1172, 1251, 1271, 1277, 1413, 1414, 1429, 1582, 1622, 1649, 1662, 1663, 1671, 1680, 1690, 1692, 1698, 1888, 1924, 2041, 2051, 2172, 2322, 2326, 2328, 2484, 2702, 2705, 2824, 3039, 3086, 3344, 3431, 3463, 3516, 3551, 3609, 3753, 3851, 4165, 4177, 4322, 4460, 4477, 4754, 4785, 4806, 4831, 4896, 5055, 5057, 5066, 5160, 5163, 5194, 5215, 5217, 5222, 5251, 5425a, 5641, 5643, 5647, 5807. Massentötung 119, 202, 222, 325, 289, 347, 348, 349, 350, 351, 380, 402, 562, 574, 594, 598, 748, 894, 1164, 1186, 1196, 1219, 1337, 1467, 1515, 1537, 1557, 1625, 1697, 1732, 1800, 1909, 2069, 2167, 2322, 2322, 2344, 2476, 2477, 2493, 2543, 2645, 2662, 2864, 2881, 3350, 3351, 3481, 3874, 3895, 3968, 4034, 4038, 4117, 4153, 4156, 4189, 4491, 4657, 4674, 4784, 4815, 5007, 5062, 5078, 5102, 5217, 5219, 5286, 5391, 5609, 5612, 5627, 5650, 5653. Verstümmelung: 203, 442, 562, 581, 584, 589, 679, 693, 726, 796, 810, 1118, 1161, 1186, 1397, 1406, 1501, 1589, 1607, 1715, 2032, 2074, 2324, 2255, 2743, 2869, 2947, 3076, 3289, 3578, 3880, 3887, 4153, 4221, 4628, 4892, 5007, 5110, 5166, 5203, 5257, 5431, 5635, 5742, 5833. Vergewaltigung: 77, 133, 222, 311, 326, 336, 522, 589, 730, 792, 794, 1096, 1097, 1100, 1103, 1260, 1363, 1364, 1365, 1366, 1408, 1497, 1534, 1649, 1662, 1671, 1682, 1683, 1689, 1781, 1838, 1844, 1845, 1860, 1861, 1960, 2031, 2120, 2122, 2131, 2320, 2342, 2435, 2481, 2739, 2923, 2926, 2932, 3108, 3582, 3873, 3877, 4040, 4176, 4189, 4306, 4378, 4382, 4396, 4413, 4425, 4444, 4540, 4552, 4674, 4675, 4714, 4742, 4805, 4831, 4905, 5025, 5157, 5163, 5222, 5286, 5357, 5405, 5442, 5482, 5491, 5602, 5625, 5648, 5895.



Zerstückelung:

Zwang zum Suizid:

Drei ausgewählte Motivkomplexe 

 1123

562, 726, 931, 1062, 1284, 1370, 1503, 1662, 1675, 1680, 1698, 2321, 2322, 2705, 3039, 3523, 4034, 4177, 4806, 4831, 5057, 5145, 5160, 5217, 5221, 5604, 5612, 5807. 336, 361, 794, 831, 1284, 1626, 1649, 3033, 3864, 5314, 5673.

5 Hans-Sachs-Rezeption: Literaturhinweise Auch eine Übersicht zum Fortwirken der Person und der Werke des Hans Sachs würde den Rahmen sprengen; eine thematische Erschließung der in der Bibliographie genannten einschlägigen Titel soll wenigstens dazu anregen, dass auch hier weitergearbeitet wird. Allgemein zur Rezeption: Brunner 1983b. 18. Jahrhundert: Götz 1981; Katritzky 1996; Rose 2010, 460–466. Arbeiterbewegung Ende 19./Anfang 20. Jh.: Gabaude 2011b. Atterbom, Per Daniel: Atterbom 1985, 210.217.221–223. Ayrer, Jacob: Röcke 2008; Röcke 2009, 295–298. Berger, Ludwig, Der Meister von Nürnberg (Film 1927): Schmidt 1995, 178  f. Bertuch, Friedrich Justin: Rettelbach 1977, 143  f.; Merzbacher 1994a. Bezzel, Erhard Christoph: Merzbacher 1994a. Brachvogel, Emil, Der Meister-Singer: Schindler 1981. Busch, Wilhelm: Ueding 1977, 144–155. Coşbuc, Gheorge: Fochi 1986. Deinhardstein, Johann Ludwig: Wapnewski 1978, 56–59; Borchmeyer 1995; Fischer 1997, 193–204. Dekker, Thomas: The Shoemaker’s Holiday: Ardolino 2001. Flugblätter 16.–18. Jahrhundert: Schilling 1990; Schilling 2001; Schilling 2008. Frühromantik: Krohn 1979; B. Schubert 1983, 216–220; B. Schubert 1986, 21–44. Gervinus, Georg Gottfried: Brunner 1982; B. Schubert 1983, 226  f.; B. Schubert 1986, 68–71; Brunner 2008b. Goethe, Johann Wolfgang von: Schnelbögl 1978, 332–336; Wapnewski 1978, 54–56.71–79; Krohn 1979; Takatsuji 1987; Aylett 1990/91; K. D. Müller 1992; Haustein 1994; Herz 1994; Borchmeyer 1995; Kugler 2002; Keppler-Tasaki 2009, 126–135; Rose 2010, 466–468; Buschinger 2016; Miedema 2016. Hans Sachsens poetische Sendung: Haustein 1994; Kugler 2002; Rose 2010, 466–468; O’Neil 2013; Schütz 2014. Gottsched, Johann Christoph: Rose 2010, 459. Grimm, Jacob und Wilhelm: Bluhm 1991. Grimmelshausen, Hans Jacob Christoph von: Tarot 1977; Steiner 2014; Borgstedt 2016, 434  f. Gryphius, Andreas: Gabaude 2013c; Gabaude 2017a. Häßlein, Johann Heinrich: Merzbacher 1994a. Hagen, August, Norica: B. Schubert 1983, 217–219; B. Schubert 1986, 61–63. Hans-Sachs-Brunnen: s. Weber. Hans-Sachs-Denkmal in Nürnberg: Schmidt 1993, 210–212; Schmidt/Windsheimer 1994, 7–12.19– 21; Schmidt 1995, 167–170; Bischoff 2005. Hans-Sachs-Feiern in Nürnberg: Glaser 1980; Schmidt 1993; Olszewsky 1994; Schmidt/Windsheimer 1994, 52–58; Schmidt 1995, 169–171.184–187; Bischoff 2005, 236–239. Hans-Sachs-Haus: Schmidt/Windsheimer 1994, 13–16; Schmidt 1995, 158–166. Hegel, G.W.F.: Rettelbach 1977, 144  f. https://doi.org/10.1515/9783110657289-014



Hans-Sachs-Rezeption: Literaturhinweise 

 1125

Herder, Johann Gottfried: Herz 1994. Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel: Schreckenberg 1995; Zimmermann 1994. Historiengemälde: Mück 1984; Johanek 1997, 406. Hofmannsthal, Hugo von: Katritzky 1995; Sturges 1995. Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Schäffer 1984; Rose 2010, 456–458. Ille, Eduard: Mück 1984, 176; Johanek 1997, 406. Ibn Daniyal: Asaad 2016. Katharinenkirche/Nürnberg als Meistersingerkirche: Schmidt 1995, 174–176. Kaulbach, Wilhelm von: Die Reformation: Menke-Schwinghammer 1994, 58–88. Keller, Gottfried: B. Schubert 1983, 217; B. Schubert 1984; B. Schubert 1986, 101–125. Kriegsauer, Severinus: Merzbacher 1987, 169.174. Lessing, Gotthold Ephraim: Herz 1994. Lichtenberg, Georg Christoph: Katritzky 1992, 95–104. Lortzing, Albert: Wapnewski 1978, 57  f.; B. Schubert 1983, 220–226; B. Schubert 1986, 63–68; Borchmeyer 1995; Fischer 1997, 193–224; Buschinger 2016. Mann, Thomas: B. Schubert 1983, 237  f.; B. Schubert 1986, 150–152. Mauritius, Georg: Aurnhammer 2010. Metzger, Ambrosius: Kugler 1977. Mikkawy, Abdel Gaffar, Ein Besucher aus dem Paradies: Khattab 1991. Molander: Habel 1987. Morhof, Daniel Georg: Rose 2010, 458  f. Munker, Jobst Wilhelm: Rettelbach 1977; Merzbacher 1994a. Murr, Christoph Gottlieb von: Merzbacher 1994a. Nachtwachen des Bonaventura: Katritzky 1996, 37–39. 19. Jahrhundert: Götz 1981; Klein 1988, 24–36. Nürnberger Meistersingergesellschaft 17. Jh.: Merzbacher 1987, 223–225. Nürnberg und Hans Sachs 1874–1994: Schmidt 1995, 167–187. Opitzianismus: Rose 2010, 449–460. Postel, Christian Heinrich: Rose 2010, 460–464. Pound, Ezra: Baumann 1981. Puschman, Adam: Merzbacher 1987, 165–169.174. Romantik: B. Schubert 1983, 216–220; B. Schubert 1986, 21–44. Schulunterricht: Werner 2014, 238–259. Sternheim, Carl: Sturges 1995. Übersetzungen in Fremdsprachen: Aylett 1994. Vilsbiburger Faustdrama: Moser 1987. Volksdrama: Polheim 1980; Polheim 1982; Lőkös 2010.

1126 

 Anhang

Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Krohn 1979; Misiurov 1987. Wagner, Richard: Wapnewski 1978, 66–73; Brunner 1982; B. Schubert 1983; B. Schubert 1986, 58–61; Takatsuji 1987; Borchmeyer 1995; Shaw 1995; Fischer 1997, 214–224; Johanek 1997; Rettelbach 2000b; Fischer-Dieskau 2004; Krämer 2012; Henkel/Schauerte 2013; Buschinger 2016. Waltung, Wolf: Merzbacher 1987, 169.174. Watt, Benedict von: Merzbacher 1987, 121–129.134.226–235.240  f.245.255–258.303–306.308– 310.359  f. Weber, Jürgen, Hans-Sachs-Brunnen: Weber 1985; Straub/Weiss 1989; Schmidt/Windsheimer 1994, 46–49; Weber 1994, 215–318; U. Müller 2007. Wernicke, Christian: Rose 2010, 460–464. Wickram, Georg: Gabaude 2014a, 38. Wieland, Christoph Martin: Buschinger 2016; Immer 2017. Zwickauer Sachs-Nachlass: Adler/Mahnke/Meier/Schubert 1997, 63–67.

6 Bibliographie Im Folgenden werden nicht mehr die Titel genannt, die in Holzberg 1976 und 1977 enthalten sind. Die nachstehende Bibliographie setzt diejenige von 1976/77 fort. Daraus sind lediglich die im Repertorium per Sigle zitierten Titel aufgeführt. Ackermann, Christiane (2009): Dimensionen der Medialität. Die Osmanen im Rosenplütschen ›Turken Vastnachtspil‹ sowie in den Dramen des Hans Sachs und Jakob Ayrers, in: Ridder 2009, 189–220. – /Nöcker, Rebekka (2009): Wann gantz geferlich ist die zeit. Zur Darstellung der Türken im Werk des Hans Sachs, in: Ackermann, Christiane/Barton, Ulrich (Hgg.): „Texte zum Sprechen bringen“. Philologie und Interpretation. Festschrift für Paul Sappler, Tübingen, 437–464. Adamson, Melitta Weiss (2002): Male Pregnancy in German Literature from Jans Enikel to Hans Sachs: From a Medical and Moral Perspective, in: Bennewitz, Ingrid (Hg.): Lektüren der Differenz. Studien aus Mediävistik und Geschlechtergeschichte. Gewidmet Ingvild Birkhan, Bern usw., 105–124. Adler, Günther/Mahnke, Lutz/Meier, Bernhard/Schubert, Dietmar (1997): Poet Hans Sachs. Leben – Zeit – Werk – Wirkung. Anhand Zwickauer Quellen, Dresden (Reihe WEISS – GRÜN 13). Alfen, Klemens/Fochler, Petra/Lienert, Elisabeth (1990): Deutsche Trojatexte des 12. bis 16. Jahrhunderts. Repertorium, in: Brunner, Horst (Hg.): Die deutsche Trojaliteratur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Materialien und Untersuchungen, Wiesbaden (Wissensliteratur im Mittelalter 3), 7–197. Altpeter-Jones, Katja (2008): Inscribing Gender on the Early Modern Body: Marital Violence in German Texts of the Fifteenth and Sixteenth Century, Early Modern Women: an Interdisciplinary Journal 3, 27–60. Ameln, Konrad (1977): Die „Silberweise“ von Hans Sachs – Vorlage evangelischer Kirchenlieder?, Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 21, 132–137. Amft, Camilla (2010): Zur Funktion des präteritalen Perfekts in zwei Flugschriften aus der Reformationszeit, in: Andersson, Bo/Müller, Gernot/Stoeva Holm, Dessislava (Hgg.): Sprache – Literatur – Kultur. Text im Kontext. Beiträge zur 8. Arbeitstagung schwedischer Germanisten in Uppsala, 10.–11. 10. 2008, Uppsala (Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Germanistica Upsaliensia 55), 33–44. – (2018): Das präteritale Konzept im Frühneuhochdeutschen. Zur Distribution von Präteritum und präteritalem Perfekt in Flugschriften des 16. Jahrhunderts, Heidelberg (Germanistische Bibliothek 63). Ammon, Frieder von (2014): „in neyen Kurczweillig schwenck“. Das Leben Äsops, erzählt von Hans Sachs, in: Jahn, Bernhard/Rose, Dirk/ Unger, Thorsten (Hgg.): Ordentliche Unordnung. Metamorphosen des Schwanks vom Mittelalter bis zur Moderne. Festschrift für Michael Schilling, Heidelberg, 171–190. Andersen-Vinilandicus, Peter Hvilshøj (2015): Der Hürnen Seyfrid, ein frühneuzeitliches ­Rezep­tionszeugnis der Nibelungensage, in: Andersen-Vinilandicus/Lafond-Kettlitz 2015, 39–89. – /Lafond-Kettlitz, Barbara (2015; Hgg.): Die Bedeutung der Rezeptionsliteratur für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (1400–1750). III. Beiträge zur dritten Arbeitstagung in Wissembourg/Weisenburg (März 2014), Bern usw. (Jahrbuch für Internationale Germanistik. Reihe A: Kongressberichte 120). Ansorge, Maralde/Lüpke, Klaus (1978): „Mors omnia aequat“. Zur Verwendung einer antifeudalen Kategorie bei Hans Sachs, in: Cramer/Kartschoke 1978, 139–183. https://doi.org/10.1515/9783110657289-015

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/– (1994b; Hgg.): Schelme und Narren in den Literaturen des Mittelalters. XXVII. Jahrestagung des Arbeitskreises Deutsche Literatur des Mittelalters (Greifswald), Eulenspiegelstadt Mölln, 24.–27. September 1992, Greifswald (Wodan 31. Serie 3. Tagungsbände und Sammelschriften 16). – /– (1995; Hgg.): Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters, Greifswald (Wodan 53). – /– (1996; Hgg.): Amour et mariage chez Boccace et chez Hans Sachs, in: Sex, Love and Marriage in Medieval Literature and Reality. Thematische Beiträge im Rahmen des 31st International Congress on Medieval Studies an der Western Michigan University (Kalamazoo-USA), 8.–12. Mai 1996, Greifswald (Wodan 69. Greifswalder Beiträge zum Mittelalter 56), 1–11. Büsel, Katharina (2015): So wellen wir den schimpf fachen an. Mediales Fluidum: Die frühneuzeitlichen Dramatisierungen deutscher Heldenepik, in: Keller, Johannes/Kragl, Florian/ Müller, Stephan (Hgg.): 12. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Spuren der Heldensage: Texte – Bilder – Realien, Wien (Philologica Germanica 36), 9–32. Calomino, Salvatore (2006): Hans Sachs’s Tristrant and the Treatment of Sources, Tristania 24, 51–77. Classen, Albrecht (2003): Women, Wives, and Marriage in the World of Hans Sachs, Daphnis 32, 491–521. – (2004a): Der verkannte Meister? Eine Schlüsselfigur des 16. Jahrhunderts im Kreuzfeuer der Kritik. Die Darstellung von Frauen im Werk von Hans Sachs, Études Germaniques 59, 5–39. – (2004b): Mittelalterliche Chronistik und Literatur im Werk von Hans Sachs: Rezeptionshistorische Perspektiven im 16. Jahrhundert, Colloquia Germanica 37, 1–25. – (2006): Hans Sachs’s Reception of the Medieval Heroic Tradition: Social Criticism in the Cloak of Nibelungenlied Source Material, Parergon 23, 93–117. – (2007): Poetische Proteste gegen den Krieg: Der Meistersänger Hans Sachs als früher Kriegsgegner im 16. Jahrhundert, Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 63, 235–256. – (2009a): Hans Sachs and His Encomia Songs on German Cities: Zooming Into and Out of Urban Space from a Poetic Perspective. With a Consideration of Hartmann Schedel’s Liber Chronicarum (1493), in: Ders. (Hg.): Urban Space in the Middle Ages and the Early Modern Age, Berlin usw. (Fundamentals of Medieval and Early Modern Culture 4), 567–594. – (2009b): Die Entdeckung des städtischen Raumes als Lebensbereich und Identifikationsmedium in spätmittelalterlichen Bildern und Texten. Der „Luttrell Psalter“, Ambrogio Lorenzettis Fresken, Hartmann Schedels „Liber chronicarum“ und Hans Sachs’ Enkomium auf Nürnberg, in: Ehrich, Susanne/Oberste, Jörg (Hgg.): Städtische Räume im Mittelalter, Regensburg (Forum Mittelalter-Studien Bd. 5), 73–89. – (2011): Sixteenth-century Protests Against War and Its Tragic Consequences: the Testimony of Hans Sachs and His Contemporaries, in: Ders./Margolis, Nadia (Hgg.): War and Peace. Critical Issues in European Societies and Literature 800–1800, Berlin usw. (Fundamentals of Medieval and Early Modern Culture 8), 517–540. Cohen, Fritz G. (1994): The Binding of Isaac in Hans Sachs’s Die opferung Isaac: Typological, Tropological and Theological Readings, Seminar 30, 1–16. Coupe, W. A. (1994): Text and Illustration or Picture and Commentary? Hans Sachs and the SixteenthCentury Tradition, Carleton Germanic Papers 22, 46–58. Cramer, Thomas/Kartschoke, Erika (1978; Hgg.): Hans Sachs. Studien zur frühbürgerlichen Literatur im 16. Jahrhundert, Bern usw. (Beiträge zur Älteren deutschen Literaturgeschichte 3) [Rez. J. Rettelbach, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 66, 1979, 331–333].

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