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German Pages 766 [744] Year 1980
Großkommentare der Praxis
w DE
G
Werner Füll
Zivilrechtliche Haftung im Straßenverkehr Großkommentar zu §§ 7 bis 20 Straßenverkehrsgesetz und zum Haftpflichtgesetz
w DE
G_ 1980
Walter de Gruyter • Berlin • New York
Diese Ausgabe stellt eine — teilweise textgleiche — wesentlich erweiterte Kommentierung der entsprechenden Vorschriften in dem Werk „Full/Möhl/Rüth, Straßenverkehrsrecht" (Sammlung Guttentag) dar. Werner Full, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München a. D.
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Fall, Werner: Zivilrechtliche Haftung im Strassenverkehr : Grosskommentar zu §§ 7 - 20 Strassenverkehrsgesetz u. zum Haftpflichtgesetz / Werner Full. - Berlin, New York : de Gruyter, 1980. (Grosskommentare der Praxis) ISBN 3-11-004964-3
©
Copyright 1980 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J. Trübner, Veit & Comp., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany Satz und Druck: Ernst Kieser GmbH, Graphischer Betrieb, 8900 Augsburg Bindearbeiten: Berliner Buchbinderei Wübben & Co., 1000 Berlin 42
Vorwort Mit diesem G r o ß k o m m e n t a r wird eine K o m m e n t i e r u n g der haftungsrechtlichen Vorschriften des Straßenverkehrsgesetzes (§§ 7 bis 20 StVG) u n d des Haftpflichtgesetzes (in der Fassung vom 4. J a n u a r 1978) vorgelegt; mit ihr k n ü p f t das Werk an den vom Autor verfaßten Teil der 22. Auflage des unter dem N a m e n „Müller" bekanntgewordenen K o m m e n t a r s zum Straßenverkehrsrecht an, wobei sich allerdings n u n m e h r eine Beschränkung auf das Recht der H a f t u n g f ü r die zivilrechtlichen Folgen von Straßenverkehrsunfällen als erforderlich erwies. A u f b a u u n d Schwerpunkte der Darstellung der einzelnen Teilbereiche ergeben sich aus der folgenden Einleitung. Die hier ausführlich kommentierten Teile sind auszugsweise a u c h in dem H a n d kommentar „ F u l l / M ö h l / R ü t h , Straßenverkehrsrecht" enthalten, der 1980 innerhalb der „Sammlung G u t t e n t a g " des Verlages erschienen ist. Nach dem Abschluß der Umbrucharbeiten ist im Bundesgesetzblatt (I vom 11.4. 1980 S. 413) das Gesetz zur Ä n d e r u n g des Straßenverkehrsgesetzes veröffentlicht worden, das insbesondere — alten Überlegungen folgend — § 5 a StVG aufgehoben hat. Damit wurde nachträglich in den ersten Seiten des Werkes eine tiefgreifende Ä n d e r u n g erforderlich, durch die die ungewöhnlichen M a ß n a h m e n bei der Paginierung der Seiten 54/76 und auf den Seiten 77, 78 erforderlich wurden. Die nunmehr als Vorbemerkungen zu § 7 StVG wiedergegebenen A u s f ü h r u n g e n waren zunächst als K o m m e n t i e r u n g zu § 5 a StVG gedacht. Es ist zwar versucht worden, etwaige spätere Verweisungen auf diese Teile zu korrigieren, doch kann nicht ausgeschlossen werden, d a ß noch auf R a n d n u m m e r n der K o m m e n t i e r u n g zu dieser aufgehobenen Vorschrift verwiesen wird; in diesen Fällen ist bei der Verweisung lediglich an die Stelle von „§ 5 a" zu setzen „Vor § 7"; die R a n d n u m m e r n wurden nicht verändert. Möge dieses auf die H a f t u n g für Unfälle im Straßenverkehr beschränkte Werk den auf dieses Rechtsgebiet spezialisierten Richtern, Anwälten u n d Sachbearbeitern als Werkzeug dienen, die immer unklarer u n d immer schwerer a u f f i n d b a r werdende Rechtsprechung u n d die Rechtslehre übersichtlicher u n d durchschaubarer zu machen, die verschiedenen Ansichten mit der des Bundesgerichtshofs zu vergleichen und möge es eine nicht nur der „Billigkeit", sondern vor allem auch dem logisch-systematischen Rechtsdenken entsprechende Beurteilung des Einzelfalls erleichtern. M ü n c h e n , im Mai 1980 Werner Füll
Inhaltsübersicht §
Seite Abkürzungsverzeichnis I. Einleitung
II.Haftpflicht nach dem Straßenverkehrsgesetz Vorbemerkungen Vor § 7: Verkehrssicherungspflicht 7 Schadensersatzpflicht des Halters u. Schwarzfahrers 8 Langsame Kraftfahrzeuge 8aHaftung gegenüber Insassen 9 Mitverschulden des Verletzten 10 Ersatzpflicht bei Tötung 11 Ersatzpflicht bei Körperverletzung 12 Höchstbetrag der Haftung 13 Ersatz in Form einer Rente 14 Verjährung der Ansprüche 15 Anzeige an den Schädiger 16 Haftung aus anderen Rechtsgründen 17 Ausgleichung unter Schädigern 18 Haftung des Fahrzeugführers 19 Revision (weggefallen) 20 Örtliche Zuständigkeit
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
IX XXV 1 77 242 247 258 306 354 396 408 420 464 469 624 653 669 669
III. Haftpflichtgesetz Vorbemerkungen Vor § 1 Gefährdungshaftung des Bahnunternehmers Gefährdungshaftung des Inhabers anderer im Gesetz bestimmter Anlagen... Gefährdungshaftung desjenigen, der ein Bergwerk, einen Steinbruch, eine Grube oder eine Fabrik betreibt Mitverschulden des Geschädigten Ersatzansprüche bei Tötung Ersatzansprüche bei Körperverletzung Teilweise bestehende Unabdingbarkeit Verpflichtung zur Entrichtung einer Rente Haftungshöchstbetrag bei Renten Haftungshöchstbetrag bei Sachschäden Verjährung Haftung nach anderen Vorschriften Ausgleich unter Ersatzpflichtigen oder Berechtigten Gerichtsstand
686 687 695 695 695 696 696 697 698 698 699 701
Sachregister
703
671 673 686
VII
Abkürzungsverzeichnis a. A. AA a. a. O. aaS. AAZ ABl. ABIKR Abs. AcP ADAC ADSp. a. E. ÄndG a. F. AG AG a. Grd. AGGVG AGNB AHB AHK AH KG AKB AktG AKV Allg. ALR a. M. AMF Amtl. Begr. Amtl. Bek. Amtsbl. AngV Anh. Anl. AnVG AnVNG AO AOK AP AR AR-Blattei
anderer Ansicht Ausführungsanweisung zur RStVO 1934 am angegebenen Ort amtlich anerkannter Sachverständiger Allgemeine Automobilzeitung, Verlag Klasing & Co, Berlin Amtsblatt Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland (1945-1948) Absatz Archiv für civilistische Praxis Allgemeiner Deutscher Automobilclub Allgemeine Deutsche Spediteurbedingungen am Ende Änderungsgesetz alte Fassung Ausführungsgesetz Amtsgericht aufgrund Bayerisches Gesetz zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes Allgemeine Beförderungsbedingungen für den gewerblichen Güternahverkehr mit Kraftfahrzeugen Allgemeine Haftpflichtversicherungsbedingungen Alliierte Hohe Kommission Gesetz der Alliierten Hohen Kommission Allgemeine Bedingungen für die Kraftfahrversicherung Aktiengesetz Allgemeine Krankenversicherungs-Bedingungen Allgemein Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten anderer Meinung Zeitschrift für Automobil-, Motorrad- und Flugwesen Amtliche Begründung Amtliche Bekanntmachung Amtsblatt Angestelltenversicherung Anhang Anlage Angestelltenversicherungsgesetz Angestelltenversicherungsneuregelungsgesetz Abgabenordnung Allgemeine Ortskrankenkasse Nachschlagwerk des Bundesarbeitsgerichts (Arbeitsrechtliche Praxis) Automobil-Rundschau, Verlag Dr. E. Valentin, Berlin Arbeitsrechts-Blattei (Gruppe II der Rechts- und Wirtschaftspraxis), Verlegt von Forkel IX
Abkürzungsverzeichnis ArbA ArbG ArbGG ArbKrankhG Arndt Arndt-Guelde Arndt-Guelde, SichGG Arndt-Guelde, StVO ARR ArchBürgR ArchJugR ArchÖffR ArchZivPr. Art. ArVNG AS ATZ AUB AufbauG AufhG Aufl. AuR AusfBek. AusfBest. AusfG AusfV Auto AutWelt AV (mit folgendem Kursivdruck) AVGüKG AVVFStr. Az. AZO BAG BAGü BAnz. Baumann BayBgm. BayBS BayGemZ X
Zeitschrift „Das Arbeitsamt" Arbeitsgericht Arbeitsgerichtsgesetz Gesetz zur Verbesserung der wirtschaftlichen Sicherung der Arbeiter im Krankheitsfall Dr. Arndt, Straßenverkehrsordnung, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster (W) Dr. Arndt und Dr. Guelde, Straßenverkehrszulassungsordnung, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung Münster (W) Dr. Arndt und Dr. Guelde, Verkehrssicherungsgesetz, Werner Menzel Verlag Düsseldorf Dr. Arndt und Dr. Guelde, Straßenverkehrsordnung, 4. Aufl., Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster (W) Autorechtliche Rundschau, Automobilia-Verlag, Berlin Archiv für Bürgerliches Recht (1888-1919) Archiv für Jugendrecht, Beilage zum Zentralblatt für Jugendrecht und Jugendwohlfahrt Archiv des öffentlichen Rechts siehe AcP Artikel Arbeiterrentenversicherungsneuregelungsgesetz Amtliche Sammlung Automobiltechnische Zeitschrift, Frank'sche Verlagshandlung Stuttgart Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen Aufbaugesetz Aufhebungsgesetz Auflage Arbeit und Recht, Zeitschrift für Arbeitsrechtspraxis Ausführungsbekanntmachung Ausführungsbestimmungen Ausführungsgesetz Ausführungsverordnung Das Auto, Zeitschrift im Verlag Christian Barth, Berlin Automobilwelt, Flugwelt, Deutsche Verlagswerke Strauß, Vetter & Co., Berlin Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur StVO Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum G ü K G Allgemeine Verwaltungsvorschrift für die Auftragsverwaltung der Bundesfernstraßen Aktenzeichen Arbeitszeitordnung Bundesarbeitsgericht Bundesanstalt für den Güterfernverkehr Bundesanzeiger Baumann, Strafrecht, Allgemeiner Teil Zeitschrift „Der Bayerische Bürgermeister" Bereinigte Sammlung des bayerischen Landesrechts (München 1957) Bayerische Gemeindezeitung
Abkürzungsverzeichnis Bay = BayObLG Bay = BayObLGSt.
BayObLGZ
Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in Strafsachen ( N e u e Folge seit 1951, die älteren Jahrgänge werden mit der Bandzahl zitiert) Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in
BayZ BB BBahn
Zivilsachen ( N e u e Folge seit 1951, die älteren Jahrgänge werden mit der Bandzahl zitiert) Bayerisches Straßen- und Wegegesetz Bayerischer Verwaltungsgerichtshof Sammlung der Entscheidungen des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern (1905 - 1934) Zeitschrift „ D e r Betriebsberater" Zeitschrift „ D i e Bundesbahn"
BBauG BBahnG BBG Bd.
Bundesbaugesetz Bundesbahngesetz Bundesbeamtengesetz Band
BefBed. BefStG Begr. Beil. Berufsgen. Beschl. Best. betr. Betrieb BFH BFHE
Beförderungsbedingungen Beförderungssteuergesetz Begründung Beilage Zeitschrift „ D i e Berufsgenossenschaft" Beschluß Bestimmungen betreffend Zeitschrift „ D e r Betrieb" Bundesfinanzhof Sammlung der Entscheidungen und Gutachten des Bundesfinanzhofs
BGB BGBl. BGH
Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof
BGHSt.
Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen, soweit nicht in B G H Z enthalten, Fortsetzung von W a r n R (seit 1961) Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Blätter für Rechtspflege im Bezirk des Kammergerichts Zeitschrift „ B l u t a l k o h o l " Bundesminister der Finanzen Bundesminister der Justiz Bundesminister für Verkehr Bundesminister für Wirtschaft Böhmer, Reichshaftpflichtgesetz, Verlag W a l t e r de Gruyter &
BayStrWG BayVGH BayVGHE
BGHWarn. BGHZ BlfRpfl. Blutalkohol BMF BMJ BMV BMWi Böhmer Böhmer BOKraft Booß BOS
(SHG)
Co, Berlin Böhmer, Sachschadenhaftpflichtgesetz, Verlag Walter de Gruyter & C o , Berlin Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr Booß, K o m m e n t a r zur Straßenverkehrsordnung, 2. A u f l . 1976 Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen
XI
Abkürzungsverzeichnis BRAO BRDrucks. Breith. BOStrab. Brösicke BRRG BrZ BSG BSGE BSHG BStBl. BStrVermG BT BTDrucks. Buchholz Buchst. Büro BVerfG BVerfGE BVerfGG BVersG BVerwG BVerwGE BW BZRG Capelle Cramer DA Dalcke DAR DBest. DB DBP DG DGewArch d. h. DIN DJ DJZ DKraftf. DMotorsportZ DÖV XII
Bundesrechtsanwaltsordnung Drucksache des Deutschen Bundesrats Sammlung von Entscheidungen aus dem Gebiete der Sozialversicherung, Versorgung und Arbeitslosenversicherung, herausgegeben von Breithaupt Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung Brösicke, Verkehrssicherungsgesetz, Elsa Brösicke-Verlag, Stuttgart Beamtenrechtsrahmengesetz Britische Besatzungszone Bundessozialgericht Entscheidungen des Bundessozialgerichts Bundessozialhilfegesetz Bundessteuerblatt, Teil I, II oder III Gesetz über die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Bundesautostraßen und sonstigen Bundesstraßen des Fernverkehrs Bundestag Drucksachen des Deutschen Bundestags, geordnet nach Wahlperioden (seit 1949) Sammel- und Nachschlagewerk der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, herausgegeben von K. Buchholz Buchstabe Zeitschrift „Das Büro" Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (seit 1952) Gesetz über das Bundesverfassungsgericht Bundesversorgungsgesetz Bundesverwaltungsgericht Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (seit 1954) Baden-Württemberg Bundeszentralregistergesetz Capelle, Verkehrssicherungsgesetz, Adolf Hamburg Cramer, Straßenverkehrsrecht
Neidhardt-Verlag,
Dienstanweisung zur Durchführung der StVZO und der StVO Dalcke, Strafrecht und Strafverfahren. J. Schweitzer Verlag Deutsches Autorecht, Rechtszeitschrift des ADAC, München Durchführungsbestimmungen Deutsche Bundesbahn Deutsche Bundespost Durchführungsgesetz Zeitschrift „Deutsches Gewerbearchiv", siehe GewArch. das heißt Deutsche Industrienorm Deutsche Justiz, Zeitschrift, herausgegeben vom RJM (1933 — 1945) Deutsche Juristenzeitung, Verlag C. H. Beck, München (1896 — 1936) Zeitschrift „Der Deutsche Kraftfahrer (ehemaliger Berufsverband deutscher Kraftfahrer, Berlin) Deutsche Motorsport-Zeitung, Frankfurt a. M. Zeitschrift „Die öffentliche Verwaltung"
Abkürzungsverzeichnis DR DRAnz. DRechtsZtg Dreher DRG DRiZ DRiZRspr. DRK DRpflegeRspr. DRspr. Drucks. DRW DRZ DStR DStR DStrZ dt. DV DVerkGT DVO DVerw. DVB1. DVersZ DVerkZ DZGerMed. EBO Eb. Schmidt EE EFG EG EG BGB EGOWiG EGZPO EheG EinlALR EisenbG EKrG ElsLothZ EnteigG
Zeitschrift „Deutsches Recht" (1931-1942) Deutscher Reichs- und preußischer Staatsanzeiger Deutsche Rechtszeitung (bis 1943) /Dreher, Kommentar zum StGB Deutsche Reichsbahngesellschaft Deutsche Richterzeitung Beilage „Rechtsprechung" zu DRiZ (1925-1935 und 19511965) Deutsches Rotes Kreuz Zeitschrift „Deutsche Rechtspflege", Rechtsprechungsbeilage (1936-1939) Loseblattausgabe „Deutsche Rechtsprechung", herausgegeben von Feuerhake Drucksache Deutsches Recht, Wochenausgabe (Deutsches Recht vereinigt mit Juristischer Wochenschrift) ( 1 9 3 9 - 1945) Deutsche Rechts-Zeitschrift (1946-1950) Zeitschrift „Deutsches Straf recht" n. F. ( 1 9 3 4 - 1944) Zeitschrift „Deutsche Steuerrundschau" (1951 — 1961), seit 1962 „Deutsches Steuerrecht" Zeitschrift „Deutsche Strafrechtszeitung" ( 1 9 1 4 - 1922) deutsch Durchführungsverordnung Veröffentlichung des Verkehrswissenschaftl. Seminars, Hamburg Durchführungsverordnung Zeitschrift „Deutsche Verwaltung" (1934-1945 und 19481950) Zeitschrift „Deutsches Verwaltungsblatt" Deutsche Versicherungszeitschrift für Sozialversicherung und Privatversicherung Deutsche Verkehrszeitung (seit 1947), Deutscher Verkehrsverlag GmbH Hamburg Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin (seit 1922) Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung Eberhard Schmidt, Lehrkomm, zur Strafprozeßordnung Eisenbahn- und verkehrsrechtliche Entscheidungen und Abhandlungen, Verlag für Staatswissenschaften und Geschichte, Berlin und Leipzig (1885-1935) Entscheidungen der Finanzgerichte Einführungsgesetz Einführungsgesetz zum BGB Einführungsgesetz zum Ordnungswidrigkeitengesetz v. 24. 5. 1968 Einführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung Ehegesetz v. 20. 2. 1946 (AblKR 77) Einleitung zum Allgemeinen Landrecht für die preußischen Staaten Allgemeines Eisenbahngesetz Eisenbahnkreuzungsgesetz Juristische Zeitschrift für Elsaß-Lothringen, begründet von Puchelt (1876-1919) Enteignungsgesetz (verschiedene Ländergesetze) XIII
Abkürzungsverzeichnis Entsch. Entw. Erg. ErgBd. Erl. ErwZuIG ES ESO ESVGH EvBl. EVO EWG F. f. FahrlG FahrlV Fahrschule FahrzTVO FamRZ FernmG FerS. ff. Festgabe FG FGO FinArch. FinRdsch. FinVertr. FlErl. FISchein F1V FSchErl. FStrG Fz G GA Galli GBl. GebO GebOStrVk Geigel GemTag GemUnfVers. GenG XIV
Entscheidung Entwurf Ergänzung Ergänzungsband Erlaß Gesetz über die erweiterte Zulassung von Schadenersatzansprüchen bei Dienst- und Arbeitsunfällen Entscheidungssammlung Eisenbahnsignalordnung Entscheidungen des hessischen Verwaltungsgerichtshofs und des württemberg-badischen Verwaltungsgerichtshofs, Verlag C. F. Müller, Karlsruhe (seit 1952) Evidenzblatt der Rechtsmittelentscheidungen (Wien, seit 1934) Eisenbahnverkehrsordnung Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Folge und folgende Seite Fahrlehrergesetz Fahrlehrerverordnung v. 23. 7. 1957 (ersetzt durch FahrlG) Zeitschrift „Die Fahrschule", Verlag Heinrich Vogel, München Fahrzeugteileverordnung Zeitschrift „Ehe und Familie im privaten und öffentlichen Recht" (seit 1954) Gesetz über Fernmeldeanlagen Feriensenat und folgende Seiten Festgabe für Fritz Müller, 1953, Erich Schmidt Verlag Finanzgericht Finanzgerichtsordnung Zeitschrift „Finanzarchiv" (seit 1884) Zeitschrift „Finanz-Rundschau, deutsches Steuerblatt" Finanzvertrag Fahrlehrerlaubnis Fahrlehrerschein Verordnung über Fahrlehrer im Kraftfahrzeugverkehr, siehe FahrlV Fahrschulerlaubnis Bundesfernstraßengesetz Fahrzeug Gesetz Archiv für Strafrecht und Strafprozeß, begründet von Goltdammer (1880— 1933 und seit 1953) Galli in Stengleins Kommentar zu den strafrechtlichen Nebengesetzen Gesetzblatt Gebührenordnung Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr Geigel, Der Haftpflichtprozeß, C. H. Beck, München Zeitschrift „Der Gemeindetag" (1933-1943 und seit 1948) Zeitschrift „Die Gemeinde-Unfallversicherung" (seit 1949) Genossenschaftsgesetz
Abkürzungsverzeichnis GesuR GewArch. GewO GfVk GG ggf. GInsp. GKG GMB1. Goltd. Gruch. Grundzüge GS GSSt. GSZ GüKG GütVk GuVBIVWG GVB1. GVG HaftpflG Halbs. HannRPfl. HansGZ HansRGZ HansRZ Hdb. HessVGH HESt. HEZ HGB HintO h. L. h. M. HöchstRR HRR
i. d. F. i. e. S. i. d. R. iGgsz. insb.
Zeitschrift „Gesetz und Recht" (1900 - 1932) Zeitschrift „Gewerbearchiv für Verwaltungs- und Gewerberecht ( 1 9 0 2 - 1935 und seit 1955) Gewerbeordnung Güterfernverkehr Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland gegebenenfalls Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen Gerichtskostengesetz Gemeinsames Ministerialblatt Goltdammers Archiv, siehe G A Gruchot, Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts (1857-1933) Grundzüge des Bundesrats, betreffend den Kraftfahrzeugverkehr Gesetzessammlung Großer Strafsenat des BGH Großer Senat für Zivilsachen Güterkraftverkehrsgesetz Zeitschrift „Der Güterverkehr" Gesetz- und Verordnungsblatt des Wirtschaftsrats des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Gesetz- und Verordnungsblatt (Landesrecht) Gerichtsverfassungsgesetz Reichshaftpflichtgesetz Halbsatz Hannoversche Rechtspflege Hanseatische Gerichtszeitung (1880 - 1927) Hanseatische Rechts- und Gerichtszeitschrift (Fortsetzung von HansGZ und HansRZ) ( 1 9 2 8 - 1943) Hanseatische Rechtszeitschrift, Verlag Otto Meißner, Hamburg (1918-1927) Handbuch Verwaltungsgerichtshof des Landes Hessen Höchstrichterliche Entscheidungen in Strafsachen (1948 — 1949) Höchstrichterliche Entscheidungen in Zivilsachen (1948 — 1950) Handelsgesetzbuch Hinterlegungsordnung herrschende Lehre herrschende Meinung Höchstrichterliche Rechtsprechung auf dem Gebiete des Strafrechts, Verlag Walter de Gruyter & Co, Berlin (1925 - 1927) Höchstrichterliche Rechtsprechung, Vereinigte Entscheidungssammlung der bisherigen Rspr. der Oberlandesgerichte, HöchstRR und JR Rspr., Verlag Walter de Gruyter & Co, Berlin (1928-1942) in der Fassung im engeren Sinn in der Regel im Gegensatz zu insbesondere
XV
Abkürzungsverzeichnis IntAbk IntVO i. d. S. iVm. iZshgm. Jahrb. Jagusch Jahrg. JbAkDR JbDR JbHöchstRE JBIRhPf. JB1. Saar JbÖffR JbSozWiss. JGG JherJb. JJB JMB1. JME JP JR JRPrV JRRspr. JurZentr. JuS Justiz JW JZ Kap. KFG KfSachvG KfSachvV Kfz Kfze KG KGJ Kleinknecht KMR Kom KommRGR Krad XVI
Internationales Abkommen für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen Verordnung über den internationalen Kraftfahrzeugverkehr Im Sinn des (der) in Verbindung mit im Zusammenhang mit Jahrbuch Jagusch, Straßenverkehrsrecht Jahrgang Jahrbuch der Akademie für deutsches Recht (1933 - 1940) Jahrbuch des deutschen Rechts, begründet von H. Neumann (1904-1942) Jahrbuch höchstrichterlicher Entscheidungen, bearbeitet v. Bartsch u. a. (Beihefte der Juristischen Blätter) (1928-1938) Justizblatt Rheinland-Pfalz Justizblatt des Saarlandes Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart Jahrbuch für Sozialwissenschaft Jugendgerichtsgesetz Jherings Jahrbücher der Dogmatik des bürgerlichen Rechts (1857-1942) Juristen-Jahrbuch (seit 1960) Preußisches Justizministerialblatt Justizministerialentschließung Zeitschrift Juristische Praxis" Juristische Rundschau, Verlag Walter de Gruyter & Co, Berlin Juristische Rundschau für die Privatversicherung (bis 1930 Beilage zur Zeitschrift für Versicherungswesen) (1924— 1943) siehe H R R Mitteilungen der juristischen Zentrale des ADAC, München Zeitschrift Juristische Schulung" Zeitschrift „Die Justiz", Amtsblatt des Justizministeriums Baden-Württemberg Juristische Wochenschrift, Verlag W. Moeser, Leipzig (1872 — 1939) Juristenzeitung, Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen Kapitel Kraftfahrzeuggesetz Kraftfahrzeugsachverständigengesetz Verordnung zur Durchführung des KfSachvG Kraftfahrzeug Kraftfahrzeuge Kammergericht Jahrbuch der Entscheidungen des Kammergerichts (JohowRing) (1881-1922) Kleinknecht, Strafprozeßordnung mit GVG und Nebengesetzen Kommentar zur Strafprozeßordnung und zum GVG und OWiG, 6. Aufl. von Müller-Sax 1966 Kraftomnibus Kommentar der Reichsgerichtsräte zum BGB, siehe RGRKomm. Kraftrad
Abkürzungsverzeichnis KraftStDV KraftStG KrkVers. K&V K.VR
Durchführungsverordnung zum KraftstG Kraftfahrzeugsteuergesetz Zeitschrift „Die Krankenversicherung" Zeitschrift „Kraftfahrt und Verkehrsrecht" Kraftverkehrsrecht von A bis Z, herausgegeben von Dr. Weigelt, Loseblattausgabe
LAG LK
Landesarbeitsgericht Leipziger Kommentar zum Strafgesetzbuch,mit Namen des Autors Landgericht Lastkraftwagen Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs, Loseblattsammlung, herausgegeben von Lindenmaier, Möhring u. a. Leitsatz Lexikon straßenverkehrsrechtlicher Entscheidungen, herausgegeben v. Günther Xanke Landessozialgericht Lohnsteuer Landesstraßengesetz Luftverkehrsgesetz Zeitschrift „Luft- und Kraftfahrt", Berlin Dr. Lütkes, Straßenverkehr, Verlag Kommentator, Frankfurt Landesverkehrswacht Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht, Verlag J. Schweitzer, München und Berlin (1907-1933)
LG Lkw LM LS LSE LSG LSt. LStrG LuftVG LuK Lütkes LVW LZ
Marschall m. a. W. MdE Mdl MDR MMV MTZ MW Mrozek MRVO Mschr. MuA Mühlhaus
NATO NDBZ NdsRpfl. n. F. NfK NJ NJW
Marschall, Bundesfernstraßengesetz, Carl Heymanns Verlag, Köln und Berlin mit anderen Worten Minderung der Erwerbsfähigkeit Preußisches Ministerium des Innern Monatsschrift für Deutsches Recht, Otto Meißners Verlag Zeitschrift des Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins, Berlin Motortechnische Zeitschrift, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart Zeitschrift „ADAC-Motorwelt", München Mrozek, Steuerrechtsprechung in Karteiform, Loseblattausgabe (a. F. 1922-1944; n. F. seit 1951) Militärregierungsverordnung Monatsschrift Zeitschrift „Mensch und Arbeit" Mühlhaus, Straßenverkehrsordnung
North Atlantic Treaty Organization Neue Deutsche Beamtenzeitung Zeitschrift „Niedersächsische Rechtspflege" neue Fassung oder neue Folge Nachrichten für Kraftfahrer, Verlag Carl Richard Schmidt & Co, Berlin Zeitschrift „Neue Justiz" Neue Juristische Wochenschrift, C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München und Berlin
XVII
Abkürzungsverzeichnis NotV NPolA NRW NStrG NTS NTS-AG
Notverordnung Neues Polizei-Archiv Nordrhein-Westfalen Niedersächsisches Straßengesetz NATO-Truppenstatut v. 19. 6. 1951 (BGBl. 1961 II 1190) Ausführungsgesetz zum NATO-Truppenstatut v. 18.8.1961 (BGBl. II, 1183)
ObArbG ObLG öff. ÖffD ÖJZ ÖRZ ÖV OFinH O G H Köln O G H Wien OGHSt. OGHZ OHG OldZ
Oberstes Arbeitsgericht für Rheinland-Pfalz Bayerisches Oberstes Landesgericht öffentlich Zeitschrift „Der öffentliche Dienst" Österreichische Juristenzeitung Österreichische Richterzeitung (1904— 1938 und seit 1954) siehe DÖV Oberster Finanzgerichtshof Oberster Gerichtshof für die britische Zone Oberster Gerichtshof Wien Entscheidungen des O G H Köln in Strafsachen ( 1 9 4 9 - 1950) Entscheidungen des O H G Köln in Zivilsachen ( 1 9 4 9 - 1950) Offene Handelsgesellschaft Zeitschrift für Verwaltung und Rechtspflege in Oldenburg (1874-1939) Oberlandesgericht Entscheidungen der Oberlandesgerichte zum Straf- und Strafverfahrensrecht, Loseblattausgabe Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Zivilsachen Zeitschrift für Omnibusverkehr usw., Verlag Heinrich Vogel, München Schweizerisches Obligationenrecht Oberverwaltungsgericht Ordnungswidrigkeitengesetz
OLG OLGSt. OLGZ Omnibus-Revue OR OVG OWiG Paetsch und Langenscheid PBefG PersVk Peters PflVG Pkw PO Pol. PolVO PolVG PostReiseO PrOVG
RAbgO RArbG RbG
XVIII
Paetsch und Langenscheid, Vorschriften über Verkehrseinrichtungen, Verlag Kameradschaft, Berlin Personenbeförderungsgesetz Zeitschrift „Der Personenverkehr", Kirschbaum-Verlag Bad Godesberg Peters, Kraftfahrzeugrecht, in Brauchitsch, die preußischen Verwaltungsgesetze Pflichtversicherungsgesetz Personenkraftwagen Postordnung Zeitschrift „Die Polizei", Fachzeitschrift für das Sicherheitsund Ordnungswesen, Detmold (seit 1948) Polizeiverordnung preußisches Polizeiverwaltungsgesetz v. 1.6. 1931 Postreiseordnung Preußisches Oberverwaltungsgericht (1877—1941), zitiert nach Band und Seite Reichsabgabenordnung, siehe AO Reichsarbeitsgericht Reichsbahngesetz
Abkürzungsverzeichnis RdA RdErl. RdK RdL Recht RFinH RG RGaO RGBl. RGRKomm. RGRspr. RGWarn. RGSt. RGZ RKB RMinBl. ROHG Rpfleger Rspr. RStVO RTA RTK RV RVerwBl. RVkBl. B RVkM RVO RWP
S. s. sa. SAE Sb. SchlH SchlHA Schneider Schönke-Schröder Schumann SeuffA SG SGbkt.
Zeitschrift „Recht der Arbeit" Runderlaß Das Recht des Kraftfahrers, Werner Menzel Verlag, Düsseldorf (1926-1943 und 1949-1955) Zeitschrift „Recht der Landwirtschaft" Zeitschrift „Das Recht", Carl Heymanns Verlag, Berlin, begründet von Soergel (1897-1944) Reichsfinanzhof Reichsgericht Reichsgaragenordnung Reichsgesetzblatt Reichsgerichtsrätekommentar zum BGB Rechtsprechung des RG in Strafsachen (1879-1888) Rechtsprechung des Reichsgerichts, herausgegeben von Warneyer (1908-1943) Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen (nach Band und Seite) Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen (nach Band und Seite) Reichs-Kraftwagen-Betriebsverband (bis 1945) Reichsministerialblatt Reichsoberhandelsgericht (Entscheidungen 1871 - 1880) Zeitschrift „Der deutsche Rechtspfleger" (1931 - 1944 und seit 1948) Rechtsprechung Reichs-Straßenverkehrsordnung 1934 Reichstagsausschuß Reichstagskommission Reichsverfassung Reichsverwaltungsblatt (1934 - 1943) Reichsverkehrsblatt, Ausgabe B Reichsverkehrsministerium Reichsversicherungsordnung Rechts- und Wirtschaftspraxis, Loseblattausgabe, Verlag Forkel Seite siehe siehe auch Sammlung arbeitsrechtlicher Entscheidungen (1928—1933 und seit 1948) Sonderband Schleswig-Holstein Schleswig-Holsteinische Anzeigen, Justizministerialblatt für SchlH (n. F. seit 1837) Hans Schneider, Rechtsgutachten zur Verordnung v. 21. 3. 1956, Kirschbaum-Verlag, Bielefeld Schönke-Schröder, mit Namen des Verfassers, StrafgesetzbuchKommentar Schumann, Beuss und Bosselmann, StVZO und BOKraft, Kirschbaum-Verlag, Bielefeld J. A. Seufferts Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichte in den deutschen Staaten (1847 — 1944) Sozialgericht Zeitschrift „Die Sozialgerichtsbarkeit"
XIX
Abkürzungsverzeichnis SHG SJZ SoergJb. SoergRspr.
SozR SozSich. SozVers. Sp. Spediteur Stenglein StGB Stiefel-Wussow StPO Straße StrG StRG StrRegG StuZBl. StVG StVO StVR StVZO SZ
Gesetz über die Haftpflicht der Eisenbahnen und Straßenbahnen für Sachschäden Süddeutsche Juristenzeitung, Verlag Lambert, Schneider, Heidelberg (1946-1950) Soergel, Jahrbuch des Strafrechts usw. (1906-1920) (zitiert nach Band und Seite) Soergel, Jahrbuch des Zivil-, Handels- und Prozeßrechts, bis 1918 als „Rechtsprechung zum BGB usw." bezeichnet (1906 — 1941) Sozialrecht, Rechtsprechung und Schrifttum, bearbeitet von den Richtern des Bundessozialgerichts, Loseblattsammlung Soziale Sicherheit, Zeitschrift für Sozialpolitik (seit 1952, mit Kartei) Die Sozialversicherung, Zeitschrift für alle Angelegenheiten der Kranken-, Renten- und Unfallversicherung Spalte Zeitschrift „Der Spediteur" Stenglein, Kommentar zu den strafrechtlichen Nebengesetzen Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich Stiefel-Wussow, Kraftfahr-Versicherung, C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung Strafprozeßordnung Zeitschrift „Die Straße" (1934 - 1943) Straßengesetz (Ländergesetze) Straßenrechtsreformgesetz Gesetz über die einstweilige Neuregelung des Straßenwesens und der Straßenverwaltung Steuer- und Zollblatt, herausgegeben von der Finanzverwaltung britische Zone ( 1 9 4 6 - 1949) Straßenverkehrsgesetz Straßenverkehrsordnung Straßenverkehrsrecht Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung Entscheidungen des österreichischen Obersten Gerichtshofs in Zivil- und Justizverwaltungssachen
TelWG TÜV Tz.
Telegraphenwegegesetz Technischer Überwachungsverein Textziffer
u. a. Üb. UnbefG
und andere Übereinkommen Gesetz über die unentgeltliche Beförderung von Kriegs- und Wehrdienstbeschädigten usw. im Nahverkehr Unterzeichnungsprotokoll v. 3. 8. 1959 zum Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut Urteil unter Umständen Unfallversicherungsneuregelungsgesetz
UP Urt. u. U. UVNG V VAE VbF
XX
Verordnung Verkehrsrechtliche Abhandlungen und Entscheidungen, Verlag Albert Limbach, Berlin ( 1 9 3 6 - 1944) Verordnung über den Betrieb von Anlagen zur Lagerung, Abfüllung und Beförderung brennbarer Flüssigkeiten zu Lande
Abkürzungsverzeichnis VB1. VB1BZ VD VereinsZ Verf. VerfGH VerkMitt. VersR
VersWi VersWiss.
Verw. VerwArch. VerwG VerwRspr.
VerwV VfV VGH VGS VInt. Vk VkBl. VkMitt VkRdsch. VM VN VO VOR Vorb. vorl. VorlAutBuBO Vorschr. VP VR Vrd. VRS VT VTr. VüKVk W G
Reichsverwaltungsblatt und preußisches Verwaltungsblatt Verwaltungsblatt für die britische Zone Der Verkehrsdienst für den Straßenverkehr Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen, Berlin Verfassung Verfassungsgerichtshof Zeitschrift „Verkehrsrechtliche Mitteilungen", herausgegeben v. Kirschbaum, Kirschbaum-Verlag, Bielefel Zeitschrift „Versicherungsrecht", Juristische Rundschau für die Individualversicherung, Verlag Versicherungswirtschaft Karlsruhe siehe V W Zeitschrift „Versicherungswissenschaft, Versicherungspraxis und Versicherungsmedizin" (1947—1950, seitdem heißt sie Deutsche Versicherungszeitschrift für Sozialversicherung und Privatversicherung) Verwaltung Zeitschrift „Verwaltungsarchiv" (1893— 1942 und seit 1957) Verwaltungsgericht Verwaltungsrechtsprechung in Deutschland, Sammlung oberstrichterlicher Entscheidungen aus dem Verfassungs- und Verwaltungsrecht Verwaltungsvorschriften Verwaltung für Verkehr des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Verwaltungsgerichtshof Vereinigte Große Senate Verordnung über internationalen Kraftfahrzeugverkehr, siehe IntVO Verkehr Verkehrsblatt siehe VerkMitt. Zeitschrift „Verkehrsrundschau" Verlag Heinrich Vogel, München (seit 1946) s. VerkMitt. Der Versicherungsnehmer, Zeitschrift für die versicherungsnehmende Wirtschaft und den Straßenverkehr Verordnung Zeitschrift für Verkehrs- und Ordnungswidrigkeitenrecht (1972-1974) Vorbemerkung vorläufig Vorläufige Autobahn-Betriebs- und Verkehrs-Ordnung Vorschrift Zeitschrift „Die Versicherungspraxis" (1903 — 1943 und seit 1950) Verkehrsrechtliche Rundschau, Verlag Wirtschafts-Wacht K G , Berlin (1921-1944) siehe VkRdsch. Verkehrsrechtssammlung, herausgegeben von Dr. Weigelt, Erich Schmidt Verlag, Berlin (zitiert nach Band und Seite) Zeitschrift „Verkehrstechnik", Deutscher Verlag, Berlin Versicherungsträger Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr Gesetz über den Versicherungsvertrag
XXI
Abkürzungsverzeichnis VW Vw. VwGO VWt. WamJ WarnRspr. WdA WeimV Weigelt A — Z WesteurKfzR WHG WiGBl. WJ WM Wussow Wussow I WoMietr.
wwz z. (Z)
ZA ZAkDR ZB1. ZBlSoz.Vers. ZBIVkMed. ZBR ZentrJBl. ZfV ZfS ZHR Ziff. ZMR ZÖffR ZPO ZRP Zschr. ZStrW ZulSt. zust. zutr. ZVsich.
XXII
Versicherungswirtschaft, Halbmonatsschrift der deutschen Individualversicherung Verwaltung Verwaltungsgerichtsordnung Verkehrswacht Jahrbuch der Entscheidungen zum BGB und den Nebengesetzen, begründet v. Warneyer ( 1 9 0 0 - 1938) Rechtsprechung des R G (siehe UGWarn.) Zeitschrift „Welt der Arbeit" (seit 1950) Verfassung des Deutschen Reichs (Weimarer Verfassung) v. 11.8. 1919 (RGBl. 1381) Kraftverkehrsrecht von A bis Z, siehe K V R Zeitschrift „Westeuropäisches Kraftfahrzeugrecht" herausgegeben von Werner Wussow Wasserhaushaltsgesetz Gesetzblatt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes siehe Wussow I Teil IV der Zeitschrift „Wertpapiermitteilungen" Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, Carl Heymanns Verlag KG Informationen zum Versicherungs- und Haftpflichtrecht, herausgegeben von Wussow Zeitschrift „Wohnungswirtschaft und Mietrecht" Wasser- und Wegebauzeitschrift, Hannover und Berlin Zeichen (Verkehrszeichen) Zivilsenat Zusatzabkommen v. 3. 8. 1959 zum NATO-Truppenstatut Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht, Fortsetzung von DJZ Zentralblatt Zentralblatt für Sozialversicherung und Versorgung Zentralblatt für Verkehrsmedizin, Verkehrs-Psychologie, Luft und Raumfahrtmedizin Zeitschrift für Beamtenrecht ( 1 9 2 9 - 1943 und seit 1953) Zentral-Justizblatt für die britische Zone Zeitschrift für Versicherungswesen, Allgemeiner Fachverlag, Hamburg Zeitschrift für Sozialhilfe Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht, begr. v. Goldschmidt (1858-1944 und seit 1948) Ziffer Zeitschrift für Miet- und Raumrecht Zeitschrift für öffentliches Recht (1919-1944) Zivilprozeßordnung Zeitschrift für Rechtspolitik Zeitschrift Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft (1881 — 1944 und seit 1950) Zulassungsstelle zustimmend zutreffend Zeitschrift für Verkehrssicherheit, J. C. B. Mohr, Tübingen
Abkürzungsverzeichnis ZvkWiss. ZVersWes. ZVersWiss. ZVR ZZP
Zeitschrift f ü r Verkehrswissenschaft (1923—1944 und seit 1948) Zeitschrift f ü r Versicherungswesen, siehe ZfV Zeitschrift f ü r die gesamte Versicherungswissenschaft (1901 — 1943 u n d seit 1960) Zeitschrift f ü r Verkehrsrecht Zeitschrift f ü r Zivilprozeß, begründet von Busch (1879— 1943 u n d seit 1950)
XXIII
I. Einleitung Im folgenden sollen einige Hinweise gegeben werden, die das A u f f i n d e n der Schwerpunkte des Gebietes innerhalb der K o m m e n t i e r u n g erleichtern. D e m gleichen Zweck dient das ausführliche Sachverzeichnis, das auf die R a n d n u m m e r n zu den einzelnen Vorschriften des StVG Bezug n i m m t ; der Erleichterung bei der Suche nach den Schwerpunktthemen dienen auch die zahlreichen Verweisungen im laufenden Text. 1. Allgemeines Der K o m m e n t i e r u n g vorangestellt ist in den Vorbemerkungen zu § 7 StVG die Haftung aus Verletzung der Verkehrssicherungspflicht als Quelle von Ansprüchen, wie sie bei Verkehrsunfällen im Rahmen der bürgerlich-rechtlichen H a f t u n g entstehen können. Wie schon bei der bisherigen Behandlung des Stoffes wurde von einer Beschränkung auf solche Rechtsfolgen Abstand g e n o m m e n , die sich aus dem Straßenverkehrsgesetz ergeben. Vielmehr wurde, schon wegen der Verweisung in § 16 StVG, das gesamte Haftungsrecht einbezogen, auch soweit es sich auf a n d e r e Rechtsvorschriften stützt, vor allem auf das Bürgerliche Gesetzbuch, auf das bis 1978 geltende Sachschadenhaftpflichtgesetz (Gesetz über die Haftpflicht der Eisenbahnen u n d Straßenbahnen f ü r Sachschäden, S H G ) und auf das Reichshaftpflichtgesetz (jetzt a ' s Haftpflichtgesetz, H a f t p f l G bezeichnet); denn die beiden zuletzt genannten Gesetze regeln die Beteiligung von Straßenbahnen (und sonstigen Bahnen) an Straßenverkehrsunfällen u n d die hieraus hervorgehende Haftung. Zu beachten ist, d a ß das Haftpflichtgesetz und das Sachschadenhaftpflichtgesetz in den bisherigen Fassungen noch f ü r Unfälle weitergelten, die sich vor dem 1.1. 1978 ereignet haben, und d a ß das neue Haftpflichtgesetz nur für die späteren Unfälle gilt. 2. Die Haftung aus BGB, RVO, NTS usw. Im Gegensatz zu den beiden genannten Gesetzen ist die H a f t u n g aus Vorschriften des BGB (wie auch die aus dem Pflichtversicherungsgesetz u n d anderen einschlägigen Gesetzen, vor allem die H a f t u n g aus der Reichsversicherungsordnung, gemäß dem Natotruppenstatut (NTS) und dem Ausführungsgesetz dazu ( N T S - A G nebst Zusatzabkommen) in die K o m m e n t i e r u n g der Vorschriften des StVG an passender Stelle eingearbeitet, zumal diese Vorschriften zum Teil parallel laufen u n d zum Teil nur Hinweise auf gewisse Abweichungen erforderlich machen. 3. Übergeordnete Rechtsbegriffe Sie sind ebenso wie die grundlegenden systematischen Lehren gemeinsam behandelt. Die Verursachungslehre findet sich in Rdn. 6, 80 bis 83, Rdn. 100 u n d in den Rdn. 102 bis 125 zu § 7 StVG; die Lehre von der Zumutbarkeit, Schadensersatz zu leisten, in Rdn. 106 zu § 7, die Lehre von der Rechtswidrigkeit in Rdn. 109 XXV
Einleitung
zu § 7, die vom Schutzumfang der Norm in Rdn. 111 zu § 7; der normative Schadensbegriff ist in Rdn. 112 und 131 zu § 7 erläutert, die Auswirkungen von Schadensanlagen des betroffenen Rechtsgutes in Rdn. 118 zu § 7 , die Notwendigkeit einer Vorteilsausgleichung in Rdn. 135 zu § 7, die Lehre vom „gesteigerten Risiko" findet man in Rdn. 132 zu § 7 , die Beschreibung des Begriffs „Schutzgesetz" in Rdn. 37 zu § 16, die Unterscheidung von Personenschäden und Sachschäden in Rdn. 136 zu § 7. Obwohl nur für die Haftung aus BGB in Frage kommend ist das Schmerzensgeld im Rahmen der Haftung aus StVG dort in Rdn. 27 zu § 7 behandelt, die Lehre von der schuldhaften Verursachung in Rdn. 104 zu § 7. Während der Ersatz von Personenschäden in §§ 10, 11 und 13 StVG geregelt ist und sich die Kommentierung dort findet, ferner in Rdn. 150 bis 159 zu § 7, fehlt dem sehr komplexen Bereich des Ersatzes von Sachschäden jede auf diesen Gegenstand zugeschnittene spezielle Normierung, so daß für solche Schäden aus Verkehrsunfällen eine ausführliche Kommentierung in Rdn. 148 und in Rdn. 160 bis 187 zu § 7 erforderlich wurde. Auf die Haftung aus StVG beschränkt sich die Frage, wer Halter des Kraftfahrzeugs ist (Rdn. 203 bis 227 zu § 7), und die Erörterung, welche Einwendungen der Halter gegebenenfalls zu bringen vermag (Rdn. 228 bis 313 zu § 7), ferner ob zwei Personen u. U. gleichzeitig als Halter eines Kraftfahrzeugs haften (Rdn. 323 bis 324 zu § 7). Schließlich wird auch die Haftung eines unbefugten Benutzers gegenüber dem Halter in Erwägung gezogen (Rdn. 325 bis 327 zu § 7). Einer der Angelpunkte bei der Suche nach dem Haftpflichtigen ist die Frage nach der Beweislast (Rdn. 329 bis 336 zu § 7 StVG); dazu gehören auch die Beweiserleichterung in Fällen, bei denen mehrere Personen als Schädiger in Betracht kommen (Rdn. 50 zu § 16), ferner die Beweiserleichterung durch § 287 Abs. 1 ZPO (Rdn. 239 zu § 16) und die Umkehr der Beweislast bei Vertragshaftung (Rdn. 241 zu § 16) und schließlich der bei Verkehrsunfällen äußerst bedeutsame Beweis des ersten Anscheins (Rdn. 243 bis 276 zu § 16). Eine Besonderheit ist die Beweislast bei Unfällen, die von Verrichtungsgehilfen verursacht wurden (Rdn. 57 und 277 zu § 16). Die Frage nach dem Verschulden spielt zwar bei allen Verkehrsunfällen eine Rolle, hat aber in erster Linie bei der Haftung aus BGB Bedeutung, wenn auch § 18 StVG das Verschulden des Führers ebenso wie die §§9 und 17 StVG in die Regelung des StVG einbezieht. Welche Auswirkungen das Verschulden eines Beteiligten hat, ist auch bei diesen Vorschriften in Rdn. 51 bis 57 zu § 16 erörtert. Beispiele für ein Verschulden des Führers sind in Rdn. 37 bis 38 zu § 18 erörtert, die Haftung des Fahrlehrers und des Fahrschülers in Rdn. 16 und 17 zu § 18. Die Haftung von Unzurechnungsfähigen, Jugendlichen und Taubstummen ist in Rdn. 73 bis 80 zu § 16 und Rdn. 28 zu § 18 behandelt, einschließlich der Ersatzpflicht nach Grundsätzen der Billigkeit (Rdn. 78 bis 80 zu § 16) und der Ersatzpflicht Erwachsener aus Amtspflichtverletzung (Rdn. 83 bis 89 zu § 16). Ausführlich wird bei der Verschuldenshaftung auf diejenige bei Gefälligkeitsfahrten eingegangen (Rdn. 100 bis 122 zu § 16). 4. Besondere Haftungsfälle Die Haftung bei Arbeitsunfällen unterliegt gewissen Regeln, die sich von anderen Fällen unterscheiden (Rdn. 123 bis 151 zu § 16). Es spielt eine Rolle, ob sich der Unfall bei Teilnahme „am öffentlichen Verkehr" ereignet hat (Rdn. 132 bis XXVI
Einleitung
135 zu § 16), ein Merkmal, das das Haftpflichtrecht sonst nicht kennt und das mit dem Begriff „öffentliche Straße" nichts zu tun hat; dies gilt vor allem beim Rückgriff des Arbeitskollegen oder des Unternehmers, wenn einer von beiden wegen eines Arbeitsunfalls verantwortlich gemacht wird (dahin gehören auch Wegeunfälle), zumal die Haftung des Arbeitnehmers in bestimmten Fällen ausgeschlossen ist (Rdn. 140 bis 149 zu § 16 StVG). Ähnliches gilt für die Haftung des Arbeitnehmers gegenüber seinem Arbeitgeber (Rdn. 149 bis 151 zu § 16). Ein häufig eintretender Sonderfall ist die Haftung der Bundesrepublik für Unfälle, die Stationierungsstreitkräfte verursacht haben (Rdn. 152 bis 163 zu § 16). Die Haftung von Radfahrern ist in Rdn. 167 zu § 16 behandelt, die Haftung von Fußgängern in Rdn. 169 zu § 16, die Haftung des Triebwagenführers einer Straßenbahn in Rdn. 171 zu § 16, diejenige des Tierhalters und des Tierführers in Rdn. 172 bis 173 zu § 16 (einschließlich der Unfallbeteiligung von Pferdefuhrwerken oder Reitern); Rdn. 181 zu § 16 bringt die Haftung des Jagdberechtigten für Wild. 5. Haftung von Nicht-Verkehrsteilnehmern Gegen Ende der Ausführungen zu § 16 wird auf die Haftung aus Vertrag eingegangen (Rdn. 172 bis 191 zu § 16 StVG, z. B. auf die Haftung aus unzulänglicher Reparatur eines Kraftfahrzeugs, Rdn. 185 bis 186 zu § 16), auf die Haftung eines Sachverständigen (Rdn. 187 zu § 16), eines Vermieters von Kraftfahrzeugen (Rdn. 188 zu § 16), eines Gesellschafters — als Halter oder Fahrzeugführer — (Rdn. 189 zu § 16), eines Veranstalters von Rennen (Rdn. 190 zu § 16), des Inhabers eines Parkhauses (Rdn. 191 zu § 16), eines Auftraggebers (Rdn. 192 zu § 16), bei Verabreichung von Alkohol an einen Kraftfahrer (Rdn. 213 zu § 16) oder aus Schuldanerkenntnis (Rdn. 214 bis 219 zu § 16). Hierher gehört auch die Verletzung der Aufsichtspflicht (Rdn. 198 bis 205 zu § 16), die Geschäftsführung ohne Auftrag (Rdn. 206 bis 212 zu § 16) und die Haftung des Pflichtversicherers (Rdn. 220 zu § 16). Eigene Abschnitte sind den Teilungsabkommen gewidmet (Rdn. 221 bis 229 zu § 16) und den Abfindungsvergleichen (Rdn. 230 bis 238). 6. Forderungsübergang Der Forderungsübergang auf Sozialversicherungsträger, Dienstherrn und Privatversicherer spielt in Haftungsprozessen eine erhebliche Rolle, weil sich hierdurch die Ansprüche des Verletzten häufig verringern oder ganz ausgeschlossen werden. Man beachte bei den Heilungskosten Rdn. 27 zu § 11, bei Empfang einer Grundrente durch den Verletzten Rdn. 41 zu § 11, beim Unfalltod eines Unterhaltsverpflichteten Rdn. 45 zu § 10, bei der Vermehrung der Bedürfnisse einer Hausfrau Rdn. 41 zu § 11, bei der Leistung von Sterbegeld Rdn. 18 zu § 10, bei der Ausgleichung unter mehreren Schädigern Rdn. 47 zu § 17, beim Übergang auf den Arbeitgeber oder Dienstherrn Rdn. 48 zu § II, bei demjenigen auf den Privatversicherer Rdn. 183 zu § 7, Rdn. 74 zu § 11 und Rdn. 50 zu § 10. 7. Aus dem Gesetz unmittelbar hervorgehende Regeln Die Verjährungsvorschriften aus StVG und aus BGB sind in den Erläuterungen zu § 14 zusammengefaßt, auch soweit Vorschriften des BGB zur Anwendung kommen. Ähnlich verhält es sich mit den Regeln über die Gewährung einer Unfallrente, die den §§ 843 und 844 Abs. 2 BGB angeglichen sind. Die Bestimmungen § 9 XXVII
Einleitung
und § 17 StVG stellen nur einen Ausschnitt aus den für die Beteiligung Mehrerer am Unfall aufgestellten Regeln dar, wobei § 17 zu zitieren ist, wenn zwei (oder mehrere) Kraftfahrzeuge am Unfall beteiligt sind. Dort sind auch die allgemeinen Regeln für die Abwägung der auf jeden Beteiligten treffenden Schadensquote erläutert, während die Rdn. 44 bis 96 zu § 9 Beispiele aus der Rechtsprechung der letzten Jahre bringen, aufgegliedert nach den Arten der Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer, Straßenbahn, Kraftfahrzeug usw.), die am betreffenden Unfall beteiligt waren, und nach den typischen Unfallsituationen (z. B.Fußgänger überquert die Fahrbahn); dabei ist der Hinweis auf die Höhe der Quote weggelassen, da dabei weitere, vor allem subjektive Momente oft eine ausschlaggebende Rolle spielen; man mag sich trotzdem an einer Entscheidung orientieren, die einen ähnlichen Fall behandelt und a n h a n d unserer Hinweise aufgefunden werden kann. Beim Schmerzensgeld wurden aus ähnlichen Gründen Hinweise völlig unterlassen, zumal die Literatur im Gegensatz zur Haftungsquote beim Schmerzensgeld zusammenfassende Übersichten bringt. Das Buch von Deichmann ist veraltet und mischt unbesehen strafrechtliche und zivilrechtliche Entscheidungen. Zur Schadenshöhe bei Personenschäden finden sich zu den Ansprüchen Hinterbliebener eines durch Unfall Getöteten allgemeine Ausführungen in Rdn. 4 bis 77 zu § 10, während die Ansprüche der Witwe (Rdn. 53 bis 77 zu § 10), des ehelichen Kindes (Rdn. 78 bis 83 zu § 10), des nicht ehelichen Kindes (Rdn. 84 bis 91 zu § 10), des Witwers (Rdn. 92 zu § 10) und der Eltern (Rdn. 93 zu § 10) in eigenen Abschnitten erläutert sind.
XXVIII
II. Haftpflicht nach dem Straßenverkehrsgesetz Vorbemerkungen Vor § 7: Verkehrssicherungspflicht
Übersicht
Rdn. A. Schrifttum B. Allgemeines C.
Die Verkehrssicherungspflicht an öffentlichen Straßen I. Die rechtlichen Grundlagen der Pflicht 1. Das Bestehen einer Pflicht a) Geschichtliche Entwicklung b) Die Verkehrssicherungspflicht ist ein Rechtsinstitut des Gewohnheitsrechts c) Verkehrssicherungspflicht des Halters 2. Der zur Verkehrssicherung einer öffentlichen Straße Verpflichtete Begriffsbestimmung a) Bundesfernstraßen Landstraßen I. Ordb) nung Landstraßen II. Ordc) nung Straßen der Gemeinde d) e) Der Öffentlichkeit zugängliche Privatwege, auch Feld- und Forstwege 0 Straßenkreuzungen g) Übertragung der Verkehrssicherungspflicht
Rdn. h) Die Verkehrssicherungspflicht anderer Personen aa) Zu Eingriffen in den Straßenzustand Befugte bb) Verkehrssicherungspflicht des Bauunternehmers cc) Verkehrsteilnehmer und auf der Straße arbeitende Personen dd) Sondernutzungsberechtigte ee) Einwirkungen der Anlieger f o Streupflicht der Anlieger auf den Bürgersteigen gg) Verkehrssicherungspflicht kraft tatsächlicher Übung Die Eigentümer oder Verfügungsberechtigten
1 - 6
7-9
7-85 10-29 1 0 - 12 10
12
13-29 14 15 16 17 18
19 20 21
II.
22
22 23
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29
Bei Verletzung der Pflicht entstehende Ansprüche 30 — 39 a) Kein klagbarer Anspruch auf Verkehrssi-
Vor § 7 StVG cherung b) Schadensersatzanspruch aa) Amtshaftung Verkehrssicherung als hoheitliche Aufgabe Haftung für Fehler der Zulassungsstelle bb) Haftung der Körperschaft neben der Amtshaftung cc) § 5 a als Schutzgesetz dd) Mitwirkendes Verschulden des geschädigten Verkehrsteilnehmers ee) Haftung des Trägers der Verkehrsregelungspflicht ff) Fahrt, die der Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht dient
Haftpflicht Rdn. 30
III. Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei hoheitlicher Organisation IV. Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei nicht-hoheitlicher Organisation V. Allgemeiner Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei öffentlichen Straßen 42 a) Grundsätze b) Die Pflicht zur Aufstellung von Warnzeichen ist ein Teil der Verkehrssicherungspflicht c) Keine Verantwortung für Gefahren, die von anderen Verkehrsteilnehmern ausgehen d) Keine Verpflichtung zum modernen Ausbau alter Straßen Räumliche Grenzen der Pflicht aa) Einwirkungen von Nachbargrundstücken bb) Keine Verkehrssicherungspflicht für das Gelände neben der Straße Grenze der Intensität der Verkehrssicherung
2
31 32 33 34 35 36
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40 41 49 42
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Rdn. VI. Einzelfälle der Verkehrssicherungspflicht bei öffentlichen Straßen 50-85 a) Übersicht über die Rechtsprechung, ausgenommen Streupflicht, Straßenreinigungspflicht und Beleuchtungspflicht 50-73 aa) Absicherung von Baustellen bb) Aufsicht auf Baustellen cc) Bahnübergang dd) Bankett ee) Bäume ff) Blaubasalt gg) Bordsteinkante springt vor hh) Fehlen von Geländer oder Leitplanke ü) Gemeindeverbindungsweg kk) Gleise in der Fahrbahn, Vertiefung an ihrem Rand Hindemisse auf 11) der Fahrbahn mm) Rohrgraben in der Fahrbahn, schlecht aufgeschüttet nn) Schachtdeckel zu tief oder zu hoch oo) Schlaglöcher, schlechter Straßenzustand SchotteraufschütPP) tung, Rollsplitt Schwache Straqq) ßendecke Umleitungsstraße rr) in schlechtem Zustand Unebenheiten, ss) Querrinne Un vorhersehbare tt) Einmündung einer Nebenstraße Verengung der uu) Fahrbahn Wasser oder vv) Schlamm auf der Fahrbahn ww) Wölbung der Fahrbahn oder Quergefälle xx) Sonstiges
51 52 53 54 55 56 57 58 59
60 61
62 63 64 65 66 67 68
69 70 71 72 73
Verkehrssicherungspflicht Rdn. b) Streupflicht 74-83 aa) Der Streupflichtige 75 bb) Begrenzung nach dem Schutzzweck 76 Gefährliche — besonders gefährliche Stellen 77 Die Fahrbahn: Einzelfälle 78 Der Fußweg 79 cc) Zeitpunkt des Streuens 80 dd) Art des Streuens 81 ee) Glatteiswarnung 82 ff) Haftung 83 c) Straßenreinigungspflicht 84 d) Beleuchtungspflicht 85 D. Anbringung von Gefahrzeichen und Warntafeln 86-98 I. Der zur Anbringung Verpflichtete 86-92 a) Der Verkehrsregelungspflichtige und der Verkehrssicherungspflichtige 87
Vor § 7 StVG Rdn.
b) Fehler bei der Anlage der Straße Haftung für solche Fehler c) Gefährdung des Verkehrs durch den Zustand der Straße d) Aufstellungspflicht mehrerer Personen e) Ort der Aufstellung
89 90 91 92
II. Wegstrecken, die dem Durchgangsverkehr dienen
93
III. Rechtscharakter der Gefahrzeichen (Warnzeichen nach § 40 StVO)
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IV. Warntafeln, die nicht Verkehrszeichen sind
95—96
a) Verbot von nicht in der StVO vorgesehenen Warntafeln b) Leitschraffen, Begrenzungspflöcke V. Kosten der Verkehrszeichen VI. Einzelheiten zur Aufstellung von Gefahrzeichen
95 96 97 98
3
Vor § 7 StVG A. 1
Haftpflicht
Schrifttum I. Zur Aufstellung von Warnzeichen:
Cremer, VAE 39, 142; 40, 41. Baumeister, DVB1. 52, 38. Guelde, DAR 52, 100 (Bahnübergang). Heymann, VAE 39, 317. Nedden, DÖV 56, 14. Schmitt, D A R 62, 288 (Rechtsnatur der Verkehrszeichen). 2/5
II. Zur Verkehrssicherungspflicht im allgemeinen: a) Bücher: Arndt, Die Straßenverkehrssicherungspflicht, 2. Aufl., Karlsruhe 1973. Goerner, Straßenbau von A bis Z, Loseblattsammlung der amtlichen Bestimmungen und Richtlinien, Bielefeld. Hofacker, Die Verkehrssicherungspflicht, Stuttgart 1929. F. A. Jahn, Rechtsansprüche bei Verletzung der Verkehrssicherungspflicht auf öffentlichen Straßen, Münster, Diss. 1961. K e t t e r e r - F r i e d r i c h , Die Streupflicht in Gesetzgebung und Rechtsprechung, 2. Aufl., München 1957. RGR Komm., 11. Aufl., Anm. 54ff. zu § 823 BGB. Marschall, BundesfernstraßenG, 2. Aufl., Köln 1963, Anmerkungen zu §3. Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 12. Aufl., 1978, TZ 8, 107 ff., 376. Geigel, Der Haftpflichtprozeß, 17. Aufl. 1972, Kap. II, Rdn. 12 ff. Jahn, Diss., Münster 1961
6
b) Aufsätze in zeitlicher Reihenfolge: Thierfelder, Zur Entscheidung des BayKompetenzkonflikt-Gerichtshofs, daß die Verkehrssicherungspflicht öffentlich-rechtlicher Natur sei, DÖV 60, 898. v. Caemmerer, Festschrift zum Juristentag 1960, Wesen der Verkehrssicherungspflicht, Bd. 2, S. 49/72 ff. Evers, JuS 61, 125. Freund, Kein klagbarer Anspruch, Amtshaftung, DÖV 61, 695 und N J W 62, 614. Hurst, Neue Straßengesetze, DVBI. 63, 45. Kürzel, Haftung, wenn die Ortssatzung die Beauftragung eines Fußwegreinigungsunternehmens vorschreibt, Deutsche Wohnungswirtschaft 63, 77. Ganschezian — Fink, Privatwege, N J W 63, 45. Schmidt, Straßenbäume, DAR 63, 266. Hoeres, Rechtsprechungsübersicht, Deutsche Wohnungswirtschaft 64, 254. Weimar, Verschmutzte Straßen, VersN 64, 179. Jahn, Verhältnis der Verkehrssicherungspflicht zur Straßenunterhaltungspflicht, N J W 64, 2041. Bindhardt, Haftung des Architekten, VersR 64, 462. Jahn, Rechtsgrundlagen, JR 65, 247. Kleinewefers und Wilts, Rechtsprechung des BGH, VersR 65, 397. Walldorf, Haftung aus Amtspflichtverletzung, VersR 65, 1030. Otto, Abwälzung der Reinigungspflicht auf den Mieter, Z M R 66, 197. Kleppe, Verkehrssicherungspflicht für Skipisten, N J W 66, 237. Neumann — Duesberg, Eine Organisationspflicht gibt es nicht, N J W 66, 715. Westen, Garantie- und Risikohaftung für sog. Verkehrspflichtverletzungen, Festschr. v. Hippel 1967, 591. Nedden, Verkehrssicherungspflicht der Länder und Gemeinden, BB 67, 1230. Janicki, Verkehrssicherungspflicht ist Amtspflicht auch ohne besonderen Organisationsakt, N J W 67, 2038. Schnitzerling, Abgrenzung der Verkehrssicherungspflicht von der Amtspflicht, VP 67, 146. Schnitzerling, Aufsichtspflicht des Verkehrssicherungspflichtigen über den Ausführenden, VersN 67, 101. Kürzel, Haftung für Schäden durch Herabfallen von Schnee und Eis, Z M R 68, 98. Gaisbauer, Dachlawinen, VP 68, 41. Wussow, Die Abwälzung der Streupflicht auf die Anlieger in Bayern, WJ 68, 37. Rzepka, Amtshaftung, BayVerwBl. 69, 302. Mayer, Beschränkte Amtshaftung bei Verletzung der Straßenverkehrssicherungspflicht, N J W 73, 1918. Lichtblau, Dachlawinen, FfV 70, 144. Gaisbauer, Straßenbäume, ZfV 71, 116. Garsbauer, Dachlawinen, VersR 71, 199. Schnitzerling, Ausgewählte BGH-Rechtsprechung der Jahre 1971—72 zu den Amts-, Verkehrssicherungs- und Sorgfaltspflichten sowie zu Haftung auf G r u n d des Wasserhaushaltsgesetzes, Vers Prax. 74, 18. Leenen, Verkehrssicherungspflicht und Wildgefahr, DAR 73, 317. Schnitzerling, VersPrax 76, 5.
7
B. Allgemeines Bis zu seiner Aufhebung durch das Gesetz vom 6.4. 1980 (BGBl. I, 413) hatte § 5 a StVG bereits durch die Rechtsentwicklung seine ohnedies geringe Bedeutung fast völlig verloren. Die Pflicht der „Landesbehörden", gefährliche Stellen an öffentlichen Straßen durch „Warnungstafeln" (d. h. durch die „Gefahrzeichen", § 40 StVO, gegebenenfalls „Verkehrszeichen", § 43 StVO) zu kennzeichnen, ergibt sich ohne weiteres aus der auf Gewohnheitsrecht beruhenden bürgerlich-rechtlichen Verkehrssicherungspflicht (zu letzterer Grundlage: RGZ 154, 16/26 v. 9. 2. 37; LG Wiesbaden, 10. 1. 52, NJW 1098; BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54= NJW 1403 = VersR 402 = MDR 601 = VkBl. 474 = VRS 7, 84; BGHZ 16, 95 v. 30. 12. 54 = VkBl. 4
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
55, 142 = R d K 55, 23 = N J W 55, 298 = VRS 8, 102; B G H 8. 4. 57, VersR 375 = VkBl. 463 = VRS 12, 408; B G H Z 27, 278/281 v. 19. 5. 58 = N J W 1234 = M D R 586 = VersR 521 = VRS 15, 81; B G H 20. 4. 59, VersR 711; B G H 11. 7. 60, VersR 998/1000). Die Abgrenzung ergibt sich aus der eingehenden Regelung in § 44 und 45 StVO. Dagegen gibt § 7 Abs. 1 Satz 1 FStrG dem Verkehrssicherungspflichtigen kein zusätzliches Recht, Verkehrszeichen aufzustellen (Nedden, DÖV 56, 14/19). Einzelheiten hierzu siehe Rdn. 50 ff. Die Unterscheidung zwischen der öffentlichrechtlichen Verkehrsregelungspflicht u n d der bürgerlich-rechtlichen Verkehrssicherungspflicht war Gegenstand zahlreicher Entscheidungen (u. a.: R G Z 154, 16/23 v. 9. 3. 37; R G Z 162, 273 v. 13. 11. 37 - Aufstellung eines Verbotschildes ist Aufgabe der Polizei - ; H a m m , 1. 12. 50, VRS 3, 93; B G H Z 9, 373/387 v. 30. 4. 53 = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = VersR 319 = VRS 5, 412 = DÖV 54, 319 = VkBl. 486 = N J W 1297, 1625 m. Anm. Frisius; siehe auch R G R K , 11. Aufl. Anm. 55 zu § 823 BGB; Nedden, DÖV 56, 14; Marschall, Anm. 4 und 9 zu § 3 FStrG). Die vom R G im Urteil vom 15. 12. 1939 ( R G Z 162, 273) u n d vom B G H im Urteil vom 3.7. 1952 ( N J W 1214) vertretene Ansicht, der Verkehrssicherungspflichtige sei in keinem Fall verpflichtet, f ü r die Anbringung von Warnschildern zu sorgen, ist durch die späteren Entscheidungen überholt. Die Verkehrsregelungspflicht ist seit 1. 3. 71 im Gesetzestext (in der StVO) nicht mehr erwähnt. Sie ergibt sich seitdem in Verbindung mit der Zuständigkeitsregelung der §§ 44, 45 StVO aus der Verkehrssicherungspflicht. Zu dieser gehört auch die Streupflicht. Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht soll (Rdn. 83 ff.) auch die Pflicht zur Aufstellung von Warnzeichen behandelt werden, da diese, wie sich bei näherer Betrachtung ergibt — in der Praxis den wesentlichen Inhalt der Verkehrssicherungspflicht ausmacht.
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Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur StVO (VwV-StVO) enthält die für die Verwaltungsbehörden bindenden Vorschriften an welchen Stellen die entsprechenden Verkehrszeichen anzubringen sind. Darüber hinaus hat der BMV Richtlinien für Leiteinrichtungen an Bundesfernstraßen (RMS) sowie zur Sicherung von Baustellen auf Autobahnen und anderen Bundesstraßen veröffentlicht. Auch für die Wegweisung auf Autobahnen und Bundesstraßen wurden Merkblätter herausgegeben.
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C. Die Verkehrssicherungspflicht an öffentlichen Straßen I. Die rechtlichen Grundlagen der Pflicht ]. Das Bestehen
einer
a) Geschichtliche
Entwicklung
Pflicht 10
Die Verkehrssicherungspflicht ist — nach der Aufhebung des § 5 a — geset7l^v> nicht mehr geregelt. Das Rechtsinstitut ist vielmehr von der Rechtsprechung geschaffen worden; seine Grundlagen sind vom Schrifttum, vor allem in den Jahren 1952 bis 1962, in Zweifel gezogen worden. Das Reichsgericht, das den Begriff im wesentlichen geprägt hat, stützte sich auf einen Satz des gemeinen Rechts, der besagte: Wer Räume oder Örtlichkeiten der Allgemeinheit zugänglich macht — mithin einen Verkehr für andere eröffnet — ist für die verkehrssichere Beschaffenheit der Sache verantwortlich ( R G Z 54, 53 v. 23. 2. 02; Evers, JuS 61, 125). Diesen 5
Vor § 7 StVG
Haftpflicht
verantwortlich (RGZ 54, 53 v. 23. 2. 02; Evers, JuS 61, 125). Diesen für den Staat, die Gemeinden und den Privatmann gleichermaßen geltenden Rechtssatz übernahm das Reichsgericht in das bürgerliche Recht des BGB (RGZ 54, 53/59 v. 23. 2. 02). Es folgerte aus § 836 BGB, daß auch das BGB von dem angegebenen Grundsatz des gemeinen Rechts ausgehe. Dieser Hinweis ist allerdings nicht überzeugend, weil § 836 BGB eine Sondervorschrift (Einsturz eines Gebäudes) darstellt, und daher ihr Anwendungsbereich nach allgemein anerkannten Auslegungsgrundsätzen nicht erweitert werden kann (Schmalzl, NJW 56, 205). 11 b) Die Verkehrssicherungspflicht ist ein Rechtsinstitut des Gewohnheitsrechts Es ist müßig, heutzutage noch über die seinerzeitigen Rechtsgrundlagen der Verkehrssicherungspflicht Erörterungen anzustellen. Denn der aus dem gemeinen Recht übernommene Rechtssatz (oben Rdn. 10) ist im Geltungsbereich des BGB ebenso Gewohnheitsrecht geworden, wie der ebenfalls von der Rechtsprechung entwickelte Rechtssatz, daß jeder, der eine Gefahrenquelle schafft, die notwendigen Vorkehrungen zum Schutze anderer zu treffen hat (BGH 6. 10. 58, VersR 59, 228; BGH 20. 4. 59, VersR 711; BGH 13. 12.60, NJW 61, 455 mit weiteren Hinweisen; BGH 16. 1. 68, FamRZ 149; BGH 11. 7. 69, VersR 1022 = NJW 1958 = VRS 37, 177; Westen, Festschr. v. Hippel, 1967, 591; Larenz, Lehrbuch des Schuldrechts, 10. Aufl. 1972, § 72 Id). Auch die Gegner der seinerzeit vom Reichsgericht und anschließend vom BGH gegebenen Begründung erkennen das Bestehen einer Verkehrssicherungspflicht an (z. B.Heyen, NJW 55, 326/329; Schmalzl, NJW 56, 205). Seit der Entscheidung vom 23. 2. 1902 hat sich aufgrund zahlreicher übereinstimmender Gerichtsentscheidungen (RGZ 54, 53/56 v. 2 3 . 2 . 0 3 ; 68, 358 v. 2 4 . 4 . 0 8 ; 121, 404/407 v. 13.7.28; 147, 275 v. 19.3.35; 154, 16/25 v. 9 . 2 . 3 7 = NJW 37, 1317; RGZ 155, 1 v. 9 . 2 . 3 7 ; nach 1945 vor allem BGH 8 . 5 . 5 2 , NJW 1089 = DAR 133 m. Anm. Guelde = DVB1. 626 = VRS 4, 405; BGHZ 9, 373 v. 3 0 . 4 . 5 3 = NJW 1297, 1625 m. Anm. Frisius = VersR 319 = VRS 5, 412 = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = Ö V 54, 319; H 15. 10. 53, NJW 1865 = VRS 6, 2; BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54 = NJW 1403 = VersR 402 = MDR 601 = VkBl. 474 = VRS 7, 84; BGHZ 16, 95 v. 30. 12. 54 = VkBl. 55, 142 = RdK 55, 23 = NJW 55, 298 = VRS 8, 102; BGHZ 24, 124 v. 15. 4. 57 = NJW 1065 = BayBürgerm. 235 = VersR 380 = VRS 13, 6; BayObLGZ 57, 157 v. 16. 5. 57; BGH 6. 10. 58, VersR 59, 228; BGH 2 0 . 4 . 5 9 , VersR 711; BGH 13. 12.60, NJW 61, 455 = VRS 20, 92 = VersR 61, 139; BayObLGZ 61, 37/39 v. 31. 1. 61 = MDR 599 = VersR 716; BGH 9. 11. 67, NJW 68, 443 = VersR 68, 72) seit etwa dem Jahre 1903 die allgemeine Überzeugung gebildet, daß das Bestehen einer dem bürgerlichen Recht angehörenden Verkehrssicherungspflicht einen Rechtssatz des geltenden Rechts darstellt (Frisius, NJW 53, 886; Schmalzl, NJW 56, 205/208; Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 12. Aufl. TZ 108, 109). An diesem geltenden Gewohnheitsrecht vermochten auch die Rechtskonstruktionen von Forsthoff (DVB1. 52, 164), Haueisen (NJW 53, 1613), Schwarze (MDR 54, 584) und Nedden (NJW 56, 1014 und BB 67, 1230) nichts zu ändern. Diese Autoren leugnen das Bestehen einer privatrechtlichen Verkehrssicherungspflicht und wollen den Geschädigten nur Ansprüche aus Amtspflichtverletzung (§ 839 BGB, Art. 34 GG) zubilligen. Die Rechtsprechung ist ihnen mit Recht nicht gefolgt (Koblenz, 20. 12.66, VersR 67, 480; BGH 9. 11.67, NJW 68, 443, 937 m. Anm. Nedden; BGH 22.4.68, VersR 749; BGH 30.9.68, VersR 1167 = VRS 36, 81; BGH 30. 9. 1968, VersR 69, 35). 12
c) Verkehrssicherungspflicht
des Halters
Eine Verkehrssicherungspflicht trifft auch den Halter eines Fahrzeugs. Er muß 6
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
dafür sorgen, daß es nicht von einem Unbefugten benutzt wird (BGH 11. 11.69, VersR 70, 66 = NJW 70, 280 = DAR 70, 45 = VRS 38, 85) und daß es sich in verkehrssicherem Zustand befindet (BGH 1. 10. 1969, VersR 1025) (Rdn. 24). Im folgenden wird unter Verkehrssicherungspflicht im engeren Sinn die Pflicht verstanden, die Straße in einem Zustand zu erhalten, der den Verkehr nicht gefährdet. 2. Der zur Sicherung einer öffentlichen Straße Verpflichtete (die übrigen Verkehrs- 1 3 sicherungspflichtigen interessieren hier nicht) läßt sich aus dem oben Rdn. 11 dargelegten Rechtssatz nicht ohne weiteres ermitteln. Der BGH hält zwar im Prinzip daran fest, daß derjenige verpflichtet sei, der die Straße der Allgemeinheit „zugänglich" mache. Dies läßt sich jedoch allenfalls bei neugebauten und neugewidmeten Straßen feststellen, obwohl auch da zunächst unklar ist, ob derjenige, der die Straße gebaut hat, ebenso verpflichtet sein soll, wie derjenige, der sie gewidmet hat, derjenige, der sie instandhält, und derjenige, der den Unterhalt bezahlt. Streng genommen müßten alle genannten Personen nebeneinander als Verursacher haften, wenn aufgrund eines bei der Errichtung der Straße unterlaufenen Fehlers einem Dritten ein Schaden entsteht. Für Straßen, die in unvordenklichen Zeiten, vielleicht schon von den Römern, erbaut worden sind, führt die Frage, wer die Straße der Allgemeinheit zugänglich gemacht hat, zu keinem Ziel. Auch der Rechtsnachfolger der Widmenden wird sich häufig nicht feststellen lassen. Der vom BGH aufgestellte Rechtssatz (BGH v. 30. 11. 54, VersR 55, 119 = LM Nr. 15 zu § 823 - De - BGB; BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54 = NJW 1403 = VRS 7, 84 = MDR 601 = VkBl. 474 = VersR 402; BGHZ 9, 373 v. 30. 4. 53 = NJW 1297 u. 1625 m. Anm. v. Frisius = VersR 319 = VRS 5, 412 = DÖV 54, 319), daß derjenige die Gefahrenlage beseitigen müsse, der sie geschaffen habe, führt mithin nicht weiter (so auch Frisius, NJW 53, 1625). Das gleiche gilt von der Ansicht, daß die Verkehrssicherungspflicht denjenigen treffe, der den Verkehr dulde. Zumindest alle beteiligten öffentlich-rechtlichen Körperschaften (Bund, Land, Bezirk, Landkreis, Gemeinde) — aber auch die Anlieger — dulden den Verkehr, ohne daß sich hieraus ergibt, wen im einzelnen die Verkehrssicherungspflicht treffe. Daß es auf das privatrechtliche oder öffentlichrechtliche Eigentum an den Grundstücken, über die die Straße läuft, nicht ankommt, ist allgemein anerkannt und ergibt sich ohne weiteres aus dem gemeinrechtlichen Rechtssatz. Auch derjenige, der die Straßenlast trägt, kann dann nicht zum Handeln verpflichtet sein, wenn sich seine Verpflichtung darauf beschränkt, die erforderlichen Gelder für den Straßenunterhalt bereitzustellen (nicht zu billigen sind mithin: RGZ 154, 16/25 v. 9. 2. 37; Forsthoff, DVB1. 52, 164; Haueisen, NJW 53, 1613). Abzulehnen ist auch die Ansicht des OLG Celle (6. 11. 54, VersR 55, 397), daß die Verkehrssicherungspflicht denjenigen treffe, der die Straße dem öffentlichen Verkehr gewidmet habe; diese Rechtspersönlichkeit ist in den meisten Fällen nicht mehr feststellbar. Begriffsbestimmung. Richtigerweise trifft die Verkehrssicherungspflicht nicht je- 14 den, der den Verkehr duldet, sondern nur diejenige (natürliche oder juristische) Person, welche die tatsächliche Möglichkeit und privatrechtliche Befugnis hat, auf den Straßenzustand einzuwirken (ähnlich BGHZ 6, 195 v. 9. 6. 52 = VRS 4, 401 = NJW 1089; BGH 21. 1. 57, VersR 200; BGH 7. 2. 57, VersR 238; siehe ferner auch die zu Rdn. 11 angegebenen Entscheidungen). Dies steht im Einklang mit der Rechtsansicht, daß bei Gefahren, die von einer Sache ausgehen, derjenige zur Gefahrenabwehr verpflichtet ist, der tatsächlich die Verfügungsgewalt über die Sache mindestens insoweit hat, als es zur Gefahrenabwehr erforderlich ist (RGZ 68, 161 v. 19.3.08; RGZ 121, 404 v. 13.7.28; Celle, 6.11.54, VersR 55, 397; BGH 7
Vor § 7 StVG
Haftpflicht
10. 11. 54, VersR 55, 11; Frisius, NJW 53, 886 und 1625; Schmalzl, VersR 55, 261 und NJW 56, 205; Kröner, DRiZ 59, 233/234; a. M. BGH 15. 6. 54; BGHZ 14, 83). In Übereinstimmung mit dieser Ansicht bestimmen § 2 Abs. 2 und § 6 Abs. 1 FStrG vom 6. 7. 1953 (BGBl. 1 903, Teil XII der 22. Aufl. von M ü l l e r - Füll, Straßenverkehrsrecht), daß bei Fernstraßen in der Regel der Träger der Straßenbaulast auch Eigentümer der Straßengrundstücke ist oder der Eigentümer der Widmung zugestimmt haben muß; letzteres bedeutet eine Ermächtigung zur Ausübung der aus dem Eigentum hervorgehenden Rechte. Verkehrssicherungspflichtig ist mithin, wer die Straße tatsächlich und aufgrund einer Rechtspflicht verwaltet (BGH 22.4.68, VersR 749; BGH 30.9.68, VersR 1167 = VRS 36, 81; BGH 30.9. 1968, VersR 69, 35). Dies ist, soweit eine Verkehrssicherungspflicht öffentlich-rechtlicher Körperschaften in Betracht kommt, die Straßenbaubehörde (§ 45 Abs. 2 StVO. Ebenso nun auch BGH 9.11. 67, NJW 68, 443) oder genauer gesagt (da die Behörde selbst kein Rechtsträger ist) diejenige Körperschaft, der die für den Streckenabschnitt zuständige Straßenbaubehörde unterstellt ist. Mit „unterstellt" ist hier die Befugnis gemeint, der Straßenbaubehörde technische Anweisungen zu geben. Häufig wird diese Verkehrssicherungspflichtige Körperschaft mit dem Träger der Straßenbaulast identisch sein. Diese Identität ist gegeben, wenn der Träger der Baulast selbst verpflichtet ist, nicht nur die Mittel für den Bau und den laufenden Unterhalt der Straße bereitzustellen, sondern auch die Pflicht hat, den Bau und die Instandhaltung der Straße selbst durchzuführen (BayJMinBl. 157). Dies ist jedoch durchaus nicht immer der Fall (BGH 24, 124 v. 15. 4. 57 = NJW 1065 = VersR 380 = BayBürgerm. 235 = VRS 13, 6). Ist die Straße gesperrt, so ist für die Umgehungsstraße verkehrssicherungspflichtig, wer für die gesperrte Strecke verkehrssicherungspflichtig war (KG 28. 1. 38, VAE 187). Im einzelnen bestimmt sich die Verkehrssicherungspflicht wie folgt: a) Bundesfernstraßen
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(Autobahnen und Bundesstraßen)
werden von den Ländern nach Art. 90 G G als Auftragsangelegenheit verwaltet; verkehrssicherungspflichtig ist mithin das Land, weil sich allein beim Land die tatsächliche Möglichkeit und die rechtliche Befugnis vereinigen, die von der Straße ausgehenden Gefahren zu mindern (Frankfurt, 8. 7. 58, M D R 59, 126; Oldenburg, 16. 12.65, VRS 31, 161). Eine andere Regelung besteht allerdings in NordrheinWestfalen; dort obliegt dem Landschaftsverband die Verkehrssicherungspflicht (Köln, 7. 11. 56, VRS 13, 329; BGH 28. 4.60, VersR 850). Ausgenommen von der Verkehrssicherungspflicht des Landes oder Landschaftsverbandes sind Ortsdurchfahrten der Bundesstraßen in Gemeinden, die im Jahre 1950 über 50000 Einwohner hatten (unter Rdn. 18). Trotz der Verkehrssicherungspflicht des Landes oder Landschaftsverbandes haftet in Ausnahmefällen die Bundesrepublik, aber nur wenn Bundesorgane unsachliche Weisungen erteilen (BGHZ 16, 95/98 v. 30. 10. 54 = VkBl. 55, 142 = RdK 55, 23 = NJW 55, 298 = VRS 8, 102) oder im Einzelfall ihre Aufsichtspflicht verletzen (BGH 19. 4. 56, NJW 1028 = VkBl. 535 = Betrieb 521). 16
b) Landstraßen
/. Ordnung
(in Schleswig-Holstein Landstraßen genannt) werden von den Ländern verwaltet und unterhalten (Rdn. 6 der Vorbem. vor XII § 1 bei Müller-Full 22. Auflage). An der Verkehrssicherungspflicht des zuständigen Landes kann mithin kein Zweifel bestehen (Stuttgart, 11.2. 59, NJW 2065). Die Länder sind auch für die Ortsdurchfahrten der Landstraßen I. Ordnung in Gemeinden verantwortlich, die am 8
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
13. 6. 1933 weniger als 6000 Einwohner hatten (BGH 8. 11. 65, VersR 66, 143). Diese Zahl ist in einigen Ländern landesrechtlich geändert. Die Verantwortlichkeit gilt für die volle Breite der Durchfahrtsstraße, obwohl nach § 2 Abs. 2 Straßenneuregelungsgesetz (Rdn. 17) die Länder die Straßenbaulast nur für 3 m beiderseits der Straßenmitte zu tragen haben — auch dies ist landesrechtlich allerdings verschieden geregelt (BGHZ 24, 124 v. 15. 4. 57 = VersR 380 = NJW 1065 = VRS 13, 6; zweifelnd noch BayObLGZ 57, 157/161 v. 16. 5. 57). c) Für Landstraßen II. Ordnung,
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die in manchen Ländern als Kreisstraßen bezeichnet werden, haften grundsätzlich ebenfalls die Länder (so für die früher preußischen Gebiete — wo der Landschaftsverband haftet - BGHZ 6, 195 v. 9. 6. 52 = VRS 4, 401 = NJW 1089; für Schleswig-Holstein: BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54 = VersR 402 = VRS 7, 84 = NJW 1403 = MDR 601 = VkBl. 474; für die Pfalz: Neustadt, 22.4.59, MDR 758; 26.6.59, MDR 842 = BB 188 = VersR 959; vgl. allgemein auch Graßmann, DAR 54, 199). Zwar sind die Landkreise verpflichtet, die Kosten des Unterhalts zu tragen (Straßenbaulast), die Verwaltung und Unterhaltung oblag aber nach dem StraßenneuregelungsG vom 26. 3. 1934 (RGBl. I 243) i. d. F. vom 25. 3. 1939 (RGBl. I 629) und der DurchfV hierzu (v. 7. 12. 34) den Ländern. Diese Vorschriften galten insoweit als Landesrecht fort (Art. 74 Nr. 22 GG). Fast alle Länder haben sie durch Landesgesetz geändert (für Schleswig-Holstein siehe BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54 = NJW 54, 1403 = VersR 402 = VRS 7, 84 = MDR 601 = VkBl. 474; für die Pfalz siehe Neustadt, 17. 12.53, VRS 6, 325 = VersR 54, 231 und 22.4.59, MDR 59, 758; Celle, 16. 3. 53 VersR 322 = RdK 97; Hamm, 24. 4. 53, VersR 54, 14 = VRS 5, 563). In N R W ist der Landschaftsverband für die Verwaltung zuständig, so daß diesen die Verkehrssicherungspflicht trifft (§ 5 LandschaftsverbandsO v. 12. 5. 53, GVB1. 271; BGH 28. 4. 60, VersR 850). In Bayern steht es nach Art. 51 LkreisO (v. 16.2.52, BayBS I 515) im Belieben der Landkreise, ob sie die Verwaltung und Unterhaltung der Kreisstraßen selbst durchführen wollen. Daraus ergab sich bis 1.9. 1958 unstreitig, daß der Freistaat Bayern verkehrssicherungspflichtig für die Kreisstraßen wurde, wenn der Landkreis ihm die Verwaltung übertrug (Bamberg, 24. 10. 56, VersR 57, 133 = BayBürgerm. 57, 65; BayObLGZ 61, 37/39 v. 31. 1. 61 = MDR 599 = VersR 516; a. M. nur Nürnberg, 24.6.58, VersR 863). Art. 59 Abs. 2 BayStrWG (v. 11.7.58, GVB1. 147) hat die Rechtslage mit Wirkung vom 1.9. 1958 insofern geändert, als der Landkreis die Verwaltung und den tatsächlichen Unterhalt der Kreisstraßen nicht mehr dem Freistaat Bayern, sondern nur noch dem (staatlichen) Straßenbauamt übertragen kann, das die Tätigkeit „im Auftrage" des Landkreises ausübt. Trotzdem ist die Verkehrssicherungspflicht beim Land verblieben, weil der Landkreis auch weiterhin der tatsächlichen Möglichkeit beraubt ist, auf den Straßenzustand einzuwirken (vgl. Hamm, 24. 4. 53, VersR 54, 14 = VRS 5, 563); denn das Straßenbauamt empfängt auch bei Kreisstraßen seine technischen Weisungen nur von der staatlichen Straßenbauverwaltung (so auch Geigel, Kapitel 14, Rdn. 41). Der früher vom RG (21. 8. 40, DR 2105; 27. 9. 43, DR 44, 111) vertretenen Ansicht, die mit der Durchführung der Verwaltung und Unterhaltung betrauten Landesbehörden seien lediglich ausführende Organe der Landkreise (die vom BGH aufgegeben wurde: Schmalzl, NJW 56, 205/208) entspricht die in Bayern geltende Regelung ebensowenig, wie die in §§ 7, 8 StraßenneuregelungsG getroffene Abgrenzung der Pflichten des Landes und des Landkreises. Für Ortsdurchfahrten der Landstraßen II. Ordnung gilt die gleiche Regelung wie für die Ortsdurchfahrten der Landstraßen I. Ordnung (Rdn. 16). Anders als in Bayern 9
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Haftpflicht
obliegt die Verkehrssicherungspflicht für Kreisstraßen in folgenden Ländern nach den angegebenen Paragraphen der Landesstraßengesetze stets dem Land: BadenWürttemberg ( § 5 3 ) , Hessen ( § 4 1 ) , Niedersachsen ( § 5 9 ) , Rheinland-Pfalz ( § § 4 8 , 49), Schleswig-Holstein (§ 53). Im Saarland gibt es nur Staatsstraßen (Arndt, Die Straßenverkehrssicherungspflicht, 2. Auflage, Nr. 314 Abs. 3).
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d) Für Straßen der Gemeinde obliegt die Verkehrssicherungspflicht den Gemeinden: dies gilt bei Gemeinden die I933 mehr als 6000 (die landesrechtlichen Änderungen sind zu beachten) Einwohner hatten, auch für Ortsdurchfahrten von Landstraßen 1. und II. Ordnung, bei Gemeinden, die 1950 mehr als 5 0 0 0 0 Einwohner hatten, auch für Bundesstraßen (§ 23 DV z. StraßenneuregelungsG, § 5 F S t r G ; für Rheinland-Pfalz: B G H 21. I. 57, VersR 57, 200; 7. 2. 57, VersR 238 = V R S 12, 249; vgl. auch B G H 6. 10. 58, VersR 59, 228, Kröner, D R i Z 59, 233/234) und zwar auch für die dazugehörenden Radfahrwege ( B G H 6. 2. 64. M D R 657 = VersR 593 = V R S 26, 414). Die Anordnung nach § 14 D V zum StraßenneuregelungsG, daß der für die Außenstrecken Unterhaltspflichtige ausnahmsweise (weil sich mehrere nicht zusammenhängende Ortsteile an einer Straße befinden) die Kosten auch für den in der Gemeinde liegenden Teil der Straße zu tragen hat, läßt auch die Verwaltung dieses Straßenstücks und mithin auch die Verkehrssicherungspflicht auf das Land übergehen. Im übrigen können die Gemeinden landesrechtlich anstelle des Landes auf den im Gemeindebereich liegenden Strecken von Bundesstraßen zur Verkehrssicherung ganz oder teilweise verpflichtet sein, wie dies z. B. in Württemberg hinsichtlich der Streupflicht auf „Etterstrecken" der Fall ist ( B G H 24. 10.60, N J W 61, 607). Die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde erstreckt sich auch — jedenfalls in einer Stadt — auf die im Eigentum der Anlieger stehenden Teile des Bürgersteigs ( K o blenz, 2 5 . 9 . 5 9 , VersR 60, 162). Ist eine Gemeinde für die Ortsdurchfahrt einer Landstraße I. Ordnung an sich nicht verkehrssicherungspflichtig, so kann sich trotzdem insofern eine Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde ergeben, als sie verkehrsgefährdende Anlagen (z. B. eine Gemeindewaage) auf oder an der Straße errichtet hat ( B G H 30. 11. 59, VersR 60, 511). Näheres über die räumlichen Grenzen der Verkehrssicherungspflicht siehe Rdn. 46 ff. Der Beginn der Ortsdurchfahrt kann auch außerhalb der geschlossenen Ortschaft liegen ( B G H 6. 10. 58, VersR 59, 228). Der Beginn wird durch die Gerichte bindenden Verwaltungsakt festgesetzt ( B G H 6. 10. 58 a. a. O.).
e) Der Öffentlichkeit zugängliche Privatstraßen
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Für diese ist der Eigentümer oder der Verfügungsberechtigte verkehrssicherungspflichtig. So ist für das Gelände einer Tankstelle der Pächter, für das einer Reparaturwerkstatt der Inhaber des Gewerbebetriebs verantwortlich. Für ein Werkgelände ist der Unternehmer, für einen öffentlichen Parkplatz der Unternehmer oder — wenn es sich um Verkehrsgrund der Gemeinde handelt — diese verantwortlich. Alle diese Flächen stellen „öffentliche S t r a ß e n " dar (Rdn. 48 ff. zu § 1). Ähnliches gilt für Feld- und Forstwege, soweit sie nicht Gemeindewege (Rdn. 18) sind. Auf ihnen trifft die Verkehrssicherungspflicht denjenigen, dessen Feld oder Wald vermittels des Weges bewirtschaftet wird (München, 11.6. 53, N J W 54, 1452). Handelt es sich um mehrere Personen, so hat jeder von ihnen die volle Verkehrssicherungspflicht. Nicht gebilligt werden kann die Ansicht des O L G München ( 1 1 . 6 . 5 3 , N J W 54, 1452), an tatsächlich öffentlichen Wegen bestehe keine Verkehrssicherungspflicht; diese beschränke sich auf ordnungsgemäß gewidmete Wege. Vielmehr ist jeder verkehrssicherungspflichtig, der öffentlichen Verkehr auf seinem 10
Verkehrssicherungspflicht
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Weg duldet. Mithin besteht auch für einen privaten Parkplatz eine Verkehrssicherungspflicht, für Tankstellen, Hochgaragen und Sammelgaragen. In der Sammelgarage darf nicht eine Abschmiergrube unbeaufsichtigt und ungesichert gelassen bleiben (BGH 19.12.69, bei Bode-Weber DAR 70, 141/150 unter C III 4 [VI 89/68]). f ) Straßenkreuzungen und Bahnübergänge 20 Die Verkehrssicherungspflicht an Straßenkreuzungen richtet sich, wenn für die Straßen verschiedene Verwaltungen zuständig sind, nach der V vom 26. 7. 1957 über Kreuzungsanlagen im Zuge von Bundesfernstraßen (BGBl. 57 I 659; Begründung dazu VkBl. 57, 349). Für die Sicherheit an Bahnübergängen ist in erster Linie die Bahn verantwortlich (BGH 21.2. 53, VkBl. 54, 157; 21. 11. 53, NJW 54, 640 = VRS 6, 92; 3. 12. 55, VkBl. 56, 206 = VRS 10, 178; 8. 7. 58, VersR 58, 644; Celle, 29.7.59, VersR 60, 281; Steigler, MDR 58, 71). Das Öffnen und Schließen der Schranken gehört zur bürgerlich-rechtlichen Verkehrssicherungspflicht. Was für ebenerdige Übergänge gilt, gilt auch für Unterführungen und Brücken. Stehen Brückenpfeiler auf einer öffentlichen Straße, so muß nicht nur der für die Straße Verantwortliche für ausreichende Absicherung und Beleuchtung sorgen, sondern auch die Bahn (Hamburg, 29. 11. 55, NJW 56, 1922). Diese ist auch - neben dem Verkehrssicherungspflichtigen — verpflichtet, die Benutzer einer über die Gleise führenden Autobahn vor Sichtbehinderung durch Dampf- und Qualmwolken zu sichern (BGH 1. 10. 59, VersR 1030 = BB 1154 = VRS 17, 404 = Betrieb 1315 = VkBl. 60, 15 = MDR 60, 32 = DAR 60, 16). Der Bahnunternehmer ist gehalten, verkehrsreiche Bahnübergänge, sofern sie höhengleich sind, mit Blinklichtern oder Schranken zu versehen. Verkehrsreich ist ein Bahnübergang, wenn der Vk auf ihm zeitweise so stark ist, daß die Wegebenutzer ihre Aufmerksamkeit auf andere Verkehrsteilnehmer richten müssen (BGH 23. 6. 64, VersR 1024). g) Die Übertragung der Verkehrssicherungspflicht
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ist, da es sich um eine privatrechtliche Verpflichtung handelt, nicht nur durch Gesetz oder Satzung möglich, sondern auch durch bürgerlich-rechtlichen Vertrag (Baumgärtel, MDR 59, 190; RG 12. 10. 38, JW 3163; Düsseldorf 6. 10. 58, VRS 16, 3 = BWVB1. 59, 27 = VerwRspr. 11, 445 = NJW 59, 34 = VersR 833 = VkBl. 59, 226 für Übertragung der Streupflicht; BGH 4. 1. 66, VersR 266 für Sicherung von Baustellen). Die Ansicht des OLG Düsseldorf (28. 10. 58, VersR 59, 339 = MDR 59, 302) und des BGH (v. 6. 11. 56, VRS 12, 86), daß sich die Pflicht bei der Übertragung insofern spalte, als dem Übertragenden eine Pflicht verbleibe, die Ausführung zu überwachen, kann in dieser Allgemeinheit nicht gebilligt werden. Eine Überwachungspflicht bleibt vielmehr nur bestehen, wenn eine Sicherungspflicht (wie z. B. die Streupflicht) auf gesetzlichen Normen oder auf Ortssatzung beruht. Die Ansicht von Wussow, die vertragliche Übertragung der Verkehrssicherungspflicht auf einen anderen bedürfe der Zustimmung des Verletzten (Das Unfallhaftpflichtrecht, 8. Aufl. TZ 186. Die 9. Aufl. enthält hierüber nichts mehr), berücksichtigt nicht, daß der Verletzte kein Recht auf Verkehrssicherung hat, daß es sich vielmehr um eine bürgerliche Rechtspflicht handelt, der kein Anspruch gegenübersteht BGHZ 9, 373 v. 30. 4. 53 = VRS 5, 412 = NJW 1297, 1625 mit Anm. Frisius = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = VersR 319 = DÖV 54, 319). Vor Eintritt der Verletzung bestehen zwischen dem Verkehrsteilnehmer und dem Verkehrssicherungspflichtigen überhaupt keine Rechtsbeziehungen, so daß eine Zustimmung des Verkehrsteilnehmers nicht in Betracht kommt. Die Übertragung der privatrechtlichen Verkehrssicherungspflicht ist daher durch nicht formbedürftigen Vertrag 11
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möglich und befreit den Übertragenden — wenn dies vereinbart ist — ebenso von seiner Pflicht, wie die Übertragung durch Gesetz oder Ortssatzung (RG 31.8. 38, VAE 459; Hamm, 11. 11. 49, VkBl. 50, 104). In der Regel wird allerdings der Vertrag dahin auszulegen sein, daß der Übernehmer die Pflicht nur zusätzlich zu dem bisher Verpflichteten übernimmt. Dies gilt vor allem bei einem Vertrag mit einem Bauunternehmer (BGH 4. 5. 55, VRS 9, 106 = VkBl. 418: 6. 10. 58, VRS 16, 3 = VersR 833 = VkBl. 59, 226 = BWVB1. 59, 27 = VerwRspr. II, 445 = NJW 59, 34; 12. 11.59, VRS 18, 10 = VersR 60, 349 = VkBl. 60, 90). Abzulehnen ist die Ansicht von Koblenz (25. 2. 55, VersR 253) und Hamm (21. I. 55, VersR 622), die vertragliche Übernahme der Verkehrssicherungspflicht durch den Bauunternehmer sei unzulässig und wirkungslos; diese Ansicht ist unvereinbar mit dem bürgerlichrechtlichen Charakter der Verkehrssicherungspflicht. Übernimmt jemand vertraglich die „Verantwortlichkeit" für die Straße, so übernimmt er die Verkehrssicherungspflicht (BGH 21. I. 57, VersR 234). Dagegen bewirkt die tatsächliche Durchführung verkehrssichernder Maßnahmen für sich allein keinen Übergang der Verkehrssicherungspflicht auf denjenigen, der die Maßnahmen vorgenommen hat (Neustadt, 26. 6. 59, VersR 959); dies hindert freilich nicht, daß derjenige, der sie tatsächlich durchführt, neben dem anderen verkehrssicherungspflichtig wird (Rdn. 27, bei der Streupflicht auch Rdn. 72 am Ende). Übernimmt für einen Anlieger mit Zustimmung der Ortspolizeibehörde ein anderer die Reinigung, so haftet der Anlieger für Pflichtwidrigkeiten des anderen nicht (KG 13. 2. 67, NJW 68, 605 = VersR 68, 501 LS). Wer als Hauswart, Reinigungsunternehmen oder als Angestellter eines solchen Unternehmens die Verkehrssicherungspflicht für einen anderen übernimmt, haftet selbst, wenn er die übernommene Pflicht verletzt (BGH 14. 10. 69, VersR 70, 38). 22
h) Die Verkehrssicherungspflicht anderer Personen aa) Zu Eingriffen in den Straßenzustand Befugte. Muß der nach a) bis g) Verkehrssicherungspflichtige den Eingriff eines anderen in den Straßenzustand dulden, so entfällt insoweit seine Verkehrssicherungspflicht und der andere wird verkehrssicherungspflichtig. Auf diese Weise entsteht eine Verkehrssicherungspflicht der BPost, wenn sie im Straßenkörper Fernsprechkabel verlegt (Schleswig, 9. 7. 54, VersR 8, 84; BGH 11. 11. 58, VRS 16, 86), oder wenn ein Fernsprechmast auf die Straße stürzt (Stuttgart, 21.7. 54, VRS 7, 276), oder wenn der Deckel eines Kabelschachts in die Gehbahn ragt (München, 14. 7. 55, Arch. v. Post- und Fernm.-Wesen 56, 258 m. Anm. Aubert). In der Regel bleibt aber eine Mitverantwortung der Körperschaft, die die Straße verwaltet (BGH 30. 9. 57, VRS 14, 1 = VersR 776 für eine von der Zollverwaltung errichtete Straßensperre; BGH 30. 11. 59, VersR 60, 511 für eine von der Gemeinde betriebene Waage mit Abweisstein). Deshalb hat der für die Straße Verkehrssicherungspflichtige auch für die Tragfähigkeit eines in die Fahrbahn eingelassenen Schachtdeckels einzustehen, den ein anderer dort befugterweise angebracht hat (BGH 25. 9. 67, VersR 1155). Gerät eine Straßenlaterne in Brand und wird dadurch ein Kfz beschädigt, so hat dessen Eigentümer keinen Ersatzanspruch, wenn ein ordnungsgemäßer Wartungsdienst eingerichtet war (AG Krefeld, 25. 7. 67, VersR 68, 103).
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bb) Verkehrssicherungspflicht des Bauunternehmers. Verkehrssicherungspflichtig ist nicht nur der Unternehmer, der den Ausbau einer Straße oder das Aufbringen einer neuen Straßendecke übernommen hat (vgl. für die Kennzeichnung gesperrter Straßen und Umleitungen durch die Unternehmer und die Bedienung der Zeichen zur Leitung des Verkehrs bei halbseitigen Straßensperrungen §§ 44 und 45 StVO), 12
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sondern auch der Bauunternehmer, der einen Kanal oder Kabel verlegt oder der ein Gebäude an der Straße errichtet und einen Teil des Straßenraums zur Lagerung von Material oder zur Aufstellung von Baubuden, Gerüsten oder Maschinen in Anspruch nimmt (BGH 5. 4. 60, VersR 636 für einen Splitthaufen). Zur Haftung für die Verkehrssicherheit der Baustellenanfahrtswege siehe den Aufsatz von Storke (BB 55, 333). Der Unternehmer muß die Baustellen auf der Straße sichern. Auf der Autobahn genügt es nicht, eine rote Lampe anzubringen (BGH 4. 5. 55, VkBl. 418 = VRS 9, 106). Doch ist nicht zu fordern, daß auf der ganzen Länge der Baustelle in engen Abständen Lampen brennen (BGH 4. 1.66, VersR 266). Der Unternehmer darf einen Bauzaun erst entfernen, wenn die Straßenbeschaffenheit einwandfrei ist oder anderweitige Maßnahmen zur Warnung vor der schlechten Beschaffenheit der Straße (einschließlich des Bürgersteigs) veranlaßt worden sind (BGH 26. 4. 60, VersR 798). Bei Erdarbeiten hat der Unternehmer gefahrbringende Vertiefungen laufend abzusichern (RG 2. 7. 31, DAR 32, 23). Der Unternehmer hat die Arbeitskräfte laufend zu überwachen, ob sie dieser Verpflichtung nachkommen (RG 25.2.31, HRR Nr. 1217). Er muß auch dafür sorgen, daß Unbefugte keine Materialien oder sonstige Gegenstände von der Baustelle auf die frei gebliebene Verkehrsfläche verbringen. Insoweit beschränkt sich jedoch seine Pflicht auf verkehrsübliche Sicherungsmaßnahmen (Düsseldorf, 30. 6. 52, VRS 5, 143). Zweistündige Nachprüfung durch einen Nachtwächter reicht auf jeden Fall aus. Zum Schutz gegen unbefugtes Betreten genügen Verbotsschilder (BGH 11. 12. 56, NJW 57, 499). Der Bauunternehmer kann im allgemeinen nicht verhüten, daß leere Teertonnen, die neben der Fahrbahn abgestellt waren, von Unbefugten auf die Straße gestellt werden (AG Kehl, 24. 2. 60, VersR 1149), darf aber solche Tonnen nicht wochenlang neben der Fahrbahn stehen lassen, sondern muß für den Abtransport sorgen. Die Sicherungspflicht erstreckt sich auch auf den Zufahrtsweg zur Baustelle (Storke, BB 55, 333; Hamburg, 8.7.54 und 17.2.55, VRS 9, 408 und 410). Neben dem Bauunternehmer ist auch derjenige persönlich zur Verkehrssicherung verpflichtet, der die örtliche Bauaufsicht übernommen hat (LG Frankenthal, 16. 10. 57, MDR 58, 337). Den Bauherrn trifft dagegen keine Verkehrssicherungspflicht (LG Bremen, 18. 9. 57, MDR 58, 514; BGH 10. 7. 59, VersR 998; a. M. RG 26. 9. 32, VR 612; BGH 17. 5. 60, VersR 824). cc) Verkehrsteilnehmer und auf der Straße arbeitende Personen. Wer mit dem Mo- 24 torrad stürzt, darf dies nicht auf der Fahrbahn liegen lassen, jedenfalls muß er für ausreichende Warnung der anderen Verkehrsteilnehmer sorgen (BGH 7. 10. 60, NJW 61, 262; München, 29.9. 59, VersR 60, 187). Das gleiche gilt für beschädigte andere Fze. Auch derjenige, der auf dem Straßengrund Arbeiten vornimmt (Gleisbau, Befestigung oder Erneuerung des Fahrdrahtes), ist verpflichtet, die nötigen Sicherungen vorzunehmen, damit Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden (vgl. auch § 41 StVO). Dies gilt auch für die Entfernung des Deckels eines Gullys (BGH 30. 1.61, VersR 371) oder Kanal- oder Telefonschachts und für Vermessungsarbeiten (auf der Autobahn: Köln, 30. 3. 66, VersR 834). Zur Verkehrssicherungspflicht bei Verschmutzung der Straße siehe Rdn. 81; zur Verkehrssicherungspflicht an Baustellen (Marschall, NJW 51, 907): Rdn. 22. Die Verkehrssicherungspflicht der Verkehrsteilnehmer ist weitgehend in der StVO geregelt: Rdn. 11. Aus ihr ergeben sich insbesondere Pflichten des Bauunternehmers (§ 32 Abs. 1), des Kfz-Halters (§ 7), des für die Ladung eines Kfzs Verantwortlichen (§§ 22 und 23), des Fahrers und des Halters hinsichtlich der Beleuchtung des Fahrzeugs (§ 17), des Fahrers hinsichtlich der Absicherung haltender Fahrzeuge (§ 15), des Tierhal13
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ters und Tierhüters (§ 28) und desjenigen, der auf der Fahrbahn Arbeiten ausführt (§ 45 Abs. 6). Im übrigen ergibt sich die Verkehrssicherungspflicht der Verkehrsteilnehmer aus § 1 StVO. 25
dd) Sondernutzungsberechtigte. Für die einwandfreie Beschaffenheit der Straßendecke in der Gleiszone (zwischen den Schienen und am äußeren Rande derselben) ist das Straßenbahn- oder Bahnunternehmen verantwortlich, das die Gleise benützt (KG 3. 10. 38, VAE 520; BGH 20. 1. 61, VRS 20, 164 = VersR 236). Das Straßenbahnunternehmen ist auch verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die Fahrgäste ungefährdet ein- und aussteigen können. Das gleiche gilt — obwohl sich der Betrieb im Rahmen des Gemeingebrauchs an der Straße hält — für Omnibus- und Obusbetriebe. Dies bedeutet nicht, daß der Verkehrssicherungspflichtige letzten Endes die Kosten von Schutzeinrichtungen zu tragen hätte. Er kann auch die wegeunterhaltspflichtige Behörde auffordern, die notwendigen Maßnahmen zu veranlassen. Auch andere Sondernutzungsberechtigte sind verkehrssicherungspflichtig. Das gilt vor allem für jeden, der einen Mast auf dem Bürgersteig (oder gar auf der Fahrbahn) aufstellen darf (BGH 22. 11. 57, VersR 58, 51). Befindet sich eine Waage auf öffentlichem Verkehrsgrund, so muß derjenige, der sie betreibt, sie auch sichern; dies gilt vor allem für einen bei der Waage angebrachten Abweisstein (BGH 30. 11. 59, VersR 60, 511). Verkehrssicherungspflichtig ist auch der Veranstalter eines Radrennens (BGH 27. 10. 54, VRS 8, 16 = VkBl. 55, 124).
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ee) Einwirkungen der Anlieger auf die Straßenbeschaffenheit und den Straßenverkehr. Die Pflicht des Eigentümers eines an einer öffentlichen Straße liegenden Grundstücks zur Rücksichtnahme auf den Straßenverkehr ist auf die Verpflichtung beschränkt, schädliche Einwirkungen zu vermeiden, die von seinem Grundstück ausgehen und die Verkehrsteilnehmer gefährden (KG 3.4.36, VAE 337: Öffnen einer auf eine Gasse führenden Türe). So ist der Eigentümer eines Waldes dafür verantwortlich, daß keine angefaulte Fichte auf die Straße stürzt (München, 22. 5. 58, VersR 59, 212). Das gleiche gilt für den Eigentümer einer Obstbaumanlage (Stuttgart, 12.5.60, BWVB1. 110). Er ist aber grundsätzlich nicht verpflichtet^ Gefahren zu begegnen, die sich aus einem Höhenunterschied zwischen der Straße und seinem Grundstück (BGHZ 24, 124 v. 15.4.57, NJW 1065 = BayBürgerm. 235 = VersR 380) oder aus einem Wasserlauf neben der Straße (KG 22. 10. 26, KGJErg. 5, 145; BGH 8. 5. 52, DVB1. 626 = DAR 133 mit Anm. Guelde = NJW 1089 = VRS 4, 405) ergeben. Weist aber ein Ruinengrundstück zur Straße hin ungesicherte Kelleröffnungen auf, so muß sie der Eigentümer so absichern, daß Fußgänger nicht hineinstürzen können (BGH 9. 3. 59, VRS 16, 329). Der Eigentümer eines Fabrikgrundstücks muß den Straßenvk vor Gefahren durch ausfahrende Fahrzeuge schützen, wenn die Ausfahrt besonders gefährlich ist (BGH 12. 10.65, Betrieb 1740 = BB 1329). Ein an belebter Straße gelegener Fußballplatz muß zum Schutze des Verkehrs und der Spieler durch einen genügend hohen Zaun so abgeschirmt werden, daß kein Ball vom Platz auf die Straße gelangen kann (BGH 6. 11. 59, NJW 60, 252 LS = VRS 18, 48). Benutzer einer Fernstraße müssen, wenn die Straße über eine mit Dampflokomotiven betriebene Bahnlinie führt, nicht nur vom Verkehrsregelungspflichtigen der Straße vor der unvermuteten Sichtbehinderung durch Dampf- und Qualmwolken gewarnt werden, sondern diese Pflicht obliegt auch dem Eisenbahnunternehmen (BGH 1. 10. 59, VersR 1030 = MDR 60, 32 = VRS 17, 404 = VkBl. 60, 15 = DAR 60, 16 = BB 1154 = Betrieb 1315). Den Verkehrssicherungspflichtigen, der für den Straßenzustand verantwortlich ist (Straßenbaubehörde), trifft in diesem Fall keine Verpflichtung zur Warnung; denn 14
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ihm ist nach § 45 StVO das Anbringen von Warnzeichen untersagt, wenn sich die Gefahr aus der Anlage der Straße ergibt (Rdn. 88 ff.). Wer Sprengarbeiten in der Nähe einer öffentlichen Straße ausführt, ist verpflichtet, den Gefahren entgegenzutreten, die hieraus für die Straßenbenutzer entstehen können (BGH 14. 10. 58, VRS 15, 403 = VersR 850). Für Schäden durch vom Dach herabfallende Schneemassen, sogenannte Dachlawinen, haftet der Hauseigentümer nicht etwa nach § 836 BGB (LG Berlin, 23. 2. 66, VersR 67, 69), sondern nur, wenn er versäumt hat, die allgemein üblichen oder gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen (BGH 8. 12. 54, NJW 55, 300 = VersR 55, 82; LG Traunstein, 9. 5. 63, VersR 1088; LG Gießen, 30.9.64, VersR 66, 198; München, 24. 11.64, NJW 65, 1085; LG Konstanz, 14. 5. 65, VersR 1013; München, 24. 6. 66, VersR 67, 88). Dabei muß der Hauseigentümer auf die besonderen Verhältnisse Rücksicht nehmen (München, 5. 6. 64, MDR 65, 905 = VersR 65, 1037; AG Hamburg, 24. 8. 66, VersR 68, 103 LS = MDR 67, 762). Fehlen Schneegitter und sind sie nicht vorgeschrieben, so erhöht sich die Sorgfaltspflicht des Hauseigentümers (München, 20. 5. 65, VersR 908 und 1059 LS m. Anm. Gaisbauer). Sind sie vorhanden, so hat der Hauseigentümer — ganz ungewöhnliche Verhältnisse ausgenommen — seine Pflicht erfüllt (LG Berlin, 2.3.66, VersR 67, 69; LG Kempten, 1.6.66, VersR 68, 102; München, 24.6.66, VersR 67, 88; Gaisbauer, B1GBW 67, 214 und DWW 67, 344; Scherer, ZMR 67, 34; Stuttgart, 27. 11.63, DAR 64, 214; Stuttgart, 13. 10.71, VersR 73, 356). Wer Parkplätze zur Verfügung stellt, muß, auch wenn sonst keine Verpflichtung besteht, Schneefanggitter anbringen (München, 15. 3. 72, VersR 72, 1176). f f ) Streupflicht der Anlieger auf den Bürgersteigen. Ob eine Streupflicht besteht, 27 richtet sich nach Landesrecht (Cremerius, NJW 56, 738). U. U. kann sogar eine Streupflicht der Mieter einer Grundstücksgesellschaft bestehen (BGH 6. 11.56, VRS 12, 86). Keine Streupflicht trifft die Kirchenverwaltung für den Platz vor der Kirche (Düsseldorf, 14.3.61, VersR 642). Eine Streupflicht der Anlieger ist verneint worden für die Pfalz (Neustadt, 21.4.61, VRS 21, 407 = VersR 63, 98), bejaht worden für Berlin (KG 8. 6. 59, VersR 60, 41), in Bayern bei Vorliegen polizeilicher Vorschriften (Bamberg, 25.1.56, NJW 554; München, 13.7.61, VersR 62, 240) und für Schleswig-Holstein (Schleswig, 21.7.61, SchlHAnz. 301). In Bayern konnten aufgrund der in Art. 2 Nr. 6 PolStGB erteilten Ermächtigung entsprechende Ortsvorschriften erlassen werden, die nach Inkrafttreten von Art. 37 Abs. 1 und Art. 77 Abs. 2 LStVG in Kraft geblieben sind (BayObLGZ 63, 240 v. 23.9. 63). Ist eine Gemeinde weder verkehrssicherungspflichtig noch Straßenverkehrsbehörde und ist sie nur aufgrund besonderer Gesetze streupflichtig, so braucht sie nachts bei Glatteis nicht zu streuen (BGH 27. 2. 64, VersR 630 = MDR 657 = Betrieb 987 = VRS 27, 15 = BB 1453). Hat eine Gemeinde in Bayern den Anliegern durch Satzung die Streupflicht auferlegt, so haftet sie, wenn nicht gestreut wird, allenfalls wegen Unterlassens der Ersatzvornahme, also wegen Amtspflichtverletzung (BayObLG 12.1.67, VersR 758). Näheres zur Streupflicht: Rdn. 74 ff., vor allem Rdn. 73, auch Rdn. 32. gg) Verkehrssicherungspflicht kraft tatsächlicher Übung. Streiten zwei Körper- 28 schaften über die Rechtsfrage, welche von beiden auf einer Straße bei Winterglätte zu streuen hat, so ist die Körperschaft, die tatsächlich jahrelang gestreut hat, verpflichtet, solange' weiter zu streuen, bis die unter ihnen bestehenden Zweifel ausgeräumt sind (Larenz, Lehrbuch des Schuldrechts, 10. Aufl. 1972, § 72 I d ; BGHZ 31, 219 v. 12. 11. 59 = NJW 60, 479 = MDR 60, 287 = BWVB1. 60, 73 = VkBl. 60, 15
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577 = VersR 60, 174 = VerwRspr. 12, 275). Das gleiche gilt ganz allgemein für die Verkehrssicherungspflicht z. B. hinsichtlich eines Brückengeländers (BGH 18. 10. 56, VersR 768). Wer eine Straße laufend streut, ist für die ordnungsgemäße Ausführung des Streuens verantwortlich, auch wenn er zum Streuen gar nicht verpflichtet war (BayObLGZ 56, 2 5 1 / 2 5 6 v. 12. 7. 56; B G H 7. 5. 73, VersR 825). Siehe zur Streupflicht im übrigen auch Rdn. 74. 29
i) Die Eigentümer
oder
Verfügungsberechtigten
über G e g e n s t ä n d e , die auf der Straße liegen, u n d diejenigen, die die tatsächliche Verfügungsgewalt h a b e n , sind nach § 32 Abs. I StVO verpflichtet, sie zu e n t f e r n e n , wenn der Verkehr g e f ä h r d e t o d e r die Sicherheit o d e r Leichtigkeit des Verkehrs beeinträchtigt w i r d ; ist die E n t f e r n u n g nicht möglich, so m u ß der Eigentümer f ü r A b s i c h e r u n g u n d K e n n t l i c h m a c h u n g sorgen. Diese Pflichten treffen den I n h a b e r der Verfügungsgewalt neben d e m j e n i g e n , der d e n G e g e n s t a n d auf die Straße verbracht hat ( B G H 17. 2. 61, V R S 20, 337 = VersR 61, 442). Dabei gehen die A n f o r d e r u n g e n bis an die G r e n z e des Z u m u t b a r e n ( B G H Z 12, 124/127 v. 20. 1.54 = V R S 6, 168 = N J W 594; B G H 17. 2. 61, V R S 20, 337 = VersR 442; so auch schon R G 1 4 . 7 . 4 2 , VAE 201). § 3 2 Abs. 1 StVO ist ein Schutzgesetz nach § 823 Abs. 2 B G B ( B G H 17. 2. 61, a. a. O.). II. Bei Verletzung der Pflicht entstehende Ansprüche 30
a) Kein klagbarer
Anspruch auf
Verkehrssicherung
D i e Tatsache, daß derjenige für die verkehrssichere Beschaffenheit der Straße verantwortlich ist, der sie der Allgemeinheit zugänglich macht und die tatsächliche Möglichkeit und rechtliche Befugnis hat, auf ihren derzeitigen Zustand einzuwirken (Rdn. 14), besagt nicht, wem ein Anspruch darauf zusteht, daß der Verkehrssicherungspflichtige tätig wird, und ob überhaupt ein solcher Anspruch besteht. N a c h richtiger Ansicht steht der Verkehrssicherungspflicht trotz ihres rein bürgerlich-rechtlichen Charakters kein Anspruch eines Berechtigten gegenüber ( R G Z 113, 2 9 3 / 2 9 6 v. 2 9 . 4 . 2 6 ; 133, 144/147 v. 3 0 . 6 . 3 1 ; B G H Z 9, 3 7 3 / 3 8 6 v. 3 0 . 4 . 5 3 , NJW 1297 = D Ö V 54, 319 = VersR 319 = VRS 5, 412; Sieder-Zeitler, Bayer. Straßen- und Wegegesetz, 1960, Rdn. 13 zu Art. 9; Zimniok, Bayer. Straßen- und Wegegesetz, 1961, Anm. 2 zu Art. 9; Schoen, D Ö V 50, 65; Groebe, BayBürgerin. 59, 106 und JR 59, 326; Marschall, BundesfernstraßenG, 2. Aufl. 1963, Rdn. 4 zu § 3). Es handelt sich bei der bürgerlich-rechtlichen Verpflichtung um nichts anderes als einen „sozialen Kontakt", der nicht ausreicht, um eine über die Deliktshaftung hinausgehende Verantwortlichkeit zu begründen (Larenz, M D R 54, 515; Schmalzl, NJW 56, 206, Fußn. 18). Die Reflexwirkungen des objektiven Rechts begründen noch keine subjektiven Rechte (Freund, D Ö V 61, 695/698). Der Verkehrsteilnehmer hat weder einen Anspruch des bürgerlichen, noch einen solchen des öffentlichen Rechts (etwa gegen den Träger der Straßenbaulast) (Forsthoff, Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 7. Aufl. 1958, § 2 0 Ziff. 1; N e d d e n , NJW 56, 1014/1015; Freund, D Ö V 61, 695; Marschall, BundesfernstraßenG, Anm. 1 Abs. 3 zu § 5 FStrG - S. 44 - ; V G H Kassel, 2 1 . 7 . 5 0 , D Ö V 657 = VerwRspr. 3, 3 0 6 / 3 1 0 ; anders in Hamburg nach § 5 HbgWG). Seine Klage, eine Gefahrenstelle zu beseitigen, muß sowohl vor den Zivil- wie auch vor den Verwaltungsgerichten abgewiesen werden (Treuherz, Diss. Leipzig, 1937; Nedden, NJW 56, 1835; Groebe, JR 59, 326 und NJW 59, 1195; Freund, D Ö V 61, 695; a. M. LG Bückeburg, 8. 12.55, NJW 56, 1363; LG München I, 22. 11.56, abgedr. bei Groebe, BayBürgerm. 59, 16
Verkehrssicherungspflicht
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106). Für eine Klage gegen die straßenunterhaltspflichtige Körperschaft auf Durchführung öffentlich-rechtlicher M a ß n a h m e n zur Beseitigung der Gefahrenstelle ist der Rechtsweg vor den Zivilgerichten nicht zulässig (Bay. Kompetenzkonfliktgerichtshof, 17.12.57, N J W 59, 1195 mit Anm. Groebe = D A R 58, 255 = BayObLGZ 57, 403 = BayVerwBl. 58, 54). Dem BayKompetenzkonfliktgerichtshof kann freilich insoweit nicht beigepflichtet werden, als er annimmt, eine öffentlich-rechtliche Körperschaft könne der ihr obliegenden bürgerlich-rechtlichen Verkehrssicherungspflicht nur hoheitsrechtlich genügen. Wie der BGH demgegenüber überzeugend ausgeführt hat (BGHZ 9, 373 v. 30. 4. 53 = N J W 1297 = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = DÖV 54, 319 = VRS 5, 412 = VersR 319), hat „die öffentlichrechtliche Körperschaft, der die Verkehrssicherung obliegt, die Wahl, ob sie dieser Pflicht als Fiskus, also privatrechtlich, oder als Träger öffentlicher Gewalt, also hoheitsrechtlich, genügen will". Die Verurteilung zur Durchführung von Verkehrssicherungsmaßnahmen scheitert mithin nicht an der Rechtsnatur des Anspruchs, sondern daran, daß weder bürgerlich-rechtlich, noch öffentlich-rechtlich ein Anspruch besteht (so auch V G H Kassel, 2 1 . 7 . 5 0 , VerwRspr. 3, 306/310). Ein Anspruch auf Vornahme einzelner im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht liegender M a ß n a h m e n kann auch nicht aus § 823 Abs. 1 (u. U. in Verb, mit § 249) BGB hergeleitet werden. Zwar hat die Rechtsprechung aus § 823 BGB vorbeugende Unterlassungsklagen zum Schutz gegen künftige unerlaubte Handlungen zugelassen; hier soll aber eine Tätigkeit und keine Unterlassung gefordert werden. Auch der von der Rechtsprechung in gewissen Fällen zugebilligte Beseitigungsanspruch kommt nicht in Betracht. Die Anwendung von § 249 BGB würde voraussetzen, daß ein Anspruch auf Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht bestünde; hieran fehlt es jedoch. Die Gefahrenstelle beeinträchtigt kein Recht eines Verkehrsteilnehmers. Richtigerweise hätte mithin in dem vom BayKompGerH entschiedenen Fall (Anlieger verlangt Beseitigung des verkehrsgefährdenden Zustands der Straße) der ordentliche Rechtsweg bejaht, die Klage (oder der Antrag auf einstweilige Verfügung) aber abgewiesen werden müssen. h) Scliadensersalzan.spnicli 31 Wer vorsätzlich oder fahrlässig unter Mißachtung der ihm obliegenden Verkehrssicherungspflicht das Leben, den Körper, die Gesundheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen verletzt, ist diesem zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet (§ 823 Abs. 1 BGB). Dies trifft zu, wenn ein Verkehrsteilnehmer oder Straßenanlieger durch eine Pflichtwidrigkeit des Verkehrssicherungspflichtigen einen Schaden erleidet (Frankfurt, 8. 7. 58, M D R 59, 126; BGH 6. 2. 69, VersR 515; BGH 18. 12.72, NJW 73, 460/461). Steht fest, daß die Straße an der Unfallstelle nicht ohne weiteres erkennbare, den Verkehr gefährdende Mängel aufwies, und ist der am Fz aufgetretene Schaden von einer Art, wie sie durch derartige Mängel hervorgerufen zu werden pflegt, so spricht der Beweis des ersten Anscheins für eine Ursächlichkeit (RG 11. 2. 39, VAE 160). Hat der Verkehrsteilnehmer den erlittenen Schaden durch eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen, so bedeutet dies nicht, daß die Schadensersatzpflicht des Verkehrssicherungspflichtigen entfiele. Sie mindert sich nur nach § 254 BGB (siehe auch Rdn. 37 und 42). In solchen Fällen ist aber stets gewissenhaft zu prüfen, ob überhaupt eine Verkehrssicherungspflicht bestand. Im übrigen kann im Einzelfall die Unvorsichtigkeit oder die Betriebsgefahr des Straßenbenutzers so erheblich gewesen sein, daß bei der Abwägung nach § 254 BGB die Verletzung der Verkehrssicherungspflicht ganz außer Betracht zu bleiben hat (München, 29.9.60, VersR 61, 383). Ist der Ver17
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Haftpflicht
kehrssicherungspflichtige eine Körperschaft, so haftet sie, wenn ein verfassungsmäßig berufener Vertreter oder ein besonderer Vertreter die Verkehrssicherungspflicht verletzt hat (§§ 30, 31 BGB), wie eine natürliche Person (Hamm, 19. 11.48, DVerw. 49, 299 = VRS 1, 94). Das gleiche gilt für juristische Personen des öffentlichen Rechts (§ 89 BGB). Die verfassungsmäßig berufenen Vertreter sind verpflichtet, die Ausführung der Verkehrssicherungspflicht und die Überwachung der Ausführung ausreichend zu organisieren. In größeren Gebietskörperschaften ist es erforderlich, besondere Vertreter nach § 30 BGB für die Ausführung dieser Aufgabe zu bestellen. Wird jemand infolge Vernachlässigung der Verkehrssicherungspflicht geschädigt und beruht die Vernachlässigung auf mangelhafter Organisation, so haftet die Körperschaft nach §§31, 89 BGB ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises (RGZ 89, 136; 113, 293/296; 128, 149/158; 153, 356/360; v. 27. 11. 16, 29.4.26, 7.4.30 und 16.2.37; BGHZ 11, 151 v. 4. 11.53; BGHZ 27, 278/280 v. 19.5.58 = VersR 521 = NJW 1234 = VRS 15, 81 = MDR 586; Hamm, 1.6.54, MDR 736; BayObLGZ 55, 91 v. 26.5.55; Karlsruhe, 14.7.59, VkBl. 550; siehe auch Rdn. 37). Das gleiche gilt, wenn einen verfassungsmäßigen oder einen besonderen Vertreter ein Verschulden trifft (BGH 28. 4. 60, VersR 850/852). War dagegen die Organisation ausreichend und beruht der Verstoß gegen die Verkehrssicherungspflicht auf einem Versagen der für die Ausführung bestellten Angestellten oder Arbeiter, so ist nach §831 BGB ein Entlastungsbeweis möglich (RGZ 154, 16/24 v. 9.2.37 = NJW 1314 = DAR 111; Hamm, 1.6.54, MDR 736; Böhmer, MDR 56, 401; Kröner, DRiZ 59, 233/234; a. M. Heyen, NJW 55, 326, der glaubt, die analoge Anwendung von § 278 BGB sei geboten; hiergegen wiederum RGZ 113, 293/296 v. 29.4.26 und Schmalzl, NJW 56, 205/206). Zu beachten ist, daß der Straßenmeister kein Verrichtungsgehilfe des Verkehrssicherungspflichtigen ist, sondern besonderer Vertreter nach §§ 30, 89 BGB (BayObLGZ 55, 91 v. 26. 5. 55 = VkBl. 616; unentschieden BGH 28. 4. 60, VersR 850/852). Für die Pflichtwidrigkeiten des Straßenmeisters wird daher ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises gehaftet (Rdn. 32 und 37). Die Auswirkung des Umstands, daß § 5 a ein Schutzgesetz ist, ist in Rdn. 33 behandelt. Der Schutzbereich des § 5 a schließt ebensowenig wie der des § 823 Abs. 1 BGB die Ansprüche von Verkehrsteilnehmern aus, die gegen Verbotsvorschriften verstoßen (KG 14. 11.66, VersR 67, 956). Die Haftung tritt nicht nur ein, wenn der Sicherungspflichtige seine Pflicht nicht erfüllt hat, sondern auch bei schlechter Erfüllung (Arndt, Die Verkehrssicherungspflicht, 2. Aufl. Nr. 21 Abs. 3). Wenn der Pflichtige ein Hindernis wegräumt und dabei Schaden anrichtet, haftet er privatrechtlich (BGH 4. 6. 56, III 238/54, zit. bei Arndt — für Wasserstraßen), ebenso wenn bei Erfüllung der Streupflicht Fahrzeuge beschädigt werden. 32
aa) Amtshaftung. Da es sich um die Erfüllung bürgerlich-rechtlicher Pflichten handelt, kommt eine Haftung der zur Erfüllung bestellten Personen nach § 839, soweit es sich um die Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht handelt, in der Regel nicht in Betracht (BGH 8. 5. 52, DVB1. 626 = DAR 133 m. Anm. Guelde = NJW 1089 = VRS 4, 405; BGHZ 9, 373 v. 30. 4. 53 = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = VersR 319 = NJW 1297, 1625 m. Anm. Frisius = VRS 5, 412 = DÖV 54, 319; BGH 3. 12. 53, VRS 6, 94; BGHZ 14, 83 v. 15. 6. 54 = NJW 1403 = MDR 601 = VkBl. 474 = VRS 7, 84 = VersR 402; BGHZ 16, 95 v. 30. 12. 54 = VkBl. 55, 142 = RdK 55, 23 = NJW 55, 298 = VRS 8, 102; BGH 30. 12. 54, VkBl. 55, 266 = VRS 8, 256; BGHZ 27, 278 v. 19. 5. 58 = MDR 586 = VersR 521 = VRS 15, 81 = NJW 1234 und 1819 m. Anm. Nedden; Frankfurt, 8.7.58, MDR 59, 126; BGH 18
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
20. 4. 59, VersR 711; BGH 1. 10. 59, NJW 60, 41 = MDR 60, 114 = VRS 18, 14; Hamburg, 13.9.63; MDR 64, 147; BGH 22.4.68, VersR 749; BGH 30.9.68, VersR 1167 = VRS 36, 81; BGH 30.9. 68, VersR 69, 35; BGH 6. 2. 69, VersR 515; BGH 18. 12.72, NJW 73, 460/461). Eine Amtshaftung des Verantwortlichen tritt nur dann ein, wenn er beim Bau der Straße gegen anerkannte Regeln der Straßenbaukunst verstoßen hat und hierdurch einen Unfall verursacht. Ob dieser Grundsatz sich, wie das OLG Nürnberg (Nürnberg, 25. 5. 66, OLGZ 408) meint, auch auf Erneuerungsarbeiten am Straßenbelag erstreckt, muß bezweifelt werden (eine Amtspflicht verneint Braunschweig, 18. 1.66, VersR 961; siehe zu dieser Frage auch Koblenz, 20. 12. 66, VersR 67, 480). Statt des für den Bau der Straße Verantwortlichen haftet für Unfälle, die durch Fehler beim Straßenbau entstehen, der Verkehrssicherungspflichtige, wenn er kein Warnzeichen aufstellt, obwohl er hierzu befugt ist (Rdn. 83, 86 und 88). Die Tätigkeit des Angestellten der Autobahnmeisterei bei der Entgegennahme der von Notrufsäulen aus geführten Gespräche und der Veranlassung von Hilfe ist hoheitlicher Art, führt also zur Amtshaftung (Celle, 24.4. 63, DAR 64, 215 = VkBl. 64, 407 = VersR 64, 1010 LS). Der Angestellte haftet jedoch nicht dafür, daß der herbeigerufene Abschleppunternehmer seine Berufspflichten voll zu erfüllen vermag (Celle, 24.4. 63). Nur wenn durch Landesgesetz oder Satzung den im Dienste der Körperschaft stehenden Personen die Verkehrssicherungspflicht als Amtspflicht gegenüber den Verkehrsteilnehmern auferlegt ist, haften die auf solche Weise Verpflichteten nach § 839 BGB; weitere Voraussetzung ist, daß die Sicherung des Verkehrs als hoheitliche Verwaltung der Behörde eingerichtet ist, so daß die bestellten Personen als Beamte im Sinn von § 839 BGB tätig werden. Nach Art. 34 GG trifft anstelle dieser Beamten die Verantwortlichkeit die Körperschaft, in deren Dienst die Beamten stehen. Nach Ansicht des BGH liegen die genannten Voraussetzungen stets dann vor, wenn in dem fraglichen Gebiet eine entsprechende Observanz gilt (BGH 24.4.61, VersR 550 = VkBl. 383 = VRS 21, 7) oder wenn es sich um Wegereinigung nach § 1 PreußWegereinigungsG (v. 1.7. 12. Preuß. Gesetzessammlung, S. 187, abgedruckt bei Ketterer-Friedrich, Die Streupflicht, 2. Aufl. 1957, S. 144; vgl. GermershausenSeydel, Wegerecht und Wegeverwaltung in Preußen, 4. Aufl. 1932, Nachdruck 1954, S. 57 und Hecht-Hellich, Gesetz über die Reinigung öffentlicher Wege, 3. Aufl. 1930, Nachdruck 1954, S. 24) oder nach dem Württ. WegereinigungsG (v. 6. 2. 1923, RegierungsBl. S. 79, abgedruckt bei Ketterer-Friedrich, S. 148) handelt (AG Oberndorf, 21. 5. 57, VersR 58, 754; BGHZ 27, 278 v. 19. 5. 58 = NJW 1234 = VRS 15, 81 = MDR 586 = VersR 521; BGHZ 32, 352 v. 30. 5. 60 = NJW 1810 = MDR 827 = DAR 289 = VRS 19, 162 = VersR 825; Stuttgart, 11.2. 59, NJW 2065; vgl. auch Freund, NJW 61, 586). Dies ist nicht recht einzusehen, weil der Gesetzestext eher für eine privatrechtliche Verpflichtung spricht und über eine Amtspflicht der Beamten gegenüber den Verkehrsteilnehmern nichts enthält.
Verkehrssicherung als hoheitliche Aufgabe
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Ob eine Amtspflicht, die sich aus der Verkehrssicherung ergebenden Aufgaben und Pflichten wahrzunehmen, durch einen bloßen — nach außen bekanntgemachten — Organisationsakt der Körperschaft begründet werden kann, läßt der Bundesgerichtshof offen (BGHZ 9, 373 v. 30. 4. 53 = VerwRspr. 5, 825 = BB 572 = VersR 319 = NJW 1297, 1625 m. Anm. Frisius = VRS 5, 412 = DÖV 54, 319 = VkBl. 486 m. Anm. Atzler). In der Praxis verlangt er eine entsprechende Regelung des Landesgesetzes. Solche Gesetze sind erst in einigen Ländern ergangen. Sie schaffen aber Amtspflichten nur gegenüber Verkehrsteilnehmern und verpflichten 19
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Haftpflicht
zum Schadensersatz nur in dem Umfang, in dem der Verkehrsteilnehmer andernfalls die Haftung aus § 823 Abs. 1 BGB in Anspruch nehmen könnte, also nicht für sonstige Vermögensschäden. Wird eine auf einem Lkw verladene Kiste durch herabhängende Zweige beschädigt, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige, der die zu niederen Äste geduldet hatte, dem Eigentümer des Kfzs nicht, wenn dieses nicht beschädigt wurde (BGH 18. 12. 72, NJW 73, 463/464). Ob er dem Eigentümer der Kiste und ihres Inhalts haftet, läßt der Bundesgerichtshof offen. Diese Frage muß bejaht werden, obwohl beide nicht zu den Verkehrsteilnehmern gehören; denn auch die Ladungsbeteiligten gehören — entgegen der Formulierung des Bundesgerichtshofs — ebenso wie die Insassen der Kraftfahrzeuge zu dem durch die Landesgesetze über Verkehrssicherungspflicht geschützten Personenkreis. Das Straßenund Wegegesetz der Freien und Hansestadt Hamburg hat derartige Amtspflichten geschaffen und die Verkehrssicherungspflicht hoheitlich organisiert. Die mit der Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht beauftragten Personen sind mithin in Hamburg Beamte im Sinne von § 839 BGB und die Hansestadt hat für ihre Verfehlungen nach Art. 34 GG einzustehen (Lauscher, ZfV 64, 260). Dagegen hat § 45 n. F. keine Amtspflicht der dort genannten Verkehrssicherungspflichtigen (Bahnunternehmen, Straßenbaubehörden) entstehen lassen (a. M. Nedden, NJW 56, 1014). Die bloße Übertragung der Überwachung der Straßensicherheit auf das Straßenbauamt einer Stadt und die Veröffentlichung dieser Übertragung in der Tagespresse reicht nicht aus, um eine hoheitliche Organisation der Straßenverkehrssicherungspflicht zu begründen (BGH 30. 9. 68, VersR 69, 35). Nach den neuen Straßen- und Wegegesetzen der Länder tritt außer in Hamburg in BadenWürttemberg (Wussow, BB 67, 353; für den früheren Rechtszustand in Württemberg siehe BGH 14. 11.63, Vers.R 64, 307 = VRS 26, 178), in Bayern (Art. 72 BayStrWG i. d. F. v. 24. 4. 1968, GVB1. 57; BayObLGZ 72, 118 v. 27. 3. 72 = MDR 72, 607 = NJW 72, 1325 = VersR 72, 862), in Niedersachsen (§ 10 Abs. 1 NdsStrG; BGHZ 60, 54 vom 18. 12. 72, VersR 73, 252 = NJW 73, 460 = VRS 44, 325; BGH 18. 12.72, NJW 73, 463, hins. der Streupflicht: BGH 22.4.68, VersR 749; BGH 30. 9. 68, VersR 1167 = VRS 36, 81) und in Rheinland-Pfalz (RhPfG v. 15. 2. 63) bei Verletzung der Verkehrssicherungspflicht auf Straßen, die nicht Bundesstraßen sind, Amtshaftung ein. Für Baden-Württemberg sind allerdings bis jetzt nur Entscheidungen des LG Tübingen, des LG Rottweil und des LG Hechingen (LG Tübingen, 18. 11. 65, VersR 68, 102; LG Rottweil, 16. 2. 66, VersR 67, 145; LG Hechingen, 17. 1.67, VersR 963) veröffentlicht. In Hessen (BGH 20.3.67, NJW 1325; Frankfurt, 22.5.67, VersR 68, 380), Schleswig-Holstein (LG Lübeck, 26. 5. 65, SchlHAnz. 66, 66), Nordrhein-Westfalen (LG Wuppertal, 5. 11. 64, VersR 65, 71; BGH 30. 9. 68, VersR 69, 35; BGH 6. 2. 69, VersR 515) und den anderen Ländern tritt Amtshaftung nicht ein, außer wenn die Streupflicht verletzt ist. Bürgerlich-rechtliche Haftung bei Verletzung der Streupflicht, gibt es nur noch in Bayern (Wussow, BB 67, 353). Der Hinweis im BayLStVG auf die Streupflicht ändert nichts daran, daß die Pflichtverletzung in erster Linie bürgerlichrechtliche Folgen hat. In den Ländern, in denen die Pflicht zur Wegereinigung dem öffentlichen Recht angehört, können in einer ordnungsbehördlichen Verordnung der Umfang und der Zeitpunkt der Reinigung bestimmt werden. Eine bloße GebührenO kann keine solche Bestimmung treffen (OVG Münster, 24. 8. 66, VerwRspr. Bd. 18 [1967], 986). Verletzt der von einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft mit Straßenbauarbeiten beauftragte Unternehmer seine Pflicht zur Sicherung der Baustelle, so tritt im Regelfall keine Amtshaftung der Körperschaft ein (Celle, 26.10.67, NdsRpfl. 68, 31). 20
Verkehrssicherungspflicht
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Da die Landesgesetze die Bestimmungen des bürgerlichen Rechts nicht ändern, bestehen keine verfassungsrechtlichen Bedenken (BGH 20. 3. 67, VersR 67, 664 = NJW 67, 1325 = MDR 68, 30; BGH 30. 9. 70, VersR 70, 1154 = NJW 71, 43 = MDR 71, 117; 18. 12. 72, VersR 73, 275; BGHZ 60, 54 v. 18. 12. 72). Haftung für Fehler der Zulassungsstelle 34 Bezieht sich die Verkehrssicherungspflicht auf Fahrzeuge, so kann ebenfalls Amtshaftung eintreten. Dies gilt vor allem, wenn die Zulassungsbehörde es versäumt, ein nicht mehr verkehrssicheres Kfz aus dem Vk zu ziehen (LG Dortmund, 21.6. 67, VersR 1083 und 68, 155 m. Anm. Gaisbauer). Bei Unfällen, die durch eine Straßenkehrmaschine verursacht werden, tritt Amtshaftung ein (Bremen, 6. 2. 68, VersR 501). Man beachte auch die Ausführungen über die Amtshaftung in Rdn. 42 ff. zu § 16. bb) Haftung der Körperschaft neben der Amtshaftung. Es darf nicht übersehen 35 werden daß die Haftung der Körperschaft im Fall hoheitlicher Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht durch Bedienstete (nach Art. 34 GG, § 839 BGB, siehe Rdn. 32) nur an die Stelle der sonst bestehenden Haftung nach §§ 823, 831 BGB tritt, daß aber die privatrechtliche Verpflichtung der Körperschaft, für eine ordnungsgemäße Organisation der Verkehrssicherung zu sorgen, hierdurch nicht berührt wird. Denn die Haftung für verfassungsmäßig bestellte und besondere gesetzliche Vertreter kann nicht ausgeschlossen werden. Wird diese Verpflichtung verletzt, so haftet die Körperschaft auch im Falle hoheitlicher Organisation der Verkehrssicherungspflicht nach §§ 823, 31, 89 BGB (BGHZ 27, 278/283 v. 19.5.58, VersR 521 = NJW 1234/1235 und 1819 m. Anm. Nedden = MDR 586 = VRS 15, 81; BGH 18. 12. 58, VersR 59, 389; BGH 1. 10. 81; BGH 1. 10. 59, VersR 1027; LG Traunstein, 5. 3. 59, VersR 60, 93; Evers, JuS 61, 125/126). Die mehrfach erwähnte Entscheidung des BGH vom 30. 4. 1953 besagt nichts Gegenteiliges. In BGH vom 29. 3. 60 (VersR 61, 33) ist ausgeführt, daß eine Stadt die Erfüllung einer ihr obliegenden öffentlich-rechtlichen Verpflichtung (hier handelt es sich um die Enttrümmerung nach dem Krieg) auch bürgerlich-rechtlich organisieren könne. Der BGH hat sich dabei auf frühere Entscheidungen berufen (BGHZ 9, 145/147 v. 26. 3. 53 = NJW 778 = VersR 199 [Universitätsklinik]; BGHZ 20, 102/104 v. 23. 2. 56 = NJW 745 = VersR 241 [Personenbeförderung durch die Bundespost]; BGH 8. 12. 58, VersR 59, 372 [Fahrt im Dienstwagen]). Er führt in diesem Zusammenhang aus, daß der beauftragte Unternehmer nach § 823 BGB hafte, wenn sich die Körperschaft seiner bei der Erfüllung öffentlich-rechtlicher Aufgaben bediene. In gleicher Weise ist es umgekehrt einer Körperschaft des öffentlichen Rechts auch gestattet, ihre privatrechtlichen Verpflichtungen in hoheitlichen Formen zu erfüllen. Die von Wussow (Das Unfallhaftpflichtrecht, 9. Aufl., TZ 364. In späteren Auflagen findet sich das Thema nicht mehr) erhobenen Bedenken können wohl nicht geteilt werden. Die Rechtsunsicherheit, die Wussow befürchtet, fällt nicht ins Gewicht, weil der bürgerlich-rechtliche Charakter der die Grundlage bildenden Rechtspflicht durch die Form der Erfüllung (bürgerlich-rechtlich oder öffentlichrechtlich) nicht geändert werden kann. Jede Gemeinde muß für die Begehung und Besichtigung der Straßen und für die Beseitigung der dabei erkennbar werdenden Mängel verfassungsmäßig berufene oder nach § 30 BGB bestellte Vertreter haben. Wenn diese die Straßen nicht persönlich überwachen, muß jedenfalls gewährleistet sein, daß die Straßen regelmäßig inspiziert und ausgebessert werden (BGH 6. 2. 69, VersR 515). Für Organisationsmängel haftet die Körperschaft stets über §§31, 89 BGB un21
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Haftpflicht
mittelbar (BGH 28. 4. 60, VersR 850/852; Braunschweig, 18. 1. 66, VersR 961 ; vgl. auch BGH 23.2.56, VersR 320). Die vom BGH seit 1960 vertretene Ansicht (BGHZ 32, 352 v. 30. 5. 60 = NJW 1810 = VRS 19, 162 = MDR 827 = DAR 289 = VersR 825; vgl. auch Evers, JuS 61, 125, Freund, NJW 61, 586), die Haftung nach §§31, 89 BGB trete nur bei völligem Fehlen einer der Verkehrssicherung dienenden Organisation ein, nicht aber schon bei mangelhafter Organisation oder bei sonstigen Pflichtverletzungen von Organen der Körperschaft (den Kausalzusammenhang immer vorausgesetzt), läßt unberücksichtigt, daß eine bürgerlichrechtliche Verpflichtung durch Verwaltungsakt oder Satzung nicht aufgehoben werden kann. Bei der Verletzung einer Rechtspflicht durch einen verfassungsmäßig berufenen oder durch einen besonderen Vertreter nach § 30 BGB tritt mithin stets (auch bei hoheitlicher Organisation der Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht) bürgerlich-rechtliche Haftung der Körperschaft ein. Neben diese Haftung tritt allerdings in einem solchen Fall die Amtshaftung. Da sich die öffentliche Hand auf § 839 Abs. 1 Satz 2 BGB dann nicht berufen kann, wenn die anderweitigen Ansprüche zwar nicht auf Amtshaftung gegründet, aber ebenfalls gegen die öffentliche Hand gerichtet sind (BGH 5. 2. 62, NJW 791 ; Marschall, BundesfernstraßenG, 2. Aufl. 1963, Rdn. 8 zu § 3), kann die subsidäre Amtshaftung in solchen Fällen nicht entfallen. Ist dagegen die Organisation ordnungsgemäß eingerichtet und sorgt die Körperschaft für ausreichende Überwachung der eingesetzten Kräfte, so hat sie damit ihre bürgerlich-rechtliche Verkehrssicherungspflicht erfüllt (Rdn. 38). Soweit sich die Haftung nach § 839 BGB richtet, entfällt daneben für denselben Tatbestand die Haftung nach § 823 BGB (BGH 30. 9. 70, VersR 70, 1154 = NJW 71,43 = MDR 71, 117; BGH 18. 12.72, VersR 73, 275; BGHZ 60, 54 v. 18. 12.72). Die Haftung nach § 839 BGB tritt freilich nur dann ein, wenn der Schaden durch Verletzung einer Amtspflicht entstanden ist, die gerade dem Geschädigten gegenüber bestand. Zu ersetzen ist dabei nicht etwa jeder Vermögensschaden ; vielmehr gibt es wie bei § 823 Abs. 1 BGB grundsätzlich nur Ersatz für Sachschäden und Personenschäden (BGH 18. 12.72, VersR 73, 275), mithin nicht für den Vermögensschaden, der durch Versäumung einer Verabredung entsteht, die wegen eines Verkehrsstaus nicht rechtzeitig erreicht werden konnte; dies liegt außerhalb des Schutzzwecks. Für Pflichtwidrigkeiten der Beamten bei der Amtsführung der ihnen übertragenen Amtspflichten haften diese dem Geschädigten nach § 839 BGB, soweit nicht der Staat oder die Körperschaft, in deren Dienst der Beamte steht, nach Art. 34 GG für diesen eintreten muß (BGHZ 27, 278 v. 19. 5. 58 = VersR 521 = MDR 586 = VRS 15, 81 = NJW 1234 u. 1819 m. Anm. von Nedden). Der Straßenmeister ist jedoch Organ der Körperschaft (BayObLGZ 55, 91 v. 26. 5. 55 = VkBl. 616; Karlsruhe, 14. 7. 59, VkBl. 550, siehe auch Rdn. 37). Verletzt der Straßenmeister seine Pflicht, so haftet die Körperschaft stets nach §§ 30, 89 BGB ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises; auch §839 BGB kommt mithin bei Pflichtverletzungen eines Straßenmeisters nicht zur Anwendung (Rdn. 31). 36
cc) Hat sich ein Unfall ereignet, weil die erforderlichen Warnzeichen nicht aufgestellt waren, so konnte der Geschädigte früher auch nach §5a StVG, §823 Abs. 2 BGB Schadensersatz fordern (RGZ 154, 16 v. 9.2.37 = NJW 1314 = DAR 111). Öffentlich-rechtliche Körperschaften hafteten auch bei dieser Rechtsgrundlage nach §§ 30, 31, 89 BGB. Überhaupt galten die Ausführungen unter Rdn. 30 bis 35 auch dann, wenn der Kläger seinen Anspruch auf § 5a StVG als „Schutzgesetz" stützte. Zu beachten ist, daß § 5 a zwar in erster Linie die Pflichten der Straßenverkehrsbehörden, alle im Interesse der Sicherheit des Straßenverkehrs 22
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erforderlichen Maßnahmen zu treffen, konkretisierte, bei einem Verstoß mithin den Beamten dieser Behörde nach § 839 BGB schadensersatzpflichtig machte (BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33; BGH 27.2. 69, VersR 69, 539) - soweit nicht nach Art. 34 G G Staatshaftung eingreift — ; § 5 a konkretisierte aber auch die Pflichten des für den Zustand der Straße Verantwortlichen, soweit dieser zur Aufstellung von Warnzeichen befugt ist. Die Frage, ob eine „gefährliche Stelle" vorliegt, die zur Kennzeichnung mit Warnzeichen zwingt, ist eine der richterlichen Nachprüfung unterliegende Rechtsfrage (BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33). Schutzgesetze i. S. des § 823 Abs. 2 BGB sind nach Aufhebung des § 5a StVG nunmehr die VwV-StVO, aber auch die sonstigen einschlägigen Verwaltungsvorschriften und Richtlinien. dd) Mitverschulden des geschädigten Verkehrsteilnehmers. Trifft diesen ein Ver- 37 schulden, so mindert sich sein Schadensersatzanspruch nach Maßgabe des § 254 BGB. Dies gilt auch, wenn ihn zwar kein Verschulden trifft, er aber bei der Unglücksfahrt ein Kfz benützt hat. In diesem Fall ist zwar § 254 BGB nicht unmittelbar, wohl aber entsprechend auf die vom Kfz ausgehende Betriebsgefahr anwendbar (München, 18. 5. 61, VersR 1049; siehe auch Rdn. 9 zu § 17). Dies entspricht dem in der Rechtsprechung herrschenden Bestreben nach Einschränkung des im BGB ursprünglich verankert gewesenen Grundsatzes, daß in der Regel der volle Schaden zu ersetzen ist. Für die entsprechende Anwendung hat sich der BGH ausgesprochen (24. 3. 55, VersR 295; 5.4. 60, VkBl. 636; 24. 4. 61, VersR 550 = VkBl. 383 = VRS 21, 7; so auch schon am 16. 1. 53, NJW 579 = VersR 148 und am 17.9.53, VersR 54, 414). Dagegen wendet sich vor allem Venzmer (Mitverursachung und Mitverschulden im Schadenersatzrecht, München und Berlin 1960, Teil 1 Rdn. 91 u. Fußn. 3). Der Insasse eines Kfz, das infolge Verschuldens des Verkehrssicherungspflichtigen verunglückt ist, muß sich ein mitwirkendes Verschulden des Fahrers oder eine Betriebsgefahr nicht anrechnen lassen. Es haften vielmehr der Verkehrssicherungspflichtige und der Fahrer als Gesamtschuldner (§ 840 BGB). Dies gilt nach § 830 BGB auch, wenn sich nicht feststellen läßt, ob nur den Verkehrssicherungspflichtigen oder nur den Fahrer ein Verschulden trifft. Hat der Verletzte den Unfall weitaus überwiegend durch sein Verschulden herbeigeführt, so hat er nach § 254 BGB überhaupt keinen Ersatzanspruch (München, 29.9. 60, VersR 61, 383; Düsseldorf, 28. 10. 65, VersR 66, 370). Einzelheiten: Rdn. 80 zu § 9. ee) Haftung des Trägers der Verkehrsregelungspflicht. Verkehrsregelungspflichtig 38 sind die Straßenverkehrsbehörden (§ 45 Abs. 1 und 3 StVO). Der zuständige Beamte, der gegen die sich aus der Verkehrsregelungspflicht ergebende Pflicht zur Aufstellung und Instandhaltung von Verkehrszeichen verstößt, haftet nach § 839 BGB, weil die Verkehrsregelungspflicht eine Amtspflicht gegenüber den Verkehrsteilnehmern darstellt (BGH 3. 7. 52, NJW 1214 = VRS 4, 498; Hamburg, 7. 11. 53, VersR 54, 20; BGH 23. 2. 56, VersR 320; 30. 9. 57, VersR 776 = VRS 14, 1; 27. 10. 58, VersR 59, 33; Hamm, 8.6.53, VkBl. 54, 39; Stuttgart, 26.4.58, VersR 865/866; Celle, 9.6.66, VersR 67, 382 [Wildwechsel]; Grasmann, DAR 54, 199; Guelde, Betrieb 58, 761). Diese Amtspflicht besteht auch gegenüber einem Verkehrsteilnehmer, der ein zum Vk nicht mehr zugelassenes Kfz benützt (BGH 26. 5. 66, NJW 1456). Im Rahmen des Art. 34 G G tritt hier Staatshaftung ein. Der Geschädigte kann mithin außer gegen den Verkehrssicherungspflichtigen auch Ansprüche gegen die Körperschaft haben, welcher der zur Verkehrsregelung (Aufstellung von Verkehrszeichen) verpflichtete Beamte angehört, Rdn. 35 (BGH 23. 2. 56, VersR 320; Köln, 13. 12.66, MDR 67, 589). Sind Verkehrszeichen unzweckmäßig angebracht 23
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und werden hierdurch, was vorherzusehen war, Verkehrsteilnehmer irregeführt, so haftet der Verkehrsregelungspflichtige für die hierdurch entstehenden Unfälle. Für sein Verschulden spricht der erste Anschein ( B G H 27. 2. 69, VersR 539) (Rdn. 219 a zu § 16). Dasselbe gilt, wenn eine Ampelschaltung zu Zusammenstößen auf der Kreuzung oder zwischen Fußgängern und Fahrzeugen führen muß ( B G H 2 2 . 9 . 6 6 , VersR 1080; 2 7 . 2 . 6 7 , VersR 6 0 2 ; dasselbe gilt, wenn die Ampelanlage durch einen vom Verkehrsregelungspflichtigen nicht erkannten Schaltfehler gelegentlich nach allen Richtungen gleichzeitig grün zeigt, so daß zwei Kfze zusammenstoßen: Celle, 2 6 . 4 . 6 7 , V R S 33, 401). Fehlen Verkehrszeichen, die der Verkehrssicherungspflichtige infolge der Zuständigkeitsregelung des § 45 Abs. 2 und 3 StVO nicht aufstellen darf (§ 7 Abs. 1 Satz 1 F S t r G kommt als Rechtsgrundlage nicht in Betracht: Rdn. 6), so haftet der Verkehrsregelungspflichtige. Das gilt insbesondere, wenn der schlechte Zustand der Straße eine Geschwindigkeitsbegrenzung erforderlich macht (a. M. wohl B G H 4. 7. 68, VersR 1090). Das gleiche gilt, wenn dieser von seinem Recht Gebrauch macht, dem Verkehrssicherungspflichtigen die Aufstellung eines Warnzeichens zu verbieten (Rdn. 40 und Nedden, D Ö V 56, 14/19; siehe auch Rdn. 84). In allen anderen Fällen muß sich — wenn Fahrlässigkeit vorliegt — der Geschädigte zunächst an den Verkehrssicherungspflichtigen halten, weil nach § 839 Abs. 1 Satz 2 B G B der wegen Amtspflichtverletzung in Anspruch genommene Beamte nur haftet, wenn der Verletzte (Geschädigte) nicht auf andere Weise Ersatz zu erlangen vermag ( R G 27. 9. 43, D R 44, 111/112; München, 2. 4. 54, B a y J M i n B l . 157 = BayBürgerm. 232 = D A R 157. Dieselbe Ansicht vertritt auch das O L G Hamburg, 7. 1 1 . 5 3 , VersR 54, 20). Dies gilt freilich dann nicht, wenn der Verkehrssicherungspfiichtige kein Privatmann ist, sondern eine Behörde; denn § 839 Abs. 1 Satz 2 B G B gestattet es einer öffentlichrechtlichen Körperschaft nicht, sich auf Ansprüche gegen eine andere zu berufen (Rdn. 32). Abzulehnen ist die Ansicht des O L G Hamburg (7. 11. 53, VersR 54, 20), der Verkehrssicherungspflichtige hafte nicht, wenn er versäumt habe, der Verkehrsregelungsbehörde einen Hinweis auf die Erforderlichkeit eines Verkehrszeichens zu geben, und infolgedessen hafte stets der Beamte der Verkehrsregelungsbehörde allein nach § 839 B G B , wenn ein Verkehrszeichen — also auch das erforderliche Warnzeichen — fehle. Die Subsidiarität der Haftung aus § 839 B G B hat vielmehr zur Folge, daß eine Haftung des Verkehrsregelungspflichtigen nur in Ausnahmefällen zum Zug kommt. So kann sich ein auf einer Ortsdurchfahrt infolge starker Straßenverschmutzung gestürzter Kraftradfahrer auch dann nicht an die Gemeinde halten, wenn diese landesrechtlich verpflichtet war, für die Reinlichkeit im Gemeindebereich zu sorgen; denn die Haftung des Verkehrssicherungspflichtigen Staates aus § 823 B G B geht auf der Ortsdurchfahrt vor (München, 2 . 4 . 5 4 , BayJMinBl. 157 = BayBürgerm. 232 = D A R 157). An sich besteht die Pflicht der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde zur Gefahrenabwehr an Gefahrenstellen der Straße stets unabhängig von der Pflicht des Verkehrssicherungspflichtigen und neben ihr (München, 1 5 . 7 . 5 5 , VersR 56, 581). Die Polizei und die Straßenverkehrsbehörde sind aber zu einer baulichen Änderung der Straße in keinem Fall verpflichtet ( B G H 9. 3. 59, VersR 469 = VkBl. 355 = M D R 555 = VerwRspr. 60, 70 = V R S 16, 338), ebensowenig zu einer regelmäßigen Kontrolle der Straßen auf ihre Verkehrssicherheit (Hamm, 8 . 6 . 5 3 , VkBl. 54, 3 9 ; B G H 18. 10.56, VkBl. 57, 78 = J R 57, 103 = V R S 11, 408). Insbesondere sind sie nicht gehalten, die Entwässerungsanlagen der Straßen laufend zu überwachen. Sie haben jedoch einzugreifen, wenn ein den Verkehr gefährdender Zustand gemeldet worden ist ( B G H 29. 1. 68, VersR 555). Die Straßenverkehrsbehörde ist nicht gehalten, enge Straßen
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zu Einbahnstraßen zu machen, auch wenn sie vorübergehend eine größere Verkehrsdichte bewältigen müssen (BGH 16. 12. 68, zitiert bei Bode-Weber, DAR 69, 99). Die Straßenverkehrsbehörde ist ferner nicht verpflichtet, die Vorfahrt an Kreuzungen gleichrangiger Straßen abweichend von § 8 StVO durch Verkehrszeichen nach Bild 205, 206, 301, 306 zu regeln (Bremen, 30. 1.62, D A R 63, 107; BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33; siehe auch Rdn. 47). Läßt sich die Gefahr durch Aufstellen von Verkehrszeichen nicht beheben, so muß der Verkehrssicherungspflichtige M a ß n a h m e n (Baumaßnahmen, Beleuchtung, Wegereinigung, Leitplanken) ergreifen. Weist ein Polizeibeamter einen herannahenden Kraftfahrer durch Winkzeichen auf eine Glatteisstelle hin, so handelt er in der Regel nicht pflichtwidrig (BGH 13. 12. 65, N J W 66, 1162). Während die M a ß n a h m e n der Polizei öffentlichrechtlicher Natur sind, sind gleichartige M a ß n a h m e n des Bauunternehmers an Baustellen bürgerlich-rechtlicher Natur. Dazu zählt auch die Verpflichtung des Bauunternehmers zur Verkehrsregelung (BGH 27. 1. 58, N J W 545 = VersR 185 = M D R 311 = VRS 14, 249; Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 12. Aufl. Rdn. 154 bis 156 mit näheren Erläuterungen und Hinweisen auf abweichende Meinungen; siehe auch Rdn. 38). Der Unternehmer ist nach § 45 Abs. 6 und 7 StVO verpflichtet, vor Beginn der Arbeiten von der Straßenverkehrsbehörde Anordnungen darüber einzuholen, wie die Arbeitsstellen abzusperren und zu kennzeichnen sind, ob und wie der Verkehr, auch bei teilweiser Straßensperrung, zu beschränken, zu leiten und zu regeln ist und ob und wie der Unternehmer die gesperrten Straßen und Umleitungen zu kennzeichnen hat. Die Ausführung der Anordnungen ist bürgerlich-rechtlicher Natur. Sind dagegen unzutreffende Anordnungen getroffen, so haftet in erster Linie die Straßenverkehrsbehörde aus hoheitlicher Tätigkeit. Eine solche Haftung tritt auch ein, wenn die Behörde die Ausführung ihrer zutreffenden Anordnungen unzureichend überwacht und sich wegen Zuwiderhandlung gegen die Anordnungen ein Unfall ereignet (Clasen, N J W 72, 1930). In solchen Fällen tritt die Haftung der Behörde neben die bürgerlich-rechtliche Haftung des Unternehmers. Forsthoff (Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 1. Bd., allg. Teil § 18), Zeidler (DVB1. 59, 683) und Heuss (VersR 62, 689) vertreten die Ansicht, es gebe eine „öffentlich-rechtliche Gefährdungshaftung"; die Körperschaft hafte in gewissen Fällen auch ohne Verschulden, z. B. wenn eine Verkehrsampel ausfalle. Eine solche Annahme widerspricht jedoch dem geltenden Recht (Nürnberg, 12.7.67, VersR 261). f f ) Fahrten in Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht. Ereignet sich bei einer 3 9 Fahrt, die der Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht insofern dient, als der Straßenzustand beobachtet oder eine Gefahr beseitigt werden soll, ein Unfall, bei dem ein anderer geschädigt wird, so kommt es wiederum darauf an, ob diese Fahrt hoheitlich organisiert war oder nicht. War die Fahrt hoheitlich organisiert, wurden also die mitwirkenden Personen als Beamte mit Amtspflichten gegenüber den Verkehrsteilnehmern tätig, so tritt Haftung nach § 839 BGB Art. 34 G G ein ( B G H Z 21, 48 v. 4. 6. 56 = N J W 1353 = VRS 11, 166). III. Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei hoheitlicher Organisation 40 Ist die Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht bei der verpflichteten Körperschaft hoheitlich organisiert, so beschränkt sich die bürgerlich-rechtliche Verpflichtung der Körperschaft auf die Durchführung und Überwachung einer ausreichenden Organisation (Rdn. 31 und 35). Die Rechtsprechung ( R G Z 89, 136; 113, 293; 25
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128, 149; 153, 356/360 v. 27. 11. 16; 2 9 . 4 . 2 6 ; 7 . 4 . 3 0 ; 1 6 . 2 . 3 7 ; R G 1.4.31, D A R 213; B G H Z 11, 151 v. 4. 1. 53 = N J W 54, 505; B G H Z 27, 278 v. 19.5.58 = N J W 1234 und 1819 mit Anm. Nedden = VRS 15, 81 = M D R 586 = VersR 521) umreißt die Pflichten der Körperschaft wie folgt: Die Körperschaft hat die geeigneten Anordnungen zu treffen, um die regelmäßige Unterhaltung und Beaufsichtigung des Straßenwesens zu gewährleisten; sie hat ferner den Vollzug, die Angemessenheit und das Zureichen dieser Anordnungen zu sichern, ferner deren stete Übereinstimmung mit den sich schnell ändernden Verkehrsbedürfnissen. Schließlich hat sie die Einrichtung ihrer Organisation, deren Arbeit und die Tätigkeit der d a f ü r bestellten Bediensteten im allgemeinen zu beaufsichtigen (siehe auch Rdn. 31). Größere Körperschaften haben für diese Aufgaben einen besonderen Vertreter nach § 30 BGB zu bestellen; schon die Unterlassung einer Organbestellung dieser Art ist ein Organisationsmangel und damit auch ein Verstoß gegen die bürgerlich-rechtliche Verkehrssicherungspflicht der Körperschaft ( R G Z 89, 136 v. 27. 11. 16; RG 1.4.31, D A R 213; Kröner, D R i Z 59, 233/234; Himmelmann, J R 31, 249; abgelehnt wird eine „Organisationspflicht" von Neumann-Duesberg, N J W 66, 715). Die Einsetzung eines Straßenmeisters ist Bestellung eines solchen besonderen Vertreters. Für dessen Pflichtverletzung haftet die Körperschaft mithin nach den §§ 30, 31, 89 BGB ohne Entlastungsmöglichkeit (BayObLGZ 55, 91 v. 2 6 . 5 . 5 5 , VkBl. 616; Karlsruhe, 14.7.59, VkBl. 550; vgl. auch B G H Z 27, 278 v. 19. 5. 58, VRS 15, 81 = M D R 586 = VersR 521 = N J W 1234 und 1819 m. Anm. Nedden). Eine regelmäßige Überprüfung der Straßen m u ß gewährleistet sein, damit Schäden und Gefahren erkannt u n d die erforderlichen M a ß n a h m e n getroffen werden (Kröner, DRiZ 59, 235; BGH 18. 10.56, J R 57, 1003 = VkBl. 57, 78 = VRS 11, 408; BGH 30.9.57, VersR 776 = VRS 14, 1). Motorisierte Streifen braucht aber der Verkehrssicherungspflichtige nicht einzusetzen. Solange dieser ohne Verschulden keine Kenntnis von der Gefahrenstelle hat, ist auch sein Untätigbleiben frei von Verschulden. Übernimmt allerdings eine Behörde eine Straße von einer anderen Stelle in eigene Verwaltung, so m u ß sie sich sogleich über den Straßenzustand unterrichten (BGH 14. 4. 58, VersR 58, 380 = VRS 15, 14). Überträgt die Behörde die Ausführung von Bauarbeiten einem privaten Unternehmer u n d verletzt dieser seine Verkehrssicherungspflicht, so kommen Amtshaftungsansprüche gegen die Behörde nicht in Betracht (Celle, 26. 10. 67, VersR 68, 76. 41 IV. Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei nicht-hoheitlicher Organisation Hat die Verkehrssicherungspflichtige Körperschaft die Erfüllung ihrer bürgerlich-rechtlichen Pflicht nicht hoheitlich organisiert, so steht sie rechtlich einem Privatmann völlig gleich. Sie haftet mithin für Mängel der Organisation und für Pflichtverletzungen ihrer verfassungsmäßigen und besonderen Vertreter (z. B.für Straßenmeister, Rdn. 35 und 39) nach den §§ 30, 31, 89 BGB ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises (Rdn. 40), für die Pflichtwidrigkeiten der Straßenarbeiter und übrigen Bediensteten jedoch nach § 823 Abs. 1, § 831 BGB mit der Möglichkeit des Entlastungsbeweises (keine Haftung bei sorgfältiger Auswahl des Bediensteten und seiner sorgfältigen laufenden Überwachung). Die Bediensteten haften dem Geschädigten neben der Körperschaft unmittelbar aus § 823 Abs. 1 BGB. Liegt Haftung aus Amtspflichtverletzung vor, so kann unerörtert bleiben, ob daneben auch eine Haftung aus § 831 Abs. 1 besteht oder ob der Entlastungsbeweis geglückt ist; dies gilt jedenfalls dann, wenn die Haftung aus § 831 nicht umfangreicher wäre (BGH 27. 2. 69, VersR 69, 539). 26
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V. Allgemeiner Inhalt der Verkehrssicherungspflicht bei öffentlichen Straßen a) Grundsätze
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Sieht man von den durch die Organisationsform bedingten Unterschieden (Rdn. 35, 36) ab, so besteht die Verkehrssicherungspflicht in folgendem: Die Straße muß so angelegt und in einem solchen Zustand erhalten werden, daß sie keine Gefahrenstellen aufweist, mit denen man nach dem äußeren allgemeinen Erscheinungsbild nicht zu rechnen braucht. Jeder Benutzer muß zwar mit gewissen Unebenheiten und Gefahren rechnen und darauf achten (BGH 18. 3. 57, VRS 12, 407; 30. 9. 57, VersR 785; 2. 6. 58, VersR 609; 16. 2. 59, VersR 435/436 = VkBl. 450 = VRS 16, 245). Andererseits kann sich der Benutzer der Straße darauf verlassen, daß er durch Warnzeichen oder auf andere Weise auf nicht ohne weiteres erkennbare Gefahren hingewiesen wird (Rdn. 83 ff.). Kennzeichnungspflichtig sind im allgemeinen nur solche Straßenstellen, deren Beschaffenheit die Möglichkeit eines Unfalls nahelegt, weil der Verkehrsteilnehmer die Gefahr trotz Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt nicht oder nicht rechtzeitig erkennen kann (BGH 21. 1. 65, VersR 516; BGH 29. 1. 68, VersR 399; BGH 4. 7. 68, VersR 1090; BGH 12. 11.68, VersR 69, 80 = DAR 69, 71 = VRS 36, 4). Eine nicht ohne weiteres erkennbare Gefahrenstelle kann z. B. bei einer plötzlichen Verengung vorliegen (BGH 28. 2. 63, VersR 63, 652). Die Ansicht des BGH (BGH 28. 2. 63, VersR 652; ebenso Oldenburg, 16. 12. 65, VRS 31, 161), der Verkehrssicherungspflichtige müsse in gewissem Umfang die Möglichkeit berücksichtigen, daß sich ein Verkehrsteilnehmer vorschriftswidrig verhält, ist zu billigen; die Warnzeichen sollen auch unvorsichtige Fahrer warnen. Keinesfalls braucht aber der Verkehrssicherungspflichtige auf alle denkbaren Verstöße von Verkehrsteilnehmern gegen Sorgfaltspflichten Rücksicht zu nehmen (Düsseldorf, 4. 11. 65, VersR 66, 298). Vor allem braucht er das Verhalten völlig Unaufmerksamer, ganz Unverständiger oder Betrunkener nicht einzuplanen (BGH 29. 1. 68, VersR 399). Der Umstand, daß sich an einer gefährlichen Stelle jahrelang kein Unfall ereignet hat, macht die Stelle nicht zu einer gefahrlosen (BGH 29. 1.68, VersR 399). Da der Umfang der Verkehrssicherungspflicht von objektiven Maßstäben abhängt, wäre es fehlerhaft, aus dem Vorliegen eines erheblichen Verschuldens des Geschädigten schließen zu wollen, eine Verkehrssicherungspflicht habe nicht bestanden (BGH 1.10.62, VersR 63, 38). Hat der Verkehrsteilnehmer den Unfall durch eigene Unvorsichtigkeit verursacht, so bedeutet dies nicht etwa, daß die Haftung des Verkehrssicherungspflichtigen, der seine Pflicht verletzt hat, entfalle. Die Ansprüche mindern sich lediglich nach § 254 BGB (siehe auch Rdn. 30 und 34); bei erheblichem Mitverschulden entfallen sie ganz (Rdn. 25 zu § 9). Die Intensität der Sicherungspflicht ist in Rdn. 49 behandelt. b) Die Pflicht zur Aufstellung der Versicherungspflicht
von Warnzeichen ist ein Teil
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Sind die erforderlichen Warnzeichen — gleich von wem — angebracht, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige im allgemeinen nicht, wenn ein Verkehrsteilnehmer die gefährliche Stelle unvorsichtig befährt und hierdurch zu Schaden kommt. Er haftet nur noch für die Schäden, die trotz Anwendung der an ähnlichen Gefahrenstellen üblicherweise gebotenen Vorsicht eintreten ( R G 2. 6. 32, D A R 281) (z. B. für Achsenbruch in einem ungewöhnlich tiefen Schlagloch). Fehlt eine Warnung, die die drohende Gefahr erkennen ließe, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige 27
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bei einem entstehenden Schaden sowohl wegen des Fehlens des Warnzeichens als auch wegen der schlechten Straßenbeschaffenheit; denn es steht in seinem Ermessen, ob er ein Warnzeichen aufstellen oder statt dessen den gefährlichen Zustand beseitigen will (PreußOVG 14. 5. 28, VerwBl. 893; BGH 6. 7. 59, NJW 1772 = VRS 17, 249 = VersR 830 = MDR 916 = Betrieb 886 = DAR 296). Geht allerdings die Gefahr nicht vom Zustand der Straße, sondern von der Anlage der Straße aus, so ist dem Verkehrssicherungspflichtigen untersagt, Warnzeichen aufzustellen (Rdn. 86). Er haftet in diesem Fall, wenn jemand durch unfachmännische Anlage der Straße einen Schaden erleidet, ohne die Möglichkeit zu haben, die Verkehrsteilnehmer vor der ihnen drohenden Gefahr zu warnen. Gelingt es ihm nicht, die Verkehrsregelungspflichtigen (die Straßenverkehrsbehörde) zur Anbringung von Warnzeichen (oder anderen Verkehrszeichen oder Verkehrseinrichtungen) zu bewegen, so ist er verpflichtet, unverzüglich die Gefahrenstelle durch Straßenbaumaßnahmen zu beseitigen (BGH 6. 7. 59, NJW 1772 = VersR 830 = MDR 916 = Betrieb 886 = DAR 296 = VkBl. 549 = VRS 17, 249). Das gleiche gilt, wenn trotz des vorhandenen Warnzeichens ein sorgfältig fahrender und das Warnzeichen beachtender Fahrer der Gefahr zum Opfer fallen kann (BGH 15.4. 57, VkBl. 58, 283 = VRS 13, 3; BGH 4.7.68, VersR 1090). Eine Pflicht zur sofortigen Vornahme von Straßenbaumaßnahmen besteht schließlich auch, wenn sie erforderlich und nach objektiven Maßstäben zumutbar sind und die Straßenverkehrsbehörde nach §45 Abs. 3 StVO die Beseitigung des Warnzeichens verlangt (BGH 13.3.58, VersR 330). Wichtigster Maßstab ist die Verkehrsbedeutung der Straße und die Geschwindigkeit, mit der im allgemeinen die Kfze auf ihr fahren. Der Umfang der Verkehrssicherungspflicht ist vor allem bei Privatstraßen geringer, auf denen der Eigentümer den öffentlichen Vk nur duldet (München, 11.6.53, NJW 54, 1452). Die Sicherung muß aber in allen Fällen nicht nur auf die übliche Art der Straßenbenutzung abstellen, sondern auch Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, die die Straße in nicht ganz gewöhnlicher, wohl aber erlaubter Weise benützen (RG 9. 4. 31, VR 157). Die Auswahl der Warnungstafeln liegt zwar im Ermessen der Behörde, die Zeichen dürfen aber weder undeutlich noch irreführend sein (BGH 27. 2. 69, VersR 539). Das Zeichen „Engpaß" veranlaßt z. B. den Fahrer nicht ohne weiteres zur Herabminderung der Geschwindigkeit unter 80 km/h. Ein Hinweis auf Unebenheiten der Fahrbahn zwingt den Fahrer eines Porsches nicht, seine Geschwindigkeit herabzusetzen; denn ein Porsche kann auch bei Unebenheiten sicher gelenkt werden (BGH 27. 2. 69, VersR 531). 44
c) Keine Verantwortung für Gefahren, die nicht von der Straße, sondern von anderen Verkehrsteilnehmern ausgehen Für sie ist der Verkehrsregelungspflichtige und nicht der Verkehrssicherungspflichtige verantwortlich (BGH 31. 1. 52, VkBl. 210 = VRS 4, 173). Etwas anderes besagt auch nicht die Entscheidung des BGH vom 27. I. 1958 (NJW 545 = MDR 3 1 1 = VersR 185 = VRS 14, 249), in der ausgeführt ist, eine die Radfahrer gefährdende Zulassung des Gegenverkehrs auf dem Radfahrweg sei eine Pflichtwidrigkeit des Verkehrssicherungspflichtigen. Dieser könnte zwar in der Regel nur dafür verantwortlich sein, daß der Radfahrweg zu schmal angelegt war; in dem entschiedenen Fall handelte es sich aber offensichtlich um eine Baustelle, in deren Bereich der Gegenverkehr auf dem Radfahrweg nur vorübergehend zugelassen war. An Baustellen ist aber der Verkehrssicherungspflichtige auch für die Verkehrsregelung verantwortlich (Rdn. 35). Eine zweite Ausnahme von dem eingangs erwähnten 28
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Grundsatz bilden Fahrzeuge, die nach einem Unfall auf der Fahrbahn zum Stehen kommen. Zwar braucht der Verkehrssicherungspflichtige bei Verkehrsunfällen zunächst nicht einzuschreiten, es genügt, wenn er die Wegepolizei über die Notwendigkeit der Beseitigung der von dem betriebsunfähigen Fz ausgehenden Gefahr in Kenntnis setzt (Kröner, DRiZ 59, 235). Nur wenn diese die Gefahr nicht alsbald beseitigt, muß dies der Verkehrssicherungspflichtige tun (BGH 13. 12. 56, VersR 57, 109). Eine dritte Ausnahme bildet der Fall, daß ein Verkehrsteilnehmer die Straße so verschmutzt, daß Rutschgefahr entsteht, oder daß Gegenstände auf die Straße gebracht werden (RGZ 121, 404 v. 13. 7. 28; BGHZ 12, 124 v. 20. 1. 54 = NJW 594 = VRS 6, 164/168; Oldenburg, 14. 10. 55, 1 U 95/55; siehe auch Rdn. 23 und 81). Dies bedeutet aber nicht, daß der Verkehrssicherungspflichtige motorisierte Verkehrsstreifen unterhalten muß; er muß aber die Straße in angemessenen Zeitabständen begehen lassen (BGH 18. 10. 56, VRS 11, 408 = JR 57, 103 = VkBl. 57, 78; BGH 30.9.57, VRS 14, 1 = LM Nr. 30 zu § 823-Dc-BGB). Die Häufigkeit richtet sich nach der Verkehrsbedeutung der Straße (Rdn. 48, 49 und 84). Bei Gemeindeverbindungswegen genügt eine gelegentliche Begehung. Im übrigen braucht nicht jede Verschmutzung sofort beseitigt zu werden. In kleinen Dörfern ist Kuhmist ortsüblich, außer auf Fernstraßen und anderen Durchgangsstraßen. Das gleiche gilt für die Verschmutzung einer Landstraße II. Ordnung durch Rüben- und Kartoffelfahrzeuge (Bamberg, 2. 7. 58, VRS 15, 174). Die Straßenreinigungspflicht ist in Rdn. 84 behandelt. d) Eine Verpflichtung zum modernen Ausbau alter Straßen
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besteht an sich nicht (BGH 15.4.57, VersR 378 = VkBl. 58, 283 = VRS 13, 3; BGH 29. 11. 65, VersR 66, 290). Auch fehlende Überhöhung einer Kurve ist in der Regel nicht zu beanstanden (BGH 16.2. 59, VersR 435 = VkBl. 450 = VRS 16, 245). Weigert sich aber die Straßenverkehrsbehörde, die wegen der Straßenführung erforderlichen Warnzeichen (Kurve, Engstelle, Querrinne) anzubringen, so ist der Verkehrssicherungspflichtige verpflichtet, die Gefahrenstellen durch Straßenbaumaßnahmen zu beseitigen (BGH 6. 7. 59, NJW 1772 = VersR 830 = VRS 17, 249 = M DR 916 = Betrieb 886 = DAR 296 = VkBl. 549. Siehe auch Rdn. 86). Die Entscheidung darüber, in welcher Reihenfolge die einzelnen Gefahrenstellen innerhalb eines bestimmten Gebietes zu beseitigen sind, steht im Ermessen des Verkehrssicherungspflichtigen (RG 24. 6. 35, VAE 36, 53). Eine Verpflichtung, Gemeindeverbindungswege so auszubauen, daß Lastzüge darauf fahren können, besteht nicht (Rdn. 46 und 59). e) Räumliche Grenzen 46 Gegenstand der Verkehrssicherungspflicht sind alle Örtlichkeiten, die nach dem Willen des Verfügungsberechtigten von anderen Personen als dem Besitzer betreten werden sollen. Die Verkehrssicherungspflicht an öffentlichen Straßen bezieht sich auf Straßengrund, Straßenunterbau, Straßendecke, Bankette, Brücken, Durchlässe, Dämme, Gräben, Entwässerungsanlagen, Böschungen, Stützmauern, Mittelstreifen und die Sicherheitsstreifen beiderseits der Straße, ferner auch auf die Verkehrszeichen, die Verkehrseinrichtungen und die Bepflanzung (§ 1 FStrG). Die räumlichen Grenzen der Verkehrssicherungspflicht liegen dort, wo für einen mit den örtlichen Verhältnissen nicht vertrauten Verkehrsteilnehmer erkennbar die Grenze der Benutzbarkeit der Grundstücke zum öffentlichen Verkehr liegt. Der Verkehrssicherungspflichtige hat aber auch zu bedenken, daß der Fahrer geringfügig von der eigentlichen Fahrbahn abkommen kann, und hat daher der Abdeckung einer am Fahrbahnrand entlangführenden Wasserrinne sein Augenmerk zu wid29
Vor § 7 StVG
Haftpflicht
men (BGH 28. 1. 65, VersR 483). Fußgänger dürfen sich bei Regen unter Bäumen oder Sträuchern unterstellen, die an der Böschung stehen. Ein dort befindliches Steinkreuz m u ß daher vom Verkehrssicherungspflichtigen so instand gehalten werden, d a ß es bei Berührung nicht umstürzt ( B G H 28. 5. 62, VkBl. 622). Ist erkennbar, d a ß eine Straße von einer bestimmten Stelle an nicht mehr f ü r Lastkraftwagen benutzbar ist, so endet an dieser Stelle die Pflicht, die Straße in einem f ü r Lastkraftwagen benutzbaren Zustand zu erhalten ( B G H 14. 10. 57, VRS 14, 3; 24. 1. 58, VRS 14, 412; 19. 1. 59, VersR 59, 275 = M D R 374 = VkBl. 258 = VRS 16, 248). Das gleiche gilt, wenn eine Straße — z. B. ein Gemeindeverbindungsweg — in ihrem ganzen Verlauf f ü r schwere Fze ungeeignet ist u n d dies jedem Straßenbenutzer ohne weiteres — auch bei Nacht — erkennbar ist (LG Hechingen, 16. 9. 58, VersR 59, 440; Nürnberg, 26. 1. 59, BB 1277 = BayBürgerm. 142; A G Rendsburg, 1 7 . 9 . 5 9 , SchlHAnz. 293). Der Grundsatz ist auch auf a n d e r e nur f ü r bestimmte Verkehrsarten errichtete Straßen a n z u w e n d e n , vor allem f ü r Radfahrwege u n d F u ß p f a d e , auch wenn auf ihnen der übrige Vk nicht durch Verbotszeichen ausgeschlossen ist. Erleidet daher ein Personenkraftwagen auf einem Weg, der — f ü r jeden Benutzer erkennbar — nur f ü r Fußgänger u n d R a d f a h r e r angelegt ist, wegen der Beschaffenheit des Weges einen Schaden, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige nicht; dessen H a f t u n g würde aber eintreten, wenn ein R a d f a h r e r infolge der Beschaffenheit des Weges verunglücken würde. Darauf, d a ß kein Verbotszeichen angebracht ist, k o m m t es nicht an. Andererseits wird auch einem Kraftradfahrer gehaftet, der auf einem nur f ü r R a d f a h r e r gestatteten Weg fährt, sofern der Weg häufig trotz des Verbotes von K r a f t r ä d e r n benützt wird ( B G H 18.10.56, VersR 794). Wer einen Feldweg befährt, k a n n sich nicht darauf verlassen, d a ß er mit der vollen auf öffentlichen Straßen zulässigen Fz-Höhe unter den Ästen der daneben stehenden Bäume hindurchfahren k a n n ( B G H 19. 1.59, VRS 16, 248 = VersR 275 = M D R 374 = VkBl. 258). Der Verkehrssicherungspflichtige m u ß jedoch d a f ü r sorgen, d a ß ein nicht ohne weiteres auch bei Nacht erkennbarer Übergang von guter zu schlechter Straßenbeschaffenheit dem Verkehrsteilnehmer rechtzeitig vorher durch Warnzeichen bekanntgemacht wird. Die Pflicht hierzu hat außerdem die Straßenverkehrsbehörde. Fehlt das erforderliche Warnzeichen, so haften die Beamten der Straßenverkehrsbehörde nach § 839 BGB, wobei Staatshaftung nach Art. 34 G G eintritt (BGH 9. 3. 59, VersR 469 = VRS 16, 338 = VkBl. 355 = M D R 555 = VerwRspr. 60, 70). Hat die Straßenverkehrsbehörde dem Verkehrssicherungspflichtigen die Aufstellung eines an sich erforderlichen Warnzeichens vor der Gefahrenstelle untersagt, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige d a f ü r , d a ß er den weiteren Ausbau der Straße versäumt hat. Die Straßenverkehrsbehörde m u ß Warnzeichen und Verbotsschilder insbesondere vor allen Stellen anbringen, an denen die Straße unvermutet endet (BGH 3. 7. 52, VRS 4, 498 = N J W 1214; BGH 13. 11.58, VRS 16, 126/131; 15. 1.60, VkBl. 61, 234 = VRS 18, 268; Nürnberg, 18.4.58, VersR 632). Soweit in der Rechtsprechung dies früher als Pflicht des Verkehrssicherungspflichtigen angesehen wurde (BGH vom 13. 11. 1958) steht diese Rechtsansicht mit der Neufassung des § 3 StVO in Widerspruch. Das Aufhören der Seitenstreifen und die dadurch eintretende Verengung gibt weder der Straßenverkehrsbehörde noch dem Verkehrssicherungspflichtigen einen Anlaß zur Anbringung eines Warnzeichens (Oldenburg, 19.3.58, VRS 15, 322). Liegt eine Schneedecke, so m u ß der Verkehrssicherungspflichtige den Straßenrand außerhalb des Banketts durch Stangen kenntlich machen (a. M. Stuttgart, 18.3.53, DAR 236). Die Grenze zwischen Fahrbahn und Bankett braucht aber auch bei Vorhandensein einer Schneedecke nicht gekennzeichnet zu werden 30
Verkehrssicherungspflicht
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(BayObLGZ 61, 37 v. 31. 1. 61 = MDR 599 = VersR 716). Zur räumlichen Grenze der Verkehrssicherungspflicht innerhalb des bebauten Gemeindegebiets siehe Rdn. 18 am Ende. Eine Verkehrssicherungspflicht besteht auch an noch unfertigen Straßen, sofern auf ihnen schon ein — wenn auch beschränkter — Verkehr stattfindet. Die Fze müssen sich aber auf dem provisorisch für den Vk hergerichteten Teil der Fahrbahn bewegen; verläßt ein Kfz diesen Teil und stößt es gegen einen hervorstehenden Kanaldeckel, so ist der Verkehrssicherungspflichtige hierfür nicht verantwortlich (Düsseldorf, 3. 2. 59, VersR 529). Wer für einen Parkplatz verkehrssicherungspflichtig ist, hat die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß Benutzer nachts vorn um ihren abgestellten Wagen herumgehen; er hat daher gefährliche Stellen der Umrandung abzuschirmen (BGH 29. 1. 68, VersR 399). aa) Einwirkungen, die von Nachbargrundstücken ausgehen. Baumanpflanzungen 47 entlang einer Straße sind so zu gestalten, daß eine über das übliche („natürliche") Maß hinausgehende Gefährdung der Straßenbenutzer vermieden wird (BGH 22.9. 59, VRS 17, 326 = VkBl. 60, 15 = VersR 60, 32). Stehen Bäume auf einem zur Straße gehörenden Grundstück, so muß der Verkehrssicherungspflichtige dafür sorgen, daß sich durch Umstürzen von Bäumen und Herabfallen von Ästen keine Gefahren für den Straßenverkehr ergeben (Oldenburg, 14.2. 58, MDR 604 = VersR 634; LG Wiesbaden, 20.5.58, MDR 59, 126 = VersR 59, 220; Celle, 5. 7. 58, VersR 693; München, 30.4. 59, VersR 927). Die Straßenwärter brauchen keine fachtechnischen Spezialkenntnisse zu besitzen, doch muß ihre Dienstanweisung klarstellen, worauf sie besonders zu achten haben, und zwar vor allem darauf, daß eine grüne Baumkrone kein sicheres Zeichen für Gesundheit und Standfestigkeit eines Baumes ist (BGH 21. 1. 65, NJW 815 = DAR 128 = VersR 475 = M D R 405 = VRS 28, 249). Der Waldbesitzer ist nicht verpflichtet, alle in Straßennähe stehenden Bäume durch Bohrungen auf Rotfäulebefall zu untersuchen (BGH 30. 10. 73, VersR 74, 88 = VRS 46, 91). Aber auch hier kommt es auf die Verkehrsbedeutung der Straße an. Nicht beanstandet werden kann, daß Bäume unmittelbar neben der Fahrbahn stehen; sie zeigen vielmehr deutlich deren Grenze an. Etwas anderes gilt für Straßen mit Bordsteinkanten. Auf ihnen darf der Fahrer annehmen, daß er zum Bordstein heranfahren kann, ohne gegen einen Baum zu stoßen (Köln, 29. 3. 61, VRS 22, 2). Bei einem Feldweg ist der Verkehrssicherungspflichtige nicht gehalten, einen Ast zu entfernen, der in einem dem zulässigen Höchstmaß der Wagenladung nahekommenden Abstand in den Luftraum über dem Weg hineinragt (BGH 19. 1.59, VkBl. 258 = VRS 16, 248 = VersR 275 = MDR 374). Noch geringer sind die Verpflichtungen des für die Straße Verantwortlichen, wenn die Bäume nicht auf dem Straßengrund, sondern auf Nachbargrundstücken stehen. Hier beschränkt sich seine Pflicht auf das Entfernen der auf die Straße gefallenen Äste (oder Bäume) und — jedenfalls bei Bundesstraßen und bei Landstraßen 1. Ordnung — auf die Beseitigung eines den Verkehr gefährdenden Überhangs (§910 BGB; RG 25.4. 41, VAE 135 = RdK 154; LG Mönchengladbach, 25. 1. 51, VersR 52, 360), vor allem, wenn Zweige ein Verkehrszeichen bedecken (BGH 29. 10. 59, VRS 18, 168 = VersR 60, 317). Für nicht auf dem Straßengrund stehende Bäume ist die Forstverwaltung oder der Eigentümer verantwortlich, doch gehen hier die Pflichten nicht so weit. Eine Gemeinde ist z. B. nicht verpflichtet, Vorkehrungen gegen Windbruch der an einem Gemeindeverbindungsweg stehenden Bäume zu treffen (München, 30. 4. 59, VersR 927). Der Eigentümer eines Waldbestands neben einer Bundesstraße muß zwar durch äußere Besichtigung von Zeit zu Zeit feststellen, ob Bäume, die auf die Straße stürzen können, von Rotfäule befallen 31
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Haftpflicht
sind (Okulardiagnose); zu einer eingehenderen Prüfung ist er aber nicht verpflichtet (LG München II, 11. 12. 68, VersR 70, 68). Der Verkehrssicherungspflichtige ist nicht dafür verantwortlich, daß von fremden Bauwerken, die an der Straße stehen, keine Gefahren ausgehen (BGH 15. 10. 53, VRS 6, 2 = NJW 1865). Er ist auch nicht gezwungen, Steinschlag oder Lawinen durch kostspielige Verbauungen oder Bauwerke von der Straße fernzuhalten. Nur der Verkehrssicherungspflichtige ist gehalten, die Verkehrsteilnehmer durch Warnzeichen auf Stellen hinzuweisen, an denen in erhöhter Weise die Gefahr von Steinschlag oder Lawinen besteht; denn dies sind Gefahren, die nicht vom Zustand der Straße ausgehen. Gegen Sichtbehinderung in den Kurven braucht weder der Verkehrssicherungspflichtige Maßnahmen zu ergreifen noch der Verkehrsregelungspflichtige, sofern die Sichtbehinderung dadurch verursacht ist, daß Anlieger ihre Grundstücke erlaubterweise (zum Stapeln von Holz oder zur Errichtung von Rübenmieten) nutzen. Auch Warnzeichen sind in einem solchen Fall nicht erforderlich (Koblenz, 19. 9. 61, NJW 2208). Sind Steine an Stellen mit Steinschlaggefahr auf die Fahrbahn gelangt, so muß der Verkehrssicherungspflichtige sie beiseiteräumen lassen. Aber auch diese Pflicht entsteht nicht unmittelbar nach Herabfallen des Steins, sondern erst nach angemessener Zeit, wenn der für die Begehung der Straße eingesetzte Bedienstete die von dem Stein ausgehende Gefahr erkennen konnte. Die Häufigkeit der Begehung hängt vom Zustand der Straße und ihrer Bedeutung ab (Rdn. 44). Der Verkehrssicherungspflichtige muß im Herbst auch das Laub von der Fahrbahn entfernen lassen, allerdings nicht täglich. Einzelheiten zur Beseitigung von Schnee und Verschmutzung siehe Rdn. 81. Dem Straßenverkehrssicherungspflichtigen obliegt es grundsätzlich auch, für den ordnungsgemäßen Zustand der Entwässerungsanlage zu sorgen und eine Überflutung der Straße zu verhindern (BGH 29. 1. 68, VersR 555). 48
bb) Keine Verkehrssicherungspflicht besteht für das Gelände neben der Straße (Kröner, DRiZ 59, 237). Allerdings müssen Sicherungen an der Straße angebracht werden, damit Verkehrsteilnehmer nicht in einen neben der Straße befindlichen Abgrund oder in ein Gewässer stürzen (BGH 8. 5. 52, VRS 4, 405 = DVB1. 626 = DAR 133 m. Anm. Guelde = NJW 1089 für Wasserlauf; BGHZ 24, 124 v. 15. 4. 57 = NJW 1065 = BayBürgerin. 235 = VRS 13, 6 = VersR 380 für Höhenunterschied; BGH 20. 4. 59, VersR 711 für eine Brückenauffahrt). Das geht aber nicht so weit, daß der Verkehrssicherungspflichtige die Fußgänger durch Absperrungen daran hindern müßte, gefährliche Abkürzungen zu betreten (RG 9. 3. 11, JW 446). Auch bei dem Gelände neben der Straße kommt es letzten Endes darauf an, welche Sicherung ein Verkehrsteilnehmer üblicherweise an dem betreffenden Straßenstück erwarten kann. So müssen z. B. bei Straßen mit starkem Kfz-Verkehr an Stellen, wo sich ein Abgrund oder ein Gewässer neben der Straße befindet, in Kurven Leitplanken angebracht werden. Dagegen brauchen einfache Fahrwege in Weinbergen oder im Gebirge gegen die Talseite nicht gesichert zu sein. Eine Sicherung darf auch an einer Dorfstraße fehlen, wenn die Fahrbahn durch eine zwei Meter breite, leicht abfallende Böschung begrenzt wird (München, 17. 9. 59, VersR 60, 211). Bankette gehören nicht zur Fahrbahn und können mit schweren Kfzen nicht befahren werden. Da dies jeder Kraftfahrer wissen muß, erübrigen sich Warnzeichen dieses Inhalts (BGH 8. 7. 57 = NJW 1396 = Betrieb 820 = BB 911 = VkBl. 606 = VersR 666 = VRS 13, 172; BGH 8.7.57, VersR 603; Frankfurt, 27. 2. 58, VersR 59, 913; siehe auch Rdn. 51). Nur bei ungewöhnlicher Beschaffenheit des Banketts sind Hinweisschilder erforderlich (BGH 26. 1. 56, VersR 220). 32
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
Dies gilt auch dann, wenn die Grenze zwischen Bankett und Fahrbahn wegen gleicher Oberfläche (Splitt) nicht erkennbar ist (Köln, 10. 11. 54, VRS 8, 81; Celle, 30. 6. 55, VRS 9, 253). Ist damit zu rechnen, daß Fußgänger an bestimmten Stellen der Straßenböschung bei einem hereinbrechenden Gewitter Schutz suchen, so müssen auch diese Stellen verkehrssicher sein (BGH 28. 5. 62, VkBl. 622 = VRS 23, 13 (Steinkreuz). f ) Die Intensität der Verkehrssicherung findet ihre Grenze an der Zumutbarkeit 49 Der Umfang der Pflicht und das Maß der Sorgfalt hängen von der Art der Straße, der Verkehrshäufigkeit (BGH 1.10. 62, VersR 63, 38), der Bedeutung der Straße (Düsseldorf, 27. 3. 62, VersR 63, 50) und von den örtlichen Verhältnissen ab (BGH 24. 3. 55, DAR 135 = VRS 9, 4 (Streupflicht); Karlsruhe, 27. 10. 55, VersR 56, 391 und 440; BGH 8. 7. 58, VersR 644; BGH 19. 5. 58, VersR 604 (im Krieg entstandene Schäden); BGH 2.6. 58, VersR 640 (Weg zu einer Baustelle); allgemeine Grundsätze bei Kröner, DRiZ 59, 236). Maßgebend ist auch die auf ihr im allgemeinen gefahrene Geschwindigkeit. Ist eine Straße nur für Kfze bis 1,5 t Gesamtgewicht zugelassen, so braucht sie schwereren Lasten nicht standzuhalten (BGH 19. 3. 64, VersR 727). Eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht kommt nicht in Betracht, wenn ein Lastzug auf einem zur Holzabfuhr freigegebenen unbefestigten Waldweg ins Rutschen kommt (BGH 16. 12. 63, VersR 64, 323). Wird eine Straße infolge der Ausbeutung eines Kiesvorkommens, wegen einer Baustelle oder aus einem anderen Grund nur vorübergehend über ihre Tragfähigkeit hinaus benützt und dabei zerstört, so braucht der Verkehrssicherungspflichtige die Straße nicht ständig mit hohen Kosten herrichten zu lassen, sondern er kann sich darauf beschränken, sie nach Beendigung der außergewöhnlichen Benutzung instandzusetzen und in der Zwischenzeit die Verkehrsteilnehmer durch Warnzeichen auf den schlechten Straßenzustand hinzuweisen (BGH 19. 5. und 2. 6. 58, VersR 604 und 640). Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ist — anders als bei der Straßenbaulast — für die bürgerlich-rechtliche Verkehrssicherungspflicht ohne Bedeutung. Von der Bedeutung der Straße hängt es auch ab, wie oft ihr verkehrssicherer Zustand durch Begehung überprüft werden muß. Auch eine viel befahrene Bundesstraße muß weder nachts noch an arbeitsfreien Tagen überprüft werden (Nürnberg, 19. 9. 56, VersR 58, 171). Der Verkehrssicherungspflichtige braucht auch sonst keine motorisierten Streifen einzusetzen (Rdn. 44, 47 und 84). Der Verkehrssicherungspflichtige muß grobe Verstöße der Verkehrsteilnehmer und grobe Nachlässigkeiten nicht in Rechnung stellen (Rdn. 42). Z. B. kann er davon ausgehen, daß jeder Kraftfahrer weiß, daß sich beim Einsetzen des Regens auf Asphalt ein Schmierfilm bildet (BGH 27. 6. 63, DRiZ 356 = VersR 1150); er braucht ferner vor offensichtlichen Gefahrenstellen auf einer im Ausbau befindlichen Ortsstraße nicht zu warnen (LG Heidelberg, 5. 5. 66, VersR 67, 191). Wer einen Privatweg befährt oder ein Privatgrundstück betritt, kann dort nicht dieselbe Sicherheit erwarten wie auf öffentlichen Straßen; die Verkehrssicherungspflicht ist mithin auf Privatgrundstücken eingeschränkt (BGH 7. 11. 67, VersR 68, 68). VI. Einzelfälle der Verkehrssicherungspflicht bei öffentlichen Straßen a) Übersicht über die Rechtsprechung zur Verkehrssicherungspflicht 50 Im folgenden sind die wichtigsten Entscheidungen zur Verkehrssicherungspflicht nach den häufigsten Anwendungsfällen geordnet und innerhalb jedes Anwendungsfalles in zeitlicher Reihenfolge aufgeführt. Die Straßenreinigungspflicht, die 33
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Beleuchtungspflicht und die Streupflicht sind ausgenommen (vgl. auch RGRK, 11. Aufl., Anm. 52 bis 64 zu § 823 BGB): 51 aa) Absicherung von Baustellen: Celle 25. 11. 1931, RdK 32, 94 (Baugrube); RG 26.9.1932, VR 612 (Baustelle); KG 3.2.1939, VAE 202 (Baustelle); RG 15.9. 1942, VAE 239 (eine nicht gesperrte Landstraße 2. Ordnung ist befahrbar); Schleswig 29. 5. 1952, VkBl. 53, 89 (Bauarbeiten); Düsseldorf 27. 10. 1953, VRS 6, 81 (Gehweg); Koblenz 25. 2. 1955, VersR 253 (Schotterstein verursacht Reifenschaden); BGH 4. 5. 1955, VkBl. 418 = VRS 9, 106 (Autobahn); BayObLG 26. 5. 1955, BayObLGZ 91 = VkBl. 616 (Teermischgut auf der Fahrbahn); BGH 21.4. 1956, VRS 11,91; BGH 11.12. 1956, NJW 57, 499 (Betreten von Baustellen durch Unbefugte); BGH 5.4.1957, VRS 13, 15 (Kanalisationsarbeiten); LG Bremen 18.9.1957, MDR 58, 514; LG Frankenthal 16.10.1957, MDR 58, 337; BGH 11. 11. 1958, VRS 16, 86 (Verlegen von Fernsprechkabeln in der Straße); BGH 20.11.1958, VRS 16, 28 (Baustellen an einer gesperrten Straße); Karlsruhe 14. 7. 1959, VkBl. 550 (Baustelle für LKW ungeeignet); BGH 26. 4. 1960, VersR 798 (vorzeitige Entfernung eines Bauzaunes); BGH 7. 1. 1961, VersR 371 (offener Kanalschacht, von Wasser überflutet); Celle 26. 1. 1961, M D R 413 = VersR 740 (Einsatz eines Baggers); BGH 30. 1. 1961, VersR 371 = M D R 486 (offener Kanalschacht); Düsseldorf 21.9. 1961, MDR 62, 52 (Unebenheiten auf einer weithin sichtbaren Baustelle); BGH 29. 1. 1962, VersR 519 (ungesicherter Kanalisationsgraben); Frankfurt 14.4. 1964, VersR 1252 (Fehlen einer Verkehrsregelung an halbseitig gesperrter Straße); Oldenburg 16. 12. 1965, VRS 31, 161 (ohne ein Warnzeichen steht hinter einer Kurve ein Sperrbock auf der Fahrbahn); Köln 5. 5. 1966, VersR 857 (ein Hinweiszeichen „Engstelle" ist überflüssig, wenn das Zeichen „Baustelle" angebracht ist); BGH 4. 1. 1966, VersR 266 (Autobahn bei Nacht); Stuttgart 5.4.66, VersR 67, 485 (Stahlgewebeplatte auf dem Fußweg); Celle 26.10.67, VersR 68, 76 (schlecht beleuchtete Kanalbaustelle in der Stadt); 52
bb) Aufsicht auf Baustellen: RG 25. 2. 1931, H R R 1217; RG 2.7. 1931, DAR 32, 23 (Erdarbeiten); RG 14.7. 1942, VAE 201 (Verschleppen von Gegenständen auf die Fahrbahn); Düsseldorf 30. 6. 1952, VRS 5, 143 (Verschleppen von Baumaterialien auf die Fahrbahn); BGH 20. 1. 1954, BGHZ 12, 124 = VRS 6, 168 = NJW 594 (Verschleppen von Gegenständen auf die Fahrbahn); Hamm 21.1. 1955, VersR 622 (der Durchlaß eines Baches ist während der Straßenbauarbeiten aufgebrochen);
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cc) Bahnübergang (Einzelheiten findet man auch bei Rdn. 5 zum HaftpflG und Rdn. 61 bis 64 und 92 zu § 9): RG 1. 4. 1931, DAR 213 (unvorsichtiges Herablassen der Bahnschranke); RG 7. 1. 1932, DAR 215 (muldenartige Vertiefung); RG 23. 2. 1938, VAE 195 (zu hoch angebrachtes Warnzeichen); BGH 21.2. 1953, VkBl. 54, 157 (unbeschrankter Bahnübergang); BGH 21. 11. 1953, NJW 54, 640 = VRS 6, 92 (ungesicherter, verkehrsreicher Bahnübergang); BGH 3. 12. 1953, VRS 6, 94 (Schließen der Bahnschranken); BGH 3. 12. 1955, VkBl. 56, 206 = VRS 10, 178 (starker Vk); BGH 2. 7. 1957, VRS 13, 244; BGH 8. 7. 1958, VersR 644 (Anschlußgleis: keine Glockenzeichen, keine Sicherung); Celle 29.7. 1959, VersR 60, 281 (Schrankenwärterposten mit schlechter Sicht); BGH 23.6. 1964, VersR 64, 1024 (verkehrsreich, aber ohne Schranken); BGH 3. 11. 1964, VersR 65, 84 (erhöhte Sicherungspflicht des Bahnunternehmers, wenn die Straße nicht rechtwinklig kreuzt); BGH 7. 10. 66, VersR 67, 132 (Bahnschranken müssen in der Regel nachts beleuchtet sein); KG 14. 11. 66, VersR 67, 956 (der Zugang zu einem öffentlichen Bad führt über eine Gleisanlage, auf der rangiert wird); 34
Verkehrssicherungspflicht
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dd) Bankett: RG 31. 8. 1938, VAE 457 = RdK 39, 233 = DAR 39, 227 (Schlag- 54 loch); BGH 20. 12. 1951, VkBl. 52, 147 = DÖV 52, 256 = VRS 4, 178 (Kieshaufen); Bamberg 20. 1. 1954, NJW 1202 - VRS 6, 161; München 19. 10. 1954, RdK 55, 25 = VRS 7, 413; Celle 4. 11. 1954, RdK 55, 26 = VkBl. 55, 162; Köln 10. 11. 1954, VRS 8, 81 (Teersplitt-Decke); Stuttgart 22.3. 1955, DAR 108 (Umleitung); Celle 30. 6. 1955, VRS 9, 253 (Bankett hebt sich nicht deutlich von der Fahrbahn ab); BGH 8.7. 1957, NJW 1396 = Betrieb 820 = BB 911 = VkBl. 606 = VersR 666 = VRS 13, 172 (Omnibus sinkt auf dem Bankett ein); Frankfurt 27. 2. 1958, VersR 59, 913; LG Kiel 21. 10. 1958, MDR 59, 661 = VersR 59, 891 (Leitsteine dürfen in Kurven fehlen); BGH 19. 1. 1959, VersR 395 (der Seitenstreifen liegt 8 cm tiefer als die Fahrbahn); BGH 20. 4. 1959, VersR 729 (Schlaglöcher im geteerten Seitenstreifen); BGH 6. 7. 1959, Betrieb 886 = VersR 830 = VRS 17, 249 = DAR 296 = VkBl. 549 = NJW 1772 (Bankett 15 cm tiefer als die Fahrbahn); BayObLG 31. 1. 1961, BayOBLGZ 61, 37 = MDR 599 = VersR 716 (Schnee verdeckt die Grenze zum Bankett); München 13.7. 1961, VersR 62, 240 (nicht völlig ausgebaute Straße); BGH 4. 12. 1961, VersR 62, 177 (Lagerung von Baumaterial und von Leitplanken auf dem rechten Seitenbegrenzungsstreifen der Autobahn); BGH 2.4. 1962, VersR 574 (Straßenrand rutscht bei Befahren ab); BGH 20. 2. 1964, VersR 617 (daraus, daß ein schwerer Lastwagen einbricht, kann nicht auf eine schlechte Beschaffenheit des Banketts geschlossen werden); Koblenz 10. 12. 1963, VersR 64, 1255 (zu erwartende Benützung durch schwere Fze); BGH 26. 5. 1966, VersR 849 (die Fahrbahndecke darf nicht bis zum Straßenrand reichen, so daß der Rand beim Befahren abrutscht); BGH 16. 12. 1968, zitiert bei Bode-Weber DAR 70, 97 (nur bei befestigten Banketten ist Warnung nötig, falls sie nicht befahrbar sind, nicht aber bei Banketten, auf denen Gras wächst); ee) Bäume: RG 25. 4. 1941, VAE 135 = RdK 154 (Ast ragt in die Fahrbahn); RG 55 19. 9. 1941, VAE 239 (Bäume verdecken Einmündung eines Nebenweges); Dresden 25. 9. 1942, VAE 237 (durch den Sturm über eine Straße geworfener Baum); Celle 16.3. 1953, VersR 322 = RdK 97 (Äste von Obstbäumen an Landstraße 2. Ordnung); BGH 16. 10. 1956, VRS 12, 1 (morsche Äste der Bäume auf einem Parkplatz); Oldenburg 14.2.1958, VersR 634 (herabfallende Äste); LG Wiesbaden 20. 5. 1958, MDR 59, 126 = VersR 59, 220 (trockene Äste); München 22. 5. 1958, VersR 59, 212 (eine Fichte stürzte auf die Straße); Celle 5. 7. 1958, VersR 693 (umstürzender Baum); BGH 19. 1. 1959, VersR 275 = MDR 374 = VkBl. 258 = VRS 16, 248 (tiefe Äste); München 30.4. 1959, VersR 927 (Windbruch am Gemeindeverbindungsweg); BGH 22.9. 1959, VkBl. 60, 15 = VersR 60, 32 = VRS 17, 326 (morsche Bäume); BGH 29. 10. 1959, VersR 60, 317 = VRS 18, 168 (Zweige verdeckten das Vorfahrtszeichen); Stuttgart 12.5.1960, BWVB1. 110 (Obstbäume); Köln 29.3. 1961, VRS 22, 2 (Baum steht nur 6 cm von der Bordsteinkante entfernt); Köln 4. 4. 1962, VersR 63, 738 (an einer Bundesstraße sind die Bäume nicht durch Abklopfen überprüft worden, ein Baum stürzt); Oldenburg 27.3.1963, VersR 1234 = MDR 1004 LS = NdsRpfl. 64, 251 (ein Ast ragt in den Straßenraum); BGH 21.1. 1965, NJW 815 = WarnR Nr. 20 = MDR 465 = Betrieb 551 = BB 305 = DAR 128 = VersR 475 (Anweisungen an den Straßenwärter, wie die Bäume zu untersuchen sind); BGH 28. 6. 1965, VersR 1096 = VRS 29, 339 (Baum verdeckt das Dreiecksschild); Düsseldorf 4. 11. 1965, VersR 66, 298 (neue Straße verläuft nicht zwischen alten Baumreihen, kein Hinweis nötig); Koblenz 24.5.1966, NJW 2017 = 67, 50 mit Anm. Hoffmann (Campingplatz); BGH 6. 6. 67, VersR 805 (Holzfällerarbeiten); BGH 9. 11. 67, VersR 68, 72 = NJW 68, 35
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443 (Ast ragt in 2,70 m Höhe in die Fahrbahn); KG 11. 6. 70, MDR 71,216 = VRS 39, 406 (Äste an innerstädtischen Straßen); KG 5. 10.72, VersR 73, 187 (Äste an innerstädtischen Straßen); Stuttgart 26. 10. 73, VersR 74, 1114 (nicht standsichere Bäume neben der Straße); BGH 30. 10. 73, VersR 74, 88 = VRS 46, 91 (Bäume im Wald an der Straße); Düsseldorf 25.4. 74 (Ast ragt in den Raum einer städtischen Straße). 56 f f ) Blaubasalt (vgl. auch Rdn. 89): Düsseldorf 22.6. 1954, VRS 8, 107; BGH 15. 4. 1957, VRS 13, 3 = VkBl. 58, 283 = VersR 378; Frankfurt 12. 12. 1957, VersR 58, 418 (Kleinpflaster); BGH 30. 1. 1958, VersR 262 = MDR 408 = VRS 14, 331; BGH 19. 1. 1959, VersR 334 = MDR 555 = BB 323 = DAR 154 = VkBl. 227 = VRS 16, 326 (Kopfsteinpflaster in einer Ortsdurchfahrt); BGH 16. 2. 1959, VersR 435 = VkBl. 450 = VRS 16, 245 (Wechsel des Straßenbelags in einer Kurve); BGH 9. 3. 1959, VersR 469 = VkBl. 355 = MDR 555 = VerwRspr. 60, 70 = VRS 16. 338 (Kurve, gewölbte Fahrbahn); BGH 20. 4. 1959, VersR 672 (Zufahrt zu einer Fähre); Köln 12.5. 1959, MDR 1011 = JMB1NRW 242 (Verteilerkreis); BGH 2.7. 1959, VersR 828 = VRS 17, 247 (objektive Häufung von Unfällen); BGH 7. 1. 1960, VersR 237 = VerkBl. 61, 234 (Quergefälle); BGH 11.7. 1960, VersR 996 (Blaubasalt); Hamm 22.4. 1963, VersR 64, 152 (an besonders gefährlichen Stellen Geschwindigkeitsbegrenzung); Saarbrücken 10.5. 1963, VersN 64, 13 (Kurve); BGH 10. 6. 1963, VersR 1045 (Nässe, Unfall im Juni 1953); 57
gg) Bordsteinkante vorspringend: RG 11.6. 1931, DAR 32, 23 (aus ihrer Lage gebrachte Bordsteine); BGH 2.6. 1958, MDR 750 = VersR 531 = VkBl. 614 = Betrieb 1039 = NJW 1436 = VRS 15, 173 (vorspringende Bordsteinkante ohne weißen Anstrich); BGH 3. 5. 1962, VersR 665 (Bordstein beginnt hinter einer 25 m breiten Einfahrt wieder; BGH 28. 2. 1963, VersR 652 (der rechte Fahrbahnrand mündet in einen zum Fluß hinabführenden Fußweg); 58 hh) Fehlen von Geländer oder Leitplanke: RG 17. 8. 1936, VAE 37, 40 (Straße mit Quergefälle); RG 21. 8. 1940, DR 2105 (fehlendes Geländer an Brückenauffahrt); BGH 15. 6. 1954, BGHZ 14, 83 = NJW 1403 = VersR 402 = MDR 601 = VkBl. 474 = VRS 7, 84 (zu kurzes Brückengeländer); BGH 18. 10. 1956, VersR 768 (Schadhaftes Brückengeländer); BGH 15.4.1957, NJW 1065 = VersR 380 = BayBürgerm. 235 = VRS 13, 6 = BGHZ 24, 124 (Höhenunterschied zwischen Straße und angrenzendem Grundstück); BGH 6. 10. 1958, VersR 59, 228 (Gefährliche Brückenauffahrt); BGH 20.4.1959, VersR 711 (Brückenauffahrt), München 17.9.1959, VersR 60, 211 (Böschung an einer Dorfstraße); BGH 19.10.1959, VersR 1043 = MDR 60, 115 = BB 60, 269 (Rheinuferpromenade); BGH 17. 4. 1961, VersR 662 = MDR 753 (Übergang einer Dorfstraße über einen Bach); BGH 16. 5. 1963, VersR 950 (Böschungsmauer am Fluß neben der Straße); BGH 14.2.1966, VersR 562 = VRS 30, 408 (Autobahnparkplatz); BGH 29.1.1968, VersR 68, 399 (öffentlicher Parkplatz ist mit nur niedriger Mauer gegen einen Graben abgegrenzt). 59
ii) Gemeindeverbindungsweg: Kassel 14.7. 1931, JW 32, 810 (Straßenzustand); RG 10. 10. 1932, JW 3702 (Querrinnen); Nürnberg 16. 1. 1959, BB 1277 = BayBürgerm. 142 (für Lastzug ungeeignet); München 30.4. 1959, VersR 927 (Windbruch von Bäumen); AG Rendsburg 17.9. 1959, SchlHAnz. 293 (Schlechter Straßenzustand); BGH 8. 12. 1964 = VI ZR 208 und 258/63 = VersR 65, 260 (Verschmutzung ist hinzunehmen); 60 kk) Gleise in der Fahrbahn, Vertiefung an ihrem Rand: Köln 29. 8. 1935, VAE 36, 513 (Schlaglöcher); KG 3. 10. 1938, VAE 520 (Fehler in der Straßendecke in der 36
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Zone der Straßenbahngleise); BGH 8. 4. 1954, VRS 7, 20 (Eisenbahn); Oldenburg 17. 1. 1958, NdsRpfl. 187 (Frostaufbruch entlang einer Straßenbahnschiene); BGH 20. 1. 1961, VersR 236 = VRS 20, 164 (Straßenbahn); II) Hindernisse auf der Fahrbahn: KG 3. 4. 1936, VAE 337 (Öffnen einer Haustü- 61 re, die in den Verkehrsraum ragt); RG 15. 12. 1939, RGZ 162, 273 (Verkehrszeichen auf der Fahrbahn); RG 4. 11. 1941, VAE 42, 26 (Dreibock steht nachts unbeleuchtet auf der frischgeteerten Straße); RG 27.9. 1943, DR 111 (Steinschlag und Lawinen); BGH 20. 12. 1951, DAR 52, 41 = VRS 4, 161 (Durch eine Sprengung auf die Autobahn gelangter Betonklotz); BGH 14. 1. 1954, NJW 913 = VRS 6, 253 (Vier Telefonmasten liegen quer über die Straße); Stuttgart 21.7. 1954, VRS 7, 246 (Telefonmast stürzt auf die Straße); BGH 10. 11. 1954, VersR 55, 11 (Kinder tragen laufend Steine von einem Trümmergrundstück auf die Fahrbahn); BGH 12. 1. 1955, VRS 8, 172 (Aufstellen von Gerüstleitern); München 15. 7. 1955, VersR 56, 581 (Straßenbegrenzungsstein liegt nachts auf der Fahrbahn); Hamburg 29. 11. 1955, NJW 1922 (Pfeiler einer Eisenbahnbrücke); BGH 23.2. 1956, VersR 320 (Betonmast eines Wegweisers liegt auf der Fahrbahn); BGH 22.11.1957, VersR 58, 51 (Mast auf dem Bürgersteig); LG Oldenburg 26. 9. 1958, DAR 329 = VersR 59, 200 (Überstehende Steine an der Bordkante eines Abstellplatzes); Hamm 8. 1. 1959, VRS 17, 309 (In die Straße ragendes Förderband); Celle 26.3. 1959, VersR 859 (Sandhaufen auf dem Sommerweg); München 29. 9. 1959, VersR 60, 187 (Liegendes Kraftrad); BGH 30. 11. 1959, VersR 60, 511 (Abweisstein an einer Gemeindewaage); AG Kehl 24.2.1960, VersR 1149 (Leere Teertonnen); BGH 5.4. 1960, VersR 636 (Splitthaufen auf einer Dorfstraße); BGH 7. 10. 1960, NJW 61, 262 (Liegendes Motorrad); Celle 26. 1. 1961, MDR 413 = VersR 740 (Bagger wird an öffentlicher Straße eingesetzt); BGH 17. 2. 1961, VersR 442 = VRS 20, 337 (Bausand vor einem Haus); Koblenz 19.9. 1961, NJW 2208 (Holzlager am Straßenrand behindert die Sicht in einer Kurve); LG Fulda 30. 5. 1963, DAR 64, 102 (Überschwemmung einer Bundesstraße bei Regen wegen fehlenden Abflusses); Stuttgart 15.7. 1964, VersR 1275 (unzureichend abgedeckter Kanalschacht); Celle 14.7.1965, VersR 1083 (mangelhaft beleuchteter Teersplitthaufen); Nürnberg 30.9.1970, VersR 71, 918 (Zementbrocken auf der Autobahn); Saarbrücken 7.4. 1971, VersR 72, 207 (herausragender Kanaldeckel auf unfertiger städtischer Straße); mm) Rohr-Graben in der Fahrbahn, schlecht aufgeschüttet: RG 19. 9. 1932, DAR 62 328 (Rohrgraben quer zur Fahrbahn); Neustadt 17. 12. 1953, VRS 6, 325 = VersR 54, 231 (Provisorische Wasserleitung); Schleswig 9. 7. 1954, VRS 8, 84 (Ausbesserung von Telefonkabeln); LG Düsseldorf 21. 11. 1960, MDR 61, 768 (Kanalarbeiten); BGH 24.4. 1961, VersR 550 = VkBl. 383 = VRS 21, 7 (Kanalrohr); Nürnberg 5.4. 1962, VersR 1191 (Wasserleitung); Schleswig 18.4. 1964, VersR 1258 mit Anm. Böhmer = VersPrax. 65, 8 (Haftung des Tiefbauunternehmers für provisorisch zugeschüttete Querrinne); nn) Schachtdeckel zu tief oder zu hoch: Stuttgart 15. 1. 1932, DAR 88 (Tiefer lie- 6 3 gender Deckel); BGH 20. 9. 1954, VersR 7, 412 (Kanaldeckel); Hamm 28. 10. 1954, Städtetag 55, 121 (Hydrantendeckel auf einem Gehweg); München 14.7.1955, Arch. f. Post- und Fernmeldewesen 56, 258 (Hineinragen von der Fahrbahn in die Gehbahn); BGH 18. 3. 1957, VRS 12, 407 (Kanaldeckel ragt 12 mm über den Bürgersteig); Köln 31. 1. 1958, VersR 457 = MDR 425 (Kanaldeckel ragt 17 cm aus der unfertigen Fahrbahn); Celle 13. 12. 1958, VkBl. 59, 356 (Gully auf dem Gehweg); Düsseldorf 3. 2. 1959, VersR 529 (Kanaldeckel auf unfertiger Straße); Mün37
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chen 4. 1. 1962, VersR 994 (Kanaldeckel zu tief); BGH 21.4. 1964, VersR 746 (3 mm Höhenunterschied sind zulässig); Saarbrücken 7.4.1971, VersR 72, 207 (herausragender Kanaldeckel auf unfertiger Straße); 64
oo) Schlaglöcher, schlechter Straßenzustand: RG 24. 1. 1929, DAR 87; RG 17. 1. 1930, DAR 122 = VR 126 (Sommerweg); RG 6. 4. 1933, DAR 87 (Erhebliche Vertiefung); RG 17. 9. 1934, RdK 35, 221 (Vertiefung am Rand zum Sommerweg); RG 24. 6. 1935, VAE 36, 53 (Sommerweg liegt 18 cm tiefer); RG 18. 1. 1937, VAE 179; RG 18. 1. 1937, VAE 180 = DAR 37, 78; KG 4.4. 1938, VAE 341 (Grenze zum Sommerweg); RG 31.8. 1938, VAE 459; RG 11.2. 1939, VAE 160; Hamm 24.4.1953, VersR 54, 14 = VRS 5, 563 (Landstraße 2. Ordnung); Hamburg 8. 7. 1954, VRS 9, 408 (Zufahrt zu einer Baustelle); Hamburg 17. 2. 1955, VRS 9, 410 (Zufahrt zu einer Baustelle); Nürnberg 19.9. 1956, VersR 58, 171 (Frostschäden auf Bundesstraße); Oldenburg 17. 1. 1958, NdsRpfl. 187 (Frostaufbruch entlang einer Straßenbahnschiene); BGH 19. 5. 1958, VersR 604 (Im Krieg entstandene Schlaglöcher); BGH 2. 6. 1958, VersR 640 (Feldweg zu einer Baustelle); Frankfurt 8. 7. 1958, MDR 59, 126 (Gefahr von Frostaufbrüchen); Frankfurt 28. 10. 1958, MDR 59, 301 = VersR 59, 360 (Kinder haben Steine aus dem Kopfsteinpflaster entfernt); Frankfurt 13. 11. 1958, VersR 59, 530 (Straße auf einem Baugelände); BGH 16.2. 1959, VersR 435 (Mulde im Klinkerpflaster); BGH 7. 1. 1960, VersR 235 (Frostaufbrüche); BGH 24. 4. 1961, VersR 61, 550 = VRS 21, 7 (Leichtmotorrad stürzt wegen eines Schlaglochs); München 18. 5. 1961, VersR 1049 (Unzureichend gesperrte Straße); Celle 11.3. 1964, NJW 1230 (Vieh kommt zu Schaden); BGH 28. 2. 1966, DVB1. 403 = VkBl. 695 (abgenutztes Pflaster an einem Verkehrsknotenpunkt); BGH 27. 10. 1966, NJW 67, 980 LS (geringfügige Höhenunterschiede zwischen den Platten eines Bürgersteigs sind hinzunehmen); Bamberg 17.4.1970, VersR 70, 845 (infolge Hitze aufgeweichter Teerbelag); Stuttgart 14. 10. 1971, VersR 72, 868 (Frostaufbrüche); Stuttgart 5.4. 1973, VersR 74, 395 (nächtliche Gefahrenquelle für Fußgänger); BGH 12.7. 1973, VersR 73, 637 = MDR 73, 656 = DAR 73, 217 = VRS 45, 81 (ungünstiges Mischungsverhältnis von Bitumen und Splitt);
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pp) Schotteraufschüttung, Rollsplitt: Stuttgart 4.4. 1929, JW 2065 (Schotteraufschüttung); LG Weiden 10.6. 1959, VRS 17, 405 (Splitt auf schwitzenden Stellen des Asphalts); BGH 10. 5. 1960, VersR 712 (Lockere Lavalithschicht);
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qq) Schwache Straßendecke und Unterspülungen: RG 5. 5. 1930, DAR 184 = VR 31, 197 (Ungeeignet für LKW); BGH 17.9. 1953, VersR 54, 414 (Ein Wasserrohrbruch hat die Straße unterspült); BGH 5. 12. 1955, VRS 10, 83 (Ein Wasserrohrbruch hat die Straße unterspült); Bamberg 24. 10. 1956, VersR 57, 133 = BayBürgerin. 57, 67 (Lockerung der Außenränder der Straße); BGH 14. 10. 1957, VRS 14, 3 (Ungenügende seitliche Straßenbefestigung); BGH 14.4. 1958, VRS 15, 14 = VersR 380 (Zu schwacher Unterbau); BGH 14.4. 1958, VersR 563 (Zu schwacher Unterbau einer Umleitungsstraße); LG Hechingen 16. 9. 1958, VersR 59, 440 (Für schwere Fze offensichtlich nicht geeigneter Weg); BGH 19. 1. 1962, VersR 326 (Muldenförmige Vertiefung durch Wasserrohrbruch); Nürnberg 9. 6. 1965, VRS 29, 401 (Lastzug bricht wegen Wasserrohrbruch ein); BGH 28. 2. 1966, MDR 484 = VersR 583 = DAR 271 (Regengüsse haben wegen des Zustands des Pflasters Gefahren für Fahrzeuge herbeigeführt); BGH 25.9.67, VersR 1155 (nicht tragfähiger Schachtdeckel); Bamberg 6. 12. 1967, VersR 69, 66 (Fahrbahnrand einer Staatsstraße sinkt ab); Stuttgart 29. 12. 1971, VersR 73, 260 (LKW fährt über eine Bodenwaage, die nachgibt); 38
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rr) Umleitungsstraße in schlechtem Zustand: KG 28. 1. 1938, VAE 187; Stuttgart 22. 3. 1955, DAR 108 (Bankett); Hamm 15. 5. 1956, DAR 278 (Sperren und Umleitungen auf der Autobahn); BGH 14. 4. 1958, VersR 563 (Zu schwacher Unterbau); BGH 29. 10. 1959, VersR 1049 = Betrieb 1399 = VkBl. 60, 91 = NJW 60, 239 = DAR 60, 47 = MDR 60, 117 (Engstellen); BGH 26. 5. 1966, VersR 849 (Verkehrssicherungspflicht einer Gemeinde für eine umgeleitete Kreisstraße); ììJ Unebenheiten, Querrinne: RG 10. 3. 1930, DAR 152 (Querrinne in der Stadt); RG 15. 12. 1930, DAR 31, 45 (Querrinne in der Stadt); Königsberg 11.4. 1932, VR 550 (Erhöhungen und Vertiefungen); RG 10. 10. 1932, JW 3702 (Zwei Querrinnen mit geringem Abstand); RG 21. 3. 1935, VR 296 = RdK 363 (Erhöhung nach Erdarbeiten); Oldenburg 30. 10. 1953, RdK 54, 75 (Murmellöcher auf einem Marktplatz); Karlsruhe 18. 12. 1958, VersR 59, 861 (Unebenes Kopfsteinpflaster auf einem Gehweg); Koblenz 25.9.1959, VersR 60, 162 (Bürgersteig); LG Itzehoe 4.2. 1960, SchlHAnz. 237 (Gehweg); BGH 28.4. 1960, VersR 850 (Mit Rutschasphalt München 29.9. I960, (Löcher im Fußweg); Düsseldorf 21.9. 1961, MDR 62, 52 (Weithin sichtbare Baustelle); BGH 19. 1. 1962, VersR 326 (Muldenförmige Vertiefung durch Wasserrohrbruch); BGH 30. 9. 1968, VersR 69, 35 (im Plattenbelag eines Gehwegs fehlt ein größeres Stück); BGH 15.2. 1971, VersR 475 (unvermutete Querrinne im Großstadtverkehr); tt) Unvorhersehbare Einmündung einer Nebenstraße: RG 9. 2. 1937, RGZ 154, 16 = NJW 1314 = DAR 111 (Im Wald); RG 19. 9. 1941, VAE 239 (Bäume verdecken die Einmündung); BGH 27. 10. 1958, VersR 59, 33 (Wald verdeckt Straßeneinmündung); uu) Verengung der Fahrbahn: KG 23. 4. 1936, VAE 338 (Schlecht sichtbare Bordkante); RG 16.2. 1938, VAE 187; BGH 14.4. 1958, VersR 563 (Umleitungsstraße ist zu eng); Oldenburg 19.3. 1958, VRS 15, 322 (Aufhören des Seitenstreifens); BGH 12. 11. 1959, VersR 60, 349 = VkBl. 60, 90 = VRS 18, 10 (Einspurige Fahrbahn wegen Straßenbahn); Nürnberg 28. 4. 1965, VersR 1037 (Park-Streifen rechts der Fahrbahn endet an einem Baum); BGH 2. 6. 1958, VersR 531 = MDR 750 = VRS 15, 173 (plötzliche Verengung der Fahrbahn); Düsseldorf 16. 11. 1967, DAR 68, 153 = OLGZ 68, 7 (schlecht gekennzeichneter Fahrbahnteiler); vv) Wasser oder Schlamm auf der Fahrbahn: KG 27. 11. 1939, VAE 40, 48 (Verschlammung); RG 23. 11. 1940, VAE 41, 31 (Verschlammung auf Bürgersteig zwingt zur Benutzung der Fahrbahn); Celle 6. 11. 1954, VersR 55, 397 (Schlamm); BGH 8.6.1961, VersR 806 (Überschwemmte Autobahn); LG München I 21. 12. 1961, VersR 62, 995 (Wasser auf der Autobahn); Koblenz, 20. 12. 66, VersR 67, 480 (Überschwemmung durch Schneeschmelze); BGH 29. 1. 1968, VersR 555 (durch einen Wurzelstock verstopfter Entwässerungsgraben führt zu Überschwemmung); BGH 16.3. 1970, VersR 70, 545 (Wasser auf der Straße); Saarbrücken 17. 11. 1972, VkMitt. 73, 59 (Wasser auf der Fahrbahn); BGH 18. 12. 1972, VersR 73, 254 (Wasser auf der Fahrbahn);
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ww) Wölbung der Fahrbahn oder Quergefälle: RG 24. 6. 1935, VAE 36, 53 (starke 72 Wölbung); Hamm 8.6.1953, VkBl. 54, 39 (Quergefälle mit Glatteis); BGH 9.3. 1959, VersR 469 = VkBl. 355 = MDR 555 = VerwRspr. 60, 70 = VRS 16, 338 (Blaubasalt in Kurve); BGH 6. 7. 1959, Betrieb 886 = VersR 830 = VRS 17, 249 = DAR 296 = VkBl. 549 = NJW 1772 (Geringe Straßenbreite); BGH 7. 1. 1960, VersR 237 = VkBl. 61, 234 (Quergefälle mit Blaubasalt); BGH 11.7. 1960, VersR 998 (Abschüssige Kurve im Winter); BGH 1.12. 1960, VersR 61, 162 (Ortsdurchfahrt einer Landstraße 2. Ordnung); 39
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xx) Sonstiges: Hamm 19. 11. 1948, DVerw. 49, 299 = VRS 1, 94 (Gesprengte Straßenbrücke); LG Karlsruhe 9.9.1949, VRS 3, 86 (Beschilderung des Endes einer Autobahn); LG Wiesbaden 10. 1. 1952, NJW 1098 (Unvermutetes starkes Gefälle); BGH 31. 1. 1952, VkBl. 210 = VRS 4, 173 (Radfahrer auf einer Fußgängerbrücke); BGH 8. 5. 1952, DVB1. 626 = DAR 133 mit Anm. Guelde = NJW 1089 = VRS 4, 405 (Wasserlauf neben der Straße); BGH 9.6. 1952, BGHZ 6, 195 = VRS 4, 401 = NJW 1089 (Gesprengte Brücke); BGH 3. 7. 1952, NJW 1214 = VRS 4, 498 (Durchlaß durch die Stadtmauer zum Fluß); München 11.6. 1953, NJW 1452 (Privatweg); BGH 24.6. 1953, NJW 1506 = VRS 5, 489 (Eröffnung eines weitergehenden Verkehrs); Stuttgart 18.3. 1953, DAR 236 (Schnee verdeckt die Grenze zwischen Straßenrand und Straßengraben); BGH 15. 10. 1953, NJW 1865 = VRS 6, 2 (Einsturz von Hausruinen an der Straße); BGH 13. 12. 1956, VersR 57, 109 (Minen in Grünstreifen neben der Straße); BGH 30.9. 1957, VersR 776 = VRS 14, 1 (Straßensperre an der Zonengrenze); BGH 3. 10. 1961, VersR 1044 (Sichtbehinderung durch den Staub einer Schuttrutsche); Bremen 30. 1. 1962, DAR 63, 107 (Fehlende Vorfahrtregelung an einer Kreuzung gleichrangiger Straßen); Braunschweig 22. 5. 1962, VersR 1068 (Haus springt in 2,65 m Höhe in die Fahrbahn vor); BGH 28. 5. 1962, VkBl. 622 = VRS 23, 13 (Ein Steinkreuz an der Böschung fällt bei Berührung um); Düsseldorf 10.4. 1962, VersR 63, 271 LS (Ende eines Radfahrwegs nur durch Drähte bezeichnet); Nürnberg 25. 1. 1963, VersR 64, 348 (Haftung der Post für eine auf dem Fußweg zurückgebliebene TelefonmastVerankerung); BGH 29. 11. 1965, VersR 66, 290 (Häufung von Unfällen an einer bestimmten Stelle ohne erkennbare Ursache); BGH 25. 4. 67, VersR 755 (Kfz gegen ein Spannseil auf einem Werksgrundstück); BGH 16. 10. 67, NJW 68, 246 (erhöhte Steinschlaggefahr); BGH 12. 11. 1968, VersR 69, 80 = DAR 69, 71 = VRS 36, 4 (Unfälle von Fußgängern häufen sich); BGH 24. 11. 1969, VersR 70, 179 (Unebenheit an der von der Stadt angelegten Omnibushaltestelle);
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b) Die Streupflicht ist ein Teil der Verkehrssicherungspflicht; sie trifft daher den Verkehrssicherungspflichtigen (BayObLGZ 57, 157/160 v. 16. 5. 67). Näheres findet man vor allem in der Monographie von Ketterer-Friedrich (Die Streupflicht in Gesetzgebung und Rechtsprechung, 2. Aufl. München 1957), in der Rechtssprechungsübersicht (BB 59, 1188) und den Aufsätzen von Röhder (Staats- und Kommunalverwaltung 57, 38), Cremerius (NJW 56, 738; Haus und Wohnung 56, 441; VersR 58, 145), de Swebussin (Städtetag 56, 153; PersVk. 57, 16 und 58, 32), Wiethaupt (BB 58, 66), Haberkorn (VersR 59, 493), Staß (DVB1. 59, 55) und Zeitlmann (VersN 63, 2) und schließlich bei Marschall in den Erläuterungen zum Bundesfernstraßengesetz. Es handelt sich um die bürgerlich-rechtliche Verpflichtung, öffentliche Straßen bei Vereisung und bei Schneeglätte mit abstumpfenden Mitteln oder mit Salz zu bestreuen. Art. 51 BayStrWg i. d. F. v. 1. 5. 68 (G v. 25. 4. 68, GVB1. 64) ordnet zwar eine Pflicht der Gemeinden zum Streuen bei Glatteis auf Fußwegen an, doch bleibt Rechtsgrundlage bei Verstößen die allg. Verkehrssicherungspflicht (BGH 13. 3. 69, VersR 867). Der Leiter des Streudienstes einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft muß die physikalischen Gesetze beherrschen, auf denen die abstumpfende Wirkung beruht, um die Ausführung des sachgerechten Streuens überwachen zu können (vgl. Saarbrücken, 10. 12. 59, VRS 19, 272); von Privatleuten können Spezialkenntnisse nicht verlangt werden. Viehsalz soll im allgemeinen auf Fußwegen nicht verwendet werden, weil es Schuhe und Bekleidung beschädigen kann, vor allem 40
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aber, weil es bei Hunden schmerzhafte Entzündungen zwischen den Zehen hervorruft. aa) Der Streupflichtige. Da die Streupflicht ein Teil der Verkehrssicherungspflicht 75 ist, ist grundsätzlich der Verkehrssicherungspflichtige auch streupflichtig. Eine Ausnahme gilt auch nicht etwa für die Fußgänger-Übergänge über Bundesstraßen und Landstraßen erster und zweiter Ordnung. Diese müssen grundsätzlich von dem für die Fahrbahn Verkehrssicherungspflichtigen, u. U. aber auch zusätzlich — da sie dem Verkehr innerhalb der Gemeinde dienen — nach Landesrecht von der Gemeinde gestreut werden. In NRW sind die Gemeinden auch für die Fahrbahnen der Ortsdurchfahrten streupflichtig (§49 Abs. 1 LStrGNRW) (Köln, 16.12.65, MDR 66, 586; dies gilt aber nur innerhalb der geschlossenen Ortslage: BGH 21.9.67, VRS 33, 411). Die Streupflicht besteht auch für nicht ausdrücklich als Übergänge bezeichnete aber als solche benützte Übergänge an Straßenkreuzungen (BayObLGZ 57, 157/161 ff. v. 16.5.57; a. M. LG Bielefeld, 25.7.51, BB 81 = DAR 52, 29; Bamberg, 23. 6. 54, VersR 55, 1499; BGH 24. 3. 55, VkBl. 499 = VRS 9, 4 = VersR 295; LG Aachen, 23. 5. 57, MDR 609). Im allgemeinen haftet bei Verletzung der Streupflicht, da sie in der Regel nur die in der Verwaltung der Gemeinden stehenden Gehbahnen betrifft, die Gemeinde nach §§ 823, 89, 31 BGB (BGHZ 27, 278 v. 19. 5. 58 = VRS 15, 81; BayObLGZ 63, 240/244 v. 23. 9. 63). Zu beachten ist, daß die Streupflicht auf Gehbahnen durch Landesgesetz (Preußen: G v. 1.7. 1862, GS 187; Württemberg: G v. 6. 2. 23, RegBl. S. 79), durch Ortssatzung (so in Bayern aufgrund von Art. 37 Abs. 1 Nr. 1 BayLandesstraf- und VOGes. v. 17. 11.56 — GVB1. 261 — aber auch schon vorher aufgrund von Art. 2 Nr. 6 PolStGB, BayObLGZ 63, 240/244 v. 23. 9. 63; a. M. BGH 10. 12. 62, DÖV 63, 350; BayVGH 16. 1. 60, BayVerwBl. 121 = DÖV 134; BayVGH n. F. 13, 30 v. 23. 3.60; Seydel, BayStaatsrecht, 2. Aufl. Bd. 3, S. 306; Ketterer-Friedrich, a . a . O . S. 15; Lang, BayVerwBl. 59, 110) oder sogar durch Observanz von Verkehrssicherungspflichtigen auf die Anlieger übertragen worden ist (BGH v. 21. 1. 69, VersR 377; vgl. auch Rdn. 26; Ketterer-Friedrich, a. a. O. 2. Aufl. München 1957; Seydel, Wegerecht und Wegeverwaltung in Preußen, 4. Aufl. 1932, Nachdruck 1954; HechtHellich, Gesetz über die Reinigung öffentlicher Wege, 3. Aufl. 1930, Nachdruck 1954; Wiethaup, BB 58, 66/67). Einzelheiten findet man in Rdn. 26. Auch die Eigentümer von Ruinengrundstücken sind in diesen Fällen streupflichtig (Hamburg, 17. 12. 54, VersR 55, 125), bei vermieteten Einfamilienhäusern der Mieter, bei zwangsverwalteten Häusern der Zwangsverwalter (KG 25. 11. 36, JW 37, 1073). Der Hauseigentümer kann seine Streupflicht auf die Mieter abwälzen (BGH 6. 11. 56, VRS 12, 86). Nach Ansicht der Rechtsprechung trifft den Hauseigentümer in diesem Fall weiterhin eine Überwachungspflicht. Die Überwachungspflicht verbleibt dem Hauseigentümer nur, wenn seine Streupflicht auf Gesetz oder auf Ortssatzung beruht. Überträgt der Streupflichtige die Ausführung einem Reinigungsunternehmen oder einer anderen Person, so ist freilich im Zweifel anzunehmen, daß er sich des Unternehmens (der Person) nur als Verrichtungsgehilfen bedienen will, daß er also bei dessen Pflichtverletzung nach § 831 BGB haftet (RG 18. 10. 30, JW 31, 1690; BGH 6. 11. 56, VersR 57, 62; Oldenburg, 29. 5. 56, VersR 523). Zur fraglichen Übertragung der Streupflicht siehe im übrigen Rdn. 20 und 27. Der Hauseigentümer kann sich durch völlige Übertragung der Streupflicht auf ein Reinigungsunternehmen von seiner Haftung befreien, sofern nicht besondere Umstände darauf hinweisen, daß das Unternehmen seine Pflicht schlecht erfüllt (LG Hannover, 23. 3. 64, VersR 67, 962 und 68, 482 m. Anm. Otto). 41
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Wer wegen Alters oder Krankheit nicht streuen kann, muß dafür sorgen, daß ein anderer streut (BGH 2. 12. 69, VersR 70, 182). Wer eine Straße laufend streut, ist für die ordnungsgemäße Ausführung verantwortlich, auch wenn er rechtlich zum Streuen nicht verpflichtet war (BayObLGZ 56, 251/256 v. 12. 7. 56; a. M. Neustadt, 26. 6. 59, VersR 959). Ein Anlieger, der vor seinem Haus einen Streifen von Schnee freischaufelt, muß ihn auch streuen (BGH v. 11.7.69, VersR 1022). Eine Rechtspflicht zum Streuen entsteht aber nicht ohne weiteres (LG Karlsruhe, 6. 1. 50, VRS 3, 11; LG Hannover, 21. 1. 50, RdK 190). Streiten sich zwei Körperschaften darüber, wer von ihnen auf einer Straße zu streuen hat, so muß die Körperschaft, die bisher gestreut hatte, bis zur Klärung der Lage weiter streuen (BGHZ 31, 219 v. 12. 11. 59 = NJW 60, 479 = VersR 60, 174 = MDR 60, 287 = VRS 18, 163 = LM Nr. 75 c zu § 823 (De) BGB m. Anm. Pagendarm). 76
bb) Begrenzung nach dem Schutzzweck. Die Streupflicht dient grundsätzlich nur dem Schutz der Fußgänger. Die Fahrbahn muß nur in Ausnahmefällen gestreut werden (RG 3. 5. 13, JW 859; RG 7. 2. 29, HRR Nr. 1091; RG 14. 11. 33, SeuffA 88, 142 Nr. 70; Breslau, 10.7.36, JW 37, 1260; Köln-Saarlautern, 4.2.37, VAE 232; Hamm, 28. 10. 49, RdK 50, 46 = VkBl. 50, 15; Bamberg, 12. 10. 50, VkBl. 51, 60; Düsseldorf, 26.2.53, RdK 67; Stuttgart, 18.3.53, DAR 236; BGH 24.3.55, VkBl. 499 = VersR 295 = VRS 9, 4; BGH 5. 12. 55, VRS 10, 254; BGH 30. 11. 59, NJW 60, 432 = VRS 18, 166 = VersR 60, 323; Hellmuth, VAE 39, 96; Guelde, DÖV 50, 240; Zeitlmann, DAR 50, 295 u. 298; Rechtsgutachten der Landesverkehrswacht NRW, DAR 51, 54). Sie muß in erster Linie dort gestreut werden, wo sich Fußgängerüberwege befinden, wo die Fußgänger sie in Längsrichtung benützen müssen oder sie im allgemeinen zu überschreiten pflegen (an den Straßenkreuzungen) (BayObLGZ 57, 157 v. 16. 5. 57; Hamburg, 28. 11. 57, VersR 58, 33; München, 2. 11.60, VersR 61, 569). Außerdem muß die Fahrbahn in geschlossenen Ortschaften an allen Stellen gestreut werden, wo häufig überraschend gebremst werden muß (vor Kreuzungen und Lichtsignalanlagen und an unübersichtlichen und schmalen Straßenstücken), sofern die Straße nicht eine untergeordnete Bedeutung hat; ferner auch an stark abschüssigen Strecken. Der BGH (24.4.52, NJW 1087 = VersR 287 = VRS 4, 323 und 5. 12.55, VRS 10, 254 = VkBl. 56, 249) spricht etwas ungenau von „verkehrswichtigen und gefährlichen Stellen" und fügt hinzu, daß das Maß der zu stellenden Anforderungen sich nach den örtlichen Gegebenheiten, insbesondere nach Art und Wichtigkeit des Verkehrswegs sowie nach der Stärke des Verkehrs richte, daß aber auch die Besonderheiten der Fahrbahn zu berücksichtigen seien. Der BGH fordert a. a. O. für Durchgangs- und Hauptverkehrsstraßen einen strengen Maßstab. Eine solche Gefahrenstelle liegt vor bei einer Kurve mit Gefälle oder einer Kurve mit stark gewölbter Fahrbahn (LG Aachen, 3.4. 59, MDR 60, 48) oder bei stärkerem Gefälle einer Straße (einschränkend Stuttgart, 11. 11. 59, VersR 60, 1022). Den Begriff „geschlossene Ortslage" hat der Bundesgerichtshof in seiner Entscheidung vom 20. 3. 1967 (BGH 20. 3. 67, VersR 504) erläutert. Der Fahrer eines Lastzugs muß wissen, wie sich sein Fahrzeug auf Glatteis verhält. Hierauf kann sich der Verkehrssicherungspflichtige verlassen.
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Gefährliche Stellen — besonders gefährliche Stellen. Während mithin innerhalb geschlossener Ortschaften die Fahrbahn an allen gefährlichen Stellen verkehrswichtiger Straßen gestreut werden muß (vgl. auch BGHZ 6, 3 v. 24. 4. 52 = NJW 1087 = VersR 287 = VRS 4, 323; BGH 24. 3. 55, VkBl. 499 = VersR 295 = DAR 42
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135 = VRS 9, 4; Karlsruhe, 9. 2. 55, VersR 509), besteht außerhalb geschlossener Ortschaften eine Streupflicht auf Fußwegen und auf der Fahrbahn nur an besonders gefährlichen Stellen (LG Karlsruhe, 6.1.50, VRS 3, 11; LG Hannover, 21. 1.50, RdK 190; Bamberg, 12. 11.65, VersR 66, 370; Braunschweig, 27.2.67, VersR 68, 260). Gefährlich ist eine Stelle, die wegen ihres Zustands die Möglichkeit eines Unfalls auch dann nahelegt, wenn der Verkehrsteilnehmer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt walten läßt. Wer durch eine geschlossene Ortschaft fährt, darf also nicht etwa davon ausgehen, er sei vor jeder Glatteisgefahr sicher (BGH 13. 12.65, NJW 66, 1162). Besonders gefährlich sind Stellen, deren Gefährlichkeit der Verkehrsteilnehmer trotz der auf Straßen im Herbst, Winter und Frühjahr zu fordernden schärferen Beobachtung des Straßenzustandes nicht rechtzeitig erkennen (BGH 4. 10. 62, VkBl. 63, 50 = NJW 63, 37 = MDR 63, 30 = BB 63, 15 = DAR 63, 129 = VRS 24, 7; Braunschweig 27. 2. 67, a. a. O.) oder trotz Kenntnis von der Gefahr und Anwendung höchster Sorgfalt nicht meistern kann (z. B. vereiste Strecken mit erheblichem Längs- oder Quergefälle oder entlang an Steilhängen). Die Streupflicht besteht außerhalb geschlossener Ortschaften mithin nur da, wo die dem Verkehrsteilnehmer im Hinblick auf die Witterungs- und Straßenverhältnisse zuzumutende Sorgfalt auch bei Beachtung allgemeiner Erfahrungssätze zur Vermeidung von Schäden nicht ausreicht (BGH 24. 4. 52, VRS 4, 323 = NJW 1087; Köln, 28.8.53, NJW 1631 = VersR 403; Oldenburg, 24.2.56, DAR 129; BGH 5. 12. 55, VersR 56, 68; Köln, 7. 11. 56, VRS 13, 329 = VersR 58, 711; Stuttgart, 27. 3. 57, VRS 13, 332; BGH 6. 7. 59, VRS 17, 167 = DAR 268 = NJW 2059 = MDR 915 = VersR 763 = VkBl. 450; BGHZ 31, 73 v. 1. 10. 59 = VRS 17, 401 = VersR 1010 = NJW 60, 32; Karlsruhe, 2.6.60, VersR 837; 22.3.61, VersR 1004; BGH 4. 10.62, VkBl. 63, 50; vgl. auch das Gutachten der Landesverkehrswacht N R W v. 15. 4. 51, DAR 51, 54). Die Regelung in § 3 Abs. 3 FStrG, wo angeordnet ist, daß die Träger der Straßenbaulast die Bundesfernstraßen bei Schneeund Eisglätte nach besten Kräften räumen und streuen sollen, schaffte keine Rechtspflicht (Köln, 7. 11. 56, VersR 58, 711). Einzelfälle zur Streupflicht auf der Fahrbahn. Aus diesen Grundsätzen ergibt sich, 78 daß innerhalb geschlossener Ortschaften an mehr Stellen gestreut sein muß, als außerhalb. Auch auf Straßen, die für den Durchgangsverkehr gesperrt sind, kann eine Streupflicht bestehen (BGH 5. 12. 55, VersR 56, 68), desgleichen besteht eine solche auf Parkplätzen (BGH 22. 11. 65, NJW 66, 202). Auf ihnen muß aber nicht etwa das Eis beseitigt werden (KG 15. 12. 64, VersR 65, 1105). Die Zufahrt zu einer Tankstelle muß nur gestreut sein, solange diese sich in Betrieb befindet. Außerhalb dieser Zeit braucht auch dann nicht gestreut zu sein, wenn Tankautomaten aufgestellt sind (Stuttgart, 22. 5. 69, NJW 1966 = VersR 70, 68 LS). Innerhalb geschlossener Ortschaften müssen abschüssige Straßenstrecken gestreut werden, wenn zu befürchten ist, daß auch ein Fahrer, der vom Glatteis Kenntnis hat, die Straße bei aller Vorsicht nicht ohne Gefahr befahren kann (zweifelnd bei einer nur dem Anliegervk dienenden Straße: Düsseldorf, 1.4.65, VersR 66, 247). Innerhalb geschlossener Ortschaften ist vor allem auf den letzten 20 m vor jeder stärker befahrenen Straßenkreuzung oder vor häufiger begangenen Fußgängerüberwegen zu streuen. Nur so läßt es sich vermeiden, daß Kfze einen Fußgänger anfahren, der überraschend die Fahrbahn betritt, oder — wenn auf grünes Licht gelbes oder rotes Licht folgt — auch bei vorsichtigem Bremsen ins Schleudern geraten oder in die Kreuzung hineinrutschen. Eine Streupflicht besteht außerhalb geschlossener Ortschaften: An Stellen mit starkem Gefälle (BGH 24.4.52, VRS 4, 323 = NJW 1087; Köln, 27. 8. 53, NJW 1631 = VersR 403), vor allem, wenn die Straße gleich43
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zeitig eine Querneigung aufweist (Nürnberg, 2. 5. 58, VersR 616); an Stellen mit ungewöhnlich hohem Grundwasserstand (BGH 11. 7. 60 = VersR 930); vor Bahnübergängen; vor Zollschranken; bei so starker Wölbung der Straße, daß auch ein Verkehrsteilnehmer, der mit Rücksicht auf das möglicherweise zu erwartende Glatteis langsam und gleichmäßig fährt, nicht verhindern kann, daß sein Fz nach rechts aus der Fahrbahn rutscht (nicht so strenge Maßstäbe legen an: BGH 24. 4. 52, NJW 1087 = VRS 4, 323; BGH 24. 4. 52, VersR 287; Stuttgart, 15. 7. 52, VersR 325; Karlsruhe, 22. 12. 54, VersR 55, 154; völlige Ablehnung einer Streupflicht: Karlsruhe, 9.2.55, VersR 509). Keine Streupflicht auf der Fahrbahn besteht: Auf Brücken (BGH 30. 5. 60, VersR 853 = MDR 839; Karlsruhe, 22. 3. 61, VersR 1004; anders noch BGHZ 31, 73 v. 1. 10. 59 = NJW 60, 32 = VersR 1010 = VRS 17, 401); bei Stellen, die zeitweise oder ganz im Schatten liegen (Wald, Gehölz, Durchfahrten unter Brücken); bei Straßen, die parallel zu Gewässern laufen; in überhöhten Kurven, in denen das Schneewasser über die Straße rinnt; kurz an allen Stellen, die erfahrungsgemäß zu Glatteisbildung neigen (BGH 30. 11. 59, VkBl. 60, 625 = NJW 60, 432 = VersR 60, 323 = VRS 18, 166; BGH 30. 11. 59, VkBl. 60, 147 = VRS 18, 88 = VersR 60, 157; BGH 11.7.60, VersR 930/931; BGH 12. 7. 62, NJW 1767 = MDR 890 = VRS 23, 114), aber - mit der erforderlichen Vorsicht — gefahrlos befahren werden können. Autobahnbrücken können bei Glatteis mit den auf Autobahnen üblichen Geschwindigkeiten nicht befahren werden, müssen also gestreut werden. Es genügt jedoch, daß ein Warnzeichen aufgestellt und mehrmals am Tag gestreut wird (Düsseldorf, 29. 4. 65, VersR 992). 79
Der Fußweg oder Bürgersteig braucht nicht in voller Breite gestreut zu werden (Köln, 9. 1. 54, VersR 67 = MDR 228 = JR 420; LG Augsburg, 15. 2. 54, VersR 374; Hamburg, 25. 2. 54, VersR 358; Celle, 17. 3. 54, VersR 55, 286; LG Dortmund, 5. 2. 65, VersR 1211). Ist kein Bürgersteig vorhanden, so ist die Fahrbahn in einer dem Fußgängerverkehr entsprechenden Breite zu streuen (BayObLGZ 63, 240/253 v. 25. 9. 63). Außerdem müssen die Zugänge zu den Grundstücken und zu den Übergängen über die Fahrbahn gestreut sein (Köln, 9. 1. 54, VersR 67 = MDR 228 = JR 420). Auch Abkürzungswege über einen öffentlichen Platz, die sich von selbst gebildet haben, sind zu streuen (Hamm, 11. 11. 49, VkBl. 50, 104).
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cc) Zeitpunkt des Streuens. Es muß keinesfalls ununterbrochen gestreut werden. In der Regel genügt täglich eine Streuung vor Einsetzen der morgendlichen Verkehrsspitze (etwa 7 Uhr). Der BGH hat sogar eine Ortssatzung, die 7 Uhr 30 anordnet, als maßgebend angesehen (10. 3. 54, MDR 349 = VRS 6, 251), das OLG Celle (Celle, 6. 10. 65, VersR 66, 67) eine solche die „bis 8 Uhr" anordnete. Jedenfalls muß in der Frühe ein verstärkter Einsatz zum Streuen erfolgen, wenn nachts sich allgemein Glatteis gebildet hat (KG 23.3.39, VAE 288; vgl. auch BayObLG 30. 7. 54, NJW 55, 105), und zwar u. U. schon vor Tagesanbruch, da im Winter die Verkehrsspitze noch in die Dunkelheit fällt (Köln, 27.8.53, NJW 1631). Wenig begangene Nebenstraßen können später gestreut werden (Stuttgart, 14.9. 55, VersR 652). Überhaupt kann von einem Reinigungsunternehmen oder einer öffentlichrechtlichen Körperschaft nicht verlangt werden, daß überall um 7 Uhr gestreut wird; dies würde einen unwirtschaftlichen Einsatz zu vieler Arbeitskräfte fordern (Köln, 27. 8. 53, NJW 1631). Bis 10 Uhr muß aber auf jeden Fall an allen Stellen gestreut sein, für die Streupflicht besteht (Tübingen, 12. 6. 51, DAR 52, 14). Fußwege, die schon um 5 Uhr gestreut wurden, brauchen um 7 Uhr nicht nochmals gestreut zu werden. Vor Schulen muß allerdings dann gestreut werden, wenn die Schüler zum Unterricht erscheinen. Nur bei starker Neu-Vereisung muß tagsüber 44
Verkehrssicherungspflicht
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oder am Abend ein zweites Mal — bei außergewöhnlicher Vereisung sogar ein drittes Mal — gestreut werden (BGH 12. 7. 1968, VersR 1161), und zwar spätestens eine Stunde nach dem Auftreten des Eises. Der BGH (18. 5. 55, VersR 456 = VRS 9, 250) hat es als pflichtwidrig erachtet, wenn 1 Vi Stunde nach der Eisbildung an einer Stelle mit starkem Fußgängerverkehr noch nicht gestreut ist. Diese strengen Grundsätze lassen sich aber nicht verallgemeinern. Andere Entscheidungen stellen mit Recht auf eine „angemessene Zeit" nach Eintritt der Glätte ab (Karlsruhe, 17. 12. 54, VersR 55, 630; Düsseldorf, 10. 4. 56, VersR 699; BGH 20. 2. 58, VersR 289). Es besteht vor allem keine Pflicht, auch nachts alle Straßen einer Stadt auf Glatteisbildung abzusuchen (KG 4.4.38, VAE 341/342; KG 19. 1.39, VAE 160). Nachts müssen nur solche Stellen gestreut werden, die als besonders gefährlich und zu Glatteis neigend bekannt sind oder wo auch nachts starker Vk herrscht, z. B. vor dem Bahnhof (Celle, 4. 1. 58, VersR 387). Ist nach der Wetterlage das Entstehen von Straßenglätte nicht zu erwarten, so braucht das Straßennetz nicht dahin kontrolliert zu werden, ob vereinzelt Glatteis entsteht (Düsseldorf, 9. 12. 65, VersR 66, 740). Eine solche Wetterlage wird allerdings in der kälteren Jahreszeit nur selten bestehen ; die Möglichkeit, daß Glatteis entsteht, ist meist voraussehbar. Wird die Streuung (z. B. infolge Dauerregens auf den gefrorenen Boden oder wegen Schneefalls) binnen kurzem wirkungslos, so kann sie unterbleiben. Es muß nicht etwa pausenlos weitergestreut werden (Celle, 16. 6. 54, VersR 55, 408). Dies bedeutet aber nicht, daß bei drohendem Schneefall das Streuen stets unterbleiben dürfte (BGH 10. 6. 63, VersR 1047 = VersN 63, 168). Wenn in ampelgesicherter Kreuzung das Streugut wegen der Verkehrsdichte rasch weggeschleudert wird, so muß tags alle 3 Stunden neu gestreut werden (BGH 13.3. 69, VersR 667). dd) Art des Streuens. Es reicht aus, wenn mit der Streuung erreicht wird, daß ein 81 Fußgänger bei Anwendung der bei Glatteis erforderlichen besonderen Vorsicht den Weg ohne Gefahr benutzen kann (KG 15. 12. 64, VersR 65, 1105; KG 21. 6. 66, VersR 855 [Tropfwasser vom Dach bildet einen Eisstreifen am Gehbahnrand]). Es kann nicht verlangt werden, daß die Gehbahn gleichmäßig mit Sand bedeckt ist. Dies gilt um so mehr bei Fußgängerüberwegen über die Fahrbahn, da die Einwirkung der Fze nicht auszuschalten ist (Hamburg, 28. 11. 57, VersR 58, 33). Bei Gehbahnen, auf denen die Fußgänger wegen des starken Andrangs nebeneinander gehen müssen, muß allerdings eine breitere und gleichmäßigere Bestreuung verlangt werden, als auf Wegen, bei denen der Fußgänger den Zustand der Gehbahn im einzelnen zu überblicken vermag. Stürzt ein Fußgänger, so gibt es keinen Beweis des ersten Anscheins dafür, daß der Sturz auf mangelnde Bestreuung zurückzuführen ist; er kann ebensogut auf mangelnder Sorgfalt des Fußgängers beruhen. Steht aber eine Verletzung der Streupflicht fest, so spricht der erste Anschein für eine Ursächlichkeit für den Sturz des Fußgängers (Wiethaup, BB 58, 66/68). An Omnibushaltestellen muß die Gehbahn bis zum Randstein gestreut werden (BGH 13.7. 67, NJW2199 LS). ee) Glatteis- Warnung. Fußgänger brauchen nicht vor Glatteis gewarnt zu werden. 82 Sie haben die Möglichkeit, die Straßenbeschaffenheit laufend selbst festzustellen. Dagegen fehlt den Kraftfahrern diese Möglichkeit, weil das Kfz bei kurvenfreier gleichmäßiger Fahrt auf Glatteis in der Regel keine Reaktionen zeigt. Hieraus haben Rechtsprechung und Schrifttum in begrenzten Maßen eine Pflicht des Verkehrssicherungspflichtigen zur Aufstellung von Warnzeichen abgeleitet. Daß eine solche Pflicht sich aus der Verkehrssicherungspflicht ergeben kann, ist oben Rdn. 6 45
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Haftpflicht
und unten Rdn. 86 bis 92 im einzelnen dargelegt. Als Glatteiswarnung ist in der Regel das Zeichen 114 der StVO mit rechteckigem Zusatzschild anzubringen („Gefahr unerwarteter Glatteisbildung"). Nähere Erläuterungen auf dem Schild stören und haben zu unterbleiben. Das OLG Düsseldorf (10.4.56, VersR 699) hält das Zusatzschild überhaupt für entbehrlich. Die Pflicht, ein Warnzeichen anzubringen, besteht aber außerhalb geschlossener Ortschaften nur für Stellen, an denen wegen außergewöhnlicher Gefährlichkeit oder wegen Unvorhersehbarkeit der Glatteisbildung eine Streupflicht für die Fahrbahn besteht (RG 3. 12. 34, JW 35, 273; Stuttgart, 27. 3. 57, VRS 13, 332 und 21. 10. 59, VersR 60, 332; BGH 6. 7. 59, VersR 763, vgl. auch Rdn. 74, 75), und nur, wenn entgegen der Streupflicht nicht oder nicht ausreichend gestreut ist (BGH 8.4.57, VkBl. 463 = VRS 12, 408; Oldenburg, 21.6. 57, MDR 58, 843). Es wäre zu erwägen, ob nicht vor solchen Stellen, solange nicht ausreichend gestreut ist, die Aufstellung der im Ausland teilweise ferngesteuerten Warngeräte gefordert werden muß. Die versuchsweise Einführung von Flakkerlicht an den Notrufsäulen der Autobahn (Erlaß des BMV v. 5. 3. 53, VkBl. 97), hat sich nicht bewährt. Die Kenntnis der Erfahrungstatsache, daß bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und darunter in Waldstücken und auf Brücken (und dort, wo sich parallel zur Straße ein Gewässer befindet) die Straße häufig auch dann mit einer Glatteisschicht bedeckt ist, wenn sie im freien Gelände trocken und eisfrei ist, gehört zur Fahrausbildung. Vor derartigen erfahrungsgemäß zur Glatteisbildung neigenden Stellen braucht daher kein Warnzeichen angebracht zu werden, das auf Vereisungsgefahr hinweist (BGH 30. 11. 59, NJW 60, 432 = VRS 18, 166 = VersR 60, 323 = VkBl. 60, 625; BGH 30. 11. 59, VkBl. 60, 147 = VRS 18, 88 = VersR 60, 157). Eine Pflicht, an solchen Stellen ein Warnzeichen aufzustellen, besteht aber — unabhängig von einer Streupflicht —, wenn im Verlauf eines Straßenstücks an allen Stellen, an denen sich erfahrungsgemäß Glatteis bildet, Glatteiswarnzeichen stehen. Dann ist der Verkehrssicherungspflichtige dafür verantwortlich, daß keine derartige Stelle ohne Warnzeichen bleibt. Diese Warnzeichen deuten nicht auf vorhandenes Glatteis hin, sondern bezeichnen die Stellen, an denen je nach der Witterung öfters Glatteis zu entstehen pflegt. f f ) Haftung. Sie richtet sich nach den für Verstöße gegen die Verkehrssicherungspflicht geltenden Regeln (oben Rdn. 30 ff.). Bestand an einer Stelle der Fahrbahn Streupflicht, wurde diese verletzt oder ereignete sich ein Unfall, weil ein Kfz entgegen den anerkannten Fahrregeln stark bremste und die Bremsen trotz Blockierung der Räder nicht lockerte, so überwiegt nach Ansicht des OLG Oldenburg (18. 1. 56, DAR 75) als Verursachung die Straßenglätte. Liegt kein Verschulden des Fahrers vor, so ist § 254 BGB gleichfalls anzuwenden, wobei die Betriebsgefahr des Kfzs maßgebend ist (Rdn. 37). Um zu billigen Ergebnissen zu gelangen, muß man im Auge behalten, daß grundsätzlich jeder Verkehrsteilnehmer, der durch Glatteis oder Schneeglätte zu Schaden kommt, diesen selbst zu tragen hat; denn gewisse Einwirkungen durch Naturgewalten müssen als unabänderlich hingenommen werden (Köln, 2. 6.60, VersR 837). Die Ersatzpflicht des Verkehrssicherungspflichtigen bildet die Ausnahme und tritt nur ein, wenn diesen ernstlich ein Verschulden trifft. Steht fest, daß ein Verstoß gegen die Streupflicht zum Unfall geführt hat, so ist es Sache des Verantwortlichen, zu beweisen, daß er alles Zumutbare getan hat, um die Beachtung der Streupflicht zu sichern (BGH 4. 4. 67, VersR 685). 84 c) Die Straßenreinigungspflicht
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Für sie gilt grundsätzlich das zur Streupflicht Gesagte (Rdn. 74ff.). Siehe im übrigen auch die Rdn. 46 und 47 und die Aufsätze von de Swebussin (PersVk 55, 252), 46
Verkehrssicherungspflicht
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Freund (NJW 61, 586), Drews (Wohnungswirtschaft und Mietrecht 62, 177), Bade (Wohnungswirtschaft und Mietrecht 63, 54), Konow (JR 63, 90) und Hurst (Wohnungswirtschaft und Mietrecht 63, 133). Eine allgemeine Pflicht, die Fahrbahnen für den Vk frei von Schnee, Laub und Verschmutzung zu halten, besteht nicht, soweit nicht Landesgesetze ausdrückliche Anordnungen treffen. Nur eine außergewöhnliche und für den Kraftfahrer nicht vorhersehbare Verschmutzung, die Schleuder- oder Rutschgefahr mit sich bringt (Ackererde, Lehm, Öl, Mist) muß beseitigt werden (für Verschlammung durch einmündenden Feldweg: KG 27. 11. 39, VAE 40, 48; für Kuhmist: München, 2.4. 54, DAR 157 = BayBürgerin. 232; für Ackerlehm: BGH 20. 1. 54, VRS 6, 168; für Erde v. Ackerwagen: BGHZ 16, 95 v. 30. 12. 54 = NJW 55, 298 = VkBl. 55, 142 = RdK 55, 23 = VRS 8, 102; für Ackererde: Oldenburg, 3 . 5 . 5 7 , MDR 58, 843; für Ölspur: BGH 13.3.58, VersR 330; für Eisscholle: BGHZ 27, 278 v. 19. 5. 58 = VRS 15, 81 = NJW 1234 u. 1819 mit Anm. Nedden; für einen Lehm- u. Erdstreifen, hervorgerufen durch Panzerfahrzeuge: Stuttgart, 11.2. 59, NJW 2065/2066; für Lehm von einer Baustelle: BGH 20.4.59, VersR 708; für Ackererde durch Rübenernte: Neustadt, 22.4. 59, MDR 758). Das Ausmaß der Reinigungspflicht richtet sich nach der Verkehrsbedeutung der Straße. Während auf Autobahnen und Bundesfernstraßen schon die geringste Verschmutzung in der Regel unheilvolle Folgen hat, kann auf Landstraßen 1. Ordnung eine mäßige Verschmutzung im allgemeinen nicht beanstandet werden (Stuttgart, 11.2.59, NJW 2065/2066). Die Pflicht zur Beseitigung der Verschmutzung besteht allerdings erst, wenn der Verkehrssicherungspflichtige oder sein Organ (vor allem der Straßenmeister) auf die Verschmutzung aufmerksam gemacht wurde oder durch regelmäßige Begehung der Straße durch einen Straßenwärter (Rdn. 44, 47 und 49) ihm die Verschmutzung hätte zur Kenntnis gelangen müssen. Der Verkehrssicherungspflichtige haftet den Insassen-eines Kfzs, das durch die Verschmutzung verunglückt ist, unmittelbar. Ist die Verschmutzung durch einen Verkehrsteilnehmer hervorgerufen worden, so ist dieser ebenfalls — und zwar zunächst allein — verkehrssicherungspflichtig (Rdn. 24 und 44). Erneuert sich die Verschmutzung an einer bestimmten Stelle (Zufahrt zu einer Baustelle, einer Kiesgrube) während eines gewissen Zeitabschnitts laufend, so muß der Verkehrssicherungspflichtige Warnzeichen aufstellen (BGH 20. 4. 59, VersR 708). Das gleiche gilt, wenn an Strecken, über die regelmäßig Vieh getrieben wird, die sofortige Beseitigung des Unrats nicht gewährleistet ist; dies gilt aber nur für Bundesstraßen und Straßen 1. Ordnung (BGH 23. 10. 61, NJW 62, 34 = VersR 1121 m. Anm. Venzmer = VkMitt. 62, 15 = VkBl. 62, 127 = MDR 62, 34). Eine Pflicht, Schnee zu räumen, besteht nur für Gehwege und nur landesrechtlich. Über Verschmutzung durch Ackererde und die Kennzeichnung des Straßenrandes bei Schnee siehe Rdn. 41 und 43 am Ende. Auf der Straße liegendes Laub erzeugt eine erhebliche Schleudergefahr. Es kann zwar nicht verlangt werden, daß das Laub täglich weggekehrt wird, doch dürfte der Verkehrssicherungspflichtige gehalten sein, die mit Laubbäumen gesäumten Straßen zur Zeit des stärksten Laubfalles und nach Beendigung des Laubfalles jeweils einmal kehren zu lassen, vgl. Rdn. 47 am Ende. Wer die Straße vor seiner Hofeinfahrt verschmutzt, hat die Gefahrenstelle unmittelbar nach Beendigung seiner Arbeit zu beseitigen, auch wenn es sich nur um eine kleine Stelle handelt (Oldenburg, 30. 5. 67, VRS 34, 244). d) Die Beleuchtungspflicht 203)
(vgl. Röhder, Staats- und Kommunalverwaltung 58, 8 5
Auch sie ist Bestandteil der Verkehrssicherungspflicht. Sie besteht im allgemei47
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Haftpflicht
nen nur innerhalb des bebauten Gemeindegebietes (Neustadt, 25. 9. 53, V R S 5, 565). Das M a ß der Beleuchtung richtet sich nach der Verkehrsstärke ( R G Z 55, 24/28 v. 1 8 . 5 . 0 3 ; Köln 29. 1.55, M D R 290/291; L G Tübingen, 1 7 . 2 . 6 5 , VersR 1062). Zur Beleuchtungspflicht auf städtischen Straßen siehe den Aufsatz von Krebsbach (Der Städtetag 55, 169). Eine reine Wohnstraße ohne Durchgangsverkehr muß nicht an allen Stellen beleuchtet sein (Hamm, 28. 10. 54, Der Städtetag 55, 121). Auf der Fahrbahn stehende Verkehrszeichen, Verkehrsinseln und Masten müssen so beleuchtet sein ( B G H 19. 1 . 5 9 , V R S 16, 241, daß sie bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h auch bei Regen so rechtzeitig erkannt werden können, daß ein überholendes Kfz zum Stehen kommen kann. Auch Hindernisse durch Baustellen müssen ausreichend beleuchtet sein (Marschall, N J W 51, 907). Befinden sich Hindernisse dieser Art außerhalb einer geschlossenen Ortschaft, so muß die Beleuchtung auf Fze mit der auf der Straße üblichen Geschwindigkeit abgestellt sein. Die Ansicht des Reichsgerichts, daß Straßenbahnhaltestelleninseln unbeleuchtet bleiben könnten, weil jeder Verkehrsteilnehmer mit solchen Inseln rechnen müsse, kann für die jetzigen Verhältnisse nicht mehr gebilligt werden. Das gleiche gilt von der Ansicht des Reichsgerichts ( 7 . 4 . 3 0 , D A R 168; 5 . 5 . 3 0 , V R 222), gefahrvolle Hindernisse müßten nicht beleuchtet werden. D a ß Sperren anläßlich von Straßenarbeiten beleuchtet sein müssen, hatte schon das Reichsgericht anerkannt (20. 4. 36, V A E 431). Sie müssen beleuchtet sein, auch wenn die Bauarbeiten noch gar nicht in Angriff genommen worden sind (Bremen, 28. 4. 50, VkBl. 211). Das gleiche gilt für eine Verkehrseinrichtung (Schildkröte), die unbeleuchtet geblieben ist ( R G 1 2 . 3 . 3 4 , D A R 121). Laternen dürfen nachts erst nach Anbringung der als Zeichen 394 bei § 42 StVO vorgeschriebenen Hinweiszeichen ausgeschaltet werden ( B a y O b L G S t . 56, 272 v. 11. 12. 56 = BayBürgerm. 57, 9 2 ; B G H Z 36, 237 v. 21. 12.61 = N J W 62, 484 = VersR 62, 256 = V R S 22, 174). Eine Omnibushaltestelle muß ausreichend beleuchtet sein, wenn der aussteigende Fahrgast von der Fahrbahn über einen Saumstein zum Radfahrweg und erst von diesem über den Randstein hinauf zum Gehweg gelangen kann ( B G H 24. 11. 69, VersR 70, 179).
D. Anbringung von Gefahrzeichen und Warntafeln 86
I. Der zur Anbringung Verpflichtete Während bis 1.3. 1971 die Zuständigkeit durch § 3 StVO a. F. und durch Landesrecht geregelt war, bestimmt nun § 45 Abs. 3 StVO n. F., daß die Straßenverkehrsbehörde anzuordnen hat, wo und welche Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen anzubringen und zu entfernen sind. Die Straßenbaubehörde (Begriffsbestimmung § 45 Abs. 2 Satz 2 StVO) bestimmt nur die Art der Anbringung und Ausgestaltung der Zeichen und Einrichtungen. Ob Leitpfosten anzubringen sind, bestimmt die Straßenbaubehörde allein. Diese hat nach § 45 Abs. 3 Satz 3 StVO — vorbehaltlich anderer Maßnahmen der Straßenverkehrsbehörden — Gefahrzeichen anzubringen, wenn die Sicherheit des Verkehrs durch den Zustand der Straße gefährdet wird. Zur Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen ist die Straßenbaubehörde auch dann nicht befugt, wenn der besonders gefährliche Straßenzustand dies erfordert (a. M. offenbar B G H 4. 7. 68, VersR 1090). Die Beschränkung der Pflicht, Warntafeln aufzustellen, auf „Wegstrecken, die dem Durchgangsverkehr dienen", ist inhaltsleer geworden, weil insoweit die Verkehrsregelungspflicht
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Verkehrssicherungspflicht
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und die Verkehrssicherungspflicht unmittelbar eingreifen. Die Haftung beim Fehlen von Warntafeln ergibt sich, wie Rdn. 30 und 33 ausgeführt, aus § 823 BGB (Düsseldorf, 27. 3. 62, VersR 63, 50); dies gilt aber nur insoweit, als der Verkehrssicherungspflichtige befugt gewesen wäre, die Warnungstafel selbst aufzustellen. In allen anderen Fällen haftet die Straßenverkehrsbehörde nach den Vorschriften über Amtshaftung (Rdn. 88) (BGH 21. 1. 65, VersR 516). a) Der Verkehrsregelungspflichtige und der Verkehrssicherungspflichtige 87 Die Verkehrsregelungspflicht obliegt der Straßenverkehrsbehörde, die Verkehrssicherungspflicht der Straßenbaubehörde oder — bei Eigentümerwegen — dem privaten Eigentümer. Soweit nicht der Verkehrsregelungspflichtige allein das Recht hat, ein Warnzeichen aufzustellen (Rdn. 88), ist die Pflicht zur Anbringung von Warntafeln ein Teil der Verkehrssicherungspflicht (Rdn. 43) und trifft den Verkehrssicherungspflichtigen. Es steht in seinem Ermessen, ob er ein Warnzeichen nach StVO aufstellen, eine sonstige Warntafel anbringen oder den gefährlichen Zustand beseitigen will. Geht allerdings die Gefahr nicht vom Zustand der Straße, sondern von der unzweckmäßigen Art ihrer Anlage aus, so ist es dem Verkehrssicherungspflichtigen untersagt, Warnzeichen aufzustellen (Rdn. 88). Der Verkehrssicherungspflichtige haftet in diesem Fall, wenn jemand durch die unfachmännische Anlage der Straße Schaden erleidet, u. U. trotz seines Unvermögens zur Aufstellung von Warnzeichen. Andere Warntafeln als die Warnzeichen der StVO werden im allgemeinen nicht ausreichen. Es bleibt der Straßenbaubehörde daher nichts übrig, als unverzüglich den Neubau oder Ausbau der Straße zu beginnen, wenn der Verkehrsregelungspflichtige sich weigert, das erforderliche Warnzeichen anzubringen (Rdn. 43). Ebenso ist die Lage für einen Privatmann, der verkehrssicherungspflichtig ist, aber nicht das Recht hat, ein Warnzeichen aufzustellen. b) Fehler bei der Anlage der Straße (vgl. auch Rdn. 32) 88 Die Neufassung der StVO durch V vom 16. 11. 1970 (BGBl. I 1565) hat in § 45 StVO klargestellt, daß die Straßenbaubehörden, auch soweit sie die Verkehrssicherungspflicht trifft, in keinem Fall das Recht haben, ein Warnzeichen aufzustellen, das infolge der Straßenführung und der Art, in der die Straße angelegt ist, notwendig geworden ist. Dies entspricht der früheren Rechtslage (Grasmann, DAR 54, 199/201; RGZ 162, 273 v. 15. 12. 39; BGH 20. 10. 58, MDR 59, 190 = VersR 59, 177 = DAR 59, 100 = VerwRspr. 59, 462 = VRS 16, 165). Die Haftung der Verkehrssicherungspflichtigen wegen Fehlens eines Warnzeichens kann aber in diesen Fällen daraus hergeleitet werden, daß der Verkehrssicherungspflichtige die Aufstellung eines Warnzeichens bei der Straßenverkehrsbehörde nicht angeregt habe (Hamburg, 7. 11. 53, VersR 54, 20). Die Frage bedarf noch der Klärung (siehe Rdn. 35. BGH 30. 9. 57, VersR 776 bezieht sich auf die Aufstellung von Warnzeichen bei Gefahren, die nicht aus der Anlage der Straße entstanden waren). Marschall (BundesfernstraßenG, 2. Aufl. 1963, Rdn. 8 zu § 3 S. 144) nimmt (im Gegensatz zu Nedden, DÖV 56, 14/19) an, daß die Straßenbaubehörde stets befugt sei, die erforderlichen Warnzeichen aufzustellen, also auch, wenn die Gefahr ihre Ursache in einer fehlerhaften Anlage der Straße hat. Dem kann jedoch nicht gefolgt werden, weil der ausdrücklich erklärte Wille des Gesetzgebers entgegensteht. Haftung bei nicht fachmännischem Bau neuer Straßen. Haftbar wegen Fehlens des 89 Warnzeichens ist in diesem Fall die Körperschaft, die Straßenverkehrsbehörde ist, und zwar nach §839 BGB, Art. 34 GG (BGH 8. 10.63, VersR 1225). Daneben (Rdn. 35) ist aber auch der Verkehrssicherungspflichtige bürgerlich-rechtlich ver49
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Haftpflicht
antwortlich für den Hinweis auf Fehler, die bei der Anlage der Straße und beim Entwurf der Straßenführung gemacht wurden; er ist verpflichtet, in einem solchen Falle die Aufstellung von Warnzeichen durch die Straßenverkehrsbehörde zu veranlassen. Hat diese keine Warnzeichen aufgestellt, so haftet der Verkehrssicherungspflichtige auch dafür, daß die Straße noch nicht den modernen Bedürfnissen entsprechend ausgebaut worden ist ( B G H 6 . 7 . 5 9 , N J W 1772 = V R S 17, 249 = VersR 830 = D A R 296 = VkBl. 549 = M D R 9 1 6 ; Marschall, a. a. O., Anm. 9 zu § 3. Siehe auch Rdn. 42). Das Recht des Verkehrssicherungspflichtigen nach § 45 Abs. 3 StVO, Warnzeichen aufzustellen, wird man allerdings ausdehnend auslegen müssen. Auch wenn die Straße infolge Konstruktionsmängeln bei ihrer Anlage von Anfang an Gefahrenstellen aufweist, wird durch ihren Zustand die Sicherheit des Verkehrs gefährdet (§ 3 Abs. 4 Satz 2) und der Verkehrssicherungspflichtige ist zur Aufstellung von Warnzeichen berechtigt. Insbesondere vertritt der Bundesgerichtsh o f in ständiger Rechtsprechung die Ansicht, der Verkehrssicherungspflichtige sei, wenn die Straße in Blaubasalt angelegt ist und die Straßenverkehrsbehörde keine Warnzeichen aufgestellt hat, zur Aufstellung von Warnzeichen verpflichtet (7. 2. 57; 15. 4. 57; 30. 1. 58; V R S 12, 249 = VersR 238; V R S 13, 3 = VersR 378 = VkBl. 58, 2 8 3 ; V R S 14, 331/332 = M D R 408 = VersR 262, vgl. auch Rdn. 53). Diese Ansicht erscheint allerdings in dieser Allgemeinheit aus folgendem Grund bedenklich: Jedem Kraftfahrer muß bekannt sein, daß auf Blaubasalt bei Nässe Rutschgefahr besteht; die Aufstellung eines Warnzeichens ist mithin nur an Stellen geboten, an denen der Kraftfahrer den Übergang von einer anderen Straßendecke zum Blaubasalt — jedenfalls nachts und bei Regen — nicht rechtzeitig erkennen kann. Wechselt die Art der Straßendecke, sind aber beide Arten hinsichtlich der Rutsch- und Schleudergefahr nahezu gleichwertig, so braucht kein Warnzeichen aufgestellt zu werden, auch nicht, wenn der Wechsel der Straßendecke in einer Kurve liegt ( B G H 16. 2. 59, VersR 435 = VkBl. 450 = V R S 16, 245). Ist ein Warnzeichen — gleich von wem — angebracht worden, so kann dem Verkehrssicherungspflichtigen keinesfalls vorgeworfen werden, daß er die Pflasterung mit Basalt nicht durch eine andere Straßendecke ersetzt hat (Düsseldorf, 22. 6. 54, V R S 8, 107; B G H 7. 2. 57, VersR 238 = V R S 12, 2 4 9 ; B G H 15. 4. 57, V R S 13, 3 = VkBl. 58, 283 = VersR 378. Die Rechtsprechung zum Blaubasalt findet man in Rdn. 53). Die Aufspaltung der Zuständigkeit zwischen Straßenverkehrsbehörde und dem Verkehrssicherungspflichtigen, die § 45 StVO für die Aufstellung von Warnzeichen anordnet, gilt nicht für sonstige Sicherungseinrichtungen, wie Leitplanken an Straßen, die vorwiegend dem Kfz-Vk dienen, oder Geländer an Fußwegen ( B G H 2 0 . 4 . 59, VersR 711). Leitplanken sind in der Regel in Kurven erforderlich, wenn sich Gewässer oder ein Steilhang neben der Straße befinden. Vorfahrtsregelnde Zeichen an Straßenkreuzungen darf der Verkehrssicherungspflichtige nicht aufstellen. Dies ist allein Aufgabe des Verkehrsregelungspflichtigen. Aber auch für diesen besteht in der Regel keine Pflicht, die Vorfahrt abweichend von § 13 Abs. 1 StVO (rechts vor links) zu regeln (Rdn. 38). Über die Pflicht, an glatteisgefährdeten Stellen Warnzeichen aufzustellen, siehe Rdn. 82. Vor Gefahrenstellen, die sich bei der Anlage einer Straße infolge der Geländeschwierigkeiten nicht vermeiden lassen, muß der Verkehrsregelungspflichtige Warnzeichen aufstellen (Rdn. 88). Der Verkehrssicherungspflichtige darf sie nicht anbringen. Dem Verkehrssicherungspflichtigen ist es allgemein verboten, Warnzeichen vor Gefahren anzubringen, die schon durch die Art der Anlage der Straße entstanden sind. Bei Gefahren dieser Art trifft die Haftung für das Fehlen eines Warnzeichens den Beamten der Straßenverkehrsbehörde nach § 839 B G B — soweit nicht für ihn die Amtshaftung des 50
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
Art. 34 GG eingreift (BGH 27. 10.58, VersR 59, 33). Die Frage, ob eine solche Gefahrenstelle vorliegt, ist eine von den Gerichten zu prüfende Rechtsfrage (BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33). c) Gefährdung des Verkehrs durch den Zustand der Straße
90
Mit dem ein Tätigwerden des Verkehrssicherungspflichtigen erforderlich machenden Begriff „Straßenzustand" ist die Beschaffenheit der Fahrbahndecke (und der Bankette) gemeint (Grasmann, DAR 54, 199), z. B. bei der Gefahr von Frostaufbrüchen (Frankfurt, 8. 7. 58, MDR 59, 126). Der Begriff ist erweiternd auszulegen (Rdn. 89). Aber auch bei wohlwollender Auslegung gehört zum Straßenzustand nicht der Umstand, daß die Straße unvermutet an einem Fluß endet (a. M. BGH 13. 11. 58, VRS 16, 126), oder daß eine Sackstraße an ihrem Ende keine Möglichkeit zum Wenden bietet (a. M. Stuttgart, 26.4. 58, VersR 865). In diesen Fällen ist der Verkehrssicherungspflichtige nicht berechtigt, Gefahrzeichen oder Verbotszeichen aufzustellen (außer wenn eine Brücke zerstört ist und die Straße deshalb vorübergehend am Fluß endet). d) Pflicht mehrerer Personen, dasselbe Verkehrszeichen aufzustellen 91 Auch dann, wenn der Verkehrssicherungspflichtige bürgerlich-rechtlich zur Aufstellung eines Gefahrzeichens verpflichtet ist, besteht in der Regel daneben auch eine in gleicher Richtung gehende öffentlich-rechtliche Pflicht des Verkehrsregelungspflichtigen (der Straßenverkehrsbehörde) zur Aufstellung von Verkehrszeichen, die auch die Aufstellung von Gefahrzeichen umfaßt (BGH 8.4. 57, VersR 375 = VkBl. 463 = VRS 12, 408; BGH 30. 9. 57, VersR 776 = VRS 14, 1; weitere Entscheidungen s. Rdn. 35). Durch die stillschweigende Billigung des Verkehrsregelungspflichtigen wird das vom Verkehrssicherungspflichtigen auf bürgerlichrechtlicher Grundlage angebrachte Verkehrszeichen zu einer hoheitlichen Maßnahme (Nedden, DÖV 56, 14/19). Verletzt der Verkehrsregelungspflichtige seine Pflicht, so entsteht Amtshaftung nach § 839 BGB, Art. 34 GG (Nedden, DÖV 56, 14/19, vgl. auch Rdn. 35). Der Verkehrssicherungspflichtige darf sich nicht darauf verlassen, daß der Verkehrsregelungspflichtige seine Pflicht erfüllt und umgekehrt (BGH 11.7. 60, VersR 998). Verletzen beide ihre Pflicht, so kann sich der Geschädigte, wenn der Verkehrssicherungspflichtige eine Privatperson ist (Rdn. 35) wegen § 839 Abs. 1 Satz 2 BGB nur an diesen halten. e) Ort der Aufstellung
92
Die Gefahrzeichen müssen im gehörigen Abstand vor der Gefahrenstelle angebracht und deutlich erkennbar sein (Kröner, DRiZ 59, 235). Der Abstand muß sich nach der Geschwindigkeit richten, die üblicherweise auf dem Straßenabschnitt eingehalten wird. Nur vor Gefahren, die der Verkehrsteilnehmer bei einiger Sorgfalt (die im Verkehr erforderliche Sorgfalt ist hier nicht der geeignete Maßstab, a. M. BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33) nicht vorhersehen kann, muß gewarnt werden. Der BGH (11.7.60, VersR 998) spricht davon, daß Warnzeichen nicht erforderlich sind, wenn ein sorgfältiger Kraftfahrer die Gefahr durch einen beiläufigen Blick erfassen kann. Zu warnen ist deshalb z. B.vor einer Ölspur (BGH 13.3.58, VersR 330) oder vor der durch ein Waldstück verdeckten und daher nicht vorhersehbaren Einmündung einer Seitenstraße (BGH 27. 10. 58, VersR 59, 33), nicht aber davor, daß die Straßendecke aus Kleinbasaltpflaster besteht (Frankfurt, 12. 12.57, VersR 58, 418) oder daß ein sehr schmales Bankett, das deutlich von der Fahrbahn abgegrenzt ist, nicht befahrbar ist (BGH 21. 1.65, VersR 516). Dabei ist die Sichtweite bei Nacht und Abblendlicht zu berücksichti51
Vor § 7 S t V G
Haftpflicht
gen (BGH 30. 1.58, VersR 262 = M D R 408 = VRS 14, 331; B G H 16.2.59, VersR 435). Bei gewissen Straßendecken m u ß jeder Kraftfahrer wissen, d a ß bei Regen — vor allem kurz nach dem Einsetzen des Regens — Rutsch- u n d Schleudergefahr besteht. Dies gilt vor allem bei Asphalt u n d Blaubasalt (Düsseldorf, 22. 6. 54, VRS 8, 107; B G H 9. 3. 59, VersR 469 = M D R 555 = VerwRspr. 60, 70 = VRS 16, 338 = VkBl. 355). Hier bedarf es keines Warnzeichens. Auch der Umstand, d a ß sich bei Temperaturen um den G e f r i e r p u n k t auf Brücken u n d in Waldstücken Glatteis bildet, ist jedem Kraftfahrer b e k a n n t ; Warnzeichen sind daher überflüssig, außer wenn die Brücke nachts nicht erkennbar ist. Mit der Aufstellung von Warnzeichen sollte überhaupt sparsam verfahren werden. Nicht gebilligt werden kann daher die Ansicht des BGH, ein Warnzeichen sei überall dort aufzustellen, wo sich Unfälle häufen, auch wenn die Zahl der Unfälle im Verhältnis zur Verkehrsdichte nur gering sei (BGH 19. 1. 59, VersR 334/335 = BB 323 = DAR 154 = VkBl. 227 = VRS 16, 326). Richtig ist vielmehr die früher vom B G H vertretene Ansicht (29. 11. 56, VersR 57, 109), d a ß aus dem häufigen Auftreten von Unfällen nach der Lebenserfahrung nicht auf das Vorhandensein schadhafter Stellen geschlossen werden darf. Die Anbringung zu vieler Warnzeichen schadet der Verkehrssicherheit ebenso wie die zu spärliche Anbringung. Denn ein Verkehrsteilnehmer, der häufig Warnzeichen an „harmlosen" Stellen bemerkt, ist geneigt, ein ebensolches Zeichen einer wirklich gefährlichen Stelle unbeachtet zu lassen. Gegen die sich aus der Furcht vor einer H a f t u n g aus Verkehrssicherungspflicht ergebende Tendenz, an den Straßen einen „Schilderwald" anzubringen, wendet sich auch Nedden (DÖV 56, 14/19). Die H o f f n u n g , d a ß die Straßenverkehrsbehörden durch ihr Recht, die M a ß n a h m e n des Verkehrssicherungspflichtigen rückgängig zu machen, dem entgegentreten werden, würde zunichte, wenn die Rechtsprechung ihnen im Ü b e r m a ß die H a f t u n g f ü r Unfälle a u f b ü r d e n würde, die sich an den betreffenden Straßenstellen ereignen. Die bloße Tatsache, d a ß sich an einer Stelle öfters Unfälle ereignen, kann mithin die Anbringung eines Warnzeichens nicht rechtfertigen. Der Tendenz des Verkehrssicherungspflichtigen, sich durch Anbringung zu vieler Verkehrszeichen der H a f t u n g zu entziehen, sollte entgegengetreten werden. Der Gesetzgeber hat dies erkannt. Man beachte den zweiten Abs. der Amtl. Begr. zu § 40 StVO, wo bereits auf die unheilvollen Auswirkungen der Rechtspr. zu § 5 a StVG hingewiesen u n d mitgeteilt wird, die (jetzt erfolgte) Streichung dieser „überholten" Vorschrift sei geplant. Die Notwendigkeit, die Aufstellung von Verkehrszeichen auf ein M i n d e s t m a ß zu beschränken, gilt vor allem auch für unangemessene Verkehrsbeschränkungen an Baustellen. Sind im Verlauf einer Straße Warnzeichen aufgestellt, so berechtigt dies nicht zu dem Schluß, d a ß die übrigen Teile der Straße gefahrlos d u r c h f a h r e n werden können u n d d a ß andere als die angezeigten G e f a h r e n nicht bestehen (BGH 14. 4. 58, VersR 563). II. Wegstrecken, die dem Durchgangsverkehr dienen 93
Die Einschränkung des früheren § 5 a, nur Straßenstrecken dieser Art mit Warntafeln zu versehen, war bedeutungslos geworden, weil nach den allgemeinen Grundsätzen der Verkehrssicherungspflicht die Aufstellung von Warnzeichen auch auf anderen Straßen erwartet werden kann. Die Frage, wo ein Gefahrzeichen erforderlich ist, richtet sich außer nach der G r ö ß e der G e f a h r auch nach der Bedeutung der Straße u n d vor allem nach der Geschwindigkeit, mit der die Straße üblicherweise befahren wird. So kann es sich bei erheblichen, dem Straßenbenutzer auch bei geringer Geschwindigkeit nicht erkennbaren Gefahrenstellen erfor52
Verkehrssicherungspflicht
Vor § 7 StVG
derlich erweisen, auch an Radfahrwegen oder an üblicherweise nur mit Traktor oder Pferdefuhrwerk befahrenen schmalen und schlecht ausgebauten Gemeindeverbindungswegen Gefahrzeichen anzubringen. Auch die StVO kennt keine Beschränkung auf Wegstrecken, die dem Durchgangsverkehr dienen. Die Rechtsprechung zu der Frage, was „Durchgangsverkehr" im Sinne von § 5 a bedeutete (Celle, 18.6.26, H R R Nr. 2003; Stuttgart, 17.4.29, D A R 30, 94; K G 16.3.31, R d K 32, 55; vgl. auch BayObLG 17. 2. 28, D R i Z Rspr. Nr. 518), war schon gegenstandslos geworden. Welche Wegstrecken als dem Durchgangsverkehr dienend anzusehen waren, bestimmten die Behörden der einzelnen Länder, erforderlichenfalls im Benehmen mit den Behörden des Nachbarlands. Die Verantwortung d a f ü r trugen die Behörden. Eine Abwälzung, wie sie der Reichsrat bei der Beratung der Gesetzesänderung angestrebt hatte, war f ü r den Richter nicht bindend (Näheres siehe 21. Aufl. S. 198). III. Rechtscharakter der Gefahrzeichen (Warnzeichen) nach § 40 StVO
94
Die aufgestellten Gefahrzeichen (Warnzeichen) stellen keine behördlichen Anordnungen dar, sondern sollen die Verkehrsteilnehmer nur auf die Gefährlichkeit einer Straße hinweisen; sie dienen nicht nur dem Schutze des Verkehrsteilnehmers, an den sie sich richten, sondern auch dem Schutz anderer Verkehrsteilnehmer (z. B. das Gefahrzeichen 136 — Kinder — oder 102 — Kreuzung) oder dem Schutz der Anlieger. Auch diese können daher aus dem Fehlen von Warnzeichen Schadensersatzansprüche herleiten (z. B. wenn wegen Fehlens des Zeichens Bild 2 c der Anlage zur StVO — E n g p a ß — ein Lastzug ein an der Straße stehendes Haus beschädigt). Im Gegensatz zu den Warntafeln sind die in der StVO vorgesehenen Vorschriftzeichen (§41 StVO) Verwaltungsakte, die an die Allgemeinheit gerichtet sind (Allgemeinverfügungen) (BVerfG 24. 2. 65, N J W 2395 u n d 66, 539 mit Anm. Hohenester und 66, 875 mit Anm. H o f f m a n n ; B G H 23.7. 1969, N J W 2023; Hust, M D R 66, 634; Renck, JuS 67, 545). Celle, 29. 9. 66, N J W 67, 743, läßt daneben die Möglichkeit offen, d a ß die A n o r d n u n g lediglich ein „Tatbestandsmerkmal" darstelle u n d daher auch wie ein Verwaltungsakt anfechtbar sei. Gefahrzeichen dagegen haben den Zweck, Verkehrsteilnehmer, die mit den örtlichen Verhältnissen nicht vertraut sind, vor einer Gefahrenquelle zu warnen (Köln, 31. 1. 58, M D R 425 = VersR 457). Die Verkehrsteilnehmer dürfen nicht so schnell fahren, d a ß sie die Verkehrszeichen nicht erkennen k ö n n e n ; dies gilt vor allem, wenn ihre Aufmerksamkeit durch den Gegenverkehr mit beansprucht wird ( R G 2 3 . 2 . 3 8 , VAE 195). K o m m t ein Gefahrzeichen in Sicht, so haben sie die Pflicht, ihre Fahrweise auf die angekündigte G e f a h r einzurichten, mithin in der Regel die Geschwindigkeit herabzusetzen. IV. Warntafeln, die nicht Verkehrszeichen sind a) Warntafeln,
95
die nicht Verkehrszeichen nach § 39 StVO sind, dürfen nicht angebracht werden (Art. 9 Abs. 1 Intern. Abk. über KfzVk). Der gelegentlich in Entscheidungen der Gerichte geäußerten Ansicht (z. B. BGH 6. 10. 58, VersR 59, 228), d a ß erforderlichenfalls durch andere als nach der StVO erlaubte Warntafeln auf eine besondere Gefahr hingewiesen werden müsse, kann daher nicht beigepflichtet werden. Besondere Hinweise sind nur zusätzlich zu den vorgeschriebenen Warnzeichen u n d nur in der Form zulässig, d a ß eine rechteckige Tafel mit schwarzer Aufschrift unter dem Zeichen angebracht wird (vgl. VwV zu den §§ 39 bis 43 StVO). Auch 53
Vor § 7 S t V G
Haftpflicht
diese Z u s a t z s c h i l d e r sind V e r k e h r s z e i c h e n (§ 3 9 A b s . 2 S t V O ) . In B e t r a c h t k o m m e n die G e f a h r z e i c h e n d e s § 4 0 S t V O ( B G H 4 . 7 . 1968, V e r s R 1090). E i n e A u f s c h r i f t , die w e g e n i h r e r L ä n g e im z ü g i g e n V o r b e i f a h r e n n i c h t g e l e s e n w e r d e n k a n n , ist w i r k u n g s l o s ; d e r F ü h r e r e i n e s K f z s ist n i c h t v e r p f l i c h t e t , z u m S t u d i u m d e r W a r n tafel zu b r e m s e n o d e r a n z u h a l t e n ( B G H 2 3 . 7. 1 9 6 9 , N J W 2 0 2 3 ) . D a d a s i n t e r n a t i o n a l e A b k o m m e n n u r f ü r d e n K r a f t f a h r z e u g v e r k e h r gilt u n d d i e a m t l i c h e n W a r n z e i c h e n im a l l g e m e i n e n k e i n e H i n w e i s e a u f G e f a h r e n e n t h a l t e n , d i e e i n e m Fußgänger drohen, dürfen (und müssen) Hinweise dieser Art a u f T a f e l n gegeben w e r d e n , die w e d e r im A n h a n g zur S t V O n o c h im I n t e r n . A b k o m m e n v o r g e s e h e n sind (z. B. H i n w e i s a u f D a c h a r b e i t e n d u r c h s c h r ä g s t e h e n d e r o t e S t a n g e n ) .
96
b) Leitpfosten,
Richtungstafeln
in Kurven
u n d ä h n l i c h e s stellen a l l e r d i n g s a u c h W a r n t a f e l n d a r , w e n n m a n d e n B e g r i f f s e h r weit f a ß t . N a c h § 4 3 S t V O s i n d sie „ V e r k e h r s e i n r i c h t u n g e n " , sie s i n d k e i n e V e r k e h r s z e i c h e n (§ 3 9 S t V O ) . S i e d ü r f e n m i t h i n v o m V e r k e h r s s i c h e r u n g s p f l i c h t i g e n a n g e b r a c h t w e r d e n . In F r a g e k o m m t die A n b r i n g u n g v o n L e i t s c h r a f f e n a n K u r v e n und die K e n n z e i c h n u n g des S t r a ß e n r a n d e s d u r c h mit R ü c k s t r a h l e r n v e r s e h e n e P f o s t e n . Z u r A n w e n d u n g k o m m e n f e r n e r n a c h t s L a m p e n ( g e l b für s e i t l i c h e B e g r e n z u n g und H i n d e r n i s s e , rot f ü r v ö l l i g e S p e r r e ) , t a g s ü b e r S c h n ü r e m i t K u n s t s t o f f b l ä t t c h e n o d e r P l a n k e n , s c h l i e ß l i c h a u c h V e r k e h r s p o s t e n . H a t d i e Polizei d i e V e r k e h r s s i c h e r u n g e i n e r G e f a h r e n s t e l l e ü b e r n o m m e n , s o k a n n sich d e r V e r k e h r s s i c h e r u n g s p f l i c h t i g e d a r a u f v e r l a s s e n , d a ß sie d i e S i c h e r u n g o r d n u n g s g e m ä ß ausführt, a u ß e r w e n n b e s o n d e r e U m s t ä n d e h e r v o r t r e t e n , d i e Z w e i f e l an d e r Z u v e r l ä s sigkeit d e r P o l i z e i b e a m t e n e r k e n n e n lassen ( B G H 12. 2. 5 5 , V R S 8, 172). R e i c h t d i e S i c h e r u n g d u r c h d i e Polizei n i c h t aus, so m u ß d e r V e r k e h r s s i c h e r u n g s p f l i c h t i g e z u s ä t z l i c h e M a ß n a h m e n e r g r e i f e n ( B G H 14. 10. 5 8 , V e r s R 8 5 0 = V R S 15, 4 0 3 ) .
97 V. Kosten der Verkehrszeichen D i e K o s t e n d e r W a r n t a f e l n u n d ihres U n t e r h a l t s t r e f f e n im I n n e n v e r h ä l t n i s n i c h t den V e r k e h r s s i c h e r u n g s p f l i c h t i g e n , s o n d e r n d e n T r ä g e r d e r S t r a ß e n b a u l a s t ; e i n e n ä h e r e R e g e l u n g hierzu e n t h ä l t § 5 b S t V G .
9 8 VI. Einzelheiten zur Aufstellung von Gefahrzeichen E s erübrigt sich h i e r , die A u s g e s t a l t u n g d e r G e f a h r z e i c h e n u n d d i e F r a g e , v o r w e l c h e n G e f a h r e n s t e l l e n sie a n z u b r i n g e n s i n d , n ä h e r zu e r ö r t e r n ; es wird i n s o w e i t a u f d i e E r l ä u t e r u n g e n bei F u l l / M ö h l / R ü t h zu § 3 9 f f . S t V O v e r w i e s e n . E i n z e l h e i ten ü b e r die A u f s t e l l u n g von G l a t t e i s w a r n z e i c h e n s i e h e a u c h R d n . 7 9 .
54/76
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
§7 Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers (1) Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter des Fahrzeugs verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. (2) Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wird, das weder auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs noch auf einem Versagen seiner Verrichtungen beruht. Als unabwendbar gilt ein Ereignis insbesondere dann, wenn es auf das Verhalten des Verletzten oder eines nicht bei dem Betrieb beschäftigten Dritten oder eines Tieres zurückzuführen ist und sowohl der Halter als der Führer des Fahrzeugs jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat. (3) Benutzt jemand das Fahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters, so ist er an Stelle des Halters zum Ersatz des Schadens verpflichtet; daneben bleibt der Halter zum Ersatz des Schadens verpflichtet, wenn die Benutzung des Fahrzeugs durch sein Verschulden ermöglicht worden ist. Satz 1 findet keine Anwendung, wenn der Benutzer vom Fahrzeughalter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt ist oder wenn ihm das Fahrzeug vom Halter überlassen worden ist.
77
§ 7 StVG
Haftpflicht
Übersicht Rdn. A.
Schrifttum 1.
Bücher ( a l p h a b e t i s c h )
1
Aufsätze (chronologisch)
2
a) b) c) d) e) 0
B.
D a s Rechtsinstitut d e r G e fährdungshaftung a)
b)
78
Z u m Begriff „ B e t r i e b " Z u m Begriff „ H a l t e r " Z u r H ö h e des Ersatzanspruchs Z u r Sorgfaltspflicht des § 7 Abs. 2 Zur Verursachungslehre Z u r H a f t u n g bei Schwarzfahrten Übersichten Beweisfragen Sonstiges
g) h) i) Geschichtliche Entwicklung I.
Rdn. V.
1-10
H a f t p f l i c h t bei Eisenb a h n e n u n d bei Luftverkehr Sachschaden-Haftpflichtgesetz Reichshaftpflichtgesetz Luftverkehr G e g e n w ä r t i g e Bestreb u n g e n z u m Rechtsinstitut d e r G e f ä h r d u n g s haftung
2 3
VI. C.
A u s s c h a l t u n g des Begriffs „höhere Gewalt" Internationales Haftpflichtrecht
Systematik der H a l t e r h a f t u n g nach § 7
4
I.
Das Grundschema
5
II.
Grundvoraussetzungen der
6 7 8 9 10
D.
22
I.
II. 16
III.
Gegenentwurf
17
IV.
E n t w u r f von 1908
18
21
23-125
12 13 14
E n t w u r f von 1906
21-22
Haftung
11 — 15
II.
20
Betriebsgefahr
11—20
15
19
Der Begriff „ G e f a h r " 23-28 a) A b s t r a k t e Betriebsgefahr 24 aa) Anrechnung der eigenen Betriebsgefahr 25 bb) Keine Anrechn u n g d e r eigenen Betriebsgefahr 26 bei u n a b w e n d b a rem Ereignis 26 Bei S c h m e r z e n s geld u n d Ü b e r schreitung der Haftungssumme 27 b) K o n k r e t e Betriebsgefahr 28 Der Begriff „ B e t r i e b " 29-72 a) b) c)
Schrifttum Entstehungsgeschichte F o l g e r u n g e n aus d e r Loslösung des Begriffs „ B e t r i e b " im StVG von
29 30
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
Rdn.
d)
e)
0
g)
dem Begriff im HaftpflichtG Die verkehrstechnische Auffassung des Begriffs „Betrieb" Anhalten und Parken Gegenwärtiger Stand der Lehre (erweiterter Begriff) Einschränkungen des vom BGH geprägten Begriffs Versuch einer eigenen Begriffsbestimmung aa) Stellungnahme zur jetzigen Auffassung des BGH Folgerungen hieraus bb) Der Begriff „ F a h r t " als Ausgangspunkt cc) Begriffsbestimmung 1. Ein Kfz ist in Betrieb, solange es sich auf einer Fahrt befindet 2. V e r k n ü p f u n g durch den einheitlichen Zweck der Fahrt 3. Beginn der Fahrt 4. Hin- und Rückfahrt sind verschiedene Fahrten 5. Übernachtungen unterbrechen die Fahrt 6. Wird das Kfz betriebsunfähig, so endet die Fahrt 7. Fortbewegung o h n e Motor ist keine Fahrt dd) Einzelheiten zu den unter I bis 7 aufgestellten Sätzen 4 Übersicht über die Rechtsprechung zum Begriff „Betrieb" aa) Z u r maschinentechnischen Auffassung
Rdn. bb)
31 32 33
cc) 34 35 36 36
dd)
37 38 39
39
III. 4U 41 IV. 42
63
64 65 66 67 68 69 70 71 72
73 a) Betrieb auf Privatgrund 74 b) Kfz-Rennen Bedeutung des Wortes „bei" in „bei dem Betrieb" 75 - 9 6 a)
44 45 b) 58 c)
60
61 62
G e f ä h r d u n g s h a f t u n g auch außerhalb öffentlicher Straßen 73 - 7 4
43
60
Zum „erweiterten" Begriff Fortsetzung Erforderlichkeit subjektiver Merkmale Letzte Konsequenz aus dem lediglich negativen Inhalt der verkehrstechnischen Auffassung Stellungnahme zur Ansicht des OLG Hamburg Fortsetzung Beispiele aus der bisherigen Rechtsprechung Wiedergabe in zeitlicher Reihenfolge Entscheidungen von 1928 bis 1944 Entscheidungen von 1945 bis 1956 Entscheidungen von 1957 bis 1961 Entscheidungen von 1962 bis zur Gegenwart
d)
Kein zeitlicher und örtlicher Z u s a m m e n h a n g erforderlich aa) Ansicht des Reichsgerichts 1. Fälle mit örtlichem und zeitlichem Zusammenhang 2. A n d e r e Fälle Folgerungen bb) Die jetzt herrschende Ansicht Ursachenzusammenhang Einzelfälle (Verursachung) Nachwirkungen des Betriebs G e f a h r e n l a g e als Glied der Ursachenkette
75 76
77 78 79 80 81 82 83 84
79
§ 7 StVG
Haftpflicht Rdn.
e)
Keine Beschränkung a u f typische Betriebsgefahren
Rdn. c)
85
d)
0
V.
80
Betriebsvorgänge u n d Betriebseinrichtungen 86 1. D u r c h d a s Kfz selbst hervorg e r u f e n e Schäd e n (auch psychische Beeinflussung) 87 2. D u r c h die Lad u n g des Kfzs hervorgerufene Schäden 88 3. D u r c h Personen beim Betrieb des Kfzs hervorgerufene Schäden 89 Öffentliche Verkehrsmittel 90 4. V e r w e n d u n g der Motorkraft zu einem a n d e ren Zweck der Fortbewegung 91 5. D u r c h d e n Anh ä n g e r eines Kfzs verursachte S c h ä d e n 92 aa) Grundsatz der Erstreckung der Betriebsgefahr des Kfzs auf dessen A n h ä n g e r 93 bb) Erstreckung der Betriebsgefahr eines Kfzs auf den a b g e k u p p e l ten A n h ä n g e r 94 cc) E n d e des „Betriebs des A n h ä n gers" 95 dd) Kein „Betrieb des A n h ä n g e r s " , w e n n das Kfz nicht in Betrieb ist 96 Fortsetzung 97 Fortsetzung 98 A d ä q u a t e V e r u r s a c h u n g des S c h a d e n s d u r c h die Betriebsgefahr 99 -144 a) G r u n d l a g e n der heute im Zivilrecht g e l t e n d e n Ursachenlehre 100 b) V e r p f l i c h t u n g zu n u r teilweiser Ersatzleistung 101
e) 0
g) h)
i)
k)
1)
m)
Äquivalenzlehre Fortsetzung S c h u l d h a f t e Verursachung Beispiele f ü r s c h u l d h a f te V e r u r s a c h u n g K e i n e g e s o n d e r t e Feststellung der Z u m u t b a r keit Definition der adäquaten V e r u r s a c h u n g aa) Die Beurteilung d u r c h d e n optimalen Beobachter bb) Rechtswidrigkeit Vom B G H vertretene Definition der Adäquanz Lehre vom S c h u t z u m fang Vom Schutzzweck d e r N o r m zum n o r m a t i v e n Schadensbegriff Ausschluß der Haftung f ü r S c h ä d e n Dritter Die ü b e r h o l e n d e K a u salität aa) Auswirkung der Differenztheorie bb) Mittelbarer und unmittelbarer Schaden cc) A u s n a h m e n von dem Grundsatz S c h a d e n s a n l a g e n des vom S c h a d e n b e t r o f f e nen Rechtsguts Ersatz „ m i t t e l b a r verursachten" Schadens aa) Keine Unterbrec h u n g des K a u salzusammenhangs durch H a n d l u n g e n des Verletzten o d e r Dritter bb) Weitere allgemeine E r f a h r u n g s s ä t ze ( u n s a c h g e m ä ße Reaktion des anderen) Einzelfälle „ m i t t e l b a r verursachter" Schäden aa) Beteiligung von Tieren bb) Beteiligung lebloser S a c h e n cc) Beteiligung a n d e rer Fze
102 103 104 105 106 107
108 109 110 III 112 113 114 115 116 117 118 119
120
121 122 122 123 124
Schadensersatzpflicht des H a l t e r s u n d d e s Schwarzfahrers
§ 7 StVG Rdn.
Rdn. dd)
Schäden durch p s y c h i s c h e Einw i r k u n g d e s Un falls auf D r i t t e
E.
Unfall und konkreter Haftungsgrund
F.
Kraftfahrzeug
G.
aa) 125 126 1 2 7 - 128
I.
Begriffsbestimmung
127
II.
Nicht zugelassene Kfze
128
Der Schaden
1 2 9 - 174
I.
1 2 9 - 135
D e r Begriff „ S c h a d e n " a) b) c) d)
e) 0 II.
Grundurteil Normativer Schadensbegriff Gesteigertes Risiko Unterschied zwischen „Unfall" und „Schaden" Unfall o h n e Schaden Vorteilsausgleichung
130 131 132
133 134 135
Unterscheidung zwischen P e r s o n e n s c h ä d e n u n d Sachschäden 1 3 6 - 149 a)
b)
Personenschäden aa) Grundsatz Personenschäden bb) als m i t t e l b a r e Folge 1. T ö t u n g 2. K ö r p e r v e r l e t zung cc) Freitod dd) Dazwischentreten e i n e s ärztlichen Kunstfehlers Spätfolgen ee) Verschlimmerung ff) eines v o r h a n d e nen Leidens Gesundheitsschägg) d e n d u r c h psychische Einwirkung K e i n Ersatz f ü r den bloßen Schrecken hh) Neurose Sachschäden aa) Grundsatz bb) Kein S a c h s c h a d e n , w e n n kein U n f a l l vorliegt
Grundsätze
c)
137 137
138 139 140 141 d) 142 143 144
145
146 147 148
149
Berechnung des Ersatzanspruchs 150-178 a)
b)
150
e)
D e r Begriff „Verletzter" bb) Mittelbar Geschädigte Drittschadenslicc) quidation dd) Beispiele f ü r mittelbar Geschädigte Ansprüche des ee) Arbeitnehmers, d e r k e i n e n Schad e n erlitten hat Hilfskonstruktion des B G H Fortsetzung Ersatzansprüche ff) d e s nicht g e s c h ä digten Beamten E i n z e l h e i t e n d e r Ber e c h n u n g bei P e r s o n e n schäden
151 152 153
154
155 156 157
158 159
G r u n d s ä t z e f ü r d i e Ber e c h n u n g bei S a c h s c h ä 160 den Z e r s t ö r u n g einer aa) 161 neuen Sache Zerstörung einer bb) gebrauchten 162 Sache Beschädigung cc) 163 einer Sache D e r Verletzte setzt d i e S a c h e selbst i n s t a n d 164 B e s c h ä d i g u n g eines Kfzs 165-171 aa) H ö h e d e s Ersatza n s p r u c h s im Regelfall 166 bei T o t a l s c h a d e n 167 bb) sonstige Abrechcc) n u n g a u f Totair schadensbasis 168 V e r b o t d e r Abdd) r e c h n u n g auf Reparaturbasis 169 Unverschuldete ee) Wahl des aufw e n d i g e r e n Weges 170 Das freie WahlIT) recht d e s G e s c h ä digten 171 E i n z e l h e i t e n z u r Abrechnung von KfzSchäden 172-183 aa) bei T o t a l s c h a d e n 172 bb) Berücksichtigung des Wertzuwachses 173
81
§ 7 StVG
Haftpflicht Rdn.
Rdn. Wiederbeschaffungskosten Merkantiler Mindd) derwert Ersatz vor Veräuee) ßerung des Kfzs Mietwagenkosten ff) Kosten von Taxifahrten A b z u g d e r Kostenersparnis Ersatz für Nutgg) zungsausfall e n t g a n g e n e Urhh) laubsfreuden Vorschußpflicht ü) d e s Verletzten, Zwischenfinanzierung kk) Verlust d e r S c h a densfreiheitsprämie Ersatz d e s auf a n d e r e Weise entgangenen Gewinns Ersatz d e s w ä h r e n d d e r Reparatur entstehenden Gewinnausfalls Ersatz v o n P r o z e ß - u n d A n w a l t s k o s t e n bei Personen- und Sachschäden aa) K o s t e n im S c h a denersatzprozeß bb) K o s t e n v o n Vorprozessen und von Strafverfahren 188-
cc)
cc)
0
g)
H.
Halter I
Begriffsbestimmung a) b)
c)
82
I8"J
Grundsätze Inhalt d e s Begriffs nach herrschender Ansicht aa) Das Merkmal „Gebrauch machen" bb) Das Merkmal ..für e i g e n e Rechnung" Kritische Betrachtung d e r h e r r s c h e n d e n Ansicht aa) Billigkeitserwäg u n g e n als Grundlage bb) Die Fälle d e r Ü b e r l a s s u n g ..mit Willen des Eigentümers"
174 175 176 177 178 179 180
d)
181
182
183
184
185
186
a) b) 187 222
c) d)
202 189 III.
191
b) c)
192
d)
193
194
196 197
197 198
199 200
201 202
Das Eigentum Zulassung des Kfzs und Haftpflichtversicherung G e b r a u c h des Kfzs Tragung der Aufwendungen
204
205 206
A n w e n d u n g d e s B e g r i f f s im Einzelfall 208 - 2 2 2 a)
193
195
A n z e i c h e n f ü r d a s Vorliegen der Haltereigenschaft 203 - 207
186
190
Irrtümliche Gleichstellung von „ G e b r a u c h machen" und „ N u t z u n g e n ziehen" dd) Unzutreffende Abgrenzung des Halterbegriffs n u r mit d e m Blick a u f § 7 Abs. 1 D e r .e n g e r e H a l t e r b e griff aa) Das Merkmal „Verfügungsgewalt B e s c h r ä n k t e Verfügungsgewalt Fortbestand der Haltereigenschaft trotz kurzer Unterbrechung der Verfügungsgewalt bb) Vertretung des Halters D e r ..Vertreter" benutzt das Kfz f ü r sich Mehrheit von cc) Haltern
K a u f e i n e s Kfzs, Überführungsfahrt Eigentumsvorbehalt Sicherungsübereignung, Verpfändung M i e t e u n d Leihe aa) Der Vermieter o d e r V e r l e i h e r als Halter bb) Unbefugter Gebrauch durch den M i e t e r o d e r Entleiher cc) Der Mieter oder E n t l e i h e r als H a l ter
209 210 211 212
213
214
215
Schadensersatzpflicht des Halters u n d des Schwarzfahrers
§ 7 StVG Rdn.
Rdn. e) 0 g) h) i) k)
I)
J.
P r o b e f a h r t e n in d e r Reparaturwerkstatt A n g e s t e l l t e o d e r Arbeiter e i n e s U n t e r n e h m e n s Handelsvertreter Beamte Auftragsverwaltung Durch Verwaltungsakt in A n s p r u c h g e n o m m e nes oder beschlagnahmtes Kfz Unbefugter Gebrauch eines Kfzs
217 218 219 220
V.
221 222
P e r s o n e n , d i e nicht H a l t e r s i n d , a b e r bei S c h w a r z f a h r t e n wie ein Halter haften 223-227 I.
Grundlage der Regelung
223
II.
H a f t u n g d e s f r ü h e r e n Halters n a c h Abs. 3 Satz 1 zweiter H a l b s a t z
224
a) b)
c)
A u s l e g u n g d i e s e r Vorschrift K e i n e H a f t u n g eines f r ü h e r e n H a l t e r s in d e n Fällen d e s Abs. 3 Satz 2 W e i t e r g a b e d e s K f z s an e i n e n Dritten
Die Bedeutung der Worte „ o h n e Wissen u n d W i l l e n " K.
III.
224
225 226 227
E i n w e n d u n g e n des Halters
228-328
I.
229 — 232
Grundsätze a) b) c)
II.
Die e i n z e l n e n E i n w e n dungen Ausschluß der genannten E i n r e d e n Die v o n § 7 selbst gewährten Einreden
230 231 232
Systematik des Haftungsa u s s c h l u s s e s bei u n a b w e n d barem Ereignis 233-236 a)
b)
Grundsätze aa) Auslegungsschwierigkeiten bb) Versuch einer der A u s l e g u n g entsprechenden Formulierung von Absatz 2 cc) Körperliches o d e r geistiges Versagen des Kfz-Führers E i n o r d n u n g in d a s System d e r H a f t u n g s v o r schriften
D e r Begriff „ E r e i g n i s "
237
res Ereign is"
238
216
233 233 VI.
Das für den Halter unabw e n d b a r e Ereignis 239 - 2 5 5 a) Der Sonderfall der Schwarzfahrt aa) D i e Art d e s Halterverschuldens bei d e r S c h w a r z 241 fahrt bb) Geschichtliche 242 Entwicklung cc) Die d e m H a l t e r im a l l g e m e i n e n obliegenden Pflichten 243 Pflichten, die dd) einem Halter o b l i e g e n , d e r sich einer „Vertrauens244 person" bedient Zumutbare Maß245 nahmen 246 Einzelheiten D e r Begriff „ u n ee) b e f u g t e Benut247 zung" M e h r e r e Benut248 zer 249 Mitfahrer Nachträgliches Einverständnis 250 des Halters Das Einverständnis d e s Vertreters 251 des Halters F ü r d e n Betrieb ff) des Kfzs Ange252 stellte D e r Begriff gg) „Überlassung des 253 Kfzs" Ende der „Über254 lassung des Kfzs" b) U n f ä l l e , bei d e n e n d e r H a l t e r selbst F ü h r e r 255 des Kfzs war Das für den Führer unab256-263 w e n d b a r e Ereignis a)
234 b) c) 235 d) 236
Inhalt des Begriffs „unabwendbar" Hieraus abzuleitende Regeln Kausalität des Verhaltens G r u n d s ä t z e , d i e die ältere R e c h t s p r e c h u n g aufstellte
257 258 259
260
83
7 StVG
Haftpflicht Rdn.
Rdn.
e) VII.
Unrichtiges H a n deln in plötzlicher G e f a h r e n l a ge bb) Die Schreckzeit Fahren unter Alkoholeinfluß
cc)
aa)
dd) 261 262
ee)
263
ff)
D a s f ü r einen „ D r i t t e n " , d e r beim Betrieb beschäftigt ist, u n a b w e n d b a r e Ereignis 264 — 272 a) „Dritter" 265
c) d) e)
„Bei d e m Betrieb beschäftigt" aa) Geschichtliche E n t w i c k l u n g dieses Begriffs bb) U n t e r s c h i e d zwischen „beschäftigt" u n d „tätig" cc) Erforderlichkeit d e r Einwilligung des Halters J e d e r Insasse eines Kfzs ist beim Betrieb beschäftigt H a f t u n g des Halters geg e n ü b e r d e m Insassen Beispiele f ü r beim Betrieb b e s c h ä f t i g t e Dritte
266
hh)
267
ii) kk)
268 269 270 271 272
VIII. S a c h v e r h a l t e , die f ü r d e n Führ e r e i n u n a b w e n d b a r e s Ereignisdarstellen können 273-313 a) Gefährliche Naturereignisse 274 aa) Steinschlag 275 bb) Glatteis 276 cc) R e g e n n a s s e Straße 277 dd) Von den R ä d e r n weggeschleuderte Steine 278 ee) Sturm u n d starker W i n d 279 b) Unvorhersehbarkeit der Straßenverhältnisse o d e r der Verkehrslage 280 Körperliche Gebrechen 281 V o r h e r s e h b a r e s plötzliches k ö r p e r l i c h e s o d e r geistiges Versagen 282 Pflichtwidrigkeiten des gesunden Führers 283 aa) Unzureichende Berücksichtigung der Straßenverhältnisse 284 bb) Be- u n d Entlad e n , Ein- u n d Aussteigen 285
84
gg)
II) c)
Vom Kfz fallend e Steine H i n d e r n i s s e auf der Fahrbahn Fahruntüchtigw e r d e n des Kfzs Abstandhalten vom V o r d e r m a n n Kurzregel zur Ber e c h n u n g des Abstands Abstandhalten vom N e b e n m a n n E i n o r d n e n in den f l i e ß e n d e n Verkehr Überholen Weisungen oder Zeichen eines Polizeibeamten Rücksichtnahme auf die Fahrgäste
Verkehrswidriges Verhalten des Verletzten o d e r eines Dritten Die A u s l e g u n g des im Gesetz angeführten Beispiels Reflexhandlungen Schleudern aa) Entgegenkomm e n d e Kfze bb) Vorfahrt cc) Unübersichtliche Kreuzung Abbiegen nach links ee) Abbiegen n a c h rechts ff) Plötzliches Anhalten gg) Ü b e r h o l e n vor der Einmündung einer S t r a ß e von rechts hh) Überholvorgang ii) Einhalten der rechten Fahrbahnseite kk) Verkehrswidriges Verhalten von Fußgängern II) Verkehrswidriges Verhalten von alten Leuten o d e r Kindern m m ) Verkehrswidriges Verhalten von Radfahrern
286 287 288 289 290 291 292 293 294 295
296 297 298 299 300 301 302
dd)
303 304 305
306 307 308 309
310 311
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
7 StVG
§
Rdn. d)
IX.
b)
c) d)
312 313
Der f ü r die „Fehlerhaftigkeit" oder das „Versagen" m a ß g e b e n d e Zeitpunkt Beschädigung des Kfzs durch Naturereignisse Die Beschädigung der Reifen Natürliche Abnutzung Die Begriffe „Fehler in der Beschaffenheit" und „Versagen der Verrichtungen" aa) Versagen der Verrichtungen bb) Fehler in der Beschaffenheit cc) Beispiele
315 316 317 318
Mehrheit von Haltern Ansprüche eines Halters gegen den anderen
L.
I.
a) b)
c) II.
326 327 328
329-336
Im Regelfall Im Fall der Schwarzfahrt Unbefugte Benutzung des Kfzs durch eine Vertrauensperson des Halters Schadenshöhe
329 330
331 332
Die Beweislast des Halters 333 — 336 a) b)
323 324
325
Die Beweislast des Verletzten 329-332
320 321 322
Ansprüche des Halters gegen den unbefugten Benutzer aa) bei Beschädigung einer unbeteiligten Sache des Halters bb) bei Beschädigung einer beförderten Sache des Halters cc) Beschädigung des Kraftfahrzeugs selbst
Die Verteilung der Beweislast
319
H a f t u n g des Halters f ü r Schäden eines zweiten Halters desselben Kfzs 323 — 326 a) b)
A.
Rdn. c)
Fehler in der Beschaffenheit des Fzs und Versagen seiner Verrichtungen 314 — 323 a)
X.
Durch das Verhalten eines Tieres verursachte Unfälle Teilnahme eines Pferdefuhrwerkes am Straßenverkehr
c)
Die einzelnen Grundsätze Ausmaß der Beweisführung Einzelfälle aus der Rechtsprechung
334 335 336
Schrifttum
I. Bücher (alphabetisch) Arndt, Straßenverkehrssicherungspflicht, 2. Aufl. Düsseldorf 1973. H. Becker, Kraftver- 1 kehrs-Haftpflichtschäden, 9. Aufl. Karlsruhe I967. E. von Caemmerer, Das Problem der überholenden Kausalität im Schadenersatzrecht, Karlsruhe I962. E. von Caemmerer, Reform der G e f ä h r d u n g s h a f t u n g , Berlin 197I. Detlefsen, Schadensersatz für entgangene Gebrauchsvorteile, Karlsruhe 1969. Dress-Kuckuck-Werny, Straßenverkehrsrecht, 2. Aufl. Münster 1972. G. A. Eglin, Die Betriebsgefahr von Kraftfahrzeugen, Bonn 1970. J. Esser, G r u n d l a g e n der Entwicklung der G e f ä h r d u n g s h a f t u n g , 2. Aufl. M ü n c h e n 1969. Deutsch, Haftungsrecht, Band I, Allgemeine Lehren, Köln 1976. Finger, Eisenbahngesetze, 6. Aufl. M ü n c h e n I970. Geigel, Haftpflichtprozeß, 17. Aufl. München I979. Hacks, Schmerzensgeldbeträge, 7. Aufl. 1973. H a m a n n , Methoden und Problematik der Schadensberechnung, M ü n c h e n I972. Henke, Die Schmerzensgeldtabelle, München I969. Krumme, Straßenverkehrsgesetz, I. Aufl. Köln I977. Maasen, Beweisprobleme im Schadenersatzprozeß, Köln I976. Müller und Diegler, Das Schmerzensgeld in medizinischer und juristischer Sicht, 3. Aufl. Wien 1972. Podzum, Der Unfallsachbearbeiter, 3. Aufl. Berlin 1972. Rettenbeck, G e f ä h r d u n g s h a f t u n g im öffentlichen Recht, München Diss. I962. W. Rieger, Stationierungsschadensrecht seit 1.7. 1963, München 1963. Rinck, Die G e f ä h r d u n g s h a f t u n g , Göttingen 1959. Sanden, Sachschadenrecht des Kraftverkehrs, 2. Aufl. 1977, Schriftenreihe der NJW, Heft 7. S a n d e n - D a n n e r , Die Nutzungsentschädigung, Sonderdruck aus VersR 69, 483. Schneider-Ehmke-Leisner, G e f ä h r d u n g s h a f t u n g im öffentlichen Recht, 1963. Schunack, Schmerzensgeldentscheidungen und Veröffentlichungen, G r u n d w e r k 1955 bis 1966 und Nachträge 1967 bis 1972, Karlsruhe. R. E. Veit, Das Eisenbahn- und Kraftfahrzeughaftpflichtgesetz vom 21. 1.59, 2. Aufl. Wien 1962.
85
§ 7 StVG
Haftpflicht
Wahrendorf, Die Prinzipien der Beweislast im Haftungsrecht, Köln 1976. Walter, Die Regulierung des Kfz-Schadens, 4. Aufl. Berlin 1973. Wussow, Ersatzansprüche bei Personenschäden, München 1970. Wussow, Systematik des Haftpflichtrechts, Frankfurt a. M. 1958. Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 12. Aufl. Köln 1975. U.-Ch. Zachert, Gefährdungshaftung und Haftung aus vermutetem Verschulden im deutschen und französischen Recht, Arbeiten zur Rechtsangleichung, Frankfurt a. M. 1971. Eckelmann, Schadensersatz für Kraftfahrzeugschäden, 3. Aufl. Gielsdorf 1974. Sanden, Sachschadensrecht des Kraftverkehrs, 2. Aufl. München 1976. Becker, Kraftverkehrshaftpflichtschäden. 12. Aufl. 1978. 2
II. Aufsätze (zeitlich geordnet) Über weitere die Haftung aus Unfällen im Straßenverkehr betreffende Themen findet man Ausführungen zu Beginn der Erläuterungen zu § 16, nämlich: Allgemeines (Rdn. 2), Rechtswidrigkeit (Rdn. 3), Verrichtungshilfe (Rdn. 4), Arbeitsunfälle (Rdn. 5), Die Haftung von Kindern und Aufsichtspflichtigen (Rdn. 6), Schmerzensgeld (Rdn. 7), Ersatz für entgangene Dienste (Rdn. 8), Gefälligkeitsfahrten (Rdn. 9), Amtshaftung und Haftung für Stationierungsstreitkräfte (Rdn. 9 a). a) Zum Begriff
„Betrieb"
Gelhaar, Auffahren auf Kraftfahrzeuge und Hindernisse, D A R 57, 1. Böhmer, M D R 57, 597. Böhmer, Stehendes Kraftfahrzeug, VersR 58, 587; M D R 58, 568; JR 58, 375 Haltendes Kraftfahrzeug. Roth-Stielow, DAR 58, 123. Lehmann, DAR 59, 178. Rasehorn, D A R 60, 107. Weimar, VN 61, I und JR 61, 497 (Abschleppen). Füchsel, D A R 61, 293. Böhmer, Abstrakte Betriebsgefahr, M D R 62, 87. Walter, KVR von A bis Z. Böhmer, Abschleppen, M D R 63, 280. Böhmer, Zur Haftung des Halters eines abgeschleppten Kraftfahrzeugs, JR 71, 501. 3
b) Zum Begriff „Halter" Voss, Haltereigenschaft der öffentlichen Verwaltung bei beamten- und privateigenen Kraftfahrzeugen, VersR 55, 201. Haberkorn, Beim Verkauf eines Kraftfahrzeugs, DAR 60, 4. Ruhkopf, Fahrerwechsel auf angeordneter oder unerlaubter Fahrt, D A R 60, 342. Weimar, Ehegatten als Tier- und Kfz-Halter, M D R 63, 366. H. W. Schmidt, Bedeutung der Überlassung des Kfz-Briefes, DAR 63, 321. Weimar, Wann wird der Dieb eines Kraftfahrzeugs zu dessen Halter?, JR 63, 378. H o f m a n n , Minderjährigkeit und Halterhaftung, NJW 64, 228. Weimar, Auch eine O H G - oder BGB-Gesellschaft kann Halter sein, VP 65, 163. Wussow, Minderjährige, ZfV 65, 177. Weimar, Sicherungseigentümer, JR 66, 174. Haberkorn, M D R 67, 453. Weimar, Kraftfahrzeughaltereigenschaften bei Personengesellschaften, D A R 76, 65.
4
c) Zur Höhe des Ersatzanspruchs
bei
Sachschäden
Berger, Berechnung des entgangenen Gewinns beim Ausfall einer Kraftdroschke, VersR 63, 514. Kalifelz, Schadenersatzanspruch eines Fahrlehrers wegen Beschädigung seines Schulwagens durch einen Dritten, Die Fahrschule 1963, Heft 6. Frotz, Der „Ersatz in Geld" nach §250 Satz 2 BGB, JZ 63, 391. Brückler, Nutzungsausfall, D R i Z 63, 121 und 269. Venzmer, Nutzungsausfall, VersR 63, 795, Kaduk, Nutzungsausfall, VersR 63, 1007. Löwe, Nutzungsausfall, NJW 63, 701. von Nitzsch, Entzug von Gebrauchsvorteilen, DAR 64, 154. Böhmer, Nutzungsausfall, M D R 64, 453. Herrmann, Schadenersatz für Reservehaltung, VersR 64, 991. von Gerkan, Nutzungsausfall, VersR 64, 1003. Sumera, Nutzungsausfall, N J W 64, 1841. Schmidt, Erwerb eines anderen Kraftfahrzeugs, D A R 65, 2. Steffen, Ausfall eines Linienomnibusses, DRiZ 66, 51. Simon, Das Risiko einen unbekannten Gebrauchtwagen fahren zu müssen begründet nur eine Feststellungsklage, D A R 66, 97. Schmidt, Erwerb eines anderen Kraftfahrzeugs, DAR 65, 2. Weimar, Erwerb eines fabrikneuen Kraftfahrzeugs, VP 65, 5. Larenz, Entgangener Gebrauchsvorteil, Festschr. f. Nipperdey 1965, Bd. I, 489. Schmidt, Kein Abzug „neu für alt" bei Teillackierung, VersR 65, 746. Ruhkopf, Kein Risikozuschlag beim Erwerb eines Gebrauchtwagens, VersR 65, 1033. Schmidt, Ersatz von Nebenklagekosten, Büro 65, 781. Bötticher, Nutzungsausfall, VersR 66, 301. Weychardt, Nutzungsausfall, Betrieb 66, 609. Schmidt, Kein Risikozuschlag, N J W 66, 717. Schmidt, Merkantiler Minderwert, DAR 66, 230. Pfleiderer, Sachschäden, VersR 66, 809. Weychardt, Vorteilsausgleichung, Betrieb 66, 1552. Beuthien, Reservehaltungskosten, N J W 66, 1996. Sanden und Danner, Berechnung des Nutzungsausfalls, VersR 66, 697. Hörstel, Keine Haftung des Verletzten für Fehler der Reperaturwerkstatt, VersR 67, 16. Schmidt, Finanzierungskosten, VersR 67, 22. Winter, Gegliederter Schadensbegriff, Vorteilsausgleichung, Nutzungsausfall, VersR 67, 334. Künkel und Wolff, Die Reparaturwerkstatt ist kein Erfüllungsgehilfe des Verletzten, VersR 67, 730. Preiß, Wertminderung, VersPrax. 67, 102. Scheinert, Ersatzansprüche bei Anmietung eines billigeren Fahrzeugs, VersPrax. 67, 102. Thiele, Vorteilsausgleichung, AcP 67 (Bd. 167), 132. Heldrich, Vergeudung von Freizeit ist kein Vermögensschaden, NJW 67, 1737, Henrichs,
86
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
Totalschaden, N J W 67, 1940. Steffani, Blechschäden, VersR 67, 1029, R u h k o p f , Der Ersatz der Anwaltsgebühren, VersR 68, 21. Klimke, Die Reparaturwerkstatt ist Erfüllungsgehilfe des Verletzten, VersR 68, 30. Schütz, Mietwagenkosten, Nutzungsentgang, VersR 68, 124. Klunzinger, Verlust versicherungsvertraglicher Vergünstigungen, N J W 69, 2113. Belke, Abstrakte Schadensberechnung beim Zinsschaden, J Z 69, 586. Medicus, Naturalrestitution u n d Geldersatz, JuS 69, 449. Berger, N e u e Tendenzen bei der K r a f t f a h r z e u g h a f t u n g — Nutzungsausfallentschädigung, D A R 71, 290. Kirchner, Die fiktive Schadensberechnung bei unfallgeschädigten Kraftfahrzeugen, D A R 71, 290. Saager, Praxis, rechtliche Problematik und Bekämpf u n g der „Unfallhelfer", VW 71, 1300. von C a e m m e r e r , A u f w e n d u n g e n f ü r eine Haftungsfreistellung bei der Anmietung von Ersatzwagen, VersR 71, 974. Görk, Zur H ö h e der ersparten Eigenbetriebskosten bei Benutzung eines Ersatzmietfahrzeugs, VersR 71, 801. Ikinger, Berechnung des Schadensersatzes f ü r die A u f w e n d u n g e n bei der I n a n s p r u c h n a h m e eines Selbstfahrervermietwagens, VersR 71, 6. Frößler, Totalschaden, Unrichtige Methoden bei Berechnung von Kfz-Schäden, N J W 71, 457. Maase, Totalschaden, unrichtige Methoden bei Berechnung von Kfz-Schäden, N J W 70, 2240. Werber, Total- und Teilschaden, VersR 71, 981. Schwerdtner, Ersatz des Verlusts des Schadensfreiheitsrabatts in der Haftpflichtversicherung, N J W 71, 1673. Boldt, Gemeinkosten des Versicherungsnehmers, der den Schaden selbst beseitigt, VW 70, 1594. Högenauer, Mehrwertsteuer bei Haftpflichtschäden, VersR 71, 800. Streck, Schadenersatz, Mehrwertsteuer, Vorsteuerabzug, BB 71, 1085. Weimar, Freiwillige Leistungen Dritter mindern den zu ersetzenden Schaden, VP 71, 255. Böhmer, H a f t u n g des Verletzten f ü r Fehler der Kraftfahrzeugreparatur-Werkstätte, J R 71, 239. Klimke, Probleme der Berechnung von Sachschäden unter besonderer Berücksichtigung der Differenztheorie, ZfV 72, 187. Gärtner, Dienstleistung und Schadenersatz, BB 72, 152. B ü h n e m a n n , Das Allesoder Nichts-Prinzip im deliktischen Haftungsrecht, Festgabe Möller 72, 135. Klink, Erstattung von Kosten f ü r Privatgutachten, ZfV 72, 214. Frössler, Nutzungsausfall auch bei unfallbedingter Vereitelung der Nutzungsmöglichkeit, N J W 72, 1795. Klimke, Eine Teillackierung nach Unfall ist dem Geschädigten in der Regel zuzumuten, ZfV 72, 100. Klink, Eine Teillakkierung ist in der Regel unzumutbar, ZfV 72, 180. Klimke, Ersatzansprüche eines Taxiunternehmers bei Sachschaden, VersR 72, 903. Spengler, Reparaturkosten- oder Totalschadena b r e c h n u n g bei nicht neuwertigen Wagen, VersR 72, 426. von Olshausen, Verlust des Schadenfreiheitsrabatts, VersR 72, 233. Schwerdtner, Verlust des Schadenfreiheitsrabatts in der Haftpflichtversicherung, N J W 72, 91. Vogel, Verlust des Schadenfreiheitsrabatts, N J W 72, 1653. Giesberts, Vorsteuerabzug, M D R 72, 472 und 72, 563. Werber, Nutzungsausfall u n d persönliche Nutzungsbereitschaft, AcP 173, 905. Koch, Schadensersatzberechnung bei Bäumen, VersR 73, 10. Böhmer, Vernünftige Begrenzung der Schadensersatzpflicht bei Kraftfahrzeugunfällen, D A R 73, 235. Himmelreich, Unfallschäden u n d ihre Regulierung, N J W 73, 673. Lange, U m f a n g der Schadensersatzpflicht bei einem Verkehrsunfall, J u S 73, 280. Dörnes, Taxi statt Mietwagen, VersR 73, 702. Klimke, Ersatz f ü r entgangene Gebrauchsvorteile eines Kraftfahrzeugs auch bei unfallbedingter Vereitelung der Nutzungsmöglichkeit?, VP 73, 49. S a n d e n - D a n n e r , Neuberechnung der Nutzungsentschädigung, VersR 73, 97. Klimke, Ersatz von Finanzierungskosten aus Anlaß eines Haftpflichtschadens, VersR 73, 881. Becher, Ersatz der Mehrwertsteuer, die vom Geschädigten beim Erwerb des Wagens getragen wurde, der d a n n den Unfall hatte, VersR 73, 902. Funk, Ersatz der beim Erwerb des Wagens angefallenen Mehrwertsteuer, DStR 73, 389. Giesberts, Ersatz der bei der Instandsetzung des Unfallwagens anfallenden Mehrwertsteuer, N J W 73, 181. Hübner, A b l e h n e n d e Stellungnahme zu Giesberts A u s f ü h r u n g e n über die Mehrwertsteuer, N J W 73, 1029. Klimke, Ersatz der Mehrsatz von Finanzierungskosten aus Anlaß eines Haftpflichtschadens, VersR 73, 881. Becher, Ersatz der Mehrwertsteuer, die vom Geschädigten beim Erwerb des Wagens getragen wurde, der dann den Unfall hatte, VersR 73, 902. Funk, Ersatz der beim Erwerb des Wagens angefallenen Mehrwertsteuer, DStR 73, 389. Giesberts, Ersatz der bei der Instandsetzung des Unfallwagens anfallenden Mehrwertsteuer, N J W 73, 181. Hübner, Ablehnende Stellungnahme zu Giesberts Ausführungen über die Mehrwertsteuer, N J W 73, 1029. Klimke, Ersatz der Mehrwertsteuer bei Reparatur des Unfallwagens oder bei Beschaffung eines Ersatzwagens bei Totalschaden, ZfV 73, 40. Mayer, Mehrwertsteuer, die bei der Reparatur des Unfallwagens anfällt, N J W 73, 1674. Oswald, Ersatz der Mehrwertsteuer in Schadensfällen, WM 73, 686. Klimke, Ersatz der A u f w e n d u n g e n f ü r eine Schadensabteilung des Geschädigten, N J W 74, 81. Schmidt, Ersatz von Vorsorgekosten, J Z 74, 73. Grunsky, Entgangener Urlaub als Vermögensschaden, N J W 75, 609. Gotthardt, Zum Herstellungsaufwand des verständigen Mannes, VersR 75, 977. Schlechtriem, Veräußerung des Unfallwagens schließt die G e l t e n d m a c h u n g der Reparaturkosten nicht aus, D A R 75, 122. Sanden und Danner, Tabellen zur Nutzungsentschädigung, VersR 75, 972. Klimke, Besondere Probleme bei der Abrechnung von Mietwagenkosten im Spiegel der neuen Rechtsprechung, ZfV 75, 211 und 298 und 389 und 426.
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§ 7 StVG
Haftpflicht
Klimke, Vorteilsausgleich bei A n m i e t u n g eines kleineren Ersatzfahrzeugs, VersR 75, 794. W a d l e , Problem d e r Freistellungskosten, J u S 75, 360. D a r k o w , Der M i n d e r w e r t von K r a f t f a h r z e u g e n n a c h U n f ä l l e n u n d seine Ermittlung, VersR 75, 207. Seliger, W e r t a n g a b e n in K f z - S a c h v e r s t ä n d i g e n g u t a c h t e n u n d M e h r w e r t s t e u e r , VersR 75, 213. Klimke, O l d t i m e r in der S c h a d e n s r e g u l i e r u n g , Z f V 75. 44. Mittelmeier, A u f w e n d u n g e n f ü r Arbeiten zur V e r m e i d u n g eines G e w ä s s e r s c h a d e n s beim A u s l a u f e n von Öl, VersR 74, 727. Schlegelmilch, Ersatz der M e h r w e r t s t e u e r o h n e Leistungstausch, VersR 73, 209. G a i s b a u e r , Kein A b z u g Neu f ü r Alt beim E i n b a u n e u e r Blechteile, die o h n e den Unfall nie ausgewechselt w o r d e n w ä r e n , VW 73, 711. Z e u n e r , Z u r Frage der schadensersatzrechtlichen Bedeutsamkeit von U m s t ä n d e n des I n n e n b e r e i c h s des G e s c h ä d i g t e n , G e d ä c h t n i s s c h r i f t f ü r Dietz 73, 99. K o c h , G e h ö l z w e r t t a b e l len; d e r G r u n d s a t z der Verhältnismäßigkeit s c h r ä n k t die N a t u r a l r e s t i t u t i o n ein, VersR 74, 1154. Walter, Ersatz von S a c h s c h ä d e n an F a h r z e u g e n , K V R K r a f t f a h r z e u g , F a h r z e u g s c h a d e n , E r l ä u t e r u n g e n I. Klimke, A b r e c h n u n g von M i e t w a g e n k o s t e n , Betrieb, Beilage 10/74. Walter, Der N u t z u n g s a u s f a l l eines K r a f t f a h r z e u g s , i n s b e s o n d e r e die M i e t w a g e n k o s t e n , K V R M i e t f a h r z e u g Lfrg. 2 / 7 4 , E r l ä u t e r u n g e n I. Klimke, Ersatz f ü r e n t g a n g e n e G e b r a u c h s v o r t e i l e , Betrieb, Beilage 7 zu H e f t 12/74. H ä r t u n g , Ersatz von K r e d i t k o s t e n , VersR 74, 147. H i m m e l reich, Ersatz von K r e d i t k o s t e n , N J W 74, 1897. Lichtblau, F i n a n z i e r u n g s k o s t e n , Z f V 73, 721. Preiß, Ersatz von K r e d i t k o s t e n , G ü V R 74, 40. M a h l b e r g , M e r k a n t i l e r M i n d e r w e r t als psychologisches P h ä n o m e n , VersR 74, 942. Klimke, M i ß b r ä u c h l i c h e R e c h t s a u s ü b u n g beim k o n struktiven T o t a l s c h a d e n , VersR 74, 1063. W e r b e r , M e h r w e r t s t e u e r , N J W 74, 213. T h e d a , Verw a l t u n g s k o s t e n a u f s c h l a g n u r , w e n n der G e s c h ä d i g t e eine S c h a d e n a b t e i l u n g u n t e r h ä l t , VersPrax. 74, 117. Honsell, Verlust von S c h a d e n s f r e i h e i t s r a b a t t , J n S 78, 745. D a n n e r u n d Echtler, V o r h a l t e k o s t e n , VersR 78, 99. 5
d) Zur Sorgfaltspflicht
des § 7 Abs. 2
W u s s o w , O h n m a c h t des Fahrers, D A R 52, 162. B ö h m e r , R d K 54, 19 u n d 177: R d K 55. 177: D A R 56, 288. Stelzer, Z f V 55, 218. W e i m a r , Z f V 55, 774. Z e i t l m a n n , V N 55, 20 Wild. B ö h m e r , D A R 56, 288, Ü b e r s p a n n u n g der Sorgfaltpflicht. D i c k e r t m a n n , D A R 56, 206: D A R 57, 141. W e i m a r , D R i Z 56, 33. G e l h a a r , D A R 57, 1, A u f f a h r e n auf Hindernisse. B ö h m e r . VersR 58, 451. W e i m a r , J R 60, 12. B ö h m e r , Reine G e f ä h r d u n g s h a f t u n g n a c h § 7?, VersR 61, 965. W e i m a r , ( e b e n s o ) VersR 61, 1072. B ö h m e r , (ebenso) J R 62, 98. Clauss, A u s s c h l u ß d e r Rechtswidrigkeit, N J W 62, 1708. Walter, K V R von A bis Z. S c h n e i d e r , Die B e f o l g u n g einer A m t s p f l i c h t k a n n ein Ereignis u n a b w e n d b a r m a c h e n , J R 65, 222. Schoreit, V e r t r a u e n s g r u n d satz, N J W 66, 919. G a i s b a u e r , F a h r e n bei S t u r m , VersR 67, 1034. I m h o f , Hilfsbereitschaft u n d H a f t u n g , D A R 74, 253. 6
e) Zur
Verursachungslehre
Eger, Schreck ü b e r den Unfall eines Dritten als Betriebsunfall, R d K 32, 30. W a l t e r , K V R v o n A bis Z K a u s a l z u s a m m e n h a n g , Erl. I. Larenz, N J W 58, 627. J. H. Schmitt, Kausalität ü b e r h ö h t e r G e s c h w i n d i g k e i t , D A R 58, 259. P. T o p f , V e r a n l a s s u n g u n d G e l e g e n h e i t s u r s a c h e im S c h a d e n e r s a t z r e c h t , M S — D e r medizinische S a c h v e r s t ä n d i g e — 59, 65. L e h m a n n , Anm e r k u n g zu B G H 9. 12.58. A. Z e u n e r , Ü b e r h o l e n d e Kausalität, A c P 59 (Bd. 157), 441. N i e d e r l ä n d e r . H y p o t h e t i s c h e Schadensereignisse, J Z 59, 617. Leiss, U n t e r b r e c h u n g der adä q u a t e n Kausalität durch b e h ö r d l i c h e M a ß n a h m e n , N J W 60. 13. Petersen. Probleme der Rechtswidrigkeit u n d Kausalität in d e r R e c h t s p r e c h u n g des B G H , D R i Z 60, 333. H o f m a n n , S c h a d e n s u r s a c h e k o n k u r r e n z u n d ü b e r h o l e n d e Kausalität, VersR 60, 1063. H a u e i s e n , Die T h e o r i e der wesentlichen B e d i n g u n g , J Z 6 I , 15. G e r n h u b e r , H a f t u n g bei alternativer Kausalität, J Z 61, 148. Reiff, Begriff der Kausalität in der U n f a l l v e r s i c h e r u n g , N J W 61, 630. D e u b ner, Alternative Kausalität, J u S 62, 383. Walter, Der ursächliche Z u s a m m e n h a n g im Zivilrecht, K V R v o n A bis Z. Raiser, A d ä q u a n z t h e o r i e u n d H a f t u n g n a c h d e m Schutzzweck, J Z 63, 462. W e i m a r , S c h a d e n e r s a t z a n s p r u c h d e r d u r c h F e r n w i r k u n g G e s c h ä d i g t e n , M D R 63, 887. Roth-Stielow, T a t b e s t a n d s m ä ß i g e s Verhalten als erste V o r a u s s e t z u n g d e r S c h a d e n e r s a t z pflicht, M D R 64, 8 9 3 / 8 9 4 . H a a g , U n e r w a r t e t e T o d e s u r s a c h e n o h n e ä u ß e r e G e w a l t e i n w i r k u n g k ö n n e n einen u n f a l l b e d i n g t e n T o d v o r t ä u s c h e n , D A R 65, 119. M ü h l h a u s , Ursächlichkeit eines F a h r f e h l e r s , D A R 65, 35. R o t h e r , E r g ä n z u n g der A d ä q u a n z f o r m e l f ü r den Fall nicht g e m e i n s c h a f t l i c h e n Z u s a m m e n w i r k e n s m e h r e r e r , N J W 65, 177. v. H i p p e l , S c h o c k s c h ä d e n Dritter sind n u r bei b e g r ü n d e t e r Sorge um den Verletzten a d ä q u a t , N J W 65, 1890. D u n z , U n t e r b r e c h u n g des K a u s a l z u s a m m e n h a n g s , N J W 66, 134. Schoreit, V e r t r a u e n s g r u n d s a t z bei § 7, N J W 66, 919, L e m h ö f e r , Ü b e r h o l e n d e Kausalität, J u S 66, 337. D o p f e r , U n f a l l kurz n a c h S t r a ß e n v e r s c h m u t z u n g , Justiz 66, 335. Pesch, N e u r o s e , N J W 66, 1841. Winter, H y p o t h e t i s c h e S c h a d e n s u r s a c h e , VersR 67, 334. Benz, N e u r o s e , S e l b s t m o r d , N J W 67, 654. S c h i c k e d a n z , S c h u t z z w e c k l e h r e u n d A d ä q u a n z t h e o r i e , N J W 71, 916. Roth-Stielow, Die Reichweite eines
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Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
bestimmten Verhaltens als äußerste Haftungsgrenze, NJW 70, 180. Böhmer, Gelahrdungshaftung contra legem, VersR 71, 504. Deutsch. Methode und System der Gefährdungshaftung, VersR 71,1. Deutsch, Die Zwecke des Haftungsrechts, JZ 71, 244. Mühlhaus. Die Ursächlichkeit von Verkehrsverstößen und Trunkenheit für den Unfall, DAR 72, 169. Klimke, Probleme der überholenden Kausalität, ZfV 72, 565, 593 und 719. Deutsch, Regreilverbot und Unterbrechung des Haftungszusammenhangs, JZ 72, 551. Haberhausen, Kausalität und zwischenmenschlicher Bereich, NJW 73, 1307. Klimke, Überholende Kausalität aus haftpflichtrechtlicher Sicht, ZfV 72, 750 und 72, 783. Hansen. Auswirkungen des normativen Schadensbegriffs, MDR 78, 361.Weyers, Perspektiven für das Unfallschadensrecht, Z R P 77. 292. /) Zur Haftung bei Schwarzfahrten
7
Hohenester, Sorgfaltspflichten beim Verlassen des Kraftfahrzeugs. DAR 58, 5. Weimar, Schwarzfahrt des Betreuers des Kraftfahrzeugs, MDR 59, 17. Ruhkopf, Nachträgliche Genehmigung der Fahrt, VersR 59, 322. Gaisbauer, Sicherung von Zugmaschinen gegen Unbefugte, VP 65, 169. v. Hippel, VersR 66, 507. g) Übersichten
8
Brüggemann, Die Rechtsprechung in Kraftfahrzeug-Unfall-Sachen seit 1945. RdK 49. 33. Böhmer, Die zivil- und strafgerichtliche Rechtsprechung zum Verkehrsrecht. JZ 53. 142: 56. 213; 57, 86; 58, 84; 59, 17 und 56; 60, 55 und 86; 61, 739; 63, 91; 64, 57; 65. 18; 66. 66; 67. 89; 73. 158; 74. 172; 77, 170; 78, 267. Bode-Weber, Die Rechtsprechung des BGH zum Verkehrshaftpflichtrecht, DAR 68, 85; 69, 85 und 113; 70, 141 und 170; 71. 85; 72. 85; 73. 113; 74, 85; 75, 85; 76, 113; 77, 113; 78, 113. Darkow, Aus der Rechtsprechung des KG zum Straßenverkehrshaftpflichtrecht, DAR 70, 29; 71, 141; 72. 141; 73, 169; 74. 225; 25. 281; 76. 225; 77, 253; 78, 267. Gelhaar, Die Rechtsprechung des BGH in Kraftfahrzeughaftpflichtsachen. DAR 53, 21: 54, 25; 55, 25; 56, 29; 57, 29. Schnitzerling, Die Gelahrdimgshaftung des Halters in der neuesten Rechtsprechung, VP 72. 38. h) Beweisfragen
9
Gelhaar, D A R 53, 121. Rose, DRiZ 54, 161. Biechtler, DRiZ 55, 40; Anmerkungen der Schriftleitung D A R 53, 54; 54, 106. Gelhaar, DAR 53, 121. Böhmer, Beweislast bei Eisenbahnunfällen, M D R 59, 82. Blomeyer, Umkehr der Beweislast, AcP 59 (Bd. 158), 97. Böhmer, Anscheinsbeweis bei Eisenbahnunfällen, JR 60, 373. Prölss, Die Beweislastverteilung nach Gefahrenbereichen, VersR 64, 901. Böhmer, Wann muß der geschädigte Halter den Entlastungsbeweis nach § 7 Abs. 2 StVG führen?, D A R 74, 66. Klimke, Erwiderung zu Böhmer, D A R 74, 266. i) Aufsätze über sonstige Fragen des Haftpflichtrechts, Weiterentwicklung des Rechts
vor allem Forderungsübergang
und
Breitbarth, Auslandsunfall, VersR 50, 47. Böhmer, Erhöhte Betriebsgefahr, RdK 50, 50. Böhmer, Der Begriff des Betriebsunfalls in § 7 KFG und in § l R H a f t p f l G , RdK 50, 97. Wussow, Die Wirkung des § 158 c AI VVG auf den Rechtsübergang aus § 1542 RVO, DAR 51, 137. Krebs und Boettinger, Gestaltung des Rechts der Haftpflicht, VersR 52, 410. Wussow, Ist die Ohnmacht des Fahrers ein unabwendbares Ereignis?, DAR 52, 162, Goltermann, Ansprüche bei Unfällen von Kraftfahrzeugen an Eisenbahnübergängen, DAR 53, 201. Heim, Die Haftung der Reparaturwerkstatt bei Kraftfahrzeugunfällen auf Probefahrten, VN 54, 20. Booß, Zum Text des Straßenverkehrsgesetzes, Festgabe Fritz Müller S. 26. Kritzinger, Geophysikalische Einflüsse, D A R 55, 54. Weller, KVR von A bis Z Betriebstätige. Böhmer, Weitere Ausdehnung der schuldlosen Haftung?, VersR 56, 461. Brüggemann, Hilfspersonen des Kraftfahrzeugführers, D A R 57, 113. Böhmer, Eine unzulässige Benachteiligung der Kraftfahrer, DAR 57, 146. Meyer, Gefährdungshaftung — Verschuldenshaftung, VersR 57, 1. Weitnauer, Gesetz vom 16.7. 1957, BAnz. 1957 Nr. 145 S. 4. Rasehorn, Die Betriebsgefahr eine Fehlkonstruktion bei der Ermittlung der Ausgleichsansprüche, NJW 58, 1950. Weimar, Gefährdungshaftung, wenn aus der Eisenbahn oder dem Kraftfahrzeug Flaschen hinausgeworfen werden, M D R 58, 746. Böhmer, Die Betriebsgefahr, eine Fehlkonstruktion?, VersR 58, 684. Böhmer, Ein verfehlter Angriff auf die Betriebsgefahr, M D R 59, 447. Rasehorn, Der Unfall mehrerer Kraftfahrzeuge, N J W 59, 1105. Weimar, Wer ist beim Betriebe eines Kraftfahrzeugs angestellt, beschäftigt oder nur tätig?, VP 60, 148. Wannagat, Die unfallversicherungsrechtliche Gefährdungshaftung im allgemeinen Haftungssystem, N J W 60, 1597. Weimar, Mitverschulden des Verletzten und unabwendbares Ereignis, J R 60, 12. Rasehorn, Verkehrshaftpflichtrecht am Scheideweg, D A R 60, 107. Himer, Bewertung der Betriebsgefahr, M D R 60, 557. Böhmer, Verkehrshaftpflichtrecht am Scheideweg?, M D R 60, 542. Ruhkopf, Die Rechtsstellung des Halters beim Fahrerwechsel, D A R 60, 342. Böhmer, Ist die Halterhaf-
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tung eine reine G e f ä h r d u n g s h a f t u n g ? , VersR 61, 965. Weimar, Ist die Halterhaftung eine reine G e f ä h r d u n g s h a f t u n g ? , VersR 61, 1072. Füchsel, Verkehrshaftpflichtrecht am Scheideweg?, D A R 61, 293. Weimar, Verschulden bei der H a f t u n g nach dem StVG, VN 61, 114. Weimar, Haftpflicht bei mittelbaren Kraftfahrzeugunfällen, V P 6 1 , 271. Rasehorn, Verkehrshaftpflichtrecht am Scheidewege, mit Schlußwort von Böhmer, M D R 61, 380. Stammberger, Reform des Haftpflichtrechts, D A R 62, 329. Dierkes, H a f t u n g des Halters gegenüber den Insassen, ZfV 62, 228. Böhmer, Die H a f t u n g des Halters ist eine gemischte H a f t u n g , JR 62, 98. Seefelder, Verkehrsunfälle im Ausland, PersVk. 62, 120. Walter, Art und U m f a n g der H a f t u n g des Kraftfahrzeughalters nach StVG, KVR von A bis Z. Walter, Tätigkeit beim Betrieb im StVG, KVR von A bis Z. Weimar, H a f t u n g bei M i t n a h m e eines Fahrgastes, VP 63, 52. Münzel, Reform des Kraftfahrzeughaftungsrechts, N J W 63, 1579. Böhmer, Analoge Anw e n d u n g des § 7 StVG?, M D R 63, 184. Muth, Harmonisierung in der H a f t u n g des K r a f t f a h r zeughalters u n d Kraftfahrzeugversicherung, ZfV 63, 445. Keller, Haftpflicht u n d Versicherung unter besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Verhältnisse, VersR 64, 1. M ü n zel, Reform des Kraftfahrzeughaftungsrechts, N J W 64, 805. Hohenester, Reform des Kraftfahrzeughaftpflichtrechts, N J W 64, 84. Weimar, Die Haftpflicht bei mehrfachem Überfahren, VN 64, 169. Weimar, Schreck- und Schockschäden, M D R 64, 987. Schultz, G e f ä h r d u n g s h a f tung bei nichtöffentlichem Verkehr, VersR 64, 575, Weitnauer, Entwicklungslinien, JuristenJahrb. 1963, 64. Weimar, H a f t u n g minderjähriger Halter, ZfV 64, 1003. Bidinger, Ä n d e r u n g der Haftungshöchstbeträge, PersV 65, 123. Weimar, H a f t u n g minderjähriger Halter, VP 65, 76. Winter, Entwicklungslinien des neuen Schadenersatzrechts, VersR 67, 334. Füchsel, Privates Übungsgelände, D A R 67, 145. Brenzel, Probleme des neuen Haftpflichtrechts, VersR 67, 1024. Lemhöfer, Referentenentwurf zum Änderungsgesetz, VersR 67, 1126. von Hippel, Neues System des Schadenausgleichs, N J W 67, 1729. Deutsch, Methode und Konzept der G e f ä h r d u n g s h a f t u n g , VersR 71, 1. Stoll, Reform des Kraftfahrzeughaftpflichtrechts, RabelsZ Bd. 36, 285. Diederichsen, P r o d u z e n t e n h a f t u n g bei Mängeln am Kraftfahrzeug, D A R 76, 312. Baur, Stand des Schadenausgleichsrechts, Festschr. f. Ludwig Raiser 74, 119. Dagdoglou, Reform des Staatshaftungsrechts, Verwaltungsarchiv 74, 345. Diederichsen, Argumentationsstrukturen in der Rechtsprechung zum Schadenersatzrecht, Festschr. f. Klingmüller 74, 65.
B. Geschichtliche Entwicklung I. Das Rechtsinstitut der Gefährdungshaftung 11
a) Haftpflicht bei Eisenbahnen und bei Luftverkehr Das KFG war herausgewachsen aus dem 1906 von der Regierung vorgelegten „Entwurf eines Gesetzes über die Haftpflicht für den bei dem Betriebe von Kraftfahrzeugen entstehenden Schaden", Bundesratsdrucksache Nr. 7/1906. Der Gedanke, der dort der Regelung zugrunde lag, nämlich, daß für besonders gefährliche Unternehmungen eine von Verschulden unabhängige, gesetzliche Haftpflicht zu begründen sei, hatte schon die Vorschrift des § 25 preußisches Gesetz über die Eisenbahnunternehmungen vom 3. 11. 1838 (GS S. 505) veranlaßt, wonach die Gesellschaft zum Ersatz allen Schadens an beförderten Personen und Sachen und an anderen Personen und deren Sachen verpflichtet wurde; eine Entlastungsmöglichkeit bestand nur bei eigener Schuld des Beschädigten und bei unabwendbarem äußeren Zufall. Dieses preußische Gesetz, wie überhaupt Landesrecht, galt nicht mehr für Personenschaden; für solchen ging das unten erwähnte Reichs-Haftpflichtgesetz etwaigem Landesrecht vor. Auch landesrechtliche Regelung des Sachschadens (Art. 105 EGBGB) galt insoweit nicht mehr, wie reichsrechtliches Vertragsrecht, HGB, EVO, BGB, eingriff, also wenn die beschädigte Sache auf Grund Vertrages befördert wurde. Landesrecht galt sonach im Eisenbahnverkehr nur noch für den an unbeteiligten Sachen entstandenen Schaden; z. B. das auf dem Eisenbahnübergang stehengebliebene Kraftfahrzeug wurde vom Eisenbahnzug zertrümmert (Breslau, 7. 11.30, JW 1931, 894). So auch preußisches Gesetz 1838; dieses 90
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betraf aber nur Voll-, nicht Klein-, nicht Straßenbahnen; für diese galt das preußische Kleinbahngesetz 1892, das aber keine Bestimmungen über Schadenersatz enthielt; von der Befugnis (Art. 105 mit Art. 3 EGBGB) zur Regelung der Ersatzpflicht für Schäden an unbeteiligten Sachen hatte Preußen — im Gegensatz zu anderen deutschen Ländern — keinen Gebrauch gemacht; es galt also BGB. Jene anderen Länder hatten die Ersatzpflicht für Sachschaden im Betrieb der Kleinbahnen regelmäßig den Vorschriften des Reichs-Haftpflichtgesetzes über Personenschaden angepaßt, also mit Entlastung nur durch den Einwand höherer Gewalt oder eigenen Verschuldens des Besitzers oder Inhabers der beschädigten Sache, des Beschädigten und dergleichen. Über die Entwicklung der Gefährdungshaftung siehe vor allem den Aufsatz von Schellhas (DJZ 32, 1517). Sachschaden — Haftpflichtgesetz. Das Gesetz über die Haftpflicht der Eisen- und Straßenbahnen für Sachschaden vom 29. 4. 40 brachte diese Entwicklung zum Abschluß. Es beseitigte für das Gebiet des Ersatzes für die durch Eisen- und Straßenbahnbetrieb verursachten Sachschäden das Landesrecht, brachte also die Rechtseinheit in der Haftung der Schienenbahnen für Sachschaden. Reichs-Haftpflichtgesetz. Der Rechtsgedanke des Einstehens für gefährlichen Betrieb lag ferner dem Reichs-Haftpflichtgesetz vom 7. 6. 1871 (RGBl. S. 207) zugrunde. Dieses, das nur den Personenschaden regelte, nicht also auch den Sachschaden, ließ (§ 1) den Unternehmer in allen Fällen mit Ausnahme des eines eigenen Verschuldens des Geschädigten und der höheren Gewalt haften. Das Sachschaden-Haftpflichtgesetz und das Reichshaftpflichtgesetz wurden durch das Haftpflichtgesetz 1978 ersetzt. Luftverkehr. Ferner ist hier die Entwicklung zu erwähnen, die der Gedanke der Gefährdungshaftung durch die Rechtsprechung insbesondere auf dem Verkehrsgebiet der Luftfahrt erfahren hat. Als Ersatz für das dem Grundeigentümer durch § 905 BGB entzogene Verbietungsrecht billigte ihm das RG (RGZ 100, 69; 101, 102 vom 1. 7. 20 und 15. 12. 20) einen Anspruch auf Ersatz des Schadens zu, der durch die Betriebsgefahr des Luftverkehrs angerichtet worden ist, ohne daß etwa ein Verschulden des Unternehmers nachgewiesen zu werden brauchte. Diesem Gedankengang folgte dann auch der Gesetzgeber, indem er im Luftverkehrsgesetz vom 1.8.22 (RGBl. I, 681) — noch weit über das Reichs-Haftpflichtgesetz hinaus — dem beim Betrieb eines Luftfahrzeugs durch Unfall Geschädigten einen Anspruch auf Schadenersatz auch dann gab, wenn höhere Gewalt vorliegt; vgl. nunmehr das Deutsche Luftverkehrsgesetz (i. d. F. vom 21. 6. 55 BGBl. I, 321, mit Änderung vom 15. 9. 57, BGBl. I, 1371). b) Gegenwärtige Bestrebungen zum Rechtsinstitut der Gefährdungshaftung Seit etwa 1955 wird in der Rechtslehre diskutiert, ob das Rechtsinstitut bei dem gegenwärtigen Stand der Technik überhaupt noch gerechtfertigt ist (vgl. Rasehorn, DAR 60, 107). Ähnliche Standpunkte hatten schon Gülde (VkrR 37, 11), Trendel (ZAkDR 36, 1000; DAR 37, 289) und Fischer (DR 37, 438) vertreten. Es ist nicht zu bestreiten, daß die Technisierung des täglichen Lebens in den letzten hundert Jahren nicht nur auf dem Gebiet des Verkehrs, sondern in jeder Richtung (Waschmaschinen, Rundfunk, Fernsehen, Küchenmaschinen, Rolltreppen, Personenaufzüge) — und ganz abgesehen von der Mechanisierung des Arbeitslebens — erheblich fortgeschritten ist. Es muß aber bezweifelt werden, ob die Sonderstellung des Verkehrs hierdurch beseitigt worden ist. Die Zahlen der im Straßenverkehr Geschädigten, Verletzten und Getöteten scheinen vielmehr die bestehende Sonderregelung zu rechtfertigen (vgl. Koenigs, ZAkDR 37, 620; Koffka, DJ 37, 390; Böh91
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mer, M D R 58, 288). Allerdings sind auch die Zahlen der Unfälle im Haushalt und der Arbeitsunfälle erschreckend hoch; sie unterscheiden sich aber von den Verkehrsunfällen dadurch, d a ß sie sich nicht in der Öffentlichkeit ereignen. Die Bestrebungen, die Gefährdungshaftung allgemein als Folge jeder gefährlichen Tätigkeit anzuordnen, übersehen diesen Unterschied. Andererseits erscheint es unbillig, nur die Kraftfahrer auch ohne Verschulden haften zu lassen. Abgelehnt wurde vom Bundesgerichtshof freilich mit Recht, demjenigen, der durch Versagen einer Verkehrssignalanlage zu Schaden gekommen ist, einen Anspruch aus Gefährdungshaftung zuzuerkennen ( B G H Z 54, 332/233 vom 15. 10. 70 = D A R 71, 56 = VRS 40, 5; B G H 23. 1.75, N J W 685 = D A R 157 = VersR 466 = VRS 48, 323). Die Rechtsprechung hat längst erkannt, daß es bei § 7 nicht darauf ankommt, ob ein Schaden gerade durch die den Kraftfahrzeugen eigentümliche besondere Gefährdung anderer verursacht wurde (Rdn. 83). Die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer durch ein mit Pferden bespanntes Langholzfuhrwerk ist z. B. erheblich größer als die von einem Pkw ausgehende Gefahr. Auch Fußgänger können im Straßenverkehr eine erhebliche Gefährdung hervorrufen, z. B. wenn sie sich auf einer Autobahn bewegen. Die Erwägung, daß billigerweise jeder Verkehrsteilnehmer für die von ihm ausgehende Gefahr nach den Grundsätzen der §§ 7 ff. haften sollte, scheitert allerdings an sozialen Gesichtspunkten, d. h. an der Unmöglichkeit, eine Zwangsversicherung für alle Fußgänger einzuführen; dies würde vor allem bei kinderreichen Familien zu einer unzumutbaren Belastung führen. Das Schrifttum zu den Grundsatzfragen findet man unter Rdn. 10. Der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung schadenersatzrechtlicher Vorschriften vom J a n u a r 1967 ist in Rdn. 11 zu I § 16 erläutert. Dort finden sich auch Ausführungen zu sonstigen Reformbestrebungen. 16 II. Entwurf von 1906 Die grundlegende Bestimmung (§ 1) des Entwurfs 1906 lautete in enger A n l e h n u n g an § 1 Reichs-Haftpflichtgesetz, jedoch durch Einbeziehung auch der Sachschäden d a r ü b e r hinausreichend: Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ein Mensch getötet oder körperlich verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Betriebsunternehmer verpflichtet, dem Verletzten den d a r a u s entstehenden Schaden zu ersetzen . . . Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch höhere Gewalt oder durch eigenes Verschulden des Verletzten verursacht worden ist. Im Falle der Beschädigung einer Sache steht das Verschulden desjenigen, welcher die tatsächliche Gewalt über die Sache ausübt, dem Verschulden des Verletzten gleich. Die Begründung besagte d a z u : W ä h r e n d vor dem Erlasse des Bürgerlichen Gesetzbuchs Automobile nur wenig auf öffentlichen Wegen verkehrten, hat in den letzten Jahren der Automobilverkehr in Deutschland b e d e u t e n d z u g e n o m m e n . So erfreulich die Entwicklung dieses aussichtsreichen Verkehrsmittels und des d a r a u f begründeten Industriebetriebs ist, so geht doch damit zugleich eine starke Vermehrung der durch Automobile verursachten Unfälle H a n d in H a n d . Zur Verhütung u n d zum Ausgleiche solcher Unglücksfälle hat sich das geltende bürgerliche Recht nicht als ausreichend erwiesen, auch nicht in Verbindung mit den erlassenen Polizeivorschriften. Denn wenn auch diese Vorschriften im Sinne des § 8 2 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Gesetze anzusehen sind, die den Schutz eines a n d e r e n bezwecken, so bedarf es doch, um die Schadensersatzpflicht zu begründen, neben dem Beweis eines Verstoßes gegen die polizeiliche Vorschrift noch des weiteren Nachweises, d a ß der Verstoß auf einem Verschulden beruht (§ 823 Abs. 2). Der Nachweis eines Verschuldens ist aber bei den durch Automobile veranlaßten Schäden mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Die Raschheit, mit der sich die Vorgänge abspielen, die Erregung, in welcher sich der Geschädigte im Augenblicke des Unfalls befindet, sowie der U m s t a n d , d a ß sehr häufig a u ß e r den Beteiligten keine Zeugen v o r h a n d e n sind, m a c h e n es nicht selten unmöglich, die näheren U m s t ä n d e des Falles in der Weise festzustellen, wie es nach dem geltenden Rechte zur Begründung der Klage erforderlich ist. Gelingt es
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aber auch, ein Verschulden nachzuweisen, so wird dieses in der Regel nur den Lenker des Fahrzeugs treffen, dessen Haftung für den Verletzten meist ohne praktischen Nutzen ist; der Unternehmer selbst bleibt von der Haftung frei. Vollständig versagt das geltende Recht in den Fällen, in welchen der Unfall überhaupt nicht durch ein Verschulden, sondern durch die dem Automobilverkehr als solchem innewohnende Gefährlichkeit herbeigeführt worden ist. Es sollte also nach dem Entwurf 1906 gehaftet werden bis zur höheren Gewalt, und die Haftpflicht sollte den Betriebsunternehmer treffen. I I I . Gegenentwurf
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Der Gegenentwurf wollte in jenen beiden Punkten — Haftung bis zur höheren Gewalt und Haftung des Betriebsunternehmers — eine Änderung erzielen, indem die Haftung nur für Verschulden (eigenes oder das des Personals) und für Fehler des Materials — mit Auferlegung der Beweislast an den Haftpflichtigen — vorgeschlagen und als Haftpflichtiger der Halter des Fahrzeugs bezeichnet wurde. IV. Entwurf von 1908
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Diesen Gedanken des Gegenentwurfs schloß sich der — nicht mehr lediglich die Haftpflicht regelnde, sondern zu einem „Gesetz für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen" erweiterte - Entwurf 1908 an. Sein § l lautete: Wird durch ein im Betriebe befindliches Fahrzeug ein Mensch getötet, der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist der Halter des Kraftfahrzeugs verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Schaden weder durch ein Verschulden des Fahrzeughalters oder einer von ihm zur Führung des Fahrzeugs bestellten oder ermächtigten Person noch durch fehlerhafte Beschaffenheit des Fahrzeugs oder Versagen seiner Verrichtungen verursacht worden ist. Die Frage, ob der Ausdruck „Versagen seiner Verrichtungen" richtig ist, oder es „Vorrichtungen" heißen muß, kann nicht zweifelhaft sein. Verkündet ist der Wortlaut „Verrichtungen". Berichtigung ist nicht erfolgt. Die Reichstagsvorlage (988 aus 1907/1909) enthält „Verrichtungen". Der KommBer. zwar gibt (S. 5) den Entwurf mit dem Wort „Vorrichtungen" wieder, und der oben erwähnte, in erster Lesung gestellte (und abgelehnte) zweite Antrag spricht auch von „Vorrichtungen" (KommBer. S. 6). Der Antrag zweiter Lesung, auf dem die Fassung des Gesetzes beruht, enthält aber (KommBer. S. 9) „Verrichtungen"; daß der Antrag unter Änderung angenommen worden sei, ist aus dem KommBer. nicht ersichtlich. Man wird also die verkündete Fassung auch als der Absicht des Gesetzgebers entsprechend erachten müssen, und die im Ergebnis richtige Entscheidung Frankfurt 1.4.27, JW 1932 beruht auf unzutreffenden Erwägungen über die „durch die Bauart getroffenen Vorrichtungen des Wagens" § 2 des gleichzeitigen österreichischen Gesetzes, spricht von den „Mängeln seiner (des Kraftfahrzeugs) Funktion" und steht damit im Einklang mit der Begründung zum deutschen Entwurf 1908, wo (S. 9 RTDrucks. 988) von „Störungen in ihrer (der Maschine) Funktion" die Rede ist. Bei der Wiedergabe des StVG in BGBl. III, 9 2 3 1 - 1 steht: „Vorrichtungen"; dabei handelt es sich aber um ein offensichtliches Versehen. V. Ausschaltung des B e g r i f f s „ h ö h e r e G e w a l t "
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Das Ergebnis der Beratungen war, d a ß die Bestimmung gegenüber dem Vorbild, § 1 des G e g e n e n t w u r f s , in § 7 d e r F a s s u n g v o m 3. 5. 1909 m a n n i g f a c h g e ä n d e r t , d e s s e n G r u n d g e d a n k e a b e r d u r c h diese Ä n d e r u n g n i c h t b e t r o f f e n w o r d e n ist. I n s b e s o n d e r e h a t also d e r Begriff d e r h ö h e r e n G e w a l t k e i n e n E i n g a n g in d a s G e s e t z g e f u n d e n . D e r A u s s c h l u ß d e r H a f t u n g d e s F a h r z e u g h a l t e r s b e i m Vorliegen h ö h e r e r G e w a l t , wie i h n E n t w u r f 1906 u n d d e r e i n e d e r b e i d e n o b e n e r w ä h n t e n A n t r ä g e z u m E n t w u r f 1908 v o r s a h , h ä t t e n a c h d e r e n g e n A u s l e g u n g , d i e d e r Begriff d e r h ö h e r e n G e w a l t im E i s e n b a h n v e r k e h r d u r c h d i e R e c h t s p r e c h u n g e r f a h r e n hat, wenig Bedeutung für die Verantwortlichkeit des Fahrzeughalters gehabt. H ö h e r e G e w a l t ist n a c h s t ä n d i g e r R e c h t s p r e c h u n g d e s R G ein Ereignis, dessen U r s a 93
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chen außerhalb des Betriebs und seiner Ginrichtungen liegen, und dessen Eintritt auch bei Anwendung größter Sorgfalt und aller zuzumutenden Vorkehrungen nicht zu verhindern ist, das auch nicht wegen seiner Häufigkeit der Unternehmer in Kauf nehmen und vertreten muß (RG 29.4. 11, JW 596; R G 4. 3. 20, JW 710; R G 8. 1. 31, JW 865 m. Anm. Seligsohn; R G Z 64, 404 vom 3. 12. 06; R G Z 101, 94 vom 13. 12. 20; R G Z 104, 150 vom 4. 3. 22; R G 4. 11. 18, LZ 19, 375). Die Möglichkeit des Kraftfahrzeughalters, sich durch den Nachweis höherer Gewalt von seiner Schadenersatzpflicht zu befreien, wäre auf sehr seltene Fälle beschränkt worden, wenn, was wohl hätte erwartet werden müssen, jener Begriff der höheren Gewalt im wesentlichen auf den Kraftfahrzeugbetrieb übertragen worden wäre. 2 0 VI. Internationales Haftpflichtrecht Über Haftpflicht im internationalen Privat- und Prozeßrecht siehe Volkmann (JW 29, 900). Die Haftung von Halter und Führer ausländischer Kraftfahrzeuge richtet sich, wenn sich ein Unfall in Deutschland ereignet hat, nach deutschem Recht (BGH 21. 12. 56, DAR 57, 100 = VkBl. 57, 192 = VRS 12, 170 = M D R 57, 278 m. Anm. v. Beizke = B G H Z 23, 65 = N J W 57, 499 = VersR 57, 130 und 408): Die Verordnung über die Rechtsanwendung bei Schädigungen deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebiets vom 7. 12.42 (RGBl. I, 706: VAE 43, 101) ordnet an, daß sich die Schadenersatzansprüche eines Deutschen, der von einem Deutschen außerhalb des Reichsgebiets durch einen Verkehrsunfall geschädigt wird, nach deutschem Recht richten. Das gilt auch jetzt noch für Unfälle außerhalb der Reichsgrenzen von 1937, und zwar auch, wenn der Schädiger ein Bewohner der D D R ist. Im übrigen gilt für jeden Unfall das Schadenersatzrecht des Unfallortes. Unfälle in der D D R richten sich daher nach dem Recht der D D R (Tribunal de G r a n d Instance de la Seine, Paris 7. 6. 1967, Selzer-Karsenti, N J W 68, 1590 m. Anm. Kornicker). Man muß aber wohl annehmen, daß das Recht der Bundesrepublik in entsprechender Anwendung der Verordnung vom 7. 12. 1942 gilt, wenn nur Personen mit Wohnsitz in der Bundesrepublik beteiligt sind. Am 14. Mai 1973 unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und Norwegen das Europäische Übereinkommen über die zivilrechtliche Haftpflicht für die durch Kraftfahrzeuge verursachten Schäden. Die Vertragsstaaten verpflichteten sich darin zur Einführung der Gefährdungshaftung f ü r Kraftfahrzeuge, die neben die Verschuldenshaftung treten soll. Änderungen des StVG können sich bei Inkrafttreten des Übereinkommens in zwei Punkten als erforderlich erweisen: a) Bei Verletzung von Fußgängern und Insassen soll der Entlastungsbeweis des § 7 Abs. 2 StVG nur zulässig sein, wenn die Ursache der Unabwendbarkeit in einem schuldhaften Verhalten des Unfallopfers liegt, und b) Gegenüber Insassen soll die Gefährdungshaftung auch bei unentgeltlicher Beförderung gelten, sogar gegenüber Familienangehörigen. Auch hierauf soll die Pflichtversicherung erstreckt werden.
C. Systematik der Halterhaftung nach § 7 21 I. Das Grundschema Der Aufbau der Vorschrift enthält manche Unklarheiten, vor allem in Abs. 2 und 3. Die Gefährdungshaftung des Halters ist so geregelt, als handle es sich um eine 94
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Verschuldenshaftung, die allerdings schon bei Nichtbeobachtung der nach den Umständen gebotenen äußersten Sorgfalt eingreift, wobei überdies die Beweislast so verteilt ist, daß der Halter die Beobachtung dieser Sorgfalt beweisen muß. Der Halter m u ß nach dieser eigenartigen Systematik den sogen. „Entlastungsbeweis" führen. Überdies hat der Halter diesen Beweis nicht nur für sein eigenes Tun und Unterlassen zu führen, sondern auch für dasjenige des Führers des Kraftfahrzeugs und aller bei dem Betrieb beschäftigten Personen. Man darf allerdings nicht übersehen, d a ß das Gelingen oder Nichtgelingen des „Entlastungsbeweises" zwar der Kern der Vorschrift ist, daß aber zunächst zu prüfen ist, ob sie auf den gegebenen Sachverhalt überhaupt anwendbar ist (Rdn. 22). II. Grundvoraussetzungen der Haftung
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Da Grundlage der Haftung die Betriebsgefahr (Rdn. 32 bis 38) eines Kraftfahrzeugs ist, ist erste Voraussetzung, d a ß an der Schadensentstehung ein Kraftfahrzeug beteiligt ist (zum Begriff Kfz unten Rdn. 127 und 128). Weitere Voraussetzung ist, daß das Kraftfahrzeug in Betrieb war, als es die Ursachenkette auslöste, die den Schaden verursachte. Wann ein Kraftfahrzeug in Betrieb ist, ist Rdn. 29 bis 72 erläutert. Darauf, ob der Betrieb auf öffentlicher Straße stattfand, kommt es nicht an (Rdn. 73 bis 74). Der Umstand, daß das Kraftfahrzeug in Betrieb war, genügt allerdings nicht; es m u ß hinzukommen, d a ß die Ursachenkette „bei" dem Betrieb gesetzt wurde (Rdn. 75 bis 98). Als Ursachenkette kommt nur die der sogen, adäquaten Verursachung in Betracht (Rdn. 99 bis 125). Weitere Voraussetzung der Halterhaftung ist, daß die Ursachenkette zu einem Unfall (Rdn. 126) und dabei entweder zu einem „Personenschaden" (Rdn. 137 bis 147) oder zu einem „Sachschaden" (Rdn. 148 bis 149) geführt hat. Liegt entweder ein Personenschaden oder ein Sachschaden (oder beides) vor, so werden alle hiermit zusammenhängenden Schäden (auch Vermögensschäden) ersetzt; das Vorliegen eines Personen- oder Sachschadens ist also lediglich Voraussetzung jeder Haftung aus § 7 (Rdn. 136 bis 149). Die Berechnung des Ersatzanspruchs (Rdn. 150 bis 187) ist von dieser Frage streng zu unterscheiden. Die Haftung trifft diejenige Person, die im Augenblick des Unfalls Halter war. Das Wort „Halter" ist ein dem StVG eigentümlicher Rechtsbegriff (Rdn. 188 bis 222), der sich aus der Möglichkeit herleitet, auf den Betrieb des Kraftfahrzeugs einzuwirken. Jedes Kraftfahrzeug hat von der ersten Inbetriebnahme bis zur Beendigung des letzten Betriebs (vor dem Verschrotten) stets einen Halter; es kann auch gleichzeitig mehrere Halter (Rdn. 202) haben, die dann als Gesamtschuldner haften. Die Gefährdungshaftung kann neben der Haftung des Halters aus unerlaubter Handlung bestehen, auch neben der Haftung aus Amtspflichtverletzung (Rdn. 219). Absatz 3 weitet den Kreis der nach § 7 haftenden Personen aus. So haftet ausnahmsweise auch ein Halter, der im Augenblick des Unfalls nicht mehr Halter war, nämlich dann, wenn der Unfall durch einen Dieb verursacht wird und der Halter den Diebstahl durch sein Verschulden ermöglicht hat (Rdn. 222, 224). Wie ein Halter haftet auch diejenige Person, die zwar nicht Halter ist, aber das Kraftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Halters benutzt (Rdn. 223 bis 227); sie haftet jedoch nicht, wenn der Halter sie für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt hat oder wenn der Halter ihr das Kraftfahrzeug „überlassen" hat. Der Halter und die an sich wie ein Halter haftenden Personen werden von der Gefährdungshaftung frei, wenn es ihnen gelingt, den „Entlastungsbeweis" zu führen; diese Möglichkeit besteht aber nicht, wenn der Unfall durch einen Konstruktionsmangel oder durch einen Mangel des Kraftfahrzeugs oder eines seiner Teile 95
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Haftpflicht
verursacht wurde, sofern der Mangel durch schlechte Pflege, natürliche Abnutzung oder durch Alterung des Materials entstanden war (Rdn. 315 bis 323). Der „Entlastungsbeweis" ist geführt, wenn der Halter bewiesen hat, daß er selbst (Rdn. 239 bis 245), der Führer des Kraftfahrzeugs (Rdn. 256 bis 263) und alle bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten Dritten (Rdn. 264 bis 277) den Unfall trotz Beobachtung der äußersten nach den Umständen gebotenen Sorgfalt nicht verhindern konnten. Ist der Beweis gelungen, so steht fest, daß ein „unabwendbares Ereignis" vorlag; Beispiele hierfür sind in Rdn. 273 bis 313 erörtert. So kompliziert wie die gesamte Regelung des § 7 ist die Frage, wer den Beweis für die einzelnen Merkmale zu führen hat. Dies wird abschließend unter Rdn. 329 bis 336 behandelt.
D. Betriebsgefahr 2 3 L Der Begriff „Gefahr" Die Haftung knüpft an die Betriebsgefahr an. Ausgangspunkt für die Regelung war ursprünglich die besondere Gefahr, die das Kraftfahrzeug schlechthin, also jedes Kraftfahrzeug ohne Rücksicht auf die Begleitumstände des Einzelfalls, für andere Verkehrsteilnehmer mit sich bringt (abstrakte Betriebsgefahr). Keineswegs ist Voraussetzung der Haftung, daß sich der Halter oder der Fahrer verkehrswidrig verhalten hat (BGH 11. 7. 72, NJW 1808 = DAR 332 = VersR 1074 = VRS 43, 331). Dem Geschädigten wird zivilrechtlich (im Rahmen des § 12) Schutz vor allen Gefahren gewährt, die mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs verbunden sind. 24
a) Abstrakte
Betriebsgefahr
Das Gesetz löst allerdings die Haftung des Halters vom konkreten Vorliegen einer für Kraftfahrzeuge typischen Gefahr und knüpft sie schlicht an den Betrieb des Kraftfahrzeugs (Rdn. 85). Der Halter ist für alle Schäden verantwortlich, die in ursächlichem Zusammenhang mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs stehen, auch wenn die Tatsache, daß es sich um ein Kraftfahrzeug handelte, nach menschlicher Erfahrung ohne Bedeutung für Entstehung und Höhe des Schadens war. Diese abstrakte Betriebsgefahr begründet eine Haftung des Halters freilich nur, wenn nicht im Einzelfall ein unabwendbares Ereignis vorliegt (Abs. 2). Bei der Abwägung nach §§9, 17 kommt es nur auf die im Einzelfall manifest gewordene konkrete Gefahr an (unten Rdn. 28; Rdn. 23 zu § 9, Rdn. 25 zu § 17). Bei ihr ist die abstrakte Gefährlichkeit jedes Kraftfahrzeugs mit zu berücksichtigen, und zwar in der Regel mit der Quote von einem Fünftel (Rdn. 28 zu § 9 und Rdn. 25 zu § 17). 25 aa) Anrechnung der eigenen Betriebsgefahr. Liegt einer der Fälle vor, in denen der Verletzte oder Geschädigte sich die durch sein Kraftfahrzeug verursachte Betriebsgefahr bei der Verteilung des Schadens anrechnen lassen muß, so kommt es auch hier auf die konkrete Betriebsgefahr an. Diese Anrechnung erfolgt, wenn sich der Halter in einer Lage befindet, in der er bei der Schädigung eines anderen auch ohne Verschulden haften würde. Der Verletzte muß sich mithin die Betriebsgefahr seines Fahrzeugs nicht anrechnen lassen, wenn er schuldlos einen Schaden erlitten hat und lediglich aus Verschulden haften würde oder wenn das Gesetz ausdrücklich anordnet, daß ein Schadensausgleich nur bei einem Verschulden des Verletzten stattfindet (§ 254 BGB; § 9 StVG; § 3 SachhaftpflichtG; § 20 LuftVG; § 1 HaftpflichtG). Ohne mitwirkendes Verschulden des Verletzten erfolgt der Schadensaus96
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
gleich, wenn der Verletzte oder Geschädigte Kraftfahrzeughalter, Tierhalter oder Eisenbahnunternehmer ist (§ 17 Abs. 1 Satz 2). Voraussetzung ist allerdings, daß der Kraftfahrzeughalter nach § 7 StVG, der Tierhalter nach § 833 BGB, der Eisenbahnunternehmer nach § 1 HaftpflichtG im konkreten Fall haftbar wäre, wenn er denjenigen, von dem er Schadenersatz verlangt, verletzt oder geschädigt hätte (Rdn. 10 zu § 17) (BGH 30. 5. 72, NJW 1415 = DAR 240 = VersR 959 = VRS 43, 161). Denn zur Verursachung gehört auch die Betriebsgefahr (BGHZ 6, 319 vom 23.6.52 = DAR 183; BGH 21.12.56, VersR 57, 230; Geigel, 7, 72; Böhmer, MDR 57, 211; VersR 57, 347). Dies gilt auch, wenn bei einem Unfall der Schädiger selbst weder Personenschaden noch Sachschaden erlitten hat. Der Grad der Gefährlichkeit des Fahrzeugs für den Insassen oder Fahrer hat außer Betracht zu bleiben. Der Umstand, daß das Fahren auf einem Motorrad, Kleinkraftrad oder Fahrrad mit Hilfsmotor bei Zusammenstößen mit schwereren Fahrzeugen in der Regel zu schwereren Verletzungen führt als das Fahren im Kraftwagen, stellt keine Erhöhung der Betriebsgefahr dar und bleibt bei der Abwägung außer Betracht. Maßgebend allein ist die Gefährlichkeit für den anderen Verkehrsteilnehmer (BGH 13. 7. 71, NJW 1983 = DAR 298 = VersR 1043 = VRS 41, 340). Ausgleichspflichtig wie ein Halter ist der verletzte Führer eines Kraftfahrzeugs, sofern er nicht nach § 18 seine Schuldlosigkeit beweisen kann (Rdn. 35 zu § 18). Die vom Bundesgerichtshof (BGH 20. 12.62, VersR 63, 380/382) beiläufig geäußerte Ansicht, der Fahrer brauche auch dann nicht für die Betriebsgefahr einzustehen, wenn er den Entlastungsbeweis nach § 18 nicht geführt habe, ist abzulehnen. bb) Keine Anrechnung der eigenen Betriebsgefahr bei unabwendbarem Ereignis. Ist 26 der Unfall, den der Kraftfahrzeughalter erlitten hat, für ihn ein unabwendbares Ereignis (§ 7 Abs. 2), so muß er sich bei der Geltendmächung seines Schadens die Betriebsgefahr seines Kraftfahrzeugs nicht anrechnen lassen (BGHZ 20, 259 vom 13.4.56, JZ 491 = VRS 11, 6 = DAR 215 = VersR 370; BGH 18.5.56, VersR 518; LG Frankenthal 19. 6. 57, VersR 826). Bei Schmerzensgeld und Überschreitung der Haftungssumme. Das gleiche müßte 27 eigentlich auch gelten, wenn der Kraftfahrzeughalter einen Schmerzensgeldanspruch geltend macht, oder soweit er infolge der Anrechnung der von seinem Kraftfahrzeug ausgehenden Betriebsgefahr von dem erlittenen Schaden einen höheren Betrag selbst tragen müßte, als ihn § 12 für die Haftung aus Betriebsgefahr vorsieht. Denn die Haftung aus Betriebsgefahr erstreckt sich nicht auf den Ersatz immateriellen Schadens (§11) und beschränkt sich in anderen Fällen auf die in § 12 genannten Höchstbeträge. Reichsgericht und BGH wollen jedoch diese Konsequenz nicht ziehen, und zwar weder für Schmerzensgeld (BGHZ 20, 259 vom 13.4. 56 = NJW 1067 = JZ 491 m. Anm. v. Böhmer = VRS 11,6 = DAR 215; BGH 18. 11. 57, NJW 58, 341 = VRS 14, 81 = DAR 58, 48; Böhmer, NJW 56, 1665) noch für die Höchstbeträge (RGZ 149, 213 vom 14.11.35; BGH vom 13.4.56, VRS 11, 107). Diese Ansicht hat sich allgemein durchgesetzt, da sie die Abrechnung erleichtert. Sie läßt sich zwar zur Not mit dem unklaren Text von § 17 StVG vereinbaren, durchbricht aber das System der Haftung für Betriebsgefahr und führt deshalb zu unbilligen Ergebnissen (so für Schmerzensgeld auch Dresden, 6. 12. 38, VAE 39, 70 = RdK 39, 167; Oldenburg, 27. 2. 42, JRPrV 88; Neustadt, 27. 2. 57, MDR 546 = JZ 546 m. abl. Anm. von Böhmer; für die Höchstbeträge: Neustadt, 18. 10. 54, VRS 8, 25). 97
§ 7 StVG 28
Haftpflicht
b) Konkrete
Betriebsgefahr
Liegt ein Fall vor, in dem eine Abwägung vorzunehmen ist, weil ein Schaden vom Verletzten (Geschädigten) mitverursacht worden ist, so muß die im Einzelfall beim Schädiger und beim Verletzten (Geschädigten) wirksam gewordene konkrete Betriebsgefahr festgestellt und in die Waage geworfen werden. Mit der abstrakten Betriebsgefahr ist bei der Abwägung nichts anzufangen ( R G 7. 1.37, VAE 114; 8. 11. 38, VAE 39, 64; B G H Z 6, 319 vom 23. 6. 52 = D A R 183). Als gefahrerhöhend pflegt man anzusehen: größeres Gewicht und größeren Umfang des Fahrzeugs (Lastzug, Omnibus); höhere Geschwindigkeit im Augenblick des Unfalls; Unmöglichkeit des Ausweichens (bei Schienenfahrzeugen); Fehlen von Schranken (im Eisenbahnbetrieb). Nur das im Einzelfall festgestellte Ausmaß der Betriebsgefahr darf bei der Abwägung herangezogen werden (BGH 26.3.56, VRS 11, 109/111). Von einer „erhöhten Betriebsgefahr" spricht man üblicherweise, wenn die beim gewöhnlichen Betrieb eines bestimmten Kraftfahrzeugs bestehende Gefährdung durch außergewöhnliche Umstände des Einzelfalles, vor allem durch pflichtwidrige Fahrweise des Führers vorübergehend über die Norm erhöht wird (BGH 23. 3. 68, VersR 646; vgl. München 10. 11. 59, VersR 60, 862). Die vom O L G Oldenburg (5. 4. 55, N J W 1032) gegen diesen Begriff geführten Angriffe sind nicht berechtigt. Erhöht wird die Betriebsgefahr vor allem durch das Verschulden des Fahrers. Hieraus ergibt sich, daß die Haftungsquote, die den schuldhaft handelnden Fahrer trifft, nicht von der den Halter treffenden Quote abweicht, auch wenn diesen kein Verschulden trifft und der Fahrer nicht sein Verrichtungsgehilfe war. Die Betriebsgefahr eines Omnibusses, der so nahe und unaufmerksam hinter einem Lkw fährt, d a ß der Fahrer der Ausweichbewegung des an einem stehenden Lkw vorbeifahrenden Lkw nicht zu folgen vermag und auf das stehende Fahrzeug auffährt (BGH 28. 6. 71, VersR 953), ist erhöht. Fahren in einen Bahnhof von entgegengesetzten Seiten gleichzeitig zwei Züge ein, so wird hierdurch zwar die Betriebsgefahr gegenüber einem die Gleise überschreitenden Fußgänger erhöht, er muß aber die Gleichzeitigkeit des Einfahrens beweisen (BGH 22.6.71, VersR 1018). Weitere Ausführungen über die Höhe der Betriebsgefahr findet mfan in Rdn. 21, 52 und 53 zu § 17. II. Der Begriff „Betrieb" 29
a) Das
Schrifttum
Das Schrifttum über die Auslegung dieses Rechtsbegriffs ist in Rdn. 2 zusammengefaßt. 30 b) Entstehungsgeschichte Die Worte „bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs" sind dem § 1 HaftpflichtG „bei dem Betriebe einer Eisenbahn" nachgebildet. Wie unter Rdn. 16 erwähnt, lauteten bereits in § 1 des Entwurfs 1906 die Eingangsworte: „Wird bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs". Die Begründung bemerkte dazu, der Entwurf regele die Haftpflicht nach dem Vorbilde der Vorschriften des ReichshaftpflG. „Soweit möglich, schließt er sich auch in der Fassung den die Haftpflicht der Eisenbahn regelnden Vorschriften dieses Gesetzes an. Dadurch wird zugleich erreicht, daß für die Auslegung des neuen Gesetzes die reiche Rechtsprechung und Literatur über das Haftpflichtgesetz verwertet werden kann." — Auch der Gegenentwurf hielt insoweit an dieser Fassung des Entwurfs 1906 fest.
Nachdem der Gesetzgeber im Entwurf 1908 die enge Anlehnung an das HaftpflichtG aufgegeben hatte, kann auch nicht mehr ohne weiteres als sein Wille unterstellt werden, die Rechtsprechung über dieses Gesetz für das StVG zu verwerten. 98
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
Für die Auslegung des Begriffs „Betrieb eines Kraftfahrzeugs" ist somit nicht von vornherein die Auslegung des Begriffs „Betrieb einer Eisenbahn" als bindend zugrunde zu legen. Die sachliche Verschiedenheit der beiden Betriebsarten führt vielmehr auch zu verschiedener Auslegung der Begriffe in den beiden Gesetzen. Der Betrieb einer Eisenbahn ist die Summe von Einzeltätigkeiten einer Reihe verschiedenartigster Einrichtungen technischer, kaufmännischer und rein verwaltungsmäßiger Art; einem solchen Betrieb kann der eines (einzelnen) Fahrzeugs tatsächlich und rechtlich nicht gleichgestellt werden (zustimmend Köln, 5. 2. 31 und 8. 10. 31, DAR 279 und 32, 131); dies gilt auch dann, wenn einem Unte(pehmen zahlreiche Kraftfahrzeuge (Fahrzeugpark) gehören; denn der Begriff Betrieb im StVG hat einen einheitlichen Inhalt unabhängig davon, ob dem Halter nur ein einziges Kraftfahrzeug gehört oder mehrere. c) Folgerungen aus der Loslösung des Begriffs im Sl VG von dem Begriff 31 im RHaftpJlichtG Die Tatsache, daß bei dem Betrieb im Sinne des StVG nur auf das einzelne Kraftfahrzeug, nicht aber auf das Unternehmen abzustellen ist (RGZ 122, 270 vom 12. 11. 28 = DAR 29, 64), besagt aber nicht, daß das Kraftfahrzeug nur solange in Betrieb ist, wie es sich bewegt. Für eine Einschränkung dieser Art gibt weder die Entstehungsgeschichte des StVG (KFG) noch der Wortlaut einen Anhalt (RGZ 132, 262/265 vom 1.4. 31). Andererseits ergeben Entstehungsgeschichte und Wortlaut (Rdn. 16 bis 18), daß nicht jeder durch ein Kraftfahrzeug verursachte Schaden den Halter ersatzpflichtig macht, die Ersatzpflicht entsteht lediglich für jeden beim Betriebe des Kraftfahrzeugs entstandenen Schaden. Es bedarf daher sorgfältiger Erwägungen, wie die beim Betriebe entstandenen Schäden von den übrigen durch das Kraftfahrzeug verursachten Schäden unterschieden werden können, mit anderen Worten, der juristische Begriff „Betrieb" bedarf einer sorgfältigen und klaren Definition. Während man früher glaubte, im Interesse einer klaren Abgrenzung könne als Betrieb des Fahrzeugs nur der Zeitraum vom Anlassen des Motors (oder vom Einschalten des Stroms) bis zu dem Zeitpunkt bezeichnet werden, in dem das Fahrzeug wieder zum Stillstand kommt („maschinentechnische Auffassung"), hat sich schon seit längerer Zeit die „verkehrstechnische Auffassung" ganz allgemein durchgesetzt. d) Die verkehrstechnische Auffassung des Begriffs „Betrieb"
32
Sie ist durch die ständige Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Bundesgerichtshofs zur herrschenden Meinung geworden. Den Grund hierfür bildete die Tatsache, daß sich allgemein die Meinung durchgesetzt hat, der maschinentechnische Begriff sei zu eng und umfasse nicht alle Vorgänge, die gemeinhin als Betrieb des Kraftfahrzeugs bezeichnet werden. Dies führte zunächst dazu, daß man nach und nach in immer mehr Fällen ein Kraftfahrzeug als in Betrieb befindlich ansah, in denen es sich weder selbst bewegte noch sein Motor in Gang war. Diese zahlreichen Ausnahmen haben die nach der maschinentechnischen Auffassung aufgestellte Begriffsbestimmung ausgehöhlt. Mit dem Bekenntnis zu der verkehrstechnischen Auffassung sind allerdings die Schwierigkeiten noch nicht behoben, die sich einer klaren Abgrenzung des Betriebs eines Kraftfahrzeugs gegenüber dem Zustand entgegenstellen, in dem dieses sich nicht in Betrieb befindet. Die verkehrstechnische Auffassung hat nämlich keinen fest umrissenen Inhalt, sondern erschöpft sich im wesentlichen in der Ablehnung der maschinentechnischen Auffassung und in dem Bestreben, den Begriff „Betrieb" zu erweitern. Reichsgericht und Bundesgerichtshof haben es vermieden, eine Begriffsbestimmung für „Betrieb" aufzustellen. Of99
§ 7 StVG
Haftpflicht
fensichtlich scheute man sich, Grenzen zu setzen, die einer künftigen weiteren Ausdehnung des Begriffs entgegenstehen könnten. Reichsgericht und Bundesgerichtshof haben sich daher damit begnügt, der engen maschinentechnischen Auffassung entgegenzutreten und in zahlreichen Entscheidungen kasuistisch darzulegen, daß der jeweils zur Entscheidung stehende Sachverhalt „nach verkehrstechnischer Auffassung" noch als Betrieb des Kraftfahrzeugs zu bezeichnen sei. 33
34
Dies gilt vor allem für die Frage, ob ein unterwegs durchgeführtes Anhalten oder gar Parken des Kraftfahrzeugs dieses außer Betrieb setzt. Während das Reichsgericht am 12. 11. 1928 (RGZ 122, 270 = DAR 29, 64 vom 12. 11. 28) noch auf seiner Ansicht beharrte, der Betrieb dauere nur bei einer kürzeren Unterbrechung der Fahrt an und nur dann, wenn das Kraftfahrzeug jederzeit wieder in Betrieb gesetzt werden könne, und zu dem Ergebnis kam, das Kraftfahrzeug sei außer Betrieb, wenn auf der Landstraße der Treibstoff verbraucht sei und erst von fern geholt werden müsse, hat es schon am 14.3.29 (JW 2055 = DRiZRspr. Nr. 1063) die Meinung vertreten, der Betrieb dauere an, bis völlige Betriebsruhe eingetreten sei, und daher sei ein mit verstopfter Kraftstoffleitung nachts auf der Landstraße liegengebliebener Lkw noch in Betrieb. Schließlich hat der Bundesgerichtshof am 1. 10. 57 (BGH 1. 10. 57, NJW 1878 = DAR 58, 15 = VRS 13, 413) einen Lastkraftwagen als in Betrieb befindlich erachtet, der auf einer Bundesstraße nachts geparkt war, während der Fahrer schlief. Damals stellte der BGH noch darauf ab, daß die Aussicht bestanden habe, in absehbarer Zeit weiterzufahren. Schon am 9. 1. 59 (BGHZ 29, 163 v. 9. 1. 59 = LM § 7 StVG Nr. 22 m. Anm. v. Hauss = NJW 627 = VkBl. 186 = MDR 297 = DAR 101 = VersR 157 = VRS 16, 170) bezeichnete der BGH ein Kraftfahrzeug als in Betrieb befindlich, das auf einer Schnellstraße mit Motorschaden liegengeblieben war. Die Ansicht des RG, daß nur ein kürzeres Anhalten zum Betrieb gehöre, und die noch am 1. 10. 57 geäußerte Ansicht, daß nur ein betriebsbereites Kraftfahrzeug in Betrieb sein könne, wurden ausdrücklich aufgegeben. Der BGH vertritt in dieser Entscheidung die Ansicht, der Betrieb des Kraftfahrzeugs dauere fort, solange der Fahrer das Kraftfahrzeug im Verkehr belasse, also solange es nicht an einem Ort außerhalb des allgemeinen Verkehrs aufgestellt werde. Das OLG Karlsruhe hatte die gleiche Ansicht schon am 2. 11. 55 (Karlsruhe, 2. 11. 59, VersR 56, 260) vertreten. e) Gegenwärtiger Stand der Lehre (erweiterter Begriff)
Würde man die Sätze der Entscheidung vom 9. 1. 59 wörtlich nehmen, so wäre hieraus zu folgern, der BGH vertrete die Ansicht, daß ein Kraftfahrzeug stets in Betrieb ist, solange es sich auf öffentlichen Straßen befindet. Damit wäre die Entwicklung erneut bei der vom BayObLG schon am 5.2.26 (LZ 459 = JW 1996/ 1997) und vom KG am 15. 4. 31 (JW 32, 806) geäußerten Ansicht angelangt, daß jedes Kraftfahrzeug, das am (fließenden oder ruhenden) Verkehr teilnimmt, in Betrieb ist, auch wenn es auf der Straße stundenlang oder sogar die Nacht hindurch parkt. Das BayObLG hatte angenommen, daß sich das Kraftfahrzeug — außer im Fall des Verbringens auf ein nicht dem öffentlichen Verkehr dienendes Grundstück — nur dann außer Betrieb befinde, wenn es tagelang unbenützt auf der Straße stehe, was aber „im täglichen Leben nur ganz selten vorkommen" werde. Mit der Gleichsetzung von „Betrieb" und „Teilnahme am Verkehr" wäre allerdings aus der verkehrstechnischen Auffassung die letzte Konsequenz gezogen. 35 Der BGH hat allerdings diese Konsequenzen nicht gezogen, sondern wenigstens in einer Hinsicht am 9. 1. 59 die Möglichkeit von Einschränkungen des Begriffs offen gelassen. Er betont, daß das Anhalten (oder Parken) auf einer „Schnellstra100
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
ße" den Betrieb nicht unterbreche. Das Parken auf anderen Straßen oder auf Privatgrundstücken kann mithin nach Ansicht des BGH den Betrieb möglicherweise unterbrechen. Eine Einschränkung macht sich in der Tat aus folgenden Gründen erforderlich: Da § 7 StVG die Gefährdungshaftung nicht schlechthin für alle von einem Kraftfahrzeug verursachten Schäden anordnet, sondern sie ausdrücklich auf die bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs verursachten Schäden beschränkt (RG 12. 7. 34, JW 2334 = HRR Nr. 1546 = DAR 35, 37 Nr. 21) und da andererseits von einem auf Privatgrund abgestellten Kraftfahrzeug Schäden nur in seltenen Fällen verursacht werden, widerspricht jede Auslegung dem Sinn des Gesetzes, die zur Folge hat, daß die Gefährdungshaftung bei allen durch das Kraftfahrzeug auf öffentlichen Straßen verursachten Schäden eintritt. Das wäre aber der Fall, wenn man die Ansicht vertreten wollte, daß ein Kraftfahrzeug stets in Betrieb ist, solange es sich auf öffentlichen Straßen befindet. Zumindest beim Parken auf anderen Straßen als auf „Schnellstraßen" (Autobahnen und Bundesstraßen als Autobahnzubringer) muß demnach eine Unterbrechung des Betriebs zulässig sein. Dies kann vor allem durch Parken auf öffentlichen Parkplätzen, darüber hinaus aber auch durch Parken am Straßenrand innerhalb geschlossener Ortschaften erfolgen. Eine einschränkende Abgrenzung des „Betriebes" läßt sich auch nicht — wie Böhmer meint (VersR 58, 587) — dadurch gewinnen, daß man darauf abstellt, ob noch eine für Kraftfahrzeuge „typische Gefährdung" des Verkehrs von dem Fahrzeug ausgeht. Ein großer Teil der von einem Kraftfahrzeug ausgehenden Gefahren ist für diese Fahrzeugart nicht typisch; vor allem geht von einem haltenden oder parkenden Pferdefuhrwerk dieselbe Gefahr aus, wie von einem haltenden oder parkenden Kraftfahrzeug. Man ist sich daher einig, daß auch jede für ein Kraftfahrzeug nicht typische Gefahrverursachung zur Haftung des Halters führen muß (Rdn. 85). f ) Versuch einer eigenen Begriffsbestimmung aa) Stellungnahme zur jetzigen Auffassung des BGH. Die vom BGH in den Entscheidungen vom 1. 10. 57 und 9. 1. 59 erfolgte neuerliche Ausweitung und Aufweichung des Begriffs „Betrieb" hat die Gefahr heraufbeschworen, daß der Begriff inhaltlos wird, ja hat ihn sogar erheblich ausgehöhlt. Was den BGH dazu bewogen hat, die Jahrzehnte lang bewährte Rechtsprechung aufzugeben, ist nicht ersichtlich; denn die in den beiden Entscheidungen behandelten Sachverhalte hätten auch nach der bisherigen Ansicht zu einer Haftung nach § 7 StVG geführt. Diese Vorschrift fordert nicht, daß das Kraftfahrzeug im Augenblick des Unfalls noch in Betrieb ist, sondern knüpft die Haftung lediglich daran, daß der Betrieb des Kraftfahrzeugs den Schaden verursacht hat. Diese Ansicht ist jedenfalls seit der klarstellenden Entscheidung des Reichsgerichts vom 1. 7. 1942 (RGZ 170, 1/16 v. 1. 7. 42 = DR 1416 = DAR 86) Allgemeingut geworden (Braunschweig, 19. 6. 51, VRS 3, 377; Celle, 5.7.54, VRS 7, 172; Hamburg, 6. 12.60, MDR 61, 321). Die früher gelegentlich vertretene entgegengesetzte Meinung findet im Gesetz keine Stütze (Rdn. 84). § 7 stellt mit den Worten „beim Betriebe" nicht auf den zeitlichen Ablauf der Ereignisse, sondern auf die Kausalität ab. Die vom OLG Karlsruhe (OLG Karlsruhe, 16.9. 53, JW 1711 = VRS 7, 420) vertretene Auffassung, die Fortwirkung über den Betrieb hinaus erfasse nur Schäden, die auf einer dem Kraftfahrzeugverkehr typischen Gefahr beruhen, erweckt den irrigen Eindruck, als ob die Fortwirkung nur in seltenen Ausnahmefällen zur Schadenersatzpflicht führe, und beachtet nicht, daß das Reichsgericht betont hat (RGZ 132, 265 vom 1.4. 31), daß der Zusammenhang mit einer dem Kraftfahrbetrieb eigentümlichen — nicht: ausschließlich eigentümlichen — Gefahr ausreiche (vgl. auch RGZ 126, 333 vom 9. 12. 29). Einzelheiten siehe Rdn. 80 bis 85. 101
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Hieraus ergibt sich folgendes: Entsteht durch den Betrieb eines Kraftfahrzeugs 37 eine Gefahrenlage, etwa weil das Kraftfahrzeug oder der Anhänger des Kraftfahrzeugs in einer den fließenden Verkehr gefährdenden Weise geparkt wird oder betriebsunfähig auf der Straße liegen bleibt, so sind alle hierdurch (vor allem durch nächtliches Auffahren auf das Kraftfahrzeug oder den Anhänger) entstehenden Schäden durch dessen Betrieb verursacht. Jedenfalls liegt in den vom BGH am 1. 10. 57 und 9. 1. 59 (BGH 1. 10. 57, NJW 1868 = DAR 58, 15 = VRS 13, 413; BGHZ 29, 163 v. 9. 1. 59 = NJW 627 = VkBl. 186 = MDR 297 = DAR 101 = VersR 157 = VRS 16, 170) entschiedenen Fällen ein solcher Kausalzusammenhang auf der Hand. Das hat der BGH jedenfalls im Urteil vom 9. 1. 59 auch erkannt, da er zu Beginn seiner Ausführungen richtig darauf abstellt, daß auch das Auffahren auf ein betriebsunfähig auf der Straße liegengebliebenes Kraftfahrzeug dem Betrieb dieses Kraftfahrzeugs „zugerechnet" werden muß. Nicht gefolgt werden kann der Entscheidung lediglich darin, daß schließlich ausgeführt wird, der Betrieb eines solchen Kraftfahrzeugs dauere fort, solange es der Fahrer im Verkehr belasse. Diesem gefährlichen und für das Ergebnis der Entscheidung bedeutungslosen Satz kann nicht gefolgt werden, weil er den Begriff „Betrieb" seines Inhalts nahezu ganz berauben würde. Vor allem aber führt er, wie die Entscheidung des BGH vom 21.3.61 (BGH 21.3.61, NJW 1163 = VersR 473 = MDR 589 = DAR 199 = VRS 20, 414) zeigt, zu schwer vorstellbaren Ergebnissen, wie z. B. dem, daß ein seit Stunden zuhause in der Garage stehender Lkw in Betrieb sei, weil der unterwegs betriebsunfähig gewordene Anhänger noch auf der Landstraße stehe. In Wirklichkeit handelt es sich in solchen Fällen um Nachwirkungen des früheren Betriebs (Rdn. 83, 84).
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bb) Der Begriff „Fahrt" als Ausgangspunkt. Da die „verkehrstechnische Auffassung" nur einen negativen Inhalt hat, gilt es, für die Abgrenzung des Zustandes „in Betrieb" von dem Zustand „nicht in Betrieb" klare Regeln aufzustellen. Die strenge maschinentechnische Auffassung gestattete dies. Ihre Lehre, daß nur ein Kraftfahrzeug, das sich bewegt oder dessen Motor zum Zwecke des Antriebs läuft, in Betrieb ist, hat sich allerdings als zu eng erwiesen. Es muß daher der verkehrstechnischen Auffassung gefolgt werden, der allerdings ein positiver Inhalt gegeben werden muß. Als Grundlage für die Definition des Begriffs „Betrieb" bietet sich die schon vom Reichsgericht mehrfach, wenn auch nur beiläufig erwähnte (29. 11. 28, JW 29, 912 = DRiZRspr. 29 Nr. 255; 14. 3. 29, JW 2055 = DRiZRspr. 29 Nr. 1063) und von Böhme (MDR 57, 597) ausgebaute Ansicht an, daß Betrieb die Ingebrauchnahme des Kraftfahrzeugs für einen bestimmten Fahrtzweck ist. cc) Begriffsbestimmung. Auf dieser Grundlage gelangt man zu folgender Begriffsbestimmung (vgl. auch Karlsruhe, 16. 9. 53, JW 1711): 1. Ein Kraftfahrzeug ist in Betrieb, solange es sich auf einer Fahrt befindet. 2. Der einheitliche Zweck einer Fahrt verknüpft die einzelnen Tätigkeiten (Beladen, Einsteigen, Fahren, Halten, Parken, Aussteigen, Entladen, Tanken usw.) zur einheitlichen Fahrt. 3. Die Fahrt beginnt mit dem Beladen oder Einsteigen oder mit dem Ingangsetzen des Motors und endet erst, wenn das Kraftfahrzeug am Ziel oder am Ausgangspunkt zum Parken oder zur Reparatur abgestellt und das Aussteigen und Entladen beendet ist. 4. Hinfahrt und Rückfahrt sind verschiedene Fahrten, wenn das Kraftfahrzeug zwischen beiden Fahrten geparkt wird. 5. Übernachtungen unterbrechen die Fahrt.
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6. Wird das Kraftfahrzeug während der Fahrt betriebsunfähig, und kann der Scha- 44 den nicht an Ort und Stelle behoben werden, so endet die Fahrt. In solchen Fällen können die Nachwirkungen des beendeten Betriebs allerdings zu einem durch den Betrieb verursachten Unfall führen (Rdn. 83). 7. Auf einer Fahrt, bei der von Anfang bis Ende der Motor weder benützt wird noch 45 benützt werden soll, ist das Kraftfahrzeug nicht in Betrieb. dd) Einzelheiten zu den unter 1 bis 7 aufgestellten Sätzen: 46 Zu 1. Auch auf Probefahrten und Überführungsfahrten ist das Kraftfahrzeug in Betrieb. Zu 2. Verknüpfung der Einzeltätigkeiten zur „Fahrt". Der einheitliche Zweck einer 47 Fahrt verknüpft die einzelnen durch Anhalten, Aussteigen, Parken, Einsteigen, Ausladen oder Beladen von einander getrennten Fahrtabschnitte zur einheitlichen Fahrt; das Kraftfahrzeug befindet sich während einer Fahrt — auch in den Pausen der Fortbewegung — ununterbrochen in Betrieb. Ein Wechsel des Fahrers unterwegs ändert an der Einheitlichkeit einer Fahrt nichts. Wechselt dagegen der Zweck der Fahrt, so beginnt eine neue Fahrt, und während des Stillstands bis zum neuen Fahrtbeginn ist das Kraftfahrzeug außer Betrieb, auch wenn es auf öffentlichem Verkehrsgrund abgestellt ist (z. B. vor der Wohnung des Halters oder dem Hotel, in dem der Fahrer zu übernachten gedenkt). Zu 3. Beginn und Ende der Fahrt. Die Fahrt beginnt auch mit dem Warmlaufen- 48 lassen des Motors oder dem Anschieben des Kraftfahrzeugs, um den Motor in Gang zu bringen (Stuttgart, 19. 1. 56, VersR 523; Celle, 15. 10.64, NJW 65, 63). Dagegen ist das Laufenlassen des Motors kein Betriéb des Kraftfahrzeugs, wenn der Motor lediglich überprüft werden soll, eine Fahrt aber nicht beabsichtigt ist, oder wenn lediglich das Einfrieren des Motors verhindert werden soll (a. M. Königsberg, 4. 8. 38, JRPrV 381). Läßt aber jemand den Motor an, um wegzufahren, so ist das Kraftfahrzeug in Betrieb, auch wenn es dem Führer nicht gelingt, einen Gang einzulegen (BGHSt. 7, 315 vom 28. 4. 55 = VRS 8, 477). Sowohl das Beladen als auch das Entladen gehören nicht zur Fahrt, wenn das Kraftfahrzeug dabei nicht auf öffentlichem Verkehrsgrund steht. Ist allerdings eine Fahrt beabsichtigt, die nicht über öffentlichen Verkehrsgrund führt (vgl. Rdn. 73), so muß wohl auch schon das Beladen außerhalb öffentlichen Verkehrsgrunds zur Fahrt und mithin zum Betrieb gerechnet werden. Im übrigen gehört jedenfalls die Wartung des Kraftfahrzeugs vor Beginn und nach dem Ende der Fahrt nicht zum Betrieb. Insbesondere gehört das Tanken vor Beginn einer Fahrt noch nicht zur Fahrt, sofern das Kraftfahrzeug dabei noch auf dem Parkplatz, dem Abstellplatz oder in der Garage stillsteht. Bei einem Kraftfahrzeug, das so eingerichtet ist, daß es auch auf dem Wasser fahren kann, dauert der Betrieb solange, bis alle Wagenräder im Wasser den Erdboden verlassen haben. Der Betrieb als Kraftfahrzeug beginnt wieder, wenn das Kraftfahrzeug beim Verlassen des Wassers wieder von seinen Rädern getragen wird und die für den Landbetrieb erforderlichen technischen Umstellungen durchgeführt sind. Beladen und Entladen unterbricht den Betrieb nicht, wenn sich das Kraftfahrzeug bereits auf öffentlichen Verkehrsgrund begeben hat oder die Motorkraft zum Beladen oder Entladen verwendet wird (RGZ 132, 262 vom 1. 4. 31 = NJW 32, 782 und RG 14. 9. 43, VAE 44, 14; BGH 21. 9. 55, VersR 678 = NJW 1836 = VRS 9, 414; BGH 27.4.56, VRS 11, 27 = MDR 481 = VersR 420/422). Ein beim Entladen entstehender Unfall ist durch den Betrieb verursacht (Rdn. 89). 103
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Haftpflicht
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Fahrzeuge mit Verbrennungsmaschine. Der Motor ist in Betrieb, wenn der seinen Zylindern zugeführte Treibstoff dort entzündet wird und auf die Zylinderkolben einwirkt; das kann auch in einer Werkstatt und mit ausgebautem Motor der Fall sein. Das Fahrzeug ist in Betrieb, wenn es bereit ist, die so entwickelte Kraft des Motors auf die Wagenräder in der Richtung einer Fortbewegung des Fahrzeugs einwirken zu lassen. Wird ein Kraftrad oder ein Kraftwagen angeschoben, um hierdurch den Motor in Gang zu setzen, so ist das Kraftfahrzeug hierbei schon in Betrieb.
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Fahrzeuge mit Elektromotor. Beim Fahrzeug mit Verbrennungsmaschine kann die Maschine bereits in Gang sein, das Fahrzeug noch stillstehen; beim Elektrofahrzeug ist das Laufen der Maschine (Umdrehung des Elektromotors) vielfach — Radnabenmotoren — auch gleichbedeutend mit einer Fortbewegung des Fahrzeugs; die durch Einschalten des elektrischen Stroms in Umdrehung versetzten Motoren sind meist zwangsläufig mit den Wagenrädern gekuppelt. Ein Laufenlassen des Elektromotors ohne gleichzeitige Umdrehung der Wagenräder ist somit nicht möglich, außer bei Vorhandensein eines Vorgeleges. Demnach ist ein Fahrzeug mit Elektromotor in der Regel in Betrieb, sobald der Strom zu den Elektromotoren eingeschaltet wird.
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Fahrzeuge mit Dampfmaschine. Für Straßenwalzen, Straßenlokomotiven und ähnliche Dampfzüge wird der Begriff des „Betriebs" vom Standpunkt der Haftpflicht aus gesehen nur eine untergeordnete Rolle spielen, da diese Fahrzeuge regelmäßig zu den langsam fahrenden im Sinne des § 8 gehören, für die eine Sonderhaftpflicht aus dem StVG nicht festgesetzt ist. Aber es gibt auch noch immer mit Dampf betriebene Fahrzeuge, welche die in § 8 festgesetzte Höchstgeschwindigkeit überschreiten. In Betrieb ist ein solches Fahrzeug frühestens, wenn der (bereits erzeugte) Wasserdampf in den Zylinder gelassen werden kann. Bloßes Anheizen genügt also nicht.
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Fahrzeuge mit Luftschraube oder Rotor. Wird die von der Maschine (Motor) ausgehende Kraft nicht auf die Wagenräder übertragen, sondern auf eine Luftschraube (Propeller), so kommen noch andere Triebkräfte zur Wirkung. Es sind dies aerodynamische Strömungskräfte, d. h. die Gesamtheit der Stoßkräfte, die die kleinsten Teilchen der gegen eine Fläche bewegten Luft auf diese Fläche ausüben. Solche Fahrzeuge können sich durch Erzeugung und Ausnutzung von Luftströmungskräften auf dem Erdboden fortbewegen. Die Frage, wann sie in Betrieb sind, beantwortet sich nach den obigen Ausführungen; denn es macht keinen Unterschied, ob die von der Maschine (dem Motor) ausgehende Kraft auf die Wagenräder oder eine andere die Bewegung des Kraftfahrzeugs auslösende Vorrichtung geleitet wird.
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Landkraftfahrzeuge, die auch zum Fliegen eingerichtet sind. Ist ein Luftfahrzeug seiner besonderen Einrichtung nach geeignet, sich einem Landkraftfahrzeug gleich auf der Straße fortzubewegen, so dauert sein Betrieb als Kraftfahrzeug so lange, bis nach Abstellen des Motors das Fahrzeug vor Umschaltung auf den Luftbetrieb zum Halten gekommen ist. Denn die beim Abflug eines Luftfahrzeugs noch stattfindenden Bewegungen des Fahrzeugs auf dem Erdboden rechnen schon zum Betrieb des Luftfahrzeugs; ist Umstellen möglich ohne Halten, so würde der Augenblick des Umschaltens auf den Luftbetrieb, also z. B. Auseinanderklappen der Flügel und Umlegen des Antriebs von dem schwächeren Land- auf den stärkeren Flugmotor oder von den Rädern auf die Luftschraube maßgeblich sein. Entspre104
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
chendes würde für die Feststellung des Zeitpunkts der Beendigung des Luft- und des Beginns des Kraftfahrzeug-Betriebs gelten. Zu 4. Hinfahrt und Rückfahrt sind verschiedene Fahrten. Soll mit einem Kraft- 5 4 fahrzeug ein bestimmtes Ziel aufgesucht und nach einiger Zeit die Rückfahrt angetreten werden, so ist das Kraftfahrzeug in der Zwischenzeit außer Betrieb; Hinfahrt und Rückfahrt dienen — im Sinne der Begriffsbestimmung — verschiedenen Zwecken. Nicht zu billigen ist mithin die Ansicht des OLG München (5. 1.60, VersR 569; ähnlich Bamberg, 9 . 2 . 6 7 , VersR 562), ein während eines Verhandlungstermins des Fahrers vor dem Amtsgericht drei Viertelstunden am Straßenrand abgestelltes Kraftfahrzeug sei noch in Betrieb. Auf die Dauer des Parkens kann es in diesem Zusammenhang überhaupt nicht ankommen. Zu prüfen ist lediglich, ob Parken oder bloßes Anhalten im Sinne der StVO vorliegt. Der Betrieb wird nicht unterbrochen, wenn am Ziel der Fahrt nicht geparkt, sondern nur zum Zwecke des Entladens, Beiadens, Einsteigens oder Aussteigens angehalten wird (BayObLG 5 . 2 . 2 6 , JW 1996/1997); in diesem Fall sind Hin- und Rückfahrt eine einzige Fahrt. Ein Kraftomnibus, ein Obus oder Gyrobus, der im Linienverkehr eingesetzt ist, ist auch während der Betriebspause an der Endhaltestelle in Betrieb, wenn die Fahrt in umgekehrter Richtung nach so kurzer Zeit angetreten wird, daß der Fahrer nicht inzwischen nach Hause gehen kann oder wenn der Fahrer unmittelbar durch einen anderen Fahrer abgelöst wird. Zu 5. Übernachtungen unterbrechen die Fahrt ebenfalls, auch wenn der Zweck 5 5 der am Morgen fortgesetzten Fahrt der gleiche bleibt. Während des Stillstands zum Zweck der Übernachtung des Fahrers ist das Kraftfahrzeug außer Betrieb. Nach Ansicht des BGH soll dies nicht gelten, wenn der Fahrer im Kraftfahrzeug übernachtet und es während der Ruhezeit auf öffentlichem Verkehrsgrund stehen bleibt (BGH 1. 10. 57, VersR 740 = NJW 1878 = VRS 13, 413 = DAR 58, 15). Dieser Ansicht kann nicht gefolgt werden. Ist das Kraftfahrzeug allerdings in einer nicht üblichen Weise geparkt (z. B. nachts auf einer Bundesstraße, wie in dem vom BGH entschiedenen Fall), so ist die von dem ruhenden Kraftfahrzeug ausgehende Gefahr und damit auch ein Schaden, der an einem auffahrenden Kraftfahrzeug entsteht, durch den früheren Betrieb (unsachgemäßes Anhalten) des ruhenden Kraftfahrzeugs verursacht. Zu 6. Tritt unterwegs an dem Kraftfahrzeug ein Schaden auf der es betriebsunfä56 hig macht, so endet hierdurch der Betrieb, wenn das Kraftfahrzeug abgeschleppt werden muß. Schäden die das stehende betriebsunfähige Kraftfahrzeug hervorruft, sind durch den früheren Betrieb, und zwar durch das Versagen der Verrichtungen des Kraftfahrzeugs (§ 7 Abs. 2 Satz 1) verursacht (Rdn. 80 — 82). Daß ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Betrieb fehlt, hindert den Kausalzusammenhang zwischen Betrieb und Schaden nicht (RGZ 132, 262/265 vom 1. 4. 31 = JW 32, 782; RGZ 160, 129 vom 8 . 3 . 3 9 = RdK 40, 188). Während des Wartens auf ein Abschleppfahrzeug ist das Kraftfahrzeug nicht mehr in Betrieb (a. M. BGH 19.9. 60, VersR 1140 und 61, 322 mit Anm. v. Böhmer). Unfälle, die infolge des durch die Betriebsunfähigkeit verursachten Haltens entstehen, sind allerdings noch durch den bis dahin durchgeführten Betrieb verursacht; denn dieser hat das Kraftfahrzeug in die den Verkehr behindernde Lage gebracht. Das Kraftfahrzeug ist dagegen noch in Betrieb während einer Reparatur an Ort und Stelle in der Erwartung, das Kraftfahrzeug werde anschließend seine Fahrt fortsetzen können. Daß subjektive Merkmale zur Unterscheidung eines in Betrieb befindlichen Kraftfahrzeugs von einem nicht in Betrieb befindlichen dienen, kann nicht beanstandet werden, weil 105
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Haftpflicht
ein Schutz des Rechtsverkehrs, der ein Offenkundigmachen fordern könnte, nicht in Frage steht. Dem anderen Kraftfahrzeug ist es ebenso untersagt, auf ein in Betrieb befindliches Kraftfahrzeug aufzufahren, wie auf ein nicht in Betrieb befindliches. 57
Während des Abschleppens ist das abgeschleppte Kraftfahrzeug nicht in Betrieb, nimmt aber wie ein Anhänger an dem Betrieb des abschleppenden Kraftfahrzeugs teil (Bamberg, 25. 11. 59, VersR 60, 762; Celle, 30. 10. 61, NJW 62, 253 mit ablehnender Anm. von Härtung), vgl. im übrigen Rdn. 91. Ein während des Abschleppens sich ereignender Unfall ist auch nicht etwa durch den früheren Betrieb verursacht worden. Wird allerdings das betriebsunfähige Kraftfahrzeug nicht durch ein anderes Kraftfahrzeug abgeschleppt, sondern von Hand weitergeschoben oder durch Tiere weggezogen, so bleibt es in Betrieb, bis es in der Reparaturwerkstätte abgestellt oder bis es geparkt wird. Daher ist auch ein Motorrad in Betrieb, das im Verlaufe einer Fahrt nach einem Halt nicht mehr anspringt und von dem Fahrer nach Hause geschoben wird (BGH 24. 5. 60, VRS 19, 83 = VersR 804 = VkMitt. 71). Dagegen ist ein Motorrad, das während einer Fahrt ununterbrochen nur geschoben wird, nicht in Betrieb (Rdn. 58).
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Zu 7. Fahrt ohne Motor. Ein Kraftfahrzeug nimmt zwar am Verkehr teil, ist aber nicht in Betrieb, wenn es sich auf einer Fahrt von Anfang an nicht mit eigener Motorkraft bewegt und bewegen soll, sondern durch Menschen- oder Tierkraft oder durch ein schiebendes oder ziehendes anderes Kraftfahrzeug bewegt wird (Abschleppen); es ist vielmehr, wenn ein anderes Kraftfahrzeug abschleppt, wie ein Anhänger zu behandeln (RG 8. 5. 30, DAR 201; Düsseldorf, 17. 3. 30, RdK 31, 341; Kiel, 24. 1.31, RdK 32, 265; Köln, 8. 10.31, DAR 32, 120/121; BayObLGSt. 52, 162/163 vom 22. 7. 52; Karlsruhe, 28. 1. 54, VRS 7, 477). Dies gilt auch, wenn ein Fahrrad mit Hilfsmotor auf einer Fahrt durchwegs nur mit den Pedalen, also ohne den Motor, betrieben wird (a. M. Walter in KVR von A bis Z „Betrieb des Kraftfahrzeugs", Erl. 1 unter B I 3 c) oder wenn ein Kraftrad oder Moped auf einer Fahrt von Anfang an nur geschoben wird (aus Oldenburg, 26. 2. 64, DAR 341 LS = VersR 65, 196 LS ist nichts Gegenteiliges zu entnehmen).
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Insoweit ist die maschinentechnische Auffassung weiterhin maßgebend geblieben. Die Kraft des Anlassers ist nicht Motorkraft; wird ein betriebsunfähiges Kraftfahrzeug vermittels des Anlassers in Bewegung gesetzt, so befindet es sich nicht in Betrieb (vgl. Hamm, 9. 7. 57, VRS 13, 450).
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g) Übersicht über die Rechtsprechung zum Begriff „Betrieb" aa) Die strenge maschinentechnische Auffassung wurde noch in der 21. Auflage vertreten. Einzelheiten siehe dort (Anm. B zu § 1 und Anm. B I a 2 zu § 7 [S. 135, 136, 217 bis 222]). Betrieb wurde danach folgendermaßen definiert: die bestimmungsmäßigen Triebkräfte auf das Fahrzeug zum Zweck bestimmungsmäßiger Bewegung einwirken lassen (so auch Köln, 8. 10.31, DAR 32, 121 und BayObLG 21. 1. 58, 2 St. 858/57). Der Betrieb dauert nach dieser Begriffsbestimmung an, solange sich das Kraftfahrzeug in Bewegung befindet. Die maschinentechnische Auffassung ist im Ausland (z. B. Schweiz, England, Frankreich, Holland, Italien) vorherrschend (Bussmann, DAR 55, 1; Fischer, JRPrV 39, 1) und trägt dem Gedanken Rechnung, daß die besondere Gefährlichkeit des Kraftfahrzeugs auf der beim Fahren entwickelten Energie beruht, die diejenige von Pferdefuhrwerken und Fahrrädern erheblich übertrifft. 106
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§
7 StVG
bb) Rechtsprechung zum „erweiterten" Begriff. Die Rechtsprechung ging in 61 Deutschland bald dazu über, den Begriff zu erweitern. Dies beruht auf der Erkenntnis, daß die in § 7 StVG normierte Gefährdungshaftung nicht nur bei den Gefahren eingreift, die auf der besonderen Gefährlichkeit des Kraftfahrzeugs (erhebliche Bewegungsenergie) beruhen, sondern alle Gefahren umfaßt, die von einem Kraftfahrzeug und seiner Benützung ausgehen, auch soweit sie Pferdefuhrwerken in gleicher Weise eigen sind (so nächtliches Halten auf der Landstraße, unachtsames Aussteigen); siehe unten Rdn. 85. Damit entfiel die innere Berechtigung dafür, nur das in Bewegung befindliche 6 2 Kraftfahrzeug als in Betrieb befindlich anzusehen. Die Rechtsprechung ging dazu über, zahlreiche Sachverhalte dem Betrieb zuzurechnen, bei denen die bestimmungsgemäßen Triebkräfte nicht mehr auf das Kraftfahrzeug einwirkten. Vor allem ging das Reichsgericht zu der Ansicht über, der Betrieb ende nicht mit dem Abstellen des Motors oder dem Stillstand des Kraftfahrzeugs, sondern dauere bis zum Zustand „völliger Betriebsruhe" an. Während einer Fahrtunterbrechung „auf kürzere Zeit" blieb das Kraftfahrzeug nach Ansicht des Reichsgerichts in Betrieb, sofern es jederzeit wieder in Betrieb gesetzt werden konnte (RGZ 122, 270 vom 12. 11. 28 = DAR 29/64). Nicht nur der in dieser Formulierung enthaltene offensichtliche Widerspruch in sich, sondern auch die Willkürlichkeit der Abgrenzung zwang die Rechtsprechung bald, die Ansicht erneut einer Prüfung zu unterziehen. Während das vorliegende Erläuterungsbuch dafür eintrat, zu der klaren maschinentechnischen Auffassung zurückzukehren, ging die Rechtsprechung und ein erheblicher Teil des Schrifttums den umgekehrten Weg. Man bekannte sich zur „verkehrstechnischen Auffassung", ohne zu bemerken, daß diese zunächst keinen anderen Inhalt hatte als die Ansicht, der maschinentechnische Begriff sei zu eng. Ein Versuch, den Begriff „Betrieb" klar zu umgrenzen, wurde nicht gemacht. Erforderlichkeit subjektiver Merkmale. Gegen die verkehrstechnische Auffassung 6 3 ist nichts einzuwenden, sofern es gelingt, aus ihr eine klare Definition des Begriffs „Betrieb" zu finden. Dies wurde oben Rdn. 36 bis 45 versucht. Begrüßenswert an der verkehrstechnischen Auffassung ist vor allem die Erkenntnis, daß die Definition nur gelingen kann, wenn man subjektive Begriffsmerkmale einführt, d. h. wenn man auf die Absicht des Führers des Kraftfahrzeugs abstellt. Den entscheidenden Schritt tat das Reichsgericht am 1. 4.31 (RGZ 132, 262/266), als es sich zu der Ansicht bekannte, die Trennung des gegenständlichen Vorgangs von der Absicht des Führers des Kraftfahrzeugs lasse sich nicht immer durchführen. Am 12. 7. 1934 (DAR 35, 37 = JW 2334 Nr. 6 = H R R 34 Nr. 1546) entschied es, ein abgekuppelter Anhänger sei nicht mehr in Betrieb, wenn er von Hand in die Garage geschoben, dagegen noch in Betrieb, wenn er wieder an den Triebwagen angekuppelt werden solle. Obwohl hiermit richtig erkannt worden war, daß sich subjektive Merkmale bei der Begriffsbestimmung nicht ausschalten lassen, hielt die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte weiterhin teilweise an einer erweiterten maschinentechnischen Auffassung als Grundlage fest. Es wurde allerdings versucht, die Ergebnisse mit der verkehrstechnischen Auffassung in Einklang zu bringen. cc) Letzte Konsequenz aus dem lediglich negativen Inhalt der verkehrstechnischen 6 4 Auffassung. Den letzten Schritt hat am 6. 12. 60 (Hamburg, 6. 12. 1960, M D R 61, 321) das OLG Hamburg getan. Mit der Begründung, in dunklen und engen Nebenstraßen parkende Fahrzeuge seien eine größere Gefahr für andere Fahrzeuge, schob es die letzte vom BGH noch nicht angetastete Grenze beiseite. Nach Ansicht 107
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des OLG Hamburg gilt folgendes: Ein Kraftfahrzeug befindet sich ununterbrochen in Betrieb, solange es sich auf öffentlichem Verkehrsgrund aufhält, und zwar auch, wenn es eine Fahrt beendet und noch keine neue Fahrt begonnen hat. Da § 7 StVG unstreitig auch für die auf Privatgrund befindlichen Kraftfahrzeuge gilt (München, 14. 5. 64, DAR 65, 100), z. B. wenn ein Kraftfahrzeug in der Garage in Brand gerät (Königsberg, 4.8.38, JRPrV 381), bedeutet dies, daß das Begriffsmerkmal „bei dem Betriebe" bedeutungslos würde, wenn man der Ansicht des OLG Hamburg folgen wollte. Diese Konsequenz zieht das Gericht zwar nicht ausdrücklich, es billigt sie jedoch. Die Worte „bei dem Betrieb" bedeuten nach Ansicht des OLG Hamburg nichts anderes, als daß der Schaden vom Kraftfahrzeug adäquat verursacht sein muß. Da die Frage der Adäquanz nur noch eine Frage Yiach der Zurechenbarkeit sei, zieht das Gericht folgenden Schluß: Der Halter haftet für alle durch das Kraftfahrzeug verursachten Schäden, soweit ihm die Haftung billigerweise zugemutet werden kann. Unzumutbar ist die Haftung, wenn das Kraftfahrzeug, als es den Schaden verursachte, sich nicht auf der Straße, sondern auf einem Parkplatz oder in der Garage befand. 65
Stellungnahme zur Ansicht des OLG Hamburg: Die Ansicht des OLG Hamburg führt die verkehrstechnische Auffassung in ihrer bisher üblichen Form zu ihrem konsequenten Ende und deckt die Inhaltslosigkeit dieser Auffassung schonungslos auf. Nicht in Einklang mit der verkehrstechnischen Auffassung bisheriger Form steht lediglich die vom OLG zuletzt gemachte Einschränkung; denn auch dann, wenn das Kraftfahrzeug im Verlaufe einer Fahrt auf einem Parkplatz oder in einer Garage steht, muß der Halter für die durch das Kraftfahrzeug verursachten Schäden einstehen. Es besteht kein Zweifel, daß § 7 StVG auch für Kraftfahrzeuge gilt, die sich nicht auf öffentlichen Straßen befinden (BGHZ 5, 318/320 vom 7. 4. 52 = VersR 236/237 = VRS 4, 332/333; BGH 5.4.60, VersR 60, 635). Ist z.B. ein Kraftfahrzeug in einer Hochgarage so ungünstig in der Nähe der Auffahrtrampe abgestellt, daß ein neu eintreffendes Fahrzeug beim Hinauffahren dagegenstößt, so ist nicht einzusehen, warum dieser Unfall allgemein außerhalb der Betriebsgefahr des abgestellten Kraftfahrzeugs liegen soll. Das gleiche muß gelten, wenn der Vergaser des abgestellten Kraftfahrzeugs undicht ist und auf dem Boden eine Benzinlache entsteht, die durch den Auspuff eines vorbeifahrenden anderen Kraftfahrzeugs entzündet wird. Die Frage, ob ein Kraftfahrzeug auf Privatgrund oder auf öffentlicher Straße parkt, ist mithin als Unterscheidungsmerkmal ungeeignet.
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Die Entscheidung des OLG Hamburg führt mithin dazu, dem Begriff „Betrieb" jeden Inhalt zu nehmen; dies widerspricht dem Sinn und der Entstehungsgeschichte der Vorschrift (Rdn. 18). Der Irrtum, dem das OLG zum Opfer gefallen ist, liegt in der vom BGH zugelassenen uferlosen Erweiterung des Begriffs. Diese ist verursacht durch das Bestreben, alle gefährlichen Zustände in den Begriff Betrieb hineinzupressen. Der Gesetzgeber dagegen hat durch die Worte „bei dem Betrieb" eine Schranke aufgerichtet, welche die nicht beim Betrieb verursachten Schäden von den übrigen Schäden trennen soll. Diese Schranke so weit zu verschieben, daß es nicht beim Betrieb verursachte Schäden nicht mehr geben kann, führt die verkehrstechnische Auffassung ad absurdum, so Rasehorn (DAR 60, 107 und MDR 61, 380); a. M. Füchsel (DAR 61, 293), der die Ansicht vertritt, auch ein wochenlang an der gleichen Stelle parkendes Kraftfahrzeug — „ein Dauerparker" — sei ständig in Betrieb. Es steht daher zu erwarten, daß der BGH der uferlosen Ausweitung entgegentreten wird. 108
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§ 7 StVG
dd) Beispiele aus der bisherigen Rechtsprechung. Daß der Begriff „Betrieb" nicht 67 völlig inhaltlos sein kann, ergibt sich schon aus dem jahrzehntelangen Bemühen der Rechtsprechung, seine Grenzen wenigstens kasuistisch zu umreißen. Wenn es diesen Bemühungen auch an einer klaren Zielsetzung fehlte, so sind sie doch einer Betrachtung wert. Es zeigt sich, daß sich zwar nicht alle entschiedenen Fälle mit der in Rdn. 36 bis 45 versuchten Begriffsbestimmung decken, daß aber letzten Endes die Frage, ob der Schaden durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht ist, nach der hier vertretenen Ansicht häufig mit dem gleichen Ergebnis beantwortet wird. Die folgenden, in zeitlicher Reihenfolge aufgezählten Entscheidungen stellen 6 8 eine repräsentative Auswahl dar. Die Entscheidungen, die mit der hier vertretenen Ansicht über den Begriff „Betrieb" nicht übereinstimmen, sind mit n. z. b. (nicht zu billigen) bezeichnet. Entscheidungen von 1928 bis 1944. Siehe „Müller" 22. Aufl. § 7 StVG Rdn. 69. 69 Entscheidungen von 1945 bis 1956. 3 . 1 1 . 4 9 : Hamm VRS 2, 135 = VkBl. 50, 16: 70 Ein wegen Motorschadens auf der Landstraße liegengebliebenes Kraftfahrzeug ist nicht in Betrieb. 3 . 1 1 . 4 9 ; Celle DAR 51, 13: Ein Lkw, der während einer Fahrt kurz auf der Straße parkt, ist in Betrieb. 1 2 . 1 . 5 0 : Bamberg DAR 51, 80: Ein Kraftfahrzeug, das wegen vorübergehenden Versagens des Motors auf der Straße stillsteht, ist in Betrieb. 2 7 . 4 . 5 0 : Tübingen VkBl. 177: Ein Lkw, der auf einem Bahnübergang beim Rückwärtsfahren mit einem Rad in den Straßengraben gerät und bewegungsunfähig wird, ist in Betrieb. 1 9 . 5 . 5 0 : Frankfurt VRS 2, 301 = DAR 51, 14: Ein nachts im Hof des Funkamts abgestellter Kraftwagen ist nicht in Betrieb. 1 1 . 4 . 5 1 : Koblenz VkBl. 52, 78: Ein Lastzug, der nachts zur Essenspause auf einer Bundesstraße hält, ist in Betrieb. 19.6. 51: Braunschweig VRS 3, 377: Ein auf einem Bahnübergang betriebsunfähig festliegendes Kraftfahrzeug ist nicht in Betrieb. 1 . 4 . 5 2 : Kassel VersR 52, 435: Ein zum Abladen von Reserverädern auf der Straße haltender Lkw ist in Betrieb. 16.9. 53: Karlsruhe NJW 1711 = VRS 7, 420/422: Ein Kraftfahrzeug ist nicht mehr in Betrieb, wenn es zur Behebung einer Reifenpanne am rechten Fahrbahnrand der Autobahn längere Zeit hält; n. z. b. 6 . 1 0 . 5 3 : Neustadt, VersR 487 = RdK 54, 168 = VRS 5, 585: Ein wegen Motorschadens auf der Landstraße liegengebliebenes und vom Fahrer für eine Nacht verlassenes Kraftfahrzeug ist nicht mehr in Betrieb. 5. 7 . 5 4 : Celle, VRS 7, 172: Ein Kraftfahrzeug, das nach einem Unfall pflichtgemäß auf die Polizei wartet, ist nicht mehr in Betrieb, n. z. b. 7. 7. 54: Karlsruhe VRS 7, 415/418 wie Celle vom 5. 7. 54; n. z. b. 2 8 . 4 . 5 5 : BGHSt. 7, 315 = VRS 8, 477: Läßt jemand den Motor an und versucht er vergeblich, einen Gang einzulegen, um mit dem Kraftfahrzeug wegzufahren, so befindet sich das Kraftfahrzeug in Betrieb. 2 1 . 9 . 5 5 : BGH VersR 678 = LM Nr. 12 zu § 7 StVG = VRS 9, 414 = NJW (LS) 1836: Hält ein Kraftfahrzeug eine halbe Stunde zum Zweck der Beladung auf öffentlicher Straße, so ist es in Betrieb. 6.10. 55: Stuttgart VkBl. 56, 22 = VersR 719: Kurzes Parken unterbricht den Betrieb nicht. 1 9 . 1 . 5 6 : Stuttgart, VersR 523: Der Betrieb beginnt, wenn ein Kraftfahrzeug an einen günstigen Standort geschoben wird, von dem aus es durch Anschieben in Gang gebracht werden soll. 2 9 . 3 . 5 6 : Düsseldorf, NJW 1033 = VersR 496: Ein Lastzug, der schon mehrere Stunden auf der Straße parkt, ist noch in Betrieb. 27.4. 56: BGH VRS 11, 27/30 = M DR 461 = VersR 420: Ein Lkw ist während des Entladens auf öffentlicher Straße in Betrieb. 8 . 5 . 5 6 : BayObLGSt. 105 = VRS 11, 155: Ein Kraftfahrzeug, dem man den Benzintank, den Vergaser und die Batterie ausgebaut hat, ist nicht mehr in Betrieb. 109
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Entscheidungen von 1957 bis 1961. 9. 7. 57: Hamm, VRS 13, 450: Fehlt im Motor der Verteilerfinger und wird der Wagen daher mit dem Fuß vorwärtsgestoßen, so ist er nicht in Betrieb. 1.10. 57: BGH VersR 740 = VkBl. 58, 243 = VkMitt. 58, 2 = NJW 57, 1878 = DAR 58, 15 = VRS 13, 413: Längere Nachtruhe des Fahrers im Führerhaus des Lastzugs unterbricht den Betrieb nicht, solange das Kraftfahrzeug auf öffentlicher Straße parkt; n. z. b. 6 . 1 1 . 5 7 : Stuttgart, VersR 58, 34: Während des Entkuppeins des Anhängers ist das Kraftfahrzeug in Betrieb. 26. 3. 58: Köln, VRS 15, 325: Ein Kraftfahrzeug, das halten muß, weil die vor ihm fahrenden Kraftfahrzeuge halten, bleibt in Betrieb. 9. 1 . 5 9 : BGH VRS 16, 170 = VersR 897 = NJW 627 = VkBl. 186 = M D R 297: Bleibt ein Kraftfahrzeug wegen Motorschadens auf einer Schnellstraße liegen, so bleibt es in Betrieb; n. z. b. 9 . 1 . 59: BGH VersR 157 = VRS 16, 170: Ein wegen Motorschadens auf der Fahrbahn einer dem Schnellverkehr dienenden Straße liegengebliebenes Kraftfahrzeug ist zwar nicht in Betrieb, doch ist der verkehrsbehindernde Zustand durch den Betrieb verursacht. 11. 2. 59: Stuttgart, VkBl. 60, 40: Wird ein Lkw auf öffentlicher Straße an einer Straßenbaustelle beladen, so ist er noch in Betrieb. 2 5 . 1 1 . 5 9 : Bamberg, VersR 60, 762: Ein Kraftfahrzeug, das abgeschleppt wird, ist nicht in Betrieb. 5 . 1 . 6 0 : München, VersR 569: Parken zwischen Hin- und Rückfahrt unterbricht den Betrieb nicht; n. z. b. 24. 5 . 6 0 : BGH VkMitt. 71 = VRS 19, 83 = VersR 804: Ein auf der Fahrbahn geschobenes Motorrad, dessen Motor nicht mehr in Gang zu bringen ist, ist noch in Betrieb. 19. 9. 60: BGH VersR 1140: Ein mit Motorschaden auf der Autobahn liegengebliebenes Kraftfahrzeug ist noch in Betrieb; n. z. b. 6. 10. 60: Stuttgart, VRS 21, 89: Hat ein Kraftfahrer sein Kraftfahrzeug außerhalb einer Schnellstraße abgestellt und sich darin zur Nachtruhe begeben, so ist das Kraftfahrzeug außer Betrieb. 6 . 1 2 . 60: Hamburg, M D R 61, 321: Ein nach beendeter Fahrt in einer dunklen und engen Nebenstraße parkendes Kraftfahrzeug ist noch in Betrieb; n. z. b. 10. 1. 61: BGH VersR 263 und 369 = M D R 404 = D A R 117 = VRS 20, 169: Ein Moped, das auf polizeiliche Anweisung am Straßenrand mit laufendem Motor aufgestellt wird, um eine Gefahrenstelle zu beleuchten, ist nicht in Betrieb. 30. 10.61: Celle, NJW 62, 253: Ein nicht mehr betriebsbereites Kraftfahrzeug, das von einem anderen Kraftfahrzeug abgeschleppt wird, ist nicht mehr selbst in Betrieb, nimmt aber wegen der Betriebseinheit mit dem abschleppenden Kraftfahrzeug an dessen Betrieb wie ein Anhänger teil.
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Entscheidungen von 1962 bis zur Gegenwart: 1 . 6 . 6 2 : LG Aachen, VersR 944: Eine längere Fahrtunterbrechung durch Parken in der Stadt unterbricht den Betrieb nicht. 24. 2. 65: LG Bonn, VersR 1186: Kann ein Wagen alsbald nach einem Unfall wieder in Gang gesetzt werden, so bleibt er in Betrieb. 6 . 7 . 6 5 : LG Heilbronn, VersR 66, 96: Ein nach Fahrtende auf dem Hof abgestellter Anhänger ist nicht in Betrieb. 2. 6. 66: BGH VersR 817: Ein während einer Fahrtpause auf einer Vorfahrtstraße parkender Lastzug ist in Betrieb. 1 1 . 3 . 6 6 : München, VersR 1167: Ein Wagen ist in Betrieb, wenn er abends mit Abblendlicht auf freier Strecke parkt. 2 7 . 5 . 6 6 : LG Konstanz, NJW 67, 734: Ein auf öffentlichem Parkplatz für wenige Stunden abgestellter Wagen ist in Betrieb. 18. 10.66: Köln, VersR 67, 165 = DAR 67, 108: Ein Kraftwagen, der auf einer Durchgangsstraße parkt, ist ohne Rücksicht auf die Dauer des Parkens in Betrieb; n. z. b. 9. 2. 67: Bamberg, VersR 562: Ein zwischen Hin- und Rückfahrt auf einer Dorfstraße mehrere Stunden parkender Wagen ist in Betrieb; n. z. b. 18. 3. 69: BGH VersR 668: Reifenwechsel auf der Autobahn unterbricht den Betrieb nicht. 2 8 . 5 . 6 9 : BGH DAR 243 = VersR 726 = VRS 37, 187: Das Ladegut wird verdorben, weil die Gebläseeinrichtung des 110
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Klzs das vorhergehende Ladegut nicht vollständig aus dem Silo des Kfzs ausgeblasen hatte. Das Geblase gehört nicht zum Betrieb. 1 6 . 6 . 7 2 : LG Berlin. VersR 74, 274 (Pkw füllt von einem Autotransporter; 36 Std. spater fährt ein Pkw auf das Wrack auf: der Zusammenhang mit dem Betrieb des Autotransporters fehlt). 4 . 5 . 7 6 : B G H Z 76, 321 = M D R 77, 43 (ursächlicher Zusammenhang). 28. 3. 77: K G Betrieb 77, 1501 = VersR 77, 626 = D A R 77, 215 (Waschanlage). III. Gefährdungshaftung auch außerhalb öffentlicher Straßen
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Betrieb auf Privatgrund. Während § 1 Abs. 1 nach seinem ausdrücklichen Wortlaut nur f ü r den Betrieb eines Kraftfahrzeugs auf „öffentlichen Wegen und Plätzen" gilt, macht § 7 diese Einschränkung nicht. Er gilt daher auch für Schäden, die durch den auf Privatgrund durchgeführten Betrieb eines Kraftfahrzeugs verursacht worden sind (vgl. BayObLG 1. 3. 29, D A R 284; Königsberg, 4. 8. 38, JRPrV 381; BGH 5. 4. 60, VersR 635; LG Hamburg, 11.4. 53, VersR 488). Im übrigen gilt auch § 1 H a f t p f l G für eine auf Privatgelände verkehrende Eisenbahn (Werkbahn) (BGH 27.4. 56, VRS 11, 416). Insbesondere ist § 7 anzuwenden, wenn bei einem Rennen auf nichtöffentlichen Straßen Zuschauer verletzt werden ( R G Z 150, 73 vom 16.1.36; B G H Z 5, 318 vom 7 . 4 . 5 2 = VRS 4, 332 = VersR 236; Hamburg, 3. 3. 42, D A R 46). Neben der Gefährdungshaftung steht die Haftung des Veranstalters aus Werkvertrag ( R G Z 127, 313 vom 4. 3. 30). Bei Rennen, nicht nur bei solchen auf Privatgrund, setzt sich jeder Insasse eines 7 4 Rennfahrzeugs den mit der Eigenart solcher Veranstaltungen verbundenen Gefahren bewußt aus und nimmt sie auf sich; er kann daher nicht einen anderen Rennfahrer für Schäden verantwortlich machen, die dieser ohne Verschulden verursacht hat (Hamburg, 3. 3. 42, DAR 46). Etwas anderes gilt für schuldhaft verursachte Schäden, die auch bei einem Rennen vermeidbar gewesen wären (Koblenz, 2. 11.51, JurZentr. 52, 110). Sicherungsrichtlinien bei Rennen siehe bei § 5 StVZO.
IV. Bedeutung des Wortes „bei" in „bei dem Betrieb" a) Kein zeitlicher und örtlicher Zusammenhang
erforderlich
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Die Worte „bei dem Betrieb" sind nicht dahin zu verstehen, daß nur Schäden zu ersetzen sind, die durch Berührung mit einem Kraftfahrzeug entstanden sind, oder nur Schäden, die zu einem Zeitpunkt entstanden sind, in dem sich das Kraftfahrzeug noch in Betrieb befand. Maßgebend ist vielmehr allein, daß der Schaden auf eine Ursache zurückzuführen ist, die das Kraftfahrzeug zu einem Zeitpunkt gesetzt hat, als es sich in Betrieb befand, und die mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zusammenhängt (BGH 10. 10. 72, N J W 73, 44/45 = VersR 73/83). Diese Ursache m u ß adäquat sein (Rdn. 99) und wird vom Gesetz in Absatz 2 als „Ereignis" bezeichnet (Rdn. 237, 273 bis 313). „Konkreter Haftungsgrund" ist im Gegensatz dazu die durch das Ereignis hervorgerufene Sachbeschädigung oder Körperverletzung. aa) Ansicht des Reichsgerichts. Das RG hat sich vor allem in seinen Entscheidun- 76 gen vom 12. 11. 28 (DAR 29, 64), vom 1. 4. 31 ( R G Z 132, 262 = JW 32, 782) und vom 8. 3. 39 ( R G Z 160, 129) mit diesen Fragen befaßt. Es hat in der Entscheidung vom 1.4.31 ( R G Z 132, 265) folgende, in späteren Entscheidungen wiederholte Sätze aufgestellt: 111
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1. Fälle, in denen ein naher örtlicher und zeitlicher Zusammenhang gegeben ist. Für die Geltendmachung eines Schadenersatzanspruchs genügt der Nachweis, daß ein naher (Reichsgericht und Bundesgerichtshof sagten früher: „unmittelbarer"; gemeint ist dasselbe) örtlicher und zeitlicher Zusammenhang der Entstehung des Schadens mit einem bestimmten Betriebsvorgang oder mit bestimmten Betriebseinrichtungen des Kraftfahrzeugs besteht (BGH 18.3.69, VersR 668). Es kann nicht gefordert werden, der Unfall müsse durch Gefahren verursacht sein, die dem Betrieb gerade eines Kraftfahrzeugs eigentümlich sind. Doch muß die in dem bestimmten Betriebsvorgang oder in der bestimmten Betriebseinrichtung liegende Ursache des Unfalls, die vom Gesetz in Absatz 2 mit „Ereignis" bezeichnet wird, die Kausalkette in einem Augenblick in Tätigkeit gesetzt haben, als das Kraftfahrzeug in Betrieb war (Rdn. 75, 84). Darauf, ob das Kraftfahrzeug auch noch beim Unfall in Betrieb war, kommt es nicht an.
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2. Fälle, in denen ein naher örtlicher und zeitlicher Zusammenhang fehlt. In solchen Fällen ist der Nachweis erforderlich, daß der Unfall im inneren Zusammenhang mit einer dem Kraftfahrbetrieb eigentümlichen — nicht: „ausschließlich eigentümlichen" — Gefahr steht (Rdn. 84).
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Folgerungen. Hieraus ist (als Ansicht des Reichsgerichts) zu folgern: Schäden, die beim Betrieb eines Kraftfahrzeugs im allgemeinen nicht verursacht werden, sondern nur durch besonders eigenartige, ganz unwahrscheinliche und nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge außer Betracht zu lassende Umstände herbeigeführt wurden, sind nicht zu ersetzen. Dies ergibt sich schon aus dem Erfordernis einer adäquaten Verursachung (Rdn. 89 bis 125). Dagegen sind die durch einen Betriebsvorgang oder eine Betriebseinrichtung adäquat verursachten Schäden ohne Rücksicht darauf zu ersetzen, ob ein örtlicher oder zeitlicher Zusammenhang besteht. Besteht ein naher (früher sagte man „unmittelbarer") örtlicher und zeitlicher Zusammenhang, so ersetzt der Nachweis dieses Zusammenhangs den Nachweis eines Kausalzusammenhangs (Beweis des ersten Anscheins — prima facie) (Rdn. 81 zu § 7, Rdn. 243 zu § 16).
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bb) Die jetzt herrschende Ansicht über die Bedeutung der Worte „bei dem Betrieb". Die vom Reichsgericht entwickelte und auch später beibehaltene (RGZ 160, 129 vom 8.3.39 = VAE 256 = RdK 40, 180; ebenso KG 27.8.38, VAE 461) Lehre ist auch heute noch allgemein anerkannt (vgl. BGH 21.9. 55, VRS 9, 414 = VersR 678; 27.4. 56, VRS 11, 27/30 = MDR 56, 481 = VersR 420). Irrigerweise ist allerdings aus ihr gelegentlich gerade das Gegenteil gefolgert worden, nämlich, daß ein örtlicher und zeitlicher Zusammenhang zwischen Betrieb und Schaden vorliegen müsse (BGH 11.7. 72, NJW 1808 = VersR 1074 = DAR 73, 332 = VRS 43, 331; BGH 10. 10. 72, NJW 73, 44 = VersR 73, 83). Daß dies nicht richtig sein kann, ergibt sich schon aus der Überlegung, daß auch folgender Schaden unmittelbar durch den Betrieb eines Kraftfahrzeugs verursacht ist: Ein Kraftfahrzeug verliert auf der Fahrt einen der Zwillingsreifen, der auf der Fahrbahn liegenbleibt. Nach einer Stunde, als das Kraftfahrzeug bereits in seiner Garage steht, fährt ein Motorradfahrer auf den Reifen auf und stürzt tödlich. Hier fehlt jeder unmittelbare örtliche und zeitliche Zusammenhang mit dem Betrieb, zumal dieser im Zeitpunkt des Unfalls bereits beendet ist. Eine adäquate Verursachung des Schadens durch den Betrieb ist dagegen zweifellos gegeben. Dasselbe gilt für einen Panzer, der durch Zerstörung eines Weidetores einem Pferd die Möglichkeit des Entweichens eröffnet hat, wenn das Pferd in einen Pkw rennt (Celle, 26. 4.65, VersR 903 = NJW 1719 = MDR 826 = DAR 273 = NdsRpfl. 178). Besonders schwierig ist die 112
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Abgrenzung, wenn ein naher örtlicher und zeitlicher Zusammenhang (Rdn. 77) gegeben ist. Maßgebendes Kriterium ist der adäquate Kausalzusammenhang zwischen dem Verhalten des einen Kraftfahrzeugs im Straßenverkehr und dem Unfall des anderen Verkehrsteilnehmers. Hinsichtlich des durch örtlichen und zeitlichen Zusammenhang zu führenden Anscheinsbeweises, siehe unten Rdn. 82 und Rdn. 243 zu § 16. b) Der adäquate Kausalzusammenhang zwischen Betrieb und Unfall ist Vorausset- 81 zung aller haftungsrechtlichen Bestimmungen des StVG. Nur dieser Zusammenhang also, der zwischen „Ereignis" und „konkretem Haftungsgrund" besteht, soll hier erörtert werden. Unter Rdn. 99 ff. ist ausgeführt, daß darüber hinaus die Adäquanz auch insofern von Bedeutung ist, als der durch den Unfall entstehende Schaden nur insoweit ersetzt zu werden braucht, als jede einzelne Unfallfolge durch den Unfall (durch den konkreten Haftungsgrund) hervorgerufen worden ist. Hier geht es im Gegensatz dazu zunächst nur um die Verursachung des Unfalls, angedeutet im Gesetzestext durch das Wort „bei". Nicht jeder Unfall, der sich in nächster Nähe eines Kraftfahrzeugs ereignet, ist durch dessen Betriebsgefahr hervorgerufen. Die räumliche und zeitliche Nähe des Kraftfahrzeugs ist nichts anderes als ein Anhaltspunkt für die Möglichkeit eines Kausalzusammenhangs. Daß es nicht darauf ankommt, ob sich die typische Gefahr eines Kraftfahrzeugs ausgewirkt hat, ist bereits ausgeführt. Verdeckt das Kraftfahrzeug einem anderen Verkehrsteilnehmer die Sicht auf einen dritten Verkehrsteilnehmer und stoßen diese beiden deshalb zusammen, so ereignet sich der Unfall stets bei dem Betrieb des erstgenannten Kraftfahrzeugs (a. M. Frankfurt, 12. 3. 65, NJW 1334/1335 m. Anm. Rother). Der Gesichtspunkt des örtlichen und zeitlichen Zusammenhangs ist ein Sonderfall des Anscheinsbeweises. Hinsichtlich der dabei zu beachtenden Gesichtspunkte wird auf Rdn. 203 zu § 16 verwiesen. Der Anscheinsbeweis ist zulässig, weil es sich um die Prüfung des Ursachenzusammenhangs zwischen dem Betrieb des Kraftfahrzeugs (vom Gesetz als „Ereignis" bezeichnet) und dem Unfall, genauer gesagt der Sachbeschädigung oder Körperverletzung (dem „konkreten Haftungsgrund"), handelt und insoweit die Beweiserleichterung des § 287 Abs. 1 ZPO nicht in Betracht kommt (§ 200 a zu § 16). Voraussetzung für die Anwendung des Anscheinsbeweises ist freilich, daß eine Beeinflussung des Fahrers des Geschädigten — zumindest eine psychische Beeinflussung — durch das Fahrzeug des als Schädiger in Anspruch genommenen — stattfand und zu einer Reaktion geführt hat (Rdn. 100). Das hat nach Ansicht des Bundesgerichtshofs der Geschädigte zu beweisen (BGH 28. 10. 69, VersR 70, 61; BGH 11.7. 72, NJW 1808 = DAR 332 = VersR 1074 = VRS 43, 331; BGH 10. 10. 72, NJW 73, 44 = VersR 73, 83). Daß der Fahrer des anderen Fahrzeugs fehlerhaft oder gar verkehrswidrig gehandelt hat, braucht dagegen nicht dargetan zu sein, um die Anwendung des für die Haftung sprechenden Anscheinsbeweises zu rechtfertigen (Rdn. 28 zu § 16) (BGH 21. 11.67, VersR 68, 176; BGH 22. 10. 68, VersR 69, 58; BGH 13. 5. 69, VersR 800; 13. 5. 69, VersR 827; BGH 10. 10. 72, NJW 73, 44/45). Die Beeinflussung muß freilich eine adäquate Folge des Verhaltens des anderen Fahrers sein. Die Beweislast, daß es an einer solchen Ursächlichkeit fehlte, trifft den Halter des Fahrzeugs, von dem angeblich die Gefährdungshaftung ausging, wegen der Beweislastregel des § 7 Abs. 2 (BGH 13. 5. 69, alle drei oben erwähnten Entscheidungen; BGH 11.7. 1972, NJW 1808 = DAR 332 = VersR 1074 = VRS 43, 331). Man hat allerdings den Eindruck, daß der Bundesgerichtshof über diese Beweislastfrage eine einheitliche Linie noch nicht 113
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gefunden hat. Die Entscheidungen scheinen einander zu widersprechen. Die Lösung des Problems dürfte bei einer Ausweitung des oben erwähnten Anscheinsbeweises auf alle Fälle liegen, bei denen sich das andere Fahrzeug in räumlicher und zeitlicher Nähe der Stelle befunden hat, an der ein Fehlverhalten des Fahrers des geschädigten Fahrzeugs begann, das dann zum Unfall führte. Es muß dann wohl nach richtiger Ansicht nur noch die aus der Lebenserfahrung hergeleitete Möglichkeit hinzukommen, daß das andere Fahrzeug zu der Reaktion des Fahrers des geschädigten Fahrzeugs Anlaß gab, die den Unfall bewirkte (Rdn. 243 zu § 16). 82
c) Einzelfälle Aus dem Rahmen fallende Entscheidungen über den Begriff der adäquaten Verursachung haben in diesem Zusammenhang Aufsehen erregt: Auch wenn man — wie dies der Bundesgerichtshof will (Rdn. 106) — Maßstäbe der Zurechenbarkeit in den Begriff der adäquaten Verursachung aufnimmt, ist die Ansicht des Oberlandesgerichts München nicht zu billigen, wer auf der Autobahn vorschriftsmäßig rechts fahre, setze, auch wenn er unmotiviert plötzlich bremst, keine adäquate Ursache für den Unfall eines überholenden Pkw, dessen Fahrer daraufhin ebenfalls bremst und hierdurch ins Schleudern gerät; der Unfall habe sich nicht beim Betrieb des überholten Wagens ereignet (München, 11.3. 65, VRS 29, 446). Diese offenbar nur auf Billigkeitserwägungen beruhende Entscheidung des OLG München läßt ebenso wie die folgenden auf ähnlichen Erwägungen beruhenden Entscheidungen des Bundesgerichtshofs außer acht, daß es einer Einschränkung des überkommenen Begriffs der Adäquanz nicht bedarf, um gerechte Lösungen zu finden: Hat sich der Fahrer des überholten Wagens verkehrsgerecht verhalten, so entfällt seine Haftung (und die des Halters) ohnedies nach § 7 Abs. 2, § 18 StVG; hat er sich verkehrswidrig verhalten, so ist nicht einzusehen, warum Halter und Fahrer für die Folgen ihres unkorrekten Verhaltens nicht — wenigstens teilweise nach § 17 — einstehen sollen (a. M. noch die 22. Aufl.). Das hat der Bundesgerichtshof offenbar auch nicht bedacht, als er am 22. 10.68 (BGH, VersR 69, 58) entschied, ein Oberlandesgericht habe den adäquaten Zusammenhang zwischen dem rechtzeitigen Anhalten des Wartepflichtigen vor der Kreuzung und dem übermäßigen Bremsen und Schleudern des zur Vorfahrt Berechtigten mit Recht verneint. Steht fest, daß der Wartepflichtige beim anderen nicht den Eindruck erweckt hat, er werde die Vorfahrt mißachten, so ist er nach § 7 Abs. 2 entlastet; kann er diesen Beweis nicht führen, so wäre es unbillig, die Kausalität zu verneinen. Eine ähnlich seltsame Ansicht vertritt der Bundesgerichtshof hinsichtlich der fehlenden Ursächlichkeit des Verhaltens eines Kraftfahrers, der mit mäßiger Geschwindigkeit an einem Unfall-Fahrzeug vorbeifährt, wenn ein entgegenkommendes Kraftfahrzeug eine Notbremsung vornimmt, obwohl genügend Platz für ein ungehindertes Begegnen vorhanden war (BGH 6. 7. 65, VersR 999 = VRS 29, 448). Die auf den ersten Blick unbillig erscheinende Folge einer Belastung des korrekt fahrenden Fahrzeugs mit der Haftung für Unfallfolgen beim anderen Fahrzeug tritt in Wirklichkeit in den genannten Fällen und ähnlichen auch bei Bejahung der Kausalität nicht ein. Denn in der Regel wird dem Halter und Fahrer der Entlastungsbeweis nach § 7 Abs. 2 (§ 18) StVG gelingen; im Fall von Beweisschwierigkeiten überwiegt jedenfalls das Verschulden des Fahrers, der unangemessen auf das korrekte Verhalten des anderen reagiert, so erheblich, daß eine Haftung bei der Abwägung nach §§9, 17 StVG völlig ausscheidet. Es besteht daher kein Anlaß der Rechtssystematik wegen solcher Extremfälle Gewalt anzutun und die adäquate Verursa114
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chung zu verneinen. Weitere Ausführungen zu dem Thema siehe auch unten Rdn. 106. Bei vorsätzlichem Handeln des Verletzten ist der Kausalzusammenhang zwar nicht unterbrochen; trotzdem ist in solchen Fällen der Schaden nach den erweiterten Grundsätzen der Adäquanz (Rdn. 100 und 106) dem Schädiger manchmal nicht zuzurechnen (Rdn. 120). Meist wird sich eine Heranziehung des Begriffs der Zumutbarkeit oder der Zurechenbarkeit schon deshalb erübrigen, weil § 9 oder § 17 oder § 254 BGB unmittelbar anzuwenden sind und die Abwägung ergibt, daß solche Schäden in erster Linie auf dem weitaus überwiegenden Verschulden des Verletzten beruhen und ein Ersatzanspruch des Verletzten daher ohnedies nicht in Betracht kommt. Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs (BGHZ 58, 162 vom 16. 2. 72 = NJW 904 = DAR 184 = VersR 560 = VRS 43, 5) sind dem Halter, der für einen Verkehrsunfall verantwortlich ist, die Schäden nicht zuzurechnen, die nachfolgende Fahrer, um die Unfallstelle zu umgehen, am Radweg oder Fußweg anrichten. Ein Kfz, das auf regennasser Straße ins Schleudern gerät und auf der Fahrbahn blockierend zum Stehen kommt, ist noch „in Betrieb" (LG Köln 18.9.73, VersR 74, 894). Immerhin stellt die Verschmutzung einer Straße durch Ackererde, die an den Rädern eines Kraftfahrzeugs hing, die für die Haftung nach § 7 erforderliche Ursachenkette zwischen dem Betrieb dieses Kraftfahrzeugs und dem Ausgleiten eines anderen Fahrzeugs auf der verschmutzten Straße her (Schleswig, 25. 1.66, NJW 1269). Bei dem-Betrieb eines Kfzs ist der Tod des von ihm angefahrenen Fußgängers adäquat verursacht, wenn zwar der Unfall zunächst außer einem Schock keine nachteiligen Folgen für den Fußgänger hatte, dieser aber wegen des Schocks nach zehn Minuten in ein anderes Kfz rennt (BGH 28. 10. 69, VersR 70, 61). d) Nachwirkungen des Betriebes 83 Die Fälle, in denen der örtliche und zeitliche Zusammenhang fehlt, pflegt man unter der Bezeichnung „Nachwirkungen des Betriebs" zusammenzufassen. Hierunter fällt vor allem der Verlust eines Reifens, eines Ersatzreifens, einer Radschutzkappe oder eines Teils der Ladung, ferner die Verschmutzung der Straße durch herabfallendes oder ausfließendes Ladegut (Öl; lehmiges Wasser aus Kiestransporten) und schließlich die Verschmutzung der Straße durch Lehm oder Erde, die den Reifen (oder Gleisketten) anhaftet, weil das Kraftfahrzeug auf einem Acker, in unwegsamem Gelände oder auf lehmigen Wegen gefahren ist (Schleswig, 25. 1. 66 a. a. O., a. M. Stuttgart, 11. 2. 59, NJW 2065 = VersR 1012 und NJW 60, 139 mit abl. Anm. Fritze, Dopfer (Justiz 66, 335) möchte, offenbar in Verkennung der Rechtsprechung [Rdn. 75, 80] die Haftung auf Unfälle beschränken, die sich nicht allzulange [einige Stunden] nach der Verschmutzung ereignen). Zu den Nachwirkungen des Betriebs eines Silofahrzeugs gehört auch der Verderb des Ladeguts, weil das Gebläse des Kfzs das vorhergehende Ladegut nicht restlos ausgeblasen hatte (BGH 28. 5. 69, DAR 243 = VersR 726 = VRS 37, 187). Der Schaden, der wegen des verdorbenen Ladeguts bei einem Dritten auftritt, ist noch Folge der beim Betrieb geschaffenen Gefahrenlage. Gefahrenlage als Glied der Ursachenkette. Nachwirkung des Betriebs ist auch 8 4 jeder durch eine Gefahrenlage verursachte Schaden, wenn diese beim Betrieb des Kraftfahrzeugs dadurch entstanden ist, daß es betriebsunfähig auf der Straße liegenbleibt oder nach Beendigung der Fahrt auf der Straße an gefährlicher Stelle parkt (RGZ 170, 1/16 vom 1. 7. 42 = DR 1416 = DAR 86 LS; Bamberg, 12. 1. 50, DAR 51, 80; Braunschweig, 19.6.51, VRS 3, 377; BGH 21.9.55, VRS 9, 336; 115
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Celle, 5. 7. 54, VRS 7, 172; Karlsruhe, 2. 11. 55, VersR 56, 260; Stuttgart, 22. 10. 59, MDR 60, 139; BGH 14. 2. 67, VersR 475/476). Die Ansicht von Walter (KVR von A bis Z „Betrieb des Kraftfahrzeugs", Lieferung 15.2.62, Bl. 7), nach der jetzt herrschenden Auslegung des Betriebsbegriffs handle es sich bei dem den Entscheidungen zugrunde liegenden Sachverhalt um Fälle fortdauernden Betriebs, trifft zwar zu, läßt aber unberücksichtigt, daß der BGH jedenfalls in seiner bahnbrechenden Entscheidung vom 9. 1. 59 (BGHZ 29, 163 v. 9. 1. 59 = DAR 101 = VRS 16, 170 = VersR 897 = NJW 627 = VkBl. 186 = MDR 297) nicht eindeutig festlegt, ob die Haftung des auf der Fahrbahn stehenden betriebsunfähigen Kraftfahrzeugs für Schäden, die durch Auffahren eines anderen Kraftfahrzeugs entstehen, nicht schon ohne weiteres auf der „Fortwirkung des Betriebs" beruht. Der BGH zitiert in diesem Zusammenhang die Entscheidung des Reichsgerichts vom 1. 7. 42; er fügt allerdings (überflüssigerweise) bei, das betriebsunfähige Kraftfahrzeug sei noch in Betrieb gewesen. In ähnlicher Weise sind auch die Entscheidungen des OLG Stuttgart vom 22. 10.59 (Stuttgart, 22. 10.59, MDR 60, 139) und des OLG Hamburg vom 6.12.60 (Hamburg, 6.12.10, MDR 61, 321, siehe oben Rdn. 64) sowohl auf die Nachwirkung früheren Betriebs als auch auf die Fortdauer des Betriebs gestützt, obwohl das eine das andere ausschließt. Seltsamerweise hat das OLG Stuttgart in seiner Entscheidung vom 6. 10. 60 (Stuttgart, 6. 10. 60, VRS 21, 89) die Nachwirkung früheren Betriebs verneint, wenn sich ein Kraftfahrer in seinem parkenden Kraftfahrzeug zur Ruhe begeben hat und dieses auf einer nicht dem Schnellverkehr dienenden Straße steht. Mit Recht ist hier allerdings das Kraftfahrzeug als nicht in Betrieb befindlich angesehen worden. Gegen die unnötige Ausweitung des Begriffs Betrieb ist oben Rdn. 36 Stellung genommen. Das Kraftfahrzeug ist z. B. nicht mehr in Betrieb, wenn es unterwegs betriebsunfähig geworden ist und daher von einem anderen Kraftfahrzeug abgeschleppt wird (Rdn. 57). 85
e) Keine Beschränkung auf typische Betriebsgefahren Das Reichsgericht hat bereits am 9. 12. 29 (RGZ 126, 333 v. 9. 12. 29) betont, daß nach § 7 nicht etwa nur für die dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs eigentümlichen Gefahren gehaftet werde. In der Tat gibt der Wortlaut keinen Anhalt für eine solche Beschränkung. Gehaftet wird vielmehr für alle durch den Betrieb, d. h. durch Betriebsvorgänge oder Betriebseinrichtungen verursachten Schäden, sofern eine adäquate Ursachenkette vorliegt; vgl. auch oben Rdn. 37. Der Halter eines Kraftfahrzeugs kann also gegenüber dem Schadenersatzanspruch des Verletzten nicht einwenden, der Unfall hätte sich genau so ereignen können, wenn z. B. der Anhänger nicht von einer Zugmaschine gezogen worden wäre, sondern von Pferden (Dresden, 27. 10. 42, VAE 43, 30). Durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs sind aber solche Unfälle nicht verursacht, bei denen das Kraftfahrzeug nicht zum Zwekke der Fortbewegung eingesetzt war, sondern zu anderen Zwecken, z. B. als Lichtquelle (BGH 10. 1.61, VRS 20, 169 = DAR 117 = MDR 404 = VersR 263 und 369 = VkBl. 286 für ein Fahrrad mit Hilfsmotor).
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f ) Betriebsvorgänge und Betriebseinrichtungen Erforderlich ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Schaden und einem Betriebsvorgang oder einer Betriebseinrichtung. Was hierunter zu verstehen ist, kann in manchen Fällen zweifelhaft sein. Gemeint ist mit der vom Reichsgericht geprägten Zusammenfassung dieser beiden Worte, daß für die Haftung aus § 7 nur ein Ereignis (vgl. § 7 Abs. 2) in Betracht kommt, das mit dem Betrieb eines in Betrieb befindlichen Kraftfahrzeugs in engem Zusammenhang steht, während 116
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alle nur gelegentlich des Betriebs auftretenden und mit diesem nur zufällig zeitlich oder örtlich verbundenen Ereignisse (z. B. der Mordversuch am Fahrer einer Kraftdroschke, der Diebstahl eines Fotoapparates aus einem Kraftfahrzeug) ausscheiden. Zu den Betriebsvorgängen zählt dagegen das Beladen und Entladen des Fahrzeugs, gleichgültig ob dabei die Motorkraft in Anspruch genommen wird (Rdn. 91) oder nicht (Rdn. 89). Gerät ein Verkehrsteilnehmer mit dem in Frage kommenden Kraftfahrzeug, solange dieses in Betrieb ist, in körperliche Berührung und entsteht ihm hier4urch ein Schaden, so liegt stets eine Schädigung durch Betriebsvorgänge oder Betriebseinrichtungen vor. Alle übrigen Fälle bedürfen näherer Betrachtung: /. Dttrch das Kraftfahrzeug selbst hervorgerufene Schäden. In erster Linie bezieht 87 sich die Haftung auf von dem Kraftfahrzeug selbst verursachte Schäden. Sieht man von den Fällen ab, in denen eine körperliche Berührung stattgefunden hat, so ergibt sich die Möglichkeit der Verursachung eines Schadens vor allem auf folgende Weise: Ein Kraftfahrzeug veranlaßt auf schmaler Straße ein entgegenkommendes Kraftfahrzeug bis zum äußersten Fahrbahnrand auszuweichen, das hierdurch in den Straßengraben gerät. Oder: Ein Kraftfahrzeug zwingt durch plötzliches Anhalten oder plötzliches Abbiegen ein hinter ihm fahrendes Kraftfahrzeug zum unvermuteten Bremsen oder Vorbeifahren, wobei dieses in Schleudern gerät oder mit einem dritten Kraftfahrzeug oder mit einem Fußgänger (Dresden, 20. 11.41, VAE 42, 49) zusammenstößt. Oder: Ein Kraftfahrzeug hält auf einer Schnellstraße, auf der Halteverbot besteht, und zwingt ein nachfolgendes Kraftfahrzeug, auf die Überholspur auszuweichen (a. M. BGH 19. 9. 60, VersR 1140). Oder: Ein Radfahrer wird wegen eines in unzureichendem Abstand vorbeifahrenden (überholenden oder entgegenkommenden) Kraftfahrzeugs unsicher und stürzt (OGH 11.4.49, VRS 1108). Oder: Ein Kind erleidet eine Nervenstörung durch Beobachtung des tödlichen Unfalls des Vaters (München, 4. 3. 58, NJW 59, 819). Oder: Ein Kraftfahrzeug blendet mit seinen Scheinwerfern den Führer eines entgegenkommenden Wagens, der daraufhin beim Versuch, anzuhalten, verunglückt. Oder: Durch Abgabe eines Hupenzeichens erschrickt ein anderer Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer) und verletzt sich beim Sturz. Oder: Durch Laufenlassen des Motors in einer Garage wird eine Person vergiftet. Oder: Von der Kiesladung oder von den nassen Rädern eines Kraftfahrzeugs spritzt Schmutzwasser auf die Windschutzscheibe eines überholten oder überholenden anderen Kraftfahrzeugs und raubt dessen Fahrer die Sicht. Oder: Ein Mofa-Fahrer wird beim Überholtwerden durch diesen Vorgang unsicher und stürzt, obwohl sich beide Fahrzeuge nicht berührt haben (BGH 11. 7. 72, VersR 1074 = M D R 1023). Eine „Unterbrechung des Kausalzusammenhangs" tritt nicht ein (Rdn. 120). Zusammenfassend: Die Haftung aus dem StVG setzt nicht voraus, daß der Schaden durch eine unmittelbare Auswirkung der technischen Einrichtungen des Kfzs verursacht worden ist (BGH 18.3. 69, VersR 668). 2. Durch die Ladung des Kraftfahrzeugs hervorgerufene Schäden. Als Betriebsein- 8 8 richtung zählen nicht nur die Bestandteile des Kraftfahrzeugs und sein Zubehör, sondern auch seine Ladung. Das Reichsgericht hat sich in der Entscheidung vom 8. 3. 39 (RGZ 160, 129 = VAE 256) ausführlich mit den hierbei auftretenden Fragen befaßt. Es ist zu der Erkenntnis gelangt, daß durch die Ladung verursachte Schäden nur dann beim Betrieb des Kraftfahrzeugs entstanden sind, wenn sie auf eine dem Kraftfahrbetrieb eigentümliche Gefahr zurückzuführen sind. Werden Pferde infolge der Musik aus dem Lautsprecher eines Kraftfahrzeugs scheu, so liegt Zusammenhang mit dem Kraftfahrzeug-Betrieb nicht vor, wenn der Kraftwa117
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gen steht oder langsam fährt, sondern nur, wenn die Pferde scheuen, weil sich die Musik infolge der Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs ungewöhnlich schnell nähert. Das gleiche gilt für eine auf einem Lkw musizierende Kapelle. Läuft ein Kesselwagen aus, so handelt es sich um eine dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zuzurechnende Ursache, nicht dagegen, wenn ein auf dem Kraftfahrzeug verladener Behälter ohne Zusammenhang mit den Stoß- oder Schaukelbewegungen des Kraftfahrzeugs explodiert oder ausläuft. Auch das Herunterfallen von Ladung gehört zum Betrieb des Kraftfahrzeugs (RG 12.7.39, RdK 40, 166); dies gilt auch bei Unfällen während des Entladens (Rdn. 87 und 89). Bewirkt die Staubwolke, die beim Streuen pulverförmigen Materials hinter einem Lastkraftwagen entsteht, einen Unfall, so ist dieser bei dem Betrieb des Lastkraftwagens verursacht (Nürnberg, 25. 5. 66, OLGZ 408). Eine solche Verursachung liegt auch vor, wenn ein Wagen mit Abblendlicht auf freier Strecke hält, ein entgegenkommender Wagen sich deshalb rechts hält und auf ein dort unbeleuchtet stehendes Fuhrwerk auffährt (München, 11. 3. 66, VersR 1167). 89
3. Durch Personen beim Betrieb des Kraftfahrzeugs hervorgerufene Schäden. Mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs hängen auch gewisse Schäden zusammen, die von den Insassen oder von den beim Betrieb tätigen Personen verursacht werden. Dies gilt vor allem für das Öffnen einer Tür, für das Ein- und Aussteigen sowie für den Aufenthalt auf der Fahrbahn zum Zweck des Reifenwechsels, der Durchführung von Reparaturen oder des Zurechtrückens der nicht mehr ordnungsgemäß verstauten Ladung, ferner für das Beladen und Entladen des Kraftfahrzeugs (RGZ 126, 333 vom 9. 12.29: Aussteigen; RGZ 132, 262/266 vom 1.4.31: Einsteigen; RG 24. 9. 31, DAR 32, 122: Einsteigen; RG 29. 10. 34, JW 35, 424: Schließen der Türe; RG 8.3.37, VAE 37, 323: Durch Handaufheben des Kraftfahrers werden Pferde scheu; KG 29. 12. 38, VAE 39, 112: Öffnen der Türe; Dresden, 25. 7.40, VAE 183: Öffnen der Türe durch den Insassen des geschleppten Kraftfahrzeugs; Celle, 3. 11. 49, DAR 51, 13 m. Anm. Brüggemann: Öffnen der Türe durch eine aus Gefälligkeit mitgenommene Dame; Kassel, 1.4.52, VersR 435: Abfliegen eines Sprengrings beim Abladen von Reserverädern; LG Aachen, 13.6.52, MDR 55, 162: Platzen einer Treibgasflasche beim Auffüllen an der Tankstelle; Stuttgart, 5. 4. 55, VkBl. 420: Öffnen der Wagentüre; BGH 27. 4. 56, VRS 11, 27/30 = MDR 481 = VersR 420: Bedienen der Kippvorrichtung, Unfall durch die herabgleitende Ladung; BGH 12. 10. 56, VersR 765: Aussteigen; Stuttgart, 6. 11. 57, VersR 58, 34; Abkuppeln des Anhängers; Stuttgart, 11.2.59, VkBl. 60, 40: Beim Beladen eines Lkw an einer Straßenbaustelle fällt ein Stein herab). Das Reichsgericht hat — wohl etwas zu weit gehend — auch das Herabwerfen eines durch einen Unfall auf das Verdeck eines Omnibusses gestürzten Laternenmastes durch die Fahrgäste als mit dem Betrieb zusammenhängend angesehen (RG 14. 3. 12, JW 650), weil dem Kraftfahrzeug hierdurch die Weiterfahrt ermöglicht worden sei. Die Entscheidung ist in der 21. Aufl. S. 224, 225 ausführlich behandelt. Die in ihr enthaltenen Grundsätze sind aber durch die Rechtsentwicklung teilweise überholt. Zu weit geht wohl auch die Ansicht von Weimar (MDR 58, 746), ein Unfall gehöre zum Betrieb des Kraftfahrzeugs, der durch das Hinauswerfen einer Flasche oder Büchse aus dem fahrenden Kraftfahrzeug entstehe. Das Überschreiten der Fahrbahn durch einen ausgestiegenen Insassen gehört nicht mehr zum Betrieb des Fahrzeugs (AG Uelzen, 2. 12.66, VersR 67, 1057). Wird zum Beladen oder Entladen die Maschinenkraft des Fahrzeugs in Anspruch genommen, so kann kein Zweifel daran bestehen, daß der dabei entstehende Schaden auf den Betrieb zurückzuführen ist (Rdn. 86, 91). 118
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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Öffentliche Verkehrsmittel. Zum Betrieb eines Omnibusses gehört auch das Aus- 90 steigen der Fahrgäste (Oldenburg, 11. 12. 55, VRS 10, 421), u n d zwar auch, wenn es wegen eines Vergaserbrands überstürzt erfolgt ( R G 6. 6. 40, VAE 170). Wird eine an der Omnibushaltestelle wartende Person durch das Ö f f n e n der Tür des Omnibusses verletzt, so liegt ein Unfall bei dem Betrieb des Omnibusses vor (München, 15.4. 52, VersR 293). Dagegen gehört das Überqueren der Straße nach dem Aussteigen, das vor allem bei Omnibussen häufig zu Unfällen führt, nicht mehr zum Betrieb des Kraftfahrzeugs (Dresden, 18. 8. 38, VAE 38, 408; BayObLG 30. 7. 54, N J W 55, 105: Straßenbahnfahrgast). Werden Personen von einem Kraftfahrzeug angefahren, die auf einer Haltestelleninsel auf die Straßenbahn warten, so liegt kein Unfall beim Betrieb der Straßenbahn vor ( B G H 13. 11. 54, VRS 8, 117). Unfall beim Betrieb des Omnibusses ist aber der Sturz eines Fahrgastes durch scharfes Bremsen des Kraftfahrzeugs oder das Herabfallen eines Koffers aus dem Gepäcknetz (Oldenburg, 9. 6. 54, D A R 206). 4. Verwendung der Motorkraft zu einem anderen Zweck als den der Fortbewegung. 91 Wird die Motorkraft zum Entladen oder Beladen des Kraftfahrzeugs benützt (z. B. Kippen der Ladefläche), so sind hierbei verursachte Unfälle beim Betrieb des Kraftfahrzeugs entstanden (Rdn. 48). Dies gilt aber nicht für Arbeitsgeräte, die auf dem Kraftfahrzeug angebracht sind (Holzspalt-Maschine, Kreissäge, Drehbank). Hierher gehört auch der vom BGH (10. I. 61, VRS 20, 169 = D A R 117 = M D R 404 = VersR 263 und 369 = VkBI. 286, siehe oben Rdn. 71 und 85) entschiedene Fall, d a ß der Motor eines Mopeds angeworfen wird, um das Moped als Lichtquelle zu benützen: Fährt ein anderes Fahrzeug auf das Moped auf, so ist der Unfall nicht beim Betrieb des Mopeds verursacht. Zum Betrieb eines Kraftwagens gehört nicht nur das Entladen durch Hilfskräfte oder den Fahrer (Rdn. 89), sondern auch das Entladen durch Kippen der Ladefläche (BGH 27. 4. 56, M D R 481 = VersR 420 = VRS II, 27/30), das Ausblasen des auf dem Wagen angebrachten Silos (BGH 28. 5. 69, DAR 243 = VersR 726 = VRS 37, 187), das Anheben der Rückwand beim Beladen, das A b p u m p e n des flüssigen Transportguts (Heizöl, Benzin, Milch) und das Kippen von Mülltonnen bei der Müllabfuhr. Wird zu viel Heizöl in den stationären Tank abgefüllt, so d a ß dieser überläuft, so ereignet sich der Unfall beim Betrieb des Tankwagens (München, 2 2 . 9 . 7 0 , O L G Z 71, 168/169; Nürnberg, 3 0 . 9 . 7 0 , VersR 71, 915/917; KG 7 . 3 . 7 3 , VersR 73, 665/666); BGH 2 3 . 5 . 7 8 , B G H Z 71, 212 = VersR 78, 827 = Betrieb 78, 1780. NJW 1582). Der BGH meint freilich, eine solche Haftung liege außerhalb des Schutzzwecks der Norm. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 2 7 . 5 . 7 5 (BGH 2 7 . 5 . 7 5 , NJW 1886 = DAR 271 = VersR 945 = VRS 49, 323) steht dieser Ansicht nicht entgegen; denn dort ist ausgeführt, d a ß keine Haftung aus StVG besteht, wenn — wie beim Einblasen von Kraftfutter in einen Silo — die Funktion der Betriebseinrichtung als Arbeitsmaschine (siehe oben) im Vordergrund steht. Die vom BGH weiter gegebene Begründung, warum eine Haftung ausscheide, d a ß es sich nämlich nicht um eine spezifisch von einem Kraftfahrzeug ausgehende G e f ä h r d u n g handle und d a ß der Vorgang nicht auf öffentlichem Verkehrsgrund stattgefunden habe, widerspricht der ständigen Rechtsprechung des BGH, d a ß es hierauf nicht a n k o m m e (Rdn. 73, 85). 5. Durch den Anhänger eines Kraftfahrzeugs hervorgerufene Schäden. Zum Be- 92 trieb eines Kraftfahrzeugs gehören auch die durch den Anhänger des Kraftfahrzeugs herbeigeführten Schäden, die während einer Fahrt oder in Nachwirkung einer auf der Fahrt entstandenen Gefahrenlage verursacht sind. Das gleiche gilt f ü r 119
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Haftpflicht
Schäden, die ein von einem anderen Kraftfahrzeug geschlepptes Kraftfahrzeug hervorgerufen hat. 93
aa) Grundsatz der Erstreckung der Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs auf dessen Anhänger. Bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ist ein Schaden auch dann verursacht, wenn die Berührung des geschädigten Verkehrsteilnehmers nicht mit dem Kraftfahrzeug, sondern mit dessen Anhänger stattgefunden hat (Kiel, 24.9. 30, H R R 31 Nr. 665). Als Anhänger gilt auch ein abgeschlepptes Kraftfahrzeug. Die Betriebsgefahr des Anhängers ist ein Teil der Betriebsgefahr des ziehenden (abschleppenden) Kraftfahrzeugs (BGHZ 20, 385 vom 28. 5. 56 = VRS 11, 101). Der Halter und der Führer des ziehenden Kraftfahrzeugs haben im Rahmen der Haftung nach dem StVG für vom Anhänger verursachte Schäden in gleicher Weise einzustehen, wie für vom Kraftfahrzeug unmittelbar verursachte (Bamberg, 25. 11.59, VersR 60, 762; BGH 21. 3. 61, VersR 473 = NJW 1163 = M D R 589 = DAR 199 = VRS 20, 414). Das abgeschleppte Kraftfahrzeug ist nicht selbst in Betrieb, sondern nur im Rahmen des Betriebs des abschleppenden Kraftfahrzeugs an dessen Betrieb beteiligt (RG 8. 5. 30, DAR 30, 201; Köln, 18. 10. 31, DAR 32, 120; Karlsruhe, 28. 1. 54, VRS 7, 477). Daher findet ein Schadensausgleich zwischen dem geschleppten Kraftfahrzeug und einem dritten Kraftfahrzeug nach § 17 StVG nicht statt, wenn das dritte Kraftfahrzeug das geschleppte Kraftfahrzeug beschädigt hat (Bamberg, 25. 11. 59; VersR 60, 762). Die Insassen des Anhängers (im Kraftfahrzeug-Linienverkehr sind Anhänger zugelassen) werden im Sinne des § 8 a StVG von dem ziehenden Kraftfahrzeug befördert. Das gilt auch für Insassen eines abgeschleppten Kraftfahrzeugs, wenn das Abschleppen entgeltlich und geschäftsmäßig erfolgt. Keinen Schadenersatzanspruch aus StVG hat der Lenker des abgeschleppten Kraftfahrzeugs; denn er ist bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig (a. M. Lienen in KVR von A bis Z „Abschleppen", Erl. 1 VIII 1). Der Abschleppende Tiaftet bei Beschädigung des abgeschleppten Kraftfahrzeugs aus Abschleppvertrag, nicht aber aus Gefährdungshaftung.
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bb) Erstreckung der Betriebsgefahr eines Kraftfahrzeugs auf den abgekuppelten Anhänger. Bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs ist ein Schaden auch dann verursacht, wenn sich ein Unfall durch Auffahren auf einen abgekuppelten Anhänger ereignet hat oder ein solcher Anhänger auf abschüssigem Gelände ins Rollen geraten ist oder sonstwie einen Unfall verursacht hat. Die „Betriebsgefahr des Anhängers" ist auch in diesen Fällen nichts anderes als ein Teil der Betriebsgefahr des ziehenden Kraftfahrzeugs (unten Rdn. 98). Dies gilt allerdings nur solange, als die vom Kraftfahrzeug mit dem Anhänger durchgeführte Fahrt andauert (Rdn. 46 bis 58). Endet die „Fahrt", so endet auch die Erstreckung der Betriebsgefahr auf den Anhänger. Die Fahrt dauert insbesondere in folgenden Fällen noch an: Wenn der Anhänger vorübergehend abgekuppelt ist, weil der Triebwagen zum Tanken gefahren ist (Dresden, 12. 7. 38, VAE 408; RG 12. 7. 34, JW 2334 = HRR Nr. 1546 = DAR 35, 37); wenn der Triebwagen zunächst ohne den Anhänger wendet (Dresden, 13. 11.41, VAE 42, 48); auch wenn der Anhänger anschließend von Hand gewendet wird (Zweibrücken, 11.11.38, RdK 39, 101; RGZ 159, 147/150 vom 13. 1. 39); wenn die Zugmaschine zunächst in eine Seitenstraße zum Entladen fährt (Celle, 27. 4. 53, NJW 1512 = RdK 202); oder wenn sie zunächst den ersten Anhänger von der Straße zur Baustelle zum Entladen bringt und anschließend unter Zurücklassung des geleerten ersten Anhängers den zweiten Anhänger zur Baustelle bringt (Hamm, 17. 5. 38, JW 2280 Nr. 14); wenn der entladene Anhänger auf der 120
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Bundesstraße steht, weil baldige Weiterfahrt beabsichtigt ist (BGH 1.12. 70, BodeWeber, DAR 1971, 89, VI 108/69); wenn die Kupplung reißt, der Anhänger sich vom Triebwagen löst und sich quer zur Straße stellt (Naumburg, 30. 8. 38, JW 3053); wenn der Anhänger umkippt und auf der Fahrbahn stehen gelassen werden muß, weil sich die Gabel verbogen hat (Stuttgart, 22. 10. 59, MDR 60, 139; BGH 21.3.61, VersR 473 = NJW 1163 = MDR 589 = DAR 199 = VRS 20, 414). cc) Ende des „Betriebs des Anhängers". Die Erstreckung des Betriebs des Kraft- 9 5 fahrzeugs auf den Anhänger endet, wenn dieser nach Beendigung der Fahrt — also auch, wenn er betriebsunfähig geworden ist — allein geparkt wird (BGH 20. 12. 51, VRS 4, 164/165; Nürnberg, 9. 1. 56, VRS 10, 418). Dies gilt auch dann, wenn der Anhänger anschließend von Hand in die Garage geschoben wird (RG 12.7.34, DAR 35, 37 = JW 2334 Nr. 6 = H R R 34 Nr. 1546). Ein wegen Reifenpanne bewegungsunfähig nachts auf der Landstraße zurückgelassener Anhänger ist nicht mehr in Betrieb (Celle, 12.2.51, VRS 4, 110; Stuttgart, 15. 12.53, RdK 54, 6). Darauf, wie lange der Anhänger allein hält oder parkt, kommt es nicht an; die anders lautenden früheren Entscheidungen (z. B. KG 2. 3. 39, VAE 255) sind durch die Rechtsentwicklung überholt. Der Betrieb dauert vielmehr an, bis die Fahrt abgeschlossen ist (Rdn. 40 und 48). dd) Kein „Betrieb des Anhängers", wenn das Kraftfahrzeug nicht in Betrieb ist. Der 9 6 Ansicht des BGH, ein Anhänger sei noch in Betrieb, wenn er ohne das Kraftfahrzeug auf einer Autobahn-Zubringerstraße geparkt sei (BGH 21. 3. 61, VersR 473 = NJW 1163 = VkBl. 434 = MDR 589 = DAR 199 = VRS 20, 414; die gleichlautende Vorentscheidung des OLG Stuttgart vom 22. 11. 59 ist VersR 60, 87 veröffentlicht; ähnlich auch BGH 9. 1. 59, VersR 157), kann nicht gefolgt werden. Da der Anhänger nur als Bestandteil des Lastzugs am Betrieb des Kraftfahrzeugs teilnehmen, aber nicht selbst „in Betrieb" sein kann, würde die Ansicht des BGH bedeuten, daß das zu Hause in der Garage stehende Kraftfahrzeug so lange „in Betrieb" ist, als der Anhänger auf der „Schnellstraße" parkt. Die Ansicht tut daher dem Begriff „Betrieb" Gewalt an. Das gleiche gilt von der Entscheidung des OLG Stuttgart vom 22. 10. 59 (MDR 60, 139), in der ein betriebsunfähig auf der Landstraße stehender Anhänger als in Betrieb befindlich angesehen wird. Die gequälte Anwendung des Begriffs „Betrieb" auf offensichtlich nicht mehr in 97 Betrieb befindliche, in der Garage stehende Kraftfahrzeuge (wie sie der BGH und das OLG Stuttgart für notwendig halten) ist auch nicht etwa aus Gründen der Billigkeit geboten. Denn Unfälle durch Auffahren auf einen nicht in Betrieb befindlichen Anhänger sind durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht, das den Anhänger ohne Not (beim Parken) oder notgedrungen (beim betriebsunfähig gewordenen Anhänger) in gefährlicher Lage auf der Straße stehen ließ (oben Rdn. 83 und 84). Die Erstreckung des Betriebs des Kraftfahrzeugs auf den Anhänger endet mithin 9 8 nicht nur, wenn der Anhänger am Ziel der Fahrt oder im heimatlichen Betrieb abgekuppelt wird, sondern auch, wenn unterwegs der Anhänger abgekuppelt wird und das Kraftfahrzeug unter Zurücklassung des Anhängers seine Fahrt allein fortsetzt (oben Rdn. 95). Darauf, ob der Anhänger betriebsunfähig geworden ist oder aus anderen Gründen zurückgelassen wird, kommt es nicht an (BGH 20. 12.51, VRS 4, 164/165; KG 12.9.38, VAE 522; Stuttgart, 15. 12.53, RdK 54, 6; Nürnberg, 9. 1. 56, VRS 10, 418). Tritt der Triebwagen ohne den Anhänger die Rückfahrt an, so gehört das anschließende Entladen des Anhängers, auch wenn dieser auf einer öffentlichen Straße steht, nicht mehr zum Betrieb des Kraftfahrzeugs. 121
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Haftpflicht
99 V. Adäquate Verursachung des Schadens durch die Betriebsgefahr Die Schadensersatzpflicht nach § 7 kommt nur in Betracht, wenn das Ereignis (der Betriebsvorgang, das Versagen einer Betriebseinrichtung) adäquate Ursache des geltend gemachten Schadens war. Dieser Kausalzusammenhang muß in zweierlei Hinsicht geprüft werden: Das Ereignis (also der Betrieb des Kraftfahrzeugs oder — bei der Haftung aus unerlaubter Handlung — das verkehrswidrige Verhalten) muß mit dem konkreten Haftungsgrund (Rdn. 82) (einem Sachschaden oder Personenschaden, Rdn. 126, 129, 136) in Zusammenhang stehen und dieser wiederum mit den einzelnen Schadensfolgen, für die der Geschädigte (oder der Hinterbliebene) Schadensersatz begehrt. Für die Prüfung dieser beiden Ursachenzusammenhänge gelten voneinander abweichende Regelungen (Rdn. 240 zu § 16). Bei beiden hat aber der Begriff „adäquater Kausalzusammenhang" denselben Inhalt. Auch beim Entlastungsbeweis nach Abs. 2 spielt die adäquate Verursachung eine Rolle (Rdn. 259). Als Ursache im Rechtssinn gelten im bürgerlichen Recht nur die Bedingungen, die mit einem solchen Erfolg, wie er tatsächlich eingetreten ist, in adäquatem Zusammenhang stehen (BGHZ 2, 138 vom 11.5.51 = NJW711 = LM Nr. 1 zu § 249 (Ba) BGB; BGHZ 3, 261/267 vom 23. 10. 51 = LM Nr. 1 zu § 823 (C) BGB; BayObLGZ 62, 162/168 vom 19.4.62). Das Schrifttum zu diesem Fragenkreis findet man unter Rdn. 6. Ursache im Sinne des Zivil- und Strafrechts ist das einzelne Ereignis, auch wenn es nur im Zusammenwirken mit anderen Ereignissen den Erfolg herbeigeführt hat (Rdn. 102). Die Frage, welche von mehreren Schadensursachen die wesentliche war, ist zwar bei der Unfallversicherung von Bedeutung, nicht aber im Zivilrecht (BGH 7. 6. 68, VersR 804. Ob der entstandene Schaden auf der Betriebsgefahr oder dem pflichtwidrigen Handeln des Fahrzeugführers beruht, ist vom Richter nach den Grundsätzen des § 287 ZPO zu entscheiden (Rdn. 240 zu § 16). Allerdings wurde in letzter Zeit im Schrifttum und sogar vom Bundesgerichtshof BGH v. 13.7.71 = NJW 1980 = VersR 964 = VRS 41, 332; 13. 7. 71, VersR 962 = NJW 1982) angezweifelt, ob die Adäquanz auch bei der haftungsbegründeten Verursachung geprüft werden dürfe. Diese Bedenken scheinen uns unberechtigt. 100
a) Grundlagen der heute im Zivilrecht geltenden
Ursachenlehre
Im philosophisch-logischen Sinn, wie ihn die Naturwissenschaften verwenden, ist Ursache die Gesamtheit der Bedingungen, die den Schaden herbeigeführt haben. Schrifttum und Rechtsprechung (vgl. die 19. Auflage) haben auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts durch Einführung des Begriffs der adäquaten Verursachung die Ersatzpflicht auf die Fälle zu beschränken versucht, in denen diese Pflicht zumutbar ist. Eine solche Beschränkung erweist sich als erforderlich, weil andernfalls die Regel, daß grundsätzlich jeder die Folgen eines ihm zustoßenden Unglücks selbst zu tragen hat, in ihr Gegenteil verkehrt würde. Es wäre unbillig, in Fällen, in denen ohne Verschulden gehaftet wird, auch denjenigen — u. U. sogar nur denjenigen — haften zu lassen, der lediglich eine entfernte Bedingung für die Entstehung des Schadens setzte. Das gleiche gilt für die zahlreichen Fälle, in denen zwar subjektiv (also vom Standpunkt der Strafrechtslehre) keine Fahrlässigkeit vorliegt, aber infolge des im bürgerlichen Recht geltenden objektiven Fahrlässigkeitsbegriffs gehaftet wird (§§ 16, 17) oder in denen infolge Umkehrung der Beweislast (§18 1) dem schuldlosen Führer der Nachweis seiner Unschuld mißlingt. Da diese Fälle von denen echten (strafrechtlichen) Verschuldens nicht zu trennen sind — im Zivilprozeß werden in dieser Richtung keine Feststellungen getroffen — gilt der Grundsatz, daß die Ersatzpflicht nicht unzumutbar sein darf, im gesamten Scha122
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§
7 StVG
densersatzrecht. Die Prüfung der Zumutbarkeit erstreckt sich allerdings nach heute noch herrschender Ansicht stets nur auf den Grund des Anspruchs, nie auf dessen Höhe; denn die deutsche Rechtslehre kennt - im Gegensatz zu anderen Rechtssystemen — nur den Ersatz des vollen Schadens (Näheres bei Werner, JR 60, 282, und Rdn. 11 zu § 16). Die einzigen Ausnahmen sind § 254 BGB und § 17 StVG. Die Ansicht des Bundesgerichtshofs, die Zumutbarkeit sei neben der adäquaten Verursachung zu prüfen (Rdn. 106), hat sich freilich in der Praxis nicht durchgesetzt. Daher hat der Bundesgerichtshof solche Fälle seit etwa 1968 unter dem neu geprägten Ausdruck: „Normativer Schadensbegriff' behandelt (Rdn. 131). Richtiger ist es, die Frage der Zumutbarkeit in die Prüfung der Zurechenbarkeit bei der Adäquanz der Verursachung aufzunehmen (Rdn. 106, 132). b) Verpflichtung zu nur teilweiser Ersatzleistung
101
Der 43. Juristentag (September 1960) hat empfohlen, dem Richter durch Gesetz die Möglichkeit einzuräumen, unter gewissen — noch näher zu bezeichnenden — Umständen nur einen Teil des an sich geschuldeten Schadenersatzes zuzusprechen. Ob hierzu eine Gesetzesänderung erforderlich ist, muß bezweifelt werden. Ein ähnliches Ergebnis läßt sich vielmehr schon aus dem Grundgedanken der §§ 254 BGB und 17 StVG herleiten, wenn man — wie der BGH teilweise schon heute — die Gefährlichkeit des Verhaltens des Geschädigten ebenso behandelt, wie man sein schuldhaftes Verhalten behandeln würde. Der Entwurf eines Änderungsgesetzes vom Januar 1967 ist in Rdn. 12 zu I § 16 behandelt. c) Äquivalenzlehre 102 Die Erkenntnis, daß als Ursache nur eine Tatsache (ein Ereignis, eine Handlung, eine Unterlassung) angesehen werden darf, die nicht hinweggedacht werden kann, ohne daß der Erfolg entfiele (conditio sine qua non) ist, was gelegentlich nicht beachtet wird, auch im Zivilrecht gültig. Ein Ereignis, das nach der Äquivalenzlehre (nach der „Bedingungstheorie") als Ursache ausscheidet, kann auch nach der Adäquanztheorie keinesfalls Ursache sein. Die Prüfung nach der Äquivalenzlehre muß mithin jeder anderen Prüfung vorausgehen (näheres bei Werner, JR 60, 282; BayObLGZ 62, 162/168 vom 19. 4. 62). Stützt z. B. der Verletzte seine Ansprüche gegen den Halter auf zu geringen Sicherheitsabstand zum Vordermann, so haftet der Halter nicht, wenn sich ergibt, daß der Lastzug auch bei Einhaltung ausreichenden Abstands aufgefahren wäre (BGH 3. 11.67, VersR 68, 51). Weitere Beispiele siehe Rdn. 258. Der Geschädigte hat den Beweis zu führen (Rdn. 82), daß die ihm zugefügte Körperverletzung oder Sachbeschädigung eine Folge der Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs ist, dessen Halter oder Fahrer er in Anspruch nimmt, oder — bei der Verschuldenshaftung — eine Folge des pflichtwidrigen Verhaltens. Dabei kommt ihm das Rechtsinstitut des Anscheinsbeweises zu Hilfe (Rdn. 243 bis 274 zu § 16). Versagt dieser oder ist er ausgeräumt und stehen dem Verletzten andere Beweismittel nicht zur Verfügung, so kann er den angeblichen Schädiger nicht mit Erfolg in Anspruch nehmen (oben Rdn. 75 bis 82). Eine Verursachung liegt nur vor, wenn das zu prüfende Ereignis (der Betriebs- 103 Vorgang, das Versagen der Betriebseinrichtung, das Unterlassen der gebotenen Handlung) ohne Hinzudenken eines anderen (in Wirklichkeit nicht geschehenen) Ereignisses nicht hinweggedacht werden kann, ohne daß der Erfolg entfiele oder doch eine wesentliche Änderung erlitte (BGHSt. 2, 20 vom 27. 11. 51; 10, 369 vom 11.7.57 = NJW 1526; BGHSt. 13, 13 vom 24.2.59 = NJW 897). Das Hinweg123
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Haftpflicht
denken des auf seine ursächliche Eigenschaft zu prüfenden Ereignisses ergibt den Vergleichsfall, an dem die Ursächlichkeit geprüft wird. Dieses Hinwegdenken enthält keine unzulässige Veränderung des wirklichen Geschehens (BGH vom 6. 11. 52, VRS 5, 46/47; BayObLGSt. 53, 103 vom 2. 6. 53 = NJW 1641; BGHSt. 10, 369 vom 11. 7. 57 = NJW 1526; BayObLGSt. 59, 22/26 vom 30. 1. 59 = NJW 781). Hinweggedacht wird bei der Prüfung der Ursächlichkeit grundsätzlich das Ereignis im ganzen (bei Verursachung durch menschliches Handeln das Gesamtverhalten des Handelnden), nicht etwa der nur einzelne Umstand, der das Ereignis (das Handeln) rechtswidrig macht. Ein verkehrswidriges Verhalten ist, abgesehen von den Fällen des Anscheinsbeweises, als Ursache nur zu werten, wenn feststeht, daß es bei verkehrsgerechtem Verhalten nicht zum Unfall gekommen wäre (BGH 10. 3. 70, VersR 441). Haben zwei Ursachen beim Zustandekommen des Schadens zusammengewirkt, so beruht dieses auf jeder dieser beiden Ursachen (BGH 19.5.70, VersR 814). 104
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d) Schuldhafte Verursachung In Fällen, in denen — anders als bei § 7 — nur bei Verschulden gehaftet wird, ist ferner zu prüfen, ob das „Verschulden" — gemeint ist die schuldhafte Pflichtwidrigkeit — für den Schaden ursächlich war; hierbei kommt es darauf an, ob der Erfolg bei Anwendung der erforderlichen Sorgfalt entfallen wäre. Bei dieser Prüfung ist weder vom Wissen und von den Fähigkeiten des Täters noch von denen eines optimalen Beobachters auszugehen, sondern von dem Wissen und den Fähigkeiten einer Durchschnittsperson. Wer eine Bedingung setzt, die eine Durchschnittsperson als generell begünstigend für den Erfolg zu erkennen vermocht hätte, hat den Erfolg schuldhaft verursacht. Liegt schuldhafte Verursachung vor, so erübrigt sich stets die Prüfung, ob adäquate Verursachung gegeben ist; denn da im bürgerlichen Recht bei der Frage nach dem Verschulden nicht auf die Person des Täters abgestellt, das Verschulden vielmehr objektiv festgestellt wird, ist „schuldhafte Verursachung" lediglich der speziellere Begriff gegenüber dem Begriff „adäquate Verursachung". Hieraus erklärt es sich, daß in Fällen, in denen nur aus Verschulden gehaftet wird (und in denen nicht eine bloße Vermutung des Verschuldens ausreicht, wie in § 18), eine Prüfung der adäquaten Verursachung nicht vorgenommen zu werden braucht. Auch bei der Gefährdungshaftung nach § 7 ist zu beachten, daß nur solche Pflichtwidrigkeiten den Entlastungsversuch ausschließen, die für den Unfall ursächlich waren (Rdn. 258). Beispiele für schuldhafte Verursachung im Stadtverkehr Hat ein Kraftfahrer, der einen anderen Wagen überholt hat, eine dahinter nach links abbiegende Radfahrerin angefahren, die er erst während des Überholens sehen konnte, so ist ein Verschulden des Kraftfahrers nur dann erwiesen, wenn festgestellt werden kann, daß er bei Einhalten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h noch hätte rechtzeitig anhalten können, hätte er beim Ansichtigwerden der Radfahrerin sofort stark gebremst (BGH 25.6.68, VersR 1040). Ähnlich verhält es sich, wenn ein Fußgänger durch eine Reihe parkender Autos hindurch oder hinter einem Baum hervor einem herannahenden Kraftwagen in die Bahn läuft, dessen Fahrer ihn vorher nicht sehen konnte. Für ein Verschulden des Fahrers spricht in solchen Fällen auch nicht etwa der erste Anschein (Rdn. 254 zu § 16). Läßt sich nicht klären, wer von mehreren Beteiligten den durch den Unfall hervorgerufenen Schaden verursacht hat, so ist § 830 Abs. 1 Satz 2 BGB anzuwenden (Rdn. 49 zu § 16). Handelt in einer vom Schädiger schuldhaft hervorgerufenen Gefahrenlage ein Unfallbeteiligter fehlerhaft, so unterbricht dies den Ursachenzu124
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sammenhang nicht, wenn das fehlerhafte Handeln nicht außerhalb der Lebenserfahrung liegt (Rdn. 121). Wer als Halter oder Fahrer wegen des schlechten Zustands eines Reifens damit rechnen muß, daß dieser platzt, hat auch dafür einzustehen, daß er nach dem Platzen des Reifens auf der Autobahn langsam fahren m u ß und daß deshalb ein anderes Kfz auf seinen Wagen auffährt (BGH 27. 9. 68, VersR 1165). Zwar braucht der Reservereifen nicht hinsichtlich der Profiltiefe dem § 36 Abs. 2 StVZO zu entsprechen. Einen Reservereifen mit geringerer Profiltiefe darf aber ein Taxi- oder Mietwagenunternehmer dem Fahrer oder Mieter des Wagens nicht mitgeben; er würde durch diesen Verstoß gegen seine Verkehrssicherungspflicht für Unfälle einzustehen haben, für die der schlechte Zustand des inzwischen vom Fahrer oder Mieter montierten Reifens ursächlich ist (BGH 3. 7. 68, VersR 1033 = N J W 2142 = DAR 69, 20 = VRS 35, 339). e) Keine gesonderte Feststellung der Zumutbarkeit
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Zwar wäre es der Klarheit förderlich, wenn die Beurteilung der Zumutbarkeit von der Feststellung der Ursächlichkeit im Sinne der conditio sine qua non sauber getrennt würde. Dies ist jedoch nicht angängig, weil d a n n der Begriff der adäquaten Verursachung, der beides umfaßt und der seit langem Allgemeingut geworden ist, aufgegeben werden müßte. Der Begriff der adäquaten Verursachung bietet den hoch einzuschätzenden Vorteil, daß er dem schwammigen Begriff „Zumutbarkeit", der auf Kritik gestoßen ist (Kirchberger, N J W 52, I000; Larenz, N J W 55, 1009/ 1011), weil man ihn mit dem Begriff „Billigkeit" gleichsetzte, scharfe Grenzen setzt. Die Ansicht des BGH im Urteil vom 2 4 . 4 . 5 2 ( N J W 1010/1011), daß die Frage nach der Adäquanz in Zweifelsfällen vom Richter nur nach freiem Ermessen entschieden werden könne, kann nicht gebilligt werden. Es handelt sich nicht, wie der BGH a. a. O. meint, um eine nach § 242 BGB zu beantwortende Frage der Billigkeit, sondern um die Frage, ob eine Schadensfolge dem Verhalten des Täters objektiv zurechenbar ist (Larenz a. a. O.). Nur in diesem Sinne darf der Begriff Zumutbarkeit, an dem bei richtiger Begriffsbestimmung festgehalten werden kann (Schultz, M D R 60, 730/732), verstanden werden. Daß eine adäquate Verursachung lediglich aus Gründen der Unzumutbarkeit zu verneinen ist, kommt freilich nur in extremen Ausnahmefällen vor, über deren Berechtigung man überdies oft streiten kann (Rdn. 100, 131, 132). So hat der Bundesgerichtshof die Ansicht vertreten (BGH 28. 10.69, VersR 70, 61), es sei „nicht vorherzusehen", daß ein von einem Moped angefahrener, aber unverletzt gebliebener Fußgänger infolge Trunkenheit — und nicht etwa infolge eines Unfallschocks — in die Fahrbahn eines Pkws laufe und tödlich überfahren werde. Die Verneinung der Haftung ergibt sich hier sicherlich nicht aus der „Unvorhersehbarkeit", sondern allenfalls aus der bei der adäquaten Verursachung zu prüfenden Unzumutbarkeit einer Zurechnung der Schadensfolgen im Rahmen der Abgrenzung der Risiken (Rdn. 132), wohl aber schon ohne weiteres aus § 9. Leider hat der Bundesgerichtshof auch in Fällen, in denen dies vom Ergebnis her nicht erforderlich gewesen wäre — angeblich aus Billigkeitsgründen — die Adäquanz der Verursachung verneint, obwohl schon aus anderen Gründen eine Haftung ausgeschlossen war. Über diese Fälle ist oben Rdn. 82 berichtet. Auch in neueren Entscheidungen hält allerdings der Bundesgerichtshof daran fest, d a ß eine vorhersehbare Ursachenkette dann nicht als adäquat zu bezeichnen sei, wenn es im Einzelfall unbillig wäre, den Schädiger für die Folgen seines Verhaltens einstehen zu lassen. So hat er die Haftung des Halters und Fahrers eines schuldhaft nachts unterwegs liegengebliebenen Lastzugs verneint, weil der Fahrer nach dem Halten 125
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ordnungsgemäß Warnleuchten aufgestellt hatte, die der auf den Lastzug auffahrende Kraftfahrer nicht beachtet hatte (BGH 20. 6. 69, VersR 895). Hätte, was näher gelegen hätte, der BGH die Haftung von Halter und Fahrer dem Grunde nach bejaht, aber die Ansicht vertreten, wegen des erheblich überwiegenden Verschuldens des Auffahrenden entfalle die Ersatzpflicht, so hätte sich die Überspannung des Begriffs Adäquanz vermeiden lassen. Kühne (VersR 73, 205) will Fälle, in denen die Bejahung adäquater Verursachung zu unbilligen Ergebnissen führen würde, damit lösen, daß er nur die unmittelbar vor dem Unfall liegende frei entschiedene Gefahrenhandlung als Ursache gelten lassen will. Er bezieht sich dabei auf das Bayer. Oberste Landesgericht (BayObLG v. 15. 12. 67, DAR 68, 189) über die Zulässigkeit, nach rechts aus einem Grundstück auszufahren, obwohl aus dieser Richtung zwei Kraftfahrzeuge hintereinander entgegenkommen, die Überholabsicht des hinteren aber noch nicht erkennbar ist. Diese Ansicht ist abzulehnen, da sie in Widerspruch zu §§ 9, 17 StVG steht. 107
f ) Definition der adäquaten
Verursachung
Eine Bedingung (conditio sine qua non) ist für den eingetretenen Schaden nur dann adäquat, wenn sie vom Standpunkt eines mit optimalem Erfahrungswissen ausgestatteten Beobachters aus generell begünstigend für einen Erfolg wie den eingetretenen ist; eine generelle Begünstigung liegt nicht vor, wenn die Bedingung aus der Sicht eines mit optimalem Erfahrungswissen ausgestatteten Beobachters nur eine nicht ins Gewicht fallende Möglichkeit für den Eintritt des Erfolges bildet (Venzmer, Mitverursachung und Mitverschulden im Schadensersatzrecht 1960, Einf. Rdn. 27). Hat eine Unterlassung einen Schaden herbeigeführt, so war sie hierfür nur dann eine adäquate Bedingung, wenn ein mit optimalem Erfahrungswissen ausgestatteter Beobachter hätte erkennen können, daß das unterlassene Handeln die Verhinderung eines Erfolges von der Art des eingetretenen begünstigt hätte. Es darf allerdings gerade bei dem Vorwurf einer Unterlassung das oben Rdn. 101 Ausgeführte nicht übersehen werden: die Frage nach der Adäquanz stellt sich erst, wenn feststeht, daß der Schaden nicht entstanden wäre, wenn der zum Handeln Verpflichtete gehandelt hätte. 108
aa) Die Beurteilung durch den optimalen Beobachter, von der in der Definition die Rede ist, muß vom Standpunkt des Handelnden (oder des Unterlassenden) aus erfolgen, nicht etwa vom Blickpunkt des Verletzten oder Geschädigten. Zwar kommt es auf die persönlichen Fähigkeiten oder Unfähigkeiten des in Wirklichkeit Handelnden (oder Unterlassenden) nicht an, der optimale Beobachter muß jedoch stets mit mindestens ebensoviel Erfahrungswissen ausgestattet gedacht werden, wie es der in Wirklichkeit Handelnde besaß. Anders als bei der Prüfung der Frage, ob Fahrlässigkeit vorliegt, ist bei der Kausalitätsprüfung vom Wissen und vom Beurteilungsvermögen des denkbar einsichtigsten Menschen (aber nur eines Menschen!) auszugehen (Traeger, Der Kausalitätsbegriff im Straf- und Zivilrecht, 1. Aufl. Marburg 1894, § 8 S. 48). Die Zahl der adäquaten Ursachen geht weit über die typischen Ursachen hinaus. Läßt sich mithin feststellen, daß eine typische Ursache gegeben ist, so liegt ohne weiteres adäquate Verursachung vor (BGH 15. 12. 58, NJW 59, 386 = VersR 59, 196). Andererseits erübrigt sich aber, wenn die Ursache atypisch ist, nicht etwa die Prüfung, ob sie adäquat ist.
109
bb) Rechtswidrigkeit. Da im Zivilrecht eine besondere Prüfung der Rechtswidrigkeit nur in Ausnahmefällen stattfindet, ist auch diese Frage — jedenfalls bei dem Vorwurf einer Unterlassung — in den Kausalitätsbegriff aufzunehmen. Ein Unterlassen ist daher nur dann für einen Schaden adäquat ursächlich, wenn eine Pflicht 126
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
zum Handeln bestand. Der Große Senat für Zivilsachen des BGH (BGHZ 24, 21/26 vom 4. 3. 57 = DAR 184 = MDR 666 = JZ 543 = VersR 288 = NJW 785 und 986 — Anm. Bettermann — und 1315 — Anm. Haase) ist freilich noch einen Schritt weiter gegangen und hat in Anlehnung an die im Strafrecht in den letzten Jahren entwickelten Lehren (Welzel, Das neue Bild des Strafrechtssystems 1961, S. 35) die Ansicht vertreten, ein verkehrsgerechtes Handeln könne nicht rechtswidrig sein. Diese Ansicht ist von mehreren Seiten mit der Begründung abgelehnt worden, daß sie die Grundlagen des bürgerlichen Rechts ins Wanken bringe; denn die Ansicht, daß nichtfahrlässiges Handeln stets rechtmäßig sei, würde dazu führen, daß der Schutzbereich der absoluten Rechtsgüter und Rechte nicht mehr als festliegend, sondern nur noch als nach der Art des Eingriffs schwankend gedacht werden könne und daß die Abwehr eines solchen Eingriffs als unerlaubt angesehen werden müßte, wenn sich schließlich herausstellen sollte, daß der Eingreifende mit der gebotenen Sorgfalt vorgegangen sei (Deutsch, Fahrlässigkeit und erforderliche Sorgfalt, Köln/Berlin/Bonn/München 1963, S. 222, 229, 257; ähnlich auch Weitnauer, VersR 61, 1057; NJW 62, 1190; VersR 63, 992; Schmidt, NJW 58, 488; Wussow, NJW 58, 891 und Das Unfallhaftpflichtrecht, 9. Aufl., Rdn. 15. Kritische Betrachtungen: Stoll, JZ 58, 137 und AcP 63 (Bd. 162), 203; Bindokat, JZ 58, 553; Baumann, MDR 57, 646. Der Ansicht des BGH stimmten zu; Nipperdey, NJW 57, 1777; Wieacker, JZ 57, 535; Bode, DAR 57, 173; vgl. auch BGHZ 36, 237/242 vom 21. 12. 61 = NJW 62, 484). Es ist hier nicht der Platz, in die bis zu den Grundlagen des bürgerlichen Rechts führende Diskussion einzugreifen. Es dürfte sich vielmehr empfehlen, dem Vorschlag von Clauss (VersR 63, 996/999) zu folgen und die vom Bundesgerichtshof vertretene Ansicht dahin einzuschränken, daß nur derjenige im Straßenverkehr rechtmäßig handelt, der die äußerste noch zumutbare Sorgfalt übt (also der nach § 7 Abs. 2 StVG von der Haftung Befreite), daß aber die Beachtung der im Verkehr gebotenen Sorgfalt einem Eingriff in fremde Rechtsgüter (Personenschaden, Sachschaden) die Rechtswidrigkeit nicht nimmt (auch diese Ansicht wird allerdings von Deutsch und wohl auch von Weitnauer a. a. O. abgelehnt). Die ganze Problematik spielt im übrigen für die Haftung aus §§ 7, 8 und § 18 StVG und für die Abwägung nach § 17 StVG keine Rolle. Denn unbestritten setzt die Haftung aus dem Straßenverkehrsgesetz kein rechtswidriges Handeln des Halters oder Fahrers oder beim Betrieb beschäftigten Dritten voraus (Rdn. 81 zu § 7, Rdn. 36 zu § 16). g) Vom BGH vertretene Definition der Adäquanz
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Der Bundesgerichtshof gebraucht sehr verschiedenartige Definitionen, die zum Teil vom Reichsgericht übernommen sind. Eine Übersicht findet man bei Walter (KVR von A bis Z „Kausalzusammenhang" Erl. 1 Bl. 2) und bei Larenz (NJW 55, 1009 und Lehrbuch des Schuldrechts, 10. Auflage, §77 I S. 535). Die den oben dargelegten Grundsätzen am nächsten kommende Begriffsbestimmung des Bundesgerichtshofs BGHZ 3, 261 vom 23. 10. 51 = VersR 52, 128; BGHZ 7, 198 vom 25. 9. 52 = NJW 53, 700 = LM Nr. 3 zu § 823 (Dd) BGB) geht dahin, daß eine Handlung (oder Unterlassung) nur dann adäquat ursächlich ist, wenn sie im allgemeinen und nicht nur unter besonders eigenartigen, ganz unwahrscheinlichen und nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge außer Betracht zu lassenden Umständen zur Herbeiführung des Erfolges geeignet war. Die in späteren Entscheidungen enthaltenen abweichenden Formulierungen des gleichen Gedankens (BGH 4. 5. 56, NJW 1276 = VersR 489 mit Anm. v. Rötelmann in MDR 56, 724; 1. 3. 57 VersR 269; 27. 1.58, VersR 185 = NJW 545; 30.4.59, VersR 504) stehen hinsichtlich 127
§ 7 StVG
Haftpflicht
Klarheit hinter der obengenannten Formulierung zurück und empfehlen sich daher weniger. In seiner Entscheidung vom 23. 10.51 (a.a.O.) vertritt der Bundesgerichtshof abweichend vom Reichsgericht die Ansicht, bei der Prüfung des naturgesetzlichen (nomologischen) Wissens komme es nicht auf den Zeitpunkt des schadenstiftenden Ereignisses, sondern auf den des Urteils an (Weitnauer, NJW 68, 194). Dem ist beizupflichten. 111
h) Lehre vom Schutzumfang und vom Schutzzweck der Norm Es hat sich gezeigt, daß die Zahl der Fälle, in denen wegen fehlender Adäquanz des Zusammenhangs die Ersatzpflicht entfällt, in der Praxis gering ist und daß sich mit dieser Lehre nicht alle Fälle ausscheiden lassen, in denen die Ersatzpflicht unzumutbar ist. Man hat daher darauf hingewiesen, daß für diejenigen (adäquat verursachten) Schäden kein Ersatz zu leisten ist, die von Zweck und Schutzumfang der verletzten Norm nicht erfaßt werden. Diese zunächst für die Vertragshaftung Geltung beanspruchende Lehre (Rabel, Das Recht des Warenkaufs, Bd. 1 1936, Neudruck 1957, S. 495) hat heute auf allen Gebieten — wenn auch durchaus nicht einmütigen — Anklang gefunden. Der Ansicht, daß die neue Lehre vom Schutzumfang der Norm eine Prüfung der Adäquanz der Verursachung überflüssig mache, kann nicht beigetreten werden (so auch Werner, JR 1960, 282/284). Denn die Lehre von der Adäquanz schließt die Haftung für Schäden aus, mit denen ein optimaler Beobachter unter den obwaltenden Umständen nicht zu rechnen brauchte, während die Lehre vom Schutzumfang auf den Willen des Gesetzes abstellt. Die zu Ersatz verpflichtende Norm wird — von ihrem gegenwärtigen Zweck ausgehend (nicht vom Zweck zur Zeit ihrer Entstehung) — einengend ausgelegt. Dabei werden auch außerhalb der Norm liegende Umstände herangezogen. Bei § 823 Abs. 2 BGB ist dies schon seit längerer Zeit anerkannt (BGHZ 19, 114/126 vom 23. 11. 55). Auf Rdn. 38 bis 40 zu § 16 wird verwiesen. Das Neue an der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs seit etwa 1968 ist die Ausdehnung dieses Rechtsbegriffs auf § 823 Abs. 1 BGB, §§ 7, 8a und § 18 StVG. So wie im Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht die Vorschriften der StVO und StVZO als Bestandteile der entsprechenden Straf- und Bußgeldvorschriften angesehen werden, sieht der Bundesgerichtshof sie nunmehr offensichtlich, wenn er dies auch nicht so scharf und verallgemeinernd formuliert, als untrennbare Bestandteile der Vorschriften des StVG über die Gefährdungshaftung und die Haftung des Fahrers aus bloß vermutetem Verschulden an, desgleichen als zusätzlichen Inhalt des § 823 Abs. 1 BGB. Das hat zur Folge, daß auch unschuldigen Unfallopfern unter gewissen Umständen ihr vom Gesetz gewährleisteter Ersatzanspruch „aus Billigkeitsgründen" aberkannt wird. Ein Markstein auf diesem Weg zur Benachteiligung der im Straßenverkehr Verletzten ist die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 20. 2. 68 (BGH 20. 2. 68, VersR 698). Dort wird der Standpunkt vertreten, eine Gefährdungshaftung des Halters (und eine Haftung aus vermutetem Verschulden des Fahrers) gegenüber den entgeltlich und geschäftsmäßig beförderten Insassen seines Kraftwagens entfalle, wenn der andere am Unfall beteiligte Wagen eine durchgezogene weiße Linie überfahren und dadurch den Unfall verursacht habe. Als Begründung wird darauf verwiesen, es sei ja bereits entschieden, das Rechtsfahrgebot diene nicht dem Schutz der die Straße überquerenden Fußgänger. Der Bundesgerichtshof läßt bei dieser Schlußfolgerung unbeachtet, daß § 823 Abs. 2 BGB ebenso wie die Bestimmungen über Bestrafung und Bußgeld ausfüllungsbedürftige Normen sind, die auf die Vorschriften der StVO verweisen, während § 823 Abs. 1 BGB sowie §§ 7, 8 a und 18 StVG einen in sich abgeschlossenen Inhalt haben, der zur Haftung 128
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§ 7 StVG
auch dann führt, wenn keine Bestimmung der StVO oder StVZO übertreten wurde (Rdn. 35 zu § 16). Die Haftung aus § 7, § 8 a und § 18 StVG setzt im Gegensatz zu derjenigen aus § 823 Abs. 1 BGB nicht einmal ein rechtswidriges Verhalten voraus (Rdn. 81 zu § 7 und Rdn. 36 zu § 16). Aus demselben Grund ist auch die Entscheidung des BGH (BGH 9. 12.69, DAR 70, 98 = VersR 70, 159 = VRS 38, 164) wenig einleuchtend, daß der Kraftfahrer, der schuldhaft einen Unfall herbeiführt, der die ganze Straße geraume Zeit blockiert, nicht für die Zerstörung des Radweges einzustehen habe, über den sich bis zum Beiseiteräumen der Fahrzeuge der übrige Verkehr einen Weg gesucht hat (Rdn. 120). Zutreffend an der Einbeziehung des Schutzzwecks der Norm in die Haftung aus § 823 Abs. 1 BGB ist lediglich, daß sich bei einem Unfall die Haftung dann nicht aus § 823 Abs. 1 BGB ergeben kann, wenn der Schädiger den Unfall zwar durch Übertretung eines Schutzgesetzes herbeigeführt hat, dieses Gesetz aber gerade nicht den Schutz des beim Unfall Verletzten bezweckte. In einem solchen Fall würde die Heranziehung des § 823 Abs. 1 BGB dem Gesetzeszweck widersprechen. Das allein wollte der BGH wohl ursprünglich sagen; man vergleiche z. B. das Urteil vom 9. 12.69 (BGH 9. 12.69, DAR 70, 98 = VersR 70, 159 = VRS 38, 164). Vom Schutzzweck der Norm zum normativen Schadensbegriff
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Die einengende Auslegung wird vom Bundesgerichtshof (BGHZ 27, 17/140 vom 22. 4. 58 = VersR 414 und 859) nunmehr bei § 823 Abs. I BGB auch angewendet, um die Pflicht zum Ersatz gewisser Vermögensschäden auszuschließen (Kosten der Strafverteidigung), während für andere (Verdienstausfall) gehaftet wird. Man spricht insoweit vom „normativen Schadensbegriff" (Rdn. 131). Venzmer (Mitverursachung und Mitverschulden im Schadenersatzrecht, S. 34, Fußn. 5) meint, die Begrenzung nach dem Schutzzweck sei bei richtiger Anwendung der Lehre von der adäquaten Verursachung überflüssig. Für die Abgrenzung des Schutzumfangs einer Norm fehlen im allgemeinen äußere Anhaltspunkte; es muß deshalb das richterliche Ermessen herangezogen werden. Dabei läßt es sich kaum vermeiden, daß die Auslegung der Norm von dem zu entscheidenden Einzelfall beeinflußt wird. Es wird sich daher empfehlen, den Schutzumfang der Norm — der grundsätzlich jeden Schaden umfaßt — § 249 BGB — nur in eindeutigen Fällen einengend auszulegen, im übrigen aber lieber (wie RGZ 78, 270/272 vom 7.2. 12) den auf den Einzelfall abstellenden Grundsatz der adäquaten Verursachung heranzuziehen. In einer Hinsicht wird die Lehre von der Begrenzung der Ersatzpflicht nach dem 113 Schutzzweck der Norm allgemein anerkannt: Aus §§ 844, 845 BGB ist zu entnehmen, daß die durch den Unfall nicht unmittelbar (durch Verletzung des Körpers oder des Eigentums) betroffenen Personen im allgemeinen keinen Vermögensschaden geltend machen können, der ihnen nicht durch die genannten Vorschriften ausdrücklich zuerkannt ist (Rdn. 4 bis 9 zu § 10, Rdn. 153 zu § 7). i) Die überholende Kausalität,
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auch hypothetischer Ursachenzusammenhang genannt, ist nach richtiger Anschauung kein in den Fragenkreis der Verursachung fallendes Problem. Man behandelt unter den genannten Schlagworten im allgemeinen die Frage, ob ein Ereignis, das den Schaden ebenfalls verursacht haben würde, wenn dieser nicht schon vorher durch die vom Täter zu vertretende Ursache entstanden wäre, die Schadenersatzpflicht des Täters berührt (Geigel, Haftpflichtprozeß, 13. Aufl. Kap. I Rdn. 20; Lemhöfer, JuS 66, 337). Der Einfluß solcher „hypothetischer" Ursachen auf die Höhe des Schadenersatzes erklärt sich aus dem Umstand, daß der Richter dem 129
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Haftpflicht
Kläger den Ersatz des Schadens in der Höhe zuzuerkennen hat, die im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung in einer Tatsacheninstanz besteht. Es kommt nicht nur häufig vor, daß sich der unmittelbar nach dem Unfall vorhandene Schaden im Zeitraum bis zur letzten mündlichen Verhandlung erhöht, sondern gelegentlich auch, daß er sich in diesem Zeitraum verringert hat. Es entsteht die Frage, ob bei der Berechnung der Schadenshöhe auch zu berücksichtigen ist, daß im Zeitraum zwischen dem schadenstiftenden Ereignis (Handeln, Unterlassen) und der letzten mündlichen Verhandlung ein zweites (vom ersten unabhängiges) Ereignis eingetreten ist, das den gleichen oder einen ähnlichen Schaden verursacht hätte, aber infolge des bereits eingetretenen Schadens ganz oder teilweise wirkungslos geblieben ist. 115
aa) Auswirkung der Differenztheorie. Larenz (VersR 1963, 1/3) führt als Beispiel folgende Fälle an: 1. Eine Explosion zerstört alle Fensterscheiben eines Hauses; muß V. die Scheibe bezahlen, die er kurz vorher mutwillig eingeschlagen hatte? 2. Eine Garage brennt ab, in der sich der Wagen nur deshalb nicht befindet, weil er wegen eines Unfalls in eine Reparaturwerkstatt gefahren wurde; muß der Verursacher des Unfalls die Reparatur bezahlen? 3. Ein Flugzeug stürzt ab, alle Insassen sind tot. G. ist nur deshalb nicht mitgeflogen, weil er auf dem Weg zum Flugplatz durch Verschulden des V. bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde; muß V. die Heilungskosten bezahlen? Bei strenger Durchführung der Differenztheorie, die bei der Schadensberechnung allgemein anerkannt ist, ist in diesen drei Fällen beim „Geschädigten" eine Vermögensminderung nicht eingetreten, im Gegenteil: Hätte der andere Verkehrsteilnehmer den Verkehrsunfall nicht verursacht, wäre das Vermögen des „Geschädigten" geringer, als es infolge des Unfalls ist; der Unfall hat dem „Geschädigten" keinen Vermögensnachteil, sondern einen Vermögensvorteil gebracht. (Der Wagen ist nicht verbrannt, der Fluggast lebt noch.) Die Rechtsprechung ist bei der Beurteilung von Fällen wie den genannten unsicher und hat noch keine festen Grundsätze entwickelt (vgl. BGH 13.2.58, VersR 266/267 = NJW 705; BGH 17. 11. 59, VersR 60, 115). Sie betont lediglich - allerdings mit Recht folgendes: 1. Es handelt sich um eine Frage der Schadensberechnung, nicht aber um die Frage der Verursachung des schließlich errechneten Schadens (mit diesem Hinweis ist allerdings wenig gewonnen). 2. Derjenige hypothetische Verlauf, der Folge des zweiten Ereignisses gewesen wäre, sofern nicht das erste Ereignis schon schadenverursachend gewesen wäre, darf nur dann bei der Bemessung des Schadenersatzes berücksichtigt werden, wenn feststeht, daß das zweite Ereignis den gleichen (oder allenfalls einen nur seinem Umfange nach geringeren, im übrigen aber gleichartigen) Schaden herbeigeführt hätte. Wäre vom zweiten Ereignis lediglich ein (der Art nach) ähnlicher oder gar ein unähnlicher Schaden herbeigeführt worden, so hat das zweite Ereignis völlig außer Betracht zu bleiben (BGHZ 26, 268/271 vom 23. 1. 58 = NJW 462; vgl. auch BGH 29. 5. 59, VersR 59, 791/792).
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bb) Mittelbarer Schaden; unmittelbarer Schaden. Als „mittelbar" bezeichnet man einen Schaden, der durch den Unfall erst über eine andere Unfallfolge herbeigeführt wurde; „mittelbar verursacht" (Rdn. 119ff.) ist dagegen jede Folge eines Unfalls, der nicht durch körperliche Berührung mit dem anderen Verkehrsteilnehmer oder Fahrzeug entstanden ist. Richtigerweise ist mit Larenz (VersR 63, 1) davon auszugehen, daß der hypothetische Verlauf auf Grund des zweiten Ereignisses (schadenmindernd) nur berücksichtigt werden darf, soweit es sich um entgangenen Gewinn (oder Verdienstausfall, Erwerbsminderung) handelt (BGH 10. 5. 66, VersR 737), nicht dagegen, soweit Schadenersatz wegen Zerstörung oder Beschädigung 130
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§ 7 StVG
einer Sache (Naturalrestitution oder Reparaturkosten nebst merkantilem Minderwert) oder des Körpers (Heilungs- und Pflegekosten, Schmerzensgeld) gefordert wird (BGHZ 29, 207/215 vom 22. 1. 59 = NJW 1131, 1823 mit Anm. v. Werner. Für diese Ausnahmen von der Regel des § 249 Abs. 1 BGB gibt es allerdings keine Begründung: Lemhöfer, JuS 66, 337). In dieser Hinsicht kann die dem deutschen Recht sonst fremde Unterscheidung zwischen mittelbarem und unmittelbarem Schaden (Rdn. 134, 138) als gerechtfertigt angesehen werden. Die Bezeichnungen „positiver Schaden" und „entgangener Gewinn" (Wahle, Karlsruhe Forum 59, 58/60) sind hierfür nicht ausreichend unterscheidungskräftig. Z. B. sind entgangene Gebrauchsvorteile und der subjektive Wert einer Sache für den Eigentümer (soweit er den objektiven Wert überschreitet) zu dem mittelbaren Schaden zu rechnen, bei dessen Berechnung der hypothetische Verlauf zu berücksichtigen ist. Die Ansprüche mittelbar Geschädigter, die weder einen Sachschaden noch einen Personenschaden erlitten haben, sind in Rdn. 152 behandelt. cc) Ausnahmen von dem Grundsatz. Ausnahmsweise ist (entgegen den dargelegten 117 Grundsätzen) der hypothetische Verlauf bei der Berechnung unmittelbaren Schadens im Falle von § 287 Satz 2, § 848 BGB zu berücksichtigen (Larenz, VersR 63, 1/7). Umgekehrt führt bei der Berechnung des mittelbaren Schadens die Berücksichtigung des hypothetischen Verlaufs (entgegen der Regel) nicht zu einer Minderung des Schadenersatzes, wenn der Geschädigte ohne das erste (schadenstiftende) Ereignis einen Schadenersatzanspruch gegen einen das zweite Ereignis auslösenden Dritten erlangt und dieser Dritte ihm den Schaden ersetzt hätte (BGH 13. 10.66, NJW 67, 551 = VRS 32, 81 = VersR 67, 130 und 552 LS mit Anm. Lemhöfer). k) Schadensanlagen
des vom Schaden betroffenen Rechtsgutes
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Im Gegensatz zur „überholenden Kausalität" (Rdn. 114) handelt es sich bei der Frage, ob solche Schadensanlagen den Schadenersatzanspruch mindern, um die Berücksichtigung anderer Schadensursachen, die schon vor dem Ereignis (Handeln, Unterlassen) liegen, auf das der Schadenersatzanspruch gestützt wird. Diese Schadensanlagen müssen bei der Berechnung des Schadenersatzes voll berücksichtigt werden (notfalls im Wege der Schätzung (BGHZ 29, 207 vom 22. 1. 59; BGH 21. 11. 75, WM 76, 274/275). Der Grundsatz gilt jedoch nicht für den Gesundheitszustand des Verletzten (Rdn. 144 zu § 7 und Rdn. 43 zu § 11). Mithin haftet der Halter des Fahrzeugs ungemindert, das einen Stein hochschleudert, wodurch die Windschutzscheibe eines anderen Wagens zertrümmert wird, dessen Fahrer durch den Schock ein Herzversagen erleidet. Daß dieser Fahrer schon längere Zeit wegen seines Herzleidens in ärztlicher Behandlung stand, mindert den Schadensersatzanspruch nicht (BGH 11.6.74, NJW 1510 = VersR 1030 = VRS 47, 241). Wird dagegen der Schaden eines Verletzten durch eine Rentenneurose erhöht, so gelten die in Rdn. 40 zu § 9 dargelegten Grundsätze. Auch wenn der Unfall nur deshalb zur Gesundheitsschädigung führt, weil ein latenter Krankheitszustand durch den Unfall in ein akutes Stadium übergeführt wurde (BGH 22.3.66, VersR 637; BGH 7.6.68, VersR 804; BGH 29.5.69 = VersR 802), z. B. die Pankreasinsuffizienz in eine Zuckerkrankheit, oder wenn der Unfall nur deshalb zu einer erheblichen Körperbehinderung des Verletzten geführt und seine Erwerbsfähigkeit beachtlich gemindert hat, weil der Verletzte infolge eines bereits vorhandenen — bis dahin die Erwerbsfähigkeit nicht beeinträchtigenden — Leidens (z. B. eines Wirbelsäulenschadens) die unmittelbaren Unfallfolgen (z. B. die Versteifung eines Knies oder des Hüftgelenks) nicht auszugleichen ver131
§ 7 StVG
Haftpflicht
mag, ist der volle Schaden zu ersetzen (RG 26. 3. 17, LZ 861 ; BGH 10. 7. 59, VersR 811 = NJW 2299; BGH 10.5.66, VersR 737/738). Folgender zunächst nur für Sachschäden aufgestellte Grundsatz gilt allerdings auch für Personenschäden: Wäre derselbe Schaden auch ohne Zutun (oder Unterlassen) des Täters im gleichen Zeitpunkt und in gleichem Umfang entstanden, so entfällt die Schadenersatzpflicht völlig (BGHZ 20, 275 vom 19. 4. 56 = NJW 1027; ähnlich schon BGH 18. 10. 51, MDR 52, 214; BGHZ 10, 6 vom 13. 5. 53 = NJW 978 = VersR 244). Dasselbe gilt — allerdings infolge der Adäquanztheorie (Rdn. 107) —, wenn ein an sich ungefährlicher Vorgang wegen der ungewöhnlichen Veranlagung des Betroffenen bei diesem eine Schädigung verursacht (Dresden, 6. 11. 41, VAE 42, 50). Ein Kausalzusammenhang zwischen Unfall und Erkrankung besteht auch dann, wenn der latente Krankheitszustand schon vorher bestand (BGH 22. 3. 66, VersR 637/638). Die Pflicht des Schädigers, für den Erwerbsschaden des Verletzten voll einzustehen, verringert sich mithin der Höhe nach nicht durch den Umstand, daß der Verletzte bereits vor dem Unfall Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule hatte (BGH 15. 10. 68, VersR 69, 43). Wird durch eine Kopfverletzung eine schizophrene Psychose ausgelöst und verletzt sich der Kranke in diesem Zustand die Augen, so hat der Schädiger, der die Kopfverletzung zu vertreten hat, auch für die Folgen der Erblindung einzustehen (BGH 26. 11.68, VersR 69, 160, vgl. auch BGH 3. 12.68, VersR 69, 188). Wird durch einen Unfall eine bestehende Tuberkulose verschlimmert, so hat der Schädiger für die Folgen der Verschlimmerung einzustehen (BGH 2. 4. 68, VersR 648). Besteht die Möglichkeit, daß eine bestehende Erkrankung auch ohne den Unfall zu denselben Gesundheitsschäden geführt hätte, wenn auch in einem späteren Zeitpunkt, so bleibt diese Möglichkeit außer Betracht, sofern sich kein voller Beweis für den anderen Verlauf führen läßt (BGH 7. 6. 68, VersR 804; 15. 10. 68, VersR 69, 43). Eine beim Unfall erlittene Gehirnerschütterung kann sich schwerer als gewöhnlich auswirken, wenn der Verletzte früher einmal einen Schädelbruch erlitten hatte. Trotzdem hat der Schädiger für die Auswirkungen des Unfalls voll einzustehen (BGH 29. 5. 69, VersR 802). Häufig haben die Gerichte den Fall zu entscheiden, daß sich die bei einem älteren Menschen häufig vorhandene geringfügige Arteriosklerose, die ihn bis dahin im Erwerbsleben nicht behinderte, durch den Unfall, vor allem durch die die Hirndurchblutung hemmende ungewohnte Bettruhe und die schmerzlindernden Medikamente so verschlimmert, daß schwere Ausfallserscheinungen (Hirnleistungsschwäche) die Folge sind und der Verletzte erwerbsunfähig wird. Auch hier hat der Schädiger für die Folgen einzustehen (BGH 29. 5.69, VersR 802). 119
I) Ersatz „ mittelbar verursachten " Schadens Im Gegensatz zu zahlreichen ausländischen Rechtssystemen kommt es nach deutschem Recht nicht darauf an, ob der Unfall unmittelbar oder nur mittelbar durch das Ereignis (das Handeln, das Unterlassen, den Betrieb des Kraftfahrzeugs) verursacht worden ist, ob also erst Zwischenglieder die schädigende Wirkung unmittelbar ausgelöst haben (RG 22. 1.31, HRR Nr. 664 = VR 284; a. M. Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters S. 52 unter Berufung auf die überholte (Rdn. 87 erwähnte) Entscheidung des RG vom 14.3. 12, JW 650). Der Schaden kann nach deutschem Recht auch dann durch den Führer des Kraftfahrzeugs verursacht sein, wenn eine körperliche Einwirkung auf den Verletzten oder auf die beschädigte (oder zerstörte) Sache fehlt. Eine Einwirkung kann sich vielmehr auch dadurch vollziehen, daß entweder der Betroffene selbst oder eine dritte Person von dem auf Schadenersatz in Anspruch Genommenen zu einem schädigenden Verhal132
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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ten veranlaßt worden ist. Hier wird also, dies muß klargestellt werden, der Ursachenzusammenhang zwischen Ereignis und Unfall untersucht. Im Gegensatz hierzu spielt der Unterschied zwischen mittelbarem und unmittelbarem Schaden (nicht aber mittelbar oder unmittelbar verursachten Schaden) bei der „überholenden Kausalität" (Rdn. 116) eine Rolle. entsteht durch fahrlässiges 120 aa) Keine „ Unterbrechung des Kausalzusammenhangs" oder vorsätzliches Handeln des Verletzten oder dritter Personen. Auch ohne körperliche Berührung mit dem Kraftfahrzeug kann Verursachung vorliegen (Rdn. 80); zwingt die Fahrweise eines Kraftfahrzeugs ein anderes zu einer Abwehrmaßnahme, z. B. zur Fahrt in den Straßengraben, so daß hierdurch ein Schaden eintritt, so hat sich der Unfall beim Betrieb des diese Abwehrmaßnahme verursachenden Kraftfahrzeugs ereignet (zust. KG 16.11.36, VAE 37, 115; Dresden, 31. 1.39, VAE 166). Ein Unfall ist auch dann durch ein Kraftfahrzeug verursacht, wenn es ohne das Hinzukommen des verkehrswidrigen Verhaltens eines Dritten nicht zum Unfall gekommen wäre (Dunz, NJW 66, 134; Koch, NJW 67, 181; Hamm, 15. 6. 67, VersR 984). Auf dem Umstand, daß Halter und Fahrer in solchen Fällen auch für das schuldhafte Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers voll einzustehen haben, beruht die Haftungsvorschrift des § 840 Abs. 1 BGB. Sie bestimmt, daß bei Unfällen, für deren Entstehung mehrere Verkehrsteilnehmer verantwortlich sind (sei es aus Verschulden, sei es aus Gefährdungshaftung), der Verletzte jeden der mehreren Verantwortlichen auf Ersatz des vollen Schadens in Anspruch nehmen kann. Der vom Verletzten in Anspruch Genommene muß, auch wenn ihn ein wesentlich geringeres Verschulden am Unfall trifft, als die anderen Verursacher des Unfalls, den ganzen Schaden ersetzen; er hat gegen die anderen lediglich im Innenverhältnis Ausgleichsansprüche (§ 17 Abs. 1 Satz 1). Die Rechtslage ist nach herrschender Ansicht allerdings völlig anders, wenn auch den Verletzten ein (wenn auch noch so geringes) Verschulden trifft oder wenn er als Halter den Entlastungsbeweis nicht führen kann (Rdn. 18 zu § 17). Dann greift Einzelabwägung ein. Keiner der mehreren Verursacher hat einen höheren Teil des Schadens zu ersetzen, als er dem Grad seiner Verursachung entspricht. Von diesem (von der Rechtsprechung entwickelten) Ausnahmefall abgesehen kommt es bei der Prüfung des Kausalzusammenhangs nicht darauf an, ob die zu einem schädigenden Verhalten veranlaßte Person den Schaden schuldlos, fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt hat. Drängt z. B. ein Lkw, der verbotswidrig die rechte Fahrbahnseite nicht einhält, einen entgegenkommenden Pkw so sehr an den Straßenrand, daß er in eine Schlucht zu stürzen droht, so haftet der Halter des Lkw für den Schaden, der dadurch entsteht, daß der Pkw-Führer, um sich zu retten, den Pkw absichtlich gegen einen Begrenzungsstein fährt oder einen Fußgänger anfährt. Die früher gelegentlich vertretene Ansicht, daß ein vorsätzliches Handeln des Verletzten oder eines Dritten „den Kausalzusammenhang unterbreche", ist längst als irrig erkannt (vgl. BGHZ 12, 206/211 vom 1.2.54 = NJW 715/716; BGHZ 17, 153/159 vom 28.4.55 = NJW 988; LG Düsseldorf, 8.3.55, NJW 1031 = VRS 9, 8 = DAR 162). Nur wenn das erste Ereignis für das zweite Ereignis völlig unerheblich war, kann der Kausalzusammenhang als unterbrochen angesehen werden (BGHZ 58, 162 vom 16. 2. 72 = NJW 704 = DAR 184 = VersR 560 = VRS 43, 5). War der Entschluß des Geschädigten zu einem bestimmten Handeln, das den Schaden herbeigeführt hat, durch das Verhalten des Schädigers veranlaßt und nicht ungewöhnlich, so wird die Kausalkette durch den Entschluß nicht unterbrochen (BGH 27. 10.70, NJW 71, 134 = DAR 71, 42 = VRS 40, 81). 133
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So hat der Bundesgerichtshof eine Verursachung als gegeben angesehen, als ein Lkw wegen eines sich neben ihm abspielenden Auffahrunfalls scharf bremsen mußte und hierdurch ins Schleudern geriet BGH 1. 7. 75, VersR 1026/1028). Eine Kausalität hat der BGH auch für den Fall anerkannt, daß durch einen verschuldeten Begegnungsunfall beide Fahrstreifen einer Fernstraße blockiert werden und sich daher die nachfolgenden Fahrer mit ihren Fahrzeugen unter Beschädigung eines Rad- und Fußweges an den parkenden Wagen vorbei einen Weg suchen (BGH 16. 2. 72, JZ 72, 559 = VersR 560). Eine Unterbrechung des Kausalzusammenhangs trete, so meint der 6. Senat des BGH, allenfalls dann ein, wenn die Ursächlichkeit des Unfalls für die Beschädigung des Radweges völlig unerheblich gewesen wäre; so liege der Fall jedoch nicht. Trotz dieses Ergebnisses verneint der BGH „bei wertender Betrachtung" die Zurechenbarkeit unter dem Blickpunkt des Schutzbereichs der Norm (Rdn. 111, 112). Deutsch (Deutsch, JZ 72, 551) billigt dies und präzisiert die Rechtslage dahin, daß die Haftung einzelner Nebentäter (§ 840 Abs. 1 BGB) gemäß dem Schutzbereich der Norm in bestimmten Fällen ausgeschlossen sein könne, in denen das Dazwischentreten des Dritten völlig frei war. Auch hier ist selbstverständlich Voraussetzung, daß nach allgemeinen Regeln adäquate Verursachung vorliegt. Nur wenn ein mit optimalem Erfahrungswissen ausgestatteter Beobachter hätte erkennen können, daß die Handlung (oder Unterlassung) des auf Schadenersatz in Anspruch Genommenen (oder das Ereignis im Betrieb des Kraftfahrzeugs) geeignet war, eine andere Person zu schädigendem Handeln zu beeinflussen, liegt adäquate Verursachung vor (Nürnberg, 16.9.64, VersR 66, 525). Hat z. B. ein Kraftfahrer versäumt, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um einen Diebstahl des Kraftfahrzeugs zu verhindern, so besteht zwischen dieser Unterlassung und dem vom Dieb fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführten Unfall (z. B. Zusammenstoß mit dem zum Halten auffordernden Polizeiwagen) adäquater Zusammenhang. Dagegen ist für einen Kraftfahrer, der auf der Autobahn seinen Hintermann durch Einhaltung der Überholspur unnötig am Überholen hindert, nicht vorhersehbar, daß der Hintermann rechts überholt, sich sodann auf die Überholspur setzt und so scharf bremst, daß ein Auffahrunfall unvermeidbar ist (Köln, 4. 11. 65, NJW 66, 110). 121
bb) Weitere allgemeine Erfahrungssätze, die bei der Frage nach der adäquaten Verursachung eines Schadens zu beachten sind: Wer einen anderen in eine gefährliche Lage bringt, muß stets damit rechnen, daß der andere bei dem Versuch, die Gefahr abzuwehren, fehlgreift oder eine unwillkürliche Schreckbewegung macht und gerade hierdurch erst den Schaden herbeiführt. Nur dann, wenn das Verhalten des Verletzten ganz ungewöhnlich ist und nach der Lebenserfahrung nicht erwartet werden konnte, entfällt der adäquate Zusammenhang (BGH 10.6.68, VersR 765 = VRS 35, 168). Im übrigen würde in solchen Fällen die Haftung auch wegen Abs. 2 Satz 2 entfallen. Was für ein unsachgemäßes Handeln dessen gesagt wurde, der in eine Gefahrenlage gebracht wurde, gilt ebenso für unsachgemäße Hilfeleistung dritter Personen am Unfallort. Ärztliche Kunstfehler liegen nicht außer aller Wahrscheinlichkeit; denn sie lassen sich nie ganz vermeiden. Keine Haftung des Schädigers besteht allerdings für einen ärztlichen Kunstfehler anläßlich einer Behandlung oder Operation, der sich der Verletzte nur bei Gelegenheit der Heilung des unfallbedingten Leidens unterzogen hat (BGH 13. 5.68, VersR 773). Hat ein Ersatzfahrer, der wegen der Körperverletzung des Unfallsverletzten nötig geworden ist, einen zweiten Unfall verursacht, so ist dieser vom Erstschädiger nicht adäquat verursacht, da, so meint der Bundesgerichtshof (BGH 6. 10. 70, VersR 71, 82) 134
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die Einstellung eines Ersatzfahrers das Unfallrisiko nicht erhöhe. Diese Konstruktion dürfte wohl kaum eine stichhaltige Begründung für die Unterbrechung des Kausalzusammenhangs bilden, entspricht aber den praktischen Bedürfnissen. Zum Anscheinsbeweis für die Ursächlichkeit siehe auch Rdn. 266 bis 272 zu § 16. m) Einzelfälle „mittelbar verursachter" Schäden 122 aa) Beteiligung von Tieren. Unter die Haftung des Kraftfahrzeughalters fallen auch Schäden, die ein Tier angerichtet hat, wenn nur die Bedingungskette adäquat ist. Das ist der Fall, wenn z. B. ein Pferd, erschreckt durch das dem Kraftfahrzeug wesenseigene Betriebsgeräusch — eine nach der allgemeinen Lebenserfahrung als wahrscheinlich voraussehbare Folge — im Durchgehen, das wieder eine der Natur des Tieres eigene Folge des Erschreckens ist, einen Menschen verletzt. bb) Beteiligung lebloser Sachen. Für die Beurteilung des mittelbaren Zusammen- 123 hangs macht es keinen Unterschied, ob das Zwischenglied ein Tier oder eine leblose Sache ist. Wirft das Fahrzeug einen Baum, einen Zaun um, und diese verletzen einen Menschen, so ist dieser Schaden ebenso beim Betrieb entstanden, wie wenn das Fahrzeug den Menschen durch unmittelbare Einwirkung verletzt hätte (KG 27. 8. 38, VAE 461; RG 18. 2. 39, VAE 166 [gekürzt in RGZ 159, 312]). cc) Beteiligung anderer Fahrzeuge. Erfaßt das Kraftfahrzeug A infolge unvorsich- 124 tiger Führung das vorauffahrende Kraftfahrzeug B und wirft dieses gegen einen Menschen oder umgekehrt ihn gegen dieses, so wird dadurch nicht die Tatsache beseitigt, daß der Unfall auf den Betrieb auch des Kraftfahrzeugs B zurückzuführen ist (a. M. Celle, 2. 12. 48, RdK 50, 31; dazu auch O G H Köln, 5. 7. 50, DAR 51, 13). Es kommt bei Verletzung durch den Zusammenstoß zweier in Fahrt befindlicher Kraftfahrzeuge für die Frage, ob sich der Unfall im Betrieb der beiden ereignet hat, nicht darauf an, welcher von beiden Führern durch eine letzte bestimmende Betriebshandlung der Urheber des Zusammenstoßes geworden ist (RG Recht 19, 494). Mittelbar durch das Kraftfahrzeug verursacht ist auch die Verletzung des Fußgängers, der, durch plötzliches Auftauchen des Kraftfahrzeugs erschreckt, zu nahe ans Gleis tritt und vom Straßenbahnwagen erfaßt wird (Hamburg, 3.4. 28, DAR 29, 112). Der von einem Kraftfahrzeug verursachte Unfall des überholten Radfahrers kann (zugleich) auch Unfall bei dem Betrieb des das Kraftfahrzeug überholenden (zweiten) Kraftfahrzeugs sein (RG 19. 10.38, VAE 39, 28). Unvorsichtige Führung ist allgemein geeignet, dadurch bedrohte Personen zu erschrecken und zu unvorsichtigen, ihre Verletzungen herbeiführenden Handlungen zu veranlassen (RG 24. 11. 32, DAR 33, 23). Ebenso liegt adäquate Verursachung vor, wenn infolge der vom Scheinwerfer eines haltenden Kraftfahrzeugs ausgehenden Blendwirkung ein Radfahrer unter die Räder eines ihm entgegenkommenden, am Kraftfahrzeug vorbeifahrenden Pferdefuhrwerks gerät. dd) Schäden durch psychische Wirkung des Unfalls auf Dritte. Auch Schäden die- 125 ser Art, die ein Dritter durch das Miterleben des Unfalls naher Angehöriger erleidet, sind durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht. Es müssen allerdings feststellbare körperliche Schäden vorliegen (Nervenschädigung) (RG 20.9. 34, JW 2974; München, 4. 3. 58, NJW 59, 819 m. Anm. Scherbauer = VersR 59, 59; vgl. auch RG 14. 3. 31, JW 1468). Abzulehnen ist die früher vielfach vertretene Ansicht, es liege kein Betriebsunfall vor, wenn die geschädigte Person beim Unfall nicht anwesend war, sondern eine Gesundheitsschädigung durch die Nachricht von dem Unfall eines nahen Angehörigen erleidet (RGZ 133, 271 vom 21.9.31 = JW 32, 3709 = DAR 32, 37; Dresden, 6. 11.41, VAE 42, 50; Eger, RdK 32, 50; Sieburg, VR 32, 299; Rieger, JW 35, 1533; so auch jetzt noch Walter, Die Haftung des 135
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Kraftfahrzeug-Halters, S. 52). Walter versucht die frühere Lehre mit dem Hinweis auf die zu § 1 HaftpflichtG entwickelte Rechtsprechung zu rechtfertigen. D a diese aber im Gesetzestext keinen Niederschlag gefunden hat, kann sie wohl für die Auslegung nicht maßgebend sein, zumal es sich nicht um die Auslegung des Begriffs „Betrieb", sondern des Begriffs „Verursachung" handelt (so schon Köln, 4. 3. 31, J W 1502 mit Anm. Seligsohn). Zwar ist § 846 B G B nicht anwendbar, wenn den unmittelbar Verletzten ein Verschulden trifft, doch soll dessen Verschulden nach § 254 B G B gemäß der Rechtsprechung des B G H dem durch psychische Vermittlung Geschädigten zuzurechnen sein, weil die Kausalkette auf der persönlichen Bindung zwischen den beiden Geschädigten beruhe ( B G H Z 56, 163 v. 11. 5. 71 = N J W 1883 = VersR 905 = V R S 41, 401). Diese wohl einmalige Ansicht über die haftungbegründende Wirkung persönlicher Bindungen ist nicht zu billigen; eher könnte man schon auf die Lehre zurückgreifen, § 254 B G B sei nur der Ausdruck eines allgemeinen Rechtsgedankens der Haftungsbeschränkung. Hinsichtlich der Verursachung von Verdienstausfall wird auf Rdn. 43 zu § 11 hingewiesen. 126
E. Unfall und konkreter Haftungsgrund Die Gefährdungshaftung gilt, wie sich aus Absatz 2 ergibt, nur für Unfälle (vgl. auch §§ 14, 15). Es muß also eine plötzliche schädigende Einwirkung auf einen Menschen oder eine Sache (auch ein Tier) vorliegen. Keine Haftung tritt mithin ein, wenn eine bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigte Person durch monatelange Einwirkung des Motorengeräuschs schwerhörig oder wenn die Straße durch häufiges Befahren mit dem Kraftfahrzeug zerstört wird. Weitere Einzelheiten findet man in Rdn. 149. Der Unfall führt zur Schadensersatzpflicht nur, wenn er in einem Sachschaden oder in einem Personenschaden besteht. Das gilt sowohl für die Haftung nach StVG wie auch für die Haftung aus unerlaubter Handlung (mit Ausnahme der Haftung aus § 839 B G B ) , siehe Rdn. 136. Der einen Sachschaden oder Personenschaden (oder beides) hervorrufende Unfall wird in der Rechtslehre als „konkreter Haftungsgrund" bezeichnet (Rdn. 75, 77, 81, 99). Was ein Sachschaden und was ein Personenschaden ist, ist in Rdn. 136, 137 und 148) behandelt.
F. Kraftfahrzeug 127
I. Begriffsbestimmung Die Gefährdungshaftung ( B G H Z 53, 352 v. 1 1 . 3 . 7 0 = VersR 70, 672 = N J W 70, 1271 = D A R 70, 207 = V R S 39, 15) des StVG gilt nur für Kraftfahrzeuge ( B G H Z 43, 72/77 v. 5. 1. 6 5 ; Deutsch, J u Z 1967, 4 6 9 ; Stoll, J Z 64, 61/63). Seit dem 23. 1. 53 sind auch Kleinkrafträder und Fahrräder mit Hilfsmotor ( B G H 30. 5 . 6 9 , N J W 1898 = D A R 212 = VersR 805 = V R S 37, 90) Kraftfahrzeuge im Sinne der Haftungsvorschriften (damaliger § 27). Obwohl der Anhänger kein Kraftfahrzeug ist, bezieht sich die Haftung in gewissem Umfang auf Unfälle, die durch den Anhänger verursacht sind (Rdn. 92 bis 98). Es haftet allerdings nicht der Halter (Eigentümer) des Anhängers, sondern der Halter des ziehenden Kraftfahrzeugs (vgl. B G H Z 20, 385/392 vom 28. 5. 56 = V R S 11, 101/104; Bamberg, 25. 11. 59, VersR 60, 762). In gewisser Hinsicht wird auch für Schäden gehaftet, die durch die Ladung (Rdn. 88), durch abgelöste Teile (Radschutzkappe, Reifen) des Kraftfahr136
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zeugs (Rdn. 80 zu § 7 und Rdn. 60 zu § 9) oder durch die beförderten Personen (Rdn. 89, 270) verursacht sind. II. Nicht zugelassene Kraftfahrzeuge
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Die Zulassung des Fahrzeugs ist für die Haftpflicht grundsätzlich bedeutungslos. Auch etwa vorschriftswidrig nicht zugelassene oder vom Zulassungszwang freigestellte Fahrzeuge stehen in der Haftpflicht den zugelassenen gleich; Zulassung ist die Ermächtigung zum Betrieb; die gesetzliche Haftpflicht gründet sich aber auf die Tatsache des Betriebs unabhängig von der Frage der Ermächtigung. Nur wenn ein Fahrzeug entgegen den Bestimmungen unzugelassen verkehrt, dann ist u. U. der Mangel der Zulassung für die Haftung insofern erheblich, als der Halter nicht nur aus dem StVG, sondern auch nach den allgemeinen Vorschriften des BGB, also insbesondere der Höhe nach unbeschränkt, haften kann (B I I I b 2 zu § 16). Denn regelmäßig wird Inbetriebnahme eines zulassungspflichtigen, aber nicht zugelassenen Fahrzeugs eine die Feststellung von Fahrlässigkeit rechtfertigende Handlung sein. Eine Haftung aus § 16 StVG, § 823 Abs. 2 BGB für den durch ein nicht zugelassenes Kraftfahrzeug angerichteten Schaden wäre aber nur dann gegeben, wenn der Unfall gerade auf den Verstoß gegen das Schutzgesetz, die Vorschrift über den Zulassungszwang zurückzuführen wäre. Beruht dagegen der Unfall z. B. auf schuldhaftem Verhalten des Führers, nicht aber auf dem Mangel der Zulassung, so kann auch die Schadenersatzklage nicht auf § 823 Abs. 2 BGB gestützt werden.
G. Der Schaden I. Der Begriff „Schaden"
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Schaden im Sinne des StVG ist die durch einen Unfall eingetretene wirtschaftliche Verschlechterung des Betroffenen (des „Verletzten"). Insofern unterscheidet sich der Begriff „Schaden" vom Begriff „konkreter Haftungsgrund", unter dem man einen Unfall mit Sachschaden oder Personenschaden versteht (Rdn. 126). Der Schaden ergibt sich aus dem Unterschied zwischen der tatsächlichen Vermögenslage und derjenigen, die ohne Eintritt des schädigenden Umstands bestehen würde. Erforderlich ist also ein Vergleich des realen Kausalverlaufs mit dem hypothetischen Kausalverlauf (BGH 10. 6. 69, VersR 894). Der Schaden muß nicht sofort in vollem U m f a n g erkennbar sein. Es wird sich vielmehr nur in seltenen Fällen ausschließen lassen, daß später weitere Schadensfolgen eintreten. Das StVG verwendet einen noch in anderer Hinsicht — gegenüber dem BGB — eingeschränkten Begriff „Schaden". Ein Schaden liegt hiernach nur vor, wenn das Leben, die körperliche Unversehrtheit oder die Gesundheit eines Menschen verletzt sind oder wenn eine Sache beschädigt ist (Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 56). Ist keines der genannten Rechtsgüter verletzt worden, so wird der durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs entstandene Schaden nicht ersetzt. Nicht ersetzt wird z. B. der Vermögensschaden, der durch die vom Kraftfahrzeug verursachte Verkehrsstauung und die hierdurch entstandene Verzögerung bei anderen Verkehrsteilnehmern entsteht. Ist dagegen eines der genannten Rechtsgüter verletzt, so muß in gewissen Grenzen auch der Vermögensschaden ersetzt werden. 137
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a) Grundurteil Besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß ein zu ersetzender Schaden entstanden ist, ist aber der Rechtsstreit noch nicht zur Beurteilung der Höhe entscheidungsreif, so kann nach § 304 ZPO über den Grund des Anspruchs vorab entschieden werden (BGH 22. 3. 68, zit. bei Bode-Weber, DAR 69, 120. Näheres siehe bei Türpe, M D R 68, 453 und 627). Mit dem Erlaß des Grundurteils, das selbständig anfechtbar ist, läuft der Rechtsstreit über die Höhe ohne weiteren Antrag in derselben Instanz weiter. Auf Rdn. 5 a zu § 10, Rdn. 32 zu § 11, Rdn. 14 zu § 12 und Rdn. 5 und 7 zu § 13 wird verwiesen. Das Grundurteil setzt keinen hierauf gerichteten Antrag voraus und kann nach Ermessen des Gerichts auch gegen den erklärten Willen beider Parteien ergehen. Andererseits können die Parteien ein Grundurteil auch nicht erzwingen. Solange der Klageanspruch nicht in groben Zügen konkretisiert ist, ist ein Grundurteil ausgeschlossen. Beim Schmerzensgeldanspruch müssen die erlittenen Schmerzen und die Dauer der Behandlung vorgetragen sein (BGH 5. 1.68, zit. bei Bode-Weber, DAR 69, 120, in VersR 369 insoweit nicht abgedruckt). Alle für die Bemessung des Anspruchs erforderlichen Tatsachen brauchen dagegen noch nicht vorgetragen zu sein, doch empfiehlt sich dies, da die Klage abzuweisen ist, wenn es an einem ausreichenden Vortrag zur Höhe fehlt und eine Nachholung des Vortrags nach Erlaß des Grundurteils als verspätet zurückgewiesen werden kann. Die Annahme einer Partei, es werde zunächst Grundurteil ergehen, befreit sie nicht von der Pflicht, alle ihre zur Höhe bekannten Tatsachen ohne Verzögerung vorzutragen. Im Grundurteil muß über sämtliche Klagegründe entschieden werden (BGH 27. 2. 68, zit. bei Bode-Weber, DAR 69, 120, in VersR 577 insoweit nicht abgedruckt). Es geht also nicht an, Grundurteil lediglich über die Ansprüche des StVG zu erlassen und die Frage, ob den Schädiger ein Verschulden trifft, offenzulassen. Auch die Behauptung des Beklagten, den Kläger treffe ein Mitverschulden am Unfall, muß im Grundurteil geprüft werden. In ihm wird daher die Haftungsquote festgelegt, falls § 9 oder § 17 eingreift. Trifft den Kläger ein Mitverschulden am Unfall, so ist zu formulieren, daß der Klageanspruch dem Grunde nach in dem Sinn gerechtfertigt ist, daß sich der Kläger ein Fünftel ( . . . die H ä l f t e . . . ) des Schadens anrechnen lassen muß. Ähnliches gilt auch für den Schmerzensgeldanspruch (Rdn. 19 zu § 16), bei dem freilich die Formulierung im Grundurteil anders zu lauten hat (Rdn. 19 zu § 16) und eine Festsetzung im Ermessen des Gerichts steht. Da die Abgrenzung des Begriffs „Höhe" gegen den Begriff „Grund" fließend ist, empfiehlt es sich, im Tenor oder zumindest in den Gründen des Grundurteils zu erläutern, über was im Nachverfahren nicht mehr entschieden werden soll. Die Entscheidung hierüber liegt im freien Ermessen des Gerichts. Daher ist eine genaue Angabe im Urteil erforderlich. Das gilt vor allem dann, wenn bei einzelnen Schadensposten Streit darüber besteht, ob die Schadensfolge auf den Unfall zurückzuführen ist (BGH 10.6.68, VersR 765 = NJW 1968 = VRS 35, 168). Die Entscheidung über die Verjährung kann dem Betragsverfahren vorbehalten werden, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit feststeht, daß der Ersatzanspruch jedenfalls hinsichtlich ein der mehreren Schadensfolgen nicht verjährt ist (BGH 28. 5. 68, NJW 2105 = VersR 799). Neue Einwendungen gegen den Grund sind im Betragsverfahren nur zulässig, wenn sie erst nach dem Grundurteil entstanden sind; dasselbe gilt für die Aufrechnung (BGH 25. 1. 68, zit. bei Bode-Weber, DAR 69, 120, insoweit in VersR 396 nicht abgedruckt). Häufig wird das Zwischenurteil über den Grund mit einem Teilurteil über diejenigen Ansprüche verbunden, deren Höhe bereits feststeht. Es kann aber auch das Grundurteil auf einzelne der Schadensposten beschränkt werden, sofern diese gesonderte Ansprüche darstellen. Ist 138
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nur die Frage noch nicht spruchreif, ob die geltendgemachte Aufrechnung durchgreift, so kann Vorbehaltsurteil nach § 302 ZPO ergehen. Steht fest, daß zur Aufrechnung nichts Stichhaltiges vorgetragen ist, so ist dies unzulässig. b) Normativer Schadensbegriff 131 Der vom Bundesgerichtshof seit etwa 1965 verwendete „normative Schadensbegriff" bedeutet, daß bei bestimmten Sachverhalten nicht der sich rechnerisch ergebende Schaden zu ersetzen ist, sondern aus Billigkeitsgründen mehr oder weniger als der errechnete Betrag. Die Billigkeitsgründe ergeben sich nach Ansicht des BGH aus der „Norm" (BGHZ 54, 45 v. 5. 5. 70 = NJW 1411 = VersR 766 = VRS 39, 163). Die Richter des BGH sehen dabei ihr Rechtsempfinden darüber, was in Abweichung vom Gesetz billig oder unbillig sei, als in der Bundesrepublik allgemein verbindlich an. Systematische Grundsätze dafür, was „billig" ist, hat der BGH nicht entwickelt. Er erstrebt vielmehr nach amerikanischem Vorbild ein nicht durch systematische Erwägungen geordnetes Fall-Recht, das dem geltenden Gesetz nach Ansicht des BGH vorgeht. Historisch gesehen wurde der normative Schadensbegriff aus den Erörterungen über den Schutzzweck der Norm entwickelt (Rdn. 111 bis 113 zu § 7 ; Rdn. 38 bis 41 zu § 16), hat aber den Zusammenhang damit verloren. Insbesondere hat man diese zu § 823 Abs. 2 BGB entwickelte Lehre auf § 823 Abs. 1 BGB und § 7 StVG ausgedehnt, um gewisse mit der unfallbedingten Körperverletzung adäquat zusammenhängende Schadensfolgen von der Ersatzpflicht des Schädigers auszunehmen. Entwickelt wurde die Lehre vom normativen Schadensbegriff bei der Prüfung der Frage, ob ein Unfallverletzter den ihm durch die Notwendigkeit, sich in dem gegen ihn gerichteten Strafverfahren einen Verteidiger zu bestellen, entstandenen Aufwand von demjenigen ersetzt verlangen kann, der den Unfall schuldhaft allein herbeigeführt hat. Der Bundesgerichtshof (BGHZ 27, 117/140 v. 22.4.58, VersR 414 und 859) hat das verneint. Dem wird man zustimmen können; denn die Verteidigungskosten sind eine Folge des Unfalls, nicht aber eine Folge der Körperverletzung. Der „konkrete Haftungsgrund" hat aber beides zu umfassen. Dieser Blickpunkt versagt freilich bei der Prüfung, ob der Schädiger dafür einzustehen hat, daß anläßlich der Behandlung der Unfallverletzungen beim Verletzten eine verborgene Krankheit entdeckt wird, die zu dessen Pensionierung führt. Der Bundesgerichtshof hat eine Haftung bei Arteriosklerose verneint (BGH 7. 6. 68, JZ 703, 677 m. Anm. Huber = NJW 2287 = VersR 800 = VRS 35, 90). Warum der Ersatz dieses Unfallschadens ausgeschlossen sein soll, ist unerfindlich; vor allem bleibt unberücksichtigt, daß eine nur latent vorhandene Arteriosklerose häufig durch den Unfall, vor allem durch die zur Heilung oder Schmerzbekämpfung gegebenen Medikamente und durch die ungewohnte Bettruhe, die die Hirndurchblutung bremst, in ein signifikantes Stadium gebracht wird, das sich nicht mehr voll zurückbildet (Rdn. 115). Nach dem normativen Schadensbegriff richtet sich auch der Ersatz für den Nutzungsausfall (Rdn. 180). c) Der Begriff des „gesteigerten Risikos" ist
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vom Bundesgerichtshof eingeführt worden, um im Rahmen des allgemeinen Zurechnungsprinzips (das aus § 254 BGB hergeleitet wird) gewisse Schadensfolgen von der Ersatzpflicht auszunehmen. Comes (NJW 72, 2022/2025) weist darauf hin, daß die Bestimmung des Risikobereichs kein eigenständiger von den anderen Kriterien losgelöster Gesichtspunkt ist. Das mag sein. Er erweist sich aber in der Praxis als brauchbar, um die Ersatzpflicht für entfernt liegende aber vorhersehbare Schadensfolgen auszuschließen (Rdn. 100 und 106). So besteht z. B. keine Ersatzpflicht für Folgen eines zweiten Unfalls, den der Geschädigte mit dem Wagen 139
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verursacht, den er sich anstelle des beim ersten Unfall zerstörten gekauft hat. Dies gilt auch dann, wenn sich herausstellt, daß sich der zweite Unfall nicht ereignet hätte, wäre der Fahrer mit dem neuen Fahrzeug vertraut gewesen. Auf ähnlichen Erwägungen beruht der Grundsatz, daß der Geschädigte, der für die Reparaturdauer einen Mietwagen nimmt, zwar zum Ausgleich des höheren Risikos auf Kosten des Schädigers eine Kaskoversicherung abschließen darf, dabei aber einen Selbstbehalt von DM 1000,— vereinbaren muß, weil er andernfalls besser gestellt wäre als bei Weiterbenutzung seines bisherigen Fahrzeugs (Rdn. 177). Die Selbstfahrer-Unternehmen tragen dem im allgemeinen Rechnung: Eine Kaskoversicherung mit DM 1000,— Selbstbehalt ist in der Regel im Mietzins ohne Zuschlag inbegriffen. Der Grundsatz, daß jeder an der Entstehung eines Schadens Mitwirkende das auf ihn treffende Risiko und die sich aus diesem Risiko ergebenden Folgen selbst zu tragen hat, wirkt sich vor allem bei der Prüfung der Zurechenbarkeit gewisser Schadensfolgen aus, die bei einem Verkehrsunfall entstehen können. Diese Prüfung erfolgt im Rahmen der Beurteilung, ob der Schaden vom Schädiger adäquat verursacht ist (Rdn. 100, 106). 133
d) Unterschied zwischen „ Unfall" und „Schaden" Voraussetzung der Haftpflicht ist nicht nur die Verursachung eines Schadens bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs, sondern auch das Vorliegen eines Unfalls. Unfall ist nur die plötzliche schädigende Einwirkung auf eine Person oder eine Sache. Langsam entstehende Schäden sind kein Unfall (Rdn. 126). Der Unfall, als Folge von bestimmten Ereignissen (Rdn. 237), besteht nach § 7 in Tötung, Körperverletzung oder Gesundheitsschädigung eines Menschen oder in einer Sachbeschädigung; der durch den Unfall herbeigeführte Schaden besteht in der ungünstigen Veränderung der wirtschaftlichen Lage des Betroffenen. Löst sich z. B. von einem Lastkraftwagen ein Rad und verletzt es davonrollend ein Pferd, so daß dieses getötet werden muß, so ist der Betriebsvorgang (Ereignis) das Lösen des Rades, Unfall die Verletzung des Pferdes durch das dagegenstoßende Rad, Schaden der Vermögensverlust, den der Eigentümer des Pferdes durch dessen Tod erleidet. 134 e) Unfall ohne Schaden Da für die Berechnung des Schadens die Differenztheorie maßgebend ist, kann der Fall eintreten, daß zwar ein Unfall vorliegt, aber kein Schaden entstanden ist. Ein Schaden ist nicht vorhanden, wenn das schädigende Ereignis dem Verletzten Vermögensvorteile in gleicher Höhe wie Vermögensnachteile gebracht hat. Schaden und Vorteil brauchen nicht selbsttätig aus derselben Ursache hervorgegangen zu sein; es genügt, wenn beide in demselben Tatsachenkomplex ihre Wurzel haben, wenn also derjenige Tatbestand, der den Schaden verursacht hat, nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge auch zu einem Vorteil für den Geschädigten führt (RGZ 103, 406 vom 21. 1.22). Der erzielte Vorteil ist auszugleichen, wenn die Schadensursache adäquat, wenn auch nur mittelbar und in Verbindung mit anderen Ereignissen, dazu beigetragen hat, dem Geschädigten Vorteile zu verschaffen (RG 27. 3. 31, HRR 1301). Die Vorteilsausgleichung spielt vor allem bei den Personenschäden (Rdn. 41 zu § 9 ; Rdn. 51, 63 bis 74 zu § 10) eine gewichtige Rolle (Weychard, Betrieb 66, 1552). Die schadenmindernden Auswirkungen eines Tätigwerdens des Verletzten mindern dessen Ersatzanspruch bei Personen- und Sachschäden nur insoweit, als ihm ein solches Tätigwerden im Rahmen seiner Schadenminderungspflicht (§ 254 Abs. 2 BGB) zuzumuten war. Darüber hinaus kann ein schadenmindernder Umstand dem Schädiger dann nicht zugutekommen, wenn dies den Schädiger unbillig entlasten würde (BGH 11.2. 69, VersR 469 = VRS 36, 140
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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327). Unbillig wäre es insbesondere, Leistungen einer Privatversicherung zum Ausgleich zu bringen, für die der Verletzte die Prämien bezahlt hat. Dasselbe gilt für die Leistungen der Sozialversicherungsträger. Auf diese gehen vielmehr Forderungen des Verletzten über. Auf den erwähnten Grundsatz stützt der Bundesgerichtshof auch den Übergang von Forderungen des Verletzten auf dessen Arbeitgeber oder Dienstherrn (Rdn. 155 bis 158). Wegen der Einzelheiten bei Personenschäden wird verwiesen auf Rdn. 23, 51, 63 bis 74 zu § 10 und auf Rdn. 52, 59 bis 63 zu § 11. f ) Vorteilsausgleichung 135 Ein Vorteil ist auf den Schaden auch dann anzurechnen, wenn infolge der Schädigung die an sich anfallenden Steuern wegfallen oder sich verringern; das gilt auch, wenn der Wegfall der Steuer oder die Steuerermäßigung nur auf Antrag des Geschädigten eintritt. Auf diesem Prinzip beruht auch die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs bei der Mehrwertsteuer, die in diesem Fall vom Schädiger nicht zu tragen ist (BGH 6. 6. 72, NJW 1460 = DAR 275 = VersR 973 = VRS 43, 241). II. Unterscheidung von Personenschäden und Sachschäden
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Da eine Schadenersatzpflicht nach StVG nur eintritt, wenn vom Unfall der Körper einer Person betroffen oder eine Sache (körperlich) beschädigt worden ist (oben Rdn. 22 und 126), ist es üblich geworden, „Personenschäden" und „Sachschäden" zu unterscheiden. Die Unterscheidung bezieht sich auf die äußere Ursache des Entstehens eines Anspruchs. Inhaltlich ist jedoch der Anspruch bei beiden Gruppen in gleicher Weise auf den Ersatz des jeweils entstandenen Vermögensschadens (soweit dessen Erstattung verlangt werden kann) gerichtet. Ausführungen über die Frage, wem der Anspruch zusteht, findet man in Rdn. 150 bis 159. Während der Ersatz von Sachschäden im StVG nicht näher geregelt ist, finden sich Normen für Personenschäden in §§10, 11 und 13. Auf die Kommentierung zu diesen Bestimmungen wird verwiesen. Im folgenden sind daher vor allem die Sachschäden behandelt (Rdn. 160 ff.). Voraussetzung des Ersatzanspruchs ist in jedem Fall, daß ein vermögenswertes Gut beeinträchtigt ist. Ob dies der Fall ist („materieller Schaden"), hängt wesentlich von der Wertung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ab. Soweit ein Lebensgut im Verkehr in gewisser Weise kommerzialisiert ist, d. h. durch entsprechende Vermögensaufwendungen „erkauft" werden kann, ist eine Einbuße ein materieller Schaden (BGH 10. 10.74, NJW 75, 40 = VersR 75, 82). Hieraus ergeben sich Ersatzansprüche bei Beeinträchtigung der Nutzungsmöglichkeit eines Fahrzeugs (BGH 10. 10. 74 a. a. O.). Die Ansicht, daß nutzlos aufgewendete Urlaubszeit einen Vermögensschaden begründet, ist nur bei mangelhaften Leistungen eines Reiseunternehmens aufgestellt worden (BGH 10. 10. 74 a. a. O.). a) Personenschäden
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aa) Grundsatz. Ein „Personenschaden" liegt vor, wenn bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs durch einen Unfall die Tötung oder Verletzung eines Menschen verursacht wurde. In Einschränkung dieses für unerlaubte Handlungen geltenden Begriffs liegt nach StVG ein Personenschaden nicht vor, wenn lediglich entweder eine Person verletzt wurde, die zur Zeit des Unfalls Halter des schädigenden Kraftfahrzeugs war, oder die „bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig" war (§ 8 zweite Alternative) oder unentgeltlich — oder zwar gegen Entgelt, aber nicht geschäftsmäßig — befördert wurde (§ 8 a Abs. 1 Satz 1). Diesen Personen steht zwar unter Ura141
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Haftpflicht
ständen ein Anspruch aus unerlaubter Handlung zu (§ 823 BGB), nicht aber ein Anspruch aus Gefährdungshaftung. Im Gegensatz dazu macht das HaftpflichtG (und machte das frühere LuftVG vom 1.8. 22) keinen Unterschied, ob der von einem Unfall Betroffene ein am Betrieb unbeteiligter Dritter oder eine beförderte oder beim Betrieb tätige Person ist. 138 bb) Ist der Personenschaden nur mittelbare Folge des Unfalls, so tritt trotzdem die Ersatzpflicht in gleicher Weise ein wie bei unmittelbarem Personenschaden (mittelbar verursachte Schäden). Ein Unterschied bei der Berücksichtigung des hypothetischen Einflusses einer zweiten Schadensursache wird bei mittelbar verursachten Schäden nicht gemacht, wohl aber bei mittelbaren Schäden, z. B. zwischen Heilungskosten und Verdienstausfall (Rdn. 116 und 117). 139
1. Die Tötung, d. h. die Vernichtung eines Menschenlebens, muß in ursächlichem Zusammenhang mit dem Unfall stehen, der Tod braucht aber nicht die unmittelbare Folge des Unfalls zu sein. Dies hat das Gesetz für den Fall einer zunächst nur herbeigeführten Körperverletzung ausdrücklich in § 10 anerkannt. Aber auch wenn zunächst eine erkennbare Folge des Unfalls gar nicht vorhanden ist, der Betroffene jedoch später nachweislich infolge des Unfalls verstirbt, ist die Haftung gegeben.
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2. Entsprechendes gilt von der Körperverletzung und der Verletzung der Gesundheit, also der ungünstigen Veränderung von Körper oder Gesundheitsbeschaffenheit eines Menschen durch unmittelbare oder mittelbare, psychische oder physische Einwirkung. Auch diese Veränderungen brauchen nicht unmittelbar nach dem Unfall in Erscheinung zu treten, wenn sie nur die adäquate Folge des Unfalls sind. Sie brauchen ferner auch nicht in ihrer ganzen Schwere sofort aufzutreten; auch im Lauf der Zeit eintretende Verschlimmerungen der zunächst aufgetretenen Unfallfolgen sind, wenn nur der ursächliche Zusammenhang noch gegeben ist, durch § 7 getroffen, auch Verschlimmerungen eines beim Unfall bereits vorhandenen Leidens, ebenso durch Unfall verursachte Beschleunigung des Verlaufs eines beim Unfall vorhandenen Leidens (BGH 8. 11.65, VersR 66, 162, betrifft ein Leiden, das nach einer Beckenverletzung auftrat).
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cc) Freitod. Hat der Unfall oder haben die beim Unfall erlittenen Verletzungen die Folge, daß ein vom Unfall Betroffener Selbstmord begeht, so ist der Tod durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht (Für Schädelverletzungen: RG 28. 1. 37, VAE 182; BGH 10. 6. 58, NJW 1579 = VRS 15, 161). Dies gilt auch für krankhafte Reaktionen (psychogene Überlagerung), soweit überhaupt adäquate Verursachung (Vorhersehbarkeit) vorliegt (Rdn. 107).
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dd) Dazwischentreten eines ärztlichen Kunstfehlers. Die Folgen einer unrichtigen Diagnose und unrichtiger ärztlicher Behandlung trägt der Schädiger. Er haftet also auch beim Dazwischentreten eines ärztlichen Kunstfehlers, es sei denn, daß der Arzt alle ärztlichen Regeln derart außer acht gelassen hat, daß der Mißerfolg allein auf den Kunstfehler zurückgeführt werden muß (RG 21.3.32, VI 532/32) oder, anders formuliert, gegen alle ärztliche Regel und Erfahrung schon die ersten Anforderungen an ein vernünftiges, gewissenhaftes ärztliches Verfahren in gröblichstem Maße außer acht gelassen hat (RGZ 102, 230 vom 3 . 6 . 2 1 ; Celle, 3.7.57, VkMitt. 71). Wird gelegentlich der durch den Unfall erforderlich gewordenen Operation auch eine nicht unfallbedingte Operation durchgeführt und führt diese zum Tode, so ist der Tod nicht beim Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht (BGH 2. 7. 57, DAR 267 = VRS 13, 169). 142
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§ 7 StVG
ee) Spätfolgen. Der Halter des Kraftfahrzeugs hat auch für sogenannte Spätfol- 143 gen des Unfalls einzutreten. Auch eine an sich nicht allzu erhebliche Gesundheitsschädigung durch den Unfall kann Ursache des Todes sein, wenn sie die Anfälligkeit des Verletzten für gewisse Krankheiten erhöht und eine solche Erkrankung zum Tode führt. Dies gilt auch für das Hinzutreten anderer Ursachen, die zur Entwicklung einer todbringenden Krankheit beitragen (RG 2.3.31, VI 530/30). Der Ersatzpflichtige hat insbesondere für die Folgen einer den Verletzten wegen der Verletzung befallenden Infektionskrankheit einzustehen (Gasbrand, Wundstarrkrampf, Wundrose) (RG 1.6. 31, DAR 281). Hat die Verletzung zu einer Gehbehinderung geführt und verunglückt der Verletzte infolge der Gehbehinderung später nochmals, so sind auch die beim zweiten Unfall erlittenen Schäden Folge des ersten Unfalls. Gleiches gilt auch bei unfallbedingter Erblindung oder Schwerhörigkeit. Eine zum Ersatz verpflichtende Spätfolge liegt auch vor, wenn ein durch Nervenverletzung gelähmtes Bein atrophisch wird oder ein Gelenk mangels Benützbarkeit versteift. Verschlimmerung des durch den Unfall herbeigeführten Nervenleidens durch die Erregung über den hartnäckigen Widerstand des Ersatzpflichtigen gegen begründete Forderungen geht zu Lasten des Ersatzpflichtigen. Dieser ist insbesondere verpflichtet, dem Verletzten mit Vorschußzahlungen unter die Arme zu greifen. Nur wenn die lange Dauer des Verfahrens vom Verletzten selbst durch seine maßlosen Forderungen verursacht war, hat dieser selbst die Folgen zu tragen (RG 23. 4. 26, LuK 110). f f ) Verschlimmerung eines vorhandenen Leidens durch den Unfall. Auch hierfür 144 hat der Ersatzpflichtige einzutreten. Er muß alle dem Verletzten entstehenden Mehraufwendungen (verglichen mit den für den bisherigen Zustand entstehenden Aufwendungen) ersetzen. Führt die Verschlimmerung des Leidens zum Tod, so ist dieser beim Betrieb des Kraftfahrzeugs verursacht (RG 24. 3.42, VAE 115, für den Fall, daß ein wegen multipler Sklerose Gelähmter beim Anblick des Kraftfahrzeugs erschrickt und stürzt). Die Haftung für durch eine Erkrankung entstehende Kosten entfällt bei einer krankhaften Anlage des Verletzten nur dann, wenn diese mit Sicherheit auch ohne den Unfall zur Erkrankung geführt hätte (RG 12. 3. 36, VI 309/35). Insbesondere tritt volle Ersatzpflicht ein, wenn der Unfall infolge einer krankhaften Anlage des Verletzten zum Ausbruch einer akuten Erkrankung (z. B. Zuckerkrankheit) führt oder wenn die Unfallfolgen für den Verletzten besonders einschneidend sind, weil er schon andere Gebrechen hatte (Rdn. 118). War der Verletzte schon vor dem Unfall konstitutionell übererregt (hypomanisch) und reagiert er deshalb auf den Unfall anders als ein Mensch mit gesunden Nerven, so hat der Schädiger die Folgen zu tragen (vgl. aber Rdn. 147). ggj Gesundheitsschäden, die durch die Einwirkung des Unfalls auf die Psyche einer 145 Person verursacht sind, müssen in gleicher Weise ersetzt werden, wie die durch körperliche Berührung entstandenen Schäden (Sieburg, VR 32, 299; Kröner, VereinsZ 32, 844) (Rdn. 119). Wird bei einem Unfall ein Kind getötet und erleidet die beim Unfall nicht anwesende Mutter durch die Kunde vom Tod einen Nervenzusammenbruch, so ist auch sie beim Betrieb des Kraftfahrzeugs verletzt worden (RGZ 133, 270/272 vom 21.9. 31; Köln, 5. 2. 31, JW 1502 für den Tod des siebenjährigen Kindes). Dies gilt um so mehr, wenn jemand Gesundheitsschäden erleidet, weil er den Unfall eines nahen Angehörigen miterlebt (RG 20.9. 34, JW 2973 für den Tod der Ehefrau; RG 15. 1. 38, VAE 148 für den Tod des Sohnes: Übersicht bei Egger, RdK 32, 50/51 und RG 20. 11. 19, JW 20, 145; BGH 17. 12. 68, zit. bei Bode und Weber, DAR 69, 85/95). Die früheren gegenteiligen Entscheidungen 143
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Haftpflicht
(Karlsruhe, 18.5.28, RdK 29, 509) sind überholt. War der Unfallbeteiligte nur geringfügig verletzt worden, so liegt allerdings kein adäquater Zusammenhang zwischen dem Unfall und dem Tod des nahen Angehörigen vor, der sich über die Körperverletzung unnötig und un vorhersehbar erregt hat (Dresden, 6. 11. 41, VAE 42, 51). Hinsichtlich des Schmerzensgeldes für psychisch verursachte Schädigungen wird auf Rdn. 21 zu § 16 verwiesen. 146
Kein Ersatz fiir den bloßen Schrecken. Führt dieser zu keiner Gesundheitsschädigung, so ist kein Schaden im Sinn des StVG entstanden (Weimar, MDR 64, 987). Eine Gesundheitsschädigung ist aber bereits bei Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit oder Schwindel gegeben (BayObLG 7. 10. 30, DJZ 31, 368). Andererseits ist zu beachten, daß nicht jede medizinisch feststellbare Schädigung die Ersatzpflicht auslöst. Vielmehr gebietet der Zweck des Gesetzes eine Einschränkung auf Fälle, die nach allgemeiner Verkehrsauffassung als Verletzung des Körpers oder der Gesundheit betrachtet werden (Bick, Haftung für psychisch verursachte Körperverletzungen, Diss. Freiburg 1970; BGHZ 56, 163 v. 11. 5. 71 = VersR 905, 1140). Leichtere Nachteile für das gesundheitliche Allgemeinempfinden, die erfahrungsgemäß stets mit einem tief empfundenen Trauerfall verbunden sind, geben keinen Ersatzanspruch. Erst wenn die Niedergeschlagenheit zu einer Depression von Krankheitswert führt, setzt der Ersatzanspruch ein.
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hh) Neurose. Nach dem oben Rdn. 145 Ausgeführten ist Ersatz auch für die Folgen (und die Heilungskosten) nervöser Erscheinungen zu leisten, die durch den Unfall verursacht wurden (Einzelheiten Rdn. 91 zu § 9). Solche Erscheinungen stellen sich häufig bei schweren Verletzungen ein, hervorgerufen vor allem durch das Herausreißen des Verletzten aus seinen bisherigen Lebensgewohnheiten, durch die Unfähigkeit, am bisherigen Arbeitsplatz weiter zu arbeiten oder durch die überstandenen Schmerzen. Die Beschwerden äußern sich meist in Kopfschmerzen, Schwindel, Angstgefühlen oder leichter Ermüdbarkeit. Die Überwindung dieses Zustandes stellt an die Willenskräfte des Verletzten bisweilen hohe Anforderungen, und es kann ihm daher meist nicht zum Vorwurf gemacht werden, wenn es ihm zunächst nicht gelingt, sich durch Anspannung aller Körper- und Willenskräfte trotz der Beschwerden wieder in den Arbeitsprozeß einzugliedern. Fehlt es freilich an den entsprechenden Bemühungen, so liegt ein die Ersatzpflicht minderndes Mitverschulden des Verletzten vor. Die Haftung des Halters für die Folgen des geschilderten Zustands (vor allem für den Verdienstausfall) ist von der Rechtsprechung allerdings nur dann völlig verneint worden, wenn die seelische Störung durch die Begehrensvorstellung nach einer Lebenssicherung oder die Ausnutzung einer vermeintlichen Rechtsposition ihr Gepräge erhielt und der Unfall lediglich zum Anlaß genommen wurde, den Schwierigkeiten des Arbeitslebens auszuweichen (RGZ 159, 257 vom 30. 11. 38 ; 30. 11. 38 JW 39, 346; RG 11. 3. 39, VAE 203 ; BGHZ 20, 137 vom 29. 2. 56 = NJW 1108 = VRS 10, 405; BGH 11. 11. 58, VersR 59, 132; vgl. auch Seiffert, DR 39, 611; Dansauer, DR 39, 613; Kersting, VAE 39, 227; Krause, DR 39, 1424; Pesch, NJW 66, 1841; Benz, NJW 67, 65; ebenso nun auch Köln, 29. 1. 65, VersR 66, 374; BGH 25. 1. 68, VersR 396). Nur in diesem Fall spricht man von einer Rentenneurose; sie steht im Gegensatz zu der — nicht durch Begehrensvorstellungen hervorgerufenen — Aktualneurose. Für das Entstehen einer Rentenneurose erhält der Verletzte kein Schmerzensgeld (BGH 25.1.68, VersR 396, dort insoweit nicht abgedruckt). Man beachte auch die Ausführungen in Rdn. 40 zu I § 9 und in Rdn. 49 zu I § 10. 144
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
b) Sachschäden
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aa) Grundsatz. Ein „Sachschaden" liegt vor, wenn bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs durch einen Unfall eine Sache beschädigt (oder vernichtet) wurde. Kein Sachschaden nach StVG liegt vor, wenn nur Sachen beschädigt (oder vernichtet) wurden, deren alleiniger Eigentümer der Halter des schädigenden Kraftfahrzeugs war oder eine Person, die „bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig" war (§ 8 zweite Alternative). Ferner liegt kein Sachschaden im Sinn des StVG vor, wenn die Sache in dem schädigenden Kraftfahrzeug befördert wurde (§ 8 a Abs. 1 Satz 2). Ausgenommen sind nur Sachen, die eine entgeltlich und geschäftsmäßig beförderte Person an sich trug oder mit sich führte. Die Vorschrift gilt in gleicher Weise für bewegliche und für unbewegliche Sachen, mithin nicht nur für die Beschädigung von Fahrzeugen, Bekleidung und Tieren, sondern auch für die Beschädigung von Häusern, Fensterscheiben, Bäumen, Verkehrszeichen, Leitplanken, Zäunen usw. Sachbeschädigung bedeutet die durch Unfall herbeigeführte Aufhebung der Unversehrtheit der Substanz; diese setzt wiederum eine Einwirkung auf die Substanz voraus. Entgegen dieser Begriffsbestimmung muß aber auch der unwiderbringliche Besitzverlust als Sachbeschädigung angesehen werden (z. B. wenn eine Sache ins Wasser fällt oder sonstwie unauffindbar geworden ist). Auch die Ausplünderung des Verletzten durch Dritte muß hierher gerechnet werden (RG 19. 3. 36, VAE 278). bb) Liegt kein Unfall vor, also keine plötzliche Beeinträchtigung durch ein regel- 149 widriges Ereignis, so entsteht keine Ersatzpflicht. Allmähliche Abnutzung der Straßen durch fortgesetzte Fahrten ist ebenso wie allmähliche Beschädigung anliegender Baulichkeiten etwa durch fortgesetzte Erschütterungen (darüber VkBl. 30, 622 und 751; D A R 29, 62; Delius, RdK 32, 4; Josef, EE 32, 29; Hagedorn, VT 31, 592; Weigelt, VkBl. 34, 419, ferner R d K 35, 165) keine Sachbeschädigung im Sinne dieser Vorschrift; für solche Straßenschäden ist unter Umständen Ersatz zu leisten aus dem Gesichtspunkt der Haftung f ü r Schäden aus unerlaubter Handlung, z. B. bei Benutzung einer unzulässigen, die Straße stark angreifenden Bereifungsart. Keine Sachbeschädigung ist auch die dauernde Einwirkung z. B. durch Motorenlärm auf ein Grundstück (etwa von einem Garagengrundstück aus). Unterlassungsklage wegen der Erschütterung eines an der Straße stehenden Hauses gegen den Omnibusunternehmer konnte der Eigentümer mit Erfolg dann erheben, wenn die genehmigte Omnibuslinie in ihrem Verlauf überwiegend Stadtteile mit Villengrundstücken durchlief und trotzdem zweistöckige Omnibusse verwendet wurden ( R G Z 133, 152 vom 8. 7. 31). Die Rechtslage (Dazu Delius, RdK 32, 4; Hofacker, EE 34, 305) wurde durch das PBefG 1961 geändert (§ 9, 45 PBefG). Die Genehmigung einer Omnibuslinie gibt dem Unternehmer eine Rechtsstellung, die auch gegenüber den Anliegern wirkt. Der Begriff „Unfall" ist in Rdn. 126 erläutert. III. Berechnung des Ersatzanspruchs a) Grundsätze
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Eine Ersatzpflicht nach dem StVG entsteht nur, wenn entweder ein Personenschaden (Rdn. 137 bis 147) oder ein Sachschaden (Rdn. 148 und 149) vorliegt. Sie bezieht sich auf sämtliche dem „Verletzten" durch den Unfall entstandenen Vermögensnachteile. Das Schrifttum zur Berechnung der Ansprüche findet man in Rdn. 4. Der Untergang oder die Minderung der Ansprüche durch Teilungsabkommen oder Abfindungsvergleich sind in Rdn. 221 bis 238 zu § 16 behandelt, der 145
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Haftpflicht
Forderungsübergang auf Sozialversicherungsträger, Privatversicherer und Dienstherrn in Rdn. 34 zu §9 (Sachschäden), Rdn. 44 bis 51 zu § 10, Rdn. 11 bis 15 zu § 11 (Personenschäden). 151
aa) Der Begriff,, Verletzter". Unter dem Begriff „Verletzter" werden folgende Personen zusammengefaßt: die Eigentümer der beschädigten oder vernichteten Sachen und die an ihrem Körper oder ihrer Gesundheit beschädigten Personen. Im Schrifttum (und in § 254 BGB) findet sich für den Begriff „Verletzter" auch die Bezeichnung „Beschädigter". Es hat sich eingebürgert, ihn abweichend davon als „Geschädigten" zu bezeichnen. Den Halter und den Führer des den Unfall verursachenden Kraftfahrzeugs nennt man „Schädiger". Als Verletzter ist auch anzusehen, wer sonst durch die Beschädigung der Sache in seinen Rechten beeinträchtigt ist, also auch der Nießbraucher, Mieter oder Pächter, ja überhaupt jeder, der Besitzer der Sache ist (vgl. Kiel 16. 11. 37, HRR 38 Nr. 673 [dort ist allerdings unzutreffend auf die Regreßforderung des Eigentümers abgestellt]). § 10 dehnt den Kreis der Verletzten in zweifacher Hinsicht aus: Absatz 1 Satz 2 gibt den zur Tragung der Beerdigungskosten Verpflichteten (dies ist in der Regel der Erbe, § 1968 Abs. 2 BGB) einen Anspruch auf diese; Absatz 2 gibt allen, die durch den Tod des Verletzten ihren gesetzlichen Unterhaltsanspruch verloren haben, insoweit einen Ersatzanspruch. Alle übrigen, durch den Unfall Geschädigten können — jedenfalls nach dem StVG — keinen Ersatz verlangen. Im übrigen steht auch nach dem Recht des BGB anderen Personen als den Verletzten grundsätzlich kein Ersatzanspruch zu. § 823 Abs. 1 BGB jedenfalls gibt nur den dort aufgezählten Verletzten einen Ersatzanspruch (der Kreis der Verletzten stimmt etwa mit dem des StVG überein). Allerdings gibt § 823 Abs. 2 BGB im Gegensatz zu Absatz 1 jedem einen Ersatzanspruch, dessen Schutz das verletzte Gesetz dienen soll. Der Kreis der Verletzten ist also nach § 823 Abs. 2 BGB theoretisch ein ganz anderer als der nach dem StVG. In der Praxis dürfte aber bei Kraftfahrzeugunfällen der Kreis der nach § 823 Abs. 2 BGB Ersatzberechtigten kaum über den Kreis derer hinausgehen, die vom StVG als „Verletzte" angesehen werden. Denn die Vorschriften des StGB über Körperverletzung, fahrlässige Tötung und Sachbeschädigung schützen nur die Inhaber der Rechtsgüter des § 823 Abs. 1 und in gleicher Weise dienen auch die Vorschriften der StVO (OGHbrZ 4. 11. 49, NJW 50, 143; BGH 17. 2. 61, VersR 442) und der StVZO neben dem Schutz der Allgemeinheit auch nur dem der Eigentümer der beschädigten Sachen und der sonst hieran Berechtigten sowie der Personen, die im Straßenverkehr getötet oder an ihrer Gesundheit beschädigt werden.
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bb) Mittelbar Geschädigte. Wer nicht zu den Verletzten zählt, wird nach herrschendem Sprachgebrauch als „mittelbar Geschädigter" bezeichnet. Der mittelbar Geschädigte hat — auch wenn er durch den Unfall ohne sein Verschulden geschädigt worden ist - keinen Ersatzanspruch, soweit ihm nicht die §§ 10, 11 StVG oder §§ 844, 845 ausnahmsweise einen solchen Anspruch zuerkennen (Rieger, JW 35, 1533). Wer „Verletzter" und wer „unmittelbar Geschädigter" ist, bestimmen nicht irgendwelche Regeln der Verursachungslehre, sondern lediglich die genannten positiven Vorschriften des BGB und des StVG. Lediglich soziale Erwägungen bildeten den Grund für den prinzipiellen Ausschluß von Ansprüchen mittelbar Geschädigter im BGB und im StVG. Der Grundsatz des deutschen bürgerlichen Rechts, daß bei noch so geringem Verschulden stets der volle Schaden zu ersetzen ist, solange den Verletzten kein Mitverschulden trifft, forderte gebieterisch die Einengung des Kreises der Verletzten. Diese Regelung mag im Einzelfall unbillig sein, 146
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weil sie den Verletzten entweder zu gut stellt (in Fällen, in denen den Schädiger nur ein geringes Verschulden trifft), oder zu schlecht (wenn er nur „mittelbar Geschädigter" ist, also aus dem Kreis der Ersatzberechtigten völlig ausscheidet). Solange aber kein besseres Haftungssystem gefunden ist (vgl. die Bemühungen des 43. Deutschen Juristentags 1960 in München (niedergelegt in den „Verhandlungen", Tübingen 1960, Bd. 1 Teil I mit Gutachten Lange und Bd. 2 C), ist der Gerechtigkeit nicht gedient, wenn man das Gleichgewicht zugunsten der Geschädigten verschiebt, wie dies in Schrifttum und Rechtsprechung von Fall zu Fall gefordert wird. Die Ansicht, man könne die Ersatzpflicht der Kraftfahrzeughalter und Kraftfahrzeugführer unbedenklich ausdehnend auslegen, weil diese ja versichert seien, beruht auf einem Trugschluß; denn da sich mit der Änderung der Rechtsprechung zuungunsten der Kraftfahrer die Versicherungsprämien erhöhen, bedeutet eine solche Änderung nichts anderes als eine Abwälzung von Risiken, die dem System des BGB und des StVG widerspricht. cc) Drittschadensliquidation. Gelegentlich hat die Rechtsprechung die vom Ge- 153 setzgeber gesetzte Schranke umgangen, indem sie dem Verletzten gestattete, den Schaden eines mittelbar Geschädigten als eigenen Schaden geltend zu machen. So hat z. B. der BGH dem Verkäufer einer Ware, der während des Transports Eigentümer geblieben war, weil Versendungskauf vereinbart war, gestattet (BGH 29. 1.68, NJW 1567), vom Schädiger Ersatz des dem Käufer durch den Unfall entstandenen Schadens wenigstens insoweit zu verlangen, als dieser den Schaden nicht überschreitet, der dem Verkäufer ohne den Gefahrübergang entstanden wäre. Diese Konstruktion ist bedenklich und darf keinesfalls auf ähnliche Fälle ausgeweitet werden. Mit Recht hat daher das LG Hamburg dem Eigentümer einer Baumaschine, die wegen des Unfalls des Tiefladers erst einige Tage später zur Baustelle kam, jeden Ersatzanspruch aus eigenem und aus abgetretenem Recht (der Halter des Tiefladers hatte seine Ansprüche abgetreten) abgesprochen, und zwar auch jeden Ersatzanspruch aus unerlaubter Handlung. Es hat zutreffend darauf hingewiesen, daß bei Haftung aus unerlaubter Handlung oder Gefahrdungshaftung eine Drittschadensliquidation wegen Fehlens vertraglicher Beziehungen zwischen dem Schädiger und dem Geschädigten nur in Betracht kommen kann, wenn der unmittelbar Geschädigte (also der Kfz-Halter) dadurch, daß der Schaden einen Dritten trifft, einen Vermögensvorteil gleicher Höhe hat. dd) Beispiele fiir mittelbar Geschädigte. Durch einen Unfall Geschädigte, die 154 nicht zu den Verletzten zählen und daher keinen Schadenersatz nach StVG erhalten, sind unter anderem: Der durch Vertrag Unterhaltsberechtigte; der Arbeitgeber des Verletzten; der Unternehmer, welcher auf die Dienste des Getöteten oder arbeitsunfähig Gewordenen angewiesen ist — z. B. der Filmproduzent, Theaterunternehmer (RGZ 92, 401 vom 18.4. 18 für den Reichsmilitärfiskus hinsichtlich Hinterbliebenenbezügen; Rieger, JW 35, 1533), der Ehemann, soweit ihm nicht ein Unterhaltsanspruch gegen die verletzte Ehefrau zustand oder sein Anspruch auf Führung des Haushalts den von ihm der Frau geschuldeten Unterhalt wertmäßig überstieg; die Angehörigen des Verletzten, denen dieser bisher mit Rat und Tat hilfreich zur Seite stand; die Angehörigen, die den Verletzten im Krankenhaus besuchen und hierdurch Unkosten haben (vgl. aber unter Rdn. 7 zu § 11). All diesen Personen mutet das Gesetz zu, den Verlust — auch soweit er materieller Verlust ist — als Schicksalsschlag selbst zu tragen. ee) Ansprüche des Arbeitnehmers, der keinen Schaden erlitten hat. Soweit einem 155 Arbeitnehmer oder Beamten ein Anspruch auf Fortzahlung seines Lohnes oder 147
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Haftpflicht
Gehaltes ohne Rücksicht auf seine Arbeitsfähigkeit und Arbeitsleistung zusteht, erleidet er keinen Schaden, wenn durch einen Verkehrsunfall seine Arbeitskraft beeinträchtigt wird. Geschädigt ist in solchen Fällen der Arbeitgeber (Dienstherr), dem die volle Arbeitskraft des Beschäftigten nicht mehr zugute kommt. 156
Während früher nach dem Grundsatz, daß derjenige keinen Anspruch geltend machen kann, der selbst weder einen Sach- noch einen Personenschaden erlitten hat, also einem „Dritten" (Rdn. 152) (dem Arbeitgeber oder Dienstherrn des Verletzten) nach einhelliger Meinung keine Ansprüche gegen den Schädiger zustanden, hat der Bundesgerichtshof am 22. 6. 56 (BGHZ 21,112 vom 22. 6. 56 = NJW 1473; BGHZ 22, 72/74 vom 24. 10. 56 = NJW 57, 138; BGH 5. 2. 63, MDR 489 = VRS 24, 241 = NJW 1051 = VersR 369, 845 LS = NJW 1446 mit Anm. Ganssmüller) seine Rechtsprechung geändert und dabei die Billigung des Schrifttums gefunden (Dersch, BB 52, 891; Reinicke, NJW 53, 1243; 56, 1464; EnneccerusLehmann, Lehrbuch des Schuldrechts, 15. Aufl. S. 86; Larenz, Lehrbuch des Schuldrechts, Bd. 1 Allg. Teil, 8. Aufl. S. 163 § 14 III c; Geigel, Haftpflichtprozeß, 13. Aufl. Kap. 3 Randziffer 1 3 - 1 8 ; Wussow, Unfallhaftpflichtrecht, 9. Aufl. Randziffer 1013—1016; Staudinger-Nipperdey-Mohnen, 11. Aufl. Randziffer 59 zu § 616 BGB; Soergel-Siebert-Volze, 9. Aufl. Randziffer 4 7 - 4 9 zu § 616 BGB). Zwar blieb das Gebot des Gesetzgebers, daß wegen der für erforderlich gehaltenen Haftungsbegrenzung die Fahrer und Halter von Kraftfahrzeugen nicht mit Ansprüchen Dritter belastet werden dürfen, formell unangetastet, der Bundesgerichtshof setzte sich aber in seiner unternehmerfreundlichen Haltung die er entgegen dem Willen des Gesetzgebers als „billig" ansah, über das Gesetz hinweg, indem er den Übergang einer — auch seiner Ansicht nach — nicht bestehenden Forderung auf den Arbeitgeber oder Dienstherrn konstruierte, in dessen Händen diese Ansprüche primär entstehen sollen. Den Ausdruck „Fiktion" lehnt der Bundesgerichtshof ausdrücklich ab. Hinsichtlich weiterer Einzelheiten wird auf die 22. Auflage verwiesen, da die Diskussion nur noch historische Bedeutung hat, seit der Fiskus die Gelegenheit freudig ergriffen hat, auf Kosten aller pflichtversicherten Kraftfahrzeughalter Mehreinnahmen zu erzielen, und der Gesetzgeber dies schließlich sanktioniert hat (§87a BBG, in Kraft getreten am 1.9.57, und die entsprechenden Landes- und Beamtengesetze). Die Vergünstigung, die man noch einigermaßen mit Billigkeitserwägungen begründen konnte, soweit die Mehreinnahmen dem Staat zuflössen, wurde nach § 4 Lohnfortzahlungsgesetz (Gesetz über die Fortzahlung des Arbeitsentgelts im Krankheitsfall [Lohnfortzahlungsgesetz] vom 27.7.69 [BGBl. I, 946] mit Änderung des Gesetzes vom 10. 8. 72 [BGBl. I, 1433] und vom 28. 8. 75 [BGBl. I, 2289]) auf alle privaten Unternehmer ausgedehnt, die hierdurch ihren Unternehmergewinn erhöhen konnten. Es muß bezweifelt werden, daß die vom Bundesgerichtshof seinerzeit gegebene Begründung zutrifft, der Arbeitnehmer erbringe dafür eine Gegenleistung, die dem Schädiger nicht zugutekommen dürfe. Dieser bei einer Kranken- oder Unfallversicherung, für die der Verletzte Beiträge gezahlt hat, zutreffende Gedanke (Baur, JW 37, 1463; BGHZ 10, 107/109 vom 17. 6. 53 = NJW 53, 1346; Großer Senat BGHZ 13, 360/363 vom 31. 5. 54 = NJW 54, 1153) ist mit dem Grundprinzip des Sozialstaats unvereinbar, in dem der Dienstherr und der Arbeitgeber Fürsorgepflichten für die bei ihnen Beschäftigten haben, wenn sie einen Unfall erleiden.
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In der Praxis wird allerdings wegen der nahezu einhelligen Billigung der Rechtsprechung, sie begann schon mit BGHZ 7, 30 vom 19. 6. 52 = NJW 1249 = VRS 5, 6 = VersR 353; angeschlossen haben sich Bremen, 16.9.54, NJW 55, 264 = 148
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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VersR 55, 170; Hamburg, 18. 1. 55, NJW 56, 224 = VersR 56, 162 LS; Karlsruhe, 1. 2. 56, VersR 56, 229; die richtige Ansicht vertrat dagegen das Reichsgericht, vgl. RGZ 130, 258/261 vom 17. 11. 30) durch das Schrifttum von der Ansicht des BGH ausgegangen werden müssen. Es bleibt aber zu hoffen, daß die Stimmen sich mehren werden, welche die unsoziale und wirtschaftlich nicht gerechtfertigte Abwälzung des Unternehmerrisikos auf den sich vorwiegend aus Arbeitnehmern zusammensetzenden Kreis der pflichtversicherten Kraftfahrzeughalter mißbilligen. Wie bereits erwähnt, tritt nunmehr nach § 4 Lohnfortzahlungsgesetz gesetzlicher Forderungsübergang auf den Arbeitgeber ein. Dieser umfaßt auch dann, wenn der Arbeitnehmer von seinem Urlaub nichts einbüßt, den auf die Zeit der Arbeitsunfähigkeit entfallenden Teil des Jahresurlaubsentgelts (Hamburg, 14. 3. 72, VersR 1083). Die Beiträge des Arbeitgebers zur Berufsgenossenschaft sind keine dem Arbeitnehmer geschuldeten Aufwendungen, werden also bei einem Unfall des Arbeitnehmers von § 4 LFZG nicht erfaßt (BGH 11. 11. 75, NJW 76, 326).
f f ) Ersatzansprüche des nicht geschädigten Beamten. Der Gesetzgeber ist freilich 158 aus fiskalischen Gründen im Beamtenrecht den von der Rechtsprechung vorgezeigten Weg gegangen und hat die Rechtsprechung des BGH indirekt gebilligt. Nach § 87 a BBG (in Kraft getreten am 1.9. 57) (nunmehr in der Fassung vom 17. 7. 71, BGBl. I, 1181) geht der Schadenersatzanspruch des Beamten auf den Dienstherrn insoweit über, als dieser während einer auf einer Körperverletzung beruhenden Aufhebung der Dienstfähigkeit zur Gewährung von Dienstbezügen verpflichtet ist. Diese Vorschrift gilt auch dann, wenn der Beamte vor dem 1.9. 57 verletzt worden ist. In gleicher Weise gehen schon seit Erlaß des BBG die gesetzlichen Schadenersatzansprüche des Beamten nach § 168 BBG im Umfang der Versorgungsbezüge und der Unfallfürsorge auf den Dienstherrn über. Beide Vorschriften enthalten den Zusatz, daß der Übergang des Anspruchs nicht zum Nachteil des Versorgungsberechtigten geltend gemacht werden kann. Dem Staat steht also bei Mitverschulden des Beamten ein Quotenvorrecht nicht zu (BGHZ 22, 136 vom 9. 11. 56 = VRS 12, 32 = VersR 1957, 26 = NJW 57, 182; BGH 13.6.67, VersR 902; näheres bei Geigel, 13. Aufl. Kap. 26, Rdn. 14, 17). In diesen Vorschriften ist zwar nicht ausdrücklich gesagt, daß ein Schaden des Beamten fingiert werde, doch ist dies den Vorschriften zwingend zu entnehmen, weil andernfalls ein Ersatzanspruch, dessen Übergang angeordnet wird, nicht bestünde. Zwar sprechen auch in diesen Fällen Billigkeitsgründe gegen die Konstruktion; der Gesetzgeber hat sich aber aus fiskalischen Erwägungen über das Gebot der Billigkeit hinweggesetzt und durch die Anordnung einer gesetzlichen Fiktion den Richter gebunden (so schon allgemein für alle derartigen gesetzlichen Forderungsübergänge: RGZ 92, 401/405 vom 18.4. 18). Der Forderungsübergang bezieht sich jedoch nur auf die Zeit bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres des Beamten; denn für die Zeit danach hätte der Dienstherr die Pension ohnedies zahlen müssen (Reinicke, NJW 53, 1243). Gleiches gilt übrigens auch bei Angestellten und Arbeitern für den Übergang eines fingierten Ersatzanspruchs auf den Sozialversicherungsträger. Einzelheiten über die Berechnung des auf den Dienstherrn übergehenden Anspruchs findet man bei Busse (VersR 63, 614) und in Rdn. 47 bis 53 zu § 11. Eigenartigerweise geht der BGH (9. 7. 57, VersR 522; 16. 2. 65, NJW 908 = VersR 499; 2. 12. 66, VersR 67, 181/182) davon aus, vor dem 1.9.57 habe ein Unfallverletzter Beamter, dem das Gehalt weitergezahlt wurde, keinen Schaden erlitten und daher auch keinen Anspruch abtreten können. 149
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b) Einzelheiten der Berechnung bei Personenschäden Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß die Vermögenseinbuße zu ersetzen ist, die der Verletzte oder die einem Verletzten gleichgestellte Person durch den Unfall erlitten hat. Der Grundsatz des § 249 BGB, daß im Regelfall der Schaden in natura wiedergutgemacht werden muß, wird nur in Ausnahmefällen zum Zug kommen. In der Regel ist Geldersatz geschuldet, und zwar nach § 10 Abs. 1 bei Todesfällen für die Kosten einer versuchten Heilung, für den Ausfall oder die Minderung der Erwerbsfähigkeit im Zeitraum zwischen Unfall und Tod für die Vermehrung der Bedürfnisse in diesem Zeitraum, für die Beerdigungskosten und (nach § 10 Abs. 2) für den durch den Tod des Verletzten entzogenen Unterhalt der Unterhaltsberechtigten ; nach § 11 ist im Falle der Körperverletzung oder Gesundheitsschädigung Schadenersatz durch Ersatz der Heilungskosten, des durch Minderung (oder Wegfall) der Erwerbsfähigkeit entstehenden Ausfalls und der durch Vermehrung der Bedürfnisse entstehenden Aufwands zu leisten. Die Gesamthöhe wird durch § 12 begrenzt.
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c) Allgemeine Grundsätze fiir die Berechnung bei Sachschäden Im Gegensatz zur der Ersatzpflicht bei Personenschäden sind die Ersatzansprüche bei Sachschäden im Gesetz weder geregelt noch inhaltlich begrenzt. Ist mithin bei einem Unfall durch ein Kraftfahrzeug eine Sache beschädigt worden (ein anderes Fahrzeug, die Ladung eines anderen Fahrzeugs, eine auf der Straße oder an der Straße befindliche Sache, z. B. ein Gebäude, eine Mauer, ein Verkehrszeichen, ein Hochspannungsmast), so muß (bis zu den in § 12 genannten Höchstbeträgen) der gesamte dem Verletzten entstandene Vermögensschaden ersetzt werden (nicht etwa nur die durch die Reparatur entstehenden Aufwendungen. Sachschaden ist auch die Beschädigung der vom Verletzten getragenen Kleider, seiner Zahnprothese (RG 19. 5.24, JW 1870), künstlicher Glieder, das Abhandenkommen der Brille, der Schuhe oder des Hutes. Der Zeitpunkt der Schadensbemessung muß innerhalb der prozessualen Grenzen so gewählt werden, daß voller Schadensausgleich gewährt wird (Köln, 19. 6. 64, NJW 65, 109).
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aa) Ist eine neue (oder neuwertige) Sache vollständig zerstört oder abhanden gekommen (Totalverlust), so muß der Ersatzpflichtige entweder einen gleichwertigen Ersatz liefern oder den Geldbetrag bezahlen, der zur Beschaffung einer neuen Sache erforderlich ist. Ist die Beschaffung eines Ersatzes nicht möglich, so ist der Verkaufswert der Sache oder, wenn dieser höher ist, der Gebrauchswert (d. h. der Wert, den die Sache für den Verletzten hatte) zu bezahlen.
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bb) Ist eine gebrauchte Sache vollständig zerstört oder abhanden gekommen, so muß der Ersatzpflichtige eine gebrauchte Sache der gleichen Art und Beschaffenheit liefern (LG Oldenburg, 31.5.46, SJZ 179). Ist eine Ersatzbeschaffung nicht möglich, so kann die Lieferung einer neuen Sache verlangt werden, doch muß der Verletzte den Mehrwert (nicht die Mehrkosten) bezahlen, sofern nicht seine wirtschaftliche Lage so ungünstig ist, daß ihm die Bezahlung des Unterschiedsbetrags nicht zuzumuten ist. Ist weder die Beschaffung eines gebrauchten noch eines neuen Ersatzgegenstandes möglich, so ist, wie beim Verlust unersetzbarer neuer Sachen, der Verkaufswert der Sache oder, wenn dieser höher ist, der Gebrauchswert (d. h. der Wert, den die Sache für den Verletzten hatte) zu bezahlen. Ein Affektionswert für die mit der Sache (Schmuckstück) verbundenen persönlichen Erinnerungen (z. B. bei unersetzlichen Familienfotos) braucht nicht ersetzt zu werden. 150
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cc) Ist die Sache nur so beschädigt, daß sie wiederhergestellt werden kann, so hat 163 der Ersatzpflichtige auf seine Kosten die Wiederherstellung vornehmen zu lassen. Er hat ferner den trotz der Reparatur verbleibenden Minderwert zu ersetzen. Es kann allerdings sein, daß nach der Reparatur die Sache einen höheren Wert hat als vor ihrer Beschädigung; in diesem Fall hat der Verletzte dem Ersatzpflichtigen den Unterschiedsbetrag zu bezahlen, wenn ihm dies zuzumuten ist (Fischbach, DAR 51, 107). Dies gilt auch bei der Beschädigung und Wiederherstellung langlebiger Wirtschaftsgüter (BGHZ 30, 29 vom 24. 3. 59, NJW 1078 = VersR 399). Andererseits gibt es Fälle, in denen es dem Verletzten nicht zuzumuten ist, sich mit einer reparierten Sache zufriedenzugeben; in diesem Fall ist Ersatz zu leisten wie bei völliger Zerstörung der Sache. Im allgemeinen ist es allerdings dem Verletzten zumutbar, einen reparierten (kunstgestopften) Anzug in Gebrauch zu nehmen. Setzt der Verletzte die Sache selbst instand, so ist ihm außer den Kosten für die 164 Materialien auch für die geleistete Arbeit eine Entschädigung zu gewähren. Dies gilt vor allem dann, wenn er bei ihm beschäftigte Personen mit der Ausführung der Reparatur beauftragt hatte (München, 26. 11.65, VersR 66, 836; 24. 1.66, VersR 668), so kann die Reichsbahn anteilsmäßigen Ersatz des Gehaltes ihrer mit der Wiederherstellung von Bahnanlagen (oder des Wagenparks) beauftragten Beamten und Angestellten verlangen (AG Ludwigshafen, 6.2.42, VAE 70; LG Bonn, 23.9.41, VAE 42, 111; LG Bielefeld, 4. 12.41, VAE 42, 112). Gleiches gilt für Straßenbahnunternehmen, Müllabfuhr, Elektrizitätswerke, Bundespost, überhaupt für alle Unternehmen, die eine eigene Reparaturwerkstatt betreiben. Diese Unternehmen und Betriebe können den üblichen Prozentsatz der allgemeinen Unkosten ersetzt verlangen, die durch die Unterhaltung einer eigenen Reparaturwerkstatt anfallen, soweit der Gesamtbetrag der Reparaturkosten die Kosten einer Reparatur in einer fremden Werkstatt nicht übersteigt (Hamm, 12.6.53, VRS 5, 569; BGH 3.2.61, JZ 61, 420 m. Anm. Niederländer = VRS 20, 248 = VersR 61, 358 = NJW 61, 729. Anders wohl Bremen, 1. 8. 67, VersR 1161/1163, wo nur Ersatz des „Grundstundenlohns" zugebilligt wird). Daher gehören zu den durch Beseitigung eines Kabelschadens entstehenden Kosten der Bundespost auch die anteilsmäßigen Unkosten (Selbstkosten) für den Einsatz eines posteigenen Kabelwagens (LG Flensburg, 26. 2. 57, VersR 795). Wird ein Straßenbahnwagen oder Omnibus beschädigt, so ist auch der Einsatz eines für solche Zwecke bereitgehaltenen Ersatzfahrzeugs zu ersetzen (BGHZ 32, 280 vom 10.5.60 = VersR 661 = VRS 19, 1; Düsseldorf, 21. 2. 61, JZ 601 m. Anm. Niederländer = VersR 61, 1024; Beuthien NJW 66, 1936; LG Offenburg, 30. 11. 65, VersR 67, 242/243). Auf die Reservehaltungskosten kommt es nicht an, wenn der Verletzte Ersatz der Gebrauchsvorteile (Rdn. 167) anstelle des Ersatzes der Reservehaltungskosten verlangt. Die Tatsache, daß Reservefahrzeuge vorhanden waren, steht einem Anspruch auf Ersatz des Nutzungsausfalls nicht entgegen (BGH 13. 12.65, NJW 66, 589 = DRiZ 66, 52 mit Anm. Steffen; Celle, 21. 10. 65, VersR 66, 321; a. M. Bremen, 18. 8.65, DAR 299. Der Anspruch besteht natürlich auch dann, wenn kein Reservefahrzeug vorhanden ist: LG Köln, 4. 4. 67, VersR 986). Weitere Einzelheiten siehe Rdn. 85 zu § 9. d) Beschädigung eines Kraftfahrzeugs
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Die oben Rdn. 160 bis 164 aufgestellten Regeln gelten auch für die Zerstörung oder die Beschädigung eines Kraftfahrzeugs. Entgegen der Regel des § 249 Abs. 1 BGB ist der Geschädigte jedoch in der Regel verpflichtet (Rdn. 172), den beschädigten Wagen selbst zu einer Reparaturwerkstatt zu bringen und den Instandsetzungsauftrag zu erteilen (Rdn. 36 zu § 9), sofern kein Totalschaden (Rdn. 167) vor151
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liegt. Es bestehen bei Schäden am Kraftfahrzeug folgende Besonderheiten: Der Halter, der den Unfallwagen selbst zur Reparatur geben will, kann nach § 249 Satz 2 von dem Schädiger — auch schon ehe die Reparatur durchgeführt ist —, den Geldbetrag verlangen, der zur Herstellung des Fahrzeugs erforderlich ist. Ihm sind die Mittel für alle Maßnahmen zur Verfügung zu stellen, die ein verständiger Eigentümer in der Lage des Geschädigten zur Beseitigung des Schadens treffen würde (BGH 29. 10. 74, NJW 75, 160 = DAR 75, 109 = VRS 48, 81). Dazu gehören auch die Mehrkosten von unsachgemäßen oder unwirtschaftlichen Maßnahmen der Werkstatt, sofern und soweit den Halter hieran kein eigenes Verschulden trifft (BGH 29. 10. 74 a. a. O.). In Rechtsprechung und Schrifttum ist — vor allem in Zusammenhang mit der Frage, ob die beim Kauf eines Kraftfahrzeugs oder bei der Reparatur eines solchen in der Regel anfallende Mehrwertsteuer vom Schädiger stets zu ersetzen ist — die Frage häufig behandelt worden, wie sich der subjektbezogene Schadensbegriff, der dem Geschädigten nicht mehr zukommen lassen will, als einen Ausgleich des im Einzelfall wegen der gerade vorliegenden Umstände wirklich entstandenen Schadens, mit dem Grundsatz des § 249 Satz 2 BGB verträgt, daß unter Anwendung eines abstrakten Schadensbegriffs der Geschädigte den ihm zustehenden Schadensersatz auch dann verlangen kann, wenn er das Wrack ohne Reparatur verkauft, ohne sich einen anderen Wagen anzuschaffen (Streck, BB 71, 1087 und NJW 70, 1550; Hübner, NJW 73, 1029; Gremsky, Aktuelle Probleme zum Begriff des Vermögensschadens, 1968 S. 21; BGH 19. 6. 73, NJW 1647). 166
aa) Die Höhe des Ersatzanspruchs richtet sich gemäß § 249 Satz 2 BGB nach dem zur Herstellung erforderlichen Geldbetrag. Der BGH (Walter, Die Regulierung des Kraftfahrzeugschadens, 4. Aufl. Berlin 1973, S. 14; BGHZ 52, 82 v. 26.5.70 = NJW 1454 = DAR 241 = VRS 39, 81) weist mit Recht darauf hin, daß der Anspruch objektiv zu bemessen ist, zumal er schon im Zeitpunkt des Unfalls entsteht. Der tatsächliche Aufwand des Geschädigten dient nur als Anhalt für die Ermittlung des objektiv erforderlich gewesenen Betrags. Der Gläubiger kann mithin mit Erfolg darauf hinweisen, der „erforderliche" Betrag sei höher als der tatsächlich aufgewendete, er habe lediglich durch Maßnahmen, die im Rahmen der Schadenminderungspflicht nicht zumutbar waren (Arbeitskraft des Geschädigten, seiner Angestellten oder Fremde) Aufwendungen erspart. Geschuldet ist in jedem Fall der Ersatz der Aufwendungen, „die ein verständiger und wirtschaftlich denkender Eigentümer in der besonderen Lage des Geschädigten für eine zumutbare Instandsetzung zu machen hätte". Der Berechnung kommt daher, wie der Bundesgerichtshof betont, ein fiktiver oder besser abstrakter Charakter zu. Die Höhe der Forderung ist mithin grundsätzlich unabhängig davon, ob der Geschädigte sein Kraftfahrzeug reparieren läßt oder nicht, ob er es selbst repariert, ob er es weiter benützt oder sich ein anderes kauft. Es kommt nur darauf an, ob ein verständiger Fahrzeugeigentümer den gewählten Weg zur Behebung des Schadens, sei es durch Reparatur, sei es durch Ersatzbeschaffung, für zweckmäßig und angemessen halten durfte (BGH 20. 6. 72, NJW 1800 = DAR 276 = VersR 1024 = VRS 43, 25). Der Eigentümer wird in der Regel ein berechtigtes Interesse daran haben, anstelle eines fremden, möglicherweise mängelbehafteten Gebrauchtwagens den ihm vertrauten Unfallwagen reparieren zu lassen; er darf zu diesem Zweck um 30% über den Wiederbeschaffungswert bei der Prüfung hinausgehen, ob sich die Reparatur lohnt. Der Anspruch des Geschädigten entsteht ohne Rücksicht darauf, ob er das Fahrzeug weiter benützt oder sich ein anderes kauft. Denn der Anspruch entsteht im 152
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Augenblick des Unfalls; der weitere Ablauf liefert lediglich die Indizien für die Höhe des beim Unfall entstandenen Anspruchs. Dieser setzt sich aus fünf Teilbeträgen zusammen, den Kosten für das Abschleppen, den eigentlichen Reparaturkosten mit Mehrwertsteuer (Karlsruhe/Freiburg, 4. 5. 72, NJW 1470) (Rdn. 36 zu § 9), der wegen mangelhafter Reparatur verbliebenen Wertminderung (wenn eine völlige Wiederherstellung unverhältnismäßige Mehrkosten verursachen würde) (Rdn. 175), dem merkantilen Minderwert (Rdn. 176) und den Kosten, die die Anmietung eines Ersatzfahrzeugs gleicher Art für die Zeit der Reparatur kostet, ferner für die vor dem Reparaturauftrag liegende Zeit, in der der Geschädigte zu prüfen hat, ob sich eine Reparatur noch lohnt, und in der er eine preiswerte und leistungsfähige Werkstätte zu suchen und einen Unternehmer ausfindig zu machen hat, der Selbstfahrerwagen zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellt (Rdn. 177 und Rdn. 35 zu § 9). Der Anspruch erhöht sich durch die Kosten der vom Geschädigten in Anspruch genommenen Zwischenfinanzierung (Rdn. 182 und Rdn. 33 und 34 zu § 9). War das Kfz gewerblich genutzt und ist daher der Geschädigte zum Vorsteuerabzug nach § 15 Abs. 1 Nr. 1 UStG berechtigt, so ist der Teil der Reparaturkosten dem Geschädigten nicht zu ersetzen, der auf die von der Werkstatt in Rechnung gestellte Mehrwertsteuer entfällt (BGH 6.6.72, NJW 1460; Giesbarts, NJW 73, 181). Nicht zu billigen ist die Ansicht, die Mehrwertsteuer habe außer Betracht zu bleiben, wenn der Geschädigte die Reparatur nicht durchführen lasse. Die Mehrwertsteuer ist Teil des Werklohns und daher von den zur Behebung des Schadens erforderlichen Aufwendungen nicht zu trennen. Zur Abrechnung auf Reparaturkostenbasis ist der Geschädigte berechtigt, wenn das Vorliegen eines Totalschadens nicht ohne weiteres erkennbar ist und er den Schaden beheben läßt, ferner immer dann, wenn kein Totalschaden vorliegt. Er ist zur Abrechnung auf Reparaturkostenbasis verpflichtet, auch wenn er keine Reparatur vornimmt, sondern sich ein anderes Kraftfahrzeug kauft, die Abrechnung auf Totalschadensbasis aber einen erheblich höheren Anspruch ergäbe (Düsseldorf, 31.7.67, VersR 68, 605; Celle, 16. 4. 70, VersR 957) (Rdn. 169). Eine Abrechnung auf Totalschadensbasis ist dem Geschädigten in solchen Fällen nur ausnahmsweise gestattet (Rdn. 168). bb) Ein Totalschaden liegt vor (Rdn. 172), wenn sich eine Reparatur Wirtschaft- 167 lieh nicht lohnt, also wenn die Reparatur des Kraftfahrzeugs einschließlich der Mietwagenkosten für die Reparaturzeit erheblich (mehr als 30%) mehr kostet, als ein gebrauchtes Kraftfahrzeug in dem Zustand, in dem sich das beschädigte Kraftfahrzeug vor dem Unfall befand, einschließlich der Mietwagenkosten für die zur Beschaffung eines solchen Fahrzeugs erforderliche Zeit (Nürnberg, 25. 9. 58, DAR 59, 45 = VersR 59, 259 und 10. 7. 58, VersR 59, 484 = MDR 59, 390; München, 24.6.65, DAR 271; Oldenburg, 23. 11.66, VRS 33, 81/82; Celle, 20.2.67, DAR 216) (Rdn. 177). Nimmt der Geschädigte die Reparatur vor, obwohl die Kosten erheblich über dem Wiederbeschaffungswert liegen, also im Regelfall mehr als 30% über diesem (Celle, 9. 1. 64, VersR 519; München, 7. 7. 64, VersR 1138; Nürnberg, 10. 11. 67, VersR 69, 289; BGH 20. 6. 72, NJW 1800 = DAR 276 = MDR 942 = VersR 1024), so mindert sich der unter Rdn. 166 beschriebene Anspruch. Maßgebend für den Ersatzanspruch sind dann nicht die Reparaturkosten — selbst wenn der Geschädigte sein Kfz reparieren läßt —, sondern neben den Kosten des Abschleppens die Kosten der Anschaffung eines mängelfreien Gebrauchtfahrzeugs, das dem Beschädigten in Art und Güte gleicht (Rdn. 174). Weiter sind Mietwagenkosten für den Zeitraum zu ersetzen, in dem der Geschädigte zu prüfen hat, ob sich 153
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eine Reparatur noch lohnt und wo ihm zu günstigem Preis ein entsprechender Gebrauchtwagen verkauft wird, ferner für den Zeitraum bis zur Lieferung und Zulassung dieses Fahrzeugs. Schließlich gehören zu dem Anspruch die Kosten für das Gutachten, ob sich eine Reparatur lohnt, und die Kosten der Zulassung. Der Anspruch mindert sich um den Erlös, der bei Verkauf des beschädigten Fahrzeugs oder des Wracks zu erzielen gewesen wäre. Die Verpflichtung des Geschädigten von einer Reparatur abzusehen, beruht bei Totalschadensfällen auf §251 Abs. 2 BGB und besteht daher nur, wenn unverhältnismäßige Aufwendungen durch die Reparatur entstünden. Bei der Prüfung, ob die Aufwendungen unverhältnismäßig wären, sind auch die Begleitumstände heranzuziehen. Es handelt sich um tatrichterliche Würdigung. 168
cc) Von der Reparatur abzusehen und auf Totalschadensbasis abzurechnen, obwohl kein Totalschaden vorliegt (eine Reparatur einschließlich der Nebenkosten käme billiger), ist dem Geschädigten bei jeder erheblichen (also über bloße Blechschäden hinausgehenden) Beschädigung des Kfzs wahlweise dann gestattet, wenn der auf dieser Basis berechnete Ersatzanspruch nicht wesentlich höher ist als der nach Rdn. 166 zu errechnende Normanspruch, oder wenn das beschädigte Kfz neu oder neuwertig war oder dem Geschädigten die Benutzung eines Unfallwagens wegen der besonderen Art seines Betriebs (Kraftdroschke, Fahrschule) nicht zuzumuten ist (siehe unten). Der Geschädigte hat in diesen Fällen das Recht, von der Reparatur des Kraftfahrzeugs abzusehen, dieses vielmehr zu verkaufen und statt dessen ein anderes Kraftfahrzeug zu kaufen (Schleswig, 13. 5. 60, NJW 2240 = VersR 72; LG Oldenburg, 7.4. 61, VersR 768; LG Essen, 19. 3. 65, VersR 66, 72). Allerdings muß der Verletzte zunächst prüfen, ob es nicht vorteilhafter ist, zunächst die Reparatur vorzunehmen und erst dann den Wagen zu verkaufen (Oldenburg, 7.6.61, VersR 61, 623). Ob sich der Verletzte anstelle des erheblich durch den Unfall beschädigten Wagens einen gebrauchten oder einen neuen Wagen beschafft, macht keinen Unterschied; er erhält jedenfalls nicht mehr ersetzt als den Unterschied zwischen dem Anschaffungspreis eines (dem beschädigten Fahrzeug vor dem Unfall) gleichwertigen Kraftfahrzeugs (erhöht um die Gewinnspanne des Gebrauchtwagenhändlers und um den geschätzten Wert des im Gebrauchtwagenhandel üblicherweise vom Käufer zu tragenden Mängel-Risikos) und dem Verkaufspreis des beschädigten Kraftfahrzeugs (Wert des Wracks) (Stuttgart, 14.4.60, NJW 1463; LG Hanau und LG Hannover, 18. 4. und 9. 12. 66, VersR 68, 101. Im Gegensatz zu Koblenz (24. 5. 67, VersR 984) tritt das LG Hagen (9. 2. 66, VersR 1016) mit Recht dafür ein, daß der beim Kauf eines Neuwagens vom Verkäufer üblicherweise gezahlte Überpreis für den in Zahlung gegebenen Gebrauchtwagen dem Schädiger nicht zugute kommen kann, soweit er den Marktpreis übersteigt. Falls er vor dem Verkauf das Fahrzeug hat reparieren lassen, erhält er auch die Reparaturkosten ersetzt, es sei denn, daß der Verkauf des beschädigten Fahrzeugs ohne Reparatur wirtschaftlich vorteilhafter gewesen wäre und der Verletzte dies schuldhaft nicht erkannt hat. In diesem Falle wird der Verletzte so gestellt, als habe er das Fahrzeug ohne Reparatur verkauft. Der vereinzelt geäußerten Ansicht (LG Düsseldorf, 14. 11. 58, NJW 59, 1226), der Verletzte habe das Wahlrecht zwischen Reparatur und Kauf eines neuen Fahrzeugs nur, wenn er sich bei der Höhe der festgestellten Schäden auch dann einen neuen Wagen angeschafft hätte, wenn kein Ersatzpflichtiger vorhanden gewesen wäre, kann nicht gefolgt werden. Der Verwendungszweck des Kraftfahrzeugs (oder ein außergewöhnlicher Umstand) kann allerdings in gewissen Fällen bewirken, daß dem Verletzten die Weiterverwendung des 154
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reparierten Kraftfahrzeugs auch dann nicht zuzumuten ist, wenn die Schäden nicht erheblich waren und beseitigt werden konnten (Nürnberg, 9. 12. 58, VRS 16, 401; Nürnberg, 27. 6. 72, NJW 2222). So kann einem Kraftwagenhändler (oder -Vertreter) im allgemeinen nicht zugemutet werden, seinem Beruf in einem unfallgeschädigten Wagen nachzugehen (München, 3. 12. 59, VersR 60, 671, dort handelte es sich allerdings um eine erhebliche Beschädigung des Kraftfahrzeugs). Keinesfalls liegt ein Verstoß des Verletzten gegen seine Schadensminderungspflicht vor, wenn er das technisch einwandfrei reparierte Kraftfahrzeug alsbald verkauft, und zwar nicht nur dann, wenn die Reparatur betriebswichtige Teile des Fahrzeugs betroffen hat, wie das OLG Karlsruhe (13.4.60, VersR 60, 527) meint. Der Verletzte ist vielmehr in seiner Verfügungsbefugnis über das Kraftfahrzeug eben so frei wie vor dem Unfall. Die Eigenart der Abrechnung auf Totalschadensbasis liegt vor allem darin, daß Wertminderung und merkantiler Minderwert (Rdn. 175) sofort offen zutage treten („realisiert werden") und in ihrer wahren Höhe ersetzt werden müssen. dd) Hat der Geschädigte von der Reparatur abgesehen und sich statt dessen unter 169 Verkauf oder Inzahlunggabe des beschädigten Wagens einen anderen gekauft, so halten manche Gerichte eine Abrechnung auf Reparaturkostenbasis für unzulässig (Celle, 29. 2.68, NJW 1478). Diese Ansicht ist unrichtig (Kirchner, NJW 71, 1541), was der Bundesgerichtshof 1976 bestätigt hat. Sie ist nur dann zutreffend, wenn der Schädiger beweist, daß sich bei der Abrechnung auf Totalschadensbasis ein wesentlich geringerer Ersatzanspruch ergäbe, als bei Abrechnung auf Reparaturkostenbasis. Dem Geschädigten ist es in einem solchen Fall verwehrt, auf Reparaturkostenbasis abzurechnen (Hamburg, 3.2.70, VersR 71, 236) (Rdn. 166). Fiktive Reparaturkosten kann der Geschädigte, der den Unfallwagen verkauft hat, nur insoweit ersetzt verlangen, als sie in strengem Sinn wirtschaftlich erscheinen (BGH 23. 5. 76). Nutzungsausfall wird nicht für die mutmaßliche Reparaturdauer zuerkannt, sondern allenfalls für die Zeit bis zur Wiederbeschaffung eines Fahrzeugs. ee) Erhöhung des Anspruchs durch unverschuldete Wahl des aufwendigeren Weges. 170 Da auch nachträgliche Erhöhungen und Minderungen zu berücksichtigen sind, die nach dem Unfall eintreten, kann sich der Anspruch auch durch das Verhalten des Geschädigten erhöhen. Entscheidet dieser sich in der ihm zuzubilligenden Bedenkzeit ohne Verschulden für eine Reparatur, obwohl sich nachträglich herausstellt, daß statt dessen die Anschaffung eines betriebsfähigen gebrauchten Wagens wirtschaftlich zweckmäßiger gewesen wäre, so erhöht sich der nach objektiven Kriterien errechnete Ersatzanspruch um den durch die schuldlos unrichtige Wahl verursachten Mehrbetrag. Dasselbe gilt, wenn der Geschädigte schuldlos das Wrack ohne Reparatur verkauft hat, obwohl diese sich noch gelohnt hätte. Die Anforderungen an die bei der Wahl des richtigen Weges zu beachtende Sorgfalt sind, vor allem wenn der Unterschiedsbetrag unter 30% liegt, nicht zu hoch zu spannen. Die früher häufig vertretene Ansicht, der Geschädigte müsse in jedem Fall einen Sachverständigen zu Rate ziehen, ist als unrichtig erkannt worden; infolge des Rechts, in der Zwischenzeit einen Mietwagen zu fahren, kann sich durch das Zuwarten der Schaden erheblich vergrößern. Ist ein alter Wagen schwer beschädigt worden, so liegt die Annahme nahe, daß Totalschaden vorliegt, und der Eigentümer kann den Unterschiedsbetrag zu der preisgünstigeren Abrechnung auf Totalschadensbasis nur ersetzt verlangen, wenn er sich vor Auftragserteilung an die Werkstätte erkundigt hat, ob nicht die Anschaffung eines fahrtüchtigen Gebrauchtwagens finanziell erheblich günstiger wäre (OLG Stuttgart, 14. 4. 60, NJW 1463 = VersR 1008). Aber 155
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auch im Fall einer dahin lautenden Auskunft kann der Geschädigte einen Ermessensspielraum von etwa 30% für sich in Anspruch nehmen. Dieser Spielraum von 30% steht dem Geschädigten darüber hinaus ganz allgemein schon deshalb zu, weil es ihm, ist die Differenz nicht größer, nicht zuzumuten ist, statt des ihm vertrauten Fahrzeugs ein ihm fremdes zu fahren (BGH 20.6.72, NJW 1800 = DAR 276 = MDR 942 = VersR 1024 = VRS 43, 250; OLG Nürnberg, 10. 11.67, VersR 69, 289; KG 9. 2. 70, DAR 157; a. M. OLG Oldenburg 24. 10. 68, VersR 69, 837). Allerdings sind der Schädiger und sein Versicherer nicht gehalten, dem Geschädigten die Entscheidung abzunehmen. Maßgebend ist für diese nicht der listenmäßige Zeitwert vor dem Unfall. Zu berücksichtigen sind vielmehr auch ein guter Erhaltungszustand und wertverbessernde Arbeiten, die kurz vor dem Unfall ausgeführt wurden (OLG München, 24. 6. 65, DAR 271). War der Wagen vor dem Unfall im Betrieb des Geschädigten eingesetzt, so ist er hinsichtlich der Mehrwertsteuer, die er dem Reparaturunternehmen und dem Vermieter von Selbstfahrer-Fahrzeugen zu zahlen hat, vorsteuerabzugsberechtigt und kann vom Schädiger keinen Ersatz der Mehrwertsteuer verlangen; diese erhält er allerdings insoweit ersetzt, als die Steuer auf den privaten Nutzungsanteil entfällt (LG Wiesbaden, 13.5.69, NJW 1670). Wer seinen unfallbeschädigten Wagen selbst in eigener Werkstatt repariert oder reparieren läßt, kann den Betrag ersetzt verlangen, den eine andere Werkstatt üblicherweise für die Instandsetzung in Rechnung gestellt hätte (OLG München, 14. 10. 66, VersR 67, 483 = DAR 67, 242 = VRS 32, 88; KG 9. 10. 69, VersR 70, 164 = NJW 70, 431 = DAR 70, 71). Das gilt aber nicht für ein Verkehrsunternehmen, das eine eigene Werkstätte für seine Fahrzeuge unterhält; dieses Unternehmen muß auf eigener Kostenbasis abrechnen und kann nicht ohne weiteres Ersatz der höheren Kosten verlangen, die ein fremder Reparaturbetrieb berechnet hätte (BGHZ 54, 82 v. 26. 5. 70, NJW 1454 = MDR 751 = DAR 241 = VersR 832 = VRS 39, 81). Die früher vertretene Meinung, daß bei größeren Karosserieschäden stets eine Ganzlackierung geschuldet sei, ist durch die technische Entwicklung überholt, die sogar bei den in zwei Schichten aufgetragenen Lacken fehlerfreie Teillackierungen ermöglicht. 171
f f ) Das freie Wahlrecht des Geschädigten besteht unabhängig von der anzuwendenden Methode der Schadensberechnung. Ganz gleich ob auf Totalschadensbasis abzurechnen ist oder nicht, steht es dem Geschädigten frei, sich anstelle des beschädigten Fahrzeugs ein fabrikneues zu kaufen oder einen Gebrauchtwagen, oder selbst zur Reparatur zu schreiten, eine Werkstatt damit zu beauftragen oder künftig auf ein Kraftfahrzeug ganz zu verzichten (OLG München, 26. 11.65, VersR 66, 836; v. 14. 10. 66, NJW 67, 398 = VersR 67, 483 = VRS 32, 91). Durch die getroffene Wahl wird die Höhe des Anspruchs lediglich dann beeinflußt — nämlich erhöht —, wenn statt der preiswertesten Maßnahme schuldlos ein Weg in Angriff genommen wird, der nicht erheblich teurer kommt. Im übrigen aber hat das Vorgehen des Geschädigten keinen Einfluß auf die Anspruchshöhe. Die in letzter Zeit in der Rechtsprechung häufig geäußerte Meinung, das Recht des Geschädigten, auf Totalschadensbasis abzurechnen, gehe verloren, sobald er den Unfallwagen habe reparieren lassen, und die Abrechnung der Reparaturkosten werde unzulässig, wenn er von einer Reparatur abgesehen, den Wagen verkauft und sich einen anderen gekauft habe (OLG Celle, NJW 68, 1478; OLG Koblenz, 24. 5.67, VersR 984), will trotz der unglücklichen Formulierung nichts anderes besagen. Es kann kein Zweifel sein, daß der Geschädigte, der den Unfallwagen in Kenntnis der Tatsache verkauft, daß sich eine Reparatur noch gelohnt hätte, nur auf Reparaturkostenba156
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§ 7 StVG
sis abrechnen kann, es sei denn, ein Fall der Unzumutbarkeit (oben 5) habe vorgelegen (vgl. Kirchner, NJW 71, 1541). Daraus, daß der Anspruch aus §249 Satz 2 BGB unabhängig von der tatsächlichen Instandsetzung des beschädigten Fahrzeugs besteht, ergibt sich nicht ohne weiteres, daß der Anspruch bei Veräußerung des Fahrzeugs nicht untergeht (BGH 23. 3. 76, NJW 1396; Schlechtriem, DAR 75, 122). Wohl aber ergibt sich aus der Veräußerung des Fahrzeugs, daß der Gläubiger anstelle der Naturalrestitution Geldersatz gewählt hat. Ein besonderes Interesse des Schuldners am Zugang dieser Erklärung ist zu verneinen (Altmann, NJW 76, 744/745). Da subjektive Unmöglichkeit eintritt, besteht nur ein Anspruch aus § 251 Abs. 1 BGB. e) Einzelheiten zur Abrechnung von Kfz-Schäden (Rdn. 165 bis 169)
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aa) Totalschaden. Wie oben Rdn. 167 ausgeführt, ist wirtschaftlicher Totalschaden gegeben, wenn die Reparatur des Kraftfahrzeugs einschließlich der Mietwagenkosten für die Reparaturzeit erheblich mehr kostet, als ein gebrauchtes Kraftfahrzeug in dem Zustand, in dem sich das beschädigte Kraftfahrzeug vor dem Unfall befand, abzüglich des Erlöses für das Wrack, oder wenn eine Reparatur unmöglich ist. Ob Totalschaden vorliegt, muß der Verletzte unverzüglich nach dem Unfall prüfen; ist unklar, ob der Wagen überhaupt wieder in einen gebrauchsfähigen Zustand versetzt werden kann, so muß er einen Sachverständigen zu Rate ziehen (Oldenburg, 18.3.60, VersR 61, 71). Die Kosten des Gutachters sind eine Folge des Unfalls und sind vom Schädiger nicht etwa nur dann zu ersetzen, wenn es zum Prozeß kommt (AG Mönchengladbach, 8. 3. 67, NJW 1760 = VersR 68, 56 LS; a. M. Celle, 28. 5. 51, Jur. Zentr. 96/51). Jedenfalls muß der Verletzte vor Erteilung eines Reparaturauftrags die Prüfung vornehmen (Stuttgart, 14.4.60, NJW 1463 = VersR 60, 1008); hierfür wird ihm in Zweifelsfällen eine Bedenkzeit von einer Woche gelassen (Nürnberg, 7. 2. 57, VersR 60, 956 = VRS 13, 326; das OLG Oldenburg [17. 11. 66, VRS 33, 83] hält vierzehn Tage für angemessen). Das OLG Düsseldorf (31. 5. 61, DAR 306) meint, der Verletzte dürfe zunächst die Stellungnahme der Haftpflichtversicherung oder eines von ihr beauftragten Sachverständigen abwarten. Dies gilt aber nur, wenn die Versicherung eine solche Stellungnahme in Aussicht gestellt hat. Die Ansicht von Geigel (13. Aufl. Kap. 4, Rdn. 30), daß Reparaturkosten, die den Verkehrswert des Altwagens übersteigen, in keinem Fall ersetzt werden, ist nicht zu billigen (Nürnberg, 25. 9. 58, VersR 59, 259 = DAR 59, 45 und VersR 59, 484 = MDR 59, 390). Der Ersatz kann nur für den Teil der Reparaturkosten verweigert werden, der erheblich über dem Anschaffungspreis eines gleichwertigen Gebrauchtwagens liegt (Oldenburg, 28. 10. 60, VersR 61, 956 = DAR 61, 196). Ein gewisser Spielraum bleibt dem Verletzten für seine Entscheidung, „ob sich die Reparatur noch lohnt" schon deshalb, weil der Erwerb eines Gebrauchtwagens stets gewisse Risiken mit sich bringt, während der Verletzte den Zustand seines Wagens (Motor, Anlasser, Lichtmaschine, Bremsen, Achsen, Lenkung) in der Regel genau kennt. Liegt Totalschaden vor oder ist der Schaden wie ein Totalschaden zu behandeln, so hat der Verletzte Anspruch auf einen Betrag in Höhe des Kaufpreises eines Gebrauchtwagens der Art und in dem Zustand, in dem sich der zerstörte Wagen vor dem Unfall befand (Hamm, 2.4.62, VersR 1017; Stuttgart, 20. 7. 66, NJW 67, 252, mit Anm. Hohenester). Ferner erhält er einen Geldbetrag als Ersatz für das Risiko, das er beim Gebrauch eines ihm unbekannten Gebrauchtwagens eingeht (siehe unten). Bei erheblicher Beschädigung eines fast noch fabrikneuen Wagens hat der Verletzte das Recht, den Kaufpreis eines neuen Wagens (einschließlich der Kosten der Schilder, Zulassung, Umschreibung der 157
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Steuer) zu verlangen (Düsseldorf, 30. 11.61, VersR 62, 1111; München, 15.2.66, VersR 1082; Schleswig, 11. 10.66, VersR 67, 610; LG Hannover, 9. 12.66, VersR 68, 101). Schließlich erhält er die Kosten des Abschleppens des Wracks ersetzt. Dieses hat er dem Ersatzpflichtigen zur Verfügung zu stellen (Nürnberg, 25. 9. 58, DAR 59, 45). Verkauft der Verletzte das Wrack, so muß er sich den Erlös anrechnen lassen. Die häufig vertretene Ansicht, daß der Verletzte nur den Zeitwert (des zerstörten Wagens) vor dem Unfall ersetzt erhält (LG Bielefeld, 12. 4. 72, NJW 73, 103 bringt eine Aufzählung der Fundstellen), ist nicht zu billigen. Der Ersatzpflichtige muß vielmehr auch die Gewinnspanne des Gebrauchtwagenhändlers und dessen Unkosten tragen, also den Kaufpreis des gleichwertigen Gebrauchtwagens bezahlen (BGHZ 30, 29 vom 24. 3. 59 = VersR 399; Stuttgart, 20. 7. 66 a. a. O.; Oldenburg, 11.8.66, VersR 67, 566; Henrichs, NJW 67, 1940. Bei Fahrzeugen, die keinen Markt haben, entscheidet der Gebrauchswert [Stuttgart a. a. O.]). Bei der Berechnung dieses Wertes ist allerdings vom Zeitwert vor dem Unfall auszugehen und bei dessen Berechnung ist wiederum nicht der seinerzeitige Anschaffungspreis zugrunde zu legen, sondern der Neupreis des Modells im Berechnungszeitpunkt (BGH 10. 7. 59, VersR 59, 949). 173
bb) Ein Wertzuwachs neu für alt entsteht durch die Reparatur eines Kraftfahrzeugs in der Regel nicht (Köln, 25. 2. 55, VersR 488 LS = DAR 159; LG Hannover, VersR 57, 552; München, 14. 7. 66, VersR 1192). Insbesondere steigt der Wert nicht, wenn in einen Kraftwagen ein neues Schutzblech oder eine neue Tür eingebaut wird, sofern die Teile vor der Beschädigung nicht schon aus anderer Ursache beschädigt gewesen waren (Oldenburg, 30. 1. 52, DAR 91 = JurZentr. 74/52; LG Wuppertal, 29.5.52, DAR 138 = VersR 392 LS; LG Essen, 19.7.65, VersR 66, 372; Voss, DAR 51, 19/20; a. M. offenbar Stuttgart, 15. 1. 59, MDR 390 = VersR 318). Werden jedoch gewisse Teile des Kraftfahrzeugs, die einer größeren Abnutzung unterliegen (Stoßstangen mit Rostflecken, Motor, Getriebe, Achsen) durch neue Originalteile oder Austauschteile (Austauschmotor, Austauschachse) ersetzt, so tritt eine Wertsteigerung ein, wenn der ausgetauschte Teil vor dem Unfall schon erheblich abgenutzt war (BGHZ 30, 29 vom 24.3.59 = VersR 399; Nürnberg, 20. 2. 64, VersR 835).
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cc) Die Wiederbeschaffungskosten für ein Kfz gleicher Art und Güte stehen dem Geschädigten zu, der auf Totalschadensbasis abrechnen muß oder freiwillig abrechnet. Diese sind weit höher als der Zeitwert des beschädigten Kfzs vor dem Unfall. Denn erstens muß der Geschädigte dem Kfz-Händler die Handelsspanne bezahlen, die diesem für seine Tätigkeit zusteht. Und zweitens steht dem Geschädigten ein Wertausgleich zu, wenn der Händler, wie dies formularmäßig üblich ist, die Gewährleistung für den Gebrauchtwagen ausschließt. Die Handelsspanne beträgt im allgemeinen 20% (Bamberg, 22. 12.67, NJW 68, 1832; Celle, 29.2.68, NJW 1478, geht von 15% aus); die durch Ausschluß der Gewährleistung herbeigeführte Preisermäßigung weitere 15%. Im Durchschnitt liegen mithin die Kosten für die Wiederbeschaffung eines gleichwertigen Gebrauchtwagens 35% über dem Zeitwert. Dazu kommen noch die 11% Mehrwertsteuer oder, wenn der Geschädigte im Ausland wohnt, die entsprechende Steuer seines Heimatstaates, z. B. die englische purchase tax (Düsseldorf, 30. 10.69, VersR 70, 187). Die gelegentlich geäußerte Ansicht, dem Geschädigten stehe nur der Kaufpreis für einen Gebrauchtwagen zu, bei dem der Verkäufer die Gewährleistung ausgeschlossen hat, ist abzulehnen. Vielmehr ist dem Verletzten ein Ausgleich in Geld zu gewähren für das Risiko, einen ihm unbekannten Gebrauchtwagen mit ihm unbekannten verdeckten Män158
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geln fahren zu müssen; denn im Gebrauchtwagenhandel ist die Mängelhaftung weitgehend ausgeschlossen, und das Risiko trägt der Käufer (KG 2. 12.65, NJW 66, 735 = VRS 30, 81; LG Nürnberg-Fürth, 3.3.65, VersR 1086; Stuttgart, 14. 4. 60, NJW 1463; Oldenburg, 25. 6. 65, VRS 29, 245 setzt die Gewinnspanne des Händlers und den Risikozuschlag zusammen mit 30% an. Gegen die Zubilligung des Risikozuschlags: Hamburg, 13.4.65, VersR 963, BGH 17.5.66, NJW 1454, 1807 [Anm. Allway], 2159 [Anm. Schmidt]; Ruhkopf, VersR 65, 1033; Schmidt, NJW 66, 717. Das OLG Stuttgart [20. 7. 66, NJW 67, 252] und das OLG Frankfurt [15. 11.66, VersR 67, 411] wollen den Risikozuschlag nur ausnahmsweise zubilligen. Ähnlich nun auch LG Hanau, 29. 8. 67, VersR 68, 459). Die Ansicht des BGH, das dem Käufer eines Gebrauchtwagens vertraglich überbürdete Risiko stelle keinen Nachteil für den Käufer dar, weil die Bemessung des Kaufpreises dem Rechnung trage (weil also der Käufer entsprechend weniger zahlen müsse), ist in diesem Zusammenhang unverständlich. Ein solches Risiko besteht nur dann nicht, wenn der Verkäufer volle Gewährleistung für Mängelfreiheit übernimmt. Das OLG Schleswig (Schleswig, 22.2.67, Sehl HA 68, 118) lehnt einen Risikozuschlag ab, gewährt aber statt dessen dem Geschädigten den Ersatz der Kosten einer gründlichen technischen Überprüfung des gekauften Gebrauchtwagens. Diese Kosten dürften in der Regel nicht niedriger sein wie der üblicherweise mit 15% geschätzte Risikozuschlag. Der Wiederbeschaffungspreis ist durch ein Gutachten festzustellen, wenn nicht andere Beweismittel angeboten werden. Anhaltspunkte gibt z. B. der monatlich im Selbstverlag erscheinende Marktbericht von Hanns W. Schwacke (Vertrieb durch eurotax, internationale Marktbeobachtung, CH 8808, Pfäffikon). dd) Ersatz des merkantilen Minderwerts
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Begriffsbestimmung: Der Unterschiedsbetrag zwischen dem Wert des Kraftfahrzeugs vor dem Unfall (dem „Zeitwert") und dem Wert des beschädigten Kraftfahrzeugs nach dem Unfall besteht aus drei Teilbeträgen: aus den Reparaturkosten, der wegen mangelhafter Reparatur verbliebenen Wertminderung und dem merkantilen Minderwert. Reparaturkosten und die wegen mangelhafter Reparatur verbliebene (sichtbare) Wertminderung werden unter dem Begriff „technischer Minderwert" zusammengefaßt. Der Verletzte ist in vielen Fällen nach Treu und Glauben verpflichtet, sich mit einer mangelhaften Reparatur zufriedenzugeben, weil eine einwandfreie Reparatur unverhältnismäßig mehr kosten würde; insbesondere kann, wenn nur ein Teil der Karosserie beschädigt worden ist, eine Ganzlackierung des Kraftfahrzeugs nur in Ausnahmefällen verlangt werden. Da es technisch unmöglich ist, den Original-Lack eines Kraftfahrzeugs durch nachträgliches Lackieren nachzuahmen, bleibt eine durch die erkennbare Ungleichmäßigkeit des Äußeren verursachte Wertminderung. Es geht nicht an, dem Verletzten den Ersatz dieser Wertminderung mit der Begründung zu versagen, das Kraftfahrzeug fahre genauso gut, auch wenn es häßlich aussehe, ein „Schmerzensgeld" für die weggefallene Freude am guten Aussehen des Kraftfahrzeugs sei nicht geschuldet. Nach § 249 BGB hat der Verletzte ein Recht auf völlige Wiederherstellung, und wenn er nach Treu und Glauben hierauf verzichten muß, kann er wenigstens die verbliebene Wertminderung, die auch im gesunkenen Verkaufswert des Kraftfahrzeugs ihren Niederschlag findet, ersetzt verlangen. „Merkantiler Minderwert" wird derjenige Teil der durch den Unfall verursachten Wertminderung genannt, der nach einer Reparatur verbleibt, die ohne Rücksicht auf die Kosten mit allen einer guten Reparaturwerkstatt zur Verfügung stehenden Mitteln und unter Austausch aller beschädigten Teile durchgeführt worden ist. Der merkantile Minderwert ist die Bewertung 159
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des Risikos, das jeder eingeht, der ein nach einem Unfall repariertes Kraftfahrzeug benützt, und das darin besteht, daß trotz aller Sorgfalt gewisse Beschädigungen des Kraftfahrzeugs unerkannt bleiben können, die später weitere Reparaturen erforderlich machen oder einen Unfall hervorrufen, der wegen der Unbekanntheit der Mängel zwar unvermeidbar ist, aber den Halter nach § 7 Abs. 2 Satz 1 schadenersatzpflichtig macht (daher muß jeder, der einen gebrauchten Wagen verkauft, den Käufer auf frühere Unfälle hinweisen, soweit sie sich nicht auf reinen Blechschaden beschränkten: BGH 20.3.67, NJW 1222 = DAR 158 = VRS 32, 401 = VersR 858). 176
ee) Ersatz des merkantilen Minderwerts schon vor der Veräußerung des Kraftfahrzeugs. Daß das beschädigte und reparierte Kraftfahrzeug infolge der Möglichkeit, daß nicht erkennbare Mängel verblieben sind, minderwertig ist im Vergleich mit einem Gebrauchtwagen sonst gleichen Erhaltungszustands, ist nicht bestritten. Die Problematik besteht jedoch darin, daß es nicht nur häufig vorkommt, daß gar keine versteckten Mängel verblieben sind, sondern auch, daß die verbliebenen Mängel nie zutage treten, daß sich aber andererseits der Verkaufswert des Kraftfahrzeugs und damit auch sein Zeitwert im Augenblick des Unfalls nicht nur um den technischen Minderwert vermindert hat, sondern auch um den merkantilen Minderwert. Ist der Verletzte immer noch Eigentümer des Kraftfahrzeugs, wenn es zu Schrott gefahren ist, und hat sich bis zu diesem Zeitpunkt kein versteckter Mangel gezeigt, so ist der merkantile Minderwert nicht in Erscheinung getreten. Dies bedeutet aber nicht, daß ein merkantiler Minderwert nicht vorhanden war; der Eigentümer hat vielmehr in den Jahren bis zur Schrottreife einen minderwertigen Wagen gefahren und das (in Geld bewertbare) Risiko eines unverschuldeten Unfalls getragen, der nicht nur ihn selbst verletzen, sondern ihn auch haftpflichtig machen würde (abgesehen von der strafrechtlichen Seite eines solchen Unfalls). Überdies kann der Unfall den Verletzten nicht in seiner Verfügung über das Kraftfahrzeug beschränken. Verkauft er es, so tritt der merkantile Minderwert zutage, allerdings vermindert um den Betrag, der dem Risiko des Eigentümers für die Zeit entspricht, in der er selbst den Wagen gefahren hat. Der Ersatzpflichtige hat daher dem Verletzten den merkantilen Minderwert — berechnet auf den Zeitpunkt des Unfalls - in Geld zu erstatten (Geigel, NJW 56, 553 zu Lübeck 13. 1.56; München, 8. 5. 56, DAR 57, 16; Stuttgart, 23. 1. 57, DAR 98; Düsseldorf, 26. 2. 57, VRS 13, 1; BGH 3. 10.61, NJW 61, 2253 = MDR 62, 43 = VersR 61, 1043 = DAR 334; Weimar, DAR 61, 270; Köln, 19. 6. 64, NJW 65, 109; Schmidt, DAR 66, 230. Wird der Wagen instand gesetzt, so ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Reparatur beendet war: BGH 2. 12. 66, NJW 67, 552 = JZ 67, 361 mit Anm. Steindorff = VRS 32, 91 = DAR 67, 82). Ist der Unfallwagen schwer verkäuflich, so ist dem Geschädigten zuzumuten, mit dem Verkauf zu warten, bis ein annehmbarer Preis geboten wird. Auch wenn sich durch das Zuwarten der theoretische Zeitwert weiter vermindert, ist in solchen Fällen die Wertminderung nach dem schließlich erzielten Preis zu berechnen (München, 24. 6. 66, NJW 2168 = DAR 298). Bei der Berechnung des merkantilen Minderwerts ist darauf abzustellen, wie sich im Augenblick Angebot und Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt gestalten. Diese schwanken vor allem jahreszeitlich sehr stark. Im übrigen wirkt sich die Tatsache, daß ein Wagen einen größeren Unfall erlitten hat, bei den verschiedenen Typen sehr unterschiedlich aus. Luxuswagen sind, wenn sie einen Unfall erlitten haben, meist nur unter erheblichem Preisnachlaß verkäuflich. Die Berechnung des merkantilen Minderwerts nach Prozentsätzen des Zeitwerts, die häufig angewandt 160
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wird (Celle, 21. 10. 65, VRS 30, 321), kommt daher der wahren Werteinbuße meist nicht einmal nahe und ist deshalb abzulehnen. Notwendig ist vielmehr die genaue Marktkenntnis eines Sachverständigen, der auch schon im Zeitpunkt des Unfalls die Gebrauchtwagenpreise und speziell die Preise für Unfallwagen anhand sorgfältiger Marktanalysen festgestellt hat (LG Essen, 19. 7. 65, MDR 987; LG NürnbergFürth, 18. 12. 64, VersR 65, 1060/1061). Die frühere Rechtsprechung, die dem Verletzten nur ein Recht auf Feststellungsklage einräumte (z. B. BGHZ 27, 181 vom 29. 4. 58 = NJW 58, 1085 = MDR 58, 502 = VersR 58, 453), ist allgemein aufgegeben worden, weil sie den wirtschaftlichen Tatsachen widersprach. ff) Mietwagenkosten. Der Verletzte ist berechtigt, für die Zeit zwischen dem Un- 177 fall und der Beendigung der Reparatur seines Kraftfahrzeugs oder zwischen dem Unfall und der Lieferung eines Gebrauchtwagens einen Ersatzwagen des gleichen oder ähnlichen Typs als Selbstfahrer in Anspruch zu nehmen, und zwar auch, wenn er seinen Wagen nur zum Vergnügen gefahren hatte (RG 3. 10. 32, DAR 325; KG 16. 11. 39, VAE 40, 53; Karlsruhe, 13. 10. 55, DAR 56, 101; Frankfurt, 3. 1. 58, VersR 419; Karlsruhe, 13. 10. 55, NJW 56, 552 = DAR 56, 101 = VersR 56, 293 LS; siehe auch Maase, VersR 59, 883 und Heger, VersR 59, 977). Nicht zu billigen ist die Ansicht des OLG Karlsruhe (9. 11. 66, Justiz 67, 51), der Mietzins sei nicht zu erstatten, wenn der Vermieter eine O H G sei, deren Gesellschafter auch Gesellschafter der geschädigten OHG sind. Zutreffend hat das AG Mönchengladbach (8.3.67, NJW 1760 = VersR 68, 56 LS) dem zur Benutzung des Wagens seiner Ehefrau Berechtigten einen eigenen Anspruch zuerkannt. Außer dem Mietzins sind auch die vom Verletzten zu leistenden Versicherungsprämien für das gemietete Fahrzeug zu ersetzen (AG Karlsruhe, 27. 7. 67, VersR 68, 56), zumal es wegen der Kürze des Zeitraums unwirtschaftlich wäre, die Kaskoversicherung für das eigene Fahrzeug inzwischen abzumelden, und die Prämien dafür gleichzeitig weiterlaufen. Ist schwer zu entscheiden, ob sich die Reparatur noch lohnt, so hat er eine Bedenkzeit von einer Woche (Rdn. 159 zu § 7 und Rdn. 81 zu § 9), in allen anderen Fällen hat er entweder das beschädigte Kraftfahrzeug unverzüglich in eine Reparaturwerkstatt zu fahren (oder dorthin abschleppen zu lassen) oder einen Gebrauchtwagen gleicher Art und gleichen Erhaltungszustands zu kaufen. Nur wenn er weder Geld zur Verfügung hat, um die Reparatur oder den Ersatzwagen zu bezahlen, und sich auch nicht beschaffen kann, entfällt die Pflicht (oben Rdn. 161). Er muß aber den Ersatzpflichtigen hierauf aufmerksam machen. Bearbeitet die Haftpflichtversicherung trotzdem die Sache nicht mit der gebotenen Eile, so muß der Ersatzpflichtige den Schaden tragen (Karlsruhe, 16.9. 53, VersR 402). Es kann dem Verletzten nicht zugemutet werden, Verpflichtungen einzugehen, die er vielleicht nicht erfüllen kann. Wählt er die ihm offenstehende Möglichkeit, einen neuen Wagen zu kaufen und den Aufpreis zu bezahlen und besteht für das Kraftfahrzeug eine Lieferfrist, so kann er für diese ein Ersatzfahrzeug nicht beanspruchen, sofern nicht außergewöhnliche Umstände vorliegen, die es ihm verbieten, einen Gebrauchtwagen zu fahren. Dies ist z. B. einem Autohändler oder Auto-Vertreter nicht zuzumuten (München, 3. 12. 59, VersR 60, 671). Dagegen kann der Ansicht von Walter (Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters S. 65; Celle, 27. 11. 61, VersR 62, 187 = NJW 62, 396 = NdsRpfl. 62, 61; ebenso Hamburg, 10. 11. 59, VersR 60, 450) nicht beigetreten werden, daß ein Verletzter stets dann auf die Lieferung eines neuen Kraftfahrzeugs warten dürfe, wenn er gewohnt sei, sich fabrikneue Wagen zu kaufen und wenn er den Wagen für berufliche Zwecke halte. Denn in der Zeit bis zur Lieferung des neuen Wagens hätte er seinen Wagen noch gefahren; ist ihm 161
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daher zuzumuten, bis zur Lieferung eines neuen Wagens einen gebrauchten Wagen zu fahren; einen solchen hat er sich mithin unverzüglich zu beschaffen und nur die Anschaffungskosten für diesen erhält er ersetzt (Ruhkopf, VersR 60, 719). Der Ansicht von Hamburg (10. 11. 59, VersR 60, 450 mit Anm. Ruhkopf, VersR 719), es sei ungewöhnlich, sich bis zur Liefermöglichkeit eines neuen Wagens einen Gebrauchtwagen anzuschaffen und der Verletzte sei daher nicht hierzu verpflichtet, kann nicht gefolgt werden. Da der Verletzte nur Anspruch auf einen Gebrauchtwagen hat, hat er auch keinen Anspruch auf Ersatz der durch Kauf des neuen Wagens entstehenden Nebenkosten, z. B. der Wechselspesen (Celle, 18. 6. 62, NdsRpfl. 62, 190 = VersR 63, 49). Der Ersatz solcher Kosten kann nur verlangt werden, wenn entweder der Verletzte ausnahmsweise berechtigt ist, sich einen fabrikneuen Wagen zu beschaffen, oder bei der Anschaffung eines Gebrauchtwagens. Hat allerdings der Verletzte ausnahmsweise das Recht, sich einen fabrikneuen Wagen zu beschaffen und ist ein Kraftfahrzeug des gleichen Typs erst nach zwei Monaten (oder noch längerer Zeit) lieferbar, so darf er sich zwecks Ersparnis der Mietwagenkosten einen etwas teureren Wagen anderen Typs anschaffen und die Preisdifferenz anstelle der ersparten Mietwagenkosten vom Ersatzpflichtigen ersetzt verlangen (Celle, 27. 11. 61, VersR 62, 187 = NJW 62, 396 = NdsRpfl. 62, 61). Ein Ausgleichsanspruch „neu für alt" (Rdn. 158) entsteht in diesem Falle nicht. Nach Verstreichen der in Rdn. 159 erwähnten Überlegungsfrist von etwa einer Woche stehen dem Verletzten zur Beschaffung eines gleichwertigen Gebrauchtwagens nur etwa vierzehn Tage zur Verfügung (Oldenburg, 17. 11. 66, VRS 33, 83), soweit nicht besondere Schwierigkeiten bestehen. Seit 1966 verstößt, da die Vermieter ihre Vertragsbedingungen in der Mehrzahl geändert haben, der Geschädigte dann gegen seine Schadenminderungspflicht, wenn er ein Fahrzeug mit der Vereinbarung mietet, daß täglich mindestens 100 km bezahlt werden müssen (LG München I, 7. 12. 66, VersR 67, 591; Düsseldorf, 17. 3. 69, NJW 2051). Die Ersatzpflicht für die vollen Mietwagenkosten wird nicht davon berührt, daß die Selbstfahrerunternehmen ihre Fahrzeuge mit einem gewissen Selbstbehalt gegen Kasko versichern, einen Rückgriff des Kaskoversicherers gegen den Mieter dabei ausschließen und die Versicherungsprämien in den Mietpreis einkalkulieren (Sanden, Sachschadenrecht des Kraftverkehrs, Rdn. 332, 333; Ikinger, VersR 71, 6 / 7 ; v. Caemmerer, VersR 71, 973). Ist dies nicht der Fall, so darf nach der zunächst im Schrifttum vertretenen Ansicht der Geschädigte auf Kosten des Schädigers für den Selbstfahrerwagen eine Kaskoversicherung mit einem Selbstbehalt von DM 1000 abschließen, um das gegenüber dem eigenen Wagen höhere Risiko auszugleichen (v. Caemmerer, a . a . O . ; BGH 19.3.74, VersR 657). Die Aufwendungen für das Ersatzfahrzeug sind, soweit sie ein verständiger Geschädigter für angemessen halten konnte (BGH 19. 11. 74, bei Bode, DAR 75, 97), zu ersetzen, also konkret zu berechnen. Wird der Leihwagen von einem Dritten zur Verfügung gestellt, der nicht gewerbsmäßig Wagen vermietet, so ist kein Unternehmergewinn zu ersetzen, während im übrigen die Höhe der Ersatzforderung hiervon nicht beeinflußt wird (BGH 19. 11. 74, a. a. O.). Das gilt auch, wenn die Ehefrau oder der Ehemann den Wagen zur Verfügung stellt. Eine Vollkaskoversicherung mit geringerem Selbstbehalt auf Kosten des Schädigers abzuschließen verbietet die Schadenminderungspflicht. Angesichts des Umstands, daß sein eigener Wagen in demselben Zeitraum der Gefahr von Beschädigungen nicht ausgesetzt ist, ist ihm zuzumuten, einen Teil des Risikos für den Mietwagen selbst zu tragen. Der BGH (BGHZ 61, 325 v. 6. 11. 73 = NJW 74, 91 = VersR 74, 143) indessen ist nunmehr der Ansicht, daß in der Regel der Ausgleich der Risiken der Billigkeit dann entspricht, wenn der Schädiger die Hälf162
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te der Prämie für die Kaskoversicherung des Mietfahrzeugs erstattet. Ein Mietwagenunternehmer, der im Zusammenwirken mit einer Bank und einem Rechtsanwalt den Unfallgeschädigten von der gesamten Schadensabwicklung entlastet und bei Vorfinanzierung durch eine Bank darauf hinwirkt, daß ein bestimmter Rechtsanwalt mit der Geltendmachung der Schadensersatzansprüche betraut wird, verstößt gegen das Rechtsberatungsgesetz und gegen § 1 UWG. Diese Wirkung tritt aber nicht ein, wenn der Kunde für die Durchsetzung seiner Ansprüche selbst zu sorgen hat, der Mietwagenunternehmer den Haftpflichtversicherer nur Durchschriften der Abtretung und der Mietwagenrechnung übersendet und zur Geltendmachung der ihm abgetretenen Schadensersatzansprüche nur berechtigt ist, wenn der vom Geschädigten trotz Aufforderung keine Zahlung erhält (BGH 10. 5. 74, NJW 1244 = DAR 218 = VersR 973 = VRS47, 251). Kosten der Taxifahrten. Benutzt der Verletzte das Kraftfahrzeug nur geringfügig, 178 so kommt es häufig billiger, wenn er nicht ein Selbstfahrer-Fahrzeug nimmt, sondern die Fahrten mit dem Taxi vornimmt. Er ist stets verpflichtet, die billigere Beförderungsart zu wählen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln braucht er aber nicht zu fahren. Er braucht auch in der Regel als Selbstfahrer-Fahrzeug keinen kleineren Wagen zu nehmen, als er selbst vor dem Unfall fuhr. Die Benutzung von Taxis statt eines Leihfahrzeugs ist unzumutbar, wenn der Geschädigte an einem Ort wohnt, wo Taxis nur nach langen Vorbestellzeiten zur Verfügung stehen, oder wenn ein eigener Wagen zu Repräsentationszwecken (Beförderung von Geschäftsfreunden) oder wegen der Notwendigkeit pünktlichen Erscheinens (Arzt, Rechtsanwalt, schwangere Ehefrau) erforderlich ist. Der Ersatz der Leihwagenkosten kann in jedem Fall nur verweigert werden, wenn für den Geschädigten (wegen kurzer Reparaturdauer, geringem Fahrbedarf usw.) von Anfang an vorhersehbar war, daß ein Leihwagen wesentlich teurer kommen werde als die Benutzung von Taxis oder Mietwagen (Dörner, VersR 73, 702). Abzug der Kostenersparnis. Der Ersatzanspruch für Taxifahrten mindert sich um 179 den ersparten Treibstoff und um einen weiteren Betrag, der die für den Zeitraum zu errechnenden (ersparten) allgemeinen Unkosten (Öl, Reifen, Batterie, Inspektion, Reparaturen) und die zu errechnende Absetzung vom Anschaffungspreis des Kraftfahrzeugs umfaßt. Bei der Berechnung der Absetzung ist allerdings zu berücksichtigen, daß der Wert eines Kraftfahrzeugs nicht nur mit steigender Kilometerzahl sinkt, sondern auch durch bloßen Zeitablauf, vor allem bei Wagentypen, bei denen häufiger neue Modelle auf den Markt kommen. Der gleiche Abzug gilt bei Inanspruchnahme eines Selbstfahrer-Kraftfahrzeugs; nur ist hier für Treibstoff nichts abzuziehen, weil diesen der Verletzte weiterhin selbst bezahlen muß (BGH 10. 5.63, VersR 931). Es hat sich eingebürgert, die Kostenersparnis bei Inanspruchnahme eines Selbstfahrer-Kraftfahrzeugs pauschal anzusetzen, und zwar mit 15% der aufgewendeten Kosten (Nürnberg, 7.2.57, VersR 60, 956 = VRS 13, 326; Hamm, 10. 10. 60, VersR 61, 118; LG Oldenburg, 7.4. 61, VersR 768) oder mit 20% (LG Konstanz, 15. 1. 60, VersR 61, 95; Celle, 11.3. 63, VersR 985; Köln, 1. 3. 67, VersR 1081/1082; Köln zieht 20% ab, wenn der angemietete Wagen kleiner war als der beschädigte, die Ersparnis also größer). Das OLG Düsseldorf nimmt bei einem Lastzug von der vierten Woche an einen Abzug von 10%, vorher gar keinen Abzug vor (31. 5. 61, DAR 306). Eine Pauschalierung ist aber nicht möglich, weil die täglich und pro Kilometer eintretende Wertminderung bei einem neuen Kraftfahrzeug sehr groß ist, bei einem mehrere Jahre alten Kraftfahrzeug aber sehr gering (zu diesen Fragen auch Ruhkopf, VersR 61, 10; Maase,-NJW 61, 253; Schmidt, DAR 163
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Haftpflicht
61, 156). Immerhin können die genannten Zahlen als Anhaltspunkt dienen (Hamm vom 26. 11. 59, MDR 60, 226 = DAR 60, 335; Hamburg, 15. 6. 65, VersR 1182 und VersR 66, 170 m. Anm. Schmidt = VRS 20, 330). Handelt es sich um weniger als 700 km Fahrstrecke, so ist die Ersparnis so gering, daß sie nicht in Ansatz zu bringen ist (Hamm, 26. 11.59, MDR 60, 226 = DAR 60, 335; BGH 10.5.63, VersR 931). Bei der Schätzung der Eigenersparnis kann es richtiger sein, nicht von pauschalierten Prozentsätzen auszugehen, sondern jährlichen Tabellen der für jeden Kraftfahrzeugtyp anfallenden Betriebskosten, z. B. ADAC-Motorwelt, Was kostet mein Auto, im April jeden Jahres (BGH 3. 6. 69, NJW 1477 = VersR 828 = DAR 211 = VRS 37, 83). 180
gg) Ersatz für den Nutzungsausfall. Wer sein Kraftfahrzeug nicht benützen kann, weil es sich infolge des Unfalls in Reparatur befindet oder weil ein Totalschaden eingetreten ist und der Ersatzwagen noch nicht beschafft werden konnte, hat für die Zwischenzeit einen Schadenersatzanspruch wegen des entgangenen Gebrauchsvorteils auch dann, wenn er weder ein Taxi oder einen Mietwagen noch einen Selbstfahrerwagen in Anspruch genommen hat. Der Zeitraum, in dem die Gebrauchsvorteile des Kraftfahrzeugs dem Verletzten entgehen, beginnt nicht erst mit der Reparatur, wie das OLG München 13. 10. 64, OLGZ 65, 9) meint, sondern im Augenblick des Unfalls. Zu ersetzen ist bei Fahrzeugen, die zu Erwerbszwecken gehalten werden, der Gewinn, der mit dem beschädigten Kraftfahrzeug (als Mietwagen, als Fahrschulwagen, zum Aufsuchen von Bestellungen) hätte erzielt werden können, wenn das Kraftfahrzeug noch in Ordnung gewesen wäre. Ist der Gewinnausfall höher als die Kosten, die für die Miete eines Ersatzwagens entstanden wären, so wird der entgangene Gewinn nur bis zu dieser Grenze ersetzt. Der Schadenersatz wird aber auch dann, wenn das Kraftfahrzeug nur zur Bequemlichkeit oder zum Vergnügen gefahren wurde, für den Nutzungsentgang gewährt (München, 8.5.62, VersR 1214 = DAR 237 = NJW 2205 mit abl. Anm. von H.W. Schmidt, bestätigt durch BGHZ 40, 345 vom 30. 9. 63 = VersR 64, 225 = NJW 64, 542 = JZ 64, 420 m. Anm. Steindorff; Celle, 25. 3. 65, NJW 1534; BGH 13. 12. 65, NJW 66, 589 = VersR 66, 192; BGHZ 45, 212 vom 15. 4. 66 = VersR 497 = NJW 1260; Nickel, DAR 72, 182; Frössler, NJW 72, 1795. Das gilt auch bei einem Totalschaden (Rdn. 167): Karlsruhe, 16. 6. 66, VersR 67, 609. Die entgegengesetzte Meinung vertritt Böhmer); denn der entgangene Genuß ist dadurch, daß er hätte (durch Anmietung eines anderen Wagens für die Zwischenzeit) erkauft werden können, kommerzialisiert (vgl. BGH 7.5.56, VersR 491 = NJW 1234 = Betrieb 644 mit zustimm. Anm. von Neumann-Duesberg; zustimmend zu München, 8.5.62 auch Palandt-Danckelmann, 27. Aufl. Anm. 3 zu § 253 BGB; Erman, 3. Aufl. Anm. 6 h zu § 249 BGB, Weimar, VersR 62, 400/403; Esser, Schuldrecht, 2. Aufl. 1960, §48 2c; Kaduk, VersR 63, 1007; Hereth, NJW 69, 2133. Kritisch: Erman, 4. Aufl. Anm. 7 d cc zu § 249 BGB). Die Nutzungsmöglichkeit stellt mithin keinen bloß ideellen Wert, sondern einen in Geld bewertbaren Vermögensgegenstand dar (Düsseldorf, 18. 11. 65, VersR 68, 77; a. M. Maase, VersR 61, 394; Weimar, VersR 61, 587; Hamm, 28. 6. 61, NJW 62, 2205; Celle, 28. 10. 64, VersR 1272; LG Koblenz, 5. 10. 65, VersR 66, 43). Daß die Beschädigung eines Kraftfahrzeugs ein materieller und nicht etwa ein immaterieller Schaden ist, ist nicht zu bezweifeln. Der Ersatzanspruch entfällt, wenn feststeht, daß der Verletzte es während der Zeit, für die er Nutzungsausfall begehrt, weder selbst gefahren noch anderen Personen zum Gebrauch überlassen hätte. Der Ersatzanspruch rechtfertigt sich im übrigen aus folgender Erwägung: Der Wert eines Kraftfahrzeugs schließt im Regelfall 164
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den Nutzungswert in sich, doch gilt dies nur für den N o r m a l f a l l , in dem der Eigentümer das Kraftfahrzeug nutzen kann. R ä u m t z. B. der Eigentümer einem anderen einen N i e ß b r a u c h am Kraftfahrzeug ein (§§ 1030, 1032 B G B ) oder übergibt er es einem anderen als Faustpfand (§§ 1204, 1205 B G B ) , so mindert sich der Wert des Eigentums am Kraftfahrzeug (auch dessen Verkaufswert), obwohl dieses in der Substanz unverändert bleibt. Die Möglichkeit der Nutzung eines Kraftfahrzeugs stellt also durchaus einen in Geld schätzbaren Vermögenswert dar. Die Ansicht von Löwe ( V e r s R 63, 3 0 7 / 3 0 9 ) , daß Substanzwert und Gebrauchswert immer identisch seien, trifft mithin nicht zu. D e r durch einen vorübergehenden Ausfall der Nutzungsfähigkeit eines Kraftfahrzeugs entstehende S c h a d e n entspricht dem Wert eines N i e ß b r a u c h s am Kraftfahrzeug für den entsprechenden Zeitraum. Diese Art der Schadensberechnung ist bei der Verletzung von Urheber- und Patentrechten längst allgemein anerkannt ( R G Z 95, 2 2 0 / 2 2 3 und 130, 108 vom 2 9 . 3 . 19 und 22. 1 0 . 3 0 ; B G H Z 20, 345 vom 8 . 5 . 5 6 = N J W 1554; B G H Z 26, 3 4 9 / 3 5 2 vom 1 4 . 2 . 5 8 = N J W 8 2 7 / 8 2 9 = VersR 3 0 1 / 3 0 2 ) . Die von uns vertretene Ansicht, d a ß der S c h a d e n höher als 4 0 % der vermiedenen Mietwagenkosten liege, ist vom B G H ( B G H 3 . 6 . 6 9 , N J W 1477 = VersR 828 = D A R 2 1 1 = V R S 37, 83) nicht gebilligt worden, der am 3. 6. 6 9 die Anwendung der Tabellen von Sanden und D a n n e r ( V e r s R 69, 4 8 3 , nun vom 1. 11. 75, V e r s R 75, 9 7 2 ) empfahl. Am 17. 3. 7 0 hielt der Bundesgerichtshof eine Pauschalabrechnung in H ö h e von 3 0 % der Kosten des nicht beanspruchten Mietwagens für zulässig (dabei ist die Eigenersparnis bereits berücksichtigt) ( B G H 1 7 . 3 . 7 0 , N J W 1120 = D A R 183 = V e r s R 547 = V R S 38, 401). Am 18. 5. 71 ( B G H Z 56, 2 1 4 v. 18. 5. 71 = N J W 1692 = D A R 211 = V e r s R 7 2 0 ) verwarf der Bundesgerichtshof diese M e t h o d e wieder und vertrat die Ansicht, man müsse von den a u f den Zeitabschnitt entfallenden fixen Kosten des Kraftfahrzeugs ausgehen (Steuern, Versicherungsbeiträge, G a r a g e , Alterungsabschreibung, Verzinsung des bei Anschaffung des Fahrzeugs investierten Kapitals) und dürfe außerdem einen maßvollen Zuschlag berechnen. D a m i t ist der Bundesgerichtshof wieder bei den Tabellen von S a n d e n - D a n n e r angelangt. Es ist anzunehmen, d a ß sich a u f dieser G r u n d l a g e ein Gewohnheitsrecht entwickeln wird, wenn auch die G e r i c h t e derzeit noch nicht geneigt sind, der vom Bundesgerichtshof am 17. 3. 7 0 für richtig gehaltenen M e t h o d e den Vorzug zu geben. D e r Geschädigte d a r f Nutzungsausfall auch in R e c h n u n g stellen, wenn ihm sein Freund in der Zwischenzeit einen W a g e n unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte oder wenn er sich einen billigen Ersatzwagen gemietet aber nicht in R e c h n u n g gestellt hatte ( B G H 17. 3. 7 0 a. a. O.). D e r S c h a d e n liegt mithin höher als 4 0 % der vermiedenen Mietwagenkosten, ein Wert, der von den Gerichten üblicherweise unterstellt wird ( M ü n c h e n , 5. 5. 64, V e r s R 9 3 2 ; K G 2 4 . 5 . 6 5 , D A R 298, und 1 3 . 6 . 6 6 , N J W 2 1 6 7 ; das L G Berlin 28. 11. 64, N J W 65, 108 = VersR 65, 365 mit Anm. Schmidt billigte 50% zu; vgl. auch Weychardt, Betrieb 66, 609, und Pfleiderer, V e r s R 66, 8 0 9 / 8 1 2 . Rechtsprechungsüberblick und Schrifttum: Schütz, VersR 68, 124. Weitgehend eingebürgert hat sich die von Sanden und D a n n e r ( V e r s R 66, 6 9 7 ) angegebene Berechnungsweis e ; vgl. Schleswig, 11. 10. 66, VersR 6 7 , 6 8 ; A G Lübeck, 24. 11. 66, V e r s R 6 7 , 9 1 4 ; B a m b e r g , 17. 1 . 6 7 , V e r s R 1005; L G Bielefeld, 9 . 2 . 6 7 , V e r s R 7 1 7 ; L G Krefeld, 1 5 . 3 . 6 7 , V e r s R 7 1 9 ; Pfleiderer in A n m . zu Stuttgart, 1 . 2 . 6 7 , V e r s R 1 2 0 7 / 1 2 0 8 . Teilweise a b l e h n e n d : L G Hannover, 1. 8. 67, 889. Stellungnahme von Sanden und D a n n e r : V e r s R 6 7 , 1208). D a s Gegenargument von Löwe, die Fälle seien nicht vergleichbar, weil ein Immaterialgüterrecht leichter als eine S a c h e verletzt werden 165
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könnte, dürfte wohl schon in seinem Ausgangspunkt nicht zutreffen; denn die Zahl der Verkehrsunfälle übertrifft die der Patent- und Urheberrechtsverletzungen erheblich. Ebensowenig kann es — wie Löwe meint — entscheidend sein, daß der Schädiger von dem Nutzungsentgang keinen Vorteil hat, weil auch er das Kraftfahrzeug während der Reparaturzeit nicht nutzen kann; denn es handelt sich nicht um einen Bereicherungs-, sondern um einen Schadensersatzanspruch. Da mithin die Verursachung eines vorübergehenden Nutzungsausfalls der Entzug eines Vermögenswertes ist, steht die Differenztheorie der Entschädigung des Nutzungsausfalls nicht entgegen. Ohne auf diese Gedankengänge einzugehen meinen allerdings Venzmer (VersR 63, 795; zu dem System des ganzen Fragenkomplexes siehe auch Brückler, DRiZ 63, 269) und Bötticher (VersR 66, 301), der Nutzungsausfall sei kein Vermögensschaden; der Geschädigte könne mithin keinen Schadenersatz in Geld verlangen, wenn er auf Naturalrestitution (Anmietung eines anderen Wagens für die Reparaturzeit) verzichtet habe (§ 253 BGB). Diese Folgerung wäre richtig, wenn die Prämisse zuträfe. Keinen Nutzungsausfall für die Zeit, die eine Reparatur in Anspruch nehmen wird, erhält derjenige Geschädigte ersetzt, der von seinem Recht Gebrauch macht, die Reparatur nicht vornehmen zu lassen, sondern Geldersatz zu verlangen und sich einen anderen Wagen zu kaufen (BGH 23. 3. 76, NJW 1396/1398). Demgegenüber möchten Löwe (VersR 63, 307/311) und Larenz (VersR 63, 312) nur einen Ersatz der nutzlos gewordenen Aufwendungen des Eigentümers für die in der Reparaturzeit anfallende Garagenmiete, Steuer und Versicherungsprämie mit der Begründung zubilligen, alle für einen erhofften ideellen Genuß vergeblich gemachten Aufwendungen seien ein Vermögensschaden, wenn der bezweckte Lebensgenuß verhindert werde (sie stützten sich dabei auf Thür [Allg. Teil des BGB, 1. Bd. S. 320]). Dieser nun auch von Hereth (NJW 69, 2123/2124) vertretenen Ansicht kann nicht gefolgt werden; der dem Verletzten entstehende Schaden geht über die genannten Aufwendungen hinaus. Ihren Ersatz kann der Verletzte, der den Ersatz der entgangenen Gebrauchsvorteile begehrt, nicht noch eigens verlangen. Nach dem vom BGH hier angewendeten normativen Schadensbegriff bekommt der Geschädigte die durch Nichtanmieten eines Kfzs ersparten Unkosten ersetzt, abzüglich folgender Posten: Allgemeine Geschäftsunkosten des Vermieters, Reingewinn des Vermieters, erheblich höhere Versicherungsprämien, höherer Verschleiß des Mietwagens und Eigenersparnis des Geschädigten. Der Satz, daß derjenige keinen Ersatzanspruch hat, der den Wagen in der betreffenden Zeit nicht genutzt hätte (vgl. oben), erleidet noch eine weitere Ausnahme: Der Schädiger kann sich nicht darauf berufen, daß der Verletzte an der Nutzung des Kraftfahrzeugs durch die Körperschäden verhindert gewesen wäre, die der Schädiger ihm durch den Unfall verursacht hat. Nach Ansicht des BGH (BGHZ 45, 212/219 v. 15.4.66; BGH 3.6.69, NJW 1477/1478 = VersR 69, 828/829; BGHZ 50, 214 v. 18.5.71 = NJW 1692 = DAR 211 = VersR 720 = VRS 41, 161) und des OLG Hamm (Hamm, 18. 4. 69, VersR 70, 43) soll der Satz, daß derjenige keinen Ersatzanspruch hat, der den Wagen in der betreffenden Zeit nicht genutzt hätte (vgl. oben), auch gelten, wenn der Verletzte an der Nutzung des Wagens nur durch die ihm beim Unfall zugefügte Körperverletzung gehindert gewesen wäre. Die in der 22. Auflage des Kommentars von „Müller" von uns vertretene Ansicht, der Schädiger könne sich nicht auf die von ihm verursachte Körperverletzung berufen, wird nun auch von Frössler (Frössler, NJW 72, 1795/1796) gebilligt. Der Bundesgerichtshof will sie mit folgender Begründung nicht gelten lassen: Der Umstand, daß der Verletzte seinen Wagen vorübergehend nicht habe benützen können, könne bei der Bemessung des Schmerzensgelds berücksichtigt 166
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werden. Der Bundesgerichtshof bedenkt nicht, daß der Nutzungsausfall in erster Linie Sachschaden ist und bei der Bemessung des Schmerzensgelds wohl kaum ernstlich ins Gewicht fallen kann bei einem Verletzten, der durch den Unfall bewegungsunfähig oder bettlägerig geworden ist. Immerhin läßt der Bundesgerichtshof nunmehr gelten, daß der Nutzungsausfall eines Bettlägerigen dann ersetzt werden muß, wenn die Ehefrau oder andere Familienangehörige des Verletzten das Kraftfahrzeug, wäre es nicht beschädigt worden, in der Zwischenzeit benützt hätten, oder wenn der Halter es anderen Personen zur Verfügung gestellt hätte. Der Ersatzanspruch für entgangene Gebrauchsvorteile wird nicht dadurch beeinträchtigt, daß in den Beständen des Verletzten ein Ersatzkraftfahrzeug vorhanden war, das während der Reparaturzeit des beschädigten Kraftfahrzeugs (oder in der Zeit bis zur Beschaffung eines anderen Kraftfahrzeugs) in Dienst gestellt wurde (Rdn. 156 zu § 7 und Rdn. 85 zu § 9) (BGH 13. 12. 65, VersR 66, 192 = NJW 66, 589; AG Köln 9. 10. 1968, VersR 70, 70; a. M. Stuttgart, 7. 12. 66, VersR 67, 611). Hat der Verletzte ein Mietfahrzeug in Anspruch genommen oder ist er mit Taxis gefahren, so hat er die Wahl, entweder den Ersatz der tatsächlichen Aufwendungen zu verlangen oder den Ersatz des Nutzungsausfalls. Hat er einen kleineren Wagen gemietet, so kann er neben dem Mietzins nicht auch noch die durch Nichtmieten eines größeren Wagens entgangenen Gebrauchsvorteile ersetzt verlangen (BGH 2. 12. 66, JZ 67, 361 = NJW 67, 552 = VRS 32, 91 = VersR 67, 183). Ein solcher Anspruch besteht in der Regel nur, wenn durch Benutzung des kleineren Fahrzeugs ein greifbarer wirtschaftlicher Nachteil entstanden ist (Köln, 19. 12. 66, NJW 67, 570 = VersR 565 LS, und 1. 3. 67, VersR 1081), wie dies bei Lastkraftwagen häufig vorkommen wird. Der Anspruch auf Nutzungsausfall kann auch einer O H G zustehen (KG 23. 10.69, VersR 70, 185). Keinen Ersatzanspruch hat, wer einen Urlaub nicht in der geplanten Weise durchführen kann (KG 25. 11.71, NJW 72, 769 = VersR 72, 354 = DAR 72, 144 bei Darkow). Eine Entschädigung für den Nutzungsausfall ist auch geschuldet, wenn das unfallbeschädigte Fahrzeug nicht repariert worden ist und auch ein Ersatz für das beschädigte Fahrzeug nicht beschafft wird (Lubitz, NJW 76, 322; BGH 30.9.63, NJW 64, 542; BGZ 45, 212/219 vom 15. 4. 66, VersR 497). Zur Berechnung der zu ersetzenden Reparaturkosten und des voraussichtlichen Nutzungsausfalls ist ein vorausplanendes Gutachten ausreichend (BGH 26. 5. 70, NJW 1454). Anhand der Umstände des Einzelfalls ist feststellbar, ob der Geschädigte das Fahrzeug hätte nutzen können oder wollen. hh) Entgangene Urlaubsfreuden werden nicht ersetzt, wenn wegen Beschädigung 181 des Kraftwagens das Fahrzeug vorübergehend nicht benützt werden kann oder die Abwicklung des Unfalls vom Urlaubszweck ablenkt (BGHZ 60, 214 v. 22. 2. 73 = NJW 747 = DAR 154 = VersR 441 = VRS 44, 323). Ersetzt werden nur nutzlos gewordene Aufwendungen des Geschädigten (BGHZ 60, 214 a. a. O.). ii) Vorschußpflicht des Verletzten und Zwischenfinanzierung. Der Verletzte muß 182 grundsätzlich die Reparaturkosten (nach Treu und Glauben § 242 BGB) zunächst aus eigener Tasche bezahlen (Köln, 12. 5. 38, JW 2139). Muß er hierzu bei einer Bank ein Darlehen aufnehmen, so bekommt er die Spesen und Zinsen, die er zahlen muß, vom Ersatzpflichtigen ersetzt. Hat er keine Möglichkeit, das nötige Geld zu beschaffen, und hat er kein Geld, so kann nicht verlangt werden, daß er einen Reparaturauftrag für das Kraftfahrzeug erteilt; er hat aber den Ersatzpflichtigen unverzüglich auf diese Lage hinzuweisen. Hat er ausnahmsweise das Recht, sich anstelle des beschädigten Kraftfahrzeugs ein neues anzuschaffen (Rdn. 160), 167
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aber das zum Kauf benötigte Geld nicht zur Verfügung, so darf er einen Mietwagen fahren, bis ihm der Schadenersatzpflichtige das erforderliche Geld zur Verfügung stellt (München, 3. 12. 59, VersR 60, 671); dieser muß allerdings auf die Folgen hingewiesen werden. Einzelheiten über die Pflicht der Zwischenfinanzierung findet man Rdn. 82 zu § 9, über die Pflicht zur Inanspruchnahme der Kaskoversicherung Rdn. 83 zu § 9. Schmidt (VersR 67, 2) geht wohl etwas zu weit, wenn er eine Pflicht des Geschädigten, den Schaden inzwischen aus eigenen Mitteln zu regulieren, für den Regelfall verneint. Andererseits geht in umgekehrter Richtung des OLG Oldenburg (23. 11. 66, VRS 33, 81) zu weit, wenn es dem Verletzten, der kein Geld hat, die Reparatur zu zahlen und sich hierdurch wieder in den Besitz seines Fahrzeugs zu setzen, äußerstenfalls für 28 Tage die Kosten für ein Mietfahrzeug zubilligt. Nach richtiger Ansicht (Steffani, VersR 67, 922) braucht der Verletzte die Reparaturkosten nicht zu verauslagen, wenn er triftige Gründe für ein solches Verhalten hat. 183
kk) Ersatz der Schadenfreiheitsprämie wegen Inanspruchnahme der Versicherung. Nimmt der Geschädigte zunächst seine Kaskoversicherung in Anspruch, um raschen Ersatz für die an seinem Fahrzeug entstandenen Unfallschäden zu erlangen, so wird er in der Beitragsklasse zurückgestuft oder er verliert seinen Anspruch auf Gewinnbeteiligung. Diese mittelbare Schadensfolge ist vom Schädiger grundsätzlich zu ersetzen (Rdn. 34 zu § 9) (Klunzinger, NJW 69, 2113/2114). Der Geschädigte kann allerdings im Rahmen seiner Schadenminderungspflicht (Rdn. 34 zu § 9) gehalten sein, von der Inanspruchnahme der Kaskoversicherung abzusehen. Ebenso ist die Rechtslage, wenn ein körperlich Verletzter seine Privatkrankenkasse oder den gesetzlichen Krankenversicherungsschutz in Anspruch nimmt (Rdn. 39 zu § 9 und Rdn. 25 und 26 zu § 11). Im übrigen muß der Schädiger nur in Ausnahmefällen, so bei Schwarzfahrten (BGHZ 66, 398 vom 14.6. 76 = VersR 1066/1067), dem Geschädigten auch den Verlust des Schadenfreiheitsrabatts in der Haftpflichtversicherung ersetzen, der entsteht, wenn der Geschädigte den Unfall seiner Haftpflichtversicherung gemeldet hat, weil der Schädiger Ansprüche stellte (Klunzinger, a. a. O. S. 2117, BGH 19. 4. 77, VersR 767). Steht der Verlust der Schadenfreiheitsprämie in der Haftpflichtversicherung mit dem Sachschaden, den der Haftpflichtige erlitten hat, in keiner Weise in Zusammenhang, so hat ihm der andere am Unfall Beteiligte den Verlust der Prämie nicht zu ersetzen; denn dieser Verlust gehört dann nicht zum Sachschaden (OLG München 5 U 5109/75 vom 17.2.76, nicht veröffentlicht, a. M. offenbar noch BGHZ 44, 382/387 vom 18. 1.66). Im übrigen kann der Haftpflichtversicherer die Rechte aus einem Forderungsübergang nach § 67 VVG nicht ausüben, wenn der Schädiger im Umfang seiner Inanspruchnahme einen Rückgriffanspruch gegen einen Mitversicherten hat, für den der Versicherer einstehen muß (BGH 8. 12. 71, VRS 42, 169). Der Ausschluß des Forderungsübergangs auf den Versicherer bei Ersatzansprüchen gegen Familienangehörige setzt einen gemeinsamen Haushalt voraus; dieser besteht auch dann noch, wenn der Versicherungsnehmer am Arbeitsort eine Schlafstelle hat (BGH 30. 6. 71, NJW 1938 = VersR 901 = VRS 41, 408) oder zur See fährt oder sich vorübergehend in Seemannsschulen aufhält (BGH 16. 2. 71, VersR 478). Maßgebender Zeitpunkt ist der Versicherungsfall, nicht die Ersatzleistung des Versicherers.
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f ) Ersatz des auf andere Weise entgangenen Gewinns. Dem durch den Sachschaden Verletzten schuldet der Ersatzpflichtige Ersatz des vollen Vermögensschadens bis zur Grenze des § 12. Ist ein Obstbaum zerstört worden, so ist daher nicht nur der Anschaffungspreis eines neuen Bäumchens zu bezahlen, ferner die Kosten der 168
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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Rodung des alten Baumes und das Pflanzen des neuen, sondern auch der ausfallende Nettoertrag des Baumes bis zu dem Zeitpunkt, in dem der neue Baum zu tragen beginnt (Stuttgart, 16. 10. 58, VersR. 59, 768 mit Anm. von Ludewig in VersR 59, 865). Der Verkaufspreis des Holzes des alten Baumes ist abzuziehen. Der Verdienstausfall bis zur Reparatur des Kraftfahrzeugs ist stets zu ersetzen, 185 wenn das Kraftfahrzeug zu beruflichen Zwecken verwendet wurde und der Verletzte das Geld zur Miete eines Selbstfahrer-Kraftfahrzeugs weder hat noch beschaffen kann (Düsseldorf, 8. 1. 53, VRS 5, 572 = VersR 54, 12 LS). Im allgemeinen muß der Verletzte den Ersatzpflichtigen auf die Gefahr hohen Schadens hinweisen; die Hinweispflicht entfällt aber, wenn dem Schädiger die Gefahr schon bekannt ist (Düsseldorf, 8. 1.53, VRS 5, 572 = VersR 54, 12 LS). Hat der Verdienstausfall einen Zusammenbruch des ganzen Unternehmens zur Folge, weil drückende Warenschulden nun nicht fristgerecht bezahlt werden konnten, so ist der durch die Versteigerung der Waren und der Geschäftseinrichtung entstehende Verlust zu ersetzen; denn ebensowenig wie der Kraftfahrer damit rechnen kann, daß eine Körperverletzung stets nur einen gesunden Körper trifft, kann er bei einer Sachbeschädigung damit rechnen, daß die Sache einem wirtschaftlich gesunden Unternehmen gehört (RG 3. 10. 32, DAR 325). Hätte die Möglichkeit bestanden, einen Ersatzwagen zu mieten, hat der Verletzte aber hiervon Abstand genommen, so kann er den entstehenden Verdienstausfall bis zur Höhe der Kosten geltend machen, die durch den Ersatzwagen (abzüglich der Kostenersparnis) entstanden wären. Über die Berechnung des entgangenen Gewinns beim Ausfall einer Kraftdroschke findet man interessante Ausführungen bei Berger (VersR 63, 514; vgl. BGH 8.3.66, VersR 595), über die gleiche Frage beim Ausfall eines Fahrschulwagens bei Kallfelz (Die Fahrschule 63, Heft 6; siehe auch LG Dortmund, 21. 12. 65, VersR 67, 717). g) Ersatz von Prozeß- und Anwaltskosten bei Personen- und Sachschäden. 186 aa) Kosten im Schadenersatzprozeß. Die im Schadenersatzprozeß und zu seiner Vorbereitung entstandenen Kosten werden nicht mit der Hauptforderung, sondern im Kostenfestsetzungsverfahren geltend gemacht (§§ 103— 107 ZPO). Nicht ersatzfähig ist im Kostenfestsetzungsverfahren die Zeitversäumnis des Geschädigten (und seiner Angestellten), die durch Vorbereitung des Verfahrens entstanden ist (Hamm, 28. 2. 30, JW 1517), ebensowenig die Kosten, die entstehen, um die Genehmigung zur Transferierung des im Urteil zugesprochenen Betrages ins Ausland zu erhalten (Frankfurt, 26. 2. 53, NJW 671). Dagegen kann im Kostenfestsetzungsverfahren die Erstattung folgender Kosten verlangt werden: Beauftragung einer Detektei mit Ermittlungen über die Glaubwürdigkeit eines Zeugen (KG 11.6. 38, JW 2287); Kosten eines zur Beurteilung der Prozeßaussichten (vor Klageerhebung) erforderlichen Gutachtens (Dresden, 26. 11.36, JW 37, 247; Düsseldorf, 2. 9. 53, NJW 53, 1675; I. 7. 59, NJW 2314); Besichtigungsfahrt zum Unfallort mit einem Anwalt zur Klärung der Frage, ob sich der Beklagte auf einen Prozeß einlassen soll (BayObLGZ a. F. 16, 500 vom 29. 10.97); Kosten für die Herstellung eines für den Haftpflichtversicherer bestimmten Auszugs aus den Ermittlungsakten (LG Kiel, 19. 1.68, VersR 706). Kosten eines im Prozeß durch eine Partei erholten Gutachtens (eines sogen. „Privatgutachtens") nur bei schwierigen technischen Fragen (Düsseldorf, 4.7.36, HRR 37, 1611) zur Widerlegung eines bereits vorliegenden Gutachtens oder zur Ermöglichung eines Vergleichs; in diesem Fall wird die Ersatzfähigkeit der Kosten jedoch nur anerkannt, wenn der Vergleich zustande gekommen ist (Frankfurt, 8. 12. 54, MDR 55, 305). Auch wenn es nicht zum Prozeß kommt, kann weitgehend der Ersatz von Anwaltsgebühren (LG Ber169
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Haftpflicht
lin, 1.3.67, VersR 889 mit Hinweisen; Ruhkopf, VersR 68, 21 mit Hinweisen; BGH 21. 10.69, VersR 70, 41) und von Kosten eines Gutachtens über den Wert des Fahrzeugs (Rdn. 159) verlangt werden. Die Mehrkosten, die durch eine Honorarvereinbarung mit dem Anwalt entstehen, werden dagegen in keinem Fall ersetzt (AG Frankfurt, 19.7.66, VersR 67, 670), auch nicht der Teil der Gebühren, der durch Geltendmachung zu hoher Forderungen angefallen ist (AG Esslingen, 25. 8. 67, VersR 1105). Nicht zu ersetzen sind die Kosten eines Beweissicherungsverfahrens, das überflüssig war, weil der Schädiger seine Ersatzpflicht gar nicht bestritten hatte (AG Opladen, 13. 2. 68, VersR 70, 44). Hat der Verletzte wegen der Durchsetzung eines Personen- oder Sachschadens außergerichtlich einen Anwalt beauftragt, so erhält er vom Schädiger Ersatz dieser Kosten jedenfalls dann, wenn er vorher beim Schädiger oder dessen Haftpflichtversicherer wegen des Schadenersatzes angefragt und keine bejahende Antwort erhalten hatte. Bei Personenschäden wird auch ohne eine solche Frage dem Verletzten (oder den Hinterbliebenen des Getöteten) die Beiziehung eines Anwalts zuzubilligen sein. Ersatzfähig sind aber stets nur die gesetzlichen Gebühren des Anwalts. Vereinbarte höhere Honorare braucht der Schädiger nicht zu ersetzen (BGH 1. 10.68, VersR 1145). Den Hinterbliebenen des Getöteten stehen lediglich die in § 10 aufgezählten Ansprüche zu. Die Hinterbliebenen können wegen des Ausnahmecharakters der Vorschrift keinen Ersatz von Anwaltskosten verlangen, außer im Zivilprozeß (§§ 91 ff. ZPO) und unter dem Gesichtspunkt des Verzugs. Die abweichende Ansicht des BGH entbehrt der rechtlichen Grundlage (Rdn. 7 zu § 10). Übereinstimmend ist die rechtliche Grundlage beim Schadensersatz nach BGB (§ 844 BGB). Wer einen Sachschaden ersetzen muß, hat dem Geschädigten auch die Kosten zu ersetzen, die dieser aufwenden mußte, um seine Rechte nach dem NATO-Truppenstatut im Verwaltungsverfahren geltend zu machen. Diese Kosten sind nicht in die Höchstbeträge nach § 12 einzurechnen (BGH v. 29. 9. 69 = VersR 1042 = DAR 70, 17 = VRS 38, 26). 187
bb) Kosten von Vorprozessen und Strafverfahren. Die durch einen Vorprozeß oder einen Parallelprozeß entstandenen Kosten können nicht im Kostenerstattungsverfahren des Schadenersatzprozesses geltend gemacht werden, wohl aber als Teil der Hauptforderung, wenn adäquate Verursachung durch den Unfall vorliegt. Dagegen vertritt der BGH eigenartigerweise den Standpunkt, der Schutzumfang der §§7, 18 und des § 823 Abs. 1 BGB umfasse nicht den Ersatz der dem Verletzten in einem Strafverfahren entstandenen Kosten, auch wenn es mit einem Freispruch geendet hat (BGH 22.4. 58, NJW 1041 = MDR 596 = DAR 189 = JZ 742 m. Anm. v. Böhmer; a. A. LG Münster, 24. 8. 55, MDR 56, 101; LG Köln, 17. 12. 57, MDR 58, 425; LG Braunschweig unentschieden 16. 10. 56, MDR 57, 37; zu dieser Frage siehe auch Körting, JW 38, 3086; Chomse, NJW 58, 533 und Schwoerer, NJW 58, 780). Die lediglich auf die Lehre vom Schutzumfang (Rdn. 108 bis 110) gestützte Entscheidung ist nicht überzeugend, weil § 839 BGB nach Ansicht des BGH sich im Gegensatz zu § 823 BGB und § 7 StVG auch auf den Ersatz solcher Verteidigungskosten bezieht (BGHZ 26, 69/76 vom 18. 11. 57 = NJW 58, 341 = DAR 58, 48 = VRS 14, 81) und eine Begründung für die unterschiedliche Auslegung der Vorschriften nicht gegeben werden kann. Gleiches gilt für die Ansicht des BGH, der Halter hafte dem Verletzten nicht für die Kosten, die diesem durch Erhebung einer Nebenklage gegen den schuldigen Fahrer entstanden sind (BGH 17. 5. 57, VersR 599 = VRS 13, 241; BGH 24. 9. 57, NJW 1878 = DAR 355 = JZ 58, 62 = VRS 13, 409). Wird dagegen nicht aufgrund § 839 BGB gehaftet, sondern 170
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sind Grundlage des Anspruchs § 823 BGB oder die Vorschriften des StVG, so dürfte ein Ersatz der Kosten, die für die Strafverteidigung aufgewendet wurden, ausscheiden (Rdn. 130). Hat der Ersatzpflichtige nicht sofort nach dem Unfall Geld für die Reparatur zur Verfügung gestellt, so muß er dem Ersatzberechtigten auch die Anwaltskosten erstatten, die er bei Regulierungsverhandlungen mit dem Kaskoversicherer aufgewendet hat (LG Landshut, 24. 11.65, VersR 68, 55; AG Lippstadt, 30. 11. 66, AnwBl. 67, 67). Diese Aufwendungen gehören zu den Finanzierungskosten (Rdn. 34 zu § 9).
H. Halter Die Pflicht zum Ersatz des beim Betrieb eines Kraftfahrzeugs entstandenen Schadens trifft diejenige Person, die im Augenblick des Unfalls Halter des Kraftfahrzeugs war. Darauf, ob sie auch noch Halter war, als der Schaden entstand (z. B. der Tod des Verletzten eintrat), kommt es nicht an. Waren im maßgebenden Zeitpunkt mehrere Personen Halter, so haften sie als Gesamtschuldner (RG 16. 11. 25, JR 26 Nr. 275, unten Rdn. 186). § 7 kann auf andere Personen als den Halter nicht auch nicht entsprechend — angewendet werden. Der Veranstalter eines Rennens haftet mithin nicht aus Gefährdungshaftung (BMV 11. 1. 57, VkBl. 28 gegen BMV 8. 5. 56 - Nr. 16 Abs. 1 - VkBl. 282). Halter ist nicht, wer den Betrieb eines Kraftfahrzeugs in dem Sinne veranlaßt, daß er die Gefährdungsmöglichkeit setzt (RGZ 127, 174 vom 27. 1. 30). Der Begriff Halter ist vielmehr ein anderer. Seine Abgrenzung bereitet Schwierigkeiten. I. Begriffsbestimmung a) Grundsätze (Schrifttum zum Begriff „Halter" Rdn. 3) Aus dem Aufbau des Gesetzes ergibt sich, daß jedes Kraftfahrzeug mindestens einen Halter hat (Hamburg, 10. 11. 31, HansRZ 32, 380; RGZ 170, 182/184 vom 24. 11.42), und zwar von dem Augenblick an, in dem es erstmals in Betrieb gesetzt wird (Rdn. 29 — 72), bis zu dem Zeitpunkt, in dem der letzte Betrieb endet. Freilich kommt es auf die Entscheidung der Frage, ob auch ein nicht in Betrieb befindliches Kraftfahrzeug einen Halter hat, nicht an, weil sich sämtliche den Halter betreffenden Vorschriften des StVG an den Betrieb des Kraftfahrzeugs knüpfen. Der Begriff Halter hat im ganzen StVG dieselbe Bedeutung (RG 15. 10. 29, JW 30, 2861 mit Anm. Bezold, BayObLGSt. 29, 67 vom 22.3.29, DAR 301 = JW 30, 1975; BayObLGSt. 32, 98/100 vom 31.5.32, JW 32, 3723; Hamm, 11.2.54, NJW 55, 1162 = J M B I N R W 54, 165 = VRS 6, 389; Bremen, 4. 5. 55, NJW 1163 m. Anm. Bruns; Hamm, 7. 7. 55, DAR 56, 111 = VersR 56, 326; Hamm, 12. 3. 59, VRS 17, 382). Er ist mit keinem anderen im bürgerlichen Recht gebräuchlichen Begriff identisch und mit keinem solchen Begriff verknüpft. Es kommt mithin nicht entscheidend darauf an, ob die in Frage kommende Person Eigentümer, Eigenbesitzer, unmittelbarer Besitzer, fehlerhafter Besitzer oder Besitzdiener ist. Hieraus ist der Schluß gezogen worden, das Halterverhältnis sei — ebenso wie das als Vorbild verwendete Tierhalterverhältnis (§ 833 BGB) — ein wirtschaftliches und tatsächliches, kein rechtliches (BayObLGSt. 26, 155/157 vom 9. 7. 26, DJZ 1572; RGZ 127, 174/176 vom 27. 1. 30; Kiel, 21.2. 50, VkBl. 51,171). Dem kann nicht beigepflichtet werden. Der Begriff „Halter" ist ebenso ein reiner Rechtsbegriff wie „Besitzer" oder „Eigentümer". Daß der Begriff nicht „gemeinverständlich" ist und daß des-
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halb eine Prozeßpartei, die einräumt, im entscheidenden Augenblick Halter gewesen zu sein, keine „Tatsache" im Sinn des § 288 ZPO zugesteht (RG 6. 7. 33, DAR 139), steht nicht entgegen, sondern unterstreicht nur, daß es sich um einen der Rechtssprache angehörenden Begriff handelt. Im übrigen sollte man das Wort „Halterverhältnis" vermeiden und durch „Haltereigenschaft" ersetzen; denn die Rechtsstellung des Halters ist kein Rechtsverhältnis im Sinne des § 280 ZPO (eine Zwischenfeststellungsklage ist unzulässig; RG 22. 11. 34, VI 290/34). 190
b) Inhalt des Begriffs nach herrschender Ansicht (d. h. nach der „wirtschaftlichen" Betrachtungsweise) Aus § 7 Abs. 2 ergibt sich, daß Halter die Person ist, die den Einsatz des Kraftfahrzeugs anordnet und die bestimmt, wer das Kraftfahrzeug bei einer Fahrt führen soll und darf. Halter kann daher nur sein, wer die Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug besitzt. Die herrschende Rechtsansicht fordert daneben aber noch zwei Merkmale: Derjenige, der die Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug hat, soll nach dieser Ansicht nur dann Halter sein, wenn er das Kraftfahrzeug in Gebrauch hat und wenn der Gebrauch für eigene Rechnung erfolgt (so auch noch die 21. Aufl. S. 228, 229). Andererseits benützt die herrschende Ansicht das Wort „Verfügungsgewalt" in einem erweiterten Sinn. Danach soll jeder Verfügungsgewalt haben, dem das Kraftfahrzeug irgendwie von Nutzen ist. Die übliche Formulierung lautet: „Halter ist, wer das Fahrzeug für eigene Rechnung in Gebrauch hat und die Verfügungsgewalt darüber besitzt, die ein solcher Gebrauch voraussetzt. Halter eines Kraftfahrzeugs ist, wer es für seine Zwecke und in seinem Interesse in Gebrauch hat und zu seiner Verfügung hält" (RGZ 77, 348/349 vom 19. 10. 11 = JW 12, 89; RGZ 79, 312 vom 2. 5. 12 = JW 808; RGZ 87, 137/138 vom 8. 7. 15; RGZ 93, 222/223 vom 27.6.18; RGZ 120, 154/159 vom 9.2.28; Stuttgart, 21.3.29, JW 2834; RGZ 127, 174/175 vom 27.1.30; Köln, 6.3.30, JW 1982; BayObLGSt. 32, 98 vom 31.5.32 = JW 3723; RGZ 141, 400/402 vom 18.9.33; RGZ 170, 182/184 vom 24.11.42 = JW 43, 641 = VAE 43, 50; Frankfurt, 17.2.49, VRS 1, 110; Schleswig, 21. 12.50, VkBl. 51, 171 = SchlHAnz. 51, 64; BGH 8.3.51, VRS 3, 217/218 - für Eisenbahn - ; München, 21.2.52, VersR 230; Bamberg, 5.3.52, DAR 53, 35; Hamm, 11.2.54, NJW 55, 1162 m. Anm. Bruns = VRS 6, 389 = JMBINRW 165; BGHZ 13, 351 vom 29.5.54 = NJW 1198 = JZ 514 = Betrieb 555 = DAR 182 = VersR 365 = VRS 7, 30 = RdK 55, 22; BGHZ 13, 351/354 vom 29. 5. 54 = VersR 365; Bremen, 4. 5. 55, NJW 1163 m. Anm. Bruns; Hamm, 7. 7. 55, DAR 56, 111 = VersR 56, 326; München, 6. 12. 55, VkBl. 57, 308; BGH 26. 1. 56, VersR 219; BGH 4. 12. 56, VersR 57, 162/163; Stuttgart, 3.4. 58, VersR 891/892; BGH 11.7.58, VersR 646/648; Hamm, 12.3.59, VRS 17, 382; Celle, 4. 4. 60, VersR 764; BGHZ 32, 331 vom 23. 5. 60 = NJW 1572 = VRS 19, 9 = VersR 650 = DAR 232 = MDR 909; BGH 16.4.62, VersR 509/510 = DAR 207 = MDR 547 = VRS 22, 422). Zur Begründung beruft man sich darauf, es komme auf die „wirtschaftlichen Beziehungen" an (BayObLG 9.7.26, DJZ 1571/1572; Hamburg, 10.11.31, HansRZ 32, 380; Frankfurt, 17.2.49, VRS 1, 110; Kiel, 21.12.50, VkBl. 51, 171; BGHZ 5, 269/270 vom 10.3.52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258; Stuttgart, 3.4.58, VersR 891/892; BGHZ 32, 231 vom 23. 5. 60 = MDR 909 = NJW 1572 = DAR 232 = VersR 650 = VRS 19, 9). Man könnte daher von der herrschenden Ansicht als von einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise sprechen. Daß diese sich mit dem Gesetz nicht vereinbaren läßt, ist unten Rdn. 196 dargelegt. 172
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aa) Das sogenannte Merkmal „Gebrauch machen" bedeutet nach Ansicht der 191 Rechtsprechung soviel wie „Nutzungen ziehen". Nach dieser Meinung macht Gebrauch vom Kraftfahrzeug, wer an dem Betrieb ein wirtschaftliches Interesse hat (RGZ 141, 400/403 vom 18.9. 33; Karlsruhe, 31. 1.34, HRR 35 Nr. 1151; Düsseldorf, 18. 10. 37, NJW 3110; Hamm, 1. 2. 55, VersR 56, 131/132). Ein solches wirtschaftliches Interesse hat nach der angegebenen Rechtsansicht nicht nur diejenige Person, die ihren Wagen aus beruflichen Gründen oder zu ihrem Vergnügen selbst fährt (worin in letzterem Falle das „wirtschaftliche Interesse" liegen soll, bleibt freilich unklar), sondern auch jeder, der seinen Wagen einem anderen zum Gebrauch überläßt, sofern er nur von der Überlassung irgendeinen wirtschaftlichen Vorteil hat. Dieser Vorteil wird häufig in dem Anspruch auf ein laufendes Entgelt (Mietzins) liegen (Köln, 31.10.34, DAR 35, 57; Zweibrücken, 5.2.42, VAE 108/109; BGHZ 5, 269/270 vom 10.3.52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258), kann aber auch in etwas weniger Greifbarem bestehen. So ist nach der „wirtschaftlichen" Betrachtungsweise z. B. auch Halter der Geschäftsmann, der einem Beamten einen „Leihwagen" als Erkenntlichkeit für dessen „Unterstützung des Geschäfts" unentgeltlich zur Verfügung stellt (Dresden, 5. 2. 42, DAR 134/135), ebenso der Verlag, der einem Mitarbeiter einen Wagen für dessen Leistungen zur Verfügung stellt (RGZ 170, 182 vom 24. 11. 42 = JW 43, 641 = VAE 43, 50), der Inhaber einer Reparaturwerkstatt, der aus Entgegenkommen einem Kunden für die Reparaturzeit einen anderen Wagen unentgeltlich zur Verfügung stellt (RG 24. 6. 35, VAE 36, 52) oder der Verleiher, der seinen Wagen bei Kriegsausbruch der Militärverwaltung unentgeltlich überläßt (RGZ 91, 269/271 vom 19. 11. 17). Diese Meinung sieht jeden als Halter an, der eine solche Verfügungsgewalt hat, daß er den Wagen „gebrauchen", d. h. aus dessen Betrieb irgendwelchen Nutzen — wenn auch nur mittelbaren — ziehen kann, sofern nur dieser Gebrauch „auf eigene Rechnung" erfolgt (Rdn. 192). Damit ist das Begriffsmerkmal „Verfügungsgewalt", wenn man dieser Ansicht folgt, nahezu inhaltlos geworden. bb) Das sogenannte Merkmal „für eigene Rechnung" bedeutet nach der herrschen- 192 den Ansicht, daß Halter nur derjenige sein kann, der die Kosten des Betriebes bestreitet (mitunter wird auch zusätzlich verlangt, daß er auch die Nutzungen aus dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zieht, doch ist dieses Merkmal identisch mit dem des „Gebrauchmachens" oben aa). Das Merkmal „für eigene Rechnung" soll allerdings schon erfüllt sein, wenn zwar ein anderer den erheblichsten Teil der Ausgaben für den Betrieb des Kraftfahrzeugs bestreitet, der Halter aber wenigstens einen geringen Teil trägt (RGZ 91, 269/271 vom 19. 11. 17; Karlsruhe, 19. 10.32, VR 601; Köln, 31. 10.34, DAR 35, 57; KG 10. 11.38, VAE 39, 30/31; KG 10. 11.38, DAR 39, 235; Zweibrücken, 5.2.42, VAE 108/109; RG 18.9.43, DR 44, 196 = VAE 44, 13; Celle, 4. 4.60, VersR 764) oder sogar schon dann, wenn der Halter die Kosten nur verauslagt und sie später von einem Dritten ersetzt erhält. Das Merkmal „für eigene Rechnung" liegt nach dieser Auffassung beim Eigentümer stets vor, weil ihn die durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs und den Zeitablauf entstehende Wertminderung des Kraftfahrzeugs trifft. Die vom Reichsgericht wiederholt gebrauchte Wendung, das Eigentum sei kein sicherer Hinweis auf die Haltereigenschaft, hat mithin nur den Inhalt, daß nach seiner Rechtsmeinung auch ein anderer neben dem Eigentümer Halter sein könne. c) Kritische Betrachtung der herrschenden Ansicht
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aa) Billigkeitserwägungen als Grundlage. Der Begriff „Halter" ist im Gesetz nicht festgelegt. Man kann seinen Inhalt nur den Vorschriften entnehmen, in denen er 173
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verwendet wird. § 7 und § 17 sind in dieser Hinsicht wenig ergiebig. Die Vorschriften legen allenfalls den Gedanken nahe, es sei billig, wenn derjenige zum Schadenersatz verpflichtet wird, der im maßgebenden Zeitpunkt die Vorteile aus dem Betrieb des Kraftfahrzeugs hatte, allenfalls auch derjenige, der ohnedies die Aufwendungen für den Betrieb trug. Aus solchen Erwägungen entstand die oben Rdn. 190 bis 192 geschilderte „wirtschaftliche" Betrachtungsweise, die sich auf eine Bemerkung in der Regierungsbegründung zum Entwurf II des KFG beruft, es sei nicht unbillig, den Fahrzeugeigentümer „bei bloßer Gebrauchsüberlassung" weiter haften zu lassen, weil diese eben auf seinen Willen zurückgeführt" werden müsse (RGZ 93, 222/224 vom 27. 6. 18). 194
bb) Die Fälle der Überlassung „mit Willen des Eigentümers". Der erwähnte Hinweis auf die Regierungsbegründung besagt jedoch wenig. Mit der Begründung, daß die Überlassung auf den Willen des Eigentümers zurückzuführen sei, ließe sich auch dessen Weiterhaftung nach Veräußerung und Übereignung des Kraftfahrzeugs begründen — was jedoch keinesfalls in Betracht kommt. Die Regierungsbegründung wollte offensichtlich nur darauf hinweisen, daß der Halter, vor allem wenn er eine juristische Person ist, den Betrieb durch einen gesetzlichen oder vertraglich bestellten Vertreter ausüben lassen könne und daß in solchen Fällen, in denen der Betrieb mit Wissen und Willen des Halters durch einen Vertreter erfolge, der Vertreter nicht Halter sei. Bei der Prüfung, ob der Betrieb des Kraftfahrzeugs für einen anderen erfolgt, genügt freilich — worauf die herrschende Ansicht zutreffend hinweist — die Feststellung nicht, daß der andere denjenigen, der den Betrieb ausführt, hierzu ermächtigt hat. „Vertreter" ist vielmehr nur, wer nicht nur diese Ermächtigung besitzt, sondern auch tatsächlich den Betrieb ausschließlich im Interesse des Vertretenen ausführt. Das Reichsgericht hat dies zutreffend erkannt, als es darauf hinwies, daß Halter auch bleibt, wer „einige Zeit — etwa auf einer Reise über See — abwesend ist oder seinen Wagen auf eine größere, mehrere Tage umfassende Fahrt schickt" (RG 24. 6. 35, VAE 36, 52). Es hat aber unzutreffend hieraus den Schluß gezogen, daß die Haltereigenschaft auch dann nicht verlorengehe, wenn der Halter den Wagen verleihe, wobei es auf den „genauen Zeitraum" nicht ankomme (Rdn. 197). Denn dieser Fall unterscheidet sich von dem vorhergehenden dadurch, daß der Entleiher den Wagen in eigenem Interesse in Betrieb nimmt, während der Angestellte den Betrieb nur als „verlängerter Arm" des Halters durchführt. Daraus, daß das Reichsgericht beide Fälle gleichsetzte, hat der Halterbegriff nicht nur an Prägnanz verloren, sondern es werden auch Personen zum Halter gestempelt, die keine Möglichkeit haben, auf den Betrieb des Kraftfahrzeugs einzuwirken.
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cc) Die irrtümliche Gleichstellung von „Gebrauch machen" und „Nutzen ziehen". Es besteht kein Anhaltspunkt dafür, daß die Regierungsbegründung besagen wollte, Halter sei jedenfalls derjenige, der Nutzen aus dem Betrieb des Kraftfahrzeugs ziehe, auch wenn er keinen Einfluß auf den Betrieb nehmen könne. Eine solche Auslegung läßt aber die in der Rechtsprechung übliche Formulierung zu: „Halter ist, wer das Fahrzeug für eigene Rechnung in Gebrauch hat und die Verfügungsgewalt darüber besitzt, die ein solcher Gebrauch voraussetzt". Sie führt sogar notwendig zu einer solchen Auslegung — wie dies üblich geworden ist —, wenn man „Gebrauch machen" mit „ein wirtschaftliches Interesse am Betrieb des Kraftfahrzeugs haben" gleichsetzt. Freilich hat die Rechtsprechung in der Praxis (mit Ausnahme von RGZ 170, 182 vom 24. 11.42 = JW 43, 641 = VAE 43, 50, einer offensichtlich durch die Kriegsereignisse beeinflußten Entscheidung) diese Konse174
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q u e n z meist nur d a n n g e z o g e n , w e n n sich der Halter e i n e s „Vertreters" ( R d n . 200) bei der A u s ü b u n g der V e r f ü g u n g s g e w a l t b e d i e n t hatte; d e n n in s o l c h e n Fällen w u r d e a n g e n o m m e n , d i e V e r f ü g u n g s g e w a l t liege in d e n H ä n d e n d e s Vertreters. In allen a n d e r e n Fällen — mit A u s n a h m e v o n V e r m i e t u n g u n d Leihe — w u r d e n e b e n der für die N u t z u n g des Kraftfahrzeugs erforderlichen Verfügungsgewalt auch eine V e r f ü g u n g s g e w a l t d e r Art g e f o r d e r t , a u f d e n Betrieb d e s K r a f t f a h r z e u g s e i n w i r k e n zu k ö n n e n , w e n n a b e r erst d i e s e V e r f ü g u n g s g e w a l t d e n H a l t e r a u s m a c h t ( d i e Fälle, in d e n e n sich d e r H a l t e r e i n e s V e r t r e t e r s b e d i e n t , w e r d e n w e i t e r u n t e n b e h a n d e l t ) , s o l l t e m a n d i e in d e r R e c h t s p r e c h u n g ü b l i c h e , a b e r i r r e f ü h r e n d e F o r m u l i e r u n g vermeiden. Nicht das von den Befürwortern der „wirtschaftlichen" Betrachtungsweise in d e n V o r d e r g r u n d g e r ü c k t e . . G e b r a u c h m a c h e n " ist d a s e n t s c h e i d e n d e K r i t e r i u m , s o n d e r n d i e t a t s ä c h l i c h e M ö g l i c h k e i t d e r in F r a g e k o m m e n d e n P e r s o n , a u f d e n B e t r i e b d e s K r a f t f a h r z e u g s E i n f l u ß zu n e h m e n . D i e . . w i r t s c h a f t l i c h e " B e t r a c h t u n g s w e i s e ist n u r i n s o w e i t r i c h t i g , als sie zu d e r F o l g e r u n g z w i n g t , d a ß d i e G e b r a u c h s ü b e r l a s s u n g d i e H a l t e r e i g e n s c h a f t d e s s e n , d e r d a s K r a f t f a h r z e u g b i s h e r selbst gef a h r e n h a t , d a n n n i c h t b e e n d e t , w e n n s e i n e V e r f ü g u n g s g e w a l t b e s t e h e n b l e i b t , d. h. w e n n er a u c h k ü n f t i g d e n E i n s a t z d e s K r a f t f a h r z e u g s w e n i g s t e n s in g r o b e n U m r i s sen b e s t i m m e n k a n n u n d s e i n e n E i n f l u ß a u f d e n B e t r i e b b e h ä l t ( R d n . 213). M e h r w o l l t e d i e o b e n a n g e f ü h r t e R e g i e r u n g s b e g r ü n d u n g z u m E n t w u r f II s i c h e r l i c h n i c h t s a g e n . Es g e h t d a h e r n i c h t a n , sich a u f sie zu b e r u f e n , u m d i e ü b l i c h e F o r m u l i e r u n g f ü r d i e B e g r i f f s b e s t i m m u n g „ H a l t e r " zu r e c h t f e r t i g e n . A u c h d e r H i n w e i s d e r h e r r s c h e n d e n L e h r e , d e r G e s e t z g e b e r d e s K F G 1909 h a b e b e w u ß t a n d e n Begriff „ H a l t e r " in ü 833 B G B ( T i e r h a l t e r ) a n g e k n ü p f t , v e r m a g d i e ü b l i c h e B e g r i f f s b e s t i m m u n g n i c h t zu s t ü t z e n ; d e n n d i e H a f t u n g d e s {¡ 833 B G B k n ü p f t im G e g e n s a t z z u m S t V G n i c h t a n e i n e n „ B e t r i e b " a n , weil d a s T i e r n i c h t „in B e t r i e b g e s e t z t " w i r d . A u c h d i e ü b r i g e n V o r s c h r i f t e n d e s S t V G r i c h t e n sich n u r a n d e n H a l t e r e i n e s in B e t r i e b b e f i n d l i c h e n K r a f t f a h r z e u g s . Im G e g e n s a t z h i e r z u k o m m t es b e i m T i e r d a r a u f a n , in w e l c h e n „ B e t r i e b " (im a n d e r e n S i n n d i e s e s W o r t e s ) d a s T i e r e i n g e g l i e d e r t ist. D e m g e m ä ß h a t t e d a s R e i c h s g e r i c h t in s e i n e n g r u n d l e g e n d e n E n t s c h e i d u n g e n ( R G Z 55, 1 6 3 / 1 6 5 v o m 2. 7. 0 3 ; R G Z 62, 7 9 / 8 4 v o m 20. 11. 0 5 ; R G Z 66. 1 / 3 v o m 1 1 . 4 . 07) k l a r g e s t e l l t , d a ß g r u n d s ä t z l i c h n u r d e r j e n i g e H a l t e r ist, d e r d a s T i e r — n i c h t n u r g a n z v o r ü b e r g e h e n d — in s e i n e m H a u s s t a n d o d e r W i r t s c h a f t s b e r e i c h v e r w e n d e t . D e r Begriff „ B e t r i e b " w i r d im S t V G in e i n e m a n d e r e n S i n n v e r w e n d e t , als im W i r t s c h a f t s l e b e n ( R d n . 31) ( R G Z 122. 270 v o m 12. 1 1 . 2 8 = D A R 29, 64). w o u n t e r „ B e t r i e b " d i e G e s a m t h e i t d e r V o r g ä n g e in e i n e m U n t e r n e h m e n o d e r einem Unternehmensteil verstanden wird. W ä h r e n d mithin beim Tier diejenige P e r s o n H a l t e r ist, in d e r e n W i r t s c h a f t s b e t r i e b d a s T i e r e i n g e g l i e d e r t ist, ist n a c h r i c h t i g e r A n s i c h t H a l t e r d e s K r a f t f a h r z e u g s , w e r b e s t i m m t , w a n n , w o , zu w e l c h e m Z w e c k u n d v o n w e m d i e s e s in Betrieb gesetzt w i r d . Mit d i e s e r A n s i c h t n i c h t zu v e r e i n b a r e n ist freilich d i e M e i n u n g d e s O L G M ü n c h e n ( 1 . 3 . 77, V e r s R 580). e i n e E h e f r a u , d i e d e n G e w e r b e b e t r i e b i h r e s M a n n e s m e h r e r e W o c h e n leite, w e r d e n i c h t H a l t e r i n d e r in d e m B e t r i e b e i n g e s e t z t e n K r a f t f a h r z e u g e . dd) Unzutreffende Herleitung des Halterbegriffs ausschließlich aus § 7 Abs. 1. M a n m u ß a u ß e r d e m im A u g e b e h a l t e n , d a ß sich d i e ü b l i c h g e w o r d e n e Begriffsbestimm u n g nur a u f ( a n g e b l i c h e ) B i l l i g k e i t s e r w ä g u n g e n h i n s i c h t l i c h der mit d e m Begriff ( n a c h § 7 A b s . 1) v e r k n ü p f t e n H a f t u n g stützt. Mit der h a f t u n g s r e c h t l i c h e n W i r k u n g e r s c h ö p f t sich j e d o c h — w a s leider i m m e r w i e d e r u n b e a c h t e t bleibt — der Begriff „Halter" ( a n d e r s als in § 8 3 3 B G B ) d u r c h a u s nicht. V o r a l l e m enthält § 7 überhaupt k e i n e B e g r i f f s b e s t i m m u n g , s o n d e r n zieht nur d i e F o l g e r u n g e n a u s d e m an a n d e r e n 175
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§ 7 StVG
Haftpflicht
Stellen des Gesetzes umrissenen Begriff. Gewichtiger als § 7 Abs. 1 sind daher die in den übrigen Vorschriften enthaltenen gesetzlichen Hinweise auf den Begriff „Halter". § 7 Abs. 3 geht offensichtlich davon aus, daß im Regelfall das Kraftfahrzeug nur mit „Wissen und Willen des Fahrzeughalters" gefahren wird, daß also dieser die Person des Führers kennt und von der einzelnen Fahrt (Rdn. 38 —45) weiß. Noch deutlicher kommt dies in § 1 Abs. 2 zum Ausdruck. Der Halter ist strafrechtlich verantwortlich, wenn er einer Person, die keine Fahrerlaubnis hat, den Gebrauch des Kraftfahrzeugs auf öffentlichen Straßen gestattet. Hieraus ergibt sich, daß grundsätzlich derjenige nicht Halter ist, der sich rechtswirksam der Möglichkeit begeben hat zu bestimmen, wann, wo, zu welchem Zweck und von wem das Kraftfahrzeug in Betrieb genommen wird. Eine Begriffsbestimmung, die diesen Gesichtspunkten nicht Rechnung trägt, mißachtet den Zweck des Gesetzes. Das Merkmal der „Verfügungsgewalt", das auch von der Rechtsprechung immer wieder hervorgehoben wird (oben Rdn. 190) ist mithin, allerdings in einer engeren Bedeutung, das einzige gesetzliche Begriffsmerkmal. Die Merkmale „für eigene Rechnung" und „Gebrauch machen" sind demgegenüber zweitrangig, zumal sie von der Rechtsprechung weitgehend ausgehöhlt sind (Rdn. 191 und 192). Auch das Reichsgericht (RGZ 170, 182/185 vom 24. 11. 42 = VAE 43, 50 = JW 43, 641) hat darauf hingewiesen, daß diese Merkmale durchaus nicht als unerläßlich anzusehen seien, daß sie vielmehr auch fehlen könnten. Bezeichnend ist übrigens, daß es gelegentlich Fälle gibt, in denen — geht man von der herrschenden Meinung aus — niemand vorhanden ist, auf den die Merkmale des Halters zutreffen. Da aber jedes Kraftfahrzeug einen Halter haben muß (Rdn. 189), verfiel man auf folgenden Ausweg: Von den in Betracht kommenden Personen soll diejenige Halter sein, bei der die „Eigenschaften des Halters" „in größerem Umfang" vorhanden sind, als bei den anderen (RG 24. 11. 42 a. a. O.; München, 6. 12. 55, VkBl. 57, 308). Dem kann nicht beigepflichtet werden. Vielmehr ist aus den wiedergegebenen Ausführungen des Reichsgerichts und des OLG München zu schließen, daß es sich bei der Prüfung, welche Person von dem Kraftfahrzeug „Gebrauch macht" und ob dies „auf eigene Rechnung" geschieht, weniger um die Feststellung von Merkmalen des Begriffs „Halter" handelt als um die Suche nach Anzeichen, die auf den Halter hindeuten können, deren Fehlen aber die Haltereigenschaft nicht ausschließt. Jefenfalls hat auch ein Kraftfahrzeug, das nicht in Gebrauch, sondern für einige Zeit stillgelegt ist, einen Halter. 197
d) Der engere
Halterbegriff
Da der von der Rechtsprechung entwickelte Halterbegriff in gewissen Beziehungen, vor allem strafrechtlich, zu Unbilligkeiten führt, weil er zu weit gefaßt ist, bedarf der Begriff einer präziseren und damit engeren Formulierung. aa) Das Merkmal „ Verfügungsgewalt" erfordert eine nähere Betrachtung. Gemeint ist damit nicht — was man wegen des Bestandteils „Verfügung" vielleicht vermuten könnte — die Befugnis, das Eigentum oder den Besitz am Kraftfahrzeug zu übertragen; gemeint ist ferner nicht — wie die herrschende Meinung annimmt (oben Rdn. 191) — die Befugnis, aus dem Betrieb des Kraftfahrzeugs mittelbar oder unmittelbar irgendeinen Nutzen zu ziehen, sondern „Verfügungsgewalt" ist die tatsächliche Möglichkeit, den Einsatz des Kraftfahrzeugs zu bestimmen. Dem steht auch Absatz 3 Satz 1 nicht entgegen, aus dem geschlossen werden könnte, daß es auf diese tatsächliche Möglichkeit gerade nicht ankomme. Das Reichsgericht hat jedoch zutreffend klargestellt, daß Haltereigenschaft auch entsteht, wenn jede Befugnis zur Benützung des Kraftfahrzeugs fehlt (RGZ 138, 320/321 vom 176
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
17. 11.32). Da eine rechtsgeschäftliche Verfügungsbefugnis nicht erforderlich ist, kann auch ein Minderjähriger Halter sein (Weimar, VP 65, 76; Wussow, ZfV 65, 177). Halter ist mithin, wer — wenigstens in groben Umrissen — tatsächlich bestimmen kann, wann, wo, durch welchen Führer und zu welchem Zweck das Kraftfahrzeug in Betrieb gesetzt werden soll. Halter ist auch, wer sich zur Ausübung seines Bestimmungsrechts eines Vertreters bedient (anders noch die 21. Aufl. S. 228, die sich der herrschenden Ansicht angeschlossen hatte und daher eine Vertretung des Halters nicht kenrft). Die zuletzt genannte Erweiterung beruht auf der Erwägung, daß das Gesetz nicht fordert, daß der Halter die für den Einsatz des Kraftfahrzeugs erforderlichen Anweisungen selbst erteilt. Vor allem bei größeren Unternehmen wäre es unzumutbar, wollte man verlangen, daß der Inhaber des Unternehmens alle Anweisungen — auch bei einem größeren Kraftfahrzeugpark — selbst gibt. Bei juristischen Personen ist eine solche Konstruktion schon begrifflich nicht möglich. Da aber der Begriff „Halter" einen einheitlichen Inhalt haben muß, muß die Übertragung der Ausübung der „Verfügungsmacht" an einen „Vertreter" auch in Fällen zulässig sein, in denen eine Person nur ein Kraftfahrzeug besitzt. Die herrschende Ansicht kennt zwar den Begriff „Vertreter" bei dem genannten Sachverhalt nicht, kommt aber zu dem gleichen Ergebnis durch Anwendung des Begriffs „für eigene Rechnung". Leider wurde dieser Begriff, der in dem hier behandelten Zusammenhang durchaus eine Berechtigung hat, von der herrschenden Ansicht in ein Merkmal des Begriffs „Halter" umgedeutet. Die Formulierung „für eigene Rechnung" läßt vor allem nicht erkennen, daß es auf eine zwischen zwei Personen bestehende Vereinbarung ankommt, kraft derer die eine Person die für den Betrieb des Kraftfahrzeugs nötigen Anordnungen im Namen der anderen Person trifft oder die erforderlichen Handlungen im Namen der anderen Person selbst ausführt (Rdn. 194). Aus diesem Grunde dürfte es sich empfehlen, nicht als Begriffsmerkmal zu fordern, daß der Halter das Kraftfahrzeug „für eigene Rechnung" nutzt, sondern als maßgebend anzusehen, daß der Halter sich bei der Ausübung seiner Befugnisse und bei der Erfüllung seiner Pflichten eines „Vertreters" bedienen kann, der dann allerdings das Kraftfahrzeug nicht „für eigene Rechnung" fährt. Daß das Wort „Vertreter" mit dem Begriff der Vertretung im BGB nicht übereinstimmt, muß in Kauf genommen werden. Unten Rdn. 200 wird dargelegt, daß in allen Fällen einer solchen Vertretung die Verfügungsgewalt nur in den Händen des Vertretenen liegt. Beschränkte Verfügungsgewalt. Halter ist auch, wer nicht die volle Verfügungsge- 198 walt über ein Kraftfahrzeug hat. Auch wer nicht alle Einzelheiten der durchzuführenden Fahrten kennt, kann Halter sein, sofern er in der Lage ist, Einfluß auf die Durchführung der Fahrten zu nehmen (Rdn. 213). Erlischt diese Einflußmöglichkeit für eine ins Gewicht fallende Zeit, d. h. für mehr als drei Tage (unten Rdn. 199), so hört die Person auf, Halter zu sein. Das Aufsichtsrecht der Gemeinde über ein von ihr betriebenes wirtschaftliches Unternehmen macht die Gemeinde nicht zur Halterin der Kraftfahrzeuge jenes Unternehmens (KG 19. 7. 24, EE 43, 110 = VR 646; Dresden, 6. 7. 27, RdK 221). Fortbestand der Haltereigenschaft trotz kurzer Unterbrechung der Verfiigungsge- 199 walt. Da dem Begriff „Halter" eine gewisse Dauerhaftigkeit innewohnt (Rdn. 186), verbietet es sich, ein Ende der Haltereigenschaft anzunehmen, wenn das Kraftfahrzeug nur für eine Fahrt oder für einige Stunden nicht mehr der Verfügungsgewalt des bisherigen Halters untersteht (RG 29. 11.26, WarnR 27 Nr. 17). Darüber, wo hier die zeitliche Grenze liegt, hat sich freilich noch keine einheitliche Ansicht 177
§ 7 StVG
Haftpflicht
gebildet. Das OLG München (6. 12. 55, VkBl. 57, 308) spricht von „wenigen Tagen". Das OLG Hamm (Hamm, 7. 7. 55, DAR 56, 111 = VersR 56, 326 LS) betrachtet den Vorgang nur von der Seite des Benutzers und vertritt die Ansicht, wer ein Kraftfahrzeug für drei Tage entleihe, sei Halter. Die Meinung des Reichsgerichts, daß jeder Fall anders liege, trifft nur insoweit zu, als alle Fälle ausscheiden, in denen der Vermieter (Verleiher) sich eine Einflußmöglichkeit auf die Gestaltung der Fahrten vorbehält und ausübt. Im übrigen liegen aber alle Fälle gleich, und es gilt, im Interesse der Rechtssicherheit eine starre Grenze zu finden. Man wird daher spätestens drei Tage nach dem Zeitpunkt, in dem dem bisherigen Halter die Möglichkeit verlorenging, auf den Betrieb des Kraftfahrzeugs irgendeinen Einfluß zu nehmen, den Untergang seiner Haltereigenschaft annehmen müssen. Dies gilt allerdings nicht, wenn sich mehrere Halter in den Gebrauch des Kraftfahrzeugs teilen (Rdn. 186). Ob die zeitliche Grenze für gewerbsmäßige Vermieter von „Selbstfahrer-Kraftfahrzeugen" weiter gezogen werden muß, bedarf noch der Prüfung. 200
bb) Vertretung des Halters. Der Halter hat die Befugnis, sich bei der Ausübung seiner Rechte und Pflichten durch eine andere Person vertreten zu lassen (Rdn. 197). Handelt der Vertreter im Rahmen einer solchen Ermächtigung, so übt er die Verfügungsgewalt für den anderen aus und nur der andere ist Halter. Es ist denkbar, daß der Vertreter — nicht der Vertretene — Eigentümer des Kraftfahrzeugs ist. Die in der Rechtsprechung herrschende Ansicht meint allerdings, die Haltereigenschaft des Vertreters entfalle in solchen Fällen nicht wegen Fehlens der Verfügungsgewalt, sondern nur deshalb, weil der Vertreter das Kraftfahrzeug nicht „für eigene Rechnung" gebrauche (Hamm, 11. 2. 54, NJW 55, 1162 m. Anm. Bruns = JMB1NRW 165 = VRS 6, 389; Bremen, 4. 5. 55, NJW 1163 m. Anm. Bruns). Dieser Umweg erscheint jedoch wenig zweckmäßig, weil die Annahme, der Vertreter habe die Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug, zu der Schwierigkeit führt, wie die Haltereigenschaft des Vertretenen begründet werden soll, und notwendig zu der weiteren Annahme zwingt, mit Verfügungsgewalt sei nicht — wie das Kammergericht (KG 19. 7. 24, EE 43, 110 = VR 646) zunächst zutreffend angenommen hatte — die Befugnis gemeint, Anordnungen und Einrichtungen zu treffen, um die Betriebsgefahren abzuwehren, sondern Verfügungsgewalt bedeute lediglich die Befugnis, irgendeinen Nutzen aus dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zu ziehen (so RG 6. 10. 19, Recht 20, 483). Da eine solche Annahme sich mit den Strafvorschriften des StVG nicht vereinbaren läßt (kritisch Hamm, 11. 2. 54 a. a. O.), kann die von der herrschenden Meinung gegebene Definition der Verfügungsgewalt in diesem Punkt nicht richtig sein. Dies hat auch schon das Kammergericht erkannt (6. 2. 36, VAE 280), das zu dem Ergebnis kam, die Gemeinde werde nicht Halter eines dem Führer der städtischen Feuerwehr gehörenden Kraftfahrzeugs allein schon dadurch, daß dieser es in der Feuerwehrhalle unterstelle und für Zwecke der Feuerwehr verwende. Auch der BGH hat erkannt, daß durchaus nicht jeder Halter ist, der aus dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs Nutzen zieht und lediglich die hierfür erforderliche Verfügungsgewalt besitzt. Er hat entschieden (BGHZ 20, 385/392 vom 28. 5. 56 = NJW 1236/1238 = VRS 11, 101), daß der Eigentümer eines Anhängers nicht ohne weiteres Halter desjenigen Kraftfahrzeugs werde, an dem er seinen Anhänger befestigt, damit er mit diesem in Betrieb genommen werde. Es entspricht dem Sinn des Gesetzes eher, wenn man davon ausgeht, daß die Verfügungsgewalt in allen Fällen gesetzlicher oder gewillkürter Vertretung beim Vertretenen liegt, der sich des Vertreters nur als seines „langen Armes" bedient. Da juri178
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7 StVG
stische Personen keiner körperlichen Handlung fähig sind, ist jedenfalls bei den ihnen gehörenden Kraftfahrzeugen eine andere Rechtsansicht kaum denkbar; gleiches gilt für Geschäftsunfähige. Es muß allerdings der weiteren Entwicklung überlassen bleiben, ob es gelingt, anstelle des hier verwendeten Wortes „Vertreter" einen treffenden Ausdruck zu finden. Das Wort hat immerhin den Vorteil, klarzustellen, daß gesetzliche Vertreter auch ohne Vereinbarung die Verfügungsgewalt über ein dem Vertretenen gehörendes Kraftfahrzeug in dessen Namen ausüben können, ohne selbst Halter zu werden. Dies gilt nicht nur für Organe juristischer Personen (Kiel, 8.10.30, HRR 31 Nr. 329; RG 2.6.32, HRR Nr. 1872; Celle, 23. 1. 37, JW 1074/1075 m. Anm. Müller) - auch solche öffentlichen Rechts (Kiel, 8. 10. 30 a. a. O. und Dresden, 18. 7. 36, DAR 318) - und für die persönlich haftenden Gesellschafter von Personengesellschaften des Handelsrechts, sondern auch für Vormund und Pfleger, ja sogar unter Umständen für die Eltern. Zu weit dürfte freilich die Ansicht des OLG Düsseldorf gehen (5. 1. 61, VersR 286), Halter eines Kraftfahrzeugs, das im Betrieb einer Tochtergesellschaft eingesetzt ist, sei die Dachgesellschaft, wenn sie Eigentümerin sei, die Steuern und Versicherungsprämien sowie die Unterhaltskosten trage. Die Tochtergesellschaft ist eigenes Rechtssubjekt und handelt nicht in Vertretung der Dachgesellschaft, wenn sie Weisungen für den Einsatz des Kraftfahrzeugs gibt; sie ist daher unter Ausschluß der Dachgesellschaft Halterin des Kraftfahrzeugs. Benutzt der „ Vertreter" das Kraftfahrzeug seines Auftraggebers für sich, so wird er 201 selbst Halter, und zwar in der Regel neben dem bisherigen Halter (Rdn. 194) (Alleinhalter wird er nur, wenn er das Kraftfahrzeug entweder allein benutzen darf oder es unterschlägt oder veruntreut). Darauf, ob der frühere Halter damit einverstanden ist, daß der Vertreter es auch für eigene Zwecke verwendet, kommt es nicht an. Ob der Vertreter den Wagen für sich benutzt oder ob er lediglich die Verfügungsgewalt des Vertretenen ausübt, läßt sich nur unterscheiden, wenn man prüft, in wessen Interesse die Fahrten ausgeführt werden. In dieser Hinsicht ist mithin die Interessenlage von Bedeutung, die allerdings von der herrschenden Ansicht — wohl überflüssigerweise — zu einem Merkmal des Begriffs „Halter" ausgebaut worden ist (oben Rdn. 191). cc) Mehrheit von Haltern. Es kommt gelegentlich vor, daß sich mehrere Personen 202 in die Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug teilen (RGZ 120, 154/160 vom 9.2.28; RG 25.9.33, DAR 173; Stuttgart, 19.3.34, DAR 35, 56; RG 20.9.34, DAR 35, 38; Köln, 31. 10. 34, DAR 35, 57; RG 18.9. 43, VAE 44, 13; RG 24.9. 43, VAE 44, 14; Kiel, 21. 12. 50, VkBl. 51, 171; BGHZ 13, 351/355 vom 29. 5. 54 = VersR 54, 365 = NJW 1198 = JZ 514 = Betrieb 555 = DAR 182 = RdK 55, 22 = VRS 7, 30; BGH 11.7. 58, VersR 646/648). Jede von diesen Personen ist dann Halter und für die Erfüllung der einem Halter obliegenden Pflichten verantwortlich. Sie haften als Gesamtschuldner (RG 16.11.25, JR 26 Nr. 275; Hamm, 1.2.55, VersR 56, 131/132; Rdn. 172). Zu beachten ist bei der Prüfung solcher Tatbestände allerdings, daß derjenige nicht Halter ist, der von einem anderen — dem alleinigen Halter — beauftragt ist, das Kraftfahrzeug als sein Vertreter zu fahren, und der das Kraftfahrzeug nur im Rahmen dieser Ermächtigung — nach üblicher Ausdrucksweise: „für fremde Rechnung" — in Betrieb nimmt (Bamberg, 5. 3. 52, DAR 53, 35). Sind dagegen mehrere Personen Halter („Mithalter"), so können sie ihre Befugnisse folgendermaßen verteilen: Entweder erteilen sie die zum Betriebe des Kraftfahrzeugs erforderlichen Anordnungen gemeinsam (und ein „Vertreter" fährt das Kraftfahrzeug), oder einer der „Mithalter" verfügt unmittel179
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bar über das Kraftfahrzeug und der andere beschränkt sich darauf, in gewissen Fällen regelmäßig Einfluß zu nehmen (BGH 1 1 . 7 . 5 8 , VersR 646/648), oder die Personen sind sich einig, daß jeder das Kraftfahrzeug für sich in dem Zeitraum benutzen darf, in dem der andere es nicht benötigt, und daß man Überschneidungen durch Vereinbarung oder durch gütliche Absprache im Einzelfall vermeiden wolle (RG 20. 9. 34, DAR 35, 38; RG 24. 9. 43, VAE 44, 14). In letzterem Falle, der häufig bei Ehegatten vorkommen wird, ist also nicht etwa abwechselnd der eine und der andere Verfügungsbefugte stunden- oder tageweise Halter; denn ein solch „geradezu schaukelhafter Wechsel" widerspräche dem Halterbegriff, dem eine gewisse Dauerhaftigkeit innewohnt ( R G Z 127, 174, 176/177 vom 27. 1. 30; BGHZ 13, 351/359 vom 2 9 . 5 . 5 4 = NJW 1198 = J Z 514 = Betrieb 555 = DAR 182 = VersR 365 = RdK 55, 22 = VRS 7, 30; a. M. Louis, J W 34, 3128 und die 21. Aufl. S. 230. Siehe auch Fußnote 403). Mehrere Halter hat das Kraftfahrzeug auch dann, wenn es im Eigentum einer nicht rechtsfähigen Personenmehrheit steht (Erbengemeinschaft, Gütergemeinschaft, Gesellschaft des B G B — Abweichendes gilt für die Personengesellschaften des Handelsrechts) und der Betrieb des Kraftfahrzeugs im gemeinsamen Interesse („auf Rechnung der Personenmehrheit") und auf Grund einer von allen Beteiligten erteilten Vertretungsmacht durchgeführt wird. Das gemeinsame Interesse reicht für sich allein nicht aus. Man wird daher der Ansicht des Reichsgerichts ( 2 5 . 6 . 3 1 , DAR 312) kaum beipflichten können, daß alle Erben Halter seien, wenn ein Nachlaßverwalter den zum Nachlaß gehörenden Wagen allein benutze; denn der Nachlaßverwalter ist nicht gesetzlicher Vertreter der Erben und hat im übrigen auch im Interesse der Gläubiger tätig zu werden. Bedient z. B. die städtische Feuerwehr einen der Knappschaft gehörenden Krankenwagen für diese gegen Kilometergeld, hat sie aber das Recht, den Wagen im Notfall auch zu knappschaftsfremden Zwecken einzusetzen, so sind Knappschaft und Stadt Halter des Wagens (Breslau, 3. 2. 30, DAR 248). Ähnlich liegt der Fall, wenn ein Angestellter oder Beamter das Kraftfahrzeug im Interesse des Arbeitgebers (Dienstherrn) fährt, aber das Recht hat, es auch zu Privatfahrten zu verwenden. Wenn die herrschende Ansicht (Schleswig, 21. 12. 50, VkBl. 51, 171 = SchlHAnz. 51, 64; BGHZ 13, 351 vom 2 9 . 5 . 5 4 = N J W 1198 = J Z 514 = Betrieb 555 = DAR 182 = VersR 365 = VRS 7, 30 = RdK 55, 22; Hamm, 12. 3. 59, VRS 17, 382; Celle, 4. 4. 60, VersR 764) meint, in solchen Fällen seien nur dann zwei Halter gegeben, wenn sowohl der Arbeitgeber wie auch der Arbeitnehmer einen Teil der Betriebskosten trage (wobei man als „Betriebskosten" auch die Verminderung des Wertes des Wagens auf seiten des Eigentümers genügen läßt), so kann dem nicht beigepflichtet werden. Eine solche Verteilung der Betriebskosten wird zwar die Regel sein, doch ist es denkbar, daß dieses Merkmal fehlt. Voraussetzung ist allerdings, wie in allen Fällen des Fahrens in Vertretung eines anderen, daß der Vertretene und der Vertreter sich darüber einig sind, daß der Vertreter im Interesse des Vertretenen das Kraftfahrzeug in Betrieb setzen soll und darf. Nicht zu billigen ist die - freilich nur einmal (am 24. 11.42) ( R G Z 170, 182/184 vom 24. 11.42 = N J W 43, 641 = VAE 43, 50) — geäußerte Ansicht des Reichsgerichts eine Mehrheit von Haltern liege auch dann vor, wenn einer den Wagen anschaffe und die Betriebskosten zahle, der andere aber den Wagen nach freiem Ermessen unter Ausschluß des Eigentümers für sich als Entgelt für laufende vertragliche Leistungen benutzen dürfe. Fehlt, wie in diesem vom Reichsgericht entschiedenen Fall, dem einen von beiden jede Möglichkeit der Einwirkung darauf, welche Fahrten durchgeführt werden sollen und wie diese gestaltet werden, so ist er nicht Halter; daß er aus der Überlassung des Kraftfahrzeugs an den anderen mittelbar insofern Nutzen 180
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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zieht, als dessen Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit erhöht wird, begründet die Haltereigenschaft nicht. Nicht zu billigen ist aus demselben Grund die Ansicht des OLG Stuttgart (21.3. 29, DAR 379), ein Unternehmen bleibe Halter eines ihm gehörenden Kraftfahrzeugs, wenn es das Kraftfahrzeug einem Erfinder zur Erprobung seiner Erfindungen überlasse, die bei Bewährung von dem Unternehmen übernommen werden sollen. Hat das Unternehmen in der Zeit, in der das Kraftfahrzeug dem Erfinder zur Verfügung steht, keinen Einfluß auf den Gebrauch des Kraftfahrzeugs durch diesen, so ist das Unternehmen auch dann nicht Halter, wenn es die Kosten für Betriebsstoff, Instandsetzung und Versicherung trägt. Es kann insbesondere der Ansicht des Reichsgerichts (Entscheidung vom 24. 11.42, vgl. oben) nicht gefolgt werden, es sei in solchen Fällen von ausschlaggebender Bedeutung, ob der Eigentümer den Haftpflichtversicherungsvertrag abgeschlossen habe. Nicht überzeugend ist ferner die Ansicht des Reichsgerichts, der Inhaber einer Reparaturwerkstatt, der einem Kunden für die Zeit der Reparatur seines Kraftfahrzeugs ein anderes leihe, bleibe Halter schon einfach deshalb, weil er aus dieser Gefälligkeit einen „mittelbaren Vorteil" ziehe (RG 24. 6. 35, VAE 36, 52). Auch diese Entscheidung steht in Widerspruch zu der — unbestrittenen Tatsache, daß der Begriff „Halter" im StVG ein einheitlicher ist und daß eine ausdehnende Auslegung des Begriffs im Hinblick auf (vermeintliche) Billigkeitserwägungen im Haftpflichtrecht notwendig zu groben Unbilligkeiten hinsichtlich der strafrechtlichen Verantwortung der betroffenen Person führt (Rdn. 196). Abschließend ist zu bemerken, daß die mehreren Halter nicht nach außen wirksam vereinbaren können, daß nur einer von ihnen bürgerlich-rechtlich haften solle. Näheres über die Haftung findet man in Rdn. 323 und 324. II. Anzeichen für das Vorliegen der Haltereigenschaft
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Die Beantwortung der Frage, wer im Einzelfall Halter des Kraftfahrzeugs ist, hat von jeher häufig erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Man erkannte bald, daß es mit der Formulierung einer Begriffsbestimmung nicht getan ist, weil die Sachverhalte sehr unterschiedlich sein können; man suchte daher nach Anzeichen, die auf die Haltereigenschaft einer Person hinweisen können. Solche Anzeichen sind: a) Das Eigentum 204 Da in der Regel der Eigentümer die Macht hat, den Einsatz eines Kraftfahrzeugs zu bestimmen, spricht das Eigentum für die Haltereigenschaft (RGZ 91, 269 vom 19. 11. 17; RGZ 93, 222 vom 27. 6. 18; RGZ 120, 154/160 vom 9. 2. 28; RGZ 127, 174 vom 21. 1. 30; RG 4. 5. 36, VAE 426; RGZ 170, 182 vom 24. 11.42 = JW 43, 641 = VAE 43, 50; Köln, 31.3.38, DAR 268; München, 21.2.52, VersR 230; Bamberg, 5. 3. 52, DAR 53, 35; Stuttgart, 3. 4. 58, VersR 891/892). Der Beweis des ersten Anscheins spricht dafür, daß ein Eigentümer, der seinen Wagen selbst fährt oder der den Führer des Wagens bestellt hat, auch Halter ist (RG 4. 12. 30, JW 31, 862). Doch ist bei diesem Sachverhalt der Eigentümer nicht mehr Halter, wenn er den Wagen zum Käufer überführen läßt (RGZ 78, 179 vom 15. 1. 12, Rdn. 193). b) Zulassung des Kraftfahrzeugs und Haftpflichtversicherung 205 Da das StVG zwar vorschreibt, daß das Kraftfahrzeug zum Verkehr auf öffentlichen Straßen einer Zulassung bedarf (§ 1 Abs. 1 Satz 1), nicht aber, daß die Zulassung nur eine bestimmte Person berechtige, Halter des Kraftfahrzeugs zu sein, kommt dem Eintrag im Kraftfahrzeugbrief und im Kraftfahrzeugschein keine wesentliche Bedeutung zu. Noch weniger ist maßgebend, wer den Vertrag hinsichtlich 181
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Haftpflicht
der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat (dies muß in der Regel die im Kraftfahrzeugbrief genannte Person sein). Die häufig vertretene Ansicht, ein Eigentümer, für den ausweislich des Kraftfahrzeugbriefes die Zulassung erteilt sei und der den Vertrag über die Haftpflichtversicherung abgeschlossen habe, müsse im Zweifel als Halter angesehen werden (RG 25. 9. 33, DAR 33, 173; Dresden, 5. 2. 42, VAE 134/135; BGH 11.7. 58, VersR 646/648), ist mithin nicht berechtigt. Zulassung und Haftpflichtversicherung besagen nichts über die tatsächlichen Möglichkeiten, Anordnungen über den Einsatz des Kraftfahrzeugs zu treffen, und nur wenig über die Frage, wer das Kraftfahrzeug tatsächlich gebraucht und auf wessen Rechnung es läuft. Immerhin lassen sich gewisse Schlüsse dann ziehen, wenn Zulassung und Haftpflichtversicherung auf einen anderen als den Eigentümer des Kraftfahrzeugs lauten (Hamburg, 10. 11. 31, HansRZ 32, 380). 206
c) Gebrauch des Kraftfahrzeugs Guten Aufschluß darüber, wer der Halter ist, kann in der Regel die Feststellung der Frage bilden, wer das Kraftfahrzeug tatsächlich in Gebrauch hat. Man darf nur nicht in den Fehler verfallen, das Wort „Gebrauch" zu abstrakt aufzufassen, wie dies die herrschende Ansicht macht, um die These zu retten, eine Person, die das Kraftfahrzeug nicht in Gebrauch habe, könne nicht Halter sein. Näher auf die zu solchem Zwecke erdachten — teilweise lebensfremden — Konstruktionen (Rdn. 191) einzugehen, erübrigt sich, weil bei richtiger Betrachtung der Gebrauch kein wesentliches Kennzeichen für den Halter ist (Rdn. 195), sondern nur als Hinweis auf die Person des Halters dienlich — sogar sehr dienlich — sein kann. Als solcher Hinweis ist „Gebrauch des Kraftfahrzeugs" aber nur dann verwendbar, wenn man das Wort in seiner engsten Bedeutung nimmt, also darunter nur versteht, daß die in Frage stehende Person im (oder auf dem) Kraftfahrzeug selbst fährt, mitfährt oder zumindest Güter befördert. Ist eine solche Person Eigentümer des Kraftfahrzeugs, so wird man wohl — soweit nicht gewichtige Anzeichen dagegen sprechen — davon ausgehen können, daß sie Halter des Kraftfahrzeugs ist.
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d) Tragung der Aufwendungen Auch die Beantwortung der Frage, wer die laufenden Unkosten für das Kraftfahrzeug bezahlt, kann Aufschluß darüber geben, wer der Halter ist. Es handelt sich vor allem um die Aufwendungen für die Kraftfahrzeugsteuer (a. M. KG 18.12.29, 5 U 8093/29), Haftpflichtversicherung (Hamburg, 10.11.31, HansRZ 32, 380), Kaskoversicherung, Wagenpflege, Reifen, Reparaturen, Kosten der Untersuchung nach § 29 StVZO, Garage. Hat ein anderer als der Eigentümer den Erwerb des Kraftfahrzeugs bezahlt und entsteht daher bei ihm der Buchführungsposten „Abschreibung", so kann dies darauf deuten, daß der Bezahlende und nicht der Eigentümer Halter ist (vgl. Geigel, 13. Aufl. Kap. 19, Rdn. 6). Weniger von Bedeutung ist, wer das Benzin und das Öl für die einzelne Fahrt bezahlt. Die herrschende Meinung bezweckt allerdings mit der Prüfung, ob das Kraftfahrzeug „auf eigene Rechnung" in Gebrauch ist, in Wirklichkeit die Beantwortung der Frage, ob derjenige, der die Verfügungsmacht über das Kraftfahrzeug ausübt, hierbei in Vertretung einer anderen Person handelt; denn dann ist nur die andere Person Halter (Rdn. 197). In dieser Hinsicht kann es allerdings ein Hinweis von erheblicher Bedeutung sein, wenn ein anderer als derjenige, der die Verfügungsmacht ausübt, die Aufwendungen trägt; es gibt freilich auch Fälle, in denen derjenige, der die Verfügungsmacht ausübt, trotz der Abwälzung der Aufwendungen auf einen anderen das Kraftfahrzeug nicht in dessen Namen fährt. Halter kann mithin auch 182
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derjenige sein, der nur die Treibstoffkosten eines Kraftfahrzeugs trägt (Hamm, 16. 7. 65, VRS 29, 378).
III. Anwendung des Begriffs „Halter" im Einzelfall
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Schwierigkeiten bei der Feststellung, wer Halter eines bestimmten Kraftfahrzeugs ist, treten vor allem auf, wenn infolge Verwaltungsakt (Enteignung) oder Vertrag (Leihe, Miete, Eigentumsvorbehalt, Sicherungsübereignung) ein anderer als der Eigentümer das Recht erhält, zu bestimmen, wann, wo und zu welchem Zweck das Kraftfahrzeug in Betrieb genommen werden soll („den Einsatz des Kraftfahrzeugs zu bestimmen"), wenn der Eigentümer das Kraftfahrzeug einem seiner Beamten, Arbeiter, Angestellten oder Handelsvertreter zur Verfügung stellt, wenn das Kraftfahrzeug dem Eigentümer entwendet wird oder wenn der Eigentümer eine juristische Person ist. Die Rechtsprechung war geneigt, in solchen Fällen den Begriff „Halter" sehr weit auszulegen, um in jedem Haftungsfall „aus Billigkeitsgründen" einen zahlungskräftigen Haftpflichtigen ausfindig zu machen. Diese Tendenz ist nicht zu billigen, weil der Begriff „Halter" im ganzen StVG einheitlich ist und eine Ausweitung auch solchen Personen eine strafrechtliche Verantwortung aufbürdet, die nach dem Willen des Gesetzgebers hierfür nicht in Betracht kommen (Rdn. 196). a) Kauf eines Kraftfahrzeugs, Überführungsfahrt 209 Maßgebender Zeitpunkt für den Ubergang der Haltereigenschaft auf den Erwerber ist weder der Abschluß des Kaufvertrags noch der Eigentumsübergang. Nicht voll zu billigen ist die Ansicht des Reichsgerichts (RG 16. 12. 12, Recht 13 Nr. 584, betreffend einen Zeitraum von drei Wochen; RG 21.3. 14, Recht Nr. 1747), wer das Kraftfahrzeug einer Person, die es vielleicht kaufen wolle, für kürzere Zeit zur Probe überlasse, bleibe Halter. Das kann nur richtig sein, wenn der Verkäufer sich die Möglichkeit des Einflusses auf die Verwendung des Kraftfahrzeugs in diesem Zeitraum vorbehält oder wenn es sich um eine einmalige Probefahrt (RG 29. 11.26, WarnR 27 Nr. 17 = RdK 35) oder um eine Überlassung bis zu drei Tagen handelt (Rdn. 199). Der Käufer wird in diesem Fall neben dem Verkäufer Halter, wenn ihm gestattet ist, mehr als eine Probefahrt auszuführen und den Zeitpunkt und die Durchführung der weiteren Fahrten selbst zu bestimmen. Andernfalls wäre es unbillig, den Verkäufer z. B. für eine Überladung des Kraftfahrzeugs strafrechtlich verantwortlich zu machen. Im allgemeinen verliert mithin der Verkäufer die Haltereigenschaft, wenn er das Kraftfahrzeug zur Probe für mehrere Tage aus der Hand gibt. Hat der Eigentümer den Inhaber einer Kraftfahrzeugwerkstatt mit dem Verkauf seines Wagens beauftragt, so handelt dieser in Vertretung des Eigentümers (Rdn. 200 und 201), wenn er den Wagen einem Kaufinteressenten zu einer Probefahrt übergibt (München, 21.2. 52, VersR 230). Der Verkäufer eines neuen Wagens wird aber Halter des alten Wagens, den der Käufer in Anrechnung auf den Kaufpreis in Kommission gibt (BayObLGSt. 58, 207 vom 10.9. 58). Während der Überführungsfahrt zum Käufer ist dieser Halter (RGZ 78, 179 vom 15. 1. 12; RG 29. 3. 39, VAE 291 = RdK 40, 185 = HRR Nr. 834; Haberkorn, DAR 60, 4) (in dem von Reichsgericht am 29. 11. 26 entschiedenen Fall fuhr zwar der Fahrer des Verkäufers, aber nur auf Bitten des neben ihm sitzenden Fahrers des Käufers, der den Wagen abholte), außer wenn der Verkäufer die Überführung selbst oder durch eine von ihm beauftragte Person durchführt (KG 10. 11. 38, DAR 39, 235). Holt der Vertreter, der den Kauf vermittelt hat, das Kraftfahrzeug 183
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Haftpflicht
persönlich oder durch eine von ihm beauftragte Person ab, so ist er Halter (KG vom 10. 11. 38, DAR 39, 235 = VAE 39, 111). 210
b)
Eigentumsvorbehalt
Der Käufer wird bei Übergabe des Kraftfahrzeugs im allgemeinen Halter, auch wenn sich der Verkäufer das Eigentum bis zur völligen Bezahlung des Kaufpreises vorbehält (RGZ 87, 137/141 vom 8.7. 15; RG 17. 10.32, HRR 33 Nr. 1022; RG 30.4.41, VAE 136; Bamberg, 5.3.52, DAR 53, 35). Der Verkäufer verliert die Haltereigenschaft mit der Übergabe des Fahrzeugs, der Schlüssel und des Fahrzeugscheins (BGH 11.7.69, VersR 907). Verkauft ein Droschkenunternehmer ein Taxi unter Eigentumsvorbehalt und beschäftigt er zunächst den Käufer im Rahmen der ihm verbliebenen Genehmigung weiter, bis der Käufer eine eigene Genehmigung erhält, so fährt der Käufer in Vertretung des Verkäufers und letzterer bleibt Halter (RGZ 87, 137/141 vom 8. 7. 15). 211
c) Sicherungsübereignung,
Verpfändung
Durch die Sicherungsübereignung des Kraftfahrzeugs tritt in der Person des Halters ebensowenig eine Änderung ein wie durch die Verpfändung; denn der Pfandnehmer erhält zwar den Besitz (der Sicherungsnehmer das Eigentum), nicht aber das Recht, das Kraftfahrzeug in Betrieb zu nehmen. Wer sein Kraftfahrzeug einem anderen zur Sicherheit übereignet, fährt in der Regel nicht im Namen (nach dem Sprachgebrauch der herrschenden Meinung: „für Rechnung") des neuen Eigentümers weiter, sondern in eigener Verfügungsgewalt (Danzig, 3. 6. 30, VR 390; RGZ 141, 400/404 vom 18. 9. 33; Karlsruhe, 31. 1. 34, HRR 35 Nr. 1151 = DAR 35 Sp. 136; RG 22. 10.38, RfPrV 376 = VAE 39, 31; Bamberg, 5.3.52, DAR 53, 35; BGH 28.5.53, VersR 283 = BB 575, insoweit nicht abgedruckt, = VRS 5, 498/500). Die Ansicht (RGZ 141, 400/404 vom 18. 9. 33; Karlsruhe, 31. 1. 34, DAR 35 Sp. 136 = HRR 35 Nr. 1151), daß der Sicherungsnehmer dann Halter werde, wenn Sicherungsgeber einer seiner Handelsvertreter sei, dessen Geschäftsreisen dem Sicherungsnehmer mittelbar zugute kommen, kann nicht gebilligt werden (Rdn. 218); denn der bloße wirtschaftliche Nutzen vermag die Haltereigenschaft nicht zu begründen; er wird Halter vielmehr nur, wenn er gegenüber dem Sicherungsnehmer ein Weisungsrecht hat und ausübt (RG 22. 10.38, VAE 39, 31/32; Weimar, JR 66, 174). Wird ein Kraftfahrzeug (durch Anlegung einer Siegelmarke) gepfändet (§ 808 Abs. 2 ZPO), so wird der Gerichtsvollzieher zwar Besitzer, aber nicht Halter des Kraftfahrzeugs. Halter bleibt vielmehr der Schuldner bis zur Wegnahme des Kraftfahrzeugs. Von da an bis zum Zuschlag in der Versteigerung ist allerdings der Gerichtsvollzieher Halter. 212
213
Wer sich vom Schuldner nicht das Eigentum am Kraftfahrzeug zur Sicherung seiner Forderung hat übertragen lassen, sondern nur eine Anwartschaft auf das Eigentum, und das Kraftfahrzeug auf Grund der Vereinbarung selbst in Nutzung nimmt, wird Halter, auch wenn der Schuldner die Betriebskosten trägt (Hamm, 1.2.55, VersR 56, 131). d) Miete und Leihe Da das Wort „Mietwagen" in § 49 PBefG für Fahrten eines Unternehmers verwendet wird, deren Zweck, Ziel und Ablauf der „Mieter" bestimmt, also für einen Dienstvertrag, wird für Fahrzeuge, die im Sinne des BGB gemietet sind, der Ausdruck „Selbstfahrer-Mietfahrzeuge" verwendet (V vom 4. 4. 55, BGBl. I 186, i. d. F. von Art. 3 der V vom 14. 3. 56, BGBl. I 199, Teil XI Müller, 21. Aufl.). 184
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aa) Der Vermieter oder Verleiher eines Kraftfahrzeugs bleibt Halter, wenn entweder die Gebrauchsüberlassung nur für eine Fahrt erfolgt oder nur für einen Zeitraum bis zu drei Tagen. In letzterem Fall verliert er zwar die Verfügungsgewalt, doch steht das dem Halterbegriff innewohnende Merkmal einer „gewissen Dauerhaftigkeit" (Rdn. 199) dem Verlust der Haltereigenschaft entgegen (RGZ 127, 174/176 vom 27. 1.30; Köln, 31. 1.38, DAR 268/269. Siehe auch Fußnote 373). Die Rechtsprechung erachtet es allerdings für verfehlt, eine scharfe zeitliche Grenze zu setzen, bei deren Überschreitung die Haltereigenschaft erlischt. Andererseits wird aber immer wieder betont, daß - vor allem beim Verleihen eines Kraftfahrzeugs — der Eigentümer nicht zeitlich unbeschränkt Halter bleibe, sondern nur bei „vorübergehender" Gebrauchsüberlassung (Köln, 31. 10.34, DAR 35, 57; BGHZ 5, 269/270 vom 10. 3. 52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258, insoweit nicht abgedruckt). Dies ließe sich auch mit den Strafvorschriften des StVG nicht vereinbaren. Daß im Interesse der Rechtssicherheit eine feste zeitliche Grenze gefunden werden muß, ist oben Rdn. 194 erläutert. Es besteht, gerade im Hinblick auf die Strafvorschriften, kein Grund, sie bei der Vermietung des Kraftfahrzeugs anders festzusetzen als bei unentgeltlicher Gebrauchsüberlassung (so auch RGZ 93, 222/223 vom 27. 6. 18. Der Mieter fährt im eigenen Interesse und ist daher nicht „Vertreter" des Vermieters [Rdn. 194]). Der Vermieter oder Verleiher bleibt allerdings auch bei längerer Gebrauchsüberlassung dann Halter, wenn er sich einen Einfluß auf die Gestaltung der Fahrten vorbehält (und ausübt) oder wenn er sich das Recht vorbehält, entweder nach einem vorher abgestimmten Plan, nach einer im Einzelfall zu treffenden Vereinbarung oder auf einseitige Anforderung hin das Kraftfahrzeug selbst benutzen oder für eigene Zwecke einsetzen zu dürfen. In den zuletzt genannten Fällen bleibt der Verleiher oder Vermieter Halter neben dem Mieter oder Entleiher, der ebenfalls Halter wird (Rdn. 202) (RG 18. 11. 29, DAR 429). Der Vermieter bleibt insbesondere dann Halter, wenn er den Fahrer stellt und dieser den Wünschen des Entleihers zwar entsprechen darf, dessen Weisungen aber nicht unterworfen ist (RGZ 120, 154/160 vom 9.2.28; Zweibrücken, 29. 10.42, VAE 43, 100; BGH 5.4. 60, VersR 635). Die herrschende Ansicht geht allerdings in der Theorie und gelegentlich auch in der Praxis weit über diese Grenzen hinaus, weil sie die „wirtschaftliche" Betrachtungsweise für maßgebend hält. Nach dieser ist der Vermieter schon deshalb Halter, weil ihn die durch Zeitablauf verursachte Wertminderung des Kraftfahrzeugs trifft und er andererseits den Mietzins kassiert und die hierfür erforderliche Verfügungsmacht besitzt; dies wird auch dann angenommen, wenn er keinerlei Möglichkeit hat, darauf einzuwirken, wie, wo, zu welchem Zweck und von wem das Kraftfahrzeug gefahren wird (RGZ 93, 222/224 vom 27.6. 18; BGHZ 5, 269 vom 10.3. 52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258), ja sogar noch dann, wenn das Kraftfahrzeug für Monate (z. B. bei Fahrten ins Ausland) aus seinem Gesichtskreis gerät. Diese „wirtschaftliche" Betrachtungsweise läßt sich, wie oben Rdn. 181 ausgeführt, mit dem Gesetz nicht vereinbaren. Gelegentlich hat das Reichsgericht dies offenbar erkannt. So hat es am 4. 5. 36 (4. 5. 36, VAE 426/427) die Ansicht vertreten, der Verleiher bleibe nur dann Halter, wenn er das Kraftfahrzeug „für ganz kurze Zeit" einem anderen überlasse, und in einem anderen Fall (RG 1. 6. 38, JW 2354/2355) entschieden, daß nicht Halter ist, wer seinen zum Verkauf bestimmten stillgelegten Wagen der Polizei zum Gebrauch übergebe, ohne sioJi eine Einwirkungsmöglichkeit vorzubehalten. bb) Unbefugter Gebrauch durch den Mieter oder Entleiher. Der Vermieter (Verlei- 214 her) bleibt im Rahmen der soeben gezogenen Grenzen (Rdn. 213) Halter bei Ge185
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brauchsüberlassung des Kraftfahrzeugs an einen anderen auch dann, wenn dieser die ihm vertraglich auferlegten Beschränkungen nicht einhält, z. B. den vereinbarten Führer entläßt und den Wagen selbst fährt (BGHZ 5, 269 vom 10.3.52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258) oder vertragswidrig nicht selbst fährt, sondern einem anderen das Kraftfahrzeug zur Benutzung überläßt (BGH 24.9. 57, VersR 719 = DAR 355 = NJW 1878, insoweit nicht abgedruckt, = JZ 58, 62 LS = VRS 13, 409) oder vertragswidrig den Wagen nicht nur zum Einkassieren von Geldern, sondern zum Transport von Sperrholz verwendet (Köln, 31. 10. 34, DAR 35, 57). In diesen Fällen liegt auch keine Schwarzfahrt im Sinn des Absatz 3 vor — solange die „Benutzereigenschaft" des Mieters oder Entleihers andauert (Rdn. 209) —, wohl aber handelt es sich um eine Schwarzfahrt, wenn der Entleiher vorgibt, er brauche den Wagen für seine Polizeidienststelle, ihn aber dann für eine Privatfahrt benützt (RG 1. 6. 38, JW 2354/2355). 215
cc) Der Mieter oder Entleiher wird in zahlreichen Fällen Halter, ohne daß die Haltereigenschaft des Vermieters oder Verleihers (Rdn. 213) untergeht. Denn der Mieter oder Entleiher wird Halter, sobald er die Macht erhält zu bestimmen, welche Fahrten mit dem Kraftfahrzeug ausgeführt werden (Hamburg, 16. 1. 19, Recht Nr. 822; a. M. offenbar RG 16. 12. 12, Recht 13 Nr. 584; dort wird die Ansicht vertreten, Halter werde nicht, wer drei Wochen lang ein Kraftfahrzeug zu Probefahrten benutze, sofern der bisherige Halter den Fahrzeugführer stelle), oder — wie der BGH dies formuliert (BGHZ 32, 331/333 vom 23. 5. 60 = NJW 1572 = VersR 650 = DAR 232 = MDR 909 = VRS 19, 9) - sobald er „die tatsächliche Verfügung über das Kraftfahrzeug frei ausüben kann". Zu Unrecht hat mithin das OLG Zweibrücken (29. 10.42, VAE 43, 100) die Haltereigenschaft eines Entleihers verneint, der zwar den Nutzen von den Fahrten hatte, dem aber keine Unkosten erwuchsen. Ist ihm das Kraftfahrzeug nur zu einer Fahrt überlassen, so wird er nicht Halter (Karlsruhe, 18. 5. 33, DAR 34, 41 ; BGHZ 32, 331/334 vom 23. 5.60, vgl. oben; Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 19); unter „Fahrt" wird man hier ausnahmsweise (vgl. Rdn. 42) Hin- und Rückfahrt zusammen zu verstehen haben (so auch Rostock, 6. 12. 32, JW 33, 855), vor allem, wenn die Reparaturwerkstatt dem Kunden ein Ersatz-Kraftrad zur Verfügung stellt, das er aber nach jeder Fahrt zurückbringen muß. Hat der Entleiher das Kraftfahrzeug für mehr als eine Fahrt zur Verfügung, so wird er Halter, sofern ihm nicht die Route fest vorgeschrieben ist (Zur herrschenden Ansicht: Schrifttum: Rdn. 3; Rechtsprechung: RGZ 127, 174/177 vom 27. 1.30; Stuttgart, 19.3.34, DAR 35, 56; München, 14. 1. 36, VAE 281 ; LG Berlin, 24. 1. 36, DAR 83; Köln, 31. 3. 38, DAR 268; Zweibrücken, 29. 10.42, VAE 43, 100; RG 24.9.43, VAE 44, 14; BGHZ 5, 269 vom 10. 3. 52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258; LG München II, 15. 6. 55, DAR 56, 188 = VersR 56, 182/183; Düsseldorf, 12.7.56, MDR 677; BGH 23. 5. 60). Das LG Berlin (24. 1. 36, DAR 83) ging zutreffend davon aus, daß der Mieter eines Selbstfahrer-Kraftfahrzeugs Halter werde, wann die Fahrt nicht festgelegt sei, und zwar auch, wenn der Mietvertrag nur für einen Tag abgeschlossen sei. Das OLG Hamm hat zutreffend ein Mädchen als Halterin angesehen, das von ihrem Vater das Recht erhielt, mit seinem Wagen drei Tage zu fahren und das Fahrtziel selbst zu bestimmen (Hamm, 7. 7. 55, VersR 56, 326 LS = DAR 56, 111). Die früher gelegentlich geäußerte Ansicht, der Mieter könne nie Halter werden, weil das Risiko beim Vermieter bleibe, wird — so weit ersichtlich — von niemand mehr vertreten. Die Meinung, daß Halter werde, wer ein Kraftfahrzeug zu längerem Gebrauch als zu einer Fahrt erhalte, steht nicht im Gegensatz zu der oben 186
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dargelegten Meinung (Rdn. 199), die Haltereigenschaft des Vermieters gehe noch nicht verloren, wenn der Wagen drei Tage oder weniger aus seinem Gesichtskreis gerate. Denn wenn hierfür ins Feld geführt wurde, der Haltereigenschaft wohne eine gewisse Dauerhaftigkeit (im Beharren) inne, so gilt dies nur für den, der bereits Halter ist. Im Gegensatz dazu wird jeder sofort Halter, der die Möglichkeit erhält, selbständig zu bestimmen, wo, wie, zu welchem Zweck und mit welchem Fahrer das Kraftfahrzeug in Betrieb gesetzt wird. e) Solange sich das Kraftfahrzeug in der Reparaturwerkstatt befindet, 216 ist derjenige der Halter, der den Auftrag zur Reparatur erteilt hat (der Besteller); alle Probefahrten, die mit dem Kraftfahrzeug durchgeführt werden, werden in Vertretung des Bestellers (nach üblichem, ungenauem Sprachgebrauch „für Rechnung des Bestellers") ausgeführt (Rdn. 197 und 200). Weder der Angestellte oder Arbeiter, der die Fahrt ausführt, ist Halter noch der Inhaber der Werkstatt (Greiff, DAR 36, 71; RGZ 79, 312 vom 2. 5. 12 = JW 808; RGZ 91, 269/272 vom 19. 11. 17; RGZ 91, 304 vom 13. 12. 17; KG 23. 2. 28, JW 29, 2063; RGZ 150, 134/137 vom 30. 1. 36 = VAE 219 und 225). Allerdings ist der Inhaber der Reparaturwerkstatt gegenüber dem Halter vertraglich verpflichtet, mit dem instandzusetzenden Fahrzeug so zu verfahren, daß sein Halter nicht von Dritten in Anspruch genommen wird (KG 21.7. 36, VAE 579). Leiht der Inhaber der Werkstatt dem Kunden während der Reparaturzeit ein Kraftfahrzeug oder vermietet er ihm ein „Selbstfahrervermiet-Fahrzeug", so gelten die für Leihe und Miete (oben Rdn. 213) aufgestellten Grundsätze. Was für Reparaturbetriebe gesagt wurde, gilt auch für Sammelgaragen, in denen die Angestellten des Garagenunternehmens vom Kunden ermächtigt sind, den abgestellten Wagen des Kunden nach Bedarf an eine andere Stelle der Garage zu fahren (Hamburg, 26. 5. 59, VersR 60, 330). f ) Angestellte oder Arbeiter eines Unternehmens 217 fahren die dem Unternehmen gehörenden Kraftfahrzeuge in Vertretung (im üblichen, ungenauen Sprachgebrauch „für Rechnung") des Unternehmers. Mithin ist dieser Halter, nicht aber der Angestellte oder Arbeiter (Rdn. 197 und 200). Das gilt auch für leitende Angestellte (Hamm, 11.2. 54, JMB1NRW 165 = NJW 55, 1162 m. Anm. Bruns = VRS 6, 389; Bremen, 4. 5. 55, NJW 1163 - Vorlagebeschluß). Strafrechtlich ist allerdings nach § 151 Abs. 1 Satz 1 GewO auch derjenige verantwortlich, den der Unternehmer zur Leitung des Betriebes, des Teiles eines Betriebes oder zur Beaufsichtigung bestellt hat; § 151 GewO gilt — obwohl man seinem Wortlaut nach annehmen könnte, er sei nur auf polizeirechtliche Übertretungen anwendbar — auch für Vergehen und überdies auch für solche polizeirechtlicher Natur, wenn sie zur Zeit ihres Erlasses als polizeirechtlich angesehen worden waren. Leitende Angestellte oder Arbeiter machen sich also, obwohl sie nicht Halter sind, im gegebenen Falle nach § 21 Abs. 2, strafbar (BGH 29. 2. 56, NJW 800 = VRS 10, 379). Ob freilich diese Ansicht nach Wegfall des §71 StVZO noch aufrechterhalten werden kann, muß bezweifelt werden. Jedenfalls wird der Halter wieder voll verantwortlich, wenn der Angestellte — wenn auch nur vorübergehend — erkrankt (Hamm, 12. 11. 65, VRS 30, 202). Hat der Angestellte oder Arbeiter das Recht, das dem Unternehmen gehörende Kraftfahrzeug auch zu Privatfahrten zu benutzen, so ist er neben dem Unternehmer Halter des Kraftfahrzeugs (Hamm, 12. 3. 59, VRS 17, 382). Dasselbe gilt, wenn der Arbeitnehmer ein ihm gehörendes Kraftfahrzeug mit Billigung des Unternehmers teilweise für Zwecke des Unternehmers (insoweit also in Vertretung des Unternehmers) fährt (Köln, 18.7.40, DAR 4117). Ob der Unternehmer eine natürliche oder juristische Person ist, macht kei187
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Haftpflicht
nen Unterschied. Auch eine juristische Person kann mithin Halter sein (BGH 11.7. 58, VersR 646/648). Fährt der Alleingesellschafter einer E i n m a n n - G m b H einen Wagen nur für Zwecke des Unternehmens, so ist nicht der Gesellschafter, sondern die Gesellschaft Halter ( K G 18. 1. 39, D A R 177, zweifelnd Celle, 23. 1. 37, J W 1074/1075 m. Anm. Müller). Da die offene Handelsgesellschaft und die Kommanditgesellschaft selbständig Rechte und Pflichten haben kann (§ 124 HGB), kann sie Halter eines Kraftfahrzeugs sein. Die Gesellschafter sind — ebenso wie bei der G m b H oder AG — nicht Halter, außer wenn sie ein Kraftfahrzeug der Gesellschaft auch für Privatfahrten benutzen (Celle, 23. 1. 37, JW 1074, dieser Entscheidung kann allerdings insoweit nicht beigetreten werden, als sie annimmt, während einer persönlichen Fahrt sei der Gesellschafter nicht Mithalter, Rdn. 202). Gleiches gilt f ü r den stillen Gesellschafter (BGH 16. 4.62, VersR 509 = VRS 22, 422 = D A R 207 = M D R 547). Auch eine politische Partei kann Halter sein ( R G 29. .10. 41, VAE 42, 33). Eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts kann nicht Halter sein, weil ihr die Rechtspersönlichkeit fehlt (a. M. Weimar, VP 65, 163). Sind z. B. zwei Ärzte Inhaber einer Klinik, so sind beide Halter des der Berufsausübung dienenden Kraftfahrzeugs. Das gilt auch, wenn nur einer von beiden Eigentümer des Kraftfahrzeugs ist. Ist dagegen nur einer von beiden Inhaber der Klinik, der andere aber sein Angestellter, so ist nur der Inhaber der Klinik Halter, wenn der angestellte Arzt das Kraftfahrzeug nicht f ü r Privatfahrten verwenden darf und verwendet. 218
g)
Handelsvertreter
sind in der Regel unter Ausschluß des Geschäftsherrn Halter der von ihnen beruflich benutzten Kraftfahrzeuge auch dann, wenn sie im Eigentum des Geschäftsherrn stehen ( R G 25. 1. 37, VAE 172). Dieser ist nur d a n n neben dem Handelsvertreter Halter, wenn er ein Weisungsrecht des Inhalts hat, daß er Einfluß auf die Durchführung einzelner Fahrten nehmen kann ( R G 22. 10.38, VAE 39, 31/32) oder wenn er das Kraftfahrzeug gelegentlich auch für eigene geschäftliche Zwecke oder für Privatfahrten benutzt (Zweibrücken, 18. 1.33, D A R 56). Abzulehnen ist die Ansicht des Reichsgerichts, der Geschäftsherr bleibe auch d a n n Halter, wenn der Handelsvertreter das Kraftfahrzeug benutzt, sofern der Geschäftsherr Eigentümer ( R G 25. 9. 33, D A R 173) oder Sicherungseigentümer ( R G Z 141, 400/404 vom 1 8 . 9 . 3 3 ; ebenso Karlsruhe, 31. 1.34, H R R 35 Nr. 1151 = D A R 35 Sp. 136) ist. Die vom Reichsgericht gegebene Begründung, der Geschäftsherr habe einen wirtschaftlichen Vorteil davon, daß der Handelsvertreter ein Kraftfahrzeug benutze, reicht für die Begründung der Haltereigenschaft nicht aus (Rdn. 195). Einzelheiten findet man in einem Aufsatz von Weigelt ( D A R 36, 103). 219
h) Für Beamte gelten die oben Rdn. 217 für Angestellte u n d Arbeiter aufgestellten Grundsätze. Verwendet ein Beamter sein Dienstfahrzeug nur für Dienstfahrten, so ist ausschließlich die Behörde Halter (Schleswig, 21. 12. 50, VkBl. 51, 171 = SchlHAnz. 51, 64); verwendet er es auch für Privatfahrten, so wird er hierdurch neben seinem Dienstherrn Halter (LG Berlin, 15. 12.39, D A R 41, 56; Schleswig a . a . O . ) , auch wenn das Kraftfahrzeug seinem Dienstherrn gehört. Dasselbe gilt für ein „beamteneigenes Kraftfahrzeug und für ein „anerkannt privateigenes" Kraftfahrzeug. In diesen beiden Fällen handelt es sich um ein Kraftfahrzeug, das der Beamte zwar vorwiegend f ü r dienstliche Zwecke benützt, aber auch — wenn auch nur in geringem U m f a n g — zu Privatfahrten verwenden kann (Voss, VersR 55, 201; R G Z 165, 188
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
365/372, 373 vom 10. 1. 41; Celle, 4.4. 60, VersR 764). Benützt der Beamte ein ihm gehörendes Kraftfahrzeug mit Zustimmung des Dienstherrn für eine bestimmte Dienstfahrt, so wird hierdurch der Dienstherr nicht Halter, auch wenn er Kilometergeld bezahlt. Der Beamte bleibt vielmehr allein Halter (BGHZ 29, 38/43 vom 8. 12. 58 = NJW 59, 481 = MDR 59, 376 = DÖV 59, 193 = DAR 59, 102 = VersR 59, 147 = VRS 16, 174). Für das Verhältnis des § 7 zu der Amtshaftung aus § 839 BGB, die regelmäßig die öffentliche Körperschaft trifft, in deren Dienst der Beamte steht (Art. 34 GG), gilt für Unfälle, die sich aus Verschulden des Beamten bei Ausübung hoheitlicher Tätigkeit ereignen (dazu zählt häufig auch die Fahrt von und zum Tätigkeitsort), folgendes: 1. Ist die Körperschaft alleinige Halterin des Kraftfahrzeugs, so haftet sie nebeneinander aus zwei HaftungsgründerN aus § 7 und aus § 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG. § 839 Abs. 3 BGB steht nicht entgegen (RGZ 145, 177/181. Einzelheiten siehe Nr. 36 zu I § 16. Eine Haftung aus § 823 BGB kommt daneben nicht in Betracht [Rdn. 67 zu I § 16]). 2. Ist der Beamte Halter, die Körperschaft aber nicht, so haftet die Körperschaft aus § 839 und daneben (in den Grenzen des § 12) der Beamte aus § 7. Auch hier steht § 839 Abs. 3 BGB nicht entgegen (RGZ 165, 365/374 vom 10. 1.41; BGHZ 29, 38/45 vom 8. 12. 58, vgl. oben). Die persönliche Haftung des Beamten als Führer des Kraftfahrzeugs (§ 18) ist durch Art. 34 GG ausgeschlossen (BGH a. a. O.; BGH 24. 2. 58, NJW 868). 3. Sind die Körperschaft und der Beamte Mithalter, so haftet die Körperschaft aus § 7 und aus § 839 in Verbindung mit Art. 34 GG, daneben haftet der Beamte aus § 7. Da aber die Körperschaft — die von der Pflichtversicherung befreit ist — für den Beamten insoweit einzutreten hat, als die Pflichtversicherung reicht (§ 2 Abs. 2 PflichtversG), muß die Körperschaft den Beamten von seiner Haftung befreien. i) Auftragsverwaltung 220 Leitet das Land im Rahmen der Auftragsverwaltung den Einsatz der dem Bund gehörenden Kraftfahrzeuge, so liegt die Verfügungsgewalt ausschließlich beim Land und nur dieses ist, Halter (München, 6. 12. 55, VkBl. 57, 308). k) Ein durch Verwaltungsakt 221 in Anspruch genommenes oder beschlagnahmtes Kraftfahrzeug wechselt den Halter nicht, solange es von der Behörde nicht in Betrieb genommen wird. Geschieht dies, so wird diejenige Person oder öffentliche Körperschaft allein Halter, deren Verwaltungsaufgaben durch den Betrieb des Kraftfahrzeugs erfüllt werden (RGZ 167, 1/12, 13 vom 4.4. 41; Frankfurt, 17. 2.49, VRS 1,110). Dies gilt auch, wenn die Inanspruchnahme nur einige Tage dauert. Wird das beschlagnahmte Kraftfahrzeug einem anderen zum Gebrauch zugewiesen, so wird dieser in dem Augenblick Halter, in dem er das Kraftfahrzeug in Gebrauch nimmt. Gleichzeitig erlischt die Haltereigenschaft des Eigentümers (Dresden, 26.6.41, VAE 182; Frankfurt, 7.2.49, VRS 1, 110). Die Polizei, die einen verkehrswidrig geparkten Wagen abschleppen läßt, wird nicht Halter; denn sie handelt nur in Vertretung des Halters. Gleiches gilt, wenn die Polizei einen Wagen wegen Trunkenheit des Fahrers sicherstellt (BGH 26. 1. 56, VersR 219. Siehe auch Rdn. 185 a zu I § 16). I) Unbefugter Gebrauch eines Kraftfahrzeugs 222 Bei den Ausführungen Rdn. 208 bis 220 wurde zwar gelegentlich auf die Rechtsbeziehungen zwischen den beteiligten Personen abgestellt; auf sie kommt es aber nur insoweit an, als sie der tatsächlichen Handhabung beim Betrieb des Kraftfahrzeugs entsprechen. Der Mieter eines Kraftfahrzeugs wird mithin keinesfalls Halter, 189
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Haftpflicht
wenn er es nicht in Betrieb setzt. Umgekehrt wird auch Halter, wer ein fremdes Kraftfahrzeug, ohne hierzu befugt zu sein, für eigene Zwecke in Betrieb setzt. Daß zunächst der bisherige Halter seine Rechtsstellung hierdurch nicht verliert, steht nicht entgegen (Rdn. 215). Der Dieb wird mithin in dem Augenblick Halter, in dem er das fremde Kraftfahrzeug in Betrieb setzt (RGZ 138, 320/321 vom 17. 11.32). Die Ansicht des Reichsgerichts (so auch Walter [„Die Haftung des Kraftfahrzeughalters", S. 26]), derjenige, der sich ohne Zueignungsabsicht nur vorübergehend den Gebrauch eines Kraftfahrzeugs anmaße, werde nicht Halter, kann nicht gebilligt werden. Auf die Zueignungsabsicht kann es nicht ankommen; maßgebend ist allein der Wille, Zeit, Zweck und Art einer Fahrt und den Fahrer — unabhängig vom bisherigen Halter - zu bestimmen. Offensichtlich beruht die hier abgelehnte Ansicht auf dem Gedanken, für Absatz 3 Satz 1 erster Halbsatz müsse irgendein Anwendungsbereich vorbehalten werden. Solche Rücksichten erübrigen sich aber, weil die Vorschrift in Verbindung mit dem zweiten Halbsatz durchaus ihre Bedeutung für eine Erweiterung der Haftung des bisherigen Halters hat. Aus Satz 2 geht hervor, daß Satz 1 keine selbständige Bedeutung hat. Allerdings erlischt die Haltereigenschaft des bisherigen Halters nicht, wenn sich eine unbefugte Person nur vorübergehend in den Besitz des Kraftfahrzeugs setzt (für einen Tag oder einige Tage), um das Kraftfahrzeug dem bisherigen Halter nach Gebrauch wieder zukommen zu lassen (Rdn. 199). In diesem Fall wird neben dem bisherigen Halter auch der unbefugte Benutzer Halter. Zu beachten ist, daß bei Diebstahl der bisherige Halter auch nach Erlöschen seiner Haltereigenschaft (die nach Ablauf von drei Tagen eintritt) gemäß der Ausnahmevorschrift in Absatz 3 Satz 1 zweiter Halbsatz neben dem Dieb (oder neben dem unbefugten Benutzer) wie ein Halter haftet, wenn er den Diebstahl (oder die Gebrauchsanmaßung) durch sein Verschulden ermöglicht hat (RGZ 138, 320/321 vom 17. 11. 32; Nürnberg, 21. 11. 57, VersR 58, 202; Stelzer, VersR 58, 388; Geigel, Haftpflichtprozeß, 13. Aufl. Kap. 19 Rdn. 72). Der bisherige Halter haftet aber nach Absatz 3 Satz 2 nach dem Erlöschen seiner Haltereigenschaft nicht neben dem unbefugten Benutzer weiter, wenn er diesen für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt oder ihm das Kraftfahrzeug aus anderem Grund überlassen hat (Rdn. 214 und 225).
J . Personen, die nicht Halter sind, aber bei Schwarzfahrten haften Das Schrifttum zu diesem Fragenkreis findet man unter Rdn. 7. 2 2 3 I. Grundlage der Regelung Man könnte als unbefangener Leser von Absatz 3 Satz 1 annehmen, das Gesetz wolle anordnen, daß derjenige wie ein Halter hafte, der das Kraftfahrzeug „ohne Wissen und Willen" des Halters benutze. Es handelt sich jedoch nur um eine irreführende Formulierung. Denn wer ein Kraftfahrzeug „ohne Wissen und Willen" des Halters — also eigenmächtig — benutzt, ist selbst Halter (Rdn. 215) und haftet daher ohne weiteres nach Absatz 2. Absatz 3 Satz 1 hat vielmehr (dies wird lediglich durch die Worte „an Stelle" zum Ausdruck gebracht) nur den Sinn, die Haftung des Halters bei von ihm nicht verschuldeten Schwarzfahrten eines Dritten auszuschließen (Rdn. 240 bis 254) und die Haftung dessen, dem sein Fahrzeug entwendet wurde und der daher seine Haltereigenschaft verloren hat (also die Haf190
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tung des früheren Halters) bei Schwarzfahrten unter gewissen Voraussetzungen einzuschränken (Rdn. 224 bis 227) und außerdem die Haftung des — bisherigen — Halters in gewissen anderen Fällen auf Unfälle auszudehnen, die sich ereignen, nachdem er seine Haltereigenschaft verloren hat. Letzteres geht zwar nicht ohne weiteres aus dem Wortlaut hervor, ist aber durch Auslegung der Vorschrift zu gewinnen. Hinsichtlich einer Person, die nie Halter des Kraftfahrzeugs war, hat Absatz 3 Satz 1 nur in dem selten vorkommenden Fall Bedeutung, daß ein unbefugter Benutzer deshalb keine Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug erlangt, weil er sich von dem Kraftfahrzeugführer des Halters unter der unwahren Vorspiegelung befördern läßt, der Halter habe die Fahrt angeordnet (Rdn. 247 und 249). II. Die Haftung des früheren Halters nach Absatz 3 Satz 1 zweiter Halbsatz a) Auslegung dieser Vorschrift
224
Sie besagt, daß der - bisherige - Halter im Rahmen des Absatz 2 zum Ersatz des Schadens verpflichtet bleibt, wenn die Benutzung des Fahrzeugs durch sein Verschulden ermöglicht worden ist. Eine zeitliche Beschränkung der Haftung kennt die Vorschrift nicht. Daraus haben Schrifttum und Rechtsprechung zutreffend den Schluß gezogen, daß es darauf ankommt, wer Halter war, als die unbefugte Benutzung (also der Diebstahl oder die unbefugte Gebrauchsanmaßung) pflichtwidrig ermöglicht wurde, und daß diese Haftung auch für den Zeitraum nach dem Verlust der Haltereigenschaft fortbesteht, mithin auch nach diesem Zeitpunkt eingetretene Unfälle umfaßt. Der zweite Halbsatz des Satzes 1 behandelt daher in solchen Fällen den früheren Halter so, als sei er noch Halter (RGZ 138, 320 vom 17. 11. 32; Nürnberg, 21. 11. 57, VersR 58, 202; vgl. Rdn. 206). Der Maßstab des Verschuldens, das zur Fortdauer der Haftung führt, ist in Rdn. 241 erläutert. b) Keine Haftung eines früheren Halters in den Fällen des Absatz 3 Satz 2
225
Diese Vorschrift besagt, daß eine solche Haftung des bisherigen Halters nicht in Betracht kommt, wenn er seine Haltereigenschaft dadurch verloren hat, daß ein von ihm für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellter oder eine Person, der er das Kraftfahrzeug überlassen hat, dieses mehr als drei Tage eigenmächtig für sich benutzt. Allerdings legen Schrifttum und Rechtsprechung die Vorschrift entgegen ihrem klaren Wortlaut einschränkend dahin aus, daß Satz 2 für diese Fälle außer Betracht zu bleiben hat. Es sei Wille des Gesetzgebers von 1939 gewesen, die Haftung des Halters zu verschärfen, nicht sie auf der anderen Seite zu mildern. Unstreitig hat der Gesetzgeber von 1939 diesen seinen Willen — ob er überhaupt bestanden hat, läßt sich aus dem Text der amtlichen Begründung nicht einmal mit Sicherheit feststellen (vgl. Amtl. Begründung DJ 1939, 1771 und 21. Aufl. S. 267) in keiner Weise zum Ausdruck gebracht. Es geht nicht an, eine Vorschrift, die unter fälschlicher Berufung auf das „Rechtsempfinden des Volkes" unter Mißachtung der herrschenden Rechtsansicht ohne parlamentarische Kontrolle eingeführt wurde (Rdn. 242), auch noch erweiternd auf Fälle auszudehnen, die vom Wortlaut nicht erfaßt werden. Hat daher der Halter seine Haltereigenschaft dadurch verloren, daß ein von ihm für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellter oder eine Person, der er das Kraftfahrzeug überlassen hat, dieses mehr als drei Tage eigenmächtig benutzt, so kommt seine Haftung für einen nach diesem Zeitpunkt eintretenden Unfall nicht in Betracht. Absatz 3 Satz 2 schließt es aus, den Fortbestand der Haltereigenschaft nach deren Verlust in den in Satz 2 dargelegten Fällen zu 191
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fingieren. Daß der Halter in solchen Fällen auf Grund unerlaubter Handlung haften kann, ist nicht von der Hand zu weisen. Soweit aber das OLG Karlsruhe (Karlsruhe, 9. 12. 59, VersR 60, 565) eine Haftung nach Verlust der Haltereigenschaft aus Absatz 3 herleiten will, kann dem nicht gefolgt werden. Im übrigen wäre es auch unbillig, den Halter für solche Unfälle einstehen zu lassen. Die Entscheidung des BGH vom 10. 3. 52 (BGHZ 5, 269/273 v. 12. 4. 60 = VersR 52, 181/182) kann jedenfalls nicht zur Stützung der hier abgelehnten Ansicht herangezogen werden ; denn in dem dort entschiedenen Fall hatte der bisherige Halter seine Haltereigenschaft noch nicht verloren. Dasselbe gilt für das Urteil des BGH vom 12.4. 60 (VersR 736). 226
c) Weitergabe des Kraftfahrzeugs
an einen Dritten
Überläßt der vom Halter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellte oder derjenige, dem der Halter das Kraftfahrzeug überlassen hat, das Kraftfahrzeug unbefugt einem Dritten, so behält der ursprüngliche Halter seine Haltereigenschaft noch drei Tage lang. Verursacht der Dritte innerhalb dieser drei Tage einen Unfall, so liegen die Voraussetzungen des Absatz 3 Satz 2 nur vor, wenn der Dritte Dienste des Angestellten oder dessen, dem der ursprüngliche Halter das Kraftfahrzeug überlassen hatte, bei der Fahrt besorgte, so daß dieser als „Benutzer" anzusehen war. Fuhr der Dritte im eigenen Interesse (vgl. Rdn. 197 bis 202), so liegt der Fall einer Schwarzfahrt nach Absatz 3 Satz 1 vor (Rdn. 240). In einem solchen Fall haftet der frühere Halter auch dann noch, wenn mehr als drei Tage seit dem Verlust seiner Haltereigenschaft bis zum Unfall verstrichen sind, nach den Ausführungen unter Rdn. 224. Denn maßgebend ist, wer Halter war, als der unbefugte Dritte die Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug erlangte und dadurch Halter wurde. Die Sorgfaltspflicht des Halters zur Vermeidung solcher Schwarzfahrten ist dieselbe wie die zur Vermeidung anderer Schwarzfahrten dritter Personen (Rdn. 244 bis 252). 227 III. Die Bedeutung der Worte „ohne Wissen und Willen" Die Haftung desjenigen, der Halter war, tritt nur ein, wenn im Zeitpunkt des Unfalls das Kraftfahrzeug „ohne Wissen und Willen" des früheren Halters benutzt wurde. Diese Einschränkung, die bei der Haftungsbeschränkung des Halters von Wichtigkeit ist, ist bei der Haftungsausdehnung ohne Belang, weil andernfalls die Haltereigenschaft des bisherigen Halters bestehen geblieben ist. Was „unbefugte Benutzung" ist, ist unten Rdn. 247 bis 251 dargelegt.
228 K. Einwendungen des Halters 2 2 9 I. Grundsätze Der Halter des Kraftfahrzeugs hat den aus dem Unfall entstehenden Schaden nach den Vorschriften des Gesetzes (§§ 8 ff.) zu ersetzen. Dieselbe Pflicht trifft die nach Absatz 3 wie ein Halter auftretenden Personen (Rdn. 223 bis 227). Wenn im folgenden von „Halter" gesprochen wird, so sind damit auch jene Personen gemeint. Der Halter ist schlechthin zu solchem Ersatz verpflichtet, ohne dem Anspruch selbst andere Einwendungen entgegensetzen zu können, als sich aus diesem Gesetz ergeben. 192
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
a) Er kann also geltend machen,
230
daß das Fahrzeug nicht mehr als 20 k m / h Geschwindigkeit hat (§ 8); daß der Verletzte oder die beschädigte Sache zur Zeit des Unfalls durch das Fahrzeug befördert wurde oder der Verletzte beim Betrieb des Fahrzeugs tätig war (§§ 8 a u. 8); daß eigenes Verschulden des Verletzten vorliege (§9); daß ein nicht auf einem Fahrzeugmangel beruhendes unabwendbares Ereignis gegeben sei (§ 7 Abs. 2); daß unbefugte Benutzung des Fahrzeugs durch einen Dritten vorliege (§ 7 Abs. 3); daß der Anspruch verjährt sei (§ 14); daß die erforderliche Anzeige unterblieben sei (§ 15). Ist der Halter Unternehmer und der Verletzte sein Arbeitnehmer, so kann er auch geltend machen, es liege ein Arbeitsunfall vor, der die Haftung mindere oder ausschließe (Rdn. 123 bis 136 zu § 16). Gleiches gilt für die Haftung gegenüber Arbeitskollegen (Rdn. 126 zu § 16). Ist die Klage zusätzlich aufs BGB gestützt, so muß auch darüber entschieden werden, selbst wenn sich die Ansprüche im Rahmen des StVG (§ 12) halten (RG 8. 7. 37, VAE 398). b) Ausschluß der genannten Einreden 231 Einer Klage, die nicht auf § 7 gestützt ist, sondern auf die Vorschriften über den Schadenersatz wegen unerlaubter Handlung, kann nur ein Teil dieser Einwendungen entgegengesetzt werden. c) Die von § 7 selbst gewährten Einreden 232 § 7 selbst gewährt in Absatz 2 den Einwand des „unabwendbaren Ereignisses" und in Absatz 3 den Einwand der „unbefugten Benutzung durch einen Dritten". Davon hat in der Praxis der Einwand des „unabwendbaren Ereignisses" (unten Rdn. 233 bis 238) weittragende Bedeutung, während der Einwand der unbefugten, aber vom Halter nicht verschuldeten Benutzung durch einen Dritten (Rdn. 240 bis 254) nur sehr selten Erfolg haben kann. II. Systematik des Haftungsausschlusses bei unabwendbarem Ereignis a) Grundsätze der Regelung 233 aa) Auslegungsschwierigkeiten. In § 7 Absatz 2 ist bestimmt, in welchen Fällen die in Absatz 1 normierte „Gefährdungshaftung" des Kraftfahrzeughalters nicht stattfindet (ausgeschlossen ist). Da der Halter beweisen muß, ob eine Ausnahme nach Absatz 2 vorliegt, wird die gesetzliche Regelung des Absatz 2 häufig als Regelung des „Entlastungsbeweises" bezeichnet. Der Wortlaut der Vorschrift ist leider ziemlich unklar gefaßt. Dies liegt vor allem daran, daß die in Satz 1 aufgestellte Regel den Begriff „unabwendbares Ereignis" nicht definiert und daß Satz 2 anstelle der zu erwartenden Begriffsbestimmung nur drei (in einem Satz zusammengefaßte) Beispiele bringt. Die Schwierigkeit, aus nur drei Beispielen auf den Inhalt eines Begriffs zu schließen, mußte notwendig zu Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung führen. Einig ist man sich lediglich darüber, daß die in allen drei Beispielen genannte Bedingung für den Haftungsausschluß, „sowohl der Halter als der Führer des Fahrzeugs" müsse „jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet" haben, stets — und nicht nur bei den als Beispiel genannten Fällen — Voraussetzung für den Haftungsausschluß ist. Äußerst unklar ist jedoch, ob die Erwähnung des Verhaltens „eines nicht bei dem Betrieb beschäftigten Dritten" im zweiten Beispiel den Schluß zuläßt, daß der Halter stets — auch wenn er die äußerste Sorgfalt beobachtet hat — haftet, wenn das Ereignis durch das Verhal193
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ten eines bei dem Betrieb beschäftigten Dritten — auch wenn es rechtsmäßig war — verursacht worden ist. In der Tat hat nicht nur das Reichsgericht (14. 3. 12, JW 650/651 und möglicherweise auch in der Entscheidung vom 29. 10. 34, JW 35, 424) beiläufig diese Ansicht vertreten — in den von ihm entschiedenen Fällen lag allerdings ohne Zweifel ein Verschulden des Dritten vor —, sondern auch der BGH hat dem — freilich in anderem Zusammenhang (BGHZ 23, 90/95 vom 15. 1.57 = NJW 674 = VRS 12, 331 = DAR 154 = VersR 219 = VkBl. 366) - offensichtlich beigepflichtet (Ansicht C). Zu der vom Reichsgericht vertretenen Meinung zwingt jedoch das im zweiten Beispiel genannte „Verhalten eines nicht bei dem Betrieb beschäftigten Dritten" nicht. Zwar ist dem BGH einzuräumen, daß — wenn das Beispiel einen Sinn haben soll - irgendein Unterschied in der Haftung des Halters bestehen muß, je nachdem ob der „Dritte" beim Betrieb beschäftigt war oder nicht. Ein solcher Unterschied besteht aber auch bei zwei anderen Auslegungsmöglichkeiten: Es ist denkbar, daß der Halter für Handlungen des beim Betrieb beschäftigten „Dritten" zwar auch dann haftet, wenn er selbst die äußerste Sorgfalt beobachtet hat, daß aber diese außergewöhnliche Haftung nur eintritt, entweder (Ansicht A), wenn der „Dritte" die äußerste nach den Umständen erforderliche Sorgfalt nicht beobachtet hat (so Kiel, 2.2.40, H R R Nr. 658; Oldenburg, 9.6.54, DAR 206; Lechner, in Anm. zu RG 29. 10. 54, JW 35, 424) oder (Ansicht B), wenn der Dritte schuldhaft (§ 276 BGB) den Unfall verursacht hat (so Walter [Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 87 und 90]). Welche dieser beiden Möglichkeiten der Auslegung zutrifft, oder ob die dritte — vom Reichsgericht beiläufig vertretene und vom BGH gebilligte — Art der Auslegung (Ansicht C) richtig ist, läßt sich aus dem zweiten Beispiel des Satzes 2 allein nicht klären. Aus dem Zusammenhalt mit Satz 1 und mit dem Beispiel 3 des Satzes 2 ergibt sich aber folgendes: Es gibt keinen Anhalt dafür, daß das Gesetz den Halter bei Handlungen „Dritter" strenger haften lassen will als bei Handlungen des Führers des Kraftfahrzeuges. Die Haftung des Halters muß mithin jedenfalls dann entfallen, wenn nicht nur er selbst und der Führer des Kraftfahrzeugs die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet haben, sondern auch der „Dritte". Dagegen ist dem Gesetz nicht zu entnehmen, daß — wie Ansicht B meint — der Halter für Handlungen des Dritten nur dann einzustehen habe, wenn der Dritte schuldhaft (§ 276 BGB) gehandelt habe. § 7 stellt in keiner Hinsicht irgendwie auf ein solches Verschulden ab; das Hereinziehen von Tatbestandsmerkmalen des bürgerlichen Rechts in die Auslegung des § 7 würde mithin einen Fremdkörper darstellen und wäre im übrigen aus dem Gesetz nicht zu rechtfertigen. Da Ansicht B und Ansicht C mithin nicht in Betracht kommen und eine vierte Auslegung kaum denkbar ist, jedenfalls aber sehr fern liegt, ist aus Absatz 2 zu entnehmen, daß die Haftung des Halters für Handlungen (oder pflichtwidrige Unterlassungen) eines bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten „Dritten" nur entfällt, wenn dieser, der Führer und der Halter die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet haben und trotzdem das „Ereignis" und damit den Unfall nicht vermeiden konnten. Als „Dritter" wird die in Frage kommende Person bezeichnet, um klarzustellen, daß es sich weder um den Halter noch um den Führer des Kraftfahrzeugs handelt. Wer beim Betrieb beschäftigter Dritter ist, ist Rdn. 265 bis 272 dargelegt. 234
bb) Versuch einer der Auslegung entsprechenden Formulierung von Absatz 2. Legt man die in Rdn. 233 gewonnenen Erkenntnisse zugrunde, so ergibt sich als Inhalt des Absatzes 2 folgender Rechtssatz: Die Ersatzpflicht ist ausgeschlossen, wenn der Unfall durch ein Ereignis verursacht worden ist, das durch die äußerste Sorgfalt des 194
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Halters, des Führers und aller bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten Dritten nicht abgewendet werden konnte (unabwendbares Ereignis); die Ersatzpflicht nach Absatz 1 bleibt jedoch bestehen, wenn das Ereignis auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs oder auf einem Versagen seiner Verrichtungen beruht. Die Vorschrift geht ihrem Grundsatz nach davon aus, daß der Halter nicht haftet, wenn der Unfall durch ein für ihn nicht abwendbares Ereignis verursacht worden ist. Dieser Haftungsausschluß greift aber nicht ein, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs oder ein beim Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigter Dritter (Rdn. 265) den Unfall bei Anwendung jeder nach den Umständen des Falles gebotenen Sorgfalt hätte abwenden können (Rdn. 233 und 256) oder wenn der Unfall durch einen Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs oder durch ein Versagen seiner Verrichtungen verursacht wurde (Rdn. 314 ff.). Liegt keiner der erwähnten Ausnahmefälle vor (nach Ansicht des BGH gibt es noch einen weiteren, nämlich das körperliche oder geistige Versagen des Kraftfahrzeugführers, siehe Rdn. 235), so tritt Haftungsfreiheit ein, wenn der Halter die äußerste nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat (Rdn. 239). Im übrigen ist zur Systematik noch auf folgendes hinzuweisen: In Absatz 2 Satz 2 nennt das Gesetz, wie oben Rdn. 233 dargelegt, beispielhaft einige Fälle, in denen ein solcher Haftungsausschluß in Betracht kommt. Das Wort „gilt" darf nicht zu der Annahme verleiten, es handle sich bei dieser Norm um eine Vermutung oder gar um eine Fiktion. Aus Satz 2 darf auch nicht etwa geschlossen werden, die Beobachtung jeder nach den Umständen des Falles gebotenen Sorgfalt durch den Halter, den Führer und den beim Betrieb beschäftigten Dritten sei (nur) ein Fall der Unabwendbarkeit des Ereignisses. Vielmehr kann (ausgenommen den Fall des Absatzes 3) in keinem Fall ein Haftungsausschluß eintreten, in dem entweder der Halter oder der Führer oder ein bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigter Dritter die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt außer acht gelassen und hierdurch den Unfall verursacht hat. Daß nur ein für den Unfall ursächliches Verhalten in Betracht kommt, darf nicht übersehen werden (Dresden, 24. 11. 38, VAE 39, 70 LS; München, 11.3.66, VersR 67, 67; BGH 3. 11.67, VersR 68, 51; siehe auch Fußnote 533). Das gilt nicht nur für den übermäßigen Genuß alkoholhaltiger Getränke (Rdn. 263), sondern auch für sonstige Pflichtwidrigkeiten des Halters, des Führers des Kraftfahrzeugs oder eines bei dem Betrieb beschäftigten Dritten. Unterläßt z. B. der Führer ein Warnzeichen und stellt sich nachträglich heraus, daß der Verletzte taub war, so war das Unterlassen für den Unfall nicht ursächlich (RG 19. 5. 13, Recht Nr. 2185). cc) Körperliches oder geistiges Versagen des Kraftfahrzeug-Führers. Der Bundesge- 235 richtshof (BGHZ 23, 90 vom 15. 1. 57 - NJW 674 = VRS 12, 331 = DAR 154 = VersR 219 = VkBl. 366) hat im Anschluß an das OLG Neustadt (9. 3. 56, VkBl. 679) (das die Beantwortung der Frage offengelassen hatte, weil das Versagen vorhersehbar war) eine nicht im Gesetz normierte Ausnahme von dem Grundsatz des §7 Abs. 2 für Rechtens erachtet: Seiner Ansicht nach ist die Haftungsbefreiung trotz Unabwendbarkeit des Ereignisses auch dann ausgeschlossen, wenn sich der Unfall infolge eines unvorhersehbaren und unvermeidbaren körperlichen oder geistigen Versagens des Fahrers ereignet hat. Dieser Ansicht kann nicht beigetreten werden, weil sie nicht nur der Billigkeit widerspricht (Rdn. 236), sondern auch dem Grundsatz, daß Ausnahmevorschriften (hier die Vorschrift, daß der Halter bei Fehlern in der Beschaffenheit des Fahrzeugs und bei Versagen seiner Verrichtungen auch dann haftet, wenn das Ereignis unabwendbar war) nicht erweiternd ausgelegt oder entsprechend angewendet werden dürfen (ähnlich auch Geigel, RdK 50, 37). 195
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Überdies treffen die vom BGH für seine Ansicht angeführten Gründe nicht zu. Dies gilt nicht nur für den Hinweis, § 7 Abs. 2 Satz 1 wolle die Haftung des Halters nicht für solche „unverschuldete" Unfälle ausschließen, die ihre Ursache außerhalb des Betriebskreises des Kraftfahrzeugs haben — daß diese Ansicht unzutreffend ist, wird unten Rdn. 236 angeführt —, sondern auch für die übrigen Argumente. Insbesondere kann aus dem im Gesetz angeführten Beispiel, ein unabwendbares Ereignis komme vor allem in Betracht, wenn es auf das Verhalten eines „nicht bei dem Betrieb beschäftigten Dritten" zurückzuführen sei, nicht gefolgert werden, ein unabwendbares Ereignis könne nie vorliegen, wenn der Fahrer das Ereignis verursacht habe. Vielmehr ist der Halter von der Haftung frei, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs das Ereignis zwar verursacht hat, es aber trotz Anwendung der äußersten im Verkehr erforderlichen Sorgfalt nicht hat vermei en können. Dafür, daß das Gesetz die Fälle habe ausnehmen wollen, in denen die Schuldlosigkeit des Führers auf nicht vorhersehbarem körperlichen oder geistigen Versagen beruht, besteht kein Anhalt. Auch die Ansicht des BGH, § 7 Abs. 3 Satz 2 zeige, daß der Halter auch für unverschuldetes Versagen des Kraftfahrzeugführers in jedem Falle einstehen müsse, überzeugt nicht; diese Vorschrift, die nur den Fall der Schwarzfahrt behandelt, enthält nichts anderes als eine nähere Bestimmung dieses Begriffs. Im übrigen widerspricht die Behauptung, der Halter hafte allgemein auch dann, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs zwar die äußerste, nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet, aber trotzdem den Unfall verursacht habe, der herrschenden Rechtsansicht. Schließlich will der vom BGH angestellte Vergleich mit § 2 SachschadenhaftpflG (SHG) nichts besagen; denn diese Vorschrift mag zwar in ihrer zweiten Hälfte dem § 7 Abs. 2 nachgebildet sein, mildert aber ausdrücklich die Haftung des Straßenbahnunternehmers auf Strecken, die zum Verkehrsraum einer öffentlichen Straße gehören, gegenüber der Haftung auf den übrigen Strekken, wo Haftungsbefreiung nur bei höherer Gewalt eintritt. Aus dieser Vorschrift kann mithin weder gefolgert werden, auch § 7 StVG wolle die Haftung des Halters nur bei höherer Gewalt entfallen lassen, noch ist ihr (wie der BGH meint) zu entnehmen, es müsse wenigstens insofern für höhere Gewalt gehaftet werden, als ein „körperliches oder geistiges Versagen" des Fahrers vorliege. Es bleibt daher zu hoffen, daß der BGH von dieser zu unbilligen Ergebnissen führenden Rechtsprechung abrücken wird. Die bei Bewußtlosigkeit des Kraftfahrzeugführers eintretende Billigkeitshaftung aus § 829 BGB (BGH 15. 1. 57 a. a. O.. Einzelheiten: Rdn. 57 zu § 16) ist für den Schutz der Verkehrsopfer ausreichend. War das körperliche oder geistige Versagen voraussehbar, so tritt Haftung ein (Rdn. 282). 236
b) Einordnung in das System der
Haftungsvorschriften
Da die Haftung des Halters nur entfallen kann, wenn er jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat, ist in Zweifel gezogen worden, ob es sich bei § 7 überhaupt um einen Fall der Gefährdungshaftung handelt. Die Fragestellung hat jedoch keine praktische Bedeutung. Im ganzen gesehen fügt sich die Regelung des StVG besser in den Rahmen der auf mehreren Rechtsgebieten normierten Gefährdungshaftung als in denjenigen der Verschuldenshaftung des BGB. Dies gilt vor allem deshalb, weil die Frage, ob der Halter jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beachtet hat, praktisch keine Rolle spielt; denn es kommt nahezu in allen Fällen ausschließlich darauf an, ob der Führer des Kraftfahrzeugs diese Sorgfalt beachtet hat (Rdn. 256 ff.). Daran, daß die Vorschriften besser in den Rahmen der Gefährdungshaftung passen, ändert der Umstand 196
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nichts, daß die Haftungsbefreiung nicht — wie nach dem Reichshaftpflichtgesetz — nur bei Vorliegen höherer Gewalt eintritt. Die Haftung kann vielmehr bei § 7 auch dann entfallen, wenn Ereignisse, die in der gefährdenden Natur des Betriebes eines Kraftfahrzeugs liegen, den Unfall verursacht haben, während höhere Gewalt voraussetzt, daß ein Ereignis die Ursache war, das „von außen auf den Betrieb einwirkte". Haftungsbefreiung kann nach § 7 auch bei Ereignissen eintreten, die mit gewisser Regelmäßigkeit wiederzukehren pflegen und daher nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts nicht als von außen her eintretende angesehen werden können, die vielmehr auf die dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs eigentümlichen Gefahren zurückzuführen sind (RG 16. 11. 12, JW 13, 218; Schleswig, 30. 10. 52, 1 U 258/51; BGH 26. 1.60, VersR 403/404 = DAR 136 = VRS 18, 245; Geigel, RdK 50, 37; Böhmer, RdK 54, 19). Auch wenn die objektive Betriebsgefahr, die von dem Kraftfahrzeug ausgeht, den Unfall verursacht hat, kann ein unabwendbares Ereignis vorliegen. Das Gesetz sieht von einer weitergehenden Haftung des Halters von Kraftfahrzeugen ab, weil sich die von anderen Verkehrsteilnehmern ausgehende Gefahr zwar ihrem Grade nach von der Gefährlichkeit eines Kraftfahrzeugs unterscheidet, nicht aber ihrem Wesen nach (Böhmer, DAR 58, 288), und weil es deshalb unbillig wäre, den Haltern von Kraftfahrzeugen die Bezahlung der im Straßenverkehr entstehenden Schäden nahezu allein aufzuerlegen. Denn bei der Betrachtung des Haftpflichtrechts darf nicht unbeachtet bleiben, daß infolge der Versicherungspflicht die Auferlegung einer (außerhalb der bürgerlich-rechtlichen Haftung stehenden) Verpflichtung zum Schadenersatz nicht den einzelnen Halter trifft, sondern sich als Sondersteuer auswirkt, die von allen Haltern erhoben wird. Jede Ausweitung der Haftung, sei es durch Gesetz oder durch ausdehnende Auslegung, wirkt sich als Erhöhung der Prämien (des „Steuersatzes") aus. Der Umstand, daß der Gesetzgeber einen Zwang zum Abschluß einer Haftpflichtversicherung nur für Kraftfahrzeuge angeordnet hat, rechtfertigt nicht den Schluß, er habe dem hiervon betroffenen Personenkreis auch eine zusätzliche, über das StVG hinausgehende Haftung auferlegen wollen. Werden mithin bei gerichtlichen Entscheidungen Billigkeitserwägungen herangezogen, so können diese für eine Ausweitung der Halterhaftung nur dann sprechen, wenn sich die durch Teilnahme eines Kraftfahrzeugs am Verkehr entstehende Gefahr stärker als diejenige vergrößert hat, die von der Teilnahme anderer Verkehrsteilnehmer ausgeht. Die Entwicklung hat jedoch gezeigt, daß die Verursachung von Verkehrsunfällen durch andere Verkehrsteilnehmer mindestens im gleichen Maße zugenommen hat wie die Unfallverursachung durch Kraftfahrzeuge. Zu beachten ist schließlich, daß die Haftung nicht nur durch einen Entlastungsbeweis nach § 7 Abs. 2 ausgeschlossen werden kann, sondern auch durch den Nachweis erheblichen Verschuldens des Verletzten (Rdn. 25 zu § 9). III. Der Begriff „Ereignis"
237
Ereignis ist nach dem Sprachgebrauch ein sinnfälliger objektiver Vorgang, der sich vom gewöhnlichen Tagesgeschehen abhebt. Da der Verkehrsunfall sich bei Schaffung des K F G vom Tagesgeschehen abhob, wurde seinerzeit dieses Wort gewählt. Inzwischen gehört der Verkehrsunfall längst zum gewöhnlichen Tagesgeschehen. Unter „Ereignis" im Sinn des § 7 ist sonach nichts anderes zu verstehen, als ein mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs in Zusammenhang stehender äußerer Vorgang, der einen „Personenschaden" oder einen „Sachschaden" (Rdn. 136) durch einen Unfall (Rdn. 133) hervorgerufen hat (BGH 27.6.57, NJW 1477 für 197
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den gleichlautenden Begriff in § 1 Ziff. 1 AHB). Das „Ereignis" kann verschiedener Art sein (Rdn. 329). Das Reichsgericht (Rdn. 76) gliederte die Ereignisse in Betriebsvorgänge und „Betriebseinrichtungen"; der zuletzt genannte — schwer ergründbare — Begriff soll wohl zum Ausdruck bringen, daß das Kraftfahrzeug zwar im Augenblick des „Ereignisses" (nicht im Augenblick des Unfalls) in Betrieb gewesen sein muß, wenn § 7 zur Anwendung kommen soll, daß aber andererseits auch solche Ereignisse darunter fallen können, die nicht mit der eigentlichen Fortbewegung in Zusammenhang stehen. Sehr zweckmäßig ist diese Unterteilung nicht. Zu dem Begriff „Ereignis" zählen alle dem Unfall vorausgehenden Gegebenheiten und das Verhalten und Unterlassen aller beteiligten Personen, soweit die Gegebenheiten, das Verhalten und das Unterlassen für den Unfall adäquat ursächlich waren. Alle Ursachen eines „Ereignisses" müssen daher auch Ursachen des Unfalls sein. Zu beachten ist, daß es nicht darauf ankommt, ob der Unfall unmittelbar oder ob er mittelbar durch das Ereignis verursacht worden ist (vgl. Rdn. 119 bis 125). Die Haftungsbefreiung setzt lediglich voraus, daß der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht wurde. Liegt diese Voraussetzung vor, so ist der Halter von der Haftung auch dann frei, wenn er die Entstehung einer bestimmten Schadensfolge, die sich (nachträglich) aus dem Unfall ergeben hat, nicht abgewendet hat. In solchen Fällen haftet allerdings der Halter unter Umständen nach B G B (vor allem § 823) für schuldhafte Unterlassungen; eine Haftung aus § 7 kommt nicht in Betracht. 2 3 8 IV. Der Begriff „unabwendbares Ereignis" Wie oben dargelegt (Rdn. 218) entfällt die Haftung des Halters nur, wenn weder er selbst noch der Führer des Kraftfahrzeugs noch ein beim Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigter Dritter trotz Beobachtung der äußersten nach den Umständen gebotenen Sorgfalt den Unfall abwenden konnte oder — anders ausgedrückt — wenn der Vorgang für jede dieser Personen ein „unabwendbares Ereignis" war. Da der Pflichtenkreis jeder der drei genannten Personengruppen verschieden ist, muß auch die „Unabwendbarkeit" jeweils unter einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Dies geschieht in Rdn. 239 bis 255 für den Halter, in Rdn. 256 bis 263 für den Führer des Kraftfahrzeugs und unter Rdn. 264 bis 272 für den beim Betrieb beschäftigten Dritten. Da die Haftung in allen Fällen den Halter trifft, ist Ausgangspunkt der diesem obliegende Pflichtenkreis und damit die Frage, ob der Halter die nach den Umständen gebotene äußerste Sorgfalt beobachtet hat. Die Haftung aus § 7 steht mithin einer Verschuldenshaftung nahe, wobei allerdings der Sorgfaltsmaßstab strenger gefaßt wird als bei der im B G B (vor allem in § 276) normierten Verschuldenshaftung. Daß dieser Maßstab nicht auf die Eigenschaften des in Frage kommenden Halters abstellt, sondern für alle Halter gleich ist, ist keine Besonderheit der Gefährdungshaftung; vielmehr gelten auch für die Verschuldenshaftung des B G B objektive, von der Einzelpersönlichkeit gelöste Maßstäbe. Die Haftung des Halters entfällt nur dann, wenn er die dem besten Halter eigene, das Normalmaß übersteigende Sorgfalt angewendet hat. Diese Sorgfalt ist die äußerste nach den Umständen gebotene und umfaßt die Berücksichtigung aller Gefahrenmomente. Das Schrifttum hierüber findet man unter Rdn. 5. 2 3 9 V. Das für den Halter unabwendbare Ereignis Wird das Kraftfahrzeug von einer anderen Person als dem Halter gefahren, so sind die dem Halter zur Verfugung stehenden Möglichkeiten, den Unfall abzuwen198
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den, gering. Im wesentlichen beschränkt sich seine Sorgfaltspflicht auf die Auswahl eines zuverlässigen Fahrers und dessen Beaufsichtigung (BGH 6. 10.64, VersR 1241), auf die Überwachung der Instandhaltung des Kraftfahrzeugs und auf die Sicherung des Kraftfahrzeugs gegen Diebstahl und unbefugte Benutzung. Die Sorgfalt, deren Außerachtlassung den Halter der Haftungsbefreiung verlustig gehen läßt, ist, wie Rdn. 222 ausführt, eine besonders weitgehende (BGH 13.4.53, DAR 113; 6. 10. 64 a. a. O.; Köln, 31.5. 65, VRS 29, 346) und stellt diejenige Sorgfalt dar, deren Beobachtung den Unfall als unvermeidlich, als unabwendbares Ereignis erscheinen läßt (zust. Schleswig, 30. 10. 52, 1 U 258/51). Verstöße gegen eine dieser Pflichten (mit Ausnahme der zuletzt genannten) führen jedoch im allgemeinen nicht zu Rechtsfolgen: Hat der Halter eine ungeeignete Person mit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs betraut (oder eine geeignete Person nicht genügend beaufsichtigt), war aber der Unfall für diese Person auch bei Anlegung des vom Gesetz vorgeschriebenen strengen Maßstabes unabwendbar, so war die Pflichtverletzung des Halters für den Unfall nicht ursächlich und seine Haftung ist ausgeschlossen (BGH 9. 3. 55, VRS 9, 109). Hätte der Fahrer den Unfall bei Anwendung der äußersten Sorgfalt abwenden können, so tritt die Gefährdungshaftung des Halters schon aus diesem Grunde ein, ohne daß es auf dessen Pflichtverletzung bei der Auswahl des Fahrers noch ankommt. Gleiches gilt, wenn der Halter bei Auswahl eines beim Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten Dritten (z. B. eines Beifahrers, Schaffners, eines zum Beladen oder Entladen eingesetzten Arbeiters) oder bei dessen Beaufsichtigung die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt nicht beobachtet hat. Die Verantwortlichkeit des Halters könnte mithin vor allem dann ins Gewicht fallen, wenn bei Wartung und Pflege des Kraftfahrzeugs Versäumnisse unterlaufen sind. Aber auch auf ein solches Verhalten des Fahrers kommt es in den seltensten Fällen an, weil nach Absatz 2 Satz 1 die Ersatzpflicht des Halters stets eintritt, wenn der Unfall durch ein Ereignis verursacht wird, das auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs oder auf einem Versagen seiner Verrichtungen beruht. Nach allem hat — von seltenen Ausnahmen und von dem in Absatz 3 geregelten Fall der Schwarzfahrt (Rdn. 240 bis 251) abgesehen — ein Verstoß des Halters gegen die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt nur dann rechtlich Bedeutung, wenn er selbst Führer des Kraftfahrzeugs war, als das den Unfall verursachende Ereignis eintrat (Rdn. 255). In der Praxis unterstellen daher die Gerichte — sofern kein Fall der Schwarzfahrt vorliegt — mit Recht, daß das Ereignis für den Halter in seiner Eigenschaft als Halter unabwendbar war und prüfen nur, ob eine der Ausnahmen der Haftungsbefreiung vorliegt: 1. die Möglichkeit der Abwendung des Ereignisses durch den Führer oder durch einen bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten Dritten oder 2. die Ursächlichkeit eines Fehlers in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs oder die Ursächlichkeit eines Versagens seiner Verrichtungen. a) Ausnahmeregelung fiir Schwarzfahrten 240 War der Benutzer des Kraftfahrzeugs im Augenblick des Unfalls nicht zur Benutzung befugt (Schwarzfahrt), so tritt unter Umständen nach der besonderen Vorschrift des Absatz 3 eine Erleichterung des Entlastungsbeweises für den Halter dann ein, wenn er die Benutzung des Kraftfahrzeugs durch den Unbefugten nicht „schuldhaft ermöglicht" hat. Ohne die Vorschrift des Absatz 3 käme es nicht darauf an, ob der Halter die unbefugte Benutzung des Kraftfahrzeugs schuldhaft ermöglicht hat oder nicht; er müßte vielmehr der Regel des Absatz 1 entsprechend stets dann haften, wenn er nicht beweisen kann, daß der unbefugte Führer des 199
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Kraftfahrzeugs den Unfall trotz Anwendung der äußersten nach den Umständen gebotenen Sorgfalt nicht verhindern konnte. Diese Regel gilt nach Absatz 3 Satz 2 auch dann, wenn eine Person das Kraftfahrzeug unbefugt benutzt, die der Halter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt hat oder der er das Kraftfahrzeug überlassen hat. Dagegen gewährt Absatz 3 dem Halter in allen anderen Fällen folgende Vergünstigung: War die Benutzung des Kraftfahrzeugs durch den Unbefugten und damit auch das den Unfall herbeiführende Ereignis für den Halter „unabwendbar", so bleibt ein Verstoß des Führers des Kraftfahrzeugs gegen die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt außer Betracht. Diese Ausnahmeregel gilt jedoch nur im Falle einer „Schwarzfahrt", also nur dann, wenn der Führer oder derjenige, der den Auftrag zur Fahrt gab, das Kraftfahrzeug ohne Wissen und Willen des Halters benutzte. Die Kennzeichen einer Schwarzfahrt und die Kennzeichen dafür, wann ein Halter den unbefugten Benutzer für den Betrieb dps Kraftfahrzeugs angestellt oder ihm das Kraftfahrzeug „überlassen" hat, werden unten Rdn. 247 bis 254 erörtert. Ausführungen über die Haftung des Führers bei Ermöglichung einer Schwarzfahrt finden sich Rdn. 67 bis 70 und 96 bis 99 zu § 16. 241
aa) Die Art des Halterverschuldens bei Ermöglichung einer Schwarzfahrt. Zwar scheint der Wortlaut des Absatz 3 dafür zu sprechen, daß der Halter, sofern die dort genannten Voraussetzungen vorliegen, von der Haftung schon dann frei wird, wenn ihn kein Verschulden daran trifft, daß die unbefugte Benutzung möglich wurde. Diese von Rechtsprechung und Schrifttum vorwiegend vertretene Auslegung nach dem Wortlaut (RGZ 119, 347/353 vom 2. 1. 28; RGZ 135, 149/158 vom 4. 2. 32; RGZ 136, 4/9 vom 10. 3. 32; RG 4. 4. 32, DRiZRspr. Nr. 510; RG 8. 2. 34, JW 1647; RG 14. 10. 35, VR 36, 441; BGHZ 1, 388/390 vom 12.4. 51 = DAR 141; Karlsruhe, 28.10.59, VersR 60, 618; BGH 12.4.60, VersR 736/737; BGH 11. 11. 69, VersR 70, 66/67; so auch die 21. Aufl.) widerspricht aber dem System des § 7. Nach richtiger Auffassung wird auch hier der Halter von der Haftung nur frei, wenn er und derjenige, der beim Unfall das Kraftfahrzeug gefahren hat, die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet haben, wie dies in allen anderen Fällen Absatz 2 voraussetzt (RGZ 119, 347/353 vom 2. 1.28; LG Berlin, 16. 5. 66, VersR 67, 788/789; ähnlich auch Köln, 10. 11. 52, VRS 5, 11/13). Liegt dagegen ein über die Verletzung einer solchen gesteigerten Sorgfalt hinausgehendes Verschulden des Halters nach § 276 BGB vor, so haftet er bei einem verkehrswidrigen Verhalten des unbefugten Fahrers außer nach § 7 auch nach § 823 BGB oder, wenn seine Vertrauensperson die Schwarzfahrt rechtswidrig ermöglicht hat, nach dem die Beweislast umkehrenden §831 BGB (RG 8.2.34, JW 1647; Dresden, 5.2.42, VAE 88; RGZ 136, 4/9 vom 10.3.32; RGZ 136, 15/17 vom 4. 4. 32; Köln, 10. 11. 52, VRS 5, 11). Voraussetzung ist lediglich der Nachweis, daß nicht nur — wie bei § 7 Abs. 3 — die Schwarzfahrt, sondern auch der Unfall durch die Pflichtwidrigkeit des Halters oder seiner Vertrauensperson adäquat verursacht worden ist. Dies ist aber angesichts der Erfahrungstatsache, daß Schwarzfahrer zur Außerachtlassung der Rücksicht auf den öffentlichen Verkehr neigen, stets dann der Fall, wenn der Unfall durch pflichtwidriges oder nicht verkehrsgerechtes Verhalten des Schwarzfahrers herbeigeführt worden ist (a. M. wohl RGZ 136, 4/10 vom 10. 3. 32, das RG bejaht zwar den Erfahrungssatz, weist aber darauf hin, die Umstände des Einzelfalles seien zu prüfen). § 278 BGB greift nicht ein, da ein Schuldverhältnis zwischen dem Halter und dem Verletzten zunächst nicht besteht (zust. BGH 9. 12. 53, DAR 54, 36/37). In der Rechtsprechung wird für den Fall der Schwarzfahrt der Unterschied zwischen der Halterhaftung nach § 7 und der Haf200
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tung des Halters aus unerlaubter Handlung meist in der wenig glücklichen Form dargelegt, die Haftung aus unerlaubter Handlung setze einen „über das Ermöglichen der Schwarzfahrt hinausgehenden Verstoß" des Halters voraus (RGZ 136, 15/17 vom 4.4.32 = DRiZRspr. Nr. 510; BGHZ 1, 388/390 vom 12.4.51 = DAR 141). Gemeint ist damit das oben über die Ursachenkette Ausgeführte (BGH 12.4. 60, VersR 736; 19. 10.65, VersR 66, 79/80; 14. 12. 65, VersR 66, 166; v. Hippel, VersR 66, 507). Ein Fall des § 7 Abs. 3 Satz 2 soll StVG nur vorliegen, wenn der Halter von vorneherein ausschließen konnte, daß eine andere Person als ein guter und gewandter Fahrer von der Möglichkeit unbefugter Benutzung des Kraftfahrzeugs Gebrauch machen konnte. Solche Fälle gibt es aber praktisch überhaupt nicht. Schon das Reichsgericht ist der gelegentlich geäußerten Ansicht entgegengetreten, § 7 Abs. 3 Satz 2 StVG sei eine Spezialvorschrift für die Verschuldenshaftung des Halters bei Ermöglichung einer Schwarzfahrt und schließe daher die Haftung aus unerlaubter Handlung insoweit aus. Der BGH hat klargestellt, daß es sich auch im Fall des § 7 Abs. 3 nur um eine Gefährdungshaftung handeln kann, die einem Vorgehen aus den Vorschriften über unerlaubte Handlungen in keinem Fall entgegensteht. Da der Unterschied, der darin besteht, daß sich die adäquate Verursachung bei der unerlaubten Handlung auch auf den Unfall selbst erstrecken muß, in der Praxis fast nie ins Gewicht fällt, sind die Gerichte zutreffend dazu übergegangen, diese Frage in den Entscheidungsgründen mit Stillschweigen zu übergehen, da sie im Regelfall keiner Erörterung bedarf (Köln, 27. 2. 56, NJW 57, 346; BGH 1.4.58, VkBl. 633 = VRS 14, 417 = DAR 191 = VersR 413). Auf einen über das Ermöglichen der Schwarzfahrt hinausgehenden Verstoß kann es schon deshalb nicht ankommen, weil der Halter im Augenblick seiner Pflichtverletzung meist nicht weiß, wer die pflichtwidrig eröffnete Möglichkeit unbefugter Benutzung ausnützen werde. Der Unterschied zwischen Gefährdungshaftung und Haftung aus unerlaubter Handlung liegt daher auch hier nahezu ausschließlich darin, ob der Halter nur die im Verkehr gebotene oder darüber hinaus auch die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet hat, um Schwarzfahrten unmöglich zu machen. bb) Die geschichtliche Entwicklung zeichnet sich durch einen auffallenden Zick- 242 zackkurs aus, der die schwere Verständlichkeit der gegenwärtigen Fassung der Vorschrift verursacht hat (Einzelheiten siehe 21. Aufl. S. 256, 259, 260, 267). Die ursprüngliche Fassung lautete: „Wird das Fahrzeug ohne Wissen und Willen des Fahrzeughalters von einem anderen in Betrieb gesetzt, so ist dieser anstelle des Halters zum Ersatz des Schadens verpflichtet." Die Haftung des Halters bei Schwarzfahrten von Angestellten und Personen, denen er das Kraftfahrzeug überlassen hatte, wurde durch diese Fassung in der Regel nicht ausgeschlossen; denn bei solchen Fahrten war das Kraftfahrzeug meist mit Wissen des Halters in Betrieb gesetzt worden. Man empfand dies nach dem ersten Weltkrieg, als der Kraftverkehr einen starken Aufschwung nahm, als Unbilligkeit und erweiterte deshalb durch Neufassung der Vorschrift mit Gesetz vom 21. 7. 23 (RGBl. I 743) die Haftungsfreiheit des Halters auf die genannten Fälle. Seitdem kommt es nach Absatz 3 nicht mehr darauf an, ob das Kraftfahrzeug mit Willen des Halters in Betrieb gesetzt wurde, sondern darauf, ob die Benutzung des Kraftfahrzeugs im Augenblick des Unfalls dem Willen des Halters entsprach (vgl. auch RGZ 119, 347/352 vom 2. 1. 28; 161, 145/149 vom 30. 6. 39). Das Gesetz vom 7. 11. 39 verfolgte den umgekehrten Zweck. Nun glaubte man plötzlich, die bisher von Rechtsprechung und Schrifttum gebilligte und befürwortete Regelung „widerspreche unzweifelhaft 201
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dem Rechtsempfinden des Volkes" (Amtl. Begründung DJ 1939, 1771, abgedruckt auch in der 21. Aufl. S. 267); es sei unbillig, daß der Halter bei einer Schwarzfahrt seines Angestellten oder einer Person, der er das Kraftfahrzeug überlassen hatte, von der Haftung frei wurde. Anstatt aber die ursprüngliche Fassung wiederherzustellen, fügte man einen neuen Satz an, der für solche Fälle die bisherige Regelung für unwirksam erklärte. Nach dem irreführend gefaßten Wortlaut der Neufassung muß der unbefangene Leser zu der Ansicht gelangen, daß ein für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellter oder eine Person, der das Kraftfahrzeug zur Benutzung überlassen wurde, in keinem Fall als Halter hafte. Das ist aber durchaus nicht gemeint. Vielmehr besteht nach wie vor kein Zweifel daran, daß jede Person, die das Kraftfahrzeug gegen den Willen des Halters für eigene Zwecke in Betrieb setzt, in diesem Augenblick neben dem ersten Halter ebenfalls die Eigenschaft eines Halters erlangt und daß ihr gleichfalls alle Pflichten eines Halters — einschließlich der Haftung — obliegen. Der Sinn des Absatzes 3 liegt seit der Neufassung vielmehr nur noch in folgendem: 1. Der Halter wird bei Benutzung des Kraftfahrzeugs gegen seinen Willen (also durch einen „Unbefugten") — sofern er den unbefugten Benutzer nicht für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt hat oder ihm das Kraftfahrzeug überlassen hat — von der Halterhaftung des Absatzes 1 frei, wenn er jede nach den Umständen des Falles für einen Halter gebotene Sorgfalt beobachtet hat; 2.: Der Halter haftet trotz Verlustes seiner Haltereigenschaft im Rahmen des Absatzes 2 weiterhin wie ein Halter, wenn er durch Nichtbeachtung der äußersten den Umständen nach gebotenen Sorgfalt zu einem Zeitpunkt, als er noch Halter war, die Ingebrauchnahme des Kraftfahrzeugs durch einen Unbefugten ermöglicht hat, dem er das Kraftfahrzeug nicht anvertraut hatte (Rdn. 223 bis 227); und 3. der unbefugte Benutzer, der deshalb nicht Haltereigenschaft erlangt, weil er das Kraftfahrzeug nicht selbst lenkt, sondern dem Kraftfahrer des Halters vorspiegelt, der Halter habe die Fahrt angeordnet, haftet wie ein Halter (Rdn. 249). Hier sind zunächst die Fälle zu behandeln, die eine Haftungsfreiheit des Halters auch dann zur Folge haben, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs nicht jede den Umständen nach gebotene Sorgfalt beachtet und hierdurch den Unfall verursacht hat. Diese Haftungsfreiheit kann eintreten, 1. wenn der Halter trotz Anwendung äußerster Sorgfalt nicht verhindern konnte, daß ein anderer das Kraftfahrzeug im eigenen Interesse in Betrieb nahm und dabei einen Unfall verursachte (Rdn. 243), oder 2. wenn der Halter das Kraftfahrzeug einem anderen überließ oder einen Angestellten für den Betrieb bestellte und der andere oder der Angestellte gegen den Willen des Halters einem Dritten gestattete, das Kraftfahrzeug im eigenen Interesse zu benutzen (Rdn. 244). Ähnliche Rechtsfolgen wie in Fall 2 ergeben sich, wenn ein Dritter sich den Gebrauch des Kraftfahrzeugs auch gegen den Willen des Angestellten oder dessen, dem es vom Halter überlassen war, anmaßt (Rdn. 245). 243
cc) Die dem Halter im allgemeinen obliegenden Pflichten. Die zur Verhinderung unbefugter Benutzung gebotene Sorgfalt hat der Halter nur dann beobachtet, wenn er als Fahrer seines Kraftfahrzeugs beim Verlassen des Kraftfahrzeugs die üblicherweise zur Verhinderung unbefugter Benutzung bestimmten Vorrichtungen in Wirksamkeit gesetzt hat. Nach § 3 8 a StVZO ist erforderlich: Einlegen eines Ganges oder Anziehen der Handbremse. Abschließen der Türen, Abziehen des Zündschlüssels und Abschließen des Lenkradschlosses oder Ganghebelverschlusses. Ein Abschließen der Türen erübrigt sich, wenn das Kraftfahrzeug in einer verschlossenen Einzelgarage steht, nicht dagegen, wenn es in einem anderen Personen zugänglichen Hofraum steht (Düsseldorf, 8. 6. 55, NJW 1757 m. Anm. Härtung). Sind 202
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bewachte Sammelgaragen so eingerichtet, daß die Wagen vom Personal verschoben werden müssen, wenn ein Wagen die Garage verlassen will, so ist das Abschließen der Türen und das Einschalten des Lenkrad- oder Ganghebelschlosses technisch nicht möglich und daher das Unterlassen auch kein Verstoß gegen die äußerste Sorgfalt. In allen anderen Fällen genügt aber das Abziehen und Verwahren des Zündschlüssels nicht, außer, wenn eine vertrauenswürdige Person im Wagen bleibt oder den Wagen beaufsichtigt. Das Schwenkfenster muß verschließbar sein; andernfalls haftet der Halter, auch wenn die Türen versperrt waren und der Zündschlüssel abgezogen war (OGH Wien, 12. 9. 68, VersR 70, 48 LS = ZVR 69, 240). Zu der äußersten den Umständen nach gebotenen Sorgfalt gehört aber in jedem Fall das sorgfältige Verwahren der Kraftfahrzeugschlüssel (Schlüssel zur Tür, für die Zündung, für Lenkrad- oder Gangschloß). Während des Aufenthaltes in einer Gaststätte dürfen die Schlüssel nicht in der Tasche des Mantels bleiben, der am Kleiderständer hängt. Bleibt der Beifahrer oder ein Fahrgast im Wagen, so darf der Zündschlüssel nicht im Wagen zurückgelassen werden (BGH 12.4.60, Vk.Mitt. 71 = VersR 736). Auch in der Wohnung müssen die Autoschlüssel sicher verwahrt bleiben, vor allem, wenn sich jüngere Personen in ihr aufhalten, zumal wenn sie sich in Fahrausbildung befinden (Köln, 5. 6. 59, JMB1. NRW 205 = MDR 926 = DAR 297; München, 24. 11. 59, VersR 60, 862; München, 14. 7. 60, VersR 1055; BGH 31. 1. 61, VersR 417 = VRS 20, 251). Darauf, ob der Unfall sich auf der ersten Fahrt des Schwarzfahrers ereignet oder auf einer späteren, kommt es nicht an. Die Vorschrift gilt mithin nicht nur bei einem vorübergehenden Gebrauch des Kraftfahrzeugs durch einen Unbefugten, sondern auch bei einem Diebstahl, der die Haltereigenschaft des Eigentümers untergehen läßt (Rdn. 222). Dies ist von Bedeutung, weil nach Absatz 3 derjenige Halter, der den Diebstahl „schuldhaft" ermöglicht hat, auch noch nach dem Verlust seiner Haltereigenschaft weiterhin wie ein Halter haftet (Rdn. 223 bis 227). Dasselbe gilt, wenn der unbefugte Benutzer das Kraftfahrzeug zwar nicht stehlen wollte, es aber mehr als drei Tage (Rdn. 199) in Gebrauch behält. Nicht zu billigen ist die Ansicht des LG Berlin (LG Berlin, 16. 5. 66, VersR 67, 788), der Gast einer Bar verstoße gegen die äußerste ihm zuzumutende Sorgfalt, wenn er die Autoschlüssel im Mantel lasse, den er an der Garderobe abgibt, und der Barkeeper sie dort an sich nimmt. dd) Pflichten, die einem Halter obliegen, der sich einer „ Vertrauensperson" bedient, 244 d. h. für den Betrieb des Kraftfahrzeugs einen anderen anstellt oder das Kraftfahrzeug einem anderen überläßt. Solange der „andere" das Kraftfahrzeug gemäß dem Willen des Halters (oder dessen Vertreters) oder entgegen dessen Willen benutzt, entstehen keine besonderen Fragen. Der Halter haftet vielmehr ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises für alle Unfälle, die dadurch verursacht wurden, daß der Führer des Kraftfahrzeugs die äußerste den Umständen nach gebotene Sorgfalt außer acht gelassen hat (Abs. 3 Satz 2). Sobald jedoch nicht die Vertrauensperson, sondern ein Dritter das Kraftfahrzeug benutzt, entfällt diese Haftungsgrundlage. Die Vertrauensperson bleibt allerdings Benutzer, wenn sie den Dritten in ihrem eigenen Interesse oder im Interesse des Halters mit der Führung des Kraftfahrzeugs beauftragt hat. Überläßt z. B. der Führer des Kraftfahrzeugs, der vom Halter hierzu „angestellt" ist, wegen Übermüdung eigenmächtig die Lenkung des Kraftfahrzeugs einem Mitglied der Lademannschaft, so bleibt er trotzdem „Benutzer" und Abs. 3 Satz 2 greift ein (Kassel, 24. 3. 53, 1 U 243/52). Es sind daher nur Fälle zu erörtern, in denen der Dritte das Kraftfahrzeug im eigenen Interesse entweder selbst fährt oder durch einen anderen fahren läßt. Hier ist wieder zu 203
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unterscheiden, ob der Dritte nicht nur gegen den Willen des Halters, sondern auch gegen denjenigen der Vertrauensperson, oder ob er mit Einverständnis der Vertrauensperson, aber gegen den Willen des Halters fahrt. Beide Fälle sollen hier behandelt werden. Neben die Haftung des Halters aus StVG kann auch hier die Haftung nach BGB treten. Die in der 21. Aufl. vertretene Ansicht, § 7 Abs. 3 sei lex specialis gegenüber §831 BGB und schließe dessen Anwendung aus, wird nicht aufrechterhalten (ebenso KG 4. 5. 27, RdK 213/214; RGZ 119, 58 vom 10. 11. 27; R G Z 119, 347/353 vom 2. 1. 28). 245
Zumutbare Maßnahmen. Der Halter haftet, wenn sich auf einer Schwarzfahrt des Dritten ein Unfall ereignet, nur, wenn er diese Schwarzfahrt schuldhaft ermöglicht hat (Abs. 3 Satz 1). Die gelegentlich geäußerte Ansicht, der Halter hafte bei Schwarzfahrten Dritter dann in jedem Fall, wenn er das Kraftfahrzeug nach Satz 2 einer Vertrauensperson überlassen hatte, widerspricht dem Gesetz (Bamberg, 28. 9. 54, VRS 7, 334; BGH 24. 9. 57, VersR 719 = DAR 355 = VRS 13, 409/410; Karlsruhe, 9. 12. 59, VersR 60, 565; Koffka, VAE 39, 413/416; Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 184; a. M. RGZ 136, 15/17 vom 4. 4. 32; BGH 12.4.51, DAR 141; unentschieden BGH 24. 1.61, NJW 780 LS = VersR 348 = DAR 118 = VRS 20, 170). Dieses normiert die Sonderhaftung des Halters nach Satz 2 (objektive Haftung ohne Entlastungsmöglichkeit) nur für Unfälle auf Fahrten, die von der Vertrauensperson selbst oder in deren Interesse ausgeführt werden. Darauf, ob die Vertrauensperson fahrlässig handelte, als sie das Kraftfahrzeug weitergab oder als es ihr gestohlen wurde, kann es nicht ankommen. Der außergewöhnliche Haftungsausschluß des Absatz 3 Satz 1 tritt nicht nur dann ein, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs die äußerste Sorgfalt außer acht gelassen hat, sondern auch dann, wenn dieser Vorwurf einen bei dem Betrieb de» Kraftfahrzeugs Beschäftigten trifft (Rdn. 264 bis 272). Die Haftung des Halters nach Satz 1 tritt daher lediglich dann ein, wenn er selbst versäumt hat, alle zumutbaren Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, daß seine Vertrauensperson das Kraftfahrzeug an einen Dritten weitergibt oder diesem die unbefugte Benutzung fahrlässig ermöglicht (BGH 9. 12. 53, DAR 54, 36 = NJW 54, 392 = VersR 54, 84). = RdK 54, 122 = VRS 6, 109 = VkBl. 54, 310).
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Einzelheiten: Der Halter darf sein Kraftfahrzeug nur zuverlässigen und geeigneten Personen anvertrauen. Er muß ihnen die erforderlichen Anweisungen erteilen und deren Innehaltung überwachen (Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 185). Eine Pflicht des Halters, den Fahrer ausdrücklich daraufhinzuweisen, daß er das Kraftfahrzeug keinem Dritten überlassen darf, besteht aber nur, wenn bei dem Fahrer in dieser Hinsicht Zweifel aufkommen können (RG 22. 10. 38, RdK 39, 193/195 = VAE 39, 33; RG 2. 11.38, RdK 39, 162; RG 22.5.40, DAR 140 = H R R Nr. 1239). Dem Halter kann nicht zugemutet werden, daß er oder sein Vertreter den Führer dauernd — z. B. auch auf der Fahrt zum Unterstellraum — beaufsichtigt und den Garagenschlüssel an sich nimmt. Dem für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellten darf vielmehr der Garagenschlüssel belassen werden, desgleichen dürfen ihm auch die Autoschlüssel (Türschloß, Zündschloß, Lenkradschloß) belassen werden (KG 18. 12. 26, HansRZ 27, 131; RG 18. 12. 30, DAR 31, 75; a. M. Düsseldorf, 16. 1. 26, VR 27, 202; unentschieden RGZ 119, 347/353 vom 2. 1. 28; RG 2. 12. 27, LuK 28, 61).
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ee) Der Begriff „unbefugte Benutzung". Unbefugt benutzt derjenige das Kraftfahrzeug, der es gegen den Willen des Halters für sich in Gebrauch nimmt. Darauf, ob er es auch selbst lenkt, kommt es nicht an, solange es in seinem Interesse gefahren 204
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wird (BGH 4. 12. 56, VRS 12, 89; BGH 24. 1.61, NJW 780 = VersR 348 = DAR 118 = VRS 20, 170). Wer ein Kraftfahrzeug für sich in Gebrauch nimmt, wird ohne weiteres Halter, da es auf die Berechtigung zum Gebrauch nicht ankommt. Voraussetzung ist allerdings, daß der Benutzer das Kraftfahrzeug — wenn auch nur vorübergehend — in seine Verfügungsgewalt bekommt. Der unbefugte Benutzer ist mithin in der Regel auch Halter, sei es neben dem bisherigen Halter oder an seiner Stelle. Hinsichtlich der Haftung des unbefugten Benutzers braucht daher auf § 7 Abs. 3 nur in den seltenen Fällen zurückgegriffen zu werden, in denen der Benutzer keine Verfügungsgewalt erlangt; ein solcher Fall liegt vor, wenn der unbefugte Benutzer sich von dem Kraftfahrer des Halters unter der Vorspiegelung fahren läßt, der Halter habe die Fahrt angeordnet. Konnte der Benutzer den Umständen nach annehmen, der Halter werde mit der Benutzung einverstanden sein, so ist er nicht unbefugter Benutzer; dies gilt vor allem dann, wenn er das Kraftfahrzeug im Interesse des Halters benutzt. Wer ausschließlich im Interesse eines anderen fährt, ist nicht Benutzer, auch wenn der andere in Wirklichkeit keine Genehmigung des Halters hatte, das Kraftfahrzeug für sich einzusetzen (Koffka, VAE 39, 413). Keine unbefugte Benutzung liegt mithin z. B. dann vor, wenn der vom Halter mit der Durchführung einer Fahrt beauftragte Fahrer einem anderen ohne Erlaubnis des Halters die Lenkung des Kraftfahrzeugs überläßt, ohne daß der Zweck der Fahrt geändert würde (zust. RG 26. 3. 31, DAR 379; Bamberg, 28. 9. 54, VRS 7, 334; unentschieden RG 18. 1. 32, JW 2013). Auf das Wissen des Halters von der unbefugten Benutzung kann es allerdings — entgegen dem Gesetzestext — dann nicht ankommen, wenn es dem Halter nicht gelingt, die unbefugte Benutzung (z. B. durch den Dieb) zu verhindern. Mehrere Benutzer. Es ist denkbar, daß sich mehrere zusammentun, um ein frem- 248 des Kraftfahrzeug unbefugt zu benutzen. Sie werden in diesem Fall sämtlich Halter und unbefugte Benutzer und haften als Gesamtschuldner. Mitfahrer. Wer nur bei einem anderen mitfährt, ohne entscheidenden Einfluß 249 auf die Gestaltung der Fahrt auszuüben, ist nicht Benutzer des Kraftfahrzeugs (zust. Düsseldorf, 7.3.29, RdK 159/160 für § 5 b AKB). Hat der Fahrgast allerdings den anderen erst dazu bestimmt, das Kraftfahrzeug unbefugt für sich zu benutzen, so ist in der Regel auch der Fahrgast Halter und unbefugter Benutzer geworden. Denn Benutzer des Kraftfahrzeugs kann — wie bereits dargelegt — auch sein, wer es nicht lenkt, sondern einen anderen mit der Lenkung beauftragt. Es kann deshalb sogar der Fall eintreten, daß ein unbefugter Benutzer (unter Vorspiegelung eines in Wirklichkeit nicht bestehenden Einverständnisses des Halters) den vom Halter für den Betrieb des Kraftfahrzeugs Angestellten beauftragt, eine Fahrt auszuführen (zust. Dresden, 27. 1. 38, VAE 151). Dann haftet der Halter nur, wenn er die unbefugte Benutzung schuldhaft ermöglicht hat (Rdn. 244 und 245). Dies ist, da der unbefugte Benutzer keine Verfügungsgewalt über das Kraftfahrzeug erlangt, einer der wenigen Fälle, in denen der unbefugte Benutzer nicht Halter wird. Nachträgliches Einverständnis des Halters mit der Benutzung durch den Unbefug- 250 ten macht diesen zum befugten Benutzer. Darauf, ob der Halter sein Einverständnis mit der Unfallfahrt vor oder nach dem Unfall erklärt, kommt es nicht an (RG 15. 11. 28, RdK 332). Eine Genehmigung der Benutzung des Kraftfahrzeugs durch den Unbefugten für die Zukunft ist darin zu sehen, daß der Halter von der Benutzung erfährt und nichts unternimmt, sie für die Zukunft zu verhindern. Im übrigen 205
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kommt ein stillschweigendes Einverständnis des Halters mit der Fahrt nur in Frage, wenn er von der Absicht des Benutzers Kenntnis hatte (RG 22. 10. 38, VAE 39, 33 = RdK 39, 193). 251
Das Einverständnis des Vertreters des Halters macht die Benutzung des Kraftfahrzeugs ebenso zu einer befugten wie das Einverständnis des Halters selbst. Daß sich der Halter hinsichtlich des Einsatzes seines Kraftfahrzeugs eines Vertreters bedienen kann, ist oben Rdn. 197 u. 200 dargelegt. In solchen Fällen wiegt das Einverständnis des Vertreters ebensoviel wie das des Halters (RG 2. 6. 32, DAR 284 und - zu § 10 AKB - BGH 17. 2. 55, DAR 87). Wer das Fahrzeug für mehr als eine Fahrt gemietet oder geliehen hat, wird Halter (Rdn. 215). Die Frage, ob bei einem Dritten eine Schwarzfahrt vorliegt, ist dann danach zu beurteilen, ob die Fahrt ohne Wissen und Willen des Mieters (Entleihers) vorgenommen wurde.
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f f ) Für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt ist jeder, der vom Halter oder seinem Vertreter beauftragt ist, entweder das Kraftfahrzeug selbst zu lenken oder den Einsatz des Kraftfahrzeugs im einzelnen zu bestimmen. Dagegen gehört zu diesem Personenkreis nicht ohne weiteres jede Person, die vom Halter oder seinem Vertreter beauftragt ist, sonstige zum Betrieb des Kraftfahrzeugs gehörende Verrichtungen (z. B. Beladen, Abladen, Abkuppeln des Anhängers) vorzunehmen, insbesondere nicht der Beifahrer. Dieser ist für den Betrieb des Kraftfahrzeugs nur dann angestellt, wenn er den Fahrer abzulösen hat (BGH 9. 12. 53, NJW 54, 392 = VersR 54, 84 = DAR 54, 36 = RdK 54, 122 = VkBl. 54, 310 = VRS 6, 109) oder ihm Weisungen für den Einsatz des Kraftfahrzeugs zu geben hat (Celle, 17. 8. 50, DAR 51, 159; a. M. 21. Aufl.). Wer vom Halter nicht beauftragt ist, das Kraftfahrzeug regelmäßig, aushilfsweise oder unter besonderen Umständen (z. B. nach Reparaturarbeiten) zu fahren, ist nicht „für den Betrieb angestellt"; dies gilt z. B. für den Wagenwäscher, den Garagenwächter, den Schaffner. Denn der Begriff des „für den Betrieb Angestellten" deckt sich nicht mit dem Begriff des „bei dem Betrieb Beschäftigten" im Sinne des Absatzes 2 (Rdn. 264 bis 272) (BGH 26. 10. 55, VRS 10, 2/4). Der Wagenwäscher ist nur dann „angestellt", wenn er die Autoschlüssel erhält, um den Wagen zum Waschen zu fahren. Daß ein für den Betrieb Angestellter diese Eigenschaft auch dann behält, wenn er die Lenkung des Kraftfahrzeugs einem anderen überläßt, der in seinem Interesse oder im Interesse des Halters die Fahrt fortsetzt oder eine weitere Fahrt unternimmt, ist oben Rdn. 244 dargelegt. Sind für einen Halter mehrere Kraftfahrzeuge im Einsatz, so ist jeder für den Betrieb eines dieser Kraftfahrzeuge Angestellte auch für den Betrieb der anderen angestellt, selbst wenn es ihm verboten ist, sie zu fahren (Köln, 5. 7. 57, NJW 1843 = VersR 58, 112 = DAR 58, 14 = JMB1. N R W 246). Der Ausdruck „angestellt" umfaßt jede entgeltliche Beschäftigung ohne Rücksicht auf den arbeitsrechtlichen Charakter.
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gg) Der Begriff „Überlassung des Kraftfahrzeugs" bedeutet, daß der Halter einer anderen Person die tatsächliche Benutzungsmöglichkeit eingeräumt hat, ohne daß der andere Halter wird. Es handelt sich vor allem um die Fälle der Leihe und Miete und diejenigen, in denen der Arbeitgeber einem Arbeitnehmer die Befugnis einräumt, ein Kraftfahrzeug des Halters für sich zu benutzen. Schließlich gehören hierher auch alle Fälle, in denen sich der Halter eines „Vertreters" (Rdn. 200 und 201) bedient; auch diesem ist das Kraftfahrzeug „überlassen". Nicht überlassen ist das Kraftfahrzeug dem Unternehmer, der eine Sammelgarage betreibt, auch wenn 206
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ihm die Autoschlüssel ausgehändigt werden (Hamburg, 24. 5. 54, 7 U 81/54). Hat der Halter bei der Überlassung Anordnungen dahin getroffen, daß der Berechtigte das Kraftfahrzeug nur benutzen dürfe, wenn es von einem bestimmten Fahrer gelenkt werde, so ist dies in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung (BGHZ 5, 269/273 vom 10.3.52 = NJW 581 = VersR 181 = VRS 4, 258). Dasselbe gilt, wenn der Halter die Benutzung des Kraftfahrzeugs nur auf einer bestimmten Strekke gestattet hat. „Überlassung" liegt nur vor, wenn sie zur Benutzung geschehen ist. Auf den Umfang und die Dauer der gestatteten Benutzung kommt es dagegen nicht an, auch nicht darauf, ob sie entgeltlich oder unentgeltlich erfolgt. Keine Überlassung liegt vor, wenn der Halter eine befreundete Person beauftragt, einen Gegenstand aus dem Wagen zu holen oder den Wagen zu öffnen, damit er, mit einem Kleinkind nachkommend, sofort einsteigen kann (BGH 11. 11.69, VersR 70, 66/67 = NJW 70, 280 = DAR 70, 45 = VRS 38, 85). Die Überlassung eines Kraftfahrzeugs an eine Reparaturwerkstatt in Kenntnis des Umstands, daß eine Probefahrt ausgeführt werden wird, ist Überlassung an den Inhaber der Werkstatt und die von diesem mit der Probefahrt Beauftragten (BGH 31.3. 67, VersR 659). Benutzt dort eine andere Person (z. B. ein Lehrling) das Kraftfahrzeug, so gilt das oben Rdn. 244 und 245 Gesagte (Königsberg, 4. 12.41, DAR 42, 29 = HRR 42, Nr. 306). „Überlassung" liegt vor, wenn ein Kraftfahrzeug für eine Probefahrt übergeben wird, nicht aber bei Verkauf unter Eigentumsvorbehalt oder unter Einräumung des Rechtes an den Käufer, das Kraftfahrzeug bei Nichtgefallen zurückzugeben. Denn in den letztgenannten Fällen wird der Käufer Halter. Die Überlassung des Kraftfahrzeugs endet erst, wenn die durch sie dem anderen 254 eröffnete tatsächliche Möglichkeit, das Kraftfahrzeug zu benutzen, beendet und beseitigt ist. Die bloße Weisung des Halters, die Benutzung zu beenden, hat ebensowenig Wirkung wie der Ablauf des Vertragsverhältnisses zwischen Halter und Benutzer (Düsseldorf, 2. 11. 50, VRS 3, 96). b) War der Halter selbst Führer des Kraftfahrzeugs, 255 als er die Ursache für den Unfall setzte, so ist nicht auf die von einem Halter zu erwartende Sorgfalt abzustellen, sondern auf die von einem Kraftfahrzeugführer zu erwartende Sorgfalt (Rdn. 240 bis 246). VI. Das für den Führer unabwendbare Ereignis
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Die Haftung des Halters, der beim Unfall das Kraftfahrzeug nicht selbst gefahren hat, entfällt — ausgenommen den Fall der Schwarzfahrt nach Absatz 3 (Rdn. 240 bis 254) — nur, wenn das Ereignis auch für den Führer des Kraftfahrzeugs unabwendbar war (Rdn. 238) (Weimar DAR 72, 150). a) „ Unabwendbar"
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bedeutet nicht, daß das schadenstiftende Ereignis absolut unvermeidbar war (BGH 9.6.59, VersR 804 = VRS 17, 102; 28.11.61, VersR 62, 164 = VRS 22, 91; 20. 10.64, VersR 65, 81; BGH 20.9.66, VersR 1076). Das Ereignis ist vielmehr dann „unabwendbar", wenn auch ein mit den besten menschlichen Eigenschaften und Fahrtkenntnissen ausgestatteter geübter Fahrer trotz äußerster Sorgfalt und Aufmerksamkeit den Unfall nicht hätte vermeiden können. Dieses Idealbild eines Fahrers („der ideale Fahrer", „der denkbar beste Fahrer") muß mit der Gabe ausgestattet gedacht werden, alle erkennbaren Gefahrenmomente überblicken und das nach der Gesamtlage beste Verhalten geistesgegenwärtig wählen zu können. Andererseits wird von ihm nicht gefordert, was ein Mensch nicht zu leisten vermag; 207
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vor allem braucht er nicht vorauszusehen, womit im allgemeinen nicht zu rechnen ist. Eine einheitliche Formulierung für dieses sehr hoch gespannte Maß an Fähigkeiten, Sorgfalt und Aufmerksamkeit hat sich nicht eingebürgert. Auch die Rechtsprechung wechselt mit dem Ausdruck (RGZ 86, 149/151 vom 28. 1. 15; RGZ 96, 130/131 vom 23. 6. 19; RG 12. 1. 28, JW 797; Kiel, 24.9. 30, HRR 31 Nr. 665; RG 20. 4. 31, HRR 1449 LS; RG 20. 7. 36, JW 3391 m. Anm. v. Müller; RG 10.9. 36, VAE 571; München, 4.6.37, HRR 38 Nr. 95; KG 27.8.38, DAR 39, 103; RG 19. 10. 38, VAE 39, 28; KG 14. 1. 39, DAR 268/269; RGZ 159, 312 vom 18. 2. 39 = VAE 204; RG 22. 3. 39, RdK 41, 6; RG 12. 7. 39, Rdk 40, 166; RG 21. 10.39, DJ 40, 274 = RdK 40, 135; München, 8. 2. 40, HRR Nr. 1017; Hamburg, 11. 7.40, DAR 41, 51/52; RGZ 164, 273/280 vom 12.7.40 = DAR 41, 19; Düsseldorf, 30. 12.40, RdK 41, 59; München, 5.3.41, HRR 41 Nr. 964; München, 4.6.41, HRR 41 Nr. 1054; Jena, 16. 6.41, DAR 98/99; Köln, 24. 10. 49, VRS 2, 122; OGH Köln, 11.4. 49, VRS 1, 108/109; Stuttgart/Karlsruhe, 29. 8. 51, DAR 52, 27; BGH 20. 12. 51, VRS 4, 175/177; BGH 17.4. 52, DAR 149; BGH 18. 12. 52, VRS 5, 86; BGH 13. 4. 53, DAR 113 = RdK 201 = VersR 242 = NJW 54, 185 = VRS 5, 329; Neustadt, 29. 9. 54, VRS 8, 93; Stuttgart, 2. 3. 55, VkBl. 523; BGH 22. 6. 55, DAR 194 = VRS 9, 184; BGH 19. 10. 55, VersR 56, 255 = VRS 10, 12; BGH 22. 10. 55, VRS 9, 417 = VkBl. 56, 297; BGH 26. 10. 55, VersR 764; Neustadt, 23. 11. 55, VRS 10, 189; BGH 21. 2. 56, VersR 255 = VRS 10, 327; BGHZ 20, 259 vom 13. 4. 56 = NJW 1067 = VersR 370 = DAR 215; BGH 14. 6. 57, VersR 587; Köln, 10. 12. 57, MDR 59, 389; BGH 25. 11.58, VersR 59, 298/299; BGH 12.5.59, VersR 789; BGH 9.6.59, VersR 804 = VRS 17, 102; Köln, 14. 10.59, NJW 60, 727; BGH 12. 11. 59, VersR 60, 35/36; Karlsruhe, 27. 11. 59, VersR 60, 160; Köln, 11. 12. 59, DAR 60, 136; BGH 22. 12.59, VersR 60, 183 BGH 26. 1.60, DAR 136; BGH 28. 11.61, VersR 62, 164; BGH 20.9.66, VersR 1076; LG Frankenthal, 27. 10.66, DAR 67, 243 = VersR 67, 1084 LS). Die treffendsten Formulierungen findet man in den Entscheidungen des BGH vom 22.6.55 (DAR 194 = VRS 9, 184), vom 21. 2. 56 (VersR 255 = VRS 10, 327), vom 25. 11. 58 (VersR 59, 298/299) und vom 12. 5. 59 (VersR 789). Ein Gegner der herrschenden Ansicht ist Böhmer (DAR 56, 288), der annimmt, jedes Ereignis, das mit der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt (§ 276 BGB) nicht abgewendet werden könne, sei unabwendbar im Sinn von § 7 Abs. 2; zu dieser Sorgfalt seien alle Verkehrsteilnehmer verpflichtet. Dieser Meinung steht vor allem die unterschiedliche Formulierung der Verschuldenshaftung in § 18 entgegen, die für den Führer des Kraftfahrzeugs gilt. Wäre die Ansicht Böhmers richtig, so wäre die Rechtslage beim Halter nicht anders als beim Führer. Daß hier aber ein erheblicher Unterschied besteht, wurde von der Rechtsprechung immer wieder hervorgehoben (RG 6. 11. 30, JW 31, 863; RG 25. 11. 35, JRPrV 36, 9; RG 10.9.36, VAE 571; RG 5. 1.38, VAE 96; RG 13.7.38, VAE 409 LS = DAR 39, 66; KG 27. 8. 38, DAR 39, 103/104; Hamburg, 11. 7.40, DAR 41, 51/52; BGH 8. 2. 51, DAR 79/80 = VRS 3, 107/108; BGH 20. 12. 51, VRS 4, 175/177; BGH 17.4.52, DAR 149; Neustadt, 29.9.54, VRS 8, 93; BGH 12.5.59, VersR 789/790). Der BGH weist daher mit Recht darauf hin, daß der Entlastungsbeweis auch in Fällen versagen kann, in denen sich weder der Halter noch der Fahrer verkehrswidrig verhalten hat (BGH 11.7.72, NJW 1808; 10.10.72, NJW 73, 44/45). Wer — ausnahmsweise erlaubt — sein Kraftfahrzeug auf der Autobahn angehalten hat, muß beweisen, daß er alles Zumutbare getan hat, um wegen der herrschenden Dunkelheit das Auffahren anderer Kraftfahrzeuge durch Maßnahmen zu verhindern, die ihnen anzeigen, daß das Fahrzeug nicht fährt (BGH 1. 7. 75, NJW 1834 = DAR 304 = VersR 1024 = VRS 49, 327). 208
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b) Herrschende Rechtsansicht 258 Im einzelnen ergeben sich aus dem Inhalt des Begriffs „unabwendbares Ereignis" folgende Regeln: Zu der äußersten Sorgfalt gehört auch, daß der Fahrer auf eine durch die Umstände nahegelegte Möglichkeit Rücksicht nimmt, daß sich andere im Verkehr unrichtig oder ungeschickt verhalten (RG 22. 3. 39, RdK 40, 6/7; BGH 22.6.55, DAR 194/195 = VRS 9, 184/185). Geben aber die Umstände keinen Anhalt dafür, daß andere Verkehrsteilnehmer sich verkehrswidrig oder unvorsichtig verhalten werden, so braucht ein verkehrswidriges oder unvorsichtiges Verhalten anderer nicht in Rechnung gestellt zu werden (Rdn. 296) (RG 22. 3. 39, RdK 40, 6/7; BGH 21.2.56, VersR 255/256 = VRS 10, 327/329). Mit unbedachtem und ungeschicktem Verhalten muß aber stets gerechnet werden, wenn alte Leute oder Kinder sich auf der Fahrbahn befinden oder sich anschicken, diese zu betreten (Rdn. 310). Spielen Kinder auf dem Gehsteig oder am Straßenrand, so muß damit gerechnet werden, daß sie unbedacht in die Fahrbahn laufen (Rdn. 293; Rdn. 58 zu § 9). In allen Fällen muß damit gerechnet werden, daß ein durch den Führer des Kraftfahrzeugs in Gefahr gebrachter anderer Verkehrsteilnehmer sich in der Angst unzweckmäßig und kopflos verhält (vgl. Rdn. 120). Bleibt nach Durchführung der Beweisaufnahme offen, ob sich der Führer nicht doch — wenn auch nur ganz geringfügig — unrichtig verhalten hat und hierdurch hinter den Möglichkeiten eines besonderen tüchtigen und gewissenhaften Fahrers zurückblieb, so darf das Gericht nicht davon ausgehen, daß ein unabwendbares Ereignis Ursache des Unfalls sei (BGH 12.5.59, VersR 789/790; 17.12.60, VersR 61, 253/254 = VRS 20, 166/168; BGH 10. 10. 72, NJW 73, 44/45). Ein unabwendbares Ereignis wird nicht schon durch die (rückschauende) Feststellung ausgeschlossen, der Unfall wäre bei einem anderen Verhalten des Führers möglicherweise vermieden worden, vielmehr ist von der Sachlage vor dem Unfall auszugehen und zu prüfen, ob der Kraftfahrer in dieser Lage die äußerste nach den Umständen zumutbare Verkehrssorgfalt beobachtet hat (BGH 9.6. 59, VersR 804 = VRS 17, 102; BGH 30. 1.62, VRS 22, 425; BGH 20.9.66, VersR 1076). Wird der Führer durch eine plötzlich und unerwartet eintretende Gefahr überrascht, mit der auch der „denkbar beste Fahrer" in diesem Augenblick nicht zu rechnen brauchte, so ist ihm eine Schreckzeit zuzubilligen (Rdn. 262), die in der Regel mit 0,5 Sek. bei ganz unwahrscheinlichen Ereignissen sogar mit einer Sekunde bemessen wird (BGH 28. 11. 61, VersR 62, 164/165 = VRS 22, 91). Zu beachten ist, daß zwischen dem Erkennbarwerden der Gefahr und dem Einsetzen der Bremsen (oder der Lenkbewegung zum Ausweichen) noch zwei weitere Zeitspannen liegen, die Reaktionszeit des Fahrers und die Bremsansprechzeit. Die Reaktionszeit liegt meßtechnisch bei 0,2 Sek., bei guten Fahrern noch darunter, wird aber von den Gerichten, einer seit Jahrzehnten feststehenden Gepflogenheit gemäß, mit mindestens 0,6 Sek. in Ansatz gebracht. Dabei muß allerdings beachtet werden, daß bei Berechnungen, die sich zuungunsten des Fahrers auswirken, nicht die gerichtsübliche, sondern nur die wahre (wesentlich kürzere) Reaktionszeit in Ansatz gebracht werden darf. Die Bremsansprechzeit beträgt 0,2 Sek. bei Scheibenbremsen im Falle feuchter Witterung eine ganze Sekunde. Hat der Fahrer selbst die Gefahrenlage dadurch„verursacht, daß er sich nicht selbst wie der denkbar beste Fahrer verhalten hat, so ist das Ereignis für ihn auch dann nicht unabwendbar, wenn in der nunmehr entstandenen Gefahrenlage der Unfall unvermeidbar geworden war (BGH 30. 1. 62, VRS 22, 425/426, siehe auch Rdn. 243) oder nur deshalb eintritt, weil die Bremsen versagen (BGH 12.7.65, VersR 1048). Ein unabwendbares Ereignis liegt vor allem dann nicht vor, wenn der Fahrer gegen Vorschriften der StVO und der StVZO verstoßen 209
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hat und der Verstoß für den Unfall ursächlich war (RG 3. 4. 30, HRR Nr. 1504; Neustadt, 29.9. 54, VRS 8, 93). Fehlt es an einer Ursächlichkeit, so bleibt der Verstoß allerdings außer Betracht (LG Bonn, 24. 2. 65, VersR 1186, mit Hinweisen; München, 11.3. 66, VersR 67, 67; a. M. LG München II, 4. 11. 65, VersR 66, 880). Es kann freilich auch schuldlose Verstöße gegen Verkehrsvorschriften geben (BGH 30. 9. 58, NJW 2066 = MDR 59, 32 = DAR 59, 16 = VRS 15, 401). So kann eine Amtspflicht einen solchen Verstoß rechtfertigen (Schneider, JR 65, 222). Zu beachten ist, daß § 1 StVO (Vermeidung der Gefährdung oder Belästigung anderer) allen anderen Verkehrsvorschriften vorgeht. Dies bedeutet, daß derjenige, der alle Vorschriften der StVO beachtet, trotzdem gegen § 1 StVO verstoßen kann. Andererseits rechtfertigt die Beachtung der in § 1 StVO enthaltenen Regel den formellen Verstoß gegen andere Regeln der StVO. Dies wirkt sich dahin aus, daß die Verkehrsvorschriften Ausnahmen dulden. So dürfen größere Kraftfahrzeuge einen größeren Sicherheitsabstand zum rechten Fahrbahnrand einhalten, ohne gegen die äußerste Sorgfalt zu verstoßen (BGH 24. 1. 61, VRS 20, 257; BGH 20.9. 66, VersR 1076). Andererseits genügt es zur Herbeiführung der Haftungsbefreiung nicht, wenn der Halter nachweist, daß der Führer des Kraftfahrzeugs alle Verkehrsvorschriften beachtet hat (Stuttgart/Karlsruhe, 29.8.51, DAR 52, 27). Einzelheiten über die Pflichten des Führers eines Kraftfahrzeugs werden unten in Rdn. 262 bis 303 behandelt. 259
c) Ursächlichkeit Ein Fehlverhalten des Fahrers schließt den Entlastungsbeweis nur dann aus, wenn es für den Unfall ursächlich gewesen sein kann. Dem Schädiger obliegt mithin im Rahmen des § 7 Abs. 2 der Beweis, daß es an einer Kausalität des Fehlverhaltens fehlt. Im übrigen führt auch das Versagen von Verrichtungen des Kfzs nur dann zur Haftung, wenn der Schädiger nicht den Beweis führen konnte, daß der Unfall durch das Versagen nicht verursacht worden sein kann. Dasselbe gilt von Fehlern in der Beschaffenheit des Kfzs (Rdn. 314 am Ende).
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d) Die ältere Rechtsprechung zur Sorgfaltspflicht des Führers Die Rechtsprechung hatte folgende — durch die neuere Rechtsansicht teilweise überholte — Grundsätze zusammengestellt: Die Führersorgfalt umfaßt eine besondere, überlegene, gesammelte Aufmerksamkeit, die durch Gefahren nicht beeinflußt wird und das richtige Handeln auch in schwieriger Lage zu finden weiß; sie bedeutet die umsichtige Erfassung des geeigneten Mittels, in der Not des Augenblicks die Gefahr abzuwenden (zust. Karlsruhe, 29.8.51, DAR 52, 27), bedeutet eine auch in schwieriger Lage sich bewährende, den dem Dritten aus dem Kraftfahrzeug-Betrieb drohenden Verkehrsgefahren im Augenblick mit Umsicht und Geistesgegenwart begegnende Aufmerksamkeit, die auch Rücksichtnahme auf eine durch die Umstände nahegelegte (BGH 21.2. 56, VRS 10, 328) Möglichkeit unrichtigen oder ungeschickten Verhaltens anderer gebietet; sie stellt also diejenige Sorgfalt dar, deren Beachtung den Unfall als unvermeidlich, als unabwendbares Ereignis erscheinen läßt. Demgegenüber dürfen nach Ansicht des BGH (BGH 21.2. 56, VRS 10, 328) die Anforderungen an diese gesteigerte Sorgfalt nicht überspannt werden. Die erhöhte Sorgfaltpflicht setzt nicht erst in der Gefahrlage ein, sondern verlangt, daß von vornherein nach Möglichkeit vermieden wird, in eine Lage zu kommen, aus der Gefahren entstehen können (RG 7. 5. 31, VI 602, 30. Sehr weitgehend RG 12. 1. 28, JW 798); sie fordere — so meinte man früher — die umsichtige Erfassung jedes geeigneten, nur irgend erdenklichen Mittels zur Anwendung der Gefahr in der Not des Augenblicks. Bei solcher — zu weit gehender — Forderung 210
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wäre (Hamburg, 1. 5. 54, 1 U 200, 53) „ein Unfall, der nicht hätte vermieden werden können, eigentlich schlecht denkbar. Der Idealtyp des Kraftfahrers brauche z. B. nur mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren; dann werde er jeden Unfall vermeiden können". Wer behauptet, der andere Verkehrsteilnehmer habe das Vorfahrtsrecht nicht beachtet, muß beweisen, daß keine besonderen Umstände auf die bevorstehende Vorfahrtsverletzung so rechtzeitig hindeuteten daß er hätte anhalten können (BGH 19. 9. 74, VersR 75, 37). aa) Ist unrichtiges und sachwidriges Handeln in plötzlicher Gefahrenlage nicht im- 261 mer als Verschulden im Sinne des § 276 BGB anzusehen, so wird es dem Führer doch in der Regel als Mangel der ihm nach § 7 Abs. 2 obliegenden Sorgfalt auszulegen sein; allerdings sind auch für ihn verwickelte Lagen denkbar, in denen falsches Handeln kein Verschulden ist (RGZ 86, 149 vom 28. 1. 15; RGZ 92, 38 vom 7. 1. 18; R G Z 96, 130 vom 23.6. 19; RG 12.3.28, RdK 115; BGH 13.6.67, VersR 883/884). Nicht jedes Versagen in kritischer Lage ist Verschulden (Köln, 4. 6. 54, VRS 7, 219). Wenn auch mit unbesonnenem Verhalten anderer zu rechnen ist, so muß ein gewisser Grad Geistesgegenwart auch bei anderen Verkehrsteilnehmern vorausgesetzt werden (RG 27. 10.30, JW 31, 854). Es besteht vor allem keine Pflicht, auf eine Häufung von Verkehrswidrigkeiten anderer gefaßt zu sein (KG 10. 12.36, VAE 37, 122). Abwartendes Verhalten gegenüber einer möglichen Gefahrenlage ist nicht schuldhaft, kann aber als Nichtbeachtung jeder gebotenen Sorgfalt zu werten sein (Celle, 12. 10.48, 2 U 216/48). In der Regel kann auch dem denkbar besten Fahrer (nach RG 21. 11.29, 2 D 1034/29) kein Vorwurf daraus gemacht werden, daß er bei einer ohne sein Verschulden plötzlich auftretenden erheblichen Gefahr, zu schnellem Handeln gezwungen, verwirrt oder kopflos (rückblickend betrachtet) eine falsche Maßnahme trifft, um der Gefahr zu entgehen (KG 25. 11. 38, VAE 39, 76; Celle, 29. 4. 50, DAR 51, 16; BGH 17. 11. 55, VRS 10, 214; BayObLG 17. 9. 58, 1 St. 172, 58). Wohl aber ist er verantwortlich, wenn er (zwar nicht in der Gefahr fahrlässig gehandelt, aber die Gefahr schuldhaft herbeigeführt, sich also vor ihrem Eintritt fahrlässig verhalten hat (RG 16.2.31, JW 3365; 9. 2. 31, VR 295). Fehlt dem Führer die für einen solchen nötige Geistesgegenwart, so kann Fahrlässigkeit darin gefunden werden, daß er sich mit einer Sache befaßt, von der er erkennt oder erkennen muß, daß er ihr nicht gewachsen ist (RG 2. 10. 31, JW 32, 2040). Der Führer braucht sich vor Fahrtantritt nicht anhand einer Karte so genau zu unterrichten, daß er auf der Fahrt unter allen Umständen jederzeit weiß, an welcher Stelle (Nähe eines Eisenbahnüberganges) er gerade ist (RG 30. 3. 31, DAR 232). Er vermeidet aber, wenn er besonders vorsichtig ist, auf einer Bundesstraße ausreichender Breite mit 120 k m / h zwischen zwei sich begegnenden Lastzügen hindurchzufahren, so daß ein Wartepflichtiger ihn vorübergehend nicht bemerken kann (BGH 13. 6. 67, VersR 883). bb) Die „Schrecksekunde" wird zweckmäßiger „Schreckzeit" genannt, weil sie 262 meist weniger als eine Sekunde beträgt (Rdn. 258). An Geistesgegenwart und Aufmerksamkeit eines Kraftradfahrers sind dieselben Anforderungen zu stellen, wie an einen Kraftwagenführer (RG 120, 154/159 vom 9. 2. 28, vgl. dazu RG 4. 1. 29, DRZ 181). Unerwartet auftauchende gefahrdrohende Hindernisse können die Entschlußfähigkeit auch des besten Fahrers für den Bruchteil einer Sekunde lähmen, ohne daß ihm hieraus ein Vorwurf gemacht werden könnte. Auch der denkbar beste Fahrer des § 7 Abs. 2 ist ein mit menschlichen Schwächen ausgestattetes Wesen und kein Automat. Die Frage, welche Schreckzeit zuzubilligen ist, richtet sich nach den Umständen des Einzelfalls, insbesondere danach, ob der Fahrer mit einer 211
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plötzlichen Gefahrenlage rechnen konnte und mußte (zust. Düsseldorf, 30.8.51, DAR 52, 30; bejaht bei Dresden, 3. 4. 28, DAR 296; RG 12. 1.31, JW 877). Nicht aufrechterhalten werden kann die vor Jahrzehnten entstandene Ansicht, eine Schreckzeit könne überhaupt nicht zugebilligt werden, weil der Fahrer „ohne das allergeringste Zögern die richtigen Maßnahmen gegenüber plötzlich auftauchenden Hindernissen treffen" müsse (bei Karlsruhe, 14.6. 28, DAR 349). Unzutreffend ist auch die Ansicht des Reichsgerichts, dem Fahrer sei, wenn er an einer Kreuzung einem anderen Fahrzeug begegne, keinerlei Schreckzeit zuzubilligen (bei RG 16. 5. 29, DAR 267. Ähnlich RG 29. 4. 29, VR 215; 15. 5. 29, VR 465). Zutreffend hat der Bundesgerichtshof einem Kraftfahrer eine Schreckzeit zugebilligt, als 900 m hinter dem Warnzeichen „Wildwechsel" ein Reh plötzlich die Fahrbahn überquerte (BGH 26. 11. 68, VersR 69, 161). 263
e) Fahren unter
Alkoholeinfluß
Einige Gerichte vertreten die Auffassung, daß die Halterhaftung stets dann eintrete, wenn der Führer des Kraftfahrzeugs eine Blutalkoholkonzentration von l%o (Köln, 29. 9. 59, VersR 60, 644/645: 0,99%o; LG Braunschweig, 11.8. 66, VersR 67, 813: 0,44%o) aufweise und sich nicht erweisen lasse, daß die Verminderung der Fahrtüchtigkeit für den Unfall nicht ursächlich gewesen sein könnte. Diese Ansicht erscheint bedenklich, weil sie entgegen der herrschenden Meinung offensichtlich davon ausgeht, Ereignis im Sinn des Absatzes 2 könne auch ein psychischer Vorgang sein (Rdn. 237). Sie läßt sich auch nicht mit dem Hinweis darauf rechtfertigen, der Beweis des ersten Anscheins spreche für ein verkehrswidriges Verhalten des Führers stets dann, wenn dieser in betrunkenem Zustand in einen Unfall verwickelt werde; denn bei l%o Blutalkohol liegt ein solcher Zustand noch nicht vor (Oldenburg, 19. 1. 55, VRS 8, 259/260, 262). Im übrigen kann die Blutalkoholkonzentration in einem Fall, in dem erwiesen ist, daß der denkbar beste Fahrer den Unfall nicht hätte vermeiden können, auch dann nicht zur Haftung führen, wenn sie 3%o betragen haben sollte. Es ist daher nicht einzusehen, warum man für den Fall des Fahrens unter Alkoholeinfluß Grundsätze aufstellen sollte, die von den allgemeinen Regeln abweichen. Insbesondere kann das Fahren unter Alkohol nicht zu einer „Umkehrung der Beweislast" führen, weil den Halter ohnedies in allen Fällen des § 7 (mit dem in Absatz 3 für die Schwarzfahrt normierten Ausnahmen) die Beweislast trifft. Man beachte auch Rdn. 9 zu § 18.
2 6 4 VII. D a s f ü r einen „ D r i t t e n " , der beim Betrieb beschäftigt ist, unabwendbare Ereignis
Auch wenn der Halter und der Führer des Kraftfahrzeugs die äußerste nach den Umständen erforderliche Sorgfalt beobachtet haben, entfällt die Haftungsbefreiung des Halters dann, wenn ein bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigter Dritter durch eine mit dem Betrieb zusammenhängende Handlung unter Verstoß gegen die äußerste nach den Umständen erforderliche Sorgfalt den Unfall verursacht hat (Rdn. 233). 265 a) „Dritter" ist jede Person, die weder der aus dem Unfall in Anspruch genommene Halter eines Kraftfahrzeugs noch dessen Führer und auch nicht Verletzter ist. Nach vielfach vertretener Ansicht ist freilich auch der Führer des Kraftfahrzeugs „Dritter". Diese Ausdehnung des Begriffs führt zwar letzten Endes zum gleichen rechtlichen 212
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Ergebnis, doch können Unklarheiten bei der Darstellung der Rechtslage entstehen, die sich vermeiden lassen, wenn man den Führer nicht als „Dritten" ansieht. b) Bei dem Betrieb beschäftigt 266 ist jeder, der mit Willen des Halters, seines Vertreters (Rdn. 201) oder des Führers des Kraftfahrzeugs eine Handlung vornimmt, die zum „Betrieb" (Rdn. 29 bis 72) gehört (BGH 26. 10. 55, VRS 10, 2/4, ähnlich, aber wohl zu weitgehend Bezold, DAR 33, 97, der jeden zu dieser Kategorie rechnet, der eine im unmittelbaren Zusammenhang mit dem in Betrieb befindlichen Kraftfahrzeug stehende Beschäftigung ausübe). Stillschweigende Einwilligung genügt. aa) Geschichtliche Entwicklung des Begriffs. Der Entwurf 1908, der noch nicht 267 ausdrücklich das Verhalten eines Dritten als Haftungsausschließungsgrund bezeichnete, enthielt jedoch in seiner Begründung zum Abs. 2 des § 1 die Bemerkung: Für Fehler in der Konstruktion, für Mängel im Material sowie für Ordnungswidrigkeiten — wie Versagen der Steuerung, Platzen der Luftreifen — muß der Automobilhalter aufkommen; ist dagegen der Unfall durch die Einwirkung äußerer Umstände auf ein an sich betriebssicheres Automobil, insbesondere durch Handlungen dritter Personen oder zufällige Ereignisse herbeigeführt, so liegt ein Fall der H a f t u n g . . . nicht vor. Hier ist also nur von Handlungen Dritter die Rede, die auf das Fahrzeug einwirken. Der jetzige Absatz 2 spricht schlechthin von dem Verhalten der nicht betriebstätigen Dritten. Der ihm zugrunde liegende Rechtsgedanke ist Entlastung des Halters bei Einwirkung von Personen, auf die er keinen Einfluß hat. bb) Unterschied zwischen „beschäftigt" und „tätig". Ein „bei dem Betrieb beschäf- 268 tigter Dritter" (§ 7 Abs. 2) ist begrifflich etwas anderes als ein „bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs Tätiger" (§ 8). Der zuletzt genannte Begriff ist enger. Wieder etwas anderes ist der „für den Betrieb Angestellte" des Absatzes 3 (Rdn. 252). Schon der ungleiche Wortlaut in beiden Absätzen desselben Paragraphen und in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Paragraphen desselben Gesetzes spricht für Unterschiede in der Bedeutung. — Man könnte denken, „beschäftigt" in § 7 Abs. 2 deute auf eine vom Fahrzeughalter oder einem anderen zugewiesene Betriebstätigkeit, „tätig" in § 8 auf rein tatsächlich, ohne Rücksicht auf das etwa zugrunde liegende Rechtsverhältnis, insbesondere auf die Art der Beziehung zum Betrieb (ausgeübte Tätigkeit) vorgenommene Handlungen. Gegen solche Auslegung spräche: Der Ausdruck „beschäftigt" findet sich in § 1 RUnfFürsG von 1901, also in einem bei Erlassung des KFG schon vorliegenden Gesetz (Beschäftigung von Beamten in den der Unfallversicherung unterliegenden Betrieben), dort aber gerade nicht lediglich in dem Sinne einer von Betriebsseite ordnungsmäßig zugewiesenen, aufgetragenen Beschäftigung, sondern ferner auch im Sinn von: rein tatsächlich tätig; denn zu den dort erwähnten beschäftigten Beamten gehören nicht nur die Betriebsbeamten der Betriebe, sondern auch die aus Anlaß staatlicher oder polizeilicher Beaufsichtigung in amtlicher Tätigkeit auch nur vorübergehend tätigen Beamten; übrigens gebraucht das Reichsgericht am 30. 11. 15 (JW 1916, 323 zu § 1 a. a. O.) die Ausdrücke „beschäftigt" und „tätig" abwechselnd als gleichbedeutend. — Gibt sonach der Wortlaut keinen festen Anhalt für die Auslegung, so sind die beiden Begriffe aus Sinn und Zweck der Vorschrift auszulegen. § 7 Abs. 2 will dem Halter die Entlastungsmöglichkeit da nehmen, wo der Betriebsunfall auf das Verhalten seiner Betriebsbeschäftigten zurückgeht; hier ist also an Personen gedacht, deren Beschäftigung auf die Auswirkung der Betriebsgefahren Einfluß haben kann; § 8 nimmt den Ersatzanspruch aus der Gefährdungshaftung allen denjenigen, die durch ihre 213
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nahe Beziehung zum Betrieb, also durch ihre Tätigkeit der Gefährdung besonders ausgesetzt sind (siehe auch Celle, 13. 2. 32, DAR 267). 269
cc) Erforderlichkeit der Einwilligung des Hallers, des Vertreters des Halters oder des Führers in die Tätigkeit des Dritten. Die Frage, ob nach Absatz 2 als bei dem Betriebe beschäftigt nur gilt, wem die Beschäftigung ordnungsmäßig zugewiesen ist, oder auch, wer sie ohne solche Zuweisung tatsächlich ausübt, ist dahin zu beantworten: Sinn und Zweck der Vorschrift ist, den Halter nicht von dem Einstehen für seine Leute zu befreien, vielmehr für deren Handlungen einstehen zu lassen. Deshalb soll er sich nicht auf unabwendbare Ereignisse berufen können, wenn ein Verhalten seiner bei dem Betriebe beschäftigten Leute zur Erörterung steht. Auf die Handlungen ihm gänzlich fremder Personen, die er nicht eingestellt und auf deren Betätigung er keinen Einfluß hat, noch haben kann, weil er nichts davon weiß, trifft der Gesichtspunkt des Einstehenmüssens nicht zu. Solche Personen sind „nicht bei dem Betriebe beschäftigt", ihr Verhalten somit unabwendbares Ereignis. Nur wer auf Grund eines Auftrags oder einer sonstigen Aufforderung des Halters eine Betriebstätigkeit vornimmt, ist beim Betrieb Beschäftigter, nicht also insbesondere, wer auf Grund einer Amtspflicht (Polizist), infolge öffentlich-rechtlicher Vorschriften oder wer als Fahrgast und ohne jede Einwirkung des Führers tätig wird. Beim Betrieb beschäftigt ist dagegen jede Person, die beim Beladen oder Entladep eines in Betrieb befindlichen Kraftfahrzeugs eingesetzt ist, bei Omnibussen vor allem der Schaffner (Oldenburg, 9. 6. 54, DAR 206; KG 12. 11. 30, VR 32, 53 = RdK 31, 439). Die Einwilligung des Halters oder einer der anderen in Frage kommenden Personen liegt auch vor, wenn der Betreffende die Handlung widerspruchslos duldet, obwohl er davon Kenntnis hat. Darauf, ob der Dritte in sozialer Abhängigkeit (Arbeitsvertrag, elterliche Gewalt) von einer der in Frage stehenden Personen steht, kommt es ebensowenig an, wie auf die Dauer der Beschäftigung (RG 29. 10. 34, JW 35, 424/425 = DRiZ 35, Rspr. Nr. 31 = HRR 35 Nr. 424). Der „bei dem Betrieb Beschäftigte" muß nicht ein „für den Betrieb angestellter" Benutzer (Abs. 3) sein (BGH 26. 10. 55, VRS 10, 2); andererseits geht der Begriff „bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig" in § 8 insofern weiter, als dort eine Einwilligung des Halters nicht erforderlich ist, um dessen Haftung auszuschließen (Celle, 13. 2. 32, DAR 267). Auch kann es vorkommen, daß der „bei dem Betrieb Beschäftigte" nicht (im Sinne des § 8) beim Betrieb tätig ist; dies gilt vor allem immer dann, wenn der bei dem Betrieb Beschäftigte nicht mehr als die Allgemeinheit der typischen Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs ausgesetzt ist, wie dies — nach herrschender Ansicht — bei den Insassen des Kraftfahrzeugs der Fall sein soll. Die Einwilligung braucht sich bei § 7 Abs. 2 nicht auf die mit dem Betrieb zusammenhängende Handlung zu erstrecken, durch die der Unfall verursacht wurde; es genügt, daß sie sich auf eine andere Beschäftigung erstreckt, die auf derselben Fahrt ausgeübt wird (Rdn. 38).
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c) Jeder Insasse eines Kraftfahrzeugs ist ein beim Betrieb beschäftigter Dritter Da das Einsteigen und Aussteigen einschließlich des Öffnens und Schließens der Wagentür zum Betrieb des Kraftfahrzeugs gehört (Rdn. 89; a. M. noch die 21. Auflage) und da zumindest der Führer des Kraftfahrzeugs damit einverstanden ist, daß diese mitfahrenden Personen ein- und aussteigen, ist jeder Insasse — mit Ausnahme des Halters und Führers — ein beim Betrieb beschäftigter Dritter (RG 29. 10. 34, JW 35, 424/425). Walter (Die Haftung des Kraftfahrzeughalters, S. 87) hält dieses Ergebnis für unbillig und möchte es dadurch einschränken, daß das Ein- und Aussteigen — anders als das Öffnen und Schließen der Türen — nicht als 214
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Betriebsvorgang aufzufassen sei (anders freilich Walter [a. a. O. S. 86]). Eine solche Einschränkung läßt jedoch weder die herrschende „verkehrstechnische" Auffassung zu (Rdn. 3 2 - 3 5 ) noch die von uns vertretene Ansicht über den Inhalt des Begriffs „Betrieb" (Rdn. 36 — 58). Mithin ist die Haftungsbefreiung des Halters bei jedem Unfall ausgeschlossen, der dadurch verursacht wird, daß ein Insasse (oder eine als Insasse vorgesehene Person) beim Ein- oder Aussteigen oder beim Öffnen oder Schließen der Türen die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt außer acht läßt (RG 29. 10. 34, JW 35, 424 = DRiZ 35, Rspr. Nr. 31 = HRR 35 Nr. 424; Celle, 3. 11.49, DAR 51, 13; a. M. offenbar KG 29. 12.38, VAE 39, 112). Denn das Öffnen und Schließen der Türen ist ein Betriebsvorgang (RG 24. 9.31, DAR 32, 122; Dresden, 5. 7. 38, VAE 460; KG 29. 12. 38, VAE 39, 112). Das gilt auch für die Fahrgäste eines Omnibusses. Da die angeführten Grundsätze bei jeder mit dem Betrieb zusammenhängenden Handlung des Insassen gelten (Rdn. 269 am Ende), gelten sie auch, wenn der Insasse unversehens während der Fahrt eine Tür öffnet, seinen Arm aus dem geöffneten Fenster streckt oder etwas aus dem Fenster wirft. d) Haftung des Halters gegenüber dem Insassen
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Bei entgeltlicher, geschäftsmäßiger Beförderung erstreckt sich die Halterhaftung auch auf die Haftung gegenüber Insassen (§ 8 a). In diesem Fall kann mithin der Gläubiger mit dem beim Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigten Dritten identisch sein, dessen Verletzung der äußersten Sorgfalt den Unfall verursacht hat. Dies führt aber nicht etwa, wie man denken sollte, zu einer Haftung des Halters auch in den Fällen, in denen er alles ihm Zumutbare zur Vermeidung eines Unfalls getan hat. Vielmehr geht die herrschende Rechtsansicht (BGH 15. 3. 57, VersR 363; Oldenburg, 11. oder 21. 12. 55, DAR 56, 245 = VRS 10, 421) ohne nähere Begründung davon aus, daß das schuldhafte Verhalten des beim Betrieb beschäftigten Dritten dann außer Betracht zu bleiben hat, wenn dieser der Verletzte ist. Diese einschränkende Auslegung des § 7 Abs. 2 entspricht der Billigkeit, wenn sie sich auch rechtstheoretisch schwer rechtfertigen läßt. Der Gedanke, daß in solchen Fällen die Haftung des Halters schon nach § 8 zweite Alternative ausgeschlossen sei, liegt zwar nahe, würde sich aber mit der — nicht näher begründeten — herrschenden Ansicht nicht vertragen, daß bei dem Betrieb (im Sinne des § 8) nur solche Personen „tätig" sind, deren Tätigkeit im Rahmen besonderer Beziehungen zum Betriebe stattfindet, die sie den Betriebsgefahren in höherem Maße aussetzen als die Allgemeinheit. Solche besonderen Beziehungen entstehen noch nicht durch die Beförderung im Kraftfahrzeug, wohl aber schon dann, wenn der Insasse selbst die Tür öffnet (a. M. Dresden, 20. 7. 39, VAE 401. Siehe auch Rdn. 12 zu I § 8). Der Ansicht von Brüggemann (DAR 57, 113/120), daß Hilfspersonen des Führers Ansprüche nach dem StVG gegen den Halter und den Fahrer des unterstützten Kraftfahrzeugs (wegen § 8) nie stellen können, kann nicht beigetreten werden. e) Beispiele (Bezold, DAR 33, 97; Lechner, JW 35, Fußnote auf S. 425; Brügge- 272 mann, DAR 57, 113) Beim Betrieb beschäftigt ist jede Person, die — mit Willen des Halters, seines Vertreters oder des Führers des Kraftfahrzeugs (Rdn. 266) — das Kraftfahrzeug belädt oder entlädt, einen Anhänger ankuppelt oder abkuppelt, während einer Fahrt Treibstoff, Öl oder Wasser nachfüllt (auch an Tankstellen), einen abgeschleppten Kraftwagen lenkt, auf dem Anhänger als Bremser sitzt, das Kraftfahrzeug nach Ausfall des Anlassers anschiebt, auf einem Parkplatz beim Verschieben des Kraftfahrzeugs (auch ohne Motorkraft) hilft, das Kraftfahrzeug in eine Park215
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lücke oder eine Einfahrt einweist, Hindernisse beseitigt, die das Kraftfahrzeug an der Weiterfahrt hindern (RG 14. 3. 12, JW 650), bei der Fahrt durch eine Menschenmenge dem Kraftfahrzeug als Wegbereiter vorausgeht oder zu diesem Zweck auf dem Trittbrett mitfährt (BGH 26. 10. 55, VRS 10, 2), oder dem Führer bei der Ausfahrt aus Grundstücken oder Parkplätzen durch Einwinken behilflich ist, sich wieder in den fließenden Verkehr einzuordnen. Lotsen, Schaffner, Omnibuskontrolleure und mitfahrende Angestellte und Mechaniker sind schon wegen ihrer Eigenschaft als Insassen beim Betrieb beschäftigt (Rdn. 270); dasselbe gilt für den Fahrlehrer, den Fahrschüler, den Betreuer eines dem Führer nur zur Probe überlassenen Kraftfahrzeugs. Aufsichtsbeamte, deren Aufgabe es ist, den Betrieb gerade dieses Kraftfahrzeugs im Auge zu behalten, sind „beim Betrieb beschäftigt", auch wenn sie nicht mitfahren (BGH 10.3.52, DAR 117 = VersR 310 LS = VRS 4, 255). Dasselbe gilt für denjenigen, der eine Kraftfahrzeugkolonne führt und in einem nicht am Unfall beteiligten Kraftfahrzeug sitzt (Celle, 18.4. 55, 5 U 12/55). Der Omnibusschaffner muß aussteigende Fahrgäste auf besondere Gefahren hinweisen, die gerade an dieser Stelle bestehen. Daß der Omnibus einen Meter vom Randstein entfernt hält, schafft keine solche Gefahrenlage (Zweibrücken, 21. 12.65, VersR 66, 1087).
2 7 3 VIII. Sachverhalte, die für den Führer ein unabwendbares Ereignis darstellen können In der Praxis kommt es in der Mehrzahl der Fälle allein darauf an, ob der Unfall auf einem für den Führer des Kraftfahrzeugs unabwendbaren Ereignis beruht; hierher zählen auch alle Unfälle, bei denen der Halter selbst Führer seines Kraftfahrzeugs war. Überblickt man die Vielgestalt der Unfallursachen (die auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs oder einem Versagen seiner Verrichtungen beruhenden Unfälle scheiden nach Absatz 2 Satz 1 von vorneherein von der Betrachtung aus), so kann man die Unfälle, bei denen das verkehrswidrige Verhalten eines anderen (des Verletzten oder eines Dritten) eine Rolle bei der Verursachung gespielt hat, von denen unterscheiden, bei denen dies nicht der Fall ist. Die zuletzt genannte Gruppe umfaßt Unfälle, die durch die Unvernunft eines Tieres verursacht wurden, vor allem aber solche, bei denen der Führer des Kraftfahrzeugs Naturereignissen nicht gewachsen war. Zu dieser Gruppe gehören schließlich auch alle Unfälle, die darauf beruhen, daß der Führer des Kraftfahrzeugs die Straßenverhältnisse oder die Verkehrslage nicht genügend berücksichtigt hat; doch wird in solchen Fällen in der Regel kein für den Führer unabwendbares Ereignis vorliegen. Im folgenden sind die Sachverhalte eingeteilt in a) Naturereignisse, b) Nichtberücksichtigen der Straßenverhältnisse oder der Verkehrslage, c) Verkehrswidriges Verhalten eines anderen (des Verletzten oder eines Dritten) und d) durch Tiere verursachte Unfälle. Liegt kein unabwendbares Ereignis vor, so steht damit die Haftung des Halters noch nicht fest. Sie kann vielmehr auch wegen erheblich überwiegenden Verschuldens des Verletzten entfallen (Rdn. 25 zu § 9). Beispiele für solchen Haftungsausschluß findet man in Rdn. 44 bis 96 zu § 9. 274
a) Das Auftreten gefährlicher
Naturereignisse
ist notwendig mit dem Straßenverkehr verbunden. Der Umstand, daß jemand trotz erhöhter Gefahr am Verkehr teilnimmt, stellt mithin keinen Verstoß gegen die „äußerste" Sorgfalt dar. Dies gilt vor allem bei ungünstigen Sicht- und Straßenverhältnissen, die durch das Wetter hervorgerufen werden, z. B. bei Nebel, Schneegestöber, Schneewehen, Glatteis, Gewitterregen, regennasser oder durch Schneewälle 216
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
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eingeengter Fahrbahn, Steinschlag- oder Lawinengefahr. Auch der Umstand, daß eine Straße noch nicht modern ausgebaut (z. B. sehr schmal oder vom Regen aufgeweicht) ist, braucht keinen Kraftfahrer von der Benutzung abzuhalten, solange nicht Verkehrszeichen das Befahren verbieten. Eine Ausnahme gilt nur, wenn für den Kraftfahrer ohne weiteres vom fahrenden Kraftfahrzeug aus erkennbar ist, daß eine Straße oder ein bestimmtes Straßenstück für das von ihm gelenkte Fahrzeug durch eine Naturkatastrophe (Überschwemmung, Lawine, Mur) unbefahrbar geworden oder aus anderem Grund ganzjährig völlig ungeeignet ist (d. h. daß die Widmung sich hierauf nicht erstreckt). In allen übrigen Fällen verpflichten der Straßenzustand und die erkennbar durch die Natur drohenden Gefahren nicht zur Umkehr, sondern nur zu besonderen Maßnahmen (z. B. Anlegen von Schneeketten) und zu entsprechend vorsichtigem Fahren. Kommt der Anhänger eines Lkws auf einer Gefällstrecke ins Rutschen und stellt sich der Lastzug quer, so liegt ein unabwendbares Ereignis nur vor, wenn auch das Anlegen von Schneeketten das Verhalten des Anhängers nicht hätte beeinflussen können (München, 12.5.60, VersR 61, 119). Der „denkbar beste Fahrer" stellt Warnleuchten an der Hauptstraße auf, ehe er mit seinem Lastzug bei starkem Nebel und Glatteis in diese aus einem Nebenweg einbiegt (Oldenburg, 21. 12.60, M D R 61, 413 LS = DAR 61, 310). aa) Steinschlag. Auch wenn erkennbare Steinschlaggefahr besteht (weil schon 275 frisch heruntergefallene Steine auf der Fahrbahn liegen) oder ein entsprechendes Warnzeichen aufgestellt ist, darf der Führer des Kraftfahrzeugs weiterfahren. In diesem Fall liegt ein unabwendbares Ereignis vor, wenn ein Stein in solcher Nähe vor dem Kraftfahrzeug herabrollt, daß ein Ausweichen oder rechtzeitiges Anhalten nicht möglich ist, vorausgesetzt, daß die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs schon vorher dieser Gefahr entsprechend herabgesetzt worden war. bb) Glatteis. Das nur stellenweise Auftreten von Glatteis ist lediglich an Stellen, 276 an denen hiermit im allgemeinen nicht zu rechnen und auch kein Warnzeichen aufgestellt ist, ein unabwendbares Ereignis, nicht jedoch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter an folgenden Stellen: Brücken, Brückenrampen, Unterführungen, Waldstücken, überhöhten Kurven, bei denen an der Außenseite Schnee angehäuft ist (dessen Tauwasser über die Fahrbahn läuft und dort festfriert). Ist eine Brücke (vor allem bei Nacht oder Nebel oder im Stadtverkehr) für den Fahrer als solche nicht erkennbar, so kann das durch unvermutetes Glatteis auf der Brücke und ihren Rampen verursachte Schleudern ein unabwendbares Ereignis sein (Hamburg, 25.1.55, VersR 56, 352; zu weitgehend LG Bonn, 19. 10. 56, M D R 57, 163). Damit, daß ein entgegenkommender Kraftradfahrer stürzt, muß auch der denkbar beste Fahrer — auch bei schneeglatter Straße — nicht rechnen (BGH 24. 2. 59, VersR 455). Das Fahren auf geschlossener Glatteisdecke oder auf den erkennbar mit Glatteis überzogenen Stellen der Straße erfordert insofern besondere Sorgfalt, als jedes plötzliche Gasgeben oder scharfe Bremsen ebenso zum Schleudern führen kann wie ruckweises oder zu starkes Betätigen der Lenkung. Mit Schleudern bezeichnet man den Zustand des Kraftfahrzeugs, in dem es der Lenkung nicht mehr oder nur noch mangelhaft gehorcht, weil die Räder auf der Fahrbahn gleiten. Der „denkbar beste Fahrer" erkennt sofort, wenn sich die nicht angetriebenen Räder oder sämtliche Räder infolge zu starker Betätigung der Bremse nicht mehr drehen, und lockert sofort die Bremse (Oldenburg, 18. 1. 56, DAR 75). Das Schleudern ist kein Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs oder ein Versagen seiner Verrichtungen; 217
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Kraftfahrzeuge, die nicht schleudern können, gibt es nicht (Rdn. 322). Ein Verstoß gegen die besonderen Fahrregeln bei Glatteis (dasselbe gilt für glattgefahrenen Schnee) schließt die Annahme eines unabwendbaren Ereignisses stets aus, wenn die Möglichkeit nicht auszuschließen ist, daß der Unfall hierauf beruht (Naumburg, 19.7.38, RdK 39, 9/10; Dresden, 23. 11.39, RdK 40, 103; 12. 12.39, VAE 40, 53 = RdK 40, 104; Bremen, 2. 12.55, VersR 56, 198; LG Bonn, 19. 10.56, M D R 57, 163; Kiel, 18.4.31, HRR Nr. 1450). Gerät an einer Stelle, an der mit Glatteis nicht zu rechnen ist, ein Kraftfahrzeug auf einem Straßenstück mit Gefälle oder Quergefälle ins Rutschen, weil sich Glatteis gebildet hat, oder stellt sich aus diesem Grund der Anhänger quer zur Fahrbahn, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor (Kiel, 18.4.31, HRR Nr. 1450; Naumburg, 19.7.38, RdK 39, 9/10). Es gibt sogar Fälle, bei denen sich trotz der Kenntnis des Führers vom Glatteis und sorgfältigster und geschickter Fahrweise ein Rutschen oder Querstellen des Kraftfahrzeugs nicht vermeiden läßt. Unzutreffend ist jedenfalls die Ansicht des OLG Dresden (23. 11. 39, RdK 40, 103), daß ein Kraftfahrer dann, wenn er weiß, daß Glatteis herrscht, und sich darauf einstellt, das Rutschen des Kraftfahrzeugs unter allen Umständen vermeiden könne. Freilich muß an Stellen mit Quergefälle immer dann, wenn am höhergelegenen Straßenrand Schnee liegt, damit gerechnet werden, daß dieser in der Sonne schmilzt und daß das Schmelzwasser, das über die Straße fließt, dort Glatteis bildet. Keinesfalls kann man (außer wenn eine ausdrückliche Warnung erfolgt ist und eine andere, weniger gefährliche Straße als Umleitung zur Verfügung stand) dem Fahrer zum Vorwurf machen, daß er die Straße überhaupt benützt hat. Der besonders sorgfältige Fahrer fährt bei Schneeglätte — außer wenn es sich nur um ein kurzes Stück auf sonst trockener Straße handelt — mit Schneeketten. Bei Glatteis erhöhen dagegen Schneeketten die Gefahr des Gleitens. Die Nichtanwendung von Schneeketten kann mithin ebenso wie unangebrachte Verwendung von Schneeketten auf einer längeren schneefreien Straßenstrecke unter Umständen die Annahme eines unabwendbaren Ereignisses ausschließen. Es kann freilich auch von dem gewissenhaftesten Fahrer nicht gefordert werden, daß er alle paar Kilometer die Schneeketten an- oder abmontiert, wenn die Straßenbeschaffenheit häufig wechselt. Ist mit Fußgängerverkehr zu rechnen, so muß bei Glatteis die Geschwindigkeit weiter ermäßigt werden. Es geht aber nicht an, von dem gewissenhaftesten Fahrer zu verlangen, daß er bei Glatteis auch dann, wenn keine besondere Gefahrenquelle erkennbar ist, so langsam fährt, daß er im Fall einer unvermutet entstehenden Gefahrenlage „auf kürzeste Entfernung" anhalten kann. Diese vom O G H Köln (21. 10. 49, VRS 2, 3/9) geäußerte und mit Entscheidungen aus den Jahren 1914 bis 1939 belegte Ansicht steht mit den Anforderungen eines flüssigen Straßenverkehrs in unlösbarem Widerspruch. Langsamer als 20 k m / h in geschlossenen Ortschaften und 40 k m / h auf freier Strecke fährt auch der gewissenhafteste Fahrer bei Glatteis nicht, sofern sich nicht besondere Gefahren zeigen (BGH 22.6.62, VRS 23, 270; vgl. auch KG 21.3.57, VRS 13, 149). Unfälle, die sich trotz dieser mäßigen Geschwindigkeiten und trotz sachgemäßer Betätigung der Bremsen ereignen, sind unabwendbar. Auch bei Schneematsch fährt der „denkbar beste Fahrer" besonders sorgfältig. Er beachtet vor allem, daß ein Kraftfahrzeug, das in einer ausgefahrenen Spurrille fährt, nur schwer aus dieser herausgelenkt werden kann, ferner daß in überhöhten Kurven das Kraftfahrzeug dazu neigt, in Richtung zum Kurvenmittelpunkt zu rutschen (BGH 11.7. 58, VersR 646).
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cc) Regennasse Straße erfordert beim Fahren ähnliche Sorgfalt wie Glatteis. Das 277 Ausmaß der Glätte richtet sich nach dem Fahrbahnbelag. Die Glätte wird vor allem bei Blaubasalt und einer ohne Splittbeimischung erstellten Bitumen- oder Asphaltdecke gefährlich. Aber auch Kleinpflaster kann bei Regen glatt werden (Hamm, 16. 9.49, VRS 3, 106/107). Die gefährliche Glätte entsteht bei den genannten Fahrbahnoberflächen, vor allem bei Asphalt, wenn sich nach längerer Trockenheit Staub angesammelt hat und bei einsetzendem Regen mit dem Wasser eine schmierige Schicht (Schmierfilm) bildet. dd) Von den Rädern weggeschleuderte Steine können vorbeifahrende oder über- 278 holende Fahrzeuge, aber auch Fußgänger oder ein Schaufenster treffen. Liegen auf einer Straße zahlreiche Steine oder handelt es sich um eine unbefestigte Straße, so bedeutet das nicht, daß der „denkbar beste Fahrer" davon Abstand nimmt, weiter zu fahren. Kommt aber ein anderer entgegen oder setzt ein anderer zum Überholen an, so ermäßigt er die Geschwindigkeit, vor allem bei Radfahrern und Fußgängern. Langsamer als 30 km/h braucht aber außerhalb geschlossener Ortschaften auch der „denkbar beste Fahrer" nicht zu fahren (a. M. Koblenz, 10. 2. 55, DAR 138 = RdK 72 = VersR 237). Wird trotz vorsichtiger Fahrweise ein anderer Verkehrsteilnehmer durch einen weggeschleuderten Stein verletzt oder sein Fahrzeug oder ein Fenster beschädigt, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor (AG Lahr, 31. 3.60, VersR 61, 334; LG Lüneburg, 15. 6. 61, MDR 1014). Dies gilt vor allem dann, wenn ein einzelner Stein auf einer mit modernem Straßenbelag versehenen Straße liegt. Hat ein Fahrzeug Zwillingsreifen, so können sich Steine zwischen die beiden Reifen klemmen und später weggeschleudert werden. Auf schlechten Straßen läßt sich dies nicht vermeiden. Der Führer des Kraftfahrzeugs muß aber seine Zwillingsreifen in dieser Hinsicht überprüfen, wenn er die schlechte Straße verläßt und sich auf eine Straße mit festem Belag begibt, auf der er mit wesentlich höherer Geschwindigkeit weiterzufahren gedenkt. Dies gilt vor allem beim Verlassen von Kiesgruben, von Baugelände und von anderem nichtbefestigten Gelände (Frankfurt, 14. 5. 57, VkMitt. 58, 34. Das LG München I [4. 5. 66, VersR 67, 914] bejaht allgemein die Haftung für eingeklemmte Steine bei fehlender Untersuchung vor Fahrtbeginn). Weder das Wegschleudern von Steinen noch das Einklemmen von Steinen zwischen den Zwillingsreifen beruht auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs; beides ist vielmehr notwendig mit dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs verbunden (Rdn. 320). ee) Bei Sturm und starkem Wind nimmt der denkbar beste Fahrer darauf Rück- 279 sieht, daß beim Verlassen von Waldungen und beim Befahren von Dämmen und Brücken häufig starker Seitenwind einsetzt, der das Kraftfahrzeug aus der Bahn tragen kann oder jedenfalls die Lenkung beeinflußt. Umgekehrt berücksichtigt er beim Einfahren in Waldungen und Unterführungen (auch unter Brücken), daß das Kraftfahrzeug durch den plötzlichen Wegfall des Seitenwinds aus seiner bisherigen Fahrtrichtung gerät, wenn die Lenkung nicht sofort hierauf eingestellt wird. Gleiches gilt, wenn das Kraftfahrzeug in den Windschatten eines vorbeifahrenden, überholenden oder überholten Kraftfahrzeugs gerät. Daß der Fahrer — vor allem beim Überholen von Radfahrern — darauf Rücksicht nimmt, daß der Radfahrer unsicher werden kann, wenn er in den Windschatten gerät, ist unten (Rdn. 291) dargelegt. Der denkbar beste Fahrer berücksichtigt auch, daß bei Sturm Zweige und Äste von den Bäumen gerissen werden, ja sogar ganze Bäume auf die Straße stürzen können. Anzuhalten braucht er deshalb allerdings nicht. Wird ein herabfallender Ast auf die Windschutzscheibe geschleudert, so liegt ein unabwendbares 219
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Ereignis selbst dann, wenn schon andere Aste auf der Straße liegen, ebenso vor (LG Kiel, 11. 7. 51, D A R 52, 119 m. teilweise ablehnender Anm. von Krille. Ein unabwendbares Ereignis bejaht Gaisbauer, VersR 67, 1034) wie dann, wenn ein umstürzender Baum das Kraftfahrzeug zertrümmert. Kein unabwendbares Ereignis ist dagegen im allgemeinen das Hineinfahren in einen umgestürzten Baum oder liegenden Ast. Besondere Sorgfalt erfordern die bei Sturm oft in wenigen Sekunden entstehenden Schneewehen. Denn hier ist ein allzustarkes Herabmindern der Geschwindigkeit nicht möglich, weil sonst das Kraftfahrzeug in der Schneewehe stecken bleibt. D a ß bei Sturm die Ladung eines Lkw oder die Koffer und Zeltsäcke auf dem Dach eines Pkw besonders sorgfältig befestigt sein müssen, weiß jeder sorgfältige Führer eines Kraftfahrzeugs ( R G 12.7.39, R d K 40, 166 = D R W 40, 163 = H R R 40 Nr. 4). 280
b) Unvorhersehbarkeit der Straßenverhältnisse, der Verkehrslage; körperliche Gebrechen. Nichtberücksichtigen der Straßenverhiiltnisse oder der Verkehrslage schließt die Annahme eines unabwendbaren Ereignisses in der Regel aus. Unabwendbar ist jedoch das Einbrechen eines Lastzugs in die durch einen Wasserrohrbruch unterspülte Fahrbahndecke (Nürnberg, 9. 6. 65, VRS 29, 401). 281 Leidet der Führer des Kraftfahrzeugs an körperlichen Gebrechen, so muß er diese — soweit möglich — durch Hilfsmittel ausgleichen. Insbesondere bedient sich der denkbar beste Fahrer auch bei nicht allzu erheblichen Sehfehlern einer Brille. Das Herabrutschen der Brille stellt kein unabwendbares Ereignis dar. 282 Unabwendbares, aber vorhersehbares plötzliches körperliches oder geistiges Versagen des Führers schließt die Haftungsbefreiung aus, wenn der Unfall hierauf beruht. Eine Person, bei der infolge einer Erkrankung (Kreislaufschaden, Epilepsie) oder einer Hirnverletzung gelegentlich Bewußtseinsstörungen aufgetreten sind, darf kein Kraftfahrzeug führen. Führt eine solche Person trotzdem ein Kraftfahrzeug und ereignet sich infolge einer Bewußtseinsstörung ein Unfall, so ist die Haftungsbefreiung des Halters ausgeschlossen (Hamm, 27. 7. 50, VkBl. 280). Ein unabwendbares Ereignis liegt andererseits d a n n vor, wenn j e m a n d , der bis dahin nicht an Bewußtseinsstörungen gelitten hat, infolge einer Bewußtseinsstörung einen Unfall verursacht (Rdn. 235). Zu weit geht die gelegentlich geäußerte Forderung, d a ß alle an Hochdruck leidenden Personen vom Führen eines Kraftfahrzeugs Abstand nehmen müßten, weil in einem solchen Zustand ein Gehirnschlag oder ein Herzinfarkt häufig auftrete. Der Haftungsausschluß des Halters entfällt vielmehr nur dann, wenn der Unfall durch den Gehirnschlag oder Herzinfarkt eines Führers verursacht wurde, der schon einmal eine solche Blutung überstanden hat (wegen der hiermit verbundenen Wiederholungsgefahr), oder dem durch andere Anzeichen bekannt geworden war, daß bei ihm die Gefahr eines Gehirnschlags oder Herzinfarkts besonders groß ist. 283
Ist der Führer des Kraftfahrzeugs körperlich und geistig gesund, so liegt bei den im folgenden behandelten Sachverhalten im allgemeinen kein für den Führer unabwendbares Ereignis vor. 284 aa) Dies gilt vor allem für die unzureichende Berücksichtigung der Straßenverhältnisse. Ein Fahrer, der — vor allem nachts — einen offenen Gully oder ein Schlagloch übersieht, weil es mit Wasser gefüllt ist, oder das Kraftfahrzeug in eine Wiese, einen Acker oder einen Fluß fährt, weil die Straße — ohne daß dies angezeigt oder rechtzeitig erkennbar ist — plötzlich endet, kann allerdings die äußerste nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet haben. Nicht zu entschuldigen ist freilich in der Regel, wenn der Fahrer die Straße für breiter oder die Höhe der Äste über 220
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der Straße für größer hält, als sie in Wirklichkeit ist. Zwar kann er sich bei Unterführungen und Tunnels darauf verlassen, daß Verkehrszeichen die Durchfahrt verbieten, wenn sie nicht für alle Kraftfahrzeuge möglich ist, die die allgemein vorgeschriebenen Maße einhalten; dies gilt aber nicht für die Äste von Bäumen und für vorspringende Stockwerke alter Häuser in Ortschaften. Auch wenn ein Straßenstück besonders eng oder kurvenreich ist oder eine außergewöhnliche Steigerung (oder ein Gefälle) aufweist, liegt darin, daß der Führer die Schwierigkeiten trotz guter Fahrkenntnis und Übung nicht zu meistern vermag, kein unabwendbares Ereignis (27. 8. 38, DAR 39, 103), solange es dem „denkbar besten Fahrer" überhaupt möglich ist, die Strecke ohne Unfall zurückzulegen. Der „denkbar beste Fahrer" erkennt auch sofort, wenn infolge starker Wölbung der Straße das Kraftfahrzeug nicht mehr senkrecht steht, seine Aufbauten daher über die Bordsteinkante ragen und ein Vordach oder eine Markise herunterreißen (Celle, 10. 5. 39, RdK 40, 141). Ist dem Fahrer bekannt, daß auf der von ihm befahrenen Straße eine Zuverlässigkeitsfahrt stattfindet oder vor kurzem stattfand, so gehört zur äußersten Sorgfalt, daß er in einer unübersichtlichen Kurve besonders sorgfältig fährt, wenn die nur schlecht befestigte Fahrbahn durch die anderen Fahrzeuge schmierig geworden ist (BGH 22. 6. 55, DAR 194 = VRS 9, 184). Dagegen braucht auch der „denkbar beste Fahrer" nicht damit zu rechnen, daß ein Nagel oder Steinsplitter einen Reifen beschädigen wird (Celle, 13. 12. 48, RdK 50, 44 m. Anm. Brüggemann), außer wenn dieser schon stark abgefahren oder schadhaft war (so wohl Kiel, 10. 1.34, H R R Nr. 951; KG 19. 7. 37, VAE 463). Der Fahrer eines Lkw hat sofort zu bremsen, wenn ihm auf schmaler, mit Schneematsch bedeckter Straße ein anderer Lkw entgegenkommt (Stuttgart, 22. 6. 65, VersR 1110 LS). Sind Warnzeichen „Allgemeine Gefahrenstelle" und dann „Schleudergefahr" bei 285 einem Zementwerk aufgestellt, so ist ein Fahrer nicht entlastet, der auf dem Zementstaub ins Schleudern kommt, weil ein vorausfahrender Lastzug leicht bremste (BGH vom 6.11. 73). Nicht entlastet ist ferner, wer sich nicht auf die naheliegende Möglichkeit einrichtet, daß sich andere unrichtig oder ungeschickt verhalten (BGH 15. 5. 73, VersR 765 = VRS 45, 168). Das gilt vor allem, wenn der Querverkehr wegen Ausfalls der Ampel erkennbar Schwierigkeiten beim Überqueren der Fahrbahn hat und der Vordermann plötzlich abbremst. Bremst der Fahrer eines Lkw auf übersichtlicher Fahrbahn so scharf, daß der Anhänger ausbricht, so ist der Fahrer nicht entlastet, sondern handelt schuldhaft (BGH 18.6. 73, VersR 941). bb) Mangelnde Sorgfalt beim Beladen und Entladen, Ein- und Aussteigen und ungenügende Rücksichtnahme auf den Straßenverkehr bei diesen Vorgängen schließt die Annahme eines unabwendbaren Ereignisses aus. Der Fahrer hat vor allem nach rückwärts Ausschau zu halten, ehe er von innen die Tür des Kraftfahrzeugs öffnet oder ein Öffnen durch den Fahrgast duldet (KG 29. 12. 38, VAE 39, 112; Hamburg, 30.3.39, DAR 40, 54). Verläßt der „denkbar beste Fahrer" sein Kraftfahrzeug unter Zurücklassung von Fahrgästen, so klärt er sie vorher auf, daß sie die Türe erst öffnen dürfen, wenn sie sich durch Zurückblicken vergewissert haben, daß niemand gefährdet wird (Celle, 3. 11.49, DAR 51, 13). Die Ladung muß so verstaut und befestigt sein, daß sie sich auch bei ungünstigen Verhältnissen (Sturm, unebenes Gelände) weder verschieben noch herunterstürzen kann (RG 12. 7.39, R d K 40, 166 = DRW 40, 163 = HRR 40 Nr. 4). Überladen (Überschreiten des Höchstgewichts oder der Achslast) schließt ein unabwendbares Ereignis aus, solange nicht erwiesen ist, daß es auf das Entstehen des Unfalls nicht eingewirkt haben kann (BGH 16. 12. 58, VersR 59, 387; BGH 25.4. 61, VersR 615/616). 221
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cc) Vom Kraftfahrzeug fallende Steine. Ein von der Ladefläche des Kraftfahrzeugs herabfallender Stein oder gefrorener Sandbrocken kann — auch wenn er klein ist — die Windschutzscheibe eines überholenden, entgegenkommenden oder hinterherfahrenden Kraftfahrzeugs zerschlagen. Wird Kies oder ähnliches Material befördert, so muß die Ladefläche so abgesichert sein, daß weder durch den Luftzug noch durch die Erschütterung des Fahrens ein Stein in Bewegung geraten kann, anderenfalls liegt kein unabwendbares Ereignis vor. Gleiches gilt für Streufahrzeuge hinsichtlich des auf der Ladefläche gelagerten Sandes oder Splitts. Unvermeidbar dagegen ist es, wenn ein im ordnungsgemäßen Streuvorgang weggeschleuderter Stein oder gefrorener Sandklumpen die Windschutzscheibe eines anderen Kraftfahrzeugs zerschlägt (LG Lübeck, 7. 1. 55, DAR 136 = VkBl. 500). Über das Wegschleudern der auf der Straße liegenden Steine durch ein Rad des Kraftfahrzeugs siehe Rdn. 278. 287 dd) Mit Hindernissen auf der Fahrbahn (abgesprungene Radkappen oder Zwillingsräder, heruntergefallene Ski, Koffer, Ladung) rechnet der „denkbar beste Fahrer" auch in der Nacht. Er rechnet auch mit unbeleuchtet liegengebliebenen Kraftfahrzeugen und fährt daher immer „auf Sicht", d. h. nur so schnell, daß er noch anhalten oder ausweichen kann, wenn er bei den gegebenen Sichtverhältnissen (eigenes Abblendlicht, Mondlicht, Licht entgegenkommender oder in gleicher Richtung fahrender Fahrzeuge) das Hindernis erkennen kann (BGH 6. 10. 59, MDR 60, 42 = DAR 60, 16 = VRS 17, 406). Der „denkbar beste Fahrer" fährt auch auf der Autobahn stets „auf Sicht". Daher stellt das Überfahren einer auf der Fahrbahn liegenden Person (Schwerverletzter, Betrunkener) auch bei Nacht kein „unabwendbares Ereignis" dar (Dresden, 10. 5. 38, VAE 356). 288
ee) Fahruntüchtigwerden des eigenen Kraftfahrzeugs. Fällt die Antriebskraft aus oder wird das Kraftfahrzeug aus anderen Gründen bewegungsunfähig, so benützt der denkbar beste Fahrer die letzte Bewegungsenergie, um es nach Möglichkeit außerhalb der Fahrbahn abzustellen. Ist dies nicht möglich, so sichert er mit Warndreiecken, nachts zusätzlich durch Lampen oder Fackeln oder einen Warnposten das Kraftfahrzeug ab, damit andere Fahrzeuge nicht auffahren (Hamburg, 9. 8.49, VRS 1, 195; Köln, 22. 10.52, VRS 4, 566). Ist allerdings das Anhalten von so kurzer Dauer, daß ein Aufstellen von Warndreiecken, Lampen oder Fackeln nicht in Betracht kommt, so darf auch der „denkbar beste Fahrer" dies unterlassen. Dies gilt vor allem dann, wenn beim Kolonnenfahren eine Stauung entsteht und nicht erkennbar ist, ob sich die Kolonne sofort wieder in Bewegung setzt (Düsseldorf, 31. 10. 61, VersR 62, 455; etwas zu weitgehend Tübingen, 13. 11. 52, VersR 53, 37 = DAR 52, 185 LS = VkBl. 53, 43); denn auch dann, wenn vor dem Abfahren die Warndreiecke, Lampen oder Fackeln gerade eingezogen werden, ist das Kraftfahrzeug kurze Zeit ohne zusätzliche Sicherung.
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f f ) Abstandhalten vom Vordermann. Der „denkbar beste Fahrer" hält von seinem Vordermann so großen Abstand, daß er nicht auffährt, wenn der Vordermann plötzlich scharf bremsen muß. Er berücksichtigt auch, daß der Vordermann stärker wirkende Bremsen hat. Nicht zu rechnen braucht dagegen der „denkbar beste Fahrer" damit, daß der Vordermann auf ein Hindernis auffährt, das ihm (dem Hinterherfahrenden) nicht sichtbar war, und dadurch plötzlich zum Halten kommt. Ereignet sich der Unfall zwar nicht durch Auffahren auf den Vordermann, aber dadurch, daß der Fahrer — um ein Auffahren zu vermeiden — ohne Rücksicht auf den übrigen Verkehr am haltenden Kraftfahrzeug vorbeizufahren versucht, so liegt kein unabwendbares Ereignis vor (BGH 12. 11. 59, VersR 60, 35). Bremst der Vor222
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dermann, so bremst der „denkbar beste Fahrer" so vorsichtig, als es ohne Auffahren auf den Vordermann möglich ist. Fährt trotzdem sein Hintermann auf, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor, das auch den Schaden umfaßt, der dadurch entsteht, daß das vom „denkbar besten Fahrer" gelenkte Kraftfahrzeug auf den Vordermann geschleudert wird (Köln, 26.3.58, VRS 15, 325); daß der Fahrer mit einem nur sehr geringen Abstand vom Vordermann gehalten hat, als sein Hintermann auffuhr, stellt keine Pflichtwidrigkeit dar, da es beim Halten keinen Sicherheitsabstand gibt (Köln, a. a. O.). Auch vor dem Linksabbiegen vermindert der „denkbar beste Fahrer" seine Geschwindigkeit nicht plötzlich. Bremst er zu schroff, und fährt daher der Hintermann auf, so haftet der Halter. Der für die Prüfung des Verschuldens des Fahrers üblich gewordene Maßstab, der Abstand vom Vordermann müsse mindestens die Hälfte der vom Tachometer angezeigten Zahl in Metern betragen (BGH 3. 11. 67, VersR 68, 51), ist für den Regelfall auch Ausgangspunkt für die Prüfung, ob der Entlastungsbeweis geführt ist. Im Großstadtverkehr darf ein mit 30 k m / h fahrender Omnibus auf 7 m an seinen Vordermann heranfahren, ohne die äußerste Sorgfalt zu verletzen. Hält der Vordermann überraschend, weil sich ein anderer Wagen vor ihm in eine Lücke drängt, so ist das Auffahren für den Omnibusfahrer ein unabwendbares Ereignis (BGH 3. 11.67, VersR 68, 51). Dasselbe gilt für eine Straßenbahn, wenn der vor ihr fahrende Kraftwagen wegen eines betrunkenen Fußgängers überraschend bremsen muß (Bamberg, 7. 6. 66, VersR 786). Kurzregel zur Berechnung des Abstands. Zutreffend ist die vom BGH (BGH 2 9 0 3. 11.67, VersR 68, 51) aufgestellte Regel, der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug müsse grundsätzlich die Strecke deutlich übersteigen, die der Nachfolgende in der Reaktions- und Bremsansprechzeit zurücklegt. Bedenklich ist es dagegen, wenn der BGH darauf hinweist, dies sei in der Regel eine Sekunde (BGH 23.4.68, VersR 670). Denn es kommt stets im Einzelfall auf die Reaktionsfähigkeit des Führers des nachfolgenden Fahrzeugs an, die bei jedem Menschen verschieden ist. Keinesfalls kann von einem Fahrer mit kurzer Reaktionszeit und schnell ansprechenden Bremsen verlangt werden, daß er einen ebensogroßen Abstand vom Vordermann hält wie ein Fahrer mit gewöhnlicher Reaktionszeit und Bremsen, die lediglich den Anforderungen der StVZO entsprechen. Wer den Entlastungsbeweis führen will, kann daher ein Gutachten über seine Reaktionszeit verlangen. Der Fahrer einer Straßenbahn kann seinen Abstand von einem vor ihm fahrenden Pkw verringern, wenn andernfalls eine zügige Abwicklung des Verkehrs nicht mehr möglich ist (Frankfurt, 8. 5. 67, VersR 851). gg) Abstandhalten vom Nebenmann. Soweit die Verkehrslage es erlaubt, hält der 291 denkbar beste Fahrer einen seitlichen Sicherheitsabstand von den neben ihm in gleicher Richtung fahrenden Kraftfahrzeugen. Mehr als 1 m Abstand von Kraftfahrzeugen zu halten, ist nur bei besonders schlechter Straße, Glatteis und Sturm erforderlich, außerdem auch beim Vorbeifahren an Radfahrern. Kann ein genügender Sicherheitsabstand nicht gewahrt oder beibehalten werden, so bleibt der „denkbar beste Fahrer" hinter dem Nachbarn zurück. Dies gilt vor allem, wenn sich ein Radfahrer oder Motorradfahrer zwischen zwei Kraftfahrzeuge oder zwischen ein Kraftfahrzeug und den Straßenrand gezwängt hat. Der „denkbar beste Fahrer" nimmt auf solch verkehrswidriges Verhalten anderer Rücksicht und bemüht sich, von sich aus den nötigen Sicherheitsabstand wiederherzustellen. Dieser beträgt für den „denkbar besten Fahrer", der einen Radfahrer überholt, 1,50 m; ein Abstand zwischen Bordsteinkante und Kraftfahrzeug von 1,30 m ist mithin als 223
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für den Radfahrer zur Verfügung stehender Raum zu gering bemessen, weil dessen Fahrlinie 20 cm Abstand vom Randstein haben muß und die Breite des Radfahrers im ganzen 70 cm, seine halbe Breite also 35 cm beträgt, mithin der Abstand des Radfahrers vom Kraftfahrzeug nur 75 cm betragen würde (BGH 26. 10. 55, VersR 764). Handelt es sich bei den Radfahrern um Kinder oder um unsicher fahrende alte Leute, so vergrößert der Kraftfahrer den Sicherheitsabstand oder unterläßt das Überholen, wenn ein der Gefahr entsprechender Abstand nicht eingehalten werden kann. Dies gilt vor allem dann, wenn der kindliche oder unsichere Radfahrer (z. B. ein mit schwerer Last beladenes Rad) während des Überholvorgangs auf einen Teil der Fahrbahn oder des Banketts ausweicht, der wegen seiner Beschaffenheit (grobe Steine, Schlaglöcher) die Unsicherheit des Radfahrers verstärken muß. In solchen Fällen kann u. U. sogar ein Sicherheitsabstand von 2 m noch zu gering sein, jedenfalls dann, wenn ohne weiteres eine günstigere Stelle zur Überholung des Radfahrers hätte abgewartet werden können (BGH 14. 6. 57, VersR 587). Während eines Sturmes berücksichtigt der denkbar beste Fahrer, daß ein überholter Radfahrer oder Motorradfahrer während des Überholvorgangs in den Windschatten und damit aus seiner bisherigen Fahrtrichtung gerät. Er hält deshalb auch bei Radfahrern, die nicht unsicher wirken, einen seitlichen Abstand von mehr als 1,50 m (BGH 2. 10. 52, RdK 53, 29 m. Anm. v. Pohle = VRS 4, 565; Gaisbauer, VersR 67, 1034). Bremst der Kraftfahrer und entsteht dabei ein nicht mit dem Fahrzeug zusammenhängendes Geräusch, weil ein hinter dem Kraftfahrzeug fahrender Mopedfahrer neben dem Kraftfahrzeug gestürzt ist, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor, wenn der Fahrer des Kraftfahrzeugs nicht sofort hält und der Wagen daher über den Fuß des Mopedfahrers rollt (BGH 3. 12. 65, VersR 66, 146). 292
hh) Das Einordnen in den fließenden Verkehr bewerkstelligt der denkbar beste Fahrer, der ein Grundstück verläßt oder am Straßenrand gehalten hat, mit größter Rücksicht auf den fließenden Verkehr. Das gilt auch für einen Omnibus, der an einer Haltestelle gehalten hat (BGH 13. 7. 56, VRS 11, 246. Weitere Einzelheiten: Rdn. 58 zu § 9). Das gilt auch noch seit 1971, trotz des ihm seitdem durch die neue StVO eingeräumten Vorrechts. Ein Lastzug, der an einem Rasthof neben der Fernstraße gehalten hat, muß Warnposten beim Ausfahren auf die Fernstraße ausstellen, wenn er bei diesem Vorgang die ganze Breite der unübersichtlichen Fernstraße für sich beansprucht (BGH 24. 9. 68, VersR 1162 = NJW 69, 95 = DAR 69, 19 = VRS 35, 406).
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ii) Ein Überholen wird vom denkbar besten Fahrer nur durchgeführt, wenn während des Überholvorgangs kein Gegenverkehr behindert oder gefährdet werden kann, sich kein langsameres Fahrzeug vor dem zu Überholenden befindet und auch keine Seitenstraße vorhanden ist, auf der solch ein Fahrzeug herannahen und sich vor den zu Überholenden setzen (BGH 25.6.68, VersR 1041) oder die zum Überholen benötigte Fahrbahnhälfte sperren könnte. Wer sich vergewissert hat, daß alle diese Voraussetzungen für ein ungefährliches Überholen gegeben sind, hat unmittelbar vor dem Ausscheren nochmals in den Rückspiegel zu schauen (BGH 2. 7. 68, VersR 1041).
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kk) Weisungen oder Zeichen eines Polizeibeamten befreien den „denkbar besten Fahrer" nicht von der Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer. Wird die Fahrtrichtung durch Handzeichen freigegeben und ereignet sich ein Unfall, weil sich ein anderer Verkehrsteilnehmer noch in der Kreuzung befindet oder verkehrswidrig in diese einfährt, so liegt kein unabwendbares Ereignis vor, wenn das verkehrswidrige Verhalten rechtzeitig zu erkennen war (Köln, 27. 3. 30, JW 31, 893). 224
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§
7 StVG
II) Rücksichtnahme auf die Fahrgäste gehört vor allem zu den Pflichten eines 295 Omnibusfahrers, der einen Wagen mit Stehplätzen fährt. Der „denkbar beste Fahrer" fährt ohne Ruck an und bremst ohne Ruck, sofern nicht ein verkehrswidrig fahrender anderer Verkehrsteilnehmer zu scharfem Bremsen zwingt. Zieht sich trotzdem ein Fahrgast eine Verletzung zu, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor. Der Ansicht, beim Anfahren von einer Haltestelle sei ein leichter Ruck unvermeidbar (LG Bielefeld, 30. 1.57, MDR 292 LS), muß jedenfalls dann beigepflichtet werden (Rdn. 305), wenn sich der Fahrer in eine Lücke des fließenden Verkehrs einfädeln muß. Fällt durch einen Ruck, der vermeidbar gewesen wäre, ein Koffer aus dem Gepäcknetz und wird ein Fahrgast hierdurch verletzt, so liegt jedenfalls dann kein unabwendbares Ereignis vor, wenn der Schaffner es geduldet hatte, daß der Koffer ungesichert ins Gepäcknetz gelegt wurde (Oldenburg, 9. 6. 54, DAR 206). Bringt ein Fahrer die Fahrgäste durch verkehrswidriges Verhalten in Gefahr, so muß er damit rechnen, daß sie in der Angst unbedacht und unzweckmäßig handeln (RG 9. 3. 39, VAE 221 LS). c) Verkehrswidriges Verhalten des Verletzten oder eines Dritten,
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der nicht beim Betrieb des Kraftfahrzeugs beschäftigt ist. Auch im Rahmen des § 7 Abs. 2 gilt der sogenannte Vertrauensgrundsatz. Der Führer eines Kraftfahrzeugs kann — sofern die Umstände keinen konkreten Anlaß zu der Befürchtung geben, daß sich ein anderer Verkehrsteilnehmer verkehrswidrig verhalten wird — darauf vertrauen, daß alle anderen sich verkehrsgerecht verhalten und die Bestimmungen der StVO und der StVZO beachten (oben Rdn. 258) (BGH 10. 11. 52, NJW 53, 259 = DAR 53, 35 = VersR 53, 65 = VRS 5, 92; BGH 21. 2. 56 = VRS 10, 327/329; BGH 19.5.67, VersR 779/780 = VRS 33, 174/175 (gekürzt). Schoreit, NJW 66, 919; a. M. - ohne Begründung - Bremen, 5. 2. 58, VersR 60, 814/815). Handelt ein anderer Verkehrsteilnehmer wider Erwarten verkehrswidrig, so kommt es nicht darauf an, ob dieser schuldhaft gehandelt hat oder nicht (RGZ 92, 38/39 vom 7. 1. 18). Der verletzte Verkehrsteilnehmer kann also auch ein schuldunfähiges Kind sein (Dresden, 31.7.41, VAE 243). Der Führer eines Kraftwagens braucht bei der Bemessung seiner Geschwindigkeit nicht damit zu rechnen, daß ein entgegenkommender Wagen, dessen Fahrer seine Überholabsicht aufgeben muß, so scharf bremsen muß, daß er ins Schleudern gerät (Nürnberg, 7. 2. 66, VersR 68, 78). Bei der Annäherung an einen Parkplatz darf der Führer eines Kraftfahrzeugs sich darauf verlassen, daß niemand herausfahren wird, ohne nach § 10 StVO den fließenden Verkehr zu beachten (BGH 9. 12. 69, VersR 70, 159). Die Auslegung des im Gesetz angefiihrten Beispiels („Verhalten des Verletzten") 297 ist, da es sich lediglich um ein Beispiel handelt, ohne jede praktische Bedeutung. In der Rechtstheorie ist freilich früher viel hierüber diskutiert worden. Wer sich für die auf das Thema nutzlos verschwendete Gedankenarbeit interessiert, lese in der 22. Auflage Rdn. 279 und 280 nach. Reflexhandlungen. Verhält sich ein anderer Verkehrsteilnehmer wider Erwarten 298 unvorsichtig oder verkehrswidrig, so liegen Reflexhandlungen in der menschlichen Natur und können auch dem „denkbar besten Fahrer" nicht zum Vorwurf gemacht werden. Hierzu gehört vor allem ein plötzlich scharfes Bremsen und ein scharfes Einschlagen der Lenkung in Richtung von der Gefahrenquelle weg. Das gilt auch, wenn ein ins Schleudern geratenes Fahrzeug entgegenkommt, das offensichtlich der Lenkung nicht mehr gehorcht. Auch wenn nach dem Unfall rückblickend kein Zweifel bestehen kann, daß sich der Fahrer unzweckmäßig verhalten hat und daß 225
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Haftpflicht
der Unfall vermieden worden wäre, wenn er sich anders verhalten hätte, kann dem unvorhergesehenen und unverschuldet in die Gefahrenlage geratenen Führer des Kraftfahrzeugs kein Vorwurf gemacht werden und liegt ein unabwendbares Ereignis vor (BGH 25. 11. 58, VersR 59, 298/299; BGH 10.6. 60, VersR 907/908; vgl. auch BGH 19. 10. 55, VRS 10, 12 = VersR 745; BGH 21. 12. 55, VRS 10, 172/173). 299
Schleudern. Wird ein Kraftfahrer durch das unvorhersehbare, verkehrswidrige Verhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers auf das Glatteis am Straßenrand gedrängt oder auf glatter oder schlüpfriger Straße zu plötzlichem Bremsen gezwungen, so ist das hierdurch verursachte Schleudern des Kraftfahrzeugs unabwendbar (BGH 26. 1.60, VersR 403/404 = DAR 136 = VRS 18, 245). Schleudern auf trockener Straße kann dann unvermeidbar sein, wenn plötzliches scharfes Bremsen wegen eines den entgegenkommenden Lastzug überholenden Motorradfahrers nötig wird (Celle, 23.4.38, RdK 39, 15/16). Im folgenden werden die wichtigsten Sachverhalte behandelt.
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aa) Entgegenkommende Kraftfahrzeuge. Kommt ein Kraftfahrzeug auf der ihm gebührenden Straßenseite mit Abblendlicht in ruhiger Bewegung einem Fahrer entgegen, so braucht dieser nicht damit zu rechnen, daß das Kraftfahrzeug in die eigene Fahrbahn geraten wird (BGH 21. 12.55, VRS 10, 172). Nähern sich zwei Kraftfahrzeuge einer Engstelle (z. B. einer schmalen Brücke) von entgegengesetzten Seiten, so kann derjenige, der deutlich eher die Engstelle erreicht, sich darauf verlassen, daß der andere vor der Engstelle anhält (Neustadt, 8. 4. 54, VRS 7, 174 = VkBl. 442). Auch der „denkbar beste Fahrer" braucht nicht damit zu rechnen, daß die Bremsen eines entgegenkommenden Kraftfahrzeugs versagen (Celle, 5. 1.61, M D R 413 LS = VersR 813 LS) oder daß der Führer eines in unübersichtlicher Kurve entgegenkommenden Kraftfahrzeugs sich grobverkehrswidrig verhalten wird (BGH 20. 6. 61, VersR 809). Daß auch der vorsichtigste Fahrer nicht damit zu rechnen braucht, hinter dem entgegenkommenden Lastzug hervor werde unversehens ein Motorradfahrer oder der Führer eines Kraftwagens zur Überholung ansetzen, ist bereits Rdn. 299 dargelegt. Für unsinnige Reaktionen des Fahrers eines entgegenkommenden Kraftfahrzeugs fehlt sogar der adäquate Ursachenzusammenhang (Rdn. 80). Auf voll ausgebauter Autobahnstrecke braucht auch der gewissenhafteste Fahrer nicht mit Gegenverkehr zu rechnen (LG Darmstadt, 24.11.65, VersR 66, 1144). Kommt auf einer Bundesstraße ein Kfz entgegen, setzt den linken Blinker und ordnet sich nach links ein, so darf auch ein besonders vorsichtiger Fahrer darauf vertrauen, daß der andere Wagen auf der Kreuzung anhält, bis diese freigeworden ist (BGH 29. 10. 68, VersR 69, 75).
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bb) Vorfahrt. Ist für den Vorfahrtsberechtigten nicht erkennbar, daß der Wartepflichtige die Vorfahrtsregeln nicht beachten wird, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor, wenn der Wartepflichtige unter Verletzung der Vorfahrtsregeln einen Zusammenstoß herbeiführt (Stuttgart, 16. 2. 54, RdK 59; LG Tübingen, 24. 6. 58, M D R 60, 400/401; München, 29.4. 59, VersR 59, 863; Köln, 14. 10. 59, NJW 60, 727; Köln, 11. 12.59, DAR 60, 136; BGH 22. 11.60, M D R 61, 131 = VkMitt. 61, 32 LS = VkBl. 61, 153 = NJW 61, 266 = DAR 61, 52 = VersR 61, 69 = VRS 20, 21; LG Frankenthal, 27. 10.66, DAR 67, 243 = VersR 67, 1084 LS). In einem solchen Fall liegt ein unabwendbares Ereignis auch ohne Zusammenstoß mit dem Wartepflichtigen dann vor, wenn dieser zu erkennen gibt, daß er das Vorfahrtsrecht nicht achten will und dadurch den Vorfahrtsberechtigten zu so scharfem Bremsen zwingt, daß der Hintermann auffährt oder ein Insasse verletzt wird 226
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(Köln, 14. 10. 59, NJW 60, 727). Auch der „denkbar beste Fahrer" darf, wenn er wartepflichtig ist, langsam und vorsichtig bis in die Höhe der Vorfahrtstraße soweit heranfahren, daß er einen Einblick in diese erhält. Dies ist ihm auch gestattet, wenn er zunächst vor der Kreuzung angehalten hatte. Läßt sich der Vorfahrtberechtigte durch dieses Verhalten zu kopflosen Reaktionen hinreißen, so liegt für den Fahrer des wartepflichtigen Fahrzeugs ein unabwendbares Ereignis vor (OGH Köln, 24. 6.49, RdK 26/27 = VRS 1, 291; Nürnberg, 10.6. 58, VRS 15, 257/259). Andererseits entfällt der Haftungsausschluß des Halters, wenn der Führer seines Kraftfahrzeugs zwar vorfahrtsberechtigt war, aber beim Einfahren in die Kreuzung nicht die äußerste rechte Fahrbahnseite eingehalten hat (und deshalb vom Wartepflichtigen zu spät gesehen wurde) (Tübingen, 16.4.53, RdK 152; Neustadt, 23. 11. 55, VRS 10, 189) oder vor der Kreuzung seine Geschwindigkeit erheblich erhöht hat (Bremen, 5.2.58, VersR 60, 814). Der Halter haftet auch, wenn der Führer sein Kraftfahrzeug trotz seiner Vorfahrt beim Einfahren in die Kreuzung zunächst fast zum Halten bringt und dadurch beim Warteplichtigen den Eindruck erweckt, er wolle auf die Vorfahrt verzichten (Düsseldorf, 15. 1. 48, NJW 49, 114), dann aber weiterfährt. Der Halter ist aber entlastet, wenn die Minderung wegen der Unübersichtlichkeit zweier von rechts einmündender Straßen erforderlich war, auch wenn der Fahrer aus diesem Grund der von links kommenden Straße kein Augenmerk gewidmet hat (LG Frankenthal, 31.3.71, VersR 72, 407). Wer auf einer Autobahn fährt, verletzt die äußerste Sorgfalt nicht, wenn er nicht in Rechnung stellt, daß der sich auf einer Zufahrt nähernde Lastzug beim Einfahren in die Autobahn nicht nur die Normalspur, sondern auch die Überholfahrbahn sperren wird (BGHZ 21.2. 56, VRS 10, 327/330). cc) Einer unübersichtlichen Kreuzung oder Einmündung darf sich auf der Vor- 302 fahrtstraße auch der „denkbar beste Fahrer" mit einer Geschwindigkeit nähern, die ein Anhalten vor einem zunächst nicht sichtbaren anderen Kraftfahrzeug unmöglich macht, das aus einer anderen Straße kommt und die Vorfahrt mißachtet. Denn der Sinn der Vorfahrtsregelung, den Verkehr flüssig zu halten, würde bei abweichender Auffassung vereitelt (BGH 21. 2. 56 a. a. O.; LG Bremen, 21.8. 59, VersR 60, 815; BGH 20.12. 66, VersR 67, 283). Einer ampelgeregelten Kreuzung darf sich auch der „denkbar beste Fahrer" mit voller Geschwindigkeit nähern, wenn die Kreuzung frei ist und die Ampel für ihn Grün zeigt. Kann er beim Umschalten auf Gelb nicht mehr vor der Kreuzung anhalten, so verhält er sich richtig, wenn er noch über die Kreuzung fährt (Köln, 4. 3. 65, VersR 906). Der Zusammenstoß mit einem aus der Querstraße schon bei Gelb in die Kreuzung einfahrenden anderen Kraftfahrzeug ist für ihn ein unabwendbares Ereignis. Dies gilt nur dann nicht, wenn ein besonders umsichtiger und geistesgegenwärtiger Fahrer infolge der besonderen Umstände die Vorfahrtsverletzung noch so rechtzeitig hätte bemerken können, daß ein Anhalten vor dem Anprall geglückt wäre (BGH 17. 5. 66, VersR 829). Auch der sorgfältigste Fahrer darf sich darauf verlassen, daß ein aus der Vorfahrtstraße von links in die Kreuzung einfahrender Wagen, an dem der rechte Blinker in Tätigkeit ist, nach rechts einbiegt und nicht gerade über die Kreuzung fährt (a. M. Hamburg, 24. 8. 64, VersR 66, 195). Befindet sich an der Kreuzung keine Regelung und ist die Vorfahrt auch nicht in anderer Weise von der Regel abweichend bestimmt, muß also der Fahrer damit rechnen, daß er selbst vor einem von rechts kommenden Fahrzeug wartepflichtig wird, so muß er die Geschwindigkeit so bemessen, daß er vor so einem Fahrzeug noch rechtzeitig anhalten kann. Auch wenn sich der Kreuzung kein solches bevorrechtigtes Kraftfahrzeug nähert, 227
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hat der Fahrer die äußerste Sorgfalt verletzt, wenn sich infolge seiner zu hohen Geschwindigkeit ein Zusammenstoß mit einem wartepflichtigen Fahrzeug ereignet. 303 dd) Beim Abbiegen nach links blickt der „denkbar beste Führer eines Kraftfahrzeugs" nicht nur vor dem Einordnen (nach links) in den Rückspiegel, sondern auch noch ein zweites Mal unmittelbar vor dem Abbiegen (RG 21. 10. 39, DAR 40, 42). Dies gilt vor allem vor dem Einfahren in eine links der Straße befindliche Grundstückseinfahrt (Hamburg, 31. 1.61, VersR 1145 LS). Für den Fahrer eines Zuges der Straßenbahn ist ein Auffahren auf einen Kraftwagen unabwendbar, der sich unmittelbar vor der Straßenbahn nach links auf das Gleis einordnet und dort anhält (BGH 3. 11. 61, DAR 62, 53 = VRS 22, 17). Für den Fahrer eines überholenden Kraftfahrzeugs ist ein Unfall unabwendbar, der sich dadurch ereignet, daß das überholte Fahrzeug ohne Ankündigung nach links einschwenkt (BGH 20. 3. 62, VersR 566); dies gilt freilich nur, wenn kein besonderer Anlaß zum Einschwenken erkennbar war (BGH 3. 11. 64, VersR 65, 82). 304
ee) Beim Abbiegen nach rechts gerät der „denkbar beste Fahrer" nur dann über die Mitte der Straße, in die er einbiegt, hinaus, wenn sich dies wegen der geringen Breite dieser Straße und der Ausmaße seines Kraftfahrzeugs nicht vermeiden läßt (KG 21.3.38, VAE 241). Bei großen Kraftfahrzeugen (vor allem Lastzügen und Omnibussen) läßt es sich beim Einbiegen in enge Straßen häufig nicht vermeiden, daß der Führer des Kraftfahrzeugs vor dem Einschlagen der Lenkung zunächst nach links ausholt und sich bis zur Straßenmitte oder über diese hinaus begibt. Durch dieses Verhalten kann bei nachfolgenden Fahrern leicht der Eindruck entstehen, das große Fahrzeug wolle nach links abbiegen. Dessen Fahrer ist daher gehalten, sich vor dem Einschlagen der Lenkung nach rechts zu vergewissern, daß kein nachfolgendes Kraftfahrzeug rechts zum Vorfahren angesetzt hat.
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f f ) Plötzliches Anhalten vermeidet der denkbar beste Führer eines Kraftfahrzeugs, soweit es irgendwie möglich ist, außer wenn er sich vergewissert hat, daß kein anderes Fahrzeug nachfolgt. Wenn die Ampel von grün auf gelb schaltet, hält auch der denkbar vorsichtigste Fahrer an, selbst wenn er annehmen muß, das hinter ihm fahrende Kraftfahrzeug werde auf ihn auffahren. Der Bundesgerichtshof (BGH 24. 6. 69, VersR 859) hält das für einen Fall des Anscheinsbeweises; in Wirklichkeit handelt es sich um einen Fall der Pflichtenkollision. Im übrigen wird er vor dem Anhalten (außer wenn es durch eine Verkehrsstauung hervorgerufen wird) stets rechts heranfahren (Hamburg, 24. 3. 50, VkBl. 327). Der Fahrer eines Omnibusses mit Stehplätzen vermeidet ein ruckweises Anhalten schon aus Rücksicht auf seine Fahrgäste nach Möglichkeit (Rdn. 295). Auf der Autobahn ist zwar das Anhalten grundsätzlich untersagt, bei einer Verkehrsstauung muß aber auch der „denkbar beste Fahrer" anhalten (Köln, 26. 3. 58, VRS 15, 325; Düsseldorf, 31. 10. 61, VersR 62, 455).
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gg) Ein Überholen vor der Einmündung einer Straße von rechts vermeidet der „denkbar beste Fahrer", wenn die Möglichkeit besteht, daß von rechts ein Kraftfahrzeug die Fahrbahn des überholten Kraftfahrzeugs kreuzt. Dasselbe gilt beim Rechtsüberholen einer Straßenbahn, wenn ein anderes Fahrzeug von links kommen kann (Düsseldorf, 29.6. 50, VkBl. 159). 307 hh) Daß der Fahrer beim Überholen auf die Straßenmitte oder darüber hinaus gerät, läßt sich häufig nicht vermeiden. Der „denkbar beste Fahrer" achtet dabei aber nicht nur auf entgegenkommende Fahrzeuge, sondern darauf, ob — außerhalb geschlossener Ortschaften — links Fußgänger in gleicher Richtung gehen, die er von hinten anfahren könnte, und ob — innerhalb geschlossener Ortschaften — 228
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von links ein Fußgänger Anstalten trifft, die Fahrbahn zu überqueren (und dabei ordnungsgemäß in umgekehrter Richtung blickt) (Oldenburg, 12. 11. 58, VersR 59, 138). Ein auf der Autobahn fahrender Kraftfahrer braucht auch bei Anwendung der äußersten Sorgfalt nicht damit zu rechnen, daß der vor ihm fahrende Wagen plötzlich verbotswidrig dazu ansetzt, den Grünstreifen an einer Notübergangsstelle zu überqueren (BGH 8. 10. 57, VRS 14, 89 = VersR 787), oder daß dieser ungewollt auf den Grünstreifen gerät und von diesem nahezu rechtwinklig über die bisher benützte Fahrbahn fährt (BGH 5. 12. 61, VersR 62, 178 = VRS 22, 90). Ehe der Fahrer zum Überholen ansetzt, vergewissert er sich im Rückspiegel und durch einen Blick nach hinten, ob kein anderes Kraftfahrzeug zum Überholen ansetzt (BGH 10. 3. 59, VersR 633/634). Uberholt er bei ausreichender Straßenbreite trotz Gegenverkehrs einen Radfahrer und fährt dieser kurz vor Beginn des Überholvorgangs nach links, so versucht der beste Kraftfahrer rechs am Radfahrer vorbeizukommen oder gibt, gleichzeitig mit dem Nachlinks-Lenken, Hupzeichen (BGH 2. 11. 65, VRS 30, 17 = VersR 66, 62). ii) Die äußerste rechte Fahrbahnseite einzuhalten ist Grundsatz des „denkbar be- 308 sten Fahrers". Dies gilt auch dann, wenn es nach der StVO zulässig wäre, nahe der Straßenmitte zu fahren (darüber, wann dies zulässig ist, siehe Möhl, DAR 65, 261). In den Fällen, in denen die Rechtsprechung Ausnahmen zuläßt (mehrspuriges Fahren, in Abständen rechts parkende andere Fahrzeuge), wird er — um Irreführungen anderer Verkehrsteilnehmer zu vermeiden — im allgemeinen die zügige Fahrweise vorziehen. Bei Nebel und Schneetreiben hält der „denkbar beste Fahrer" stets die äußerste rechte Fahrbahnseite ein, vor allem außerhalb geschlossener Ortschaften. Er fährt, der geringen Sichtweite sich anpassend, so langsam, daß er weder auf langsame Fahrzeuge (Radfahrer) noch auf Fußgänger oder parkende Fahrzeuge auffährt. Nicht zu billigen ist (ebenso Carl, VRS 1, 71) die Ansicht des OLG Düsseldorf (3. 1.49, VRS 1, 71), auch der denkbar beste Fahrer fahre bei Nebel auf den Straßenbahngleisen, um sich besser orientieren zu können, und der Halter hafte nicht, wenn die Straßenbahn auf das Kraftfahrzeug auffahre. Der Fahrer eines größeren Kraftfahrzeugs (z. B. Omnibus) darf einen Sicherheitsabstand zum rechten Fahrbahnrand einhalten (BGH 20. 9. 66, VersR 1076). kk) Verkehrswidriges Verhalten von Fußgängern stellt für den Führer eines Kraft- 309 fahrzeugs ein unabwendbares Ereignis dar, wenn er nach den konkreten Umständen damit nicht zu rechnen brauchte. Ein solches unvorhersehbares Verhalten liegt z. B. vor, wenn ein Fußgänger im Laufschritt nachts eine Straße überquert, obwohl von beiden Seiten Kraftfahrzeuge herannahen (BGH 19. 12.58, VersR 59, 199/200; BGH 22. 12. 59, VersR 60, 183); wenn nachts Fußgänger nebeneinander auf der Fahrbahn gehen und durch eine Bewegung nach rechts zu erkennen geben, das Kraftfahrzeug solle sie links überholen, im letzten Augenblick aber wieder nach links springen (Düsseldorf, 17. 11.53, DAR 54, 108); wenn ein Fußgänger hinter einer abfahrenden Straßenbahn hervor die andere Fahrbahnhälfte überqueren will und dabei an den auf den Gleisen wartenden anderen Personen vorbei in ein nur noch 10 m entferntes Kraftfahrzeug läuft (LG München, 8.9. 55, VersR 56, 309); wenn ein Fußgänger, der aus dem haltenden Linienbus ausstieg, mit solcher Geschwindigkeit hinter diesem auf die Fahrbahn läuft, daß ein mit 2 m Abstand und 50 k m / h vorbeifahrender Pkw nicht mehr rechtzeitig halten kann (Hamm, 29.9.67, VRS 34, 281); wenn ein Fußgänger nachts vor einem herannahenden Motorrad die Straße überquert, plötzlich in der Mitte der Straße stehen bleibt und zurück in die Bahn des Motorrads läuft (AG Essen, 16. 12. 58, M D R 59, 660). Der 229
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„denkbar beste Fahrer" gibt bei der Annäherung an einen die Fahrbahn überquerenden Fußgänger nie ein unnötiges Warnsignal, das diesen verwirren kann (vgl. BGH 30. 1.62, VRS 22, 425). Er braucht nicht damit zu rechnen, daß ein Fußgänger, den er ein Haus verlassen sieht, unbedacht über die Fahrbahn läuft. Im übrigen gibt er aber in jedem Fall ein Warnzeichen, in dem Anhaltspunkte dafür gegeben sind, ein Fußgänger wolle mit der Überquerung der Fahrbahn vor dem Kraftfahrzeug beginnen. Das gilt vor allem, wenn er nachts bemerkt, daß mehrere Fußgänger von links her die Fahrbahn zu überqueren beginnen. Er darf nicht davon ausgehen, sie würden in der Straßenmitte stehen bleiben (BGH 21.5.68, VersR 848). Am Neujahrsmorgen fährt man nur mit größter Vorsicht an Fußgängern vorbei (BGH 21.5. 68, VersR 897); denn diese können angetrunken oder übermüdet sein. 310
II) Mit verkehrswidrigem Verhalten von alten Leuten oder Kindern, die sich als Fußgänger auf der Fahrbahn befinden, rechnet der denkbar beste Fahrer in jedem Augenblick, solange sie in Kollision mit dem Kraftfahrzeug kommen können (Rdn. 242). Spielen Kinder auf dem Gehsteig oder am Straßenrand, so rechnet er damit, daß sie unbedacht in die Fahrbahn laufen (Dresden, 28. 12.39, RdK 40, 101). Aber auch dann, wenn ein noch nicht schulpflichtiges Kind am Straßenrand steht und in Richtung auf das herannahende Kraftfahrzeug blickt, rechnet der denkbar beste Fahrer damit, es könne im letzten Augenblick unbedacht in die Fahrbahn laufen, und gibt zumindest ein Warnzeichen, sofern es der Verkehr nicht zuläßt, in einem größeren Abstand (von mehr als 1,50 m) an dem Kind vorbeizufahren (BGH 18. 12. 52, VRS 5, 86). Geht eine Schar kleiner Kinder auf dem Gehsteig, so rechnet der denkbar beste Fahrer mit einem unüberlegten Verhalten eines dieser Kinder (Köln, 15. 6. 65, MDR 66, 325). Läuft ein vorher nicht sichtbar gewesenes Kind hinter parkenden Fahrzeugen hervor in die Fahrbahn und ist unter Zubilligung einer Schreckzeit (von einer halben Sekunde) ein Anhalten des Kraftfahrzeugs vor dem Kind unmöglich, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor. Dies gilt jedoch nicht an markierten Fußgängerüberwegen, auch wenn es für den Kraftfahrer an jeder Möglichkeit fehlt, den angrenzenden Gehsteig einzusehen (Köln, 16.5.66, VersR 836). Nicht zu billigen ist die Ansicht des Bundesgerichtshofs (BGH 30. 1. 62, VersR 360 = VRS 22, 425), wenn ein Kind zur Überquerung der Fahrbahn ansetze, obwohl sich ein Kraftfahrzeug nähert, seien Warnzeichen zu unterlassen, solange das Kind noch die Möglichkeit habe, im Laufschritt vor dem Kraftfahrzeug die Straße zu überqueren. Nur dann, wenn das Kind sich trotz des Warnzeichens anschickt, vor dem Kraftfahrzeug die Straße zu überqueren, hat der Kraftfahrer zu halten. Der denkbar beste Fahrer wird allerdings — sofern er das Kind rechtzeitig sehen konnte — langsam (20 k m / h ) und mit gehörigem Abstand (1,50 m) an dem am Straßenrand stehenden Kind vorbeifahren. Außerhalb von Ortschaften braucht auch der vorsichtigste Fahrer nicht damit zu rechnen, daß eine alte Frau langsam die Fahrbahn überquert (Hamm, 11. 1.67, VersR 1056). Steht ein Kind mit dem Rücken zu dem sich nähernden Kraftfahrer auf dem Gehsteig, so darf der Kraftfahrer nicht, ohne Zeichen zu geben, nahe am Randstein vorbeifahren (BGH 2.2.68, VersR 475 = FamRZ 191). Fährt ein Kind in einer von rechts einmündenden steilen Seitenstraße schnell mit dem Roller herab, so muß der Kraftfahrer davon ausgehen, es werde nicht rechtzeitig anhalten (BGH 5. 11.68, VersR 69, 79).
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mm) Verkehrswidriges Verhalten von Radfahrern. Das oben Rdn. 309 für Fußgänger Gesagte gilt auch für Radfahrer. Unabwendbar ist daher für einen Kraftfahrer 230
Schadensersatzpflicht des Halters und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
der Zusammenstoß mit einem Radfahrer, der ohne ein Zeichen zu geben zwei Sekunden vor dem in gleicher Richtung fahrenden Kraftfahrzeug den Radfahrweg nach links verläßt, um die Straße (eine Bundesstraße) zu überqueren (Oldenburg, 19. 5. 56, DAR 57, 99; BGH 29. 3. 66, VersR 692). d) Durch das Verhalten eines Tieres verursachte Unfälle
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sind für den Führer eines Kraftfahrzeugs unabwendbar, wenn das Tier erst in sein Blickfeld trat, als der Unfall trotz Anwendung zweckmäßiger Maßnahmen (Bremsen, Ausweichen) nicht mehr vermieden werden konnte, oder wenn das Tier zwar vorher zu sehen war, mit seinem das Kraftfahrzeug gefährdenden Verhalten aber nicht gerechnet zu werden brauchte (dies gilt vor allem von Pferden). Ob das Tier beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt war, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Auch wenn das gefährliche Verhalten des Tieres auf dem Zuruf seines Herrn beruhte, gilt nichts anderes (Dickertmann, DAR 57, 141/143). Dies gilt vor allem bei Hunden. Nicht gebilligt werden kann freilich die Ansicht des OLG Stuttgart, daß ein sorgfältiger Kraftfahrer beim Ansichtigwerden eines in der Obhut einer Person stehenden Hundes nicht nur seine Geschwindigkeit herabzumindern, sondern auch Warnzeichen zu geben habe (27. 5.21, OLG 43, 95). Ist das Warnzeichen Zeichen 142 zur StVO (Wildwechsel) aufgestellt, so kann zwar trotzdem auch der „denkbar beste Fahrer" den Zusammenstoß mit einem die Straße kreuzenden Wild u. U. nicht vermeiden, wenn es kurz vor dem Kraftfahrzeug auf die Straße tritt; der denkbar beste Fahrer ermäßigt aber bei dem Warnzeichen seine Geschwindigkeit (bei Bundesfernstraßen und Landstraßen I. Ordnung auf etwa 50 km/h), so daß nach Möglichkeit schwerwiegende Folgen des Zusammenstoßes vermieden werden. Noch stärker vermindert der „denkbar beste Fahrer" seine Geschwindigkeit (auf etwa 30 km/h) bei der Durchfahrt durch Dörfer, in denen mit dem Herauslaufen von Tieren auf die Straße (Geflügel, Hunde, Katzen, Rindvieh, Schweine, Ziegen) zu rechnen ist. Sind Tiere dieser Art sichtbar, so wird er seine Geschwindigkeit noch stärker herabmindern. Dies gilt vor allem beim Überholen von Herden (Rindvieh, Schafe) oder bei der Begegnung mit einer Herde. Weichen die Tiere nicht aus, so hält der „denkbar beste Fahrer" an und wartet, bis die Tiere vorbeigegangen sind. Unabwendbar ist das Hineinlaufen von Wild in das Kraftfahrzeug (also innerhalb dessen Bremsstrecke) an Stellen, die nicht als „Wildwechsel" bezeichnet sind (RG 5. 4. 37, VAE 355; vgl. auch zur Aufstellung des Warnzeichens „Wildwechsel": LG Breslau, 18. 10. 38, VAE 39, 27). Bleibt Wild auf der Fahrbahn stehen, so ist sofort abzublenden. Springt unvorhergesehen ein Hirsch gegen das Kraftfahrzeug, wird der Führer des Kraftfahrzeugs hierdurch verletzt und überfährt das Kraftfahrzeug hierdurch einen Radfahrer, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor. Dasselbe gilt, wenn ein Schwein plötzlich aus dem Straßengraben auf die Fahrbahn läuft (Marienwerder, 18. 11. 30, DAR 31,215).
Nehmen Pferdefuhrwerke am Straßenverkehr teil, so braucht auch der „denkbar 313 beste Führer eines Kraftfahrzeugs" nicht damit zu rechnen, daß die Pferde scheuen, es sei denn, daß hierfür durch besondere Umstände Anlaß besteht (Hupen des Kraftfahrzeugs, Lautsprecher, sehr große Annäherung an die Pferde). Werden die Pferde allein dadurch scheu, daß der Führer 25 m von ihnen entfernt den Anlasser des Kraftfahrzeugs betätigt, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor (Braunschweig, 5.4. 22, OLG 43, 94/95). 231
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Haftpflicht
IX. Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs und Versagen seiner Verrichtungen Diese schließen, wenn hierauf der Unfall beruht, die Haftungsbefreiung des Halters auch dann aus, wenn er, der Führer des Kraftfahrzeugs und alle bei dem Betrieb beschäftigten Dritten die äußerste, nach den Umständen gebotene Sorgfalt beobachtet haben (Düsseldorf, 17.3.59, VersR 912). Dies gilt sogar dann, wenn der „Fehler" oder das „Versagen" nur beiläufig bei der Entstehung des Unfalls mitgewirkt hat, die „Hauptursache" aber eine andere (ein Tier, ein unbeteiligter Dritter usw.) gewesen ist. Hat der „Fehler" oder das „Versagen" zwar den Umfang des Schadens vergrößert, hätte sich aber der Unfall auch ohne den „Fehler" oder das „Versagen" — wenn auch nicht in so schwerer Form — ereignet, so bleibt der „Fehler" oder das „Versagen" ganz außer Betracht, da § 7 Abs. 2 mit Vorbedacht nur auf die Verursachung des Unfalls, nicht aber auf die Verursachung des Schadens abstellt (Rdn. 237). Das Wort Verrichtung kommt von verrichten, bezeichnet also eine Tätigkeit. Da das Kraftfahrzeug streng genommen nicht selbst tätig wird, ist das Wort hier in übertragenem Sinn verwendet, zumal es auch sonst üblich ist, zu sagen, der Wagen „fahre" oder „biege ein". Gemeint ist mit dem Wort Verrichtung die Gesamtheit der Funktionen der einzelnen Teile des Kraftfahrzeugs während seines Betriebs. Ein Versagen liegt vor, wenn eines der Teile des Kraftfahrzeugs während des Betriebs diejenige Funktion, die ihm bei diesem Betrieb zukommt, nicht mehr ordnungsgemäß erfüllt (Celle, 13. 12. 48, DAR 49, 44); dies gilt aber nur dann, wenn es technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar ist, in Serienproduktion Kraftfahrzeuge zu fertigen, bei denen ein solches Versagen in der Regel nicht auftreten kann. Ein „Versagen", das bei nahezu jedem Kraftfahrzeug unter ähnlichen Umständen auftreten würde, ist kein „Versagen der Verrichtungen" oder ein „Fehler" im Sinne des Absatz 2 (Rdn. 321). Den Beweis, daß der Unfall nicht auf einem Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs und nicht auf einem Versagen der Verrichtungen beruht, muß der Schädiger führen (Rdn. 259).
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a) Der für die „Fehlerhaftigkeit" oder das „ Versagen " maßgebende
Zeitpunkt
liegt nicht während des Unfallverlaufs, sondern an seinem Beginn, also unmittelbar vor dem Unfall. Die Haftungsbefreiung des Halters entfällt mithin nur, wenn das Kraftfahrzeug schon vor dem Unfall nicht mehr in allen Teilen einwandfrei war oder arbeitete oder wenn das Material durch Materialermüdung brüchig geworden war. Hieraus ergibt sich folgendes: Entsteht der Unfall nur deshalb, weil infolge der durch die Verkehrslage unvorhergesehen notwendig gewordenen überstarken Betätigung der Bremsen das Bremsseil reißt oder durch das erforderlich gewordene Herumreißen der Lenkung sich die Spurstange verbiegt, und konnte sich dies nur ereignen, weil das Bremsseil oder die Spurstange nicht — oder nicht mehr — einwandfrei waren, so ist der Unfall durch Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs oder durch Versagen seiner Verrichtungen verursacht. Werden aber erst durch den Unfall oder durch Naturereignisse Teile des Kraftfahrzeugs (Lenkung, Bremsen, Räder) beschädigt und ruft das Kraftfahrzeug wegen dieser Beschädigung weitere Schadensfolgen hervor (z. B. indem es Fußgänger auf dem Bürgersteig überfährt), so ist der Unfall nicht durch Fehler in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs oder durch Versagen seiner Verrichtungen verursacht, auch wenn die beschädigten Teile nicht mehr einwandfrei waren (Rdn. 314). 316
b) Beschädigung des Kraftfahrzeugs durch Naturereignisse Werden fehlerfreie Teile des Kraftfahrzeugs durch Naturereignisse oder durch auf der Fahrbahn liegende Gegenstände beschädigt und ereignet sich hierdurch 232
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§ 7 StVG
und in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang damit ein durch die Beschädigung unabwendbar gewordener Unfall, so ist der Halter von der Haftung frei (Naumburg, 7. 3. 33, JW 2159). Fährt der Führer des Kraftfahrzeugs aber trotz der Beschädigung weiter und ereignet sich ein durch den entstandenen Mangel des Kraftfahrzeugs verursachter Unfall erst auf der weiteren Fahrt, so entfällt die Haftungsbefreiung des Halters ohne Rücksicht darauf, ob der denkbar beste Fahrer es für unbedenklich gehalten hätte, mit einem so beschädigten Kraftfahrzeug weiterzufahren. Die Beschädigung der Reifen ist der Hauptanwendungsfall für die Rdn. 314 dar- 317 gelegten Grundsätze. Wird ein einwandfreier und nicht stärker als zu verantworten (1 mm Profiltiefe) abgefahrener Reifen durch einen Nagel oder einen spitzen Stein so beschädigt, daß die Luft entweicht, und war der Nagel oder der Stein für den Fahrer (ohne überspannte Anforderungen an die Möglichkeit der Beobachtung der Fahrbahn) nicht erkennbar, so liegt ein unabwendbares Ereignis vor, wenn das Kraftfahrzeug infolge der Erschwerung der Lenkung an einen Baum fährt oder mit einem anderen Verkehrsteilnehmer (Celle, 13. 12. 48, RdK 49, 44) zusammenstößt. Entweicht die Luft aber langsam und ereignet sich der Unfall nicht in zeitlich unmittelbarem Zusammenhang mit der Beschädigung des Reifens, so liegt ein „Versagen der Verrichtungen" vor und der Halter haftet, auch wenn der Führer des Kraftfahrzeugs das Entweichen der Luft nicht erkennen konnte. Hat ein Nagel oder Stein den Reifen deshalb beschädigt, weil dieser schon stark abgefahren war, so könnte man daran denken, für einen solchen Fall anzunehmen, der Unfall beruhe dann auf einem Versagen der Verrichtungen des Kraftfahrzeugs, wenn er sich in zeitlich unmittelbarem Zusammenhang mit der Beschädigung des Reifens ereignet hat. Zu demselben Ergebnis führt aber die systematisch richtigere Auffassung, es liege zwar kein Versagen der Verrichtungen vor, der Führer des Kraftfahrzeugs habe aber die äußerste, nach den Umständen gebotene Sorgfalt nicht beachtet, weil er mit einem stark abgefahrenen Reifen fuhr (KG 19. 7. 37, VAE 463). c) Natürliche Abnützung
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und die mit dem bloßen Zeitablauf notwendig verbundenen Ermüdungserscheinungen des Materials sind zwar keine „Fehler", führen aber zum „Versagen von Verrichtungen", die die Haftungsbefreiung des Halters ausschließen, wenn sie einen Unfall verursachen (Naumburg, 7.3.33, JW 2159; Düsseldorf, 17.3.59, VersR 912). Das gilt vor allem für Unfälle, an deren Entstehung der Umstand mitgewirkt hat, daß das Profil an einem der Reifen so stark abgefahren war, daß es weniger als 1 mm Tiefe hatte. Eine Ursächlichkeit des Fehlens eines ausreichenden Profils für den Unfall scheidet aber einerseits auf trockener, griffiger Fahrbahn aus (München, 21.3.66, VersR 945 = NJW 1869; Zweibrücken, 9. 12.66, DAR 67, 300; BGH 26.6.68, VersR 785), andererseits auch dann, wenn Wasser mehr als 2 mm hoch auf der Fahrbahn stand (Zweibrücken, 9. 12. 66, VRS 33, 183 = DAR 67, 300 = VersR 68, 38 LS). Immerhin sind bei nasser Fahrbahn hohe Anforderungen an den Nachweis zu stellen, daß die übermäßige Abnutzung der Reifen nicht ursächlich für den Unfall war (Rdn. 40 zu § 16). d) Mit „Fehlern in der Beschaffenheit"
319
sind die auf der Konstruktion und auf der Bauausführung des Fahrzeugs und seiner Teile beruhenden Unfallursachen gemeint, während die sprachlich unglücklich gefaßten Worte „Versagen seiner Verrichtungen" die Unfallursachen meinen, die durch mangelnde Pflege, Instandhaltung oder Instandsetzung des Kraftfahrzeugs 233
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Haftpflicht
entstehen (zur Bedeutung des Wortes „Verrichtung" siehe Rdn. 18 a. E.). Da beide Arten von Unfallursachen wahlweise vom Gesetz nebeneinander gestellt sind, erübrigt es sich, die Abgrenzung zwischen beiden Begriffen näher zu untersuchen. Der Inhalt der beiden Begriffe ergibt sich aus folgenden Erwägungen: 320 aa) Eine Verrichtung „versagt", wenn ein Fahrzeugteil die „Funktion", die ihm im Betrieb, im Zusammenwirken aller Teile zukommt, nicht oder nicht ordnungsmäßig erfüllt (zust. Celle, 22. 3. 54, 5 U 221, 53; BGH 14. 4. 58, VRS 15, 14; Weitnauer, NJW 68, 194). Ein Versagen der Verrichtungen folgt zwar regelmäßig aus einer nicht einwandfreien Beschaffenheit; an ein solches ist aber hier wohl nicht gedacht, weil die beiden Begriffe — Beschaffenheit des Fahrzeugs und Versagen seiner Verrichtungen — einander gegenübergestellt worden sind. Was auf Konstruktions-, Bau- und Unterhaltungsmängel zurückzuführen ist, darf nach dem Willen des Gesetzgebers nicht als Versagen der Verrichtungen des Fahrzeugs bezeichnet werden (zust. ÖsterrOGH 3. 2. 55, VRS 9, 73); darunter ist vielmehr nur eine Regelwidrigkeit zu verstehen, der keiner der drei Mängel zugrunde liegt. Erweist sich die Lenkung des Fahrzeugs als Fehlkonstruktion und versagt sie deshalb, so liegt ein Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs vor; klemmt sich ein durch ein Rad hochgeworfener Stein in ein Organ der (fehlerfreien) Lenkung und blockiert die Lenkung und versagt sie: Versagen einer Verrichtung. 321
bb) Ein Fahrzeug ist nicht fehlerhaft beschaffen (seine Verrichtungen haben dann nicht versagt), wenn das Fahrzeug so beschaffen ist und arbeitet, wie dies bei derartigen Fahrzeugen normaler Beschaffenheit der Fall ist. Erscheinungen, die dem Wesen des Kraftfahrzeugs der betreffenden Art nach dem Stand der Technik entsprechen, sind nicht als Fehler oder Versagen zu bezeichnen. Grundsätzlich ist unerheblich, aus welchem Grund eine Verrichtung versagt hat.
322
cc) Beispiele. Da Konstruktionsmängel selten sind, werden Unfälle meist durch das Versagen von Verrichtungen verursacht. Beachtlich sind für die Beschaffenheit wie auch den Betrieb nur die Fehler solcher Teile, die auf die Verkehrssicherheit Einfluß haben (zust. ÖsterrOGH 18.4. 56, VRS 13, 312); die frühere Ansicht, bei den Fahrtrichtungsanzeigern sei dies nicht, wie das OLG Kiel HRR 35, 123 meine, schlechthin, sondern nur der Fall, wenn ihre Aufgabe nicht — bei Versagen — in anderer Weise, durch Herausstrecken des Armes, gleichwertig erfüllt werden könne, läßt sich nicht aufrechterhalten. Ein unabwendbares Ereignis liegt (Rdn. 316) z. B. vor, wenn ein durch Sturm geschleuderter größerer Ast die Windschutzscheibe zertrümmert (LG Kiel, 11.7.51, DAR 52, 119), wenn der Radreifen eines Kraftfahrzeugs einen auf der Fahrbahn liegenden Stein erfaßt und etwa in eine Fensterscheibe schleudert, die dadurch zerschlagen wird (zust. LG Koblenz, 15.3.29, 4 S. 244, 28), falls dem Führer das Ausweichen vor dem Stein aus tatsächlichen Gründen, geringe Größe und chausseeähnliche Färbung mithin schlechte Erkennbarkeit, nicht zuzumuten war (AG Leipzig, 24. 10.41, DAR 42, 29. [Haftung der Stadtgemeinde in solchem Fall: Braunschweig, 5.7.32, VR 610]; gegen Verallgemeinerung, daß geschleuderter Stein unabwendbares Ereignis: Koblenz, 10.2.55, RdK 72). Die Einzelheiten sind Rdn. 274 bis 279 erörtert. Nicht fehlerhaft ist die plötzliche elektrische Entladung mit blendendem Feuerschein der Stichflamme am Oberleitungsmast der Straßenbahn (KG 1. 11. 31, JW 32, 807). Das Schleudern des Kraftfahrzeugs ist die natürliche und nicht dem Kraftfahrzeug eigentümliche Folge gewisser Voraussetzungen; als ein Versagen der Verrichtungen des Fahrzeugs kann man es in der Regel nicht ansehen; Kraftfahrzeuge, die nicht schleudern können, gibt es nicht (Rdn. 299); ebensowenig gibt es Kraftfahrzeuge, die bei Glatteis nicht 234
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ins Rutschen kommen können (Naumburg, 19.7.38, RdK 39, 9/10; vgl. auch Rdn. 292). Wenn Weitnauer (NJW 68, 194) aus BGH 11.6.63, NJW 1831 folgert, Schleudern auf einer Ölspur oder auf Glatteis sei ein Versagen der Verrichtungen, so läßt er unbeachtet, daß der vom BGH entschiedene Fall das Entgleisen einer Straßenbahn betraf, bei der nach SHG die Schienen zum „Betrieb" gehörten. Versagt haben wird meist der Führer, der durch seine Fahrweise, z. B. übergroße Geschwindigkeit, eine Lage herbeigeführt hat, in der ihm als einziger Ausweg eine Maßnahme blieb, z. B. scharfes Bremsen, die auf schlüpfriger Straße das Schleudern technisch notwendig zur Folge hatte. Also kommt es für die Entlastung des Halters auf den ihm obliegenden Nachweis einer Beobachtung der erforderlichen Sorgfalt an (KG 9.5.28, DAR 443; Bremen, 2.12.55, VersR 56, 198; BGH 26. 1.60, DAR 136 = VersR 403 = VRS 18, 245; a. M. Frankfurt, 1.4.27, JW 1391). Das Ausspuren des Anhängers ist kein Konstruktionsfehler, sondern eine jedem Lastzug eigentümliche Betriebsgefahr (Braunschweig, 31.3. 53, NJW 1513). Aussetzen der Kraftstoffzufuhr kann ein unabwendbares Ereignis sein, beruht aber dann stets auf einem Versagen der Verrichtungen (Bamberg, 12. 1.50, DAR 51, 80). Erlischt die Schlußleuchte oder eine Petroleumlampe, die als Schlußleuchte angebracht war, so versagt eine Verrichtung des Kraftfahrzeugs (Kiel, 24.9. 30, HRR 31 Nr. 665). Dasselbe gilt auch, wenn eine Bremsleuchte versagt (Dresden, 16. 5. 39, VAE 328). Versagen dagegen die beim Halten in der Nacht aufgestellten Warnleuchten oder Fackeln oder fällt ein Warndreieck um, das wegen einer Panne aufgestellt war, so handelt es sich nicht um das Versagen von Verrichtungen des Kraftfahrzeugs. Zu den Teilen des Kraftfahrzeugs, deren Versagen die Haftungsbefreiung ausschließt, gehören jedoch auch alle Teile des Anhängers und der Kupplung zwischen Zugmaschine und Anhänger (für letztere) (Naumburg, 30. 8. 38, JW 3053). Bei übermäßigem Ausspuren des Anhängers entfällt die Haftungsbefreiung stets dann, wenn es auf einem Konstruktionsmangel oder auf dem Versagen der Bremsen beruht; dagegen kann ein unabwendbares Ereignis vorliegen, wenn es auf anderen Gründen beruht, z. B. wenn der Straßenrand einbricht (BGH 14. 4. 58, VRS 15, 14/17). Nicht gebilligt werden kann daher — auch wenn der BGH (22.4.58, VRS 15, 14/17) dem beiläufig beigetreten ist - die Ansicht des OLG Braunschweig (31. 3. 53, NJW 1513 = VRS 5, 256), es liege ein Versagen der Verrichtungen eines Lastzugs vor, wenn sich der Anhänger auf einer Gefällstrecke wegen Glatteis schräg zur Fahrtrichtung stelle und deshalb ein entgegenkommendes Fahrzeug streife. Versagt haben bei diesem Unfall nicht die Verrichtungen (Naumburg, 19. 7. 38, RdK 39, 9/10); vielmehr war das Kraftfahrzeug — oder sein Fahrer — den Naturereignissen nicht gewachsen, die auf es einwirkten (Rdn. 274 bis 276). Dasselbe gilt, wenn der Anhänger eines Lastzugs bei scharfem Bremsen auf regennasser Straße aus der Spur gerät. Die Ansicht des LG Kleve (11. 2. 59, MDR 574), daß der gegenwärtige Stand der Technik den serienmäßigen Bau von Lastzügen zulasse, bei denen ein derartiges seitliches Rutschen des Anhängers beim Bremsen unmöglich sei, trifft leider nicht zu. Ist der Anhänger für die Zugmaschine zu schwer oder zu breit, so käme theoretisch ein unabwendbares Ereignis in Betracht, doch wird wohl in diesem Fall nie die äußerste nach den Umständen erforderliche Sorgfalt gewahrt sein. Deckt die Tür in einem Omnibus in geschlossenem Zustand die Einstiegöffnung im Fußboden durch eine Platte ab, so ist dies kein Konstruktionsfehler, auch wenn hierdurch für einen auf der Platte stehenden Fahrgast beim Öffnen der Tür die Gefahr des Hinausfallens entsteht (Oldenburg, 21. 12. 55, DAR 56, 245). Der denkbar beste Schaffner wird jedoch — sofern ihm nicht ein fester Sitzplatz zugewiesen ist oder er wegen starken Andrangs der Fahr235
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Haftpflicht
gäste nicht an der zum Aussteigen bestimmten Tür anwesend sein kann — durch Hilfeleistung beim Aussteigen oder zumindest durch Warnung das unzweckmäßige Verhalten eines solchen Fahrgastes verhindern (Oldenburg, 21. 12. 55 a. a. O.). X. Haftung des Halters für Schäden eines zweiten Halters desselben Kraftfahrzeugs 323
a) Mehrheit von Haltern (Rdn. 202) kann nicht nur entstehen, wenn mehrere Personen sich zusammentun, um gemeinsam ein Kraftfahrzeug zu betreiben, sondern auch dann, wenn eine Person das Kraftfahrzeug einer anderen zur teilweisen Mitbenutzung überläßt oder wenn eine andere Person sich den Gebrauch des Kraftfahrzeugs unbefugt anmaßt, aber dieses Verhalten nicht so lange fortsetzt, daß die Haltereigenschaft des bisherigen Halters verlorengeht. Geht sie hierdurch verloren, so haftet unter bestimmten Umständen der bisherige Halter wie ein Halter weiter (Rdn. 223 bis 226). Im Innenverhältnis richtet sich der Ausgleich zwischen den mehreren Haltern, wenn der Verletzte von einem von ihnen den vollen Schadenersatz erhalten hat, nach § 426 BGB. Die Halter haben mithin, wenn sich aus den zwischen ihnen bestehenden Rechtsbeziehungen nichts anderes ergibt, den Schaden nach Kopfteilen zu tragen und auszugleichen. Hat einer der Halter das Kraftfahrzeug unbefugt benutzt, so hat er den Schaden im Innenverhältnis allein zu tragen, der während seiner Benutzungszeit durch das Kraftfahrzeug verursacht wurde (Walter, Die Haftung des Kraftfahrzeug-Halters, S. 174).
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b) Ansprüche eines Halters gegen den anderen können nicht auf § 7 StVG gestützt werden. Das ergibt sich zwar nicht aus dem Gesetz, aber aus folgenden Erwägungen: Betreiben die mehreren Halter das Kraftfahrzeug gemeinsam oder hat ein Halter einem anderen die Mitbenutzung des Kraftfahrzeugs gestattet, so daß dieser ebenfalls Halter wird, so richten sich die gegenseitigen Ansprüche in erster Linie nach den zwischen ihnen bestehenden Vertragsbeziehungen. Diese gehen der gesetzlichen Haftung aus § 7 StVG vor. Der nach § 7 von einem anderen Halter desselben Kraftfahrzeugs in Anspruch genommene Halter kann mithin einwenden, daß sich der Schadensausgleich nach den Vertragsbeziehungen zu richten habe. Ähnlich ist die Rechtslage, wenn eine Person die Haltereigenschaft neben dem bisherigen Halter durch unerlaubte Handlung (unbefugte Ingebrauchnahme des Kraftfahrzeugs) erlangt hat. Er haftet dann dem bisherigen Halter aus § 823 BGB auf Ersatz jeden Schadens, der durch diese Ingebrauchnahme verursacht wurde, und kann daher, wenn er selbst durch das Kraftfahrzeug geschädigt wurde, von dem bisherigen Halter keinen Schadenersatz verlangen. Gleiches gilt, wenn der bisherige Halter inzwischen seine Haltereigenschaft eingebüßt hatte und nur noch wie ein Halter (Rdn. 223 bis 227) weiterhaftet. Eine Haftung des unbefugten Benutzers gegenüber dem bisherigen Halter kann allerdings aus § 7 StVG abgeleitet werden, weil hier Ansprüche aus dem Innenverhältnis nicht entgegenstehen. § 17 StVG scheidet für die Regelung des Ausgleichs zwischen mehreren Haltern desselben Kraftfahrzeugs stets aus.
325
c) Ansprüche des Halters gegen den unbefugten
Benutzer:
aa) Beschädigung einer unbeteiligten Sache des Halters, z. B. seines außerhalb des Kraftfahrzeugs befindlichen Hundes. 326 1. Ist die Art der unbefugten Benutzung so, daß der bisherige Halter durch sie seine Haltereigenschaft verloren hat, so ist er in bezug auf die Beschädigung seiner eigenen Sache dem Benutzer gegenüber unbeteiligter Ersatzberechtigter; der Be236
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§ 7 StVG
nutzer ist ihm somit im gleichen Umfang ersatzpflichtig, wie der Halter eines Kraftfahrzeugs es grundsätzlich ist. 2. Ist die Haltereigenschaft nicht auf den unbefugten Benutzer übergegangen, sondern beim (bisherigen) Halter verblieben, so greift § 7 nicht ein, und zwar auch dann nicht, wenn der Fall des Absatz 3, Halbsatz 2 nicht vorliegt, also die Benutzung nicht durch Schuld des Halters ermöglicht worden ist; der Übergang der Ersatzpflicht auf den Benutzer („an Stelle des Halters") nach Absatz 3, Halbsatz 1, hat zur Voraussetzung, daß eine grundsätzliche Haftpflicht des Halters gegeben wäre; das ist aber nur dritten Geschädigten gegenüber der Fall, nicht also bei Beschädigung der eigenen Sache des Halters. Da also eine Ersatzpflicht aus StVG (auch aus § 18) nicht gegeben ist, kommt eine solche aus allgemeinem Recht, Vertrag oder unerlaubter Handlung in Frage. bb) Beschädigung einer beförderten Sache des Halters. Hier gilt grundsätzlich glei- 327 ches, wie zu aa) 1; der bisherige Halter steht, nach Verlust seiner Haltereigenschaft durch die unbefugte Benutzung, dem Benutzer und nunmehrigen Halter wie ein dritter Geschädigter gegenüber. Nach § 8 a entfällt aber — außer bei entgeltlicher, geschäftsmäßiger Beförderung — sein Haftpflichtanspruch aus StVG; Ansprüche aus Vertrag oder unerlaubter Handlung können auch im Fall des Verbleibens der Haltereigenschaft beim bisherigen Halter für diesen in Frage kommen. cc) Beschädigung des Kraftfahrzeugs selbst, etwa durch unsachgemäße Bedie- 328 nung, z. B. Zerstörung des Getriebes infolge falscher Wahl der Gänge, oder durch unsachgemäße Führung, z. B. Anfahren an einen Begrenzungsstein: Hier tritt Haftung aus § 7 nicht ein, gleichgültig, ob die Haltereigenschaft durch die unbefugte Benutzung gewechselt hat; wohl aber haftet der Benutzer dem Halter aus Vertrag oder unerlaubter Handlung. Dieser Anspruch ist aber grundsätzlich nur gegenüber dem Benutzer selbst gegeben; hat dieser sich noch jemanden zur Begleitung mitgenommen, so bedarf ein Schadensanspruch des Halters gegen diesen besonderer Begründung. Der Begleiter haftet z. B., wenn er durch eigenes Handeln die unbefugte Benutzung ermöglicht, etwa dem das Fahrzeug Verwahrenden einen Auftrag des Halters vorgespiegelt hat; in der bloßen Mitbenutzung des Fahrzeugs ist eine unerlaubte Handlung gegen den Fahrzeugeigentümer noch nicht zu erblicken, selbst wenn der Mitbenutzende wußte, daß der andere zur Benutzung nicht befugt war (Kiel, 6. 4. 22, OLG 43, 81).
L. Die Verteilung der Beweislast Das Schrifttum zur Beweislast findet man unter Rdn. 9. I. Beweislast des Verletzten a) Im Regelfall
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Während ein Verletzter, der den Halter aus unerlaubter Handlung in Anspruch nehmen will (§ 823), nicht nur beweisen muß, daß ihm ein Schaden entstanden ist und wie hoch der Schaden ist, sondern auch, daß der Schaden durch eine schuldhafte Pflichtwidrigkeit des Halters adäquat verursacht wurde, muß ein Verletzter, der den Halter aus der Gefährdungshaftung des § 7 in Anspruch nehmen will, zwar auch das Vorhandensein eines Schadens und dessen Höhe beweisen, außerdem 237
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aber nur noch, daß der Beklagte im Zeitpunkt des Unfalls Halter des Kraftfahrzeugs war und daß der Schaden durch einen Betriebsvorgang oder eine Betriebseinrichtung desjenigen Kraftfahrzeugs adäquat verursacht wurde, dessen Halter in Anspruch genommen wird (Rdn. 75 ff.). „Betriebsvorgang oder Betriebseinrichtung" — zwei vom Reichsgericht geprägte Begriffe — werden von § 7 Abs. 2 unter dem Oberbegriff „Ereignis" zusammengefaßt (Rdn. 237). Das Reichsgericht hat diese Worte gewählt, um klarzustellen, daß das die Ursachenkette auslösende Ereignis mit dem Betrieb eines — in Betrieb befindlichen — Kraftfahrzeugs in engem Zusammenhang stehen muß (Rdn. 86 ff.). Hat sich der Unfall nicht in unmittelbarem örtlichen und zeitlichen Zusammenhang mit einem bestimmten Betriebsvorgang oder einer bestimmten Betriebseinrichtung ereignet, so entfällt nicht etwa ohne weiteres die Haftung des Halters. Vielmehr muß der Verletzte zusätzlich nachweisen, daß der Unfall im inneren Zusammenhang mit einer dem Kraftfahrbetrieb eigentümlichen — nicht ausschließlich eigentümlichen — Gefahr steht (Rdn. 78). Unzutreffend ist die Ansicht des LG Mannheim (24. 1. 67, VersR 988), bei unmittelbarem örtlichen und zeitlichen Zusammenhang müsse der Verletzte beweisen, daß sich der Fahrer des anderen Fahrzeugs verkehrswidrig verhalten habe. Während mithin für den Zusammenhang zwischen Betriebsgefahr und Unfall (genauer gesagt: dem Sachschaden oder Personenschaden) ein exakter Beweis geführt werden muß, tritt für den Zusammenhang zwischen dem Unfall und den zahlreichen einzelnen Schadensfolgen die Beweiserleichterung des § 287 Abs. 1 ZPO ein (Rdn. 240 und Rdn. 247 zu § 16). 330
b) Beweislast des Verletzten im Fall der Benutzung des Kraftfahrzeugs durch einen Unberechtigten Behauptet und beweist der Halter, daß das Kraftfahrzeug im Zeitpunkt des Unfalls für einen unbefugten Benutzer in Betrieb war, so hat nach herrschender Rechtsansicht der Verletzte nicht nur darzutun und notfalls zu beweisen, daß der Beklagte Halter war, als das Kraftfahrzeug in die Hände des unbefugten Benutzers gelangte (Rdn. 223 bis 225), sondern auch, daß den Halter ein Verschulden an der Ermöglichung der unbefugten Benutzung trifft (Abs. 3, Satz 1, 2. Halbsatz) (Düsseldorf, 18. 11.29, RdK 33, 284; Köln, 10. 11.52, VRS 5, 11/12; BGH 9. 12.53, NJW 54, 392 = VersR 54, 84 = DAR 54, 36 = RdK 54, 122 = VRS 6, 109). Diese Verteilung der Beweislast ist folgerichtig, wenn man mit der herrschenden Ansicht davon ausgeht, die Haftung des Halters trete nur ein, wenn sein Verschulden an der Ermöglichung der Benutzung des Kraftfahrzeugs erwiesen sei. Es ist jedoch bereits dargelegt, daß die von der herrschenden Ansicht befürwortete Auslegung des Gesetzes dessen Systematik widerspricht und daher wohl nicht richtig sein kann (Rdn. 234). Geht man von der von uns vertretenen (und mit RGZ 119, 347/352, vgl. unten, im wesentlichen übereinstimmenden) Ansicht aus, daß im Fall der Schwarzfahrt der Halter zwar von dem Nachweis befreit wird, daß der Führer des Kraftfahrzeugs und die beim Betrieb beschäftigten Dritten die äußerste zumutbare Sorgfalt beachtet haben, daß der Halter aber auch bei der Schwarzfahrt nicht nur beweisen muß, daß eine Schwarzfahrt vorliegt (RGZ 136, 4/6 vom 10. 3. 32), sondern auch, daß er selbst die äußerste zumutbare Sorgfalt beachtet hat (a. M. noch die 21. Aufl.), so ergibt sich ohne weiteres, daß den Verletzten im Falle der Schwarzfahrt keine Beweislast treffen kann, die über das durch § 7 Abs. 1 und 2 gesetzte Maß hinausgeht (d. h. er muß nur dartun, daß der Beklagte Halter des Kraftfahrzeugs war und daß der Schaden durch einen Betriebsvorgang oder eine Betriebseinrichtung adäquat verursacht wurde). Diese Rechtsansicht hat überdies 238
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den Vorteil, den von der Rechtsprechung gewählten Umweg zu vermeiden, die von der wohl kaum zutreffenden Ansicht ausgeht, der Beweis des ersten Anscheins spreche nahezu immer für ein Verschulden des Halters (RGZ 119, 347/353 vom 2. 1. 28 = JW 402 und 657 mit zustimmender Anm. von Bezold; RG 4. 6. 31, DAR 313; RGZ 135, 149/158 vom 4.2.32; RGZ 136, 4 / 9 vom 10.3.32; KG 29.6.36, VAE 500/501). Unbefugte Benutzung des Kraftfahrzeugs durch eine Vertrauensperson des Halters. 331 Anders liegt jedoch die Beweislast, wenn der Halter bewiesen hat, daß das Kraftfahrzeug im Zeitpunkt des Unfalls für einen unbefugten Benutzer in Betrieb war und daß er diese unbefugte Benutzung trotz Anwendung der äußersten zumutbaren Sorgfalt nicht habe verhindern können. Behauptet in einem solchen Fall der Verletzte, der Halter habe dem Benutzer das Kraftfahrzeug überlassen oder er habe den Benutzer für den Betrieb des Kraftfahrzeugs angestellt, so hat der Verletzte dies zu beweisen (Koffka, VAE 39, 413; Walter, Die Haftung des KraftfahrzeugHalters, S. 189). c) Die Höhe des Schadens
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muß der Verletzte in allen Einzelheiten beweisen. Hiervon ist er nur in zweierlei Hinsicht befreit: 1. Verlangt er Ersatz für entgangenen Gewinn, so braucht er nicht im einzelnen zu beweisen, wie hoch dieser gewesen wäre; es genügt vielmehr nach § 252 Satz 2 BGB, wenn der Verletzte die Tatsachen nachweist, die einen Schluß in der Richtung zulassen, welcher Gewinn nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge mit Wahrscheinlichkeit erwartet werden konnte. 2. Steht fest, daß ein genauer Nachweis der Schadenshöhe unmöglich ist, so genügt es, wenn der Verletzte alle greifbaren Tatsachen nachweist, die dem Richter eine Schätzung der Schadenshöhe nach § 287 Abs. 1 ZPO gestatten (vgl. auch Rdn. 239, 240 und 247 zu § 16). Führt der Verletzte den an sich möglichen Nachweis für bestimmte Tatsachen nicht, so wirkt sich dies bei der Schätzung des Schadens zu Lasten des Verletzten aus. Dieser muß dem Richter die Beweismittel benennen; das Gericht ist allerdings nicht gehalten, die Beweise zu erheben; es kann davon absehen, wenn die bereits erwiesenen (oder unstreitigen) Tatsachen für eine genügend sichere Schätzung ausreichen. Legt der Schädiger dar, der Schaden wäre mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch ohne den Unfall ganz oder teilweise entstanden, so hat der Verletzte zu beweisen, daß dem nicht so ist; es kommt ihm aber analog § 252 BGB eine Beweiserleichterung zugute (Lemhöfer, JuS 66, 337).
11. Die Beweislast des Halters
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Der Halter hat im Regelfall dreierlei zu beweisen, nämlich 1., daß ein unabwendbares Ereignis vorliegt, also ein auch durch äußerste Sorgfalt des Halters und seiner Leute (einschließlich des Fahrers) nicht zu verhinderndes Ereignis (BGH 2. 7. 68, VersR 1041), 2., daß dieses unabwendbare Ereignis nicht auf einen Fehler in der Beschaffenheit des Fahrzeugs oder in einem Versagen seiner Verrichtungen beruht (BGH 12. 10. 56, VersR 765/766), 3., daß der Unfall durch das unabwendbare Ereignis verursacht worden ist (RG 28.3.29, DAR 219; Frankfurt, 17.2.49, VRS 1, 110; BGH 12.10.56, VersR 765/766). 239
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Haftpflicht
Hat sich der Unfall auf einer Schwarzfahrt ereignet, so hat der Halter entweder den soeben dargelegten Beweis zu führen oder zu beweisen, 1., daß das Kraftfahrzeug für einen unbefugten Benutzer in Betrieb war, 2., daß der Halter trotz Anwendung der äußersten zumutbaren Sorgfalt die unbefugte Benutzung nicht hat verhindern können. Danach stellen sich Substanzierungspflicht und Beweislast für die beiden Streitteile wie folgt: Der Verletzte hat den Unfall (Rdn. 126), den Schaden (Rdn. 136 bis 187) und den ursächlichen Zusammenhang (Rdn. 99 bis 125) zwischen Betriebsvorgang (Rdn. 75 bis 98) und Schaden zu beweisen; der Halter kann sich durch den Nachweis von der Haftung befreien, daß lediglich die allgemeine Betriebsgefährlichkeit des Betriebs, aber auch nur diese, den Unfall verursacht hat, daß also nicht neben die allgemeine Betriebsgefährlichkeit eine besondere Gefährlichkeit, verursacht durch einen Mangel an Sorgfalt von Halter oder Führer oder durch Mängel des Fahrzeugs, getreten ist (zust. Dresden, 16. 5. 39, VAE 328, Schleswig, 30. 10. 52, 1 U 258, 51). Der Grundsatz, daß der Verletzte beweisen muß, das schädigende Ereignis könne nicht hinweggedacht werden, ohne daß der eingetretene Schaden entfiele (Rdn. 75 bis 99), hat nach Ansicht des Bundesgerichtshofs (BGH 13. 10. 66, VRS 32, 81 = NJW 67, 551 = VersR 130 und 552 LS mit insoweit ablehnender Anm. Lemhöfer) nicht zur Folge, daß der Verletzte auch beweisen müßte, die Möglichkeit, daß ein anderes (unfallunabhängiges) Ereignis den Schaden ohnedies hervorgerufen hatte, habe nicht bestanden. 334
335
a) Im einzelnen ergeben sich hieraus folgende Grundsätze Der Halter muß beweisen, daß der Führer des Kraftfahrzeugs alle Möglichkeiten zur Verhinderung des Unfalls erschöpft hat, oder daß, soweit Möglichkeiten ungenutzt geblieben sind, diese auch für einen äußerst gewandten Fahrer trotz äußerster Sorgfalt nicht erkennbar waren. Hat der Führer den Unfall durch fahrtechnische Maßnahmen verursacht, so obliegt es dem Halter, zu beweisen, daß sie notwendig waren (Karlsruhe, 4. 1.39, HRR Nr. 495; OGH Köln, 11.4.49, VRS 1, 108/109; BGH 13. 4. 53, VersR 242 = RdK 201 = DAR 113 = NJW 54, 185 = VRS 5, 329; Köln, 29. 9. 59, VersR 60, 644). Sind Pflichtwidrigkeiten erwiesen, die für den Unfall ursächlich sein können, z. B. Trunkenheit des Fahrers, so hat der Halter zu beweisen, daß keine Ursächlichkeit vorliegt (Hamm, 18.2.32, RdK 33, 64). Die Ansicht des OLG Köln (29.9. 59, VersR 60, 644), eine solche Beweisführung komme nicht in Betracht, ist abzulehnen. Die bloße Behauptung einer Pflichtverletzung ist aber, wenn der Sachverhalt hierfür keinen Anhalt gibt, nicht geeignet, dem Halter die Beweislast dafür aufzuerlegen, daß die Pflichtwidrigkeit nicht begangen worden sei (RGZ 162, 1/3 vom 7. 10. 39). b) Ausmaß der Beweisfithrung Läßt sich der Sachverhalt durch die Beweisaufnahme nicht völlig klären und bleibt die Möglichkeit offen, daß das Ereignis aus bestimmten Gründen, die vom Verletzten im einzelnen dargelegt werden können, nicht unabwendbar war, so haftet der Halter (RG 15. 10. 28, JW 3170 - für Straßenbahn - ; RG 6. 2. 33, RdK 268; 25. 11.35, JRPrV 36, 9; 24.2.36, VR 36, 291; KG 25.2.37, VAE 254; RG 18.3.37, VR 241; 12.3.38, RdK 39, 45; 2.4.38, DAR 265; 13.7.38, DAR 39, 66; Hamburg, 18. 4. 39, RdK 40, 121; RGZ 162, 1/3 vom 7. 10. 39 = DAR 40, 56; RG 21. 10. 39, RdK 40, 135; RGZ 164, 273 vom 12. 7.40; Frankfurt, 17. 2. 49, VRS 1, 240
Schadensersatzpflicht des Halters Und des Schwarzfahrers
§ 7 StVG
110; OGH Köln, 24.6.49, VRS 1, 291 = RdK 26; OGH Köln, 29.6.50, VkBl. 159; BGH 2. 10. 52, RdK 53, 29 = VRS 4, 565; BGH 19. 3. 57, NJW 869 = DAR 183 = VersR 340 = VkBl. 607 = VRS 12, 405; LG Köln, 10. 11. 58, VersR 60, 72; BGH 12. 5. 59, VersR 789; BGH 10. 6. 60, VersR 907). Daher hat das Gericht zunächst vom Parteivortrag des Verletzten auszugehen, den der Halter, soweit er ihm ungünstig ist, zu widerlegen hat (BGH 9.6. 59, VersR 804 = VRS 17, 102). Dem Halter ungünstige Möglichkeiten des Geschehensablaufs, deren Vorliegen der Verletzte nicht behauptet hat, bleiben nach dem System unserer Zivilprozeßordnung außer Betracht. Der Halter ist darüber hinaus auch nicht gezwungen zu beweisen, daß alle vom Verletzten als möglich bezeichneten Geschehensabläufe nicht in Betracht kommen; Geschehensabläufe, die der Verletzte nur als möglich bezeichnet und für deren Vorliegen er keine Anhaltspunkte angeben kann, darf das Gericht außer Betracht lassen (RGZ 162, 1/3 vom 7. 10. 39). Dies gilt vor allem dann, wenn die Beweismittel einen so hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit des vom Halter behaupteten Geschehensablaufs erbracht haben, daß daneben die anderen Möglichkeiten, wie der Unfall sich ereignet haben könnte, in den Hintergrund treten (RGZ 114, 73 vom 10. 6. 26). Das Gericht kann bei nicht völlig aufgeklärtem Sachverhalt die Haftung des Halters nur feststellen, wenn es darlegt, welche dem Halter ungünstigen Möglichkeiten des Geschehensablaufs in Betracht kommen, die sich durch die Beweisaufnahme nicht haben ausschließen lassen (RG 10.9. 36, VAE 571). Diese Grundsätze gelten auch, wenn der Verletzte behauptet, Verrichtungen des Kraftfahrzeugs hätten versagt. Grundsätzlich muß der Halter beweisen, daß dies nicht der Fall war, daß z. B. die Bremsleuchte aufflammte, ehe der Verletzte mit seinem Wagen hinten auffuhr (Dresden, 16. 5. 39, VAE 328). Aber auch hier muß der Verletzte Anhaltspunkte dafür dartun, daß Verrichtungen versagt haben können. c) Einzelfälle aus der Rechtsprechung
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Der Halter hat zu beweisen, daß der Verletzte unter Alkoholeinwirkung stand und daß dieser sich infolgedessen so verhalten hat, daß der Unfall für den Führer des Kraftfahrzeugs unabwendbar war (RG 14. 1. 37, VAE 176). Die Lebenserfahrung lehrt, daß sich eine Verkehrslage, die im Zeitpunkt des Unfalls bestanden hat, nur in besonderen Fällen mit Zuverlässigkeit nach den vorgefundenen Spuren rechnerisch rekonstruieren läßt (RG 23. 7. 37, VAE 488). Die Tatsache allein, daß der Führer des Kraftfahrzeugs mit der zulässigen Geschwindigkeit und nicht langsamer gefahren ist, ist nicht geeignet, die Feststellung des Gerichts zu tragen, es liege kein unabwendbares Ereignis vor (Stuttgart, 11. 5.49, RdK 50, 10). Dasselbe gilt für den Umstand, daß der Führer an einer Gefahrenstelle vom ersten in den zweiten Gang schaltete (OGH Köln, 24.6.49, VRS 1, 291). Ist der Führer unter geringem Alkoholeinfluß gefahren und bleibt die Möglichkeit offen, daß er zweckmäßige Handlungen unterlassen hat, die den Unfall abgewendet hätten, so hat der Halter den ihm obliegenden Beweis auch dann nicht geführt, wenn die Möglichkeit nur entfernt ist (Oldenburg, 19. 1. 55, VRS 8, 260). Behauptet der Fahrgast, er sei wegen Vereisung des Trittbretts beim Aussteigen aus dem Omnibus gestürzt, so muß der Halter beweisen, daß es nicht vereist war. Die Ansicht des BGH, der Fahrgast brauche nicht vorzutragen, in welcher Hinsicht das Trittbrett verkehrswidrig gewesen sei (BGH 12. 10. 56, VersR 765), kann nicht gebilligt werden; denn eine Pflichtwidrigkeit darf vom Gericht nur berücksichtigt werden, wenn der Verletzte im einzelnen vorträgt, worin sie bestanden haben soll. 241
§ 8StVG
Haftpflicht
§8 Langsame Kraftfahrzeuge Die Vorschriften des § 7 gelten nicht, wenn der Unfall durch ein Fahrzeug verursacht wurde, das auf ebener Bahn mit keiner höheren Geschwindigkeit als zwanzig Kilometer in der Stunde fahren kann, oder wenn der Verletzte bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig war. Neufassung: 21.7. 23, RGBl. 743, dann 7. 11 .39, RGBl. I 2223: siehe Rdn. 6. In Kraft: 1. 4. 40, 16. 7. 57, BGBl. I 710. Übersicht A. Schrifttum B. Geschichtliche Entwicklung I.
Die ursprüngliche Fassung des KFG a) Erwägungen zum KFG b) Die Fassung der Vorschrift im KFG
II. Änderungen der Vorschrift a) Durch das Ges. vom 21.7. 23 b) Durch das Ges. vom 7. 11.39 c) Durch das MaßnahmenG 1957
1
Rdn.
Rdn.
1 2-7
8-14 C. Inhalt der Vorschrift I. Langsam fahrende Kraftfahr9-10 zeuge 9 a) Der Begriff b) Das Wesen der Geschwindigkeitsbegren10 zung 11 13 II. Bei dem Betrieb Tätige 11 a) Der Begriff 12 b) „Beim Betrieb" c) Die Auswirkung in der 13 Praxis 14- -15 D. Beweislast und Verjährung 14 I. Beweislast 15 II. Verjährung
2-4 3
5-7
A. Schrifttum: Weller, „Beim Betrieb des Kraftfahrzeugs Tätige", KVR von A bis Z, Stichwort: Betriebstätige, Erläuterungen l. Schrammen, „Sind der Lanz-Trecker und gleichartige Zugmaschinen langsam fahrende Kraftfahrzeuge?", DAR 52, 3; Brüggemann, „Hilfspersonen des Kraftfahrzeugführers", DAR 57, 113; Bomhard, „Entlastungsbeweis bei langsamen Kfzen", VersR 62, 1140.
B. Geschichtliche Entwicklung 2 I. Die ursprüngliche Fassung des KFG Das KFG faßte die jetzt in § 8a enthaltene Regelung, daß Insassen gegen denjenigen, in dessen Fahrzeug sie befördert wurden, sich nicht (damals in keinem Falle) auf die Haftung aus dem Gesetz berufen können, mit der jetzt in § 8 verbliebenen Regelung zusammen. Einzelheiten der Entwicklung siehe Rdn. 2 und 3 der 22. Auflage. 3 a) Erwägungen zum KFG Die Erwägung, für langsam fahrende Fahrzeuge eine günstige Regelung eintreten zu lassen, beruhte in erster Linie auf der Besorgnis, daß man dem Kraftverkehr mit 242
Langsame Kraftfahrzeuge
§ 8 StVG
den Haftpflichtbestimmungen Belastungen auferlege, die er vielleicht doch nicht tragen könne. War der Ausgangspunkt für die gesetzliche Regelung der Automobilhaftung überhaupt die „Autoraserei", so lag ja der Gedanke nahe, daß man in ihrer Bekämpfung über das Ziel hinausschieße, wenn man die Vorschrift auch da eingreifen ließe, wo von Raserei keine Rede sein könne. b) Das KFG
4
erhielt in § 8 Nr. 2 eine diesen Vorschlägen entsprechende Vorschrift, und zwar trotz des bei den Beratungen des Gesetzes vorgebrachten Hinweises, ein langsam fahrender Lkw sei gefährlicher als ein längsam fahrender Pkw. Bis 1923 lautete Nr. 2: wenn der Unfall durch ein Fahrzeug verursacht wurde, das nur zur Beförderung von Lasten dient und auf ebener Bahn eine auf 20 k m / h begrenzte Geschwindigkeit in der Stunde nicht übersteigen kann. II. Änderung der Vorschrift a) Durch Art. IX des Gesetzes vom 21. 7. 23 (RGBl. I 743)
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wurde die Einschränkung „das nur zur Beförderung von Lasten dient" gestrichen. b) Durch Art. II Nr. 3 des Gesetzes vom 7.11.39 (RGBl. I 2223)
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erhielt § 8 Abs. 1 mit Wirkung ab 1.4.40 den Text, der nunmehr Inhalt des alleinigen Absatzes des § 8 ist. Die Vorschrift, daß die Haftung auch ausgeschlossen sei, wenn der Verletzte bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig war, wurde dabei aus Nr. 2 in den neuen Absatz 1 übernommen. c) Durch Art. I Nr. 4 des MaßnahmenG vom 16. 7. 58 (BGBl. 1710) 7 wurde mit Wirkung ab 17.7.57 der durch das Gesetz vom 7. 11.39 geschaffene Absatz 2 gestrichen. Die Regelung über den Haftungsausschluß gegenüber Insassen wurde in einem neu geschaffenen § 8 a ausführlicher gefaßt.
C. Inhalt der Vorschrift
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Seit der Schaffung des § 8 a enthält § 8 nur noch zwei Ausnahmen von den Haftungsvorschriften der §§7, 18; diese Haftungsvorschriften gelten nicht für Halter und Führer langsam fahrender Fahrzeuge (Rdn. 9 - 1 0 ) und ferner nicht gegenüber Personen, die bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig sind (Rdn. 11 — 13). Die Gründe für die Ausnahme zugunsten langsam fahrender Kraftfahrzeuge ergeben sich aus der Entstehungsgeschichte (Rdn. 2 — 7); der Haftungsausschluß gegenüber beim Betrieb Tätigen beruht auf der Erwägung, daß sich solche Personen freiwillig in Gefahr begeben (RG 4. 2. 37, JW 1769). Er wirkt für Personenschäden und Sachschäden soweit sie auf § 7 oder §18 gestützt werden könnten (Düsseldorf, 14. 11.27, RdK 28, 110); dagegen wird die Haftung aus anderen Rechtsgründen, vor allem aus unerlaubter Handlung, nicht von § 8 eingeschränkt. Die Ansicht der 21. Auflage, § 8 schließe (jedenfalls insoweit, als ein bei dem Betrieb Tätiger geschädigt sei) nur die Haftung für Personenschäden aus, berühre aber die Haftung aus Sachschäden nicht, wird nicht aufrechterhalten. § 8 hat auch nicht die Wirkung, daß § 17 für langsam fahrende Kraftfahrzeuge ausgeschlossen würde. Zuungunsten des verletzten Fahrers oder Halters eines langsam fahrenden Kraftfahrzeugs fällt mithin die Betriebsgefahr bei der Abwägung ins Gewicht Einzelheiten 243
§ 8 StVG
Haftpflicht
sind in Rdn. 36 zu § 17 behandelt. Da § 8 nur die Regelung der §§ 7 und 18 ausschaltet, sind die Worte „durch ein Fahrzeug verursacht" inhaltsgleich mit den Worten des § 7 „bei dem Betrieb eines Kraftfahrzeugs". Dies entspricht im übrigen auch der Entstehungsgeschichte, wie in der 21. Aufl. unter A I I a auf S. 287 näher dargelegt. I. Langsam fahrende Kraftfahrzeuge 9
a) Der Begriff umfaßt nur solche Kraftwagen und Krafträder, bei denen entweder die Bauart schon ohne weiteres ausschließt, daß sie schneller als 20 k m / h fahren, oder an denen man Vorrichtungen angebracht hat, die eine Überschreitung dieser Grenze verhindern. Der Haftungsausschluß wird aber nur durch solche Vorrichtungen herbeigeführt, die nur in längerer oder schwieriger Arbeit beseitigt werden können ( R G Z 86, 72 vom 30. 11. 14; RG 28. 1. 29, D R i Z Rspr. Nr. 256 = D A R 90; R G Z 128, 149/152 vom 7. 4. 30 = JW 2849; R G 23. 6. 30, D A R 263; Hamburg, 17. 5. 31, H R R Nr. 2030 = JW 3388; RG 6 . 2 . 3 3 , JW 824; K G 30.7.42, VAE 43, 52/53; Tübingen, 6. 12. 51, D A R 52, 6; B G H Z 9, 123 vom 18. 3. 53 = VersR 208 = N J W 899 = R d K 96 = D A R 115 = VRS 5, 258; BGH 9. 1. 59, D A R 104 = VersR 238 = M D R 384 = VkBl. 60, 130 = VRS 16, 179), soweit eine Beseitigung überhaupt technisch möglich ist. Die Grenze liegt bei einer Monteurstunde (vgl. RG 23. 6. 30, a. a. O., das allerdings eine Stunde noch nicht als „längere Arbeit" gelten lassen will). Ist die Vorrichtung schneller als in einstündiger Facharbeit auszuschalten, so tritt auch d a n n kein Haftungsausschluß ein, wenn die Vorrichtung im Zeitpunkt des Unfalls wirksam arbeitete (RG 18.2.26, H R R Nr. 1525), und nicht einmal dann, wenn der Fahrer mangels technischer Kenntnisse außerstande war, die Vorrichtung zu beseitigen (BGH 9. 1. 59 a. a. O.), oder gar nicht wußte, d a ß es eine Möglichkeit gab, die Vorrichtung unwirksam zu machen ( K G 30. 7. 42, VAE 43, 52; BGH 18.3.53, a . a . O . ) . Umgekehrt nützt es dem Halter und Fahrer dann nichts, daß die amtliche Geschwindigkeitsprüfung die Wirksamkeit der Vorrichtung bestätigt hat, wenn das Kraftfahrzeug im Zeitpunkt des Unfalls doch schneller fahren konnte (Celle, 26. 11. 49, D A R 51, 28 mit ablehnender Anm. v. Brüggem a n n ; BGH 18. 3. 53 a. a. O.; a. M. Schrammen, D A R 52, 3). In diesem Falle tritt die Haftung des Halters und Fahrers sogar d a n n ein, wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung im Kraftfahrzeugbrief oder im Typschein vermerkt ist; der Beweis des ersten Anscheins spricht allerdings in solchen Fällen für die Geschwindigkeitsbegrenzung. Ein G o Cart ist ein Kraftfahrzeug, auch wenn die Geschwindigkeit auf weniger als 20 k m / h begrenzt ist (LG Karlsruhe, 9. 12. 1975, VersR 76, 252). Zu den Kraftwagen zählen auch die landwirtschaftlichen Zugmaschinen (Trecker) (BGH 8. 7. 69, VersR 906).
10
b) Die Worte „mit keiner höheren Geschwindigkeit.
. .fahren kann"
bedeuten, daß die Freiheit von Haftung auch schon dann entfällt, wenn es möglich ist, mit dem Kraftfahrzeug einige hundert Meter geringfügig schneller zu fahren (Tübingen, 6. 12. 51, D A R 52, 6 LS; a. M. noch die 21. Aufl. S. 288). Dagegen entfällt die Haftungsfreiheit dann noch nicht, wenn zwar die Vorrichtung, welche die Geschwindigkeit drosselt, ohne allzuviel Zeitaufwand entfernt werden könnte, in diesem Fall das Kraftfahrzeug jedoch nach einigen hundert Metern fahruntüchtig würde (Schrammen, DAR 52, 3; unentschieden Köln, 20. 6. 49, D A R 51, 177 LS; vgl. aber Tübingen, 6. 12. 51 a. a. O.). § 8 muß als Ausnahmevorschrift eng ausge244
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§ 8 StVG
legt werden (BGH 18. 3. 53, DAR 115). Es kommt mithin nicht darauf an, ob das Kraftfahrzeug wegen besonderer Umstände gerade im Zeitpunkt des Unfalls nicht schneller als 20 km/h fahren konnte. Maßgebend ist vielmehr, ob es unter anderen Umständen, vor allem ohne Ladung, eine höhere Geschwindigkeit erreichen könnte (KG 10.4.29, HRR Nr. 9/10 S. 7). Da es auf den tatsächlichen Zustand des Kraftfahrzeugs ankommt, kann die Ansicht des Reichsgerichts nicht gebilligt werden, die Haftungsfreiheit trete dann nicht ein, wenn die Unmöglichkeit, schneller als 20 k m / h zu fahren, nur auf heruntergewirtschaftetem Zustand des Fahrzeugs beruht (RG 1.6.33, VR 584); der tatsächliche Zustand ist in einem solchen Fall nur dann nicht entscheidend, wenn er in weniger als einer Monteurstunde behoben werden könnte. Auch wenn ein Kraftfahrzeug stets nur mit einem Anhänger in Betrieb gesetzt wird und dann nicht schneller als 20 km/h fahren kann, so bleibt trotzdem die Haftung auch auf Fahrten mit Anhänger nach §§7, 18 bestehen, wenn das Kraftfahrzeug ohne Anhänger schneller als 20 k m / h fahren könnte (Kiel, 11.6. 37, VAE 38, 189). Unfälle, die durch Anhänger hervorgerufen werden, sind im allgemeinen überhaupt keine unter §§7, 18 fallende Ereignisse. Sind sie es ausnahmsweise (Rdn. 92 bis 95 zu § 7), so kommt es darauf an, ob das Kraftfahrzeug, das den Anhänger im Zeitpunkt des Unfalls in Bewegung hielt oder ihn — ehe er zum Stillstand kam - in Bewegung gesetzt hatte, ohne Anhänger schneller als 20 km/h fahren konnte. II. Bei dem Betrieb Tätige 11
a) Der Begriff ähnelt dem des „bei dem Betrieb beschäftigten Dritten" in § 7 Abs. 2, stimmt mit jenem aber nicht überein (Rdn. 264 bis 272 zu § 7). Während sich § 7 Abs. 2 auf alle Personen bezieht, deren Beschäftigung auf die Auswirkung der Betriebsgefahren Einfluß haben kann, greift § 8 aus dem Kreis dieser Personen diejenigen heraus, die durch ihre nahe Beziehung zum Betrieb der Gefährdung besonders ausgesetzt sind (Dresden, 20.7.39, VAE 401; München, 15.10.51, 5 W 1257/51; BGH 16. 12. 53, DAR 54, 37 = RdK 54, 38 = VkBl. 54, 252 = NJW 54, 393 = VRS 6, 114; BGH 7. 7. 56, VRS 11, 248 = VersR 640). Diese Einschränkung kommt freilich, weil es sich um keine Dauerbeziehung handeln muß (Dresden, 20.7.39 a. a. O.; BGH 7. 7. 56, VRS 11, 248), nur in den seltensten Fällen zur Auswirkung. So hat der BGH (16. 12. 53, a. a. O.) einen Unbeteiligten, der dem Fahrer lediglich Winkzeichen gegeben hatte, als nicht bei dem Betrieb Tätigen angesehen, und das Reichsgericht (11. 5. 33, JW 1658 LS = DAR 187) sogar einen Mechanikerlehrling, der im Garagenbetrieb beschäftigt war und einem Kunden Winkzeichen gab, als nicht bei dem Betrieb des Kraftwagens des Kunden tätig bezeichnet, weil er keine Verpflichtung hatte, dem Kunden bei der Einfahrt in die Boxe behilflich zu sein. Eine abweichende Ansicht vertritt nur das OLG Celle (13. 2. 32, DAR 267). Folgender Unterschied fällt jedoch mehr als die „nahe Beziehung zum Betrieb" ins Gewicht: Der Halter braucht nach § 7 Abs. 2 und der Fahrer nach § 18 nur für Handlungen von Personen einzustehen, die einer von beiden mit einer Tätigkeit im Rahmen des Betriebs des Kraftfahrzeugs betraut hat — wobei freilich auch bloße Duldung genügt (Rdn. 269 zu § 7) —; dagegen verliert auch derjenige nach § 8 seinen auf das StVG gestützten Schadenersatzanspruch, der sich ohne Willen des Halters und Fahrers oder sogar gegen deren Willen am Kraftfahrzeug zu schaffen macht (Düsseldorf, 14. 11. 27, RdK 28, 110). Darauf, ob der Halter oder der Fahrer das Recht hatte, dem beim Betrieb Tätigen Weisungen zu erteilen, kommt es aller245
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Haftpflicht
dings nicht an ( B G H 13. 3. 62, VersR 540 = V R S 23, 21). Nicht beim Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig sind alle auf einer Baustelle mit Erdarbeiten beschäftigten Arbeitskräfte, auch wenn die Einebnung der zur Baustelle und zu den Abladestellen führenden Zufahrt ihnen ausdrücklich übertragen worden war (Stuttgart, 4. 8. 60, M D R 61, 55 = VersR 61, 575 LS). Allerdings ist zu beachten, daß beim Betrieb auch derjenige tätig sein kann, der kein Entgelt erhält und auch derjenige, der in keinen vertraglichen Beziehungen zum Halter, zum Vertreter des Halters oder zum Fahrer steht (Dresden, 20.7.39, V A E 401 = R d K 40, 152; B G H 16. 12. 53 a. a. O.). Wer nicht dauernd beim Betrieb beschäftigt ist, verliert seinen Anspruch aus Gefährdungshaftung (§ 7) und seine Beweiserleichterung gegenüber dem Fahrer (§ 18) nur, wenn er der typischen Betriebsgefahr mehr ausgesetzt war als andere Leute ( B G H 16. 12. 53 a. a. O.). § 8 ist ferner nur anwendbar, wenn die Tätigkeit im Zeitpunkt des Unfalls entfaltet wurde ( R G 2. 3. 34, H R R Nr. 950). Ereignet sich der Unfall auch nur einige Sekunden nach dem Abschluß der Tätigkeit (z. B. derjenigen des Beiadens des Kraftfahrzeugs oder des Heranschiebens eines Anhängers an den Lkw), so besteht die Haftung aus § 7, und § 8 kommt nicht mehr zum Zug ( R G 2. 3. 34 a. a. O.). Bei der Prüfung, ob im Einzelfall die Haftung des Halters und des Fahrers nach StVG ausgeschlossen ist, ist stets zu beachten, daß § 8 als Ausnahmevorschrift eng auszulegen ist ( B G H 7. 7. 56 a. a. O.).
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b) Bei dem Betrieb muß die Tätigkeit entfaltet sein, wenn die Gefährdungshaftung des Halters ausgeschlossen sein soll. Gemeint ist nicht etwa die Tätigkeit in einem Unternehmen, das Kraftfahrzeuge benützt, sondern jede Einwirkung des Tätigen auf den Betrieb des einzelnen Kraftfahrzeugs. Was das Gesetz unter Betrieb versteht, ist Rdn. 29 bis 72 zu § 7 dargelegt, und was es mit den Worten „Bei dem Betrieb" sagen will, in Rdn. 75 bis 98 zu § 7. Maßgebend ist, daß die Tätigkeit nicht etwa irgendwann auf der betreffenden Fahrt ausgeübt wurde, sondern gerade im Zeitpunkt des Unfalls (Rdn. 11). Der zur Ablösung des Fahrers mitfahrende Beifahrer ist während der Zeit, in der er nicht auf den Betrieb einwirkt, nicht beim Betrieb tätig (a. M . B A G 29. 11. 63, JZ 64, 257 LS). Ein Insasse ist, solange er weder eine Tür öffnet noch dem Fahrer ins Lenkrad greift, nicht beim Betrieb tätig. Ein Wagenwäscher ist beim Betrieb des Kraftfahrzeugs nur tätig, solange er den Wagen mit Motorkraft bewegt. Dagegen ist beim Betrieb tätig, wer anstelle des Halters während einer Fahrt (Rdn. 38 — 45 zu § 7) Anweisungen erteilt oder sogar Handreichungen leistet ( B G H 7. 7. 56 a. a. O.), wer beim Beladen oder Entladen mitwirkt oder auf einem Aufstellplatz oder in einer Großgarage das Kraftfahrzeug mit Motorkraft rangiert. Beim Betrieb tätig ist auch der Schaffner und der Kontrolleur im Omnibus. Angestellte des Veranstalters eines Rennens sind dagegen beim Betrieb der Kraftfahrzeuge nicht tätig ( R G 12. 1.33, DJZ 625 = D A R 42), und zwar weder bei der Ausgabe des Betriebsstoffs ( R G 12. 1. 33 a. a. O.) noch als Starthelfer, wenn sie von einem Fahrzeug angefahren werden, dem sie nicht geholfen haben ( R G 21. 3. 35, D A R 160, dort wurde die Entscheidung von Hamburg, 21.8. 34, H R R 35 Nr. 125 mit Recht aufgehoben); doch ist bei dieser Sachlage zu unterscheiden, ob die Tätigkeit dem Betrieb des Kraftfahrzeugs dient. Der Fahrer und der Begleiter eines von einem Kraftfahrzeug geschleppten Kraftfahrzeugs sind beim Betrieb des schleppenden Fahrzeugs tätig. Das geschleppte Fahrzeug ist nicht in Betrieb. Im übrigen beachte man die Beispiele, die in Rdn. 272 zu § 7 dargestellt sind. Darüber, daß das bloße Einwinken eines Kraftfahrzeugs in eine unübersichtliche Straße
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Haftung gegenüber Insassen
§ 8 a StVG
oder in einen Parkplatz den Winkenden, obwohl er den Betrieb des Kraftfahrzeugs unterstützt, nicht zum „beim Betrieb Tätigen" macht, siehe Rdn. 11. c) Die praktische Auswirkung 13 des Ausschlusses der Gefährdungshaftung gegenüber den beim Betrieb Tätigen wäre, wollte man der herrschenden Auslegung der RVO folgen, gering, weil dieser Person gegenüber die Haftung des Halters und Fahrers in den meisten Fällen ohnedies schon nach den Vorschriften der RVO ausgeschlossen wäre (Rdn. 123 bis 149 zu § 16). Der Haftungsausschluß nach der RVO bezieht sich — im Gegensatz zu dem nach § 8 — auf alle Haftungsgründe, vor allem auch auf die Haftung aus unerlaubter Handlung. Der Haftungsausschluß nach RVO gilt freilich nicht bei Teilnahme am öffentlichen Verkehr. Daß die herrschende Ansicht dahin geht, „Teilnahme am öffentlichen Verkehr" liege auch bei Verkehrsunfällen nur selten vor, ist Rdn. 132 zu § 16 dargelegt; dort ist auch auf die erheblichen Bedenken hingewiesen, die gegen diese Meinung bestehen.
D. Beweislast und Verjährung I. Beweislast
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Der Halter oder Fahrer, der behauptet, sein Kraftfahrzeug sei ein langsamfahrendes im Sinn des § 8, hat dies zu beweisen; dasselbe gilt für seine Behauptung, der Verletzte sei im Zeitpunkt des Unfalls beim Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig gewesen (RG 2. 1.28, DRiZRspr. Nr. 118 = Recht Nr. 626; RGZ 124, 111/115 vom 8. 4. 29; RGZ 128, 149, 152 vom 7. 4. 30 = JW 2849; RG 22. 3. 34, VR 100; Tübingen, 6. 12. 51, DAR 52, 6 LS; Bomhard, VersR 62, 1140). Einzelheiten darüber, wie der Beweis geführt werden kann, findet man bei Bomhard (a. a. O.). II. Verjährung
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Die Verjährungsfrist beginnt erst zu laufen, wenn der Verletzte erfährt, das Kraftfahrzeug, das er für ein langsamfahrendes gehalten hatte, genieße wegen der Ausschaltbarkeit des Regulators nicht die Vorteile des § 8 (RG 8. 4. 29 a. a. O.).
§ 8a Haftung gegenüber Insassen (1) Ist eine durch ein Kraftfahrzeug beförderte Person getötet oder verletzt worden, so haftet der Halter dieses Fahrzeugs nach § 7 nur dann, wenn es sich um entgeltliche, geschäftsmäßige Personenbeförderung handelt. Ist eine durch ein Kraftfahrzeug beförderte Sache beschädigt worden, so haftet der Halter dieses Fahrzeugs nach § 7 nur, wenn eine durch das Kraftfahrzeug unter den Voraussetzungen des Satzes 1 beförderte Person die Sache an sich trägt oder mit sich führt. Die Geschäftsmäßigkeit einer Personenbeförderung im Sinne der Sätze 1 und 2 wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß die Beförderung von einer Körperschaft oder Anstalt des öffentlichen Rechts betrieben wird. 247
Haftpflicht
§ 8 a StVG
(2) Die Verpflichtung des Halters, wegen Tötung oder Verletzung beförderter Personen Schadensersatz nach Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit § 7 zu leisten, darf weder ausgeschlossen noch beschränkt werden. Entgegenstehende Bestimmungen und Vereinbarungen sind nichtig.
Rdn. A. Schrifttum 1 B. Geschichtliche Entwicklung 2— 7 I. Die Regelung im KFG 3-4 a) Der Entwurf 1906 3 b) Der Text des KFG 4 II. Änderungen der Vorschrift 5-7 a) Das ÄnderungsG vom 7.11.39 6 b) Das MaßnahmenGesetz vom 16. 7. 57 7 C. Inhalt der Vorschrift 8-20 I. Auswirkungen der Regelung 9 II. Der Begriff „Beförderung" 10-15 a) Subjektives Tatbestandsmerkmal 11 b) Anfang und Ende der Beförderung 12 c) Die Rechtsbeziehungen zwischen den Beteiligten 13 d) Der Zweck der Beförderung 14
Rdn. e) Mitfahren auf einem Anhänger 15 III. Entgeltlichkeit und Geschäftsmäßigkeit 16 - 1 9 a) Entgeltlichkeit 17 b) Keine fiktive Unentgelt18 lichkeit c) Geschäftsmäßigkeit 19 IV. Unabdingbarkeit 20 Besonderheiten 21 - 2 7 21 I. Postreisedienst II. Einwand des Mitverschuldens 22 III. Die Beförderung von Sachen 23 IV. Die Beweislast 24 - 2 7 24 a) Allgemeiner Grundsatz b) Der Beweis des ersten 25 Anscheins c) Die Haftung des Fahrers 26 d) Beweislast bei Vertragshaftung 27
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A. Schrifttum: Von Veltheim, „Der Rechtscharakter des Postreisedienstes", NJW 54, 1472. Weimar, „Zweifelsfragen zur entgeltlichen, geschäftsmäßigen Personenbeförderung", MDR 58, 569. Sievers, „Haftung bei Schäden von Kraftfahrzeuginsassen", ZfV 64, 507. Freytag, „Schutz der mitfahrenden Ehefrau", ZfV 64, 102. Falk, „Mitnehmen im Auto ist ein Risiko", VersN 65, 148. Weimar, „Zweifelsfragen zur entgeltlichen geschäftsmäßigen Personenbeförderung", MDR 66, 207. Heuss, „Gefälligkeitsfahrt, Haftung aus Vertrag oder unerlaubter Handlung", VersR 71, 789. Weimar, „Haftung bei Verletzung oder Tötung mitgenommener Personen", VP 71, 30.
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I. Die Regelung im KFG D e r I n h a l t d e s jetzigen § 8 a w a r u r s p r ü n g l i c h in § 8 N r . 1 e n t h a l t e n , allerdings in wesentlich e i n f a c h e r e r F o r m (den g e s a m t e n W o r t l a u t d e r B e g r ü n d u n g findet m a n in der 21. A u f l a g e S. 292).
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a) Schon der Entwurf
1906
sah in A b w e i c h u n g v o m H a f t p f l i c h t G vor, d a ß die H a f t u n g n a c h d e m StVG gegenü b e r Insassen nicht gelten solle. N a h e z u wörtlich ü b e r e i n s t i m m e n d mit § 6 des E n t w u r f s 1906 sah d e s h a l b § 2 des R e g i e r u n g s e n t w u r f s 1908 f o l g e n d e n Text v o r : 248
Haftung gegenüber Insassen
§ 8 a StVG
Die Vorschriften des § 1 finden keine Anwendung: 1. wenn zur Zeit des Unfalls das Fahrzeug zur Beförderung der Verletzten oder der beschädigten Sache diente oder der Verletzte bei dem Betriebe des Fahrzeugs tätig war. 2....
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b) Der Text des KFG Der Bundesrat (RTDrucksache Nr. 988, 1907/1909) gab der Vorschrift, die in dieser Form als § 8 Nr. 1 Gesetz wurde, folgende Fassung: „wenn zur Zeit des Unfalls der Verletzte oder die beschädigte Sache durch das Fahrzeug befördert wurde oder der Verletzte bei dem Betriebe des Fahrzeugs tätig war." II. Änderungen der Vorschrift
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Obwohl man bald feststellen konnte, daß das Kraftfahrzeug ebenso zum Massenverkehrsmittel wurde, wie es bis zum ersten Weltkrieg allein die Eisenbahn, die Straßenbahn und die Untergrundbahn gewesen waren, und obwohl das LuftVG vom 1. 8. 22 (RGBl. I 681) auch für Luftfahrzeuge eine Gefährdungshaftung gegenüber Insassen eingeführt hatte (die allerdings abdingbar war), konnte man sich nicht entschließen, auch bei Kraftfahrzeugen die Gefährdungshaftung gegenüber Insassen einzuführen. Man befürchtete, daß die Belastung der Kraftfahrzeughalter durch eine solche Vorschrift unangemessen hoch werden würde. Der 35. Deutsche Juristentag in Salzburg (1928) forderte, den Insassen von Kraftfahrzeugen im öffentlichen Verkehr einen Anspruch aus Gefährdungshaftung zu geben. a) Erst das ÄnderungsG vom 7.11. 39 (RGBl. I, 2223) 6 führte in Art. II Nr. 3 die Gefährdungshaftung des Halters gegenüber den Insassen seines Kraftfahrzeugs (und die Vermutung der Schuld des Fahrers im Fall der Verletzung von Insassen des Kraftfahrzeugs) — allerdings mit der vom Juristentag vorgeschlagenen Beschränkung — ins Gesetz ein. § 8 wurde völlig neu gefaßt. Die neue Vorschrift kam in dessen Absatz 2. b) Das MaßnahmenG vom 16. 7. 57(BGBl. I, 710) 7 brachte eine neuerliche Änderung des Textes. Man entschloß sich bei dieser Gelegenheit, die Regelung aus § 8 herauszunehmen und einen neuen § 8 a zu schaffen. Der eigentliche Grund für die Änderung lag darin, daß — worauf der Vorlagebericht des Bundestags (BTDrucksache 1265 der 2. Wahlperiode) hinwies — über die Auslegung des Begriffs „öffentlicher Verkehr" in Rechtsprechung und Schrifttum Zweifel entstanden waren. Dieser Begriff stammte nämlich aus dem PBefG 1934 und diente dort zur Abgrenzung genehmigungspflichtiger Fahrten von genehmigungsfreien. Die bei der Auslegung des PBefG 1934 entstandenen Schwierigkeiten (20. Aufl. dieses Werkes S. 298 bis 303) hatten auch die Anwendung des § 8 Abs. 2 zweifelhaft werden lassen. Man hatte zunächst geglaubt, dem durch Neufassung des PBefG abhelfen zu können, doch hatte sich gezeigt, daß das Tauziehen der vom PBefG betroffenen oder begünstigten Interessengruppen verhinderte, daß der längst vorliegende Entwurf eines PBefG vom Bundestag gebilligt werden konnte. So schlug der Bundestags-Rechtsausschuß (BTDrucksache Nr. 2700 der 2. Wahlperiode) dem Plenum vor, den in der Vorlage eines Entwurfs für die Neufassung des § 8 Abs. 2 angegebenen Gesetzeszweck, die Gefährdungshaftung für Insassen auf alle Arten des genehmigungspflichtigen Personenverkehrs zu erstrecken, auf anderem Weg zu erreichen: An die Stelle einer Verweisung auf das PBefG sollte eine 249
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eigene Begriffsbestimmung im StVG treten. Es heißt dann im Vorlagebericht des Rechtsausschusses wörtlich weiter: „Die Gefährdungshaftung des Kraftfahrzeughalters gegenüber den Insassen besteht hiernach dann, wenn es sich um eine entgeltliche geschäftsmäßige Personenbeförderung handelt. Als geschäftsmäßig in diesem Sinne ist im Anschluß an die Rechtsprechung zu ähnlichen Vorschriften (vgl. z. B. RGSt. 72, 315) eine Personenbeförderung dann anzusehen, wenn der Unternehmer beabsichtigt, sie in gleicher Art zu wiederholen und sie dadurch zu einem dauernden oder wenigstens zu einem wiederkehrenden Bestandteil seiner Beschäftigung zu machen." Neben dieser Erstreckung der Haftung auf alle entgeltlichen geschäftsmäßigen Beförderungen, vor allem also auch auf den Kraftdroschken-, Ausflugswagen- und Werkverkehr, brachte das MaßnahmenG eine erhebliche Einschränkung der Haftung bei Sachschäden. Während bis dahin seit 1939 für alle im öffentlichen Verkehr beförderten Sachen die Gefährdungshaftung galt, wurde diese im Jahre 1957 auf die Sachen beschränkt, die eine beförderte Person an sich trägt oder mit sich führt. Die Trennung des § 8 a von den im PBefG geltenden Begriffsbestimmungen ist damit vollzogen. Einzelheiten findet man in der 21. Auflage S. 305.
8 C. Inhalt der Vorschrift § 8 a ordnet an, daß sich die Gefährdungshaftung des Halters nach § 7 und die gegen den Fahrer sprechende Schuldvermutung des § 18 unter gewissen Voraussetzungen auch auf Schäden beziehen, die die Insassen desjenigen Kraftfahrzeugs erlitten haben, dessen Halter oder Fahrer in Anspruch genommen werden soll. § 8 a ordnet ferner an, daß in allen Fällen, in denen die erwähnten Voraussetzungen nicht vorliegen, die Insassen keinen Anspruch aus Gefährdungshaftung oder vermutetem Verschulden gegen den Halter und den Fahrer desjenigen Kraftfahrzeugs haben, in dem sie befördert wurden; dieser Haftungsausschluß ist — wie schon seit 1939 — der Regelfall geblieben. 9 I. Auswirkungen der Regelung Die Vorschrift des § 7 gilt in allen ihren Einzelheiten, also auch hinsichtlich der Bestimmungen über den Entlastungsbeweis, Schwarzfahrten, langsame Fahrzeuge, Betriebstätige, Haftungsgrenzen und Verjährung, bei geschäftsmäßig entgeltlicher Beförderung auch im Verhältnis des Halters zu den Insassen. Dasselbe gilt für das Verhältnis des Fahrers zu den Insassen. Nach dem Gesetzestext bleibt unklar, ob die Haftung gegenüber Insassen unabhängig davon gelten soll, ob es sich um ein langsamfahrendes Kraftfahrzeug (Höchstgeschwindigkeit 20 km/h) handelt. Man könnte annehmen, § 8 a normierte die Haftung nach § 7 unabhängig von § 8. Es ist zwar einzuräumen, daß der Wortlaut für eine solche Auslegung spricht, sie würde aber dem Sinn der Regelung in § 8 widersprechen, für langsamfahrende Kraftfahrzeuge Haftungserleichterungen zu schaffen; ihr kann daher nicht gefolgt werden. Gleiches gilt für die Vorschrift in § 8 über beim Betrieb Tätige (Rdn. 14). § 8 a schließt in keinem Fall Ansprüche von Insassen aus Rechtsgründen aus, die nicht im StVG ihre Grundlage haben; die Insassen können mithin, wenn der Halter oder der Fahrer des Kraftfahrzeugs, in dem sie bei der Unglücksfahrt befördert wurden, ihren Sachschaden oder ihre Körperverletzung schuldhaft herbeigeführt hat, den 250
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Schuldigen auf Grund unerlaubter Handlung (§§ 823 ff. BGB) oder — sofern ein solcher zustande kam (Rdn. 100 zu § 16) — auf Grund des Beförderungsvertrages auf Schadenersatz in Anspruch nehmen. Da sich dann, wenn der Insasse seine Ansprüche auf den Beförderungsvertrag stützt, die Beweislast nach § 282 BGB zu seinen Gunsten umkehrt (Rdn. 48 zu § 16), entstehen ihm ähnliche Vorteile wie bei §§ 7, 18. Im übrigen müssen ihm auf Grund des Beforderungsvertrages auch reine Vermögensschäden ersetzt werden, falls dies nicht vertraglich ausgeschlossen ist. Dieselbe Rechtslage gilt für die Hinterbliebenen eines Insassen, wenn dieser bei dem Unfall getötet wurde. Keinen Einfluß hat § 8 a ferner auf die Ansprüche, die den bei einem Kraftfahrzeugunfall Verletzten gegen den Halter und den Fahrer eines anderen am Unfall beteiligten Kraftfahrzeugs zustehen. Solche Ansprüche können sich daher nicht nur auf unerlaubte Handlung stützen, sondern auch auf § 7 oder § 18 StVG. Die Fragen, die bei Geltendmachung solcher Ansprüche dadurch entstehen können, daß der Inanspruchgenommene von dem Halter oder von dem Fahrer desjenigen Kraftfahrzeugs Freistellung von seiner Verbindlichkeit verlangt, in dem der Verletzte befördert wurde, sind in Rdn. 27 bis 49 zu § 17 — vor allem in Rdn. 32 zu § 17 — behandelt.
II. Der Begriff „Beförderung"
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Die Regelung des § 8 a bezieht sich nur auf Ansprüche von Personen, die mit dem Kraftfahrzeug desjenigen befördert wurden, den sie als Halter in Anspruch nehmen wollen; gleiches gilt für die Inanspruchnahme des Fahrers dieses Kraftfahrzeugs. Beförderung ist ein Verbringen von einem Ort zum anderen, wobei die Entfernung nur einige Meter zu betragen braucht; es gelten aber die in den Rdn. 11 — 15 dargelegten Besonderheiten. a) Subjektives Tatbestandsmerkmal 11 Beförderung liegt nur vor, wenn irgendeine Person — sei es der Beförderte, der Fahrer, der Halter, der Eigentümer des Fahrzeugs oder ein Dritter — den Willen hat, es solle der Betreffende mit dem Fahrzeug von einem Ort zum anderen verbracht werden (RGZ 131, 190/191 vom 22. 1.31; Oldenburg, 19.6.53, RdK 54, 74). Befördert wird daher auch der „blinde Passagier", in neuerer Zeit „Schwarzfahrer" genannt, von dessen Anwesenheit im — oder außen am — Fahrzeug weder der Halter noch der Fahrer etwas bemerkt hat (Hamm, 24. 11.48, VRS 2, 294). Befördert wird der Häftling im Gefangenentransportwagen. Nicht befördert wird derjenige, der, ohne mitfahren zu wollen, sich im Omnibus von einem Fahrgast verabschiedet, sofern sich der Omnibus plötzlich in Bewegung setzt (Oldenburg, a. a. O.). Merkt allerdings der Fahrer, daß sich der Besucher im Omnibus befindet, und nimmt er an, dieser wolle mitfahren, so reicht diese Annahme des Fahrers aus, um den Tatbestand der Beförderung zu begründen. Wichtig ist das subjektive Tatbestandsmerkmal vor allem dann, wenn jemand bei der Abfahrt auf das Trittbrett springt: Will er mitfahren, so liegt Beförderung selbst dann vor, wenn er nur den Haltegriff festhält, mit den Füßen aber das Trittbrett nicht ergreift (a. M. 21. Aufl. S. 303 unten). Da der rein tatsächliche Wille entscheidet und der Tatbestand kein Rechtsgeschäft voraussetzt, wird auch ein drei Jahre altes Kind befördert, das sich von allen unbemerkt vor der Abfahrt in einem Kraftfahrzeug versteckt hat, um heimlich mitzufahren. Hat es dagegen angenommen, das Fahrzeug werde nicht benutzt, so liegt keine Beförderung vor. Nicht befördert wird derjenige, der das Kraftfahrzeug lenkt. Dies gilt sowohl für den angestellten Fahrer als auch für den 251
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Selbstfahrer, der zu diesem Zweck das Kraftfahrzeug gemietet hat, als auch für die Person, der der Halter das Kraftfahrzeug aus Gefälligkeit überlassen hat. Selbst wenn der Halter im Kraftfahrzeug sitzt und nur vorübergehend einem Fahrgast die Lenkung überlassen hat, wird der Fahrgast in dieser Zeit nicht befördert. Hat der Vermieter des Kraftfahrzeugs dem Selbstfahrer aus Gefälligkeit einen Fahrer beigegeben, so wird der Selbstfahrer in den Zeiträumen befördert, in denen er das Kraftfahrzeug nicht selbst lenkt. 12 b) Anfang und Ende der Beförderung Sie umfaßt alle Sachverhalte, die die Beförderung unmittelbar vorbereiten oder ihr unmittelbar folgen. Zur Beförderung gehört mithin vor allem das Ein- und Aussteigen (Oldenburg, 11. 12. 55, VRS 10, 421), das Beladen und Ausladen. Beginn und Ende der Beförderung fallen mit dem Zeitpunkt zusammen, in dem die Person oder Sache in körperliche Verbindung mit dem Kraftfahrzeug tritt. Das Warten an der Omnibushaltestelle und die Überquerung der Fahrbahn vor dem Einsteigen oder beim Umsteigen von einer Omnibuslinie in die andere gehören bei Personen nicht zur Beförderung. Desgleichen wird ein Fahrgast nicht befördert, der während eines Aufenthalts an einer Haltestelle oder einem Parkplatz mit dem Vorsatz ausgestiegen ist, vor der Weiterfahrt des Omnibusses wieder einzusteigen (a. M. 21. Aufl. S. 302). Ist der Fahrgast ausgestiegen und kommt er dann am Rand des Radfahrwegs zu Fall, so ist dies kein Unfall bei der Beförderung, auch wenn der Fahrgast auf der Fahrbahn nur einen Schritt gemacht hat (BGH 24. 11.69, VersR 70, 179 [III 111/69]). Wer das Kraftfahrzeug vor oder bei der Abfahrt nur berührt, ohne die Absicht zu haben, selbst mitzufahren (Rdn. 11), wird — wenn das Fahrzeug plötzlich anfährt — nicht befördert. Das gilt auch für denjenigen, der Koffer eines anderen Reisenden auf das Dach eines Omnibusses hebt, um sie dort zu verstauen — und zwar selbst dann, wenn er dabei auf der Dachleiter des Omnibusses steht — oder für denjenigen, der sich an einer Haltestelle auf das Trittbrett stellt, um dem Fahrer ein Päckchen zu überreichen oder eine Auskunft zu geben. Das Abspringen von einem fahrenden Fahrzeug gehört ebenso wie das ordnungsgemäße Aussteigen zur Beförderung, und zwar auch dann, wenn es geschieht, um einem dem Fahrzeug drohenden Unfall zu entgehen (zust. OGH Köln, 22.9. 50, DAR 51, 24, vgl. auch OGH Wien, 27. 1.32, VR 33, 40). Beförderung findet in jedem Falle nur statt, solange sich das Kraftfahrzeug in Betrieb befindet (Rdn. 29 bis 72 zu § 7), also zwischen dem — in der Garage beginnenden — Fahrtantritt des Fahrzeugs und dem Ende der Fahrt. Sitzt jemand — um das Fahrzeug zu besichtigen — in einem nicht für eine Fahrt eingesetzten Fahrzeug und ereignet sich dabei ein Unfall, so tritt keine Haftung nach StVG ein. Ebenso wie bei der Haftung aus § 7 macht es bei der aus § 8 a keinen Unterschied, ob sich der Unfall auf öffentlichem Verkehrsgrund abgespielt hat. Auch Fahrten, die ausschließlich auf privatem Gelände verlaufen, wie die innerhalb eines Bauernhofes oder eines industriellen Werkes, führen zur Haftung nach § 8 a. 13
c) Die Rechtsbeziehungen zwischen den Beteiligten spielen bei der Haftung aus § 8 a nur insofern eine Rolle, als für Vermögensschäden und Sachschäden, nicht aber für Personenschäden ein Haftungsausschluß vereinbart werden kann (§ 8 a Abs. 2; Rdn. 20). Im übrigen kommt es aber darauf, ob zwischen dem Insassen und dem Fahrer oder zwischen dem Insassen und dem Halter oder Fahrzeugeigentümer ein Vertrag abgeschlossen wurde, nicht an, da § 8 a an die bloße Tatsache des Befördertwerdens anknüpft (RGZ 131, 190/192 vom 22. 1. 31; vgl. auch RG 3. 3. 32, JW 2025 mit Anm. Lurje). 252
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d) Der Zweck der Beförderung 14 spielt allenfalls bei der Frage eine Rolle, ob die Beförderung entgeltlich ist (Rdn. 17), bleibt aber im übrigen außer Betracht. Daher tritt der Haftungsausschluß auch bei Gefälligkeitsfahrten (Rdn. 100 bis 122 zu § 16) ein (RGZ 128, 229/231 vom 14.4.30; RGZ 141, 262/263 vom 19.6.33; Düsseldorf, 14.11.27, RdK 28, 110; Dresden, 4.6.33, JW 2157). Die noch in der 21. Auflage (S. 303) erörterte Frage, ob § 8 a nur eingreife, wenn die Ortsveränderung Selbstzweck sei, ob also der Schaffner des Omnibusses befördert werde, hat ihre Tragweite durch die Trennung des Inhalts des § 8 a von demjenigen des § 8 erheblich eingebüßt. Denn § 8 ordnet an, daß § 7 unanwendbar ist, wenn der Verletzte bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs tätig war. Darüber, daß diese Vorschrift auch insoweit gilt, als § 8 a den § 7 für anwendbar erklärt, kann kein Zweifel mehr bestehen (Rdn. 9). Der Schaffner ist bei dem Betrieb tätig (Rdn. 12 zu § 8). Der im Omnibus fahrende Reiseleiter ist nicht bei dem Betrieb des Fahrzeugs tätig, für ihn gilt mithin § 8a; dies bedeutet —, da er nicht „unentgeltlich" befördert wird (Rdn. 17) —, daß er die Haftung des Halters und Fahrers nach §§7, 18 in Anspruch nehmen kann. e) Mitfahren auf einem Anhänger 15 des Kraftfahrzeugs ist Befördertwerden durch das Kraftfahrzeug. Wird eine „Sache" (z. B. ein Koffer) des Insassen nicht auf dem Kraftfahrzeug befördert, sondern im Gepäckanhänger, so führt ihn der Insasse „mit sich", und die Haftung trifft den Halter und den Fahrer der Zugmaschine. Wird ein Kraftfahrzeug von einem anderen abgeschleppt, so werden die Insassen des geschleppten Kraftfahrzeugs von dem Halter und Fahrer des schleppenden Kraftfahrzeugs befördert (a. M. noch die 21. Aufl.). Dagegen wird der Lenker des abgeschleppten Kraftfahrzeugs, obwohl sich dieses während des Abschleppens nicht in Betrieb befindet (Rdn. 57 zu § 7), nicht befördert (KG 4. 11. 31, JW 32, 808 LS, wo allerdings gesagt ist, „der Insasse" des geschleppten Fahrzeugs werde nicht befördert). Befördert wird von einem Kraftschlitten auch, wer sich auf Skiern von diesem ziehen läßt (zust. Düsseldorf, 17. 3. 30, RdK 31, 31). III. Entgeltlichkeit und Geschäftsmäßigkeit
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Die Haftung des Halters und Fahrers eines Kraftfahrzeugs gegenüber den Insassen dieses Kraftfahrzeugs aus Gefährdungshaftung (§ 7) oder vermutetem Verschulden (§ 18) tritt nur ein, wenn der verletzte oder - in den Grenzen des Absatzes 1 Satz 2 — an Hab und Gut geschädigte Insasse nicht nur geschäftsmäßig, sondern auch entgeltlich befördert wurde. Die in dieser Hinsicht vom Gesetzgeber beabsichtigt gewesene Anknüpfung an die Tatbestände, die eine Fahrt nach dem Personenbeförderungsgesetz (PBefG 1961) genehmigungspflichtig machen, ist mißglückt, weil der im Jahre 1957 vorliegende Entwurf zur Schaffung eines neuen PBefG nicht die Zustimmung des Bundestages fand (Rdn. 7) und das PBefG 1961 von dem seinerzeitigen Entwurf in dieser Hinsicht grundlegend abrückte. Die Genehmigungspflicht einer Fahrt entsteht nämlich nach dem PBefG schon dann, wenn sie entweder entgeltlich oder geschäftsmäßig durchgeführt wird. Da es in der Natur der Mitnahme von Personen in einem Kraftwagen (oder auf einem Kraftrad) liegt, daß der Halter oder Fahrer beabsichtigt, bei anderer Gelegenheit auch andere Personen mitzunehmen, sind fast sämtliche Beförderungen mit Kraftfahrzeugen genehmigungspflichtig nach dem PBefG geworden. Im Gegensatz zu dieser Regelung im PBefG ist die Haftung nach StVG gegenüber den Insassen davon 253
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abhängig, d a ß die Beförderung bei der Fahrt, auf der sich der Unfall ereignet hat, nicht nur geschäftsmäßig, sondern auch entgeltlich erfolgt. Mit einem Fahrzeug, das regelmäßig nur zu geschäftsmäßig entgeltlichen Fahrten eingesetzt ist, wie eine Kraftdroschke oder ein Mietomnibus, kann ausnahmsweise eine 'unentgeltliche Mitnahme ausgeführt werden mit der Folge, daß dem unentgeltlich beförderten Fahrgast gegenüber die Haftung nach § 7 StVG nicht eintritt. 17
a) Entgeltlich ist eine Beförderung, bei der entweder der Insasse oder eine andere Person irgendeine Gegenleistung erbringen m u ß oder die dem wirtschaftlichen Interesse des Eigentümers des Kraftfahrzeugs, des Halters oder des Fahrers dient, wie dies z. B. bei der Beförderung von Arbeitskräften zum Arbeitsplatz der Fall ist. § 1 Satz 2 PBefG („Als Entgelt sind auch wirtschaftliche Vorteile anzusehen, die mittelbar für die Wirtschaftlichkeit einer auf diese Weise geförderten Erwerbstätigkeit erstrebt werden") ist entsprechend anzuwenden. Entgeltliche Beförderung liegt mithin vor, wenn ein Handelsvertreter mit seinem Wagen eine Kolonne von Untervertretern an ihren Einsatzort fährt, auch wenn den Untervertretern die Fahrt nicht in Rechnung gestellt wird (Düsseldorf, 5. 1. 61, N J W 837 = VersR 286). Gleiches gilt für den gesamten Berufsverkehr, auch den mit werkseigenen Omnibussen. Darauf, ob das Entgelt dem Halter, dem Eigentümer oder dem Fahrer des Kraftfahrzeugs bezahlt wird und darauf, ob alle diese Personen wissen, daß einem von ihnen ein Entgelt bezahlt wird, kommt es nicht an. Entgeltliche Personenbeförderung kann daher auch auf Schwarzfahrten durchgeführt werden; denn Zweck der Vorschrift ist es, denjenigen Insassen haftungsmäßig zu bevorzugen, der f ü r die Fahrt eine Gegenleistung erbracht hat oder zu dessen Gunsten sie ein Dritter erbracht hat. Die früher vom O G H Köln geäußerte und lediglich mit Gesichtspunkten der Billigkeit begründete Ansicht, der Halter hafte nur, wenn er in die Entgeltlichkeit einer Fahrt eingewilligt habe ( O G H Köln, 4. 11.49, N J W 50, 143 = VRS 1, 263; vgl. auch Bamberg, 2 1 . 7 . 4 8 , N J W 49, 506; ebenso Weimar, M D R 66, 207), geht ohne ausreichenden G r u n d an dem Schutzzweck der N o r m vorbei (a. M. noch die 21. Aufl. S. 302). Es geht nicht an, von dem Fahrgast zu fordern, er müsse sich vor der Fahrt vergewissern, wer Halter des Fahrzeugs sei und ob diese Person die Entgeltlichkeit der Fahrt gebilligt habe. D a ß die Ansicht des O G H Köln nicht richtig sein kann, ergibt sich schon daraus, daß auch der Fahrer nach dem StVG unabhängig davon haftet, ob er ein Entgelt für die Fahrt erhält, sofern nur die Fahrt für den Beförderten eine entgeltliche war, z. B. weil dieser zwar dem Halter des Fahrzeugs und dem Fahrer nichts bezahlt hat, wohl aber dem Eigentümer des Fahrzeugs. Die Ansicht des O G H Köln (22. 9. 50, D A R 51, 24 = R d K 51, 54), daß nur die Haftung desjenigen eintrete, der das Entgelt erhalten habe, ist mit dem Gesetz nicht in Einklang zu bringen, jedenfalls nicht mehr seit Inkrafttreten des PBefG 1961, das für das Personenbeförderungsrecht den bis dahin geltenden Grundsatz, daß nur entgeltliche Fahrten genehmigungspflichtig seien, beseitigt und damit eine Trennung von den in § 8 a verwendeten Begriffen vollzogen hat. Darüber, daß die Fahrt in einem Krankentransportwagen des Roten Kreuzes eine entgeltliche Fahrt ist, kann nach der jetzigen Fassung des Gesetzes kein Zweifel mehr bestehen (anders noch hinsichtlich der früheren Fassung: BGH 5 . 4 . 5 7 , VRS 13, 18). Ebenso, wie es nicht darauf ankommt, ob der Eigentümer des Kraftfahrzeugs oder der Halter oder der Fahrer das Entgelt erhält, ist es bei der Beurteilung, ob Entgeltlichkeit vorliegt, ohne Bedeutung, ob das wirtschaftliche Interesse an einer Fahrt, für die der Insasse nichts bezahlt, beim Eigentümer, Halter oder Fahrer liegt. Wirtschaftliche Inter254
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essen anderer Personen bleiben jedoch ebenso unberücksichtigt, wie persönliche immaterielle Interessen des Eigentümers, Halters oder Fahrers. Wirtschaftliches Interesse an der Beförderung von Hotelgästen hat der Unternehmer des Hotels, an der Beförderung von Fluggästen der Luftverkehrsunternehmer. Zu beachten ist freilich, daß diese Unternehmer Beförderungen zum (oder vom) Hotel oder Flughafen auch durch Unternehmen des Personenbeförderungsgewerbes durchführen lassen können und daß in solchen Fällen die Entgeltlichkeit der Beförderung schon darin liegt, daß der Hotelunternehmer oder die Fluggesellschaft das Entgelt bezahlt. Im übrigen kommt es nicht darauf an, wer das Entgelt für die Fahrt bezahlt; entgeltlich ist auch eine Fahrt, die ein Dritter dem Insassen schenkungsweise zuwendet. Ein nicht vorher zugesagtes Trinkgeld macht eine unentgeltliche Fahrt nicht zur entgeltlichen, ein vorher zugesagtes (oder gar schon bezahltes) dagegen macht, auch wenn es nur in Sachleistungen (Zigaretten) besteht, die Fahrt zur entgeltlichen. Abzulehnen ist die Ansicht des OGH Köln (22. 9. 50 a. a. O.), es komme nicht auf den Zeitpunkt der Zusage an, sondern auf Art und Höhe des Trinkgelds; eine solche Ansicht würde im übrigen eine objektive Abgrenzung der Entgeltlichkeit nahezu unmöglich machen. Bezahlt der Beförderte lediglich die Gepäckbeförderung oder die Beförderung von Gütern und fährt er zur Begleitung seiner Sachen selbst — wenn auch „gratis" — mit, so liegt in der Regel entgeltliche Personenbeförderung vor (OGH Köln, 4. 11. 49, a. a. O.). Weitere Einzelheiten über den Begriff „entgeltliche Beförderung" findet man in Rdn. 104 zu § 16. b) Fälle fiktiver Unentgeltlichkeit 18 wie sie das PBefG kennt, sind der Vorschrift des § 8a fremd. Insbesondere kann die Ausnahmevorschrift des § 1 Abs. 2 Nr. 1 PBefG nicht entsprechend angewendet werden, die bestimmt, daß ein von dem Insassen bezahltes Entgelt dann außer Betracht bleibe, wenn es die Betriebskosten der Fahrt nicht übersteige. Die Beteiligung an den Treibstoffkosten macht mithin die Fahrt zur entgeltlichen. c) Geschäftsmäßig 19 muß, wenn die Haftung des Halters und Fahrers nach StVG ausnahmsweise entstehen soll, nicht etwa die Fahrt sein, sondern die Entgeltlichkeit der Fahrt. Nimmt ein Kraftfahrzeughalter häufig Personen in seinem Fahrzeug unentgeltlich mit, befördert er sie also geschäftsmäßig, so tritt die Haftung nach StVG nicht ein, auch dann nicht, wenn er ausnahmsweise einmal hierfür ein Entgelt erhält. Nur dann entsteht die Haftung gegenüber dem Insassen, wenn solche entgeltliche Fahrten geschäftsmäßig ausgeführt werden, also in der Absicht, solche entgeltliche Fahrten wiederholt auszuführen. Was „geschäftsmäßig" ist, steht seit langem in Schrifttum und Rechtsprechung fest. Dementsprechend sagt auch der Bericht des Rechtsausschusses an den Bundestag (BTDrucksache 2700 der 2. Wahlperiode): „Als geschäftsmäßig in diesem Sinne ist im Anschluß an die Rechtsprechung zu ähnlichen Vorschriften (vgl. RGSt. 72, 315) eine Personenbeförderung dann anzusehen, wenn der Unternehmer beabsichtigt, sie in gleicher Art zu wiederholen und sie dadurch zu einem dauernden oder wenigstens zu einem wiederkehrenden Bestandteil seiner Beschäftigung zu machen." Es wird mithin weder vorausgesetzt, daß die wiederholten Fahrten der Erzielung eines Gewinnes dienen, noch daß sie einen Gewerbebetrieb darstellen oder einem solchen dienen. Schon die erste entgeltliche Fahrt ist geschäftsmäßig, wenn derjenige, der sie durchführt, beabsichtigt, in Zukunft mehrere solche Fahrten auszuführen. Beabsichtigt er nur, eine weitere derartige Fahrt in Zukunft auszuführen, so ist die entgeltliche Fahrt nicht geschäftsmäßig (BGH 26. 11. 68, VersR 69, 161 [VI 205/67]). Der letzte Satz des Absatzes 1, in dem gesagt 255
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Haftpflicht
wird, daß die Vorschrift auch für Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts gelte, ist überflüssig, weil dies selbstverständlich ist; dies erkennt auch der Bericht des Rechtsausschusses an. 2 0 IV. Unabdingbarkeit Die Unabdingbarkeit der Haftung bei entgeltlichen Beförderungen, die in Absatz 2 angeordnet ist, gilt nur für Personenschäden, nicht dagegen für Sachschäden und für solche Vermögensschäden, die nicht Folge eines Personenschadens sind (vgl. Rdn. 13 und 21).
D. Besonderheiten 21 I. Postreisedienst Die Haftung der Reichspost im Postreisedienst beruhte auf dem Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches (vom 28.10.1871, RGBl. 347), diejenige der Bundespost auf dem PostverwaltungsG vom 24. 7. 53 (BGBl. I, 676); die Einzelheiten wurden in der häufig geänderten Postordnung geregelt (vgl. z. B. die Fassung vom 30. 1.29, RGBl. I, 33, die Änderung durch § 4 des Vereinfachungsgesetzes vom 27. 2. 34, RGBl. I, 130, und die Fassungen der PostO vom 6. 7. 38, RGBl. I, 881 und vom 27.3.40, Amtsbl. des RPostM 40, 289). Die Vorschriften über die Haftung sind nunmehr in der Postreiseordnung vom 6. 7. 64 (BGBl. I, 445) enthalten, die am 1. 8. 64 in Kraft getreten ist; diese Bestimmungen enthalten eine Sonderregelung, die derjenigen in § 8 a Abs. 1 und 2 StVG vorgeht. Dies war auch schon vorher für die PostO allgemein anerkannt (Hellmuth, VAE 39, 192 und DJ 40, 973 und 1163; Golacker, DRW 41, 357; von Veltheim, NJW 54, 1472). Die PostreiseO gilt nur im Postreiseverkehr und nur gegenüber den Fahrgästen. Maßgebende Vorschrift ist seit dem 1. 8. 64 (§ 11 PostreiseO) § 19 PostreiseO. Diese Vorschrift verweist ihrerseits wieder auf § 8 a StVG und die Vorschriften über unerlaubte Handlungen im BGB, allerdings mit der Maßgabe, daß die Höchsthaftungssumme pro Fahrgast für Schäden an Sachen, die er an sich trägt oder mit sich führt, DM 1000,— beträgt, desgleichen für sein Reisegepäck, auch wenn es auf anderen Fahrzeugen befördert wird. Im übrigen beträgt bei Sachschäden die Höchsthaftsumme DM 1 0 0 , - pro Stück. Für Vermögensschäden wird aus dem Beforderungsvertrag unbegrenzt gehaftet, doch gilt nach § 9 Abs. 3 PostO folgende Besonderheit: die Post haftet nicht für das Einhalten der Fahrpläne und Anschlüsse sowie für die Richtigkeit von Auskünften. Einige weitere Einzelheiten über den Beforderungsvertrag findet man Rdn. 48 zu § 16. 2 2 II. Einwand des Mitverschuldens Dem Anspruch des verletzten Insassen kann der Halter grundsätzlich nicht entgegenhalten, der Insasse habe unterlassen, auf den Führer aufzupassen. Da schon der unentgeltlich mitfahrende Insasse keine Pflicht hat, sich um die Fahrweise des Fahrers zu kümmern (vgl. Rdn. 34 zu § 17), hat der zahlende Fahrgast noch viel weniger solche Verpflichtungen, soweit nicht äußere Umstände, z. B. außergewöhnlich starker Alkoholgenuß des Fahrers, die Erforderlichkeit von Gegenmaßnahmen auch einem uninteressierten Fahrgast aufzwingen (RG 26. 5. 30, 256
Haftung gegenüber Insassen
§ 8a StVG
DAR 199; 29. 6. 36, VAE 492; 14. 10. 41, VAE 42, 55; Celle, 15. 10. 51, 5 V 73/51). Bei zahlenden Fahrgästen kann der Fall, daß sie aus besonderen Gründen eine Aufsichtspflicht haben (BGH 14. 2. 53, NJW 779), nicht eintreten. Die Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs, in dem der Fahrgast fährt, braucht dieser sich nicht entgegenhalten zu lassen. Näheres ist Rdn. 34 zu § 17 dargelegt, wo auch die Fälle beschrieben sind, in denen ausnahmsweise ein Mitverschulden des Fahrgastes vorliegt. III. Die Beförderung von Sachen
23
Durch das MaßnahmenG 1957 wurde der Kreis der Sachen, bei deren Beschädigung oder Vernichtung nach dem StVG gehaftet wird, erheblich eingeschränkt; die Merkmale „An-Sich-Tragen" und „Mit-Sich-Führen" wurden neu ins Gesetz eingeführt. Während das erstere keiner Erläuterung bedarf, ist das letztere schwerer abzugrenzen. Gemeint sind nicht nur die Sachen, die der Beförderte selbst nach Ende der Beförderung wegzutragen vermag, sondern alle, die er im Rahmen des für seine persönliche Beförderung geschlossenen Vertrages zu demselben Bestimmungsort befördern läßt, auch wenn ein anderes Fahrzeug als Beförderungsmittel dient. Es muß sich auch nicht etwa um Koffer, Reisetaschen oder ähnliches handeln. Z. B. gehören dazu auch Fahrräder, Ski, Hunde, Hühner im Korb, Gemüse in Behältern, überhaupt Waren, die vom Land zum Markt gebracht werden. Die Haftung bezieht sich nur auf den Beförderungsvorgang einschließlich des Ein- und Ausladens und des Umladens von einem Fahrzeug in ein anderes. Sie tritt nur bei einem Unfall ein und nicht, wenn die Sache sonstwie durch die Beförderung (Hitze, Kälte, Erschütterung) verdirbt.. Die Erschütterung ist nur dann ein „Unfall", wenn die Zerstörung oder Beschädigung durch einen einmaligen Schlag erfolgt, etwa weil das Kofferradio aus dem Gepäcknetz fällt oder die Ski vom Dachgepäckraum, oder weil das Fahrzeug in ein außergewöhnliches Schlagloch fährt und hierdurch die Eier in der Eierschachtel zerbrechen. In all diesen Fällen ist das Mitverschulden des Fahrgastes (wegen mangelhafter Verpackung) sorgfältig zu prüfen. Gehen Sachen durch einen Unfall verloren, werden z. B. Äpfel beim Umkippen des Mietwagens über ein Feld zerstreut oder der Hut durch einen Unfall auf die Straße geschleudert und vom Wind weggetragen, so liegt ebenfalls eine „Zerstörung" der Sache vor. Eine vor dem Verladen nur gegen das Kraftfahrzeug gelehnte Sache wird nicht befördert; wird sie durch das Anfahren des Kraftfahrzeugs zerstört, so wird nicht nach dem StVG gehaftet. Im Gegensatz zur Haftung für Personenschäden kann diejenige für Sachschäden im Beförderungsvertrag beschränkt oder ganz ausgeschlossen werden. Eine solche Sondervorschrift enthält z. B. § 9 PostreiseO (Rdn. 21). IV. Die Beweislast a) Allgemeiner Grundsatz 24 Der Verletzte, der den Halter nach dem StVG in Anspruch nehmen will, hat zu beweisen, daß sich das Ereignis, das seinen Schaden verursacht hat, bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs zugetragen hat, dessen Halter der Inanspruchgenommene ist. Legt der Halter dar, daß der Verletzte im (oder auf dem) Kraftfahrzeug befördert wurde, so entfällt die Haftung aus StVG (RG 2. 1.28, RdK 223). Es ist nun Aufgabe des Verletzten zu beweisen, er sei entgeltlich befördert worden. 257
§ 9 StVG 25
Haftpflicht
b) Der Beweis des ersten
Anscheins
kann sowohl dem Verletzten als auch dem Halter zugute kommen (Rdn. 227 bis 254 zu § 16). 26
c) Die Haftung des Fahrers beruht nicht auf dem Grundsatz der Gefährdungshaftung, sondern dem der Beweislastverteilung (§ 18). Die dem Fahrer ungünstige Beweislastverteilung ist bei allen beim Betrieb des Kraftfahrzeugs verursachten Personen- und Sachschäden die Regel. Beweist der Fahrer, daß der Verletzte, als sich der Unfall ereignete, durch das Kraftfahrzeug befördert wurde, so entfällt die ihm ungünstige Beweislastverteilung. Sie bleibt jedoch bestehen, wenn dem Verletzten der Nachweis gelingt, daß er entgeltlich befördert worden ist.
27
d) Bei der
Beweislastverteilung
außerhalb der Haftung nach StVG ist zu beachten, daß bei entgeltlicher Beförderung in der Regel ein Beförderungsvertrag vorliegen wird und d a ß der Beförderte dann, wenn er aus diesem gegen seinen Vertragspartner vorgeht, in den G e n u ß der Sonderregelung des § 282 BGB kommt, daß mithin der Vertragspartner beweisen muß, daß ihn und seine Erfüllungsgehilfen (z. B. den Fahrer) an dem Unfall kein Verschulden trifft. Einzelheiten zur Vertragshaftung siehe Rdn. 48, 72, 184 bis 190 und 225 zu § 16. Kein Vertrag liegt vor, wenn eine Person von einem Kraftfahrer gefälligkeitshalber mitgenommen wird (Gefälligkeitsfahrt Rdn. 100 bis 122 zu § 16).
§9 Mitverschulden des Verletzten Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Verletzten mitgewirkt, so finden die Vorschriften des § 254 des Bürgerlichen Gesetzbuchs mit der Maßgabe Anwendung, daß im Falle der Beschädigung einer Sache das Verschulden desjenigen, welcher die tatsächliche Gewalt über die Sache ausübt, dem Verschulden des Verletzten gleichsteht.
Übersicht Rdn.
Rdn. A.
B.
C.
258
Schrifttum
1- 2
I.
Bücher (alphabetisch)
I
II.
Aufsätze (zeitlich)
2
Geschichtliche Entwicklung
3—4
I.
Entwürfe 1906 und 1908
3
II.
Änderungen der Vorschrift
4
Inhalt der Vorschrift
5-9
I.
A n w e n d u n g nur auf die Betriebsgefahr
II.
Das Einstehenmüssen des Eigentümers für ein Verschulden des Gewahrsamsinhabers a) Die tatsächliche Gewalt b) Beispiele für ein Einstehenmüssen des geschädigten Eigentümers
6
7-9 8
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
Rdn. D.
Die A n w e n d u n g d e s $ 254 B G B 1.
D a s bei d e r E n t s t e h u n g d e s S c h a d e n s m i t w i r k e n d e Vers c h u l d e n d e s Verletzten a) b)
D e r Begriff ..Verletzter" ..Bei E n t s t e h u n g d e s Schadens" c) V e r s c h u l d e n d e s Verletzten au) V e r s t o ß d e s Verletzten gegen gesetzliche Vorschriften bb) Gefährdungshaft u n g d e s Verletzten cc) V e r s t o ß gegen allgemeine Sorgfaltspflichten d ) E i n s t e h e n m ü s s e n d e s Verletzten f ü r d a s V e r s c h u l d e n seiner V e r r i c h t u n g s gehilfen e) E i n s t e h e n m ü s s e n d e s Verletzten f ü r seinen gesetzlichen Vertreter 0 Einstehenmüssen des unz u r e c h n u n g s f ä h i g e n Verletzten f ü r e i g e n e s Verhalten Die A b w ä g u n g a) b)
Grundsätze Besonderheiten aa) K e i n e Berücksichtig u n g d e r Betriebsgefahr ohne Gefährdungshaftung bb) A b w ä g u n g bei Amtshaftung cc) Weit ü b e r w i e g e n d e s V e r s c h u l d e n eines Beteiligten c) D e r Begriff „ g r o b e F a h r lässigkeit" d ) Beispiele f ü r g r o b e F a h r lässigkeit e) A b w ä g u n g d e r b l o ß e n B e t r i e b s g e f a h r gegen ein schuldhaftes H a n d e l n des anderen
10-91
c)
Grund der Verpflichtung H a f t u n g für die Unkosten der Niedrighaltung H i n w e i s p f l i c h t a u f ungewöhnlich hohe Schäden
d)
11 — 19 II 12 13 14 15 16
17
18
19 20-25 21
23 24
25 26 27
28
III. V e r s t o ß d e s Verletzten gegen s e i n e Pflicht, d e n S c h a d e n n i e d r i g zu h a l t e n 29 — 42 a) b)
Rdn.
29 30 31
M a ß n a h m e n , die dem Verletzten z u z u m u t e n sind Kreditaufnahme aa) d u r c h d e n Verletzten Inanspruchnahme bb) der Kaskoversicherung cc) Inanspruchnahme eines M i e t f a h r z e u g s dd) Beauftragung einer Werkstätte ee) Verwertung des unfallbeschädigten Kraftfahrzeugs Heilbehandlung f0 und Operation Inanspruchnahme gg) der Krankenkasse Rentenneurose hh) Cervicalsyndrom ü) kk) A r b e i t s p f l i c h t des Verletzten u n d d e r Witwe
IV. Die Beweislast V.
Beispiele f ü r d i e A b w ä g u n g a)
U n f ä l l e u n t e r Beteiligung zweier Kraftfahrzeuge Ü b e r h o l e n , d a s voraa) dere Kraftfahrzeug biegt links a b bb) Andere Überholunlalle cc) B e g e g n u n g , ein K r a f t f a h r z e u g biegt links a b dd) B e g e g n u n g , sonstige Fälle Ampelgeregelte ee) Kreuzung K r e u z u n g mit VorIT) fahrtstraße K r a f t f a h r z e u g gegg) gen W e g e r e c h t s f a h r z e u g an K r e u zung hh) Sonstige Kreuzungsunlalle Auffahren aufhalii) t e n d e s F a h r z e u g bei Nacht kk) A u f f a h r e n a u f halt e n d e s F a h r z e u g bei Tag A u l f a h r e n auf e b e n II) anhaltendes Fahrzeug
32
33
34 35 36
37 38 39 40 41
42 43 44 — 95 44
45 46
47 48 49 50
51 52
53 54
55
259
§ 9 StVG
Haftpflicht Rdn.
Rdn. m m ) A u f f a h r e n a u f ein fahrendes Fahrzeug Ausfahren aus nn) einem Grundstück oo) Anfahren aus dem Halten A u f f a h r e n auf e i n e PP) geöffnete Kraft fahrzeug-Türe Ein K r a f t f a h r z e u g qq) verliert K o f f e r , Z u behörteil, Öl, Ackererde b)
U n f ä l l e , bei d e n e n n u r ein K r a f t f a h r z e u g beteiligt ist Straßenbahn aa) unbeschrankter bb) Bahnübergang cc)
Eisenbahn neben der Straße oder auf Werksgelände
beschrankter Bahnübergang ee) Pferdefuhrwerk IT) F a h r r a d f ä h r t gegen geöffnete Kraftfahrzeug-Türe Kraftfahrzeug übergg> holt e i n e n R a d f a h rer, d e r links einbiegt hh) Abbiegendes Kraftfahrzeug beachtet einen Radfahrer n i c h t , d e r in gleicher Richtung fährt Abbiegendes Kraftü) fahrzeug beachtet entgegenkommenden Radfahrer nicht kk) Radfahrer beachtet b e i m A b b i e g e n ein entgegenkommendes Kraftfahrzeug nicht KreuzungszusamII) m e n s t o ß mit e i n e m Radfahrer m m ) K r a f t f a h r z e u g gegen R a d f a h r e r , sonstige Fälle
bb)
56 57 58 59
60
61 61 62
63
dd)
c)
260
K r a f t f a h r z e u g verletzt einen Fußgänger aa) entgegenkommend o d e r in gleicher Richtung gehend
64 65
66
67
68
69
F u ß g ä n g e r ist a u f d e r F a h r b a h n tätig o d e r wartet a u f d e n Omnibus cc) E i n s t e i g e n in Straß e n b a h n o d e r Aussteigen dd) Kind ee) Fußgänger überquert die F a h r b a h n ff) Sonstige Unfälle zwischen Kraftfahrzeug und Fußgänger d) Unfälle zwischen Kraftfahrzeug und Tier e) V e r l e t z u n g d e r V e r k e h r s sicherungs- und Verkehrsregelungspflicht aa) Kraftfahrzeug und Verkehrssicherungspflicht bb) Kraftfahrzeug und Verkehrsregelungspflicht cc) K r a f t f a h r z e u g gegen Aufsichtspflichtigen dd) Radfahrer, Fußgänger u n d V e r k e h r s sicherungspllicht 0 S o n s t i g e U n f ä l l e o h n e Bet e i l i g u n g eines K r a f t f a h r zeugs aa) Radfahrergegen Radfahrer oder Fuhrwerk bb) R a d f a h r e r gegen Fußgänger cc) Radfahrer oder F u ß g ä n g e r gegen Bahn dd) Skiunlalle g) H a f t u n g g e g e n ü b e r e i n e m Insassen aa)
70 bb) 71
72
cc)
73
dd)
73
Insasse w e i ß v o m Alkoholgenuß des Fahrers des Kraftfahrzeugs Insasse w e i ß v o n Ü b e r m ü d u n g des Kraftlahrzeug-Fahrers Fahrgast eines Mietwagens, Taxis oder Omnibusses S o n s t i g e Fälle v o n Haftung gegenüber d e m Insassen e i n e s Kraftfahrzeugs
74
75 76 77
78 79
80 80 81 82 83
84
84 85 86 87
88
88
89
90
91
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
Rdn. Insasse einer Straßenbahn oder Eisenbahn Sonstige Fälle vertraglic h e r Beziehungen aa) Gast gegen G a s t wirt bb) K u n d e gegen Reparaturwerkstätte,
Rdn.
ee)
A.
92 93 93
i)
Kraftfahrzeug-Verkäufer, Garage oder Tankstelle cc) Kraftfahrzeug-Vermieter gegen Selbstfahrer Sonstige Fälle der A b w ä g u n g im Stral.tenverkehrsrecht
94 95 96
Schrifttum:
I. Bücher (alphabetisch)
1
Venzmer, „Mitverursachung und Mitverschulden im Schadenersatzrecht", München und Berlin 1960. II. Aufsätze
(zeitlich geordnet)
2
Böhmer, „Zum Begriff der tatsächlichen Gewalt über eine beschädigte Sache i. S. des § 9 StVG", VersR 61, 582. Mühlhaus, „Begegnungsverkehr", D A R 65, 321. Böhmer, „ D a s Verschulden des Fahrers erhöht die Betriebsgefahr", M D R 65, 878. Schmidt, „ D i e Kraftfahrzeug-Werkstatt ist kein Erfüllungsgehilfe des Geschädigten", VersR 65, 1136. Böhmer, „Abwägung, w e n n den Kraftfahrer kein Verschulden trifft", JR 66, 92. Rother, „Bedenken gegen die Ausweitung des Mitverschuldens durch den BGH", N J W 326. Böhmer, „ D i e Kraftfahrzeug-Werkstatt ist Erfüllungsgehilfe des Geschädigten", M D R 66, 203. Schneider, „Zusammentreffen eines Mitverschuldens bei der Entstehung des Schadens und eines solchen bei dessen Niedrighaltung", M D R 66, 455. Schmidt, „Kraftfahrzeug gegen Radfahrer", D A R 68, 281. Hörstel, „Keine Haftung des Verletzten für Fehler der Reparaturwerkstätte", VersR 67, 16. Schmidt, „Finanzierung der Reparatur", VersR 67, 22. Künkel und Wolff, „Keine Haftung des Verletzten für Fehler der Reparaturwerkstätte", VersR 67, 730. Schmidt, „Sicherheitsgurt", VP 67, 197 und D A R 68, 9. Tilker, „Sicherheitsgurt", D A R 67, 296. Himer, „Sicherheitsgurt", D A R 68, 126. Knüppel, „Sicherheitsgurt", VersR 68, 335. Otto, „Fahrgäste öffentlicher Verkehrsmittel müssen mit scharfer Bremsung rechnen", VP 71, 148. Finger, „Mitwirkendes Verschulden und Haftung für Dritte", JR 72, 406. Weimar, „Schadenersatzansprüche des Verletzten, der sich aus sittlicher Pflicht in Gefahr begab", VP 72, 168. Preiß, „Fahrgast erkennt schuldhaft die Fahruntüchtigkeit des Kraftwagenführers nicht", PersVk. 72, 103. Böhmer, „Die Schadensverteilung nach dem M a ß der Verursachung gilt nicht bei jedem Schadensfall", JR 73, 51. Böhmer, (ebenso), M D R 73, 196. Wochner, (Erwiderung hierauf), JR 73, 188. Roth-Stielow, „Innerhalb eines sozialen Staatsgefüges m u ß der Träger von Versorgungsleitungen geeignete Vorsorgemaßnahmen ergreifen, daß die Leitungen bei Bauarbeiten Dritter nicht unnötig gefährdet werden", VersR 73, 894. Hübner, „Schadensverteilung bei Schäden anläßlich der Verfolgung festzunehmender Personen durch Beamte", JuS 74, 496. Aurnhammer, „ D a s Problem der Schadensquote", VersR 74, 1060. Berger, „Der Sicherheitsgurt in der Haftung", VersR 74, 520. Kämmerer, „ D a s Anlegen von Sicherheitsgurten ist nicht immer Pflicht", VersR 74, 632. Preiß, „Neuere Rechtsprechung zur Schadenminderungspflicht", GüVk. 74, 161. Knippel, „Der Sicherheitsgurt und § 254 BGB", D A R 75, 15. Knippel, „ D e r Sicherheitsgurt in der Haftung", VersR 75, 987. Härtung, „Die H ö h e der Gesamtschuld im Rahmen der Gesamtabwägung", VersR 74, 106. Schlund, „Nichtanlegen v o n Sicherheitsgurten", D A R 76, 57.
B. Geschichtliche Entwicklung I. Entwürfe 1906 und 1908
3
Der Entwurf 1906 enthielt in Abs. 2 des § 1 eine ähnliche Bestimmung. Dagegen hatte der Entwurf 1908 bereits (in § 3) eine dem jetzigen § 9 entsprechende Vorschrift; sie wich in der Fassung nur insofern davon ab, als der Inhalt des jetzigen § 9 in zwei Absätze zerlegt war. D i e Begründung sagte dazu:
261
§ 9 StVG
Haftpflicht
Das Bürgerliche Gesetzbuch stellt bei den allgemeinen Vorschriften über den Schadensersatz im § 254 den Grundsatz auf, daß, wenn bei der Entstehung eines Schadens ein Verschulden des Verletzten mitgewirkt hat, die Verpflichtung zum Ersätze sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon abhängt, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teile verursacht worden ist. Diese Bestimmung muß auch gegenüber der besonderen Ersatzpflicht, die der Entwurf einführt, zur Anwendung kommen. Um dies außer Zweifel zu setzen, ist im § 3 Abs. 1 eine entsprechende Vorschrift getroffen. In der Reichsratsvorlage waren beide Absätze in der aus der jetzigen Fassung des § 9 ersichtlichen Weise zusammengezogen; die Bestimmung wurde, ohne Debatte, angenommen (KommBer. S. 20).
4 II. Änderungen der Vorschrift § 9 ist schon im K F G vom 3. 5. 09 enthalten und ist seither unverändert geblieben.
5 C. Inhalt der Vorschrift Der eigentliche Inhalt der Vorschrift ist folgender: Sie bestimmt, daß in dem von ihr herausgegriffenen Falle dann, wenn eine Sache beschädigt worden ist, bei der nach § 254 BGB vorzunehmenden Abwägung das Verschulden desjenigen, welcher die tatsächliche Gewalt über die Sache im Zeitpunkt des Unfalls ausgeübt hat, dem Verschulden des Verletzten gleichsteht. Ein solcher Sachverhalt — er zielt vor allem auf die Beachtlichkeit des Verschuldens des Kutschers eines Pferdefuhrwerks — kommt heutzutage wegen des Siegeszugs der Motorisierung verhältnismäßig selten vor (Einzelheiten Rdn. 7 — 9). Es ist aber üblich geworden, § 9 in allen Fällen zu zitieren, in denen § 254 BGB angewendet werden muß und daneben folgende besondere, in der Vorschrift erwähnte Sachlage gegeben ist: Die Haftung für den bei einem Unfall entstandenen Schaden trifft auf Grund von § 7 oder § 18 StVG den Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs, während der Verletzte am Unfall weder als Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs noch als Bahnunternehmer (Straßenbahnunternehmer) oder Tierhalter (Tierhüter) beteiligt war. Irgendeine praktische Bedeutung kommt dem in solchen Fällen üblichen Zitat von § 9 nicht zu, da die in § 254 Abs. 1 BGB vorgeschriebene Abwägung auch ohne die Vorschrift des § 9 vorzunehmen wäre, § 9 insoweit also allenfalls klarstellende Bedeutung hat. Eingehender Betrachtung bedarf jedoch § 254 Abs. 1 BGB selbst (Rdn. 11 bis 28). Diese Vorschrift ist ohne Hinweis auf § 9 zu zitieren, wenn keiner der am Unfall Beteiligten als Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs am Unfall beteiligt war oder wenn nur der Verletzte, nicht aber der Schädiger, als Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs beteiligt war. War dagegen auch der Schädiger in solcher Eigenschaft am Unfall beteiligt, so ist § 17 zu zitieren. Gleiches gilt, wenn auf einer Seite ein Kraftfahrzeug, auf der anderen aber ein Tier oder eine Eisenbahn (Straßenbahn) beteiligt war. Nähere Einzelheiten hierzu findet man in Rdn. 12 zu § 17. Irgendein sachlicher Unterschied zwischen den Regelungen in § 9, § 17 und in § 254 BGB besteht — mit der eingangs erwähnten, den eigentlichen Inhalt von § 9 bildenden Ausnahme und mit den in Rdn. 6 und Rdn. 16 dargelegten Einschränkungen — nicht. Insbesondere ist stets (Rdn. 15) zuungunsten eines am Unfall beteiligten Halters oder Fahrers eines Kraftfahrzeugs dessen Betriebsgefahr in die Waagschale zu werfen (Rdn. 4 zu § 17). §254 Abs. 2 BGB gilt ohnedies für alle 262
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
Schadenfälle. Einzelheiten über diese vor allem die Schadenminderungspflicht behandelnde Vorschrift sind in Rdn. 78 — 89 des Werkes Zivilrechtliche Haftung im Straßenverkehr erörtert. Für die Anwendung des § 9 gelten folgende Regeln: I. Anwendung nur auf die Betriebsgefahr
6
Eine weitere Einschränkung des § 9 liegt darin, daß diese Vorschrift nur zitiert werden darf, soweit die Haftung des Halters aus Gefahrdungshaftung (§ 7) (RG 27. 9. 28, HansRZ 29, 201) oder des Fahrers aus vermutetem Verschulden (§ 18) in Frage steht, soweit also lediglich die Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs in die Waagschale geworfen wird, daß aber ein Zitat des § 9 unzulässig ist, soweit den Fahrer oder Halter ein Verschulden trifft (BGH 30. 3.65, NJW 1273). Hierin unterscheidet sich der Anwendungsbereich des §9 von dem des § 17. Diese zunächst befremdlich erscheinende Einengung ist berechtigt, und zwar deshalb, weil sich der eigentliche Inhalt des § 9, nämlich die Anordnung, daß der Eigentümer einer Sache sich das Verschulden des Gewahrsamsinhabers anrechnen lassen müsse, zweifellos nur auf die Gefahrdungshaftung und das vermutete Verschulden nach StVG bezieht (Rdn. 7). Diese Einengung der Anwendbarkeit des § 9 hat die weitere Folge, daß diese Vorschrift ohne weiteres entfällt, wenn der Halter des Kraftfahrzeugs, das den Schaden herbeigeführt hat, den Entlastungsbeweis nach § 7 Abs. 2 führt oder der Fahrer, den der Verletzte in Anspruch nehmen will, nachweist, daß ihn kein Verschulden trifft (RG 27.9. 28, a. a. O.). Die Anwendbarkeit entfällt ferner, wenn das Kraftfahrzeug, dessen Halter oder Fahrer in Anspruch genommen wird, im Zeitpunkt des Unfalls nicht in Betrieb war oder wenn es nach seiner Bauart nicht schneller als 20 km/h fahren konnte (§ 8). II. Das Einstehenmüssen des Eigentümers für ein Verschulden des Gewahrsamsinhabers
7
Das Einstehenmüssen im Fall einer Sachbeschädigung, die durch ein Kraftfahrzeug verursacht wurde, ist ein dem bürgerlichen Recht Deutschlands im allgemeinen fremder Rechtssatz. Hieran ändert auch die Tatsache nichts, daß sich entsprechende Sondervorschriften in § 3 SHG, § 4 HaftpflG und in § 34 LVG finden. Infolge dieser Ausnahmenatur kann der Rechtssatz, dem Wortlaut des Gesetzes entsprechend, nur gelten, soweit der geschädigte Eigentümer den Halter oder den Fahrer eines Kraftfahrzeugs aus der Haftung nach dem StVG in Anspruch nimmt. Stehen dagegen dem Eigentümer auch Ansprüche aus unerlaubter Handlung gegen den Halter oder den Fahrer des Kraftfahrzeugs zu, so gilt die Sonderregelung nicht, soweit der Eigentümer seine Ansprüche hierauf stützt. Soweit Verschuldenshaftung in Betracht kommt, muß sich der Verletzte ein Verschulden des Gewahrsamsinhabers allerdings nach allgemeinen Grundsätzen dann entgegenhalten lassen, wenn er diesen zu einer Verrichtung bestellt (Rdn. 17) oder nicht ausreichend verhindert hatte, daß dieser eine Schwarzfahrt ausführt (Rdn. 73 — 76 zu § 16). a) die tatsächliche
Gewalt
8
Die tatsächliche Gewalt übt der Besitzer und der Besitzdiener aus (§§ 854, 855 BGB). Es handelt sich um ein rein tatsächliches Verhältnis; darauf, ob die tatsächliche Gewalt berechtigt oder unberechtigt ausgeübt wird, kommt es nicht an. Das Herrschaftsverhältnis, das eine Einwirkung auf die Sache gestattet, darf nicht nur ganz vorübergehender Natur sein und führt zu den Rechtsfolgen des § 9 nur, wenn 263
§ 9 StVG
Haftpflicht
es von jedem erkannt werden kann, der darauf achtet (RGZ 77, 201/209 vom 24.6. 11, München, 13.3.09, SeuffA 64, 483; Böhmer, VersR 61, 582). Ein Entlastungsbeweis, wie ihn z. B. § 831 BGB kennt, ist bei § 9 StVG nicht zugelassen. 9
b) Beispiele für ein Einstehenmüssen
des geschädigten
Eigentümers
Der Eigentümer hat sich das Verschulden dessen anrechnen zu lassen, der sein (des Eigentümers) Pferdefuhrwerk kutschiert, mit seinem Ochsen pflügt, sein Reitpferd reitet, seine Schafe oder Kühe zur Weide treibt, sein Fahrrad fährt, seinen Handwagen auf der Straße schiebt oder seinen Koffer zur Bahn trägt. Ausgenommen sind die Fälle, in denen der Unfall durch typische Tiergefahr mitverursacht wurde; denn diese Fälle regeln sich nach § 17 Abs. 2. Da es gelegentlich vorkommt, daß der Eigentümer eines Kraftfahrzeugs nicht Halter ist, gewinnt dann § 9 sogar bei Kraftfahrzeugen Bedeutung. Schließlich fallen alle Fälle unter § 9, in denen ein Fuhrunternehmer, sei es mit Pferdefuhrwerk oder Lastkraftwagen, fremde Waren befördert.
1 0 D. Die Anwendung des § 254 BGB Es ist oben Rdn. 5 bereits dargelegt, daß der Grundsatz des § 254 BGB in allen Fällen heranzuziehen ist, in denen den Verletzten ein Verschulden an der Entstehung des Schadens trifft oder in denen er aus Gefährdungshaftung oder wegen vermuteten Verschuldens in Anspruch genommen werden könnte, wäre an seiner Statt ein anderer durch den Unfall verletzt oder sonst geschädigt (Rdn. 29). Der Bundesgerichtshof (BGHZ 52, 166 v. 2 . 6 . 6 9 = NJW 1899 = VersR 730 = VRS 37, 406 [II 182/67]) leitet hieraus den allgemeinen Grundsatz ab, der Verletzte sei für jeden Schaden mitverantwortlich, bei dessen Entstehung er in zurechenbarer Weise mitgewirkt habe. Ohne genaue Kenntnis der aus § 254 BGB abgeleiteten Regeln ist mithin auch eine Abwägung nach § 17 StVG nicht möglich. §254 BGB lautet: (1) Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Beschädigten mitgewirkt, so hängt die Verpflichtung zum Ersätze sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist. (2) Dies gilt auch dann, wenn sich das Verschulden des Beschädigten darauf beschränkt, daß er unterlassen hat, den Schuldner auf die Gefahr eines ungewöhnlich hohen Schadens aufmerksam zu machen, die der Schuldner weder kannte noch kennen mußte, oder daß er unterlassen hat, den Schaden abzuwenden oder zu mindern. Die Vorschrift des § 278 findet entsprechende Anwendung. Diese Vorschrift verdeutlicht, daß Treu und Glauben es ganz allgemein verbieten, den Schädiger in voller Höhe zur Rechenschaft zu ziehen, wenn dieser die gefährliche Lage vorwerfbar geschaffen oder doch mitgeschaffen hat, in der sich das vom Schädiger zu vertretende Verhalten zum Entstehen des Schadens auswirken konnte; die zusätzliche für den Erfolgseintritt wesentliche Schadensursache muß vielmehr berücksichtigt werden, wenn sie aus dem Gefahrenbereich des Geschädigten hervorgegangen war (BGH 15. 1. 74, NJW 797 = VersR 651). 264
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
I. Das bei der Entstehung des Schadens mitwirkende Verschulden des Verletzten
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a) Der Begriff,, Verletzter" ist in Rdn. 151 zu § 7 erläutert.
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b) „Bei der Entstehung des Schadens" bedeutet, daß der Schaden durch ein Verhalten des Verletzten mitverursacht sein muß; nicht erforderlich ist eine Mitwirkung am Unfall, wenn der Verletzte auf andere Weise auf den Schaden Einfluß genommen hat. Dieses Verhalten kann vor dem Unfall liegen, aber auch nachher; so hat der körperlich Verletzte dafür einzustehen, daß er sich nicht rechtzeitig in ärztliche Behandlung begeben oder eine zumutbare Operation verweigert hat. c) Ein „ Verschulden" des Verletzten
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im Sinne von § 254 Abs. 1 kann in drei verschiedenen Sachverhalten gesehen werden, in einem Gesetzesverstoß (Rdn. 14), im Einstehenmüssen für eine Betriebsgefahr oder Tiergefahr (Rdn. 15) und schließlich in einem Verstoß gegen allgemeine Sorgfaltspflichten (Rdn. 16). aaj Der Verstoß des Verletzten gegen gesetzliche Vorschriften, insbesondere gegen 14 die StVO, ist der häufigste Fall der Anwendung der Regeln des § 254 Abs. 1 BGB. Voraussetzung ist, daß entweder der Unfall auf den Verstoß zurückzuführen ist oder daß dieser den Schaden vergrößert hat. bb) Gefährdungshaftung des Verletzten ist ein weiterer Anwendungsfall. Ebenso 15 wie in den Fällen, in denen § 17, nicht aber § 9 oder § 254 Abs. 1 BGB zu zitieren ist (Rdn. 5), ist auch, wenn der Schädiger weder als Kraftfahrzeug-Halter noch als Tierhalter, Kraftfahrzeug-Führer, Tierhüter oder Eisenbahnunternehmer am Unfall beteiligt ist, wohl aber der Verletzte in einer dieser Eigenschaften, die Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs oder der Eisenbahn oder die typische Tiergefahr zuungunsten des Verletzten als Mitverursachung zu berücksichtigen; Voraussetzung ist, daß er den ihm obliegenden Entlastungsbeweis nicht geführt hat (Rdn. 23) (Wussow, Das Unfallhaftpflichtrecht, 9. Aufl. Tz. 1267). Diese erweiterte Anwendung des § 254 BGB auf alle Fälle, in denen den Verletzten zwar kein Verschulden, aber die Verantwortung für eine Betriebsgefahr (Tiergefahr) trifft (BGHZ 6, 319 vom 23. 6. 52 [außer bei BGHZ trägt die Entscheidung das Datum 9. 6. 52] = VkBl. 346 = VRS 4, 481 = DAR 183 = NJW 1015 mit ablehnender Anm. von Berchtold, NJW 53, 142; dagegen wieder Gerhardt, NJW 54, 139; BGH 16. 1. 53, VRS 5, 163; BGH 14. 2. 53, DAR 94 = VRS 5, 251/253; BGH 14. 10. 53, VRS 6, 1; 24. 3. 55, VkBl. 499 = DAR 135 = VRS 9, 4 / 6 ; 8. 6. 55, VRS 9, 89/93; Oldenburg, 14. 2. 56, DAR 129; München, 18. 5. 61, VersR 1049), ist mit Unrecht auf Widerspruch gestoßen (vor allem auf den von Venzmer, Mitverursachung und Mitverschulden im Schadenersatzrecht, München und Berlin 1960, Fußn. 3 S. 93). Es geht vor allem nicht an, die Fälle auszunehmen, in denen der Schädiger aus unerlaubter Handlung haftet, wie Böhmer (JR 56, 290; DAR 57, 146; JR 60, 130; MDR 60, 366) und das OLG Neustadt (6.6.50, DAR 51, 98) im Anschluß an die ältere Rechtsprechung (z.B. München, 22. 1.40, H R R Nr. 1021) meinen. Abzulehnen ist daher auch die Ansicht des BGH (20. 12.62, VersR 63, 380, mit zustimmender Anm. Böhmer in M D R 63, 559), § 254 BGB sei entgegen den allgemein für diese Vorschrift aufgestellten Grundsätzen dann unanwendbar, wenn der durch Verschulden des Verkehrssicherungspflichtigen verletzte Kraftfahrer den Entlastungsbeweis nach § 18 StVG nicht habe führen können. Die vom BGH gegebene Begründung, 265
§ 9 StVG
Haftpflicht
den Fahrer treffe nach § 18 keine Gefährdungshaftung, auch wenn er den Entlastungsbeweis nach § 18 nicht habe führen können, liegt neben der Sache und beruht offensichtlich auf der Annahme, die Haftung aus § 18 dürfe nicht als Gefährdungshaftung bezeichnet werden. Darüber, daß der Fahrer eines Kraftfahrzeugs, der den Entlastungsbeweis des § 18 nicht führen konnte, für die Betriebsgefahr des von ihm gefahrenen Kraftfahrzeugs einzustehen hat, sind sich Rechtsprechung — auch die des BGH — und Schrifttum einig (Rdn. 35 zu § 18). Böhmer weist (DAR 73, 42) zutreffend darauf hin, daß in dem vom BGH am 20. 12. 62 entschiedenen Fall der Fahrer den Entlastungsbeweis nach § 18 geführt hatte; die Annahme, der Verletzte müsse teilweise für den entstandenen Schaden einstehen, kam mithin von vornherein nicht in Betracht. 16
cc) Verstoß gegen allgemeine Sorgfaltspflichten. Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs liegt ein mitwirkendes Verschulden des Verletzten auch dann vor, wenn er nicht gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen hat, der Schaden aber nur deshalb entstanden ist oder sein Ausmaß erreicht hat, weil der Verletzte diejenige Sorgfalt außer acht gelassen hat, die ein ordentlicher und verständiger Mensch zur Vermeidung eigenen Schadens anzuwenden pflegt (RGZ 112, 284/287 vom 6. 1. 26; RGZ 149, 6/7 vom 6. 3. 35; BGHZ 9, 316/318 vom 29. 4. 53 = VRS 5, 323/324; BGH 16. 12. 53, VRS 6, 87/89 = DAR 54, 58; BGH 1. 4. 58, VersR 379). Diese Meinung gründet sich auf die Erwägung, jeder müsse den Schaden selbst tragen, der ihm durch eigene Unachtsamkeit entstehe. Sie wird mit einigem Recht von Venzmer ( a . a . O . 1, 92; ähnlich auch Rother, NJW 66, 326) bekämpft, der Bedenken hat, den Verletzten schlechter zu stellen als den Schädiger. In der Tat würde, wenn man jeden solchen Verstoß des Verletzten mit dem strengen Maßstab des § 276 BGB beurteilen wollte, der Verletzte wegen des umfassenden Kreises der Pflichten, eigenen Schaden zu vermeiden, nur selten vollen Schadenersatz verlangen können. Es ist vor allem kaum ein Unfall eines Fußgängers denkbar, der nicht durch kluge Voraussicht und vorsichtiges Verhalten hätte vermieden werden können. Die vom BGH entwickelte Lehre bedarf daher der Einschränkung. Zutreffend weist Venzmer (a. a. O. 1, 149) darauf hin, daß auch der Bundesgerichtshof sie in der Praxis häufig unbeachtet läßt und ein Mitverschulden des Verletzten schon dann verneint, wenn dieser sich verkehrsgerecht verhalten hat; der BGH prüft in diesen Entscheidungen nicht, ob der Verletzte auch alles getan hat, was ein verständiger Verkehrsteilnehmer, der von häufig vorkommenden Verstößen anderer Verkehrsteilnehmer gegen die Verkehrsregeln weiß, zur Vermeidung eigenen Schadens ohne Schwierigkeit hätte tun können. Auch bei anderen Gerichten herrscht die Gepflogenheit, ein Mitverschulden des Verletzten schon dann zu verneinen, wenn erwiesen ist, daß er nicht gegen Verkehrsregeln und nicht gegen § 1 StVO verstoßen hat. Daß dies in den Fällen des § 17 immer so zu handhaben ist, ergibt sich daraus, daß § 17 den § 254 Abs. 1 BGB ausschließt (BGH 2. 6. 54, VRS 7, 38). Diese offenbaren Unstimmigkeiten lassen sich vermeiden, wenn man die Sorgfalt, eigenen Schaden zu vermeiden, mit einem nicht so strengen Maßstab mißt und eine leichte Fahrlässigkeit nicht ausreichen läßt. Was hier gemeint ist, sei an einem Beispiel erläutert: Es hat sich die Übung herausgebildet, daß die Bewohner eines Dorfes, um als Fußgänger zum Nachbardorf zu gelangen, bei Dunkelheit, statt die von Kraftfahrzeugen stark befahrene Landstraße zu benutzen, häufig einen Umweg von einem Kilometer über ein drittes Dorf in Kauf nehmen. Wird nun ein Fußgänger, der entgegen dieser Übung bei Dunkelheit die Landstraße benützt, trotz äußerster Vorsicht und verkehrsgerechten Verhaltens von einem Kraftwagen angefahren, so müßte er sich 266
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
nach der Theorie des BGH ein Mitverschulden anrechnen lassen, weil ein „verständiger Mensch" zur Vermeidung des Unfalls den Umweg in Kauf genommen hätte. So hat der BGH hälftiges Mitverschulden eines Fußgängers angenommen, der, ohne hierzu nach der StVO verpflichtet zu sein, eine Straße nachts ohne Benutzung eines Fußgängerüberwegs überschritten hatte (24. 6. 58, VersR 550 = VRS 15, 164). Venzmer (1, 164 und 166) weist mit Recht darauf hin, daß dieser Fußgänger, da ihm kein Verstoß gegen Verkehrsregeln zur Last gelegt werden konnte, von dem Fahrer des am Unfall beteiligten Kraftfahrzeugs nicht zum Schadenersatz hätte herangezogen werden können und daß der BGH an anderer Stelle (23. 2. 56, VersR 257) selbst ausgesprochen hat, das Verhalten des Verletzten dürfe diesem, selbst wenn es ihn gefährde, nur dann zum Nachteil gereichen, wenn ihm ein weniger gefährliches Verhalten zuzumuten gewesen wäre. Die Prüfung der Zumutbarkeit eines anderen Verhaltens ist mithin für die Beantwortung der Frage entscheidend, ob der Schadenersatzanspruch des Verletzten (oder seiner Hinterbliebenen) in voller Höhe oder nur in der Höhe eines Teils des Schadens besteht. Nach dem Grundgesetz steht jedem innerhalb des Bundesgebiets die Befugnis zu, sein Handeln und Unterlassen im Rahmen der Gesetze frei zu bestimmen. Eine Einschränkung dieses Rechts kann immer nur in Ausnahmefällen unter dem Blickpunkt höherwertiger Interessen oder dann geboten sein, wenn nach Treu und Glauben erwartet werden kann, daß ein sich verkehrsgerecht verhaltender Teilnehmer auf die Interessen anderer Verkehrsteilnehmer Rücksicht nimmt. Die Teilnahme am Straßenverkehr ist stets gefährlich. Diese Tatsache allein braucht aber keine Person abzuhalten, am Verkehr teilzunehmen. Das gilt auch für Prothesenträger, Blinde und Taube. Nur eine besondere, im Einzelfall entstandene Gefahrenlage kann nach Treu und Glauben von einem Verkehrsteilnehmer fordern, daß er sich (handelnd) in Sicherheit bringt oder (unterlassend) von einem verkehrsgerechten Handeln, zu dem er eigentlich befugt wäre, Abstand nimmt. Mit dieser Einschränkung ist den vom Bundesgerichtshof aufgestellten Grundsätzen — die dieser ohnedies immer nur in Ausnahmefällen angewandt hat — beizustimmen. Mit Recht hat z. B. das OLG Celle (15. 1. 54, VkBl. 55, 144 = VRS 8, 162) das Mitverschulden eines auf einer Verkehrsinsel stehenden Fußgängers angenommen, weil dieser, obwohl er durch Hupsignale und Zuruf auf eine ihm drohende Gefahr aufmerksam gemacht worden war, seinen Standort nicht verließ und deshalb verletzt wurde. Nicht zu billigen ist dagegen die Ansicht des OLG Hamburg (Hamburg, 28. 11. 67, VersR 70, 188), gegen seine Pflicht, sich vor Schaden zu bewahren, verstoße derjenige nicht, der sich gefälligkeitshalber bei plötzlich einsetzender Straßenglätte und nächtlichem Schneefall von einem Fahrer mitnehmen lasse, der erst vor vier Wochen die Fahrerlaubnis erhalten hat; eine Anwendung des § 254 BGB setze einen Straßenzustand voraus, bei dem kein vernünftiger Mensch eine Fahrt unternehme (Rdn. 121 zu § 16). Aus allem ergibt sich: Hat der Verletzte sich keines Verstoßes gegen Verkehrsvorschriften schuldig gemacht, so kann ihm als mitwirkendes Verschulden an der Entstehung des Unfalls ein solches Handeln angerechnet werden, das grob gegen die Sorgfalt verstoßen hat, die ein verständiger Mensch zur Vermeidung eigenen Schadens anzuwenden pflegt. Nach Ansicht des 2. Senats (BGH 18. 12.67, VersR 68, 351/352) hängt die Anrechnung davon ab, ob sich der Geschädigte, hätte er einen anderen geschädigt, ersatzpflichtig gemacht hätte. Ist nicht § 254 BGB oder über § 9 StVG § 254 BGB, sondern § 17 StVG anzuwenden, so hat ein solches Handeln in jedem Fall außer Betracht zu bleiben. Denn § 17 StVG schließt als Spezialvorschrift die Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB aus (BGH 2.6. 54, VRS 7, 38). War 267
§ 9 StVG
Haftpflicht
das Handeln nicht Ursache des Unfalls, sondern hat es den Schaden lediglich nachträglich vergrößert (§ 254 Abs. 2 BGB), so muß sich der Verletzte auch leichte Fahrlässigkeit anrechnen lassen und zwar auch dann, wenn der Ausgleich in erster Linie nach § 17 StVG erfolgt (Rdn. 29). 17
d) Einstehenmüssen des Verletzten für das Verschulden seiner Verrichtungsgehilfen Auch dann, wenn der Verletzte weder gegen ein Gesetz noch gegen die Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten verstoßen hat und auch nicht für die Betriebsgefahr eines Kraftfahrzeugs, einer Eisenbahn oder eines Tieres einzustehen hat, ist § 254 BGB dann anzuwenden, wenn ein Verrichtungsgehilfe (§ 831 BGB) des Verletzten den Schaden verursacht hat (RGZ 77, 211/213 vom 6. 7. 11; RG 21. 9. 11, JW 944; RG 23. 11.11, JW 12, 138/139; RGZ 79, 312/319 vom 2. 5. 12). Dieser Grundsatz kommt dann nur selten zum Zuge, wenn der Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs verletzt wurde; denn in diesen Fällen muß der Verletzte ohnedies schon nach § 7 das Verhalten des Fahrers und aller beim Betrieb Beschäftigten als Erhöhung der Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs ohne die Möglichkeit eines Entlastungsbeweises gegen sich gelten lassen. Die Frage, ob sich die Anwendung des § 254 BGB zuungunsten des Verletzten aus § 831 BGB ergibt, entsteht also in der Regel nur, wenn der Verletzte entweder Insasse eines Kraftfahrzeugs war (ohne gleichzeitig Halter zu sein) (so war der Sachverhalt bei RG 21.9. 11; 23. 11.11, 2. 5. 12 a. a. O.), oder wenn er als Fußgänger, Radfahrer oder als Lenker oder Insasse eines Pferdefuhrwerkes (so war der Sachverhalt bei RG 6. 7. 11 a. a. O.) (oder in ähnlicher Eigenschaft) am Verkehr teilgenommen hat. Diese Fälle der Anwendung des § 831 BGB sind in Rdn. 43 bis 49 zu § 16 erläutert. Zu beachten ist, daß eine Gesetzesverletzung des Verrichtungsgehilfen vorliegen muß, wenn die hier gewonnenen Grundsätze Anwendung finden sollen; eine bloße Nachlässigkeit des Verrichtungsgehilfen in Ausübung der Pflicht, sich selbst oder den Verletzten vor Schaden zu bewahren, schadet dem Verletzten nicht. Der Fahrer ist im allgemeinen nicht Verrichtungsgehilfe des Insassen (RG 23. 11. 11 a. a. O.). Die Vorschrift in § 254 Abs. 2 Satz 2, daß die Regeln über das Einstehenmüssen für Handlungen von Erfüllungsgehilfen (§ 278 BGB) anzuwenden seien, bezieht sich nur auf die Schadenminderungspflicht nach dem Unfall, also in einem Zeitraum, in dem durch diesen schon Rechtsbeziehungen zwischen den Beteiligten entstanden waren (RGZ 62, 346/348 vom 29. 1. 06; RGZ 75, 257/258 vom 29. 12. 10; RG 23. 11. 11 und 2. 5. 12 a. a. O.; Böhmer, MDR 61, 1). Darüber hinaus ist allerdings § 278 BGB auch dann in vollem Umfang anzuwenden, wenn zwischen dem Schädiger und dem Verletzten schon vor dem Unfall rechtsgeschäftliche Beziehungen bestanden, wie dies zwischen dem Insassen und dem Halter des Fahrzeugs häufig der Fall ist, und wenn die Fahrt im Rahmen dieser Beziehungen lag (RGZ 141, 353/356 vom 12. 7. 33). Bei Gefälligkeitsfahrten entsteht freilich in der Regel kein Vertragsverhältnis (Rdn. 100 bis 103 zu § 16).
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e) Einstehenmüssen des Verletzten für seinen gesetzlichen Vertreter In Rdn. 17 wurde ausgeführt, daß sich der Verletzte in gewisser Hinsicht ein Verschulden seines Erfüllungsgehilfen anrechnen lassen muß. In denselben Fällen muß er sich auch ein Verschulden seines gesetzlichen Vertreters nach § 278 BGB entgegenhalten lassen. Hieraus ergibt sich, daß das Verschulden des gesetzlichen Vertreters dann außer Betracht zu bleiben hat, wenn vor dem Unfall keine Rechtsbeziehungen zwischen dem Schädiger und dem Verletzten bestanden und wenn sich das Verschulden nur auf die Entstehung des Schadens bezieht (Neustadt, 268
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
6. 6. 50, DAR 51, 98; BGHZ 1, 248 vom 8. 3. 51 = NJW 477 = VRS 3, 241; BGH 28.4. 52, NJW 1050 mit Anm. Breetzke; Neustadt, 6. 6. 52, VRS 5, 32; Tübingen, 26. 3. 53, VkBl. 294 = RdK 79; BGHZ 9, 316/319 vom 29.4. 53 = VRS 5, 323; BGH 14. 6. 57, VersR 587/588; Düsseldorf, 22. 7. 58, MDR 59, 37; BGH 29.9. 59, VersR 1009 = FamRZ 60, 19; BGH 29. 5. 62, VersR 783; a. M. Staks, VAE 42, 4). Das Verschulden des gesetzlichen Vertreters mindert den Schadenersatzanspruch des Verletzten nicht einmal dann, wenn der Schädiger den gesetzlichen Vertreter zum Ausgleich (Rdn. 24, 28 zu § 17) heranziehen kann (Celle, 16. 10. 61, NJW 62, 51 = MDR 62, 129 = DAR 62, 206), z. B. weil dieser seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Bestanden schon vor dem Unfall vertragliche Beziehungen zwischen dem Schädiger und dem Verletzten, so kann dieser der ihm ungünstigen Anwendung des § 278 BGB nicht etwa dadurch entgehen, daß er seine Ansprüche lediglich auf § 7 StVG, § 1 HaftpflG oder § 823 BGB stützt (BGH 29. 4. 53 a. a. O.; BGHZ 24, 325 vom 28. 5. 57 = VersR 455 = JZ 474). Ein vertragsähnliches Verhältnis zwischen dem Kind und dem Beförderer, das zur Anwendung des § 278 BGB zwingt, besteht auch dann, wenn die Eltern lediglich einen Beförderungsvertrag zugunsten des Kindes (als eines Dritten) abgeschlossen haben. Das Verschulden des gesetzlichen Vertreters soll — so meint der BGH — dem Vertretenen nur dann entgegengehalten werden können, wenn die Handlung oder Unterlassung des gesetzlichen Vertreters gerade in Ausübung der gesetzlichen Vertretung geschah (BGH 30.3. 55, JZ 453 = RdK 122 = VersR 342 = VRS 8, 406/409; Böhmer, JZ 55, 699 und MDR 56, 401; a. M. Staks, JZ 55, 606). Der Ansicht des BGH ist beizutreten. Sie hatte allerdings Bedeutung nur in der Zeit, in der die Mutter lediglich zur Personensorge für das Kind verpflichtet war, aber ohne besondere Ermächtigung des Vaters nicht das Recht hatte, für das Kind einen Beförderungsantrag abzuschließen. Nach der Rechtslage seit 1953 hat freilich ein vom Vater oder von der Mutter geschlossener Beförderungsvertrag ebenfalls nur dann Wirkung zum Vorteil oder Nachteil des Kindes, wenn der andere Elternteil zugestimmt hatte; nach der Erfahrung des Lebens kann aber eine solche Zustimmung allgemein als erteilt gelten, so daß sich das Kind Nachlässigkeiten eines Elternteils bei der Beförderung als Mitverschulden anrechnen lassen muß. Immerhin erstreckt sich die allgemein von dem anderen Elternteil erteilte Ermächtigung nicht auf eine Fahrt, die dem Zweck dient, das Kind zu entführen und dem anderen Elternteil vorzuenthalten. Gerade einen solchen Fall betraf aber das Urteil des BGH vom 30. 3. 55 (a. a. O.). Liegt dagegen das Einverständnis des anderen Elternteils vor, so umfaßt die gesetzliche Vertretung die Verpflichtung, den Vertretenen — also das Kind — zu einem vertragsgemäßen Verhalten und zur Niedrighaltung des Schadens anzuhalten. Fährt mithin ein Kind auf Grund Beförderungsvertrages in der Eisenbahn oder als Insasse eines anderen Verkehrsmittels, so muß es sich, wenn es dabei verletzt wird, im Regelfall die Verletzung der Aufsichtspflicht seiner gesetzlichen Vertreter entgegenhalten lassen, nicht aber die Vernachlässigung der Aufsicht durch andere Personen. Machen Eltern eigene Ansprüche aus Verletzung ihres Kindes geltend (z. B. aus § 10 StVG), so müssen sie sich ihr Verschulden an der Entstehung des Unfalls entgegenhalten lassen, das darin liegt, daß sie ihr Kind mangelhaft beaufsichtigt haben (Düsseldorf, 22. 7. 58, MDR 59, 37). f ) Einstehenmüssen des unzurechnungsfähigen Verletzten fiir eigenes Verhalten 19 Alles, was in Rdn. 73 bis 80 zu § 16 über die Haftung oder beschränkte Haftung des unzurechnungsfähigen Schädigers ausgeführt ist, gilt auch für die Frage, inwieweit sich der Unzurechnungsfähige ein den Schaden verursachendes oder erhöhen269
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Haftpflicht
des eigenes Handeln oder Unterlassen anrechnen lassen muß (LG Köln, 1. 10. 52, M D R 53, 41; München, 2.4.53, DAR 114; Celle, 29.4.54, VersR 461; Hamm, 8. 2. 55, VRS 9, 161 mit zust. Anm. Goltermann; Schleswig, 8. 1. 57, SchlHAnz. 97; BGH 10. 4. 62, DAR 204 = VersR 635 = VRS 22, 407; BGH 26. 6. 62, NJW 2201 = VersR 8 1 1 = DAR 293; BGH 30.4. 63, VersR 873/874; a. M. mit ausführlichen Nachweisen Haberkorn, MDR 60, 554 und Böhmer, M D R 62, 778). § 829 ist zumindest entsprechend anzuwenden, dürfte sich aber zuungunsten des Verletzten nur in seltenen Ausnahmefällen auswirken (Böhmer, VersR 62, 823, Anm. zu BGH 10. 4. 62). Sind beide Teile haftpflichtversichert, so kann § 829 BGB nur selten herangezogen werden. Denn die Berücksichtigung der durch das verletzte Kind gesetzten Ursache des Unfalls ist nur zulässig, wenn dies angesichts der besonderen Umstände des Falles erforderlich ist, um zu einem billigen Ergebnis zu gelangen. Eine Berücksichtigung des „natürlichen" Verschuldens des Kindes kommt — auch wenn es sich in guten Vermögensverhältnissen befindet oder wenn es versichert ist — nur dann in Betracht, wenn den anderen Teil kein erhebliches Verschulden trifft. Das Ausmaß dieses Verschuldens ist in diesem Zusammenhang auch dann zu prüfen, wenn das Kind seinen Anspruch nur auf §§7, 18 StVG stützt (BGH 24.6.69 a. a. O.). Die Heranziehung des § 827 Satz 2 BGB ist geboten, wenn der Verletzte sich in Volltrunkenheit versetzt hat und in unzurechnungsfähigem Zustand sich von einem fahruntüchtigen Fahrer hat befördern lassen. Bei der Anwendung des § 828 Abs. 2 BGB ist darauf abzustellen, ob der verletzte Minderjährige die zur Erkenntnis der Gefährlichkeit des eigenen Verhaltens erforderliche Einsicht gehabt hat. Im übrigen darf auch — abgesehen von den Vorschriften in §§ 827 bis 829 BGB — bei der Abwägung nicht übersehen werden, daß das Verschulden eines Erwachsenen schwerer wiegt als das eines Kindes (Tübingen, 15. 5. 51, DAR 100 LS; BGH 23. 10. 52, VRS 5, 4; Tübingen, 26. 2. 53, RdK 46; Oldenburg, 3.6. 55, M D R 609 LS = VkBl. 483 LS = DAR 303). 2 0 II. Die Abwägung Steht fest, daß die in Rdn. 11 — 19 beschriebenen Voraussetzungen für eine Abwägung nach § 254 BGB vorliegen, so erfolgt diese in erster Linie danach, inwieweit der Schaden durch den Schädiger und durch den Verletzten verursacht worden ist. In zweiter Linie ist auch das Verschulden der Beteiligten und sind auch sonstige Begleitumstände in die Waagschale zu werfen. 21 a) Die Grundsätze der Abwägung sind in Rdn. 15 bis 26 zu § 17 dargelegt. Daß die bloße Betriebsgefahr im Regelfall mit einem Fünftel in Ansatz zu bringen ist, ist in Rdn. 25 c behandelt. In Rdn. 15 zu § 17 findet man Ausführungen über die Abwägung, wenn der Verletzte mehrere Schädiger in Anspruch nimmt, in Rdn. 28 zu § 7 und in Rdn. 2, 25 und 52 zu § 17 über erhöhte Betriebsgefahr. 22 b) Besonderheiten ergeben sich für den Fall, daß der Verletzte weder als Halter noch als Fahrer eines Kraftfahrzeugs beim Unfall zu Schaden kam. 23 aa) Keine Berücksichtigung der Betriebsgefahr ohne Gefährdungshaftung. Angesichts der Tatsache, daß § 254 BGB vorschreibt, daß bei der Abwägung in erster Linie nicht das Verschulden der Beteiligten in Rechnung zu stellen ist, sondern das Maß, in dem der eine oder andere Beteiligte den Schaden verursacht hat, entsteht die Frage, ob die Betriebsgefahr des vom Schädiger oder vom Verletzten gelenkten 270
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
Fahrzeugs auch dann zu berücksichtigen ist, wenn es sich um kein Kraftfahrzeug handelt oder wenn das Fahrzeug zwar ein Kraftfahrzeug ist, aber nicht schneller als 20 k m / h fahren kann. Die Antwort ergibt sich aus dem dem Wortlaut der Vorschrift nicht ohne weiteres zu entnehmenden allgemein anerkannten Grundsatz: nicht alle aus der Herrschaftssphäre des Unfallbeteiligten stammenden Ursachen sind bei der Abwägung zu berücksichtigen, sondern nur diejenigen, auf die sich das Verschulden des Unfallbeteiligten erstreckt oder für die er aus Gefährdungshaftung oder Schuldvermutung (z. B. aus § 18 StVG oder 831 BGB) einzustehen hat (RG 12. 3. 34, JW 1642/1644; RGZ 164, 264/269 vom 28. 6. 40; BGHZ 52, 166 v. 2. 6. 69 = NJW 1899 = VersR 730 = VRS 37, 406). Bei der Abwägung bleibt also die Betriebsgefahr eines Fahrrades oder eines Pferdefuhrwerkes auch dann unberücksichtigt, wenn sie entscheidend den Unfallablauf bestimmt hat, wie dies z. B. bei dem Anfahren eines Fußgängers oder dann der Fall ist, wenn sich der Unfall nur deswegen ereignet hat, weil es fast unmöglich ist, mit einem Fahrrad bei geringer Geschwindigkeit völlig geradlinig zu fahren, oder deswegen, weil ein anhaltender Radfahrer stets zum Absteigen gezwungen ist (RG 8. 1. 31, JW 859; Böhmer, JR 58, 254). Der abweichenden Ansicht des Bundesgerichtshofs, geäußert anläßlich des Unfalls eines Kleinkraftrades in einem Zeitpunkt, als für solche Fahrzeuge die Gefährdungshaftung der §§7, 18 nicht galt (22. 10. 55, VRS 9, 427/429), kann, da sie systemwidrig ist, nicht beigepflichtet werden (Neustadt, 23. 1. 53, VRS 5, 163/165). Sie war allerdings, und zwar ebenfalls für ein seinerzeit der Gefährdungshaftung nicht unterliegendes Kleinkraftrad, auch schon vom Reichsgericht (7. 5. 38, VAE 358) vertreten worden. Der Bundesgerichtshof hat in seiner Entscheidung vom 22. 10. 55 sogar die Ansicht vertreten, die Betriebsgefahr eines Pferdefuhrwerks müsse zuungunsten des Lenkers eines solchen Fahrzeugs berücksichtigt werden. Diese Meinung widerspricht nicht nur der Billigkeit, sondern auch dem Grundsatz, daß die Gefährdungshaftung die Ausnahme bildet und nur für bestimmte vom Gesetzgeber für besonders gefährlich gehaltene Fahrzeuge gelten soll. Wenn sich der BGH zur Stützung seiner Ansicht, statt Argumente anzuführen, lediglich auf seine Entscheidung vom 8. 6. 55 (VRS 9, 89/93) beruft, so ist dieser Hinweis hierfür ungeeignet; denn dort hat der 6. Senat lediglich davon gesprochen, es gebe eine Ansicht dieser Art, hat aber zu ihrer Berechtigung nicht Stellung genommen. Auch die Ausführungen von Gelhaar (DAR 54, 265/269), auf die sich der BGH zur Stützung seiner Ansicht beruft, dürften mißverstanden worden sein; denn auch Gelhaar geht offensichtlich davon aus, daß der Verletzte sich nur solche Betriebsgefahren entgegenhalten lassen müsse, für die er auf der Grundlage besonderer Vorschriften einzustehen hat. Als solche Grundlage kommen — abgesehen von der Haftung des Tierhalters, Tierhüters und Flugunternehmers — nur die §§ 7, 18 StVG, § 1 SHG und § 1 HaftpflG in Betracht. Zutreffend hat daher der BGH mehrfach darauf hingewiesen (16.1.53, VRS 5, 163; 8.6.55, VRS 9, 89/93; 2. 3. 61, VersR 536 = VRS 20, 402/405), daß bei einem Kraftfahrzeug-Unfall die Betriebsgefahr stets eine Unfallursache ist. Ist auf einen Unfallbeteiligten keine dieser vier Vorschriften anwendbar, war dieser also weder als Halter noch als Fahrer eines (schneller als 20 k m / h fahrenden) Kraftfahrzeugs oder einer Straßenbahn oder Eisenbahn am Unfall beteiligt, so ist bei der Abwägung zu seinen Ungunsten die Betriebsgefahr des von ihm gelenkten oder gehaltenen Fahrzeugs (Fahrrads, Pferdefuhrwerks) nur insoweit zu berücksichtigen, als sie durch sein Verschulden oder durch das seines Verrichtungsgehilfen über das durchschnittliche Maß hinaus erhöht worden war. War der Unfallbeteiligte als Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs oder einer Straßenbahn oder Eisenbahn am Unfall beteiligt, so hat er 271
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sich die Betriebsgefahr anrechnen zu lassen, auch wenn lediglich er selbst verletzt oder geschädigt worden ist; nicht zu berücksichtigen ist die Betriebsgefahr, wenn der, zu dessen Ungunsten sie sich auswirken würde, den Entlastungsbeweis geführt hat (Rdn. 15). Allerdings ist der Fall denkbar, daß der Fahrer eines Kraftfahrzeugs, der bei einem Unfall selbst verletzt worden ist, einerseits den Nachweis erbracht hat, daß er sich verkehrsgerecht verhalten, also nicht für die Betriebsgefahr des Kraftfahrzeugs einzustehen hat, andererseits aber nicht diejenige Sorgfalt beachtet hat, die ein „ordentlicher und verständiger Mensch zur Vermeidung eigenen Schadens anzuwenden pflegt" (Rdn. 16) und daß sich daher die Schadensersatzansprüche des Verletzten entsprechend mindern. Zu beachten ist aber, daß dieser Fall nicht eintreten kann, wenn nicht § 254 Abs. 1 BGB - oder über § 9 StVG § 254 Abs. 1 BGB — sondern § 17 StVG anzuwenden ist. Denn diese Vorschrift schließt die Anwendung des § 254 Abs. 1 BGB aus (Rdn. 16 am Ende). 24
bb) Abwägung bei Amtshaftung. Liegt auf Seiten des Verletzten Verschulden oder Gefährdungshaftung vor, auf seiten des Schädigers aber Amtshaftung, so richtet sich die Abwägung ebenfalls nach § 254 Abs. 1 BGB (BGH 10. 7. 52, VRS 4, 494). Würde der Verletzte nach § 839 BGB haften, wäre nicht er selbst, sondern ein anderer verletzt worden, so ist § 254 Abs. 1 BGB über § 9 anzuwenden, soweit der Schädiger auf Grund Gefährdungshaftung für den Schaden einzustehen hat. Hat ein Beamter auf einer Dienstfahrt als Führer eines Kraftfahrzeugs einen Dienstunfall erlitten, so unterliegen seine Ansprüche der Kürzung nach §§ 17, 18 StVG auch dann, wenn wegen Art. 34 GG eine Haftung des Beamten nach außen (§ 839 BGB) ausscheidet (Rdn. 68 zu § 16). 25 cc) Weit überwiegendes Verschulden eines Beteiligten führt in der Regel dazu, daß er den Schaden allein zu tragen hat, sei es als Schädiger, sei es als Verletzter (BGH 31.1.61, VersR 357; 29. 1. 63, VersR 438. Siehe im übrigen Fußn. 90 zu § 7; BGH 18. 3. 69, VersR 713; BGH 18. 3. 69, VersR 571; BGH 22. 4.69, VersR 738). Liegt ein grobes Verschulden des Verletzten vor, während der Schädiger nur auf Grund seiner Gefährdungshaftung herangezogen werden könnte, so entfällt in der Regel die Haftung völlig (Oldenburg, 19. 1. 55, VkBl. 396 LS = DAR 113 LS = VRS 8, 259; BGH 28.3.61, VersR 592; 2.3.65, VersR 566 = VP 168; BGH 25.3.69, VersR 614; Wagner, Referat auf dem 7. Deutschen Verkehrsgerichtstag, Veröffentlichungen des deutschen Verkehrswissenschaftlichen Seminars, auto + erdöl Presse Verlag Hamburg S. 100/121). Nicht zu billigen ist die Ansicht von Schweitzer (Veröffentlichungen des 7. Deutschen Verkehrsgerichtstags S. 149/150), der grob fahrlässig handelnde Fußgänger erhalte von dem Kraftfahrer, der ihn schuldlos angefahren hat, 70% des Schadens ersetzt. Mehr als 20% können dem Fußgänger keinesfalls zugesprochen werden. Beruht ein Unfall in erster Linie auf einer groben Pflichtwidrigkeit des Verkehrssicherungspflichtigen, so kann demgegenüber die Betriebsgefahr des hierdurch beschädigten Kraftfahrzeugs völlig in den Hintergrund treten. 26
c) Der Begriff grobe Fahrlässigkeit ist in Rdn. 55 zu § 16 erörtert; über den Beweis des ersten Anscheins für grobe Fahrlässigkeit findet man Hinweise in Rdn. 275 und 276 zu § 16. Bei der Prüfung, ob grobe Fahrlässigkeit vorliegt, ist anders als bei der Prüfung der allgemeinen Fahrlässigkeit darauf abzustellen, ob subjektive Besonderheiten zugunsten des Schädigers ins Gewicht fallen (Rdn. 55 zu § 16). Nach der Begriffsbestimmung des RG, die vom BGH und vom BAG übernommen wurde, liegt grobe Fahrlässigkeit vor, wenn die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße ver272
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letzt wird, wenn also das nicht beachtet wird, was im gegebenen Fall jedem einleuchten mußte, und wenn schon einfachste, ganz naheliegende Überlegungen nicht angestellt wurden (BAG 19. 12. 67, VersR 68, 296; vgl. auch Sanden, VersR 67, 1013). Besser wäre es, den Begriff folgendermaßen zu bestimmen: Grob fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders hohem Maße außer acht läßt (objektives Merkmal) und dabei entweder die Gefährlichkeit seines Verhaltens kennt (Lohe, VersR 68, 303) oder sich dieser Gefährlichkeit nur deshalb nicht bewußt wird, weil er einfachste, ganz nahe liegende Erwägungen nicht anstellt (subjektives Merkmal); dabei dürfen ihm solche Umstände nicht zur Last gelegt werden, die ihm wegen der besonderen Lage des Falles nicht vorgeworfen werden können (Weingart, VersR 68, 427). Für grobe Fahrlässigkeit kann der erste Anschein sprechen (Rdn. 275, 276 zu § 16). Nicht jeder Verstoß gegen Unfallverhütungsvorschriften ist ohne weiteres grob fahrlässig (BGH 8. 10. 68, VersR 69, 39).) d) Beispiele für grobe Fahrlässigkeit
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In folgenden Fällen hat die Rechtsprechung zutreffend grobe Fahrlässigkeit angenommen: Grob fahrlässig handelt: Wer als Wartepflichtiger mit überhöhter Geschwindigkeit in eine belebte Kreuzung einfährt (BGH 29. 10.68, VersR 69, 77). Wer beim Überholen oder beim Vorbeifahren an einem haltenden Fahrzeug die nicht unterbrochene Mittellinie überfährt und dabei mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenstößt (Stuttgart, 16.7.68, VersR 69, 612/613). Das gilt auch bei unterbrochener Linie (BGH 22.4. 69, VersR 738). Grob fahrlässig handelt ferner: Wer als Fahrer eines Leichtmotorrads auf einer Bundesstraße außerhalb einer geschlossenen Ortschaft unvermutet unter Abgabe eines Richtungszeichens nach links in ein Grundstück einzubiegen versucht, obwohl soeben ein Kfz zur Überholung angesetzt hat (BGH 25. 3.69, VersR 614). Wer vom Bremspedal versehentlich auf das Gaspedal rutscht (so für Verhalten in der Waschhalle: BGH 23.1.68, VersR 452). Wer als Motorradfahrer die Vorfahrt eines Pkw verletzt (BGH 15.4. 69, VersR 734). Wer aus einer Fahrzeugschlange nach links ausschert, ohne sich zu vergewissern, daß er den von hinten nahenden Verkehr nicht gefährdet, handelt grob fahrlässig (BGH 18. 11. 69, VersR 70, 89). Dagegen liegt keine grobe Fahrlässigkeit vor, wenn der Fahrer eines Pkw die Änderung der Windverhältnisse beim Überholen eines Lkw unrichtig einschätzt und gegen das Hinterrad des Lkw stößt (BGH 29. 10. 68, VersR 69, 77), oder wenn ein Fahrer beim Ansetzen zu einer Überholung die an sich noch ausreichende Fahrbahnbreite nicht richtig beurteilt und deshalb mit den linken Rädern auf den unbefestigten Randstreifen gerät (Stuttgart, 5. 12. 67, VersR 69, 612 LG). Da auch die personale Verantwortlichkeit des Handelnden in der Situation zu berücksichtigen ist, in der sich der Unfall ereignete, kann grobe Fahrlässigkeit entfallen, wenn Blendung durch die untergehende Sonne vorlag oder eine verständliche Verärgerung, die die Aufmerksamkeit beeinträchtigte (BGH 14. 12. 71, VersR 1972, 197). ej Abwägung der bloßen Betriebsgefahr gegen ein schuldhaftes Handeln 28 des anderen Ist dem Verletzten zwar ein Verschulden, nicht aber ein grobes Verschulden nachzuweisen, so hat der lediglich aus § 7 oder § 18 zum Ersatz Verpflichtete sofern die Betriebsgefahr seines Kraftfahrzeugs nicht erhöht war — dem Verletzten in der Regel nur ein Fünftel des entstandenen Schadens zu ersetzen (BGH 13.6.67, VersR 902; Hamburg, 18.7.66, VersR 887 [Hamburg spricht von drei Zehnteln]). Umgekehrt erhält der geschädigte Halter oder Fahrer eines Kraftfahrzeugs, auf dessen Seite kein Verschulden vorliegt, dem aber der Entlastungsbeweis 273
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mißlungen ist, von dem schuldhaften Verursacher des Unfalls vier Fünftel des Schadens ersetzt (Rdn. 24 zu § 7 und Rdn. 25 zu § 17). III. Verstoß des Verletzten gegen seine Pflicht, den Schaden niedrig zu halten 29
a) Grund der Verpflichtung ist keine außerhalb § 254 Abs. 2 BGB liegende Rechtspflicht, obwohl selbstverständlich eine solche aus anderem Grund gleichzeitig bestehen kann; es genügt, daß der Verletzte zur Geringhaltung des Schadens „nach Treu und Glauben" verpflichtet war (Frankfurt, 23. 10.47, NJW 48, 426/428; BGH 3.2.70, VI 177/68, NJW 70, 756 = VersR 70, 344). Richtiger ausgedrückt: Der Verletzte muß alles ihm Zumutbare tun, um den Schaden möglichst niedrig zu halten. Der BGH (BGH 5. 10. 65, VersR 1173) sagt, dem Geschädigten seien alle Maßnahmen auferlegt, die nach allgemeiner Lebenserfahrung von einem ordentlichen Menschen angewandt werden müssen, um den Schaden abzuwenden oder zu verringern. Verstößt der Verletzte gegen diese Pflicht, so bekommt er nur denjenigen Schaden ersetzt, der ihm entstanden wäre, hätte er die ihm zumutbaren Maßnahmen ergriffen. Zu beachten ist dabei, daß nur schuldhafte Verstöße des Verletzten eine diesem abträgliche Wirkung haben. Bei der Abwägung ist dieses die Schadenshöhe betreffende Verschulden sorgfältig von demjenigen zu trennen, das bei der Entstehung des Unfalls mitgewirkt hat (Schneider, MDR 66, 455 und Rdn. 16). Der Verletzte hat allerdings auch dann für leichte Fahrlässigkeit einzustehen, wenn wegen seines unbedachten Verhaltens beim Unfall sein Schaden ein größeres Ausmaß angenommen hat. Nach Treu und Glauben sind ein Kraftradfahrer und dessen Sozius verpflichtet, einen Schutzhelm zu tragen (BGH 9. 2.65, VersR 497 = VRS 28, 242). Das gilt aber nicht für den Führer eines Kleinkraftrades (Oldenburg, 30. 5. 67, VRS 34, 244) oder eines Fahrrades mit Hilfsmotor (BGH 30. 5. 69, NJW 1898 = DAR 212 = VersR 809 = VRS 37, 90). Das Nichtanlegen von Sicherheitsgurten begründet weder für den Führer eines Kraftfahrzeugs noch für die Insassen einen schuldhaften Verstoß gegen die Schadenminderungspflicht (Tilker, DAR 67, 296; Schmidt, DAR 68, 9; Himer, DAR 68, 126 [a. M. Knippel, VersR 68, 335]; München 12. 5. 67, VersR 68, 358; BGH 10. 3. 70, NJW 944 = DAR 129 = VersR 441 = VRS 38, 321; BGH 10. 3. 70, NJW 70, 944 = DAR 70, 129 = VRS 38, 321 = VersR 70, 441). Das gilt auch für Fahrgäste von Kraftdroschken, obwohl in ihnen ein entsprechendes Hinweisschild angebracht sein muß. Ein Verstoß gegen § 254 Abs. 2 BGB kann auch darin bestehen, daß der Verletzte vermeidbare Aufwendungen machte. So darf er ein Beweissicherungsverfahren über die Unfallschäden am Fahrzeug erst beantragen, wenn er beim Schädiger angefragt hat, ob dieser Einwendungen zum Umfang des Schadens zu erheben gedenkt (LG Düsseldorf, 15. 11.67, VersR 68, 262).
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b) Den Ersatz der bei der Niedrighaltung entstehenden Unkosten schuldet der Schädiger als Ersatz des durch den Unfall entstandenen Schadens, und zwar sogar dann, wenn die zur Niedrighaltung ergriffenen Maßnahmen dem ausdrücklich erklärten Willen des Schädigers widersprochen haben. Es ist also nicht etwa so, daß hier die Grundsätze der Geschäftsführung ohne Auftrag anzuwenden wären. Der Schädiger hat vielmehr durch den Unfall die Aufwendungen verursacht und muß sie nach den Bestimmungen, aus denen sich seine Haftung ergibt, und in den durch diese Bestimmungen gezogenen Grenzen ersetzen (vgl. 274
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BGHZ 10, 18/21 vom 13.5.53 = VersR 278 = NJW 10== VRS 5, 327); solche Grenzen ziehen z. B. § 12 StVG oder § 839 BGB (wenn eine anderweitige Ersatzmöglichkeit besteht). Ein Fehlgreifen in den zu ergreifenden Maßnahmen wirkt sich nur dann zum Nachteil des Verletzten aus, wenn es dem Verletzten als Fahrlässigkeit anzurechnen ist, wenn er also bei einigem Nachdenken hätte erkennen können, daß die Maßnahmen entweder unverhältnismäßige Aufwendungen erfordern werden oder ungeeignet sind, den Schaden so niedrig zu halten, wie es durch andere naheliegende Maßnahmen ohne weiteres möglich gewesen wäre. Sinn des § 254 Abs. 2 BGB ist genau genommen nicht die Niedrighaltung des Schadens, sondern die Niedrighaltung der zur Wiedergutmachung erforderlichen Aufwendungen des Schädigers. Daher ist der Verletzte nicht gehalten, eine Krankenkasse in Anspruch zu nehmen, wenn hierdurch infolge des Forderungsübergangs auf die Krankenkasse eine Erleichterung für den Schädiger nicht erzielt werden kann (Rdn. 25 und 26 zu § 11 und unten Rdn. 39). Die durch Maßnahmen zur Schadensminderung entstehenden Unkosten trägt der Schädiger. Entsteht dem Verletzten aus den Maßnahmen ein Vorteil, so hat er ihn sich anrechnen zu lassen, soweit anzunehmen ist, daß er sich ihn einmal — wenn auch zu einem anderen Zeitpunkt — freiwillig verschafft hätte, oder er sich in Geld realisieren läßt. c) Die Pflicht, den Schädiger auf die Gefahr eines ungewöhnlich hohen Schadens hinzuweisen, entsteht, wenn es dem Verletzten wegen der erlittenen Körperverletzung, wegen Fehlens der erforderlichen wirtschaftlichen Mittel oder aus einem anderen Grund unmöglich ist, die zur Niedrighaltung des Schadens erforderlichen Maßnahmen unverzüglich zu ergreifen, oder wenn es ihm zwar möglich wäre, sie zu ergreifen, sie ihm aber unter den gegebenen Umständen wegen der für ihn entstehenden Nachteile nicht zuzumuten sind. Nicht hinzuweisen braucht der Verletzte den Schädiger auf drohende erhebliche Nachteile nur dann, wenn dieser ohnedies weiß, daß sie drohen (BGH 23. 1. 51, NJW 229), oder mit solchen Folgen rechnen muß (Meyer, NJW 65, 1419). Verstößt der Verletzte gegen seine Hinweispflicht, so bekommt er nur den Schaden ersetzt, der auch entstanden wäre, wenn der Schädiger von dem drohenden hohen Schaden Kenntnis gehabt hätte. Hätte der Schädiger ebenfalls nichts gegen die Entstehung tun können, so hat er trotz Unkenntnis den vollen Schaden zu ersetzen. Der wichtigste Fall der Hinweispflicht ist der, daß der Verletzte nicht die erforderlichen Mittel besitzt, um die Reparatur des beschädigten Wagens zu bezahlen oder sich anstelle des zerstörten Wagens einen anderen Wagen anzuschaffen, und hieraus wirtschaftliche Nachteile erwachsen. Diese können darin bestehen, daß der Verletzte seinen Beruf nicht mehr ausüben kann oder daß er einen Bankkredit aufnehmen oder seine Kaskoversicherung in Anspruch nehmen muß (wodurch er seinen Anspruch auf Beitragsrückgewähr wegen Schadensfreiheit verliert). Daß der Verletzte, dessen Wagen repariert werden muß oder der sich einen anderen Wagen kaufen muß, weil sein Wagen zerstört ist, in der Zwischenzeit mit dem Taxi fährt oder ein Selbstfahrer-Mietfahrzeug in Anspruch nimmt, ist selbstverständlich und voraussehbar. Der Hinweis an den Schädiger wird nur erforderlich, wenn sich die Reparatur oder die Wiederbeschaffung ungewöhnlich verzögert. Hinweisen muß der Verletzte auch darauf, daß sein Gewerbebetrieb zum Erliegen kommt, weil er durch die erlittene Körperverletzung die Leitung und die erforderlichen Arbeiten nicht mehr ausführen kann und finanziell nicht in der Lage ist, eine Ersatzkraft anzuwerben und zu besolden. 275
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d) Die dem Verletzten zuzumutenden
Haftpflicht
Maßnahmen
können mannigfach sein. Er muß aber nur solche Maßnahmen ergreifen, die ein „ordentlicher Mensch" zur Minderung des Schadens ergreifen würde (BGH 7.6.51, NJW 797/798). Die wichtigsten sind zunächst, unverzüglich die eigene Heilbehandlung zu veranlassen und dafür zu sorgen, daß der Wagen zur Reparatur gebracht wird. Streng genommen fallen diese beiden Fälle eigentlich gar nicht unter die Regelung des § 254 Abs. 2 BGB. Denn soweit Schadenersatzansprüche auf Wiederherstellung gerichtet sind und nicht auf Ersatz von durch den Schaden verursachten Vermögensschäden (wie Finanzierungskosten, Mietwagenkosten, Kosten der Beschaffung eines Ersatzwagens bei Totalschaden, Vermehrung der Bedürfnisse, Verdienstausfall u. a.), geht dem § 254 Abs. 2 die Vorschrift in § 249 Satz 2 BGB vor, daß der Verletzte den zur Wiederherstellung erforderlichen Betrag und nur diesen verlangen kann. Im Ergebnis besteht aber keinerlei Unterschied. Denn erforderlich sind nicht nur die Aufwendungen des Verletzten, von denen sich später ergibt, daß sie nützlich und notwendig waren, sondern auch alle unnötigen Aufwendungen, sofern sie ein verständiger Mann in dem Augenblick, in dem er sie machte, ohne Verschulden für erforderlich halten durfte (Rdn. 23 zu § 11). Es ist also zwar in der Theorie bedenklich, im Ergebnis aber richtig, wenn Palandt-Danckelmann (Palandt-Danckelmann, 26. Aufl. Anm. 2 b zu § 249; in der 27. Aufl. ist der Satz gestrichen) meinten, § 254 BGB sei bei schuldhaft unnötigen oder schuldhaft zu hohen Aufwendungen heranzuziehen. Bestehen Zweifel, ob sich eine Reparatur noch lohnt, so muß der Verletzte die Stellungnahme eines Sachverständigen herbeiführen oder, w e n n e r genügend Anhaltspunkte für das Vorliegen eines Totalschadens hat (Rdn. 167 zu § 7), die Anschaffung eines Ersatzwagens in die Wege leiten (AG Medebach, 20. 10. 65, JMB1NRW 66, 64). Einzelheiten über die Überlegungsfrist, über die Fälle, in denen auch ohne Totalschaden ein neuer Wagen angeschafft werden darf und über Reparatur und Verkauf des beschädigten Wagens durch den Verletzten findet man in Rdn. 167 und 168 zu §7. Es darf in keinem Falle unbeachtet bleiben, daß eine Unterlassung gebotener Maßnahmen den Schadenersatzanspruch des Verletzten nur dann mindert, wenn der Schädiger bewiesen hat, daß die Unterlassung schuldhaft war (BGH 7. 6. 51 a. a. O.). 33
aa) Kreditaufnahme durch den Verletzten. Der Verletzte muß grundsätzlich die Reparaturkosten oder den Preis des Wagens, der anstelle des Unfallwagens anzuschaffen ist, aus eigener Tasche bezahlen. Einzelheiten hierüber findet man in Rdn. 172 zu § 7. Sehr häufig entsteht dabei die Frage, ob der Verletzte dann, wenn ihm eigene Mittel nicht zur Verfügung stehen oder er seinen Notgroschen angreifen müßte, verpflichtet ist, einen Bankkredit hierfür in Anspruch zu nehmen. Darüber, daß er in solchem Falle — sofern der Schädiger eine Finanzierung ablehnt — hierzu berechtigt ist und daß der Schädiger die Finanzierungskosten als Unfallschaden — nicht etwa nur nach Mahnung als Verzugsschaden (München, 17. 12. 65, VersR 66, 548) — zu zahlen hat, besteht kein Zweifel. Eine Pflicht zur Kreditaufnahme hat aber nur derjenige Verletzte, der das beschädigte Kraftfahrzeug im Rahmen eines Gewerbebetriebes oder Berufes benötigte und gefahren hat. Hat sich der Verletzte das Fahrzeug dagegen nur zu seinem Vergnügen oder zu seiner Bequemlichkeit gehalten, so kann der Schädiger von ihm nicht verlangen, daß er für die Reparatur oder Ersatzbeschaffung Verpflichtungen eingeht ohne zu wissen, ob er die entstehenden Unkosten vom Schädiger ersetzt bekommt. Eine solche Ungewißheit besteht immer dann, wenn sich der Schädiger weigert, die Ersatzpflicht anzuerkennen. Der Anspruch auf Ersatz der Finanzierungskosten hat 276
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häufig die Form eines Anspruchs auf Zahlung von Zinsen. Das bedeutet aber nicht, daß der Anspruch eine Mahnung nach §§ 284, 288 BGB zur Voraussetzung hätte oder nur im Rahmen des § 849 BGB gegeben wäre. Überhöhten Kreditkostenaufwand hat der Verletzte nach Möglichkeit zu vermeiden (AG Bonn, 18. 10. 66, VersR 67, 1210 LS; Schmidt, DAR 68, 143). Hat der Verletzte kein Geld, die Reparatur zu bezahlen, und unterläßt er es deshalb, einen Instandsetzungsauftrag zu erteilen, so muß er den Schädiger hierauf hinweisen (Schleswig, 11. 10.66, VersR 67, 68). bb) Eine Pflicht zur Inanspruchnahme der Kaskoversicherung hat der Eigentümer 3 4 eines kaskoversicherten Kraftfahrzeugs nur dann, wenn er auf andere Weise die Reparatur oder bei Totalschaden die Beschaffung des Ersatzfahrzeugs nicht finanzieren könnte und der Verletzte die sofortige Finanzierung ablehnt. Dies gilt natürlich nur dann, wenn die Verzögerung, die wegen Fehlens ausreichender Finanzierung entstehen würde, wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen würde, die der Verletzte vom Schädiger ersetzt haben möchte (München, 24. 1. 66, VersR 668). Als ein solcher Nachteil ist auch schon der Nutzungsausfall anzusehen. Darüber hinaus hat der Verletzte das Recht, die Kaskoversicherung in Anspruch zu nehmen, immer schon dann, wenn der Schädiger eine sofortige Finanzierung ablehnt und andere billigere Finanzierungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen (ähnlich Klemzinger, NJW 214, und Schopp, NJW 70, 228/229). Wenn hier von einem Recht, die Kaskoversicherung in Anspruch zu nehmen, gesprochen wird, so ist damit gemeint, daß der Schädiger alle Unkosten und Nachteile zu ersetzen hat, die dem Verletzten aus der Inanspruchnahme der Versicherung entstehen, wie Verlust der Schadenfreiheitsprämie, der Rückvergütung aus dem Verwaltungsüberschuß usw. Diese Nachteile sind Finanzierungskosten, die der Schädiger zu tragen hat, und werden nur dann nicht von diesem ersetzt, wenn der Verletzte ausreichend flüssige Mittel hatte, um die Reparatur oder Ersatzbeschaffung ohne Inanspruchnahme einer Fremdfinanzierung zu bezahlen (siehe Rdn. 172 und 182 zu § 7) (BGH 18. 1.66, VersR 256/257; ablehnend Preußner, VersR 67, 1029). cc) Auch zur Inanspruchnahme eines Mietfahrzeugs (Rdn. 164 zu §7) kann der 3 5 Verletzte dann, wenn sein Einkommen oder Gewerbebetrieb bei Fehlen eines Kraftfahrzeugs wirtschaftlich nachteilig beeinflußt werden würde, für die Zeit bis zum Abschluß der Reparatur oder dem Eintreffen des Ersatzfahrzeugs verpflichtet sein. Sind Gütertransporte auszuführen und ist das hierfür vom Unternehmer eingesetzte Fahrzeug betriebsunfähig geworden, so sind die Dienste eines Güterbeförderungsunternehmens in Anspruch zu nehmen. Läßt sich die Inanspruchnahme eines Mietwagens zunächst dadurch vermeiden, daß der Geschädigte mit einer provisorischen Stoßstange fährt, so ist er — auch bei teuren Wagen — hierzu verpflichtet (München, 15. 12. 67, VersR 68, 605). dd) Die Beauftragung einer Werkstätte mit der Reparatur des Kraftfahrzeugs, die 3 6 hierfür mehr Zeit benötigt, als dies üblicherweise der Fall ist, ist nur dann dem Verletzten nachteilig, wenn er Anhaltspunkte dafür hatte, daß die übliche Zeit überschritten werde. Mit einigen Tagen Wartezeit muß man, wenn man einen bei der Werkstätte nicht hierfür vorgemerkten Wagen zur Reparatur bringt, bei dem gegenwärtigen Mangel an Arbeitskräften stets rechnen. Immerhin muß sich der Verletzte, ehe er den Auftrag erteilt, nach der voraussichtlichen Dauer erkundigen und notfalls eine andere Werkstätte beauftragen, weil er andernfalls seinen Anspruch auf Nutzungsausfall oder Mietwagenkosten für die Tage verliert, um die sich die Reparaturdauer verlängert. Dem Verletzten steht das Recht zu, die Werk277
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Stätte, die gewöhnlich den Wartungsdienst an seinem Fahrzeug durchführt, mit der Reparatur zu beauftragen, auch wenn das Abschleppen dorthin etwas mehr kostet (Hamm, 18. 4. 69, VersR 70, 43) und die Zeit des Wartens auf den Beginn der Arbeiten geringfügig verlängert wird. Kein Kraftfahrer ist verpflichtet, die Reparatur selbst durchzuführen, außer wenn er den Wartungsdienst und Reparaturen an seinen Fahrzeugen selbst vorzunehmen pflegt und hierfür eine eigene Werkstätte unterhält, in der auch die durch den Unfall hervorgerufenen Schäden ohne Schwierigkeit behoben werden können. Daß hierfür ein Unternehmen, das Personen- oder Güterbeförderung gewerbsmäßig betreibt, auch die anteilsmäßigen Gemeinkosten vom Schädiger ersetzt verlangen kann, ist Rdn. 164 zu § 7 ausgeführt. Ein solches Unternehmen muß auf eigener Kostenbasis abrechnen und darf nicht die Kosten einer - gar nicht ausgeführten - Fremdreparatur berechnen (BGHZ 54, 82 v. 26. 5. 70 = NJW 1454 = VersR 832 = DAR 241). Nimmt ein Unternehmen des Reparaturhandwerks die Wiederherstellung des ihm oder seinem Eigentümer gehörenden Wagens vor, so kann es die Rechnung so erstellen, als habe ein Dritter den Auftrag gegeben; denn durch die Inanspruchnahme der Arbeitskräfte ist das Unternehmen außerstand gesetzt worden, andere Aufträge im gleichen Umfang hereinzunehmen. Auch ein Privatmann, der (ausnahmsweise) die Reparatur selbst vornimmt, kann diejenigen Kosten ersetzt verlangen, die entstanden wären, hätte er eine Reparaturwerkstätte beauftragt (München, 26. 11. 65, VersR 66, 836 und 14. 10.66, VersR 67, 308; KG 9. 10.69, VersR 70, 164; BGHZ 54, 82 v. 26.5.70 = NJW 1454 = DAR 241 = VersR 832 = VRS 39, 81). Denn eigenes Verhalten des Verletzten nach dem Unfall, das ihm Vorteil bringt, mindert seinen Schadenersatzanspruch nur, wenn es ihm zuzumuten war. Für Pflichtwidrigkeiten der Reparaturwerkstätte bei der Ausführung des Reparaturauftrags hat der Geschädigte nicht einzustehen; § 278 BGB ist nicht anwendbar (LG Stuttgart, 3. 12.65, MDR 67, 43; Hamburg, 10. 10.67, MDR 68, 239, VersR 504; Schmidt, DAR 61, 156 und VersR 65, 1136; Fritz, MDR 66, 816; Hörstel, VersR 67, 16; Künkel und Wolff, VersR 67, 730; a. M. Böhmer, MDR 66, 203 ; 67, 21; 72, 1071; JZ 73, 159 Nr. XI; Klimke, VersR 68, 30; Schmidt, DAR 68, 143; Bremen, 10. 11. 64, 1008; LG Nürnberg-Fürth, 22. 9. 67, VersR 68, 156), weil der Geschädigte nicht verpflichtet ist, das Fahrzeug zu reparieren. Seine Verpflichtung beschränkt sich darauf, die Reparatur zu veranlassen. Er hat nicht die Pflicht, herumzufragen, welche Werkstätte die Arbeiten am schnellsten und billigsten ausführt. Vielmehr darf er die Werkstätte seines Vertrauens beauftragen. Er braucht sich, wenn sich kein Anhalt dafür ergibt, die Reparatur werde unverhältnismäßig lange dauern, in einem solchen Fall nicht nach der voraussichtlichen Reparaturzeit zu erkundigen (München, 28. 1.66, VersR 786). Es gibt auch keinen Erfahrungssatz, daß Werkstätten, die einen Teil der Arbeiten an andere Unternehmer zu vergeben pflegen, für die Reparatur einschließlich Wartezeit länger brauchen als Werkstätten, die alle Arbeiten selbst erledigen. Die Weitergabe von Lackier- und Tapezierarbeiten ist sogar allgemein üblich. Die Schadenminderungspflicht des Geschädigten beschränkt sich darauf, bei unangemessen langer Reparaturdauer auf Fertigstellung zu dringen (LG Detmold, 25. 1. 67, VersR 510). 37
ee) Mit der Verwertung des unfallbeschädigten Fahrzeugs darf bei Totalschaden nicht allzulange zugewartet werden, weil der Marktpreis auch ohne Benutzung des Fahrzeugs laufend sinkt. Dies gilt freilich für einen Lkw bei weitem nicht in dem Maße wie für einen Pkw. Daher ist sorgfältig zu prüfen, ob der Kaufinteressent einen annehmbaren Preis bietet oder ob es sich empfiehlt zuzuwarten, bis sich ein 278
Mitverschulden des Verletzten
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Käufer meldet, der mehr zu zahlen bereit ist. Ist das Wrack nur noch zum Ausschlachten zu gebrauchen, so hat ein Zuwarten im allgemeinen keinen Sinn. Das Wrack ist vielmehr in der Regel sofort der Verwertung zuzuführen, sofern der Verletzte es nicht noch als Beweismittel für seine Ansprüche benötigt (VersR 54, 240 LS = VRS 6, 85). f f ) Heilbehandlung und Operation. Der Verletzte hat sich nach dem Unfall unver- 3 8 züglich in ärztliche Behandlung zu begeben, sofern die Körperschäden nicht ganz geringfügig sind und sofern außerdem zu befürchten ist, sie könnten für eine gewisse Zeit die Arbeitskraft oder die Lebensgewohnheiten nennenswert beeinträchtigen (Hamburg, 19.4. 12, SeuffA 68 Nr. 28). Tut er das nicht, so bekommt er Schmerzensgeld, Ersatz für Mehraufwendungen durch Pflegebedürftigkeit und Ersatz des Verdienstausfalls nur für Schäden und Behinderungen, die trotz der ärztlichen Behandlung entstanden oder verblieben wären. Einer Operation muß er sich aber nur unterziehen, wenn die mit ihr verbundene Lebensgefahr gering ist. Die herrschende Ansicht, eine Operation sei nur zuzumuten, wenn sie nahezu gefahrlos und nicht mit besonderen Schmerzen verbunden sei sowie sichere Aussicht auf Erfolg bietet (RGZ 139, 131/134 vom 15. 12.32; Köln, 29. 11. 51, VRS 4, 248 = VersR 52, 243 LS; BGHZ 10, 18/21 vom 13. 5. 53 = VersR 278 = NJW 1098 = VRS 5, 327; München, 17. 11. 59, VersR 60, 952; BGH 24. 10. 61, VersR 1125), ist abzulehnen; denn Operationen sind fast immer mit Schmerzen und Gefahren verbunden. Insbesondere wird kein Arzt eine Garantie für sicheren Erfolg übernehmen können. Der Verletzte muß vielmehr stets dann, wenn bei ihm keine besonders erschwerenden Voraussetzungen, wie Zuckerkrankheit oder ähnliches vorliegen, alle diejenigen Operationen an sich vornehmen lassen, die eine erhebliche Aussicht auf weitgehende Wiederherstellung bieten oder der Beseitigung der Schmerzen (oder deren Minderung) dienen. Die Behandlung in der geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt ist stets zumutbar, wenn sie eine Besserung des Gesundheitszustandes verspricht (RGZ 60, 147/150 vom 13.2.05). Der Verletzte muß sich einen Gips oder einen Streckzug anlegen lassen, wenn sich das Ergebnis der Heilung hierdurch voraussichtlich bessern wird. Unzumutbar sind lediglich solche Operationen oder Behandlungsweisen, die langdauernde unverhältnismäßig große Schmerzen verursachen oder andere erhebliche Nachteile, wie etwa eine Verstümmelung oder Lähmung, mit sich bringen. Wer ein Schmerzensgeld wegen Entstellung (Narben im Gesicht, Schiefnase) verlangen will, muß sich einer Schönheitsoperation (Abschleifen der Narben, Hautverpflanzungen, Nasenkorrektur) unterziehen, weil andernfalls der Schmerzensgeldanspruch so berechnet wird, als sei die Operation durchgeführt. Voraussetzung der Zumutbarkeit jeder Heilbehandlung oder Operation ist, daß sich der Schädiger rechtswirksam verpflichtet hat, die Kosten und den durch die Behandlung entstehenden Verdienstausfall voll zu übernehmen, auch wenn den Schädiger eigentlich — wegen des Mitverschuldens des Verletzten — nur eine Schadensquote treffen würde (BGH 24.10.61 a. a. O.). Der Grund liegt darin, daß niemand verpflichtet ist, selbstverschuldete Unfallfolgen auf eigene Kosten beheben zu lassen. Stationäre Aufnahme in die 3. Klasse eines Krankenhauses ist in der Regel nicht zuzumuten. Nimmt der Verletzte die 2. Klasse in Anspruch, so kann er, ohne den Schädiger hierauf vorher hinweisen zu müssen, den Ersatz der entstehenden Kosten verlangen (Schleswig, 6.4. 55, NJW 123). Was hier für eine Operation ausgeführt ist, gilt in gleicher Weise für andere schwere Eingriffe wie Bestrahlungen oder Elektroschocks und für die Anwendung von Heilmitteln, die Wesensveränderungen herbeiführen können, wie 279
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Haftpflicht
Hormone, oder die zur Ertaubung führen können, wie gewisse Antibiotica. Es ist jedoch stets zu bedenken, daß die Ablehnung einer Operation oder Heilbehandlung durch den Verletzten für sich allein ihm seine Ansprüche nicht mindert oder entfallen läßt, daß vielmehr nur eine schuldhafte Ablehnung zu solchen Folgen führt (RGZ 129, 398/401 vom 12.7.30 = JW 31, 1463 mit Anm. Feuchtwanger, dazu Homberger, JW 31, 3268; RGZ 139, 131/132 vom 15. 12.32; RG 25. 1.35, JW 1402; RG 26.4.38, JW 2141 LS; KG 8. 12.52, VersR 53/257; KG 1.2.54, VersR 55, 458; BGH 13.5.53 a.a.O.). Befindet sich der Verletzte in schlechter körperlicher Verfassung, so ist die hierdurch bedingte Verringerung seiner Entschlußkraft zu seinen Gunsten zu berücksichtigen. Sozialversicherte müssen, sofern sie nicht genügend eigene Mittel haben, zum Zweck der Niedrighaltung des Schadens unter Inanspruchnahme des Krankenscheines den Kassenarzt aufsuchen (vgl. aber Schleswig, 6. 4. 55 a. a. O. u. Rdn. 39). Droht eine die Unfallfolgen verschlimmernde Gewichtszunahme des Verletzten, so hat dieser durch Diätkost und Bewegung sein Gewicht niedrig zu halten (Hamm, 15. 6. 59, VersR 60, 859). Im allgemeinen gelten noch immer die vom Reichsgericht (RGZ 60, 147/149 vom 13.2.05) aufgestellten Grundsätze: Wird jemand an seiner Gesundheit durch einen Unfall geschädigt, für dessen vermögensrechtliche Folgen ein anderer ersatzpflichtig ist, muß von ihm verlangt werden, daß er, soweit er dazu imstande ist, zur Heilung oder Besserung seiner Krankheit oder Schädigung, die nach dem Stande der ärztlichen Wissenschaft sich darbietenden Mittel anwendet; er darf in der Regel nicht anders handeln, als ein verständiger Mensch, der die Vermögensnachteile selbst zu tragen hat, es bei gleicher Gesundheitsstörung tun würde. Allerdings muß — will der Schädiger den Schadenersatzanspruch des Verletzten mindern — im Einzelfall bewiesen sein, daß eine Maßnahme gesundheitsfördernd gewesen wäre, die Schmerzen oder die Entstellung gemindert hätte oder die Bewegungsfähigkeit des Verletzten gebessert hätte. Grob unbillig und obendrein systemwidrig ist die Ansicht des Reichsgerichts (RGZ 60, 147/152 vom 13. 2. 05), der Verletzte trage die Beweislast dafür, daß Maßnahmen, von denen der Schädiger behauptet, sie hätten dem Verletzten gesundheitlich nützen können, in Wirklichkeit nutzlos gewesen wären. Freilich kann in Fällen, in denen der Verletzte eine zumutbare Heilbehandlung verweigert hat, durch die nach den Erfahrungen der ärztlichen Wissenschaft bei Krankheiten oder Gebrechen, wie sie beim Verletzten durch den Unfall entstanden sind, in der Regel eine heilende oder bessernde Wirkung herbeigeführt wird, der Beweis des ersten Anscheins dafür sprechen, daß diese auch bei dem Verletzten eingetreten wäre. Ein solcher Anscheinsbeweis bedarf aber im Einzelfall einer genauen, auf ärztliche Diagnose gestützten Begründung. Allgemeine Regeln lassen sich nicht aufstellen. Vor allem muß die Richtigkeit der Ansicht von Geigel (Kap. 33 Rdn. 43) bezweifelt werden, der erste Anschein spreche stets dafür, die Behandlung in einem Krankenhaus sei gesundheitsfördernd und daher geboten; zumindest bedarf es einer Interessenabwägung. Dasselbe gilt übrigens auch, wenn der Schädiger einwendet, der Verletzte habe sich wirkungslosen Heilmaßnahmen unterzogen, für deren Kosten daher der Schädiger nicht aufzukommen habe. Dieser muß vielmehr für alle solche Kosten aufkommen, sofern nicht von vornherein feststand, daß die Heilmaßnahmen keine Wirkung haben können, und der Verletzte dies entweder wußte oder hätte wissen müssen. Besteht Uneinigkeit zwischen den Ärzten, so kann es dem Verletzten nicht versagt werden, wenn er einen Versuch unternimmt, auf die angegebene Weise seine Schmerzen zu mindern oder seine Gesundheit oder Arbeitsfähigkeit zu bessern (vgl. Hamburg, 19.4. 12 a. a. O.).
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Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
gg) Zur Inanspruchnahme seiner Krankenkasse ist der Verletzte dem Schädiger 39 gegenüber im allgemeinen nicht verpflichtet (Rdn. 25 und 26 zu § 11). Denn hierdurch tritt für den Schädiger in der Regel keine Ersparnis ein, weil die Ersatzansprüche des Verletzten nicht erlöschen, sondern auf den Versicherer übergehen, und zwar bei der privaten Krankenversicherung nach § 67 VVG und bei der Sozialversicherung nach § 1542 RVO. Der Schädiger kann auch nicht etwa einwenden, die Inanspruchnahme der Allgemeinen Ortskrankenkasse hätte die Kosten verringert. Denn diese bekommt vom Schädiger nicht nur ihre wahren Aufwendungen ersetzt, sondern nach § 1542 Abs. 2 RVO die in § 1524 Abs. 1 Satz 2 - 4 geregelten Pauschbeträge. Der Versicherungsträger mißbraucht sein Recht, von dem Schädiger den pauschalierten Betrag zu verlangen, nur dann, wenn der Pauschbetrag die Kosten einer privatärztlichen Behandlung des Verletzten wesentlich übersteigt (BGH 31. 1. 56, VersR 178 = DOK 201 = VRS 10, 265; vgl. zu der umfangreichen Rechtsprechung und Literatur hierzu Schneider, NJW 61, 254; Bomhard, VersR 63, 223; BGH 27. 1. 54, VersR 141 = NJW 508). Von dem Verletzten kann nicht verlangt werden, daß er Berechnungen darüber anstellt, ob die Inanspruchnahme öffentlich-rechtlicher Krankenkassen die Aufwendungen des Schädigers gegenüber denjenigen erhöht, die bei einer Behandlung als Privatpatient entstehen würden, und umgekehrt. Daher kann es kein Verschulden des Verletzten darstellen, wenn er sich nach seinem Ermessen für eine von beiden Verhaltensweisen entschließt. Die Möglichkeit der pauschalen Berechnung der Kosten besteht, wie schon der Wortlaut des § 1524 RVO ergibt, dann nicht, wenn nicht der Versicherte verletzt wird, nach dessen Lohn sich der Pauschbetrag berechnet, sondern ein mitversicherter Familienangehöriger (Celle, 27. 7. 72, NJW 73, 197; a. M. BGH NJW 58, 462). In diesem Fall kommen dem Schädiger die geringeren Sätze zugute, die den Sozialversicherungsträgern von den Ärzten gewährt werden (Celle, 27. 7. 72, a. a. O.; a. M. BGHZ 12, 154/159 v. 27.1.54 = NJW 508 = VersR 141). Bei Privatversicherten hat der Schädiger dem Verletzten auch den Verlust zu ersetzen, der diesem durch Wegfall eines Bonus oder von Rückvergütungen wegen Inanspruchnahme seiner Kasse entsteht. Dies gilt nur dann nicht, wenn der Schädiger seine Zahlungspflicht dem Grunde nach sofort anerkennt und für den Verletzten keine wirtschaftliche Schwierigkeit besteht, die Behandlungskosten aus eigener Tasche (ohne Aufnahme eines Kredits) vorzustrecken. hh) Eine Rentenneurose (Tendenzneurose, Rechtsneurose, Rentenhysterie, Pro- 4 0 zeßneurose), die sich verschlechternd auf den Gesundheitszustand auswirkt, ist an sich eine Folge des Unfalls, mindert also die Ansprüche des Verletzten nicht. Dem steht auch der Umstand nicht entgegen, daß der Unfall eine Rentenneurose in der Regel nur dann auszulösen vermag, wenn der Verletzte schon vorher eine entsprechende Anlage (Disposition) hatte (RGZ 75, 19 vom 4. 11. 10 = JW 11, 149/150; BGH 25. 1.68, VersR 396). Wird die Neurose dadurch ausgelöst, daß der Schädiger sich weigert, die Forderungen des Verletzten zu erfüllen, so ist die Neurose adäquate Folge des Unfalls; doch kann ein Mitverschulden des Verletzten darin bestehen, daß er unangemessen hohe Forderungen geltend machte (RG 14. 11. 10 a. a. O.). Ein solches Verschulden des Verletzten liegt aber nur vor, wenn sein Gesundheitszustand ihm gestattet hätte, seine Begehrensvorstellungen niederzukämpfen (RG 21.2. 29, JW 2251 m. Anm. Strassmann). Andererseits ist zu beachten, daß bei der Bemessung der Höhe des Schadenersatzes und des Zeitraums, für den er geschuldet ist, Ursachen des Schadens, die unfallunabhängig sind, sich mindernd auf die Höhe des Schadenersatzes auswirken. Das bedeutet im Fall der Rentenneu281
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rose, daß die Grenze der Ersatzpflicht erreicht ist, wenn der neurotische Zustand ausschließlich durch das - wenn auch unbewußte — Streben nach Versorgung und Sicherheit oder eine starre Anklammerung an eine vorgestellte Rechtsposition verursacht ist. Ist die Neurose im wesentlichen durch die Schwere der körperlichen und seelischen Auswirkungen des Unfalls und der ärztlichen Behandlung zu erklären, so hat der Schädiger voll auch für alle Schadensfolgen einzustehen, die ohne die Neurose nicht entstanden wären (Rdn. 147 zu § 7); dagegen hat der Schädiger die Auswirkungen von Begehrens- und Rechtsvorstellungen des Verletzten, die lediglich charakterlich bedingt sind, nicht zu vertreten (BGHZ 20, 137/142 vom 29.2.56 = VRS 10, 405; BGH 9. 1.68, VersR 373; 25. 1.68, VersR 396). Auch wenn sich aus dem früheren Verhalten des Verletzten in ähnlicher Lage ergibt, daß der Entzug der Rente an seiner Einstellung und seiner körperlichen Reaktion nichts ändern, also keine Besserung herbeiführen wird, sind die durch die Rentenneurose dem Verletzten entstandenen Schäden vom Schädiger in diesem Fall nicht zu ersetzen (BGH 28.9. 65, DAR 66, 45); vielmehr hat hierfür die Sozialversicherung oder — soweit auch diese versagt — die Sozialhilfe aufzukommen. Die hier wiedergegebene Meinung entspricht der derzeitigen Ansicht des Bundesgerichtshofs; sie unterscheidet sich von der des Reichsgerichts dadurch, daß dieses die Meinung vertrat, das bedauerliche Schicksal wäre dem Verletzten ohne den Unfall erspart geblieben und deshalb müsse der Schädiger dem Unfallopfer in dieser schwierigen Lage beistehen, während der Bundesgerichtshof die Unfallfolgen insoweit auf die Allgemeinheit abwälzen will, weil das Unfallgeschehen nichts anderes als den äußeren Anlaß dafür gebildet habe, daß anlagebedingte Mängel des Verletzten ans Tageslicht traten und sein künftiges Schicksal bestimmten. Der Ansicht des Bundesgerichtshofs ist beizustimmen, da der Sozialstaat, in dem wir leben, verpflichtet ist, den Kreis der Kraftfahrer von dieser zusätzlichen Belastung zu befreien. Es sollte in diesem Zusammenhang von den Gerichten allerdings nicht übersehen werden, daß der gegenwärtige Stand der ärztlichen Wissenschaft es nicht zuläßt, das Vorhandensein gewisser häufig auftretender Unfallfolgen, z. B. das Vorhandensein eines Schädelbruchs, mit Sicherheit zu erkennen. 41
ii) Ein Cervikalsyndrom ist keine Rentenneurose. Es handelt sich vielmehr um eine häufige Unfallfolge (Decher, Die zervikalen Syndrome in der Hals-, Nasenund Ohrenheilkunde, Stuttgart 1969; Bärtschi-Rochaix, Mirgraine cervicale, Bern 1949), die sich meist weder im Röntgenbild noch mit den sonstigen derzeit üblichen Untersuchungsmethoden objektiv nachweisen läßt. Man unterscheidet das subokzipitale Syndrom, das seine Ursache an der Verbindungsstelle von Kopf und Wirbelsäule hat, von dem unteren zervikalen Syndrom, das untere Glieder der Halswirbelsäule betrifft. Das Cervikalsyndrom ist als Schleudertrauma oder Peitschenhiebverletzung („whiplash") oft die Folge von Auffahrunfällen, bei denen der Kopf nach hinten und sodann nach vorn geschleudert wird; es tritt aber auch nicht selten gleichzeitig mit einer Gehirnerschütterung auf, und zwar durch Aufschlagen des Kopfes an die Windschutzscheibe. In letzteren Fällen ist die Diagnose besonders schwierig, weil die Symptome in den ersten Wochen von den Folgen der Gehirnerschütterung überdeckt werden. Charakteristisch für die unfallbedingte Entstehung eines Cervikalsyndroms ist es, daß unmittelbar nach dem Unfall keine Folgen bemerkt werden. Kopfschmerzen, zum Teil mit Übelkeit und Brechreiz, setzen frühestens einige Stunden nach dem Unfall ein, u. U. verbunden mit einer kurzen Bewußtseinsstörung. Ebenso häufig treten die ersten Folgen erst Wochen oder Monate nach dem Unfall auf. Führendes Symp282
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
tom sind neuralgieartige Schmerzen im Bereich des Nervus occipitalis major, also in Hinterkopf, Nacken, Schulter und Arm, die jahrelang anhalten können. Der Gleichgewichtssinn, Sehen und Hören sind häufig ebenfalls gestört. Besonders oft ist das unfallbedingte Leiden mit vegetativ-sympathischen Symptomen verbunden, auch mit psychischen Störungen, die zu der irrigen Annahme führen können, es handle sich um eine Neurose, so daß das rechtzeitige Einsetzen einer Heilbehandlung unterbleibt. Im allgemeinen liegt die Ursache der Beschwerden darin, daß durch unfallbedingte Verschiebung der Wirbel die arteria vertebralis und ihre sympathischen Nervengeflechte gequetscht oder geknickt sind, so daß die Blutversorgung gewisser Kopfpartien unzureichend wird. Nicht selten sind auch Quetschungen von Nerven. Als Heilbehandlung werden Streckbehandlung mit Glissonschlinge, chiropraktische Maßnahmen, Massagen, Krankengymnastik, Medikamente, aber auch chirurgische Eingriffe (Dekompression der arteria vertebralis oder der Nerven) angewendet. kk) Die Arbeitspflicht des Verletzten und der Witwe des Getöteten. Der Verletzte, 42 der durch den Unfall seine berufliche Stellung, insbesondere seinen Arbeitsplatz verloren hat, oder dessen Gewerbebetrieb durch seinen Ausfall als Arbeitskraft zum Erliegen kam, muß sich unverzüglich — sobald sein Gesundheitszustand dies zuläßt — um einen anderen Arbeitsplatz oder den Aufbau eines anderen gewerblichen Unternehmens bemühen (Böhmer, DAR 52, 161). Dabei ist es dem Verletzten in der Regel zuzumuten, den Beruf und den Wohnort zu wechseln (BGHZ 10, 18/21 vom 13.5.53 = NJW 1098 = VersR 278 = VRS 5, 327) und zu diesem Zweck eine Umschulung mitzumachen (BGH 26.9.61, VersR 1018). Die Kosten der Umschulung fallen dem Schädiger zur Last, einschließlich der durch sie verursachten Lebenshaltungskosten. Der Wechsel muß aber zumutbar sein. Wohnung im eigenen Haus wird einen Wohnsitzwechsel häufig unzumutbar erscheinen lassen. Die Annahme einer Arbeit, mit der eine geringere soziale Stellung verknüpft ist, ist — wenn der Unterschied erheblich ist — in der Regel unzumutbar; ungerechtfertigte Vorurteile müssen aber unbeachtet bleiben. Unzumutbar kann ein Beruf auch sein, wenn zu seiner Ausübung im allgemeinen gewisse innere Hemmungen wegen des Gegenstands, mit dem man sich zu beschäftigen hat, überwunden werden müssen (Metzger, Gefängnisbeamter, Totengräber, Abortfrau, Leichenfrau, Schönheitstänzerin, Barfrau, Arzt). Der Verletzte muß sich von sich aus bemühen, die ihm verbleibende Arbeitskraft nutzbringend zu verwerten (BGH 6. 11. 54, VRS 8, 9 = VersR 55, 38). Es ist Sache des Schädigers, bestimmte zumutbare Arbeitsmöglichkeiten nachzuweisen, ehe er dem Verletzten ein Mitverschulden vorwirft. Der Verletzte muß aber den Schädiger bei dem Auffinden von Arbeitsmöglichkeiten unterstützen (BGH 1. 12.70, VI 88/69). Eine Witwe, deren Mann den Familienunterhalt allein bestritten hatte, muß, wenn der Mann durch den Unfall ums Leben gekommen ist, eine Arbeit nur dann annehmen, wenn sich ihre Pflichten im Haushalt durch den Tod erheblich vermindert haben (Rdn. 53, 54 zu § 10). Sind minderjährige Kinder vorhanden, so wird dies in der Regel nicht der Fall sein (BGHZ 4, 170/176 vom 13. 12. 51 = VRS 4, 85/87). Von der ihr bis dahin tatsächlich zustehenden Freizeit braucht sie nichts zu opfern, um den Schädiger zu entlasten (Stuttgart, 26.4. 54, RdK 90). Bekommt sie wegen Mitverschuldens des getöteten Ehemanns am Unfall nur einen Teil ihres Schadens ersetzt, so erstreckt sich ihre Schadenminderungspflicht nur auf einen Teil ihres Schadens. Sie braucht daher auch nur einen dementsprechenden Teil ihrer Arbeitskraft einzusetzen (BGHZ 16, 265/275 vom 9. 2. 55 = VersR 785). Auch dies ist ihr nur insoweit zuzumuten, 283
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als sie ihre Arbeitskraft nicht dafür benötigt, um den Teil des Wegfalls der Unterhaltspflicht des Getöteten wettzumachen, für den sie vom Schädiger keinen Ersatz erhält (Rdn. 56 zu § 10). Muß die Witwe für minderjährige Kinder sorgen und sich daher von ihrem Ersatzanspruch gegen den Schädiger nichts oder nur wenig kürzen lassen, so ist in der Regel nicht abzusehen, ob die Witwe, wenn die Kinder herangewachsen sein werden, mehr Zeit haben wird, um ihre Arbeitskraft im Interesse des Schädigers einzusetzen. In diesem Fall ist mithin die künftige Minderung ihres Anspruchs, da noch ungewiß, im Urteil nicht zu berücksichtigen; vielmehr ist der Schädiger auf § 323 ZPO zu verweisen (BGH 30.4. 55, VRS 9, 88). 4 3 IV. Beweislast Für die Abwägung nach § 254 Abs. 1 B G B hat ebenso wie für diejenige nach § 17 StVG jede Partei die Umstände zu beweisen, die sie der anderen Partei zur Last legen will ( R G Z 114, 73/77 vom 1 0 . 6 . 2 6 ; München, 13.6.40, H R R Nr. 1432; Oldenburg, 1 9 . 1 . 5 5 , VRS 8, 260/261). Die Beweislastregel des § 2 8 2 B G B (Rdn. 201 zu § 16) darf bei der Abwägung nicht angewendet werden (BGH 23. 12. 66, N J W 67, 622). Der Schädiger hat mithin ein von ihm behauptetes Mitverschulden des Verletzten zu beweisen, ferner einen von ihm behaupteten Vorteil des Verletzten und die überholende Kausalität. Auch zugunsten des Schädigers gilt insoweit § 287 Abs. 1 ZPO (Klauser, J Z 68, 167). Dieser hat zwar diejenigen Tatsachen nach § 286 ZPO voll zu beweisen, die ein Mitverschulden begründen können; welchen Einfluß die Tatsachen auf die Entstehung und die Höhe des Schadens hatten, beantwortet sich aber dann ebenso nach § 287 ZPO wie die Schätzung der Quote (BGH 9. 1.61, VersR 368; 7. 2. 68, NJW 985 = VersR 646 = DAR 213 = VRS 34, 322). Gleiches gilt für den Beweis einer „Ersatzursache" bei der überholenden Kausalität (Klauser, a. a. O. mit weiteren Nachweisen) und ihre Einwirkung auf die Schadenshöhe. Die Regel, daß nur bewiesene Umstände bei der Abwägung berücksichtigt werden dürfen, hindert das Gericht nicht an der Feststellung, die dem Schädiger zur Last gelegten Umstände würden, falls sie bewiesen wären, gegenüber der schuldhaften Verursachung des Unfalls durch den Verletzten nicht ins Gewicht fallen (BGH 5. 2. 68, zit. bei Bode-Weber, DAR 69, 85/88 [III 138/65]). 4 4 V. Beispiele für die Abwägung Die Fälle, in denen nach § 9 StVG in Verb, mit § 254 B G B eine Abwägung vorzunehmen ist, können in der praktischen Handhabung von denen, in denen § 254 unmittelbar anzuwenden ist, oder in denen die Abwägung ausschließlich nach § 17 StVG vorzunehmen ist, nicht getrennt werden. Es wird daher im folgenden versucht, eine nach tatsächlichen Sachverhalten geordnete Übersicht zu geben, und zwar in folgender Reihenfolge: a) Unfälle unter Beteiligung (mindestens) zweier Kraftfahrzeuge (Rdn. 45 bis 60); b) Unfälle, an denen neben einem anderen Fahrzeug nur ein Kraftfahrzeug beteiligt ist (Rdn. 61 bis 72); c) Verletzung eines Fußgängers durch ein Kraftfahrzeug (Rdn. 73 bis 78); d) Unfälle unter Beteiligung eines Kraftfahrzeugs und eines Tieres (Rdn. 79); e) Unfälle durch Verletzung der Verkehrssicherungs- oder Verkehrsregelungspflicht (Rdn. 80 bis 83); 284
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f) Sonstige Unfälle ohne Beteiligung eines Kraftfahrzeugs (Rdn. 84 bis 87); g) Haftung des Halters oder Fahrers eines Verkehrsmittels gegenüber einem Insassen (Rdn. 88 bis 92); h) Sonstige Fälle vertraglicher Beziehungen (Rdn. 93 bis 95) ; i) Weitere Fälle der Abwägung, soweit sie zum Straßenverkehrsrecht gehören, einschließlich Unfällen unter Beteiligung eines Kraftfahrzeugs (Rdn. 96). a) Unfälle unter Beteiligung von (mindestens) zwei Kraftfahrzeugen
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aa) Zwei Kraftfahrzeuge überholen einander, das vordere (hier an zweiter Stelle genannte) biegt links ab: München, 6. 10. 59, VersR 60, 188 (Kraftfahrzeug wendet nachts auf der Autobahn); Neustadt, 11. 1. 61, DAR 285 (Pkw gegen Kraftrad, das anhält und unter Linkseinbiegen wieder anfährt); Köln, 25. 1. 62, VersR 966; BGH 30.1.62, VersR 361 = VRS 22, 260 (Einbiegen in ein Grundstück); BGH 16. 10. 62, VersR 63, 87 (Pkw überholt Kraftrad bei Dunkelheit); BGH 16. 10. 62, VersR 63, 85 (Pkw überholt einen Lkw, der gleich nach dem Linkseinbiegen erneut, diesmal in ein Grundstück, einbiegt); BGH 26. 10.62, VN 63, 141; BGH 26. 3. 63, VRS 25, 241 (Pkw gegen Kraftrad); BGH 11. 6. 63, VersR 1051 = VP 64, 25 (Lkw gegen Kraftrad, Einfahrt in ein Grundstück); BGH 10.3.64, VersR 681 (Pkw gegen Pkw, links in ein Grundstück einfahrend); BGH 10. 7. 64, VersR 1051 (Pkw gegen Kraftrad); BGH 8. 12. 64, NJW 65, 1076 = VersR 193; BGH 13. 6. 67, VersR 903 (Pkw gegen Kraftrad); Hamburg, 24. 10. 67, VersR 68, 504 (der Überholende überschritt die zulässige Geschwindigkeit erheblich); BGH 25.6.68, VersR 1041 (der an einer Straßeneinmündung Überholte muß wegen eines einbiegenden Radfahrers nach links ausweichen); BGH 25.3.69, VersR 614 (Fahrer eines Leichtmotorrads mit Anhänger biegt auf offener Fernverkehrsstraße nach links in ein Grundstück ein mit Richtungsanzeige mit der Hand, ohne zu beachten, daß ein Pkw ihn gerade überholen will; BGH 18. 11. .69, VersR 70, 89 (Pkw schert aus der Fahrzeugschlange nach links aus, ohne darauf zu achten, daß er den von hinten nahenden Verkehr gefährdet); Stuttgart, 23. 12.69, VersR 71, 161 (Lkw muß auf vereister Gefällstrecke bremsen, weil ein Fahrzeug der Stationierungs-Streitkräfte unten wendet); KG 5. 1. 70, VersR 226 (Pkw bremst und hält ohne zu blinken, um in Tankstelle einzubiegen, Pkw fährt auf); Frankfurt, 10.6. 70, VersR 72, 53 (Lkw holt auf der Überholspur einen rechts fahrenden Pkw ein, der wegen eines haltenden Fahrzeugs kurz vor dem Lkw auf die Überholspur wechselt); Düsseldorf, 30.7.70, VersR 71, 723 (Pkw setzt den Überholvorgang trotz ununterbrochener Leitlinie fort, der vordere Pkw biegt links in einen Feldweg); BGH 8. 12. 70, VersR 71, 440 (Pkw überholt auf der Autobahn, ein vor ihm fahrender Pkw schert auf die Überholspur aus); Frankfurt, 21. 1.71, VersR 74, 92 (Lkw fährt vom Fahrbahnrand unvermittelt in den fließenden Verkehr ein, Pkw fährt auf); Hamm, 10. 2. 71, MDR 579 (Pkw weicht wegen eines von rechts Einfahrenden nach links aus und stößt gegen ein ihn überholendes Kraftfahrzeug); BGH 18. 5. 71, VersR 843 (Pkw überholt Kolonne, ein Fahrzeug schert vor ihm zum Überholen aus); Düsseldorf, 15. 6. 71, VersR 72, 404 (Pkw überholt in der Ortschaft einen Lkw, der ohne zweite Rückschau nach links in ein Grundstück einfährt); Düsseldorf, 1. 7. 71, VersR 73, 372 (Der Überholer fährt innerorts zu schnell); BGH 13. 7. 71, VersR 1043 (Moped überholt einen haltenden Lkw, der eben anfährt); Celle, 6.7.72, VersR 72, 1145 (das vordere Fahrzeug wechselt die Fahrspur nach links); Frankfurt, 6.7.72, VersR 845 (Pkw ordnet sich zur Mitte ein, um nach links in eine Tankstelle einzufahren, der andere Pkw fährt hinten auf); Nürnberg, 13. 10.72, VersR 73, 1126 285
§ 9 StVG
Haftpflicht
(Der Vordermann hat sich nicht ausreichend zur Mitte eingeordnet); Oldenburg, 3. 1.73, VersR 74, 762 (Überholer stößt gegen einen Linkseinbieger, der in ein Grundstück fährt); Bamberg, 30. 1.73, VersR 74, 60 (Lastzug schert verkehrsbedingt nach links aus, weil sein Vordermann schleudert, überholender Pkw fährt auf); LG Mönchengladbach 17.4.73, VersR 74, 506 (ein Pkw will hinter einem anderen durch den Grünstreifen einer Schnellstraße hindurch wenden, ein dritter Pkw fährt auf); LG Köln, 2. 5. 73, VersR 74, 67 (Überholen mit unzulässiger Geschwindigkeit, Vordermann weicht einem Kind nach links aus); Celle, 28.5.73, VersR 74, 496 (Pkw bremst, um nach links in einen Parkplatz einzufahren, der Nachfolgende fährt auf); Frankfurt, 7. 6. 73, VersR 74, 497 (Auffahren eines Sattelzuges auf einen Pkw der den Verkehrskreisel einer Bundesstraße länger befahren will wie der Sattelzug); Schleswig, 21.6.73, VersR 74, 867 (Wer eine Fahrzeugschlange links überholt, die am Ende einer Ortschaft ihre Geschwindigkeit verringert, muß mit einem Linksabbieger rechnen); Schleswig, 20. 11. 73, VersR 74, 703 (Pkw überholt einen Lkw, der in eine Kiesgrube links einbiegen will); LG Koblenz, 30. 1. 74, VersR 75, 680 (Ein Tankwagen bremst unvermittelt, um links in ein Grundstück einzufahren, ein leerer Lkw fährt auf); Düsseldorf, 7. 2. 74, VersR 74, 864 (Pkw biegt links ab, ein nachfolgender Pkw überholt); Köln, 7. 8. 74, VersR 75, 563 (Ein Pkw, der nach links in einen Parkplatz einfahren will, stößt mit einem entgegenkommenden Kleinkraftrad zusammen, weil er über die Straßenmitte hinaus geraten ist); Düsseldorf, 17. 10. 74, VersR 75, 429 (Ein Pkw biegt nach links in einen Gasthaus-Parkplatz ein, der Hinterherkommende fährt auf); München, 17.9.74, VersR 75, 1058 (Pkw überholt trotz Überholverbots einen links blinkenden und ordnungsgemäß eingeordneten Pkw). 46
bb) Zwei Kraftfahrzeuge überholen einander; sonstige Fälle: BGH 27. 2. 68, VersR 578/579 (Pkw überholt trotz Überholverbot eine Kolonne, aus der heraus vor ihm ein anderer Pkw in Überholabsicht ausschert); BGH 23. 4. 68, VersR 670 (der auf der Autobahn Überholende drängt den Vorausfahrenden in die rechte Spur, wo dieser scharf bremsen muß und schleudert); BGH 14.10.69, VersR 1148 (VI 53/68) (Lastzug lenkt wegen einer Verkehrsinsel nach rechts ohne zu bemerken, daß rechts von ihm ein Motorradfahrer fährt); Bamberg, 1. 3. 71, VersR 769 (Pkw überholt ein Moped und biegt nach 10 Sekunden rechts ab); Düsseldorf, 25. 11.71, VersR 73, 235 (keine Betriebsgefahr des von einem Pkw überholten Omnibusses, wenn der Pkw mit einem Entgegenkommenden zusammenstößt); Frankfurt, 5. 6. 72, VersR 72, 1146 (Lkw will nach rechts in ein Grundstück, holt links aus, Pkw überholt rechts); Karlsruhe, 10. 11. 72, VersR 74, 151 (Pkw will auf der Autobahn einen anderen auf der Überholspur überholen, als dieser einen Lkw zu überholen beginnt, Auffahrunfall); LG Fulda 15. 11.72, VersR 73, 777 (Pkw überholt auf der Landstraße einen anderen und wird dabei von einem Dritten überholt, an den er streift; der Erstüberholende fuhr zu weit links); Schleswig, 21.6. 73, VersR 74, 867 (Wer an einer Fahrzeugschlange links vorfährt, die am Ende einer Ortschaft ihre Geschwindigkeit verringert, muß mit einem Linksabbiegen rechnen); Nürnberg, 26. 10. 73, VersR 74, 1007 (Wer eine Fahrzeugschlange rechts überholt, muß besonders sorgfältig auf Lücken achten, die für den Querverkehr gelassen werden); LG Köln 10. 12.73, VersR 74, 1008 (Zwei Kraftfahrzeuge fahren etwa gleichzeitig in einen Autobahnzubringer ein, der von links Kommende beachtet die Vorfahrt des Anderen nicht); Hamburg, 6.9.74, VersR 75, 911 (Streifzusammenstoß beim Überholen auf der Autobahn, ohne daß ein Fahrstreifenwechsel feststellbar ist). 286
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
cc) Zwei Kraftfahrzeuge begegnen einander, eines (das als zweites genannte) biegt 47 links ein: BGH 4. 2. 64, VersR 514 = ZfV 589 = VN 170 (Pkw gegen Pkw); BGH 11.6.65, VersR 811 = VRS 29, 423 (Pkw gegen Kombiwagen); BGH 29.6.65, VersR 899 = VRS 29, 335 (Lkw gegen Omnibus); BGH 16. 11. 65, NJW 66, 108 = VRS 30, 23 (auch bei abknickender Vorfahrt muß Richtungszeichen gegeben werden); BGH 30. 11.65, VersR 66, 188 (auf einer Schnellverkehrsstraße, Moped biegt links ab); Bamberg, 23. 2. 66, VersR 960 (Moped gegen Pkw, der in ein Grundstück biegt); München, 14. 3. 66, VersR 787 (Linksabbieger ordnet sich einen Meter jenseits der Straßenmitte ein); BGH 20.9.66, VersR 1074 (Moped gegen Bagger an unübersichtlicher Stelle); BGH 29. 10. 68, VersR 69, 75 (Pkw darf vertrauen, daß der Linkseinbieger auf der Kreuzungsmitte anhält, auch wenn er sich eingeordnet und den Blinker betätigt hat); LG Nürnberg-Fürth, 30. 4. 70, VersR 72, 597 (Sattelschlepper biegt links ein); Düsseldorf, 30.7.70, VersR 71, 673 (Pkw gegen Pkw, der links einbiegt, abknickende Vorfahrt hat und Fahrtrichtungsänderung nicht anzeigt); BGH 11. 1. 71, VersR 374 (III 191/67) (Pkw stößt gegen einen mit Blaulicht entgegenkommenden und nach links einbiegenden Feuerlösch wagen); München, 30. 7. 71, VersR 73, 528 (Der Geradeausfahrende kann sich darauf verlassen, daß der entgegenkommende Linkseinbieger anhält); Celle, 27. 4. 72, VersR 73, 928 (Pkw fädelt sich in einen Schnellweg ein, ein Postauto überholt dabei den Pkw rechts und fährt gleichzeitig ein, so daß der fließende Verkehr den Pkw rammt); AG Aachen 23. 5. 73, VersR 74, 919 (Ein Taxi wendet ohne Rücksicht auf den fließenden Verkehr, ein entgegenkommendes Kleinkraftrad fährt dagegen); Karlsruhe, 13. 7. 73, VersR 74, 670 (L) (Wer bei nach rechts abknickender Vorfahrt den Straßenzug nach links verläßt, ist wartepflichtig. Falsche Richtungsanzeige beseitigt das Recht zur Vorfahrt nicht. Wer eine Kreuzung im Schrittempo überquert, hat auf den von rechts kommenden Vorfahrtsverkehr zu achten); Schleswig, 11. 10.73, VersR 74, 680 (Begegnungszusammenstoß mit einem auf glatter Fahrbahn unvermutet schleudernden Entgegenkommenden); Schleswig, 6.11.73, VersR 75, 384 (Verbotswidrig in einer Kurve parkender Pkw verursacht einen Begegnungszusammenstoß); Düsseldorf, 10.1.74, DAR 74, 192 (Beim Abbiegen eines Pkw in einen schwer erkennbaren Waldweg muß der Pkw besonders sorgfältig fahren); Bamberg, 8. 10. 74, VersR 75, 1152 (Lkw biegt unnötig langsam links ein ; die Sicht auf den Gegenverkehr ist behindert). dd) Zwei Kraftfahrzeuge begegnen einander; sonstige Fälle: BGH 20. 4. 66, VersR 48 732 (Transporter gegen Lkw, unaufklärbare Ursache, folglich nur Abwägung der Betriebsgefahren); BGH 26.4.66, VRS 30, 406 (Pkw gegen Kraftrad in unübersichtlicher Kurve); BGH 10. 5. 66, VersR 776 (Pkw schneidet die Kurve, den Fahrer des Kraftrads trifft kein Verschulden); BGH 7. 6. 66, VersR 929 (Lastzug fährt an einem parkenden Lkw mit zu großem Sicherheitsabstand vorbei, Pkw kommt auf nicht ausreichend breiter Straße entgegen); BGH 20.12.66, VersR 67, 286 (Pkw fährt auf enger Fahrbahn nicht scharf rechts, auch der entgegenkommende Kraftradfahrer nicht); BGH 5. 12.67, VersR 68, 303 (Pkw bremst und gerät auf Glatteis ins Schleudern); BGH 19. 12.67, VersR 68, 357 (Moped gegen Lkw an Engstelle); BGH 27. 2. 68, VersR 577 (Lastzug überholt einen Lkw, muß aber wegen eines Mopeds bremsen; Pkw kommt entgegen); BGH 20.2.68, VersR 698 (Fahren über den durchgezogenen Fahrbahnteiler-Mittelstrich stellt grobes Verschulden dar); BGH 14. 5. 68, VersR 847 (Lastzug fährt auf unübersichtlicher enger Straße langsam an haltendem Lkw vorbei, ein Pkw kommt entgegen); BGH 7. 5. 68, VersR 944 (auf schmaler Straße überholt ein Lkw einen am Straßenrand 287
§ 9 StVG
Haftpflicht
fahrenden Eisenbahnzug, obwohl ein Omnibus entgegenkommt); BGH 22. 4. 69, VersR 738 (VI 9/68) (einer der beiden Pkws gerät über die Fahrbahnmitte); BGH 19. 12. 69, VersR 70, 284 (Lkw hat Gerät und eine Straßenwalze geladen, schleudert in der Stadt auf nassem Großsteinpflaster auf die Gegenfahrbahn, entgegenkommender Pkw); Stuttgart, 11.3.70, VersR 71, 352 (Begegnung an einer durch auf einer Seite parkende Fahrzeuge verursachten Engstelle); Düsseldorf, 14.5.70, VersR 71, 88 (Lkw fährt in eine durch Baufahrzeuge gebildete Engstelle ein, obwohl ein Pkw mit hoher Geschwindigkeit entgegenkommt); Nürnberg, 15. 12.70, VersR 72, 76 (Begegnung in einer Kurve, der eine Pkw schneidet die Kurve, der andere hätte ganz rechts vorbeikommen können); Düsseldorf, 1.7.71, VersR 73, 373 (Pkw begegnet einem Lkw auf nasser Straße); Düsseldorf, 8. 7. 71, VersR 73, 373 (Lkw muß nachts einen haltenden Pkw umfahren, der entgegenkommende Pkw einen 3 m breiten Absperrbock); LG Mannheim 14. 7. 71, VersR 73, 428 (ein Pkw gerät an einem Fahrbahnteiler auf die falsche Spur, setzt zurück und veranlaßt einen von hinten kommenden Fahrer zum Ausweichen mit Schleudern); Düsseldorf, 25. 11.71, VersR 73, 235 (der eine Pkw überholt einen Omnibus); Frankfurt, 2. 12.71, VersR 73, 751 (Begegnung auf vereister, durch Schnee verengter Bergstrecke, Lkw gegen Tanklastzug); Düsseldorf, 27. 1.72, VersR 72, 649 (Eines der Fahrzeuge kommt 1 m über die Mittellinie); Celle, 19. 10.72, VersR 73, 716 (Begegnungszusammenstoß an einer Fahrbahnverengung durch ein parkendes Kraftfahrzeug); Nürnberg, 15. 11. 72, VersR 74/40 (Das entgegenkommende Fahrzeug biegt nach links aus, weil ein von rechts in die Kreuzung der Vorfahrtsstraße einfahrender Pkw die Vorfahrt mißachtet); Oldenburg, 15. 11.72, VersR 74, 40 (Einer der Fahrer überschreitet die Mittellinie erheblich); Düsseldorf, 16. 11.72, VersR 73, 946 (Pkw schneidet eine unübersichtliche Kurve); Frankfurt, 21. 12. 72, VersR 73, 377 (Pkw kommt ohne ersichtlichen Grund auf die linke Fahrbahnhälfte, Lkw weicht nach links aus); Celle, 1. 3. 73, VersR 73, 450 (Lastzug überholt ohne ausreichende Sicht vor einer Kuppe und einer Kurve eine landwirtschaftliche Zugmaschine, ein entgegenkommender Pkw prallt auf); Hamm, 30.3.73, VersR 74, 296 (Begegnung auf schmaler Fahrbahn); Celle, 12. 7. 73, VersR 74, 438 (Pkw setzt wegen eines Unfalls an sichtbehindernder Kuppe und Kurve zurück, Hintermann fährt in einer Fahrbahnverengung auf); Düsseldorf, 20.9.73, DAR 74, 74 (Wenn ein Pkw wegen der aufgeblendeten Scheinwerfer des Entgegenkommenden auf die linke Fahrbahnhälfte gerät, handelt er schuldhaft); Schleswig, 4. 10. 73, VersR 74, 679 (Ein Pkw kommt wegen Sonnenblendung über die Straßenmitte und stößt gegen einen rechts haltenden Pkw); LG Siegen 19. 12. 73, VersR 75, 576 (auf 8 m breiter Bundesstraße kommt ein VW jenseits der Straßenmitte entgegen, der Post-Lkw kann nicht mehr ausweichen); BGH 14. 5. 74, VersR 74, 997 (Ein Lastzug benützt die linke der 2 Fahrbahnstreifen, um zu überholen, ein entgegenkommender Pkw fährt frontal auf); Celle, 21.1. 1975, VersR 76, 151 (Begegnung an unübersichtlicher Engstelle). 49
ee) Zwei Kraftfahrzeuge an einer durch Ampel oder Beamten geregelten Kreuzung: KG 9. 10. 69, VersR 70, 164 (Pkw startet bei Grün, obwohl sich noch ein Pkw in der Kreuzung befindet); Düsseldorf, 7. 6. 73, VersR 74, 389 (Das Zusatzschild „bei Rot hier anhalten!" ändert die Vorfahrt für Einbieger nicht: Ungesicherte Nebenkreuzung in der Nähe einer Ampelanlage); BGH 6. 11. 73 (Pkw bremst auf regennasser Straße vor einem Zementwerk, trotz der Warnzeichen „Allgemeine Gefahrenstelle, Schleudergefahr, Überholverbot" stark hinter einem Lastzug, dessen Anhänger etwas schleudert, und gerät dadurch ins Schleudern. Frontalzusammenstoß 288
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
mit einem Entgegenkommenden); LG Stuttgart 11. 12. 73, VersR 75, 387 (Pkw beachtet das Rotlicht an einem Fußgängerübergang vor einer Kreuzung nicht, ein anderer vertraut auf jenes Rotlicht und fährt in die Kreuzung ein); LG Saarbrükken 27. 1.71 (L), VersR 73, 70 (Pkw fährt bei Grün in die Kreuzung ein, muß wegen eines Staus in der Mitte halten und fährt dann über die restliche Kreuzung); BGH 11.5.71, VersR 822 (Pkw war am Linkseinbiegen bei Grün durch Gegenverkehr an der Weiterfahrt gehindert, Pkw fährt in fliegendem Start bei Phasenwechsel auf ihn auf); Hamm, 3. 11. 71, VersR 72, 378 (wartepflichtiger Pkw biegt nach links ein, obwohl von dort ein Pkw kommt, der allerdings wegen Rotlicht am Fußgängerübergang hätte halten sollen); KG 31. 1. 72, VersR 72, 234 (Begegnung eines Pkw mit einem links einbiegenden Pkw, die Straßenbreite verringert sich nach der Kreuzung erheblich); KG 9.4. 73, VersR 73, 1049 (Wer bei Grün in die Kreuzung einfährt, hat darauf zu achten, ob sich Querverkehr noch in der Kreuzung befindet, der auch bei Grün eingefahren ist); München, 19. 2. 74, VersR 75, 268 (Pkw fährt in eine Kreuzung ein, als die Ampel auf Grün steht, obwohl noch Querverkehr in der Kreuzung ist); LG Essen 28. 2. 74, VersR 75, 512 (Pkw bemerkt nicht, daß die Ampel schon längere Zeit auf Rot steht und daß der Querverkehr schon freigegeben ist); KG 7. 3. 73, VersR 75, 427 (Beim Aufleuchten des Grünpfeils oder eines Gelbpfeils nach links darf der Einbieger sich darauf verlassen, daß ein Entgegenkommender nicht mehr in die Kreuzung einfahren wird); LG Trier 26. 6. 74, VersR 75, 512 (Pkw bemerkt das Rotlicht der Ampel nicht). f f ) Zwei Kraftfahrzeuge an einer Kreuzung (oder Einmündung) mit vorfahrtsberechtigter Straße (der als zweiter Genannte verletzt die Vorfahrt): BGH 15. 11.66, VersR 67, 157 (Moped fährt auf bevorrechtigter Straße unnötig weit vom rechten Straßenrand; ein aus einer linken Seitenstraße einbiegender und anschließend entgegenkommender Pkw streift am Moped); BGH 23. 5. 67, VersR 802 (Sattelschlepper gegen Pkw); BGH 13.6.67, VersR 883 (Pkw gegen Lkw, der links einbiegt); Düsseldorf, 26. 6. 67, VersR 957 (Lkw gegen Lastzug, der angeblich den rechten Blinker betätigte); Düsseldorf, 31.7. 67, VersR 68, 781 (Pkw fährt mit 30 km/h in die Autobahn ein und lenkt, obwohl ein anderer sich mit 160 k m / h nähert, sofort auf die Überholspur); BGH 10.6. 69, VersR 832 (VI 35/68) (zwei Pkw, vereinsamtes Dreiecksschild); München, 20. 6. 69, VersR 70, 232 (Vorfahrtsberechtigter kann sich bei Ausfall der Ampel, wenn andere Kraftfahrzeuge angehalten haben, nicht auf die Beachtung seines Vorrechts verlassen); LG Köln 27.4.70, VersR 71, 353 (Vereinsamtes Dreiecksschild); BGH 3.11.70, VersR 71, 177 (Pkw biegt nach rechts in die Bundesstraße ein, obwohl von links ein Sportwagen kommt, im Vertrauen darauf, dieser werde einen in gleicher Richtung fahrenden Traktor wegen durchgezogener Mittellinie nicht überholen); LG Itzehoe 18. 12. 70, VersR 73, 188 (Pkw auf der Vorfahrtstraße blinkt rechts, fährt aber geradeaus); BGH 9.3.71, VersR 568 (Pkw fährt bei abknickender Vorfahrt geradeaus, von rechts kommender Pkw hat keine Vorfahrt); München, 9. 3. 71, VersR 73, 69 (Pkw überholt auf der Vorfahrtstraße eine Kolonne, die für den Querverkehr eine Lücke gelassen hat, durch die ein Pkw fährt); Frankfurt, 11. 12. 70, VersR 71, 1127 (Pkw überquert eine Ringstraße mit Grünstreifen, muß in dem Durchlaß des Grünstreifens halten, ein Pkw auf der Ringstraße prallt gegen das herausragende Heck); KG 15. 2.71, VersR 647 (Pkw überholt auf Vorfahrtstraße, an der beiderseits Fahrzeuge parken, Pkw von links); KG 15. 2. 71, VersR 648 (Pkw gegen Pkw); KG 4. 3. 71, DAR 71, 237 (Mehrere Kraftfahrzeuge halten vor der Kreuzung, um sie für einen Wartepflichtigen freizuhalten, ein weiteres Kfz fährt trotzdem in die Kreuzung ein); Bremen, 289
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§ 9 StVG
Haftpflicht
29. 9. 71, VersR 73, 235 (Einfädeln eines Pkws nach rechts in eine bevorrechtigte Straße); KG 9. 3. 72 (Postauto gegen von links kommenden Lkw, der trotz Sichtbehinderung mit 40 km/h in die Kreuzung einfuhr); LG Kempten 12.6.72, VersR 73, 869 (Pkw fahrt bei Nebel ohne Einweiser aus einem Grundstück in eine Bundesstraße ein); LG Münster 13.9.72, VersR 73, 973 (Der Vorfahrtsberechtigte blinkt rechts, weil er hinter der Kreuzung in einen Parkstreifen einfahren will; der von rechts aus der Seitenstraße Kommende denkt, der andere werde nach rechts abbiegen); BGH 5. 10. 72, VersR 73, 35 (Schwertransporter mit einem Panzer gerät beim Ausfahren aus der Autobahn zum Teil über die Fahrbahnmitte); Bremen, 8. 11. 72, VersR 73, 944 (Überholender Pkw fährt innerorts zu schnell und gegen einen von links kommenden, 90 cm in die Fahrbahn ragenden Wartepflichtigen); Braunschweig, 30. 1. 73, VersR 74, 267 (Pkw beachtet das Vorfahrtszeichen 205 mit seinem Pkw nicht; der andere Pkw hatte die Vorfahrt, obwohl von links kommend, durch ein entsprechendes Zeichen mit Zusatzschild über seinen Straßenverlauf); Köln, 13. 2. 73, VersR 73, 1075 (Fahrzeugschlange hält vor der Bahnschranke, ein auf dem linken Fahrstreifen vorfahrender Pkw, der links abbiegen will, stößt gegen einen von rechts her die Kolonne durchquerenden Pkw); München, 23.2.73, VersR 73, 947 (Dem auf der Hauptstraße Fahrenden ist zuzumuten, hinter einem aus der Seitenstraße Einbiegenden zu bremsen); AG Stuttgart 2. 2. 73, VersR 74, 987 (Pkw fährt auf dem rechten der 3 Fahrstreifen einer Vorfahrtsstraße, ein von links kommender Einbieger will sich in die linke der 3 Spuren einfädeln); Stuttgart, 28. 2. 73, VersR 74, 348 (L) (Lkw kommt aus einem Feldweg, biegt rechts in die Bundesstraße und nach 20 m wieder links in eine Nebenstraße ein; ein Pkw kommt von hinten und fährt auf); Celle, 15. 3. 73, VersR 73, 1147 (Überhöhte Geschwindigkeit des auf der Vorfahrtsstraße Kommenden); Düsseldorf, 5.4.73, VersR 74, 37 (Wenn eine Zugmaschine eine Landstraße mit Sichtbehinderung überqueren will, muß der Fahrer einen Sicherungsposten aufstellen); BGH 17.4.73, VersR 73, 745 (Pkw überquert eine bevorrechtigte Großstadtstraße, auf der ein anderer Pkw mit überhöhter Geschwindigkeit kommt); BGH 11.5.73, VersR 73, 764 (Auf der Vorfahrtsstraße entsteht in der Fahrzeugschlange eine kurze Lücke; ein Pkw und eine Achtjährige mit Fahrrad durchqueren diese, das Mädchen wird vom Pkw erfaßt); KG 12. 11. 73, VersR 74, 370 (Fahrzeugschlange auf der Vorfahrtsstraße läßt eine Lücke für den Querverkehr, ein Überholender stößt gegen einen dort kreuzenden Pkw); Koblenz, 26. 11. 73, VersR 75, 913 (Der Wartepflichtige fährt so scharf an die Kreuzung heran, daß der andere bremst und ins Schleudern kommt); Frankfurt, 28. 11. 73, VersR 74, 864 (Der in der Vorfahrtsstraße Fahrende weiß, daß der aus der Seitenstraße Kommende ihn nur nach einem Hineintasten im letzten Augenblick bemerken kann); Koblenz, 17. 12.73, VersR 74, 671 (Der Bevorrechtigte überschreitet die Höchstgeschwindigkeit); LG Marburg 21. 12. 73, VersR 74, 981 (Der Wartepflichtige darf nicht lediglich in die bevorrechtigte Straße einfahren, weil der Herannahende den Blinker eingeschaltet hat); BGH 5.2.74, VersR 74, 600 (Die abknickende Vorfahrt gibt dem auf ihr Fahrenden das Vorrecht vor Fahrzeugen aus den Nebenstraßen); Schleswig, 12. 2. 74, VersR 75, 290 (Der von der Autobahn kommende Pkw hält erst 5 0 - 7 5 m in der Fahrbahn der Vorfahrtsstraße, der auf dieser Kommende kommt von der Fahrbahn ab); LG Traunstein 21. 3. 74, VersR 75, 577 (Ein Pkw fährt nach links aus einem Forstweg zügig in die Vorfahrtsstraße ein, obwohl der zur Vorfahrt Berechtigte schon 35 m herangekommen war); KG 28.3. 74, VersR 75, 452 (Die Vorfahrt geht nicht dadurch verloren, daß an der kreuzenden Stop-Straße das eine Schild am rechten Fahrbahnrand wegen Bauarbeiten vorübergehend entfernt 290
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
wird); K G 4. 4. 74, VersR 75, 909 (Pkw biegt nach rechts in die Vorfahrtsstraße ein, obwohl ihm dort von rechts ein Pkw entgegenkam, der seine linke Fahrbahnhälfte benutzte); H a m m , 28. 5. 74, VersR 75, 161 (Pkw naht auf der Vorfahrtsstraße von links, blinkt aber irreführend rechts, obwohl er geradeaus fährt); Frankfurt, 18.6. 74, VersR 76, 69 (auch wenn an der wartepflichtigen Straße ein Stop-Schild steht, kann den zur Vorfahrt Berechtigten ein Mitverschulden treffen); K G 4. 7. 74, VersR 75, 51 (Ein Pkw fährt vor einen Fußgängerüberweg auf der Vorfahrtsstraße auf den 3. Fahrstreifen an anhaltenden Fahrzeugen vorbei und stößt gegen Querverkehr); K G 23.9.74, VersR 75, 52 (Lkw kommt auf der Vorfahrtsstraße und blinkt rechts, biegt aber trotzdem nicht rechts ab, ein Pkw fährt in die Vorfahrtsstraße ein); K G 30.9. 74, VersR 75, 53 (Ein Pkw wendet, um auf der linken Seite einzuparken, ein Entgegenkommender fährt mit 80 k m / h gegen ihn; der unvorsichtig Wendende hatte l,35%o); LG Hamburg 9. 10.74, VersR 75, 528 (Ein Bus biegt aus einer Seitenstraße in die Vorfahrtsstraße ein); Hamm, 16. 10. 74, VersR 75, 542 (Wer beim Einfädeln in eine autobahnähnliche Bundesstraße gleich in die mittlere von drei Spuren einfährt, haftet, wenn er bremsen muß, weil sich andere Fahrzeuge vor ihm in dieselbe Spur einfädeln); Karlsruhe, 25. 10. 74, VersR 75, 1056 (Postkraftwagen folgt nach links der abknickenden Vorfahrt, ein von rechts kommender Pkw will vor ihm in Vorfahrtsstraße einfahren); Frankfurt, 28. 11. 74, VersR 75, 957 (Pkw überholt eine vor einer Kreuzung wegen einer Straßenbahnhaltestelle haltende Fahrzeugschlange, ein kreuzender Pkw benützt die Stauung, um sich in die Fahrspur des überholenden Pkw hineinzutasten); Celle, 30. 1. 75, D A R 75, 273 (an unübersichtlicher Einmündung darf sich der zur Vorfahrt Berechtigte nicht auf die Beachtung seiner Vorfahrt verlassen); Koblenz, 3. 2. 75, VersR 1155 (ein auf der Vorfahrtsstraße nachts sehr schnell fahrender Pkw bemerkt einen Pkw, der sich auf einer Seitenstraße der Kreuzung nähert, und verringert seine Geschwindigkeit nicht, sondern gibt nur Blinkzeichen); München, 18.9.75, VersR 100 (Das Dreiecksschild war am Feldweg entfernt worden, auch an der Hauptstraße war das Vierecksschild entfernt worden). gg) Kraftfahrzeug gegen Wegerechtsfahrzeug an einer Kreuzung: BGH 9. 7. 62, 51 N J W 1767 = M D R 802 (Pkw gegen Feuerwehr); B G H 13. 2. 64, VersR 940 (Pkw, Ampelregelung); Düsseldorf, 12. 10.72, VersR 73, 945 (Unfallkrankenwagen fährt bei Rot ohne ausreichende Beobachtung des Querverkehrs in eine Kreuzung ein); LG Heidelberg 13. 2. 73, VersR 74, 446 (Das Wegerechtsfahrzeug m u ß bei Rot dem Querverkehr Gelegenheit geben, vor der Kreuzung anzuhalten); Karlsruhe, 16. 3. 73, VersR 74, 39 (Wegerechtsfz fährt bei Rot in eine Kreuzung ein, obwohl die Eile das nicht geboten hätte; Zusammenstoß mit Querverkehr); Kiel, 3. 5. 73, VersR 74, 704 (Das Wegerechtsfz bemerkt nicht, d a ß der Querverkehr das Martinshorn und das Blaulicht in der Kreuzung nicht bemerkt hat); LG Heidelberg 13. 6. 73, VersR 74, 555 (Pkw fährt bei G r ü n in eine Kreuzung ein, das Führungsfahrzeug einer Kolonne von Feuerwehrwagen stößt dagegen); Düsseldorf, 11. 4. 74, VersR 75, 266 (Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht und Martinshorn biegt bei roter Abbiegeampel nach links ein, Pkw kreuzt); K G 3. 2. 75, VersR 955 (Pkw fährt bei Aufleuchten des Gelb-Pfeiles in die Kreuzung ein, ohne Einblick in die von rechts kommende Straße und auf den von dort mit Blaulicht nahenden Polizeiwagen zu haben). hh) Zwei Kraftfahrzeuge an einer Kreuzung oder Einmündung; sonstige Fälle: 5 2 BGH 7. 1. 66, VersR 294 (Motorrad biegt rechts in eine Seitenstraße ein, aus der ihm ein Pkw entgegenkommt); B G H 29. 3. 66, VersR 690 (Lkw kommt aus einem 291
§ 9 StVG
Haftpflicht
Holzweg und hält kurz vor der Kreuzung, Kraftrad kommt von links); BGH 20. 12. 66, VersR 67, 283 (Lkw gegen Kraftrad, das auf einem Feldweg fuhr); BGH 26. 11.68, VersR 69, 160 (Pkw gegen Pkw, der auf nasser Straße ins Rutschen kommt); BGH 15.4.69, VersR 734 (Motorrad verletzt Vorfahrt des Pkw); BGH 3. 11.70, VersR 71, 179 (Ein mit Abblendlicht zu schnell fahrender Sportwagen prallt seitlich auf einen auf der Straße wendenden Pkw auf); BGH 1.12. 70, VersR 71, 348 (Motorrad wird von einem von rechts kommenden Pkw, der die trichterförmige Einmündung schnitt, auf einer Dorfstraße angefahren); LG Mainz 25.2.71, VersR 72, 79 (Pkw gegen Geschäftsfahrzeug im Stadtgebiet); Celle, 29. 4. 71, VersR 72, 402 (Privater Pkw auf Fliegerhorstgelände stößt gegen einen von rechts kommenden Werkstattwagen); LG Stuttgart, 3.9.71, VersR 72, 210 (Pkw gegen Pkw, der aus einer für alle Fahrzeuge gesperrten Straße kommt); Frankfurt, 3./7. 10. 71, VersR 73, 253 (Der von rechts kommende Pkw hat auf den von links kommenden zu achten, wenn die Einmündung über eine abgesenkte Bordsteinkante führt); KG 27. 3. 72, VersR 72, 690 (Das von rechts kommende Fahrzeug fuhr mit 50 km/h und war erst im letzten Augenblick sichtbar); Koblenz, 11.4.72, VersR 73, 971 (Pkw kommt von rechts aus einem unbefestigten Nebenweg); KG 4. 5. 72, VersR 72, 1143 (der von rechts Kommende benützt seine linke Fahrbahnhälfte); Frankfurt, 7.11. 72, VersR 74, 472 (Wer den von rechts Kommenden erst auf eine Entfernung von 4 m wahrnimmt, handelt schuldhaft); KG 18. 12.72, VersR 73, 257 (L) (Wer an der Kreuzung hält, um die von rechts Kommenden vorbeizulassen, gibt dadurch nicht zu erkennen, daß er auch einen von links Kommenden vorbeilassen will); Oldenburg, 28.3.73, VersR 73, 1127 (L) (Der Vorfahrtberechtigte, der von rechts kommt, hat nicht die äußerste rechte Straßenseite eingehalten); Frankfurt, 6. 4. 73, VersR 74, 580 (Auch auf den Straßen eines Klinikgeländes gilt „rechts vor links"); KG 2. 7. 73, VersR 73, 1145 (der Wartepflichtige fährt rücksichtslos in die Kreuzung ein); Celle, 12. 7. 73, VersR 74, 579 (Auch wenn beim Aufprall der von rechts Kommende noch in Bewegung ist, muß dieser nicht zu schnell gefahren sein); AG Bremen, 12.9.73, VersR 74, 475 (Wer auf einem Wendeplatz wendet, hat Vorfahrt vor einem in einen Parkplatz Einfahrenden); Bremen, 26. 6. 74, VersR 75, 285 (Zwei Pkws an gleichberechtigter Kreuzung); KG 14. 11. 74, VersR 75, 473 (wenn ein Pkw unter Durchfahren eines Grünstreifens wendet, ist das kein Wenden im Sinne §9 Abs. 5 StVO, sondern ein doppelter Abbiege-Vorgang); KG 19. 12. 74, VersR 75, 524 (Pkw fährt rechts an einer haltenden Schlange vor, aus dem Gegenverkehr fährt ein Pkw durch eine freigehaltene Lücke); Karlsruhe, 14. 3. 75, VersR 76, 96 (L) (Kfz kann bei Grün die Kreuzung nicht überqueren, weil ein Linksabbieger ihn hindert, der Querverkehr setzt ein). 53
ii) Kraftfahrzeug fährt auf ein länger haltendes Kraftfahrzeug (oder einen Kraftfahrzeug-Anhänger) bei Nacht auf: BGH 26. 3. 68, VersR 646 (Lastzug gegen einen abgesichert haltenden Lastzug, der wegen ungeeigneten Kraftstoffs liegen geblieben war); BGH 11.3. 69, VersR 570 (Pkw fährt trotz Wahrnehmung des mit Blaulicht abgestellten Polizeifahrzeugs auf den Unfallwagen auf, um einem Polizeibeamten auszuweichen); BGH 25.3.69, VersR 715 (Motorroller fährt auf einen auf einer Bundesstraße schräg und nicht ganz rechts abgestellten Lastzug auf); Köln, 26. 6. 69, VersR 376 (Auf dem Gelände einer Braunkohlengrube steht ein 5,20 m breiter ringsum mit Lampen versehener Schwerlaster auf 6 m breiter Straße. Ein entgegenkommender Motorroller stößt dagegen); Nürnberg, 30.9.70, VersR 71, 481 (Pkw prallt gegen einen auf der Autobahn wegen Glatteis querstehenden Pkw); LG Bielefeld 21. 10. 70, VersR 71, 772 (Pkw fährt nachts rückwärts aus einer von 292
Mitverschulden des Verletzten
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Schnee geräumten Einfahrt und hält, um zusteigen zu lassen schräg am Randstein, Pkw fährt auf); Zweibrücken, 30. 10.70, VersR 71, 575 (Auffahren auf d. Autobahn auf unbeleuchtetes Kfz, mißverständliche Warnung durch dessen Fahrer); LG Hildesheim 11. 11. 70, VersR 71, 1070 mit Anm. Schmalzl, VersR 72, 57 (Pkw fährt in der Stadt auf einen unbeleuchteten Omnibus, dessen Fahrer in einer Gaststätte eingekehrt ist); BGH 9. 2. 71, VersR 471 (Pkw fährt auf der Autobahn gegen einen nicht ausreichend abgesicherten liegengebliebenen Sattelschlepper); Frankfurt, 13. 10. 71, VersR 73, 751 (Tankzug fährt auf der Autobahn auf einen wegen Reifenschadens haltenden Lkw auf); KG 2. 12.71, VersR 72, 444 (Feuerlöschwagen bekämpfte auf der Autobahn in leichter Linkskurve einen Böschungsbrand; nach Einsammeln der Warnlampen fährt kurz vor der Abfahrt ein Pkw auf); Frankfurt, 23. 5. 72, VersR 73, 844 (Auch ein lediglich zu einigen Häusern führender Weg bildet eine Einmündung und ist keine Grundstücksausfahrt) (Für ein Fahrrad entscheidend); Karlsruhe, 20. 7. 73, VersR 74, 659 (Sattelzug fährt auf der Autobahn auf einen liegengebliebenen Lkw auf und stellt keine Warnleuchte auf; ein Pkw fährt auf); Koblenz, 17. 3. 1975, VersR 76, 152 (Sattelzug fährt auf einen ordnungsgemäß abgestellten Pkw auf). kk) Kraftfahrzeug fährt auf ein länger haltendes Kraftfahrzeug bei Tag auf: BGH 54 12. 7. 66, VersR 980 (Lkw biegt aus einem Grundstück nach rechts auf die Straße ein, sein Anhänger erfaßt einen rechts davon das Grundstück in gleicher Weise verlassenden Mopedfahrer); Hamburg, 6. 12.66, VersR 67, 1205 (Lastzug gegen Lastzug bei Nebel); Nürnberg, 16. 12. 66, VersR 67, 762 (Pkw gegen einen parkenden Pkw auf städtischer Straße); BGH 18.3.69, VersR 713 (Lkw hält rechts in einer Linkskurve, Pkw fährt auf); BGH 15. 12.70, VersR 71, 318 (Lkw fährt auf der Autobahn auf einen ganz rechts wegen Motorschadens abgestellten Pkw auf); Nürnberg, 30. 6. 72, VersR 73, 849 (Lkw hält unter Einschalten der Warnblinkanlage auf der Autobahn, weil von dem vorausfahrenden Lkw Metallroste auf die Fahrbahn fallen); Schleswig, 4. 10. 73, VersR 74, 679 (Ein sonnengeblendeter Pkw gerät über die Straßenmitte gegen einen dort haltenden Pkw); Celle, 11.2.74, VersR 75, 1009 (Postauto fährt zu schnell eine glatte, abschüssige Straße hinunter und gegen einen parkenden Pkw); BGH 1. 7. 75, VersR 1024 (Lkw hält am Rand der Autobahn, um einem von der Fahrbahn abgekommenen Pkw Hilfe zu leisten; beim Einsteigen des Fahrers in den Lkw fährt ein Pkw hinten auf); KG 10.7.75, VersR 1103 (Lkw hält verbotswidrig links am Mittelstreifen, um dort Weihnachtsbäume zu entladen, Pkw fährt auf). II) Kraftfahrzeug fährt auf ein eben anhaltendes Kraftfahrzeug auf: Köln, 7. 11. 67, 55 VersR 68, 479 (Pkw fährt nachts auf der Autobahn auf einen Pkw auf, der die Ausfahrt verpaßt hatte und zurückstößt); AG Köln, 27. 1. 71, VersR 72, 312 (Pkw wechselt vor einer Ampel die Fahrspur nach rechts und setzt sich vor einem Lastzug, der beim Anhalten vor dem Rotlicht auffährt); Frankfurt, 26. 3. 71, VersR 72, 261 (Serien-Auffahrunfall einer Fahrzeugschlange); Hamburg, 27.4.71, VersR 72, 74 (Pkw fährt auf einen vorausfahrenden Pkw auf, der gewendet hat und links abbiegen will, wegen Gegenverkehr aber nicht kann); BGH 28. 6.71, VersR 71, 953 (Militär-Lkw hält auf der BAB, Omnibus fährt auf); LG Stuttgart, 29. 6.71, VersR 72, 209 (Zwei Pkw fahren hintereinander in die Einfädelspur einer Schnellstraße, der vordere hält ohne zwingenden Anlaß nochmals an); AG München, 23.9.71, VersR 72, 212 (Fahrschulwagen bremst überstürzt wegen eines rückwärts aus einem Parkstreifen fahrenden Pkw. Ein dritter Pkw fährt auf); Frankfurt, 7. 4. 72, VersR 73, 968 (Pkw stößt auf einer Einbahnstraße zum Einparken nachts zurück, ein von 293
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Haftpflicht
hinten kommender Pkw fährt auf); LG Ellwangen, 27.9. 72, VersR 73, 1127 (Pkw hält bei Dunkelheit am linken Fahrbahnrand, um Pannenhilfe zu leisten; Entgegenkommender fährt auf); LG Essen, 4. 12.72, VersR 74, 203 (Pkw fährt unter einer Eisenbahnbrücke auf seinen Vordermann auf); Koblenz, 2.7.73, VersR 74, 442 (Ein Transporter hält wegen tiefstehender Sonne an, weil er wegen Blendung nichts mehr sieht, ein Pkw, der auch nichts mehr sieht, fährt auf); LG Heidelberg, 30. 5. 73, VersR 74, 504 (Pkw meint wegen der Abendsonne, die abgeschaltete Ampel zeige rot, ein anderer Pkw fährt auf); Köln, 3. 7. 73, VersR 73, 934 (Pkw fährt nachts mit l,5%o gegen die Leitplanke des Mittelstreifens der Autobahn, ein zweiter Wagen fährt auf und schleudert den ersten Wagen auf den rechten Fahrstreifen, so daß der Fahrer herausfällt. Ein dritter Wagen, der den Mann auf der Fahrbahn liegen sieht, fährt auf dessen Wagen auf, statt den Mann zu überfahren); Düsseldorf, 22. 8. 73, MDR 74, 42 (Wer auf der Autobahn grundlos bremst, ist schuld am Auffahren des Hintermannes und der an dritter Stelle Befindlichen); Celle, 29. 11.73, VersR 74, 669 (Wer bei einem Kettenunfall auffährt, ehe sein Hintermann auffährt, muß auch einen Teil seines Heckschadens selber tragen. Bei einem Totalschaden ist zu schätzen, welchen Teil der Hintermann allein verschuldet hat); Celle, 14. 3. 74, VersR 74, 1189 (Pkw bricht bei Dunkelheit seinen Überholvorgang plötzlich ab, der auf der rechten Spur folgende fährt auf); Karlsruhe, 22. 11.74, VersR 75, 665 (Pkw fährt auf vereister Brücke gegen die Leitplanke, zweiter Pkw fährt auf); BGH 1. 7. 75, VersR 1026 (Pkw fährt bei einem Stau wegen zu geringem Sicherheitsabstand zwischen einem Pkw und einem Lkw durch, die vor ihm im Anhalten waren; er kommt vor dem Lkw zum Stehen, der abbremst und auf den ein anderer Pkw deshalb auffährt). 56
mm) Kraftfahrzeug fährt auf ein fahrendes Kraftfahrzeug auf: BGH 3. 12.65, VersR 66, 148 (Lastzug fährt wegen Reifenschadens auf der Autobahn sehr langsam); Celle, 24. 11. 66, VersR 67, 1054 (Pkw gegen einen bei Tag auf der Autobahn langsam fahrenden Lastzug); Schleswig, 7.2.67, DAR 324 = VersR 68, 286 LS (Lkw gegen einen Lkw, der auf der Autobahn rechts Gras auflädt); Hamburg, 24. 10. 67, VersR 68, 504 (Pkw will nachts nach links in ein Grundstück einbiegen und bremst deshalb, ein Pkw fährt auf); BGH 27. 9. 68, zit. v. Bode-Weber, DAR 69, 115 (Pkw fährt auf der Autobahn auf langsamen Lastzug auf, dessen abgefahrener Anhängerreifen geplatzt war); KG 29. 6. 70, VersR 72, 279 (Ein Pkw fährt bei Dunkelheit ohne zu bremsen im innerstädtischen Verkehr auf einen angeschobenen Pkw auf); Düsseldorf, 18. 5. 71, VersR 72, 277 (Pkw fährt bei Dunkelheit auf vorfahrtberechtigter Landstraße auf einen aus einem Feldweg nach rechts einbiegenden Miststreuer mit Zugmaschine auf, die mangelhaft beleuchtet war); Celle, 29. 7. 71, VersR 73, 352 (Sattelschlepper fährt auf der Autobahn nachts einem langsamfahrenden Tanklastzug auf); KG 20. 9. 71, VersR 72, 401 (Taxi wendet in der Ortschaft, Kranwagen der Streitkräfte folgte ihm und hält, auf diesen fährt ein Spezialmüllwagen auf); LG Rottweil, 9. 2. 72, VersR 73, 872 (VW-Bus schert aus haltender Kolonne rechts in den anderen Fahrstreifen, während ein Postauto rechts vorfährt); Köln, 3.5.72, VersR 73, 91 (Unvorsichtiges Einfädeln in den Autobahnverkehr an einer Anschlußstelle); Zweibrücken, 2.6.72, VersR 73, 166 (Pkw fährt auf der Autobahn trotz guter Sicht auf langsamen Schwertransporter auf); LG Karlsruhe, 25. 5. 72, VersR 73, 726 (Kfz kommt bei Nässe auf der Autobahn ins Schleudern, anderes Kfz fährt auf, und weitere Kfze fahren auf); LG Gießen, 5. 7. 72, VersR 73, 777 (Ein US-Fahrer fährt mit Abblendlicht auf der Autobahn auf seinen Vordermann); LG Gießen, 5.7.72, VersR 73, 777 (Schnell 294
Mitverschulden des Verletzten
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fahrendes Kraftfahrzeug fährt auf ein mit verschmutzter Schlußleuchte ganz langsam fahrendes auf); Celle, 30. 11. 72, VersR 74, 250 (Reinigungskolonne auf dem Autobahn-Überholstreifen, Fahrer eines Sportwagens wagt ein Ausweichmanöver und fährt auf); LG Köln, 10. 4. 73, VersR 74, 505 (Ein Pkw überholt einen anderen, bremst, und der andere fährt auf); München, 11.5. 73, DAR 74, 19 (Wer wegen einer Katze scharf bremst, ist am Auffahrunfall seines Hintermannes schuld, wenn der Abstand zu diesem gering war); Köln, 24. 10. 73, VersR 74, 761 (Der Vorausfahrende verwechselt Kupplung und bremst, Auffahrunfall); AG Rosenheim, 1. 3. 74, VersR 75, 193 (Lastzug fährt langsam bergab, ein Pkw fährt auf unübersichtlicher Wegstrecke wegen Straßenglätte und zu hoher Geschwindigkeit auf); Celle, 27. 5. 74, VersR 75, 56 (Pkw verlangsamt schon 600 m vor der Autobahnabfahrt erheblich, Auffahrunfall); Celle, 27. 6. 74, VersR 75, 265 (Pkw wechselt wegen eines Fahrzeugstaus auf der Autobahn auf den linken Fahrstreifen, ein anderer Pkw fährt auf); KG 7. 11 .74, VersR 75, 837 (Der Vorausfahrende muß wegen eines verkehrswidrig in zweiter Reihe Anhaltenden plötzlich bis zum Stillstand abbremsen); Celle, 7. 11. 74, VersR 76, 50 (Lastzug verringert nachts die Geschwindigkeit auf der Autobahn erheblich, Pkw fährt auf); LG Berlin, 23.9.74, VersR 76, 76 (Bei einem nicht aufklärbaren Kettenunfall kann der Vordermann vom Hintermann nur den anteiligen Heckschaden ersetzt verlangen); Stuttgart, 8. 11. 74, VersR 76, 33 (Kraftrad will den links blinkenden Pkw rechts überholen, ändert aber dann seine Absicht und versucht links zu überholen). nn) Zusammenstoß zwischen zwei Kraftfahrzeugen an einer Grundstücksausfahrt: 57 BGH 28. 2. 67, VersR 67, 500 (Pkw fährt an einem haltenden Lkw vorbei, hinter dem ein Kraftrad aus einem Grundstück kommt); AG Berlin-Neukölln, 25. 11. 70, VersR 71, 428 (Pkw fährt in einem Parkhochhaus Richtung Ausfahrt, ein anderer Pkw fährt aus der Abstellbox unachtsam heraus); Nürnberg, 7. 8. 72, VersR 73, 262 (Lkw biegt, aus einem Grundstück kommend, nach rechts ein, Pkw von links); LG Frankenthal, 6. 12.72, VersR 74, 203 (Pkw fährt an unübersichtlicher Stelle aus dem Grundstück auf die Bundesstraße; der auf dieser Fahrende überschritt die Höchstgeschwindigkeit von 60 k m / h ) ; Karlsruhe, 19.3.75, VersR 1033 (Omnibus auf der Straße muß verkehrsbedingt die linke Straßenhälfte benützen). oo) Zusammenstoß zwischen zwei Kraftfahrzeugen, von denen eines sich vom Hai- 58 ten in den Verkehr einordnet: BGH 29. 3. 66, VersR 640 (Pkw fährt vom Randstreifen einer Autobahn aus an, Lkw fährt auf); Düsseldorf, 27. 5. 71, VersR 72, 404 (Moped fährt vom Straßenrand an, um sofort nach links in eine Seitenstraße einzubiegen, obwohl von hinten ein Pkw naht); LG Weiden, 19. 11. 71, VersR 72, 1036 (Pkw fährt aus der Parkreihe heraus an, ohne zu schauen und ohne zu blinken); LG Hannover, 17. 10. 72, VersR 74, 276 (Vor einer Ampel wechselt ein Pkw nach rechts vor einen haltenden Linienbus, der in diesem Augenblick anfährt). pp) Ein Kraftfahrzeug fährt auf die geöffnete Tür eines anderen (Zweitgenannten) 59 auf: Bremen, 22. 5. 57, NJW 1202; LG Kleve, 15. 7. 59, MDR 1012 (Moped gegen Lieferwagen); Düsseldorf, 17. 11. 60, MDR 61, 322 (Moped, am VW-Kombi wird die Tür geöffnet); LG Aachen, 8. 6. 62, VersR 63, 492 (Pkw gegen Pkw auf einem Parkplatz); KG 4. 1.73, VersR 73, 257 (Pkw fährt an Pkw vorbei, dessen Fahrer unnötig zwischen Tür und Fahrzeug stehen bleibt); LG Wiesbaden, 5. 12. 72, VersR 73, 649 (Kfz parkt am falschen Straßenrand); Hamburg, 5. 12. 72, VersR 74, 267 (Pkw fährt knapp am Straßenrand, ein auf dem Gehweg berechtigt haltender Pkw öffnet seine linke Türe); KG 13.6.74, VersR 75, 263 (Frau steigt zur Fahrbahnseite aus und sucht im Fahrzeuginneren nach einem Gegenstand). 295
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qq) Kraftfahrzeug verliert Koffer, Zubehörteil, Öl oder Ackererde: BGH 24. 1. 64, VersR 410 = VRS 26, 235 = ZfV 533 (Pkw gegen Pkw, herabgefallenes Koffergestell auf der Überholspur); BGH 28.6.71, VersR 953 (Munitionskiste fällt von Militär-Lkw; dieser hält, Omnibus fährt auf den Lkw, obwohl ein dazwischen fahrender Lkw auf die Überholspur deutlich ausbog); LG Berlin, 16. 6. 72, VersR 74, 274 (Pkw fällt von einem Autotransporter, 36 Stunden später fährt ein Pkw gegen den heruntergefallenen Wagen, „Wrack"); BGH 11.6. 74, VersR 74, 1030 (Ein von Pkw hochgeschleuderter Stein zertrümmert die Windschutzscheibe des Entgegenkommenden).
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b) Unfälle, art denen neben einem anderen Fahrzeug ein Kraftfahrzeug beteiligt ist aa) Kraftfahrzeug gegen Straßenbahn (vgl. auch Rdn. 49 zu § 17): BGH 26. 9. 67, VersR 1158 (Betonmischer-Lkw, der wegen Gegenverkehrs nicht in die Baustelle biegen kann, steht längere Zeit auf dem Gleis); Düsseldorf, 4.3.68, VersR 675 (Lieferwagen hält zum Entladen auf dem Gleis, Straßenbahn fährt auf); Düsseldorf, 23. 6. 69, VersR 70, 91 (Gleise verlaufen nach rechts, Pkw will rechts überholen); BGH 19. 11. 68, VersR 69, 82 = DAR 69, 70 = VRS 36, 6 (Motorradfahrer schert hinter einem anhaltenden Lastzug aus und stößt gegen eine entgegenkommende Straßenbahn); Hamm, 20. 3. 70, VersR 72, 107 (Pkw will nachts eine Straßenbahn rechts überholen, obwohl diese mit blinkendem Richtungsanzeiger rechts abbiegt); Hamburg, 5. 5. 70, VersR 71, 1177 LS (Kfz fährt, obwohl hinter ihm eine Straßenbahn kommt, seitlich in deren Gleisbereich); Köln, 17. 12.70, VersR 1669 (Pkw hält, um in ein Grundstück einzubiegen, auf dem Gleis, obwohl ihm eine Straßenbahn folgt); Köln, 6. 3. 72, VersR 72, 651 (Pkw überholt eine Straßenbahn links und verursacht das Auffahren der Straßenbahn auf eine haltende Kfz-Schlange); Hamm, 29.3.72, VersR 72, 962 (Pkw ordnet sich aufs Gleis ein, um links abzubiegen, kann dies aber wegen des Gegenverkehrs nicht, Straßenbahn kommt von hinten); Hamm, 10. 11.72, VersR 73, 282 (Lkw fährt notwendigerweise auf dem Gleis, Fußgänger kreuzen, Straßenbahn fährt auf); LG Freiburg, 1.2.73, VersR 73, 646 (Ein linksabbiegender Pkw ordnet sich auf das Gleis der entgegenkommenden Straßenbahn nach links ein); Düsseldorf, 22.2.73, VersR 75, 243 (Straßenbahn fährt auf einen im Schienenbereich stehenden Rechtsabbieger auf, der Pkw war durch einen Rückwärtsfahrer am Abbiegen gehindert); Düsseldorf, 12. 3. 73, VersR 73, 639 (linkseinbiegender Pkw darf sich aufs Gleis stellen, wenn keine Straßenbahn sichtbar oder diese noch weit entfernt ist); Hamburg, 13. 3. 73, VersR 74, 38 (Kfz überholt einen Straßenbahnzug und setzt sich vor diesem aufs Gleis, um nach links in die Seitenstraße abzubiegen; die Straßenbahn fährt auf); Hamm, 30. 3. 73, VersR 73, 864 (Pkw vor einer Kreuzung auf dem Gleis wegen Querverkehr, Straßenbahn kommt von vorn in unübersichtlicher Kurve); Düsseldorf, 18. 6. 73, VersR 74, 390 (Eine Straßenbahn streift an der heruntergelassenen Ladeklappe eines zwischen Schienen und Bordstein haltenden Lkw); Hamm, 22. 2. 74, VersR 74, 1228 (Linksabbieger hält auf dem linken Gleis, entgegenkommende Straßenbahn fährt auf); Celle, 13. 5.74, VersR 74, 980 (linkseinbiegender Pkw hält auf dem Gleis, obwohl eine Straßenbahn von hinten naht); Hamburg, 24. 9. 74, VersR 75, 474 (Ein Linkseinbieger ordnet sich verbotswidrig aufs Gleis ein, obwohl die hinterherkommende Straßenbahn schon sichtbar ist, die Straßenbahn fährt auf, weil Rot den Pkw am Weiterfahren hindert); LG Düsseldorf, 21. 11.74, VersR 76, 101 (Kfz parkt zu nahe am Gleis, Straßenbahn streift im Vorbeifahren). 296
Mitverschulden des Verletzten
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bb) Kraftfahrzeug gegen Eisenbahn, unbeschrankter Bahnübergang (vgl. auch 6 2 Rdn. 49 zu § 17): BGH 17. 10.67, VersR 1197 (Lastzug gegen rangierenden Zug); München, 12. 12.69, VersR 70, 235 (Pkw auf einem vereisten Gemeindeverbindungsweg, Übergang durch Bäume, Sträucher und Baumaterial ohne Sicht); BGH 8. 11.73, VersR 74, 288 (Umleitung einer Landstraße über einen unbeschrankten Bahnübergang). cc) Kraftfahrzeug gegen Eisenbahn, Begegnung auf dem Werksgelände oder am 6 3 Straßenrand: Köln, 8. 7. 54, VersR 436 (Rangieren); Hamm, 25. 5. 55, VersR 56, 541 (Der Dampf einer neben der Straße fahrenden Eisenbahn blendet einen Kraftfahrer); Hamm, 20. 1.71, VersR 73, 41 (L) (auf einem Werksgelände ist Schienenfahrzeugen die Vorfahrt vor Kraftfahrzeugen durch Hinweisschilder eingeräumt); LG Aschaffenburg, 23. 12. 71, VersR 73, 166 (Lkw ragt auf einer Ladestraße in den Gleisbereich); Düsseldorf, 7. 12.72, VersR 73, 945 (Rangier-Einheit einer Hafenbahn fährt auf einen unmittelbar am Gleis stehenden Lkw auf). dd) Kraftfahrzeug gegen Eisenbahn, beschrankter Übergang (vgl. auch Rdn. 49 zu 6 4 §17): München, 11.7.60, VersR 1054 (Kraftrad, halb geschlossene Schranke); BGH 7. 10.60, VersR 1049 (langsamer Krantransporter); BGH 19.9.61, VRS 21, 322 = VersR 61, 950 und 1016 mit Anm. Böhmer (die Schranke wird zu bald geöffnet, ein Moped fährt gegen den letzten Wagen des Zuges); BGH 7. 10. 66, VersR 67, 132 (Kraftrad gegen unbeleuchtete Bahnschranke). ee) Kraftfahrzeug gegen Gespann (vgl. auch Rdn. 137—140 zu §16): BGH 6 5 13. 3.62, VersR 543 (Kraftfahrzeug fährt auf unzureichend beleuchtetes Langholzfuhrwerk auf); BGH 26.3.63, VRS 25, 246 (Kraftrad fährt auf unbeleuchtetes Fuhrwerk auf); BGH 21.6.63, VersR 1075 (Kraftrad, Verletzung der Vorfahrt); BGH 25. 6. 63, VRS 25, 418 (Lkw gegen Pferdefuhrwerk, scheuendes Pferd); BGH 8. 11.63, VersR 64, 296 (Kraftrad fährt auf unbeleuchtetes Pferdefuhrwerk auf); BGH 15. 11.1 .66, VersR 67, 178 (Kraftrad fährt nachts auf ein soeben eingebogenes Fuhrwerk auf). f f ) Kraftfahrzeug gegen Fahrrad, wenn die Tür des Kraftfahrzeugs geöffnet wird 6 6 (vgl. auch Rdn. 130 zu § 16): Düsseldorf, 19. 7. 51, DAR 52, 151 = VersR 53, 232; Hamm, 21. 11. 52, VersR 53, 359 = VkBl. 53, 270 (Lkw); BGH 6. 11. 56, VersR 57, 41 (Pkw); LG Göttingen, 7.10.57, DAR 58, 161 (Pkw); Oldenburg, 17.1.62, VersR 63, 490 (Pritschenwagen, Fahrer steht in der Tür); KG 15. 5. 72, VersR 72, 1143 (Auch wenn der Radfahrer ohne angestoßen zu werden stürzt, spricht der erste Anschein für einen Kausalzusammenhang). gg) Kraftfahrzeug gegen Fahrrad in Fällen, in denen das Kraftfahrzeug überholt, 67 der Radfahrer aber links einbiegt (vgl. auch Rdn. 130 zu § 16): BGH 2. 4. 63, VersR 682 (Lieferwagen); Stuttgart, 6. 11. 70, VersR 71, 1178 (Radfahrer ordnet sich unter Zeichengebung zum Linksabbiegen links ein, Kraftrad fährt rechts mit 2 m Abstand vor); Düsseldorf, 8.2.71, VersR 72, 1031 (der überholte Radfahrer weicht vor dem Zusammenstoß links aus); Düsseldorf, 22.4. 71, VersR 72, 377 (Radfahrer biegt vom Radfahrweg aus nach links quer über die Bundesstraße ein, obwohl hinter ihm ein Pkw kommt, der gegen einen nach links einbiegenden Pkw geschleudert wird). hh) Kraftfahrzeug beachtet beim Abbiegen den in gleicher Richtung fahrenden Rad- 68 fahrer nicht: Oldenburg, 13. 11.51, DAR 52, 141; Hamm, 22. 12.58, VRS 17, 146 (Kraftfahrzeug überholt und biegt rechts ab); München, 6. 11.62, VersR 63, 739 (Kraftfahrzeug biegt links ein). 297
§ 9 StVG
Haftpflicht
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ii) Kraftfahrzeug beachtet beim Abbiegen den entgegenkommenden Radfahrer nicht: BGH 26. 1. 55, VersR 186 = VRS 8, 253 (Traktor - unter 20 k m / h - biegt nach links ein); Köln, 23.9. 55, DAR 305 (Kraftfahrzeug biegt in ein Grundstück ein); LG Berlin, 13. 5. 55, VersR 558 (Pkw biegt links ein); LG Aachen, 7. 2. 58, ZfV 59, 145 = VersR 58, 468 (Pkw biegt nach rechts ab, dort ist Radweg für zwei Richtungen); Oldenburg, 28. 1. 60, DAR 364 (Radweg); BGH 23. 2. 60, NJW 816 = DAR 139 (der Pkw hat Vorfahrt, weil die Straße, in die er einbiegt, bevorrechtigt ist).
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kk) Der Radfahrer beachtet beim Linksabbiegen das entgegenkommende Kraftfahrzeug nicht: München, 12.11.57, VersR 58, 116 (Kraftrad); BGH 18.4.61, VersR 561 (Kraftrad, Grundstückseinfahrt); BGH 27.11.62, NJW 63, 390 = VersR 63, 143 = DAR 63, 162 = MDR 63, 209 = VRS 24, 86 = ZfV 63, 166 und 333 (radfahrende Schüler verlassen nach links ihre Fahrbahn); BGH 19.6.73, VersR 73, 1045 (der entgegenkommende Omnibus hält, hinter ihm kommt ein Zehnjähriger hervor).
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II) Kraftfahrzeug gegen Radfahrer, Kreuzungszusammenstöße: BGH 15.10.63, VersR 64, 48 (Pkw); BGH 23. 11. 65, VersR 66, 164 (Pkw auf Bundesstraße); BGH 18.3.69, VersR 571 (Radfahrer verletzt leichtfertig die Vorfahrt); BGH 13.5.69, VersR 756 (Radfahrer biegt links in vorfahrtberechtigte Straße ein, auf der Kraftfahrzeuge herankommen, von denen eines überholt); BGH 20. 1.70, VersR 328 (Radfahrer biegt aus einer Nebenstraße links ein, Pkw kommt von rechts, Fahrrad erst am linken, dann am rechten Straßenrand); Düsseldorf, 30.7.70, VersR 650 (Radfahrer biegt aus einer Nebenstraße links ein, Pkw von rechts); Frankfurt, 23. 5. 72, VersR 73, 844 (zwölfjähriger Radfahrer gegen einen von rechts aus einer Seitenstraße kommenden Pkw. Die Seitenstraße führte zu mehreren Grundstükken); Celle, 27. 7. 72, VersR 73, 257 (Radfahrer, 8 Jahre alt, fährt von rechts aus einer nur Anliegern vorbehaltenen Straße in die Kreuzung ein).
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mm) Kraftfahrzeug gegen Fahrrad, sonstige Fälle (vgl. auch Rdn. 130 zu § 16): BGH 5. 1. 68, VersR 369 (Pkw versperrt den Radfahrweg, radfahrendes Kind biegt auf die Fahrbahn aus und stößt gegen einen Lastzug); BGH 21. 5. 68, VersR 775 = NJW 1473 = DAR 216 = VRS 35, 4 (Radfahrer biegt vom Radweg auf die Fahrbahn ein, obwohl hinter ihm ein Pkw naht).
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c) Ein Kraftfahrzeug verletzt einen Fußgänger aa) In gleicher Richtung gehender oder entgegenkommender Fußgänger (vgl. auch Rdn. 131, 132 zu § 16): BGH 6. 12. 66, VersR 67, 257 (Pkw in Ortschaft gegen einen rechts gehenden Fußgänger); Oldenburg, 10. 1.67, VRS 33, 406 (Fußgänger, der nachts links ein Rad schiebt, wird von hinten angefahren); BGH 11.7.67, VersR 977 (unbenützbarer Gehsteig, Fußgängerin wird von hinten angefahren); BGH 9. 7. 68, VersR 1092 (Ein angetrunkener gehbehinderter und schwerhöriger Fußgänger benützt nachts ohne Grund den Gehweg nicht); BGH 9. 7. 68, VersR 1093 (drei Fußgänger gehen nachts auf schmaler Dorfstraße nebeneinander, Kfz kommt von hinten); Celle, 4.6.69, VersR 70, 187 (in gleicher Richtung links gehender Fußgänger wird bei Nebel von hinten angefahren); BGH 22.4.69, VersR 750 (Fußgänger geht links auf dem Randstreifen und tritt auf die Fahrbahn, obwohl ein Kraftwagen entgegenkommt); Celle, 16.7.70, VersR 71, 722 (Ein Fußgänger und seine Frau mit Kinderwagen gehen außerhalb der Ortschaft nachts rechts und werden von einem Pkw mit Abblendlicht, dessen Fahrer keine Brille trägt, von hinten angefahren); Düsseldorf, 22. 4. 71, VersR 72, 377 (Fußgänger, der verkehrs298
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
widrig nachts außerhalb der Ortschaft rechts geht, wird von einem Pkw von hinten angefahren); BGH 23. 11.71, VersR 72, 258 (Pkw fährt entgegenkommende Fußgänger an, weil ihn ein aus der Seitenstraße einbiegender Jeep blendet); Düsseldorf, 16. 12. 71, VersR 72, 793 (Fußgänger wird innerorts von hinten angefahren); LG Stuttgart, 15. 12. 71, VersR 73, 755 (Pkw fährt, von dem Entgegenkommenden geblendet, einen Fußgänger an); Düsseldorf, 6. 3. 75, VersR 1052 (Fußgänger geht äußerst links, aber neben einem Kind). bb) Ein Fußgänger, der auf der Fahrbahn tätig ist oder auf einen Omnibus wartet 7 4 (vgl. auch Rdn. 131 und 132 zu § 16): BGH 14. 11. 61, VersR 62, 90 (Bauunternehmer untersucht nachts die Wasserabsperrung an einem die Fahrbahn einengenden Erdhaufen, Kraftfahrzeug); BGH 18.3.69, VersR 668 (Omnibusfahrer wechselt nachts die Reifen, ohne durch Warnleuchten gesichert zu sein); München, 13. 7. 73, VersR 74, 676 (Ein Pkw, der bei einem Perfektions- und Schleuderkurs auf einem Übungsgelände einen unvorsichtigen Beobachter verletzt, ist nicht ersatzpflichtig). cc) Ein Fußgänger, der in eine Straßenbahn einsteigt oder aus ihr aussteigt (vgl. 75 auch Rdn. 131 und 132 zu §16): RG 11.10.34, JW 35, 33 (Aussteigen); RG 29. 10.34, JW 35, 34 (Aussteigen); KG 29.6.36, VAE 518 (Aussteigen); Köln, 8. 7. 36, JW 2809 (Einsteigen); LG Bremen, 10. 1. 63, MDR 311 = VersR 689 (Straßenbahn hält am rechten Straßenrand, Motorroller überholt links, Fußgänger geht vor der Straßenbahn nach links); BGH 24. 1.67, NJW 981 (auf die Straßenbahn wartender Fußgänger tritt zu bald auf die Fahrbahn, Pkw); BGH 9.4.68, VersR 702 (Fahrgast steigt aus einem Omnibus aus). dd) Kraftfahrzeug gegen Kind oder Kind gegen Kraftfahrzeug (einschließlich der 76 Klagen gegen Eltern wegen Verletzung der Aufsichtspflicht oder aus Geschäftsführung ohne Auftrag): BGH 26.9.67, VersR 1157 (VW-Bus fährt nachts zwischen mehreren entgegenkommenden Kindern durch); BGH 10.10.67, VersR 1186 = VRS 34, 8 (Pkw fährt gegen eine Mauer aus Angst, das Kind werde vom Bürgersteig in seine Fahrbahn laufen); BGH 19. 12.67, VersR 68, 356 (Pkw auf einem Fußgängerüberweg gegen ein vorher vielleicht von einem Pfeiler verdeckt gewesenes Kind, Haftung nur aus StVG); BGH 2. 2.68, VersR 475 (Achtjähriger, der mit dem Rücken zum herannahenden Pkw auf dem Gehsteig stand, läuft auf die Fahrbahn); BGH 5. 11.68, VersR 69, 79 (ein Fünfjähriger fährt mit dem Roller eine von rechts einmündende steile Straße schnell hinunter); LG Lüneburg, 19. 1.72, VersR 73, 931 (L) (Ein Schulbus fährt auf eine Haltestelle zu, an der sich Zehn- bis Sechzehnjährige lebhaft bewegen); Köln, 24. 1. 73, VersR 73, 847 (Schulbus hält an einem Parkplatz, während die Schulkinder auf ihn zulaufen; er hält nicht sofort an, als er die Kinder nicht mehr im Rückspiegel sieht); BGH 26. 6. 73, VersR 73, 925 (Kind überquert von links nach rechts tags die Fahrbahn und gerät unter einen Pkw); BGH 18.9.73, VersR 74, 139 (Das plötzliche Heranlaufen eines Kindes hinter einem stehenden Fahrzeug ist auf 6 m breiter Straße vorhersehbar; Billigkeitsregel des § 829 BGB) (dazu Foeste, VersR 74, 856); KG 20. 9. 73, VersR 74, 368 (Ein Kind geht über eine Großstadtstraße, ein zweites siebenjähriges läuft hinterher); BGH 24.6.69, NJW 1762 = DAR 241 = VersR 860 = VRS 37, 174 (Vierjähriger läuft vor einem haltenden Omnibus über die Straße in einen mit nur 1 m Abstand vorbeifahrenden Pkw); München, 21. 11.69, VersR 70, 232 (Kind rennt auf dem Platz vor einem Haus auf eine nicht einsehbare Ausfahrt zu, stürzt auf den Warnruf des Vaters zu Boden, ausfahrender Lkw); BGH 23. 12.69, VersR 70, 286 (3 Kinder stehen außerhalb der Ortschaft auf einem Bahndamm neben der 299
§ 9 StVG
Haftpflicht
Straße, zwei rennen über die Straße, als Post-Kombi kommt); Schleswig, 18. 6. 74, VersR 75, 479 (Ein Dreijähriger überquert unbeaufsichtigt die Fahrbahn, seine Großmutter steht in der Nähe, achtet aber nicht auf das Kind); KG 17. 12.73, VersR 75, 770 (Schneeballschlacht am Straßenrand, ein siebenjähriges Kind läuft in die Fahrbahn); AG Kleve, 16.9.74, VersR 75, 844 (Kinder steigen aus einem Schulbus aus). 77
ee) Kraftfahrzeug gegen einen Fußgänger, der die Fahrbahn überquert (vgl. auch Rdn. 131 und 132 zu § 16): BGH 24. 10.67, VersR 1202 = VRS 34, 18 (Moped gegen eine von rechts kommende Fußgängerin, die durch einen von links kreuzenden Lastzug verdeckt war); BGH 21. 5. 68, VersR 897 (am Neujahrsmorgen überqueren mehrere angeheiterte Fußgänger unachtsam die Fahrbahn); BGH 9.4.68, VersR 702 (Fußgänger, die aus einem rechts haltenden Linienbus ausgestiegen sind, laufen vor dem Bus herum in die Fahrbahn eines Pkw); BGH 21.5. 68, VersR 848 (Pkwfahrer sieht nachts mehrere Fußgänger von links her die Straße überqueren und nimmt an, sie würden in der Mitte stehen bleiben); BGH 28. 1. 69, BodeWeber, DAR 70, 155 D III 5 c (VI 228/27) (Fußgänger von rechts, Pkw fährt ohne zu bremsen weiter); BGH 18. 2. 69, VersR 518 (Fußgänger überquert von links her, Kfz fährt nahe dem linken Rand); Bamberg, 22. 10.69, VersR 136 (Fußgänger überquert Einbahnstraße von rechts, ohne auf den Verkehr zu achten); Hamm, 27. 1.70, VersR 71, 1177 LS (Fußgänger mit 3,l%o überquert nachts in der Nähe eines Überwegs von links die Fahrbahn und stößt gegen die Seitenwand eines Kfzs); AG Garmisch-Partenkirchen, 19.8.70, VersR 71, 653 (Fußgänger mit l,7%o); Karlsruhe, 25.11.70, VersR 71, 1177 (Pkw fährt einen Fußgänger auf einem Überweg oder in dessen nächster Nähe nachts bei Regen frontal an); KG 21. 12.70, VersR 72, 104 (Frau mit sehbehindertem Mann überquert nachts von rechts vor herannahender Fahrzeugschlange die Fahrbahn, weil der Mann ihr sagte, er sehe kein Fahrzeug kommen); Hamm, 13. 1.71, VersR 72, 1060 (Fußgänger kreuzt die Fahrbahn von links her in Höhe eines beleuchteten Fußgängerüberwegs); BGH 7. 6. 71, VersR 864 = VRS 41, 247 (Ein Fußgänger kreuzt die Fahrbahn, obwohl die Feuerwehr mit Martinshorn naht); BGH 5. 10.71, VersR 1172 (Ein Fußgänger geht am Eingang zum Werksgelände zwischen einem Lkw und einem Lastzug durch, statt den Gehweg zu benutzen); Hamburg, 30. 11. 71, VersR 72, 867 (gehbehinderter Fußgänger von rechts, der Überweg war mehr als 50 m entfernt); BGH 16. 5. 72, VersR 72, 951 (Fußgänger von rechts bei Dunkelheit, weil er in den Omnibus links einsteigen will); BGH 16. 2. 72, VersR 72, 558 (die Geschwindigkeit überschreitender Pkw erfaßt einen Fußgänger, der von links kommt); Nürnberg, 24.10.72, VersR 73, 948 (Pkw fährt nachts innerorts zu schnell, ein Fußgänger quert die Fahrbahn); Düsseldorf, 13. 12. 73, DAR 74, 160 (Ein Pkw fährt mit 40 km/h an einen Fußgängerüberweg); Köln, 6.3.74, VersR 74, 1230 (Am Fußgängerüberweg ist die Ampel ausgefallen); Köln, 6. 5. 74, VersR 75, 472 (Ein Fußgänger überquert die Fahrbahn außerhalb des an der Kreuzung eingerichteten Übergangs, aber in dessen Nähe, ein Rechtseinbieger fährt gegen den Fußgänger); Koblenz, 21.5.74, VersR 75, 286 (ein Fußgänger überquert nachts unachtsam die Fahrbahn); LG Aachen, 10. 1.75, VersR 1036 (Fußgänger überquert trotz Rotlicht die Fahrbahn); BGH 29.4.75, VersR 858 (Fußgänger überquert trotz Rotlicht die Fahrbahn); Düsseldorf, 13. 5. 75, VersR 76, 152 (Fußgänger überquert im Stadtverkehr unvorsichtig die Fahrbahn); BGH 24.6.75, VersR 1121 (eine am Straßenrand gehende Fußgängerin überquert vor einem mit 80 km/h fahrenden Pkw überraschend die Fahrbahn). 300
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
f f ) Kraftfahrzeug gegen Fußgänger; sonstige Fälle: BGH 1.4. 52, NJW 796 (Kraft- 7 8 fahrzeug fährt rückwärts aus einem Grundstück); BGH 11.5.65, VersR 787 = VRS 29, 420 (Lastwagen kippt Schutt auf die Straße, ein Fußgänger wird verletzt); BGH 23. 5. 67, VRS 33, 166 = VersR 862 (Fußgänger tritt aus dem Garten auf die Straße); BGH 23. 1.68, VersR 395 (Lastzug schleudert wegen falsch eingestellter Anhängerbremse). d) Abwägung zwischen Kraftfahrzeug
und Tier
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(vgl. auch Rdn. 1 3 3 - 136 zu § 16 und Rdn. 48 zu § 17): LG Lüneburg, 27. 11. 52, DAR 53, 73 (Vorbeifahren an zwei getriebenen Kühen); Nürnberg, 19. 9. 67, VersR 68, 285 und 458 LS (Pkw gegen eine Kuh, die auf der Ortsstraße getrieben wird); K G 10. 5. 71, VersR 941 (Pkw gegen eine zwischen parkenden Wagen hervorlaufende Schäferhündin, auf beiden Seiten kein Verschulden); Düsseldorf, 18.5.71, VersR 72, 403 (Ein mit 100 k m / h fahrender Pkw kommt an einer Kreuzung wegen eines kreuzenden kleinen Hundes ins Schleudern); BGH 5. 10.71, VersR 1172 (Fußgänger geht im Werkgelände seitlich an einem Lkw mit laufendem Motor vorbei; dieser fährt an); Saarbrücken, 29. 10. 71, VersR 73, 237 (Mehrere Fußgänger bleiben auf der Fahrbahn stehen, Pkw fährt vor ihnen vorbei); Düsseldorf, 26. 6. 72, VersR 73, 40 (Fußgänger überquert von einer Verkehrsinsel aus die Fahrbahn, als ein auf den Schienen fahrender Linienbus an der Insel vorbeifährt); Celle, 25. 1. 73, VersR 73, 526 (der Fußgänger unterläßt es, in der Fahrbahnmitte angelangt, beide Fahrtrichtungen zu beobachten); Koblenz, 21.3.72, VersR 72, 1130 (Fußgänger weicht vor mehreren Mülltonnen auf die Fahrbahn aus); Frankfurt, 12. 4. 73, VersR 74, 37 (Ausbrechen einer Kuh aus einem Elektrozaun auf eine Bundesstraße); Nürnberg, 16.6.74, VersR 75, 164 (Hund steht links am Straßenrand und wird von einem nach links ausweichenden Pkw erfaßt, der einen auf der anderen Straßenseite nahenden Hund nicht überfahren will). e) Verletzung der Verkehrssicherungs- oder Verkehrsregelungspflicht
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aa) Kraftfahrzeug gegen Verkehrssicherungspflichtigen (siehe auch Rdn. 48 — 67 zu § 5 a): BGH 7. 10. 66, VersR 67, 132 (fehlende Beleuchtung an schlecht sichtbarer Bahnschranke); KG 11.6.70, MDR 71, 218 = VRS 39, 408 (niedrige Äste an innerstädtischer Straße); KG 11.6.70, VersR 71, 183 (Lkw fährt gegen einen zu tief über die Straße ragenden Ast, den er rechtzeitig hätte erkennen können); Nürnberg, 30.9.70, VersR 71, 918 (Pkw fährt nachts auf der Autobahn gegen einen Zementbrocken, der sich aus der Fahrbahndecke gelöst hat); BGH 15. 2. 71, VersR 475 (dem Fahrer eines Lastzugs wird durch eine unvermutete Querrinne im Großstadtverkehr die Lenkung aus der Hand gerissen); Saarbrücken, 7.4.71, VersR 72, 207 (Taxi fährt in einer unfertigen städtischen Straße gegen einen herausragenden Kanaldeckel); Stuttgart, 29. 12.71, VersR 73, 260 (Lkw fährt über eine im Straßenzug liegende Bodenwaage, die für das Gewicht nicht geeignet ist); KG 5. 10. 72, VersR 73, 187 (Möbeltransporter stößt innerorts gegen einen geneigten Straßenbaum); Karlsruhe, 9.2.73, VersR 73, 972 (L) (Pkw fährt auf einem unbefestigten Feldweg mit verschmutzter Fahrbahn viel zu schnell); BGH 5. 3. 74, VersR 74, 780 (Ein Bauunternehmer sichert eine Straßenbaustelle, eine Druckleitung der mit Preßluft betriebenen Baumaschine platzt); LG Mannheim, 4. 6. 74, VersR 75, 937 (Pkw beachtet den Warnposten der Verkehrssicherungspflichtigen Stadt nicht und kommt auf dem Eis einer durch Rohrbruch entstandenen Pfütze ins Schleudern). 301
§ 9 StVG
Haítpflicht
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bb) Kraftfahrzeug gegen Verkehrspolizei; weil diese ihre Pflicht verletzt habe: BGH 24. 5. 66, VersR 779 (der Verkehrsregler an einer Baustelle braucht nicht damit zu rechnen, daß ein Kraftfahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit in den gesperrten Raum einfährt); BGH 26. 5. 66, NJW 1456 (berechtigt ist auch, wer ein zum Verkehr nicht mehr zugelassenes Kraftfahrzeug benutzt); Köln, 13. 12.66, MDR 67, 589 (Umleitungsschild wurde von Unbefugten entfernt); BGH 27. 2. 67, VersR 602 (unrichtige Ampelregelung). cc) Kfz gegen Aufsichtspflichtigen: AG Schweinfurt, 3. 3. 70, VersR 72, 108 (Pkw 82 gegen die Eltern eines Fünfjährigen, der von elfjähriger Tochter auf deren Fahrrad vom Kindergarten abgeholt, abspringt und über die Fahrbahn rennt); LG München II 2. 12. 70, VersR 71, 1158 (Pkw gegen den Vater, der sein sechsjähriges Kind zu Besorgungen über eine belebte Durchgangsstraße schickt); Nürnberg, 2.8.72, VersR 73, 720 (Dreijähriges Kind spielt unbeaufsichtigt auf der Straße, Kfz macht die Großeltern haftbar); KG 20. 9. 73, VersR 73, 368 (ein Hortner läßt ein siebenjähriges Kind die Großstadtstraße in Richtung zu einem Kinderspielplatz überqueren, begleitet von einer gleichaltrigen Freundin).
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dd) Fußgänger und Radfahrer gegen Verkehrssicherungspflichtigen (siehe auch Rdn. 4 8 - 6 7 zu § 5 a): Stuttgart, 5. 4. 66, VersR 67, 485 (ein Baustahlgewebe liegt auf dem Fußweg); BGH 6.2.69, VersR 515 (Frau stolpert über Unebenheit im Pflaster, weil sie nicht nach unten geblickt hat); BGH 2. 12.69, VersR 70, 182 (Fußgänger auf der glatten Fahrbahn anstatt auf gefrorenem Rasenstreifen am Straßenrand); BGH 18. 12.70 (Fußgänger benützt den sichtbar unbestreuten Teil des Gehwegs); LG Hamburg, 31. 3. 71, VersR 72, 653 (Fußgänger stürzt über eine Kellertreppe auf dem Gehsteig); LG Berlin, 7. 10.71, VersR 73, 327 (Fußgänger stürzt bei Tag über eine Unebenheit des unbefestigten Gehwegs); LG Heidelberg, 28. 7. 72, VersR 73, 724 (Fußgänger stürzt bei Tag an einem aufgefüllten Graben); LG Flensburg, 15.11.72, VersR 73, 476 (eine Fußgängerin stürzt über einen Baumstumpf); LG Heidelberg, 11. 7. 73, VersR 74, 688 (Unachtsame Fußgängerin stürzt über eine mangelhaft abgesicherte Abdeckung eines Wassereinlaufs). f ) Sonstige Unfälle ohne Beteiligung eines
Kraftfahrzeugs
aa) Fahrrad gegen Pferdefuhrwerk oder ein zweites Fahrrad: Oldenburg, 17. 10. 51, DAR 52, 90 (Kleinkraftrad gegen fahrendes Fuhrwerk, Nacht); Düsseldorf, 29.6.50, VkBl. 159 (Fahrrad gegen Fahrrad, Kreuzung); Nürnberg, 9.11.61, VersR 62, 1116 (Fahrrad gegen achtjähriges Kind, das sein Fahrrad quer nach links über die Fahrbahn schiebt); BGH 15.6.71, VersR 909 (Fahrrad auf bevorrechtigter Straße, zweites Fahrrad kommt aus Nebenstraße von rechts). bb) Radfahrer gegen Fußgänger: BGH 26. 4. 57, DAR 211 (Fußgänger tritt, einem Mast ausweichend, auf die Fahrbahn); BGH 10.4.62, NJW 1199 = MDR 558 = VersR 635 und 823 (ballspielendes Kind); BGH 29. 11. 66, VersR 67, 179 (Fußgänger gibt dem Radfahrer auf enger Fahrbahn den Weg frei, tritt aber dann doch auf die Fahrbahn zurück); BGH 7.6.68, VersR 804 (Fußgänger tritt in der Dämmerung zwischen Bäumen und parkenden Wagen hervor auf die Fahrbahn, Radfahrer stürzt). 86 cc) Radfahrer oder Fußgänger gegen Bahn oder Straßenbahn: München, 25. 11.66, VersR 67, 236 (eine rechts abbiegende Straßenbahn beachtet den Fußgängerverkehr nicht); Nürnberg, 28. 12. 66, VersR 67, 815 (rangierende Eisenbahn gegen einen Radfahrer auf unbeschranktem Übergang); BGH 15. 4. 69, VersR 736 (Frau überschreitet, ohne nach rechts und links zu sehen, die Gleise in einem klei-
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§ 9 StVG
Mitverschulden des Verletzten
nen Bahnhof und wird von einer Lokomotive erfaßt); BGH 22. 6. 71, VersR 1018 (Ein zum Betreten der Gleise berechtigter Anstreicher von Masten wird von einem Zug erfaßt); B G H 5. 11.74, VersR 75, 258 (zwölfjähriger Radfahrer kreuzt die Straßenbahngeleise nachts, bleibt 10 sek. auf dem Gleis stehen u n d wird von einer Straßenbahn erfaßt; Straßenbahnen müssen auch bei eigenem Gleiskörper auf Sicht fahren); B G H 27. 6. 75, VersR 1007 (An Fußgängerüberwegen darf eine Straßenbahn nicht halten, auch wenn dies ein Haltestellenschild gebietet; gehen Kinder hinter dem Zug herum, weil der Überweg durch ihn versperrt ist, und naht ein Gegenzug, so haftet der Fahrer des haltenden Zuges aus Verschulden f ü r den Unfall der Kinder). dd) Skiunfälle: Karlsruhe, 2 5 . 3 . 5 9 , VersR 862 = N J W 1589 (Skifahrer gegen 8 7 Skifahrer, Schußfahrt); BGH 29. 4. 60, N J W 1345 (Skifahrer stürzt, als der Skilift nach kurzer Pause wieder anfährt); Köln, 17.4.62, N J W 1110 = VersR 791 mit Anm. Siebenhaar in VersR 63, 116 (Auffahren auf eine Ski-Kurs-Teilnehmerin); München, 29. 6. 73, VersR 73, 1170 (Eine Straße mit steil abfallenden Schneewänden kreuzt die Ski-Piste). g) Haftung eines Kraftfahrzeugs einem Insassen
oder einer Eisenbahn
(Straßenbahn)
gegenüber
88
aa) Der Insasse des Kraftfahrzeugs weiß (oder weiß fahrlässig nicht), daß dessen Fahrer Alkohol getrunken hat: BGH 28. 11. 67, VersR 68, 197 (Kenntnis vom Alkoholgenuß begründet für sich allein noch kein Mitverschulden); BGH 2 8 . 1 . 6 9 , VersR 380 (Insasse weiß infolge Alkoholgenusses nicht, daß der Fahrer nicht mehr verkehrssicher ist); BGH 21.4. 70, VersR 70, 624 (Keine Kenntnis von der Fahruntüchtigkeit); Hamburg, 12.5.70, VersR 258 (Insasse erkennt fahrlässig die Trunkenheit des Fahrers nicht); BGH 9 . 2 . 7 1 , VersR 473 (Insasse der fahrlässig die Fahruntüchtigkeit seines Fahrers nicht erkannt hat, gegen einen bei Dunkelheit auf der Straße stehenden Lkw-Anhänger); B G H 25. 1. 72, VersR 398 (Insasse weiß nur von mäßigem Alkoholgenuß und daß der 22jährige Fahrer 20 Stunden nicht geschlafen hatte); LG Köln, 19. 11.73, VersR 74, 1187 (Es gibt keinen Erfahrungssatz, daß eine Fahruntüchtigkeit erkennbar ist, wenn der Fahrer 2,26%o hat); Düsseldorf, 9. 5. 74, VersR 75, 57 (l,33%o sind für einen Fahrgast nicht ohne weiteres erkennbar). bb) Der Insasse des Kraftfahrzeugs erkennt die Übermüdung des Fahrers fahrlässig 89 nicht oder weiß von ihr: BGH 2. 6. 54, VRS 7, 4 (Mietwagenfahren am frühen Morgen: Kein Verschulden des Insassen); München, 30. 11.57, VersR 58, 491 (auch alkoholische Getränke); BGH 2 8 . 3 . 6 1 , VersR 518 (weite Fahrt); B G H 21. 11.61, VRS 22, 161 (gemeinsam durchzechte Nacht und Heimfahrt erst gegen 5 Uhr begründet kein Mitverschulden des Insassen); Celle, 23. 11.61, M D R 62, 404 = VersR 62, 843 (mehrstündige Nachtfahrt in Kenntnis der Tagesarbeit unter Zwischenschaltung von einer Stunde Schlaf: erhebliches Mitverschulden des Insassen); Nürnberg, 19. 2. 63, D A R 297 (Kenntnis); BGH 25. 1. 72, VersR 398 (dem Insassen hätten sich begründete Zweifel an der Fahrtüchtigkeit aufdrängen müssen); Düsseldorf, 15. 5. 74, VersR 75, 57 (Der Insasse schläft u n d achtet nicht auf die Übermüdung des Fahrers). cc) Fahrgast eines Omnibusses, Mietwagens oder Taxis: LG H a n a u , 4. 6. 69, VersR 9 0 71, 727, mit Anm. Schmalzl, VersR 71, 873 (Insasse steht 60 m vor der Haltestelle auf, um auszusteigen, und hält sich fest, Omnibus bremst scharf, wegen eines Fußgängers auf einem Überweg); LG Hamburg, 10. 10.69, VersR 71, 136 (stehender 303
§ 9 StVG
Haftpflicht
Fahrgast eines Linienbusses rechnet nicht mit verkehrsnotwendiger Bremsung); Stuttgart, 22.1. IQ, VersR 71, 674 (Kläger steigt in Linienbus und hält sich nicht fest, als dieser anfährt); LG Passau, 4.3.71 (L), VersR 73, 70 (Omnibusfahrer braucht sich vor dem Anfahren nicht zu vergewissern, daß alle Fahrgäste ihre Sitzplätze eingenommen haben); LG Kiel, 18. 5. 72, VersR 73, 870 (Fußgängerin mit Kinderwagen beim Aussteigen aus einem Linienbus mit selbständig sich schließenden Türen); Düsseldorf, 26. 6. 72, VersR 1171 (Omnibus nähert sich der Ampel zu schnell und muß deshalb scharf bremsen); Frankfurt, 12. 7. 72, VersR 75, 381 (Ein ortskundiger Fahrgast eines Omnibusses, dem Schnee- und Eisglätte bekannt sind, stürzt beim Aussteigen); LG Wiesbaden, 28. 3. 74, VersR 75, 481 (Ein Omnibusfahrer an einer Ampel bremst, obwohl ein Fahrgast verbotswidrig aufgestanden war). 91
ddj Insasse des Kraftfahrzeugs gegen Kraftfahrzeug; sonstige Fälle: BGH 8. 3. 66, VersR 593 (16jähriger Mopedfahrer verletzt seinen 14jährigen Sozius durch verkehrswidrige Fahrweise); BGH 4. 10.66, VersR 1156 (der Halter eines Kraftrads fährt darauf als Sozius); BGH 28. 1. 69, VersR 424 (Insasse weiß, daß das Kraftfahrzeug nicht zugelassen und nicht versichert ist); Schleswig, 27. 10. 70, DAR 71, 101 (Fahrgast kennt Umstände, die die Gefährlichkeit der Fahrt erhöhen); Düsseldorf, 30. 12. 70, VersR 72, 282 (Halter läßt, ohne den zu niedrigen Reifendruck zu prüfen, wegen zu hohen Alkoholgenusses seinen Freund ans Lenkrad und dieser kommt wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern); Düsseldorf, 25.7.74, VersR 75, 645 (Soziusfahrer weiß nicht, daß der Kleinkraftfahrer keine Fahrerlaubnis hat).
92
ee) Insasse einer Straßenbahn oder Eisenbahn gegen den Unternehmer: BGH 19.1.62, ZfV 599 = VersR 375 (Aufspringen auf die Straßenbahn); Hamm, 22.6.71, VersR 72, 405 (Frau geht in der Straßenbahn nach vorn und stürzt in einer Kurve aus der offengebliebenen Mitteltür); BGH 16. 11.71, VersR 72, 152 (Oberarmamputierter steigt neben dem Fahrer in die Straßenbahn und stürzt nach zehn Sekunden in der ersten Rechtskurve); Celle, 21.2. 74, VersR 75, 1122 (Insasse zahlt im fahrenden Wagen den Fahrpreis, ohne sich festzuhalten); KG 7.4.75, VersR 76, 93 (Fahrgast sßringt von fahrender U-Bahn ab).
93
h) Andere Fälle vertraglicher oder vertragsähnlicher
Beziehungen
aa) Gast gegen Gastwirt: LG Göttingen, 31. 10. 57, DAR 58, 12 (Gastwirt läßt den Pkw des Gastes durch eine Angestellte in die Garage fahren); BGH 3. 3. 58, VersR 310 = DAR 187 = MDR 408 = NJW 825 = VRS 14, 408 (Gast läßt nachts einen schweren Koffer in dem im Hof abgestellten Pkw); München, 23.7.58, VersR 59, 549 (Gast läßt Sachen im Pkw); Neustadt, 10. 12. 59, ZfV 60, 231 (der Aufseher der Hotelgarage fährt den Wagen des Gastes gegen die Wand); Bamberg, 21. 12. 62, NJW 63, 1783/1784 = VersR 64, 100 (im abgestellten Fahrzeug belassene Geschäftsware wird gestohlen). 94
bb) Kunde gegen Reparaturwerkstätte, Kraftfahrzeug-Verkäufer, Garage oder Tankstelle: Nürnberg, 10. 11. 59, VersR 60, 575 (Pkw-Halter wies die Reparaturwerkstätte nicht auf das Fehlen eines Frostschutzmittels hin); Hamm, 12. 10.62, VN 63, 43 = MDR 63, 216 (Käufer gegen Verkäufer des Kraftwagens, die Radmuttern waren nicht ausreichend angezogen); Köln, 28. 2.64, VersR 858, 131 mit Anm. Aschenberg (Diebstahl des Inhalts eines in einer Hochgarage geparkten Pkws); Köln, 19. 6. 64, NJW 65, 109 (Lkw gegen Tankstelle, Motorschaden wegen fehlerhaften Ölwechsels); LG Hamburg, 21.4. 67, VersR 1164 (Pkw fährt, da er das Rotlicht mißachtet, gegen die sich schließende Aufzugstür einer Garage); Olden304
Mitverschulden des Verletzten
§ 9 StVG
burg, 23. 11. 66, DAR 67, 272 = VersR 68, 181 LS (Haftung des Tankstelleninhabers, wenn der Tankwart die Motorhaube eines Pkw nicht ordnungsgemäß schließt und der Fahrwind sie öffnet). cc) Kraftfahrzeugvermieter gegen Selbstfahrer: München, 11. 12.62, VN 63, 127 9 5 (minderjähriger Mieter); Celle, 7. 10.63, VersR 64, 101 (minderjähriger Mieter); BGH 9. 2. 65, NJW 1075 = VersR 496 = VRS 28, 243 (Selbstfahrer gegen Kraftfahrzeug-Vermieter wegen fehlenden Haftpflichtversicherungsschutzes); Nürnberg, 11.5.65, NJW 1764 (Beschränkung der Haftung des Mieters auf grobe Fahrlässigkeit); München, 3. 12. 65, VersR 1062 (ein Minderjähriger mietet ein Kraftfahrzeug); Hamm, 28. 1. 66, NJW 2357 (ein Minderjähriger mietet ein Kraftfahrzeug); Düsseldorf, 20. 3. 67, VersR 68, 179 LS = DAR 303 (der Autoverkäufer gestattet dem Kaufinteressenten, bei einer Probefahrt auf schmaler, kurvenreicher Straße schnell zu fahren). 96 i) Sonstige Fälle der Abwägung im Straßenverkehrsrecht, auch unter Beteiligung eines Kraftfahrzeugs: BGH 24.4. 52, VersR 287 (Ausgleich zwischen Geschäftsherrn und Erfüllungsgehilfen wegen Streupflichtverletzung); BGH 25.9. 52, NJW 1329 (Pferd schlägt aus); Hamburg, 29. 11. 55, NJW 56, 1922 (Lastzug zerbricht einen eisernen Brückenpfeiler, ein Zug biegt die Brücke durch); BGH 2. 10. 52, VersR 53, 26 (Straßenbahn gegen Eisenbahn, beschrankter Übergang); München, 8. 2. 55, VRS 8, 161 (Pkw wird bei der Fahrt vom Fährschiff an Land beschädigt); LAG Frankfurt, 4. 1. 56, VersR 327 (ein Halter, der pflichtwidrig keinen Beifahrer gestellt hatte, verlangt von seinem Fahrer, der hierdurch übermüdet war und einen Unfall hatte, Schadenersatz); BGH 4.6. 57, VersR 585 (Bagger trifft beim Entladen des Lkw dessen Führerhaus und den Fahrer); Hamm, 13. 7. 57, NJW 58, 346 (das scheuende Pferd wirft seinen Führer vor die entgegenkommende Straßenbahn); LG Düsseldorf, 1.6.60, M D R 1012 (Pkw und Lastzug halten nebeneinander an der Ampel; beim Anfahren packt der Anhänger den Pkw); BGH 27. 6. 61, MDR 926 = NJW 1622 (rollerfahrendes Kind kommt hinter Büschen hervor aus einem Vorgarten und fährt einen Fußgänger an); Stuttgart, 14.9.61, VersR 62, 117 (Fußgänger springt auf das Trittbrett der abfahrenden Straßenbahn und reißt einen anderen Fußgänger um); Koblenz, 27.3.62, NJW 1515 = VersR 1018 (Fußgänger macht einen Kraftfahrer auf das Glatteis aufmerksam); BGH 27. 4. 62, VersR 664 (ein Anhänger wird mit geöffneter Bordwand durch einen Gabelstapler nach vorn gezogen, die Ladung rutscht herab); BGH 24. 3. 64, VersR 684 = NJW 1363 = VkBl. 475 (Pkw verfolgt einen anderen Pkw, weil dieser den Unfall eines Dritten verursacht hat; beide werden aus der Kurve getragen); LAG Frankfurt, 15. 12. 64, VRS 30, 79 (Taxiunternehmer gegen seinen Fahrer, dessen Übermüdung er kannte); Düsseldorf, 27. 11.67, VersR 68, 652 (eine Dreizehnjährige läuft vor der Straßenbahn übers Gleis); BGH 5. 12. 67, VersR 68, 301 (rollerfahrendes Kind fährt frontal gegen eine Fußgängerin); BGH 19.3.68, VersR 582 (Straßenbahn überholt einen Radfahrer mit zu geringem Seitenabstand); LG Berlin, 26. 5. 70, VersR 72, 56 (Fußgänger, zwischen einer Laterne und am Boden hockenden Kindern durchgehend, stolpert über einen zur Laterne gezogenen Gummifaden); BAG 18. 12.70, VersR 71, 55 (Der Arbeitgeber kennt den nicht einwandfreien Zustand der Bremsen, der Arbeitnehmer gerät in Kurve über den Straßenrand und beschädigt das Fahrzeug); BGH 11.5.71, VersR 905 mit Anm. Herkner VersR 1140 (Anrechnung des Verschuldens des Getöteten auf Ersatzansprüche des durch die Todesnachricht verletzten Angehörigen); LG Berlin, 305
§ 10 StVG
Haftpflicht
8. 11.73, VersR 74, 868 (Zehnjähriges Mädchen reitet ein ihm als ungestüm bekanntes Pony).
§10
Ersatzpflicht bei Tötung (1) Im Falle der Tötung ist der Schadensersatz durch Ersatz der Kosten einer versuchten Heilung sowie des Vermögensnachteils zu leisten, den der Getötete dadurch erlitten hat, daß während der Krankheit seine Erwerbsfähigkeit aufgehoben oder gemindert oder eine Vermehrung seiner Bedürfnisse eingetreten war. Der Ersatzpflichtige hat außerdem die Kosten der Beerdigung demjenigen zu ersetzen, dem die Verpflichtung obliegt, diese Kosten zu tragen. (2) Stand der Getötete zur Zeit der Verletzung zu einem Dritten in einem Verhältnisse, vermöge dessen er diesem gegenüber kraft Gesetzes unterhaltspflichtig war oder unterhaltspflichtig werden konnte, und ist dem Dritten infolge der Tötung das Recht auf Unterhalt entzogen, so hat der Ersatzpflichtige dem Dritten insoweit Schadensersatz zu leisten, als der Getötete während der mutmaßlichen Dauer seines Lebens zur Gewährung des Unterhalts verpflichtet gewesen sein würde. Die Ersatzpflicht tritt auch dann ein, wenn der Dritte zur Zeit der Verletzung erzeugt, aber noch nicht geboren war. Übersicht Rdn. A. Schrifttum Bücher Aufsätze B. Geschichtliche Entwicklung
I- 2 1 2 3
C. Stellung der Vorschrift im System des StVG
4-9
a) Durchbrechung des in § 7 Abs. 1 aufgestellten Grundsatzes b) Fehlen eines sonstigen Inhalts c) Kein Ersatzanspruch für den Wegfall von Dienstleistungen d) Unfallfolgen, die erst nach dem Tod der Verletzten eintreten e) Anwaltskosten, die den Hinterbliebenen entstehen f) Kein Ausschluß anderer Ansprüche der Dritten
4 5 g 6 77 8 99
D. Voraussetzungen für das Entstehen von Ersatzansprüchen
10—15
a) Ersatzpflicht gegenüber dem Getöteten
11
306
Rdn. b) Einwendungen des Schädigers c) Der Begriff ..Tötung" d) Ersatzansprüche aus Vertrag e) Ersatzansprüche der selbst körperlich geschädigten „Dritten" E.
Die einzelnen Ersatzansprüche
12
13
14 15 16 — 51
I.
Heilungskosten und Erwerbsminderung
II.
Ansprüche auf Ersatz der Beerdigungskosten 17 — 20 a) Kreis der Anspruchsbe18 rechtigten 19 b) Umfang des Anspruchs aa) Die in der Regel zu ersetzenden Aufwen20 düngen bb) Besonderheiten bei einzelnen Aufwendungen 21 cc) Nicht zu ersetzende Schäden c) Ursachenzusammenhang und Vorteilsausgleichung 23
16
§ 10 StVG
Ersatzpflicht bei Tötung
Rdn.
Rdn. III. A n s p r ü c h e w e g e n e n t g a n g e 24-51 nen Unterhalts N i c h t zu e r s e t z e n d e S c h ä den 25 V o r a u s s e t z u n g e n d e s Ersatzes 26-37 a) Erste V o r a u s s e t z u n g : fam i l i e n r e c h t l i c h e Beziehungen 26 a a ) K r e i s d e r Berechtigten bb) Oer maßgebende 28 Zeitpunkt cc) V o r a u s s e t z u n g e n einer Feststellungsklage 29 Künftige Bedürftigkeit 30 Ein Teil d e r A n s p r ü c h e ist s c h o n ent31 standen N e g a t i v e Feststel32 lungsklage 33 dd) Unterhaltsverträge b) Z w e i t e V o r a u s s e t z u n g : Entstehen einer Unter34 haltspflicht a a ) Ü b e r b l i c k ü b e r die gesetzlichen U n t e r 35 haltspflichten b b ) E n t s t e h e n von U n terhaltsansprüchen gegen a n d e r e Verwandte 36 cc) U n t e r h a l t s p f l i c h t d e s Erben des Getöteten 37 dd) Vorhandensein mehrerer gemeinsam Unterhaltspflichtiger 38 ee) P e r s ö n l i c h e Dienstleistung als U n t e r halt 39 f f ) V e r t e i l u n g d e r Be40 weislast c) Die Pflicht d e s E h e g a t ten, z u m U n t e r h a l t d e r Familie beizutragen 41 d) Rechtsnatur der Ansprü42 che e) M e h r h e i t v o n U n t e r h a l t s 43 berechtigten f) G e s e t z l i c h e r F o r d e r u n g s 44 übergang aa) Rechtliche Grundla45 gen bb) Ausschluß des Rück46 griffsrechts cc) F o r d e r u n g s ü b e r g a n g kraft schriftlicher 47 Anzeige
dd)
Ü b e r g a n g n u r bei kongruenter Dekkung ee) D a s Q u o t e n v o r r e c h t g) K e i n F o r d e r u n g s ü b e r g a n g auf p r i v a t e Versicherer h) V o r t e i l s a u s g l e i c h u n g F.
48 49
50 51
Die Berechnung der Ansprüche
5 2 - -92
I.
5 3 - •77
Ansprüche der Witwe a) b)
Grundsätze W e g f a l l d e s G e t ö t e t e n als „ E r n ä h r e r " der Witwe c) G e t r e n n t l e b e n v o r d e m Unfall d) Das N e t t o e i n k o m m e n des Getöteten e) B e r e c h n u n g d e s N e t t o einkommens 0 Die A u f r e c h t e r h a l t u n g des Lebensstandards der Witwe a a ) Fixe K o s t e n bb) Laufende Lebenshaltungskosten cc) D a s T a s c h e n g e l d dd) Der vom Einkommen des Mannes v e r b l e i b e n d e Rest g) V o r t e i l s a u s g l e i c h u n g u n d Schadenminderungspflicht a a ) D e r R e i n e r t r a g des Nachlasses b b ) V e r s t o ß gegen die Schadenminderungspflicht cc) A r b e i t s e n t g e l t d d ) U m l a n g der Kürzung h) N i c h t a n z u r e c h n e n d e Vorteile aa) Der Stammwert des Nachlasses b b ) Freiwillige Leistungen e i n e s a n d e r e n cc) V e r t r a g l i c h e Leistungen e i n e s a n d e r e n d d ) L e i s t u n g e n d e r Sozialversicherungsträger u n d d e s D i e n s t herrn ee) W e g g e f a l l e n e H a u s haltsarbeit i) D a u e r d e r R e n t e k) W i e d e r v e r h e i r a t u n g d e r Witwe I) Kein A n s p r u c h d e r Witwe a u f H a u s h a l t s g e l d
53 54 55 56 57 58 59
60 61 62
63 64
66 67 68 69 70 71 72
73 74 75 76 77
307
§ 10 StVG
Haftpflicht Rdn.
Rdn. II.
A n s p r ü c h e des ehelichen Kindes a) b)
Arbeitspflicht des K i n d e s Kind mit eigenem Vermögen e) Verheiratetes Kind d) M i n d e r b e m i t t e l t e Eltern e) U n t e r h a l t s p f l i c h t des ü b e r l e b e n d e n Elternteils III. A n s p r ü c h e des nicht ehelichen K i n d e s a) T o d der Mutter
A.
aa) 78-83 bb)
79
b) T o d aa) bb)
80 81 82 83 84-91 85
cc)
p e r s ö n l i c h e Dienste der M u t t e r Geldleistungen der Mutter des Vaters H ö h e der A n s p r ü c h e W a i s e n r e n t e des K i n d e s aus der Sozialversicherung Forderungsübergang
86 87 88 89 90 91
IV. A n s p r ü c h e des Witwers
92
V.
93
A n s p r ü c h e der Eltern
Schrifttum:
1
til Bücher: E c k e l m a n n , ..Schadensersatz bei Verletzung o d e r T ö t u n g einer (berufstätigen) Frau o d e r E h e f r a u usw.", 4. Aufl. G i e l s d o r f I974 mit R e c h t s p r e c h u n g s a n h a n g u n d Tabellen ü b e r Richtwerte. Weichlein „ D i e H ö h e des S c h a d e n s e r s a t z e s bei Verletzung o d e r T ö t u n g einer Hausf r a u " F r a n k f u r t a. M. I977. E c k e l m a n n ..Schadensersatz f ü r P e r s o n e n s c h ä d e n " G i e l s d o r f I974. B G H F a m R Z 69, 204 führt Literatur an. Im übrigen wird auf R d n . I zu >} 11 verwiesen.
2
b) Aufsätze: Böhmer, „Ersatz für Trauerkleidung", D A R 51, 106. Höring, „Rechtsprechung über Ersatz entgangenen Unterhalts", VersR 52, 334 und 378. Schneider, „Rechtsprechung über Ersatz entgangenen Unterhalts und entgangener Dienste", N J W 52, 447. Reinicke, „Vorteilsausgleichung bei entgangenem Unterhalt und entgangenen Diensten", M D R 52, 460. Böhmer, „Beerdigungskosten und Unterhaltsersparnis", RdK 53, 5. Höring, „Ersatz für entgangene Zukunftssicherung", VersR 55, 72. Weimar, „Wegfall von Ansprüchen der Witwe bei Wiederverheiratung?", N J W 60, 2181. Krebs, „Ansprüche der Witwe", VersR 61, 293. Hüskes, „Ansprüche des unehelichen Kindes", VersR 61, 397. Thierfelder, „Wegfall von Ansprüchen der Witwe bei Wiederverheiratung?", N J W 61, 641. Weimar, „Ansprüche des Nasciturus", M D R 62, 780. Weimar, „Ansprüche der durch Fernwirkung Geschädigten", M D R 63, 887. Wilts, „Entgangene Dienste der verletzten Frau", N J W 63, 2156. Habscheidt, „Ansprüche des Ehemannes und der Kinder, wenn die Ehefrau und Mutter getötet wird", JuS 66, 180. Geyer, „Uneheliches Kind", VersR 66, 905. Wussow, „Zusammentreffen der Ansprüche mehrerer Familienfnitglieder", F a m R Z 67, 189. Millauer, „Ansprüche der berufstätigen Ehefrau", NJW 67, 1061. Pabst, „Stellungnahme zu Millauer", NJW 67, 2278. Neumann-Duesberg, „Rückgriff nach § 1542 RVO beim Unfalltod eines Rentners", VersR 68, 709. Schmidt, „Kein Quotenvorrecht des öffentlichen Versicherungsträgers", VersR 68, 809. Weyer, „Schadenersatz wegen Ausfalls der Hausfrau und Mutter", VersR 71, 1111. John, Einfluß der vorzeitig angefallenen Erbschaft auf den Ersatzanspruch, JZ 72, 543. Fleer, „Modifizierte Nettomethode und Schadenersatzanspruch der Hinterbliebenen nach § 844 Abs. 2 BGB", VersR 74, 108.
3 B. Geschichtliche Entwicklung Die Vorschrift war bereits wörtlich im Entwurf 1906 enthalten. Anträge hierzu wurden nicht gestellt; sie wurde unverändert angenommen (Komm. Ber. S. 25) und auch später nicht mehr geändert. Sie entspricht im wesentlichen dem § 3 H a f t p f l G in der Fassung des Art. 42 EGBGB. 308
Ersatzpflicht bei Tötung
§ 10 StVG
C. Stellung der Vorschrift im System des StVG a) Durchbrechung des in § 7 Abs. 1 aufgestellten Grundsatzes
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In Rdn. 151 und 152 zu § 7 ist bereits ausgeführt, daß das StVG ebenso wie § 823 Abs. 1 BGB (im Gegensatz zu § 823 Abs. 2 BGB) davon ausgeht, daß nur demjenigen Geschädigten Ersatzansprüche gegen den Schädiger zustehen, der selbst entweder einen Sachschaden oder einen Personenschaden erlitten hat, daß aber alle diejenigen Betroffenen leer ausgehen (§ 7 Abs. 1 StVG) die lediglich einen Vermögensschaden erlitten haben. Dieser Grundsatz bezweckt, die Schadensersatzpflicht des für den Unfall Verantwortlichen für eine Gruppe von Schäden auszuschließen, die erfahrungsgemäß den Schädiger besonders stark belasten würde, und ermöglicht hierdurch ein Niedrighalten der Prämie für die Haftpflichtversicherung. Er dient mithin der sozialen Gerechtigkeit unter bewußter Zurücksetzung der Belange der Vermögenden. Von diesem Grundsatz normiert § 10 zwei Ausnahmen zugunsten von Pietätspflichten, nämlich die Durchführung einer standesgemäßen Beerdigung des Unfallopfers und die Versorgung der Witwe und der Waisen. Alle übrigen „Dritten" — so nennt man üblicherweise in der Rechtssprache alle Unfallgeschädigten, die nicht „Verletzte" im Sinn des § 7 Abs. 1 sind — gehen leer aus (BGHZ 7, 30 v. 19. 6. 52 = NJW 1249; BGH 21. 10. 69, VersR 70/40). Beispiele hierfür sind in Rdn. 154 zu § 7 aufgeführt. Leider setzt sich der BGH über die sozialen Ziele des Gesetzes hinweg und begünstigt gegen den Wortlaut und Sinn des Gesetzes die Arbeitgeber, indem es ihnen im Umweg über eine Abtretung nicht vorhandener Ansprüche ihrer Arbeitnehmer (Ansprüche, die der BGH fingiert) Ersatzansprüche für Vermögensschäden zuspricht, die sie durch den Ausfall der Arbeitskraft des Verletzten in ihrem Unternehmen erleiden (Rdn. 155 bis 158 zu §7 und Rdn. 49 zu § 11). b) Fehlen eines sonstigen Inhalts 5 Wegen des langatmigen Wortlauts des § 10 könnte man auf den ersten Blick annehmen, die Vorschrift habe einen weitergehenden Inhalt. Sie bestimme nicht nur, daß zugunsten einer standesgemäßen Beerdigung und zugunsten der Witwe und der Waisen des tödlich Verunglückten eine Ausnahme von dem Grundsatz gelte, daß die einem „Dritten" erwachsenen Schäden nicht ersetzt werden, sondern regle auch die sonstigen Rechte der Erben. Bei näherer Betrachtung ist dies aber nicht der Fall. Insbesondere stellt der erste Satz des Absatzes 1 lediglich die ohnedies bestehende Rechtslage klar. Stirbt der Verletzte, ehe der Schädiger seine Ansprüche befriedigt hat, so gehen diese — mit Ausnahme des noch nicht rechtshängig gewordenen Anspruchs auf Schmerzensgeld (Rdn. 27 zu § 16) — auf die Erben des Verletzten über, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob der Tod eine Folge des Unfalls war. § 10 Abs. 1 Satz 1, der diese Rechtslage für den besonderen Fall feststellt, daß der Tod auf dem Unfall beruhte, besagt also nichts Neues. Er gibt nicht etwa einem Miterben abweichend von § 2039 Satz 1 BGB das Recht, vom Schädiger Zahlung an ihn allein zu verlangen (RG 21.9. 36, VAE 587; a. M. KG 6. 1. 27, VR 404). Ferner gewährt er auch nicht etwa den Erben Ansprüche, die der Getötete nicht hatte, sondern bezieht sich nur auf die beim Tod bereits vorhandenen Ansprüche. Insbesondere hatte der Erblasser schon einen Anspruch gegen den Schädiger auf Freistellung von den Zahlungsansprüchen des Krankenhauses und der Ärzte, auch wenn diese noch nicht Rechnung gestellt hatten; dies ergibt sich aus § 11 (Rdn. 20 zu § 11). Man wird aus § 10 Abs. 1 Satz 1 allerdings entnehmen können, daß die Kosten eines Transportes von der Unfallstelle ins Krankenhaus 309
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und die Aufnahme im Krankenhaus auch dann unter die Heilungskosten fallen sollen, wenn der beim Unfall Verletzte beim Beginn der Beförderung bereits tot war oder unterwegs gestorben ist. Keinesfalls kann aus der Vorschrift entnommen werden, der Erbe dürfe nur Ansprüche des Erblassers aus Personenschäden geltend machen, nicht aber solche aus Sachschäden. Der Erbe kann vielmehr den Schaden, den der Verstorbene durch die Beschädigung seines Wagens beim Unfall erlitten hat, ebenso ersetzt verlangen, als lebte der Erblasser noch. Zu beachten ist freilich, daß dies nur für Schäden gilt, die zu Lebzeiten des Erblassers entstanden waren; Schäden, die der Erbe selbst durch den Unfall erleidet, werden — wenn sie nicht auf einer unmittelbaren Verletzung des Erben beim Unfall beruhen — nur im Rahmen der von § 10 normierten Ausnahmen ersetzt (Rdn. 7). Abgesehen von Absatz 1 Satz 1 stimmt der Wortlaut des § 10 mit dem des § 844 BGB nahezu völlig überein. Ein Unterschied besteht nur darin, daß § 844 BGB auch die Pflicht normiert, den Ersatz für entgangenen Unterhalt durch Zahlung einer Rente zu leisten, während im StVG diese Einzelheiten in § 13 geregelt sind; inhaltlich weicht die Regelung von der des BGB nicht ab. 6
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c) Keinen Ersatzanspruch für den Wegfall von Dienstleistungen durch den Tod des gesetzlich zu Diensten Verpflichteten gewährt das StVG im Gegensatz zu § 845 BGB. Auch eine entsprechende Anwendung der Vorschrift scheidet aus (RGZ 57, 52 v. 8. 2. 04; 139, 289/295 v. 28. 11. 32). Dieser Unterschied in der Regelung kommt jedoch nur selten zur Auswirkung; denn Ehegatten schulden einander die Mitarbeit im Haushalt und Gewerbe (vgl. Rdn. 29) im Rahmen ihrer Unterhaltspflicht (§ 1360 Satz 1, § 1360 a Abs. 2 Satz 1 BGB). Eine Bedürftigkeit des Berechtigten braucht unter Ehegatten nicht vorzuliegen (BGH 18.5.65, NJW 1710 m. Anm. Feaux de la Croix = VRS 29, 91). Die im Schrifttum erörterte Frage, ob dann, wenn der überlebende Ehegatte seine Ansprüche auf § 845 BGB stützen kann, diese Vorschrift als die speziellere gleichartige Ansprüche aus § 844 BGB ausschließt, entsteht bei der Haftung nach StVG nicht, weil diese eine dem § 845 BGB entsprechende Vorschrift nicht kennt. Im übrigen ist die gestellte Frage dahin zu beantworten, daß die Ansprüche aus § 845 BGB neben denjenigen aus § 844 bestehen mit der Einschränkung, daß der entstandene Schaden nur einmal ersetzt wird. Hinsichtlich weiterer Einzelheiten wird auf die Erläuterungen zu § 845 BGB in Rdn. 24 zu § 16 verwiesen. Den Kindern schulden die Eltern nicht nur Unterhalt in Geld, sondern im Rahmen ihrer Unterhaltspflicht auch persönliche Wartung und Pflege (BGH 18. 5. 65 a. a. O.). Dies gilt, wenn der Vater berufstätig war, die Mutter aber nicht, vorwiegend für die Unterhaltspflicht der Mutter. Über die Höhe der Ansprüche wegen entgangener Dienste wird auf Rdn. 32 zu § 16 verwiesen. Die dort zu § 845 BGB aufgestellten Grundsätze gelten auch im Rahmen des § 844 BGB und des § 10 StVG. d) Für die Unfallfolgen, die erst nach dem Tod des Verletzten eintreten, haftet der Schädiger nur im Rahmen des § 10 StVG und der §§ 844, 845 BGB; denn die Erben, die diese Folgen zu tragen haben, sind „Dritte" im Sinne der oben Rdn. 3 dargelegten Grundsätze. Erleidet z. B. der Wagen, in dem der Getötete fuhr und der diesem gehörte, beim Unfall Totalschaden, so hat der Schädiger den Erben zwar die Kosten für einen gebrauchten gleichwertigen Wagen zu erstatten, ihnen aber keinen Nutzungsausfall zu zahlen und ihnen die Aufwendungen für einen Mietwagen auch dann nicht zu erstatten, wenn sie nach dem Tod des Erblassers auf den Wagen dringend angewiesen waren. Ein solcher Fall wird vor 310
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allem dann eintreten, wenn die Erben das Geschäft des Verstorbenen weiterführen (Dresden, 29.4.40, VAE 184 und 224 m. Anm. Küster). Keinen Ersatz für die erforderlich gewordene Einstellung einer Ersatzkraft erhält derjenige, der mit seinem Bruder gemeinsam ein Geschäft betrieben hat und nach dem Unfalltod des Bruders die Arbeit allein nicht bewältigen kann. Keinen Ersatz erhält der Mann, der seine Unfallverletzte Ehefrau pflegen und versorgen muß und dadurch einen Verdienstausfall in seinem Geschäft erleidet (Geigel, 13. Aufl. Kap. 5 Rdn. 2). Zu beachten ist dabei allerdings, daß die Ehefrau in einem solchen Fall Ansprüche hat (Rdn. 36 zu § 11). Derjenige, der den Wagen schon vor dem Unfall auf Grund einer Vereinbarung mit dem Erblasser nutzte, ist selbst unmittelbar Unfallgeschädigter und kann aus eigenem Recht Ersatz des Nutzungsausfalls verlangen. Ein Erbe, der nicht in dieser bevorzugten Lage ist, kann den Ersatz des ihm durch den Unfall entstandenen Schadens auch nicht etwa unter dem Gesichtspunkt fordern, die Gewißheit, daß weitere Schadensfolgen eintreten werden, sei schon zu Lebzeiten des Erblassers entstanden, der den Unfall um einige Stunden überlebt habe. Denn während nach § 1922 BGB die Gesamtheit der wertbezogenen Rechtsverhältnisse auf die Erben übergeht und diese daher nach § 1967 Abs. 2 BGB auch für solche Schadensfolgen anderer Unfallbeteiligter einzustehen haben (eine Haftung des Erblassers unterstellt), die erst nach dem Tod des Erblassers entstehen, haben sie umgekehrt keinen Ersatzanspruch für Schadensfolgen, die das Vermögen des Erblassers erst nach dessen Tod treffen (BGH 21.9.65, VersR 1077). So hat der BGH (20. 2. 62, VersR 337 = JZ 708) einen Ersatzanspruch der Erben dafür verneint, daß infolge des Todes des Erblassers eine im Aufbau befindliche Fabrikanlage nicht vollendet werden konnte, so daß die vom Erblasser bestellten Maschinen nicht abgenommen werden konnten und ein Abstandsgeld an die Lieferanten gezahlt werden mußte. Die Erben können mithin auch keinen Ersatz für Prozeßkosten verlangen, wenn infolge des Todes des Erblassers ein Rechtsstreit erforderlich geworden ist. War der Getötete Notar, so braucht der Schädiger die Kosten der Auflösung des Notariats, die den Erben entstehen, nicht zu ersetzen (BGH 8. 1. 68, VersR 554). Dies gilt nach Ansicht des BGH (BGH 21. 10. 69, VersR 70, 41) sogar dann, wenn die Tötung des Erblassers eine Amtspflichtverletzung war und Haftung aus § 839 BGB, Art. 34 GG eintrat. Die Ersatzpflicht für die Folgen der Erwerbsminderung des an den Unfallfolgen Sterbenden bedeutet nicht, daß dessen Erben auch den Vermögensverlust ersetzt bekämen, der dadurch entsteht, daß nach dem Tod des Verletzten dessen Erwerbsgeschäft aufgelöst werden muß und kein Erlös zu erzielen ist, der dem Wert des Unternehmens und der in dieses eingebrachten Sachen entspricht (BGH 25. 1. 72, VersR 460). Etwas anderes gilt, wenn das Geschäft noch zu Lebzeiten des Verletzten aufgelöst oder veräußert werden muß (Rdn. 65 und 66 zu § 11). e) Anwaltskosten, die den Hinterbliebenen entstehen.
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Eine Ausnahme von den dargelegten Grundsätzen bilden nach der abzulehnenden Ansicht des BGH die Kosten, die dem Unterhaltsberechtigten dadurch entstehen, daß er sich außerhalb eines Rechtsstreits von einem Rechtsanwalt beraten läßt. Die vom BGH gegebene Begründung, es handle sich um einen adäquaten Unfallfolgeschaden, vermag nicht zu überzeugen; denn der Unterhaltsberechtigte hat keinen Unfall erlitten. Die Anwaltskosten müssen deshalb nur dann erstattet werden, wenn sich der Schädiger in Verzug befand (Rdn. 186 zu § 7). f ) Kein Ausschluß anderer Ansprüche der Dritten 9 ist aus § 10 StVG und §§ 844, 845 BGB herauszulesen, soweit die anderen Ansprü311
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che auf Vertrag, Geschäftsführung ohne Auftrag oder ungerechtfertigte Bereicherung gestützt werden. Wer den Transport des Verletzten ins Krankenhaus bezahlt oder selbst durchgeführt oder die Heilungskosten bezahlt hat, hat selbst einen Anspruch gegen den Schädiger, weil er dessen Aufgabe übernommen hat, die Unfallfolgen soweit als möglich abzuwenden oder zu verringern. Dasselbe gilt allerdings nicht ohne weiteres dann, wenn ein Dritter, der nicht gesetzlich hierzu verpflichtet war, Beerdigungskosten verauslagt hat. Dieser muß sich vielmehr, ehe er den Ersatz vom Schädiger fordert, die Ansprüche von demjenigen abtreten lassen, der zur Tragung der Kosten familienrechtlich verpflichtet gewesen wäre (BGH 5. 2.62, NJW 791/793). Dieser Unterschied beruht darauf, daß der Schädiger keine Verpflichtung hat, die Beerdigung des Getöteten selbst zu veranlassen; er muß vielmehr nur die entstehenden Kosten ersetzen. Anders steht es, wenn ein Dritter, der hierzu nicht verpflichtet gewesen wäre, den Hinterbliebenen des Getöteten Unterhalt gewährt, weil diese sonst Sozialhilfe in Anspruch nehmen müßten. Denn dieser Dritte erfüllte eine gesetzliche Verpflichtung des Schädigers, deren Erfüllung in öffentlichem Interesse lag, und kann daher sogar dann Ersatz seiner Aufwendungen verlangen, wenn der Schädiger die Unterhaltsgewährung durch den Dritten mißbilligt hat (§ 679 BGB).
10 D. Voraussetzungen für das Entstehen von Ersatzansprüchen Die besonderen in § 10 geregelten Ersatzansprüche entstehen nur, sofern der Schädiger eine Ersatzpflicht gegenüber dem unmittelbar Verletzten hatte (Rdn. 9), und nur soweit dem Schädiger keine Einwendungen gegenüber dem unmittelbar Verletzten zustanden (Rdn. 10). Weitere Voraussetzung der Ansprüche ist, daß eine unfallbedingte Tötung vorliegt (Rdn. 11). Haftet der Schädiger lediglich aus Vertrag, so scheiden die Ansprüche der Hinterbliebenen in der Regel aus (Rdn. 12). Unberührt von den dem Schädiger gegen den Verletzten zustehenden Einwendungen sind die Ansprüche der durch Aufregung über den Unfalltod des Verletzten an ihrer Gesundheit Geschädigten (Rdn. 13). Die besonderen Voraussetzungen für das Entstehen von Ersatzansprüchen wegen entgangenen Unterhalts sind Rdn. 22 bis 35 dargelegt. 11 a) Ersatzpflicht gegenüber dem Getöteten Die in § 10 den „Dritten" zugesprochenen Ansprüche setzen voraus, daß der Schädiger dem unmittelbar Geschädigten, hier also dem infolge des Unfalls Verstorbenen die diesem durch den Unfall erwachsenen Schäden zu ersetzen hatte. Darauf, ob der Getötete selbst einen Schaden erlitten hat, kommt es freilich nicht an, es genügt das Bestehen einer theoretischen Ersatzpflicht des Schädigers. Die unerlaubte Handlung muß geeignet gewesen sein, solche Schäden zu verursachen und solche Ersatzansprüche zu begründen. 12 b) Einwendungen des Schädigers Dies ist der Grund dafür, daß der Schädiger dem mittelbar geschädigten Dritten alle Einreden und Einwendungen entgegenhalten kann, die ihm gegen Ansprüche des Getöteten gegeben gewesen wären. Das mitwirkende Verschulden des Getöteten mindert die Ersatzansprüche des Dritten in Anwendung der §§9, 17 StVG und § 254 BGB oder schließt sie ganz aus. Hat der unmittelbar Verletzte vor dem Unfall gegenüber dem Schädiger ganz oder teilweise auf Ersatzansprüche verzichtet, so hat auch der Dritte nach dem Tod des Verzichtenden keine oder nur die geminder312
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ten Ansprüche (BGH 13. 6. 61, VersR 846). Dagegen berührt ein Verzicht des Verletzten nach dem Unfall die Ansprüche der Dritten nicht (Geigel, 13. Aufl. Kap. 5, Nr. 4). c) „Tötung" 13 im Sinne von § 10 (und von § 844 BGB) liegt nicht nur dann vor, wenn der Tod am Unfallort eintritt, sondern auch in allen anderen Fällen, in denen der Unfall für den Tod ursächlich oder mitursächlich war, mag der Zeitraum zwischen Unfall und Tod auch viele Jahre umfassen. Ein unfallbedingter Tod kann auch der Freitod des Verletzten sein (Rdn. 141 zu § 7). d) Ersatzansprüche aus Vertrag 14 Zu beachten ist, daß die Haftung des Schädigers für Unfallfolgen, sofern sie lediglich auf Vertrag beruht, Ansprüche Dritter aus §§ 844, 845 BGB nur dann entstehen läßt, wenn es sich um einen Dienstvertrag handelt (§618 Abs. 3 BGB). Ansprüche aus §§ 844, 845 BGB können mithin nicht auf Beförderungsvertrag gestützt werden (RG 19. 5. 29, JW 31, 1357). e) Ersatzansprüche der selbst körperlich geschädigten „ Dritten "
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Zu beachten ist, daß derjenige, der wegen der Nachricht über den Tod eines nahen Verwandten einen Nervenschock erleidet und daher gegen den Schädiger Ersatzansprüche hat (Rdn. 125 und 145 zu § 7) sich das Mitverschulden des Getöteten nicht entgegenhalten lassen muß; denn er ist insofern unmittelbar Verletzter und leitet seine Ansprüche nicht vom Getöteten her. Die entsprechende Anwendung des § 846 BGB kommt nicht in Betracht (BGHZ 56, 163 vom 11. 5. 71). Trotzdem ist bei der Bemessung des dem Dritten zustehenden Schmerzensgelds zu ungunsten des Dritten zu berücksichtigen, daß die seelischen Bindungen zu dem Getöteten oder Verletzten die eigentliche Ursache des Schmerzes sind (BGH 11. 5. 71 [VI 78/70]). Nicht zu billigen ist dagegen die Ansicht des BGH, daß das mitwirkende Verschulden des Getöteten auch bei der Berechnung des dem Dritten durch den Unfall entstehenden Vermögensschadens nach Billigkeitsgrundsätzen (§ 242 BGB) zu einer Verringerung des Anspruchs führe. Das Verschulden des Getöteten gehört im Gegensatz zur Ansicht des BGH nicht zum Verantwortungsbereich der durch die Todesnachricht körperlich geschädigten Ehefrau. Sie müßte sich das Mitverschulden ihres Mannes auch dann nicht entgegenhalten lassen, wenn sie im Kfz ihres Mannes mitgefahren wäre und bei dem Unfall unmittelbar verletzt worden wäre. Allenfalls müssen Eltern, die aus Aufregung über den Tod ihres Kindes einen Gesundheitsschaden erlitten haben, ihr eigenes mitwirkendes Verschulden am Unfall sich dann anrechnen lassen, wenn sie ihre Aufsichtspflicht (Rdn. 196 bis 204 zu § 16) verletzt haben und der Unfall des Kindes hierauf beruht.
E. Die einzelnen Ersatzansprüche I. Heilungskosten und Erwerbsminderung
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Diese Schäden werden nach den in § 11 aufgestellten Grundsätzen ersetzt. Da es sich um Ansprüche handelt, die dem Erblasser vor seinem Tode erwachsen sind, wird auf Rdn. 20 bis 30 zu § 11 verwiesen. Die Besonderheit des § 10 Abs. 1 Satz 1 besteht lediglich darin, daß Kosten für die Beförderung des Verletzten ins Krankenhaus und Krankenhaus- sowie Arztko313
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sten, die erst nach dem Tod des Verletzten entstanden sind, so behandelt werden, als seien sie schon vor seinem Tod entstanden (Rdn. 4). 17 II. Ansprüche auf Ersatz der Beerdigungskosten Die in § 10 getroffene Regelung stimmt mit der entsprechenden Regelung beim Recht der unerlaubten Handlungen (§ 844 Abs. 1 BGB) überein. a) Anspruchsberechtigt 18 ist jede Person, die familienrechtlich verpflichtet ist, die Beerdigungskosten zu tragen. Dies ist in der Regel der Erbe (Rdn. 151 zu §7). Neben diesem sind kraft Gesetzes zur Tragung der Beerdigungskosten verpflichtet und daher ersatzberechtigt: die Verwandten in gerader Linie (§1615 Abs. 2 BGB), der Ehegatte (§ 1360 Abs. 3 BGB) und der unterhaltspflichtige geschiedene Ehegatte (§ 69 Abs. 2 EheG); stirbt eine Schwangere infolge der Schwangerschaft oder Entbindung, so hat notfalls der Vater des Kindes die Beerdigungskosten zu tragen (§ 1615 m BGB). Den Anspruch aus § 10 hat jedoch derjenige nicht, der die Kosten tatsächlich gezahlt hat, ohne hierzu verpflichtet zu sein (BGH 5. 2. 62, NJW 791/793), außer wenn er sich den Anspruch von dem eigentlich zur Tragung der Kosten Verpflichteten hat abtreten lassen. Im Gegensatz zu § 10 Abs. 2 kommt es bei § 10 Abs. 1 Satz 2 nicht darauf an, ob die Rechtspflicht zur Bezahlung der Beerdigungskosten auf Gesetz oder Vertrag beruhte (RGRK 11. Aufl. Anm. 6 zu § 844 BGB). Hat ein Sozialversicherungsträger Sterbegeld zu zahlen, so geht der Anspruch auf Ersatz der Beerdigungskosten in Höhe seiner Leistungspflicht auf ihn über, obwohl Ersatzberechtigter nicht der Versicherte, sondern ein unbeteiligter Dritter ist (BGH 14. 11.58, VersR 59, 231). Dem Sozialversicherungsträger steht im Verhältnis zu dem Dritten, der die entstandenen Kosten tragen mußte und getragen hat, das Quotenvorrecht (Rdn. 30 und 71 zu § 11) zu. Dies hat zur Folge, daß dann, wenn den Getöteten eine Mitverantwortung am Unfall trifft und deshalb der Ersatzanspruch gegen den Schädiger geringer ist als die entstandenen Aufwendungen, der Ersatzberechtigte nur den verbleibenden Rest erhält oder leer ausgeht (OGH Köln, 24. 5. 50, O G H Z 4, 16 = DRZ 50, 326 = VRS 2, 281). Darauf, ob der Verstorbene Pflichtversicherter oder freiwillig Weiterversicherter war, kommt es nicht an (Naumburg, 4. 7. 33, JW 2716). Anders ist die Rechtslage, wenn der Verstorbene Beamter war und den Hinterbliebenen ein Anspruch auf Beihilfe zu den Beerdigungskosten zusteht, oder wenn er privat versichert war. Daß der Anspruch aus § 10 auch der Sterbekasse, dem Unfallversicherer und dem Dienstherrn des Getöteten unmittelbar zusteht, soweit diese Anstalten und Personen zu den Beerdigungskosten beizusteuern verpflichtet waren und beigesteuert haben, ergibt sich eben aus dieser Vertragspflicht oder gesetzlichen Verpflichtung. Den privaten Kassen und dem Dienstherrn steht kein Quotenvorrecht zu; vielmehr hat bei der privaten Versicherung der Versicherte nach § 67 VVG und der Beamte nach den Beamtengesetzen ein Quotenvorrecht im Verhältnis zur Kasse; dies hat zur Folge, daß der Versicherer oder Dienstherr beim Zurückbleiben der Ersatzforderung hinter den Aufwendungen nur den Rest erhält, der verbleibt, wenn der zur Tragung der Beerdigungskosten Verpflichtete seine Aufwendungen vom Schädiger und von der Kasse insgesamt voll ersetzt erhalten hat (BGH 17. 3. 54, VRS 6, 277) (vgl. auch Rdn. 28 und 29 zu § 11). 19
b) Umfang des Anspruchs Der Berechtigte wird hinsichtlich der Beerdigungskosten wie ein Verletzter behandelt, kann also grundsätzlich jeden Vermögensschaden ersetzt verlangen, so314
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weit er ihm durch die „Beerdigung" entstanden ist. Daß die Feuerbestattung der Beerdigung gleichzusetzen ist, ist jetzt unstreitig, desgleichen, daß der Begriff „Beerdigung" sehr weit auszulegen ist. Die Erstattungspflicht besteht allerdings nur in dem Umfang, in dem Aufwendungen wirklich gemacht wurden (Hagemann, RdK 40, 52) und soweit diese standesgemäß waren, also den Gebräuchen der Personenkreise entsprachen, zu denen der Verstorbene gehörte (§ 1968 BGB; Böhmer, RdK 53, 5; Goltermann, KVR von A bis Z „Beerdigungskosten"; RGZ 139, 393 v. 9 . 2 . 3 3 = D J Z S p . 9 7 7 = JW 3191; Köln, 27. 1. 38, JW 811; Hamm, 27. 1.50, VRS 2, 105; Köln, 11. 1. 51, VersR 85; Karlsruhe, 7. 10. 55, VersR 56, 542 und 595 mit Anm. Böhmer und 56, 631 mit Anm. Schultze; BGH 19. 2.60, NJW 910/911; Düsseldorf, 14.6.61, MDR 940/941 = VersR 62, 73 LS). Bei kleinen Kindern ist daher nur ein geringerer Aufwand erstattungsfahig (Köln, 11. 1.51 a. a. O.). aa) Überblick über die in der Regel zu ersetzenden Aufwendungen. Gebühren für 2 0 Leichenschau und Leichenpaß, Waschen, Einkleiden und Aufbahren der Leiche, Beschaffung des Sarges oder der Urne, geistliche und weltliche Feiern mit Musik, bei Angehörigen der katholischen Kirche auch die Seelenmesse und das Sechswochenamt mit Einladungen dazu (Köln, 27.1.38 a . a . O . ; Celle, 10.2.39, HRR Nr. 551), der Versand von Trauerkarten an Verwandte und Bekannte, Zeitungsanzeigen (KG 16.9. 37, VAE 38, 22); Telegramme an nahe Angehörige, Ausschmükkung der Leichenhalle und des Grabes einschließlich der Kränze (Köln, 9. 3. 55, DAR 56, 646/647; a. M. KG 7. 12.33, DAR 34, 32), Blumenbepflanzung, soweit sie zur Grundausstattung des Grabes gehört (Köln, 9. 3. 55, VersR 56, 647 m. Anm. Pikart), die Überführung der Leiche (Rdn. 21), wenn erforderlich, sogar deren Exhumierung (Rdn. 21), Trauerkleider für die nächsten Verwandten (RG 24.5.28, WarnR Nr. 127; KG 12. 2. 29, DAR 297; LG Ulm, 2. 12. 66, VersR 68, 183; a. M. KG 7. 12. 33, DAR 34, 32) und für vermögenslose Angehörige (Kiel, 1. 2. 30, JW 31, 668); Mietwagen für die Fahrt der Trauergäste zum Friedhof (Köln, 27. 1. 38, JW 811); ein Trauermahl für bis zu 40 Personen, je nach den Vermögensverhältnissen des Verstorbenen (Kiel, 1.2.30, a . a . O . ; 9.4.30, HRR Nr. 1502; Celle, 1. 11. 30, RdK 32, 205; LG Ulm, 2. 12. 66, a. a. O.); Kosten der Übernachtung der nächsten Angehörigen am Ort des Begräbnisses, Verdienstausfall der nächsten Angehörigen für den Tag der Beerdigung (KG 12.2.29, a . a . O . ) ; Verdienstausfall dessen, der die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten getroffen hat, für einen weiteren Tag (Hamm, 25. 11. 55, VersR 56, 666 LS = DAR 56, 217), Danksagungskarten einschließlich Porto (Kiel, 1.2.30, a . a . O . ) , ein würdiger Grabstein mit Inschrift und Sockel (Rdn. 21) und schließlich die üblichen Trinkgelder (Köln, 27. 1.38, a. a. O.). bb) Besonderheiten bei einzelnen Aufwendungen. Einen Grabstein zu setzen, ist 21 jetzt in Deutschland allgemein üblich geworden. Die frühere Rechtsprechung zu der Frage, ob der Schädiger die Kosten eines Grabsteins ersetzen muß, ist daher überholt. Statt des Grabsteins kann auch, soweit ortsüblich, ein schmiedeeisernes Kreuz oder Holzkreuz mit Schnitzerei aufgestellt werden. Die Aufwendungen für den Grabstein mit Sockel und Inschrift (oder eines entsprechenden Metall- oder Holzkreuzes) müssen bis zur Höhe der Kosten ersetzt werden, die der hierzu Verpflichtete voraussichtlich aufgewendet hätte, wäre der Unfallbeteiligte aus anderer Ursache gestorben (Kiel, 1. 2. 30 und 9. 4. 30 a. a. O.; RGZ 139, 393 v. 9. 2. 33 = JW 1391 = DJZ Sp. 977; RG 25. 1. 37, JW 1490/1491; Karlsruhe, 10. 6. 54, VersR 55, 153; 7. 10. 55, VersR 56, 542). Die Tatsache, daß der Verstorbene vermögenslos war und sich noch in der Berufsausbildung befand, oder daß der Erbe für seine 315
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Haftpflicht
Klage das Armenrecht bewilligt erhalten hat, steht der Zubilligung eines Anspruchs auf Ersatz eines der Ortssitte und Gepflogenheit entsprechenden Grabsteins nicht entgegen (München, 11.7.28, EE Bd. 49, 66). Der Stein darf nicht luxuriöser sein, als es der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung des tödlich Verunglückten entspricht (KG 29. 3. 28, DAR 421; LG Hof, 15. 2. 50, VersR 183). Vor allem braucht der Schädiger nicht die Kosten für ein Familiendenkmal ganz zu tragen (München, 11. 7. 28, a. a. O.). Eine Überführung der Leiche ist bei der Feuerbestattung zu dem Ort erforderlich, an dem sich das nächste Krematorium befindet, im übrigen können die Kosten der nur beim Vorliegen besonderer Gründe ersetzt verlangt werden (RGZ 66, 306/308 v. 16.9.07; Karlsruhe/Freiburg, 19. 11. 53, NJW 54, 720 = VersR 54, 12), vor allem dann, wenn ein Familiengrab besteht (Stettin, 9.7.09, OLG 24, 63/64 = Recht 12 Nr. 756 LS) oder wenn der Verstorbene die Beerdigung an einem bestimmten Ort aus beachtlichen Gründen (Beerdigung neben dem vorverstorbenen Ehegatten) gewünscht hat (RG 15. 5. 25, WarnR Nr. 203, vgl. auch die unten zur Exhumierung angegebenen Entscheidungen) oder der Tod auf einer Reise eingetreten ist (Karlsruhe/Freiburg, 19. 11. 53, NJW 54, 720). Ausführungen über die Frage, wer eine Exhumierung und Umbettung der Leiche oder der Asche anordnen kann und unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist, findet man bei von Blume (Fragen des Totenrechts, AcP 112 [1914], 367) und in den Entscheidungen des Reichsgerichts vom 5. 7. 23 (RGZ 108, 217/220) und des OLG Hamburg vom 1.8.08 (OLG 16, 262). Auch diese Kosten sind, wenn die Voraussetzungen für eine Umbettung gegeben waren, vom Schädiger zu ersetzen (Karlsruhe/Freiburg, 19. 11. 53, a. a. O.). 22
cc) Nicht zu ersetzen sind folgende Kosten: die standesamtliche Beurkundung des Todes und die Ausfertigung der Urkunden, die Testamentseröffnung, die Verteilung des Nachlasses unter die Erben, die Umschreibung der Konten und der Grundstücke, die Nachlaßverwaltung, die Einsetzung eines Leiters für den verwaisten Gewerbebetrieb, die Mehrkosten für ein Doppelgrab, das auch für die noch lebende Ehefrau des Verunglückten bestimmt ist (BGH 20. 9. 73, NJW 2103), die Grabmiete (sie wird nur für das erste Jahr oder die von der Friedhofsverwaltung vorgeschriebene Mindestdauer ersetzt); die Instandhaltung der Grabstätte und des Grabsteins und die laufende Bepflanzung des Grabes (KG 9. 2. 39, DAR 222; Celle, 10. 2. 39, HRR Nr. 551; RGZ 160, 255/256 v. 13. 5. 39 = DR 1442 = VAE 328; Dresden, 26.4.40, VAE 184; Hamm, 27. 1.50, VRS 2, 105); die Ersparnis durch die Anschaffung von Trauerkleidung, die dadurch entsteht, daß die Abnützung anderer Kleidung — vor allem während des Trauerjahres — erspart wird (Hamm, 25. 11. 55, DAR 56, 217; a. M. LG Köln, 28. 3. 52, VersR 53, 38 m. ablehnender Anm. Wussow, und Karlsruhe, 7. 10.55, VersR 56, 542 und 631 mit abl. Anm. Schultze). Diese Ersparnis wird üblicherweise mit der Hälfte der Gestehungskosten angesetzt (Dresden, 20.3.41, VAE 117; Tübingen, 20.3.52, DAR 59 LS; 40%: Köln, 9. 3. 55, VersR 56, 646/647 m. Anm. Pikart; 50%: LG Karlsruhe, 11. 7. 57, VersR 725/726), ist aber je nach der Art der Bekleidungsgegenstände (Schuhe, Strümpfe, Handschuhe, Unterkleider, Herrenanzüge, Damenkleider, Trauerflor, Hüte) verschieden. Kann dem Beteiligten wegen seiner schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse ein Beitrag zu den Anschaffungskosten nicht zugemutet werden, so entfällt die Kürzung (KG 29. 3. 28, DAR 421; Schleswig, 4. 10. 51, M D R 52, 747). Bei Beträgen unter 6 0 0 , - DM will das LG Ulm [2. 12.66, VersR 68, 183] von einer Kürzung ohne weiteres absehen; Kränze von Verwandten und Freunden; die Kosten der Beförderung des tödlich Verletzten ins Krankenhaus — sie gehört zu den 316
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Heilungskosten - (RG 23. 1.05, JW 143/144); Reisekosten von Angehörigen zur Beerdigung (BGHZ 32, 72 v. 19. 2. 60 = NJW 910 = VersR 357 und 1082 LS = MDR 487 = VRS 18, 328 = DAR 179), außer wenn ausnahmsweise der Erbe wegen der Höhe des Nachlasses und der Bedürftigkeit des Verwandten solche Reisekosten tragen müßte. c) Ursachenzusammenhang
und Vorteilsausgleichung
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Die Beerdigungskosten sind auch dann voll zu ersetzen, wenn der Verstorbene in hohem Alter stand oder schon vor dem Unfall schwerkrank war, wenn die Kosten also auch ohne den Unfall bald erwachsen wären (Kiel, 1. 2. 30, JW 31, 668). Insofern unterscheidet sich der Anspruch von Schadenersatzansprüchen wegen Sachschäden (Weigelt, DAR 35, Sp. 175). Die Pflicht zu vollem Ersatz der Beerdigungskosten hat der Schädiger mithin auch dann, wenn das den Unfall herbeiführende Ereignis den tödlichen Verlauf einer Krankheit lediglich beschleunigt oder begünstigt hat. Die Grundsätze über die Vorteilsausgleichung sind (mit Ausnahme der durch den Erwerb von Trauerkleidung eintretenden anderweitigen Ersparnisse) nicht anzuwenden (Karlsruhe, 7. 10. 55, VersR 56, 542 und 595 mit Anm. Böhmer). Der Schädiger kann mithin nicht einwenden, der zum Tragen der Beerdigungskosten Verpflichtete habe von anderer Seite folgende Leistungen erhalten oder zu erhalten: Sterbegeld, Feuerbestattungskosten, Lebensversicherungssummen, Unfallversicherungssummen (RGZ 146, 287/289 v. 10. 1.35; RGZ 148, 154/164 v. 20. 6. 35; RG 26. 2. 38, DJ 792; 30. 10. 40, DJ 1396 = DR 41, 275), Leistungen der Insassen Versicherung (RGZ 139, 393 v. 9. 2. 33 = JW 1391), freiwillige Zahlungen des Arbeitgebers oder Pensionszahlungen auf Grund des Arbeitsvertrags (RGZ 151, 330/334 v. 8. 6. 36), Zahlungen aus einer öffentlichen Sammlung (RG 2. 8. 35, DJ 35, 1703). Zu unterscheiden von der Frage der Anrechenbarkeit solcher Leistungen anderer Personen ist die, ob der zur Tragung der Beerdigungskosten Verpflichtete den gesamten Anspruch selbst geltendmachen darf oder ob ein Teil davon auf den anderen übergegangen oder diesem abzutreten ist. Diese Frage beantwortet sich unterschiedlich je nach den Rechtsbeziehungen des Verstorbenen zu dem anderen. Die Tatsache, daß derjenige, der die Beerdigungskosten zu tragen hat, als Erbe oder Vermächtnisnehmer etwas aus dem Nachlaß des Verstorbenen erhält, berührt den Entschädigungsanspruch ebensowenig wie der Umstand, daß der Berechtigte sich durch den Tod in Zukunft Unterhaltsleistungen erspart (Düsseldorf, 30. 12. 50, NJW 52, 309; Böhmer, RdK 53, 5). Der Anspruch auf Ersatz der Beerdigungskosten wird auch nicht durch die Tatsache berührt, daß derjenige, der die Beerdigungskosten zu tragen hatte, durch den tödlichen Unfall ein Vermögen geerbt hat. Anders als bei dem Anspruch auf Ersatz des entgehenden Unterhalts werden auch Erträgnisse des Nachlasses nicht abgezogen. Dagegen sind das Verschulden des Getöteten und die Betriebsgefahr seines Kfzs zu berücksichtigen (Rdn. 10; BGH 15. 1. 57, VersR 198/199).
III. Ansprüche wegen entgangenen Unterhalts
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Wird bei einem Unfall ein Beteiligter getötet, so hat dies im allgemeinen für den Ehegatten des Getöteten und für sonstige Verwandte, vor allem für die Kinder, erhebliche finanzielle Nachteile zur Folge, weil der Verletzte seine Arbeitskraft zum Wohle der Familienmitglieder eingesetzt hatte. Da diese Personen „Dritte" im Sinne des Schadenersatzrechts sind, würden sie den ihnen durch den Unfall verursachten Schaden selbst zu tragen haben, wenn ihnen nicht § 10 StVG und §844 317
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BGB besondere Ersatzansprüche zuerkennen würde, die sich freilich in engen Grenzen halten. In Betracht kommen Ersatzansprüche solcher Dritter nur, wenn der Tod durch das den Unfall herbeiführende Ereignis adäquat verursacht oder mitverursacht ist. Im übrigen setzt die Entstehung solcher Ansprüche zweierlei voraus: Erstens muß zwischen dem Verstorbenen und dem Anspruchsteller eine familienrechtliche Beziehung bestanden haben, aus der — sofern die weitere Voraussetzung hierfür eintritt — Unterhaltsansprüche entstehen können (Rdn. 24 bis 28), und zweitens muß feststehen, daß diese besondere weitere Voraussetzung eingetreten wäre oder fortbestanden hätte, wenn sich der Unfall nicht ereignet hätte (RG 10. 6. 07, JW 480) (Rdn. 29 bis 33). Es muß daher auch geprüft werden, wie sich die Vermögenslage der Familienmitglieder entwickelt hätte, wenn der Verstorbene weitergelebt hätte und beim Unfall nicht gesundheitlich beeinträchtigt worden wäre. Nur wenn diese Prüfung ergibt, daß der Verletzte dem Anspruchsteller hätte Unterhalt gewähren können und müssen, sind dessen Ansprüche gegen den Schädiger berechtigt, und zwar in der Höhe des entgangenen Unterhalts (Nürnberg, 6. 10. 64, VersR 66, 526; BGH 1. 3.66, VersR 588) und unter Berücksichtigung der Mitverantwortung des Verstorbenen für den Unfall (§§9, 17 StVG, §254 BGB) (BGHZ 4, 170 v. 13.12.51 = NJW 52, 299). Daß die Ansprüche aus dem StVG nur bis zu einer gewissen Gesamthöhe geschuldet sind (§ 12 StVG), muß schließlich auch noch beachtet werden. Wenn zunächst nur ein Zwischenurteil über den Grund der Ansprüche ergehen soll (§ 304 ZPO), weil der Rechtsstreit über die Höhe der Ansprüche noch nicht entscheidungsreif ist, darf nicht übersehen werden, daß die Ansprüche dem Grunde nach dann nicht gerechtfertigt sind, wenn bereits in diesem Stadium des Verfahrens feststeht, daß wegen anzurechnender Vorteile (Rdn. 45) dem Berechtigten kein Schaden entstanden ist (Köln, 24. 10.49, VRS 2, 122/123). Da das Gesetz nur auf die familienrechtliche Verpflichtung, Unterhalt zu leisten, abstellt, kommt es nicht darauf an, ob und in welcher Höhe der Verpflichtete seine Schuld bis zu seinem Tod erfüllt hat (Stuttgart, 11. 4. 01, OLG 2, 440). Immerhin können aus dem Verhalten, das der Getötete bis zum Unfall gezeigt hat, Schlüsse in der Richtung gezogen werden, daß er zur Leistung von Unterhalt imstande war. Auch für die Höhe des geschuldeten Unterhalts lassen sich in diesem früheren Verhalten gewisse Anhaltspunkte finden (Rdn. 58 bis 61). Hinsichtlich der Erforderlichkeit eines Ursachenzusammenhangs zwischen dem Ereignis, das den Unfall herbeiführte, und dem Tod des Unterhaltsverpflichteten, gilt das oben bei den Beerdigungskosten (Rdn. 21) Ausgeführte. Für die Entstehung der Ansprüche reicht es mithin aus, wenn feststeht, daß der Tod infolge des Unfalls früher eingetreten ist, als dies ohne den Unfall geschehen wäre (vgl. RG 4. 7.41, VAE 199). 25
Nicht zu ersetzende Schäden: Außerhalb der in § 10 oder in § 844 BGB bestimmten Grenzen haben die Hinterbliebenen keine Ansprüche gegen den Schädiger. Die Witwe und die Kinder eines wegen eines Unfalls vorzeitig in den Ruhestand versetzten Beamten können mithin vom Schädiger nicht etwa den Unterschiedsbetrag fordern, um den ihre Versorgungsbezüge infolge der vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand geringer sind, als wenn der Beamte die Altersgrenze im Dienst erreicht hätte (BGH 20. 3. 62, VersR 568 = MDR 559 = DAR 179 = VRS 22, 321; BGH 29. 10.68, VersR 69, 75. Siehe aber andererseits Rdn. 57). Sie können auch als Erben des Verstorbenen keine in dieser Richtung gehende Ansprüche erheben; denn es handelt sich um keinen Schaden, den der Verstorbene erlitten hatte. Wenn der Bundesgerichtshof der Witwe einen Anspruch gegen den Schädiger auf Zah318
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lung der Witwenrente aus der Rentenversicherung zuerkennt, die ihr infolge des Unfalltodes des Mannes entgeht (Rdn. 49), so geschieht dies im Rahmen des vom Verstorbenen geschuldeten Unterhalts; keinesfalls will der BGH daneben einen selbständigen Anspruch eröffnen. Es handelt sich vielmehr um eine Sachlage, die derjenigen entspricht, wie sie besteht, wenn ein freiberuflich tätiger Ehemann getötet und dadurch gehindert wird, für eine Altersversorgung der Witwe ausreichendes Kapital zurückzulegen (BGH 26. 5. 54, VRS 7, 28 = MDR 471/472 = VersR 325; BGH 4. 11. 69, VersR 70, 128). Keinesfalls kann daraus gefolgert werden, die Witwe könne vom Schädiger auch Ersatz des Schadens verlangen, der ihr infolge des Unfalltodes des Mannes dadurch entsteht, daß die Kinder ihre Berufsausbildung nicht vollenden und daher nicht in dem Maße zu ihrem Unterhalt beitragen können, wie dies bei ungestörter Berufsausbildung der Fall gewesen wäre. Weitere Einzelheiten findet man hinsichtlich der Ansprüche der Witwe in Rdn. 57. Voraussetzungen der Ersatzansprüche
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a) Kraft Gesetzes unterhaltspflichtig sind nur die aus Regeln des Familienrechts (§§ 1360ff., 1569 bis 1586b, 1601 ff., 1708, 1715, 1736ff., 1739, 1757, 1762ff., 1766 BGB und §§26, 37 EheG) Unterhaltspflichtigen, nicht dagegen diejenigen Personen, die aus unerlaubter Handlung oder Gefährdungshaftung zur Leistung einer Unterhaltsrente verpflichtet sind; letztere schulden bei genauer Betrachtung keinen Unterhalt, sondern Schadenersatz für Unterhalt. Wird also z. B. bei einem Unfall derjenige getötet, der einem blinden Schulkameraden unterhaltspflichtig war, weil er ihn als Kind an beiden Augen verletzt und dadurch die Blindheit herbeigeführt hatte, so erhält der Blinde von dem Schädiger nichts. Auch wer dadurch geschädigt ist, daß die ihm zustehende vertragliche Leibrente durch den Tod des Verpflichteten wegfiel, erhält keinen Ersatzanspruch. Erst recht geht derjenige leer aus, dem ein Sohn, der beim Unfall getötet wurde, freiwillig und ohne eine Verpflichtung hierzu zu haben, Unterhalt geleistet hatte (Tübingen, 10. 8. 50, RdK 157). Stiefkinder haben keinen Anspruch, auch wenn der getötete Elternteil für sie so gesorgt hat, als seien es seine eigenen Kinder (BGH vom 24. 6. 69, NJW 2005 = VRS 37, 338 = VersR 998). aa) Kreis, der in Betracht kommenden Berechtigten. Kraft Gesetzes sind folgende 27 Personen unter bestimmten Voraussetzungen unterhaltsberechtigt: der Ehegatte bei bestehender Ehe (§ 1360 BGB), der Ehegatte nach Scheidung der Ehe (§§ 1569 bis 1586 b), der Ehegatte nach Aufhebung (§37 EheG) oder Nichtigerklärung (§23 EheG) der Ehe, Verwandte in gerader Linie (§ 1601 BGB), das nicht eheliche Kind gegenüber seinem Vater bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres (§ 1615 f. BGB) und den — beim Tod seines Vaters — für denselben Zeitraum gegenüber den Erben des Vaters, das nicht eheliche Kind gegenüber seiner Mutter ohne zeitliche Begrenzung (§ 1705 BGB), das Adoptivkind (§ 1766 BGB) und die Witwe gegenüber den Erben des Mannes, wenn die Ehe vor dessen Tod geschieden worden war (§ 70 EheG). Wer nach dem Tod des Verletzten geboren wird, hat dieselben Rechte wie ein Kind des Verletzten, sofern er von diesem erzeugt ist (§ 844 Abs. 2 Satz 2 BGB, § 10 Abs. 2 Satz 2 StVG). bb) Der für das Bestehen der Verwandtschaft mit dem Getöteten maßgebende Zeit- 28 punkt ist der der Körperverletzung, nicht etwa der des Todes. Gemeint ist der Zeitpunkt des Unfalls; dieser ist daher auch dann maßgebend, wenn erst später Verletzungsfolgen entstehen. Dasselbe gilt für die nicht auf Verwandtschaft beruhenden Unterhaltsverpflichtungen (Adoption, Eheschließung, Zeugung des Nasci319
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turus); hier kommt es, wie das Gesetz ganz allgemein sagt, darauf an, daß „die Verhältnisse" schon im Zeitpunkt der Verletzung bestanden haben. Darauf, ob die sonstigen Voraussetzungen für das Entstehen einer Unterhaltspflicht in diesem Zeitpunkt schon bestanden haben, kommt es nicht an; es genügt die durch die „Verhältnisse" begründete Anwartschaft auf eine Unterhaltsberechtigung gegenüber dem Verletzten (RG 13.4.31, JW 3308/3310 m. Anm. Landsberg). Kinder, die erst nach der Körperverletzung gezeugt wurden und die Witwe, die den Verletzten nach dessen Verletzung geheiratet hatte (RG 9. 11. 36, VAE 37, 111), gehen mithin leer aus. Das Gericht ist bei der Prüfung der Frage, ob die Zeugung vor oder nach der Verletzung erfolgt ist, nicht an Beweisregeln oder gesetzliche Vermutungen gebunden, sondern hat die Feststellung in freier Beweiswürdigung (§ 286 ZPO) zu treffen. Die Verlobung begründet keine Anwartschaft auf Unterhalt (Tübingen, 21. 6. 50, RdK 125 LS; KG 6. 2. 67, NJW 1089; a. M. Reichel DJZ 31, 562). Da der Legitimation eines unehelichen Kindes durch die nachfolgende Eheschließung der Eltern (§ 1719 BGB) keine Rückwirkung beigelegt ist, hat ein solches Kind, wenn die Eltern erst nach dem Unfall heiraten, gegenüber dem Schädiger nur die Ansprüche, die es ohne seine Legitimation haben würde. Für die Anwendung des § 10 bleiben selbstverständlich auch solche Verhältnisse außer Betracht, die schon vor dem Unfall geendet hatten; dies gilt vor allem für eine ohne Unterhaltspflicht des Verletzten geschiedene Ehe (RG 9. 11. 36, VAE 37, 111). 29
cc) Voraussetzungen einer Feststellungsklage. Vor dem Tod des Unterhaltsverpflichteten fehlt es in der Regel an einem Feststellungsinteresse (Rechtsschutzbedürfnis) (Schleswig, 20. 11. und 28. 12. 64, VersR 66, 670). Besteht auch nach dem Tod des Verletzten nur eine Anwartschaft, weil zwar das die Unterhaltspflicht begründende verwandtschaftliche (oder sonstige) Verhältnis schon vorliegt, der Zeitpunkt aber noch nicht gekommen ist, in dem der Verletzte unterhaltspflichtig geworden wäre, so empfiehlt es sich für den künftig Berechtigten, auf Feststellung der künftigen Ersatzpflicht zu klagen, weil seine Ansprüche andernfalls verjähren können. Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Feststellungsklage ist allerdings, daß nicht von vornherein feststeht, daß eine Unterhaltsberechtigung des Klägers nicht eintreten wird (BGHZ 4, 133 v. 3. 12. 51 = VRS 4, 184 = NJW 52, 539). Denn der Kläger, der eine Feststellung begehrt, muß dartun, daß er ein rechtliches Interesse an einer Feststellung der Leistungspflicht durch Urteil hat (§ 256 ZPO). Ein solches Interesse ergibt sich bei dem hier behandelten Sachverhalt in der Regel schon daraus, daß die kurzen Verjährungsfristen (§ 14 StVG, § 852 BGB) einer Verwirklichung des Ersatzanspruchs bei einer in Zukunft etwa eintretenden Unterhaltsbedürftigkeit des Berechtigten entgegenstehen, wenn dieser kein Feststellungsurteil erwirkt hat. Die Unterhaltsberechtigten, bei denen sich die Bedürftigkeit erst in vorgerücktem Alter einstellen wird, würden gegenüber den wegen ihres geringen Alters Unterhaltsbedürftigen unbillig benachteiligt, wollte man an die Darlegung eines rechtlichen Interesses zu hohe Anforderungen stellen. Im übrigen unterbricht eine Feststellungsklage die Verjährung auch dann, wenn sie mangels Feststellungsinteresses abgewiesen wird (Rdn. 29 zu § 14).
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Daher ist, weil sich (von der Gegenwart aus) die künftige Bedürftigkeit des Unterhaltsberechtigten meist nicht mit Sicherheit beurteilen läßt, die Feststellung der künftigen Leistungspflicht des Schädigers schon dann durch Urteil auszusprechen, wenn nach der Erfahrung des Lebens und dem gewöhnlichen Lauf der Dinge die spätere Verwirklichung des Unterhaltsanspruchs nicht ausgeschlossen erscheint, vielmehr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist (BGH 3. 12.51 320
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a. a. O.). Mit dem von der Rechtsprechung verwendeten zweideutigen Ausdruck „gewisse Wahrscheinlichkeit" ist gemeint, daß die Möglichkeit einer Verwirklichung nicht ganz unwahrscheinlich sein darf (BGH 7. 4. 52, VRS 4, 344; 21. 10. 53, VersR 481 = VRS 5, 582). Die frühere, dem Unterhaltsberechtigten ungünstigere Rechtsprechung der Oberlandesgerichte widersprach dem sozialen Sinngehalt der Vorschrift und ist durch die Rechtsprechung des BGH überholt. Es genügt die Wahrscheinlichkeit, daß ein noch nicht näher feststellbarer Schaden vorhanden ist, wie er nach den Erfahrungen des Lebens mit einiger Sicherheit zu erwarten steht; sind vom Kläger Beweise in dieser Richtung angeboten, so müssen sie erhoben werden (BGH v. 24. 6. 69 = NJW 1969, 2014 = VersR 1969, 949 = VRS 37, 333). Die Möglichkeit, daß der in erster Linie Unterhaltspflichtige, der vom Unfall nicht betroffen wurde, später stirbt oder erwerbsunfähig wird, und daß dadurch eine Unterhaltspflicht des beim Unfall Getöteten nach dem Tod oder sonstigen Ausscheiden des in erster Linie Verpflichteten entstehen wird, ist nicht so entfernt, daß ein Feststellungsinteresse entfiele. Daher haben die beiden Elternteile beim Tod eines Kindes in der Regel ein berechtigtes Interesse an der Feststellung, daß derjenige, der für den Tod des Kindes verantwortlich ist, ihnen gegebenenfalls in Zukunft Ersatz für entgangenen Unterhalt schuldet, wenn sie bedürftig werden. Ist ein Teil des Anspruchs schon entstanden, so ist der Gläubiger nicht gehalten, 31 seine Klage in eine Leistungs- und eine Feststellungsklage zu spalten (BGH 2. 4.68, VersR 648). Es reicht aus, wenn bei der Klageerhebung ein Teil des Anspruchs noch ungewiß ist. Wird im Laufe des Rechtsstreits der gesamte Anspruch berechenbar, so besteht keine Verpflichtung zum Übergang von der Feststellungsklage zur Leistungsklage. Für eine negative Feststellungsklage des Schädigers oder seines Haftpflichtversi- 3 2 cherers ist angesichts der kurzen Verjährungsfristen (§ 14 StVG, § 852 BGB) in der Regel kein Raum, solange noch die Aussicht besteht, mit dem Verletzten zu einer Einigung zu kommen. Der Umstand, daß der Verletzte die Annahme eines ihm angebotenen Abfindungsbetrages ablehnt, weil die Auswirkungen des Unfalls noch nicht zu übersehen sind, begründet noch kein rechtliches Interesse an einer negativen Feststellungsklage mit dem Ziel, höhere Ersatzansprüche des Verletzten zu verneinen (BGH 19. 11. 68, VersR 69, 84 = NJW 69, 238). dd) Unterhaltsverträge schaffen im allgemeinen keine gesetzliche Unterhalts- 3 3 pflicht, sondern regeln diese nur. Sie sind verbindlich nur hinsichtlich der Art und Weise der Unterhaltsgewährung. Der Unterhaltsberechtigte kann mithin jederzeit auf die gesetzliche Regelung zurückgreifen, auch wenn er Abweichendes vereinbart hat. Etwas anderes muß für die in § 1585 c BGB geregelten Unterhaltsverträge im Ehescheidungsverfahren gelten. Vielmehr müssen die darin übernommenen Verpflichtungen, wie gesetzliche Unterhaltsansprüche im Sinn des § 10 StVG behandelt werden. Diese Verpflichtungen sind an die Stelle der gesetzlichen Regelung getreten. b) Das Vorliegen der „übrigen Voraussetzungen"
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für das Entstehen oder den Fortbestand der Unterhaltspflicht des tödlich Verletzten gegenüber dem Berechtigten ist vor allem für die Höhe des Ersatzanspruchs von Bedeutung. Unter „übrigen Voraussetzungen" sind diejenigen zu verstehen, deren Vorhandensein dann geprüft werden muß, wenn sowohl die Ursächlichkeit des Ereignisses für den Todesfall als auch die verwandtschaftliche (oder sonstige) Verbindung zwischen dem Getöteten und dem Berechtigten feststeht. Die Prüfung 321
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der „übrigen Voraussetzungen" umfaßt in der Regel drei Umstände: die Bedürftigkeit des Unterhaltsberechtigten, die Leistungsfähigkeit des Getöteten und die Frage, ob der Getötete unter mehreren Verpflichteten „an der Reihe" war, den Unterhalt zu gewähren. Das Ergebnis der Prüfung ist die Feststellung, welchen Unterhalt der tödlich Verletzte dem Berechtigten in bestimmten Zeiträumen geschuldet hätte, lebte er noch und wäre er nicht beim Unfall verletzt worden. Ergibt die Prüfung, daß für den Zeitabschnitt, für den der Berechtigte Ersatz für entgangenen Unterhalt fordert, überhaupt kein Unterhalt geschuldet gewesen wäre, so ist die Forderung trotz Vorliegen der oben Rdn. 22 dargestellten „ersten" Voraussetzungen unberechtigt. Der Anspruch eines Minderjährigen auf Ersatz wegen entzogenen Unterhalts entfällt nicht schon ohne weiteres, wenn er volljährig wird und einen Beruf hat (RGZ 151, 330/336 v. 8.6.36 = VAE 434). Die Ersatzpflicht des für den Unfall Verantwortlichen erstreckt sich auch auf Unterhaltsrückstände, die im Zeitpunkt des Todes des Unterhaltspflichtigen aufgelaufen waren (Nürnberg, 26. 5. 66, Amtsvormund 237; LG Düsseldorf, 19.12.66, VersR 67, 238 m. ablehn. Anm. Franke; Nürnberg, 19. 12.67, FamRZ 68, 476; LG Stuttgart, 15. 1.69, VersR 70, 69). 35
aa) Überblick über die gesetzliche Regelung der Unterhaltspflicht. Voraussetzung der Unterhaltspflicht ist grundsätzlich, daß der Berechtigte in dem Zeitraum, für den er Unterhalt fordert, ganz oder teilweise außerstande ist, sich selbst zu unterhalten (§ 1602 Abs. 1 BGB). Eine Ausnahme gilt für den gegenseitigen Unterhaltsanspruch der Ehegatten. Jeder von beiden muß einen angemessenen Beitrag zum Familienunterhalt leisten, auch wenn der andere nicht bedürftig ist (Rdn. 39). Wird ein berufstätiger Sohn getötet, der seine Mutter laufend finanziell unterstützt hat, so braucht der für den Unfalltod des Sohnes Verantwortliche nicht in die weggefallenen Zahlungen des Sohnes einzutreten, wenn die Mutter keinen Unterhaltsanspruch hatte. Ein solcher Anspruch bestand nur, wenn die Mutter außerstande war, sich selbst zu unterhalten (§ 1602 BGB), also ihren Lebensunterhalt durch eine Erwerbstätigkeit zu bestreiten. Entsprach es nicht den Gepflogenheiten ihres Standes, daß Frauen arbeiten, so lebt hierdurch der fehlende Unterhaltsanspruch nicht auf, sie kann vom Schädiger keinen Ersatz für entgangenen Unterhalt verlangen (Hamm, 28. 6. 66, VersR 67, 87). Einen solchen Anspruch hätte sie nur, wenn sie aus gesundheitlichen oder anderen Gründen erwerbsunfähig wäre. Ob ihr die Annahme einer Arbeit zuzumuten wäre, spielt im übrigen keine Rolle, da schon die erste Voraussetzung, der gesetzliche Unterhaltsanspruch gegen ihren verstorbenen Sohn, fehlte. Ein minderjähriges unverheiratetes Kind braucht, um seinen Unterhalt zu bestreiten, sein Vermögen nicht anzugreifen (§ 1602 Abs. 2 BGB). Alle anderen Personen haben dann keinen Unterhaltsanspruch, wenn sie ihren Lebensbedarf aus dem Ertrag oder Stamm ihres Vermögens bestreiten können; der Stamm muß allerdings nur angegriffen werden, wenn dessen Verwertung bei Berücksichtigung der voraussichtlichen Lebensdauer zumutbar ist (BGH 9. 11.65, VersR 66, 283). Unterhaltspflichtig ist nicht, wer bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außerstande ist, ohne Gefährdung seines angemessenen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren (§ 1603 Abs. 1 BGB). Eltern müssen aber darüber hinaus alle verfügbaren Mittel zu ihrem und der Kinder Unterhalt gleichmäßig verwenden, außer wenn ein anderer unterhaltspflichtiger Verwandter oder ein Vermögen des Kindes vorhanden ist (§ 1603 Abs. 2 BGB). Sie haften den Kindern nach ihren Erwerbs- und Vermögensverhältnissen, und zwar unabhängig vom Bestand der Ehe (§ 1606 Abs. 3 BGB). Sind mehrere Unterhaltspflichtige vorhanden, so 322
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sind die Abkömmlinge vor den Verwandten der aufsteigenden Linie unterhaltspflichtig, wobei nähere Abkömmlinge vor den entfernteren haften; auch unter den Verwandten der aufsteigenden Linie haften die näheren vor den entfernteren (§ 1606 Abs. 2 BGB). Ist ein Verwandter wegen Unvermögens nicht unterhaltspflichtig oder ist er nicht greifbar, so hat der nach ihm haftende Verwandte Unterhalt zu gewähren (§ 1607 BGB). Der Ehegatte haftet vor den Verwandten, sofern er nicht außerstande ist, ohne Gefährdung seines angemessenen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren (§ 1608 BGB). Sind mehrere Bedürftige da, die vom Unterhaltsverpflichteten nicht alle voll versorgt werden können, so bestimmt § 1609 BGB die Reihenfolge. Die Unterhaltspflicht gegenüber dem geschiedenen Ehegatten endet mit dessen Wiederverheiratung (§ 1586 BGB) oder Tod. Stiefkinder haben weder mittelbar (nach § 1601 BGB) noch unmittelbar (nach § 1360 a BGB) einen gesetzlichen Unterhaltsanspruch gegen den Stiefvater (BGH 24.6.69, JZ 704 = NJW 2007). bb) Gesetzliche Unterhaltsansprüche gegen andere Personen. Der Umstand, daß 36 durch den Unfalltod des bisher Verpflichteten andere Personen unterhaltspflichtig geworden sind, hindert das Entstehen des Ersatzanspruchs des Unterhaltsberechtigten nicht. Dies ergibt sich daraus, daß sowohl in § 13 Abs. 2 StVG wie in § 844 Abs. 2 BGB auf § 843 Abs. 4 BGB verwiesen ist. Das bedeutet nicht etwa, daß der Ersatzanspruch auch dann entstünde, wenn ein erst in zweiter Linie zum Unterhalt Verpflichteter beim Unfall tödlich verletzt wird, der in erster Linie Unterhaltsverpflichtete aber in der Lage ist, den Unterhalt zu gewähren. Vielmehr ist mit der Verweisung auf § 843 Abs. 4 BGB lediglich gemeint, daß dem Ersatzanspruch des Unterhaltsberechtigten die Tatsache nicht entgegensteht, daß infolge des Unfalltodes der in erster Linie Verpflichteten ein erst in zweiter Linie Verpflichteter (Rdn. 34) unterhaltspflichtig geworden ist. Der Ersatzanspruch wegen Entziehung des Unterhaltsanspruchs besteht mithin auch dann, wenn der Getötete zwar zur Gewährung von Unterhalt verpflichtet gewesen wäre, aber keinen Unterhalt geleistet hat, vielmehr ein anderer Verwandter für den Unterhalt des Dritten gesorgt hat. Dasselbe gilt für Zeiträume nach dem Tod des unmittelbar Verletzten, in denen ein Dritter für den Unterhalt des Bedürftigen aufgekommen ist. Daher kann sich der Schädiger nicht darauf berufen, dem Witwer sei durch den Wegfall der Dienste seiner tödlich verunglückten Frau kein Schaden entstanden, weil nunmehr die Tochter die Haushaltsarbeit übernommen habe (BGH 20. 12. 60, VRS 20, 81). cc) Unterhaltspflicht des Erben des Getöteten. Zu unterscheiden sind die Fälle, in 37 denen der Erbe deshalb unterhaltspflichtig wird, weil er Erbe ist (unten 1.) von denen, in denen er wegen seiner familienrechtlichen Bande unterhaltspflichtig wird (unten 2.). Mit dem Sinn des Gesetzes nicht zu vereinbaren ist die früher herrschende Ansicht (RGZ 74, 375/376 v. 26. 10. 10; RG 13.4. 31, VI 544/30; so noch die 21. Aufl. S. 324 und Geigel, 13. Aufl. Kap. 5, Rdn. 29), der Schädiger sei von seiner Verpflichtung frei, wenn der Erbe des Getöteten an dessen Statt infolge des Unfalls 1. in seiner Eigenschaft als Erbe unterhaltspflichtig wurde; dieser Fall tritt ein, wenn ein unterhaltspflichtig geschiedener Ehegatte stirbt. Auch in diesen Fällen tritt beim Unfalltod des ursprünglich Unterhaltspflichtigen an dessen Stelle ein anderer, so daß § 843 Abs. 4 BGB anzuwenden ist. Dies hat das Reichsgericht in seiner Entscheidung vom 26. 10. 1910 offensichtlich übersehen, jedenfalls nicht erwähnt. Die Vorschrift bringt den allgemeinen Rechtsgedanken zum Ausdruck, daß auf den Schaden keine Leistungen anderer anzurechnen sind, die nach ihrer Natur dem Schädiger nicht zugute kommen sollen (BGH 5. 2. 63, NJW 1051/1052, 1446 323
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m. Anm. Ganssmüller = VersR 369, 845 LS = VRS 24, 241/242). Für eine einschränkende, den Schädiger begünstigende Auslegung der Vorschrift besteht mithin kein Anlaß. Es wäre unbillig, wollte man die Erben des geschiedenen Ehemanns vor dem, der für seinen Tod verantwortlich ist, zur Leistung heranziehen, obwohl dem überlebenden geschiedenen Ehegatten schon im Zeitpunkt der Ehescheidung nach § 1378 BGB sein Anteil an dem während der Ehe hinzuerworbenen Vermögen auszuzahlen war (a. M. Geigel, 13. Aufl. Kap. 5, Rdn. 29). Der unter 2 dargelegte Grundsatz gilt freilich auch hier. 2. In Übereinstimmung mit dem RG (RGZ 69, 292/294 v. 6. 7. 08; 72, 437/438 v. 10. 2. 10; RG 14. 5. 36, JW 36, 2306) hat die Rechtslehre (RGR Komm. Anm. 13 a. E.; Palandt/Thomas, 28. Aufl. Anm. 5, Erman/Drees 4. Aufl. Anm. 4 a. E., alle bei § 844 BGB) den Grundsatz aufgestellt, daß der Schädiger insoweit für den Unterhalt der Hinterbliebenen nicht einzutreten hat, als die durch den Tod des Verletzten unterhaltspflichtig gewordene Person den Unterhalt des Hinterbliebenen aus dem Vermögen des Verstorbenen zu leisten verpflichtet und in der Lage ist. Dieser Ansicht, der auch der BGH (BGH 24. 6. 69, JZ 704 = NJW 1969, 2008 = VersR 1969, 951 = VRS 37, 335) beigetreten ist, ist beizupflichten. Denn insoweit ist dem Hinterbliebenen nicht „infolge der Tötung das Recht auf Unterhalt entzogen". Der Schädiger braucht aber nur insoweit nicht einzustehen, als der Unterhalt aus den Erträgnissen des überkommenen Vermögens geleistet werden kann und muß, vgl. auch Rdn. 83. 38
dd) Vorhandensein mehrerer gemeinsam Unterhaltspflichtiger. Sind mehrere Personen nebeneinander in der Weise unterhaltspflichtig, daß sie zum Unterhalt eines Dritten gemeinsam beizutragen haben (Rdn. 33), so haftet der Schädiger nur für den Anteil, der auf den Getöteten getroffen hätte. Das gilt auch für Unterhaltsansprüche des Kindes gegen seine Eltern. Diese haften seit 1.7.58 nicht mehr als Gesamtschuldner für den vollen Unterhalt (BGHZ 22, 51 v. 19. 10. 56 = VersR 57, 264 und 370 = NJW 57, 177, 384 m. Anm. Lang), sondern gleichrangig nach Anteilen (Rdn. 78 und 83) (Massfeiler, DNotZ 57, 342/365; Habscheidt, Rpfleger 57, 326/327; Palandt-Lauterbach, 27. Aufl. Anm. 4 zu § 1606). Während der Vater in der Regel durch seine Erwerbstätigkeit zum Unterhalt beisteuert (BayObLGSt 64, 8 v. 11. 2. 64 = NJW 1084), erbringt in der Regel die Mutter die geschuldete Leistung durch ihre Arbeit im Haushalt und bei der Pflege des Kindes. Sind beide Elternteile berufstätig, so schulden sie dem Kinde Unterhalt im Verhältnis ihrer Einnahmen, wobei sich der Prozentsatz zugunsten desjenigen verschiebt, der im Haushalt und bei der Pflege des Kindes größere körperliche Leistungen erbracht hat, die ihm als Unterhaltsleistungen anzurechnen sind. Dabei kommt es auf die rechtliche Verpflichtung zu solch körperlicher Arbeit an. Die Verpflichtung beider Eltern ist gleich groß, wenn beide beruflich gleichlang von zuhause abwesend sind. Zu beachten ist, daß die Arbeitsleistung desjenigen Ehegatten, der das Kind ohne fremde Hilfe versorgt und pflegt, vom Gesetz ebenso hoch gewertet wird, wie die Aufwendungen für die Verköstigung, Bekleidung, Unterrichtung und Unterkunft des Kindes sowie dessen sonstigen täglichen Bedarf (vgl. BVerfG 21.7.60, NJW 1711, vgl. auch BGHZ 8, 374/377 v. 26. 1. 53 = VRS 5, 254, siehe auch Rdn. 31). Wird mithin beim Unfall der Vater getötet, so erbringt die Mutter in der Regel den auf sie treffenden Teil des Unterhalts durch die Pflege und Wartung des Kindes, muß aber Kosten für fremde Hilfskräfte aus eigener Tasche bezahlen, sofern sie nicht gesundheitlich außerstande ist, ihre Pflichten gegenüber dem Kind selbst zu erfüllen. An § 843 Abs. 4 BGB scheitert auch der Einwand des Schädigers, das uneheliche Kind erhalte Versicherungsschutz in der Krankenversicherung seines 324
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Vaters, sei also insoweit durch den Tod seiner erwerbstätig gewesenen Mutter, durch deren Krankenversicherung es ebenfalls Leistungen erhalten konnte, nicht benachteiligt (BGH 8. 3. 66, VRS 31, 19/21). ee) Persönliche Dienstleistungen als Unterhalt. Wie oben Rdn. 6 und 38 bereits 39 erwähnt, ist Inhalt der Unterhaltspflicht nicht etwa nur das Zurverfügungstellen von Geld; sie umfaßt vielmehr auch die gesamte persönliche Sorge um die Person des Betreuten und die damit zusammenhängenden Dienste, Bemühungen und Aufwendungen (BGH 14. 12. 56, NJW 57, 537 = VRS 12, 168; 18. 5. 65, NJW 1710 = VRS 29, 91; 8: 3. 66, VRS 31, 19/20). Derjenige, der wegen Tötung des Unterhaltsverpflichteten Ersatz zu leisten hat, hat zwar nicht selbst dafür zu sorgen, daß dem Unterhaltsberechtigten die erforderliche Pflege zukommt, hat ihm aber durch Geldleistungen zu ermöglichen, fremde Hilfskräfte zu entlohnen, die die Pflege und Sorge übernehmen (BGH 26. 1. 53, NJW 619 = VersR 149). Dies gilt beim Unfalltod der Mutter dann nicht, wenn sich die Eltern in so guten finanziellen Verhältnissen befunden haben, daß der Vater der Mutter die Arbeit durch Einstellung eines Kindermädchens oder durch Verbringung des Kindes in ein Internat abgenommen hat und nach den Gepflogenheiten der Gesellschaftskreise, denen die Mutter angehörte, abzunehmen verpflichtet war. Waren beide Elternteile erwerbstätig, so hatten sich auch beide in die Sorge um die Kinder und die damit zusammenhängenden Arbeiten zu teilen. Einem nicht ehelichen Kinde gegenüber ist nur die Mutter zur Leistung persönlicher Dienste (Pflege und Betreuung) verpflichtet (§ 1707 Abs. 1 Satz 2 BGB; Rdn. 86). Der Vater hat nur für den sonstigen Lebensbedarf sowie die Kosten der Erziehung und der Vorbildung zu einem Berufe aufzukommen. Die früher gelegentlich vertretene Ansicht (so noch die 21. Aufl. S. 323), das nicht eheliche Kind habe keinen Ersatzanspruch gegen den Schädiger, wenn die Mutter bei einem Unfall getötet werde, läßt sich nicht mehr aufrechterhalten (BGH 8. 3. 66, VRS 31, 19/21; BGH 21. 10. 69, VersR 70, 41). Hat der Mann, weil er den Offenbarungseid geleistet hatte oder in Konkurs geraten war und daher kein eigenes Unternehmen mehr betreiben konnte, in dem Unternehmen der Ehefrau gearbeitet und wird er beim Unfall getötet, so hat die Frau einen Ersatzanspruch wegen entgangener Dienste auch aus dem Gesichtspunkt des Entzuges von Unterhaltsleistungen, also auch im Rahmen des § 10 (RG 13.4.31, JW 3308/3310 m. Anm. Landsberg; RG 23. 4. 31, JW 3353/3354 m. Anm. Seligsohn). Dasselbe gilt in dem Fall, daß der Sohn das Geschäft oder das landwirtschaftliche Anwesen seines Vaters leitet, ohne ein seiner Tätigkeit angemessenes Entgelt zu beziehen und auf diese Weise dem Vater, der zur Mitarbeit nicht mehr in der Lage ist, zu Einnahmen aus dem Geschäft oder landwirtschaftlichen Anwesen ermöglicht, die sonst in dieser Höhe nicht hätten erzielt werden können. Wird der Sohn bei einem Unfall getötet, so hat der Vater Anspruch auf den Ersatz des Wertes der ihm vom Sohn geleisteten Dienste, vermindert um das dem Sohn bisher gewährte Entgelt. Bei der Berechnung des Wertes von Diensten gelten auch bei Ersatzansprüchen, die lediglich auf § 10 gestützt werden können (Rdn. 5), die zu §845 BGB entwickelten Grundsätze (Rdn. 33 zu § 16), obwohl diese Vorschrift bei bloßer Gefährdungshaftung nicht anwendbar ist. Doch ist — im Unterschied zu jener Vorschrift — im Regelfall davon auszugehen, daß die für ein nichteheliches Kind von der Mutter geleistete persönliche Fürsorge im wesentlichen als gleichwertig mit der vom Vater zu leistenden Rente anzusehen ist (BVerfG 21.7.60, NJW 1711; BGH 8.3.66, VRS 31, 19/21 = Betrieb 701). 325
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f f ) Die Verteilung der Beweislast weicht von derjenigen ab, die gilt, wenn ein Unterhaltsberechtigter Forderungen gegen den Unterhaltsverpflichteten erhebt. Bei Klagen gegen den Schädiger muß derjenige, der den Ersatzanspruch geltend macht, beweisen, daß der Unterhaltsverpflichtete leistungsfähig gewesen wäre (BGH 8. 12. 59, VRS 18, 92 = DAR 60, 73; München, 14. 5. 63, VersR 64, 102). Bei der Prüfung der Frage, wie hoch die Unterhaltspflicht des Getöteten in dem Zeitraum gewesen wäre, für den nun Ersatz wegen Wegfalls der Unterhaltspflicht gefordert wird, wird das Gericht allerdings in den meisten Fällen von seiner Pflicht, eine Schätzung vorzunehmen (§ 287 ZPO) Gebrauch machen müssen, weil sichere Feststellungen über die hypothetische Entwicklung der Verhältnisse nicht getroffen werden können. Behauptet der Schädiger, die Unterhaltspflicht des Verstorbenen hätte vorzeitig geendet, z. B. durch Ehescheidung, so hat er das zu beweisen (Naumburg, 18. 2. 36, JW 1797; RG 9. 11. 36, VAE 37, 111).
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c) Die Pflicht jedes Ehegatten, zum Unterhalt der Familie beizutragen (§ 1360 BGB) bildet die Grundlage für ein entsprechendes Recht des anderen Ehegatten. Dieser kann nicht nur Unterhalt für sich verlangen, sondern auch einen Beitrag zum Unterhalt der Kinder. Der Anspruch auf einen Beitrag zum Familienunterhalt erlischt jedoch mit dem Ende der Ehe. Das hat zur Folge, daß beim Unfalltod eines Ehegatten der andere vom Schädiger nur noch Ersatz für den Wegfall seiner eigenen Unterhaltsberechtigung fordern kann, also nicht Ersatz für den Wegfall der den Kindern zustehenden Unterhaltsforderung (Rdn. 64). Wird eine Ehefrau getötet, so hat der Witwer nach § 10 Abs. 2 (und wenn den Schädiger ein Verschulden trifft, auch nach § 844 BGB) einen Schadensersatzanspruch wegen Wegfalls der Dienste der Frau im Haushalt (BGH 26. 11.68, NJW 69, 321 = VersR 69, 137 = DAR 69, 321 = VRS 36, 83). Die Höhe der Ansprüche ist Rdn. 29 bis 32 zu § 16 behandelt.
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d) Rechtsnatur der Ansprüche Die Ansprüche aus § 10 sind ebenso wie die aus §§ 844, 845 BGB auf Leistung von Schadenersatz gerichtet, unterliegen also nicht den für Unterhaltsansprüche geltenden Sonderregeln (für § 3 HaftpflG: Hamburg, 25. 5. 27, RdK 29, 352).
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e) Mehrheit von Unterhaltsberechtigten Leiten von dem Unfalltod eines Familienangehörigen mehrere Familienmitglieder (der Ehegatte, Kinder) Ersatzansprüche gegen den Schädiger ab, so sind sie keine Gesamtgläubiger. Vielmehr ist für jeden der Gläubiger die ihm zustehende Forderung (Rente, Rückstände, Kapitalbetrag) eigens zu berechnen und, wenn ein Urteil ergeht, getrennt zuzusprechen. Das stößt oft auf erhebliche Schwierigkeiten, weil die Höhe des Unterhalts von der Leistungsfähigkeit und damit auch von der Höhe des den Geschwistern (dem überlebenden Elternteil) geschuldeten Unterhalts abhängt. Dadurch entsteht eine der Gesamtgläubigerschaft angenäherte Stellung (BGH 2. 5. 72, NJW 1716/1717), die zur Folge hat, daß die Zulässigkeit eines unbestimmten Klageantrags wohlwollend beurteilt werden muß. Während sonst verlangt wird, daß die Unterhaltsgeschädigten mit Rücksicht auf die Bestimmtheit des Klageantrags (§ 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO) die Größenordnung jedes einzelnen der erhobenen Ansprüche angeben und die zur Fixierung der Ansprüche nötigen tatsächlichen Unterlagen, genügt es in einem solchen Fall, wenn außer den tatsächlichen Unterlagen der gemeinsame Unterhaltsbedarf in den durch die Leistungspflicht des Getöteten gezogenen Grenzen dargetan und gemeinsam der Antrag gestellt wird, das Gericht möge innerhalb des Gesamtschadensbetrages den Unter326
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haltsschaden des einzelnen Klägers nach § 287 ZPO zu schätzen und jedem Kläger das ihm Zustehende zusprechen. Der bei einem solchen neben den Kindern beteiligte unterhaltsgeschädigte Elternteil darf sich auch im Namen der Kinder mit einem solchen Antrag einverstanden erklären, auch wenn dieser zu einer ihm günstigeren Aufteilung führen kann. Denn mit einer Erklärung des hier geschilderten Inhalts ist kein sachlichrechtlicher Teilverzicht verbunden; das Innenverhältnis der Kläger bleibt vielmehr unberührt (BGH 2. 5. 72, NJW 1716/1717). f ) Gesetzlicher Forderungsübergang
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Der Unterhaltsberechtigte kann seine durch den Tod des Unterhaltsverpflichteten entstandenen Forderungen dann nicht geltend machen, wenn sie auf einen Sozialversicherungsträger übergegangen sind (siehe auch Rdn. 72 zu § 11 und 73, 91 zu § 10). aa) Rechtliche Grundlagen. Dieser Übergang tritt ohne weiteres am Tag des Ent- 4 5 stehens der Verpflichtung des Sozialversicherungsträgers (oder Dienstherrn) ein, dem Unterhaltsberechtigten Leistungen zu erbringen, die zur Bestreitung des Unterhalts bestimmt sind (§ 1542 RVO). Dieser Zeitpunkt ist in der Regel der des Todes des Unterhaltsverpflichteten (LG Stuttgart, 27. 9. 56, VersR 57, 675 LS = NJW 57, 677; Celle, 5. 1. 57, VersR 398; BGHZ 28, 68/71 v. 27.6. 58 = VersR 533 = VRS 15, 180; Schrifttum siehe Rdn. 14 zu § 11). Nicht maßgebend ist, wann der Berechtigte seinen Antrag beim Träger der Sozialversicherung stellt und wann die Rente festgesetzt wird (BGH 11. 11. 58, VRS 16, 90 = VersR 59, 34). Voraussetzung des Übergangs ist, daß die Leistungspflicht des Trägers (oder des Dienstherrn) infolge des Todes des Unterhaltsverpflichteten entsteht. Der Forderungsübergang bezieht sich auf Ansprüche aus Gefährdungshaftung, aus unerlaubter Handlung, aber auch auf vertragliche Ansprüche (BGH 24. 6.69, VersR 954 = VRS 37, 343 [VI 87/67]; BGH 16. 9. 69, VersR 1038 LS [VI 78/68]). Dazu zählt z. B. auch der Anspruch eines Fahrgasts aus Beförderungsvertrag (BGH 24.6.69 a. a. O.). Mit der Forderung geht auch das Recht des Hinterbliebenen auf den Versicherungsträger über, wegen wesentlicher Änderung der Verhältnisse eine Änderung des Unterhaltstitels zu verlangen (BGH 28.4.70, NJW 1319 = VersR 617). Der Übergang findet statt bei der gesetzlichen Unfallversicherung (§ 537 bis 895, 978, 1147 RVO) und bei der Renten- und Angestelltenversicherung (§§ 1226 bis 1437 RVO), u. U. auch bei der gesetzlichen Krankenversicherung (§§ 165 bis 536 RVO). Auf letztere gehen die Ersatzansprüche des Unterhaltsberechtigten insoweit über, als die Aufwendungen für seinen Krankenhausaufenthalt in der Gewährung von Unterkunft und Verpflegung im Krankenhaus bestehen; man rechnet im allgemeinen pro Tag DM 1,50 für Unterkunft und DM 2,50 für Verpflegung (vgl. auch Rdn. 22 und 26 zu § 11). Der Forderungsübergang findet in allen Zweigen der Sozialversicherung auch dann statt, wenn der Verstorbene freiwillig versichert war oder wenn die Unfallversicherung nur deshalb eingreift, weil jemand bei den Bemühungen, einem anderen das Leben zu retten, ums Leben gekommen ist (§ 539 Abs. 1 Nr. 9 RVO). Ein Forderungsübergang findet auch hinsichtlich der Unterhaltsansprüche der Hinterbliebenen eines tödlich verunglückten Beamten statt ( § 8 7 a BundesbeamtenG); dem Staat steht im Gegensatz zu den Sozialversicherungsträgern ein Quotenvorrecht nicht zu (BGHZ 22, 136 v. 9. 11. 56 = VRS 12, 32 = VersR 57, 26 = NJW 57, 182; BGH 18. 1. 57, VRS 12, 163). Es ist nicht Voraussetzung des Forderungsübergangs, daß dem Dienstherrn oder Sozialversicherungsträger im Endergebnis durch den Unfall ein Schaden entsteht (BGH 30. 3. 53 (GSZ), VersR 229). An einem solchen fehlt es regelmäßig, wenn ein Rentner oder 327
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Ruhestandsbeamter getötet wird. Die Tatsache, daß sich infolge des Forderungsübergangs der Sozialversicherungsträger, der dem Verletzten Leistungen erbracht hat, schadlos halten kann, auch wenn der Verletzte selbst infolge dieses Forderungsübergangs wegen seiner weiteren — eigenen — Ansprüche keine Befriedigung erhalten kann, wird als Quotenvorrecht des Sozialversicherers bezeichnet, weil die Benachteiligung des Verletzten vor allem dann ins Auge fällt, wenn dieser wegen seines Mitverschuldens keine vollen Ersatzansprüche hat. Das Vorrecht des Sozialversicherungsträgers ist im Schrifttum in der letzten Zeit in Zweifel gezogen worden, doch hat sich der Bundesgerichtshof über solche Zweifel stets hinweggesetzt (BGH 29. 10. 68, VersR 1182 = NJW 69, 98; BGH 21. 10. 75, VersR 76, 189, 190). 46
bb) Ausschluß des Rückgriffsrechts. Trotz des Forderungsübergangs kann der Sozialversicherungsträger nicht in jedem Fall gegen den Schädiger Rückgriff nehmen. Zu den Auswirkungen des § 426 BGB auf Ansprüche aus § 1542 RVO bei Haftung zwischen Familienangehörigen nimmt Hebmüller (Hebmüller, VersR 68, 629) Stellung. Wie auch in Rdn. 72 zu § 11 ausgeführt, ist das auf einem Forderungsübergang beruhende Rückgriffsrecht des öffentlichen Versicherungsträgers gegen die in häuslicher Gemeinschaft mit dem Versicherten lebenden Familienangehörigen unabhängig davon ausgeschlossen, ob der fahrlässige Schädiger im Einzelfall durch eine private Haftpflichtversicherung geschützt ist (BGHZ 41, 79 v. 11. 2. 64, VersR 391; LG Passau, 28. 6. 66, VersR 68, 43; BGH 9. 1. 68, VersR 248 = JZ 233). Diese Rechtsfolge ergibt sich aus der entsprechenden Anwendung des § 67 Abs. 2 VVG. Es genügt für den Ausschluß des Rückgriffsrechts, daß die häusliche Gemeinschaft im Zeitpunkt des Unfalls bestanden hat, auch wenn sie später aufgelöst wurde (BGH 9.5.72, NJW 1372 = VersR 764). Bestand sie beim Unfall nicht, waren Gläubiger und Schuldner aber damals verlobt und haben sie später geheiratet und eine häusliche Gemeinschaft hergestellt, so gilt der Haftungsausschluß (BGH 9. 5. 72, NJW 1372 = VersR 764). Dasselbe gilt auch für den Rückgriff des Dienstherrn gegen Angehörige des Beamten oder Angestellten (BGHZ 43, 72 v. 8. 1.65, VersR 386). Über die Frage, ob der Sozialversicherungsträger sich in einem solchen Fall an andere für den Unfall Verantwortliche halten kann und ob diese Rückgriffsansprüche (Schadensausgleich) haben, siehe Rdn. 41 zu § 17. Grundsätzlich kann eine Berufsgenossenschaft gegen einen außerhalb des Sozialversicherungsverhältnisses stehenden zweiten Schädiger insoweit keinen Rückgriff nehmen, als der für den Unfall verantwortliche Unternehmer im Innenverhältnis für den Schaden hätte aufkommen müssen, wäre er nicht nach § 636 RVO von der Haftung freigestellt (BGH 29. 10. 68, NJW 69, 236 = VersR 69, 34; BGHZ 54, 177 v. 9. 6. 70 = NJW 70, 1546 = VRS 39, 171 = VersR 897). Dasselbe gilt, wenn der Unfall von einem Arbeitskollegen verursacht wurde, der für den Schaden hätte aufkommen müssen (BGH 3. 2. 70, NJW 756 = VersR 344), Geschädigte und der Schädiger einen Abfindungsvergleich geschlossen haben und weder der Schädiger noch sein Haftpflichtversicherer das Bestehen eines Sozialversicherungsverhältnissen kannte, noch die Umstände, von denen allgemein bekannt ist, daß sie eine Sozialversicherungspflicht begründen (BGH 7. 5. 68, VersR 771).
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cc) Forderungsübergang kraft schriftlicher Anzeige. Auf den Träger der Sozialhilfe, der einen Hilfsbedürftigen unterstützt, gehen dessen Ersatzansprüche nicht ohne weiteres über; der Träger kann aber nach §90 Abs. 1 BundessozialhilfeG durch schriftliche Anzeige an den Schädiger bewirken, daß der Anspruch des Hilfeempfängers auf Ersatz für entgangene Unterhaltsleistungen auf den Träger übergeht. 328
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Der Übergang darf aber nur insoweit bewirkt werden, als die Hilfe bei rechtzeitiger Leistung des anderen nicht gewährt worden wäre. Die Anzeige bewirkt den Forderungsübergang nicht nur für in der Vergangenheit gewährte Leistungen des Trägers, sondern auch für laufende Renten, außer wenn die Rentenzahlungen mehr als zwei Monate unterbrochen werden (§ 90 Abs. 2 BSHG). Die Überleitungsanzeige ist ein Verwaltungsakt und kann entweder an den Schuldner selbst gerichtet werden, oder an seinen Haftpflichtversicherer (BGH 3.4.73, NJW 1369 = VersR 711 = VRS 45, 260). Da der Forderungsübergang erst mit der Überleitungsanzeige eintritt, hat der Schädiger, der für die Vergangenheit schon unmittelbar an den Verletzten gezahlt hat, für diesen Zeitraum nicht nochmals an den Träger der Sozialhilfe zu zahlen. Ergeht die Überleitungsanzeige, nachdem der Verletzte ein Urteil erwirkt hat, ist dem Schädiger zu empfehlen, eine Vollstreckungsabwehrklage aus § 767 ZPO zu erheben, wenn sich der Verletzte weigert, ihm den Schuldtitel herauszugeben (BGH 4. 11. 75, VersR 76, 291). dd) Übergang nur bei kongruenter Deckung. Gemäß dem allgemeinen Grundsatz, 48 daß gesetzlicher Forderungsübergang nur bei kongruenter Deckung eintritt (BGH 19.11.55, NJW 56, 219 = VRS 10, 24; 20.5.58, VersR 454 = VRS 15, 106; 30.6.59, NJW 2062 = VRS 17, 335; 3. 12.68, VersR 69, 188), gehen auch die Forderungen des Unterhaltsberechtigten nur insoweit auf den Sozialversicherungsträger (die öffentliche Körperschaft, den Träger der Sozialhilfe) über, als dieser Leistungen, die für den Unterhalt des Unterstützten bestimmt waren, in dem Zeitraum erbracht hat, für den der Übergang geltend gemacht wird. Reichen in einem Zeitabschnitt die Ansprüche des Unterhaltsberechtigten gegen den Schädiger nicht aus, um den Sozialversicherungsträger voll zu befriedigen, so kann dieser nicht etwa wegen des ihm entstandenen Ausfalls auf andere Zeitabschnitte zurückgreifen (München, 24.6.66, VersR 927 = SozVers. 319). Der Begriff Unterhaltsleistung umfaßt im Recht der Sozialversicherung ebenso wie im Familienrecht auch die persönlichen Dienstleistungen der zur Sorge für ein Kind Verpflichteten und der Ehegatten für einander (BVerfGE 17, 1 v. 24.7.63 = NJW 1723; BGH 8.3.66, VRS 31, 19/21 = Betrieb 701 = NJW 1319). Es gehen mithin auf den Träger, der eine Witwenrente zahlt, auch Ansprüche der Witwe gegen den Schädiger über, die auf §845 BGB gestützt sind; denn diese Ansprüche sind mit Ansprüchen wegen entgangenen Unterhalts inhaltsgleich (BGH 30. 6. 59, a. a. O.). Die Waisenrente, die ein Sozialversicherungsträger aufgrund des Angestelltenversicherungsgesetzes an das uneheliche Kind einer bei einem Unfall getöteten Mutter zahlt, dient einschließlich der Rentnerkrankenversicherungsbeiträge dem gleichen Zweck wie der Schadenersatzanspruch, der dem Kinde wegen der entgangenen persönlichen Dienstleistungen der Mutter gegen den Schädiger zusteht. Daher geht dieser Anspruch in Höhe der Versicherungsleistungen auf den Träger der Sozialversicherung über (BGH 8. 3. 66, a. a. O.). Kein Forderungsübergang auf die öffentlich-rechtliche Körperschaft findet statt, wenn den Hinterbliebenen eines getöteten Soldaten nach § 12 SoldVG Übergangshilfe gewährt wird; denn diese dient nicht Unterhaltszwecken (Hamm, 28. 6. 68, NJW 69, 1213). ee) Das Quotenvorrecht bei Leistungen eines Sozialversicherers, Dienstherrn oder 48 Trägers der Sozialhilfe. Verbleibt dem Unterhaltsberechtigten nach Abzug der von einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft (Sozialversicherungsträger, Dienstherr, Träger der Sozialhilfe) zur Bestreitung des Unterhalts empfangenen Leistungen noch ein restlicher Schaden, weil diese Leistungen den ihm zustehenden Unterhalt 329
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nicht ganz decken, so entsteht dann, wenn der Schädiger wegen der Mitverantwortung des Getöteten am Unfall oder aus anderen Gründen nicht verpflichtet ist, Schadenersatz in der vollen Höhe des entgangenen Unterhalts zu leisten, die Frage, ob die Schadenersatzforderung in erster Linie dem Unterhaltsberechtigten zugutekommt, damit dieser hieraus seinen restlichen Schaden abdecken kann, oder ob sie in erster Linie der öffentlich-rechtlichen Körperschaft zugutekommt, damit diese für die von ihr erbrachten Leistungen Ersatz erhält. Eine dritte Möglichkeit wäre die, den Schadenersatzanspruch nach Quoten, die an der Höhe der Forderungen gemessen werden, zum Teil der öffentlich-rechtlichen Körperschaft, zum anderen Teil aber dem Unterhaltsberechtigten zukommen zu lassen. Daß die Verteilung nach Quoten die gerechteste Art ist, wird seit 1968 vom BGH dann anerkannt, wenn der vom Schädiger zu leistende Ersatz nicht wegen eines Mitverschuldens des Verletzten, sondern wegen der Haftungshöchstbeträge des § 12 hinter dem entstandenen Schaden zurückbleibt (Rdn. 14 zu § 12). Im übrigen kommt aber nach der herrschenden Rechtsansicht diese dritte Möglichkeit nicht in Betracht; vielmehr steht der öffentlich-rechtlichen Körperschaft gegenüber dem Geschädigten ein Quotenvorrecht zu, sofern nicht das Gesetz ausdrücklich bestimmt, daß derjenige, auf den die Forderung übergegangen ist, den Übergang nicht zum Nachteil des Hinterbliebenen geltend machen dürfe (München, 5. 8. 54, NJW 55, 267; BGH 23. 11. 55, VersR 56, 85; Köln, 12. 7. 56, VersR 667; a. M. LG Berlin, 26. 10. 67, VersR 68, 249; Reinicke, NJW 54, 1103; Schmidt, VersR 68, 809, unter Hinweis auf die Rechtsprechung in der Schweiz; Sieg, JuS 68, 357). Enthält dagegen das Gesetz eine solche Bestimmung (wie z. B. § 87 a Satz 2 BBG), so steht dem Unterhaltsberechtigten das Quotenvorrecht zu. Derjenige, dem dieses zusteht, kann sich in Höhe seines Schadens (öffentlich-rechtliche Körperschaft) oder restlichen Schadens (Unterhaltsberechtigter) befriedigen, soweit die Verpflichtung des Schädigers hierzu ausreicht. Bleibt nach der vollen Befriedigung des Quotenbevorrechtigten noch eine Restforderung gegen den Schädiger, so steht diese dem anderen Gläubiger zu. Das Quotenvorrecht der Sozialversicherungsträger ist nicht verfassungswidrig (BGH 29. 10. 68, VersR 1182 = NJW 69, 98). Erhält ein Hinterbliebener gleichzeitig vom Dienstherrn des Verstorbenen eine Pension und vom LVA eine Rente, so wirkt sich das Quotenvorrecht der LVA auch gegenüber dem Dienstherrn aus (BGH 28.2.61, VersR 628; 30.3.71, VersR 637). Löst ein Unfall die Leistungspflicht der LVA (Rentenversicherung) und der Berufsgenossenschaft (gesetzliche Unfallversicherung) nebeneinander aus und reicht der Ersatzanspruch des Hinterbliebenen gegen den Schädiger nicht aus, um beide Sozialversicherungsträger völlig schadlos zu stellen, so entscheidet für den Innenausgleich zwischen beiden die Höhe der jeweiligen Rentenbelastung (BGHZ 28, 68 v. 27. 6. 58 = NJW 1588 = VersR 533 und 59, 309 = VRS 15, 180). Es findet also eine Aufteilung nach Quoten statt. Diese wirkt aber nicht gegenüber dem Schädiger. Ihm gegenüber sind die Sozialversicherungsträger in Höhe des Betrages desjenigen von beiden, der die geringere Leistung zu erbringen hat, Gesamtgläubiger nach § 428 BGB (BGHZ 28, 68/73 v. 27. 6. 58); der Schuldner kann mithin nach seinem Belieben an jeden Gläubiger leisten, auch wenn einer von beiden gegen ihn schon Klage auf Zahlung erhoben hat. Haftet der für den Unfall Verantwortliche dem Sozialversicherungsträger neben einer aus § 903 RVO haftenden Person, so besteht eine unechte Gesamtschuld (BAG 11. 1.66, VersR 571). Haftet der Schädiger wegen desselben Schadenspostens aus § 7 StVG und aus § 839 BGB und ist die Forderung des Geschädigten nach § 1542 BGB auf einen Sozialversicherungsträger übergegangen, so kann dieser das ihm hinsichtlich der Forderung aus § 7 StVG zustehende 330
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Quotenvorrecht auch dann gegenüber dem Schädiger geltend machen, wenn dieser den Geschädigten nach § 839 BGB entschädigen muß (Rdn. 15 zu § 12). g) Kein Forderungsübergang auf den privaten Versicherer 50 Hatte sich der Erblasser privat gegen Unfall versichert und erbringt der Versicherer anläßlich des Unfalltodes des Erblassers Leistungen an den Unterhaltsberechtigten, so gehen dessen Ansprüche gegen den Schädiger auf Ersatz entgehenden Unterhalts auf den Versicherer nicht etwa, wie man meinen könnte, nach § 67 VVG über; denn diese Vorschrift betrifft nur Ansprüche des Versicherungsnehmers, also des Erblassers, nicht aber Ansprüche dritter Personen. Die Leistungen des Versicherers wirken sich auch nicht schadenmindernd aus (Rdn. 51). Die Ansprüche des Verletzten auf Ersatz der Heilungskosten dagegen gehen nach §67 VVG auf den Krankenversicherer über (Rdn. 74 zu § 11). h) Vorteilsausgleichung 51 (siehe auch Rdn. 55 bis 69). Da bei der Berechnung des Schadens die Vorteile schadenmindernd zu berücksichtigen sind, die der Schadensfall dem Geschädigten gebracht hat (RGZ 146, 275/278 v. 4. 1.35), hat auch der Unterhaltsberechtigte sich grundsätzlich die Vorteile anrechnen zu lassen, die ihm der Tod des Unterhaltsverpflichteten gebracht hat. Dieser Grundsatz wird allerdings erheblich durch zwei Regeln eingeschränkt: Erstens sind nur Vorteile, die das schadenstiftende Ereignis adäquat verursacht hat, zu berücksichtigen (BGHZ 8, 325/329 v. 15. 1. 53 = VRS 5, 161 = VersR 148 = NJW 618; BGH 24. 3. 59, NJW 1078) und zweitens nur solche, deren Anrechnung dem Geschädigten „zumutbar" ist (BGHZ 10, 107/108 v. 17. 6. 53 = VRS 5, 401; Celle, 23. 7. 64, MDR 65, 42). Nicht anzurechnen ist z. B. — da nicht durch den Tod der Unterhaltsverpflichteten verursacht — die Arbeitslosen-Hilfe, die die Witwe wegen ihrer eigenen Arbeitslosigkeit erhält (BGHZ 4, 170/178 v. 13. 12. 51 = VRS 4, 85 = NJW 52, 299). Nicht „zumutbar" ist die Anrechnung freiwilliger Leistungen Dritter, auch wenn sie wegen des Unfalltodes des Unterhaltsverpflichteten erfolgen, und solcher Leistungen Dritter, die auf vertraglicher Grundlage erfolgen, sofern es sich um einen Vertrag zwischen dem Erblasser und dem Dritten gehandelt hat, für den der Erblasser Gegenleistungen erbracht hat (Rdn. 65). Hierher gehört vor allem der Fall, daß sich der Erblasser gegen Unfall versichert hatte (Rdn. 50). Die dem Unterhaltsberechtigten zugutekommende Leistung des Versicherers mindert mithin den Schaden nicht, auch nicht etwa insoweit, als die Verzinsung dieses Betrages in Betracht kommt (BGHZ 39, 249 v. 19.4. 63 = DAR 271 = VRS 25, 19 = VersR 545). Wie eine Unfallversicherung wird auch die „abgekürzte Lebensversicherung auf den Todesfall" behandelt, bei der der Versicherer nur zu leisten hat, wenn der Versicherte innerhalb eines vertraglich festgelegten Zeitraumes oder bei der Durchführung einer Reise stirbt (BGH 19.4. 63 a. a. O.). Anders steht es, wenn der Erblasser eine sogenannte Sparversicherung abgeschlossen hatte, vor allem eine Lebensversicherung der üblichen Art. Hier mindert zwar nicht der ausgezahlte Betrag den Schaden des Hinterbliebenen, wohl aber ist er um die Zinsen bereichert, die dieser Betrag in dem Zeitraum zwischen dem Unfalltod und dem Todestag des Unterhaltsverpflichteten tragen würde, an dem dieser ohne den Unfall gestorben wäre (BGH 19.4.63 a. a. O.). Die Tatsache, daß die Lebensversicherung auch dann ausgezahlt wird, wenn der Versicherungsnehmer das im Vertrag vorgesehene Alter nicht erreicht, ändert nichts an dem Charakter der Versicherung als Sparversicherung. Wie eine solche wird die Tatsache behandelt, daß dem Unterhaltsberechtigten der Nachlaß oder etwas aus dem Nachlaß zufällt (Rdn. 66). Anzurechnen sind aber nur die 331
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Erträgnisse des Nachlasses oder Pflichtteils, über die der Unterhaltsberechtigte frei verfügen kann (BGH 11.7.61, VersR 855). Leistungen des Arbeitgebers des Verstorbenen an dessen Hinterbliebenen mindern, da sie entweder freiwillig sind oder auf einem Vertrag des Verstorbenen mit dem Arbeitgeber beruhen, den Schaden der Hinterbliebenen nicht. Als den Schaden des Unterhaltsberechtigten mindernde Vorteile, die der Tod des Unterhaltsverpflichteten mit sich brachte, kommen also in der Regel nur die genannten Zwischenzinsen in Betracht, um die der Unterhaltsberechtigte durch den vorzeitigen Anfall des Nachlasses, eines Teils des Nachlasses (wenn der Unterhaltsberechtigte Vermächtnisnehmer, Pflichtteilsberechtigter oder Miterbe ist), oder der Lebensversicherungssumme bereichert ist. Nur sofern feststeht, daß der Unterhaltsberechtigte überhaupt nicht in den Genuß des Nachlasses, eines Teils des Nachlasses oder der Lebensversicherungssumme gekommen wäre, wenn sich der Unfalltod nicht ereignet hatte, ist der Kapitalbetrag ein vom Schaden zu kürzender Vorteil des Unfalls. Alle anderen Vorteile bleiben unberücksichtigt. Das Gericht hat bei der Schadensberechnung die Zwischenzinsen vom Schadenersatzbetrag zu kürzen, auch wenn der Schädiger sich hierauf nicht beruft, sich aber aus dem unstreitigen Sachverhalt ergibt, daß der Unterhaltsberechtigte andernfalls um sie bereichert wäre. Die Richtigkeit der Rechtsansicht des Bundesgerichtshofs, daß das Entstehen von Ansprüchen anläßlich des Erbfalls für sich allein noch nicht schadenmindernd wirkt (BGH 19. 1.55, M D R 279 = VRS 8, 244), vielmehr erst die Erfüllung dieser Ansprüche den Schaden mindern kann, ergibt sich daraus, daß in der Regel dieser Vorteil nur darin besteht, daß der Unterhaltsberechtigte die Barmittel eher in Händen hat, als wenn sich der Unfall nicht ereignet hätte.
52 F. Die Berechnung der Ansprüche Während zur Höhe der Ansprüche auf Ersatz von Beerdigungskosten bereits oben unter Rdn. 19 bis 22 im Zusammenhang mit den rechtlichen Grundlagen Einzelheiten ausgeführt wurden, bedarf die Berechnung der Ersatzansprüche wegen entgangenen Unterhalts noch einer besonderen Erörterung. In Betracht kommen vor allem die Ansprüche der Witwe (Rdn. 53 bis 77), des ehelichen Kindes (Rdn. 78 bis 83), des nicht ehelichen Kindes (Rdn. 84 bis 91), des Witwers (Rdn. 92) und der Eltern (Rdn. 93). Hinsichtlich des Witwers wird im übrigen auf Rdn. 6 verwiesen, ferner auf Rdn. 26 bis 30 zu § 16 und auf die Ausführungen über die Ansprüche der Witwe (Rdn. 53 bis 77). Die Ansprüche sind für jeden der Gläubiger getrennt zu berechnen; Witwe und Kind sind nicht etwa Gesamtgläubiger (BGH 17. 10. 72, VersR 73, 84). I. Der Unterhaltsanspruch der Witwe des beim Unfall Getöteten 53
a) Grundsätze Neben einem Anspruch wegen des durch die Tötung des Ehemannes verursachten Wegfalls des Unterhalts in Geld hat die Witwe gegen den Schädiger (Halter und Fahrer des Kraftfahrzeugs) Ansprüche wegen Wegfalls der Dienste des Ehemannes im Haushalt, im Gewerbebetrieb der Witwe oder auf ihrem landwirtschaftlichen Anwesen. Hatte der getötete Ehemann das seiner Frau gehörende Gut im Rahmen seiner Verpflichtung aus § 1360 BGB bewirtschaftet, so erzeugt der Wegfall seiner Arbeitskraft einen Anspruch der Witwe aus § 10 StVG. War der Mann 332
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nach § 1356 Abs. 2 BGB verpflichtet, „im Geschäft" seiner Frau „mitzuhelfen", so kann die Frau ihren Anspruch auch auf § 845 BGB stützen. b) Wegfall des Getöteten als „Ernährer" der Witwe 54 Die Witwe hat das Recht, so gestellt zu werden, wie wenn ihr Mann am Leben geblieben wäre. Der Ersatzpflichtige muß die Witwe daher in den Stand setzen, die Lebensweise fortzuführen, auf die sie zu Lebzeiten ihres Mannes einen Anspruch gehabt hätte (BGH 20.2.68, VersR 770; BGH 2. 12.69, VersR 70, 183). Daher kann die vielfach geübte Methode, das um die fixen Kosten (Rdn. 59) verminderte Nettoeinkommen des Getöteten durch die Zahl der Personen zu teilen, die bis zum Tod ihres Ernährers von dessen Einnahmen lebten, und dann den Schadensersatzanspruch wieder um die fixen Kosten zu vermehren (Fischer, VersR 70, 21), allenfalls dazu dienen, die Höhe der Summe der Ansprüche aller Hinterbliebenen in groben Umrissen abzustecken. Richtig ist, daß beim Tod des Ernährers einer Familie die fixen Kosten in der Regel ohne Rücksicht auf die Zahl der Hinterbliebenen unverändert oder nahezu unverändert weiterlaufen und — wenn auch nur einmal — voll ersetzt werden müssen. Trotzdem müssen die Ansprüche aller Hinterbliebenen getrennt betrachtet werden. Ausgangspunkt für die Höhe des Unterhaltsanspruchs ist die tatsächliche Arbeitsleistung des Getöteten und die Feststellung, wieviel er gearbeitet und verdient hätte, wäre er noch am Leben. Die Frage, ob der Getötete zu einer solchen Arbeitsleistung verpflichtet gewesen wäre, bleibt außer Betracht. Es kann sich also der Schädiger nicht darauf berufen, der Verstorbene sei ungewöhnlich fleißig gewesen und der Unterhalt dürfe nur aus der Arbeitsleistung eines Durchschnittsbürgers berechnet werden. Andererseits kann die Witwe aber auch nicht mit Erfolg vortragen, ihr Mann hätte mehr leisten können, wenn er gewollt hätte, oder er hätte den Beruf wechseln und in dem anderen Beruf mehr verdienen können. Der Schaden, den die Hinterbliebenen durch den Verlust von Unterhaltsansprüchen erleiden, kann nicht dem Teil des Einkommens des Verstorbenen gleichgesetzt werden, der über dessen eigenen Bedarf hinausging (BGH 1. 3. 66, VersR 588; 20. 2. 68, VersR 770). Vielmehr kann die Witwe vom Schädiger als Schadenersatz denjenigen Unterhalt verlangen, den ihr der Verstorbene während seiner mutmaßlichen Lebensdauer hätte gewähren müssen. Nicht der tatsächlich vom Verstorbenen gewährte Unterhalt ist maßgebend, sondern derjenige, auf den die Witwe Anspruch gehabt hätte, also derjenige, der nach den konkreten Lebensverhältnissen und bei Berücksichtigung des den Kindern zu gewährenden Unterhalts bei einer dem Wesen der Ehe entsprechenden Lebensgemeinschaft angemessen war (Bamberg, 1. 7. 55, VersR 56, 664; BGH 20. 6. 58, VersR 702/703; Stuttgart, 30. 12. 58, VersR 59, 1057; BGH 24. 4. 59, VersR 713; 20. 2. 68, VersR 770; 2. 12. 69, VersR 70, 183). Es ist daher festzustellen, welche Beträge seines Einkommens der Verstorbene, wenn er am Leben geblieben wäre, hätte aufwenden müssen, um seinen unterhaltsberechtigten Angehörigen denjenigen Lebensunterhalt zu verschaffen, auf den sie nach den familienrechtlichen Vorschriften Anspruch gehabt hätten (BGH 14.4.61, VersR 543 = VRS 20, 412; 1.3.66, VersR 588/589). Im Regelfall ist allerdings davon auszugehen, welchen Unterhalt der Verstorbene der Witwe gewährt hat; der Ersatzpflichtige hat — wenn der Verstorbene weder besonders knauserig noch besonders freigebig gewesen ist — die Witwe in die Lage zu setzen, ihre Lebensweise so fortzuführen, wie wenn der Getötete noch lebte (Tübingen, 12. 2. 53, RdK 46; BGH 9. 1. 62, VersR 322). Je höher das vom Verstorbenen erzielte Einkommen war, um so weniger kann davon ausgegangen werden, daß es in 333
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vollem Umfang zum Unterhalt der Familie zu verwenden war (BGH 1.3.66, a. a. O.). Die Feststellung der Einkommensverhältnisse dient mithin der Prüfung, ob der tatsächliche Lebensstandard der Familie vor dem tödlichen Unfall des Mannes den Einkommensverhältnissen entsprach. Entsprach er ihnen, so ist bei der Berechnung des Unterhaltsanspruchs von dem innegehabten Lebensstandard auszugehen, dessen Aufrechterhaltung der Witwe ermöglicht werden muß. War der Lebensstandard, gemessen am Einkommen, zu hoch oder zu niedrig, so sind bei der Berechnung des Ersatzanspruchs entsprechende Abstriche zu machen oder Erhöhungen vorzunehmen. Ergibt sich, daß eine Steigerung des Einkommens von einem gewissen Zeitpunkt an zu erwarten war, so hat der Schädiger der Witwe von diesem Zeitpunkt an einen entsprechend höheren Lebensstandard zu ermöglichen; dagegen sinkt der Ersatzanspruch der Witwe von dem Tag an, an dem mit einer Verringerung des Einkommens des Mannes zu rechnen war, also vor allem vom Tag seiner Pensionierung oder der Aufgabe beruflicher Tätigkeit an. Zu berücksichtigen ist auch, daß der Lebensstandard der Eltern steigt, wenn die Kinder ins Erwerbsleben eintreten und keines Unterhalts mehr bedürfen. War zur Zeit des Unfalltodes ein Ehescheidungsverfahren anhängig, so entfällt der Unterhaltsanspruch der Witwe, wenn der Schädiger nachweist, daß die Ehe aus alleinigem Verschulden der Frau geschieden worden wäre; er endet an dem Tag, an dem das Urteil voraussichtlich rechtskräftig geworden wäre (RG 9. 11.36, VAE 37, 111). War noch keine Ehescheidungsklage erhoben, so bleibt die Absicht, sich scheiden zu lassen, unberücksichtigt (BGH VI 162/67 vom 7. 1. 69, VersR 1969, 350). 55
c) Getrenntleben vor dem Unfall Zu beachten ist, daß beim Getrenntleben der Ehegatten nach § 1361 Abs. 1 nicht nur die Frage, ob ein Unterhaltsanspruch besteht, nach Billigkeitsgrundsätzen zu beantworten ist, sondern sich auch die Höhe hiernach richtet. Dabei sind alle Begleitumstände (also auch die Trennungsschuld) zu berücksichtigen (LG Bielefeld, 30. 4. 68, VersR 783). Eine Trennungsschuld kommt nur in Betracht, wenn die Ehegatten vor dem Unfalltod (nicht nur vorübergehend) getrennt lebten; eine Mitverursachung des tödlichen Unfalls ist keine Trennungsschuld. Zu beachten ist allerdings, daß eine Anwendung von §§ 1360, 1360 a BGB auch dann nicht möglich ist, wenn die Ehegatten in Familiengemeinschaft lebten; denn deren Fortbestehen nach dem Tod des Verunglückten wird vom Gesetz nicht fingiert. Rechtsgrundlage der Ansprüche der Witwe ist mithin in jedem Fall § 1361 BGB (Rdn. 77). Nicht beigepflichtet werden kann der gelegentlich vertretenen Ansicht, die Witwe habe überhaupt keine Ansprüche, wenn ihr Ehemann schon nach kurzer Dauer der Ehe tödlich verletzt werde (LG Bielefeld, 30. 4. 68, VersR 783). Die Begründung dieser Ansicht mit dem Hinweis auf §§ 242, 254 BGB läßt sich nicht halten.
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d) Das Nettoeinkommen des Getöteten, in der Regel also sein Nettolohn, ist sonach Ausgangspunkt für die Ermittlung des Unterhaltsanspruchs der Witwe (BGH 30.5.58, VersR 528/529 = VRS 15, 243; BGH 24. 4. 59, VersR 713/714; Stuttgart, 30. 12. 58, VersR 1057/1058). Denn es ist zunächst festzustellen, was man bei sinnvollem Wirtschaften wirklich hätte verleben können (BGH 11. 7. 61, VRS 21, 257 = VersR 855; 9. 1. 62, VersR 322/323). Diese Grundregel beruht auf dem Grundsatz des bürgerlichen Rechts (§ 249 BGB), daß der im Einzelfall entstandene („konkrete") Schaden berechnet werden muß (BGH 30. 5. 58 a. a. O.). Man hat sich davor zu hüten, die in der Sozialversicherung geltende abstrakte Schadensberechnung unterstützend heranziehen zu wollen. Der Ersatzanspruch erhöht sich um die Einkommensteuer, die die Witwe nach § 22 334
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Nr. 1 EStG für die Schadensersatzrente zu zahlen hat (BGH 2. 12.69, VersR 70, 183). Eine sogenannte „modifizierte" Nettomethode hält Fleer (Fleer, VersR 74, 108) für richtig. e) Berechnung des Nettoeinkommens
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War der Getötete an einer Gesellschaft beteiligt (an einem Unternehmen) und hat er die ihm zustehenden Entnahmen nicht in voller Höhe getätigt, so ist von dem Betrag auszugehen, den er hätte entnehmen dürfen. Da die Einkommensverhältnisse in der Regel bei frei Berufstätigen erheblichen Schwankungen unterliegen und auch bei Arbeitnehmern nicht immer gleich bleiben, muß der Berechnung der Unterhaltspflicht ein fiktives Durchschnittseinkommen zugrundegelegt werden. Dabei bilden die Einkommensverhältnisse im letzten Jahr vor dem Tod den Ausgangspunkt f ü r die Berechnung des monatlichen Durchschnittseinkommens (Karlsruhe, 5. 10.54, VRS 8, 113; Hüskes, VersR 59, 250; Wittkämper, Betrieb 64, 1225/1228). Eine Versorgungsrente, die der Verstorbene als Kriegsbeschädigter bezogen hatte, erhöhte sein Nettoeinkommen (BGH 2 7 . 5 . 6 0 , N J W 1615 = VersR 757 = VRS 19, 82). Besteht ein Anhalt dafür, daß der Verstorbene ein so hohes Einkommen in Zukunft nicht mehr hätte erzielen können, oder dafür, daß sich seine Einkommensverhältnisse von Jahr zu Jahr oder sprungweise von einem bestimmten Zeitpunkt an verbessert hätten, so hat die Witwe die Entwicklung des Einkommens des Verstorbenen durch konkrete Tatsachen zu belegen. Gutachten über die allgemeine Entwicklung eines bestimmten Geschäftszweiges oder der Löhne eines bestimmten Wirtschaftszweigs können den Ausgangspunkt bilden. Die Entwicklung des Einkommens von Vergleichspersonen, die im Erwerbsleben geblieben sind, kann wichtige Hinweise geben. Das Gericht hat sodann unter Anwendung der ihm nach § 287 ZPO gegebenen Pflichten und Rechte festzustellen, welches Einkommen der Unterhaltspflichtige bei gewöhnlichem Lauf der Dinge unter Berücksichtigung der mutmaßlichen Entwicklung des Betriebes und des Einkommens vergleichbarer Beschäftigter in den einzelnen in Gegenwart und Zukunft liegenden Zeitabschnitten erzielt hätte (Stuttgart, 30. 12. 58, VersR 1057/1058). Vom 65. Lebensjahr an wird im allgemeinen von einem Beamten, Angestellten oder Arbeiter eine Berufstätigkeit nicht mehr ausgeübt, während die freiberuflich Tätigen in der Regel bis an ihr Lebensende arbeiten. Im Jahre 1968 haben nach Untersuchungen des Statistischen Bundesamts 62% aller über 65 Jahre alten Frauen und 67% aller über 65 Jahre alten Männer noch überwiegend von ihrer Erwerbstätigkeit gelebt; in der Landwirtschaft waren es allerdings nur noch 44% aller über 65 Jahre alten Männer. Von dem Tag, an dem sich der Mann zur Ruhe setzt, hat er der Frau nur noch denjenigen Unterhalt zu gewähren, der den Leistungen der Rentenversicherung, den Pensionszahlungen seines Dienstherrn oder Arbeitsgebers und seinen Einkünften aus Versicherungen und Kapitalerträgnissen entspricht. Für jeden Zeitabschnitt, in dem sich das Einkommen des Verstorbenen wesentlich von einem anderen Zeitabschnitt unterschieden haben würde, hätte er ihn noch erlebt, ist der Unterhalt gesondert zu berechnen und der Ersatzanspruch entsprechend festzusetzen. Zu beachten ist dabei, daß Erwerbstätige, die nicht sozialversicherungspflichtig sind und keinen Anspruch auf Pension haben, gegenüber ihrer Ehefrau verpflichtet sind, durch Ansammlung von Rücklagen oder den Abschluß einer Lebensversicherung den standesgemäßen Unterhalt auch f ü r den Zeitraum sicherzustellen, in dem sie nicht mehr oder nicht mehr voll erwerbstätig sein können (BGH 26. 5. 54, M D R 471 = VersR 325 = VRS 7, 28; 13. 12. 66, VersR 67, 259/260). Das gilt auch für freiberuflich Tätige, 335
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die einer Altersversorgung angehören müssen, wie Bühnenangehörige, Ärzte und Handwerker (vgl. HandwerkerversicherungsG vom 8.9. 1960), sofern die Leistungen dieser Kassen so gering sind, daß ein standesgemäßer Lebensunterhalt im Alter nicht gewährleistet ist (BGH 23. 11. 55, VersR 56, 38; vgl. auch BGH 3. 12. 51, VersR 52, 97 = NJW 52, 377 LS). Diese Beträge dürfen daher vom Nettoeinkommen des Mannes nicht gekürzt werden. Das gilt vor allem für die laufenden Prämienzahlungen zu einer Lebensversicherung (BGHZ 39, 249 v. 19.4. 63 = MDR 581 = DAR 271/272 = VersR 545 = VRS 25, 19). Erhält die Witwe wegen des vorzeitigen Ablebens ihres Mannes keine Witwenrente aus dessen Rentenversicherung, so erhöht sich ihr Unterhaltsanspruch gegen den Schädiger von dem Zeitpunkt an, an dem sie eine solche Rente erhalten hätte, um den Rentenbetrag (BGHZ 32, 246/249 v. 29.4.60 = VersR 551 = DAR 206 = VersR 1993 LG = VRS 18, 408 = NJW 60, 1200). Man beachte aber auch die Ausführungen in Rdn. 25. War zu erwarten, daß der Verstorbene wegen einer Berufskrankheit alsbald sterben werde und wurde er vorher durch den Unfall getötet, so steht der Witwe ein Ersatzanspruch in Höhe der entgehenden Unfall-Witwenrente (§ 589 RVO) zu (BGH 4. 11. 69, VersR 70, 128/129 = VRS 38, 83). 58
f ) Die Aufrechterhaltung des Lebensstandards der Witwe wird dann durch die Ersatzleistungen des Schädigers gewährleistet, wenn dieser nicht nur die Kosten des Haushalts bestreitet, sondern der Witwe auch ein Taschengeld bezahlt, das ihr erlaubt, sich nicht nur diejenigen Aufwendungen zu leisten, die sie zu ihrer Erholung oder zu ihrem Vergnügen zu machen gewohnt war, z. B. am Kulturleben teilzunehmen, sondern sich auch Dinge anzuschaffen, die zum Leben an sich nicht unbedingt nötig sind. Dieser Einteilung folgt auch die Berechnung des Unterhaltsanspruchs. Dabei werden üblicherweise die in § 1360 a Abs. 1 BGB angeführten „Kosten des Haushalts" in die „fixen Kosten" und den Lebensunterhalt aufgespalten.
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aa) Fixe Kosten sind die laufenden Aufwendungen für Wohnung, Heizung, Gas, Strom, Wasser, Putzfrau, Rundfunk, Fernsehen und für freiwillige Versicherungen, also alle laufenden Ausgaben, die an einem bestimmten Kalendertag immer wieder zu erbringen sind. Im übrigen gehören auch die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung hierher; denn diese fallen mit dem Tod des Arbeitnehmers nicht völlig weg, sondern werden — soweit sie die Krankenversicherung der Witwe betreffen — von der Rentenversicherung gezahlt. In Höhe der Zahlungen an die Krankenversicherung der Rentner gehen die Unterhaltsansprüche der Witwe auf die Rentenversicherung über, kommen mithin der Witwe nur mittelbar zugute (Rdn. 60). Die fixen Kosten des Haushalts ändern sich im allgemeinen, soll der Lebensstandard aufrechterhalten bleiben, durch den Tod des Mannes nicht oder nicht erheblich. Soweit Ersparnisse eintreten (vor allem bei den Versicherungen), muß die Witwe sie sich anrechnen lassen; im übrigen bekommt sie die fixen Kosten vom Schädiger voll ersetzt (RGZ 159, 21/24 v. 30. 11. 38; BGH 3. 12. 51, NJW 52, 377 LS = VersR 52, 97/98 = VRS 4, 97/100; Stuttgart, 30. 12. 58, VersR 59, 1057/1058; BGH 11.7.61, VersR 855; Fischer, VersR 70, 21). Die fixen Kosten können sich dadurch erhöhen, daß beim Ehemann die Krankenversicherungsbeiträge durch den Arbeitgeber abgeführt wurden, also vom Nettolohn nicht gezahlt zu werden brauchten, während die Witwe die Beiträge zur Krankenversicherung selbst aufzubringen hat. Abzüge sind im allgemeinen nur zu machen, wenn die Familie bis zum Tod des Mannes über ihre Verhältnisse gelebt hat (BGH 3. 12. 51 a . a . O . ; Bamberg, 1.7.55, VersR 56, 664/665; BGH 24.4.59, VersR 713/714). 336
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Wohnten die Ehegatten im eigenen Haus, so treten die Kosten für die Reparaturen, Grundsteuer und Gemeindeabgaben an die Stelle des sonst vom Schädiger geschuldeten Mietzinses. Das gilt auch dann, wenn das Haus dem Verstorbenen allein gehörte und es die Witwe geerbt hat. Für den Nutzungswert der Wohnung braucht sie sich im Wege der Vorteilsausgleichung keine Abzüge machen zu lassen, weil der Vorteil, nämlich die Nutzung der Wohnung, als Teil des Unterhalts vom Schädiger geschuldet ist. Wittkämper (a. a. O. S. 1227) kommt zu demselben Ergebnis. Die von ihm gegebene Begründung, die Witwe müsse die ersparte Wohnungsmiete für die Unkosten des Hauses aufwenden, meint letzten Endes wohl dasselbe. bb) Die laufenden Lebenshaltungskosten der Witwe sind vom Schädiger neben 60 den fixen Kosten geschuldet. Man versteht darunter alle Aufwendungen für Ernährung, Kleidung und Wäsche, Reinigungsmittel und Ersatz von Haushaltsgeräten, für den Friseur, den Arzt und für Medikamente, kurz alle nicht mit Regelmäßigkeit an einem bestimmten Kalendertag fällig werdenden Ausgaben, die aber doch laufend wiederkehren, wenn sie sich auch nach der einen oder anderen Richtung verändern können, wie das vor allem bei den Arztkosten, den Medikamenten und bei Eintritt von Pflegebedürftigkeit durch die Erforderlichkeit der Beschäftigung von Hilfskräften oder Pflegepersonal vorkommen wird. Bei letzteren ist auch in Betracht zu ziehen, inwiefern sie persönliche Dienste des Ehemannes ersetzen müssen, zu denen dieser gegenüber seiner Frau vor allem in der Zeit nach dem Ende seiner Berufstätigkeit verpflichtet gewesen wäre. Die Höhe der Aufwendungen für die laufenden Lebenshaltungskosten, für die die Witwe Ersatz fordern kann, richtet sich ebenso wie die der fixen Kosten nach dem Einkommen, das der Verstorbene in dem betreffenden Zeitabschnitt gehabt hätte; im Regelfall ist wie bei den fixen Kosten davon auszugehen, wie hoch die tatsächlichen Aufwendungen vor dem Tod des Mannes waren, ob diese den Einkommensverhältnissen entsprachen und ob sich die Einkommensverhältnisse später gebessert oder verschlechtert hätten. Im Gegensatz zu den „fixen Kosten" sind die für die Witwe anfallenden laufenden Lebenshaltungskosten in der Regel geringer als die vor dem Tod des Mannes aufzuwendenden. Sie betragen aber nicht etwa nur die Hälfte der bisher für das Ehepaar entstehenden Kosten; vielmehr treten Verteuerungen pro Person durch den weniger rationellen Einsatz von Lebensmitteln und Hilfskräften ein. Man wird im Durchschnitt damit rechnen müssen, daß die laufenden Lebenshaltungskosten des Ehepaares sich durch den Tod des Mannes nur um ein Drittel verringern. Dabei ist berücksichtigt, daß die Ausgaben der Frau für Schönheitsmittel und für den Friseur in der Regel höher sind als die des Mannes, während die für Bekleidung und Schuhe etwa gleich hoch sind. cc) Ein Taschengeld steht der Witwe neben den fixen Kosten und den laufenden 61 Lebenshaltungskosten zu. Es ist wesentlich höher als das ihr zu Lebzeiten des Mannes zustehende Taschengeld, weil es auch die Beträge umfaßt, die der Mann aufwendete, um seine Frau an gemeinsamen Wochenendausflügen, Erholungs- oder Bildungsreisen teilnehmen zu lassen, ihr Reisen zu Verwandten zu ermöglichen, oder sie am gemeinsamen Theater-, Konzert-, Kino- oder Varietebesuch, oder am Besuch eines Kaffeehauses zu beteiligen, ferner auch die Beträge, die er zum Erwerb von Blumen, Schmuck, Kunstgegenständen, Büchern oder Schallplatten für die Frau ausgab oder ihr zur Verfügung stellte. Schließlich gehören auch die laufenden Ausgaben des Mannes hierher, die dieser für die Altersversorgung der Frau aufwendete; dies gilt vor allem dann, wenn er zu ihren Gunsten eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte. Die Tatsache, daß die Frau beim Unfalltod des Man337
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nes die Versicherungssumme ausgezahlt erhalten hat, ändert nichts an dem Recht der Frau, auf Kosten des Schädigers einen neuen Vertrag mit einem Versicherer abzuschließen, der ihre Altersversorgung ebenso sicherstellt wie der seinerzeit vom Verstorbenen abgeschlossene Vertrag (BGHZ 39, 249/254 v. 19.4.63 = DAR 271/272 = VRS 25, 19/21 = VersR 545/546). Die Auszahlung der Lebensversicherungssumme mindert ihren Schaden nur insoweit, als Zinsen in dem Zeitraum angefallen wären, der zwischen dem Unfalltod des Mannes und dem Tag liegt, an dem er ohne den Unfall gestorben wäre (Rdn. 51). Selbstverständlich gilt auch hinsichtlich der Altersversorgung, dem Besuch von Vergnügungsstätten, die Durchführung gemeinsamer Wochenendausflüge, Erholungs- und Bildungsreisen und der Geschenke die Einschränkung, daß dann, wenn der Mann besonders freigebig oder besonders knauserig war, der Betrag, den der Mann für seine Frau ausgab, entsprechend seinen wahren Einkommensverhältnissen zu kürzen oder zu erhöhen ist (BGH 9. 1. 62, VersR 322/323). Die Frage, ob die Witwe den Kraftwagen ihres Mannes weiterhin halten und benützen darf und daher diese Kosten ihren Anspruch gegen den Schädiger erhöhen, ist nicht einheitlich zu entscheiden. Bei den heutigen Gepflogenheiten dürfte das — außer wenn die Frau schon bei Lebzeiten des Mannes einen Zweitwagen fuhr — nur in Ausnahmefällen bei entsprechend hohem Lebensstandard in Frage kommen, vor allem wenn der Mann den Wagen nicht vorwiegend beruflich und auch nicht vorwiegend zu Fahrten zur Arbeitsstelle benutzte. Hatte der Mann die Frau auf Fahrten in seinem Kraftwagen öfters mitgenommen, sie z. B. ins Theater oder zu Bekannten gefahren, oder hatte er ihr den Wagen stundenweise überlassen, so hat die Frau einen entsprechenden Unterhaltsanspruch in Geld, damit sie — wenn auch in beschränkterem Maße — Mietwagen oder Kraftdroschken in Anspruch nehmen kann. Auch dann, wenn die Frau mit einem einfachen Lebensstil und äußerster Sparsamkeit einverstanden war oder sie dies sogar gefordert hatte, ist sie dem Schädiger gegenüber nicht zur Fortsetzung ihrer bisherigen Lebensweise verpflichtet, sondern kann den ihr nach §§ 1360, 1360 a zustehenden Unterhalt verlangen (Rdn. 41, 53). 62
dd) Der vom Einkommen des Mannes nach Bestreitung des Unterhalts verbleibende Rest bleibt bei der Berechnung des Ersatzanspruchs der Frau außer Betracht. Sie hat mithin keinen Anspruch auf Ersatz des Schadens, der ihr dadurch entsteht, daß der Mann sein Vermögen nicht mehr mehrt und daß hierdurch ihr Ausgleichsanspruch (§§ 1371, 1372 BGB) geringer ist, als er bei längerer Lebensdauer des Mannes gewesen wäre. Hat der Mann die nicht als Unterhalt geschuldeten Beträge auf Sparkonto oder in anderer Weise angelegt, so hat die Witwe keinen Anspruch gegen den Schädiger auf Zahlungen, die den Sparraten oder einem Teil davon entsprechen. Ausgenommen ist die am Ende von Rdn. 45 erwähnte Alterssicherung. Was für diese gilt, gilt aber nicht für Rücklagen zur späteren Vergrößerung des Gewerbebetriebs (BGH 13. 12.66, VersR 67, 259/260). Es wäre daher auch verfehlt, wollte man — wie es früher gelegentlich gehandhabt wurde — vom Gesamteinkommen des Mannes dessen Eigenverbrauch abziehen und den gesamten Rest der Frau zusprechen. Noch weniger geht es an, von dem Nettoeinkommen des Mannes die fixen Kosten und die laufenden Lebenshaltungskosten abzuziehen und den Rest in der Weise zu verteilen, daß die Witwe weniger als die Hälfte erhält mit der Begründung, der Verstorbene sei der Alleinverdiener gewesen. Aus §§ 1371, 1372 BGB geht vielmehr hervor, daß die Dienste der Frau im gemeinsamen Haushalt nach geltendem Recht ebenso hoch zu bewerten sind wie das Arbeitseinkommen des Mannes. Da Ausgangspunkt der Berechnung das Nettoeinkommen des 338
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Verstorbenen ist, hat die Witwe Anspruch auf Erstattung der Steuern, die die Witwe aus der Unterhaltsrente zahlen muß (BGH 2. 12. 69, VersR 70, 183).
g) Vorteilsausgleichung und Schadenminderungspflicht
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Die Witwe muß grundsätzlich alle Vermögensvorteile, die durch den unfallbedingten Tod ihres Mannes entstehen, von ihrem Ersatzanspruch in Abzug bringen. Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß auch der Anspruch aus § 10 wie der aus § 844 Abs. 2 BGB zu den Schadenersatzansprüchen (§ 249 BGB) gehört. Von diesem Grundsatz der Vorteilsausgleichung gibt es freilich so viele Ausnahmen (Rdn. 69 bis 73), daß ihm im wesentlichen nur noch theoretische Bedeutung zukommt. Zu beachten ist allerdings, daß die Witwe wegen gesetzlichen Forderungsübergangs auf die Träger der Sozialversicherung und der Sozialhilfe und auf den Dienstherrn des Verstorbenen meist zu erheblichem Teil nicht in den Genuß der in ihrer Person entstandenen Ansprüche kommt (Rdn. 73). Der Umstand, daß die Witwe wegen des Wegfalls eines Teils ihrer Arbeiten nunmehr Zeit hat, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, und daß ihr das Entgelt aus dieser Tätigkeit zugutekommt, ist keine Unfallfolge und führt daher für sich allein noch nicht zur Ausgleichspflicht (Rdn. 41 zu § 9 und Rdn. 74 zu § 10). Eine Verpflichtung der Witwe, eine Arbeit aufzunehmen und sich das Entgelt anrechnen zu lassen, ergibt sich aber u. U. aus § 254 Abs. 2 BGB. Der Anspruch der Witwe verringert sich um eben diesen Betrag, wenn sie gegen ihre Schadenminderungspflicht verstößt (Rdn. 67, 68). Die Vorteilsausgleichung bestimmt die Höhe des der Witwe durch den Unfall ihres Mannes entstehenden Schadens. Das Ergebnis dieser Berechnung ist der Ausgangspunkt für die wegen Mitverschuldens des Verstorbenen vorzunehmenden Quotelung (Rdn. 60) (BGH 20. 2. 68, VersR 770). Die Heranziehung des § 249 BGB und der Differenztheorie hinkt allerdings, weil § 10 StVG und § 844 Abs. 2 BGB auf einen bloß hypothetischen weiteren Verlauf abstellen, der weitgehend auf bloßen Vermutungen beruht (John, JZ 72, 543, 545). Es darf mithin nicht außer Betracht gelassen werden, wann der Unterhaltsverpflichtete ohne den Unfall verstorben wäre. Keine allgemeine Geltung hat die Ansicht des Bundesgerichtshofs (BGH 11. 2. 69, DAR 158 = VersR 469 = VRS 36, 327), eine Frau, die nach dem Tod des Mannes weiterhin erwerbstätig bleibe, ohne dazu nach § 254 BGB verpflichtet zu sein, brauche sich ihre Einnahmen nicht auf ihren Anspruch anrechnen zu lassen. Dieser Satz gilt nur dann, wenn der Mann sich in erheblichem Umfang an der Arbeit im Haushalt beteiligt hatte und wenn für die Frau durch dessen Tod wegen ihrer zahlreichen kleinen Kinder eine Ausweitung ihres Pflichtenkreises im Haushalt entsteht, die eine Berufstätigkeit daneben unzumutbar erscheinen läßt. Ist das nicht der Fall, so ist lediglich zu prüfen, ob die Frau auch ohne den Tod des Mannes ihre Erwerbstätigkeit nach dem Übereinkommen der Ehegatten wegen ihres häuslichen Pflichtenkreises ohnedies eingestellt hätte. Denn eine Frau, die durch Übereinkommen mit ihrem Ehemann das Recht erwirkt hat, während der Ehe berufstätig zu sein, ist zur Berufstätigkeit verpflichtet, bis dieser Zustand durch ein neues Übereinkommen zwischen den Ehegatten geändert wird. Wenn daher die Frau ihre Berufstätigkeit wegen des Unfalls des Mannes beendet, ohne daß die neu entstandene Lage sie dazu zwingt, so ist der Einnahme-Ausfall keine adäquate Folge des Unfalls. Die Frau muß grundsätzlich neben dem Ehemann mit ihrem Einkommen zum Unterhalt beitragen, ohne daß es darauf ankommt, ob sie nach § 1360 Satz 2 BGB zu der Erwerbstätigkeit verpflichtet war (BGH 11.2.69, VersR 69, 469 = VRS 36, 327) 339
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Zu beachten ist, daß der Ausgleichsanspruch der Witwe aus der gesetzlichen Zugewinngemeinschaft, der durch den Unfalltod des Mannes fällig wird, zu ihrem eigenen Vermögen gehört und daß daher der Ertrag hieraus nicht ausgleichungspflichtig ist. Daß das Gesetz den Ausgleichsanspruch, wenn der Ehepartner stirbt, nicht gemäß der in §§ 1372 ff. BGB vorgesehenen Berechnung gewährt, sondern als Erhöhung des Erbteils um ein Viertel (§ 1931 BGB), ändert nichts daran, daß dieser zusätzliche Erbteil kein durch den Unfalltod erworbenes Vermögen der Frau darstellt, sondern lediglich eine Verwirklichung des ihr schon vorher zustehenden Anspruchs (a. M. wohl BGH 20. 2.68, VersR 770). Der Ansicht von Werner (Staudinger-Werner, 11. Aufl. 1967, Vorb. 117 zu §249 BGB und NJW 55, 773), daß auch der Stamm der Erbschaft anzurechnen ist, ist die Rechtsprechung nicht gefolgt. Anrechnen lassen muß sich die Witwe nur die Zinsen aus dem Betrag, den sie beim Verkauf des Geschäfts des Mannes erlöst hat (BGH 18. 3.69, VersR 1969, 713). Gleiches gilt für eine Bausparsumme, die für die Errichtung eines Wohnhauses mit Räumen für das Geschäft des Mannes vorgesehen war und der Witwe nach dem Unfalltod des Mannes zugeflossen ist. Eine Witwe, die den Hof ihres Mannes nicht geerbt hat, der vielmehr nur die Nutznießung zusteht, muß sich die Erträge des Hofes anrechnen lassen (BGH 24. 6.69, VRS 37, 335 = VersR 69, 951). 64
aa) Abzuziehen ist der laufende Reinertrag des Nachlasses, soweit dieser der Witwe zugefallen ist und soweit ihr der Ertrag zur Bestreitung ihres Unterhalts frei zur Verfügung steht (München, 10. 11. 66, VersR 67, 190; BGH 20. 2. 68, VersR 770). Gehört z. B. zum Nachlaß ein Wirtschaftsunternehmen, so ist dessen Reinertrag, soweit er der Witwe zusteht, von ihren Ersatzansprüchen abzuziehen (RGZ 72, 437/439 v. 10. 2. 10; BGHZ 8, 325/328 vom 19. 5.74 = VersR 700/702). Die Anrechnung der Einkünfte entfällt nicht schon deshalb, weil bei längerer Lebensdauer des Erblassers der Erbteil (Nachlaß, Pflichtteilsanspruch) des Betroffenen größer gewesen wäre (BGH 25. 10. 60, VRS 20, 1/2 = VersR 1097/1098 und 61, 368 LS = MDR 61, 221 LS m. Anm. Pohle). Verkauft die Witwe das Wirtschaftsunternehmen, so muß sie sich den Erlös nicht von ihren Unterhaltsansprüchen abziehen lassen (RGZ 91, 398/400 v. 3. 1. 18); denn der Stammwert des Nachlasses (oder derjenige der Vermächtnisse oder des Pflichtteils) mindert den Ersatzanspruch der Witwe nur dann, wenn feststeht, daß sie bei einem natürlichen späteren Tod ihres Mannes weniger oder gar nichts erhalten hätte (Rdn. 51). Diese Ansicht steht freilich in gewissem Gegensatz zu der oben erörterten Lehre, zuungunsten der Witwe habe bei der Berechnung ihrer Ansprüche außer Betracht zu bleiben, daß ihr Erbteil (ihr Vermächtnis, ihr Pflichtteil) bei längerer Lebensdauer des tödlich Verunglückten größer gewesen wäre (BGH 25. 10. 60 a. a. O.).
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Auch der Ertrag des Pflichtteils mindert die Ersatzforderung der Witwe (BGH 13.6.61, VersR 846/847, 848; München, 10. 11.66, VersR 67, 190). Die gesetzlichen Zinsen aus dem Betrag des Pflichtteils mindern den Unterhaltsanspruch der Witwe nach § 254 Abs. 2 BGB sogar schon dann, wenn sie ihren Pflichtteilsanspruch nicht alsbald nach dem Todesfall geltendgemacht und daher den Schuldner nicht in Verzug gesetzt hat (BGH 25. 10. 60 a. a. O.). Man wird diese vom BGH vertretene Ansicht allerdings dahin einschränken müssen, daß ein (ihre Ansprüche minderndes) Verschulden der Witwe nicht vorliegt, solange ihr die Geltendmachung des Anspruchs aus Pietätsgründen nicht zuzumuten war. Gehört zum Nachlaß Grundbesitz, der vermietet oder verpachtet ist, und steht der Witwe der Mietzins (Pachtzins) ganz oder teilweise zu, so muß sie sich diesen - allerdings gekürzt um die nach dem Mietvertrag erforderlichen Aufwendungen — auf den Unter340
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haltsanspruch anrechnen lassen. Stets ist aber zu beachten, daß von den der Witwe zufließenden Einnahmen diejenigen Beträge abzuziehen sind, die aufgewendet werden müssen, um den Stammwert des Nachlasses zu erhalten; sie mindern mithin die Ansprüche der Witwe nicht (BGH 9. 1. 62, VersR 322/323); denn die Witwe hat diese Beträge nicht für ihren Unterhalt zur Verfügung (BGH 11.7.61, VersR 855). Wird mit dem zum Nachlaß gehörenden Vermögen ein Ertrag nur dadurch erzielt, daß die Ehefrau ihre eigene Arbeitskraft einsetzt, so mindert dieser Ertrag ihre Ersatzansprüche nur dann, wenn sie im Rahmen ihrer Schadenminderungspflicht (Rdn. 67) zur Arbeitsleistung verpflichtet war (RGZ 154, 236/241 vom 5.4.37 = VAE 329/331; BGH 27.9.57, VersR 783/784; BGH 13. 12.66, VersR 67, 259/260). Dies gilt vor allem bei landwirtschaftlichen Anwesen. Der für Investitionen vorbehaltene Teil der Einnahmen aus dem Hof mindert den Ersatzanspruch nicht (BGH 11. 7. 61, VersR 855/856). Hatte die Witwe ihren Mann bei der Bewirtschaftung des Anwesens unterstützt, so ist sie nach dessen Unfalltod gegenüber dem Schädiger verpflichtet, ihre Arbeitskraft in gleichem Umfang auf dem Anwesen einzusetzen. Nur insoweit, als durch den Tod ihres Mannes für sie eine Mehrarbeit entsteht, hat sie Ersatzansprüche gegen den Schädiger wegen des ihr entgangenen Unterhalts (Stuttgart, 9. 11. 65, VersR 66, 1169). Dies gilt sogar dann, wenn sie Kinder zu versorgen hat (BGH 27. 9. 57, VersR 783/785). Fällt der Witwe nicht der gesamte Nachlaß zu, sondern nur ein Teil, oder hat sie lediglich ein Vermächtnis oder einen Pflichtteil (München, 10. 11. 66, VersR 67, 190) erhalten, so beziehen sich die obigen Ausführungen auf die Vermögenswerte, die ihr zustehen. Wie ein Nachlaßgegenstand wird die Lebensversicherungssumme behandelt (Rdn. 72), nicht aber die Leistung, die die Witwe aus der Unfallversicherung des Mannes erhält. Beerbt die Witwe ihr nach dem Ehemann verstorbenes Kind und hatte dieses den infolge des Unfalls verstorbenen Ehemann beerbt, so muß sich die Witwe so behandeln lassen, als sei durch den Unfalltod des Mannes das Vermögen (oder ein Teil des Vermögens) unmittelbar auf sie übergegangen. Auch in diesem Fall mindert nicht der Stammwert des überkommenen Vermögens ihren Unterhaltsanspruch, sondern es wirken sich nur die Erträge des Vermögens schadenmindernd aus (BGH 5. 2. 57, NJW 905). bb) Ein Verstoß der Witwe gegen ihre Schadenminderungspflicht (§ 254 Abs. 2 66 BGB) liegt vor, wenn sie ihre durch den Tod des Mannes freigewordene Arbeitskraft nicht dazu verwendet, am Erwerbsleben teilzunehmen. Wann und in welchem Umfang diese Pflicht besteht, ist im folgenden unter Rdn. 67 und in Rdn. 41 zu § 9 ausgeführt. Der Unterhaltsanspruch wird um den Nettobetrag gekürzt, den die Witwe mehr für ihren Unterhalt zur Verfügung hätte, wäre sie ihrer Verpflichtung nachgekommen (Rdn. 74). Dagegen ist die Witwe in der Regel nicht verpflichtet, den durch den Tod ihres Mannes in der Ehewohnung freigewordenen Raum durch Untervermietung zu verwerten (LG Lüneburg, 14. 4. 64, VersR 66, 272). Tut sie dies trotzdem, so bleiben ihr die Einnahmen aus der Vermietung. Auch ein alleinstehender Hauseigentümer braucht keinen Mieter aufzunehmen (Celle, 2. 11.64, VersR 66, 246). cc) Abzuziehen ist das Arbeitsentgelt, genauer gesagt, das Entgelt, das die Witwe 67 aus eigener beruflicher Tätigkeit erlöst; dies gilt aber nur dann, wenn sie unter dem Gesichtspunkt, den Schaden niedrig zu halten (§ 254 Abs. 2 BGB), verpflichtet war, ihre Arbeitskraft im Interesse des Schädigers gewinnbringend einzusetzen, und nur im Umfang dieser Pflicht (Rdn. 66) (RGZ 154, 236/241 v. 5. 4. 37 = VAE 330; RG 22. 5.40, VAE 179; BGHZ 4, 170/171, 172 v. 13. 12. 51 = VersR 52, 99 = NJW 341
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52, 299 = DAR 52, 41 = VRS 4, 85; a. M. O G H Köln, 26. 11. 48, O G H Z 1, 317 = NJW 49, 340 mit abl. Anm. Schale). Kommt sie dieser Verpflichtung nicht nach, so wird ihr Unterhaltsanspruch in gleicher Weise gekürzt, wie wenn sie in dem ihr zumutbaren Umfang berufstätig wäre (Rdn. 41 zu § 9 und unten Rdn. 66). Die Schadenminderungspflicht der Witwe entsteht auch ohne sonstige rechtliche Grundlage stets dann, wenn Treu und Glauben eine Tätigkeit erheischen (RG 15.6.38, VAE 344; Dresden, 26.4.40 und 4.7.40, VAE 180 und 184; BGH 13.12.51 a . a . O . ; BGH 13.7.62, VersR 1086/1088). Eine Pflichtverletzung liegt grundsätzlich schon dann vor, wenn der Geschädigte Maßnahmen unterläßt, die jeder ordentliche und verständige Mensch ergreifen würde, um den Schaden, hätte er ihn letzten Endes selbst zu tragen, von sich abzuwenden (RGZ 100, 42/44 v. 17. 9. 20; 105, 115/119 v. 12. 4. 22; BGH 13. 12. 51 a. a. O.). Da eine Frau, die noch arbeitsfähig ist und keine Kinder zu versorgen hat (Tübingen, 12. 7. 51, DAR 51, 144 LS; BGH 13. 12. 66, VersR 259/260; Böhmer, RdK 49, 17), sich einen Arbeitsplatz suchen und von ihrem Arbeitsentgelt leben würde, wenn sie nach dem Tod ihres Mannes mittellos und ohne sonstige Einkünfte wäre, ergibt sich aus den vom Reichsgericht und vom Bundesgerichtshof entwickelten Grundsätzen zwingend, daß die Witwe ihre Arbeitskraft zum Zwecke der Schadenminderung voll einzusetzen hat, soweit sie diese nicht zur Versorgung der Kinder oder hilfsbedürftiger Angehöriger benötigt, kurz immer dann, wenn sich ihre Pflichten im Haushalt durch den Tod des Mannes spürbar vermindert haben (Rdn. 41 zu § 9) und keine erheblichen Gründe im Einzelfall gegen eine berufliche Tätigkeit sprechen. Der Bundesgerichtshof zieht seltsamerweise diesen Schluß nicht. Er führt vielmehr in seiner maßgebenden Entscheidung vom 13. 12. 51 aus, die früher herrschende Ansicht, es liege im eigenen Interesse einer kinderlosen Witwe, wenn sie sich nach dem Wegfall ihrer bisherigen Lebensaufgabe einen beruflichen Wirkungskreis suche und aufbaue, widerspreche den Grundsätzen unserer freiheitlichen Rechtsordnung, weil sie mit dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit in Widerspruch stehe. Wäre die Ansicht richtig, so wäre für die Anwendung des § 254 Abs. 2 BGB in unserer Rechtsordnung überhaupt kein Raum; denn diese Vorschrift engt das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit erheblich ein und fordert statt dessen ein soziales Verhalten unter Hintansetzung der eigenen Bequemlichkeit. Der Bundesgerichtshof zieht freilich aus der Ablehnung der früheren Rechtsansicht keine Folgerungen und erkennt letzten Endes doch an, daß der Pflicht zu sozialem Verhalten der Vorrang gebühre; er beantwortet aber die Frage nach der Arbeitspflicht einer kinderlosen Witwe nicht eindeutig. Er führt lediglich aus, es seien hierbei die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Witwe zu berücksichtigen, ihr Alter, ihre Leistungsfähigkeit und ihre sonstigen Lebensverhältnisse, vor allem ihre Berufsausbildung und ihre frühere Erwerbstätigkeit. Darüber, daß dies richtig ist und daß eine Entscheidung nur nach Prüfung der gesamten Verhältnisse möglich ist, kann kein Zweifel bestehen. Insbesondere ist einer Frau nicht zuzumuten, die Betreuung ihrer kleinen Kinder fremden Leuten oder einem Heim zu überlassen, um eine Arbeitsstelle annehmen zu können (BGH 5. 7. 66, FamRZ 566); dies gilt sogar dann, wenn ihre Eltern oder die Eltern des verstorbenen Mannes ihr die Betreuung der Kinder abnehmen könnten (RG 15.6.38, VAE 344). Man kann allerdings davon ausgehen, daß Kinder keiner ganztägigen Betreuung mehr bedürfen, wenn sie sechzehn Jahre alt geworden sind (RG 15. 6. 38 a. a. O.). Die Gerichte haben gelegentlich aus den Worten des BGH herausgelesen, daß die kinderlose Witwe grundsätzlich nur dann im Rahmen ihrer Schadenminderungspflicht nach dem Tod ihres Mannes einen Beruf ergreifen müs342
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se, wenn sie schon während der Ehe berufstätig gewesen sei, und daß sie keinesfalls die Pflicht habe, sich einer Berufsausbildung zu unterziehen. So vertritt zum Beispiel des OLG München (14. 7. 59, VersR 60, 47/48) sogar die Ansicht, eine kinderlose Witwe, die bis zum Tode ihres Mannes auf dem von diesem gepachteten landwirtschaftlichen AnWesen gearbeitet hatte, sei berechtigt, diese Tätigkeit beim Unfalltod ihres Mannes zu beenden und entsprechende Ersatzansprüche gegen den Schädiger geltend zu machen. Führe sie die Arbeit fort und pachte sie selbst den Hof, so stünden ihr die vollen Ersatzansprüche neben den Einkünften aus dem Hof zu. Durch diese abzulehnende, aber immer noch häufig anzutreffende Gerichtspraxis wird den vom OGH Köln (26. 11. 48, a. a. O.) aufgestellten Grundsätzen, die der BGH ausdrücklich ablehnt, doch teilweise zum Sieg verholfen. Bei genauem Studium der Entscheidungen (30. 4. 55, VersR 354; 24. 4. 56, VRS 11, 25; 13.7.62, VersR 1086/1088) ergibt sich, daß auch der BGH davon ausgeht, daß grundsätzlich eine Arbeitspflicht der Witwe zugunsten des Schädigers besteht und daß nur die Art, wie sie dieser Pflicht nachzukommen hat, einer Prüfung nach den oben wiedergegebenen Maßstäben bedarf. Eine entscheidende Rolle spielt vor allem das Alter der Witwe und die Zahl und das Alter ihrer Kinder. Von der ihr vor dem Tod des Mannes zustehenden Freizeit braucht sie in der Regel nichts zu opfern. Bei älteren Frauen ist zu berücksichtigen, daß eine tiefgreifende Änderung der Lebensgewohnheiten, wenn diese zu dem durch den Tod des Mannes erlittenen Leid hinzutritt, gesundheitsschädlich sein kann (vgl. München, 22. 3. 60, VersR 62, 649; BGH 25. 9. 62, VersR 1176; Wittkämper, a. a. O. S. 1228). Mit Recht weist der BGH daraufhin, daß eine fünfundvierzigjährige Frau noch nicht so alt ist, daß ihr eine Umstellung nicht mehr zugemutet werden könnte (BGH 13. 7. 62, VersR 1086/1088). Die Grenze wird — je nach dem Gesundheitszustand — zwischen fünfundfünfzig und sechzig Jahren liegen. Wenn der BGH (25. 9. 62 a. a. O.) annimmt, schon mit zweiundfünfzig Jahren sei einer Frau, die drei Kinder großgezogen hat, ein Eintritt ins Erwerbsleben nicht mehr zuzumuten, so läßt er dabei unberücksichtigt, daß nur gesundheitliche Gründe herangezogen werden dürfen und daß im allgemeinen eine Frau unter sechzig Jahren die Umstellung ohne gesundheitlichen Schaden bewältigen kann. Moralische Verdienste der Frau, wie sie der BGH offenbar berücksichtigen will, dürfen zuungunsten des Schädigers nicht in die Waagschale geworfen werden. Es ist daher auch abzulehnen, wenn der BGH (BGH 12.7.66, VersR 1047) die Arbeitspflicht einer Fünfzigjährigen mit der Begründung verneint, sie habe keine Berufsausbildung und sei etwas kränklich. Vielmehr können nur gewichtige gesundheitliche Bedenken eine Arbeitspflicht in diesem Alter entfallen lassen. Eine andere Ansicht würde alle Frauen unbillig benachteiligen, die sich um eine Berufsausbildung bemüht haben. Jüngeren Frauen muß der Schädiger finanziell die Gelegenheit geben, sich einer Berufsausbildung zu unterziehen. Hatte die Witwe vor der Ehe ein Studium begonnen, so darf sie es abschließen. Einen über den Ersatzanspruch wegen entgangenen Unterhalts hinausgehenden Zuschuß zu den Studienkosten braucht der Schädiger allerdings nicht zu leisten. War die Witwe schon zu Lebzeiten des Verstorbenen in dessen Erwerbsgeschäft aufgrund ihrer ehelichen Pflicht, dem Manne Dienste zu leisten, unentgeltlich tätig, und hat sie das Erwerbsgeschäft geerbt, so ist sie dem Schädiger gegenüber verpflichtet, weiterhin in gleichem Umfang im Geschäft tätig zu sein; der hierdurch erzielte reine Geschäftsgewinn mindert ihre Ersatzansprüche gegen den Schädiger (RG 7. 12. 06, JW 07, 130/131; RGZ 72, 437/440 v. 10. 2. 10). War die Witwe zu Lebzeiten ihres Mannes in anderer Weise berufstätig und hat sie diese Tätigkeit unverändert fortgesetzt, so mindert das Entgelt, das sie hierfür erlöst, 343
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ihren Ersatzanspruch gegenüber dem Zustand vor dem Unfall nicht; denn bei der Berechnung ihres Unterhaltsanspruchs war schon vor dem Tode des Mannes zu berücksichtigen, daß sie selbst Geld verdiente. Zu beachten ist allerdings, daß sie dann, wenn der Verstorbene nicht arbeitsfähig war und der Unterhalt der Familie aus den Einkünften der Frau bestritten wurde, nach dem Unfalltod des Mannes nur einen Anspruch wegen der entgangenen Dienste des Mannes im Haushalt hat, zu denen ein nicht berufstätiger Ehemann verpflichtet ist. Waren beide Ehegatten berufstätig, so hat die Witwe einen Unterhaltsanspruch nur, soweit sie weniger als der Mann verdiente und höchstens in Höhe dieses Unterschiedsbetrags (Celle, 2. 11.64, VersR 65, 246. Siehe auch Rdn. 55 am Ende); in solchen Fällen sind allerdings in der Regel beide Ehegatten zur Mitarbeit im Haushalt verpflichtet und die Witwe hat nach dem Unfalltod des Mannes gegen den Schädiger zusätzlich einen Anspruch auf Ersatz wegen der entgangenen Dienste des Mannes im Haushalt (§ 845 BGB). 68
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dd) Umfang der Kürzung. Ist die Witwe nach dem Unfalltod ihres Mannes berufstätig oder verstößt sie gegen ihre Schadenminderungspflicht, so mindert sich ihr Anspruch gegen den Schädiger um das Nettoeinkommen, das sie durch eine ihr zumutbare Berufstätigkeit erzielt hätte oder erzielt hat (RGZ 154, 236/240 v. 5. 4. 37; BGHZ 4, 170/177 v. 13. 12. 51 = VersR 52, 99 = NJW 52, 299 = DAR 52, 41 = VRS 4, 85; BGH 13. 7. 62, VersR 62, 1086/1088). Denn nur das Nettoeinkommen ist geeignet, zur Bestreitung ihres Unterhalts zu dienen. Traf den Verstorbenen eine Mitverantwortung am Unfall und steht daher der Witwe nur ein Anspruch auf teilweisen Ersatz ihres Schadens zu, so darf sie ihre Arbeitskraft in erster Linie dazu verwenden, den auf sie selbst fallenden Teil ihres Schadens abzudecken (BGH 30. 4. 55, VersR 354/355 = VRS 9, 88). Nur wenn die Summe der Beträge, die sie vom Schädiger verlangen könnte und derjenigen, die sie an Nettoeinkommen erwirbt, den Betrag übersteigen würde, der ihr vom Verstorbenen als Unterhalt gewährt worden wäre, mindern sich ihre Ansprüche gegen den Schädiger um den Spitzenbetrag (BGHZ 16, 265/275 v. 9. 2. 55 = VersR 275; BGH 30.4. 55, VersR 354/355 = VRS 9, 88). Dasselbe gilt, wenn sie es unter Verstoß gegen ihre Schadenminderungspflicht unterläßt, ihre Arbeitskraft in dem ihr zumutbaren Umfang einzusetzen. War die Frau schon vor dem Unfalltod erwerbstätig, so mindert sich hierdurch ihr Unterhaltsanspruch. Ihr ist daher nach dem Tod des Mannes das Einkommen aus eigener Arbeit nur insoweit von ihrem Schadenersatzanspruch abzuziehen, als dieses nicht schon vor dem Todesfall ihren Unterhaltsanspruch gekürzt hatte. Auch bei voller Berufstätigkeit der Frau verbleibt ihr ein Unterhaltsanspruch, wenn das Einkommen des Mannes höher ist als ihr eigenes. Im übrigen hat der Mann in Geld auszugleichen, wenn im Einzelfall die berufstätige Frau im Haushalt mehr als der berufstätige Mann arbeitet (BGH 13.7.62, VersR 1086/ 1087. Siehe auch Rdn. 54 am Ende). h) Nicht anzurechnen sind alle Vorteile, die der Witwe beim Unfalltod ihres Mannes zufallen, deren Anrechnung aber nicht zumutbar ist, weil der Mann hierfür zu Lebzeiten eine Gegenleistung erbracht hat (Rdn. 51, 72, 73), oder weil andere Gründe eine Anrechnung als unzumutbar erscheinen lassen (Rdn. 41, 58). Dem Schädiger kommt ferner nicht zugute, daß die Kinder infolge des Wegfalls der Arbeitskraft des Vaters zu erhöhten Dienstleistungen im Haushalt herangezogen werden müssen (BGH 20. 12.60, VersR 61, 230). Schließlich kommt eine Anrechnung solcher Vorteile nicht in Betracht, die keine materiellen Werte darstellen (Rdn. 51, 61). 344
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aa) Nicht anzurechnen ist der Stammwert des Nachlasses ihres Ehemanns, soweit 7 0 die Witwe Erbin ist, oder der Vermögensgegenstände aus dem Nachlaß, sofern sie nur ein Vermächtnis oder einen Pflichtteil erhält (BGHZ 8, 325/330 v. 15. 1. 53 = VersR 148 = JW 618 = VRS 5, 161; BGH 5.2.57, VersR 265; BGH 30.5.61, VersR 833/836; BGH 19.4.63, VersR 545). Anzurechnen ist der Stammwert jedoch dann, wenn feststeht, daß — oder soweit - er ihr ohne den vorzeitigen Tod des Mannes nicht zugefallen wäre. Anzurechnen sind jedoch die laufenden Erträge der überkommenen Vermögenswerte (Nr. 52). Was für den Nachlaß gesagt ist, gilt auch für eine Lebensversicherung. bb) Nicht anzurechnen sind freiwillige Leistungen anderer Personen, auch wenn 71 der Tod des Unterhaltsverpflichteten der Anlaß für die Unterstützung der Witwe ist (Rdn. 51). Das gilt auch für freiwillige Zahlungen des Arbeitgebers (RGZ 136, 83/86 v. 14.4. 32; BGHZ 10, 107/108 v. 17. 6. 53 = NJW 53, 1346) oder des Versicherers (RG 24. 2. 36, JW 1667 m. Anm. Carl) des Verstorbenen und für freiwillige Leistungen öffentlicher Körperschaften (RG 28. 2. 41, DR 1457/1458). cc) Nicht anzurechnen sind vertragliche Leistungen anderer Personen, und zwar 72 unabhängig davon, ob der Verstorbene oder die Witwe den Vertrag abgeschlossen hatte (Rdn. 51). Hierher gehören auch Leistungen der Versicherer (Unfallversicherung, Lebensversicherung). Bei der Lebensversicherung ist zu beachten, daß die laufenden Erträge der Versicherungssumme den Anspruch der Witwe mindern, außer wenn es sich um einen lediglich für eine Reise oder für ein gefährliches Unternehmen abgeschlossenen Lebensversicherungsvertrag handelt (Rdn. 51). Ein Forderungsübergang auf den privaten Versicherer findet in keinem Falle statt (Rdn. 50). Zu den anderen Personen, die aus Anlaß des Todes Leistungen erbringen, gehört häufig der Arbeitgeber des Verstorbenen, der sich im Arbeitsvertrag zur Zahlung einer Hinterbliebenenrente verpflichtet hat. Diese Leistungen sollen, wenn nicht im Arbeitsvertrag etwas anderes vereinbart ist, den Hinterbliebenen ohne Rücksicht darauf zukommen, ob sie Ersatzansprüche gegen einen Schädiger haben. Denn sie stellen das Entgelt für geleistete Arbeit dar. Der Ansicht von Geigel (Kap. 3 Rdn. 20), daß der Arbeitsvertrag im Zweifel zuungunsten des Arbeitnehmers dahin auszulegen sei, daß der Arbeitgeber von seiner Verpflichtung frei werde, wenn ein für den Unfalltod Verantwortlicher der Witwe Ersatz für entgangenen Unterhalt leisten muß, kann nicht beigepflichtet werden; denn der Arbeitgeber hat die Gegenleistung des Arbeitnehmers bereits empfangen; es wäre unbillig, wollte man ihn aus der Tatsache, daß ein für den Unfall Verantwortlicher vorhanden ist, zum Nachteil der Witwe einen Gewinn ziehen lassen. dd) Nicht anzurechnen sind Leistungen der Sozialversicherungsträger oder des 7 3 Dienstherrn des verstorbenen Beamten an die Witwe. Der Schädiger kann nicht einwenden, der Sozialversicherungsträger oder Dienstherr habe sich höhere Beträge erspart, weil er nunmehr für die Versorgung des Getöteten nicht aufzukommen brauche (BGH 30. 3. 53 (GSZ), VersR 229; 9. 3. 71, NJW 936 = VersR 636 = VRS 40, 338). Die Witwe ist allerdings nur insoweit zur Einziehung der Forderung wegen entgangenen Unterhalts berechtigt, als ihre Ansprüche nicht nach § 1542 RVO auf den Träger der Sozialversicherung, nach 87 a BundesbeamtenG auf den Dienstherrn des Verstorbenen oder nach § 90 SozialhilfeG auf den Träger der Sozialhilfe übergegangen sind (Rdn. 44 bis 49). Sind die Leistungen der Sozialversicherungsträger oder des Dienstherrn höher als die Forderung der Witwe gegen den Schädiger, so hat sie vom Schädiger nichts zu fordern. Dieser Zustand tritt, soweit Sozialversicherungsträger eine Rente gewähren, wegen deren Quotenvorrecht (Rdn. 49) 345
§ 10 StVG
Haftpflicht
häufig dann ein, wenn den Verstorbenen eine Mitverantwortung an seinem Unfall trifft. Zu beachten ist, daß die gesetzliche Rentenversicherung nicht nur Barleistungen an die Witwe erbringt, sondern auch für sie die Beiträge zur Krankenversicherung der Rentner zahlt (Ges. v. 24.7. 1941, RGBl. I 443 in Verb, mit der V v. 8.2.51, BGBl. I 170 unten; siehe auch Rdn. 13 und 55 zu § 11); auch in Höhe dieser — gesetzlich pauschalierten — Zahlungen geht der Anspruch der Witwe auf den Träger der Rentenversicherung über (Rdn. 59) (Meyer, NJW 56, 1385/1386; Schmalzl, NJW 57, 1018; BGH 14. 11.58, VersR 59, 51). Zahlt der Arbeitgeber eines beim Unfall getöteten Angestellten aufgrund Tarifvertrags an die Ehefrau für drei Monate das Gehalt weiter, so kann der Arbeitgeber die Abtretung der Schadensersatzansprüche aus § 844 Abs. 2 BGB verlangen (BGH 24. 6. 69, NJW 1969, 1667 = VRS 37, 87 = VersR 69, 897). 74
75
ee) Nicht anzurechnen ist der Wegfall der Dienstleistungen im Haushalt; denn der Umstand, daß die Witwe nach dem Unfalltod ihres Mannes für diesen keine Dienste im Haushalt oder Beruf mehr zu leisten braucht, ist kein Vermögensvorteil für die Witwe (Rdn. 51) und führt daher nicht zur Minderung ihres Ersatzanspruchs gegen den Schädiger (RGZ 152, 208/211 v. 1. 10. 36; 154, 236/240 v. 5. 4. 37; RG 26. 2. 38, JW 1816; BGHZ 4, 170/171 v. 13. 12. 51 = DAR 52, 41 = VRS 4, 85; Krebs, VersR 61, 293). i) Dauer der Rente Die Rente endet an d e m Tag, an d e m der tödlich Verunglückte voraussichtlich g e s t o r b e n w ä r e , w e n n sich d e r U n f a l l n i c h t e r e i g n e t h ä t t e . D i e s e n Z e i t p u n k t h a t d a s G e r i c h t in f r e i e r B e w e i s w ü r d i g u n g zu b e s t i m m e n ( R G Z 9 0 . 2 2 6 / 2 2 8 v. 14. 6. 17 = R e c h t N r . 1632 = J W 8 1 3 ; R G Z 128, 2 1 8 / 2 1 9 v. 1 4 . 4 . 3 0 . Bei T ö t u n g e i n e s R e n t n e r s e b e n s o B G H 30. 3. 53, a. a. O.). F ü r d i e S c h ä t z u n g d e r m u t m a ß l i c h e n Leb e n s d a u e r d e s M a n n e s g e n ü g t d i e F e s t s t e l l u n g , d a ß bei n o r m a l e r E n t w i c k l u n g d e r L e b e n s v e r h ä l t n i s s e d a s L e b e n d e r F r a u in d e m s e l b e n Z e i t p u n k t g e e n d e t h ä t t e w i e d a s d e s M a n n e s ( B G H Z I, 4 5 / 4 6 v. 11. I. 5 1 ; a. M . R G 14. 5. 17 a. a. O.). Ist d i e L e b e n s e r w a r t u n g d e s M a n n e s g e r i n g e r als d i e d e r F r a u — e r f a h r u n g s g e m ä ß ü b e r l e b e n d i e F r a u e n h ä u f i g e r d e n E h e m a n n als u m g e k e h r t —. s o m u ß d e r E n d z e i t p u n k t d e r R e n t e d a t u m s m ä ß i g festgelegt w e r d e n ( S t u t t g a r t , 15. 3. 56. V e r s R 701).
76
k) Bei Wiedel Verheiratung
der
Witwe
endet deren Ersatzanspruch gegen den Schädiger nach dem Gesetz nur dann, wenn die Ehe beim Tod des Mannes geschieden war. Der Fall, daß die Ehe beim Unfalltod des Mannes noch bestand, muß aber ebenso behandelt werden. Denn eine Unterhaltspflicht des Ehemannes gegenüber seiner Frau widerspricht für den Zeitraum, in dem diese mit einem anderen Mann verheiratet ist, dem System unseres Familienrechts. Der Fortbestand der Unterhaltspflicht des ersten Ehemannes wäre aber Voraussetzung eines Fortbestands der Ersatzansprüche der Witwe. Dieser lebt erst wieder auf, wenn die zweite Ehe geschieden oder durch Urteil oder Tod des zweiten Mannes aufgelöst ist (für letzteres: RG 8. 11.39, DR 40, 163). Es wäre auch abwegig anzunehmen, beide Ehemänner schuldeten der Frau den Unterhalt als Gesamtschuldner, wobei jeder Ehemann nur im Rahmen der zwischen ihm und der Frau bestehenden Ehe einzustehen habe. Soweit das Reichsgericht (8. 11. 39 a. a. O.) zu Ergebnissen dieser Art kommt, kann ihnen keinesfalls gefolgt werden. Das Reichsgericht (12.2.02, SeuffA 57 Nr. 217) gibt als Begründung für die von 346
Ersatzpflicht bei Tötung
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ihm vertretene Meinung an, die Ersatzpflicht des Schädigers bestehe ganz allgemein auch für Zeiträume, in denen der Getötete nicht unterhaltspflichtig gewesen wäre, sofern nur feststehe, daß er auch ohne rechtliche Verpflichtung Unterhalt geleistet hätte (diese irrige Meinung vertritt auch noch das OLG Hamburg, 16. 5. 17, OLG 36, 144 = JW 18, 147). Diese Begründung geht, wie oben Rdn. 34 ausgeführt, fehl. Soweit das Reichsgericht sich auf die Rechtsprechung des R O H G beruft (ROHG 22, 347/349 v. 27.9. 1877;; 24, 366/367 v. 11. 11. 1878 übersieht es, daß diese auf einer anderen Rechtslage beruhte. Im übrigen bestand vor Inkrafttreten des BGB der Schadenersatzanspruch der Witwe und der Waisen so lange und in dem Maße fort, als sie unterhaltsbedürftig waren (ROHG 11. 11. 1878 a. a. O.), während es nach der Regelung des BGB darauf ankommt, ob sie einen Unterhaltsanspruch gegen den Verstorbenen in jedem Zeitraum für den sie Schadenersatz fordern, gehabt hätten. Die im Anschluß an die ständige Rechtsprechung des R O H G vom RG (12.2.02 a . a . O . ; 5. 1.05, JW 143; 15.3.34, H R R Nr. 1023 = WarnR 161; 8. 11.39, VAE 40, 26 = DR 40, 163) und dann vom OGH Köln (26. 11.48, NJW 49, 340/342 m. Anm. Schale) vertretene Meinung, der wiederverheirateten Witwe des Getöteten stehe gegen den Schädiger nur noch ein Anspruch auf den Betrag zu, den sie an Unterhalt von ihrem jetzigen Ehemann weniger erhält als von dem verstorbenen (ebenso Hamburg, 16. 5. 17, OLG 36, 144 = JW 18, 147; Stuttgart, 19. 12.24, Recht 25 Nr. 451; Palandt-Gramm, Anm. 6 Bb zu §844 BGB; Siebert-Schräder, 9. Aufl. Rdn. 21 zu §844 BGB; Celle, 21.7.66, VersR 67, 164), scheitert - wie Weimar (NJW 60, 2181) richtig erkannt hat - an dem auch bei § 844 geltenden § 843 Abs. 4 BGB, ferner aber auch daran, daß das Entstehen des Unterhaltsanspruchs gegen den neuen Ehemann keine Unfallfolge ist und daher eine Anrechnung dieses Vorteils keinesfalls in Betracht kommen kann (Rdn. 21 und 51). Demselben Irrtum waren schon die Motive zum BGB (Bd. II S. 785, 786 zu § 724 des Entwurfs I) zum Opfer gefallen, auf die sich das Reichsgericht ebenfalls beruft. Bei den Beratungen über den Text des BGB war man der Ansicht, das Reichsgericht werde die Rechtsprechung des Reichsoberhandelsgerichts fortsetzen; man bedachte nicht, daß die neue Rechtslage dies nicht zuließ. Immerhin ist in den Motiven dargelegt, daß von einer Regelung abgesehen und die Klärung der Frage der Rechtsprechung überlassen werde. Eine Fortführung der vor 1900 herrschenden Rechtsprechung kam im Zeitraum nach Inkrafttreten des BGB schon deshalb nicht mehr in Betracht, weil die Höhe des Unterhaltsanspruchs unter Eheleuten durch das Inkrafttreten des BGB unabhängig von der Bedürftigkeit des anspruchsberechtigten Ehegatten geworden ist; mithin ist auch dieser Gesichtspunkt ungeeignet, einen Abzug von den Schadenersatzansprüchen der Witwe vom Zeitpunkt ihrer Wiederverheiratung an zu rechtfertigen (Stuttgart, 11.4.01, OLG 2, 440). § 843 Abs. 4 BGB ist auf den Fall der Wiederverheiratung der Witwe nicht anwendbar; denn der zweite Ehemann ist nicht infolge des Unfalls unterhaltspflichtig geworden. Dies übersieht das Reichsgericht in seiner häufig angeführten Entscheidung vom 8. 11. 1939 (a. a. O.). Die Möglichkeit, daß die Witwe wieder heiratet, braucht allerdings in dem Urteil, das ihr Schadenersatzansprüche zuerkennt, nicht berücksichtigt zu werden (RG 15. 3. 34, a. a. O.). Der Schädiger kann vielmehr ohne weiteres bei der Wiederverheiratung der Witwe in dem in § 323 ZPO vorgesehenen Verfahren die Abänderung des Urteils verlangen. Immerhin empfiehlt es sich, in die Gründe des Urteils einen Vorbehalt für den Fall der Wiederverheiratung aufzunehmen (RG 14.5. 17, Recht Nr. 1682). Der BGH (28. 1. 69, VersR 1969, 424) meint sogar, der Fall einer künftigen Wiederverheiratung dürfe im Urteil nicht berücksichtigt werden. 347
§ 1 0 StVG 77
II Kein Anspruch der Witwe auf
Haftpflicht
Haushaltsgeld
f ü r sich und die Kinder (Rdn. 41): Obwohl der beim Unfall Getötete seiner Frau nach § 1360 a Abs. 1 und Abs. 2 Satz 2 ein solches Haushaltsgeld geschuldet hatte, schuldet ihr der für den Tod des Mannes verantwortliche Schädiger hierfür keinen Ersatz. Der Anspruch der Frau war zu Lebzeiten des Mannes auf dessen Beitrag zu den Kosten des Haushalts, der persönlichen Bedürfnisse der Ehegatten und den Lebensbedarf der gemeinsamen Kinder gerichtet und wird vom Gesetz ausdrücklich als Unterhaltsanspruch der Frau bezeichnet. Trotzdem hat der Schädiger für den Wegfall dieses Anspruchs gegenüber der Witwe nicht einzustehen (ohne Begründung ebenso auch der BGH (3. 5. 1960, VersR 801/802; a. M. R G 12. 2.02, SeuffA 57 Nr. 217). Der G r u n d liegt darin, daß § 844 Abs. 2 BGB zwar die Höhe des Schadenersatzanspruchs nach der Höhe des Unterhalts bemißt, der vom Verstorbenen in den jeweiligen späteren Zeitabschnitten geschuldet gewesen wäre, hätte er sie erlebt, daß aber das Fortbestehen der ehelichen Gemeinschaft nicht fingiert wird. Der Schädiger schuldet mithin Schadenersatz in der Höhe des vom M a n n bei Getrenntleben der Eheleute geschuldeten Unterhalts (1361 Abs. 1 BGB). Die Frau kann den für die minderjährigen Kinder benötigten Unterhalt nicht aus eigenem Recht vom Schädiger fordern, sondern nur als gesetzliche Vertreterin (§ 1681 Abs. 1 BGB) im Namen jedes einzelnen Kindes (Rdn. 78 bis 83). Die vom Schädiger zu leistende Rente muß für jedes Kind getrennt festgesetzt werden, desgleichen die der Witwe selbst zustehende Rente (BGH 26. 3. 53, VersR 210 = N J W 939; B G H Z 11, 181 v. 26. 11.53 = VersR 54, 83 = N J W 54, 716; 3 . 5 . 6 0 , VersR 801/802). Dies ist vor allem von Bedeutung, wenn ein Forderungsübergang stattgefunden hat, der sich hinsichtlich der Kinder und der Witwe verschieden auswirkt. 7 8 II. Ansprüche des ehelichen Kindes Beim Unfalltod des Vaters ergeben sich andere Ansprüche gegen den Schädiger als beim Unfalltod der Mutter. Dies liegt daran, daß jeder Elternteil dem ehelichen Kind den Unterhalt jeweils in der durch die Lebensumstände gegebenen Form schuldet (Rdn. 38). Auch hier kommt es daher nicht auf das bloß theoretische Bestehen einer Unterhaltspflicht an, sondern auf den Unterhalt, den der beim Unfall Getötete dem Kinde in dem jeweiligen Zeitraum hätte zukommen lassen müssen. Es gilt mithin auch hier, was für den Schadenersatzanspruch des Ehegatten eines beim Unfall Getöteten rechtens ist: Wird der Vater oder die Mutter bei einem Unfall getötet, oder trifft dieses Schicksal sogar beide zusammen, so kann das Kind grundsätzlich vom Schädiger verlangen, d a ß dieser es so stelle, daß es seine bisherige Lebensführung so weit als möglich beibehalten kann. Auch hier gilt die Einschränkung, daß das Kind vom Schädiger ein Mehr gegenüber dem bisherigen Zustand verlangen kann, wenn der verstorbene Elternteil seine Pflichten nicht ausreichend erfüllt hat, wenn also das Kind zu k n a p p gehalten wurde, und daß das Kind vom Schädiger keinen vollen Ersatz für das, was ihm durch den Tod des Elternteils entgeht, verlangen kann, wenn dieser mehr getan hatte, als das, worauf das Kind ein Recht hatte. Es wird daher auf Rdn. 53 bis 76 verwiesen. Der Unterhaltsanspruch des Kindes setzt sich — ebenso wie der des überlebenden Elternteils — zusammen aus entgangenem Unterhalt in Natur und Geld und aus einem Anspruch wegen Wegfalls der persönlichen Dienste des Getöteten (zu letzterem Rdn. 29 bis 34 zu § 16). Der Unterhalt eines noch in der Ausbildung befindlichen Kindes richtet sich nach der Lebensstellung und den wirtschaftlichen Verhältnissen der Eltern. Das bedeutet aber nicht, daß dem Kind eine der Lebensführung der 348
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§ 10 StVG
Eltern entsprechende Lebensgestaltung (eigener Wagen, Urlaubsreisen in ferne Länder) ermöglicht werden müßte. Vielmehr rechtfertigt bei überdurchschnittlich guten wirtschaftlichen Verhältnissen der Eltern die besondere Lage des noch in der Ausbildung befindlichen Kindes eine Begrenzung des Unterhalts nach oben deshalb, weil es noch keine berufliche Lebensstellung besitzt und den Eltern das Recht zusteht, im Interesse einer Erziehung zur Sparsamkeit Einschränkungen nach billigem Ermessen vorzunehmen (BGH 17. 10. 72, VersR 73, 84). Maßgebend ist mithin hier die Handhabung durch den verstorbenen Elternteil, sofern sie keinen Ermessensmißbrauch darstellte. Bei den Ansprüchen des ehelichen Kindes gegen denjenigen, der für den Tod eines Elternteils verantwortlich ist, ergeben sich jedoch folgende Besonderheiten:
a) Eine Arbeitspflicht des Kindes
79
besteht nur ausnahmsweise. Vor Beendigung der Berufsausbildung des Kindes ist dieses zwar nach § 1617 BGB verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten; es ist aber nicht verpflichtet, bei fremden Leuten Dienste zu leisten, um Geld zu verdienen. Es geht nicht an, aus § 1602 Abs. 2 BGB zu entnehmen, daß das Kind nach dem Zeitpunkt der Volljährigkeit seine Berufsausbildung nicht fortsetzen dürfe, sondern sich einen Arbeitsplatz suchen müsse. Die Tatsache, daß infolge des Todes eines Elternteils oder beider Elternteile die Dienstleistungspflicht in deren Hauswesen und Geschäft sich aus tatsächlichen Gründen (Auflösung des Haushalts oder Geschäfts) verringert oder ganz wegfällt, stellt für das Kind keinen Vermögensvorteil dar (Rdn. 63, 74). Wird der Haushalt nach dem Tod des Elternteils (oder beider Eltern) weitergeführt, so ist bei der Berechnung des Anspruchs des Kindes wegen Wegfalls der Arbeitsleistung des Vaters und der Mutter im Haushalt (Rdn. 30 zu § 16) zu berücksichtigen, inwieweit das Kind im Haushalt, lebte der Verstorbene noch, hätte mithelfen müssen; man rechnet etwa 1 Std. Haushaltsarbeit pro Kind und Tag. Die Pflicht, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, um sich seinen eigenen Unterhalt zu verdienen, beginnt nicht etwa mit dem Eintritt der Volljährigkeit. Der Zeitpunkt kann vielmehr vorher oder nachher liegen. Das BGB enthält sich einer Regelung. Auch in Schrifttum und Rechtsprechung findet man über diese Frage, obwohl sie von erheblicher Bedeutung ist, wenig. Der maßgebende Zeitpunkt ist der des Abschlusses der Berufsausbildung. Dabei hat das Kind sich nach den Anordnungen der Eltern zu richten (§§ 1626, 1627 BGB), jedoch nur bis es volljährig wird. Von da an bestimmt es über seinen Ausbildungsweg selbst, hat dabei aber auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern Rücksicht zu nehmen. Haben die Eltern dem Kind keine diesem zusagende Ausbildung zukommen lassen, so ist es befugt, dies auf Kosten der Eltern nach Vollendung des 21. Lebensjahres nachzuholen; es hat dabei auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern Rücksicht zu nehmen. Führt das Kind ein Hochschulstudium durch und sind die Eltern nur unter erheblichen Einschränkungen in der Lage, die Mittel hierfür aufzubringen, so hat das Kind zumindest in den Semesterferien oder einem Teil davon sich einen Arbeitsplatz zu suchen, sofern es nicht unmittelbar vor der Schlußprüfung steht. Unter Umständen ist auch während des Semesters eine zusätzliche Tätigkeit zuzumuten. Ähnliches gilt für eine sonstige kostspielige Ausbildung. Nach Abschluß der Ausbildung hat das Kind einen Unterhaltsanspruch gegen beide Elternteile nur, wenn es (durch Krankheit, unverschuldete Arbeitslosigkeit usw.) in eine Notlage gerät. Der Umfang der Unterhaltsansprüche bestimmt, wenn ein Elternteil bei 349
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einem Unfall getötet wird, den Umfang der Ersatzansprüche des Kindes gegen den am Unfall Verantwortlichen. Daher ist, soweit das Kind die Zahlung einer laufenden Rente (§ 13) fordert, eine vorausschauende Betrachtung über die bevorstehende Berufsausbildung des Kindes erforderlich, zu deren Gewährung der Getötete verpflichtet gewesen wäre (BGH 1. 3. 66, VersR 588). Zur Finanzierung eines zweiten Studiums sind die Eltern in der Regel nicht verpflichtet, mithin auch der Schädiger nicht (Braunschweig, 11.8. 66, VersR 67, 813). Wohl aber kann es die Berufsausbildung der Tochter u. U. erforderlich erscheinen lassen, zusätzlich ihre Sprachkenntnisse durch einen Auslandsaufenthalt zu vertiefen (BGH 7. 1. 69, VersR 1969, 350). 80 b) Ein Kind mit eigenem Vermögen kann von seinen Eltern, solange es seine Berufsausbildung nicht abgeschlossen hat, Unterhalt insoweit verlangen, als die Erträgnisse seines Vermögens zum Unterhalt einschließlich der Ausbildungskosten nicht aureichen. Dies gilt aber nur bis zum Eintritt der Volljährigkeit. Von da an muß es den Stamm seines Vermögens aufzehren, ehe es Unterhalt von seinen Eltern verlangen kann (§ 1602 Abs. 2 BGB). Eine Ausnahme gilt, wenn es unzumutbar ist, das Vermögen anzugreifen (Rdn. 35). 81 c) Ein verheiratetes Kind hat einen Unterhaltsanspruch gegen seine Eltern nur, wenn der Ehegatte bei Berücksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen außerstande ist, ohne Gefährdung seines angemessenen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren (§ 1608 BGB). Heiratet ein Student, so wird ihm mithin seine Frau vor seinen Eltern unterhaltspflichtig. 82 d) Minderbemittelte Eltern Eltern, die bei Berücksichtigung ihrer sonstigen Verpflichtungen außerstande sind, ihren minderjährigen unverheirateten Kindern den diesen zustehenden Unterhalt zu gewähren, müssen alle verfügbaren Mittel zu ihrem und der Kinder Unterhalt gleichmäßig verwenden, außer wenn andere unterhaltspflichtige Verwandte vorhanden sind (§ 1603 Abs. 2 BGB). 83 e) Die Unterhaltspflicht des überlebenden Elternteils schließt nach §§ 844, 843 Abs. 4 BGB den Ersatzanspruch des Kindes gegen den für den Unfalltod des anderen Elternteils Verantwortlichen nicht aus und mindert ihn nicht (Rdn. 34). Wird der Vater beim Unfall getötet und war die Mutter nicht im Erwerbsleben gestanden, hatte sie vielmehr nur den Haushalt besorgt, so umfaßt der Ersatzanspruch des Kindes gegen den Schädiger den gesamten Unterhalt mit Ausnahme der persönlichen Dienste der Mutter, die diese weiterhin dem Kinde allein schuldet (Rdn. 38) (LG Mönchengladbach, 21.6.61, MDR 1016; BayObLGSt 64, 8 v. 11. 2. 64 = NJW 64, 1084). War die Mutter neben dem Vater berufstätig, so kann, wenn der Vater getötet wird, das Kind vom Schädiger nur den auf den Vater entfallenden Teil des Unterhalts ersetzt verlangen, nicht seinen vollen Unterhalt. (Wird in einem solchen Fall die Mutter getötet, so entstehen Ersatzansprüche in Höhe ihrer Pflicht, zum Unterhalt des Kindes beizutragen, vgl. Braunschweig, 11. 8. 66, VersR 67, 813, und BGH 25.4. 67, FamRZ 380.) Hat die Witwe infolge des Unfalltodes ihres Mannes dessen Unternehmen geerbt, so mindern sich hierdurch die Ersatzansprüche der Kinder gegen den Schädiger. Es ist aber nicht etwa so, daß die Kinder sich einen „erhöhten" Unterhaltsanspruch gegen ihre Mutter auf ihre Schadenersatzansprüche „anrechnen" lassen müßten (a. M. München, 10. 11. 66, VersR 67, 190). Denn dieser Unterhaltsanspruch gegen die Mutter konnte sich durch den Tod des Vaters nicht erhöhen. Vielmehr greift 350
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der in Rdn. 78 entwickelte allgemeine Grundsatz ein, daß die in § 843 Abs. 4 enthaltene Regel nicht gilt, wenn nur die Person des Unterhaltspflichtigen, nicht aber die Quelle des Unterhalts gewechselt hat. Es darf nicht unbeachtet bleiben, daß auch der Wegfall der persönlichen Dienste der Mutter im Haushalt einen Unterhaltsschaden darstellt, den der Schädiger vergüten muß (BGH VI 86/68 v. 21. 10. 69, VersR 70, 41), vgl. auch Rdn. 39. III. Ansprüche des nichtehelichen Kindes
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Dem nichtehelichen Kind stehen gegen seinen Vater und seine Mutter Unterhaltsansprüche zu (Rdn. 27). Werden Vater und Mutter oder wird einer von beiden durch einen Unfall getötet, so entstehen dem nichtehelichen Kind anstelle des weggefallenen Unterhaltsanspruchs Ersatzansprüche gegen den Schädiger in gleicher Höhe; auch das nichteheliche Kind hat ein Recht, so gestellt zu werden, als lebten beide Elternteile noch. Nach § 1615 c BGB ist für die Bemessung des Anspruchs eines Kindes, das noch keine selbständige Lebensstellung erlangt hat, die Lebensstellung beider Eltern zu berücksichtigen. Dies geschieht im allgemeinen durch prozentuale Zuschläge zum Regelunterhalt (§ 1615 f BGB). Das Deutsche Institut für Vormundschaftswesen hat in den „Heidelberger Empfehlungen" Berufsgruppen nach Tätigkeitsmalen und Einkommen zusammengestellt (Der Amtsvormund 70, Sp. 241 und 72, Sp.429; Frank-Zeller, FamRZ 71, 354; Rassow, FamRZ 71, 562). Doch wird die häufig geübte Methode, das Mittel aus den Berufsgruppen der Mutter und des Vaters als maßgebend anzusehen, bisweilen wegen der unterschiedlichen Einkommensverhältnisse und Kinderzahl der Eltern zu unbilligen Ergebnissen führen (LG Lüneburg, 17. 5. 73, NJW 2113; LG Stuttgart, Justiz 71, 267). a) Wird die Mutter getötet
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so erwirbt das Kind einen Ersatzanspruch für den Wegfall der aus der Personensorge hervorgehenden Leistungen der Mutter und für deren Geldleistungen, soweit sie familienrechtlich geschuldet waren (Rdn. 39). Die Mutter war verpflichtet, für Unterkunft, Kost, Bekleidung und Ausbildung des Kindes aus eigenen Mitteln aufzukommen, sofern der Vater nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend Alimente zahlte. Auch insoweit hat nach dem Tod der Mutter der Schädiger einzuspringen (BGH 26. 1. 53, VersR 149/150). aa) An persönlichen Leistungen schuldete die Mutter ihrem Kind vor allem die 8 6 Pflege und Wartung mit allen dazu gehörenden Handreichungen, vor allem das Bereiten der Mahlzeiten, das Reinigen und Instandsetzen der Kleidung, die Begleitung beim Spiel, die Erziehung und Beaufsichtigung, die religiöse Betreuung und auch die Krankenpflege. Die Pflicht der Mutter zu solchen persönlichen Diensten kann sich verringern oder ganz entfallen, wenn in dem Lebenskreis, dem sie angehört, die persönliche Betreuung des eigenen Kindes nicht üblich ist oder sich üblicherweise auf wenige Gebiete (wie die religiöse Betreuung) beschränkt. Dasselbe gilt, wenn die Mutter darauf angewiesen ist, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, hinsichtlich des täglichen Zeitraums, in dem sie sich dem Kind wegen ihrer beruflichen Tätigkeit nicht widmen kann. Der Wert der persönlichen Dienste einer Mutter, die ihr Kind in jeder Hinsicht allein betreut, ist in der Regel ebenso hoch zu veranschlagen, wie die Geldleistungen, die der Vater als Unterhalt schuldet. Der Schädiger schuldet für den Wegfall der persönlichen Leistungen der Mutter Geldersatz (BGHZ 8, 374 vom 26. 3. 53 = VersR 149; BGH 8. 3. 66, Betrieb 701 = VRS 31, 19; Geyer, VersR 66, 905/907). Bei der Berechnung der Höhe der 351
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Ansprüche sind die allgemeinen Grundsätze des Schadenersatzrechts anzuwenden. Das Kind muß durch die Ersatzleistung in die Lage versetzt werden, seine Lebensweise so fortzusetzen, als lebte die Mutter noch. Bei der Schadensbemessung ist von den Kosten auszugehen, die die Heranziehung einer zuverlässigen Ersatzkraft verursachen würde, und zwar einer Ersatzkraft, die die früheren Tätigkeiten der Mutter voll übernimmt (BGH 21. 10. 69, VersR 70, 41). Daß diese Kosten bei dem bestehenden Arbeitskräftemangel sehr hoch sind, kann den Anspruch des Kindes nicht mindern. Der Anspruch besteht, auch wenn keine solche Ersatzkraft in Anspruch genommen wird, das Kind vielmehr bei Verwandten oder in einem Heim untergebracht wird (BGH 21. 10. 69 a. a. O.). Die Höhe der Heimkosten hat auf die Höhe des Anspruchs keinen Einfluß. Der Umstand, daß die Großmutter oder andere Verwandte die persönliche Betreuung des Kindes übernehmen, mindert seinen Ersatzanspruch nicht. Dagegen ist zu beachten, daß die Ansprüche des Kindes dann auf den Sozialversicherungsträger nach § 1542 RVO übergehen, wenn dieser bei Tötung der Mutter ihm eine Waisenrente gewährt; denn diese Rente dient demselben Zweck wie der Schadenersatzanspruch des Kindes wegen entgangener persönlicher Dienstleistungen der Mutter (BGH 8. 3. 66, a. a. O.). 87
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bb) Geldleistungen. Neben den persönlichen Leistungen schuldet die Mutter ihrem nichtehelichen Kind unter Umständen auch Unterhalt in Geld, nämlich immer dann, wenn die Zahlungen des Vaters zur Bestreitung des dem Kind zustehenden Unterhalts nicht ausreichen und die Mutter in der Lage ist, einzuspringen (§ 1606 Abs. 3 BGB). Dasselbe gilt in verstärktem Maße, wenn der Vater überhaupt keine Zahlungen erbringt. Es ist natürlich in der Regel nicht so, daß die Mutter dem Kind persönlich oder einem Vertreter des Kindes Geld übergibt. Vielmehr bestehen die Leistungen der Mutter in der Regel darin, daß sie Nahrungsmittel, Bekleidung oder Spielzeug für das Kind kauft oder die Wohnungsmiete oder das Schulgeld für das Kind zahlt. Hat das Kind einen Vormund, so kann sich allerdings auch die Lage ergeben, daß die Mutter an diesen Zahlungen zu erbringen hat. Wird die Mutter durch einen Unfall getötet, so hat in allen diesen Fällen der Schädiger Ersatz für die Leistungen zu gewähren, die die Mutter auf Grund einer Verpflichtung erbracht hat oder hätte erbringen müssen, nicht dagegen für freiwillige, nicht geschuldete Leistungen. Bei der Berechnung der Höhe sind zunächst Feststellungen darüber zu treffen, ob der Vater in dem Zeitraum, für den Ersatz gefordert wird, Zahlungen leistet oder leisten wird und wie hoch diese sind oder sein werden. Das Kind ist dem Schädiger gegenüber im Rahmen seiner Schadenminderungspflicht gehalten, die Durchsetzung seiner Ansprüche gegen den Vater nach Kräften zu betreiben. War die Mutter wirtschaftlich nicht in der Lage, dem Kind die infolge der Zahlungsunfähigkeit oder des mangelnden Zahlungswillens des Vaters erforderlich werdenden Leistungen für Lebensmittel, Bekleidung, Wohnung, Waschmittel und Erziehung zu erbringen und war auch nicht mit einer Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage zu rechnen, so kann das Kind beim Unfalltod der Mutter nur Ersatz für die weggefallenen persönlichen Dienste der Mutter verlangen. b) Wird der Vater durch einen Unfall getötet,
so unterscheiden sich die Ersatzansprüche des nichtehelichen Kindes von denen eines ehelichen Kindes. 89 aa) Höhe der Ansprüche. Hatte der Vater das Kind selbst betreut, so erhält es Ersatz für dessen wegfallende persönliche Dienste. Bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres hatte der Vater dem Kinde mindestens den Regelunterhalt 352
Ersatzpflicht bei Tötung
§ 10 StVG
nach § 1615 f BGB zu zahlen, solange es nicht in seinen Haushalt aufgenommen war. Dieser Regelbedarf wird von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates durch Rechtsverordnung festgesetzt und bestimmt im Normalfall die Höhe der Ansprüche des Kindes bei Tötung seines Vaters. Der Anspruch entfällt nach der neuen Regelung im Gesetz vom 2. 7. 76 (BGBl. I S. 1749), wenn das Kind von einem anderen an Kindes Statt angenommen (adoptiert) wird, soweit es sich nicht um regelmäßig wiederkehrende Leistungen handelt (§ 1755 Abs. 1 BGB, Jayme, FamRZ 73, 14 Anm. 10). Unterhaltsrückstände, die vor dem Tod des Vaters entstanden waren, werden von der Haftung des Schädigers nicht erfaßt (Geyer, a. a. O. S. 907). Da die Bedürftigkeit des Kindes keinen Einfluß auf die Höhe seiner Forderung hat, hat das nichteheliche Kind bei einer Erkrankung keine zusätzlichen Ansprüche (Göppinger, FamRZ 67, 367). Weigert sich die Mutter, das Kind bei sich aufzunehmen, so hat nicht etwa der Schädiger für die hierdurch erforderlich werdenden Mehraufwendungen aufzukommen (LG Duisburg, 22. 3. 67, MDR 765). bb) Erhält das Kind nach dem Tode seines Vaters eine Waisenrente nach dem 9 0 AngestelltenversicherungsG, so braucht es sich diese auf seinen Anspruch gegen die Erben nicht anrechnen zu lassen (BGHZ 44, 312 vom 26. 11.65 = NJW 66, 450 = MDR 66, 224 = Rpfleger 66, 302/303 = JZ 66, 362 m. Anm. NeumannDuesberg). Dasselbe muß auch für Waisenrenten anderer Sozialversicherungsträger gelten (Hüskes, VersR 1961, 397/398). Die Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten, die aufgrund der Sozialversicherungsgesetze gezahlt werden, sind ein Mittel, durch das der Staat eine soziale Vorsorge für bestimmte schicksalsmäßige Entwicklungen oder Schicksalsschläge schafft. Die Fürsorge wird aber allgemein und ohne Rücksicht darauf gewährt, ob der Berechtigte in eine Notlage geraten und bedürftig geworden ist (BGH 26. 11. 65, a. a. O.). cc) Forderungsübergang (Rdn. 44 bis 49). Die dem Kind gegen den Schädiger 91 zustehenden Ansprüche gehen auf den Sozialversicherungsträger, der dem Kind eine Rente gewährt, über (§ 1542 RVO). Der Übergang findet auch hinsichtlich der Beträge statt, die der Sozialversicherungsträger an die gesetzliche Krankenversicherung abführen muß (BGH 26. 5.64, VersR 847). Nimmt das Kind eine Lehr- oder Berufstätigkeit auf, so entfallen diese Beiträge, weil das Kind nun selbst krankenversicherungspflichtig wird. Die Rentenleistungen des Sozialversicherungsträgers an das Kind, die nach dem AngestelltenversicherungsG bei Tötung der Mutter zu zahlen sind, bewirken einen Übergang des dem Kind zustehenden Schadenersatzanspruchs auf den Träger (BGH 8. 3. 66, Betrieb 701 = VRS 31, 19 = NJW 1319). IV. Ansprüche des Witwers
92
Diese Ansprüche sind, wenn die getötete Ehefrau berufstätig war, ebenso zu berechnen wie die der Witwe (Rdn. 53 bis 77). Im Vordergrund steht in der Regel der Ersatzanspruch wegen des Wegfalls der Dienstleistungen der Frau, der früher — soweit auf unerlaubte Handlung gestützt — aus § 845 BGB hergeleitet wurde und deshalb in Rdn. 26 bis 29 zu § 16 behandelt ist. Dieser Anspruch aus § 10 StVG, § 844 BGB bleibt beim Tod einer nicht berufstätigen Frau allein übrig. Auf Rdn. 6 wird verwiesen. Die Frage, ob die Ansprüche des Witwers einer beim Unfall Getöteten, die nicht nur im Haushalt tätig war, sondern auch im Geschäft des Ehemannes, auf § 845 BGB oder auf § 844 Abs. 2 BGB zu stützen sind, hat der Bundesgerichtshof offen gelassen (BGH 24.6. 69 = VersR 1969, 952 = NJW 1969, 2005 = VRS 37, 340). 353
§ 11 StVG
Haftpflicht
9 3 V. Ansprüche der Eltern Hat der getötete Sohn oder die getötete Tochter im landwirtschaftlichen Anwesen der Eltern ohne eine den geleisteten Diensten entsprechende Entlohnung mitgearbeitet, so steht den Eltern ein Geldanspruch wegen des Wegfalls dieser Dienste zu. Einzelheiten findet man in Rdn. 30 zu § 16 und in Rdn. 79 zu § 10. Ein Geldanspruch steht den nicht oder nicht mehr arbeitsfähigen Eltern gegen ihre* Kinder zu, wenn diese arbeitsfähig sind oder auf andere Weise ein eigenes Einkommen haben. Stand das getötete Kind noch nicht im Berufsleben, so ist es für die Eltern zweckmäßig, Feststellungsklage zu erheben, sofern nicht von vornherein feststeht, daß ein Ersatzanspruch der Eltern auch in Zukunft nicht entstehen kann (Rdn. 29 und 30). Wird eines von mehreren Geschwistern beim Unfall getötet, so haben die Geschwister keine Ansprüche gegen den Schädiger § 1602 BGB; dementsprechend können ihre Eltern vom Schädiger nicht verlangen, daß er Ersatz dafür leistet, daß sie von dem getöteten Kind, das berufstätig war, laufend Zuschüsse mit der Zweckbestimmung erhalten haben, damit Unterhalt und Ausbildung der anderen Kinder zu finanzieren. Die Ansprüche der Eltern beschränken sich auf ihren persönlichen Bedarf (Brühl-Göppinger-Mutschler, Unterhaltsrecht, 3. Aufl. 1. Teil Rdn. 611 und 501 mit weiteren Nachweisen; OLG Düsseldorf, OLGE 38, 145).
§11 Ersatzpflicht bei Körperverletzung Im Falle der Verletzung des Körpers oder der Gesundheit ist der Schadensersatz durch Ersatz der Kosten der Heilung sowie des Vermögensnachteils zu leisten, den der Verletzte dadurch erleidet, daß infolge der Verletzung zeitweise oder dauernd seine Erwerbsfähigkeit aufgehoben oder gemindert oder eine Vermehrung seiner Bedürfnisse eingetreten ist. Übersicht Rdn.
Rdn. 1-16
A. Schrifttum 1 I. Bücher (alphabetisch) 2-16 II. Aufsätze (zeitlich) a) Krankenhauskosten zweiter Klasse 2 b) Nichtinanspruchnahme 3 der Ortskrankenkasse c) Kosten des Durchgangsarztes d) Pauschalierung der Aufwendungen der Ortskrankenkasse e) Vermehrung der Bedürfnisse f) Ausfall der Hausfrau in Haushalt und Geschäft g) Verletzungen vor der Geburt
354
h)
Berechnung des Verdienstausfalls bei Arbeitnehmern
i)
Berechnung des Verdienstausfalls bei Unternehmern und Freiberuflichen
10
k)
Forderungsübergang auf den Arbeitgeber und Dienstherrn
II
1)
Forderungsübergang auf den Sozialversicherungsträger
12
Forderungsübergang hinsichtlich der Krankenversicherung der Rentner
13
m)
Ersatzpflicht bei Körperverletzung
§ 11 StVG
Rdn. n)
o)
p)
Zeitpunkt des Forderungsübergangs auf den Sozialversicherungsträger Gleichzeitiger Übergang auf den Dienstherrn und einen Sozialversicherungsträger Sonstiges
B. Geschichtliche Entwicklung
Rdn. f)
14 g) 15 16 17
h) i) k)
Mitarbeit im landwirtschaftlichen Betrieb oder Erwerbsgeschäft des Ehegatten Ansprüche einer nicht verheirateten Verletzten Ansprüche des im Haushalt mitarbeitenden Ehemanns Nicht gemachte Aufwendungen Forderungsübergang
37 38 39 40 41
C. Stellung der Vorschrift im System des StVG I.
Ansprüche Dritter
II. Ansprüche des Verletzten
18-19 18 19
D. Der Inhalt der Vorschrift 20-67 I. Ersatz der Heilungskosten 20 — 29 a) Der Begriff „Heilungskosten" 20 b) Nebenkosten der Heilung 21 Kompensation mit ersparten Verpflegungskosten 22 c) Unverhältnismäßige Aufwendungen 23 24 d) Finanzierungskosten e) Inanspruchnahme der privaten Krankenversicherung 25 Inanspruchnahme der 0 Krankenkassen der Sozialversicherung 26 g) Übergang der Forderung des Verletzten auf Ersatz der Heilungskosten 27 aa) Private Versicherer 28 bb) Öffentliche Dienstherren 29 cc) Sozialversicherungsträger 30 Vermehrung der Bedürfnisse 31 - 4 1 Abgrenzung gegenüber den Heilungskosten 32 b) Abgrenzung gegenüber dem Verdienstausfall 33 c) Abgrenzung gegenüber dem Schmerzensgeld 34 d) Weitere Beispiele für Vermehrung der Bedürfnisse 35 e) Ersatzansprüche der Hausfrau wegen Ausfalls im Haushalt 36 a)
III. Aufhebung oder Minderung der Erwerbsfähigkeit durch den Unfall 42-73 a) Ursächlichkeit des Unfalls 43 b) Nachteile für das Fortkommen 44 c) Beeinträchtigung der 45 Heiratsfähigkeit d) Ersatz des entgangenen 46 Gewinns e) Verdienstausfall bei unselbständiger Tätigkeit 47 •- 6 3 aa) Weiterlaufen von Lohn oder Gehalt trotz der Körper48 verletzung bb) Fehlen eines Schadens beim Arbeit49 nehmer cc) Fälle, in denen keinesfalls ein Schadenersatzanspruch 50 entsteht dd) Unfallbedingte Pensionierung des Verletzten 51 Vorteilsausgleich 52 bei Pensionierung Schadenersatz bei unnötiger Pensio53 nierung ee) Unfall des Gesellschafters einer Per54 sonengesellschaft ff) Berechnung des 55 Verdienstausfalls gg) Bruttolohn als Aus56 gangspunkt Berücksichtigung 57 des Nettolohns Billigkeitserwägun58 gen hh) Vorteilsausgleich für ersparte Steuern 59 und Sozialabgaben 60 Steuerersparnis 355
§ 11 StVG
Haftpflicht Rdn.
Rdn. Ersparnis an Sozialabgaben 61 ii) Nichtgeltendmachen von Ansprüchen gegen Sozialversicherungsträger 62 kk) Fehlen eines Vorteils 63 Unfallbedingter Ausfall an E i n n a h m e n bei Unternehmern und Freiberuflichen 64 - 7 1 aa) Mindererlös beim Verkauf des Untern e h m e n s oder eines 65 Grundstücks bb) Stillegung des Unternehmens 66 cc) Verbotene Geschäf67 te
g) h) i) k) 1)
d d ) Verdienstausfall eines Taxiunternehmers ee) Verdienstausfall eines Transportunternehmers ff) Sonstige Fälle gg) H i n d e r u n g an der Geschäftseröffnung Forderungsübergang auf Sozialversicherungsträger Der Ausschluß dieses Forderungsübergangs Forderungsübergang auf den Privatversicherer Forderungsübergang auf den Dienstherrn Ersatzansprüche des im Mutterleib Geschädigten
68 69 70 71 72 73 74 75 76
A. Schrifttum: 1
I. Bücher (alphabetisch) Eisel-Drabe, „§ 1542 RVO", Loseblattausgabe, 3. Aufl. Essen 1967. Gunkel, „Die Ersatzansprüche nach § 1542 RVO", 2. Aufl. Lübeck 1951. Huber, „ D e r Pauschalersatz nach § 1542 Abs. 2 RVO", Soltau 1959. Höhne, „Betrieblicher Krankengeldzuschuß f ü r Arbeiter", Heidelberg 1958. Möller, „ D e r Forderungsübergang g e m ä ß § 1542 RVO, Entscheidungen und Veröffentlichungen 1948 bis 1964", Karlsruhe 1965. Scharrenbroich, „ D e r Rückgriffsanspruch des Versicherungsträgers in der Krankenversicherung", 2. Aufl. 1941. Schieckel, „Die Ersatza n s p r ü c h e der Versicherungsträger", Stuttgart 1935. Seitz, „Die Ersatzansprüche der Sozialversicherungsträger nach § 6 4 0 und § 1542 RVO", 2. Aufl. Berlin 1964. Stumpf, „Die Verletzungsfähigkeit des nasciturus", Köln, Diss. 1966.
II. Aufsätze (zeitlich): 2
3
a) Krankenhauskosten zweiter Klasse. Schneider, M D R 61, 101. Schmidt, VersR 66, 614. Raddatz, VersR 66, 1121. Göttling, „ H ö h e r e Pflegeklasse auch bei geringem E i n k o m m e n " , ZfV 72, 179. b) Nichtinanspruchnahme
der Ortskrankenkasse.
B a n d m a n n , DVersZ 52, 260
4
c) Kosten des Durchgangsarztes. 63, 903.
5
d) Pauschalierung der Aufwendungen der Ortskrankenkasse. Jakobi, VersR 52, 157. Lindem a n n , VersR 57, 766. Kirstein, VersR 57, 421. Möring, VersR 58, 78. Höring, VersR 58, 212. Kirstein, VersR 58, 822. Schneider, N J W 61, 254. B o r t h a r d , VersR 63, 223. Fröhlich (Saarland), VersR 64, 124. Kauf (Saarland), VersR 64, 90. Stamm (Eigenersparnis), VersR 75, 690.
6
e) Vermehrung
der Bedürfnisse
Vollmar, VersR 58, 436. Peters, VersR 59, 10. Klick, VersR
(Allgemeines).
Zeitlmann, J R P r V 37, 304.
7
f ) Ausfall der Hausfrau in Haushalt und Geschäft. Elleser, SozVers 54, 86. G e r n h u b e r , F a m R Z 58, 243/250. Weimar, VP 61, 56. Eißner, F a m R Z 61, 49/51. Klingsporn, F a m R Z 61, 54/56. H o f m a n n , VersR 61, 481/486. Figert, M D R 62, 621. Wilts, VersR 63, 305.
8
g) Verletzungen vorder Geburt. Schmidt, J Z 52, 167. Heldrich, J Z 65, 593. Stoll, „Festschrift f. N i p p e r d e y " , 1965, Bd. I, 739. Laufs, N J W 65, 1053. Selb, AcP 166, 76. Roth-Stielow, M D R 65, 969.
356
Ersatzpflicht bei Körperverletzung
§ 11 StVG
h) Berechnung des Verdienstausfalls bei Arbeitnehmern. Lucas, JW 38, 1992 und 2656. 9 Schüttensack, JW 38, 2655. Dickertmann, VersWirtsch. 50, 164. Wussow, DAR 51,3. Däubler, NJW 53, 285. Pessler, NJW 59, 1207. Schulz, BB 61, 1050. v. Gerkan, Betrieb 61, 800. Vellmar, ..Erholungsurlaub während der Arbeitsunfähigkeit", VersR 61. 680. Sieg. VersR 64. 8. Weller, BB 64, 136. Schulz, MDR 64, 198. Kessler, DRiZ 65. 320. Lieb, ..Weglall der Arbeitskral't und normativer SchadensbegrilT", JZ 71. 358. Säbel. ..Schadensersatz l'ür anteiliges Urlaubsentgelt und Urlaubsgeld", VersR 73, 302. Marschall von Bieberstein, ..Schadensberechnung bei Verdienstausfall". VersR 75, 1065. Riedmaier, VersR 78, 1002. il Berechnung