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German Pages 963 [957] Year 2015
Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
I
Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgegeben von Klaus Kastberger
Band 3.1
De Gruyter II
Ödön von Horváth
Geschichten aus dem Wiener Wald Herausgegeben von Erwin Gartner und Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Charles-Onno Klopp, Kerstin Reimann und Martin Vejvar
Band 1
De Gruyter III
Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF; P 23563-G20) und von der Kulturabteilung der Stadt Wien. Dank an die Österreichische Nationalbibliothek (Wien) und die Wienbibliothek im Rathaus für die Überlassung von Reprorechten an den Faksimiles. Die Forschungsarbeiten an der Ausgabe werden seit Oktober 2015 am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.
ISBN 978-3-11-043945-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-045008-8 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-044959-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
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Inhalt Band 1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorarbeit 1: Frühe Schönheiten: Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse . . . . . . . . . . Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig. Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat. . . . . . . . Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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39 47 97 163 211
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Band 2 Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück (Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück (Endfassung in drei Teilen, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Chronologisches Verzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersichtsgrafik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
765 893 923
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . . Siglen und Abkürzungen Literaturverzeichnis . . . Inhalt (detailliert). . . .
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Vorwort
Vorwort Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück Uraufführung: am 2. November 1931 im Deutschen Theater, Berlin (Regie: Heinz Hilpert). Dauer der Schreibarbeiten: Frühjahr 1930 bis Sommer 1931; wobei die Vorarbeit 1 „Frühe Schönheiten“ und die Vorarbeit 2 Ein Fräulein wird verkauft auf das Frühjahr oder den Sommer 1930 zurückgehen, Konzeption 1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse teils noch im Sommer 1930, teils aber erst Anfang oder im Frühjahr 1931 entstanden ist, die Konzeptionen 2 bis 5 dann zwischen Frühjahr und Sommer 1931. Umfang des genetischen Materials: 815 Blatt an Entwürfen und Textstufen, davon entfallen 78 Blatt auf die beiden Vorarbeiten und 737 Blatt auf die fünf Konzeptionen. Erstdruck: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen. Berlin: Arcadia Verlag 1931.
Datierung und Druck Die Datierung der Entstehungsgeschichte der Geschichten aus dem Wiener Wald ist, zumindest was deren Beginn betrifft, einigermaßen schwierig. Es spricht einiges dafür, dass bereits Horváths Posse Rund um den Kongreß (1929) und deren Neubearbeitung unter den Titeln Die Mädchenhändler bzw. Von Kongress zu Kongress sowie das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (beide 1930) zum Einflussbereich der späteren Geschichten gehören.1 Damit würde deren Genese zumindest bis ins Jahr 1929 zurückreichen. Tatsächlich dürfte die Frage des Mädchenhandels, die alle diese Dramenprojekte verbindet, Horváth jedoch bereits zu Beginn der zwanziger Jahre beschäftigt haben. Einen ersten Hinweis darauf bietet ein universitärer Belegbogen aus dem Jahre 1921, als der Autor an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität eingeschrieben war, laut dem er u.a. eine Vorlesung zum Thema „Die Bekämpfung der Prostitution“ bei „Dr. von Notthaft“ besuchte.2 Traugott Krischke weist auf die Tatsache hin, dass bereits im März 1923 der Völkerbund eine „Kommission zur Be-
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Das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft wurde demgemäß in die Werkgenese der Geschichten aus dem Wiener Wald als VA2 aufgenommen. Horváth war zwischen 1919 und 1922 an der Universität München in den Fächern Theaterwissenschaft und Germanistik inskribiert und besuchte darüber hinaus verschiedene Vorlesungen und Seminare aus Kunstgeschichte und Psychologie (vgl. Traugott Krischke/Hans F. Prokop (Hg.): Ödön von Horváth: Leben und Werk in Daten und Bildern. Frankfurt am Main: Insel 1977, S. 55).
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Vorwort
kämpfung des Mädchenhandels“ einsetzt, „die vier Jahre lang 28 europäische und amerikanische Länder bereist, um den Mädchenhandel und die soziale Lage der Frauen in den verschiedenen Gebieten zu untersuchen“.3 Die Problematik des Mädchenhandels hatte indes, wie neueste Forschungen belegen, keine bedrohlichen Ausmaße, sondern wurde von Wohlfahrtsinstitutionen meist übertrieben dargestellt, um ihre eigenen Ziele besser durchsetzen zu können. Möglicherweise war Horváth auch über den Film Mädchenhandel. Eine internationale Gefahr, der 1927 in Deutschland anlief, mit der Thematik in Berührung gekommen. Die Handlung dieses Films weist einige Parallelen zu den erwähnten Dramenprojekten auf.4 Die Frage des Mädchenhandels stellt zweifellos auch eines der Kernthemen des späteren Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald dar. Die Vermittlung Mariannes an die „Baronin mit den internationalen Verbindungen“ bildet deren geheimes Zentrum, die Absprache zwischen Alfred und dem Hierlinger Ferdinand eine Form des gesellschaftlich sanktionierten Mädchenhandels mit dem Ziel, dass sich Marianne „finanziell selbständig sichert“, „dass sie sich nämlich irgendwie in das Berufsleben einschaltet“, damit sich Alfred ihrer besser und einfacher entledigen kann, denn Ferdinand folgert: Eine Geliebte mit Beruf unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Liebesverbindung, sogar die Ehe! Das ist doch auch ein Hauptargument unserer Kirche in ihrem Kampfe gegen die berufstätige Frau, weil eine solche halt familienzerstörend wirkt --5
Während Horváth in der Posse Rund um den Kongreß noch, aufgrund konventioneller Erwartungen des Publikums, die im Stück thematisiert werden, die Eheschließung zwischen dem Fräulein und Ferdinand als Dramenschluss wählt und damit das Fräulein vor ihrem Verkauf nach Südamerika bewahrt, wird in den Geschichten aus dem Wiener Wald der Mädchenhandel konsequent durchgeführt: Marianne landet im Rotlichtmilieu („Maxim“) und muss sich nackt den Blicken des Publikums preisgeben. Die dramatische Zuspitzung der Situation des Fräuleins verläuft über die verschiedenen Dramenprojekte. Bereits in dem Lustspiel Die Mädchenhändler bzw. Von Kongress zu Kongress spielt dabei die Kinderfrage eine ganz zentrale Rolle, wobei hier erstmals von einem Abtreibungsversuch die Rede ist. Auch ein Selbstmordversuch der Hauptfigur Anna Weber ist geplant. Außerdem spielt hier nicht nur, wie schon in Rund um den Kongreß, der Mädchenhandelskongress eine Rolle, sondern darüber hinaus ein Mutterschaftskongress und ein Kongress zum Schutz des Kindes. Horváth verquickt hier also alle drei Themen: Prostitution, Mutterschaft und Kind – eine Verbindung, die auch für die Geschichten aus dem Wiener Wald bedeutsam sein wird. In dem Dramenprojekt Ein Fräulein wird verkauft ist die Situation der titelgebenden Figur ähnlich dramatisch. Das Fräulein hat ein Kind und will Selbstmord begehen, weil es sein Leben nicht in den Griff bekommt. In letzter Sekunde wird es durch eine Ohnmacht am Selbstmord gehindert.6
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Traugott Krischke: Horváth-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 35. Vgl. Klaus Kastberger: Nachwort. In: Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück. Hg. v. Klaus Kastberger und Nicole Streitler. Stuttgart: Reclam 2009, S. 220–243, hier S. 222. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 59. Vgl. dazu überdies den Abschnitt zu VA2.
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Vorwort
Doch nicht nur die Thematik des Mädchenhandels und damit verwandte Themen, sondern auch eine Reihe von einzelnen Repliken und Motiven deuten auf die enge Verwandtschaft zwischen den erwähnten Dramenprojekten und dem späteren Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald. So findet sich bereits in Rund um den Kongreß die Replik Luises „Und am siebzehnten März?“, mit der sie Alfred gegenüber andeutet, dass er sie sehr wohl schon einmal „angerührt“7, also geschlagen, hat. Auch das Klavierspiel und der Donauwalzer kommen schon in der Posse vor.8 Alfreds Replik gegenüber Luise: „Einen anderen Kopf, wenn man bitten darf, ja?!“ taucht in ähnlicher Form in der Endfassung der Geschichten wieder auf.9 Bereits in Rund um den Kongreß und später auch in Ein Fräulein wird verkauft ist die Szene ausgeführt, in der sich Luise schminkt und dabei den Totenmarsch von Chopin summt.10 Dabei ist in dem Dramenfragment bereits der spätere Wortlaut ziemlich genau vorweggenommen: „Meiner Seel, ich schau heut schon grandios ungepflegt aus. Höchste Zeit, dass ich mich wiedermal rasier --“11 Die Figurenkonstellation, die das Fräulein, Luise (Gift) und Ferdinand umfasst und die schon Rund um den Kongreß aufweist, bleibt als Kernkonstellation über Ein Fräulein wird verkauft bis zu den Geschichten aus dem Wiener Wald erhalten. Das Fräulein wird zu Anna, zu Irene, dann zu Agnes und schließlich zu Marianne, Luise Gift wird zur Frau (von) Kram(m)el, zu Mathilde und schließlich zu Valerie; auch Ferdinand und Alfred sind schon in Rund um den Kongress angelegt, erfahren aber funktionelle Verschiebungen. Symptomatisch verdeutlicht dies eine Replik Fredys in Ein Fräulein wird verkauft, die in ganz ähnlicher Form auf den Alfred der Geschichten aus dem Wiener Wald übergeht. Dabei unterstreicht dieser Wandersatz die Ähnlichkeit der Figurenkonstellation, die den jungen Fredy/Alfred und die alte Luise/Valerie in einer ödipal-inzestuösen Paarbeziehung12 verhaftet sieht: F REDY Jeder Mensch hat Schattenseiten, das ist normal. Und ich kann Dir flüstern: die Beziehung zwischen zwei Menschen wird dann erst stark und echt, wenn sie was voneinander haben. Natürlich auch in seelischer Hinsicht. Zum Beispiel: wenn ich nicht wär, was hättest Du jetzt? Deine Pension, Frau Kanzleiobersekretärswitwe -- und was mach ich aus Deiner Pension? Du beziehst den Gehalt eines Regierungsrates erster Klasse.13
Zum Vergleich dazu die Passage in den Geschichten: A LFRED […] Du darfst es doch nicht übersehen, dass ein jeder Mensch Licht- und Schattenseiten hat, das ist normal. Und ich kann Dir nur flüstern: eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari. Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, dass wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns etwa ungesund sind -VALERIE (unterbricht ihn) Nein, pfui! Pfui --
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KW 1, S. 232 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 35. Vgl. KW 1, S. 243 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 13, 18, 22, 34, 49, 70, 73, 88, 94, 108–114. Vgl. KW 1, S. 249 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 11. Vgl. KW 1, S. 215, VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 24 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 12. VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 24. Vgl. Johanna Bossinade: Inzestuöse Paare in Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth: Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 74–86, hier S. 76f. VA2/TS3/BS 24 [9], Bl. 7.
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Vorwort
A LFRED Na siehst Du! Jetzt hast Du ja schon wieder einen anderen Kopf auf! Es wär doch auch zu leichtsinnig von Dir, um nicht zu sagen übermütig! Was mach ich denn aus Deinem Ruhegehalt, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Dadurch, dass ich eine Rennplatzkapazität bin, wie? Durch meine glückliche Hand beziehen Frau Kanzleiobersekretärswitwe das Gehalt eines aktiven Ministerialdirigenten erster Klass!14
Aus all dem hat man zu folgern, dass zwar die Posse Rund um den Kongreß als eigenständiges Werk anzusehen ist, das auch als solches getrennt erschienen ist, auch wenn einige Motive und Repliken davon in die Geschichten aus dem Wiener Wald eingegangen sind. Der Posse ist die Nacharbeit Die Mädchenhändler bzw. Von Kongress zu Kongress zuzuordnen, in der Horváth die Thematik von Mädchenhandel und Mutterschaft weiterentwickeln und wesentlich verschärfen wollte. Schon das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft, das wahrscheinlich im Frühjahr oder Sommer 1930 entstanden ist, kann indes zum unmittelbaren Einflussbereich der Geschichten aus dem Wiener Wald gerechnet werden und wird diesen daher als Vorarbeit 2 zugeordnet. Ähnliches gilt für die beiden unter dem Titel „Frühe Schönheiten“ zusammengefassten Werkprojekte Die Schönheit von Fulda und Elisabeth, die Schönheit von Thüringen, die wahrscheinlich ebenfalls im Frühjahr oder Sommer 1930 entstanden sind und den Geschichten als Vorarbeit 1 vorangestellt werden. Die Produktivität Horváths seit der erfolgreichen, wenn auch umstrittenen Uraufführung des Volksstücks Die Bergbahn am 4. Jänner 1929 an der Berliner Volksbühne dürfte nicht unwesentlich mit seinen neuen Verlagsverhältnissen zusammenhängen. Seit dem 11. Jänner 1929 stand Horváth beim Ullstein Verlag unter Vertrag und konnte so über ein monatliches Honorar von 300,– Reichsmark, ab Juni 1931 sogar über 500,– Reichsmark verfügen.15 In rascher Folge erscheinen nun die Posse Rund um den Kongreß16 (1929), der Roman Der ewige Spießer und das Volksstück Italienische Nacht (beide 1930) im Arcadia bzw. Propyläen Verlag, die beide zur Ullstein-Verlagsgruppe gehören. Nach dem Abschluss der Arbeiten am Ewigen Spießer im April 1930 schreibt Horváth an mehreren Werkprojekten parallel. Aufgrund materieller Ähnlichkeiten17 dürften Das Wochenendspiel (später: Italienische Nacht), Der dumme Hans, Der Mittelstand, Ein Fräulein wird verkauft, Die Schönheit von Fulda und Die Schönheit aus der Schellingstrasse alle auf das Frühjahr bzw. den Sommer 1930 zu datieren sein. Die meisten der genannten Werkprojekte bleiben wenig ausgearbeitete Fragmente, einzig das Wochenendspiel erfährt in Italienische Nacht seine finale Realisierung.
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K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 10f. Vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 26. April 1929, masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur, und den Brief vom 19. März 1931, masch. Original im selben Archiv, ohne Signatur. Horváth hatte die Posse zunächst dem Volksbühnen-Verlag angeboten, dieser musste dann aber aufgrund von Horváths vertraglicher Verpflichtung vom 11. Jänner 1929 darauf „verzichten“ (vgl. den Brief des Leiters der Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. Bruno Henschel an Ödön von Horváth vom 23. Juli 1929, masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur). Vgl. dazu das Chronologische Verzeichnis in diesem Band, S. 765–768.
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Vorwort
Am 6. Jänner 1931 schreibt Hermann Kesten, in dessen Anthologie 24 neue deutsche Erzähler 1929 bereits Horváths Prosatext Das Fräulein wird bekehrt abgedruckt wurde,18 an Ödön von Horváth: Lieber Herr Horvath, nichts von Thoma - überhaupt keine Vergleiche für Ihr reizendes Buch (nicht einmal mit Aristophanes, Mark Twain, Don Quichote, Voltaire und Swift). Ich schicke Ihnen morgen eine Abschrift der Kritik, die ich der „Literarischen Welt“ gebe. Wie geht es Ihnen? Mit herzlichen Grüssen Ihr Hermann Kesten19
Mit dem „reizende[n] Buch“ ist Der ewige Spießer gemeint, den Kesten derart in den literarischen Olymp lobt. Zwei Tage später schickt er Horváth die Abschrift der Kritik in der Literarischen Welt und fragt an: „Wie geht es Ihnen? Fahren Sie munter Ski in den Bergen oder schreiben Sie an Ihrem neuen Drama? Lassen Sie gelegentlich wieder von sich hören.“20 Wahrscheinlich schrieb Horváth an seinem „neuen Drama“, mit dem die Geschichten aus dem Wiener Wald gemeint sein könnten. Am 20. März 1931 wurde am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin Horváths Volksstück Italienische Nacht so erfolgreich uraufgeführt, dass der Verlag sich dazu entschloss, von dem bis dahin nur als Stammbuch verlegten Stück auch eine Buchausgabe im Propyläen Verlag zu bringen.21 Carl Zuckmayer, der Mitte der dreißiger Jahre ein enger Freund Horváths werden sollte, begrüßte das Stück mit den Worten: Da ist Blick und Griff, Sicherheit des Instinkts, Humor und vor allem: innere Unabhängigkeit. Der große Reiz des Stückes liegt für mich vor allem in der bezaubernden Leichtigkeit und Echtheit der Dialoge, deren Verknüpfungen und geistige Hintergründe ebenso sicher wie absichtslos, unaufdringlich, spürbar sind, – und in der Luft zwischen den Menschen, der Lebensdichtheit der Atmosphäre. […] Ihr Weg ist richtig, er führt zu neuer Menschengestaltung, zu neuer Lebensdeutung, zum neuen deutschen Drama.22
Andere sahen die Italienische Nacht kritischer, so etwa der kommunistische Literaturkritiker Julius Bab, der noch Horváths Die Bergbahn stürmisch begrüßt hatte, nun aber davon sprach, dass das neue Stück zu „zersplittert“23 sei, ein Vorwurf, den sich der Autor anlässlich der Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald neuerlich einhandeln wird.24 Genau genommen hatte Bab in seiner Kritik der Italienischen
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Vgl. WA 14/ET3/TS1–TS4 und S. 882–884. Brief Hermann Kestens an Ödön von Horváth vom 6. Jänner 1931, zitiert nach dem masch. Original im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, ÖLA 3/B 2. Brief Hermann Kestens an Ödön von Horváth vom 8. Jänner 1931, zitiert nach dem masch. Original im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, ÖLA 3/B 3. Vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 4. Mai 1931, zitiert nach dem masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur. Zitiert nach dem Programmheft der Uraufführung im Theater am Schiffbauerdamm, Berlin 1931, Original verschollen. Julius Bab: „Italienische Nacht“. Theater am Schiffbauerdamm. In: Berliner Volkszeitung, 21.3.1931. Vgl. dazu den Abschnitt „Uraufführung und zeitgenössische Rezeption“.
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Vorwort
Nacht geschrieben: „Nur zersplittert das Ganze in zu locker verbundene, zu langsam bewegte Einzelheiten.“25 Horváth entgegnete Bab am 14. Juni 1931: „[H]offentlich wird nun mein nächstes Stück nicht so skizzenhaft, sondern etwas ‚fertiger‘.“ Und grüßte dennoch „[h]erzlichst“.26 Die Geschichten aus dem Wiener Wald, und damit ist die Fassung in drei Teilen 5 (K /TS12) gemeint, waren zu dem Zeitpunkt wohl schon fertig, wenn auch vielleicht nicht „fertiger“. Am 6. Juni 1931 wurde das Stück von der Deutschen Bühne angekündigt, am 5. Juli von der Wiener Allgemeinen Zeitung und am 6. Juli von der Berliner Abend-Zeitung Tempo. Horváths Arbeit an den Geschichten erstreckte sich also vom Frühjahr 1930 bis zum Sommer 1931. Im Oktober 1931 erscheinen im neunten Flugblatt des Arcadia Verlags unter dem Titel „Das neue Werk des Kleistpreisträgers 1931. Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück von Ödön Horvath“ ein Teilabdruck des vierten Bildes des ersten Teiles „An der schönen blauen Donau“ und die Ankündigung, dass das Stück Anfang November im Deutschen Theater uraufgeführt werde.27 Am 17. Oktober 1931 bestätigt der Ullstein Verlag mit ausdrücklicher Verspätung, dass das Stück für den Arcadia Verlag angenommen wurde.28 Das Stammbuch, ein „unverkäufliches Bühnenmanuskript“, wurde, wie aus dem Exemplar im Splitternachlass Horváth am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖLA 27/W 9) ersichtlich ist, durch Marita Hasenclever hergestellt, die Schwester des Schriftstellers Walter Hasenclever. Auf der Innenseite des Stammbuchs findet sich folgender Vermerk: „Hergestellt durch: Marita-Hasenclever / Berlin-Steglitz / Breitenbach Platz 7 / Fernspr: G 9 Albrecht 40 50“.29 Das Stammbuch lag spätestens im Sommer 1931 vor, als Heinz Hilpert es zu lesen bekam.30 Bei dem Exemplar aus dem Splitternachlass handelt es sich aber nicht um das Regie- oder Soufflierbuch der Uraufführung,31 sondern um ein Handexemplar Horváths, das dieser wohl im Zuge der Proben noch einmal handschriftlich überarbeitet hat.32 Die Korrekturen entsprechen nicht den Streichungen und Korrekturen des Regiebuchs.33 Der Name Marita findet sich in Horváths Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]), das er wahrscheinlich zwischen September und November 1931 verwendet hat, an wiederholter Stelle. Der Autor hatte offensichtlich auch persönlichen Kontakt zu der Redakteurin und vermerkt in dem Notizbuch Termine für Treffen mit ihr.34 Ebenfalls 25 26
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Bab 1931 (Anm. 23). Brief Ödön von Horváths an Julius Bab vom 14. Juni 1931, zitiert nach dem hs. Original im Julius-Bab-Archiv, Berlin, Signatur 449. Vgl. Arcadia Verlag, 9. Flugblatt, Oktober 1931. Vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 17. Oktober 1931, zitiert nach dem masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur. ÖLA 27/W 9, o. Pag. (S. II). Vgl. das Zeugnis Hilperts im Abschnitt „Uraufführung und zeitgenössische Rezeption“ sowie Anm. 72. Sowohl das Soufflierbuch als auch das Regiebuch Hilperts befinden sich im Heinz-HilpertArchiv, Sign. Hilpert, Heinz 1372, Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Eine genaue Abschrift des Regiebuchs Hilperts befindet sich im Nachlass Krischke, ÖLA 84/Schachtel 54. Zwei besonders „markant[e]“ Überarbeitungen sind erläutert in: Kastberger 2009 (Anm. 4), S. 228. Vgl. darüber hinaus zu den Eingriffen Horváths die Anmerkungen im kritischen Apparat von K5/TS12 sowie die Erläuterungen im Abschnitt „Das genetische Konvolut und seine Chronologie“ in diesem Vorwort. Vgl. dazu den Abschnitt „Uraufführung und zeitgenössische Rezeption“. Vgl. ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 1 und 8v.
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Vorwort
im Notizbuch findet sich ein Briefentwurf an Hasenclever. Das Original des Briefes ist verschollen, der Wortlaut des Briefentwurfs ist folgender: Liebes Fräulein, indem, dass ich es einsehen muss, dass die Manuscripte von meinen Stücken infolge ihrer Satzstellung und Regiebemerkungen und angedeutetem Dialekt äusserst schwierig zu vervielfältigen sind, muss ich gerne feststellen, dass Sie dies sozusagen fehlerlos tun. Besonders meine „Geschichten“ die wo ein sehr langes Stück sind, haben Sie innerhalb 24 Stunden vervielfältigt, gebunden – mit einem Wort: fix und fertig gehabt. Über das man sich nur wundern kann.35
Der absichtsvoll fehlerhafte Text, dem offensichtlich eine Werbeabsicht zugrunde lag, wurde in der Zeitschrift Die Neue Literatur noch einmal abgedruckt und von dem Wiener Autor Richard von Schaukal (1874–1942), der Horváth als „Balkanliteraten“ abstempeln wollte, mit folgenden Worten kommentiert: „So also sieht das ‚Deutsch‘ des Kleistpreisträgers dieses Jahres aus, ehe es von Verlegern, Setzern oder Schauspielern druckreif und sprechbar gemacht wird.“36 Am 2. November 1931, dem Tag der Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald, bestätigt der Ullstein Verlag dem Autor, dass sein Stück auch in den Propyläen Verlag übernommen wird.37 Es wird dort noch im selben Jahr erscheinen. In die Buchfassung (D2) wurde nur ein Teil der Korrekturen übernommen, die Horváth in dem Stammbuch des Arcadia Verlags (D1) eingetragen hat. Der hier edierten Endfassung, der Fassung in drei Teilen K5/TS12, wurde deshalb die Stammbuch-Fassung zugrunde gelegt, die als die Fassung letzter Hand angesehen werden muss. Die Abweichungen zu D2 wurden im kritischen Apparat von K5/TS12 vermerkt. Die erste Nachkriegsausgabe erfolgte im Rahmen der Stücke, die von Traugott Krischke 1961 im Rowohlt Verlag herausgegeben wurden.38
Das genetische Konvolut und seine Chronologie Das genetische Konvolut zum Werkprojekt Geschichten aus dem Wiener Wald umfasst 815 Blatt, wobei 78 Blatt auf VA1 und VA2 sowie 737 Blatt auf K1 bis K5 entfallen. Die vorgenommene Gliederung der Werkgenese in zwei Vorarbeiten und fünf Konzeptionen sieht im Detail folgendermaßen aus: Vorarbeiten 1: Frühe Schönheiten: Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen 35 36 37
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ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 13. Richard Schaukal: Unsere Meinung. In: Die Neue Literatur, 9. Jg. (1931), Heft 12, S. 626. Vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 2. November 1931, zitiert nach dem masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen. In: Horváth 1961, S. 51–115.
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Vorwort
Vorarbeiten 1: Frühe Schönheiten: Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen Die beiden unter VA1 zusammengestellten Werkprojekte dürften im Frühjahr oder Sommer 1930 entstanden sein. Darauf deuten materielle Indizien hin.39 Die Titelfügungen weisen bereits voraus auf K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse. Insgesamt handelt es sich bei VA1 um ein äußerst schmales Konvolut von gerade einmal vier Blatt. Eine Figurenliste zu dem bereits „Volksstück“ betitelten Dramenfragment Die Schönheit von Fulda (VA1/E1) enthält einen Maler und einen Literaten (vgl. die Figur des Journalisten Schminke in VA2–K2), zu denen Horváth „Schwabing“ notiert. Ähnlich wie in seinem Roman Der ewige Spießer (1930) und in K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse, soll zumindest ein Teil der Handlung in München angesiedelt sein, wobei die Hauptfigur Ilse aus dem hessischen Fulda stammt, das in dem Strukturplan VA1/E2 das erste von sieben Bildern darstellt. Die Gliederung eines Dramas in sieben Bildern ist eine von Horváth häufig gewählte makrostrukturelle Größe, sie findet sich auch in K1–K4 der Geschichten aus dem Wiener Wald. Das sechste Bild des Strukturplans VA1/E2 mit dem Titel „Animierkneipe“ deutet voraus auf K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse (vgl. K1/E5). Das Werkverzeichnis VA1/E3 nennt das Werkprojekt „Die Schönheit von Fulda“ gemeinsam mit Titeln wie „Der Kongress“, „Die politisierte Liebe“ und „Die italienische Nacht“, was die Datierung auf das Frühjahr oder den Sommer 1930 stützt, denn das zuletzt genannte Volksstück wurde noch unter dem Titel Das Wochenendspiel (vgl. ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 12, auf dem sich auch VA1/E3 befindet) am 18. November 1930 vom Ullstein Verlag zum Druck angenommen.40 Zu dem Werkprojekt Elisabeth, die Schönheit von Thüringen ist lediglich ein zweiseitiges Typoskript überliefert, das ein Prosaexposé enthält (VA1/TS1). Dieses sieht ein „Volksstück in neun Bildern“ vor. Auffallend ist die neuerliche lokale Transposition. Elisabeth stammt, anders als Ilse, nicht aus Hessen, sondern aus Thüringen. Wieder steht jedoch das titelgebende Fräulein im Fokus. Die Handlung setzt im „Krankenhaus“ (VA1/TS1/BS 12 e, Bl. 1) ein, das auch in K1 eine zentrale Rolle spielen wird. Elisabeth hat dort ein Kind entbunden und wird von ihren Eltern besucht. Ihr Vater verzeiht ihr, dass sie „ausserehelich geboren“ (ebd.) hat, weil er auf die Alimente spekuliert, die Elisabeth vom Vater ihres Kindes zu bekommen hofft. Das zweite Bild spielt in der „Reichswehrkaserne“ (ebd.), wo der Leutnant, der der Vater des Kindes ist, dem Oberleutnant sein Herz ausschüttet (vgl. VA1/E2). Das Kind ruiniere ihn und seine Karriere. Auf Elisabeths Vorwürfe, dass er sich nicht mehr sehen lasse, äußert er den Verdacht, dass er gar nicht der Vater des Kindes sei, worauf Elisabeth ihn seiner Alimentenzahlungen enthebt. Elisabeths Vater ist über diese Entwicklung empört (vgl. VA1/TS1/BS 12 e, Bl. 1), nimmt ihr die Vormundschaft über das Kind und droht ihr mit dem „Arbeitshaus“ und der „Fürsorge“, bringt sie aber schließlich als „Haustochter“ unter (ebd.; vgl. VA1/E2). Dort erleidet sie das übliche „Schicksal der Magd“, die vom „Zimmerherr[n]“ verführt wird. Dennoch macht er sie zu seiner „Sekretärin und Geliebte[n]“ (VA1/TS1/BS 12 e, Bl. 2). Aus Prestigegründen 39 40
Vgl. dazu den Kommentar zu VA1/E1 im Chronologischen Verzeichnis. Vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 18. November 1930, masch. Original im Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, ohne Signatur. Am 4. Mai 1931 bestätigt der Ullstein Verlag Horváth die Übernahme seines Stückes Italienische Nacht als Buchausgabe in den Propyläen Verlag.
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lässt er sie schließlich fallen, und es bleibt von ihm nur ein „sentimentaler Kofmichliebesbrief“ (ebd.) zurück. Elisabeth kehrt zu ihren Eltern zurück, um das Kind zu sehen. Doch das Kind ist inzwischen gestorben, wie Horváth in einer nachträglichen Einfügung notiert. Elisabeth landet in der Folge in einem Betrieb. Dort weigert sie sich, an einem Streik mitzumachen, worauf sie fast „verprügelt“ wird, doch der Betriebsrat „beschützt“ (ebd.) sie. Dennoch wird sie von der Firma gekündigt. Elisabeths Talfahrt geht weiter. Sie landet in einer „Animierkneipe“ (ebd.; vgl. VA1/E2 und K1/E5), die sich als „besseres Puff“ (VA1/TS1/BS 12 e, Bl. 2) herausstellt. Schließlich „geht [sie] zu dem Betriebsrat, der ihr in der Fabrik seine Adresse gegeben hat, dass wenn sie sich mal bedanken wollen würde, sie seine Adresse wisse“. (ebd.) Das Prosaexposé steht mit diesem Schluss noch deutlich unter dem Einfluss des Ewigen Spießers bzw. seiner Frühform, des Romans Herr Reithofer wird selbstlos.41 Der Betriebsrat „bekehrt“42 (ebd.) Elisabeth, womit wohl ihre politische Bekehrung gemeint ist, nimmt sie zu seiner Frau und „dann haben sie endlich ihre Ruhe“ (ebd.), so der Schluss des Prosaexposés. Mit dem Namen der Hauptfigur Elisabeth klingt bereits das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung (1932) an. Entscheidend sind in diesem Kontext jedoch die deutlichen Ingredienzien des späteren Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald, die durch das Prosaexposé Elisabeth, die Schönheit von Thüringen bereits vorgebildet sind: die zentrale Fräulein-Figur, ihre uneheliche Entbindung, die Trennung vom Vater des Kindes, der Tod des Kindes, der soziale Abstieg der Fräulein-Figur, der sie bis ins Rotlichtmilieu führt, ihre Bekehrung und Verehelichung am Ende.
Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft Auch VA2 ist wahrscheinlich im Frühjahr oder Sommer 1930 entstanden. Die relative Chronologie zu VA1 ist unsicher. Möglicherweise wurde das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft auch vor den „Frühen Schönheiten“ verfasst. Aufgrund des Umfangs des genetischen Konvoluts (74 Blatt) und gewisser Kontinuitäten zwischen dem Dramenfragment und insbesondere von K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse, wird es jedoch den beiden „Frühen Schönheiten“ nachgereiht. Das Dramenfragment steht entstehungsgeschichtlich noch unter deutlichem Einfluss der Posse Rund um den Kongreß (1929), die Horváth bereits in dem Werkprojekt Die Mädchenhändler bzw. Von Kongress zu Kongress (1930) weiterverarbeiten wollte. Allerdings bleiben die Ausarbeitungen zu diesem höchst fragmentarisch. In Ein Fräulein wird verkauft nimmt der Autor die Thematik des Mädchenhandels, die sich schon in der Posse findet, noch einmal auf.43 Der enge Zusammenhang aller Fräulein-Stücke der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre wird durch Wandersätze und die Wiederverwendung gewisser Motive und Elemente evident und stellt eine historisch-kritische Ausgabe, die sich den Versuch der genetischen Herleitung dieser Dramen zum Ziel gesetzt hat, vor ganz besondere Herausforderungen. Im Prinzip beginnt die Genese der Geschichten aus dem Wiener Wald eben bei der erwähnten Posse und setzt sich in den Mädchenhändlern bzw. Von Kongress zu Kongress, den 41 42
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Vgl. WA 14/K2/TS8/BS 5 b, Bl. 144f. Vgl. dazu den Prosa-Text Das Fräulein wird bekehrt im Kontext des Romans Der ewige Spießer (vgl. Anm. 18). Vgl. Kastberger 2009 (Anm. 4), S. 222f.
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„Frühen Schönheiten“ sowie den Dramenfragmenten Ein Fräulein wird verkauft und Die Schönheit aus der Schellingstrasse fort. Viele Referenzen führen auch zu dem etwa zeitgleich entstandenen Roman Der ewige Spießer (1930), und manches verweist bereits voraus auf Kasimir und Karoline sowie Glaube Liebe Hoffnung (beide 1932). Insgesamt hat man es hier also mit einem „Textcluster“44 zu tun, der nur sehr schwer und nicht ohne genetisch-argumentative Verluste auflösbar ist, weshalb immer wieder Verweise auf andere Werkprojekte notwendig erscheinen. Das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (VA2) steht so etwa in der Mitte zwischen der Posse Rund um den Kongreß und den Geschichten aus dem Wiener Wald.45 Der Titel des Dramenfragments ist nur an einer Stelle verzeichnet (VA2/TS1/ A1). In einigen wenigen Strukturplänen und Dialogskizzen (VA2/E1–E8) arbeitet Horváth bereits wesentliche Elemente der beiden Fassungen VA2/TS1 und TS2 aus, die in zweiundzwanzig bzw. achtzehn Ansätzen vorliegen und deren Genese bereits die für Horváth typische Schnitt- und Klebe-Technik46 aufweist, die einen vielfältigen Überarbeitungsprozess dokumentiert und nachvollziehen lässt. In VA2/E1 skizziert Horváth einen Konfigurationsplan zum ersten Bild. VA2/E3 umreißt das Schicksal der Schwester Reithofers, VA2/E4 zeigt diesen im Gespräch mit dem Journalisten Schminke, der auf das Drama Sladek, der schwarze Reichswehrmann und die Posse Rund um den Kongreß (beide 1929) zurückgeht und bis K2 erhalten bleibt. Luise äußert in VA2/E7, in deutlich süddeutsch gefärbter Rede, über Schminke: „Das is a Narr. Ein Literat oder sowas. […] Ein geborener Berliner.“ Das erste Bild der Fassung VA2/TS1 ist im „Treppenhaus“ angesiedelt (VA2/TS1/A1; vgl. auch VA2/E1 und zuletzt TS1/A22/BS 24 [5], Bl. 22) und zeigt zunächst Reithofer und Schminke, dann Reithofer und Luise, die in ihrem Gespräch vom Fräulein unterbrochen werden, das sich das Treppenhaus hinunterstürzen möchte, daran aber durch eine Ohnmacht gehindert wird. Im zweiten Bild (TS2) befinden sich Luise und Reithofer sowie das Fräulein in der Wohnung der Luise Gift. Die beiden kümmern sich um das verzweifelte Fräulein, das „keine Arbeit, keine Arbeit“ (VA2/TS2/A1/BS 24 [7], Bl. 3) hat und sein Kind „Franzi“ (VA2/TS2/A1/BS 24 [7], Bl. 1a) nicht ernähren kann. Letzteres ist deshalb „[b]ei einer Frau“ (ebd.) in Pflege. Schließlich taucht Alfred/Fredy Reithofer auf, der Bruder des Reithofers vom Dramenbeginn, der, wie der spätere Alfred der Geschichten, mit Luise über Pferdewetten spricht („Cannes“, „Biarritz“, „Saint Cloud“, VA2/TS2/A1/BS 24 [7], Bl. 2a). Er bietet dem Fräulein eine Stelle als „Kindergärtnerin“47 (VA2/TS2/A16/BS 24 [11], Bl. 4 und TS3/BS 24 [9], Bl. 9) in Südamerika an. Das Fräulein meint: „Vielleicht fahr ich --“, doch Luise warnt sie: „Von dort kommt keine zurück.“ (VA2/TS2/A1/BS 24 [7], Bl. 1b) Luise versucht zwar, das Fräulein für sich zu gewinnen, doch dieses weist sie mit den Worten zurück: „Nein, ich bin nicht so veranlagt“ (ebd.), worauf Luise repliziert: „Ich bin überhaupt
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Ebd., S. 222. Vgl. dazu den Abschnitt „Datierung und Druck“. Vgl. Kerstin Reimann: Clean Cuts. Schnitt- und Klebekanten als materialer Ausdruck eines Entstehungsprozesses und ihre Darstellung in der Wiener Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe Ödön von Horváths. In: Martin Schubert (Hg.): Materialität in der Editionswissenschaft. Berlin u.a.: de Gruyter 2010 (= Beihefte zu editio, Bd. 32), S. 107–120. Höchstwahrscheinlich findet sich diese Szene bereits in VA2/TS2/A1, das entsprechende Blatt zwischen BS 24 [7], Bl. 2a und 1b ist jedoch verloren gegangen.
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nicht veranlagt! Ich bin ja ganz anders, aber ich komm so selten dazu --“48 (ebd.). Aufgrund des Mangels an Strukturplänen im überlieferten Material ist nicht klar, wie viele Bilder das Dramenprojekt umfassen hätte sollen. Die Fassung VA2/TS3, die aus den jeweils letzten Ansätzen von TS1 und TS2 kompiliert werden kann, umfasst nur zwei Bilder, dürfte aber damit noch nicht abgeschlossen sein. Das Figureninventar von Ein Fräulein wird verkauft umfasst fünf Figuren: das Fräulein, Luise Gift/Frau von Krammel, Reithofer, Alfred/Fred(d)y und Schminke. Im Wesentlichen war dies bereits das (Kern-)Personal von Rund um den Kongreß. Auch Korrespondenzen zum Ewigen Spießer sind vorhanden, durch die Figuren Reithofer, Alfred (Kastner) und das Fräulein, deren Verwandtschaft zur Agnes/Anna Pollinger offensichtlich ist. Das Fräulein, das genetisch auch mit Ilse, der Schönheit von Fulda, und der Elisabeth, der Schönheit von Thüringen verbunden ist, weist voraus auf die Anna, Irene, Agnes und Marianne von K1 bis K5. Die Luise Gift/Frau von Krammel wandert weiter in K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse, und trägt bereits in VA2 deutliche Züge der späteren Mathilde/Valerie der Geschichten aus dem Wiener Wald. Einige Repliken und Szenen übernimmt Horváth direkt aus dem Dramenfragment, so etwa die Replik: „Ob stattlich oder nicht stattlich, ich bin eine sogenannte Pessimistin“ (VA2/E7 und TS1/A22/TS3/BS 24 [5], Bl. 22), die in ähnlicher Form in die beiden Endfassungen eingeht (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 27 und BS 38 f [6], Bl. 22 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 36 und 89). In den beiden männlichen Hauptfiguren, Reithofer und Alfred/Fredy, die als „Brüder“ (VA2/E7; vgl. auch VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 22) bezeichnet werden, sind bereits die eng miteinander verbundenen Figuren Alfred und Hierlinger Ferdinand der Geschichten aus dem Wiener Wald angelegt. In Reithofer blitzt jedoch auch eine Form von Noblesse und Standesdünkel durch, die für den späteren Rittmeister kennzeichnend sind. Mit dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (VA2) sind auch in thematischmotivischer Hinsicht wesentliche Ingredienzien des späteren Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald bereits gegeben: die zentrale Fräulein-Figur, ihr lediges Kind, das sie zwar wollte, aber nicht versorgen kann, seine Betreuung durch Fremde/ Bekannte, ihre Jobsuche, die (mögliche) Vermittlung einer zwielichtigen Stelle durch einen Dritten (Fredy, später Ferdinand), die auch zurückverweist auf Herr Reithofer wird selbstlos bzw. Der ewige Spießer, die verzweifelte Lage des Fräuleins, der Selbstmordversuch, der freilich in Geschichten aus dem Wiener Wald nur noch als Selbstmorddrohung49 präsent ist, aber etwa in K1, Die Schönheit aus der Schellingstrasse, noch auftaucht (vgl. K1/E7, E8 und E20).
Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse In K1, die wahrscheinlich auf Sommer 1930 bis Frühjahr 1931 zu datieren ist, skizziert Horváth ein Werkprojekt, das ähnlich wie Teile des Romans Der ewige Spießer in der Münchener Schellingstraße spielt. Der Titel erinnert an jene der unter VA1 zusammengestellten Werkprojekte. Thematisch führt Horváth in K1 Linien der beiden Vorarbeiten VA1 und VA2 weiter. Die zentrale weibliche Hauptfigur heißt in den frühesten Entwürfen von K1 Anna (vgl. K1/E1–E4), später wird ihr Name zunächst zu 48 49
Vgl. die fast gleich lautende Replik der Ada in Zur schönen Aussicht (1927; KW 1, S. 200). Vgl. K4/TS24/BS 38 f [6], Bl. 30 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 100.
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Irene, dann zu Agnes geändert (vgl. K1/E5 und E6). In K1/E1, einem fragmentarischen Strukturplan in sieben Bildern, der unter anderem ein Bild „Schönheitskonkurrenz“ umfasst, äußert Anna (wahrscheinlich gegenüber ihrem familiären Umfeld) folgende Replik: „Ich bin schön, und ich sehe das nicht ein, warum ich mit Euch zusammen in einen Topf geworfen werden soll!“ Diese Replik könnte man als Präfiguration der von Marianne in beiden Fassungen der Geschichten aus dem Wiener Wald gegenüber Alfred geäußerten Bemerkung betrachten: „Ich bin nur froh, dass Du nicht dumm bist -- ich bin nämlich von lauter dummen Menschen umgeben. Auch Papa ist kein Kirchenlicht --“ (K4/TS24/BS 37 h, Bl. 31 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 42). Die Schönheit ist in den späteren Versionen freilich, gemäß dem Motto der Geschichten, durch die Dummheit bzw. die Intelligenz ersetzt. Bereits in K1/E1 ist auch vom Kind die Rede, das Anna bekommt und von dem sie sagt: „Alles, was ich tu, tu ich ja nur um des Kindes willen.“ Diese Replik ist schon in Ein Fräulein wird verkauft vorgeformt (vgl. VA2/TS3/BS 24 [9], Bl. 4). In K1/E3 und E4 ist ein Bild „Wochenende“ vorgesehen, das an den Titel des parallel entstehenden Volksstücks Ein Wochenendspiel, später: Italienische Nacht, erinnert. Zu diesem Bild notiert Horváth neben Anna eine Figur mit Namen Hannes, möglicherweise besteht hier ein Anknüpfungspunkt zum Werkprojekt Hannes, das Arbeiterkind, zu dem Horváth im Juni 1930 Notizen machte.50 Im dritten Bild von K1/E4 lernt Anna Fredy kennen und sagt zu ihm: „Von Dir möcht ich ein Kind haben –“, eine Replik, die später den Schluss des zweiten Bildes bzw. des vierten Bildes des ersten Teiles der Geschichten aus dem Wiener Wald darstellt (vgl. K4/TS7/A43/BS 37 g [2], Bl. 10, TS24/BS 37 h, Bl. 34 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 46). Zentral ist der Strukturplan K1/E5. Hier notiert Horváth unter dem Werktitel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse“ den Untertitel „Volksstück mit Gesang und Tanz“ sowie „Musik von Kurt Weil“, „Tänze: Cläre Eckstein“ und „Regie: Erich Engel“. Zu einer Zusammenarbeit mit den drei Genannten kam es in der Folge nicht.51 Musik und Tanz finden sich jedoch in den späteren Geschichten aus dem Wiener Wald prominent vertreten, v.a. in der Maxim-Szene, aber auch als stete musikalische Untermalung, allerdings nicht mit einer eigens für das Stück komponierten Musik, sondern mit bekannten Musikstücken der Wiener (Walzer-)Tradition. In K1/E5 lautet der Name der Hauptfigur statt Anna erstmals Irene. Im ersten Bild soll sie Tänzerin werden und sich von ihrem Freund, dem „Spiesser“ Friedrich, trennen. Das zweite Bild spielt bei der Ballettmeisterin, die schon auf die „Baronin mit den internationalen Verbindungen“ der Geschichten vorausweist. Der Bruder der Ballettmeisterin heißt Fredy und wird als „Turftyp“ bezeichnet. Auch ein „Reichswehroffizier“ wird hier genannt (vgl. VA1/E2 und TS1) sowie ein „Scherzartikelerfinder“, der im Verlauf der Werkgenese der Geschichten aus dem Wiener Wald als Erfinder eines Gesellschaftsspiels auf verschiedene Figuren (Offizier, Reithofer, Rittmeister) übertragen wird, aber schließlich aus dem Stück verschwindet. Die folgenden Bilder lauten: „Auf der Rennbahn“, „Auf dem Sportplatz“, „Die Schönheitskonkurrenz“, „Sie hat das Kind. (Fabrik) (Ihr Kind stirbt)“ und „In dem Animierlokal“. Ähnlich wie in VA1/TS1, dem Prosaexposé Elisabeth, die Schönheit von Thüringen, landet das Fräulein also auch hier in einer Fabrik, und ihr Kind stirbt. Ihr sozialer Abstieg führt sie schließlich in ein „Animierlokal“, wo sie Friedrich wiedersieht und zu ihm zurückkehrt. Damit sind ganz wesentliche 50 51
Vgl. ÖLA 3/W 335 – BS 12 b, Bl. 1. Vgl. dazu den Kommentar im Chronologischen Verzeichnis, S. 781.
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Motive, Figuren und Handlungsfolgen der späteren Geschichten aus dem Wiener Wald bereits in K1/E5 vorgebildet. In K1/E6 wird der Name Irene zu Agnes geändert. Dieser bleibt bis K2, der „Frühen Zauberkönig“-Konzeption, erhalten. Die bereits in K1/E4 genannte „Frau v. O.“ wird hier in die „Frau Krammel“ (vgl. VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 22) transformiert und dem Bild „In der Ballettschule“ zugewiesen. In K1/E7 notiert Horváth „Gedanke an Südamerika“, was ein Hinweis darauf sein dürfte, dass er auch hier erwägt, das Mädchenhandel-Motiv (vgl. VA2/TS3/BS 24 [9], Bl. 10) einzubauen. Wie in VA2 wird auch in K1/E7 und E8 ein „Selbstmordversuch“ erwähnt. Auch eine „Eifersuchtsszene mit Vitriol“ findet sich in K1/E7 und E8, die auf die Krammel bezogen wird. Schon in K1/E7 fällt das Stichwort der „innere[n] Schönheit“, das in K1/E8 wiederaufgenommen wird. In K1/E9 taucht erstmals das Motiv „Sonntagsausflug“ (vgl. K1/TS1/BS 37 l [1], Bl. 3) auf, in K1/E10 lautet es „Sonntag im Walde“. Damit ist das spätere Bild „Am nächsten Sonntag im Wiener Wald“ vorgebildet (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 15 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 25). Auch das „Haustochter“-Motiv findet sich zuweilen in den Entwürfen von K1 (vgl. K1/E6, E10, E11 und E13; vgl. auch VA1/E2 und TS1/BS 12 e, Bl. 1). In K1/E11 soll Agnes „Manequin“ werden und damit „versorgt“ sein (vgl. K1/E5). In K1/E12 skizziert Horváth erstmals einen Strukturplan in drei Teilen, den er unter den schlichten Titel „Schönheit“ stellt. Er vereint darin wesentliche Ingredienzien der vorhergehenden Entwürfe, dies zeigt sich an Bildern wie „Wald“, „Haustochter“, „Beim Vater“, „Bei der Ballettmeisterin“, „Vater – Fredy“, „Schönheitskonkurrenz“, „Bei Frau v. Krammel“, „Animierlokal“, „Café“ und „Das Kind“. Das Bild „Treppenhaus“ verweist wie die „Frau v. Krammel“ zurück auf das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (vgl. VA2/E1 und TS3/BS 24 [5], Bl. 22). Die ebenfalls in K1/E12 notierte Figur Harry sowie das mehrfach erwähnte Motiv „Eishokey“ (erstmals in K1/E5) erinnert an den Harry Priegler des Romans Herr Reithofer wird selbstlos bzw. Der ewige Spießer (vgl. WA 14/K2/TS6 bzw. K4/TS4). In K1/E14 kehrt Horváth zu einer Struktur in sieben Bildern zurück. Erstmals fallen hier der Begriff „Nacktplastik“ und der Name Oskar. Fredy wird in einer Dialogskizze mit Agnes, die die spätere ‚Verlobung‘ zwischen Alfred und Marianne vorwegnimmt, Alfred genannt. Erstmals taucht hier im Material von K1 auch die Figur des Schminke auf (vgl. VA2), der Agnes ein Zimmer bei einem Bekannten anbietet. In K1/E15 notiert Horváth einen Streit zwischen Frau von Krammel und Alfred, der währenddessen Agnes ansieht, in K1/E17 plant er eine Geburtstagsfeier für Agnes‘ Vater, auf der dieser erstmals zu einer Rede ansetzt. In K1/E18 zeigt sich deutlich Agnes‘ Aufbegehren gegen ihren Familienverbund (vgl. K1/E1). In einer knappen Dialogskizze notiert Horváth zu Agnes: „Wenn Ihr mich nicht in Ruhe lässt, brenn ich nochmal durch!“, worauf Fredy repliziert: „Das würd ich auch. Sie sind eine Künstlernatur.“ (vgl. K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 16) In K1/E19 skizziert Horváth eine Reihe von Repliken und Notizen zum ersten Bild „Geburtstagsfeier“ von K1/E17 und E18. Dabei erfährt der Leser, dass Agnes‘ Mutter tot ist. Der Vater äußert hier bereits die später für das Wiener-Wald-Bild charakteristische Sequenz: „Mutter konnte es nichtmehr erleben. Sie steht jetzt wohl hinter den Sternen und schaut auf uns da herab, wie wir hier feiern – wie ich hier gefeiert werde.“ Auch das „Grammophon“ und das „Pfänderspiel“ werden hier erstmals erwähnt. Fredy, der als „[s]ympathisch, aber ein Hallodri“ bezeichnet wird, ist der „Zimmerherr“ der Krammel, Schminke jener des Vaters. Die Notiz: „Das Rassenproblem wird von einem der Gäste verteidigt“ lässt bereits die Figur Erich durchblicken.
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Aus K1/E20 wird deutlich, dass die Feier und der Ausflug zu diesem Zeitpunkt für Horváth noch getrennte Bilder sind. Erst im Laufe der Werkgenese wachsen sie zu einem Bild zusammen. Bei dem Entwurf handelt es sich neuerlich um einen Strukturplan in sieben Bildern. Zum vierten Bild „Nacktplastik“ notiert Horváth die folgenden Revue-Nummern: „Die Jagd nach dem Glück (Friderizianischer Marsch)“, „Nacktes Mädchen mit Schwarzweissrot“ und „Der echte Völkerbund (mit Wimpeln)“. Damit ist in nuce bereits die spätere Maxim-Szene angelegt (vgl. auch K1/TS7, wo die Szene im „Tanzlokal“ dialogisch ausgearbeitet ist und der „Zeppelin“ bereits die erste Nummer darstellt). Aufgrund des „Vitriol-Attentat[s] durch Frau Krammel“ (vgl. K1/E7 und E8) soll Agnes verunstaltet werden (vgl. K1/E22 und E26). In der „Klinik“ sieht sie sich entsetzt im Spiegel. Den angedeuteten „Selbstmordversuch“ (vgl. K1/E7 und E8) streicht Horváth wieder. Die Krammel landet daraufhin im „Zuchthaus“. Schminke hat ein Filmdrehbuch geschrieben und sucht nach einem Geldgeber dafür. Er sieht Agnes’ Fall als „typisch“ an und behauptet, sie zu seiner Inspiration zu brauchen, was an das Verhältnis Schminkes zur Schwester Reithofers in Ein Fräulein wird verkauft erinnert (vgl. VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 23). Dass durch Schminke, der in K2 aus dem Werkprojekt ausscheidet, eine in hohem Grade politische Figur vorhanden ist, hatte sich bereits in K1/E19 gezeigt, wo Horváth zu ihm notiert: „(Redet mit – wird politisch)“. In K1/E23 gerät der „Spiesser“ Oskar, der – wie später Kasimir in Kasimir und Karoline (1932) – arbeitslos wird, durch seine Arbeitslosigkeit zur „K.P.D.“. Er „heiratet Agnes – unter Protest Schminkes“. Bei K1/E26 handelt es sich neuerlich um einen Strukturplan in sieben Bildern, den Horváth mit zahlreichen Notizen versieht. Erstmals notiert er zum ersten Bild „Verlobungsfeier“ – diese wird in K1/TS3 dialogisch ausgearbeitet – und zur Figur Oskar in Klammern „Lorre“, was sich auf den Schauspieler Peter Lorre bezieht, der offensichtlich die Wunschbesetzung Horváths war und in der Uraufführung den Alfred spielen wird.52 Auch das „Gespräch über Seelenwanderung“ sowie das von Oskar demonstrierte „Jiu-Jitsu“ werden hier erwähnt, die bis in die beiden Endfassungen der Geschichten aus dem Wiener Wald erhalten bleiben (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 19 und 24 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 29 und 33). Das „Gespräch über Seelenwanderung“ findet in K1/TS2 seine dialogische Umsetzung. Das Grammophon spielt schon in K1/TS2 „Wie eiskalt ist dies Händchen“ (Che gelida manina) aus der Oper La Bohème von Giacomo Puccini (1858–1924).53 Zum zweiten Bild „Wald“ notiert Horváth in K1/E26 „Erste Annäherung zwischen Agnes und Alfred (Eifersucht der Frau Kramel“, womit eine der Schlüsselszenen der Geschichten aus dem Wiener Wald skizziert ist und zugleich die triadische Figurenkonstellation des Dramenfragments Ein Fräulein wird verkauft wiederaufgenommen wird. Dialogisch arbeitet Horváth die „Szene zwischen Alfred und Agnes“ in K1/TS5 aus, in der Alfred unter anderem Folgendes zu Agnes sagt: Ich bin der festen Ueberzeugung, dass Sie ein unerlöster Mensch sind, besonders seitdem ich Sie jetzt im Badeanzug gesehen habe. Sie sollten sich mehr um sich kümmern. Sie müssten mehr Selbstvertrauen haben. Sie sind etwas gehemmt. Wie kann überhaupt nur ein solcher Vater ein Kind mit so schönen Beinen haben. (K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 14) 52
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Vgl. dazu den folgenden Abschnitt „Uraufführung und zeitgenössische Rezeption“ sowie die in der Werkgenese häufig vorkommenden „Wunschlisten“ Horváths für die Besetzung in K4/E23, TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E13 und E18 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 1). Vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 17 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 27.
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Später bestätigt Alfred Agnes in ihrem Gefühl, dass Sie aus diesem „Kreis“ herausmüsse (vgl. K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 15, 16). Im dritten Bild von K1/E26 „In der Ballettschule“ (vgl. K1/TS6) kommt es zu einer „[g]rosse[n] Aussprache“ zwischen dem Vater, Oskar und Agnes, im Zuge derer Agnes sich von Oskar trennt und auf die „Selbstständigkeit des Weibes“ pocht. In der „Agnes-Schminke-Szene“ von K1/TS4 plant Horváth noch, dass Agnes von Schminke zu dieser Selbstständigkeit bekehrt wird, in K1/TS5 geschieht dies dann durch Alfred. Bis K1/E26 bleibt auch die Figur der Carola erhalten, eine Freundin Agnes’, die auf K1/E9 zurückgeht. In späteren Konzeptionen fällt sie weg, was erst die monolithische Einsamkeit der Agnes/Marianne bewirkt, während Alfred seinen Mitspieler Ferdinand bekommt und schließlich sogar in Oskar noch einen Verbündeten findet. Schminke soll auch in K1/E26 wieder einen Film drehen und will dafür Agnes als Hauptdarstellerin. Doch das Filmprojekt scheitert, weshalb Schminke wieder „100 % K.P.D“ sein will. Nach den Szenen auf dem „Dachgarten“, wo vermutlich das im vorhergehenden Entwurf notierte Vitriol-Attentat der Krammel stattfinden soll, landet Agnes in der Klinik: „Das Gesicht ist zerfressen –“. Oskar heiratet sie aber trotzdem, denn: „Die innere Schönheit kommt vor der äusseren“, und bekehrt sie zum „Christentum“.54 Das Stück soll mit dem „Hochzeitsmarsch“ (vgl. K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 28) und der Verehelichung durch einen Pfarrer enden. In K1/E27, einer Dialogskizze zum zweiten Bild „Wald. Weiher“, ist die Badeszene zwischen Agnes/Marianne und Alfred vorweggenommen. Agnes wirft Oskar vor, sie nur wegen des Geschäfts zu heiraten, was er aber mit folgenden Worten zurückweist: „Ich nehme Dich, weil ich Dich liebe – weil ich es fühle, dass wenn ich Dir nicht helfe, Du verkommen wirst.“ In K1/E28 vermittelt Alfred Agnes zur Ballettmeisterin, eine Rolle, die in K5 der Hierlinger Ferdinand übernehmen wird, in K1/E29 gilt Agnes beim Vater und bei Oskar als „[v]ermisst“, was Letzterer mit dem Satz quittiert: „Es wimmelt von Lustmördern – –“.55
Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig Das Blatt mit der Signatur BS 37 b, Bl. 8 ist wahrscheinlich das erste, das den definitiven Titel des Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald trägt (vgl. K2/E2). Auf den drei Entwürfen dieses Blattes ist zwar kein wirklicher Bruch zu jenen von K1 zu sehen, dennoch stellt die Transposition des Werkprojekts aus der Münchener Schellingstraße nach Wien und in den Wienerwald einen einschneidenden werkgenetischen Vorgang dar, der es legitim erscheinen lässt, von diesem Blatt an eine eigene Konzeption zu setzen. Außerdem nimmt Horváth in den Entwürfen und Textstufen von K2 (erstmals in K2/E6) eine Figurenumbenennung vor, die ganz wesentlich für die weitere Entwicklung des Stückes ist. Während der Vater von K1 nur ein nicht weiter spezifiziertes „Geschäft“ (K1/E27) besitzt, wird er in K2 zum „Zauberkönig“ und damit zum Besitzer zunächst eines Scherzartikelgeschäfts (vgl. K2/TS2), später der „Pup-
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Vgl. dazu die ideologisch-politischen Bekehrungen in Das Fräulein wird bekehrt (WA 14/ET3/ TS1–TS4) und in Elisabeth, die Schönheit von Thüringen (VA1/TS1). Vgl. Erwin Gartner: „Es wimmelt von Lustmördern – –“ Schlachten und Schneiden bei Ödön von Horváth. In: Klaus Kastberger/Nicole Streitler (Hg.): Vampir und Engel. Zur Genese und Funktion der Fräulein-Figur im Werk Ödön von Horváths. Wien: Praesens 2006, S. 43–53.
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Vorwort
penklinik“ (K4/E1 und E2), die für das motivische Inventar des Stückes von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. In K2/E3 skizziert Horváth wie schon in einigen Entwürfen von K1 einen Strukturplan in sieben Bildern mit der Abfolge: „Verlobung“, „Im Wiener Wald“, „Bei Alfred“, „Bei der Ballettmeisterin“, „Nacktplastik“, „Klinik“ und „Im Wiener Wald“. Im Vergleich zu K2/E1 fällt auf, dass die ersten beiden Bilder vertauscht wurden. In K2/E4 erwähnt Horváth erstmals den „Walzer von Strauss“ für das „Vorspiel“ und erwägt in K2/E5 sogar „Ein Walzer von Strauss“ als Werktitel zu verwenden. Im selben Entwurf notiert er auch den Titel „Die Schönheit im Wiener Wald“, der in direkter Linie zu den beiden „Frühen Schönheiten“ (VA1) und der Schönheit aus der Schellingstrasse (K1) zu sehen ist. Das erste Bild des ersten Teiles von K2/E6, einem Strukturplan in drei Teilen, lautet „Der Zauberkönig“, und damit ist zu diesem Zeitpunkt freilich vorrangig das Geschäft und erst in zweiter Linie die Figur gemeint. Dieses Bild schiebt Horváth vor das „Verlobungs“- und das „Wiener Wald“-Bild von K2/E3, die nun an die Positionen zwei und drei rücken (vgl. auch K2/E5). Die weibliche Hauptfigur heißt in den frühen Entwürfen und Textstufen von K2 weiter Agnes. Die Handlung entspricht in K2/E6 in Ansätzen schon der Endfassung. Agnes und Alfred bekommen ein Kind. Agnes kommt in eine „Ballettagentur“ und „tritt auf“. Auf das Zerwürfnis mit Alfred folgt der Gang zum Vater, der sie aber nur ausschimpft. Und Oskar meint: „Ich heirate kein Fräulein mit einem Kind!“ Auf den Tod des Kindes folgt im dritten Teil ein „Nervenzusammenbruch“ Agnes‘, der sie, wie schon in K1, in die „Klinik“ führt. Für das achte Bild schließlich sieht Horváth die „Hochzeit“ vor, die schon in K1 das Stück beenden sollte (vgl. K1/E26 und K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 28). In K2/E7 wird nun erstmals der Vater Zauberkönig genannt. Horváth verschiebt hier das „Wiener Wald“-Bild wieder an die erste Position, auf dieses folgt „Der Zauberkönig“ sowie erstmals ein Bild „Beim Heurigen“. Dort plaudert Oskar aus, dass Agnes ein Kind hat, worauf der Zauberkönig repliziert: „Ich habe keine Tochter mehr!“, was er in den beiden Endfassungen schon nach ihrer ‚Entlobung‘ mit Oskar sagen wird (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 34 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 45). Erstmals fällt hier auch der Begriff des „Himmel[s] der Erinnerung“, der in Bezug auf die Genese der Figur des Rittmeisters so zentral sein wird. In K2/E8 lautet das erste Bild „Strasse vor dem Zauberkönig“, womit die spätere „Stille Strasse im achten Bezirk“ anklingt und die für das Stück so zentrale Topografie gefunden ist, die mit der „Strasse“ (vgl. auch K2/E5) auch die „Fassade“56 impliziert. Eine Textstufe (K2/TS2) zu diesem ersten Bild weist noch die Figur Reithofer auf (vgl. VA2), der ein „Gesellschaftsspiel“ (K2/TS2/BS 37 a [1], Bl. 1) erfunden hat und dieses über die Vermittlung Oskars dem Zauberkönig verkaufen will. Auch die „Zinnsoldaten“-Episode wird in dieser Textstufe erstmals ausgearbeitet (vgl. K2/TS2/BS 37 a [1], Bl. 2f. und K2/TS6). K2/E9 weist als erster Entwurf ein „Stephansdom“-Bild auf. In K2/E10 wird, wie schon im vorhergehenden Entwurf, ein Strukturplan in neun Bildern fixiert. Erstmals wird hier ein „Student“ erwähnt, auch ein „Amerikaner“ und ein „Oberleutnant“ tauchen hier wieder auf (vgl. K2/E5 und E7), der wahrscheinlich den „Offizier“ von K2/E6 ersetzt und wohl eine Frühform des Rittmeisters ist. Wie schon in den Entwürfen und 56
Vgl. Ingrid Haag: Fassaden-Dramaturgie. Beschreibung einer theatralischen Form. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1995. (= Literarhistorische Untersuchungen, Bd. 26)
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Vorwort
Textstufen von VA2 und K1 sind Luise Krammel und Schminke in K2 weiter vertreten (vgl. K2/E4 und E10). Neuerlich wird in K2/E10 die triadische Konstellation zwischen Alfred, Agnes und Luise angedeutet. Nach Alfreds Weggang tröstet sich Luise mit dem Studenten, wie es hier heißt. In K2/E12 heißt die weibliche Hauptfigur erstmals Marianne (vgl. auch K2/TS3). Sie war offensichtlich im Gefängnis und wird vom Zauberkönig besucht, der dem Kind eine Puppe mitgebracht hat, doch das Kind ist „in der Donau“ und wird von „Männer[n] (mit der Stange)“ gesucht (K2/E12; vgl. auch K2/TS3 und TS4). Damit hat Horváth erstmals eine konkrete Vorstellung vom Tod des Kindes, das in den frühen Phasen der Werkgenese (ab K2) in der Donau ertrinkt und erst in K5 von der Großmutter in die Zugluft gestellt wird, sodass es an einer Lungenentzündung stirbt. Die Großmutter wird in K2/E12 zum ersten Mal erwähnt. Ihr kommt in der Folge eine ganz zentrale Rolle innerhalb des Stückes zu. Zusammen mit der Großmutter in dem Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg57 gehört sie zu den besonders „[b]oshafte[n]“ (K2/E15) Figuren in Horváths Werk. In K2/E13 formuliert Horváth erstmals die Idee eines „Schlaganfall[s]“, der den Zauberkönig trifft, sodass dieser in der „Klinik“ landet und nicht mehr Agnes/Marianne (vgl. K2/TS4/BS 38 i [3], Bl. 4). Auch die Figur Erich taucht in K2 zum ersten Mal auf (vgl. K2/E10 und E13). Er will in K2/TS1 Agnes‘ heiraten bzw. einen Film mit dem Titel „Geschichten aus dem Wiener Wald“ drehen. Oskar versichert in K2/E13, wie in K2/E11, dass es zwischen ihm und Marianne aus ist, solange sie das Kind hat. Das „Singen und Klingen“, das der Zauberkönig behauptet, schon gehört zu haben, und das von Oskar als „Sphärenmusik“ (K2/E13) kategorisiert wird, wandert später in die Szenenanweisung der Eröffnungsszene und in die Regieanweisung der Schlussszene der Fassung in drei Teilen der Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 5 und 125). Damit schließt sich dort auch in musikalischer Hinsicht der Kreis. Mit K2/E17 ist ein K2 abschließender Strukturplan in sieben Bildern gegeben, der folgende Bilderfolge vorsieht: „Zauberkönig“ (vgl. K2/TS6), „Wiener Wald“, „Dom“, „Beim Heurigen“, „Nachtlokal“, „Beim Zauberkönig“ (vgl. K2/TS5) und „Beim Kinde / Klinik / Hochzeit“. Das Dreifach-Bild am Ende zeigt, dass latent immer noch eine Struktur in neun Bildern (vgl. K2/E9 und E10) vorhanden ist, diese von Horváth aber auf eine Struktur in sieben Bildern komprimiert wird. Mit K2/TS6 ist erstmals die Figur des Rittmeisters gegeben, der aus der Figur des Reithofer (vgl. VA2 und K2/TS2) hervorgeht und in der vorliegenden Textstufe der „Aftermieter“58 (K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 40) des Zauberkönigs ist und ein „Skelett“ erfunden hat (vgl. auch K2/E10). Dieses bleibt als symbolträchtiges Requisit bis in die beiden Endfassungen erhalten und wird in der Fassung in sieben Bildern bereits in der Szenenanweisung des ersten Bildes erwähnt, dann vom Rittmeister ausgiebig betrachtet und von Marianne in der Auslage der Puppenklinik arrangiert (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 1, 3 und 11). In die Fassung in drei Teilen K5/TS12 werden dieselben Szenen wiederaufgenommen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 13, 15 und 22), allerdings noch ergänzt um eine rückblickende Erinnerung Mariannes im zweiten Bild des zweiten Teiles an den Augenblick, als Alfred sie zum ersten Mal gesehen und dabei gerade das Skelett arrangiert hat (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 54; vgl. auch das „tanzende Skelett“ in K2/TS7). In K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 41 ist die „Graphologie“-Episode erstmals ausgearbeitet. In Fortsetzung von TS1 wird hier eine intime Beziehung zwischen 57 58
Vgl. WA 9. Vgl. Anm. 61.
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Vorwort
Erich und Marianne angedeutet, eine Idee, die Horváth im weiteren Verlauf der Textgenese wieder verwirft. Weiters sind die Küsse-Bisse-Szene und die Hirnschalen-Episode in K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 9 deutlich ausformuliert. Alfred ist hier, genauso wie der Rittmeister, beim Zauberkönig zur Untermiete (vgl. K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 10). Den Schluss des ersten Bildes von K2/TS6 bildet die Wiedererkennens-Szene zwischen dem Zauberkönig und Luise, in der dieser jene als „stattliche Person“ bezeichnet (K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 13, vgl. auch VA2/TS3/BS 24 [5], Bl. 22, K4/TS24/BS 37 h, Bl. 27 und BS 38 f [6], Bl. 22 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 36 und 89).
Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat Den entscheidenden konzeptionellen Schnitt von K3 bildet neuerlich eine Umbenennung des Vaters der Marianne, der hier als Hofrat tituliert wird (erstmals in K3/E1). In K3/E1 sind vor allem das „Schutzengel“-Motiv (vgl. K2/E5, E15 und TS4) und das „Todesmotiv“ hervorzuheben. K3/E1–E3 zeigen, dass Horváth an der Struktur in sieben Bildern festhält und die letzten beiden Bilder weiterhin in der „Klinik“ und im „Wiener Wald“ (beim Kind) spielen sollen (vgl. K2/E17). Für Oskar stellt nach wie vor das Kind den entscheidenden Hinderungsgrund für eine Heirat mit Marianne dar (vgl. K3/E2 und E4). In einigen Entwürfen arbeitet Horváth die menschliche Seite von Luise und Alfred heraus, indem diese dem Kind Geld geben, das sie bei Pferdewetten gewonnen haben (K3/E5, E7 und E12), bzw. „[e]inen schönen Grabstein“ (K3/E7) setzen wollen. In K3/E9 wird Luise erstmals Mathilde genannt, allerdings streicht Horváth diesen Entwurf wieder und übernimmt diesen Namen in die meisten Textstufen von K3 nicht (einzig in K3/E13 und TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 36f.; vgl. auch K4/E2). Sie pflegt den Hofrat nach seinem Schlaganfall (vgl. die Rolle der Luise in Ein Fräulein wird verkauft, VA2/TS3). K3/E16 stellt die erste Bühnenskizze zu dem Werkprojekt Geschichten aus dem Wiener Wald dar.59 In ihr wird die „Fassaden-Dramaturgie“60 der gesamten Anlage des Stückes deutlich erkennbar, die wesentlich durch das Nebenund Übereinander der Wohn- und Arbeitssituation in der stillen „Strasse“ (vgl. K2/E5, E8 und E9) gekennzeichnet ist (vgl. auch die Szenenanweisung in K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 3).61 In K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 3 findet sich erstmals die „Sockenhalter“-Szene zwischen dem Hofrat und Marianne. In ihr wird das sklavische Vater-Tochter-Verhältnis evident, aus dem Marianne im „Wiener Wald“-Bild (K3/TS3) auszubrechen sucht: M AR Ich kann nichtmehr lügen! Ich mag Dich nicht! Ich werd mir mein Leben nicht verhunzen! Mein Körper gehört mir! Verstanden! Und Du, Papa, auf einmal vergisst er alle seine Grundsätze! Sohn eines Schweinemetzgers soll ich heiraten, nur wegen dem Geld!! (K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 4)
Das erste Bild spielt in K3/TS2 gemäß der Ersetzung des Zauberkönigs durch den Hofrat auf den Balkonen der Wohnung des Hofrats (vgl. K3/E16). Der Rittmeister behaup59 60 61
Vgl. auch K4/E3, E12 und K5/E20. Vgl. Haag 1995 (Anm. 56). Zu den Wohnverhältnissen der Fräulein-Figuren bei Horváth, aber auch bei anderen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts vgl. Evelyne Polt-Heinzl: Wo die „Fräuleins“ wohnen. Von Vermieterinnen, Zimmerherrn und sonstigen Subjekten. Exemplarische Fälle bei Ödön von Horváth, Franz Kafka, Felix Dörmann und Anna Gmeyner. In: Kastberger/Streitler (Hg.) 2006 (Anm. 55), S. 83–94.
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tet, eine Erfindung gemacht zu haben, einen „Scherzartikel“ (K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 3). Außerdem bekommt er in dieser Textstufe erstmals so richtig Kontur. Auch Erich nimmt allmählich die Gestalt an, die er in den beiden Endfassungen haben wird. Von ihm heißt es erstmals, dass er „Syndikus“ (K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 5) werden will. Auch die Kassel-Dessau-Verwechslung des Hofrats ist hier vorgeformt (ebd.), und Erich will Schießübungen machen, was der Hofrat mit den Worten kommentiert: „Die Jugend soll das schiessen nicht verlernen –“ (ebd.) Weiters wird hier bereits das Vater-Sohn-Verhältnis zwischen dem Hofrat und Oskar offensichtlich. Der Hofrat gibt Oskar Tipps, wie er sich Marianne gegenüber verhalten soll: „Abstand wahren! Autorität! Nicht die Zügel aus der Hand lassen!“ (K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 6) Aus einer Bemerkung des Hofrats wird deutlich, dass er in einem „Ministerium“ (ebd.) gearbeitet hat. Erstmals bringt Oskar Marianne „Bonbons“ (ebd.) mit. Auf die Bonbon-Szene folgt die Szene, in der Oskar und Marianne aneinander vorbeireden (vgl. K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 6f.). Neuerlich deutet Horváth an, dass Erich und Marianne miteinander intim geworden sind (vgl. K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 8; vgl. auch K2/TS6, wo dieses Blatt zuerst verwendet wurde), darauf folgt die Küsse-Bisse-Szene (vgl. K3/TS2/ebd. sowie K2/TS6/ebd.) und ein Streitgespräch zwischen Oskar und Marianne darüber, wer ein „geistiger Mensch“ ist, er oder Erich (vgl. K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 8f. sowie K2/TS6/ebd.). Alfred ist auch hier wieder der Zimmerherr des Hofrats. Marianne lädt ihn auf den Ausflug am nächsten Tag ein, was Oskar verstört. Aus einem Gespräch Mariannes mit Alfred erfährt man, dass das Haus „einmal [ihnen] gehört“ hat, „jetzt nichtmehr“ (K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 11 sowie K2/TS6/ebd.). Bereits in dieser Textstufe findet sich auch die folgende Dialogsequenz, die bis in beide Endfassungen erhalten bleibt: M ARIAN Mein Gott, wie Sie mir das alles herausziehen – A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 11)
Den Abschluss des Bildes stellt, wie schon in K2/TS6, die Wiedererkennens-Szene zwischen dem Hofrat und Luise dar (vgl. BS 37 c [2], Bl. 12, 13). Wie aus der detaillierten Besprechung des ersten Bildes deutlich wurde, bilden die Textstufen der Hofrat-Konzeption die unmittelbare Vorstufe für die Ausarbeitung der sieben Bilder der ersten Endfassung (K4/TS24), für die Horváth teilweise auf das Hofrat-Konzeptions-Material zurückgreift und dieses adaptiert. Einige Typoskripte weisen deshalb mehrere Korrekturschichten auf, deren letzte in K4 zu verorten ist und die Adaption des Hofrat-Materials für K4 dokumentiert. In K3/TS3 ist das „Wiener Wald“bzw. „Donau“-Bild vorgeformt, in K3/TS4 die „Stephansdom“-Szene, die bereits den bekannten Monolog Mariannes enthält: „Wenn es einen lieben Gott gibt -- usw.“ (K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 4), der auf einen Monolog Luises in Rund um den Kongreß zurückgeht.62 In K3/TS5 und TS6 arbeitet Horváth das „Heurigen“-Bild erstmals aus, in K3/TS7 das „Maxim“-Bild. K3/TS8 spielt in der „Wohnung des Hofrates“ nach dem Schlaganfall (vgl. K2/TS5), K3/TS9 liefert eine fragmentarische Fassung des Bildes im „Wiener Wald“ bei der Großmutter und der Mutter, die sich um das Kind gekümmert haben, und in K3/TS10 arbeitet Horváth in neun Ansätzen noch einmal das erste Bild neu aus.
62
Vgl. KW 1, S. 251.
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Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern K4 umfasst den umfangreichsten und komplexesten Bestandteil des genetischen Konvoluts zu dem Werkprojekt der Geschichten aus dem Wiener Wald. Das Material wurde in diesem Fall nach den einzelnen Bildern geordnet und innerhalb der Bilder chronologisch. Der Hofrat erscheint hier wieder als Zauberkönig und Besitzer der Puppenklinik (vgl. K4/E1 und E2). Außerdem erfährt die Figur Oskar deutlichere Ausformung. Er wird durch einen Gehilfen ergänzt und gewissermaßen gedoppelt, der im Laufe von K4 allmählich Kontur gewinnt (vgl. etwa K4/E2, E4 und E5). In E4 wird er erstmals Woditschka genannt (vgl. auch K4/E7–E12 und TS1), später wird sein Name zu Havlitschek geändert (vgl. K4/TS2, TS4/A8 und A13; aber „Matschek“ in K4/TS4/A1). Mit der Wahl eines böhmischen Namens unterstreicht Horváth die soziale Stellung dieser Figur. Die „Zinnsoldaten“ und die „Sockenhalter“-Szene bilden hier bereits einen fixen Bestandteil des ersten Bildes (vgl. K4/E11 und E12). Eine Notiz (K4/E13) zeigt, dass Horváth die Rennplätze, auf denen Alfred seine Pferdewetten setzt, nun endgültig fixiert hat: „Le Tremblay“, „Saint-Cloud“ und „Maisons-Laffitte“. Der Bearbeitungsprozess der Textstufe TS4 zum ersten Bild umfasst 22 Ansätze, in denen von Horváth sukzessive Materialersetzungen vorgenommen werden.63 Ein Strukturplan (K4/E14) weist folgende Bilderfolge für das Stück auf: „Strasse“, „Wiener Wald“, „Sebastiansaltar“, „Heuriger“, „Im Maxim“, „Über den Dächern“ und „Im Wiener Wald – Hochzeit“, wobei die ersten zwei Bilder zum ersten Teil gruppiert werden, die Bilder drei bis fünf zum zweiten Teil und die Bilder sechs und sieben zum dritten Teil. Die Gliederung in Teile lässt Horváth im weiteren Verlauf von K4 wieder fallen, nimmt sie aber in K5 wieder auf. Der Strukturplan K4/E16 benennt die Bilder von K4/E14 teilweise um, hält aber im Prinzip an derselben Bilderfolge fest. Aus einer zum fünften Bild notierten Replik wird deutlich, dass Mathilde die Gruppe ins Maxim geführt hat. Später wird diese Funktion der Rittmeister übernehmen. Die Ausarbeitung der Textstufe K4/TS7 zum zweiten Bild verläuft über 48 Ansätze und zeigt exemplarisch die Komplexität des Überarbeitungsprozesses, den Horváth in K4 betreibt. Der Autor greift dabei wiederholt auf in der Hofrat-Konzeption erarbeiteten Text zurück (insbesondere auf K3/TS2, TS3 und TS10). Zum genetischen Material von K4 zählt außerdem eine Reihe nicht völlig textidentischer Typoskripte, in denen Horváth das erste und zweite Bild von K4 reinschreibt (vgl. K4/TS8–TS12). Die letzte Fassung dieser Reihe wurde der Endfassung in sieben Bildern K4/TS24 zugrunde gelegt. Die erste Besetzungsliste K4/E23, die Horváth zu den Geschichten aus dem Wiener Wald wahrscheinlich als Wunschliste entwirft, beinhaltet bereits die Namen einiger Schauspieler, die tatsächlich bei der Uraufführung am 2. November 1931 dabei sein werden, so Carola Neher als Marianne und Peter Lorre als Oskar (vgl. K1/E26). Letzterer wird bei der Uraufführung den Alfred spielen, und der in K4/E23 für die Rolle des Zauberkönigs genannte Oskar Sima wird dort durch Hans Moser ersetzt.64 63
64
Vgl. zu den komplexen Entstehungsprozessen der einzelnen Bilder von K4, aber auch anderer Konzeptionen die Simulationsgrafiken im Anhang dieses Bandes. Vgl. auch die weiteren Besetzungslisten in K4/TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E18 und TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 1).
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Auch die Genese der Textstufe zum dritten Bild TS14 ist komplex und verläuft in 18 Ansätzen. Ganz wesentlich für das vierte Bild, das laut K4/E29 in der „Strasse“ spielen soll, sind die Sphinx- bzw. Grafologie-Szene (vgl. auch K4/E31), bei der der Figur des Gehilfen Havlitschek eine wichtige Rolle zukommt, sowie der zweite Auftritt der Dame mit den Zinnsoldaten. Der „Heurige“ rückt – gemeinsam mit dem „Moulin-bleu“Bild (vgl. K4/E32) – durch den Einschub des vierten Bildes „Stille Strasse im achten Bezirk“ (K4/E33) an die fünfte Position. Die Textstufen zum vierten Bild K4/TS14–TS18 zeigen, dass mit dem Einschub dieses Bildes die Auflösung der Handlung – vor allem durch das vermittelnde Eingreifen Mathildes – ganz wesentlich vorangetrieben wird, das vierte Bild also nicht nur im strukturellen Zentrum steht, sondern auch die handlungsmäßige Peripetie bringt. Anhand der erwähnten Textstufen lässt sich auch nachvollziehen, wie der Grafologie-Szene zunächst eine Szene zwischen Havlitschek und einem Fräulein (TS16), dann eine zwischen Havlitschek und Emma (TS18/A1) vorangestellt wird. Im letzten Ansatz zum vierten Bild, von dem sechs Ansätze überliefert sind, wechselt die Szene schließlich reigenartig von einem Figurenpaar zum nächsten: Havlitschek und Emma machen den Beginn, dann folgen Oskar und Havlitschek, der Rittmeister und Havlitschek, Mathilde und der Rittmeister, Erich und Mathilde (wobei Oskar und der Rittmeister „horchen“), der Zauberkönig und die gnädige Frau, der Rittmeister und Mathilde, Oskar und der Zauberkönig, Alfred und Oskar, Alfred und Mathilde, Mathilde und Oskar, und schließlich wieder – und damit schließt sich der Kreis beinahe – Havlitschek und Oskar. Zum fünften Bild ist kaum genetisches Material überliefert, weshalb die Genese desselben nur fragmentarisch nachvollzogen werden kann. K4/E35, ein Entwurf zur Heurigen-Szene, lässt deutlich erkennen, dass sich Horváth für die Lieder dieser Szene der Sammlung Wiener Volkslieder von Alois Ulreich bedient hat,65 denn die in diesem Entwurf notierten Seitenzahlen verweisen eindeutig auf dieses Sammelwerk. Die von Horváth benutzten Lieder reichen vom Nußdorf-Lied über Mir is mei‘ Alte g’storb‘n und Wien, Du Stadt meiner Träume bis zu Ach, ich hab Sie ja nur auf die Schulter geküßt aus der Operette Der Bettelstudent von Carl Millöcker (1842–1899). Die Ausarbeitung der Textstufe zum fünften Bild K4/TS19 lässt sich in 15 Ansätze gliedern. Der Rittmeister taucht in K4/TS19/A15 wie durch Zufall beim Heurigen auf und überwirft sich sogleich mit Erich, der die Österreicher als „[f]esch, aber feig“ (K4/TS19/A15 bzw. TS24/BS 38 f [6], Bl. 20) bezeichnet. Der Rittmeister ist es auch, der seinen Jugendfreund, den Amerikaner, in die Gruppe um den Zauberkönig einführt. Das noch in K4/E32 genannte „Moulin-bleu“ wird zwar auch hier bei Einsetzen des Regens als Ausweichort für den Heurigen genannt, allerdings vom Rittmeister gezielt und absichtsvoll durch das „Maxim“ ersetzt. Auf die Frage des Zauberkönigs: „Warum denn ins Maxim?“, antwortet der Rittmeister: R ITT Weil es dort ganz besondere Ueberraschungen geben wird. Z AUBER Was für Ueberraschungen? R ITTMEISTER Pikante. Sehr pikante -(K4/TS19/A15 bzw. TS24/BS 38 f [6], Bl. 23)
Im Maxim kommt es dann zu dem bekannten Eklat mit Marianne, die als personifiziertes Glück nackt auf einer goldenen Kugel steht, von Mathilde erkannt und 65
Alois Ulreich: Wiener Volkslieder. Wien: Steyrermühl 1927. (= Tagblatt-Bibliothek, Nr. 515–517)
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schließlich vom Amerikaner des Diebstahls bezichtigt wird, wodurch sie ins Zuchthaus kommt. Horváth greift zur Ausarbeitung dieses Bildes wiederholt auch materiell auf K3/TS5 zurück. Auch das sechste Bild spielt wieder in der stillen Straße. „Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk“ lautet die Szenenanweisung von K4/E39 und damit wird die zyklische Anlage bereits der Fassung in sieben Bildern erkennbar, die allerdings in K5 noch deutlich verstärkt wird. Aus demselben Entwurf wird deutlich, dass der Zauberkönig die Puppenklinik wegen „Geschäftsaufgabe“ vermieten will und dass er einen Schlaganfall erlitten hat. In K4/E41 und E42 zeigt sich exemplarisch die vermittelnde Rolle Mathildes, die diese aber auf die Bitte Mariannes übernommen hat, aber auch die des Rittmeisters (vgl. auch K4/TS20/A1/BS 38 h [10], Bl. 1f.). In K4/E45 notiert Horváth die spätere Replik Mathildes: „Hier wird jetzt versöhnt!“, in K4/E44 vermerkt er die Szenenanweisung: „[D]ie Bühne verwandelt sich in ein grosses Schlusstableau“. Die Genese der Textstufe zum sechsten Bild K4/TS22 vollzieht sich in 15 Ansätzen. Dabei soll nicht nur die Versöhnung des Zauberkönigs mit Marianne, sondern auch diejenige zwischen Mathilde und Alfred und Marianne und Alfred vonstattengehen. In K4/TS20/A15 bzw. TS24/BS 38 h [12], Bl. 22 manifestiert sich die innere Verwandtschaft des Zauberkönigs und des Rittmeisters in ihrer Namensgleichheit. Der Rittmeister und Marianne unterhalten sich über das „Versöhnungswerk“ (K4/TS20/A1/BS 38 h [10], Bl. 2) der Mathilde, aber auch über den „zu direkt[en]“ (K4/TS20/A15 bzw. TS24/BS 38 h [12], Bl. 23) Versuch des Rittmeisters im Maxim. Erich verabschiedet sich von Mathilde, und Oskar und Alfred solidarisieren sich nach Oskars Einsicht: „Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive --“ (K4/TS20/A15 bzw. TS24/BS 38 h [12], Bl. 25). Das ‚Versöhnungswerk‘ der Mathilde gelingt schließlich, und der Schluss des sechsten Bildes zeigt Marianne, die „überglücklich“ lacht, weil sie sich mit ihrem Vater versöhnt hat und dieser aufgrund der „freudige[n] Erschütterung“ (K4/TS20/A15 bzw. TS24/BS 38 h [12], Bl. 30) über die Versöhnung mit Marianne die Lähmung durch den Schlaganfall überwunden hat. Das siebente Bild spielt in der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) „Draussen in der Wachau“. Es zeigt die Großmutter und die Mutter, die nach dem Tod des Kindes Marianne einen Brief schreiben, in dem sie sie über den Unfall in Kenntnis setzen wollen. Im Gegensatz zur späteren Fassung in drei Teilen (K5/TS12) handelt es sich bei den beiden nicht um die Mutter und Großmutter Alfreds, sondern um Fremde, bei denen das Kind „in Kost“ (K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 22) gegeben wurde (vgl. auch VA2/TS3/BS 24 [9], Bl. 6). Auch werden diese beiden in K4 noch durch eine Tochter ergänzt, die bis K5/E8 erhalten bleibt und Alfred zu Beginn des Bildes den Turm zeigt. In K5/TS12 ist es die Mutter, die im ersten Bild des ersten Teiles dem Hierlinger Ferdinand den Turm zeigt. Die Tochter der Fassung in sieben Bildern träumt davon, in Wien zu leben. Alfred rät ihr jedoch davon ab. Als sich herausstellt, dass er der Vater des „Bubi“ (K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 23) ist, erzählt sie ihm von dem Unglück. Anders als in der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) stirbt das Kind in der Fassung in sieben Bildern nicht an einer Lungenentzündung, weil es von der Großmutter in die Zugluft gestellt wurde, sondern es ertrinkt in der Donau (vgl. K2/E12 bzw. TS3 und K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 24). Kurz nachdem Alfred vom Tod des Kindes erfahren hat und dann einfach „allein“ (K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 25) sein möchte, tauchen der Zauberkönig, Mathilde, Oskar und Marianne auf. Die Großmutter gibt Marianne den Brief zu lesen. Als der Zauberkönig
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vom Tod des Bubi erfährt, fürchtet er, einen zweiten Schlaganfall zu bekommen. Diese Szene geht fast unverändert in die Fassung in drei Teilen (K5/TS12) ein; die Replik, in der der Zauberkönig die Angst vor dem zweiten Schlaganfall äußert, bleibt dort stehen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 123), obwohl der erste Schlaganfall wegfällt, ein Residuum, das der nicht ganz konsequenten Überarbeitung der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) zur Fassung in drei Teilen (K5/TS12) geschuldet ist. Das Bild endet, anders als in der Fassung in drei Teilen, nicht mit der einfachen Wiedervereinigung Oskars und Mariannes, sondern zeigt darüber hinaus noch deren Hochzeit in einem „kitschigen Barocksaal“ (K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 28). Den Abschluss bildet eine Ansprache des Rittmeisters, des Garanten für Tradition und Konvention, der „vor den Vorhang“ (ebd.) tritt und sich mit folgenden Worten an das Publikum wendet: Ich habe nun den ehrenvollen Auftrag, Ihnen, meine Sehrverehrten, im Namen unserer Jungvermählten für all die liebenswürdigen Glückwünsche von ganzem Herzen zu danken! Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren! (K4/TS22/A18 bzw. TS24/BS 38 i [8], Bl. 28)
In der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) fällt dieser den konventionellen Komödienschluss zitierende und zugleich parodierende Schluss weg. Das letzte Bild endet dort mit der resignativen Rückkehr Mariannes zu Oskar, der ihr auf die Worte: „Jetzt kann ich nichtmehr --“, ein simples: „Dann komm --“ entgegnet (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 125). Dieser Dialog findet sich bereits in der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24), wird aber hier durch die nachfolgende heitere Hochzeitsgesellschaft gemildert. In der Fassung in drei Teilen (K5/TS12), die in manchem eine Verschärfung des Tones und der Emotionen bringt, fällt diese Milderung weg.66 Das Schlusstableau der Fassung in drei Teilen entspricht zwar im Wesentlichen noch dem Komödienschema, nach dem sich die füreinander bestimmten Paare finden, deutet die Hochzeit aber nur an, führt sie nicht aus, und entlässt den Zuschauer oder Leser damit nicht aus der düsteren Atmosphäre der tragischen Verstrickung.
Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen Warum Horváth die Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) zur Fassung in drei Teilen (K5/TS12) umgearbeitet hat, kann nicht mehr geklärt werden. Weder in den Briefen noch in den Notizbüchern finden sich dazu Hinweise. Einigen Aufschluss über diesen Überarbeitungsprozess bietet jedoch die Fassung K4/TS25, die einen Durchschlag einer Abschrift der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) darstellt und nur im Umfang zirka eines Viertels, über mehrere Nachlassmappen verstreut, überliefert ist. Die fehlenden Teile dieser Abschrift wurden von Horváth vermutlich für die Montage der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) verwendet, wie sich etwa am Beispiel der Fassung K5/TS10 zum zweiten Bild „Draussen in der Wachau“ des dritten Teiles beobachten lässt. Horváth zitiert hier den Text aus der Abschrift unter Verweis auf „Seite 91“ (K5/TS10/BS 38 g [3], Bl. 7) nur an. Die Schnittkante auf dem Blatt K4/TS25/BS 38 i [11], Bl. 30 mit der Pagina 91 lässt vermuten, dass Horváth den unteren Teil für die 66
Vgl. Klaus Kastberger: Revisionen im Wiener Wald. Horváths Stück aus werkgenetischer Sicht. In: Kastberger (Hg.) 2001 (Anm. 12), S. 108–130, hier S. 129.
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Montage des nicht überlieferten Typoskripts der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) verwendet hat. Das Blatt weist überdies handschriftliche Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift auf, in denen Horváth etwa mit einer römischen „II“ auf das zweite Bild des dritten Teiles verweist und die in K4/TS24 noch vorkommende Tochter Julie, von der die Großmutter sagt, dass sie ihr nicht mehr gefällt, durch Alfred ersetzt (vgl. K4/TS25/BS 38 i [11], Bl. 30). Auf BS 38 h [13], Bl. 33 etwa korrigiert Horváth den noch aus der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) überlieferten Namen der Trafikantin, Mathilde, zu Valerie.67 Den deutlichsten Hinweis auf die möglichen Gründe für den Überarbeitungsprozess liefert indes das Blatt BS 37 b, Bl. 16, das das Figurenverzeichnis der Fassung in sieben Bildern enthält. In dieses wurden von fremder Hand mit Bleistift Schauspielernamen eingetragen, die in der Folge von Horváth mit rotem Buntstift korrigiert wurden. Außerdem finden sich auf dem Blatt Eintragungen Horváths mit schwarzblauer und violetter Tinte, die unmittelbar den Überarbeitungsprozess betreffen, so etwa die Einfügungen der Figuren des Hierlinger Ferdinand, der Baronin und ihrer Schwester Helene. Die von Horváth eingetragenen Schauspielernamen entsprechen am ehesten der Besetzungsliste K4/E23, teils jedoch auch jener von K5/E13, dürften also irgendwann dazwischen notiert worden sein. Wer die Schauspielernamen mit Bleistift eingetragen hat, lässt sich nicht mehr eruieren. Die Überarbeitung der Fassung in sieben Bildern zu jener in drei Teilen dürfte sehr rasch vor sich gegangen sein, denn das genetische Konvolut zu K5 ist relativ schmal. Dies kann aber auch einem vergleichsweise großen Überlieferungsverlust geschuldet sein. Anhand des überlieferten Materials lässt sich die Überarbeitung nur sehr bruchstückhaft nachvollziehen. Eine Übersicht über die Verschiebungen, die Horváth im Übergang von K4 zu K5 vorgenommen hat, bietet die Übersichtsgrafik Tab1 im Anhang dieses Bandes. In ihr sind sowohl die Permutationen oder Spaltungen ganzer Bilder als auch einzelner Szenen und Repliken grafisch dargestellt. Auch die Hinzufügung ganzer neuer Bilder wird aus der Tabelle ersichtlich. Die Strukturpläne K5/E1–E5 zeigen exemplarisch für den zweiten Teil, wie Horváth um eine neue Folge der Bilder innerhalb der drei Teile ringt. K5/E4 und E6 lassen bereits erkennen, dass dem Hierlinger Ferdinand, der in K4/TS24 nur einmal erwähnt wird (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 13), in der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) eine größere Rolle zufallen soll (vgl. auch K4/TS25/BS 37 b, Bl. 16, wo er in der Figurenliste von Horváth handschriftlich hinzugefügt wird, sowie K5/TS3/A1, A2, A7, TS3/A9 und TS8). Die Ballettmeisterin bzw. Baronin und ihre blinde Schwester (Helene) stellen gegenüber K4 eine Neuerung dar (vgl. K5/E1–E5, TS1, E15, TS4 und TS8), gehen aber auf die Ballettmeisterin von K1 zurück (vgl. K1/E5 und E6). In K5/E7 und E8 werden die Figur der Großmutter und im Speziellen ihre Bosheit stärker profiliert, in K5/E9 plant Horváth eine Szene „[v]or dem Gefängnistor“, in der der Zauberkönig, Alfred, die erstmals so genannte Valerie (vgl. auch K5/E11, E13, E15, E16, E18 und E21) und Oskar Marianne nach ihrer Freilassung abholen. Die Dialogskizzen von K5/E10 zeigen, dass Horváth am weiter oben erwähnten Schlussdialog zwischen Oskar und Marianne noch feilt, diesen aber dann doch in seiner schon mit K4/TS24 gegebenen Form belässt. Bis K5/E10 behält Horváth auch die Idee eines versöhnlichen Komödienschlus67
Vgl. auch die Bruchstücke der Mappen BS 38 d [9], BS 38 e [9], BS 38 f [7], BS 38 h [13] und BS 38 i [11], die allesamt Schnittkanten aufweisen, die eine solche Weiterverwendung für K5/TS12 vermuten lassen, sowie den Kommentar zu K5/TS11 im Chronologischen Verzeichnis.
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ses mit Verlobung bzw. Hochzeit bei, der sogar die Großmutter in milderer Form erscheinen lassen sollte. Auch die direkte Publikumsansprache des Rittmeisters bleibt bis zu diesem Entwurf erhalten. K5/E11 dokumentiert den Durchbruch in der strukturellen Genese. Der detaillierte Konfigurationsplan stellt zugleich einen äußerst ausgereiften Strukturplan dar, in dem die Folge der Teile und Bilder fast jener der Endfassung K5/TS12 entspricht; einzig im zweiten Teil fehlen die Bilder „Möbliertes Zimmer“ (II/2) und „Im Stephansdom“ (II/7). In K5/E14 wird Horváth dann die Struktur des zweiten Teiles endgültig festlegen und zugleich das zweite Bild des zweiten Teiles „Möbliertes Zimmer“ dialogisch ausarbeiten (vgl. auch K5/TS2, TS7/A3 und A4). In K5/E13 notiert Horváth neuerlich eine fragmentarische Besetzungsliste, die immer noch Oskar Sima als Oskar vorsieht (vgl. K4/E23, K4/TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E18 und TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 1)). K5/E16 und E17 sind dem abschließenden Wachau-Bild gewidmet, dem Horváth in K5 besondere Aufmerksamkeit zukommen lässt (vgl. auch K5/E7 zum Wachau-Bild des zweiten Teiles, E8 und E12). In TS5/A1 und A2 arbeitet er das neue Wachau-Bild der Mitte des zweiten Teiles (II/4) aus (vgl. auch K5/TS9). In K5/TS6, hier noch das erste Bild des dritten Teiles, erwähnt Horváth erstmals die Erkältung des kleinen Leopold, und die Mutter wirft der Großmutter vor, ihn in die Zugluft gestellt zu haben. In K5/TS10 arbeitet Horváth das erste Wachau-Bild des dritten Teiles (III/2) weiter aus. K5/TS11 liefert den Beginn des dritten Bildes des dritten Teiles („Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk“). Die letzten Entwürfe zu K5 entstammen dem Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]). K5/E20 stellt eine Besonderheit innerhalb der Bühnenskizzen (vgl. K3/E16, K4/E3 und E12) zu den Geschichten aus dem Wiener Wald dar, da Horváth hier offensichtlich seine ‚Fassaden-Dramaturgie‘ auf die Drehbühne des Deutschen Theaters überträgt, die Skizze also bereits im Zuge der Probenarbeiten zur Uraufführung in Berlin entstanden sein muss. Die Endfassung K5/TS12 weist die folgende Struktur in drei Teilen und fünfzehn Bildern auf: I. Teil: „Draussen in der Wachau“ (I/1) „Stille Strasse im achten Bezirk“ (I/2) „Am nächsten Sonntag im Wiener Wald“ (I/3) „An der schönen blauen Donau“ (I/4) II. Teil: „Wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk“ (II/1) „Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk“ (II/2) „Kleines Café im zweiten Bezirk“ (II/3) „Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen“ (II/4) „Draussen in der Wachau“ (II/5) „Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk“ (II/6) „Im Stephansdom“ (II/7) III. Teil: „Beim Heurigen“ (III/1) „Draussen in der Wachau“ (III/2) „Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk“ (III/3) „Draussen in der Wachau“ (III/4)
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Schon an den Bildtiteln zeigt sich, dass Horváth mit seinem Volksstück eine veritable Topografie Wiens und seiner unmittelbaren Umgebung liefert. Die beiden „Wachau“Bilder am Anfang und am Ende umrahmen das Drama und verleihen ihm die charakteristische zyklische Struktur, die sich auch in der Fülle der „Strassen“-Bilder zeigt und in den Szenenanweisungen durch die große Zahl an iterativen Adverbien („wieder“, „abermals“) unterstrichen wird. Anders als in der Fassung in sieben Bildern, die zwar auch zwei zyklische Rückkehrbewegungen in die „stille Strasse“ umfasst (vgl. das erste, vierte und sechste Bild), im Wesentlichen jedoch teleologisch vom Beginn in der „stillen Strasse“ bis zur Hochzeit in einem „kitschigen Barocksaal“ (K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 28) fortschreitet, dreht sich die Handlung in der Fassung in drei Teilen, wie die Bühne im Deutschen Theater, nicht nur inhaltlich, sondern auch schon rein strukturell im Kreis. Unterstrichen wird dies auch durch die Wiederkehr der immer gleichen Musikstücke der „Realschülerin im zweiten Stock“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 18) und der Zither spielenden Großmutter. Die stärkere Schnitttechnik durch die Unterteilung in mehr als doppelt so viele Bilder und die zusätzlichen Zäsuren, die die Akteinteilung bedeutet, weisen bereits voraus auf die Szenendramaturgie von Kasimir und Karoline (1932), an dem Horváth unmittelbar danach gearbeitet hat. Auch kommt in der längeren Fassung in drei Teilen dem häuslichen Alltagsleben von Marianne und Alfred eine wesentlich größere Rolle zu. Wie bereits erwähnt, wird die Rolle des Hierlinger Ferdinand wesentlich aufgewertet. Er wird in K5/TS12 zum echten Gegenpart des Alfred, was sich am Deutlichsten in den Bildern des zweiten Teiles zeigt, v.a. im Bild „Kleines Café im zweiten Bezirk“ (II/3) und im Bild „Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen“ (II/4). Auch wird die Jobvermittlungsepisode in K5/TS12 ausführlich dramatisch gestaltet, während sie in K4/TS24 noch nicht ausgeführt ist und die Handlung dort von der ‚Verlobung‘ zwischen Alfred und Marianne an der schönen blauen Donau über die Szene im Stephansdom, die hier die (wenigen) häuslichen Konflikte birgt, direkt zum Heurigen bzw. zum Maxim fortschreitet. Durch die Einfügung des Bildes „Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk“ (II/2) kann Horváth die Sockenhalter-Szene aus I/1 mit Alfred wiederholen und damit gewissermaßen doppeln, was ein weiteres iteratives Moment des Stückes darstellt. Insgesamt zeichnet sich die Fassung in drei Teilen (K5/TS12) durch eine größere dramatische Breite aus, was sich durch ein Plus von etwa einem Fünftel an Textlänge manifestiert. Auch die narrative Funktion der Szenenanweisungen spielt hier eine noch größere Rolle. Horváth hat das Stammbuch der Fassung in drei Teilen K5/TS12 in einem abschließenden Korrekturvorgang handschriftlich bearbeitet. Diese hs. Eingriffe, deren Zahl überschaubar ist, sind in die Transkription der Endfassung aufgenommen worden und bilden einen Teil der Anmerkungen im kritischen Apparat von K5/TS12; einen anderen wesentlichen Anteil derselben stellen die Abweichungen zum Erstdruck D2 im Propyläen Verlag dar. Die wichtigsten Eingriffe Horváths im Stammbuch des Arcadia Verlags seien hier kurz erwähnt: Der Autor versieht die Figurenliste in K5/TS12 handschriftlich mit den Schauspielern der Uraufführung und notiert auch den Namen des Regisseurs Heinz Hilpert (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 1)). Im dritten Bild des zweiten Teiles, „Kleines Café im zweiten Bezirk“, tilgt Horváth im Dialog zwischen dem Hierlinger Ferdinand und Alfred eine „(Stille.)“ (ebd., S. 57) und korrigiert Alfreds Antwort auf Ferdinands Frage „Ist das Deine Donna?“ von „Jawohl.“ zum flapsigeren „Jes.“ (ebd., S. 58). Im dritten Bild des dritten Teiles streicht er im
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Dialog zwischen dem Rittmeister und Valerie die Passage über die „Sphärenmusik“ (vgl. ebd., S. 108). Den gewichtigsten Eingriff stellt jedoch jener in der Schlussszene dar. Hier streicht Horváth die Replik Mariannes: „Mich prügelt er wie einen Hund!“ sowie Oskars Entgegnung: „Auch das! Wenn es nämlich sein muss.“ und ersetzt diese durch ein besonders bühnenwirksames Lachen und Verstummen Mariannes, die nur in Form von zwei Regieanweisungen notiert sind.68
Uraufführung und zeitgenössische Rezeption Die Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald fand am 2. November 1931 im Deutschen Theater Berlin statt und wurde laut Soufflierbuch 36-mal gegeben, zuletzt an Horváths dreißigstem Geburtstag, dem 9. Dezember 1931.69 Regie führte der bekannte Regisseur Heinz Hilpert. Wie aus dem Interview Horváths mit der Wiener Allgemeinen Zeitung vom 5. Juli 1931 hervorgeht, hatten das Stück zu diesem Zeitpunkt bereits Max Reinhardt vom Deutschen Theater und Karl Heinz Martin von der Volksbühne gelesen.70 Reinhardt vertraute die Aufgabe schließlich Hilpert an.71 Dieser berichtet über seinen ersten Eindruck von dem Stück: Als mir Horváth im Sommer des Jahres 1931 sein Stück Geschichten aus dem Wiener Wald übergab und ich es gelesen habe, war ich so fasziniert davon, daß ich sofort beschloß, es auch zu inszenieren. Horváth hatte der Medusa, die man das Leben nennt, fest ins Auge gesehen und ohne Zittern eigentlich das dargestellt, was geschieht, in dem, was zu geschehen scheint.72
Wie man aus dem im Nachlass Hilperts überlieferten Regiebuch erkennen kann, bot die Uraufführung eine textgenaue Wiedergabe des Stückes, die praktisch ohne Streichungen ausgekommen ist.73 Bemerkenswerterweise notiert Hilpert in der Figurenliste für die Figur des Alfred noch den Namen Heidl-Stepanek, was zu der Annahme führen muss, dass Peter Lorre sehr kurzfristig die Rolle des Alfred übernommen hat.74 Der von Horváth handschriftlich in seinem Exemplar des Stammbuchs geänderte Schluss75 ist in dem Regiebuch Hilperts nicht umgesetzt.76 Bemerkenswert ist, mit welcher Akribie 68
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Vgl. Kastberger 2009 (Anm. 4), S. 228 sowie das Faksimile dieser Seite des Stammbuchs ebd., S. 229. Vgl. die Eintragungen Traugott Krischkes in einem Stammbuch des Thomas Sessler Verlags, die präzise die Eintragungen im Soufflierbuch und in Hilperts Regiebuch (vgl. Anm. 31) wiedergeben, im Nachlass Krischke, ÖLA 84/Schachtel 54. Anonym: Ödön von Horváth in Wien. Gespräch mit dem Verfasser von Italienische Nacht. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 5.7.1931. Vgl. Michael Dillmann: Heinz Hilpert. Leben und Werk. Berlin: Akademie der Künste/Edition Hentrich 1990, S. 72. Heinz Hilpert: Statement. In: Traugott Krischke (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970, S. 34. Zu Hilperts texttreuer Umsetzung schreibt sein Biograf Dillmann, dass Hilpert sicher nicht aus „Werktreue“ oder „Rücksicht auf den Autor“ so inszeniert habe, sondern weil er von dem Text „vollends überzeugt“ war; vgl. Dillmann 1990 (Anm. 71), S. 73. Vgl. die Besetzungsliste im Regiebuch Hilpert 1931 (Anm. 31), o. Pag. (S. 1); vgl. weiters die Besetzungslisten in K4/E23, TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E13 und E18. Vgl. dazu den Kommentar zu K5/TS12 im Abschnitt „Das genetische Konvolut und seine Chronologie“. Vgl. Regiebuch Hilpert 1931 (Anm. 31), S. 125.
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Hilpert in dem Stammbuch die Figurenkonstellationen auf der Bühne notiert, die er wie Choreografien plant und skizziert.77 Eindrücklich ist dabei vor allem das Schlussbild, das Hilpert in Form einer Bühnenskizze umreißt und zu dem er notiert: „Oskar kommt langsam auf Marianne zu – Marianne bleibt an die Wand geklebt stehen“.78 Insgesamt beschreiben Hilperts Anmerkungen aufs Genaueste die Bewegung der Figuren auf der Bühne, sei es durch von ihm ergänzte Regieanweisungen, sei es durch von ihm gefertigte Bühnenskizzen. Auch die für die Uraufführung eingesetzte Drehbühne ist in manchen dieser Skizzen deutlich erkennbar.79 Ein besonderes Augenmerk Hilperts galt auch den von Horváth vielfach im Text gesetzten „Pausen“ und „Stillen“. Zu ihnen notierte der Regisseur: „Die Pausen sind ganz präzis innezuhalten“ und „Alle Stellen – in denen Stille steht – ordentlich als Haltepunkte markieren“.80 Ödön von Horváth hatte bereits den Proben für die Uraufführung beigewohnt, wie sich am Deutlichsten im Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]) verfolgen lässt, in dem der Autor immer wieder Eintragungen macht, die mit den Probenarbeiten oder mit dem Stück in Zusammenhang stehen.81 Horváths handschriftliche Überarbeitung des Stammbuchs des Arcadia Verlags, das die Grundlage der Fassung K5/TS12 bildet, dürfte ebenfalls aus der Zeit der Probenarbeiten stammen. Es handelt sich dabei also um die Korrekturen letzter Hand, die aber nur teilweise in die Buchfassung des Propyläen Verlags (D2) eingegangen sind, die erst nach der Uraufführung zustande kam.82 Die Uraufführung fand unter Beteiligung eines Starensembles statt. In den Hauptrollen spielten Carola Neher (Marianne), Peter Lorre (Alfred), Hans Moser (Zauberkönig) und Paul Hörbiger (Rittmeister). Eine genaue Besetzungsliste findet sich in K5/TS12, da Horváth das Figurenverzeichnis handschriftlich um die Schauspielernamen ergänzt hat.83 Mit einigen der Schauspieler der Uraufführung pflegte Horváth sogar privaten Kontakt, etwa mit Carola Neher und der in einer Nebenrolle auftretenden Hertha Pauli.84 Die Reaktionen auf die Uraufführung waren größtenteils sehr positiv. Alfred Kerr, dessen Erscheinen Horváth gefürchtet hatte,85 schreibt am 3. November 1931, einen 77
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Vgl. dazu etwa die Abbildung in Heinz Lunzer/Viktoria Lunzer-Talos/Elisabeth Tworek: Horváth. Einem Schriftsteller auf der Spur. Salzburg [u.a.]: Residenz 2001, S. 91 sowie Regiebuch Hilpert 1931 (Anm. 31), Beilage zu S. 122. Regiebuch Hilpert 1931 (Anm. 31), Beilage zu S. 124. Vgl. den Kommentar zu K5/E20 im Chronologischen Verzeichnis sowie die anonym erschienene Theaterkritik in der Neuen Freien Presse in der Folge (Anm. 120). Regiebuch Hilpert 1931 (Anm. 31), Beilagen zu den S. 5 und 6. Vgl. insbesondere K5/E18–E21 sowie BS 33 [1], Bl. 1–4, 7v, 8, 8v und 13. Vgl. dazu die Anmerkungen im kritischen Apparat von K5/TS12, wo alle Abweichungen von D2 aufgelistet werden, sowie den Abschnitt „Datierung und Druck“. Vgl. auch die Besetzungslisten von K4/E23, K5/E13 und E18. Vgl. das Notizbuch Nr. 5, ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 1 sowie Nicole Streitler-Kastberger: Im Schatten einer Totenmaske, oder: „Liebe ist nur eine fixe Idee …“ – Hertha Pauli und Ödön von Horváth. In: „Eine Brücke über den Riss der Zeit …“ Das Leben und Wirken der Journalistin und Schriftstellerin Hertha Pauli (1906–1973). Hg. v. Susanne Blumesberger und Ernst Seibert. Wien: Praesens 2012 (biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung, Bd. 10), S. 172–196, hier S. 177–181. Vgl. das Zeugnis des Schauspielers Joseph Breitbach, der mit Horváth gemeinsam die Uraufführung besucht hatte, in: Traugott Krischke: Ödön von Horváth und seine Geschichten aus dem Wiener Wald. Beiträge zu Biographie und Werk. In: Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald. Hg. von Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983, S. 28–67, hier S. 43.
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Tag nach der Uraufführung, im Berliner Tageblatt: „Eine stärkste Kraft unter den Jungen, Horváth, umspannt hier größere Teile des Lebens als zuvor.“86 Doch er relativiert sein Urteil wenig später in einer Weise, die der Autor schon von früheren Uraufführungen kannte und mit der er sich immer wieder konfrontiert sah: Umspannt er es? … In prachtvollen Einzelheiten sicher. Es wimmelt von kostbaren Stellen. Immerhin: das Wie der Teile bleibt wesentlicher als das Was des Umrisses. (Wie alles zustande kommt, ist köstlich. Was zustande kommt, nicht so.) Das zeigte sich schon in seiner Epik. Er schrieb ein höchst fortreißendes Erzählungsbuch; es zerfällt in Teile, jeder Teil wertvoll; unter den Teilen kaum ein Zusammenhang. Ihm liegt somit Episodiges mehr als Geschlossenes.87
Wieder also, wie schon bei Julius Bab angesichts der Bergbahn, die Kritik an der ‚Zersplitterung‘, am „Episodige[n]“.88 Doch Kerr will keinen Zweifel daran lassen, dass es sich bei Horváth um einen wirklichen Dichter handelt: „Horváth ist ein ehrlicher Kopf mit einem Blick von heut“, schreibt er deshalb weiter, und: „Er lüpft als Ironiker eine Legende: Kitschlügen um Österreich.“89 Die Zerrissenheit in der Haltung äußert sich indes gegen Ende der Kritik noch einmal: Kurz: eine junge Kraft mit starken Aussichten schrieb das alles. Stärker zwar im einzelnen als im Umriß. Doch ein Könner. Unter den Jungen ein Wert; ein Geblüt; ein Bestand. Er lerne nur dramatischer denken als episch. Ansonst ist hier – kein Zurückschrauben in die Fibeldummheit: sondern ein Saft. Und ein Reichtum.90
Neuerlich also die Kritik an der fehlenden Geschlossenheit, am ‚Episodigen‘ und „[E]pisch[en]“ statt dem Dramatischen. Die Besprechung endet dennoch äußerst positiv, wenn Kerr zwar Hilperts Regie in einem Punkt kritisiert, aber mit folgenden Worten schließt: „Belanglos gegen den wundervollen Rest.“91 Noch positiver als Kerr äußert sich Alfred Polgar in der Weltbühne zu den Geschichten, indem er vor allem ihr „authentisch Wienerische[s]“92 lobt: Wienerisch an den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ ist außer dem Dialekt, den die Figuren sprechen, die viele Zeit, welche sie haben, und daß sie bei ihrem Tun und Lassen mehr lassen als tun. Deshalb kann häufiger Schauplatz der Vorgänge die Straße sein, wo die dort angesiedelten Geschäftsleute, zum Zweck des Dialogs, öfter draußen vor als drinnen hinter ihrem Laden stehen. Viennophobe mögen auch die Vermanschung von Roheit und Gutmütigkeit im Inwendigen des vom Dichter beschäftigten komödischen Personals als echtlokalfarben ansehen. Zweifellos wienerisch an den Menschen des Spiels ist ihr, so böse wie gut gesehenes, Gegeneinander-Miteinander, ihre Eintracht auf Basis boshafter Geringschätzung, ihre enge, liebevolle Verbundenheit durch den Kitt wechselseitiger Mißachtung. Was sich sonst im Stück begibt, könnte auch anderswo als im österreichischen Seelen-Klima vorkommen, Geschlechts- und Geldgier sprechen in jeder Mundart ziemlich denselben Text, daß der Mensch aus Gemeinem gemacht ist, ist keine Besonderheit der wienerischen Küche, und im skurrilen Affentanz dreht sich das Leben nicht nur nach der Musik von Johann Strauß.93
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Alfred Kerr: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Berliner Tageblatt, 3.11.1931. Ebd. Vgl. dazu den Abschnitt „Datierung und Druck“ und Anm. 23. Kerr 1931 (Anm. 86). Ebd. Ebd. Horváth 2000, S. 91. Alfred Polgar: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Die Weltbühne (Berlin), 27. Jg., Nr. 46, 17.11.1931.
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Diese geradezu dialektische Analyse der Geschichten aus dem Wiener Wald zeigt nicht nur deren „Wienerisch[es]“ auf, sondern auch ihr Allgemein-Menschliches, eine für Polgars kritisches Schreiben bezeichnende induktive Vorgehensweise. Horváths Charaktere nimmt Polgar in ihrer „Vermanschung von Roheit und Gutmütigkeit“ als hybride wahr und kommt zu dem Schluss: „Die dramatische Begabung Ödön von Horváths erweisen seine ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘ zwingend.“94 Auffallend sind die immer wieder von den Kritikern gebrauchten Ausdrücke „Talent“ und „Begabung“ sowie der Hinweis auf Horváths Jugendlichkeit. Der Autor war zum Zeitpunkt der Uraufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald noch keine dreißig Jahre alt. Dementsprechend wurde er als Nachwuchsautor angesehen, auch wenn er schon einige erfolgreiche Uraufführungen erlebt und gerade den renommierten Kleist-Preis erhalten hatte.95 Beispielhaft dafür können auch Anton Kuhs Notizen zu einem Theater-Abend angeführt werden, in denen er schreibt: „Das Rohmaterial zu einem Dichter, das in diesem Autor steckt, sieht trotzdem interessanter aus als zehn ganze Dichter.“96 Auch bei Julius Bab, der schon von Horváths Bergbahn nicht restlos begeistert gewesen war97 und auch über die Geschichten nicht nur Positives zu vermerken hat, findet sich der Verweis auf dessen Jugendlichkeit: Das Stück ist bitterböse und zeigt in der außerordentlichen Kraßheit mancher Situationen, in gewissen Derbheiten und Wiederholungen sicher viel jugendliche Unreife. Aber Horvath bewahrt nicht nur im Sprachlichen ein außerordentliches Talent komischer Charakterdarstellung; es gibt auch Augenblicke genug, in dem der ganze Ernst eines wirklichen Dichters spürbar wird. Horvath ist durchaus nicht einer von denen, die mit anarchistischer Genugtuung das Rohe und Gemeine produzieren und gar nichts anders kennen. Im Gegenteil, er kennt und liebt den lebendigen Menschen, und seine Erbitterung gilt der Art, wie unsere Zeit ihn entstellt und mißhandelt. Daß das in einigen sehr starken Szenen deutlich wird, ist das Beste an diesem Volksstück.98
Auch bei Bab ist also wieder vom „Talent“ und der „jugendliche[n] Unreife“ die Rede.99 Aber, etwa im Vergleich zur Besprechung der Bergbahn, keine Kritik mehr an der ‚Zersplitterung‘ oder ‚Skizzenhaftigkeit‘ des Stückes, auch wenn Bab in der Folge die „häufigen Szenenwechsel“100 als Problem für die Regie nennt. Dennoch fällt seine Besprechung in der Berliner Volks-Zeitung fast hymnisch aus, wenn er vom „interessante[n] Stück“ spricht und davon, dass „der schauspielerische Reichtum der jüngsten Generation“ „nie zu einer stärkeren Aufführung zusammengefaßt worden“ sei.101 Auch Anton Kuh diskutiert in seinen Notizen die Frage nach der Geschlossenheit des Dramas und fragt: „Ein Stück? … Ein Stückwerk? …“, ohne jedoch eine klare Antwort darauf zu geben.102 Vielmehr kleidet er seine Antwort in einen poetischen Vergleich: „Es ist, als ob jemand aus den Splittern des Ekrasits, mit dem er eine Brü-
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99
100 101 102
Ebd. Vgl. Horváth 2000, S. 82f. Anton Kuh: Notizen zu einem Theater-Abend. In: B.Z. am Mittag (Berlin), 5.11.1931. Vgl. dazu die Ausführungen im Abschnitt „Datierung und Druck“. [Julius] Bab: Oedón Horvath: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Dramaturgische Blätter der Volksbühne (Berlin), 8. Jg. (1931), Nr. 6, Dezember 1931, S. 67. Vgl. ebd. und Julius Bab: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Deutsches Theater. In: Berliner Volks-Zeitung, 4.11.1931 (Morgenausgabe). Bab 1931 (Anm. 98). Bab 1931 (Anm. 99). Vgl. Kuh 1931 (Anm. 96).
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Vorwort
cke in die Luft gesprengt hat, eine neue Brücke hätte bauen wollen.“103 Ein Stück voller Sprengkraft also, so könnte man diesen Vergleich interpretieren. In der Zeitschrift Die Volksbühne schreibt der sozialistische Kritiker Albert Brodbeck: [Horváth] zieht gegen das Volksstück selbst zu Felde und verficht leidenschaftlich und hartherzig die These, daß die Mär vom goldenen Wiener Herz eine Lüge sei, daß diese Menschen nicht gutmütig und fröhlich, sondern dumm, tückisch und selbstsüchtig seien. Dieser Grimm des Autors wurde von einer nicht restlos mutigen Regie (Hilpert) teilweise neutralisiert. Dennoch blieb eigentlich mehr Bitterkeit als Humor, mehr Anklage als Erheiterung übrig. Und das Publikum kann sich mit den plötzlichen Temperaturstürzen in diesem Stück nicht ohne weiteres abfinden. Horváth hat aber gezeigt, daß er einer der fähigsten Köpfe unter den Jungen der Gegenwart ist.104
Die „Bitterkeit“, die der Kritiker konstatiert, ist jene schon erwähnte Weigerung Horváths, den Spannungsbogen des Stückes am Ende aufzulösen und in ein konventionelles Komödienende einzubiegen. Der „Grimm des Autors“, der sich etwa in der schonungslosen Darstellung der Bosheit äußert und der für Kerr und Polgar keinen wirklichen Makel bedeutete, wurde von manchen Teilen der Kritik dem Stück zum Vorwurf gemacht, so etwa von dem bereits erwähnten Julius Bab. Auch Monty Jacobs moniert am 3. November 1931 in der Vossischen Zeitung, dass „auch ein Unbarmherziger Humor haben darf“, und kritisiert Horváths bedingungslose Schärfe: „Demaskieren ist ein nützliches Vergnügen, aber es tut nicht gut, wenn man dabei mit der Larve auch gleich die Haut herunterreißt.“105 Auf dieses doch deutliche Verdikt scheint Erich Kästners euphorische Besprechung vom 11. November 1931 in der Neuen Leipziger Zeitung gemünzt, wo er schreibt: „Was bisher als Wesen des Wienertums galt, wurde von Horváth als Getue entlarvt, und hinter den Larven zeigte er die wahren Gesichter!“106 Kästner sieht, wie vor ihm schon Kerr, einen gewissen Mangel in der Inszenierung, die den „doppelte[n] Boden“ des Stückes im Schlussbild „unterschlagen“ habe.107 Doch das habe dem Stück nicht wirklich geschadet, denn „Stücke, die auch dann gefallen, wenn man nur ihre Hälfte zeigt, sind gute Stücke“.108 Kästner rückt auch die durchaus gängige Betonung des Anteils der Schauspieler an einem Theatererfolg etwas zurecht, wenn er schreibt: „Man hat die Darsteller gepriesen und ein wenig übersehen, daß Horváth es war, der den Schauspielern die Rollen schrieb, und daß sie nur dank dieser Rollen besser als je waren.“109 Mit der darauf folgenden nachgerade kultur- und literatursoziologischen Analyse trägt Kästner Wesentliches zum Verständnis des Stückes bei: Horváth schrieb hier ein Wiener Volksstück gegen das Wiener Volksstück. Er übernahm die aus Filmen, Operetten und Dramen bekannten pensionierten Rittmeister, die süßen Mädel, die nichtsnutzigen Hallodri, die familiensüchtigen Kleinbürger; er übernahm den Plüsch, aber er klopfte ihn aus, daß die Motten aufflogen und die zerfressenen Stellen sichtbar wurden. Er zeigte die Vorder- und die Kehrseite der überkommenen Wiener Welt. Er ließ diese Leute ihre Lieder singen, ihren plauschenden Dialekt sprechen, ihre Heurigenlokale trunken durchwandern 103 104
105 106 107 108 109
Ebd. Albert Brodbeck: Berliner Theater. In: Die Volksbühne. Zeitschrift für soziale Theaterpolitik und Kunstpflege (Berlin), 6. Jg. (1931), Nr. 9, Dezember 1931, S. 378–380, hier S. 379. Monty Jacobs: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Vossische Zeitung (Berlin), 3.11.1931. Erich Kästner: Volksstück mit doppeltem Boden. In: Neue Leipziger Zeitung, 11.11.1931. Ebd. Ebd. Ebd.
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Vorwort
und zeigte, darüber hinaus, die Faulheit, die Bosheit, die verlogene Frömmigkeit, die Giftigkeit und Borniertheit, die hinter und in jenen marktgängigen Eigenschaften stecken. Er zerstörte nicht nur das überkommene Wiener Figurenpanoptikum, er gestaltete ein neues, echteres außerdem. Er verspottete nicht nur die herkömmliche, landläufige Anschauung; er führte das Theaterpublikum hinter die Fassade.110
Mit dem Hinweis auf die Erneuerung des Volksstücks durch Horváth, seinen Rückgriff auf die überkommenen Figuren der Wiener Filme, Operetten und Dramen und seine gleichzeitige Destruktion dieses konventionellen „Figurenpanoptikum[s]“, und nicht zuletzt mit dem Hinweis auf die „Fassade“ liefert Kästner eine bis heute gültige Deutung der Geschichten aus dem Wiener Wald. Mit der Behauptung, Horváth schaffe ein „neues, echteres“ Figurenpanoptikum, verweist er überdies auf das genuin schöpferische Element in Horváths Schaffen, seinen Aus- und Vorausblick, der ihn die „Abgründe“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 111) des Kleinbürgertums schon Ende der zwanziger und zu Beginn der dreißiger Jahre in all ihren Schattierungen erkennen ließ. Deutlich negativ fiel indes die Besprechung des Berliner Lokal-Anzeigers aus, in der der Kritiker schreibt: „Fünfzehn Bilder, die ein einziges Pamphlet auf Wien sind, vor keiner Rüpelei zurückschrecken, in Gefühlsroheit nur so schwelgen und in trübstem Kitsch versanden. Ein Skandal!“111 Schärfste Ablehnung erfuhr das Stück, was wenig erstaunlich ist, auch von den völkischen Kritikern. Der spätere Reichsdramaturg Rainer Schlösser, mit dem Horváth wiederholt zu tun haben sollte,112 bezeichnete es als „Unflat ersten Ranges“.113 Und der für die Deutsche Allgemeine Zeitung schreibende Paul Fechter verstieg sich sogar zu Verdikten wie: „Dünn, blutlos, Volksstück ohne jede Beziehung zu dem, was Volk ist“ und warf dem Autor, der zwar ungarischer Staatsbürger, aber österreichisch-deutscher Muttersprache war, vor, dass er „ein ihm fremdes Idiom mißbrauch[e]“.114 Dieser bis ins Persönliche gehende Angriff provozierte Kurt Tucholsky zu einer bissigen Polemik gegen Fechter und zu einer Ehrenverteidigung Horváths.115 Auch Friedrich Torberg sprang für den Autor in die Bresche, in dem er auf den völkischen Angriff mit einem satirischen Dramolett reagierte, das im Rahmen einer (scheinbar) von ihm veranstalteten Rundfrage zum Jahreswechsel 1931/32 in der Zeitschrift Der Querschnitt erschienen ist. Eine gewisse Eugenie, die nicht nur namentlich an Valerie erinnert, findet in dem Dramolett heraus, dass ihr Verehrer Edi, eine Art Hallodri, eigentlich „Oedön“ heißt.116 Laut Szenenan-
110 111
112
113
114
115
116
Ebd. Stx. [i.e. Ludwig Sternaux]: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Volksstück von Oedön Horvàth. In: Berliner Lokal-Anzeiger, 3.11.1931 (Morgenausgabe). Vgl. Nicole Streitler-Kastberger: Vorwort (Eine Unbekannte aus der Seine). In: WA 6, S. 3–16, hier S. 11. Rainer Schlösser: Der Kleistpreisrummel. Ein Musterbeispiel neudeutscher Propaganda-Praktiken. In: Völkischer Beobachter (Berlin), 19.11.1931. Paul Fechter: Ödön von Horváth: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. In: Deutsche Allgemeine Zeitung (Berlin), 4.11.1931. Vgl. [Kurt Tucholsky]: Antworten. Nationaler Mann. In: Die Weltbühne, 27. Jg., Nr. 45, 10.11.1931. Friedrich Torberg: Was erwarten Sie vom neuen Jahr? Eine Rundfrage. In: Der Querschnitt, XI. Jg., Heft 12, Ende Dezember 1931, S. 833–835, hier S. 835.
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Vorwort
weisung117 ertönt deshalb am Ende des Dramoletts „ein Klingen und Singen, als spielten tausend Lyzeistinnen die ‚Geschichten aus dem Bakonyerwald‘“.118 Im vermeintlichen Ziel der Horváth‘schen Kritik der Geschichten aus dem Wiener Wald, in Wien selbst, und vor allem in den Zeitungsfeuilletons der österreichischen Hauptstadt, hielt sich die publizistische Erregung in Grenzen. In der Neuen Freien Presse etwa schrieb ein anonymer Korrespondent: Der Titel ist ironisch. Das Stück ist keine Verherrlichung der Schönheit von Wien, wie der Name des Straußschen Walzers erwarten läßt, sondern schildert im Gegenteil ein verkommenes und abstoßendes Wien. Der Verfasser hat sich in bewußten Gegensatz gestellt zu einer gewissen Art süßlich-verlogener Wiener Volksstücke. Aber er wird nach der entgegengesetzten Seite manchmal ebenso unwahr wie jene Stücke, da sein Pessimismus allzu einseitig ist.119
Doch derselbe Kritiker muss sich wenig später eingestehen: Horwath ist ohne Zweifel ein Talent. Sein Stück enthält Szenen von starker Wahrheit. Aber andere Szenen, wie beispielsweise die Mißhandlung einer Frau durch den betrunkenen Gast eines Nachtlokals, gehen über die Grenzen des Persönlichen hinaus. Dieser neue Volksstückautor ist zu hart. Es fehlt ihm an Geschmack. Es fehlt ihm auch an Humor und fast überall, wo am Premierenabend das Stück Heiterkeit hervorrief, war dies den Schauspielern zu danken.120
Wie schon in früher erwähnten Kritiken also auch in der Neuen Freien Presse der Hinweis auf Horváths „Talent“, das allerdings durch den Zusatz, dass der Autor zu „hart“ sei, gleich wieder eingeschränkt wird. Wie in vielen Besprechungen – die Ausnahme bildet Kästner – werden in der zitierten Passage die Schauspieler gegen den Autor ausgespielt. Dementsprechend ausführlich fällt auch der Abschnitt über die Schauspieler aus. Von einem theaterpraktischen Standpunkt interessant ist indes der Hinweis auf den Einsatz der Drehbühne121 am Ende der Kritik: „Die Heurigenszene und der Abmarsch in das Nachtlokal durch eine regnerische Nacht, der sich mit Hilfe der Drehbühne vollzog, waren glänzende Regieleistungen.“122 In der Wiener Zeitung, einer von der österreichischen Bundesverwaltung herausgegebenen Amtszeitung, schreibt der Kritiker Hugo Engelbrecht: Der Autor ist der mit dem Kleist-Preis ausgezeichnete deutschschreibende Ungar Ödön von Horvath, von dem der verantwortliche Preisrichter Zuckmayer sagt, „es sei anzunehmen, daß er der dramatischen Kunst neue, lebensvolle Werke zuführen wird“. Mit diesem Volksstück hat er die Annahme noch nicht bestätigt. Er unternahm es, das goldene Wiener Herz seines verlogenen Zaubers zu entkleiden, aber er verlor den Weg zum Ziel und verstrickte sich selbst in den verlogensten Kitsch. Sein Unternehmen mußte mißlingen, weil ihm die Bodenständigkeit fehlt, um die Seele des wienerischen Menschen zu erkennen. Er sieht nur Masken und karikiert ihre zum Überdruß im Tonfilmkitsch zu Tode gehetzten Urbilder. Er konnte nicht einmal umhin, seine Kleinbürgergestalten zu einem vollkommen unwienerischen „Heuri-
117
118 119
120 121 122
In der ersten Szenenanweisung heißt es: „Es klingt wie der tiefere Sinn eines Volksstückes in drei Teilen.“ (ebd.) Ebd. Anonym: „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Oedön Horwath. Erstaufführung im Berliner Deutschen Theater. In: Neue Freie Presse (Wien), 3.11.1931 (Abendausgabe). (Hervorhebungen im Original.) Ebd. Vgl. K5/E20. Anonym 1931 (Anm. 119).
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Vorwort
gen“ zu führen, der außer in drei, vier, für die Zug’reisten, zu denen auch Herr Horvath gehört, hergerichteten Exemplaren nicht existiert.123
Die Besprechung, die in einigem an Monty Jacobs, Paul Fechter und an den Kritiker im Berliner Lokal-Anzeiger erinnert, versucht den vermeintlich nicht bodenständigen Autor und mit ihm sein Stück aus dem Blickwinkel des autochthonen Kenners zu diffamieren, ein für das Wiener Amtsblatt durchaus verständliches Unterfangen. Dass er Horváth in die Ecke der „Zug’reisten“ stellt und den von Horváth dargestellten Heurigen als „unwienerischen“ bezeichnet, ist symptomatisch für dieses Vorgehen. Apodiktisch fällt auch das Schlussurteil aus: „Das Publikum ließ sich durch die betriebsame Claque nicht irremachen. Der Kleist-Preis war also ein Vorschuß, und als Wiener sag‘ ich: Herr von Horvath, machen S‘ keine G’schichten aus dem Wienerwald!“124 Keine Theaterkritik im engeren Sinne, sondern einen Kommentar zu Alfred Kerrs Besprechung der Geschichten aus dem Wiener Wald veröffentlichte Ernst Decsey im Neuen Wiener Tagblatt. Er sieht in der Uraufführung der Geschichten eine „[w]illkommene Gelegenheit für ein gewisses Literatur-Berlinertum, wieder einmal über uns [die Österreicher; Anm.] herzufallen“.125 Mit dem Literatur-Berlinertum ist vor allem Alfred Kerr gemeint, weshalb sich Decsey in seinem Artikel vor allem mit einigen Formulierungen aus Kerrs Besprechung der Uraufführung der Geschichten auseinandersetzt, fühlt er sich doch durch dessen Kritik mehr als durch das Stück des „begabten Jungungarn“126 beleidigt. Von diesem heißt es schlicht: Horváth zeigt ein von realen Menschen bewohntes reales Wien, nicht die bloß in der englischen Phantasie existierende melodramatisch-verduselte Heurigenstadt. Er entlarvt, er entzaubert wie viele Entlarver und Entzauberer vor ihm. Wie in ihrer Art Friedrich Schlögl und Ferdinand Kürnberger, Gehirne, denen schon damals nicht unbekannt war, daß auf der Welt, auf der österreichischen wie auf der berlinischen, schwarze und weißgefleckte Schafe umherlaufen, anständige Menschen und Haderlumpen.127
Ein durchaus treffendes Statement, das durch den Satz: „Aber nach Alfred Kerr ist das neu, ist das ‘ne Sache“ ergänzt wird. Decsey stößt sich in der Folge vor allem an zwei Passagen aus der Besprechung Kerrs, einerseits an der Formulierung, dass Horváth „Kitschlügen um Österreich“ lüfte, andererseits an jener, dass die Österreicher „nicht den wertvollsten Teil“ der Menschheit darstellten, „sondern den trägsten, überaus netten, anziehendsten, ulkigen, beschmeichelnden“.128 Durch diese beiden Formulierungen Kerrs fühlt sich Decsey dazu veranlasst, die Wiener und die Österreicher insgesamt rehabilitieren zu müssen: Freilich, freilich …, wir sind nicht der wertvollste Teil der deutschen Nachbarschaft, wir wissen’s und überlassen diese Würde in ihrer Bescheidenheit den Kerrs selbst. Merkwürdig nur, daß sich Berlin von uns unsere Talente ausleiht, seine Schauspieler, Sänger, Kapellmeister, Publizisten, von Max Reinhardt bis zur Massary, vom (verstorbenen) Arthur Nikisch bis zum Kleiber aus Österreich bezieht, die Werte größtenteils von uns Wertlosen importiert.129 123 124 125
126 127 128 129
Hugo Engelbrecht: Berliner Theater. In: Wiener Zeitung, 7.11.1931. (Hervorhebung im Original.) Ebd. Ernst Decsey: Geschichten aus dem Berliner Wald. Und Kitschlügen um Österreich. In: Neues Wiener Tagblatt, 8.11.1931. Ebd. Ebd. Ebd. bzw. Kerr 1931 (Anm. 86). Ebd.
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Vorwort
Dass mit einer solchen mitleidigen Rehabilitierungsglosse dem „österreichischen Wesen“130 gedient war, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Horváths Stück sorgte also in Wien für einen mäßigen publizistischen Aufruhr und bildet, dies zeigt insbesondere die Kritik Decseys, eine bemerkenswerte Facette der Konkurrenz zwischen Wien und Berlin in der Kultur der Zwischenkriegszeit.131 Deutlich schärfer verlief die Presseagitation, die zwei Jahre später um Horváth entbrannte. Anlässlich der geplanten Uraufführung seiner Posse Hin und her, die für Dezember 1933 am Wiener Volkstheater geplant war, kam es zu einer Pressekampagne des 12-Uhr-Blattes, der Mittagsausgabe der Wiener Neuen Zeitung, gegen den „berüchtigte[n] Autor“.132 Dieser reichte schließlich eine Ehrenbeleidigungsklage gegen die verfolgende Zeitung ein, im Zuge derer der verantwortliche Redakteur zwar zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, seine Behauptung, dass die Geschichten aus dem Wiener Wald „ein Pamphlet österreichischen Wesens“ seien, aber nicht zurückziehen musste.133 Die Uraufführung von Hin und her in Wien kam schließlich ebenso wenig zustande wie die ebenfalls bereits geplante der „Komödie“ Eine Unbekannte aus der Seine.134 Horváth hatte in der Folge große Mühe, seine Stücke in Österreich zur Aufführung zu bringen. Die österreichische Erstaufführung der Geschichten aus dem Wiener Wald kam so erst nach dem Krieg, im Jahre 1948 am Wiener Volkstheater unter der Regie Hans Jungbauers, zustande.135 Die Streichungen der Regie im Text gingen dabei so weit, dass beinahe alles an Kritik gegen Kirche, Patriarchat, Staat, Alt-Österreich und Wien sowie sämtliche allzu deutlichen sexuellen Anspielungen und ordinären Ausdrücke unter den Tisch fielen.136 Dennoch wiederholte sich die Aufregung um Horváth und seinen vermeintlichen Angriff auf das Wienertum,137 der schon 1931 und 1933 in den Wiener Feuilletons für Aufruhr gesorgt hatte. Die Haltung der Wiener zu Horváth kühlte sich neuerlich nachhaltig ab, was sich erst mit der Horváth-Renaissance in den sechziger Jahren ändern sollte.138 Der Umschwung setzte mit Erich Neubergs Fernsehfassung der Geschichten aus dem Wiener Wald von 1961 ein, die mit Hans Moser (wie bei der Uraufführung als Zauberkönig), Walter Kohut, Helmut Qualtinger, Johanna Matz und Jane Tilden wieder ein Staraufgebot vorweisen konnte und mit ihrer deutlichen Situierung in der Zwischenkriegszeit dem Publikum eine stärkere Distanz zur dargestellten Handlung ermöglichte.139 Weitere Verfilmungen folgten, etwa diejenigen Michael Kehlmanns von 1964 (Fernsehfassung der Schweizer Erstaufführung) und Maximilian Schells von 130 131
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136 137 138 139
Vgl. Martin Vejvar: Vorwort (Hin und her). In: WA 6, S. 169–189, hier S. 181–183. Vgl. dazu etwa Bernhard Fetz (Hg.): Wien–Berlin. Mit einem Dossier zu Stefan Großmann. Wien: Zsolnay 2001. (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 7) Tarzan: Ein berüchtigter Autor im Deutschen Volkstheater. In: 12-Uhr-Blatt (Wien), 15.9.1933. Vgl. auch ders.: Oedön Horváth und der charakterlose Wiener. In: 12-Uhr-Blatt (Wien), 21.10.1933. Vgl. Anm. 130. Vgl. Streitler-Kastberger 2011 (Anm. 112), S. 10–15. Vgl. dazu Kurt Bartsch: Frühe Horváth-Aufführungen in Österreich nach 1945. In: Kastberger (Hg.) 2001 (Anm. 12), S. 140–154, hier S. 146–153. Vgl. ebd., S. 147 und 150. Vgl. Horváth 2000, S. 96f. Vgl. Bartsch 2001 (Anm. 135), S. 146, 148f. und 152f. Vgl. Horváth 2000, S. 97f.
35
Vorwort
1979.140 Heute ist Geschichten aus dem Wiener Wald eines der meistgespielten Stücke auf den deutschsprachigen Bühnen, und Regisseure wie Martin Kuˇsej141, Dimiter Gotscheff142 und Christoph Marthaler143 gewannen dem Stück in den letzten Jahren immer wieder neue Deutungen ab.
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Vgl. Joachim Schätz: Multiplikation der Masken. Aus dem filmischen Nachleben Ödön von Horváths. In: Andreas Ehrenreich/Annette Storr/Martin Vejvar (Hg.): Horváth spielen. Wien: Böhlau 2015 (= Maske und Kothurn, 60. Jg., Heft 1), S. 9–22. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Thalia Theater (Hamburg), Regie: Martin Kuˇsej, Premiere: 19.9.1998. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Deutsches Theater (Berlin), Regie: Dimiter Gotscheff, Premiere: 17.6.2005. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Berlin), Regie: Christoph Marthaler, Premiere: 30.11.2006.
36
Lesetext
37
38
Vorarbeit 1: Frühe Schönheiten – Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen
39
Figurenliste, Strukturplan
ÖLA 3/W 315 – BS 12 b, Bl. 2
40
Figurenliste, Strukturplan
VA1/E1–E2
41
Lesetext
Werkverzeichnis in vier Teilen
ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 12
42
Werkverzeichnis in vier Teilen
VA1/E3
43
Lesetext
Exposé
VA1/TS1 (Korrekturschicht)
얍
Lesetext
Elisabeth, die Schönheit von Thüringen Volksstück in neun Bildern. B
ÖLA 3/W 297 – BS 12 e, Bl. 1
N
Erstes Bild: 5
Im Krankenhaus. Elisabeths Eltern warten auf dem Korridor auf ihre einzige Tochter, die heute zum erstenmal seit ihrer Entbindung aufstehen darf. Der Vater ist ein sogenannter Herrnmensch, die Mutter seine Sklavin. Er ist eifersüchtig auf seine Tochter, kann es ihr aber nun doch verzeihen, dass sie ausserehelich geboren hat. Bei dieser seiner versöhnlichen Haltung spielt auch noch die Tatsache eine Rolle, dass er, ein ehemals wohlhabender Bauunternehmer, nun völlig zugrunde gegangen ist -- im Unterbewusstsein rechnet er also mit dem Gelde, das seine Tochter von dem Vater ihres Kindes bekommen muss. Er will das Kind selbst erziehen, denn die Familie ist die Grundlage des Staates. Elisabeth erscheint und versöhnt sich mit ihrem Vater, der sie erst vor kurzem verstossen hatte = eine rührende Szene. B
10
B
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B
N
N
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Zweites Bild: 20
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Reichswehrkaserne. Der Leutnant schüttet dem Oberleutnant sein Herz aus: er hat ein Kind und dies Kind werde ihn noch zugrunde richten oder zumindest in seiner Karriere beeinträchtigen. Der Oberleutnant tröstet ihn und versichert ihm, dass er schon sehr recht getan hätte, dass er persönlich jeden Verkehr abgebrochen hätte und dass er nun einfach nur zahle. Man könne es zwar keineswegs wissen, ob er wirklich der Vater sei, denn er wisse es, dass der Hauptmann auch etwas mit der Elisabeth gehabt hätte. Der Hauptmann kommt und sagt, er hätte nichts gehabt, aber er hätte jederzeit etwas haben können. Der Leutnant ist ganz zerknirscht und tut sich furchtbar leid. Nun kommt Elisabeth und stellt ihn zur Rede, warum er sich nichtmehr sehen lasse. Das Gespräch kommt darauf, dass er es bezweifelt, dass er der Vater ist. Wenn er es nicht glaubt, so brauche sie auch kein Geld mehr von ihm, sagt sie und ab. Die Kameraden beglückwünschen den Leutnant zu diesem angenehmen Ende, aber er ist halt doch noch etwas melancholisch. B
N
35
Drittes Bild:
40
Empörung des Vaters über ihr Benehmen, er gerät ganz ausser sich, dass nun kein Pfennig mehr von dem Leutnant kommt. Er droht ihr mit dem Arbeitshaus und der Fürsorge. Er nimmt ihr das Kind als Vormund. Er verschafft ihr eine Stelle als sogenannte Haustochter. B N
2 8 12 12 16 20 40
B
[sieben] |neun|
B
korrigiert aus: eif4ersüchtig korrigiert aus: Unterbewustsein korrigiert aus: dass korrigiert aus: hatte=
neunN ] eifersüchtigN ] BUnterbewusstseinN ] BdasN ] Bhatte = N ] BhatN ] B N]
ha[be]|t| [Bevor sie wegfährt besäuft sie sich und will sich \und ihrem Kinde/ das Leben nehmen. Die Mutter hält sie davon ab.]
44
Exposé
VA1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
Viertes Bild:
5
Haustochter. Schicksal der Magd. Der Alte stellt ihr nach, sie beschwert sich bei der Frau, die sagt: sie werden ihm schon Gelegenheit gegeben haben. Der Zimmerherr, ein Likörvertreter mit eigenem Auto, engagiert sie als seine Sekretärin und Geliebte. Ihre 얍 Bindung an ihn ist aber halt nur sexuell. Spiegel. Fünftes Bild:
10
Er nimmt sie mit auf seine Geschäftsreisen. Allmählich lässt sein Interesse nach -und stirbt auch ganz, als ihm der eine Hotelier erklärt, dass ihm diese Reisen avec geschäftlich nur schaden könnten. Er lässt sie in dem Hotel zurück und verschwindet. Nur ein sentimentaler Kofmichliebesbrief bleibt von ihm zurück. Und fünfzig Mark.
15
Sechstes Bild: Sie kommt zurück zu ihren Eltern, um ihr Kind zu sehen. Die Mutter empfängt sie, wie ein verprügeltes Tier hat sie Angst vor ihrem Manne, der gerade nicht zuhause ist -- Elisabeth gibt ihr vierzig Mark für das Kind. Das Kind ist inzwischen gestorben. Der Alte kommt, Elisabeth versteckt sich. Er entdeckt die vierzig Mark, fragt die Mutter wo die her sind, aber die Alte schweigt und es bereitet ihr eine Freude, den Alten ausser sich geraten zu sehen. Er will sich das Leben nehmen, die Mutter hält ihn davon zurück. B
N
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B
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B
B
N
N
BB
N
N
25
Siebentes Bild: Fabrikarbeiterin. Streik wegen Entlassung des Betriebsrates. Sie beteiligt sich nicht an dem Streik, wird fast verprügelt von den Arbeiterinen , der Betriebsrat beschützt sie -- er erkennt ihre kleinbürgerliche Herkunft. -- Sie will allein weiter arbeiten, wird aber nun von der Direktion ausgestellt , denn einer ‚allein‘ kann das Werk bekanntlich nicht fortführen. B
30
B
N
N
Achtes Bild: 35
Animierkneipe. Die Gäste: wildgewordene Spiesser und ein Tisch Intellektueller, die diese Atmosphäre schätzen, die gerne untertauchen im Schlamm, um sich besser nach den Sternen sehnen zu können. Sie halten ihr Vorträge über die Emanzipation der Frau ---- allmählich entdeckt sie, dass das Lokal ein besseres Puff ist, sie will es
18–19 20–21 23 23–24 23 24 29 31
sie, wieN ] Das f gestorben.N ] BgeratenN ] BEr f zurück.N ] BErN ] BihnN ] BArbeiterinenN ] BausgestelltN ] B B
korrigiert aus: sie,wie
\Das f gestorben./ korrigiert aus: raten
\Er f zurück./ [Sie]|Er| korrigiert aus: sie gemeint ist: Arbeiterinnen korrigiert aus: ausgestelt
45
ÖLA 3/W 297 – BS 12 e, Bl. 2
Exposé
VA1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
anzeigen, aber ihre Kolleginen beschwören sie, es zu unterlassen, da sie sonst ihr Brot verlieren. B
N
Neuntes Bild: 5
Sie geht zu dem Betriebsrat, der ihr in der Fabrik seine Adresse gegeben hat, dass wenn sie sich mal bedanken wollen würde, sie seine Adresse wisse. Sie kommt und nun wird sie bekehrt. Ihr Leben bekommt einen Sinn. An diesem abend findet noch eine Haussuchung bei dem Betriebsrat statt, und dann haben sie endlich ihre Ruhe. B
1 7
B B
KolleginenN ] wollenN ]
N
gemeint ist: Kolleginnen korrigiert aus: ollen
46
Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft
47
Konfigurationspläne, Replik, Dialogskizze
ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 3
48
Konfigurationspläne, Replik, Dialogskizze
VA2/E1–E4
49
Lesetext
Dialogskizzen, Replik
ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 6
50
Dialogskizzen, Replik
VA2/E5–E7
51
Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
VA2/TS1/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B BEin Fräulein wird verkauftN Erstes Bild Treppenhaus. B Ein Herr Bauf N Krücken steigt langsam die Stufen hinab. Aus der einen Wohnung tönt gedämpft Radiomusik: BAnN der schönen blauen Donau von Joh. Strauss.N DER K RÜPPEL (hält inne; er lauscht; unwillkürlich macht er mit dem Kopf die Bewegungen nach; dann hebt er langsam die eine Krücke und schlägt mit ihr den Takt)N \Abbruch der Bearbeitung\
1–5
B
1 4–7 4 5
B
Ein f Strauss.N ]
Ein f verkauftN ] Ein f Takt)N ] Bauf N ] BAn N ] B
[Erstes Bild Treppenhaus DER H ERR R EITHOFER (steht in einem Treppenhaus und kennt sich nicht aus; aus der Wohnung links tönt Radio)] |Ein f Strauss.| \Ein f verkauft/ [DER H ERR R EITHOFER ] |Ein f Takt)| [mit] [|{ }|]|auf| [{ }]|An|
52
ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
10
15
20
25
VA2/TS1/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Erstes Bild. B (EinN Treppenhaus. Aus einer Wohnung klingt das Radio: der Walzer an der sch. bl. Donau v. J. Strauss) H ERR R EITHOFER (steigt langsam die Stufen empor; Bhält; zieht ein Notizbuch und notiert; Blauscht der Musik;N schlägt mit dem Bleistift Takt)N S CHMINKE (kommt rasch von oben) R EITHOFER Verzeihen Sie. Ich bin nämlich fremd und kenn mich nicht aus. Hätten Sie die Güte, mir mitzuteilen, wo Herr Kastner wohnt – S CHMINKE BKastner?N Kenn ich nicht. R EITHOFER Interessant! S CHMINKE (überrascht) Was denn? B (kurze Stille)N B R EIT Sie kennen mich nichtmehr? S CHMINKE Nein. R EITH Komisch. B (Stille)N S CHMINKE Sie kennen mich? R EITH BPrinzipiell.N N S CHMINKE Was heisst hier prinzipiell? R EITHOFER Mein Name ist Reithofer. Und ich habe mal BmitN einem gewissen Herrn Schminke indirekt zu tun gehabt – Wenn Sie mich tatsächlich nichtmehr kennen sollten, so werden Sie ja meine Schwester wahrscheinlich auch vergessen haben. Nehm ich an. S CHMINKE Ihre BSchwester –N Was Bist denn Ihre Schwester?N B R EIT Meine Schwester ist tot. S CHMINKE Ich verbitte mir das! R EITH Bitte! B (Stille)N S CHMINKE BSie sind wohl betrunken? 2 4–5 5 9 12 13–18
B
korrigiert aus: Ein
B
(EinN ] hält f Takt)N ] Blauscht f Musik;N ] BKastner?N ] B(kurze Stille)N ] BR EIT f Prinzipiell.N ]
16 18 20 24 24 25–54,3
B
[lauscht)] |hält f Takt)| [steigt weiter] |lauscht f Musik;| Kastner[!]|?| \(kurze Stille)/ (1) R EITHOFER \({fixiert ihn})/ Komisch. Kennen Sie mich nichtmehr? S CHMINKE Ich? Sie? Sie kennen mich? Woher? R EITHOFER Prinzipiell, Herr Schminke. (2) \R EIT f Prinzipiell./ \(Stille)/ [Natürlich] |Prinzipiell.| \mit/ Schwester[?]|–| [war denn Ihre Schwester?] |ist f Schwester?| (1) R EITHOFER (lächelt etwas verlegen) (Stille) S CHMINKE (2) \R EIT f Mensch –/ \(Stille)/ (1) Wenn Sie mich zum Narren haben wollen – [R EITH Aber fällt mir doch garnicht ein, Herr von Schminke! (Stille) S CHMINKE Was war denn Ihre Schwester?] (2) \Sie f Mensch –/
(Stille)N ] Prinzipiell.N ] BmitN ] BSchwester –N ] Bist f Schwester?N ] BR EIT f Mensch –N ] B
B(Stille)N ] 28 29–54,3 BSie f Mensch –N ]
53
ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A2 (Korrekturschicht)
R EITH Nein. Das ist Irrtum. Wirklich! Riechen Sie nur mal! (er {haucht}) S CHMINKE Danke. (ab) R EITHOFER Ein schlechter Mensch – B
NN
\Abbruch der Bearbeitung\
1
B
nurN ]
[{nur}] |nur|
54
N
Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A4 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
5
10
15
20
25
30
35
40
ÖLA 3/W 283 – BS 24 [2], Bl. 2
Ein Treppenhaus. Im dritten Stock übt jemand auf einem verstimmten Piano. Der Herr Reithofer kommt von unten. Jetzt bleibt er stehen und lauscht. Schminke kommt rasch von oben herab. R EITHOFER Verzeihen Sie. Ich bin nämlich fremd und kenn mich nicht aus. Hätten Sie die Güte -S CHMINKE (unterbricht ihn) Leider bin ich hier selbst fremd. Ich will weiter! R EITHOFER Interessant! S CHMINKE (überrascht) Was denn? R EITHOFER (fixiert ihn) (Pause) R EITHOFER Sie kennen mich nicht? S CHMINKE Nein. R EITHOFER Komisch. S CHMINKE Woher soll ich Sie denn kennen? R EITHOFER (lächelt) Prinzipiell, Herr Schminke. S CHMINKE Was heisst hier prinzipiell? R EITHOFER Mein Name ist Reithofer. Und ich hab mal mit einem gewissen Herrn Schminke prinzipiell zu tun gehabt, etwas ganz und gar Prinzipielles -- aber wenn mich der Herr Schminke nun tatsächlich nicht erkennen, so wird er ja meine Schwester auch schon vergessen haben. Nehm ich an. (Pause) S CHMINKE Was ist denn Ihre Schwester? R EITHOFER Meine Schwester ist tot. S CHMINKE Ich verbitte mir das! 얍 R EITHOFER (grinst) S CHMINKE Blau, was? (rasch ab) R EITHOFER (sieht ihm nach) Ein schlechter Mensch -L UISE G IFT (kommt langsam von oben herab) R EITHOFER Verzeihen Sie. Ich bin nämlich fremd und kenn mich nicht aus -L UISE G IFT (unterbricht ihn) Das doch nicht tragisch! R EITHOFER Zu freundlich! L UISE G IFT Oh, bitte! R EITHOFER Nein, das kann nicht sein. Ich möcht jetzt was anderes. Hätten Sie bitte nur die Güte, mir zu sagen, wo hier ein Herr Kastner wohnt. L UISE G IFT Kastner? R EITHOFER Kennen Sie ihn? L UISE G IFT Leider. R EITH Ist er eigentlich schon Oberkellner geworden? B N
B
N
B
B N] 35 BIch f anderes.N ] 35 40–56,3 BR EITH f wiedN ]
[jetzt] \Ich f anderes./ (1) R EITHOFER Gott, wie mans nimmt -L UISE G IFT Er ist ein kompletter Schuft. Der geborene Verbrecher. R EITHOFER Gott, wie mans nimmt! L UISE (2) \R EITH f wied/
55
ÖLA 3/W 283 – BS 24 [2], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
L UISE G IFT Nein. Er spielt Billard. R EITHOFER So? Gut? L UISE G IFT Und dann spielt er wied B
1
B
Billard.N ]
VA2/TS1/A4 (Grundschicht)
N
N
/Abbruch der Bearbeitung/
korrigiert aus: Billar
56
Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
5
10
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 5
Ein Treppenhaus. Im zweiten Stock übt jemand auf einem verstimmten Piano. Der Herr Reithofer kommt von unten. Jetzt bleibt er stehen und lauscht. Schminke kommt rasch von oben herab.
R EITHOFER Verzeihen Sie. Ich suche nämlich jemand -S CHMINKE Sie wünschen? R EITHOFER Ich bin hier nämlich fremd und kenn mich nicht aus -- (er stockt plötzlich und starrt Schminke überrascht an) Interessant! Interessant ! S CHMINKE (perplex) Wieso? Was denn? R EITHOFER (fixiert ihn) Ist das aber ein Zufall – (Pause) S CHMINKE Sie kennen mich? R EITHOFER Mein Name ist Reithofer. S CHMINKE Reithofer? Keine Ahnung. R EITHOFER Wir haben mal miteinander zu tun gehabt. Prinzipiell. S CHMINKE Prinzipiell? R EITHOFER Das heisst: eigentlich war das meine Schwester, die mit Ihnen prinzipiell zu tun gehabt hat -S CHMINKE Was ist denn Ihre Schwester? R EITHOFER Meine Schwester ist tot. (Pause) B
N
B
B
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B
B
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NN
N
B
B N
N
B
N
N
B
N
B N
얍BN S CHMINKE Sie wünschen? R EITHOFER Wir haben Sie gut gekannt, Herr Schminke, meine arme Schwester und ich -- aber da Sie mich jetzt nicht erkennen, so werden Sie wohl auch schon meine arme Schwester vergessen haben. Nehm ich an. Sie sind doch so ein Mann der Feder, der sich mit so allerhand soziologischen Problemen befasst -S CHMINKE (lächelt) Sie müssen mir verzeihen, BHerr,N Baber leider habe ichN ein überaus schwaches Personengedächtnis. Wissen Sie, so den einzelnen Menschen -R EITHOFER BNatürlich,N es gibt ja auch B N furchtbar viel einzelne Menschen. S CHMINKE Wissen Sie, ich kümmere mich lieber um das Ganze. 10 11 13 13 17 20 20 21 21 21
B
hierN ] InteressantN ] BIst f Zufall –N ] BZufall –N ] BKeine Ahnung.N ] Bwar dasN ] BSchwester f IhnenN ] B N] BhatN ] B N]
25
B N
31 31 33 33
B
B
]
Herr,N ] aber f ichN ] BNatürlich,N ] B N] B
\hier/ [Na, das ist aber] [i]|I|nteressant \Ist f Zufall –/ Zufall [–][|,|] [– Herr Schminke –] |–| [Kenn ich nicht.] |Keine Ahnung.| [hatte] |war das| Schwester\, die f Ihnen/ [mit Ihnen] \hat/ [aber [wenn]|da| Sie mich jetzt nicht erkennen, [dann]|so| werden Sie [ja] wohl auch schon meine [\arme/] Schwester vergessen haben. Nehm ich an.] gestrichen: Eintragung von fremder Hand: (Nicht mehr Abschr. Ms. 4, da \in 1. Abs./ Änderungen von Ts. 5 berücksichtigt!) später wieder genaue Abschr. Herr\,/ [Reithofer] aber1 ich4 habe3 leider2 [Ja,] |Natürlich,| [so]
57
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
N
N
B
N B N
B
5
N
B
B
10
Lesetext
R EITHOFER Also das glaub ich Ihnen gern! (Pause) S CHMINKE Woher kennen wir uns? R EITHOFER Sie haben mal meine arme tote Schwester interviewt -S CHMINKE (unterbricht ihn) Verzeihung! Was war denn Ihre Schwester? R EITHOFER (lächelt verlegen) (Pause) R EITHOFER Sie haben sich damals angefangen mit der Bekämpfung der Prostitution zu beschäftigen -- und meine arme Schwester hat Ihnen da Tipps gegeben, so prinzipielle Tipps . S CHMINKE Das kann schon stimmen. R EITHOFER Und Sie haben dann einen Artikel daraus fabriziert, ein sehr interessanter Artikel war das mit instruktiven Einblicken -- aber vorher haben Sie meiner armen Schwester versprochen, dass Sie vom Honorar was abbekommt -B
B
VA2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
N
N
B B
N
B
N
N
B
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B N
15
S CHMINKE Also das stimmt nicht! R EITHOFER Sie haben es ihr vielleicht nicht direkt versprochen , aber immerhin angedeutet -S CHMINKE Das stimmt nicht! Ich hab ihr auch nichts angedeutet! Sowas tu ich prinzipiell nie! R EITHOFER Prinzipiell! S CHMINKE Ich bin doch keineswegs verpflichtet -R EIT (unterbricht ihn) Gesetzlich nicht, aber moralisch! B
B
20 B B
B
N
N
N
N
B
B
얍
N
N
N
B N
S CHMINKE Kleine Erpressung gefällig? R EITHOFER Jetzt verkennen Sie mich aber ganz! S CHMINKE Da irren Sie sich aber gewaltig! Verstanden? B N
25 B B
N
N
1 2 3
Also dasN ] (Pause)N ] BWoher f uns?N ] B B
3 4 9 10 12–13 12 12–13 13 15 17 17 19 21 22 22 23 24
B N
] interviewtN ] BTippsN ] BTippsN ] Bein f Einblicken --N ] BeinN ] BinteressanterN ] Bwar dasN ] B N] Bvielleicht f versprochenN ] BimmerhinN ] BDas f nicht!N ] BR EITHOFER Prinzipiell!N ] BS CHMINKE N ] BkeineswegsN ] B(unterbricht ihn)N ] B N]
25
B N
26 27
B
B
B
]
R EITHOFER f ganz!N ] S CHMINKE N ]
\Also/ [D]|d|as \(Pause)/ [Und nun sagen Sie es mir bitte,] [|(plötzlich sachlich)|] [w]|W|oher1 wir3 uns4 kennen2[.]|?| gestrichen: Eintragung von fremder Hand: (§Vorlage) korrigiert aus: interwiewt korrigiert aus: Typs korrigiert aus: Typs gestrichen: Eintragung von fremder Hand: Erweiterung! ein[en] interessante[n]|r| \war das/ gestrichen: Eintragung von fremder Hand: (Schluß fehlt) gestrichen: Eintragung von fremder Hand: (Zurücknahme: (§Vorlage) \immerhin/ \Das f nicht!/ \R EITHOFER Prinzipiell!/ \S CHMINKE / [nicht] |keineswegs| \(unterbricht ihn)/ gestrichen: Eintragung von fremder Hand: Ms 5 Vorlage – aber frei benutzt [Wenn Sie meinen, mich erpressen zu können, so irren Sie sich gewaltig!] x R EITHOFER f ganz! \S CHMINKE /
58
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
R EIT Aber ich will es ja nur sachlich festgestellt haben: Sie bekamen achtzehn Pfennig pro Zeile und haben meiner armen toten Schwester aber keinen Pfennig gegeben – S CHMINKE Ich hab ihr auch keinen Pfennig versprochen! R EITHOFER Doch haben Sie das! Meine Schwester hat nie gelogen, Herr! Nein, das hat sie wirklich nicht! Hier dreht es sich jetzt um die Ehre einer Toten! S CH Ich verbitte mir das! (Pause) S CH Blau, was? (rasch ab) R EITHOFER (sieht ihm nach) Ein schlechter Mensch.
B N B
N B
N B
N B
N B N B N
B
N B
B N
B
N
NN
5
B
B
10
N
B
N
B
B N
N
/Abbruch der Bearbeitung/
1 1 1 1 1 1 1 1 2 2–3 2 2–3 5 5 6 6 10
] R EIT N ] BAberN ] BichN ] Bwill f haben:N ] B N] B N] B N] BZeileN ] Bund f gegeben –N ] Bmeiner f SchwesterN ] Bkeinen f gegeben –N ] BMeineN ] BHerr!N ] BwirklichN ] B N] B(sieht f nach)N ] B N B
[R EITHOFER f ganz!]f x \R EIT / \Aber/ korrigiert aus: Ich [konstatiere:] |will f haben:| [Sie haben Ihr nichts gegeben[!]|.|] [\Und/] [\doch/] Zeile[!] \und f gegeben –/ [ihr] |meiner f Schwester| [nichts gegeben.] |keinen f gegeben –| M[ ]eine Herr\!/ [Schminke!] [wirklich] [Wirklich nicht!] [(allein)]|(sieht f nach)|
59
N
B
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 14
Ein Treppenhaus. Im zweiten Stock übt jemand auf einem verstimmten Piano. Der Herr Reithofer kommt von unten. Jetzt bleibt er stehen und lauscht der Musik. Schminke kommt rasch von oben.
5
R EITHOFER (grüsst) Pardon. S CHMINKE Sie wünschen? R EITHOFER Herr Schminke? Ich such nämlich jemand -- (er stockt plötzlich und starrt Schminke überrascht an) Interessant! S CHMINKE (perplex) Wieso? Was denn? R EIT (fixiert ihn) Also ist das aber ein Zufall -(Pause) S CHM Sie kennen mich? R EIT Mein Name ist Reithofer. L UISE (versucht zu horchen; hört aber nichts) S CHM Reithofer. Wer ist das? R EIT Wir haben mal miteinander zu tun gehabt. Prinzipiell. S CHM Prinzipiell? R EIT Das heisst: eigentlich war das meine Schwester, die mit Ihnen prinzipiell zu tun gehabt hat. S CHM Was ist denn Ihre Schwester? R EIT (lächelt) Meine Schwester ist tot. (Pause) S CHM Sie wünschen? R EIT Wir haben Sie gut gekannt, Herr Schminke, meine arme Schwester und ich -aber da Sie mich jetzt nicht erkennen, so werden Sie wohl 얍 auch schon meine arme Schwester vergessen haben. Nehm ich an. Sie sind doch so ein Mann der Feder, der sich mit so allerhand soziologischen Problemen befasst -S CHMINKE (lächelt geschmeichelt ) Sie müssen mir verzeihen, Herr, aber leider habe ich ein überaus schwaches Personengedächtnis. Wissen Sie, so den einzelnen Menschen -R EIT Aber natürlich! Es gibt ja auch furchtbar viel einzelne Menschen. S CHM Wissen Sie, ich kümmere mich lieber um das Ganze. R EIT Also das glaub ich Ihnen gern! (Pause) S CHM Woher kennen wir uns? R EIT Sie waren mal so freundlich, meine arme tote Schwester zu interviewen -B
N
B
10
N
B
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B
20
25
N
B
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N
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B
B
8 10 10 13 17 28 31 39 39 39
Pardon.N ] Herr Schminke?N ] BsuchN ] BAlsoN ] BL UISE f nichts)N ] BjetztN ] BgeschmeicheltN ] Bwaren f freundlich,N ] Bzu interviewenN ] BinterviewenN ] B B
N
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B
[Verzeihen Sie.] |Pardon.| \Herr Schminke?/ such[e] [Nein]|Also| \L UISE f nichts)/ [jetzt]|jetzt| \geschmeichelt/ [haben mal] |waren f freundlich,| \zu/ interview[t]|en| korrigiert aus: interwiewen
60
B
NN
ÖLA 3/W 285 – BS 24 [4], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
15
B
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B
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30
B
N
N
B
N
B
35
Lesetext
S CHM (unterbricht ihn) Verzeihung! Was war denn Ihre Schwester? R EIT (lächelt verlegen) (Pause) R EIT Sie haben sich damals angefangen mit der Bekämpfung der Prostitution zu beschäftigen -- und meine arme Schwester hat Ihnen da Tipps gegeben, so prinzipielle Tipps . S CHM Das kann schon stimmen. R EIT Und Sie haben dann einen Artikel daraus fabriziert, ein sehr interessanter Artikel war das mit instruktiven Einblicken -- aber vorher haben Sie meiner armen Schwester versprochen, dass Sie vom Honorar was abbekommt -S CHM Also das stimmt nicht! R EIT Sie haben es ihr vielleicht nicht direkt versprochen, aber immerhin angedeutet. S CHM Stimmt nicht! R EIT Aber ja! S CHM Aber nein ! Weil ich sowas prinzipiell nicht tu! R EIT (gehässig) Prinzipiell! 얍 S CHM Ich bin doch keineswegs verpflichtet -R EIT (unterbricht ihn) Gesetzlich nicht, aber moralisch! (Pause) S CHM Hören Sie. Kleine Erpressung gefällig? R EIT Jetzt verkennen Sie mich aber ganz! S CHM Da irren Sie sich aber gewaltig. Verstanden? R EIT Ich verbitte mir das! Meine arme Schwester hat nie gelogen, nein das hat sie wirklich nicht! Hier dreht es sich jetzt um die Ehre einer Toten! Also seiens so gut! (Pause) S CHM Oder blau. Was? (rasch ab) R EIT (sieht ihm nach) Ein schlechter Mensch. L UISE G IFT (kommt langsam von oben herab) R EIT (grüsst) Verzeihen Sie. Ich kenn mich hier nämlich nicht aus -L UISE G IFT (unterbricht ihn) Das doch nicht tragisch. R EIT Zu freundlich! L UISE Na! R EIT Nein, das kann nicht sein. Ich möcht jetzt etwas anderes. Hätten Sie bitte nur die Güte, mir zu sagen, bei wem hier ein gewisser Herr Loisitschek wohnt. Ein Alfred Loisitschek. B
10
VA2/TS1/A11 (Korrekturschicht)
B N
B
B
35 35 36
B
N
N
B
5 6 15 16 24–25 24 30 30 30 33
B
TippsN ] TippsN ] BAber neinN ] B(gehässig)N ] BAlso f gut!N ] BseiensN ] B(grüsst)N ] B N] Bhier nämlichN ] BNa!N ]
N
B
N
N
B
korrigiert aus: Typs korrigiert aus: Typs
bei wemN ] LoisitschekN ] BLoisitschek.N ]
\Aber/ [N]|n|ein \(gehässig)/ \Also f gut!/ seien\s/ [Sie] \(grüsst)/ [bin hier nämlich fremd und] \hier nämlich/ [Oh bitte!] |Na[?]|!|| [\Junge, Junge! Sie werden [doch] |mir doch| nicht abergläubig werden –/] [wo] |bei wem| [Zeschcke] |Loisitschek| [Zeschcke.] |Loisitschek.|
B
61
ÖLA 3/W 285 – BS 24 [4], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
L UISE Ein Alfred – ? R EIT Kennen Sie ihn? L UISE Leider. R EIT Interessant. (er wird immer verlegener) Sagen Sie: kennen Sie ihn schon lang? Ich hab ihn schon lang nicht gesehen. Ist er eigentlich schon Oberkellner geworden? L UISE Nein. B
N
B N
B N
B
B N B
5
B
얍B B
N B N
N
N
N
R EIT Nämlich ich wollt ihn nur mal besuchen . Fragen, wies ihm geht und so . Die Zeiten sind doch grad wiedermal so schwer. Wir zwei sind nämlich verwandt miteinander. L UISE Das auch noch. R EIT Ja. Entfernt. Nämlich er und ich sind das, was man Halbbrüder nennt. Stiefbrüder. L UISE Also hoffentlich nur nach aussen hin. Ich meine, dass Sie hoffentlich ein anderes Innenleben haben. Der geborene Verbrecher . R EIT Gott, wie mans nimmt! L UISE Gerad vor einer halben Stund hat er wiedermal sein Ehrenwort gebrochen. R EIT Man kanns halt oft nicht halten. L UISE Nehmens ihn auch nur noch in Schutz, den Hallodri! R Ich nehm einen jeden in Schutz . Das geht bei mir direkt automatisch. Sogar für den geborenen Verbrecher setz ich mich ein. N B
N
B
10
B
15
N
B
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B
20
N B
B
B
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N
B
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1 3 4 4 4
B
5
B N
5 7 8
B
9 9 9 10 13 13 13 13 16 16 19 20–22 21
Ein Alfred – ?N ] ] B N] B(er wird N ] B N] B N
]
IchN ] L UISE Nein.N ] B N] B
R EIT N ] Nämlich f besuchenN ] Bund soN ] BsoN ] BJa.N ] Ber f ichN ] Bdas f manN ] BHalbbrüder nennt.N ] BDer f VerbrecherN ] BVerbrecher.N ] BMan f halten.N ] BL UISE f ein.N ] Bjeden f SchutzN ]
N
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B
B
B
\Ein/ Alfred [Zeschcke?] |– ?| [\Er wohnt nämlich bei mir./] [(verlegen)] \(er wird/ [(Pause) R EIT (wird] [L UISE Leider. R EIT ] korrigiert aus: [I]|i|ch \L UISE Nein./ [L UISE Nein. Er spielt Billard. R EIT Hm. L UISE Und dann spielt er wieder Billard. R EIT Hm. Und von was lebt er denn eigentlich? L UISE Eigentlich von mir. (Pause) R EIT Verzeihen Sie.]
B
eingefügt
B
Ich2 wollt3 ihn4 [doch] |nämlich|1 nur5\ /mal6 [\so/] besuchen7 \und so/ [so] [|recht|] [|recht|] |so| Ja[,]|.| [verwandt.] [wir \zwei/] |er f ich| [sogenannte] |das f man| Halbbrüder[.] |nennt.| [Alfred ist der geborene Verbrecher.] |Der f Verbrecher| korrigiert aus: Verbrecher [Hm.] |Man f halten.| \L UISE f ein./ [ja autom]|jeden f Schutz|
62
N
ÖLA 3/W 285 – BS 24 [4], Bl. 11
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A11 (Korrekturschicht)
L UISE Das hat ja schon was für sich, aber trotzdem. Ich hab bloss mehr 2 Mark. Er hat mir sein Ehrenwort gegeben, dass er es keiner Seele sagen wird, dass ich mein Ehrenwort gebrochen hab. (Pause) R EIT Als ich das erstemal mein Ehrenwort gebrochen hab, da war ich zehn Jahr alt. Ich erinner mich gern, weil ich gern melancholisch werd. Es wird so angenehm ruhig, wenn man an sein erstes Verbrechen denkt. L UISE (grinst) Jetzt glaub ichs gar , Sie sind ein guter Mensch. DAS F RÄULEIN (betritt nun das Treppenhaus und schaut weder rechts noch links; sie steigt an den Beiden vorbei und ist nichtmehr zu sehen ) DIE B EIDEN (sehen ihr neugierig nach -die Musik im zweiten Stock verstummt, und zwar mitten im Takt) B
B
N
N
B N
5
B N
B
B
10
Lesetext
N B
N
N
B
N
B
B
N
N
B N B
N
/Textverlust/
1 1 3 5 7 8 8 8 10 11 11 11–12
Das f Mark.N ] jaN ] B N] B N] BVerbrechenN ] B(grinst)N ] BJetztN ] Bichs garN ] Bist f sehenN ] BneugierigN ] B N] Bdie f und N ] B B
\Das f Mark./ \ja/ [\[Dieser] |Ein korrekter| Schuft./] [|Der geborene Verbrecher.|] [Man kanns halt oft nicht halten.] [gebrochenes Ehrenwort] |Verbrechen| \(grinst)/ [Ich] |Jetzt| \ichs gar/ [verschwindet droben] |ist f sehen| \neugierig/ [plötzlich] verstummt 6 die1 Musik2 im3 zweiten4 Stock5, und 7
63
Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 14
Ein Treppenhaus. Im zweiten Stock übt jemand auf einem verstimmten Piano. Der Herr Reithofer kommt von unten. Jetzt bleibt er stehen und lauscht der Musik. Schminke kommt rasch von oben.
5
R EITHOFER (grüsst) Pardon. S CHMINKE Sie wünschen? R EITHOFER Herr Schminke? Ich such nämlich jemand -- (er stockt plötzlich und starrt Schminke überrascht an) Interessant! S CHMINKE (perplex) Wieso? Was denn? R EIT (fixiert ihn) Also ist das aber ein Zufall -(Pause) S CHM Sie kennen mich? R EIT Mein Name ist Reithofer. L UISE (versucht zu horchen; hört aber nichts) S CHM Reithofer. Wer ist das? R EIT Wir haben mal miteinander zu tun gehabt. Prinzipiell. S CHM Prinzipiell? R EIT Das heisst: eigentlich war das meine Schwester, die mit Ihnen prinzipiell zu tun gehabt hat. S CHM Was ist denn Ihre Schwester? R EIT (lächelt) Meine Schwester ist tot. (Pause) S CHM Sie wünschen? R EIT Wir haben Sie gut gekannt, Herr Schminke, meine arme Schwester und ich -aber da Sie mich jetzt nicht erkennen, so werden Sie wohl 얍 auch schon meine arme Schwester selig vergessen haben. Wahrscheinlich. Nehm ich an. Sie sind doch ein Mann der Feder, der sich mit so allerhand sozialkritischen Problemen befasst -S CHM (lächelt geschmeichelt) Sie müssen mir verzeihen, Herr, aber wenn ich mir jeden einzelnen Menschen merken sollte -얍 R EIT Es gibt ja auch schon viel zu viel einzelne Menschen. S CHM (grinst) Wissen Sie, ich kümmere mich lieber um das Ganze. R EIT Also das glaub ich Ihnen gern! S CHM (fixiert ihn misstrauisch) (Pause) B
10
N
B
N
B
15
B
N
N
N
B
20
25
B
B N
30
35
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B N
8 10 10 13 17 28 29 29 29 30 30
Pardon.N ] Herr Schminke?N ] BsuchN ] BAlsoN ] BL UISE f nichts)N ] BjetztN ] B N] BseligN ] BWahrscheinlich.N ] B N] BsozialkritischenN ] B B
N
B
[Verzeihen Sie.] |Pardon.| \Herr Schminke?/ such[e] [Nein]|Also| \L UISE f nichts)/ [jetzt]|jetzt| [\tote/] \selig/ [\Die Josephin selig./] |Wahrscheinlich.| [so] [soziologischen] |sozialkritischen|
64
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 15
N
ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 23
Fassung des ersten Bildes
Lesetext
S CHM (sachlich) Woher kennen wir uns? R EIT Sie haben mal die Güte gehabt , meine arme tote Schwester zu interviewen – S CHM (unterbricht ihn) Verzeihung! Was war denn Ihre Schwester? R EIT (lächelt verlegen) (Pause) R EIT Sie haben sich damals angefangen mit der Bekämpfung des Mädchenhandels zu beschäftigen -- und meine arme Schwester selig hat Ihnen Material dazu geliefert, so prinzipielles Material. S CHM Das kann schon stimmen. R EIT Und Sie haben dann einen Artikel daraus fabriziert, ein sehr interessanter Artikel war das mit instruktiven Einblicken -- aber vorher haben Sie meiner armen Schwester selig versprochen, dass Sie vom Honorar was abbekommt -S CHM Also das stimmt nicht! R EIT Sie haben es ihr vielleicht nicht direkt versprochen, aber immerhin angedeutet. S CHM Stimmt nicht! R EIT Aber ja! S CHM Aber nein! Weil ich sowas prinzipiell nicht tu! R EIT (gehässig) Prinzipiell! 얍 S CHM Ich bin doch keineswegs verpflichet -R EIT (unterbricht ihn) Gesetzlich nicht, aber moralisch! (Pause) S CHM Hören Sie. Kleine Erpressung gefällig? R EIT Jetzt verkennens mich aber schon ganz! S CHM Irrtum! Verstanden? R EIT Ich verbitt mir das! Meine arme Schwester hat nicht gelogen, nein das hat sie wirklich nicht! Hier dreht es sich jetzt um die Ehre einer 얍 Gestorbenen! Also seiens so gut ja! (Pause) S CHM Oder blau. Was? (rasch ab) R EIT (sieht ihm nach) Ein schlechter Mensch. L UISE G IFT ( fängt während dieses Gesprächs an, ihre Lippen zu {bemalen} ) R EIT (grüsst) Pardon. Ich kenn mich hier nämlich nicht aus -B
N
5
VA2/TS1/A16 (Korrekturschicht)
N
B
N
B B
N
B
B
B
10
20
B
25
N
N
N B N
B
B
N
B
15
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N
B
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 20
N
N
B N
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N
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2 2 2–3 2–3 7 8 8 9 13 24 24 24 25 26 32
B
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B
N
habenN ] gehabtN ] Binterviewen –N ] BinterviewenN ] Bdes MädchenhandelsN ] BseligN ] BMaterial dazuN ] Bprinzipielles Material.N ] BseligN ] BverkennensN ] B N] BschonN ] BIrrtum!N ] B N] Bfängt f {bemalen}N ] B
Pardon.N ]
ha[tten]|ben| \gehabt/ interviewen \–/ korrigiert aus: interwiewen de[r]|s| [Prostitution] |Mädchenhandels| [\Josephin selig/] |selig| [da Typs] |Material \dazu/| prinzipielle\s/ [Typs.] |Material.| \selig/ verkennen\s/ [Sie] \schon/ [Da irren Sie sich aber gewaltig.] |Irrtum!| [\Da irren Sie sich aber!/] [kommt langsam von oben herab; hält in seiner Nähe und benützt ihren Lippenstift] |fängt f {bemalen}| [Verzeihen Sie.] |Pardon.|
65
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 16
Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
L UISE G IFT (unterbricht ihn) Das doch nicht tragisch. R EIT Nein das kann es nicht sein. L UISE Na und? R EIT Nämlich ich such hier einen gewissen Herrn Woditschka. L UISE Den Freddy Woditschka? Was wollens denn von dem Woditschka? R EIT Sind Sie das, bei der er da wohnt? L UISE Leider. R EIT Interessant. (er wird immer verlegener) Sagen Sie: ich hab ihn jetzt lang nicht gesehen, ist er eigentlich schon Zahlkellner geworden? L UISE Das nennt man bei uns Leutausfragen .
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R EIT Pardon! Nämlich der Freddy und ich sind miteinander verwandt. L UISE Das auch noch. R EIT Ja. Entfernt. Wir sind das, was man Halbbrüder nennt. L UISE Also hoffentlich nur nach aussen hin. Ich mein, dass Sie hoffentlich ein anderes Innenleben haben. R EIT Gott, wie mans nimmt! 얍 L UISE Zum Beispiel hat er grad vor einer halben Stund wiedermal sein Ehrenwort gebrochen. R EIT Man kanns halt oft nicht halten. L UISE Nehmens ihm nur auch noch in Schutz, den Hallodri! R EIT Ich nehm einen jeden Hallodri in Schutz. Das geht bei mir direkt automatisch. Sogar für den geborenen Verbrecher setz ich mich ein. Das ist bei mir eine direkte Bedürfnisfrage. Sehens, als ich das erstemal mein Ehrenwort gebrochen hab, L UISE (grinst) Jetzt glaub ichs gar! R EIT Bitte? L UISE Dass Sie ein guter Mensch sind. (die Musik im zweiten Stock verstummt, und zwar mitten im Takt) DAS F RÄULEIN (betritt das Treppenhaus und schaut weder rechts noch links; sie steigt an den Beiden vorbei und ist nichtmehr zu sehen) DIE B EIDEN (sehen ihr neugierig nach) (Stille) B
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B N
daN ] ZahlkellnerN ] Bbei unsN ] BLeutausfragenN ] B N] BNämlich f FreddyN ] BichN ] BZum f gradN ] B N] BihmN ] BHallodriN ] BSehens f hab,N ] Bgar!N ] BR EIT f DassN ] B N] Bsind.N ] B B
B
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\da/ [Oberk]|Zahlk|ellner \bei uns/ Leut[ a]|a|usfragen [(Pause)] [Nämlich wir zwei, er] |Nämlich f Freddy| ich[,] [Grad] |Zum f grad| [hat er] vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform
\Hallodri/ \Sehens f hab,/ gar[,]|!| \R EIT f Dass/ [sind] [--]|sind.|
66
ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 17
Fassung des ersten Bildes
VA2/TS1/A16 (Korrekturschicht)
Lesetext
L UISE (starrt höchst interessiert nach oben -- plötzlich schreit sie gellend) Halt!! Halt, Jesus Maria!! Halt!! -- (sie rast nach oben) R EIT (glotzt entsetzt empor) B
B
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5
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
1 2
B B
gellend)N ] Halt f Halt!!N ]
gellend\)/ [auf)] [Halt! Nein um Gottes Christi Willen!!] |Halt f Halt!!|
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N
Dialogskizzen
ÖLA 3/W 288 – BS 24 [6], Bl. 1
68
Dialogskizzen
VA2/E8
69
Lesetext
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
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VA2/TS2/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild Bei Luise. Auf dem Sofa liegt das Fräulein. Sie ist bewusstlos. B N Der Herr Reithofer fühlt ihren Puls. BAuchN Luise beugt sich über sie. BStille.N L UISE Ob man nicht BdochN einen Doktor rufen soll? R EIT A! Die lebt ja noch. (Stille) R EIT Sie ist ja nur ohnmächtig, Sie können sich auf mich verlassen, Frau von Krammel! Eine tiefe Ohnmacht ist das sogar. Einfach zusammengebrochen. Also das ist der ihr Glück, dass sie ohnmächtig geworden ist, sonst wär jetzt ihr Lebenslichtlein ausgelöscht. Wenn die ihren Plan ausgeführt hätt und hätt sich da vom dritten Stock runtergestürzt -- na servus! Ade Du schöne Welt! Die kann von Glück reden, dass BihrN im entscheidenden Moment die Nerven versagt haben -- ja das Leben lässt sich nicht herausfordern, da hat sich die Natur gewehrt gegen ihre Auslöschung und zwar unbewusst. Wahrscheinlich. Nehm ich an. L UISE Geh redens doch nicht soviel! R EIT Pardon! (Stille) L UISE Seiens mir nicht bös, gell? Ich bin ganz durcheinand, diese ganze Geschichte da macht mich so nervös -R EIT Nicht der Rede wert. Uebrigens: eigentlich müsst mans ja der Polizei melden -L UISE Nein nein, nur nichts mit den Behörden! Am End sind dann noch mir schuld, dass dieser Selbstmordversuch misslungen ist. R EIT Ja das seh ich schon ein, aber was wollen wir denn mit ihr machen? L UISE Vorerst kanns ja da liegen -- Man muss Verzweifelte unterstützen. R EIT Sie sind eine brave Frau. Nämlich Sie sprechen mir aus der der Seele. L UISE Ich lass sie da liegen, und dann BwerdN ich mal mit ihr reden -- vielleicht kann man ihr helfen -얍 L UISE Wenn ich nur wüsst, wer das ist -R EIT Bekannt kommt sie mir nicht vor. L UISE BHierN im Haus wohnt sie nicht. R EIT Die wird sich halt da irgendein Haus ausgesucht haben, hinaufgegangen, was für ihr Vorhaben ziemlich günstig gebaut war -- so enge Treppenhäuser gibts nämlich die taugen nichts, am besten sind hohe Brücken. L UISE Wegen was wird die sich wohl umgebracht haben? Wahrscheinlich hat sie nichts zum essen. R EIT Oder aus Liebe. L UISE Geh aus Liebe tun sich doch heut höchstens die Kinder was an! R EIT Das ist doch noch ein halbes Kind. Höchstens 21. Aber sie ist viel schwerer, als wie sie aussieht -- wie wir die da reingetragen haben das hab ich schon gespürt. L UISE Ich hab garnichts gespürt. Wie zart dass die gebaut ist -- diese Beinchen, wie von einer Fliegen -- Geh tuns doch den Rock a bisserl höher -R EIT (folgt ihr) 2 3 3 4 12 26 30
] AuchN ] BStille.N ] BdochN ] BihrN ] BwerdN ] BHierN ] B N B
gestrichen: Luise
\Auch/ korrigiert aus: Stille
\doch/ korrigiert aus: sie
w[i]|e|rd [Sie] |Hier|
70
ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 1
ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
10
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R EIT Ich bin auf die Knie garnicht so aus. L UISE Wenn ein Weib schön ist, da kommt ihr Männer nichtmehr mit! R EIT Nanana! L UISE Ihr Herr Bruder Fredy behauptet auch, ich sei fett -- wenn ich unangezogen so wär, wie angezogen, dann tät ich ihm gefallen. R EIT Lächerlich! Direkt lächerlich! Der Kontakt zwischen zwei Menschen 얍 besteht doch nicht nur in äusserlichen Reizen! L UISE Aber wenn das fehlt, dann ists schlimm. Hörens, es ist doch ein Altersunterschied zwischen dem Fredy und mir -R EIT Na vielleicht vier Jahr. L UISE Mir müssen Sie keine Komplimente machen! Es sind dreizehn Jahr. R EIT Nicht möglich! L UISE Doch! Die Hauptsache ist wie man sich fühlt! (sie stellt sich vor ihren Spiegel und schneidet sich die H. aus) Ich bin doch eine vollkommen uneitle Frau, dass ich mir da vor Ihnen so die Haar aus der Nasen zieh -R EIT Vor mir kann man das auch ruhig tun. (er beugt sich plötzlich über das Fräulein) Was ist das? Ein Brief -- (er zieht aus ihrem Ausschnitt ein Kuvert hervor; liest) L UISE Zeigens -- (liest mit) Jetzt sowas! R EIT Hm. Also das hätt ich nie gedacht! L UISE Lassens mich nochmal lesen. (sie liest) R EIT Was sagens jetzt, dass die schon Mutter ist! Die sieht doch noch ganz jungfräulich aus -L UISE Nein, sowas -- diese armen Kniee -- diese armen schönen Kniee -- (sie liest) „und ich hab Geld dafür genommen, der Eckel -- keine Arbeit keine Arbeit -ich hätts über mich genommen, wenn ich dem Kind dadurch genützt hätt, selbst das über mich genommen -- aber aussichtslos -- riesengross -- riesengross -R EIT Das Wort schreibt sie oft. L UISE Und wo ist das Kind? R EIT Steht nichts drin. Das sieht man der garnicht an, dass die schon soviel hinter sich hat -DAS F RÄULEIN (stöhnt jetzt) R EIT Jetzt kommts zu sich -B
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Lesetext
L UISE Und violette Schlüpfer. Schöne Knie, sehens denn nicht was die für schöne Knie hat? R EIT Nein. Ich hab an anderen Geschmack. Ich bin mehr für Zweckschönheit. Ich schwärm mehr für das Vollschlanke. L UISE (lächelt) Ich bin zu dick. R EIT Aber gehens zu! Sie und dick! Sie sind grad richtig!
B
15
VA2/TS2/A1 (Grundschicht)
13 15 22
B
dannN ] inN ] BschneidetN ]
22
B
B
H.N ]
N
korrigiert aus: dannn
[z]|i|n (1) zupft (2) schneidet gemeint ist: Haare aus den Nasenlöchern
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B
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ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
VA2/TS2/A1 (Grundschicht)
L UISE Gehens fort, lieber Herr -- es ist besser, lassens mich mit ihr allein -- eine Frau ist besser zuerst -- da wird sie sich mehr trösten lassen -얍 DAS F RL (stöhnt, wimmert und kommt zu sich) Wo, wo -- wo --- wo -- wo -- (sie weint) L UISE Beruhigen Sie sich, das sind die Nerven -- Nur weinen, weinen, da geht vieles weg -- mit den Tränen schwimmts davon -DAS F RL Was ist denn geschehen, was ist denn geschehen? L UISE Sie wollten sich umbringen, aber Sie sind ohnmächtig geworden, und ich hab sie da herein zu mir gelegt -- es weiss niemand was -- aber ich weiss, wie es um sie steht, ich weiss alles, alles -- und ich kanns mir lebhaft denken, wies Ihnen zu mut ist -- -- Gott hat sie beschützt. F RL Aber es gibt doch gar keinen Gott! (sie schreit plötzlich) Franzi! Franzi! Franzi! -- (sie weint wieder) Oh warum bin ich noch da? Ich möcht so gern nichtmehr sein -L UISE Kindchen! Du bleibst jetzt da -- wir werden es schon richtig machen. Ich hab den Generalanzeiger abonniert. Es wird schon gemütlich -F RL Nein, ich hoffe nichtmehr. L UISE Es geht immer besser und besser. F RL Wer sagt das? L UISE Coué . Ich hab sogar Radio da -(Stille) F RL Ich fass es nicht, warum wollen Sie mich da. Was wollen Sie von mir? L UISE Wenn man so schöne Kniechen hat, darf man nicht verzweifeln -F RL Ich kenn mich nicht aus, ich versteh die Welt nichtmehr. B
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ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 1a
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Lesetext
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F RL Franz! L UISE Ist das das Kind? F RL (weint) L UISE Wo ist das Kind? (zögernd) F RL Bei einer Frau. Die hats. L UISE Gottseidank! 얍 F RL Warum? F RL Nein, was denken Sie von mir?! Ich hätt das Kind ja schon früher wegtun können, aber ich wollts nicht!! Nein, ich wollt sowas haben, damals gings mir noch besser!! Und er war auch noch da, ich habs mir nicht überlegt!! Es wär besser, wenns nicht leben würde! Ich hab keine Menschenkenntnis, ich hab ihm geglaubt das, was er mir erzählt hat. L UISE Kindchen, Kindchen -B
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5 6 10 15 19 20 23 36
TränenN ] geschehen?N ] Bbeschützt.N ] Babonniert.N ] BCouéN ] B(Stille)N ] BverstehN ] BihmN ] B B
korrigiert aus: Trähnen korrigiert aus: geschehen ? korrigiert aus: beschützt korrigiert aus: abbonniert korrigiert aus: Coue
\(Stille)/ korrigiert aus: vesteh
i[g]|h|m
72
N
ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 2a
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A1 (Grundschicht)
Lesetext
F RL Ich hab mich sogar verkauft. Sogar Geld hab ich dafür genommen, aber es geht nicht, es geht nicht -- es schaut nichts dabei heraus --
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A LFRED (kommt) Ho! (überrascht) L UISE Moment! (sie eilt auf ihn zu und flüstert mit ihm) F REDY Na das ist aber mal eine Abwechslung! L UISE Das ist mein Freund Fredy Reithofer -DAS F RL Angenehm. L UISE Das Fräulein soll sich noch etwas ausruhen. F REDY Ich werde nicht lang stören. Ich hab Dir nur was mitgebracht. In Cannes haben wir gewonnen, dafür in Biarritz verloren -- aber morgen ist Saint Cloud -- -Na was sagst, wie ich spekulier! L UISE Das ja wunderbar! F REDY Wieder versöhnt ? L UISE Ja. F REDY Ich hätt Dir auch nicht anders geraten. Da was wir aus Deiner Pension herauskriegen -- toll, was? -- Wenn das Dein Seliger geahnt hätt, der Herr Kanzleiobersekretär. L UISE Ja, es hat sich alles riesig verändert -- man verändert sich mit der Zeit. DAS F RL (hat sich hingelegt wieder) L UISE Dein Bruder war da. B
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\Textverlust\ 25
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얍 F RL Vielleicht fahr ich -- vielleicht -L UISE Von dort kommt keine zurück. F RL So bleib ich eben dort. Vielleicht! L UISE Du bleibst bei mir. (Stille) F RL (fixiert sie bös) Mein Kind kommt vor BIhnenN -- Nein, ich bin nicht so veranlagt! L UISE Ich bin überhaupt nicht veranlagt! Ich bin ja ganz anders, aber ich komm so selten dazu -F RL Lassen Sie mich! Sie! (rast ab) Sie tun Gutes um was davon zu haben! Ist ja alles verlogen! Man muss kaufmännisch sein -L UISE Auf Wiedersehen! (sie lauscht) Auf Wiedersehen! (sie brüllt) Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!
XXXXXXXXXXXXXXXX
15 29
B B
versöhntN ] IhnenN ]
korrigiert aus: versönt
[D]|I|hnen
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ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 1b
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A6 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 1
Bei Luise. Auf dem Sofa liegt das Fräulein. Sie ist bewusstlos . Der Herr Reithofer beschäftigt sich mit ihrem Puls. Auch Luise beugt sich über sie. Es ist sehr still. B
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R EIT Verlassen Sie sich nur auf mich. L UISE Ob man nicht doch einen Mediziner rufen sollt? R EIT Aber zu was denn? Die lebt ja noch! (Pause) R EIT (lässt des Fräuleins Puls los) Wenn die zuvor ihren Plan ausgeführt hätt und hätt sich da vom dritten Stock runtergestürzt -- na servus! Ade Du schöne Welt! Das ist schon der ihr ganz spezielles Glück, dass sie vorher noch rasch bewusstlos geworden ist. Ich weiss garnicht, bei wem die sich bedanken kann, dass ihr im entscheidenden Moment die Nerven versagt haben -- ja das Leben lässt sich halt nicht herausfordern, da hat sich eben die Natur selbst gewehrt gegen ihre Auslöschung und hat es auch durchgesetzt, dass die da zusammengebrochen ist. Unbewusst wahrscheinlich. Nehm ich an. L UISE Geh redens doch nicht so viel! R EIT Pardon! (Pause) R EIT Man ist halt auch nervös. L UISE Ich bin noch total durcheinand -R EIT Apropos durcheinand: eigentlich müsst mans ja der Polizei melden -L UISE Also nur das nicht! Am End werden wir noch gehängt! R EIT Das glaub ich nicht. 얍 L UISE Die soll jetzt nur da liegen bleiben, bis sie wieder bei sich ist. Man weiss ja nie, ob man nicht selbst mal in eine ähnliche Lage kommt. Das ist meine Lebensanschauung. R EIT Brav. L UISE Wenn ich nur wüsst, wer das ist. R EIT Die wird sich halt das nächstbeste Haus ausgesucht haben, das für ihr Vorhaben günstig gebaut ist, nehm ich an. Es gibt nämlich sehr enge Treppenhäuser, die taugen natürlich nichts. Das Beste sind halt immer noch hohe Brücken. Oder Viadukte. (Pause) L UISE Es ist immer dasselbe. Und warum? Keinen Pfennig, keinen Pfennig! R EIT Und die Liebe? L UISE Geh aus Liebe tun sich doch heut nur noch die Kinder was an! R EIT Das ist es ja gerade! Auch so ein tiefbetrübliches Zeichen der Zeit! Die Erwachsenen haben keine Gefühle mehr, kann ich Ihnen sagen! Innere Kämpfe? Keine Spur! Und dadurch wachsen sie halt auch nicht. Sie bleiben zurück. (Pause)
3
B
bewusstlosN ]
korrigiert aus: bewustlos
74
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
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VA2/TS2/A6 (Grundschicht)
Lesetext
L UISE Die ist doch höchstens einundzwanzig. R EIT Höchstens. L UISE Ein halbes Kind. Direkt zerbrechlich. R EIT Na! Das Hereintragen zuvor, das spür ich noch jetzt. L UISE Da sind Sie aber kein Goliath. R EIT Nein. L UISE (betrachtet wieder das Fräulein) Nein, wie zart -- Schauns nur diese Beinchen -- wie von einer Fliege -- Geh bittschön, tuns doch den Rock bisserl höher -R EIT (folgt ihr) 얍 L UISE Nein, diese Beinchen -- die reine Libelle! R EIT (zündet sich eine Zigarette an) L UISE Sehen Sies denn nicht, was die für schöne Knie hat? R EIT Ich bin auf Knie garnicht so aus. L UISE Es ist schon so. Wenn ein Weib mal was richtig Schönes an sich hat, das seht Ihr Männer nie. R EIT Nanana! Also das ist eine amerikanische Einstellung. Wissens, ich hab in puncto Erotik einen festumrissenen Geschmack. Ich schwärm mehr für die sogenannte Zweckschönheit. Vollschlank, verstehens mich? So wie zum Beispiel Sie. L UISE (lächelt) Ihr Herr Bruder Fredy behauptet zwar, ich sei zu dick. R EIT Keine Idee! Sie sind grad richtig! L UISE Er sagt, wenn ich unangezogen so ausschaun tät, als wie ich angezogen ausschau, dann tät ich ihm gefallen. R EIT A das ist aber lächerlich! Der Kontakt zwischen zwei Menschen basiert doch nicht nur auf äusserlichen Reizen! L UISE Aber wenn diese Basis aufhört, dann wirds schlimm. R EIT Das ist individuell. L UISE (sehr ernst) Herr Reithofer. Was glaubens denn, wie alt dass ich bin? R EIT Hm. L UISE Genierens Ihnen nur nicht, mir müssen Sie keine Komplimente machen. R EIT Also ohne Komplimente -- -- Fünfunddreissig. L UISE Und elf. R EIT Und wieviel? L UISE Elf. R EIT Sechsundvierzig? L UISE Ja. R EIT Na sowas! L UISE (schneidet sich vor ihrem Toilettenspiegel die Härchen aus den Nasenlöchern) Ich bin eine uneitle Frau. R EIT Eine wertvolle Frau -- (er beugt sich plötzlich über das Fräulein; überrascht) Was ist denn jetzt das? Ein Kuvert -- (er zieht aus des Fräuleins Brustausschnitt ein Kuvert hervor, öffnet es und liest den Brief) 얍 L UISE Zeigens -- (sie liest den Brief) Nein! R EIT Aber ja. L UISE Sowas -R EIT Also das hätt ich mir nicht gedacht. L UISE Dass die schon Mutter ist -- eine Mutter -얍 R EIT Sie sieht doch noch ganz jungfräulich aus -- und was sagens jetzt?
75
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 3
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 4
ÖLA 3/W 290 – BS 24 [8], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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B
N
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B
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B
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Lesetext
L UISE (liest halblaut) -- „und keine Arbeit , keine Arbeit -- ich hätte es vielleicht sogar über mich genommen, dass ich Geld dafür nimm, wenn ich nur dem Kind dadurch hätte nützen können -- selbst das über mich -- alles über mich, selbst das -aber aussichtslos -- aussichtslos, aussichtslos -- “ R EIT Dieses Wort schreibt sie oft. L UISE Nein -- diese armen schönen Knie -- das sieht man denen garnicht an, dass sie schon soviel hinter sich haben -(Pause) R EIT Es ist ja noch alles glücklich verlaufen. Wir leben halt jetzt grad in einer wahren Selbstmordepidemie. L UISE Die Leut meinen halt, dass es ihnen drüben besser gehen wird. R EIT Drüben ist es sicher angenehm ruhig. L UISE Ich könnts ja nie. So aufhören, ohne dass man dabei ist, wenns weitergeht -R EIT Man denkt immer, dass man so wichtig ist, und das ist meiner Meinung nach falsch. DAS F RÄULEIN (stöhnt) R EIT Da! Jetzt kommts zu sich -- Gleich ist sie wieder da! L UISE Lieber Herr, ich glaub es ist besser, sie lassen uns Frauen allein -- es ist sicher besser für die, wenn nicht gleich wieder ein Mann dabei ist -- Lassens uns unter uns -R EIT Das seh ich schon ein! Ich komm dann wieder. (er grüsst lautlos ab) 얍 L UISE ( schliesst sie in ihre Arme) Nichts ist geschehen, nichts -- Nur weinen, weinen, da gehts weg -- nichts, nichts -- mit den Tränen schwimmts davon -DAS F RL (weint) L UISE Im letzten Moment, im letzten Moment, und dann hab ich sie zu mir herein -niemand weiss was -- niemand weiss nichts -- aber ich weiss alles, alles -- im letzten Moment, im letzten Moment -DAS F RL Wasser -- bitte Wasser -L UISE (reicht ihr ein Glas) DAS F RL (trinkt) L UISE Im letzten Moment -- Gott hat sie beschützt -F RL Aber es gibt doch keinen Gott! (plötzlich verzweifelt) Oh warum bin ich denn noch da?! Ich möcht so gern nichtmehr da sein -- oh dieses da -- oh dieses da -oh ist das alles aussichtslos -L UISE Kinderl, Kinderl -DAS F RL Nein, ich will nichtmehr. L UISE Man muss auch garnicht wollen. Man darf sich nur nichts einbilden, dann gehts immer besser und besser. F RL Wer sagt das? B
5
VA2/TS2/A6 (Grundschicht)
B
ArbeitN ] schliesstN ] BTränenN ] Bniemand f wasN ]
N
1 22 23 26
B
29 33 36
B
[D]|(|reicht
B
korrigiert aus: da (1) kann (2) \will/
B
(reichtN ] da --N ] BwillN ]
korrigiert aus: arbeit korrigiert aus: schiesst korrigiert aus: Trähnen (1) es weiss (2) niemand f was
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N
ÖLA 3/W 294 – BS 24 [12], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A6 (Grundschicht)
L UISE Coué . F RL (schreit plötzlich) Franzi! Franzi! Franzi -- (sie wirft sich aufs Sofa und heult) (Pause) L UISE Wer ist das Franzi? (zögernd) Das Kind? (Pause ) L UISE Wo ist das Kind? F RL Bei Bekannten. L UISE Gottseidank! F RL (fährt empor und starrt sie an) Warum? -- Nein, was denken Sie von mir?! B
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B
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B
Lesetext
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 5
CouéN ] aufsN ] B(PauseN ] B B
korrigiert aus: Coue korrigiert aus: auf korrigiert aus: FR [L ] P ause
| |
77
N
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 1
Bei Luise. Auf dem Sofa liegt das Fräulein. Sie ist bewusstlos . Der Herr Reithofer beschäftigt sich mit ihrem Puls. Auch Luise beugt sich über sie. Es ist sehr still. B
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R EIT Verlassen Sie sich nur auf mich. L UISE Ob man nicht doch einen Mediziner rufen sollt? R EIT Aber zu was denn? Die lebt ja noch! (Pause) R EIT (lässt des Fräuleins Puls los) Wenn die zuvor ihren Plan ausgeführt hätt und hätt sich da vom dritten Stock runtergestürzt -- na servus! Ade Du schöne Welt! Das ist schon der ihr ganz spezielles Glück, dass sie vorher noch rasch bewusstlos geworden ist. Ich weiss garnicht, bei wem die sich bedanken kann, dass ihr im entscheidenden Moment die Nerven versagt haben -- ja das Leben lässt sich halt nicht herausfordern, da hat sich eben die Natur selbst gewehrt gegen ihre Auslöschung und hat es auch durchgesetzt, dass die da zusammengebrochen ist. Unbewusst wahrscheinlich. Nehm ich an. L UISE Geh redens doch nicht so viel! R EIT Pardon! (Pause) R EIT Man ist halt auch nervös. L UISE Ich bin noch total durcheinand -R EIT Apropos durcheinand: eigentlich müsst mans ja der Polizei melden -L UISE Also nur das nicht! Am End werden wir noch gehängt! R EIT Das glaub ich nicht. 얍 L UISE Die soll jetzt nur da liegen bleiben, bis sie wieder bei sich ist. Man weiss ja nie, ob man nicht selbst mal in eine ähnliche Lage kommt. Das ist meine Lebensanschauung. R EIT Brav. L UISE Wenn ich nur wüsst, wer das ist. R EIT Die wird sich halt das nächstbeste Haus ausgesucht haben, das für ihr Vorhaben günstig gebaut ist, nehm ich an. Es gibt nämlich sehr enge Treppenhäuser, die taugen natürlich nichts. Das Beste sind halt immer noch hohe Brücken. Oder Viadukte. (Pause) L UISE Es ist immer dasselbe. Und warum? Keinen Pfennig, keinen Pfennig! R EIT Und die Liebe? L UISE Geh aus Liebe tun sich doch heut nur noch die Kinder was an! R EIT Das ist es ja gerade! Auch so ein tiefbetrübliches Zeichen der Zeit! Die Erwachsenen haben keine Gefühle mehr, kann ich Ihnen sagen! Innere Kämpfe? Keine Spur! Und dadurch wachsen sie halt auch nicht. Sie bleiben zurück. (Pause) L UISE Die ist doch höchstens einundzwanzig.
3
B
bewusstlosN ]
korrigiert aus: bewustlos
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
Lesetext
R EIT Höchstens. L UISE Ein halbes Kind. Direkt zerbrechlich. R EIT Na! Das Hereintragen zuvor, das spür ich noch jetzt. L UISE Da sind Sie aber kein Goliath. R EIT Nein. L UISE (betrachtet wieder das Fräulein) Nein, wie zart dass -- Schauns nur diese Beinchen -- wie von einer Fliege -- Geh bittschön, tuns doch den Rock bisserl höher -R EIT (folgt ihr) 얍 L UISE Nein, diese Beinchen -- die reine Libelle! R EIT (zündet sich eine Zigarette an) L UISE Sehen Sies denn nicht, was die für schöne Knie hat? R EIT Ich bin auf Knie garnicht so aus. L UISE Es ist schon so. Wenn ein Weib mal was richtig Schönes an sich hat, das seht Ihr Männer nie. R EIT Nanana! Also das ist eine amerikanische Einstellung. Wissens, ich hab in puncto Erotik einen festumrissenen Geschmack. Ich schwärm mehr für die sogenannte Zweckschönheit. Vollschlank, verstehens mich? So wie zum Beispiel Sie. L UISE (lächelt) Ihr Herr Bruder Fredy behauptet zwar, ich sei zu dick. R EIT Keine Idee! Sie sind grad richtig! L UISE Er sagt, wenn ich unangezogen so ausschaun tät, als wie ich angezogen ausschau, dann tät ich ihm gefallen. R EIT A das ist aber lächerlich! Der Kontakt zwischen zwei Menschen basiert doch nicht nur auf äusserlichen Reizen! L UISE Aber wenn diese Basis aufhört, dann wirds schlimm. R EIT Das ist individuell. L UISE (sehr ernst) Herr Reithofer. Was glaubens denn, wie alt dass ich bin? R EIT Hm. L UISE Genierens Ihnen nur nicht, mir müssen Sie keine Komplimente machen. R EIT Also ohne Komplimente -- -- Fünfunddreissig. L UISE Und elf. R EIT Und wieviel? L UISE Elf. R EIT Sechsundvierzig? L UISE Ja. R EIT Na sowas! L UISE (schneidet sich vor ihrem Toilettenspiegel die Härchen aus den Nasenlöchern) Ich bin eine uneitle Frau. R EIT Eine wertvolle Frau -- (er beugt sich plötzlich über das Fräulein; überrascht) Was ist denn jetzt das? Ein Kuvert -- (er zieht aus des Fräuleins Brustausschnitt ein Kuvert hervor, öffnet es und liest den Brief) 얍 L UISE Zeigens -- (sie liest den Brief) Nein! R EIT Aber ja. L UISE Sowas -R EIT Also das hätt ich mir nicht gedacht. L UISE Dass die schon Mutter ist -- eine Mutter -R EIT Sie sieht doch noch ganz jungfräulich aus --
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 3
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
Lesetext
L UISE (liest halblaut) -- „und nirgends Arbeit, nirgends Brot -- ich hätte es vielleicht sogar über mich gebracht, dass ich mich dafür bezahlen lasse, wenn ich nur dem Kind dadurch hätte nützen können -- alles über mich, selbst das -- aber aussichtslos -- aussichtslos, aussichtslos --“ -R EIT Dieses Wort schreibt sie oft. L UISE Nein -- diese armen schönen Knie -- das sieht man denen garnicht an, dass die schon soviel hinter sich haben -(Pause) R EIT Es ist ja noch alles glücklich verlaufen. Wir leben halt jetzt grad in einer wahren Selbstmordepidemie. L UISE Die Leut meinen halt, dass es ihnen Drüben besser gehen wird. R EIT Drüben ist es sicher angenehm ruhig. L UISE Aber so aufhören, ohne dass man dabei ist, wenn alles weitergeht -- Eigentlich ist das schrecklich. Ich könnts ja nie. R EIT Man muss. Man denkt immer, dass man wichtig ist, und das ist meiner Meinung nach falsch. DAS F RL (stöhnt) R EIT (unterdrückt) Da! (er beugt sich über das Fräulein) (Stille) L UISE (leise) Jesus Maria Josef -R EIT Gleich ist sie wieder da. DAS F RL (stöhnt) (Stille) L UISE (flüstert mit Reithofer) R EIT (setzt seinen Hut auf) Hm. L UISE (sehr leise) Wissens, es ist sicher besser für die, wenn nicht gleich wieder ein Mann dabei ist. Ich kenn das. R EIT (ebenso) Das seh ich schon ein. Und der Fredy? L UISE Den treffens vielleicht im Cafe. 얍 R EIT So. Alsdann -- (er grüsst lautlos und ab) L UISE (fixiert das Fräulein) (Stille) DAS F RL (wimmert; allmählich kommt sie zu sich und sieht sich entsetzt um) Wo -Wo bin ich? -- (sie schreit verzweifelt) Wo bin ich?! Was ist denn nur geschehen, was ist denn nur geschehen?! -- (sie bekommt einen Weinkrampf; nach und nach beruhigt sie sich wieder und schluchzt) L UISE (streichelt sie) Es geht vorbei, es geht vorbei. DAS F RL (schneuzt sich) L UISE Niemand weiss was, niemand -- Nur ich. DAS F RL (fixiert sie misstrauisch) (Stille) L UISE Es wird immer besser und besser -DAS F RL Wo bin ich? B N
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] ] BAlsdannN ] B(Stille)N ] B N B N
[-- 2und -- 2und] [Um Gottes Willen --] Alsda[h]|n|n [L UISE Es wird] |(Stille)|
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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Lesetext
L UISE Sie habens nicht über sich gebracht. Sie waren plötzlich nichtmehr da. Im letzten Moment. (Stille) DAS F RL Wasser. Wasser, bitte -L UISE (reicht ihr ein Glas) DAS F RL (trinkt) (Stille) L UISE Das waren die Nerven. Gott hat sie beschützt. DAS F RL (unheimlich ruhig) Nein, das kann nicht sein. (Stille) DAS F RL Nein, ich will nicht wieder -L UISE Man muss auch garnicht wollen. DAS F RL (fixiert sie misstrauisch) L UISE (lächelt) Es ist alles nur Einbildung. Das ist des Rätsels Lösung. Dann gehts immer besser und besser. DAS F RL Wer sagt das? 얍 L UISE Coué . DAS F RL (weint plötzlich still vor sich hin) Franzi, Franzi -- oh, warum bin ich denn noch da -- ich möcht so gern nichtmehr da sein -- oh, dieses da, dieses da -- oh, ist das alles aussichtslos -L UISE Franzi? DAS F RL (wimmert) Franzi -L UISE Wer ist das? Das Kind? DAS F RL (wird plötzlich ganz still und rührt sich nicht) (Stille) L UISE (zögernd) Wo, wo ist denn das Kind? DAS F RL (abwesend) Bei fremden Menschen -L UISE (erleichtert) Gottseidank! DAS F RL (starrt sie an) Warum? -- (sie fährt empor) Nein, was denken Sie da von mir?! Nein Sie, ich hätt ja das Kind schon vorher wegtun können, aber ich wollts ja nicht, ich wollts ja nicht -- ich wollt ja sowas haben, damals gings mir noch gut und ich hab meiner inneren Stimme geglaubt, was die mir da anvertraut hat -(sie beruhigt sich wieder und setzt sich langsam; hält die Hand vor die Augen) Oh -(Stille) DAS F RL (nimmt langsam die Hand von den Augen und lächelt geschmerzt) Ich hab halt keine Menschenkenntnis -F REDY (tritt rasch ein, überblickt die Situation; überrascht) Ho! L UISE Halt! (sie eilt auf ihn zu und flüstert mit ihm) DAS F RL (ist wieder anderswo) F REDY (unterdrückt) Also das ist ja eine Sensation -DAS F RL (bekommt einen kleinen Schwächeanfall) Wasser. Bitte Wasser -F REDY (reicht ihr das Glas) Bitte! L UISE (stützt das Fräulein) Das nur mein Freund Fredy -DAS F RL (lallt) Angenehm -- (sie trinkt) B
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VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
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CouéN ] stillN ] B(lallt)N ] B B
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
F REDY Gleichfalls. Machen Sie es sich nur legere, Fräulein! Auf mich 얍 müssen Sie keine Rücksicht nehmen. (er setzt sich an den Tisch und beschäftigt sich mit seinem Notizbuch) L UISE (bettet das Fräulein auf das Sofa; setzt sich dann zu Fredy) (Stille) F REDY Nun? L UISE (schweigt) F REDY Böse? L UISE (schweigt) F REDY Noch immer böse? Trotz dieser sensationellen Ereignisse? Du Backfisch! L UISE Bilds Dir nur ja nicht ein, dass ich durch fremdes Unglück milder gestimmt werde! Ein Weib ist halt viel feinfühlender, als wie zum Beispiel Du! Es kann nicht so einfach vergessen, weil es einen ganz anderen Organismus hat. (Stille) F REDY (feierlich) Luise. Ich gebe es hiemit offiziell zu, dass ich zuvor mein Ehrenwort gebrochen hab. Es tut mir ausserordentlich weh, aber jetzt reden wir von was anderem -L UISE (boshaft) Ich bin nur ein Weib. F REDY Richtig! Und was bin ich? Ein Fetzen! Aber der Fetzen wird Dich nicht lang inkommodieren, Du Weib! Der Fetzen hat ja nur was für Dich verdient. (er legt Geld auf den Tisch) Voila! Das Deinige. L UISE (stiert das Geld fasziniert an) F REDY Wir haben in Biarritz nichts verloren und in Cannes gewonnen. Aussenseiter. Hasdrubal zwo. Italienisch -- Der Loisitschek hat gesagt, ich bin ein Genie. Er hat gesagt, das ist schon das direkte Fernsehen, was ich da treib -- Bitte zähls nach! Es ist schon halbiert. L UISE (zählt automatisch) F REDY Na? Böse? L UISE (lächelt) Du Schuft. F REDY Bussi -L UISE (gibt ihm einen Kuss) F REDY Jeder Mensch hat Schattenseiten, das ist normal. Und ich kann Dir flüstern: die Beziehung zwischen zwei Menschen wird dann erst stark und echt, wenn sie was voneinander haben. Natürlich auch in seelischer Hinsicht. Zum Beispiel: wenn ich nicht wär, was hättest Du jetzt? Deine Pension, Frau Kanzleiobersekretärswitwe -- und was mach ich aus Deiner Pension? Du beziehst den Gehalt eines Regierungsrates erster Klasse. Dass ich 얍 persönlich mich persönlich dabei auch nicht vergess, das kann mir doch kein Schwein übelnehmen, oder? -- Was hast Du denn schon wieder? L UISE Ah, ich hab jetzt nur an das Grab gedacht -F REDY An was für ein Grab? L UISE An sein Grab. Immer wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär, dann muss ich an sein Grab denken. (Stille) B
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Fräulein! Auf N ] WeibN ] BKanzleiobersekretärswitweN ] B B
korrigiert aus: Fräulein! Auf
Wei[n]|b| korrigiert aus: Kanzleiobersekretärswittwe
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
L UISE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert -얍 F REDY Hör mal: wenn ich morgen in Nizza gewinn, dann lassen wir sein Grab mal richtig herrichten. Halb und halb. L UISE Also das ist schön von Dir -F REDY (erhebt sich) Herrgott! Jetzt hab ich das Fräulein total vergessen! Hm. -- Wer ist denn das überhaupt? L UISE (reicht ihm den Brief) Da. F REDY (liest ihn) Also eine Verzweifelte. Eine von ihrem Leben hart Angefasste. So wie sichs gehört. Es ist alles da: kein Geld und kein Glück, aber ein Kind -- die Leut sind schon katastrophal leichtsinnig. Die überlegen sichs garnicht, an was für einer Ueberbevölkerung wir leiden! Bloss damit sie nicht aufhören, setzens Kinder in die Welt, wie die Hasen -- Nach diesen ihren Zeilen da hängt sie sehr an ihrem Kinde -- (er überlegt) L UISE Das ist so eine weibliche Muttersehnsucht im Weibe das verstehst Du nicht. F REDY Oh ich kann das schon mitfühlen. Eventuell wüsst ich sogar etwas für dieses Fräulein, eine Stelle -- eine schöne rentable Stelle -- Dass sie so sehr an ihrem Kinde hängt, spricht ja für ihren Charakter -- und blond ist sie auch -DAS F RL Herr! F REDY Bitte? DAS F RL (setzt sich langsam auf) Hab ich das jetzt geträumt, dass Sie mir eine Stelle verschaffen könnten? F REDY Nein, Sie haben das nicht geträumt. 얍 DAS F RL (erhebt sich) Sie könnten mir eine Stelle -F REDY Eventuell. Nehmen Sie Platz! DAS F RL (setzt sich) F REDY (betrachtet sie von oben bis unten) Ja. Also eventuell wüsst für Sie eine schöne Stelle. Eine Stelle, die Ihnen sicher sehr zusagt. Wenn ich diesen Ihren Brief nicht falsch verstanden hab, so wollen Sie doch sagen, dass Sie aus dem Leben wollten, weil Sie keine Aussicht für das Kind sehen -DAS F RL In erster Linie. Mein Kind spielt bei mir die erste Geige. F REDY Ja. Das spricht sehr für Ihren Charakter. Gehen Sie bitte mal auf und ab -DAS F RL (geht, muss sich aber stützen) F REDY Es genügt schon, tun Sie sich nur nicht überanstrengen! Nehmen Sie wieder Platz, bitte! (Stille) F REDY Die Stelle, die ich Ihnen anbiete, ist die Stelle einer Kindergärtnerin -DAS F RL Ich versteh aber nichts davon. B
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ÖLA 3/W 292 – BS 24 [10], Bl. 2
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seinN ] dieN ] BsindN ] BweiblicheN ] BverstehstN ] BetwasN ] BF RL N ] B(erhebt sich)N ] B(betrachtet f Ja.N ]
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unten)N ]
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[das] |sein| [D]|d|ie [überl] |sind| \weibliche/ korrigiert aus: verstehest korrigiert aus: e[e] i twas korrigiert aus: F ROL
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\(erhebt sich)/ (1) (geht auf und ab) (2) \(betrachtet f Ja./ korrigiert aus: unten; )
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ÖLA 3/W 293 – BS 24 [11], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
F REDY Ah das lernens schnell! Im Handumdrehen! Ihr Profil ist ja begabt. (Stille) F REDY Ich hab nämlich auch eine Agentur, so nebenbei, inoffiziell. Wenn Sie die Stelle antreten, garantiere ich Ihnen, dass Ihr Kind bis zum vollendeten sechzehnten Lebensjahre monatlich dreihundert Mark bekommt. DAS F RL Dreihundert -F REDY Monatlich. DAS F RL Drei -F REDY Bar. Fest. Garantiert. (Stille) DAS F RL Nein, wieso? Nein, das kann doch nicht sein -- Eine Kindergärtnerin -F REDY Nach unseren Verhältnissen, bei dieser trostlosen Lage unseres Erdteiles ist das sehr viel. Krieg und Revolution haben vernichtend gehaust. 얍 Aber Sie werden Ihr Kind fürstlich erziehen können. Es wird ein grosser Erfinder, er wird auf die Universität gehen, ein Dichter werden oder das Konservatorium besuchen -ich persönlich bin ja mehr für die Technik, obwohl ich die Technik keineswegs überschätz -DAS F RL (unterbricht) Nein, ich hab Angst. F REDY Vor mir? Wie kann man vor mir Angst haben! Ich hab ja vor mir selbst keine Angst! (Stille) DAS F RL Was wird man von mir verlangen für die dreihundert? F REDY Das Normale. DAS F RL Wo? F REDY Rio de Janeiro ist eine der schönst gelegenen Städte der Welt. DAS F RL Nein! (Stille) F REDY Lieben Sie Europa? DAS F RL Ich geh nicht in die Kolonien. F REDY Geographie usw. B
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F RDY Echt? F RL Ja. L UISE Nein! F REDY Piano, Luise, Piano! (Stille)
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[d]|u|nseres
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korrigiert aus: gehaust korrigiert aus: \(unterbr)/ korrigiert aus: eines verweist wahrscheinlich auf die in VA2/TS3 überlieferte Passage:
unseresN ] gehaust.N ] B(unterbricht)N ] BeineN ] Busw.N ]
|| Geographie schwach. Ausser britisch, französisch und niederländisch Guyana gibt es in Südamerika bekanntlich keine Kolonien, nur souveräne || Staaten. Freie Republiken. Die Bevölkerung ist vorzüglich spanisch und portugiesisch, mittelgross und schwarz -- (vgl. auch KW 1, S. 223)
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 10 ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 11
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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VA2/TS2/A16 (Grundschicht)
Lesetext
F REDY (zum Frl) Ueberlegen Sie es sich. Und dann geben Sie mir bitte Bescheid. Vergessen Sie Ihr Kind nicht! Man hat Pflichten als Mutter. Auf Wiedersehen! DAS F RL (apathisch) Auf Wiedersehen -F REDY (ab) (Stille) 얍 L UISE (setzt sich) Entsetzlich -DAS F RL (erhebt sich) Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe -L UISE Sie werden doch nicht -- Das ist doch ein geborener Verbrecher. Jetzt ists aus. Mit einem solchen Menschen kann ich nichtmehr zusammenleben. Wer hätte das gedacht, ein Mädchenhändler -DAS F RL Vielleicht -- Man muss sich sowas natürlich genau überlegen. Man kommt ja nichtmehr zurück, aber man hilft dadurch dem, der einem das Teuerste ist -L UISE Bleiben Sie da. DAS F RL Wo? L UISE Bleiben Sie da. Bei mir. Sie dürfen das nicht tun. Ich werde meinen alten Plan realisieren, wir machen eine Schneiderei -DAS F RL Und das Kind? L UISE Das lassen wir vorerst dort, wo es ist. Später, wenn das Geschäft geht, dann -DAS F RL Wenn! L UISE Es wird schon. Wir werden es uns schon gemütlich machen. Ich hab den Generalanzeiger abonniert. Ich bin sehr vereinsamt, und brauche wen. Das ist nicht der richtige Kreis für mich, dieser Fredy -- ich bin aus einem anderen Milieu. Daran war nur die Inflation schuld, seit der Zeit wohnt er da -DAS F RL (setzt sich wieder) Es ist zum Verzweifeln -L UISE Bleiben Sie bei mir. Wenn man so schöne Kniechen hat -- (sie streichelt sie) DAS F RL (zieht sich zurück) Nein! Ich bin nicht so veranlagt. L UISE Wie denn? DAS F RL Wie Sie. L UISE Aber ich bin doch überhaupt nicht veranlagt! Ich bin ja ganz anders, aber ich komm so selten dazu -- Ich bin ja noch ganz aktiv. Das ist bei mir innere Sympathie, ich kann nicht allein sein, wenn man älter wird -\Abbruch der Bearbeitung\
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ÖLA 3/W 293 – BS 24 [11], Bl. 6
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
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ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 22
Ein Treppenhaus. Im zweiten Stock übt jemand auf einem verstimmten Piano. Der Herr Reithofer kommt von unten. Jetzt bleibt er stehen und lauscht der Musik. Luise in Hut und Mantel verlässt ihre Wohnung im ersten Stock. R EITHOFER (grüsst) L UISE Herr Reithofer! Grad ist er weg, der Fredy! R EITHOFER A das ist aber ärgerlich! L UISE Das tut mir aber leid für Sie -R EITHOFER Jetzt hab ich meinen lieben Bruder Fredy vier Jahr lang nicht gesehen -endlich könnt ich ihn wiedermal sehen, und derweil geht er mir schon das drittemal vor der Nasen weg. So ist das Leben, Frau von Krammel! L UISE Hörens mir nur mit dem Leben auf! R EIT Na Sie als stattliche Person -L UISE (unterbricht ihn) Lieber Herr Reithofer! Ob stattlich oder nicht stattlich, ich bin eine sogenannte Pessimistin. R EIT Sie glauben also nicht an das Gute in uns? L UISE Schon lang nichtmehr! R EIT Das aber schad. Da entgeht Ihnen manche Freude. Wo gehens denn jetzt hin? L UISE Spiritus. R EIT In der Likörflaschen? L UISE (grinst und droht ihm mit dem Finger) R EIT Pardon! (Pause) L UISE Wissens, wenn ich Sie so anschau, möcht ichs nicht für möglich halten, dass Sie und der Fredy Brüder sind. Sowas von einer Unähnlichkeit! R EIT Das sind halt die Launen der Natur. L UISE Sie sehen so gesetzt aus. Solid. Hoffentlich sehen Sie dem Fredy auch inwendig unähnlich. Ich mein, dass Sie hoffentlich ein anderes Innenleben haben. R EIT Gott, wie mans nimmt! 얍 L UISE Manchmal mach ich mir grosse Sorgen um den Fredy. Oft wenn ich aufwach mitten in der Nacht. Zum Beispiel hat er grad vor einer halben Stund sein Ehrenwort gebrochen. R EIT Man kanns halt oft nicht halten. L UISE Nehmens ihm nur noch in Schutz, den Hallodri! R EIT Ich nehm einen jeden Hallodri in Schutz. Das geht bei mir direkt automatisch. Sogar für den geborenen Verbrecher setz ich mich ein. Das ist bei mir eine direkte Bedürfnisfrage. S CHMINKE (betritt das Treppenhaus und steigt rasch an den Beiden vorbei) R EIT (perplex) Wer war denn jetzt das? Der kommt mir doch so bekannt vor -B
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Herr Reithofer!N ] SowasN ] BihmN ] B N] B B
[Jetzt kommens schon wieder zu spät!] |Herr Reithofer!| [Also] [s]|S|owas vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform
[Schauns, als ich das erstemal mein Ehrenwort gebrochen hab, da war ich zehn Jahr alt. Ich erinner mich gern, weil ich gern melancholisch werd. Es wird so angenehm ruhig, wenn man an sein\e/ erste[s] [Verbrechen] |Inkorrektheit| denkt.]
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ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 23
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
L UISE Der ist was bei der Presse. Er wohnt im Dritten . Ein geborener Berliner. Ein ganzer Narr. Mir scheint, er heisst Schminke. R EIT Schminke? A das ist aber interessant! L UISE Wieso denn? R EIT Weil ich einen gewissen Herrn Schminke kenn, ziemlich gut sogar! Liebe Frau von Krammel, es gibt halt doch noch einen Zufall! L UISE Pst! S CHMINKE (erscheint wieder, diesmal mit einer Aktentasche) R EIT ( grüsst) Pardon! S CHMINKE Sie wünschen? R EIT Herr Schminke? S CHMINKE Sie kennen mich? R EIT Mein Name ist Reithofer. S CHM Reithofer? Wer ist das? R EIT Wir haben mal miteinander zu tun gehabt. Prinzipiell. S CHM Prinzipiell? R EIT Das heisst: eigentlich war das meine Schwester, die mit Ihnen prinzipiell zu tun gehabt hat. L UISE (versucht zu horchen, hört aber nichts) S CHM Was ist denn Ihre Schwester? R EIT (lächelt) Meine Schwester ist tot. (Pause) S CHM Sie wünschen? R EIT Ich konstatiere: Sie haben mich vergessen. Gut. Sie werden vielleicht auch meine arme Schwester selig vergessen haben. Wahrscheinlich. Nehm ich an. S CHM Herr, ich habe keine Zeit -R EIT (unterbricht ihn) Ich konstatiere: Sie sind ein Mann der Feder, der sich in durchaus begrüssenswerter Weise mit so allerhand sozialkritischen Problemen befasst. S CHM (lächelt geschmeichelt) Sie müssen mir verzeihen, Herr, aber wenn ich mir jeden einzelnen Menschen merken sollte -R EIT Es gibt ja auch schon viel zu viel einzelne Menschen. S CHM (grinst) Wissen Sie, ich kümmere mich lieber um das Ganze. R EIT Also das glaub ich Ihnen gern! S CHM (fixiert ihn misstrauisch) (Pause) S CHM (sachlich) Woher kennen wir uns? R EIT Sie haben mal die Güte gehabt , meine arme tote Schwester zu interviewen – S CHM (unterbricht ihn) Verzeihung! Was war denn Ihre Schwester? B
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DrittenN ] grüsst)N ] Bbefasst.N ] BhabenN ] BgehabtN ] BinterviewenN ] Binterviewen –N ] B B
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[d]|D|ritten grüsst\)/ [ihn)] befasst\./ [--] ha[tten]|ben| \gehabt/ korrigiert aus: interwiewen interviewen \–/
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Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
R EIT (lächelt verlegen) (Pause) R EIT Sie haben sich damals angefangen mit der Bekämpfung des Mädchenhandels zu beschäftigen -- und meine arme Schwester selig hat Ihnen Material dazu geliefert, so prinzipielles Material. S CHM Das kann schon stimmen. R EIT Und Sie haben dann einen Artikel daraus fabriziert, ein sehr interessanter Artikel war das mit instruktiven Einblicken -- aber vorher haben Sie meiner armen Schwester selig versprochen, dass sie vom Honorar was abbekommt -S CHM Also das stimmt nicht! R EIT Sie haben es ihr vielleicht nicht direkt versprochen, aber immerhin angedeutet. S CHM Stimmt nicht! R EIT Aber ja! S CHM Aber nein! Weil ich sowas prinzipiell nicht tu! R EIT (gehässig) Prinzipiell! 얍 S CHM Ich bin doch keineswegs verpflichtet -R EIT (unterbricht ihn) Gesetzlich nicht, aber moralisch! (Pause) S CHM Hören Sie. Kleine Erpressung gefällig? R EIT Jetzt verkennens mich aber schon ganz! S CHM Irrtum! Verstanden? R EIT Ich verbitt mir das! Meine arme Schwester selig hat nie gelogen, nein das hat sie wirklich nicht! Hier dreht es sich jetzt um die Ehre einer Gestorbenen! Also seiens so gut, ja! S CHM Oder blau. Was? (rasch ab) (Pause) L UISE (beschäftigt sich schon seit einer ganzen Weile mit ihrem Lippenstift) Aus? Aus mit der Konferenz? R EIT Ein schlechter Mensch ist das. L UISE (horcht auf) Warum? R EIT Weil er nicht bezahlen will, was er einer Toten schuldet. L UISE Lassen Sie bitte die Toten ruhen. Meiner Seel, ich schau heut schon grandios ungepflegt aus. Höchste Zeit, dass ich mich wiedermal rasier -- (sie betrachtet sich im Spiegel und summt den Totenmarsch von Chopin) (die Musik im zweiten Stock verstummt, und zwar mitten im Takt) D AS F RÄULEIN (betritt das Treppenhaus und schaut weder rechts noch links; sie steigt an den Beiden vorbei und ist nichtmehr zu sehen) DIE B EIDEN (sehen ihr neugierig nach) (Stille) B
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Lesetext
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des MädchenhandelsN ] SchwesterN ]
seligN ] Material dazuN ] Bprinzipielles Material.N ] BseligN ] B
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de[r]|s| [Prostitution] |Mädchenhandels| (1) Schwester (2) [\Josephin selig/] \selig/ [da Typs] |Material \dazu/| prinzipielle\s/ [Typs.] |Material.| \selig/
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ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 24
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
L UISE (starrt höchst interessiert nach oben -- plötzlich schreit sie gellend) Halt!! Halt, Jesus Maria!! -- (sie stürzt nach oben) R EIT (glotzt entsetzt empor) 5 B
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얍Zweites Bild
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 1
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Bei Luise. Auf dem Sofa liegt das Fräulein. Sie ist bewusstlos . Der Herr Reithofer beschäftigt sich mit ihrem Puls. Auch Luise beugt sich über sie. Es ist sehr still. B
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R EIT Verlassen Sie sich nur auf mich. L UISE Ob man nicht doch einen Mediziner rufen sollt? R EIT Aber zu was denn? Die lebt ja noch! (Pause) R EIT (lässt des Fräuleins Puls los) Wenn die zuvor ihren Plan ausgeführt hätt und hätt sich da vom dritten Stock runtergestürzt -- na servus! Ade Du schöne Welt! Ich weiss garnicht, bei wem die sich bedanken kann, dass ihr im entscheidenden Moment die Nerven versagt haben -- ja das Leben lässt sich halt nicht herausfordern, da hat sich eben die Natur selbst gewehrt gegen ihre Auslöschung und hat es auch durchgesetzt, dass die da bewusstlos zusammengebrochen ist. Unbewusst wahrscheinlich. Nehm ich an. L UISE Geh redens doch nicht so viel! R EIT Pardon! (Pause) R EIT Man ist halt auch nervös. L UISE Ich bin noch total durcheinand -R EIT Apropos durcheinand: eigentlich müsst mans ja der Polizei melden -L UISE Also nur das nicht! Am End werden wir noch gehängt! R EIT Das glaub ich nicht. 얍 L UISE Die soll jetzt nur da liegen bleiben, bis sie wieder bei sich ist. Man weiss ja nie, ob man nicht selbst mal in eine ähnliche Lage kommt. Das ist meine Lebensanschauung. R EIT Brav. L UISE Wenn ich nur wüsst, wer das ist. R EIT Die wird sich halt das nächstbeste Haus ausgesucht haben, das für ihr Vorhaben günstig gebaut ist, nehm ich an. Es gibt nämlich sehr enge Treppenhäuser, die taugen natürlich nichts. Das Beste sind halt immer noch hohe Brücken. Oder Viadukte. (Pause)
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\XXXXXXX/ korrigiert aus: bewustlos [Das ist schon der ihr ganz spezielles Glück, dass sie vorher noch rasch bewusstlos geworden ist.] \bewusstlos/ [müsst] [|sollt|] |müsst|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 2
Fragmentarische Gesamtfassung
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VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
L UISE Es ist immer dasselbe. Und warum? Keinen Pfennig, keinen Pfennig! R EIT Und die Liebe? L UISE Geh aus Liebe tun sich doch heut nur noch die Kinder was an! R EIT Das ist es ja gerade! Auch so ein tiefbetrübliches Zeichen der Zeit! Die Erwachsenen haben keine Gefühle mehr, kann ich Ihnen sagen! Innere Kämpfe? Keine Spur! Und dadurch wachsen sie halt auch nicht. Sie bleiben zurück. (Pause) L UISE Die ist doch höchstens einundzwanzig. R EIT Höchstens. L UISE Ein halbes Kind. Direkt zerbrechlich. R EIT Na! Das Hereintragen zuvor, das spür ich noch jetzt. L UISE Da sind Sie aber kein Goliath. R EIT Nein. L UISE (betrachtet wieder das Fräulein) Nein, wie zart -- Schauns nur diese BeinGeh bittschön, tuns doch den Rock bisserl höher -chen -R EIT (folgt ihr) 얍 L UISE Nein, diese Beinchen -- die reine Libelle! R EIT (zündet sich eine Zigarette an) L UISE Sehen Sies denn nicht, was die für schöne Knie hat? R EIT Ich bin auf Knie garnicht so aus. L UISE Es ist schon so. Wenn ein Weib mal was richtig Schönes an sich hat, das seht Ihr Männer nie. R EIT Nanana! Also das ist eine amerikanische Einstellung. Wissens, ich hab in puncto Erotik einen festumrissenen Geschmack. Ich schwärm mehr für die sogenannte Zweckschönheit. Vollschlank, verstehens mich? So wie zum Beispiel Sie. L UISE (lächelt) Ihr Herr Bruder Fredy behauptet zwar, ich sei zu dick. R EIT Keine Idee! Sie sind grad richtig! L UISE Er sagt, wenn ich unangezogen so ausschaun tät, als wie ich angezogen ausschau, dann tät ich ihm gefallen. R EIT A das ist aber lächerlich! Der Kontakt zwischen zwei Menschen basiert doch nicht nur auf äusserlichen Reizen! L UISE Aber wenn diese Basis aufhört, dann wirds schlimm. R EIT Das ist individuell. L UISE (sehr ernst) Herr Reithofer. Was glaubens denn, wie alt dass ich bin? R EIT Hm. L UISE Genierens Ihnen nur nicht, mir müssen Sie keine Komplimente machen. R EIT Also ohne Komplimente -- -- Fünfunddreissig. L UISE Und elf. R EIT Und wieviel? L UISE Elf. R EIT Sechsundvierzig? L UISE Ja. R EIT Respekt! B N B N
B
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[wie von einer Fliege --]
B N
] ] BRespekt!N ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand: wie von einer Fliege --
[Na sowas!] |Respekt!|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 3
Fragmentarische Gesamtfassung
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B
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] „ichN ] Bich f michN ] BschonN ] BCaféN ] B N B
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 4
N
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Lesetext
L UISE (schneidet sich vor ihrem Toilettenspiegel die Härchen aus den Nasenlöchern) Ich bin eine uneitle Frau. R EIT Eine wertvolle Frau -- (er beugt sich plötzlich über das Fräulein; überrascht) Was ist denn jetzt das? Ein Kuvert -- (er zieht aus des Fräuleins Brustausschnitt ein Kuvert hervor, öffnet es und liest den Brief) 얍 L UISE Zeigens -- (sie liest den Brief) Nein! R EIT Aber ja. L UISE Sowas -R EIT Also das hätt ich mir nicht gedacht. L UISE Dass die schon Mutter ist -- eine Mutter -R EIT Sie sieht doch noch ganz jungfräulich aus -„ ich hätte es vielleicht sogar über mich gebracht, L UISE (liest halblaut) -dass ich mich dafür bezahlen lasse, wenn ich nur dem Kind dadurch hätte nützen können -- alles über mich, selbst das -- aber aussichtslos -- aussichtslos, aussichtslos --“ -R EIT Dieses Wort schreibt sie oft. L UISE Nein -- diese armen schönen Knie -- das sieht man denen garnicht an, dass die schon soviel hinter sich haben -(Pause) R EIT Es ist ja noch alles glücklich verlaufen. Wir leben halt jetzt grad in einer wahren Selbstmordepidemie. L UISE Die Leut meinen halt, dass es ihnen Drüben besser gehen wird. R EIT Drüben ist es sicher angenehm ruhig. L UISE Aber so aufhören, ohne dass man dabei ist, wenn alles weitergeht -- Eigentlich ist das schrecklich. Ich könnts ja nie. R EIT Man muss. Man denkt immer, dass man wichtig ist, und das ist meiner Meinung nach falsch. DAS F RL (stöhnt) R EIT (unterdrückt) Da! (er beugt sich über das Fräulein) (Stille) L UISE (leise) Jesus Maria Josef -R EIT Gleich ist sie wieder da. DAS F RL (stöhnt) (Stille) L UISE (flüstert mit Reithofer) R EIT (setzt seinen Hut auf) Hm. L UISE (sehr leise) Wissens, es ist schon besser für die, wenn nicht gleich wieder ein Mann dabei ist. Ich kenn das. R EIT (ebenso) Das seh ich schon ein. Und der Fredy? L UISE Den treffens vielleicht im Café . 얍 R EIT So. Alsdann -- (er grüsst lautlos und ab) L UISE (fixiert das Fräulein) (Stille) B
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VA2/TS3 (Korrekturschicht)
N
N
[„und nirgends Arbeit, nirgends Brot --] \„/ich ich[3] hätte[2] es[4] vielleicht[1] sogar[5] über[6] mich[7] [sicher] |schon| korrigiert aus: Caf[e]|è|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 5
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
F RL (wimmert; allmählich kommt sie zu sich und sieht sich entsetzt um) Wo -Wo bin ich? -- (sie schreit verzweifelt) Wo bin ich?! Was ist denn nur geschehen, was ist denn nur geschehen?! -- (sie bekommt einen Weinkrampf; nach und nach beruhigt sie sich wieder und schluchzt) L UISE (streichelt sie) Es geht vorbei, es geht vorbei. DAS F RL (schneuzt sich) L UISE Niemand weiss was, niemand -- Nur ich. DAS F RL (fixiert sie misstrauisch) (Stille) L UISE Es wird immer besser und besser -DAS F RL Wo bin ich? L UISE Sie habens nicht über sich gebracht. Sie waren plötzlich nichtmehr da. Im letzten Moment. (Stille) DAS F RL Wasser. Wasser, bitte -L UISE (reicht ihr ein Glas) DAS F RL (trinkt) (Stille) L UISE Das waren die Nerven. Gott hat sie beschützt. DAS F RL (unheimlich ruhig) Nein, das kann nicht sein. (Stille) DAS F RL Nein, ich will nicht wieder -L UISE Man muss auch garnicht wollen. DAS F RL (fixiert sie misstrauisch) L UISE (lächelt) Es ist alles nur Einbildung, kann ich Ihnen sagen. Das ist des Rätsels Lösung. Dann gehts immer besser und besser. DAS F RL Wer sagt das? 얍 L UISE Coué . DAS F RL (weint plötzlich still vor sich hin) Franzi, Franzi -- oh, warum bin ich denn noch da -- ich möcht so gern nichtmehr da sein -- oh, dieses da, dieses da -- oh, ist das alles aussichtslos -L UISE Franzi? DAS F RL (wimmert) Franzi -L UISE Wer ist das? Das Kind? DAS F RL (wird plötzlich ganz still und rührt sich nicht) (Stille) L UISE (zögernd) Wo, wo ist das Kind? DAS F RL (abwesend) Bei fremden Menschen -L UISE (erleichtert) Gottseidank! DAS F RL (starrt sie an) Warum? -- (sie fährt empor) Nein, was denken Sie da von mir?! Nein Sie, ich hätt ja das Kind schon vorher wegtun können, aber ich wollts ja nicht, ich wollts ja nicht -- ich wollt ja sowas haben, damals gings mir noch gut und ich hab meiner inneren Stimme geglaubt, was die mir da anvertraut hat -- (sie beruhigt sich wieder und setzt sich langsam; hält die Hand vor die Augen) Oh -(Stille) DAS
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Einbildung f sagen.N ] CouéN ]
Einbildung[.]|,| \kann ich Ihnen sagen./ korrigiert aus: Cou[e]|è|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 6
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
F RL (nimmt langsam die Hand von den Augen und lächelt geschmerzt) Ich hab halt keine Menschenkenntnis -F REDY (tritt rasch ein, überblickt die Situation; überrascht) Ho! L UISE Halt! (sie eilt auf ihn zu und flüstert mit ihm) DAS F RL (ist wieder anderswo) F REDY (unterdrückt) Also das ist ja eine Sensation -DAS F RL (bekommt einen kleinen Schwächeanfall) Wasser. Bitte Wasser -F REDY (reicht ihr das Glas) Bitte! L UISE (stützt das Fräulein) Das ist nur mein Freund Fredy -DAS F RL (lallt) Angenehm -F REDY Gleichfalls. Machen Sie es sich nur legere, Fräulein! Auf mich 얍 müssen Sie keine Rücksicht nehmen. (er setzt sich an den Tisch und beschäftigt sich mit seinem Notizbuch) L UISE (bettet das Fräulein auf das Sofa; setzt sich dann zu Fredy) (Stille) F REDY Nun? L UISE (schweigt) F REDY Böse? L UISE (schweigt) F REDY Noch immer böse? Trotz dieser sensationellen Ereignisse? Du Backfisch! L UISE Bilds Dir nur ja nicht ein, dass ich durch fremdes Unglück milder gestimmt werd ! Ein Weib ist halt viel feinfühliger, als wie zum Beispiel Du! Es kann nicht so einfach vergessen, weil es einen ganz anderen Organismus hat. (Stille) F REDY (feierlich) Luise. Ich gebe es hiemit offiziell zu, dass ich zuvor mein Ehrenwort gebrochen hab. Es tut mir ausserordentlich weh, aber jetzt reden wir von was anderem -L UISE (boshaft) Ich bin nur ein Weib. F REDY Richtig! Und was bin ich? Ein Fetzen! Aber der Fetzen wird Dich nicht lang inkommodieren, Du Weib! Der Fetzen hat ja nur was für Dich verdient. (er legt Geld auf den Tisch) Voilà ! Das Deinige. L UISE (stiert das Geld fasziniert an) F REDY Wir haben in Biarritz nichts verloren und in Cannes gewonnen. Aussenseiter. Hasdrubal zwo. Italienisch -- Der Loisitschek hat gesagt, ich bin ein Genie. Er hat gesagt, das ist schon das direkte Fernsehen, was ich da treib -- Bitte zähls nach! Es ist schon halbiert. L UISE (zählt automatisch) F REDY Na? Böse? L UISE (lächelt) Du Schuft. F REDY Bussi -L UISE (gibt ihm einen Kuss) F REDY Jeder Mensch hat Schattenseiten, das ist normal. Und ich kann Dir flüstern: die Beziehung zwischen zwei Menschen wird dann erst stark und echt, wenn sie DAS
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istN ] ] BFräulein! Auf N ] BwerdN ] BVoilàN ] B
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eingefügt
[(sie trinkt)] korrigiert aus: Fräulein! Auf
werd[e] Voil[a]|à|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 7
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
was voneinander haben. Natürlich auch in seelischer Hinsicht. Zum Beispiel: wenn ich nicht wär, was hättest Du jetzt? Deine Pension, Frau Kanzleiobersekretärswitwe -- und was mach ich aus Deiner Pension? Du beziehst den Gehalt eines Regierungsrates erster Klasse. Dass ich 얍 persönlich mich persönlich dabei auch nicht vergess, das kann mir doch kein Schwein übelnehmen, oder? -- Was hast Du denn schon wieder? L UISE Ah, ich hab jetzt nur an das Grab gedacht -F REDY An was für ein Grab? L UISE An sein Grab. Immer wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär, dann muss ich an sein Grab denken. (Stille) L UISE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert -F REDY Hör mal: wenn ich morgen in Nizza gewinn, dann lassen wir sein Grab mal ordentlich herrichten. Halb und halb. L UISE Also das ist schön von Dir -F REDY (erhebt sich) Komisch! Jetzt hab ich das Fräulein total vergessen gehabt. Wie nur sowas vor sich geht -- Hm. L UISE (reicht ihm den Brief) Da. F REDY (liest ihn) Also eine Verzweifelte. Eine von ihrem Leben hart Angefasste. Alles ist da, so wie sichs gehört: kein Geld und kein Glück, aber ein Kind -- die Leut sind schon katastrophal leichtsinnig. Die überlegen sichs garnicht, an was für einer Ueberbevölkerung wir leiden! Bloss damit sie nicht aufhören, setzens Kinder in die Welt. L UISE Das verstehst Du nicht. Das ist ein weibliches Muttergefühl. F REDY Oh ich kann das schon mitfühlen! Mir darf das niemand nachsagen, dass ich nichts übrig hab für fremde Not. Es tut mir ja direkt gut, wenn ich was Gutes tun kann. L UISE Diese armen Knie -F REDY Hm. Eventuell wüsst ich was. L UISE Was? F REDY Etwas für die Besitzerin Deiner armen Knie -L UISE Eine Stelle? F REDY Sogar eine rentable Stelle, Nach diesen Zeilen da hängt sie sehr an ihrem Kind -- und blond ist sie auch -- (er überlegt) DAS F RL Herr! F REDY Bitte? DAS F RL (setzt sich langsam auf) Hab ich das jetzt geträumt, dass Sie mir eine Stelle verschaffen könnten? F REDY Sie haben das nicht geträumt. DAS F RL (erhebt sich fasziniert) Sie könnten mir eine Stelle -F REDY Eine ungewöhnlich rentable. Eventuell. Nehmen Sie Platz! DAS F RL (setzt sich) B
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N B N
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korrigiert aus: Kanzleiobersekretärswittwe
B
KanzleiobersekretärswitweN ] GeldN ] BKindN ] B N]
G[e]|e|ld Kind[e,] [das spricht für ihren Charakter]
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 8
Fragmentarische Gesamtfassung
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VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 F REDY (betrachtet sie von oben bis unten) Ja. (er geht auf und ab) Also eventuell wüsst ich was für Sie. Eine Stelle, die Sie eventuell ganz und gar ausfüllt. Wenn ich diesen Ihren letzten Brief nicht falsch verstanden hab, so wollen Sie doch sagen, dass Sie Ihr junges Leben von sich werfen, weil Sie unter anderem die Zukunft Ihres Kindes für absolut aussichtslos -DAS F RL (unterbricht ihn) Nicht unter anderem! Mein Kind spielt bei mir die erste Geige. F REDY Das spricht sehr für Ihren Charakter. Gehen Sie bitte mal auf und ab -DAS F RL (geht, muss sich aber bald an einer Stuhllehne stützen) F REDY Genügt schon, genügt! Tun Sie sich nur nicht überanstrengen! Bitte nehmen Sie wieder Platz -DAS F RL (setzt sich wieder aufs Sofa) (Stille) F REDY Fräulein, ich brauch eine Kindergärtnerin. DAS F RL BEine Kindergärtnerin – F REDY Ja. (Stille) DAS F RL Also wieder nichts.N F REDY BWieso nichts?N DAS F RL Weil ich nichts davon versteh. F REDY Ah das lernens im Handumdrehen! Ihr Profil ist ja begabt. (Stille) F REDY Nämlich ich mach auch solche Agenturgeschäfte, allerdings inoffiziell. Und wenn wir nun zu einem Vertrag kommen, dann garantiere ich Ihnen, dass Ihr Kind bis zum vollendeten sechzehnten Lebensjahre monatlich dreihundert ausbezahlt bekommt. DAS F RL Dreihundert! F REDY Monatlich. DAS F RL Drei -F REDY Garantiert. (Stille) 얍 BDAS F RL Nein, das kann doch nicht sein -- als eine Kindergärtnerin soviel --N F REDY B(unterbricht sie)N Sie dürfen nicht nach europäischen Massstäben messen. Bei der trostlosen Lage unseres Erdteiles wäre das allerdings eine phantastische Summe. Krieg und Revolution haben vernichtend gehaust. Fräulein! Sie werden Ihr Kind fürstlich erziehen können, es wird BimmatrikuliertN werden, ein Intellektueller -- oder es wird das Konservatorium besuchen, ich persönlich bin zwar mehr für die Technik, obwohl ich die Technik keineswegs überschätz -DAS F RL (unterbricht ihn) Nein! F REDY (fixiert sie) Auch gut -(Stille) Eine f nichts.N ] Wieso nichts?N ] BDAS f soviel --N ]
[[Schad.] [|Also {scho}|] |– also wieder nichts.|] |Eine f nichts.| Wieso[?] |nichts?| [DAS F RL Nein, das kann doch nicht sein -- eine Kindergärtnerin und so
(unterbricht sie)N ] BimmatrikuliertN ]
] |DAS f soviel --| \(unterbricht sie)/ korrigiert aus: inmatrikuliert
15–18 19 32
B
33 36
B
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 9
ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 10
Fragmentarische Gesamtfassung
VA2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
F RL (vergräbt das Gesicht in den Händen; winselt) Franzi, mein Franzi -F REDY Mir scheint, ich bin überflüssig. DAS F RL Herr! Was wird man von mir verlangen?! (Stille) F REDY Das Normale. DAS F RL Wo? F REDY Eine der schönst gelegensten Städte der Welt ist und bleibt Rio de Janeiro. DAS F RL Nein! (Stille) F REDY Lieben Sie Europa? DAS F RL Ich geh nicht in die Kolonien. F REDY Geographie schwach. Ausser britisch, französisch und niederländisch Guyana gibt es in Südamerika bekanntlich keine Kolonien, nur souveräne 얍 Staaten. Freie Republiken. Die Bevölkerung ist vorzüglich spanisch und portugiesisch, mittelgross und schwarz -L UISE (starrt Fredy entsetzt an) Jesus Maria!! F REDY Piano, Luise! Piano! (zum Fräulein, das abwesend ist ) Also überlegen Sie sichs, schön in Ruh und Frieden. Und dann gebens mir bitte Bescheid. Denkens aber an Ihr Kind, gefälligst! Auf Wiedersehen! (ab) (Stille) L UISE (setzt sich gebrochen) Entsetzlich -DAS F RL (tonlos) Auf Wiedersehen -L UISE Jetzt ists aus. Also wer hätt das gedacht. Mein Fredy, ein Mädchenhändler -(sie trocknet sich einige Tränen ab) Der geborene Verbrecher. Ich bin halt doch aus einem anderen Milieu. Morgen geh ich aufs Grab. Mit sowas kann ich nichtmehr zusammenleben, weiss Gott! DAS F RL (erhebt sich und spricht seltsam hart und fremd) Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe -L UISE Sie werden doch nicht -DAS F RL (weint plötzlich lautlos) L UISE (umarmt sie) So bleibens doch, bleibens doch -- nein, dieser Plan darf nicht realisiert werden! DAS F RL (leise) Oh warum bin ich denn noch da -L UISE Ich bring ihn ins Zuchthaus, ja, ins Zuchthaus -DAS F RL Nein! Bitte nicht -- Man muss sich das alles noch genau überlegen, in Ruh und Frieden -L UISE Was alles, um Christi Willen?! DAS F RL (nickt ihr zu und langsam ab) L UISE (schreit ihr nach) Auf Wiedersehen!! Auf Wiedersehen!! (sie wimmert) DAS
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XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
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souveräneN ] Fräulein f istN ] BihnN ] BWillen?!N ] B B
N
korrigiert aus: suveräne
Fräulein\, das abwesend ist/ korrigiert aus: ign
Willen[?!]|?!|
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ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 11
Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse
97
Strukturpläne in sieben Bildern
ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 1
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Strukturpläne in sieben Bildern
K1/E1–E3
99
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 2
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Strukturplan in sieben Bildern
K1/E4
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Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 1
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Strukturplan in sieben Bildern
K1/E5
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Lesetext
Strukturpläne in sieben Bildern und zwei Teilen
104
ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 2
Strukturpläne in sieben Bildern und zwei Teilen
105
K1/E6–E7
Lesetext
Strukturplan in drei Teilen
ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 1
106
Strukturplan in drei Teilen
K1/E8
107
Lesetext
Notizen zum 1. Bild des I. Teiles
ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 2
108
Notizen zum 1. Bild des I. Teiles
K1/E9
109
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K1/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 1. Sonntagsausflug.
V ATER (in der Hängematte) A GNES UND O SKAR. A GNES (isst apathisch) (Stille) F RIEDRICH Darf ich jetzt reden? A GNES Es verbietet Dir niemand. F RIEDRICH Doch! A GNES Wer? F RIEDRICH Du! A GNES Wann denn? F RIEDRICH Vor 10 Minuten. (Stille) A GNES Ich? F RIEDRICH Ja. Als ich über unser Verhältnis zueinander sprechen wollte – A GNES Das war doch wegen Vater. Der soll doch das nicht wissen, dass wir uns zanken – Jetzt schläft er. F RIEDRICH Ich zanke mich nicht. A GNES Ich auch nicht. F RIEDRICH Doch! Und dann vertrage ich Deine Passivität nicht! Du bist so apathisch – A GNES Das liegt bei einer Frau am Mann. Du 얍 weckst mich nicht. F RIEDRICH Also das lass ich mir nicht gefallen! A GNES Aber es ist so! F RIEDRICH Ich habe versucht, Dich in meine Gedankengänge hineinzubringen. In meine Theorien – – aber Du? A GNES Sie interessieren mich nicht. So wie Du sie sagst, interessieren Sie mich nicht – F RIEDRICH Dann wollen wir uns trennen? A GNES Wir sind doch noch nicht verheiratet! F RIEDRICH Gottseidank! A GNES Also! (Stille) F RIEDRICH Dich heiraten? Ich hab mal mit dem Gedanken gespielt – nein! Ich liebe Dich zwar noch immer – A GNES Also versprich mir: das ist der letzte Sonntag an dem Du mit uns ins Grüne gehst? B
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ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 3
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N
B
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N
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N
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N B N
B N
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B
O SKAR .N ] Es f niemand.N ] BWer?N ] BVor f Minuten.N ] B(Stille)N ] Bsoll f er.N ] Bgefallen!N ]
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] ]
[F RIEDRICH ] |O SKAR .| [Ich habs Dir noch nie verboten.] |Es f niemand.| [W] |Wer?| [Vorhin?] |Vor f Minuten.| \(Stille)/ [hat doch gerade geschl] |soll f er.| (1) gefallen! (2) (sagen)! gestrichen: Eintragung von fremder Hand: sagen gestrichen: Eintragung von fremder Hand: bringen
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ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
5
N
B
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Lesetext
F RIEDRICH Ja. Der letzte. (Stille) 얍 F RIEDRICH Was wirst Du jetzt machen? A GNES Das wird sich finden. Bin ich denn von Dir abhängig? F RIEDRICH Oh, wie gemein! (Stille) F RIEDRICH Man kann sich doch nicht so einfach trennen. Ich meine das menschlich – als Kamerad. A GNES Doch. F RIEDRICH Also Adieu! Und wenn Dein Vater erwacht, so lass ihn grüssen – (ab) A GNES (allein) E IN T RUPP W ANDERVÖGEL (mit Laute ziehn vorbei) Juppeidi juppeida! V ATER (erwacht) Schon wieder! Diese ganze Jugendbewegung! Träumt von der grossen Welt? Mit dem Kopf? – Wo ist Oskar? A GNES Fort. – V ATER Eine gute Partie. Eigentlich zwar nicht. Den lasst Du laufen. Ich geh ein Bier trinken. Pack ein und komm mir nach! Hol mich ab! (ab) C AROLA ( kommt mit {Motorradkavalieren} ) B
10
K1/TS1 (Korrekturschicht)
B
N
B
B N
B
B
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\Abbruch der Bearbeitung\
9 13–14 14 16 17 18 18
Doch.N ] Träumt f Kopf?N ] BOskar?N ] BDen f laufen.N ] B N] Bkommt f {Motorradkavalieren})N ] B{Motorradkavalieren}N ] B B
[{Geh!}] |Doch.| \Träumt f Kopf?/ [Oskar?] |Oskar?| [Recht hast Du.] |Den f laufen.| gestrichen: V ATER kommt[)] |mit {Motorradkavalieren})| {Motorradkavalieren}
111
N
ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 5
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 6
112
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E10
113
Lesetext
Strukturpläne in drei Akten und sieben Bildern
114
ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 3
Strukturpläne in drei Akten und sieben Bildern
115
K1/E11, E13
Lesetext
Strukturplan in drei Teilen und dreizehn Bildern
116
ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 1
Strukturplan in drei Teilen und dreizehn Bildern
117
K1/E12
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 2
118
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E14
119
Lesetext
Figurenliste zum 1. Bild „Wald“
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 7
120
Figurenliste zum 1. Bild „Wald“
K1/E15
121
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern, Dialogskizze
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 2
122
Strukturplan in sieben Bildern, Dialogskizze
K1/E16–E17
123
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 1
124
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E18
125
Lesetext
Dialogskizzen und Notizen
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 5
126
Dialogskizzen und Notizen
K1/E19
127
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 3
128
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E20
129
Lesetext
Strukturplan, Dialogskizze
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 4
130
Strukturplan, Dialogskizze
K1/E21–E22
131
Lesetext
Notizen zur Figur Oskar
ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 6
132
Notizen zur Figur Oskar
K1/E23
133
Lesetext
Figurenliste, Strukturpläne in sieben Bildern (Fortsetzung)
134
ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 1
Figurenliste, Strukturpläne in sieben Bildern (Fortsetzung)
135
K1/E24–E26
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 2
136
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E26
137
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
5
10
15
20
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K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 1. Bild. P APA BWir feiern es hier im kleinen Kreise. Wir sind eine kleine Familie.N Wir sind hier versammelt, ich hab Euch eingeladen, um die Verlobung zu feiern. Es war ja schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Agnes einen Blick auf Oskar geworfen hat. Ich erheb mein Glas auf das verlobte Paar – Schade, dass es ihre liebe Mutter, meine liebe Frau – nicht miterlebt hat. Ich weiss es aber genau, sie steht jetzt hinter den Sternen und sieht zu in der Ewigkeit. Sie winkt herab. Sie lächelt – – Also: Hoch! Hoch! Hoch! Prost! (Prosten) B P APA Der langen Rede kurzer Sinn: wir sind alle miteinander verwandt.N B K RAMMEL N (zu Agnes) BJa, Deine liebe Mutter.N Das war eine liebe Frau. Ein belesener Mensch. Voll Güte. P APA Sie hat sehr viel gelesen. Bis in ihre letzten Stunden – B A GNES N Ich lese auch sehr gerne. P APA Das hat sie von ihrer Mutter selig, dieses Interesse für die schöne Literatur. K RAMMEL Das ist auch was schönes. P APA (zu Oskar) Oskar. Du bekommst eine gebildete Frau. O SKAR Das weiss ich. Ich kann auch nur eine gebildete brauchen. B N B K RAMMEL N Wie ist das eigentlich mit der Seelenwanderung? B N B A GNES N Daran glaube ich nicht. O SKAR Das ist etwas buddhistisches – P APA Man kann nie wissen. K RAMMEL Es heisst doch, dass der Mensch, nachdem er stirbt, in ein Tier eingeht, z.B. in einen Hund B N – – Alfred behauptet immer, ich würde sicher BeinN BZebraN werden. A LFRED Oder ein Leopard. B K RAMMEL N Und Du? A LFRED Ich? Ein Rennpferd. K RAMMEL Darum Bdieses Genie am Pferderennen.N Alfred gewinnt immer. P APA Und was würde dann ich werden? K RAMMEL Du? – – Ein Löwe. Und Du ein Stier. Und Agnes – O SKAR Ein Lamm. A GNES Nein! O SKAR Ein Lamm Gottes, Agnes.
2 10 11 11 14 19 19 20 20 24 24 24
B
Wir f Familie.N ] P APA f verwandt.N ] BK RAMMEL N ] BJa f Mutter.N ] BA GNES N ] B N] BK RAMMEL N ] B N] BA GNES N ] B N] BeinN ] BZebraN ]
27 29
B
B
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\Wir f Familie./ \P APA f verwandt./ [DIE T ANTE ] |K RAMMEL | [Der] |Ja f Mutter.| [A GNES ] |A GNES | gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Berliner Bearbeitung): Tant
[T ANTE ]|K RAMMEL | gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Berliner Bearbeitung): Papa
[P APA ]|A GNES | gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Berliner Bearbeitung): Hund korrigiert aus: eine (1) Wildkatze (2) Zebra
K RAMMEL N ] [P APA ] |K RAMMEL | dieses f Pferderennen.N ] [ist] |dieses f Pferderennen.|
138
ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
10
Lesetext
A GNES Ich bin kein Lamm! Ich bin kein Schaf! Wenn ich ein Lamm bin, bist Du eine Hyäne! O SKAR Oder ein Vampyr. – Es gibt Werwölfe. A LFRED Glauben Sie daran? O SKAR Ich weiss nicht. Trotz der Aufklärung. Ich traue der Aufklärung nicht. P APA Haben wir noch was zu essen? (Grammophon spielt: „Wie eiskalt ist dies Händchen“) K RAMMEL Was soll das Pfand in meiner Hand? 1.) P APA (auf einem Bein um den Tisch hüpfen) 2.) O SKAR (etwas vorführen ) (Er zeigt Griffe) B
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K1/TS2 (Korrekturschicht)
N
B
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2 Dialoge: 1.) A LFRED – A GNES 2.) P APA – T ANTE . (Wer ist denn dieser Alfred? – Der Krammel ihr Zimmerherr. 3.) K RAMMEL – A LFRED . S CHMINKE – O SKAR (über: Gibt es einen Gott? B
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A LFRED (zeigt Kartenkunststücke)
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\Abbruch der Bearbeitung\
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Oder f Vampyr.N ] vorführenN ] BT ANTE .N ] B B
[Ha] |Oder f Vampyr.| [demonstr] |vorführen| [T ANTE ] |T ANTE .|
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Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
얍 1. Bild
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 5
Die Verlobungsfeier. Agnes sitzt mit ihrem Verlobten, ihrem Vater und Verwandten an dem Verlobungstisch. Der Vater hält eine Ansprache. V ATER Es war ja zuguterletzt schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Agnes einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat und nun sind wir hier versammelt, das heisst, ich habe Euch eingeladen, um diese Verlobung zu feiern. Es tut mir lediglich in der Seele weh, lediglich das Eine schmerzt mich, dass es meiner lieben Frau, der Agnes ihrer lieben Mutter nicht vergönnt ist, dieses Festmahl mit zu erleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern drüben in der Ewigkeit und sieht hier auf uns herab. Ich kann es mir lebhaft vorstellen, dass sie jetzt in Gedanken, ebenso wie ich, ihr Glas erhebt und ein Hoch auf das junge Paar ausbringt. (Prost) (Gespräche am Tisch zwischen den Verwandten) T ANTE (zu Agnes) Ja, Deine liebe Mutter, das war eine liebe Frau, voll Güte und ein belesener Mensch. O NKEL Sie hat sehr viel gelesen. V ATER Sie hat viel zu viel gelesen, sie hat sogar bis in ihre letzte Stunde hinein gelesen. A GNES Ich lese auch sehr gern. V ATER Das hat sie von ihrer Mutter selig, dieses Interesse für die schöne Literatur. N EFFE Meiner Meinung nach hört die Literatur allmählich auf, weil wir in einem sachlichen Zeitalter leben. V ATER Ich glaube, dass wir das garnicht sehr merken werden, wenn die Literatur aufhört. T ANTE Irene wäre anderer Meinung gewesen. A LFRED Wer ist Irene? V ATER Irene ist meine Frau. (Stille) 얍 T ANTE Wie ist das eigentlich mit der Seelenwanderung? O SKAR Das ist etwas Buddhistisches. A GNES Ich glaube nicht daran. V ATER Man kann nie wissen. O SKAR Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen, wenn er gestorben ist, in ein Tier eingeht, z.B. in einen Hund oder in eine Schlange. F RAU K RAMEL Alfred behauptet immer, ich wäre sicher einmal eine Wildkatze gewesen. A LFRED Oder ein Leopard. B N
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] nun sindN ] Bihrer liebenN ] BstehtN ] BEwigkeitN ] B(GesprächeN ] BVerwandten)N ] BIrene?N B(Stille)N ] BSeelenwanderung?N ] BetwasN ] BOderN ] B N
N
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N
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gestrichen: [d] u korrigiert aus: nunsind korrigiert aus: ihre liebe
steh[g]|t| E[s]|w|igkeit korrigiert aus: ( Gespräche korrigiert aus: Verwandten ) korrigiert aus: Irene korrigiert aus: ( Stille ) korrigiert aus: Seelenwanderung
etw[q]|a|s O[e]der
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
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Lesetext
F R . K RAMEL (zu Alfred) Und Du? A LFRED Ich? Wahrscheinlich ein Rennpferd. F R . K RAMEL Du bist ja auch ein Genie am Rennplatz, Alfred gewinnt immer. V ATER Und was würde ich denn werden? O SKAR Das ist nicht so einfach zu sagen. Du hast überhaupt einen komplizierten Charakter. Vielleicht würdest Du mal ein Tier werden, das aber eigentlich schon ausgestorben ist. A GNES Und Oskar? V ATER Ein Lamm. O SKAR Nein, ich bin kein Lamm. Agnes wird sicher mal ein Lamm. Agnes heisst ja auch „Lamm Gottes“ . A GNES Man leidet oft unter seinem Namen und wird falsch eingeschätzt. Ich denke mir, dass ich überhaupt nicht den richtigen Namen hab. Aber man kann ja nichts für seinen Namen. Was ist eigentlich ein Vampyr? V ATER Das ist Film. O SKAR Ein Vampyr ist ein Werwolf. T ANTE Glaubst Du daran? O SKAR Ich weiss nicht , was ich glauben soll. Es ist doch immerhin möglich, dass es Werwölfe gibt. Eigentlich bin ich ja nicht 얍 abergläubisch, aber man kann es halt nie wissen. Ich traue nämlich dieser ganzen Aufklärung nicht. V ATER Haben wir noch etwas zum essen? A GNES Nein. V ATER Also dann können wir jetzt Zigarren rauchen. (Einer lässt das Grammophon spielen, eine Platte „Wie eiskalt ist dies Händchen“) V ATER Die Zoologie ist ein interessantes Gebiet. Das eine steht fest, dass wir Menschen in irgend einer Weise mit dem Tier verwandt sind. Ueberhaupt sind wir alle miteinander verwandt. (Alfred zeigt nun den einzelnen Damen Kartenkunststücke) T ANTE (zu Oskar) Wer ist denn das eigentlich? O SKAR Ich weiss es auch nicht genau. Er ist ein guter Verwandter von der Frau Kramel und die Frau Kramel eine entfernte Verwandte von Papa. B
B
K1/TS3 (Grundschicht)
1 1 2 3 4 8 11 14 17 18 18 19 21 21 24 24 28 28 29
F R . K RAMEL N ] Du?N ] BIch?N ] BF R . K RAMEL N ] Bwerden?N ] BOskar?N ] B„Lamm Gottes“N ] BVampyr?N ] Bdaran?N ] BnichtN ] Bich glaubenN ] Bgibt. EigentlichN ] BzumN ] Bessen?N ] B(EinerN ] BHändchen“)N ] B(Alfred N ] BKartenkunststücke)N ] Beigentlich?N ] B B
N
korrigiert aus: F R .K RAMER korrigiert aus: Du korrigiert aus: Ich korrigiert aus: F R .K RAMER korrigiert aus: werden korrigiert aus: Oskar korrigiert aus: -Lamm Gotteskorrigiert aus: Vampyr korrigiert aus: daran. korrigiert aus: niczt korrigiert aus: ichglauben korrigiert aus: gibt.Ei[h] g entlich
zu[j]|m|
||
korrigiert aus: essen korrigiert aus: ( Einer korrigiert aus: Händchen“ ) korrigiert aus: ( Alfred korrigiert aus: Kartenkunststücke ) korrigiert aus: eigentlich
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N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
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Lesetext
V ATER Der Herr heisst mit dem Vornamen Alfred und bewohnt schon seit sechs Monaten das Balkonzimmer bei Luise. O NKEL Wer ist Luise? V ATER Frau Kramel ist Luise. (Szene hinten. Man hört, wie die Tante sagt: Was soll das Pfand in meiner Hand. Einer sagt: Ein Gedicht aufsagen) V ATER Nein, der soll auf einem Bein um den Tisch herumhopsen. O SKAR Das bist Du selber, Papa. (Vater muss auf einem Bein um den Tisch herumhüpfen) (2. Frage: Was soll das Pfand in meiner Hand. Ein anderer: Der soll etwas demonstrieren. Ruf: Das ist Oskar.) O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Interessantes demonstrieren, nämlich ich habe mich eine zeitlang mit der japanischen Selbstverteidigung beschäftigt. Ich werde Ihnen einige interessante Griffe zeigen. Wie man jemanden in einer sehr leichten Weise kampfunfähig ma-얍chen kann, indem man ihm das Rückgrat leicht verletzt. So zum Beispiel. (zeigt den Griff an Agnes) A GNES Au! (und wehrt sich dagegen) (Auftritt Schminke) V ATER Erlauben Sie, dass ich vorstelle, das ist Herr Schminke, unser Zimmerherr. ( Vorstellung) A GNES (zu Schminke) Sie sehen so bleich aus, ist Ihnen schlecht? S CHMINKE Mir ist immer schlecht. A GNES Wieso? S CHMINKE Das verstehen Sie nicht, Fräulein, d.h. eigentlich müssten Sie das verstehen. A GNES Ich kenne mich nicht so aus mit den Krankheiten. S CHMINKE Es ist eigentlich keine Krankheit und es dreht sich hier auch nicht um mich persönlich. Aber Sie wissen doch, was ich treibe? A GNES Ich weiss es nur so ungefähr. Ich weiss, dass Sie jetzt ein Filmmanuskript geschrieben haben. B
5
K1/TS3 (Grundschicht)
Luise?N ] (SzeneN ] Baufsagen)N ] B(VaterN ] Bherumhüpfen)N ] B(2.N ] BDerN ] BOskar.)N ] BsehrN ] BBeispiel.N ] BAgnes)N ] BAu!N ] Bdagegen)N ] BVorstellung)N ] B(zuN ] Bschlecht?N ] BWieso?N ] Btreibe?N ] B B
korrigiert aus: Luise korrigiert aus: ( Szene korrigiert aus: aufsagen ) korrigiert aus: ( Vater korrigiert aus: herumhüpfen ) korrigiert aus: ( 2.
[E]|D|er korrigiert aus: Oskar. )
s[h]|e|hr korrigiert aus: Beispiel korrigiert aus: Agnes ) korrigiert aus: Au korrigiert aus: dagegen ) korrigiert aus: Vorstellung ) korrigiert aus: ( zu korrigiert aus: schlecht korrigiert aus: Wieso korrigiert aus: treibe
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
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natürlichN ] bezeichnen?N ] Bdagegen?N ] BdieN ] BichN ] BPlatzeN ] BGegnerN ] BerfindenN ] Bwird?N ] BSie?N ] B B
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 9
N
B
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Lesetext
S CHMINKE Das ist natürlich nur so nebenbei. Aber wenn jemand wie ich die menschliche Gesellschaft beobachtet und die sozialen Umschichtungen nicht nur rein intellektuell, sondern auch gefühlsmässig mit erlebt, dann drückt sich das einem im Gesicht aus, überhaupt in der ganzen Haltung. Man wird gezeichnet. V ATER (zu Schminke) Sagen Sie, ist das wahr, dass Sie sich als radikaler Sozialist bezeichnen? S CHMINKE Haben Sie etwas dagegen? V ATER Ich habe eigentlich garnichts dagegen. Ich finde nur, dass man sich als überlegener Mensch keiner Partei anschliessen soll. Man muss auf einer höheren Zinne stehen. S CHMINKE Das ist eine veraltete Weltanschauung und vor allem ist das 얍 eine ausgesprochene bürgerliche Weltanschauung. V ATER Natürlich bin ich ein Bürger, aber trotzdem dass ich ein Bürger bin, stehe ich gegen das Kapital. Aber heutzutage hat überhaupt niemand mehr Kapital, man kann also gegen das Kapital garnicht stehen eigentlich. Ich will Ihnen sagen, was unser grösstes Unglück ist, wissen Sie was: die Warenhäuser. S CHMINKE Das ist eine ausgesprochene kleinbürgerliche Weltanschauung. V ATER Das ist überhaupt keine Weltanschauung, das ist eine Existenzfrage. Sehen Sie, ich habe hier unten mein Geschäft und es ist ein ausgesprochenes Spezialgeschäft. Trotzdem spüre ich die Warenhäuser, obwohl ich eigentlich das einzige und erste und besteingeführteste Spezialgeschäft am Platze bin. Es gibt hier keine Firma, die ein derartig reichhaltiges Lager an Scherzartikeln hätte, wie ich, abgesehen davon, dass ich ja auch Ideen hab. Ich habe schon einige der bekanntesten Scherzartikel und Gesellschaftsspiele erfunden. Auch durch diese meine erfinderische Tätigkeit bin ich ein Gegner des Sozialismus. Glauben Sie, wenn Sie die Persönlichkeit vernichten, dass dann irgend jemand noch Scherzartikel erfinden wird? S CHMINKE Sie sehen das von einer viel zu privaten Warte aus, ich muss Ihnen doch sagen, dass die Scherzartikel eigentlich etwas vollkommen Ueberflüssiges sind in dem klassenlosen Staat der Zukunft wird es keine Scherzartikel mehr geben. Da können Sie dann heute die schönsten Scherzartikel erfinden, es wird garkeine Nachfrage mehr bestehen. Wir haben viel ernstere Ziele, es dreht sich hier um die Umwandlung des inneren Menschen. V ATER Glauben Sie, dass Sie mir es jemals beweisen könnten, dass ich überflüssig bin. Glauben Sie, dass ich nicht genau so 얍 an meiner Arbeit hänge wie Sie? Eigentlich tut es mir ja leid, dass Sie bei mir wohnen, glauben Sie nur ja nicht, dass ich das Zimmer nicht jemand anderen vermieten könnte. B
5
K1/TS3 (Grundschicht)
korrigiert aus: nätürlich korrigiert aus: bezeichnen. korrigiert aus: dagegen
[e]|d|ie i[x]|c|h [{lo}]| Pl|atze Geg[e]|n|er [x]|e|rfinden korrigiert aus: wird. korrigiert aus: Sie
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
S CHMINKE Anpöbeln lasse ich mich nicht. (will ab) A GNES (während er abgeht) Böse? S CHMINKE Sie können ja nichts dafür, aber ich kann diese Atmosphäre hier nicht vertragen. A GNES Glauben Sie, dass ich diese Atmosphäre hier sehr gut vertrage? S CHMINKE Natürlich vertragen Sie sie. Wenn ich mich nicht irre, feiern Sie doch gerade Verlobung. Sie haben es ganz vergessen, was wir neulich besprochen haben. Ich habe es Ihnen auseinander gesetzt, dass ein junges Mädchen in der heutigen Zeit nicht heiraten soll, sondern sich auf seine eigenen Beine stellen soll. Es war aber in die Luft gesprochen. A GNES Sie kommen aber doch mit morgen zu unserem Ausflug? S CHMINKE Ja . B
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Lesetext
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얍 2. Bild
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 11
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In einer Waldlichtung in der Nähe eines Wassers. Vater, Agnes, Oskar, Alfred, Frau Kramel, Schminke und sämtliche Verwandten kommen mit lauten Liedern vorbeigezogen und kampieren. (Sie singen das Lied: Mir kann kein Kaiser und kein König etwas wollen, jupheidi, jupheida. Alle ziehen nochmals vorbei, Agnes und Oskar bleiben zurück) O SKAR Warum bleibst Du zurück? A GNES Weil ich Dir was sagen will. O SKAR Was? A GNES Du hast zuvor wieder behauptet, ich sei ein weibischer Mensch, weil ich so zimperlich bin, wenn Du an mir einen Deiner Griffe ausprobieren willst. Ich bin kein weibischer Mensch. O SKAR Du bist doch ein Weib. A GNES Vielleicht nur äusserlich. O SKAR Wie soll ich das verstehen? A GNES Aeusserlich habe ich schon Unterschiede zum Mann, aber wenn Du meinst, dass ich innerlich auch besonders anders bin, nein, dann täuscht Du Dich. Ich hab genau so eine Seele wie Du und bin innerlich genau so ein Mensch wie Du und lass mich auch nicht tyrannisieren von Dir und Deinen Griffen. O SKAR Wenn ich Dich so reden höre, dann kommst Du mir direkt fremd vor. B
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(will ab)N ] Böse?N ] Bvertrage?N ] BwirN ] BAusflug?N ] BJaN ] BWaldlichtungN ] Bkampieren. (SieN ] Bzurück)N ] Bzurück?N ] Bwill.N ] BWas?N ] Bbin, wennN ] Bverstehen?N ] BtyrannisierenN ] BGriffen.N ] B B
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korrigiert aus: ( will ab ) korrigiert aus: Böse korrigiert aus: vertrage
[Sie]|wir| korrigiert aus: Ausflug korrigiert aus: ja
W[q]|a|ldlichtung korrigiert aus: kampieren.( Sie korrigiert aus: zurück ) korrigiert aus: zurück korrigiert aus: will korrigiert aus: Was korrigiert aus: bin,wenn korrigiert aus: verstehen
t[ü]|y|rannisieren korrigiert aus: Griffen..
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Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
V ATER (kommt zurück) Wo bleibt Ihr denn so lange? Warum zieht Ihr Euch so zurück? Ihr seid doch noch garnicht verheiratet. Wir sind da drüben und baden (ab) A GNES (zu Oskar) Am liebsten möcht ich Dir jetzt etwas sagen. O SKAR Sag es nur, auch wenn ich es nicht vertragen könnte. Wir wollen keine Heimlichkeiten voreinander haben, weil das garkeinen Sinn hat. A GNES Du darfst es nicht vergessen, bitte versprich es mir, wie ich zu Dir stehe. O SKAR Wie denn? A GNES Siehst Du, ich weiss es nicht, was Liebe ist, ich kann es mir garnicht vorstellen. Das kommt sicher daher , weil ich ein 얍 Kriegskind bin und unterernährt. O SKAR Ich glaube nicht, dass das damit etwas zu tun hat. A GNES Aber ich fühle es an mir, wenn ich meine Entwicklung in den letzten 6-7 Jahren zurück verfolge. Ich weiss nicht, ob es Liebe ist, was ich zu Dir empfinde. Manchmal glaube ich, dass es nicht Liebe ist, denn ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich für Dich opfern könnte. O SKAR Du denkst zu viel, eine Frau soll überhaupt nicht so viel denken, weil sie das nicht verträgt. A GNES Ich habe vor Dir eine grosse menschliche Hochachtung, ich schätze Dich sehr als Mensch im grossen ganzen. O SKAR Das ist die Hauptsache. Wenn einmal die Achtung voreinander geschwunden ist, dann kann auch keine Liebe mehr da sein. Komm, jetzt wollen wir aber baden gehen, sonst fällt es zu sehr auf und die Menschen sind nun mal so veranlagt, dass sie immer gleich etwas Schlechtes denken. (Oskar und Agnes ab. Frau Kramel kommt im Badeanzug mit Alfred) A LFRED Warum läufst Du denn fort? F R . K RAMEL Jetzt bleibe ich nicht mehr da, ich gehe. A LFRED Ich verstehe Deine Erregung nicht. Ich an Deiner Stelle täte jetzt mal ein Bad nehmen, damit ich mich etwas abkühle. Was Du hier treibst, ist doch völlig sinnlos. F R . K RAMEL Aber das ist doch nicht sinnlos, Du weisst es, dass ich es nicht vertrag, dass Du andere Frauen anschaust. A LFRED Wenn ich andere Frauen nicht einmal mehr anschauen darf, dann bin ich doch als Mann überhaupt ausgeschaltet. Das musst Du mir doch schon lassen, dass ich wenigstens sehen darf. Mit den Augen kann man doch nicht sündigen, ich bin kein Voyeur. B
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(kommt zurück)N ] lange?N ] BWarumN ] Bzurück?N ] B(ab)N ] Bdenn?N ] BdaherN ] Bso vielN ] Bdenken,N ] Bmal soN ] B(OskarN ] Bund AgnesN ] BkommtN ] BAlfred)N ] Bfort?N ] BVoyeur.N ] B B
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korrigiert aus: kommt zurück: korrigiert aus: lange
[(]|W|arum korrigiert aus: zurück korrigiert aus: ( a[v] b ) korrigiert aus: denn
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dahe[0]|r| \so viel/ korrigiert aus: denken , korrigiert aus: malso korrigiert aus: ( Oskar korrigiert aus: undAgnes korrigiert aus: ko mt korrigiert aus: Alfred ) korrigiert aus: fort korrigiert aus: Voyeur .
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B
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 12
Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes
K1/TS3 (Grundschicht)
F R . K RAMEL Also verzeihe mir meine Erregung. Du weisst aber, dass ich 얍 nervös bin. Ich bin auch so nervös, weil ich misstrauisch bin, das musst Du doch verstehen. Ich bin so misstrauisch, weil Du mich schon so oft angelogen hast. A LFRED Da will ich Dir garnicht widersprechen, denn ich bin ein wahrheitsliebender Mensch. B
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Lesetext
\Abbruch der Bearbeitung\
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IchN ] oftN ]
Ic[z]|h| of[r]|t|
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N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 13
Fragm. Fassung der „Agnes-Schminke-Szene”
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K1/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Agnes-Schminke-Szene A GNES (zu Schminke) Ich habe gestern nicht einschlafen können, weil ich über Ihre Worte nachgedacht habe. Sie sind mir wirklich väterlich zugetan. Sie haben schon sehr recht damit, dass sich die Frau auf ihre eigenen Beine stellen soll und sich nicht dem Manne ausliefern. Aber können Sie mir sagen, was z. B. ich machen Bsoll?N Ich habe nichts gelernt, ich habe bisher meinem Vater nur im Geschäft geholfen. Ich weiss eigentlich garnichts. Mein Vater hat mich nicht von seiner Seite gelassen und jetzt habe ich mich verlobt. Oskar habe ich auch durch meinen Vater kennen gelernt. Ich weiss, dass es nicht schön ist, darüber zu reden, aber ich muss es Ihnen doch sagen, dass ich Oskar nur menschlich schätze und achte, aber nicht als Mann. Ich glaube, er beschminkt mich zu wenig. S CHMINKE Wenn Sie mich um meinen Rat fragen in Ihrer Stellung zum Mann, kann ich Ihnen nur schwer eine Auskunft geben, weil ich mich um diese Probleme nicht so BgekümmertN habe. Ich bin ein Mensch, der sich ganz auf das gesellschaftliche Problem konzentriert hat. Bei mir geht die Oekonomie vor der Erotik. A GNES Sie waren aber doch mal Bverheiratet?N S CHMINKE Ja, diese Konzession habe ich der bürgerlichen Gesellschaft zugestanden. Aber dieser Kompromiss, dieses Abweichen von der klaren Linie hat Bsich bitterN gerächt. Meine Frau ist mir durchgegangen. Sie hat nichts mehr von mir wissen wollen, weil es mir finanziell sehr schlecht gegangen ist. Ich kann es ihr garnicht übel nehmen, dass sie mich fallen gelassen hat, denn es ist ganz klar, dass auch die sogenannten seelischen Bindungen 얍 auf BwirtschaftlichenN Möglichkeiten basieren. Ich bin also sozusagen mit meinen eigenen Waffen geschlagen BwordenN. A GNES Wollen wir nicht baden Bgehen?N S CHMINKE Sonst stand da drüben ein Schild „Baden polizeilich verboten“, jetzt ist es fort. Das Wasser gehört doch der ganzen Menschheit und trotzdem ist das doch nur eine kleine Konzession. Die Herrschenden meinen, dass wir uns schon wohl fühlen, wenn wir hier nur baden dürfen. \Abbruch der Bearbeitung\
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B
soll\?/
B
soll?N ] gekümmertN ] Bverheiratet?N ] Bsich bitterN ] BwirtschaftlichenN ] BwordenN ] Bgehen?N ]
korrigiert aus: gekümm rt
verheiratet[.]|?| sich\ /bitter wirtschaftliche\n/ korrigiert aus: worfen gehen\?/
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 18
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 19
Dialogskizze zum 2. Bild „Wald. Weiher“
ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 4
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Dialogskizze zum 2. Bild „Wald. Weiher“
K1/E27
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Lesetext
Fragm. Fassung der „Szene zwischen Alfred und Agnes”
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K1/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Szene zwischen Alfred und Agnes A LFRED Ich habe Ihnen gestern zur Verlobung gratuliert, obwohl, wenn ich offen zu Ihnen sein soll, ich Ihnen sagen muss, dass ich BdieseN Verlobung für eine unter einem unglücklichen Stern zustande gekommene betrachte. Diese BMenschenkenntnisN müssen Sie mir schon zutrauen. A GNES Warum sagen Sie mir Bdas?N A LFRED Weil Sie Bmir leidN tun. Ich bin der festen Ueberzeugung, dass Sie ein unerlöster Mensch sind, besonders seitdem ich Sie jetzt im Badeanzug BgesehenN habe. Sie sollten sich mehr um sich kümmern. Sie müssten mehr Selbstvertrauen haben. Sie sind etwas gehemmt. Wie kann überhaupt nur ein solcher Vater ein Kind mit so schönen Beinen haben. A GNES Sagen Sie nichts gegen Vater. A LFRED Ich sage doch nichts, er kann doch nichts dafür, dass er Plattfüsse hat. A GNES Ich gerate nach meiner Mutti. Ich kann mich zwar an meine Mutti nicht mehr genau erinnern, aber manchmal träume ich von Bihr.N A LFRED Was Bdenn?N A GNES Dass sie sich über mich beugt und Bmich vorN der bösen Welt beschützt. Neulich ist sie zu mir ins Zimmer gekommen, Bhab’N ich Bgeträumt, undN sie ist an das Fenster gegangen und draussen hat die Sonne geschienen und es war eine himmlische Sphärenmusik zu Bhören, undN sie hat das Fenster aufgemacht und hat gesagt: schau hinaus, mein Kind, draussen fliegt der Zeppelin. A LFRED Zeppelin ist natürlich ein Symbol, ich habe also doch richtig vermutet. BHabenN Sie den Traum deutlich vor Bsich?N A GNES Nein, ziemlich undeutlich. A LFRED Sehen Sie, nach den Gesetzen der Psychologie ist es ein Zeichen dafür, dass, wenn jemand BundeutlichN träumt, ihm auch noch Bvieles,N 얍 was die Lebenslust betrifft, undeutlich geblieben ist. Stille Wasser sind tief. Darf ich Ihnen einen Rat geben, er ist tatsächlich selbstlos gemeint, es dreht sich um Ihre Zukunft. A GNES Hat das einen BSinn?N A LFRED In der heutigen Zeit muss man sich einen ungefähren Plan zurecht legen, man muss wissen, was man will, man darf sich nicht treiben lassen. Sie haben mir gestern erzählt, dass Sie eigentlich nichts gelernt haben, als Frau müssen Sie auch nicht viel lernen, Sie müssen eigentlich nur da sein. Die Frauen sind in dieser Be3 4 6 7 8 15 16 17 18 18 20 22 23 26 26 30
dieseN ] MenschenkenntnisN ] Bdas?N ] Bmir leidN ] BgesehenN ] Bihr.N ] Bdenn?N ] Bmich vorN ] Bhab’N ] Bgeträumt, undN ] Bhören, undN ] BHabenN ] Bsich?N ] BundeutlichN ] Bvieles,N ] BSinn?N ] B B
korrigiert aus: die se korrigiert aus: Mensch enkenntnis
das\?/ korrigiert aus: mirleid korrigiert aus: ge sehen korrigiert aus: ihr
denn\?/ mich\ /vor hab\’/ korrigiert aus: geträumt,und korrigiert aus: hören,und korrigiert aus: Hagen
sich\?/ Korrektur von fremder Hand: un\d/eutlich korrigiert aus: vieles ,
Sinn\?/
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 14
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 15
Fragm. Fassung der „Szene zwischen Alfred und Agnes”
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3 7 13 14 14 15 18 20 21 21 21 22 30 30 30 30 32
Sie?N ] Zweckschönheit?N ] BsicheresN ] BdiesemN ] Bheraus.N ] Bmir?N ] Ban.N ] Bgedacht.N ] BgedachtN ] Bhabe?N ] B(Pause)N ] Bhat’sN ] B N] B(erN ] Bihr)N ] B N] Bausnutzen.N ] B B
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Lesetext
ziehung glücklicher veranlagt als wir Männer, besonders wenn man so ebenmässig gebaut ist wie Sie. A GNES Finden Sie? A LFRED Selbst wenn Sie nicht so ebenmässig gebaut wären; es kommt auch nicht auf das Ebenmässige an, es kommt darauf an, ob eine Frau den Erfordernissen der Zweckschönheit genügt. A GNES Was verstehen Sie unter Zweckschönheit? A LFRED Ob Sie auf einen Mann eine Wirkung haben. Auf mich haben Sie zum Beispiel eine Wirkung. Ich empfinde Sie als Frau. Sie sind die einzige in diesem ganzen Sonntagsausflug, die ich als Frau empfinde. Haben Sie gestern im 8 Uhr Abendblatt die genauen Masse der Venus von Milo gelesen. Sie müssten sich mal messen, Sie müssten sich mal ganz genau beobachten, etwas bewusster werden, dann würden Sie auch ein sicheres Auftreten bekommen. Ueberhaupt müssten Sie aus diesem Kreis hier heraus. A GNES Warum beschäftigen Sie sich eigentlich so viel mit mir? A LFRED Weil Sie mir gefallen. Sie gefallen mir nicht nur als Mensch sondern auch als Frau. A GNES Schauen Sie mich nicht so an. A LFRED Ich hab mir garnichts dabei gedacht. A GNES Doch haben Sie sich etwas dabei gedacht. A LFRED Was glauben Sie denn, was ich mir dabei gedacht habe? (Pause) 얍 A GNES Man hat’s nicht leicht. A LFRED Glauben Sie mir, ich habe genügend Menschenkenntnis. Ich beobachte Sie seit 24 Stunden. Sie passen nicht in diesen Kreis. Sie müssen hinaus in die Welt. Hier werden Sie verkümmern. A GNES Das sagen Sie mir ja doch nur, weil Sie etwas von mir wollen. A LFRED Nein, ich bin im tiefsten überzeugt, dass Sie, wenn Sie geweckt werden, auch innerlich die Kraft haben, die Ihr Aeusseres evtl. verspricht. Sie können es sich ja garnicht vorstellen, was z.B. die Pompadour oder die Dubarry für eine (er nähert sich ihr) Es ist heute ein schöner innere Kraft gehabt haben. Junitag. Versprechen Sie mir doch nur eins, dass Sie Ihre natürlichen Gaben der Zeit angemessen ausnutzen. B
5
K1/TS5 (Korrekturschicht)
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Sie\?/ Zweckschönheit\?/ sich\e/res di\e/sem korrigiert aus: heraus . mir\?/ an\./ korrigiert aus: gedacht korrigiert aus: ge dacht habe\?/ korrigiert aus: ( Pause ) hat\’/s Absatz getilgt korrigiert aus: ( er korrigiert aus: ihr ) Absatz getilgt korrigiert aus: ausnutzen
151
N B N
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 16
Fragm. Fassung der „Szene zwischen Alfred und Agnes”
K1/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
5 B
(Alfred nähert sich ihr abermals, wird aber durch Oskar überrascht) O SKAR (Agnes starrt Oskar entsetzt an) Bitte nicht schreien, keinen Skandal bitte. Es bleibt dabei, ich habe nichts gesehen. A LFRED Sie wünschen? O SKAR Ich stehe Ihnen zur Verfügung. A LFRED Wollen Sie sich mit mir schlagen? O SKAR Nein, ich will mich mit Ihnen aussprechen , wir leben doch nicht mehr im Mittelalter und ausserdem verbietet mir das Schlagen meine religiöse Einstellung. O SKAR (zu Agnes) Das war ja eine Ueberraschung. A GNES Jetzt wirst Du Dich entloben. O SKAR Nein, darauf kannst Du lange warten. Ich bin jetzt nur noch fester an Dich gekettet, weil ich ein verantwortungsbewusster 얍 Mensch bin. Ich bin jetzt fest davon überzeugt, dass, wenn wir uns jetzt trennen würden, Du verkommen würdest. A GNES Du nimmst mich ja doch nur, um in Vaters Geschäft zu kommen. O SKAR Ich nehme Dich, weil ich Dich liebe. A GNES Du Sadist! F R . K RAMEL (im Badeanzug kommt) Was ist denn hier los? A LFRED Nichts. N
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V ATER (in Badehosen) Kommt baden, Kinder, baden. 35
\Abbruch der Bearbeitung\
6 6 7 7 9 10 11 12 15 16 19 23 24 24 25
(Alfred N ] überrascht)N ] B(AgnesN ] Ban)N ] Bwünschen?N ] BVerfügung.N ] Bschlagen?N ] BaussprechenN ] BUeberraschung.N ] Bentloben.N ] BjetztN ] BSadist!N ] Bkommt)N ] Blos?N ] BNichts.N ] B B
N
N
korrigiert aus: ( Alfred korrigiert aus: überra\s/cht ) korrigiert aus: ( Agnes korrigiert aus: an )
wünschen\?/ korrigiert aus: Verfügung schlagen\?/ a\u/ssprechen korrigiert aus: Ueberraschung korrigiert aus: entloben j\e/tzt Sadist\!/ korrigiert aus: kommt ) korrigiert aus: los korrigiert aus: Nichts
152
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 17
Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 3. Bild B (InN der Ballettschule. Alfred stellt Agnes der Meisterin Bvor)N
5
A LFRED Ich habe Dir bereits von dieser jungen Dame erzählt. Du kannst sie sicher bei Deinen Tanzdarbietungen gebrauchen. Ich bin überzeugt, dass sie was für Kunst übrig hat und ausserdem ist sie gelenkig. M EISTERIN Woher weisst Du denn das? A LFRED Das sieht man ihr doch an, dass sie ein begabtes Wesen ist. A GNES Wie kann man mir denn das ansehen? M EISTERIN Machen Sie mal eine Rumpfbeuge nach rückwärts. A GNES (folgt ihr) M EISTERIN Gut, haben Sie mal Tanzunterricht gehabt? A GNES Als Kind. M EISTERIN Machen Sie mal 10 tiefe Kniebeugen (sie zählt 1, 2, 3 usw.) A LFRED (schlägt währenddessen am Piano einige Tasten an) M EISTERIN (horcht an Agnes Brustkasten) Das Herz ist in Ordnung. A LFRED Das sieht man ihr doch an, dass sie gesunde Organe hat. A GNES Wann soll ich denn wiederkommen? M EISTERIN Sie können gleich da bleiben. (ab mit ihr) (Alfred allein. Die Schwester der Meisterin kommt, sie ist blind) S CHWESTER Ist Irma da? (ruft) Irma! (sie lauscht) Hier ist doch wer! ( Pause) Wer ist denn da? M EISTERIN (kommt zurück) So beruhige Dich doch. (zu Alfred) Warum gibst Du ihr denn keine Antwort? A LFRED Ich wollte Deiner Schwester soeben antworten. S CHWESTER Ach Sie sind es, Herr Alfred. A LFRED Jawohl , gnädiges Fräulein. B
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(InN ] vor)N ] Bdas?N ] Bansehen?N ] B(folgt ihr)N ] Bgehabt?N ] B(sieN ] B(schlägtN ] Ban)N ] B(horchtN ] Bwiederkommen?N ] Bbleiben.N ] B(abN ] Bihr)N ] B(Alfred N ] Bblind)N ] Bda?N ] B(ruft)N ] BIrma!N ] Bwer!N ] BPause)N ] Bda?N ] BAntwort?N ] BAlfred.N ] BJawohlN ] B
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2 2 7 9 11 12 14 15 15 16 18 19 19 19 20 20 21 21 21 21 21 22 24 26 27
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 20
korrigiert aus: ( In korrigiert aus: vor )
das\?/ ansehen\?/ korrigiert aus: ( folgt ihr ) korrigiert aus: gehabt korrigiert aus: ( sie korrigiert aus: ( schlägt korrigiert aus: an ) korrigiert aus: ( horcht korrigiert aus: wiederkommen korrigiert aus: bleiben korrigiert aus: ( ab korrigiert aus: ihr ) korrigiert aus: ( Alfred korrigiert aus: blind )
da\?/ korrigiert aus: ( ruft )
Irma\!/ wer\!/ korrigiert aus: Pause )
da\?/ Antwort\?/ korrigiert aus: Alfred korrigiert aus: jawohl
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Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
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bitte.N ] gekommen?N ] BKomm!N ] Bzurück)N ] BTragödieN ] Bkönnt’N ] Bwenn’sN ] BbistN ] BMeisterin)N ] BMeisterin?N ] Bhier?N ] Bschon.N ] BdenN ] Bappellieren.N ] BFachmann?N ] B B
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2 5–6 6 6 7 10 11 19 22 22 23 26 29 29 30
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 21
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10
Lesetext
S CHWESTER Sie waren ja schon lange nicht mehr bei uns, ich habe Sie sehr vermisst. A LFRED O bitte. 얍 S CHWESTER Auch Irma wartete auf Sie. Sie braucht Ihren Rat. Sie jammerte nach Ihnen. M EISTERIN (zur Schwester unterdrückt) Du bist wohl wieder über den Likör gekommen? Komm! (sie führt sie hinaus und kommt gleich wieder zurück) M EISTERIN Sie macht mir Sorgen, das ist wirklich eine Tragödie . Gestern stand sie wieder hinter einer Tür und lauschte. Sie ist sehr boshaft, besonders wenn sie Alkohol erwischt. A LFRED Du bist wirklich ein guter Mensch. Ich könnt’ mit keiner Blinden zusammen leben, auch wenn’s mein eigen Fleisch und Blut wäre. M EISTERIN Was soll ich machen. Seine Verwandten kann man sich nicht aussuchen wie seine Freunde. A LFRED Ich brauche dringend 5.000 Mark. Glaubst Du, ich könnte mir nicht auch etwas anderes vorstellen, als diese ewige erzwungene Jagd nach dem Geld. Ich wollte, ich wäre Hausmeister mit einer fleissigen Frau, die mir die Arbeit abnimmt, natürlich nur die schwere. M EISTERIN Ich habe es Dir schon neulich gesagt, dass ich eigentlich kein richtiges Vertrauen mehr zu Dir haben kann. Du bist neuerdings so unpünktlich und vergesslich. A LFRED Ich glaube nicht, dass ich noch lange leben werde. S CHMINKE (kommt. Zur Meisterin) Sind Sie die Meisterin? A LFRED Was wollen Sie denn hier? S CHMINKE Das werde ich dieser Dame hier selbst sagen. Leugnen Sie nicht, ich weiss alles. M EISTERIN Na was wissen Sie denn schon. Wer sind Sie denn überhaupt. S CHMINKE Sie irren sich, ich komme keineswegs in feindlicher Absicht, ich spreche lediglich als Kunstschriftsteller. Ihr Misstrauen entbehrt jeder Begründung. Ich will lediglich an den korrekten 얍 Fachmann in Ihnen appellieren. A LFRED An was für einen Fachmann? S CHMINKE Sie verstehen mich. Sie stellen hier Balletts zusammen auch für Südamerika und da ich einen Film über dieses Thema schreiben möchte, so wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine Auskunft über die näheren Umstände erteilen wollten. B
5
K1/TS6 (Korrekturschicht)
N
korrigiert aus: bitte.. gekommen\?/ Komm\!/ korrigiert aus: zurück ) korrigiert aus: Tragädie könnt\’/ wenn\’/s korrigiert aus: b st korrigiert aus: Meisterin ) Meisterin\?/ hier\?/ korrigiert aus: schon de[m]|n| appellieren\./ Fachmann\?/
154
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 22
Fragmentarische Fassung des 3. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Was soll das für ein Film werden? B
N
얍 Szene zwischen Alfred - Agnes 5
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 23
A GNES (zu Alfred) Wie soll ich Ihnen danken, Alfred. Nein das bringe ich nicht über mich, dass ich undankbar bin. B
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Frau Kramel überrascht sie. 15
\Abbruch der Bearbeitung\
1 5 6
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werden\?/
B
werden?N ] überN ] BdassN ]
korrigiert aus: /über
da\s/s
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Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
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K1/TS7 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 4. Bild B (spieltN in einem Tanzlokal noch vor Beginn der BVorstellung)N B (VaterN und Oskar kommen und setzen sich) K ELLNER Die Vorstellung beginnt erst um zehn, aber der eigentliche Betrieb fängt erst um 12 Uhr an. Die Damen sind aber schon um 9 Uhr im Hause. V ATER Also in zehn Minuten. K ELLNER Sie Bwünschen?N V ATER Haben Sie keine deutschen BWeine?N B(erN bestellt BKellnerN Bab)N O SKAR Nein das BhalteN ich, glaube ich, nicht aus, ich gehe. Ich glaube, ich kann das Wiedersehen nicht ertragen, ich leide zu sehr darunter. V ATER Ich verstehe Dich nicht. Ich habe Dich immer für einen Mann gehalten. Du bist doch sonst nicht so zimperlich und weisst, was sich gehört. Ich an Deiner Stelle würde für sie kämpfen. Vergiss nicht, dass sie meine einzige Tochter ist und es ist nicht die schlechteste Partie, selbst wenn man diesen Zwischenfall hier in Betracht zieht. O SKAR Das gebe ich ja schon zu. V ATER Wir sind nicht kleinlich, wir müssen sie hier herausbringen. B (KellnerN bringt den Wein, schenkt ein, sie Btrinken)N O SKAR Vielleicht bin ich aber auch nicht der richtige Mann für sie. Sie braucht vielleicht einen Mann, der brutal zu ihr ist, das kann ich nicht sein. V ATER Im Wein liegt Wahrheit. (einzelne Mädchen gehen vorbei) Nette BMädchen sindN Bdas.N (er Btrinkt)N O SKAR Lebedamen. V ATER So ein Lebemann hat es nicht schlecht. Wenn ich mir überlege, wie eintönig mein Leben bisher verlaufen ist. Vielleicht wird es noch einmal anders. Die Preise hier sind ja nicht gerade sehr hoch und man sitzt hier auf der Spitze der Pyramide. 얍 O SKAR Also nach Aegypten möchte ich nicht. Wenn ich die BGelegenheitN hätte, irgend wo hin zu reisen, dann möchte ich nach Ceylon. V ATER Und ich nach Hollywood. (Agnes Bkommt)N BAgnes! Halt!N A GNES BPapa!N V ATER Ja und BOskar.N ( BPause)N 2 2 3 7 8 8 8 8 9 18 18 21–22 22 22 27 29 29 30 31 31
(spieltN ] Vorstellung)N ] B(VaterN ] Bwünschen?N ] BWeine?N ] B(erN ] BKellnerN ] Bab)N ] BhalteN ] B(KellnerN ] Btrinken)N ] BMädchen sindN ] Bdas.N ] Btrinkt)N ] BGelegenheitN ] Bkommt)N ] BAgnes! Halt!N ] BPapa!N ] BOskar.N ] BPause)N ] B B
korrigiert aus: ( spielt korrigiert aus: Vorstellung ) korrigiert aus: ( Vater
wünschen\?/ Weine\?/ korrigiert aus: (er korrigiert aus: (Kellner korrigiert aus: ab )
ha\l/te korrigiert aus: ( Kellner korrigiert aus: trinken )
Mädchen\ /sind korrigiert aus: das korrigiert aus: trinkt ) korrigiert aus: Gele genheit korrigiert aus: kommt ) Agnes\!/ Halt\!/ Papa\!/ korrigiert aus: Oskar korrigiert aus: Pause )
156
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 24
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 25
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K1/TS7 (Korrekturschicht)
A GNES Was wollt ihr denn von mir? V ATER Du bist meine Tochter und ich bin Dein Vater. Ich kenne Dich seit Deinem 1. Tag, ich kenne Dich sicher genauer als wie Du denkst, dass ich Dich kenne. Ich versichere Dir, dass das hier nicht Deine Welt ist. A GNES Mein Körper gehört mir. Ich hielt es zu Haus nicht mehr länger aus. Jetzt bin ich selbständig, jetzt bin ich frei. Ich fühle mich jetzt erst ganz als Mensch. (ab) (Oskar weint und setzt sich) V ATER Noch ist nicht aller Tag Abend. Einen Schnaps! (Musik spielt. Schminke kommt mit einem Finanzmann, sie setzen sich auch) F INANZMANN Sie behaupten also , dass hier ein Mädchen auftritt, die für die Rolle in Frage kommt. S CHMINKE Ich bin überzeugt, dass sie die richtige ist. Sie wollen doch keine Schauspielerin haben. F INANZMANN Nein, ich möchte die Natur an sich. B
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5
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B B
15
Lesetext
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얍 F INANZMANN Haben Sie jetzt den Schluss Bgeändert?N O SKAR BNein.N B (Ballett-Szene)N B F INANZMANN N Welche ist es Bnun?N O SKAR Die dritte von links.
Szene zwischen Oskar und Schminke O SKAR (zu Schminke) Wir haben uns mal anlässlich meiner Verlobung über den Materialismus gestritten, aber jetzt komme ich allmählich auf Ihren Standpunkt. Ich bin heute lange nicht mehr so orthodox wie damals. B
B
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30
1 3 4 7 8 8 9 10 10 11 11 15 17 18 19 20 20 25 28
mir?N ] 1.N ] BIch versichereN ] B(ab)N ] B(OskarN ] Bsich)N ] BSchnaps!N ] B(MusikN ] Bauch)N ] BbehauptenN ] Bbehaupten alsoN ] Bsich.N ] Bgeändert?N ] BNein.N ] B(Ballett-Szene)N ] BF INANZMANN N ] Bnun?N ] BSchminkeN ] BmehrN ] B B
mir\?/ 1[,]|.| korrigiert aus: Ichbversichere korrigiert aus: ( ab ) korrigiert aus: ( Oskar korrigiert aus: sich )
Schnaps\!/ korrigiert aus: ( Musik
auch\)/ korrigiert aus: bahupten behaupten\ /also sich\./ geändert\?/ korrigiert aus: nein korrigiert aus: \(/Ballett-Szene ) eingefügt
nun\?/ korrigiert aus: Schminke ) korrigiert aus: mehrs
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 26
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K1/TS7 (Korrekturschicht)
F INANZMANN Ich begreife nicht, wie man so rechthaberisch sein kann. S CHMINKE Sie kriegen sich nicht, sie können sich und dürfen sich nicht kriegen. Die Klassengegensätze sind zu unüberbrückbar. F INANZMANN Falsch, ich kann es Ihnen sagen, dass das radikal falsch ist. Sie stammen aus dem Mittelstand und können das daher nur theoretisch beurteilen. Ich komme aber aus dem Proletariat. S CHMINKE Was Sie nicht sagen. F INANZMANN Sie müssen mich nicht so spöttisch betrachten, der Schluss muss anders werden. S CHMINKE Unmöglich. F INANZMANN Dann wird nichts aus dem Film. (Agnes kommt zu Schminke) A GNES Nun, wird etwas aus dem Film? S CHMINKE Du gefällst ihm, aber aus dem Film wird nichts, weil ich 얍 nichts gegen meine Ueberzeugung schreiben kann. A GNES Es dreht sich doch um 7.000 Mark. S CHMINKE Ich bin kein Verräter, ich kann keinen Film gegen die Idee der Solidarität verfassen. A GNES Ach lass mich doch aus mit Deiner Solidarität. Ich will nichts davon wissen. Einmal habe ich Gelegenheit empor zu kommen und jetzt sind Sie dagegen. So machen Sie doch nur den Dialog, wenn Sie gegen die Idee sind. S CHMINKE Ihnen zuliebe. B
N
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5
B
N
B
B
N
N
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10
Lesetext
B
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얍 Szene zwischen Vater - Agnes
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 28
25
B
V ATER Bisher habe ich nichts gegen Deine neue Tätigkeit einzuwenden. (Agnes erzählt ihm, dass sie in einem Film spielen wird . Darüber ist der Vater sehr entzückt und ladet sie zu einem Schnaps ein. Oskar ist schon gegangen.) N
B
B
N
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1 2 9 10 11 12 12 13 14 21 27 27 28 28
kann.N ] nichtN ] Bwerden.N ] BUnmöglich.N ] BDann wirdN ] B(AgnesN ] BSchminke)N ] BFilm?N ] BichN ] BSieN ] B(AgnesN ] Bspielen wird N ] BSchnapsN ] Bgegangen.)N ] B B
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 27
korrigiert aus: kann korrigiert aus: nic t korrigiert aus: werden korrigiert aus: Unmöglich
Dann\ /w\i/rd korrigiert aus: ( Agnes korrigiert aus: Schminke ) Film\?/ korrigiert aus: ichni korrigiert aus: Si e korrigiert aus: ( Agnes spielen\ /wird korrigiert aus: Sch naps korrigiert aus: gegangen.
158
N
B
N
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K1/TS7 (Korrekturschicht)
Lesetext
Szene Vater zusammen mit einer Kollegin von Agnes.
Alfred kommt. Kurze Szene zwischen Alfred und Agnes. Frau Kramel kommt hinzu.
5
얍 C ONFERENZIER B(tritt auf N und Bsagt)N Wir bringen jetzt Leben in die BBilder!N 10
B
1. Bild: Zeppelin (Vater gerät ganz ausser Rand und Band) N
B
N
2. Bild: Jagd nach dem Glück 15
\Abbruch der Bearbeitung\
8 8 8 12 12
(tritt auf N ] sagt)N ] BBilder!N ] B(VaterN ] BBand)N ] B B
korrigiert aus: tritt\ /auf korrigiert aus: sagt
Bilder\!/ korrigiert aus: ( Vater korrigiert aus: Band )
159
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 29
Dialogskizzen zum 3. bzw. 4. Bild, Strukturplan in sieben Bildern
160
ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 3
Dialogskizzen zum 3. bzw. 4. Bild, Strukturplan in sieben Bildern
161
K1/E28–E29
Lesetext
162
Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig
163
Strukturpläne in drei und sieben Bildern, Notizen zum 1. Bild
164
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 8
Strukturpläne in drei und sieben Bildern, Notizen zum 1. Bild
165
K2/E1–E3
Lesetext
Figurenliste, Strukturplan in neun Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 9
166
Figurenliste, Strukturplan in neun Bildern
K2/E4, E10
167
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
얍
K2/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück.
IN 221.000/5 – BS 37 c [1a], Bl. 2
E RICH Endlich habe ich die Stellung bekommen, Agnes! Jetzt können wir heiraten. Jetzt wird Dein Vater nichtsmehr dagegen einwenden können! – Du freust Dich ja garnicht! A GNES Ich weiss nicht – soll ich mich freuen oder nicht – oder nicht; ich geh eigentlich garnicht auf die Hochzeit aus – V ATER (mit Schnurrbartbinde) Agnes! Was redest Du da? Es ist eine unerhörte Sache! B
5
10
B
N
V ATER Du darfst Oskar nicht unterschätzen. Er hat gerade etwas Tiefsinniges gesagt. Er hat gesagt, die Liebe ist etwas, worunter man leidet – – N
15
A GNES – V ATER V ATER Du bist mein Kind, Agnes. Manchmal siehst Du Deiner Mutter zum Verwechseln ähnlich. Du weisst, was ich von Dir verlange – Ich verlange, dass Du heiratest. Alle diese modernen Ideen sagen mir nicht zu. Die Frau soll nicht verdienen, Du wirst ihn heiraten – er will Dir nur rasch „Guten Morgen!“ sagen – O SKAR (kommt) Guten Morgen, Agnes! A GNES Guten Morgen, Oskar! O SKAR Ich hole Papa ab, weil wir unsere Papiere zur Hochzeit besorgen sollen – mit den Behörden kennt sich Papa besser aus. Du siehst gut aus. V ATER Gib ihr einen guten Morgenkuss. O SKAR (zu Agnes) Nach was riechst Du? A GNES Nach was soll ich denn riechen? V ATER (riecht) Ich rieche nichts. O SKAR Sie riecht nach jemandem – ich kenne das gleich. V ATER Sie riecht nach sich. (es klopft) V ATER Herein! E RICH (kommt) Ah, Herr! Ich wollte Sie nur einen Moment sprechen! V ATER (zu Oskar) Das ist unser Zimmerherr! E RICH Angenehm! V ATER Und? E RICH Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich das Geld endlich bekommen hab. Ich habe seit gestern abend die Anstellung beim Film. O SKAR Schauspieler. V ATER Photograph. B
B
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B B
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4 13–14 18 18 18–19 25 27 28 39
JetztN ] V ATER f leidet – –N ] BDu f verlange –N ] BvonN ] BIch f heiratest.N ] BGib f Morgenkuss.N ] BA GNES N ] BV ATER N ] BO SKAR N ] B B
Je[z]|tz|t \VATER f leidet – –/ [Liebe Ag] |Du f verlange –| [{ }] |von| [was] [|es ist zu machen. Es liegt auf der Hand.|] |Ich f heiratest.| [Also jetzt] |Gib f Morgenkuss.| [V ATER ] |A GNES | [O S ]|V ATER | [V A ]|O SKAR |
168
Fragmentarische Fassung eines Bildes
B
5
K2/TS1 (Grundschicht)
E RICH Mein erster Film heisst: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. – V ATER Bravo! Man muss die Tradition pflegen! N
A GNES – A LFRED A GNES – A LFRED – V ATER
2
B
V ATER N ]
[O S ] |V ATER |
169
Lesetext
Strukturplan in drei Teilen und zehn Bildern
IN 221.000/62 – BS 38 f [1], Bl. 1
170
Strukturplan in drei Teilen und zehn Bildern
K2/E5
171
Lesetext
Strukturplan in drei Teilen und acht Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 7
172
Strukturplan in drei Teilen und acht Bildern
K2/E6
173
Lesetext
Strukturplan in acht Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 6
174
Strukturplan in acht Bildern
K2/E7
175
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 1v
176
Strukturplan in sieben Bildern
K2/E8
177
Lesetext
Strukturplan in drei Teilen und neun Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 5
178
Strukturplan in drei Teilen und neun Bildern
K2/E9
179
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K2/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 1. Bild Strasse vor dem Laden des Zauberkönigs. Im 1. Stock sind 2 Balkone. Auf einem Balkon hängt ein Smoking. 5
10
Reithofer steht vor den Auslagen und betrachtet die Sachen. Er scheint auf jemand zu warten. Geht hin und her und bleibt an der Strassenecke stehen. Oskar kommt, sie begrüssen einander und sprechen miteinander. Musik aus. R EITHOFER Ich dachte schon, dass ich an einer falschen Ecke warte. O SKAR Es gibt nur einen Zauberkönig. Das ist das grösste Spezialgeschäft in Scherzartikeln. Aber die Erfindung, die Sie gemacht haben, interessiert mich sehr. R EITHOFER Ich bin ein bescheidener Mensch, aber ich glaube doch, dass ich mit dieser Erfindung ins Schwarze getroffen habe. Es ist ein grandioses Gesellschaftsspiel und man lacht sich tot dabei. (er krümmt sich plötzlich) Ich glaube, ich mach’s nicht mehr lange mit. O SKAR Was hast Du denn? R EITHOFER Ich bin zu spät zum Arzt gegangen, in meiner Jugend war die Aufklärung noch nicht so weit. Ja wenn ich fünfzehn Jahre später geboren wäre, was kann so eine Generation dafür, dass sie zu früh auf die Welt kommt und dann obendrein noch dieser Krieg. O SKAR Also wie gesagt, ich habe hier die besten Beziehungen zu diesem Geschäft, es sind das private Beziehungen. Ich werde mich nämlich mit der Tochter des Hauses verloben. R EITHOFER Das gibt mir wieder frischen Mut. Die Hauptsache ist, dass man an die Leute herankommt. Das ist das Schwerste. Also Du willst Dich verheiraten? O SKAR Dort hinter jenem Balkon wohnt sie. R EITHOFER Das ist barock und wem gehört der Smoking? O SKAR Der gehört einem widerlichen Menschen. Es ist ein Oberleutnant mit der Tapferkeitsmedaille, jetzt spielt er in einer Bar. Er ist der Zimmerherr von meinem Schwiegervater in spe. 얍 R EITHOFER Es ist ein schönes Haus. O SKAR Das Haus gehört auch meinem Schwiegervater. Aber heutzutage wirft ja so ein Haus nicht viel ab. Früher konnte man von so einem Hause sehr gut leben. Heute kann man es nur so irgendwie. Was ist denn das eigentlich für ein Gesellschaftsspiel, das Du da erfunden hast? R EITHOFER Das kann ich Dir nicht sagen. O SKAR Aber ich bin doch Dein Freund, ich nehm’s Dir doch nicht fort und es wäre doch besser, wenn Du es mir sagen würdest, weil ich dann auch gleich eine Propaganda bei meinem Schwiegervater, dem Zauberkönig, unternehmen kann. B
15
B
N
N
B
N
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20
N
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B
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35
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 1
B
B
13 15 16 17 24 25 27 35 37 37
ins SchwarzeN ] mach’sN ] Bdenn?N ] BJugendN ] BmanN ] Bverheiraten?N ] BSmoking?N ] Bhast?N ] BFreund,N ] Bnehm’sN ]
B
B
korrigiert aus: ins Schwarze
B
mach\’/s denn\?/ J\u/gend korrigiert aus: män verheiraten\?/ Smoking\?/ hast\?/ Freund[½]|,| nehm\’/s
180
N
N
N
N
N
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K2/TS2 (Korrekturschicht)
R EITHOFER Also hör her: (er erklärt, sie sprechen miteinander und während sie sprechen, kommt der Zauberkönig heraus mit einer Dame.) Z AUBERKÖNIG Sie können mir glauben, gnädige Frau, wenn ich Ihnen sage, dass Sie nirgends eine solche grosse Auswahl von Zinnsoldaten bekommen, so ist das wirklich die Wahrheit. D AME Ich sag ja garnichts gegen Ihre Auswahl , Sie haben wirklich viel auf Lager. Aber der Bubi hat es sich doch nun mal in den Kopf gesetzt, dass er einen grossen Verbandplatz haben möchte. Er hat sich Verwundete gewünscht und Fallende und in Verwundeten und Fallenden haben Sie nicht viel da. Z AUBERKÖNIG Ich könnte Ihnen ja welche noch besorgen. D AME Aber das müsste bald sein, übermorgen hat er Geburtstag und wenn er dann nicht Verbandplatz spielen kann, dann ist es nicht mit ihm auszuhalten. Er ist ein nervöses Kind. Z AUBERKÖNIG Spielt er viel allein? D AME Nein, das Kind spielt mit mir. Ich kenne mich genau aus im Krieg, denn ich habe ja damals auch meine Pflicht getan. Ich habe gepflegt. (hier mischt sich Oskar ins Gespräch) 얍 O SKAR Wo? D AME Wo sich’s traf. Sie waren doch nicht mehr im Krieg? O SKAR Nein, wenn der Krieg noch 1 1/2 Jahre länger gedauert hätte, dann wäre ich auch dabei gewesen. Z AUBERKÖNIG Und ich war schon zu alt und ausserdem habe ich Senkfüsse. O SKAR Es soll doch auch Verwundete geben, die immer eingesperrt bleiben, damit sich die Oeffentlichkeit nicht zu sehr aufregt, stimmt das? D AME Es stimmt. Z AUBERKÖNIG Krieg ist Krieg. D AME (zum Zauberkönig) Also Sie vergessen es nicht und schicken mir dann die Verwundeten. (ab) Z AUBERKÖNIG Ich bestell auch noch drei Schachteln Fallende nach. O SKAR Darf ich Dich einen Augenblick sprechen? Z AUBERKÖNIG (unterdrückt) So also um ein neues Gesellschaftsspiel dreht es sich da. Da könnt man schon etwas machen, wenn es ein amüsantes Gesellschaftsspiel ist. Ist es irgendetwas mit dem Zeppelin? B
5
B
10
B
15
B
B
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N
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20
N
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B
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30
Lesetext
N
B
B
B
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B
N
B
2 6 14 17 18 19 19 19 24 27 27 28 29 30 31 32 32 33
Dame.)N ] AuswahlN ] Ballein?N ] BGespräch)N ] BWo?N ] Bsich’sN ] BdochN ] BKrieg?N ] Bdas?N ] B(zumN ] BZauberkönig) AlsoN ] B(ab)N ] BbestellN ] Bsprechen?N ] B(unterdrückt)N ] Bda. DaN ] BschonN ] BZeppelin?N ] B B
N
korrigiert aus: Dame. ) korrigiert aus: Auxwahl
allein\?/ korrigiert aus: Gespräch )
Wo\?/ sich\’/s d\o/ch Krieg[.]|?| das\?/ korrigiert aus: ( zum korrigiert aus: Zauberkönig )Also korrigiert aus: ( ab )
b\e/stell sprechen\?/ korrigiert aus: ( unterdrückt ) korrigiert aus: da\ /Da korrigiert aus: scon
Zeppelin\?/
181
N
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
N
B
N
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B
10
N
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15
N
N
B
20
B
Lesetext
O SKAR Nein, es ist wirklich etwas ganz Neues. (sagt es ihm leise) Z AUBERKÖNIG Ja, das ist wirklich eine Erfindung und dieses Gesellschaftsspiel hat jener dort erfunden? Das sieht man ihm garnicht an. Was wird er denn für diese Idee verlangen? O SKAR Man könnte es ihm doch auch abkaufen, indem ich ihm auseinandersetze, dass Du dieses Gesellschaftsspiel bereits leider gekannt hattest. Bin ich ein guter Geschäftsmann? Z AUBERKÖNIG Ich freue mich, dass wir verwandt werden. Stell mich dem Herrn vor. (Oskar stellt vor: Herr Reithofer - der Zauberkönig) Z AUBERKÖNIG Also Sie haben da ein sehr schönes Gesellschaftsspiel erfunden, leider hat es nur den einen Nachteil, dass mir diese Idee bereits bekannt ist und zwar noch dazu als meine eigene 얍 Idee. Ausserdem ist es in der Form, in der Sie es mir anbieten, nicht zu gebrauchen , das kann ich Ihnen schon jetzt sagen, ohne dass ich es gesehen habe. Trotzdem bin ich gern bereit, weil ich Ihre schwierige Lage sehe, Sie mit einer Kleinigkeit zu unterstützen. R EITHOFER (unterbricht ihn) Das ist Betrug. Z AUBERKÖNIG Was fällt Ihnen ein. R EITHOFER Das ist ein ganz gemeiner Betrug, das lass ich mir nicht bieten. Jetzt hänge ich mich auf, Sie Gauner, Sie Betrüger! (ab) (Es beginnt eine Schreierei) (Agnes und Erich, der sich gerade rasiert, erscheinen auf ihrem jeweiligen Balkon) A GNES Was ist denn hier los gewesen, Papa? Z AUBERKÖNIG Ein Narr, ein kompletter Narr. Er hat mich betrügen wollen. Er soll’s doch mal in einem Warenhaus probieren, aber die Leute meinen immer, beim Mittelstand können sie sich alles erlauben. Unser ganzes Unglück sind die Warenhäuser. (ab mit Oskar in den Laden) E RICH (wischt sich die Rasierseife ab, zu Agnes) Nun, wann darf man gratulieren? A GNES Zu was denn? E RICH Zur Verlobung. B
5
K2/TS2 (Korrekturschicht)
N B
N B
N
B
N
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B
N B
N
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B
B
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B
25
N B
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B
B
B
3 4 7 9 9 13 19 19 19 19 20 20 21 21 22 23 24–25 25 25 26 26 26 27 28
erfunden?N ] verlangen?N ] BGeschäftsmann?N ] B(OskarN ] BZauberkönig)N ] BgebrauchenN ] BBetrüger!N ] B(ab)N ] B(EsN ] BSchreierei)N ] B(AgnesN ] BBalkon)N ] Bgewesen,N ] BPapa?N ] Bsoll’sN ] BLeuteN ] BWarenhäuser.N ] B(abN ] BLaden)N ] Bab,N ] BAgnes)N ] Bgratulieren?N ] Bdenn?N ] BVerlobung.N ] B B
N
N
B
N
N
erfunden\?/ verlangen\?/ Geschäftsmann\?/ korrigiert aus: ( Oskar korrigiert aus: Zauberkönig ) gebra\u/chen Betrüger\!/ korrigiert aus: ( ab ) korrigiert aus: ( Es korrigiert aus: Schreierei ) korrigiert aus: ( Agnes korrigiert aus: Balkon ) korrigiert aus: gewesen , Papa\?/ soll\’/s korrigiert aus: Leut e Warenhäuser\./ korrigiert aus: ( ab korrigiert aus: Laden ) korrigiert aus: ab korrigiert aus: Agnes ) gratulieren\?/ denn\?/ korrigiert aus: Verlobung
182
N
B
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K2/TS2 (Korrekturschicht)
A GNES Werden Sie bitte nur nicht sarkastisch. E RICH Ich weiss, was ich mir schuldig bin. A GNES Ich weiss es noch nicht. E RICH Also es bleibt dabei am Sonntag. Und wann ist die Hochzeit, wenn man fragen darf? A GNES Man soll nicht prophezeien. (ab) B
N
B
B
N
N
B
5
Lesetext
B
N
B
N B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 3 4 5 6 6
sarkastisch.N ] bin.N ] Bnicht.N ] BwannN ] Bdarf?N ] Bprophezeien.N ] B(ab)N ] B B
korrigiert aus: sarkastisch korrigiert aus: bin korrigiert aus: nicht
w[e]|a|nn darf\?/ korrigiert aus: prophezeien, korrigiert aus: ( ab )
183
N
Replik zum sechsten Bild, Dialogskizzen zum 7. Bild
184
IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 2
Replik zum sechsten Bild, Dialogskizzen zum 7. Bild
185
K2/E11–E12
Lesetext
Dialogskizzen zum sechsten Bild des dritten Teiles
186
IN 221.000/78 – BS 38 h [6], Bl. 1
Dialogskizzen zum sechsten Bild des dritten Teiles
187
K2/E13
Lesetext
Dialogskizzen zum siebenten Bild
IN 221.000/78 – BS 38 h [6], Bl. 2
188
Dialogskizzen zum siebenten Bild
K2/E14
189
Lesetext
Dialogskizzen zum siebenten Bild
IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 1
190
Dialogskizzen zum siebenten Bild
K2/E15
191
Lesetext
192
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
5
10
K2/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
얍 7. Bild. M ARIANNE (bricht zusammen) V ATER Leb ich noch? – – – – O SKAR (erzählt es ihm) V ATER In die Donau? In unsere schöne blaue Donau – alles Lug und Trug – – BIch höre die Engelein singen –N (Donauwellenwalzer) K INDERSTIMME Donau so blau so blau so blau M ÄNNER (mit Stangen) \Abbruch der Bearbeitung\
5–6
B
Ich f singen –N ]
\Ich f singen –/
193
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
5
10
15
20
K2/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 7. Bild. G ROSSMUTTER , M UTTER , E NKELIN E NKELIN Wir hätten es ihr schreiben sollen. M UTTER Ins Gefängnis? Die wär verrückt geworden. E NKELIN Die Wahrheit ist das Beste. M UTTER Auch für Deine Person? E NKELIN Natürlich! Oder meinst Du, dass ich das noch lang mitmach? So schön bin ich auch, dass ich mir einen Kerl Bfind!N G ROSSMUTTER Anna! (Stille) G ROSSMUTTER Wir hätten es ihr mitteilen sollen, schonend natürlich. Jetzt wird sie wohl bald kommen. Es steht unser Leben in Gottes Hand. Ich lebe noch 2 Jahre, vielleicht. – Es war nicht schön. Aber das Kind. Es war vielleicht besser. Dass es nichtmehr ist – B N (Stille) 얍 G ROSSMUTTER Die Wege Gottes sind sonderbar – E NKELIN Ach, der liebe Gott! G ROSSMUTTER B(sie erzählt das Marianne)N Es gibt einen Schutzengel. B N (Das Märchen vom Schutzengel) B N BDerN BliebeN BSchutzengelN nimmt es oft mit in den Himmel und lässt es dort fliegen. (Krüppel) M ARIANNE Und ich? Und ich? Und mein Schutzengel?
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 1
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 2
B N
25
(nach der Ohnmacht) M ARIANNE Ich war jetzt im Himmel und hab es gesucht. Ich habe seinen Schutzengel gesucht, aber er war nirgends zu finden, der Feigling! – – – 얍 V ATER – An was ist es denn gestorben? G ROSSMUTTER Der Schutzengel hat ihm den Hals zusammengedrückt. – B
N
B
N
30
35
M ARIANNE (kommt) Ich bin vorausgelaufen! Guten Tag! Wo ist es? (Stille) G ROSSMUTTER Marianne! Glauben Sie an Gott? M ARIANNE Warum? (Stille) E NKELIN Es ist etwas passiert. find!N ] ]
find[?]|!|
8 14
B
18 18 19 19 19 19 23 26–27 28
B
\(sie f Marianne)/
B N
Absatz getilgt Absatz getilgt
B N
(sie f Marianne)N ] ] B N] BDerN ] BliebeN ] BSchutzengelN ] B N] BSchutzengelN ] BV ATER –N ]
gestrichen: \\Textabriss\ {}ELIN Was \Textabbriss\ { }t da so? {} Grossmutter\Textabriss\ sich beschissen./
[Der]|Der| \liebe/ Schu[zengel]|tzengel| [Ich möchte in den Himmel gehen] Schu\t/zengel V ATER \–/
194
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 7. Bildes
5
K2/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
M UTTER Pst! M ARIANNE Was? G ROSSMUTTER Mit dem Kind – Oft prüft einen Gott hart – – (Stille) 얍 M ARIANNE Ist es tot?! E NKELIN Ja! (Stille) G ROSSMUTTER (Der Schutzengel)
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 4
V ATER (und Luise, Alfred, Oskar, Rittmeister, Erich) (kommt – mit Puppe) M ARIANNE (schreit) B
10
N
V ATER (Angst vor 2. Schlaganfall – dann bekreuzigt er sich) Ich lebe noch. Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Namen, Du bist gross und gerecht, denn ich lebe noch – – aber diese Tragödie, lieber Gott, muss das sein? B
15
N
얍
20
25
IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 5
M ARIANNE – O SKAR (Bekehrung) M ARIANNE Ich glaub, es ist wirklich besser. Es wird mir leichter. Auch wenns nicht so ist – – (Während Marianne zur Hochzeit geschmückt wird unter der Oberaufsicht Luises – unterhalten sich: Alfred – O SKAR (zieht sich dabei den Frack an: während er von der Nichtsnutzigkeit des Lebens spricht) – Erich – Rittmeister – Papa.) B
N
B
B
Hochzeit . N
\Abbruch der Bearbeitung\
10 15 25–26
B
(und f Erich)N ] geheiligt f Namen,N ] BO SKAR f spricht)N ]
26 28
B
B
B
Papa.)N ] HochzeitN ]
\(und f Erich)/ [– – Vater, der] |geheiligt f Namen,| (1) Oskar (2) \O SKAR f spricht)/ korrigiert aus: Papa. Hoc[hz]|hz|eit
195
N
Dialogskizze zum 7. Bild
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 4
196
Dialogskizze zum 7. Bild
K2/E16
197
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 2v
198
Strukturplan in sieben Bildern
K2/E17
199
Lesetext
Fassung des 6. Bildes
5
10
15
20
25
30
35
K2/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 6. Bild. Beim Zauberkönig. Z AUBERKÖNIG (mit Eisbeutel) – A RZT Z AUBER Nun Herr Doktor? A RZT (fühlt den Puls; horcht am Herz) Es geht. Sie müssen aber acht geben. Sie haben viel Aufregungen hinter sich? Z AUBER Weiss Gott! A RZT Sie dürfen keine Aufregungen mehr haben. Z AUBER Ich kann nicht zaubern. Ich kann nur ein paar Tricks. Ich hab eine verkommene Tochter, Herr Doktor. A RZT Wem erzählen Sie das? Ich auch. Z AUBER Meine Tochter hat die Verlobung gebrochen. A RZT Meine die Ehe. Z AUBER Meine Tochter hat Babtreiben wollen.N A RZT Meine hat abgetrieben. Z AUBER Meine Tochter hat ein aussereheliches Kind. 얍 A RZT Bub oder BMädlN? Z AUBER Bub! B N A RZT Gratuliere! Z AUBER Lassen Sie das! BDieseN Spässe! A RZT Herr, das ist kein Spass! Wir haben eine zu enge Moral! Sie wird auch immer noch enger! Und verlogener! BIch als Arzt muss liberal werden! Wenn Sie das wüssten, was ich weiss! Z AUBER Und Sie das, was ich!N B A RZT N Aber ich muss schweigen. B Ich hab meine Tochter nicht BverjagtN – – sondern BalsN Haustochter bei Bstrengen LeutenN.N Z AUBER Moral? Meine Tochter hat gestohlen. Sie sitzt. Sie muss dieser Tage frei werden. Ein halbes Jahr. – Soll man da nicht krank werden? A RZT Da hilft ein anderer Arzt. Z AUBER Sie sind religiös? A RZT Wenn ich nichtmehr helfen oder weiter kann, dann ja. 얍 Z AUBER Ich glaube auch an Gott. Aber ich glaub, BdasN ist ein böser Gott. Was kann ich dafür, dass meine Tochter verkommt? Sehen Sie – man möchte sich doch fortsetzen, ich wäre ja gerne ein Grosspapa – aber ein ausserehelicher – Nein! A RZT Ich schreibe Ihnen da ein Rezept. Und machen Sie Eisumschläge. (im Nebenzimmer wird Klaviergespielt) abtreiben wollen.N ] MädlN ] B N] BDieseN ] BIch f ich!N ]
[abgetrieben] |abtreiben wollen.| Mäd[e]|l| [–] korrigiert aus: diese (1) Ich als Ar[z]|zt| kann das beurteilen. (2) \Ich f ich!/
14 17 18 20 22–24
B
25 26–27 26 26 26–27
B
eingefügt
B
33
B
\Ich f Leuten./ [bestraft] |verjagt| [in] |als| (1) einer (2) strengen Leuten das[s]
B
A RZT N ] Ich f Leuten.N ] BverjagtN ] BalsN ] Bstrengen LeutenN ] dasN ]
200
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 1
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 2
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 3
Fassung des 6. Bildes
Lesetext
L UISE (schreit) Au! Au! A RZT Was war das! Z AUBER Wahrscheinlich kneift er sie wieder. A RZT Wer? Z AUBER Der Student. Je weiter das Examen rückt, umso mehr kneift er sie. Ich 얍 kenne sie. Ich hab sie mal geliebt. Ich bin erschrocken, wie ich sie wiedergesehen hab. So nah sind wir dem Tode – so rasch – – A RZT Lesen Sie doch was. Z AUBER Was? A RZT Etwas Spannendes. Etwas, was Sie entspannt. Zum Beispiel: Expeditionsreisen. In fremde Zonen. Himalaya. Oder Pol. Oder über die Entstehung der Menschheit – Z AUBER Die Entstehung der Menschheit – mir tun die Augen weh – – L UISE (hereingestürzt) Oh Pardon! Ich dachte, Du wärest allein! A RZT Nein, der Herr Doktor ist da. A RZT Also: hier das Rezept – Gute Nacht! Und keine Aufregung, bitte! (ab) B
5
K2/TS5 (Korrekturschicht)
N
B N
10
B
B
N
N
15
얍 BL UISE Erich will fort. Er ist ein BAusnutzerN! Ein Lump!N
B
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 5
E RICH (kommt) Das ist garnicht wahr! Z AUBER (brüllt) Was geht mich das an!! E RICH (ab) L UISE (redet auch vom Versöhnen) Z AUBER (über den Tod) L UISE Wie ich ausseh? Wie echauffiert ! (sie schminkt sich und summt den Totenmarsch von Chopin) B
20
25
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 4
N
N
B
N
M ARIANNE (erscheint) Wollen wir zusammen zu meinem Sohne gehn? Z AUBER Ja. – Jetzt gehts mir besser. Ganz gut. Ich bin gesund. B N
B
N
B
N
30
2 10 14–15 14 18
B
warN ] ] BL UISE f da.N ] BIch f allein!N ] BL UISE f Lump!N ]
18 20 23 25 28 28 29
B
B N
AusnutzerN ] DasN ] BL UISE f Versöhnen)N ] BechauffiertN ] B N] BmeinemN ] BGanz f gesund.N ] B
[ist] |war| [Karl May.] \L UISE f da./ [A RZT ] |Ich f allein!| (1) || L UISE Erich will mich verlassen. (2) L UISE f Lump! Ausnu\t/zer [{D}]|D|as \L UISE f Versöhnen)/ korrigiert aus: echoffiert Leerzeile getilgt
[{u}]|m|einem [(ab)] |Ganz f gesund.|
201
IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 4
Fassung des ersten Bildes
K2/TS6 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Erstes Bild
IN 221.000/11 – BS 37 c [7], Bl. 38
Vor dem Hause des Zauberkönigs im achten Bezirk . Unten der Laden mit zwei Schaufenstern. Es wimmelt nur so von Scherzartikeln , Raketen, Zinnsoldaten, Gesellschaftsspielen, Zaubergeräten -- im rechten Schaufenster steht ein Skelett und tanzt mit eckigen Bewegungen zu den Rhythmen des Walzers „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. Im ersten Stock ein Balkon, auf den drei Türen münden. Das Haus ist schlechtes abgebröckeltes Barock . Der Rittmeister in der Reserve tritt aus der mittleren Türe auf den Balkon und putzt mit Benzin Flecken aus seinem Smoking. Geht wieder hinein. Erich tritt aus der rechten Türe, spuckt rasch auf die Strasse hinab, und verschwindet wieder. In Hemdärmeln, aber sorgfältig gescheitelt. Marianne tritt aus der linken Türe und begiesst die Blumen. Sie ist schon fast fertig damit, kommt der Rittmeister abermals eingeseift und rasiert sich in der Türe, hängt den Spiegel an die Türe. Grüsst Marianne, diese erwidert und ab. Rittmeister rasiert sich. Der Zauberkönig begleitet eine Dame in Trauer aus seinem Laden. Sie halten vor dem Schaufenster. DER R ITTMEISTER (lauscht). Der Walzer verstummt. D AME Hier. Z AUBER Wo? D AME Da. Und da. Z AUBER Ach, das sind doch nur zwei. Und ausserdem sind das doch gar keine Schwerverwundete, sondern nur Leichtverwundete. Von Fallenden garnicht zu reden. Sie können sich auf mich verlassen, gnädige Frau ! Ich bin hier das grösste Spezialgeschäft für Zinnsoldaten, Sie werden nirgends eine grössere Auswahl in Zinnsoldaten finden -얍 D AME Das habe ich auch nie behauptet, lieber Herr Zauberkönig. Z AUBER Und wie gesagt: Sie können auf mich bauen, ein Mann ein Wort. Ich bestell die drei Schachteln nach -- wann hat er Geburtstag der Bubi? D AME Uebermorgen. Aber sicher. B
N
B
5
B
N B
N
N
B
N
B
N
10
15
B
N
B
B
N
B
N B N
B
25
N
N
B
20
B
B
30
N
3 4 4 5 6 8–9
BezirkN ] vonN ] BScherzartikelnN ] BZaubergerätenN ] BRhythmenN ] Bschlechtes f BarockN ] B B
10 10
B
15 16 19 22 22 27 29
B
B
in f ReserveN ] putztN ]
eingeseiftN ] erwidertN ] BSie f Schaufenster.N ] BD AME Hier.N ] B N] BFrauN ] BfindenN ] B
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N
Bezir[j]|k| v[i]|o|n Scherzartik[l]|e|ln [Scherz] |Zaubergeräten| korrigiert aus: Rythmen (1) barock (2) schlechtes f Barock [a. D.] |in f Reserve| (1) reinigt (2) putzt [mit dem Smoking und einer] |eingeseift| korrigiert aus: erwiedert \Sie f Schaufenster./ korrigiert aus: [DER Z AUBERK und] |D AME Hier| [haben Sie] korrigiert aus: Fra{} (1) haben (2) finden
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IN 221.000/11 – BS 37 c [7], Bl. 39
Fassung des ersten Bildes
K2/TS6 (Grundschicht)
Lesetext
Z AUBER Totsicher! D AME Und vergessen Sie bitte nur ja nicht, eine Schachtel Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- vielleicht eine Franzosen und eine Deutsche. Z AUBER Wird besorgt ! D AME Wissen Sie, wenns der Bubi bis zu seinem Geburtstag nicht hat, dann schreit er -- ein nervöses Kind ist das -- ich möcht ihm diese Freude machen -- er spielt so gern Krieg und Verbandplatz mit mir, ich war ja Krankenschwester. Z AUBER Sie werden mit mir zufrieden sein. D AME Das aber originell, dieses tanzende Skelett. Z AUBER Eine Erfindung von mir. D AME Besonders seit mein armer Mann gestorben ist, ist mir alles das Kind, nur das ist mir geblieben. Was hat man von seinem Häuschen -- wenn einem der Mann genommen worden ist -- (sie trocknet sich Tränen ab) Z AUBER Es ist rasch gegangen, das mit dem Herrn Gemahl? D AME Blinddarm. Vereitert. Wer kann gegen sein Schicksal? Z AUBER Jaja, der liebe Gott -D AME Also, lieber Herr Zauberkönig -- ich kann mich doch? Z AUBER Sie können sich. Drei Schachteln und zwei. Habe die Ehre, gnädige Frau! D AME (ab) E RICH (erscheint wieder rasch auf dem Balkon, spuckt herab, trifft fast den Zauber) Z AUBER Na das ist aber eine Schweinerei! Spuckt einer da einfach runter! Waren Sie das, Herr Rittmeister! Das bitt ich mir aber aus! R ITT Ich hab nicht gespuckt. Uebrigens verbitt ich mir diesen Ton. Schmücken Sie sich lieber nicht mit fremden Federn! Z AUBER Ich hab selbst genug Federn! R ITT Wer hat denn das Skelett erfunden? Wie? Ein gewisser Herr Rittmeister. 얍 Z AUBER Und wer zahlt denn mir keine Miete? Was ist das für ein Aftermieter? Ein gewisser Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Solange Sie sich mit meinen Skeletten schmücken, wohn ich umsonst . Z AUBER Wenn alle Offiziere so waren wie Sie, dann wunderts mich nicht dass wir den Krieg verloren haben. R ITTMEISTER Kusch! B
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korrigiert aus: Deutsche
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Deutsche.N ] besorgtN ] BnichtN ] Bein f das --N ] BD AME f mir.N ] BZ AUBER N ] BvonN ] BdasN ] BseinemN ] BdenN ] BSchmücken f Federn!N ]
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bes[i]|o|rgt ni[x]|c|ht \ein f das --/ \D AME f mir./ korrigiert aus: Z WUBER korrigiert aus: vo korrigiert aus: ders seine[n]|m| korrigiert aus: de korrigiert aus: [Z AUBER Sie Niemand. R ITT ] Wer hat denn das |Schmücken f Federn!| korrigiert aus: Rittmeister korrigiert aus: Aftermieter= (1) zahl ich (2) wohn f umsonst korrigiert aus: verloeren R ITT [,]|M |eister
Rittmeister.N ] Aftermieter?N ] Bwohn f umsonstN ] B
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verlorenN ] R ITTMEISTER N ]
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IN 221.000/11 – BS 37 c [7], Bl. 40
Fassung des ersten Bildes
K2/TS6 (Grundschicht)
O SKAR (kommt) Guten Morgen ! Z AUBER Guten Morgen! R ITT Guten Morgen! O SKAR Guten Morgen, Herr Rittmeister! (Stille) O SKAR Ist Marianne droben? Z AUBER Wo soll Sie sich denn sonst herumtreiben? O SKAR Du bist schlecht aufgelegt? Bist Du böse? Z AUBER Ich hab mich nur geärgert. Ueber unser Offizierskorps -- Jetzt horcht er wieder. O SKAR Nein, er ist fort. Z AUBER Ein widerlicher Mensch. O SKAR Aber er hat gute Ideen. Nur zerfahren. Das letzte Gesellschaftsspiel, das er da erfunden hat, ist doch ein grossartiges Geschäft . Z AUBER Red leise! Sonst hört ers noch! Ich hab ihm gesagt, dass es nicht geht. Sonst verlangen diese Leut gleich mehr. Noch und noch. Ein Nimmersatt. Ich kenn die Offiziere! O SKAR Du warst doch garnicht beim Militär. Z AUBER Dafür kann ich doch nichts, ich hab Senkfüss und ein Herzklappenfehler. Aber Marianne ist gesund. (Stille) O SKAR Ist Marianne noch böse? 얍 Z AUBER Böse? Auf wen? O SKAR Auf mich. Z AUBER Woher soll ich das wissen, ob Marianne auf Dich böse ist? Bin ich der Bräutigam oder Du?! -- Oskar, glaub mir: Du bist zu gut zu ihr. Sie ist doch auch nur ein Weib, wenn sie auch meine Tochter ist. Sie ist genau, wie Ihre Mutter selig. Knapp vor der silbernen Hochzeit ist die mir weggestorben . Niemals die Autorität verlieren. Immer Grenzen wahren! O SKAR Ich kenne Marianne noch immer nicht. Siehst Du, ich habe ihre Schrift zu einem Graphologen gegeben. Der erste sagte, sie sei ein Vampyr, der zweite sie sei ein guter Kamerad und der dritte sagte ein Engel. Mit hausfräulichen Tugenden. Was soll man da zur Graphologie sagen? Z AUBER Das weiss ich nicht! Ich hab kan Graphologen gefragt, ich hab da ganz andere Mittel angewendet. O SKAR Ja, Du bist eine vitale Natur, aber ich bin sehr sensibel. Das Weib ist ein Sphinx. B
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Lesetext
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MorgenN ] UeberN ] BunserN ] B B
] dasN ] BGeschäftN ] B N] BMarianneN ] BweggestorbenN ] BAutoritätN ] BSchriftN ] BsieN ] BkanN ] BMittelN ] B N B
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M[i]|o|rgen [§]|U|eber (1) den (2) unser [O SKAR ] korrigiert aus: dass korrigiert aus: Geeschäft gestrichen: x korrigiert aus: Maranne
weggest[p]|o|rben Autori[r]|t|ät korrigiert aus: Schrif korrigiert aus: ssie vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: Mit[r] e l
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IN 221.000/11 – BS 37 c [7], Bl. 41
Fassung des ersten Bildes
K2/TS6 (Grundschicht)
Z AUBER Also machs gut, Kopf hoch, Sie wird ihn Dir nicht abbeissen! Ich muss mich jetzt um meine Schwerverwundeten kümmern! (er ruft) Marianne! Der Oskar ist da! M ARIANNE (kommt) (Stille) M ARIANNE Und? O SKAR Ich muss mit Dir reden. M ARIANNE Aber bitte nicht darüber -- über Dein gestriges Benehmen -O SKAR Ueber was für Benehmen? M ARIANNE Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es Du. Du sollst nicht immer so fragen, ich weiss garnicht was Du willst -- Du sollst mich nicht so ergründen wollen -- So komm rauf! O SKAR Ich bin so frei -- ( ab um die Ecke) B
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E RICH (tritt wieder auf den Balkon; räuspert sich; zu Marianne) Entschuldigens bitte! (er spuckt hinab) Das ist mein furchtbarer Rachenkatarrh . 얍 M ARIANNE Armer Mann. Wenn ich Zeit hätte, würde ich Sie bemitleiden. E RICH Danke, Fräulein Marianne. M ARIANNE Armer Mann! E RICH Nun, wann darf man gratulieren? M ARIANNE Zu was denn? E RICH Zur Verlobung. M ARIANNE Werden Sie bitte nur nicht sarkastisch. E RICH Ich weiss was ich mir schuldig bin, liebe Marianne! M ARIANNE Nur kein Du! E RICH Aber was! M ARIANNE Offiziell vor der Welt sind wir per Sie. E RICH Diese ewigen Formfragen! Lächerlich! Wie verlogen doch die Welt ist, wie grenzenlos verlogen! M ARIANNE Sie werden sie auch nicht ändern. E RICH Ich konstatiere ja nur. Ich vielleicht nicht. Sicher nicht. Aber vielleicht andere. Wenn ich jetzt mein Examen nicht besteh -- Man muss gegen diese Welt ankämpfen! B
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O SKAR ( kommt, grüsst) B
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O SKAR Ein Küsschen -M ARIAN Da! -- Au! Du sollst mich nicht immer beissen! B
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(er ruft)N ] reden.N ] BabN ] BRachenkatarrhN ] BsieN ] BgegenN ] Bkommt,N ] B N] BO SKAR f beissen!N ] BKüsschen --N ] B N] BM ARIAN N ] B B
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[(ab)] |(er ruft)| reden[?] |.| korrigiert aus: ab) korrigiert aus: Rachenkattarh korrigiert aus: Sie korrigiert aus: gege korrigiert aus: kommt) [E RICH (ab)] \O SKAR f beissen!/ korrigiert aus: Küsschen ’Absatz eingefügt
[(]|M |ARIAN
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 8
Fassung des ersten Bildes
K2/TS6 (Grundschicht)
Lesetext
O SKAR Ueber was habt Ihr jetzt gesprochen? M ARIAN Ueber nichts. E RICH Wir haben darüber gesprochen, dass der Herr Papa mich hinausschmeissen wollen, weil ich so unregelmässig bezahl. Ich bat Fräulein Marianne ein gutes Wort für mich einzulegen! Auf Wiedersehen! (ab) B
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O SKAR Du wirst kein gutes Wort einlegen, hörst Du? M ARIANNE Er ist ein armer Student. O SKAR Also ein geistiger Mensch. M ARIANNE Er möcht Richter werden und versteht auch vom Theater was. O SKAR Ich versteh doch auch was vom Theater. 얍 M ARIANNE Nicht so viel wie er. O SKAR Ich bin ja auch nur der Sohn eines Metzgermeisters. M ARIANNE Was soll denn das schon wieder? O SKAR Aber ich könnt kein Metzger sein. Selber schlachten: nie! Zusehen: ja. Ich bin ja so froh, dass ich Dich hab und dieses originelle Geschäft, es macht mir direkt Spass diese Zauberei -- ein altrenommiertes Haus. M ARIANNE Du sollst mich nicht immer beissen, hörst Du. O SKAR Ich vergesse es immer wieder. Böse? M ARIANNE Fang nur nicht wieder mit dem gestrigen an! Du weisst , dass ich diese Debatten nicht schätze! So über Gott red ich nicht gern! O SKAR Ich bin ein religiöser Mensch Marianne und nehme es ernst mit meiner Religion. Das ist bei uns schon Familientradition. Und ich hab es nicht gern , wenn ich da Schlamperein entdeck. M ARIANNE Glaubst Du, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Das schon. Aber Du gehst doch wenig in die Kirche. Und wenn wir einst Kinder haben -- ich will keine Atheisten grossziehen! M ARIANNE Man kann seine Kinder nur lenken, nicht erziehen! O SKAR Falsch! M ARIANNE Fängst Du wieder an! (Stille) M ARIANNE Die Kinder sind doch noch garnicht da -- Wer weiss -O SKAR Was weiss -M ARIANNE Ob ich überhaupt welche krieg? O SKAR Unglaublich ! Ich möchte in Deinen Kopf hineinsehen, Dir die Hirnschal herunterreissen und sehen, was Du denkst -M ARIANNE Aber Du kannst es nicht. O SKAR Leider! -- Man ist und bleibt allein. B
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hinausschmeissenN ] altrenommiertesN ] BweisstN ] BgernN ] BSchlampereinN ] BeinstN ] BdochN ] BwelcheN ] BUnglaublichN ] BherunterreissenN ] BM ARIANNE AberN ] BbleibtN ] B B
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korrigiert aus: hinauss[f] h meisse korrigiert aus: altrenomiertew
w[ir]|ei|sst korrigiert aus: ger korrigiert aus: Schlsmperein korrigiert aus: eins korrigiert aus: doh korrigiert aus: weöclche korrigiert aus: Unglaubich korrigiert aus: h runterreissen korrigiert aus: M ARIANNE Aber korrigiert aus: v[ö] b leibt
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 9
Fassung des ersten Bildes
Lesetext
A LFRED (kommt) Pardon! Pardon! Sind Sie das Frl Tochter des Herrn Zauberkönigs? M ARIANNE Ja . 얍 A LFRED Ich bin jener Herr, der gestern dieses Zimmer da per sofort gemietet hat. M ARIANNE Ich hab Sie jetzt garnicht kommen sehen. A LFRED Ich bin hinten herum. Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Alfred. O SKAR Vor- oder Familienname. A LFRED Vorname. M ARIANNE Freut mich -- Mein Bräutigam. A LFRED Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Braut -O SKAR Oh bitte! Sehr schmeichelhaft. A LFRED Ich pflege nicht zu schmeicheln. Was ich sage, ist die pure Wahrheit an sich. M ARIANNE Es ist gut, wenn er es manchmal hört, was er an mir hat, sonst vergisst er es noch -A LFRED Tatsächlich? O SKAR Aber Marianne! M ARIANNE Also jetzt gehen wir und lassen den Herrn allein -- Also: dann sehen wir uns morgen, Oskar? A LFRED Was ist morgen? (Stille) A LFRED Pardon! Ich will nicht indiskret sein. Das war jetzt nur so eine automatische Reaktion. M ARIANNE Ach, das können Sie schon wissen. Wir feiern morgen offiziell Verlobung. Und machen einen Ausflug. Kommen Sie mit? A LFRED Gerne. O SKAR (zu Marianne) Warum hast Du den jetzt gerufen? M ARIANNE Das weiss ich selber nicht! Aber jetzt geh schon bitte, geh! Ich muss dem Herrn das Bett überziehen! (ab) A LFRED (starrt in das Zimmer) M ARIANNE (aus dem Zimmer) Bleiben Sie bitte einen Augenblick draussen -- ich werd das Zimmer gleich herrichten -(Stille) A LFRED Warum kann ich denn nicht im Zimmer sein? 얍 M ARIANNE Ich weiss es nicht. (Stille) A LFRED (mit Taschenspiegel, steckt ihn wieder ein) Kann ich zum Frühstück zwei weiche Eier haben? M ARIANNE Natürlich. (Stille) B
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K2/TS6 (Grundschicht)
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JaN ] O SKAR f Vorname.N ] B N] BWahrheitN ] BTatsächlich?N ] B(aus f Zimmer)N ] BZimmerN ] BA LFRED N ] BTaschenspiegel,N ] BstecktN ] BzweiN ] B B
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korrigiert aus: ja \O SKAR f Vorname./ Absatz eingefügt korrigiert aus: Wahrhei
Tatsächlich[!]|?| \(aus f Zimmer)/ korrigiert aus: Zimme korrigiert aus: [LF ] |AL | LFRED korrigiert aus: Taschenspiegel) korrigiert aus: st ckt korrigiert aus: z ei
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 11
Fassung des ersten Bildes
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Lesetext
A LFRED Wer hat denn vor mir da gewohnt? M ARIANNE Ich. A LFRED Ah -- und warum ziehen Sie aus? M ARIANNE Wir müssen Geld verdienen. Das Haus hat mal uns gehört, jetzt nichtmehr. Und mit der Zauberei ist es auch nichtsmehr. Die Zauberei hat sich überlebt. Papa ist zwar der Erste. A LFRED Die Wirtschaftskrise. Es vergeht den Menschen die Lust am Zaubern. A LFRED Sie haben aber doch zwei Zimmer vermietet. M ARIANNE Aber die zahlen doch nichts. So jetzt bin ich fertig. A LFRED Kommen Sie einen Moment heraus. M ARIANNE Warum? A LFRED Bitte. M ARIANNE Nein. A LFRED Gut. (er wendet sich um) M ARIANNE (erscheint) Da bin ich. A LFRED Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich morgen früh warmes Wasser haben möchte und bitte mich um neun zu wecken. M ARIANNE (ab) A LFRED (lächelt siegesbewusst) B
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K2/TS6 (Grundschicht)
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R ITTMEISTER (kommt; er ist im Smoking) Ach, der neue Nachbar! (sie stellen sich vor) R ITTMEISTER Sie werden es hier sehr angenehm haben, ich stör Sie nicht. Von mir aus können Sie sich einen Harem heraufholen, Leben und Leben lassen. A LFRED Ein nettes Mädchen, diese Zauberkönigstochter -R ITTMEISTER Ein stilles Wasser. A LFRED Wollen Sie damit sagen, dass stille Wasser tief sind. 얍 R ITTMEISTER Möglich! Sagen Sie, woher kennen wir uns? A LFRED Ich kenne Sie. R ITTMEISTER Woher? A LFRED Von der Rennbahn. R ITTMEISTER Stimmt. Wir kennen uns vom Sehen. A LFRED Schon lang. R ITTMEISTER Schon lang. B
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L UISE (kommt) Alfred! A LFRED (stiert sie an) L UISE Alfred! Halt! Bleib! R ITTMEISTER Oh Pardon! (zieht sich diskret zurück) L UISE Alfred, Du wirst doch nicht -A LFRED Keinen Skandal bitte! L UISE Aber Alfred, Du wirst doch nicht wirklich fortziehen von mir -B
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5–7 7 7 7 7 30 39
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\Und f Zaubern./
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Und f Zaubern.N ] ] BA LFRED N ] BWirtschaftskrise.N ] BZaubern.N ] BR ITTMEISTER N ] BOhN ]
Absatz eingefügt korrigiert aus: A LFRS korrigiert aus: Wirtschaftskri korrigiert aus: Zaubern
[L U ] | R I |TTMEISTER korrigiert aus: Hoh
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 12
Fassung des ersten Bildes
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K2/TS6 (Grundschicht)
A LFRED Ich werde! Ich bin sogar schon! (ab) L UISE Alfred!! Alfred!! (sie erblickt den Zauberkönig, der das Skelett richtet in der Auslage, der Zauberkönig starrt sie an) L UISE (schreit unterdrückt auf) Jesus Maria ! DER Z AUBERKÖNIG (trommelt an die Glasscheiben -- in weiter Ferne ertönt wieder der Strausswalzer; das Skelett tanzt ) DER Z AUBERKÖNIG (kommt) Luise. Bist Du es oder bist Du es nicht? L UISE Ja. Ich bins. Z AUBERKÖNIG Ich kanns noch kaum glauben, ich hab nämlich gedacht, dass Du schon lange tot bist -L UISE Rede nicht vom Tod! Z AUBERK Ich muss doch. Lass Dich mal ansehen -- hm. Zwanzig Jahr. L UISE Und gleich erkannt. Z AUBERK Komisch. 얍 L UISE Wie gehts denn Deiner Frau? Z AUBERK Tot. Seit acht Jahren. L UISE Alles ist schon tot von unseren Bekannten -- Und hast Du Kinder? Z AUBERK Eine Tochter. L UISE Das freut mich für Dich. Das hätte ich Deiner Frau garnicht zugetraut. Z AUBERK Das kam direkt über Nacht. Nach achtjähriger Ehe wurde unser Bund erst gesegnet. Sie war sehr mager meine Frau. Nicht so stattlich wie Du. Eine stattliche Person. -- Damals hab ich meine Frau genommen, nicht Dich. L UISE Der Mensch denkt und Gott lenkt. Z AUBERK Ich wär mit Dir besser gefahren. L UISE Pfui! Z AUBERKÖNIG So geht das Leben dahin -- jetzt sind wir älter geworden, komm, wir wollen uns mal erinnern --- --- Erinnerst Du Dich noch an den Walzer? L UISE Ich hab manchmal von Dir geträumt -Z AUBERK So? L UISE Du warst in dem Fasching als Pierot , erinnerst Du Dich, und hast so wunderbar gezaubert -Z AUBERK Was nützt das? B
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Ende des ersten Bildes. 5 7 10 20 21 21 25 25 27 27–29 29 29 31 31
MariaN ] tanztN ] BIchN ] Bzugetraut.N ] BNachN ] BEheN ] BZ AUBERK IchN ] BDirN ] BZ AUBERKÖNIG N ] Bjetzt f geträumt --N ] B N] BL UISE N ] BPierotN ] BDuN ] B B
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korrigiert aus: Ma[r] i a korrigiert aus: tanztz
[Das]|Ich| korrigiert aus: zugetrau korrigiert aus: Nacht korrigiert aus: Ehe. korrigiert aus: Z AUBERK Ich korrigiert aus: D[i] r
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[O SKAR ] |Z AUBERKÖNIG | [L UISE (summt den Totenmarsch] |jetzt f geträumt --| Absatz eingefügt
\L UISE / gemeint ist: Pierrot korrigiert aus: du
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 13
Fragmentarische Fassung des I. Bildes
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K2/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
얍 I. D AME Wie originell! Das tanzende Skelett. Z AUBERK Meine Idee. D AME Der Tod als Reklame. Wo nehmen Sie nur all diese Ideen her? Z AUBER Talent! Naturtalent! D AME Ich habe neulich irgendwo gelesen, BdassN Sie das grösste auf dem Gebiete der Erneuerung der Scherzartikel und Illusionsapparate leisten – in irgendeinem Feuilleton habe ich das gelesen. Z AUBERK Im General-Anzeiger, bei der Innen-Politik, stand es. D AME Richtig. Apropos BPolitikN: vergessen Sie bitte nur ja nicht die Zinnsoldaten für Bubi – Z AUBERK Aber wieso denn! Sie können sich auf mich verlassen! Übermorgen haben Sie die Gesuchten – D AME 4 Schachteln Stürmende, und 8 Schachteln Fallende, 1 Schachterl Schwerverwundete. Aber sicher! Wenn Bubi sie nicht hat, wird er furchtbar schreien. Oh, er ist so rechthaberisch. Wir spielen immer Verbandplatz. Ja, das Kind – nein, dieses Skelett, zu putzig – Wissen Sie, seit mein Mann gestorben ist, ist das Kind mein alles. /Abbruch der Bearbeitung/
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dassN ] PolitikN ]
korrigiert aus: das (1) Innenpolitik (2) Politik
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IN 221.000/4 – BS 37 c [1], Bl. 1
Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat
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Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/87 – BS 38 i [2], Bl. 1
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Strukturplan in sieben Bildern
K3/E1
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Lesetext
Konfigurationsplan, Strukturplan in drei Szenen
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IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 10
Konfigurationsplan, Strukturplan in drei Szenen
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K3/E2–E3
Lesetext
Konfigurationsplan zum VI. Bild, Dialogskizze zum VII. Bild
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IN 221.000/89 – BS 38 i [4], Bl. 2
Konfigurationsplan zum VI. Bild, Dialogskizze zum VII. Bild
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K3/E4–E5
Lesetext
Konfigurationsplan zum 6. Bild, Dialogskizze zum 7. Bild
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IN 221.000/89 – BS 38 i [4], Bl. 1
Konfigurationsplan zum 6. Bild, Dialogskizze zum 7. Bild
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K3/E6–E7
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/73 – BS 38 h [1], Bl. 1
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Strukturplan in sieben Bildern
K3/E8
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Lesetext
Notizen, Konfigurationspläne und Dialogskizze
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IN 221.000/75 – BS 38 h [3], Bl. 2
Notizen, Konfigurationspläne und Dialogskizze
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K3/E9–E12
Lesetext
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Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 L UISE Weisst Du wer draussen steht? Mariann. H OFRAT Nur keine Aufregung, nur keine Aufregung – der B2.N Schlaganfall und ich bin hin. 5
M AR (kommt) H OFRAT Ich mache Dich darauf aufmerksam, dass ich mit einem Bein immer im Grab steh, wenn ich mich aufreg, und es trifft mich wieder der Schlag, dann bin ich hin. M AR Ich bin nicht gekommen, um Dich aufzuregen.
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× B N
2 12
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2.N ] ]
B N
[{ }]|2.| [M AR Papa]
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IN 221.000/76 – BS 38 h [4], Bl. 1
Konfigurationspläne und Dialogskizzen, Strukturplan
226
IN 221.000/75 – BS 38 h [3], Bl. 1
Konfigurationspläne und Dialogskizzen, Strukturplan
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K3/E13–E15
Lesetext
228
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 B BE r s t e sN B i l d.N
IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 3
Es wird dunkel im Zuschauerraum und die Kapelle intoniert den Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald “ von Johann Strauss. Dann hebt sich der Vorhang und man sieht, als wohnte man selbst im letzten Stock, die Dächer und die Türme der schönen Stadt Wien. Im Vordergrunde links der grosse Balkon des Herrn Hofrat. Mit zwei Türen in zwei Zimmer. Rechts etwas im Hintergrunde um eine Idee höher ein kleiner Balkon vor -- man erkennt noch den kleinen Balkon vor dem Zimdem möblierten Zimmer mer des Herrn Rittmeisters in der Reserve. Ein Schornsteinfeger steht auf dem Dache und obliegt seinen Pflichten. Der Rittmeister tritt auf den Balkon und rasiert sich vor einem kleinen Spiegel an der Türe. Jetzt kommt Marianne und begiesst die Blumen. Der Rittmeister hat sich nun bereits rasiert, er grüsst Marianne, diese dankt, der Hofrat verschwindet in der einen Türe. Auch der Schornsteinfeger ist nichtmehr zu sehen. Und auch mit dem Walzer ist es nun vorbei. R ITTM und M ARIANNE grüssen sich. H OFRAT ( in der Türe) Marianne! M AR Papa? H OF Wo stecken meine Sockenhalter ? M ARIANNE Welche? Die rosa oder die beige ? H OFRAT Ich hab doch nurmehr die rosa. M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. B
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NN B N
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1 1 4 6 6 7–8
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E r s t e sN ] E r s t e s B i l d.N ] BWald N ] BschönenN ] B N] Bder f Zimmer.N ]
7–8 8–9
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Mit f Zimmer.N ] etwas f ZimmerN ]
möblierten ZimmerN ] ] B N] B N
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Und N ] und f sich.N ]
18–230,2 BH OFRAT f (Stille)N ] BinN ] 18 BM AR Papa?N ] 19 20 20 21 21 22 23
SockenhalterN ] Sockenhalter?N ] BWelche?N ] BbeigeN ] BIch f rosa.N ] BIm f hinten.N ] B B
N
[ E ]| E | r s t e s [E r s t e s B i l d.]| E r s t e s B i l d.| [Wald]|Wald| \schönen/ [Links im Vordergrunde] (1) die Wohnung des Herrn Hofrat. [[Drei]|Zwei| Türen [münden]|führen|] auf [einen] |den| \grossen/ Balkon. (2) \der f Zimmer./ [Mit zwei Türen\./ [vor zwei]] |Mit f Zimmer.| [ein etwas höheres Haus daneben] [|etwas|] |etwas im Hintergrunde [die Fassade eines B] |um f Zimmer|| [Zimmer] |möblierten Zimmer| gestrichen: Eintragung fremder Hand (Berliner Bearbeitung): möblierten Zi [Jetzt tritt der Hofrat im Schlafrock auf seinen Balkon und geh\t/ auf und ab, verschwindet in der ersten Türe, kommt bei der zweiten wieder verschwindet in der dritten, kommt in der ersten wieder -- sein Verdauungsspaziergang.] korrigiert aus: DUnd [(grsst) Habe die Ehre, Fräulein Marianne! M ARIANNE Guten Tag, Herr Rittmeister!] |und f sich.| \H OFRAT f (Stille)/ [I]|i|n \M AR Papa? [H OF ]/ [Hosenträger] |Sockenhalter| korrigiert aus: Sockenhalter [Welche?] [|Deine Sock|] korrigiert aus: baige [Die rosa.] |Ich f rosa.| [Die hängen im Klosett.] |Im f hinten.|
229
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
H OFRAT Links oben rechts hinten ? Eine Wirtschaft ist das – (ab) (Stille) B
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R ITT Immer fleissig, Fräulein Mariann! Immer emsig! M AR Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. (Stille) R ITTMEISTER Wollen Sie mir das Däumchen halten? M AR Gerne, Herr Rittmeister. R ITT Ich habe nämlich eine Erfindung gemacht, von der ich mir etwas verspreche. Es ist das ein Scherzartikel. Aber etwas ganz Neuartiges. B
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얍 R ITT Haben Sie BzuvorN den BKaminkehrerN gesehen? M ARIAN Nein. R ITT Schad! Das bringt nämlich Glück. M AR B N Ich könnt es brauchen. R ITT Wieso? B M AR Glauben Sie daran? R ITT An was? M AR An den BKaminkehrer.N N
IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 4
B N
H OFRAT (im Schlafrock mit Schnurrbartbinde ; hat in der Türe gelauscht) Marianne! B
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B
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1 3 4 4 5 6 7
B
[Wie kommen meine Hosenträger ins Klosett] |Links f hinten|
B N
gestrichen: \R ITT /
8 8–9
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8 10 10–11
12 13 13 16 18–20 20 21 22 22 22
Links f hintenN ] ] Bfleissig f Mariann!N ] BImmer emsig!N ] Bnicht f Rittmeister.N ] B N] B(Stille)N ]
R ITTMEISTER N ] Wollen f Rittmeister.N ]
fleissig[.]|,| \Fräulein Mariann!/ Immer [arbeiten.][|fleissig|] |emsig|[.]|!| [Unglaublich!] nicht[.]|,| \Herr Rittmeister./ [\Wer muss heutzutag nicht arbeiten?/] [M AR Sie werden doch auch arbeiten müssen, Herr Rittmeister. R ITT Leider. Leider, Fräulein Marianne. Ich [habe] |vertret [mit]| jetzt eine Generalvertretung \Spielwarenfabrik./ übernommen. Scherzartikel. Ein interessantes Gebiet. Die Fabrik steht in Nürnberg.] |(Stille)| eingefügt
[Und ich hoffe jetzt, einen grossen Coup -- unberufen!] |Wollen f Rittmeister.| Bdas DäumchenN ] (1) den Daumen (2) \das Däumchen/ BR ITT N ] \R ITT / Bnämlich f Neuartiges.N ] (1) nämlich \was erfunden./ [e]|E|inen Scherzartikel\./ [erfunden], \und/ \ich versprech mir viel davon./ [i]|I|n den nächsten Tagen bekomme ich Bescheid, ob ihn nicht schon ein anderer vor mir erfunden hat. -(2) \nämlich f Neuartiges./ B N] [M AR Hoffentlich nicht.] BzuvorN ] \zuvor/ BKaminkehrerN ] [Schornsteinfeger] |Kaminkehrer| B N] [\[{}] |Das Glück|/] BM AR f Kaminkehrer.N ] \M AR f Kaminkehrer./ BKaminkehrer.N ] [Schornsteinfeger.] |Kaminkehrer.| B N] [\R ITT Man klammert sich \halt/ an alles./] B(im f SchnurrbartbindeN ] \(im f Schnurrbartbinde/ BSchlafrock f SchnurrbartbindeN ] korrigiert aus: Schlafrock[)]|mit Schnurrbartbinde| BSchnurrbartbinde; hatN ] korrigiert aus: Schnurrbartbinde hat B
230
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
M AR Papa? R ITT Habe die Ehre, Herr Hofrat! H OFRAT Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: Wo stecken meine Sockenhalter? M AR Wo sie immer stecken. H OFR Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Kind an -- Wo meine Soksich! Herzig! Also direkt herzig! Zum leiblichen Vater! kenhalter immer stecken, dort stecken sie nicht! M ARIAN Dann stecken sie in der Kommod. H OFR Nein. M ARIAN Dann im Nachtkastl. H OFR Nein. Also das ist ein öffentlicher Skandal! M ARIAN Dann bei Deinen Unterhosen . H OFR Nein! M ARIAN Dann weiss ich es nicht! H OFRAT Ich frage zum allerletzten Male: wo stecken meine Sockenhalter?! Ein Skandal ist das! Einmal möcht man ins Cafe und dann hat meine Sockenhalter die Erde verschluckt! Meine Sockenhalter, meine Sockenhalter! Tot oder lebendig! Jetzt schau aber, dass Du sie herbringst, tot oder lebendig! Ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf! (er trampelt) M AR (ab) (Stille) B
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Lesetext
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Zum f Mal:N ] steckenN ] B N] BAntwort f aus!N ] BEinen f herzig!N ] B
B
Also direktN ] leiblichen Vater!N ]
] -- WoN ] B N] BNein.N ] B N] BNein.N ] BAlso f Skandal!N ] BDeinen UnterhosenN ] B N] BNein!N ] Bnicht!N ] BallerletztenN ] BSockenhalter?!N ] BmanN ] Bhat meineN ] Bdie f verschluckt!N ] BMeine f lebendig!N ] BJetzt f lebendig!N ] BIch f trampelt)N ] Btrampelt)N ] B N B
NN
\Zum f Mal:/ s[ind]|tecken| [denn] Antwort[!]|,| [Unglaublich!] |bitt f aus!| (1) Da stürzt ja die Welt zu[sammen! Frechheit!] (2) \Einen f herzig!/ [Da muss man schon sagen:] |Also direkt| (1) leiblichen Vater! (2) [\eigenen Erzeuger! { }/] [Einen Ton hat dieses Mädchen sich angewöhnt, aber nur mir gegenüber] korrigiert aus: --Wo [\Fix! Nur fix!/] [Auch nicht][.]|Nein.| [({ })] Nein[.][|!|]|.| \Also f Skandal!/ korrigiert aus: DeinenUnterhosen [\({leise})/] [|({brüllt})|] Nein[.]|!| nicht[.]|!| \aller/letzten Sockenhalter[?]|?!| [ich] |man| [sind die] |hat meine| [verschwunden!] |die f verschluckt!| \Meine f lebendig!/ [Jetzt f lebendig!] \Ich f trampelt)/ [trampelt)] |trampelt)|
231
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
R ITT Herr Hofrat. Darf ich Ihnen meine Sockenhalter leihen? Ich trag nämlich Strumpfbänder, neuerdings. H OFRAT Zu gütig! Küssdiehand! Aber Ordnung muss sein! Marianne muss und muss sie finden. Sie wird sie schon finden. Sie muss, muss, muss. (er riecht an den Blumen und geniesst den Duft) 얍 H OFRAT (riecht an einer Blume) (Stille) R ITT Es wird Frühling, Herr Hofrat. H OFR Na also! Endlich! Wir haben doch schon Ende Mai! Selbst das Wetter ist verrückt geworden. R ITT Das sind wir alle. H OFR Ich nicht. Ich habe mich pensionieren lassen, obwohl ich noch arbeiten könnt! Aber für diesen Staat, nein – non possumus! Lieber schränk ich mich ein, ich nehm mir kein Mädel, ich hab ja auch meine Tochter und Zimmer vermiet ich auch. -- und sie wird mal, wenns Gott mir vergönnt , gut heiraten. R ITT Ich kann von meiner Pension leider nicht leben, wenn der Krieg noch länger gedauert hätt, wär ich Rittmeister geworden, dann ja -H OFR Ich dachte, Sie wären Rittmeister -R ITT Pardon! Man nennt mich nur so. Ich bin ja eigentlich nur Leutnant. Aber was soll ich mich mit den Leuten herumstreiten ? Sie nennen mich so und sind glücklich dabei! Das Volk erhöht einen immer, um vor einem im Staube herumkriechen zu können. B
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Lesetext
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2 3 3 3–4
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Strumpfbänder,N ] ] BmussN ] Bund f muss.N ]
4 4–5 6 8
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9 9
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13 14–15 15 15 19 19
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B
B N
muss sieN ] (er f Duft)N ] BH OFRAT f Blume)N ] BEs f Hofrat.N ] B
B
B
Na also!N ] Wir f Mai!N ] geworden.N ] sindN ]
– non possumus!N ] und f auch.N ] Bmir vergönntN ] B N] BPardon!N ] BAberN ] B
B
herumstreitenN ] Das f können.N ]
Strumpfbänder[.]|,| [Dankeschön!] [wird] |muss| (1) sie [schon] finden und wenn sie bis [zum abend suchen muss!] (2) \und f muss./ korrigiert aus: muss, [muss, muss sie] sie \(er f Duft)/ \H OFRAT f Blume)/ (1) Es f Hofrat. (2) [\Jetzt kommen wieder die Blumen. H OFRAT Die riechen aber nach nichts. Die sehen bloss hübsch aus. Niedlich. R ITT Blumen im Fenster stimmen mich immer wehmütig, Herr Hofrat./] \Na also!/ (1) Es war auch an der Zeit. (2) \Wir f Mai!/ korrigiert aus: geworden, \(/es passt sich der Zeit an!\)/ (1) \(/tun\)/ (2) \sind/ [das kann man von mir nicht verlangen.] |– non possumus!| \und f auch./ [will] |mir vergönnt| [Und wenn ichs noch erleb, dass sich die Zeit wieder ändert, vielleicht --] [\Ach so!/] |Pardon!| (1) Aber (2) [\Und was/] korrigiert aus: herumstrreiten \Das f können./
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 5
Fassung des ersten Bildes
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Lesetext
E RICH Jus. Ich war { }. Arbeitsrecht. Interessantes Gebiet. Ich denke mal, Syndikus zu werden. In der Industrie. H OFR Sie kommen doch aus Dessau. E RICH Nein, ich bin aus Kassel. H OFRAT Kassel und Dessau – die verwechsle ich immer. H OFR Man könnt ein Menschenfeind werden, direkt. R ITT Ich bin ihnen ja nicht bös, dass Sie Schluss gemacht haben mit dem Krieg, ich kann ja verstehen, er hat schon eh zu lang gedauert -H OFR Vierzehn Tag, wenn der Krieg länger gedauert hätt, hätten wir gesiegt. R ITT Sicher. (Stille) E RICH (kommt) Verzeihen , Herr Hofrat! Sie werden doch nichts dagegen haben, wenn ich mir gestatte, hier zu schiessen? H OFRAT Was wollen Sie? E RICH Schiessen. Nach der Scheibe in dem Zimmer. Wir haben morgen in unserem Wehrverband ein Preisschiessen und da möchte ich mich etwas einschiessen. H OFRAT Natürlich! Sehr richtig! Die Jugend soll das schiessen nicht verlernen – Herr Rittmeister! Darf ich Ihnen vorstellen, mein Zimmerherr Herr Studiosus Erich – R ITT Ich hatte bereits die Ehre. E RICH Ich auch. (er schiesst) R ITT Lassen Sie sich nur nicht aufhalten! (ab) E RICH (schiesst) H OFRAT Lassen Sie mich auch mal, bitte! (er legt an) Habt acht! Feuer! B B
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K3/TS2 (Korrekturschicht)
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O SKAR (kommt) Habe die Ehre, Herr Hofrat! H OFRAT Ah, mein lieber Oskar! Und schon wieder mit Blumen! Da wird sich aber Marianne freuen! Aufmerksam, sehr aufmerksam! (zu Erich) Entschuldigen Sie mich, ich hab Besuch! B
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E RICH f immer.N ] E RICH N ] B N] BE RICH N ] BH OFRAT N ] BTag,N ] Bder KriegN ] BE RICH f Feuer!N ] B N] BSie f schiessen?N ]
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1–5 1 1 4 5 9 9 12–23 12 12–13
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\E RICH f immer./
B
eingefügt
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23 24 25 27 27–28 28
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] Ich f schiesst)N ]
(er f an)N ] ] BHabe f Ehre,N ] B(zu Erich)N ] BEntschuldigen f Besuch!N ] B N] B N
[\Es bietet/] eingefügt eingefügt
Tag[.]|,| [er] |der Krieg| \E RICH f Feuer!/ [Sie] (1) Darf ich hier etwas schiessen? (2) \Sie f schiessen?/ [{ }] (1) [Wir kennen uns schon!] E RICH Ja. Ich hatte bereits die Ehre. (2) \Ich f schiesst)/ \(er f an)/ gestrichen: \O SKAR (kommt)/ [Habe f Ehre,] [|Mahlzeit,|] \(zu Erich)/ [Entschuldigen f Besuch!] [Herr Rittmeister,]
233
N B
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RICH (schiesst während folgender Szene) Oh, bitte. Ich werde mir das hernach wieder gestatten. H OFRAT (steckt die Blumen in eine Vase) O SKAR Wo ist Marianne? H OFRAT Sie sucht meine Sockenhalter. Soll ich sie gleich rufen? Du kommst natürlich vor meinen Sockenhaltern. O SKAR Zu gütig, Papa! 얍 O SKAR Eine Gewissensfrage: ist Marianne noch böse? H OFRAT Böse? Auf was denn? O SKAR Auf mich. (Schuss) H OFRAT Auf Dich? Na das wäre ja noch schöner! O SKAR Willst Du nichtmal mit ihr sprechen? H OFRAT Oskar! Ich spreche jetzt als Mann zum Mann. Bist Du der Bräutigam oder ich? Ich möcht jetzt von einem höheren Standpunkt aus sprechen, im Hinblick auf die Zukunft. Du bist zu gut zu ihr. O SKAR Vielleicht -H OFRAT Sicher. Sie ist doch auch nur ein Weib, genau wie ihre Mutter selig. Vertrau Dich mir an: sie wächst sich auf ihre Mutter selig hinaus! Abstand wahren! Autorität! Nicht die Zügel aus der Hand lassen! O SKAR Ja, Du hast halt Erfahrung – H OFRAT Die hab ich, weiss Gott! Was ich auszustehen gehabt, während meiner 24jährigen Ehe oft bin ich ins Ministerium und hab garnicht gewusst, was ich für einen Akt bearbeit! – na Gott hab sie selig! O SKAR Ich wandte mich an einen Graphologen. H OFRAT Grapholog her, Grapholog hin! Kopf hoch! Daumen runter! Nero! Ave Caesar, morituri te salutant! B
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 6
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E RICH f gestatten.N ] (schiesst f Szene)N ] BSoll f rufen?N ]
5–7
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7 11 12 17 18 18–19 19 21–25 23–24 25 25 26 26–27 28
B
B
Du f Papa!N ]
Papa!N ] (Schuss)N ] BDich?N ] B N] B N] BVertrau f an:N ] BsieN ] BO SKAR f Graphologen.N ] Boft f bearbeit!N ] BO SKAR f Graphologen.N ] B N] BH OFRAT f hin!N ] BDaumen f salutant!N ] B N] B
[R ITT Bitte, Herr Hofrat! Aber bitte sehr, (ab)] |E RICH f gestatten.| [(zieht sich zurück)] |(schiesst f Szene)| (1) Ich werde sie aber gleich rufen -(2) \Soll f rufen?/ (1) || O SKAR Nein, nicht -- bitte. H OFRAT Na [haben Sie denn?] |was hat man denn?| (2) \Du f Papa!/ [Herr Hofrat.] |Papa!| \(Schuss)/ [Sie.]|Dich?| [\(Graphologie)/] [\Nur/ [N]|n|iemals die Autorität verlieren!] [\Glaub es mir:/] |Vertrau f an:| [S]|s|ie \O SKAR f Graphologen./ \oft f bearbeit!/ korrigiert aus: [O SKAR f Graphologen.] [\Gra/] [Also nur] |H OFRAT f hin!| [-- Marianne! Marianne!] |Daumen f salutant!| [M AR (kommt) grüsst Oskar) H OFRAT Der Oskar ist da!]
234
IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 6
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
M AR Hier hab ich jetzt Deine Sockenhalter. H OFRAT Na also! Brav, mein Kind, brav! (er zieht sie an) Der Oskar ist da! M AR Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen. Ich hab jetzt die ganze Wäsche durchsuchen müssen. H OFR Na sowas! Jetzt geht es ins Cafè. Auf Wiedersehen, Kinder! (ab) (Stille) B
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Lesetext
N B
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O SKAR Darf ich Dir diese Bonbons – M AR Danke. O SKAR Willst Du keines essen? Die im Goldpapier sind mit Likör gefüllt – M AR (isst eins) O SKAR Marianne. Ich muss mit Dir reden. M AR Was willst Du denn schon wieder reden? O SKAR Wenn Du mir so kommst, kann ich nicht reden. (Stille) O SKAR Ich muss aber mit Dir reden – (Stille) O SK Und ich kann nicht reden – (Stille) O SKAR Marianne, ich glaub, wir reden aneinander vorbei – M AR (unterbricht ihn ) Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es Du. Du 얍 sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte -- Nein, ich kann jetzt nichtsmehr hören -- Nein, ich bin Dir garnicht bös – Du bringst mich durchB
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B B
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B
1 2
B
2 3–5
B
5 5 5 7 8
B
B
B
Hier f Sockenhalter.N ] Na f an)N ] ist da!N ] M AR f (ab)N ]
Na sowas!N ] Jetzt f Cafè.N ] BKinder!N ] B N] BDarf f Bonbons –N ] B
N
[Ich kann Deine Sockenhalter nirgends finden.] |Hier f Sockenhalter.| (1) Dann geh ich eben ohne Sockenhalter ins Cafe! (2) \Na f an)/ [geht vor!]|ist da!| (1) Sei lieb und artig, mein Kind! -- Höpp! Jetzt sowas! Jetzt hätt ich Dir fas unrecht getan, Kind, ich hab ja die Sockenhalter an! Also: Kopf hoch[! Autorität!] |, Nero!| [(ab)] |(er kneift sie in die Wange und ab)| [O SKAR Auf Wiedersehen, Papa!] (2) \M AR f (ab)/ [Das kann doch {vorkommen} –] [|So|]|Na sowas\!/[:]| [\Ich geh jetzt ins/] [|Also ich geh jetzt ins Cafè.|] |Jetzt f Cafè.| [Oskar! Marianne! Brav, brav!] |Kinder!| [M AR Und?] (1) Siehst Du meine Blumen nicht? (2) \Darf f Bonbons –/ \O SKAR f eins)/ korrigiert aus: wieder[?]|reden?| [Ich] |Wenn f kommst,| \ich/ (1) \(/Ich werd in Deiner Gegenwart so unsicher. Ich glaube, Du hassest mich. Du wünscht Dir, dass ich die Pest kriegen\)/ (2) \(Stille f vorbei –/
10–11 13 14 14 15–20
B
16 16 18 20 20 21 21 23
B
eingefügt
B
[möcht]|muss| [M AR ]|O SK | korrigiert aus: \Marianne,/ Ich gestrichen: -\(unterbricht ihn)/ korrigiert aus: sie \Nein f bös –/
O SKAR f eins)N ] wieder reden?N ] BWenn f kommst,N ] BichN ] B(Stille f vorbei –N ] B
O SKAR N ] mussN ] BO SK N ] BMarianne, ichN ] B N] B(unterbricht ihn)N ] BihnN ] BNein f bös –N ]
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 7
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
einander, Du machst aus mir einen schlechten Menschen, Oskar -- -- Manchmal glaub ich, er will sich durch mich an meinem Mutterl selig rächen – Lass mich bitte 5 Minuten allein. (Kussszene) O SKAR Böse? (Stille) M AR Willst Du mir einen Gefallen tun? O SKAR Jeden. M AR Spiel ein bisschen Klavier. Ich hab schon so lang keine Musik mehr gehört. O SKAR Bitte! (er zieht sich die Handschuhe aus) Du willst mich los werden? M AR Aber nie, nie, nie! O SKAR Bitte! (ab) B
B
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5
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N B
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M AR (allein; reisst Blumen ab und wirft sie auf die Strasse)
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E RICH (kommt mit dem Gewehr) Wer spielt denn da? M AR Er. E RICH Der Herr Bräutigam persönlich! M AR Wer denn sonst? Fragens doch nicht so intelligent! (Stille) E RICH (horcht) Das ist Schumann. Wann darf man denn gratulieren? 얍 M ARIANNE Zu was denn? E RICH Zur Verlobung. M ARIANNE Werden Sie bitte nur nicht sarkastisch. E RICH Ich weiss was ich mir schuldig bin, liebe Marianne! M ARIANNE Wir sind per Sie. B
N
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18 19 19 19 21 21
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B N
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B
durchN ] michN ] B N] BO SKAR N ] BBöse? f Strasse)N ] BJeden.N ] BWer f da?N ] B
Der f persönlich!N ] ] BFragensN ] Bintelligent!N ] B(horcht) f Schumann.N ] BWann f gratulieren?N ] B N
]
Wir sindN ]
N
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 8
N
Manchmal f Kussszene)N ]
2 2 4 5 5–14 8 16
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B N B
1–4
N
(1) Bitte, lass mich jetzt hier heraussen. Geh hinein und spiel Klavier,
Bitte -\O SKAR Ein Küsschen – (das Beissen-Motiv)/ O SKAR (ab) (spielt die Träumerei von Schumann) (2) \Manchmal f Kussszene)/ [an] |durch| mi[r]|ch| gestrichen: \(Seite 3 und 4)/ eingefügt
\Böse? f Strasse)/ [Gerne!] |Jeden.| (1) [Ich hab meine Patronen vergessen -- Wer spielt denn da?] (2) \Wer f da?/ [Oskar?] |Der f persönlich!| [Ja.] Frag\ens/ [dumm!] [|blöd|] [|dumm|] |intelligent!| [\Paganini./] |(horcht) f Schumann.| 얍 korrigiert aus: M ARIANNE [Armer Mann! Wenn ich Zeit hätte, würde ich Sie bemitleiden \dauern. Und pflegen./ E RICH Danke, Fräulein Marianne. M ARIANNE Armer Mann! E RICH Nur, wann darf man gratulieren?] |Wann f gratulieren?| [Nur kein Du! E RICH Aber was! M ARIANNE Offiziell vor der Welt] !sind"![w]|W|ir"
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 8
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RICH Wie verlogen doch die Welt ist, wie grenzenlos verlogen! M ARIANNE Sie werden sie auch nicht ändern. E RICH Wenn, dann nur mit Feuer und Schwert. Ich allein nicht. Aber viele solche, wie ich, ja! Vielleicht werde ich dazu mal Gelegenheit haben. Wenn ich jetzt mein Examen nicht besteh -- Man muss gegen diese Welt ankämpfen! Unser Unglück ist unsere schlechte Rasse. B N
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O SKAR ( kommt, grüsst) O SKAR Ein Küsschen! M ARIAN Da! -- Au! Du sollst mich nicht immer beissen! O SKAR Ueber was habt Ihr jetzt gesprochen? M ARIAN Ueber nichts. B
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O SKAR Du wirst kein gutes Wort einlegen, hörst Du? M ARIANNE Er ist ein armer Student. O SKAR Was studiert er denn? M ARIANNE Jus. Und nebenbei Naturwissenschaft. O SKAR Ein geistiger Mensch! M ARIANNE Setz ihn nicht immer herab! Du hast Dir neuerdings so eine merkwürdige Verachtung des Geistes angewöhnt. O SKAR Ich halte nicht viel vom Geist. Ich bin metaphysisch gebunden. M ARIANNE Glaubst Du, er ist ein reiner Verstandesmensch! Du glaubst immer nur, dass Du der einzige bist, der kein Verstandesmensch ist. Er möcht Richter werden und versteht auch vom Theater was. O SKAR Ich versteh doch auch was vom Theater. 얍 M ARIANNE Nicht so viel wie er. O SKAR Ich bin ja auch nur der Sohn eines Metzgermeisters. M ARIANNE Was soll denn das schon wieder? B
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B
20
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NN
B
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N
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1 3–4
B N
[Diese ewigen Formfragen! Lächerlich!]
B
] Wenn f haben.N ]
(1) Ich konstatiere ja nur. Ich vielleicht nicht. Sicher nicht. Aber viel-
leicht andere. (2) \Wenn f haben./
3–4 3 3 5 5–6 8 9 9 13
B
17–18 18 19 19 20–24 23
B
Ich f ja!N ] alleinN ] BvieleN ] BgegenN ] BUnser f Rasse.N ] Bkommt,N ] BKüsschen!N ] B N] B N] B
O SKAR f Naturwissenschaft.N ] Und f Naturwissenschaft.N ] BEinN ] BMensch!N ] BSetz f ist.N ] BM ARIANNE N ] B
\Ich f ja!/ \allein/ [{vie}] |viele| korrigiert aus: gege \Unser f Rasse./ korrigiert aus: kommt) korrigiert aus: Küsschen ’Absatz eingefügt
[E RICH Wir haben darüber gesprochen, dass der Herr Papa mich hinausshmeisse wollen, weil ich so unregelmässig [bezahl.] |{so} Aftermieter bin. In Bezug Bezahlung.| \Und/ Ich bat Fräulein Marianne ein gutes Wort für mich einzulegen! Auf Wiedersehen! (ab)] \O SKAR f Naturwissenschaft./ [Aber sein Herz] |Und f Naturwissenschaft.| [Also] [e]|E|in Mensch[.]|!| \Setz f ist./ eingefügt
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 9
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
O SKAR Aber ich könnt kein Metzger sein. Selber schlachten: nie! Zusehen: ja. Ich bin ja so froh, dass ich Dich hab , aber Du siehst in mir nur den Metzgermeistersohn, nicht den angehenden Orgelbauer , den Konservatoriumsstudenten – M ARIANNE Du sollst mich nicht immer beissen, hörst Du. O SKAR Ich vergesse es immer wieder. Böse? M ARIANNE Fang nur nicht wieder mit dem gestrigen an! Du weisst, dass ich diese Debatten nicht schätze! So über Gott red ich nicht gern! O SKAR Ich bin ein religiöser Mensch Marianne und nehme es ernst mit meiner Religion. Das ist bei uns schon Familientradition. Und ich hab es nicht gern wenn ich da Schlamperein entdeck. M ARIANNE Glaubst Du, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Das schon. Aber Du gehst doch wenig in die Kirche. Und wenn wir einst Kinder haben -- ich will keine Atheisten grossziehen! M ARIANNE Man kann seine Kinder nur lenken, nicht erziehen! O SKAR Falsch! M ARIANNE Fängst Du wieder an! (Stille) M ARIANNE Die Kinder sind doch noch garnicht da -- Wer weiss -O SKAR Was weiss -M ARIANNE Ob ich überhaupt welche krieg? O SKAR Unglaublich ! Ich möchte in Deinen Kopf hineinsehen, Dir die Hirnschal herunterreissen und sehen, was Du denkst -M ARIANNE Aber Du kannst es nicht. O SKAR -- Man ist und bleibt allein. B
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A LFRED (kommt) Pardon! Sind Sie das Frl Tochter des Herrn Hofrat? M ARIANNE Ja . 얍 A LFRED Ich bin jener Herr, der heut Vormittag dieses Zimmer da per sofort gemietet hat. (Stille) B N
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dass f habN ] [dass f hab] hab,N ] hab\,/ Baber f Konservatoriumsstudenten –N ] [und dieses originelle Geschäft, es macht mir direkt Spass diese Zauberei -- ein altrenomiertew Haus.] |aber f Konservatoriumsstudenten –| BOrgelbauerN ] (1) Pianisten (2) \Orgelbauer/ BgernN ] korrigiert aus: ger BSchlampereinN ] korrigiert aus: Schlsmperein BeinstN ] korrigiert aus: eins BdochN ] korrigiert aus: doh BwelcheN ] korrigiert aus: weöclche BUnglaublichN ] korrigiert aus: Unglaubich BherunterreissenN ] korrigiert aus: h runterreissen BM ARIANNE AberN ] korrigiert aus: M ARIANNE Aber B N] [Leider!] BbleibtN ] korrigiert aus: vbleibt B N] [Pardon!] BHofrat?N ] [Zauberkönigs?] |Hofrat?| BJaN ] korrigiert aus: ja Bheut VormittagN ] [gestern] |heut Vormittag| B(Stille)N ] \(Stille)/ B B
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 10
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
M ARIANNE Wie kommen Sie hier herein. Ich hab Sie jetzt garnicht kommen sehen. A LFRED Durch die Tür. Ein Herr hat mir geöffnet. Ein grosser , blonder Herr. O SKAR Das war Dein geistiger Mensch. Aber gar so gross ist er nicht. A LFRED Etwas grösser als Sie. O SKAR Etwas. A LFRED Und etwas kleiner als ich. O SKAR Kaum. (Stille) A LFRED Gestatten: (er sucht eine Visitenkarte) Das bin ich. M AR (liest) O SKAR Ein unangenehmer Mensch. M ARIANNE Freut mich -- Mein Bräutigam. A LFRED Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Braut -O SKAR (steif) B
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A LFRED Ich pflege nicht zu schmeicheln. Was ich sage, ist die pure Wahrheit an sich. Ich beneide Ihren Bräutigam um Sie. M ARIANNE Pfui! A LFRED Aber das war doch nur ein harmloses Kompliment. (Stille) M ARIANNE Es ist gut, wenn Du es manchmal hörst , was Du an mir hast , sonst vergisst Du es noch -A LFRED Tatsächlich? O SKAR Aber Marianne! B
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Wie f herein.N ] Durch f Tür.N ] BEin f Mensch.N ] B B
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grosserN ] ] B N] BDas f nicht.N ] Bwar f nicht.N ] B N] B N] BDas f ich.N ] B N] BO SKAR f Mensch.N ] B N
(steif)N ] ] BWahrheitN ] BIch f Sie.N ] B N
M ARIANNE f (Stille)N ] DuN ] BhörstN ] BDuN ] BhastN ] BDuN ] B
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\Wie f herein./ \Durch f Tür./ (1) Ich bin hinten herum. Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Alfred. O SKAR Vor oder Familienname. A LFRED Vorname. (2) \Ein f Mensch./ [junger] |grosser| [schon] [Ein Grosser.] [Gross] |Das f nicht.| [ist jener. Der geistige Mensch. Aber gross ist der nicht.] |war f nicht.| [–] [Alfred] [Mein N] |Das f ich.| [{Albert –}] [ |Alfred –|] [|{H OFRAT } Nein: Albert|] (1) Mein Bräutigam (2) \O SKAR f Mensch./ [Oh bitte! Sehr schmeichelhaft.] |(steif)| [\A LFRED Ich benei/] korrigiert aus: Wahrhei (1) \Ich beneide Sie um Ihre Braut./ (2) \Ich f Sie./ \M ARIANNE f (Stille)/ [er]|Du| korrigiert aus: hört [er]|Du| ha[t]|st| [er]|Du|
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Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
M ARIANNE Du musst schon fort? O SKAR Leider. Komm – Ein Küsschen, zum Abschied. A LFRED (wendet sich diskret ab) M AR Au – Du sollst nicht beissen! O SKAR Ich vergess es immer. Böse? (er lächelt) M AR (schreit ihn an) Nein! Nein! Nein! Also dann sehen wir uns morgen, Oskar? Nicht? A LFRED Was ist morgen? (Stille) A LFRED Pardon! Ich will nicht indiskret sein. Das war jetzt nur so eine automatische Reaktion. M ARIANNE Ach, das können Sie schon wissen. Wir feiern morgen offiziell Verlobung. Und machen einen Ausflug. Kommen Sie mit? A LFRED Gerne. O SKAR (zu Marianne) Warum hast Du den jetzt gerufen? M ARIANNE Das weiss ich selber nicht! Aber jetzt geh schon bitte, geh! Ich muss dem Herrn das Bett überziehen! O SKAR Wirst Du auch mal mein Bett überziehen? M AR Ja. O SK (ab und spielt Klavier) A LFRED (starrt in das Zimmer) M ARIANNE (aus dem Zimmer) Bleiben Sie bitte einen Augenblick draussen -- ich werd das Zimmer gleich herrichten -(Stille) A LFRED Warum kann ich denn nicht im Zimmer sein? B
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(Stille) A LFRED (mit Taschenspiegel, steckt ihn wieder ein) Kann ich zum Frühstück zwei weiche Eier haben? M ARIANNE Natürlich. (sie summt) (Stille) A LFRED Wer hat denn vor mir da gewohnt? M ARIANNE Ich. N
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Du f fort?N ] O SKAR f Nein!N ] B(schreit f an)N ] BNicht?N ] B N] BO SKAR f Klavier)N ] B(abN ] B(abN ] BZimmerN ] B N] BA LFRED N ] BTaschenspiegel,N ] BstecktN ] BzweiN ] B(sie summt)N ] B B
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[Also jetzt gehen wir und lassen den Herrn allein --] |Du f fort?| \O SKAR f Nein!/ [{ }] |(schreit f an)| \Nicht?/ [(ab)]f x \O SKAR f Klavier)/ x (ab) korrigiert aus: (ab) korrigiert aus: Zimme [M ARIANNE Ich weiss es nicht.] korrigiert aus: [L ]|A |[F ]|L |LFRED korrigiert aus: Taschenspiegel) korrigiert aus: st ckt korrigiert aus: z ei \(sie summt)/
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 11
Fassung des ersten Bildes
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K3/TS2 (Korrekturschicht)
A LFRED Ah -- und warum ziehen Sie aus? (Stille) M ARIANNE Das Haus hat mal uns gehört, jetzt nichtmehr. A LFRED Die Wirtschaftskrise. M ARIANNE Und jetzt soll ich heiraten – A LFRED Wen? M ARIAN Einen Pianisten. Den Sohn vom Metzger. A LFRED Soso. M ARIAN Mein Gott, wie Sie mir das alles herausziehen – A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. M ARIAN Ja, ich tus ja freiwillig – Was ist das, dass ich Ihnen alles sag? Sie haben aber doch ein Zimmer A LFRED Man sagt, ich könnte hypnotisieren. vermietet. M ARIANNE Aber der zahlt doch nichts. So jetzt bin ich fertig. A LFRED Kommen Sie einen Moment heraus. M ARIANNE Warum? N
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A LFRED Darum. M ARIANNE Nein. A LFRED Nein? M ARIANNE Nein. M AR Ich kenn mich schon aus mit dem Leben, ich bin ein belesener Mensch. Ich weiss, dass das nicht alles ist, diese Hauswirtschaft – A LFRED Gut. (er wendet sich um) M ARIANNE (erscheint) Da bin ich. A LFRED Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich morgen früh warmes Wasser haben möchte und bitte mich um neun zu wecken. M ARIANNE Ist das alles. B
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(Stille)N ] ] B N] B
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A LFRED N ] Wirtschaftskrise.N ] B N] BM ARIANNE f hypnotisieren.N ] BEinen Pianisten.N ] Bwill f herausziehen.N ] BJa f freiwillig –N ] BichN ] B N] BeinN ] Bder zahltN ] B N] BDarum.N ] BA LFRED N ] BNein f Nein.N ] BM ARIANNE N ] BM AR f Hauswirtschaft –N ] Bist f Hauswirtschaft –N ] BIst f alles.N ] B B
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\(Stille)/ [Wir müssen Geld verdienen.] gestrichen: [Und mit der Zauberei ist es auch nichtsmehr. Die Zauberei hat] sich überlebt. [Papa ist zwar der Erste.] korrigiert aus: A LFRS korrigiert aus: Wirtschaftskri [Es vergeht den Menschen die Lust am Zaubern] \M ARIANNE f hypnotisieren./ [{Den}] |Einen Pianisten.| [zieh garni] |will f herausziehen.| \Ja f freiwillig –/ [I]|i|ch gestrichen: A LFRED [zwei]|ein| d[ie]|er| zahl[en]|t| [\A LFRED /] [Bitte.] |Darum.| eingefügt
\Nein f Nein./ eingefügt
\M AR f Hauswirtschaft –/ ist\,/ [– –]|diese Hauswirtschaft –| [(ab)] |Ist f alles. [{A}] |
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Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
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A LFRED (lächelt siegesbewusst) Vorerst. M ARIAN (ab) B
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얍 L UISE (kommt) Alfred! A LFRED (stiert sie an) BWie kommst Du hier herein? L UISE Das Fräulein hat mir aufgemacht.N L UISE Alfred! Halt! Bleib! R ITTMEISTER BOhN Pardon! (zieht sich diskret zurück) L UISE Alfred, Du wirst doch nicht -A LFRED Keinen Skandal bitte! L UISE Aber Alfred, Du wirst doch nicht wirklich fortziehen von mir -A LFRED Ich werde! Ich bin sogar schon! (ab) L UISE Alfred!! Alfred!! (sie erblickt den Zauberkönig, der das Skelett richtet in der Auslage, der Zauberkönig starrt sie an) L UISE (schreit unterdrückt auf) Jesus BMariaN! DER Z AUBERKÖNIG (trommelt an die Glasscheiben -- in weiter Ferne ertönt wieder der Strausswalzer; das Skelett BtanztN) DER Z AUBERKÖNIG (kommt) Luise. Bist Du es oder bist Du es nicht? L UISE Ja. Ich bins. Z AUBERKÖNIG Ich kanns noch kaum glauben, ich hab nämlich gedacht, dass Du schon lange tot bist -L UISE Rede nicht vom Tod! Z AUBERK Ich muss doch. Lass Dich mal ansehen -- hm. Zwanzig Jahr. L UISE Und gleich erkannt. Z AUBERK Komisch. 얍 L UISE Wie gehts denn Deiner Frau? Z AUBERK Tot. Seit acht Jahren. L UISE Alles ist schon tot von unseren Bekannten -- Und hast Du Kinder? Z AUBERK Eine Tochter.
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Vorerst. f (ab)N ] ]
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Wie f aufgemacht.N ] OhN ] BMariaN ] BtanztN ] B B
\Vorerst. f (ab)/ [R ITTMEISTER (kommt; er ist im Smoking) Ach, [der neue Nachbar! \Ich hab schon alles gehört. Die Wände sind sehr dünn. Das war nämlich ursprünglich ein Zimmer. Aber es ist getrennt worden.] [|wen sehen meine|] (sie stellen sich vor) R ITTMEISTER Sie werden es hier sehr angenehm haben, ich stör Sie nicht. Von mir aus können Sie sich einen Harem heraufholen, Leben und Leben lassen. A LFRED Ein nettes Mädchen, diese [Zauberkönigs] |Hofrats|tochter -R ITTMEISTER Ein stilles Wasser. A LFRED Wollen Sie damit sagen, dass stille Wasser tief sind. 얍 R ITTMEISTER Möglich! Sagen Sie, woher kennen wir uns? A LFRED Ich kenne Sie. R ITTMEISTER Woher? A LFRED Von der Rennbahn. R ITTMEISTER Stimmt. Wir kennen uns vom Sehen. A LFRED Schon lang. R ITTMEISTER Schon lang.] \Wie f aufgemacht./ [H][Oh]|Oh| korrigiert aus: Maia korrigiert aus: tanztz
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IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 12
IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 13
IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 12
Fassung des ersten Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
L UISE Das freut mich für Dich. Das hätte ich Deiner Frau garnicht zugetraut. Z AUBERK Ich auch nicht. Sie war sehr mager meine Frau. Nicht so stattlich wie Du. Eine stattliche Person. -- Damals hab ich meine Frau genommen, nicht Dich. L UISE Der Mensch denkt und Gott lenkt. Z AUBERK Ich wär mit Dir besser gefahren. L UISE Pfui! Über eine Tote so zu reden – L UISE Bist Du gefärbt? H OFRAT Wo denkst Du hin? Gott behüt! L UISE So schwindel doch nicht! Ich bin gefärbt. Ihr Männer seid doch eitler, wie wir Frauen. Z AUBERKÖNIG So geht das Leben dahin -- jetzt sind wir älter geworden, komm wir wollen uns mal erinnern --- --- Erinnerst Du Dich noch an den Walzer? L UISE Ich hab manchmal von Dir geträumt -Z AUBERK So? L UISE Du warst in dem Fasching als Pierot , erinnerst Du Dich, und hast so wunderbar gezaubert -Z AUBERK Was nützt das? (Hofsänger) A LLE (ausser Alfred, treten auf den Balkon und sehen herab) B
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Ende des ersten Bildes.
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B B
zugetraut.N ] Ich f nicht.N ]
GottN ] Z AUBERK IchN ] BDirN ] BÜber f reden –N ] BL UISE f Frauen.N ] B N] BPierotN ] BDuN ] B(Hofsänger) f herab)N ] BAlfred,N ] B B
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[Das kam direkt über Nacht. Nach achtjähriger Ehe. wurde unser Bund erst gesegnet.] |Ich f nicht.| [Gott]|Gott| korrigiert aus: Z AUBERK Ich korrigiert aus: Dr \Über f reden –/ \L UISE f Frauen./ Absatz eingefügt gemeint ist: Pierrot korrigiert aus: du
\(Hofsänger) f herab)/ Alfred[)]|,|
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Figurenliste und Bühnenskizzen
IN 211.000/3 – BS 37 b, Bl. 3
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Figurenliste und Bühnenskizzen
K3/E16
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Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 sich mit dem Glück auskennen, dann meistert man sein Schicksal. R ITT Waren Sie mal Jokey? A LFRED Nein, ich bin Autodidakt.
IN 221.000/22 – BS 37 e [3], Bl. 1
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L UISE Verzeihen die Herren, ich hätte nur wenige Worte -R ITT Oh bitte -- (er zieht sich zurück) (Stille) A LFRED Also das ist eine bodenlose Geschmacklosigkeit von Dir, hier mitzukommen, nachdem Du weisst, dass ich dabei bin! Es ist aus, Madame! Ich mach Dich drauf aufmerksam, dass ich mich bei der geringsten Hysterie Deinerseits vergessen werde. Einen anderen Kopf, bitte! L UISE Aber das geht doch nicht, dass man sich so einfach trennt -- nachdem man so gut zusammen gelebt -A LFRED Es gibt noch ganz andere Dinge auf der Welt. -- Unser Verhältnis war schon seit längerer Zeit nichtmehr aufrechtzuerhalten. Die finanzielle Abhängigkeit, in der ich von Dir geraten bin -L UISE Alfred! Hab ich Dir jemals etwas vorgeworfen? A LFRED Das wäre ja noch schöner! Nein, das hast Du nicht. Aber Du musst es doch einsehen, dass ich von Dir fort muss. Du wirst Dein Zimmer schon vermieten, aber es wäre unmoralisch, wenn ich mich zu Dir zwingen würde -L UISE Musst Du das? A LFRED Ja. L UISE Du hast mich nie geliebt. A LFRED Quatsch. L UISE Ich meine, mit der Seele. A LFRED Ich hätte Dich nicht mit der Seele geliebt? Dann hätt ich mir schon eine Jüngere herausgesucht, fürs Bett, glaubs mir! (Stille) L UISE Ich glaub , ich bin Dir hörig. A LFRED Das verzieht sich. L UISE Es muss, das seh ich ja ein. 얍 A LFRED Siehst Du. Du bist ein braver Mensch, Luise. Ein guter Kerl, was man so sagt. Und wir können uns ja noch ab und zu sehen -L UISE Siehst Du, das wollt ich nur noch mit Dir besprechen. A LFRED Was? L UISE Nur das geschäftliche. A LFRED Lüg nicht! Das ist ja fürchterlich! Wie kann man nur so eitel sein? L UISE Das ist ein rein geschäftlicher Punkt. A LFRED Bitte? B
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L UISE N ] L UISE N ] BVerhältnisN ] BmusstN ] BesN ] BglaubN ] BA LFRED N ] B B
L[I ] |U |ISE L[I ] |U |ISE korrigiert aus: Verhätnis korrigiert aus: mussst
es[{}] glau[v]|b| korrigiert aus: A FRED
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IN 221.000/22 – BS 37 e [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
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L UISE Wir werden uns jetzt trennen. Ich weiss, was ich Dir zu verdanken habe. Ich weiss, dass ich ohne Dir nie so angezogen gehen könnt – als Kanzleisekretärswitwe -- Ich bitte Dich: spiel mit meiner Pension weiter. Wieder halb und halb wie bisher. A LFRED Darüber lässt sich reden. L UISE Weisst Du, ganz ohne Liebe. Nur geschäftlich -B
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L UISE Du bist mir noch was schuldig. A LFRED Eine Kleinigkeit. Wir haben in Biarritz nichts verloren und in Cannes gewonnen. Aussenseiter. Italienisch -- Siehst Du, jeder Mensch hat Schattenseiten, das ist normal. Und ich kanns Dir flüstern: die rein menschliche Beziehung zwischen zwei Menschen wird erst dann stark und echt, wenn sie was voneinander haben. Was mach ich aus Deiner Pension, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Das Gehalt eines aktiven Regierungsrates erster Klasse. Was hast Du denn? L UISE Ich hab jetzt nur an das Grab gedacht. A LFRED An was für ein Grab? L UISE An sein Grab. Immer wenn ich das hör : Frau Kanzleiobersekretär, dann muss ich an sein Grab denken. ( Stille ) Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub es ist ganz verwildert -A LFRED Hör mal: wenn ich morgen in Nizza gewinn, dann lassen wir sein 얍 Grab mal ordentlich herrichten. Halb und halb. L UISE Das ist schön von Dir -- (sie küsst seine Hand) A LFRED Nein, nicht so! B
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K INDER (kommen) Der Herr Hofrat rufen Euch. Wir warten auf Euch. A LFRED (geht ab; küsst das eine kleine Kind) L UISE (allein) Mistvieh. Drecksau. Luder. Verbrecher. Gauner -- (geht ihm nach) ZWEI KLEINE
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(Ein anderer Teil des Waldes) Picknick. Hofrat hält die Rede: V ATER Es war ja zuguterletzt schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe 얍 35 Tochter Agnes einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat und nun sind wir hier versammelt, das heisst, ich habe Euch eingeladen, um diese Verlobung zu feiern. Es tut mir lediglich in der Seele weh, lediglich das Eine schmerzt mich, B N
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korrigiert aus: Kanzleisekretä[r] s Witwe korrigiert aus: Nur geschäftlich
weiss,N ] KanzleisekretärswitweN ] BNur geschäftlichN ] Bschuldig.N ] BhörN ] BStilleN ] BGrab.N ] B N]
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nun sindN ]
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schuldig[?] |.| h[a]|ö|r korrigiert aus: stille Grab[,]|.| gestrichen: 1. B i l d Die Verlobungsfeier. Agnes sitzt mit ihrem Verlobten, ihrem Vater[n] und Verwandten an dem Verlobungstisch. Der Vater hält eine Ansprache. korrigiert aus: nunsind
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 5
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
dass es meiner lieben Frau, der Agnes ihrer lieben Mutter nicht vergönnt ist, dieses Festmahl mit zu erleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern drüben in der Ewigkeit und sieht hier auf uns herab. Ich kann es mir lebhaft vorstellen, dass sie jetzt in Gedanken, ebenso wie ich, ihr Glas erhebt und ein Hoch auf das junge Paar ausbringt. (Prost) (Gespräche am Tisch zwischen den Verwandten) T ANTE (zu Agnes) Ja, Deine liebe Mutter, das war eine liebe Frau, voll Güte und ein belesener Mensch. O NKEL Sie hat sehr viel gelesen. V ATER Sie hat viel zu viel gelesen, sie hat sogar bis in ihre letzte Stunde hinein gelesen. A GNES Ich lese auch sehr gern. V ATER Das hat sie von ihrer Mutter selig, dieses Interesse für die schöne Literatur. N EFFE Meiner Meinung nach hört die Literatur allmählich auf, weil wir in einem sachlichen Zeitalter leben. V ATER Ich glaube, dass wir das garnicht sehr merken werden, wenn die Literatur aufhört. T ANTE Irene wäre anderer Meinung gewesen. A LFRED Wer ist Irene? V ATER Irene ist meine Frau. (Stille) 얍 T ANTE Wie ist das eigentlich mit der Seelenwanderung? O SKAR Das ist etwas Buddhistisches. A GNES Ich glaube nicht daran. V ATER Man kann nie wissen. O SKAR Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen, wenn er gestorben ist, in ein Tier eingeht, z.B. in einen Hund oder in eine Schlange. F RAU K RAMEL Alfred behauptet immer, ich wäre sicher einmal eine Wildkatze gewesen. A LFRED Oder ein Leopard. F R . K RAMEL (zu Alfred) Und Du? A LFRED Ich? Wahrscheinlich ein Rennpferd. F R . K RAMEL Du bist ja auch ein Genie am Rennplatz, Alfred gewinnt immer. V ATER Und was würde ich denn werden? O SKAR Das ist nicht so einfach zu sagen. Du hast überhaupt einen komplizierten Charakter. Vielleicht würdest Du mal ein Tier werden, das aber eigentlich schon ausgestorben ist. B
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ihrer liebenN ] stehtN ] BEwigkeitN ] B(GesprächeN ] BVerwandten)N ] BIrene?N B(Stille)N ] BSeelenwanderung?N ] BetwasN ] BOderN ] BF R . K RAMEL N ] BDu?N ] BIch?N ] BF R . K RAMEL N ] Bwerden?N ]
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steh[g]|t| E[s]|w|igkeit korrigiert aus: ( Gespräche korrigiert aus: Verwandten ) korrigiert aus: Irene korrigiert aus: ( Stille ) korrigiert aus: Seelenwanderung
et[q]|w|as O[e]der korrigiert aus: F R .K RAMER korrigiert aus: Du korrigiert aus: Ich korrigiert aus: F R .K RAMER korrigiert aus: werden
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IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 6
Fragmentarische Fassung eines Bildes
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A GNES Und Oskar? V ATER Ein Lamm. O SKAR Nein, ich bin kein Lamm. Agnes wird sicher mal ein Lamm. Agnes heisst ja auch „Lamm Gottes“ . A GNES Man leidet oft unter seinem Namen und wird falsch eingeschätzt. Ich denke mir, dass ich überhaupt nicht den richtigen Namen hab. Aber man kann ja nichts für seinen Namen. Was ist eigentlich ein Vampyr? V ATER Das ist Film. O SKAR Ein Vampyr ist ein Werwolf. T ANTE Glaubst Du daran? O SKAR Ich weiss nicht , was ich glauben soll. Es ist doch immerhin möglich, dass es Werwölfe gibt. Eigentlich bin ich ja nicht 얍 abergläubisch, aber man kann es halt nie wissen. Ich traue nämlich dieser ganzen Aufklärung nicht. V ATER Haben wir noch etwas zum essen? A GNES Nein. V ATER Also dann können wir jetzt Zigarren rauchen. (Einer lässt das Grammophon spielen, eine Platte „Wie eiskalt ist dies Händchen“) V ATER Die Zoologie ist ein interessantes Gebiet. Das eine steht fest, dass wir Menschen in irgend einer Weise mit dem Tier verwandt sind. Ueberhaupt sind wir alle miteinander verwandt. (Alfred zeigt nun den einzelnen Damen Kartenkunststücke) T ANTE (zu Oskar) Wer ist denn das eigentlich? O SKAR Ich weiss es auch nicht genau. Er ist ein guter Verwandter von der Frau Kramel und die Frau Kramel eine entfernte Verwandte von Papa. V ATER Der Herr heisst mit dem Vornamen Alfred und bewohnt schon seit sechs Monaten das Balkonzimmer bei Luise. O NKEL Wer ist Luise? V ATER Frau Kramel ist Luise. (Szene hinten. Man hört, wie die Tante sagt: Was soll das Pfand in meiner Hand. Einer sagt: Ein Gedicht aufsagen) V ATER Nein, der soll auf einem Bein um den Tisch herumhopsen. O SKAR Das bist Du selber, Papa. (Vater muss auf einem Bein um den Tisch herumhüpfen) B
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K3/TS3 (Grundschicht)
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1 4 7 10 11 11 12 14 14 17 17 21 21 22 27 29 30 33 33
B
Oskar?N ] „Lamm Gottes“N ] BVampyr?N ] Bdaran?N ] BnichtN ] Bich glaubenN ] Bgibt. EigentlichN ] BzumN ] Bessen?N ] B(EinerN ] BHändchen“)N ] B(Alfred N ] BKartenkunststücke)N ] Beigentlich?N ] BLuise?N ] B(SzeneN ] Baufsagen)N ] B(VaterN ] Bherumhüpfen)N ] B B
N
korrigiert aus: Oskar korrigiert aus: -Lamm Gotteskorrigiert aus: Vampyr korrigiert aus: daran korrigiert aus: niczt korrigiert aus: ichglauben korrigiert aus: gibt.Ei[h] g entlich
zu[j]|m|
||
korrigiert aus: essen korrigiert aus: ( Einer korrigiert aus: Händchen “ ) korrigiert aus: ( Alfred korrigiert aus: Kartenkunststücke ) korrigiert aus: eigentlich korrigiert aus: Luise korrigiert aus: ( Szene korrigiert aus: aufsagen ) korrigiert aus: ( Vater korrigiert aus: herumhüpfen )
249
N
IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung eines Bildes
B
K3/TS3 (Grundschicht)
(2. Frage: Was soll das Pfand in meiner Hand. Ein anderer: Der soll etwas demonstrieren. Ruf: Das ist Oskar.) O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Interessantes demonstrieren, nämlich ich habe mich eine zeitlang mit der japanischen Selbstverteidigung beschäftigt. Ich werde Ihnen einige interessante Griffe zeigen. Wie man jemanden in einer sehr leichten Weise kampfunfähig ma-얍chen kann, indem man ihm das Rückgrat leicht verletzt. So zum Beispiel -M ARIANNE Au! (wehrt sich) Dass Du einem immer weh tun musst -N
B
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B
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IN 221.000/23 – BS 37 e [4], Bl. 1
N
N
L UISE (zu Erich) Wo waren wir stehen geblieben? Sie haben mir so interessant erzählt -E RICH Ja, was war denn das gleich? L UISE Ueber die Entstehung der Rassen, und der Rassenbeeinflussung. E RICH Es wird viel gesündigt auf diesem Gebiete. L UISE Sicher. E RICH Wir müssten Mensch züchten, wie Pferde. Oder eine Pflanze. Immer veredeln. Und viele gehören zeugungsunfähig gemacht. L UISE Sehr richtig! Alle Kranken zum Beispiel -E RICH Richtig! L UISE Aber es ist etwas eigenartiges mit diesen Zeugungsproblemen. Mein Mann selig hat keine Kinder bekommen, es lag nicht an mir. E RICH Oh das gibts. L UISE Wo wohnen Sie jetzt ? E RICH Beim Hofrat. L UISE Und was zahlen Sie da? Bei mir können Sie billiger wohnen -E RICH Ich sehne mich manchmal nach einem Heim -얍 H OFRAT Kinder! Jetzt gehen wir baden!! B
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B
35
N
E RICH (zu Marianne) Darf man nochmals gratulieren? M AR Sie haben mir doch schon gratuliert. E RICH Aber noch nicht ganz speziell. M AR Ich danke. E RICH Ich wünsche Ihnen allesgute , recht viele Kinder -M AR Danke. E RICH Sie wissen, wie ich über diese Probleme denke? M AR (lässt ihn stehen) B
15
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5
Lesetext
N
40
1 1 2 3 14 16 32 34
B
korrigiert aus: ( 2.
B
(2.N ] DerN ] BOskar.)N ] BsehrN ] BallesguteN ] BSieN ] BjetztN ] Bda? BeiN ]
[E]|D|er korrigiert aus: Oskar. )
s[h]|e|hr alles[,]|g|ute [D]|S|ie korrigiert aus: j tzt korrigiert aus: da? Bei
250
IN 221.000/24 – BS 37 e [5], Bl. 4
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
Drehbühne: Badestrand. Büsche.
5
L UISE (zieht sich aus) – H OFRAT (überrascht sie) L UISE Ah! Nicht herschaun, bitte! H OFRAT Warum nicht? L UISE Weil ich mich schäm -- ich kann mich nie vor jemand ausziehen, ich hab halt so eine verflixte Phantasie . H OFRAT (zieht sich auch aus) Du hast Dich kaum verändert -- erinnerst Dich, damals wars genau so ein Frühjahr -- So ist das Leben! L UISE Hör mir nur mit dem Leben auf! H OFR Na Du als stattliche Person. L UISE Lieber Mann! Ob stattlich oder nicht stattlich, ich bin eine sogenannte Pessimistin! Ich glaub nicht an das Gute in uns. H OFR Dann entgeht Dir manche Freude. L UISE Was wisst Ihr Mannsleut schon von der Tragödie der alternden Frau -- Nicht herschaun, bitte! -- Ihr seid noch gut als alte Männer, aber wir hören auf -- wenn wir uns nicht pflegen -- turnen -- (sie mensendickt, macht Übungen ) H OFR Wie beim Ballett! L UISE (umarmt ihn) Na, Liebling! H OFR Hauch mich an, bitte. L UISE (haucht) H OFR Kümmel? L UISE Und Kirsch. Ich hab Kummer. Die Welt ist schlecht. Ich muss mir meinen Kummer ausspülen. Ha, diese Sonne -- die macht einen so erotisch -H OFR Ich hab schon gar keine Lebensfreude mehr. L UISE Eine kleine Frau kann viel nützen. Kennst Du den Zimmerherrn, was ist das für ein Mensch? 얍 H OFRAT Ein Student. Ein netter Mensch. Ein konservativer Charakter, aber er hat kein Geld -- ich wär froh , wenn ich ihm los hätt -L UISE Abgemacht! (sie küsst ihn) H OFR Mir wirds ganz anders -L UISE Du -H OFR Wie temperamentvoll Du bist! Genau wie damals! L UISE Komm ! (hinter ein Gebüsch) Da kommen die Kinder! (ab) B
N
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B B
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B
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35
DIE ZWEI K INDER (kommen) O SKAR (von der anderen Seite) Habt Ihr Tante Marianne nicht gesehen? DIE K INDER Nein, Onkel Oskar.
7 8 15 15–16 17 28 29 29 29 34 34
PhantasieN ] H OFRAT (ziehtN ] BTragödieN ] BNicht f bitte!N ] BÜbungenN ] BEinN ] BGeld --N ] BfrohN ] BihmN ] BKommN ] BKomm! (hinterN ] B B
korrigiert aus: Phantassie korrigiert aus: H OFRAT (zieht korrigiert aus: Trgödie
[H OFR ] |Nicht f bitte!| korrigiert aus: {}bungen korrigiert aus: ein Geld [(]|--| fr[p]|o|h vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform
[(]|K|omm korrigiert aus: Komm! (hinter
251
IN 221.000/24 – BS 37 e [5], Bl. 5
Fragmentarische Fassung eines Bildes
10
N
M ARIANNE (kommt) E RICH (ihr entgegen) Der Herr Bräutigam sucht Sie. M AR Ich weiss es. E RICH Der Herr Bräutigam liegt da vorne in der Sonne. M AR Bitte lass diese Ironie. E RICH Wie Du Dich benimmst zu mir , das zeigt mir, dass Du ein Mensch bist, ohne jedes Verantwortungsgefühl. Bilde Dir nur ja nicht ein, dass ich mir über Dich nicht im Klaren bin -- Du hast überhaupt keine Seele. Stellst mich da einfach weg, weil Du nichtmehr magst! Man soll sich nicht für junge Mädchen interessieren, die wissen es nicht zu schätzen, nur für reife Frauen. M AR Verschone mich, bitte! E RICH Das ist vielleicht unser letztes Wort. Ich zieh aus. M AR Gute Reise. Ich schwimme jetzt da hinüber auf die Insel. E RICH Ersauf! Verreck! (ab) 얍 H OFRAT und L UISE (kommen hinter dem Busch hervor) (Stille) L UISE So. Jetzt geh ich baden. Was hast Du denn? H OFRAT (weint) Nein, das ist -- entsetzlich -L UISE Aber Lieber, geh das kommt doch vor -- Du warst halt zu erregt -H OFRAT Nein, das ist das Alter -L UISE Geh, Du hast Dir halt weh getan -H OFRAT Nein, nein -- tröste mich nicht -- seit Jahren das erstemal -- und ich seh doch noch ganz gut aus -L UISE Wie ein kleines Kind -H OFRAT Ich möcht unter die Erden -L UISE Aber! Das ist halt der Lauf der Welt! Mein Gott bin ich derangiert. Ich muss mich mehr pflegen -- höchste Zeit, dass ich mich wiedermal rasier (sie schminkt sich und summt den Trauermarsch von Chopin) B
15
N
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Lesetext
O SKAR Sonderbar -- Gebt nur acht, Kinder, dass Euch nichts passiert! Dass Ihr mir nicht ertrinkt, dann werdet Ihr schön blau und grün, die herzigen Bäuchelchen! Und die Augen verdreht, gebt acht! DIE K INDER (weinen und ab) O SKAR (ihnen nach) B
5
K3/TS3 (Grundschicht)
H OFRAT (weint) L UISE (streichelt ihn) Brüderlein fein, Brüderlein fein Einmal muss geschieden sein Scheint die Sonne noch so schön Einmal muss sie untergehen -Brüderlein fein, sag was fällt Dir ein 2 12
B
16 18 32
B
B
ertrinkt,N ] benimmst f mirN ]
Frauen.N ] letztesN ] Bderangiert.N ] B
korrigiert aus: ertrinkt , (1) zur (2) benimmst f mir korrigiert aus: Fraue
[o]|l|etztes korrigiert aus: derangiert
252
N
IN 221.000/24 – BS 37 e [5], Bl. 6
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
Geld kann vieles in der Welt Jugend kauft man nicht ums Geld Brüderlein fein, denk manchmal an mich zurück schimpf nicht auf der Jugend Glück Brüderlein fein, einmal muss geschieden sein --
5
K INDER (singen) R ITTMEISTER ( spielt mit ihnen) 얍 Ein a n d e r e r Te i l d e s S t r a n d e s . B
10
15
N
IN 221.000/27 – BS 37 g [1], Bl. 1
A LFRED (angezogen am Ufer) M ARIANNE (steigt aus den Fluten) A LFRED Ich wusste es, dass Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wussten Sie das? A LFRED Ich wusste es. (Stille) M ARIANNE Können Sie hypnotisieren? A LFRED Die Frauen behaupten ja, und dass es oft direkt schwer fällt, mir zu widersprechen . Aber ich glaub nicht, dass ich es kann. M ARIANNE Das Wasser ist so schön und weich, wie Samt. Es dämmert. Wie die Sonne untergeht. Ach, wir armen Kulturmenschen! Wir haben doch garnichtsmehr von der Natur. A LFRED Wir sind zu sehr eingezwängt. Ich möcht auch manchmal fort, zum Beispiel nach der Südsee -- die Frauen dort sollen so schön sein, ähnlich wie Sie. Haben Sie eigentlich schon mal an einer Schönheitskonkurrenz teilgenommen? Ich hab die Masse auswendig im Kopf. Es müsste bei Ihnen alles stimmen. M ARIANNE Jetzt wirds kühl. A LFRED Hier, mein Bademantel und ziehen Sie sich den Anzug aus, dann wirds Ihnen wärmer. M AR (folgt) A LFRED Ich habe Ihnen zuvor zur Verlobung gratuliert, aber darf ich offen sein? Ich muss Ihnen sagen, dass ich diese Verlobung als unter einem unglücklichen Stern zustandegekommen erachte. M AR Warum sagen Sie mir das? A LFRED Weil mir ein so junges Blut wie Sie leid tun. Ich bin der festen Ueberzeugung, dass Sie ein unerlöster Mensch sind. Mehr Selbstvertrauen! Sie sind etwas gehemmt! Sie muten sich zu wenig zu. 얍 M AR Ich gerate nach meiner Mutter selig. A LFRED Wir haben jetzt ganz andere Zeiten. M AR Seien Sie nicht so streng zu mir. (Stille) M AR Warum reden Sie nichts? A LFRED Es fällt mir nichts ein. M AR Ich höre Sie so gerne reden. (Stille) B
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7 17–18 24 36
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spieltN ] widersprechenN ] BSchönheitskonkurrenzN ] Bgehemmt! SieN ] B B
||
korrigiert aus: si[e] p ielt korrigiert aus: wiedersprechen korrigiert aus: Schönheitskonkurenz korrigiert aus: gehemmt!Sie
253
IN 221.000/27 – BS 37 g [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
K3/TS3 (Grundschicht)
A LFRED Du bist so schön -(Stille) A LFRED Siehst Du die Sterne? M AR Ja. A LFRED Die werden noch droben stehen, wenn wir drunten liegen. M AR Ich lass mich verbrennen. A LFRED Ich auch. (Stille) M AR Oskar will sich nicht verbrennen lassen. Er ist so religiös . A LFRED Lieben Sie Oskar? (Stille) M AR Ich muss. A LFRED Wieso? M AR Das ist sehr einfach: wir haben kein Geld, und er hat Geld. Er liebt mich über alle massen , aber ich kann es nicht erwidern -- er beschwingt mich nicht. A LFRED Ist er der Erste? M AR A! (Stille) M AR Ich hab schon mit drei Männer was gehabt. Aber das waren alles keine Männer. Ich weiss nicht, was Liebe ist -- Ich weiss nicht, was das ist -A LFRED (küsst sie) M AR Was ist das? In Deiner Nähe, Du -- verlier ich mich -- ich schau mir 얍 nach, ich geh direkt aus mir heraus -- -- dort, dort geh ich, ich hab gewusst, dass Du hier sein wirst, ich hab es gefühlt, ich wollte Dich hier treffen -- -- jetzt siehst Du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir, dort hinten -- so weit, ich kann mich kaum mehr sehen -- so weit bin ich schon weg -- jetzt seh ich mich nicht mehr -- -(Stille) A LFRED Wir müssen jetzt fort. Sonst fällt es noch auf. M AR Red doch nicht so! A LFRED Sie zünden schon die Raketen an, und Du bist nicht da! M AR Pfui! Meinst Du, dass ich sowas mach? Nichts, nein -- zerstör Dich nicht in meinen Augen -- jetzt, jetzt, jetzt -- --(Stille) M AR Du Lieber, Du -- bist Du mein Mann? Bist Du mein Mann? (Bengalisches Licht) A LFRED Bengalisches Licht. M AR Du -- Ich hab es gleich gewusst -B
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Lesetext
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H OFRAT (kommt) Na das ist ein netter Skandal! Marianne! So. Nett. Sehr nett. Am Verlobungstag. Nacket herumliegen -- mit dem neuen Zimmerherr! A LFRED Herr Hofrat! H OFRAT Schweigen Sie! Zieh Dich an! Um Gottes Willen! (Stille)
9 15 15 34
B
religiö[r]|s|
B
gemeint ist: Maßen korrigiert aus: erwiedern korrigiert aus: Dumein
religiösN ] massenN ] BerwidernN ] BDu meinN ]
254
IN 221.000/27 – BS 37 g [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
A LFRED Herr Hofrat. Ich trage natürlich alle Konsequenzen. H OFRAT Ich fordere von Ihnen folgendes: kein Skandal! Dass mir niemand hier etwas erfährt -- die Verlobung darf nicht zu grunde gehen. Verstanden? 5
O SKAR (kommt) Papa! Marianne, wo seid Ihr? H OFRAT Grad hab ich Marianne zusammengeschimpft , bis jetzt war sie im Wasser! M AR Ist ja garnicht wahr! Papa hat uns hier überrascht, mich und ihn! H OFRAT Marianne! 얍 O SKAR Marianne -M AR Ich kann nichtmehr lügen! Ich mag Dich nicht! Ich werd mir mein Leben nicht verhunzen! Mein Körper gehört mir! Verstanden! Und Du, Papa, auf einmal vergisst er alle seine Grundsätze! Sohn eines Schweinemetzgers soll ich heiraten, nur wegen dem Geld!! H OFR Ist ja garnicht wahr! Delikatessengeschäft! Delikatessengeschäft! Feinkost! M AR Ich tus nicht! Ich kanns nicht! Ich weiss jetzt, was Freiheit ist! H OFR Das einzige Kind! M AR Ich heirate Oskar nicht!! B
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M AR Du -A LFRED Ich kann Dir keine Existenz bieten. M AR Du hast mir mehr zu bieten. Ich habe zu mir zurückgefunden. A LFRED Du erhöhst mich -- Was glaubst Du, was ich bin? M AR Du? Bankbeamter? A LFRED Nein. Nichts. M AR Für mich bist Du etwas. A LFRED Du erhöhst mich -B
N
B
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B
N
O SKAR Ich verzeihe Dir, alles -- komm -- weil ich Dich liebe -M AR Ich liebe Dich nicht! DIE V ERWANDTEN ( kommen -- mit bengalischen Lichtern) O SKAR Ich werde Dich auch noch weiter lieben, Du Hure -- (ab) H OFRAT Ich habe keine Tochter mehr! Wir gehen nachhaus, als wär nichts passiert! (zu Alfred) Und Sie ziehen morgen aus!! L UISE (zu Mar) Ich gratuliere -M AR Danke. A LLE (ab) B
25
N
N
Ende des zweiten Bildes.
6 6 20 21 31
B
zusammengeschimpftN ] sieN ] BM AR IchN ] BkommenN ] BhastN ]
32
B
B
mich -- WasN ]
korrigiert aus: zusammengeschi pft korrigiert aus: Sie korrigiert aus: M AR Ich korrigiert aus: kommen) (1) kannst (2) hast korrigiert aus: mich -- Was
255
IN 221.000/27 – BS 37 g [1], Bl. 4
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS4 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
얍 habe, so hab ich nur gesagt „BHeiligerN Antonius hilf mir Bdoch!“N und schon BhabN ich es wiedergefunden. A LFRED Ich glaub ja auch an Gott als ein höheres Wesen, das gibt es sicher, sonst B gäbsN uns ja nicht. Wir sind ein Beweis dafür, dass es das höhere BWesenN gibt -aber an die Heiligen glaub ich nicht! Also machs nur gut, ich hol Dich in einer halben Stunde ab. B N (er geht BabN -- Balte verkrüppelte BWeiberN N kommen) M AR (sieht ihm nach; kämpft mit sich; geht an den Altar und kniet sich dann mit raschem Entschluss in den Beichtstuhl)
IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 1
10
A LFRED (geht am Sebastiansaltar vorbei -- dort kniet Luise) L UISE (erkennt ihn) Herr Oskar! O SKAR Nun? L UISE Ich glaub, ich hab ein Gespenst gesehen -- Alfred. Der hier? Dieser Hallodri? O SKAR Interessant. Sie kommen also zu Gott, da muss es ihnen schlecht gehen. A LFRED (erkennt Luise; findet nicht gleich den Ausgang) L UISE Guten Tag, wie geht es Dir? A LFRED Danke. L UISE Und Marianne? A LFRED Auch danke. L UISE Und? A LFRED Ja, ich bin Vater geworden. Das verpflichtet. Ich bin ein anderer Mensch geworden. Ich habe Vertretungen übernommen -L UISE Und die Rennbahn? A LFRED Ich war schon Ewigkeiten nichtmehr draussen. Ich werd aber jetzt wieder gehen. Dort das ist meine Welt. Wo ist hier der Ausgang? L UISE Dort. B
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N
L UISE (zu Oskar) Es geht ihnen schlecht. 얍 O SKAR Das weiss ich. Ich liebe sie noch immer, können Sie sich das vorstellen? L UISE Nein. Wenn mir jemand das angetan hätte -O SKAR Ich nehme jedes Leid auf mich, es wird drüben belohnt. Ich habe eine kleine Messe komponiert, aus dieser Leidstimmung heraus -- sie wird in BPurkersdorf N aufgeführt -- in drei Wochen. L UISE Ja, Sie können sich Luft machen. 2 2 2
B
HeiligerN ] doch!“N ] BhabN ]
5 5 7 7 7
B
gä[n]|b|s
B
korrigiert aus: Wese Absatz getilgt
7 12 23
B
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B
B
gäbsN ] WesenN ] B N] BabN ] Balte f WeiberN ] WeiberN ] ihn) HerrN ] BVertretungenN ] B
Purkersdorf N ]
korrigiert aus: heilige korrigiert aus: doch! (1) hat (2) hab
ab[)] (1) Kirchengänger (2) \alte f Weiber/ korrigiert aus: Wein[e]|b|er) korrigiert aus: ihn) Herr (1) eine (2) Vertretungen korrigiert aus: Purkersdort
256
IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
10
N
Im Beichtstuhl. P RIESTER Meine liebe Tochter. Was Du mir da erzählst, ist grauenhaft, ist Verbrechen über Verbrechen, Todsünde über Todsünde. Du hast also ein ausser eheliches Kind, lebst mit einem Manne zusammen, ungetraut, ohne Sakrament hast Deinen Verlobten verlassen, und ein Kind bekommen -- das nichtmal getauft ist nach den Vorschriften unserer Religion -- und dann, dann hast Du sogar versucht, dieses Kind, umzubringen -M AR Das war nicht ich, sondern er. Ihm zu liebe hab ich versucht, aber es ist vorbeigelungen und nun ist es da -- ich wollte ja immer ein Kind -- und das brennt mir in der Seele, dass ich es hab abtreiben wollen, jedesmal, wenn ich es anschau -P RIESTER Und dass es da ist, das macht Dir nichts aus? Du bereust das nicht? M AR Nein, das kann ich nicht. Das war so echt. 얍 P RIESTER Schweig! Ich sitze hier an Gottes statt, führe keine solchen sündigen Reden! Wenn Du das Kind nicht bereust, dann kann ich Dich nicht absolvieren -M AR Aber das kann ich doch nicht -P RIESTER So wirst Du in der Hölle enden. M AR Ich hätte also lieber den Mann heiraten sollen, den ich nicht mag? P RIESTER Ja. M AR Dann: verzeihen Sie -- (ab) P RIESTER (schlägt das Kreuz) Ich werde für Dich beten -M AR Auch Gott hilft mir nicht, jetzt weiss ich nichtmehr, ob es einen Gott gibt -- er wird mich verlassen, Herr Pfarrer , er wird fort von mir, und ich kann doch nicht zu meinem Vater zurück, so erniedrigt. P RIESTER Meine Tochter! Komme erst mit Dir ins Klare, ehe Du vor Deinen Gott trittst. B
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M ARIANNE (verlässt den Beichtstuhl) A LFRED (kommt) Du hast gebeichtet. Warum hast Du mir das nicht gesagt? M AR Alfred. Ich hab mich nicht getraut. A LFRED Das geht nichtmehr so weiter. B
40
Lesetext
O SKAR Scheinbar. Ich würde Marianne heute noch heiraten, wenn sie kein Kind hätte. Aber das kann niemand von mir verlangen. Es geht ihr schlecht, ich weiss es. Ich bete für Marianne . Ich stelle mir vor, sie ist so mit Pfeilen durchbohrt, wie der heilige Sebastian -- und dann kommt sie in die Hölle für ihre Untaten und Verbrechen und Todsünden, ewig ins Feuer -- Beten Sie auch ein Vaterunser für sie, liebe Frau -(die Wandlung) B
5
K3/TS4 (Grundschicht)
3 11 15 25 29 31 33 33 39
MarianneN ] Meine liebeN ] BhastN ] BHölleN ] BDichN ] BPfarrerN ] BDirN ] BDuN ] BmichN ] B B
N
korrigiert aus: Maraianne korrigiert aus: Mein liebes
[g]|h|ast Hö[o]|l|le korrigiert aus: dich korrigiert aus: Pfarer korrigiert aus: dir eingefügt korrigiert aus: mixh
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IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS4 (Grundschicht)
M AR Nein. Ich wusst es. A LFRED Es wäre unmoralisch von mir, mit Dir weiter zusammenzuleben. Weil ich das Gefühl nichtmehr aufbring. Ich werde natürlich für Dich sorgen. M AR Für das Kind . A LFRED Aber ich kann nicht mehr. Ich hab ein Angebot ins Ausland. Und hab es unterschrieben. Ich fahr fort. Und Du bleibst da. Ich habe mir schon alles überlegt. Du musst auch verdienen, die neue Zeit erfordert es. M AR Was soll ich denn? Ich kann doch nichts. A LFRED Du siehst gut aus. M AR Was verstehst Du darunter? 얍 A LFRED Ich versteh darunter, dass Du leichter eine Stelle bekommst, wenn Du gut aussiehst, als wie wenn Du einen Buckel hast. Ich biete Dir eine Möglichkeit. Zum Ballett. Du hast dort auch Möglichkeiten in andere Kreise zu kommen -und Du tust doch alles für das Kind. Das Kind kann dann ruhig im Wald bleiben, jede Woche fährst Du mal hinaus. M AR Zwischen uns ist es aus. Das hab ich schon gewusst. A LFRED Ja. Ich glaube auch an Gott, wenn es einen Gott gibt, kann es Dir nicht schlecht gehen -- Du bist doch ein Mensch mit Atmosphäre. M AR Auf diesen Augenblick habe ich gewartet. A LFRED Ich muss auch mal an mich denken. Ich denk jetzt ein Jahr an Dich. Du bist die Einzige, die das bisher fertig gebracht hat. Weil Du an meine Hilfsbereitschaft appelierst -- aber jetzt ist es aus. Jetzt bricht der Sklave die Fesseln. (ab) B
B
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N
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Lesetext
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M AR Wenn es einen lieben Gott gibt -- usw.
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Ende des dritten Bildes.
3 4 5 13
B
DichN ] KindN ] BUndN ] BinN ]
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18 18 20 22 22
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jedeN ] kann f DirN ]
bistN ] Atmosphäre.N ] Ban michN ] BappelierstN ] B N] B
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korrigiert aus: dich korrigiert aus: kind
[I]|U|nd (1) für (2) in korrigiert aus: jeden (1) wirds Dir (2) kann f Dir korrigiert aus: hast korrigiert aus: Atmosphäre korrigiert aus: an [i] m ich gemeint ist: appellierst Absatz getilgt
| |
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IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 4
Fassung des vierten Bildes
K3/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
얍Viertes Bild
5
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IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 1
Beim Heurigen. Blütenregen. Mit Schrammeln. Luise sitzt mit Erich. Links im Hintergrunde der Mister mit dem Rittmeister. Luise schmiert Erich Schinkenbrote. Erich frisst. G ESANG Es wird ein Wein sein. Und wir werden nimmer sein Es wird schöne Madln geben Und mir werden nimmer leben -(einen Augenblick: Totenstille; dann) So fahr ma halt nach Nussdorf naus B N
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(Grosser Klamauk) L UISE Willst noch Schinken? Mein Gott, wenn ich das essen müsst, was Du so in einem Tag zusammenisst -E RICH Wenn ich geistig arbeite, habe ich immer so einen Mordshunger. Es ist ein Zeichen, dass es mir gut geht, wenn ich viel esse. Wenn ich wenig esse, dann gehts mir nicht so gut, dann ist das ein Zeichen dafür, dass ich geistig nicht ganz frisch bin. L UISE Die Hauptsache ist, dass es Dir schmeckt! E RICH Und ob! Es tut gut, mal geistig so auszurasten. -- Weisst Du, dass ich in einem Dilemma bin: soll ich weiterstudieren, oder soll ich Journalist werden? Ich hab ein neues Gedicht geschrieben -- Still, es kommt mir ein Gedicht -L UISE Gib acht, Du verschluckst Dich noch! E RICH Die alten Götter, wir Germanen sind noch naturverbunden -- wie die Romanen, wir brauchen eine neue Literatur eine gereinigte von fremden Einflüssen, eine zivilisationslose -L UISE Red nicht mit vollem Munde! E RICH Du hast so wenig Sinn für die Literatur. L UISE Ich schwärme mehr für die Malerei. Rubens und der Tintoretto ! 얍 E RICH Ich bin mehr musikalisch, als wie architektonisch -- ich habe ein Gedicht -still -B
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IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 2
R ITTMEISTER Guten abend, küssdiehand, schöne Frau! Sie kennen mich ja garnicht mehr! Aus den Augen , aus dem Sinn! L UISE Jessus, der Herr Rittmeister! Ihr kennt Euch doch -R ITT Wir hatten bereits die Ehre -- -- Guten Appetit! B
B
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16 22 22 26 30 35 37
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]
habeN ] DilemmaN ] BJournalistN ] BeineN ] BTintorettoN ] Bden AugenN ] BWirN ] B B
gestrichen: usw. verweist wahrscheinlich auf folgenden hs. Eintrag:
Hetz ein Tanz Da machen mir unsere Pflanz Da lassmar fesche Jodler naus. Nacher fahren mir mit Sch{wommerlig} nachhaus korrigiert aus: abe korrigiert aus: Dilema korrigiert aus: Journalis e[9]|i|ne korrigiert aus: tintoretto korrigiert aus: denAugen korrigiert aus: W[i]|r|
259
|| Da gibts ein
IN 221.000/27 – 37 g [1], Bl. 4v
Fassung des vierten Bildes
K3/TS5 (Grundschicht)
E RICH Danke! L UISE Wollens auch was? R ITT Danke, nein! Ich hab bereits. Ich sitz hier in Gesellschaft -- dort hinten. Ein Jugendfreund meines gefallenen Bruders -- aus Amerika. L UISE Also ein Mister. R ITT Ein geborener Wiener. Zwanzig Jahre war er in den Staaten. Nun ist er zum erstenmal wieder hier. Wie wir durch die Hofburg gefahren sind heut Vormittag, da hat er geweint -- in der Erinnerung an die Wachparad. Ein Selfmademan ist er. L UISE Und Sie zeigen ihm Wien -R ITT Ja. Wir gehen jetzt aus. Schon den zweiten Tag. Aber wir kommen aus dem Schwips garnichtmehr heraus -- jetzt hat er Postkarten geschrieben, -- und jetzt ist er etwas eingenickt. Er hat sich da ein Mädchen aufgetan -- aber er war ihr zu direkt -- -- Ein sinnlicher Mensch ist das! L UISE No ja beim Heurigen! R ITT Wir haben uns jetzt doch Ewigkeiten nichtmehr gesehen -- Sie haben sich verändert zu Ihren Gunsten, -- noch immer die kleinen Fusserl. L UISE Ja, mein Mann selig hat sie immer in den Mund genommen, so klein waren sie. Er hat ja schon ein richtigen ausgewachsenen breiten Mund gehabt -E RICH Jetzt hab ichs! 얍 R ITT Was hat er denn? L UISE Ein Gedicht. R ITT Ojweh! E RICH Lachen Sie nicht! Sie können natürlich keine Gedichte machen! Aber meine Gedichte werden im Lokalanzeiger gedruckt! R ITT Scho gut! E RICH Ist immer noch besser als wie Scherzartikel zu erfinden, Gesellschaftsspiele und alten Jüdinen das Bridgespiel beibringen! L UISE Erich! E RICH Es gibt Dinge, über die ich keinen Spass vertrag! R ITT Ich versteh einen Spass, beruhigen Sie sich nur, gnädige Frau! Dieser Mensch hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbst verdient! E RICH Herr! L UISE Nur kein Duell, bitte! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITT Wollen Sie vors Ehrengericht? L UISE Ruhe, die Leut schaun schon?!! E RICH Ich lass mich nicht beleidigen. R ITT Mich kann man garnicht beleidigen . Sie nicht. B
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inN ] EinN ] BaberN ] BFusserl.N ] BeinN ] BL UISE N ] BR ITT N ] BLachen f nicht!N ] Berfinden,N ] BJüdinenN ] BEsN ] BbeleidigenN ]
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B
korrigiert aus: [i] n
B
E[o]|i|n
korrigiert aus: abe korrigiert aus: Fusserl vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform; gemeint ist: einen
[E] | L | UISE [E RIC ] |R ITT | [Lachen] |Lachen f nicht!| korrigiert aus: erfinden , gemeint ist: Jüdinnen korrigiert aus: [We]|Es|r be[e]|l|eidigen
260
IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 3
Fassung des vierten Bildes
K3/TS5 (Grundschicht)
L UISE Also versöhnt Euch doch wieder, ich bitt Euch ! Beim Heurigen! R ITT Ich lass mir doch von diesem Preussen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern? Als unsere Habsburger schon Kaiser waren, waren Ihre Hohenzollern noch im Wald!! E RICH Jetzt ist es ganz aus. R ITT Da habens zwanzig Groschen und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu! DER M ISTER (kommt) Oh, lieber Freund -- Freund? Gesellschaft? Stell mich vor, bitte! E RICH Ich geh. L UISE Setz Dich! Wenn Du schon meinen Schinken frisst, dann kannst Du mir 얍 auch soweit entgegenkommen! E RICH (setzt sich) R ITT Das ist mein lieber Mister aus Amerika! M ISTER Äusserlich ja, aber drinnen pocht noch das alte Wiener Herz, das alte Wien -- und die Wachau -- es hat sich vieles verändert in der Zeit, Stürme sind über die Welt gebraust und ich hab ganz von unten angefangen, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! -- In den Häuserwüsten der Vereinigten Staaten -- Oh, Du lieber alter österreichischer Herrgott aus Mariazell! -- Darf ich Sie einladen? Alle! Alle! L UISE Aber wir bekommen noch Besuch -R ITT Ist wurscht! Er zahlt alles! M ISTER (dumpf) Ja, alles -L UISE Der Herr Hofrat kommt noch und der Oskar. R ITT Der Hofrat. L UISE Er geht zum erstenmal wieder aus. Endlich hat ihm der Oskar so weit gebracht -- Jesus Maria! Wer sitzt denn dort! B
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A LFRED (grüsst) M ISTER Musik! Musik! Wien, Wien nur Du allein -(Gesang und Saufen) L UISE und A LFRED (fixieren sich) A LFRED (grüsst noch einmal) L UISE (dankt wieder) A LFRED (nähert sich dem Tisch) L UISE Geh! Nein, Du darfst nicht da sein. Er kann jeden Augenblick kommen. A LFRED Wer? L UISE Der Hofrat. A LFRED So. L UISE Wenn er Dich hier sieht, kehrt er wieder um. Er ist das erstemal aus, er vergräbt sich wie ein Maulwurf. Seit dieser Geschichte -- Wie geht es 얍 Euch übrigens? B
1 2 14 14 16 18 25 40
IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 4
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korrigiert aus: uch
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EuchN ] R ITT N ] BM ISTER N ] BÄusserlichN ] BhierN ] BösterreichischerN ] BihmN ] BesN ]
[E R ] |R ITT | [L UI ] |M IS |TER korrigiert aus: Aesserl[l] |i|ich h[o] |i|er korrigiert aus: österreischer vermutlich bewusste gesetzte Dialektalform eingefügt
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IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 5
Fassung des vierten Bildes
5
K3/TS5 (Grundschicht)
A LFRED Mir danke, schlecht. Wie es Marianne geht, das weiss ich nicht. Wir sind getrennt. Seit fünf Monaten schon. Es ist aus. L UISE Und was macht sie jetzt? A LFRED Weiss ich nicht. L UISE Und das Kind? A LFRED Weiss ich nicht. L UISE Du bist ein Schuft. A LFRED Luise. Wer unter Euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. (Stille) L UISE Man kann natürlich nicht so in Verhältnisse hineinsehen. A LFRED Ich war jetzt drei Monate in Frankreich. In Nancy. L UISE Und wie sind denn die Französinen ? A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. L UISE Du bist so verändert -- bist Du krank? A LFRED Nein . Nur müd. Ich bin gehetzt. Ich habe die Sehnsucht nach einem eigenen Heim. L UISE Jetzt hat er eine Frau und ein Kind und sehnt sich nach einem Heim -A LFRED Das war kein Heim. Wir waren von unserem Kind getrennt und hatten kein Geld. Das war eine elende Pension. L UISE Wenn ich Zeit habe, werde ich Dich bedauern -- Du bist doch das verlogenste, was es gibt. A LFRED Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Und Du? Wie geht es mit Deinem Erich? L UISE Du möchtest, dass es schlecht steht? Möchtest wieder zurück? A LFRED Willst Du es hören? L UISE Ja. A LFRED So ists. Ich geh jetzt wieder auf die Rennbahn -L UISE Ich habe jetzt einen geistigen Menschen -- er schreibt auch Feuilletons unterm Strich -얍 A LFRED Und sowas wird mal Richter. L UISE Endlich mal mein Niveau. Du warst eine Entgleisung. Aber eine interessante Entgleisung. Er prügelt mich nicht. A LFRED Hab ich Dich denn je geschlagen? L UISE Sei doch nicht so vergesslich -A LFRED Ich hab Dich nie geschlagen. L UISE Und am 17. März? (Stille) A LFRED Wie Du Dir alles merkst. L UISE Alles. Es waren doch auch zu schöne Stunden -- Besuch mich mal, wenn Du willst, dann können wir mehr plaudern. B
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gemeint ist: Französinnen korrigiert aus: L UISE Du korrigiert aus: M[a] N ein
ohneN ] FranzösinenN ] BL UISE DuN ] BNeinN ] BsehntN ] BHeim --N ] BFeuilletonsN ] BBesuch f Gottseidank.N ]
[lasst]|sehnt|
| |
korrigiert aus: Heim korrigiert aus: Feuiletons
\Besuch f Gottseidank./
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IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 6
Fassung des vierten Bildes
K3/TS5 (Grundschicht)
A LFR Ich bin aber doch kein geistiger Mensch. L UISE Gottseidank. A LFRED In der Erinnerung -(Stille) L UISE Alfred. Hau mir eine runter, bitte. (Stille) A LFRED Rechts oder links? L UISE Mitten ins Gesicht, mitten ins Gesicht -A LFRED Der Hofrat! N
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H OFRAT und O SKAR (kommen) A LFRED (verschwindet) (Begrüssung; er nimmt Platz am Tisch) DER S CHRAMMELSÄNGER Ja, dort draus im Liebhartstal, ja draus im Liebhartsthal Dort gibts für Mägdelein Gefahren ohne Zahl Dort ist die Luft so eigen und der Wein so süss Dort ist das zweite Paradies -A LLE Ja dort im Liebhartstal, ja dort im Liebhartstal Dort gibts für Mägdelein Gefahren ohne Zahl Dort ist die Luft so eigen und der Wein so süss Dort ist das zweite Paradies -- -B
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Ende des vierten Bildes.
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gestrichen: Sc
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] istN ]
[o]|i|st
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
얍
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K3/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
Geschichten aus dem Wiener Wald Volksstück in 7 Bildern.
IN 221.000/63 – BS 38 f [2], Bl. 1
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4. Bild.
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A LFRED (zu Luise) Ich weiss nicht, wo sie steckt . R ITTM Pardon! Soll ich es Ihnen sagen? A LFRED Mischen Sie sich nicht in unser Gespräch. R ITTM Ich weiss, wie es ihr geht, dem armen Hascherl! Wo sie auftritt! Und ich finde es für eine abscheuliche Gemeinheit, dass das arme Hascherl so behandelt wird! L UISE Kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten! E RICH (zu Luise) In diesem Punkte hat er ganz recht! L UISE Das auch noch!! – Jetzt sind wir geschiedene Leut!! E RICH Gut! B
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R ITTM Was machen Sie jetzt? E RICH Meinen Referendar. E RICH Wo tritt Marianne auf? R ITT Im Etablissement Maxim. Ich werds diesem Hofrat schon zeigen! Es ist eine Gemeinheit! Das gibt eine Überraschung, wenn der seine Tochter da erblickt! E RICH Sehr richtig! Sehr begrüssenswert! B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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Geschichten f Bildern.N ] 4. Bild.N ]
] (zu Luise)N ] Bnicht, woN ] BstecktN ] BA LFRED N ] Bwie f Hascherl!N ] BWoN ] BbehandeltN ] BKümmern f Angelegenheiten!N ] B(zu Luise)N ] B N] BIch f erblickt!N ] B N B
\Geschichten f Bildern./ [6. Bild H OFRAT ] [|4. Bild. R ITTMEISTER (zu Erich) I|] [|5. Bild|] |4. Bild.| [R ITTMEISTER / A LFRED /] [Ich] |(zu Luise)| nicht[:]|,| [{ }]|wo| [{ }]|steckt| [A LFRED ] |A LFRED | \wie f Hascherl!/ korrigiert aus: wo behande[{ }]|l|t [Mischen] |Kümmern f Angelegenheiten!| [(kommt; zum Rittm)] |(zu Luise)| [(Stille)] [E RICH Da { } {bring ich} [die hin –] |Dich hin.|] |Ich f erblickt!|
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Fassung des fünften Bildes
K3/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
얍 B F ü n f t e sN B i l d Im Nachtlokal Maxim. Nach Mitternacht. Eine Bühne. Eine Box.
IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 7
C ONFERENCIER (auf der Bühne; er ist klein, und mager und blau gepudert spricht fast Sopran, trotzdem er stinknormal ist) Meine Sehrverehrten ! Meine Herrschaften! Entzückende Damen und noch entzückendere Herren! (Rufe von Damenstimmen: Oho! Gelächter) Trotzdem! Eine Nummer jagt bei uns die andere! Im Namen der Direktion, es ist dies die alte gediegene Tradition hier bei uns im Maxim und so wollen wir es halten in unserem Etablissement: Nummer auf Nummer! Eine schöner und gediegener als die andere! Das ist Tradition! Wie sagt doch Goethe in seinem Meisterwerk, in seinem Faust: Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen! In diesem Sinne, meine Sehrverehrten: Nummer auf Nummer! Ich sage nur einen Namen und das genügt: unsere original Michigan Girls! (Applaus, Tusch)
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M ICHIGAN G IRLS (erscheinen; sie haben Büstenhalter an und eine Art Schwimmhosedreiecks aus Spitzen, friderizianische Stiefel und Helme und Gewehre; eine hat einen Säbel) (Musik: Trommel und Pfeifen) (Applaus) M ARIANNE (mit dem Säbel) Stillgestanden! Rechts um! Links um! Kehrt Euch! Rumpfbeuge! -- Angetreten! Präsentiert das Gewehr! (sie schreitet die Front ab) (Begeisterter Beifall) Batallion -- marsch ! (ab) DIE
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R ITTMEISTER (kommt -- zum Conferencier) Ich brauche einen Tisch für acht Personen! Einen schönen schattigen Tisch mit Rückendeckung -- Wir kommen vom Heurigen, ich bin vorausgeeilt -- ein Amerikaner ist auch dabei -C ONFERENCIER Das freut mich aber, Herr Rittmeister! R ITT Sie wissen, was ich bin? 얍 C ONFERENCIER Melde gehorsamst ja, Herr Leutnant! R ITT Woher? C ONFERE Das ist schon garnicht mal wahr mehr. Schon vor dem Krieg. Als Herr Leutnant noch in der Lerchenfelderstrasse wohnten und mit dem Fräulein Gaby gingen -R ITTMEISTER Gaby?! Richtig! Die hab ich jetzt ganz vergessen! Aber natürlich! Was macht sie denn jetzt? N
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F ü n f t e sN ] SehrverehrtenN ] BEntzückendeN ] BesN ] BIn f Nummer!N ] BunsereN ] B(sie f ab)N ] BBatallionN ] B-- marschN ] BC ONFERENCIER N ] Bmehr. SchonN ] BGabyN ] BR ITTMEISTER N ] B B
korrigiert aus: Fü n f t e s Sehr[b]|v|erehrten korrigiert aus: Entzückend [d]|e|s [Nummer] |In f Nummer!| korrigiert aus: unser \(sie f ab)/ gemeint ist: Bataillon korrigiert aus: --varsch C ON [ D ] | F |ERENCIER korrigiert aus: mehr.Schon Ga[v]|b|y [C ONFEREN ] | R ITTMEIS |TER
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 8
Fassung des fünften Bildes
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K3/TS7 (Grundschicht)
C ONFER Ich hab nur von ihr gehört, es geht ihr nicht gut. Sie sitzt im Steinhof. R ITT In der Irrenanstalt? C ONFER In der Landesirrenanstalt -- das kommt davon. R ITT Paralyse? C ONFER Ja. R ITT Armes Hascherl! (Stille) R ITT Wo ist unser Tisch? C ONFER Hier. Das ist mein schönster für so illustre Gäste -R ITT Wir sind auch in prächtiger Stimmung! Ein Amerikaner ist dabei, der zahlt Alles! Bringens mir einen Schampus! (er setzt sich)
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G IRLS (kommen wieder; diesmal als altösterreichische Deutschmeister) M AR (singt) Wir sind vom vierten Regiment Geboren san mir in Wean! (Seite 132) DIE
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R ITT (erkennt Marianne) Marianne -- Marianne -- Herrgott, das wird jetzt aber einen Wirbel geben, wenn der Herr Papa -- -DIE
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G IRLS (singen) Wir sind vom K. und ka Infanterieregiment, usw (ab) B
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H OFRAT , L UISE , O SKAR, M ISTER , E RICH UND NOCH EINIGE S PIESSER (marschieren ein, besoffen, ungeheuerer Applaus, allgemeiner Tanz) 얍 H OFRAT Also das war eine Prachtidee, dass wir hierhergekommen sind! Nein, es hat keinen Sinn, sich so zu verkriechen! Seit Jahren war ich in keinem solchen Lokal mehr! Man hat ja auch nicht das Geld -L UISE Der Amerikaner zahlt ja alles! B
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R ITT f Hascherl!N ] R ITT N ] Bso illustreN ] B(Seite 132)N ] B B
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uswN ]
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B
dassN ]
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\R ITT f Hascherl!/ R[9]| I | TT korrigiert aus: soillustre verweist auf: Ulreich 1927, S. 132 (Deutschmeister-Regiments-Marsch):
Wir hab’n unser liab’s Vaterland Und unsern Kaiser gern! Und fangen s’ wo mit Österreich Zum Kriegführ’n amal an, So haut a jeder von uns drein, So viel er dreihau’n kann. Die Schlacht zum Beispiel, bei Kolin, Wie’s jeder wissen tuat, Beweist doch gleich, was all’s im Stand Is’s echte Weanablut. Und so wie’s die vor uns hab’n g’macht, So kämpfen wir auch heut Und geb’n ’n letzten Tropfen Bluat Fürs Vaterland voll Freud! ebd.: Mir san vom ka und ka Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister, Num’ro vier! korrigiert aus: das
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 9
Fassung des fünften Bildes
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grosseN ] warN ]
achN ] grünemN ] BbleibtN ] BSoN ] Bnur beiN ] B
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H OFRAT Ja, die grosse Welt! Da sieht man wie die anderen Leut leben! Da hat man ehrlich seinem Kaiser gedient und könnt sich sowas von seiner Bezahlung nie leisten, so eine Orgie -M ISTER Es gibt nur ein Wien -L UISE Früher wars noch schöner! H OFRAT Heut ist es auch noch schön! Wir gehen über die Zeit hinweg! Wir vergessen jetzt mal alles was war! Vor vierzig Jahren, vor dreissig Jahren! Dich hätt ich heiraten sollen, Du stattliche Person -- meine Frau selig war zu mager! L UISE Red nicht immer von Mathilde! Ich hab sie nie leiden mögen, Gott verzeih mir die Sünd! Aber wenn Du von ihr redest, vergeht mir die Stimmung! EIN M ÄDEL (betrunken vom Heurigen) Meinem Onkel! (das Tischtelephon läutet) H OFRAT Ja, ich bins, der Onkel -- ach Mausi, wie -- nein! Du, komm doch mal her -ach Du süsses Schweinchen! -- So komm doch her, ich soll hin -- wo sitzt Du denn? -- An die Bar soll ich? In grünem Kleid -- Bussi, Bussi -- (er sauft) O SKAR Du sollst nicht so viel trinken, Papa! H OFRAT Für uns Alten bleibt nurmehr der Alkohol, sonst nichts. Wo ist die Bar? O SKAR Keine Ahnung! H OFRAT Wo ist die Bar, Kruzitürken?! R ITT Dort. Ich werde Sie führen! M ISTER (zu Oskar) Wer ist das eigentlich? L UISE Ein feiner Mann. Ein seltener. So wie es jetzt keine mehr gibt. Diese Sorte stirbt aus. So bescheiden wie er ist, und anständig. 얍 O SKAR Er hat sich sinnlos besoffen. L UISE Er ist halt dem Alkohol entwöhnt. M ISTER Ich nicht. Wir haben auch Alkohol, aber teuerer. Und nicht so der Rahmen, wie hier -- hier gibt es Charme, bei uns ist alles deutlicher, brutaler, drüben -L UISE Sie wären mein Fall! Was wiegen Sie? M ISTER 220 Pfund in Badehosen. L UISE Oh Gott! M ISTER Darf ich ganz offen sein? L UISE Bitte darum. M ISTER Ich bin kompliziert. L UISE Was verstehen Sie darunter? M ISTER Ich hab nichtsmehr zum Trinken, he wo bleibt das?! Also ich bin sehr kompliziert. Ich kann keine Frau haben. Ich bin innerlich tot. Ich hab zu viel Enttäuschungen gehabt. Ich trau mich nichtmehr. Für mich gibts nur Frauen so und dann weg damit! L UISE Das liegt auch sicher an Ihnen und nicht nur bei uns armen Frauen. M ISTER Sicher. Ich hab den Saturn als Planeten. L UISE Und ich den Merkur. B
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K3/TS7 (Grundschicht)
gr[s]| o| sse (1) wa (2) war korrigiert aus: achm korrigiert aus: Grünem korrigiert aus: bliebt korrigiert aus: Sio korrigiert aus: nurbbei
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 10
Fassung des fünften Bildes
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K3/TS7 (Grundschicht)
M ISTER Mein Saturn, wenn der nicht günstig bestrahlt wäre, säss ich jetzt nicht hier. Das Schiff wär sicher mal untergegangen. Mit Mann und Maus. E RICH Und die übrigen wären auch alle schlecht bestrahlt gewesen? L UISE Mach keine blöden Witze, dazu ist das zu ernst! E RICH Ich mach keine blöden Witze! Es ist mein tiefster Ernst! Ich glaub nicht daran! Wir hängen mit der Natur zusammen! Oh Gott, jetzt möcht ich ein Gedicht schreiben -- ein tiefes -- diese Zeit -- Sodom und Gomorrha! Und nicht nur hier in Wien auch bei uns in Kassel! Ueberall dasselbe! (er umarmt ein Mädel) L UISE (schlägt ihm auf die Hand) Hand von der Putten! M ÄDEL Das sind doch meine Putten, bitt ich mir aus! Das geht Sie garnichts an! H OFRAT (kommt mit zwei halbnackten Mädchen) Ich bin ja so glücklich! Nein 얍 das hätt ich nicht gedacht!! Bitte, Platz zu nehmen, die Damen!! Darf ich bekannt machen? L UISE Danke! H OFRAT Menscher san mir alle! (er setzt sich) N
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C ONFERENCIER Meine Sehrverehrten! Wir bringen Ihnen nun unsere original künstlerische Akt Plastiken! Den Höhepunkt unseres Programms! Als erstes: Noch sind die Tage der Rosen. Das zweite Bild: Unser Zeppelin! Das dritte Bild: Die Jagd nach dem Glück! B
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O SKAR (springt auf) Marianne! Marianne! Nein, das ist doch Marianne! M ARIANNE (von der Kugel herab) H OFRAT Marianne -- Marianne -C ONFERENCIER Was ist denn los? R ITT Jetzt kommt der Wirbel. M ARIANNE Ich weiss nicht, was die Herren von mir wollen. Ich kenne sie nicht. O SKAR Aber das ist doch garnicht wahr! H OFRAT Was Du kennst mich nicht?! M ARIANNE Nein! Nein!! (Vorhang) C ONFERENCIER Wie die Herrschaften sehen war das ein Irrtum! Fräulein My de Lollas kennt die Herren nicht -- hat sie noch nie gesehen -- Ich bitte darum -O SKAR My de Lollas -H OFRAT Spanisch. O SKAR Nein, das kann ich nichtmehr sehen -H OFRAT Und ich bleib! Ich werd mir doch durch ein solches Geschöpf nicht meine Stimmung verderben lassen! Ich bin in einer Untergangsstimmung, meine Herrschaften!! Es wird ein Wein sein, und wir werden nimmer sein -얍 DIE T ISCHRUNDE (ausser Oskar) Es wird schöne Madln geben und wir werden nichtmehr leben -N
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 11
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E RICH N ] (er f Mädel)N ] BL UISE f Hand)N ] BMenscherN ] BDasN ] BHerrenN ] BGeschöpf N ] B B
E[O ] | R | ICH \(er f Mädel)/ [EIN M ÄDEL ] |L UISE f Hand)| bewusst gesetzte Dialektalform: gemeint ist: Menschen
[Al] |Da|s korrigiert aus: herren Geschö[ö]|p|f
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 12
Fassung des fünften Bildes
K3/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
O SKAR Nein, ich geh jetzt. Sie steht mir noch zu nah. H OFRAT Mir steht sie überhaupt nichtmehr. O SKAR ( ab ) B
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C ONFERENCIER Das war der Schluss unseres offiziellen Teiles -- ich wünsche eine recht gute Nacht, meine Herrschaften!! Jetzt beginnt der inoffizielle Teil -(Marsch; das Haus leert sich bis auf Hofrat, Ritt, Mister) B
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H OFRAT Ich lass mir meine Stimmung nicht verderben. Jetzt möcht ich eine Postkarte schreiben. An meinen verstorbenen Freund Alfons -- (er sauft für sich) M ISTER Ich schreib jetzt auch Postkarten! (er setzt sich in die Box und schreibt) M ARIANNE (kommt in Pyjama) H OFRAT (starrt sie an) Sie wünschen? M AR Ich möchte ein ernstes Wort mit Dir reden, Papa. H OFRAT Ich bin nicht Dein Papa. M AR Du bist es, auch wenn Du es ableugnest. H OFRAT Zieh dich zuerst an, bevor Du mit mir redest. M AR Das geht jetzt nicht. Sofort. Ich bin fort, aber ich hege keinen Groll gegen Dich. Ich bitte Dich nur, da wir uns jetzt zufällig sehen, mir keinen Stein in den Weg zu rollen. H OFRAT Fällt mir nicht ein. M AR Du siehst ich verdien mein Brot. H OFRAT Ich seh. M AR Und ich will nicht, dass Du mich beschimpfst. Auf anständige Weise verdien ich es. H OFRAT Auf sehr anständige. M AR Du hast mich ja nichts lernen lassen. 얍 H OFRAT Werd nur nicht ordinär! Denk an Dein Mutterl selig! Die Toten hören alles! M AR Weisst Du, dass ich ein Kind hab? H OFRAT Ja. M AR Weisst Du, dass es uns sehr schlecht geht. H OFRAT Ich kanns mir denken. Wer nicht hören will, muss fühlen! M AR Das sagst Du mir, wo Du besoffen bist? H OFRAT Halts Maul, Du Dirne! M AR Ich bin keine Dirne. Ich verdien hier vier Schillinge am Tag. H OFRAT Willst Du Geld von mir? M AR Ich pfeif Dir auf Dein Geld! Aber wenn das hier so weitergeht, bleibt mir nichts anderes als der Zug! H OFRAT Was für Zug? M AR Ich werf mich vor den Zug. Mit dem Kind. B
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stehtN ] abN ] BJetzt f Teil --N ] BmeinenN ] B(er f schreibt)N ] BjetztN ] Banständige.N ] B B
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korrigiert aus: s[e]|t|het [b]|a|b \Jetzt f Teil --/ korrigiert aus: meine \(er f schreibt)/ korrigiert aus: jetzz anständige[,]|.|
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 13
Fassung des fünften Bildes
K3/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
H OFRAT Bitte. Da kann man nichts machen. Du gemeines Schwein, hast mir auf meine alten Tage so eine Schande bereitet, so eine Schande -- ich armer alter Mensch , mit was hab ich das nur verdient -- (er weint) So wirf Dich doch vor den Zug, wirf Dich doch!! Oh Gott im Himmel!! So wende Dich doch an den Herren dort, Du Dirne !! Der hat Geld, der Amerikaner ! Den sackl aus, wo Du hingehörst!! M AR Leck mich am Arsch! H OFRAT Das auch noch. (zum Rittm) Mir ist so schlecht, lieber Rittmeister! Jetzt brauch ich nichtmehr viel -- Wo ist das Klosett? R ITT Kommen Sie -- Ist Ihnen übel? H OFRAT Zum Brechen. (ab mit Ritt) B
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M ISTER (kommt -- versperrt Mar den Weg) Darf ich gratulieren, Primadonna? Haben Sie nicht einige Briefmarken bei sich? M AR Nein. M ISTER Ich brauche zehn zwanzig Groschen Marken und zahle dafür hundert Schilling. 얍 (Stille) M ISTER Zweihundert Schilling. (Stille) M ISTER (nimmt die Brieftasche heraus, zeigt sie ihr) Da sind die Schilling und da sind die Dollars. M AR Zeigen Sie. M ISTER (reicht ihr die Brieftasche) (Stille) M AR Zweihundert? M ISTER Ja. Vielleicht sogar zweihundertfünf. M AR Das ist viel Geld. M ISTER Na! (Stille) M AR Nein. Danke. (gibt ihm die Brieftasche zurück) M ISTER Was heisst das? M AR Ich kann nicht. Sie haben sich in mir geirrt, Herr. M ISTER (fasst sie plötzlich am Handgelenk) Und Sie haben mich bestohlen, Du Dirne!! Du Diebin!! Hand aufmachen! Da! Fünfzig Schilling!! Meinst ich merk das nicht?! Zur Polizei!! M AR Au! B
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H OFRAT und R ITT (kommen) Was ist los? M ISTER Polizei! Diese Hure hat mich bestohlen! B
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1 2–3 4 5 5–6 5 33 33 39
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Schwein, hastN ] ich f MenschN ] BHimmel!! SoN ] BDirneN ] BDer f hingehörst!!N ] BAmerikanerN ] BSieN ] BHerr.N ] Bund N ] B B
korrigiert aus: Schwein, hast [der Oskar würde] |ich f Mensch| korrigiert aus: Himmel!! So [{Habe}] |Dirn|e [M AR ] |Der f hingehörst!!| [Herr] |Amerikaner| korrigiert aus: S[i]|e| korrigiert aus: Herr . korrigiert aus: (und )
270
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 14
Fassung des fünften Bildes
K3/TS7 (Grundschicht)
H OFRAT Was? M AR Ja! Ja! Leckts mich doch am Arsch alle miteinander! (sie weint) H OFRAT (fällt um) R ITT Wasser! Wasser! Ein Ohnmachtsanfall! C ONFERENCIER Nein, das ist ein Schlaganfall! M AR Papa!! Papa!! (es wird dunkel; alles verschwindet) R ITT ( allein im Vordergrund) Scheusslich, scheusslich! Was sind das für 얍 Zeiten! Ja, wenn Oesterreich-Ungarn gewonnen hätte, dann wär alles anders gekommen. Ueberhaupt wenn -- Wenn ich mich so zurückerinner -- jetzt muss man sich plagen, dieser Mister -- hätt er ihr doch die fünfzig Schilling geschenkt, aber gleich Polizei und Verhaften und Einsperren -- es gibt keine Gerechtigkeit mehr. Früher waren das andere Zeiten, als der Erzherzog Otto sich da nacket ausgezogen hat bloss mit dem Säbel um -- und jetzt diese Amerikaner, diese Selfmademans -- -- Jaja -- -- Früher, wie schön war das -- Jetzt wäre ich vielleicht schon Oberleutnant -- wenns keinen Krieg gegeben hätt -- und so bin ich nur Leutnant geblieben -- muss mich abrackern, Vertretungen übernehmen, mir selber die Schuhe putzen -- früher da hab ich einen Burschen gehabt -- aus Znaim. Wie hat er denn nur geheissen. Richtig: Gorlitzka. Da hab ich nur rufen mussen: Gorlitzka! -- Gorlitzka! -- -- Ja wo steckt er denn der Gorlitzka! Gorlitzka!!
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Lesetext
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G ORLITZKA (erscheint, steht stramm, über dem Arm hat er die Uniform) R ITTMEISTER Wo steckst Du denn so lang, Gorlitzka? G OR Melde gehorsamst, Herr Leutnant, ich hab die Uniform vom Schneider geholt. Sie war doch beim Aufbügeln. Und er hat nur noch einen Knopf annähen müssen --- --- Ich hab doch die neue Uniform geholt, Herr Leutnant. Die neue Oberleutnantsuniform. R ITT Ah richtig! Das hätt ich jetzt fast vergessen, Gorlitzka . G ORL Wollen Herr Oberleutnant die Uniform gleich anziehen? R ITT Ja. (er zieht sie an) G OR Melde gehorsamst, das Fräulein Gaby war da. Sie erwartet den Herrn Oberleutnant im Fenstergucker. R ITT Hat sie noch was bestellt? G OR Sie hat nur gesagt, ich soll sagen, dass sie beim Arzt war und der Arzt ist sehr beruhigt über ihren Zustand. Er sagt, er wird sie heilen können. R ITT Grins nicht! (Stille) N
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alleinN ] Oesterreich-UngarnN ] Bdas --N ] BOberleutnantN ] BmirN ] BR ITTMEISTER N ] BannähenN ] BneueN ] BGorlitzkaN ] BhatN ] BberuhigtN ] BihrenN ] B B
N
korrigiert aus: alleim korrigiert aus: Oesterreich’ Ungarn korrigiert aus: das -
Oberleut[j]|n|ant [fr]|mi|r [Melde]|R ITTMEISTER | korrigiert aus: annähe korrigiert aus: Neu [Herr]|Gorlitzka| korrigiert aus: har korrigiert aus: beruhigt. korrigiert aus: Ihren
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 15
Fassung des fünften Bildes
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K3/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
얍 R ITT Die ärztliche Wissenschaft ist sehr fortgeschritten. Wenn wir jetzt einen Krieg hätten, tät das ganz anders werden -G ORL Wir haben doch schon einen Krieg gehabt. R ITT Richtig! Das war nachher. Wann haben wir uns getrennt? G ORL 1913. R ITT In Klagenfurt. G OL In Klagenfurt. (Stille) R ITT Die Uniform sitzt tadellos. Na und wie ist es Dir im Krieg ergangen? G OL Ich bin gefallen, Herr Oberleutnant. An der Piave. Am 14. April 1915. Ich hab nicht viel vom Krieg Bmitgemacht.N Nur anderthalb Jahr. R ITT Da darfst froh sein, später war der Krieg nichtmehr angenehm. G OL Ach ich hätt auch das Unangenehmste auf mich genommen, Herr Leutnant. R ITT Wie ist es denn dort, wo Du jetzt bist? G OL Es ist nicht gut, es ist nicht schlecht. Es ist ganz anders. (Stille) R ITT Erinnerst Du Dich noch vor dem Krieg -G OL Meine Braut hat immer gesagt, wir werden heiraten, wenn Du fortkommst vom Militär. (Stille) G OL Benötigen Sie mich noch, Herr Oberleutnant? R ITT Nein, BGorlitzkaN. Du kannst gehen. B N G OL Dann auf Wiedersehen, Herr Oberleutnant. R ITT Auf Wiedersehen -G OL (ab) (Stille) R ITT Ja, die Uniform. In der Erinnerung wird alles schön. Treten wir ein in den Himmel der Erinnerung -(Johann Strauss, Ballett, Walzer, Wachau) \Abbruch der Bearbeitung\
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mitgemacht.N ] GorlitzkaN ] B N] B B
mitgemacht[,]|.| korrigiert aus: gotlitzka gestrichen: Auf W
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IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K3/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Sechstes Bild
IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 1
Wie das Erste. Aus der Wohnung des Hofrates: Musik; ein Walzer. Arzt untersucht den Hofrat, der am Balkon sitzt. Zeigt Zunge, fühlt Puls, behorcht ihn, usw. B
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N
M ED (redet in einer Tur; Hofrat schweigt) Sie haben eine eiserne Natur. Eine Vitalität – ein anderer hätt das kaum überstanden. H OFRAT Herr Medizinalrat. M ED Herr Hofrat – H OFRAT Sie kennen doch meine Familienverhältnisse. A RZT Die Sonne wird Ihnen sehr gut tun. Es geht überraschend gut, natürlich wird eine Kleinigkeit zurückbleiben. So ein Schlaganfall ist kein Witz. Aber Sie können bereits ruhig wieder ausgehen. Aber jeder Aufregung ausweichen, bitte -- Sie haben viel Aufregungen hinter sich? H OFRAT Weiss Gott! A RZT (M EDIZINALRAT ) Sie müssen sich sehr hüten. Bei der geringsten Aufregung kann Sie ein neuer Schlaganfall treffen, und dann ist es aus mit der ärztlichen Kunst. H OFRAT Lieber Herr Medizinalrat, wenn Sie das durchgemacht hätten, was ich -- Ich hab eine verkommene Tochter, Herr Medizinalrat. M ED Wem erzählen Sie das? Ich auch. H OFRAT Meine Tochter hat die aussichtsreichste Partie gebrochen. M ED Meine die Ehe. H OFRAT Meine Tochter hat ein aussereheliches Kind. M ED Ich möchte Ihnen etwas sagen: ich wäre froh, wenn meine Tochter ein aussereheliches Kind hätte, aber sie bekommt keines. Sie hat sich den Unterleib verdorben. Und was ist der Zweck unseres Lebens? Dass wir uns fortpflanzen, getreu nach den Geboten der Natur. Es tut mir weh, dass ich sehe, wie meine Familie aufhört. Mein Sohn ist gefallen und meine Tochter ist es auch . Wie gerne möchte ich ein Kind haben! In der heutigen Zwischenzeit, wo alles im Uebergang ist, kann man nicht so urteilen. H OFRAT Meine Tochter hat gestohlen. 얍 M ED Gestohlen? H OFRAT Ja. Jetzt sitzt sie. Sie wird aber wohl bald wieder frei werden. M ED Das ist natürlich schlimmer. Aber ich würde an Ihrer Stelle Ihrer Tochter verzeihen -H OFRAT Nie! M ED Schon aus egoistischen Gründen. Sehen Sie, nur keine Aufregung! Der Gedanke an Ihre Tochter macht Ihnen ständig Aufregungen. Wenn Sie sich wieder vertragen könnten, wäre es besser für Ihre Gesundheit. B
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Zeigt f usw.N ] M ED f Familienverhältnisse.N ] BauchN ] Bhaben!N ] BheutigenN ] BfürN ] B B
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\Zeigt f usw./ \M ED f Familienverhältnisse./ au[s]|ch| haben[?]! korrigiert aus: heuteigen korrigiert aus: fr
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K3/TS8 (Korrekturschicht)
H OFRAT Herr Medizinalrat ! Regen Sie mich nicht auf! M ED Aber ich muss es Ihnen sagen, damit Sie sich nicht aufregen! Das ist kein Spass! Ich kann unsere Moral besser beurteilen, ich als Arzt , ich sehe in viele Familien hinein, aber ich muss schweigen. Ich muss aber liberal werden, wenn Sie das wüssten, was ich weiss, würden Sie auch liberal werden! Glauben Sie es mir! Und für Ihre Gesundheit wäre es auch von enormen Vorteil! H OFRAT Glaub ich nicht. M ED Ich werde Ihnen hier noch ein Rezept verschreiben, auf alle Fälle. (er schreibt) Wer spielt denn da so talentiert? H OFRAT Mein ehemaliger Schwiegersohn. M ED Ah! H OFRAT Ja, er hätte sie heiraten sollen. Er hängt sehr an ihr. Noch immer. Drum kommt er öfters her. Ein anständiger Mensch. Er spielt mir oft Klavier vor. M ED Sie haben überhaupt ein paar gute Freunde. H OFR Es tuts. M ED Sie sind ein verwöhnter Mensch. Zum Beispiel diese Frau Mathilde, wie die Sie pflegt das ist rührend -H OFR Das ist gar nicht so selbstlos: sie hat hier ein Verhältnis mit einem Studenten, der hier wohnt. M ED (kichert) Immer dasselbe! Cherchez la femme! Cherchez la femme! 얍 L UISE (kommt mit einem Maiglöckchenstrauss) M ED Ach Küssdiehand, gnädigste! L UISE Ich habe Dir hier einige selbstgepflückte Blumen mitgebracht. M ED Rührend. H OFRAT Ist es nicht schön von ihr, wie sie an mich denkt? Sie pflegt mich wunderbar. M ED Ungeheuerlich. L UISE Ich bin doch auch gelernte Krankenschwester. M ED Ach so, darum! L UISE Ich hab im Krieg gepflegt, aber ich hielt es nicht lange aus, wegen der Nerven. Die Verletzten haben mir ja nichts ausgemacht, auch nicht die grauenhafteste Verwundung. O SKAR Es soll doch noch immer Verletzte geben, ohne Öffentlichkeit? M ED Gewiss. H OFRAT Und trotzdem wird es uns nicht besser gehen, bis wir nicht wieder einen Krieg haben. M ED Den kriegen wir auch. Gewiss! H OFRAT Ich werd ihn ja kaum mehr erleben – M ED Also nur den Kopf nicht hängen lassen, lieber Hofrat! L UISE Muss er noch Eisumschläge bekommen? M ED Ich bitte darum. Darf ich mich empfehlen, Herr Hofrat! (ab) B
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Lesetext
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Herr MedizinalratN ] alsN ] BArztN ] BSieN ] BDie f Hofrat!N ] BDie f Verwundung.N ] Bauch f Verwundung.N ]
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B
L UISE N ]
korrigiert aus: HerrbMedizinalrat korrigiert aus: aäls korrigiert aus: Arrzt korrigiert aus: sie
\Die f Hofrat!/ [Ich konnte die verletzten Tiere] |Die f Verwundung.| (1) aber die Toten – Ich kann keine Leichen sehen. (2) auch f Verwundung. eingefügt
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K3/TS8 (Korrekturschicht)
L UISE Es freut mich, dass es Dir besser geht. Und das mit dem kleinen linksseitigen Sprachfehler wird sich ja auch bald legen. H OFRAT Hoffentlich. Ich möchte nicht so sterben. L UISE Hast Du Erich nicht gesehen? H OFRAT Nein. L UISE Wo steckt er nur? B
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O SKAR (in der Türe) Er war die ganze Nacht nicht zuhaus. Sein Bett ist unberührt. L UISE Tatsächlich? Ja, man soll seine Gefühle nicht verschwenden. O SKAR Ich weiss nicht. Glücklicher ist der, der liebt, als wie der der geliebt wird. Selbst der unglücklich Liebende ist glücklicher -- Ich liebe Marianne noch immer. L UISE Also so bin ich nicht veranlagt. H OFRAT Ich hätt eine grosse Bitte. Lasst mich etwas allein. Mein Kopf. Ihr könnt Euch ja drinnen unterhalten. O SKAR Soll ich noch etwas spielen? H OFRAT Ja. Bitte. L UISE und O SKAR (ab) 얍 R ITTM (erscheint auf dem Balkon; macht Zeichen in das Zimmer) A LFRED (folgt) R ITT Pst! Dort schläft er. Wir müssen leise reden. Er darf sich nicht aufregen. A LFRED Sie müssen verzeihen, dass ich Sie mit so privaten Dingen belästige aber ich weiss nicht mehr ein noch aus. R ITT Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung. Ich helfe gerne. Mir geht es jetzt ganz gut. Man muss sich umstellen. Früher die Frau Oberst , jetzt die Frauen von die reichen Juden – cherchez la femme! Ich geb Bridgeunterricht. Es geht mir ganz gut. Am ersten will ich hier ausziehen -A LFRED Mir geht es dreckig. Ich war sogar Arbeiter. Wenn Sie das arrangieren könnten, dass ich sie wieder sehen kann -- sie lässt sich nämlich verleugnen -R ITT Wer sie? A LFRED Luise! B
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Lesetext
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H OFRAT (ruft) Luise! Luise!! R ITT und A LFRED (ab) B
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L UISE (erscheint und Oskar -- Musik bricht ab) L UISE Was gibts? H OFRAT Ich möcht etwas spazieren gehen. Könntest Du nicht mit mir hinunter? L UISE Ich möcht eigentlich auf Erich warten. O SKAR Ich geh mit Dir, Papa. B
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1 18 25–26
demN ] und N ] BMan f Bridgeunterricht.N ] B B
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korrigiert aus: der korrigiert aus: (und) (1) Man muss sich den sozialen Umschichtungen anpassen, ich gebe
jetzt Bridgeunterricht. (2) \Man f Bridgeunterricht./
25 34 39
die f OberstN ] und N ] Bwarten.N ] B B
d[er]|ie| [Hof] |Frau Oberst| korrigiert aus: (und) korrigiert aus: warten?
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K3/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
H OFRAT Ich hab jetzt etwas eingenickt und geträumt. Ein sonderbares Gefühl war das. Als wie damals -- ich war so drüben, und es war eine Musik, wie Sphärenmusik -- ( ab mit Oskar) B
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L UISE (allein auf dem Balkon) 얍 R ITT (auf seinen Balkon) Guten Tag, schöne Frau! L UISE Herr Rittmeister! R ITT Ich hätte eine grosse Bitte: bei mir ist ein Mensch, der Sie gerne sprechen möchte. Alfred. L UISE Er soll herüber kommen. A LFRED Ich danke Dir. Nur eine kurze Aussprache. A LFRED und R ITT (ab) B
IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 5
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L UISE (allein am Balkon) 15
E RICH (kommt) L UISE Guten Morgen, der Herr! E RICH Guten morgen. L UISE Wo warst Du die Nacht über? E RICH Bei einem Mädchen. L UISE Das sagst Du mir so offen ins Gesicht? E RICH Ich kann nicht anders. Du zwingst mich dazu. L UISE Du bist kein Psychologe. E RICH Aber ich bin ja gerade ein Psychologe, weil ich Dich abstossen will. L UISE Gemeiner Kerl! E RICH Beschimpfen lasse ich mich nicht! Wohl hast Du mich unterstützt, aber ich behielt hier mein Zimmer bei! Ich hätts bei Dir nicht ausgehalten! Du hast mich gestört im Lernen! L UISE Gemeiner Mensch, Du! Jetzt wo Du Dein Examen hast! E RICH Ich bin jung und Du bist alt. Gerechtigkeit und Klarheit zwischen den Beziehungen. L UISE So geh. Ich werd mich wegen Dir nicht echauffieren! Wie ich wieder ausseh! (es läutet) L UISE Mach die Türe auf! E RICH Für mich ist das niemand! 얍 L UISE Du sollst die Türe aufmachen, verstanden?! E RICH Nein!! Mach sie Dir doch selber auf!! (es läutet) L UISE Du sollst sehen, wer mich besucht. E RICH Bitte. Das schon. Ihr Wunsch sei mir Befehl. (ab) B
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3 12 17 19 21 27
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abN ] und N ] BderN ] BDuN ] BDuN ] BbehieltN ] B B
korrigiert aus: ab) korrigiert aus: (und) korrigiert aus: Der korrigiert aus: du korrigiert aus: du korrigiert aus: beheielt
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K3/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RICH (kommt wieder mit Alfred)
5
A LFRED (kommt) Da mir niemand aufgemacht hat, habe ich die Türe mit einem Nachschlüssel aufgemacht. E RICH (ab) A LFRED Luise. Warum hast Du Dich immer verleugnen lassen. Es ist mir schlecht gegangen. L UISE Weil Du ein schlechter Mensch bist. Weil Du Marianne nicht unterstützt hast und das Kind auch nicht. Und das Kind -- ich kann solche Leute nicht vertragen. A LFRED Das sehe ich ein. Ich bin ein schlechter Mensch, zuguterletzt aber ein schwacher und ich brauche jemand für den ich sorgen muss. Sonst verkomme ich. Wenn Du mir heute noch fünfzig Schillinge leihen kannst, dann gewinn ich telegraphisch noch in Cannes. Dann will ich meinen Teil morgen zu meinem Kinde tragen. L UISE Und Marianne? A LFRED Ich will auch ihr helfen. Aber zwischen uns ist es aus. Sei nicht hartherzig. Ich bin übel mitgespielt worden. Ich bin eine geschlagene Armee. Ich würde vieles anders machen, heute. L UISE Ich auch. A LFRED Jeder Mensch hat Fehler. ( Kussszene ) L UISE Halt! Du musst jetzt fort, er kommt -- und er darf Dich nicht da treffen -- sonst trifft ihn noch der Schlag!! 얍 A LFRED (ab) B
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H OFR (und Oskar kommen ) H OFRAT (zu Luise) Kannst Du das verstehen, dass Oskar Marianne noch immer liebt? L UISE Doch. O SKAR Ich liebe sie noch immer. H OFRAT Ich versteh das nicht. Soviel Gemeinheiten und trotzdem! L UISE Er würde sie noch heute heiraten. Das ist das grosse Gefühl, das einen ganz ausfüllt. H OFRAT Ich dachte, das kommt nur in den Romanen vor. L UISE Oh, nein. Auch im Leben. Die Kunst ist nur ein Abbild. H OFRAT Er würde sie noch heute heiraten, wenn sie kein Kind hätte, sagte er mir. L UISE Man muss verzeihen können. H OFRAT Vielleicht ist das des Rätsels Lösung. L UISE Wir haben uns doch auch mal geliebt. H OFRAT Und haben uns zwanzig Jahr nicht gesehen. L UISE Und fühlst Du jetzt garnichtsmehr? H OFRAT Doch. Ein gewisses Geborgensein. Ich hätte Dich heiraten sollen und nicht Mathilde -- vielleicht wären auch die Kinder anders ausgefallen, vielleicht hätt ich einen Sohn jetzt und keine Tochter -- einen Erfinder und keine Diebin -B
6 8 20 20 21 25
verleugnenN ] unterstütztN ] BJederN ] BKussszeneN ] Bdarf DichN ] BOskar kommenN ] B B
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korrigiert aus: verleugenen korrigiert aus: unterstütztz korrigiert aus: jeder korrigiert aus: Kusszene korrigiert aus: darfDich korrigiert aus: Oskar) Kommen
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
L UISE Das alles hängt von Gott ab. H OFRAT Gott, ja. Aber manchmal glaub ich, das ist ein böser Gott. (es läutet) H OFRAT Wer kommt denn da? L UISE Ich seh mal nach. (ab) B
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K3/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
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H OFRAT (allein; humpelt herum; bleibt stehen; lauscht; fasst sich ans Herz) 얍 L UISE (kommt aufgeregt herein) Weisst Du, wer da ist? H OFRAT Ich weiss es. Ich hab es gehört. L UISE Sie lässt sich nicht abweisen. O SKAR Wer ist denn da? L UISE Marianne. O SKAR (setzt sich) (Stille) H OFRAT Ich darf mich nicht aufregen, ich darf mich nicht aufregen -O SKAR Ich geh. L UISE Schmeiss sie nicht wieder hinaus, bitte. H OFRAT Ueberlass das mir, bitte! Woher nimmt die Person noch das Antlitz nach all dem Vorgefallenem nochmals hier zu erscheinen? L UISE Wahrscheinlich gehts ihr hundeelend . H OFRAT Und wie geht es mir? Bleib, Oskar! O SKAR Es hat aber doch so garkeinen Sinn -H OFRAT Bleib! Sag ihr Du nur auch richtig die Meinung, kurz und bündig! Nur knapp! Also wir lassen bitten! B
IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 8
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M ARIANNE (erscheint auf dem Balkon) (Stille) M ARIANNE Guten abend. O SKAR Guten abend. L UISE Wir haben uns schon begrüsst -(Stille) H OFRAT Guten abend. M ARIANNE (zuckt zusammen; starrt ihn an) H OFRAT (zu Luise) Was hat sie denn? M ARIANNE Du redest so verändert, Papa -H OFRAT Ich bin nicht Dein Papa. Und dass ich so rede, erzähl ihr das: wessen Werk ist das? 얍 O SKAR Das Deine, Marianne. -- Es traf ihn der Schlag, als er sah, dass Du gestohlen hast. Jetzt ist er linksseitig gelähmt und es bleibt vielleicht immer so, aber er glaubt, dass es bald wieder vergeht. H OFRAT Ich rede noch so, das sind die Nachwirkungen meines Schlaganfalls. Es wird aber bald vergangen sein. O SKAR Es ist nicht wahr, es wird niemehr besser.
1 2 20
B
alles f ab.N ] ] hundeelendN ]
B N B
(1) ist (2) alles f ab. gestrichen: Zwanzig korrigiert aus: Hundeelend
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
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K3/TS8 (Korrekturschicht)
H OFRAT Ich muss mich nur vor einem hüten: vor dem zweiten Schlaganfall. Dann ist es aus. Ich mache Dich darauf aufmerksam, dass ich mit meinem einem Beine im Grabe stehe. M ARIANNE Ich bin nicht gekommen, um Dich aufzuregen. H OFRAT Sondern? M ARIANNE Um es Dir zu sagen, dass ich es zu tiefst bedauere, dass es Dir so ging. Und ich bitte Dich um Verzeihung, dass es so kam, obwohl ich ja nicht allein daran schuld war. H OFRAT Sondern? M ARIANNE Die Verhältnisse. Du kennst sie ja genau. H OFRAT Vielleicht war der liebe Gott daran schuld? M ARIANNE Vielleicht. O SKAR Sicher. -- Du weisst, dass ich Dich noch immer liebe, wenn Du einen Funken Gefühl noch in Dir hast, musst Du das wissen: ich würde Dich auch noch heute heiraten, wenn das Kind nicht wäre! M AR Nichts gegen das Kind! Ich stehe ja nur wegen des Kindes da! Was kann das arme Kind dafür?! Ich hab keinen Pfennig, es ist schon anderthalb Jahr alt -- es gibt nichts vornehmeres für ein Weib, als ein Kind zu haben?! Was kann ich denn dafür, dass er ein Schuft war, der Alfred?! L UISE Fräulein Marianne! Der Alfred ist kein Schuft. Sie haben ihm halt nicht den nötigen inneren Halt gegeben. (Stille) M ARIANNE Ich komme zu Dir als verlorene Tochter. Und bitte um Geld. H OFRAT Ist es ein Bub oder Mädel? M AR Ein Sohn. 얍 H OFRAT Und wie heisst es denn? M AR Wie Du. H OFRAT So. Das auch noch. (Stille) O SKAR Wo kommst Du jetzt her? M AR Man hat mich eingesperrt ins Gefängnis. Aber zuvor hat man mich sehr erniedrigt. Man hat mich untersucht und war brutal. O SKAR Die Polizei trägt allerdings keine Glacehandschuhe. M AR Sie haben es mir nicht glauben wollen, dass ich keine gewerbsmässige Unzucht treibe, und als ich mir das verbat, haben sie mir Ordnungsstrafen gegeben. O SKAR Waren es wenigstens weibliche Kriminalbeamte? M AR Teils. (Stille) L UISE (zum Hofrat) So versöhn Dich doch wieder mit ihr. Denk daran, was ich Dir gesagt hab. (Medizinalrat = Luise) H OFRAT Ich hab so Angst vor dem zweiten Schlaganfall. L UISE Unterstütz doch das Kind etwas, wie kann ein Grosspapa so hartherzig sein? Du wirst wieder ruhig schlafen, es wird Dir wieder alles schmecken, glaubs mir. Und die Leute werden sagen: das ist ein braver gütiger Mensch, dieser Hofrat. Und Dein Enkelkind wird gross werden und wird an den Grosspapa denken -(Stille) B
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Lesetext
B
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B B
N
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Kriminalbeamte?N ] hab.N ]
korrigiert aus: Kriminalbeamte. ? korrigiert aus: hab
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IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
5
K3/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
H OFRAT Wo ist das Kind? M AR Bei guten Menschen. In der Umgebung. H OFRAT Komm her, Marianne. M AR (folgt) H OFRAT Hör zu: Du bist ein Luder gewesen, ein Mistvieh, eine Sau. Ich will aber alles vergessen, nur wegen des kleinen unschuldigen Kindes. Du hast ja auch gebüsst für Deine Verfehlungen. Das Kind soll her zu mir und Du auch. Ich will Euch bei mir haben, hier. Und morgen gehen wir hinaus zum Kind. \Abbruch der Bearbeitung\
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Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS9 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
얍 A LFRED Ich wollte zwar eigentlich nicht auf den Turm, aber bei solch einer charmanten Führung -T OCHTER Grossmutter kann erst Gespenstergeschichten erzählen! Na das ahnen Sie ja garnicht! G ROSSMUTTER Anna! T OCHTER Ja? G ROSSMUTTER Sag dem Herrn, dass ich an Gespenster glaube, ich bin auch BälterN wie Du.
IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 4
10
A LFRED Ich wollte eigentlich nicht auf den Turm, sondern ich suche hier ein bestimmtes Haus. Das Haus Nummer 17. T OCHTER Nummer 17. Das ist -A LFRED Ja. Ich möchte meinen Sohn besuchen. Der wohnt da in Pflege. Ich war lange verreist und bin nun zurückgekehrt . Ich hab ihm was mitgebracht. T OCHTER Sie sind der Vater? A LFRED Ja. Aber jetzt geh ich zuerst auf den Turm -T OCHTER Einen Augenblick, einen Augenblick -(sie geht zu Mutter und Grossmutter; Getuschel) B
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T OCHTER Kommen Sie. A LFRED Warum sind Sie plötzlich so ernst? T OCHTER Ich? Nein -- (ab mit Alfred auf den Turm) (sie stehen oben und bewundern die Aussicht) B
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M UTTER Ich kanns ihm nicht sagen. Ich habe Angst. G ROSSMUTTER Soll ich es ihm sagen? M UTTER Ich weiss nicht. G ROSSMUTTER Wir hätten es ihr schreiben sollen. Auch ins Gefängnis. Die Wahrheit nur immer. Auch wenn sie noch so hart ist. Ich war übrigens immer dagegen ein Kind aufzunehmen -- man hat nur Scheerereien. M UTTER Du hast das Haus tyrannisiert -- Du weisst doch, dass wir das Geld
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\Textverlust\
얍
Ratschlage so gewollt. Gott liebt die unschuldigen Kinder. Es ist jetzt sicher im Paradies. Für Bestattungskosten müssen Sie nicht aufkommen, da wir die Leiche nicht gefunden haben, trotz eifrigen Suchens. Wir sprechen Ihnen unser tiefstes Beileid aus. Die restliche Schuld von drei Monaten a 40 Schillinge hoffen wir noch zu erhalten. Nochmals unser innigstes Beileid Ihre tieftrauernde B
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B
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älterN ]
zurückgekehrtN ] ihmN ] BJa. AberN ] Bernst?N ] BwirN ] Bunser innigstesN ] B
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(1) ält (2) älter
zurückgeke[j]|h|rt korrigiert aus: ihn korrigiert aus: Ja.Aber korrigiert aus: ernst. ? korrigiert aus: wi korrigiert aus: unsere innigsten
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IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 1
Fragmentarische Fassung eines Bildes
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Lesetext
M ARIANNE (kommt mit Hofrat, Oskar, Luise) M ARIANNE (geht etwas vor) Guten Tag, liebe Frau Kreutler! Guten Tag, Grossmutter! Oh ich bin so froh und glücklich -- Wie gehts denn dem Kinde? Ich bin mit meinem Vater heraus, wir haben uns versöhnt! G ROSSMUTTER (reicht ihr den Brief) M AR (liest ihn; lässt ihn fallen) H OFRAT Also wo ist denn mein Bucibubi? Wo ist er denn? (er steckt eine Puppe mit Glöckchen hin und läutet) Der Opapa ist da, der Opapa! M AR ( erblickt die Puppe; läutete mechanisch) H OFRAT Was hast Du denn? M AR ( reicht ihm den Brief; Luise sieht mit hinein) L UISE Jessus Maria Josef ! M AR (läutet wieder mit der Puppe; Brüllt plötzlich los und will sich auf die Grossmutter stürzen mit dem Stuhl) O SKAR (umarmt sie und presst sie zusammen) Dageblieben! Dageblieben! (er drückt ihr die Kehle zu) DIE G ROSSMUTTER Ist die Person daneben?! Auf mich? Diese Zuchthäuslerin! M UTTER Aber Mutter!! G ROSSMUTTER Dir täts ja passen, wenn ich schon unter der Erden liegen tät! (sie haut der Mutter eine Ohrfeige herunter) Beschützt noch diese Person! A LFRED und T OCHTER (erscheinen) G ROSS und M UTTER (ab) 얍 H OFRAT (mit der Hand am Herz) Der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall -nein, lieber Gott, lass mich noch da -- (er bekreuzigt sich) Vater unser, der Du bist im Himmel -- Du bist gross und gerecht, denn ich lebe noch -- ich lebe noch -- -B
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K3/TS9 (Grundschicht)
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M AR Ich habe mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat. Er hat mir es aber nicht gesagt, sonst wäre ich nichtmehr da -- er hat mir keine Antwort gegeben, er hat sich in Schweigen gehüllt -- er hat mich überraschen wollen -- Pfui! Pfui! O SKAR Marianne! M AR Pfui!! Mein Bubi -- mein Bubi -O SKAR Marianne. Hadere nie mit Gott! M AR Lass mich! O SKAR Es gibt Leute, denen es noch viel schlechter geht, wie Dir -M AR Das ist mir gleich! Ich scheiss Dir was auf die Anderen!! Was ist denn mit mir?! Bubi -- Wo bist Du Bubi? B
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korrigiert aus: heraus ,
B
heraus,N ] erblicktN ] BreichtN ] BJosef N ] BstürzenN ] BDageblieben!N ] Bmich?N ] Bund N ] Bund N ] B(ab)N ] BVaterN ] Bmir?!N ]
[b]|e|rblickt [br]|re|icht korrigiert aus: josef korrigiert aus: stürzen)
Dageblieben[)]|!| korrigiert aus: mich?9 korrigiert aus: (und) korrigiert aus: (und) korrigiert aus: ä(ab) korrigiert aus: Vate mir?[9]|!|
282
IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS9 (Grundschicht)
Lesetext
O SKAR Im Himmel. In der Ewigkeit. M AR Kein Grab und nichts. Und so kurz hast Du nur leben können, so bald hat man Dir Dein Leben genommen, musstest von dieser Welt -- und ich kann garnicht an sein Grab gehen und dort stehen und denken -O SKAR Dein Leben liegt noch vor Dir. Gott ist gütig, er straft und gibt. Nimmt und gibt. M AR Ich habe niemanden mehr. O SKAR Versündige Dich nicht. Und ich? Bin ich nichts? Jetzt, wo das so gekommen ist, jetzt wird es anders: jetzt heirate ich Dich wieder -- jetzt ist der Weg frei zu unserem Glück. B
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M AR Gott straft mich schwer. O SKAR Gott weiss was er tut, glaub mir das. Er hat dem Schutzengel vom Bub gesagt, schau, dieser Bubi ist ein armer Wurm, es ist besser für ihn, er kommt in den Himmel -- zu mir. Stoss ihn in das Wasser, Schutzengel. 얍 M AR Und der eigene Schutzengel hat es erwürgt. Oh, ich möchte in den Himmel und mit dem Schutzengel sprechen. Ich möchte es fragen -- Und dann möchte ich mal zu meinem Schutzengel gehen und fragen: Du, was machst Du mit mir, mit was hab ich das verdient?! O SKAR Und der Schutzengel würde Dir sagen: es ist eine harte Prüfung, aber wen Gott liebt, den schlägt er -M AR Quäl mich doch nicht! O SKAR Ich bin doch kein Sadist! Ich möchte Dir das Leben erleichtern, ich möchte Dich erleuchten! Siehst Du, der Schutzengel würde sagen: Gott straft Dich, weil Du Deinen Oskar verlassen hast, der immer nur Dein bestes wollte -- kehre zurück zu ihm -- gleichzeitig hat Dich aber Gott erlöst -M AR Ich weiss es nicht ob ich Dich liebe. Du bist edel und gut, aber manchmal glaube ich, Du zwingst mich, mich zu erniedrigen vor Dir -O SKAR Noch bist Du nicht rein! Aber die Gnade wird noch über Dich kommen. Marianne. Gott hat uns einen Fingerzeig gegeben -- wir dürfen die Familie nicht untergraben. Zwei Menschen, die sich lieben, bedürfen Seines Segens. Alles andere führt zu nichts Gutem, das siehst Du. Zucht und Sitte müssen wieder heimisch werden: in uns und um uns. M AR Versprich mir eins. O SKAR Bitte. M AR Dass Du mich nie zwingen wirst, zu lügen. O SKAR Natürlich. M AR Ich habe eine Hochachtung vor Dir, aber ich weiss noch nicht ob ich Dich lieben werde -O SKAR Ich weiss es. Wenn unser Bund gesegnet ist. N
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korrigiert aus: rab korrigiert aus: heirrate korrigiert aus: M AR Gott korrigiert aus: i[n] i hn korrigiert aus: [S] D ir
KeinN ] GrabN ] BheirateN ] BM AR GottN ] BihnN ] BDirN ] BSiehstN ] BzurückN ] BAllesN ] Baber f werde --N ]
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[s]|S|iehst zurüc[j]|k| [Zu]|Al|les [und fühle mich] |aber f werde --|
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IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
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Lesetext
(er gibt ihr einen Kuss auf die Stirne) M AR (weint) Mein Bubi -- mein Bubi -O SKAR Komm jetzt -- (sie erblicken Alfred) A LFRED Marianne. Ich habe Dir viel Gemeines zugefügt, und ich bitte Dich um Verzeihung. In dieser ernsten feierlichen Stunde. O SKAR Verzeih ihm. 얍 M AR Nein. O SKAR Bitte -A LFRED Ich brauche Ihre Fürsprache nicht. Das ist geschmacklos! O SKAR Ich wollte doch nur etwas Gutes tun. A LFRED Marianne. Auch ich bin schwer geprüft . Es war doch mein Kind auch. M AR Du hast Dich nie darum gekümmert. A LFRED Sei nicht hartherzig bitte. Ich werde das nie vergessen, diesen Todesfall. H OFRAT (zu Alfred) Nur keine Aufregung. Wir wollen alles in Güte machen. Wir sind doch alles nur Menschen, die einmal sterben müssen. Ich verzeihe Ihnen und Marianne auch -M AR Wenn Du, Papa -- (sie reicht Alfred die Hand) (ab mit Oskar und Hofrat) B
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K3/TS9 (Grundschicht)
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A LFRED (zu Luise) L UISE Es ist alles gut geworden, die Gewitterwolken haben sich verzogen. Das war eine schöne Tat von Dir, eine gute, ich danke Dir. A LFRED Ein Stachel bleibt in mir zurück. Ich hab gestern gespielt und gewonnen in Cannes. Jetzt wollt ich meinen Teil: hundert Schilling dem Bubi bringen und jetzt -- es hat nicht sollen sein. L UISE Wir werden ihm um das Geld einen schönen Grabstein setzen, wenn die kleine Leiche gefunden ist. A LFRED Eine kleine Pyramide oder etwas Figurales? L UISE Ein knieendes Englein. (Kuss)
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(Die Bühne verwandelt sich: der Hochzeitsmarsch ertönt)
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A LFRED , L UISE , H OFRAT , R ITTMEISTER, E RICH , O SKAR, M ARIANNE : DAS P AAR. E RICH (überreicht einen Blumenstrauss) R ITT (Dank für die Gratulationen) Gesang. N
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A LFRED N ] umN ] BgeprüftN ] BBubiN ]
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für dieN ]
[H OFRAT ] |A LFRED | korrigiert aus: u korrigiert aus: gepfrüft (1) K[i]|B|ub (2) Bubi E[n]|i|ne [Gesang]|E RICH | (1) Gesang: (2) R ITT f Gesang. korrigiert aus: fürvdie
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IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
IN 221.000/7 – BS 37 c [3], Bl. 14
Es wird dunkel im Zuschauerraum und es erklingt der Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. Dann hebt sich der Vorhang und man sieht, als wohnte man selbst im letzten Stock, die Dächer und die Türme der schönen Stadt Wien. Links im Vordergrunde der grosse Balkon des Herrn Hofrat. Mit Blumen und zwei Türen. Rechts um eine Idee höher ein altes schönes Barockpalais. Der Rittmeister in der Reserve, der dort ein möbliertes Zimmer bewohnt, kann bequem auf den hofrätlichen Balkon sehen. Ein Schornsteinfeger geht über die Dächer und obliegt seinen Pflichten. Der Rittmeister erscheint in seinem Fenster und rasiert sich in der sinkenden Sonne. Marianne tritt auf den Balkon und begiesst die Blumen. Jetzt ist der Schornsteinfeger nichtmehr zu sehen, der Rittmeister hat sich bereits rasiert und begrüsst Marianne, die dankt. Die letzten Walzertakte verklingen in der Ferne. B
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H OFRAT (in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde, erscheint in der Türe) Marianne! M ARIANNE Papa? H OFRAT Wo stecken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE Die rosa oder die beige ? H OFRAT Ich habe doch nurmehr die rosa! M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. H OFRAT Links oben rechts hinten. Eine Wirtschaft ist das! (ab) (Stille) R ITTMEISTER Immer fleissig, Fräulein Marianne, immer fleissig! 얍 M ARIANNE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Im Gegenteil. (Stille) R ITTMEISTER Fräulein Marianne. Wollen Sie mir nicht Ihren kleinen Daumen halten? M ARIANNE Gerne, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Ich hab nämlich etwas erfunden. M ARIANNE Was denn? R ITTMEISTER Einen Scherzartikel. An und für sich ein Blödsinn, aber ich verspreche mir etwas davon. Ein Ei des Columbus. In den nächsten Tagen bekomme ich Bescheid, ob das nicht schon ein anderer vor mir erfunden hat. Haben Sie zuvor den Kaminkehrer gesehen? M AR Nein. R ITT Das bringt nämlich Glück. M AR Ich könnt es brauchen. R ITT Wieso? M AR Glauben Sie daran? B
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esN ] und N ] BbeigeN ] BGerne f Rittmeister.N ] BdasN ] B B
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[die] |es| un[s]|d| korrigiert aus: baige [Wenn ich Ihnen damit helfen kann] |Gerne f Rittmeister.| (1) ihn (2) das
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IN 221.000/7 – BS 37 c [3], Bl. 15a
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A1 (Grundschicht)
R ITT An was? M AR An den Kaminkehrer. H OFRAT (erscheint wieder) Marianne! M AR Papa? 5
\Abbruch der Bearbeitung\
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A4 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
5
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 15b
Es wird dunkel im Zuschauerraum und der Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss erklingt. Dann hebt sich der Vorhang und man sieht als wohnte man selbst im letzten Stock, die Dächer und die Türme der schönen Stadt Wien. Links im Vordergrunde der grosse Balkon des Herrn Hofrat. Mit Blumen und zwei Türen. Rechts, um eine Idee höher, ein altes schönes Barockpalais. Der Rittmeister in der Reserve, der dort ein möbliertes Zimmer bewohnt, kann aus seinem Fenster bequem alles verfolgen, was auf dem hofrätlichen Balkon passiert. Ein Kaminkehrer geht über die Dächer und obliegt seinen Pflichten. Der Rittmeister tritt an sein Fenster und rasiert sich in der Frühlingssonne. Marianne erscheint auf dem Balkon und begiesst die Blumen. Jetzt ist der Kaminkehrer nichtmehr zu sehen, und der Rittmeister ist bereits rasiert. Er manikürt sich und grüsst Marianne. Die letzten Walzertakte verklingen in der Ferne. B
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H OFRAT (in der Türe; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Wo stekken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE Die rosa oder die beige ? H OFRAT Ich hab doch nurmehr die rosa! M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. H OFRAT Links oben rechts hinten. Dificile est, satiram non scribere. (ab) (Stille) R ITTMEISTER Immer fleissig, Fräulein Marianne! Immer fleissig! 얍 M AR Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. (Stille) R ITT Haben Sie zuvor den Kaminkehrer gesehen? M AR Nein. R ITT Das bringt nämlich Glück. M AR Ich könnt es brauchen. R ITT Wieso? M AR Glauben Sie daran? R ITT An was? M AR An den Kaminkehrer. H OFRAT (erscheint wieder) Marianne! M AR Papa? R ITT Habe die Ehre, Herr Hofrat! H OFRAT Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter? M AR Wo sie immer stecken. B
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dieN ] und N ] BbeigeN ] BDificileN ] B N] B B
\die/ \und/ korrigiert aus: baige
[E]|D|ificile [-- Haben]
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IN 221.000/7 – BS 37 c [4], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A4 (Grundschicht)
Lesetext
H OFRAT Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stecken, dort stecken sie nicht. M AR Dann stecken sie in der Kommod. 5 H OF Nein. M AR Dann im Nachtkastl. H OF Nein. M AR Dann bei Deinen Unterhosen. H OF Nein! 10 M AR Dann weiss ich es nicht. 얍 H OF Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter?! M AR Ich kann doch nicht zaubern! H OF Das ist mir wurscht! Also das ist ja ein öffentlicher Skandal! Einmal möcht man ins Cafe, ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf! 15 M AR (lässt ihn stehen, um die Sockenhalter zu suchen) (Stille) R ITT Herr Hofrat. Dürfte ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich Strumpfbänder, neuerdings -H OF Zu gütig! Küssdiehand! Aber Ordnung muss sein! Marianne wird sie schon her20 zaubern. Sie muss. Muss. Muss -- (er riecht an den Blumen und geniesst ihren Duft) R ITT Es wird Frühling, Herr Hofrat. H OF Endlich! Wir haben ja auch schon Ende Mai! Selbst das Wetter ist verrückt geworden. 25 R ITT Das sind wir alle. H OF Ich nicht. (Stille) H OF Ich habe den Staatsdienst quittiert, obwohl ich noch arbeiten könnt. Aber für diesen Staat, nein -- non possumus! 30 R ITT Das nenne ich Charakter. H OF Lieber schränk ich mich ein, als dass ich auch nur den kleinen Finger für dieses System rühr. Lieber vermiet ich meine ganze Wohnung und schlaf in der Küche! R ITT Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. 35 H OF Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. 얍 R ITT Sicher. (Stille) H OF Elend sind wir dran, lieber Rittmeister, elend. Nichteinmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt -B
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 18
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(1) H OF Ich frage zum allerletzten Male: wo stecken meine Socken-
halter?! Ein Skandal ist das! Einmal möcht man ins Cafe -- ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf! (2) H OF f Sockenhalter?! [e]|j|a (1) H OF Ich nicht. [Ich habe] |Fällt mir nicht ein!| Ich habe den Staatsdienst quittiert, obwohl ich noch arbeiten könnt. Aber für diesen Staat, nein -- non possumus! (2) H OF f possumus! [einen] |den|
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IN 221.000/9 – BS 37 c [5], Bl. 20
IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A4 (Grundschicht)
Lesetext
R ITT Das ist eine Perle. H OF Dass sie das nur nicht hört! Sonst wird sie mir noch übermütig. (er riecht wieder an den Blumen und geniesst ihren Duft) An und für sich ist sie ja folgsam und zuvorkommend. Abgesehen davon, dass sie Gymnastiklehrerin werden möcht. Aber das haben wir ihr schon aus dem Köpfchen getrieben. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Weibes vom Manne ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. R ITT Und umgekehrt: die finanzielle Abhängigkeit des Mannes vom Weibe -- nein, das kann zu nichts gutem führen. H OF Das sind halt so Naturgesetze. Ich habe sie für die Ehe erzogen. R ITT Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. H OF Wenns Gott mir vergönnt, ja. E RICH (tritt aus der anderen Türe; mit einem Luftdruckgewehr ) Verzeihung, Herr Hofrat! Sie werden doch nichts dagegen haben, wenn ich mir gestatte, hier zu schiessen? H OF Was wollen Sie? E RICH Schiessen. Nach jener Scheibe in meinem Zimmer dort. Mittwoch abend steigt nämlich in unserem Wehrverband das monatliche Preisschiessen und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschiessen. H OF Aber natürlich! Wehrverband! Sehr richtig! Nur das Schiessen nicht verlernen -Herr Rittmeister! Darf ich Ihnen meinen Zimmerherrn vorstellen, Herrn Studiosus Erich -R ITT Ich hatte bereits die Ehre. E RICH Ich auch. R ITT Lassen Sie sich nur nicht aufhalten! (ab vom Fenster) E RICH (schiesst) 얍 H OFRAT (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuss) Was studieren Sie eigentlich, wenn man fragen darf? E RICH Jus. Herr Hofrat. H OF Das weiss ich. Ich meine: Ihr Spezialgebiet -E RICH Arbeitsrecht. (Schuss) H OF Ist das interessant? E RICH Ich denke mal Syndikus zu werden. In der Industrie. H OF Sie kommen doch von Dessau? E RICH Nein, aus Kassel. H OF Kassel und Dessau -- die verwechsle ich immer. O SKAR (kommt mit einem Blumenstrauss) Habe die Ehre, Herr Hofrat! B
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H OF Ich hätte eine grosse Bitte: lassen Sie mich auch mal schiessen -E RICH Aber gerne, Herr Hofrat! 2–3 3–4 4 6 13 27–28 28
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[(Stille)] |(er f Duft)| [H OF ] |An f zuvorkommend.| Gymnast[k]|i|klehrerin [der Frau vom M] |des f Manne| [K]|L|uftdruckgewehr [Sie studiere] |Was f darf?| gestrichen: Ich hab auch mal studiert. Auch Jus. Ja. Verfassungsfragen. Und Ihr Spe[Ein] |Ist f interessant?|
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IN 221.000/9 – BS 37 c [5], Bl. 21
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A4 (Grundschicht)
H OF (mit dem Gewehr) Habt acht! Legt an! Feuer! (er schiesst, es klirrt, man hört Marianne schreien) M AR (stürzt heraus mit einer gebrochenen Vase) Was machst Du denn, Papa? Jetzt hat wer die schöne Vase von der Grossmutter erschossen! H OF Zu dumm! A ist das aber blöd! M AR Wie kann man denn hier nur ins Zimmer schiessen! Wir sind doch nicht im Wald! H OF Das geht Dich garnichts an! Das sind hier meine Zimmer und nicht die Deinen! Ich kann hier schiessen soviel ich will! Und wenn ich alle Vasen erschiess! M AR Fürchterlich ist das mit dieser ewigen Schiesserei! H OF Marianne! Wo stecken meine Sockenhalter? M AR Ich kann sie nirgends finden! H OF Dann such sie! Du musst sie finden! Himmelherrgott, Vase her Vase hin, ich brauch meine Sockenhalter -- es wird Nacht, und ich komm noch nicht ins Cafe! (es läutet) Mach auf, es läutet! M AR (ab) B
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korrigiert aus: schiesst)es
\A f blöd!/ korrigiert aus: ist korrigiert aus: hier meine korrigiert aus: WZimmer
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Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 15b
Es wird dunkel im Zuschauerraum und der Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss erklingt. Dann hebt sich der Vorhang und man sieht als wohnte man selbst im letzten Stock, die Dächer und die Türme der schönen Stadt Wien. Links im Vordergrunde der grosse Balkon des Herrn Hofrat. Mit Blumen und zwei Türen. Rechts, um eine Idee höher, ein altes schönes Barockpalais. Der Rittmeister in der Reserve, der dort ein möbliertes Zimmer bewohnt, kann aus seinem Fenster bequem alles verfolgen, was auf dem hofrätlichen Balkon passiert. Ein Kaminkehrer geht über die Dächer und obliegt seinen Pflichten. Der Rittmeister tritt an sein Fenster und rasiert sich in der Frühlingssonne. Marianne erscheint auf dem Balkon und begiesst die Blumen. Jetzt ist der Kaminkehrer nichtmehr zu sehen, und der Rittmeister ist bereits rasiert. Er manikürt sich und grüsst Marianne. Die letzten Walzertakte verklingen in der Ferne. B
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IN 221.000/7 – BS 37 c [4], Bl. 16
Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
Lesetext
H OFRAT Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stecken, dort stecken sie nicht. M AR Dann stecken sie in der Kommod. 5 H OF Nein. M AR Dann im Nachtkastl. H OF Nein. M AR Dann bei Deinen Unterhosen. H OF Nein! 10 M AR Dann weiss ich es nicht. 얍 H OF Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter?! M AR Ich kann doch nicht zaubern! H OF Das ist mir wurscht! Also das ist ja ein öffentlicher Skandal! Einmal möcht man ins Cafe, ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf! 15 M AR (lässt ihn stehen, um die Sockenhalter zu suchen) (Stille) R ITT Herr Hofrat. Dürfte ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich Strumpfbänder, neuerdings -H OF Zu gütig! Küssdiehand! Aber Ordnung muss sein! Marianne wird sie schon her20 zaubern. Sie muss. Muss. Muss -- (er riecht an den Blumen und geniesst ihren Duft) R ITT Es wird Frühling, Herr Hofrat. H OF Endlich! Wir haben ja auch schon Ende Mai! Selbst das Wetter ist verrückt geworden. 25 R ITT Das sind wir alle. H OF Ich nicht. (Stille) H OF Ich habe den Staatsdienst quittiert, obwohl ich noch arbeiten könnt. Aber für diesen Staat, nein -- non possumus! 30 R ITT Das nenne ich Charakter. H OF Lieber schränk ich mich ein, als dass ich auch nur den kleinen Finger für dieses System rühr. Lieber vermiet ich meine ganze Wohnung und schlaf in der Küche! R ITT Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. 35 H OF Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. 얍 R ITT Sicher. (Stille) H OF Elend sind wir dran, lieber Rittmeister, elend. Nichteinmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt -B
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 18
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(1) H OF Ich frage zum allerletzten Male: wo stecken meine Socken-
halter?! Ein Skandal ist das! Einmal möcht man ins Cafe -- ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf! (2) H OF f Sockenhalter?! [e]|j|a (1) H OF Ich nicht. [Ich habe] |Fällt mir nicht ein!| Ich habe den Staatsdienst quittiert, obwohl ich noch arbeiten könnt. Aber für diesen Staat, nein -- non possumus! (2) H OF f possumus! [einen] |den|
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 25
IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 16
Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
R ITT Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. H OF Wenns Gott mir vergönnt, ja. E RICH (tritt aus der anderen Türe; mit einem Luftdruckgewehr) Verzeihung, Herr Hofrat! Sie werden es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte hier zu schiessen? H OF Was wollen Sie? E RICH Schiessen. H OF Sie wollen hier schiessen? E RICH Nach jener Scheibe in meinem Zimmer dort. Am nächsten Mittwoch steigt nämlich das monatliche Preisschiessen unseres akademischen Wehrverbandes und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschiessen. H OF Aber natürlich! Wehrverband! Sehr richtig! Nur das Schiessen nicht verlernen -Herr Rittmeister! Darf ich Ihnen meinen Zimmerherrn vorstellen, Herrn Studiosus Erich -R ITT (etwas frostig) Ich hatte bereits die Ehre. E RICH (schlägt die Hacken zusammen) R ITT (zieht sich allmählich zurück) E RICH (ladet, zielt, schiesst) H OF (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuss) Pardon! Sie studieren doch Jus? E RICH Drittes Semester, Herr Hofrat. H OF Drittes Semester -- das hab ich auch mal. E RICH Auch Jus? H OF (nickt ja) Verfassungsrecht. Und Ihr Spezialrevier, wenn man fragen darf? E RICH (zielt) Arbeitsrecht. (Schuss) H OF Arbeitsrecht. Ist denn das nicht langweilig? 얍 E RICH (ladet) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (er zielt) In der Industrie. (Schuss) H OF Sie kommen doch von Dessau? E RICH Nein, aus Kassel. H OF Kassel und Dessau -- die verwechsel ich immer! E RICH (schiesst nun zweimal rasch hintereinander, eilt dann in sein Zimmer, bringt die durchlöcherte Scheibe und zeigt sie dem Hofrat) H OF Bravo! Bravissimo! Elf, acht, sechs, neun und wieder elf! Na da kann man nur gratulieren! Geh lassens mich auch mal schiessen -E RICH Mit Vergnügen, Herr Hofrat! H OF Ganz meinerseits. (er nimmt ihm das Gewehr ab) Sie waren nichtmehr Soldat? E RICH Leider nein, Herr Hofrat. H OF (kommandiert sich selbst) Habt acht! Legt an! Feuer! (er schiesst -- im Zimmer klirrt Porzellan) B
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B
ichN ] schiessen?N ] BdennN ] B N] Bimmer!N ] Bgratulieren!N ] BH OF f Soldat?N ]
36
B
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Soldat?N ]
NN
[e]|i|ch schiessen[.]|?| \denn/ [sehr] immer[.]|!| gratulieren[.]|!| (1) H OF Ganz meinerseits. (er nimmt ihm das Gewehr ab und kommandiert sich selbst (2) H OF f Soldat? [beim Militär?] |Soldat?|
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Fassung des ersten Bildes
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M ARIANNE ( stürzt mit einer zerbrochenen Vase auf den Balkon) Papa, Papa! Jetzt hat wer die schöne Vase von der Grossmutter zerschossen! H OF A das ist aber blöd! M AR (zu Erich) Wie kann man denn auch nur ins Zimmer schiessen?! Wir sind doch nicht im Wald! E RICH (deutet auf den Hofrat und grinst) H OF (betrachtet die zertrümmerte Vase) Die schöne alte Majolika -- Na das ist aber ärgerlich! Marianne! Wo stecken denn meine Sockenhalter? M AR Ich kann sie nirgends finden! H OF So musst Du sie halt finden! Himmellaudon, Vase her Vase hin, was soll ich denn ohne Sockenhalter?! M AR (lässt ihn wieder stehen, um weiter zu suchen) (Klingelzeichen) H OF und E RICH (lauschen) 얍 O SKAR (erscheint in der Türe; mit schwarzen Glacehandschuhen) H OF Oh der liebe Oskar! Na das ist aber eine freudige Ueberraschung! (zu Erich) Entschuldigens mich, bitte, ich hab Visit. E RICH (schlägt vor dem Hofrat die Hacken zusammen, dann vor Oskar und ab) H OF Aus Kassel. Und schon wieder mit Bonbons! Aufmerksam, sehr aufmerksam! (er öffnet die Bonbonniere) O SKAR Wo steckt denn Marianne? H OF Sie kann meine Sockenhalter nirgends finden. (er steckt sich ein grosses Bonbon in den Mund) Prima! Ananas! Prima! O SKAR Ich hab die Bonbons der Marianne mitgebracht -H OF (mit vollem Munde) Ich glaub gar, dass Du sie verwöhnst -- also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst Du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum? Nicht weil meine Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm war , Gott hab sie selig! Oft bin ich ins Ministerium in der Früh um zwölfe und hab garnicht gewusst, was ich für einen Akt bearbeit. Oskar. Ich möcht jetzt von einem höheren Standpunkt aus sprechen, im Hinblick auf die Zukunft. Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave caesar, morituri te salutant! M AR (kommt mit den Sockenhaltern) Hier hab ich jetzt Deine Sockenhalter. H OF Na also! M AR Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen -- und ich hab jetzt das ganze schmutzige Zeug durchwühlen müssen. H OF Na sowas! (er lächelt väterlich und kneift sie in die Wange) Brav, brav. Ich geh jetzt ins Cafe. Auf Wiedersehen, Kinder! (ab) (Stille) O SKAR Darf ich Dir diese Bonbons -M AR Danke. B
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K3/TS10/A9 (Grundschicht)
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stürztN ] DuN ] BH OF und N ] BalsoN ] BwarN ] BgeworfenN ] B B
stürzt[z] D[i]|u| korrigiert aus: H OF (und) korrigiert aus: valso
wa[t]|r| korrigiert aus: geworfenx
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Lesetext
O SKAR Die im Goldpapier sind mit Likör -M AR (steckt sich mechanisch das grösste in den Mund) O SKAR Marianne. Ich möcht jetzt mit Dir reden. 얍 M AR (mit vollem Munde) Was willst Du denn schon wieder reden? O SKAR Wenn Du mir wieder so kommst wie gestern, dann kann ich nicht reden. (Stille) O SKAR Ich muss aber mit Dir reden. (Stille) O SKAR Und ich kann nicht reden. (Stille) O SKAR Marianne. Ich glaub wir reden aneinander vorbei -M AR (unterbricht ihn) Oskar! Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es Du. (Stille) O SKAR Böse? M AR Manchmal glaub ich schon, dass Du es Dir herbeisehnst, dass ich ein schlechter Mensch bin -O SKAR Du weisst, dass ich ein religiöser Mensch bin und dass ich es ernst nehme mit meiner Religion. M AR Glaubst Du vielleicht, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Ich wollte Dich nicht beleidigen. (Stille) O SKAR Böse? (Stille) M AR Du sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte -O SKAR Ich weiss, dass Du mich verachtest. M AR Was fällt Dir ein, Du Idiot! O SKAR Doch! Du nimmst mich nicht für voll, weil ich aus keiner Beamtenfamilie stamm. M AR Aber ich bin doch ein moderner Mensch! Würde ich Dich denn heiraten wollen, wenn ich Dich verachten tät? O SKAR Warum nicht? (Stille) M AR Jetzt komm ich nichtmehr mit. 얍 O SKAR Ich stamme ja nur aus einem Delikatessengeschäft , das allerdings bereits seit 1786 besteht -M AR Hat es denn damals schon Delikatessengeschäfte gegeben? O SKAR Auf diese Frage hab ich gewartet. Nein, im Jahre 1786 kannte man noch keine Delikatessengeschäfte, sondern nur Metzgerein. Aber auch der Metzger ist ein durchaus ehrlicher Stand! Ich persönlich könnt ja keiner sein. Selber schlachten: nie! Zusehen: ja. (Stille) M AR Willst Du mir nicht einen grossen Gefallen tun? O SKAR Dein Wunsch sei mir Befehl. B
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K3/TS10/A9 (Grundschicht)
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[Idiot.] |Was f Idiot!|
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korrigiert aus: Würdest
Was f Idiot!N ] WürdeN ] BDelikatessengeschäftN ] BpersönlichN ]
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Delikat[t]|e|ssengeschäft korrigiert aus: persönlicher
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Lesetext
M AR Spiel doch ein bisschen Klavier, ich hab schon so lang keine Musik mehr gehört, und ohne Musik verkümmere ich direkt. O SKAR Du wolltest doch mal Gymnastiklehrerin werden? M AR Ich möcht es noch immer. O SKAR Sag: würdest Du mich heiraten, wenn ich kein Geld hätte? (Stille) M AR Nein. Dann würde ich Dich nicht heiraten. O SKAR Du liebst mich also nicht? M AR Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen! Ich weiss ja nicht, was Liebe ist, ich glaub, ich bin verpatzt! Liebe ist doch etwas, was nur in den Romanen vorkommt, für mich wenigstens. O SKAR Du hast bereits mit zwei Männern etwas gehabt vor mir. M AR Aber nichts richtiges. Nur so wie mit Dir. Und übrigens geht Dich das garnichts an! Mein Körper gehört mir. (Stille) O SKAR Was denkst Du jetzt? Ich möchte in Deinen Kopf hineinsehen können, ich möchte Dir mal die Hirnschale herunterreissen und sehen, was Du da drinnen denkst -얍 M AR Aber das kannst Du nicht. O SKAR Man ist und bleibt allein. (Stille) M AR So bitte spiel doch ein bisschen Klavier -O SKAR (zieht sich die schwarzen Glacehandschuhe aus und verschwindet in der Wohnung) M AR (hält sich beide Hände vor das Gesicht) O SKAR (spielt nun in der Wohnung die Träumerei von Schumann) E RICH (tritt aus seiner Türe mit Hut und kurzem Mantel ; er hält vor Marianne) M AR (nimmt langsam die Hände vom Gesicht und sieht ihn an) E RICH Wer spielt denn da? M AR Er. E RICH Der Herr Bräutigam persönlich? Hätt ich ihm nun nicht zugetraut. M AR Ich bin auf Ihre Kritik nicht neugierig. E RICH Wenn ich Kritik übe, so übe ich sie in Ihrem Interesse. M AR Ist das bei Ihnen in Kassel so Sitte? E RICH Göttlicher Schumann! Wie klein und verlogen ist doch diese Welt! M AR Sie werden sie auch nicht ändern. E RICH Ich allein nicht, aber viele solche, wie ich, ja. Wissen Sie, was unsere Tragik ist? Unsere schlechte Rasse. Guten Tag, Fräulein! (ab durch die andere Türe) M AR (allein) Leck mich am Arsch. A LFRED (erscheint in der Türe, durch die eben Erich ab ist; er erblickt Marianne und grüsst chevaleresk) B
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K3/TS10/A9 (Grundschicht)
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denkst --N ] kurzem MantelN ] BHättN ] Bunsere f ist?N ]
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TragikN ] ist;N ]
denkst[.] |--| [Mantel] |kurzem Mantel| Hätt[i] (1) unser Unglück ist: (2) unsere f ist? [Tr] |Tragik| ist[)] |;|
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Fassung des ersten Bildes
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K3/TS10/A9 (Grundschicht)
Lesetext
M ARIANNE (dankt verdutzt und starrt ihn an) A LFRED Sie sind doch das Fräulein Tochter des Herrn Hofrat? 얍 M AR (nickt ja) A LFRED Ich bin nämlich jener Herr, der wo heute Vormittag dieses Zimmer da per sofort gemietet hat. (Stille) M AR (sieht ihn noch immer fasziniert an) Wie kommen Sie hier herein? A LFRED Grad hat mir ein Herr geöffnet. Der ist grad fort und ich bin herein. Der Herr war etwas kleiner als ich und grösser als wie Sie. Gestatten! (er reicht ihr eine Visitenkarte ) Das bin ich. (Musik verstummt und Oskar: erscheint in der Türe er zieht sich die Glacehandschuhe an und hat den Hut auf ) (Stille) M AR (noch immer etwas verwirrt) Darf ich bekanntmachen -- unser neuer Zimmerherr -- mein Bräutigam. A LFRED Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Braut. O SKAR Danke. A LFRED Ich pflege nicht zu schmeicheln. Was ich sage ist meist die pure Wahrheit an sich. M AR (lacht) Hörst Du? A LFRED Tatsächlich. O SKAR (verzieht den Mund; zu Alfred) Pardon! (leise zu Marianne) Ich muss jetzt fort. Uebrigens ein unangenehmer Mensch. M AR Du musst schon fort? O SKAR Leider. Komm -- ein Küsschen. Ein Abschiedsküsschen. Hab ich nicht schön gespielt? M AR Ja. (sie gibt ihm einen Kuss) A LFRED (wendet sich diskret ab) M AR (fährt plötzlich zurück) Au! Du sollst nicht immer beissen! O SKAR Hab ich denn jetzt? M AR Weisst Du denn das nicht? O SKAR Also ich hätt jetzt geschworen -M AR Dass Du einem immer weh tun musst. (Stille) O SKAR Böse? 얍 M AR Geh schon jetzt, bitte -O SKAR Also bis morgen! (ab; grüsst Alfred lautlos) (Stille) A LFRED Was ist morgen? (Stille) A LFRED Pardon! Das war indiskret jetzt. Es war aber nur so eine automatische Reaktion. B
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VisitenkarteN ] er f auf N ] BBraut.N ] BA LFRED Tatsächlich.N ] BMund;N ] B B
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Visi[e]|t|enkarte \er f auf/ korrigiert aus: Braut \A LFRED Tatsächlich./ korrigiert aus: Mund)
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Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
Lesetext
M AR Morgen ist Sonntag und da machen wir einen Tagesausflug. Kommen Sie doch mit. A LFRED (verbeugt sich) M AR Komisch. Dass ich Sie gleich jetzt so gerufen hab -- wir kennen uns doch noch kaum. A LFRED Ich habe bei Ihnen auch das Gefühl, dass wir uns schon sehr lange kennen, als würden wir uns --. Es ist etwas verwandtes da. Da ist oft eine seelische Eigenart, die zwei Seelen zu gleicher Zeit besitzen. Es dreht sich um eine Ergänzung. Und dann ist es das Blut, es ist irgendwie die Atmosphäre des Blutes. Es gibt keinen absoluten Mann und keine absolute Frau. M AR Ich hatte so Angst, dass Du dumm sein wirst. B
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(Stille) M AR Ich werde Ihnen jetzt Ihr Bett überziehen. Bitte, bleiben Sie einen Augenblick heraussen. (sie geht ab in das Zimmer) A LFRED Warum darf ich denn nicht auch ins Zimmer? M AR Weil sich das nicht schickt. A LFRED (schneidet eine Grimasse) (Stille) A LFRED Kann ich zum Frühstück zwei weiche Eier haben? M AR Natürlich. (Stille) M AR (erscheint mit einem Polster in der Türe, klopft ihn aus) 얍 A LFRED Wer hat denn vor mir hier drinnen gewohnt? M AR Ich. A LFRED Und wo werden Sie nun schlafen? M AR Vorerst bei meinem Vater auf dem Divan. Aber nicht lang . Und dann soll ich ja heiraten. A LFRED Was ist denn Ihr Herr Bräutigam? M AR Delikatessengeschäft hat er. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. Damals war ich vierzehn -- es ist eigentlich eine Jugendfreundschaft, keine richtige Liebe, so was man so nennt -- warum erzähl ich Ihnen das alles? A LFRED Ich bin nicht in Sie gedrungen. M AR Mein Gott, wie Sie mir das alles herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? A LFRED Die Frauen behaupten ja. M AR Sie kennen wohl viele Frauen? (ab) N
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Sie gleichN ] ZeitN ] BsichN ] BEs f Frau.N ]
korrigiert aus: Sievgleich korrigiert aus: zeit korrigiert aus: sic (1) Jeder Mann i (2) Es f Frau.
A LFRED f haben?N ] Aber f langN ] Blang.N ] Bheiraten.N ] Bnennt -- warumN ] BDie Frauen.N ]
[A LFRED Ich beneide] |A LFRED f haben?| \Aber f lang/ korrigiert aus: lang korrigiert aus: heiraten korrigiert aus: nennt --warum korrigiert aus: DieFrauen
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Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
A LFRED (schneidet wieder eine Grimasse) (Stille) A LFRED Ich mache mir nicht viel aus Frauen. Sie sind eine tüchtige Hausfrau. M AR (Stimme) Oh, das ist nicht so arg -- Das sieht nur so aus. A LFRED (sieht sich in den Taschenspiegel) Kommen Sie einen Moment heraus. M AR Warum? A LFRED Darum. M AR Nein. Ich hab jetzt keine Zeit -A LFRED Nein? M AR Nein. A LFRED Gut. (er wendet sich um) (Stille) M AR (erscheint) Da bin ich. A LFR Ich wollte Ihnen nur noch sagen, dass ich morgen früh warmes Wasser haben muss -- und dann bitte ich die zwei Eier nicht zu vergessen. M AR Ist das alles? A LFR Vorerst. 얍 M AR (ab) A LFRED (allein auf dem Balkon; geht auf und ab; späht in die andere Türe hinein; auf Fussspitzen) M ATHILDE (erscheint in Alfreds Türe) Alfred! A LFRED (wendet sich ruckartig um) (Stille) M ATH Na? Hab ich Dich gefunden? A LFRE Wie kommst Du hier herein? M ATH Durch die Türe. Zuerst durch das Haustor, dann durch die Wohnungstür. Ein Fräulein hat mir geöffnet. Sie scheint gerade geweint zu haben -- mit verweinten Augen. A LFR Mit verweinten Augen --? M ATH (umklammert ihn plötzlich) Alfred! Alfred! Du wirst doch nicht wirklich fortziehen von mir -- Alfred bleib -- Alfred bleib --! A LFR (reisst sich los und stürzt in Erichs Zimmer und sperrt von innen ab) Lass mich in Ruh! Dass Du mich in Ruh lasst, altes Stück Scheisse! M ATHILDE Schweinehund. Luder. Drecksau. Mistvieh. H OFRAT (erscheint in der Türe) B
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Lesetext
3 5 15
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Ich f Frauen.N ] A LFRED N ] Bdie f vergessen.N ]
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nicht zuN ] spähtN ]
TüreN ] A LFRE N ] Bherein?N ] BDrecksau.N ] B
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\Ich f Frauen./ [(]|A|LFRED (1) um neun Uhr geweckt zu werde (2) die f vergessen. korrigiert aus: nichtbzu (1) stiert (2) späht korrigiert aus: türe [M ATH ] |A LFRE | korrigiert aus: herein. ? Drecksau[-]|.|
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 36
Fassung des ersten Bildes
K3/TS10/A9 (Grundschicht)
A L Einen anderen Kopf bitte! Raus! M ATH Dass Du mich nicht anrührst! Und am 17. März?
Lesetext
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M ATH (erblickt ihn; Schreit unterdrückt auf) Jesus Maria Josef! H OF (fasst sich ans Herz) DIE Z WEI (fixieren sich) H OF Bist Du es oder bist Du es nicht? M ATH Bist Dus, Leopold ? H OF Ja. Ich dachte jetzt, Du wärst eine Halluzination -- ich kanns noch kaum glauben, ich hab nämlich gedacht, dass Du schon lang tot bist. Zwanzig Jahr. Und gleich erkannt! Das ist aber nett von Dir, dass Du mich besuchst! Jetzt können wir mal über die alten vergangenen Zeiten plaudern. M ATH Wie gehts denn Deiner Frau ? 얍 H OFR (deutet auf den Himmel) Dort droben. Seit acht Jahren. M ATH Wie einem die Bekannten so nach und nach wegsterben -- gehts Dir auch so? H OFR Sie war sehr mager meine Frau, sie hatte es an der Brust. Das war eine furchtbare Scheererei mit den Aerzten -- Wenn ich Dich daneben anschau, Du hast Dich ja prächtig ausgewachsen -- eine stattliche Person! Stattlich! M ATH Erinnerst Du Dich noch an den Karneval, wo Du als Pierrot warst und ich mit dem spanischen Fächer? H OFR Wo sind die Zeiten? M ATH Der Mensch denkt und Gott lenkt. B
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M ATH In der Erinnerung. In unserem Herzen. Hast Du Dir die Haare gefärbt ? H OFR Wo denkst Du hin? Gott behüt! M ATH Ich habs auch noch nicht nötig. H OFR Es ist doch ein Unrecht auf der Welt! Damals hätt ich Dich heiraten sollen, nicht meine Frau, wir hätten besser zusammengepasst. M ATH Pfui! Ueber eine Tote so reden -H OFR Ich bin halt verbittert. M ATH Der Mensch denkt und Gott lenkt. B N
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E n d e d e s ersten Bildes.
1–2 4 7 8 13 16 17 17 19–20
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A L f März?N ] M ATH N ] BDuN ] BLeopoldN ] BFrauN ] BeineN ] BScheerereiN ] BAerztenN ] BM ATH f Fächer?N ]
19 24 24 27
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DuN ] ] BgefärbtN ] BDichN ] B N
\A L f März?/| korrigiert aus: H[ O ] |M ATH | korrigiert aus: du [Arthur] |Leopold| korrigiert aus: frau korrigiert aus: ein gemeint ist: Schererei korrigiert aus: Aezten (1) M ATH Der Mensch denkt und Gott lenkt. (2) M ATH f Fächer? korrigiert aus: du gestrichen: d[e]|r| er [E]|r| korrigiert aus: gefäärbt korrigiert aus: dich
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IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 37
Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern
301
Notizen und Konfigurationspläne
IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 1
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Notizen und Konfigurationspläne
K4/E1
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Lesetext
Notizen, Bühnenskizze, Konfigurationspläne
IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 2
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Notizen, Bühnenskizze, Konfigurationspläne
K4/E2–E5
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Lesetext
Konfigurationspläne, Figurenliste, Dialogskizzen
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IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 3
Konfigurationspläne, Figurenliste, Dialogskizzen
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K4/E6–E10
Lesetext
Konfigurationsplan zum ersten Bild
IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 5
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Konfigurationsplan zum ersten Bild
K4/E11
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Lesetext
Bühnenskizze, Konfigurationsplan und Dialogskizzen
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IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 4
Bühnenskizze, Konfigurationsplan und Dialogskizzen
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K4/E12
Lesetext
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Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
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K4/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 O SKAR (kommt in Zylinder und schwarzen Glacehandschuhen) Ist Papa schon fertig? B R ITT Ah, wie feierlich! Wohin denn? O SKAR Zum Jahrestrauergottesdienst für meine Mutter. Heut ist BesN doch ein BJahr.N R ITT Schon ein Jahr?N M AR Er zieht sich grad um. Er muss jeden Augenblick fertig sein.
O SKAR Ich kann jetzt nichtmehr warten -W ODITSCHKA Betens für mich auch ein Vaterunser, Herr Oskar. \Abbruch der Bearbeitung\
2–4 3 3
R ITT f Jahr?N ] esN ] BJahr.N ] B B
\R ITT f Jahr?/ korrigiert aus: e korrigiert aus: Jahr
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IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 8
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 O SKAR Heut leg ich die Trauer ab. Und dann Marianne – dann kommt unser Glück. O SKAR B(auf sie zu) Ich bin so glücklich Mariann. BHeut ist das BJahr der TrauerN N vorbei und Bmorgen leg ichN mein schwarzes Gewand ab. Und am Sonntag die Verlobung, und im Herbst die Heirat. – Ein Küsschen, Mariann, ein VormittagsN 5
H AVLITSCHEK Herr Oskar. Was ich noch hab sagen wollen. Geh bittschön betens für mich auch ein Vaterunser für die arme Frau Mutter selig. O SKAR Gern, Havlitschek. H AVLITSCHEK Ich sage dankeschön, Herr Oskar. B
B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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2 2 3 8–9 9 10
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(auf f VormittagsN ]
Heut f TrauerN ] Jahr f TrauerN ] Bmorgen f ichN ] BHerr f selig.N ] B B
B B
selig.N ] Havlitschek.N ]
||
| |
(1) Heut lege ich die \schwarze/ Trauer ab[,] . [u] U nd dann beginnt das
Glück. Am Sonntag wird verlobt und im Herbst geheiratet! Bist Du glücklich? M AR Ja, Oskar. (2) (auf f Vormittags [Das Trauerj] |Heut f Trauer| [Trau] |Jahr f Trauer| [ich leg meine] [|heut|] |morgen f ich| (1) Betens für mich auch ein Vaterunser – (2) Herr f selig. korrigiert aus: selig korrigiert aus: Hav
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IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 8
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
얍 A LFRED
5
IN 221.000/19 – BS 37 d [8], Bl. 35
M ATHILDE Was hast Du mir versprochen? A LFRED Nichts. M ATHILDE Du hast mir versprochen, dass Du Dich nicht um die jungen Mädchen kümmern wirst. A LFRED Hab ich das? Wenn ja, dann unter Zwang. M ATH Zwang? A LFRED Ja, weil ich Deine ewigen hysterischen Eifersüchteleien nicht vertrag! Glotz mich nicht so dumm an! Einen anderen Kopf, bitte, verstanden? M ATH Dass Du mich nicht anrührst, dass Du mich – A LFRED Toll! Als hätt ich Dich schon jemals geschlagen – M ATH Und am 17. März? (Stille) A LFRED Wie Du Dir alles merkst. M ATH Das Gute und das Böse. Alles. (Stille) A LFRED Da. Wir haben in Cannes gewonnen … (usw) B N
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A LFRED Wir lassen das Grab herrichten. M ATH Wie ich wieder ausseh – so derangiert – (Trauermarsch) \Abbruch der Bearbeitung\
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] (Stille)N ] B N] B(usw)N ] B N B
[Unter] [(Still] |(Stille)| [Alles.] verweist auf K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 2
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Notiz
IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 2
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Notiz
K4/E13
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
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K4/TS4/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Erstes Bild Strasse im achten Bezirk. Von links nach rechts: eine grosse Fleischhauerei mit halben Rindern, Würsten und Schweinsköpfen in der Auslage. Dann ein kleinerer Laden: Zum Zauberkönig. Puppenklinik. Scherzartikel in der Auslage, Totenköpfe und Skelette, Spielwaren, Puppen, Zinnsoldaten, usw. Dann daneben: eine Tabak Trafik. In der Türe Zeitungen, Zeitschriften, Lose und Ansichtskarten. Ueber dem Puppenkönigsladen ein Balkon B mit BlumenN, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört. B M ATHILDE N (sitzt in der Türe in der Sonne und strickt) B Rittmeister in der Reserve steht etwas vor der dem Laden und liest in der BLotterieliste.N N O SKAR (mit weisser, etwas blutbefleckter Schürze und langem Messer, steht in der Türe seiner Metzgerei) EINE K ÖCHIN (kommt aus dem Laden; geht an ihm vorbei) O SKAR ( BgrüsstN und sieht ihr nach) M ATSCHEK (der Gehilfe Oskars, ein Riese mit Schnurrbart, erscheint in der Türe neben Oskar und sieht der Köchin nach) Dummes Luder, blödes -O SKAR Wieso? M ATSCHEK Weil sie gesagt hat, dass unser Fleisch nichtmehr so gut ist, nachgelassen hat, was sagen Sie dazu, Herr Oskar? -- Meiner Seel, am liebsten tät ich diese Slowakin abstechen! Wie eine Sau! Und wenns mit dem Messer im Hals herumrennt, wie neulich die BSauN Bund brüllen wie ein Stier, dann täts mich freuen!N O SKAR Was für eine Sau? M ATSCHEK Die vom Halubek. B O SKAR Tatsächlich? (Stille) H ALUBEK (stockt einen Augenblick; BspucktN dann die Wursthaut aus) Man sagt halt so.N O SKAR Lass Sie reden, Matschek. Dienstboten.
IN 221.000/13 – BS 37 d [2], Bl. 6
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O SKAR Ich glaub, es wird allmählich Zeit. Ich werd mich jetzt umziehen, Halubek. Hast Du den Kranz besorgt? H ALUBEK Er ist heut früh ans Grab hinaus von der gnädigen Frau. Dass das schon ein Jahr her ist. O SKAR (ab) 얍 R ITT (kommt) Immer fleissig, Frau Mathilde, immer fleissig! M ATH Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. (er liest die Ziehungsliste) B B
8 9 10–11 10–11 15 22 22 25–28 27 38 38
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mit BlumenN ] M ATHILDE N ] BRittmeister f Lotterieliste.N ] BLotterieliste.N ] BgrüsstN ] BSauN ] Bund f freuen!N ] BO SKAR f so.N ] BspucktN ] Ber f ZiehungslisteN ] B(erN ] B B
N
\mit Blumen/ M ATHIL [ L ] | D | E \Rittmeister f Lotterieliste./ korrigiert aus: Lotte grüsst[)] korrigiert aus: Sau. \und f freuen!/ \O SKAR f so./ korrigiert aus: spuck \er f Ziehungsliste/ korrigiert aus: 6er
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IN 221.000/13 – BS 37 d [2], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A1 (Grundschicht)
M ATH Haben Sie was gewonnen? R ITT Jetzt spiel ich seit 16 Jahren in der Lotterie. Meinens, dass ich jemals was gewonnen hab? Ich red ja garnicht vom grossen Los. Höchstens, dass ich den Einsatz herausgewonnen hab -M ATH Na sehens! R ITT Aber für 16 Jahr ist das ein bisserl wenig. M ATH Sie haben halt Glück in der Liebe, Herr Rittmeister! R ITT Gewesen, gewesen! M ATH Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITT Wissens, ich bin halt wählerisch. Und zu der Passion braucht man Geld. Meinens, dass ich von meiner Pension leben kann? Wenn der Krieg 14 Tag länger gedauert hätt, dann ja. Dann hätt ich jetzt meine Majorspension. M ATH ..... wir hätten gesiegt. R ITT Sicher. B
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Lesetext
B
N
N
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M ARIANNE und EINE D AME (kommen aus der Puppenklinik) DIE D AME Also ich kann mich auf Sie verlassen? M AR Natürlich. Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste Spezialgeschäft am Platz in Scherzartikeln und Spielwaren! Sie bekommen die Zinnsoldaten, unbedingt! D AME Also vergessen Sie nicht: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- auch Kavallerie, bitte -- und dass es nur pünktlich ist übermorgen früh , zu seinem Geburtstag, sonst weint der Bubi. Ich möcht ihm doch die Freude machen, dass er Verbandplatz spielen kann. (ab) B
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K AMINKEHRER (geht vorbei) R ITT (zu Marianne) Haben Sie den Kaminkehrer gesehen? M AR Nein.
EIN
\Textverlust\
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16 23 24
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jemalsN ] .....N ]
korrigiert aus: jemaös verweist auf K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 18: Wenn der Krieg vierzehn Tag länger ge-
dauert hätt und N ] BfrühN ] BVerbandplatzN ] kann.N ]
korrigiert aus: )und) korrigiert aus: früüh (1) Zinnsoldaten (2) \Verbandplatz/ korrigiert aus: kann
319
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
5
K4/TS4/A8 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild Stille Strasse im achten Bezirk. Von links nach rechts: Oskars gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit dem Firmenschild „Zum Zauberkönig“ -- mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, B N Spielwaren, Skeletten, Raketen, Zinnsoldaten und drgl. im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe. Ueber der Puppenklinik sieht man einen Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört.
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M ATHILDE (sitzt in der Türe ihrer Trafik und stickt in der Frühlingssonne) O SKAR (mit blendend weisser Fleischhauerschürze und langem Messer am Gürtel steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser) (Stille)
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M ÄDCHEN (verlässt mit einer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage) B
EIN ELFJÄHRIGES
B
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H AVLITSCHEK (der Gehilfe Oskars, ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Türe der Fleischhauerei; er frisst eine kleine Wurst und ist wütend) Dummes Luder, dummes -O SKAR Wer denn? H AVLITSCHEK (deutet auf das Mädchen) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, dass meine Blutwürst nachgelassen haben -- meiner Seel, am liebsten tät ich sowas abstechen, und wenns mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müsst, wie die gestrige Sau, dann tät mich das freuen! O SKAR (sieht dem Mädchen, das nun langsam nach rechts abgeht, nach; er lächelt) Tatsächlich?
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R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüsst er Oskar) O SKAR Habe die Ehre, Herr Rittmeister! R ITT Also das muss ich Ihnen schon sagen: die gestrige Blutwurst -- erstklassig! First class ! O SKAR (lächelt) Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht! O SKAR Hast Du gehört, Havlitschek? R ITT Ist er derjenige welcher? H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja, Herr Rittmeister! R ITT Meine Gratulation! (zu Oskar) Ich kenne jetzt Ihr Geschäft seit siebenundzwanzig Jahren -- damals waren Sie noch garnicht da -- und ich bin weit in der Welt herumgekommen, aber ich muss schon sagen: Niveau. Niveau! Wenn Ihr N
N
6 17 18 35 37
B N
[Gesellschaftsspielen,]
B
] MarkttascheN ] BhältN ] BclassN ] BR ITT EinN ]
korrigiert aus: Marktasche
[bleibt] |hält | korrigiert aus: classe korrigiert aus: R ITT bEin
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IN 221.000/14 – BS 37 d [3], Bl. 11
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A8 (Grundschicht)
liebes Frau Mutterl noch unter uns weilen würde, die hätt ihre Freud mit ihrem Sohn! O SKAR (verbeugt sich) Küssdiehand, Herr Rittmeister! 얍 R ITT Und nur so weiter! (er will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage) H AVLITSCHEK Das ist halt ein Kenner. Ein Weltmann. Uebrigens, Herr Oskar: es hat schon zuvor neune geschlagen. O SKAR Schon? Na dann muss ich mich aber herrichten! Hast Du den Kranz besorgt? H AVLITSCHEK Der liegt schon seit aller Früh auf dem Grab von der gnädigen Frau Mutter. R ITT (hat gehorcht) Wieso? Warum? O SKAR Pardon, Herr Rittmeister, aber heut ist nämlich der Todestag von meiner lieben Mutter. Genau heut vor einem Jahr hat die Arme ausgelitten. R ITT Ist das schon ein Jahr her? O SKAR Nach dem Essen um halbdrei. R ITT Wie die Jahre vergehen -- Bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab , und nach vierzig im Galopp -O SKAR Entschuldigens mich, Herr Rittmeister, aber ich muss mich jetzt noch umziehen -- für die Armenseelenmess. (er verbeugt sich und verschwindet in der Fleischhauerei) (Stille) H AVLITSCHEK Das war ein schönes Begräbnis von der alten gnädigen Frau. R ITT Ja, es war sehr gelungen -- (er lässt ihn stehen und nähert sich der TabakTrafik) B
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IN 221.000/14 – BS 37 d [3], Bl. 9
K ÖCHIN (kommt und geht in die Fleischhauerei) H AVLITSCHEK (folgt ihr)
EINE
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R ITT (grüsst Mathilde) Immer fleissig, Frau Mathilde! Immer fleissig! M ATHILDE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. Darf ich mal die Ziehungsliste -- (er nimmt sie vom Ständer) M ATHILDE (reicht sie ihm) Aber bitte, Herr Rittmeister. 얍 R ITT (vertieft sich in die Liste) (Stille) M ATHILDE Habens das grosse Los gezogen? R ITT Meinens, dass ich jemals was gewonnen hab? Nein, nie. Höchstens, dass ich meinen Einsatz herausbekommen hab. M ATH Sie haben halt Glück in der Liebe. R ITT Gewesen, gewesen! M ATH Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! B
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ihreN ] ihremN ] BTrabN ] Bdie Armenseelenmess.N ] B(Stille)N ] BLiebe.N ] B B
N
korrigiert aus: Ihre korrigiert aus: Ihrem korrigiert aus: Trabb
[den Trauergottesdienst.] |die Armenseelenmess.| [H AVLITSCHEK Das war] |(Stille)| [Liebe, Herr Rittmeister.] |Liebe.|
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IN 221.000/14 – BS 37 d [3], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A8 (Grundschicht)
R ITT Wissens, ich bin halt ein wählerischer Mensch. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Passion. Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. M ATH Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. R ITT Sicher. B
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Lesetext
B
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K AMINKEHRER (kommt von rechts; hält vor der Trafik) Fünf Dames, bittschön! M ATHILDE (verkauft sie ihm) DER K AMINKEHRER Auf Wiedersehen! (ab nach links) R ITT (sieht ihm nach) Auf Wiedersehen -EIN
B
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M ARIANNE ( begleitet eine Dame aus der Puppenklinik) DIE D AME Also ich kann mich auf Sie verlassen? M ARIANNE Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk -- gnädige Frau bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich! DIE D AME Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie -- und dass ich sie nur übermorgen früh im Haus hab, sonst weint der Bubi. Er hat nämlich übermorgen Geburtstag und er möcht schon so lang Sanitäter spielen -M ARIANNE Garantiert, gnädige Frau! Vielen Dank! DIE D AME (ab nach links) B
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N B
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Z AUBERKÖNIG ( erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist Du da? M AR Papa? Z AUBER Ich hab Dich reden gehört. Wo stecken denn meine Sockenhalter? M AR Die rosa oder die beige ? Z AUBER Ich hab doch nurmehr die rosa! M AR Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBER Links oben rechts hinten. Dificile est, satiram non scribere. (ab) B
DER
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R ITT (zu Marianne) Haben Sie zuvor den Kaminkehrer gesehen? M AR Nein. R ITT Das bringt nämlich Glück. M AR Ich könnt es brauchen.
1 1 8 12
B
Und f VeranlagungN ] eine solcheN ] B(verkauftN ] BbegleitetN ]
12 16 25 25 28 29
B
B
eineN ] garantiertN ] BerscheintN ] BseinemN ] BDich redenN ] BbeigeN ] B
[Und zu dieser Passion] |Und f Veranlagung| [das i] |eine solche| [(gibt] |(verkauft| (1) kommt mit (2) \begleitet/ korrigiert aus: einer [unter allen Umständen] |garantiert| [tritt] |erscheint | [dem] |seinem| [Deine S] |Dich reden| korrigiert aus: baige
322
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A8 (Grundschicht)
R ITT Wieso? M AR Glauben sie daran? R ITT An was? \Abbruch der Bearbeitung\
323
Lesetext
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A13 (Grundschicht)
Lesetext
얍Erstes Bild
IN 221.000/15 – BS 37 d [4], Bl. 16
10
Stille Strasse im achten Bezirk. Von links nach rechts: Oskars gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum Zauberkönig“ -- mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen, Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe. Ueber der Puppenklinik befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört.
15
M ATHILDE (sitzt in der Türe ihrer Trafik und stickt in der Frühlingssonne) O SKAR (mit einigen Blutspritzern auf seiner weissen Schürze steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser) (Stille)
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M ÄDCHEN (verlässt mit einer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage)
EIN ELFJÄHRIGES
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H AVLITSCHEK (der Gehilfe Oskars, ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Türe der Fleischhauerei; er frisst eine kleine Wurst und ist wütend) Dummes Luder, dummes -O SKAR Wer denn? H AVLITSCHEK (deutet mit seinem langen Messer auf das Mädchen) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, dass meine Krakauer nachgelassen haben -- mei-얍ner Seel, am liebsten tät ich sowas abstechen, und wenn es dann auch mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müsst, wie die gestrige Sau, dann tät mich das nur freuen! O SKAR (sieht dem Mädchen, das nun langsam nach rechts abgeht, nach; er lächelt) Tatsächlich? H AVLITSCHEK (stutzt) (Stille) R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüsst er Oskar) O SKAR Habe die Ehre, Herr Rittmeister! R ITT Also das muss ich Ihnen schon sagen: die gestrige Blutwurst -- erstklassig! First class ! O SKAR Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht! O SKAR Hast Du gehört, Havlitschek? R ITT Ist er derjenige welcher? H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja, Herr Rittmeister! R ITT Alle Achtung! H AVLITSCHEK Herr Rittmeister sind halt ein Kenner. Ein Weltmann. B
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classN ]
korrigiert aus: classe
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IN 221.000/15 – BS 37 d [4], Bl. 17
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
K4/TS4/A13 (Grundschicht)
R ITT (zu Oskar) Ich bin seinerzeit viel in unserer alten Monarchie herumtransferiert worden, aber ich muss schon sagen: Niveau. Niveau! O SKAR (verbeugt sich) Ist halt alles nur Tradition, Herr Rittmeister! Aber entschuldigens mich bitte jetzt, ich muss mich nämlich noch umziehen -- heut ist doch nämlich gerade der Todestag von meinem armen Mutterl selig, und ich muss um zehne in die Totenmess. 얍 R ITT Ist denn das jetzt schon ein Jahr her? O SKAR Nach dem Essen um halbdrei. R ITT Wie die Jahre vergehen -- Bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab , und nach vierzig im Galopp -O SKAR Also mein Kompliment, Herr Rittmeister! (ab in seine Fleischhauerei) (Stille) H AVLITSCHEK (frisst nun wieder; mit vollem Munde) Das war ein schönes Erdbegräbnis von der alten gnädigen Frau. R ITT (ist anderswo) Ja, es war sehr gelungen -- (er lässt ihn stehen und nähert sich der Tabak-Trafik ) H AVLITSCHEK (sieht ihm nach, spuckt die Wursthaut aus und ab in die Fleischhauerei ) B
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Lesetext
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IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 17c
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R ITT (grüsst Mathilde) Immer fleissig, Frau Mathilde! Immer fleissig! M ATHILDE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. Dürft ich mal die Ziehungsliste --? M ATH (reicht sie ihm) Aber bittschön! (Stille) 얍 M ATH Habens das grosse Los gezogen? R ITT (hatte sich in die Ziehungsliste vertieft) Meinens denn, dass ich schon jemals was gewonnen hab? Noch nie. Höchstens, dass ich meinen Einsatz herausbekommen hab. M ATH Sie haben halt Glück in der Liebe. R ITT Gewesen, gewesen! M ATH Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITT Wissens, ich bin halt ein wählerischer Mensch. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Passion. Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. M ATH Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. R ITT Sicher. B
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EIN
N
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K AMINKEHRER (geht von rechts nach links vorbei und pfeift sich den Radetzkymarsch)
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1 9 13–14 16 17–18 21 27 33
B
[weit in u] |viel in unserer|
B
korrigiert aus: Trabb
viel in unsererN ] TrabN ] BErdbegräbnisN ] BTabak-TrafikN ] BFleischhauereiN ] BArbeitN ] BEinsatzN ] BlängerN ]
[Be] |Erdbegräbnis| [Tabak’T] |Tabak-Trafik| [Fleisc] |Fleischhauerei| A[b]|r|beit Einsat[h]|z| [länge] |länger|
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IN 221.000/16 – BS 37 d [5], Bl. 18
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
10
Lesetext
M ARIANNE (begleitet eine Dame aus der Puppenklinik) M ATHILDE (zieht sich zurück in ihre Tabak-Trafik) R ITT ( horcht ) DIE D AME Also ich kann mich auf Sie verlassen? M ARIANNE Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk -- gnädige Frau bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich! DIE D AME Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie -- und dass ich sie nur übermorgen früh im Haus hab, sonst weint der Bubi. Er hat nämlich übermorgen Geburtstag und er möcht schon so lang Sanitäter spielen -M AR Garantiert, gnädige Frau! Vielen Dank, gnädige Frau! 얍 DIE G NÄDIGE F RAU (ab nach links) B
5
K4/TS4/A13 (Grundschicht)
N
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IN 221.000/16 – BS 37 d [5], Bl. 19
Z AUBERKÖNIG (erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist Du da? M AR Papa? Z AUBER Ich hab Dich reden gehört. Wo stecken denn meine Sockenhalter? M AR Die rosa oder die beige ? Z AUBER Ich hab doch nurmehr die rosa! M AR Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBER Links oben rechts hinten. Dificile est, satiram non scribere. (ab) DER
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B
N
R ITT (zu Marianne) Haben Sie zuvor den Kaminkehrer gesehen? M AR Nein. R ITT Das bringt nämlich Glück. M AR Ich könnt es brauchen. R ITT Wieso? M AR Glauben sie daran? R ITT An was? M AR An den Kaminkehrer. Z AUBER (erscheint wieder auf dem Balkon) Marianne! M AR Papa? R ITT Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! 얍 Z AUBER Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter? M AR Wo sie immer stecken. Z AUBER Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stecken, dort stecken sie nicht. M AR Dann stecken sie in der Kommod. Z AUBER Nein. 얍 M AR Dann im Nachtkastl. 3 20
B B
horchtN ] beigeN ]
ho[c]|r|cht korrigiert aus: baige
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IN 221.000/16 – BS 37 d [5], Bl. 19a
IN 221.000/16 – BS 37 d [5], Bl. 20
Fragmentarische Fassung des ersten Bildes
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Lesetext
Z AUBER Nein. M AR Dann bei Deinen Unterhosen. Z AUBER Nein! M AR Dann weiss ich es nicht. Z AUBER Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter?! M AR Ich kann doch nicht zaubern! 얍 Z AUBER (brüllt sie an) Und ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf in die Totenmess! Weil Du meine Garderob wiedermal verschlampt hast! Jetzt komm nur rauf und such Du! Avanti, avanti! M AR (ab in die Puppenklinik) B
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K4/TS4/A13 (Grundschicht)
N
N
Z AUBER (zum Rittmeister) Meine Tochter, was? (er riecht an den Blumen und geniesst ihren Duft) R ITT \Abbruch der Bearbeitung\
1 8 9
Z AUBER Nein.N ] Garderob wiedermalN ] BAvanti, avanti!N ] B B
[H OFR Nein] |Z AUBER Nein.| [Sockenhalter wieder] |Garderob wiedermal| [Fix, fix!] |Avanti, avanti!|
327
IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 20a
Strukturplan in sieben Bildern und drei Teilen
IN 221.000/21 – BS 37 e [2], Bl. 1
328
Strukturplan in sieben Bildern und drei Teilen
K4/E14
329
Lesetext
330
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Zweites Bild
IN 221.000/21 – BS 37 e [2], Bl. 1
B N
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Die Sonne scheint, es ist ein prächtiger Tag ohne Wolken. D ER Z AUBERKÖNIG , M ARIANNE , O SKAR, A LFRED , M ATHILDE , und einige ENTFERNTE V ERWANDTE mit kleinen weissgekleideten hässlichen Kindern machen einen Ausflug, an dem auch die offizielle Verlobung stattfinden soll. Auch ein entfernter Verwandter des Zauberkönigs ist mit von der Partie: ein Student aus Kassel, namens Erich. Jetzt lassen sie sich gerade von Oskar photographieren, in Form einer Gruppenaufnahme. Oskar stellt ein und stellt sich dann auch dazu – er arbeitet mit Selbstauslöser. Nach der Aufnahme löst sich die Gruppe auf. B
5
B
N
N
B N
B
N B
B
N B N
N
B
B
B
10
B
N
N B
N
NN
B
\Abbruch der Bearbeitung\
3 4 4 5 5 6 6 6 7 8–9 8 9 9 11
] nächsten SonntagN ] BDieN ] BTagN ] B N] BeinigeN ] BENTFERNTE V ERWANDTE N ] B N] BmachenN ] BAuch f Erich.N ] BVerwandterN ] BKassel,N ] Bnamens Erich.N ] BerN ] B N B
[Gruppenaufnahme.] [Sonntag] |nächsten Sonntag| [Es] |Die| [Tag: Wolken] |Tag| [DER R ITTMEISTER ,] ein\ige/ [O N ] |ENTFERNTE V ERWANDTE | [O SKARS ] [haben] |machen| \Auch f Erich./ [Verwandter] |Verwandter| Kassel[.]|,| \namens Erich./ [sein Apparat] |er|
331
N
Dialogskizzen zum 2. Bild
IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 4
332
Dialogskizzen zum 2. Bild
K4/E15
333
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 4v
334
Strukturplan in sieben Bildern
K4/E16
335
Lesetext
Notiz, Dialogskizze und Konfigurationsplan zum II. Bild
336
IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 1
Notiz, Dialogskizze und Konfigurationsplan zum II. Bild
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K4/E17–E18
Lesetext
Konfigurationsplan, Repliken und Dialogskizzen
338
IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 2
Konfigurationsplan, Repliken und Dialogskizzen
339
K4/E19
Lesetext
340
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
얍 O SKAR (zu Marianne) Warum hast Du denn den eingeladen? M AR Weil er ein netter Mensch ist. O SKAR Ich hab Dir aber gesagt, dass er mir antipathisch ist – BKennst ihn kaum und ladest ihn ein! Oder hab ich nicht recht?N 5
B N
\Abbruch der Bearbeitung\
3–4 5
B
Kennst f recht?N ] ]
B N
[M AR Mir] [|Woher|] |Kennst f recht?| [M AR Jaja. O SKAR Vergiss nicht,]
341
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 31
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS6 (Grundschicht)
Lesetext
얍 A LFRED Ich muss Dir sagen, wie ich steh: Geld von Mathilde. Jetzt nichts. Höchstens Aussichten auf Vertretungen – M AR Nichts kann mich erschüttern – 5
M AR Ich werde aus Dir einen Menschen machen – Du machst mich so gross und weit – A LFRED Und Du erhöhst mich. \Abbruch der Bearbeitung\
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IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A2 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 1
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Die Sonne scheint und der Himmel ist blau. Familie Zauberkönig, Oskar, Mathilde, Alfred und einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen Ausflug, an dem auch die offizielle Verlobung vor sich gehen soll. Jetzt lassen sie sich gerade von Oskar photographieren, als Gruppenaufnahme. Oskar stellt seinen Apparat auf dem Stativ ein und stellt sich dann auch in der Gruppe in Positur neben Marianne, denn er arbeitet ja mit Selbstauslöser. Nach der Aufnahme, nach dem dieser tadellos funktioniert hat, löst sich die Gruppe auf.
5
10
B
15 B B
25
30 B
B
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O SKAR (packt seinen Apparat ein) Z AUBER Noch einmal! Vielleicht hat es nicht richtig geklappt! Halt! O SKAR Es hat aber garantiert geklappt! T ANTE Aber das wär doch schad, wenn das Bild nichts werden würde! Z AUBER Also nochmal! O SKAR Gut! EINE ANDERE T ANTE Aber vielleicht nur die engeren Verwandten! Z AUBER Auch recht! Oder nur die Kinder! Also gut! Nur die Kinder! O SKAR (photographiert die Kinder) N
N
B N
20
35
N
M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist die Höhe der Geschmacklosigkeit! Hier mitzukommen, nachdem Du weisst, dass ich da bin! Wie kommst Du denn überhaupt hierher? Nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist. A LFRED Was ist denn vorgefallen? Nichts. Getrennt haben wir uns. Aber 얍 nun endgültig! M ATHILDE Wie kommst Du denn hierher? Wer hat Dich denn eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATHILDE Wo hast Du denn die Leute kennen gelernt und wie? A LFRED Sag ich nicht. M ATHILDE Hast Du sie kennen gelernt. A LFRED (schweigt) M ATHILDE Du hast Dich natürlich an sie herangemacht. A LFRED Halts Maul! N
N
A LFRED Wir machten aus: a. dass Du mir Dein Ruhegehalt gibst und dass ich damit Wetten abschliesse, kraft meiner Beziehungen kann ich auf das Glück verzichten -- b. dass wir wie bislang den Profit teilen. M ATH c. Dass ich Dir keinen Groschen mehr gib. (Stille) A LFRED Also dann sind wir ganz getrennt. 11 16 17 20 31 33
tadellos funktioniertN ] T ANTE N ] BZ AUBER N ] B N] BA LFRED SagN ] BA LFRED N ] B B
korrigiert aus: funktioniert tadellos korrigiert aus: [Z AUBER ] T NTE
|
[O SKAR ] |Z AUBER | gestrichen: Z AUBER korrigiert aus: A LFRED Sag [(]|A |LFRED
343
|
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A2 (Grundschicht)
Lesetext
M ATH Ganz. A LFRED Also dann haben wir uns jetzt ausgesprochen? (Stille) 5
Z AUBER Was höre ich? Ihr kennt Euch noch nicht -- Also darf ich vorstellen: mein Neffe, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe, das ist Erich, ein Student -- und das ist Herr Alfred -- wie war doch der werte Name? A LFRED Skankowski. Z AUBER Skankowski. E RICH Sehr erfreut. Z AUBER Er kommt aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau – das verwechsel ich immer! 얍 A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATHILDE Oh, ja! E RICH Ich hatte bereits das Vergnügen. A LFRED Seit wann denn? M ATHILDE Schon Ewigkeiten. E RICH Ich hatte gestern das Vergnügen durch meinen Onkel. Wir haben über das Burgtheater gesprochen. A LFRED Interessant! E RICH Ich finde, dass wir Klassiker spielen sollten. Allenfalls noch Hebbel. Bei dem Mangel an unserer nationalen Dramatik. (jetzt spielt jemand auf einem Grammophon: wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH Das ist Puccini. Boheme. B
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B
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B
M AR (zu Alfred) Nun? Sie haben es doch wohl nicht bereut, dass Sie mitgekommen sind? A LFRED Nein. Frische Luft. Und ich danke Ihnen, dass Sie mich da eingeführt haben. Sagen Sie: ist das wahr, dass Sie heute hier noch Verlobung feiern werden? M AR Ja. Mit Oskar, der photographiert -A LFRED Das ist Ihr Bräutigam? Er sieht nett aus. M AR Gefällt er Ihnen? A LFRED Absolut. M AR Wir kennen uns schon seit acht Jahren, ich war damals vierzehn -- er ist ein Jugendfreund von mir. Eigentlich ist das ja garkeine so richtige Liebe, so was man so nennt, vielleicht von seiner Seite aus -- warum erzähl ich Ihnen das alles? Mein Gott, wie sie das alles aus einem herausziehen -B
B
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N
N
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6 20 20 25 30 33 39
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meinN ] Ich hatteN ] BOnkel. WirN ] BspieltN ] BeingeführtN ] BphotographiertN ] Bnennt,N ] B B
N
[N]|m|ein [Wir ha] |Ich hatte| korrigiert aus: Onkel. Wir korrigiert aus: spiel korrigiert aus: eingeführ korrigiert aus: Photographiert korrigiert aus: nennt ,
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N
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A2 (Grundschicht)
A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? O SKAR (zu Marianne) Darf ich bitten? Pardon! (er reicht ihr den Arm) 5
\Abbruch der Bearbeitung\
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A8 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde , Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Apparat auf dem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funk-얍tioniert hat, gerät die Gruppe in Bewegung. B
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 15
Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Aber das wär doch ewig schad, wenn wir da verwackelt wären! E RSTE T ANTE Dieses malerische Bild! Z AUBER Also da capo! Z WEITE T ANTE Mir scheint, ich hab auch gewackelt. E RSTE T ANTE Ach ja! Z AUBER Da capo, da capo! Sicher ist sicher! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und nachdem der Selbstauslöser abermals tadellos funktioniert hat, löst sich die Gruppe allmählich auf) Z AUBER Ich danke! B
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N
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Z WEITE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut 얍 so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst das Kleinste)
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 16
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M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der comble der Geschmacklosigkeit, hier mitzukommen, nachdem Du weisst, dass ich dabei bin -- und nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. 얍 A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Fredy. Als Weib bleibt doch immer etwas in einem drinnen, wenn man mit einem Menschen über das Jahr in intimsten Kontakt gelegen hat. Wenn Du auch ein grosser Schuft bist. A LFRED (kalt) Ich bitte Dich, werde vernünftig. M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Pause) A LFRED Darf man sich jetzt empfehlen? 5 23
B B
MathildeN ] funktioniertN ]
korrigiert aus: M{ }thilde korrigiert aus: funkzioniert
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A8 (Grundschicht)
M ATH Wie kommt man denn eigentlich her? A LFRED Man wurde eingeladen. M ATH Wurde man das? Wer? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Ich kanns mir ja lebhaft vorstellen. A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? A LFRED (schweigt) M ATH In der Puppenklinik? 얍 A LFRED Halts Maul!
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 11
Z AUBER Was höre ich? Ihr kennt Euch noch nicht? Also darf ich vorstellen: das ist mein Neffe Erich , der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Alfred -- wie war doch der geschätzte Familienname ? A LFRED Skankowski . Z AUBER Skankowski! E RICH (schlägt die Hacken zusammen) Sehr erfreut! 얍 Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir haben über das Burgtheater gesprochen und über den Siegeszug des Tonfilms . A LFRED Interessant! (er zieht sich zurück) E RICH Ich interessiere mich nämlich für das dramatische Theater und lehne den Film aus Prinzip ab. Das Maschinelle kann doch nie und nimmer unser rein menschliches Sein klar wiedergeben -- der direkte Kontakt fehlt. (jetzt spielt jemand auf einem Grammophon : Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH Das ist Boheme. Puccini! B
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M ARIANNE (zu Alfred) Sie haben es also nicht bereut, dass Sie mitgekommen sind, Herr (sie stockt) Dass ich mir Ihren Familiennamen nicht merken kann ! A LFRED Sagen Sie doch gleich Alfred. M AR Ist das Ihr Vorname? A LFRED Ja. Gefällt er Ihnen? M AR Doch. Das ist ein schöner Name. O SKAR (photographiert nun den Zauberkönig allein in verschiedenen Posen) B
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mein f ErichN ] FamiliennameN ] BSkankowskiN ] BBurgtheaterN ] Bdes TonfilmsN ]
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unser reinN ]
der direkteN ] GrammophonN ] BkannN ] B
[Erich] |mein f Erich| [Na-] |Familienname| [Skankoowski] |Skankowski| [Burgtheate] |Burgtheater| (1) der Opperette (2) des Tonfilms (1) das rein (2) unser rein korrigiert aus: den direkten korrigiert aus: Grammopon ka[h]|n|n
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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Lesetext
A LFRED Photographiert er gern der Herr Bräutigam? M AR Leidenschaftlich. (Stille) M AR Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Schon? M AR Ich war damals vierzehn, er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Eigentlich ist das nämlich garnicht das , was man halt so eine richtige Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus -- aber ansonsten -- Warum erzähl ich Ihnen das alles? Mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen! B
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K4/TS7/A8 (Grundschicht)
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B B
gern derN ] garnicht dasN ]
korrigiert aus: gern?der korrigiert aus: garnichtvdas
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A16 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde , Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Apparat auf dem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. B
N
Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBER Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBER Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst das Kleinste) Z WEITE T ANTE (zu Marianne) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert -- na wenn das kein braver Familienvater wird! M ARIANNE Oskar ist ein Kindernarr. 얍 Z WEITE T ANTE Unberufen, unberufen! M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? M ATHILDE Dass Du Dich nämlich dieser Gesellschaft hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig. M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille) 5
B
MathildeN ]
korrigiert aus: M{ }thilde
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 24
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
K4/TS7/A16 (Grundschicht)
A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATH Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Ich kanns mir ja lebhaft vorstellen. A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? In der Puppenklinik? 얍 A LFRED Halts Maul.
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 25
Z AUBER (nähert sich Alfred mit Erich) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekanntmachen: das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBERKÖNIG Herr Zentner! E RICH Sehr erfreut! Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück) A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten! 얍 E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er zieht sich zurück) E RICH Ich interessiere mich nämlich für das dramatische Theater. M ATH Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATH Geh wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATH Nein. E RICH Das ist Kunst. (Jetzt lässt eine Tante ihren Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH (lauscht) Boheme. Göttlicher Puccini! B
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M ARIANNE (steht nun neben Alfred; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -- Lieben Sie Musik? A LFRED Im grossen ganzen ja. M AR Meiner Meinung nach, wird es Musik immer geben. A LFRED Sicher. M AR Ich möcht so gern rythmische Gymnastik studieren und eine eigene Schule leiten, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn dafür. Papa sagt immer, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. B
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[I]|Die|
B
korrigiert aus: zurüc korrigiert aus: unkängst
DieN ] zurück)N ] BunlängstN ] BmichN ] BrythmischeN ]
m[o]|i|ch gemeint ist: rhythmische
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 21
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
K4/TS7/A16 (Grundschicht)
Lesetext
A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die wirtschaftliche Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M AR Ja diese Naturgesetze. Ist das nicht eigentümlich, dass ich mir Ihren werten Familiennamen nicht merken kann? A LFRED So sagen Sie doch gleich Alfred zu mir. M AR Ist das Ihr Vorname? 얍 A LFRED Ja. Gefällt er Ihnen? M AR Doch. Das ist ein schöner Name.
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 19
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O SKAR (photographiert nun den Zauberkönig allein, und zwar in verschiedenen Posen)
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A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M AR Leidenschaftlich. (Stille) M AR Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Schon? 얍 M AR Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind -- ich war damals vierzehn. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so eine richtige Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt Alfred plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können sie hypnotisieren? O SKAR (zu Alfred) Pardon! (zu Marianne) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt Oskar und Marianne und lässt sich ebenfalls nieder) B
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 27
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Z AUBERKÖNIG (klopft an sein Glas und erhebt sich) Meine lieben Leut! Es war ja zuguterletzt schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat und nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier junger Menschenkinder offi-얍ziell zu feiern. E INIGE ENTFERNTE V ERWANDTE Hoch! Bravo! Z AUBER Silentium, gleich bin ich fertig! Also: meine lieben Leutl! Es tut mir heut lediglich das eine in der Seele weh, dass es meiner lieben Frau, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig nicht vergönnt sein sollte, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Gott der Allmächtige hat es ihr nicht vergönnt. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas, genau wie ich es jetzt tu, um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das junge glückliche nunmehr offiziell 28 29
B B
ArmN ] unterN ]
Arm[)] [in] |unter|
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 28
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A16 (Grundschicht)
verlobte Paar -- Das junge Paar, Oskar und Marianne, sie leben hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! A LLE (gratulieren dem jungen Paar) (der Reisegrammophon spielt den Hochzeitsmarsch) DER Z AUBER (küsst Mar auf die Stirne und Oskar auf den Mund und trocknet sich Tränen aus den Augen) BB
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E RSTE T ANTE (zu Marianne) Ja Dein armes liebes Mutterl selig, das war ein belesener Mensch. Z WEITE T ANTE Sie hat sehr viel gelesen. Z AUBER Sie hat viel zu viel gelesen! Sie hat sogar bis in ihre letzte Stunde hinein gelesen. B
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B
NN
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M ATHILDE (trinkt viel) Wie ist das eigentlich mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist etwas buddhistisches. Z AUBER Was ist das?! E RICH Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen, nach seinem Tode, nicht in Himmel oder Hölle kommt, sondern in ein Tier eingeht. Zum Beispiel in einen Hund, eine Katze oder Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Daher gibt es auch die heiligen Tiere. Z AUBER Also das steht glaub ich fest, dass wir Menschen mit den Tieren B
B
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Lesetext
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\Textverlust\
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(der f Hochzeitsmarsch)N ] (derN ] BHochzeitsmarsch)N ] BarmesN ] BT ANTE N ] BSeeleN ] BsondernN ] B B
\(der f Hochzeitsmarsch)/ korrigiert aus: der korrigiert aus: Hochzeitmarsch \armes/ T AN [Z ]|T |E See[o]|l|e korrigiert aus: sodern
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A22 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde , Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Apparat auf dem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. B
N
Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBER Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBER Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst das Kleinste) Z WEITE T ANTE (zu Marianne) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert -- na wenn das kein braver Familienvater wird! M ARIANNE Oskar ist ein Kindernarr. 얍 Z WEITE T ANTE Unberufen, unberufen! M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? M ATHILDE Dass Du Dich nämlich dieser Gesellschaft hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig. M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille) 5
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MathildeN ]
korrigiert aus: M{ }thilde
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 24
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A22 (Grundschicht)
A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATH Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Ich kanns mir ja lebhaft vorstellen. A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? In der Puppenklinik? 얍 A LFRED Halts Maul.
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 25
Z AUBER (nähert sich Alfred mit Erich) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekanntmachen: das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBER Herr Zentner! E RICH Sehr erfreut! Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück) A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt lässt eine Tante ihren Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH (lauscht) Boheme. Göttlicher Puccini! B
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M ARIANNE (nun neben Alfred; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -A LFRED Das ist Boheme. M ARIANNE Puccini. Nein, Musik wird es immer geben. A LFRED Sicher. 30
M ATHILDE (zu Erich) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATH Geh wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATH Nein. E RICH Das ist Kunst. B
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M ARIANNE (zu Alfred) Ich wollt auch mal rhythmische Gymnastik studieren und hab von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für sowas. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle 얍 Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. B
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[I]|Die|
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korrigiert aus: zurüc [doch s] |denn f sowas| korrigiert aus: rythmische
DieN ] zurück)N ] Bdenn f sowasN ] BrhythmischeN ]
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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M AR Das glaub ich nicht. O SKAR (photographiert nun den Zauberkönig allein, und zwar in verschiedenen Posen) A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M AR Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M AR Ich war damals vierzehn. A LFRED Pardon! M AR Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M AR Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, dass das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) M AR Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt Alfred plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? B
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K4/TS7/A22 (Grundschicht)
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O SKAR (zu Alfred) Pardon! (zu Marianne) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die 얍 ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt Oskar und Marianne und lässt sich ebenfalls nieder)
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 39
Z AUBER Ueber was haben wir denn gerade geredet? E RSTE T ANTE Ueber die Seelenwanderung. M ATH Was ist das eigentlich mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist etwas buddhistisches. Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen nach dessem Tode in ein Tier hineinfährt -- zum Beispiel in eine Katze oder in einen Elefanten oder in eine Schlange. 얍 E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So lasst uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüssler -Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn) Aber nicht hier beim Essen, bitte! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel -Z AUBER Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts garnicht!
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 36
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SieN ] starrtN ] BkaumN ] B B
[s]|S|ie star[t]|r|t k[u]|a|um
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A22 (Grundschicht)
M ATH Jetzt aber Schluss! (Fressen, Saufen, Schlürfen, Schmatzen) Z AUBER Aber das eine steht doch glaub ich fest, dass wir Menschen mit der Tierwelt verwandt sind. Ueberhaupt sind wir ja zuguterletzt alle miteinander verwandt. Seit Adam und Eva! M ATH Herr Zentner behauptet immer, ich wär in meinem früheren Leben eine Wildkatz gewesen. M ARIANNE ( horcht auf und blickt fragend auf Alfred) Z AUBER Oder gar ein Leopard! M ATHILDE (lacht) Prost Papa Zauberkönig! Ich glaub, ich hab schon einen Schwipps ! O SKAR Marianne hat doch etwas von einer Gazelle an sich, nicht? A LFRED Stimmt. O SKAR (fixiert Alfred) Waren Sie schon in Afrika? A LFRED Nein. Z AUBER Die Tante Henriett ist ein Fabelwesen, und die Josephin hat was von einem Känguruh an sich und der Onkel Ferdinand ist ein japanischer Affenpintscher! (Grosses Gelächter) Z AUBER Na und ich?! M ATH Ein Hirsch! Ein alter Hirsch! Prost alter Hirsch! (Brüllendes Gelächter) Z AUBER (klopft an sein Glas) Silentium! Silentium! 얍 (Stille) Z AUBER (erhebt sich) Meine lieben Freunde! Zuguterletzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat und nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder würdig und offiziell im kleinen auserwähltem Kreise zu feiern. O NKEL F ERDINAND Hoch! Bravo! Z AUBER Silentium, meine lieben Freunde! Gleich bin ich fertig! Also: es 얍 tut mir heute lediglich in der Seele weh, dass es meiner lieben Frau, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig nicht vergönnt sein sollte, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Gott der Allmächtige hat es ihr nicht vergönnt. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas -- (er erhebt sein Glas) -- um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche nunmehr und hiemit offiziell verlobte Paar -- das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! (man gratuliert dem jungen Paar) Z AUBER (küsst Marianne auf die Stirne und Oskar auf den Mund und wischt sich Tränen aus den Augen) B
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derN ] in f gewesen.N ] BhorchtN ] BSchwippsN ] B B
de[n]|r| [sicher mal eine Wildkatze ge] |in f gewesen.| h[i]|o|rcht korrigiert aus: SSchwipps
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 37
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 38
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
E IN
K4/TS7/A22 (Grundschicht)
M ÄDCHEN (mit einem Blumenstrauss und einem Sprachfehler stellt sich vor das verlobte Paar und rezitiert) Die Liebe ist ein Edelstein Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren Sie brennt, solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht Um drin sich zu verklären. (es macht einen Knix und übergibt Marianne den Blumenstrauss -- jetzt 얍 spielt das Reisegrammophon den Hochzeitsmarsch und das Picknick ist aus) KLEINES WEISSGEKLEIDETES
B
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M ATHILDE (ist angeheitert; zu Marianne) Darf ich noch einmal gratulieren? Ganz innig und Sie wissen schon -- (sie drückt sie an sich) Ein so ein zartes Frauerl! E RICH Auch ich erlaube mir, Dir liebe Cousine abermals das Allerbeste zu wünschen! Ein gesegnetes Leben und viele brave deutsche Kinder! Du kennst ja meine Stellung zum Rassenproblem. M ATHILDE Das sind so Probleme! E RICH Verzeihung! Ueber diesen Punkt vertrage ich keine Spässe! Dieser Punkt ist mir heilig. M ATHILDE Ein problematischer Mensch -- Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie -E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? M ATH (lächelt) Interessant -- und jung und stark. Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag? 얍 E RICH Wer weiss! M ATH Sie Kind -- (sie hängt sich ein in ihm und schleift ihn fort) B
A LFRED (näherte sich Marianne) Darf man noch einmal gratulieren? (er küsst ihre Hand) M AR (schliesst die Augen) O SKAR (kommt) A LFRED (zu Oskar; korrekt) Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Braut. O SKAR Danke. A LFRED Und das ist keine Schmeichelei. Ich beneide Sie um Ihre Braut. O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich und will ab) M AR Ich danke auch. A LFRED (verbeugt sich abermals und zieht sich zurück) O SK (sieht ihm gehässig nach; dann zu Marianne) Warum hast Du denn diesen unmöglichen Menschen eingeladen? N
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N
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2 2 4 10 15 28–29 30 34 37
verlobte PaarN ] PaarN ] BbrenntN ] BPicknickN ] BKinder! DuN ] B(er f Hand)N ] BM AR N ] BumN ] BM AR f auch.N ] B B
[Brautpaar] |verlobte Paar| Paar[)] brenn[r]|t| Picknick[n] korrigiert aus: Kinder! Du [M AR ] |(er f Hand)| [O SKA ] |M AR | [z]|u|m \M AR f auch./
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 34
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Lesetext
IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 35
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A22 (Grundschicht)
M AR Weil er ein netter Mensch ist. O SK Findest Du? Wer ist denn das überhaupt ? M AR Ein Kunde von uns. Er war erst gestern im Geschäft und hat sich einen Scherzartikel gekauft -- und ich hab ihn eingeladen. O SK Kennst Du ihn schon lange? M AR Schon sehr lang. (Stille) O SK Eigentümlich. Dass Du mir nie was von ihm erzählt hast -M AR Da gibts nichts zum erzählen. O SK Mir ist er antipathisch. (er lässt sie stehen) B
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M AR (allein) Leckts mich doch alle am Arsch!
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Lesetext
M ATHILDE (im Hintergrund) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! M ATH Erich! \Abbruch der Bearbeitung\
2 10 10
überhauptN ] antipathisch. (erN ] Bstehen)N ] B B
korrigiert aus: überhaut korrigiert aus: antpathisch. (er korrigiert aus: stehen)un
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A30 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde , Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Apparat auf dem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. B
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Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBER Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBER Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst das Kleinste) Z WEITE T ANTE (zu Marianne) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert -- na wenn das kein braver Familienvater wird! M ARIANNE Oskar ist ein Kindernarr. 얍 Z WEITE T ANTE Unberufen, unberufen! M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? M ATHILDE Dass Du Dich nämlich dieser Gesellschaft hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig. M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille) 5
B
MathildeN ]
korrigiert aus: M{ }thilde
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 24
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
K4/TS7/A30 (Grundschicht)
A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATH Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Ich kanns mir ja lebhaft vorstellen. A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? In der Puppenklinik? 얍 A LFRED Halts Maul.
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 25
Z AUBER (nähert sich Alfred mit Erich) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekanntmachen: das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBERKÖNIG Herr Zentner! E RICH Sehr erfreut! Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück) A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt lässt eine Tante ihren Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH (lauscht) Boheme. Göttlicher Puccini! B
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M ARIANNE (nun neben Alfred; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -A LFRED Das ist Boheme. M ARIANNE Puccini. Nein, Musik wird es immer geben. A LFRED Sicher. 30
M ATHILDE (zu Erich) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATH Geh wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATH Nein. E RICH Das ist Kunst. B
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M ARIANNE (zu Alfred) Ich wollt auch mal rythmische Gymnastik studieren und hab von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für sowas. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle 얍 Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. B
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9 17 33 38
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[I]|Die|
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korrigiert aus: zurüc [doch s] |denn f sowas| gemeint ist: rhythmische
DieN ] zurück)N ] Bdenn f sowasN ] BrythmischeN ]
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 26
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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O SKAR (zu Alfred) Pardon! (zu Marianne) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die 얍 ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt Oskar und Marianne und lässt sich ebenfalls nieder) Z AUBER Ueber was haben wir denn gerade geplauscht ? E RSTE T ANTE Ueber die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen nach dessem Tode in ein Tier hineinfährt -- zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBER Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So lasst uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüssler -Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel -Z AUBER Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts garnicht! M ATH Jetzt aber Schluss! B
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Lesetext
M AR Das glaub ich nicht. O SKAR (photographiert nun den Zauberkönig allein, und zwar in verschiedenen Posen) A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M AR Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M AR Ich war damals vierzehn. A LFRED Pardon! M AR Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M AR Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, dass das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) M AR Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt Alfred plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? B
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K4/TS7/A30 (Grundschicht)
B
11 16 17 28 35
SieN ] starrtN ] BkaumN ] BgeplauschtN ] BSchlange.N ] B B
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[s]|S|ie star[t]|r |t k[u]|a|um [geplaudert] |geplauscht| korrigiert aus: Schlange,
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 46
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
K4/TS7/A30 (Grundschicht)
(Fressen, Saufen, Schlürfen, Schmatzen) Z AUBER (erhebt sich) Meine lieben Freunde! Zuguterletzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat -M ATHILDE Hoch! Bravo! Z AUBER Silentium, gleich bin ich fertig -- Nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, dass Gott der Allmächtige es meiner unvergesslichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas -(er erhebt sein Glas) -- um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche nunmehr und hiemit offiziell verlobte Paar -- das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! I DA (jenes magere herzige Mäderl, das seinerzeit Havlitscheks Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weissgekleidet mit einem Blumenstrauss vor das verlobte Paar und rezitiert mit einem Sprachfehler) Die Liebe ist ein Edelstein Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren Sie brennt solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht Um drin sich zu verklären. A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht Marianne den Blumenstrauss mit einem Knix) A LLE (streicheln nun Ida und gratulieren dem verlobten Paar in aufgeräumtester Stimmung; das Reisegrammophon spielt nun den Hochzeitsmarsch und der Zauberkönig küsst Marianne auf die Stirne und Oskar auf den Mund; dann wischt er sich Tränen aus den Augen und dann legt er sich in seine 얍 Hängematte) E RICH (mit einer Feldflasche) Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun aus dieser Feldflasche auf Euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! M ATHILDE (angeheitert) Sie wird doch keine Neger kriegen! E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Spässe! Dieser Punkt ist mir heilig. Sie kennen meine Stellung zum Rassenproblem. M ATHILDE Ein problematischer Mensch -- Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie -B
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Lesetext
9 12 18 19 19–20 27 33 33
nur f inN ] sieN ] BBlutwurstN ] Bmit f BlumenstraussN ] Bverlobte PaarN ] BGottN ] BgestatteN ] BnunN ] B B
[heut nur in] |nur f in| [S]|s|ie Blu[s]|t |wurst \mit f Blumenstrauss/ [junge Paar] |[d]|v|erlob[z]|t |e Paar| [Gloo]|Gott| [trin] |gestatte| [j]|n|un
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 47
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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Lesetext
E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? M ATHILDE Interessant -E RICH Wieso? M ATHILDE Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag? Sie Kind -- (sie hängt sich ein in ihn und schleift ihn fort; man lagert sich nun im Wald und die Kindlein spielen und stören) O SKAR (singt zur Laute) Sei gepriesen, Du lauschige Nacht Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus Brachte klappernd den Segen ins Haus Und entschwand auch der liebliche Mai In der Jugend erblüht er neu! (er spielt das Lied nochmal, singt aber nichtmehr, sondern summt nur; auch alle anderen summen mit, ausser Alfred und Marianne) A LFRED (näherte sich nämlich Marianne) Darf man noch einmal gratulieren? M ARIANNE (schliesst die Augen) A LFRED (küsst lange ihre Hand) O SKAR (beobachtete den Vorgang, übergab seine Laute der zweiten Tante und steht nun neben Marianne) 얍 A LFRED (korrekt) Ich gratuliere. O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab) B
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K4/TS7/A30 (Grundschicht)
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O SKAR (sieht ihm nach) Er beneidet mich um Dich -- ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M AR Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M AR Gestern war er da und wir sind ins Gespräch gekommen, nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft. M ATHILDE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! M ATHILDE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit) Muh! Muh! Muh! (Grosses Gelächter) M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBER Das soll dreimal Mäh schrein! M ATHILDE Das bist Du selber! Z AUBER Mäh! Mäh! Mäh! (Brüllendes Gelächter) 5 7 10 11 15 18
B
fort[)] |;|
B
korrigiert aus: zu
fort;N ] zurN ] BSahnN ] BnichtN ] Bnochmal,N ] BM ARIANNE N ]
Sahn[e] nicht[n] nochmal,[u] [(]|M |ARIANNE
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 48
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
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K4/TS7/A30 (Grundschicht)
M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! M ATHILDE Oskar! Hast Du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was Du willst! Z AUBER Was Du kannst! (Stille) 얍 O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann -- So! (er stürzt sich plötzlich auf Marianne und demonstriert an ihr seinen Griff) M ARIANNE ( stürzt zu Boden) Au! Au! E RSTE T ANTE Ach das zarte Frauerl, Du Rohling! Z AUBER Bravo! Sehr einleuchtend! Bravissimo! Z AUBER Sehr geschickt! O SKAR (zur Tante ) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt. Z WEITE T ANTE ( hilft Marianne beim Aufstehen) Das zarte Frauerl -- Haben wir noch ein Pfand? M ATH Leider nein. Aus. Schluss. Aus! Z AUBER Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! In unsere schöne blaue Donau ! Ich schwitz schon eh wie ein gselchter Aff! E RICH Eine ausgezeichnete Idee! M ATH Aber wo sollen wir Damen uns denn alle ausziehen? Z AUBER Nichts leichter als das! Die Damen rechts! Die Herren links! Also! auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon einen flotten Marsch -- die Damen verschwinden rechts, die Herren links; nur Mathilde und Alfred bleiben noch zurück) B
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M ATHILDE Alfred -- weisst Du, ich hätt es mir nie gedacht, dass ich auf Deine Liebe so leicht verzichten könnt -- (sie tanzt etwas und wirft ihm eine Kusshand zu) A LFRED Du hast wiedermal zu viel erwischt. M ATH Was denn? B
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Lesetext
NN
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B
Has[u]|t|
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korrigiert aus: stür[z] t [t] z [z] t korrigiert aus: stürtzt korrigiert aus: tante (1) den Rohling (2) das f verletzt. eingefügt
HastN ] stürztN ] BstürztN ] BTanteN ] Bdas f verletzt.N ] T ANTE N ] hilftN ] BDonauN ] BDamenN ] B-- weisstN ] B(sie f zu)N ] Bzu)N ] Berwischt.N ] B
|| | | ||
h[o]|i|lft korrigiert aus: donau
\Damen/ korrigiert aus: -- weisst
\(sie f zu)/ korrigiert aus: z korrigiert aus: erwischt,
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 51
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A30 (Grundschicht)
A LFRED Hauch mich an! M ATH ( haucht ihn an) A LFRED Natürlich. Allasch und Eierlikör. Pfui! 얍 M ATH Natürlich. Man feiert doch nicht alle Tage Verlobung. Na? Gefällt dem Herrn das Fräulein Braut? A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! M ATH Dass Du mich nicht anrührst, dass Du mich nicht -A LFRED Toll! Als hätt ich Dich schon mal angerührt. M ATH Und am siebzehnten März? (Pause) A LFRED Wie Du Dir alles merkst -M ATH Alles. Das Gute und das Böse. Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen -A LFRED Als hätt ich Dich nicht schon so gesehen! M ATH (hält plötzlich ihre Bluse vor) Geh! Geh! Schau mich nicht so an! A LFRED Hysterische Kuh -- (ab) B
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 49
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M ATH Bestie, Drecksau. Luder. Mistvieh. (sie trällert weiter allein ; sieht ihm nach; zieht sich dann wieder aus, mit einigen Walzerschritten) B
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Z AUBER (erscheint hinter einem Busch im Schwimmanzug und sieht ihr zu) M ATH (entdeckt ihn) Jesus Maria Josef! Oh! Oh, Du bist ja ein Voyeur -Z AUBER Zieh Dich nur ruhig weiter aus -M ATH Nein, das kann ich nicht -- ich schäm mich -Z AUBER Geh in der heutigen Zeit! M ATH Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie -- (sie geht hinter den Busch, Zauber ist nun allein vorn) M ATH (hinterm Busch) Ja diese heutige Zeit -Z AUBER Schauerlich. Fürchterlich. Das Ende der Welt. Reif für die Sinntflut -- alles wackelt, nichts steht mehr. Eine fürchterliche Welt. Die Ehe ist lose, und wo bleibt die bürgerliche Moral? Ich bin nur froh, dass ich die Mariann untergebracht hab, eine Fleischhauerei steht eisern da, fressen werden die Leut immer müssen -- aber zaubern? Ich habs überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, meine Frau selig, die hatts an der Brust gehabt -- die Schererei mit den Ärzten -얍 M ATH (erscheint im Badetrikot) So auf der Brust -B
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hauchtN ] AllaschN ] BTageN ] B(Pause)N ]
[j]|h|aucht A[o]|l|lasch
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17 17 18 20 21 21 25 27 28 30
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\Bestie, f weiter/
B
korrigiert aus: (allein korrigiert aus: einen
B
Bestie, f weiterN ] alleinN ] BeinigenN ] BSchwimmanzugN ] BJesus f Josef!N ] BVoyeurN ] BPhantasieN ] BZeitN ] BSinntflutN ] BdieN ]
korrigiert aus: tage (1) (Stille) (2) (Pause)
Schwimmanzug[)] \Jesus f Josef!/ korrigiert aus: Voyaeur Phanta[i]|s|ie korrigiert aus: zeit gemeint ist: Sintflut korrigiert aus: diev
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IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 50
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A30 (Grundschicht)
Z AUBER Ja -- (er stiert auf ihren Busen) Wenn ich Dich daneben anschau, stattlich, also direkt stattlich -- eine stattliche Person! M ATH Lieber Mann! Ob stattlich oder nicht stattlich, ich bin eine sogenannte Pessimistin -- ich glaub nicht an das Gute in uns. Z AUBER Dann entgeht Dir aber manche Freude. M ATH Was wisst Ihr Mannsbilder schon von der Tragödie der alternden Frau! Einen Schmarrn! Wenn wir uns nicht pflegen würden -Z AUBER Glaubst Du ich pfleg mich nicht? Na Du kannst doch nicht von Alter reden! M ATH Gottlob bin ich noch in dem Alter und bin auch von dem Leben nicht so schwer mitgenommen worden, dass ich allen Idealen entsagt hätt! (sie versucht eine Kerze zu machen, und Freiübungen und rythmische Gymnastik) Z AUBER Wie beim Balett ! Wie in der Oper! M ATH Sterbender Schwan. Z AUBER (stürzt sich plötzlich auf sie und küsst sie) M ATH Gott wie temperamentvoll Du sein kannst -- das hätt ich Dir garnicht zugetraut -- Du schlimmer Mensch -- Du -Z AUBER Komm, Liebste! (ab hinter das Gebüsch) B
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K INDER (kommen von rechts) O SKAR (kommt von links) Habt Ihr Tante Marianne nirgends gesehen? DIE K INDER Nein, Onkel Oskar! O SKAR Sonderbar -- Gebt nur acht Kinder, dass Ihr nicht ins Wasser fällt, denn dann werdet Ihr schön blau und grün und die herzigen Bäuchelchen aufgedunsen, und die Aeuglein verdreht -- gebt acht! (ab) DIE K INDER (starren ihm nach) ZWEI
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Lesetext
\Abbruch der Bearbeitung\
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korrigiert aus: Busen) Wenn
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Busen) WennN ] WasN ] BWenn f würden --N ] BGlaubst f nicht?N ] BGottlob binN ] BrythmischeN ] BBalettN ] BküsstN ]
Was[s] \Wenn f würden --/ \Glaubst f nicht?/ korrigiert aus: Ma[n]|G|ottlobbin gemeint ist: rhythmische gemeint ist: Ballett korrigiert aus: Küsst
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweites Bild
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde , Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Apparat auf dem Stativ beschäftigt -dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. B
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Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBER Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBER Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst das Kleinste) Z WEITE T ANTE (zu Marianne) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert -- na wenn das kein braver Familienvater wird! M ARIANNE Oskar ist ein Kindernarr. 얍 Z WEITE T ANTE Unberufen, unberufen! M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? M ATHILDE Dass Du Dich nämlich dieser Gesellschaft hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig.
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korrigiert aus: M{ }thilde
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 24
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Lesetext
M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille) A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATH Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Ich kanns mir ja lebhaft vorstellen. A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? In der Puppenklinik? 얍 A LFRED Halts Maul.
IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 25
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Z AUBER (nähert sich Alfred mit Erich) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekanntmachen: das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBERKÖNIG Herr Zentner! E RICH Sehr erfreut! Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück) A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt lässt eine Tante ihren Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH (lauscht) Boheme. Göttlicher Puccini! B
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M ARIANNE (nun neben Alfred; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -A LFRED Das ist Boheme. M ARIANNE Puccini. Nein, Musik wird es immer geben. A LFRED Sicher. M ATHILDE (zu Erich) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATH Geh wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATH Nein. E RICH Das ist Kunst. B
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M ARIANNE (zu Alfred) Ich wollt auch mal rythmische Gymnastik studieren und hab von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für sowas. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. B
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B
[I]|Die|
B
korrigiert aus: zurüc [doch s] |denn f sowas| gemeint ist: rhythmische
DieN ] zurück)N ] Bdenn f sowasN ] BrythmischeN ]
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle 얍 Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M AR Das glaub ich nicht. O SKAR (photographiert nun den Zauberkönig allein, und zwar in verschiedenen Posen) A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M AR Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M AR Ich war damals vierzehn. A LFRED Pardon! M AR Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M AR Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, dass das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) M AR Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt Alfred plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? B
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
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O SKAR (zu Alfred) Pardon! (zu Marianne) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die 얍 ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt Oskar und Marianne und lässt sich ebenfalls nieder) 30
Z AUBER Ueber was haben wir denn gerade geplauscht ? E RSTE T ANTE Ueber die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines Menschen nach dessem Tode in ein Tier hineinfährt -- zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBER Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So lasst uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüssler -B
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SieN ] starrtN ] BkaumN ] BgeplauschtN ] BSchlange.N ] B B
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[s]|S|ie star[t]|r|t k[u]|a|um [geplaudert] |geplauscht| korrigiert aus: Schlange,
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel -Z AUBER Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts garnicht! M ATH Jetzt aber Schluss! (Fressen, Saufen, Schlürfen, Schmatzen) Z AUBER (erhebt sich) Meine lieben Freunde! Zuguterletzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat -M ATHILDE Hoch! Bravo! Z AUBER Silentium, gleich bin ich fertig -- Nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, dass Gott der Allmächtige es meiner unvergesslichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas -(er erhebt sein Glas) -- um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche nunmehr und hiemit offiziell verlobte Paar -- das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! I DA (jenes magere herzige Mäderl, das seinerzeit Havlitscheks Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weissgekleidet mit einem Blumenstrauss vor das verlobte Paar und rezitiert mit einem Sprachfehler) Die Liebe ist ein Edelstein Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren Sie brennt solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht Um drin sich zu verklären. A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht Marianne den Blumenstrauss mit einem Knix) A LLE (streicheln nun Ida und gratulieren dem verlobten Paar in aufgeräumtester Stimmung; das Reisegrammophon spielt nun den Hochzeitsmarsch und der Zauberkönig küsst Marianne auf die Stirne und Oskar auf den Mund; dann wischt er sich Tränen aus den Augen und dann legt er sich in seine 얍 Hängematte) E RICH (mit einer Feldflasche) Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun aus dieser Feldflasche auf Euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! M ATHILDE (angeheitert) Sie wird doch keine Neger kriegen! B
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nur f inN ] sieN ] BBlutwurstN ] Bmit f BlumenstraussN ] Bverlobte PaarN ] BGottN ] BgestatteN ] BnunN ] B B
[heut nur in] |nur f in| [S]|s|ie Blu[s]|t |wurst \mit f Blumenstrauss/ [junge Paar] |[d]|v|erlob[z]|t |e Paar| [Gloo]|Gott| [trin] |gestatte| [j]|n|un
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Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Spässe! Dieser Punkt ist mir heilig. Sie kennen meine Stellung zum Rassenproblem. M ATHILDE Ein problematischer Mensch -- Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie -E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? M ATHILDE Interessant -E RICH Wieso? M ATHILDE Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag? Sie Kind -- (sie hängt sich ein in ihn und schleift ihn fort; man lagert sich nun im Wald und die Kindlein spielen und stören) O SKAR (singt zur Laute) Sei gepriesen, Du lauschige Nacht Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus Brachte klappernd den Segen ins Haus Und entschwand auch der liebliche Mai In der Jugend erblüht er neu! (er spielt das Lied nochmal, singt aber nichtmehr, sondern summt nur; auch alle anderen summen mit, ausser Alfred und Marianne) A LFRED (näherte sich nämlich Marianne) Darf man noch einmal gratulieren? M ARIANNE (schliesst die Augen) A LFRED (küsst lange ihre Hand) O SKAR (beobachtete den Vorgang, übergab seine Laute der zweiten Tante und steht nun neben Marianne) 얍 A LFRED (korrekt) Ich gratuliere. O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab) B
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
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O SKAR (sieht ihm nach) Er beneidet mich um Dich -- ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M AR Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M AR Gestern war er da und wir sind ins Gespräch gekommen, nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft. M ATHILDE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! M ATHILDE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit) Muh! Muh! Muh! (Grosses Gelächter) 10 12 15 16 20 23
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fort[)] |;|
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korrigiert aus: zu
fort;N ] zurN ] BSahnN ] BnichtN ] Bnochmal,N ] BM ARIANNE N ]
Sahn[e] nicht[n] nochmal,[u] [(]|M |ARIANNE
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 48
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Lesetext
M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBER Das soll dreimal Mäh schrein! M ATHILDE Das bist Du selber! Z AUBER Mäh! Mäh! Mäh! (Brüllendes Gelächter) M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! M ATHILDE Oskar! Hast Du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was Du willst! Z AUBER Was Du kannst! (Stille) 얍 O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann -- So! (er stürzt sich plötzlich auf Marianne und demonstriert an ihr seine Griffe) M ARIANNE (stürzt zu Boden) Au! Au, au -E RSTE T ANTE Nein dieser Rohling! Z AUBER Bravo! Bravissimo! O SKAR (zur ersten Tante) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt! E RSTE T ANTE Das auch noch! Z AUBER (klopft Oskar auf die Schulter) Sehr geschickt! Sehr einleuchtend! Z WEITE T ANTE (hilft Marianne beim Aufstehen) So ein zartes Frauerl -- Haben wir denn noch ein Pfand? M ATH Leider nein. Schluss. Aus! Z AUBER Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! Hinein in die kühle Flut! Ich schwitz schon eh wie ein gselchter Aff! E RICH Eine ausgezeichnete Idee! M ATH Aber wo sollen denn wir Damen uns entkleiden? Z AUBER Nichts leichter als das! Die Damen rechts, die Herren links! Also auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und die Damen verschwinden rechts, die Herren links -- nur Mathilde und Alfred bleiben noch etwas zurück) B
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M ATHILDE Alfred! A LFRED Bitte? M ATHILDE (trällert die Walzermelodie nach und zieht sich ihre Bluse aus) A LFRED Nun?
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Has[u]|t|
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korrigiert aus: Habe
HastN ] HabenN ] BHineinN ] BdennN ] BWiedersehenN ]
[I]|H|inein \denn/
| |
korrigiert aus: W[i] W iedersehen
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 58
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
M ATHILDE (wirft ihm eine Kusshand zu) A LFRED Adieu! M ATH Einen Moment! Gefällt dem gnädigen Herrn Baron das Fräulein Braut? A LFRED (fixiert sie -- geht dann rasch auf sie zu und hält knapp vor ihr) Hauch mich an. M ATH Wie komm ich dazu! A LFRED Hauch mich an! M ATH (haucht ihn an) A LFRED Natürlich. Du Alkoholistin! M ATH Das ist doch nur ein Schwipps, den ich da hab, Du Vegetarianer. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Man feiert doch nicht alle Tag Verlobung -- und Entlobung, Du Schweinehund -A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! M ATH Dass Du mich nicht anrührst, dass Du mich nicht anrührst -A LFRED Toll! Als hätt ich Dich schon mal angerührt. 얍 M ATH Und am siebzehnten März? (Stille) A LFRED Wie Du Dir alles merkst -M ATH Alles. Das Gute und das Böse -- (sie hält sich plötzlich die Bluse vor) Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen! A LFRED Als hätt ich Dich nicht schon so gesehen -M ATH (kreischt) Schau mich nicht so an! Geh! Geh! A LFRED Hysterische Kuh -- (ab nach links) M ATH (allein; sieht ihm nach) Luder. Drecksau. Bestie. Mistvieh. (sie zieht sich aus) Z AUBERKÖNIG (taucht in Schwimmanzug hinter dem Busch auf und sieht zu ) M ATHILDE (hat nun nurmehr das Hemd, Schlüpfer und Strümpfe an; sie entdeckt den Zauberkönig) Jesus Maria Josef! Oh, Du Hallodri! Mir scheint, Du bist ein Voyeur -Z AUBER Ich bin doch nicht pervers. Zieh Dich nur ruhig weiter aus. M ATH Nein, ich hab doch noch mein Schamgefühl -Z AUBER Geh in der heutigen unmoralischen Zeit! M ATH Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie -- (sie trippelt hinter einen Busch) Z AUBER (lässt sich vor dem Busch nieder, entdeckt Mathildens Korsett, nimmt es an sich und riecht daran) Mit oder ohne Phantasie -- diese heutige Zeit ist eine verkehrte Welt! Ohne Treu, ohne Glauben, ohne sittliche Grundsätze. Alles wakkelt, nichts steht mehr fest. Reif für die Sintflut -- (er legt das Korsett wieder beiseite, denn es duftet nicht gerade überwältigend) Ich bin nur froh, dass ich die Mariann angebracht hab, eine Fleischhauerei ist immer noch solid -B
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Lesetext
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sieht zuN ] hab haltN ] BsittlicheN ] BSintflutN ] BFleischhauereiN ] B B
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korrigiert aus: siehtbzu [halt] |hab halt| korrigiert aus: sittlichen korrigiert aus: Sinnflut [Fel] |Fleischhauerei|
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 59
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A43 (Grundschicht)
M ATHILDENS S TIMME Na und die Trafikantinen ? Z AUBER Auch! Rauchen und fressen werden die Leut immer -- aber zaubern? Wenn ich mich so mit der Zukunft beschäftig, da wirds mir manchmal ganz anders. Ich habs ja überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, ich muss ja nur an meine Frau selig denken -- diese ewige Scheererei mit den Spezialärzten -M ATHILDE (erscheint nun im Badetrikot; sie beschäftigt sich mit dem Schulterknopf) Was hat ihr denn eigentlich gefehlt? Z AUBER (stiert auf ihren Busen) An der Brust. M ATH Doch nicht Krebs? Z AUBER Doch. Krebs. M ATH Ach, die Aermste! Z AUBER Ich war auch nicht zu beneiden. Man hat ihr die linke Brust wegoperiert -sie ist überhaupt nie gesund gewesen, aber ihre Eltern haben mir das verheimlicht -- Wenn ich Dich daneben anschau: stattlich, also direkt königlich -- Eine königliche Person! M ATH (macht nun Rumpfbeugen) Was wisst Ihr Mannsbilder schon von der Tragödie des Weibes? Wenn wir uns nicht so herrichten und pflegen täten -Z AUBER (unterbricht sie) Glaubst Du, ich muss mich nicht pflegen? 얍 M ATH Das schon. Aber bei einem Herrn sieht man doch in erster Linie auf das Innere -- (sie macht nun in rythmischer Gymnastik) Z AUBER (sieht ihr zu und macht dann Knieebeugen) M ATH Hach, jetzt bin ich aber müd! (sie wirft sich neben ihn hin) Z AUBER Der sterbende Schwan. (er nimmt neben ihr Platz) (Stille) M ATH Darf ich meinen Kopf in Deinen Schoss legen? Z AUBER Sehr natürlich, sehr natürlich! M ATH (tut es) Die Erde ist nämlich noch hart -- der Winter war lang. (Stille) M ATH (leise) Du. Gehts Dir auch so? Wenn die Sonne auf meine Haut scheint, wirds mir immer so weissnichtwie -Z AUBER Wie? Sags nur. (Stille) M ATH Du hast doch zuvor mit meinem Korselett gespielt? (Stille) Z AUBER Na und? M ATH Na und -Z AUBER (wirft sich plötzlich über sie und küsst sie) B
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N B
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1 2 5 8 12 17 20 20 25 26 26 27
TrafikantinenN ] dieN ] BScheerereiN ] BBrust.N ] BwegoperiertN ] Bpflegen tätenN ] BinN ] BrythmischerN ] BSchossN ] BSehrN ] Bnatürlich,N ] Bder f lang.N ] B B
gemeint ist: Trafikantinnen korrigiert aus: {}ie gemeint ist: Schererei
Brust\./ [hats] [|hat sies gehabt|] [abge-] |wegoperiert| korrigiert aus: pflegen täten in[r] gemeint ist: rhythmischer korrigiert aus: Schoos [Aber] |Sehr| natürlich[t] |,| [es war] |der f lang.|
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Lesetext
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 60
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A43 (Grundschicht)
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M ATH Gott was für ein Temperament -- das hätt ich Dir ja garnicht zugetraut -- Du schlimmer Mensch, Du -Z AUBER Bin ich sehr schlimm? M ATH Ja -- Nein Du! Halt, da kommt wer! (sie kugeln auseinander) 5
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E RICH (kommt in Badehose mit einem Luftdruckgewehr) Verzeihung, Onkel! Du wirst es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte hier zu schiessen? Z AUBER Was willst Du? E RICH Schiessen. Z AUBER Du willst hier schiessen? E RICH Nach der Scheibe auf jener Buche dort. Uebermorgen steigt nämlich das monatliche Preisschiessen unseres akademischen Wehrverbandes und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschiessen. M ATH (zum Zauberkönig) Himmel, ist das ein schöngewachsener Mensch! Z AUBER Was?! E RICH Also darf ich? M ATH Natürlich! Z AUBER Natürlich! (er erhebt sich) Wehrverband! Sehr richtig! Nur das Schiessen nicht verlernen -- und ich geh mich jetzt abkühlen! In unsere schöne blaue Donau! (für sich) Hängts Euch auf! (ab) B
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E RICH (ladet, zielt und schiesst) M ATH (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuss) Pardon, wenn ich Sie molestier -- Was studieren Sie eigentlich? E RICH Jus. Drittes Semester. (er zielt) Arbeitsrecht. (Schuss) M ATH Arbeitsrecht. Ist denn das nicht recht langweilig? 얍 E RICH (ladet) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (er zielt) In der Industrie. (Schuss) M ATH Und wie gefällt Ihnen unsere Wiener Stadt? E RICH Herrliches Barock! M ATH Und die süssen Wiener Mädeln? E RICH Offen gesagt: ich kann mit jungen Mädchen nichts anfangen. Ich war nämlich schon mal verlobt und hatte nur bittere Enttäuschungen, weil sie eben zu jung war, um meinem Ich Verständnis entgegenbringen zu können. Bei jungen Mädchen verschwendet man seine Gefühle an die falsche Adresse. Dann schon lieber eine reifere Frau, die einem auch etwas geben kann. (Schuss) M ATH Wo wohnen Sie denn? E RICH Ich möchte gerne ausziehen. M ATH Ich hätt ein möbliertes Zimmer. E RICH Preiswert? M ATH Geschenkt. E RICH Das träfe sich ja famos! (Schuss) M ATH Herr Syndikus -- geh lassens mich auch mal schiessen -E RICH Mit Vergnügen! B
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UebermorgenN ] Was?!N ] BPreiswert?N ] B B
[Am nächsten Mi] |Uebermorgen| [Findst Du?] |Was?!| [Billig?] |Preiswert?|
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IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 61
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Lesetext
M ATH Ganz meinerseits. (sie nimmt ihm das Gewehr ab) Waren Sie noch Soldat? E RICH Leider nein -- ich bin doch Jahrgang 1911. M ATH 1911 -- (sie zielt lange) E RICH Vorwärts! Achtung! Feuer! M ATH (schiesst nicht -- langsam lässt sie das Gewehr sinken und sieht ihn ernst an) E RICH Was denn los? Sie weinen? M ATH (schlägt plötzlich um) Aber ich wein doch garnicht! Warum soll ich denn auch?! Da habens Ihr Gewehr, ziehen wir uns lieber an! (sie packt den Verdutzten am Arm und will ab)
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A LFRED (in Bademantel und Strohhut; begegnet ihnen, grüsst und sieht ihnen nach; nun ist die Sonne untergegangen und es dämmert -- und in der Ferne spielt das Reisegrammophon den Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss) B
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M ARIANNE (steigt aus der schönen blauen Donau und erkennt Alfred) (Pause) A LFRED Ich wusst es, dass Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wussten Sie das? A LFRED Ich wusst es. (Pause) 얍 M ARIANNE Das Wasser ist weich wie Samt -A LFRED Wie Samt. M ARIANNE Und die Luft ist warm, als wär die Sonne noch da. Heut möcht ich weit fort -- ich glaub, es dämmert schon. Heut könnt man im Freien übernachten. A LFRED Leicht. M ARIANNE Ach, wir armen Kulturmenschen! Was haben wir von unserer Natur! A LFRED Was haben wir aus unserer Natur gemacht? Eine Zwangsjacke. Keiner darf, wie er will und keiner kann , wie er darf und keiner M AR Und keiner will, wie er darf. A LFRED Und keiner darf wie er kann. M AR Und keiner kann wie er darf -A LFRED (näherte sich ihr ganz; schliesst sie nun langsam in seine Arme, sie wehrt sich mit keiner Faser -- ein langer Kuss) M AR Ich habs gewusst, ich habs gewusst -A LFRED Ich auch. (abermals Kuss) M AR Was ist das, was mich so zu Dir hinzieht -- so hat mich noch nie etwas zu jemandem hingezogen -- als ich Dich das erstemal sah, erinnerst Du Dich in der Auslage, da konnt ich schon kaum mehr gehen -- so gebannt war ich auf Dich -B
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N B
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ist f untergegangenN ] DonauN ] BkannN ]
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mit keinerN ]
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FaserN ]
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jemandemN ] DuN ] BkaumN ] B
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[dämmert es] |ist f untergegangen| Donau[)] (1) will (2) \kann/ (1) keineswegs (2) mit keiner (1) Sehne (2) Faser korrigiert aus: jemanden korrigiert aus: du [h]|k|aum
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IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
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A LFRED Wir ergänzen uns wahrscheinlich hervorragend. Fast zu hundert Prozent -die Liebe ist eine Frage der Ergänzung, es gibt keinen absolut männlichen Mann, und keine absolut weibliche Frau -M AR Ich versteh das nicht, aber war es nicht dumm von mir -- ich hatte so Angst, dass Du dumm sein könntest -- ich bin so froh, dass ich mich getäuscht hab -A LFRED Warum soll ich dumm sein? Seh ich so aus? M AR Nein. A LFRED Du denkst zuviel. Eine Frau soll nicht soviel denken -(Stille) 얍 M AR Ich weiss, dass das die grosse Liebe ist, die ich zu Dir empfinde -- jedem Mensch begegnet einmal seine grosse Liebe, mir noch nicht -- sie ist es. -- -Warum redest Du nichts? A LFRED Es fällt mir nichts ein. M AR Ich hör Dich so gern reden. (Stille) A LFRED Jetzt kommt der Abendstern. M AR Ja. Die werden noch droben stehen, wenn wir drunten liegen. A LFRED Ich lass mich verbrennen. M AR Ich auch. (Stille) M AR Er will sich nicht verbrennen lassen. A LFRED Wer? M AR Er. Oskar. A LFRED Liebst Du ihn? (Stille) A LFRED Ich glaub, Du liebst ihn nicht. M AR Jetzt weiss ichs, dass ich ihn nicht lieb, ich hab nur eine menschliche Hochachtung für ihn. Aber lieben, nein. Weil ich nicht das Gefühl hab, dass ich mich für ihn opfern könnt. A LFRED Könntest Du Dich für mich opfern? M AR Ja. A LFRED Und warum heiratest Du dann den Oskar ? M AR Das ist sehr einfach: wir haben kein Geld und er hat Geld -B
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K4/TS7/A43 (Grundschicht)
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A LFRED N ] die LiebeN ]
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Frage derN ] A LFRED f denken --N ]
korrigiert aus: AA LFRED (1) wie (2) die Liebe korrigiert aus: fragevder (1) A LFRED Vielleicht war es nur eine Abwehrmassnahme von Dir mir gegen-
jedemN ] A LFRED f ein.N ]
(2) A LFRED f denken -korrigiert aus: jeder (1) A LFRED (ist von ihrer grossen Liebe peinlich berührt) Warum reden Sie
über? 10 13
B B
nichts? (2) A LFRED f ein.
23 30 32 32 33
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Oskar[,]|.|
B
korrigiert aus: du korrigiert aus: du
Oskar.N ] DuN ] BDuN ] BOskarN ] Bhat GeldN ]
O[l]|s|kar korrigiert aus: hat Geld
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IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
K4/TS7/A43 (Grundschicht)
A LFRED Ich hab gar kein Geld -M AR Oh warum sprichst Du jetzt davon? A LFRED Das ist meine Pflicht! Ich kann nicht verantwortungslos eine Verbindung zerstören, nein, das tu ich nicht! So lieben ja, aber dazu fehlt mir das moralische Recht ! Ich hab nichts. Ich bin hier wegen Dir mitgekommen, 얍 aber nicht um zu zerstören! M AR Alfred! Ich werde mich entloben, heute noch -- das ist mein fester Entschluss. Ich passe nicht zu Oskar, er ist kleinlich -- Freunde ja, aber nicht Liebe -- seit ich Dich kenn, weiss ich erst, was das ist -- Dich hat mir der Himmel gesandt, mein Schutzengel -- Still! (In der Ferne steigen nun Raketen) A LFRED Raketen! Schön! M AR Es ist zur Feier meiner Verlobung. A LFRED Wir müssen gehen. Sie werden mich suchen. M AR Ich geh nicht! (Ein bengalisches Licht: grün flammt auf) A LFRED Bengalisches Licht! Und meine Verantwortung! M AR Still! (das bengalische Licht wird rot; der Zauberkönig steht in seinem Schein) B
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Z AUBER Marianne! Ah, und der Herr von Zentner! Na das ist ein netter kleiner runder Skandal! Sehr nett! Am Verlobungstag. Nackelt herumliegen! A LFRED Herr! Z AUBER Schweigen Sie! Zieh Dich an! Wenn nur der Oskar nicht kommt, um Gottes Willen! A LFRED Ich trag natürlich alle Konsequenzen! Z AUBER Ich fordere von Ihnen folgendes: nur keinen Skandal! Die Verlobung darf nicht zurückgehen, auch aus moralischen Gründen! Dass mir hier niemand etwas erfährt -- Ihr Ehrenwort! A LFRED Das ist ganz in meinem Sinn. M AR Halt! Z AUBER Pst! O SKAR (kommt) Wo steckt Ihr denn? Mariann! Noch im Trikot? Z AUBER Grad hab ich sie zusammengeschimpft, bis jetzt war sie im Wasser. M AR Das ist gelogen. Z AUBER Marianne! 얍 M AR Es ist gelogen! (sie wirft ihren Ring zurück) Ich mag Dich nicht! Ich lass mich nicht tyrannisieren! Jetzt bricht der Sklave seine Fessel ! Ich werd mir mein Leben nicht verhunzen! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann in den Weg B
25
N
B N
30
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B
1 3 3 5 14 18 24 26 38
Geld --N ] verantwortungslosN ] BVerbindungN ] BRechtN ] BmüssenN ] BM AR Still!N ] BnurN ] B N] BFesselN ] B B
korrigiert aus: Geld= korrigiert aus: verantwortugslos korrigiert aus: Verbung korrigiert aus: echt korrigiert aus: müsen
\M AR Still!/ korrigiert aus: dassnur
[Es war nicht ers] korrigiert aus: fessel
378
N
IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes
5
K4/TS7/A43 (Grundschicht)
Lesetext
gebracht!! Wegen meiner soll die Puppenklinik pleite machen, ich werd mich nicht für irgendwelche Scherzartikel opfern! Z AUBER Wahnsinn, Wahnsinn! O SKAR Marianne, Marianne! Z AUBER Das einzige Kind! Das werd ich mir merken! (Stille) O SKAR (zu Mar) Ich werde Dich auch noch weiter lieben, Du Hyäne -- und ich wünsche Dir nie, dass Du das durchmachen sollst , was jetzt in diesem Augenblick in mir vorgeht. Z AUBER (zu Alfred) Wer sind denn Sie? Was? M ATH Nichts. Z AUBER Nichts. Ich habe keine Tochter mehr! (ab) Das Fest ist aus. Gehn mer zhaus. B
N
B
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B
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M AR Du was ist das? In Deiner Nähe Du -------- usw. B
N
B
N
M AR Warum hast Du mich nicht wollen? A LFRED Verantwortungsgefühl, aber ich sehs ein, dass es nicht richtig war. Ich muss Dir beichten, ich wollte Dich nur so -- aber jetzt, jetzt ist da plötzlich ein Gefühl in mir -- Ich habe nur Aussicht auf Vertretungen -- Ich bin kein Mensch -- Ich bin Deiner Liebe nicht wert. Ich kann keine Existenz bieten. M AR Es wird schon werden. Nichts kann mich erschüttern. Ich werde aus Dir einen Menschen machen -- Du machst mich so gross und weit -A LFRED Und Du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor Dir . In seelischer Hinsicht. M AR Und ich bin nichtmehr da. B
N
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N B
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N B
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M AR Von Dir möcht ich ein Kind haben -\Abbruch der Bearbeitung\
8 8–9 12 15 15
17 18 19 20 20–21 21 21 21 21 24
merN ] NäheN ] Busw.N ]
korrigiert aus: solst (1) ich (2) jetzt f vorgeht. bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: nähe verweist auf K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 2, 3: verlier ich mich -- ich schau mir nach, ich
DuN ] IchN ] BDichN ] BIch f Mensch --N ] BIch f bieten.N ] BDeinerN ] BLiebeN ] BIchN ] BExistenzN ] BDirN ]
geh direkt aus mir heraus -- -- dort, dort geh ich, ich hab gewusst, dass Du hier sein wirst, ich hab es gefühlt, ich wollte Dich hier treffen -- -- jetzt siehst Du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir, dort hinten -- so weit, ich kann mich kaum mehr sehen -- so weit bin ich schon weg -- jetzt seh ich mich nicht mehr -- -korrigiert aus: du korrigiert aus: D[e]|i|ch korrigiert aus: dich \Ich f Mensch --/ \Ich f bieten./ korrigiert aus: deiner korrigiert aus: liebe korrigiert aus: ich korrigiert aus: existenz korrigiert aus: dir
B B
sollstN ] jetzt f vorgeht.N ]
B B
B B
379
Notizen, Dialogskizze
IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 3
380
Notizen, Dialogskizze
K4/E20–E21
381
Lesetext
Konfigurationspläne, Besetzungsliste, Werkverzeichnis
382
IN 221.000/44 – BS 38 d [1], Bl. 1
Konfigurationspläne, Besetzungsliste, Werkverzeichnis
383
K4/E22–E24
Lesetext
Figurenliste, Werkverzeichnisse
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 1
384
Figurenliste, Werkverzeichnisse
K4/E25–E27
385
Lesetext
386
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Drittes Bild. B
IN 221.000/53 – BS 38 e [1], Bl. 1
Im Stephansdom. Vor dem Antoniusaltar. Rechts ein Beichtstuhl, in dem eine alte bucklige Frau beichtet. Von einem anderen Altar her erklingt das Glockenzeichen zur Wandlung. Vor dem Antonius kniet eine Dame in tiefer Trauer , ein Kind und ein Greis auf Krükken. Marianne und Alfred kommen. N
B
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B
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B
B
M AR (leise) Da ist er. A LFRED (ebenso) Wer? M AR Der heilige Antonius. (sie macht das Zeichen des Kreuzes) (Stille) A LFRED Wirds lang dauern? M AR Wenn es Dir zu lang dauert , dann lass mich doch allein – (die Glockenzeichen der Wandlung ertönen wieder von einem anderen Altar) A LFRED Wir kennen uns jetzt ein Jahr und Du hast mir noch nie das Bedürfnis gezeigt, zu beten – ich hab Dich noch nie beten gesehen. M AR Doch. A LFRED Nein. Nie. M AR Und das geht Dich auch nichts an, ob ich bete oder nicht – so lass mich doch allein, ich find schon wieder nachhaus. A LFRED Nachhaus, nennst Du das? (Stille) A LFRED Glaubst Du, dass uns der h. Antonius hilft? M AR Wer weiss! A LFRED Die allg. wirtschaftl. Depression wird der hl. Antonius auch nicht lösen. M AR Es dreht sich doch nicht nur um die Wirtschaftskrise! A LFR Sondern? M AR So lass mich doch! (Stille) B
10
N
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B
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N
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N
3 5 6 6 7 9 14 14 15 15 16–17
B
Im Stephansdom.N ] Von f Wandlung.N ] BTrauerN ] BGreis auf N ] Bkommen.N ] B(leise)N ] BWenn f dauertN ] Blass f allein –N ] B(die f Altar)N ] BertönenN ] BWir f gesehen.N ]
17 20 21 24 25
B
B
zu betenN ] obN ] Bich f nachhaus.N ] BA LFRED N ] BWerN ] B
[Vor d] |Im Stephansdom.| [Von f Wandlung.] [T] |Trauer| Greis[, der auf] |auf | korrigiert aus: kommen \(leise)/ [Gl{a}] |Wenn f dauert| [geh doch fort] |lass f allein –| [A] [|(Stille)|] |(die f Altar)| korrigiert aus: ertönt (1) Was sind denn das überhaupt für neue Anschauungen? Seit wir uns jetzt kennen, [– und das ist doch jetzt so] |seit diesem Jahr,| hast Du doch noch nie das Bedürfnis gehabt, in eine Kirch zu gehen. Und jetzt plötzlich wirst zur Betschwester – [über] |direkt über Nacht.| (2) Wir f gesehen. [in eine Kir] |zu beten| [wann]|ob| [und] |ich f nachhaus.| [M AR ] |A LFRED | [Ke]|Wer|
387
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Gut! Wenn der hl. Antonius es fertig bringt, dass ich eine Vertretung bekomme – dann bete ich auch. M AR \Abbruch der Bearbeitung\ B
B
1 2
B B
eineN ] dann f auch.N ]
N
[{}] |eine| [dass ich] |dann f auch.|
388
N
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A4 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 Wesen, das gibt es sicher, sonst wären wir ja nicht da. Wir sind ein Beweis dafür, dass es ein höheres Wesen gibt. M AR Ich hab schon als Kind an den heiligen Antonius geglaubt. Wenn ich etwas verloren hab, so hab ich nur gesagt: „Heiliger Antonius, hilf mir doch!“ und schon hab ich es wieder gefunden. A LFRED Also leb wohl! M AR Du holst mich ab? A LFRED Sicher. (ab)
5
IN 221.000/54 – BS 38 e [2], Bl. 3
10
M ARIANNE (sieht ihm nach; die Matrone erhebt sich aus dem Beichtstuhl, Marianne überlegt einen Moment und geht dann beichten; kniet nieder und schlägt das Zeichen des Kreuzes; die Dame in Trauer ist ganz in sich versunken, Kirchgänger kommen -- kleine Kinder und alte Krüppel -- ein Ministrant löscht Kerzen aus und zündet alle an am Antoniusaltar; die Glocken läuten, dann Stille) B
B
N
N
B
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B
B
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N
B EICHTVATER Mein Kind. Wann hast Du das letztemal gebeichtet? M AR Vor sieben Jahren. B EICHTVATER Sieben Jahren -- also Du kommst nur zu Deinem Gotte, zum Herrn wenn es Dir schlecht geht? M AR Es ist mir noch niemals gut gegangen. B EICHTVATER Was sprichst Du da? Lästere nicht. Du hast das Leben empfangen und es ist Dir sicher nicht immer schlecht gegangen -- und ausserdem ist das eine Prüfung, wenn es Dir schlecht geht, eine Läuterung -- -- Also Du hast Deinen Bräutigam verlassen, hast Dich mit Deinem lieben Vater entzweit, hast Dich an einen Mann gehängt, hast mit ihm zusammengelebt, ohne das Sakrament der Ehe, hast in diesem Stande der Todsünde ein Kind empfangen und geboren, hast das Kind garnicht taufen lassen -- ja Du hast es sogar abtreiben wollen -M AR Das war nicht ich, das wollte er. Nur ihm zu Liebe hab ich es versucht aber es ist vorbeigelungen und nun ist es da -- er wollte kein Kind haben, 얍 weil wir so kaum was hatten, und die Zeiten werden immer schlechter sagte er -- -- aber, dass ich es hab abtreiben wollen, das brennt mir in der Seele, jedesmal wenn ich es anschau -B EICHTVATER Bereust Du das? M AR Ja. B EICHTVATER Wo ist denn das Kind jetzt? M AR Bei guten Menschen. In Kost. Draussen im Wiener Wald. (Stille) B EICHTVATER Mein Kind. Was Du mir da sagst, sind Todsünden über Todsünden. Du bist auch nie in der Kirche gewesen? N
N
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B
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B
11 13 15 17 19 23 29 36 38 38 39
N
nach;N ] Kreuzes;N ] BAntoniusaltar;N ] BB EICHTVATER N ] BB EICHTVATER N ] BdasN ] BM AR N ] BDraussenN ] BsindN ] BTodsünden überN ] BbistN ] B B
nach[)] |;| Kreuzes[)] |;| Antoniusaltar[)] |;| korrigiert aus: B EIC [ H ] |T |HTVATER korrigiert aus: B EICHTVATERÄ korrigiert aus: da [A LF ] |M AR | Dr[u]|a|ussen [is]|si|nd korrigiert aus: Todsünden über korrigiert aus: hast
389
N B
N
IN 221.000/54 – BS 38 e [2], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A4 (Grundschicht)
M AR Ich hab aber oft gebetet, wenn ich allein war. B EICHTVATER Aber Du bist nie in die Kirche -- Bereust Du es, dass Du das Kind hast, bereust Deine sündige Liebe? M AR Nein, das kann ich nicht. Das bereue ich nicht, das Kind ist ja noch das einzige -aber er wird mich jetzt verlassen, ich weiss es, die Bindung ist schwach, ich fühl es, er wird fort von mir , ich hab so Angst -B EICHTVATER Das ist natürlich! Diese Bindung ist nicht von Gott ein Bund, sie wird auseinanderfallen -- Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber schrecklich klein -- -- Du bereust es also nicht, dass Du das Kind hast -M AR Nein, nie. B EICHTVATER Dann geh. Komme erst mit Dir ins Reine, bevor Du vor Gott trittst -ich werde für Dich beten -- bete und bete -M AR Dann verzeihen Sie -- (ab aus dem Beichtstuhl) B EICHTVATER (zieht den Vorhang vor) B
B
5
N
N
B
10
Lesetext
N
15
L ITANEI (aus der Kirche) Heilige Maria Mutter Gottes -- bitt für uns! Heiliger Geist -bitt für uns! Heiliger Thomas von Aquin -- bitt für uns! Vater unser, der Du bist im Himmel -- Amen! 20
M AR Amen. Wenn es einen lieben Gott gibt, was hast Du mit mir vor, lieber 얍 Gott -Er wird weg von mir, ich fühl es -- lieber Gott, ich bin kein schlechter Mensch -hörst Du mich? -- Ich bin im achten Bezirk geboren, und hab die Bürgerschule besucht -- ich war nicht anders -- Lieber Gott, was hast Du mit mir vor, lieber Gott -- ? B
B
N
N
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E n d e d e s d r i t t e n B i l d e s.
2 3 6 21 22
DuN ] DeineN ] Ber f mirN ] Bmir,N ] BhörstN ] B B
korrigiert aus: du korrigiert aus: deine
[ich hab mich an me] |er f mir| korrigiert aus: mir , [l]|h|örst
390
IN 221.000/54 – BS 38 e [2], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A8 (Grundschicht)
Lesetext
얍Drittes Bild
IN 221.000/58 – BS 38 e [6], Bl. 10
Im Stephansdom. Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius knieen zwei Erstkommunikantinen mit langen Kerzen, eine junge Frau in tiefer Trauer und ein Cretin. Rechts im Beichtstuhl beichtet ein altes buckliges Mutterl. Marianne und Alfred kommen langsam von links -- an einem anderen Altar erklingen die Klingelzeichen zur heiligen Wandlung -- Marianne hält in einiger Entfernung vom heiligen Antonius, und Alfred auch. Stille. B
5
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A LFRED (deutet auf den heiligen Antonius; leise) Ist er das jetzt endlich? M ARIANNE Ja. A LFRED Wirds lang dauern? (Stille) M AR Wenn es Dir zu lang dauert, dann lass mich doch allein -A LFRED Das musst Du mir nicht zweimal sagen. (Stille) M AR So geh doch! A LFRED Kannst es wohl kaum mehr erwarten, dass ich geh? M AR Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! DER C RETIN (dreht sich um und fixiert die Beiden) A LFRED Nicht zuhaus. Als hätt ich ein zuhaus. Jetzt kennen wir uns schon ein Jahr -M AR So lass mich doch beten, bitte! A LFRED Was soll denn dieser neue Sport? Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? M AR Du vielleicht? (Stille) A LFRED Auch Dein heiliger Antonius von Padua wird mir keine Stellung verschaffen, merk Dir das. Den heiligen Herrn möcht ich mal sehen, der einen gewöhnlichen Sterblichen auch nur einen Groschen verdienen lässt! M AR Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M AR (will an den Altar) A LFRED Halt! (er packt sie am Arm) M AR (unterdrückt) Au! DER C RETIN ( beobachtet sie nun wieder -- während der ganzen folgenden Szene) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenen Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen -- jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich stattdessen ausgerechnet eine Zahnpasta vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist! M AR Die Leut haben halt kein Geld -A LFRED Das Maul werden sie sich immer putzen müssen! B
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N
B
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B
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B
4 24 28 31 35
ErstkommunikantinenN ] Was f Sport?N ] BeinenN ] Bschöner!N ] Bbeobachtet f wiederN ] B B
N
N
gemeint ist: Erstkommunikantinnen [Fühlst] |Was f Sport?| korrigiert aus: einem [scöner!] |schöner!| [wendet sich nun wieder um] |beobachtet f wieder|
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N
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A8 (Grundschicht)
M AR Sei doch nicht so ordinär! Bin ich denn schuld an der heutigen Krise? A LFRED Du egozentrisches Ding -- Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Vertreter herumzulaufen? Du! M AR Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh, in seelischer Hinsicht -얍 A LFRED Das hab ich nie gesagt. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. EIN ALTES BUCKLIGES M UTTERL (in tiefer Trauer , humpelt vorbei, bleibt für einen Augenblick stehen und betrachtet Alfred und Marianne) DER C RETIN (grinst boshaft) M AR (entsetzt) Alfred! A LFRED Nicht so laut! Wir sind nicht zuhaus! M AR Ich hab so Angst, Alfred -- Wenn Du nämlich alles vergessen hast -A LFRED (deutet auf den Cretin) Schau doch nur das blöde Luder -M AR So lass doch den armen Trottel! (sie weint leise vor sich hin) A LFRED (klopft ihr auf den Rücken) So beruhig Dich doch, die Leut schaun ja schon -Ich persönlich glaub ja an keine Religion, aber natürlich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst wären wir ja nicht da. M AR (weint noch etwas) Nein, es gibt keinen Gott -- ich glaub ja nurmehr an den heiligen Antonius -- an den hab ich schon als Kind geglaubt. (Stille) M AR (sieht Alfred gross an) Wenn ich als Kind etwas verloren hab, so hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! -- und schon hab ich es wieder gefunden. (Stille) A LFRED Also leb wohl. M AR Du holst mich ab? A LFRED Natürlich. Sicher. (ab) B
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B
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B
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Lesetext
N
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M ARIANNE (sieht ihm nach; der Cretin ist nun verschwunden -- sie betrachtet den Beichtstuhl , nähert sich ihm zögernd -- und kniet langsam in ihm nieder , sie schlägt das Zeichen des Kreuzes; die Glocken läuten und Kirchgänger gehen vorbei: kleine Erstkommunikantinen und alte Krüppel -- ein Ministrant löscht alle Kerzen am Antoniusaltar aus -- jetzt ist nurmehr der Beichtstuhl zu sehen, alles übrige löst sich auf in der Finsternis; nun schweigen auch die Glocken; es ist sehr still)
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B EICHTVATER Also rekapitulieren wir: Du hast Deinen Bräutigam verlassen,
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\Textverlust\
B
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B
B
1 4 6 12 28 28 30
N
B
[Ich bin doch nicht schuld] |Bin f Krise?|
B
korrigiert aus: Hinsicht
Bin f Krise?N ] Hinsicht --N ] BTrauerN ] BLuderN ] BBeichtstuhlN ] BniederN ] BErstkommunikantinenN ]
Trauer[ö] Luder[!] korrigiert aus: Beichstuhl
nieder[{}] gemeint ist: Erstkommunikantinnen
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N
IN 221.000/58 – BS 38 e [6], Bl. 11
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A11 (Grundschicht)
Lesetext
얍Drittes Bild
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IN 221.000/57 – BS 38 e [5], Bl. 14
Im Stephansdom. Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius kniet ein Cretin. Marianne und Alfred kommen langsam von links -- an einem anderen Altar erklingen die Klingelzeichen der heiligen Wandlung -- Marianne hält in einiger Entfernung vom heiligen Antonius, und Alfred ditto. Stille. A LFRED (deutet auf den heiligen Antonius; leise) Das ist er doch? M ARIANNE Ja. A LFRED Wirds lang dauern? M ARIANNE Wenn es Dir zu lang dauert, dann lass mich doch allein -A LFRED Das musst Du mir nicht zweimal sagen. M ARIANNE (kniet nieder und schlägt das Zeichen des Kreuzes) (Stille) M AR So geh doch! A LFRED Kannst es wohl kaum mehr erwarten, dass ich geh? M AR Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! DER C RETIN (dreht sich um und fixiert die Beiden; dann beschäftigt er sich wieder mit seinem Rosenkranz) A LFRED Nicht zuhaus. Als hätt ich ein zuhaus. Jetzt kennen wir uns schon ein Jahr -M AR So lass mich doch beten, bitte -A LFRED Was soll denn dieser neue Sport? Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? M AR Du vielleicht? (Stille) 얍 A LFRED Auch Dein heiliger Antonius von Padua wird mir keine Stellung verschaffen, merk Dir das. Den heiligen Herrn möchte ich mal sehen, der einen gewöhnlichen Sterblichen auch nur einen Groschen verdienen lässt! M AR Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M AR (erhebt sich und will näher an den Altar, um ihn stehen zu lassen) A LFRED Halt! (er packt sie am Arm und drückt sie wieder in die Kniee) M AR Au! DER C RETIN (beobachtet sie nun wieder -- während der ganzen folgenden Szene) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenem Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann -- jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich stattdessen ausgerechnet eine Zahnpasta vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist. M AR Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! Das Maul werden sie sich immer putzen müssen! M AR Sei doch nicht so ordinär! Bin ich denn schuld an der heutigen Krise? A LFRED Oh Du egozentrische Person -- Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Vertreter herumzulaufen? Du! B
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B
einenN ]
korrigiert aus: einem
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N
IN 221.000/57 – BS 38 e [5], Bl. 15
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
B
K4/TS13/A11 (Grundschicht)
Lesetext
(Stille) M AR Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh, in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn , dann hab ich mich getäuscht. N
B
N
5
MAGERES M UTTERL (in tiefer Trauer, humpelt vorbei -- bleibt einen Augenblick stehen und betrachtet Marianne) M ARIANNE (schnellt entsetzt empor) Alfred! A LFRED Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus!
E IN
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\Textverlust\
얍 wollen, ein jedesmal, wenn es mich anschaut -(Stille) B EICHTVATER Ist das Kind bei Euch? M AR Nein. B EICHTVATER Sondern? M AR Bei einer Familie. B EICHTVATER Wo? M AR Draussen im Wiener Wald. (Stille) B EICHTVATER Du bereust es also, dass Du es hast töten wollen? M AR Ja. B EICHTVATER Und Du bereust es auch, dass Du mit jenem Individuum in wilder Ehe zusammenlebst? (Stille) M AR Ja. B EICHTVATER Und Du bereust es auch, dass Du, voll dieser entsetzlichen Todsünden, Deinem Kinde das Leben geschenkt hast? Das BkannN kein gutes Leben werden. Bereust Du es? (Stille) M AR Nein. Das kann ich nicht. B EICHTVATER Wenn Du es nicht bereust, was willst Du denn dann von Deinem Herrgott? M AR Ich dachte, der Herrgott kann mir vielleicht helfen -- aber das kann ich doch nicht bereun, dass ich Mutter bin, das wäre ja BwiderN die Natur -B EICHTVATER So geh. Und komme erst mit Dir ins Reine, bevor Du vor unseren Herrgott trittst -- (er macht das Zeichen des Kreuzes) M AR Dann verzeihen Sie -- (sie erhebt sich aus dem Beichtstuhl, der Bsich nunN auch in der Finsternis auflöst -- und nun hört man das Gemurmel einer Litanei; allmählich kann man die Stimme des Vorbeters von den Stimmen der Gemeinde unterscheiden; Marianne lauscht) D ER V ORBETER Heiliger Thomas von Aquin -D IE BG EMEINDE N Bitt für uns! 1 3 27 34 37 42
(Stille)N ] wennN ] BkannN ] BwiderN ] Bsich nunN ] BG EMEINDE N ] B B
[M AR Du hast] |(Stille)| [wen] |wenn| [wir] |kann| [un] |wider| [nun si] |sich nun| G EMEIN [ E ] |D |E
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IN 221.000/58 – BS 38 e [6], Bl. 13
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
5
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15
K4/TS13/A11 (Grundschicht)
Lesetext
D ER V ORBETER Heiliger Antonius von Padua -D IE G EMEINDE Bitt für uns! D ER V ORBETER Heilige Maria Mutter Gottes -D IE G EMEINDE Bitt für uns! D ER V ORBETER (fängt nun das Vaterunser an zu beten, in das die Gemeinde einstimmt) M AR (bewegt die Lippen) DER V ORBETER Amen! DIE G EMEINDE Amen! M AR Amen -(Stille) M AR Wenn es einen lieben Gott gibt -- was hast Du mit mir vor, lieber Gott? -- Lieber Gott, ich bin im achten Bezirk geboren und hab die Bürgerschul besucht, ich bin kein schlechter Mensch -- -- hörst Du mich, lieber Gott? -- -- Was hast Du mit mir vor, lieber Gott --? -- -(Es wird ganz finster) B
10
N
B
AmenN ]
Amen[!]
395
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
K4/TS13/A12 (Grundschicht)
Lesetext
얍Drittes Bild
5
IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 22
Im Stephansdom. Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius kniet ein Cretin. Drei Reihen hinter ihm kniet Marianne. Alfred kommt leise. Von einem anderen Altar her erklingen die Klingelzeichen der heiligen Wandlung -Marianne und der Cretin gehen in sich. Stille.
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A LFRED (leise) Wirds noch lang dauern? M ARIANNE Wenn es Dir zu lang dauert, dann lass mich allein. A LFRED Das musst Du mir nicht zweimal sagen. (Stille) M ARIANNE So geh doch! A LFRED Kannst es wohl kaum mehr erwarten, dass ich geh? M AR Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! DER C RETIN (dreht sich um und fixiert die Beiden; dann beschäftigt er sich wieder mit seinem Rosenkranz) 얍 A LFRED (kniet sich neben Marianne) Ja wie hätten wir es denn -M AR So lass mich doch beten, bitte -A LFRED Was soll denn dieser neue Sport, Du Jungfrau von Orleans? Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? M AR Du vielleicht? (Stille) A LFRED Auch Dein heiliger Antonius von Padua wird mir keine Stellung verschaffen, merken Sie sich das, gnädiges Fräulein. Den heiligen Herrn möcht ich mal sehen, der einen gewöhnlichen Sterblichen auch nur einen Groschen verdienen lässt! M AR Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M AR (erhebt sich) A LFRED Halt! (er packt sie am Arm und drückt sie wieder in die Kniee) M AR Au! 얍 DER C RETIN (beobachtet nun wieder die Beiden -- während der ganzen folgenden Szene) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenem Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann -- jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich statt des unmoralischen Wettens ausgerechnet eine moralische Zahnpasta vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist. 얍 M AR Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! Das Maul werden sich die Leut immer putzen müssen! B
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B
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B B
sich)N ] dreijährigeN ]
IN 221.000/59 – BS 38 e [7], Bl. 17
IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 22
N
sich\)/ [rasch] drei[h]|j|ährige
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IN 221.000/59 – BS 38 e [7], Bl. 18
Fragmentarische Fassung des dritten Bildes
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15
Lesetext
M AR Sei doch nicht so ordinär -A LFRED Ich bin nicht ordinär. M AR Als ob ich was für die wirtschaftliche Krise könnt. A LFRED Oh Du egozentrische Person -- Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Vertreter herumzurennen ? Du! (er erhebt sich) (Stille) M AR Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erheb, in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M AR (schnellt entsetzt empor) Alfred! A LFRED Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! 얍 M AR Ich hab so Angst, Alfred -A LFRED Du siehst Gespenster. M AR Du, wenn Du jetzt nämlich alles vergessen hast -DER C RETIN (grinst boshaft) A LFRED (deutet auf den Cretin) Schau doch nur das blöde Luder -M AR So lass doch den armen Trottel! (sie weint leise vor sich hin) N
B
5
K4/TS13/A12 (Grundschicht)
B
N
B N
20
25
A LFRED (streicht ihr über den Hut) Beruhig Dich, die Leut schaun ja schon -- Ich persönlich glaub ja nicht an das Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst gäbs uns ja nicht. (Stille) M AR (sieht ihn gross an) Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! -- und schon hab ich es wieder gefunden. (Stille) A LFRED Also leb wohl. M AR Du holst mich ab? A LFRED Naturelment. Sicher. (ab)
30
M ARIANNE (sieht ihm nach) B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
1
5 18 31
B
M AR f ordinär --N ]
herumzurennenN ] ] Bnach)N ] B
B N
|
|
(1) M AR Sei doch nicht so ordinär![-- Bin] Kann ich denn [schuld an der heu-
tigen] was [Krise?] (2) M AR f ordinär -[herumzulau] |herumzurennen| [(Stille)] korrigiert aus: nach
397
IN 221.000/59 – BS 38 e [7], Bl. 19
Konfigurationspläne, Repliken, Dialogskizze
IN 221.000/44 – BS 38 d [1], Bl. 2
398
Konfigurationspläne, Repliken, Dialogskizze
K4/E28–E30
399
Lesetext
Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplan zum IV. Bild
400
IN 221.000/45 – BS 38 d [2], Bl. 1
Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplan zum IV. Bild
401
K4/E31
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS14 (Grundschicht)
Lesetext
얍 M ATH Es geht ihnen schlecht. O SKAR (lächelt) Das fühl ich. M ATH Nein, wenn mir jemand das angetan hätt, den B N könnt ich nichtmehr lieben – E RICH \Abbruch der Bearbeitung\
3
B N
]
gestrichen: ich
402
IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K4/TS15 (Grundschicht)
Lesetext
얍 4. Bild.
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 1
H AVLITSCHEK (frisst Wurst) M ATHILDE (in der Türe ihrer Trafik) E RICH (neben ihr – liest die Zeitung) Könnt ich noch 10 Memphis haben? M ATHILDE Bitte – E RICH Ich muss sie aber schuldig bleiben. M ATHILDE Ich schreib aber alles auf: in geschäftlichen Dingen bin ich ganz anders als in privaten – strenge Trennung: da duld ich keine Inkorrektheit. – Also: jetzt sinds im Ganzen 752 Memphis 244 Ägyptische und – E RICH Bitte, bitte – die Zeiten werden immer schwerer, und meine Eltern können mir kaum mehr was senden. Das Ende des Bürgertums. Es ist nicht schad dafür! Wir müssen ein neues Bürgertum gründen! M ATH Du bist in politischen Dingen so intolerant – sonst ja nicht – B
5
B
N
N
B N
B
B N
10
B
N
B
N
B N
15
\Abbruch der Bearbeitung\
4 5 5 5 6 10 10 11
Trafik)N ] ihr –N ] B N] B10 f haben?N ] B N] BMemphisN ] BÄgyptischeN ] B N] B B
[{ }] |Trafik)| ihr[)] |–| gestrichen: E RICH 1[{}]| 0 | [Zigaretten haben –] |Memphis haben?| [{ }] [Zig]|Mem|phis [{ }] |Ägyptische| [{ }]
403
N
Bildtitel zum 5. Bild, Figurenliste zum 4. Bild
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 2
404
Bildtitel zum 5. Bild, Figurenliste zum 4. Bild
K4/E32–E33
405
Lesetext
Fragm. Fassung des Bildes „Stille Strasse“
K4/TS16 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Stille Strasse. 1.) Klavierspiel „Geschicht. aus dem W. Wald“
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 2
B N
H AVLITSCHEK (in der Türe und frisst Wurst; rechts sitzt Mathilde und pudert sich; Erich steht neben ihr und liest die Zeitung) M ATHILDE Ist Dein Gedicht schon erschienen? 얍 EIN F RÄULEIN (kommt – zu Havlitschek) Ist der Herr Oskar zu sprechen? H AVLITSCHEK Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass er ein eingefleischter Weiberfeind ist. Genüg ich Ihnen nicht? DAS F RÄULEIN Der Herr Oskar macht immer so traurige Augen – ich muss soviel an 10 ihn denken. H AVLITSCHEK Der Herr Oskar ist sehr verbittert. Er rührt keine Frau mehr an. DAS F RÄULEIN Schad um den Herrn Oskar – H AVLITSCHEK Es gibt ja auch noch andere Männer, die eine Frau anrühren. 15 DAS F RL Sie reden jetzt von sich persönlich? H AVLITSCHEK Auch das. (Stille) H AVLITSCHEK Ich bin morgen abend an der Endhaltestell – DAS F RL Sie sind mir zu gross, ich hab Angst – 20 H AVLITSCHEK Das täuscht – – 얍 DAS F RL Sie böser – (ab) H AVLITSCHEK Dummes Luder, dummes – × O SKAR ( kommt) 25 H AVLITSCHEK Das Fräulein war wieder da – O SKAR Ich kann aber nicht. H AVL Das hab ich ihr schon zu verstehen gegeben – O SKAR Ich hab Dir gesagt, dass sie Dir gehört – H AVLITSCHEK Ich sage dankeschön. Ich werd Ihnen dann auch alles erzählen. 30 O SKAR Könnt ich nur erzählen! H AVLITSCHEK Sie sollen sich das nicht so zu Herzen nehmen – Maul zerreissen, rausschmeissen, Fusstritt, und so! O SKAR Das sagst Du leicht. × 35 R ITTMEISTER (kommt – und der Walzer ist aus) 5
N
B
N
B
B
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 3
N
B N
B
N
N
B
B
N
N
B
\Abbruch der Bearbeitung\
3 6 7
8–9 13 14 22 24 30
] M ATHILDE f erschienen?N ] BE IN F RÄULEIN N ] B N B
Ich f ist.N ] ] BEs f anrühren.N ] BH AVLITSCHEK f dummes –N ] Bkommt)N ] BO SKAR f erzählen!N ] B
B N
[2). Zauber – gnädige Frau] [|2.) Oskar|] M ATHILDE f erschienen? [{F R }] [|O SKAR (ko|] [A LF ] [|EIN M ÄDCHEN |] |EIN FRÄULEIN| \Ich f ist./ [Soso –] [Fü] |Es f anrühren.| \H AVLITSCHEK f dummes –/ kommt\)/ [– zu] [– Sie sollen] |O SKAR f erzählen!|
406
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS17 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
15
얍 A LFRED Sie mir auch. B(er zündet sich eine Zig. an)N (Stille) M ATHILDE Und wie gehts ansonsten? A LFRED Schlecht. M ATHILDE Aber! Mir gehts gut. Ich hab alles, was ich brauch – A LFRED Soso – M ATHIL Und wo ist Marianne? A LFRED Weiss ich nicht. M ATH Ah! – B E RICH (tritt aus der Tabak) N A LFRED Ja. Pardon! (ab) B A LFRED Ich bin nurmal vorbeigegangen – so rein durch Zufall.N
O SKAR War das nicht er?
B N
B N
M ATH Ja. Es geht ihnen schlecht. Sie sind getrennt. O SKAR Wenn sie das Kind nicht hätte, würd ich sie noch heiraten – ich werd beten – Vielleicht stirbt das Kind! B
20
N
B N
M ATH Herr Oskar! O SKAR Wer weiss! Ich werde an sie denken. B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
2 11 13 15 16 19 20 21
(er f an)N ] E RICH f Tabak)N ] BA LFRED f Zufall.N ] B N] B N] BVielleicht f Kind!N ] B N] BHerr Oskar!N ] B B
\(er f an)/ \E RICH f Tabak) [Z]/ \A LFRED f Zufall./ gestrichen: \VI./ [E RICH Ja.] xVielleicht f Kind! [E RICH ] [Vielleicht f Kind!]f x [Erich!] |Herr Oskar!|
407
IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 4v
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
K4/TS18/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Viertes Bild B
IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 2b
Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk, vor Oskars Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau Mathildes Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal und auch die Realschülerin im 2. Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem W. Wald“ von Johann Strauss. B
N
N
B
B
B
5
B
N
B
N
N
B
B
15
B
B
N
N
N
N
B
20
B
N
N B N
B
25
N
N
H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frisst Wurst) DAS F RÄULEIN E MMA (mit einer Markttasche neben ihm – sie lauscht der Musik und summt {leise} mit) Herr Havlitschek – H AVLITSCHEK Bitte? E MMA Musik ist doch was Schönes, Herr Havl. H AV Sehr schön. Aber ich kann mir noch etwas schöneres vorstellen, Frl. Emma. (Pause) E MMA Mir scheint, Sie sind ein schlimmer Mann, Herr Havlitschek. H AV Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause) E MMA Gestern hab ich den Oskar geküsst. H AV Soso! E MMA Er hat immer so melancholische Augen – H AV Weil er in ein nichtsnutziges Fraunzimmer verliebt ist. Die hat ihn sitzen lassen – und ist mit einem anderen Unmündigen durch. E MMA Und er liebt sie noch immer? H AVLI Leider. E MMA Wieso leider? B
10
N
3 3 3 4 5 5 8–10
B
10 11 14 15 17 18–20
B
18 20 21 21
B
21
B
N
B
Und f StrasseN ] derN ] BvorN ] BDieN ] BauchN ] Bim 2. StockN ] BH AVLITSCHEK f mit)N ] B
{leise}N ] Bitte?N ] B(Pause)N ] BE MMA N ] B(Pause)N ] BGestern f Augen –N ] B
denN ] ] BinN ] BnichtsnutzigesN ] B N
sitzenN ]
N
B
N
[Die Stille S] |Und f Strasse| [jener]|der| [in welcher] [|in|]|vor| [Es]|Die| \auch/ \im 2. Stock/ [H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und] [|In der Türe der Fl. steht Havlitschek und frisst Wurst. Das Fräulein Emma kommt mit einer Markttasche.|] |H AVLITSCHEK f mit)| \{leise}/ Bitte[,]|?| [Frlein Emma] [(Pause)] [|E MMA Oh, Sie garstiger Mann!|] |(Pause)| [H AV ] |E MMA | [E MMA ] |(Pause)| (1) Warum macht denn der Herr Oskar immer [so] [melancholische Augen –]f x als (2) [\Der arme Hr. Oskar! Ich glaube, i/] (3) \Gestern hab ich den Oskar geküsst. H AV Soso! E MMA Er hat immer so xmelancholische Augen –/ [{ } Herrn] |den| gestrichen: als [d]|in| (1) unmündiges (2) \nichtsnutziges/ [stehen] |sitzen|
408
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
K4/TS18/A1 (Korrekturschicht)
H AVLI Weil so eine grosse Leidenschaft etwas ungesundes ist. Er schaut schon garkeine andere Frau mehr an. Weiss der Teufel, was er treibt. E MMA Wie meinen Sie das? H AVL Ich meine das so, dass man es nicht weiss, wo ers rausschwitzt. E MMA Oh, Sie garstiger Mann! H AVL Ich bin nur natürlich Frl. Emma, und sonst nix. B
B
N B
N
N
5
Lesetext
\Abbruch der Bearbeitung\
1
B
1 3–4 4
B
so f etwasN ]
ungesundesN ] E MMA f weiss,N ] BwoN ] B
(1) sowas (2) \so f etwas/
ungesund\es/ \E MMA f weiss,/ [W]|w|o
409
B
N
Konfigurationsplan und Dialogskizze zum vierten Bild
410
IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 1v
Konfigurationsplan und Dialogskizze zum vierten Bild
411
K4/E34
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS18/A2 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 O SKAR Man sollt es so, ja. Im Prinzip hast Du recht -- aber man kann nicht gegen seine Natur -- ich kann sie nicht vergessen -5
IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 1a
R ITT (kommt; Musik aus) Blutwurst -H AVLITSCHEK Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht. (ab zur Tabaktrafik, wieder Musik) B
B
N
N B
N
(Ziehungsliste) 10
B N
Z AUBER (und eine gnädige Frau: kommen aus der Puppenklinik) DIE GNÄDIGE F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, vor einem guten Jahr, da war aber so ein höfliches Fräulein da -- ist das Ihre Tochter? Z AUBER Das Frl ist nicht mehr da. F RAU Ist das Ihre Tochter? Z AUBER Nein. Ich hab keine Tochter. F RAU Sie war sehr höflich. Z AUBER So? Zu mir nicht -F RAU So täuscht man sich in den Angestellten -- man kann sich nicht auf sie verlassen, man muss überall selbst dabei sein -- Adieu! Z AUBER Küssdiehand! Krepier! (er grüsst Oskar und spricht mit ihm) B
15
20
B
25
30
N
N
B
N
M ATH (zum Ritt) Was haben wir denn gewonnen, Herr Ritt? R ITT (reicht ihr die Ziehungsliste zurück) Ich finde das nicht richtig, was die beiden da mit dem armen Mädl treiben, mit der Frl Mariann. Man kann doch leicht mal straucheln -- dass man dann sie gleich so hinausschmeisst. M ATH Ich kanns schon verstehen -R ITT Ich finds nicht recht. E RICH Ich finde das schon richtig. Was die getrieben hat, ist bodenlos. Wo kämen wir denn hin, wenn das so gang und gäbe werden würde? Wir brauchen eine Rasse, die verzichten kann -- nicht geniessen, erkennen -- dazu sind 얍 wir da. R ITT Wenn ich mir manchmal Ihre Generation so anschau -- dann freu ich mich, dass ich schon so bejahrt bin -- nicht geniessen, nur erkennen -- na Küssdiehand, das wär nix für mich! (ab) M ATH - E RICH (sprechen und ab) B
35
B N
5 7
B
7 10 12 22 22 31 36 36
B
B
B
N
BlutwurstN ] zurN ]
Tabaktrafik,N ] ] BkommenN ] BKrepier! (erN ] BOskarN ] BbrauchenN ] B N] BE RICH N ] B N
korrigiert aus: Blut irst (1) nac (2) zur korrigiert aus: Tabaktrafik)
[M ATH Habens was gewonnen, Herr Rittmeister?] korrigiert aus: (kommen korrigiert aus: Krepier! (er
Oskar[)]
||
korrigiert aus: brau[v] c en
[8] korrigiert aus: G RICH
412
N
IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 2a
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS18/A2 (Grundschicht)
Z AUBER Ja, das wird wohl das Beste sein, dass ich die Puppenklinik verkauf -- ich kanns allein nicht machen. O SKAR Ja, wenn Marianne -Z AUBER Sprich nicht von ihr! Sag den Namen nicht laut! O SKAR Weisst Du, dass Du Grosspapa geworden bist? Z AUBER Wer? Ich? O SKAR Du. Sie hat ein Kind. Ein Söhnchen -(Stille) Z AUBER Ein Söhnchen -- Aber! Ich bin kein Grosspapa! Was wird schon aus dem Söhnchen, ein Verbrecher, wie Mariann! Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! O SKAR Sie ist doch Dein Kind! Z AUBER Ich hab kein Kind! Ich hab kein Kind! (ab in seine Puppenklinik) B
5
10
Lesetext
N
B
N
B N
15
E RICH – M ATHILDE (Zigaretten) E RICH Wegen fünf Memphis? (ab) Tant de bruit pour une omlette ! B
B
N N
A LFRED (kommt; bemerkt nicht Oskar, steht vor der Auslage -- geht weiter zur Tabaktrafik ) Könnt ich fünf Memphis haben? O SKAR (bemerkt ihn und beobachtet ihn) M ATH (tritt langsam aus der Türe) (Pause) A LFRED Könnt ich fünf Memphis haben? M ATH Nein. Bedaure, nein. A LFRED Das ist doch hier eine Tabak-Trafik . (Pause) 얍 M ATH Und wie gehts ansonsten? A LFRED Mässig. So lala. M ATH Ach! Mir gehts glänzend. Ich hab alles, was ich brauch. A LFRED Alles? M ATH Ja. Sogar einen Mann. Einen geistigen Mann. Einen Juristen. A LFRED Du? Und sowas wird mal Richter. M ATH Bitte? A LFRED Ich gratuliere. M ATH Man dankt. Und wie gehts der Frau Gemahlin? A LFRED Weiss ich nicht. B
N
20
25
30
N
B
B
35
B
N
B
B
1
B
10 13 16 16 18–19 19 25 32 35 35
B
36
B
fälltN ] ] BE RICH f omlette!N ] BomletteN ] BTabaktrafikN ] Bfünf N ] BTabak-TrafikN ] BDu?N ] BwieN ] BFrau Gemahlin?N ] WeissN ]
N
B
N
N
die PuppenklinikN ]
B N
N
(1) das Geschäft (2) die Puppenklinik
[g]|f|ällt [O SKAR (ab)] \E RICH f omlette!/ gemeint ist: omelette korrigiert aus: Tab k trafik f[p]|ü|nf korrigiert aus: Tabak- Trafik \Du?/ w[o]|i|e [stec] (1) Frl. Braut? (2) Frau Gemahlin? korrigiert aus: Wiess
413
IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 3a
Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
K4/TS18/A2 (Grundschicht)
M ATH Ach! A LFRED Wir sind auseinander. Seit zwei Monaten schon. Es ist aus. (Pause) M ATH Und was macht sie jetzt? A LFRED Keine Ahnung. M ATH Und das Kind? A LFRED Keine Ahnung. Ich habs aus den Augen verloren -M ATH Du bist ein grandioser Schuft. A LFRED Mathild. Wer unter Euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. (Pause) M ATH Man kann natürlich nicht so in fremde Verhältnisse hineinsehen -A LFRED Ich war jetzt vier Wochen in Nancy. In Frankreich . Ich dachte, dass ich dort was krieg -- als Kellner. In meinem ursprünglichen Beruf. M ATH Und wie sind denn die Französinen ? A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. M ATH Du bist so verändert -- Krank? A LFRED Nein. Nur müd. Nur gehetzt. Ich sehne mich manchmal direkt nach einem Heim -- Man ist ja nichtmehr der Jüngste. M ATH Seit wann denn? Jetzt hat er Weib und Kind und sehnt sich nach einem anderen Heim. A LFRED Weil das kein Heim gewesen ist, sondern das Letzte an Pension. 얍 M ATH Wenn ich Zeit hab, werd ich Dich bedauern. A LFRED Möchtest, dass es mir schlecht geht? M ATH Es geht Dir doch nicht rosig. A LFRED Möchtest Du das hören? (Pause) A LFRED Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen -- (ab) B
N
B
10
N
B
N
B
B
15
20
N
N
B
B
30
35
B
N B
NN
N
B
25
Lesetext
N
M ATH (erblickt Oskar) Herr Oskar. Raten Sie eben mit wem ich gesprochen hab? O SKAR Ich hab ihn gesehen. M ATH So? Es geht ihnen schlecht. O SKAR Ich hab alles gehört. M ATH Er ist stolz wie ein Spanier. O SKAR Hochmut kommt vor dem Fall. Wenn sie das Kind nicht hätte, würd ich sie noch immer heiraten -- sie ist ja frei -B
5 9
B B
12 13 13–14 14 14 14 15 22
B
30
B
KeineN ] der werfeN ]
VerhältnisseN ] FrankreichN ] BIch f Beruf.N ] BInN ] BursprünglichenN ] BBeruf.N ] BFranzösinenN ] Bdas LetzteN ] B
mit f hab?N ]
| |
korrigiert aus: W[e] K eine (1) der werfe (2) den werde korrigiert aus: Verhätnisse korrigiert aus: FRankreich
\Ich f Beruf./ korrigiert aus: in korrigiert aus: ursprüngliche korrigiert aus: Beruf gemeint ist: Französinnen (1) eine elende (2) das Letzte (1) wer hier war? (2) mit f hab?
414
N
IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 4a
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS18/A2 (Grundschicht)
Lesetext
M ATH Nein, wenn mir jemand das angetan hätte -O SKAR Ich liebe sie noch immer -- vielleicht stirbt das Kind -M ATH Herr Oskar! O SKAR Wer weiss! Ich werd an sie denken -- ich nehme jedes Leid auf mich -- wen Gott liebt, den prüft er. Den straft er. Den züchtigt er. Mit glühenden Ruten auf glühendem Rost, in kochendem Blei -M ATH Hörens auf, bittschön, ja?! B
N
B
5
B
Ende des vierten Bildes. B
10
1 4 4 5 10 10
angetanN ] mich --N ] BwenN ] BglühendenN ] Bv i e r t e nN ] BB i l d e sN ] B B
N B
korrigiert aus: ang tan korrigiert aus: mich -
wen[n] korrigiert aus: glühende korrigiert aus: v i e r tve n korrigiert aus: B i l d ec s
415
N
N B
N
N
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
5
B
15
25
30
Lesetext
얍Viertes Bild Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk, vor Oskars Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau Mathildens Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal und auch die Realschülerin im zweiten Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.
10
20
K4/TS18/A3 (Grundschicht)
B
H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frisst Wurst) DAS F RÄULEIN E MMA (ein Mädchen für Alles, steht mit einer Markttasche neben ihm; sie lauscht der Musik und summt leise mit) Herr Havlitschek -H AVLITSCHEK Ich bitte schön? E MMA Musik ist doch etwas Schönes, Herr Havlitschek? H AVLITSCHEK Ich könnte mir schon noch etwas Schöneres vorstellen, Fräulein Emma. E MMA Was denn? H AVLITSCHEK Das hängt auch von Ihnen ab. E MMA Mir scheint gar, Sie sind ein Casanova, Herr Havlitschek. H AVLITSCHEK Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause) E MMA Gestern hab ich von Ihrem Herrn Oskar geträumt. H AVLITSCHEK Ist Ihnen nix Gscheiteres eingefallen? E MMA Der Herr Oskar hat immer so grosse melancholische Augen -- es tut einem direkt weh, wenn er einen anschaut -H AVLITSCHEK Das macht die Liebe. E MMA Wie meinen Sie das jetzt? H AVLITSCHEK Ich meine das jetzt so, dass er in ein nichtsnutziges Fraunzimmer verliebt ist -- die hat ihn nämlich sitzen lassen, schon vor andert-얍halb Jahr, und ist sich mit einem anderen Nichtsnutzigen auf und davon. E MMA Und er liebt sie noch immer? Das find ich aber schön. H AVLITSCHEK Das find ich blöd. E MMA Aber eine grosse Leidenschaft ist doch was romantisches -H AVLITSCHEK Möglich. Aber auf alle Fäll ist sowas etwas ungesundes. Schauns doch nur, wie er aussieht, er quält sich ja direkt selbst -- es fallt ihm schon gar keine andere Frau mehr auf, das ist doch schon das Fegefeuer. Und derweil hat er Geld wie Heu und ist soweit auch ein Charakter, so dass er auf jeden Finger eine gute Partie haben könnt -- aber nein! Er hat sich auf die miserable Bestie versetzt -- weiss der Teufel, was er treibt! E MMA Wie meinen Sie jetzt das wieder? H AVLITSCHEK Ich meine das so, dass man es nicht weiss, wo er es hinausschwitzt. E MMA Oh Sie garstiger Mann! (Pause) H AVLITSCHEK Fräulein Emma. Morgen ist Feiertag und ich bin an der Endhaltestell der Linie dreiundachtzig. E MMA Ich kann aber nicht vor drei. N
N
B
35
40
IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 6
B
12 20 31 41
H AVLITSCHEK N ] H AVLITSCHEK N ] BSchaunsN ] BanN ] B B
korrigiert aus: H VLITSCHEK H A [ B ] |V |LITSCHEK [Schau] |Schauns| korrigiert aus: n
416
N
N
IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
B
5
10
15
20
25
K4/TS18/A3 (Grundschicht)
H AVLITSCHEK Das soll kein Hindernis sein. (Pause) E MMA Also um halbvier -- und vergessens aber nur ja nicht, was Sie mir versprochen haben -- dass Sie nämlich nicht schlimm sein werden, Herr Havlitschek -- (ab) H AVLITSCHEK (sieht ihr nach und spuckt die Wursthaut aus) Dummes Luder, dummes -N
O SKAR (tritt aus seiner Fleischhauerei) Havlitschek, dass Du es nur ja nicht vergisst: wir müssen heut noch die Sau abstechen -- Stichs Du, ich hab heut keinen Spass daran. (Pause) H AVLITSCHEK Darf ich ein offenes Wörterl reden, Herr Oskar? 얍 O SKAR Dreht sichs um die Sau? H AVLITSCHEK Es dreht sich schon um eine Sau, aber nicht um diejenige Sau -- Herr Oskar, bittschön nehmens Ihnen das nicht so zu Herzen, das mit Ihrer gewesenen Fräulein Braut, schauns, Weiber gibts wie Mist! Ein jeder Krüppel findt ein Weib und sogar die Geschlechtskranken auch! Und die Weiber sehen sich ja in den entscheidenden Punkten alle ähnlich, glaubens mir, ich meine es ehrlich mit Ihnen! Die Weiber haben keine Seele, das ist nur äusserliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreissen oder so! (Pause) O SKAR Das Weib ist ein Rätsel, Havlitschek. Eine Sphinx. Ich hab mal der Mariann ihre Schrift zu verschiedenen Graphologen getragen -- und der erste hat gesagt, also das ist die Schrift eines Vampyrs, und der zweite hat gesagt, das ist eine typische Kameradin, und der dritte hat gesagt, das ist eine Mustergattin. Ein Engel.
35
40
45
IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 8
B
N
30
Lesetext
B
N
R ITTMEISTER (kommt von links und grüsst Oskar) O SKAR und H AVLITSCHEK (verbeugen sich) R ITT Also das muss ich schon sagen: die gestrige Blutwurst -- Kompliment! First class! H AVLITSCHEK Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht! (er nähert sich der Tabak-Trafik) H AVLITSCHEK (ab in die Fleischhauerei) M ATHILDE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik) R ITT (grüsst) M ATHILDE (dankt) R ITT Dürft ich mal die Ziehungsliste? M ATH (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür) 얍 R ITT Küssdiehand! (er vertieft sich in die Ziehungsliste und nun ist der Walzer aus) E RICH (tritt aus der Tabak-Trafik, grüsst Mathilde und will ab) M ATHILDE Halt! Was hast Du da? 2 25–26 26
(Pause)N ] typischeN ] BMustergattin.N ] B B
[E MMA Also um halbvier] |(Pause)| [gute] [|gute|] |typische| [Engel.] |Mustergattin.|
417
IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 9
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
10
15
N
B
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Z AUBERKÖNIG (begleitet die gnädige Frau aus der Puppenklinik) F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, vor gut anderthalb Jahren, und da war da so ein höfliches Fräulein -Z AUBER Das Fräulein ist nichtmehr da. DIE GNÄDIGE F RAU War das Ihr Fräulein Tochter? Z AUBER Nein. Ich hab überhaupt keine Tochter. DIE GNÄDIGE F RAU Sie war sehr höflich. Z AUBER Ich tu auch mein Möglichstes! DIE GNÄDIGE F RAU Also Sie wollen mir die Schachtel Zinnsoldaten nicht nachbestellen? 얍 Z AUBER Ich hab Ihnen doch schon drinnen gesagt, dass mir diese Nachbestellerei vielzuviel Schreiberei macht -- wegen einer einzigen Schachtel! Kaufens doch dem süssen Bubi was ähnliches! Vielleicht einen gediegenen Scherzartikel! DIE GNÄDIGE F RAU Nein! Adieu! (ab) Z AUBER Küssdiehand! Krepier! (er nähert sich Oskar und spricht mit ihm) N
B
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IN 221.000/49 – BS 38 d [6], Bl. 1
DIE GNÄDIGE
B
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Lesetext
E RICH Fünf Memphis. M ATHILDE Schon wieder? Raucht wie ein Erwachsener! R ITTMEISTER und O SKAR (horchen) E RICH (gedämpft) Wenn ich nicht rauche, kann ich nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, werde ich niemals Referendar -- und wenn ich 얍 das nicht werde, werde ich Dir niemals meine Schulden zurückerstatten können, das weisst Du! M ATHILDE So wars doch garnicht gemeint, Jesus Maria! E RICH Aber ich meine es so! Ich bin korrekt, Madame! Ich zahle meine Schulden bis auf den letzten Pfennig -- und wenn ich auch hundert Jahre zahlen müsste! Wir lassen uns nichts nachsagen, Ehrensache! Ich muss jetzt ins Kolleg! (ab) M ATHILDE (starrt ihm nach) Mistvieh. Luder. Bestie -R ITTMEISTER und O SKAR (grinsen, jeder für sich) B
5
K4/TS18/A3 (Grundschicht)
N
IN 221.000/49 – BS 38 d [6], Bl. 2
R ITT ( zu Mathilde; boshaft) Und wie gehts ansonsten, Frau Mathild? M ATHILDE (revanchiert sich) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? Das grosse Los? R ITT (reicht ihr die Ziehungsliste wieder zurück) Es ist halt ein Unrecht auf dieser Welt! Oder finden Sie das für in Ordnung, wie der Herr Zauberkönig das Fräulein Mariann behandelt -- ich versteh sowas nicht. Wenn ich Grosspapa wär -- und abgesehen davon, man kann doch leicht straucheln. Aber dann direkt verkommen lassen -M ATH Wissen Sie was Näheres, Herr Rittmeister? R ITT Man hört so manches. M ATH Wo steckt denn die Mariann? B
3 5 5 18 19 24–25
B
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B
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undN ] niemals ReferendarN ] Bdas f werde,N ] BWar dasN ] BüberhauptN ] BZ AUBER f Schachtel!N ] B
zuN ]
und[n] [nie meinen Refe] |niemals Referendar| [kein Referendar werde bin,] |das f werde,| [Ist das] |War das| \überhaupt/ (1) || Z AUBER Offen gesagt, nein. Weil mir das schon viel zu viel Schreiberei (2) Z AUBER f Schachtel! zu[m]
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IN 221.000/49 – BS 38 d [6], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des vierten Bildes
5
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K4/TS18/A3 (Grundschicht)
Lesetext
R ITT (lächelt geheimnisvoll) Das wird schon noch mal offiziell bekannt gegeben -im geeigneten Moment. (Stille) R ITT Ich hab mal eine Frau Oberst gehabt, das heisst: das ganze Regiment hat sie gehabt -- was sag ich da?! Sie war die Frau unseres Obersten -- und der Oberst hatte ein uneheliches Kind mit einer vom Variete, aber die Frau Oberst hat es in ihr Haus genommen, als wärs ihr eigen Fleisch und Blut, weil sie halt unfruchtbar war -- Aber wenn man daneben dieses zauberkönigliche Verhalten dort drüben betrachtet -- na servus! M ATHILDE Ja was hat denn dem Herren Oberst sein Kind mit der Mariann zu tun? Das sind doch zwei total verschiedene Sachlagen! R ITT Im ganzen, liebe Frau Mathild, im ganzen! Ich sag ja immer: wenn 얍 Oesterreich-Ungarn den Krieg nicht verloren hätt -- also habe die Ehre, Frau Mathild! (ab) B
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Z AUBER (zu Oskar) Jaja, Europa müsste sich schon einigen, beim nächsten Krieg gehen wir alle zugrund, aber kann man sich denn das alles gefallen lassen? Was sich da nur die Tschechen herausnehmen! Ich sag Dir: es wird wieder einen Krieg geben! Und es muss auch einen Krieg geben! Krieg wirds immer geben! O SKAR Möchtest Du wieder in den Krieg ziehen? Z AUBER Ich war noch garnicht dabei! Mit dem Krieg ist es wie im geschäftlichen Leben -- die liebe Konkurrenz! Ich hab ja keine Konkurrenz zu fürchten, weil ich ein Spezialgeschäft bin. Trotzdem geh ich zugrund. Das ist halt das Schicksal des Mittelstandes -- vielleicht wär noch was daran zu ändern, wenn ich noch eine Hilfe hätt, aber ich allein kanns nichtmehr schaffen , mich macht das alles nervös -- Wenn man nie allein war. Früher hab ich meine Frau gehabt, und wie die angefangen hat zu kränkeln, da war die Mariann schon so gross -- -- vielleicht wars etwas überstürzt, dass ich die Mariann nausgeworfen hab -- aber Moral ist Moral! Lieber selber arbeiten, aber ein reines Haus! O SKAR Wenn ich Grosspapa wär -Z AUBER Ich bin kein Grosspapa! O SKAR Das kannst Du nicht rückgängig machen! Z AUBER Ich bin kein Grosspapa -- was soll schon aus dem Enkelkind werden? Ein weiblicher oder eine männliche Mariann! Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! O SKAR Sie ist doch Dein Kind. Z AUBER Ich hab noch nie ein Kind gehabt! (ab) (Musik lauschige Nacht) B
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\Abbruch der Bearbeitung\
10 20 25 26 29
B
\Herren/
B
HerrenN ] KriegN ] Bnichtmehr schaffenN ] BundN ] BMoral! LieberN ]
korrigiert aus: rieg korrigiert aus: nichtmehrvschaffen korrigiert aus: un korrigiert aus: Moral! Lieber
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N
IN 221.000/49 – BS 38 d [6], Bl. 3
Konfigurationsplan zum 5. Bild
IN 221.000/77 – BS 38 h [5], Bl. 1
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Konfigurationsplan zum 5. Bild
K4/E35
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Lesetext
422
Fragmentarische Fassung des fünften Bildes
K4/TS19/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍Fünftes Bild
Beim Heurigen. Mit Schrammelmusik und Blütenregen. Grosse Stimmung -- und mittendrunterdrin der Zauberkönig und Oskar, Mathilde und Erich.
5
A LLES (singt) Da draussen in der Wachau Die Donau fliesst so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut mein Mädel heraus Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau -B
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Es wird ein Wein sein Und wir werden nimmer sein Es wird schöne Madeln geben Und wir werden nimmer leben -(Jetzt wirds einen Augenblick totenstill im Raum -- aber dann singt wieder alles mit verdreifachter Kraft weiter) Drum gehn wir gern nach Nussdorf naus da gibts a Hetz, a Gstanz da hörn wir ferme Tanz Da lass ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma zhaus, mitn Schwomma zhaus! 얍 (Grosse Begeisterung; Applaus; zwischen den Tischen wird getanzt . Alles ist schon etwas benebelt) Z AUBER Bravo! Bravissimo! Heut bin ich wieder der Alte! Da capo! E RICH Onkel Zauberkönig! Ich gestatte mir auf Dein ganz Spezielles einen Salamander zu reiben -- (er reibt und verschüttet das Bier auf den Tisch und Mathilde) M ATHILDE Hoj, hoj, junger Mann! Nicht so heftig! Ich bin ganz bespritzt, meiner Seel! E RICH Noch ein Bier! Noch ein Bier! Der Salamander steigt! Ehrensache!! Z AUBER Prost, Ehrensache!! E RICH Das alte Preussen lebt noch! Stillgestanden!! (er reisst die Hacken zusammen und steht still für sich zum Spass) Z AUBER Was hat er denn? B
N B
B
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IN 221.000/67 – BS 38 f [5], Bl. 8
N B
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10 14 21 21 21 24 29 34
StehtN ] DieN ] Bwirds einenN ] BAugenblickN ] BtotenstillN ] BgibtsN ] BgetanztN ] BM ATHILDE N ] B B
korrigiert aus: SSteht korrigiert aus: D[D] i e korrigiert aus: wirds einen
||
Augenblick[{ }] [T]|t|otenstill [f]|g|ibts korrigiert aus: getanztz korrigiert aus: M AZHILDE
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IN 221.000/66 – BS 38 f [4a], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des fünften Bildes
5
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R ITTMEISTER (taucht auf er hat ein Papierhütchen auf und ist benebelt ) Küssdiehand, schöne Frau Mathild! Ah das ist aber ein angenehmer Zufall! Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBER Prost! M ATH Kennen sich die Herren schon? R ITT Vom Sehen aus -E RICH Sie sind Oesterreicher? Fesch, aber feig! M ATH Erich! R ITT Was hat er gesagt? E RICH Ich habe gesagt, dass die Oesterreicher im Kriege schlappe Kerle waren und wenn wir Preussen nicht gewesen wären -R ITT Dann hätten wir überhaupt keinen Krieg gehabt! N
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Lesetext
M ATHILDE Das bin ich schon gewohnt. Wenn er sich besoffen hat, dann kommandiert er sich immer selber! Z AUBER Wie lang, dass der so still stehen kann -- alle Achtung! Es geht wieder aufwärts mit uns -- (er fällt unter den Tisch) M ATH Jesus Maria!! Z AUBER Der Stuhl ist zerbrochen -- einen anderen Stuhl, Herr Ober! He! Einen anderen Stuhl!! O SKAR Setz Dich derweil auf meinen -- ich hol mir schon einen! Z AUBER Sehr aufmerksam, sehr aufmerksam! (er setzt sich) O SKAR (holt einen Stuhl) Z AUBER (singt nun mit der Musik) Ach ich hab sie ja nur auf die Schultern geküsst -O SKAR (zu Mathilde) Das war doch ein guter Einfall, dass wir mal zum Heurigen gehen, da vergisst er seine Sorgen mal -- wenn man unter Menschen kommt -M ATH Ja, er war ja schon am besten Weg ein Maulwurf zu werden! O SKAR (geht um den Stuhl) DER O BER (bringt Schinken und Käse und Salami) 얍 Z AUBER Salami, Erich! Salami! E RICH Batallion! Rührt Euch! (er rührt sich) Essen gefasst! (er frisst masslos, langt mit die Hände in die Schüssel) M ATHILDE Wie der frisst! Z AUBER Guten Appetit, der Herr! M ATH Er zahlts ja nicht! Z AUBER Und singen kann er auch nicht! M ATH Das ist wahr! Warum singst Du eigentlich nicht? E RICH (mit vollem Munde) Weil ich einen Rachenkatarrh hab. B
10
K4/TS19/A1 (Grundschicht)
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6 6 11 20 21 25 27 27 31 36
B
DerN ] He!N ] BsieN ] Bfrisst!N ] BZ AUBER N ] BRachenkatarrhN ] BR ITTMEISTER N ] Ber f benebeltN ] BsichN ] BKerleN ]
37
B
B
wärenN ]
N
korrigiert aus: DDer korrigiert aus: He
[S]|s|ie korrigiert aus: frisst !
\Z AUBER / korrigiert aus: Rachenkattarh R[E ] | I | TTMEISTER \er f benebelt/ korrigiert aus: S[i]|s|ich (1) Hunde (2) Kerle korrigiert aus: wärenm
424
N
IN 221.000/66 – BS 38 f [4a], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des fünften Bildes
K4/TS19/A1 (Grundschicht)
E RICH Und Serajewo ? Und Bosnien-Herzegowina? R ITT Was wissen denn Sie schon vom Krieg, Sie Grünschnabel?! Was Sie in der Schul gelernt haben und sonst nichts! E RICH Ist immer noch besser als alten Jüdinen das Bridgespiel beizubringen! M ATH Erich! R ITT Ist immer noch besser, als sich von alten Trafikantinen aushalten zu lassen! M ATH Herr Rittmeister! R ITT Pardon! Das war ein faux-pas! Aber dieser Mensch da hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbst verdient! E RICH Herr! B
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5
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얍B B
15
Lesetext
B
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M ATH Nur kein Duell, bitte! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITT Wollen Sie vors Ehrengericht? M ATH Ruhe, die Leut schaun schon?!! E RICH Ich lass mich nicht beleidigen. R ITT Mich kann man garnicht beleidigen . Sie nicht. M ATH Also versöhnt Euch doch wieder, ich bitt Euch ! Beim Heurigen! R ITT Ich lass mir doch von diesem Preussen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern?! Als unsere Habsburger schon Kaiser waren, waren Ihre Hohenzollern noch im Wald!! E RICH Jetzt ist es ganz aus. R ITT Da habens zwanzig Groschen und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu! DER M ISTER (kommt) Oh, lieber Freund -- Freund? Gesellschaft? Stell mich vor, bitte! E RICH Ich geh. M ATH Setz Dich! Wenn Du schon meinen Schinken frisst, dann kannst Du mir 얍 auch soweit entgegenkommen! E RICH (setzt sich) N
B
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IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 3
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1 4 6 11
12 15 17 18 18 19 27
SerajewoN ] JüdinenN ] BTrafikantinenN ] B N]
gemeint ist: Sarajewo gemeint ist: Jüdinnen gemeint ist: Trafikantinnen gestrichen: R ITT Was hat er denn?
M ATH N ] M ATH N ] BbeleidigenN ] BM ATH N ] BEuchN ] BR ITT N ] BM ATH N ]
L UISE Ein Gedicht. [E RIC ]|R ITT | Ojweh! E RICH [Lachen] |Lachen| Sie nicht! Sie können natürlich keine Gedichte machen! Aber meine Gedichte werden im Lokalanzeiger gedruckt! R ITT Scho gut! E RICH Ist immer noch besser als wie Scherzartikel zu erfinden , Gesellschaftsspiele und alten Jüdinen das Bridgespiel beibringen! L UISE Erich! E RICH [Wer]|Es| gibt Dinge, über die ich keinen Spass vertrag! R ITT Ich versteh einen Spass, beruhigen Sie sich nur, gnädige Frau! Dieser Mensch hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbst verdient! E RICH Herr! korrigiert aus: L UISE korrigiert aus: L UISE be[e]|l|eidigen korrigiert aus: L UISE korrigiert aus: uch [{Wir}] |R ITT | korrigiert aus: L UISE
B B
B B
425
IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des fünften Bildes
K4/TS19/A1 (Grundschicht)
R ITT Das ist mein lieber Mister aus Amerika ! M ISTER Aeusserlich ja, aber drinnen pocht noch das alte Wiener Herz, das alte Wien -- und die Wachau -- es hat sich vieles verändert in der Zeit, Stürme sind über die Welt gebraust und ich hab ganz von unten angefangen, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! -- In den Häuserwüsten der Vereinigten Staaten -- Oh, Du lieber alter österreichischer Herrgott aus Mariazell! -- 얍 Es gibt nur ein Wien! Die Heimat soll leben, der Heimatgedanke!! (Allgemeines Prosten) E RICH Alles kann man sich doch nicht gefallen lassen! Ich geh jetzt. M ATH Weil kein Salami mehr da ist? E RICH Das ehrt Ihre niedrige Gesinnung , Sie! M ATH Bleib! E RICH Nein! Abteilung -- marsch! (ab) M ATH Dageblieben!! Z AUBER So lass doch den Bsoffenen! Eine Verwandtschaft hab ich! M ATH Ich werd ihn wohl ganz lassen -- ich sehs schon kommen -Z AUBER Man soll nicht mit so jungen Spritzern -- Du als stattliche Person -- Dich hätt ich heiraten sollen, mit Dir hätt ich ein anderes Kind gekriegt -- vielleicht sogar Kinder -M ATH Red nicht immer von Irene! Ich hab sie nie ausstehen können! M ISTER Wer ist Irene? Z AUBER Irene war meine Frau. M ISTER Pardon! Z AUBER Oh, bitte -- Warum soll ich nicht auf Irene schimpfen, bloss weil sie tot ist?! Mir hat sie das ganze Leben vergällt! M ATH Du bist ein dämonischer Mensch! Z AUBER (singt) Mir ist mei Alte gstorben Seite 54 55) M ISTER (schnellt empor) So ! Und jetzt lad ich Euch alle ein! Heut wird noch gebummelt! Aber hier ist schon kühl -- wir lassen uns vom Wetter nicht dreinreden, wir nicht! Jetzt gehen wir noch irgendwohin, wo wir einen Plafond über uns haben! Wo? Darf ich alles einladen?! Ihr seid alle meine Gäste!! Oh, Du meine Wienerstadt!! Z AUBER Sind wir nicht zuviel! R ITT Ist ja wurscht! Er zahlt alles!! M ISTER Also wohin gehen wir jetzt?! Ins Maxim?! R ITT Nein! Ich schlage vor: ins Moulin-bleu ? B
B
5
B
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B N
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B
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Lesetext
N
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B
AmerikaN ] M ISTER N ] BhierN ] BösterreichischerN ] B N] Bniedrige GesinnungN ] BIreneN ] BSeite 54 55)N ] Bempor) SoN ] BPlafondN ]
N
[H]|A|merika [L UI ] |M IS |TER h[o]|i|er korrigiert aus: österreischer gestrichen: M ISTER korrigiert aus: niedrigeV[g]|G|esinnung [Mathilde] |Irene|
1 2 5 6 6 11 24 27 28 30
B
31 32 36
B
[I]|D|arf
B
korrigiert aus: mein korrigiert aus: Moulin- bleu
B
Darf N ] meineN ] BMoulin-bleuN ]
verweist auf Ulreich 1927. Text und Musik: Carl Lorens. korrigiert aus: empor) So (1) Plafo (2) Plafond
426
N
IN 221.000/66 – BS 38 f [4a], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des fünften Bildes
K4/TS19/A1 (Grundschicht)
(und wieder ein Augenblick Totenstille ) Z AUBER Warum ins Moulin-bleu ? 얍 R ITT Weil es dort ganz besondere Ueberraschungen geben wird. Z AUBER Was denn für Ueberraschungen? (Stille) M ISTER Also auf ins Moulin-bleu! M ATHILDE Auf ins Moulin bleu! Z AUBER Ins Moulin-bleu!! G ESANG Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein Die Mizzi und der Jean Vindobona Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein -B
B
N
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5
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B
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IN 221.000/66 – BS 38 f [4a], Bl. 4
N
B
15
Lesetext
N
(die Bühne verwandelt sich ins Moulin-bleu während des Gesanges. Eine Cabaretbühne mit langer breiter Vorbühne --- Conferencier erscheint vor dem Vorhang) (Gong) Ich begrüsse die Herrschaften im Namen meiner Direktion auf das Allerherzlichste! B
N B
N
B N
B
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 3 10 11 15 15 15 16
TotenstilleN ] Moulin-bleuN ] Bwird.N ] BDieN ] BVindobonaN ] BbreiterN ] BVorbühneN ] B N] BmeinerN ] B B
korrigiert aus: totenstille korrigiert aus: Moulin- bleu
wird[?]|.| korrigiert aus: Der V[o]|i|ndobona korrigiert aus: Vorbreiter [{Oobü}]|Vorbühne| gestrichen: Ic (1) der (2) \meiner/
427
N
Konfigurationspläne, Figurenliste
IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 1
428
Konfigurationspläne, Figurenliste
K4/E36–E38
429
Lesetext
Szenenanweisung, Konfigurationsplan, Dialogskizze
430
IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 2
Szenenanweisung, Konfigurationsplan, Dialogskizze
431
K4/E39–E41
Lesetext
Konfigurationsplan mit Dialogskizzen, Replik
IN 221.000/77 – BS 38 h [5], Bl. 1v
432
Konfigurationsplan mit Dialogskizzen, Replik
K4/E42–E43
433
Lesetext
Szenenanweisung, Repliken
IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 3
434
Szenenanweisung, Repliken
K4/E44–E45
435
Lesetext
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K4/TS20/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍Sechstes Bild
5 B
IN 221.000/82 – BS 38 h [10], Bl. 1
Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk. Nur, dass die Geschäfte geschlossen sind, denn es ist Sonntag. Und auf der Puppenklinik kleben Zettel: „Wegen Aufgabe des Geschäfts zu vermieten“. Ein leerer Rollstuhl steht vor der Puppenklinik. R ITT und M ATHILDE (haben sich gerade vor der Puppenklinik getroffen) B
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B
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R ITT So gehts oft im menschlichen Leben, Frau Mathild. Jetzt hab ich ja nur mein Bestes tun wollen -- ich hab versöhnend wirken wollen, aus purer Gutmütigkeit und Anständigkeit, und derweil ist ein Unglück nach dem anderen gekommen. Den Zauberkönig trifft der Schlag und die Mariann ist eingesperrt -- oft weiss man wirklich nichtmehr, obs noch einen Gott gibt, oft zweifelt man an der göttlichen Gerechtigkeit. Was glauben Sie, was ich mir für Vorwürf gemacht hab, dass ich die Beiden hab zusammenbringen wollen. Wie geht es übrigens dem Zauberkönig? M ATH Es geht ihm schon besser. Ich wollt jetzt grad zu ihm -- er möcht etwas ausfahren in seinem Wagen da -- und ich hilf ihm die Treppen herab. Er geht noch schlecht. Die Beine sind gelähmt, besonders links und dann hat er auch einen Sprachfehler -R ITT Armer Mann! M ATH Wissen Sie, dass die Mariann bei mir war? R ITT Was? Ist sie schon wieder heraus aus dem Gefängnis? M ATH Ja. Sie hat vier Wochen gehabt. Sie hat mich um Rat gefragt, sie hat halt nichts zum leben -- aber sie hat noch ihren Stolz gehabt. Aber den hab ich ihr gründlich gebrochen, gründlich kann ich nur sagen! Ich werd sie mit dem Vater aussöhnen, wir Frauen verstehen das besser! Werdens schon sehen! Sie haben das zu direkt, zu überraschend gemacht -- mein Gott, hab ich mich damals erschrocken! 얍 R ITT Hoffentlich haben Sie mehr Glück. M ATH Ich hab es der Mariann verziehen, dass sie mit dem Alfred begonnen hat -- das ist doch schön von mir? R ITT Sehr. M ATH Also die Mariann ist ja schon durch die Umstände so mürbe geworden -- und ihn werd ich schon auch noch dazu bringen -- garantiert! R ITT Ist er noch geärgert auf mich? M ATH Nein. Das ist doch schon ein gutes Zeugnis -- er hat erst unlängst gesagt, das von dem Herrn Rittmeister war ja gut gemeint, aber dumm. Er ist viel versöhnlicher geworden seit seinem Schlaganfall -B
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B
B
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N
6 6 7 23
B
\Ein f Puppenklinik./
B
Ein f Puppenklinik.N ] leererN ] Bgetroffen)N ] Bdie MariannN ]
37 38 39
B
korrigiert aus: lehrer korrigiert aus: getroffen. (1) Marianne (2) die Mariann korrigiert aus: unlämgst korrigiert aus: HerrnRittmeister korrigiert aus: ge worden
unlängstN ] Herrn RittmeisterN ] BgewordenN ] B
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N
IN 221.000/82 – BS 38 h [10], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
Lesetext
R ITT Dumm, ja. Man sollt sich nicht um seine Mitmenschen kümmern. Wegen mir könnens alle draufgehen, so sollen alle in solchen Wageln herumkutschieren ! M ATH Das aber roh! R ITT Mit der Zeit wird man so pietätlos. Die Leut verdienens nicht anders. M ATH Verderbens mir doch jetzt nicht die ganze Freud an dem Versöhnungswerk. R ITT Küssdiehand! Und alles Gute! (ab) B
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K4/TS20/A1 (Grundschicht)
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M ATH (allein) Mistvieh. Dummer Hund. Blödes Vieh. Degeneriertes -10
E RICH (kommt) Guten Tag! Wie gehts dem Onkel? Ich wollte nur einen Abschiedsbesuch machen -M ATH Der Onkel will aber jetzt gerade ausfahren -E RICH Dann komm ich später? M ATH Verlassen wir denn unser Wien? E RICH Ja. Heut abend. Ich geh nach Giessen, dort gibt es gute Rechtswissenschaftler. M ATH Du und Rechtswissenschaft! E RICH Lass das! Wir haben uns ausgesprochen und sind getrennt! Und Deine Schulden kriegst Du, wie gesagt -M ATH Getrennt -- nein, Du bist kein Psychologe -- wie Du mich immer behandelt hast -E RICH Wie denn schon wieder? Das weiss ich. 얍 M ATH Ich wünsche Dir nicht, dass Du jemals so behandelt werden sollst -- aber es wird wohl dazu kommen. Das bringt die Zeit mit sich. (ab) B
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N
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E RICH (allein) Altes fünfzigjähriges Stück Scheisse -- (ab -- nun spielt die Realschülerin wieder die Gesch. aus dem W. Wald) O SKAR und A LFRED (kommen) O SKAR Das dort ist sein Stuhl -A LFRED So ein Schlaganfall ist kein Witz. O SKAR Ja. So geht halt alles Irdische seinen Weg. Und das Geschäft muss er nun auch aufgeben -- das heisst: vielleicht versöhnt er sich wieder mit Mariann --- zuguterletzt war ja nur sie daran schuld. A LFRED Herr Oskar. Ich danke Ihnen herzlichst, dass Sie mir helfen wollen, mich wieder mit Mathild zusammenzubringen -- das ist edel von Ihnen, wirklich. O SKAR Bitte. Ich weiss ja, dass Sie nichts dafür können -- dass die Frau der nur scheinbar passive, aber in wirklichkeit aktive Teil ist -- ich hab mich damit beschäftigt. Das Weib ist eine Sphinx. B
35
B
B
N
sollenN ] herumkutschierenN ] BVersöhnungswerk.N ] BVerlassenN ] BUnd f gesagt --N ] BSo f Weg.N ] BIrdischeN ] Bja,N ] BnichtsN ] BwirklichkeitN ] B B
N
B
B
2 2 5 14 17–18 31 31 36 36 37
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korrigiert aus: asollen herumkutschie[l]|r|en korrigiert aus: Versöhnungswer [F]|V|erlassen \Und f gesagt --/ \So f Weg./ korrigiert aus: irrdische korrigiert aus: ja , korrigiert aus: nifts gemeint ist: Wirklichkeit
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IN 221.000/82 – BS 38 h [10], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K4/TS20/A1 (Grundschicht)
Lesetext
A LFRED Wir Männer müssten mehr auf der Hut sein. Mehr uns zusammenstellen, denn das geht natürlich nicht -- ich werd noch Männerrechtler! Wie einen die Frauen eigentlich hinters Licht führen! O SKAR Sehr richtig. Man muss streng zu den Weibern sein -- Still! Da kommen sie! 5
Z AUBER und M ATH (kommen ) M ATH ( bettet ihn im Wagen) So -- So, jetzt fahr dann -- aber bleib nicht zu lang aus -- -- hörst Du? Und gib acht! (sie erblickt Oskar, Alfred hat sich in die Türnische der Fleischhauerei versteckt) Ah, Oskar! Der Oskar ist da! Der Zauberkönig -- will gerade etwas fahren! Hörst Du, Leopold? O SKAR Guten Tag! Z AUBER (nickt ) 얍 M ATH Es geht uns heut schon viel besser. Er macht sich nur so Sorgen wegen der Zukunft, wegen des Geschäftsschlusses -- aber es wird schon werden! Der Medizinalrat hat ja gesagt, dass er sich nur ja nicht aufregen darf, dann kann nämlich der zweite Schlaganfall kommen und dann ist es ganz aus -- also nur nicht aufregen, gelt! Still, sprich nicht, das strengt Dich an! Also auf Wiedersehen! Z AUBER (ab in seinem Rollstuhl) B
B
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B
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N
O SKAR Frau Mathild. Ich hätt eine Ueberraschung -M ATHILD Eine angenehme? O SKAR Es war jemand bei mir und wollt sich wieder versöhnen -M ATHILD Erich? O SKAR Nein! M ATH Also das ging ja auch nicht, nein nimmer ! Das war ja auch ein zu junger Spritzer! O SKAR Es war jemand älterer. M ATH Wer? -- Doch nicht -O SKAR Sehen Sie mal nach. Er steht dort in der Türe. M ATH (geht auf die Türe zu; erblickt Alfred) B
N
B
N
B
N
A LFRED Guten Tag. M ATH Du bists? A LFRED Ja. Ich habe meinen ganzen Stolz begraben. Ich stehe nackt vor Dir. Ich bitte Dich um Verzeihung, dass ich so gehandelt hab. M ATH Du schlechter Mensch. B
6 6 7 9 10 11 12 17 25 25 25 35
und N ] (kommenN ] BbettetN ] BOskar! DerN ] BLeopold?N ] BTag!N ] B(nicktN ] Bauf N ] BnimmerN ] BDasN ] Bja auchN ] BgehandeltN ] B B
N
korrigiert aus: (und)
[K]|(|kommen korrigiert aus: betet korrigiert aus: Oskar! Der
Leopold[!]|?| korrigiert aus: Tag, !
\(/[Gu]|ni|ckt a[i]|u|f
| |
korrigiert aus: nie[c] m mer korrigiert aus: Dasc korrigiert aus: jaxauch
g[a]|e|handelt
438
IN 221.000/82 – BS 38 h [10], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes
K4/TS20/A1 (Grundschicht)
A LFRED Siehst Du , ich hab ja schon mein ganzes Schamgefühl aufgegeben, und komm wieder zu Dir. Ich weiss, dass ich unrecht getan hab. Wo ich es so gut bei Dir gehabt hab. M ATH Ich red jetzt nicht von mir. A LFRED Sondern? M ATH Wie hast Dich der Mariann gegenüber benommen? A LFRED Willst mich noch mehr beschämen? M ATH Kann man denn das noch? B
N
B
N
5
Lesetext
\Textverlust\
1 2–3 2
DuN ] Wo f hab.N ] BichN ] B B
[{ }] |D|u \Wo f hab./ korrigiert aus: ish
439
B
N
Strukturplan
IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 4a v
440
Strukturplan
K4/E46
441
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
10
15
20
K4/TS21 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 G ROSS Frieda! Hast Du ihr schon den Brief geschrieben? M UTTER BNein.N G ROSS Soll ich ihn vielleicht schreiben? M UTTER Ich schreib ihn schon, ich schreib ihn schon – Gott, ist das alles entsetzlich! Sie wird uns noch Vorwürfe Bmachen, dass wir nicht genug aufgepasst haben –N G ROSS BWirN? BDuN, willst Du wohl sagen! B M UTTER Was kann BdennN ich dafür? G ROSS Du hast das Kind in Kost haben wollen, Du hast die Verantwortung – was geht mich das Kind an? Ich war immer dagegen, irgendein Kind aufzunehmen nur wegen der lumpigen B15N Schilling im Monat – dazu ist sies noch schuldig geblieben die ltn 2 Monat. M UTTER Gut. Bin ich wieder schuld. BAuch, dass sie es schuldig geblieben ist, bin ich schuld –N Gut. Am End bin ich auch schuld, dass das Kind in BdieN Donau Bgefallen istN B N – Ich weiss ja garnicht, wie ich ihr das schreiben soll, dass er ertrunken ist – – B II. GesprächN G ROSSMUTTER Vielleicht ist es ihr garnicht so entsetzlich – ich meine dieses Fräulein Marianne – man kennt ja diese Sorte Frauen, – vielleicht Bwird sie sogar zufrieden sein,N B N dass sies los hat – DIE M UTTER Bist Du denn daneben?!N \Abbruch der Bearbeitung\
2 5 6
B
Nein.N ] machen, f haben –N ] BWirN ]
6
B
DuN ]
7–20
B
M UTTER f daneben?!N ]
7 10 12–13 13 13–14 14 16 18–19 19
B
B
dennN ] 15N ] BAuch f schuld –N ] BdieN ] Bgefallen istN ] B N] BII. GesprächN ] Bwird f sein,N ] B N] B
[Du weisst es [doch] |doch|, dass ich ihn noch nicht geschrieben hab!] |Nein.| machen[!]|,| \dass f haben –/ (1) Uns (2) \Wir/ (1) Dir (2) \Du/ (1) M UTTER Gut, mir! Nur mir! Immer nur ich! Und was kann ich denn umgekehrt dafür, dass der Bubi in die Donau gefallen ist und ertrunken ist?! Oh, gäbs nur keine Donau – G ROSS [Wer war denn immer dagegen, irgendein Kind aufzunehmen? Ich!] [Oh, ich hab das geahnt – man hat nur Scheererein! Und das Kostgeld ist sie auch schon zwei Monate schuldig geblieben –] (2) M UTTER f daneben?! [de]|denn| [20]|15| \Auch f schuld –/ korrigiert aus: [die]|der| [gefallen ist] [und ertrunken ist] \II. Gespräch/ [ist sie froh] |wird f sein,| gestrichen: ,
442
IN 221.000/94 – BS 38 i [9], Bl. 1
Fragmentarische Fassung des siebenten Bildes
5
K4/TS22/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Siebentes Bild. Draussen in der Wachau. Ein Häuschen am Fusse einer BBurgruine. DieN Tochter hängt die Wäsche auf, die Mutter schält Kartoffel und die Grossmutter sitzt in der Sonne vor einem kleinen Tischchen und stimmt ihre Zither. Und in der Nähe fliesst die schöne blaue Donau.
A LFRED (kommt -- er sieht sich suchend um und grüsst) DIE T OCHTER (grüsst zurück und nähert sich ihm) Wollen der Herr vielleicht auf den Turm? A LFRED Auf was für einen Turm? T OCHTER Na hier auf diesen Turm da -- Es bietet sich oben dem Besucher eine prächtige Fernsicht, besonders an so einem klaren Tag, wie der heutige ist die Besteigung sehr lohnend -- Wenn der Herr wollen, werd ich Sie führen! A LFRED Was kostet das? T OCHTER Zwanzig Groschen. A LFRED Gehört Ihnen diese Ruine? T OCHTER Nein. Wir verwalten sie nur. Aber in der Nacht möcht ich nicht hinauf, denn dann kommen die Gespenster und gehen um. A LFRED Was für Gespenster? T OCHTER Na so ein Art Blaubart, der seine Frauen alle umgebracht hat. A LFRED Das liegt aber nicht nur an uns armen Männern. T OCHTER Nanana! B
10 B
N
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B N
B
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M UTTER Julie! Was möcht denn der Herr? T OCHTER Er möcht auf den Turm hinauf. M UTTER Also dann geh! Und komm bald wieder! Die Wäsch wartet! A LFRED Ich möcht zwar eigentlich nicht auf den Turm aber bei so einer charmanten Führung -- (ab) B
25
N
B
B
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B
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G ROSSMUTTER (spielt nun einen flotten Marsch) \Abbruch der Bearbeitung\
3 8 11 13 14 17 24 27
B
Burgruine. DieN ] ihm) WollenN ] BT OCHTER NaN ] B N] BA LFRED N ] BsieN ] BJulie!N ] BmöchtN ]
27 28
B
B
B
TurmN ] FührungN ]
korrigiert aus: Burgruine. Die korrigiert aus: ihm) Wollen korrigiert aus: T OCHTER Na gestrichen: Es kost
[T]|A|LFRED korrigiert aus: Sie
[Anna! Was will] |Julie!| (1) wollt (2) \möcht/ Tur[,]|m| korrigiert aus: Führeung
443
N
IN 221.000/83 – BS 38 h [11], Bl. 20v
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS22/A7 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 DIE G ROSSMUTTER Halts Maul! (sie spielt auf ihrer Zither den Doppeladlermarsch)
T OCHTER (erscheint nun mit Alfred auf der Spitze des Turmes) A LFRED (lauscht) Wer spielt denn da so fesch? DIE T OCHTER Das ist Grossmutter. A LFRED Grossmutter? Resolut! Resolut! DIE T OCHTER Mit mir traut sie sich ja nicht anzubandeln, ich lass mir nämlich nichts gefallen. Brav sein, bittschön! (Pause) A LFRED Sie spielt aber sehr musikalisch. DIE T OCHTER Sie spielt nur dann, wenn sie eine schlechte Laune hat. A LFRED Was ist ihr denn übers Leberl gekrochen? DIE T OCHTER Ein tragischer Unglücksfall . Gestern. A LFRED (lächelt) Sehr tragisch? DIE T OCHTER Geh reden wir von was anderem! Dort -- in der Richtung liegt Wien. DIE G ROSSMUTTER (beendet nun ihren Marsch) (Stille) A LFRED Unsere Donau ist halt doch was Schönes. Wie die so dahinfliesst -- das ist schon sehr schön. DIE T OCHTER Ich wollt, ich wär in Wien! A LFRED Und ich wollt, ich könnt immer heraussen sein -- so still vor mich hinleben, in so einem Häuschen, und nichtsmehr hören -DIE T OCHTER Was kann man denn hier heraussen schon werden? A LFRED Und was bin ich in Wien geworden? D IE T OCHTER Ich wüsst schon, was ich machen tät in Wien! Ich käm schon durch! A LFRED Auch Sie würden ihnen nicht entrinnen -DIE T OCHTER Wem? A LFRED Den Männern. DIE T OCHTER Na das würd ich aber schon selber in die Hand nehmen! A LFRED Resolut! Resolut! Ganz die liebe Grossmama! (Stille) DIE T OCHTER Was möchten Sie eigentlich hier heraussen , Sie schöner Mann aus Wien? A LFRED Eigentlich such ich hier ein bestimmtes Haus. Das Haus Nummer siebzehn. 얍 DIE T OCHTER Nummer siebzehn? A LFRED Ja. Dort ist nämlich ein kleines Kinderl in Pflege. Ein Bubi. Und davon bin ich der Herr Papa. Ich bin jetzt nur lang verreist gewesen, in Frankreich und so -und jetzt bin ich halt wieder im Land. Was schauns mich denn so geistesabwesend an? DIE T OCHTER Sie sind der Papa? A LFRED Ja! DIE T OCHTER Der Papa von dem Bubi?
IN 221.000/90 – BS 38 i [5], Bl. 13
DIE
5
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B
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20
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N
B
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40
B
14 33 35
UnglücksfallN ] heraussenN ] BhierN ] B B
N
N
Unglücksfa[a]|l|l heraussen[{}] [ein] |hier|
444
IN 221.000/90 – BS 38 i [5], Bl. 6
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS22/A7 (Grundschicht)
A LFRED Trauns mir denn das nicht zu? Oder habens schon von mir gehört, weil Sie mich so spassig anschaun? Hat vielleicht die Mama von dem Bubi sehr über mich geschimpft? Wir haben uns nämlich entzweit. DIE T OCHTER Nein, das ist entsetzlich -A LFRED Was habens denn? DIE T OCHTER Nein, das bring ich nicht heraus -- das bring ich nicht heraus -A LFRED Schauns mich an. DIE T OCHTER (schaut ihn an) Ich kann Sie nicht anschaun -A LFRED Aber ich seh mich doch in Ihren Augen -DIE T OCHTER Herr! Wir da unten, wir sind ja das Haus Nummer siebzehn -- und es ist ein fürchterliches Unglück passiert -- gestern -A LFRED Was? DIE T OCHTER Mit dem Bubi, Herr -- mit Ihrem Bubi -- Er hat bei der Donau gespielt und ist hineingefallen -A LFRED Tot?! DIE T OCHTER Ja. Ertrunken -(Stille) A LFRED Na sowas! DIE T OCHTER Und er war doch so herzig, unser Bubi -- (sie weint) A LFRED Nicht weinen, nicht weinen -DIE T OCHTER Ich kenne Sie nicht, aber Sie sind ein guter Mensch -- dass Sie nämlich als der eigene Vater mich eigentlich Fremde noch trösten -(Stille) 얍 A LFRED Wie gross war er denn schon, der Bubi? DIE T OCHTER So gross -(Stille) A LFRED Und die Mutter? Ist sie schon unterrichtet? DIE T OCHTER Nein, wir traun es uns ja garnicht, ihr zu schreiben -- wir haben doch das Kind alle so gern gehabt! Nur die Grossmutter hat das gleich geahnt -- sie war immer dagegen, dass wir ein Kind in Pflege nehmen -- Jetzt triumphiert sie natürlich. (Stille) A LFRED In die Donau, in unsere schöne blaue Donau -DIE T OCHTER Sehens, da kommen die Fischer, die den Bubi suchen -B
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20
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N
B
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B
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Lesetext
B
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B N
B
N B
N
N
B
35
F ISCHER (mit langen Stöcken und Hacken kommen, sprechen mit der Mutter; die Grossmutter horcht) DIE T OCHTER Möchtens nicht hinunter? DIE
B
2 27 28 30 30 30 30 33 38
vielleichtN ] Ist f unterrichtet?N ] BesN ] BdassN ] B N] BJetztN ] BtriumphiertN ] BA LFRED N ] BMöchtensN ] B B
N
[mei] |vielleicht| [Weiss sie es scho] |Ist f unterrichtet?| [u]|e|s korrigiert aus: das [solen] [j]|J|etzt korrigiert aus: triumpphiert [DIE T OCHTER ] |A LFRED | (1) Wollen wir (2) Möchtens
445
IN 221.000/90 – BS 38 i [5], Bl. 7
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS22/A7 (Grundschicht)
Lesetext
A LFRED Nein. Jetzt möcht ich allein sein -DIE T OCHTER Ueber uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben -A LFRED Ich bin viel allein. DIE T OCHTER Ich auch. 5
F ISCHER (gehen nun wieder) M UTTER Sie haben nichts gefunden. DIE G ROSSMUTTER Kann ich mir denken! Wer war immer dagegen, irgendsoein Kind aufzunehmen? Ich! Man hat nur Scheererein ! Und das Kostgeld ist sie doch auch schon zwei Monate schuldig geblieben! DIE M UTTER Wie kannst Du so roh reden! DIE G ROSS Mutter her, Mutter hin! Es kommt ihr vielleicht garnicht so ungelegen dieser Todesfall -- man kennt diese Frauen -- Weiss der Himmel, wo sie es hergehabt hat! DIE M UTTER Bist Du verrückt?! G ROSS Was ist das für ein Ton?! DIE M UTTER Sie ist doch eine Mutter und Du als Mutter -얍 G ROSS Ich bitts mir aus, dass Du mich, mit ihr vergleichst! Ich hab mein Kind in Ehren empfangen, Du bist doch kein uneheliches Kind! Sowas kann auch nicht gut enden und soll auch nicht! Wo kämen wir denn da hin?! (sie spielt wieder einen Marsch) M UTTER Spiel nicht! So hör doch auf zu spielen!! G ROSS Gut! Aber dann wird jetzt endlich geschrieben -- und wenn Du nicht kannst, wenn Du zu feig dazu bist, dann diktier ich! Setz Dich her! Hier hast Du Papier und Bleistift -- ich habs schon vorbereitet -M UTTER Ungeheuer -G ROSS Sei nur nicht frech, Du! Setz Dich! Schreib! Freu Dich, dass ich Dir hilf! M UTTER (setzt sich) G ROSS ( diktiert) Wertes Fräulein! -- jawohl: Fräulein! -- Leider müssen wir Ihnen eine für Sie recht traurige Mitteilung machen. Ihr lieber Bubi ist nicht mehr. -Schreib: ist nicht mehr -- nur die Wahrheit und kurz, das ist das beste! -- Weiter: Gott der Allmächtige hat es in seinem unerforschlichen Willen so gewollt -- Gott liebt die unschuldigen Kinder. Neuer Absatz: Für Bestattungskosten müssen Sie nicht aufkommen, da wir die Leiche -- die kleine Leiche -- noch nicht gefunden haben, trotz eifrigsten Suchens. Wir sprechen Ihnen unser Beileid aus, tiefstes. Ihre tieftrauernde Familie so und so. Frieda so und so. -- Und noch: pp. Die restliche Schuld von zwei Monaten Kost a zwanzig Schilling hoffen wir noch zu erhalten. DIE DIE
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9 12 19 22 25 29 30 33 35 35 38
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ScheerereinN ] G ROSS MutterN ] BauchN ] BdochN ] BschonN ] Bdiktiert) WertesN ] Bfür f traurigeN ] B N] BeifrigstenN ] BsprechenN ] Berhalten.N ] B B
korrigiert aus: Scheereein gemeint ist: Scherereien korrigiert aus: G ROSS Mutter korrigiert aus: auc korrigiert aus: adoch korrigiert aus: sch korrigiert aus: diktiert) Wertes korrigiert aus: recht traurige für Sie gestrichen: F korrigiert aus: eifrigstens korrigiert aus: sp echen korrigiert aus: erhalten .
446
N
IN 221.000/90 – BS 38 i [5], Bl. 8
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS22/A7 (Grundschicht)
M UTTER Nein, das kann man doch nicht schreiben! G ROSS Warum nicht? Wieso? M ARIANNE (kommt mit Zauber, Mathilde, Oskar ) B N
5
\Textanschluss in K3/TS9/BS 38 i [6], Bl. 1–4\
4
B N
]
[und Rittmeister)]
447
Lesetext
Gesamtfassung in sieben Bildern
얍
5
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Geschichten aus dem Wiener Wald Volksstück in sieben Bildern
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 11
얍 P e r s o n e n:
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 12
Zauberkönig Marianne Oskar Mathilde Alfred Der Rittmeister Erich Havlitschek Eine gnädige Frau Erste Tante Zweite Tante Ida Ein Cretin Beichtvater Emma Der Mister Der Conferencier Die Grossmutter Die Mutter Die Tochter Erwachsene und Kinder.
10
15
20
25
Das Stück spielt in unseren Tagen, und zwar in Wien und im Wiener Wald. 30
얍
35
Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.
얍Erstes Bild
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 1
Stille Strasse im achten Bezirk. Von links nach rechts: Oskars gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum Zauberkönig“ -- mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen, Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe. Ueber der Puppenklinik befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört. B
40
N
45
39
B
Auslage. DanebenN ]
IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 14
korrigiert aus: Auslage.Daneben Fehlende oder überzählige Zeichenabstände werden in der Folge stillschweigend korrigiert. Vgl. dazu auch das Chronologische Verzeichnis.
448
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
O SKAR (mit weisser Schürze; er steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser; ab und zu lauscht er, denn im zweiten Stock spielt jemand auf einem ausgeleierten Klavier die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss) 5
I DA (ein elfjähriges herziges mageres Mäderl, verlässt mit ihrer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage) 10
15
20
25
H AVLITSCHEK (der Gehilfe Oskars, ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Türe der Fleischhauerei; er frisst eine kleine Wurst und ist wütend) Dummes Luder, dummes -O SKAR Wer? 얍 H AVLITSCHEK (deutet mit seinem langen Messer auf Ida) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, dass meine Blutwurst nachgelassen hat -- meiner Seel, am liebsten tät ich sowas abstechen, und wenn es dann auch mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müsst, wie die gestrige Sau, dann tät mich das nur freuen! O SKAR (lächelt) Wirklich? I DA (fühlt Oskars Blick – es wird ihr unheimlich; plötzlich rennt sie nach rechts ab) H AVLITSCHEK (lacht) B
30
N
B
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N
R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüsst er Oskar) O SKAR UND H AVLITSCHEK (verbeugen sich -- und der Walzer ist aus) R ITT Also das muss ich schon sagen: die gestrige Blutwurst -- Kompliment! First class ! O SKAR Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht! O SKAR Hast Du gehört, Havlitschek? R ITT Ist er derjenige welcher? H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja, Herr Rittmeister! R ITT Alle Achtung! H AVLITSCHEK Herr Rittmeister sind halt ein Kenner. Ein Weltmann. R ITT (zu Oskar) Ich bin seinerzeit viel in unserer alten Monarchie herumtransferiert worden, aber ich muss schon sagen: Niveau. Niveau! O SKAR Ist alles nur Tradition, Herr Rittmeister! R ITT Wenn ihr armes Mutterl selig noch unter uns weilen würde, die hätt eine Freud an ihrem Sohn. 얍 O SKAR (lächelt geschmeichelt) Es hat halt nicht sollen sein, Herr Rittmeister. R ITT Wir müssen alle mal fort. O SKAR Heut vor einem Jahr ist sie fort. R ITT Wer? B
20 27 31
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 2
N
Blick –N ] classN ] BerN ] B B
Blick [und] |–| korrigiert aus: classe [d]er
449
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 3
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
O SKAR Meine Mama, Herr Rittmeister. Nach dem Essen um halbdrei -- da hatte sie unser Herrgott erlöst. (Stille) R ITT Ist denn das schon ein Jahr her? (Stille) O SKAR Entschuldigens mich bitte, Herr Rittmeister, aber ich muss mich jetzt noch in Gala werfen -- für die Totenmess. (ab) R ITT (reagiert nicht: ist anderswo) (Stille) R ITT Wieder ein Jahr -- Bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab , und nach vierzig im Galopp -(Stille) H AVLITSCHEK (frisst nun wieder) Das ist ein schönes Erdbegräbnis gewesen von der alten gnädigen Frau. R ITT Ja, es war sehr gelungen -- (er lässt ihn stehen und nähert sich der Tabak-Trafik, hält einen Augenblick vor dem Skelett in der Puppenklinik; jetzt spielt wieder jemand im zweiten Stock, und zwar den Walzer „Ueber den Wellen“) H AVLITSCHEK (sieht dem Rittmeister nach, spuckt die Wursthaut aus und zieht sich zurück in die Fleischhauerei) 얍 M ATHILDE (eine hergerichtete Fünfzigerin, erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik) R ITT (grüsst) M ATH (dankt) R ITT Dürft ich mal die Ziehungsliste? M ATH (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür) R ITTMEISTER Küssdiehand! (er vertieft sich in die Ziehungsliste; plötzlich bricht der Walzer ab, mitten im Takt) B
B
N
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5
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M ATH (schadenfroh) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? Das grosse Los? R ITT (reicht ihr die Ziehungsliste wieder zurück) Ich hab überhaupt noch nie was gewonnen, liebe Frau Mathild. Weiss der Teufel, warum ich spiel! Höchstens, dass ich meinen Einsatz herausbekommen hab. M ATH Das ist das Glück in der Liebe. R ITT Gewesen, gewesen! M ATH Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITT Das hat nicht viel zu sagen -- wenn man nämlich ein wählerischer Mensch ist. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Charaktereigenschaft. Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. M ATH Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. 1 2 2 3 10 10 15 26 27
hatteN ] unser HerrgottN ] B N] B(Stille)N ] BWiederN ] BTrabN ] BwarN ] Bmitten imN ] B N] B B
[war] |hatte| [endlich] |unser Herrgott| [Die Aermste hat fürchterlich gelitten.] \(Stille)/ Wie[ ]der korrigiert aus: Trabb korrigiert aus: wr mitt[n]|en|\ /im [(Stille)]
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 4
Gesamtfassung in sieben Bildern
5
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
R ITT Menschlichem Ermessen nach -M ATH Sicher. (ab in ihre Tabak-Trafik) 얍 M ARIANNE (begleitet eine gnädige Frau aus der Puppenklinik -- jedesmal, wenn diese Ladentüre geöffnet wird, ertönt statt eines Klingelzeichens ein Glockenspiel) R ITT (blättert nun in einer Zeitung und horcht) DIE GNÄDIGE F RAU Also ich kann mich auf Sie verlassen? M AR Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk -- gnädige Frau bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich ! DIE GNÄDIGE F RAU Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie -- und dass ich sie nur übermorgen früh im Haus hab, sonst weint der Bubi. Er hat nämlich am Freitag Geburtstag und er möcht doch schon so lang Sanitäter spielen -M AR Garantiert und pünktlich , gnädige Frau! Vielen Dank, gnädige Frau! DIE GNÄDIGE F RAU Also Adieu! (ab nach links) B
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 5
N
B
N
Z AUBERKÖNIG (erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist Du da? M AR Papa? Z AUBER Wo stecken denn meine Sockenhalter? M AR Die rosa oder die beige ? Z AUBER Ich hab doch nurmehr die rosa! M AR Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBER Links oben rechts hinten. Dificile est, satiram non scribere. (ab) 얍 R ITT (zu Marianne) Immer fleissig, Fräulein Marianne! Immer fleissig! M AR Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITT Im Gegenteil. Apropos: wann darf man denn gratulieren? M AR Zu was denn? R ITT Na zur Verlobung. DER
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Z AUBER (erscheint wieder auf dem Balkon) Marianne! R ITT Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBER Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter? M AR Wo sie immer stecken. Z AUBER Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stecken, dort stecken sie nicht. M AR Dann stecken sie in der Kommod. B
40
N
10 16 23 29 29 31 38
N
garantiert f pünktlichN ] und pünktlichN ] BbeigeN ] BApropos:N ] BwannN ] BNa zurN ] BfürN ] B B
garantiert[{3}]|1| und[{2}]|2| pünktlich[{1}]|3| \und pünktlich/ korrigiert aus: baige \Apropos:/ [W]|w|ann \Na/ [Z]|z|ur korrigiert aus: fürc
451
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 6
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Z AUBER Nein. M AR Dann im Nachtkastl. Z AUBER Nein. M AR Dann bei Deinen Unterhosen. Z AUBER Nein! M AR Dann weiss ich es nicht. Z AUBER Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: wo stecken meine Sockenhalter! M AR Ich kann doch nicht zaubern! 얍 Z AUBER (brüllt sie an) Und ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf in die Totenmess! Weil Du meine Garderob verschlampst! Jetzt komm aber nur rauf und such Du! Aber avanti, avanti! M AR (ab in die Puppenklinik -- und jetzt wird der Walzer „Ueber den Wellen“ wieder weitergespielt)
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 7
Z AUBER (lauscht) R ITT Wer spielt denn da? Z AUBER Das ist eine Realschülerin im zweiten Stock -- ein talentiertes Kind ist das. R ITT Ein musikalisches. Z AUBER Ein frühentwickeltes -- (er summt mit, riecht an den Blumen und geniesst ihren Duft) R ITT Es wird Frühling, Herr Zauberkönig. Z AUBER Endlich! Selbst das Wetter ist verrückt geworden! R ITT Das sind wir alle. Z AUBER Ich nicht. (Pause) Z AUBER Elend sind wir dran, Herr Rittmeister, elend. Nichteinmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt -O SKAR (kommt aus seiner Fleischhauerei; in Schwarz und mit Zylinder; er zieht sich soeben schwarze Glacéhandschuhe an) Z AUBER Ich bin gleich fertig, Oskar! Die liebe Mariann hat nur wiedermal meine Sockenhalter verhext! 얍 R ITT Herr Zauberkönig! Dürft ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich auch Strumpfbänder, neuerdings -Z AUBER Zu gütig! Küssdiehand! Aber Ordnung muss sein! Die liebe Mariann wird sie schon wieder herhexen! R ITT Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. O SKAR (lüftet den Zylinder und verbeugt sich leicht) Z AUBER Wenns Gott mir vergönnt, ja. R ITT Mein Kompliment, die Herren! (ab -- und nun ist der Walzer aus) B
N
M ARIANNE (erscheint auf dem Balkon mit den rosa Sockenhaltern) Hier hab ich jetzt Deine Sockenhalter. Z AUBER Na also! M AR Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen -- und ich hab jetzt das ganze schmutzige Zeug durchwühlen müssen. 30
B
GlacéhandschuheN ]
korrigiert aus: Gla`cehandschuhe
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 8
Gesamtfassung in sieben Bildern
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H AVLITSCHEK (erscheint in der Tür der Fleischhauerei; wieder fressend) Herr Oskar. Was ich noch hab sagen wollen -- geh bittschön betens auch in meinem Namen ein Vaterunser für die arme gnädige Frau Mutter selig. O SKAR Gern, Havlitschek. H AVLITSCHEK Ich sage dankschön, Herr Oskar. (ab) 얍 M ARIANNE (tritt aus der Puppenklinik ) O SKAR Ich bin so glücklich, Mariann. Bald ist das Jahr der Trauer ganz vorbei und morgen leg ich meinen Flor ab. Und am Sonntag ist offizielle Verlobung und Weihnachten Hochzeit -- Ein Bussi, Mariann, ein Vormittagsbussi -M AR (gibt ihm einen Kuss, fährt aber plötzlich zurück) Au! Du sollst nicht immer beissen! O SKAR Hab ich denn jetzt? M AR Weisst Du denn das nicht? O SKAR Also ich hätt jetzt geschworen -M AR Dass Du mir immer weh tun musst. (Stille) O SKAR Böse? (Stille) O SKAR Na? M AR Manchmal glaub ich schon, dass Du es Dir herbeisehnst, dass ich ein böser Mensch sein soll -O SKAR Marianne! Du weisst, dass ich ein religiöser Mensch bin und dass ich es ernst nehme mit den christlichen Grundsätzen! M AR Glaubst Du vielleicht, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Ich wollte Dich nicht beleidigen. Ich weiss, dass Du mich verachtest. M AR Was fällt Dir ein, Du Idiot! (Stille) O SKAR Du liebst mich also nicht? M AR Was ist Liebe? 얍 (Stille) O SKAR Was denkst Du jetzt? M AR Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es Du. Du sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte -O SKAR Jetzt möcht ich in Deinen Kopf hineinsehen können, ich möcht Dir mal die Hirnschale herunter und nachkontrollieren, was Du da drinnen denkst -M AR Aber das kannst Du nicht. O SKAR Man ist und bleibt allein. (Stille) B
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Lesetext
Z AUBER Na sowas! (er lächelt väterlich und kneift sie in die Wange) Brav, brav. Unten steht der Oskar. (ab) O SKAR Marianne! Marianne! M AR Ja? O SKAR Willst Du denn nicht herunterkommen? M AR Das muss ich sowieso. (ab)
B
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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B B
PuppenklinikN ] HochzeitN ]
N
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korrigiert aus: Puppnklinik
Hochzeit[,]
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
O SKAR (holt aus seiner Tasche eine Bonbonniere hervor) Darf ich Dir diese Bonbons, ich hab sie jetzt ganz vergessen, die im Goldpapier sind mit Likör -M AR (steckt sich mechanisch ein grosses Bonbon in den Mund) B
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Z AUBER (tritt rasch aus der Puppenklinik; auch in Schwarz und mit Zylinder) Also da sind wir. Was hast Du da? Schon wieder Bonbons? Aufmerksam, sehr aufmerksam! (er kostet) Ananas! Prima! Na was sagst Du zu Deinem Bräutigam? Zufrieden? M AR (rasch ab in die Puppenklinik) Z AUBER (verdutzt) Was hat sie denn? O SKAR Launen. Z AUBER Uebermut! Es geht ihr zu gut! O SKAR Komm, wir haben keine Zeit, Papa -- die Messe -Z AUBER Aber eine solche Benehmität! Ich glaub gar, dass Du sie mir verwöhnst -also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst Du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum ? 얍 Nicht weil meine Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm war, Gott hab sie selig! Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave caesar, morituri te salutant! (ab mit Oskar) (Jetzt spielt die Realschülerin im zweiten Stock den Walzer „In lauschiger Nacht“ von Ziehrer) B
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N
M ATHILDE (steht nun in der Tür ihrer Tabak-Trafik und beachtet Alfred) A LFRED (trommelt an die Fensterscheibe) M ARIANNE (sieht ihn plötzlich erschrocken an; lässt rasch den Sonnenvorhang hinter der Fensterscheibe herab -- und der Walzer bricht wieder ab, mitten im Takt) A LFRED (erblickt Mathilde) (Stille) 얍 M ATHILDE Wohin? A LFRED Zu Dir, Liebling. M ATHILDE Was hat man denn in der Puppenklinik verloren? B
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N
M ARIANNE (erscheint nun in der Auslage und arrangiert -- sie bemüht sich besonders um das Skelett) A LFRED (kommt von links, erblickt Marianne von hinten, hält und betrachtet sie) M ARIANNE ( dreht sich um -- erblickt Alfred und ist fast fasziniert) A LFRED (lächelt) M ARIANNE (lächelt auch) A LFRED (grüsst charmant) M ARIANNE (dankt) A LFRED (nähert sich der Auslage) B
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BonbonN ] Messe --N ] BwarumN ] BdrehtN ] BerschrockenN ] B B
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korrigiert aus: Bonbons korrigiert aus: Messekorrigiert aus: Warum korrigiert aus: deht
[totenernst] |erschrocken|
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 12
Gesamtfassung in sieben Bildern
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Lesetext
A LFRED Ich wollte Dir ein Pupperl kaufen. M ATH Und an sowas hängt man sein Leben. A LFRED Pardon! (Stille) A LFRED (krault Mathilde am Kinn) M ATH (schlägt ihm auf die Hand) (Stille) A LFRED Wer ist denn das Fräulein da drinnen? M ATH Das geht Dich einen Dreck an. A LFRED Das ist sogar ein hübsches Fräulein. M ATH Haha. A LFRED Ein schöngewachsenes Fräulein. Dass ich dieses Fräulein noch nie gesehen hab – das ist halt die Tücke des Objekts. M ATH Na und? A LFRED Also ein für allemal: lang halt ich jetzt aber Deine hysterischen Eifersüchteleien nichtmehr aus! Ich lass mich nicht tyrannisieren! Das hab ich doch schon gar nicht nötig! M ATH Wirklich? A LFRED Glaub nur ja nicht, dass ich auf Dein Geld angewiesen bin! (Stille) M ATH Ja, das wird wohl das Beste sein -A LFRED Was? 얍 M ATH Das wird das Beste sein für uns Beide, dass wir uns trennen. A LFRED Aber dann endlich! Und im Guten! Und dann musst Du auch konsequent bleiben -- -- Da. Das bin ich Dir noch schuldig. Zähls nach, bitte! M ATH (zählt mechanisch das Geld) A LFRED Wir haben in Saint-Cloud nichts verloren und in Le Tremblay gewonnen. Aussenseiter. Der Hirlinger Ferdinand hat mir gesagt, also das ist schon genial, was ich da treib, und ich bin eine Rennplatzkapazität. (Stille) A LFRED Siehst Du, jeder Mensch hat Licht- und Schattenseiten, das ist normal. Und ich kann Dir nur flüstern: eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari. Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, dass wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns ungesund sind -Was schaust mich denn so intelligent an? (er brüllt sie an) Einen anderen Kopf, bitte! (Stille) A LFRED Was mach ich denn aus Deinem Ruhegehalt, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Das Gehalt eines aktiven Ministerialdirigenten erster Klass . Was ist denn schon wieder los? M ATH Ich hab jetzt nur an das Grab gedacht. B
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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korrigiert aus: eine Puppe\rl/
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ein PupperlN ] DassN ] Bdieses f Objekts.N ] BschonN ] BLeN ] BKlassN ]
Das\s/ [das erst heut zum erstenmal seh--] |dieses f Objekts.| \schon/ korrigiert aus: le Klass[e]
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
A LFRED An was für ein Grab? M ATH An sein Grab. Immer wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär -- dann muss ich an sein Grab denken. (Stille) M ATHILDE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert -얍 A LFRED Mathild. Wenn ich morgen in Maisons–Laffitte gewinn, dann lassen wir sein Grab mal gründlich herrichten. Halb und halb. M ATH (küsst plötzlich seine Hand) A LFRED Nein, nicht so -- (er nimmt ihr wieder das Geld ab) Was? Du weinst? M ATH (weinerlich) Aber keine Idee -- (sie betrachtet sich in ihrem Taschenspiegel) Gott, bin ich wieder derangiert -- höchste Zeit, dass ich mich wiedermal rasier -(sie schminkt sich mit dem Lippenstift und summt dazu den Trauermarsch von Chopin) B
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Lesetext
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E n d e d e s e r s t e n B i l d e s.
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얍Zweites Bild
IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 15
Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Zauberkönig und Marianne, Oskar, Mathilde, Alfred, einige entfernte Verwandte, unter ihnen Erich aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche Kinder machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von Oskar photographiert werden, der sich noch mit seinem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben Marianne, massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. B
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Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBER Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBER Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBER Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf) B
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N
7 13 27 33
N
B
Maisons\–/Laffitte
B
Maisons–LaffitteN ] summtN ] BOskarN ] BHalt!N ]
korrigiert aus: summtt korrigiert aus: [O]skar
Halt\!/
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig -O SKAR Aber mit Vergnügen! (er gruppiert die Kinder und küsst die Kleinste) 5
Z WEITE T ANTE (zu Marianne) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert -- Na wenn das kein braver Familienvater wird! Ein Kindernarr, ein Kindernarr! Unberufen! (sie umarmt Marianne und gibt ihr einen Kuss) B
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M ATHILDE (zu Alfred) Also das ist der Chimborasso . A LFRED Was für ein Chimborasso ? M ATHILDE Dass Du Dich nämlich diesen Herrschaften hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATH Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATH Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig. M ATH (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille) A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATH Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATH Man kann sichs ja lebhaft vorstellen, nicht? 얍 A LFRED (zündet sich eine Zigarette an) M ATH Wo hat man sich denn kennen gelernt? In der Puppenklinik? A LFRED Halts Maul. B
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 16
Z AUBER (nähert sich Alfred mit Erich) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekannt machen: das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBER Herr von Zentner! E RICH (mit Brotbeutel und Feldflasche am Gürtel) Sehr erfreut! Z AUBER Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBER Kassel oder Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück) A LFRED (zu Mathilde) Ihr kennt Euch schon? M ATH Oh schon seit Ewigkeiten!
6 9 9 10
Unberufen!N ] istN ] BChimborassoN ] BChimborassoN ] B B
Unberufen[, unberufen]! korrigiert aus: ich korrigiert aus: Chimborasse korrigiert aus: Chimborasse
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 17
Gesamtfassung in sieben Bildern
Lesetext
E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt lässt eine Tante ihr Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen) E RICH (lauscht) Bohème . Göttlicher Puccini! B
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
N B
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N
M ARIANNE (nun neben Alfred; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -A LFRED Das ist Bohème . 얍 M ARIANNE Puccini. B
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M ATHILDE (zu Erich) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATHILDE Geh wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATH Nein. E RICH Das ist Kunst. B
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N
M ARIANNE (zu Alfred) Ich wollte mal rhythmische Gymnastik studieren und dann hab ich von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für sowas. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M AR Das glaub ich nicht. O SKAR ( photographiert nun den Zauberkönig allein, und zwar in verschiedenen Posen; das Reisegrammophon hat ausgesungen) A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M AR Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M AR Ich war damals vierzehn. A LFRED Pardon! M AR Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. 얍 A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M AR Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, dass das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) B
B
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N
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4 4 5 8 13 20 22 22 26 27
B
N
N
ihrN ] ReisegrammophonN ] BBohèmeN ] BBohèmeN ] BGehN ] BfinanzielleN ] BkeinN ] Bmir:N ] BphotographiertN ] BReisegrammophonN ] B
N
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B
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 18
N
korrigiert aus: ihren korrigiert aus: Reisegrammaphon korrigiert aus: Boheme korrigiert aus: Boheme
G[a]|e|h korrigiert aus: finazielle
kein[e] mir[;]|:| photogra[o]|p|hiert korrigiert aus: Reisegrammaphon
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 19
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
M AR Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt Alfred plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M AR Können Sie hypnotisieren? B
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O SKAR (zu Alfred) Pardon! (zu Marianne) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt Oskar und Marianne und lässt sich ebenfalls nieder) Z AUBER Ueber was haben wir denn gerade geplauscht? E RSTE T ANTE Ueber die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines verstorbenen Menschen in ein Tier hineinfährt -- zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBER Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! 얍 E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So lasst uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüssler -Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel -Z AUBER Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts garnicht! M ATH Jetzt aber Schluss! Z AUBER (erhebt sich und klopft mit dem Messer an sein Glas) Meine lieben Freunde! Zuguterletzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat -M ATHILDE Bravo! Z AUBER Silentium, gleich bin ich fertig, und nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, dass Gott der Allmächtige es meiner unvergesslichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig, nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas -- (er erhebt sein Glas) -- um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche nunmehr und hiermit offiziell verlobte Paar -- das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! B
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Lesetext
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B B
Gott,N ] Schlange.N ]
N
Gott[.]|,| korrigiert aus: Schlange,
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IN 221.000/30b – BS 37h, Bl. 20
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 I DA (jenes magere herzige Mäderl, das seinerzeit Havlitscheks Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weissgekleidet mit einem Blumenstrauss vor das verlobte Paar und rezitiert mit einem Sprachfehler) Die Liebe ist ein Edelstein Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren Sie brennt solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht Um drin sich zu verklären. A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht Marianne den Blumenstrauss mit einem Knix) A LLE (streicheln nun Ida und gratulieren dem BverlobtenN Paar in aufgeräumtester Stimmung; das BReisegrammophonN spielt nun den Hochzeitsmarsch und der Zauberkönig küsst Marianne auf die Stirne und Oskar auf den Mund; dann wischt er sich die Tränen aus den Augen und dann legt er sich in seine Hängematte) E RICH (mit einer Feldflasche) Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun aus dieser Feldflasche auf Euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! M ATHILDE (angeheitert) Nur keine Neger! Heil! E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Spässe! Dieser Punkt ist mir heilig. Sie kennen meine Stellung zum Rassenproblem. M ATHILDE Ein problematischer Mensch -- Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie -얍 E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? M ATHILDE Interessant -E RICH Wieso? M ATHILDE Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag? Sie grosses Kind -- (sie hängt sich ein in das grosse Kind und schleift es fort; man lagert sich nun im Wald und die kleinen Kindlein spielen und stören) O SKAR (singt BzurN Laute) Sei gepriesen, Du lauschige Nacht Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus Brachte klappernd den Segen ins Haus Und entschwand auch der liebliche Mai In der Jugend erblüht er neu! (er spielt das Lied nochmal, singt aber nichtmehr, sondern summt nur; auch alle anderen summen mit, ausser Alfred und Marianne) A LFRED (nähert sich nämlich Marianne) Darf BmanN noch einmal gratulieren? M ARIANNE (schliesst die Augen)
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B
verl[i]|o|bten
B
korrigiert aus: Reisegrammaphon korrigiert aus: zu
verlobtenN ] ReisegrammophonN ] BzurN ] BmanN ]
[ich] |man|
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 21
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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M ATHILDE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! M ATHILDE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit) Muh! Muh! Muh! ( Grosses Gelächter) M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBER Das soll dreimal Mäh schreien! M ATHILDE Das bist Du selber! Z AUBER Mäh! Mäh! Mäh! (Brüllendes Gelächter) M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! M ATHILDE Oskar! Hast Du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was Du willst! Z AUBER Was Du kannst! (Stille) 얍 O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann -- (er stürzt sich plötzlich auf Marianne und demonstriert an ihr seine Griffe) M ARIANNE (stürzt zu Boden) Au! Au, au -E RSTE T ANTE Nein dieser Rohling! Z AUBER Bravo! Bravissimo! O SKAR (zur ersten Tante) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt! E RSTE T ANTE Das auch noch! Z AUBER (klopft Oskar auf die Schulter) Sehr geschickt! Sehr einleuchtend! B
N
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 23
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Lesetext
A LFRED (küsst lange ihre Hand) O SKAR (hatte den Vorgang beobachtet, übergab seine Laute der zweiten Tante, schlich sich heran und steht nun neben Marianne) A LFRED (korrekt) Ich gratuliere. O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab) 얍 O SKAR (sieht ihm nach) Er beneidet mich um Dich -- ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M AR Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M ARIANNE Gestern war er da und wir sind ins Gespräch gekommen, nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft.
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
GrossesN ] kannst!N ] B N] BAu, auN ] B B
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[g]|G|rosses [kanst!] |kannst!| [So!] [a]|A|u,[A]|a|u
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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Z WEITE T ANTE (hilft Marianne beim Aufstehen) Ein so ein zartes Frauerl -- Haben wir denn noch ein Pfand? M ATH Leider! Schluss. Aus! Z AUBER Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! Hinein in die kühle Flut! Ich schwitz schon eh wie ein gselchter Aff ! E RICH Eine ausgezeichnete Idee! M ATH Aber wo sollen sich denn die Damen entkleiden? Z AUBER Nichts leichter als das! Die Damen rechts, die Herren links! Also auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und die Damen verschwinden rechts, die Herren links -- Mathilde und Alfred sind die letzten) 얍 M ATHILDE Alfred! A LFRED Bitte? M ATHILDE (trällert die Walzermelodie nach und zieht sich ihre Bluse aus) A LFRED Nun? M ATHILDE (wirft ihm eine Kusshand zu) A LFRED Adieu! M ATH Moment! Gefällt dem Herrn Baron das Fräulein Braut? A LFRED (fixiert sie -- geht dann rasch auf sie zu und hält knapp vor ihr) Hauch mich an. M ATH Wie komm ich dazu! A LFRED Hauch mich an! M ATH (haucht ihn an) A LFRED Du Alkoholistin. M ATH Das ist doch nur ein Schwipps, den ich da hab, Du Vegetarianer! Der Mensch denkt und Gott lenkt. Man feiert doch nicht alle Tag Verlobung -- und Entlobung, Du Schweinehund -A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! M ATH Dass Du mich nicht anrührst, dass Du mich nicht anrührst -A LFRED Toll! Als hätt ich Dich schon jemals angerührt. M ATH Und am siebzehnten März? (Stille) A LFRED Wie Du Dir alles merkst -M ATH Alles. Das Gute und das Böse -- (sie hält sich plötzlich die Bluse vor) Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen! A LFRED Als hätt ich Dich nicht schon so gesehen -M ATH (kreischt) Schau mich nicht so an! Geh! Geh! A LFRED Hysterische Kuh -- (ab nach links) 얍 M ATH (allein; sieht ihm nach) Luder. Mistvieh. Drecksau. Bestie. (sie zieht sich aus) B
B
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 25
N
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[a][A]|A|ff
B
korrigiert aus: Reisegrammaphon korrigiert aus: mach
Aff N ] ReisegrammophonN ] BnachN ] BHysterischeN ] BLuder f Bestie.N ]
H[x]|y|sterische Luder.1 Drecksau.3 Bestie.4 Mistvieh.2
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 26
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Z AUBERKÖNIG (taucht in Schwimmanzug hinter dem Busch auf und sieht zu) M ATHILDE (hat nun nurmehr das Hemd, Schlüpfer und Strümpfe an; sie entdeckt den Zauberkönig) Jesus Maria Josef! Oh Du Hallodri! Mir scheint gar, Du bist ein Voyeur -Z AUBER Ich bin doch nicht pervers. Zieh Dich nur ruhig weiter aus. M ATH Nein, ich hab doch noch mein Schamgefühl. Z AUBER Geh in der heutigen Zeit! M ATH Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie -- (sie trippelt hinter einen Busch) Z AUBER (lässt sich vor dem Busch nieder, entdeckt Mathildens Korsett, nimmt es an sich und riecht daran) Mit oder ohne Phantasie -- diese heutige Zeit ist eine verkehrte Welt! Ohne Treu, ohne Glauben, ohne sittliche Grundsätz . Alles wackelt, nichts steht mehr fest. Reif für die Sintflut -- (er legt das Korsett wieder beiseite, denn es duftet nicht gerade überwältigend) Ich bin nur froh, dass ich die Mariann angebracht hab, eine Fleischhauerei ist immer noch solid -M ATHILDENS S TIMME Na und die Trafikantinnen ? Z AUBER Auch! Rauchen und fressen werden die Leut immer -- aber zaubern? Wenn ich mich so mit der Zukunft beschäftig, da wirds mir manchmal ganz pessimistisch. Ich habs ja überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, ich muss ja nur an meine Frau selig denken -- diese ewige Schererei mit den Spezialärzten -M ATHILDE (erscheint nun im Badetrikot; sie beschäftigt sich mit dem Schulterknöpfchen) An was ist sie denn eigentlich gestorben? 얍 Z AUBER (stiert auf ihren Busen) An der Brust. M ATH Doch nicht Krebs? Z AUBER Doch. Krebs. M ATH Ach, die Aermste! Z AUBER Ich war auch nicht zu beneiden. Man hat ihr die linke Brust wegoperiert -sie ist überhaupt nie gesund gewesen, aber ihre Eltern haben mir das verheimlicht -- Wenn ich Dich daneben anschau: stattlich, also direkt königlich -- Eine königliche Person! M ATH (macht nun Rumpfbeugen) Was wisst Ihr Mannsbilder schon von der Tragödie des Weibes? Wenn wir uns nicht so herrichten und pflegen täten -Z AUBER (unterbricht sie) Glaubst Du, ich muss mich nicht pflegen? M ATH Das schon. Aber bei einem Herrn sieht man doch in erster Linie auf das Innere -- (sie macht nun in rhythmischer Gymnastik) Z AUBER (sieht ihr zu und macht dann Kniebeugen) M ATH Hach, jetzt bin ich aber müd! (sie wirft sich neben ihn hin) Z AUBER Der sterbende Schwan. (er nimmt neben ihr Platz) (Stille) M ATH Darf ich meinen Kopf in Deinen Schoss legen? Z AUBER Auf der Alm gibts keine Sünd! B
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GrundsätzN ] dieN ] BSintflutN ] BTrafikantinnenN ] BScherereiN ] BnimmtN ] BSchossN ] B B
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Grundsätz[e] [den] |die| korrigiert aus: Sinnflut korrigiert aus: Trafikantinen korrigiert aus: Scheererei
nimm\t/ korrigiert aus: Schoos
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 28
E RICH (kommt in Badehose mit einem Luftdruckgewehr) Verzeihung, Onkel! Du wirst es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte hier zu schiessen? Z AUBER Was willst Du? E RICH Schiessen. Z AUBER Du willst hier schiessen? E RICH Nach der Scheibe auf jener Buche dort. Uebermorgen steigt nämlich das monatliche Preisschiessen unseres akademischen Wehrverbandes und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschiessen. Also darf ich? M ATH Natürlich! Z AUBER (zu Mathilde) Natürlich? (er erhebt sich) Natürlich! Wehrverband! Sehr natürlich! Nur das Schiessen nicht verlernen -- ich geh mich jetzt abkühlen! In unsere schöne blaue Donau! (für sich) Hängts Euch auf! (ab) B
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M ATH (tut es) Die Erd ist nämlich noch hart -- heuer war der Winter lang. (Stille) M ATH (leise) Du. Gehts Dir auch so? Wenn die Sonne auf meine Haut scheint, wirds mir immer so weissnichtwie -Z AUBER Wie? Sags nur. (Stille) M ATH Du hast doch zuvor mit meinem Korselett gespielt? (Stille) Z AUBER Na und? 얍 M ATH Na und -Z AUBER (wirft sich plötzlich über sie und küsst sie) M ATH Gott, was für ein Temperament -- das hätt ich Dir garnicht zugetraut -- Du schlimmer Mensch, Du -Z AUBER Bin ich sehr schlimm? M ATH Ja -- Nein, Du! Halt, da kommt wer! (sie kugeln auseinander) B
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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E RICH (ladet, zielt und schiesst) M ATH (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuss) Pardon, wenn ich Sie molestier -- was studieren Sie eigentlich? E RICH Jus. Drittes Semester. (er zielt) Arbeitsrecht. (Schuss) M ATH Arbeitsrecht. Ist denn das nicht recht langweilig? 얍 E RICH (ladet) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (er zielt) In der Industrie. (Schuss) M ATH Und wie gefällt Ihnen unsere Wiener Stadt? E RICH Herrliches Barock! M ATH Und die süssen Wiener Maderln? E RICH Offen gesagt: ich kann mit jungen Mädchen nichts anfangen . Ich war nämlich schon mal verlobt und hatte nur bittere Enttäuschungen, weil Käthe eben zu jung war, um meinem Ich Verständnis entgegenbringen zu können. Bei jungen B
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soN ] abkühlen!N ] BOffenN ] Bnichts anfangenN ] BmalN ] B B
s[{i}]|o| abkühlen![!] Offe[m]|n| nichts\ /anfangen [ein]mal
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Mädchen verschwendet man seine Gefühle an die falsche Adresse. Dann schon lieber eine reifere Frau, die einem auch etwas geben kann. (Schuss) M ATH Wo wohnen Sie denn? E RICH Ich möchte gerne ausziehen. M ATH Ich hätt ein möbliertes Zimmer. E RICH Preiswert? M ATH Geschenkt. E RICH Das träfe sich ja famos! (Schuss) M ATH Herr Syndikus -- geh lassens mich auch mal schiessen -E RICH Mit Vergnügen! M ATH Ganz meinerseits. (sie nimmt ihm das Gewehr ab) Waren Sie noch Soldat? E RICH Leider nein -- ich bin doch Jahrgang 1911. M ATH 1911 -- (sie zielt lange) E RICH (kommandiert) Stillgestanden! Achtung! Feuer! M ATH (schiesst nicht -- langsam lässt sie das Gewehr sinken und sieht ihn ernst an) E RICH Was denn los? M ATH Au! (sie krümmt sich plötzlich und wimmert) Ich hab so Stechen -- jetzt neuerdings -- immer wenn ich mich erreg -(Stille) E RICH Kann ich Ihnen behilflich sein? M ATH (reicht ihm das Gewehr zurück) Da habens Ihr Gewehr. Kommens! Ziehen wir uns lieber an! (sie packt ihn am Arm und ab mit ihm) B N
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얍 A LFRED (in Bademantel und Strohhut; begegnet ihnen und grüsst sarkastisch; nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert und in der Ferne spielt das Reisegrammophon den Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss)
M ARIANNE (steigt aus der schönen blauen Donau und erkennt Alfred) (Stille) A LFRED Ich wusst es, dass Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wussten Sie das? A LFRED Ich wusst es. (Stille) M ARIANNE Die Donau ist weich wie Samt -A LFRED Wie Samt. M AR Heut möcht ich weit fort -- Heut könnt man im Freien übernachten. A LFRED Leicht. M AR Ach, wir armen Kulturmenschen! Was haben wir von unserer Natur! A LFRED Was haben wir aus unserer Natur gemacht? Eine Zwangsjacke. Keiner darf, wie er will. M AR Und keiner will, wie er darf. (Stille) A LFRED Und keiner darf, wie er kann. M AR Und keiner kann, wie er soll -B
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] Die DonauN ]
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gestrichen: \1 Zeile frei!!/ D[as]|ie| [Wasser] |Donau|
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED (umarmt sie mit grosser Gebärde und sie wehrt sich mit keiner Faser -- ein langer Kuss) M AR (haucht) Ich habs gewusst, ich habs gewusst -A LFRED Ich auch. M AR Liebst Du mich, wie Du solltest --? A LFRED Das hab ich im Gefühl. 얍 M AR Ich auch -- (und abermals ein langer Kuss ) A LFRED Komm, setzen wir uns. (sie setzen sich) (Stille) M AR Ich bin nur froh, dass Du nicht dumm bist -- ich bin nämlich von lauter dummen Menschen umgeben. Auch Papa ist kein Kirchenlicht -- und manchmal glaube ich sogar, er will sich durch mich an meinem armen Mutterl selig rächen. Die war nämlich sehr eigensinnig. A LFRED Du denkst zuviel. M AR Jetzt gehts mir gut. Jetzt möcht ich singen. Immer, wenn ich traurig bin, möcht ich singen -- (sie summt und verstummt wieder) Warum sagst Du kein Wort? (Stille) A LFRED Liebst Du mich? M AR Sehr. A LFRED So wie Du solltest? Ich meine, ob Du mich vernünftig liebst? M AR Vernünftig? A LFRED Ich meine, ob Du keine Unüberlegtheiten machen wirst -- denn dafür könnt ich keine Verantwortung übernehmen. M AR Oh Mann grübl doch nicht -- grübl nicht, schau die Sterne -- die werden noch droben hängen, wenn wir drunten liegen -A LFRED Ich lass mich verbrennen. M AR Ich auch -- Du, oh Du -- Du -(Stille) M AR Du – wie der Blitz hast Du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten – – jetzt weiss ich es aber ganz genau. A LFRED Was? M ARIANNE Dass ich ihn nicht heiraten werd – 얍 A LFRED Mariann! M AR Was hast Du denn? (Stille) A LFRED Ich hab kein Geld. M AR Oh warum sprichst Du jetzt davon?! A LFRED Weil das meine primitivste Pflicht ist! Noch nie in meinem Leben hab ich eine Verlobung zerstört und zwar prinzipiell! Lieben ja, aber dadurch zwei Menschen auseinanderbringen -- nein! Dazu fehlt mir das moralische Recht! Prinzipiell! (Stille) B
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KussN ] ] Bsich)N ] BDu f gespalten – –N ] Bgenau.N ] BA LFRED f werd –N ] B
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korrigiert aus: Kus
[-- wie der Blitz hast Du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten--] korrigiert aus: sich).
[--] |Du f gespalten [–] |– –|| genau\./ [ich kann ihn nicht ausstehen. Nein, ich werd ihn nicht heiraten.] \A LFRED f werd –/
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
M AR Ich hab mich nicht getäuscht, Du bist ein feiner Mensch. Jetzt fühl ich mich doppelt zu Dir gehörig -- Ich pass nicht zu Oskar und basta! (Es ist inzwischen finster geworden und nun steigen in der Nähe Raketen) A LFRED Raketen. Deine Verlobungsraketen. M AR Unsere Verlobungsraketen. A LFRED Sie werden Dich suchen. M AR Sie sollen uns finden -- Bleib mir, Du, Dich hat mir der Himmel gesandt, mein Schutzengel -(Jetzt gibt es bengalisches Licht -- blau, grün, gelb, rot -- und beleuchtet Alfred und Marianne; und den Zauberkönig, der knapp vor ihnen steht mit der Hand auf dem Herz) M ARIANNE (schreit unterdrückt auf) (Stille) A LFRED (geht auf den Zauberkönig zu) Herr Zauberkönig -Z AUBERKÖNIG ( unterbricht ihn) Schweigen Sie! Mir brauchen Sie nichts zu erklären, ich hab ja alles gehört -- na das ist ja ein gediegener Skandal! Am Verlobungstag! Nacket herumliegen! Küssdiehand! Mariann! Zieh Dich an! 얍 Dass nur der Oskar nicht kommt -- Jesus Maria und ein Stückerl Josef! A LFRED Ich trag natürlich sämtliche Konsequenzen, wenn es sein muss. Z AUBER Sie haben da garnichts zu tragen! Sie haben sich aus dem Staube zu machen, Sie Herr! Diese Verlobung darf nicht platzen, auch aus moralischen Gründen nicht! Dass mir keine Seele was erfährt, Sie Halunk -- Ehrenwort! A LFRED Ehrenwort! M AR Nein!! Z AUBER (unterdrückt) Brüll nicht! Bist Du daneben? Zieh Dich an, aber marschmarsch! Du Badhur! B
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O SKAR (erscheint und überblickt die Situation) Marianne! Marianne! Z AUBER Krach in die Melon! (Stille) A LFRED Das Fräulein Braut haben bis jetzt geschwommen -M AR Lüg nicht! So lüg doch nicht! Nein, ich bin nicht geschwommen, ich mag nichtmehr! Ich lass mich von Euch nichtmehr tyrannisieren, jetzt bricht der Sklave seine Fessel -- da! (sie wirft Oskar den Verlobungsring ins Gesicht) Ich lass mir mein Leben nicht verhunzen, das ist mein Leben! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann da zugeführt -- Nein, ich heirat Dich nicht, ich heirat Dich nicht, ich heirat Dich nicht!! Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen! Z AUBER Das einzige Kind! Das werd ich mir merken! (Stille; während zuvor Marianne geschrien hat, sind auch die übrigen Ausflügler erschienen und horchten interessiert und schadenfroh zu) 얍 O SKAR (tritt zu Marianne) Mariann. Ich wünsch Dir nie, dass Du das durchmachen sollst, was jetzt in mir vorgeht -- und ich werde Dich auch noch weiter lieben, Du entgehst mir nicht -- und ich danke Dir für alles. (ab) (Stille) B
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Mensch. JetztN ] unterbrichtN ] BnochN ] B B
korrigiert aus: MenschJetzt korrigiert aus: Unterbricht korrigiert aus: nochw
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IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 34
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Z AUBER (zu Alfred) Was sind Sie denn überhaupt? A LFRED Ich? M ATHILDE Nichts. Nichts ist er. Z AUBER Ein nichts. Das auch noch. Ich habe keine Tochter mehr! (ab mit den Ausflüglern -- Alfred und Marianne bleiben allein zurück; jetzt scheint der Mond) B N
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A LFRED Ich bitte Dich um Verzeihung. M ARIANNE (reicht ihm die Hand) A LFRED Dass ich Dich nämlich nicht hab haben wollen -- dafür trägt aber nur mein Verantwortungsgefühl die Verantwortung. Ich bin Deiner Liebe nicht wert, ich kann Dir keine Existenz bieten, ich bin überhaupt kein Mensch -M ARIANNE Mich kann nichts erschüttern. Lass mich aus Dir einen Menschen machen -- Du machst mich so gross und weit -A LFRED Und Du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor Dir in seelischer Hinsicht. M ARIANNE Und ich geh direkt aus mir heraus und schau mir nach -- jetzt, siehst Du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir -- ganz dort hinten, ich kann mich kaum mehr sehen -- -- Von Dir möcht ich ein Kind haben -E n d e d e s z w e i t e n B i l d e s.
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얍Drittes Bild
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Im Stephansdom. Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius kniet ein Cretin. Drei Reihen hinter ihm kniet Marianne. Alfred kommt leise. Von einem anderen Altar her erklingen die Klingelzeichen der heiligen Wandlung -Marianne und der Cretin gehen in sich. Stille. A LFRED (leise) Wirds noch lang dauern? M ARIANNE Wenn es Dir zu lang dauert, dann lass mich allein. A LFRED Das musst Du mir nicht zweimal sagen. (Stille) M ARIANNE So geh doch! A LFRED Kannst es wohl kaum mehr erwarten, dass ich geh? M AR Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! DER C RETIN (dreht sich um und fixiert die Beiden; dann beschäftigt er sich wieder mit seinem Rosenkranz) A LFRED (kniet nieder neben Marianne und lächelt böse) Du Jungfrau von Orleans. M AR So lass mich doch beten, bitte -B
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] Marianne f Orleans.N ] lächeltN ]
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[Das Fest ist aus, gehn mer zhaus!] [Marianne) Ja wie hätten wir es denn? Als hätten wir \schon/ ein zuhaus[.]|,| \Du Jungfrau von Orleans./] |Marianne f Orleans.| [gr] |lächelt|
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A LFRED Was soll denn dieser neue Sport? Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? M AR Du vielleicht? (Stille) A LFRED Auch Dein heiliger Antonius von Padua wird mir keine Stellung verschaffen, merken Sie sich das, gnädiges Fräulein. Den heiligen Herrn möcht ich mal kennen lernen, der einen gewöhnlichen Sterblichen auch nur einen Groschen verdienen lässt -- Halt! (er packt Marianne, die sich erheben will , am Arm und drückt sie wieder in die Kniee) M AR Au! DER C RETIN (beobachtet nun wieder die Beiden -- während der ganzen folgenden Szene) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenem Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann -- jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich statt des unmoralischen Toto ausgerechnet eine moralische Hautcrème vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist. 얍 M AR Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! M AR Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M AR Als ob ich was für die wirtschaftliche Krise könnt! A LFRED Oh Du egozentrische Person -- Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Kosmetikagent herumzurennen? Du! (er erhebt sich) (Stille) M AR Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh , in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M AR (schnellt entsetzt empor) Alfred! A LFRED Nicht so laut! Wir sind doch nicht zuhaus! M AR Ich hab so Angst, Alfred -A LFRED Du siehst Gespenster. M AR Du, wenn Du jetzt nämlich alles vergessen hast -DER C RETIN (grinst boshaft) A LFRED (deutet auf den Cretin) Schau doch nur das blöde Luder -M AR So lass doch den armen Trottel! (sie weint leise vor sich hin) (Stille) A LFRED Ich für meine Person glaub ja nicht an ein Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst gäbs B N
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Sport?N ] willN ] B N] B N] BTotoN ] BHautcrèmeN ] BKosmetikagentN ] BerhöhN ] B B
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[(grinst) Zum heiligen Antonius? (Stille) A LFRED (böse)] Sport[,]|?| [Du Jungfrau von Orleans?] w[ollte]|ill| [\4.)/] [\5.)/] [Wettens] |Toto| [Zahnpasta] |Hautcrème| [Zahnpasten] [|Haut|] |Kosmetik|[{a}] |a|gent erh[{ }] |öh|
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IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 23
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
uns ja nicht. (er streicht ihr über den Hut) Beruhig Dich, die Leut schaun ja schon -(Stille) M AR (sieht ihn gross an) Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! -- und schon hab ich es wieder gefunden. A LFRED Also leb wohl. M AR Du holst mich ab? A LFRED Naturelment . Sicher. (ab) B
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M ARIANNE (sieht ihm nach -- und allmählich entdeckt sie einen Beichtstuhl, dessen Konturen sich langsam aus der Finsternis lösen -- sie nähert sich ihm zögernd; die Glocken läuten und Kirchgänger gehen vorbei -- kleine Erstkommunikantinnen und alte Krüppel -- ein Ministrant löscht alle Kerzen am Antoniusaltar aus -und jetzt ist nurmehr der Beichtstuhl zu sehen, in dem Marianne kniet, alles übrige löste sich auf in der Finsternis; auch der Cretin ist verschwunden und nun schweigen die Glocken; es ist sehr still auf der Welt) B
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B EICHTVATER (sieht Oskar Wilde ähnlich) Also rekapitulieren wir: Du hast 얍 Deinem armen alten Vater, der Dich über alles liebt und der doch immer nur Dein bestes wollte, schmerzlichstes Leid zugefügt, Kummer und Sorgen, warst ungehorsam und undankbar -- hast Deinen braven Bräutigam verlassen und hast Dich an ein verkommenes Subjekt geklammert, getrieben von Deiner Fleischeslust -- still! Das kennen wir schon! Und so lebst Du mit jenem erbärmlichen Individuum ohne das heilige Sakrament der Ehe schon über das Jahr, und in diesem grauenhaften Zustand der Todsünde hast Du Dein Kind empfangen und geboren -- wann? M AR Vor acht Wochen. B EICHTVATER Und Du hast dieses Kind der Schande und Sünde nicht einmal taufen lassen -- Sag selbst: kann denn bei all dem etwas Gutes herauskommen? Nie und nimmer! Doch nicht genug! Du bist nicht zurückgeschreckt und hast es sogar in Deinem Mutterleib töten wollen -M AR Nein, das war er! Nur ihm zulieb hab ich mich dieser Prozedur unterzogen! B EICHTVATER Nur ihm zulieb? M AR Er wollte doch keine Nachkommen haben, weil die Zeiten immer schlechter werden und zwar voraussichtlich unabsehbar -- aber ich -- nein, das brennt mir in der Seele, dass ich es hab abtreiben wollen, ein jedesmal, wenn es mich anschaut -(Stille) B EICHTVATER Ist das Kind bei Euch? M AR Nein. B EICHTVATER Sondern? M AR Bei einer Familie. In Kost. B EICHTVATER Sind das gottesfürchtige Leut? M AR Gewiss. (Stille) B
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NaturelmentN ] gemeint ist: Naturellement ErstkommunikantinnenN ] korrigiert aus: Erstkommunikantinen BIndividuumN ] [Subjekt] |Individuum| B B
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IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 24
Gesamtfassung in sieben Bildern
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Lesetext
B EICHTVATER Du bereust es also, dass Du es hast töten wollen? M AR Ja. B EICHTVATER Und auch, dass Du mit jenem entmenschten Subjekt in wilder Ehe zusammenlebst? (Stille) M AR Ich dachte mal, ich hätte den Mann gefunden, der mich ganz und gar ausfüllt -B EICHTVATER Bereust Du es? (Stille) M AR Ja. 얍 B EICHTVATER Und dass Du Dein Kind im Zustand der Todsünde empfangen und geboren hast -- bereust Du das? (Stille) M AR Nein. Das kann man doch nicht -B EICHTVATER Was sprichst Du da? M AR Es ist doch immerhin mein Kind -B EICHTVATER Aber Du -M AR (unterbricht ihn) Nein, das tu ich nicht -- Nein, davor hab ich direkt Angst, dass ich es bereuen könnt -- Nein, ich bin sogar glücklich, dass ich es hab, sehr glücklich -(Stille) B EICHTVATER Wenn Du nicht bereuen kannst, was willst Du denn dann von Deinem Herrgott? M AR Ich dachte, mein Herrgott wird mir vielleicht etwas sagen -B EICHTVATER Du kommst nur dann zu Ihm, wenn es Dir schlecht geht? M AR Wenn es mir gut geht, dann ist Er ja bei mir -- aber nein, das kann Er doch nicht von mir verlangen, dass ich das bereu -- das wär ja wider jede Natur -B EICHTVATER So geh! Und komme erst mit Dir ins Reine, ehe Du vor unseren Herrgott trittst -- (er schlägt das Zeichen des Kreuzes) M AR Dann verzeihen Sie -- (sie erhebt sich aus dem Beichtstuhl, der sich nun auch in der Finsternis auflöst -- und nun hört man das Gemurmel einer Litanei; allmählich kann man die Stimme des Vorbeters von den Stimmen der Gemeinde unterscheiden; Marianne lauscht -- die Litanei endet mit einem Vaterunser; Marianne bewegt die Lippen) (Stille) M ARIANNE Amen -(Stille) M ARIANNE Wenn es einen lieben Gott gibt -- was hast Du mit mir vor, lieber Gott? -- -Lieber Gott, ich bin im achten Bezirk geboren und hab die Bürgerschul besucht, ich bin kein schlechter Mensch -- hörst Du mich? -- -- Was hast Du mit mir vor, lieber Gott --? -- -B
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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E n d e d e s d r i t t e n B i l d e s. 45
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IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 25
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Viertes Bild
IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 6
Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk, vor Oskars Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau Mathildens Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal und auch die Realschülerin im zweiten Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.
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H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frisst Wurst) DAS F RÄULEIN E MMA (ein Mädchen für Alles, steht mit einer Markttasche neben ihm; sie lauscht der Musik) Herr Havlitschek -H AVLITSCHEK Ich bitte schön? E MMA Musik ist doch etwas Schönes, nicht? H AVLITSCHEK Ich könnt mir schon noch etwas Schöneres vorstellen, Fräulein Emma. E MMA (summt leise den Walzer mit) H AVLITSCHEK Das tät nämlich auch von Ihnen abhängen, Fräulein Emma. E MMA Mir scheint gar, Sie sind ein Casanova, Herr Havlitschek. H AVLITSCHEK Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause) E MMA Gestern hab ich von Ihrem Herrn Oskar geträumt. H AVLITSCHEK Haben Sie sich nix Gscheiteres träumen können? E MMA Der Herr Oskar hat immer so grosse melancholische Augen -- es tut einem direkt weh, wenn er einen anschaut -H AVLITSCHEK Das macht die Liebe. E MMA Wie meinen Sie das jetzt? H AVLITSCHEK Ich meine das jetzt so, dass er in ein nichtsnutziges Fraunzimmer verliebt ist -- die hat ihn nämlich sitzen lassen, schon vor andert-얍halb Jahr, und ist sich mit einem andern Nichtsnutzigen auf und davon. E MMA Und er liebt sie noch immer? Das find ich aber schön. H AVLITSCHEK Das find ich blöd. E MMA Aber eine grosse Leidenschaft ist doch was romantisches -H AVLITSCHEK Nein, das ist etwas ungesundes! Schauns doch nur, wie er ausschaut , er quält sich ja direkt selbst -- es fallt ihm schon gar keine andere Frau mehr auf, und derweil hat er Geld wie Heu und ist soweit auch ein Charakter, der könnt doch für jeden Finger eine gute Partie haben -- aber nein! AkB
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Musik)N ] nicht?N ] BH AVLITSCHEK N ] B(summt f mit)N ] Btät nämlichN ] Babhängen f Emma.N ] BHaben f sichN ] Bträumen können?N ] BNein f istN ] Bungesundes!N ] BausschautN ] BundN ] Bder f fürN ] B N] BAkkuratN ] B B
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Musik\)/ [und summt leise mit)] [Herr Havlitschek?] |nicht?| H[{}] | A |VLITSCHEK [Was denn?] |(summt[)] |leise f mit)|| [hängt] |tät nämlich| ab[.]|hängen f Emma.| [Ist Ihnen] |Haben f sich| [eingefallen?] |träumen können?| [Möglich. Aber auf alle Fäll ist sowas] |Nein f ist| ungesundes[.]|!| [aussieht] |ausschaut| [das ist doch schon das Fegefeuer[.]|,|] [U]|u|nd [so dass er auf] |der f \für/| [könnt] [Er hat sich] [|Akk|] |Akkurat|
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IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 7
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
kurat auf die läufige Bestie hat er sich versetzt -- weiss der Teufel, was er treibt! E MMA Wie meinen Sie das jetzt wieder, Herr Havlitschek? H AVLITSCHEK Ich meine das so, dass man es nicht weiss, wo er es hinausschwitzt. E MMA Oh Sie garstiger Mann! (Pause) H AVLITSCHEK Fräulein Emma. Morgen ist Feiertag und ich bin an der Endhaltestell. Von der Linie achtundsechzig. E MMA Ich kann aber nicht vor drei. H AVLITSCHEK Das soll kein Hindernis sein. (Pause) E MMA Also um halbvier -- und vergessens aber nur ja nicht, was Sie mir versprochen haben -- dass Sie nämlich nicht schlimm sein werden, lieber Ladislaus -- (ab) H AVLITSCHEK (sieht ihr nach und spuckt die Wursthaut aus) Dummes Luder, dummes -N
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O SKAR (tritt aus seiner Fleischhauerei) Dass Du es nur ja nicht vergisst: wir müssen heut noch die Sau abstechen -- Stichs Du, ich hab heut keinen Spass daran. (Pause) H AVLITSCHEK Darf ich einmal ein offenes Wörterl reden, Herr Oskar? 얍 O SKAR Dreht sichs um die Sau? H AVLITSCHEK Es dreht sich schon um eine Sau, aber nicht um dieselbe Sau -- Herr Oskar, bittschön nehmens Ihnen das nicht so zu Herzen, das mit Ihrer gewesenen Fräulein Braut, schauns, Weiber gibts wie Mist! Ein jeder Krüppel findt ein Weib und sogar die Geschlechtskranken auch! Und die Weiber sehen sich ja in den entscheidenden Punkten alle ähnlich, glaubens mir, ich meine es ehrlich mit Ihnen! Die Weiber haben keine Seele, das ist nur äusserliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreissen oder so! (Pause) O SKAR Das Weib ist ein Rätsel, Havlitschek. Eine Sphinx. Ich hab mal der Mariann ihre Schrift zu verschiedenen Graphologen getragen -- und der erste hat gesagt, also das ist die Schrift eines Vampyrs, und der zweite hat gesagt, das ist eine gute Kameradin, und der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel. B
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läufigeN ] hat f sichN ] Bdas f Havlitschek?N ] BanN ] BEndhaltestell. VonN ] Bachtundsechzig.N ] Blieber LadislausN ] BDassN ] BeinmalN ] BdieselbeN ] BguteN ] Bdie f Engel.N ] B B
[miserable] |läufige| \hat f sich/ jetzt2 das1 wieder3[?] |, Herr Havlitschek?| [{an}]|an| Endhaltestell\. Von/ [dreiundachtzig.] |achtundsechzig.| [Herr Havlitschek] |lieber Ladislaus| [Havlitschek[,]|.|] [d]|D|ass \einmal/ die[jenige] |selbe| [typische] |gute| [eine] |die| [[\typische/ Muster[gattin]|g{ }|] |ideale Hausfrau und Ehegattin|. Ein Engel.] |ideale f Engel.|
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IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 8
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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R ITTMEISTER (kommt von links und grüsst Oskar) O SKAR UND H AVLITSCHEK (verbeugen sich) R ITT Also das muss ich schon sagen: die gestrige Blutwurst -- Kompliment! First class! H AVLITSCHEK Zart, nicht? R ITT Ein Gedicht! (er nähert sich der Tabak-Trafik) H AVLITSCHEK (ab in die Fleischhauerei) M ATHILDE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik) R ITT (grüsst) M ATHILDE (dankt) R ITT Dürft ich mal die Ziehungsliste? M ATH (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür) 얍 R ITT Küssdiehand! (er vertieft sich in die Ziehungsliste und nun ist der Walzer aus)
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E RICH (tritt aus der Tabak-Trafik, grüsst Mathilde und will ab) M ATHILDE Halt! Was hast Du da? E RICH Fünf Memphis. M ATHILDE Schon wieder? Raucht wie ein Erwachsener! R ITTMEISTER UND O SKAR (horchen) E RICH (gedämpft) Wenn ich nicht rauche, kann ich nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, werde ich niemals Referendar -- und wenn ich das nicht werde, dann werde ich wohl kaum jemals in die Lage kommen, meine Schulden rückerstatten zu können. M ATHILDE Was für Schulden? E RICH Das weisst Du! Ich bin korrekt, Madame. M ATHILDE Du willst mir schon wieder weh tun? E RICH Ehrensache! Ich zahle meine Schulden bis auf den letzten Pfennig -- und wenn ich auch hundert Jahr zahlen müsste! Wir lassen uns nichts nachsagen, Ehrensache! Ich muss jetzt ins Kolleg! (ab) M ATHILDE (starrt ihm nach) Mistvieh. Verbrecher. Ehrensache. Bestie -R ITTMEISTER und O SKAR (grinsen, jeder für sich) Z AUBERKÖNIG (begleitet die gnädige Frau aus der Puppenklinik) F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, vor gut anderthalb Jahr -- aber damals ist das ein sehr ein höfliches Fräulein gewesen. Z AUBER (mürrisch) Möglich. DIE GNÄDIGE F RAU Das Fräulein Tochter? Z AUBER Nein! DIE GNÄDIGE F RAU Schad. Also Sie wollen mir die Schachtel Zinnsoldaten nicht nachbestellen? DIE GNÄDIGE B
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JahrN ] (mürrisch)N ] BDasN ] BTochter?N ] BNein!N ] B B
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Jahr[en] \(mürrisch)/ [Ist] [das]|Das| [Ihr] Tochter\?/ [gewesen?] [\(mürrisch)/ Ich hab noch nie eine Tochter gehabt!] |Nein!|
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R ITT (zu Mathilde; boshaft) Und wie gehts ansonsten, Frau Mathild? 얍 M ATHILDE (revanchiert sich) Was haben wir denn wieder gewonnen, Herr Rittmeister? R ITT (reicht ihr die Ziehungsliste zurück) Es ist das ein Unrecht auf dieser Welt. Oder finden Sie das für in Ordnung, wie Seine Majestät der Herr Zauberkönig das Fräulein Mariann behandelt -- ich versteh sowas nicht. Wenn ich Grosspapa wär -und abgesehen davon, man kann doch leicht straucheln. Aber dann direkt verkommen lassen -M ATH Wissen Sie was näheres, Herr Rittmeister? R ITT Ich hab mal eine Frau Oberst gehabt, das heisst: das ganze Regiment hat sie gehabt -- was sag ich da?! Sie war die Frau unseres Obersten -- und der Oberst hatte ein uneheliches Kind mit einer vom Variete, aber die Frau Oberst hat es in ihr Haus genommen, als wärs ihr eigen Fleisch und Blut, weil sie halt unfruchtbar war -- Aber wenn man daneben dieses zauberkönigliche Verhalten dort drüben betrachtet -- na servus! M ATH Ich versteh Sie nicht, Herr Rittmeister. Was hat denn die Frau Oberst mit der Mariann zu tun? R ITT Wir verstehen uns alle nichtmehr, liebe Frau Mathild! Oft verstehen wir uns schon selber nichtmehr. Ich sag ja: wenn Oesterreich-Ungarn den Krieg nicht verloren hätt -M ATH Wo steckt denn die Mariann? R ITT (lächelt geheimnisvoll) Das wird man schon nochmal offiziell bekannt geben -im geeigneten Moment. Also habe die Ehre, Frau Mathild! (ab) B
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Z AUBER Ich hab das Ihnen doch schon drinnen gesagt, dass mir diese Nachbestellerei vielzuviel Schreiberei macht -- wegen einer einzigen Schachtel! Kaufens doch dem herzigen Bams was ähnliches! Vielleicht eine gediegene Trompeten! DIE GNÄDIGE F RAU Nein! Adieu! (sie lässt ihn verärgert stehen und ab) Z AUBER Küssdiehand! Krepier! (er nähert sich Oskar und spricht mit ihm) B
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Z AUBER (zu Oskar) Jaja, Europa muss sich schon einigen, denn beim nächsten Krieg gehen wir alle zugrund -- aber kann man sich denn alles bieten lassen?! Was sich da nur die Tschechen wieder herausnehmen! Ich sag Dir heut: morgen gibts wieder einen Krieg! Und den muss es auch geben! Krieg wirds immer geben! O SKAR Das schon. Aber das wär halt das Ende unserer Kultur. Z AUBER Kultur oder nicht Kultur -- Krieg ist ein Naturgesetz! Akkurat wie die liebe Konkurrenz im geschäftlichen Leben! Ich für meine Person bin ja 얍 konkurrenzlos, weil ich ein Spezialgeschäft bin. Trotzdem geh ich zugrund. Ich kanns halt allein nichtmehr schaffen, mich macht schon jeder Käufer nervös -- Früher, da hab ich meine Frau gehabt, und wie die angefangen hat zu kränkeln, da ist die Mariann schon so gross gewesen -- -O SKAR Wie gross? Z AUBER So gross. (Stille) 3 16 29
herzigen BamsN ] FrauN ] B N] B B
[süssen Bubi] [|herzi|] |herzigen Bams| [f]|F|rau [\M ATH /]
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
O SKAR Wenn ich Grosspapa wär -Z AUBER (unterbricht ihn) Ich bin aber kein Grosspapa, bitt ich mir aus! O SKAR Pardon! (Stille) Z AUBER Apropos was ich noch hab sagen wollen: Du schlachst doch heut noch die Sau? O SKAR Ich habs vor. Z AUBER Geh reservier für mich ein schönes Stückerl Nieren -O SKAR Gern! Z AUBER Küssdiehand! (ab in seine Puppenklinik -- jetzt spielt die Realschülerin im zweiten Stock wieder, und zwar den Walzer „Ueber den Wellen“) A LFRED (kommt langsam von links) O SKAR (wollte zurück in seine Fleischhauerei, erblickt nun aber Alfred, der ihn nicht bemerkt, und beobachtet ihn heimlich) A LFRED (hält vor der Puppenklinik und macht in Erinnerung -- dann stellt er sich vor die offene Türe der Tabak-Trafik und starrt hinein) (Pause) A LFRED (grüsst) (Pause) M ATHILDE (die während Oskar mit dem Zauberkönig diskurierte in ihre TabakTrafik verschwand, tritt nun langsam in die Türe -- und der Walzer bricht ab, wieder mitten im Takt) (Stille) 얍 A LFRED Könnt ich fünf Memphis haben? M ATH Nein. (Stille) A LFRED Das ist aber doch hier eine Tabak-Trafik -- oder? M ATH Oder. (Stille) A LFRED Ich komm jetzt hier nur so vorbei, per Zufall -M ATH Ach! A LFRED Ja. (Stille) M ATH Und wie geht es denn dem Herrn Baron? A LFRED So lala. M ATH Ach! Und dem Fräulein Braut? A LFRED Das ist nämlich aus. Schon seit Mitte Juni. M ATH Ach! (Stille) A LFRED Und Dir gehts unberufen? B
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links)N ] ihreN ] BUnd f esN ] BHerrn Baron?N ] BMitte Juni.N ] Bunberufen?N ] B B
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links\)/ [und nähert sich der Tabak-Trafik)] ihre[r] \Und/ [W]|w|ie geht[s] |es| Herrn[?] |Baron?| [Ende April.] |Mitte [Juni.] |Juni.|| [danke?] |unberufen?|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
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M ATH Man hat, was man braucht. A LFRED Alles? M ATH Alles. Er ist Jurist. A LFRED Und sowas wird mal Richter. M ATH Bitte? A LFRED Ich gratulier . M ATH Wo steckt denn das Fräulein Braut? A LFRED Keine Ahnung. M ATH Und der Bubi? A LFRED Ich hab alles aus den Augen verloren. (Stille) M ATH Also Du bist schon ein grandioser Schuft, das muss Dir Dein grösster Feind lassen. A LFRED Mathild. Wer unter Euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. 얍 M ATH Bist Du krank? A LFRED Nein. Nur müd. Und gehetzt. Man ist ja nichtmehr der Jüngste. M ATH Seit wann denn? A LFRED Ich war jetzt vier Wochen in Frankreich. In Nancy. Ich hab nämlich gedacht, dass ich vielleicht dort was passenderes für mich bekommen werd in meinem ursprünglichen Beruf, ich bin doch ursprünglich Kellner, und hier müsst ich heut unter mein Niveau hinunter -M ATH Und was machen denn die Pferde? A LFRED Ich bin aus der Uebung. Und dann fehlt mir das Kapital -M ATH Und wie sind denn die Französinnen ? A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. (Stille) M ATH Wenn ich Zeit hab, werd ich Dich bedauern. A LFRED Du möchtest , dass es mir schlecht geht? M ATH Gehts Dir denn rosig? A LFRED Möchst das hören? (Stille) A LFRED Ich bin jetzt hier nur so vorbeigegangen, per Zufall -- Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen -- (ab -- und nun wird der Walzer „Ueber den Wellen“ wieder weitergespielt)
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M ATH (erblickt Oskar) Herr Oskar! Jetzt ratens doch mal, mit wem ich grad dischkuriert hab? O SKAR Ich hab ihn gesehen. M ATH So? Es geht ihnen schlecht.
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] gratulierN ] B N] BIchN ] Bhab allesN ] BUnd wieN ] BFranzösinnenN ] BDu möchtestN ] BdischkuriertN ] B N B
[Glänzend.] gratulier[e] [Man dankt.] [Das hab] [i]|I|ch [auch] |hab alles| \Und/ [Wie]|wie| korrigiert aus: Französinen \Du/ [Mö]|mö|chtest vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform
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IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 13
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
O SKAR Ich hab alles gehört. (Pause) M ATH Noch ist er stolz wie ein Spanier, dieser Hund -O SKAR Hochmut kommt vor dem Fall. Arme Mariann! M ATH Mir scheint gar, Sie sind im Stand und heiraten noch die Mariann, jetzt nachdem sie wieder frei ist -O SKAR Wenn sie das Kind nicht hätt -얍 M ATH Wenn mir jemand das angetan hätt -O SKAR Ich hab sie noch immer lieb -- Vielleicht stirbt das Kind -M ATH Herr Oskar! O SKAR Wer weiss! Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber furchtbar klein. Ich werd an meine Marianne denken -- ich nehme jedes Leid auf mich, wen Gott liebt, den prüft er. Den straft er. Den züchtigt er. Auf glühendem Rost, in kochendem Blei -M ATH (schreit ihn an) Hörens auf, seiens so gut! O SKAR (lächelt) B
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H AVLITSCHEK (kommt aus der Fleischhauerei) Also was ist jetzt? Soll ich jetzt die Sau abstechen oder nicht? O SKAR Nein, Havlitschek. Ich werd sie jetzt schon abstechen, die Sau -- --
E n d e d e s v i e r t e n B i l d e s. 25
얍Fünftes Bild
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Beim Heurigen. Mit Schrammelmusik und Blütenregen. Grosse weinselige Stimmung -- und mittendrunterdrin der Zauberkönig, Mathilde und Erich. A LLES (singt) Da draussen in der Wachau Die Donau fliesst so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut mein Mädel heraus Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau. Es wird ein Wein sein Und wir werden nimmer sein Es wird schöne Madeln geben Und wir werden nimmer leben --
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demN ] (schreit f an)N ]
korrigiert aus: den \[(brüll] |(schreit f an)|/
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
(Jetzt wirds einen Augenblick totenstill beim Heurigen -- aber dann singt wieder alles mit verdreifachter Kraft) Drum gehn wir gern nach Nussdorf naus Da gibts a Hetz, a Gstanz Da hörn wir ferme Tanz Da lass ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma zhaus, mitn Schwomma zhaus! 얍 (Begeisterung; Applaus; zwischen den Tischen wird getanzt -- alles ist nun schon ziemlich benebelt) Z AUBER Bravo, bravissimo! Heut bin ich wieder der Alte! Da capo, da capo! (er greift einem vorübertanzendem Mädchen an die Brüste) DER K AVALIER DES M ÄDCHENS (schlägt ihm auf die Hand) Hand von der Putten! DAS M ÄDCHEN Das sind doch meine Putten! E RICH Onkel Zauberkönig! Ich gestatte mir hiemit auf den famosen Wiener Heurigen und nicht zuguterletzt auf Dein ganz Spezielles einen exorbitanten Salamander zu reiben -- Heil, heil, heil! (er reibt ihn und verschüttet seinen ganzen Wein) M ATHILDE Hojhoj, junger Mann! Nicht so stürmisch! Meiner Seel, jetzt hat er mich ganz bespritzt! E RICH Noch ein Wein! Noch ein Wein, Ober! Der Salamander steigt, Ehrensache! Ober! Z AUBER Hat er Dich nassgemacht? Armes Waserl! M ATH Durch und durch -- bis auf die Haut. Z AUBER Bis auf Deine Haut -M ATH Bist Du a scho narrisch? E RICH Ehrensache, Ehrensache! Noch lebt das alte Preussen ! Stillgestanden! (er knallt die Hacken zusammen und steht still) Z AUBER Was hat er denn? M ATHILDE Das bin ich schon gewöhnt. Wenn er sich bsoffen hat, dann kommandiert er sich immer selber. Z AUBER Wie lang dass der so still stehen kann -- Stramm! Sehr stramm! Respekt! Es geht wieder aufwärts mit uns! (er fällt unter den Tisch) M ATH Jesus Maria! Z AUBER Der Stuhl ist zerbrochen -- einen anderen Stuhl, Herr Ober! He, einen anderen Stuhl!! (er singt mit der Musik) Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst -- und schon hab ich den Patsch verspürt mit dem Fächer ins Gesicht -얍 DER O BER (bringt nun eine Riesenportion Salami) M ATH Salami, Erich! Salami! E RICH Batallion! Rührt Euch! Antreten zum Essen fassen! (er langt mit der Hand in die Schüssel und frisst exorbitant) Z AUBER Wie der frisst! M ATH Gesegnete Mahlzeit! B
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genganN ] getanztN ] BHeil f heil!N ] Bsteigt,N ] BNoch f PreussenN ] Bselber.N ] B B
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ge[na]|n|gan getanz\t/ Heil[!]|,| \heil, heil!/ steigt[!] |,| [D]|d|as3 alte4 Preussen5 lebt2 [n]|N|och1 selber[!] |.|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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Z AUBER Friss nicht so gierig! M ATH Er zahlts ja nicht! Z AUBER Und singen kann er auch nicht! (Pause) M ATH (zu Erich) Warum singst Du eigentlich nicht? E RICH (mit vollem Munde) Weil ich doch an meinem chronischem Rachenkatarrh leide! M ATH Das kommt vom vielen Rauchen! E RICH (brüllt sie an) Schon wieder?! B
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R ITTMEISTER (taucht auf; mit einem Papierhütchen und in gehobener Stimmung) Küssdiehand, schöne Frau Mathild! A das ist aber ein angenehmer Zufall! Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBER Prost, Herr Rittmeister! Entschuldigens mich nur einen Moment, wo ist denn da das Häusl? R ITT Gleich dort drüben -- neben dem Buffet . Z AUBER (ab ins Häusl) M ATH Darf ich Ihnen etwas von meinem Salami, Herr Rittmeister? E RICH (bleibt der Brocken im Munde stecken; er fixiert gehässig den Rittmeister) R ITT Zu gütig, küssdiehand! Danke nein, ich kann unmöglich mehr -- (er steckt sich zwei dicke Scheiben in den Mund) Ich hab heut nämlich schon zweimal genachtmahlt, weil ich Besuch hab -- ich sitz dort hinten in Gesellschaft. Ein Jugendfreund meines in Sibirien vermissten Bruders -- ein Amerikaner. 얍 M ATH Also ein Mister! R ITT Aber ein geborener Wiener! Zwanzig Jahr war der jetzt drüben in den Staaten, nun ist er zum erstenmal wieder auf unserem Kontinent. Wie wir heut Vormittag durch die Hofburg gefahren sind, da sind ihm die Tränen in den Augen gestanden -- Er ist ein Selfmademan. Selbst ist der Mann! M ATH Oh Sie Schlimmer! R ITT Ja. Und jetzt zeig ich ihm sein Wien -- schon den zweiten Tag -- wir kommen aus dem Schwipps schon garnichtmehr raus -M ATH Stille Wasser sind tief. R ITT Nicht nur in Amerika. E RICH (scharf) Tatsächlich? (Pause) M ATH Kennen sich die Herren schon? R ITT Vom Sehen aus -E RICH Sie sind Oesterreicher? Fesch, aber feig! M ATH Erich! R ITT Was hat er gesagt? B
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anN ] meinemN ] BchronischemN ] BRachenkatarrhN ] Bleide!N ] BSchon wieder?!N ] BBuffetN ] BinN ] BNicht nurN ] B B
[\a/] |an| meine[n]|m| chronische[n]|m| korrigiert aus: Rachenkattarh [hab!] |leide!| [Ruhe! Ruhe!!] |Schon wieder?!| korrigiert aus: Buffett korrigiert aus: im [Besonders] |Nicht nur|
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
E RICH Ich habe gesagt, dass die Oesterreicher im Krieg schlappe Kerle waren und wenn wir Preussen nicht gewesen wären -R ITT (fällt ihm ins Wort) Dann hätten wir überhaupt keinen Krieg gehabt! E RICH Und Sarajewo ? Und Bosnien-Herzegowina? R ITT Was wissen denn Sie schon vom Weltkrieg, Sie Grünschnabel?! Was Sie in der Schul gelernt haben und sonst nichts! E RICH Ist immer noch besser als alten Jüdinnen das Bridgespiel beizubringen! M ATH Erich! R ITT Ist immer noch besser, als sich von alten Trafikantinnen aushalten zu lassen! M ATH Herr Rittmeister! R ITT Pardon! Das war jetzt ein faux-pas! Ein lapsus linguae -- (er küsst ihre Hand) Bedauerlich, sehr bedauerlich! Aber dieser grüne Mensch da hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbstständig verdient! 얍 E RICH Herr! M ATH Nur kein Duell, um Gottes Willen! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITT Wollen Sie vors Ehrengericht? M ATH Ruhe, die Leut schaun ja schon! E RICH Ich lass mich doch nicht beleidigen! R ITT Mich kann man garnicht beleidigen! Sie nicht! M ATH Aber ich bitt Euch! Beim Heurigen! R ITT Ich lass mir doch von diesem Preussen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern, als unsere Habsburger schon römisch-deutsche Kaiser waren?! Draussen im Wald! E RICH Jetzt ist es ganz aus. R ITT Da habens zwanzig Groschen und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu! B
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M ISTER (kommt; er ist besoffen) Oh, lieber guter Freund -- was seh ich da? Gesellschaft? Freunde? Stell mich vor, bitte -- Du lieber guter Freund -- (er umarmt den Rittmeister) E RICH Ich geh. M ATH Setz Dich! Wenn Du schon meinen Salami frisst, dann kannst Du mir auch entgegenkommen -- und halts Maul, sonst schmier ich Dir eine -R ITT Wo steckt denn unser Zauberkönig? Er wird doch nicht ins Häusl gfallen sein -Z AUBER (erscheint) Da bin ich! Ist Dir das ein enges Häusl gewesen! Wer ist denn das? R ITT Das ist mein lieber Mister aus Amerika! DER M ISTER Amerika! New-York! Chikago und Sing-Sing! -- Aeusserlich ja, aber da drinnen klopft noch das alte biedere treue goldene Wiener Herz, das ewige Wien -- und die Wachau -- und die Burgen an der blauen Donau -- (er summt mit mit der Musik) Donau so blau, so blau, so blau -A LLE (summen mit und wiegen sich auf den Sitzgelegenheiten) DER
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KriegN ] SarajewoN ] BChikago f Sing-Sing!N ] BAeusserlichN ] BbiedereN ] Bmit f Sitzgelegenheiten)N ] BSitzgelegenheiten)N ]
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korrigiert aus: Serajewo Sing-Sing!3 Chikago[!]1 [Florida!] |und|2 korrigiert aus: Aesserlich [liebe][|gute|] |biedere| mit[)] |und f Sitzgelegenheiten)| [{Bänken}] [|Stüh|] |Sitzgelegenheiten)|
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 21
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
M ISTER Meine Herrschaften! Es hat sich vieles verändert in der letzten 얍 Zeit, Stürme und Windhosen sind über die Erde gebraust, Erdbeben und Tornados und ich hab ganz von unten anfangen müssen, aber hier bin ich zhaus, hier kenn ich mich aus, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! Oh, Du mein lieber altösterreichischer Herrgott aus Mariazell! (er singt) Mein Muatterl war a Wienerin, drum hab i Wien so gern Sie wars, die mit dem Leben mir die Lieb hat gegeben Zu meinem anzigen goldenen Wean! A LLES (natürlich ohne Erich, singt) Wien, Wien, nur Du allein Sollst stets die Stadt meiner Träume sein Dort, wo ich glücklich und selig bin Ist Wien, ist Wien, mein Wien! DER M ISTER Wien soll leben! Die Heimat! Und die schönen Wiener Frauen! Und der Heimatgedanke! Und wir Wiener sollen leben -- alle, alle! A LLE (ausser Erich) Hoch! Hoch! Hoch! (allgemeines Saufen) M ATH Erich! Sauf! E RICH Nein! Ehrensache! M ATH Soll ich denn noch Salami bestellen? E RICH Diese Randbemerkung ehrt Ihre niedrige Gesinnung, Gnädigste! M ATH Bleib! E RICH Stillgestanden! Ganze Abteilung -- kehrt! M ATH Halt! E RICH Abteilung -- marsch! (ab) M ATH Herstellt Euch! Herstellt Euch! Z AUBER So lass doch den Bsoffenen! Eine Verwandtschaft hab ich! M ATH Ich werd ihn wohl ganz lassen -- ich sehs schon direkt kommen -Z AUBER Na Du als stattliche Person -- Dich hätt ich heiraten sollen, mit Dir hätt ich ein ganz anderes Kind gekriegt -M ATH Red nicht immer von Irene! Ich hab sie nie ausstehen können! DER M ISTER Wer ist Irene? Z AUBER Irene war meine Frau. DER M ISTER Oh pardon! Z AUBER Oh bitte -- Und warum soll ich denn nicht auf die Iren schimpfen? Bloss weil sie schon tot ist?! Mir hat sie das ganze Leben verpatzt! M ATH Du bist ein dämonischer Mensch! DER
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얍 Z AUBER (singt) Mir ist mei Alte gstorbn Drum ist mirs Herz so schwer A so a gute Seel krieg ich nöt mehr Muss so viel wana Das glaubt mir kana Dass ich mich kränk Wann ich an mei Alte denk! Halloh! 3 7 37
anfangenN ] mirN ] B N] B B
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ISTER (schnellt empor) Halloh! Halloh! Wenn mich nicht alles täuscht, so fängt es jetzt an zu regnen! Aber wir lassen uns vom Wetter nichts dreinreden! Heut wird noch gebummelt und wenns Schusterbuben regnen sollte! Wir lassen und lassen uns das nicht gefallen! (er droht mit dem Zeigefinger nach dem Himmel) Oh Du regnerischer Himmelvater Du! Darf ich Euch alle einladen?! Alle, alle!! A LLE Bravo, bravo!! DER M ISTER Also auf! Vorwärts! Mir nach! M ATH Wohin? DER M ISTER Irgendwohin! Wo wir einen Plafond über uns haben! Wo wir nicht so direkt unterm Himmel sitzen! Auf ins Moulin-bleu! (Starker Applaus) R ITT Halt! Nicht ins Moulin-bleu, liebe Leutl! Dann schon eher ins Maxim! ( Und wieder wird es einen Augenblick totenstill) Z AUBER Warum denn ins Maxim? R ITT Weil es dort ganz besondere Ueberraschungen geben wird. Z AUBER Was für Ueberraschungen? R ITT Pikante. Sehr pikante -(Stille) Z AUBER Also auf ins Maxim! DER
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A LLE Ins Maxim! (sie marschieren mit aufgespannten Regenschirmen und singen) Vindobona, Du herrliche Stadt Die so reizende Anlagen hat Dir ghört stets nur unser Sinn Ja zu Dir da ziagst uns hin San ma a von Dir oft fern Denkn ma do ans liebe Wean Denn Du bleibst die Perle von Oestrreich 얍 Dir is gar ka Stadt net gleich! B
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Die Mizzi und der Jean Gehen miteinander drahn Wir sind ja nicht aus Stroh Sind jung und lebensfroh Net immer Schokoladi Heut gehen wir zum „Brady“ Oder zum „Maxim“ Heut sind wir einmal schlimm!
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fängt esN ] regnerischerN ] BM ATH N ] BUnd N ] B N] B N] Bmit f RegenschirmenN ] BdaN ] B B
fängt[s] \es/ [lieber] |regnerischer| [R ITT ] |M ATH | [u]|U|nd [Ins Maxim!] [\R ITT Ins Maxim!/] \mit f Regenschirmen/ [a]|d|a
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 24
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein, Hollodero! Es muss ja nöt das letzte sein, Hollodero! Und ist das gar, gibts ka Geniern, Hollodero! So tun wir nochmal repetiern, aber nochmal repetieren! 5
(Gong. -- Die Bühne verwandelte sich nun ins „Maxim“ -- mit einer Bar und Separees; im Hintergrunde eine Cabaretbühne mit breiter Rampe -- Alles schliesst die Regenschirme und nimmt nun Platz an den Tischen, und zwar in aufgeräumtester Stimmung) B
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C ONFERENCIER (tritt vor den Vorhang) Meine Sehrverehrten! Meine Herrschaften! Entzückende Damen und noch entzückendere Herren! M ATH Oho! (Gelächter) DER C ONFERENCIER Ich begrüsse Sie auf das allerherzlichste im Namen meiner Direktion! Schon Johann Wolfgang von Goethe, der Dichterfürst, sagt in seinem Meisterwerk, unserem unsterblichem Faust: Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen! In diesem Sinne, meine Sehrverehrten: Nummer auf Nummer! Das ist Tradition bei uns im Maxim! Und nun aber erst die nächste Attraktion : bitte treten Sie mit mir ein in den Himmel der Erinnerung! (ab) (Musiktusch; Applaus; Vorhang hoch; Bühnenbild: Schönbrunn -- und mit dem eine Abteilung Mädchen auf die Hoch- und Deutschmeistermarsch marschiert Bühne, und von der Bühne hinab in den Zuschauerraum und wieder retour; bekleidet sind sie mit Büstenhaltern, Schwimmhosen aus Spitzen, Stiefel und friderizianischen Helmen -- die Anführerin trägt einen Säbel, die anderen Gewehre ; mit ihrem schrillen Sopran dirigiert die Anführerin durch Kommandorufe das Ballett: „Rechts um! Links um! Habt acht! Legt an! Feuer! Zum Sturm -- arscharsch! Kehrt Euch! Rumpfbeuge! Angetreten! Präsentiert das Gewehr!“ -- Sie schreitet die Front ab, frenetischer Beifall des Publikums -- dann kommandiert sie wieder: „Kompanie -- arsch!“ -- und die Mädchen marschieren singend: „Wir sind vom ka und ka Infanterie Regiment, Hoch- und Deutschmeister Nummero vier, aber stier!“ -- Vorhang; rasende Begeisterung im Publikum – Musik spielt nun den Radetzkymarsch) DER
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Z AUBER (zum Rittmeister) Aber was redens denn da, Herr? Also das steht doch schon felsenfest, dass wir Menschen mit der Tierwelt verwandt sind! R ITT Das ist Auffassungssache! 얍 Z AUBER Oder glaubens denn gar noch an Adam und Eva? R ITT Wer weiss! 6 7 7–8 19 20 22 25 28 30 32–33
einer BarN ] RampeN ] Bschliesst f und N ] Baber erstN ] BAttraktionN ] B N] BGewehreN ] BGewehr!“N ] B„Kompanie -- arsch!“N ] BPublikum f Radetzkymarsch)N ] B B
[Logen] |einer Bar| Ramp[{}]|e| \schliesst die [Rege] |Regenschirme| und/ [--] |aber \erst/| [Nummer] |Attraktion| [nun] Gewehr\e/ Gewehr!\“/ \„/Kompanie -- arsch!\“/ Publikum[)] [|–|] |– Musik f Radetzkymarsch)|
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 25
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
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M ISTER (zu Mathilde) Du Wildkatz! Z AUBER Wildkatz! Oder gar ein Leopard! M ATH Prost Zauberkönig! Z AUBER Der Herr Rittmeister sind ein Fabelwesen und Du hast was von einem Känguruh an Dir und der Mister ist ein japanischer Affenpintscher! DER M ISTER (lacht keineswegs) Fabelhafter Witz, fabelhafter Witz! Z AUBER Na und ich?! M ATH Ein Hirsch! Ein alter Hirsch! Prost alter Hirsch! (Brüllendes Gelächter -- nun klingelt das Tischtelephon -- Stille) Z AUBER (am Apparat) Ja hallo -- Wie? Wer spricht? Mausi? -- Mausi kenn ich nicht, wie? -- Ach so! Jaja, das bin ich schon, ich bin schon Dein Onkel -- Was soll ich? A Du Schweinderl, Du herziges -- Wo? An der Bar? Im grünen Kleid? -- Was? Du bist noch eine Jungfrau? Und das soll Dir Dein Onkel glauben? Na ich werd da mal nachkontrollieren -- Bussi, bussi -- -- (er hängt ein und leert hastig sein Glas Schampus, den der Mister hat auffahren lassen) M ATH Trink nicht soviel, Leopold! Z AUBER Du kannst mir jetzt auf den Hut steigen! (er erhebt sich) Für uns alte Leut ist ja der Alkohol noch die einzige Lebensfreud! Wo ist die Bar? M ATH Was für eine Bar? Z AUBER Wo ist die Bar, Kruzitürken?! R ITT Ich werd Sie hinführen -Z AUBER Ich find schon selber hin -- ich brauch keinen Kerzenhalter! Kommens, führens mich! (er lässt sich vom Rittmeister an die Bar führen, wo ihn bereits zwei Mädchen erwarten -- die eine im grünen Kleid nimmt ihn gleich herzlichst in Empfang; auch der Rittmeister bleibt an der Bar) DER M ISTER (zu Mathilde) Was ist der Herr eigentlich? M ATH Ein Zauberkönig. DER M ISTER Ach! 얍 M ATH Ja. Sonst ist er ja ein seltener Mensch, bescheiden und anständig, der echte Bürger vom alten Schlag -- diese Sorte stirbt nämlich aus. DER M ISTER Leider! M ATH Heut ist er ja leider besoffen -DER M ISTER Wie Sie das wieder sagen! Was für ein Charme! Bei uns in Amerika ist halt alles brutaler. (Pause) M ATH Was wiegen Sie? DER M ISTER Zweihundertachtzehn Pfund. M ATH Oh Gott! DER M ISTER Darf ich ganz offen sein? M ATH Man bittet darum. DER M ISTER Ich bin kompliziert. DER
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[Ah!] |Ach!| [feiner] |seltener| [ein seltener.] [B]|b|escheiden [leider] \(Pause)/ Sie\?/ [denn?]
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 26
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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M ATH Wieso? DER M ISTER Ich bin nämlich innerlich tot. Ich kann halt nurmehr mit den Prostituierten was anfangen -- das kommt von den vielen Enttäuschungen, die ich schon hinter mir hab. M ATH Jetzt sowas. Eine so zarte Seele in so einem mächtigen Körper -DER M ISTER Ich hab den Saturn als Planeten. M ATH Ja, diese Planeten! Da hängt man damit zusammen und kann garnichts dafür! (Gong)
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C ONFERENCIER (tritt vor den Vorhang) Meine Sehrverehrten! Und abermals gibts eine herrliche Nummer! Was soll ich viele Worte machen, urteilen Sie selbst über unsere sensationellen von ersten Künstlern entworfenen hochkünstlerischen lebendigen Aktplastiken! Als erstes: Donaunixen! Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (die Kapelle spielt nun den Walzer „An der schönen blauen Donau“ und es wird stockfinster im Zuschauerraum; dann teilt sich der Vorhang und man sieht drei halbnackte Mädchen, deren Beine in Schwanzflossen stecken -- Eine hält eine Leier in der Hand -- alle sind malerisch gruppiert vor einem schwarzen Vorhang im grüvon der Bar her hört man des Zauberkönigs Stimme: nen Scheinwerferlicht; „Nackete Weiber, sehr richtig!“ -- der Vorhang schliesst sich, starker Applaus. Gong.) DER C ONFERENCIER (erscheint wieder vor dem Vorhang) Das zweite Bild: Unser Zeppelin! (Bravorufe) DER C ONFERENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Und nun ertönt der „Fridericus rex“ -- und auf der Bühne stehen drei nackte Mädchen -- die Erste hält einen Propeller in den Händen, die Zweite einen Globus und die Dritte einen kleinen Zeppelin -- das Publikum 얍 rast vor Beifall, schnellt von den Sitzen in die Höhe und singt die erste Strophe des Deutschlandliedes, worauf es sich wieder beruhigt. Gong) DER C ONFERENCIER (wieder vor dem Vorhang) Und nun, meine Sehrverehrten, das dritte Bild: Die Jagd nach dem Glück! (Totenstille) DER C ONFERENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister -DER
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
(Die „Träumerei“ von Schumann erklingt und der Vorhang teilt sich zum dritten Male -- eine Gruppe nackter Mädchen, die sich gegenseitig niedertreten, versucht einer goldenen Kugel nachzurennen, auf welcher das Glück auf einem Beine steht -das Glück ist ebenfalls unbekleidet und heisst Marianne) M ATHILDE (schreit gellend auf im finsteren Zuschauerraum) Marianne! Jesus Maria Josef! Marianne!! M ARIANNE (erschrickt auf ihrer Kugel, zittert, kann das Gleichgewicht nichtmehr halten, muss herab und starrt, geblendet vom Scheinwerfer, in den dunklen Zuschauerraum) DER M ISTER Was denn los?! M ATHILDE (ausser sich) Marianne, Marianne, Marianne!! DER M ISTER (wird wütend) Brüll nicht! Bist denn plem-plem?! M ATHILDE Marianne! DER M ISTER Kusch! Da hast Du Deine Marianne ! (er boxt ihr in die Brust) M ATH (schreit) (Grosse Unruhe im Publikum; Rufe: „Licht! Licht!“) DER C ONFERENCIER (stürzt auf die Bühne) Vorhang! Was ist denn los?! Licht! Vorhang! Licht! (Der Vorhang fällt vor der starr in den Zuschauerraum glotzenden Marianne, die übrigen Mädchen sind bereits unruhig ab -- und nun wird es Licht im Zuschauerraum, und wieder für einen Augenblick totenstill; Alles starrt auf Mathilde, die mit dem Gesicht auf dem Tisch liegt, hysterisch und besoffen, weint und schluchzt) Z AUBER (steht an der Bar und hält die Hand auf sein Herz) M ATH (wimmert) Die Mariann, die Mariann -- die liebe kleine Mariann -- oh, oh, oh -ich hab sie ja schon gekannt, wie sie noch fünf Jahr alt war, meine Herren! DER C ONFERENCIER Von wem redet sie da? DER M ISTER Keine Ahnung! DER C ONFERENCIER Hysterisch? DER M ISTER Epileptisch! 얍 E INE GEMÜTLICHE S TIMME So werfts es doch naus, die bsoffene Bestie! M ATH Ich bin nicht besoffen, meine Herren! Ich bin das nicht -- nein, nein, nein! (sie schnellt empor und will hinaus laufen, stolpert aber über ihre eigenen Füsse, stürzt und reisst einen Tisch um -- jetzt hat sie sich blutig geschlagen) Nein das halt ich nicht aus, ich bin doch nicht aus Holz, das halt ich nicht aus, das halt ich nicht aus!! (sie rast brüllend nachhaus) A LLE (ausser dem Zauberkönig sehen ihr perplex nach) (Stille. Dann: Gong) DER C ONFERENCIER (springt auf einen Stuhl) Meine Sehrverehrten! Damen und Herren! Das war nun der Schluss unseres offiziellen Programms -- und nun beginnt in der Bar der inoffizielle Teil! (man hört aus der Bar die Tanzmusik) Im Namen meiner Direktion danke ich Ihnen für den zahlreichen Besuch und wünsche Ihnen eine recht gute Nacht! Auf Wiedersehen, meine Herrschaften! DIE H ERRSCHAFTEN (räumen allmählich das Lokal) B
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
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Z AUBER Herr Rittmeister -R ITT Bitte? Z AUBER Also deshalb wollten Sie nicht ins Moulin-bleu, sondern hier -- Das waren also Ihre bewussten pikanten Ueberraschungen, ich hab ja gleich so eine komische Aversion gehabt -- so eine Ahnung, dass mir nichts gutes bevorsteht -R ITT Ich wusste es, dass das Fräulein Mariann hier auftritt -- ich war nämlich schon öfters da, erst gestern wieder -- und ich kann es halt nichtmehr länger mitansehen! Ihr steinernes Herz -Z AUBER Mischen Sie sich nicht in wildfremde Familienangelegenheiten, Sie Soldat!! R ITT Meine menschliche Pflicht -Z AUBER (unterbricht ihn) Was ist das? R ITT Sie sind kein Mensch! Z AUBER Also das hör ich gern! Schon sehr gern! Was soll ich denn schon sein, wenn ich kein Mensch bin, Sie?! Vielleicht ein Vieh?! Das tät Ihnen 얍 so passen! Aber ich bin kein Vieh und hab auch keine Tochter, bitt ich mir aus!! R ITT Jetzt hab ich hier nichtsmehr verloren. (er verbeugt sich steif und ab) Z AUBER Und ich werd mir vielleicht noch was holen! Ich bin in einer Untergangsstimmung, Herr Mister! Jetzt möcht ich Ansichtskarten schreiben, damit die Leut vor Neid zerplatzen, wenn sie durch mich selbst erfahren, wie gut dass es mir geht! DER M ISTER Ansichtskarten! Glänzende Idee! Das ist eine Idee! Ansichtskarten, Ansichtskarten! (er kauft einer Verkäuferin gleich einen ganzen Stoss ab, setzt sich dann abseits an einen Tisch und schreibt – nun ist er allein mit dem Zauberkönig; aus der Bar tönt Tanzmusik) B N
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M ARIANNE (kommt langsam in einem Bademantel und bleibt vor dem Zauberkönig stehen) Z AUBER (starrt sie an, betrachtet sie von oben bis unten -- dreht ihr den Rücken zu) (Pause) M ARIANNE Warum hast Du meine Briefe nicht gelesen? Ich hab Dir drei Briefe geschrieben. Aber Du hast sie nicht aufgemacht und hast sie zurückgehen lassen. (Pause) M ARIANNE Ich hab Dir geschrieben, dass er mich verlassen hat -Z AUBER (wendet sich langsam ihr zu und fixiert sie gehässig) Das weiss ich. (er dreht ihr wieder den Rücken zu) (Pause) M ARIANNE Weisst Du auch, dass ich ein Kind hab --? Z AUBER Natürlich! (Pause) B N
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[(zum Rittmeister)]
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] bewusstenN ] BnichtsN ] BkannN ] Bmitansehen!N ] B(unterbricht f das?N ] B N] Beiner VerkäuferinN ] B N]
korrigiert aus: bewusten
nicht\s/ [konnt] |kann| mitansehen[.]|!| [„Pflicht“!] |(unterbricht f das?| [halt] eine[m]|r| Verkäufer\in/ [Aber [ich]|Du| weiss\t/ auch, dass ich kein Kind mehr hab!]
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 29
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
M ARIANNE Es geht uns sehr schlecht, mir und dem Bubi -얍 Z AUBER Wer nicht hören will, muss fühlen! Schluss jetzt! (er erhebt sich, muss sich aber gleich wieder setzen) M ARIANNE Du bist ja betrunken, Papa -Z AUBER Also werd nur nicht ordinär! Ich bin nicht Dein Papa, ein für allemal! Und nur nicht ordinär, sonst -- (er macht die Geste des Ohrfeigens) Denk lieber an Dein Mutterl selig! Die Toten hören alles! M ARIANNE Wenn mein Mutterl noch leben würde -Z AUBER Lass Dein Mutterl aus dem Spiel, bitt ich mir aus! Wenn die Dich so gesehen hätt, so nacket auf dem Podium herumstehen -- Dich den Blicken der Allgemeinheit preisgeben -- Ja schämst Dich denn garnichtmehr?! Pfui Teufel! M ARIANNE Nein. Das kann ich mir nicht leisten, dass ich mich schäm. (Stille -- die Musik in der Bar ist nun verstummt) M ARIANNE Ich verdien hier zwei Schilling pro Tag. Das ist nicht viel, zusammen mit dem Bubi -- Was kann ich denn aber auch anderes unternehmen? Du hast mich ja nichts lernen lassen, nichteinmal meine rhythmische Gymnastik, Du hast mich ja nur für die Ehe erzogen -Z AUBER Oh Du miserables Geschöpf! Jetzt bin ich noch schuld! M ARIANNE Hör mal Papa -Z AUBER (unterbricht sie) Ich bin kein Papa! M ARIANNE (schlägt mit der Faust auf den Tisch) Still! Du bist doch mein Papa, wer denn sonst?! Und hör jetzt mal -- wenn das so weitergeht, ich kann nichts verdienen -- und auf den Strich gehen kann ich nicht, ich kann das nicht, ich habs ja schon versucht, aber ich kann mich nur einem Manne geben, den ich aus ganzer Seele mag -- ich hab ja als ungelernte Frau sonst nichts zu geben -- -- dann bleibt mir nur der Zug. Z AUBER Was für ein Zug? M AR Der Zug. Mit dem man wegfahren kann. Ich wirf mich noch vor den Zug -Z AUBER So! Das auch noch. Das willst Du mir also auch noch antun -- (er weint plötzlich) Oh, Du gemeines Schwein, was machst Du denn mit mir auf meine alten Tag? Eine Schande nach der anderen -- 얍 oh, ich armer alter Mensch, mit was hab ich denn das verdient?! M AR (scharf) Denk nicht immer an Dich! Z AUBER (hört auf zu weinen, starrt sie an; wird wütend) So wirf Dich doch vor den Zug! Wirf Dich doch, wirf Dich doch! Samt Deiner Brut!! -- -- Oh, ist mir übel -- übel -- -- Wenn ich nur brechen könnt -- (er beugt sich über den Tisch) M AR (betrachtet ihn -- aus der Bar ertönt nun wieder Tanzmusik; plötzlich entschlossen will sie rasch ab) B
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rhythmischeN ] gehenN ] B N] Bkann dasN ] B N] B N] Bdoch!N ] BBrut!!N ] B
korrigiert aus: rythmische
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\gehen/ [auch] kann[s] \das/ [und jetzt das auch noch] [plötzlich] doch![{!}] Brut!\!/
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
M ISTER (tritt ihr in den Weg; er ist fertig mit seiner Ansichtskartenschreiberei) Ah, eine Primadonna -- (er betrachtet sie lächelnd) Sagen Sie -- haben Sie nicht zufällig einige Briefmarken bei sich? M ARIANNE Nein. DER M ISTER (langsam) Nämlich ich brauche zehn Zwanziggroschenmarken und zahle dafür fünfzig Schilling. (Pause) DER M ISTER Sechzig Schilling. (Pause) DER M ISTER (nimmt seine Brieftasche heraus) Da sind die Schilling, und da sind die Dollars -M AR Zeigen Sie. DER M ISTER (reicht ihr die Brieftasche) (Pause) M ARIANNE Sechzig? DER M ISTER Fünfundsechzig. M AR Das ist viel Geld. DER M ISTER Das will verdient sein. (Stille -- mit der Tanzmusik ist es nun wieder vorbei) M AR Nein. Danke. (sie gibt ihm die Brieftasche zurück) DER M ISTER Was heisst das? M AR Ich kann nicht. Sie haben sich in mir geirrt, Herr -DER M ISTER (packt sie plötzlich am Handgelenk und brüllt) Halt! Halt, Du hast mich jetzt bestohlen, Du Dirne! Diebin, Verbrecherin! Hand aufmachen – auf!! M AR Au! 얍 DER M ISTER Da! Hundert Schilling! Meinst ich merk das nicht, Du blöde Hur?! (er gibt ihr eine Ohrfeige) Polizei, Polizei!! DER
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A LLES (erscheint aus der Bar) Z AUBER Was ist denn los, um Gottes Christi Willen?! DER M ISTER Diese Hur da hat mich bestohlen! Hundert Schilling, hundert Schilling! Polizei! Z AUBER Aber das gibts doch nicht -- Mariann!!
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M AR (reisst sich vom Mister los) Ihr sollt mich nichtmehr schlagen! Ich will nichtmehr geschlagen werden!! Z AUBER (mit der Hand am Herz) Das auch noch! (er bricht zusammen) DER C ONFERENCIER Wasser! Wasser! (er bemüht sich um den Zauberkönig) (Stille) DER M ISTER Was ist? Ist ihm schlecht? B
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den Zauberkönig)N ] (Stille)N ] Bihm schlecht?N ] B
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aufmachen[,] |–| \Mariann!!/ [M AR (verzweifelt) Was soll ich denn machen?! Z AUBER Mariann!! DER M ISTER (zu Marianne) Kusch!] [ihn)] |den Zauberkönig)| x (Stille) [er ohnmächtig?] |ihm schlecht?|
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IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 32
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
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C ONFERENCIER Nein. Das ist ein Schlaganfall. M AR (brüllt) Papa! Papa!!
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얍Sechstes Bild
Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk. Es ist Sonntag und die Geschäfte sind zu. Auf der leeren Puppenklinikauslage kleben zwei Zettel „Zu vermieten“. Vor der Türe ein Rollstuhl. Mathilde mit einem Maiglöckchenstrauss und der Rittmeister haben sich ausgerechnet vor der Puppenklinik getroffen. R ITT Es ist Sonntag, Frau Mathild. Und morgen ist wieder Montag. M ATH Das ist halt unser irdisches Dasein, Herr Rittmeister. R ITT Mein Gewissen ist rein und trotzdem. Ich war doch damals im Maxim nur von den altruistischesten Absichten beseelt -- versöhnend hab ich wirken wollen, versöhnend -- und derweil hat sich eine Tragödie nach der anderen abgerollt. Die arme Mariann wird eingekastelt und den Zauberkönig trifft der Schlag. Noch gut, dass er am Leben geblieben ist. M ATH (deutet auf den Rollstuhl) Ist das ein Leben? R ITT Dann schon lieber der Tod. (Stille) M ATH Die ersten drei Tag, nachdem ihn der Schlag getroffen gehabt hat, da hat sich der Hofrat schon gefürchtet, dass wenn kein Wunder geschieht -- der Leopold hat ja schon die Sphärenmusik gehört. R ITT Wer ist Leopold? M ATH Na der Zauberkönig! R ITT Heisst der auch Leopold? Ich heiss nämlich auch Leopold -M ATH Das ist aber spassig! R ITT Was verstehen Sie unter Sphärenmusik? M ATH Wenn einer knapp vor dem Tode ist, dann fängt die arme Seel bereits an, den Körper zu verlassen -- aber nur die halbe Seel -- und die fliegt 얍 dann schon hoch hinauf und immer höher -- und dort droben gibts eine sonderbare Melodie, das ist die Musik der Sphären -(Stille) R ITT Möglich. An und für sich -- -- Wo habens denn die schönen Maiglöckerl her? M ATH Die hab ich mir so mitgehen lassen -- aus dem Park vom Grafen Erdödy. Ich bring sie jetzt dem armen Leopold, er hat doch die Blumerl so gern. R ITT Ist er noch geärgert auf mich? M ATH Wegen was denn? B
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[(Stille)]f x [Also das hör ich jetzt zum erstenmal, aber] [m]|M|öglich\./ [ist es schon.]
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Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
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R ITT Na ich denk wegen der fatalen Situation im Maxim, die wo ich ihm inszeniert hab. M ATH Aber Herr Rittmeister! Nach all dem, was der Mann durchgemacht hat, hat er keine Lust mehr, sich über Sie zu ärgern -- er ist überhaupt viel versöhnlicher geworden, er ist halt gebrochen. Wenn einer kaum mehr laufen kann und sprechen! R ITT Habens denn was von der Mariann gehört? (Stille) M ATH Können Sie schweigen, Herr Rittmeister? R ITT Natürlich. M ATH Ehrenwort? R ITT Na wenn ich als alter Offizier nicht schweigen könnt! Denkens doch nurmal an all die militärischen Geheimnisse, die ich weiss! (Stille) M ATH Herr Rittmeister. Sie war bei mir, die Mariann. Sie hat mich aufgesucht. Drei Monat ist sie gesessen, inclusive der Untersuchungshaft, und jetzt hat sie nichts zum beissen -- nur ihren Stolz, den hat sie noch gehabt! Aber den hab ich ihr gründlich ausgetrieben, kann ich nur sagen! Gründlich! Verlassen Sie sich nur auf mich, Herr Rittmeister, ich werd sie schon mit ihrem Papa aussöhnen, wir Frauen verstehen das besser, als wie die Herren der Schöpfung! Sie haben ja das im Maxim viel zu direkt versucht -- mein Gott, hab ich mich damals erschrokken! 얍 R ITT Ende gut, alles gut! Ich muss jetzt noch ins Cafe -- Küssdiehand, Frau Mathild! (ab) B
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E RICH (erscheint auf des Zauberkönigs Balkon und begiesst die Blumen) M ATHILDE (entdeckt ihn) E RICH (erblickt Mathilde) Guten Morgen, gnädige Frau! M ATH Wenn ich das gewusst hätt, dass Du droben bist, dann wär ich später gekommen -E RICH Sowie Du kommst, geh ich -- Ehrensache! M ATH So geh doch! Geh! E RICH Einen Moment! ( er begiesst noch besonders sorgfältig einen toten Blumenstock und grinst boshaft dazu -- dann verlässt er den Balkon) B
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M ATHILDE (allein) Gemeines Vieh. Luder.
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SituationN ] woN ] Bgeworden,N ] BinclusiveN ] BnurN ] B N] Bim MaximN ] BdamalsN ] BEhrensache!N ] BSoN ] Ber begiesstN ] BboshaftN ] B N] B B
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Zuhälter. Hund, räudiger --
[Ueberraschung] |Situation| [{}]|wo| geworden\,/ [überhaupt verträglicher,] [mit] |inclusive| [aber] |nur| [\ja/] [damals] [|seinerzeit|] [|damals|] |im Maxim| [\damals/] |damals| [garantiert!] |Ehrensache!| [Dann]|So| er\ /begiesst \boshaft/ [Drecksau.]
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IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 24
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RICH (tritt aus der Puppenklinik; er grüsst korrekt) Verzeihen, Gnädigste! Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass wir uns jetzt wahrscheinlich das letztemal sehen -M ATH Hoffentlich! E RICH Ich fahre nämlich morgen früh -- für immer. M ATH Glückliche Reise! E RICH Danke! (er grüsst wieder korrekt und will ab) M ATH (plötzlich) Halt! E RICH Zu Befehl? (Stille) M ATH Wir wollen uns nicht so adieu sagen -- Komm , geben wir uns die Hand -trennen wir uns als gute Kameraden -E RICH Gut. (er gibt ihr die Hand; zieht dann ein Notizbuch aus der Tasche und blättert darin) Hier steht es genau notiert: Soll und Haben, die ganze Summe -jede Zigarette. M ATH (freundlich) Ich brauch Deine Zigaretten nicht -E RICH Ehrensache! M ATH (nimmt seine Hand, in der er das Notizbuch hält und streichelt sie) Du bist halt kein Psychologe, Erich -- (sie 얍 nickt ihm freundlich zu und langsam ab in die Puppenklinik) B
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E RICH (sieht ihr nach; ist nun allein) Altes fünfzigjähriges Stück Scheisse -- (ab -und nun spielt die Realschülerin im zweiten Stock wieder, und zwar wieder die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss) 25
O SKAR (kommt mit Alfred -- er deutet auf den Rollstuhl) Das dort ist sein neuer Fiaker -A LFRED So ein Schlaganfall ist kein Witz. Was? „Zu vermieten“? O SKAR (lächelt) Auch das, lieber Herr -- Es hat sich hier ausgezaubert, das heisst: falls er sich nicht wieder mit unserer Mariann versöhnt -A LFRED Wie traurig das alles ist! Glaubens mir nur, ich bin an dieser ganzen Geschicht eigentlich unschuldig -- heut begreif ich mich garnicht, ich hab es doch so gut gehabt früher, ohne Kummer und ohne Sorgen -- und dann lasst man sich in so ein unüberlegtes Abenteuer hineintreiben -- es geschieht mir schon ganz recht, weiss der Teufel, was in mich gefahren ist! O SKAR Das ist halt die grosse Liebe gewesen. A LFRED Oh, nein! Dazu hab ich schon gar kein Talent -- Ich war nur zu weich. Ich kann halt nicht nein-sagen, und dann wird so eine Liaison automatisch immer ärger. Ich wollt nämlich seinerzeit Ihre Verlobung wirklich nicht auseinanderbringen -- aber die liebe Mariann bestand auf dem alles-oder-nichts Standpunkt. Verstehens mich? O SKAR Leicht! Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive -- wenn man da näher hineinleuchtet -B
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adieu sagenN ] KommN ] B N] BEs f ausgezaubert,N ] B B
korrigiert aus: Adieu-sagen [k]|K|omm [kurz] \Es f ausgezaubert,/
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IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 25
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Abgründe tun sich auf. O SKAR Und sehens, deshalb war ich Ihnen persönlich eigentlich nie so recht bös -- Ihnen hab ich nie etwas Böses gewünscht -A LFRED Aber der Mariann? O SKAR (lächelt) Ja, die hat bitter büssen müssen, das arme Hascherl -- für die grosse Leidenschaft ihres Lebens -A LFRED Nein, soviel Leut ins Unglück zu stürzen! Wirklich: wir Männer 얍 müssten mehr zusammenhalten. O SKAR Wir sind halt zu naiv. A LFRED Allerdings. (Stille) A LFRED Herr Oskar. Ich weiss garnicht, wie ich Ihnen danken soll, dass Sie es übernommen haben, mich mit der Frau Mathild wieder auszusöhnen -O SKAR (unterbricht ihn) Pst!
IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 26
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M ATHILDE (kommt mit dem Zauberkönig aus der Puppenklinik; er stützt sich auf zwei Stöcke und scheint fast völlig gelähmt -- nur die Arme kann er gebrauchen; sie setzt ihn in den Rollstuhl, breitet eine Decke über seine Beine und legt ihm die Maiglöckchen in den Schoss -- und nun bricht der Walzer ab, mitten im Takt) So -- So, mein Kind. Jetzt kannst Du dann spazierenfahren, aber bleib nicht zu lang aus und gib schön acht auf Dich, hörst Du? Ich bin in einer halben Stund wieder da -- am besten, Du fahrst bis zum Spielplatz und wieder retour -- (sie erblickt Oskar -- Alfred hatte sich bereits in der Türnische der Fleischhauerei versteckt) Ah der Oskar! Guten Morgen, Oskar! O SKAR Guten Morgen! M ATHILDE Hörst Du, Leopold? Der liebe Oskar ist da, der Oskar! Z AUBER (nickt) M ATH (zu Oskar) Es geht uns heut schon viel besser, und es wird schon noch werden! Wir müssen uns nur vor jeder Aufregung hüten, denn die kleinste Aufregung kann mit einem zweiten Schlaganfall enden und dann -- hörst Du? Also nur nicht aufregen -- still, kein Wort! Das strengt Dich ja nur an -- fahr jetzt nur zu, und auf Wiedersehen in einer halben Stund! Verlier meine Maiglöckchen nicht! Z AUBER (ab in seinem Rollstuhl) B
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O SKAR Rührend, wie Du Dich um den Krüppel kümmerst. 얍 M ATH Ich bin ja auch die Einzige, die sich um ihn kümmert, das liegt halt so in der weiblichen Natur -- ein gewisses Muttergefühl -- (sie schminkt sich vor ihrem Taschenspiegel) Oskar. Allmählich krieg ich eine schöne Macht über ihn, weil er auf mich angewiesen ist -- und ich werd ihn mit der Mariann versöhnen -- er wird sich schon versöhnen, schon aus lauter Angst vor dem zweiten Schlaganfall -nämlich auf diese seine Angst bau ich meinen Plan auf, wirst schon sehen, dieser Haustyrann wird noch aus der Hand fressen -O SKAR Mathild. Auch mit Dir möcht sich jemand versöhnen. B
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SchossN ] Dich f kümmerst.N ] Bden KrüppelN ] BseineN ]
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[ihn pflegst.] |Dich f kümmerst.| [ihn] |den Krüppel| \seine/
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IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 27
Gesamtfassung in sieben Bildern
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A LFRED (grüsst) (Stille) M ATH Ach! A LFRED Ich bitte Dich um Verzeihung. (Stille) A LFRED Du ahnst es ja nicht , was mich diese Reue für innere Kämpf gekostet hat, dieser Gang nach Canossa -- Ich hab ja schon vor mir selbst gar kein Schamgefühl mehr, weil ich weiss, dass ich unrecht getan hab. M ATH Mir? A LFRED Ja. M ATH Wann denn? A LFRED (ist perplex) M ATH Mir hast Du nichts Schlechtes getan. A LFRED (ist noch perplexer; er lächelt verlegen) Na ich hab Dich doch verlassen -M ATH Du mich? Ich Dich! Und ausserdem war das auch nichts Schlechtes, sondern nur etwas sehr Gutes, merk Dir das, Du eitler Aff! A LFRED Wir sind als gute Kameraden auseinander, verstanden? M ATH Wir zwei sind getrennte Leut, verstanden?! Weil ich mit einem ausgemachten Halunken in der Zukunft nichtsmehr zu tun haben möcht! (Stille) A LFRED Wieso denn ein ausgemachter? Du hast doch grad selber gesagt, dass ich Dir nichts getan hab! M ATH Mir nichts! Aber der Mariann! Und Deinem Kind? (Stille) A LFRED Die Mariann hat immer gesagt, ich könnt hypnotisieren -- (er schreit sie an) Was kann ich denn dafür, dass ich auf die Frauen so stark wirk?! M ATH Schrei mich nicht an! O SKAR Meiner Meinung nach, war der Herr Alfred relativ gut zur Mariann -M ATH Wenn ihr Mannsbilder nur wieder zusammenhelft! Oh, ich hab aber auch noch mein weibliches Solidaritätsgefühl! (zu Alfred) So klein möcht ich Dich sehen, so klein! (Stille) A LFRED Ich bin eine geschlagene Armee. Das musst Du mir nicht sagen, dass ich ein schlechter Mensch bin, das weiss ich, weil ich halt zuguterletzt ein schwacher Mensch bin. Ich brauch immer jemand, für den ich sorgen kann und muss, sonst N
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Lesetext
M ATH Wer? Erich? O SKAR Nein. M ATH Sondern? O SKAR Dort -M ATH (nähert sich der Fleischhauerei und erblickt Alfred)
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
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Ach!N ] ] B N] Bahnst f nichtN ] Bverstanden?N ] BschreitN ] B N] B
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[Du bist es?] |Ach!| [Kannst] [|Thilde,|] [es] ahn[en]|st| \es \ja/ nicht/ verstanden?[!] schrei\t/ [nach]
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
verkomm ich sofort. Für die Mariann konnt ich aber nicht sorgen, das war mein spezielles Pech -- Ja, wenn ich noch einiges Kapital gehabt hätt, dann hätt ich ja wieder auf die Rennplätz hinauskönnen, trotzdem dass sie es nicht hat haben wollen -M ATH Sie hat es nicht haben wollen? A LFRED Aus moralischen Gründen. M ATH Das war aber dumm von ihr, wo das doch Dein eigenstes Gebiet ist. A LFRED Siehst Du! Und an diesem Lebensauffassungsunterschied zerschellte auch schliesslich unser Verhältnis. Ganz von allein. 얍 M ATH Lüg nicht. (Stille) A LFRED Mathild. Ich hab eine Hautcreme vertreten, Füllfederhalter und orientalische Teppich -- es ist mir alles danebengelungen und nun steck ich in einer direkt schweinischen Situation . Du hast doch früher auch für eine jede Schweinerei Verständnis gehabt -M ATH (unterbricht ihn) Was würdest Du tun, wenn ich Dir jetzt fünfzig Schilling leihen würde? (Stille) A LFRED Fünfzig? M ATH Ja. A LFRED Ich würd natürlich sofort telegraphisch in Maisons-Laffitte Sieg und Platz -M ATH (unterbricht ihn) Und? Und? A LFRED Wieso? M ATH Und den Gewinn? (Stille) A LFRED (lächelt hinterlistig) Den voraussichtlichen Gewinn würde ich morgen persönlich meinem Söhnchen überreichen -M ATH Werden sehen! Werden sehen! B
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M ARIANNE (kommt rasch und erschrickt) O SKAR Mariann! M ATHILDE Na also! M ARIANNE (starrt einen nach dem anderen an -- will rasch wieder fort) M ATHILDE Halt! Dageblieben! Jetzt werden wir mal den Schmutz da zusammenräumen -- jetzt kommt die grosse Stöberei! Jetzt wird versöhnt und basta! (Stille) O SKAR Mariann. Ich verzeihe Dir gern alles, was Du mir angetan hast -- denn lieben bereitet mehr Glück als geliebt zu werden -- Wenn Du nämlich nur noch einen Funken Gefühl in Dir hast, so musst Du es jetzt spüren, dass ich Dich trotz allem noch heut an den Altar führen tät, wenn Du nämlich noch frei wärst -- ich mein jetzt das Kind -(Stille) M ARIANNE Was denkst Du da? O SKAR (lächelt) Es tut mir leid. M ARIANNE Was?
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und f SituationN ]
\und f Situation/
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
O SKAR Das Kind. (Stille) M ARIANNE So lass doch das Kind in Ruh -- Was hat Dir denn das Kind getan? Schau mich doch nicht so dumm an! M ATHILDE Mariann! Hier wird jetzt versöhnt! M ARIANNE (deutet auf Alfred) Aber nicht mit dem! M ATHILDE Auch mit dem! Alles oder nichts! Auch das ist doch nur ein Mensch! A LFRED Ich danke Dir. M ARIANNE Gestern hast Du noch gesagt, dass er ein gemeines Tier ist. M ATHILDE Gestern war gestern und heut ist heut und ausserdem kümmer Dich um Deine Privatangelegenheiten. A LFRED Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt. O SKAR (zu Marianne) Denn so lang Du dies nicht hast Dieses Stirb und werde! Bist Du noch ein trüber Gast 얍 Auf der dunklen Erde! M ARIANNE (grinst) Gott, seid Ihr gebildet -O SKAR Das sind doch nur Kalendersprüch! M ATHILDE Sprüch oder nicht Sprüch! Auch das ist doch nur ein Mensch mit all seinen angeborenen Fehlern und Lastern -- Du hast ihm halt auch keinen genügend starken inneren Halt gegeben! M ARIANNE Ich hab getan, was ich tun konnte! M ATHILDE Du bist halt zu jung! (Stille) A LFRED Zuguterletzt war ich ja auch kein Engel. M ATHILDE Zuguterletzt ist bei einer solchen Liaison überhaupt nie jemand schuld -das ist doch zuguterletzt eine Frage der Planeten, wie man sich gegenseitig bestrahlt und so. M ARIANNE Mich hat man aber eingesperrt. (Stille) M ARIANNE Sie haben mich sehr erniedrigt. O SKAR Die Polizei trägt allerdings keine Glacéhandschuhe . M ATHILDE Waren es wenigstens weibliche Kriminalbeamte? M ARIANNE Teils. B
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Z AUBER (erscheint im Rollstuhl; er bremst scharf und sperrt den Mund auf) M ATHILDE (eilt auf ihn zu, beugt sich über ihn, streichelt ihn und spricht wie zu einem kleinen Kind) Nicht, nicht, nicht -- nur nicht aufregen, nicht aufregen, nicht aufregen -- Wer ist denn das dort, wer ist denn das? -- Das ist ja unsere Mariann, die Mariann, die Mariann -- Leopold! Der liebe Gott hat Dir einen Fingerzeig gegeben -- dass Du nämlich noch unter uns bist -- Still! Reg Dich nur nicht auf, reg 16 26 26 26 32 33
Bist f GastN ] war ichN ] BauchN ] BkeinN ] BSie habenN ] BGlacéhandschuheN ] B B
얍 [Bist Du noch ein trüber Gast] |Bist f Gast| war[en] [wir] |ich| [beide] |auch| kein[e] [Man hat] |Sie haben| korrigiert aus: Glacehandschuhe
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IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 28
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
Dich nicht auf -- sonst kommt der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall, und dann, und dann -- Still! Versöhn Dich lieber, versöhn Dich, versöhn Dich -und Du wirst auch Dein Geschäft wieder weiterführen können, es wird alles wieder besser, wieder besser, besser, besser -- -Z AUBER (schiebt Mathilde zur Seite und starrt auf Marianne und Alfred) (Stille) A LFRED (grüsst) M ARIANNE Guten Tag -(Stille) Z AUBER (da seine linke Gesichtshälfte gelähmt ist, spricht er als hätte er einen Sprachfehler) Guten Tag. M ARIANNE (zuckt zusammen und starrt ihn entsetzt an) Z AUBER (zu Mathilde) Was hat sie denn? 얍 (Stille) Z AUBER Achso -- meine moderne Aussprach -- Jaja, das kommt davon, das kommt davon -- -- So Gott will. (Stille) Z AUBER Was starrt Ihr mich denn so an? So regts mich doch nicht so auf, Ihr blöden Vieher!! M ARIANNE Armer Papa, armer Papa! (sie stürzt zu ihm hin, fällt in die Kniee, vergräbt ihren Kopf in seinem Schoss und weint leise) Z AUBER (tief gerührt; langsam streicht er ihr durch das Haar) Die Mariann, die Mariann -- -- Du dummes Weiberl, dummes Weiberl -- (er hält plötzlich inne und schiebt Marianne zur Seite) Was ist das? Was ist das?! (er steht ruckartig auf) Ich glaub, ich kann ja wieder gehen -- (er versucht es auf einen Stock gestützt und es gelingt) M ATHILDE Ein Wunder! Ein Wunder -Z AUBER (auf und ab) Ich kann wieder gehen, ich kann wieder gehen! M ATHILDE Siehst Du Deine gute Tat! Z AUBER Das ist halt eine reine Nervensach, so ein Schlaganfall! O SKAR Und durch diese freudige Erschütterung -Z AUBER (unterbricht ihn) Gewiss, gewiss! Ein neuer Mensch, wie der Vogel Phönix! (er reisst mit seinem Stock die „Zu vermieten“–Zettel ab) Bravo, Mariann! Bravo! Das hab ich jetzt indirekt Dir zu verdanken! (er kneift sie in die Wange) -und morgen! (sehr langsam) -- und morgen, morgen geht der liebe gute Grosspapa zum Bubi -- (er singt) Zum Bubi! Zum Bubi! (er grinst und gibt Marianne mit dem Stock einen Klaps auf den Hintern) M ARIANNE Au! (sie lacht überglücklich) B
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linkeN ] blödenN ] BSchossN ] BeinenN ] B(er f ab)N ]
[[mit] \s/eine[m]|n|] |einen| \(er f ab)/
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IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 30
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍Siebentes Bild
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IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 20
Draussen in der Wachau. Ein Häuschen am Fusse einer Burgruine. Die Tochter hängt die Wäsche auf, die Mutter schält Erdäpfel und die Grossmutter sitzt in der Sonne vor einem kleinen Tischerl und stimmt ihre Zither. Und in der Nähe fliesst die schöne blaue Donau. A LFRED (kommt -- er sieht sich suchend um und grüsst die Tochter) DIE T OCHTER (grüsst zurück, lässt ihre Wäsche im Stich und nähert sich ihm) Wollen der Herr vielleicht auf den Turm? A LFRED Auf was für einen Turm? DIE T OCHTER Auf unsern Turm -- Nämlich dem Besteiger bietet sich droben eine prächtige Fernsicht und eine instruktive Rundsicht -- Wenn der Herr wollen, werd ich den Herrn führen. A LFRED (lächelt weltmännisch) Was kostet das? DIE T OCHTER Zwanzig Groschen. (Stille) A LFRED Wem gehört denn diese Ruine? DIE T OCHTER Dem Staat. Wir verwalten sie nur -- aber in der Nacht möcht ich nicht um alles hinauf, denn dann kommen die Gespenster und erschrecken die Leut. A LFRED Was für Gespenster? DIE T OCHTER Na so eine Art Ritter Blaubart, der wo seine Gemahlinnen im Bett mit der Schaufel erschlagen hat! A LFRED (lächelt wieder weltmännisch) Das liegt aber nicht nur an uns armen Männern -얍 DIE T OCHTER Nanana! B
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M UTTER (ruft) Julie! Was möcht denn der Herr? DIE T OCHTER Er möcht auf unsern Turm hinauf! DIE M UTTER Das ist etwas anderes -A LFRED (zur Tochter) Ich hab zwar eigentlich nicht gemöcht, aber in Anbetracht einer solchen charmanten Führung -- (er folgt der Tochter in die Ruine) DIE
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G ROSSMUTTER Frieda! M UTTER Ja Mama? DIE G ROSSMUTTER Mir gefällt die Julie nichtmehr. DIE M UTTER Mein Gott, mir auch nicht -DIE G ROSSMUTTER Eine feine Tochter hast Du da -- Frech und faul! Ganz der Herr Papa! DIE M UTTER So lass doch den Mann in Ruh! Jetzt liegt er schon zehn Jahr unter der Erden und gibst ihm noch immer keine Ruh! DIE G ROSSMUTTER Wer hat ihn denn so früh unter die Erden gebracht? Ich vielleicht? Oder der liebe Alkohol? -- Deine ganze Mitgift hat er Dir versoffen! DIE M UTTER Jetzt will ich aber nichtsmehr hören, ich will nicht!! DIE G ROSSMUTTER Halts Maul! (sie spielt auf ihrer Zither den Doppeladlermarsch) DIE
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imN ] GemahlinnenN ]
korrigiert aus: in korrigiert aus: Gemahlinen
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IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 21
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OCHTER (erscheint nun mit Alfred auf der Spitze des Turmes) A LFRED (lauscht) Wer spielt denn da so fesch? DIE T OCHTER Das ist Grossmutter. A LFRED Grossmutter? Resolut! Resolut! DIE T OCHTER Mit mir traut sie sich ja nicht anzubandeln, ich lass mir nämlich nichts gefallen. Brav sein, bittschön! (Pause) 얍 A LFRED Sie spielt aber sehr musikalisch. DIE T OCHTER Sie spielt nur dann, wenn sie eine schlechte Laune hat. A LFRED Was ist ihr denn übers Leberl gekrochen? DIE T OCHTER Ein tragischer Unglücksfall. Gestern. A LFRED (lächelt) Sehr tragisch? DIE T OCHTER Geh reden wir von was anderem! Nein, nicht so -DIE
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G ROSSMUTTER (beendet nun ihren Marsch) Frieda! Hast Du ihr schon den Brief geschrieben? DIE M UTTER Nein. DIE G ROSSMUTTER Soll ich ihn vielleicht schreiben? DIE M UTTER Ich schreib ihn schon, ich schreib ihn schon -- Herrgott, ist das alles entsetzlich! Sie wird uns noch Vorwürf machen, dass wir nicht aufgepasst haben -DIE G ROSSMUTTER Wir? Du! Du, willst Du wohl sagen! DIE M UTTER Was kann denn ich dafür?! DIE G ROSSMUTTER Wars vielleicht meine Idee, ein Kind in Kost zu nehmen?! Nein, das war Deine Idee -- weil Du etwas kleines liebes um Dich hast haben wollen, hast Du gesagt! Hast Du gesagt! Ich war immer dagegen. Mit sowas hat man nur Schererein ! Wegen der lumpigen fünfzehn Schilling im Monat -DIE M UTTER Gut. Bin ich wieder schuld. Gut. Am End bin ich dann vielleicht auch daran schuld, dass der Bubi gestern in die Donau gefallen ist -- bin ich denn daran Schuld, dass er ertrunken ist?! DIE G ROSSMUTTER (schweigt boshaft und spielt auf ihrer Zither leise den Donauwellenwalzer) DIE M UTTER (sieht ihr hasserfüllt zu) Altes Luder -- (wütend ab mit ihren Erdäpfeln in das Häuschen) DIE
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A LFRED Unsere Donau ist halt doch was Schönes. Wie die so dahinfliesst -- das ist schon sehr schön. 얍 DIE T OCHTER Ich wollt, ich wär in Wien! A LFRED Und ich wollt, ich könnt immer heraussen sein -- so still vor mich hinleben, in so einem Häuschen, und nichtsmehr hören -DIE T OCHTER Was kann man denn hier heraussen schon werden? A LFRED Und was bin ich in Wien geworden? DIE T OCHTER Ich wüsst schon, was ich machen tät in Wien! Ich käm schon durch! A LFRED Auch Sie würden ihnen nicht entrinnen -DIE T OCHTER Wem ? A LFRED Den Männern. B
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IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 22
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ScherereinN ] WemN ]
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korrigiert aus: Scheererein
We[{n}]|m|
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IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 23
Gesamtfassung in sieben Bildern
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
T OCHTER Na das würd ich aber schon selber in die Hand nehmen! A LFRED Resolut! Resolut! Ganz die liebe Grossmama! (Pause) DIE T OCHTER Was möchten Sie eigentlich hier heraussen, Sie schöner Mann aus Wien? A LFRED Eigentlich such ich hier ein bestimmtes Haus. Das Haus Nummer siebzehn. DIE T OCHTER Nummer siebzehn? DIE G ROSSMUTTER (hört nun auf zu spielen und strickt) A LFRED Ja. Dort ist nämlich ein kleines Kinderl in Pflege. Ein Bubi. Und davon bin ich der Herr Papa -- Was schauns mich denn so geistesabwesend an? DIE T OCHTER (langsam) Sie sind der Papa? A LFRED (lächelt) Derselbe. DIE T OCHTER Der Papa von dem Bubi? A LFRED Trauns mir denn das nicht zu? Oder habens schon von mir gehört, weil Sie mich so spassig fixieren? Hat vielleicht die Mama von dem Bubi sehr über mich geschimpft? Wir haben uns nämlich entzweit. DIE T OCHTER Nein, das ist entsetzlich -A LFRED Was habens denn? 얍 (Stille) DIE T OCHTER Nein, das bring ich nicht heraus -- das bring ich nicht heraus -A LFRED Schauns mich an. DIE T OCHTER (schaut ihn an) Ich kann Sie nicht anschaun -A LFRED Aber ich seh mich doch in Ihren Augen -DIE T OCHTER Herr! Wir da unten, wir sind ja das Haus Nummer siebzehn -- und es ist ein fürchterliches Unglück passiert -- gestern -A LFRED Was? D IE T OCHTER Mit dem Bubi, Herr -- mit Ihrem Bubi -- Er hat bei der Donau gespielt und ist hineingefallen -A LFRED Tot?! D IE T OCHTER Ja. Ertrunken -(Stille) A LFRED In der Donau. DIE T OCHTER Und er war doch so herzig, unser Bubi -- (sie weint) A LFRED (schliesst sie in seine Arme) Nicht weinen, nicht weinen -DIE T OCHTER Ich kenne Sie nicht, Herr -- aber Sie sind sicher kein schlechter Mensch -- dass Sie nämlich als der eigene Vater mich eigentlich Fremde noch trösten -(Stille) A LFRED Wie gross war er denn schon, der Bubi? DIE T OCHTER So gross -(Stille) DIE
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PapaN ] (Stille f heraus --N ]
In f Donau.N ] kein schlechterN ] BFremdeN ] B
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[{ }] |Papa| 얍 [\(Stille)/ DIE T OCHTER Nein, das bring ich nicht heraus -- das bring ich nicht he-] |(Stille f heraus --| [Na sowas!] |In f Donau.| [ein guter] |kein schlechter| [F]|F|remde
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IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 23
Gesamtfassung in sieben Bildern
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Und die Mutter? Ist sie schon unterrichtet? DIE T OCHTER Nein, wir traun es uns ja garnicht, ihr zu schreiben -- wir haben doch das Kind alle so gern gehabt! Nur die Grossmutter hat das gleich geahnt -- sie war immer dagegen, dass wir ein Kind in Pflege nehmen -- Jetzt triumphiert sie natürlich. (Stille) 얍 A LFRED In die Donau, in unsere schöne blaue Donau -DIE T OCHTER Sehens, da kommen die Fischer, die den Bubi suchen --
IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 25
F ISCHER (mit langen Stöcken und Haken , kommen und sprechen mit der Mutter, die wieder aus dem Häuschen getreten ist; die Grossmutter horcht) DIE T OCHTER Möchtens nicht hinunter? A LFRED Nein. Jetzt möcht ich allein sein -DIE T OCHTER Ueber uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben -A LFRED Ich bin viel allein. DIE T OCHTER Ich auch. B
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F ISCHER (gehen nun wieder) DIE M UTTER Sie haben noch immer nichts gefunden. DIE G ROSSMUTTER Kann man sich ja denken! DIE M UTTER Was Du Dir so alles denkst -DIE G ROSSMUTTER Gottseidank! (Stille) DIE G ROSSMUTTER Vielleicht ist es ihr garnicht so entsetzlich -- ich meine jetzt Deine Fräulein Mariann -- Man kennt ja diese Sorte Fräuleins -- vielleicht wird das Fräulein sogar zufrieden sein, dass sie es los hat -DIE M UTTER Mama! Bist Du daneben?! DIE G ROSSMUTTER Was fällt Dir ein, Du Mistvieh?! DIE M UTTER Was fällt Dir ein, Du Ungeheuer?! Das Fräulein ist doch auch nur eine Mutter, genau wie Du!! DIE G ROSSMUTTER (kreischt) Vergleich mich nicht mit ihr! Ich hab mein Kind in Ehren geboren oder bist Du ein unehelicher Schlampen?! Wo kein Segen von oben dabei ist, das endet nicht gut und soll es auch nicht! Wo kämen wir denn da hin?! (sie spielt wieder ihren Doppeladlermarsch) DIE M UTTER Spiel nicht! So hör doch auf!! 얍 DIE G ROSSMUTTER Gut! Aber dann wird jetzt hier endlich geschrieben -- und wenn Du zu feig dazu bist, dann diktier ich Dir! (sie erhebt sich) Setz Dich her! Hier hast Du Papier und Bleistift -- ich habs schon vorbereitet. DIE M UTTER Ungeheuer -DIE G ROSSMUTTER Kusch! Setz Dich! Schreib! Freu Dich , dass ich Dir hilf! DIE M UTTER (setzt sich) DIE
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HakenN ] Du Mistvieh?!N ] BgenauN ] BDu!!N ] Bihr!N ] Bauf!!N ] BFreu DichN ]
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[freche Person?!] |Du Mistvieh?!| g[{n}]|e|nau Du[!]|!!| ihr![!] auf!\!/ Fr[{e}u]|eu| \Dich/
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
G ROSSMUTTER (geht gebeugt auf und ab und diktiert) Wertes Fräulein! -- jawohl: Fräulein! -- Leider müssen wir Ihnen eine für Sie recht traurige Mitteilung machen. Gott der Allmächtige hat es mit seinem unerforschlichen Willen so gewollt, dass Sie, wertes Fräulein, kein Kind mehr haben sollen. Das Kind hat gestern in den Donauauen gespielt und ist beim Spielen in die Donau gefallen -- Punkt. Aber trösten Sie sich, Gott der Allmächtige liebt die unschuldigen Kinder. Punkt. Mich und meine Familie trifft wirklich keine Schuld. Neuer Absatz. Ich spreche Ihnen, wertes Fräulein, auch im Namen meiner lieben Mutter und meiner Tochter, unser innigstes Beileid aus. Schluss. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihre Frieda so und so -B N
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M ARIANNE (kommt mit Zauberkönig, Mathilde und Oskar, denen sie etwas vorausgeeilt ist) Guten Tag, liebe Frau Kreutler! Küssdiehand, Grossmutter! Jetzt war ich aber lang nichtmehr da, ich bin ja nur froh, dass ich Euch wiederseh -- Das ist mein Vater! Z AUBER (grüsst) DIE M UTTER (starrt ihn an) M ARIANNE (wird es plötzlich unheimlich) Was habt Ihr denn --? DIE G ROSSMUTTER (reicht ihr den Brief) M ARIANNE (nimmt ihr mechanisch den Brief ab und sieht sich scheu um; bange) Wo ist der Bubi? Wo ist denn der Bubi? DIE G ROSSMUTTER Lesen, bitte. Lesen -M ARIANNE (liest den Brief) Z AUBERKÖNIG Na wo ist er denn der Bucibubi? Bubi! Bucibubi! (er hält ein Kinderspielzeug in der Hand, an dem Glöckchen befestigt sind, und läutet damit) Der Opapa ist da! Der Opapa! M ARIANNE (lässt den Brief fallen) (Stille) Z AUBER (plötzlich ängstlich) Mariann! Ist denn was passiert? M ATHILDE (hat den Brief aufgehoben und gelesen; jetzt schreit sie) Maria! Tot ist er! Hin ist er, der Bucibubi! Tot!! Z AUBER (wankt -- lässt das Kinderspielzeug fallen und hält die Hand vors Gesicht) (Stille) 얍 DIE G ROSSMUTTER (hebt neugierig das Kinderspielzeug auf und läutet damit) M ARIANNE (beobachtet sie -- stürzt sich plötzlich heiser brüllend auf sie und will sie mit der Zither erschlagen) O SKAR (drückt ihr die Kehle zu) M ARIANNE (röchelt und lässt die Zither fallen) (Stille) DIE G ROSSMUTTER (leise) Du Luder. Du Bestie. Du Zuchthäuslerin -- Mich? Mich möchst Du erschlagen, mich? DIE M UTTER (schreit die Grossmutter plötzlich an) Jetzt schau aber dass Du ins Haus kommst! Marsch! Marsch! B
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[lieben] [Was passiert denn da?] [|Da passiert|] |Mariann!| M ATH \ ILDE / \Jetzt/ [S]|s|chau [jetzt]
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K4/TS24 (Korrekturschicht)
G ROSSMUTTER (geht langsam auf die Mutter zu) Dir tät es ja schon lange passen, wenn ich schon unter der Erden wär -- nicht? Aber ich geh halt noch nicht, ich geh noch nicht -- Da! (sie gibt der Mutter eine Ohrfeige) -- Verfaulen sollt Ihr alle, die Ihr mir den Tod wünscht! (ab in das Häuschen) (Stille) DIE M UTTER (schluchzt) Na, das sollst Du mir büssen -- (ihr nach) B
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Lesetext
N
Z AUBER (nimmt langsam die Hand vom Gesicht) Der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall -- nein nein nein, lieber Gott, lass mich noch da, lieber Gott -- (er bekreuzigt sich) Vater unser, der Du bist im Himmel -- gross bist Du und gerecht -nichtwahr, Du bist gerecht? Lass mich noch, lass mich noch -- -- Oh, Du bist gerecht, oh Du bist gerecht! (er richtet sich seine Kravatte und geht langsam ab) M ARIANNE Ich habe mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat -- Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nichtmehr da -- -- Er hat mir überhaupt nichts gesagt -- Er hat mich überraschen wollen -- Pfui! O SKAR Marianne! Hadere nie mit Gott! M ARIANNE Pfui! Pfui! (sie spuckt aus) (Stille) O SKAR Mariann. Gott weiss, was er tut, glaub mir das. M ARIANNE Bubi! Wo bist Du denn jetzt? Wo? O SKAR Im Paradies. 얍 M ARIANNE So quäl mich doch nicht -O SKAR Ich bin doch kein Sadist! Ich möcht Dich doch nur trösten -- Dein Leben liegt doch noch vor Dir, Du stehst doch erst am Anfang -- Gott gibt und Gott nimmt -M ARIANNE Mir hat er nur genommen, nur genommen – O SKAR Gott ist die Liebe, Mariann -- und wen Er liebt, den schlägt Er -M ARIANNE Mich prügelt Er wie einen Hund! O SKAR Auch das! Wenn es nämlich sein muss. (Stille) O SKAR Mariann. Ich hab Dir mal gesagt, dass ich es Dir nie wünsch, dass Du das durchmachen sollst, was Du mir angetan hast -- und trotzdem hat Dir Gott Menschen gelassen, die Dich trotzdem lieben -- -- und jetzt, nachdem sich alles so eingerenkt hat -- -- Ich hab Dir mal gesagt, Mariann, Du wirst meiner Liebe nicht entgehen -M ARIANNE Ich kann nichtmehr. Jetzt kann ich nichtmehr -O SKAR Dann komm -- (er stützt sie, gibt ihr einen Kuss auf den Mund und ab mit ihr) B N
B
25
N
B
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B N
1 3 3 6 21 22 26 37 37 37 37 37
zu)N ] nochN ] B N] B(schluchzt)N ] B N] BIm Paradies.N ] Bgenommen f genommen –N ] B N] Bsie,N ] Bgibt f Mund N ] BgibtN ] BMund N ] B B
N
B
N B B
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zu\)/[; leise)] n[{i}]|o|ch [Ich bleib noch [da], ich bleib noch [da]] [\(schluchz/] |(schluchzt)| [Wo bist Du denn?] [Jetzt steht er vor seinem Gott.] |Im Paradies.| genommen\,/ [-- nur, nur, nur!] |nur f genommen –| [(gibt f Mund)] f x sie\,/ x (gibt f Mund) korrigiert aus: (gibt korrigiert aus: Mund)
504
B
NN
IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 27a
Gesamtfassung in sieben Bildern
5
K4/TS24 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED (kommt mit der Tochter vom Turm herab) M ATHILDE (sieht der Tochter nach) Wo kommst Du her? A LFRED Vom Turm. M ATHILDE Was war das für ein Turm? A LFRED Sei doch nicht so geschmacklos -(Stille) M ATHILDE Pardon! Mein herzlichstes Beileid. A LFRED Danke. (Stille) 얍 A LFRED (zieht Geldscheine aus seiner Hosentasche) Da. Jetzt hab ich gestern noch telegraphisch gesetzt und hab in Maisons-Laffitte gewonnen -- und heut wollt ich meinem Sohne vierundachtzig Schilling bringen -M ATHILDE Wir werden ihm einen schönen Grabstein setzen. Vielleicht ein knieendes Englein. A LFRED Ich bin sehr traurig. Wirklich. Ich hab jetzt grad so gedacht -- so ohne Kinder hört man eigentlich auf. Man setzt sich nicht fort und stirbt aus. Schad! B N
B
10
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B N
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(Nun wird es finster und ein grosses Streichorchester spielt die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ -- und die Szene verändert sich zum Schlusstableau: in einem kitschigen Barocksaal wird Oskar und Mariannens Hochzeit gefeiert; Einzug, Solotanz des Brautpaares und allgemeiner Tanz; unter den Hochzeitsgästen bemerkt man Mathilde, Alfred, Erich, den Rittmeister, die erste und die zweite Tante nebst der ganzen Verwandtschaft, Havlitschek in Sonntagsstaat, den Beichtvater, die Grossmutter, Mutter und Tochter, Emma und die gnädige Frau, den Conferencier mit Damen vom Ballett und den dazugehörigen Kavalieren; es ist überhaupt alles da, ja selbst der Mister fehlt nicht -- er überreicht der Braut einen prächtigen Strauss weisser Lilien; und allen voran natürlich der Zauberkönig. -- -- -- Dann fällt der Vorhang) B
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N
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30
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R ITTMEISTER (tritt vor den Vorhang) Meine Damen und Herren! Leider Gottes sind anlässlich der heutigen Hochzeit eine derartige Anzahl von Hochzeitsgratulationen eingetroffen, dass sich Oskar und Marianne, unser junges Paar, ausserstande sehen, einem Jeden separat zu danken. Ich habe nun den ehrenvollen Auftrag, Ihnen, meine Sehrverehrten, im Namen unserer Jungvermählten für all die liebenswürdigen Glückwünsche von ganzem Herzen zu danken! Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren! B
B
35
N
N
ENDE 40
6 8 11 17 24 26 33 34
] Pardon!N ] BDa. JetztN ] B N] BinN ] Bes f da,N ] BhabeN ] BIhnen,N ] B N B
[Ich war doch der Vater von dem Kind.] [Sei nicht geärgert, bitte.] |Pardon!| Da\./ [--] [j]|J|etzt [{ }] [{im}] |in| \es f da,/ hab\e/ Ihnen\,/
505
IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 28
506
Lesetext
507
508
Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen
509
Strukturplan in sechs Bildern
IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 2
510
Strukturplan in sechs Bildern
K5/E1
511
Lesetext
512
Fragmentarische Fassung des 4. Bildes
K5/TS1 (Grundschicht)
Lesetext
얍 4.
M ISTER (schwer betrunken) R ITTM P OLIZIST (kommt) R ITTM Der Herr ist ein nordamerikanischer Staatsbürger. U.S.A. Der Herr haben einen Schwipps – dem Herrn gefällt Wien so gut – DER M ISTER Ich möcht gerne ein Mädel, ein Frauerl – – R ITTM Auf! Er schläft mir dahier noch ein – Kruzitürken! DER
5
10
15
M AR (kommt) B ALLETTM (hinter ihr) Also laufens mir nur nicht davon! Also das ist schon eine Schweinerei! M AR Was wollens denn? B ALLETTM Ich hab Dich engagiert, verstanden?! M AR Aber fürs Ballett und nicht für sowas, sich da mit Herren abschmieren – – B
N
20
M AR Vor dem Maxim. Tiefe Nacht. C ONFERENCIER Mein Kompliment, Herr Rittmeister! Leider haben wir aber schon Sperrstund – und die Polizei hat uns neulich schon aufgeschrieben – – – P OLIZIST (erscheint) DER M ISTER Was heisst hier Polizei?! P OLIZIST Ruhe! DER M ISTER (tanzt) Donau so blau, so blau, so blau – – – B
25
B
N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
16 21 27
B
[Sie]Dich|
B
korrigiert aus: Tiefe.
DichN ] TiefeN ] BDonauN ]
Donau[,]
513
IN 221.000/63 – BS 38 f [2], Bl. 2
Strukturpläne in sieben und vier Bildern, Dialogskizzen
514
IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 1
Strukturpläne in sieben und vier Bildern, Dialogskizzen
515
K5/E2–E6
Lesetext
Dialogskizzen zum 4. Bild des II. Teiles
IN 221.000/40 – BS 38 c [1], Bl. 1
516
Dialogskizzen zum 4. Bild des II. Teiles
K5/E7
517
Lesetext
Fragm. Fassung des 2. Bildes des zweiten Teiles
K5/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
얍 Zweiter Teil:
IN 221.000/35 – BS 38 a [2], Bl. 1
1.) Stille Strasse: (Bis zum Engel) 2.) Bei Alfred: M AR Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel. Ich habe gleich gesagt, dass ich kein Engel bin – dass ich nur ein gewöhnliches Menschenkind bin, ohne Ambitionen, aber mit einem warmen Herz. Aber Du hast kein Herz. Du bist ein kalter Vernunftmensch. A LFRED Du weisst, dass ich kein Vernunftmensch bin M AR Doch! Du hast nur einen Verstand! A LFRED Was denn nicht noch! M AR Ich habe mal gesagt, was ich von Dir haben möchte – ein Kind. Und jetzt willst Du, dass ich es abtreib? Nein, nie! Weisst Du denn, dass ich dabei um das Leben kommen kann?! A LFRED Dann müssten aber schon viele tot sein. M AR Ich möcht aber ein Kind – A LFRED Was Du nicht sagst! Ich nicht! Was soll denn das Kind werden, in der heutigen fürchterlichen Zeit?! Wo wir schon selber nichtsmehr zum Fressen haben! M AR Ich kann doch nichts dafür! A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? (usw.)
5
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B
15
B N
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A LFRED Versprich es mir, dass Du das Kind abtreiben lasst, ja? M AR Dir zu lieb will ich mich dieser Prozedur unterziehen – A LFRED Was hast Du denn da? M AR Das ist ein heiliger Antonius – Wie ich klein gewesen bin, usw. – – kommst doch wieder? A LFRED Naturelment . So wahr es einen Gott gibt. (ab) B N
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B
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N
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\Abbruch der Bearbeitung\
12 13 16 16 19 19 21 24 25 27 27 29
noch!N ] wasN ] B N] BaberN ] BzumN ] Bhaben!N ] BRennplätzN ] B N] BM AR f unterziehen –N ] BWieN ] B N] BNaturelmentN ] B B
noch[?]|!| [dass] |was| [So? –] \aber/ [{}]|zum| [haben] |haben!| Rennplä\t/z [Was hast Du denn] [M AR I] |M AR f unterziehen –| W[enn]|ie| gestrichen: M AR gemeint ist: Naturellement
518
B N
Du
Fragmentarische Fassung des Bildes „Cafehaus“
K5/TS3/A1 (Grundschicht)
Lesetext
얍Zweiter Teil
IN 221.000/36 – BS 38 a [3], Bl. 1
Stille Strasse. 5
...... Engel. B
N
xxxxxxxxxxxxxxx 10
15
20
B
Cafehaus. Alfred und Ferdinand sitzen beinander. Im Hintergrund wird gespielt. N
A LFRED Also ich kann Dir nur sagen: heirate nie! F ERD Offengestanden, ich versteh es ja nicht, warum Du geheiratet hast. A LFRED Ich {hab} mich halt eingarnen lassen. Ich hab halt noch ein paar Ideale gehabt -- und sie hat die bei mir ans Tageslicht gebracht. Meiner Seel, ich war schon schön blöd -! Heut versteh ich sowas garnichtmehr. Es war wie ein Rausch -- oder eher wie ein tiefer Schlaf, eine Ueberrumpelung! Heut kommts mir vor, als wär das ein anderer gewesen, der da geheiratet hat -- und dann ist es halt so weiter gegangen. Abwärts. F ERD Traurig aber wahr. A LFRED Von Stufe zu Stufe. Sie hat mich überredet, dass ich auf keinen Rennplatz mehr soll, sie hat mich dazugebracht, dass ich Vertretungen übernehm -- bei dieser wirtschaftlichen Depression! Auf die Rennplätz hat ja die Krise keinen Einfluss, da kann schon kommen, was will. Nein, aber sie hat was Solides wollen. Und ich hab ihr beigegeben. Klein. F ERD Höchste Zeit, dass Du Dich von ihrem Einfluss frei machst! A LFRED Mach ich auch! Ich fühls direkt, wie ich erstarke -- es war eine Hörigkeit und wenn jemand auf meine Hilfsbedürftigkeit appeliert , dann muss ich halt helfen -- blöd aber wahr! (Stille) F ERD Weisst Du, was ich nicht versteh? Dass Du Dir mit ihr auch noch ein Kind angeschafft hast. 얍 A LFRED Das ist ganz so von allein gekommen. Aber ich wollt es ja dann auch wegmachen lassen, sie hat sich gesträubt, aber dann hat sie eingewilligt, sie hat sich der Prozedur unterzogen -- es war das eine kostspielige Prozedur, aber es hat nichts genützt. Jetzt ist es acht Wochen alt und schreit zwar nicht viel. Es ist ein ruhiges Kind. Es sieht mir mehr ähnlich wie ihr. -- Dort kommt sie. (zu Mar) Setz Dich nur dorthin. Wir haben noch was miteinander zu konferieren! B
25
N
B
30
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B
35
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M AR (setzt sich und liest in mondainen illustrierten Zeitungen) B
6 10 24 29 34 41
Engel.N ] Cafehaus.N ] BwirtschaftlichenN ] BappeliertN ] BwolltN ] BmondainenN ] B B
N
Textanschluss an die Grafologie-Szene von K4/TS24/BS 38 d [7], Bl. 8
[Cafe] |Cafehaus.| korrigiert aus: Wirtschaftlichen gemeint ist: appelliert
woll[r]|t| gemeint ist: mondänen
519
IN 221.000/36 – BS 38 a [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des Bildes „Cafehaus“
5
15
20
Lesetext
A LFRED Na? Wie gefällt sie Dir? F ERD Ich hab sie mir anders vorgestellt. A LFRED Wieso? F ERD Dicker. Molliger. A LFRED Warum? F ERD Weiss ich nicht. (Stille) A LFRED Sie ist ganz mollig . Molliger als wie Du denkst. F ERD Sie ist überhaupt nicht schlecht gebaut. A LFRED Mit der Zeit, so in der Ehe, verschwindet ja sowas. F ERD Das ist immer so. (Stille) F ERD Es war doch eigentlich ein Blödsinn, dass Du mit der gebrochen hast mit der verrückten Valerie! Da wärst heut versorgt, ganz ohne Sorgen. A LFRED Das hat doch keinen Sinn darüber zu reden, was gewesen wäre -- die Hauptsach ist, was wird sein. Was soll ich jetzt machen? F ERD Kann denn sie, Deine Frau, gar keine Stelle übernehmen? A LFRED Die kann garnichts. F ERD Irgendwas wird sie schon können -- hat sie sich denn nichts gelernt? A LFRED Ich glaub, sie hat sich mal mit rythmischer Gymnastik beschäftigt. F ERD Das ist kein Geschäft -- aber da fällt mir jetzt was ein -- (er redet leise mit Alfred) B
10
K5/TS3/A1 (Grundschicht)
N
B
B
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N
M ARIANNE (hebt unwillkürlich den Kopf und schaut den Beiden zu) 25
A LFRED Meinst Du? F ERD Das wär doch was! 얍 A LFRED Ich glaub schon garnichts mehr. F ERD Es ist das ein tadelloses Geschäft. A LFRED Gut ! Mariann! Komm mal her! -- Also Mariann -- setz Dich -- Wir haben gerad gesprochen über unsere verzweifelte wirtschaftliche Lage und dass das so nicht weitergeht. Nun ist dem Ferdinand, der doch in alles eingeweiht ist, ein guter Plan gekommen -- Du interessierst Dich doch fürs Tanzen. Nun, er möcht sehen, was er machen kann. Vielleicht, dass Du umsonst ausgebildet wirst! Er sagt, Du bist in acht Tagen fix und fertig, kann sein! Was täts Du dazu sagen? F ERD Tretens dann irgendwo auf, könnens sogar noch eine gefeierte Künstlerin werden. M AR (lacht) A LFRED Na was sagst dazu? Wunderbare Idee? F ERD Nur die Hoffnung nicht sinken lassen! B
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B
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N
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N
8 20 21 26 30 32 32 35 36
molligN ] rythmischerN ] BistN ] BMeinstN ] BGutN ] BdemN ] BinN ] BtätsN ] BkönnensN ] B B
N
korrigiert aus: molloig gemeint ist: rhythmischer korrigiert aus: [i] s t korrigiert aus: DMeinst
||
[M]|G|ut korrigiert aus: der eingefügt gemeint ist: tätst korrigiert aus: können
520
N
IN 221.000/36 – BS 38 a [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des Bildes „Cafehaus“
5
K5/TS3/A1 (Grundschicht)
Lesetext
M AR Das wär schon sehr schön. Das wär auch glaub ich ein Beruf, der mich ausfüllen tät -- denn so gehts nicht weiter -- aber Ihr habt an etwas nicht gedacht: wer soll denn auf das Kind achtgeben? A LFRED Haben wir auch schon gedacht! Wir bringen das Kind zu meiner Mutter hinaus in die Wachau -- dort hat es schön -- und wir zahlen meiner Mutter einen kleinen Betrag und basta! Nicht? M AR Na wenn das alles so ausgeht, dann wär ich ja überglücklich. B
N
xxxxxxxxxxxxxxx
10
Stille Strasse. \Abbruch der Bearbeitung\
5
B
-- undN ]
korrigiert aus: --mund
521
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
K5/TS3/A2 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.
IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 4
5
B
10
II. Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk. Mit Alfred und Marianne. Es ist Nachmittag und Alfred macht einen nervösen Eindruck. N
M ARIANNE Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel. Ich hab gleich gesagt, dass ich kein Engel bin -- dass ich nur ein gewöhnliches Menschenkind bin, ohne Ambitionen, aber mit einem warmen Herz. Aber Du hast halt kein Herz. Du bist ein kalter Vernunftmensch. A LFRED Du weisst, dass ich kein Vernunftmensch bin. M AR Doch! Du hast nur einen Verstand. A LFRED Was denn nicht noch! Bitte lass mich jetzt endlich in Ruh meine Zeitung lesen, ich weiss garnicht, was Du von mir willst! (Stille) M AR Weisst Du, was heut für ein Tag ist? A LFRED Nein. M AR Heut ist der zwölfte. (Stille) A LFRED Was willst Du damit sagen? M AR Dass das heut ein Gedenktag ist. Heut vor einem Jahr hab ich Dich zum erstenmal gesehen -- in der Auslage, weisst Du? A LFRED In was für einer Auslag? M AR Das weisst Du nichtmehr? A LFRED Ich bitt Dich, red nicht immer in Hieroglyphen! In was für einer Auslag?! M AR Schrei nicht! A LFRED Du bringst einen zur Raserei! (Stille) M AR Ich hab grad das Skelett arrangiert und Du hast an die Scheibe geklopft. 얍 Und ich hab den Vorhang heruntergelassen, weil es mir plötzlich unheimlich geworden ist. A LFRED Zahlen, Herr Ober! Zahlen! DER O BER Zwei Schwarze -A LFRED (zu Marianne) Du kannst ja noch bleiben -M AR Das musst Du mir nicht zweimal sagen.
15
20
B
25
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B
N
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H IERL (kommt; erblickt Alfred) Servus Alfred! Ja wo kommst denn Du her?! Das aber nett, dass ich Dich wiedermal seh -- was machst denn für ein fades Gsicht? N
9
B
Mit f Marianne.N ]
21 32 42
B
e[o]|i|n
B
korrigiert aus: Dubringst gemeint ist: H IERLINGER
einN ] Du bringstN ] BH IERL N ]
(1) Marianne und Alfred sitzen (2) Mit f Marianne.
522
IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
5
10 B
15
K5/TS3/A2 (Grundschicht)
Lesetext
A LFRED Ach, man hats nicht leicht! H IERL Wer ist denn die Dame dort? A LFRED Das ist sie. H IERL Wer sie? Was für eine sie? A LFRED Du weisst es doch, was fragst denn so dumm! H IERL Achso! A LFRED Ich wollt grad weggehen, weil sie mich wiedermal nervös gemacht hat. H IERL Das hat garkeinen Sinn, dass man sich nervös machen lässt -- Komm, setz Dich her zu mir und erzähl mir, wie gehts wie stehts undsoweiter! (sie setzen sich) Zwei Schwarze, Herr Ober! A LFRED Du hast es leicht. H IERL Also das ist sie. A LFRED Ja. H IERL Komisch. Jetzt lebst Du mit ihr schon ein Jahr zusammen und ich seh sie erst zum erstenmal -- eigentlich machen das ja sonst nur die eifersüchtigen Bosniaken, dass sie ihre Weiber vor ihren Freunden absperren. A LFRED Hier ist aber das Gegenteil der Fall. Sie hat mich von meinen ehemaligen Freunden abgeriegelt -- sie hat mich dazu überredet, dass ich auf keinen Rennplatz mehr soll, sie hat mich dazu gebracht, dass ich einen sogenannten soliden Beruf ergreif -- dass ich Vertretungen übernehm -- und das Ende war natürlich die Pleite. Oh, ich hab ja das alles vorausgesehen! H IERL Und warum hast Du das gemacht? Du bist doch sonst ein kühler Kopf! A LFRED Mein lieber Ferdinand -- hier dreht es sich nicht um den kühlen Kopf sondern um ein ganz anderes Organ. (er legt seine Hand aufs Herz) Hier dreht es sich um das da. Es gibt ein Märchen von Andersen, wo der böse Bube dem 얍 guten alten Dichter ins Herz schiesst -- und auch dem anderen, das ist halt der Gott Amor, der Gott der Liebe! Also ich kann Dir nur sagen: häng Dich nie an ein Weib so für länger -- Ich hab mich halt eingarnen lassen. Zuerst war eine gewisse Leidenschaftlichkeit dabei -- und dann, wie der Reiz weg war, kam das Mitleid. Sie ist halt so ein Typ, wo der richtige Mann mütterlich wird, obwohl sie manchmal schon ein boshaftes Luder ist, meiner Seel! H IERL Cherchez la femme! Cherchez la femme! A LFRED Weisst, und ich hab halt ein paar Jugendideale gehabt -- und die hat sie bei mir ursprünglich an das Tageslicht gebracht, und auch heut noch hie und da, ich bin halt ein weicher Mensch! H IERL Höchste Zeit, dass Du Dich von ihrem Einfluss frei machst! N
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11 15 15 15–16 17–18 18
B
A LFRED N ] machenN ] BjaN ] BBosniaken, dassN ] Behemaligen FreundenN ] Bsie f überredet,N ]
22 25 25 26 27 28
B
B
kühlerN ] Andersen, woN ] BdemN ] BdemN ] BDichN ] Blassen.N ] B
[H IERL ] |A LFRED | m[s]|a|chen korrigiert aus: [a]|j|ja korrigiert aus: Bosniaken,dass korrigiert aus: ehe-Freunden (1) sie hat gesagt, (2) sie f überredet, küh[o]|l|er korrigiert aus: Andersen, wo korrigiert aus: den korrigiert aus: den korrigiert aus: Di ch korrigiert aus: lassen,
523
N
N
N
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IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
5 B
10
Lesetext
A LFRED Mach ich auch! Aber sie appeliert halt immer wieder an meine Gesinnung. Ich kann sie doch nicht so -H IERL Also das glaub ich weniger, dass das eine Gesinnungsfrage ist -- sondern das wird viel eher eine Art Hörigkeit sein von Dir zu ihr, ja es ist sogar die typische Hörigkeit! Du hängst an ihr und gibst ihr -A LFRED Sie hängt ja auch an mir. H IERL Dafür gibt man Dir aber nichts! Kurz und gut: es wird Zeit , dass Du Dich wieder auf Dich besinnst -- dass Du Dich freimachst! Was ist das für ein Leben! A LFRED Glaubst Du wirklich, dass das Hörigkeit ist? H IERL Hörigkeit ist eine Blutfrage. Eine Temperaturfrage des Blutes. A LFRED Glaubst Du? H IERL Bestimmt. (Stille) A LFRED Manchmal kommts mir vor, als wär das ein anderer gewesen, der sich da an die gehängt hat -- wie ein Rausch, ein tiefer Schlaf. Manchmal könnt ich sie direkt umbringen -- sie ist ja ein anständiger Mensch, aber schon saudumm! H IERL Weisst Du, was ich überhaupt nicht versteh? Dass Du Dir mit ihr auch noch ein Kind angeschafft hast. A LFRED Ich wollt ja keins haben, aber sie hat eins wollen -- und dann ist es halt so von allein gekommen. Aber ich wollt es ja dann auch wegmachen lassen, sie hat sich aber sehr dagegen gesträubt -- sie wollt unbedingt ein Kind von mir haben, sie ist ja kein schlechtes Frauerl an und für sich -- endlich hab ich sie aber so weit gehabt, dass sie einwilligt, und sie hat sich der Prozedur unterzogen, kannst Dir das Affentheater vorstellen -- 얍 es war das eine kostspielige Prozedur, meiner Seel, aber es hat nichts genützt. Jetzt ist es da das Kind -- ich bin Papa. Seit sechs Wochen. H IERL Scheisslich, scheisslich! (Stille) A LFRED Siehst Du sie heut eigentlich zum erstenmal? H IERL Ja. A LFRED Na und? Wie gefällts Dir? H IERL Ich hab sie mir eigentlich anders vorgestellt. A LFRED Wieso? H IERL Etwas molliger. A LFRED Noch molliger? H IERL Ich weiss nicht, warum. Ich hab mir unwillkürlich ein Bild gemacht. (Stille) A LFRED Sie ist ganz schön mollig. Molliger als wie Du denkst. (Stille) N
B
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K5/TS3/A2 (Grundschicht)
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N B
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6 7 7 9 10 14–15 15 25 33
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A LFRED N ] nichts!N ] BZeitN ] BA LFRED N ] BTemperaturfrageN ] BManchmal f Schlaf.N ] BManchmalN ] BsechsN ] BA LFRED N ] B B
korrigiert aus: F ERD korrigiert aus: nichts=! korrigiert aus: zeit
[F ERD ]|A LFRED | korrigiert aus: Temperaturfrge \Manchmal f Schlaf./ Manchma[k]|l| korrigiert aus: se chs korrigiert aus: {a}LFRED
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IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
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Lesetext
H IERL Das war schon ein fürchterlicher Blödsinn, dass Du mit der verrückten Valerie, mit der Trafikantin gebrochen hast! Du wärst heut versorgt und ganz ohne Sorgen! A LFRED Ueber die Vergangenheit zu plauschen hat keinen Sinn! Darf ich mal offen sein? Du bist ein guter alter Freund von mir: hilf mir, Ferdinand, dass ich schmerzlos aus dieser Bindung herauskomm! H IERL Das ist nicht so einfach, Ihr habt natürlich kein Geld. A LFRED Radikal kein Geld. H IERL Und seid in Not? A LFRED Ja. H IERL Und wo steckt denn das Kind? A LFRED Bei meiner Verwandten, Mutter -- draussen in der Wachau. H IERL Das erleichtert die Lage sehr. Ich würde halt darnach trachten, dass sie auch was verdient, dass sie irgendwie in das Berufsleben eingeschaltet wird -- die Frau im Beruf ist immer schlecht für eine Bindung, unterhöhlt meistens die Ehe, es ist ja auch ein Hauptargument der katholischen Kirche und glaubst Du, dass die katholische Kirche dumm ist? Ich kann Dir sagen, das sind die Gscheitesten! Unter den Kardinälen ist eine solche Auswahl, da werden wirklich nur die Besten der Besten, die fähigsten Köpf! A LFRED Das ist alles recht schön und gut. Aber sie kann doch nichts. H IERL Wieso nichts? Das gibt es nicht. 얍 A LFRED Das einzige wofür sie Interesse hat, ist rythmische Gymnastik. H IERL Rythmische Gymnastik ist immer gut. A LFRED Meinst Du? H IERL Bestimmt. Das hängt nämlich mit dem Tanzen zusammen, und da lässt sich vielleicht was machen -- Ich kenn nämlich eine Baronin und die stellt so Ballette zusammen für verschiedene Etablissements -- da hätt sie ganz gute Entfaltungsmöglichkeiten. A LFRED Na ich tät ja aufatmen! H IERL Sie kann vielleicht noch eine gute Künstlerin werden. Die Baronin ist mir nämlich verpflichtet. A LFRED Ferdinand. Wenn das ging, ich wär Dir ewig dankbar! H IERL Ist ja nicht der Rede wert! Ich werd jetzt mal telephonieren gleich, vielleicht können wir gleich eine Zeit ausmachen -- (ab zum Telephon) B
10
K5/TS3/A2 (Grundschicht)
A LFRED Mariann! M AR Ja? A LFRED Bitte komm mal her. M AR (kommt) A LFRED Setz Dich, bitte. M AR (setzt sich) 7 14 22 23 25 27 33
IhrN ] BerufslebenN ] BrythmischeN ] BRythmischeN ] BBestimmt.N ] BguteN ] BtelephonierenN ] B B
[d]|I|hr Berufs[k]|l|eben gemeint ist: rhythmische gemeint ist: Rhythmische [Si] |Bestimmt.| korrigiert aus: Gute telephoni[r]|e|ren
525
N
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IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 8
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
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K5/TS3/A2 (Grundschicht)
A LFRED Es ist uns jetzt vielleicht ein Glück unterlaufen -- ich hab nämlich jetzt einen alten Freund getroffen, und der weiss vielleicht eine Stelle für Dich -- Wo Du Geld verdienen kannst, und wenn wir Beide verdienen, dann wird es schon besser gehen. Mit allem. M AR Was ist das für eine Stelle? A LFRED Eine künstlerische Angelegenheit -M AR Eine künstlerische? A LFRED Du hast Dich doch immer schon für rythmische Gymnastik interessiert. Ich hab dem Ferdinand unsere verzweifelte wirtschaftliche Lage auseinandergesetzt und dass das so nicht weitergeht und da ist ihm ein grandioser Plan gekommen -- Er sagt, Du wirst auch unter Umständen ausgebildet, umsonst -Na wär das nicht schön? M AR Weisst Du , ich hätt halt nur einen Wunsch -A LFRED Und das wäre? M AR Dass das Kind wieder bei mir sein kann. A LFRED Das wird sich dann schon auch machen lassen! Na? B
B
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Lesetext
N
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\Abbruch der Bearbeitung\
8 9–12 13 15
rythmischeN ] Ich f schön?N ] BDuN ] Bdas KindN ] B B
gemeint ist: rhythmische
[M AR Alfred!] |Ich f schön?| korrigiert aus: du (1) ich (2) das Kind
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Fragmentarische Fassung des II. Bildes
K5/TS3/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.
IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 11
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II. Kleines Cafèhaus im zweiten Bezirk. Mit Alfred und Marianne. Er liest Zeitungen und ist nervös. B
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M ARIANNE Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel. Ich habe gleich gesagt, dass ich kein Engel bin -- dass ich nur ein gewöhnliches Menschenkind bin, ohne Ambitionen. Aber Du bist halt ein kalter Verstandesmensch. A LFRED Du weisst, dass ich kein Verstandesmensch bin. M ARIANNE Doch! A LFRED Darf ich Dich drauf aufmerksam machen, dass ich nervös bin? (Stille) M ARIANNE Weisst Du, was heut für ein Datum ist? A LFRED Nein. M ARIANNE Heut ist der zwölfte. (Stille) A LFRED Was willst Du damit sagen? M ARIANNE Dass das heut ein Gedenktag ist. Heut vor einem Jahr hab ich Dich zum erstenmal gesehen. In unserer Auslag. A LFRED In was für einer Auslag? M ARIANNE Das weisst Du nichtmehr? A LFRED Ich bitt Dich, red nicht immer in Hieroglyphen! Wir sind doch keine Aegypter! (Stille) A LFRED In was für einer Auslag? M ARIANNE Ich hab grad das Skelett arrangiert und da hast Du an die Auslag geklopft. Und da hab ich die Rolleaux heruntergelassen, weil es mir 얍 plötzlich unheimlich geworden ist. A LFRED (erhebt sich) Zahlen, Herr Ober! Zahlen! DER O BER Zwei Schwarze -A LFRED (zahlt) DER O BER Küssdiehand! A LFRED (setzt sich seinen Strohhut auf; zu Marianne) Du kannst ja noch bleiben -M ARIANNE (unterbricht ihn gehässig) Das musst Du mir nicht zweimal sagen! (Stille) A LFRED (beugt sich über den Tisch; boshaft) Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? B
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CafèhausN ] DatumN ] Bgesehen. InN ] Bdie AuslagN ] BdaN ] BichN ] B B
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Caf[e]|è|haus [Gedenktag] |Datum| gesehen\./ [--] [i]|I|n d[as]|ie| [Glas] |Auslag| [ich] |da| \ich/
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IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 12
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
K5/TS3/A7 (Korrekturschicht)
M ARIANNE Du vielleicht? A LFRED (fixiert sie) M ARIANNE So geh doch! A LFRED (lässt sich langsam wieder auf seinen Stuhl nieder und grinst ) Kannst es wohl kaum mehr erwarten, dass ich geh? (er packt Marianne, die sich rasch erheben will, am Handgelenk und drückt sie wieder nieder) M ARIANNE Au! A LFRED Halt! Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem \Textverlust\ 얍 (Stille) M ARIANNE Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh, in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M ARIANNE Alfred! A LFRED Nicht so laut! Denk an das Kind. M ARIANNE Ich hab so Angst, Alfred -A LFRED Du siehst Gespenster. M ARIANNE Du, wenn Du jetzt nämlich alles vergessen hast -A LFRED Quatsch! DER H IERLINGER F ERDINAND (geht vorbei und erblickt Alfred) Servus Alfred! Na das ist aber hübsch, dass ich Dich wiedermal seh -- Was machst denn für ein fades Gsicht? Wer ist denn jene Donna dort? B
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IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 15
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Lesetext
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A LFRED Na meine Donna! DER H IERLINGER F ERDINAND Pardon! (Stille) A LFRED Ich wollt grad weggehen, weil sie mich wiedermal nervös gemacht hat. DER H IERLINGER F ERDINAND Nervosität ist nie gut. Komm sei so gut und setz 얍 Dich her zu mir, damit Du auf andere Gedanken kommst, – (sie setzen sich) Ober, zwei Schwarze und das Journal! (zu Alfred) Also das ist sie. Komisch. Jetzt lebt mein lieber guter Freund Alfred schon über ein Jahr mit so einem Frauerl zusammen und ich seh sie erst heut zum erstenmal -- eigentlich machen das ja sonst nur die eifersüchtigen Bosniaken, dass sie ihre Lieblingsweiber vor ihren besten Freunden wegsperren . A LFRED Hier ist aber das Gegenteil der Fall. Nicht ich hab sie, sondern sie hat mich von meinen besten Freunden abgeriegelt -- sie hat mich überredet, dass ich B
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und grinstN ] Denk f Kind.N ] BA LFRED Quatsch!N ] B N]
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Pardon!N ] kommst, –N ] B N] B
so f FrauerlN ] LieblingsweiberN ] BwegsperrenN ] B
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\und grinst/ [Wir sind doch nicht zuhaus!] |Denk f Kind.| \A LFRED Quatsch!/ [A LFRED Das ist sie. DER H IERLINGER F ERDINAND Was für eine sie?] [Achso!] |Pardon!| kommst, [und erzähl mir, wie gehts\,/ wie stehts\,/ undsoweiter!] |–| [A LFRED Du hast es leicht. DER H IERLINGER F ERDINAND ] [einem Weiberl] |so f Frauerl| [Weiber] |Lieblingsweiber| [ab] |wegsperren|
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IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 16
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
K5/TS3/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
auf keinen Rennplatz mehr soll, und sie hat mich auch so weit gebracht, dass ich einen sogenannten soliden Beruf ergreif -B N
\Textverlust\
얍 5
jetzt darnach trachten, dass sich Deine liebe Mariann ad eins finanziell selbstständig sichert -- dass sie sich nämlich irgendwie in das Berufsleben einschaltet. Die berufstätige Frau unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Beziehung zwischen Mann und Frau, sogar die Ehe. Das ist ja auch ein Hauptargument unserer Kirche -- und glaubst Du, dass die Kardinäle dumm sind? Das sind die Besten der Besten, unsere fähigsten Köpf! A LFRED Das schon . Aber die Mariann hat doch nichts gelernt in puncto Berufsleben. DER H IERLINGER F ERDINAND Wieso nichts gelernt? A LFRED Das einzige, wofür sie Interesse hat, ist die rythmische Gymnastik. DER H IERLINGER F ERDINAND Rythmische Gymnastik ist immer gut! A LFRED Glaubst Du? DER H IERLINGER F ERDINAND Bestimmt! A LFRED Ich glaub, ich kann schon garnichtmehr glauben. DER H IERLINGER F ERDINAND Rythmische Gymnastik ist zuguterletzt nur eine Tanzerei -- und da winkt uns vielleicht ein Stern. Ich kenne nämlich auf dem Gebiete der Tanzerei eine Baronin mit internationalen Verbindungen und die stellt so Ballette zusammen für elegante Etablissements -- das wären eventuell Entfaltungsmöglichkeiten! Abgesehen davon, dass mir diese Baronin sehr verpflichtet ist. A LFRED Ich wär Dir ja ewig dankbar -DER H IERLINGER F ERDINAND Ich bin Dein Freund und das genügt mir ! Weisst was, wenn ich jetzt gleich geh, dann erwisch ich die Baronin noch beim Bridge -- also B N
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] Deine f MariannN ] Bauf f DauerN ] Bjede f Ehe.N ] B
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sogarN ] Das schonN ] BhatN ] BgelerntN ] Bnichts gelernt?N ] B
einzige,N ] rythmischeN ] BRythmischeN ] BBestimmt!N ] BRythmischeN ] BAbgesehen f dieseN ] B
] verpflichtet ist.N ] B N] BjaN ] BmirN ] BalsoN ] B
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[und das Ende war natürlich der radikale finanzielle Zusammenbruch. Auch das mit der Valerie hätt ohne ihr niemals so sang- und klanglos geendet.] [sie] \Deine f Mariann/ \auf f Dauer/ (1) die [Ehe, \wenigstens/ meistens.] [|mei|] |Ehe, ob mit oder ohne Gottes Segen.| (2) \jede f Ehe./ [und auch] |sogar| [Sicher] |Das schon| [kann] |hat| \gelernt/ nichts[?] |gelernt?| [Das gibt es nicht! Ein hübsches Frauerl kann \heutzutag/ immer etwas!] einzige\,/ gemeint ist: rhythmische gemeint ist: Rhythmische Bestimmt[.]|!| gemeint ist: Rhythmische [A LFRED Na ich tät ja aufatmen! DER H IERLINGER F ERDINAND Die] |Abgesehen f diese| [ist mir nämlich] verpflichtet[.]|ist.| [Ferdinand!] \ja/ [mir] |mir| \also/
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IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 10
Fragmentarische Fassung des II. Bildes
K5/TS3/A7 (Korrekturschicht)
Lesetext
Servus, lieber Alfred! Sei so gut und leg bittschön den Schwarzen da für mich aus! Also nur Kopf hoch, Du hörst von mir und es wird schon alles wieder gut! (ab) BB
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(Stille) A LFRED Mariann! M ARIANNE (blätterte kleinlaut in Modejournalen) Bitte? A LFRED Bitte komm mal her. M ARIANNE (kommt langsam an Alfreds Tisch und bleibt stehen) A LFRED Setz Dich. M ARIANNE (setzt sich) (Stille) A LFRED (betrachtet sie voll Güte – plötzlich starrt er auf ihren Hals) Was hast Du denn dort? M ARIANNE Da? Das ist ein Amulett. A LFRED Was für ein Amulett? M ARIANNE Der heilige Antonius. A LFRED Der heilige Antonius -- Seit wann denn? (Stille) M ARIANNE Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! -- und schon hab ich es wieder gefunden. (Stille) A LFRED Ich für meine Person glaub ja nicht an ein Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, \Textverlust\ B
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Sei f aus!N ] Sei f undN ] BlegN ] BSchwarzenN ] BAlsoN ] BGüte –N ] B B
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\Sei f aus!/ \Sei f und/ [L]|l|eg [s]|S|chwarzen [Und] |Also| Güte[,] |–|
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Fragmentarische Fassung des III. Bildes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 III. Bei der Baronin. Helene, die blinde Schwester der Baronin, sitzt am Klavier und spielt vor sich hin. Empfangssalon, der aber auch als Tanzunterrichtszimmer verwendet wird. 5
H IERLINGER F ERDINAND und M ARIANNE (treten ein, geleitet von einem Dienstboten ) H ELENE (unterbricht ihr Spiel) Anna! Wer ist denn da? DER D IENSTBOT Der Herr Hierlinger und ein Fräulein. H IERL Küssdiehand , Baroness! H ELENE (erhebt sich) Ach guten Tag, Herr Hierlinger! (sie tappt auf ihn zu) Das ist aber nett, dass wir uns wiedermal sehen -- das heisst: das ist ja nur so eine blöde Redensart, -- (sie lacht) H IERL (lacht auch mit) Die Baroness ist nämlich blind. Ist die Baronin da? H ELENE Ja, meine Schwester ist zuhaus, sie hat aber gerade mit dem Installateur zu tun, ich hab nämlich neulich was Unrechtes in den Ausguss gegossen und jetzt ist alles verstopft -- eine nette Schweinerei! Wem habens denn da mitgebracht, Herr Hierlinger? H IERL Das ist eine junge Dame , für die sich Ihre Schwester sicher sehr interessieren dürft – die junge Dame möcht nämlich gern in irgendein Ballett, sie hat nämlich ein starkes Interesse an der rythmischen Gymnastik -- darf ich bekannt machen -H ELENE (unterbricht ihn) Oh, sehr angenehm! Ich kann Sie ja leider nicht sehen, aber Sie haben eine sympathische Hand. Wir Blinde müssen nach dem Tastgefühl gehen -H IERL Nicht nur die Blinden! H ELENE (lacht) Er ist ein grosser Schäker , Fräulein , ein grosser Gauner, Sie Fräulein mit der Hand -- So lassen Sie doch nur ihre Hand da -B
DER
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DienstbotenN ] D IENSTBOT N ] BKüssdiehandN ] Bheisst: dasN ] B N] BDie f blind.N ] BBaronessN ] BdieN ] BgeradeN ] BallesN ] BSchweinerei!N ] Beine f DameN ] BdieN ] Bdürft f DameN ] Bin irgendeinN ] BBallett f GymnastikN ] BrythmischenN ] BbekanntN ] B(unterbricht ihn)N ] BjaN ] B N] BeineN ] BSchäkerN ] BFräuleinN ] B
BDER
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Dienst[mädch]|bot|en korrigiert aus: DAS D IENTBOT korrigiert aus: HKüssdiehand korrigiert aus: heisst:das [ich kann ja garnicht sehen] \Die f blind./ [Dame] |Baroness| korrigiert aus: diie korrigiert aus: g rade korrigiert aus: allees korrigiert aus: Schweinerei ! ein\e/ junge[s] [Fräulein] |Dame| d[as]|ie| [wird, sie] |dürft f Dame| [in ein] [|zum|] |in irgendein| Ballett\, f Gymnastik/ korrigiert aus: ryth. gemeint ist: rhythmischen korrigiert aus: bekann \(unterbricht ihn)/ \ja/ [\ich bin nämlich neuerdings ganz erblindet,/] korrigiert aus: ein korrigiert aus: Schäcker korrigiert aus: fräulein
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IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 1
Fragmentarische Fassung des III. Bildes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
H IERL Die Komtess Helene kann nämlich ganz überraschend handlesen. M AR Was hab ich denn für eine Hand? H ELENE Das ist nicht so einfach zu sagen. Eine gute, möcht ich fast sagen. Sie fasst Sie sich so weich an -- sie haben noch nicht viel hinter sich, mehr vor sich – haben doch auch ein Kind, nicht? M AR Ja. H IERL Also das ist fabelhaft ! H ELENE Bub oder Mädel? M AR Bub. (Stille) H ELENE (tastet die Handfläche) Ja. Sie werden viel Freud haben an dem Buben – der wird schon was Richtiges? M AR (lächelt glücklich) Wirklich? H ELENE Ich möcht fast sagen, das ist fast eine geniesserische Hand -H IERL Nanana! B ARONIN (tritt unbemerkt ein und lauscht) Was redst Du denn da schon wieder für einen 얍 Unsinn , Helen? Schau lieber, dass Du nichtsmehr in den Ausguss wirfst, mein Gott, ist das da draussen für eine Schweinerei -- diese Schweinerei kostet mich sicher wieder fünf Schilling, wie nichts! Geben Sie nichts drauf, Fräulein , was sie sagt! Ist alles paradox! H ELEN Oh, ich hab meine Ahnungen! B ARONIN Besonders wenn Du über den Schnapps gekommen bist! Hättest Du lieber Deine Ahnungen gehabt in puncto Ausguss da draussen! Also lieber Hierlinger, das ist also das Fräulein, über das wir vorgestern telephoniert haben. H IERL Das ist sie. Und bittschön Gefälligkeit gegen Gefälligkeit, erwarte ich – B AR (unterbricht ihn) Kleine Erpressung gefällig? H IERL Maul halten, Madame! Nur schön stad sein, gelt? (Stille) B
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IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 2
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KomtessN ] [Baroness] |Komtess| ganzN ] \ganz/ Bmehr f sich –N ] [aber Sie müssen sich vor der Zukunft in acht nehmen] |mehr f sich –| BSie f Wirklich?N ] \Sie f Wirklich?/ B N] gestrichen: H ELENE BAlso f istN ] \Also f ist/ BfabelhaftN ] [F]|f|abelhaft BBub f Mädel?N ] [[Ach,] |Ach! – Und dieses Kind|] |Bub f Mädel?| B(tastet f Handfläche)N ] \(tastet f Handfläche)/ B(lächelt glücklich)N ] \(lächelt glücklich)/ BH ELENE N ] eingefügt BH IERL f lauscht)N ] \H IERL f lauscht)/ B N] gestrichen: B ARONIN (ist eingetreten) BUnsinnN ] 얍 (1) Unsin (2) Unsinn Bnichts! GebenN ] korrigiert aus: nichts! Geben BFräuleinN ] korrigiert aus: Fräu lein Bparadox!N ] [Blech!] [|anders!|] |paradox!| BUnd f Stille)N ] \Und f Stille)/ BUnd f Gefälligkeit,N ] [Und da ich Ihnen schon so manch kleinere] |Und bittschön| Gefälligkeit [erwiesen hab,] |gegen Gefälligkeit,| BstadN ] korrigiert aus: sta[t]|d|t B B
532
IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 1
Fragmentarische Fassung des III. Bildes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B ARONIN (geht nun um Marianne herum und betrachtet sie von allen Seiten) (Stille) B ARONIN Hm. Sagen Sie, Fräulein: aber Sie haben starkes Interesse an der rythmischen Gymnastik? M AR Ja. B AR Und möchtens dieses Ihr vorhandene Interesse praktisch ausweiten? M AR Ja. B ARONIN Können Sie singen? M AR Singen? B ARONIN In meinem Ballett müssen Sie auch singen können -- ich geh von dem Grundsatz aus, dass man alles kennen muss und vor nichts halt machen soll -ein Nichtkönnen gibts nicht! Die Ballette, die ich zusammenstell, sind internationale Attraktionen -- für erstklassige Etablissements. Sie können also nicht singen? M AR Nein. B AR Haben Sie denn in dem Schulunterricht nichts gelernt? M AR Das schon. Aber das wird doch kaum in ein Ballett passen. B ARONIN Natürlich nicht! Aber ich möcht doch nur Ihre Stimm hören! Also bitte probierens es nur, irgendwas -M AR Das ist sehr schwer. B
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3–4 3–4 3–4 5
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korrigiert aus: rythmische Gymnastik\?/ gemeint ist: rhythmischen
6–7 6 6 8 9 10 12–13 13 13 13
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14 15 16 16 16
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B
rythmischen Gymnastik?N ] rythmischen Gymnastik?N ] BrythmischenN ] BJa.N ] B AR f Ja.N ] diesesN ] BvorhandeneN ] B N] B N] B N] Binternationale AttraktionenN ] BfürN ] BerstklassigeN ] BEtablissements.N ] B
singen?N ] M AR Nein.N ] BB AR N ] BHabenN ] BSieN ] B
in demN ] SchulunterrichtN ] Bnichts gelernt?N ] Bschon f passen.N ] B
Natürlich nicht!N ] IhreN ] Bhören!N ] BirgendwasN ] B
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nunN ] aber f derN ]
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\nun/ (1) waren Sie schon mal beim Ballett? (2) \aber f der/
rythmischer Gymnastik?
[Nein.] |Ja.| [Aber ich hab schon immer Sinn für] [rythmische Gymnastik\?/]f x [gehabt.] \B AR f Ja./ \dieses/ \vorhandene[)]/ [So.] [Ich habs noch nicht probiert.] [Noch nicht probiert?] [berühmt] |internationale Attraktionen| [ich mach einen Vertrag mit] |für| erstklassige[n] Etablissements[,]|.| [dort treten sie auf, aber es wird auch Gesang gefordert.] singen[,]|? [–]| [haben noch nie gesungen.] \M AR Nein./ \B AR / [Zuwas] [|Was|] [h]|H|aben (1) wir (2) \Sie/ korrigiert aus: \in der/ Schul[en?]|unterricht| \nichts gelernt?/ [was ich in der Schul gelernt hab, wird ja nicht her passen.] |schon f passen. | [Natürlich nicht!] [i]|I|hre hören[.]|!| irgendwas[\!/]
533
Fragmentarische Fassung des III. Bildes
K5/TS4 (Korrekturschicht)
Lesetext
B ARONIN Kennens denn kein Wienerlied, -- Sie sind doch eine Wienerin. Irgendein Heimatlied -M AR Vielleicht – das Lied von der Wachau? B ARONIN Also schön! Los! Das Lied von der Wachau ! M AR (singt es) (Stille) B ARONIN Na schön! B AR Zuhälter – (sie lässt ihn giftig stehen und geht) B
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Kennens f Heimatlied --N ]
Vielleicht –N ] Wachau?N ] BWachauN ] BB AR f geht)N ] B N] Bgeht)N ] B
korrigiert aus: Sie sind doch eine Wienerin.2 Kennens denn kein Wienerlied\,/ --1 irgendein Heimatlied --3 [Ich kenn nur] |Vielleicht [:]|–|| [W]|W|achau[.]|?| korrigiert aus: wachau \B AR f geht)/ gestrichen: Eintragung fremder Hand (Berliner Bearbeitung): giftig korrigiert aus: geht
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Fragmentarische Fassung des 3. und 4. Bildes
K5/TS5/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Zweiter Teil:
IN 221.000/41 – BS 38 c [2], Bl. 2
3.) Bei der Baronin. (Schluss) H ELENE Ich sehe – M ARIANNE Sie haben hier nichts zu sehen!! Schweigen Sie!! B N
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4.) Wachau. A LFRED – M UTTER – G ROSSMUTTER. A LFRED Sie hat jetzt eine Stellung angenommen. M UTTER Was denn? A LFRED Sie geht zur Bühne. Als Tänzerin. Da ich aber nichts habe, reicht es natürlich nicht. Und es ist sehr rührend von Euch, dass Ihr das Kind in Pflege nehmen wollt. M UTTER Gerne! G ROSSMUTTER Es bleibt uns ja nichts anderes übrig! Plag und Plag! M UTTER Du plagst Dich doch nicht! Ich mach doch alles! G ROSS Ich hör aber das Geschrei! (Stille) M UTTER Ich habe gerne etwas kleines Liebes um mich. Alfred, das Kindchen stört wirklich nicht. G ROSS Wie heisst es denn eigentlich? M UTTER Das weisst Du doch! G ROSS Das weiss ich nicht! Sonst tät ich nicht fragen! A LFRED Es heisst Alfred. So wie ich. Nach mir. (Stille) G ROSS Wer war denn der Taufpate? A LFRED Wir haben es nicht taufen lassen, das weisst Du! Himmelherrgottsakrament, jetzt wirds mir aber bald zu dumm! Diese ewige Kepplerei!! G ROSS Ich hab doch nur gefragt, ob das Kind getauft ist! A LFRED Du weisst es ja!! G ROSS Da kann auch nichts Gscheites herauskommen! A LFRED Halts Maul! M UTTER Alfred! G ROSS Was hast Du jetzt gesagt?! (Stille) A LFRED Ich hab gesagt, dass Du Dein Maul halten sollst. (Stille) G ROSS (nähert sich langsam Alfred) Was hast Du gesagt? Ich soll 얍 mein Maul halten? Du – (sie kneift ihn) A LFRED Wie bitte? N
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] M UTTER f Tänzerin.N ] BDu f nicht!N ] B(Stille)N ] Bkleines LiebesN ] BDasN ] BSo wieN ] BM UTTER Alfred!N ] B N B
[Ruhe! Ruhe!!] \M UTTER f Tänzerin./ [Ich] |Du f nicht!| \(Stille)/ korrigiert aus: Kleines liebes [Das]|Das| [Sowie] |So wie| \M UTTER Alfred!/
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IN 221.000/41 – BS 38 c [2], Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 3. und 4. Bildes
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K5/TS5/A1 (Korrekturschicht)
G ROSS (kneift ihn) Spürst es nicht? A LFRED Nein. G ROSS (kneift) Da! Da! Da!!, Du Hund!! A LFRED (lacht) Ich spür ja garnichts! Um mir weh zu tun, da gehören Leut her, aber keine Frösch!! G ROSS Bestie. Haderlump. Wirst noch am Galgen enden, Du – – ich habs Dir schon prophezeit , da warst noch kaum 6 Jahr alt – da hast noch kaum gehen können, hast aber den Fröschen die Beine ausgerissen – A LFRED Ist ja alles erlogen! M UTTER So streitet Euch doch nicht immer! Denkt doch auch an den Dritten! Diese ewigen Debatten!! M ARIANNE (kommt) Verzeiht, dass ich mich verspätet hab. Aber der Zug hatte Verspätung. Und dann hab ich einen versäumt, wegen meiner Probe – – (sie reicht allen die Hand. Schweigen) M UTTER Wann ist denn Première? M ARIANNE In 6 Tagen. M UTTER Na viel Glück! M ARIANNE Um Gottes Willen! Das bringt Pech! Bei der Bühne muss man sagen: Hals- und Beinbruch! G ROSS Also: Hals- und Beinbruch! (Stille) M AR Danke. G ROSS (ab) (Stille) M AR Wo ist denn der kleine Alfred? M UTTER Drinnen. Er schläft. Heut ist er schon allein gegangen. M AR Allein? 얍 M UTTER Ganz allein. M AR Das hat er noch nie. M UTTER Ja. Aus Kindern werden Leute. Sie gehen und dann gehen sie plötzlich von einem fort – M AR Ich möcht garnicht daran denken – M UTTER Es kommt, es kommt – – Kommen Sie! Aber wecken Sies nicht auf, es schläft gerade – Gottseidank. (Stille) B
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enden, DuN ] Du f Debatten!!N ]
prophezeitN ] warstN ] BFröschenN ] BHals-N ] BKommen f Stille)N ] B B
enden [–]|, Du| [M UTTER So [{str}] [|deba|] |streitet Euch doch|] [|M AR |] |Du f Debatten!!| [gew] |prophezeit| [{ }]|warst| [{Frösch}] |Fröschen| korrigiert aus: Hals (1) (ab) M AR (zu Alfred) Warum bist Du heut nichtmehr gekommen? Ich hab gewartet. A LFRED Ich hab zu tun gehabt – (2) \Kommen f Stille)/
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IN 221.000/41 – BS 38 c [2], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 3. und 4. Bildes
K5/TS5/A1 (Korrekturschicht)
M AR (zu Alfred) Kommst Du mit? A LFRED Ich komm schon. (Stille) M AR Ich hab nämlich nicht viel Zeit. Ich muss um sechs wieder in Wien sein. Da haben wir Hauptprobe. Wir tanzen auch einen Tango. (ab mit der Mutter) B
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2 4 5 9 12 15 18 25–27 31
Ich f schon.N ] sechsN ] BWir f Tango.N ] BBitte?N ] BWird f erleben?N ] BesN ] BFür wasN ] BA LFRED f Arbeitslose.N ] B N] B B
N
N
N
30
N
N
A LFRED (allein) G ROSS (kommt) Alfred. A LFRED Bitte? G ROSS Wann wirst Du mir das Geld zurückgeben, das ich Dir geliehen hab? A LFRED Wenn ich soweit bin. G ROSS Wird mans noch erleben? A LFRED Wer weiss? (Stille) G ROSS Du Schweinehund. Du hast es mir versprochen, dass Du es zurückzahlst – also? A LFRED Ich bräuchte sogar noch Geld. G ROSS Für was gibst es denn aus? Für die Person da! A LFRED Das ist meine Frau! 얍 G ROSS Feine Frau! Ihr seid doch garnicht kirchlich getraut! A LFRED Ich glaub nicht an Gott! G ROSS Das weiss ich! Aber hüte Dich vor Ihm! A LFRED Schon gut! (Stille) A LFRED Ich glaub eher an den Teufel. Es geht mir schon verteufelt schlecht. Wenn ich jetzt paar {Hunderter} hätt, würd ich fort. Nach Frankreich. Nach Nancy. Dort gibt es relativ die wenigsten Arbeitslose. G ROSS Du kriegst die paarhundert, wenn Du Dich von ihr trennst. (Stille) A LFRED Was hast Du denn gegen sie? G ROSS Sie ist hässlich. A LFRED Aber! G ROSS Doch! Das ist doch keine Frau für Dich! So ein Bettelweib! (Stille) A LFRED Aber hässlich ist sie nicht. G ROSS Na! Geschmacksach. (Stille) G ROSS Alfred. Du weisst, wir haben uns immer gut verstanden. Besser mit mir, als wie mit Mutter. Besser wie mit jeder Frau. Nie wirst Du Dich mit einer Frau so verstehen, wie mit mir. B
10
Lesetext
[Nein] [|Ich|] |Ich f schon.| [{h}] |sechs| [\Wir/] |Wir f Tango.| [{}]|Bitte?| [Ich werds wo] |Wird f erleben?| [{}]|es| [Wa] |Für was| [G ROSS ] |A LFRED f Arbeitslose.| [Das ist doch]
537
IN 221.000/41 – BS 38 c [2], Bl. 5
Fragmentarische Fassung des 3. und 4. Bildes
5
K5/TS5/A1 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Verschrei es nicht! G ROSS Ich leihe Dir, wenn Du Dich trennst. (Stille) G ROSS Alfred. Du brauchst eine andere Frau. Schau, da, wie Dir der Knopf hängt – es war ein Leichtsinn , das mit dem Kind – A LFRED Das kann doch vorkommen. G ROSS Man kann auch vorsorgen . (Stille) B
N
B
N
N
\Abbruch der Bearbeitung\
5 7
B B
LeichtsinnN ] vorsorgenN ]
Leic[{}]|hts|inn [vor] |vorsorgen|
538
Fassung und fragm. Fassung des IV. Bildes
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 IV. Draussen in der Wachau. B N Auch hier scheint die Sonne wie dazumal -- nur dass BnunN vor dem Häuschen ein Kinderwagen Bsteht .N 5 B N
M UTTER ( zu Alfred) Er sieht Dir sehr ähnlich, der kleine Leopold – und er schreit auch nicht viel. -- Auch Du warst so ein sanftes Kind. A LFRED Ich freu mich nur, dass es hier sein kann. Hier in der frischen Luft wird es besser gedeihen, als wie drinnen in unserer Mietskasern . M UTTER Tritt die Mariann jetzt schon auf beim Ballett? A LFRED Nein, erst ab nächsten Samstag. Jetzt hat sie bloss Proben. B
DIE
B
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N B N
B
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B
10 B
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N
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B
B
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M UTTER Du hast doch mal gesagt, wenn Du ein Kind hast, würdest Du heiraten. Ist das noch so? A LFRED Du hast mal gesagt, ich soll eine gute Partie machen. (Stille) DIE M UTTER Natürlich ist das ein Unglück, diese Verbindung. A LFRED Könnt ich mal die Grossmutter sprechen? DIE M UTTER Ja, ich werds ihr gleich sagen -- ich muss jetzt sowieso noch in den Keller. ( ab in das Häuschen) DIE
15
B
N
B N
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B
NN
3 3 4 6 7 8 8 8 8 9 10
B N
10 11–12
B
12 13 15 16 20 20 20 20–21 20–21 21
B
B
] nunN ] Bsteht.N ] B N] Bzu Alfred)N ] BauchN ] Bviel.N ] B N] BAuchN ] BesN ] Bgedeihen, alsN ] B
B
unserer MietskasernN ] M UTTER f Proben.N ]
abN ] ] BIst f so?N ] B N] BwerdsN ] BihrN ] BsagenN ] Bich f Keller.N ] Bnoch f Keller.N ] Bab f Häuschen)N ] B N
N B
N
B
N
B
B
N
[Bei Mutter, Schwester und Grossmutter.] \nun/ steht\./ [mit Alfred und Mariannens Familienzuwachs Sohn.] [DIE M UTTER , UND A LFRED .] [beim] [|zu|] |zu| [Kinderwagen)]|Alfred)| \auch/ viel[,]|.| [er ist sehr ruhig.] [Wenn ich mir dabei denk, wie Du warst, genau so] [a]|A|uch [das Kind] [|der|] |es| korrigiert aus: gedeihen[.]|,| [DIE M UTTER Das sicher.] A LFRED [A]|a|ls [einer] |unserer| [Mietskasern[e]] [Und wir können uns ja garnicht so drum kümmern! Jetzt überhaupt:sie hat nämlich eine Stellung aufgenommn -- Gottseidank haben wir was gefunden. Es ist das eine künstlerische Stellung. Wenn sie sehr spart können wir uns eventuell nicht nur selber ernähren, sondern auch Dir was herausschicken für das Kind. DIE M UTTER Das wär schon recht schön, denn ich bin selbst arm. -- Wie stellst Du Dir das so weiter vor? Willst Du sie heiraten? A LFRED Sie möcht, glaub ich schon. Aber ich möcht nicht! Es hat keinen Sinn, sich so zu binden --] |M UTTER f Proben.| [am] |ab| gestrichen: \M UTTER [Was]/ \Ist f so?/ [Und] werd\s/ [sie] |ihr| [rufen] |sagen| \ich f Keller./ [hinein] |[noch] |noch| f Keller.| ab[)]|in das Häuschen)|
539
IN 221.000/42 – BS 38 c [3], Bl. 6
Fassung und fragm. Fassung des IV. Bildes
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED (betrachtet das Kind) G ROSSMUTTER ( tritt aus dem Häuschen) Der Herr wünschen? A LFRED Hast es Dir nun überlegt? DIE G ROSS Ich hab kein Geld. Solange Du mit der Person zusammenlebst, hab ich kein Geld für Dich! Lebt sich da in wilder Ehe zusammen, wie in einem Hundestall, und schämt sich nicht von seiner alten Grossmutter dafür noch ein Geld zu verlangen – A LFRED Aber ich brauch so dringend -얍 DIE G ROSS Wir? Ja meinst denn Du, ich würd einen Kreuzer leihen für die Person! Lebt da in wilder Ehe -- schämst Dich nicht, mir Deiner alten Grossmutter mit sowas zu kommen?! A LFRED Aber die Zeiten sind doch ganz andere! DIE G ROSS Für mich ändert sich die Zeit nichtmehr, verstanden?! A LFRED Meiner Seel, Du bist eine Hex. (Stille) DIE G ROSS Was hast Du da jetzt gesagt? A LFRED Du hast es ja gehört. DIE G ROSS Traust es Dir noch einmal zu sagen? A LFRED Warum nicht? DIE G ROSS So sags! A LFRED Hex. Alte Hex. DIE G ROSS (kneift ihn) A LFRED Wie bitte? G ROSS Da! Da! A LFRED (lächelt) G ROSS Und da und da! Spürst denn nichts? Na wart, Du wirst es schon noch spüren! Da, da, da! A LFRED (lacht) Ich spür nichts! Um mir weh zu tun, da gehören Leut her, aber keine Frösch! B
DIE
N
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B
B
N B
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3 4 5 5–8
B
tritt f wünschen?N ] Hast f überlegt?N ] B N] BGeld f verlangen –N ]
6 6–7 10
B
11 15 15 15 17 19 19 22 25 27 28 29
B
B
Lebt sichN ] Hundestall,N ] BKreuzerN ] B
DeinerN ] Meiner Seel,N ] BeineN ] BHex.N ] Bda jetztN ] B N] BDir f sagen?N ] BHex f Hex.N ] BDa! Da!N ] BUnd daN ] BDa f da!N ] BaberN ] B
N
[kommt)]|tritt f wünschen?| [Ich hätt eine grosse Bitte, Grossmutter --] |Hast f überlegt?| [Geld?] Geld[!]|.| [Du hast mir noch das andere nicht zurückgegeben!] |Solange f verlangen –| Lebt\ /sich Hundestall[–]|,| (1) Groschen (2) Kreuzer korrigiert aus: deiner \Meiner Seel,/ ein\e/ [böser hartherziger Mensch.] |Hex.| \da jetzt/ [Du] [Dir] [zu wiederholen?] |noch f sagen?| [Du] Hex[!] |.| \Alte Hex./ Da\!/ [[u]|U|nd da und da!] |Da!| \Und/ [D]|d|a Da\,/ [und] da[!] |, da!| korrigiert aus: abe
540
IN 221.000/42 – BS 38 c [3], Bl. 7
Fassung und fragm. Fassung des IV. Bildes
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
G ROSS (weint vor Wut) Gib mir mein Geld zurück, Du Schuft! Mein Geld will ich haben, Haderlump, Verbrecher! (sie gibt ihm einen Schlag mit dem Krückstock ) A LFRED Au! (Stille) DIE G ROSS (erheitert sich wieder) Hast mich gespürt? Hast mich jetzt gespürt? Oh, ich krieg Dich noch runter – ich krieg Dich schon noch runter. A LFRED Freu Dich, dass Du so alt bist, sonst könnst Du jetzt was erleben! DIE G ROSS Ich fürcht Dich nicht! A LFRED Du Hex. Du alte Hex. DIE G ROSS Jetzt kannst Dus ruhig sagen – Alfred. Du weisst, wir haben uns immer gut verstanden, besser wie mit Deiner Mutter, die ist so dumm -- dass ich Dich versteh, besser wie Deine liebe Frau Mutter -- Du wirst Dich nie so mit einer Frau verstehen, wie mit mir -- ich will ja nur Dein Bestes – schau da hängt Dir schon wie- 얍 der ein Knopf herunter, Du brauchst eine ordentliche Frau – und keine so hässliche – A LFRED Ach, das ist nicht wahr! G ROSS Geschmacksach! (Stille) G ROSS Sie hat einen viel zu grossen Mund -A LFRED Geschmacksach! G ROSS Zuwas brauchst Du eigentlich überhaupt eine Frau! Du brauchst ja garkeine! Wenn ich Mann wär, hätt ich nie geheiratet! Und dann so leichtsinnig, sich ein Kind anschaffen -A LFRED Das weisst Du kann doch vorkommen! G ROSS Man kann auch vorsorgen. (Stille) B
DIE
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B
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B N B
N
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B
N B
N B N
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B
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B
6 6 7 8 10 11 11 12 12 13 13 13 13 14 15 15 15 15–16
B
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B
B
DuN ] KrückstockN ]
michN ] michN ] Brunter f runter.N ] BDuN ] BDu f Hex.N ] B N] BAlfred.N ] BdassN ] BDichN ] Bversteh,N ] Bbesser f MutterN ] B N] B N] Bich f Bestes –N ] Bwie-N ] Bder einN ] Bherunter,N ] BDu f hässliche –N ] B
ordentlicheN ] undN ] BAch, dasN ] BDu kannN ] B
B
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N B
B
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1 2–3
N
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N
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korrigiert aus: zu (1) St (2) korrigiert aus: Kr ckstock
[Dus] |mich| [Dus] |mich| runter[, wenn ich will!] |– ich f runter.| \Du/ \[Alte] |Du alte| Hex./ [Mein lieber] Alfred[,]|.| \dass/ \Dich/ versteh\,/ [Dich, ich versteh Dich] |besser f Mutter| gestrichen: \– ich/ [besser wie jede Frau. Ich will ja nur Dein Bestes,] [Schau, Du brauchst eine andere Frau,] |ich f Bestes –| korrigiert aus: wie [der]|der| [der] |ein| herunter\,/ (1) -- -- und dann ist sie doch auch hässlich -(2) \Du f hässliche –/ [andere] |ordentliche| \und/ \Ach,/ [D]|d|as korrigiert aus: Du kann
541
N
IN 221.000/42 – BS 38 c [3], Bl. 8
Fassung und fragm. Fassung des IV. Bildes
N
B N
B
N
10
B
B
Lesetext
A LFRED Du weisst, dass ich alle Hebel in Bewegung gesetzt hab -- aber es sollte nicht sein -G ROSS Alfred. Wenn Du Dich von ihr trennst, dann leih ich Dir was. ( Stille ) A LFRED Wieso? G ROSS Hast mich verstanden? (Stille) A LFRED Wieviel? G ROSS Du bist jung und schön, Dir steht die Welt offen -- und bist gesetzlich nicht an sie gebunden -A LFRED (deutet auf die Wiege) Und das da? G ROSS An das denk jetzt nicht. Fahr nur mal fort! (Stille) A LFRED Wohin? G ROSS Nach Frankreich. Dort gehts jetzt noch am besten, hab ich in der Zeitung gelesen -- Da fahr hin, das französische lernst Du schnell -- Wenn ich wieder jung wär, tät ich sofort nach Frankreich -- -B
5
K5/TS5/A2 (Korrekturschicht)
B N
B
N
B
N
B
N
N
B N
B
B
N
N
N
15
20
IV. Im Stephansdom. Marianne beichtet -- (Seite 39) B
StilleN ] ] B N] B(Stille f G ROSS N ] BjungN ] Bschön,N ] BA LFRED f Stille)N ]
N
4 6 6 7–9 9 9 11–13
B
korrigiert aus: STille
B N
11 11 12 12 12 22
B
[Du] [nicht] \(Stille f G ROSS / jung[,] korrigiert aus: schön , [Na? Und das Kind, das überlass hier nur mir -- -- Aber fahr fort!] |A LFRED f Stille)| \(deutet f Wiege)/ [Kind?]|da?| [{Du}] [(Stille)] [|G ROSS |] |G ROSS | [Kind] [\{}/] |jetzt|
(deutet f Wiege)N ] da?N ] BG ROSS N ] B N] BjetztN ] B(Seite 39)N ] B
verweist auf K4/TS25/BS 38 e [9], Bl. 28
542
Fassung des 1. Bildes des dritten Teiles
K5/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 Dritter Teil
IN 221.000/71 – BS 38 g [2], Bl. 2
1.) Wachau Grossmutter, Mutter 5
B N
und das Kind in einem ausgeleierten Kinderwagen.
B N B
B
G ROSS Für Manche ist es besser, wenn sie hin sind. M UTTER Es möcht doch alles nur leben. G ROSS Weil die Leut blöd sind! M UTTER Möchst denn Du nichtmehr leben? G ROSS Ich bin etwas anderes! Wenn meine Mutter im Zuchthaus gesessen wär und Vater ein Hallodri gewesen wär, dann wär ich schon längst unter der Erden. M UTTER Du sollst nicht so reden. Sie sitzt nicht im Zuchthaus, sondern nur im Gefängnis. Und der Vater ist auch kein Hallodri, sondern doch nur bedauernswert, weil er nichts rechtes kann. G ROSS Hätt er was gelernt! M UTTER Es ist halt alles Vorsehung. T OCHTER (kommt) M UTTER Wo kommst Du her? T OCHTER Das geht Dich nichts an. G ROSS (schreit) Wo kommt Du her?! (Stille) T OCHTER Das geht Dich was einen grossen Scheissdreck an. (ab) (Stille) G ROSS Herumstreunen. Herumstreunen. Mir gefällt die Julie nichtmehr. M UTTER Mir auch nicht. (usw.) O SKAR – M UTTER O SKAR Eigentlich möcht ich nicht auf den Turm. Ich suche das Haus Nummer 17. T OCHTER Das ist sehr gut. Das sind wir. O SKAR Ich hätte einen Brief für Herrn Alfred – T OCHTER Das ist mein Bruder. O SKAR Also das freut mich sehr. Möchten Sie ihm denn diesen Brief nicht übergeben – – B N B
N
10
B
15
B
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B
N
B
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B
B
B
B N
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N
N
B
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4 5 6–26 6 6–26 9–10 11 11 15 22 24 24 26 27–544,4 27 28 28 28
NNN
N
B
] ] BG ROSS f usw.)N ] B N] BFür f usw.)N ] BM UTTER f undN ] BHallodri f Erden.N ] BichN ] BG ROSS f gelernt.N ] BwasN ] BHerumstreunen. Herumstreunen.N ] B N] B(usw.)N ] BO SKAR f ab)N ] BM UTTER N ] B N] BEigentlich f Turm.N ] BIch f 17.N ] B N B N
B N
N B
[, Tochter] [Oskar kommt.] x G ROSS f usw.) gestrichen: \(1.)/ [Hin. Das tät nichts schaden.] |Für f usw.)| [Die M{utter} im Zuchthaus und der] |M UTTER f und| Hallodri[.]|gewesen f Erden.| [{sie}] |ich| [Es ist] |G ROSS f gelernt.| [was] |was| \Herumstreunen. Herumstreunen./ [{N}] verweist vermutlich auf K4/TS22/A2/BS 38 i [7], Bl. 2
O SKAR f ab) [T OCHTER ] |M UTTER | gestrichen: \(2)/ \Eigentlich f Turm./ [{Wü}] |Ich f 17.|
543
N
Fassung des 1. Bildes des dritten Teiles
K5/TS6 (Korrekturschicht)
T OCHTER Gerne. O SKAR Aber nicht verlieren. Es ist was Wichtiges. T OCHTER Er kommt in einer Stunde. Wollens nicht warten? O SKAR Möchten möcht ich schon, aber ich habe leider keine Zeit. (ab) B
Lesetext
N B N
B
N B
N
N
5
G ROSS Frieda! (usw.) B
N B
N
M UTTER (hat sich über die Wiege gebeugt) Es macht mir Sorge das Kind, es macht mir Sorge – – G ROSS Es ist halt erkältet – Es ist genau wie bei Karl seinerzeit. Zuerst die roten Backen und M UTTER dann der so ganz anderer Blick – als tät er schon in den Himmel schauen – Als der Karl anderthalb Jahr alt war, da hat er auch so Fieber gehabt und dann war er hin –
B N
10
B N B
N
B
N B N B
N
15
B N
M UTTER Man sollt es nicht so im Zug stehen lassen – – G ROSS Der Zug schadet ihm nichts. Es ist alles in Gottes Hand gelegt. (Stille) M UTTER Wir sollten es doch hineintun – G ROSS Das Windchen wird ihm doch nichts schaden – M UTTER Damals bei Karl war es nur ein kleiner Luftzug – G ROSS Gott gibt und Gott nimmt. M UTTER Mama! (Stille) 얍 G ROSS Was glotzt Du mich denn so an? M UTTER Ich glaub, Du willst, dass es stirbt – G ROSS Verrücktes Luder. Hysterisches. Was fällt Dir ein?! M UTTER Dir trau ichs zu – G ROSS Danke. Dankeschön, liebes Kind – (Stille) M UTTER (geht zur Wiege) Ah – – – es rührt sich nicht, es rührt sich nicht – genau wie der Karl – – N
B
20
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B
30
N
B
B
3 3 4 4 6 7 8 11 11 11 11 11–12 15 18 27 31–32 32
NN
kommtN ] ] BMöchten f aberN ] BichN ] B(usw.)N ] B N] B N] B N] BEsN ] Bseinerzeit.N ] B N] BZuerst f schauen –N ] B N] B(Stille)N ] BDirN ] BM UTTER f Karl – –N ] BKarl – –N ] B
B N
[ist] |kommt| [erst] \Möchten f aber/ [I]|i|ch verweist vermutlich auf K4/TS21/BS 38 i [9], Bl. 1.
[ ]|
|
gestrichen: \(3)/
[Ja, aber ich kenn das –] korrigiert aus: es
\seinerzeit./ gestrichen: .
\Zuerst f schauen –/ [G ROSS f usw.)]f x [{B}] [ | |] |(Stille)| [{ }]|D|ir M UTTER f K ARL – – [{ }] |Karl – –|
544
IN 221.000/71 – BS 38 g [2], Bl. 3
Fassung des 1. Bildes des dritten Teiles
B
5 B
K5/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
G ROSS Frische Luft ist gut. Ist immer gut. M UTTER Findst Du? G ROSS Hoffentlich wird das Kind nichts von seiner Mutter erben. Dann wär es ja besser, wenn es nicht gross werden würde – M UTTER Schweig! (Stille) G ROSS Ich hab diese Nacht einen sonderbaren Traum gehabt. Ein schwarzer Mann ist hereingekommen mit einem langen Messer – ich bin am Fenster gestanden und der Friedhof. Und dann hat jemand einen Walzer gespielt und es sind mir alle meine Tänzer wieder eingefallen, an die ich sonst nie denk – und hab ihn gesehen – und ich hab furchtbare Angst gehabt, dass er mich holen wird, aber dann hat er wieder das Haus verlassen und hat das Kind im Arm gehabt – – (Stille) M UTTER Ich hab es gesehen, was Du heute Nacht gemacht hast. G ROSS Was? M UTTER Du bist in das Zimmer geschlichen und hast das Fenster aufgemacht und das Bettchen in die Zugluft gestellt – – G ROSS Hast Du das gesehen? Hast Du? Das hast Du geträumt! Geträumt hast Du das!! Ich verbitt mir das!! M UTTER Nein, das hab ich nicht geträumt. Und wenn Du zerspringst! (Ende des 1 . Bildes) N
B
N
B
B
10
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B
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1–21
6 8 8 9–10 12 20 21
BGROSS
f Bildes)N ]
(Stille)N ] binN ] BgestandenN ] Bund f denk –N ] BhatN ] BUnd f zerspringst!N ] B1N ] B B
N
N
N
[ M UTTER Ich nehm es jetzt rein. G ROSS Frische Luft ist gut. Ist immer gut. [(Stille)] [|{A LFRED }|] |M UTTER Quatsch! Ich nehms rein. G ROSS Und ich werd die Fenster aufmachen –|] |GROSS f Bildes)| \(Stille)/ [stand] |bin| \gestanden/ \und f denk –/ [ist] |hat| \Und f zerspringst!/ [4]|1|
545
N
Konfigurationsplan und Dialogskizze
IN 221.000/71 – BS 38 g [2], Bl. 1
546
Konfigurationsplan und Dialogskizze
K5/E8
547
Lesetext
Notizen und Replik zum 3. Bild des III. Teiles
IN 221.000/74 – BS 38 h [2], Bl. 1
548
Notizen und Replik zum 3. Bild des III. Teiles
K5/E9
549
Lesetext
Dialogskizzen zum 4. Bild des III. Teiles
IN 221.000/95 – BS 38 i [10], Bl. 1
550
Dialogskizzen zum 4. Bild des III. Teiles
K5/E10
551
Lesetext
Strukturpläne, Figurenliste
IN 221.000/70 – BS 38 g [1], Bl. 4
552
Strukturpläne, Figurenliste
K5/E11–E13
553
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 6
554
Strukturplan in sieben Bildern
K5/E14
555
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS7/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
10
얍 M ARIANNE Doch! A LFRED Darf ich Dich darauf aufmerksam machen, dass ich nervös bin? (Stille) B M ARIANNE (frisiert sich nun) Ich müsst mir mal die Haar schneiden lassen. A LFRED Ich auch.N M ARIANNE B N Weisst Du, was BdasN heut für ein Datum ist? A LFRED Nein. M ARIANNE Heut ist der zwölfte. (Stille) A LFRED Was willst Du damit sagen? M ARIANNE Dass das heut ein Gedenktag ist. Heut vor einem Jahr hab ich Dich zum erstenmal gesehen. In unserer Auslag.
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 4
B N
15
20
25
얍 A LFRED Ich bitt Dich, red nicht immer in Hieroglyphen! Wir sind doch keine Aegypter! In was für einer Auslag? M ARIANNE Ich hab grad das Skelett arrangiert und da hast Du an die Auslag geklopft. Und da hab ich die Rolleaux herunterlassen, weil es mir plötzlich unheimlich geworden ist. B (Stille) A LFRED Stimmt. Ueber uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben. M ARIANNE Ich war viel allein. (Stille)N 얍 A LFRED Warum stehst B N denn BschonN so früh auf? M ARIANNE Weil ich nicht schlafen kann. (Stille) A LFRED Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut?
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 5
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 2
B N
30 B
A LFRED (er steht auf) Wo stecken meine Sockenhalter? M AR (deutet auf den Stuhl) Dort! A. Nein. M. Dann auf dem Nachtkastl. N
B
B B
N
N
N
5–6 7 7 14
B
M ARIANNE f auch.N ] ] BdasN ] B N]
20–23
B
24 24 28
B N
31 32 33 34
B
eingefügt
B
[Im Schrank. [Auf dem] |Am| Stuhl.] |(deutet f Dort!| \A./ \M./
B N
(Stille f Stille)N ]
] schonN ] B N] B
A LFRED N ] (deutet f Dort!N ] BA.N ] BM.N ]
\M ARIANNE f auch./ [(frisiert sich nun)] \das/ [A LFRED In was für einer Auslag? M ARIANNE Das weisst Du nichtmehr?] 얍 [\(Stille) A LFRED Stimmt. Über uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben. M AR Ich war viel allein. (Stille)/] |(Stille f Stille)| [Du] \schon/ [M ARIANN Du vielleicht? (sie fixieren sich) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet --]
556
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
B B B B
5
B
B
K5/TS7/A3 (Korrekturschicht)
A. Nein. M. Dann weiss ich es nicht. A. Du hast es aber zu wissen! M. Genau wie mein Herr Papa! A. Vergleich mich nicht mit dem alten Trottel! M AR Nicht so laut! Denk doch an das Kind! Wenn das aufwacht, dann kenn ich mich wieder nicht aus vor lauter Geschrei! (Stille) A LFRED Also das mit dem Kind geht auch nichtmehr so weiter. Wir können hier nicht drei Seelen hoch in diesem engen Loch vegetieren ! Das Kind muss weg! M AR Das Kind bleibt da. A Das Kind kommt weg. M Nein! Nie! (Stille) A LFRED Wenn ich sag ja, so ist es ja! Das Kind tun wir hinaus zu meiner Mutter -dort hat es frische Luft, undsoweiter und wir sinds los wir haben hier mehr Bewegungsfreiheit! Was hast denn da von dem Kind -- siehst denn 얍 das nicht ein? M AR Ich seh garnichts ein. (Stille) A LFRED Mariann. Jetzt hör mal her und lass ein ernstes Wörterl mit Dir reden. Es ist doch in erster Linie im Interesse unseres Kindes, dass es von da wegkommt – das Zimmer hier ist es grau und trüb uns draussen bei meiner Mutter scheint die Sonne – M AR Das schon. A LFR Na also! M AR Hier ist es grau und trüb – N
N
N
N
N
N
B
B
10
N
B
B
Lesetext
B
N
N
B
N
N
B
N
N
15
B
B
20
N
B
B
B
25
1 2 3 4 5 8 9 10 10 10 11 12–14 12 18 19–558,1 20 20 21 22–558,1
B
22 22
B
B
A.N ] M.N ] BA.N ] BM.N ] BA.N ] B(Stille)N ] Bweiter.N ] BhochN ] BvegetierenN ] Bmuss weg!N ] BDas f da.N ] BA f Stille)N ] Bweg.N ] BIch f ein.N ] B(Stille f bittschön –N ] Breden.N ] BEsN ] BdassN ] Bhier f bittschön –N ] B
B
ist f trübN ] bei f MutterN ]
N
N B
N
N
B
N
\A./ \M./ \A./ \M./ \A./ \(Stille)/ weiter[!] |.| \hoch/ [hausen] |vegetieren| mu[s]|ss| [fort!] |weg!| [Nein!] |Das f da.| \A f Stille)/ [fort!] |weg.| [Nein.] |Ich f ein.| \(Stille f bittschön –/ reden[!]|.| [Ih] |Es| korrigiert aus: das [geht nach dem Norden, es hat keine Sonne und keine Luft – und draussen [B]|b|ei meiner Mutter \in der Wachau/ hat es Sonne und Luft – und uns ist auch geholfen.] |hier f bittschön –| [hat] |ist| es [keine Luft] |grau f trüb| [{hat}] |bei f Mutter|
557
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS7/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Also nur nicht wieder sentimental, bittschön – Das ist nur so mütterlicher Egoismus! Ich kenn das! Lässt lieber das Kind ohne Sonne, nur damit sie es hat! Warum? (Stille) M ARIANNE Ich hab halt so ein Gefühl, dass wenn das Kind fort ist, dass das dann der Anfang vom Ende ist -- das Lied ist dann aus -A LFRED Du dummes Kalb! (Stille) M AR Alfred: Du sollt mich nicht immer beschimpfen. A LFRED Ich muss. Du zwingst mich ja dazu. Herrgott im Himmel, wie kann nur jemand so blöd sein -M AR Das ist nicht Dummheit. A LFRED Wer hat sich denn an mich gehängt? Ich an Dich? Oder Du an mich? (Stille) M AR Vielleicht war es Dummheit. A LFRED Sicher! Aber geschehen ist geschehen! (Stille) NN B N
B N
B N
5
B
10
N
B N
15
B N
20
M AR Ich müsst mir mal die Haar schneiden lassen -A LFRED Ich auch. (er gurgelt nun) Es gibt etwas was ich aus tiefster Seel heraus hass , das ist die Dummheit. Und Du stellst Dich schon manchmal penetrant dumm. Ich versteh das garnicht, warum Du so dumm bist! Du hast es doch garnicht nötig, dass Du so dumm bist! (Stille) M ARIANNE Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh, in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. B
N
B
B
N B
B
25
B
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B
B
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N
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 5 6 12 18 21–22 22 23 23 23 23 24 24 25–28
B N
gestrichen: A LFRED
B N
] ] B N] BderN ] B N] B N] BSeel f hassN ] Bstellst DichN ] BdasN ] Bgarnicht,N ] Bbist!N ] B N] Bnötig f soN ] Bbist!N ] B(Stille f getäuscht.N ]
[Merk Dir das! gefälligst!] [\Das schon./] korrigiert aus: das [Vielleicht war es Dummheit.] [A LFRED (gurgelt nun) {Es}] Seel[e] \heraus/ hass[e] [bist] |stellst Dich| \das/ garnicht\,/ bist[.]|!| [Dumm ist das Schlimmste!] nötig\,/ [so] |dass f so| [zu sein] |bist!| (1) (Stille) M AR Du hast mal erhöh usw. (2) (Stille f getäuscht.
558
N B N
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS7/A4 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
얍 M ARIANNE B(sieht ihn Bgross an)N Weisst DuN (Stille) A LFRED (nähert sich sanft Marianne) BSo flenn doch nicht schon wieder –N BichN versteh Dich ja absolut mit Deinem mütterlichen Egoismus, aber es ist doch nur im Interesse unseres Kindes, dass es aus diesem feuchten BLochN herauskommt -- hier ist es grau und trüb, und draussen bei meiner Mutter in der Wachau scheint die B Sonne.N \Abbruch der Bearbeitung\
2 2 4 4 6 8
(sieht f DuN ] gross an)N ] BSo f wieder –N ] BichN ] BLochN ] BSonne.N ] B B
[Such sie fix! \(weint leise)/] |(sieht f Du | gross[)] |an)| [Jetzt hör mal her, Mariann.] |So f wieder –| [I]|i|ch L[o]|o|ch Sonne\./ [--]
559
IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 1
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS3/A9 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
얍 DER H IERLINGER F ERDINAND (unterbricht ihn) Ist das jetzt wahr, dass Du wieder ein Bankbeamter geworden bist? A LFRED Ist ja alles überfüllt! DER H IERLINGER F ERDINAND Cherchez la femme! Wenn die Lieb erwacht, sitzt der Verstand im Hintern! \Abbruch der Bearbeitung\
560
IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 16
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍
5
lieber, dass Du nicht wieder das Klosett verstopfst, mein Gott, ist das da draussen eine Schweinerei! Du und Handlesen! Ist ja paradox! H ELENE Oh ich hab meine Ahnungen! B ARONIN Hättest Du lieber eine Ahnung gehabt in puncto Klosett! Die Schweinerei kostet mich wieder fünf Schilling! Wer lebt denn da, wer lebt denn da?! Ich von Dir oder Du von mir?! (Stille) B ARONIN Also lieber Hierlinger, das wäre also das Fräulein, über das wir vorgestern telephoniert haben. DER H IERLINGER F ERDINAND Das wäre es. (leise zur Baronin) Und bittschön: Gefälligkeit gegen Gefälligkeit. B ARONIN Kleine Erpressung gefällig? DER H IERLINGER F ERDINAND Maul halten, Madame! Nur schön stad sein – B ARONIN (unterbricht ihn) Zuhälter – (sie lässt ihn giftig stehen und geht nun um Marianne herum – betrachtet sie von allen Seiten) Hm. Sagen Sie, Fräulein: Sie haben also starkes Interesse an der rythmischen Gymnastik? B
B
N
N
B
10
N
B
N
B
15
B
N
B
N
B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
6–8 6 9 11 14 15
B
Wer f Stille)N ] da?!N ] BB ARONIN N ] BBaronin) UndN ] Bsein –N ] BB ARONIN f und N ]
15 16 17
B
B
gehtN ] herum –N ] BrythmischenN ] B
\Wer f Stille)/ da[!]|?|! \B ARONIN / korrigiert aus: Baronin) Und sein[,] |–| [voulez-vous? (Stille) B ARONIN ] |B ARONIN f und| [(]geht herum [und] |–| gemeint ist: rhythmischen
561
N
B
N
IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 G ROSS B(hellt sich wieder auf)N Hast mich gespürt? Hast mich jetzt gespürt? Oh, ich krieg Dich noch runter -- ich krieg Dich schon noch Brunter --N A LFRED Du Hex. Du alte Hex. 5
B N
G ROSS ( grinst triumphierend und hebt den Krückstock) Soll ich nochmal? A LFRED Untersteh Dich! G ROSS Hab nur keine Angst -- Du dummer Bub. Alfred. Du weisst, dass ich doch nur Dein Bestes will – Schau , da hängt Dir schon wieder ein Knopf runter, Du brauchst eine ordentliche Frau und keine so hässliche -A LFRED Also das ist nicht wahr! G ROSS Geschmacksach! (Stille) G ROSS Sie hat einen viel zu grossen Mund. A LFRED Geschmacksach! G ROSS Wart, ich näh Dir jetzt den Knopf an – (sie näht ihn an) Was brauchst Du überhaupt eine Frau, so wie Deine alte Grossmutter wird Dir keine den Knopf Du brauchst überhaupt keine Frau! Und wenn, dann doch nur annähen – eine, die was hat -- und kein so hergelaufenes Bettelweib, damit Du Dir ein angenehmes Leben bereiten kannst -- Schau ich hab so grosse Sorgen um Dich, Du bist es ja garnicht wert -- So ein Leichtsinn, so ein Leichtsinn – sich auch noch ein Kind damit anzuschaffen – A LFRED Das kann doch vorkommen -B
N B
N
B
N
B
10
N B N
B
N B
N
B
B
N
N
B N
15
B N B
B
N
B
NN B N B N B N
20
B N
B
B
B
N
N
2 3 5
(hellt f auf)N ] runter --N ] B N] B B
7 7 7 9–10 10 10 10 10 11 13 17 17–19 17 18–19 19
B
19 19 21 22 22–23
B N
22
B
grinstN ] triumphierend und N ] Bnochmal?N ] Bdoch nurN ] B N] Bwill –N ] BSchauN ] BKnopfN ] BFrauN ] B N] B N] BG ROSS f annähen –N ] BWas brauchstN ] Bso f annähen –N ] B N] B
] ] B N] BSo f Leichtsinn,N ] Bso f anzuschaffen –N ] B N
Leichtsinn –N ]
[(erheitert] |(hellt f auf)| korrigiert aus: runter[G ROSS Sags nur, lieber Alfred, sags nur -- jetzt darfst Dus ruhig sagen, nachdem Du Deine Strafe bekommen hast --] [lächelt] |grinst| triumphierend[,] |und| nochm[ak?]|al?| [Dic[{}]|h| versteh, besser wie Deine liebe Frau Mutter -- ich will ja] |doch nur| gestrichen: nur [-]|will –| [s|S|chau [k]|K|nopf [f]|F|rau [\Wart ich näh Dir jetzt den Knopf an./] Absatz eingefügt
\G ROSS f annähen –/ [[Du][|Was|] [b]|B|rauchst] |Was brauchst| [wo Dir Deine alte Grossmutter {so}] |so f annähen –| [\A LFRED Da spielen doch noch verschiedene {Monate} eine Rolle. G ROSS /] Absatz getilgt gestrichen: G ROSS gestrichen: \1.)/
[Und dann ist er auch noch] [s]|S|o \ein/ [l]|L|eichtsinn[ig,] |,| (1) und schafft sich damit ein Kind an -(2) \so f an\zu/schaffen – [in der heutigen Zeit]/
Leichtsinn[!!] |–|
562
IN 221.000/43 – BS 38 c [4], Bl. 9
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
G ROSS Man kann auch vorsorgen. \Textverlust\
5
10
얍 DIE G ROSSMUTTER Du bist doch jung und Bschön, –N und bist gesetzlich nicht Bgebunden, dieN ganze Welt steht Dir Boffen –N A LFRED (deutet auf den Kinderwagen) Und das dort? G ROSS An das denk jetzt nicht. Fahr nurmal fort -(Stille) A LFRED Wohin? G ROSS Nach Frankreich. Dort gehts jetzt noch am besten, hab ich in der Zeitung gelesen -- Wenn ich jung wär, ich tät sofort nach Frankreich -- -\Abbruch der Bearbeitung\
3 3–4 4
schön, –N ] gebunden, dieN ] Boffen –N ] B B
schön\,/ [und die ganze Welt steht Dir offen --] |–| gebunden\,/ [--] [D]|d|ie offe\n –/
563
IN 221.000/43 – BS 38 c [4], Bl. 10
Fragm. Fassung des II. Bildes „Draussen in der Wachau“
K5/TS10 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
얍 Ich will nichtmehr geschlagen werden!
5
IN 221.000/72 – BS 38 g [3], Bl. 5
B ARONIN (erscheint) M ARIANNE (schreit)
10
II. Draussen in der Wachau. Alfred sitzt mit seiner Grossmutter vor dem Häuschen in der Abendsonne -- und auch der Kinderwagen steht noch da. B
N
15
G ROSSMUTTER Ich hab Dich ja schon immer für einen Lügner gehalten, aber dass Du ein solcher Scheisskerl bist, wär mir nie im Traum eingefallen! 얍 Leiht sich da von mir zu einer Speditionsfirma dreihundert Schilling für Frankreich -- verabschiedet sich, lässt drei Wochen nichts von sich hören, so dass man schon um seinen Gesundheitszustand im Sorgen ist -- und dann kommt er an und beichtet dass er garnicht in Frankreich war, sondern, dass er auf dem Trabrennplatz alles verspielt hat. Wirst noch dort enden, wo Deine saubere Mariann endet, im Zuchthaus! A LFRED Vorerst ist sie ja garnicht im Zuchthaus, sondern nur im Untersuchungsgefängnis. Morgen wird doch erst der Prozess verhandelt -- es ist ja nur ein Diebstahlsversuch und Schaden ist keiner entstanden, also hat sie mildernde Umständ und sie wird sicher nur bedingt verurteilt werden, weil sie noch nicht vorbestraft ist -G ROSS Nimm sie nur in Schutz, nimm sie nur in Schutz -- Schön hab ich mich in Dir getäuscht, ich habs ja schon immer gewusst, dass Du ein Verbrecher bist! A LFRED Willst Du mir verzeihen? G ROSS Ich Dir? Mich hintergeht man nur einmal! Häng Dich auf! A LFRED Bäääh! G ROSS Bäääh! (Stille) A LFRED (erhebt sich) Dann kann ich ja gehen. Mich siehst Du nicht sobald wieder. G ROSS Und die dreihundert Schilling? Und die hundertfünfzig vom vorigen Jahr? A LFRED Häng Dich auf! (Stille) DIE
B
N
B
N
B
N
20
B
25
B
30
B
35
N
N
N
B
B
N
N
B
13 17
B
18 18–19 21 26 26 32 32 37
B
\zu f Speditionsfirma/
B
korrigiert aus: l[ä] v erabschiedet korrigiert aus: der korrigiert aus: als korrigiert aus: mil dernde korrigiert aus: niur korrigiert aus: dich korrigiert aus: Jah
B
und N ] wär f eingefallen!N ]
zu f SpeditionsfirmaN ] verabschiedetN ] BdemN ] BalsoN ] BmilderndeN ] BnurN ] BDichN ] BJahr?N ]
korrigiert aus: un (1) hätt (2) wär f eingefallen!
||
564
N
IN 221.000/72 – BS 38 g [3], Bl. 6
Fragm. Fassung des II. Bildes „Draussen in der Wachau“
5
15
N
DIE M UTTER (tritt aus dem Häuschen) Ist der Alfred schon weg? G ROSS Ja. DIE M UTTER Er hat sich von mir garnicht verabschiedet -DIE G ROSS Einen feinen Sohn hast Du da -- Frech und faul (Seite 91) B
20
30
35
N
(Doppeladlermarsch) DIE M UTTER (beugt sich über den Kinderwagen) Er macht mir Sorge der kleine Leopold -- er hat so stark gehustet heut Nacht, und jetzt hat er so rote Backerln und so einen ganz anderen Blick -- Seinerzeit der arme Joseph hat auch so ausgeschaut, wie er das Fieber gekriegt hat und dann wars bald aus -- Wir solltens vielleicht nicht heraussen liegen lassen -G ROSS Frische Luft ist immer gut -M UTTER Damals beim armen Joseph wars aber auch nur ein kleiner Luftzug -G ROSS Gott gibt und Gott nimmt. M UTTER Mama! G ROSS Was hast denn? Für manche ist es besser wenn sie hin sind. Mutter im Zuchthaus, Vater ein Hallodri! Es sollt überhaupt nichtsmehr leben! M UTTER Möchtest Du denn nichtmehr leben? G ROSS Vergleich mich nicht mit dem dort! (sie deutet auf die Wiege) Meine Eltern waren ehrliche Leut! (sie spielt wieder) M UTTER So spiel doch nicht! G ROSS Was schreist denn so?! Bist narrisch! M UTTER Mama -- ich hab es gesehen -G ROSS Was? B
25
Lesetext
G ROSS (weint plötzlich leise) Lieber Gott, mit was hab ich das verdient -- weisst Du denn auch, wie alt das ich schon bin -- mein Gott, was hab ich schon alles hinter mir -A LFRED Und wenn Du jetzt zerspringst, es ist doch so: dass ich es genau fühle, dass ich auch in gewisser Hinsicht mitschuldig bin an der Mariann ihrem Schicksal -ich war nämlich zu weich zu ihr -G ROSS ( plötzlich wieder bös) Schau dass Du verschwindst! Luder! Mir sowas 얍 ins Gesicht zu sagen! Weg! Marsch! A LFRED (lüftet ironisch seinen Strohhut) Küssdiehand, liebe Grossmutter, Küssdiehand! (ab) G ROSS Vieh. Luder. Bestie -- (sie setzt sich an das Tischchen, auf dem eine Zither liegt und stimmt sie) B
10
K5/TS10 (Grundschicht)
N
\Textverlust\
7 17 22
B
plö[z]|t|zlich
B
verweist auf K4/TS25/BS 38 i [11], Bl. 30 (1) komischen Blick (2) ganz f Blick
plötzlichN ] (Seite 91)N ] Bganz f BlickN ]
565
IN 221.000/72 – BS 38 g [3], Bl. 7
Notiz und Dialogskizze
IN 221.000/72 – BS 38 g, Bl. 5
566
Notiz und Dialogskizze
K5/E15
567
Lesetext
568
Fragmentarische Fassung des III. Bildes
5
10
15
20
K5/TS11 (Korrekturschicht)
Lesetext
얍 III. Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk. Der Rittmeister liest noch immer die Ziehungliste, B N Valerie steht in der Türe ihrer Tabak-Trafik und auch die Realschülerin spielt noch immer ihre Walzer von Johann B Strauss.N BEs scheint überhaupt alles beim alten geblieben zu sein – nur auf der BPuppenklinikauslageN klebt ein Zettel: „Ausverkauf“. Jetzt unterbricht die Realschülerin ihr Spiel. B N (Stille)N V ALERIE (boshaft) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungliste zurück) Es ist Samstag, Frau Valerie. Und morgen ist B N Sonntag. V ALERIE Das ist halt unser BirdischesN Dasein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Mein Gewissen ist rein und trotzdem. Ich war doch damals im Maxim nur von den altruistischesten Absichten beseelt -- versöhnend hab ich wirken wollen, versöhnend -- und derweil hat sich eine Tragödie nach der anderen abgerollt. Die arme Mariann wird eingekastelt und verurteilt -V ALERIE Bedingt, Herr Rittmeister! Bedingt! (Pause) R ITTMEISTER Ist er eigentlich noch geärgert auf mich, der Herr Zauberkönig? V ALERIE Wegen was denn? \Textverlust\
3 5 5–8 6 7 11 12
] Strauss.N ] BEs f Stille)N ] BPuppenklinikauslageN ] B N] B N] BirdischesN ] B N B
[\und/] Strauss\./ [und anderen.] \Es f Stille)/ [Auslage der Puppenklinik] |Puppenklinikauslage| [\Si/] [wieder] korrigiert aus: irrdisches
569
Autografensammlung Jary, Wiener Stadt- und Landesarchiv, ÖL 381
Dialogskizzen
IN 221.000/95 – BS 38 i [10], Bl. 2
570
Dialogskizzen
K5/E16–E17
571
Lesetext
Besetzungsliste, Schauspielerliste
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9
572
Besetzungsliste, Schauspielerliste
K5/E18–E19
573
Lesetext
Bühnenskizze
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 14
574
Bühnenskizze
K5/E20
575
Lesetext
Replik zum 3. Bild
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 17
576
Replik zum 3. Bild
K5/E21
577
Lesetext
Endfassung in drei Teilen
얍
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Geschichten aus dem Wiener Wald
Stammbuch Arcadia-Verlag, Berlin 1931, ÖLA 27/W 9, o. Pag. (S. I)
Volksstück in drei Teilen von Ödön Horváth
5
얍 BRegie: Heinz HilpertN
SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 1)
10
P
E R S O N E N:
A LFRED D IE M UTTER D IE G ROSSMUTTER D ER H IERLINGER F ERDINAND V ALERIE O SKAR I DA H AVLITSCHEK R ITTMEISTER E INE GNÄDIGE F RAU M ARIANNE Z AUBERKOENIG Z WEI T ANTEN E RICH E MMA H ELENE D ER D IENSTBOT B ARONIN
Lorre Woiwode Frieda Richard Trebitsch Höflich Heilinger
B
N
B
N
B
15
B
N
B
N
B
N
Danegger Hörbiger
B
20
B
25
Neher Moser
N
N B
N
B
N
B
B
Regie f HilpertN ] ____________LorreN ] B____________WoiwodeN ] B____________Frieda RichardN ] B____________TrebitschN ]
17 18 20 21 23 24
B
24 26 27 28 30
B
N
Cäcilie Lvovsky
B
8 13 14 15 16
N
Dahlke Havranek Grete Jakobsen
B
30
N
N
B
B
N
N
____________HöflichN ] ____________HeilingerN ] B____________DaneggerN ] B____________HörbigerN ] B____________NeherN ] BZ AUBERKOENIG N ]
\Regie f Hilpert/ fehlt in D2 \____________Lorre/ fehlt in D2 \____________Woiwode/ fehlt in D2 \____________Frieda Richard/ fehlt in D2 [\___________Pointner/] |____________Trebitsch| fehlt in D2 \____________Höflich/ fehlt in D2 \____________Heilinger/ fehlt in D2 \____________Danegger/ fehlt in D2 \____________Hörbiger/ fehlt in D2 \____________Neher/ fehlt in D2 D2 Z AUBERKÖNIG ; Unterschied durchgängig, in der Folge nicht mehr ver-
____________MoserN ] B____________DahlkeN ] B____________HavranekN ] B____________Grete JakobsenN ] B____________Cäcilie LvovskyN ]
\____________Moser/ fehlt in D2 \____________Dahlke/ fehlt in D2 \____________Havranek/ fehlt in D2 \____________Grete Jakobsen/ fehlt in D2 \____________Cäcilie Lvovsky/ fehlt in D2
B
B
merkt
578
Endfassung in drei Teilen
B EICHTVATER D ER M ISTER D ER C ONFERENCIER
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Karl Huszán-Puffi Ström
B
N
B
N
Das Stück spielt in unseren Tagen, und zwar in Wien, im Wiener Wald und draussen in der Wachau.
5
B
N
얍
Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit. B
10
얍
15
Lesetext
N
E r s t e r Te i l
얍
B
I.
SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 2)
SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 3)
N
SB Arcadia 1931, S. 5
Draussen in der Wachau. B
20
N
Vor einem Häuschen am Fusse einer Burgruine. A LFRED sitzt im Freien und verzehrt mit gesegnetem Appetit Brot, Butter und sauere Milch -- seine M UTTER bringt ihm gerade ein schärferes Messer. In der Luft ist ein Klingen und Singen -- als verklänge irgendwo immer wieder der Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. Und in der Nähe fliesst die schöne blaue Donau. B
N
25
30
35
D IE M UTTER (sieht A LFRED zu -- plötzlich ergreift sie seine Hand, in der er das Messer hält und schaut ihm tief in die Augen) A LFRED (stockt und starrt sie mit vollem Munde misstrauisch an. -- Stille) D IE M UTTER (streicht ihm langsam über das Haar) Das ist schön von Dir, mein lieber Alfred -- dass Du nämlich Deine liebe Mutter nicht total vergessen hast, lieber Alfred -A LFRED Aber wieso denn total vergessen? Ich wär ja schon längst immer wieder herausgekommen, wenn ich nur dazugekommen wär -- aber heutzutag kommt doch schon keiner mehr dazu, vor lauter Krise und Wirbel! Wenn mich jetzt mein Freund, der Hierlinger Ferdinand, nicht mitgenommen hätt mit seinem Kabriolett, wer weiss, wann wir uns wiedergesehen hätten! 얍 D IE M UTTER Das ist sehr aufmerksam von Deinem Freund, dem Herrn Hierlinger . B
2 3 6 10 15 17 20
37
____________Karl Huszán-PuffiN ] ____________StrömN ] BWachau.N ] BDummheit.N ] BI.N ] BWachau.N ] BMilch --N ] B B
B
Herrn HierlingerN ]
N
\____________Karl Huszán-Puffi/ fehlt in D2 \____________Ström/ fehlt in D2 D2 Wachau D2 Dummheit D2 I D2 Wachau korrigiert aus: Milch - -; uneinheitliche Zeichenabstände zwischen Bindestrichen und zwischen Wörtern und Wörtern bzw. Wörtern und Satzzeichen, die sich in großer Zahl in dem Stammbuch finden, werden in der Folge stillschweigend korrigiert. Ein oder zwei Bindestriche werden zu einem doppelten, drei oder vier Bindestriche zu zwei doppelten Bindestrichen vereinheitlicht. D2 Herrn von Hierlinger
579
SB Arcadia 1931, S. 6
Endfassung in drei Teilen
5
10
15
K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED Er ist überhaupt ein reizender Mensch. In einer guten halben Stund holt er mich wieder ab. D IE M UTTER Schon? A LFRED Leider! D IE M UTTER Dann iss bitte nicht die ganze sauere Milch zusammen, ich hab sonst nichts da zum Antragen -A LFRED Der Hierlinger Ferdinand darf ja gar keine sauere Milch essen, weil er eine chronische Nikotinvergiftung hat. Er ist ein hochanständiger Kaufmann. Ich hab öfters mit ihm zu tun. D IE M UTTER Geschäftlich? A LFRED Auch das. (Stille) D IE M UTTER Bist Du noch bei der Bank? A LFRED Nein. D IE M UTTER Sondern? (Stille.) A LFRED Ich taug nicht zum Beamten, das bietet nämlich keine Entfaltungsmöglichkeiten. Die Arbeit im alten Sinne rentiert sich nichtmehr . Wer heutzutag vorwärts kommen will, muss mit der Arbeit der anderen arbeiten. Ich hab mich selbständig gemacht. Finanzierungsgeschäfte und so -- (er verschluckt sich und hustet stark) D IE M UTTER (klopft ihm auf den Rücken) Schmeckts? A LFRED Jetzt wär ich aber fast erstickt. D IE M UTTER Ich freu mich nur, dass es Dir schmeckt. (Stille.) A LFRED Apropos ersticken: wo steckt denn 얍 die liebe Grossmutter? D IE M UTTER Mir scheint, sie sitzt in der Küch und betet. A LFRED Betet? D IE M UTTER Sie leidet halt an Angst. A LFRED Angst? (Stille.) D IE M UTTER Vergiss ihr nur ja nicht zu gratulieren -- nächsten Monat wird sie achtzig, und wenn Du ihr nicht gratulierst, dann haben wir hier wieder die Höll auf Erden. Du bist doch ihr Liebling. A LFRED Ich werds mir notieren. (er notiert es sich) Grossmutter gratulieren. Achtzig. (er erhebt sich, da er nun satt ist) Das ist ein biblisches Alter. (er sieht auf seine Armbanduhr) Ich glaub, es wird Zeit. Der Hierlinger muss jeden Moment erscheinen. Es ist auch noch eine Dame dabei. D IE M UTTER Was ist das für eine Dame? A LFRED Eine ältere Dame. (Stille.) D IE M UTTER Wie alt? A LFRED So mittel. D IE M UTTER Hat sie Geld? B
20
B
25
N
B
35
40
18 22 27 33
nichtmehrN ] (klopft f Rücken)N ] BKüchN ] Bhaben wirN ] B B
N
N
B
30
Lesetext
D2 nicht mehr fehlt in D2
Küc[k]|h| D2 hab ich
580
N
SB Arcadia 1931, S. 7
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Ich hab nichts mit ihr zu tun. (Stille.) D IE M UTTER Eine reiche Partie ist nicht das letzte. Du hast halt die richtige noch nicht gefunden. A LFRED Möglich! Manchmal möcht ich ja schon so Kinder um mich herum haben, aber dann denk ich mir immer wieder: nein, es soll halt nicht sein -D IE G ROSSMUTTER (tritt mit ihrer Schale sauerer Milch aus dem Häuschen) Frieda! Frieda! 얍 D IE M UTTER Na wo brennts denn? D IE G ROSSMUTTER Wer hat mir denn da was von meiner saueren Milch gestohlen? D IE M UTTER Ich. Weil der liebe Alfred noch so einen starken Gusto gehabt hat. (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Hat er gehabt? Hat er gehabt? -- und da werd ich garnicht gefragt? Als ob ich schon garnichtmehr da wär -- (zur M UTTER ) Tät Dir so passen! A LFRED Bäääh! (er streckt ihr die Zunge heraus) (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Bäääh! (sie streckt ihm die Zunge heraus) (Stille.) D IE G ROSSMUTTER (kreischt) Jetzt möcht ich überhaupt keine Milch mehr haben! Da! (sie schüttet die Schale aus) D ER H IERLINGER F ERDINAND (kommt mit V ALERIE , einer hergerichteten Fünfzigerin im Autodress) A LFRED Darf ich bekanntmachen : das ist meine Mutter und das ist mein Freund Ferdinand Hierlinger -- und Frau Valerie -- und das dort ist meine liebe Grossmutter -D IE M UTTER Das ist sehr schön von Ihnen, Herr von Hierlinger, dass Sie mir den Alfred herausgebracht haben -- ich danke Ihnen, danke -D ER H IERLINGER F ERDINAND Aber ich bitte, meine Herrschaften! Das ist doch alles nur selbstverständlich! Ich hätt Ihnen ja den Alfred schon öfters herausgebracht -der liebe Alfred hätte ja nur ein Wörterl verlauten dürfen. D IE M UTTER Nur ein Wörterl? 얍 D ER H IERLINGER F ERDINAND Wie gesagt -- (er stockt, da er merkt, dass er sich irgendwie verplappert hat) (Peinliche Stille.) V ALERIE Aber schön haben Sies hier heraussen -D IE M UTTER Wollen die Herrschaften vielleicht mal auf den Turm? D ER H IERLINGER F ERDINAND Auf was für einen Turm? D IE M UTTER Auf unseren Turm da -D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich bitte, gehört denn da diese hochromantische Ruine den Herrschaften? B
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richtigeN ] NaN ] BundN ] BgarnichtN ] BgarnichtmehrN ] BTätN ] BbekanntmachenN ] BvonN ] B B
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SB Arcadia 1931, S. 8
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D2 Richtige D2 Na, D2 Und D2 gar nicht D2 gar nicht mehr D2 tät D2 bekannt machen
\von/
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SB Arcadia 1931, S. 9
Endfassung in drei Teilen
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ohN ] naufN ] BwiedermalN ] BAlfred. DuN ] BlarifariN ] B B
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D IE M UTTER Nein, die gehört dem Staat. Wir verwalten sie nur. Wenn die Herrschaften wollen, führ ich die Herrschaften hinauf -- nämlich dem Besteiger bietet sich droben eine prächtige Fernsicht und eine instruktive Rundsicht. D ER H IERLINGER F ERDINAND Aber gern, sehr gern! Zu charmant, gnädige Frau! D IE M UTTER (lächelt verlegen) Aber oh bitte! (zu V ALERIE ) Die Dame kommen doch auch mit nauf ? V ALERIE Danke, danke -- es tut mir schrecklich leid, aber ich kann nicht so hoch hinauf, weil ich dann keine Luft krieg -D IE M UTTER Also dann auf Wiedersehen! (ab mit dem H IERLINGER F ERDINAND ) V ALERIE (zu A LFRED ) Dürft ich mal den Herrn um eine kleine Information bitten? A LFRED Was gibts denn? D IE G ROSSMUTTER (setzt sich an das Tischchen und horcht, hört aber nichts) V ALERIE Du hast mich wiedermal betrogen. 얍 A LFRED Sonst noch was gefällig? V ALERIE Der Hierlinger erzählt mir grad, dass beim letzten Rennen in Saint-Cloud nicht die Quote hundertachtundsechzig, sondern zweihundertzweiundzwanzig herausgelaufen worden ist -A LFRED Der Hierlinger lügt. V ALERIE Und das Gedruckte da lügt auch? (sie hält ihm eine Rennzeitung unter die Nase) (Stille.) V ALERIE (triumphierend) Na? A LFRED Nein, Du bist halt keine richtige Frau. Du stosst mich ja direkt von Dir -- mit derartigen Methoden -V ALERIE Du wirst mir jetzt das geben, was mir gebührt. Siebenundzwanzig Schilling. S’il vous plaît! A LFRED (gibt ihr das Geld) Voilà! V ALERIE Merci! (sie zählt nach) A LFRED Kleinliche Person. V ALERIE Ich bin keine Person! Und von heut ab bitte ich es mir aus, dass Du mir immer eine schriftliche Quittung -A LFRED (unterbricht sie) Bild Dir nur ja nichts ein, bitte! (Stille.) V ALERIE Alfred. Du sollst mich doch nicht immer betrügen -A LFRED Und Du sollst nicht immer so misstrauisch zu mir sein -- das untergräbt doch nur unser Verhältnis. Du darfst es doch nicht übersehen, dass ein jeder Mensch Licht- und Schattenseiten hat, das ist normal. Und ich kann Dir nur flüstern: eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, 얍 wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari . Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, dass wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns etwa ungesund sind -V ALERIE (unterbricht ihn) Nein, pfui! Pfui -B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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D2 o fehlt in D2 D2 wieder mal D2 Alfred, du D2 Larifari
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SB Arcadia 1931, S. 11
Endfassung in drei Teilen
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A LFRED Na siehst Du! Jetzt hast Du ja schon wieder einen anderen Kopf auf! Es wär doch auch zu leichtsinnig von Dir, um nicht zu sagen übermütig! Was mach ich denn aus Deinem Ruhegehalt, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Dadurch, dass ich eine Rennplatzkapazität bin, wie? Durch meine glückliche Hand beziehen Frau Kanzleiobersekretärswitwe das Gehalt eines aktiven Ministerialdirigenten erster Klass! -- Was ist denn schon wieder los? V ALERIE Ich hab jetzt nur an das Grab gedacht. A LFRED An was für ein Grab? V ALERIE An sein Grab. Immer, wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär -- dann muss ich an sein Grab denken. (Stille.) V ALERIE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert -A LFRED Valerie. Wenn ich morgen in Maisons-Laffitte gewinn, dann lassen wir sein Grab mal gründlich herrichten. Halb und halb. V ALERIE (küsst plötzlich seine Hand) A LFRED Nein, nicht so -얍 D IE S TIMME DES H IERLINGER F ERDINAND (vom Turm) Alfred! Alfred! Es ist wunderschön heroben und ich komm gleich runter! A LFRED (ruft hinauf) Ich bin bereit! (er fixiert V ALERIE ) Was? Du weinst? V ALERIE (weinerlich) Aber keine Idee -- (sie betrachtet sich in ihrem Taschenspiegel) Gott, bin ich wieder derangiert -- höchste Zeit, dass ich mich wiedermal rasier -- (sie schminkt sich mit dem Lippenstift und summt dazu den Trauermarsch von Chopin.) D IE G ROSSMUTTER Alfred! A LFRED (nähert sich ihr) D IE G ROSSMUTTER Wann kommst Du denn wieder? Bald? A LFRED Sicher. D IE G ROSSMUTTER Ich hab so Abschiede nicht gern, weisst Du -- Dass Dir nur nichts passiert, ich hab oft so Angst -A LFRED Was soll mir denn schon passieren? (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Wann gibst Du mir denn das Geld zurück? A LFRED Sowie ich es hab. D IE G ROSSMUTTER Ich brauch es nämlich. A LFRED Zu was brauchst Du denn Dein Geld? D IE G ROSSMUTTER Nächsten Monat werd ich achtzig -- -- und ich möcht um mein eigenes Geld begraben werden, ich möcht keine milden Gaben, Du kennst mich ja -A LFRED Mach Dir nur keine Sorgen, Grossmama! B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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] Valerie. WennN ] BMaisons-LaffitteN ] BherobenN ] BwiedermalN ] B N B
Absatz fehlt in D2 D2 Valerie, wenn korrigiert aus: Maisons-Lafitte D2 Maisons-Laffitte D2 heroben, D2 wieder mal
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SB Arcadia 1931, S. 12
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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II.
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SB Arcadia 1931, S. 13
Stille Strasse im achten Bezirk. B
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Von links nach rechts: O SKARS gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum Zauberkönig“ -- mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen, Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe . Ueber der Puppenklinik befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört.
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O SKAR (mit weisser Schürze; er steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser; ab und zu lauscht er, denn im zweiten Stock spielt jemand auf einem ausgeleierten Klavier die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss) I DA (ein elfjähriges, herziges, mageres Mäderl, verlässt mit ihrer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage.) H AVLITSCHEK (der Gehilfe O SKARS , ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Tür der Fleischhauerei; er frisst eine kleine Wurst und ist wütend) Dummes Luder, dummes -O SKAR Wer? H AVLITSCHEK (deutet mit seinem langen Messer 얍 auf I DA ) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, dass meine Blutwurst nachgelassen hat -- meiner Seel, am liebsten tät ich sowas abstechen, und wenn es dann auch mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müsst, wie die gestrige Sau, dann tät mich das nur freuen! O SKAR (lächelt) Wirklich? I DA (fühlt O SKARS Blick, es wird ihr unheimlich; plötzlich rennt sie nach rechts ab.) H AVLITSCHEK (lacht) R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüsst er O SKAR ) (O SKAR und H AVLITSCHEK verbeugen sich -- und der Walzer ist aus) R ITTMEISTER Also das muss ich schon sagen: die gestrige Blutwurst -- Kompliment! First class! O SKAR Zart, nicht? R ITTMEISTER Ein Gedicht! O SKAR Hast Du gehört, Havlitschek? R ITTMEISTER Ist er derjenige welcher? B
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II.N ] Bezirk.N ] BTüreN ] BUeberN ] BTüreN ] BmageresN ] BO SKARS N ] BsowasN ] B(O SKAR f aus)N ] Ber derjenigeN ] B B
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D2 II D2 Bezirk D2 Tür D2 Über D2 Tür D2 mageres, kurzsichtiges D2 Oskars D2 so was D2 O SKAR und H AVLITSCHEK (verbeugen f aus). D2 es derjenige,
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SB Arcadia 1931, S. 14
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja , Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Alle Achtung! H AVLITSCHEK Herr Rittmeister sind halt ein Kenner. Ein Gourmand. Ein Weltmann. R ITTMEISTER (zu O SKAR ) Ich bin seinerzeit viel in unserer alten Monarchie herumtransferiert worden, aber ich muss schon sagen: Niveau. Niveau! O SKAR Ist alles nur Tradition, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Wenn Ihr armes Mutterl selig noch unter uns weilen würde, die hätt eine Freude an ihrem Sohn. O SKAR (lächelt geschmeichelt) Es hat halt 얍 nicht sollen sein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Wir müssen alle mal fort. O SKAR Heut vor einem Jahr ist sie fort. R ITTMEISTER Wer? O SKAR Meine Mama, Herr Rittmeister. Nach dem Essen um halbdrei -- da hatte sie unser Herrgott erlöst. (Stille.) R ITTMEISTER Ist denn das schon ein Jahr her? (Stille.) O SKAR Entschuldigens mich bitte, Herr Rittmeister, aber ich muss mich jetzt noch in Gala werfen -- für die Totenmess. (ab.) R ITTMEISTER (reagiert nicht; ist anderswo) (Stille.) R ITTMEISTER Wieder ein Jahr -- Bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab, und nach vierzig im Galopp -(Stille.) H AVLITSCHEK (frisst nun wieder) Das ist ein schönes Erdbegräbnis gewesen von der alten gnädigen Frau. R ITTMEISTER Ja, es war sehr gelungen -- (er lässt ihn stehen und nähert sich der Tabak-Trafik, hält einen Augenblick vor dem Skelett in der Puppenklinik; jetzt spielt wieder jemand im zweiten Stock, und zwar den Walzer „ Ueber den Wellen“) H AVLITSCHEK (sieht dem R ITTMEISTER nach, spuckt die Wursthaut aus und zieht sich zurück in die Fleischhauerei) V ALERIE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüsst) V ALERIE (dankt) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? 얍 V ALERIE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür) R ITTMEISTER Küssdiehand ! (er vertieft sich in die Ziehungsliste; plötzlich bricht der Walzer ab, mitten im Takt.) V ALERIE (schadenfroh) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? Das grosse Los? B
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gehorsamst jaN ] O SKAR N ] BhalbdreiN ] BTrab,N ] BUeberN ] BTüreN ] BKüssdiehandN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 15
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D2 gehorsamst: Ja D2 Oskar D2 halb drei D2 Trab D2 Über D2 Tür D2 Küß die Hand
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SB Arcadia 1931, S. 16
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste wieder zurück) Ich hab überhaupt noch nie was gewonnen, liebe Frau Valerie. Weiss der Teufel, warum ich spiel! Höchstens, dass ich meinen Einsatz herausbekommen hab. V ALERIE Das ist das Glück in der Liebe. R ITTMEISTER Gewesen, gewesen! V ALERIE Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITTMEISTER Das hat nicht viel zu sagen -- wenn man nämlich ein wählerischer Mensch ist. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Charaktereigenschaft. Wenn der Krieg nur vierzehn Tage länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. V ALERIE Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. R ITTMEISTER Menschlichem Ermessen nach -V ALERIE Sicher. (Ab in ihre Tabak-Trafik.) M ARIANNE (begleitet eine GNAEDIGE F RAU aus der Puppenklinik -- jedesmal, wenn diese Ladentür geöffnet wird, ertönt statt eines Klingelzeichens ein Glockenspiel.) R ITTMEISTER (blättert nun in einer Zeitung und horcht) D IE GNAEDIGE F RAU Also ich kann mich auf Sie verlassen? M ARIANNE Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk -- gnädige Frau 얍 bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich! D IE GNAEDIGE F RAU Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende -- auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie -- und dass ich sie nur übermorgen früh im Haus hab, sonst weint der Bubi. Er hat nämlich am Freitag Geburtstag und er möcht doch schon so lang Sanitäter spielen -M ARIANNE Garantiert und pünktlich, gnädige Frau! Vielen Dank, gnädige Frau! D IE GNAEDIGE F RAU Also Adieu! (ab nach links) D ER Z AUBERKOENIG (erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist Du da? M ARIANNE Papa? Z AUBERKOENIG Wo stecken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE Die rosa oder die beige? Z AUBERKOENIG Ich hab doch nurmehr die rosa! M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBERKOENIG Links oben rechts hinten. Difficile est, satiram non scribere. (ab.) R ITTMEISTER (zu M ARIANNE ) Immer fleissig, Fräulein Marianne! Immer fleissig! M ARIANNE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Im Gegenteil. Apropos: wann darf man denn gratulieren? M ARIANNE Zu was denn? B N
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] G NAEDIGE N ] BGeburtstagN ] B N] BBalkon;N ] BnurmehrN ] BobenN ] BobenN ] BDifficileN ] B N B
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D2 halt D2 G NÄDIGE ; Unterschied durchgängig, in der Folge nicht mehr vermerkt D2 Geburtstag,
[schon] D2 Balkon, D2 nur mehr D2 oben, D2 oben, korrigiert aus : Dificile D2 Difficile
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SB Arcadia 1931, S. 17
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
R ITTMEISTER Na zur Verlobung. Z AUBERKOENIG (erscheint wieder auf dem Balkon) Marianne! R ITTMEISTER Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKOENIG Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal : wo stecken 얍 meine Sockenhalter? M ARIANNE Wo sie immer stecken. Z AUBERKOENIG Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stekken, dort stecken sie nicht. M ARIANNE Dann stecken sie in der Kommod. Z AUBERKOENIG Nein. M ARIANNE Dann im Nachtkastl. Z AUBERKOENIG Nein. M ARIANNE Dann bei Deinen Unterhosen. Z AUBERKOENIG Nein! M ARIANNE Dann weiss ich es nicht. Z AUBERKOENIG Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal : wo stecken meine Sockenhalter! M ARIANNE Ich kann doch nicht zaubern! Z AUBERKOENIG (brüllt sie an) Und ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf in die Totenmess! Weil Du meine Garderob verschlampst! Jetzt komm aber nur rauf und such Du! Aber avanti, avanti! M ARIANNE (ab in die Puppenklinik -- und jetzt wird der Walzer „ Ueber den Wellen“ wieder weitergespielt) Z AUBERKOENIG (lauscht) R ITTMEISTER Wer spielt denn da? Z AUBERKOENIG Das ist eine Realschülerin im zweiten Stock -- ein talentiertes Kind ist das. R ITTMEISTER Ein musikalisches. Z AUBERKOENIG Ein frühentwickeltes -- (er summt mit, riecht an den Blumen und geniesst ihren Duft.) R ITTMEISTER Es wird Frühling , Herr Zauberkönig. Z AUBERKOENIG Endlich! Selbst das Wetter ist 얍 verrückt geworden! R ITTMEISTER Das sind wir alle. Z AUBERKOENIG Ich nicht. (Pause.) Z AUBERKOENIG Elend sind wir dran, Herr Rittmeister, elend. Nichteinmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt -O SKAR (kommt aus seiner Fleischhauerei; in Schwarz und mit Zylinder; er zieht sich soeben schwarze Glacéhandschuhe an.) B
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letzten MalN ] Nein!N ] Ballerletzten MalN ] BUeberN ] BFrühlingN ] BNichteinmalN ] BFleischhauerei;N ] B B
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SB Arcadia 1931, S. 18
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D2 letzenmal D2 Nein. D2 allerletztenmal D2 Über korrigiert aus: Fühling D2 Frühling D2 Nicht einmal D2 Fleischhauerei,
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SB Arcadia 1931, S. 19
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Z AUBERKOENIG Ich bin gleich fertig, Oskar! Die liebe Mariann hat nur wiedermal meine Sockenhalter verhext! R ITTMEISTER Herr Zauberkönig! Dürft ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich auch Strumpfbänder, neuerdings -Z AUBERKOENIG Zu gütig! Küssdiehand ! Aber Ordnung muss sein! Die liebe Mariann wird sie schon wieder herhexen! R ITTMEISTER Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. O SKAR (lüftet den Zylinder und verbeugt sich leicht) Z AUBERKOENIG Wenns Gott mir vergönnt, ja. R ITTMEISTER Mein Kompliment, die Herren! (ab -- und nun ist der Walzer aus.) M ARIANNE (erscheint auf dem Balkon mit den rosa Sockenhaltern) Hier hab ich jetzt Deine Sockenhalter. Z AUBERKOENIG Na also! M ARIANNE Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen -- und ich hab jetzt das ganze schmutzige Zeug durchwühlen müssen. Z AUBERKOENIG Na sowas ! (er lächelt väterlich und kneift sie in die Wange) Brav, brav. 얍 Unten steht der Oskar. (ab.) O SKAR Marianne! Marianne! M ARIANNE Ja? O SKAR Willst Du denn nicht herunterkommen? M ARIANNE Das muss ich sowieso. (ab) H AVLITSCHEK (erscheint in der Tür der Fleischhauerei; wieder fressend) Herr Oskar. Was ich noch hab sagen wollen -- geh bittschön betens auch in meinem Namen ein Vaterunser für die arme gnädige Frau Mutter selig. O SKAR Gern, Havlitschek. H AVLITSCHEK Ich sage dankschön, Herr Oskar. (ab) M ARIANNE (tritt aus der Puppenklinik) O SKAR Ich bin so glücklich, Mariann. Bald ist das Jahr der Trauer ganz vorbei und morgen leg ich meinen Flor ab. Und am Sonntag ist offizielle Verlobung und Weihnachten Hochzeit -- Ein Bussi, Mariann, ein Vormittagsbussi -M ARIANNE (gibt ihm einen Kuss, fährt aber plötzlich zurück) Au! Du sollst nicht immer beissen! O SKAR Hab ich denn jetzt? M ARIANNE Weisst Du denn das nicht? O SKAR Also ich hätt jetzt geschworen -M ARIANNE Dass Du mir immer weh tun musst. (Stille.) O SKAR Böse? (Stille.) O SKAR Na? M ARIANNE Manchmal glaub ich schon, dass Du es Dir herbeisehnst, dass ich ein böser Mensch sein soll -B
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wiedermalN ] KüssdiehandN ] BsowasN ] BFleischhauerei;N ] Bgeh bittschönN ] BvorbeiN ] BHochzeitN ] B B
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D2 wieder mal D2 Küß die Hand D2 so was D2 Fleischhauerei, D2 geh, bittschön, D2 vorbei, D2 Hochzeit.
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SB Arcadia 1931, S. 20
Endfassung in drei Teilen
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Oskar. WennN ] BonbonnièreN ] BPuppenklinik;N ] BUebermutN ] Bgnädige FrauN ] BcaesarN ] BR EALSCHUELERIN N ] B B
SB Arcadia 1931, S. 21
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Lesetext
O SKAR Marianne! Du weisst, dass ich ein religiöser Mensch bin und dass ich es ernst nehme mit den christlichen Grundsätzen! M ARIANNE Glaubst Du vielleicht, ich glaub 얍 nicht an Gott? Ph! O SKAR Ich wollte Dich nicht beleidigen. Ich weiss, dass Du mich verachtest. M ARIANNE Was fällt Dir ein, Du Idiot! (Stille.) O SKAR Du liebst mich also nicht? M ARIANNE Was ist Liebe? (Stille.) O SKAR Was denkst Du jetzt? M ARIANNE Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist Du es. Du sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte -O SKAR Jetzt möcht ich in Deinen Kopf hineinsehen können, ich möcht Dir mal die Hirnschale herunter und nachkontrollieren, was Du da drinnen denkst -M ARIANNE Aber das kannst Du nicht. O SKAR Man ist und bleibt allein. (Stille.) O SKAR (holt aus seiner Tasche eine Bonbonnière hervor) Darf ich Dir diese Bonbons, ich hab sie jetzt ganz vergessen, die im Goldpapier sind mit Likör -M ARIANNE (steckt sich mechanisch ein grosses Bonbon in den Mund) Z AUBERKOENIG (tritt rasch aus der Puppenklinik; auch in Schwarz und mit Zylinder) Also da sind wir. Was hast Du da? Schon wieder Bonbons? Aufmerksam, sehr aufmerksam! (er kostet) Ananas! Prima! Na was sagst Du zu Deinem Bräutigam? Zufrieden? M ARIANNE (rasch ab in die Puppenklinik) Z AUBERKOENIG (verdutzt) Was hat sie denn? O SKAR Launen. Z AUBERKOENIG Uebermut ! Es geht ihr zu gut! O SKAR Komm, wir haben keine Zeit, Papa -- die Messe -Z AUBERKOENIG Aber eine solche Benehmität! Ich 얍 glaub gar, dass Du sie mir verwöhnst -- also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst Du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum? Nicht weil meine gnädige Frau Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm war, Gott hab sie selig! Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave caesar , morituri te salutant! (ab mit O SKAR ) (Jetzt spielt die R EALSCHUELERIN im zweiten Stock den Walzer „In lauschiger Nacht“ von Ziehrer.) M ARIANNE (erscheint nun in der Auslage und arrangiert -- sie bemüht sich besonders um das Skelett.) A LFRED (kommt von links, erblickt M ARIANNE von hinten, hält und betrachtet sie.) B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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D2 Oskar, wenn D2 Bonbonniere D2 Puppenklinik, D2 Übermut \gnädige Frau/ D2 Caesar D2 Realschülerin
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SB Arcadia 1931, S. 22
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
M ARIANNE (dreht sich um -- erblickt A LFRED und ist fast fasziniert) A LFRED (lächelt) M ARIANNE (lächelt auch) A LFRED (grüsst charmant ) M ARIANNE (dankt) A LFRED (nähert sich der Auslage.) V ALERIE (steht nun in der Tür ihrer Tabak-Trafik und beachtet A LFRED ) A LFRED (trommelt an die Fensterscheibe.) M ARIANNE (sieht ihn plötzlich erschrocken an; lässt rasch den Sonnenvorhang hinter der Fensterscheibe herab -- und der Walzer bricht wieder ab, mitten im Takt.) A LFRED (erblickt V ALERIE ) (Stille.) V ALERIE Wohin? A LFRED Zu Dir, Liebling. V ALERIE Was hat man denn in der Puppenklinik 얍 verloren? A LFRED Ich wollte Dir ein Pupperl kaufen. V ALERIE Und an sowas hängt man sein Leben. A LFRED Pardon! (Stille.) A LFRED (krault V ALERIE am Kinn) V ALERIE (schlägt ihn auf die Hand.) (Stille.) A LFRED Wer ist denn das Fräulein da drinnen? V ALERIE Das geht Dich einen Dreck an. A LFRED Das ist sogar ein sehr hübsches Fräulein. V ALERIE Haha. A LFRED Ein schöngewachsenes Fräulein. Dass ich dieses Fräulein noch nie gesehen habe -- das ist halt die Tücke des Objekts. V ALERIE Na und? A LFRED Also ein für allemal: lang halt ich jetzt aber Deine hysterischen Eifersüchteleien nichtmehr aus! Ich lass mich nicht tyrannisieren! Das hab ich doch schon garnicht nötig! V ALERIE Wirklich? A LFRED Glaub nur ja nicht, dass ich auf Dein Geld angewiesen bin! (Stille.) V ALERIE Ja, das wird wohl das Beste sein -A LFRED Was? V ALERIE Das wird das Beste sein für uns Beide , dass wir uns trennen. B
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charmantN ] beachtetN ] Ban;N ] BsowasN ] BHaha.N ] BnichtmehrN ] BgarnichtN ] BBesteN ] BBesteN ] BBeideN ] B B
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D2 scharmant D2 beobachtet D2 an, D2 so was D2 Haha! D2 nicht mehr D2 gar nicht D2 beste D2 beste D2 beide
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SB Arcadia 1931, S. 23
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Aber dann endlich! Und im Guten ! Und konsequent, wenn man bitten darf! -- Da. Das bin ich Dir noch schuldig. Mit Quittung. Wir haben in Saint Cloud nichts verloren und in Le Tremblay gewonnen. Aussenseiter. Zähls nach, bitte! (ab) V ALERIE (allein; zählt mechanisch das Geld nach -- -- dann sieht sie A LFRED lang얍sam nach; leise) Aussenseiter. Luder. Bestie. Zuhälter. Mistvieh -B
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Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. B
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Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. D ER Z AUBERKOENIG und M ARIANNE , O SKAR, V ALERIE , A LFRED , einige entfernte V ERWANDTE , unter ihnen E RICH aus Kassel in Preussen, und kleine weissgekleidete hässliche K INDER machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von O SKAR fotografiert werden, der sich noch mit seinem Stativ beschäftigt -- dann stellt er sich selbst in Positur neben M ARIANNE , massen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. Z AUBERKOENIG Halt! Da capo! Ich glaub , ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBERKOENIG Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBERKOENIG Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat -- und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos) Z AUBERKOENIG Ich danke! D IE G RUPPE (löst sich allmählich auf) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein grosses Verlangen -- geh möchtens nichtmal die Kinderl allein abfotografieren, die sind doch heut so herzig -얍 O SKAR Aber mit Vergnügen! (Er gruppiert die K INDER und küsst die K LEINSTE .) Z WEITE T ANTE (zu M ARIANNE ) Nein, mit welcher Liebe er das arrangiert -- Na wenn das kein braver Familienvater wird! Ein Kindernarr, ein Kindernarr! Unberufen! (Sie umarmt M ARIANNE und gibt ihr einen Kuss.) V ALERIE (zu A LFRED ) Also das ist der Chimborasso. B
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GutenN ] Saint CloudN ] Bnach -- --N ] BAussenseiter.N ] BLuder f Mistvieh --N ] BIII.N ] BWald.N ] BglaubN ] BgehN ] BnichtmalN ] BarrangiertN ] B B
D2 guten D2 Saint-Cloud D2 nach –
\Aussenseiter./ fehlt in D2 D2 Luder. Mistvieh. Zuhälter. Bestie – D2 III D2 Wald korrigiert aus: glaub’ D2 geh, D2 nicht mal D2 arrangiert.
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED Was für ein Chimborasso? V ALERIE Dass Du Dich nämlich diesen Herrschaften hier anschliesst, wo Du doch weisst, dass ich dabei bin -- nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. V ALERIE Nein, Du bist halt keine Frau -- sonst würdest Du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? V ALERIE Als Frau vergisst man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn Du auch ein grosser Gauner bist. A LFRED Ich bitte Dich, werde vernünftig. V ALERIE (plötzlich gehässig) Das würde Dir so passen! (Stille.) A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? V ALERIE Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. V ALERIE Man kann sichs ja lebhaft vorstellen, nicht? A LFRED (zündet sich eine Zigarette an.) V ALERIE Wo hat man sich denn kennen gelernt ? In der Puppenklinik? A LFRED Halts Maul. Z AUBERKOENIG (nähert sich A LFRED mit E RICH ) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich 얍 noch nicht? Also darf ich bekannt machen: Das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe -- und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiss. Z AUBERKOENIG Herr von Zentner! E RICH (mit Brotbeutel und Feldflasche am Gürtel) Sehr erfreut! Z AUBERKOENIG Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBERKOENIG Kassel und Dessau -- das verwechsel ich immer! (er zieht sich zurück.) A LFRED (zu V ALERIE ) Ihr kennt Euch schon? V ALERIE Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt lässt EINE T ANTE ihren Reisegrammophon singen: „Wie eiskalt ist dies Händchen“.) E RICH (lauscht) Bohème. Göttlicher Puccini! M ARIANNE (nun neben A LFRED ; sie lauscht) Wie eiskalt ist dies Händchen -A LFRED Das ist Bohème. M ARIANNE Puccini. V ALERIE (zu E RICH ) Was kennen Sie denn für Operetten? B
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sichsN ] kennen gelerntN ] BundN ] BEuchN ] BOhN ] BEINE T ANTE N ] B B
korrigiert aus: sich’s D2 kennengelernt
[oder]|und| D2 euch D2 O D2 eine Tante
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SB Arcadia 1931, S. 27
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! V ALERIE Geh, wie könnens denn nur sowas sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? V ALERIE Nein. E RICH Das ist Kunst. M ARIANNE (zu A LFRED ) Ich wollte mal rhythmische Gymnastik studieren, und dann hab ich von 얍 einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für sowas . Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M ARIANNE Das glaub ich nicht. O SKAR (fotografiert nun den Z AUBERKOENIG allein, und zwar in verschiedenen Posen; das Reisegrammophon hat ausgesungen.) A LFRED Fotografiert er gern, der Herr Bräutigam? M ARIANNE Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M ARIANNE Ich war damals vierzehn. A LFRED Das ist nicht viel. M ARIANNE Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M ARIANNE Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, dass das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille.) M ARIANNE Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich garnicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten -- (sie starrt A LFRED plötzlich an) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum -- mein Gott, wie Sie das alles aus einem heraus-얍ziehen -A LFRED Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille.) M ARIANNE Können Sie hypnotisieren? O SKAR (zu A LFRED ) Pardon! (zu M ARIANNE ) Darf ich bitten? (er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die ganze G ESELLSCHAFT bereits zum Picknick gelagert hat) A LFRED (folgt O SKAR und M ARIANNE und lässt sich ebenfalls nieder.) Z AUBERKOENIG Ueber was haben wir denn gerade geplauscht? E RSTE T ANTE Ueber die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht, das mit der Seelenwanderung? B
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sowasN ] sowasN ] BgarnichtN ] BgarnichtsN ] BG ESELLSCHAFT N ] BUeberN ] BUeberN ] B B
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D2 so was D2 so was D2 gar nicht D2 gar nichts D2 Gesellschaft D2 Über D2 Über
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E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, dass die Seele eines verstorbenen Menschen in ein Tier hineinfährt -- zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBERKOENIG Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So lasst uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüssler -Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel -Z AUBERKOENIG Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts garnicht ! V ALERIE Jetzt aber Schluss! Z AUBERKOENIG (erhebt sich und klopft mit dem Messer an sein Glas) Meine lieben Freunde! Zuguterletzt war es ja schon ein öffent-얍liches Geheimnis, dass meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat -V ALERIE Bravo! Z AUBERKOENIG Silentium, gleich bin ich fertig, und nun haben wir uns hier versammelt, das heisst: ich hab Euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, dass Gott der Allmächtige es meiner unvergesslichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig, nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiss es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Sternderl droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas -- (er erhebt sein Glas) -- um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche, nunmehr und hiermit offiziell verlobte Paar -- das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! I DA (jenes magere, herzige Mäderl, das seinerzeit H AVLITSCHEKS Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weissgekleidet mit einem Blumenstrauss vor das verlobte P AAR und rezitiert mit einem Sprachfehler:) Die Liebe ist ein Edelstein, Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren, Sie brennt, solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht, Um drin sich zu verklären. 얍 A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht M ARIANNE den Blumenstrauss mit einem Knix .) B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
garnichtN ] ZuguterletztN ] BEuchN ] BwürdigN ] BSternderlN ] BherzigeN ] BP AAR N ] BKnixN ] B B
D2 gar nicht D2 Zu guter Letzt D2 euch D2 würdig, Stern\derl/ D2 Stern D2 herzige, kurzsichtige D2 Paar D2 Knicks
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SB Arcadia 1931, S. 31
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LLE (streicheln nun I DA und gratulieren dem verlobten P AAR in aufgeräumtester Stimmung; das Reisegrammophon spielt nun den Hochzeitsmarsch, und der Z AUBERKOENIG küsst M ARIANNE auf die Stirne und O SKAR auf den Mund; dann wischt er sich die Tränen aus den Augen und dann legt er sich in seine Hängematte.) E RICH (hat eben mit seiner Feldflasche Bruderschaft mit O SKAR getrunken) Mal herhören, Leute! Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun, aus dieser Feldflasche auf Euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! V ALERIE (angeheitert) Nur keine Neger! Heil! E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Spässe! Dieser Punkt ist mir heilig, Sie kennen meine Stellung zu unserem Rassenproblem. V ALERIE Ein problematischer Mensch -- Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie -E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? V ALERIE Interessant -E RICH Wieso? V ALERIE Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag? Sie grosses Kind -- (sie hängt sich ein in das grosse Kind und schleift es fort ; man lagert sich nun im Wald und die kleinen K INDLEIN spielen und stören.) O SKAR (singt zur Laute): Sei gepriesen, Du lauschige Nacht, Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr 얍 Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus, Brachte klappernd den Segen ins Haus. Und entschwand auch der liebliche Mai, In der Jugend erblüht er neu! (Er spielt das Lied nochmal, singt aber nichtmehr , sondern summt nur; auch ALLE ANDEREN summen mit, ausser A LFRED und M ARIANNE .) A LFRED ( nähert sich nämlich M ARIANNE ) Darf man noch einmal gratulieren? M ARIANNE (schliesst die Augen) A LFRED (küsst lange ihre Hand.) O SKAR (hatte den Vorgang beobachtet, übergab seine Laute der ZWEITEN T ANTE , schlich sich heran und steht nun neben M ARIANNE ) B
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P AAR N ] ReisegrammophonN ] BStirneN ] BMund;N ] BAugenN ] BEuerN ] BfortN ] BWald N ] BK INDLEIN N ] BnichtmehrN ] BALLE ANDEREN N ] BnähertN ] BZWEITEN T ANTE N ] B B
D2 Paar korrigiert aus: Reisegrammphon D2 Reisegrammophon D2 Stirn D2 Mund, D2 Augen, D2 euer D2 weg D2 Wald, D2 Kindlein D2 nicht mehr D2 alle anderen D2 näherte D2 zweiten Tante
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A LFRED (korrekt) Ich gratuliere! O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab) O SKAR (sieht ihm nach) Er beneidet mich um Dich -- ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M ARIANNE Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M ARIANNE Gestern war er da und wir sind ins Gespräch gekommen -- nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft. V ALERIE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! V ALERIE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit) Muh! Muh! Muh! (Grosses Gelächter.) 얍 V ALERIE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBERKOENIG Das soll dreimal Mäh schreien! V ALERIE Das bist Du selber! Z AUBERKOENIG Mäh! Mäh! Mä! (Brüllendes Gelächter) V ALERIE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! V ALERIE Oskar! Hast Du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was Du willst! Z AUBERKOENIG Was Du kannst! (Stille.) O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann -- (er stürzt sich plötzlich auf M ARIANNE und demonstriert an ihr seine Griffe) M ARIANNE (stürzt zu Boden) Au! Au! Au -E RSTE T ANTE Nein dieser Rohling! Z AUBERKOENIG Bravo! Bravissimo! O SKAR (zur ERSTEN T ANTE ) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt! E RSTE T ANTE Das auch noch! Z AUBERKOENIG (klopft O SKAR auf die Schulter) Sehr geschickt! Sehr einleuchtend! Z WEITE T ANTE (hilft M ARIANNE beim Aufstehen) Ein so zartes Frauerl -- Haben wir denn noch ein Pfand? B
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daN ] MuhN ] BMähN ] BAuN ] BNeinN ] B B
T ANTE N ] FrauerlN ]
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D2 da, D2 muh D2 mäh D2 Au! D2 Nein, D2 ersten Tante D2 Frauerl.
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
V ALERIE Leider! Schluss. Aus! Z AUBERKOENIG Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! Hinein in die kühle 얍 Flut! Ich schwitz eh schon wie ein geselchter Aff! E RICH Eine ausgezeichnete Idee! V ALERIE Aber wo sollen sich denn die Damen entkleiden? Z AUBERKOENIG Nichts leichter als das! Die Damen rechts, die Herren links! Also auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und die D AMEN verschwinden rechts, die H ERREN links -- V ALERIE und A LFRED sind die letzten.) V ALERIE Alfred! A LFRED Bitte? V ALERIE (trällert die Walzermelodie nach und zieht sich ihre Bluse aus.) A LFRED Nun? V ALERIE (wirft ihm eine Kusshand zu.) A LFRED Adieu! V ALERIE Moment! Gefällt dem Herrn Baron das Fräulein Braut? A LFRED (fixiert sie -- geht dann rasch auf sie zu und hält knapp vor ihr) Hauch mich an. V ALERIE Wie komm ich dazu! A LFRED Hauch mich an! V ALERIE (haucht ihn an) A LFRED Du Alkoholistin. V ALERIE Das ist doch nur ein Schwips, den ich da hab, Du Vegetarianer! Der Mensch denkt und Gott lenkt. Man feiert doch nicht alle Tag Verlobung -- und Entlobung, Du Schweinehund -A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! V ALERIE Dass Du mich nicht anrührst, dass Du mich nicht anrührst -얍 A LFRED Toll! Als hätt ich Dich schon jemals angerührt. V ALERIE Und am siebzehnten März? (Stille.) A LFRED Wie Du Dir alles merkst -V ALERIE Alles. Das Gute und das Böse -- (sie hält sich plötzlich die Bluse vor) Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen! A LFRED Als hätt ich Dich nicht schon so gesehen -V ALERIE (kreischt) Schau mich nicht so an! Geh! Geh! A LFRED Hysterische Kuh -- (ab nach links) V ALERIE (allein; sieht ihm nach) Luder. Mistvieh. Drecksau. Bestie. (Sie zieht sich aus.) Z AUBERKOENIG (taucht in Schwimmanzug hinter dem Busch auf und sieht zu) B
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geselchterN ] spieltN ] BD AMEN N ] BH ERREN N ] BdenktN ] BToll!N ] B B
D2 gselchter korrigiert aus: sielt D2 spielt D2 Damen D2 Herren D2 denkt, fehlt in D2
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nurmehrN ] GehN ] BGrundsätzeN ] BAermsteN ] BverheimlichtN ] BköniglichN ] BPerson!N ] BIhrN ] B B
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V ALERIE (hat nun nurmehr das Hemd, Schlüpfer und Strümpfe an, sie entdeckt den Z AUBERKOENIG ) Jesus Maria Josef! O Du Hallodri! Mir scheint gar, Du bist ein Voyeur -Z AUBERKOENIG Ich bin doch nicht pervers. Zieh Dich nur ruhig weiter aus. V ALERIE Nein, ich hab doch noch mein Schamgefühl. Z AUBERKOENIG Geh in der heutigen Zeit! V ALERIE Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie -- (sie trippelt hinter einen Busch.) Z AUBERKOENIG (lässt sich vor dem Busch nieder, entdeckt V ALERIES Korsett, nimmt es an sich und riecht daran) Mit oder ohne Phantasie -- diese heutige Zeit ist eine verkehrte Welt! Ohne Treu, ohne Glauben, ohne sittliche Grundsätze . Alles wackelt, nichts steht mehr fest. Reif für die Sintflut -- (Er legt das 얍 Korsett wieder beiseite, denn es duftet nicht gerade überwältigend) Ich bin nur froh, dass ich die Mariann angebracht hab, eine Fleischhauerei ist immer noch solid -V ALERIES S TIMME Na und die Trafikantinnen? Z AUBERKOENIG Auch! Rauchen und fressen werden die Leut immer -- aber zaubern? Wenn ich mich so mit der Zukunft beschäftig, da wirds mir manchmal ganz pessimistisch. Ich habs ja überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, ich muss ja nur an meine Frau selig denken -- diese ewige Schererei mit den Spezialärzten -V ALERIE (erscheint nun im Badetrikot; sie beschäftigt sich mit dem Schulterknöpfchen) An was ist sie denn eigentlich gestorben? Z AUBERKOENIG (stiert auf ihren Busen) An der Brust. V ALERIE Doch nicht Krebs? Z AUBERKOENIG Doch. Krebs. V ALERIE Ach, die Aermste . Z AUBERKOENIG Ich war auch nicht zu beneiden. Man hat ihr die linke Brust wegoperiert -- sie ist überhaupt nie gesund gewesen, aber ihre Eltern haben mir das verheimlicht -- Wenn ich Dich daneben anschau: stattlich, also direkt königlich -- Eine königliche Person! V ALERIE (macht nun Rumpfbeugen) Was wisst Ihr Mannsbilder schon von der Tragödie des Weibes? Wenn wir uns nicht so herrichten und pflegen täten -Z AUBERKOENIG (unterbricht sie) Glaubst Du, ich muss mich nicht pflegen? V ALERIE Das schon. Aber bei einem Herrn sieht man doch in erster Linie auf das Innere -- 얍 (sie macht nun in rhythmischer Gymnastik) Z AUBERKOENIG (sieht ihr zu und macht dann Kniebeugen) V ALERIE Hach, jetzt bin ich aber müd! (Sie wirft sich neben ihn hin) Z AUBERKOENIG Der sterbende Schwan. (Er nimmt neben ihr Platz.) (Stille.) V ALERIE Darf ich meinen Kopf in Deinen Schoss legen? B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
D2 nur mehr D2 Geh, D2 Grundsätz D2 Ärmste D2 verheimlicht. D2 königlich. D2 Person. D2 ihr
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SB Arcadia 1931, S. 37
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
Z AUBERKOENIG Auf der Alm gibts keine Sünd! V ALERIE (tut es) Die Erd ist nämlich noch hart -- heuer war der Winter lang. (Stille.) V ALERIE (leise) Du. Gehts Dir auch so? Wenn die Sonne auf meine Haut scheint, wirds mir immer so weissnichtwie -Z AUBERKOENIG Wie? Sags nur. (Stille.) V ALERIE Du hast doch zuvor mit meinem Korselett gespielt? (Stille.) Z AUBERKOENIG Na und? V ALERIE Na und? Z AUBERKOENIG (wirft sich plötzlich über sie und küsst sie) V ALERIE Gott, was für ein Temperament -- das hätt ich Dir garnicht zugetraut -- Du schlimmer Mensch, Du -Z AUBERKOENIG Bin ich sehr schlimm? V ALERIE Ja -- Nein , Du! Halt, da kommt wer! (sie kugeln auseinander) E RICH (kommt in Badehose mit einem Luftdruckgewehr) Verzeihung, Onkel! Du wirst es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte, hier zu schiessen? Z AUBERKOENIG Was willst Du? E RICH Schiessen. 얍 Z AUBERKOENIG Du willst hier schiessen? E RICH Nach der Scheibe auf jener Buche dort. Uebermorgen steigt nämlich das monatliche Preisschiessen unseres akademischen Wehrverbandes und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschiessen. Also darf ich? V ALERIE Natürlich! Z AUBERKOENIG Natürlich? (zu V ALERIE ) Natürlich! (er erhebt sich) Wehrverband! Sehr natürlich! Nur das Schiessen nicht verlernen -- Ich geh mich jetzt abkühlen! In unsere schöne blaue Donau! (Für sich) Hängts Euch auf! (ab) E RICH (ladet, zielt und schiesst.) V ALERIE (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuss) Pardon, wenn ich Sie molestiere -was studieren der junge Herr eigentlich? E RICH Jus. Drittes Semester. (Er zielt) Arbeitsrecht. (Schuss) V ALERIE Arbeitsrecht. Ist denn das nicht recht langweilig? E RICH (ladet) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (Er zielt) In der Industrie. (Schuss) V ALERIE Und wie gefällt Ihnen unsere Wiener Stadt? E RICH Herrliches Barock. V ALERIE Und die süssen Wiener Maderln? B
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SonneN ] Sags nur.N ] BKorselettN ] BgarnichtN ] BBin f schlimm?N ] BNeinN ] BUebermorgenN ] BWehrverbandesN ] BNatürlich!N ] BverlernenN ] BEuchN ] B B
D2 Sonn so fehlt in D2 D2 Korsett D2 gar nicht D2 Bin ich schlimm? Bin ich schlimm? D2 nein D2 Übermorgen D2 Wehrverbandes, D2 Natürlich. D2 verlernen. D2 euch
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SB Arcadia 1931, S. 38
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
E RICH Offen gesagt: Ich kann mit jungen Mädchen nichts anfangen. Ich war nämlich schon mal verlobt und hatte nur bittere Enttäuschungen, weil Käthe eben zu jung war, um meinem Ich Verständnis entgegenbringen zu können. Bei jungen Mädchen verschwendet man seine Gefühle an die falsche Adresse. Dann schon lieber eine 얍 reifere Frau, die einem auch etwas geben kann. (Schuss) V ALERIE Wo wohnen Sie denn? E RICH Ich möchte gerne ausziehen. V ALERIE Ich hätt ein möbliertes Zimmer. E RICH Preiswert? V ALERIE Geschenkt. E RICH Das träfe sich ja famos! (Schuss) V ALERIE Herr Syndikus -- geh lassens mich auch mal schiessen -E RICH Mit Vergnügen! V ALERIE Ganz meinerseits. (Sie nimmt ihm das Gewehr ab) Waren Sie noch Soldat? E RICH Leider nein -- ich bin doch Jahrgang 1911. V ALERIE 1911 -- (sie zielt lange) E RICH (kommandiert) Stillgestanden! Achtung! Feuer! V ALERIE (schiesst nicht -- langsam lässt sie das Gewehr sinken und sieht ihn ernst an) E RICH Was ist denn los? V ALERIE Au! (sie krümmt sich plötzlich und wimmert) Ich habe so Stechen -Meine arme Niere -(Stille.) E RICH Kann ich Ihnen behilflich sein? V ALERIE Danke -- -- Jetzt ist es schon wieder vorbei. Das ist nämlich oft so, wenn ich mich freudig aufreg -- ich muss halt immer gleich büssen. Jetzt kann ich das Ziel nichtmehr sehen -E RICH (verwirrt) Was für ein Ziel? V ALERIE Weil es halt schon dämmert -- (Sie umarmt ihn und er lässt sich umarmen; ein Kuss) Ein Ziel ist immer etwas Er-얍strebenswertes. Ein Mensch ohne Ziel ist kein Mensch -- Du -- Du 1911 -- -B
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SB Arcadia 1931, S. 39
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D2 geh, D2 hab D2 Stechen. D2 Danke. – D2 nicht mehr D2 ihn, D2 Mensch. D2 Neunzehnhundertelfer –
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SB Arcadia 1931, S. 40
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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A LFRED (in Bademantel und Strohhut -- er blickt verträumt auf das andere Ufer) M ARIANNE (steigt aus der schönen blauen Donau und erkennt A LFRED ) (Stille.) A LFRED (lüftet den Strohhut) Ich wusst es, dass Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wussten Sie das? A LFRED Ich wusst es. (Stille.) M ARIANNE Die Donau ist weich wie Samt -A LFRED Wie Samt. M ARIANNE Heut möcht ich weit fort -- Heut könnt man im Freien übernachten. A LFRED Leicht. M ARIANNE Ach, wir armen Kulturmenschen! Was haben wir von unserer Natur! A LFRED Was haben wir aus unserer Natur gemacht? Eine Zwangsjacke. Keiner darf, wie er will. M ARIANNE Und keiner will, wie er darf. (Stille.) A LFRED Und keiner darf, wie er kann. M ARIANNE Und keiner kann, wie er soll -A LFRED (umarmt sie mit grosser Gebärde und sie wehrt sich mit keiner Faser -ein langer Kuss) 얍 M ARIANNE (haucht) Ich habs gewusst, ich habs gewusst -A LFRED Ich auch. M ARIANNE Liebst Du mich, wie Du solltest --? A LFRED Das hab ich im Gefühl. Komm, setzen wir uns. (Sie setzen sich.) (Stille.) M ARIANNE Ich bin nur froh, dass Du nicht dumm bist -- ich bin nämlich von lauter dummen Menschen umgeben. Auch Papa ist kein Kirchenlicht -- und manchmal glaube ich sogar, er will sich durch mich an meinem armen Mutterl selig rächen. Die war nämlich sehr eigensinnig. A LFRED Du denkst zuviel. M ARIANNE Jetzt gehts mir gut. Jetzt möcht ich singen. Immer, wenn ich traurig bin, möcht ich singen -- (sie summt und verstummt wieder) Warum sagst Du kein Wort? (Stille.) N
B
30
N
Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits und in der Ferne spielt der lieben T ANTE ihr Reisegrammophon den Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss.
B
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Lesetext
1 3 5 18 18 27 36
B
N
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IV.N ] Donau.N ] BbereitsN ] BfortN ] BHeutN ] BGebärdeN ] BglaubeN ] B B
D2 IV D2 Donau D2 bereits, D2 weg D2 heut D2 Gebärde, D2 glaub
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SB Arcadia 1931, S. 42
Endfassung in drei Teilen
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Lesetext
A LFRED Liebst Du mich? M ARIANNE Sehr. A LFRED So wie Du solltest? Ich meine, ob Du mich vernünftig liebst? M ARIANNE Vernünftig? A LFRED Ich meine, ob Du keine Unüberlegtheiten machen wirst -- denn dafür könnt ich keine Verantwortung übernehmen. M ARIANNE Oh Mann grübl doch nicht -- grübl nicht, schau die Sterne -- die werden noch droben hängen, wenn wir drunten liegen -A LFRED Ich lass mich verbrennen. M ARIANNE Ich auch -- Du, oh Du -- Du -(Stille.) M ARIANNE Du -- wie der Blitz hast Du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten -- jetzt weiss ich es aber ganz genau. 얍 A LFRED Was? M ARIANNE Dass ich ihn nicht heiraten werde -A LFRED Mariann! M ARIANNE Was hast Du denn? (Stille.) A LFRED Ich hab kein Geld. M ARIANNE Oh warum sprichst Du jetzt davon?! A LFRED Weil das meine primitivste Pflicht ist! Noch nie in meinem Leben hab ich eine Verlobung zerstört und zwar prinzipiell! Lieben ja, aber dadurch zwei Menschen auseinanderbringen -- nein! Dazu fehlt mir das moralische Recht! Prinzipiell! (Stille.) M ARIANNE Ich hab mich nicht getäuscht, Du bist ein feiner Mensch. Jetzt fühl ich mich doppelt zu Dir gehörig -- Ich pass nicht zu Oskar und basta! (Es ist inzwischen finster geworden und nun steigen in der Nähe Raketen.) A LFRED Raketen. Deine Verlobungsraketen. M ARIANNE Unsere Verlobungsraketen. A LFRED Und bengalisches Licht. M ARIANNE Blau, grün, gelb, rot -A LFRED Sie werden Dich suchen. M ARIANNE Sie sollen uns finden -- Bleib mir, Du, Dich hat mir der Himmel gesandt, mein Schutzengel -(Jetzt gibt es bengalisches Licht -- blau, grün, gelb, rot -- und beleuchtet A LFRED und M ARIANNE ; und den Z AUBERKOENIG , der knapp vor ihnen steht mit der Hand auf dem Herz .) M ARIANNE (schreit unterdrückt auf) (Stille.) B
10
K5/TS12 (Korrekturschicht)
7 10 20 22 27 28 34 38
N
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Oh MannN ] ohN ] BOhN ] BzerstörtN ] BIchN ] BgewordenN ] BBleibN ] BHerzN ] B B
D2 O Mann, D2 o D2 O D2 zerstört, D2 ich D2 geworden, D2 bleib D2 Herzen
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SB Arcadia 1931, S. 43
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED (geht auf den Z AUBERKOENIG zu) Herr Zauberkönig -얍 Z AUBERKOENIG (unterbricht ihn) Schweigen Sie! Mir brauchen Sie nichts zu erklären, ich hab ja alles gehört -- na, das ist ja ein gediegener Skandal! Am Verlobungstag --! Nacket herumliegen! Küssdiehand ! Mariann! Zieh Dich an! Dass nur der Oskar nicht kommt -- Jesus Maria und ein Stückerl Josef! A LFRED Ich trag natürlich sämtliche Konsequenzen, wenn es sein muss. Z AUBERKOENIG Sie haben da garnichts zu tragen! Sie haben sich aus dem Staube zu machen, Sie Herr! Diese Verlobung darf nicht platzen, auch aus moralischen Gründen nicht! Dass mir keine Seele was erfährt, Sie Halunk -- Ehrenwort! A LFRED Ehrenwort! M ARIANNE Nein!! Z AUBERKOENIG (unterdrückt) Brüll nicht! Bist Du daneben? Zieh Dich an, aber marsch-marsch! Du Badhur! O SKAR (erscheint und überblickt die Situation) Marianne! Marianne! Z AUBERKOENIG Krach in die Melon! (Stille.) A LFRED Das Fräulein Braut haben bis jetzt geschwommen. M ARIANNE Lüg nicht! So lüg doch nicht! Nein, ich bin nicht geschwommen, ich mag nichtmehr ! Ich lass mich von Euch nichtmehr tyrannisieren. Jetzt bricht der Sklave seine Fessel -- da! (Sie wirft O SKAR den Verlobungsring ins Gesicht) Ich lass mir mein Leben nicht verhunzen, das ist mein Leben! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann da zugeführt -- Nein, ich heirat Dich nicht, ich heirat Dich nicht, ich heirat Dich nicht!! 얍 Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen! Z AUBERKOENIG Das einzige Kind! Das werd ich mir merken! (Stille; während zuvor M ARIANNE geschrien hat, sind auch die übrigen A USFLUEGLER erschienen und horchen interessiert und schadenfroh zu) O SKAR (tritt zu M ARIANNE ) Mariann. Ich wünsch Dir nie, dass Du das durchmachen sollst, was jetzt in mir vorgeht -- und ich werde Dich auch noch weiter lieben, Du entgehst mir nicht -- und ich danke Dir für alles. (ab.) (Stille.) Z AUBERKOENIG (zu A LFRED ) Was sind Sie denn überhaupt? A LFRED Ich? V ALERIE Nichts. Nichts ist er. Z AUBERKÖNIG Ein Nichts. Das auch noch. Ich habe keine Tochter mehr! (Ab mit den A USFLUEGLERN -- A LFRED und M ARIANNE bleiben allein zurück; jetzt scheint der Mond.) A LFRED Ich bitte Dich um Verzeihung. M ARIANNE (reicht ihm die Hand) B
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N
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N B
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KüssdiehandN ] garnichtsN ] BDuN ] BDuN ] BnichtmehrN ] BEuchN ] BnichtmehrN ] BzugeführtN ] BA USFLUEGLER N ] BMariann. IchN ] BA USFLUEGLERN N ] B B
SB Arcadia 1931, S. 44
N
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Lesetext
D2 Küß die Hand D2 gar nichts fehlt in D2 fehlt in D2 D2 nicht mehr schwimmen D2 euch D2 nicht mehr D2 zugeführt. D2 Ausflügler D2 Mariann, ich D2 Ausflüglern
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SB Arcadia 1931, S. 45
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
A LFRED Dass ich Dich nämlich nicht hab haben wollen -- dafür trägt aber nur mein Verantwortungsgefühl die Verantwortung. Ich bin Deiner Liebe nicht wert, ich kann Dir keine Existenz bieten, ich bin überhaupt kein Mensch … M ARIANNE Mich kann nichts erschüttern. Lass mich aus Dir einen Menschen machen -- Du machst mich so gross und weit -A LFRED Und Du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor Dir in seelischer Hinsicht. M ARIANNE Und ich geh direkt aus mir heraus 얍 und schau mir nach -- jetzt, siehst Du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir -- ganz dort hinten, ich kann mich kaum mehr sehen -- -- Von Dir möcht ich ein Kind haben -B
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SB Arcadia 1931, S. 46
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Ende des ersten Teiles.
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Z w e i t e r T e i l. B
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SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 49)
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H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frisst Wurst.) D AS F RAEULEIN E MMA (ein Mädchen für Alles , steht mit einer Markttasche neben ihm; sie lauscht der Musik) Herr Havlitschek -H AVLITSCHEK Ich bitte schön? E MMA Musik ist doch etwas Schönes, nicht? H AVLITSCHEK Ich könnt mir schon noch etwas Schöneres vorstellen, Fräulein Emma. E MMA (summt leise den Walzer mit.) „Und das Herz vergisst den Schmerz, usw.“ H AVLITSCHEK Das tät nämlich auch von Ihnen abhängen, Fräulein Emma. E MMA Mir scheint gar, Sie sind ein Casanova, Herr Havlitschek. H AVLITSCHEK Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause.) E MMA Gestern hab ich von Ihrem Herrn Oskar geträumt. H AVLITSCHEK Haben Sie sich nix Gescheiteres träumen können? E MMA Der Herr Oskar hat immer so grosse melancholische Augen -- es tut einem direkt weh, wenn er einen anschaut -H AVLITSCHEK Das macht die Liebe. E MMA Wie meinen Sie das jetzt? B
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SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 47)
Wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk, vor O SKARS Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau V ALERIES Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal, und auch die R EALSCHUELERIN im zweiten Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. B
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I.
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Mensch …N ] T e i l.N ] BI.N ] BR EALSCHUELERIN N ] BTüreN ] BF RAEULEIN N ] BAllesN ] B„Und f usw.“N ] B B
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D2 Mensch – D2 Teil D2 I D2 R EALSCHÜLERIN ; Unterschied durchgängig, in der Folge nicht mehr vermerkt D2 Tür D2 F RÄULEIN ; Unterschied durchgängig, in der Folge nicht mehr vermerkt D2 alles \„Und f usw.“/ fehlt in D2
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Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
H AVLITSCHEK Ich meine das jetzt so, dass er 얍 in ein nichtsnutziges Frauenzimmer verliebt ist -- die hat ihn nämlich sitzen lassen, schon vor einem Jahr, und ist sich mit einem andern Nichtsnutzigen auf und davon. E MMA Und er liebt sie noch immer? Das find ich aber schön. H AVLITSCHEK Das find ich blöd. E MMA Aber eine grosse Leidenschaft ist doch was Romantisches -H AVLITSCHEK Nein, das ist etwas Ungesundes! Schauns doch nur, wie er ausschaut, er quält sich ja direkt selbst -- es fallt ihm schon gar keine andere Frau mehr auf, und derweil hat er Geld wie Heu und ist soweit auch ein Charakter , der könnt doch für jeden Finger eine gute Partie haben -- aber nein! Akkurat auf die läufige Bestie hat er sich versetzt -- weiss der Teufel, was er treibt! E MMA Wie meinen Sie das jetzt wieder, Herr Havlitschek? H AVLITSCHEK Ich meine das so, dass man es nicht weiss, wo er es hinausschwitzt. E MMA Oh Sie garstiger Mann! (Pause.) H AVLITSCHEK Fräulein Emma. Morgen ist Feiertag und ich bin an der Endhaltestelle von der Linie achtundsechzig. E MMA Ich kann aber nicht vor drei. H AVLITSCHEK Das soll kein Hindernis sein. (Pause.) E MMA Also um halbvier -- und vergessens aber nur ja nicht, was Sie mir versprochen haben -- dass Sie nämlich nicht schlimm sein werden, lieber Ladislaus -- (ab) H AVLITSCHEK (sieht ihr nach und spuckt die 얍 Wursthaut aus) Dummes Luder, dummes -- -O SKAR (tritt aus seiner Fleischhauerei) Dass Du es nur ja nicht vergisst: wir müssen heut noch die Sau abstechen -- Stichs Du, ich hab heut keinen Spass daran. (Pause.) H AVLITSCHEK Darf ich einmal ein offenes Wörterl reden, Herr Oskar? O SKAR Dreht sichs um die Sau? H AVLITSCHEK Es dreht sich schon um eine Sau, aber nicht um dieselbe Sau -- Herr Oskar, bittschön nehmens Ihnen das nicht so zu Herzen, das mit Ihrer gewesenen Fräulein Braut, schauns, Weiber gibts wie Mist! Ein jeder Krüppel findt ein Weib und sogar die Geschlechtskranken auch! Und die Weiber sehen sich ja in den entscheidenden Punkten alle ähnlich, glaubens mir, ich meine es ehrlich mit Ihnen! Die Weiber haben keine Seele, das ist nur äusserliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreissen oder so! (Pause.) O SKAR Das Weib ist ein Rätsel, Havlitschek. Eine Sphinx. Ich hab mal der Mariann ihre Schrift zu verschiedenen Graphologen getragen -- und der erste hat gesagt, also das ist die Schrift eines Vampyrs , und der zweite hat gesagt, das ist eine gute B
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N
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B
9 14 16 21 26 30 41
CharakterN ] OhN ] BFeiertagN ] BhalbvierN ] BabstechenN ] BSauN ] BVampyrsN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 50
N
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Lesetext
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korrigiert aus: Chrakter D2 Charakter D2 O D2 Feiertag, D2 halb vier D2 abstechen. D2 Sau. D2 Vampirs
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SB Arcadia 1931, S. 51
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Kameradin, und der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.
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B
II.
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SB Arcadia 1931, S. 52
Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk. B
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Aeusserst preiswert. Um sieben Uhr morgens. A LFRED liegt noch im Bett und raucht Zigaretten. M ARIANNE putzt sich bereits die Zähne. In der Ecke ein alter Kinderwagen -- auf einer Schnur hängen Windeln. Der Tag ist grau und das Licht trüb. N
M ARIANNE (gurgelt) Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel. Ich habe gleich gesagt, dass ich kein Engel bin -- dass ich nur ein gewöhnliches Menschenkind bin, ohne Ambitionen. Aber Du bist halt ein kalter Verstandesmensch. A LFRED Du weisst, dass ich kein Verstandesmensch bin. M ARIANNE Doch! (sie frisiert sich nun) Ich müsst mir mal die Haare schneiden lassen. A LFRED Ich auch. (Stille.) A LFRED Mariannderl. Warum stehst denn schon so früh auf? M ARIANNE Weil ich nicht schlafen kann. (Stille.) A LFRED Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut? M ARIANNE Du vielleicht? (sie fixieren sich) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenen Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann -jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt 얍 mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich eine Hautcrème verschleiss, die keiner kauft, weil sie miserabel ist! M ARIANNE Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! M ARIANNE Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M ARIANNE Als ob ich was für die wirtschaftliche Krise könnt! A LFRED Oh Du egozentrische Person -- Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Kosmetikagent herumzurennen? Du! (er steht auf) Wo stecken denn meine Sockenhalter? B
N
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B N
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B
B
5 7 9 15 17 30 30 37 37 38
II.N ] Bezirk.N ] BAusserstN ] BhaltN ] BHaareN ] B N] BHautcrèmeN ] BOhN ] BPersonN ] BKosmetikagentN ] B B
B
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D2 II D2 Bezirk D2 Äußerst korrigiert aus: hat D2 halt D2 Haar D2 ausgerechnet Hautcr[ê] è me D2 Hautcreme D2 O D2 Person. D2 Kosmetik-Agent
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SB Arcadia 1931, S. 53
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
M ARIANNE (deutet auf einen Stuhl) Dort. A LFRED Nein. M ARIANNE Dann auf dem Nachtkastl. A LFRED Nein. M ARIANNE Dann weiss ich es nicht. A LFRED Du hast es aber zu wissen! M ARIANNE Nein, genau wie Papa -A LFRED Vergleich mich nicht immer mit dem alten Trottel! M ARIANNE Nicht so laut! Wenn das Kind aufwacht, dann kenn ich mich wieder nicht aus vor lauter Geschrei! (Stille.) A LFRED Also das mit dem Kind muss auch anders werden. Wir können doch nicht drei Seelen hoch in diesem Loch vegetieren! Das Kind muss weg! M ARIANNE Das Kind bleibt da. A LFRED Das Kind kommt weg. M ARIANNE Nein. Nie! (Stille.) A LFRED Wo stecken meine Sockenhalter? M ARIANNE (sieht ihn gross an) Weisst Du, was das heut für ein Datum ist? 얍 A LFRED Nein. M ARIANNE Heut ist der zwölfte . (Stille.) A LFRED Was willst Du damit sagen? M ARIANNE Dass das heut ein Gedenktag ist. Heut vor einem Jahr hab ich Dich zum erstenmal gesehen. In unserer Auslag. A LFRED Ich bitt Dich, red nicht immer in Hieroglyphen! Wir sind doch keine Aegypter ! In was für einer Auslag? M ARIANNE Ich hab grad das Skelett arrangiert und da hast Du an die Auslag geklopft. Und da hab ich die Rolleaux heruntergelassen, weil es mir plötzlich unheimlich geworden ist. A LFRED Stimmt. M ARIANNE Ich war viel allein -- (sie weint leise.) A LFRED So flenn doch nicht schon wieder -- Schau, Mariannderl, ich versteh Dich ja hundertperzentig mit Deinem mütterlichen Egoismus, aber es ist doch nur im Interesse unseres Kindes, dass es aus diesem feuchten Loch herauskommt -- hier ist es grau und trüb, und draussen bei meiner Mutter in der Wachau scheint die Sonne. M ARIANNE Das schon -A LFRED Na also! (Stille.) M ARIANNE Ueber uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben -- (sie fixiert plötzlich A LFRED ) Was hast Du jetzt gesagt? B
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zwölfteN ] AegypterN ] BarrangiertN ] BRolleauxN ] BwiederN ] BUeberN ] B B
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D2 Zwölfte D2 Ägypter D2 arrangiert, D2 Rouleaus D2 wieder. D2 Über
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SB Arcadia 1931, S. 54
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED Wieso? M ARIANNE Du hast gesagt: dummes Kalb. A LFRED Aber was! M ARIANNE Lüg nicht! A LFRED (putzt sich die Zähne und gurgelt.) M ARIANNE Du sollst mich nicht immer beschimpfen. 얍 (Stille.) A LFRED (seift sich nun ein, um sich zu rasieren) Liebes Kind, es gibt eben etwas, was ich aus tiefster Seel heraus hass -- und das ist die Dummheit. Und Du stellst Dich schon manchmal penetrant dumm. Ich versteh das garnicht , warum Du so dumm bist! Du hast es doch schon garnicht nötig, dass Du so dumm bist! (Stille.) M ARIANNE Du hast mal gesagt, dass ich Dich erhöh -- in seelischer Hinsicht -A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich garnicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M ARIANNE Alfred! A LFRED Nicht so laut! So denk doch an das Kind! M ARIANNE Ich hab so Angst, Alfred -A LFRED Du siehst Gespenster. M ARIANNE Du, wenn Du jetzt nämlich alles vergessen hast -A LFRED Quatsch! B
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III.
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SB Arcadia 1931, S. 56
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Kleines Café im zweiten Bezirk. B
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D ER H IERLINGER F ERDINAND spielt gegen sich selbst Billard.
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A LFRED (kommt) D ER H IERLINGER F ERDINAND Servus Alfred! Na das ist aber hübsch, dass ich Dich wiedermal seh -- was machst denn für ein fades Gesicht? A LFRED Ich bin halt sehr nervös. D ER H IERLINGER F ERDINAND Nervosität ist nie gut. Komm sei so gut und spiel mit mir, damit Du auf andere Gedanken kommst -- (er reicht ihm ein Queue ) Bis fünfzig und Du fangst an! A LFRED Bon. (er patzt) Aus ist! D ER H IERLINGER F ERDINAND (kommt dran) Ist das jetzt wahr, dass Du wieder ein Bankbeamter geworden bist? A LFRED Ist ja alles überfüllt! B
B
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garnichtN ] garnichtN ] BgarnichtN ] BIII.N ] BBezirk.N ] BD ER f Billard.N ] B N] BQueueN ] BfünfzigN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 55
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Lesetext
D2 gar nicht D2 gar nicht D2 gar nicht D2 III D2 Bezirk D2 D ER H IERLINGER F ERDINAND (spielt gegen sich selbst Billard). Leerzeile fehlt in D2 korrigiert aus: Queu D2 Queue D2 fünfzig,
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Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ER H IERLINGER F ERDINAND Cherchez la femme! Wenn die Lieb erwacht, sitzt der Verstand im Hintern! A LFRED Mein lieber Ferdinand -- hier dreht es sich nicht um den kühlen Kopf, sondern um ein ganz anderes Organ -- (er legt seine Hand aufs Herz) Es gibt ein Märchen von Andersen, wo der unartige Knabe dem guten alten Dichter mitten ins Herz schiesst -- Amor, lieber Ferdinand, Gott Amor! D ER H IERLINGER F ERDINAND (ist in seine Serie vertieft) Da hätt man buserieren solln -얍 A LFRED Ich bin halt ein weicher Mensch und sie hat an meine Jugendideale appelliert. Zuerst war ja eine gewisse normale Leidenschaftlichkeit dabei -- und dann, wie der ursprüngliche Reiz weg war, kam das Mitleid bei mir. Sie ist halt so ein Typ, bei dem der richtige Mann mütterlich wird, obwohl sie manchmal schon ein boshaftes Luder ist. Meiner Seel, ich glaub, ich bin ihr hörig! D ER H IERLINGER F ERDINAND Hörigkeit ist eine Blutfrage. Eine Temperaturfrage des Blutes. A LFRED Glaubst Du? D ER H IERLINGER F ERDINAND Bestimmt. Du bist dran! Elf! A LFRED (spielt nun) D ER H IERLINGER F ERDINAND Alfred! Weisst Du aber auch, was meine Grenzen total übersteigt? Sich in der heutigen Krise auch noch ein Kind anzuschaffen -A LFRED Gott ist mein Zeuge, dass ich nie ein Kind hab haben wollen, das hat nur sie haben wollen -- und dann ist es halt so von allein gekommen. Ich wollt es ja gleich stante pede wegmachen lassen, aber sie hat sich schon direkt fanatisch dagegen gesträubt und ich hab schon sehr energische Seiten aufziehen müssen, bis ich sie endlich soweit gehabt hab, dass sie sich der Prozedur unterzieht -kannst Dir das Affentheater vorstellen! Eine kostspielige Prozedur war das, meiner Seel -- und dann wars doch nur für die Katz! Pech muss der Mensch haben und das genügt! M ARIANNE (erscheint) 얍 A LFRED (erblickt sie und ruft ihr zu) Setz Dich nur dorthin -- ich spiel hier nur meine Partie zu End! M ARIANNE (setzt sich an einen Tisch und blättert in Modejournalen) (Stille.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Ist das Deine Donna? A LFRED Jes. (Stille.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Also das wär Deine Donna. Komisch. Jetzt lebt mein lieber guter Freund Alfred schon über ein Jahr mit so einem Frauerl zusammen B
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Kopf,N ] MenschN ] B N]
korrigiert aus: Kopf. D2 Kopf, D2 Mensch,
dran!N ] Alfred!N ] BgesträubtN ] BsoweitN ] BhabenN ] BJes.N ] BzusammenN ]
[(Stille.) D ER H IERLINGER F ERDINAND ] D2 dran: D2 Alfred: D2 gesträubt, D2 so weit D2 haben, [Jawohl.] |Jes.| D2 Yes. D2 zusammen,
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SB Arcadia 1931, S. 57
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SB Arcadia 1931, S. 58
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
und ich seh sie erst heut zum erstenmal -- Eigentlich machen das ja sonst nur die eifersüchtigen Bosniaken, dass sie ihre Lieblingsweiber vor ihren besten Freunden wegsperren. A LFRED Hier ist aber das Gegenteil der Fall. Nicht ich hab sie, sondern sie hat mich von meinen besten Freunden abgeriegelt -D ER H IERLINGER F ERDINAND (unterbricht ihn) Wie heisst sie denn eigentlich? A LFRED Marianne. (Stille.) A LFRED Gefällts Dir? D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich hab sie mir eigentlich anders vorgestellt. A LFRED Wieso? D ER H IERLINGER F ERDINAND Etwas molliger. A LFRED Noch molliger? D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich weiss nicht, warum. Man macht sich ja unwillkürlich so Vorstellungen. (Stille.) A LFRED Sie ist ganz schön mollig. Molliger als wie Du denkst. (Stille.) 얍 D ER H IERLINGER F ERDINAND Scheisslich, scheisslich! Also das war schon ein grandioser Blödsinn, dass Du mit der verrückten Trafikantin gebrochen hast! Du wärst heut versorgt und ohne Sorgen! A LFRED Ueber die Vergangenheit zu plauschen hat keinen Sinn! Hilf mir lieber, dass ich möglichst schmerzlos für alle Teile aus dieser unglückseligen Bindung herauskomm! D ER H IERLINGER F ERDINAND Das ist nicht so einfach. Ihr seid natürlich wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet. A LFRED Auf Dornen, lieber Ferdinand! Auf Dornen und Brennesseln, wie der alte selige Hiob. (Stille.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Wo steckt denn das Kind? A LFRED Bei meiner Mutter. Draussen in der Wachau. Endlich! D ER H IERLINGER F ERDINAND Das erleichtert natürlich die Lage. Ich würd halt jetzt darnach trachten, dass sich Deine liebe Mariann ad eins finanziell selbständig sichert -- dass sie sich nämlich irgendwie in das Berufsleben einschaltet. Eine Geliebte mit Beruf unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Liebesverbindung, sogar die Ehe! Das ist doch auch ein Hauptargument unserer Kirche in ihrem Kampfe gegen die berufstätige Frau, weil eine solche halt familienzerstörend wirkt -- und glaubst denn Du, dass die Kardinäl dumm sind? Das sind die Besten der Besten, unsere fähigsten Köpf! A LFRED Das schon. Aber die Mariann hat doch nichts gelernt in puncto Berufsleben. 얍 Das einzige, wofür sie Interesse hat, ist die rhythmische Gymnastik. D ER H IERLINGER F ERDINAND Rhythmische Gymnastik ist immer gut! A LFRED Glaubst Du? B
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erstenmalN ] UeberN ] BplauschenN ] Beinschaltet.N ] B B
SB Arcadia 1931, S. 59
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Lesetext
D2 erstenmal. D2 Über D2 plauschen, D2 einschaltet:
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SB Arcadia 1931, S. 60
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
D ER H IERLINGER F ERDINAND Bestimmt! A LFRED Ich glaub, ich kann schon garnichtmehr glauben. D ER H IERLINGER F ERDINAND Rhythmische Gymnastik ist zuguterletzt nur eine Abart der Tanzerei -- und da winkt uns vielleicht ein Stern. Ich kenne nämlich auf dem Gebiete der Tanzerei eine Baronin mit internationalen Verbindungen und die stellt so Ballette zusammen für elegante Etablissements -- das wären doch eventuell Entfaltungsmöglichkeiten! Abgesehen davon, dass mir diese Baronin sehr verpflichtet ist. A LFRED Ich wär Dir ja ewig dankbar -D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich bin Dein Freund und das genügt mir! Weisst was, wenn ich jetzt gleich geh, dann erwisch ich die Baronin noch beim Bridge -- also servus , lieber Alfred! Sei so gut und leg den Schwarzen für mich aus! Und Kopf hoch, Du hörst von mir und es wird schon alles wieder gut! (ab.) A LFRED (nähert sich mit seinem Queue langsam M ARIANNE und setzt sich an ihren Tisch.) M ARIANNE Wer hat denn gewonnen? A LFRED Ich hab verloren, weil ich halt Glück in der Liebe hab -- (er lächelt, starrt aber plötzlich auf ihren Hals) Was hast denn dort? M ARIANNE Da? Das ist ein Amulett. A LFRED Was für ein Amulett? M ARIANNE Der heilige Antonius. 얍 A LFRED Der heilige Antonius -- Seit wann denn? (Stille.) M ARIANNE Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! -- Und schon hab ich es wieder gefunden. (Stille.) A LFRED War das jetzt symbolisch? M ARIANNE Es war nur so überhaupt -(Stille.) A LFRED Ich für meine Person glaub ja nicht an ein Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst gäbs uns ja nicht -- -- Hör mal her, Du heiliger Antonius, ich hätt Dir was eventuell Wichtiges zu erzählen -B
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garnichtmehrN ] VerbindungenN ] BFreundN ] BservusN ] BmirN ] BQueueN ] BSeitN ] Bnicht -- --N ] BerzählenN ] B B
D2 gar nicht mehr D2 Verbindungen, D2 Freund, D2 Servus D2 mir, korrigiert aus: Queu D2 Queue D2 seit D2 nicht. – D2 erzählen.
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SB Arcadia 1931, S. 61
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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IV.
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SB Arcadia 1931, S. 61
Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen. B
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H ELENE (unterbricht ihre Phantasien) Anna! Wer ist denn da? D ER D IENSTBOT Der gnädige Herr von Hierlinger und ein Fräulein. (ab.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Küssdiehand , Komtess! H ELENE (erhebt sich und tappt auf ihn zu) Ach guten Tag, Herr von Hierlinger! Das freut mich aber, dass wir uns wiedermal sehen -D ER H IERLINGER F ERDINAND Ganz meinerseits, Komtess! Ist die Baronin da? H ELENE Ja, meine Schwester ist zuhaus , sie hat aber grad mit dem Installateur zu tun -- ich hab nämlich neulich was Unrechtes in den Ausguss geworfen und jetzt ist alles verstopft -- wen habens denn da mitgebracht, Herr von Hierlinger? D ER H IERLINGER F ERDINAND Das ist eine junge Dame, die ein starkes Interesse an der rhythmischen Gymnastik hat -- ich hab sie der Baronin bereits avisiert. Darf ich bekannt machen -H ELENE (unterbricht ihn) Oh, sehr angenehm! Ich kann Sie ja leider nicht sehen, aber Sie haben eine sympathische Hand -- So 얍 lassens mir doch Ihre Hand, Sie Fräulein mit der Hand -D ER H IERLINGER F ERDINAND Die Komtess Helen kann nämlich ganz exorbitant handlesen. (Stille.) M ARIANNE Was hab ich denn für eine Hand? H ELENE (hält noch immer ihre Hand fest) Das ist nicht so einfach, liebes Kind, wir Blinden müssen uns nämlich nach dem Tastgefühl orientieren -- Sie haben noch nicht viel hinter sich, mehr vor sich -M ARIANNE Was denn? B ARONIN (mit kosmetischer Gesichtsmaske tritt unbemerkt ein und lauscht) H ELENE Ich möcht fast sagen, das ist eine geniesserische Hand -- Sie haben doch auch ein Kind, nicht? M ARIANNE Ja. D ER H IERLINGER F ERDINAND Fabelhaft! Fabelhaft! H ELENE Bub oder Mädel? B
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H ELENE , die blinde Schwester der B ARONIN , sitzt im Salon am Spinett und phantasiert. Jetzt erscheint DER H IERLINGER F ERDINAND mit M ARIANNE , geleitet von dem D IENSTBOT . B
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IV.N ] BaroninN ] BVerbindungen.N ] BDER N ] BKüssdiehandN ] BzuhausN ] BwasN ] BgeworfenN ] BHandN ] BorientierenN ] BHandN ] B B
D2 IV korrigiert aus: B ARONIN D2 B ARONIN D2 Verbindungen D2 der D2 Küß die Hand D2 zu Haus D2 etwas D2 geworfen, D2 Hand. D2 orientieren. D2 Hand.
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SB Arcadia 1931, S. 63
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SB Arcadia 1931, S. 64
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M ARIANNE Bub. (Stille.) H ELENE Ja, Sie werden noch viel Freud haben mit dem Buben -- der wird schon noch was Richtiges -M ARIANNE (lächelt) Wirklich? B ARONIN Helen! Was treibst denn da schon wieder für einen Unsinn! Bist doch keine Zigeunerin! Schau lieber, dass Du nicht wieder das Klosett verstopfst, mein Gott, ist das da draussen eine Schweinerei! Du und Handlesen! Ist ja paradox! (Sie nimmt die Gesichtsmaske ab.) H ELENE Oh ich hab meine Ahnungen! B ARONIN Hättest Du lieber eine Ahnung gehabt in puncto Klosett! Die Schweinerei kostet mich wieder fünf Schilling! Wer lebt denn da, wer lebt denn da?! Ich von Dir oder 얍 Du von mir?! (Stille.) B ARONIN Also lieber Hierlinger, das wäre also das Fräulein, über das wir vorgestern telephoniert haben. D ER H IERLINGER F ERDINAND Das wäre es. (leise) Und bittschön: Gefälligkeit gegen Gefälligkeit. B ARONIN (droht ihm neckisch mit dem Zeigefinger) Kleine Erpressung gefällig? D ER H IERLINGER F ERDINAND Der Zeigefinger hat mir nicht gefallen, der Zeigefinger -B ARONIN Ein Ehrenmann -- (sie lässt ihn giftig stehen und geht nun um M ARIANNE herum -- betrachtet sie von allen Seiten) Hm. Sagen Sie, Fräulein: Sie haben also starkes Interesse an der rhythmischen Gymnastik? M ARIANNE Ja. B ARONIN Und Sie möchten dieses Ihr vorhandenes Interesse praktisch auswerten? M ARIANNE Ja. B ARONIN Können Sie singen? M ARIANNE Singen? B ARONIN Ich geh von dem Grundsatz aus, dass es ein Nichtkönnen nicht gibt. Man kann alles, wenn man nur will! Die Tanzgruppen, die ich zusammenstell, sind internationale Attraktionen für erstklassige Vergnügungsetablissements. Sie können also nicht singen? M ARIANNE Leider -B ARONIN Habens denn in der Schul nicht singen gelernt? M ARIANNE Das schon. B ARONIN Na also! Ich möcht doch nur Ihre Stimm hören! Kennens denn kein Wienerlied, Sie sind doch Wienerin -- irgendein Hei-얍matlied -M ARIANNE Vielleicht das Lied von der Wachau? B ARONIN Also schön! Los! Das Lied von der Wachau! M ARIANNE (singt -- am Spinett: H ELENE ) Es kam einst gezogen ein Bursch ganz allein Und wanderte froh in den Abend hinein. B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
OhN ] telephoniertN ] BM ARIANNE N ] BFräulein:N ] BvorhandenesN ] B B
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D2 Oh, D2 telefoniert D2 Marianne D2 Fräulein, korrigiert aus: vorhandene D2 vorhandenes
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SB Arcadia 1931, S. 65
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
Da flog ein Lächeln ihm zu und ein Blick. Er dachte noch lange daran zurück. Ein rosiges Antlitz, ein goldener Schopf, Zwei leuchtende Augen, ein Mädchenkopf. Das Mädel, das ging ihm nicht mehr aus dem Sinn, Und oft sang er vor sich hin: Da draussen in der Wachau Die Donau fliesst so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut ein Mädel heraus. Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau.
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SB Arcadia 1931, S. 66
Draussen in der Wachau. B
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Auch hier scheint die Sonne wie dazumal -- nur dass nun vor dem Häuschen ein alter Kinderwagen steht.
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D IE M UTTER (zu A LFRED ) Er sieht Dir sehr ähnlich, der kleine Leopold -- und er schreit auch nicht viel. Auch Du warst so ein sanftes Kind. A LFRED Ich freu mich nur, dass ich ihn nicht in Wien hab. Hier heraussen in der guten Luft wird er besser gedeihen, als wie drinnen in unserer Kasern. D IE M UTTER Tritt die Mariann jetzt schon auf beim Ballett? A LFRED Nein, erst ab nächsten Samstag. (Stille.) D IE M UTTER (besorgt) Du hast mal gesagt, wenn Du ein Kind hast, dann würdest Du heiraten. Ist das noch so? A LFRED Du hast mal gesagt, ich könnt eine gute Partie machen. (Stille.) D IE M UTTER Natürlich ist das kein Glück, diese Verbindung. A LFRED Könnt ich jetzt mal die Grossmutter sprechen? D IE M UTTER Ich werds ihr gleich sagen -- ich muss jetzt sowieso noch in den Keller. (ab in das Häuschen) A LFRED (allein; er beugt sich über den Kinderwagen und betrachtet sein Kind) B
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WachauN ] blauN ] BWinzerhausN ] BBlutN ] BgutN ] BV.N ] BWachau.N ] Bgedeihen,N ] BdieN ] BwerdsN ] B B
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D2 Wachau, D2 blau, D2 Winzerhaus, D2 Blut, D2 gut, D2 V D2 Wachau D2 gedeihen D2 die liebe korrigiert aus: werd’s
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Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
D IE G ROSSMUTTER (tritt aus dem Häuschen) Der Herr wünschen? 얍 A LFRED Hast es Dir nun überlegt? D IE G ROSSMUTTER Ich hab kein Geld. Solang Du mit der Person zusammenlebst, hab ich kein Geld! Lebt sich da in wilder Ehe zusammen, wie in einem Hundestall, setzt Bankerten in die Welt, die nur anderen zur Last fallen, und schämt sich nicht, von seiner alten Grossmutter noch Geld zu verlangen! Keinen Kreuzer! Keinen Kreuzer! A LFRED Letztes Wort? D IE G ROSSMUTTER Hundestall! Hundestall! A LFRED Du alte Hex. (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Was hast Du gesagt? A LFRED (schweigt) D IE G ROSSMUTTER Traust es Dir noch einmal zu sagen? A LFRED Warum nicht? D IE G ROSSMUTTER So sags doch! A LFRED Hex. Alte Hex. D IE G ROSSMUTTER (nähert sich ihm langsam und kneift ihn in den Arm) A LFRED (lächelt) Wie bitte? D IE G ROSSMUTTER (kneift ihn) Na wart, Du wirst es schon noch spüren! Da und da und da! A LFRED (schüttelt sie ab, da er nun tatsächlich was spürt) Um mir weh zu tun, dazu gehören Leut, aber keine Frösch! D IE G ROSSMUTTER (weint vor Wut) Gib mir mein Geld zurück, Du Schuft! Mein Geld möcht ich haben, Haderlump, Verbrecher! A LFRED (lacht) D IE G ROSSMUTTER (kreischt) Lach nicht! (Sie versetzt ihm einen Hieb mit ihrem Krückstock) A LFRED Au! 얍 (Stille.) D IE G ROSSMUTTER (grinst befriedigt) Hast mich gespürt? Hast mich jetzt gespürt? A LFRED Du Hex. Du alte Hex. D IE G ROSSMUTTER (hebt triumphierend den Krückstock.) A LFRED Untersteh Dich! D IE G ROSSMUTTER Hab nur keine Angst -- Du dummer Bub. Oh, ich krieg Dich schon noch runter -- ich krieg meine Leut schon noch runter -- Eieiei, da hängt Dir ja schon wieder ein Knopf -- wie kann man sich nur mit so einer schlamperten Weibsperson -A LFRED (unterbricht sie) Also schlampert ist sie nicht! (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Sie hat einen viel zu grossen Mund. A LFRED Geschmacksach! D IE G ROSSMUTTER Wart, ich näh Dir jetzt nur den Knopf an -- (sie näht ihn an) Was brauchst Du überhaupt eine Frau, so wie Deine alte Grossmutter wird Dir keine B
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runterN ] sichN ]
D2 runter. D2 sich auch
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SB Arcadia 1931, S. 67
SB Arcadia 1931, S. 68
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
den Knopf annähen -- bist es ja garnicht wert, dass man sich um Dich sorgt -schafft sich mit dem Bettelweib auch noch ein Kind an, ein Kind! A LFRED Aber das kann doch vorkommen. D IE G ROSSMUTTER So ein Leichtsinn, so ein Leichtsinn! A LFRED Du weisst doch, dass ich alle Hebel in Bewegung gesetzt hab -- aber es sollte halt nicht sein. (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Bist ein armer Teufel, lieber Alfred -A LFRED Warum? 얍 D IE G ROSSMUTTER Dass Du immer solchen Weibern in die Händ fallen musst -(Stille.) D IE G ROSSMUTTER Du Alfred. Wenn Du Dich jetzt von Deinem Mariannderl trennst, dann tät ich Dir was leihen -(Stille.) A LFRED Wieso? D IE G ROSSMUTTER Hast mich denn nicht verstanden? (Stille.) A LFRED Wieviel? D IE G ROSSMUTTER Bist doch noch jung und schön -A LFRED (deutet auf den Kinderwagen) Und das dort? D IE G ROSSMUTTER An das denk jetzt nicht. Fahr nurmal fort -(Stille.) A LFRED Wohin? D IE G ROSSMUTTER Nach Frankreich. Dort gehts jetzt noch am besten, hab ich in der Zeitung gelesen -- Wenn ich jung wär, ich tät sofort nach Frankreich -- -B
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SB Arcadia 1931, S. 70
Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk. B
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Es ist bereits am späten Nachmittag und die R EALSCHUELERIN im zweiten Stock spielt den „Frühlingsstimmen-Walzer“ von Johann Strauss. B
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O SKAR (steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser.) R ITTMEISTER (kommt von links und grüsst O SKAR.) O SKAR (verbeugt sich) R ITTMEISTER Also das muss ich schon sagen: die gestrige Blutwurst -- Kompliment! First class! O SKAR Zart, nicht? B
1 21 25 25 28 30 32 35
garnichtN ] nurmalN ] BgelesenN ] BFrankreich -- --N ] BVI.N ] BBezirk.N ] BNachmittagN ] BTüreN ] B B
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D2 gar nicht D2 nur mal D2 gelesen. D2 Frankreich – D2 VI D2 Bezirk D2 Nachmittag, D2 Tür
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SB Arcadia 1931, S. 69
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
R ITTMEISTER Ein Gedicht! (Er nähert sich der Tabak-Trafik) V ALERIE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüsst) V ALERIE (dankt) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? V ALERIE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür.) R ITTMEISTER Küssdiehand ! (er vertieft sich in die Ziehungsliste und nun ist der Walzer aus.) Z AUBERKOENIG (begleitet die GNAEDIGE F RAU aus der Puppenklinik) D IE GNAEDIGE F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, voriges Jahr -aber damals ist das ein sehr höfliches 얍 Fräulein gewesen. Z AUBERKOENIG (mürrisch) Möglich. D IE GNAEDIGE F RAU Das Fräulein Tochter? Z AUBERKOENIG Ich habe keine Tochter! Ich hab noch nie eine Tochter gehabt! D IE GNAEDIGE F RAU Schad. Also Sie wollen mir die Schachtel Zinnsoldaten nicht nachbestellen? Z AUBERKOENIG Ich hab das Ihnen doch schon drinnen gesagt, dass mir diese Nachbestellerei vielzuviel Schreiberei macht -- wegen einer einzigen Schachtel! Kaufens doch dem herzigen Bams was ähnliches! Vielleicht eine gediegene Trompeten! D IE GNAEDIGE F RAU Nein! Adieu! (sie lässt ihn verärgert stehen und ab.) Z AUBERKOENIG Küssdiehand ! Krepier! (ab in seine Puppenklinik) V ALERIE (boshaft) Was haben wir denn wieder gewonnen, Herr Rittmeister? E RICH (tritt aus der Tabak-Trafik und will rasch ab.) V ALERIE Halt! Was hast Du da? E RICH Fünf Memphis. V ALERIE Schon wieder? Raucht wie ein Erwachsener! R ITTMEISTER und O SKAR (horchen) E RICH (gedämpft) Wenn ich nicht rauche, kann ich nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, werde ich niemals Referendar -- und wenn ich das nicht werde, dann werde ich wohl kaum jemals in die Lage kommen, meine Schulden rückerstatten zu können. V ALERIE Was für Schulden? E RICH Das weisst Du! Ich bin korrekt, Madame. V ALERIE Korrekt? Du willst mir schon wieder weh tun? E RICH Weh tun? Ehrensache! Ich zahle meine Schulden bis auf den letzten Pfennig -und wenn 얍 ich auch hundert Jahr zahlen müsste! Wir lassen uns nichts nachsagen, Ehrensache! Ich muss jetzt ins Kolleg! (ab.) V ALERIE (starrt ihm nach) Ehrensache. Bestie -R ITTMEISTER und O SKAR (grinsen, jeder für sich) B
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TüreN ] KüssdiehandN ] BZiehungslisteN ] BsehrN ] BvielzuvielN ] BKüssdiehandN ] BKorrekt?N ] BWeh tun?N ] BauchN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 71
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D2 Tür D2 Küß die Hand D2 Ziehungsliste, D2 sehr ein D2 viel zu viel D2 Küß die Hand
\Korrekt?/ \Weh tun?/ fehlt in D2
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SB Arcadia 1931, S. 72
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
R ITTMEISTER ( revanchiert sich boshaft) Und wie gehts ansonsten, liebe Frau Valerie? E RICH (erscheint plötzlich wieder; zum R ITTMEISTER ) Sie haben zuvor gegrinst? Herr! V ALERIE (ängstlich) Kennen sich die Herren schon? R ITTMEISTER Vom Sehen aus -E RICH Sie sind Oesterreicher ? Fesch, aber feig! V ALERIE Erich! R ITTMEISTER Was hat er gesagt? E RICH Ich habe gesagt, dass die Oesterreicher im Krieg schlappe Kerle waren und wenn wir Preussen nicht gewesen wären -R ITTMEISTER (fällt ihm ins Wort) Dann hätten wir überhaupt keinen Krieg gehabt! E RICH Und Sarajewo ? Und Bosnien-Herzegowina? R ITTMEISTER Was wissen denn Sie schon vom Weltkrieg, Sie Grünschnabel?! Was Sie in der Schul gelernt haben und sonst nichts! E RICH Ist immer noch besser als alten Jüdinnen das Bridgespiel beizubringen! V ALERIE Erich! R ITTMEISTER Ist immer noch besser, als sich von alten Trafikantinnen aushalten zu lassen! V ALERIE Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Pardon! Das war jetzt ein fauxpas ! Ein lapsus linguae -- (er küsst ihre Hand) Bedauerlich, sehr bedauerlich! Aber dieser grüne Mensch da hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen 얍 selbständig verdient! E RICH Herr! V ALERIE Nur kein Duell, um Gotteswillen ! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITTMEISTER Wollen Sie vors Ehrengericht? V ALERIE Jesus Maria Josef! E RICH Ich lass mich doch nicht beleidigen! R ITTMEISTER Mich kann man garnicht beleidigen! Sie nicht! V ALERIE Aber ich bitt Euch ! Nein, dieser Skandal -- (schluchzend ab in ihre TabakTrafik.) R ITTMEISTER Ich lass mir doch von diesem Preussen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern, als unsere Habsburger schon römisch-deutsche Kaiser waren?! Draussen im Wald! E RICH Jetzt ist es ganz aus. (ab.) R ITTMEISTER (ruft ihm nach) Da habens zwanzig Groschen und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu! (er kehrt um und will legere nach links B
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revanchiertN ] OesterreicherN ] BOesterreicherN ] BSarajewoN ] BbesserN ] BfauxpasN ] BlapsusN ] BGotteswillenN ] BgarnichtN ] BEuchN ] BlegereN ] B B
korrigiert aus: Revanchiert D2 revanchiert D2 Österreicher D2 Österreicher D2 Sarajevo D2 besser, D2 Fauxpas D2 Lapsus D2 Gottes willen D2 gar nicht D2 euch D2 leger
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SB Arcadia 1931, S. 73
Endfassung in drei Teilen
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ab -- hält aber nochmals vor der Fleischhauerei; zu O SKAR ) Apropos, was ich noch hab sagen wollen: Sie schlachten doch heut noch die Sau? O SKAR Ich habs vor, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Geh reservierens für mich ein schönes Stückerl Nieren -O SKAR Aber gern, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Küssdiehand ! (ab nach links -- und nun spielt die R EALSCHUELERIN im zweiten Stock wieder, und zwar den Walzer „ Ueber den Wellen“) A LFRED (kommt langsam von links) O SKAR (wollte zurück in seine Fleischhauerei, erblickt nun aber A LFRED , der ihn nicht bemerkt, und beobachtet ihn heimlich.) 얍 A LFRED (hält vor der Puppenklinik und macht in Erinnerung -- dann stellt er sich vor die offene Türe der Tabak-Trafik und starrt hinein.) (Pause.) A LFRED (grüsst) (Pause.) V ALERIE (erscheint langsam in der Türe -- und der Walzer bricht wieder ab, wieder mitten im Takt) (Stille.) A LFRED Könnt ich fünf Memphis haben? V ALERIE Nein. (Stille.) A LFRED Das ist aber doch hier eine Tabak-Trafik -- oder? V ALERIE Nein. (Stille.) A LFRED Ich komm jetzt hier nur so vorbei, per Zufall -V ALERIE Ach! A LFRED Ja. (Stille.) V ALERIE Und wie geht es dem Herrn Baron? A LFRED So lala. V ALERIE Und dem Fräulein Braut? A LFRED Auch lala. V ALERIE Ach! (Stille.) A LFRED Und Dir gehts unberufen? V ALERIE Man hat, was man braucht. A LFRED Alles? V ALERIE Alles. Er ist Jurist. A LFRED Und sowas wird mal Advokat. V ALERIE Bitte? B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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GehN ] KüssdiehandN ] BUeberN ] BTüreN ] BTüreN ] BsowasN ] B B
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D2 Geh, D2 Küß die Hand D2 Über D2 Tür D2 Tür D2 so was
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SB Arcadia 1931, S. 74
Endfassung in drei Teilen
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SB Arcadia 1931, S. 75
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Lesetext
A LFRED Ich gratulier. (Stille.) V ALERIE Wo steckt denn die arme Mariann? 얍 A LFRED Ich werd sie wohl aus den Augen verlieren -(Stille.) V ALERIE Also Du bist schon ein grandioser Schuft, das muss Dir Dein grösster Feind lassen. A LFRED Valerie. Wer unter Euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. V ALERIE Bist Du krank? A LFRED Nein. Nur müd. Und gehetzt. Man ist ja nichtmehr der Jüngste. V ALERIE Seit wann denn? A LFRED Ich fahr noch heut abend nach Frankreich. Nach Nancy. Ich denk nämlich, dass ich dort vielleicht was Passenderes für mich bekommen werd, in der Speditionsbranche -- hier müsst ich heut nämlich zu sehr unter mein Niveau herunter. V ALERIE Und was machen denn die Pferdchen? A LFRED Keine Ahnung! Und dann fehlt mir auch das Kapital -(Stille.) V ALERIE Wenn ich Zeit hab, werd ich Dich bedauern. A LFRED Möchst, dass es mir schlecht geht? V ALERIE Gehts Dir denn rosig? A LFRED Möchst das hören? (Stille.) A LFRED Ich bin jetzt hier nur so vorbeigegangen, per Zufall -- so aus einer wehmütigen Melancholie heraus -- an die Stätten der Vergangenheit -- -- (ab -- und nun wird der Walzer „ Ueber den Wellen“ wieder weitergespielt) V ALERIE (erblickt O SKAR ) Herr Oskar! Jetzt ratens doch mal, mit wem ich grad dischkuriert hab? 얍 O SKAR Ich hab ihn gesehen. V ALERIE So? Es geht ihnen schlecht. O SKAR Ich hab alles gehört. (Pause.) V ALERIE Noch ist er stolz wie ein Spanier -O SKAR Hochmut kommt vor dem Fall -- Arme Mariann -V ALERIE Mir scheint gar, Sie sind im Stand und heiraten noch die Mariann, jetzt nachdem sie wieder frei ist -O SKAR Wenn sie das Kind nicht hätt -V ALERIE Wenn mir jemand das angetan hätt -O SKAR Ich hab sie noch immer lieb -- vielleicht stirbt das Kind -V ALERIE Herr Oskar! B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
Valerie. WerN ] EuchN ] BnichtmehrN ] BVergangenheit -- --N ] BUeberN ] BdischkuriertN ] BdemN ] BFallN ] Bim StandN ] B B
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D2 Valerie, wer korrigiert aus: euch D2 euch D2 nicht mehr D2 Vergangenheit – D2 Über vermutlich bewusst gesetzte Dialektalform korrigiert aus: den D2 dem D2 Fall. D2 imstand
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SB Arcadia 1931, S. 76
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
O SKAR Wer weiss! Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber furchtbar klein. Ich werd an meine Mariann denken -- ich nehme jedes Leid auf mich, wen Gott liebt, den prüft er -- Den straft er. Den züchtigt er. Auf glühendem Rost, in kochendem Blei -V ALERIE (schreit ihn an) Hörens auf, seiens so gut! O SKAR (lächelt) H AVLITSCHEK (kommt aus der Fleischhauerei) Also was ist jetzt? Soll ich jetzt die Sau abstechen, oder nicht? O SKAR Nein, Havlitschek. Ich werd sie jetzt schon selber abstechen, die Sau -- -(Jetzt läuten die Glocken.) B
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SB Arcadia 1931, S. 77
Im Stephansdom. B
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Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius. M ARIANNE beichtet. Die Glocken verstummen und es ist sehr still auf der Welt. B
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B EICHTVATER Also rekapitulieren wir: Du hast Deinem armen alten Vater, der Dich über alles liebt und der doch immer nur Dein Bestes wollte, schmerzlichstes Leid zugefügt, Kummer und Sorgen, warst ungehorsam und undankbar -- hast Deinen braven Bräutigam verlassen und hast Dich an ein verkommenes Subjekt geklammert, getrieben von Deiner Fleischeslust -- still! Das kennen wir schon! Und so lebst Du mit jenem erbärmlichen Individuum ohne das heilige Sakrament der Ehe schon über das Jahr, und in diesem grauenhaften Zustand der Todsünde hast Du Dein Kind empfangen und geboren -- wann? M ARIANNE Vor acht Wochen. B EICHTVATER Und Du hast dieses Kind der Schande und der Sünde nicht einmal taufen lassen -- Sag selbst: kann denn bei all dem etwas Gutes herauskommen? Nie und nimmer! Doch nicht genug! Du bist nicht zurückgeschreckt und hast es sogar in Deinem Mutterleib töten wollen -M ARIANNE Nein, das war er! Nur ihm zulieb hab ich mich dieser Prozedur unterzogen! B EICHTVATER Nur ihm zulieb? M ARIANNE Er wollte doch keine Nachkommen ha-얍ben, weil die Zeiten immer schlechter werden und zwar voraussichtlich unabsehbar -- aber ich -- nein, das brennt mir in der Seele, dass ich es hab abtreiben wollen, ein jedesmal, wenn es mich anschaut -(Stille.) B
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erN ] abstechen,N ] BSau -- --N ] BVII.N ] BStephansdom.N ] BverstummenN ] BlassenN ] BwerdenN ] B B
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D2 er. D2 abstechen D2 Sau – D2 VII D2 Stephansdom D2 verstummen, D2 lassen. D2 werden,
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SB Arcadia 1931, S. 78
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
B EICHTVATER Ist das Kind bei Euch ? M ARIANNE Nein. B EICHTVATER Sondern? M ARIANNE Bei Verwandten. Draussen in der Wachau. B EICHTVATER Sind das gottesfürchtige Leut? M ARIANNE Gewiss. (Stille.) B EICHTVATER Du bereust es also, dass Du es hast töten wollen? M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und auch, dass Du mit jenem entmenschten Subjekt in wilder Ehe zusammenlebst? (Stille.) M ARIANNE Ich dachte mal, ich hätte den Mann gefunden, der mich ganz und gar ausfüllt. -B EICHTVATER Bereust Du es? (Stille.) M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und dass Du Dein Kind im Zustand der Todsünde empfangen und geboren hast -- bereust Du das? (Stille.) M ARIANNE Nein. Das kann man doch nicht -B EICHTVATER Was sprichst Du da? M ARIANNE Es ist doch immerhin mein Kind -B EICHTVATER Aber Du -M ARIANNE (unterbricht ihn) Nein, das tu ich nicht -- Nein, davor hab ich direkt Angst, dass ich es bereuen könnt -- 얍 Nein, ich bin sogar glücklich, dass ich es hab, sehr glücklich -(Stille.) B EICHTVATER Wenn Du nicht bereuen kannst, was willst Du dann von Deinem Herrgott? M ARIANNE Ich dachte, mein Herrgott wird mir vielleicht etwas sagen -B EICHTVATER Du kommst also nur dann zu Deinem Herrgott , wenn es Dir schlecht geht? M ARIANNE Wenn es mir gut geht, dann ist Er ja bei mir -- aber nein, das kann Er doch nicht von mir verlangen, dass ich das bereu -- das wär ja wider jede Natur -B EICHTVATER So geh! Und komme erst mit Dir ins Reine , ehe Du vor unseren Herrgott trittst -- (er schlägt das Zeichen des Kreuzes.) M ARIANNE Dann verzeihen Sie -- (Sie erhebt sich aus dem Beichtstuhl, der sich nun auch in der Finsternis auflöst -- und nun hört man das Gemurmel einer Litanei; B
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EuchN ] nichtN ] Bkönnt --N ] Bkannst,N ] BDeinem HerrgottN ] B N] BReineN ] BtrittstN ] BSieN ] B B
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Lesetext
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korrigiert aus: euch D2 euch D2 nicht. D2 könnt. – korrigiert aus: kannst,. D2 Ihm
[\{Natur}/] D2 reine D2 trittst. D2 Sie.
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SB Arcadia 1931, S. 79
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
allmählich kann man die Stimme des V ORBETERS von den Stimmen der Gemeinde unterscheiden; M ARIANNE lauscht -- die Litanei endet mit einem Vaterunser; M ARIANNE bewegt die Lippen.) (Stille.) M ARIANNE Amen. (Stille.) M ARIANNE Wenn es einen lieben Gott gibt -- was hast Du mit mir vor, lieber Gott? -- -Lieber Gott, ich bin im achten Bezirk geboren und hab die Bürgerschul besucht, ich bin kein schlechter Mensch -- hörst Du mich? -- Was hast Du mit 얍 mir vor, lieber Gott -- ? -- --
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SB Arcadia 1931, S. 80
Ende des zweiten Teiles. 15
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D r i t t e r T e i l. B
얍
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I.
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SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 83)
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Beim Heurigen. B
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Mit Schrammelmusik und Blütenregen. Grosse weinselige Stimmung -- und mittendrunterdrin der Z AUBERKOENIG , V ALERIE und E RICH . 25
A LLES (singt) Da draussen in der Wachau Die Donau fliesst so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut ein Mädel heraus. Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut, Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau. B
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Es wird ein Wein sein Und wir werden nimmer sein, Es wird schöne Madeln geben Und wir werden nimmer leben -B
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Gott -- ? -- --N ] T e i l.N ] BI.N ] BHeurigen.N ] BWachauN ] BblauN ] BWinzerhausN ] BBlutN ] BseinN ] Bsein,N ] BgebenN ] B B
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D2 Gott? – D2 Teil D2 I D2 Heurigen D2 Wachau, D2 blau, D2 Winzerhaus, D2 Blut, D2 sein, D2 sein. D2 geben,
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SB Arcadia 1931, o. Pag. (S. 81)
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
(Jetzt wirds einen Augenblick totenstill beim Heurigen -- aber dann singt wieder A LLES mit verdreifachter Kraft) B
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Drum gehn wir gern nach Nussdorf naus, Da gibts a Hetz, a Gstanz, Da hörn wir ferme Tanz, Da lass ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma zhaus, mitn Schwomma zhaus! (Begeisterung; Applaus; zwischen den Tischen wird getanzt, und zwar auf den 얍 Radetzkymarsch -- A LLES ist nun schon ziemlich benebelt) Z AUBERKOENIG Bravo, bravissimo! Heut bin ich wieder der Alte ! Da capo, da capo! (er greift einem vorübertanzenden M AEDCHEN auf die Brüste.) D ER K AVALIER DES M AEDCHENS (schlägt ihm auf die Hand) Hand von der Putten! D AS M AEDCHEN Das sind doch meine Putten! Z AUBERKOENIG Putten her, Putten hin! Ein jeder Erwachsene hat seine Sorgen, und heut möcht ich alles vergessen! Heut kann mich die ganze Welt! E RICH Mal herhören, Leute! Ich gestatte mir hiermit auf den famosen Wiener Heurigen ein ganz exorbitantes Heil -- (er verschüttet seinen Wein.) V ALERIE Nicht so stürmisch, junger Mann! Meiner Seel, jetzt hat er mich ganz bespritzt! E RICH Aber das kann doch vorkommen! Ehrensache! Z AUBERKOENIG Hat er Dich nassgemacht? Armes Waserl! V ALERIE Durch und durch -- bis auf die Haut. Z AUBERKOENIG Bis auf Deine Haut -V ALERIE Bist Du a schon narrisch? E RICH Stillgestanden! (Er knallt die Hacken zusammen und steht still) Z AUBERKOENIG Was hat er denn? V ALERIE Das bin ich schon gewöhnt. Wenn er sich besoffen hat, dann kommandiert er sich immer selber. Z AUBERKOENIG Wie lang dass der so still stehen kann -- Stramm! Sehr stramm! Respekt! Es geht wieder aufwärts mit uns! (er fällt unter den Tisch) V ALERIE Jesus Maria! 얍 Z AUBERKÖNIG Der Stuhl ist zerbrochen -- einen anderen Stuhl, Herr Ober! He, einen anderen Stuhl!! (er singt mit der Musik) Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst -- und schon hab ich den Patsch verspürt mit dem Fächer ins Gesicht -D ER O BER (bringt nun eine Riesenportion Salami.) V ALERIE Salami, Erich! Salami! B
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A LLES N ] fermeN ]
] RadetzkymarschN ] BA LLES N ] B N] BAlteN ] BM AEDCHEN N ] Bstill stehenN ] BD ER O BER N ] B N B
SB Arcadia 1931, S. 84
D2 alles korrigiert aus: ferne D2 ferme; vgl. Ulreich 1927, S. 124 und K4/TS24/BS 38 f [6], Bl. 17. D2 Leerzeile D2 Radetzkymarsch. D2 Alles D2 Leerzeile D2 alte D2 M ÄDCHEN ; Unterschied durchgängig, in der Folge nicht mehr vermerkt D2 stillstehen D2 E IN S ALAMUCCIMANN
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SB Arcadia 1931, S. 85
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
E RICH Division! Rührt Euch ! (Er langt mit der Hand in die Schüssel und frisst exorbitant) Z AUBERKOENIG Wie der frisst! V ALERIE Gesegnete Mahlzeit! Z AUBERKOENIG Friss nicht so gierig! V ALERIE Er zahlts ja nicht! Z AUBERKOENIG Und singen kann er auch nicht! (Pause.) V ALERIE (zu E RICH ) Warum singst Du eigentlich nicht? E RICH (mit vollem Munde) Weil ich doch an meinem chronischen Rachenkatarrh leide! V ALERIE Das kommt vom vielen Rauchen! E RICH (brüllt sie an) Schon wieder?! R ITTMEISTER (taucht auf; mit einem Papierhütchen und in gehobener Stimmung) Küssdiehand , schöne Frau Valerie! A das ist aber ein angenehmer Zufall! Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKOENIG Prost, Herr Rittmeister! Prost, lieber Herr von Rittmeister -- (er leert sein Glas und verfällt in wehmütigen Stumpfsinn) V ALERIE Darf ich Ihnen etwas von meiner Salami, Herr Rittmeister? E RICH (bleibt der Brocken im Munde stecken; er fixiert gehässig den R ITTMEISTER ) R ITTMEISTER Zu gütig, küssdiehand ! Danke 얍 nein, ich kann unmöglich mehr -- (er steckt sich zwei dicke Scheiben in den Mund) Ich hab heut nämlich schon zweimal genachtmahlt, weil ich Besuch hab -- ich sitz dort hinten in der Gesellschaft. Ein Jugendfreund meines in Sibirien vermissten Bruders -- ein Amerikaner. V ALERIE Also ein Mister! R ITTMEISTER Aber ein geborener Wiener! Zwanzig Jahr war der jetzt drüben in den Staaten, nun ist er zum erstenmal wieder auf unserem Kontinent. Wie wir heut vormittag durch die Hofburg gefahren sind, da sind ihm die Tränen in den Augen gestanden -- Er ist ein Selfmademan. Selbst ist der Mann! V ALERIE Oh Sie Schlimmer! R ITTMEISTER Ja. Und jetzt zeig ich ihm sein Wien -- schon den zweiten Tag -- wir kommen aus dem Schwips schon garnichtmehr raus -V ALERIE Stille Wasser sind tief. R ITTMEISTER Nicht nur in Amerika. E RICH (scharf) Tatsächlich? (Pause.) V ALERIE (nähert sich E RICH ) Dass Du parierst -- und halts Maul, sonst schmier ich Dir eine -- Wenn Du schon meine Salami frisst, dann kannst Du mir auch entgegenkommen -E RICH Diese Randbemerkung ehrt Ihre niedrige Gesinnung, Gnädigste! B
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EuchN ] KüssdiehandN ] BAN ] BRittmeisterN ] BküssdiehandN ] BgestandenN ] BOhN ] BgarnichtmehrN ] BeineN ] B B
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korrigiert aus: euch D2 euch D2 Küß die Hand D2 Ah, D2 Rittmeister. D2 küß die Hand D2 gestanden. D2 Oh, D2 gar nicht mehr D2 eine.
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SB Arcadia 1931, S. 86
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
V ALERIE Bleib! E RICH Stillgestanden! Division -V ALERIE Halt! E RICH Division -- marsch! (ab) V ALERIE (ruft ihm nach) Herstellt Euch ! Herstellt Euch ! 얍 (Totenstille.) R ITTMEISTER Wer ist denn das überhaupt? V ALERIE (tonlos) Das ist eine ganze Division. Ich werd ihn wohl bald ganz lassen -ich sehs schon direkt wieder kommen -- und dann ist er mit dem dort (sie deutet auf den Z AUBERKOENIG ) entfernt verwandt -(Jetzt gibts wieder Musik) R ITTMEISTER Apropos verwandt -- Sagens mal, Frau Valerie: finden Sie das für in Ordnung, wie Seine Majestät der Herr Zauberkönig das Fräulein Mariann behandelt -- ich versteh sowas nicht. Wenn ich Grosspapa wär -- und abgesehen davon, man kann doch leicht straucheln. Aber dann direkt verkommen lassen -V ALERIE Wissen Sie was Näheres, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Ich hab mal eine Frau Oberst gehabt, das heisst: das ganze Regiment hat sie gehabt -- was sag ich da?! Sie war die Frau unseres Obersten -- und der Oberst hatte ein uneheliches Kind mit einer vom Variété , aber die Frau Oberst hat es in ihr Haus genommen, als wärs ihr eigen Fleisch und Blut, weil sie halt unfruchtbar war -- Aber wenn man daneben dieses Zauberkönigliche Verhalten dort drüben betrachtet -- na servus ! V ALERIE Ich versteh Sie nicht, Herr Rittmeister. Was hat denn die Frau Oberst mit der Mariann zu tun? R ITTMEISTER Wir verstehen uns alle nicht mehr, liebe Frau Valerie! Oft verstehen wir uns schon selber nichtmehr . V ALERIE Wo steckt denn die Mariann? R ITTMEISTER (lächelt geheimnisvoll) Das wird 얍 man schon nochmal offiziell bekannt geben -- im geeigneten Moment. D ER M ISTER (erscheint; er ist besoffen) Oh, lieber guter Freund -- was seh ich da? Gesellschaft? Freund ? Stell mich vor, bitte -- Du lieber guter Freund -- (er umarmt den R ITTMEISTER ) Z AUBERKOENIG (erwacht aus seinem Stumpfsinn) Wer ist denn das? R ITTMEISTER Das ist mein lieber Mister aus Amerika! B
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EuchN ] EuchN ] BverwandtN ] BValerie:N ] BsowasN ] BVariétéN ] BwarN ] BZauberköniglicheN ] BservusN ] BnichtmehrN ] BnochmalN ] Bbekannt gebenN ] BFreundN ] BbitteN ] BFreundN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 87
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Lesetext
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korrigiert aus: euch D2 euch korrigiert aus: euch D2 euch D2 verwandt. D2 Valerie, D2 so was D2 Varieté D2 war. D2 zauberkönigliche D2 Servus D2 nicht mehr D2 noch mal D2 bekanntgeben D2 Freunde D2 bitte. D2 Freund.
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SB Arcadia 1931, S. 88
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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D ER M ISTER Amerika! New York! Chikago und Sing-Sing! .... Aeusserlich ja, aber da drinnen klopft noch das alte biedere treue goldene Wiener Herz, das ewige Wien -- und die Wachau -- und die Burgen an der blauen Donau -- (er summt mit mit der Musik) Donau so blau, so blau, so blau -A LLE (summen mit und wiegen sich auf den Sitzgelegenheiten) D ER M ISTER Meine Herrschaften, es hat sich vieles verändert in der letzten Zeit, Stürme und Windhosen sind über die Erde gebraust, Erdbeben und Tornados und ich hab ganz von unten anfangen müssen, aber hier bin ich zhaus, hier kenn ich mich aus, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! Oh, Du mein lieber altösterreichischer Herrgott aus Mariazell! (er singt): Mein Muatterl war a Wienerin, Drum hab ich Wien so gern Sie wars, die mit dem Leben Mir die Liebe hat gegeben Zu meinem anzigen goldenen Wean! A LLES (singt) Wien, Wien nur Du allein Sollst stets die Stadt meiner Träume sein, 얍 Dort, wo ich glücklich und selig bin Ist Wien, ist Wien, mein Wien! D ER M ISTER Wien soll leben! Die Heimat! Und die schönen Wiener Frauen! Und der Heimatgedanke! Und wir Wiener sollen leben -- alle, alle! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! (allgemeines Saufen) Z AUBERKOENIG (zu V ALERIE ) Und die schönen Wiener Frauen, Du stattliche Person -- Dich hätt ich heiraten sollen, mit Dir hätt ich ein ganz ein anderes Kind gekriegt -V ALERIE Red nicht immer von Irene! Ich hab sie nie ausstehen können! D ER M ISTER Wer ist Irene? Z AUBERKOENIG Irene war meine Frau. D ER M ISTER Oh pardon ! Z AUBERKOENIG Oh bitte -- und warum soll ich denn nicht auf die Iren schimpfen? Bloss weil sie schon tot ist?! Mir hat sie das ganze Leben verpatzt! V ALERIE Du bist ein dämonischer Mensch! Z AUBERKOENIG (singt) Mir ist mei Alte gstorbn B
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Sing-Sing! ....N ] AeusserlichN ] BDonauN ] BTornadosN ] BOh,N ] B N] BgernN ] B N] BMirN ] BdieN ] B N] BbinN ] BOh pardonN ] BOhN ] Bist?!N ] BgstorbnN ] B B
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D2 Sing-Sing! – D2 Äußerlich D2 Donau. D2 Tornados, D2 O D2 Leerzeile D2 gern. gestrichen: mir eingefügt korrigiert aus: Die D2 Leerzeile D2 bin, D2 Oh, Pardon D2 O D2 ist? D2 gstorbn,
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SB Arcadia 1931, S. 89
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Drum ist mirs Herz so schwer A so a gute Seel Krieg ich nöt mehr, Muss so viel wana Das glaubt mir kana, Dass ich mich kränk Wann ich an mei Alte denk! Halloh ! D ER M ISTER (schnellt empor) Halloh! Halloh ! Wenn mich nicht alles täuscht, so fängt es jetzt an zu regnen! Aber wir lassen uns vom Wetter nichts dreinreden! Heut wird noch gebummelt und wenns Schuster-얍buben regnen sollte! Wir lassen und lassen uns das nicht gefallen! (er droht mit dem Zeigefinger nach dem Himmel) Oh Du regnerischer Himmelvater Du! Darf ich Euch alle einladen? Alle, alle!! A LLE Bravo, bravo!! D ER M ISTER Also auf! Vorwärts! Mir nach! V ALERIE Wohin? D ER M ISTER Irgendwohin! Wo wir einen Plafond über uns haben! Wo wir nicht so direkt unterm Himmel sitzen! Ins Moulin-bleu! (Starker Applaus) R ITTMEISTER Halt! Nicht ins Moulin-bleu, liebe Leutl! Dann schon eher ins Maxim! (Und wieder wird es einen Augenblick totenstill) Z AUBERKOENIG Warum denn ins Maxim? R ITTMEISTER Weil es dort ganz besondere Ueberraschungen geben wird. Z AUBERKOENIG Was für Ueberraschungen ? R ITTMEISTER Pikante. Sehr pikante -(Stille.) Z AUBERKOENIG Also auf ins Maxim! A LLE Ins Maxim! (sie marschieren mit aufgespannten Regenschirmen und singen) Vindobona, du herrliche Stadt, Die so reizende Anlagen hat, Dir ghört stets nur unser Sinn Ja zu dir, da ziagts uns hin, San ma a von dir oft fern Denkn ma do ans liebe Wean, Denn du bleibst die Perle von Oesterreich Dir ist gar ka Stadt net gleich! B
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schwerN ] wanaN ] BkränkN ] BHallohN ] BHalloh! HallohN ] BOhN ] BEuchN ] BUeberraschungenN ] BUeberraschungenN ] BghörtN ] BSinnN ] BfernN ] BOesterreichN ] B B
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D2 schwer. D2 wana, D2 kränk, D2 Hallo D2 Hallo! Hallo D2 O korrigiert aus: euch D2 euch D2 Überraschungen D2 Überraschungen D2 gehört D2 Sinn, D2 fern, D2 Österreich,
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SB Arcadia 1931, S. 90
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Die Mizzi und der Jean Gehn miteinander drahn Wir sind ja nicht aus Stroh, Sind jung und lebensfroh Net immer Schokoladi Heut gehen wir zum „Brady“ Oder zum „ Maxim“ Heut sind wir einmal schlimm! B
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SB Arcadia 1931, S. 91
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Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein, Hollodero! Es muss ja nöt das letzte sein, Hollodero! Und ist das gar, gibts ka Geniern. Hollodero! So tun wir nochmal repetiern, aber nochmal repetiern!
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(Gong. -- Die Bühne verwandelt sich nun ins „Maxim“ -- mit einer Bar und Separées; im Hintergrunde eine Cabaretbühne mit breiter Rampe -- A LLES schliesst die Regenschirme und nimmt nun Platz an den Tischen, und zwar in aufgeräumtester Stimmung) D ER C ONFERENCIER (tritt vor den Vorhang) Meine Sehrverehrten! Meine Herrschaften! Entzückende Damen und noch entzückendere Herren! V ALERIE Oho! (Gelächter) D ER C ONFERENCIER Ich begrüsse Sie auf das allerherzlichste im Namen meiner Direktion! Schon Johann Wolfgang von Goethe, der Dichterfürst, sagt in seinem Meisterwerk, unserem unsterblichen Faust: Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! In diesem Sinne, meine Sehrverehrten: Nummer auf Nummer! Das ist Tradition, meine Sehrverehrten! Und nun bitte, treten Sie ein mit uns in 얍 den Himmel der Erinnerung! -- (und nun erklingt der Walzer „Wiener Blut“ von Johann Strauss, der Vorhang hebt sich, und einige M AEDCHEN in Alt-Wienertracht tanzen den Walzer -- dann fällt wieder der Vorhang; rasende Begeisterung im Publikum und die Musik spielt nun den Hoch- und Deutschmeistermarsch) Z AUBERKOENIG (zum R ITTMEISTER ) Aber was redens denn da, Herr? Also das steht doch schon felsenfest, dass wir Menschen mit der Tierwelt verwandt sind! R ITTMEISTER Das ist Auffassungssache! Z AUBERKOENIG Oder glaubens denn gar noch an Adam und Eva? R ITTMEISTER Wer weiss! D ER M ISTER (zu V ALERIE ) Du Wildkatz! B
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drahnN ] lebensfrohN ] BSchokoladiN ] BMaxim“N ] Bsein,N ] BGeniern.N ] BCabaretbühneN ] BRampeN ] BA LLES N ] B N] B N] BPublikumN ] B B
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D2 drahn, D2 lebensfroh, D2 Schokoladi, D2 Maxim“, D2 sein D2 Geniern, D2 Kabarettbühne D2 Rampe. D2 Alles D2 Leerzeile D2 Absatz D2 Publikum,
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SB Arcadia 1931, S. 92
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Z AUBERKOENIG Wildkatz! Oder gar ein Leopard! V ALERIE Prost Zauberkönig! Z AUBERKOENIG Der Herr Rittmeister sind ein Fabelwesen und Du hast was von einem Känguruh an Dir und der Mister ist ein japanischer Affenpintscher! D ER M ISTER (lacht keineswegs) Fabelhafter Witz, fabelhafter Witz! Z AUBERKOENIG Na und ich?! V ALERIE Ein Hirsch! Ein alter Hirsch! Prost alter Hirsch! (Brüllendes Gelächter -nun klingelt das Tischtelephon -- Stille.) Z AUBERKOENIG (am Apparat) Ja hallo! -- Wie? Wer spricht? Mausi? -- Mausi kenn ich nicht, wie? -- Ach so! Jaja, das bin ich schon, ich bin schon Dein Onkel -Was soll ich? A Du Schweinderl, Du herziges -- Wo? An der Bar? Im grünen Kleid? -- Was? Du bist noch eine Jungfrau? Und das soll Dir Dein Onkel glau얍ben? Na ich werd da mal nachkontrollieren -- Bussi, Bussi -- (er hängt ein und leert sein Glas Schampus, den DER M ISTER hat auffahren lassen) V ALERIE Trink nicht soviel , Leopold! Z AUBERKOENIG Du kannst mir jetzt auf den Hut steigen! (er erhebt sich) Für uns alte Leut ist ja der Alkohol noch die einzige Lebensfreud! Wo ist die Bar? V ALERIE Was für eine Bar? Z AUBERKOENIG Wo ist die Bar, Kruzitürken?! R ITTMEISTER Ich werd Sie hinführen -Z AUBERKOENIG Ich find schon selber hin -- ich brauch keinen Kerzenhalter! Kommens, führens mich! (Er lässt sich vom R ITTMEISTER an die Bar führen, wo ihn bereits ZWEI M AEDCHEN erwarten -- die eine im grünen Kleid nimmt ihn gleich herzlichst in Empfang; auch DER R ITTMEISTER bleibt an der Bar.) D ER M ISTER (zu V ALERIE ) Was ist der Herr eigentlich? V ALERIE Ein Zauberkönig. D ER M ISTER Ach! V ALERIE Ja. Sonst ist er ja ein seltener Mensch, bescheiden und anständig, der echte Bürger vom alten Schlag -- Diese Sorte stirbt nämlich aus. D ER M ISTER Leider! V ALERIE Heut ist er ja leider besoffen -D ER M ISTER Wie Sie das wieder sagen! Was für ein Charme! Bei uns in Amerika ist halt alles brutaler. V ALERIE Was wiegen Sie? D ER M ISTER Zweihundertachtzehn Pfund. V ALERIE Oh Gott! D ER M ISTER Darf ich ganz offen sein? V ALERIE Man bittet darum. B
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FabelwesenN ] DirN ] B N] B N] BOnkelN ] BherzigesN ] BnachkontrollierenN ] BBussiN ] BsovielN ] BZWEI N ] BSchlagN ] BOhN ] B
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D2 Fabelwesen, D2 dir, D2 Absatz D2 Leerzeile D2 Onkel. D2 herziges! D2 nachkontrollieren. D2 Bussi! D2 so viel D2 zwei D2 Schlag. D2 O
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SB Arcadia 1931, S. 93
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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얍 D ER M ISTER Ich bin kompliziert. V ALERIE Wieso? D ER M ISTER Ich bin nämlich innerlich tot. Ich kann halt BnurmehrN mit den Prostituierten was anfangen -- das kommt von den vielen Enttäuschungen, die ich schon hinter mir hab. V ALERIE Jetzt BsowasN. Eine so zarte Seele in so einem mächtigen Körper -D ER M ISTER Ich hab den Saturn als Planeten. V ALERIE Ja, diese Planeten! Da hängt man damit zusammen und kann BgarnichtsN dafür! (Gong.) D ER C ONFERENCIER (tritt vor den Vorhang) Meine Sehrverehrten! Und abermals gibts eine herrliche Nummer! Was soll ich viele Worte machen, urteilen Sie selbst über unsere BsensationellenN von ersten Künstlern BentworfenenN hochkünstlerischen lebendigen Aktplastiken. Als erstes: Donaunixen! Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Die Kapelle spielt nun den Walzer „An der schönen blauen BDonau“N und es wird stockfinster im Zuschauerraum; dann teilt sich der BVorhangN und man sieht drei halbnackte M AEDCHEN , deren Beine in Schwanzflossen BsteckenN -- Eine hält eine Leier in der Hand -- alle sind malerisch gruppiert vor einem schwarzen Vorhang im grünen Scheinwerferlicht; von der Bar her hört man des Z AUBERKOENIGS S TIMME : „Nackete Weiber, sehr richtig!“ -- BderN Vorhang schliesst sich, starker Applaus. Gong.) D ER C ONFERENCIER (erscheint wieder vor dem Vorhang) Das zweite Bild: unser Zeppelin! (Bravorufe.) 얍 D ER C ONFERENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Und nun ertönt der „Fridericus rex“ -- und auf der Bühne stehen drei nackte M AEDCHEN -- die BErsteN hält einen Propeller in den Händen, die BZweiteN einen Globus und die BDritteN einen kleinen Zeppelin -- das Publikum rast vor Beifall, schnellt von den Sitzen in die Höhe und singt die erste Strophe des Deutschlandliedes, worauf es sich wieder beruhigt. Gong.) D ER C ONFERENCIER (wieder vor dem Vorhang) Und nun, meine Sehrverehrten, das dritte Bild: „Die Jagd nach dem BGlück“.N (Totenstille.) D ER C ONFERENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister -(Die „Träumerei“ von Schumann BerklingtN und der Vorhang teilt sich zum dritten Male -- eine Gruppe nackter M AEDCHEN , die sich gegenseitig niedertreten, versucht 3 6 8 13 13 16 17 18 21 27 27 28 32 35
nurmehrN ] sowasN ] BgarnichtsN ] BsensationellenN ] BentworfenenN ] BDonau“N ] BVorhangN ] BsteckenN ] BderN ] BErsteN ] BZweiteN ] BDritteN ] BGlück“.N ] BerklingtN ] B B
D2 nur mehr D2 so was D2 gar nichts D2 sensationellen, D2 entworfenen, D2 Donau“, D2 Vorhang, D2 stecken. D2 Der D2 erste D2 zweite D2 dritte D2 Glück.“ D2 erklingt,
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SB Arcadia 1931, S. 94
SB Arcadia 1931, S. 95
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
einer goldenen Kugel nachzurennen, auf welcher das Glück auf einem Beine steht -das Glück ist ebenfalls unbekleidet und heisst M ARIANNE .) V ALERIE (schreit gellend auf im finsteren Zuschauerraume) Marianne! Jesus Maria Josef! Marianne!! M ARIANNE (erschrickt auf ihrer Kugel, zittert, kann das Gleichgewicht nichtmehr halten, muss herab und starrt, geblendet vom Scheinwerfer, in den dunklen Zuschauerraum.) D ER M ISTER Was denn los?! V ALERIE (ausser sich) Marianne, Marianne, Marianne!! D ER M ISTER (wird wütend) Brüll nicht! Bist 얍 denn plem-plem?! V ALERIE Marianne! D ER M ISTER Kusch! Da hast Du Deine Marianne! (er boxt ihr in die Brust) V ALERIE (schreit) (Grosse Unruhe im Publikum; Rufe: „Licht! Licht!“) D ER C ONFERENCIER (stürzt auf die Bühne) Vorhang! Was ist denn los?! Licht! Vorhang! Licht! (Der Vorhang fällt vor der starr in den Zuschauerraum glotzenden M ARIANNE , die übrigen M AEDCHEN sind bereits unruhig ab -- und nun wird es Licht im Zuschauerraum, und wieder für einen Augenblick totenstill; A LLES starrt auf V ALERIE , die mit dem Gesicht auf dem Tisch liegt, hysterisch und besoffen, weint und schluchzt.) Z AUBERKOENIG (steht an der Bar und hält die Hand auf sein Herz) V ALERIE (wimmert) Die Mariann -- die Mariann -- die liebe kleine Mariann -- oh, oh, oh -- ich hab sie ja schon gekannt, wie sie noch fünf Jahr alt war, meine Herren! D ER C ONFERENCIER Von wem redet sie da? D ER M ISTER Keine Ahnung! D ER C ONFERENCIER Hysterisch? D ER M ISTER Epileptisch! E INE G EMUETLICHE S TIMME So werfts es doch naus, die besoffene Bestie! V ALERIE Ich bin nicht besoffen, meine Herren! Ich bin das nicht -- nein, nein, nein! (sie schnellt empor und will hinaus laufen, stolpert aber über ihre eigenen Füsse, stürzt und reisst einen Tisch um -- jetzt hat sie sich blutig geschlagen) Nein, das halt ich nicht aus, ich bin doch nicht aus Holz, ich bin doch noch 얍 lebensfroh, meine Herren -- das halt ich nicht aus, das halt ich nicht aus!! (sie rast brüllend nachhaus ) A LLE (ausser dem Z AUBERKOENIG , sehen ihr perplex nach) (Stille, dann: Gong.) D ER C ONFERENCIER (springt auf einen Stuhl) Meine Sehrverehrten! Damen und Herren! Das war nun der Schluss unseres offiziellen Programms -- und nun beginnt in der Bar der inoffizielle Teil! (Man hört aus der Bar die Tanzmusik) Im Namen meiner Direktion danke ich Ihnen für den zahlreichen Besuch und wünsche Ihnen eine recht gute Nacht! Auf Wiedersehen, meine Herrschaften! D IE H ERRSCHAFTEN (räumen allmählich das Lokal.) Z AUBERKOENIG Herr Rittmeister -B
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SB Arcadia 1931, S. 96
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nichtmehrN ] Zuschauerraum,N ] Btotenstill; A LLES N ] BnachhausN ] B B
D2 nicht mehr D2 Zuschauerraum D2 totenstill. Alles D2 nach Haus
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SB Arcadia 1931, S. 97
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Lesetext
R ITTMEISTER Bitte? Z AUBERKOENIG Also deshalb wollten Sie nicht ins Moulin-bleu, sondern hier -Das waren also Ihre bewussten pikanten Ueberraschungen , ich hab ja gleich so eine komische Aversion gehabt -- so eine Ahnung, dass mir nichts Gutes bevorsteht -R ITTMEISTER Ich wusste es, dass das Fräulein Mariann hier auftritt -- ich war nämlich schon öfters da -- erst gestern wieder -- und ich kann es halt nichtmehr länger mit ansehen! Ihr steinernes Herz -Z AUBERKOENIG Mischen Sie sich nicht in wildfremde Familienangelegenheiten, Sie Soldat!! R ITTMEISTER Meine menschliche Pflicht -Z AUBERKOENIG (unterbricht ihn) Was ist das? 얍 R ITTMEISTER Sie sind kein Mensch! Z AUBERKOENIG Also das hör ich gern! Schon sehr gern! Was soll ich denn schon sein, wenn ich kein Mensch bin, Sie?! Vielleicht ein Vieh?! Das tät Ihnen so passen! Aber ich bin kein Vieh und hab auch keine Tochter, bitt ich mir aus!! R ITTMEISTER Jetzt hab ich hier nichtsmehr verloren. (er verbeugt sich steif und ab.) Z AUBERKOENIG Und ich werd mir vielleicht noch was holen? Ich bin in einer Untergangsstimmung, Herr Mister! Jetzt möcht ich Ansichtskarten schreiben, damit die Leut vor Neid zerplatzen, wenn sie durch mich selbst erfahren, wie gut dass es mir geht! D ER M ISTER Ansichtskarten! Glänzende Idee! Das ist eine Idee! Ansichtskarten, Ansichtskarten! (er kauft einer V ERKAEUFERIN gleich einen ganzen Stoss ab, setzt sich dann abseits an einen Tisch und schreibt -- nun ist er allein mit dem Z AUBERKOENIG ; aus der Bar tönt Tanzmusik.) M ARIANNE (kommt langsam in einem Bademantel und bleibt vor dem Z AUBERKOENIG stehen) Z AUBERKOENIG (starrt sie an, betrachtet sie von oben bis unten -- dreht ihr den Rükken zu.) (Pause.) M ARIANNE Warum hast Du meine Briefe nicht gelesen? Ich hab Dir drei Briefe geschrieben. Aber Du hast sie nicht aufgemacht und hast sie zurückgehen lassen. (Pause.) M ARIANNE Ich hab Dir geschrieben, dass er mich verlassen hat -얍 Z AUBERKOENIG (wendet sich langsam ihr zu und fixiert sie gehässig) Das weiss ich. (er dreht ihr wieder den Rücken zu.) (Pause.) M ARIANNE Weisst Du auch, dass ich ein Kind hab --? Z AUBERKOENIG Natürlich! (Pause.) M ARIANNE Es geht uns sehr schlecht, mir und dem kleinen Leopold -B
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hierN ] UeberraschungenN ] BnichtmehrN ] BnichtsmehrN ] Bverloren.N ] B N] BV ERKAEUFERIN N ] B B
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D2 hier. D2 Überraschungen D2 nicht mehr D2 nichts mehr D2 verloren D2 Schuft! D2 V ERKÄUFERIN
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SB Arcadia 1931, S. 99
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Z AUBERKOENIG Was?! Leopold?! Der Leopold, das bin doch ich! Na das ist aber der Gipfel! Nennt ihre Schand nach mir! Das auch noch! Schluss jetzt! Wer nicht hören will, muss fühlen! Schluss! (er erhebt sich, muss sich aber gleich wieder setzen.) M ARIANNE Du bist ja betrunken, Papa -Z AUBERKOENIG Also werd nur nicht ordinär! Ich bin nicht Dein Papa, ein für allemal! Und nur nicht ordinär, sonst -- (er macht die Geste des Ohrfeigens) Denk lieber an Dein Mutterl selig! Die Toten hören alles! M ARIANNE Wenn mein Mutterl noch leben würde -Z AUBERKOENIG Lass Dein Mutterl aus dem Spiel, bitt ich mir aus! Wenn sie Dich so gesehen hätt, so nacket auf dem Podium herumstehen -- Dich den Blicken der Allgemeinheit preisgeben -- -- Ja schämst Dich denn garnichtmehr ? Pfui Teufel! M ARIANNE Nein. Das kann ich mir nicht leisten, dass ich mich schäm. (Stille. Die Musik in der Bar ist nun verstummt) M ARIANNE Ich verdien hier zwei Schilling pro Tag. Das ist nicht viel, inclusive 얍 dem kleinen Leopold -- Was kann ich denn aber auch anderes unternehmen? Du hast mich ja nichts lernen lassen, nicht einmal meine rhythmische Gymnastik, Du hast mich ja nur für die Ehe erzogen -Z AUBERKOENIG Oh Du miserables Geschöpf! Jetzt bin ich noch schuld! M ARIANNE Hör mal Papa -Z AUBERKOENIG (unterbricht sie) Ich bin kein Papa! M ARIANNE (schlägt mit der Faust auf den Tisch) Aber so hör auf, ja?! Du bist doch mein Papa, wer denn sonst?! Und hör jetzt mal -- wenn das so weitergeht, ich kann nichts verdienen -- und auf den Strich gehen kann ich nicht, ich kann das nicht, ich habs ja schon versucht, aber ich kann mich nur einem Manne geben, den ich aus ganzer Seele mag -- ich hab ja als ungelernte Frau sonst nichts zu geben -- -- dann bleibt mir nur der Zug. Z AUBERKOENIG Was für ein Zug? M ARIANNE Der Zug. Mit dem man wegfahren kann. Ich wirf mich noch vor den Zug -Z AUBERKOENIG So! Das auch noch. Das willst Du mir also auch noch antun -(er weint plötzlich) Oh, Du gemeines Schwein, was machst Du denn mit mir auf meine alten Tag? Eine Schande nach der anderen -- oh, ich armer alter Mensch, mit was hab ich denn das verdient?! M ARIANNE (scharf) Denk nicht immer an Dich! B
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NaN ] preisgeben -- --N ] BgarnichtmehrN ] BinclusiveN ] BLeopoldN ] BOhN ] BmalN ] BAber f ja?N ] Bsonst?!N ] Bgeben -- --N ] BOh,N ] Boh,N ] B B
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D2 Na, D2 preisgeben. – D2 gar nicht mehr D2 inklusive D2 Leopold. D2 O D2 mal,
[Still!] [|So hör doch auf[,] |!||] |Aber f ja?!| D2 Halts Maul! D2 sonst!? D2 geben – D2 O D2 o
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SB Arcadia 1931, S. 100
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Z AUBERKOENIG (hört auf zu weinen, starrt sie an; wird wütend) So wirf Dich doch vor den Zug! Wirf Dich doch, wirf Dich doch! Samt Deiner Brut!! -- -- Oh , mir ist übel -- übel -- -- Wenn ich nur brechen könnt -- (er beugt sich über 얍 den Tisch, schnellt aber plötzlich empor) Denk lieber an Deinen Himmelvater! An unsern lieben Herrgott da droben -- (er wankt fort) M ARIANNE (sieht ihm nach und schaut dann empor, dorthin, wo der Himmel liegt; leise) Da droben -(Aus der Bar ertönt nun wieder Tanzmusik.) D ER M ISTER (ist nun fertig mit seiner Ansichtskartenschreiberei und entdeckt M ARIANNE , die noch immer in den Himmel schaut) Ah, eine Primadonna -- (er betrachtet sie lächelnd) Sagen Sie -- haben Sie nicht zufällig einige Briefmarken bei sich? M ARIANNE Nein. D ER M ISTER (langsam) Nämlich ich brauche zehn Zwanziggroschenmarken und zahle dafür fünfzig Schilling. (Pause.) D ER M ISTER Sechzig Schilling. (Pause.) D ER M ISTER (nimmt seine Brieftasche heraus) Da sind die Schillinge und da sind die Dollars -M ARIANNE Zeigen Sie. D ER M ISTER (reicht ihr die Brieftasche) (Pause.) M ARIANNE Sechzig? D ER M ISTER Fünfundsechzig. M ARIANNE Das ist viel Geld. D ER M ISTER Das will verdient sein. (Stille. -- Mit der Tanzmusik ist es nun wieder vorbei.) M ARIANNE Nein. Danke. (sie gibt ihm die Brieftasche zurück) D ER M ISTER Was heisst das? M ARIANNE Ich kann nicht. Sie haben sich in 얍 mir geirrt, Herr -D ER M ISTER (packt sie plötzlich am Handgelenk und brüllt) Halt! Halt, Du hast mich jetzt bestohlen, Du Dirne! Diebin, Verbrecherin! Hand aufmachen -- auf!! M ARIANNE Au! D ER M ISTER Da! Hundert Schilling! Meinst ich merk das nicht, Du blöde Hur!? (er gibt ihr eine Ohrfeige) Polizei! Polizei!! A LLES (erscheint aus der Bar) D ER C ONFERENCIER Was ist denn los, um Gottes Christi willen?! D ER M ISTER Diese Hur da hat mich bestohlen! Hundert Schilling, hundert Schilling! Polizei! B
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an;N ] Brut!! -- --N ] BOhN ] Bübel f WennN ] BNämlichN ] BDirne!N ] BVerbrecherin!N ] BMeinstN ] B B
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SB Arcadia 1931, S. 101
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korrigiert aus: an: D2 an, D2 Brut!! – D2 O D2 übel – wenn D2 Nämlich, D2 Dirne, D2 Verbrecherin, D2 Meinst,
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SB Arcadia 1931, S. 102
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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M ARIANNE (reisst sich vom M ISTER los) Ihr sollt mich nichtmehr schlagen! Ich will nichtmehr geschlagen werden! B ARONIN (erscheint) M ARIANNE (schreit entsetzt) B
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SB Arcadia 1931, S. 103
Draussen in der Wachau. B
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A LFRED sitzt mit seiner G ROSSMUTTER vor dem Häuschen in der Abendsonne -- und unweit steht der Kinderwagen.
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D IE G ROSSMUTTER Ich hab Dich ja schon immer für einen Lügner gehalten, aber dass Du ein solcher Scheisskerl bist, wär mir nie im Traum eingefallen! Borgt sich da von mir dreihundert Schilling für Frankreich zu einer Speditionsfirma -- und kommt jetzt nach drei Wochen an und beichtet, dass er garnicht in Frankreich war, sondern dass er alles verspielt hat am Trabrennplatz! Wirst noch dort enden, wo Deine saubere Mariann sitzt! Im Zuchthaus! A LFRED Vorerst sitzt sie ja noch garnicht im Zuchthaus, sondern nur im Untersuchungsgefängnis und morgen wird ihr doch erst der Prozess gemacht -- und dann ist es ja nur ein Diebstahlsversuch, Schaden ist keiner entstanden, also hat sie mildernde Umständ und wird sicher nur bedingt verurteilt werden, weil sie noch nicht vorbestraft ist -D IE G ROSSMUTTER Nimm sie nur in Schutz, nimm sie nur in Schutz -- Schön hab ich mich in Dir getäuscht, ich habs ja schon immer gewusst, dass Du ein Verbrecher bist! A LFRED Willst mir also nicht verzeihen? D IE G ROSSMUTTER Häng Dich auf! A LFRED Bäääh! (er streckt ihr die Zunge her-얍aus.) D IE G ROSSMUTTER Bäääh! (sie streckt ihm die Zunge heraus.) (Stille.) A LFRED (erhebt sich) Also mich siehst Du jetzt nicht sobald wieder. D IE G ROSSMUTTER Und die dreihundert Schilling? Und die hundertfünfzig vom vorigen Jahr?! A LFRED Und wenn Du jetzt zerspringst, es ist doch so: dass ich es genau fühl, dass auch ich in einer gewissen Hinsicht mitschuldig bin an der Mariann ihrem Schicksal -B
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nichtmehrN ] schlagen!N ] BnichtmehrN ] BII.N ] BWachau.N ] BgarnichtN ] BnochN ] BgarnichtN ] BUntersuchungsgefängnisN ] BSchutzN ] BsobaldN ] Bso:N ] B B
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D2 nicht mehr korrigiert aus: schlagen‘ D2 schlagen! D2 nicht mehr D2 II D2 Wachau D2 gar nicht fehlt in D2 D2 gar nicht D2 Untersuchungsgefängnis, D2 Schutz. D2 so bald D2 so,
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SB Arcadia 1931, S. 104
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
D IE G ROSSMUTTER (schnappt nach Luft) A LFRED (lüftet seinen Strohhut) Küssdiehand , Grossmama! (ab) D IE G ROSSMUTTER (ausser sich vor Wut) Schau, dass Du verschwindst! Luder drekkiges! Mir sowas ins Gesicht zu sagen! Weg! Marsch! Scheisskerl! (sie setzt sich an das Tischchen, auf dem ihre Zither liegt und stimmt sie) D IE M UTTER (tritt aus dem Häuschen) Ist der Alfred schon fort? D IE G ROSSMUTTER Gottseidank ! D IE M UTTER Er hat sich von mir garnicht verabschiedet -D IE G ROSSMUTTER Einen feinen Sohn hast Du da -- Frech und faul! Ganz der Herr Papa! D IE M UTTER So lass doch den Mann in Ruh! Jetzt liegt er schon zehn Jahr unter der Erden und gibst ihm noch immer keine Ruh! D IE G ROSSMUTTER Wer hat ihn denn so früh unter die Erden gebracht? Ich vielleicht? Oder der liebe Alkohol? -- Deine ganze Mitgift hat er versoffen! D IE M UTTER Jetzt will ich aber nichtsmehr 얍 hören, ich will nicht! D IE G ROSSMUTTER Halts Maul! (Sie spielt auf ihrer Zither den Doppeladlermarsch) D IE M UTTER (beugt sich besorgt über den Kinderwagen und DIE G ROSSMUTTER beendet ihren Marsch) Er macht mir Sorgen, der kleine Leopold -- er hat so stark gehustet und jetzt hat er rote Backerln und so einen ganz anderen Blick -- -damals beim armen kleinen Ludwig hats genau so begonnen -D IE G ROSSMUTTER Gott gibt und Gott nimmt. D IE M UTTER Mama! D IE G ROSSMUTTER Mutterl im Zuchthaus und Vaterl ein Hallodri! Für manche wärs schon besser, wenns hin wären! D IE M UTTER Möchst denn Du schon hin sein? D IE G ROSSMUTTER (kreischt) Vergleich mich nicht mit dem dort! (sie deutet auf den Kinderwagen) Meine Eltern waren ehrliche Leut! (sie spielt wütend ein Menuett) D IE M UTTER So spiel doch nicht! D IE G ROSSMUTTER (unterbricht ihr Spiel) Was schreist denn so?! Bist narrisch?! (Sie fixieren sich) (Stille.) D IE M UTTER (bange) Mama -- ich hab es gesehn -D IE G ROSSMUTTER Was? D IE M UTTER Was Du heut nacht gemacht hast -(Stille.) D IE G ROSSMUTTER (lauernd) Was hab ich denn gemacht? D IE M UTTER Du hast die beiden Fenster aufgemacht und hast das Betterl mit dem kleinen Leopold in den Zug gestellt -B
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KüssdiehandN ] LuderN ] BliegtN ] BGottseidankN ] BgarnichtN ] BFrechN ] BErdenN ] BnichtsmehrN ] BDIE N ] BgehustetN ] BBlick -- --N ] BMöchstN ] B B
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D2 Küß die Hand D2 Luder, D2 liegt, D2 Gott sei Dank D2 gar nicht D2 frech D2 Erden, D2 nichts mehr D2 die D2 gehustet, D2 Blick – D2 Möchtst
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SB Arcadia 1931, S. 105
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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D IE G ROSSMUTTER (kreischt) Das hast Du geträumt! Das hast Du geträumt! 얍 D IE M UTTER Nein, das hab ich nicht geträumt. Und wenn Du zerspringst!
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SB Arcadia 1931, S. 107
Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk. B
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V ALERIE (boshaft) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste zurück) Es ist Samstag, Frau Valerie. Und morgen ist Sonntag. V ALERIE Das ist halt unser irdisches Dasein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Ausverkauf. Mein Gewissen ist rein und trotzdem. Ich war doch damals im Maxim nur von den altruistischesten Absichten beseelt -- versöhnend hab ich wirken wollen, versöhnend -- und derweil hat sich eine Tragödie nach der anderen abgerollt. Die arme Mariann wird eingekastelt und verurteilt -V ALERIE (unterbricht ihn) Bedingt, Herr Rittmeister! Bedingt! (Stille.) R ITTMEISTER Ist er eigentlich noch geärgert auf mich, der Herr Zauberkönig? V ALERIE Wegen was denn? R ITTMEISTER Na ich denk, wegen der fatalen Situation im Maxim, die wo ich ihm inszeniert hab. 얍 V ALERIE Aber Herr Rittmeister! Nach all dem, was der Mann durchgemacht hat, hat er keine Lust mehr, sich über Sie zu ärgern -- er ist überhaupt viel versöhnlicher geworden, er ist halt gebrochen. Als er seinerzeit gehört hat, dass die liebe Mariann gestohlen hat, da hat ihm ja fast der Schlag getroffen! R ITTMEISTER So ein Schlaganfall ist kein Witz. B
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D ER R ITTMEISTER liest noch immer die Ziehungsliste und V ALERIE steht in der Türe ihrer Tabak-Trafik -- es scheint überhaupt alles beim alten geblieben zu sein, nur auf der Puppenklinikauslage klebt ein Zettel „Ausverkauf“. B
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SB Arcadia 1931, S. 106
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III.N ] Bezirk.N ] BD ER N ] BZiehungslisteN ] BTüreN ] BTabak-Trafik -- esN ] BZettelN ] BAusverkauf.N ] BreinN ] BNaN ] B N] B B
D2 III D2 Bezirk D2 Der D2 Ziehungsliste, D2 Tür D2 Tabak-Trafik – – Es D2 Zettel: \Ausverkauf./ D2 Ausverkauf! D2 rein, D2 Na,
[V ALERIE Er hat ja schon direkt die Sphärenmusik gehört. R ITTMEISTER Was verstehen Sie unter Sphärenmusik? V ALERIE Wenn einer knapp vor dem Tode ist, dann fängt die arme Seel bereits an, den Körper zu verlassen -- aber nur die halbe Seel -- und die fliegt dann schon hoch hinauf und immer höher -- und dort droben gibts eine sonderbare Melodie, das ist die Musik der Sphären -(Stille.) R ITTMEISTER Möglich. An und für sich --] Streichung in D2 nicht berücksichtigt; D2 höher, und dort
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SB Arcadia 1931, S. 108
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(Jetzt spielt die R EALSCHUELERIN im zweiten Stock einen Walzer von Johann Strauss) V ALERIE Können Sie schweigen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Natürlich! V ALERIE Ehrenwort? R ITTMEISTER Na wenn ich als alter Offizier nicht schweigen könnt! Denkens doch nurmal an all die militärischen Geheimnisse, die ich weiss! (Pause.) V ALERIE Herr Rittmeister. Sie war bei mir. R ITTMEISTER Wer? V ALERIE Die Mariann. Ja, die Mariann. Sie hat mich aufgesucht. Vier Wochen ist sie jetzt 얍 gesessen in ihrer Untersuchungshaft, und jetzt hat sie nichts zum Beissen -nur ihren Stolz, den hat sie noch gehabt! Aber den hab ich ihr gründlich ausgetrieben, kann ich nur sagen! Gründlich! Verlassen Sie sich nur auf mich, Herr Rittmeister, ich werd sie schon mit ihrem Papa aussöhnen, wir Frauen verstehen das besser, als wie die Herren der Schöpfung! Sie haben ja das im Maxim viel zu direkt versucht -- mein Gott, hab ich mich damals erschrocken! R ITTMEISTER Ende gut, alles gut! E RICH (kommt rasch von rechts -- er will in die Puppenklinik, erblickt aber den R ITTMEISTER und fixiert ihn -- und die R EALSCHUELERIN bricht den Walzer ab, mitten im Takt) R ITTMEISTER (betrachtet E RICH geringschätzig -- grüsst dann höflich V ALERIE und ab, knapp an E RICH vorbei) E RICH (sieht ihm finster nach und betrachtet dann V ALERIE ) V ALERIE (will ab in ihre Tabak-Trafik) E RICH Halt! Verzeihen, Gnädigste! Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass wir uns jetzt wahrscheinlich das letztemal sehen -V ALERIE Hoffentlich! E RICH Ich fahre nämlich morgen früh -- für immer. V ALERIE Glückliche Reise! E RICH Danke! (Er grüsst wieder korrekt und will ab in die Puppenklinik) V ALERIE (plötzlich) Halt! E RICH Zu Befehl! (Stille.) V ALERIE Wir wollen uns nicht so Adieu sagen -- 얍 Komm, geben wir uns die Hand -trennen wir uns als gute Kameraden -E RICH Gut. (Er gibt ihr die Hand; zieht dann ein Notizbuch aus der Tasche und blättert darin) Hier steht es genau notiert: Soll und Haben -- jede Zigarette. V ALERIE (freundlich) Ich brauch Deine Zigaretten nicht -E RICH Ehrensache! V ALERIE (nimmt seine Hand, in der er das Notizbuch hält und streichelt sie) Du bist halt kein Psychologe, Erich -- (Sie nickt ihm freundlich zu und langsam ab in die Tabak-Trafik -- und jetzt spielt die R EALSCHUELERIN wieder) B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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R EALSCHUELERIN N ] NaN ] BnurmalN ] Bbesser,N ] BhältN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 109
D2 Realschülerin D2 Na, D2 nur mal D2 besser D2 hält,
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SB Arcadia 1931, S. 110
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
E RICH (sieht ihr nach; ist nun allein) Altes fünfzigjähriges Stück Scheisse -- (ab in die Puppenklinik) O SKAR (kommt mit A LFRED aus seiner Fleischhauerei) Also auf alle Fäll dank ich Ihnen herzlichst, dass Sie mich besucht haben -- und, dass wir uns so gut vertragen in puncto Mariann. A LFRED Es bleibt dabei: Ich lass ab von ihr -- für ewig. (er erblickt den Zettel auf der Puppenkliniksauslage) Was? „Ausverkauf“? O SKAR (lächelt) Auch das, lieber Herr -- Es wird sich hier bald ausgezaubert haben, das heisst: falls er sich nicht wieder mit unserer Mariann versöhnt, denn so solo schaffts der Alte nichtmehr -A LFRED Wie traurig das alles ist! Glaubens mir nur, ich bin an dieser ganzen Geschicht eigentlich unschuldig -얍 O SKAR Das ist halt die grosse Liebe gewesen. A LFRED Oh, nein! Dazu hab ich schon gar kein Talent -- Ich war nur zu weich. Ich kann halt nicht nein-sagen , und dann wird so eine Liaison automatisch immer ärger. Ich wollt nämlich seinerzeit Ihre Verlobung wirklich nicht auseinanderbringen -- aber die liebe Mariann bestand auf dem alles-oder-nichts Standpunkt . Verstehens mich? O SKAR Leicht! Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive -- wenn man da näher hineinleuchtet … A LFRED Abgründe tun sich auf. O SKAR Und sehens, deshalb war ich Ihnen persönlich eigentlich nie so recht bös -Ihnen hab ich nie etwas Böses gewünscht -- während die Mariann -- (er lächelt) Ja, die hat bitter büssen müssen, das arme Hascherl -- für die grosse Leidenschaft ihres Lebens -A LFRED Nein, soviel Leut ins Unglück zu stürzen --! Wirklich: wir Männer müssten mehr zusammenhalten. O SKAR Wir sind halt zu naiv. A LFRED Allerdings. (Jetzt bricht die R EALSCHUELERIN wieder ab.) A LFRED Herr Oskar. Ich weiss garnicht , wie ich Ihnen danken soll, dass Sie es übernommen haben, mich mit der Frau Valerie wieder auszusöhnen -얍 O SKAR (unterbricht ihn) Pst! B
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und,N ] nichtmehrN ] B N]
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D2 und D2 nicht mehr
Oh,N ] TalentN ] Bnein-sagenN ] Balles-oder-nichts StandpunktN ] BLeicht!N ] Bhineinleuchtet …N ] Bstürzen --!N ] BgarnichtN ]
[heut begreif ich mich garnicht, ich hab es doch so gut gehabt früher, ohne Kummer 얍 und ohne Sorgen -- und dann lasst man sich in so ein unüberlegtes Abenteuer hineintreiben -- es geschieht mir schonganz recht, weiss der Teufel, was in mich gefahren ist!] Streichung in D2 nicht berücksichtigt; D2 gar nicht D2 schon ganz D2 O D2 Talent. D2 nein sagen D2 Alles-oder-nichts-Standpunkt D2 Leicht. D2 hineinleuchtet – D2 stürzen! D2 gar nicht
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SB Arcadia 1931, S. 111
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SB Arcadia 1931, S. 112
SB Arcadia 1931, S. 111
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
Z AUBERKOENIG (begleitet E RICH aus der Puppenklinik -- BEIDE bemerken weder A LFRED noch O SKAR, die sich in die Türe der Fleischhauerei zurückgezogen haben) Also nochmals gute Reise, Erich! Bleib gesund und komm gut nach Dessau! E RICH Nach Kassel, Onkel! Z AUBERKOENIG Kassel und Dessau -- das werd ich nimmer lernen! Und vergiss unsere Wienerstadt nicht und Deinen armen alten Onkel! E RICH (schlägt nochmals die Hacken zusammen, verbeugt sich straff und ab, ohne sich umzusehen) Z AUBERKOENIG (sieht ihm gerührt nach -- erblickt dann V ALERIE , die, als sie E RICHS S TIMME gehört hatte, wieder in ihrer Türe erschien und horchte) Ein Prachtkerl, was? (Nun spielt die R EALSCHUELERIN wieder) V ALERIE (nickt langsam ja) Z AUBERKOENIG (holt sich aus dem Ständer vor der Tabak-Trafik eine Zeitung und durchblättert sie) Jaja , Europa muss sich schon einigen, denn beim nächsten Krieg gehen wir alle zugrund -- aber was sich da nur die Tschechen wieder herausnehmen! Ich sag Dir heut: morgen gibts wieder einen Krieg! Und den muss es auch geben! Krieg wirds immer geben! V ALERIE (ist immer noch anderswo) Das schon. Aber das wär halt das Ende unserer Kultur. Z AUBERKOENIG Kultur oder nicht Kultur -- Krieg ist ein Naturgesetz! Akkurat wie die liebe Konkurrenz im geschäftlichen 얍 Leben! Ich für meine Person bin ja konkurrenzlos, weil ich ein Spezialgeschäft bin. Trotzdem geh ich zugrund. Ich kanns halt allein nichtmehr schaffen, mich macht schon jeder Käufer nervös -- Früher, da hab ich eine Frau gehabt, und wie die angefangen hat zu kränkeln, da ist die Mariann schon so gross gewesen -V ALERIE Wie gross? Z AUBERKOENIG So gross! (Pause.) V ALERIE Wenn ich Grosspapa wär -Z AUBERKOENIG (unterbricht sie) Ich bin aber kein Grosspapa, bitt ich mir aus! (Er fasst sich ans Herz und der Walzer bricht ab) Reg mich doch nicht auf! Au, mein Herz -(Stille.) V ALERIE Tuts weh? Z AUBERKOENIG Bestialisch -- -- Du weisst, was der Medizinalrat gesagt hat -- mich könnt so ein Schlagerl treffen, wie nix -B
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TüreN ] nochmalsN ] BTüreN ] BJajaN ] BwasN ]
[kann man sich denn alles bieten lassen?!] [W]|w|as Streichung und Ersetzung in
nichtmehrN ] BHerzN ] BBestialisch -- --N ] Btreffen,N ]
D2 nicht berücksichtigt D2 nicht mehr D2 Herz, D2 Bestialisch – D2 treffen
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D2 Tür D2 nochmals, D2 Tür D2 Ja ja
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SB Arcadia 1931, S. 113
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
V ALERIE Ich kenn das von meinem Seligen her -- -- Stichts? Z AUBERKOENIG Es sticht -- es sticht -(Stille.) V ALERIE Leopold. Der liebe Gott hat Dir einen Fingerzeig gegeben -- dass Du nämlich noch unter uns bist -- Still! Reg Dich nur nicht auf, reg Dich nicht auf -- sonst kommt der Schlaganfall, der Schlaganfall, und dann -- und dann -- -- versöhn Dich doch lieber, Du alter Trottel -- versöhn Dich und Du wirst auch Dein Geschäft wieder weiterführen können, es wird alles wieder besser, besser, besser! (Stille.) 얍 Z AUBERKOENIG Meinst Du? V ALERIE Schau, die Mariann -- das ist doch kein böser Mensch, das ist doch nur ein dummes Weiberl -- ein ganz ein armes dummes Weiberl -Z AUBERKOENIG Dumm ist sie schon. Saudumm! V ALERIE Und die hat sich eingebildet, die Welt nach ihrem Bild umzuformen -- aber die Welt folgt halt doch nur dem Verstand, gelt Grosspapa? Z AUBERKOENIG Grosspapa? V ALERIE Ja. (Stille. -- Dann spielt wieder die R EALSCHUELERIN .) Z AUBERKOENIG (lässt sie langsam stehen und wendet sich seiner Puppenklinik zu -hält vor der Auslage und betrachtet den Ausverkaufszettel; dann nickt er V ALERIE freundlich zu, reisst den Zettel ab und verschwindet in seiner Puppenklinik) V ALERIE (grinst befriedigt und steckt sich eine Zigarette an) O SKAR Frau Valerie! Jetzt hätt ich für Sie eine Ueberraschung ! V ALERIE Was für eine Ueberraschung ? O SKAR Es möcht sich jemand mit Ihnen versöhnen -V ALERIE Wer? Erich? O SKAR Nein. V ALERIE Sondern? O SKAR Dort -V ALERIE (nähert sich der Fleischhauerei und erblickt A LFRED ) A LFRED (grüsst) (Pause.) V ALERIE Ach! (Jetzt ist es wieder aus mit der Musik) A LFRED Du ahnst es ja nicht, was mich diese 얍 Reue für innere Kämpfe gekostet hat, dieser Gang nach Canossa -- Ich hab ja schon vor mir selbst gar kein Schamgefühl mehr, weil ich weiss, dass ich Dir unrecht getan hab. V ALERIE Mir? A LFRED Ja. V ALERIE Wann denn? B
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her -- --N ] dann -- -- versöhnN ] BDichN ] BgeltN ] BUeberraschungN ] BUeberraschungN ] Bversöhnen --N ] BunrechtN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 114
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D2 her – D2 dann – Versöhn D2 dich, D2 gelt, D2 Überraschung D2 Überraschung D2 versöhnen. D2 Unrecht
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SB Arcadia 1931, S. 115
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED (ist perplex) V ALERIE Mir hast Du nichts Schlechtes getan. A LFRED (ist noch perplexer; er lächelt verlegen) Na ich hab Dich doch immerhin verlassen -V ALERIE Du mich? Ich Dich! Und ausserdem war das auch nichts Schlechtes, sondern nur etwas sehr Gutes, merk Dir das, Du eitler Aff! A LFRED Wir sind als gute Kameraden auseinander, verstanden? V ALERIE Wir zwei sind getrennte Leut, verstanden?! Weil ich mit einem ausgemachten Halunken in der Zukunft nichtsmehr zu tun haben möcht! (Stille.) A LFRED Wieso denn ein ausgemachter? Du hast doch grad selber gesagt, dass ich Dir nichts getan hab! V ALERIE Mir nichts! Aber der Mariann! Und Deinem Kind? (Stille.) A LFRED Die Mariann hat immer gesagt, ich könnt hypnotisieren. -- (er schreit sie an) Was kann ich denn dafür, dass ich auf die Frauen so stark wirk?! V ALERIE Schrei mich nicht an! O SKAR Meiner Meinung nach, war der Herr Alfred relativ gut zur Mariann -V ALERIE Wenn Ihr Mannsbilder nur wieder zu-얍sammenhelft! Oh, ich hab aber auch noch mein weibliches Solidaritätsgefühl! (zu A LFRED ) So klein möcht ich Dich sehen, so klein! (Stille.) A LFRED Ich bin eine geschlagene Armee. Das musst Du mir nicht zweimal sagen, dass ich ein schlechter Mensch bin, das weiss ich, weil ich halt zuguterletzt ein schwacher Mensch bin. Ich brauch immer jemand, für den ich sorgen kann und muss, sonst verkomm ich sofort. Für die Mariann konnt ich aber nicht sorgen, das war mein spezielles Pech -- Ja, wenn ich noch einiges Kapital gehabt hätt, dann hätt ich ja wieder auf die Rennplätz hinauskönnen, trotzdem dass sie es nicht hat haben wollen -V ALERIE Sie hat es nicht haben wollen? A LFRED Aus moralischen Gründen. V ALERIE Das war aber dumm von ihr, wo das doch Dein eigenstes Gebiet ist. A LFRED Siehst Du! Und an diesem Lebensauffassungsunterschied zerschellte auch schliesslich unser Verhältnis. Ganz von allein. V ALERIE Lüg nicht. (Stille.) A LFRED Valerie. Ich hab eine Hautcrème vertreten, Füllfederhalter und orientalische Teppich -- es ist mir alles danebengelungen und nun steck ich in einer direkt schweinischen Situation. Du hast doch früher auch für eine jede Schweinerei Verständnis gehabt -V ALERIE (unterbricht ihn) Wie wars denn in Frankreich? A LFRED Relativ genau wie hier. 얍 V ALERIE Und wie sind denn die Französinnen? B
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NaN ] nichtsmehrN ] Bnach,N ] BIhrN ] BHautcrèmeN ] BdanebengelungenN ] B B
SB Arcadia 1931, S. 116
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D2 Na, D2 nichts mehr D2 nach D2 ihr korrigiert aus: Hautcrême D2 Hautcreme D2 danebengelungen,
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SB Arcadia 1931, S. 117
Endfassung in drei Teilen
5
K5/TS12 (Korrekturschicht)
A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. V ALERIE (lächelt) Du Lump. Was würdest Du denn tun, wenn ich Dir jetzt fünfzig Schilling leihen würd? (Stille.) A LFRED Fünfzig? V ALERIE Ja. A LFRED Ich würde natürlich sofort telegrafisch in Maisons-Laffitte Sieg und Platz -V ALERIE (unterbricht ihn) Und? Und? A LFRED Wieso? V ALERIE Und den Gewinn? (Stille.) A LFRED (lächelt hinterlistig) Den voraussichtlichen Gewinn würde ich morgen persönlich meinem Söhnchen überreichen -V ALERIE Werden sehen --! Werden sehen! M ARIANNE (kommt rasch und erschrickt) O SKAR Mariann! V ALERIE Na also! M ARIANNE (starrt einen nach dem anderen an -- will rasch wieder fort) V ALERIE Halt! Dageblieben! Jetzt werden wir mal den Schmutz da zusammenräumen -- jetzt kommt die grosse Stöberei! Jetzt wird versöhnt und basta! (Stille.) O SKAR Mariann. Ich verzeihe Dir gern alles, was Du mir angetan hast -- denn lieben bereitet mehr Glück als geliebt zu werden -- Wenn Du nämlich nur noch einen Funken Gefühl in Dir hast, so musst Du es jetzt spüren, dass ich Dich trotz Allem noch heut an den Altar führen tät, wenn Du nämlich noch frei wärst -- ich mein jetzt das Kind -(Stille.) 얍 M ARIANNE Was denkst Du da? O SKAR (lächelt) Es tut mir leid. M ARIANNE Was? O SKAR Das Kind -(Stille.) M ARIANNE So lass doch das Kind in Ruh -- Was hat Dir denn das Kind getan? Schau mich doch nicht so dumm an! V ALERIE Mariann! Hier wird jetzt versöhnt! M ARIANNE (deutet auf A LFRED ) Aber nicht mit dem! V ALERIE Auch mit dem! Alles oder nichts! Auch das ist doch nur ein Mensch! A LFRED Ich danke Dir. M ARIANNE Gestern hast Du noch gesagt, dass er ein gemeines Tier ist. V ALERIE Gestern war gestern und heut ist heut und ausserdem kümmer Dich um Deine Privatangelegenheiten. B
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Maisons-LaffitteN ] GlückN ] BwerdenN ] BAllemN ] BgesternN ] BheutN ] B B
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D2 Maisons-Lafitte D2 Glück, D2 werden. D2 allem D2 gestern, D2 heut,
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SB Arcadia 1931, S. 118
Endfassung in drei Teilen
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A LFRED Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt. O SKAR (zu M ARIANNE ) Denn so lang Du dies nicht hast Dieses Stirb und Werde! Bist Du noch ein trüber Gast Auf der dunklen Erde! M ARIANNE (grinst) Gott, seid Ihr gebildet -O SKAR Das sind doch nur Kalendersprüch! V ALERIE Sprüch oder nicht Sprüch! Auch das ist doch nur ein Mensch mit allen seinen angeborenen Fehlern und Lastern -- Du hast ihm auch keinen genügend starken inneren Halt gegeben! M ARIANNE Ich hab getan, was ich tun konnte! V ALERIE Du bist halt noch zu jung! (Stille.) A LFRED Zuguterletzt war ich ja auch kein Engel. 얍 V ALERIE Zuguterletzt ist bei einer solchen Liaison überhaupt nie jemand schuld -das ist doch zuguterletzt eine Frage der Planeten, wie man sich gegenseitig bestrahlt und so. M ARIANNE Mich hat man aber eingesperrt. (Stille.) M ARIANNE Sie haben mich sehr erniedrigt. O SKAR Die Polizei trägt allerdings keine Glacéhandschuhe. V ALERIE Waren es wenigstens weibliche Kriminalbeamte? M ARIANNE Teils. V ALERIE Na also! (Stille.) V ALERIE Mariannderl . Jetzt geh nur ruhig dort hinein -- (sie deutet auf die Puppenklinik) M ARIANNE Und? V ALERIE Geh nur -M ARIANNE Aber auf Deine Verantwortung -V ALERIE Auf meine Verantwortung -(Stille.) M ARIANNE (wendet sich langsam der Puppenklinik zu -- legt die Hand auf die Klinke und dreht sich dann nochmals V ALERIE , A LFRED und O SKAR zu) Ich möcht jetzt nur noch was sagen. Es ist mir nämlich zuguterletzt scheisswurscht -- und das, was ich da tu, tu ich nur wegen dem kleinen Leopold, der doch nichts dafür kann -(Sie öffnet die Türe und das Glockenspiel erklingt, als wäre nichts geschehen.) B
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
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StirbN ] Werde!N ] BdunklenN ] BIhrN ] BZuguterletztN ] BZuguterletztN ] BzuguterletztN ] BMariannderlN ] BkannN ] BTüreN ] B B
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D2 „Stirb D2 Werde!“,
[dunklen] korrigiert aus: ihr D2 ihr D2 Zu guter Letzt D2 Zu guter Letzt D2 zu guter Letzt
Mariann\derl/ D2 kann. D2 Tür,
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SB Arcadia 1931, S. 119
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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SB Arcadia 1931, S. 120
Draussen in der Wachau. B
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D IE G ROSSMUTTER Frieda! Hast Du ihr schon den Brief geschrieben? D IE M UTTER Nein. D IE G ROSSMUTTER Soll ich ihn vielleicht schreiben? (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Da wir die Adress des lieben Herrn Alfred nicht kennen, müssen wir es doch ihr schreiben -D IE M UTTER Ich schreib schon, ich schreib schon -- Sie werden uns noch Vorwürf machen, dass wir nicht aufgepasst haben -D IE G ROSSMUTTER Wir? Du! Du, willst Du wohl sagen! D IE M UTTER Was kann denn ich dafür?! D IE G ROSSMUTTER Wars vielleicht meine Idee, das Kind in Kost zu nehmen?! Nein, das war Deine Idee -- weil Du etwas kleines Liebes um Dich hast haben wollen, hast Du gesagt! Hast Du gesagt! Ich war immer dagegen. Mit sowas hat man nur Scherereien! D IE M UTTER Gut. Bin ich wieder schuld. Gut. Am End bin ich dann vielleicht auch daran schuld, dass sich der kleine Leopold erkältet hat -- und dass er jetzt im Himmel ist?! Herrgott, ist das alles entsetzlich! 얍 (Stille.) D IE G ROSSMUTTER Vielleicht ist es ihr garnicht so entsetzlich -- ich meine jetzt Deine Fräulein Mariann -- Man kennt ja diese Sorte Fräuleins -- vielleicht wird das Fräulein sogar zufrieden sein, dass sie es los hat -D IE M UTTER Mama! Bist Du daneben?! D IE G ROSSMUTTER Was fällt Dir ein, Du Mistvieh?!! D IE M UTTER Was fällt Dir ein, Du Ungeheuer?! Das Fräulein ist doch auch nur eine Mutter, genau wie Du!! D IE G ROSSMUTTER (kreischt) Vergleich mich nicht mit ihr! Ich hab mein Kind in Ehren geboren oder bist Du ein unehelicher Schlampen?! Wo kein Segen von oben dabei ist, das endet nicht gut und soll es auch nicht! Wo kämen wir denn da hin?! Jetzt wird hier aber endlich geschrieben -- und wenn Du zu feig dazu bist, dann diktier ich Dir! (sie erhebt sich) Setz Dich her! Hier hast Du Papier und Bleistift -ich habs schon vorbereitet. N
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IV.N ] Wachau.N ] BSonneN ] BschonN ] Bkleines LiebesN ] BHast f gesagt!N ] BsowasN ] BgarnichtN ] BMariannN ] BMistvieh?!!N ] BgeborenN ] B B
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D IE G ROSSMUTTER sitzt in der Sonne und DIE M UTTER schält Erdäpfel. Und der Kinderwagen ist nirgends zu sehen.
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D2 IV D2 Wachau D2 Sonne, D2 schon. D2 Kleines, Liebes fehlt in D2 D2 so was D2 gar nicht D2 Mariann. D2 Mistvieh?! D2 geboren,
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SB Arcadia 1931, S. 121
Endfassung in drei Teilen
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K5/TS12 (Korrekturschicht)
D IE M UTTER Ungeheuer -D IE G ROSSMUTTER Kusch! Setz Dich! Schreib! Freu Dich, dass ich Dir hilf! D IE M UTTER (setzt sich) D IE G ROSSMUTTER (geht gebeugt auf und ab und diktiert) Wertes Fräulein! -jawohl : Fräulein! -- Leider müssen wir Ihnen eine für Sie recht traurige Mitteilung machen. Gott der Allmächtige hat es mit seinem unerforschlichen Willen so gewollt, dass Sie, wertes Fräulein, kein Kind mehr haben sollen. Das Kind hat sich nur etwas erkältet, und dann ist es sehr schnell dahingegangen -- Punkt. Aber trösten Sie 얍 sich, Gott der Allmächtige liebt die unschuldigen Kinder. Punkt. Neuer Absatz. M ARIANNE (kommt mit Z AUBERKOENIG , V ALERIE , O SKAR und A LFRED , denen sie etwas vorausgeeilt ist) Guten Tag, liebe Frau Zentner! Küssdiehand , Grossmutter! Jetzt war ich aber lang nichtmehr da, ich bin ja nur froh, dass ich Euch wiederseh -- Das ist mein Vater! Z AUBERKOENIG (grüsst) D IE M UTTER (erblickt A LFRED ) Alfred! M ARIANNE (wird es plötzlich unheimlich) Was habt ihr denn --? D IE G ROSSMUTTER (reicht ihr den Brief) M ARIANNE (nimmt ihr mechanisch den Brief ab und sieht sich scheu um; bange) Wo ist er denn -- wo ist er denn --? D IE G ROSSMUTTER Lesen, bitte. Lesen -M ARIANNE (liest den Brief) Z AUBERKOENIG Na wo ist er denn, der kleine Leopold? (Er hält ein Kinderspielzeug in der Hand, an dem Glöckchen befestigt sind und läutet damit) Der Opapa ist da! Der Opapa! M ARIANNE (lässt den Brief fallen) (Stille.) Z AUBERKOENIG (plötzlich ängstlich) Mariann! Ist denn was passiert? V ALERIE (hat den Brief aufgehoben und gelesen; jetzt schreit sie) Maria! Tot ist er! Hin ist er, der kleine Leopold! A LFRED Tot?! V ALERIE Tot! (sie schluchzt) A LFRED (schliesst sie automatisch in seine Arme) Z AUBERKOENIG (wankt -- lässt das Kinderspielzeug fallen und hält die Hand vors Gesicht) 얍 (Stille.) D IE G ROSSMUTTER (hebt neugierig das Kinderspielzeug auf und läutet damit) M ARIANNE (beobachtet sie -- stürzt sich plötzlich lautlos auf sie und will sie mit der Zither, die auf dem Tischchen liegt, erschlagen) O SKAR (drückt ihr die Kehle zu) M ARIANNE (röchelt und lässt die Zither fallen) (Stille.) B
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jawohlN ] KüssdiehandN ] BnichtmehrN ] BEuchN ] BNaN ] Bsind N ] B B
SB Arcadia 1931, S. 122
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D2 Jawohl D2 Küß die Hand D2 nicht mehr korrigiert aus: euch D2 Na, D2 sind,
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SB Arcadia 1931, S. 123
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
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D IE G ROSSMUTTER (hebt die Zither auf, leise) Du Luder. Du Bestie. Du Zuchthäuslerin -- Mich? Mich möchst Du erschlagen, mich? D IE M UTTER (schreit DIE G ROSSMUTTER plötzlich an) Jetzt schau aber, dass Du ins Haus kommst! Marsch! Marsch! D IE G ROSSMUTTER (geht langsam auf DIE M UTTER zu) Dir tät es ja schon lange passen, wenn ich schon unter der Erden wär -- nicht? Aber ich geh halt noch nicht, ich geh noch nicht -- Da! (Sie gibt DER M UTTER eine Ohrfeige) Verfaulen sollt ihr alle, die ihr mir den Tod wünscht! (Ab mit ihrer Zither in das Häuschen) (Stille.) D IE M UTTER (schluchzt) Na, das sollst Du mir büssen -- (ihr nach) Z AUBERKOENIG (nimmt langsam die Hand vom Gesicht) Der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall -- nein, nein, nein, lieber Gott, lass mich noch da, lieber Gott -- (er bekreuzigt sich) Vater unser, der Du bist im Himmel -- gross bist Du und gerecht -- nichtwahr , Du bist gerecht? Lass mich noch, lass mich 얍 noch -- -Oh, Du bist gerecht, oh, Du bist gerecht! (Er richtet sich seine Krawatte und geht langsam ab.) V ALERIE (zu A LFRED ) Wie gross war er denn schon, der kleine Leopold? A LFRED So gross -V ALERIE Meine innigste Kondolation. A LFRED Danke. (Er zieht Geldscheine aus seiner Hosentasche) Da. Jetzt hab ich gestern noch telegrafisch gesetzt und hab in Maisons-Laffitte gewonnen -- und heut wollt ich meinem Sohne vierundachtzig Schilling bringen -V ALERIE Wir werden ihm einen schönen Grabstein setzen. Vielleicht ein betendes Englein. A LFRED Ich bin sehr traurig. Wirklich. Ich hab jetzt grad so gedacht -- so ohne Kinder hört man eigentlich auf. Man setzt sich nicht fort und stirbt aus. Schad! (langsam ab mit V ALERIE ) M ARIANNE Ich hab mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat -- Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nichtmehr da -- -- Er hat mir überhaupt nichts gesagt -- Er hat mich überraschen wollen -- Pfui! O SKAR Marianne! Hadere nie mit Gott! M ARIANNE Pfui! Pfui! (sie spuckt aus) (Stille.) O SKAR Mariann. Gott weiss, was er tut, glaub mir das. M ARIANNE Kind! Wo bist Du denn jetzt? Wo? O SKAR Im Paradies. M ARIANNE So quäl mich doch nicht -B
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ZuchthäuslerinN ] ] BschonN ] BDER N ] BnichtwahrN ] BvorhatN ] Bnichtmehr da -- --N ] BgesagtN ] BwollenN ] B
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D2 Zuchthäuslerin. D2 die fehlt in D2 D2 der D2 nicht wahr D2 vorhat. D2 nicht mehr da – D2 gesagt. D2 wollen.
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SB Arcadia 1931, S. 124
Endfassung in drei Teilen
K5/TS12 (Korrekturschicht)
O SKAR Ich bin doch kein Sadist! Ich möcht Dich doch nur trösten -- Dein Leben liegt doch noch vor Dir. Du stehst doch erst am An-얍fang -- Gott gibt und Gott nimmt -M ARIANNE Mir hat er nur genommen, nur genommen -O SKAR Gott ist die Liebe, Mariann -- und wen Er liebt, den schlägt Er -M ARIANNE (lacht) (Nun spielt DIE G ROSSMUTTER auf ihrer Zither drinnen im Häuschen die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss) M ARIANNE (verstummt) O SKAR Mariann. Ich hab Dir mal gesagt, dass ich es Dir nie wünsch, dass Du das durchmachen sollst, was Du mir angetan hast -- und trotzdem hat Dir Gott Menschen gelassen -- die Dich trotzdem lieben -- -- und jetzt, nachdem sich alles so eingerenkt hat -- -- Ich hab Dir mal gesagt, Mariann, Du wirst meiner Liebe nicht entgehn -M ARIANNE Ich kann nichtmehr . Jetzt kann ich nichtmehr -O SKAR Dann komm -- (er stützt sie, gibt ihr einen Kuss auf den Mund und langsam ab mit ihr -- und in der Luft ist ein Klingen und Singen als spielte ein himmlisches Streichorchester die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.) B
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Ende des dritten und letzten Teiles.
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tröstenN ] AnfangN ] BnimmtN ] BErN ] BErN ] B(lacht)N ] B B
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M ARIANNE (verstummt)N ] lieben -- --N ] Bhat -- --N ] BnichtmehrN ] BnichtmehrN ] BMund N ] BSingenN ] B B
D2 trösten. D2 Anfang. D2 nimmt. D2 er D2 er
[Mich prügelt er wie einen Hund! O SKAR Auch das! Wenn es nämlich sein muss.] |(lacht)| Streichung und Ersetzung fehlen in D2 D2 die \M ARIANNE (verstummt)/ fehlt in D2 D2 lieben – D2 hat. – D2 nicht mehr D2 nicht mehr D2 Mund, D2 Singen,
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SB Arcadia 1931, S. 125
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Geschichten aus dem Wiener Wald (Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert)
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Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert
Lesetext
Geschichten aus dem Wiener Wald Volksstück in sieben Bildern
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P e r s o n e n: Z AUBERKÖNIG M ARIANNE O SKAR M ATHILDE A LFRED D ER R ITTMEISTER E RICH H AVLITSCHEK E INE GNÄDIGE F RAU E RSTE T ANTE Z WEITE T ANTE I DA E IN C RÉTIN B EICHTVATER E MMA D ER M ISTER D ER C ONFÉRENCIER D IE G ROSSMUTTER D IE M UTTER D IE T OCHTER E RWACHSENE UND K INDER. Das Stück spielt in unseren Tagen, und zwar in Wien und im Wiener Wald.
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Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.
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Erstes Bild Stille Straße im achten Bezirk. Von links nach rechts: O SKARS gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum Zauberkönig“ – mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen, Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe. Über der Puppenklinik befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Z AUBERKÖNIGS gehört.
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Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert
Lesetext
O SKAR (mit weißer Schürze; er steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser; ab und zu lauscht er, denn im zweiten Stock spielt jemand auf einem ausgeleierten Klavier die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.) 5
I DA (ein elfjähriges herziges mageres Mäderl, verläßt mit ihrer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage.) 10
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H AVLITSCHEK (der Gehilfe O SKARS , ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Türe der Fleischhauerei; er frißt eine kleine Wurst und ist wütend.) Dummes Luder, dummes – O SKAR Wer? H AVLITSCHEK (deutet mit seinem langen Messer auf I DA .) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, daß meine Blutwurst nachgelassen hat – Meiner Seel, am liebsten tät ich so was abstechen, und wenn es dann auch mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müßt, wie die gestrige Sau, dann tät mich das nur freuen! O SKAR (lächelt.) Wirklich? I DA (fühlt O SKARS Blick – Es wird ihr unheimlich; plötzlich rennt sie nach rechts ab.) H AVLITSCHEK (lacht.) R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüßt er O SKAR .) O SKAR UND H AVLITSCHEK (verbeugen sich – und der Walzer ist aus.) R ITTMEISTER Also das muß ich schon sagen: die gestrige Blutwurst – Kompliment! First class! O SKAR Zart, nicht? R ITTMEISTER Ein Gedicht! O SKAR Hast du gehört, Havlitschek? R ITTMEISTER Ist er derjenige welcher? H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Alle Achtung! H AVLITSCHEK Herr Rittmeister sind halt ein Kenner. Ein Weltmann. R ITTMEISTER (zu O SKAR ) Ich bin seinerzeit viel in unserer alten Monarchie herumtransferiert worden, aber ich muß schon sagen: Niveau. Niveau! O SKAR Ist alles nur Tradition, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Wenn ihr armes Mutterl selig noch unter uns weilen würde, die hätt eine Freud an ihrem Sohn. O SKAR (lächelt geschmeichelt.) Es hat halt nicht sollen sein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Wir müssen alle mal fort. O SKAR Heut vor einem Jahr ist sie fort. R ITTMEISTER Wer? O SKAR Meine Mama, Herr Rittmeister. Nach dem Essen um halb drei – da hatte sie unser Herrgott erlöst. (Stille) R ITTMEISTER Ist denn das schon ein Jahr her? (Stille)
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Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert
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O SKAR Entschuldigens mich bitte, Herr Rittmeister, aber ich muß mich jetzt noch in Gala werfen – für die Totenmeß. (ab) R ITTMEISTER (reagiert nicht: ist anderswo.) (Stille) R ITTMEISTER Wieder ein Jahr – bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab, und nach vierzig im Galopp – (Stille) H AVLITSCHEK (frißt nun wieder.) Das ist ein schönes Erdbegräbnis gewesen von der alten gnädigen Frau. R ITTMEISTER Ja, es war sehr gelungen – (Er läßt ihn stehen und nähert sich der Tabak-Trafik, hält einen Augenblick vor dem Skelett in der Puppenklinik; jetzt spielt wieder jemand im zweiten Stock, und zwar den Walzer „Über den Wellen“.) H AVLITSCHEK (sieht dem R ITTMEISTER nach, spuckt die Wursthaut aus und zieht sich zurück in die Fleischhauerei.) M ATHILDE (eine hergerichtete Fünfzigerin, erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüßt.) M ATHILDE (dankt.) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? M ATHILDE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür.) R ITTMEISTER Küß die Hand! (Er vertieft sich in die Ziehungsliste; plötzlich bricht der Walzer ab, mitten im Takt.) M ATHILDE (schadenfroh) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? Das große Los? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste wieder zurück.) Ich hab überhaupt noch nie was gewonnen, liebe Frau Mathild. Weiß der Teufel, warum ich spiel! Höchstens, daß ich meinen Einsatz herausbekommen hab. M ATHILDE Das ist das Glück in der Liebe. R ITTMEISTER Gewesen, gewesen! M ATHILDE Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITTMEISTER Das hat nicht viel zu sagen – wenn man nämlich ein wählerischer Mensch ist. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Charaktereigenschaft. Wenn der Krieg nur vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. M ATHILDE Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt. R ITTMEISTER Menschlichem Ermessen nach – M ATHILDE Sicher. (ab in ihre Tabak-Trafik) M ARIANNE (begleitet eine GNÄDIGE F RAU aus der Puppenklinik – jedes Mal, wenn diese Ladentüre geöffnet wird, ertönt statt eines Klingelzeichens ein Glockenspiel.) R ITTMEISTER (blättert nun in einer Zeitung und horcht.) DIE GNÄDIGE F RAU Also ich kann mich auf Sie verlassen? M ARIANNE Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk – gnädige Frau bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich! DIE GNÄDIGE F RAU Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende – auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie – und daß ich sie nur übermorgen früh im Haus hab,
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sonst weint der Bubi. Er hat nämlich am Freitag Geburtstag, und er möcht doch schon so lang Sanitäter spielen – M ARIANNE Garantiert und pünktlich, gnädige Frau! Vielen Dank, gnädige Frau! DIE GNÄDIGE F RAU Also Adieu! (ab nach links) 5
Z AUBERKÖNIG (erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist du da? M ARIANNE Papa? Z AUBERKÖNIG Wo stecken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE Die rosa oder die beige? Z AUBERKÖNIG Ich hab doch nur mehr die rosa! M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBERKÖNIG Links oben rechts hinten. Difficile est, satiram non scribere. (ab) R ITTMEISTER (zu Marianne) Immer fleißig, Fräulein Marianne! Immer fleißig! M ARIANNE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Im Gegenteil. Apropos: Wann darf man denn gratulieren? M ARIANNE Zu was denn? R ITTMEISTER Na zur Verlobung. DER
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Z AUBERKÖNIG (erscheint wieder auf dem Balkon.) Marianne! R ITTMEISTER Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: Wo stecken meine Sockenhalter? M ARIANNE Wo sie immer stecken. Z AUBERKÖNIG Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stekken, dort stecken sie nicht. M ARIANNE Dann stecken sie in der Kommod. Z AUBERKÖNIG Nein. M ARIANNE Dann im Nachtkastl. Z AUBERKÖNIG Nein. M ARIANNE Dann bei deinen Unterhosen. Z AUBERKÖNIG Nein! M ARIANNE Dann weiß ich es nicht. Z AUBERKÖNIG Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: Wo stecken meine Sockenhalter? M ARIANNE Ich kann doch nicht zaubern! Z AUBERKÖNIG (brüllt sie an.) Und ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf in die Totenmeß! Weil du meine Garderob verschlampst! Jetzt komm aber nur rauf, und such du! Aber avanti, avanti! M ARIANNE (ab in die Puppenklinik – und jetzt wird der Walzer „Über den Wellen“ wieder weitergespielt.) Z AUBERKÖNIG (lauscht.) R ITTMEISTER Wer spielt denn da? Z AUBERKÖNIG Das ist eine Realschülerin im zweiten Stock – Ein talentiertes Kind ist das. R ITTMEISTER Ein musikalisches.
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Z AUBERKÖNIG Ein frühentwickeltes – (Er summt mit, riecht an den Blumen und genießt ihren Duft.) R ITTMEISTER Es wird Frühling, Herr Zauberkönig. Z AUBERKÖNIG Endlich! Selbst das Wetter ist verrückt geworden! R ITTMEISTER Das sind wir alle. Z AUBERKÖNIG Ich nicht. (Pause) Z AUBERKÖNIG Elend sind wir dran, Herr Rittmeister, elend. Nicht einmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt –
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O SKAR (kommt aus seiner Fleischhauerei; in schwarz und mit Zylinder; er zieht sich soeben schwarze Glacéhandschuhe an.) Z AUBERKÖNIG Ich bin gleich fertig, Oskar! Die liebe Mariann hat nur wieder mal meine Sockenhalter verhext! R ITTMEISTER Herr Zauberkönig! Dürft ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich auch Strumpfbänder, neuerdings – Z AUBERKÖNIG Zu gütig! Küß die Hand! Aber Ordnung muß sein! Die liebe Mariann wird sie schon wieder herhexen! R ITTMEISTER Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. O SKAR (lüftet den Zylinder und verbeugt sich leicht.) Z AUBERKÖNIG Wenns Gott mir vergönnt, ja. R ITTMEISTER Mein Kompliment, die Herren! (ab – und nun ist der Walzer aus.) M ARIANNE (erscheint auf dem Balkon mit den rosa Sockenhaltern.) Hier hab ich jetzt deine Sockenhalter. Z AUBERKÖNIG Na also! M ARIANNE Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen – und ich hab jetzt das ganze schmutzige Zeug durchwühlen müssen. Z AUBERKÖNIG Na so was! (Er lächelt väterlich und kneift sie in die Wange.) Brav, brav. Unten steht der Oskar. (ab) O SKAR Marianne! Marianne! M ARIANNE Ja? O SKAR Willst du denn nicht herunterkommen? M ARIANNE Das muß ich sowieso. (ab)
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H AVLITSCHEK (erscheint in der Tür der Fleischhauerei; wieder fressend) Herr Oskar. Was ich noch hab sagen wollen – geh bittschön, betens auch in meinem Namen ein Vaterunser für die arme gnädige Frau Mutter selig. O SKAR Gern, Havlitschek. H AVLITSCHEK Ich sage dankschön, Herr Oskar. (ab) M ARIANNE (tritt aus der Puppenklinik.) O SKAR Ich bin so glücklich, Mariann. Bald ist das Jahr der Trauer ganz vorbei, und morgen leg ich meinen Flor ab. Und am Sonntag ist offizielle Verlobung und Weihnachten Hochzeit – Ein Bussi, Mariann, ein Vormittagsbussi – M ARIANNE (gibt ihm einen Kuß, fährt aber plötzlich zurück.) Au! Du sollst nicht immer beißen! O SKAR Hab ich denn jetzt? M ARIANNE Weißt du denn das nicht?
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O SKAR Also ich hätt jetzt geschworen – M ARIANNE Daß du mir immer weh tun mußt. (Stille) O SKAR Böse? (Stille) O SKAR Na? M ARIANNE Manchmal glaub ich schon, daß du es dir herbeisehnst, daß ich ein böser Mensch sein soll – O SKAR Marianne! Du weißt, daß ich ein religiöser Mensch bin und daß ich es ernst nehme mit den christlichen Grundsätzen! M ARIANNE Glaubst du vielleicht, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich weiß, daß du mich verachtest. M ARIANNE Was fällt dir ein, du Idiot! (Stille) O SKAR Du liebst mich also nicht? M ARIANNE Was ist Liebe? (Stille) O SKAR Was denkst du jetzt? M ARIANNE Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es du. Du sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte – O SKAR Jetzt möcht ich in deinen Kopf hineinsehen können, ich möcht dir mal die Hirnschale herunter und nachkontrollieren, was du da drinnen denkst – M ARIANNE Aber das kannst du nicht. O SKAR Man ist und bleibt allein. (Stille) O SKAR (holt aus seiner Tasche eine Bonbonnière hervor.) Darf ich dir diese Bonbons, ich hab sie jetzt ganz vergessen, die im Goldpapier sind mit Likör – M ARIANNE (steckt sich mechanisch ein großes Bonbon in den Mund.) Z AUBERKÖNIG (tritt rasch aus der Puppenklinik; auch in schwarz und mit Zylinder) Also da sind wir. Was hast du da? Schon wieder Bonbons? Aufmerksam, sehr aufmerksam! (Er kostet.) Ananas! Prima! Na was sagst du zu deinem Bräutigam? Zufrieden? M ARIANNE (rasch ab in die Puppenklinik) Z AUBERKÖNIG (verdutzt) Was hat sie denn? O SKAR Launen. Z AUBERKÖNIG Übermut! Es geht ihr zu gut! O SKAR Komm, wir haben keine Zeit, Papa – die Messe – Z AUBERKÖNIG Aber eine solche Benehmität! Ich glaub gar, daß du sie mir verwöhnst – also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum? Nicht weil meine Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm war, Gott hab sie selig! Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave Caesar, morituri te salutant! (ab mit O SKAR ) (Jetzt spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock den Walzer „In lauschiger Nacht“ von Ziehrer.)
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M ARIANNE (erscheint nun in der Auslage und arrangiert – Sie bemüht sich besonders um das Skelett.) A LFRED (kommt von links, erblickt M ARIANNE von hinten, hält und betrachtet sie.) M ARIANNE (dreht sich um – erblickt A LFRED und ist fast fasziniert.) A LFRED (lächelt.) M ARIANNE (lächelt auch.) A LFRED (grüßt charmant.) M ARIANNE (dankt.) A LFRED (nähert sich der Auslage.)
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M ATHILDE (steht nun in der Tür ihrer Tabak-Trafik und beachtet A LFRED .) A LFRED (trommelt an die Fensterscheibe.) M ARIANNE (sieht ihn plötzlich erschrocken an; läßt rasch den Sonnenvorhang hinter der Fensterscheibe herab – und der Walzer bricht wieder ab, mitten im Takt.) A LFRED (erblickt M ATHILDE .) (Stille) M ATHILDE Wohin? A LFRED Zu dir, Liebling. M ATHILDE Was hat man denn in der Puppenklinik verloren? A LFRED Ich wollte dir ein Pupperl kaufen. M ATHILDE Und an so was hängt man sein Leben. A LFRED Pardon! (Stille) A LFRED (krault M ATHILDE am Kinn.) M ATHILDE (schlägt ihm auf die Hand.) (Stille) A LFRED Wer ist denn das Fräulein da drinnen? M ATHILDE Das geht dich einen Dreck an. A LFRED Das ist sogar ein hübsches Fräulein. M ATHILDE Haha. A LFRED Ein schöngewachsenes Fräulein. Daß ich dieses Fräulein noch nie gesehen hab – das ist halt die Tücke des Objekts. M ATHILDE Na und? A LFRED Also ein für allemal: Lang halt ich jetzt aber deine hysterischen Eifersüchteleien nicht mehr aus! Ich laß mich nicht tyrannisieren! Das hab ich doch schon gar nicht nötig! M ATHILDE Wirklich? A LFRED Glaub nur ja nicht, daß ich auf dein Geld angewiesen bin! (Stille) M ATHILDE Ja, das wird wohl das beste sein – A LFRED Was? M ATHILDE Das wird das beste sein für uns beide, daß wir uns trennen. A LFRED Aber dann endlich! Und im Guten! Und dann mußt du auch konsequent bleiben – – Da. Das bin ich dir noch schuldig. Zähls nach, bitte! M ATHILDE (zählt mechanisch das Geld.) A LFRED Wir haben in Saint-Cloud nichts verloren und in Le Tremblay gewonnen. Außenseiter. Der Hirlinger Ferdinand hat mir gesagt, also das ist schon genial, was ich da treib, und ich bin eine Rennplatzkapazität.
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(Stille) A LFRED Siehst du, jeder Mensch hat Licht- und Schattenseiten, das ist normal. Und ich kann dir nur flüstern: Eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari. Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, daß wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns ungesund sind – Was schaust mich denn so intelligent an? (Er brüllt sie an.) Einen anderen Kopf, bitte! (Stille) A LFRED Was mach ich denn aus deinem Ruhegehalt, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Das Gehalt eines aktiven Ministerialdirigenten erster Klaß. Was ist denn schon wieder los? M ATHILDE Ich hab jetzt nur an das Grab gedacht. A LFRED An was für ein Grab? M ATHILDE An sein Grab. Immer wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär – dann muß ich an sein Grab denken. (Stille) M ATHILDE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert – A LFRED Mathild. Wenn ich morgen in Maisons–Laffitte gewinn, dann lassen wir sein Grab mal gründlich herrichten. Halb und halb. M ATHILDE (küßt plötzlich seine Hand.) A LFRED Nein, nicht so – (Er nimmt ihr wieder das Geld ab.) Was? Du weinst? M ATHILDE (weinerlich) Aber keine Idee – (Sie betrachtet sich in ihrem Taschenspiegel.) Gott, bin ich wieder derangiert – Höchste Zeit, daß ich mich wieder mal rasier – (Sie schminkt sich mit dem Lippenstift und summt dazu den Trauermarsch von Chopin.)
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Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Z AUBERKÖNIG und M ARIANNE , O SKAR, M ATHILDE , A LFRED , einige entfernte V ERWANDTE , unter ihnen E RICH aus Kassel in Preußen, und kleine weißgekleidete häßliche K INDER machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von O SKAR photographiert werden, der sich noch mit seinem Stativ beschäftigt – Dann stellt er sich selbst in Positur neben M ARIANNE , maßen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung. Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBERKÖNIG Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad!
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Z AUBERKÖNIG Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (Er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat – und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos.) Z AUBERKÖNIG Ich danke! DIE G RUPPE (löst sich allmählich auf.) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein großes Verlangen – Geh möchtens nicht mal die Kinderl allein abphotographieren, die sind doch heut so herzig – O SKAR Aber mit Vergnügen! (Er gruppiert die K INDER und küßt die K LEINSTE .) Z WEITE T ANTE (zu M ARIANNE ) Nein mit welcher Liebe er das arrangiert – Na wenn das kein braver Familienvater wird! Ein Kindernarr, ein Kindernarr! Unberufen! (Sie umarmt M ARIANNE und gibt ihr einen Kuß.) M ATHILDE (zu A LFRED ) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? M ATHILDE Daß du dich nämlich diesen Herrschaften hier anschließt, wo du doch weißt, daß ich dabei bin – nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. M ATHILDE Nein, du bist halt keine Frau – sonst würdest du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? M ATHILDE Als Frau vergißt man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn du auch ein großer Gauner bist. A LFRED Ich bitte dich, werde vernünftig. M ATHILDE (plötzlich gehässig) Das würde dir so passen! (Stille) A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? M ATHILDE Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. M ATHILDE Man kann sichs ja lebhaft vorstellen, nicht? A LFRED (zündet sich eine Zigarette an.) M ATHILDE Wo hat man sich denn kennengelernt? In der Puppenklinik? A LFRED Halts Maul.
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Z AUBERKÖNIG (nähert sich A LFRED mit E RICH .) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekannt machen: Das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe – Und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiß. Z AUBERKÖNIG Herr von Zentner! E RICH (mit Brotbeutel und Feldflasche am Gürtel) Sehr erfreut! Z AUBERKÖNIG Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBERKÖNIG Kassel oder Dessau – das verwechsel ich immer! (Er zieht sich zurück.) A LFRED (zu M ATHILDE ) Ihr kennt euch schon? M ATHILDE Oh schon seit Ewigkeiten!
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E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (Er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt läßt eine T ANTE ihr Reisegrammophon singen: Wie eiskalt ist dies Händchen.) E RICH (lauscht.) Bohème. Göttlicher Puccini! M ARIANNE (nun neben A LFRED ; sie lauscht.) Wie eiskalt ist dies Händchen – A LFRED Das ist Bohème. M ARIANNE Puccini.
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M ATHILDE (zu E RICH ) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! M ATHILDE Geh wie könnens denn nur so was sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? M ATHILDE Nein. E RICH Das ist Kunst. M ARIANNE (zu A LFRED ) Ich wollte mal rhythmische Gymnastik studieren, und dann hab ich von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für so was. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: Auch die finanzielle Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M ARIANNE Das glaub ich nicht. O SKAR (photographiert nun den Z AUBERKÖNIG allein, und zwar in verschiedenen Posen; das Reisegrammophon hat ausgesungen.) A LFRED Photographiert er gern, der Herr Bräutigam? M ARIANNE Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren. A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M ARIANNE Ich war damals vierzehn. A LFRED Pardon! M ARIANNE Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M ARIANNE Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, daß das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) M ARIANNE Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich gar nicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten – (Sie starrt A LFRED plötzlich an.) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum – Mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen – A LFRED Ich will gar nichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M ARIANNE Können Sie hypnotisieren?
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O SKAR (zu A LFRED ) Pardon! (zu M ARIANNE ) Darf ich bitten? (Er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die ganze Gesellschaft bereits zum Picknick gelagert hat.)
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A LFRED (folgt O SKAR und M ARIANNE und läßt sich ebenfalls nieder.)
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Z AUBERKÖNIG Über was haben wir denn gerade geplauscht? E RSTE T ANTE Über die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, daß die Seele eines verstorbenen Menschen in ein Tier hineinfährt – zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBERKÖNIG Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So laßt uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüßler – Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn.) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel – Z AUBERKÖNIG Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts gar nicht! M ATHILDE Jetzt aber Schluß! Z AUBERKÖNIG (erhebt sich und klopft mit dem Messer an sein Glas.) Meine lieben Freunde! Zu guter Letzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, daß meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat – M ATHILDE Bravo! Z AUBERKÖNIG Silentium, gleich bin ich fertig, und nun haben wir uns hier versammelt, das heißt: ich hab euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, daß Gott der Allmächtige es meiner unvergeßlichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig, nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiß es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Stern droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr Glas – (Er erhebt sein Glas.) – um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche nunmehr und hiermit offiziell verlobte Paar – Das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! I DA (jenes magere herzige Mäderl, das seinerzeit H AVLITSCHEKS Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weißgekleidet mit einem Blumenstrauß vor das verlobte P AAR und rezitiert mit einem Sprachfehler.) Die Liebe ist ein Edelstein Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren Sie brennt solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht Um drin sich zu verklären. A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht M ARIANNE den Blumenstrauß mit einem Knicks.) A LLE (streicheln nun I DA und gratulieren dem verlobten P AAR in aufgeräumtester Stimmung; das Reisegrammophon spielt nun den Hochzeitsmarsch, und der Z AU-
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küßt M ARIANNE auf die Stirne und O SKAR auf den Mund; dann wischt er sich die Tränen aus den Augen, und dann legt er sich in seine Hängematte.) E RICH (mit einer Feldflasche) Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun aus dieser Feldflasche auf euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! M ATHILDE (angeheitert) Nur keine Neger! Heil! E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Späße! Dieser Punkt ist mir heilig. Sie kennen meine Stellung zum Rassenproblem. M ATHILDE Ein problematischer Mensch – Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie – E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? M ATHILDE Interessant – E RICH Wieso? M ATHILDE Ja glaubens denn, daß ich die Juden mag? Sie großes Kind – (Sie hängt sich ein in das große Kind und schleift es fort; man lagert sich nun im Wald, und die kleinen K INDLEIN spielen und stören.) O SKAR (singt zur Laute.) Sei gepriesen, du lauschige Nacht Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus Brachte klappernd den Segen ins Haus Und entschwand auch der liebliche Mai In der Jugend erblüht er neu! (Er spielt das Lied noch mal, singt aber nicht mehr, sondern summt nur; auch ALLE ANDEREN summen mit, außer A LFRED und M ARIANNE .) A LFRED (nähert sich nämlich M ARIANNE .) Darf man noch einmal gratulieren? M ARIANNE (schließt die Augen.) A LFRED (küßt lange ihre Hand.) O SKAR (hatte den Vorgang beobachtet, übergab seine Laute der ZWEITEN T ANTE , schlich sich heran und steht nun neben M ARIANNE .) A LFRED (korrekt) Ich gratuliere. O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab.) O SKAR (sieht ihm nach.) Er beneidet mich um dich – ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M ARIANNE Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M ARIANNE Gestern war er da, und wir sind ins Gespräch gekommen, nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft. BERKÖNIG
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M ATHILDE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! M ATHILDE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit.) Muh! Muh! Muh! (Großes Gelächter)
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M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBERKÖNIG Das soll dreimal Mäh schreien! M ATHILDE Das bist du selber! Z AUBERKÖNIG Mäh! Mäh! Mäh! (Brüllendes Gelächter) M ATHILDE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! M ATHILDE Oskar! Hast du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was du willst! Z AUBERKÖNIG Was du kannst! (Stille) O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann – (Er stürzt sich plötzlich auf M ARIANNE und demonstriert an ihr seine Griffe.) M ARIANNE (stürzt zu Boden.) Au! Au, au – E RSTE T ANTE Nein dieser Rohling! Z AUBERKÖNIG Bravo! Bravissimo! O SKAR (zur ERSTEN T ANTE ) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt! E RSTE T ANTE Das auch noch! Z AUBERKÖNIG (klopft O SKAR auf die Schulter.) Sehr geschickt! Sehr einleuchtend! Z WEITE T ANTE (hilft M ARIANNE beim Aufstehen.) Ein so ein zartes Frauerl – Haben wir denn noch ein Pfand? M ATHILDE Leider! Schluß. Aus! Z AUBERKÖNIG Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! Hinein in die kühle Flut! Ich schwitz schon eh wie ein gselchter Aff! E RICH Eine ausgezeichnete Idee! M ATHILDE Aber wo sollen sich denn die Damen entkleiden? Z AUBERKÖNIG Nichts leichter als das! Die Damen rechts, die Herren links! Also auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und die D AMEN verschwinden rechts, die H ERREN links – M ATHILDE und A LFRED sind die letzten.) M ATHILDE Alfred! A LFRED Bitte? M ATHILDE (trällert die Walzermelodie nach und zieht sich ihre Bluse aus.) A LFRED Nun? M ATHILDE (wirft ihm eine Kußhand zu.) A LFRED Adieu! M ATHILDE Moment! Gefällt dem Herrn Baron das Fräulein Braut? A LFRED (fixiert sie – geht dann rasch auf sie zu und hält knapp vor ihr.) Hauch mich an. M ATHILDE Wie komm ich dazu! A LFRED Hauch mich an!
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M ATHILDE (haucht ihn an.) A LFRED Du Alkoholistin. M ATHILDE Das ist doch nur ein Schwips, den ich da hab, du Vegetarianer! Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Man feiert doch nicht alle Tag Verlobung – und Entlobung, du Schweinehund – A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! M ATHILDE Daß du mich nicht anrührst, daß du mich nicht anrührst – A LFRED Toll! Als hätt ich dich schon jemals angerührt. M ATHILDE Und am siebzehnten März? (Stille) A LFRED Wie du dir alles merkst – M ATHILDE Alles. Das Gute und das Böse – (Sie hält sich plötzlich die Bluse vor.) Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen! A LFRED Als hätt ich dich nicht schon so gesehen – M ATHILDE (kreischt.) Schau mich nicht so an! Geh! Geh! A LFRED Hysterische Kuh – (ab nach links) M ATHILDE (allein; sieht ihm nach.) Luder. Mistvieh. Drecksau. Bestie. (Sie zieht sich aus.) Z AUBERKÖNIG (taucht im Schwimmanzug hinter dem Busch auf und sieht zu.) M ATHILDE (hat nun nur mehr das Hemd, Schlüpfer und Strümpfe an; sie entdeckt den Z AUBERKÖNIG .) Jesus Maria Josef! Oh du Hallodri! Mir scheint gar, du bist ein Voyeur – Z AUBERKÖNIG Ich bin doch nicht pervers. Zieh dich nur ruhig weiter aus. M ATHILDE Nein, ich hab doch noch mein Schamgefühl. Z AUBERKÖNIG Geh in der heutigen Zeit! M ATHILDE Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie – (Sie trippelt hinter einen Busch.) Z AUBERKÖNIG (läßt sich vor dem Busch nieder, entdeckt M ATHILDENS Korsett, nimmt es an sich und riecht daran.) Mit oder ohne Phantasie – diese heutige Zeit ist eine verkehrte Welt! Ohne Treu, ohne Glauben, ohne sittliche Grundsätz. Alles wackelt, nichts steht mehr fest. Reif für die Sintflut – (Er legt das Korsett wieder beiseite, denn es duftet nicht gerade überwältigend.) Ich bin nur froh, daß ich die Mariann angebracht hab, eine Fleischhauerei ist immer noch solid – M ATHILDENS S TIMME Na und die Trafikantinnen? Z AUBERKÖNIG Auch! Rauchen und fressen werden die Leut immer – aber zaubern? Wenn ich mich so mit der Zukunft beschäftig, da wirds mir manchmal ganz pessimistisch. Ich habs ja überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, ich muß ja nur an meine Frau selig denken – diese ewige Schererei mit den Spezialärzten – M ATHILDE (erscheint nun im Badetrikot; sie beschäftigt sich mit dem Schulterknöpfchen.) An was ist sie denn eigentlich gestorben? Z AUBERKÖNIG (stiert auf ihren Busen.) An der Brust. M ATHILDE Doch nicht Krebs? Z AUBERKÖNIG Doch. Krebs. M ATHILDE Ach, die Ärmste! Z AUBERKÖNIG Ich war auch nicht zu beneiden. Man hat ihr die linke Brust weg-
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operiert – Sie ist überhaupt nie gesund gewesen, aber ihre Eltern haben mir das verheimlicht – Wenn ich dich daneben anschau: stattlich, also direkt königlich – eine königliche Person! M ATHILDE (macht nun Rumpfbeugen.) Was wißt ihr Mannsbilder schon von der Tragödie des Weibes? Wenn wir uns nicht so herrichten und pflegen täten – Z AUBERKÖNIG (unterbricht sie.) Glaubst du, ich muß mich nicht pflegen? M ATHILDE Das schon. Aber bei einem Herrn sieht man doch in erster Linie auf das Innere – (Sie macht nun in rhythmischer Gymnastik.) Z AUBERKÖNIG (sieht ihr zu und macht dann Kniebeugen.) M ATHILDE Hach, jetzt bin ich aber müd! (Sie wirft sich neben ihn hin.) Z AUBERKÖNIG Der sterbende Schwan. (Er nimmt neben ihr Platz.) (Stille) M ATHILDE Darf ich meinen Kopf in deinen Schoß legen? Z AUBERKÖNIG Auf der Alm gibts keine Sünd! M ATHILDE (tut es.) Die Erd ist nämlich noch hart – Heuer war der Winter lang. (Stille) M ATHILDE (leise) Du. Gehts dir auch so? Wenn die Sonne auf meine Haut scheint, wirds mir immer so weiß nicht wie – Z AUBERKÖNIG Wie? Sags nur. (Stille) M ATHILDE Du hast doch zuvor mit meinem Korselett gespielt? (Stille) Z AUBERKÖNIG Na und? M ATHILDE Na und – Z AUBERKÖNIG (wirft sich plötzlich über sie und küßt sie.) M ATHILDE Gott, was für ein Temperament – Das hätt ich dir gar nicht zugetraut – du schlimmer Mensch, du – Z AUBERKÖNIG Bin ich sehr schlimm? M ATHILDE Ja – nein, du! Halt, da kommt wer! (Sie kugeln auseinander.)
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E RICH (kommt in Badehose mit einem Luftdruckgewehr.) Verzeihung, Onkel! Du wirst es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte, hier zu schießen? Z AUBERKÖNIG Was willst du? E RICH Schießen. Z AUBERKÖNIG Du willst hier schießen? E RICH Nach der Scheibe auf jener Buche dort. Übermorgen steigt nämlich das monatliche Preisschießen unseres akademischen Wehrverbandes, und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschießen. Also darf ich? M ATHILDE Natürlich! Z AUBERKÖNIG (zu M ATHILDE ) Natürlich? (Er erhebt sich.) Natürlich! Wehrverband! Sehr natürlich! Nur das Schießen nicht verlernen – Ich geh mich jetzt abkühlen! In unsere schöne blaue Donau! (für sich) Hängts euch auf! (ab) E RICH (ladet, zielt und schießt.) M ATHILDE (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuß) Pardon, wenn ich Sie molestier – Was studieren Sie eigentlich? E RICH Jus. Drittes Semester. (Er zielt.) Arbeitsrecht. (Schuß) M ATHILDE Arbeitsrecht. Ist denn das nicht recht langweilig?
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E RICH (ladet.) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (Er zielt.) In der Industrie. (Schuß) M ATHILDE Und wie gefällt Ihnen unsere Wiener Stadt? E RICH Herrliches Barock! M ATHILDE Und die süßen Wiener Maderln? E RICH Offen gesagt: Ich kann mit jungen Mädchen nichts anfangen. Ich war nämlich schon mal verlobt und hatte nur bittere Enttäuschungen, weil Käthe eben zu jung war, um meinem Ich Verständnis entgegenbringen zu können. Bei jungen Mädchen verschwendet man seine Gefühle an die falsche Adresse. Dann schon lieber eine reifere Frau, die einem auch etwas geben kann. (Schuß) M ATHILDE Wo wohnen Sie denn? E RICH Ich möchte gerne ausziehen. M ATHILDE Ich hätt ein möbliertes Zimmer. E RICH Preiswert? M ATHILDE Geschenkt. E RICH Das träfe sich ja famos! (Schuß) M ATHILDE Herr Syndikus – geh lassens mich auch mal schießen – E RICH Mit Vergnügen! M ATHILDE Ganz meinerseits. (Sie nimmt ihm das Gewehr ab.) Waren Sie noch Soldat? E RICH Leider nein – Ich bin doch Jahrgang 1911. M ATHILDE 1911 – (Sie zielt lange.) E RICH (kommandiert.) Stillgestanden! Achtung! Feuer! M ATHILDE (schießt nicht – Langsam läßt sie das Gewehr sinken und sieht ihn ernst an.) E RICH Was denn los? M ATHILDE Au! (Sie krümmt sich plötzlich und wimmert.) Ich hab so Stechen – jetzt neuerdings – immer wenn ich mich erreg – (Stille) E RICH Kann ich Ihnen behilflich sein? M ATHILDE (reicht ihm das Gewehr zurück.) Da habens Ihr Gewehr. Kommens! Ziehen wir uns lieber an! (Sie packt ihn am Arm und ab mit ihm.) A LFRED (in Bademantel und Strohhut; begegnet ihnen und grüßt sarkastisch; nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert, und in der Ferne spielt das Reisegrammophon den Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss.) M ARIANNE (steigt aus der schönen blauen Donau und erkennt A LFRED .) (Stille) A LFRED Ich wußt es, daß Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wußten Sie das? A LFRED Ich wußt es. (Stille) M ARIANNE Die Donau ist weich wie Samt – A LFRED Wie Samt. M ARIANNE Heut möcht ich weit fort – Heut könnt man im Freien übernachten. A LFRED Leicht. M ARIANNE Ach, wir armen Kulturmenschen! Was haben wir von unserer Natur!
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A LFRED Was haben wir aus unserer Natur gemacht? Eine Zwangsjacke. Keiner darf, wie er will. M ARIANNE Und keiner will, wie er darf. (Stille) A LFRED Und keiner darf, wie er kann. M ARIANNE Und keiner kann, wie er soll – A LFRED (umarmt sie mit großer Gebärde, und sie wehrt sich mit keiner Faser – ein langer Kuß) M ARIANNE (haucht.) Ich habs gewußt, ich habs gewußt – A LFRED Ich auch. M ARIANNE Liebst du mich, wie du solltest –? A LFRED Das hab ich im Gefühl. M ARIANNE Ich auch – (und abermals ein langer Kuß) A LFRED Komm, setzen wir uns. (Sie setzen sich.) (Stille) M ARIANNE Ich bin nur froh, daß du nicht dumm bist – Ich bin nämlich von lauter dummen Menschen umgeben. Auch Papa ist kein Kirchenlicht – und manchmal glaube ich sogar, er will sich durch mich an meinem armen Mutterl selig rächen. Die war nämlich sehr eigensinnig. A LFRED Du denkst zuviel. M ARIANNE Jetzt gehts mir gut. Jetzt möcht ich singen. Immer, wenn ich traurig bin, möcht ich singen – (Sie summt und verstummt wieder.) Warum sagst du kein Wort? (Stille) A LFRED Liebst du mich? M ARIANNE Sehr. A LFRED So wie du solltest? Ich meine, ob du mich vernünftig liebst? M ARIANNE Vernünftig? A LFRED Ich meine, ob du keine Unüberlegtheiten machen wirst – Denn dafür könnt ich keine Verantwortung übernehmen. M ARIANNE Oh Mann grübl doch nicht – grübl nicht, schau die Sterne – die werden noch droben hängen, wenn wir drunten liegen – A LFRED Ich laß mich verbrennen. M ARIANNE Ich auch – du, oh du – du – (Stille) M ARIANNE Du – wie der Blitz hast du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten – – Jetzt weiß ich es aber ganz genau. A LFRED Was? M ARIANNE Daß ich ihn nicht heiraten werd – A LFRED Mariann! M ARIANNE Was hast du denn? (Stille) A LFRED Ich hab kein Geld. M ARIANNE Oh warum sprichst du jetzt davon?! A LFRED Weil das meine primitivste Pflicht ist! Noch nie in meinem Leben hab ich eine Verlobung zerstört und zwar prinzipiell! Lieben ja, aber dadurch zwei Menschen auseinanderbringen – nein! Dazu fehlt mir das moralische Recht! Prinzipiell! (Stille)
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M ARIANNE Ich hab mich nicht getäuscht, du bist ein feiner Mensch. Jetzt fühl ich mich doppelt zu dir gehörig – Ich paß nicht zu Oskar und basta! (Es ist inzwischen finster geworden, und nun steigen in der Nähe Raketen.) A LFRED Raketen. Deine Verlobungsraketen. M ARIANNE Unsere Verlobungsraketen. A LFRED Sie werden dich suchen. M ARIANNE Sie sollen uns finden – Bleib mir, du, dich hat mir der Himmel gesandt, mein Schutzengel – (Jetzt gibt es bengalisches Licht – blau, grün, gelb, rot – und beleuchtet A LFRED und M ARIANNE ; und den Z AUBERKÖNIG , der knapp vor ihnen steht mit der Hand auf dem Herz.) M ARIANNE (schreit unterdrückt auf.) (Stille) A LFRED (geht auf den Z AUBERKÖNIG zu.) Herr Zauberkönig – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Schweigen Sie! Mir brauchen Sie nichts zu erklären, ich hab ja alles gehört – Na das ist ja ein gediegener Skandal! Am Verlobungstag! Nacket herumliegen! Küß die Hand! Mariann! Zieh dich an! Daß nur der Oskar nicht kommt – Jesus Maria und ein Stückerl Josef! A LFRED Ich trag natürlich sämtliche Konsequenzen, wenn es sein muß. Z AUBERKÖNIG Sie haben da gar nichts zu tragen! Sie haben sich aus dem Staube zu machen, Sie Herr! Diese Verlobung darf nicht platzen, auch aus moralischen Gründen nicht! Daß mir keine Seele was erfährt, Sie Halunk – Ehrenwort! A LFRED Ehrenwort! M ARIANNE Nein!! Z AUBERKÖNIG (unterdrückt) Brüll nicht! Bist du daneben? Zieh dich an, aber marschmarsch! Du Badhur! O SKAR (erscheint und überblickt die Situation.) Marianne! Marianne! Z AUBERKÖNIG Krach in die Melon! (Stille) A LFRED Das Fräulein Braut haben bis jetzt geschwommen – M ARIANNE Lüg nicht! So lüg doch nicht! Nein, ich bin nicht geschwommen, ich mag nicht mehr! Ich laß mich von euch nicht mehr tyrannisieren, jetzt bricht der Sklave seine Fessel – da! (Sie wirft O SKAR den Verlobungsring ins Gesicht.) Ich laß mir mein Leben nicht verhunzen, das ist mein Leben! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann da zugeführt – Nein, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht!! Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen! Z AUBERKÖNIG Das einzige Kind! Das werd ich mir merken! (Stille; während zuvor M ARIANNE geschrien hat, sind auch die übrigen A USFLÜGLER erschienen und horchten interessiert und schadenfroh zu.) O SKAR (tritt zu M ARIANNE .) Mariann. Ich wünsch dir nie, daß du das durchmachen sollst, was jetzt in mir vorgeht – und ich werde dich auch noch weiter lieben, du entgehst mir nicht – und ich danke dir für alles. (ab) (Stille) Z AUBERKÖNIG (zu A LFRED ) Was sind Sie denn überhaupt? A LFRED Ich? M ATHILDE Nichts. Nichts ist er.
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Z AUBERKÖNIG Ein Nichts. Das auch noch. Ich habe keine Tochter mehr! (ab mit den A USFLÜGLERN – A LFRED und M ARIANNE bleiben allein zurück; jetzt scheint der Mond.) 5
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A LFRED Ich bitte dich um Verzeihung. M ARIANNE (reicht ihm die Hand.) A LFRED Daß ich dich nämlich nicht hab haben wollen – dafür trägt aber nur mein Verantwortungsgefühl die Verantwortung. Ich bin deiner Liebe nicht wert, ich kann dir keine Existenz bieten, ich bin überhaupt kein Mensch – M ARIANNE Mich kann nichts erschüttern. Laß mich aus dir einen Menschen machen – Du machst mich so groß und weit – A LFRED Und du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor dir in seelischer Hinsicht. M ARIANNE Und ich geh direkt aus mir heraus und schau mir nach – jetzt, siehst du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir – ganz dort hinten, ich kann mich kaum mehr sehen – – Von dir möcht ich ein Kind haben – E n d e d e s z w e i t e n B i l d e s.
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Im Stephansdom. Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius kniet ein C RÉTIN . Drei Reihen hinter ihm kniet M ARIANNE . A LFRED kommt leise. Von einem anderen Altar her erklingen die Klingelzeichen der heiligen Wandlung – M ARIANNE und der C RÉTIN gehen in sich. Stille.
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A LFRED (leise) Wirds noch lang dauern? M ARIANNE Wenn es dir zu lang dauert, dann laß mich allein. A LFRED Das mußt du mir nicht zweimal sagen. (Stille) M ARIANNE So geh doch! A LFRED Kannst es wohl kaum mehr erwarten, daß ich geh? M ARIANNE Nicht so laut! Wir sind doch nicht zu Haus! DER C RÉTIN (dreht sich um und fixiert die beiden; dann beschäftigt er sich wieder mit seinem Rosenkranz.) A LFRED (kniet nieder neben M ARIANNE und lächelt böse.) Du Jungfrau von Orleans. M ARIANNE So laß mich doch beten, bitte – A LFRED Was soll denn dieser neue Sport? Fühlst dich nicht gut in deiner Haut? M ARIANNE Du vielleicht? (Stille) A LFRED Auch dein heiliger Antonius von Padua wird mir keine Stellung verschaffen, merken Sie sich das, gnädiges Fräulein. Den heiligen Herrn möcht ich mal kennenlernen, der einen gewöhnlichen Sterblichen auch nur einen Groschen verdienen läßt – Halt! (Er packt M ARIANNE , die sich erheben will, am Arm und drückt sie wieder in die Knie.)
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M ARIANNE Au! DER C RÉTIN (beobachtet nun wieder die beiden – während der ganzen folgenden Szene.) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenen Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann – Jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige – ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Weil ich statt des unmoralischen Toto ausgerechnet eine moralische Hautcrème vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist. M ARIANNE Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! M ARIANNE Ich mach dir doch keine Vorwürf, du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M ARIANNE Als ob ich was für die wirtschaftliche Krise könnt! A LFRED Oh du egozentrische Person – Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Kosmetikagent herumzurennen? Du! (Er erhebt sich.) (Stille) M ARIANNE Du hast mir mal gesagt, daß ich dich erhöh, in seelischer Hinsicht – A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich gar nicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M ARIANNE (schnellt entsetzt empor.) Alfred! A LFRED Nicht so laut! Wir sind doch nicht zu Haus! M ARIANNE Ich hab so Angst, Alfred – A LFRED Du siehst Gespenster. M ARIANNE Du, wenn du jetzt nämlich alles vergessen hast – DER C RÉTIN (grinst boshaft.) A LFRED (deutet auf den Crétin.) Schau doch nur das blöde Luder – M ARIANNE So laß doch den armen Trottel! (Sie weint leise vor sich hin.) (Stille) A LFRED Ich für meine Person glaub ja nicht an ein Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst gäbs uns ja nicht. (Er streicht ihr über den Hut.) Beruhig dich, die Leut schaun ja schon – (Stille) M ARIANNE (sieht ihn groß an.) Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! – und schon hab ich es wieder gefunden. A LFRED Also leb wohl. M ARIANNE Du holst mich ab? A LFRED Naturellement. Sicher. (ab)
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M ARIANNE (sieht ihm nach – und allmählich entdeckt sie einen Beichtstuhl, dessen Konturen sich langsam aus der Finsternis lösen – Sie nähert sich ihm zögernd; die Glocken läuten, und K IRCHGÄNGER gehen vorbei – kleine E RSTKOMMUNIKANTINNEN und alte K RÜPPEL – ein M INISTRANT löscht alle Kerzen am Antoniusaltar aus – und jetzt ist nur mehr der Beichtstuhl zu sehen, in dem M ARIANNE kniet, alles übrige löste sich auf in der Finsternis; auch der C RÉTIN ist verschwunden und nun schweigen die Glocken; es ist sehr still auf der Welt.)
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B EICHTVATER (sieht Oscar Wilde ähnlich.) Also rekapitulieren wir: Du hast deinem armen alten Vater, der dich über alles liebt und der doch immer nur dein Bestes wollte, schmerzlichstes Leid zugefügt, Kummer und Sorgen, warst ungehorsam und undankbar – hast deinen braven Bräutigam verlassen und hast dich an ein verkommenes Subjekt geklammert, getrieben von deiner Fleischeslust – still! Das kennen wir schon! Und so lebst du mit jenem erbärmlichen Individuum ohne das heilige Sakrament der Ehe schon über das Jahr, und in diesem grauenhaften Zustand der Todsünde hast du dein Kind empfangen und geboren – wann? M ARIANNE Vor acht Wochen. B EICHTVATER Und du hast dieses Kind der Schande und Sünde nicht einmal taufen lassen – Sag selbst: Kann denn bei all dem etwas Gutes herauskommen? Nie und nimmer! Doch nicht genug! Du bist nicht zurückgeschreckt und hast es sogar in deinem Mutterleib töten wollen – M ARIANNE Nein, das war er! Nur ihm zulieb hab ich mich dieser Prozedur unterzogen! B EICHTVATER Nur ihm zulieb? M ARIANNE Er wollte doch keine Nachkommen haben, weil die Zeiten immer schlechter werden und zwar voraussichtlich unabsehbar – aber ich – nein, das brennt mir in der Seele, daß ich es hab abtreiben wollen, ein jedes Mal, wenn es mich anschaut – (Stille) B EICHTVATER Ist das Kind bei euch? M ARIANNE Nein. B EICHTVATER Sondern? M ARIANNE Bei einer Familie. In Kost. B EICHTVATER Sind das gottesfürchtige Leut? M ARIANNE Gewiß. (Stille) B EICHTVATER Du bereust es also, daß du es hast töten wollen? M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und auch, daß du mit jenem entmenschten Subjekt in wilder Ehe zusammenlebst? (Stille) M ARIANNE Ich dachte mal, ich hätte den Mann gefunden, der mich ganz und gar ausfüllt – B EICHTVATER Bereust du es? (Stille) M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und daß du dein Kind im Zustand der Todsünde empfangen und geboren hast – bereust du das? (Stille) M ARIANNE Nein. Das kann man doch nicht – B EICHTVATER Was sprichst du da? M ARIANNE Es ist doch immerhin mein Kind – B EICHTVATER Aber du – M ARIANNE (unterbricht ihn.) Nein, das tu ich nicht – Nein, davor hab ich direkt Angst, daß ich es bereuen könnt – Nein, ich bin sogar glücklich, daß ich es hab, sehr glücklich – (Stille)
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B EICHTVATER Wenn du nicht bereuen kannst, was willst du denn dann von deinem Herrgott? M ARIANNE Ich dachte, mein Herrgott wird mir vielleicht etwas sagen – B EICHTVATER Du kommst nur dann zu Ihm, wenn es dir schlecht geht? M ARIANNE Wenn es mir gut geht, dann ist Er ja bei mir – Aber nein, das kann Er doch nicht von mir verlangen, daß ich das bereu – Das wär ja wider jede Natur – B EICHTVATER So geh! Und komme erst mit dir ins Reine, ehe du vor unseren Herrgott trittst – (Er schlägt das Zeichen des Kreuzes.) M ARIANNE Dann verzeihen Sie – (Sie erhebt sich aus dem Beichtstuhl, der sich nun auch in der Finsternis auflöst – Und nun hört man das Gemurmel einer Litanei; allmählich kann man die S TIMME DES V ORBETERS von den S TIMMEN DER G EMEINDE unterscheiden; M ARIANNE lauscht – Die Litanei endet mit einem Vaterunser; M ARIANNE bewegt die Lippen.) (Stille) M ARIANNE Amen – (Stille) M ARIANNE Wenn es einen lieben Gott gibt – was hast du mit mir vor, lieber Gott? – – Lieber Gott, ich bin im achten Bezirk geboren und hab die Bürgerschul besucht, ich bin kein schlechter Mensch – hörst du mich? – – Was hast du mit mir vor, lieber Gott – ? – –
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Und wieder in der stillen Straße im achten Bezirk, vor O SKARS Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau M ATHILDENS Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal, und auch die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frißt Wurst.) F RÄULEIN E MMA (ein Mädchen für alles, steht mit einer Markttasche neben ihm; sie lauscht der Musik.) Herr Havlitschek – H AVLITSCHEK Ich bitte schön? E MMA Musik ist doch etwas Schönes, nicht? H AVLITSCHEK Ich könnt mir schon noch etwas Schöneres vorstellen, Fräulein Emma. E MMA (summt leise den Walzer mit.) H AVLITSCHEK Das tät nämlich auch von Ihnen abhängen, Fräulein Emma. E MMA Mir scheint gar, Sie sind ein Casanova, Herr Havlitschek. H AVLITSCHEK Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause) E MMA Gestern hab ich von Ihrem Herrn Oskar geträumt. H AVLITSCHEK Haben Sie sich nix Gscheiteres träumen können? E MMA Der Herr Oskar hat immer so große melancholische Augen – Es tut einem direkt weh, wenn er einen anschaut – DAS
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H AVLITSCHEK Das macht die Liebe. E MMA Wie meinen Sie das jetzt? H AVLITSCHEK Ich meine das jetzt so, daß er in ein nichtsnutziges Fraunzimmer verliebt ist – Die hat ihn nämlich sitzen lassen, schon vor anderthalb Jahr, und ist sich mit einem andern Nichtsnutzigen auf und davon. E MMA Und er liebt sie noch immer? Das find ich aber schön. H AVLITSCHEK Das find ich blöd. E MMA Aber eine große Leidenschaft ist doch was Romantisches – H AVLITSCHEK Nein, das ist etwas Ungesundes! Schauns doch nur, wie er ausschaut, er quält sich ja direkt selbst – Es fallt ihm schon gar keine andere Frau mehr auf, und derweil hat er Geld wie Heu und ist so weit auch ein Charakter, der könnt doch für jeden Finger eine gute Partie haben – aber nein! Akkurat auf die läufige Bestie hat er sich versetzt – Weiß der Teufel, was er treibt! E MMA Wie meinen Sie das jetzt wieder, Herr Havlitschek? H AVLITSCHEK Ich meine das so, daß man es nicht weiß, wo er es hinausschwitzt. E MMA Oh Sie garstiger Mann! (Pause) H AVLITSCHEK Fräulein Emma. Morgen ist Feiertag, und ich bin an der Endhaltestell. Von der Linie achtundsechzig. E MMA Ich kann aber nicht vor drei. H AVLITSCHEK Das soll kein Hindernis sein. (Pause) E MMA Also um halb vier – und vergessens aber nur ja nicht, was Sie mir versprochen haben – daß Sie nämlich nicht schlimm sein werden, lieber Ladislaus – (ab) H AVLITSCHEK (sieht ihr nach und spuckt die Wursthaut aus.) Dummes Luder, dummes – O SKAR (tritt aus seiner Fleischhauerei.) Daß du es nur ja nicht vergißt: Wir müssen heut noch die Sau abstechen – Stichs du, ich hab heut keinen Spaß daran. (Pause) H AVLITSCHEK Darf ich einmal ein offenes Wörterl reden, Herr Oskar? O SKAR Dreht sichs um die Sau? H AVLITSCHEK Es dreht sich schon um eine Sau, aber nicht um dieselbe Sau – Herr Oskar, bittschön nehmens Ihnen das nicht so zu Herzen, das mit Ihrer gewesenen Fräulein Braut, schauns, Weiber gibts wie Mist! Ein jeder Krüppel findt ein Weib und sogar die Geschlechtskranken auch! Und die Weiber sehen sich ja in den entscheidenden Punkten alle ähnlich, glaubens mir, ich meine es ehrlich mit Ihnen! Die Weiber haben keine Seele, das ist nur äußerliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreißen oder so! (Pause) O SKAR Das Weib ist ein Rätsel, Havlitschek. Eine Sphinx. Ich hab mal der Mariann ihre Schrift zu verschiedenen Graphologen getragen – Und der erste hat gesagt, also das ist die Schrift eines Vampirs, und der zweite hat gesagt, das ist eine gute Kameradin, und der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.
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R ITTMEISTER (kommt von links und grüßt O SKAR.) O SKAR UND H AVLITSCHEK (verbeugen sich.) R ITTMEISTER Also das muß ich schon sagen: die gestrige Blutwurst – Kompliment! First class! H AVLITSCHEK Zart, nicht? R ITTMEISTER Ein Gedicht! (Er nähert sich der Tabak-Trafik.) H AVLITSCHEK (ab in die Fleischhauerei) M ATHILDE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüßt.) M ATHILDE (dankt.) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? M ATHILDE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür.) R ITTMEISTER Küß die Hand! (Er vertieft sich in die Ziehungsliste, und nun ist der Walzer aus.) E RICH (tritt aus der Tabak-Trafik, grüßt M ATHILDE und will ab.) M ATHILDE Halt! Was hast du da? E RICH Fünf Memphis. M ATHILDE Schon wieder? Raucht wie ein Erwachsener! R ITTMEISTER UND O SKAR (horchen.) E RICH (gedämpft) Wenn ich nicht rauche, kann ich nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, werde ich niemals Referendar – und wenn ich das nicht werde, dann werde ich wohl kaum jemals in die Lage kommen, meine Schulden rückerstatten zu können. M ATHILDE Was für Schulden? E RICH Das weißt du! Ich bin korrekt, Madame. M ATHILDE Du willst mir schon wieder weh tun? E RICH Ehrensache! Ich zahle meine Schulden bis auf den letzten Pfennig – und wenn ich auch hundert Jahr zahlen müßte! Wir lassen uns nichts nachsagen, Ehrensache! Ich muß jetzt ins Kolleg! (ab) M ATHILDE (starrt ihm nach.) Mistvieh. Verbrecher. Ehrensache. Bestie – R ITTMEISTER UND O SKAR (grinsen, jeder für sich.) Z AUBERKÖNIG (begleitet die GNÄDIGE F RAU aus der Puppenklinik.) DIE GNÄDIGE F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, vor gut anderthalb Jahr – Aber damals ist das ein sehr ein höfliches Fräulein gewesen. Z AUBERKÖNIG (mürrisch) Möglich. DIE GNÄDIGE F RAU Das Fräulein Tochter? Z AUBERKÖNIG Nein! DIE GNÄDIGE F RAU Schad. Also Sie wollen mir die Schachtel Zinnsoldaten nicht nachbestellen? Z AUBERKÖNIG Ich hab das Ihnen doch schon drinnen gesagt, daß mir diese Nachbestellerei vielzuviel Schreiberei macht – wegen einer einzigen Schachtel! Kaufens doch dem herzigen Bams was Ähnliches! Vielleicht eine gediegene Trompeten! DIE GNÄDIGE F RAU Nein! Adieu! (Sie läßt ihn verärgert stehen und ab.) Z AUBERKÖNIG Küß die Hand! Krepier! (Er nähert sich O SKAR und spricht mit ihm.)
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R ITTMEISTER (zu M ATHILDE ; boshaft) Und wie gehts ansonsten, Frau Mathild? M ATHILDE (revanchiert sich.) Was haben wir denn wieder gewonnen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste zurück.) Es ist das ein Unrecht auf dieser Welt. Oder finden Sie das für in Ordnung, wie Seine Majestät der Herr Zauberkönig das Fräulein Mariann behandelt – Ich versteh so was nicht. Wenn ich Großpapa wär – und abgesehen davon, man kann doch leicht straucheln. Aber dann direkt verkommen lassen – M ATHILDE Wissen Sie was Näheres, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Ich hab mal eine Frau Oberst gehabt, das heißt: Das ganze Regiment hat sie gehabt – Was sag ich da?! Sie war die Frau unseres Obersten – und der Oberst hatte ein uneheliches Kind mit einer vom Variété, aber die Frau Oberst hat es in ihr Haus genommen, als wärs ihr eigen Fleisch und Blut, weil sie halt unfruchtbar war – Aber wenn man daneben dieses zauberkönigliche Verhalten dort drüben betrachtet – na servus! M ATHILDE Ich versteh Sie nicht, Herr Rittmeister. Was hat denn die Frau Oberst mit der Mariann zu tun? R ITTMEISTER Wir verstehen uns alle nicht mehr, liebe Frau Mathild! Oft verstehen wir uns schon selber nicht mehr. Ich sag ja: Wenn Österreich-Ungarn den Krieg nicht verloren hätt – M ATHILDE Wo steckt denn die Mariann? R ITTMEISTER (lächelt geheimnisvoll.) Das wird man schon noch mal offiziell bekannt geben – im geeigneten Moment. Also habe die Ehre, Frau Mathild! (ab) Z AUBERKÖNIG (zu O SKAR ) Jaja, Europa muß sich schon einigen, denn beim nächsten Krieg gehen wir alle zugrund – Aber kann man sich denn alles bieten lassen?! Was sich da nur die Tschechen wieder herausnehmen! Ich sag dir heut: Morgen gibts wieder einen Krieg! Und den muß es auch geben! Krieg wirds immer geben! O SKAR Das schon. Aber das wär halt das Ende unserer Kultur. Z AUBERKÖNIG Kultur oder nicht Kultur – Krieg ist ein Naturgesetz! Akkurat wie die liebe Konkurrenz im geschäftlichen Leben! Ich für meine Person bin ja konkurrenzlos, weil ich ein Spezialgeschäft bin. Trotzdem geh ich zugrund. Ich kanns halt allein nicht mehr schaffen, mich macht schon jeder Käufer nervös – Früher, da hab ich meine Frau gehabt, und wie die angefangen hat zu kränkeln, da ist die Mariann schon so groß gewesen – – O SKAR Wie groß? Z AUBERKÖNIG So groß. (Stille) O SKAR Wenn ich Großpapa wär – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Ich bin aber kein Großpapa, bitt ich mir aus! O SKAR Pardon! (Stille) Z AUBERKÖNIG Apropos, was ich noch hab sagen wollen: Du schlachst doch heut noch die Sau? O SKAR Ich habs vor. Z AUBERKÖNIG Geh reservier für mich ein schönes Stückerl Nieren – O SKAR Gern!
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Z AUBERKÖNIG Küß die Hand! (ab in seine Puppenklinik – Jetzt spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock wieder, und zwar den Walzer „Über den Wellen“.)
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A LFRED (kommt langsam von links.) O SKAR (wollte zurück in seine Fleischhauerei, erblickt nun aber A LFRED , der ihn nicht bemerkt, und beobachtet ihn heimlich.) A LFRED (hält vor der Puppenklinik und macht in Erinnerung – Dann stellt er sich vor die offene Türe der Tabak-Trafik und starrt hinein.) (Pause) A LFRED (grüßt.) (Pause) M ATHILDE (die, während O SKAR mit dem Z AUBERKÖNIG diskurierte, in ihre TabakTrafik verschwand, tritt nun langsam in die Türe – und der Walzer bricht wieder ab, wieder mitten im Takt.) (Stille) A LFRED Könnt ich fünf Memphis haben? M ATHILDE Nein. (Stille) A LFRED Das ist aber doch hier eine Tabak-Trafik – oder? M ATHILDE Oder. (Stille) A LFRED Ich komm jetzt hier nur so vorbei, per Zufall – M ATHILDE Ach! A LFRED Ja. (Stille) M ATHILDE Und wie geht es denn dem Herrn Baron? A LFRED So lala. M ATHILDE Ach! Und dem Fräulein Braut? A LFRED Das ist nämlich aus. Schon seit Mitte Juni. M ATHILDE Ach! (Stille) A LFRED Und dir gehts unberufen? M ATHILDE Man hat, was man braucht. A LFRED Alles? M ATHILDE Alles. Er ist Jurist. A LFRED Und so was wird mal Richter. M ATHILDE Bitte? A LFRED Ich gratulier. M ATHILDE Wo steckt denn das Fräulein Braut? A LFRED Keine Ahnung. M ATHILDE Und der Bubi? A LFRED Ich hab alles aus den Augen verloren. (Stille) M ATHILDE Also du bist schon ein grandioser Schuft, das muß dir dein größter Feind lassen. A LFRED Mathild. Wer unter euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. M ATHILDE Bist du krank?
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A LFRED Nein. Nur müd. Und gehetzt. Man ist ja nicht mehr der jüngste. M ATHILDE Seit wann denn? A LFRED Ich war jetzt vier Wochen in Frankreich. In Nancy. Ich hab nämlich gedacht, daß ich vielleicht dort was Passenderes für mich bekommen werd in meinem ursprünglichen Beruf, ich bin doch ursprünglich Kellner, und hier müßt ich heut unter mein Niveau hinunter – M ATHILDE Und was machen denn die Pferde? A LFRED Ich bin aus der Übung. Und dann fehlt mir das Kapital – M ATHILDE Und wie sind denn die Französinnen? A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. (Stille) M ATHILDE Wenn ich Zeit hab, werd ich dich bedauern. A LFRED Du möchtest, daß es mir schlecht geht? M ATHILDE Gehts dir denn rosig? A LFRED Möchst das hören? (Stille) A LFRED Ich bin jetzt hier nur so vorbeigegangen, per Zufall – Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen – (ab – und nun wird der Walzer „Über den Wellen“ wieder weitergespielt.)
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M ATHILDE (erblickt O SKAR .) Herr Oskar! Jetzt ratens doch mal, mit wem ich grad dischkuriert hab? O SKAR Ich hab ihn gesehen. M ATHILDE So? Es geht ihnen schlecht. O SKAR Ich hab alles gehört. (Pause) M ATHILDE Noch ist er stolz wie ein Spanier, dieser Hund – O SKAR Hochmut kommt vor dem Fall. Arme Mariann! M ATHILDE Mir scheint gar, Sie sind im Stand und heiraten noch die Mariann, jetzt nachdem sie wieder frei ist – O SKAR Wenn sie das Kind nicht hätt – M ATHILDE Wenn mir jemand das angetan hätt – O SKAR Ich hab sie noch immer lieb – Vielleicht stirbt das Kind – M ATHILDE Herr Oskar! O SKAR Wer weiß! Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber furchtbar klein. Ich werd an meine Marianne denken – Ich nehme jedes Leid auf mich, wen Gott liebt, den prüft er. Den straft er. Den züchtigt er. Auf glühendem Rost, in kochendem Blei – M ATHILDE (schreit ihn an.) Hörens auf, seiens so gut! O SKAR (lächelt.) H AVLITSCHEK (kommt aus der Fleischhauerei.) Also was ist jetzt? Soll ich jetzt die Sau abstechen oder nicht? O SKAR Nein, Havlitschek. Ich werd sie jetzt schon abstechen, die Sau – –
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E n d e d e s v i e r t e n B i l d e s.
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Beim Heurigen. Mit Schrammelmusik und Blütenregen. Große weinselige Stimmung – und mittendrunterdrin der Z AUBERKÖNIG , M ATHILDE und E RICH . A LLES (singt.) Da draußen in der Wachau Die Donau fließt so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut mein Mädel heraus Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau.
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Es wird ein Wein sein Und wir werden nimmer sein Es wird schöne Madeln geben Und wir werden nimmer leben – (Jetzt wirds einen Augenblick totenstill beim Heurigen – aber dann singt wieder alles mit verdreifachter Kraft.) Drum gehn wir gern nach Nußdorf naus Da gibts a Hetz, a Gstanz Da hörn wir ferme Tanz Da laß ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma z‘Haus, mitn Schwomma z‘Haus! (Begeisterung; Applaus; zwischen den Tischen wird getanzt – Alles ist nun schon ziemlich benebelt.) Z AUBERKÖNIG Bravo, bravissimo! Heut bin ich wieder der Alte! Da capo, da capo! (Er greift einem vorübertanzenden Mädchen an die Brüste.) DER K AVALIER DES M ÄDCHENS (schlägt ihm auf die Hand.) Hand von der Putten! DAS M ÄDCHEN Das sind doch meine Putten! E RICH Onkel Zauberkönig! Ich gestatte mir hiemit auf den famosen Wiener Heurigen und nicht zu guter Letzt auf dein ganz Spezielles einen exorbitanten Salamander zu reiben – Heil, heil, heil! (Er reibt ihn und verschüttet seinen ganzen Wein.) M ATHILDE Hojhoj, junger Mann! Nicht so stürmisch! Meiner Seel, jetzt hat er mich ganz bespritzt! E RICH Noch ein Wein! Noch ein Wein, Ober! Der Salamander steigt, Ehrensache! Ober! Z AUBERKÖNIG Hat er dich naßgemacht? Armes Waserl! M ATHILDE Durch und durch – bis auf die Haut. Z AUBERKÖNIG Bis auf deine Haut – M ATHILDE Bist du a scho narrisch? E RICH Ehrensache, Ehrensache! Noch lebt das alte Preußen! Stillgestanden! (Er knallt die Hacken zusammen und steht still.) Z AUBERKÖNIG Was hat er denn?
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M ATHILDE Das bin ich schon gewöhnt. Wenn er sich bsoffen hat, dann kommandiert er sich immer selber. Z AUBERKÖNIG Wie lang daß der so still stehen kann – Stramm! Sehr stramm! Respekt! Es geht wieder aufwärts mit uns! (Er fällt unter den Tisch.) M ATHILDE Jesus Maria! Z AUBERKÖNIG Der Stuhl ist zerbrochen – einen anderen Stuhl, Herr Ober! He, einen anderen Stuhl!! (Er singt mit der Musik.) Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt – und schon hab ich den Patsch verspürt mit dem Fächer ins Gesicht – DER O BER (bringt nun eine Riesenportion Salami.) M ATHILDE Salami, Erich! Salami! E RICH Batallion! Rührt euch! Antreten zum Essen fassen! (Er langt mit der Hand in die Schüssel und frißt exorbitant.) Z AUBERKÖNIG Wie der frißt! M ATHILDE Gesegnete Mahlzeit! Z AUBERKÖNIG Friß nicht so gierig! M ATHILDE Er zahlts ja nicht! Z AUBERKÖNIG Und singen kann er auch nicht! (Pause) M ATHILDE (zu E RICH ) Warum singst du eigentlich nicht? E RICH (mit vollem Munde) Weil ich doch an meinem chronischen Rachenkatarrh leide! M ATHILDE Das kommt vom vielen Rauchen! E RICH (brüllt sie an.) Schon wieder?! R ITTMEISTER (taucht auf; mit einem Papierhütchen und in gehobener Stimmung) Küß die Hand, schöne Frau Mathild! Ah das ist aber ein angenehmer Zufall! Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Prost, Herr Rittmeister! Entschuldigens mich nur einen Moment, wo ist denn da das Häusl? R ITTMEISTER Gleich dort drüben – neben dem Buffet. Z AUBERKÖNIG (ab ins Häusl) M ATHILDE Darf ich Ihnen etwas von meinem Salami, Herr Rittmeister? E RICH (bleibt der Brocken im Munde stecken; er fixiert gehässig den R ITTMEISTER.) R ITTMEISTER Zu gütig, küß die Hand! Danke nein, ich kann unmöglich mehr – (Er steckt sich zwei dicke Scheiben in den Mund.) Ich hab heut nämlich schon zweimal genachtmahlt, weil ich Besuch hab – Ich sitz dort hinten in Gesellschaft. Ein Jugendfreund meines in Sibirien vermißten Bruders – ein Amerikaner. M ATHILDE Also ein Mister! R ITTMEISTER Aber ein geborener Wiener! Zwanzig Jahr war der jetzt drüben in den Staaten, nun ist er zum ersten Mal wieder auf unserem Kontinent. Wie wir heut vormittag durch die Hofburg gefahren sind, da sind ihm die Tränen in den Augen gestanden – Er ist ein Selfmademan. Selbst ist der Mann! M ATHILDE Oh Sie Schlimmer! R ITTMEISTER Ja. Und jetzt zeig ich ihm sein Wien – schon den zweiten Tag – Wir kommen aus dem Schwips schon gar nicht mehr raus – M ATHILDE Stille Wasser sind tief. R ITTMEISTER Nicht nur in Amerika. E RICH (scharf) Tatsächlich?
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(Pause) M ATHILDE Kennen sich die Herren schon? R ITTMEISTER Vom Sehen aus – E RICH Sie sind Österreicher? Fesch, aber feig! M ATHILDE Erich! R ITTMEISTER Was hat er gesagt? E RICH Ich habe gesagt, daß die Österreicher im Krieg schlappe Kerle waren, und wenn wir Preußen nicht gewesen wären – R ITTMEISTER (fällt ihm ins Wort.) Dann hätten wir überhaupt keinen Krieg gehabt! E RICH Und Sarajewo? Und Bosnien-Herzegowina? R ITTMEISTER Was wissen denn Sie schon vom Weltkrieg, Sie Grünschnabel?! Was Sie in der Schul gelernt haben und sonst nichts! E RICH Ist immer noch besser, als alten Jüdinnen das Bridgespiel beizubringen! M ATHILDE Erich! R ITTMEISTER Ist immer noch besser als sich von alten Trafikantinnen aushalten zu lassen! M ATHILDE Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Pardon! Das war jetzt ein Fauxpas! Ein Lapsus linguae – (Er küßt ihre Hand.) Bedauerlich, sehr bedauerlich! Aber dieser grüne Mensch da hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbständig verdient! E RICH Herr! M ATHILDE Nur kein Duell, um Gottes willen! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITTMEISTER Wollen Sie vors Ehrengericht? M ATHILDE Ruhe, die Leut schaun ja schon! E RICH Ich laß mich doch nicht beleidigen! R ITTMEISTER Mich kann man gar nicht beleidigen! Sie nicht! M ATHILDE Aber ich bitt euch! Beim Heurigen! R ITTMEISTER Ich laß mir doch von diesem Preußen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern, als unsere Habsburger schon römisch-deutsche Kaiser waren?! Draußen im Wald! E RICH Jetzt ist es ganz aus. R ITTMEISTER Da habens zwanzig Groschen, und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu!
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M ISTER (kommt; er ist besoffen.) Oh, lieber guter Freund – was seh ich da? Gesellschaft? Freunde? Stell mich vor, bitte – du lieber guter Freund – (Er umarmt den R ITTMEISTER.) E RICH Ich geh. M ATHILDE Setz dich! Wenn du schon meinen Salami frißt, dann kannst du mir auch entgegenkommen – und halts Maul, sonst schmier ich dir eine – R ITTMEISTER Wo steckt denn unser Zauberkönig? Er wird doch nicht ins Häusl gfallen sein – Z AUBERKÖNIG (erscheint.) Da bin ich! Ist dir das ein enges Häusl gewesen! Wer ist denn das? R ITTMEISTER Das ist mein lieber Mister aus Amerika! DER M ISTER Amerika! New-York! Chicago und Sing-Sing! – Äußerlich ja, aber da drinnen klopft noch das alte biedere treue goldene Wiener Herz, das ewige Wien – DER
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und die Wachau – und die Burgen an der blauen Donau – (Er summt mit mit der Musik.) Donau so blau, so blau, so blau – A LLE (summen mit und wiegen sich auf den Sitzgelegenheiten.) DER M ISTER Meine Herrschaften! Es hat sich vieles verändert in der letzten Zeit, Stürme und Windhosen sind über die Erde gebraust, Erdbeben und Tornados, und ich hab ganz von unten anfangen müssen, aber hier bin ich z‘Haus, hier kenn ich mich aus, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! Oh, du mein lieber altösterreichischer Herrgott aus Mariazell! (Er singt.) Mein Muatterl war a Wienerin, drum hab i Wien so gern Sie wars, die mit dem Leben mir die Lieb hat gegeben Zu meinem anzigen goldenen Wean! A LLES (natürlich ohne E RICH , singt.) Wien, Wien, nur du allein Sollst stets die Stadt meiner Träume sein Dort, wo ich glücklich und selig bin Ist Wien, ist Wien, mein Wien! DER M ISTER Wien soll leben! Die Heimat! Und die schönen Wiener Frauen! Und der Heimatgedanke! Und wir Wiener sollen leben – alle, alle! A LLE (außer E RICH ) Hoch! Hoch! Hoch! (allgemeines Saufen) M ATHILDE Erich! Sauf! E RICH Nein! Ehrensache! M ATHILDE Soll ich denn noch Salami bestellen? E RICH Diese Randbemerkung ehrt Ihre niedrige Gesinnung, Gnädigste! M ATHILDE Bleib! E RICH Stillgestanden! Ganze Abteilung – kehrt! M ATHILDE Halt! E RICH Abteilung – marsch! (ab) M ATHILDE Her stellt euch! Her stellt euch! Z AUBERKÖNIG So laß doch den Bsoffenen! Eine Verwandtschaft hab ich! M ATHILDE Ich werd ihn wohl ganz lassen – Ich sehs schon direkt kommen – Z AUBERKÖNIG Na du als stattliche Person – dich hätt ich heiraten sollen, mit dir hätt ich ein ganz anderes Kind gekriegt – M ATHILDE Red nicht immer von Irene! Ich hab sie nie ausstehen können! DER M ISTER Wer ist Irene? Z AUBERKÖNIG Irene war meine Frau. DER M ISTER Oh pardon! Z AUBERKÖNIG Oh bitte – Und warum soll ich denn nicht auf die Iren schimpfen? Bloß weil sie schon tot ist?! Mir hat sie das ganze Leben verpatzt! M ATHILDE Du bist ein dämonischer Mensch! Z AUBERKÖNIG (singt.) Mir ist mei Alte gstorbn Drum ist mirs Herz so schwer A so a gute Seel krieg ich nöt mehr Muß so viel wana Das glaubt mir kana Daß ich mich kränk Wann ich an mei Alte denk! Hallo! DER M ISTER (schnellt empor.) Hallo! Hallo! Wenn mich nicht alles täuscht, so fängt es jetzt an zu regnen! Aber wir lassen uns vom Wetter nichts dreinreden! Heut
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wird noch gebummelt, und wenns Schusterbuben regnen sollte! Wir lassen und lassen uns das nicht gefallen! (Er droht mit dem Zeigefinger nach dem Himmel.) Oh du regnerischer Himmelvater du! Darf ich euch alle einladen?! Alle, alle!! A LLE Bravo, bravo!! DER M ISTER Also auf! Vorwärts! Mir nach! M ATHILDE Wohin? DER M ISTER Irgendwohin! Wo wir einen Plafond über uns haben! Wo wir nicht so direkt unterm Himmel sitzen! Auf ins Moulin-bleu! (Starker Applaus) R ITTMEISTER Halt! Nicht ins Moulin-bleu, liebe Leutl! Dann schon eher ins Maxim! (Und wieder wird es einen Augenblick totenstill.) Z AUBERKÖNIG Warum denn ins Maxim? R ITTMEISTER Weil es dort ganz besondere Überraschungen geben wird. Z AUBERKÖNIG Was für Überraschungen? R ITTMEISTER Pikante. Sehr pikante – (Stille) Z AUBERKÖNIG Also auf ins Maxim! A LLE Ins Maxim! (Sie marschieren mit aufgespannten Regenschirmen und singen.) Vindobona, du herrliche Stadt Die so reizende Anlagen hat Dir ghört stets nur unser Sinn Ja zu dir da ziagst uns hin San ma a von dir oft fern Denkn ma do ans liebe Wean Denn du bleibst die Perle von Östrreich Dir is gar ka Stadt net gleich! Die Mizzi und der Jean Gehen miteinander drahn Wir sind ja nicht aus Stroh Sind jung und lebensfroh Net immer Schokoladi Heut gehen wir zum „Brady“ Oder zum „Maxim“ Heut sind wir einmal schlimm! Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein, Hollodero! Es muß ja nöt das letzte sein, Hollodero! Und ist das gar, gibts ka Geniern, Hollodero! So tun wir noch mal repetiern, aber nochmal repetieren! (Gong. – Die Bühne verwandelte sich nun ins „Maxim“ – mit einer Bar und Séparées; im Hintergrunde eine Cabaretbühne mit breiter Rampe – Alles schließt die Regenschirme und nimmt nun Platz an den Tischen, und zwar in aufgeräumtester Stimmung.)
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C ONFÉRENCIER (tritt vor den Vorhang.) Meine Sehrverehrten! Meine Herrschaften! Entzückende Damen und noch entzückendere Herren! M ATHILDE Oho! (Gelächter) DER C ONFÉRENCIER Ich begrüße Sie auf das allerherzlichste im Namen meiner Direktion! Schon Johann Wolfgang von Goethe, der Dichterfürst, sagt in seinem Meisterwerk, unserem unsterblichen Faust: Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen! In diesem Sinne, meine Sehrverehrten: Nummer auf Nummer! Das ist Tradition bei uns im Maxim! Und nun aber erst die nächste Attraktion: Bitte treten Sie mit mir ein in den Himmel der Erinnerung! (ab) (Musiktusch; Applaus; Vorhang hoch; Bühnenbild: Schönbrunn – und mit dem Hochund Deutschmeistermarsch marschiert eine Abteilung M ÄDCHEN auf die Bühne und von der Bühne hinab in den Zuschauerraum und wieder retour; bekleidet sind sie mit Büstenhaltern, Schwimmhosen aus Spitzen, Stiefel und friderizianischen Helmen – Die A NFÜHRERIN trägt einen Säbel, die anderen Gewehre; mit ihrem schrillen Sopran dirigiert die A NFÜHRERIN durch Kommandorufe das Ballett: „Rechts um! Links um! Habt acht! Legt an! Feuer! Zum Sturm – arsch-arsch! Kehrt euch! Rumpfbeuge! Angetreten! Präsentiert das Gewehr!“ – Sie schreitet die Front ab, frenetischer Beifall des Publikums – Dann kommandiert sie wieder: „Kompanie – arsch!“ – und die M ÄDCHEN marschieren singend: „Wir sind vom ka und ka Infanterie Regiment, Hoch- und Deutschmeister Nummero vier, aber stier!“ – Vorhang; rasende Begeisterung im Publikum – Musik spielt nun den Radetzkymarsch.) DER
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Z AUBERKÖNIG (zum R ITTMEISTER ) Aber was redens denn da, Herr? Also das steht doch schon felsenfest, daß wir Menschen mit der Tierwelt verwandt sind! R ITTMEISTER Das ist Auffassungssache! Z AUBERKÖNIG Oder glaubens denn gar noch an Adam und Eva? R ITTMEISTER Wer weiß! DER M ISTER (zu M ATHILDE ) Du Wildkatz! Z AUBERKÖNIG Wildkatz! Oder gar ein Leopard! M ATHILDE Prost Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Der Herr Rittmeister sind ein Fabelwesen, und du hast was von einem Känguruh an dir, und der Mister ist ein japanischer Affenpintscher! DER M ISTER (lacht keineswegs.) Fabelhafter Witz, fabelhafter Witz! Z AUBERKÖNIG Na und ich?! M ATHILDE Ein Hirsch! Ein alter Hirsch! Prost alter Hirsch! (Brüllendes Gelächter – nun klingelt das Tischtelephon – Stille) Z AUBERKÖNIG (am Apparat) Ja hallo – Wie? Wer spricht? Mausi? – Mausi kenn ich nicht, wie? – Ach so! Jaja, das bin ich schon, ich bin schon dein Onkel – Was soll ich? Ah du Schweinderl, du herziges – Wo? An der Bar? Im grünen Kleid? – Was? Du bist noch eine Jungfrau? Und das soll dir dein Onkel glauben? Na ich werd da mal nachkontrollieren – Bussi, bussi – – (Er hängt ein und leert hastig sein Glas Schampus, den der M ISTER hat auffahren lassen.) M ATHILDE Trink nicht so viel, Leopold! Z AUBERKÖNIG Du kannst mir jetzt auf den Hut steigen! (Er erhebt sich.) Für uns alte Leut ist ja der Alkohol noch die einzige Lebensfreud! Wo ist die Bar? M ATHILDE Was für eine Bar? Z AUBERKÖNIG Wo ist die Bar, Kruzitürken?!
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R ITTMEISTER Ich werd Sie hinführen – Z AUBERKÖNIG Ich find schon selber hin – Ich brauch keinen Kerzenhalter! Kommens, führens mich! (Er läßt sich vom R ITTMEISTER an die Bar führen, wo ihn bereits zwei M ÄDCHEN erwarten – Die eine im grünen Kleid nimmt ihn gleich herzlichst in Empfang; auch der R ITTMEISTER bleibt an der Bar.) DER M ISTER (zu M ATHILDE ) Was ist der Herr eigentlich? M ATHILDE Ein Zauberkönig. DER M ISTER Ach! M ATHILDE Ja. Sonst ist er ja ein seltener Mensch, bescheiden und anständig, der echte Bürger vom alten Schlag – Diese Sorte stirbt nämlich aus. DER M ISTER Leider! M ATHILDE Heut ist er ja leider besoffen – DER M ISTER Wie Sie das wieder sagen! Was für ein Charme! Bei uns in Amerika ist halt alles brutaler. (Pause) M ATHILDE Was wiegen Sie? DER M ISTER Zweihundertachtzehn Pfund. M ATHILDE Oh Gott! DER M ISTER Darf ich ganz offen sein? M ATHILDE Man bittet darum. DER M ISTER Ich bin kompliziert. M ATHILDE Wieso? DER M ISTER Ich bin nämlich innerlich tot. Ich kann halt nur mehr mit den Prostituierten was anfangen – Das kommt von den vielen Enttäuschungen, die ich schon hinter mir hab. M ATHILDE Jetzt so was. Eine so zarte Seele in so einem mächtigen Körper – DER M ISTER Ich hab den Saturn als Planeten. M ATHILDE Ja, diese Planeten! Da hängt man damit zusammen und kann gar nichts dafür! (Gong) C ONFÉRENCIER (tritt vor den Vorhang.) Meine Sehrverehrten! Und abermals gibts eine herrliche Nummer! Was soll ich viele Worte machen, urteilen Sie selbst über unsere sensationellen von ersten Künstlern entworfenen hochkünstlerischen lebendigen Aktplastiken! Als erstes: Donaunixen! Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Die Kapelle spielt nun den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und es wird stockfinster im Zuschauerraum; dann teilt sich der Vorhang, und man sieht drei halbnackte M ÄDCHEN , deren Beine in Schwanzflossen stecken – Eine hält eine Leier in der Hand – A LLE sind malerisch gruppiert vor einem schwarzen Vorhang im grünen Scheinwerferlicht; von der Bar her hört man des Z AUBERKÖNIGS S TIMME : „Nackete Weiber, sehr richtig!“ – Der Vorhang schließt sich, starker Applaus. Gong) DER C ONFÉRENCIER (erscheint wieder vor dem Vorhang.) Das zweite Bild: Unser Zeppelin! (Bravorufe) DER C ONFÉRENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Und nun ertönt der „Fridericus rex“ – und auf der Bühne stehen drei nackte M ÄDCHEN – Die erste hält einen Propeller in den Händen, die zweite einen Globus und die DER
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dritte einen kleinen Zeppelin – Das Publikum rast vor Beifall, schnellt von den Sitzen in die Höhe und singt die erste Strophe des Deutschlandliedes, worauf es sich wieder beruhigt. Gong) DER C ONFÉRENCIER (wieder vor dem Vorhang) Und nun, meine Sehrverehrten, das dritte Bild: Die Jagd nach dem Glück! (Totenstille) DER C ONFÉRENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister – (Die „Träumerei“ von Schumann erklingt, und der Vorhang teilt sich zum dritten Male – Eine Gruppe nackter M ÄDCHEN , die sich gegenseitig niedertreten, versucht einer goldenen Kugel nachzurennen, auf welcher das Glück auf einem Beine steht – Das Glück ist ebenfalls unbekleidet und heißt M ARIANNE .) M ATHILDE (schreit gellend auf im finsteren Zuschauerraum.) Marianne! Jesus Maria Josef! Marianne!! M ARIANNE (erschrickt auf ihrer Kugel, zittert, kann das Gleichgewicht nicht mehr halten, muß herab und starrt, geblendet vom Scheinwerfer, in den dunklen Zuschauerraum.) DER M ISTER Was denn los?! M ATHILDE (außer sich) Marianne, Marianne, Marianne!! DER M ISTER (wird wütend.) Brüll nicht! Bist denn plem-plem?! M ATHILDE Marianne! DER M ISTER Kusch! Da hast du deine Marianne! (Er boxt ihr in die Brust.) M ATHILDE (schreit.) (Große Unruhe im Publikum; Rufe: „Licht! Licht!“) DER C ONFÉRENCIER (stürzt auf die Bühne.) Vorhang! Was ist denn los?! Licht! Vorhang! Licht! (Der Vorhang fällt vor der starr in den Zuschauerraum glotzenden M ARIANNE , die übrigen M ÄDCHEN sind bereits unruhig ab – und nun wird es Licht im Zuschauerraum, und wieder für einen Augenblick totenstill; alles starrt auf M ATHILDE , die mit dem Gesicht auf dem Tisch liegt, hysterisch und besoffen, weint und schluchzt.) Z AUBERKÖNIG (steht an der Bar und hält die Hand auf sein Herz.) M ATHILDE (wimmert.) Die Mariann, die Mariann – die liebe kleine Mariann – oh, oh, oh – ich hab sie ja schon gekannt, wie sie noch fünf Jahr alt war, meine Herren! DER C ONFÉRENCIER Von wem redet sie da? DER M ISTER Keine Ahnung! DER C ONFÉRENCIER Hysterisch? DER M ISTER Epileptisch! E INE GEMÜTLICHE S TIMME So werfts es doch naus, die bsoffene Bestie! M ATHILDE Ich bin nicht besoffen, meine Herren! Ich bin das nicht – nein, nein, nein! (Sie schnellt empor und will hinauslaufen, stolpert aber über ihre eigenen Füße, stürzt und reißt einen Tisch um – Jetzt hat sie sich blutig geschlagen.) Nein das halt ich nicht aus, ich bin doch nicht aus Holz, das halt ich nicht aus, das halt ich nicht aus!! (Sie rast brüllend nach Haus.) A LLE (außer dem Z AUBERKÖNIG sehen ihr perplex nach.) (Stille. Dann: Gong) DER C ONFÉRENCIER (springt auf einen Stuhl.) Meine Sehrverehrten! Damen und Herren! Das war nun der Schluß unseres offiziellen Programms – und nun beginnt in der Bar der inoffizielle Teil! (Man hört aus der Bar die Tanzmusik.) Im Namen
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meiner Direktion danke ich Ihnen für den zahlreichen Besuch und wünsche Ihnen eine recht gute Nacht! Auf Wiedersehen, meine Herrschaften! DIE H ERRSCHAFTEN (räumen allmählich das Lokal.) 5
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Z AUBERKÖNIG Herr Rittmeister – R ITTMEISTER Bitte? Z AUBERKÖNIG Also deshalb wollten Sie nicht ins Moulin-bleu, sondern hier – Das waren also Ihre bewußten pikanten Überraschungen, ich hab ja gleich so eine komische Aversion gehabt – so eine Ahnung, daß mir nichts Gutes bevorsteht – R ITTMEISTER Ich wußte es, daß das Fräulein Mariann hier auftritt – ich war nämlich schon öfters da, erst gestern wieder – und ich kann es halt nicht mehr länger mitansehen! Ihr steinernes Herz – Z AUBERKÖNIG Mischen Sie sich nicht in wildfremde Familienangelegenheiten, Sie Soldat!! R ITTMEISTER Meine menschliche Pflicht – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Was ist das? R ITTMEISTER Sie sind kein Mensch! Z AUBERKÖNIG Also das hör ich gern! Schon sehr gern! Was soll ich denn schon sein, wenn ich kein Mensch bin, Sie?! Vielleicht ein Vieh?! Das tät Ihnen so passen! Aber ich bin kein Vieh und hab auch keine Tochter, bitt ich mir aus!! R ITTMEISTER Jetzt hab ich hier nichts mehr verloren. (Er verbeugt sich steif und ab.) Z AUBERKÖNIG Und ich werd mir vielleicht noch was holen! Ich bin in einer Untergangsstimmung, Herr Mister! Jetzt möcht ich Ansichtskarten schreiben, damit die Leut vor Neid zerplatzen, wenn sie durch mich selbst erfahren, wie gut daß es mir geht! DER M ISTER Ansichtskarten! Glänzende Idee! Das ist eine Idee! Ansichtskarten, Ansichtskarten! (Er kauft einer V ERKÄUFERIN gleich einen ganzen Stoß ab, setzt sich dann abseits an einen Tisch und schreibt – Nun ist er allein mit dem Z AUBERKÖNIG ; aus der Bar tönt Tanzmusik.)
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M ARIANNE (kommt langsam in einem Bademantel und bleibt vor dem Z AUBERKÖNIG stehen.) Z AUBERKÖNIG (starrt sie an, betrachtet sie von oben bis unten – dreht ihr den Rücken zu.) (Pause) M ARIANNE Warum hast du meine Briefe nicht gelesen? Ich hab dir drei Briefe geschrieben. Aber du hast sie nicht aufgemacht und hast sie zurückgehen lassen. (Pause) M ARIANNE Ich hab dir geschrieben, daß er mich verlassen hat – Z AUBERKÖNIG (wendet sich langsam ihr zu und fixiert sie gehässig.) Das weiß ich. (Er dreht ihr wieder den Rücken zu.) (Pause) M ARIANNE Weißt du auch, daß ich ein Kind hab – ? Z AUBERKÖNIG Natürlich! (Pause) M ARIANNE Es geht uns sehr schlecht, mir und dem Bubi – Z AUBERKÖNIG Wer nicht hören will, muß fühlen! Schluß jetzt! (Er erhebt sich, muß sich aber gleich wieder setzen.)
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M ARIANNE Du bist ja betrunken, Papa – Z AUBERKÖNIG Also werd nur nicht ordinär! Ich bin nicht dein Papa, ein für alle Mal! Und nur nicht ordinär, sonst – (Er macht die Geste des Ohrfeigens.) Denk lieber an dein Mutterl selig! Die Toten hören alles! M ARIANNE Wenn mein Mutterl noch leben würde – Z AUBERKÖNIG Laß dein Mutterl aus dem Spiel, bitt ich mir aus! Wenn die dich so gesehen hätt, so nacket auf dem Podium herumstehen – dich den Blicken der Allgemeinheit preisgeben – Ja schämst dich denn gar nicht mehr?! Pfui Teufel! M ARIANNE Nein. Das kann ich mir nicht leisten, daß ich mich schäm. (Stille – Die Musik in der Bar ist nun verstummt.) M ARIANNE Ich verdien hier zwei Schilling pro Tag. Das ist nicht viel, zusammen mit dem Bubi – Was kann ich denn aber auch anderes unternehmen? Du hast mich ja nichts lernen lassen, nicht einmal meine rhythmische Gymnastik, du hast mich ja nur für die Ehe erzogen – Z AUBERKÖNIG Oh du miserables Geschöpf! Jetzt bin ich noch schuld! M ARIANNE Hör mal Papa – Z AUBERKÖNIG (unterbricht sie.) Ich bin kein Papa! M ARIANNE (schlägt mit der Faust auf den Tisch.) Still! Du bist doch mein Papa, wer denn sonst?! Und hör jetzt mal – wenn das so weitergeht, ich kann nichts verdienen – Und auf den Strich gehen kann ich nicht, ich kann das nicht, ich habs ja schon versucht, aber ich kann mich nur einem Manne geben, den ich aus ganzer Seele mag – Ich hab ja als ungelernte Frau sonst nichts zu geben – – Dann bleibt mir nur der Zug. Z AUBERKÖNIG Was für ein Zug? M ARIANNE Der Zug. Mit dem man wegfahren kann. Ich wirf mich noch vor den Zug – Z AUBERKÖNIG So! Das auch noch. Das willst du mir also auch noch antun – (Er weint plötzlich.) Oh, du gemeines Schwein, was machst du denn mit mir auf meine alten Tag? Eine Schande nach der anderen – oh, ich armer alter Mensch, mit was hab ich denn das verdient?! M ARIANNE (scharf) Denk nicht immer an dich! Z AUBERKÖNIG (hört auf zu weinen, starrt sie an; wird wütend.) So wirf dich doch vor den Zug! Wirf dich doch, wirf dich doch! Samt deiner Brut!! – – Oh, ist mir übel – übel – – Wenn ich nur brechen könnt – (Er beugt sich über den Tisch.) M ARIANNE (betrachtet ihn – aus der Bar ertönt nun wieder Tanzmusik; plötzlich entschlossen will sie rasch ab.) M ISTER (tritt ihr in den Weg; er ist fertig mit seiner Ansichtskartenschreiberei.) Ah, eine Primadonna – (Er betrachtet sie lächelnd.) Sagen Sie – haben Sie nicht zufällig einige Briefmarken bei sich? M ARIANNE Nein. DER M ISTER (langsam) Nämlich ich brauche zehn Zwanziggroschenmarken und zahle dafür fünfzig Schilling. (Pause) DER M ISTER Sechzig Schilling. (Pause) DER M ISTER (nimmt seine Brieftasche heraus.) Da sind die Schilling, und da sind die Dollars – DER
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M ARIANNE Zeigen Sie. DER M ISTER (reicht ihr die Brieftasche.) (Pause) M ARIANNE Sechzig? DER M ISTER Fünfundsechzig. M ARIANNE Das ist viel Geld. DER M ISTER Das will verdient sein. (Stille – Mit der Tanzmusik ist es nun wieder vorbei.) M ARIANNE Nein. Danke. (Sie gibt ihm die Brieftasche zurück.) DER M ISTER Was heißt das? M ARIANNE Ich kann nicht. Sie haben sich in mir geirrt, Herr – DER M ISTER (packt sie plötzlich am Handgelenk und brüllt.) Halt! Halt, du hast mich jetzt bestohlen, du Dirne! Diebin, Verbrecherin! Hand aufmachen – auf!! M ARIANNE Au! DER M ISTER Da! Hundert Schilling! Meinst ich merk das nicht, du blöde Hur?! (Er gibt ihr eine Ohrfeige.) Polizei, Polizei!! A LLES (erscheint aus der Bar.) Z AUBERKÖNIG Was ist denn los, um Gottes Christi willen?! DER M ISTER Diese Hur da hat mich bestohlen! Hundert Schilling, hundert Schilling! Polizei! Z AUBERKÖNIG Aber das gibts doch nicht – Mariann!! M ARIANNE (reißt sich vom M ISTER los.) Ihr sollt mich nicht mehr schlagen! Ich will nicht mehr geschlagen werden!! Z AUBERKÖNIG (mit der Hand am Herz) Das auch noch! (Er bricht zusammen.) DER C ONFÉRENCIER Wasser! Wasser! (Er bemüht sich um den Z AUBERKÖNIG .) (Stille) DER M ISTER Was ist? Ist ihm schlecht? DER C ONFÉRENCIER Nein. Das ist ein Schlaganfall. M ARIANNE (brüllt.) Papa! Papa!!
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Und abermals in der stillen Straße im achten Bezirk. Es ist Sonntag, und die Geschäfte sind zu. Auf der leeren Puppenklinikauslage kleben zwei Zettel „Zu vermieten“. Vor der Türe ein Rollstuhl. M ATHILDE mit einem Maiglöckchenstrauß und der R ITTMEISTER haben sich ausgerechnet vor der Puppenklinik getroffen. R ITTMEISTER Es ist Sonntag, Frau Mathild. Und morgen ist wieder Montag. M ATHILDE Das ist halt unser irdisches Dasein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Mein Gewissen ist rein und trotzdem. Ich war doch damals im Maxim nur von den altruistischesten Absichten beseelt – versöhnend hab ich wirken wollen, versöhnend – und derweil hat sich eine Tragödie nach der anderen abgerollt.
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Die arme Mariann wird eingekastelt, und den Zauberkönig trifft der Schlag. Noch gut, daß er am Leben geblieben ist. M ATHILDE (deutet auf den Rollstuhl.) Ist das ein Leben? R ITTMEISTER Dann schon lieber der Tod. (Stille) M ATHILDE Die ersten drei Tag, nachdem ihn der Schlag getroffen gehabt hat, da hat sich der Hofrat schon gefürchtet, daß wenn kein Wunder geschieht – Der Leopold hat ja schon die Sphärenmusik gehört. R ITTMEISTER Wer ist Leopold? M ATHILDE Na der Zauberkönig! R ITTMEISTER Heißt der auch Leopold? Ich heiß nämlich auch Leopold – M ATHILDE Das ist aber spaßig! R ITTMEISTER Was verstehen Sie unter Sphärenmusik? M ATHILDE Wenn einer knapp vor dem Tode ist, dann fängt die arme Seel bereits an, den Körper zu verlassen – aber nur die halbe Seel – und die fliegt dann schon hoch hinauf und immer höher – und dort droben gibts eine sonderbare Melodie, das ist die Musik der Sphären – (Stille) R ITTMEISTER Möglich. An und für sich – – Wo habens denn die schönen Maiglöckerl her? M ATHILDE Die hab ich mir so mitgehen lassen – aus dem Park vom Grafen Erdödy. Ich bring sie jetzt dem armen Leopold, er hat doch die Blumerl so gern. R ITTMEISTER Ist er noch geärgert auf mich? M ATHILDE Wegen was denn? R ITTMEISTER Na ich denk wegen der fatalen Situation im Maxim, die wo ich ihm inszeniert hab. M ATHILDE Aber Herr Rittmeister! Nach all dem, was der Mann durchgemacht hat, hat er keine Lust mehr, sich über Sie zu ärgern – Er ist überhaupt viel versöhnlicher geworden, er ist halt gebrochen. Wenn einer kaum mehr laufen kann und sprechen! R ITTMEISTER Habens denn was von der Mariann gehört? (Stille) M ATHILDE Können Sie schweigen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Natürlich. M ATHILDE Ehrenwort? R ITTMEISTER Na wenn ich als alter Offizier nicht schweigen könnt! Denkens doch nur mal an all die militärischen Geheimnisse, die ich weiß! (Stille) M ATHILDE Herr Rittmeister. Sie war bei mir, die Mariann. Sie hat mich aufgesucht. Drei Monat ist sie gesessen, inclusive der Untersuchungshaft, und jetzt hat sie nichts zum Beißen – Nur ihren Stolz, den hat sie noch gehabt! Aber den hab ich ihr gründlich ausgetrieben, kann ich nur sagen! Gründlich! Verlassen Sie sich nur auf mich, Herr Rittmeister, ich werd sie schon mit ihrem Papa aussöhnen, wir Frauen verstehen das besser als wie die Herren der Schöpfung! Sie haben ja das im Maxim viel zu direkt versucht – Mein Gott, hab ich mich damals erschrocken! R ITTMEISTER Ende gut, alles gut! Ich muß jetzt noch ins Café – Küß die Hand, Frau Mathild! (ab)
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E RICH (erscheint auf des Z AUBERKÖNIGS Balkon und begießt die Blumen.) M ATHILDE (entdeckt ihn.) E RICH (erblickt M ATHILDE .) Guten Morgen, gnädige Frau! M ATHILDE Wenn ich das gewußt hätt, daß du droben bist, dann wär ich später gekommen – E RICH Sowie du kommst, geh ich – Ehrensache! M ATHILDE So geh doch! Geh! E RICH Einen Moment! (Er begießt noch besonders sorgfältig einen toten Blumenstock und grinst boshaft dazu – dann verläßt er den Balkon.)
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M ATHILDE (allein) Gemeines Vieh. Luder. Zuhälter. Hund, räudiger –
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E RICH (tritt aus der Puppenklinik; er grüßt korrekt.) Verzeihen, Gnädigste! Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, daß wir uns jetzt wahrscheinlich das letzte Mal sehen – M ATHILDE Hoffentlich! E RICH Ich fahre nämlich morgen früh – für immer. M ATHILDE Glückliche Reise! E RICH Danke! (Er grüßt wieder korrekt und will ab.) M ATHILDE (plötzlich) Halt! E RICH Zu Befehl? (Stille) M ATHILDE Wir wollen uns nicht so Adieu sagen – Komm, geben wir uns die Hand – Trennen wir uns als gute Kameraden – E RICH Gut. (Er gibt ihr die Hand; zieht dann ein Notizbuch aus der Tasche und blättert darin.) Hier steht es genau notiert: Soll und Haben, die ganze Summe – jede Zigarette. M ATHILDE (freundlich) Ich brauch deine Zigaretten nicht – E RICH Ehrensache! M ATHILDE (nimmt seine Hand, in der er das Notizbuch hält und streichelt sie.) Du bist halt kein Psychologe, Erich – (Sie nickt ihm freundlich zu und langsam ab in die Puppenklinik.) E RICH (sieht ihr nach; ist nun allein.) Altes fünfzigjähriges Stück Scheiße – (ab – Und nun spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock wieder, und zwar wieder die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.) O SKAR (kommt mit A LFRED – er deutet auf den Rollstuhl.) Das dort ist sein neuer Fiaker – A LFRED So ein Schlaganfall ist kein Witz. Was? „Zu vermieten“? O SKAR (lächelt.) Auch das, lieber Herr – Es hat sich hier ausgezaubert, das heißt: falls er sich nicht wieder mit unserer Mariann versöhnt – A LFRED Wie traurig das alles ist! Glaubens mir nur, ich bin an dieser ganzen Geschicht eigentlich unschuldig – Heut begreif ich mich gar nicht, ich hab es doch so gut gehabt früher, ohne Kummer und ohne Sorgen – und dann laßt man sich in so ein unüberlegtes Abenteuer hineintreiben – Es geschieht mir schon ganz recht, weiß der Teufel, was in mich gefahren ist! O SKAR Das ist halt die große Liebe gewesen.
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A LFRED Oh, nein! Dazu hab ich schon gar kein Talent – Ich war nur zu weich. Ich kann halt nicht nein sagen, und dann wird so eine Liaison automatisch immer ärger. Ich wollt nämlich seinerzeit Ihre Verlobung wirklich nicht auseinanderbringen – aber die liebe Mariann bestand auf dem Alles-oder-nichts-Standpunkt. Verstehens mich? O SKAR Leicht! Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive – Wenn man da näher hineinleuchtet – A LFRED Abgründe tun sich auf. O SKAR Und sehens, deshalb war ich Ihnen persönlich eigentlich nie so recht bös – Ihnen hab ich nie etwas Böses gewünscht – A LFRED Aber der Mariann? O SKAR (lächelt.) Ja, die hat bitter büßen müssen, das arme Hascherl – für die große Leidenschaft ihres Lebens – A LFRED Nein, so viel Leut ins Unglück zu stürzen! Wirklich: wir Männer müßten mehr zusammenhalten. O SKAR Wir sind halt zu naiv. A LFRED Allerdings. (Stille) A LFRED Herr Oskar. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, daß Sie es übernommen haben, mich mit der Frau Mathild wieder auszusöhnen – O SKAR (unterbricht ihn.) Pst! M ATHILDE (kommt mit dem Z AUBERKÖNIG aus der Puppenklinik; er stützt sich auf zwei Stöcke und scheint fast völlig gelähmt – nur die Arme kann er gebrauchen; sie setzt ihn in den Rollstuhl, breitet eine Decke über seine Beine und legt ihm die Maiglöckchen in den Schoß – Und nun bricht der Walzer ab, mitten im Takt.) So – So, mein Kind. Jetzt kannst du dann spazierenfahren, aber bleib nicht zu lang aus und gib schön acht auf dich, hörst du? Ich bin in einer halben Stund wieder da – am besten, du fahrst bis zum Spielplatz und wieder retour – (Sie erblickt O SKAR – A LFRED hatte sich bereits in der Türnische der Fleischhauerei versteckt.) Ah der Oskar! Guten Morgen, Oskar! O SKAR Guten Morgen! M ATHILDE Hörst du, Leopold? Der liebe Oskar ist da, der Oskar! Z AUBERKÖNIG (nickt.) M ATHILDE (zu O SKAR ) Es geht uns heut schon viel besser, und es wird schon noch werden! Wir müssen uns nur vor jeder Aufregung hüten, denn die kleinste Aufregung kann mit einem zweiten Schlaganfall enden und dann – hörst du? Also nur nicht aufregen – still, kein Wort! Das strengt dich ja nur an – Fahr jetzt nur zu, und auf Wiedersehen in einer halben Stund! Verlier meine Maiglöckchen nicht! Z AUBERKÖNIG (ab in seinem Rollstuhl) O SKAR Rührend, wie du dich um den Krüppel kümmerst. M ATHILDE Ich bin ja auch die einzige, die sich um ihn kümmert, das liegt halt so in der weiblichen Natur – ein gewisses Muttergefühl – (Sie schminkt sich vor ihrem Taschenspiegel.) Oskar. Allmählich krieg ich eine schöne Macht über ihn, weil er auf mich angewiesen ist – und ich werd ihn mit der Mariann versöhnen – Er wird sich schon versöhnen, schon aus lauter Angst vor dem zweiten Schlaganfall –
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nämlich auf diese seine Angst bau ich meinen Plan auf, wirst schon sehen, dieser Haustyrann wird noch aus der Hand fressen – O SKAR Mathild. Auch mit dir möcht sich jemand versöhnen. M ATHILDE Wer? Erich? O SKAR Nein. M ATHILDE Sondern? O SKAR Dort – M ATHILDE (nähert sich der Fleischhauerei und erblickt A LFRED .) A LFRED (grüßt.) (Stille) M ATHILDE Ach! A LFRED Ich bitte dich um Verzeihung. (Stille) A LFRED Du ahnst es ja nicht, was mich diese Reue für innere Kämpf gekostet hat, dieser Gang nach Canossa – Ich hab ja schon vor mir selbst gar kein Schamgefühl mehr, weil ich weiß, daß ich unrecht getan hab. M ATHILDE Mir? A LFRED Ja. M ATHILDE Wann denn? A LFRED (ist perplex.) M ATHILDE Mir hast du nichts Schlechtes getan. A LFRED (ist noch perplexer; er lächelt verlegen.) Na ich hab dich doch verlassen – M ATHILDE Du mich? Ich dich! Und außerdem war das auch nichts Schlechtes, sondern nur etwas sehr Gutes, merk dir das, du eitler Aff! A LFRED Wir sind als gute Kameraden auseinander, verstanden? M ATHILDE Wir zwei sind getrennte Leut, verstanden?! Weil ich mit einem ausgemachten Halunken in der Zukunft nichts mehr zu tun haben möcht! (Stille) A LFRED Wieso denn ein ausgemachter? Du hast doch grad selber gesagt, daß ich dir nichts getan hab! M ATHILDE Mir nichts! Aber der Mariann! Und deinem Kind? (Stille) A LFRED Die Mariann hat immer gesagt, ich könnt hypnotisieren – (Er schreit sie an.) Was kann ich denn dafür, daß ich auf die Frauen so stark wirk?! M ATHILDE Schrei mich nicht an! O SKAR Meiner Meinung nach war der Herr Alfred relativ gut zur Mariann – M ATHILDE Wenn ihr Mannsbilder nur wieder zusammenhelft! Oh, ich hab aber auch noch mein weibliches Solidaritätsgefühl! (zu A LFRED ) So klein möcht ich dich sehen, so klein! (Stille) A LFRED Ich bin eine geschlagene Armee. Das mußt du mir nicht sagen, daß ich ein schlechter Mensch bin, das weiß ich, weil ich halt zu guter Letzt ein schwacher Mensch bin. Ich brauch immer jemand, für den ich sorgen kann und muß, sonst verkomm ich sofort. Für die Mariann konnt ich aber nicht sorgen, das war mein spezielles Pech – Ja, wenn ich noch einiges Kapital gehabt hätt, dann hätt ich ja wieder auf die Rennplätz hinauskönnen, trotzdem daß sie es nicht hat haben wollen –
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M ATHILDE Sie hat es nicht haben wollen? A LFRED Aus moralischen Gründen. M ATHILDE Das war aber dumm von ihr, wo das doch dein eigenstes Gebiet ist. A LFRED Siehst du! Und an diesem Lebensauffassungsunterschied zerschellte auch schließlich unser Verhältnis. Ganz von allein. M ATHILDE Lüg nicht. (Stille) A LFRED Mathild. Ich hab eine Hautcrème vertreten, Füllfederhalter und orientalische Teppich – Es ist mir alles danebengelungen, und nun steck ich in einer direkt schweinischen Situation. Du hast doch früher auch für eine jede Schweinerei Verständnis gehabt – M ATHILDE (unterbricht ihn.) Was würdest du tun, wenn ich dir jetzt fünfzig Schilling leihen würde? (Stille) A LFRED Fünfzig? M ATHILDE Ja. A LFRED Ich würd natürlich sofort telegraphisch in Maisons-Laffitte Sieg und Platz – M ATHILDE (unterbricht ihn.) Und? Und? A LFRED Wieso? M ATHILDE Und den Gewinn? (Stille) A LFRED (lächelt hinterlistig.) Den voraussichtlichen Gewinn würde ich morgen persönlich meinem Söhnchen überreichen – M ATHILDE Werden sehen! Werden sehen!
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M ARIANNE (kommt rasch und erschrickt.) O SKAR Mariann! M ATHILDE Na also! M ARIANNE (starrt einen nach dem anderen an – will rasch wieder fort.) M ATHILDE Halt! Dageblieben! Jetzt werden wir mal den Schmutz da zusammenräumen – Jetzt kommt die große Stöberei! Jetzt wird versöhnt und basta! (Stille) O SKAR Mariann. Ich verzeihe dir gern alles, was du mir angetan hast – denn lieben bereitet mehr Glück als geliebt zu werden – Wenn du nämlich nur noch einen Funken Gefühl in dir hast, so mußt du es jetzt spüren, daß ich dich trotz allem noch heut an den Altar führen tät, wenn du nämlich noch frei wärst – Ich mein jetzt das Kind – (Stille) M ARIANNE Was denkst du da? O SKAR (lächelt.) Es tut mir leid. M ARIANNE Was? O SKAR Das Kind. (Stille) M ARIANNE So laß doch das Kind in Ruh – Was hat dir denn das Kind getan? Schau mich doch nicht so dumm an! M ATHILDE Mariann! Hier wird jetzt versöhnt! M ARIANNE (deutet auf A LFRED .) Aber nicht mit dem! M ATHILDE Auch mit dem! Alles oder nichts! Auch das ist doch nur ein Mensch! A LFRED Ich danke dir.
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M ARIANNE Gestern hast du noch gesagt, daß er ein gemeines Tier ist. M ATHILDE Gestern war gestern, und heut ist heut, und außerdem kümmer dich um deine Privatangelegenheiten. A LFRED Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt. O SKAR (zu M ARIANNE ) Denn so lang du dies nicht hast Dieses Stirb und werde! Bist du noch ein trüber Gast Auf der dunklen Erde! M ARIANNE (grinst.) Gott, seid ihr gebildet – O SKAR Das sind doch nur Kalendersprüch! M ATHILDE Sprüch oder nicht Sprüch! Auch das ist doch nur ein Mensch mit all seinen angeborenen Fehlern und Lastern – Du hast ihm halt auch keinen genügend starken inneren Halt gegeben! M ARIANNE Ich hab getan, was ich tun konnte! M ATHILDE Du bist halt zu jung! (Stille) A LFRED Zu guter Letzt war ich ja auch kein Engel. M ATHILDE Zu guter Letzt ist bei einer solchen Liaison überhaupt nie jemand schuld – Das ist doch zu guter Letzt eine Frage der Planeten, wie man sich gegenseitig bestrahlt und so. M ARIANNE Mich hat man aber eingesperrt. (Stille) M ARIANNE Sie haben mich sehr erniedrigt. O SKAR Die Polizei trägt allerdings keine Glacéhandschuhe. M ATHILDE Waren es wenigstens weibliche Kriminalbeamte? M ARIANNE Teils. Z AUBERKÖNIG (erscheint im Rollstuhl; er bremst scharf und sperrt den Mund auf.) M ATHILDE (eilt auf ihn zu, beugt sich über ihn, streichelt ihn und spricht wie zu einem kleinen Kind.) Nicht, nicht, nicht – nur nicht aufregen, nicht aufregen, nicht aufregen – Wer ist denn das dort, wer ist denn das? – Das ist ja unsere Mariann, die Mariann, die Mariann – Leopold! Der liebe Gott hat dir einen Fingerzeig gegeben – daß du nämlich noch unter uns bist – Still! Reg dich nur nicht auf, reg dich nicht auf – sonst kommt der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall, und dann, und dann – Still! Versöhn dich lieber, versöhn dich, versöhn dich – und du wirst auch dein Geschäft wieder weiterführen können, es wird alles wieder besser, wieder besser, besser, besser – – Z AUBERKÖNIG (schiebt M ATHILDE zur Seite und starrt auf M ARIANNE und A LFRED .) (Stille) A LFRED (grüßt.) M ARIANNE Guten Tag – (Stille) Z AUBERKÖNIG (Da seine linke Gesichtshälfte gelähmt ist, spricht er als hätte er einen Sprachfehler.) Guten Tag. M ARIANNE (zuckt zusammen und starrt ihn entsetzt an.) Z AUBERKÖNIG (zu M ATHILDE ) Was hat sie denn? (Stille)
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Z AUBERKÖNIG Ach so – meine moderne Aussprach – Jaja, das kommt davon, das kommt davon – – So Gott will. (Stille) Z AUBERKÖNIG Was starrt ihr mich denn so an? So regts mich doch nicht so auf, ihr blöden Vieher!! M ARIANNE Armer Papa, armer Papa! (Sie stürzt zu ihm hin, fällt in die Knie, vergräbt ihren Kopf in seinem Schoß und weint leise.) Z AUBERKÖNIG (tief gerührt; langsam streicht er ihr durch das Haar.) Die Mariann, die Mariann – – du dummes Weiberl, dummes Weiberl – (Er hält plötzlich inne und schiebt M ARIANNE zur Seite.) Was ist das? Was ist das?! (Er steht ruckartig auf.) Ich glaub, ich kann ja wieder gehen – (Er versucht es, auf einen Stock gestützt, und es gelingt.) M ATHILDE Ein Wunder! Ein Wunder – Z AUBERKÖNIG (auf und ab) Ich kann wieder gehen, ich kann wieder gehen! M ATHILDE Siehst du deine gute Tat! Z AUBERKÖNIG Das ist halt eine reine Nervensach, so ein Schlaganfall! O SKAR Und durch diese freudige Erschütterung – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Gewiß, gewiß! Ein neuer Mensch, wie der Vogel Phönix! (Er reißt mit seinem Stock die „Zu vermieten“-Zettel ab.) Bravo, Mariann! Bravo! Das hab ich jetzt indirekt dir zu verdanken! (Er kneift sie in die Wange.) – und morgen! (sehr langsam) – und morgen, morgen geht der liebe gute Großpapa zum Bubi – (Er singt.) Zum Bubi! Zum Bubi! (Er grinst und gibt M ARIANNE mit dem Stock einen Klaps auf den Hintern.) M ARIANNE Au! (Sie lacht überglücklich.)
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E n d e d e s s e c h s t e n B i l d e s.
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Draußen in der Wachau. Ein Häuschen am Fuße einer Burgruine. Die T OCHTER hängt die Wäsche auf, die M UTTER schält Erdäpfel, und die G ROSSMUTTER sitzt in der Sonne vor einem kleinen Tischerl und stimmt ihre Zither. Und in der Nähe fließt die schöne blaue Donau.
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A LFRED (kommt – er sieht sich suchend um und grüßt die T OCHTER .) DIE T OCHTER (grüßt zurück, läßt ihre Wäsche im Stich und nähert sich ihm.) Wollen der Herr vielleicht auf den Turm? A LFRED Auf was für einen Turm? DIE T OCHTER Auf unsern Turm – Nämlich dem Besteiger bietet sich droben eine prächtige Fernsicht und eine instruktive Rundsicht – Wenn der Herr wollen, werd ich den Herrn führen. A LFRED (lächelt weltmännisch.) Was kostet das? DIE T OCHTER Zwanzig Groschen. (Stille) A LFRED Wem gehört denn diese Ruine?
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T OCHTER Dem Staat. Wir verwalten sie nur – Aber in der Nacht möcht ich nicht um alles hinauf, denn dann kommen die Gespenster und erschrecken die Leut. A LFRED Was für Gespenster? DIE T OCHTER Na so eine Art Ritter Blaubart, der wo seine Gemahlinnen im Bett mit der Schaufel erschlagen hat! A LFRED (lächelt wieder weltmännisch.) Das liegt aber nicht nur an uns armen Männern – DIE T OCHTER Nanana! DIE
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M UTTER (ruft.) Julie! Was möcht denn der Herr? T OCHTER Er möcht auf unsern Turm hinauf! DIE M UTTER Das ist etwas anderes – A LFRED (zur T OCHTER ) Ich hab zwar eigentlich nicht gemöcht, aber in Anbetracht einer solchen charmanten Führung – (Er folgt der T OCHTER in die Ruine.) DIE DIE
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G ROSSMUTTER Frieda! DIE M UTTER Ja Mama? DIE G ROSSMUTTER Mir gefällt die Julie nicht mehr. DIE M UTTER Mein Gott, mir auch nicht – DIE G ROSSMUTTER Eine feine Tochter hast du da – frech und faul! Ganz der Herr Papa! DIE M UTTER So laß doch den Mann in Ruh! Jetzt liegt er schon zehn Jahr unter der Erden, und gibst ihm noch immer keine Ruh! DIE G ROSSMUTTER Wer hat ihn denn so früh unter die Erden gebracht? Ich vielleicht? Oder der liebe Alkohol? – Deine ganze Mitgift hat er dir versoffen! DIE M UTTER Jetzt will ich aber nichts mehr hören, ich will nicht!! DIE G ROSSMUTTER Halts Maul! (Sie spielt auf ihrer Zither den Doppeladlermarsch.) DIE
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T OCHTER (erscheint nun mit A LFRED auf der Spitze des Turmes.) A LFRED (lauscht.) Wer spielt denn da so fesch? DIE T OCHTER Das ist Großmutter. A LFRED Großmutter? Resolut! Resolut! DIE T OCHTER Mit mir traut sie sich ja nicht anzubandeln, ich laß mir nämlich nichts gefallen. Brav sein, bittschön! (Pause) A LFRED Sie spielt aber sehr musikalisch. DIE T OCHTER Sie spielt nur dann, wenn sie eine schlechte Laune hat. A LFRED Was ist ihr denn übers Leberl gekrochen? DIE T OCHTER Ein tragischer Unglücksfall. Gestern. A LFRED (lächelt.) Sehr tragisch? DIE T OCHTER Geh reden wir von was anderem! Nein, nicht so – DIE
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G ROSSMUTTER (beendet nun ihren Marsch.) Frieda! Hast du ihr schon den Brief geschrieben? DIE M UTTER Nein. DIE G ROSSMUTTER Soll ich ihn vielleicht schreiben? DIE M UTTER Ich schreib ihn schon, ich schreib ihn schon – Herrgott, ist das alles entsetzlich! Sie wird uns noch Vorwürf machen, daß wir nicht aufgepaßt haben – DIE
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G ROSSMUTTER Wir? Du! Du, willst du wohl sagen! DIE M UTTER Was kann denn ich dafür?! DIE G ROSSMUTTER Wars vielleicht meine Idee, ein Kind in Kost zu nehmen?! Nein, das war deine Idee – weil du etwas kleines Liebes um dich hast haben wollen, hast du gesagt! Hast du gesagt! Ich war immer dagegen. Mit so was hat man nur Schererein! Wegen der lumpigen fünfzehn Schilling im Monat – DIE M UTTER Gut. Bin ich wieder schuld. Gut. Am End bin ich dann vielleicht auch daran schuld, daß der Bubi gestern in die Donau gefallen ist – Bin ich denn daran schuld, daß er ertrunken ist?! DIE G ROSSMUTTER (schweigt boshaft und spielt auf ihrer Zither leise den Donauwellenwalzer.) DIE M UTTER (sieht ihr haßerfüllt zu.) Altes Luder – (wütend ab mit ihren Erdäpfeln in das Häuschen) DIE
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A LFRED Unsere Donau ist halt doch was Schönes. Wie die so dahinfließt – das ist schon sehr schön. DIE T OCHTER Ich wollt, ich wär in Wien! A LFRED Und ich wollt, ich könnt immer heraußen sein – so still vor mich hinleben, in so einem Häuschen, und nichts mehr hören – DIE T OCHTER Was kann man denn hier heraußen schon werden? A LFRED Und was bin ich in Wien geworden? DIE T OCHTER Ich wüßt schon, was ich machen tät in Wien! Ich käm schon durch! A LFRED Auch Sie würden ihnen nicht entrinnen – DIE T OCHTER Wem? A LFRED Den Männern. DIE T OCHTER Na das würd ich aber schon selber in die Hand nehmen! A LFRED Resolut! Resolut! Ganz die liebe Großmama! (Pause) DIE T OCHTER Was möchten Sie eigentlich hier heraußen, Sie schöner Mann aus Wien? A LFRED Eigentlich such ich hier ein bestimmtes Haus. Das Haus Nummer siebzehn. DIE T OCHTER Nummer siebzehn? DIE G ROSSMUTTER (hört nun auf zu spielen und strickt.) A LFRED Ja. Dort ist nämlich ein kleines Kinderl in Pflege. Ein Bubi. Und davon bin ich der Herr Papa – Was schauns mich denn so geistesabwesend an? DIE T OCHTER (langsam) Sie sind der Papa? A LFRED (lächelt.) Derselbe. DIE T OCHTER Der Papa von dem Bubi? A LFRED Trauns mir denn das nicht zu? Oder habens schon von mir gehört, weil Sie mich so spaßig fixieren? Hat vielleicht die Mama von dem Bubi sehr über mich geschimpft? Wir haben uns nämlich entzweit. DIE T OCHTER Nein, das ist entsetzlich – A LFRED Was habens denn? (Stille) DIE T OCHTER Nein, das bring ich nicht heraus – das bring ich nicht heraus – A LFRED Schauns mich an. DIE T OCHTER (schaut ihn an.) Ich kann Sie nicht anschaun – A LFRED Aber ich seh mich doch in Ihren Augen –
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T OCHTER Herr! Wir da unten, wir sind ja das Haus Nummer siebzehn – und es ist ein fürchterliches Unglück passiert – gestern – A LFRED Was? D IE T OCHTER Mit dem Bubi, Herr – mit Ihrem Bubi – Er hat bei der Donau gespielt und ist hineingefallen – A LFRED Tot?! D IE T OCHTER Ja. Ertrunken – (Stille) A LFRED In der Donau. DIE T OCHTER Und er war doch so herzig, unser Bubi – (Sie weint.) A LFRED (schließt sie in seine Arme.) Nicht weinen, nicht weinen – DIE T OCHTER Ich kenne Sie nicht, Herr – aber Sie sind sicher kein schlechter Mensch – Daß Sie nämlich als der eigene Vater mich eigentlich Fremde noch trösten – (Stille) A LFRED Wie groß war er denn schon, der Bubi? DIE T OCHTER So groß – (Stille) A LFRED Und die Mutter? Ist sie schon unterrichtet? DIE T OCHTER Nein, wir traun es uns ja gar nicht, ihr zu schreiben – Wir haben doch das Kind alle so gern gehabt! Nur die Großmutter hat das gleich geahnt – Sie war immer dagegen, daß wir ein Kind in Pflege nehmen – Jetzt triumphiert sie natürlich. (Stille) A LFRED In die Donau, in unsere schöne blaue Donau – DIE T OCHTER Sehens, da kommen die Fischer, die den Bubi suchen – DIE
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F ISCHER (mit langen Stöcken und Haken, kommen und sprechen mit der M UTTER, die wieder aus dem Häuschen getreten ist; die G ROSSMUTTER horcht.) DIE T OCHTER Möchtens nicht hinunter? A LFRED Nein. Jetzt möcht ich allein sein – DIE T OCHTER Über uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben – A LFRED Ich bin viel allein. DIE T OCHTER Ich auch. DIE
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F ISCHER (gehen nun wieder.) M UTTER Sie haben noch immer nichts gefunden. DIE G ROSSMUTTER Kann man sich ja denken! DIE M UTTER Was du dir so alles denkst – DIE G ROSSMUTTER Gott sei Dank! (Stille) DIE G ROSSMUTTER Vielleicht ist es ihr gar nicht so entsetzlich – Ich meine jetzt deine Fräulein Mariann – Man kennt ja diese Sorte Fräuleins – Vielleicht wird das Fräulein sogar zufrieden sein, daß sie es los hat – DIE M UTTER Mama! Bist du daneben?! DIE G ROSSMUTTER Was fällt dir ein, du Mistvieh?! DIE M UTTER Was fällt dir ein, du Ungeheuer?! Das Fräulein ist doch auch nur eine Mutter, genau wie du!! DIE DIE
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G ROSSMUTTER (kreischt.) Vergleich mich nicht mit ihr! Ich hab mein Kind in Ehren geboren, oder bist du ein unehelicher Schlampen?! Wo kein Segen von oben dabei ist, das endet nicht gut, und soll es auch nicht! Wo kämen wir denn da hin?! (Sie spielt wieder ihren Doppeladlermarsch.) DIE M UTTER Spiel nicht! So hör doch auf!! DIE G ROSSMUTTER Gut! Aber dann wird jetzt hier endlich geschrieben – und wenn du zu feig dazu bist, dann diktier ich dir! (Sie erhebt sich.) Setz dich her! Hier hast du Papier und Bleistift – Ich habs schon vorbereitet. DIE M UTTER Ungeheuer – DIE G ROSSMUTTER Kusch! Setz dich! Schreib! Freu dich, daß ich dir hilf! DIE M UTTER (setzt sich.) DIE G ROSSMUTTER (geht gebeugt auf und ab und diktiert.) Wertes Fräulein! – jawohl: Fräulein! – Leider müssen wir Ihnen eine für Sie recht traurige Mitteilung machen. Gott der Allmächtige hat es mit seinem unerforschlichen Willen so gewollt, daß Sie, wertes Fräulein, kein Kind mehr haben sollen. Das Kind hat gestern in den Donauauen gespielt und ist beim Spielen in die Donau gefallen – Punkt. Aber trösten Sie sich, Gott der Allmächtige liebt die unschuldigen Kinder. Punkt. Mich und meine Familie trifft wirklich keine Schuld. Neuer Absatz. Ich spreche Ihnen, wertes Fräulein, auch im Namen meiner lieben Mutter und meiner Tochter, unser innigstes Beileid aus. Schluß. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihre Frieda so und so – DIE
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M ARIANNE (kommt mit Z AUBERKÖNIG , M ATHILDE und O SKAR, denen sie etwas vorausgeeilt ist.) Guten Tag, liebe Frau Kreutler! Küß die Hand, Großmutter! Jetzt war ich aber lang nicht mehr da, ich bin ja nur froh, daß ich euch wiederseh – Das ist mein Vater! Z AUBERKÖNIG (grüßt.) DIE M UTTER (starrt ihn an.) M ARIANNE (wird es plötzlich unheimlich.) Was habt ihr denn –? DIE G ROSSMUTTER (reicht ihr den Brief.) M ARIANNE (nimmt ihr mechanisch den Brief ab und sieht sich scheu um; bange) Wo ist der Bubi? Wo ist denn der Bubi? DIE G ROSSMUTTER Lesen, bitte. Lesen – M ARIANNE (liest den Brief.) Z AUBERKÖNIG Na wo ist er denn, der Bucibubi? Bubi! Bucibubi! (Er hält ein Kinderspielzeug in der Hand, an dem Glöckchen befestigt sind, und läutet damit.) Der Opapa ist da! Der Opapa! M ARIANNE (läßt den Brief fallen.) (Stille) Z AUBERKÖNIG (plötzlich ängstlich) Mariann! Ist denn was passiert? M ATHILDE (hat den Brief aufgehoben und gelesen; jetzt schreit sie.) Maria! Tot ist er! Hin ist er, der Bucibubi! Tot!! Z AUBERKÖNIG (wankt – läßt das Kinderspielzeug fallen und hält die Hand vors Gesicht.) (Stille) DIE G ROSSMUTTER (hebt neugierig das Kinderspielzeug auf und läutet damit.) M ARIANNE (beobachtet sie – stürzt sich plötzlich heiser brüllend auf sie und will sie mit der Zither erschlagen.)
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O SKAR (drückt ihr die Kehle zu.) M ARIANNE (röchelt und läßt die Zither fallen.) (Stille) DIE G ROSSMUTTER (leise) Du Luder. Du Bestie. Du Zuchthäuslerin – Mich? Mich möchst du erschlagen, mich? DIE M UTTER (schreit die G ROSSMUTTER plötzlich an.) Jetzt schau aber, daß du ins Haus kommst! Marsch! Marsch! DIE G ROSSMUTTER (geht langsam auf die M UTTER zu.) Dir tät es ja schon lange passen, wenn ich schon unter der Erden wär – nicht? Aber ich geh halt noch nicht, ich geh noch nicht – Da! (Sie gibt der M UTTER eine Ohrfeige.) – Verfaulen sollt ihr alle, die ihr mir den Tod wünscht! (ab in das Häuschen) (Stille) DIE M UTTER (schluchzt.) Na, das sollst du mir büßen – (ihr nach) Z AUBERKÖNIG (nimmt langsam die Hand vom Gesicht.) Der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall – nein nein nein, lieber Gott, laß mich noch da, lieber Gott – (Er bekreuzigt sich.) Vater unser, der du bist im Himmel – groß bist du und gerecht – nicht wahr, du bist gerecht? Laß mich noch, laß mich noch – – Oh, du bist gerecht, oh du bist gerecht! (Er richtet sich seine Krawatte und geht langsam ab.)
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M ARIANNE Ich habe mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat – Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nicht mehr da – – Er hat mir überhaupt nichts gesagt – Er hat mich überraschen wollen – Pfui! O SKAR Marianne! Hadere nie mit Gott! M ARIANNE Pfui! Pfui! (Sie spuckt aus.) (Stille) O SKAR Mariann. Gott weiß, was er tut, glaub mir das. M ARIANNE Bubi! Wo bist du denn jetzt? Wo? O SKAR Im Paradies. M ARIANNE So quäl mich doch nicht – O SKAR Ich bin doch kein Sadist! Ich möcht dich doch nur trösten – Dein Leben liegt doch noch vor dir, du stehst doch erst am Anfang – Gott gibt, und Gott nimmt – M ARIANNE Mir hat er nur genommen, nur genommen – O SKAR Gott ist die Liebe, Mariann – und wen Er liebt, den schlägt Er – M ARIANNE Mich prügelt Er wie einen Hund! O SKAR Auch das! Wenn es nämlich sein muß. (Stille) O SKAR Mariann. Ich hab dir mal gesagt, daß ich es dir nie wünsch, daß du das durchmachen sollst, was du mir angetan hast – und trotzdem hat dir Gott Menschen gelassen, die dich trotzdem lieben – – und jetzt, nachdem sich alles so eingerenkt hat – – Ich hab dir mal gesagt, Mariann, du wirst meiner Liebe nicht entgehen – M ARIANNE Ich kann nicht mehr. Jetzt kann ich nicht mehr – O SKAR Dann komm – (Er stützt sie, gibt ihr einen Kuß auf den Mund und ab mit ihr.) A LFRED (kommt mit der T OCHTER vom Turm herab.) M ATHILDE (sieht der T OCHTER nach.) Wo kommst du her? A LFRED Vom Turm. M ATHILDE Was war das für ein Turm?
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A LFRED Sei doch nicht so geschmacklos – (Stille) M ATHILDE Pardon! Mein herzlichstes Beileid. A LFRED Danke. (Stille) A LFRED (zieht Geldscheine aus seiner Hosentasche.) Da. Jetzt hab ich gestern noch telegraphisch gesetzt und hab in Maisons-Laffitte gewonnen – und heut wollt ich meinem Sohne vierundachtzig Schilling bringen – M ATHILDE Wir werden ihm einen schönen Grabstein setzen. Vielleicht ein kniendes Englein. A LFRED Ich bin sehr traurig. Wirklich. Ich hab jetzt grad so gedacht – so ohne Kinder hört man eigentlich auf. Man setzt sich nicht fort und stirbt aus. Schad! (Nun wird es finster, und ein großes Streichorchester spielt die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ – Und die Szene verändert sich zum Schlußtableau: in einem kitschigen Barocksaal wird O SKAR und M ARIANNENS Hochzeit gefeiert; Einzug, Solotanz des B RAUTPAARES und allgemeiner Tanz; unter den Hochzeitsgästen bemerkt man M ATHILDE , A LFRED , E RICH , den R ITTMEISTER, die ERSTE und die ZWEITE T ANTE nebst der ganzen V ERWANDTSCHAFT , H AVLITSCHEK in Sonntagsstaat, den B EICHTVATER, die G ROSSMUTTER, M UTTER und T OCHTER, E MMA und die GNÄDIGE F RAU , den C ONFÉRENCIER mit D AMEN VOM B ALLETT und den dazugehörigen K AVALIEREN ; es ist überhaupt alles da, ja selbst der Mister fehlt nicht – Er überreicht der B RAUT einen prächtigen Strauß weißer Lilien; und allen voran natürlich der Z AUBERKÖNIG . – – – Dann fällt der Vorhang.)
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R ITTMEISTER (tritt vor den Vorhang.) Meine Damen und Herren! Leider Gottes sind anläßlich der heutigen Hochzeit eine derartige Anzahl von Hochzeitsgratulationen eingetroffen, daß sich Oskar und Marianne, unser junges Paar, außerstande sehen, einem jeden separat zu danken. Ich habe nun den ehrenvollen Auftrag, Ihnen, meine Sehrverehrten, im Namen unserer Jungvermählten für all die liebenswürdigen Glückwünsche von ganzem Herzen zu danken! Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren!
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Geschichten aus dem Wiener Wald (Endfassung in drei Teilen, emendiert)
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Geschichten aus dem Wiener Wald Volksstück in drei Teilen von Ödön Horváth
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E R S O N E N:
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A LFRED D IE M UTTER D IE G ROSSMUTTER D ER H IERLINGER F ERDINAND V ALERIE O SKAR I DA H AVLITSCHEK R ITTMEISTER E INE GNÄDIGE F RAU M ARIANNE Z AUBERKÖNIG Z WEI T ANTEN E RICH E MMA H ELENE D ER D IENSTBOT B ARONIN B EICHTVATER D ER M ISTER D ER C ONFÉRENCIER Das Stück spielt in unseren Tagen, und zwar in Wien, im Wiener Wald und draußen in der Wachau.
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Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit. 5
Erster Teil
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Draußen in der Wachau. Vor einem Häuschen am Fuße einer Burgruine. A LFRED sitzt im Freien und verzehrt mit gesegnetem Appetit Brot, Butter und saure Milch – Seine M UTTER bringt ihm gerade ein schärferes Messer. In der Luft ist ein Klingen und Singen – als verklänge irgendwo immer wieder der Walzer „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss. Und in der Nähe fließt die schöne blaue Donau. D IE M UTTER (sieht A LFRED zu – plötzlich ergreift sie seine Hand, in der er das Messer hält, und schaut ihm tief in die Augen.) A LFRED (stockt und starrt sie mit vollem Munde mißtrauisch an. – Stille) D IE M UTTER (streicht ihm langsam über das Haar.) Das ist schön von dir, mein lieber Alfred – daß du nämlich deine liebe Mutter nicht total vergessen hast, lieber Alfred – A LFRED Aber wieso denn total vergessen? Ich wär ja schon längst immer wieder herausgekommen, wenn ich nur dazugekommen wär – aber heutzutag kommt doch schon keiner mehr dazu, vor lauter Krise und Wirbel! Wenn mich jetzt mein Freund, der Hierlinger Ferdinand, nicht mitgenommen hätt mit seinem Kabriolett, wer weiß, wann wir uns wiedergesehen hätten! D IE M UTTER Das ist sehr aufmerksam von deinem Freund, dem Herrn Hierlinger. A LFRED Er ist überhaupt ein reizender Mensch. In einer guten halben Stund holt er mich wieder ab. D IE M UTTER Schon? A LFRED Leider! D IE M UTTER Dann iß bitte nicht die ganze saure Milch zusammen, ich hab sonst nichts da zum Antragen – A LFRED Der Hierlinger Ferdinand darf ja gar keine saure Milch essen, weil er eine chronische Nikotinvergiftung hat. Er ist ein hochanständiger Kaufmann. Ich hab öfters mit ihm zu tun. D IE M UTTER Geschäftlich? A LFRED Auch das. (Stille) D IE M UTTER Bist du noch bei der Bank? A LFRED Nein. D IE M UTTER Sondern? (Stille) A LFRED Ich taug nicht zum Beamten, das bietet nämlich keine Entfaltungsmöglichkeiten. Die Arbeit im alten Sinne rentiert sich nicht mehr. Wer heutzutag vorwärts
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kommen will, muß mit der Arbeit der anderen arbeiten. Ich hab mich selbständig gemacht. Finanzierungsgeschäfte und so – (Er verschluckt sich und hustet stark.) D IE M UTTER (klopft ihm auf den Rücken.) Schmeckts? A LFRED Jetzt wär ich aber fast erstickt. D IE M UTTER Ich freu mich nur, daß es dir schmeckt. (Stille) A LFRED Apropos ersticken: Wo steckt denn die liebe Großmutter? D IE M UTTER Mir scheint, sie sitzt in der Küch und betet. A LFRED Betet? D IE M UTTER Sie leidet halt an Angst. A LFRED Angst? (Stille) D IE M UTTER Vergiß ihr nur ja nicht zu gratulieren – Nächsten Monat wird sie achtzig, und wenn du ihr nicht gratulierst, dann haben wir hier wieder die Höll auf Erden. Du bist doch ihr Liebling. A LFRED Ich werds mir notieren. (Er notiert es sich.) Großmutter gratulieren. Achtzig. (Er erhebt sich, da er nun satt ist.) Das ist ein biblisches Alter. (Er sieht auf seine Armbanduhr.) Ich glaub, es wird Zeit. Der Hierlinger muß jeden Moment erscheinen. Es ist auch noch eine Dame dabei. D IE M UTTER Was ist das für eine Dame? A LFRED Eine ältere Dame. (Stille) D IE M UTTER Wie alt? A LFRED So mittel. D IE M UTTER Hat sie Geld? A LFRED Ich hab nichts mit ihr zu tun. (Stille) D IE M UTTER Eine reiche Partie ist nicht das letzte. Du hast halt die richtige noch nicht gefunden. A LFRED Möglich! Manchmal möcht ich ja schon so Kinder um mich herum haben, aber dann denk ich mir immer wieder: Nein, es soll halt nicht sein – D IE G ROSSMUTTER (tritt mit ihrer Schale saurer Milch aus dem Häuschen.) Frieda! Frieda! D IE M UTTER Na wo brennts denn? D IE G ROSSMUTTER Wer hat mir denn da was von meiner sauren Milch gestohlen? D IE M UTTER Ich. Weil der liebe Alfred noch so einen starken Gusto gehabt hat. (Stille) D IE G ROSSMUTTER Hat er gehabt? Hat er gehabt? – Und da werd ich gar nicht gefragt? Als ob ich schon gar nicht mehr da wär – (zur M UTTER ) Tät dir so passen! A LFRED Bäääh! (Er streckt ihr die Zunge heraus.) (Stille) D IE G ROSSMUTTER Bäääh! (Sie streckt ihm die Zunge heraus.) (Stille) D IE G ROSSMUTTER (kreischt.) Jetzt möcht ich überhaupt keine Milch mehr haben! Da! (Sie schüttet die Schale aus.) D ER H IERLINGER F ERDINAND (kommt mit V ALERIE , einer hergerichteten Fünfzigerin im Autodreß.)
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A LFRED Darf ich bekanntmachen: Das ist meine Mutter, und das ist mein Freund Ferdinand Hierlinger – und Frau Valerie –, und das dort ist meine liebe Großmutter – D IE M UTTER Das ist sehr schön von Ihnen, Herr von Hierlinger, daß Sie mir den Alfred herausgebracht haben – Ich danke Ihnen, danke – D ER H IERLINGER F ERDINAND Aber ich bitte, meine Herrschaften! Das ist doch alles nur selbstverständlich! Ich hätt Ihnen ja den Alfred schon öfters herausgebracht – Der liebe Alfred hätte ja nur ein Wörterl verlauten dürfen. D IE M UTTER Nur ein Wörterl? D ER H IERLINGER F ERDINAND Wie gesagt – (Er stockt, da er merkt, daß er sich irgendwie verplappert hat.) (Peinliche Stille) V ALERIE Aber schön haben Sies hier heraußen – D IE M UTTER Wollen die Herrschaften vielleicht mal auf den Turm? D ER H IERLINGER F ERDINAND Auf was für einen Turm? D IE M UTTER Auf unseren Turm da – D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich bitte, gehört denn da diese hochromantische Ruine den Herrschaften? D IE M UTTER Nein, die gehört dem Staat. Wir verwalten sie nur. Wenn die Herrschaften wollen, führ ich die Herrschaften hinauf – Nämlich dem Besteiger bietet sich droben eine prächtige Fernsicht und eine instruktive Rundsicht. D ER H IERLINGER F ERDINAND Aber gern, sehr gern! Zu charmant, gnädige Frau! D IE M UTTER (lächelt verlegen.) Aber oh bitte! (zu V ALERIE ) Die Dame kommen doch auch mit nauf? V ALERIE Danke, danke – Es tut mir schrecklich leid, aber ich kann nicht so hoch hinauf, weil ich dann keine Luft krieg – D IE M UTTER Also dann auf Wiedersehen! (ab mit dem H IERLINGER F ERDINAND ) V ALERIE (zu A LFRED ) Dürft ich mal den Herrn um eine kleine Information bitten? A LFRED Was gibts denn? D IE G ROSSMUTTER (setzt sich an das Tischchen und horcht, hört aber nichts.) V ALERIE Du hast mich wieder mal betrogen. A LFRED Sonst noch was gefällig? V ALERIE Der Hierlinger erzählt mir grad, daß beim letzten Rennen in Saint-Cloud nicht die Quote hundertachtundsechzig, sondern zweihundertzweiundzwanzig herausgelaufen worden ist – A LFRED Der Hierlinger lügt. V ALERIE Und das Gedruckte da lügt auch? (Sie hält ihm eine Rennzeitung unter die Nase.) (Stille) V ALERIE (triumphierend) Na? A LFRED Nein, du bist halt keine richtige Frau. Du stoßt mich ja direkt von dir – mit derartigen Methoden – V ALERIE Du wirst mir jetzt das geben, was mir gebührt. Siebenundzwanzig Schilling. S’il vous plaît! A LFRED (gibt ihr das Geld.) Voilà! V ALERIE Merci! (Sie zählt nach.) A LFRED Kleinliche Person. V ALERIE Ich bin keine Person! Und von heut ab bitte ich es mir aus, daß du mir immer eine schriftliche Quittung –
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A LFRED (unterbricht sie.) Bild dir nur ja nichts ein, bitte! (Stille) V ALERIE Alfred. Du sollst mich doch nicht immer betrügen – A LFRED Und du sollst nicht immer so mißtrauisch zu mir sein – Das untergräbt doch nur unser Verhältnis. Du darfst es doch nicht übersehen, daß ein jeder Mensch Licht- und Schattenseiten hat, das ist normal. Und ich kann dir nur flüstern: Eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari. Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, daß wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns etwa ungesund sind – V ALERIE (unterbricht ihn.) Nein, pfui! Pfui – A LFRED Na siehst du! Jetzt hast du ja schon wieder einen anderen Kopf auf! Es wär doch auch zu leichtsinnig von dir, um nicht zu sagen übermütig! Was mach ich denn aus deinem Ruhegehalt, Frau Kanzleiobersekretärswitwe? Dadurch, daß ich eine Rennplatzkapazität bin, wie? Durch meine glückliche Hand beziehen Frau Kanzleiobersekretärswitwe das Gehalt eines aktiven Ministerialdirigenten erster Klaß! – Was ist denn schon wieder los? V ALERIE Ich hab jetzt nur an das Grab gedacht. A LFRED An was für ein Grab? V ALERIE An sein Grab. Immer, wenn ich das hör: Frau Kanzleiobersekretär – dann muß ich an sein Grab denken. (Stille) V ALERIE Ich kümmer mich zu wenig um das Grab. Meiner Seel, ich glaub, es ist ganz verwildert – A LFRED Valerie. Wenn ich morgen in Maisons-Laffitte gewinn, dann lassen wir sein Grab mal gründlich herrichten. Halb und halb. V ALERIE (küßt plötzlich seine Hand.) A LFRED Nein, nicht so – D IE S TIMME DES H IERLINGER F ERDINAND (vom Turm) Alfred! Alfred! Es ist wunderschön heroben, und ich komm gleich runter! A LFRED (ruft hinauf.) Ich bin bereit! (Er fixiert V ALERIE .) Was? Du weinst? V ALERIE (weinerlich) Aber keine Idee – (Sie betrachtet sich in ihrem Taschenspiegel.) Gott, bin ich wieder derangiert – Höchste Zeit, daß ich mich wieder mal rasier – (Sie schminkt sich mit dem Lippenstift und summt dazu den Trauermarsch von Chopin.) D IE G ROSSMUTTER Alfred! A LFRED (nähert sich ihr.) D IE G ROSSMUTTER Wann kommst du denn wieder? Bald? A LFRED Sicher. D IE G ROSSMUTTER Ich hab so Abschiede nicht gern, weißt du – Daß dir nur nichts passiert, ich hab oft so Angst – A LFRED Was soll mir denn schon passieren? (Stille) D IE G ROSSMUTTER Wann gibst du mir denn das Geld zurück? A LFRED Sowie ich es hab. D IE G ROSSMUTTER Ich brauch es nämlich. A LFRED Zu was brauchst du denn dein Geld? D IE G ROSSMUTTER Nächsten Monat werd ich achtzig – – und ich möcht um mein
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eigenes Geld begraben werden, ich möcht keine milden Gaben, du kennst mich ja – A LFRED Mach dir nur keine Sorgen, Großmama! 5
II. Stille Straße im achten Bezirk. 10
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Von links nach rechts: O SKARS gediegene Fleischhauerei mit halben Rindern und Kälbern, Würsten, Schinken und Schweinsköpfen in der Auslage. Daneben eine Puppenklinik mit Firmenschild „Zum Zauberkönig“ – mit Scherzartikeln, Totenköpfen, Puppen, Spielwaren, Raketen, Zinnsoldaten und einem Skelett im Fenster. Endlich: eine kleine Tabak-Trafik mit Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten vor der Türe. Über der Puppenklinik befindet sich ein Balkon mit Blumen, der zur Privatwohnung des Zauberkönigs gehört. O SKAR (mit weißer Schürze; er steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser; ab und zu lauscht er, denn im zweiten Stock spielt jemand auf einem ausgeleierten Klavier die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.) I DA (ein elfjähriges, herziges, mageres Mäderl, verläßt mit ihrer Markttasche die Fleischhauerei und will nach rechts ab, hält aber vor der Puppenklinik und betrachtet die Auslage.) H AVLITSCHEK (der Gehilfe O SKARS , ein Riese mit blutigen Händen und ebensolcher Schürze, erscheint in der Tür der Fleischhauerei; er frißt eine kleine Wurst und ist wütend.) Dummes Luder, dummes – O SKAR Wer? H AVLITSCHEK (deutet mit seinem langen Messer auf I DA .) Das dort! Sagt das dumme Luder nicht, daß meine Blutwurst nachgelassen hat – Meiner Seel, am liebsten tät ich so was abstechen, und wenn es dann auch mit dem Messer in der Gurgel herumrennen müßt, wie die gestrige Sau, dann tät mich das nur freuen! O SKAR (lächelt.) Wirklich? I DA (fühlt O SKARS Blick, es wird ihr unheimlich; plötzlich rennt sie nach rechts ab.) H AVLITSCHEK (lacht.) R ITTMEISTER (kommt von links; er ist bereits seit dem Zusammenbruch pensioniert und daher in Zivil; jetzt grüßt er O SKAR.) (O SKAR und H AVLITSCHEK verbeugen sich – und der Walzer ist aus.) R ITTMEISTER Also das muß ich schon sagen: die gestrige Blutwurst – Kompliment! First class! O SKAR Zart, nicht? R ITTMEISTER Ein Gedicht! O SKAR Hast du gehört, Havlitschek? R ITTMEISTER Ist er derjenige welcher? H AVLITSCHEK Melde gehorsamst ja, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Alle Achtung! H AVLITSCHEK Herr Rittmeister sind halt ein Kenner. Ein Gourmand. Ein Weltmann.
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R ITTMEISTER (zu O SKAR ) Ich bin seinerzeit viel in unserer alten Monarchie herumtransferiert worden, aber ich muß schon sagen: Niveau. Niveau! O SKAR Ist alles nur Tradition, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Wenn Ihr armes Mutterl selig noch unter uns weilen würde, die hätt eine Freude an ihrem Sohn. O SKAR (lächelt geschmeichelt.) Es hat halt nicht sollen sein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Wir müssen alle mal fort. O SKAR Heut vor einem Jahr ist sie fort. R ITTMEISTER Wer? O SKAR Meine Mama, Herr Rittmeister. Nach dem Essen um halb drei – da hatte sie unser Herrgott erlöst. (Stille) R ITTMEISTER Ist denn das schon ein Jahr her? (Stille) O SKAR Entschuldigens mich bitte, Herr Rittmeister, aber ich muß mich jetzt noch in Gala werfen – für die Totenmeß. (ab) R ITTMEISTER (reagiert nicht; ist anderswo.) (Stille) R ITTMEISTER Wieder ein Jahr – bis zwanzig gehts im Schritt, bis vierzig im Trab, und nach vierzig im Galopp – (Stille) H AVLITSCHEK (frißt nun wieder.) Das ist ein schönes Erdbegräbnis gewesen von der alten gnädigen Frau. R ITTMEISTER Ja, es war sehr gelungen – (Er läßt ihn stehen und nähert sich der Tabak-Trafik, hält einen Augenblick vor dem Skelett in der Puppenklinik; jetzt spielt wieder jemand im zweiten Stock, und zwar den Walzer „Über den Wellen“.) H AVLITSCHEK (sieht dem R ITTMEISTER nach, spuckt die Wursthaut aus und zieht sich zurück in die Fleischhauerei.) V ALERIE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüßt.) V ALERIE (dankt.) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? V ALERIE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür.) R ITTMEISTER Küß die Hand! (Er vertieft sich in die Ziehungsliste; plötzlich bricht der Walzer ab, mitten im Takt.) V ALERIE (schadenfroh) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? Das große Los? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste wieder zurück.) Ich hab überhaupt noch nie was gewonnen, liebe Frau Valerie. Weiß der Teufel, warum ich spiel! Höchstens, daß ich meinen Einsatz herausbekommen hab. V ALERIE Das ist das Glück in der Liebe. R ITTMEISTER Gewesen, gewesen! V ALERIE Aber Herr Rittmeister! Mit dem Profil! R ITTMEISTER Das hat nicht viel zu sagen – wenn man nämlich ein wählerischer Mensch ist. Und eine solche Veranlagung ist eine kostspielige Charaktereigenschaft. Wenn der Krieg nur vierzehn Tage länger gedauert hätt, dann hätt ich heut meine Majorspension. V ALERIE Wenn der Krieg vierzehn Tag länger gedauert hätt, dann hätten wir gesiegt.
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R ITTMEISTER Menschlichem Ermessen nach – V ALERIE Sicher. (ab in ihre Tabak-Trafik) M ARIANNE (begleitet eine GNÄDIGE F RAU aus der Puppenklinik – jedes Mal, wenn diese Ladentür geöffnet wird, ertönt statt eines Klingelzeichens ein Glockenspiel.) R ITTMEISTER (blättert nun in einer Zeitung und horcht.) D IE GNÄDIGE F RAU Also ich kann mich auf Sie verlassen? M ARIANNE Ganz und gar, gnädige Frau! Wir haben doch hier das erste und älteste Spezialgeschäft im ganzen Bezirk – gnädige Frau bekommen die gewünschten Zinnsoldaten, garantiert und pünktlich! D IE GNÄDIGE F RAU Also nochmals, nur damit keine Verwechslungen entstehen: drei Schachteln Schwerverwundete und zwei Schachteln Fallende – auch Kavallerie bitte, nicht nur Infanterie – und daß ich sie nur übermorgen früh im Haus hab, sonst weint der Bubi. Er hat nämlich am Freitag Geburtstag, und er möcht doch schon so lang Sanitäter spielen – M ARIANNE Garantiert und pünktlich, gnädige Frau! Vielen Dank, gnädige Frau! D IE GNÄDIGE F RAU Also Adieu! (ab nach links) D ER Z AUBERKÖNIG (erscheint auf seinem Balkon; in Schlafrock und mit Schnurrbartbinde) Marianne! Bist du da? M ARIANNE Papa? Z AUBERKÖNIG Wo stecken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE Die rosa oder die beige? Z AUBERKÖNIG Ich hab doch nur mehr die rosa! M ARIANNE Im Schrank links oben rechts hinten. Z AUBERKÖNIG Links oben rechts hinten. Difficile est, satiram non scribere. (ab) R ITTMEISTER (zu M ARIANNE ) Immer fleißig, Fräulein Marianne! Immer fleißig! M ARIANNE Arbeit schändet nicht, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Im Gegenteil. Apropos: Wann darf man denn gratulieren? M ARIANNE Zu was denn? R ITTMEISTER Na zur Verlobung. Z AUBERKÖNIG (erscheint wieder auf dem Balkon.) Marianne! R ITTMEISTER Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Habe die Ehre, Herr Rittmeister! Marianne. Zum letzten Mal: Wo stecken meine Sockenhalter? M ARIANNE Wo sie immer stecken. Z AUBERKÖNIG Was ist das für eine Antwort, bitt ich mir aus! Einen Ton hat dieses Ding an sich! Herzig! Zum leiblichen Vater! Wo meine Sockenhalter immer stekken, dort stecken sie nicht. M ARIANNE Dann stecken sie in der Kommod. Z AUBERKÖNIG Nein. M ARIANNE Dann im Nachtkastl. Z AUBERKÖNIG Nein. M ARIANNE Dann bei deinen Unterhosen. Z AUBERKÖNIG Nein! M ARIANNE Dann weiß ich es nicht. Z AUBERKÖNIG Jetzt frag ich aber zum allerletzten Mal: Wo stecken meine Sockenhalter! M ARIANNE Ich kann doch nicht zaubern!
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Z AUBERKÖNIG (brüllt sie an.) Und ich kann doch nicht mit rutschende Strümpf in die Totenmeß! Weil du meine Garderob verschlampst! Jetzt komm aber nur rauf, und such du! Aber avanti, avanti! M ARIANNE (ab in die Puppenklinik – und jetzt wird der Walzer „Über den Wellen“ wieder weitergespielt.) Z AUBERKÖNIG (lauscht.) R ITTMEISTER Wer spielt denn da? Z AUBERKÖNIG Das ist eine Realschülerin im zweiten Stock – Ein talentiertes Kind ist das. R ITTMEISTER Ein musikalisches. Z AUBERKÖNIG Ein frühentwickeltes – (Er summt mit, riecht an den Blumen und genießt ihren Duft.) R ITTMEISTER Es wird Frühling, Herr Zauberkönig. Z AUBERKÖNIG Endlich! Selbst das Wetter ist verrückt geworden! R ITTMEISTER Das sind wir alle. Z AUBERKÖNIG Ich nicht. (Pause) Z AUBERKÖNIG Elend sind wir dran, Herr Rittmeister, elend. Nicht einmal einen Dienstbot kann man sich halten. Wenn ich meine Tochter nicht hätt – O SKAR (kommt aus seiner Fleischhauerei; in schwarz und mit Zylinder; er zieht sich soeben schwarze Glacéhandschuhe an.) Z AUBERKÖNIG Ich bin gleich fertig, Oskar! Die liebe Mariann hat nur wieder mal meine Sockenhalter verhext! R ITTMEISTER Herr Zauberkönig! Dürft ich mir erlauben, Ihnen meine Sockenhalter anzubieten? Ich trag nämlich auch Strumpfbänder, neuerdings – Z AUBERKÖNIG Zu gütig! Küß die Hand! Aber Ordnung muß sein! Die liebe Mariann wird sie schon wieder herhexen! R ITTMEISTER Der Herr Bräutigam in spe können sich gratulieren. O SKAR (lüftet den Zylinder und verbeugt sich leicht.) Z AUBERKÖNIG Wenns Gott mir vergönnt, ja. R ITTMEISTER Mein Kompliment, die Herren! (ab – und nun ist der Walzer aus.) M ARIANNE (erscheint auf dem Balkon mit den rosa Sockenhaltern.) Hier hab ich jetzt deine Sockenhalter. Z AUBERKÖNIG Na also! M ARIANNE Du hast sie aus Versehen in die Schmutzwäsch geworfen – und ich hab jetzt das ganze schmutzige Zeug durchwühlen müssen. Z AUBERKÖNIG Na so was! (Er lächelt väterlich und kneift sie in die Wange.) Brav, brav. Unten steht der Oskar. (ab) O SKAR Marianne! Marianne! M ARIANNE Ja? O SKAR Willst du denn nicht herunterkommen? M ARIANNE Das muß ich sowieso. (ab) H AVLITSCHEK (erscheint in der Tür der Fleischhauerei; wieder fressend) Herr Oskar. Was ich noch hab sagen wollen – geh bittschön, betens auch in meinem Namen ein Vaterunser für die arme gnädige Frau Mutter selig. O SKAR Gern, Havlitschek. H AVLITSCHEK Ich sage dankschön, Herr Oskar. (ab) M ARIANNE (tritt aus der Puppenklinik.)
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O SKAR Ich bin so glücklich, Mariann. Bald ist das Jahr der Trauer ganz vorbei, und morgen leg ich meinen Flor ab. Und am Sonntag ist offizielle Verlobung und Weihnachten Hochzeit – Ein Bussi, Mariann, ein Vormittagsbussi – M ARIANNE (gibt ihm einen Kuß, fährt aber plötzlich zurück.) Au! Du sollst nicht immer beißen! O SKAR Hab ich denn jetzt? M ARIANNE Weißt du denn das nicht? O SKAR Also ich hätt jetzt geschworen – M ARIANNE Daß du mir immer weh tun mußt. (Stille) O SKAR Böse? (Stille) O SKAR Na? M ARIANNE Manchmal glaub ich schon, daß du es dir herbeisehnst, daß ich ein böser Mensch sein soll – O SKAR Marianne! Du weißt, daß ich ein religiöser Mensch bin und daß ich es ernst nehme mit den christlichen Grundsätzen! M ARIANNE Glaubst du vielleicht, ich glaub nicht an Gott? Ph! O SKAR Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich weiß, daß du mich verachtest. M ARIANNE Was fällt dir ein, du Idiot! (Stille) O SKAR Du liebst mich also nicht? M ARIANNE Was ist Liebe? (Stille) O SKAR Was denkst du jetzt? M ARIANNE Oskar. Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist du es. Du sollst nicht immer so herumbohren in mir, bitte – O SKAR Jetzt möcht ich in deinen Kopf hineinsehen können, ich möcht dir mal die Hirnschale herunter und nachkontrollieren, was du da drinnen denkst – M ARIANNE Aber das kannst du nicht. O SKAR Man ist und bleibt allein. (Stille) O SKAR (holt aus seiner Tasche eine Bonbonnière hervor.) Darf ich dir diese Bonbons, ich hab sie jetzt ganz vergessen, die im Goldpapier sind mit Likör – M ARIANNE (steckt sich mechanisch ein großes Bonbon in den Mund.) Z AUBERKÖNIG (tritt rasch aus der Puppenklinik; auch in schwarz und mit Zylinder) Also da sind wir. Was hast du da? Schon wieder Bonbons? Aufmerksam, sehr aufmerksam! (Er kostet.) Ananas! Prima! Na was sagst du zu deinem Bräutigam? Zufrieden? M ARIANNE (rasch ab in die Puppenklinik) Z AUBERKÖNIG (verdutzt) Was hat sie denn? O SKAR Launen. Z AUBERKÖNIG Übermut! Es geht ihr zu gut! O SKAR Komm, wir haben keine Zeit, Papa – die Messe – Z AUBERKÖNIG Aber eine solche Benehmität! Ich glaub gar, daß du sie mir verwöhnst – also nur das nicht, lieber Oskar! Das rächt sich bitter! Was glaubst du, was ich auszustehen gehabt hab in meiner Ehe? Und warum? Nicht weil meine gnädige Frau Gemahlin ein bissiges Mistvieh war, sondern weil ich zu vornehm
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war, Gott hab sie selig! Nur niemals die Autorität verlieren! Abstand wahren! Patriarchat, kein Matriarchat! Kopf hoch! Daumen runter! Ave Caesar, morituri te salutant! (ab mit O SKAR ) (Jetzt spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock den Walzer „In lauschiger Nacht“ von Ziehrer.) M ARIANNE (erscheint nun in der Auslage und arrangiert – Sie bemüht sich besonders um das Skelett.) A LFRED (kommt von links, erblickt M ARIANNE von hinten, hält und betrachtet sie.) M ARIANNE (dreht sich um – erblickt A LFRED und ist fast fasziniert.) A LFRED (lächelt.) M ARIANNE (lächelt auch.) A LFRED (grüßt charmant.) M ARIANNE (dankt.) A LFRED (nähert sich der Auslage.) V ALERIE (steht nun in der Tür ihrer Tabak-Trafik und beachtet A LFRED .) A LFRED (trommelt an die Fensterscheibe.) M ARIANNE (sieht ihn plötzlich erschrocken an; läßt rasch den Sonnenvorhang hinter der Fensterscheibe herab – und der Walzer bricht wieder ab, mitten im Takt.) A LFRED (erblickt V ALERIE .) (Stille) V ALERIE Wohin? A LFRED Zu dir, Liebling. V ALERIE Was hat man denn in der Puppenklinik verloren? A LFRED Ich wollte dir ein Pupperl kaufen. V ALERIE Und an so was hängt man sein Leben. A LFRED Pardon! (Stille) A LFRED (krault V ALERIE am Kinn.) V ALERIE (schlägt ihn auf die Hand.) (Stille) A LFRED Wer ist denn das Fräulein da drinnen? V ALERIE Das geht dich einen Dreck an. A LFRED Das ist sogar ein sehr hübsches Fräulein. V ALERIE Haha. A LFRED Ein schöngewachsenes Fräulein. Daß ich dieses Fräulein noch nie gesehen habe – das ist halt die Tücke des Objekts. V ALERIE Na und? A LFRED Also ein für allemal: Lang halt ich jetzt aber deine hysterischen Eifersüchteleien nicht mehr aus! Ich laß mich nicht tyrannisieren! Das hab ich doch schon gar nicht nötig! V ALERIE Wirklich? A LFRED Glaub nur ja nicht, daß ich auf dein Geld angewiesen bin! (Stille) V ALERIE Ja, das wird wohl das beste sein – A LFRED Was? V ALERIE Das wird das beste sein für uns beide, daß wir uns trennen.
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A LFRED Aber dann endlich! Und im Guten! Und konsequent, wenn man bitten darf! – Da. Das bin ich dir noch schuldig. Mit Quittung. Wir haben in Saint-Cloud nichts verloren und in Le Tremblay gewonnen. Außenseiter. Zähls nach, bitte! (ab) V ALERIE (allein; zählt mechanisch das Geld nach – – dann sieht sie A LFRED langsam nach; leise) Außenseiter. Luder. Bestie. Zuhälter. Mistvieh –
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Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Auf einer Lichtung am Ufer der schönen blauen Donau. Der Z AUBERKÖNIG und M ARIANNE , O SKAR, V ALERIE , A LFRED , einige entfernte V ERWANDTE , unter ihnen E RICH aus Kassel in Preußen, und kleine weißgekleidete häßliche K INDER machen einen gemeinsamen Ausflug. Jetzt bilden sie gerade eine malerische Gruppe, denn sie wollen von O SKAR fotografiert werden, der sich noch mit seinem Stativ beschäftigt – Dann stellt er sich selbst in Positur neben M ARIANNE , maßen er ja mit einem Selbstauslöser arbeitet. Und nachdem dieser tadellos funktionierte, gerät die Gruppe in Bewegung.
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Z AUBERKÖNIG Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt! O SKAR Aber Papa! Z AUBERKÖNIG Sicher ist sicher! E RSTE T ANTE Ach ja! Z WEITE T ANTE Das wär doch ewig schad! Z AUBERKÖNIG Also da capo, da capo! O SKAR Also gut! (Er beschäftigt sich wieder mit seinem Apparat – und wieder funktioniert der Selbstauslöser tadellos.) Z AUBERKÖNIG Ich danke! D IE G RUPPE (löst sich allmählich auf.) E RSTE T ANTE Lieber Herr Oskar, ich hätt ein großes Verlangen – Geh möchtens nicht mal die Kinderl allein abfotografieren, die sind doch heut so herzig – O SKAR Aber mit Vergnügen! (Er gruppiert die K INDER und küßt die K LEINSTE .) Z WEITE T ANTE (zu M ARIANNE ) Nein, mit welcher Liebe er das arrangiert – Na wenn das kein braver Familienvater wird! Ein Kindernarr, ein Kindernarr! Unberufen! (Sie umarmt M ARIANNE und gibt ihr einen Kuß.) V ALERIE (zu A LFRED ) Also das ist der Chimborasso. A LFRED Was für ein Chimborasso? V ALERIE Daß du dich nämlich diesen Herrschaften hier anschließt, wo du doch weißt, daß ich dabei bin – nach all dem, was zwischen uns passiert ist. A LFRED Was ist denn passiert? Wir sind auseinander. Und noch dazu als gute Kameraden. V ALERIE Nein, du bist halt keine Frau – sonst würdest du meine Gefühle anders respektieren. A LFRED Was für Gefühle? Noch immer? V ALERIE Als Frau vergißt man nicht so leicht. Es bleibt immer etwas in einem drinnen. Wenn du auch ein großer Gauner bist. A LFRED Ich bitte dich, werde vernünftig.
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V ALERIE (plötzlich gehässig) Das würde dir so passen! (Stille) A LFRED Darf sich der Gauner jetzt empfehlen? V ALERIE Wer hat ihn denn hier eingeladen? A LFRED Sag ich nicht. V ALERIE Man kann sichs ja lebhaft vorstellen, nicht? A LFRED (zündet sich eine Zigarette an.) V ALERIE Wo hat man sich denn kennengelernt? In der Puppenklinik? A LFRED Halts Maul. Z AUBERKÖNIG (nähert sich A LFRED mit E RICH .) Was höre ich? Die Herrschaften kennen sich noch nicht? Also darf ich bekannt machen: Das ist mein Neffe Erich, der Sohn meines Schwippschwagers aus zweiter Ehe – Und das ist Herr Zentner. Stimmts? A LFRED Gewiß. Z AUBERKÖNIG Herr von Zentner! E RICH (mit Brotbeutel und Feldflasche am Gürtel) Sehr erfreut! Z AUBERKÖNIG Erich ist ein Student. Aus Dessau. E RICH Aus Kassel, Onkel. Z AUBERKÖNIG Kassel und Dessau – das verwechsel ich immer! (Er zieht sich zurück.) A LFRED (zu V ALERIE ) Ihr kennt euch schon? V ALERIE Oh schon seit Ewigkeiten! E RICH Ich hatte erst unlängst das Vergnügen. Wir hatten uns über das Burgtheater unterhalten und über den vermeintlichen Siegeszug des Tonfilms. A LFRED Interessant! (Er verbeugt sich korrekt und zieht sich zurück; jetzt läßt EINE T ANTE ihr Reisegrammophon singen: „Wie eiskalt ist dies Händchen“.) E RICH (lauscht.) Bohème. Göttlicher Puccini! M ARIANNE (nun neben A LFRED ; sie lauscht.) Wie eiskalt ist dies Händchen – A LFRED Das ist Bohème. M ARIANNE Puccini. V ALERIE (zu E RICH ) Was kennen Sie denn für Operetten? E RICH Aber das hat doch mit Kunst nichts zu tun! V ALERIE Geh, wie könnens denn nur so was sagen! E RICH Kennen Sie die Brüder Karamasow? V ALERIE Nein. E RICH Das ist Kunst. M ARIANNE (zu A LFRED ) Ich wollte mal rhythmische Gymnastik studieren, und dann hab ich von einem eigenen Institut geträumt, aber meine Verwandtschaft hat keinen Sinn für so was. Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus. A LFRED Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: Auch die finanzielle Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze. M ARIANNE Das glaub ich nicht. O SKAR (fotografiert nun den Z AUBERKÖNIG allein, und zwar in verschiedenen Posen; das Reisegrammophon hat ausgesungen.) A LFRED Fotografiert er gern, der Herr Bräutigam? M ARIANNE Das tut er leidenschaftlich. Wir kennen uns schon seit acht Jahren.
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A LFRED Wie alt waren Sie denn damals? Pardon, das war jetzt nur eine automatische Reaktion! M ARIANNE Ich war damals vierzehn. A LFRED Das ist nicht viel. M ARIANNE Er ist nämlich ein Jugendfreund von mir. Weil wir Nachbarskinder sind. A LFRED Und wenn Sie jetzt keine Nachbarskinder gewesen wären? M ARIANNE Wie meinen Sie das? A LFRED Ich meine, daß das halt alles Naturgesetze sind. Und Schicksal. (Stille) M ARIANNE Schicksal, ja. Eigentlich ist das nämlich gar nicht das, was man halt so Liebe nennt, vielleicht von seiner Seite aus, aber ansonsten – (Sie starrt A LFRED plötzlich an.) Nein, was sag ich da, jetzt kenn ich Sie ja noch kaum – Mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen – A LFRED Ich will gar nichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil. (Stille) M ARIANNE Können Sie hypnotisieren? O SKAR (zu A LFRED ) Pardon! (zu M ARIANNE ) Darf ich bitten? (Er reicht ihr den Arm und geleitet sie unter eine schöne alte Baumgruppe, wo sich die ganze G ESELLSCHAFT bereits zum Picknick gelagert hat.) A LFRED (folgt O SKAR und M ARIANNE und läßt sich ebenfalls nieder.) Z AUBERKÖNIG Über was haben wir denn gerade geplauscht? E RSTE T ANTE Über die Seelenwanderung. Z WEITE T ANTE Was ist denn das für eine Geschicht, das mit der Seelenwanderung? E RICH Das ist buddhistische Religionsphilosophie. Die Buddhisten behaupten, daß die Seele eines verstorbenen Menschen in ein Tier hineinfährt – zum Beispiel in einen Elefanten. Z AUBERKÖNIG Verrückt! E RICH Oder in eine Schlange. E RSTE T ANTE Pfui! E RICH Wieso pfui? Das sind doch nur unsere kleinlichen menschlichen Vorurteile! So laßt uns doch mal die geheime Schönheit der Spinnen, Käfer und Tausendfüßler – Z WEITE T ANTE (unterbricht ihn.) Also nur nicht unappetitlich, bittschön! E RSTE T ANTE Mir ist schon übel – Z AUBERKÖNIG Mir kann heut nichts den Appetit verderben! Solche Würmer gibts gar nicht! V ALERIE Jetzt aber Schluß! Z AUBERKÖNIG (erhebt sich und klopft mit dem Messer an sein Glas.) Meine lieben Freunde! Zu guter Letzt war es ja schon ein öffentliches Geheimnis, daß meine liebe Tochter Mariann einen Blick auf meinen lieben Oskar geworfen hat – V ALERIE Bravo! Z AUBERKÖNIG Silentium, gleich bin ich fertig, und nun haben wir uns hier versammelt, das heißt: Ich hab euch alle eingeladen, um einen wichtigen Abschnitt im Leben zweier blühender Menschenkinder einfach, aber würdig in einem kleinen, aber auserwählten Kreise zu feiern. Es tut mir nur heut in der Seele weh, daß Gott der Allmächtige es meiner unvergeßlichen Gemahlin, der Mariann ihrer lieben Mutterl selig, nicht vergönnt hat, diesen Freudentag ihres einzigen Kindes mitzuerleben. Ich weiß es aber ganz genau, sie steht jetzt sicher hinter einem Sternderl droben in der Ewigkeit und schaut hier auf uns herab. Und erhebt ihr
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Glas – (Er erhebt sein Glas.) – um ein aus dem Herzen kommendes Hoch auf das glückliche, nunmehr und hiermit offiziell verlobte Paar – Das junge Paar, Oskar und Marianne, es lebe hoch! Hoch! Hoch! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! I DA (jenes magere, herzige Mäderl, das seinerzeit H AVLITSCHEKS Blutwurst beanstandet hatte, tritt nun weißgekleidet mit einem Blumenstrauß vor das verlobte P AAR und rezitiert mit einem Sprachfehler.) Die Liebe ist ein Edelstein, Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein Und kann sich nicht verzehren, Sie brennt, solang noch Himmelslicht In eines Menschen Aug sich bricht, Um drin sich zu verklären. A LLE Bravo! Hoch! Gott wie herzig! I DA (überreicht M ARIANNE den Blumenstrauß mit einem Knicks.) A LLE (streicheln nun I DA und gratulieren dem verlobten P AAR in aufgeräumtester Stimmung; das Reisegrammophon spielt nun den Hochzeitsmarsch, und der Z AUBERKÖNIG küßt M ARIANNE auf die Stirne und O SKAR auf den Mund; dann wischt er sich die Tränen aus den Augen, und dann legt er sich in seine Hängematte.) E RICH (hat eben mit seiner Feldflasche Bruderschaft mit O SKAR getrunken.) Mal herhören, Leute! Oskar und Marianne! Ich gestatte mir nun, aus dieser Feldflasche auf euer ganz Spezielles zu trinken! Glück und Gesundheit und viele brave deutsche Kinder! Heil! V ALERIE (angeheitert) Nur keine Neger! Heil! E RICH Verzeihen, gnädige Frau, aber über diesen Punkt vertrage ich keine frivolen Späße! Dieser Punkt ist mir heilig, Sie kennen meine Stellung zu unserem Rassenproblem. V ALERIE Ein problematischer Mensch – Halt! So bleibens doch da, Sie komplizierter Mann, Sie – E RICH Kompliziert. Wie meinen Sie das? V ALERIE Interessant – E RICH Wieso? V ALERIE Ja glaubens denn, daß ich die Juden mag? Sie großes Kind – (Sie hängt sich ein in das große Kind und schleift es fort; man lagert sich nun im Wald, und die kleinen K INDLEIN spielen und stören.) O SKAR (singt zur Laute.) Sei gepriesen, du lauschige Nacht, Hast zwei Herzen so glücklich gemacht Und die Rosen im folgenden Jahr Sahn ein Paar am Altar! Auch der Klapperstorch blieb nicht lang aus, Brachte klappernd den Segen ins Haus. Und entschwand auch der liebliche Mai, In der Jugend erblüht er neu! (Er spielt das Lied noch mal, singt aber nicht mehr, sondern summt nur; auch ALLE ANDEREN summen mit, außer A LFRED und M ARIANNE .) A LFRED (nähert sich nämlich M ARIANNE .) Darf man noch einmal gratulieren?
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M ARIANNE (schließt die Augen.) A LFRED (küßt lange ihre Hand.) O SKAR (hatte den Vorgang beobachtet, übergab seine Laute der ZWEITEN T ANTE , schlich sich heran und steht nun neben M ARIANNE .) A LFRED (korrekt) Ich gratuliere! O SKAR Danke. A LFRED (verbeugt sich korrekt und will ab.) O SKAR (sieht ihm nach.) Er beneidet mich um dich – ein geschmackloser Mensch. Wer ist denn das überhaupt? M ARIANNE Ein Kunde. O SKAR Schon lang? M ARIANNE Gestern war er da, und wir sind ins Gespräch gekommen – nicht lang, und dann hab ich ihn gerufen. Er hat sich ein Gesellschaftsspiel gekauft. V ALERIE (schrill) Was soll das Pfand in meiner Hand? E RICH Das soll dreimal Muh schreien! V ALERIE Das ist die Tante Henriett, die Tante Henriett! E RSTE T ANTE (stellt sich in Positur und schreit.) Muh! Muh! Muh! (Großes Gelächter) V ALERIE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z AUBERKÖNIG Das soll dreimal Mäh schreien! V ALERIE Das bist du selber! Z AUBERKÖNIG Mäh! Mäh! Mä! (Brüllendes Gelächter) V ALERIE Und was soll das Pfand in meiner Hand? Z WEITE T ANTE Der soll etwas demonstrieren! E RICH Was denn? Z WEITE T ANTE Was er kann! V ALERIE Oskar! Hast du gehört, Oskar? Du sollst uns etwas demonstrieren! E RICH Was du willst! Z AUBERKÖNIG Was du kannst! (Stille) O SKAR Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen etwas sehr Nützliches demonstrieren, nämlich ich hab mich mit der japanischen Selbstverteidigungsmethode beschäftigt. Mit dem sogenannten Jiu-Jitsu. Und nun passens bitte auf, wie man seinen Gegner spielend kampfunfähig machen kann – (Er stürzt sich plötzlich auf M ARIANNE und demonstriert an ihr seine Griffe.) M ARIANNE (stürzt zu Boden.) Au! Au! Au – E RSTE T ANTE Nein dieser Rohling! Z AUBERKÖNIG Bravo! Bravissimo! O SKAR (zur ERSTEN T ANTE ) Aber ich hab doch den Griff nur markiert, sonst hätt ich ihr doch das Rückgrat verletzt! E RSTE T ANTE Das auch noch! Z AUBERKÖNIG (klopft O SKAR auf die Schulter.) Sehr geschickt! Sehr einleuchtend! Z WEITE T ANTE (hilft M ARIANNE beim Aufstehen.) Ein so zartes Frauerl – Haben wir denn noch ein Pfand? V ALERIE Leider! Schluß. Aus! Z AUBERKÖNIG Dann hätt ich ein Projekt! Jetzt gehen wir alle baden! Hinein in die kühle Flut! Ich schwitz eh schon wie ein geselchter Aff!
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E RICH Eine ausgezeichnete Idee! V ALERIE Aber wo sollen sich denn die Damen entkleiden? Z AUBERKÖNIG Nichts leichter als das! Die Damen rechts, die Herren links! Also auf Wiedersehen in unserer schönen blauen Donau! (Jetzt spielt das Reisegrammophon den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und die D AMEN verschwinden rechts, die H ERREN links – V ALERIE und A LFRED sind die letzten.) V ALERIE Alfred! A LFRED Bitte? V ALERIE (trällert die Walzermelodie nach und zieht sich ihre Bluse aus.) A LFRED Nun? V ALERIE (wirft ihm eine Kußhand zu.) A LFRED Adieu! V ALERIE Moment! Gefällt dem Herrn Baron das Fräulein Braut? A LFRED (fixiert sie – geht dann rasch auf sie zu und hält knapp vor ihr.) Hauch mich an. V ALERIE Wie komm ich dazu! A LFRED Hauch mich an! V ALERIE (haucht ihn an.) A LFRED Du Alkoholistin. V ALERIE Das ist doch nur ein Schwips, den ich da hab, du Vegetarianer! Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Man feiert doch nicht alle Tag Verlobung – und Entlobung, du Schweinehund – A LFRED Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf! V ALERIE Daß du mich nicht anrührst, daß du mich nicht anrührst – A LFRED Toll! Als hätt ich dich schon jemals angerührt. V ALERIE Und am siebzehnten März? (Stille) A LFRED Wie du dir alles merkst – V ALERIE Alles. Das Gute und das Böse – (Sie hält sich plötzlich die Bluse vor.) Geh! Ich möcht mich jetzt ausziehen! A LFRED Als hätt ich dich nicht schon so gesehen – V ALERIE (kreischt.) Schau mich nicht so an! Geh! Geh! A LFRED Hysterische Kuh – (ab nach links) V ALERIE (allein; sieht ihm nach.) Luder. Mistvieh. Drecksau. Bestie. (Sie zieht sich aus.) Z AUBERKÖNIG (taucht im Schwimmanzug hinter dem Busch auf und sieht zu.) V ALERIE (hat nun nur mehr das Hemd, Schlüpfer und Strümpfe an, sie entdeckt den Z AUBERKÖNIG .) Jesus Maria Josef! Oh du Hallodri! Mir scheint gar, du bist ein Voyeur – Z AUBERKÖNIG Ich bin doch nicht pervers. Zieh dich nur ruhig weiter aus. V ALERIE Nein, ich hab doch noch mein Schamgefühl. Z AUBERKÖNIG Geh in der heutigen Zeit! V ALERIE Aber ich hab halt so eine verflixte Phantasie – (Sie trippelt hinter einen Busch.) Z AUBERKÖNIG (läßt sich vor dem Busch nieder, entdeckt V ALERIES Korsett, nimmt es an sich und riecht daran.) Mit oder ohne Phantasie – diese heutige Zeit ist eine verkehrte Welt! Ohne Treu, ohne Glauben, ohne sittliche Grundsätze. Alles wak-
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kelt, nichts steht mehr fest. Reif für die Sintflut – (Er legt das Korsett wieder beiseite, denn es duftet nicht gerade überwältigend.) Ich bin nur froh, daß ich die Mariann angebracht hab, eine Fleischhauerei ist immer noch solid – V ALERIES S TIMME Na und die Trafikantinnen? Z AUBERKÖNIG Auch! Rauchen und fressen werden die Leut immer – aber zaubern? Wenn ich mich so mit der Zukunft beschäftig, da wirds mir manchmal ganz pessimistisch. Ich habs ja überhaupt nicht leicht gehabt in meinem Leben, ich muß ja nur an meine Frau selig denken – diese ewige Schererei mit den Spezialärzten – V ALERIE (erscheint nun im Badetrikot; sie beschäftigt sich mit dem Schulterknöpfchen.) An was ist sie denn eigentlich gestorben? Z AUBERKÖNIG (stiert auf ihren Busen.) An der Brust. V ALERIE Doch nicht Krebs? Z AUBERKÖNIG Doch. Krebs. V ALERIE Ach, die Ärmste. Z AUBERKÖNIG Ich war auch nicht zu beneiden. Man hat ihr die linke Brust wegoperiert – Sie ist überhaupt nie gesund gewesen, aber ihre Eltern haben mir das verheimlicht – Wenn ich dich daneben anschau: stattlich, also direkt königlich – eine königliche Person! V ALERIE (macht nun Rumpfbeugen.) Was wißt ihr Mannsbilder schon von der Tragödie des Weibes? Wenn wir uns nicht so herrichten und pflegen täten – Z AUBERKÖNIG (unterbricht sie.) Glaubst du, ich muß mich nicht pflegen? V ALERIE Das schon. Aber bei einem Herrn sieht man doch in erster Linie auf das Innere – (Sie macht nun in rhythmischer Gymnastik.) Z AUBERKÖNIG (sieht ihr zu und macht dann Kniebeugen.) V ALERIE Hach, jetzt bin ich aber müd! (Sie wirft sich neben ihn hin.) Z AUBERKÖNIG Der sterbende Schwan. (Er nimmt neben ihr Platz.) (Stille) V ALERIE Darf ich meinen Kopf in deinen Schoß legen? Z AUBERKÖNIG Auf der Alm gibts keine Sünd! V ALERIE (tut es.) Die Erd ist nämlich noch hart – Heuer war der Winter lang. (Stille) V ALERIE (leise) Du. Gehts dir auch so? Wenn die Sonne auf meine Haut scheint, wirds mir immer so weiß nicht wie – Z AUBERKÖNIG Wie? Sags nur. (Stille.) V ALERIE Du hast doch zuvor mit meinem Korselett gespielt? (Stille) Z AUBERKÖNIG Na und? V ALERIE Na und? Z AUBERKÖNIG (wirft sich plötzlich über sie und küßt sie.) V ALERIE Gott, was für ein Temperament – Das hätt ich dir gar nicht zugetraut – du schlimmer Mensch, du – Z AUBERKÖNIG Bin ich sehr schlimm? V ALERIE Ja – nein, du! Halt, da kommt wer! (Sie kugeln auseinander.) E RICH (kommt in Badehose mit einem Luftdruckgewehr.) Verzeihung, Onkel! Du wirst es doch gestatten, wenn ich es mir jetzt gestatte, hier zu schießen? Z AUBERKÖNIG Was willst du?
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E RICH Schießen. Z AUBERKÖNIG Du willst hier schießen? E RICH Nach der Scheibe auf jener Buche dort. Übermorgen steigt nämlich das monatliche Preisschießen unseres akademischen Wehrverbandes, und da möchte ich es mir nur gestatten, mich etwas einzuschießen. Also darf ich? V ALERIE Natürlich! Z AUBERKÖNIG Natürlich? (zu V ALERIE ) Natürlich! (Er erhebt sich.) Wehrverband! Sehr natürlich! Nur das Schießen nicht verlernen – Ich geh mich jetzt abkühlen! In unsere schöne blaue Donau! (für sich) Hängts euch auf! (ab) E RICH (ladet, zielt und schießt.) V ALERIE (sieht ihm zu; nach dem dritten Schuß) Pardon, wenn ich Sie molestiere – Was studieren der junge Herr eigentlich? E RICH Jus. Drittes Semester. (Er zielt.) Arbeitsrecht. (Schuß) V ALERIE Arbeitsrecht. Ist denn das nicht recht langweilig? E RICH (ladet.) Ich habe Aussicht, dereinst als Syndikus mein Unterkommen zu finden. (Er zielt.) In der Industrie. (Schuß) V ALERIE Und wie gefällt Ihnen unsere Wiener Stadt? E RICH Herrliches Barock. V ALERIE Und die süßen Wiener Maderln? E RICH Offen gesagt: Ich kann mit jungen Mädchen nichts anfangen. Ich war nämlich schon mal verlobt und hatte nur bittere Enttäuschungen, weil Käthe eben zu jung war, um meinem Ich Verständnis entgegenbringen zu können. Bei jungen Mädchen verschwendet man seine Gefühle an die falsche Adresse. Dann schon lieber eine reifere Frau, die einem auch etwas geben kann. (Schuß) V ALERIE Wo wohnen Sie denn? E RICH Ich möchte gerne ausziehen. V ALERIE Ich hätt ein möbliertes Zimmer. E RICH Preiswert? V ALERIE Geschenkt. E RICH Das träfe sich ja famos! (Schuß) V ALERIE Herr Syndikus – geh lassens mich auch mal schießen – E RICH Mit Vergnügen! V ALERIE Ganz meinerseits. (Sie nimmt ihm das Gewehr ab.) Waren Sie noch Soldat? E RICH Leider nein – Ich bin doch Jahrgang 1911. V ALERIE 1911 – (Sie zielt lange.) E RICH (kommandiert.) Stillgestanden! Achtung! Feuer! V ALERIE (schießt nicht – langsam läßt sie das Gewehr sinken und sieht ihn ernst an.) E RICH Was ist denn los? V ALERIE Au! (Sie krümmt sich plötzlich und wimmert.) Ich habe so Stechen – meine arme Niere – (Stille) E RICH Kann ich Ihnen behilflich sein? V ALERIE Danke – – Jetzt ist es schon wieder vorbei. Das ist nämlich oft so, wenn ich mich freudig aufreg – Ich muß halt immer gleich büßen. Jetzt kann ich das Ziel nicht mehr sehen – E RICH (verwirrt) Was für ein Ziel?
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V ALERIE Weil es halt schon dämmert – (Sie umarmt ihn, und er läßt sich umarmen; ein Kuß) Ein Ziel ist immer etwas Erstrebenswertes. Ein Mensch ohne Ziel ist kein Mensch – du – du 1911 – – 5
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Nun ist die Sonne untergegangen, es dämmert bereits, und in der Ferne spielt der lieben T ANTE ihr Reisegrammophon den Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss. A LFRED (in Bademantel und Strohhut – Er blickt verträumt auf das andere Ufer.) M ARIANNE (steigt aus der schönen blauen Donau und erkennt A LFRED .) (Stille) A LFRED (lüftet den Strohhut.) Ich wußt es, daß Sie hier landen werden. M ARIANNE Woher wußten Sie das? A LFRED Ich wußt es. (Stille) M ARIANNE Die Donau ist weich wie Samt – A LFRED Wie Samt. M ARIANNE Heut möcht ich weit fort – Heut könnt man im Freien übernachten. A LFRED Leicht. M ARIANNE Ach, wir armen Kulturmenschen! Was haben wir von unserer Natur! A LFRED Was haben wir aus unserer Natur gemacht? Eine Zwangsjacke. Keiner darf, wie er will. M ARIANNE Und keiner will, wie er darf. (Stille) A LFRED Und keiner darf, wie er kann. M ARIANNE Und keiner kann, wie er soll – A LFRED (umarmt sie mit großer Gebärde, und sie wehrt sich mit keiner Faser – ein langer Kuß) M ARIANNE (haucht.) Ich habs gewußt, ich habs gewußt – A LFRED Ich auch. M ARIANNE Liebst du mich, wie du solltest –? A LFRED Das hab ich im Gefühl. Komm, setzen wir uns. (Sie setzen sich.) (Stille) M ARIANNE Ich bin nur froh, daß du nicht dumm bist – Ich bin nämlich von lauter dummen Menschen umgeben. Auch Papa ist kein Kirchenlicht – und manchmal glaube ich sogar, er will sich durch mich an meinem armen Mutterl selig rächen. Die war nämlich sehr eigensinnig. A LFRED Du denkst zuviel. M ARIANNE Jetzt gehts mir gut. Jetzt möcht ich singen. Immer, wenn ich traurig bin, möcht ich singen – (Sie summt und verstummt wieder.) Warum sagst du kein Wort? (Stille) A LFRED Liebst du mich?
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M ARIANNE Sehr. A LFRED So wie du solltest? Ich meine, ob du mich vernünftig liebst? M ARIANNE Vernünftig? A LFRED Ich meine, ob du keine Unüberlegtheiten machen wirst – Denn dafür könnt ich keine Verantwortung übernehmen. M ARIANNE Oh Mann grübl doch nicht – grübl nicht, schau die Sterne – die werden noch droben hängen, wenn wir drunten liegen – A LFRED Ich laß mich verbrennen. M ARIANNE Ich auch – du, oh du – du – (Stille) M ARIANNE Du – wie der Blitz hast du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten – Jetzt weiß ich es aber ganz genau. A LFRED Was? M ARIANNE Daß ich ihn nicht heiraten werde – A LFRED Mariann! M ARIANNE Was hast du denn? (Stille) A LFRED Ich hab kein Geld. M ARIANNE Oh warum sprichst du jetzt davon?! A LFRED Weil das meine primitivste Pflicht ist! Noch nie in meinem Leben hab ich eine Verlobung zerstört und zwar prinzipiell! Lieben ja, aber dadurch zwei Menschen auseinanderbringen – nein! Dazu fehlt mir das moralische Recht! Prinzipiell! (Stille) M ARIANNE Ich hab mich nicht getäuscht, du bist ein feiner Mensch. Jetzt fühl ich mich doppelt zu dir gehörig – Ich paß nicht zu Oskar und basta! (Es ist inzwischen finster geworden, und nun steigen in der Nähe Raketen.) A LFRED Raketen. Deine Verlobungsraketen. M ARIANNE Unsere Verlobungsraketen. A LFRED Und bengalisches Licht. M ARIANNE Blau, grün, gelb, rot – A LFRED Sie werden dich suchen. M ARIANNE Sie sollen uns finden – Bleib mir, du, dich hat mir der Himmel gesandt, mein Schutzengel – (Jetzt gibt es bengalisches Licht – blau, grün, gelb, rot – und beleuchtet A LFRED und M ARIANNE ; und den Z AUBERKÖNIG , der knapp vor ihnen steht mit der Hand auf dem Herz.) M ARIANNE (schreit unterdrückt auf.) (Stille) A LFRED (geht auf den Z AUBERKÖNIG zu.) Herr Zauberkönig – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Schweigen Sie! Mir brauchen Sie nichts zu erklären, ich hab ja alles gehört – Na, das ist ja ein gediegener Skandal! Am Verlobungstag –! Nacket herumliegen! Küß die Hand! Mariann! Zieh dich an! Daß nur der Oskar nicht kommt – Jesus Maria und ein Stückerl Josef! A LFRED Ich trag natürlich sämtliche Konsequenzen, wenn es sein muß. Z AUBERKÖNIG Sie haben da gar nichts zu tragen! Sie haben sich aus dem Staube zu machen, Sie Herr! Diese Verlobung darf nicht platzen, auch aus moralischen Gründen nicht! Daß mir keine Seele was erfährt, Sie Halunk – Ehrenwort!
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A LFRED Ehrenwort! M ARIANNE Nein!! Z AUBERKÖNIG (unterdrückt) Brüll nicht! Bist du daneben? Zieh dich an, aber marschmarsch! Du Badhur! O SKAR (erscheint und überblickt die Situation.) Marianne! Marianne! Z AUBERKÖNIG Krach in die Melon! (Stille) A LFRED Das Fräulein Braut haben bis jetzt geschwommen. M ARIANNE Lüg nicht! So lüg doch nicht! Nein, ich bin nicht geschwommen, ich mag nicht mehr! Ich laß mich von euch nicht mehr tyrannisieren. Jetzt bricht der Sklave seine Fessel – da! (Sie wirft O SKAR den Verlobungsring ins Gesicht.) Ich laß mir mein Leben nicht verhunzen, das ist mein Leben! Gott hat mir im letzten Moment diesen Mann da zugeführt – Nein, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht, ich heirat dich nicht!! Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen! Z AUBERKÖNIG Das einzige Kind! Das werd ich mir merken! (Stille; während zuvor M ARIANNE geschrien hat, sind auch die übrigen A USFLÜGLER erschienen und horchen interessiert und schadenfroh zu.) O SKAR (tritt zu M ARIANNE .) Mariann. Ich wünsch dir nie, daß du das durchmachen sollst, was jetzt in mir vorgeht – und ich werde dich auch noch weiter lieben, du entgehst mir nicht – und ich danke dir für alles. (ab) (Stille) Z AUBERKÖNIG (zu A LFRED ) Was sind Sie denn überhaupt? A LFRED Ich? V ALERIE Nichts. Nichts ist er. Z AUBERKÖNIG Ein Nichts. Das auch noch. Ich habe keine Tochter mehr! (ab mit den A USFLÜGLERN – A LFRED und M ARIANNE bleiben allein zurück; jetzt scheint der Mond.) A LFRED Ich bitte dich um Verzeihung. M ARIANNE (reicht ihm die Hand.) A LFRED Daß ich dich nämlich nicht hab haben wollen – dafür trägt aber nur mein Verantwortungsgefühl die Verantwortung. Ich bin deiner Liebe nicht wert, ich kann dir keine Existenz bieten, ich bin überhaupt kein Mensch – M ARIANNE Mich kann nichts erschüttern. Laß mich aus dir einen Menschen machen – Du machst mich so groß und weit – A LFRED Und du erhöhst mich. Ich werd ganz klein vor dir in seelischer Hinsicht. M ARIANNE Und ich geh direkt aus mir heraus und schau mir nach – jetzt, siehst du, jetzt bin ich schon ganz weit fort von mir – ganz dort hinten, ich kann mich kaum mehr sehen – – Von dir möcht ich ein Kind haben –
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Ende des ersten Teiles.
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Z w e i t e r T e i l. I. 5
Wieder in der stillen Straße im achten Bezirk, vor O SKARS Fleischhauerei, der Puppenklinik und Frau V ALERIES Tabak-Trafik. Die Sonne scheint wie dazumal, und auch die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock spielt noch immer die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.
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H AVLITSCHEK (steht in der Türe der Fleischhauerei und frißt Wurst.) D AS F RÄULEIN E MMA (ein Mädchen für alles, steht mit einer Markttasche neben ihm; sie lauscht der Musik.) Herr Havlitschek – H AVLITSCHEK Ich bitte schön? E MMA Musik ist doch etwas Schönes, nicht? H AVLITSCHEK Ich könnt mir schon noch etwas Schöneres vorstellen, Fräulein Emma. E MMA (summt leise den Walzer mit.) „Und das Herz vergißt den Schmerz, usw.“ H AVLITSCHEK Das tät nämlich auch von Ihnen abhängen, Fräulein Emma. E MMA Mir scheint gar, Sie sind ein Casanova, Herr Havlitschek. H AVLITSCHEK Sagens nur ruhig Ladislaus zu mir. (Pause) E MMA Gestern hab ich von Ihrem Herrn Oskar geträumt. H AVLITSCHEK Haben Sie sich nix Gescheiteres träumen können? E MMA Der Herr Oskar hat immer so große melancholische Augen – Es tut einem direkt weh, wenn er einen anschaut – H AVLITSCHEK Das macht die Liebe. E MMA Wie meinen Sie das jetzt? H AVLITSCHEK Ich meine das jetzt so, daß er in ein nichtsnutziges Frauenzimmer verliebt ist – Die hat ihn nämlich sitzen lassen, schon vor einem Jahr, und ist sich mit einem andern Nichtsnutzigen auf und davon. E MMA Und er liebt sie noch immer? Das find ich aber schön. H AVLITSCHEK Das find ich blöd. E MMA Aber eine große Leidenschaft ist doch was Romantisches – H AVLITSCHEK Nein, das ist etwas Ungesundes! Schauns doch nur, wie er ausschaut, er quält sich ja direkt selbst – Es fallt ihm schon gar keine andere Frau mehr auf, und derweil hat er Geld wie Heu und ist soweit auch ein Charakter, der könnt doch für jeden Finger eine gute Partie haben – aber nein! Akkurat auf die läufige Bestie hat er sich versetzt – Weiß der Teufel, was er treibt! E MMA Wie meinen Sie das jetzt wieder, Herr Havlitschek? H AVLITSCHEK Ich meine das so, daß man es nicht weiß, wo er es hinausschwitzt. E MMA Oh Sie garstiger Mann! (Pause) H AVLITSCHEK Fräulein Emma. Morgen ist Feiertag, und ich bin an der Endhaltestelle von der Linie achtundsechzig. E MMA Ich kann aber nicht vor drei. H AVLITSCHEK Das soll kein Hindernis sein. (Pause) E MMA Also um halb vier – und vergessens aber nur ja nicht, was Sie mir versprochen haben – daß Sie nämlich nicht schlimm sein werden, lieber Ladislaus – (ab)
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H AVLITSCHEK (sieht ihr nach und spuckt die Wursthaut aus.) Dummes Luder, dummes – – O SKAR (tritt aus seiner Fleischhauerei.) Daß du es nur ja nicht vergißt: Wir müssen heut noch die Sau abstechen – Stichs du, ich hab heut keinen Spaß daran. (Pause) H AVLITSCHEK Darf ich einmal ein offenes Wörterl reden, Herr Oskar? O SKAR Dreht sichs um die Sau? H AVLITSCHEK Es dreht sich schon um eine Sau, aber nicht um dieselbe Sau – Herr Oskar, bittschön nehmens Ihnen das nicht so zu Herzen, das mit Ihrer gewesenen Fräulein Braut, schauns, Weiber gibts wie Mist! Ein jeder Krüppel findt ein Weib und sogar die Geschlechtskranken auch! Und die Weiber sehen sich ja in den entscheidenden Punkten alle ähnlich, glaubens mir, ich meine es ehrlich mit Ihnen! Die Weiber haben keine Seele, das ist nur äußerliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreißen oder so! (Pause) O SKAR Das Weib ist ein Rätsel, Havlitschek. Eine Sphinx. Ich hab mal der Mariann ihre Schrift zu verschiedenen Graphologen getragen – Und der erste hat gesagt, also das ist die Schrift eines Vampirs, und der zweite hat gesagt, das ist eine gute Kameradin, und der dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.
II. 25
Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk.
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Äußerst preiswert. Um sieben Uhr morgens. A LFRED liegt noch im Bett und raucht Zigaretten. M ARIANNE putzt sich bereits die Zähne. In der Ecke ein alter Kinderwagen – Auf einer Schnur hängen Windeln. Der Tag ist grau und das Licht trüb. M ARIANNE (gurgelt.) Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel. Ich habe gleich gesagt, daß ich kein Engel bin – daß ich nur ein gewöhnliches Menschenkind bin, ohne Ambitionen. Aber du bist halt ein kalter Verstandesmensch. A LFRED Du weißt, daß ich kein Verstandesmensch bin. M ARIANNE Doch! (Sie frisiert sich nun.) Ich müßt mir mal die Haare schneiden lassen. A LFRED Ich auch. (Stille) A LFRED Mariannderl. Warum stehst denn schon so früh auf? M ARIANNE Weil ich nicht schlafen kann. (Stille) A LFRED Fühlst dich nicht gut in deiner Haut? M ARIANNE Du vielleicht? (Sie fixieren sich.) A LFRED Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenen Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen, geschweige denn einen Fachmann – Jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige – ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und
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warum nicht? Weil ich eine Hautcrème verschleiß, die keiner kauft, weil sie miserabel ist! M ARIANNE Die Leut haben halt kein Geld. A LFRED Nimm nur die Leut in Schutz! M ARIANNE Ich mach dir doch keine Vorwürf, du kannst doch nichts dafür. A LFRED Das wäre ja noch schöner! M ARIANNE Als ob ich was für die wirtschaftliche Krise könnt! A LFRED Oh du egozentrische Person – Wer hat mir denn den irrsinnigen Rat gegeben, als Kosmetikagent herumzurennen? Du! (Er steht auf.) Wo stecken denn meine Sockenhalter? M ARIANNE (deutet auf einen Stuhl.) Dort. A LFRED Nein. M ARIANNE Dann auf dem Nachtkastl. A LFRED Nein. M ARIANNE Dann weiß ich es nicht. A LFRED Du hast es aber zu wissen! M ARIANNE Nein, genau wie Papa – A LFRED Vergleich mich nicht immer mit dem alten Trottel! M ARIANNE Nicht so laut! Wenn das Kind aufwacht, dann kenn ich mich wieder nicht aus vor lauter Geschrei! (Stille) A LFRED Also das mit dem Kind muß auch anders werden. Wir können doch nicht drei Seelen hoch in diesem Loch vegetieren! Das Kind muß weg! M ARIANNE Das Kind bleibt da. A LFRED Das Kind kommt weg. M ARIANNE Nein. Nie! (Stille) A LFRED Wo stecken meine Sockenhalter? M ARIANNE (sieht ihn groß an.) Weißt du, was das heut für ein Datum ist? A LFRED Nein. M ARIANNE Heut ist der zwölfte. (Stille) A LFRED Was willst du damit sagen? M ARIANNE Daß das heut ein Gedenktag ist. Heut vor einem Jahr hab ich dich zum ersten Mal gesehen. In unserer Auslag. A LFRED Ich bitt dich, red nicht immer in Hieroglyphen! Wir sind doch keine Ägypter! In was für einer Auslag? M ARIANNE Ich hab grad das Skelett arrangiert, und da hast du an die Auslag geklopft. Und da hab ich die Rolleaux heruntergelassen, weil es mir plötzlich unheimlich geworden ist. A LFRED Stimmt. M ARIANNE Ich war viel allein – (Sie weint leise.) A LFRED So flenn doch nicht schon wieder – Schau, Mariannderl, ich versteh dich ja hundertperzentig mit deinem mütterlichen Egoismus, aber es ist doch nur im Interesse unseres Kindes, daß es aus diesem feuchten Loch herauskommt – Hier ist es grau und trüb, und draußen bei meiner Mutter in der Wachau scheint die Sonne. M ARIANNE Das schon –
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A LFRED Na also! (Stille) M ARIANNE Über uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben – (Sie fixiert plötzlich A LFRED .) Was hast du jetzt gesagt? A LFRED Wieso? M ARIANNE Du hast gesagt: dummes Kalb. A LFRED Aber was! M ARIANNE Lüg nicht! A LFRED (putzt sich die Zähne und gurgelt.) M ARIANNE Du sollst mich nicht immer beschimpfen. (Stille) A LFRED (seift sich nun ein, um sich zu rasieren.) Liebes Kind, es gibt eben etwas, was ich aus tiefster Seel heraus haß – und das ist die Dummheit. Und du stellst dich schon manchmal penetrant dumm. Ich versteh das gar nicht, warum du so dumm bist! Du hast es doch schon gar nicht nötig, daß du so dumm bist! (Stille) M ARIANNE Du hast mal gesagt, daß ich dich erhöh – in seelischer Hinsicht – A LFRED Das hab ich nie gesagt. Das kann ich gar nicht gesagt haben. Und wenn, dann hab ich mich getäuscht. M ARIANNE Alfred! A LFRED Nicht so laut! So denk doch an das Kind! M ARIANNE Ich hab so Angst, Alfred – A LFRED Du siehst Gespenster. M ARIANNE Du, wenn du jetzt nämlich alles vergessen hast – A LFRED Quatsch!
III. 30
Kleines Café im zweiten Bezirk. D ER H IERLINGER F ERDINAND spielt gegen sich selbst Billard.
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A LFRED (kommt.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Servus Alfred! Na das ist aber hübsch, daß ich dich wieder mal seh – Was machst denn für ein fades Gesicht? A LFRED Ich bin halt sehr nervös. D ER H IERLINGER F ERDINAND Nervosität ist nie gut. Komm sei so gut, und spiel mit mir, damit du auf andere Gedanken kommst – (Er reicht ihm ein Queue.) Bis fünfzig, und du fangst an! A LFRED Bon. (Er patzt.) Aus ist! D ER H IERLINGER F ERDINAND (kommt dran.) Ist das jetzt wahr, daß du wieder ein Bankbeamter geworden bist? A LFRED Ist ja alles überfüllt! D ER H IERLINGER F ERDINAND Cherchez la femme! Wenn die Lieb erwacht, sitzt der Verstand im Hintern! A LFRED Mein lieber Ferdinand – hier dreht es sich nicht um den kühlen Kopf, sondern um ein ganz anderes Organ – (Er legt seine Hand aufs Herz.) Es gibt ein
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Märchen von Andersen, wo der unartige Knabe dem guten alten Dichter mitten ins Herz schießt – Amor, lieber Ferdinand, Gott Amor! D ER H IERLINGER F ERDINAND (ist in seine Serie vertieft.) Da hätt man buserieren solln – A LFRED Ich bin halt ein weicher Mensch, und sie hat an meine Jugendideale appelliert. Zuerst war ja eine gewisse normale Leidenschaftlichkeit dabei – und dann, wie der ursprüngliche Reiz weg war, kam das Mitleid bei mir. Sie ist halt so ein Typ, bei dem der richtige Mann mütterlich wird, obwohl sie manchmal schon ein boshaftes Luder ist. Meiner Seel, ich glaub, ich bin ihr hörig! D ER H IERLINGER F ERDINAND Hörigkeit ist eine Blutfrage. Eine Temperaturfrage des Blutes. A LFRED Glaubst du? D ER H IERLINGER F ERDINAND Bestimmt. Du bist dran! Elf! A LFRED (spielt nun.) D ER H IERLINGER F ERDINAND Alfred! Weißt du aber auch, was meine Grenzen total übersteigt? Sich in der heutigen Krise auch noch ein Kind anzuschaffen – A LFRED Gott ist mein Zeuge, daß ich nie ein Kind hab haben wollen, das hat nur sie haben wollen – und dann ist es halt so von allein gekommen. Ich wollt es ja gleich stante pede wegmachen lassen, aber sie hat sich schon direkt fanatisch dagegen gesträubt, und ich hab schon sehr energische Seiten aufziehen müssen, bis ich sie endlich soweit gehabt hab, daß sie sich der Prozedur unterzieht – Kannst dir das Affentheater vorstellen! Eine kostspielige Prozedur war das, meiner Seel – und dann wars doch nur für die Katz! Pech muß der Mensch haben, und das genügt! M ARIANNE (erscheint.) A LFRED (erblickt sie und ruft ihr zu.) Setz dich nur dorthin – ich spiel hier nur meine Partie zu End! M ARIANNE (setzt sich an einen Tisch und blättert in Modejournalen.) (Stille) D ER H IERLINGER F ERDINAND Ist das deine Donna? A LFRED Jes. (Stille) D ER H IERLINGER F ERDINAND Also das wär deine Donna. Komisch. Jetzt lebt mein lieber guter Freund Alfred schon über ein Jahr mit so einem Frauerl zusammen, und ich seh sie erst heut zum ersten Mal – Eigentlich machen das ja sonst nur die eifersüchtigen Bosniaken, daß sie ihre Lieblingsweiber vor ihren besten Freunden wegsperren. A LFRED Hier ist aber das Gegenteil der Fall. Nicht ich hab sie, sondern sie hat mich von meinen besten Freunden abgeriegelt – D ER H IERLINGER F ERDINAND (unterbricht ihn.) Wie heißt sie denn eigentlich? A LFRED Marianne. (Stille) A LFRED Gefällts dir? D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich hab sie mir eigentlich anders vorgestellt. A LFRED Wieso? D ER H IERLINGER F ERDINAND Etwas molliger. A LFRED Noch molliger? D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich weiß nicht, warum. Man macht sich ja unwillkürlich so Vorstellungen.
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(Stille) A LFRED Sie ist ganz schön mollig. Molliger als wie du denkst. (Stille) D ER H IERLINGER F ERDINAND Scheißlich, scheißlich! Also das war schon ein grandioser Blödsinn, daß du mit der verrückten Trafikantin gebrochen hast! Du wärst heut versorgt und ohne Sorgen! A LFRED Über die Vergangenheit zu plauschen hat keinen Sinn! Hilf mir lieber, daß ich möglichst schmerzlos für alle Teile aus dieser unglückseligen Bindung herauskomm! D ER H IERLINGER F ERDINAND Das ist nicht so einfach. Ihr seid natürlich wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet. A LFRED Auf Dornen, lieber Ferdinand! Auf Dornen und Brennesseln, wie der alte selige Hiob. (Stille) D ER H IERLINGER F ERDINAND Wo steckt denn das Kind? A LFRED Bei meiner Mutter. Draußen in der Wachau. Endlich! D ER H IERLINGER F ERDINAND Das erleichtert natürlich die Lage. Ich würd halt jetzt darnach trachten, daß sich deine liebe Mariann ad eins finanziell selbständig sichert – daß sie sich nämlich irgendwie in das Berufsleben einschaltet. Eine Geliebte mit Beruf unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Liebesverbindung, sogar die Ehe! Das ist doch auch ein Hauptargument unserer Kirche in ihrem Kampfe gegen die berufstätige Frau, weil eine solche halt familienzerstörend wirkt – und glaubst denn du, daß die Kardinäl dumm sind? Das sind die Besten der Besten, unsere fähigsten Köpf! A LFRED Das schon. Aber die Mariann hat doch nichts gelernt in puncto Berufsleben. Das einzige, wofür sie Interesse hat, ist die rhythmische Gymnastik. D ER H IERLINGER F ERDINAND Rhythmische Gymnastik ist immer gut! A LFRED Glaubst du? D ER H IERLINGER F ERDINAND Bestimmt! A LFRED Ich glaub, ich kann schon gar nicht mehr glauben. D ER H IERLINGER F ERDINAND Rhythmische Gymnastik ist zu guter Letzt nur eine Abart der Tanzerei – und da winkt uns vielleicht ein Stern. Ich kenne nämlich auf dem Gebiete der Tanzerei eine Baronin mit internationalen Verbindungen, und die stellt so Ballette zusammen für elegante Etablissements – Das wären doch eventuell Entfaltungsmöglichkeiten! Abgesehen davon, daß mir diese Baronin sehr verpflichtet ist. A LFRED Ich wär dir ja ewig dankbar – D ER H IERLINGER F ERDINAND Ich bin dein Freund, und das genügt mir! Weißt was, wenn ich jetzt gleich geh, dann erwisch ich die Baronin noch beim Bridge – also servus, lieber Alfred! Sei so gut, und leg den Schwarzen für mich aus! Und Kopf hoch, du hörst von mir, und es wird schon alles wieder gut! (ab) A LFRED (nähert sich mit seinem Queue langsam M ARIANNE und setzt sich an ihren Tisch.) M ARIANNE Wer hat denn gewonnen? A LFRED Ich hab verloren, weil ich halt Glück in der Liebe hab – (Er lächelt, starrt aber plötzlich auf ihren Hals.) Was hast denn dort? M ARIANNE Da? Das ist ein Amulett. A LFRED Was für ein Amulett?
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M ARIANNE Der heilige Antonius. A LFRED Der heilige Antonius – Seit wann denn? (Stille) M ARIANNE Als ich noch klein gewesen bin, und wenn ich etwas verloren hab, dann hab ich nur gesagt: Heiliger Antonius, hilf mir doch! – Und schon hab ich es wieder gefunden. (Stille) A LFRED War das jetzt symbolisch? M ARIANNE Es war nur so überhaupt – (Stille) A LFRED Ich für meine Person glaub ja nicht an ein Fortleben nach dem Tode, aber natürlich glaub ich an ein höheres Wesen, das gibt es nämlich sicher, sonst gäbs uns ja nicht – – Hör mal her, du heiliger Antonius, ich hätt dir was eventuell Wichtiges zu erzählen –
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IV. Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen. 20
H ELENE , die blinde Schwester der B ARONIN , sitzt im Salon am Spinett und phantasiert. Jetzt erscheint DER H IERLINGER F ERDINAND mit M ARIANNE , geleitet von dem D IENSTBOT . 25
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H ELENE (unterbricht ihre Phantasien.) Anna! Wer ist denn da? D ER D IENSTBOT Der gnädige Herr von Hierlinger und ein Fräulein. (ab) D ER H IERLINGER F ERDINAND Küß die Hand, Komteß! H ELENE (erhebt sich und tappt auf ihn zu.) Ach guten Tag, Herr von Hierlinger! Das freut mich aber, daß wir uns wieder mal sehen – D ER H IERLINGER F ERDINAND Ganz meinerseits, Komteß! Ist die Baronin da? H ELENE Ja, meine Schwester ist zu Haus, sie hat aber grad mit dem Installateur zu tun – Ich hab nämlich neulich was Unrechtes in den Ausguß geworfen, und jetzt ist alles verstopft – Wen habens denn da mitgebracht, Herr von Hierlinger? D ER H IERLINGER F ERDINAND Das ist eine junge Dame, die ein starkes Interesse an der rhythmischen Gymnastik hat – Ich hab sie der Baronin bereits avisiert. Darf ich bekanntmachen – H ELENE (unterbricht ihn.) Oh, sehr angenehm! Ich kann Sie ja leider nicht sehen, aber Sie haben eine sympathische Hand – So lassens mir doch Ihre Hand, Sie Fräulein mit der Hand – D ER H IERLINGER F ERDINAND Die Komteß Helen kann nämlich ganz exorbitant handlesen. (Stille) M ARIANNE Was hab ich denn für eine Hand? H ELENE (hält noch immer ihre Hand fest.) Das ist nicht so einfach, liebes Kind, wir Blinden müssen uns nämlich nach dem Tastgefühl orientieren – Sie haben noch nicht viel hinter sich, mehr vor sich – M ARIANNE Was denn? B ARONIN (mit kosmetischer Gesichtsmaske tritt unbemerkt ein und lauscht.)
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H ELENE Ich möcht fast sagen, das ist eine genießerische Hand – Sie haben doch auch ein Kind, nicht? M ARIANNE Ja. D ER H IERLINGER F ERDINAND Fabelhaft! Fabelhaft! H ELENE Bub oder Mädel? M ARIANNE Bub. (Stille) H ELENE Ja, Sie werden noch viel Freud haben mit dem Buben – Der wird schon noch was Richtiges – M ARIANNE (lächelt.) Wirklich? B ARONIN Helen! Was treibst denn da schon wieder für einen Unsinn! Bist doch keine Zigeunerin! Schau lieber, daß du nicht wieder das Klosett verstopfst, mein Gott, ist das da draußen eine Schweinerei! Du und Handlesen! Ist ja paradox! (Sie nimmt die Gesichtsmaske ab.) H ELENE Oh ich hab meine Ahnungen! B ARONIN Hättest du lieber eine Ahnung gehabt in puncto Klosett! Die Schweinerei kostet mich wieder fünf Schilling! Wer lebt denn da, wer lebt denn da?! Ich von dir oder du von mir?! (Stille) B ARONIN Also lieber Hierlinger, das wäre also das Fräulein, über das wir vorgestern telephoniert haben. D ER H IERLINGER F ERDINAND Das wäre es. (leise) Und bittschön: Gefälligkeit gegen Gefälligkeit. B ARONIN (droht ihm neckisch mit dem Zeigefinger.) Kleine Erpressung gefällig? D ER H IERLINGER F ERDINAND Der Zeigefinger hat mir nicht gefallen, der Zeigefinger – B ARONIN Ein Ehrenmann – (Sie läßt ihn giftig stehen und geht nun um M ARIANNE herum – betrachtet sie von allen Seiten.) Hm. Sagen Sie, Fräulein: Sie haben also starkes Interesse an der rhythmischen Gymnastik? M ARIANNE Ja. B ARONIN Und Sie möchten dieses Ihr vorhandenes Interesse praktisch auswerten? M ARIANNE Ja. B ARONIN Können Sie singen? M ARIANNE Singen? B ARONIN Ich geh von dem Grundsatz aus, daß es ein Nichtkönnen nicht gibt. Man kann alles, wenn man nur will! Die Tanzgruppen, die ich zusammenstell, sind internationale Attraktionen für erstklassige Vergnügungsetablissements. Sie können also nicht singen? M ARIANNE Leider – B ARONIN Habens denn in der Schul nicht singen gelernt? M ARIANNE Das schon. B ARONIN Na also! Ich möcht doch nur Ihre Stimm hören! Kennens denn kein Wienerlied, Sie sind doch Wienerin – irgendein Heimatlied – M ARIANNE Vielleicht das Lied von der Wachau? B ARONIN Also schön! Los! Das Lied von der Wachau! M ARIANNE (singt – am Spinett: H ELENE ) Es kam einst gezogen ein Bursch ganz allein Und wanderte froh in den Abend hinein.
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Da flog ein Lächeln ihm zu und ein Blick. Er dachte noch lange daran zurück. Ein rosiges Antlitz, ein goldener Schopf, Zwei leuchtende Augen, ein Mädchenkopf. Das Mädel, das ging ihm nicht mehr aus dem Sinn, Und oft sang er vor sich hin: Da draußen in der Wachau Die Donau fließt so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut ein Mädel heraus. Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau.
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Auch hier scheint die Sonne wie dazumal – nur daß nun vor dem Häuschen ein alter Kinderwagen steht.
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D IE M UTTER (zu A LFRED ) Er sieht dir sehr ähnlich, der kleine Leopold – und er schreit auch nicht viel. Auch du warst so ein sanftes Kind. A LFRED Ich freu mich nur, daß ich ihn nicht in Wien hab. Hier heraußen in der guten Luft wird er besser gedeihen als wie drinnen in unserer Kasern. D IE M UTTER Tritt die Mariann jetzt schon auf beim Ballett? A LFRED Nein, erst ab nächsten Samstag. (Stille) D IE M UTTER (besorgt) Du hast mal gesagt, wenn du ein Kind hast, dann würdest du heiraten. Ist das noch so? A LFRED Du hast mal gesagt, ich könnt eine gute Partie machen. (Stille) D IE M UTTER Natürlich ist das kein Glück, diese Verbindung. A LFRED Könnt ich jetzt mal die Großmutter sprechen? D IE M UTTER Ich werds ihr gleich sagen – Ich muß jetzt sowieso noch in den Keller. (ab in das Häuschen) A LFRED (allein; er beugt sich über den Kinderwagen und betrachtet sein Kind.) D IE G ROSSMUTTER (tritt aus dem Häuschen.) Der Herr wünschen? A LFRED Hast es dir nun überlegt? D IE G ROSSMUTTER Ich hab kein Geld. Solang du mit der Person zusammenlebst, hab ich kein Geld! Lebt sich da in wilder Ehe zusammen wie in einem Hundestall, setzt Bankerten in die Welt, die nur anderen zur Last fallen, und schämt sich nicht, von seiner alten Großmutter noch Geld zu verlangen! Keinen Kreuzer! Keinen Kreuzer! A LFRED Letztes Wort? D IE G ROSSMUTTER Hundestall! Hundestall!
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A LFRED Du alte Hex. (Stille) D IE G ROSSMUTTER Was hast du gesagt? A LFRED (schweigt.) D IE G ROSSMUTTER Traust es dir noch einmal zu sagen? A LFRED Warum nicht? D IE G ROSSMUTTER So sags doch! A LFRED Hex. Alte Hex. D IE G ROSSMUTTER (nähert sich ihm langsam und kneift ihn in den Arm.) A LFRED (lächelt.) Wie bitte? D IE G ROSSMUTTER (kneift ihn.) Na wart, du wirst es schon noch spüren! Da und da und da! A LFRED (schüttelt sie ab, da er nun tatsächlich was spürt.) Um mir weh zu tun, dazu gehören Leut, aber keine Frösch! D IE G ROSSMUTTER (weint vor Wut.) Gib mir mein Geld zurück, du Schuft! Mein Geld möcht ich haben, Haderlump, Verbrecher! A LFRED (lacht.) D IE G ROSSMUTTER (kreischt.) Lach nicht! (Sie versetzt ihm einen Hieb mit ihrem Krückstock.) A LFRED Au! (Stille.) D IE G ROSSMUTTER (grinst befriedigt.) Hast mich gespürt? Hast mich jetzt gespürt? A LFRED Du Hex. Du alte Hex. D IE G ROSSMUTTER (hebt triumphierend den Krückstock.) A LFRED Untersteh dich! D IE G ROSSMUTTER Hab nur keine Angst – du dummer Bub. Oh, ich krieg dich schon noch runter – Ich krieg meine Leut schon noch runter – Eieiei, da hängt dir ja schon wieder ein Knopf – Wie kann man sich nur mit so einer schlamperten Weibsperson – A LFRED (unterbricht sie.) Also schlampert ist sie nicht! (Stille) D IE G ROSSMUTTER Sie hat einen viel zu großen Mund. A LFRED Geschmacksach! D IE G ROSSMUTTER Wart, ich näh dir jetzt nur den Knopf an – (Sie näht ihn an.) Was brauchst du überhaupt eine Frau, so wie deine alte Großmutter wird dir keine den Knopf annähen – Bist es ja gar nicht wert, daß man sich um dich sorgt – Schafft sich mit dem Bettelweib auch noch ein Kind an, ein Kind! A LFRED Aber das kann doch vorkommen. D IE G ROSSMUTTER So ein Leichtsinn, so ein Leichtsinn! A LFRED Du weißt doch, daß ich alle Hebel in Bewegung gesetzt hab – aber es sollte halt nicht sein. (Stille) D IE G ROSSMUTTER Bist ein armer Teufel, lieber Alfred – A LFRED Warum? D IE G ROSSMUTTER Daß du immer solchen Weibern in die Händ fallen mußt – (Stille) D IE G ROSSMUTTER Du Alfred. Wenn du dich jetzt von deinem Mariannderl trennst, dann tät ich dir was leihen –
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(Stille) A LFRED Wieso? D IE G ROSSMUTTER Hast mich denn nicht verstanden? (Stille) A LFRED Wieviel? D IE G ROSSMUTTER Bist doch noch jung und schön – A LFRED (deutet auf den Kinderwagen.) Und das dort? D IE G ROSSMUTTER An das denk jetzt nicht. Fahr nur mal fort – (Stille) A LFRED Wohin? D IE G ROSSMUTTER Nach Frankreich. Dort gehts jetzt noch am besten, hab ich in der Zeitung gelesen – Wenn ich jung wär, ich tät sofort nach Frankreich – –
VI. Und wieder in der stillen Straße im achten Bezirk.
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Es ist bereits am späten Nachmittag, und die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock spielt den „Frühlingsstimmen-Walzer“ von Johann Strauss. O SKAR (steht in der Türe seiner Fleischhauerei und manikürt sich mit seinem Taschenmesser.) R ITTMEISTER (kommt von links und grüßt O SKAR.) O SKAR (verbeugt sich.) R ITTMEISTER Also das muß ich schon sagen: die gestrige Blutwurst – Kompliment! First class! O SKAR Zart, nicht? R ITTMEISTER Ein Gedicht! (Er nähert sich der Tabak-Trafik.) V ALERIE (erscheint in der Türe ihrer Tabak-Trafik.) R ITTMEISTER (grüßt.) V ALERIE (dankt.) R ITTMEISTER Dürft ich mal die Ziehungsliste? V ALERIE (reicht sie ihm aus dem Ständer vor der Tür.) R ITTMEISTER Küß die Hand! (Er vertieft sich in die Ziehungsliste, und nun ist der Walzer aus.) Z AUBERKÖNIG (begleitet die GNÄDIGE F RAU aus der Puppenklinik.) D IE GNÄDIGE F RAU Ich hatte hier schon mal Zinnsoldaten gekauft, voriges Jahr – aber damals ist das ein sehr höfliches Fräulein gewesen. Z AUBERKÖNIG (mürrisch) Möglich. D IE GNÄDIGE F RAU Das Fräulein Tochter? Z AUBERKÖNIG Ich habe keine Tochter! Ich hab noch nie eine Tochter gehabt! D IE GNÄDIGE F RAU Schad. Also Sie wollen mir die Schachtel Zinnsoldaten nicht nachbestellen? Z AUBERKÖNIG Ich hab das Ihnen doch schon drinnen gesagt, daß mir diese Nachbestellerei vielzuviel Schreiberei macht – wegen einer einzigen Schachtel! Kaufens doch dem herzigen Bams was Ähnliches! Vielleicht eine gediegene Trompeten! D IE GNÄDIGE F RAU Nein! Adieu! (Sie läßt ihn verärgert stehen und ab.)
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Z AUBERKÖNIG Küß die Hand! Krepier! (ab in seine Puppenklinik) V ALERIE (boshaft) Was haben wir denn wieder gewonnen, Herr Rittmeister? E RICH (tritt aus der Tabak-Trafik und will rasch ab.) V ALERIE Halt! Was hast du da? E RICH Fünf Memphis. V ALERIE Schon wieder? Raucht wie ein Erwachsener! R ITTMEISTER UND O SKAR (horchen.) E RICH (gedämpft) Wenn ich nicht rauche, kann ich nicht arbeiten. Wenn ich nicht arbeite, werde ich niemals Referendar – und wenn ich das nicht werde, dann werde ich wohl kaum jemals in die Lage kommen, meine Schulden rückerstatten zu können. V ALERIE Was für Schulden? E RICH Das weißt du! Ich bin korrekt, Madame. V ALERIE Korrekt? Du willst mir schon wieder weh tun? E RICH Weh tun? Ehrensache! Ich zahle meine Schulden bis auf den letzten Pfennig – und wenn ich auch hundert Jahr zahlen müßte! Wir lassen uns nichts nachsagen, Ehrensache! Ich muß jetzt ins Kolleg! (ab) V ALERIE (starrt ihm nach.) Ehrensache. Bestie – R ITTMEISTER UND O SKAR (grinsen, jeder für sich.) R ITTMEISTER (revanchiert sich boshaft.) Und wie gehts ansonsten, liebe Frau Valerie? E RICH (erscheint plötzlich wieder; zum R ITTMEISTER ) Sie haben zuvor gegrinst? Herr! V ALERIE (ängstlich) Kennen sich die Herren schon? R ITTMEISTER Vom Sehen aus – E RICH Sie sind Österreicher? Fesch, aber feig! V ALERIE Erich! R ITTMEISTER Was hat er gesagt? E RICH Ich habe gesagt, daß die Österreicher im Krieg schlappe Kerle waren, und wenn wir Preußen nicht gewesen wären – R ITTMEISTER (fällt ihm ins Wort.) Dann hätten wir überhaupt keinen Krieg gehabt! E RICH Und Sarajewo? Und Bosnien-Herzegowina? R ITTMEISTER Was wissen denn Sie schon vom Weltkrieg, Sie Grünschnabel?! Was Sie in der Schul gelernt haben und sonst nichts! E RICH Ist immer noch besser, als alten Jüdinnen das Bridgespiel beizubringen! V ALERIE Erich! R ITTMEISTER Ist immer noch besser, als sich von alten Trafikantinnen aushalten zu lassen! V ALERIE Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Pardon! Das war jetzt ein Fauxpas! Ein Lapsus linguae – (Er küßt ihre Hand.) Bedauerlich, sehr bedauerlich! Aber dieser grüne Mensch da hat in seinem ganzen Leben noch keine fünf Groschen selbständig verdient! E RICH Herr! V ALERIE Nur kein Duell, um Gottes willen! E RICH Satisfaktionsfähig wären Sie ja. R ITTMEISTER Wollen Sie vors Ehrengericht? V ALERIE Jesus Maria Josef! E RICH Ich laß mich doch nicht beleidigen!
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R ITTMEISTER Mich kann man gar nicht beleidigen! Sie nicht! V ALERIE Aber ich bitt euch! Nein, dieser Skandal – (schluchzend ab in ihre TabakTrafik) R ITTMEISTER Ich laß mir doch von diesem Preußen keine solchen Sachen sagen. Wo waren denn Ihre Hohenzollern, als unsere Habsburger schon römisch-deutsche Kaiser waren?! Draußen im Wald! E RICH Jetzt ist es ganz aus. (ab) R ITTMEISTER (ruft ihm nach.) Da habens zwanzig Groschen, und lassen Sie sich mal den Schopf abschneiden, Sie Kakadu! (Er kehrt um und will leger nach links ab – hält aber nochmals vor der Fleischhauerei; zu O SKAR ) Apropos, was ich noch hab sagen wollen: Sie schlachten doch heut noch die Sau? O SKAR Ich habs vor, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Geh reservierens für mich ein schönes Stückerl Nieren – O SKAR Aber gern, Herr Rittmeister! R ITTMEISTER Küß die Hand! (ab nach links – und nun spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock wieder, und zwar den Walzer „Über den Wellen“.) A LFRED (kommt langsam von links.) O SKAR (wollte zurück in seine Fleischhauerei, erblickt nun aber A LFRED , der ihn nicht bemerkt, und beobachtet ihn heimlich.) A LFRED (hält vor der Puppenklinik und macht in Erinnerung – Dann stellt er sich vor die offene Türe der Tabak-Trafik und starrt hinein.) (Pause) A LFRED (grüßt.) (Pause) V ALERIE (erscheint langsam in der Türe – und der Walzer bricht wieder ab, wieder mitten im Takt.) (Stille) A LFRED Könnt ich fünf Memphis haben? V ALERIE Nein. (Stille) A LFRED Das ist aber doch hier eine Tabak-Trafik – oder? V ALERIE Nein. (Stille) A LFRED Ich komm jetzt hier nur so vorbei, per Zufall – V ALERIE Ach! A LFRED Ja. (Stille) V ALERIE Und wie geht es dem Herrn Baron? A LFRED So lala. V ALERIE Und dem Fräulein Braut? A LFRED Auch lala. V ALERIE Ach! (Stille) A LFRED Und dir gehts unberufen? V ALERIE Man hat, was man braucht. A LFRED Alles? V ALERIE Alles. Er ist Jurist. A LFRED Und so was wird mal Advokat.
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V ALERIE Bitte? A LFRED Ich gratulier. (Stille) V ALERIE Wo steckt denn die arme Mariann? A LFRED Ich werd sie wohl aus den Augen verlieren – (Stille) V ALERIE Also du bist schon ein grandioser Schuft, das muß dir dein größter Feind lassen. A LFRED Valerie. Wer unter euch ohne Sünden ist, der werfe den ersten Stein auf mich. V ALERIE Bist du krank? A LFRED Nein. Nur müd. Und gehetzt. Man ist ja nicht mehr der jüngste. V ALERIE Seit wann denn? A LFRED Ich fahr noch heut abend nach Frankreich. Nach Nancy. Ich denk nämlich, daß ich dort vielleicht was Passenderes für mich bekommen werd, in der Speditionsbranche – Hier müßt ich heut nämlich zu sehr unter mein Niveau herunter. V ALERIE Und was machen denn die Pferdchen? A LFRED Keine Ahnung! Und dann fehlt mir auch das Kapital – (Stille) V ALERIE Wenn ich Zeit hab, werd ich dich bedauern. A LFRED Möchst, daß es mir schlecht geht? V ALERIE Gehts dir denn rosig? A LFRED Möchst das hören? (Stille) A LFRED Ich bin jetzt hier nur so vorbeigegangen, per Zufall – so aus einer wehmütigen Melancholie heraus – an die Stätten der Vergangenheit – – (ab – und nun wird der Walzer „Über den Wellen“ wieder weitergespielt.) V ALERIE (erblickt O SKAR.) Herr Oskar! Jetzt ratens doch mal, mit wem ich grad dischkuriert hab? O SKAR Ich hab ihn gesehen. V ALERIE So? Es geht ihnen schlecht. O SKAR Ich hab alles gehört. (Pause) V ALERIE Noch ist er stolz wie ein Spanier – O SKAR Hochmut kommt vor dem Fall – arme Mariann – V ALERIE Mir scheint gar, Sie sind im Stand und heiraten noch die Mariann, jetzt nachdem sie wieder frei ist – O SKAR Wenn sie das Kind nicht hätt – V ALERIE Wenn mir jemand das angetan hätt – O SKAR Ich hab sie noch immer lieb – Vielleicht stirbt das Kind – V ALERIE Herr Oskar! O SKAR Wer weiß! Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber furchtbar klein. Ich werd an meine Mariann denken – Ich nehme jedes Leid auf mich, wen Gott liebt, den prüft er – Den straft er. Den züchtigt er. Auf glühendem Rost, in kochendem Blei – V ALERIE (schreit ihn an.) Hörens auf, seiens so gut! O SKAR (lächelt.)
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H AVLITSCHEK (kommt aus der Fleischhauerei.) Also was ist jetzt? Soll ich jetzt die Sau abstechen, oder nicht? O SKAR Nein, Havlitschek. Ich werd sie jetzt schon selber abstechen, die Sau – – (Jetzt läuten die Glocken.) 5
VII. Im Stephansdom. 10
Vor dem Seitenaltar des heiligen Antonius. M ARIANNE beichtet. Die Glocken verstummen, und es ist sehr still auf der Welt.
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B EICHTVATER Also rekapitulieren wir: Du hast deinem armen alten Vater, der dich über alles liebt und der doch immer nur dein Bestes wollte, schmerzlichstes Leid zugefügt, Kummer und Sorgen, warst ungehorsam und undankbar – hast deinen braven Bräutigam verlassen und hast dich an ein verkommenes Subjekt geklammert, getrieben von deiner Fleischeslust – still! Das kennen wir schon! Und so lebst du mit jenem erbärmlichen Individuum ohne das heilige Sakrament der Ehe schon über das Jahr, und in diesem grauenhaften Zustand der Todsünde hast du dein Kind empfangen und geboren – wann? M ARIANNE Vor acht Wochen. B EICHTVATER Und du hast dieses Kind der Schande und der Sünde nicht einmal taufen lassen – Sag selbst: Kann denn bei all dem etwas Gutes herauskommen? Nie und nimmer! Doch nicht genug! Du bist nicht zurückgeschreckt und hast es sogar in deinem Mutterleib töten wollen – M ARIANNE Nein, das war er! Nur ihm zulieb hab ich mich dieser Prozedur unterzogen! B EICHTVATER Nur ihm zulieb? M ARIANNE Er wollte doch keine Nachkommen haben, weil die Zeiten immer schlechter werden und zwar voraussichtlich unabsehbar – aber ich – Nein, das brennt mir in der Seele, daß ich es hab abtreiben wollen, ein jedes Mal, wenn es mich anschaut – (Stille) B EICHTVATER Ist das Kind bei euch? M ARIANNE Nein. B EICHTVATER Sondern? M ARIANNE Bei Verwandten. Draußen in der Wachau. B EICHTVATER Sind das gottesfürchtige Leut? M ARIANNE Gewiß. (Stille) B EICHTVATER Du bereust es also, daß du es hast töten wollen? M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und auch, daß du mit jenem entmenschten Subjekt in wilder Ehe zusammenlebst? (Stille) M ARIANNE Ich dachte mal, ich hätte den Mann gefunden, der mich ganz und gar ausfüllt. –
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B EICHTVATER Bereust du es? (Stille) M ARIANNE Ja. B EICHTVATER Und daß du dein Kind im Zustand der Todsünde empfangen und geboren hast – bereust du das? (Stille) M ARIANNE Nein. Das kann man doch nicht – B EICHTVATER Was sprichst du da? M ARIANNE Es ist doch immerhin mein Kind – B EICHTVATER Aber du – M ARIANNE (unterbricht ihn.) Nein, das tu ich nicht – Nein, davor hab ich direkt Angst, daß ich es bereuen könnt – Nein, ich bin sogar glücklich, daß ich es hab, sehr glücklich – (Stille) B EICHTVATER Wenn du nicht bereuen kannst, was willst du dann von deinem Herrgott? M ARIANNE Ich dachte, mein Herrgott wird mir vielleicht etwas sagen – B EICHTVATER Du kommst also nur dann zu deinem Herrgott, wenn es dir schlecht geht? M ARIANNE Wenn es mir gut geht, dann ist Er ja bei mir – Aber nein, das kann Er doch nicht von mir verlangen, daß ich das bereu – Das wär ja wider jede Natur – B EICHTVATER So geh! Und komme erst mit dir ins Reine, ehe du vor unseren Herrgott trittst – (Er schlägt das Zeichen des Kreuzes.) M ARIANNE Dann verzeihen Sie. – (Sie erhebt sich aus dem Beichtstuhl, der sich nun auch in der Finsternis auflöst – Und nun hört man das Gemurmel einer Litanei; allmählich kann man die Stimme des V ORBETERS von den Stimmen der Gemeinde unterscheiden; M ARIANNE lauscht – Die Litanei endet mit einem Vaterunser; M ARIANNE bewegt die Lippen.) (Stille) M ARIANNE Amen. (Stille) M ARIANNE Wenn es einen lieben Gott gibt – was hast du mit mir vor, lieber Gott? – – Lieber Gott, ich bin im achten Bezirk geboren und hab die Bürgerschul besucht, ich bin kein schlechter Mensch – hörst du mich? – Was hast du mit mir vor, lieber Gott – ? – –
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D r i t t e r T e i l. I. Beim Heurigen.
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Mit Schrammelmusik und Blütenregen. Große weinselige Stimmung – und mittendrunterdrin der Z AUBERKÖNIG , V ALERIE und E RICH . 10
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A LLES (singt.) Da draußen in der Wachau Die Donau fließt so blau Steht einsam ein Winzerhaus Da schaut ein Mädel heraus. Hat Lippen rot wie Blut Und küssen kanns so gut Die Augen sind veilchenblau Vom Mädel in der Wachau. Es wird ein Wein sein Und wir werden nimmer sein, Es wird schöne Madeln geben Und wir werden nimmer leben – (Jetzt wirds einen Augenblick totenstill beim Heurigen – Aber dann singt wieder A LLES mit verdreifachter Kraft.) Drum gehn wir gern nach Nußdorf naus, Da gibts a Hetz, a Gstanz, Da hörn wir ferme Tanz, Da laß ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma z‘Haus, mitn Schwomma z‘Haus! (Begeisterung; Applaus; zwischen den Tischen wird getanzt, und zwar auf den Radetzkymarsch – A LLES ist nun schon ziemlich benebelt.) Z AUBERKÖNIG Bravo, bravissimo! Heut bin ich wieder der alte! Da capo, da capo! (Er greift einem vorübertanzenden M ÄDCHEN auf die Brüste.) D ER K AVALIER DES M ÄDCHENS (schlägt ihm auf die Hand.) Hand von der Putten! D AS M ÄDCHEN Das sind doch meine Putten! Z AUBERKÖNIG Putten her, Putten hin! Ein jeder Erwachsene hat seine Sorgen, und heut möcht ich alles vergessen! Heut kann mich die ganze Welt! E RICH Mal herhören, Leute! Ich gestatte mir hiermit auf den famosen Wiener Heurigen ein ganz exorbitantes Heil – (Er verschüttet seinen Wein.) V ALERIE Nicht so stürmisch, junger Mann! Meiner Seel, jetzt hat er mich ganz bespritzt! E RICH Aber das kann doch vorkommen! Ehrensache! Z AUBERKÖNIG Hat er dich naßgemacht? Armes Waserl! V ALERIE Durch und durch – bis auf die Haut.
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Z AUBERKÖNIG Bis auf deine Haut – V ALERIE Bist du a schon narrisch? E RICH Stillgestanden! (Er knallt die Hacken zusammen und steht still.) Z AUBERKÖNIG Was hat er denn? V ALERIE Das bin ich schon gewöhnt. Wenn er sich besoffen hat, dann kommandiert er sich immer selber. Z AUBERKÖNIG Wie lang daß der so still stehen kann – Stramm! Sehr stramm! Respekt! Es geht wieder aufwärts mit uns! (Er fällt unter den Tisch.) V ALERIE Jesus Maria! Z AUBERKÖNIG Der Stuhl ist zerbrochen – einen anderen Stuhl, Herr Ober! He, einen anderen Stuhl!! (Er singt mit der Musik.) Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt – und schon hab ich den Patsch verspürt mit dem Fächer ins Gesicht – D ER O BER (bringt nun eine Riesenportion Salami.) V ALERIE Salami, Erich! Salami! E RICH Division! Rührt euch! (Er langt mit der Hand in die Schüssel und frißt exorbitant.) Z AUBERKÖNIG Wie der frißt! V ALERIE Gesegnete Mahlzeit! Z AUBERKÖNIG Friß nicht so gierig! V ALERIE Er zahlts ja nicht! Z AUBERKÖNIG Und singen kann er auch nicht! (Pause) V ALERIE (zu E RICH ) Warum singst du eigentlich nicht? E RICH (mit vollem Munde) Weil ich doch an meinem chronischen Rachenkatarrh leide! V ALERIE Das kommt vom vielen Rauchen! E RICH (brüllt sie an.) Schon wieder?! R ITTMEISTER (taucht auf; mit einem Papierhütchen und in gehobener Stimmung) Küß die Hand, schöne Frau Valerie! Ah das ist aber ein angenehmer Zufall! Habe die Ehre, Herr Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Prost, Herr Rittmeister! Prost, lieber Herr von Rittmeister – (Er leert sein Glas und verfällt in wehmütigen Stumpfsinn.) V ALERIE Darf ich Ihnen etwas von meiner Salami, Herr Rittmeister? E RICH (bleibt der Brocken im Munde stecken; er fixiert gehässig den R ITTMEISTER.) R ITTMEISTER Zu gütig, küß die Hand! Danke nein, ich kann unmöglich mehr – (Er steckt sich zwei dicke Scheiben in den Mund.) Ich hab heut nämlich schon zweimal genachtmahlt, weil ich Besuch hab – Ich sitz dort hinten in der Gesellschaft. Ein Jugendfreund meines in Sibirien vermißten Bruders – ein Amerikaner. V ALERIE Also ein Mister! R ITTMEISTER Aber ein geborener Wiener! Zwanzig Jahr war der jetzt drüben in den Staaten, nun ist er zum ersten Mal wieder auf unserem Kontinent. Wie wir heut vormittag durch die Hofburg gefahren sind, da sind ihm die Tränen in den Augen gestanden – Er ist ein Selfmademan. Selbst ist der Mann! V ALERIE Oh Sie Schlimmer! R ITTMEISTER Ja. Und jetzt zeig ich ihm sein Wien – schon den zweiten Tag – Wir kommen aus dem Schwips schon gar nicht mehr raus – V ALERIE Stille Wasser sind tief. R ITTMEISTER Nicht nur in Amerika.
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E RICH (scharf) Tatsächlich? (Pause) V ALERIE (nähert sich E RICH .) Daß du parierst – und halts Maul, sonst schmier ich dir eine – Wenn du schon meine Salami frißt, dann kannst du mir auch entgegenkommen – E RICH Diese Randbemerkung ehrt Ihre niedrige Gesinnung, Gnädigste! V ALERIE Bleib! E RICH Stillgestanden! Division – V ALERIE Halt! E RICH Division – marsch! (ab) V ALERIE (ruft ihm nach.) Her stellt euch! Her stellt euch! (Totenstille) R ITTMEISTER Wer ist denn das überhaupt? V ALERIE (tonlos) Das ist eine ganze Division. Ich werd ihn wohl bald ganz lassen – Ich sehs schon direkt wieder kommen – Und dann ist er mit dem dort (Sie deutet auf den Z AUBERKÖNIG .) entfernt verwandt – (Jetzt gibts wieder Musik.) R ITTMEISTER Apropos verwandt – Sagens mal, Frau Valerie: Finden Sie das für in Ordnung, wie Seine Majestät der Herr Zauberkönig das Fräulein Mariann behandelt – Ich versteh so was nicht. Wenn ich Großpapa wär – und abgesehen davon, man kann doch leicht straucheln. Aber dann direkt verkommen lassen – V ALERIE Wissen Sie was Näheres, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Ich hab mal eine Frau Oberst gehabt, das heißt: Das ganze Regiment hat sie gehabt – Was sag ich da?! Sie war die Frau unseres Obersten – und der Oberst hatte ein uneheliches Kind mit einer vom Variété, aber die Frau Oberst hat es in ihr Haus genommen, als wärs ihr eigen Fleisch und Blut, weil sie halt unfruchtbar war – Aber wenn man daneben dieses zauberkönigliche Verhalten dort drüben betrachtet – na servus! V ALERIE Ich versteh Sie nicht, Herr Rittmeister. Was hat denn die Frau Oberst mit der Mariann zu tun? R ITTMEISTER Wir verstehen uns alle nicht mehr, liebe Frau Valerie! Oft verstehen wir uns schon selber nicht mehr. V ALERIE Wo steckt denn die Mariann? R ITTMEISTER (lächelt geheimnisvoll.) Das wird man schon noch mal offiziell bekanntgeben – im geeigneten Moment. D ER M ISTER (erscheint; er ist besoffen.) Oh, lieber guter Freund – was seh ich da? Gesellschaft? Freund? Stell mich vor, bitte – du lieber guter Freund – (Er umarmt den R ITTMEISTER.) Z AUBERKÖNIG (erwacht aus seinem Stumpfsinn.) Wer ist denn das? R ITTMEISTER Das ist mein lieber Mister aus Amerika! D ER M ISTER Amerika! New York! Chicago und Sing-Sing! – Äußerlich ja, aber da drinnen klopft noch das alte biedere treue goldene Wiener Herz, das ewige Wien – und die Wachau – und die Burgen an der blauen Donau – (Er summt mit mit der Musik.) Donau so blau, so blau, so blau – A LLE (summen mit und wiegen sich auf den Sitzgelegenheiten.) D ER M ISTER Meine Herrschaften, es hat sich vieles verändert in der letzten Zeit, Stürme und Windhosen sind über die Erde gebraust, Erdbeben und Tornados, und ich hab ganz von unten anfangen müssen, aber hier bin ich z’Haus, hier kenn ich
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mich aus, hier gefällt es mir, hier möcht ich sterben! Oh, du mein lieber altösterreichischer Herrgott aus Mariazell! (Er singt.) Mein Muatterl war a Wienerin, Drum hab ich Wien so gern Sie wars, die mit dem Leben Mir die Liebe hat gegeben Zu meinem anzigen goldenen Wean! A LLES (singt.) Wien, Wien nur du allein Sollst stets die Stadt meiner Träume sein, Dort, wo ich glücklich und selig bin Ist Wien, ist Wien, mein Wien! D ER M ISTER Wien soll leben! Die Heimat! Und die schönen Wiener Frauen! Und der Heimatgedanke! Und wir Wiener sollen leben – alle, alle! A LLE Hoch! Hoch! Hoch! (Allgemeines Saufen) Z AUBERKÖNIG (zu V ALERIE ) Und die schönen Wiener Frauen, du stattliche Person – Dich hätt ich heiraten sollen, mit dir hätt ich ein ganz ein anderes Kind gekriegt – V ALERIE Red nicht immer von Irene! Ich hab sie nie ausstehen können! D ER M ISTER Wer ist Irene? Z AUBERKÖNIG Irene war meine Frau. D ER M ISTER Oh pardon! Z AUBERKÖNIG Oh bitte – Und warum soll ich denn nicht auf die Iren schimpfen? Bloß weil sie schon tot ist?! Mir hat sie das ganze Leben verpatzt! V ALERIE Du bist ein dämonischer Mensch! Z AUBERKÖNIG (singt.) Mir ist mei Alte gstorbn Drum ist mirs Herz so schwer A so a gute Seel Krieg ich nöt mehr, Muß so viel wana Das glaubt mir kana, Daß ich mich kränk Wann ich an mei Alte denk! Hallo! D ER M ISTER (schnellt empor.) Hallo! Hallo! Wenn mich nicht alles täuscht, so fängt es jetzt an zu regnen! Aber wir lassen uns vom Wetter nichts dreinreden! Heut wird noch gebummelt, und wenns Schusterbuben regnen sollte! Wir lassen und lassen uns das nicht gefallen! (Er droht mit dem Zeigefinger nach dem Himmel.) Oh du regnerischer Himmelvater du! Darf ich euch alle einladen? Alle, alle!! A LLE Bravo, bravo!! D ER M ISTER Also auf! Vorwärts! Mir nach! V ALERIE Wohin? D ER M ISTER Irgendwohin! Wo wir einen Plafond über uns haben! Wo wir nicht so direkt unterm Himmel sitzen! Ins Moulin-bleu! (Starker Applaus) R ITTMEISTER Halt! Nicht ins Moulin-bleu, liebe Leutl! Dann schon eher ins Maxim! (Und wieder wird es einen Augenblick totenstill.) Z AUBERKÖNIG Warum denn ins Maxim?
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R ITTMEISTER Weil es dort ganz besondere Überraschungen geben wird. Z AUBERKÖNIG Was für Überraschungen? R ITTMEISTER Pikante. Sehr pikante – (Stille) Z AUBERKÖNIG Also auf ins Maxim! A LLE Ins Maxim! (Sie marschieren mit aufgespannten Regenschirmen und singen.) Vindobona, du herrliche Stadt, Die so reizende Anlagen hat, Dir ghört stets nur unser Sinn Ja zu dir, da ziagts uns hin, San ma a von dir oft fern Denkn ma do ans liebe Wean, Denn du bleibst die Perle von Österreich Dir ist gar ka Stadt net gleich!
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Die Mizzi und der Jean Gehn miteinander drahn Wir sind ja nicht aus Stroh, Sind jung und lebensfroh Net immer Schokoladi Heut gehen wir zum „Brady“ Oder zum „Maxim“ Heut sind wir einmal schlimm! Jetzt trink ma noch a Flascherl Wein, Hollodero! Es muß ja nöt das letzte sein, Hollodero! Und ist das gar, gibts ka Geniern. Hollodero! So tun wir nochmal repetiern, aber nochmal repetiern! (Gong. – Die Bühne verwandelt sich nun ins „Maxim“ – mit einer Bar und Séparées; im Hintergrunde eine Cabaretbühne mit breiter Rampe – A LLES schließt die Regenschirme und nimmt nun Platz an den Tischen, und zwar in aufgeräumtester Stimmung.) D ER C ONFÉRENCIER (tritt vor den Vorhang.) Meine Sehrverehrten! Meine Herrschaften! Entzückende Damen und noch entzückendere Herren! V ALERIE Oho! (Gelächter) D ER C ONFÉRENCIER Ich begrüße Sie auf das allerherzlichste im Namen meiner Direktion! Schon Johann Wolfgang von Goethe, der Dichterfürst, sagt in seinem Meisterwerk, unserem unsterblichen Faust: Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen! In diesem Sinne, meine Sehrverehrten: Nummer auf Nummer! Das ist Tradition, meine Sehrverehrten! Und nun bitte, treten Sie ein mit uns in den Himmel der Erinnerung! – (Und nun erklingt der Walzer „Wiener Blut“ von Johann Strauss, der Vorhang hebt sich, und einige M ÄDCHEN in Alt-Wienertracht tanzen den Walzer – Dann fällt wieder der Vorhang; rasende Begeisterung im Publikum, und die Musik spielt nun den Hoch- und Deutschmeistermarsch.) Z AUBERKÖNIG (zum R ITTMEISTER ) Aber was redens denn da, Herr? Also das steht doch schon felsenfest, daß wir Menschen mit der Tierwelt verwandt sind!
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R ITTMEISTER Das ist Auffassungssache! Z AUBERKÖNIG Oder glaubens denn gar noch an Adam und Eva? R ITTMEISTER Wer weiß! D ER M ISTER (zu V ALERIE ) Du Wildkatz! Z AUBERKÖNIG Wildkatz! Oder gar ein Leopard! V ALERIE Prost Zauberkönig! Z AUBERKÖNIG Der Herr Rittmeister sind ein Fabelwesen, und du hast was von einem Känguruh an dir, und der Mister ist ein japanischer Affenpintscher! D ER M ISTER (lacht keineswegs.) Fabelhafter Witz, fabelhafter Witz! Z AUBERKÖNIG Na und ich?! V ALERIE Ein Hirsch! Ein alter Hirsch! Prost alter Hirsch! (Brüllendes Gelächter – Nun klingelt das Tischtelephon – Stille) Z AUBERKÖNIG (am Apparat) Ja hallo! – Wie? Wer spricht? Mausi? – Mausi kenn ich nicht, wie? – Ach so! Jaja, das bin ich schon, ich bin schon dein Onkel – Was soll ich? Ah du Schweinderl, du herziges – Wo? An der Bar? Im grünen Kleid? – Was? Du bist noch eine Jungfrau? Und das soll dir dein Onkel glauben? Na ich werd da mal nachkontrollieren – Bussi, Bussi – (Er hängt ein und leert sein Glas Schampus, den DER M ISTER hat auffahren lassen.) V ALERIE Trink nicht so viel, Leopold! Z AUBERKÖNIG Du kannst mir jetzt auf den Hut steigen! (Er erhebt sich.) Für uns alte Leut ist ja der Alkohol noch die einzige Lebensfreud! Wo ist die Bar? V ALERIE Was für eine Bar? Z AUBERKÖNIG Wo ist die Bar, Kruzitürken?! R ITTMEISTER Ich werd Sie hinführen – Z AUBERKÖNIG Ich find schon selber hin – Ich brauch keinen Kerzenhalter! Kommens, führens mich! (Er läßt sich vom R ITTMEISTER an die Bar führen, wo ihn bereits ZWEI M ÄDCHEN erwarten – Die eine im grünen Kleid nimmt ihn gleich herzlichst in Empfang; auch der R ITTMEISTER bleibt an der Bar.) D ER M ISTER (zu V ALERIE ) Was ist der Herr eigentlich? V ALERIE Ein Zauberkönig. D ER M ISTER Ach! V ALERIE Ja. Sonst ist er ja ein seltener Mensch, bescheiden und anständig, der echte Bürger vom alten Schlag – Diese Sorte stirbt nämlich aus. D ER M ISTER Leider! V ALERIE Heut ist er ja leider besoffen – D ER M ISTER Wie Sie das wieder sagen! Was für ein Charme! Bei uns in Amerika ist halt alles brutaler. V ALERIE Was wiegen Sie? D ER M ISTER Zweihundertachtzehn Pfund. V ALERIE Oh Gott! D ER M ISTER Darf ich ganz offen sein? V ALERIE Man bittet darum. D ER M ISTER Ich bin kompliziert. V ALERIE Wieso? D ER M ISTER Ich bin nämlich innerlich tot. Ich kann halt nur mehr mit den Prostituierten was anfangen – Das kommt von den vielen Enttäuschungen, die ich schon hinter mir hab. V ALERIE Jetzt so was. Eine so zarte Seele in so einem mächtigen Körper –
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D ER M ISTER Ich hab den Saturn als Planeten. V ALERIE Ja, diese Planeten! Da hängt man damit zusammen und kann gar nichts dafür! (Gong) D ER C ONFÉRENCIER (tritt vor den Vorhang.) Meine Sehrverehrten! Und abermals gibts eine herrliche Nummer! Was soll ich viele Worte machen, urteilen Sie selbst über unsere sensationellen von ersten Künstlern entworfenen hochkünstlerischen lebendigen Aktplastiken. Als erstes: Donaunixen! Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Die Kapelle spielt nun den Walzer „An der schönen blauen Donau“, und es wird stockfinster im Zuschauerraum; dann teilt sich der Vorhang, und man sieht drei halbnackte M ÄDCHEN , deren Beine in Schwanzflossen stecken – Eine hält eine Leier in der Hand – Alle sind malerisch gruppiert vor einem schwarzen Vorhang im grünen Scheinwerferlicht; von der Bar her hört man des Z AUBERKÖNIGS S TIMME : „Nackete Weiber, sehr richtig!“ – Der Vorhang schließt sich, starker Applaus. Gong) D ER C ONFÉRENCIER (erscheint wieder vor dem Vorhang.) Das zweite Bild: Unser Zeppelin! (Bravorufe) D ER C ONFÉRENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister! (Und nun ertönt der „Fridericus rex“ – und auf der Bühne stehen drei nackte M ÄDCHEN – Die erste hält einen Propeller in den Händen, die zweite einen Globus und die dritte einen kleinen Zeppelin – Das Publikum rast vor Beifall, schnellt von den Sitzen in die Höhe und singt die erste Strophe des Deutschlandliedes, worauf es sich wieder beruhigt. Gong) D ER C ONFÉRENCIER (wieder vor dem Vorhang) Und nun, meine Sehrverehrten, das dritte Bild: „Die Jagd nach dem Glück“. (Totenstille) D ER C ONFÉRENCIER Darf ich bitten, Herr Kapellmeister – (Die „Träumerei“ von Schumann erklingt, und der Vorhang teilt sich zum dritten Male – Eine Gruppe nackter M ÄDCHEN , die sich gegenseitig niedertreten, versucht einer goldenen Kugel nachzurennen, auf welcher das Glück auf einem Beine steht – Das Glück ist ebenfalls unbekleidet und heißt M ARIANNE .) V ALERIE (schreit gellend auf im finsteren Zuschauerraume.) Marianne! Jesus Maria Josef! Marianne!! M ARIANNE (erschrickt auf ihrer Kugel, zittert, kann das Gleichgewicht nicht mehr halten, muß herab und starrt, geblendet vom Scheinwerfer, in den dunklen Zuschauerraum.) D ER M ISTER Was denn los?! V ALERIE (außer sich) Marianne, Marianne, Marianne!! D ER M ISTER (wird wütend.) Brüll nicht! Bist denn plem-plem?! V ALERIE Marianne! D ER M ISTER Kusch! Da hast du deine Marianne! (Er boxt ihr in die Brust.) V ALERIE (schreit.) (Große Unruhe im Publikum; Rufe: „Licht! Licht!“) D ER C ONFÉRENCIER (stürzt auf die Bühne.) Vorhang! Was ist denn los?! Licht! Vorhang! Licht! (Der Vorhang fällt vor der starr in den Zuschauerraum glotzenden M ARIANNE , die übrigen M ÄDCHEN sind bereits unruhig ab – und nun wird es Licht im Zuschauer-
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raum, und wieder für einen Augenblick totenstill; ALLES starrt auf V ALERIE , die mit dem Gesicht auf dem Tisch liegt, hysterisch und besoffen, weint und schluchzt.) Z AUBERKÖNIG (steht an der Bar und hält die Hand auf sein Herz.) V ALERIE (wimmert.) Die Mariann – die Mariann – die liebe kleine Mariann – oh, oh, oh – ich hab sie ja schon gekannt, wie sie noch fünf Jahr alt war, meine Herren! D ER C ONFÉRENCIER Von wem redet sie da? D ER M ISTER Keine Ahnung! D ER C ONFÉRENCIER Hysterisch? D ER M ISTER Epileptisch! E INE G EMÜTLICHE S TIMME So werfts es doch naus, die besoffene Bestie! V ALERIE Ich bin nicht besoffen, meine Herren! Ich bin das nicht – nein, nein, nein! (Sie schnellt empor und will hinauslaufen, stolpert aber über ihre eigenen Füße, stürzt und reißt einen Tisch um – Jetzt hat sie sich blutig geschlagen.) Nein, das halt ich nicht aus, ich bin doch nicht aus Holz, ich bin doch noch lebensfroh, meine Herren – Das halt ich nicht aus, das halt ich nicht aus!! (Sie rast brüllend nach Haus.) A LLE (außer dem Z AUBERKÖNIG , sehen ihr perplex nach.) (Stille, dann: Gong) D ER C ONFÉRENCIER (springt auf einen Stuhl.) Meine Sehrverehrten! Damen und Herren! Das war nun der Schluß unseres offiziellen Programms – und nun beginnt in der Bar der inoffizielle Teil! (Man hört aus der Bar die Tanzmusik.) Im Namen meiner Direktion danke ich Ihnen für den zahlreichen Besuch und wünsche Ihnen eine recht gute Nacht! Auf Wiedersehen, meine Herrschaften! D IE H ERRSCHAFTEN (räumen allmählich das Lokal.) Z AUBERKÖNIG Herr Rittmeister – R ITTMEISTER Bitte? Z AUBERKÖNIG Also deshalb wollten Sie nicht ins Moulin-bleu, sondern hier – Das waren also Ihre bewußten pikanten Überraschungen, ich hab ja gleich so eine komische Aversion gehabt – so eine Ahnung, daß mir nichts Gutes bevorsteht – R ITTMEISTER Ich wußte es, daß das Fräulein Mariann hier auftritt – ich war nämlich schon öfters da – erst gestern wieder – und ich kann es halt nicht mehr länger mit ansehen! Ihr steinernes Herz – Z AUBERKÖNIG Mischen Sie sich nicht in wildfremde Familienangelegenheiten, Sie Soldat!! R ITTMEISTER Meine menschliche Pflicht – Z AUBERKÖNIG (unterbricht ihn.) Was ist das? R ITTMEISTER Sie sind kein Mensch! Z AUBERKÖNIG Also das hör ich gern! Schon sehr gern! Was soll ich denn schon sein, wenn ich kein Mensch bin, Sie?! Vielleicht ein Vieh?! Das tät Ihnen so passen! Aber ich bin kein Vieh und hab auch keine Tochter, bitt ich mir aus!! R ITTMEISTER Jetzt hab ich hier nichts mehr verloren. (Er verbeugt sich steif und ab.) Z AUBERKÖNIG Und ich werd mir vielleicht noch was holen? Ich bin in einer Untergangsstimmung, Herr Mister! Jetzt möcht ich Ansichtskarten schreiben, damit die Leut vor Neid zerplatzen, wenn sie durch mich selbst erfahren, wie gut daß es mir geht! D ER M ISTER Ansichtskarten! Glänzende Idee! Das ist eine Idee! Ansichtskarten, Ansichtskarten! (Er kauft einer V ERKÄUFERIN gleich einen ganzen Stoß ab, setzt sich
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dann abseits an einen Tisch und schreibt – Nun ist er allein mit dem Z AUBERKÖNIG ; aus der Bar tönt Tanzmusik.) M ARIANNE (kommt langsam in einem Bademantel und bleibt vor dem Z AUBERKÖNIG stehen.) Z AUBERKÖNIG (starrt sie an, betrachtet sie von oben bis unten – dreht ihr den Rücken zu.) (Pause) M ARIANNE Warum hast du meine Briefe nicht gelesen? Ich hab dir drei Briefe geschrieben. Aber du hast sie nicht aufgemacht und hast sie zurückgehen lassen. (Pause) M ARIANNE Ich hab dir geschrieben, daß er mich verlassen hat – Z AUBERKÖNIG (wendet sich langsam ihr zu und fixiert sie gehässig.) Das weiß ich. (Er dreht ihr wieder den Rücken zu.) (Pause) M ARIANNE Weißt du auch, daß ich ein Kind hab – ? Z AUBERKÖNIG Natürlich! (Pause) M ARIANNE Es geht uns sehr schlecht, mir und dem kleinen Leopold – Z AUBERKÖNIG Was?! Leopold?! Der Leopold, das bin doch ich! Na das ist aber der Gipfel! Nennt ihre Schand nach mir! Das auch noch! Schluß jetzt! Wer nicht hören will, muß fühlen! Schluß! (Er erhebt sich, muß sich aber gleich wieder setzen.) M ARIANNE Du bist ja betrunken, Papa – Z AUBERKÖNIG Also werd nur nicht ordinär! Ich bin nicht dein Papa, ein für allemal! Und nur nicht ordinär, sonst – (Er macht die Geste des Ohrfeigens.) Denk lieber an dein Mutterl selig! Die Toten hören alles! M ARIANNE Wenn mein Mutterl noch leben würde – Z AUBERKÖNIG Laß dein Mutterl aus dem Spiel, bitt ich mir aus! Wenn sie dich so gesehen hätt, so nacket auf dem Podium herumstehen – dich den Blicken der Allgemeinheit preisgeben – – Ja schämst dich denn gar nicht mehr? Pfui Teufel! M ARIANNE Nein. Das kann ich mir nicht leisten, daß ich mich schäm. (Stille. Die Musik in der Bar ist nun verstummt.) M ARIANNE Ich verdien hier zwei Schilling pro Tag. Das ist nicht viel, inclusive dem kleinen Leopold – Was kann ich denn aber auch anderes unternehmen? Du hast mich ja nichts lernen lassen, nicht einmal meine rhythmische Gymnastik, du hast mich ja nur für die Ehe erzogen – Z AUBERKÖNIG Oh du miserables Geschöpf! Jetzt bin ich noch schuld! M ARIANNE Hör mal Papa – Z AUBERKÖNIG (unterbricht sie.) Ich bin kein Papa! M ARIANNE (schlägt mit der Faust auf den Tisch.) Aber so hör auf, ja?! Du bist doch mein Papa, wer denn sonst?! Und hör jetzt mal – wenn das so weitergeht, ich kann nichts verdienen – Und auf den Strich gehen kann ich nicht, ich kann das nicht, ich habs ja schon versucht, aber ich kann mich nur einem Manne geben, den ich aus ganzer Seele mag – Ich hab ja als ungelernte Frau sonst nichts zu geben – – Dann bleibt mir nur der Zug. Z AUBERKÖNIG Was für ein Zug? M ARIANNE Der Zug. Mit dem man wegfahren kann. Ich wirf mich noch vor den Zug –
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Z AUBERKÖNIG So! Das auch noch. Das willst du mir also auch noch antun – (Er weint plötzlich.) Oh, du gemeines Schwein, was machst du denn mit mir auf meine alten Tag? Eine Schande nach der anderen – oh, ich armer alter Mensch, mit was hab ich denn das verdient?! M ARIANNE (scharf) Denk nicht immer an dich! Z AUBERKÖNIG (hört auf zu weinen, starrt sie an; wird wütend.) So wirf dich doch vor den Zug! Wirf dich doch, wirf dich doch! Samt deiner Brut!! – – Oh, mir ist übel – übel – – Wenn ich nur brechen könnt – (Er beugt sich über den Tisch, schnellt aber plötzlich empor.) Denk lieber an deinen Himmelvater! An unsern lieben Herrgott da droben – (Er wankt fort.) M ARIANNE (sieht ihm nach und schaut dann empor, dorthin, wo der Himmel liegt; leise) Da droben – (Aus der Bar ertönt nun wieder Tanzmusik.) D ER M ISTER (ist nun fertig mit seiner Ansichtskartenschreiberei und entdeckt M ARIANNE , die noch immer in den Himmel schaut.) Ah, eine Primadonna – (Er betrachtet sie lächelnd.) Sagen Sie – haben Sie nicht zufällig einige Briefmarken bei sich? M ARIANNE Nein. D ER M ISTER (langsam) Nämlich ich brauche zehn Zwanziggroschenmarken und zahle dafür fünfzig Schilling. (Pause) D ER M ISTER Sechzig Schilling. (Pause) D ER M ISTER (nimmt seine Brieftasche heraus.) Da sind die Schillinge, und da sind die Dollars – M ARIANNE Zeigen Sie. D ER M ISTER (reicht ihr die Brieftasche.) (Pause) M ARIANNE Sechzig? D ER M ISTER Fünfundsechzig. M ARIANNE Das ist viel Geld. D ER M ISTER Das will verdient sein. (Stille – Mit der Tanzmusik ist es nun wieder vorbei.) M ARIANNE Nein. Danke. (Sie gibt ihm die Brieftasche zurück.) D ER M ISTER Was heißt das? M ARIANNE Ich kann nicht. Sie haben sich in mir geirrt, Herr – D ER M ISTER (packt sie plötzlich am Handgelenk und brüllt.) Halt! Halt, du hast mich jetzt bestohlen, du Dirne! Diebin, Verbrecherin! Hand aufmachen – auf!! M ARIANNE Au! D ER M ISTER Da! Hundert Schilling! Meinst ich merk das nicht, du blöde Hur!? (Er gibt ihr eine Ohrfeige.) Polizei! Polizei!! A LLES (erscheint aus der Bar.) D ER C ONFÉRENCIER Was ist denn los, um Gottes Christi willen?! D ER M ISTER Diese Hur da hat mich bestohlen! Hundert Schilling, hundert Schilling! Polizei! M ARIANNE (reißt sich vom M ISTER los.) Ihr sollt mich nicht mehr schlagen! Ich will nicht mehr geschlagen werden!
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B ARONIN (erscheint.) M ARIANNE (schreit entsetzt.)
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II. Draußen in der Wachau.
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A LFRED sitzt mit seiner G ROSSMUTTER vor dem Häuschen in der Abendsonne – und unweit steht der Kinderwagen. D IE G ROSSMUTTER Ich hab dich ja schon immer für einen Lügner gehalten, aber daß du ein solcher Scheißkerl bist, wär mir nie im Traum eingefallen! Borgt sich da von mir dreihundert Schilling für Frankreich zu einer Speditionsfirma – und kommt jetzt nach drei Wochen an und beichtet, daß er gar nicht in Frankreich war, sondern daß er alles verspielt hat am Trabrennplatz! Wirst noch dort enden, wo deine saubere Mariann sitzt! Im Zuchthaus! A LFRED Vorerst sitzt sie ja noch gar nicht im Zuchthaus, sondern nur im Untersuchungsgefängnis, und morgen wird ihr doch erst der Prozeß gemacht – und dann ist es ja nur ein Diebstahlsversuch, Schaden ist keiner entstanden, also hat sie mildernde Umständ und wird sicher nur bedingt verurteilt werden, weil sie noch nicht vorbestraft ist – D IE G ROSSMUTTER Nimm sie nur in Schutz, nimm sie nur in Schutz – Schön hab ich mich in dir getäuscht, ich habs ja schon immer gewußt, daß du ein Verbrecher bist! A LFRED Willst mir also nicht verzeihen? D IE G ROSSMUTTER Häng dich auf! A LFRED Bäääh! (Er streckt ihr die Zunge heraus.) D IE G ROSSMUTTER Bäääh! (Sie streckt ihm die Zunge heraus.) (Stille) A LFRED (erhebt sich.) Also mich siehst du jetzt nicht so bald wieder. D IE G ROSSMUTTER Und die dreihundert Schilling? Und die hundertfünfzig vom vorigen Jahr?! A LFRED Und wenn du jetzt zerspringst, es ist doch so: daß ich es genau fühl, daß auch ich in einer gewissen Hinsicht mitschuldig bin an der Mariann ihrem Schicksal – D IE G ROSSMUTTER (schnappt nach Luft.) A LFRED (lüftet seinen Strohhut.) Küß die Hand, Großmama! (ab) D IE G ROSSMUTTER (außer sich vor Wut) Schau, daß du verschwindst! Luder dreckiges! Mir so was ins Gesicht zu sagen! Weg! Marsch! Scheißkerl! (Sie setzt sich an das Tischchen, auf dem ihre Zither liegt und stimmt sie.) D IE M UTTER (tritt aus dem Häuschen.) Ist der Alfred schon fort? D IE G ROSSMUTTER Gott sei Dank! D IE M UTTER Er hat sich von mir gar nicht verabschiedet – D IE G ROSSMUTTER Einen feinen Sohn hast du da – frech und faul! Ganz der Herr Papa! D IE M UTTER So laß doch den Mann in Ruh! Jetzt liegt er schon zehn Jahr unter der Erden, und gibst ihm noch immer keine Ruh! D IE G ROSSMUTTER Wer hat ihn denn so früh unter die Erden gebracht? Ich vielleicht? Oder der liebe Alkohol? – Deine ganze Mitgift hat er versoffen!
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D IE M UTTER Jetzt will ich aber nichts mehr hören, ich will nicht! D IE G ROSSMUTTER Halts Maul! (Sie spielt auf ihrer Zither den Doppeladlermarsch.) D IE M UTTER (beugt sich besorgt über den Kinderwagen, und die G ROSSMUTTER beendet ihren Marsch.) Er macht mir Sorgen, der kleine Leopold – Er hat so stark gehustet, und jetzt hat er rote Backerln und so einen ganz anderen Blick – – Damals beim armen kleinen Ludwig hats genau so begonnen – D IE G ROSSMUTTER Gott gibt und Gott nimmt. D IE M UTTER Mama! D IE G ROSSMUTTER Mutterl im Zuchthaus und Vaterl ein Hallodri! Für manche wärs schon besser, wenns hin wären! D IE M UTTER Möchst denn du schon hin sein? D IE G ROSSMUTTER (kreischt.) Vergleich mich nicht mit dem dort! (Sie deutet auf den Kinderwagen.) Meine Eltern waren ehrliche Leut! (Sie spielt wütend ein Menuett.) D IE M UTTER So spiel doch nicht! D IE G ROSSMUTTER (unterbricht ihr Spiel.) Was schreist denn so?! Bist narrisch?! (Sie fixieren sich.) (Stille) D IE M UTTER (bange) Mama – ich hab es gesehn – D IE G ROSSMUTTER Was? D IE M UTTER Was du heut nacht gemacht hast – (Stille) D IE G ROSSMUTTER (lauernd) Was hab ich denn gemacht? D IE M UTTER Du hast die beiden Fenster aufgemacht und hast das Betterl mit dem kleinen Leopold in den Zug gestellt – D IE G ROSSMUTTER (kreischt.) Das hast du geträumt! Das hast du geträumt! D IE M UTTER Nein, das hab ich nicht geträumt. Und wenn du zerspringst!
III. Und abermals in der stillen Straße im achten Bezirk.
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D ER R ITTMEISTER liest noch immer die Ziehungsliste, und V ALERIE steht in der Türe ihrer Tabak-Trafik – Es scheint überhaupt alles beim alten geblieben zu sein, nur auf der Puppenklinikauslage klebt ein Zettel „Ausverkauf“. V ALERIE (boshaft) Was haben wir denn gewonnen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER (reicht ihr die Ziehungsliste zurück.) Es ist Samstag, Frau Valerie. Und morgen ist Sonntag. V ALERIE Das ist halt unser irdisches Dasein, Herr Rittmeister. R ITTMEISTER Ausverkauf. Mein Gewissen ist rein und trotzdem. Ich war doch damals im Maxim nur von den altruistischesten Absichten beseelt – versöhnend hab ich wirken wollen, versöhnend – und derweil hat sich eine Tragödie nach der anderen abgerollt. Die arme Mariann wird eingekastelt und verurteilt – V ALERIE (unterbricht ihn.) Bedingt, Herr Rittmeister! Bedingt! (Stille) R ITTMEISTER Ist er eigentlich noch geärgert auf mich, der Herr Zauberkönig?
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V ALERIE Wegen was denn? R ITTMEISTER Na ich denk wegen der fatalen Situation im Maxim, die wo ich ihm inszeniert hab. V ALERIE Aber Herr Rittmeister! Nach all dem, was der Mann durchgemacht hat, hat er keine Lust mehr, sich über Sie zu ärgern – er ist überhaupt viel versöhnlicher geworden, er ist halt gebrochen. Als er seinerzeit gehört hat, daß die liebe Mariann gestohlen hat, da hat ihm ja fast der Schlag getroffen! R ITTMEISTER So ein Schlaganfall ist kein Witz. (Jetzt spielt die R EALSCHÜLERIN im zweiten Stock einen Walzer von Johann Strauss.) V ALERIE Können Sie schweigen, Herr Rittmeister? R ITTMEISTER Natürlich! V ALERIE Ehrenwort? R ITTMEISTER Na wenn ich als alter Offizier nicht schweigen könnt! Denkens doch nur mal an all die militärischen Geheimnisse, die ich weiß! (Pause) V ALERIE Herr Rittmeister. Sie war bei mir. R ITTMEISTER Wer? V ALERIE Die Mariann. Ja, die Mariann. Sie hat mich aufgesucht. Vier Wochen ist sie jetzt gesessen in ihrer Untersuchungshaft, und jetzt hat sie nichts zum Beißen – Nur ihren Stolz, den hat sie noch gehabt! Aber den hab ich ihr gründlich ausgetrieben, kann ich nur sagen! Gründlich! Verlassen Sie sich nur auf mich, Herr Rittmeister, ich werd sie schon mit ihrem Papa aussöhnen, wir Frauen verstehen das besser als wie die Herren der Schöpfung! Sie haben ja das im Maxim viel zu direkt versucht – Mein Gott, hab ich mich damals erschrocken! R ITTMEISTER Ende gut, alles gut! E RICH (kommt rasch von rechts – Er will in die Puppenklinik, erblickt aber den R ITTMEISTER und fixiert ihn – Und die R EALSCHÜLERIN bricht den Walzer ab, mitten im Takt.) R ITTMEISTER (betrachtet E RICH geringschätzig – grüßt dann höflich V ALERIE und ab, knapp an E RICH vorbei.) E RICH (sieht ihm finster nach und betrachtet dann V ALERIE .) V ALERIE (will ab in ihre Tabak-Trafik.) E RICH Halt! Verzeihen, Gnädigste! Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, daß wir uns jetzt wahrscheinlich das letzte Mal sehen – V ALERIE Hoffentlich! E RICH Ich fahre nämlich morgen früh – für immer. V ALERIE Glückliche Reise! E RICH Danke! (Er grüßt wieder korrekt und will ab in die Puppenklinik.) V ALERIE (plötzlich) Halt! E RICH Zu Befehl! (Stille) V ALERIE Wir wollen uns nicht so Adieu sagen – Komm, geben wir uns die Hand – Trennen wir uns als gute Kameraden – E RICH Gut. (Er gibt ihr die Hand; zieht dann ein Notizbuch aus der Tasche und blättert darin.) Hier steht es genau notiert: Soll und Haben – jede Zigarette. V ALERIE (freundlich) Ich brauch deine Zigaretten nicht – E RICH Ehrensache! V ALERIE (nimmt seine Hand, in der er das Notizbuch hält und streichelt sie.) Du bist
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halt kein Psychologe, Erich – (Sie nickt ihm freundlich zu und langsam ab in die Tabak-Trafik – Und jetzt spielt die R EALSCHÜLERIN wieder.) E RICH (sieht ihr nach; ist nun allein.) Altes fünfzigjähriges Stück Scheiße – (ab in die Puppenklinik) O SKAR (kommt mit A LFRED aus seiner Fleischhauerei.) Also auf alle Fäll dank ich Ihnen herzlichst, daß Sie mich besucht haben – und, daß wir uns so gut vertragen in puncto Mariann. A LFRED Es bleibt dabei: Ich laß ab von ihr – für ewig. (Er erblickt den Zettel auf der Puppenkliniksauslage.) Was? „Ausverkauf“? O SKAR (lächelt.) Auch das, lieber Herr – Es wird sich hier bald ausgezaubert haben, das heißt: falls er sich nicht wieder mit unserer Mariann versöhnt, denn so solo schaffts der Alte nicht mehr – A LFRED Wie traurig das alles ist! Glaubens mir nur, ich bin an dieser ganzen Geschicht eigentlich unschuldig – O SKAR Das ist halt die große Liebe gewesen. A LFRED Oh, nein! Dazu hab ich schon gar kein Talent – Ich war nur zu weich. Ich kann halt nicht nein sagen, und dann wird so eine Liaison automatisch immer ärger. Ich wollt nämlich seinerzeit Ihre Verlobung wirklich nicht auseinanderbringen – aber die liebe Mariann bestand auf dem Alles-oder-nichts-Standpunkt. Verstehens mich? O SKAR Leicht! Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive – Wenn man da näher hineinleuchtet – A LFRED Abgründe tun sich auf. O SKAR Und sehens, deshalb war ich Ihnen persönlich eigentlich nie so recht bös – Ihnen hab ich nie etwas Böses gewünscht – während die Mariann – (Er lächelt.) Ja, die hat bitter büßen müssen, das arme Hascherl – für die große Leidenschaft ihres Lebens – A LFRED Nein, so viel Leut ins Unglück zu stürzen – ! Wirklich: wir Männer müßten mehr zusammenhalten. O SKAR Wir sind halt zu naiv. A LFRED Allerdings. (Jetzt bricht die R EALSCHÜLERIN wieder ab.) A LFRED Herr Oskar. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, daß Sie es übernommen haben, mich mit der Frau Valerie wieder auszusöhnen – O SKAR (unterbricht ihn.) Pst! Z AUBERKÖNIG (begleitet E RICH aus der Puppenklinik – BEIDE bemerken weder A LFRED noch O SKAR, die sich in die Türe der Fleischhauerei zurückgezogen haben.) Also nochmals gute Reise, Erich! Bleib gesund, und komm gut nach Dessau! E RICH Nach Kassel, Onkel! Z AUBERKÖNIG Kassel und Dessau – das werd ich nimmer lernen! Und vergiß unsere Wienerstadt nicht und deinen armen alten Onkel! E RICH (schlägt nochmals die Hacken zusammen, verbeugt sich straff und ab, ohne sich umzusehen.) Z AUBERKÖNIG (sieht ihm gerührt nach – erblickt dann V ALERIE , die, als sie E RICHS S TIMME gehört hatte, wieder in ihrer Türe erschien und horchte.) Ein Prachtkerl, was? (Nun spielt die R EALSCHÜLERIN wieder.)
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V ALERIE (nickt langsam ja.) Z AUBERKÖNIG (holt sich aus dem Ständer vor der Tabak-Trafik eine Zeitung und durchblättert sie.) Jaja, Europa muß sich schon einigen, denn beim nächsten Krieg gehen wir alle zugrund – Aber was sich da nur die Tschechen wieder herausnehmen! Ich sag dir heut: Morgen gibts wieder einen Krieg! Und den muß es auch geben! Krieg wirds immer geben! V ALERIE (ist immer noch anderswo.) Das schon. Aber das wär halt das Ende unserer Kultur. Z AUBERKÖNIG Kultur oder nicht Kultur – Krieg ist ein Naturgesetz! Akkurat wie die liebe Konkurrenz im geschäftlichen Leben! Ich für meine Person bin ja konkurrenzlos, weil ich ein Spezialgeschäft bin. Trotzdem geh ich zugrund. Ich kanns halt allein nicht mehr schaffen, mich macht schon jeder Käufer nervös – Früher, da hab ich eine Frau gehabt, und wie die angefangen hat zu kränkeln, da ist die Mariann schon so groß gewesen – V ALERIE Wie groß? Z AUBERKÖNIG So groß! (Pause) V ALERIE Wenn ich Großpapa wär – Z AUBERKÖNIG (unterbricht sie.) Ich bin aber kein Großpapa, bitt ich mir aus! (Er faßt sich ans Herz, und der Walzer bricht ab.) Reg mich doch nicht auf! Au, mein Herz – (Stille) V ALERIE Tuts weh? Z AUBERKÖNIG Bestialisch – – Du weißt, was der Medizinalrat gesagt hat – Mich könnt so ein Schlagerl treffen wie nix – V ALERIE Ich kenn das von meinem Seligen her – – Stichts? Z AUBERKÖNIG Es sticht – Es sticht – (Stille) V ALERIE Leopold. Der liebe Gott hat dir einen Fingerzeig gegeben – daß du nämlich noch unter uns bist – Still! Reg dich nur nicht auf, reg dich nicht auf – sonst kommt der Schlaganfall, der Schlaganfall, und dann – und dann – – Versöhn dich doch lieber, du alter Trottel – Versöhn dich, und du wirst auch dein Geschäft wieder weiterführen können, es wird alles wieder besser, besser, besser! (Stille) Z AUBERKÖNIG Meinst du? V ALERIE Schau, die Mariann – das ist doch kein böser Mensch, das ist doch nur ein dummes Weiberl – ein ganz ein armes dummes Weiberl – Z AUBERKÖNIG Dumm ist sie schon. Saudumm! V ALERIE Und die hat sich eingebildet, die Welt nach ihrem Bild umzuformen – aber die Welt folgt halt doch nur dem Verstand, gelt Großpapa? Z AUBERKÖNIG Großpapa? V ALERIE Ja. (Stille – Dann spielt wieder die R EALSCHÜLERIN .) Z AUBERKÖNIG (läßt sie langsam stehen und wendet sich seiner Puppenklinik zu – hält vor der Auslage und betrachtet den Ausverkaufszettel; dann nickt er V ALERIE freundlich zu, reißt den Zettel ab und verschwindet in seiner Puppenklinik.) V ALERIE (grinst befriedigt und steckt sich eine Zigarette an.) O SKAR Frau Valerie! Jetzt hätt ich für Sie eine Überraschung!
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V ALERIE Was für eine Überraschung? O SKAR Es möcht sich jemand mit Ihnen versöhnen – V ALERIE Wer? Erich? O SKAR Nein. V ALERIE Sondern? O SKAR Dort – V ALERIE (nähert sich der Fleischhauerei und erblickt A LFRED .) A LFRED (grüßt.) (Pause) V ALERIE Ach! (Jetzt ist es wieder aus mit der Musik.) A LFRED Du ahnst es ja nicht, was mich diese Reue für innere Kämpfe gekostet hat, dieser Gang nach Canossa – Ich hab ja schon vor mir selbst gar kein Schamgefühl mehr, weil ich weiß, daß ich dir unrecht getan hab. V ALERIE Mir? A LFRED Ja. V ALERIE Wann denn? A LFRED (ist perplex.) V ALERIE Mir hast du nichts Schlechtes getan. A LFRED (ist noch perplexer; er lächelt verlegen.) Na ich hab dich doch immerhin verlassen – V ALERIE Du mich? Ich dich! Und außerdem war das auch nichts Schlechtes, sondern nur etwas sehr Gutes, merk dir das, du eitler Aff! A LFRED Wir sind als gute Kameraden auseinander, verstanden? V ALERIE Wir zwei sind getrennte Leut, verstanden?! Weil ich mit einem ausgemachten Halunken in der Zukunft nichts mehr zu tun haben möcht! (Stille.) A LFRED Wieso denn ein ausgemachter? Du hast doch grad selber gesagt, daß ich dir nichts getan hab! V ALERIE Mir nichts! Aber der Mariann! Und deinem Kind? (Stille) A LFRED Die Mariann hat immer gesagt, ich könnt hypnotisieren. – (Er schreit sie an.) Was kann ich denn dafür, daß ich auf die Frauen so stark wirk?! V ALERIE Schrei mich nicht an! O SKAR Meiner Meinung nach war der Herr Alfred relativ gut zur Mariann – V ALERIE Wenn ihr Mannsbilder nur wieder zusammenhelft! Oh, ich hab aber auch noch mein weibliches Solidaritätsgefühl! (zu A LFRED ) So klein möcht ich dich sehen, so klein! (Stille) A LFRED Ich bin eine geschlagene Armee. Das mußt du mir nicht zweimal sagen, daß ich ein schlechter Mensch bin, das weiß ich, weil ich halt zu guter Letzt ein schwacher Mensch bin. Ich brauch immer jemand, für den ich sorgen kann und muß, sonst verkomm ich sofort. Für die Mariann konnt ich aber nicht sorgen, das war mein spezielles Pech – Ja, wenn ich noch einiges Kapital gehabt hätt, dann hätt ich ja wieder auf die Rennplätz hinauskönnen, trotzdem daß sie es nicht hat haben wollen – V ALERIE Sie hat es nicht haben wollen? A LFRED Aus moralischen Gründen.
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V ALERIE Das war aber dumm von ihr, wo das doch dein eigenstes Gebiet ist. A LFRED Siehst du! Und an diesem Lebensauffassungsunterschied zerschellte auch schließlich unser Verhältnis. Ganz von allein. V ALERIE Lüg nicht. (Stille) A LFRED Valerie. Ich hab eine Hautcrème vertreten, Füllfederhalter und orientalische Teppich – Es ist mir alles danebengelungen, und nun steck ich in einer direkt schweinischen Situation. Du hast doch früher auch für eine jede Schweinerei Verständnis gehabt – V ALERIE (unterbricht ihn.) Wie wars denn in Frankreich? A LFRED Relativ genau wie hier. V ALERIE Und wie sind denn die Französinnen? A LFRED Wie sie alle sind. Undankbar. V ALERIE (lächelt.) Du Lump. Was würdest du denn tun, wenn ich dir jetzt fünfzig Schilling leihen würd? (Stille) A LFRED Fünfzig? V ALERIE Ja. A LFRED Ich würde natürlich sofort telegraphisch in Maisons-Laffitte Sieg und Platz – V ALERIE (unterbricht ihn.) Und? Und? A LFRED Wieso? V ALERIE Und den Gewinn? (Stille) A LFRED (lächelt hinterlistig.) Den voraussichtlichen Gewinn würde ich morgen persönlich meinem Söhnchen überreichen – V ALERIE Werden sehen – ! Werden sehen! M ARIANNE (kommt rasch und erschrickt.) O SKAR Mariann! V ALERIE Na also! M ARIANNE (starrt einen nach dem anderen an – will rasch wieder fort.) V ALERIE Halt! Dageblieben! Jetzt werden wir mal den Schmutz da zusammenräumen – Jetzt kommt die große Stöberei! Jetzt wird versöhnt und basta! (Stille) O SKAR Mariann. Ich verzeihe dir gern alles, was du mir angetan hast – denn lieben bereitet mehr Glück als geliebt zu werden – Wenn du nämlich nur noch einen Funken Gefühl in dir hast, so mußt du es jetzt spüren, daß ich dich trotz allem noch heut an den Altar führen tät, wenn du nämlich noch frei wärst – Ich mein jetzt das Kind – (Stille) M ARIANNE Was denkst du da? O SKAR (lächelt.) Es tut mir leid. M ARIANNE Was? O SKAR Das Kind – (Stille) M ARIANNE So laß doch das Kind in Ruh – Was hat dir denn das Kind getan? Schau mich doch nicht so dumm an! V ALERIE Mariann! Hier wird jetzt versöhnt! M ARIANNE (deutet auf A LFRED .) Aber nicht mit dem!
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V ALERIE Auch mit dem! Alles oder nichts! Auch das ist doch nur ein Mensch! A LFRED Ich danke dir. M ARIANNE Gestern hast du noch gesagt, daß er ein gemeines Tier ist. V ALERIE Gestern war gestern, und heut ist heut, und außerdem kümmer dich um deine Privatangelegenheiten. A LFRED Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt. O SKAR (zu M ARIANNE ) Denn so lang du dies nicht hast Dieses Stirb und Werde! Bist du noch ein trüber Gast Auf der dunklen Erde! M ARIANNE (grinst.) Gott, seid ihr gebildet – O SKAR Das sind doch nur Kalendersprüch! V ALERIE Sprüch oder nicht Sprüch! Auch das ist doch nur ein Mensch mit allen seinen angeborenen Fehlern und Lastern – Du hast ihm auch keinen genügend starken inneren Halt gegeben! M ARIANNE Ich hab getan, was ich tun konnte! V ALERIE Du bist halt noch zu jung! (Stille) A LFRED Zu guter Letzt war ich ja auch kein Engel. V ALERIE Zu guter Letzt ist bei einer solchen Liaison überhaupt nie jemand schuld – Das ist doch zu guter Letzt eine Frage der Planeten, wie man sich gegenseitig bestrahlt und so. M ARIANNE Mich hat man aber eingesperrt. (Stille) M ARIANNE Sie haben mich sehr erniedrigt. O SKAR Die Polizei trägt allerdings keine Glacéhandschuhe. V ALERIE Waren es wenigstens weibliche Kriminalbeamte? M ARIANNE Teils. V ALERIE Na also! (Stille) V ALERIE Mariannderl. Jetzt geh nur ruhig dort hinein – (Sie deutet auf die Puppenklinik.) M ARIANNE Und? V ALERIE Geh nur – M ARIANNE Aber auf deine Verantwortung – V ALERIE Auf meine Verantwortung – (Stille) M ARIANNE (wendet sich langsam der Puppenklinik zu – legt die Hand auf die Klinke und dreht sich dann nochmals V ALERIE , A LFRED und O SKAR zu.) Ich möcht jetzt nur noch was sagen. Es ist mir nämlich zu guter Letzt scheißwurscht – und das, was ich da tu, tu ich nur wegen dem kleinen Leopold, der doch nichts dafür kann – (Sie öffnet die Türe, und das Glockenspiel erklingt, als wäre nichts geschehen.)
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D IE G ROSSMUTTER sitzt in der Sonne, und DIE M UTTER schält Erdäpfel. Und der Kinderwagen ist nirgends zu sehen. D IE G ROSSMUTTER Frieda! Hast du ihr schon den Brief geschrieben? D IE M UTTER Nein. D IE G ROSSMUTTER Soll ich ihn vielleicht schreiben? (Stille) D IE G ROSSMUTTER Da wir die Adreß des lieben Herrn Alfred nicht kennen, müssen wir es doch ihr schreiben – D IE M UTTER Ich schreib schon, ich schreib schon – Sie werden uns noch Vorwürf machen, daß wir nicht aufgepaßt haben – D IE G ROSSMUTTER Wir? Du! Du, willst du wohl sagen! D IE M UTTER Was kann denn ich dafür?! D IE G ROSSMUTTER Wars vielleicht meine Idee, das Kind in Kost zu nehmen?! Nein, das war deine Idee – weil du etwas kleines Liebes um dich hast haben wollen, hast du gesagt! Hast du gesagt! Ich war immer dagegen. Mit so was hat man nur Scherereien! D IE M UTTER Gut. Bin ich wieder schuld. Gut. Am End bin ich dann vielleicht auch daran schuld, daß sich der kleine Leopold erkältet hat – und daß er jetzt im Himmel ist?! Herrgott, ist das alles entsetzlich! (Stille) D IE G ROSSMUTTER Vielleicht ist es ihr gar nicht so entsetzlich – Ich meine jetzt deine Fräulein Mariann – Man kennt ja diese Sorte Fräuleins – Vielleicht wird das Fräulein sogar zufrieden sein, daß sie es los hat – D IE M UTTER Mama! Bist du daneben?! D IE G ROSSMUTTER Was fällt dir ein, du Mistvieh?!! D IE M UTTER Was fällt dir ein, du Ungeheuer?! Das Fräulein ist doch auch nur eine Mutter, genau wie du!! D IE G ROSSMUTTER (kreischt.) Vergleich mich nicht mit ihr! Ich hab mein Kind in Ehren geboren, oder bist du ein unehelicher Schlampen?! Wo kein Segen von oben dabei ist, das endet nicht gut, und soll es auch nicht! Wo kämen wir denn da hin?! Jetzt wird hier aber endlich geschrieben – und wenn du zu feig dazu bist, dann diktier ich dir! (Sie erhebt sich.) Setz dich her! Hier hast du Papier und Bleistift – Ich habs schon vorbereitet. D IE M UTTER Ungeheuer – D IE G ROSSMUTTER Kusch! Setz dich! Schreib! Freu dich, daß ich dir hilf! D IE M UTTER (setzt sich.) D IE G ROSSMUTTER (geht gebeugt auf und ab und diktiert.) Wertes Fräulein! – jawohl: Fräulein! – Leider müssen wir Ihnen eine für Sie recht traurige Mitteilung machen. Gott der Allmächtige hat es mit seinem unerforschlichen Willen so gewollt, daß Sie, wertes Fräulein, kein Kind mehr haben sollen. Das Kind hat sich nur etwas erkältet, und dann ist es sehr schnell dahingegangen – Punkt. Aber trösten Sie sich, Gott der Allmächtige liebt die unschuldigen Kinder. Punkt. Neuer Absatz.
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M ARIANNE (kommt mit Z AUBERKÖNIG , V ALERIE , O SKAR und A LFRED , denen sie etwas vorausgeeilt ist.) Guten Tag, liebe Frau Zentner! Küß die Hand, Großmutter! Jetzt war ich aber lang nicht mehr da, ich bin ja nur froh, daß ich euch wiederseh – Das ist mein Vater! Z AUBERKÖNIG (grüßt.) D IE M UTTER (erblickt Alfred.) Alfred! M ARIANNE (wird es plötzlich unheimlich.) Was habt ihr denn –? D IE G ROSSMUTTER (reicht ihr den Brief.) M ARIANNE (nimmt ihr mechanisch den Brief ab und sieht sich scheu um; bange) Wo ist er denn – Wo ist er denn – ? D IE G ROSSMUTTER Lesen, bitte. Lesen – M ARIANNE (liest den Brief.) Z AUBERKÖNIG Na wo ist er denn, der kleine Leopold? (Er hält ein Kinderspielzeug in der Hand, an dem Glöckchen befestigt sind und läutet damit.) Der Opapa ist da! Der Opapa! M ARIANNE (läßt den Brief fallen.) (Stille) Z AUBERKÖNIG (plötzlich ängstlich) Mariann! Ist denn was passiert? V ALERIE (hat den Brief aufgehoben und gelesen; jetzt schreit sie.) Maria! Tot ist er! Hin ist er, der kleine Leopold! A LFRED Tot?! V ALERIE Tot! (Sie schluchzt.) A LFRED (schließt sie automatisch in seine Arme.) Z AUBERKÖNIG (wankt – läßt das Kinderspielzeug fallen und hält die Hand vors Gesicht.) (Stille) D IE G ROSSMUTTER (hebt neugierig das Kinderspielzeug auf und läutet damit.) M ARIANNE (beobachtet sie – stürzt sich plötzlich lautlos auf sie und will sie mit der Zither, die auf dem Tischchen liegt, erschlagen.) O SKAR (drückt ihr die Kehle zu.) M ARIANNE (röchelt und läßt die Zither fallen.) (Stille) D IE G ROSSMUTTER (hebt die Zither auf, leise.) Du Luder. Du Bestie. Du Zuchthäuslerin – Mich? Mich möchst du erschlagen, mich? D IE M UTTER (schreit die G ROSSMUTTER plötzlich an.) Jetzt schau aber, daß du ins Haus kommst! Marsch! Marsch! D IE G ROSSMUTTER (geht langsam auf die M UTTER zu.) Dir tät es ja schon lange passen, wenn ich schon unter der Erden wär – nicht? Aber ich geh halt noch nicht, ich geh noch nicht – Da! (Sie gibt der M UTTER eine Ohrfeige.) Verfaulen sollt ihr alle, die ihr mir den Tod wünscht! (ab mit ihrer Zither in das Häuschen) (Stille) D IE M UTTER (schluchzt.) Na, das sollst du mir büßen – (ihr nach) Z AUBERKÖNIG (nimmt langsam die Hand vom Gesicht.) Der zweite Schlaganfall, der zweite Schlaganfall – nein, nein, nein, lieber Gott, laß mich noch da, lieber Gott – (Er bekreuzigt sich.) Vater unser, der du bist im Himmel – groß bist du und gerecht – nicht wahr, du bist gerecht? Laß mich noch, laß mich noch – – Oh, du bist gerecht, oh, du bist gerecht! (Er richtet sich seine Krawatte und geht langsam ab.)
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V ALERIE (zu A LFRED ) Wie groß war er denn schon, der kleine Leopold? A LFRED So groß – V ALERIE Meine innigste Kondolation. A LFRED Danke. (Er zieht Geldscheine aus seiner Hosentasche.) Da. Jetzt hab ich gestern noch telegraphisch gesetzt und hab in Maisons-Laffitte gewonnen – und heut wollt ich meinem Sohne vierundachtzig Schilling bringen – V ALERIE Wir werden ihm einen schönen Grabstein setzen. Vielleicht ein betendes Englein. A LFRED Ich bin sehr traurig. Wirklich. Ich hab jetzt grad so gedacht – so ohne Kinder hört man eigentlich auf. Man setzt sich nicht fort und stirbt aus. Schad! (langsam ab mit V ALERIE ) M ARIANNE Ich hab mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat – Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nicht mehr da – – Er hat mir überhaupt nichts gesagt – Er hat mich überraschen wollen – Pfui! O SKAR Marianne! Hadere nie mit Gott! M ARIANNE Pfui! Pfui! (Sie spuckt aus.) (Stille) O SKAR Mariann. Gott weiß, was er tut, glaub mir das. M ARIANNE Kind! Wo bist du denn jetzt? Wo? O SKAR Im Paradies. M ARIANNE So quäl mich doch nicht – O SKAR Ich bin doch kein Sadist! Ich möcht dich doch nur trösten – Dein Leben liegt doch noch vor dir. Du stehst doch erst am Anfang – Gott gibt, und Gott nimmt – M ARIANNE Mir hat er nur genommen, nur genommen – O SKAR Gott ist die Liebe, Mariann – und wen Er liebt, den schlägt Er – M ARIANNE (lacht.) (Nun spielt die G ROSSMUTTER auf ihrer Zither drinnen im Häuschen die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.) M ARIANNE (verstummt.) O SKAR Mariann. Ich hab dir mal gesagt, daß ich es dir nie wünsch, daß du das durchmachen sollst, was du mir angetan hast – und trotzdem hat dir Gott Menschen gelassen – die dich trotzdem lieben – – und jetzt, nachdem sich alles so eingerenkt hat – – Ich hab dir mal gesagt, Mariann, du wirst meiner Liebe nicht entgehn – M ARIANNE Ich kann nicht mehr. Jetzt kann ich nicht mehr – O SKAR Dann komm – (Er stützt sie, gibt ihr einen Kuß auf den Mund und langsam ab mit ihr – Und in der Luft ist ein Klingen und Singen, als spielte ein himmlisches Streichorchester die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Johann Strauss.)
Ende des dritten und letzten Teiles.
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Vorarbeit 1
Chronologisches Verzeichnis Vorarbeiten Vorarbeit 1: Frühe Schönheiten – Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen Die VA1 zu Geschichten aus dem Wiener Wald, Die Schönheit von Fulda und Elisabeth, die Schönheit von Thüringen, steht in engem Zusammenhang vor allem zu K1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse. Schon die Titelwahl deutet auf eine genetische Verbindung hin. Außerdem besteht ein Bezug zu VA2 von Kasimir und Karoline, Karoline, die Schönheit von Haidhausen (vgl. WA 4). Das Schellingstrassen-Material weist selbst wiederum enge Bezüge zur Spießer-Prosa auf (vgl. WA 14). Die nominelle und ideelle Ähnlichkeit aller dieser Konzepte zeigt, wie eng die verschiedenen Werkprojekte zu diesem Zeitpunkt miteinander verknüpft waren. Die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen, sodass nie genau gesagt werden kann, wo ein Werkprojekt anfängt und wo es aufhört. Exemplarisch zeigt sich dies auch auf ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 12 (E3), auf dem mehrere Werkprojekte in einer Werkliste vereinigt sind. H1 = ÖLA 3/W 315 – BS 12 b, Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (209 × 164 mm), halbiertes Blatt, schwarzblaue Tinte, Eintragung mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = Figurenliste mit Werktitel „Die Schönheit von Fulda. Volksstück“ (links) E2 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Schönheit von Fulda. Volksstück“ mit Notizen (rechts)
Das vorliegende Blatt weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie Teile des Konvoluts zum Werkprojekt Der Tag eines jungen Mannes 1930 (ÖLA 3/W 254–256 – BS 63 b–d), das auch die Titel „Liebe eines jungen Mannes im Jahr 1930“ und „Liebe zweier junger Leute im Jahr 1930“ trägt und später den Titel Stunde der Liebe erhält (vgl. ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 1, wo die zuerst genannten Titel fallen; auf diesem Blatt befindet sich auch ein Werkverzeichnis, das die Titel „Der ewige Spiesser. Roman in drei Teilen“, „Das Spiesserbuch“ und „Das Wochenendspiel“ enthält, was die Datierung auf März 1930 ermöglicht; vgl. WA 14, S. 902). Auch Teile des Konvoluts zu den Werkprojekten Ein Wochenendspiel, Der dumme Hans und Ein Fräulein wird verkauft weisen dieselbe materielle Beschaffenheit auf (vgl. ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 13–15, ÖLA 3/W 279 – BS 3 c [2], Bl. 2–4 und VA2/H1–H3/ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 1–6; vgl. auch ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 1, 2 und ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 3 im Konvolut der Schönheit aus der Schellingstrasse). Von einer entstehungsgeschichtlichen Nähe aller dieser Werkprojekte ist wahrscheinlich auszugehen. Das vorliegende Blatt ist wohl nicht vor 1930 entstanden, wahrscheinlich jedoch im Zuge der Kompilierung der verschiedenen Prosaarbeiten zum „Roman in drei Teilen“ Der ewige Spießer im März/April 1930, spätestens jedoch im Sommer 1930. Das vorliegende Blatt wurde von Horváth in der Mitte gefaltet. Es ist anzunehmen, dass er den Entwurf links zunächst notiert hat, da dieser durch eine Trennlinie vom
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Chronologisches Verzeichnis
zweiten Entwurf abgegrenzt wurde. Die Faltung erscheint demgegenüber nachträglich, denn sie umfasst auch einen Teil der Trennlinie, die damit obsolet wirkt. In E1 skizziert Horváth eine Figurenliste, die unter dem Werktitel „Die Schönheit von Fulda. Volksstück“ steht. Dabei erwähnt er folgende Figuren: Ilse, Vater/Mutter (nachträglich hinzugefügt), der Leutnant, Hauptmann, Major, Studenten, der alte Herr mit dem Bierzipfel, Georg, der Maler, der Literat und der Mauerer mit dem Kinde. Der Zusatz „Schwabing“ zum Maler und dem Literaten lässt einen Bezug zum Roman Der ewige Spießer herstellen, wo der Name des Münchener Stadtteils ebenfalls vorkommt (auch eine Figur namens Adam Mauerer findet sich in dem Roman, vgl. WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 4). In E2 ergänzt Horváth die Figurenliste E1 um einen Strukturplan, der folgende sieben, durch römische Zahlen nummerierte Teile (wahrscheinlich handelt es sich dabei um Bilder) umfasst: „Fulda“, „Eltern“, „Georg (Bar)“, „Haustochter“, „Fürsorge“, „Animierkneipe“ und „Die Wohnung des Mauerers“. Die Nennung des Letzteren im Strukturplan ist ein weiterer Hinweis darauf, dass E2 nach E1 entstanden ist. Die Animierkneipe weist voraus auf TS1 und auf die Geschichten aus dem Wiener Wald, wo diese von K1 an einen fixen Bestandteil des Stückes darstellt (vgl. K1/E5, E6, E10–E14) und in der Endfassung durch das Bild „Beim Heurigen“ (III. Teil, 1. Bild „Im Maxim“) ihre Umsetzung erfährt. H2 = ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 12 1 Blatt hochkariertes Papier (275 × 222 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „Atlantico / Marca registrada“, schwarzblaue Tinte E3 = Werkverzeichnis in 4 Teilen mit Strukturplan in 7 Bildern zum IV. Teil mit Werktitel „Die Schönheit von Fulda“ (rechts oben) Druck in: KW 3, S. 147f.
Materiell entspricht das vorliegende Blatt den Bl. 9–11 derselben Mappe BS 12 c zum Werkprojekt Ein Wochenendspiel. Außerdem finden sich Blätter dieser Qualität im Konvolut zum Werkprojekt Der Mittelstand (ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 3). Das Papier spanischer Herkunft könnte Horváth von seinem Besuch bei der Weltausstellung in Barcelona im September 1929 mitgenommen haben. Dies würde eine frühere Datierung, etwa Herbst oder Winter 1929, plausibel erscheinen lassen. Allerdings sind auf dem Blatt Entwürfe und Strukturpläne zu weiteren Stücken eingetragen („Ein Wochenendspiel“, „Der Schlemhil“, „Der Kongress“, „Die politisierte Liebe“ und „Die italienische Nacht“), die wiederum eine Datierung auf das Frühjahr oder den Sommer 1930 wahrscheinlich machen. Ein Wochenendspiel wurde im November 1930 vom Arcadia Verlag zum Druck angenommen (vgl. den Brief des Ullstein Verlags an Ödön von Horváth vom 18. November 1930). Horváth plante offensichtlich eine Zusammenstellung dieser Werkprojekte, darauf deutet insbesondere der eingetragene Obertitel: „Drei Volksstücke“ hin. E3 befindet sich am rechten oberen Rand des Blattes. Horváth notiert hier vier Abschnitte mit den Titeln „Der Kongress“, „Die politisierte Liebe“, „Die italienische Nacht“ und „Die Schönheit von Fulda“, wobei er eine zum linken Teil des Blattes analoge römische Bezifferung wählt, die darauf hindeutet, dass es sich bei den genannten Titeln neuerlich um Volksstücke handelt, die eine Art Werkzyklus darstellen. Der Strukturplan zur „Schönheit von Fulda“ weist folgende Bilder auf: „Familie“, „Haustochter“, „Der Reisende“, „Wieder zuhause“, „Fabrik“, „Bar“ und „Beim Betriebsrat“. Der im letzten Bild genannte Betriebsrat ersetzt jetzt offensichtlich den Mauerer von
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Vorarbeit 1
E1 und E2 und weist bereits voraus auf TS1, wo ein Betriebsrat eine ganz entscheidende Rolle im Rahmen der dort skizzierten Handlung spielt. Der Titel „Die Schönheit von Fulda“ wird auch in einem Strukturplan zum Werkprojekt Der Mittelstand (ÖLA 3/W 348 – BS 12 a, Bl. 5) unter dem Kapitel „Proletarisierter Mittelstand“ aufgelistet. Daneben steht in Klammern „Der verarmte Beamte“, womit wohl der Vater der weiblichen Hauptperson aus der Schönheit von Fulda gemeint ist. T1 = ÖLA 3/W 297 – BS 12 e, Bl. 1, 2 2 Blatt unliniertes Papier (282 × 223 mm), Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“, hs. Eintragungen mit Bleistift TS1 = Exposé mit Werktitel „Elisabeth, die Schönheit von Thüringen. Volksstück in neun Bildern“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 601–603.
Die Reihung innerhalb von VA1 ist inhaltlich abgesichert. Die Bilder 3–9 von TS1 entsprechen den sieben Bildern von E3. Die nachträgliche Korrektur des Untertitels (von „sieben“ zu „neun“ Bildern) in TS1 legt nahe, dass Horváth das erste Bild im Zuge der maschinenschriftlichen Ausarbeitung in drei Bilder geteilt hat. Die vorliegenden Blätter weisen dieselbe Beschaffenheit auf wie Blätter, die Horváth in der späten Bearbeitungsphase des Ewigen Spießers, nämlich bei der Montage der früheren Prosaarbeiten zur Gesamtfassung, in K4, verwendet hat, um die notwendigen Übergänge und Verbindungen der unterschiedlichen Materialschichten herzustellen. Es handelt sich dabei um das charakteristische Schreibmaschinenpapier mit dem Wasserzeichen „Papyrus Rex M.-K.-Papier“ (vgl. auch den Kommentar zu K1/E16–E23), einem Produkt der Max Krause-Papierfirma, die ihr Brief- und (Maschin-)Schreibpapier ab 1924 mit dem Slogan „Schreibste mir, schreibste ihr, schreibste auf MK-Papier“ bewarb. Auch die Typografie entspricht den späten Bearbeitungsschichten der Spießer-Prosa (vgl. WA 14, S. 901–912). Blätter derselben Qualität finden sich auch im Konvolut zum Werkprojekt Ein Wochenendspiel, der Vorstufe von Italienische Nacht (vgl. ÖLA 3/W 3 – BS 12 c, Bl. 4–8). Die vorliegende Textstufe kann aufgrund dieser Anhaltspunkte auf das Frühjahr oder den Sommer des Jahres 1930 datiert werden (vgl. auch den Kommentar zu K1/E16–E23). Die drei Entwürfe E1–E3 und die Fassung TS1 zeigen eine ähnliche dramatische Struktur, in der das jeweilige Volksstück um die Figur des schönen Fräuleins zentriert ist. Das Fräulein durchläuft mehrere Stationen, die im Exposé „Elisabeth, die Schönheit von Thüringen“ (TS1) besonders klare Konturen bekommen. Die Handlung beginnt mit der Entbindung des Fräuleins, das – wie später Marianne – unehelich gebärt. Schon im ersten Bild soll es jedoch – anders als in Geschichten aus dem Wiener Wald, wo diese erst am Ende des Stückes stattfindet – zur Versöhnung mit dem Vater kommen, der sie „verstossen“ hatte. Das Fräulein verlässt dann das Reichswehrmilieu (vgl. VA2/E2) und seine Familie und versucht sich (und ihr Kind) durch die Arbeit als Haustochter, Fabrikarbeiterin und Animierdame durchzubringen. Trotz dieses Abstiegs und des Todes ihres Kindes bleibt sie der kleinbürgerlich-individualistischen Denkweise verhaftet, ehe sie von einem Betriebsrat sozialistisch „bekehrt“ wird (vgl. den Prosa-Text Das Fräulein wird bekehrt im Band Der ewige Spießer, WA 14/ET3/TS1–TS4). Die beiden VA1 Die Schönheit aus Fulda und Elisabeth, die Schönheit aus Thüringen bilden nicht nur den werkgenetischen Ausgangspunkt von Geschichten aus dem
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Chronologisches Verzeichnis
Wiener Wald, in ihnen sind auch Elemente vorhanden, deren sich Horváth später in Glaube Liebe Hoffnung bedient (der Name der weiblichen Hauptfigur Elisabeth, der Schauplatz der Fürsorge, der Beruf des Likörvertreters). Über das genetisch nachfolgende Projekt Die Schönheit aus der Schellingstrasse ist das Werkprojekt zudem mit Der ewige Spießer und Kasimir und Karoline verknüpft.
Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft Aufgrund materieller Kriterien kann die VA2 Ein Fräulein wird verkauft mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Frühjahr oder den Sommer 1930 datiert werden. Sie dürfte also etwa zeitgleich mit VA1 entstanden sein, weist aber doch noch deutlicher auf das spätere Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald voraus. Inhaltliche Parallelen stellen das nur fragmentarisch ausgearbeitete Drama außerdem in die Nähe der Posse Rund um den Kongreß (1929), aus der in dem Dramenfragment teilweise Elemente wiederaufgenommen werden. Vor allem die Figur des Journalisten Schminke stellt eine der Kontinuitäten des Frühwerks dar, findet sie sich doch neben der erwähnten Posse schon in Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929) und bleibt bis K2 von Geschichten aus dem Wiener Wald erhalten (vgl. zuletzt K2/E4). Der Name Reithofer stellt das Dramenfragment in die Nähe des Romans Der ewige Spießer (1930) bzw. seiner Frühfassung Herr Reithofer wird selbstlos (1929), in denen Eugen bzw. Josef Reithofer eine der Hauptfiguren darstellt. Auch in dem Werkprojekt Ein Wochenendspiel, der Vorstufe von Italienische Nacht, findet sich ein Reithofer (vgl. etwa ÖLA 3/W 2 – BS 12 c, Bl. 10 und 11). Die in einzelnen Repliken und etwa in der Wahl des Namens Loisitschek feststellbare allmähliche ‚Verwienerung‘ der Figurenrede (vgl. den Kommentar zu TS1/A11 und K3/TS7) deutet schon auf Geschichten aus dem Wiener Wald voraus (zu weiteren Indizien vgl. den Kommentar zu TS3). H1 = ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (207 × 162 mm), unregelmäßig gerissen, roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = Konfigurationsplan zum 1. Bild „Treppenhaus“ (oben links) E2 = Konfigurationsplan zum 1. Bild (oben rechts) E3 = gestrichene Replik zur Figur Reithofer (rechts mittig) E4 = Dialogskizze zu einer Szene zwischen Schminke und Reithofer (unten)
Das vorliegende Blatt stammt aus einem Notizbuch, allerdings aus keinem der überlieferten Notizbücher Horváths, denn diese weisen andere Formate auf. Die Entwürfe E1, E2 und E4 nennen allesamt die Figuren Schminke und Reithofer, die charakteristisch für das Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft sind und bereits in der Posse Rund um den Kongreß in Form der Figuren Ferdinand und Schminke eine Rolle spielten (vgl. die Figur des Reithofer auch im Roman Der ewige Spießer und Entwürfen zu Ein Wochenendspiel). In E2 werden darüber hinaus das Fräulein und Luise Gift erwähnt, die ebenfalls auf die Posse zurückverweisen. Die Entwürfe E1 und E2 müssen vor TS1/A14 niedergeschrieben worden sein, da später eine andere Handlungsfolge besteht. In E2 entwirft Horváth bereits die Konfigurationen des gesamten ersten Bildes (vgl. TS3). In der Replik von E3 erzählt Reithofer die Geschichte seiner Schwester, was in dieser Art in keinem der Ansätze passiert,
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Vorarbeit 2
weshalb auch dieser Entwurf keine genauere Einordnung ermöglicht. Ähnliches gilt für die erste Replik von E4, in der sich Schminke dafür entschuldigt, dass er Reithofer Trunkenheit unterstellt hat. Die folgende Dialogpassage, die mit der ersten Replik nicht unbedingt zusammenhängen muss, gleicht der Korrekturschicht von A8/BS 24 [1], Bl. 4 und 5. Einige neue Elemente werden jedoch in die genetisch folgende Fassung der Passage von A9/BS 24 [3], Bl. 6 nicht aufgenommen. H2 = ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E5 = Dialogskizze zum 1. Bild (oben) E6 = Replik zum 1. Bild (mittig) E7 = Dialogskizze zum 1. Bild „Treppenhaus“ (unten)
Materiell ähneln H2 und H3 VA1/H1 (vgl. den Kommentar zu VA1/E1 und E2). Eine entstehungsgeschichtliche Nähe der beiden Vorarbeiten ist deshalb unbedingt anzunehmen. Die Dialogskizzen E5 und E7 sowie die Replik E6 dürften aus jener Phase stammen, in der Horváth der Szene zwischen Reithofer und Schminke eine Szene zwischen Luise und Reithofer voranstellt. Da Horváth am Kopf des Blattes zuerst „Zweites Bild“ einträgt, ist anzunehmen, dass er dieses in Angriff nehmen wollte, da er das erste Bild bereits in einer vollständigen Fassung vorliegen hatte (TS1/A16). Horváth streicht den Ausdruck jedoch, schreibt „Erstes Bild“ und darunter „Reithofer und Luise Gift“ (E5). Alle drei Entwürfe beginnen mit der gleichen Replik Reithofers, der klagt, dass er seinen Bruder Freddy nicht angetroffen hat. Danach sollte Reithofer in E5 Luise danach fragen, wer Klavier spielt. Horváth streicht diese Replik jedoch wieder und ersetzt sie durch eine andere Replik Reithofers, in der er sich abstrakt über das Sonderbare des menschlichen Lebens äußert, worauf Luise Gift repliziert: „Was Sie da reden, ist mir zu hoch.“ E6 umfasst nur eine einzige Replik Reithofers, nach der Horváth den Entwurf sofort wieder abbricht. E7 zeigt einen im Verhältnis zu E5 fast vollkommen differenten Dialog zwischen den beiden, in dem sich Luise darüber äußert, dass sich Reithofer und Freddy nicht ähnlich sehen, obwohl sie Brüder wären, was zugleich heißt, dass die beiden, wie noch in TS1/A4/BS 24 [2], Bl. 3 notiert, nun keine Stiefbrüder mehr sind. Diese Dialogsequenz wird von Horváth dann in A15/BS 24 [5], Bl. 22 wiederaufgenommen. Nachträglich fügt er den späteren Beginn des Bildes ein. Luise tritt aus der Türe und begegnet Reithofer, der nach vier Jahren wieder seinen Bruder besuchen will. In der folgenden Dialogsequenz spricht Luise von ihrem Pessimismus (vgl. die exakte Übernahme dieser Passage in K4/TS7/A30/BS 37 f [1], Bl. 50; im weiteren Entstehungsprozess geht der Pessimismus auf den Zauberkönig über). Erstmals fällt hier der Name „Frau von Krammel“ für Luise, der bis zu K1 erhalten bleibt (vgl. TS1/A18, TS3, K1/E6, E8, E11–E13, E17, E19, E20, E24, E26–E28 etc.). Weiters notiert Horváth hier bereits die bis in die Geschichten aus dem Wiener Wald belegte Zuschreibung gegenüber Luise/Valerie, dass sie stattlich sei, die hier von Reithofer, später vom Zauberkönig geäußert wird: „Na Sie als stattliche Person –“ (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 27 und BS 38 f [6], Bl. 22 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 36 und 89). Schminke geht rasch an Luise und Reithofer vorbei und wird von Letzterem erkannt. Luise bezeichnet Schminke als Narren und sagt, dass er Literat und Berliner sei. Beim zweiten Auftritt Schminkes bricht Horváth ab.
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H3 = ÖLA 3/W 282 – BS 24 [1], Bl. 1, 2, 2v, 4, 5 4 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, gerissen, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung)
T1 = ÖLA 3/W 283 – BS 24 [2], Bl. 1–4, ÖLA 3/W 284 – BS 24 [3], Bl. 5–7, 14–17, 20, ÖLA 3/W 285 – BS 24 [4], Bl. 8–11, ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 22–24, ÖLA 3/W 287 – BS 24 [5a], Bl. 12, 13, 18, 19, 21 Insgesamt 24 Blatt, davon 15 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (63 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), gelöste Klebung, eingerissen, 1 Blatt unliniertes Papier (268 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (83 × 225 mm), geschnitten, gelöste Klebung, 1 Blatt unliniertes Papier (347 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (634 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (170 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (177 × 225 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 1 auf BS 24 [2], Bl. 2, BS 24 [3], Bl. 5, 14, masch. Paginierung 1 auf BS 24 [2], Bl. 4, hs. Paginierung 2–4 auf BS 24 [3], Bl. 15, 20, 17, hs. Paginierung 1–4 auf BS 24 [4], Bl. 8–11, hs. Paginierung 1–3 auf BS 24 [5], Bl. 22–24 TS1/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes mit Werktitel „Ein Fräulein wird verkauft“, konstituiert durch BS 24 [1], Bl. 1 (oben; Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A2 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [1], Bl. 1 (unten; Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A3 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [2], Bl. 1 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A4 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [2], Bl. 2, 3 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A5 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [1], Bl. 2 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A6 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [2], Bl. 4 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A7 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [1], Bl. 2v (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A8 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 24 [1], Bl. 4, 5 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A9 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 5–7 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A10 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [4], Bl. 8–11 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A11 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, BS 24 [4], Bl. 9–11 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A12 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, BS 24 [4], Bl. 9, BS 24 [3], Bl. 20, BS 24 [5a], Bl. 13 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A13 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, BS 24 [5a], Bl. 12 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A14 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, 16 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A15 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, 15, BS 24 [5], Bl. 23, BS 24 [3], Bl. 20, 16, 17 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A16 = Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [3], Bl. 14, 15, BS 24 [5], Bl. 23, BS 24 [3], Bl. 20, 16, 17 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A17 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22, BS 24 [5a], Bl. 18 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik)
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TS1/A18 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22, 23, BS 24 [5a], Bl. 19 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A19 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22, 23 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A20 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22, 23, BS 24 [3], Bl. 20, 16, 17 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 1 TS /A21 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22, 23, BS 24 [3], Bl. 20, BS 24 [5a], Bl. 21 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS1/A22 = Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22–24 (vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von TS3) Druck in: GW IV, S. 125–129.
Auf A1/BS 24 [1], Bl. 1 arbeitet Horváth in zwei Anläufen den Anfang des ersten Bildes aus, das im Treppenhaus spielen soll (vgl. E1). Der erste dieser Anläufe reicht über eine Regieanweisung zu Reithofer nicht hinaus, der im Treppenhaus steht und sich nicht auskennt, während ein Radio „tönt“. Im zweiten Anlauf lässt Horváth dem Auftritt von Reithofer eine Szene mit einem „Krüppel“ vorausgehen, der auf Krücken die Stiege herabkommt. Ein Radio spielt den Walzer An der schönen blauen Donau, dem im Werkprojekt von Geschichten aus dem Wiener Wald eine bedeutende Rolle zukommt (vgl. etwa K4/TS7/A31/BS 37 f [2], Bl. 58 und K5/TS1). Zu diesem Walzer soll der Krüppel den Kopf bewegen und mit der Krücke im Takt schlagen. Dieser Anlauf ist mit „Ein Fräulein wird verkauft“ betitelt. Es handelt sich dabei um die einzige Nennung dieses Titels im gesamten Konvolut von VA2. In A2, der auf dem unteren Teil von BS 24 [1], Bl. 1 notiert ist, fehlt der Krüppel. Reithofer, der die Stiege hinaufsteigt, schlägt mit seinem Bleistift den Takt. Schminke kommt von oben, und Reithofer fragt ihn, wo „Herr Kastner“ wohnt. Der Name Kastner verweist wie derjenige Reithofers auf den Roman Der ewige Spießer (vgl. WA 14). Reithofer erkennt Schminke, der sich an ihn nicht erinnern kann. Diese Sequenz ist eng an die erste Szene der Posse Rund um den Kongreß zwischen Ferdinand und Schminke angelehnt (vgl. KW 1, S. 211f.). Einige Repliken sind wortwörtlich übernommen. Ab der Replik über die Schwester Reithofers setzt Horváth mehrmals neu an und fügt auf diese Weise auch Schminkes Frage ein, ob Reithofer betrunken sei. Mittels einer Einfügung dialogisiert Horváth die Erkennungsszene stärker. A3/BS 24 [2], Bl. 1, das erste masch. gefertigte Blatt dieser Textstufe, weist eine andere akustische Kulisse auf als A2. Jetzt übt jemand im zweiten Stock Klavier, Horváth korrigiert dies später zu „verstimmte[s] Piano“. Der folgende Dialogtext ist eine um wenige Regieanweisungen ergänzte Version von A2/BS 24 [1], Bl. 1, Horváth gelangt hier textlich nicht weiter als dort. Die hs. Notizen am Fuße von A3/BS 24 [2], Bl. 1 führen die Szene zwischen Reithofer und Schminke zu Ende. A4/BS 24 [2], Bl. 2 bietet zu Beginn eine Reinschrift der korrigierten Szenenanweisung von A3/BS 24 [2], Bl. 1. Der Dialog wurde hier zu Beginn leicht verändert: Schminke unterbricht Reithofer und spricht davon, dass er hier selber fremd sei. Der weitere Dialog ist identisch mit jenem von A2. In A4/BS 24 [2], Bl. 3 schließt Horváth die Szene zwischen Reithofer und Luise an, die etliche Elemente der analogen Szene in der Posse Rund um den Kongreß aufweist (vgl. KW 1, S. 212f.). Reithofer glaubt wie Ferdinand, dass sein Bruder Kellner ist, und Luise Gift bezeichnet ihn als Schuft. Masch. schiebt Horváth den Dialog über Alfreds Tätigkeit ein. Gemäß einer hs. Notiz auf A4/BS 24 [2], Bl. 3 sollte „Kastner“ in „Zeschcke“ umbenannt werden und der Stiefbruder Reit-
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hofers sein. Diese Notiz dürfte indes einem späteren Zugriff Horváths im Kontext von A10 geschuldet sein (vgl. A10/BS 24 [4], Bl. 10). Die beiden hs. ausgearbeiteten Anläufe zur ersten Dialogsequenz zwischen Reithofer und Schminke von A5/BS 24 [1], Bl. 2 dürften in unmittelbarem Zusammenhang mit den Korrekturen auf A4/BS 24 [2], Bl. 3 stehen. Zuerst beginnt Horváth bei der Szenenanweisung, die er jedoch nach den Worten „Im dritten Stock“ abbricht. Stattdessen setzt er direkt mit dem Beginn des Dialogs fort, der sich zuerst an der Korrekturschicht von A4/BS 24 [2], Bl. 2 orientiert. Erst nach einem Korrekturgang zeigt sich der Dialog in neuer Form. Schminke sagt Reithofer, dass er Kastner nicht kennt. Der zweite Anlauf ist eine Reinschrift des ersten, wobei Horváth hier mittels Korrekturen nachträglich stark verkürzt. In dieser Version wird die Sequenz in das Typoskript von A6/BS 24 [2], Bl. 4 aufgenommen. Interessanterweise nähert Horváth diese Sequenz mittels Korrekturen textlich wieder an die Grundschicht von A4/BS 24 [2], Bl. 2 an. Der weitere Verlauf entspricht im Großen und Ganzen der Korrekturschicht von A4/BS 24 [2], Bl. 2, bricht jedoch bei der Frage nach der Tätigkeit von Reithofers Schwester ab. Abermals verfasst Horváth zur Eingangssequenz eine hs. Fassung auf einem einzelnen Blatt (A7/BS 24 [1], Bl. 2v), in der auch die Korrekturen von A6/BS 24 [2], Bl. 4 aufgenommen sind. Schminke ist nun höflicher als zuvor und der Dialog insgesamt entspannter. A7/BS 24 [1], Bl. 2v wird durch die ebenfalls hs. ausgearbeitete Fassung von A8/BS 24 [1], Bl. 4 und 5 ersetzt. Bis zur Frage nach der Tätigkeit von Reithofers Schwester hält sich diese Fassung weitgehend an A7/BS 24 [1], Bl. 2v bzw. A6/BS 24 [2], Bl. 4, dann bietet sie jedoch neuen Text: Schminke tritt nicht ab, sondern unterhält sich mit Reithofer, den er wiedererkennt, über dessen Schwester. Er erinnert ihn daran, dass Schminke von seiner Schwester Insider-Material über die Prostitution erhalten hat und ihr das Honorar schuldig geblieben ist. Jetzt erst geht Schminke ab, erbost über den Erpressungsversuch, und zwar mit denselben Worten wie in A4/BS 24 [2], Bl. 3: „Blau, was?“ In A9/BS 24 [3], Bl. 5 beginnt Horváth wieder von Anfang an. Das Piano spielt laut Szenenanweisung nun im zweiten Stock. Die masch. Grundschicht von A9/BS 24 [3], Bl. 5 und 6 bietet eine Reinschrift von A8/BS 24 [1], Bl. 4 und 5. Erst beim Streit um das Honorar gibt es textliche Differenzen. Reithofer spricht davon, dass Schminke seiner Schwester das Geld zwar nicht versprochen, jedoch eine Bezahlung angedeutet hat, was Schminke verneint. Außerdem meint Reithofer, dass Schminke moralisch dazu verpflichtet sei, und dass es sich nun „um die Ehre einer Toten“ (A9/BS 24 [3], Bl. 7) drehe. Auch diese Fassung bricht mit Schminkes Abgang und Reithofers Replik: „Ein schlechter Mensch“ ab. A10/BS 24 [4], Bl. 8–10 ist eine Reinschrift der Korrekturschicht von A9/BS 24 [3], Bl. 5–7, die Horváth bei der Dialogsequenz über Schminkes Schulden stärker dialogisiert. An A10/BS 24 [4], Bl. 10 schließt nun die Szene zwischen Reithofer und Luise Gift an, die in A4/BS 24 [2], Bl. 3 vorbereitet ist und von Horváth zuerst wörtlich übernommen wird, mit der Ausnahme, dass statt dem Namen Kastner der Name Zeschcke verwendet wird (vgl. A4/BS 24 [2], Bl. 3). Den Dialog über Zeschckes Tätigkeiten von A10/BS 24 [4], Bl. 11 entwirft Horváth hs. bereits auf A4/BS 24 [2], Bl. 3. Bei der Abschrift komprimiert er stark. Ab der Dialogsequenz über den Wortbruch Alfreds handelt es sich um neuen Text. Danach betritt das Fräulein das Treppenhaus, die Musik verstummt, „und zwar mitten im Takt“ (BS 24 [4], Bl. 11). Ein weiteres Blatt mit dem Ende des Bildes ist nicht überliefert.
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Vorarbeit 2
In A11 stellt Horváth A10/BS 24 [4], Bl. 9–11 ein neues Blatt voran, in dessen typografischer Grundschicht die geringfügigen hs. Korrekturen von A10/BS 24 [4], Bl. 8 aufgenommen sind. In der Korrekturschicht zeigen sich Spuren einer ‚Verwienerung‘ der Dialogrede (vgl. auch den Kommentar zu K3/TS7). So sagt Reithofer statt „Verzeihen Sie“ „Pardon“ oder statt „Nein ist das aber ein Zufall –“ „Also ist das aber ein Zufall –“. Dementsprechend wird auf A11/BS 24 [4], Bl. 10 der eher norddeutsch-polnische Name Zeschcke in den wienerisch-böhmischen Namen Loisitschek korrigiert. Der Satz von der Ehre der Toten auf demselben Blatt wird durch den Nachsatz „Also seiens so gut!“ abgeschwächt. Dieser Prozess findet sich auch in den Korrekturen von A12/BS 24 [3], Bl. 20 bzw. BS 24 [5a], Bl. 13 wieder. Auf A12/BS 24 [5a], Bl. 13 macht Horváth etliche Korrekturen zur Sequenz, in welcher Reithofer Luise nach Loisitschek fragt. Sie will ihm nun keine Auskunft darüber geben. In A13 geht Horváth textlich weiter zurück, um A11/BS 24 [4], Bl. 9 zu ersetzen, bricht jedoch vorzeitig ab. Textlich unterscheidet sich A13/BS 24 [5a], Bl. 12 vor allem durch die stark vermehrten Regieanweisungen. Diese sind dann in A15/BS 24 [3], Bl. 15 und BS 24 [5], Bl. 23 aufgenommen. Horváth übernimmt in A15 auch A12/BS 24 [3], Bl. 20, an das er A15/BS 24 [3], Bl. 16 anklebt und dabei Text überklebt, der zu A14 zu rechnen ist. In A15/BS 24 [3], Bl. 16 ist Luise Gifts Auftritt mit der Verwendung des Lippenstifts gekoppelt, der schon im ersten Akt der Posse Rund um den Kongreß (vgl. KW 1, S. 217) eine wesentliche Rolle spielt (vgl. das Vorwort zu diesem Band, S. 3). Horváth verändert die Repliken am Anfang des Dialogs. Außerdem heißt Loisitschek nun Woditschka wie der Gehilfe in den frühesten Entwürfen und Textstufen zum ersten Bild der Zauberkönig-Konzeption in sieben Bildern (vgl. K4/E4, E7–E12 und TS1). Alles Weitere ist eine Niederschrift der hs. ausgearbeiteten Passagen von A12/BS 24 [5a], Bl. 13. Auf A15/BS 24 [3], Bl. 17 übernimmt Horváth die Korrekturschicht von A11/BS 24 [4], Bl. 11, mit der er die Sequenz über das gebrochene Ehrenwort sehr stark verkürzt. In A16 klebt der Autor den zweiten Teil von BS 24 [3], Bl. 17 an. A16 ist der erste Ansatz, der das Ende des Bildes zeigt: Luise und Reithofer werden Zeugen des Selbstmordversuchs des Fräuleins. Mit E5 bis E7 ändert Horváth den Aufbau des Bildes, das nun mit dem Aufeinandertreffen von Reithofer und Luise Gift einsetzt. In A17/BS 24 [5], Bl. 22 und BS 24 [5a], Bl. 18 schreibt er E7 rein; der Text dieses Ansatzes ist jedoch nur bis zur Replik Reithofers über die Likörflasche überliefert. In A18/BS 24 [5], Bl. 22 und 23 findet sich neben einigen Passagen von E7 auch die Sequenz über den Wortbruch von A11/BS 24 [4], Bl. 11 samt den aus dieser Phase stammenden hs. Korrekturen Horváths. Nicht mehr das Fräulein, sondern der jetzt eintretende Schminke unterbricht den Dialog, der dann wie in der Dialogskizze E7 weiterläuft und von Schminke handelt. Beim zweiten Auftritt Schminkes bricht der Ansatz ab. Im Zuge des Neuansatzes A19/BS 24 [5], Bl. 23 streicht Horváth drei Dialogrepliken, die Reithofers Menschlichkeit demonstrieren, nach: „Sogar für den geborenen Verbrecher setz ich mich ein. Das ist bei mir eine direkte Bedürfnisfrage“ und lässt sofort Schminke auftreten. Anschließend übernimmt er den Dialog zwischen Reithofer und Schminke von A16 materiell. Vom Ende des Dialogs zwischen Reithofer und Schminke weg muss Horváth den Text aufgrund der neuen Konfiguration des Bildes ändern. Auf A20/BS 24 [3], Bl. 16 adaptiert er die Regieanweisung zu Luise Gift, die nun bereits auf der Szene anwesend ist, löst jedoch dann das an A20/BS 24 [3], Bl. 20 angeklebte BS 24 [3], Bl. 16 ab, um es durch A21/BS 24 [5a], Bl. 21 zu ersetzen. In die auf diesem Blatt niedergeschriebene Sequenz nimmt Horváth das Trauermarsch-Motiv auf: Luise blickt in den Spiegel und
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summt dazu den Trauermarsch von Chopin, was die Luise der Posse Rund um den Kongreß in ähnlicher Weise im ersten Akt tut (vgl. KW 1, S. 215 und das Vorwort zu diesem Band, S. 3). Das Motiv bleibt in allen späteren Konzeptionen bis hin zur Endfassung erhalten (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 12). Horváth entwirft hs. noch einige Repliken, ehe er A21/BS 24 [3], Bl. 20 und BS 24 [5a], Bl. 21 durch A22/BS 24 [5], Bl. 24 ersetzt. Dieses Blatt vereint den Text der beiden zuvor genannten Blätter sowie die Schlussszene mit dem Selbstmordversuch des Fräuleins von A20/BS 24 [3], Bl. 17. H4 = ÖLA 3/W 288 – BS 24 [6], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, gerissen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E8 = Dialogskizzen
T2 = ÖLA 3/W 289 – BS 24 [7], Bl. 1–3, 1a, 1b, 2a, ÖLA 3/W 290 – BS 24 [8], Bl. 4, 5, 9, 10, ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 1–11, ÖLA 3/W 292 – BS 24 [10], Bl. 2, 3, 5, 7–9, 11, 12, 12a, ÖLA 3/W 293 – BS 24 [11], Bl. 4–6, 6a, 10, 11, 13, ÖLA 3/W 294 – BS 24 [12], Bl. 3, 4, 6, 7, 7a, 8 Insgesamt 43 Blatt, davon 25 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (230 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (353 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (368 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (198 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (212 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (86 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (241 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (116 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (66 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (132 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (184 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (220 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (221 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (92 × 224 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift sowie mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 1–5, 7 auf BS 24 [7], Bl. 1–3, 1a, 2a, 1b, hs. Paginierung 2 auf BS 24 [8], Bl. 5, hs. Paginierung 1–11 auf BS 24 [9], Bl. 1–11 TS2/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [7], Bl. 1–3, 1a, 2a, 1b (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) 2 TS /A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [8], Bl. 4, 5, BS 24 [7], Bl. 2, 3, 1a, 2a, 1b (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1, BS 24 [12], Bl. 6, 7a, 8 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A4 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1, BS 24 [12], Bl. 6, 8 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A5 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–3, BS 24 [8], Bl. 9 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A6 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [8], Bl. 10, BS 24 [12], Bl. 3 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A7 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [10], Bl. 11 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A8 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [10], Bl. 11, BS 24 [12], Bl. 4 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 2 TS /A9 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [10], Bl. 11, BS 24 [12], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik)
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Vorarbeit 2
TS2/A10 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [10], Bl. 12a, 5 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A11 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–4, BS 24 [10], Bl. 12a, BS 24 [11], Bl. 6a (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A12 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–6, BS 24 [10], Bl. 8, 9 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) 2 TS /A13 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–6, BS 24 [10], Bl. 8, BS 24 [11], Bl. 10, 11 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A14 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–7, BS 24 [10], Bl. 12, BS 24 [11], Bl. 13 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A15 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 24 [10], Bl. 7 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A16 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–8, BS 24 [10], Bl. 2, BS 24 [11], Bl. 4–6 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A17 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–8, BS 24 [10], Bl. 3 (nicht gedruckt; vgl. Simulationsgrafik) TS2/A18 = Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 24 [9], Bl. 1–11 (vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von TS3) Druck in: GW IV, S. 129–139.
H4 entspricht materiell H1–H3 sowie VA1/H1 (vgl. den Kommentar dort). In E8 entwirft Horváth verschiedene Dialogskizzen zum zweiten Bild, die er in den Ansätzen TS2/A1 bis A18 teils wieder aufgreift und ausarbeitet. Im Wesentlichen ist in diesem hs. Entwurf bereits alles angelegt: die Szene zwischen Luise und Reithofer, die das ohnmächtige Fräulein finden und über ihre Identität und die Hintergründe ihres Selbstmordversuchs spekulieren, das Gespräch zwischen Luise und dem Fräulein, der Hinweis auf das Kind, auf Coué, Reithofers Bruder Fredy, die „Rennen“, an denen dieser sich gemeinsam mit Luise mit Geldeinsätzen beteiligt, und die „Stelle“, die er dem Fräulein verschaffen will. In der ersten Dialogskizze von E8 versuchen Luise und Reithofer das Fräulein über einen „Ausweis“ zu identifizieren. Diesen Ausweis glauben sie in ihrem „Täschchen“ finden zu können. Allerdings bleibt die Suche erfolglos und die Identität des Fräuleins ungeklärt. Jedoch findet sich hier der knappe Hinweis auf einen „(Brief)“, den das Fräulein bei sich trägt. Weiters wird hier das Motiv der „Beinchen“ bzw. „Knie“ eingeführt, das in den folgenden Ansätzen wieder aufgegriffen und weiterentwickelt wird. Bemerkenswerterweise ist es immer wieder Luise, die auf die Schönheit der Knie hinweist: „Schöne Knie. Sehen Sie denn nicht, was das für schöne Knie sind?“, während sie Reithofer eher egal sind: „Ja. Aber auf die Knie bin ich garnicht so aus.“ Schon in E8 fordert Luise Reithofer auf, den „Rock“ des Fräuleins anzuheben, wodurch der „violette Schlüpfer“ des Fräuleins sichtbar wird. Dieses Detail fehlt in den Ansätzen A6–A18. Ab A6 werden die „schönen Knie“ auch pars pro toto verwendet, wenn Luise sagt: „Nein -- diese armen schönen Knie -- das sieht man denen garnicht an, dass sie schon soviel hinter sich haben --“ (BS 24 [8], Bl. 10). Noch am Schluss von A16 spielt das Knie-Motiv eine wichtige Rolle, wenn Luise das Fräulein mit dem zweideutigen Hinweis: „Wenn man so schöne Kniechen hat -- (sie streichelt sie)“ (BS 24 [11], Bl. 6) auffordert, bei ihr zu bleiben. Die lesbische Veranlagung Luises, die Horváth durch wiederholte körperliche Kontaktaufnahmen (Umarmung in A6/BS 24 [12], Bl. 3, „Kuss“ in A15/BS 24 [10], Bl. 7) zwischen ihr und dem Fräulein nahelegt, wird in A18 schließlich getilgt. In diesem Zusammenhang findet sich bereits in A1/BS 24 [7], Bl. 1b der Satz: „Ich bin ja ganz anders, aber ich komm so
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Chronologisches Verzeichnis
selten dazu“, der von Ada in dem Stück Zur schönen Aussicht (1927) in fast identischer Form ausgesprochen wird: „Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“ (KW 1, S. 200) In E5 zum ersten Bild trägt Luise zunächst den Nachnamen Gift, wird aber dann in E7 von Reithofer mit „Frau von Krammel“ angesprochen. In E8 heißt sie wieder Luise Gift, in A1 und den weiteren Ansätzen von TS2 jedoch nur noch Frau von Krammel. In A1 baut Horváth zunächst das Gespräch zwischen Luise und Reithofer weiter aus. Durch die Szenenanweisung „Bei Luise“ wird klar, dass sich das Fräulein bereits in Luises Wohnung befindet. Hier liegt im Vergleich zu E8 schon ein wirklicher dramatischer Dialog vor: Das Gespräch über die schönen Knie wird dahingehend erweitert, dass über Luises Körperbau und über den Altersunterschied zwischen ihr und Fredy gesprochen wird. Ab A5 ist es nicht mehr der Altersunterschied („dreizehn Jahr“, A1/BS 24 [7], Bl. 3) zwischen den beiden, sondern Luises Alter selbst („Sechsundvierzig“, A5/BS 24 [8], Bl. 9), das diskutiert wird. Aus dem in E8 erwähnten Brief wird in A1/BS 24 [7], Bl. 3 erstmals zitiert und damit die Hintergründe für den Selbstmordversuch präzisiert: „keine Arbeit keine Arbeit“. Das Zitat endet mit den Worten „aber aussichtslos -- riesengross -- riesengross --“, was Horváth wahrscheinlich bereits in A1 hs. zu „aussichtslos -- aussichtslos, aussichtslos --“ korrigiert und dann so belässt (vgl. auch A6/BS 24 [8], Bl. 10). Auf A1/BS 24 [7], Bl. 3 fügt Horváth eine Reihe hs. Korrekturen ein; dabei fällt erstmals der Begriff „Selbstmordepidemie“, woraufhin Luise und Reithofer über Selbstmord philosophieren. Wie schon in E8 angedeutet, bittet Luise Reithofer in A1/BS 24 [7], Bl. 3 zu gehen, bevor das Fräulein aus seiner Ohnmacht erwacht. Den folgenden Dialog zwischen Luise und dem Fräulein erweitert Horváth gegenüber E8 wesentlich. Schon in A1 – wie ebenfalls in E8 angedeutet – taucht in der letzten Szene Fredy/Alfred auf. Er ist angenehm davon überrascht, bei Luise ein junges Fräulein anzutreffen, und erzählt ihr von den Gewinnen, die er in Cannes gemacht hat, von den Verlusten in Biarritz und davon, dass er morgen auf das Rennen in Saint Cloud setzen wird (vgl. A1/BS 24 [7], Bl. 2a und zu den Rennplätzen K3/TS9, K4/E13 und K4/TS24/BS 37 h, Bl. 13f.). Damit wird klar, dass der Alfred/Fredy des Dramenfragments Ein Fräulein wird verkauft bereits wesentliche Züge des späteren Alfred von Geschichten aus dem Wiener Wald trägt. Die Replik: „Da was wir aus Deiner Pension herauskriegen -- toll, was? -Wenn das Dein Seliger geahnt hätt, der Herr Kanzleiobersekretär“ verweist schon deutlich auf das spätere Volksstück (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 13f. und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 11). Möglicherweise ist auf dem zwischen BS 24 [7], Bl. 2a und Bl. 1b nicht überlieferten Blatt bereits von der Stelle die Rede, die Fredy dem Fräulein vermitteln könnte. Horváth hat A1 durch zahlreiche hs. Korrekturen ergänzt, die später masch. eingearbeitet werden. In der hs. Korrekturschicht von A6/BS 24 [8], Bl. 10 ist erstmals vom Café die Rede, in dem Reithofer Fredy antreffen könnte. Diesen Handlungsort nimmt Horváth dann in K5 wieder auf, wo Ferdinand und Alfred im Café zusammentreffen und Ferdinand erstmals von der Baronin spricht, zu der er Marianne vermitteln will (vgl. K5/E1–E5, E11, E14 sowie TS3/A1, A2 und A7). Von A6 bis A13 tauscht Horváth einzelne Passagen aus. Hier zeigt sich am stärksten sein collageartiges Vorgehen: Er schneidet Teile der Typoskripte auseinander und fügt sie an anderer Stelle ein. Die Mappe BS 24 [10] etwa besteht ausschließlich aus zerschnittenen Blättern sehr unterschiedlicher Größe, die – wie man aus der Simulationsgrafik zu TS2 erkennen kann – an den unterschiedlichsten Stellen zu stehen kommen. In A13/BS 24 [11], Bl. 11 erweitert
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Vorarbeit 2
Horváth den Dialog zwischen Luise und Fredy über das Grab ihres verstorbenen Mannes, des „Kanzleiobersekretärs“, durch hs. Ergänzungen. Diese Passage findet sich genauso wie diejenige über die Pferderennen in ganz ähnlicher Form im Dialog zwischen Alfred und Valerie im späteren ersten Bild des ersten Teiles („Draußen in der Wachau“) der Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. K4/TS24/BS 37 h, Bl. 13f. und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 11; vgl. das Vorwort zu diesem Band, S. 3f.). In A14/BS 24 [11], Bl. 13 werden diese hs. Korrekturen und Ergänzungen dann masch. umgesetzt. A15/BS 24 [10], Bl. 7, in dem die Szene zwischen Fredy, Luise und dem Fräulein ausgearbeitet wird, enthält eine Fülle hs. Korrekturen und Ergänzungen des Typoskripts, die in A16/BS 24 [11], Bl. 6 masch. umgesetzt werden, was für eine Reihung dieses Blattes vor A16 spricht. In A16 entwickelt Horváth diese Szene, die bereits in A15 weitgehend entworfen war, wesentlich weiter. Die schon in E8 angedeutete Finalisierung des zweiten Bildes durch die Stelle, die Alfred/Fredy dem Fräulein verschaffen will, wird hier so umgesetzt, dass Fredy dem Fräulein eine Anstellung als „Kindergärtnerin“ verspricht, jedoch nicht in Europa, sondern in Rio de Janeiro. Diese Szene übernimmt Horváth fast wörtlich aus der Posse Rund um den Kongreß (1929) und verweist sogar durch ein abkürzendes „usw.“ einmal direkt auf diese (vgl. die Anmerkung im kritischen Apparat von VA2/TS2/A16). Angesichts dieses Angebots Fredys gegenüber dem Fräulein, stellt Luise entsetzt fest, dass er ein „Mädchenhändler“ (BS 24 [11], Bl. 6) ist. Dieser erstmals in A15/BS 24 [10], Bl. 7 erwähnte Begriff verweist zurück auf das Fragment gebliebene dramatische Werkprojekt unter den Titeln Die Mädchenhändler und Von Kongress zu Kongress, das Horváth im unmittelbaren Anschluss an die Posse Rund um den Kongreß entworfen haben dürfte, und belegt neuerlich, wie thematisch und begrifflich eng dieser ganze „Textcluster“ (Horváth 2009, S. 222) der Fräulein-Dramen der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre miteinander verflochten ist (vgl. das Vorwort zu diesem Band, S. 1–4). In A17 und A18 überarbeitet Horváth diese Szene, die in A16 schon äußerst komplett und flüssig heruntergeschrieben erscheint, noch einmal und ersetzt dabei eine Reihe von Blättern. Während Luise das Fräulein in A16/BS 24 [11], Bl. 6 noch daran hindern möchte, auf Fredys Angebot einzugehen, indem sie ihr vorschlägt, gemeinsam eine „Schneiderei“ zu eröffnen – in A15 ist nur von einem nicht genauer präzisierten „Plan“ die Rede, der Fredys „Plan“ durchkreuzen soll (vgl. BS 24 [10], Bl. 7) –, findet sich diese Passage in A17 nicht mehr. Schon in A15/BS 24 [10], Bl. 7 wird klar, dass Fredy bei Luise wohnt (vgl. auch die hs. Hinzufügungen auf TS1/A12/BS 24 [5a], Bl. 13). Als sie einsieht, dass er ein „Mädchenhändler“ ist, kommentiert sie dies mit dem Satz: „Mit sowas kann ich nichtmehr zusammenleben, weiss Gott“ (A15/BS 24 [10], Bl. 7), was in A18 noch dahingehend gesteigert wird, dass sie Fredy ins „Zuchthaus“ (BS 24 [9], Bl. 11) bringen möchte. Der schon in A15 und A16 angedeutete Schluss, wonach das Fräulein Luise verlässt und sich Fredys Angebot überlegen will, findet sich auch in A18. Luise bleibt allein zurück; „sie wimmert“ (A18/BS 24 [9], Bl. 11), wie es in der Regieanweisung heißt, die bereits in A15/BS 24 [10], Bl. 7 als hs. Notiz vorbereitet wurde. Mit TS2/A18 bricht die Ausarbeitung des Werkprojekts Ein Fräulein wird verkauft ab. Entwürfe oder Textstufen zu weiteren Bildern sind nicht überliefert, haben wahrscheinlich aber auch gar nicht existiert.
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Chronologisches Verzeichnis
T3 = ÖLA 3/W 286 – BS 24 [5], Bl. 22–24, ÖLA 3/W 291 – BS 24 [9], Bl. 1–11 Insgesamt 14 Blatt, davon 6 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (374 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (634 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (322 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (323 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (283 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (353 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (368 × 224 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte sowie mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung), hs. Paginierung 1–3 auf BS 24 [5], Bl. 22–24, hs. Paginierung 1–11 auf BS 24 [9], Bl. 1–11 TS3 = fragm. Gesamtfassung, konstituiert durch BS 24 [5], Bl. 22–24 und BS 24 [9], Bl. 1–11 (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 125–139.
Die Kompilation der letzten beiden Ansätze von TS1 und TS2 zu einer fragm. Gesamtfassung lässt sich vor allem aus rezeptionsästhetischem, aber auch aus genetischem Blickwinkel rechtfertigen. Horváth hatte die Ausarbeitung des ersten Bildes mit TS1/A22 abgeschlossen, dies belegt der geringe Überarbeitungsgrad des Typoskripts sowie die mittels Schneiden und Kleben hergestellte Blattfolge. Auch die hs. X-Zeile am Ende der Fassung, wie sie Horváth für gewöhnlich unter fertiggestellte Texte setzt, unterstreicht ihren abgeschlossenen Charakter. Ähnliches gilt für TS2/A18, die im Wesentlichen eine neuerlich durch Schneiden und Kleben hergestellte und wenige hs. Eingriffe aufweisende Fassung darstellt. Hier findet sich bereits in der masch. Grundschicht eine Schlussmarkierung. Mangels (der Überlieferung) hs. Entwürfe, insbesondere von Strukturplänen zu dem Werkprojekt Ein Fräulein wird verkauft, ist nicht klar, wie viele Bilder das Werkprojekt umfassen hätte sollen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es mit dem zweiten Bild noch nicht abgeschlossen war und also nur ein Dramenfragment vorliegt. Gegen die Zusammenstellung der beiden letzten Ansätze von TS1 und TS2 spricht indes die hs. Paginierung, die bei beiden Bildern mit eins einsetzt. Mit dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft sind wesentliche Ingredienzen des späteren Volksstücks Geschichten aus dem Wiener Wald bereits gegeben: die zentrale Fräulein-Figur, ihr lediges Kind, das sie zwar wollte, aber nicht versorgen kann, seine Betreuung durch Fremde/Bekannte, ihre Jobsuche, die (mögliche) Vermittlung einer zwielichtigen Stelle durch einen Dritten (Fredy, später Ferdinand), die auch zurückverweist auf Herr Reithofer wird selbstlos (1929) bzw. Der ewige Spießer (1930), die verzweifelte Lage des Fräuleins, der Selbstmordversuch, der freilich in Geschichten aus dem Wiener Wald nur noch als Selbstmorddrohung präsent ist, aber etwa in K1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse noch eine zentrale Rolle spielt. Das Figureninventar deutet einerseits zurück auf die Posse Rund um den Kongreß (1929), andererseits deutlich voraus in Richtung von Geschichten aus dem Wiener Wald. Mit dem Fräulein ist eine Vorform der Marianne gegeben, mit Luise eine deutliche Präfiguration der Mathilde bzw. Valerie, selbst ihr erotisch-ökonomisches Verhältnis zu dem jüngeren Alfred/Fredy (Pferdewetten, „Kanzleiobersekretärswitwe“) ist – letztlich schon in Rund um den Kongreß – vorgebildet. Als Frau von Krammel findet sich Luise nicht nur in Ein Fräulein wird verkauft, sondern auch in K1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse (vgl. etwa K1/E6, E8 und E11–E13). Alfred/Fredy wird später in zwei Figuren aufgespalten: in den Strizzi Alfred und seinen Freund Ferdinand. Ihr enges freundschaftliches Verhältnis gründet letztlich in der (Stief-)Bruderschaft (vgl. TS1/A4/BS 24 [2], Bl. 3, Korrekturschicht, A10/BS 24 [4], Bl. 11,
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Konzeption 1
A15/BS 24 [3], Bl. 16 und TS2/A1/BS 24 [7], Bl. 2) von Alfred/Fredy und Reithofer. Dieser ist eine Weiterentwicklung des Eugen Reithofer des Erstlingsromans, trägt aber bereits deutliche Züge des späteren Rittmeisters, der nominell schon im Reithofer angelegt scheint: aus „Reit“ würde demgemäß „Ritt“, aus dem „-hofer“ ein „-meister“ (vgl. zur Figurengenese auch das Vorwort in diesem Band, S. 3).
Konzeptionen Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse H1 = ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (215 × 163 mm), geviertelter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E1 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse“ mit Repliken und Notizen (links oben) E2 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Notiz (rechts mittig) E3 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen (rechts unten)
H2 = ÖLA 3/W 8 – BS 12 b [1], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (210 × 172 mm), geviertelter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E4 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Konfigurationsplan, Repliken, Notizen und Varianten zum 3. und 4. Bild
Bei den beiden Handschriften H1 und H2 handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die beiden frühesten Textzeugen zu dem Werkprojekt Die Schönheit aus der Schellingstrasse. Schon die Lokalisierung in der Münchener Schellingstraße verweist zurück auf den Roman Herr Reithofer wird selbstlos (bzw. Sechsunddreißig Stunden) (1929), der unter den Teiltiteln „Fräulein Pollinger wird praktisch“ und „Herr Reithofer wird selbstlos“ innerhalb des montierten Romans Der ewige Spießer im Oktober 1930 im Berliner Propyläen Verlag erscheinen wird, aber unter dem Titel Herr Reithofer wird selbstlos dem Ullstein Verlag wohl bereits im Herbst 1929 in einer Reinschrift vorlag (vgl. WA 14, S. 7). Auch dort bildet die Schellingstraße die zentrale Lokalität der Handlung zwischen der arbeitslosen Schneiderin Agnes Pollinger und dem gleichfalls arbeitslosen Kellner Eugen Reithofer. Die drei auf H1 eingetragenen Strukturpläne (E1–E3) bilden eine genetische Reihe, die von dem auf H2 befindlichen Plan (E4) fortgesetzt wird. Aufgrund des Papiers, das Horváth nur über einen sehr kurzen Zeitraum verwendet haben dürfte, lassen sich H1 und H2 auf das Frühjahr oder den Sommer 1930 datieren. Im Gegensatz zur späteren Anlage des Dramenprojekts Die Schönheit aus der Schellingstrasse fehlen in den frühen Plänen die Bilder „Bei der Ballettmeisterin“ und „In dem Animierlokal“ (vgl. E5). Auch die Namen der Hauptfiguren Anna und Hannes finden sich nur hier und in einigen wahrscheinlich parallel dazu entstandenen Werkprojekten; der Name Hans bzw. Hannes in dem etwa zeitgleich entstandenen Volksstückprojekt Der dumme Hans und in dem Prosaprojekt Hannes, das Arbeiterkind, das aufgrund eines von Horváth auf dem Blatt – einem Briefpapier der Gaststätte Ignatz Kirchmeir in Murnau – notierten Datums genau auf den 11. Juni 1930 datiert werden kann (vgl. ÖLA 3/W 335 – BS 12 b, Bl. 1); der Name Anna findet sich auch in Entwürfen zum Werkprojekt Die
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Chronologisches Verzeichnis
Mädchenhändler bzw. Von Kongress zu Kongress (vgl. ÖLA 3/W 316 – BS 65 a, Bl. 1–30), die als Neubearbeitung des Materials von Rund um den Kongreß (1929) ebenfalls im Frühjahr oder Sommer 1930 entstanden sein dürften. Trotz dieser nominellen und strukturellen Unterschiede zu den späteren Entwürfen von K1 enthalten die frühen Pläne bereits zentrale Elemente des geplanten Stückes: Die weibliche Hauptfigur bricht aus ihrer vertrauten Umgebung aus, wahrscheinlich auf Anraten eines „fremden Herrn“ (E3), wird Mannequin und nimmt an einer Schönheitskonkurrenz teil (E1). Sie bekommt ein Kind. Die in Klammern gesetzte Notiz „Loin du Bal{l}“ (E3) spielt wahrscheinlich auf das virulente Klischee der alleinstehenden Mutter mit Kind an, welche bei Bällen Freier angelt, um Geld zu verdienen. Dieses Klischee ist beispielsweise in einer Zeichnung im Simplicissimus vom 2. Februar 1931 dargestellt. Der Strukturplan E4 auf H2 nennt als Figuren u.a. „Fredy“ und „Schminke“, beide Protagonisten der Posse Rund um den Kongreß (1929) sowie des darauf basierenden, 1930 entstandenen Dramenfragments Ein Fräulein wird verkauft (VA2). Weiters findet sich eine „Frau v. O.“ eingetragen, die spätere Frau von Krammel. Das in E4 im Rahmen der rechten Randnotiz neu eingeführte Bild „Beim Tonfilm“ berücksichtigt Horváth in den unmittelbar nachfolgenden Strukturplänen nicht, es kommt erst in der Endphase der Konzeption wieder zum Tragen (vgl. insbesondere E26 und TS7). Denkbar wäre auch, dass diese Randnotiz vom Autor erst in einem späteren Arbeitsschritt in H2 eingetragen wurde. Bereits in E4 lässt der Autor die weibliche Hauptfigur Anna einen Satz sprechen, der einen zentralen thematischen Aspekt des gesamten Werkprojekts benennt und noch in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald eine entscheidende strukturelle Position innehat (vgl. Bartsch 1976, S. 45), nämlich den ersten Teil des Stückes beendet: „Von Dir möcht ich ein Kind haben --“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 45). H3 = ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E5 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse“ und Notizen Druck in: GW IV, S. 21*, als Faksimile in: Kastberger 2001c, S. 119.
H4 = ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E6 = Strukturplan in 7 Bildern mit Konfigurationsplan und Notizen (oben) E7 = Strukturplan in 2 Teilen mit Dialogskizzen, Repliken und Notizen (unten) Druck in: GW IV, S. 19*f. (ohne Horváths Notizen am rechten Rand), als Faksimile ausschnittweise in: Kastberger 2001c, S. 118.
Die vier auf H3 und H4 eingetragenen Strukturpläne (E5–E7) bilden eine genetische Reihe. Materiell entsprechen sie nicht den vorhergehenden Blättern, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sie später entstanden sind. Hauptindiz für den Anschluss an E5 ist die auf E6 unternommene Ersetzung des Figurennamens „Irene“ durch „Agnes“, einen Namen, der sich bereits in Horváths frühem Prosa-Projekt Sechsunddreißig Stunden/Herr Reithofer wird selbstlos findet (vgl. WA 14). Vollkommen neu ist das Ballett-Motiv, dessen Einführung mit der revueartigen Anlage des Stückes zu tun hat. Dementsprechend notiert sich Horváth bereits in E5
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Konzeption 1
ganz konkrete Angaben darüber, wer Musik und Tänze zu dem geplanten Stück beisteuern und wer die Regie übernehmen sollte: „Musik von Kurt Weil. Tänze: Claire Eckstein. Regie: Erich Engel“ vermerkt er unmittelbar unter dem Titel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse“. Der Autor stellt damit einen deutlichen Bezug zum zeitgenössischen Theater Berlins her. So war Kurt Weill (1900–1950) als Komponist mit Bertolt Brecht (1898–1956) bei der Uraufführung von Die Dreigroschenoper (UA 31. August 1928) am Theater am Schiffbauerdamm erfolgreich gewesen. Erich Engel (1891–1966) hatte dabei die Regie geführt. Francesco von Mendelssohn (1901–1972) hat im Frühjahr 1931 Horváths Italienische Nacht am selben Theater inszeniert (UA 20. März 1931). Die Uraufführung von Italienische Nacht bietet auch eine Verbindung zu Claire (Cläre) Eckstein (1904–1994). Sie besuchte Anfang der zwanziger Jahre die Schule für „Rhythmische Gymnastik“ (vgl. K4/TS7/A16/BS 37 f [1], Bl. 21, TS7/A19/BS 37 f [2], Bl. 25, TS7/A43/BS 37 f [2], Bl. 25 und BS 37 f [2], Bl. 60, TS24/BS 37 h, Bl. 18 und 27, K5/TS3/A1/BS 38 a [3], Bl. 2, TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 8, TS3/A7/BS 38 a [5], Bl. 10, TS4/BS 38 b, Bl. 1, 2, TS8 und TS12/SB Arcadia 1931, S. 27f., 37, 60, 62, 64 und 100) von Lucy Heyer in München, wo Horváth zwischen 1919 und 1922 studierte, und wechselte dann zu Mary Wigman nach Berlin. Ab 1925 war sie als Tanzpädagogin und Choreografin tätig und bekannt vor allem für eine heitere Auffassung des Tanzes und komische Tanzeinlagen. Eine solche wird sie gemeinsam mit ihrem Partner Edvin Denby (als Geschwister Leimsieder) auch für die Uraufführung von Italienische Nacht beisteuern (vgl. KW 3, S. 155). Insgesamt, dies lassen die Inszenierungsnotizen in E5 vermuten, scheint Horváth zu diesem Zeitpunkt eine revueartige Konzeption und bühnentechnische Umsetzung für sein Stück vorgeschwebt zu haben. Er wollte damit offensichtlich unmittelbar an die multimedialen Theatererfolge der großen Berliner Bühnen anschließen, und nicht zuletzt an Brechts Dreigroschenoper. Die Erwähnung der genannten Größen des Berliner Theaterlebens in E5 gibt Anlass zu der Vermutung, dass das vorliegende Blatt und damit die Entwürfe ab E5 erst im Zuge der Proben oder nach der Uraufführung von Italienische Nacht, also am Anfang des Jahres oder im Frühjahr 1931, entstanden sind (vgl. Horváth 2009, S. 225). Da sie sich, was den Namen der Hauptfigur, aber auch die anderer Figuren betrifft, deutlich von den zuvor gereihten Entwürfen zu K1 unterscheiden, ist ein solcher Bruch in der Werkgenese durchaus vorstellbar. Die Ballett- und Ballettmeisterin-Bilder von K1, die möglicherweise einen unmittelbaren Reflex auf die Begegnung mit Cläre Eckstein darstellen, bilden die Keimzelle für die späteren Maxim-Szenen (vgl. K1/TS6, TS7 sowie K3/TS7, K4/TS24/BS 38 f [6], Bl. 24–32 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 91–102). Horváth greift darüber hinaus in E5–E7 auf Elemente früherer Werkprojekte zurück: Aus den „Frühen Schönheiten“ (VA1), und dabei insbesondere aus dem Exposé Elisabeth, die Schönheit von Thüringen, stammen die Motive der Fabrik und des Kindstodes sowie der Schauplatz des Animierlokals (vgl. VA1/TS1); den Mädchenhandels-Projekten, etwa dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (VA2), entnimmt der Autor das Motiv der Versklavung nach Südamerika (vgl. VA2/TS3). Das Eishockey-Motiv findet sich bereits in einem auf Ende 1929 datierenden Entwurf zu einem Stück mit dem Titel „Die Eishockeyleut“ (Notizbuch Nr. 6, ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 30v und ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 37v; vgl. dazu WA 14/K3/E24 und E35). Außerdem spielt der Eishockeyspieler Harry Priegler im Roman Herr Reithofer wird selbstlos bzw. Sechsunddreißig Stunden sowie in dem darauf basierenden Roman Der ewige Spießer eine nicht unwesentliche Rolle (vgl. E12 sowie WA 14). Die Berliner Bearbeiter haben unter der
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Chronologisches Verzeichnis
letzten Notiz von E5 die Anmerkung „Der Maurer vgl. Wochenendspiel“ eingetragen; ein Mau(e)rer oder eine Figur mit Namen Mau(e)rer ist jedoch im Werkprojekt Ein Wochenendspiel, der Vorstufe von Italienische Nacht, nicht nachweisbar (vgl. den Mauerer in Die Schönheit von Fulda, VA1/E1, und die Figur des Adam Mauerer in Der ewige Spießer, WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 4). Allerdings weisen die beiden vorliegenden Blätter H3 und H4 Ähnlichkeiten mit einem Teil des Materials auf, das auch für Ein Wochenendspiel bzw. für die beiden Vorarbeiten, Die Schönheit von Fulda bzw. Ein Fräulein wird verkauft, verwendet wurde (vgl. VA1/H1 und VA2/H2), was aber für die genaue Datierung wenig hilfreich ist, da sich Blätter dieser Qualität bis zu K5 von Geschichten aus dem Wiener Wald im genetischen Konvolut finden (vgl. zuletzt K5/H10). Die in E7 noch gestrichene „Eifersuchtsszene mit Vitriol“ wird in späteren Entwürfen dieser Konzeption (vgl. E8, E20, E22 und E26) von Horváth ausgearbeitet und gibt dem Satz des Bräutigams „Die Hauptsache ist die innere Schönheit – die äussere ist nur Teufels Blendwerk“ (E7; vgl. E8, E26/BS 37 l [3], Bl. 1 und TS5/BS 37 a [1], Bl. 15f., dort: „Zweckschönheit“) erst seine Funktion. Eine Randnotiz in E6 lautet „13 Bilder“ und lässt vermuten, dass Horváth bereits in E6 über eine Vergrößerung der Makrostruktur seines Werkprojekts nachdachte. Mit der neu konzipierten Gliederung des Stückes in zwei Teilen unternimmt er bereits in E7 eine solche bedeutende makrostrukturelle Änderung, indem er sich von der bisher durchgängig gesetzten Gliederung in sieben Bildern abwendet. H5 = ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (222 × 284 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte E8 = Strukturplan in 3 Teilen mit Notizen und Replik Druck als Faksimile in: Kastberger 2001c, S. 121.
H6 = ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (222 × 142 mm), halbiertes Blatt, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E9 = Notizen zum 1. Bild des I. Teiles mit Konfigurationsplan und Repliken
H7 = ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 3–5 3 Blatt kariertes Papier (222 × 142 mm), halbiertes Blatt, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS1 = fragm. Fassung des 1. Bildes „Sonntagsausflug“ (Korrekturschicht) Druck von Bl. 3 als Faksimile in: Kastberger 2001c, S. 12.
E8, E9 und TS1 bilden eine genetische Reihe. Dies lässt sich schon materiell argumentieren, da sie alle auf demselben, wahrscheinlich einem kleinen Heft entnommenen karierten Papier verfertigt sind. E8 ist wahrscheinlich unmittelbar nach E7 entstanden, da Horváth sowohl die Gliederung in Teilen anstatt in Bildern wie auch die Figurennamen Agnes und Frau Krammel und etliche Motive (Vitriol, Südamerika, Selbstmordversuch und finale Hochzeit) übernimmt. E9 folgt in der Genese E8, da es sich bei der Inhaltsangabe des I. Teiles in E9 um eine Reinschrift der Notizen zum I. Teil von E8 handelt. Der Bräutigam heißt in E8 Friedrich, in TS1/BS 37 l [1], Bl. 3 wird dieser Name an einer Stelle nachträglich zu Oskar korrigiert. E8, E9 und TS1 zeigen in nahezu idealtypischer Abfolge die Schritte der Ausarbeitung. Mit dem Strukturplan E8 verschafft sich Horváth Klarheit über die Makrostruktur des Stückes mit Aufstieg und Fall der Protagonistin. E9 enthält Titel und Inhalts-
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Konzeption 1
angabe des I. Teiles und Skizzen zum 1. Bild desselben, die in TS1 teilweise ausgearbeitet werden. TS1 ist vor allem der Konfliktszene zwischen Friedrich/Oskar und Agnes gewidmet, die als erste vollständig ausformulierte Szene gelten kann. Die Ungereimtheiten zwischen den beiden Protagonisten werden später wesentlich weniger diskursiv (vgl. Kastberger 2001c, S. 120) vor dem Hintergrund der „Stillen Strasse“ exponiert. Das Requisit Hängematte, das Motiv des Essens und des Badens von E9 verweisen auf das spätere Bild „An der schönen blauen Donau“. Im Unterschied zu den späteren Konzeptionen des Stückes hat Agnes in der Figur der Carola eine Freundin, die sie mit einer Gruppe Gleichaltriger verbindet. H8 = ÖLA 3/W 9 – BS 37 l [1], Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (222 × 142 mm), halbiertes Blatt, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E10 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen, Konfigurationsplänen und Repliken
Obwohl Horváth in E10 erneut auf die Struktur in sieben Bildern (vgl. E1–E6) zurückgreift, dürfte dieser Strukturplan in zeitlicher Nähe zu E8, E9 und TS1 entstanden sein. Horváth verwendet hierfür nicht nur das gleiche Papier, sondern führt auch einige Elemente weiter aus. In einer Notiz zum ersten Bild spricht Agnes davon, dass sie ihren Vater abholen muss. Dasselbe verlangt ihr Vater in TS1/BS 37 a [1], Bl. 5. Außerdem sieht Horváth an der zweiten Position das Bild „Bei den Motorradlern“ vor, womit er diese Figurengruppe (vgl. TS1/BS 37 l [1], Bl. 5) makrostrukturell verankert. Für das vierte Bild kombiniert Horváth das Haustochter-Bild des Exposés Elisabeth, die Schönheit von Thüringen (1930) mit den Motiven des Diebstahls und der Erpressung des Bestohlenen zu Liebesdiensten aus dem Hörspiel Stunde der Liebe (1930). Die Heirat am Ende findet schließlich im „selben Lokal, wie die Schönheitskonkurrenz“ (E10) statt. H9 = ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), Wasserzeichen „1528 – Feldmühle – 1528 / Special – Bank – Post“, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E11 = Strukturplan in 3 Akten und 13 Bildern mit Notizen und Repliken (rechts) E13 = Strukturplan in 7 Bildern mit Replik (links) Druck als Faksimile in: Kastberger 2001c, S. 124.
H10 = ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, gefaltet, schwarzblaue Tinte E12 = Strukturplan in 3 Teilen und 13 Bildern mit Werktitel „Schönheit“ mit Dialogskizzen und Notizen Druck in: GW IV, S. 20*.
E12 ist eine Reinschrift von E11, also wahrscheinlich entstanden, bevor Horváth den Strukturplan E13 auf H9 niederschrieb. In E11 hat Horváth einige Notizen von E10 zu eigenständigen Bildern weiterentwickelt und weitere Bilder eingeschoben: Der neue Strukturplan weist nun dreizehn Bilder auf (vgl. E6), die in drei Akten gruppiert sind. Die Bilder „Der Vater des Kindes“ und „Der Generalvertreter in Konfektion“ im zweiten Akt sind neu. Die ersten beiden Bilder des dritten Aktes „Treppenhaus“ und „Bei Frau v. Krammel“ finden sich in ähnlicher Weise auch in Entwürfen zum Dra-
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menfragment Ein Fräulein wird verkauft (VA2). Das Bild „Cafè“ hat seinen Vorläufer in der Posse Rund um den Kongreß und den Mädchenhandels-Projekten. Im Café Klups beschließt Ferdinand in Rund um den Kongreß, die Mädchenhandelsgeschäfte seines Bruders Alfred finanziell zu unterstützen, nicht wissend, dass dieser seine ehemalige Braut nach Südamerika verkaufen will (vgl. KW 1, S. 225–237). In der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald (K5/TS12) wird Marianne aufgrund ihres Interesses an rhythmischer Gymnastik von ihrem Lebensgefährten Alfred auf Vorschlag des Ferdinand Hierlinger an eine „Baronin mit internationalen Verbindungen“ vermittelt, die „so Ballette […] für elegante Etablissements [zusammenstellt]“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 60). In dieser Phase der Konzeption versucht Horváth verstärkt, neue Figuren zu etablieren, in E11 konkret die Figur des Generalvertreters, in E12 eine Figur namens Harry, die an die Figur des Eishockeyspielers Harry Priegler in Der ewige Spießer erinnert (vgl. WA 14). Elemente des zweiten Bildes, der Balkon und das Grammophon, spielen auch in späteren Werkphasen eine wichtige dramaturgische Rolle. In E13 kommt Horváth wieder auf die ursprüngliche Struktur in sieben Bildern zurück. Diese entsteht, indem Horváth sechs der dreizehn Bilder von E12 streicht. Abfolge und Wortlaut der Titel der verbleibenden Bilder sind gleich, bevor er die Szene „Das Kind“ von der siebenten auf die fünfte Position verschiebt. H11 = ÖLA 3/W 12 – BS 37 l [4], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, gefaltet, schwarzblaue Tinte E14 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse. Volksstück in sieben Bildern“ mit Konfigurationsplänen, Notizen und einer Dialogskizze
H12 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 7 1 Blatt kariertes Papier (98 × 154 mm), halbiertes Blatt, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E15 = Figurenliste zum 1. Bild „Wald“ mit Konfigurationsplänen und Repliken
Die ersten drei Bilder von E13, „Wald“, „Haustochter“ und „Bei der Ballettmeisterin“, lässt Horváth in E14 unverändert, während er mit „Nacktplastik“ und „Klinik“ zwei neue Bilder einführt. Im Nacktplastik-Bild gesteht laut E14 Agnes Fredy/Alfred (Horváth variiert den Namen) ihre Liebe. Dieser reagiert skeptisch, indem er, wie später in ähnlicher Weise Alfred in Geschichten aus dem Wiener Wald, Agnes darauf hinweist, dass das „schlimm enden“ werde (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 42). Gemäß diesem Strukturplan hätte das Stück mit der Schönheitskonkurrenz zu schließen. Zum Personal des ersten Bildes mit dem Titel „Wald“ kommt in E14 die Figur des Eishockeyspielers hinzu, die sich in E15 ebenso wiederfindet wie die Figur des Alfred. Außerdem bahnt sich in E15 die Eifersuchtsszene zwischen Alfred und Frau von Krammel an. Die Figur des Reithofer (vgl. VA2 und WA 14) wird hier erstmals innerhalb des Werkprojekts Die Schönheit aus der Schellingstrasse genannt. H13 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (283 × 225 mm), gefaltet, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E16 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „D. S. a. d. S. / V. i 7 B.“ mit Konfigurationsplänen und Dialogskizzen (links) E17 = Dialogskizze zum 1. Bild „Geburtstag des Vaters“ (rechts und oben)
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Konzeption 1
H14 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (225 × 142 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E18 = Strukturplan in 7 Bildern mit Dialogskizze und Notiz
H15 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 5 1 Blatt kariertes Papier (225 × 142 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E19 = Dialogskizzen und Notizen zum 1. Bild „Geburtstagsfeier“
Das karierte Papier, das Horváth für die Entwürfe E16–E23 verwendet, trägt das Wasserzeichen „M.-K.-Papier“ (vgl. den Kommentar zu VA1/TS1). E16–E19 verbindet der Versuch Horváths, ein neues erstes Bild zu etablieren, das die Geburtstagsfeier der Vaterfigur zum Gegenstand hat. Die Reihung ist unsicher. Die Dialogskizze zu diesem Bild (E19) könnte auch vor dem Strukturplan E18 entstanden sein. E16 unterscheidet sich von E14, was die Reihung und Betitelung der Bilder anbelangt, relativ stark. Das Haustochter-Bild steht nunmehr an erster Position. In diesem Bild wird der Familienausflug in den „Wald“ beschlossen. Das Personal entspricht demjenigen von E15, mit dem Unterschied, dass nun auch „Schminke, der Zimmerherr“ dabei ist. Das vierte Bild heißt nicht wie in E13 und ursprünglich in E14 „Schönheitskonkurrenz“, sondern „Schönheitskönigin“, das fünfte Bild „Turf“. Hierbei handelt es sich um einen Schauplatz, der sowohl im frühen Strukturplan E5 („Auf der Rennbahn“) vorkommt, als auch in E11 und E12 in Zusammenhang mit dem Bild „Der Vater des Kindes“ erwähnt wird. Dieses Bild wird in E18 durch den „Dachgarten“ ersetzt, der die Kulisse der Schönheitskonkurrenz bildet. In E19 entwirft Horváth einzelne Szenen und Elemente des Bildes „Geburtstagsfeier“, die in die spätere Verlobungsszene einfließen: die Rede des Vaters, die hier schon teilweise den Wortlaut der Endfassung vorwegnimmt, das Grammophon, das „Rassenproblem“, das Anstoßen und das „Pfänderspiel“ (E19). Fredy wird außerdem als „Zimmerherr“ (E19) der Frau Krammel vorgestellt. H16 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (283 × 225 mm), gefaltet, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E20 = Strukturplan in 7 Bildern mit Repliken, Konfigurationsplänen und Notizen
H17 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 4 1 Blatt kariertes Papier (283 × 225 mm), gefaltet, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E21 = fragm. Strukturplan mit Dialogskizze zum 6. Bild (oben) E22 = Dialogskizze zum 6. Bild (unten)
H18 = ÖLA 3/W 10 – BS 37 l [2], Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (225 × 141 mm), halbierter Bogen, Wasserzeichen „M.-K.-Papier“, schwarzblaue Tinte E23 = Notizen zur Figur Oskar mit fragm. Figurenverzeichnis Druck als Faksimile und Transkription in: Horváth 2009, S. 116f.
E20 bis E23 sind trotz formaler und insbesondere materieller Übereinstimmungen (Papiersorte „M.-K.-Papier“; vgl. den Kommentar zu VA1/TS1) inhaltlich schwer auf-
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einander zu beziehen. Es besteht aber insofern ein inhaltliches Naheverhältnis, als Horváth bei der Erstellung des Strukturplans E20 sowohl die Entwicklung der Figur Oskars, die in E23 eingehender skizziert wird, als auch die Handlung des sechsten Bildes „Klinik“ beschäftigen, die in E21 und E22 fragmentarisch weiter ausgearbeitet wird. Mit Ausnahme des siebenten Bildes stimmt die Bilderfolge von E20 mit derjenigen der späten Strukturpläne E25 und E26 überein. Von den drei dem vierten Bild zugeordneten Elementen der Nacktplastik gelangt nur „Die Jagd nach dem Glück“ in die Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 95). Beim fünften Bild schwankt Horváth zwischen den Schauplätzen „Dachgarten“ und „Turf“ bzw. „Hotel“. In diesem Bild soll ein Vitriol-Attentat von Frau Krammel an Agnes verübt werden, das bereits in E7 und E8 erwähnt wird. Dieses Attentat bringt Agnes in die Klinik und Frau Krammel ins Zuchthaus. Die Notiz zum KlinikBild in E20 und die Ausführungen von E21 und E22 lassen vermuten, dass Agnes durch das Vitriol (Schwefelsäure) entstellt wird, da sie ihr Spiegelbild nicht mehr ertragen kann (vgl. auch E26). Die Skizzen zur Entwicklung der Figur Oskars in E23 sind in dieser gebündelten Form im Nachlass ein Unikum, zeugen aber von einem typischen Arbeitsschritt, den Horváth am Ende der Konzeptionsarbeit durchführt, wenn er die Bühnenpräsenz der einzelnen Figuren überprüft. Die Vaterfigur wird hier wie in der Figurenliste von E24 als „Papa“ bezeichnet, außerdem deuten die Notizen auf eine Hochzeit am Ende hin, die in E10 zuletzt erwähnt wurde. H19 = ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 1, 2 2 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E24 = Figurenliste mit Werktitel „Die Schönheit aus der Schellingstrasse. Volksstück in sieben Bildern“ (Bl. 1, oben) E25 = Strukturplan in 7 Bildern (Bl. 1, mittig) E26 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplänen (Bl. 2 und Bl. 1, unten) Druck von E24–E26 in: GW IV, S. 21*–23*.
Die Figurenliste E24 und der Strukturplan E25 dürften knapp vor E26 entstanden sein. E24 und E25 bilden jedenfalls die strukturelle Grundlage für die nachfolgenden Ausformulierungsversuche in E26. Im ersten Bild von E26 „Bei Papa“, das die „Verlobungsfeier“ enthält, ist erstmals vom „Gespräch über Seelenwanderung“ die Rede (vgl. auch TS2 und TS3/BS 37 a [1], Bl. 6), auch der Begriff „Jiu-Jitsu“ fällt hier zum ersten Mal (vgl. auch TS2, TS3/BS 37 a [1], Bl. 7f. und 11 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 33). Zur Figur Oskar notiert Horváth in Klammern „Lorre“, womit er offensichtlich zu diesem frühen Zeitpunkt in der Werkgenese mit Peter Lorre schon an einen konkreten Schauspieler denkt, der den Oskar spielen soll und auch spielen wird (vgl. das Personenverzeichnis in K5/TS12/SB Arcadia 1931, o. Pag., S. 1; vgl. auch K4/E23, TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E13 und E18). Oskar soll hier auch vom „Besuch [einer] Folterkammer“ erzählen und von der „chinesische[n] Hinrichtung“ des „Tausendsteln“. Oskars sadistische Seite soll hier also noch durch andere Elemente anschaulich gemacht werden als ‚bloß‘ durch die Brutalität des „Jiu-Jitsu“-Griffes, mit dem er Agnes überwältigt (vgl. TS3/BS 37 a [1], Bl. 8). Im zweiten Bild „Wald“ wundert sich Alfred, wie „ein solcher Vater ein Mädel mit so schönen Beinen haben [kann]“. Hier kommt es auch zu einer „[e]rste[n] Annäherung zwischen Agnes und Alfred“, wobei die
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Konzeption 1
„Frau Kramel“ mit „Eifersucht“ reagiert. Das Wald-Bild nimmt damit das spätere Donau-Bild vorweg. Das dritte Bild spielt „In der Ballettschule“. Hier soll es zu einem „erste[n] Zusammenstoss“ zwischen Alfred und der „Frau Krammel“ kommen. Alfred möchte ein „Puff“ gründen und der aus dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (VA2) bekannte Schminke meint: „Ich brauche Informationen. Ich möchte Sie [sic!] bekämpfen. Durch einen Film oder eine Artikelserie.“ Hier zeigt sich, wie der Zusammenhang zwischen Prostitution und ihrer journalistischen Aufdeckung durch Schminke, wie sie schon das Dramenfragment kennzeichnete, auch in Die Schönheit aus der Schellingstrasse weiterhin eine Rolle spielt. Agnes soll in einer „[g]rosse[n] Aussprache“ mit dem Vater und Oskar auf die „Selbstständigkeit des Weibes“ pochen und sich deshalb von Oskar trennen. Im vierten Bild „Nacktplastik“ tritt sie vor dem Vater und Oskar auf, der die Trennung nicht „überwinden“ kann, und wird in diesem oder im fünften Bild („Dachgarten“) für einen Film engagiert, den Schminke gemeinsam mit einem „Geldmann“ machen will (vgl. E20). Das sechste Bild spielt in der Klinik, wo Agnes vermutlich nach dem erfolgreichen Vitriol-Attentat der Krammel, das aber in E26 nicht erwähnt wird, mit einem „zerfressen[en]“ „Gesicht“ liegt. Oskar will sie aber dennoch heiraten, denn: „Die innere Schönheit kommt vor der äusseren.“ Im letzten Bild kleiden sich Agnes und Oskar zur Hochzeit und marschieren unter dem Beisein von Vater, Alfred, Schminke und dem Pfarrer in die Kirche. Schminke beteuert: „Aus dem Film ist nichts geworden. Jetzt bin ich wieder 100 % K.P.D!“ Laut E25 endet das Stück dort, wo es begonnen hat, nämlich „Bei Papa“, womit sich der dramatische Bogen schließt, wie er dies in ähnlicher Weise auch in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 125) tun wird. H20 = ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS2 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht)
TS2 setzt mit der Verlobungsrede des Vaters ein, die damit die Geburtstagsrede für den Vater (vgl. E17–E19) ablöst. Die Idee, dass Agnes‘ bereits verstorbene Mutter von hinter den Sternen herabschaut und damit gewissermaßen an dem irdischen Glücksmoment teilhaben kann, findet sich schon in der Geburtstagsrede (vgl. E17 und E19) und bleibt in der Verlobungsrede bis zur Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald erhalten (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 30). Von der Belesenheit der Mutter wechselt das Gespräch zur Bildung der Tochter, die allgemein als hoch eingeschätzt wird, was Oskar mit den Worten quittiert: „Ich kann auch nur eine gebildete brauchen.“ Anschließend wird neuerlich die „Seelenwanderung“ (vgl. E26/BS 37 l [3], Bl. 2) thematisiert und Alfred als „Rennpferd“ bezeichnet, womit sein „Genie am Pferderennen“ begründet wird. Agnes wird von Oskar als „Lamm Gottes“ apostrophiert (vgl. WA 14/K2/TS5/BS 5 a [5], Bl. 9), worauf sie repliziert: „Ich bin kein Lamm! Ich bin kein Schaf! Wenn ich ein Lamm bin, bist Du eine Hyäne!“ Die fragmentarische Fassung des ersten Bildes endet mit ein paar nur angedeuteten Szenen. Das Grammophon (vgl. E19) soll bereits hier „Wie eiskalt ist dies Händchen“ spielen, also die Arie des Rodolfo Che gelida manina aus dem ersten Bild von Giacomo Puccinis Oper La Bohème (1895). Das Pfänderspiel wird angedeutet durch die Worte der Krammel: „Was soll das Pfand in meiner Hand?“ (vgl. E19) Oskar zeigt „Griffe“, was sich auf Jiu-Jitsu bezieht (vgl. E26/BS 37 l [3], Bl. 2). Außerdem notiert
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Horváth den weiteren Verlauf des Bildes durch Konfigurationspläne und den Hinweis „2 Dialoge“. Demnach sollen sich folgende Konfigurationen ablösen: Alfred und Agnes, Papa und Tante, Krammel und Alfred sowie Schminke und Oskar. Auch ein Teil der Gesprächsthemen (Alfred bzw. Gott) ist angedeutet. Zuletzt zeigt Alfred „Kartenkunststücke“ (vgl. E19). Damit bricht die Ausarbeitung ab. T1 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 5–13 (vgl. K3/T2) Insgesamt 9 Blatt, davon 8 Blatt unliniertes Papier (282 × 218 mm) und 1 Blatt unliniertes Papier (281 × 218 mm), geschnitten und geklebt (Klebung vermutlich von fremder Hand: Klebestreifen), Durchschlag (Blaupapier), Wasserzeichen „MARKANA SCHREIBMASCHINEN 1898“, Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1 auf Bl. 5, masch. Paginierung 2–9 auf Bl. 6–13 TS3 = fragm. Fassung des 1. und 2. Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 148–155.
Das vorliegende Typoskript T1 weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie die folgenden T2–T5. Die in allen diesen Typoskripten häufig anzutreffenden überzähligen Leerzeichen zwischen abschließendem Satzzeichen (Punkt) und Beginn des nächsten Satzes wurden in der Transkription stillschweigend getilgt. Auf der von Horváth für T1–T5 verwendeten Schreibmaschine fehlten wohl die Tasten für öffnende und schließende Klammern oder waren defekt. Deshalb hat er bei der Realisierung der Regie- und Szenenanweisungen an Stelle dieser immer einen Schrägstrich gesetzt. Dieser wird in der Transkription stillschweigend durch öffnende bzw. schließende Klammern ersetzt. Alle anderen editorischen Eingriffe wurden im kritischen Apparat verzeichnet. Der Zusammenhalt der fragmentarischen Fassung TS3 lässt sich durch die Paginierung der Blätter absichern. Das Bild der Verlobungsfeier enthält wie schon TS2 etliche Elemente von E19 zum Bild „Geburtstagsfeier“, dem früheren ersten Bild: die Rede des Vaters (Bl. 5), das Prosten (ebd.), das Grammophon (Bl. 7), das Pfänderspiel (Bl. 7), die politische Diskussion (Bl. 8–10) usw. TS2 bildet dabei in vielem die unmittelbare Vorlage für TS3. Den einzigen größeren Einschub von TS3 bildet der Dialog über das Aufhören der Literatur auf Bl. 5. Die an den ausgearbeiteten Text anschließenden Notizen von TS2 werden in TS3 größtenteils ausgeführt. Die Paginierung verrät, dass das vorliegende erste Bild, dem man den Titel „Verlobungsfeier“ geben könnte, ursprünglich tatsächlich an der ersten Position gestanden ist und dass das Bild vor dem Haus des Zauberkönigs, das in derselben Berliner Nachlassmappe (BS 37 a [1], Bl. 1–4) liegt, erst später und zwar in der Frühen Zauberkönig-Konzeption entstanden ist (vgl. K2/TS2). Die hs. Eintragungen in Bl. 5–7 stammen aus einer wesentlich späteren Phase. Horváth versuchte im weiteren Verlauf der Werkgenese, das Textmaterial in die fragmentarische Fassung des zweiten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS3) zu integrieren, die dann wiederum als Vorlage für das Bild „Am nächsten Sonntag im Wiener Wald“ der Zauberkönig-Konzeption (K4/TS7/A1–A48) diente. Die Fülle an hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte rühren größtenteils von diesem Adaptionsversuch der Zauberkönig-Konzeption her. Dies zeigt sich insbesondere an der Verwendung des Namens „Mathilde“ (BS 37 a [1], Bl. 5) für die Trafikantin in der Korrekturschicht, der in dieser Funktion erst in K3 nachweisbar ist, oder der Name „Zauberkönig“ auf BS 37 a [1], Bl. 6 und 7, der erst ab K2 belegt ist.
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Konzeption 1
Die Szenenanweisung zu Beginn des zweiten Bildes auf BS 37 a [1], Bl. 11 ähnelt den Notizen von E15. Der Dialog zwischen Oskar und Agnes hat in TS1 seinen Vorläufer, auch wenn der Konflikt nun auf andere Art und Weise und über andere Themen ausgetragen wird. Es folgt die Eifersuchtsszene zwischen Alfred und Frau Kramel, eine Szene, die in E15 erstmals erwähnt wird. Von Frau Kramel heißt es, dass Alfred bei ihr wohne (vgl. E19). In TS3 wird die Figur wie schon zuvor in E26/BS 37 l [3], Bl. 2 mit nur einem „m“ geschrieben und mit ihrem Vornamen Luise genannt, welcher auf die Luise Gift, die spätere Frau von Krammel, von VA2 zurückgeht (vgl. VA2/E1 und TS1/A22). Während des Pfänderspiels spricht Oskar von seinen Fertigkeiten in der „japanischen Selbstverteidigung“ (TS3/BS 37 a [1], Bl. 7; vgl. E26/BS 37 l [3], Bl. 2), was sich in ähnlicher Weise noch in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald finden wird (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 33). Die Verlobungsszene gehört damit zum frühesten überlieferten genetischen Material im engeren Sinne zu dem Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald und bildet gewissermaßen dessen Keimzelle. Der Auftritt Schminkes, von dem es in TS3/BS 37 a [1], Bl. 8 heißt, dass er der „Zimmerherr“ des Vaters ist und ihm „immer schlecht“ ist, zeigt die (nicht nur namentliche) Nähe der Figur Schminkes zum Journalisten Schmitz in Der ewige Spießer, der unter derselben Malaise leidet (vgl. WA 14/K4/TS3/A1/ÖLA 3/W 145 – BS 7, Bl. 76). Dass Agnes‘ Vater Besitzer eines Geschäfts von „Scherzartikel[n]“ (TS3/BS 37 a [1], Bl. 9) ist, weist bereits auf die Figur des Zauberkönigs voraus. Das zweite Bild spielt „[i]n einer Waldlichtung in der Nähe eines Wassers“ und zeigt Oskar und Agnes, die miteinander darüber streiten, ob Agnes „weibisch“ (TS3/BS 37 a [1], Bl. 11) ist oder nicht. Agnes gibt ihrem Zweifel darüber Ausdruck, dass sie Oskar überhaupt liebt. In der nächsten Szene tauchen Alfred und Frau Kramel auf, die in ähnlicher Weise eifersüchtig auf ihn ist wie Valerie auf Alfred in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald. T2 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 18, 19 2 Blatt unliniertes Papier (282 × 218 mm), Durchschlag (Blaupapier), Wasserzeichen „MARKANA SCHREIBMASCHINEN 1898“, Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS4 = fragm. Fassung der „Agnes-Schminke-Szene“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 155f.
T2 weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie T1 und T3–T5 (vgl. den Kommentar zu TS3). Nur eine einzige frühere Notiz in E26/BS 37 l [3], Bl. 2 nimmt einen Teil dieses Dialogs zwischen Agnes und Schminke vorweg, und zwar die Replik über das Badeverbot, die wahrscheinlich Schminke zugedacht ist. Demgemäß wäre die „Agnes-Schminke-Szene“ Teil des zweiten Bildes. Weil diese Szene ansonsten nicht erwähnt wird und die Paginierung von TS3 nicht fortgesetzt wird, ist jedoch schwer zu sagen, ob sie der Szene zwischen Alfred und Agnes (TS5) vorausgeht oder ihr nachfolgt. Die Rolle Schminkes als rationalisierendes Korrektiv der romantischen Liebesauffassung Agnes‘ wird in späteren Bearbeitungsphasen in die Figur Alfreds verlagert, der in der Endfassung von Geschichten auf dem Wiener Wald auf Mariannes Bemerkung: „Papa sagt immer, die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus“ repliziert: „Ich bin kein Politiker, aber glauben Sie mir: auch die finanzielle Abhängigkeit des Mannes von der Frau führt zu nichts Gutem. Das sind halt so Naturgesetze.“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 28) Auch
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gegenüber Valerie zeigt er sich als Ökonom der Liebe: „Du darfst es doch nicht übersehen, dass ein jeder Mensch Licht- und Schattenseiten hat, das ist normal. Und ich kann Dir nur flüstern: eine rein menschliche Beziehung wird erst dann echt, wenn man was voneinander hat. Alles andere ist larifari. Und in diesem Sinne bin ich auch dafür, dass wir jetzt unsere freundschaftlich-geschäftlichen Beziehungen nicht deshalb abbrechen, weil die anderen für uns etwa ungesund sind --“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 10f.). Ähnliches meint wohl Schminkes Replik: „Bei mir geht die Oekonomie vor der Erotik“ (TS4/BS 37 a [1], Bl. 18), was offensichtlich auch für den Hierlinger Ferdinand gilt, der sich und Alfred diese Tatsache zunutze machen will, wenn er in K5 gegenüber diesem erklärt: „Eine Geliebte mit Beruf unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Liebesverbindung, sogar die Ehe!“ (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 59) H21 = ÖLA 3/W 11 – BS 37 l [3], Bl. 4 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E27 = Dialogskizze zum 2. Bild „Wald. Weiher“ mit Konfigurationsplan und Notizen
T3 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 14–17 Insgesamt 4 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (282 × 218 mm) und 1 Blatt unliniertes Papier (244 × 218 mm), geschnitten, Durchschlag (Blaupapier), Wasserzeichen „MARKANA SCHREIBMASCHINEN 1898“, Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte von fremder Hand TS5 = fragm. Fassung der „Szene zwischen Alfred und Agnes“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 156–159.
Das vorliegende Typoskript weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie T1, T2, T4 und T5 (vgl. den Kommentar zu TS3). In der „Szene zwischen Alfred und Agnes“ (TS5) führt Horváth dramaturgisch das aus, was er in E8, E9 und E27 vage beschreibt, nämlich die Bewusstmachung bzw. Suggestion der Schönheit, die als „Zweckschönheit“ (TS5/BS 37 a [1], Bl. 15) bei Horváth immer schon mit Käuflichkeit und Prostitution zu tun hat (vgl. E14, wo davon die Rede ist, dass die Frau „über die Schönheit praktisch verfügen“ müsse; vgl. außerdem den zweiten Teil des Romans Der ewige Spießer mit dem Titel „Fräulein Pollinger wird praktisch“ in WA 14). Laut E26 ist die Szene Teil des zweiten Bildes. Alfred versucht hier in ähnlicher Weise wie Schminke in TS4 ideologisch auf Agnes einzuwirken, etwa durch Sätze wie: „In der heutigen Zeit muss man sich einen ungefähren Plan zurecht legen, man muss wissen, was man will, man darf sich nicht treiben lassen“ (TS5/BS 37 a [1], Bl. 15) oder: „Versprechen Sie mir doch nur eins, dass Sie Ihre natürlichen Gaben der Zeit angemessen ausnutzen.“ (TS5/BS 37 a [1], Bl. 16) Neuerlich fällt hier der Satz Alfreds: „Wie kann überhaupt nur ein solcher Vater ein Kind mit so schönen Beinen haben“ (Bl. 14; vgl. E26/BS 37 l [3], Bl. 2), der nahelegt, dass TS5 nach E26 zu reihen ist. Die letzte Replik Alfreds – Alfred spricht von der „innere[n] Kraft“ der Pompadour und der Dubarry – erinnert an die Replik in E4, in welcher sich Schminke über die „innere[n] Werte“ der „grossen Kokotten“ äußert (vgl. auch E7). Die sechs Leerzeilen zur folgenden Szene zeigen an, dass Horváth hier möglicherweise noch Platz für Text vorgesehen hat. Gemäß der Notiz in E27 wäre es denkbar, dass nun die „Eifersuchtsszene“ zwischen Alfred und der Krammel folgen sollte. Die Dialogskizze E27 ist wahrscheinlich die Vorlage für TS5, da die einzige Einfügung Horváths in den Dialog von E27 („in Badeanzug“) sich in der Grundschicht von TS5 wiederfindet. Zwischen der letzten
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Konzeption 1
Replik Alfreds und dem Auftreten des Vaters lässt Horváth in TS5 acht Zeilen frei, als ob auch hier noch Text eingefügt werden sollte. Gesichert scheint, dass das zweite Bild mit dem Auftritt des Vaters enden sollte. T4 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 20–23 4 Blatt unliniertes Papier (289 × 225 mm), dünn, Durchschlag (Blaupapier), Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS6 = fragm. Fassung des 3. Bildes (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 159–161.
Das vorliegende Typoskript weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie T1–T3 und T5 (vgl. den Kommentar zu TS3). Das Bild in der Ballettschule wird hs. kaum vorbereitet (vgl. E5, E6, E10–E14, E16, E18, E20 und E24–E26). Schminkes Vorhaben eines Aufklärungsfilms ist in den Strukturplänen E20 und E26/BS 37 l [3], Bl. 2 bereits angelegt. Auf das Bild bei der Ballettmeisterin, das mit TS6 erstmals ausgearbeitet vorliegt, wird Horváth in der Konzeption in drei Teilen (K5) wieder zurückgreifen. Es stellt dort das vierte Bild des zweiten Aktes „Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen“ dar. Fraglich ist, ob BS 37 a [1], Bl. 23 mit der „Szene zwischen Alfred – Agnes“ überhaupt zum dritten Bild von TS6 gehört. Frau Kramel soll Alfred und Agnes überraschen, als diese sich Alfred gegenüber erkenntlich zeigen will, was sowohl im zweiten als auch im vierten Bild passieren könnte. Neu ist in TS6 die blinde Schwester der Ballettmeisterin, die hier erstmals vorkommt und sich in Form der Figur Helene noch in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald findet (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 62–64). Schminkes Erwähnung von Südamerika, für das die Ballettmeisterin ebenfalls Ballette zusammenstellt, geht auf frühere Entwürfe zurück (vgl. E7 und E8) bzw. auf VA2. T5 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 24–29 6 Blatt unliniertes Papier (289 × 225 mm), dünn, Durchschlag (Blaupapier), Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS7 = fragm. Fassung des 4. Bildes (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 161–165.
T5 weist dieselben materiellen Eigenschaften auf wie T1–T4 (vgl. den Kommentar zu TS3). Das vierte Bild ist in einem „Tanzlokal“ angesiedelt (vgl. die Bilder „Animierlokal“ in E5, E6, E10–E14 und „Nacktplastik“ bzw. „Plastik“ in E14, E16, E18, E20, E21, E25, E26/BS 37 l [3], Bl. 2 und E29) und zeigt zunächst Oskar und den Vater, die darüber reden, dass Agnes nicht in dieses Milieu passe und sie sie da herausholen wollen. Agnes tritt hinzu, dann Schminke und ein Finanzmann, die über die Filmpläne Schminkes sprechen (vgl. E4, E20, E26/BS 37 l [3], Bl. 2 und TS6/BS 37 a [1], Bl. 22). Der Anfang des vierten Bildes ist durchgehend ausgearbeitet (BS 37 a [1], Bl. 24 und 25). Die dramaturgische Reihenfolge der weiteren punktuell ausgearbeiteten Szenen zum vierten Bild ist ebenso wenig zu ermitteln wie die genetische, vor allem auch deshalb, weil die Notizen zu diesem Bild in E26/BS 37 l [3], Bl. 2 selbst höchst verworren sind. BS 37 a [1], Bl. 26 zerfällt in drei durch mehrere Leerzeilen grafisch voneinander abgegrenzte Textblöcke, von denen lediglich der letzte eine längere Dialogpassage darstellt; es ist dies das erwähnte Gespräch über den Film. BS 37 a [1], Bl. 28 bietet masch. Notizen zu einzelnen Szenen, unter anderem zu einer weiteren
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Chronologisches Verzeichnis
Szene zwischen Alfred und Agnes, zu der „Frau Kramel“ hinzukommt. In diesem Entwurf hat der Vater nichts gegen die „neue Tätigkeit“ seiner Tochter einzuwenden. Eine Szene soll ihn „zusammen mit einer Kollegin von Agnes“ zeigen. BS 37 a [1], Bl. 29 enthält eine Skizze zur Nacktplastik-Szene. Diese bricht beim zweiten Element, der Sequenz „Jagd nach dem Glück“ (vgl. E20), ab. H22 = ÖLA 3/W 13 – BS 37 l [5], Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte, Rostflecken, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E28 = Dialogskizzen zum 3. bzw. 4. Bild (links) E29 = Strukturplan in 7 Bildern mit Konfigurationsplänen, Notizen und Dialogskizzen (rechts)
Die beiden Dialogskizzen von E28 beziehen sich auf TS6, weshalb das Manuskriptblatt nach den Typoskripten anzusetzen ist. Die erste Dialogpassage zwischen Alfred und Agnes bildet den neuen Anfang des zunächst 3., dann 4. Bildes (vgl. E29). In der zweiten sagt Alfred ähnlich wie in TS6/BS 37 a [1], Bl. 21 „Ich lebe nicht lang“. In TS6/BS 37 a [1], Bl. 21 folgt dem aufgrund des Auftritts Schminkes keine Replik, während die Ballettmeisterin in E28 sagt: „Du weisst, dass ich es nicht vertragen kann, wenn Du vom Tode redest!“ (vgl. E17 und E19) In E29 fügt Horváth ein neues drittes Bild „Bei Alfred“ ein, was auch bedeutet, dass der Strukturplan nach TS7 entstanden sein muss. Agnes soll in diesem Bild vermisst sein. Alfred behauptet, nichts damit zu tun zu haben. Als der Vater sie offensichtlich in einem Animierlokal (vgl. den Kommentar zu TS7 sowie E5, E6, E10–E14 und die „Nacktplastik“-Bilder in E16, E18, E20, E25 und E26/BS 37 l [3], Bl. 2; vgl. weiters die „Animierkneipe“ in VA1/E2 und TS1/BS 12 e, Bl. 2) wiederfindet, aus dem er sie herausholen will, wirft sie ihm vor: „Du hinderst mich an der Ausübung meiner Kunst!“ Da die anderen Blätter der gleichen Papiersorte bereits unter dem Werktitel Geschichten aus dem Wiener Wald firmieren, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei E28 und E29 um die letzten Versuche zum Werkprojekt Die Schönheit aus der Schellingstrasse handelt.
Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig H1 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 8 1 Blatt kariertes Papier (330 × 208 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E1 = fragm. Strukturplan in 3 Bildern (links oben) E2 = Notizen zum 1. Bild „Verlobung“ mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“ (rechts oben) E3 = Strukturplan in 7 Bildern mit Repliken und einer Notiz (rechts unten)
Die Entwürfe E1–E3 sind mit größter Wahrscheinlichkeit die frühesten, die unter dem Werktitel Geschichten aus dem Wiener Wald stehen. Für ihre Entstehung im unmittelbaren Anschluss an K1 spricht neben der Verwendung derselben Papiersorte (vgl. BS 37 l [3] und BS 37 l [5]) auch die Ähnlichkeit zwischen E3 und dem letzten Strukturplan zur Schönheit aus der Schellingstrasse K1/E29. Die ersten fünf Bilder stimmen überein, abgesehen davon, dass die Handlung nun nicht in irgendeinem Wald, sondern im „Wiener Wald“ spielt. Horváth wollte das Stück laut E3 mit einem weiteren Bild „Im Wiener Wald“ enden lassen. Die Replik Agnes‘ verweist auf die (moralische) Veränderung, die mit dem Menschen vorgeht, wenn er in den „Wiener Wald“ kommt.
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Konzeption 2
Die Replik des Vaters rekurriert auf die Tatsache, dass er „keinen männlichen Nachkommen“ hat. In E1 skizziert Horváth einen fragmentarischen Strukturplan, der das erste Bild anders als in K1/E29 und K2/E3 im „Wiener Wald“ ansiedelt. In E2 deutet er in aller Kürze die noch die Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald kennzeichnende Dreier-Konstellation an, die sich schon in K1 findet, mit der hier noch Agnes heißenden Frauenfigur, dem prädestinierten Ehemann Oskar und dem Geliebten Alfred. Die „Film-Leute“, die in einer Notiz erwähnt werden, verweisen zurück auf einige Entwürfe von K1, in der Schminke einen Film drehen will (vgl. etwa K1/E4, E20, E26/BS 37 l [3], Bl. 2, TS6/BS 37 a [1], Bl. 22 und TS7/BS 37 a [1], Bl. 25–28). H2 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 9 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und Bleistift E4 = Figurenliste zum 1. Bild mit Szenenanweisung und Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“ (links oben) E10 = Strukturplan in 9 Bildern mit Dialogskizzen, Notizen und Konfigurationsplänen (rechts oben und unten)
Materiell entspricht das vorliegende Blatt den vorhergehenden. Auch der verwendete Untertitel „Volksstück in sieben Bildern“ in E4 sowie der Schriftduktus gleichen E2 bzw. E3, während das erste Bild nicht wie dort mit „Verlobung“ betitelt ist, sondern nur die Notiz „Ausflug“ enthält. Die Figurenliste erwähnt den Vater und die Verwandten, Agnes, Oskar, Alfred, Luise Krammel, die alle schon aus K1 bekannt sind, und zum letzten Mal die Figur Schminke, die damit aus dem Werkprojekt ausscheidet. Die Notiz „a.) Vorspiel: Walzer von Strauss“ verweist auf den Werktitel von E2 und E4 und fixiert erstmals die Idee, den Walzer von Johann Strauss, der wohl titelgebend für das Stück war, in dieses einzubauen. Der Strukturplan E10 wurde mit Bleistift zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt eingetragen und wird im Zusammenhang mit E8 und E9 kommentiert. H3 = IN 221.000/5 – BS 37 c [1a], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte TS1 = fragm. Fassung eines Bildes mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück“ (Korrekturschicht)
Materiell gesehen entspricht das vorliegende Blatt den vorhergehenden. Dennoch lässt sich TS1 schwer in die genetische Reihe einordnen, da die Figur Erich ansonsten kaum erwähnt wird. Die die Textstufe bildenden Dialogpassagen dürften vor allem der Profilierung dieser neuen Figur dienen. Erich hat eine Stelle beim Film gefunden und will um Agnes’ Hand anhalten. Agnes ist aber „eigentlich garnicht auf die Hochzeit aus“. In E2 hatte Horváth zum ersten Bild „Film – Leute“ notiert. Der Erich von TS1 könnte die in dieser Notiz festgehaltene Rolle des Filmemachers von Schminke übernommen haben (vgl. K1/E4, E20, E26/BS 37 l [3], Bl. 2, TS6/BS 37 a [1], Bl. 22 und TS7/BS 37 a [1], Bl. 25–28). Als ersten Film will Erich einen mit dem Titel „Geschichten aus dem Wiener Wald“ machen, was der Vater mit dem Satz „Bravo! Man muss die Tradition pflegen!“ quittiert. Die angedeutete Liebesbeziehung zwischen Agnes (später Marianne) und Erich wird bis zur Hofrat-Konzeption (K3) ein Motiv des ersten Bildes bleiben, der Besuch Oskars bei Agnes (Marianne) und ihrem Vater bleibt bis K5 erhalten. Erich und Oskar lernen sich in TS1 bei diesem Besuch kennen. Folglich dürfte
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es sich bei diesem Manuskript um eine Textstufe zum ersten Bild im oder vor dem Hause des Vaters handeln. Die ebenfalls in TS1 erwähnte Schnurrbartbinde des Vaters kommt erst in den Fassungen des ersten Bildes der Hofrat-Konzeption (vgl. etwa K3/TS10/A1/BS 37 c [3], Bl. 14) wieder zum Tragen. TS1 könnte auch nach TS2 entstanden sein. Die Verwendung des Figurennamens „Agnes“ hingegen ist ein wichtiges Indiz dafür, dass sie vor TS3 zu datieren ist. H4 = IN 221.000/62 – BS 38 f [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und Bleistift E5 = Strukturplan in 3 Teilen und 10 Bildern mit alternativen Werktiteln „Ein Walzer von Strauss. (Geschichten aus dem Wiener Wald)“ und „Die Schönheit im Wiener Wald“ Druck in: GW IV, S. 23*f.
Das vorliegende Blatt entspricht von Papiersorte und -größe den vorhergehenden Entwurfsblättern. Die nebeneinanderstehenden alternativen Werktitel erwecken den Anschein, dass sie die frühesten dieser Konzeption sind bzw. dass sich auf diesem Blatt die Transponierung der Handlung von München nach Wien vollzieht. Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass der Titel „Die Schönheit im Wiener Wald“ von Horváth erst später ergänzt wurde. Eine lineare Entwicklung der Titel von Die Schönheit aus der Schellingstrasse über „Die Schönheit im Wiener Wald“ bis hin zu Geschichten aus dem Wiener Wald ist deshalb auszuschließen. Horváth dürfte vielmehr auf diesem Blatt Titelvarianten ausprobiert haben. Der Titel „Ein Walzer von Strauss“ war auch Titel eines österreichischen Spielfilms von 1925 (Regie: Max Neufeld). Vergleicht man E5 mit E3, ergibt sich Folgendes: Das erste Bild „Gruppenaufnahme – Strasse“ ist neu und ein Vorläufer des Bildes „Der Zauberkönig“ (E6) bzw. „Stille Strasse“ (vgl. K4/TS4/A8/BS 37 d [3], Bl. 11). Die Gruppenaufnahme gehört erst ab der Hofrat-Konzeption (K3) zum Verlobungsbild, das in E5 an der zweiten Position steht. Das dritte Bild ist mit „Wald“ und nicht wie das zweite Bild von E3 mit „Im Wiener Wald“ überschrieben. „Im Wienerwald“ sollte ursprünglich das achte Bild von E5 spielen, das dann jedoch den neuen Titel „Beim Kind“ erhält. Hierzu greift Horváth auf die bereits in K1 zu findende Idee zurück, dass das Kind stirbt (vgl. etwa K1/E5, E7 und E8); erstmals verlagert er dieses Geschehen jedoch in den Wiener Wald und überträgt die Verantwortung dafür der „Alte[n]“, einer Vorläuferin der späteren Großmutter Alfreds (vgl. E15). Das Bild „Bei Alfred“ von E3 fehlt, während die beiden folgenden Bilder („Bei der Ballettmeisterin“ und „Nacktplastik“) aus früheren Entwürfen übernommen wurden (vgl. K1/E5, E6, E10–E14, E16, E18, E20, E21, E24–E26, E28, E29 und K2/E3). Die Bilder 2 bis 5 von E5 entsprechen den Bildern 1 bis 4 der spätesten Strukturpläne der Schönheit aus der Schellingstrasse, was belegt, dass Horváth sich an diesen orientierte. Auch das Bild „Beim Kind“ kommt in Strukturplänen zu dieser Konzeption vor (vgl. etwa K1/E1, E4 und E6). Diese Übereinstimmungen wären ein Argument dafür, dass E5 vor E3 entstanden ist. Dagegen spricht jedoch, dass die im Vergleich zu E3 neuen Bilder „Beim Vater“ und „Beim Kind“ auch in den folgenden Strukturplänen enthalten sind, sowie die Verbindung der Bilder „Bei der Ballettmeisterin“, „Nacktplastik“ und „Separée“ zu einem gemeinsamen vierten Bild in E6. Wahrscheinlich hat Horváth nach den Entwürfen E1–E4 mit E5 einen Versuch der Neustrukturierung des Stückes unternommen, den er dann weiterverfolgte. So findet sich hier ein „ehema-
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Konzeption 2
liger Offizier“, der ein „Gesellschaftsspiel“ erfunden hat (vgl. K1/E5), und ein Graf, der über die alten Zeiten schwärmt, beide wohl Vorläufer des späteren Rittmeisters; auch die Ruine wird hier erstmals erwähnt, weiters die Verlobungsraketen und die Szene „der Himmel der Erinnerung“ (vgl. den Kommentar zu K3/TS7). H5 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 7 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E6 = Strukturplan in 3 Teilen und 8 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück von Ödön Horváth“ mit Notizen und Dialogskizzen
H6 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E7 = Strukturplan in 8 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück von Ödön Horváth“ mit Notizen und einer Dialogskizze
Die beiden Textträger H5 und H6 weisen dieselbe materielle Beschaffenheit auf wie die vorhergehenden Blätter. In E6 arbeitet Horváth einen Strukturplan in drei Teilen bzw. acht Bildern aus. Erstmals wird dabei der „Zauberkönig“ erwähnt und zwar als Titel für das erste Bild, noch nicht als Name der Vaterfigur. Im vierten Bild des zweiten Teiles sind die Bilder 4 bis 6 von E5 fusioniert („Bei der Ballettmeisterin“, „Nacktplastik“ und „Separée“). Dieser Zusammenschluss wurde in E5 bereits mittels Pfeilen angezeigt. In E7 bekommt dieses Bild den Titel „Im Nachtlokal“. Das zweite Bild von E7 „Im Wiener Wald“ sollte wohl gemäß einem eingetragenen Pfeil an die erste Stelle verschoben worden, vor das schon in E6 an der ersten Position befindliche Bild „Der Zauberkönig“. Die Verlobung konstituiert kein eigenes Bild mehr. Ein separates Bild in der Ballettschule wird in E7 durch das neue Bild „Beim Heurigen“ ersetzt. Der Rest ist eine Reinschrift von E6, wobei dem Bild „Klinik“ die Notiz „(Himmel der Erinnerung)“ (vgl. den Kommentar zu K3/TS7) folgt, eine aus E5 übernommene Szene, die später dem „Nachtlokal“-Bild zugeordnet wird. H7 = IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 1v (vgl. H12) 1 Blatt kariertes Papier (417 × 330 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte und Bleistift E8 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück von Ödön Horváth“ und Notiz
H8 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 5 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E9 = Strukturplan in 3 Teilen und 9 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen“ und Notizen
Materiell gesehen entsprechen die vorliegenden Blätter den vorhergehenden. Maßgeblich für die chronologische Einordnung von E8 und E9 ist jedoch der neue Titel des ersten Bildes „Strasse vor dem Zauberkönig“, der bereits die Szenenanweisung des ersten Bildes von TS2/BS 37 a [1], Bl. 1 „Strasse vor dem Laden des Zauberkönigs“ vorwegnimmt. Auf dieses erste Bild folgt das zweite „Im Wiener Wald“. Für das dritte Bild notiert Horváth zunächst den Titel der in E7 eingeführten Szene „Beim Heurigen“, streicht ihn aber wieder und ersetzt ihn zuerst durch „Beim Zauberkönig“ und dann durch „Die Verlobungsfeier“. Es folgt ein Bild „Bei Luise“. Wohl um wieder zu einer Sie-
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ben-Bilder-Struktur zu gelangen, wurde das Bild „Beim Vater“ ausgelassen und die beiden Bilder „Klinik“ und „Hochzeit“ wie in E7 zu einem Bild zusammengezogen. Diese Kontraktion wird in E9 wieder zurückgenommen und dementsprechend die Zahl der Bilder auf neun erweitert. Das Hauptindiz für die genetische Einordnung von E9 ist das Bild „Vor dem Stephansdom“, welches die vorhergehenden Strukturpläne nicht enthalten. Die Notizen zum sechsten Bild „Beim Vater“ bringen ein „Skelett“ mit dem Alter und der Krankheit des Vaters in Verbindung. Das „Skelett“ wird ab TS6/BS 37 c [7], Bl. 38 die Auslage des Ladens des Zauberkönigs schmücken. Erstmals wird in E9 auch der „Frühlingsstimmen – Walzer“ erwähnt. Bemerkenswert ist außerdem ein rechts neben den Notizen zum zweiten Teil von E9 diagonal ausgerichteter Abdruck, der von feuchter Tinte herrührt. Die deutlichste Zeile dieser Spiegelschrift lässt sich als „Deutsche Liga für Menschenrechte“ und darunter die Zahl „55“ eindeutig entziffern. Der Abdruck dürfte von der Adresse auf einem Kuvert stammen. Kontakte Horváths zur Deutschen Liga für Menschenrechte sowie zur Zeitschrift Die Weltbühne sind belegt (vgl. KW 2, S. 145f.); wahrscheinlich gehen sie auf die Zeit der Niederschrift des Dramas Sladek oder Die schwarze Armee (1928) bzw. Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929) zurück. Da jedoch im Briefwechsel keine Zeugnisse dafür überliefert sind, kann der vorliegende Fund für die Datierung des Blattes bzw. generell von K2 keinen Aufschluss geben. Für die Entstehung von E10 (auf H2) nach E9 spricht die ursprüngliche Zusammenfassung der Bilder zu Akten, die hier nicht mittels Aktnummerierung, sondern mittels Strukturierungszeichen vollzogen wurde. Gemäß E9 wäre das Bild „Vor dem Stephansdom“ in den zweiten Teil zu verschieben. Diese Verschiebung wurde in E10 zunächst realisiert, dann jedoch wieder rückgängig gemacht (vgl. das wieder gestrichene Strukturierungszeichen). Auf eine Platzierung von E10 nach E8 und E9 deutet eventuell auch die Tatsache hin, dass das erste Bild noch im spätesten Strukturplan von K2 (E17) wie in E10 einfach „Zauberkönig“ heißt, was allerdings bereits in E6 der Fall war. T1 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 1–4 4 Blatt unliniertes Papier (282 × 218 mm), Durchschlag (Blaupapier), Wasserzeichen „MARKANA SCHREIBMASCHINEN 1898“, Rostflecken (Büroklammer), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS2 = fragm. Fassung des 1. Bildes (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 144–147.
Die Form der Szenenanweisung und der Name der weiblichen Hauptfigur (Agnes) lassen vermuten, dass TS2 in dieser Phase der Konzeptionsarbeit entstand, also unmittelbar vor oder nach den Strukturplänen E8 und E9. Da das Schreibmaterial jenem der Typoskripte zu K1 Die Schönheit aus der Schellingstrasse gleicht, kann auch von einem zeitlichen Naheverhältnis zu diesen ausgegangen werden. Allerdings taucht dasselbe Papier noch einmal in K3/TS3 auf. Denkbar wäre, dass der Wiedereinführung der Verlobungsszene in E8 der Versuch einer Adaption des Schellingstrassen-Materials zugrunde liegt. Irritierend ist, dass in E5 ein Offizier als Erfinder eines Gesellschaftsspiels bezeichnet wird, während in TS2 der Oberleutnant, der der Untermieter des Vaters ist, und der Scherzartikelerfinder Reithofer figural auseinanderfallen; in TS6 indes ist der Rittmeister Untermieter und zugleich Erfinder eines Gesellschaftsspiels. Da der Oberleutnant in E10 erstmals erwähnt wird, liegt die Positionierung von TS2 im Umfeld dieses Strukturplans nahe.
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Konzeption 2
Der Name Reithofer findet sich auch in dem etwa zeitgleich entstandenen Roman Der ewige Spießer, der im Oktober 1930 erschienen ist (vgl. WA 14), sowie in dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft (vgl. VA2). In der vorliegenden Textstufe versucht Reithofer, über die Vermittlung Oskars das von ihm erfundene Gesellschaftsspiel an den Zauberkönig zu verkaufen. Doch Oskar rät Letzterem, so zu tun, als habe er selbst bereits die Idee zu diesem Spiel gehabt. Der Zauberkönig wendet diesen Trick an und treibt damit Reithofer fast in den Wahnsinn: „Jetzt hänge ich mich auf“ (Bl. 4), schreit dieser, bevor er das Feld räumt. Vor dieser Szene sieht man den Zauberkönig, der einer Dame „Zinnsoldaten“ verkauft, die sie für ihren „Bubi“ braucht (vgl. Bl. 2f.). Diese Szene liegt hier erstmals ausgearbeitet vor und bleibt bis zur Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald integraler Bestandteil des ersten Bildes (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 16f.). H9 = IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (417 × 330 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E11 = Replik zum sechsten Bild „Zauberkönig“ des dritten Teiles mit Konfigurationsplan und Notiz (oben) E12 = Dialogskizzen zum 7. Bild „In der Klinik“ (unten)
H10 = IN 221.000/78 – BS 38 h [6], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (417 × 330 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte E13 = Dialogskizzen zum sechsten Bild des dritten Teiles „Klinik“
H11 = IN 221.000/78 – BS 38 h [6], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (417 × 330 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte E14 = Dialogskizzen zum siebenten Bild „Klinik“ mit Notizen
H12 = IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 1 (vgl. H7) 1 Blatt kariertes Papier (417 × 330 mm), gefaltet, schwarzblaue Tinte E15 = Dialogskizzen zum siebenten Bild „Beim Kinde“
Materiell gesehen entsprechen die vorliegenden Blätter den späten Blättern von K1 und den frühen Blättern von K2, wo jeweils Hälften der in H7 und H9–H12 vorliegenden Bögen verwendet werden. Da der Name der weiblichen Hauptfigur in E12–E15 wie in allen späteren Konzeptionen Marianne lautet, müssen die vorliegenden Entwürfe nach E10 entstanden sein (dort hieß sie noch Agnes). Die Reihung innerhalb von E11–E15 ist indes nicht sicher, da es sich bei diesen Entwürfen um Dialogskizzen zu Bildern („Beim Kinde“ und „Klinik“) handelt, die Horváth in dieser Arbeitsphase immer wieder neu organisierte. Es ist jedoch anzunehmen, dass der Autor von einer Struktur in sieben oder acht Bildern in den frühen Entwürfen (E3, E7 und E8) zu einer Struktur in drei Teilen mit neun bzw. zehn Bildern (E5, E9 und E10) übergeht, die er später jedoch wieder zugunsten einer Struktur in sieben Bildern (E17) aufgibt. In E12, E14 und E15 fehlt vermutlich aufgrund von Horváths Unentschlossenheit in Bezug auf die genaue Form seines Stückes die Zuordnung der Bilder zu einem bestimmten Teil. In allen hier zusammengefassten Entwürfen geht es um das Schicksal des Kindes. In E11 versichert Oskar, dass er Marianne immer noch heiraten würde, nimmt dies aber wieder zurück, wenn er sagt: „Aber mit einem Kind, das ist zuviel verlangt – –“. Diesen Entwurf streicht Horváth indes wieder und weist ihn nachträglich dem vierten Bild zu. In dem darunter notierten E12 kommt der Zauberkönig zu der erstmals
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Chronologisches Verzeichnis
so genannten Marianne in den Wienerwald, weil er von ihr „unter einem falschen Namen“ dorthin gelockt wurde. Der Zauberkönig wirkt glücklich, Marianne wiederzusehen und hat dem Kind sogar eine Puppe mitgebracht. Doch das Kind ertrinkt in der Donau, während der Zauberkönig die Ruine besichtigt. Nach dem Tod des Kindes soll der „Donauwellenwalzer“ gespielt werden. Nachträglich ersetzt Horváth den Bildtitel „Im Wiener Wald“ durch „In der Klinik“ und streicht die notierten Dialogskizzen mit rotem Buntstift. In E13 kommt es wegen des Kindes zu einem offenen Konflikt zwischen Marianne und Oskar, der behauptet: „Solange Du das Kind ist, solange ist es aus zwischen uns.“ Erstmals formuliert Horváth hier auch die Idee eines Schlaganfalls des Zauberkönigs, nach dem dieser „linksseitig gelähmt“ ist (vgl. E10, wo er „krank“ war). Der Zauberkönig wird hier auch erstmals als „Hofrat“ bezeichnet (vgl. K3). Das „Singen und Klingen“, das er gegenüber Oskar behauptet, bereits gehört zu haben, und das Oskar als „Sphärenmusik“ (vgl. auch K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 14) bezeichnet, bleibt als solche bis zur Endfassung in sieben Bildern (vgl. K4/TS24/BS 38 h [12], Bl. 22) erhalten, wird in der Endfassung in drei Teilen (im Stammbuch) als Relikt aus der Fassung in sieben Bildern, das nach der Umarbeitung (u.a. ohne Schlaganfall des Zauberkönigs) nicht mehr passt, von Horváth gestrichen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 108 und den Kommentar zu K5/E21 und TS12). Die Buchfassung im Propyläen Verlag enthält diese Passage indes noch (vgl. D2/Horváth 1931, S. 123f.). Das „Singen und Klingen“ wandert in der Form „Klingen und Singen“ in die Szenenanweisung des ersten Bildes und in die das Stück beschließende Regieanweisung der letzten Replik Oskars („Dann komm --“) der Fassung in drei Teilen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 5 und 125). E14 zeigt die Reaktion Alfreds auf den Tod seines Kindes: Er ist erschüttert – „man ist doch immerhin ein Mensch“ –, nutzt seine neue Freiheit aber, um wieder zu Luise zurückzukehren, die von Erich verlassen wird, weil er „18 Jahre jünger“ ist als sie. Bei der Einordung dieser Passagen schwankt Horváth zwischen dem sechsten und siebenten Bild, die jeweils „Beim Kinde“ bzw. in der „Klinik“ angesiedelt sind. In E15 benennt Horváth das siebente Bild mit „Beim Kinde“ und skizziert dieses. Gemäß der Notizen sollen drei Frauen vorkommen: die „[b]oshafte Grossmutter“, die „Mutter“ und die „Tochter“. Wieder geht es bei den Skizzen um die Reaktion auf den Tod des Kindes. Marianne „bricht ohnmächtig zusammen“, der Zauberkönig steht vor seinem „2. Schlaganfall“, und Oskar predigt: „Gott straft Dich, weil Du mich verlassen hast – / Gott hat uns einen Fingerzeig gegeben – wir dürfen die Familie nicht untergraben.“ H13 = IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 6 1 Blatt kariertes Papier (152 × 106 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, Bleistift TS3 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Grundschicht)
H14 = IN 221.000/88 – BS 38 i [3], Bl. 1–5 5 Blatt kariertes Papier (152 × 106 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS4 = fragm. Fassung des 7. Bildes (Korrekturschicht)
H15 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 4 1 Blatt kariertes Papier (152 × 103 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E16 = gestrichene Dialogskizze zum 7. Bild
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Konzeption 2
Der genetische Zusammenhang des Entwurfs und der Textstufen auf H13 bis H15 ergibt sich bereits durch die Verwendung der gleichen Papiersorte. Horváth hat vermutlich seine Überlegungen zunächst in einem Notizbuch niedergeschrieben, aus dem er dann die entsprechenden Blätter herausgerissen hat. TS3, TS4 und E16 sind im Umfeld von E11 bis E15 im Kontext der Entwicklung des Schlussbildes entstanden. Im Unterschied zu diesen Entwürfen wird die Vaterfigur in TS3 und TS4 schlicht mit „Vater“ bezeichnet, was für eine spätere Entstehung spricht. Die Verwendung eines Bleistifts in TS3 ist ein Indiz dafür, dass diese Textstufe in zeitlicher Nähe zum Strukturplan E10 steht. Die Integration der Hochzeit in das siebente Bild in TS4 sowie die Niederschrift in einem Notizbuch, in welchem sich auch spätere Entwürfe befunden haben (vgl. etwa K3/H1, K4/H24 und H25), sprechen jedoch für eine spätere Entstehung. Die motivischen Elemente von E16 und TS4 gleichen denen von E12–TS3 (z.B. die Männer mit den Stangen, Zusammenbruch und „Bekehrung“ Mariannes, Schlaganfall des Vaters, Donauwellenwalzer), die Entwürfe ergänzen einander in dieser Hinsicht. TS4 beginnt mit einer Szene zwischen der Großmutter, der Mutter und der Enkelin, in der diese darüber diskutieren, ob man Marianne über den Tod des Kindes informieren hätte sollen. Anders als in E12 ist Marianne hier nicht schon im Wienerwald, sondern kommt erst im Laufe der Szene dort an. Im Dialog zwischen der Großmutter und Marianne wird das Schutzengelmotiv ausgearbeitet, dem Horváth schon in E5 breiten Raum eingeräumt hatte. Die Zuordnung von E16 zu diesen Dialogskizzen beruht auf der Annahme, dass Horváth zu diesem Zeitpunkt plant, die Szene in der Klinik, die in E10 noch ein eigenes Bild – das vorletzte (achte) – darstellt, in das siebente (und letzte) Bild zu integrieren (vgl. dazu die wechselnde Bildzuordnung in E14). Auf der Rückseite von H14 befinden sich Notizen zum Dramenprojekt Kinder und Militär die Hälfte, das vermutlich erst während der Arbeiten an K4 entstanden sein dürfte, denn Horváth verwendet sowohl für die Streichung auf H15 wie auch für die Entwürfe zu Kinder und Militär die Hälfte die charakteristische violette Tinte (bzw. einen violett schimmernden Kopierstift), die im Werkprojekt von Geschichten aus dem Wiener Wald erst für die Korrektur der Reinschrift der ersten beiden Bilder der Fassung in sieben Bildern von K4 nachweisbar ist (vgl. den Kommentar zu K4/TS8–TS12). H16 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 2v 1 Blatt kariertes Papier (152 × 107 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue und violette Tinte E17 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“ mit Notizen und Konfigurationsplan
Wie bereits auf H14 befinden sich auch auf der Rückseite von H16 Überlegungen zum Dramenprojekt Kinder und Militär die Hälfte, die wohl erst später entstanden sind und im Zuge deren der Strukturplan E17 mit der charakteristischen violetten Tinte gestrichen wurde (vgl. den Kommentar zu H13–H15 und zu K4/TS8–TS12). In E17 entwickelt Horváth aus den neun Bildern des Strukturplans E10 eine Struktur in sieben Bildern, indem er zuerst das Bild „Beim Vater“ wegfallen lässt und die beiden letzten Bilder „Klinik“ und „Hochzeit“ zu einem Bild zusammenzieht. Danach fügt er das Bild „Beim Zauberkönig“ wieder an der sechsten Position ein und konstruiert das letzte Bild „Beim Kinde / Klinik / Hochzeit“. Diesen beiden alternativen Strukturen zum Schluss des Stückes lassen sich E14–E16 sowie TS4 und TS5 zuordnen.
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Chronologisches Verzeichnis
H17 = IN 221.000/80 – BS 38 h [8], Bl. 1–5 5 Blatt kariertes Papier (152 × 105 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Bleistift und roter Buntstift TS5 = Fassung des 6. Bildes „Beim Zauberkönig“ (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Die vorliegende Fassung des sechsten Bildes „Beim Zauberkönig“ (TS5) liegt nicht allein aufgrund ihrer materiellen Beschaffenheit (Notizbuchblätter) genetisch nahe beim Strukturplan E17, auch der Titel und das Requisit „Eisbeutel“ stimmen überein. Außerdem stellt die Fassung eine dialogische Ausarbeitung der in E13 angelegten Szene zwischen dem Arzt und dem Zauberkönig dar. Sowohl diesen als auch den Streit zwischen Luise und Erich greift Horváth bei der Ausarbeitung des sechsten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS8) wieder auf. Auf Bl. 5 schminkt sich Luise, während sie den „Totenmarsch von Chopin“ summt, was auch die Luise der Posse Rund um den Kongreß und des Dramenfragments Ein Fräulein wird verkauft sowie die Mathilde in K4 und die Valerie in K5 im jeweils ersten Bild machen. In der Transkription von TS5 wird die Grundschicht mit schwarzblauer Tinte realisiert. Die Korrekturschicht mit Bleistift dürfte später zu verorten sein. Die Markierungen mit rotem Buntstift stammen wohl aus der Phase der Adaptierung des Materials in K3. T2 = IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 8–13, IN 221.000/11 – BS 37 c [7], Bl. 38–41 (vgl. K3/T1) 10 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift TS6 = Fassung des ersten Bildes „Vor dem Hause des Zauberkönigs im achten Bezirk“, konstituiert durch BS 37 c [7], Bl. 38–41, BS 37 c [2], Bl. 8–13 (Grundschicht) Druck von BS 37 c [7], Bl. 38–41 in: Horváth 1979, S. 256–260.
H18 = IN 221.000/4 – BS 37 c [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (152 × 107 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS7 = fragm. Fassung des I. Bildes (Grundschicht)
Die auf einem Notizbuchblatt (vgl. H13–H17) ausgearbeitete Textstufe TS7 schließt unmittelbar an die Szenenanweisung zum ersten Bild von TS6 an und ersetzt dort zwei ähnlich lautende Dialogpassagen. Der letzte Satz der neuen Dialogpassage sollte offenbar den etwas verworrenen Satz des Typoskripts: „Besonders seit mein armer Mann gestorben ist, ist mir alles das Kind, nur das ist mir geblieben“ (TS6/BS 37 c [7], Bl. 39) ersetzen, an den der weitere Text des Typoskripts anschließt. Mit großer Wahrscheinlichkeit stehen TS6 und TS7 am Ende der Frühen-Zauberkönig-Konzeption, was besonders der hohe Ausreifungsgrad von TS6 nahelegt. Es ist aber auch denkbar, dass die beiden Textstufen früher entstanden sind und dass Horváth die inhaltliche Ausrichtung des Stückes erst später, mit der Arbeit an den letzten beiden Bildern, änderte (vgl. E11–E17). Er intensiviert in TS7 das Todes- und Vergänglichkeits-Motiv, das bereits in TS6 anklingt: das tanzende Skelett in der Auslage, die Dame in Trauer, die „Fallenden“ (Soldaten), die sie bestellt, die sentimentale Szene zwischen Luise und dem Zauberkönig. Wie schon in E5 ist auch in TS6 der Rittmeister der Erfinder eines Gesellschaftsspiels (vgl. TS6/BS 37 c [7], Bl. 40). Er wohnt beim Zauberkönig zur Miete und zahlt ihm diese nicht, solang der Zauberkönig sich mit seiner (des Rittmeisters) Erfindung des tanzenden Skeletts „schmückt“ (ebd.).
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Konzeption 3
Oskar äußert hier bereits die bis zur Endfassung erhalten bleibende Passage über den „Graphologen“ (TS6/BS 37 c [7], Bl. 41; vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 51). Auf Oskars Unverständnis gegenüber seinem von Marianne gerügten „Benehmen“ antwortet diese mit den Worten: „Wenn uns etwas auseinanderbringen kann, dann bist es Du. Du sollst nicht immer so fragen, ich weiss garnicht was Du willst -- Du sollst mich nicht so ergründen wollen --“ (TS6/BS 37 c [7], Bl. 41), die gleichfalls bereits eine Passage der Endfassung vorwegnimmt (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 21). Außerdem bezeichnet Oskar sich selbst als „Sohn eines Metzgermeisters“ (TS6/BS 37 c [2], Bl. 9), womit sein Beruf in den späteren Konzeptionen antizipiert wird. Der Dialog zwischen Oskar und Marianne über Religion, der hier noch breiten Raum einnimmt, wird von Horváth in den folgenden Konzeptionen gekürzt. Die Passage: „Ich möchte in Deinen Kopf hineinsehen, Dir die Hirnschal herunterreissen und sehen, was Du denkst --“ (TS6/BS 37 c [2], Bl. 9) geht ebenfalls in ähnlicher Form in die Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald ein (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 21).
Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat H1 = IN 221.000/87 – BS 38 i [2], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (152 × 105 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück“ mit Dialogskizzen, Konfigurationsplänen und Notizen Druck als Faksimile mit Transkription in: Horváth 2009, S. 120f.
H2 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 10 1 Blatt kariertes Papier (330 × 210 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E2 = Konfigurationsplan zum VI. Bild „Klinik“ mit Notizen und Replik (oben) E3 = Strukturplan in 3 Szenen zum VII. Bild „Im Wiener Wald“ mit Konfigurationsplan und Notiz (unten)
H3 = IN 221.000/89 – BS 38 i [4], Bl. 2 1 Blatt hochkariertes Papier (290 × 231 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E4 = Konfigurationsplan zum VI. Bild „Klinik“ (oben) E5 = Dialogskizze zum VII. Bild „Im Wiener Wald“ mit Konfigurationsplan (unten)
H4 = IN 221.000/89 – BS 38 i [4], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier (230 × 146 mm), geviertelter Bogen, schwarzblaue Tinte E6 = Konfigurationsplan zum 6. Bild „Klinik“ (oben) E7 = Dialogskizze zum 7. Bild „Im Wiener Wald“ mit Konfigurationsplan (unten)
H5 = IN 221.000/73 – BS 38 h [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (330 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E8 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Dialogskizzen, Konfigurationsplänen und Notizen
H6 = IN 221.000/75 – BS 38 h [3], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E9 = gestrichene Notizen mit Konfigurationsplänen zum 6. Bild „Klinik“ (oben)
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Chronologisches Verzeichnis
E10 = Notizen zum 6. Bild „Klinik“ (mittig oben) E11 = Konfigurationsplan (mittig unten) E12 = Konfigurationsplan und Dialogskizze zum 6. Bild „Klinik“ (unten)
H7 = IN 221.000/76 – BS 38 h [4], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, schwarzblaue Tinte TS1 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
H8 = IN 221.000/75 – BS 38 h [3], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E13 = Konfigurationsplan und Dialogskizze zum 6. Bild (oben) E14 = Konfigurationspläne und Dialogskizze zum 6. Bild (mittig) E15 = Strukturplan in 2 Szenen zum 7. Bild mit Konfigurationsplänen (unten)
Die genetische Reihung von E1–E15 und TS1 ist schwer abzusichern. Das Hauptkriterium bilden, neben der Papiersorte, die Konfigurationspläne zum sechsten Bild (die Konfigurationspläne E2 und E4 gleichen einander, ebenso diejenigen von E6 und E8) und die Position der Versöhnungsszene zwischen Alfred und Luise. In E3 notiert Horváth zum siebenten Bild zu Luise und Alfred „sind wieder beinand“. E5 zeigt einen Dialogentwurf zu dieser Szene, der dem siebenten Bild zugeordnet ist. In E7 werden die beiden Figurennamen aus dem Konfigurationsplan zum siebenten Bild gestrichen, darunter notiert Horváth aber neuerlich eine Dialogskizze zwischen den beiden. In E12 spielt die Szene zwischen Alfred und Luise wie in der späteren masch. Fassung im sechsten Bild (vgl. TS8). E1–E15 und TS1 stellen einander zum Teil ersetzende, zum Teil komplettierende Versuche Horváths dar, die letzten beiden Bilder des Stückes zu konzipieren und zu skizzieren, wie das auch schon in K2/E11–E17 der Fall war. An der im Rahmen der Frühen Zauberkönig-Konzeption erarbeiteten Gesamtstruktur hält Horváth weiter fest. Das sechste Bild, das unter anderem die Gesundheit des Vaters zum Gegenstand hat, will er nun gemäß E1, E2, E4, E6, E8–E10 und E12 in einer Klinik spielen lassen. In E1 notiert Horváth unter dem Titel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück“ einen Strukturplan in sieben Bildern, wobei er die Bilder eins bis fünf nur andeutet, während sein Hauptaugenmerk den Bildern sechs und sieben gehört. Bild fünf trägt wie schon in K2/E17 den Titel „Nachtlokal“, Bild sechs lautet „Klinik“ und zeigt den Zauberkönig wohl nach seinem Schlaganfall (vgl. die zweite Variante in K2/E17), Bild sieben soll wohl im Wienerwald spielen und zeigt, wie die Endfassung, Marianne und die Verwandten, die das Kind sehen wollen. Es entspricht dem in den späten Entwürfen von K2 meist „Beim Kinde“ genannten Bild. Horváth notiert in der Mitte des Blattes „Todesmotiv“ und deutet damit auf die Wichtigkeit dieses Topos in den Schlussbildern hin (vgl. K2/TS6 und TS7). In E2 fixiert der Autor eine Reihe von Konfigurationsplänen zum sechsten Bild „Klinik“, die Hofrat, Arzt, Rittmeister, Schwester, Luise, Oskar und Marianne umfassen. In E3 versucht sich Horváth Klarheit zu verschaffen über die Abfolge der Szenen im siebenten Bild „Im Wiener Wald“. Er notiert deshalb einen Strukturplan in drei Szenen mit der Abfolge: „Bei den guten Menschen. Grossmutter, Mutter, Tochter“, „Ein anderer Teil des Waldes“ und „Hochzeit“. Die Bilderfolge, die E2 und E3 konstituieren, lautet dabei wie schon in E1 „Klinik“ und „Im Wiener Wald“. Überdies hält Horváth für das siebente Bild auch eine Notiz fest, nach der Luise, die spätere Valerie, und Alfred „wieder beinand“ sein sollen. E4 nimmt einen Großteil der
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Konzeption 3
Konfigurationspläne von E2 wieder auf. Auch die Bilderfolge, die E4 und E5 bilden, ist identisch. Zum siebenten Bild von E5 notiert Horváth eine Replik der Luise, nach der der Mai zurückgekehrt ist, und sie nimmt Alfred das Versprechen ab, dass er sich in Zukunft mehr um sein Kind kümmern solle. In E6 hält der Autor neuerlich Konfigurationspläne zum sechsten Bild fest, die gegenüber E2 und E4 reduziert erscheinen. Zum siebenten Bild notiert er in E7 eine Dialogskizze, in der Alfred vom Tod des Kindes erfährt. Er will ihm einen schönen Grabstein setzen. Luise schlägt ein „knieende[s] Englein“ vor (vgl. „betendes Englein“ in K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 124). E8 stellt neuerlich einen Strukturplan in sieben Bildern dar, in dem nur das erste und das letzte Bild ohne inhaltliche Notizen bleiben. Für die Bilder zwei bis vier plant Horváth hier Beziehungsbrüche zwischen Luise und Alfred, Alfred und Marianne bzw. Luise und Erich. Das fünfte Bild lautet wie schon in E1 „Nachtlokal“, das sechste „Klinik“. Zu ihm notiert Horváth neuerlich Konfigurationspläne, wie sie schon die vorhergehenden Entwürfe E2, E4 und E6 enthalten haben. In E9, E10 und E12 macht sich der Autor Notizen zur Szenerie dieses Bildes, während er in E13 wie schon in K2/E10 bzw. E17 das sechste Bild am selben Schauplatz „wie das erste“, also „Beim Vater“ (K2/E10) bzw. „Zauberkönig“ (K2/E17), spielen lässt. An diesem Konzept orientiert sich Horváth bei der masch. Ausarbeitung dieser beiden Bilder (TS8 und TS9). Ob TS2–TS7 zum Zeitpunkt, als die Entwürfe entstanden sind, bereits vorlagen, ist unklar. In E9 (gestrichen) bzw. E13 verwendet Horváth erstmals den Namen „Mathilde“ für die Figur der Luise. T1 = IN 221.000/6 – BS 37 c [2], Bl. 3–13 (vgl. K2/T2) 11 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–4 auf BS 37 c [2], Bl. 6–9 TS2 = Fassung des ersten Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck (Grundschicht) in: Horváth 1979, S. 233–243.
H9 = IN 211.000/3 – BS 37 b, Bl. 3 1 Blatt kariertes Papier (152 × 106 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue Tinte und Kopierstift E16 = Figurenliste und Bühnenskizzen mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald“ Druck als Faksimile mit Transkription in: Horváth 2009, S. 122f.
Zum ersten Bild der Hofrat-Konzeption sind keine Entwürfe überliefert. Die vielen Korrekturen auf TS2/BS 37 c [2], Bl. 3–7 und die Adaption der Bl. 8–13, die aus K2/TS6 stammen, sprechen dafür, dass es sich bei TS2 um die erste, entwurfsmäßig kaum vorbereitete Fassung des ersten Bildes der Hofrat-Konzeption handelt. E16 wurde im Zusammenhang mit den Korrekturen in TS2 angefertigt. Die Bühnenskizzen von E16 zeigen, wie sehr Horváth auch auf die Bühnenoptik und die räumliche Positionierung der Figuren bedacht war (vgl. auch K4/E3, E12 und K5/E20). Wie auch in K2/E16 finden sich auf der Rückseite von H9 ein Strukturplan und ein Dialogentwurf zum Dramenprojekt Kinder und Militär die Hälfte, die wohl genetisch etwas später (Endkorrektur der ersten beiden Bilder der Fassung in sieben Bildern von K4) zu verorten sind. Horváth streicht deshalb auch den Entwurf zu Geschichten aus dem Wiener Wald mit dem Schreibmaterial, das er für die Notizen zu dem Dramenprojekt verwendet (Kopierstift).
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Chronologisches Verzeichnis
Einige in TS2 eingeführte Dialoge prägen die späteren Versionen des Bildes in der „Stillen Strasse“: der Dialog zwischen dem Rittmeister und Marianne („Arbeit schändet nicht“), jener zwischen Marianne, dem Rittmeister und dem Hofrat über die Sockenhalter sowie der Dialog über den Ersten Weltkrieg, über das Wetter und das Dienstbotenproblem. Das Motiv des Glücks wird in dieser Fassung nicht über die Ziehungsliste, sondern über die Figur des Kaminkehrers eingeführt. Erichs Schießübungen werden in der Zauberkönig-Konzeption (K4) ebenso ins Ausflugs-Bild verlagert wie die Träumerei von Schumann, die Oskar in diesem Bild auf dem Klavier spielt (TS2/BS 37 c [2], Bl. 7, Variante 1), und der auf BS 37 c [2], Bl. 11 hs. eingefügte Dialog zwischen Alfred und Marianne. Alfred soll in diesem Bild im Haus des Hofrats ein Zimmer mieten, was sich bereits in K2/TS6 findet, in späteren Fassungen aber nicht mehr aufgegriffen wird. Die Wiedererkennensszene zwischen dem Hofrat und Luise ist, wie viele andere Elemente dieses Bildes (etwa die „Hirnschalen“-Passage oder die Frage nach der „Religion“), bereits in K2/TS6 vorgebildet. Realisiert wird hier die Fassung inklusive der hs. Korrekturen mit schwarzblauer Tinte; die Eintragungen mit rotem Buntstift, die Horváth in dem Typoskript vornimmt, stammen aus einer späteren Bearbeitungsphase (vgl. TS10). T2 = IN 221.000/1 – BS 37 a [1], Bl. 5–7, IN 221.000/22 – BS 37 e [3], Bl. 1–3, IN 221.000/23 – BS 37 e [4], Bl. 1, IN 221.000/24 – BS 37 e [5], Bl. 4–6, IN 221.000/27 – BS 37 g [1], Bl. 1–4 (vgl. K1/T1) Insgesamt 14 Blatt, davon 11 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 3 Blatt unliniertes Papier (282 × 218 mm), Wasserzeichen „MARKANA SCHREIBMASCHINEN 1898“, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 2 auf BS 37 e [3], Bl. 1, Paginierung 2, 3 auf BS 37 a [1], Bl. 6, 7 TS3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 e [3], Bl. 1–3, BS 37 a [1], Bl. 5–7, BS 37 e [4], Bl. 1, BS 37 e [5], Bl. 4–6, BS 37 g [1], Bl. 1–4 (Grundschicht) Druck von BS 37 a [1], Bl. 5–7 in: GW IV, S. 148–152, von BS 37 e [3], Bl. 1–3 in: Horváth 2009, S. 136–138, von BS 37 e [5], Bl. 4–6 in: Horváth 1979, S. 263–265, von BS 37 g [1], Bl. 1–4 in: GW IV, S. 165–168.
Bei dieser zum Teil noch mit Material der Schönheit aus der Schellingstrasse (BS 37 a [1], Bl. 5–7; vgl. K1/TS3) zusammengesetzten Fassung fehlt wahrscheinlich lediglich das erste Blatt mit dem Anfang. Es handelt sich bei TS3 um eine Fassung des zweiten Bildes (vgl. BS 37 g [1], Bl. 4). Das Fragment beginnt mit dem Ende eines Gesprächs zwischen Alfred und dem Rittmeister über Pferderennen. Ein solches enthält bereits die zweite Fassung des ersten Bildes der Frühen Zauberkönig-Konzeption (K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 12) und wurde nicht in das erste Bild der Hofrat-Konzeption (K3/TS2) übernommen. Die Integration der drei Blätter der Schönheit aus der Schellingstrasse sowie der genetische Zusammenhang des über fünf Berliner Nachlassmappen verstreuten Konvoluts wurden bislang nicht erkannt. Auf den TS3 konstituierenden Blättern finden sich durchgehend hs. Korrekturen aus jener Phase der Bearbeitung, in der Horváth die Fassung als Basis für die ersten beiden Bilder der Zauberkönig-Konzeption (K4) verwendete, wie umfängliche hs. Korrekturen und Ergänzungen zeigen (vgl. die Kommentare zu K4/TS4/A1–A22 und TS7/A1–A48). Ein eindeutiger Hinweis für die Integration des Schellingstrassen-Materials in die Zauberkönig-Konzeption (und damit in die vorliegende Bearbeitung im Rahmen der Hofrat-Konzeption) besteht in dem Textanschluss über das abgeteilte Wort „machen“, das sich im Übergang von BS 37 a [1], Bl. 7 zu BS 37 e [4], Bl. 1 findet. Als
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Konzeption 3
irritierend erweisen sich bei einer solchen Zusammenstellung alten und neuen Textmaterials indes die verwendeten Figurennamen. Horváth hat hier keine durchgehenden hs. Korrekturen vorgenommen, sodass bei der Bennennung des männlichen Protagonisten Inkonsistenzen entstehen. Auf BS 37 e [3], Bl. 3 ist vom „Hofrat“ die Rede, was ein Indiz für die vorliegende Konzeption ist. Auf BS 37 a [1], Bl. 5–7 ist es in der Grundschicht der „Vater“, was die Übernahme dieses Materials aus K1 verdeutlicht, und ab BS 37 e [5], Bl. 4 tippt Horváth dann wieder „Hofrat“. Die hs. Korrekturen dieser Blätter bleiben indes teilweise inkonsequent. Während auf BS 37 a [1], Bl. 5–7 und BS 37 e [4], Bl. 1 meistenteils der Figurenname „Zauberkönig“ ergänzt wird, ist auf BS 37 a [5], Bl. 4–6 auch in der Korrekturschicht allein vom „Hofrat“ die Rede. Da das erste Blatt mit den näheren Angaben über den Ort der Handlung fehlt, kann nur vermutet werden, dass es im Wienerwald spielen sollte, wie dies der Strukturplan K2/E17 vorsieht. Der Strand, der öfters genannt wird, muss nicht unbedingt ein Strand an der Donau sein. Auf BS 37 e [3], Bl. 1, 2 kommt die geschäftliche Seite der Beziehung zwischen Luise und Alfred zum Vorschein. Nach der Verlobungsfeier, die Horváth unverändert aus der Schellingstrassen-Konzeption übernimmt, wird Erich im Dialog mit Marianne und Luise gezeigt (BS 37 e [4], Bl. 1). Diese Dialoge dienen vorwiegend der Darstellung von Erichs Rassismus. Luise bietet ihm an, bei ihr zu wohnen. Es folgt die Szene zwischen ihr und dem Hofrat (BS 37 e [5], Bl. 4, 5), die in dieser Konzeption nicht durch Erich gestört wird, sondern aufgrund des Nahens von Kindern hinter einem Gebüsch ihre intime Fortsetzung findet. Oskar erschreckt die Kinder durch die Beschreibung von Wasserleichen, zu denen sie werden könnten, wenn sie nicht aufpassten. Erich und Marianne, die ein Verhältnis miteinander hatten, streiten sich, worauf Erich beschließt auszuziehen. In der folgenden Szene zwischen dem impotenten Hofrat und Luise häufen sich die Todesmotive: Der Hofrat will „unter die Erden“ (BS 37 e [5], Bl. 6); Luise, die bereits in der Szene zuvor turnend von der „Tragödie der alternden Frau“ (BS 37 e [5], Bl. 4) gesprochen hat, schaut in den Spiegel, summt den „Trauermarsch von Chopin“ (BS 37 e [5], Bl. 6) und singt danach Raimunds „Brüderlein fein“ aus dem „Original-Zaubermärchen“ Der Verschwender (1834). Der letzte Schauplatz dieses Bildes („Ein anderer Teil des Strandes“, BS 37 g [1], Bl. 1–4) zeigt zu Beginn Alfred und Marianne. Horváth übernimmt etliche Dialogteile der „Szene zwischen Alfred und Agnes“ aus der SchellingstrassenKonzeption (K1/TS5). Alfreds Ideen der Schönheitskonkurrenz und der Vermessung Mariannes werden von Horváth nachträglich gestrichen, wobei diese Streichung auch erst in K4 erfolgt sein könnte. Ebenfalls nachträglich fügt Horváth auf BS 37 g [1], Bl. 1 hs. die Sequenz: „Jetzt möchte ich singen. Immer, wenn ich traurig bin, möchte ich singen“ ein, die er ursprünglich für die Figur der Leni im Werkprojekt Das Wochenendspiel, einer Vorarbeit zum Volksstück Italienische Nacht (1930), konzipiert hatte (vgl. BS 12 c, Bl. 15). Die Skandalszene auf BS 37 g [1], Bl. 3f. zeigt bereits den späteren Verlauf: Der Vater entdeckt Alfred und Marianne und will den hinzukommenden Oskar über die Vorgänge täuschen, doch Marianne lässt dies nicht zu. Sie will nicht mehr lügen und sie will sich auch nicht in das von Vater und Bräutigam vereinbarte Verlobungsszenario fügen. Dann kommen die anderen Verwandten. Am Ende sind Alfred und Marianne allein und bekennen sich neuerlich zueinander, obwohl Alfred bereits hier eingesteht, ihr nichts bieten zu können, weil er ein „Nichts“ (BS 37 g [1], Bl. 4) sei.
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Chronologisches Verzeichnis
T3 = IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 1–4 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Kopierstift TS4 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 173–176.
Zum Bild im Stephansdom liegen keine hs. Notizen vor. Das Geschehen spielt sich zwischen Antonius- und Sebastiansaltar, zwei real existierenden bzw., im Falle des Antoniusaltars, existiert habenden Seitenaltären des Doms (der Heilige Antonius von Padua ist heute nur noch in Form einer Statue erhalten; vgl. Gruber 2011, S. 174 und Feuchtmüller 1978, S. 311f., 384f. sowie 402), und einem Beichtstuhl ab. Horváth wählte wohl bewusst diese beiden Heiligen: den Heiligen Antonius (von Padua) einerseits, der auch in diversen Passagen zum Stephansdom-Bild thematisiert wird und in K5 auch im Bild „Kleines Café im zweiten Bezirk“ der Endfassung in drei Teilen vorkommt (vgl. K5/TS2, TS3/A8/BS 38 a [5], Bl. 10 und TS12/SB Arcadia 1931, S. 60f.; vgl. auch K4/TS13/A1, A4/BS 38 e [2], Bl. 3, A8/BS 38 e [6], Bl. 10f., A11/BS 38 e [5], Bl. 14f., A12/BS 38 e [8], Bl. 22, BS 38 e [7], Bl. 17 und 19 sowie A18 bzw. TS24/BS 38 e [8], Bl. 22f.), da er der Heilige ist, der nach einem Volksglauben das Wiederfinden verlorener Gegenstände/Güter befördert, außerdem ist er der Schutzheilige der Frauen und Kinder, der Liebenden und der Ehe; und den Heiligen Sebastian andererseits, der u.a. als Schutzpatron der Sterbenden (und heute auch der Homosexuellen) verehrt wird und mit seiner pfeildurchbohrten Brust als Inbegriff des Märtyrers gilt. Durch zahlreiche kunstgeschichtliche Darstellungen ist er ebenfalls fest im kollektiven Bewusstsein verankert. Durch ihn kommt dezidiert die Folter- und Märtyrerproblematik ins Spiel, die sich bereits in den Dialogpassagen von TS4 äußert (vgl. insbesondere TS4/BS 38 e [4], Bl. 2). Im Dialog zwischen Alfred und Luise (TS4/BS 38 e [4], Bl. 1), die sich wie Oskar zufällig auch im Stephansdom befindet, deutet sich an, dass Alfred Marianne verlassen wird, was er dann auch pathetisch mit den Worten „Jetzt bricht der Sklave die Fesseln“ (TS4/BS 38 e [4], Bl. 4) macht. Diese Worte wird Marianne in späteren Fassungen bei ihrer Trennung von Oskar im zweiten Bild von K4 wiederholen (vgl. K4/TS7/A43/BS 37 g [2], Bl. 10 und K4/TS24/BS 37 h, Bl. 33), und sie finden sich auch an der entsprechenden Stelle der Endfassung in drei Teilen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 44). Im Dialog zwischen Oskar und Luise zeigen sich Oskars religiös konnotierte Folterfantasien (TS4/BS 38 e [4], Bl. 2), die Horváth im Rahmen von K4 in das vierte Bild verlagert. Oskar behauptet, Marianne immer noch zu lieben, will sie aber nicht mehr heiraten, weil sie ein Kind hat (vgl. K3/E2 und E4). Das Beichtgespräch ist zwar noch nicht so ausführlich wie später, die dramaturgische Idee, die Szene mit der Zusammenfassung des Gebeichteten durch den Priester beginnen zu lassen, wird von Horváth jedoch bis in die Endfassung (K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 77f.) beibehalten. Wie dort weigert sich Marianne auch schon hier, es zu bereuen, dass sie das Kind unehelich geboren hat (TS4/BS 38 e [4], Bl. 2; K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 78f.). Das Bild endet wie in den späteren Fassungen mit dem bekannten Monolog Mariannes, den in ganz ähnlicher Form bereits Luise in der Posse Rund um den Kongreß (vgl. KW 1, S. 251) spricht. Deshalb führt Horváth den Text nicht komplett aus, sondern zitiert ihn lediglich an: „Wenn es einen lieben Gott gibt -- usw.“ (TS4/BS 38 e [4], Bl. 4)
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Konzeption 3
T4 = IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 1–6 6 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte sowie Kopierstift, hs. Paginierung 1–3 auf BS 38 f [3], Bl. 1–3 TS5 = Fassung des vierten Bildes „Beim Heurigen“ (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 176–182.
H10 = IN 221.000/63 – BS 38 f [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (225 × 144 mm), dünn, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte TS6 = fragm. Fassung des 4. Bildes mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in 7 Bildern“ (Korrekturschicht)
Das genetische Material zum vierten Bild wirft einige Fragen auf. Gemäß der fragm. Fassung von TS6 sollte sich Erich in diesem Bild von Luise trennen. Dieser Bruch wird auch in E8 dem vierten Bild zugeordnet, wo er damit motiviert wird, dass Erich ein junges Mädchen berührt. Der Bruch vollzieht sich jedoch nicht in der masch. Fassung des vierten Bildes „Beim Heurigen“ (TS5), sondern in der des sechsten Bildes (TS8). Zu einem körperlichen Kontakt zwischen Erich und einer jungen Frau kommt es im fünften Bild „Im Nachtlokal Maxim“ (TS7). Die fragm. Fassung von TS6 ist wohl trotz der oben genannten Übereinstimmung mit E5 erst nach der masch. Fassung TS5 entstanden, da die Handlung, die in TS6 dialogisch skizziert wird, in die ZauberkönigKonzeption (K4) übernommen wird: Der Rittmeister kritisiert, dass der Hofrat seine Tochter verstoßen hat und weiß, dass Marianne im Maxim arbeitet. Er deutet an, dass er die „Gemeinheit“ des Hofrats strafen will: „Das gibt eine Überraschung, wenn der seine Tochter da erblickt!“ (TS6) In TS5 hat der Rittmeister selbst noch keine Ahnung davon, dass Marianne im Maxim arbeitet. Viele Elemente des Heurigen-Bildes der Hofrat-Konzeption, von dem außer dessen Erwähnung in den Strukturplänen K2/E7, E9, E10 und E17 sowie den Notizen von E8 keine Vorstufen erhalten sind, bleiben auch für die folgenden Fassungen des Heurigen-Bildes in K4/TS19/A1–A15 maßgeblich wie der Gesang, die Totenstille, Erichs Appetit und sein Streit mit dem Rittmeister, der zufällig auch mit seinem Freund aus Amerika, dem Mister, beim Heurigen weilt. Ein wichtiger Unterschied besteht darin, dass der Hofrat nicht von Anfang an mit von der Partie ist und erst am Schluss gemeinsam mit Oskar auftritt, der in den späteren Fassungen nicht mehr dabei sein wird (vgl. K4/TS19/A1/BS 38 f [4a], Bl. 1, wo Oskar noch mit von der Partie ist, und A2 bzw. A15/BS 38 f [6], Bl. 17, wo er bereits fehlt). Außerdem taucht Alfred im Heurigen-Bild auf, was sich in späteren Fassungen (K4) ebenfalls nicht mehr findet. Seine Wiederannäherung an Luise/Mathilde wie auch einige Dialogpassagen von TS5 werden in K4 in das Bild „Und wieder in der stillen Strasse im achten Bezirk“ verlegt (vgl. zuletzt K4/TS24/BS 38 d [7], Bl. 11–13). Die Bitte Luises, Alfred möge ihr ins Gesicht schlagen, ist der Posse Rund um den Kongreß (KW 1, S. 250) entnommen. Zu den Liedern sei vermerkt, dass sich Horváth nicht wortgetreu an einen gegebenen Text hält. Das wird besonders beim Nußdorf-Lied von TS5/BS 38 f [3], Bl. 1 deutlich. In der masch. Grundschicht ist nur die erste Zeile des Refrains angegeben. Das anschließende „usw.“ meint offenbar den Text, den Horváth auf der Versoseite von BS 37 g [1], Bl. 4 notiert (vgl. die Anmerkung im kritischen Apparat von TS5). Ein Vergleich mit dem Text des Liedes in der Sammlung Wiener Volkslieder (1927) von Alois Ulreich, die Horváth dann in der Zauberkönig-Konzeption (K4) konsequent verwendet (vgl. insbesondere K4/E35), zeigt den Unterschied:
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Ulreich 1927, S. 124
Horváth BS 37 g [1], Bl. 4v (vgl. K3/TS5, Anm.)
Horváth K4/TS19/A1/ BS 38 f [5], Bl. 8
Drum geh’n wir gern nach Nußdorf h‘naus Da gibt’s a Hetz’, a G‘stanz, Da hör’n wir ferme Tanz, Da lass’ ma fesche Dudler h’naus Und gengan in der Fruah Mit’ n Schwomma z’Haus, mit’n Schwomma z’Haus
So fahr ma halt nach Nussdorf naus Da gibts ein Hetz ein Tanz Da machen mir unsere Pflanz Da lassmar fesche Jodler naus. Nacher fahren mir mit Sch{wommerlig} nachhaus
Drum gehn wir gern nach Nussdorf naus Da gibts a Hetz, a Gstanz Da hörn wir ferme Tanz Da lass ma fesche Jodler naus Und gengan in der Fruah Mitn Schwomma zhaus, mitn Schwomma zhaus!
T5 = IN 221.000/65 – BS 38 f [4], Bl. 7–16 10 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte sowie rotem Buntstift TS7 = Fassung des fünften Bildes „Im Nachtlokal Maxim“ (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 182–191.
Im Unterschied zu späteren Fassungen des Bildes kommt die Gruppe, die sich beim Heurigen formiert, erst später ins Bild. Sie versäumt die exerzierenden Girls, wie sie bereits im Roman Der ewige Spießer (KW 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 34) vorgebildet sind. Der Rittmeister ist der Gruppe vorausgeeilt, um einen Tisch zu reservieren, und wird vom Conférencier erkannt. Er sieht Marianne beim zweiten Aufmarsch der Girls und ahnt, dass es „einen Wirbel geben“ (TS7/BS 38 f [4], Bl. 8) wird. Aus seiner Reaktion geht hervor, dass er die Gruppe nicht vorsätzlich ins Maxim geführt hat. Bei diesem zweiten Aufmarsch singen die Girls den Deutschmeister-Regiments-Marsch. Horváth zitiert zuerst die ersten beiden Verszeilen der ersten Strophe und schreibt darunter „(Seite 132)“. Damit verweist er, das lässt sich vor allem auch anhand der Notizen zum fünften Bild der Zauberkönig-Konzeption (K4/E35) zeigen, auf die Wiener Volkslieder von Alois Ulreich, die 1927 als Dreifachnummer 515/517 der Tagblatt-Bibliothek des Verlags Steyrermühl (Wien) erschienen sind. Es handelt sich hierbei um die erste nachweisliche Verwendung dieser Sammlung (vgl. auch den Kommentar zu TS5). Im Unterschied zur weiteren Zitierung, bei der sich Horváth mit Ausnahme der Interpunktion und der Apostrophe sehr genau an die Vorlage hält, weisen sowohl die erste Zeile der Strophe als auch die später folgende Zeile des bekannten Refrains kleine Abweichungen auf, die aber genauso wie das Anzitieren des Textes auf die Vorläufigkeit der Hofrat-Konzeption verweisen. Luise nennt in TS7 die verstorbene Frau des Hofrats Mathilde, ein Name, der noch in der Hofrat-Konzeption auf Luise selbst übergeht (vgl. E9 und E13, wo dies vorbereitet ist). Dem ersten Teil der Akt-Plastiken, der ursprünglich den Titel „Noch sind die Tage der Rosen“ (TS7/BS 38 f [4], Bl. 11) trägt, folgen jene zwei Teile, die bereits in K1/TS7/BS 37 a [1], Bl. 29 skizziert sind, nämlich das „Zeppelin“-Bild und „Die Jagd nach dem Glück“ (TS7/BS 38 f [4], Bl. 11), bei welchem Oskar Marianne erkennt (vgl. auch K1/E20). Oskar kann wie sein Vorgänger der Schellingstrassen-Konzeption (K1/TS7/BS 37 a [1], Bl. 24) nicht zuschauen und verschwindet. Im Unterschied zu den späteren Fassungen verleugnet Marianne zuerst ihren Vater, ehe es zu dem Streitgespräch kommt, in dessen Folge Marianne den Mister zu bestehlen versucht. Der Hofrat erleidet einen Schlaganfall. Dann wird es dunkel, und es folgt ein Mono-
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log, in welchem sich der Rittmeister an die gute alte Zeit und an seinen Diener Gorlitzka erinnert, der ihm erscheint. Das Bild endet mit der Aufforderung des Rittmeisters: „Treten wir ein in den Himmel der Erinnerung --“ (TS7/BS 38 f [4], Bl. 16). Es folgt der Hinweis „(Johann Strauss, Ballett, Walzer, Wachau)“. Der „Himmel der Erinnerung“ wird bereits in einigen Strukturplänen der Frühen Zauberkönig-Konzeption erwähnt (vgl. K2/E5, E7, E9 sowie K4/TS19/A7/BS 38 f [6], Bl. 24 und E46), ohne dass sie genauere Vorstellungen des Autors zu dieser Szene preisgeben würden. Am ehesten klärt darüber die vorliegende Textstufe auf, wo es heißt: „In der Erinnerung wird alles schön.“ (TS7/BS 38 f [4], Bl. 16) Im Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1]), das Horváth wahrscheinlich zwischen September und November 1931 verwendet hat, findet sich auf Bl. 2 unter dem Titel „Im Himmel der Erinnerung“ folgender Eintrag: „Es gibt einen Himmel und es gibt einen Himmel der Erinnerung.“ In unmittelbarer Folge auf den „Himmel der Erinnerung“-Eintrag findet sich eine Prosaskizze über den Rittmeister, der ja in TS7 vom „Himmel der Erinnerung“ spricht. Hier heißt es unter anderem: „Sein Hühnerauge tat ihm weh und es fiel ihm ein Herbstmanöwer ein […].“ (BS 33 [1], Bl. 3) Die nostalgische Komponente des „Himmels der Erinnerung“ wird hier besonders deutlich. Auf BS 33 [1], Bl. 2 skizziert Horváth unter dem Titel „Souvenir de Piaristengasse“ einen kurzen Prosatext zum Hierlinger Ferdinand. In der Folge notiert er mehrfach den Titel „Ein Kapitel aus den Memoiren des Herrn Hierlinger Ferdinand“ (BS 33 [1], Bl. 7). Alle diese Einträge im Notizbuch stehen vermutlich in Zusammenhang mit der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am Deutschen Theater Berlin, die für November 1931 geplant war, und für die Horváth eine Art Werbetext schreiben sollte. Zeitlich dürften die Eintragungen im Notizbuch in die Phase zwischen der Fertigstellung des Volksstücks im Sommer 1931 und der Uraufführung am 2. November 1931 fallen, also in die Zeit der Probenarbeit am Deutschen Theater Berlin (vgl. auch die Kommentare zu K5/E18–E20). Ein Prosatext mit dem erwähnten Titel „Ein Kapitel aus den Memoiren des Hierlinger Ferdinand“ erscheint schließlich in Heft III (1931/32) der Blätter des deutschen Theaters. Es handelt sich bei dem Text um eine Umarbeitung von Horváths Kurzprosaprojekt Die gerettete Familie (1930), das der Autor einer ähnlichen ‚Verwienerung‘ unterzog, wie er dies in VA2 Ein Fräulein wird verkauft mit der Figurenrede des Reithofer tat (vgl. den Kommentar zu VA2/TS1/A11). An den Beitrag Horváths schließen in den Blättern folgende Texte an: „Briefe über Wien an eine Dame vom Stande“, „Kahlenbergschwärmerei“ von Eduard Pötzl, „Beim Heurigen“ von Friedrich Schlögl, eine Beschreibung der „Kaffeehäuser“ von Johann Pezzl, „Die Trafikantin“ von Vincenz Chiavacci und „Beziehungen“ von Arthur Schnitzler. TS7 ist übersät mit hs. Korrekturen Horváths, die aus drei Bearbeitungsphasen stammen und durch unterschiedliche Tintenfarben relativ leicht trennbar sind. Die erste Korrekturschicht, jene mit schwarzblauer Tinte, dürfte noch im Rahmen der Überarbeitung des Bildes in der Hofrat-Konzeption eingetragen worden sein. Allerdings, dies zeigen exemplarisch Bl. 9 und 13, sind dabei zwei unterschiedliche Bearbeitungsphasen festzustellen. In der ersten verwendet Horváth noch die Namen Luise und Hofrat, in der zweiten, ebenfalls mit schwarzblauer Tinte eingetragen, setzt er bereits die neuen Namen Zauberkönig für den Hofrat und Mathilde (in der ersten Korrekturphase noch der Name der Frau des Hofrats) für Luise. Diese Korrekturschicht markiert also bereits den Übergang zu K4. Die dritte Korrekturschicht, jene mit der charakteristischen violetten Tinte (vgl. den Kommentar zu K4/TS8–TS12),
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stammt indes unmittelbar aus der Phase der Adaptierung des vorliegenden Bildes im Rahmen von K4 (vgl. den Kommentar zu K4/TS19/A1–A16). Die Markierungen mit rotem Buntstift sind demgegenüber noch später zu verorten und zeugen von einem weiteren Überarbeitungs- oder zumindest Auswahlprozess, der aber wohl noch in K4 zu verorten ist. T6 = IN 221.000/81 – BS 38 h [9], Bl. 1–10 10 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte, Bleistift und rotem Buntstift TS8 = fragm. Fassung des sechsten Bildes (Korrekturschicht: Bleistift) Druck (Grundschicht) in: GW IV, S. 191–200.
Schon in der Frühen Zauberkönig-Konzeption sollte das sechste Bild gemäß dem Strukturplan K2/E17 am selben Schauplatz spielen wie das erste, nämlich beim Zauberkönig, der hier Hofrat heißt. K2/TS5 zeigt etliche Übereinstimmungen mit der vorliegenden masch. Fassung TS8 der Hofrat-Konzeption, sodass angenommen werden kann, dass auch zu den Fassungen der anderen Bilder Entwürfe oder Textstufen in der Frühen Zauberkönig-Konzeption existiert haben. Einige Repliken des einleitenden Gesprächs zwischen dem Hofrat und dem Medizinalrat übernimmt Horváth aus K2/TS5 wörtlich, andere werden Luise in den Mund gelegt (vgl. „Eisumschläge“ in K2/TS5/BS 38 h [8], Bl. 3 und K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 7). Luise, die der Medizinalrat an einer Stelle als „Frau Mathilde“ (BS 38 h [9], Bl. 2; vgl. E13) bezeichnet, pflegt den Hofrat (vgl. E4, E9 und E13). Sie war wie die Kundin des ersten Bildes der Frühen Zauberkönig-Konzeption (vgl. K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 39) im Krieg Krankenschwester. Entsprechend den Notizen von E13 verhilft der Rittmeister Alfred, dem es finanziell schlecht geht, zu einem Treffen mit Luise, die in dem Entwurf erstmals Mathilde, auf demselben Blatt aber auch wieder Luise genannt wird (vgl. E14 und E15 sowie E9). In TS8 nennt der Hofrat seine ehemalige Frau an einer Stelle „Mathilde“, der Arzt tituliert jedoch Luise als „Frau Mathilde“ (TS8/BS 38 h [9], Bl. 2 und 7). Das erwähnte Treffen nützt Luise, um sich über Alfred an Erich zu rächen, der sie wie auch in K2/TS5 verlassen will. In die folgenden Szenen rund um das Erscheinen Mariannes werden Dialogteile von TS1 wörtlich aufgenommen (vgl. etwa „Ich mache Dich darauf aufmerksam, dass ich mit einem Beine im Grabe stehe“, TS8/BS 38 h [9], Bl. 9). Oskars Reserviertheit gegenüber dem Kind wurde ebenso bereits in K2/E6, E11, E13, K3/E2, E4 und TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 formuliert wie die Rede von der Sphärenmusik (vgl. K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 14) und die Warnung des Arztes vor dem zweiten Schlaganfall in K2/E13. Etliche Elemente dieses Bildes werden im Rahmen der Zauberkönig-Konzeption in sieben Bildern (K4) auf die Bilder vier und fünf verteilt. Wie schon TS7 trägt auch TS8 eine Fülle von hs. Korrekturen Horváths, die in diesem Falle sogar mit vier unterschiedlichen Schreibmaterialien eingetragen wurden, und zwar in dieser Reihenfolge: Bleistift, schwarzblaue Tinte, violette Tinte, roter Buntstift. Die Korrekturen mit Bleistift („Hofrat“, BS 38 h [9], Bl. 1) stammen noch aus K3, jene mit schwarzblauer („Zauberkönig“, BS 38 h [9], Bl. 1) und violetter Tinte (vgl. den Kommentar zu K4/TS8–TS12 und zu K4/TS20/A1–A15) sowie die Markierungen mit rotem Buntstift (vgl. etwa die Bildnummern, die Horváth in TS8 einträgt) aus unterschiedlichen Phasen von K4. Horváth markiert mit dem roten Buntstift ganze Textblöcke, um sie an anderer Stelle wiederzuverwenden. Er versieht diese Markie-
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rungen teilweise mit Figurenkürzeln oder thematischen Begriffen, um sie in der Folge dementsprechend platzieren zu können. T7 = IN 221.000/86 – BS 38 i [1], Bl. 4, IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 1–4 5 Blatt unliniertes Papier (284 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte sowie Kopierstift und rotem Buntstift, hs. Paginierung 15–18 auf BS 38 i [6], Bl. 1–4 TS9 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht) Druck von BS 38 i [6], Bl. 1–4 in: Horváth 1979, S. 299–303.
Von der vorliegenden Fassung des siebenten Bildes der Hofrat-Konzeption (TS9) dürften, das legt ein Vergleich mit den frühesten Ansätzen der Zauberkönig-Konzeption nahe, nur zwei Blätter fehlen: das Blatt vor BS 38 i [1], Bl. 4 mit dem Anfang des Bildes und das Blatt zwischen BS 38 i [1], Bl. 4 und BS 38 i [6], Bl. 1, das neben einem Dialog zwischen Mutter und Großmutter auch den Beginn des Briefes an Marianne enthalten haben muss, an den BS 38 i [6], Bl. 1 anknüpft. Die vier Blätter, die den Schluss des siebenten Bildes beinhalten, werden von Horváth nachträglich für eine spätere Fassung des siebenten Bildes der Zauberkönig-Konzeption (K4/TS22/A1–A18) adaptiert. Daher rühren die hs. Korrekturschichten mit schwarzblauer bzw. violetter Tinte und mit Kopierstift, die drei unterschiedlichen Phasen der Bearbeitung in K4 entsprechen, wobei jene mit Kopierstift wahrscheinlich jener mit schwarzblauer Tinte und diese wiederum jener mit violetter Tinte (vgl. zu den Tinten den Kommentar zu K4/TS8–TS12) vorausging. Die zuletzt eingetragene Korrekturschicht, jene mit rotem Buntstift (Markierungen, Streichungen und Paginierung), markiert einen noch stärkeren Eingriff in das bestehende Textmaterial, indem einzelne Textteile herausgelöst und an anderer Stelle verwendet werden; auch dieser Bearbeitungsprozess dürfte noch in K4 zu verorten sein (vgl. den Kommentar zu TS8). Dass das Bild analog zu K2/TS4 mit einem Dialog zwischen Großmutter, Mutter und Enkelin beginnen sollte, kann aufgrund der Notizen in E3 und E7 nur vermutet werden. Gemäß E7 sollte Alfred als Erster zu dieser Gruppe stoßen, was auch auf BS 38 i [1], Bl. 4 ausgeführt ist. Alfred wird von der Tochter auf den Turm geführt. Dieses Motiv, das später zu einer Führung in der Ruine transformiert wird, könnte im mit „Ruine“ betitelten neunten Bild des Strukturplans K2/E5 seine Wurzeln haben. Im fragmentarisch überlieferten Dialog zwischen Großmutter und Mutter kommt die in K2/E15 erstmals erwähnte Boshaftigkeit der Großmutter zum Tragen. Außerdem stimmen einige Repliken von TS9 mit jenen von K2/E15 überein (vgl. etwa Mariannes Aussage: „Ich hab mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat“ auf BS 38 i [6], Bl. 2 oder Oskars Ausruf: „Ich bin doch kein Sadist!“ auf BS 38 i [6], Bl. 3). Das in K2/E12 und K2/TS3 erstmals festgehaltene und auch in K4/TS22/A7/BS 38 i [5], Bl. 7 zur Geltung kommende Motiv der nach dem in die Donau gefallenen Kind suchenden Männer wie auch das Gespräch zwischen der Mutter und der Großmutter dürften mit dem fehlenden Blatt verloren gegangen sein. Die Großmutter sollte gemäß K2/TS4/BS 38 i [3], Bl. 2 der vorausgeeilten Marianne das „Märchen vom Schutzengel“ erzählen, der das Kind in den Himmel mitgenommen hat, woraufhin Marianne in Ohnmacht fällt. In TS9 übernimmt Oskar die Funktion des Märchenerzählers. Wie in K2/TS4/BS 38 i [3], Bl. 5 skizziert, bekehrt er Marianne und heiratet sie am Schluss. Die vollständige Aussöhnung zwischen Alfred und Luise sowie den Dialog über den Grabstein (vgl. TS9/BS 38 i [6], Bl. 4) hat Horváth bereits in den Entwürfen
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zum siebenten Bild der Hofrat-Konzeption E3, E5 und E7 umrissen. Den Schluss des Bildes sollte laut TS9 die Hochzeit (vgl. E3) Oskars und Mariannes bilden, bei der ein „Hochzeitsmarsch“ ertönt und der Rittmeister erstmals das letzte Wort hat und für die „Gratulationen“ „dankt“ (vgl. TS9/BS 38 i [6], Bl. 4 sowie K2/TS4/BS 38 i [3], Bl. 5 und K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 28). T8 = IN 221.000/7 – BS 37 c [3], Bl. 14, 15a, IN 221.000/8 – BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, 25, 26, 29–37, IN 221.000/9 – BS 37 c [5], Bl. 20, 21, 27, 28, 32a, IN 221.000/10 – BS 37 c [6], Bl. 17, 19, 22–24 Insgesamt 26 Blatt, davon 24 Blatt unliniertes Papier (284 × 225 mm), 1 Blatt (358 × 225 mm), geschnitten und geklebt, und 1 Blatt (171 × 224 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, masch. Paginierung 1 auf BS 37 c [3], Bl. 14, masch. Paginierung 1, 2 auf BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, hs. Paginierung 3–14 auf BS 37 c [4], Bl. 18, 25, 26, 29–37, masch. Paginierung 3 auf BS 37 c [6], Bl. 17 und hs. Paginierung 4–6 auf BS 37 c [6], Bl. 22–24 TS10/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [3], Bl. 14, 15a (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS10/A2 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, BS 37 c [6], Bl. 17 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A3 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, BS 37 c [6], Bl. 19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A4 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, BS 37 c [5], Bl. 20, 21 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) 10 TS /A5 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, BS 37 c [6], Bl. 22–24 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A6 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, 25, 26, BS 37 c [5], Bl. 27 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A7 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, 25, 26, 29, BS 37 c [5], Bl. 28 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A8 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, 25, 26, 29–32, BS 37 c [5], Bl. 32a (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS10/A9 = Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 c [4], Bl. 15b, 16, 18, 25, 26, 29–37 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) Druck in: Horváth 1979, S. 243–256.
Die Verwendung des Figurennamens Mathilde spricht dafür, dass die verschiedenen Ansätze von TS10 nach den anderen Bildern entstanden sind. Im fünften Bild (TS7/BS 38 f [4], Bl. 9) wird die verstorbene Frau des Hofrats noch Mathilde genannt. Der Medizinalrat des sechsten Bildes tituliert Luise als „Frau Mathilde“ (TS8/BS 38 h [9], Bl. 2), ohne dass Horváth den Figurennamen in der übrigen Textstufe ändert. In der Korrekturschicht des zweiten Bildes kommen die Figurennamen Mathilde und Hofrat nebeneinander vor (vgl. TS3/BS 37 e [5], Bl. 4), was bedeutet, dass Horváth diese Fassung noch in K3 adaptieren wollte. Auch die Arbeitsintensität spricht für die spätere Entstehung von TS10. Horváth ersetzt mehrmals korrigiertes Textmaterial durch neues. Den vierzehn Blättern, die die fertige Fassung bilden, stehen zwölf ausgeschiedene Blätter gegenüber. Im Vergleich zu TS2 ergeben sich in TS10 folgende Neuerungen: Der Rittmeister, der nun nicht mehr Gesellschaftsspiele erfindet, manikürt sich nach seiner Rasur (A2/BS 37 c [4], Bl. 15b). Dem Dialog zwischen dem Rittmeister und dem Hofrat wird nun mehr Beachtung geschenkt. Horváth verkürzt dabei die einzelnen Repliken und testet ihre Position. Beispielsweise wird die auf A3/BS 37 c
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Konzeption 3
[6], Bl. 19 eingeschobene Replik des Rittmeisters über Marianne („Das ist eine Perle.“) auf A5/BS 37 c [6], Bl. 22 wieder getilgt, dafür aber die Replik des Hofrats erweitert. Hs. notiert Horváth auf A3/BS 37 c [6], Bl. 19 „Die wirtschaftliche Selbstständigkeit der Frau ist der letzte Schritt zum Bolschewismus“, was er auf A5/BS 37 c [6], Bl. 22 dann zu „finanzielle Unabhängigkeit“ modifiziert und masch. fixiert. Außerdem fügt der Autor zwischen den Repliken häufig die Szenenanweisung „Stille“ ein. Die in TS2 hs. ergänzte neue Szene zwischen Erich und dem Hofrat, während der Erich mit einem Luftdruckgewehr auf eine Zielscheibe in seinem Zimmer schießt, wird ebenfalls etliche Male geändert und der missglückte Schussversuch des Hofrats eingefügt. Diese Szene wird dann in das Bild „An der schönen blauen Donau“ übernommen und der Hofrat durch Mathilde bzw. Valerie ersetzt (vgl. K4/TS7/A43/BS 37 f [2], Bl. 60f.). Die Figur Oskars und sein Verhältnis zu den anderen Figuren werden stärker profiliert. Oskar bringt Marianne eine Bonbonnière mit, aus der sich auch der Hofrat bedienen darf, der ihm Ratschläge für die Behandlung Mariannes erteilt (vgl. K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 41). Die schwarzen Glacéhandschuhe (eingeführt auf A5/BS 37 c [6], Bl. 24) und die Metapher des Herumbohrens (A7/BS 37 c [5], Bl. 28; vgl. bereits TS2/BS 37 c [2], Bl. 6f.) zeigen die Bedrohung an, die Oskar für Marianne darstellt. Marianne führt ihre Gefühlskälte gegenüber Oskar darauf zurück, dass sie „verpatzt“ sei (A8/BS 37 c [4], Bl. 31). Außerdem sei Liebe doch etwas, „was nur in den Romanen vorkommt“ (ebd.). Als Oskar dem entgegenhält, dass sie doch schon „mit zwei Männern etwas gehabt“ (ebd.) habe, kontert sie, dass ihn das nichts angehe, und holt schließlich zum Satz „Mein Körper gehört mir“ (ebd.) aus, der möglicherweise auf den deutschen Titel des Romans von Victor Margueritte Dein Körper gehört dir (dt. 1928; frz. Original Ton corps est à toi, 1922) zurückgeht, der während seines seriellen Abdrucks in der Arbeiter Illustrierten-Zeitung im Jahr 1928 aufgrund des Schmutz- und Schund-Paragrafen verboten wurde, weil er von Abtreibung handelt (vgl. Barndt 2003, S. 74), einem Motiv, das auch für Geschichten aus dem Wiener Wald eine zentrale Bedeutung hat. Margueritte hatte bereits mit La Garçonne (1922) einen den Diskurs über die Neue Frau in Frankreich bestimmenden Bestseller gelandet (vgl. ebd.). Die Szene zwischen Oskar und Marianne ist stärker dialogisiert, die Sequenz über Religion stark komprimiert. Mariannes Liebesbeziehung zu Erich wird nur mehr vage angedeutet (A8/BS 37 c [4], Bl. 32 und BS 37 c [5], Bl. 32a), dafür erhält die erste Begegnung mit Alfred breiteren Raum. Alfred wird von Marianne zum Ausflug eingeladen, nachdem Oskar gegangen ist (A9/BS 37 c [4], Bl. 34). Nach Alfreds Rede über die seelische „Ergänzung“, spricht Marianne ihn ganz unvermittelt mit „Du“ (ebd.) an. Einige Redewendungen dieses Gesprächs und des Dialogs über die Heirat (A9/BS 37 c [4], Bl. 35), etwa Alfreds mehrdeutige Bemerkung: „Ich will garnichts aus Ihnen herausziehen. Im Gegenteil“, und Mariannes Frage, ob Alfred „hypnotisieren“ könne, werden später in das zweite Bild der Zauberkönig-Konzeption verschoben (vgl. etwa K4/TS7/A16/BS 37 f [1], Bl. 27), was Horváth mittels Markierungen mit rotem Buntstift anzeigt. TS10/A9 weist eine Fülle hs. Korrekturen auf, wobei sich diese Korrekturen in eine Korrekturschicht mit schwarzblauer Tinte und eine mit rotem Buntstift trennen lassen. Jene mit schwarzblauer Tinte dürfte bereits den Übergang zu K4 markieren bzw. erst in K4 stattgefunden haben, denn Horváth verwendet hier bereits die Figurennamen Zauberkönig und Mathilde (vgl. etwa A9/BS 37 c [4], Bl. 25). In A9/BS 37 c
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Chronologisches Verzeichnis
[4], Bl. 15b notiert er ganz oben: „Zauberkönig heisst Ferdinand“, womit er den Vornamen des Zauberkönigs fixiert, der sich jedoch bis zu den beiden Endfassungen (K4/TS24 und K5/TS12) noch ändern wird, wo er ja Leopold heißt (vgl. K4/TS20/A1/ BS 38 h [10], Bl. 3, wo dieser Name erstmals fällt). Die Korrekturschicht mit rotem Buntstift, die in TS10/A9 sehr auffällig ist, stammt aus der Adaptierungsphase in K4, in der Horváth große Teile von TS10/A9 in andere Bilder verschiebt, so etwa Erichs Schießszene (A9/BS 37 c [4], Bl. 25), den Kassel-Dessau-Dialog zwischen dem Hofrat/Zauberkönig und Erich (A9/BS 37 c [4], Bl. 26), die Gratulationsszene (A9/BS 37 c [4], Bl. 32) und den erwähnten Dialog zwischen Alfred und Marianne (A9/BS 37 c [4], Bl. 34f.): Allesamt wandern sie ins zweite Bild der Fassung in sieben Bildern von K4. Horváth vermerkt dies auf den Typoskriptblättern von TS10/A9 durch eine große „II“ mit rotem Buntstift, fallweise ergänzt um Anmerkungen zur genauen Position der Passagen wie etwa „Gratulation“ auf BS 37 c [4], Bl. 32, 33 oder „Alfr. – Mar. / 2. Gespr.“ auf BS 37 c [4], Bl. 34.
Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern 1. Bild H1 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E1 = Notizen und Konfigurationspläne
H2 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 2 (vgl. K4/H9) 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E2 = Notizen und Konfigurationsplan zum ersten Teil mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen“ (oben) 3 E = Notiz und Bühnenskizze zur 1. Szene sowie gestrichener Konfigurationsplan zur 2. Szene (links mittig) E4 = Konfigurationsplan (rechts mittig) E5 = Konfigurationsplan mit Replik (unten)
H3 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 3 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E6 = fragm. Konfigurationsplan zum ersten Bild (links oben) E7 = Konfigurationsplan zum ersten Bild mit Regieanweisungen (links mittig) E8 = Figurenliste zum ersten Bild (links unten) E9 = Dialogskizze (rechts oben) E10 = Dialogskizze zum 1. Bild (rechts unten)
H4 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 5 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E11 = Konfigurationsplan zum ersten Bild mit Notizen, Repliken und einer Dialogskizze
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Konzeption 4
H5 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 4 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E12 = Bühnenskizze, Konfigurationsplan und Dialogskizzen zum ersten Bild mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern von Ödön Horváth“ Druck als Faksimile in: Krischke/Prokop 1972, S. 82.
Die Entwürfe zum ersten Bild E1 bis E12 bilden eine genetische Reihe. Bei dem Entwurf E1 handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den frühesten der ZauberkönigKonzeption. Die wieder eingeführte Figur des Zauberkönigs wird in einer Notiz zuerst mit dem Rittmeister der Hofrat-Konzeption („Zauberkönig, Puppenklinik = Rittmeister“) und erst danach mit dem Hofrat („Zauberkönig [= Hofrat]“) der Hofrat-Konzeption gleichgesetzt. Oskar wird in dieser Bearbeitungsstufe als Metzger bezeichnet, dessen Gehilfe in den ersten Entwürfen noch keinen Namen trägt. Am Fuße von Bl. 1 notiert Horváth mit rotem Buntstift „Zürich 57502“, wobei es sich wahrscheinlich um eine Telefonnummer handelt. Kontakte Horváths nach Zürich sind erst für die Jahre nach 1933 im Briefwechsel nachweisbar. Offensichtlich hatte er aber schon zu Beginn der dreißiger Jahre solche. In E4 wird erstmals der Name Woditschka für den Gehilfen genannt. In E2 bzw. in E3, einer Bühnenskizze (vgl. K3/E16, K4/E12 und K5/E20), entwickelt Horváth eine Szenerie, die neben der bereits in E1 erwähnten Puppenklinik nun auch die Metzgerei Oskars und die Tabak-Trafik Mathildes zeigt. Die Puppenklinik, der der Name „Zum Zauberkönig“ zugewiesen wird, soll rechts auf der Bühne situiert sein, die Metzgerei links und die Tabak-Trafik in deren Mitte. In E5 skizziert Horváth eine Reihe von Konfigurationsplänen, die eine genaue szenische Abfolge für das erste Bild vermitteln. In E6 wird die zweite Szene des Konfigurationsplans von E5, eine Szene zwischen Mathilde und Alfred, durch eine Szene zwischen Marianne und der Dame ersetzt. Die Reihung der Entwürfe E6 bis E10 ergibt sich aus der Topografie auf H3. Woditschka wird auf diesem Blatt sowohl in der Beschreibung der Szenerie E7 wie auch in der Figurenliste E8 genannt, was die Entstehung dieses Blattes nach H2 untermauert. Der Rittmeister unterhält sich in E9 mit dem Gehilfen, ehe er Mathildes Trafik betritt. Horváth plant in E10 eine Szene zwischen Oskar und Woditschka, die mit 1.) nummeriert ist und dann in den Konfigurationsplänen E11 und E12 das Bild eröffnet. Hauptargument für die Reihung von E11 und E12 ist neben diversen Umordnungen und Ergänzungen die Ersetzung der Zeitung von E11 durch die Ziehungsliste in E12. Alfred, den Horváth in E2 und E5 noch am Anfang des ersten Bildes in einer Szene mit Mathilde platziert, tritt laut E11 und E12 erst in der elften Szene des Bildes gemeinsam mit Marianne auf. Erich, der in E8 zum Personal des ersten Bildes gezählt wird, taucht später in diesem nicht mehr auf. In E12 findet sich auch die Keimzelle des Sau-Dialogs (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 14, 51 und 76) zwischen Oskar und seinem Gehilfen (hier noch Woditschka), der in den Ansätzen von TS4 (vgl. A1, A8, A13 und A16) seine weitere Bearbeitung erfährt. Neuerlich fertigt Horváth in E12 eine Bühnenskizze (vgl. E3 sowie K3/E16 und K5/E20), aus der ersichtlich wird, wie stark der Entstehungsprozess der Geschichten aus dem Wiener Wald von topologischen Konzepten, und im Speziellen von der Idee der „Fassade“, gesteuert wird (vgl. Haag 1995).
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T1 = H6 = IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 8 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS1 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht) TS2 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht)
In TS1 versucht Horváth, die fünfte Szene des ersten Bildes des Konfigurationsplans E12, eine Szene zwischen Oskar und Marianne, mit der Maschine auszuarbeiten. Diese verwandelt er jedoch noch während des Tippens in eine Szene zwischen Oskar und dem Rittmeister. Wie in E11 und E12 wartet Oskar mit seinem Gang zum Jahrestrauergottesdienst nicht auf den Zauberkönig, der die Sockenhalter sucht. Die hs. ausgearbeitete fragmentarische Fassung TS2 zwischen Oskar und Marianne bzw. Oskar und Havlitschek stammt aus einer späteren Phase der Bearbeitung. Sie muss jedoch vor TS4/A15 entstanden sein und bildet die Grundlage für die entsprechenden Passagen in TS4/A15/BS 37 d [7], Bl. 30A und A16/BS 37 d [5], Bl. 21. H7 = IN 221.000/19 – BS 37 d [8], Bl. 35 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS3 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
TS3, die eine Ausarbeitung des Dialogs zwischen der Trafikantin Mathilde und Alfred enthält, gehört wahrscheinlich zur Ausarbeitung des ersten Bildes, wenn Horváth auch eine Textpassage davon im zweiten Bild (TS7/A29/BS 37 f [1], Bl. 49) verwendet, was die Markierung mit rotem Buntstift andeutet. Wahrscheinlich steht dieses Blatt in engerem genetischen Zusammenhang mit TS4/A16/BS 37 d [7], Bl. 33A bzw. A21/BS 37 d [7], Bl. 33a, wenn auch die Dialogpartien stark differieren. Nur die Notizen zum Schluss zeigen in ihrem Verweis auf K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 2,3 Übereinstimmung. H8 = IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 2 (vgl. H30) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), gefaltet, violette und schwarzblaue Tinte E13 = Notiz
Das vorliegende Blatt dürfte Horváth zweimal innerhalb von K4 verwendet haben. Dies lässt sich aus einer Querfaltung in der Mitte des Blattes sowie aus den beiden unterschiedlichen Tintenfarben schließen, die der Autor auf dem Blatt verwendet. Die Querfaltung teilt das Blatt in vier Seiten, von denen jedoch nur zwei beschrieben wurden. Die schwarzblaue Tinte ist ein Hinweis auf ein früheres Entstehungsdatum, da Horváth diese Tintenfarbe nur bis zum Ende der Ausarbeitung des ersten und zweiten Bildes verwendet. Danach, und schon in den abschließenden Korrekturen der finalen Fassungen des ersten und zweiten Bildes (vgl. den Kommentar zu TS8–TS12), verwendet Horváth fast ausschließlich die auffällige violette Tinte, mit Ausnahme einiger weniger Notizen in schwarzblauer Tinte. In dem vorliegenden E13 notiert sich der Autor die drei französischen Pferderennbahnen „Le Tremblay“, „Saint-Cloud“ und „Maisons-Laffitte“, die in Zusammenhang mit Alfreds Wettleidenschaft stehen und im ersten Bild der Fassung in sieben Bildern vorkommen (vgl. K4/ TS24/BS 37 h, Bl. 14). Der Rennplatz Maisons-Laffitte wird auch im siebenten Bild der Fassung in sieben Bildern erwähnt (vgl. K4/TS24/BS 38 h [12], Bl. 28), allerdings lässt die Tintenfarbe doch vermuten, dass es sich bei dem vorliegenden Entwurf um eine
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Konzeption 4
Notiz zum ersten Bild handelt, die also der frühen Bearbeitungsphase von K4 zuzuordnen ist. Wahrscheinlich hat sich Horváth diese Orte notiert, um sie für seine weitere Arbeit am ersten bzw. siebenten Bild evident zu halten. In den vorhergehenden Fassungen des ersten und siebenten Bildes (K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 2 und TS9/BS 38 i [6], Bl. 4) findet sich nur der Rennplatz Cannes. Auf BS 38 i [6], Bl. 4 (vgl. K3/TS9 und K4/TS22/A7) wird „Cannes“ mit schwarzblauer Tinte durch „MaisonsLaffitte“ ersetzt, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass die Korrekturschicht mit schwarzblauer Tinte von K3/TS9 erst in K4 und zwar nach E13 zu verorten ist, möglicherweise sogar erst im Zuge der Ausarbeitung des siebenten Bildes von TS22/A1–A18. H9 = IN 221.000/12 – BS 37 d [1], Bl. 2v (vgl. K4/H2) T2 = IN 221.000/13 – BS 37 d [2], Bl. 6, 7, IN 221.000/14 – BS 37 d [3], Bl. 9, 10, 11, IN 221.000/15 – BS 37 d [4], Bl. 16, 17, 25, 26, IN 221.000/16 – BS 37 d [5], Bl. 18, 19, 19a, 20, 21, 22, IN 221.000/17 – BS 37 d [6], Bl. 23, 24, 27, 27d, 28–32, 32a, 33, 34, IN 221.000/18 – BS 37 d [7], Bl. 10a, 11a–c, 12–15, 17a–c, 20a, 20b, 24a, 25a, 25b, 27a–c, 30A, 33a, 33A Insgesamt 50 Blatt, davon 25 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), teilweise geschnitten und geklebt, 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (494 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (459 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (258 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (212 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (385 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (236 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (371 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (41 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (375 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 2 Blatt unliniertes Papier (40 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (121 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (125 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (127 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (165 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (207 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (143 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (53 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (159 × 225 mm), gerissen, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (86 × 225 mm), unregelmäßig geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (70 × 225 mm), unregelmäßig geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (152 × 225), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1, 2 auf BS 37 d [2], Bl. 6, 7, hs. Paginierung 2 auf BS 37 d [3], Bl. 9, masch. Paginierung 1, 3 auf BS 37 d [3], Bl. 11, 10, masch. Paginierung 1, 2 auf BS 37 d [4], Bl. 16, 17, hs. Paginierung 3, 4 auf BS 37 d [4], Bl. 25, 26, masch. Paginierung 3 auf BS 37 d [5], Bl. 18, hs. Paginierung 4 und 5 auf BS 37 d [5], Bl. 19, hs. Paginierung 5, 4 und 6 auf BS 37 d [5], Bl. 19a, hs. Paginierung 5 und 6 auf BS 37 d [5], Bl. 20, hs. Paginierung 7, 8 auf BS 37 d [5], Bl. 21, 22, masch. Paginierung 1, 2 auf BS 37 d [6], Bl. 23, 24, hs. Paginierung 3, 4 auf BS 37 d [6], Bl. 27, 27d, hs. Paginierung 4, 3 und 5 auf BS 37 d [6], Bl. 28, hs. Paginierung 6, 5 und 7 auf BS 37 d [6], Bl. 29, hs. Paginierung 6 und 8 auf BS 37 d [6], Bl. 30, hs. Paginierung 9–12 auf BS 37 d [6], Bl. 31–34, hs. Paginierung 9 auf BS 37 d [6], Bl. 32a, masch. Paginierung 1 auf BS 37 d [7], Bl. 14, hs. Paginierung 3 auf BS 37 d [7], Bl. 27b TS4/A1 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [2], Bl. 6, 7 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) Druck in: Horváth 1979, S. 260–262. TS4/A2 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [2], Bl. 6, BS 37 d [1], Bl. 2v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A3 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, BS 37 d [7], Bl. 11a, 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 4 TS /A4 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, BS 37 d [7], Bl. 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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TS4/A5 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, BS 37 d [7], Bl. 11b (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A6 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, BS 37 d [7], Bl. 11c (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A7 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, 9, 10, BS 37 d [7], Bl. 10a (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A8 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [3], Bl. 11, 9, 10 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS4/A9 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [7], Bl. 14 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A10 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [4], Bl. 16, 17, BS 37 d [7], Bl. 17a, 17b (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A11 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [4], Bl. 16, 17, BS 37 d [7], Bl. 17a, 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A12 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [4], Bl. 16, 17, BS 37 d [7], Bl. 17a, 17c (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A13 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [4], Bl. 16, 17, BS 37 d [7], Bl. 17c, BS 37 d [5], Bl. 18, 19, 19a, 20, BS 37 d [7], Bl. 20a (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS4/A14 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, BS 37 d [4], Bl. 25, 26, BS 37 d [5], Bl. 19, 19a, 20, BS 37 d [7], Bl. 20b (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A15 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, BS 37 d [4], Bl. 25, 26, BS 37 d [5], Bl. 19, 19a, 20, BS 37 d [7], Bl. 30A (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A16 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, BS 37 d [4], Bl. 25, 26, BS 37 d [5], Bl. 19, 19a, 20–22, BS 37 d [6], Bl. 32a, 32, BS 37 d [7], Bl. 33A (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS4/A17 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, 25a (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A18 = fragm. Fassung des ersten Bildes konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, 25b (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 4 TS /A19 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, 27b, 27a, BS 37 d [6], Bl. 27d, 28, BS 37 d [5], Bl. 19a, BS 37 d [6], Bl. 29 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A20 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 27c, BS 37 d [6], Bl. 27, BS 37 d [7], Bl. 27a, BS 37 d [6], Bl. 27d, 28, BS 37 d [5], Bl. 19a, BS 37 d [6], Bl. 29, 30 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A21 = fragm. Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [6], Bl. 27, 27d, 28, BS 37 d [5], Bl. 19a, BS 37 d [6], Bl. 29–33, BS 37 d [7], Bl. 33a (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS4/A22 = Fassung des ersten Bildes, konstituiert durch BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [6], Bl. 27, 27d, 28, BS 37 d [5], Bl. 19a, BS 37 d [6], Bl. 29–34 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt; vgl. TS12/A2)
Die hs. eingetragenen Paginierungen (1 und 2) der Blätter BS 37 d [2], Bl. 6 und 7 legen nahe, dass sie einen gemeinsamen Ansatz (A1) bilden. Der Textanschluss funktioniert jedoch nur, wenn man davon ausgeht, dass Horváth die Streichung der Figur des Rittmeisters auf Bl. 6 vor der Niederschrift von Bl. 7 vorgenommen hat, das mit „Ritt: (kommt)“ einsetzt. Die Schichtung der Korrekturen von Bl. 6 ist äußerst komplex. Horváth bricht die masch. Ausarbeitung bei vier Fünftel des Blattes ab, korrigiert dann mit der Schreibmaschine, wie zum Beispiel die Einführung des Rittmeisters und die Änderungen im Dialog zwischen Oskar und Matschek, für den er nun den
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Konzeption 4
Namen Halubek verwendet. Außerdem führt er die Szene auf diesem Blatt masch. und hs. zu Ende, wobei er in der hs. Korrekturschicht bereits den Namen Havlitschek verwendet, der an dieser Stelle zum ersten Mal auftaucht und in A2 bereits in der hs. Grundschicht gesetzt wird. Die Lage der Geschäfte in der Straße, die nun im achten Wiener Gemeindebezirk lokalisiert wird, entspricht der Zeichnung von E12. Die kleine Straße, die dort die Fleischhauerei von der Puppenklinik trennt, existiert indes nicht mehr. Die Reihenfolge der einzelnen Szenen entspricht E12, wo Horváth zwischen die Szene von Oskar und seinem Gehilfen bzw. Marianne und der Dame das Gespräch zwischen dem Rittmeister und Mathilde einschiebt. Diese Szene auf Bl. 6 kann als Reinschrift derselben Szene von E12 gelten. Die folgende Szene von Marianne und der Dame, die Zinnsoldaten kaufen will, gleicht in vielen Momenten der Szene zwischen einer Dame und dem Zauberkönig von K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 38, 39. Das Gespräch von Marianne und dem Rittmeister über den Kaminkehrer zeigt sogar wörtliche Übereinstimmungen mit dem von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 16. Dass Horváth A1 mit Textmaterial von K3/TS10/A9 und K4/E12 zu einer Fassung montiert, muss jedoch aufgrund des Fehlens konkret auf diese Phase beziehbarer Markierungen in K3/TS10/A9 Spekulation bleiben. An die Ergänzung der Szenenanweisung von BS 37 d [2], Bl. 6 schließt der neue Dialog zwischen Oskar und dem Rittmeister am Kopf desselben Blattes an, und an diesen wiederum der Dialog von BS 37 d [1], Bl. 2v, sodass man von einem geschlossenen Ansatz A2 sprechen kann, der die Vorlage für A3 bildet. A3 bis A6 zeigt die intensive Arbeit an der Exposition. Die Szenenanweisung von A3 entspricht weitgehend der Korrekturschicht von A1. Horváth lässt das Bild auf A3/BS 37 d [7], Bl. 11a wie in A2 mit einem Dialog zwischen Oskar und Rittmeister über die Blutwurst beginnen, ehe er mit A4/BS 37 d [7], Bl. 12 die Szene mit dem Mädchen einfügt, das von Havlitschek verfolgt die Fleischhauerei verlässt. Diese Szene, deren Ausarbeitung A4 bis A6 gewidmet sind, hat in der Szene zwischen Matschek und der Köchin von A1 ihre Vorlage. In A7/BS 37 d [3], Bl. 9 folgt die Szene zwischen Havlitschek, Oskar und dem Rittmeister. Die Szene zwischen dem Rittmeister und Mathilde, die gegenüber A1 wenige Veränderungen erfährt, wird fortgesetzt durch den Auftritt des Kaminkehrers, der den Radetzkymarsch pfeift; hierauf folgt die erste Sockenhalter-Szene. A8 endet wie A1 mit dem Dialog über den Kaminkehrer, bezüglich eines möglichen Anschlusses von K3/TS10/A9 und K4/E12 gilt für A8 dasselbe wie für A1. In A9 bis A13 arbeitet Horváth vorwiegend an der Szene zwischen Oskar, dem Rittmeister und Havlitschek. Die in A6/BS 37 d [7], Bl. 11c hs. eingefügte, auf den Rittmeister bezogene Äußerung Havlitscheks „Ein Weltmann“ findet sich in allen diesen Ansätzen sowie in A8 bereits in der masch. Grundschicht. Eine auf A10/BS 37 d [4], Bl. 16 hs. eingefügte und bis in die Endfassung erhalten gebliebene Neuerung ist die Klangkulisse zu Beginn des Bildes: „Im zweiten Stock spielt jemand auf einem ausgeleierten Klavier die ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘ von Johann Strauss“, heißt es hier. Auf A13/BS 37 d [5], Bl. 18 entwirft Horváth hs. einen Dialog zwischen Mathilde und dem Kaminkehrer über Mathildes Herd. Anschließend fragt Mathilde den Rittmeister, ob dieser den Kaminkehrer nicht gesehen hätte und beginnt erst danach mit ihm die Diskussion über das Glück und das „grosse Los“ (A13/BS 37 d [5], Bl. 18), das in A13 noch nicht an die Figur des Kaminkehrers gekoppelt ist. Der erwähnte längere Dialog zwischen dem Kaminkehrer und Mathilde erfährt schließlich auf A14/BS 37 d [4], Bl. 25 seine masch. Umsetzung. Während in A13 (und vorher in
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K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 16) der Kaminkehrer nur zwischen Marianne und dem Rittmeister verhandelt wird und das Gespräch zwischen Mathilde und dem Rittmeister in der Grundschicht von A13 nur durch einen den Radetzkymarsch pfeifenden en passant-Auftritt des Kaminkehrers gewissermaßen kommentiert wird, taucht dieser in der Korrekturschicht von A13 bzw. in A14 bereits im Gespräch mit Mathilde und dann neuerlich in der Diskussion zwischen dem Rittmeister und Mathilde und im Gespräch zwischen Marianne und dem Rittmeister auf. In A13/BS 37 d [5], Bl. 19 wird dieses Gespräch zwischen dem Rittmeister und Marianne über den Kaminkehrer bzw. das Glück durch den zweiten Auftritt des Zauberkönigs auf dem Balkon unterbrochen. Die folgende Sockenhalter-Szene ist eine Reinschrift der entsprechenden Stellen von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 16. Das Abschreiben von dieser Vorlage ist der Grund dafür, weshalb Horváth auf BS 37 d [5], Bl. 20 einmal „Hofrat“ statt „Zauberkönig“ tippt, seinen Fehler aber sofort bemerkt und noch in der Grundschicht korrigiert. Das Ende des Disputs zwischen Marianne und dem Zauberkönig über die Sockenhalter versucht Horváth im Vergleich zur Vorlage zu ändern, was der Grund für den Abbruch von A13 sein könnte. Die Grundschicht der ersten sechs Blätter von A14 variiert textlich kaum von der Korrekturschicht von A13. Sind BS 37 d [6], Bl. 23, 24, BS 37 d [7], Bl. 24a, BS 37 d [4], Bl. 25 und 26 eine Reinschrift von A13, so werden BS 37 d [5], Bl. 19, 19a, 20 und BS 37 d [7], Bl. 20b sogar materiell übernommen. An der Szene zwischen Oskar, Havlitschek und dem Rittmeister feilt Horváth jedoch weiter. Eine größere Änderung in der Korrekturschicht betrifft Mathilde, die nun nicht wie in den früheren Ansätzen bereits zu Beginn der Szene sichtbar ist, sondern gemäß einer hs. Randnotiz erst auftritt, als der Rittmeister sich ihrer Tabak-Trafik unter den Klängen der „Träumerei“ von Schumann (BS 37 d [4], Bl. 25) nähert. Mit dem Walzer „Frühlingsstimmen“ (BS 37 d [5], Bl. 20) wird der in A13/BS 37 d [7], Bl. 20a nur angedeutete Dialog zwischen dem Rittmeister und dem Zauberkönig von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 16 eingeleitet. Die beiden letzten Szenen von A14, die zweite Szene zwischen Oskar und Havlitschek und die Replik des Rittmeisters über die bevorstehende Hochzeit (BS 37 d [5], Bl. 20), sind in A14 weitestgehend ausformuliert. Dieser Szene folgt in A16/BS 37 d [5], Bl. 21 das bereits in der Frühen Zauberkönig-Konzeption eingeführte Kuss-BissMotiv von K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 8. A16/BS 37 d [5], Bl. 21 und 22 setzen mit dem Dialog zwischen Oskar und Marianne fort. Horváth greift bei dieser Ausarbeitung auf K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 29–33 zurück, wobei er komprimiert und umstellt. Zum Beispiel offeriert Oskar Marianne die Bonbonnière erst nach dem Streit. Der Streit wird nicht durch Alfred, sondern den Vater gestört, der sich vor dem gemeinsamen Kirchgang mit Oskar über dessen Umgang mit Marianne unterhält. A16/BS 37 d [6], Bl. 32 führt die Klangkulisse erstmals in der Grundschicht, wobei der ursprünglich geplante Walzer Geschichten aus dem Wiener Wald von Johann Strauss durch den Walzer In lauschiger Nacht von Carl Michael Ziehrer ersetzt wird. Die Szene zwischen Alfred und Marianne, die das Skelett in der Auslage der Puppenklinik arrangiert, ist der Szene zwischen Luise (Mathilde) und dem Zauberkönig von K2/TS6/BS 37 c [2], Bl. 12 nachempfunden. Auf BS 37 d [7], Bl. 33A zitiert Horváth Teile der Trennungsszene zwischen Alfred und Mathilde aus der fragmentarischen Fassung des zweiten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 1–3). Andere Teile des Dialogs stammen aus K4/TS3. Von A17 bis A22 ersetzt Horváth das gesamte auf BS 37 d [6], Bl. 24 folgende Material und feilt am Dialog über den Tod von Oskars Mutter zwischen Oskar, Havlitschek
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und dem Rittmeister. Er widmet vor allem in A19 der Klangkulisse erhöhte Aufmerksamkeit: Der neu eingeführte Walzer Über den Wellen (urspr. Sobre las Olas; vgl. den Kommentar zu TS18/A5) von Juventino Rosas, der den Rittmeister von der Fleischhauerei zur Trafik begleitet und die Träumerei Schumanns ersetzt, bricht laut Regieanweisung „mitten im Takt“ ab (BS 37 d [7], Bl. 27a). Das Glockenspiel am Laden des Zauberkönigs erklingt erstmals auf BS 37 d [6], Bl. 28. In A19 fehlt die Kaminkehrerszene früherer Ansätze und mit ihr auch die Diskussion zwischen Rittmeister und Marianne über das Glück. Dafür spricht der Rittmeister Mariannes Verlobung an, was die folgenden Szenen rund um die Sockenhalter neu kontextualisiert. Der Rittmeister und der Zauberkönig kommen in ihrem Dialog – wie von Horváth auf A14/BS 37 d [5], Bl. 20 im Zusammenhang mit der Einfügung des Frühlingsstimmen-Walzers an dieser Stelle bereits notiert – auf die Klavierspielerin zu sprechen. Das Gespräch zwischen Oskar und Marianne wird von Horváth weiter gestrafft, das Thema der wirtschaftlichen Gründe für die Heirat gestrichen. Die Szene zwischen Mathilde und Alfred erfährt eine eingehende Überarbeitung. Die in A16/BS 37 d [7], Bl. 33A lediglich angedeutete Textpassage aus der Hofrat-Konzeption (K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 1–3) wird nun zu großen Teilen wiederaufgenommen. Die entstandene Endfassung des ersten Bildes wird dann in TS8–TS12 gemeinsam mit dem zweiten Bild reingeschrieben. Diese Reinschrift wiederum stellt Horváth mit den letzten Ansätzen der anderen Bilder zur Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) zusammen.
2. Bild H10 = IN 221.000/21 – BS 37 e [2], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E14 = Strukturplan in 7 Bildern und 3 Teilen mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“ (oben) TS7/A1 = fragm. Fassung des zweiten Bildes (Korrekturschicht; unten; vgl. Simulationsgrafik)
Der Strukturplan E14 hält sich weitgehend an die letztgültige Bilderfolge der HofratKonzeption. Nur der Titel des ersten Bildes „Strasse“ deutet auf die neue Konzeption hin und legt nahe, dass dieses Bild zum Zeitpunkt der Erstellung des Strukturplans bereits zumindest konzipiert war. Die drei geschwungenen Klammern samt römischen Ziffern zeigen, dass Horváth nach wie vor eine Dreiteilung des Stückes erwägt. Die darunter stehende TS7/A1 ist bereits ausformuliert. Die Einfügung der Figur des Studenten Erich und die Streichung des Rittmeisters zeigen jedoch, dass sich Horváth über das Set des zweiten Bildes noch nicht im Klaren ist, auch wenn die Idee der „Gruppenaufnahme“ (hier allerdings gestrichen), die bereits in K2/E5 erwähnt wurde, außer Frage steht. Ob auch das zweite Bild der Hofrat-Konzeption (K3/TS3) mit der Gruppenaufnahme begonnen hat, kann aufgrund der Überlieferungslücke nicht gesagt werden.
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H11 = IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 4 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, gefaltet, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E15 = Dialogskizzen zum 2. Bild
H12 = IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 4v 1 Blatt hochkariertes Papier (296 × 210 mm), halbierter Bogen, gefaltet, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E16 = Strukturplan in 7 Bildern mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in 7 Bildern“ mit einer Figurenliste, Notiz und Replik
Das vorliegende Blatt wurde von Horváth in die Hälfte gefaltet, und dabei wurden wohl die Dialogskizzen E15 zuerst eingetragen, da sie auf der obersten Seite des gefalteten Blattes zu stehen kommen. Die Berliner Bearbeiter haben beide Seiten des Blattes mit „R“ (für recto) gekennzeichnet, aufgrund der Faltung dürfte aber die Seite, auf der sich die Dialogskizzen befinden, die recto-Seite darstellen. Ob der Strukturplan E16 tatsächlich gemeinsam mit den Dialogskizzen E15 und damit in der Phase der Ausarbeitung des zweiten Bildes entstand, ist unsicher. Er ist jedenfalls später anzusetzen als E14. Auch die genetische Einordnung der Dialogskizzen von E15 ist unsicher. Bei den ersten drei der insgesamt vier Sequenzen, die Horváth dem zweiten Bild zuordnet, handelt es sich gewissermaßen um Exzerpte aus K3/TS10/A9, die allerdings eine Fassung des ersten Bildes darstellen. Es scheint so, als wolle sich Horváth Übersicht über brauchbare Bestandteile des früheren Bildes verschaffen. Die drei Exzerpte werden von Horváth eingerahmt und mittels der mit rotem Buntstift notierten Stichwörter „Gratulation“, „Bad“ und „Begrüßung“ einer bestimmten Szene innerhalb des neuen (zweiten) Bildes zugewiesen. Die erste und die dritte Skizze finden dann tatsächlich Verwendung (vgl. TS7/A2, A8, A16, A22, A30 und A43). Im Strukturplan E16 ist das dritte Bild anders als in E14 nun nicht mehr mit „Sebastiansaltar“, sondern ähnlich wie in TS13/A1 mit „Im Dom“ betitelt. Das sechste Bild spielt nicht mehr „Über den Dächern“, sondern wie das erste Bild in der „Strasse“, das siebente bei einer „Ruine“. Da sich Horváth in E16 fast ausschließlich zum vierten und fünften Bild Notizen macht, ist es denkbar, dass diese Bilder zum Zeitpunkt der Erstellung des Strukturplans in Arbeit waren. H13 = IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 1 1 Blatt hochkariertes Papier (210 × 152 mm), geviertelter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E17 = Notiz (oben) E18 = Dialogskizze und Konfigurationsplan zum II. Bild mit gestrichenem Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in 7 Bildern“ (mittig und unten)
H14 = IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 2 1 Blatt hochkariertes Papier (210 × 149 mm), geviertelter Bogen, unregelmäßig gerissen, schwarzblaue Tinte E19 = Konfigurationsplan, Repliken und Dialogskizzen
In E17 notiert sich Horváth zu einer „S. 27“ den Figurennamen „Mathilde“ sowie in Klammern „Helene“. Möglicherweise verweist diese Seitenangabe auf den „Liebesbriefsteller“ von E19, in dem ebenfalls in Zusammenhang mit der Figur Mathilde diese
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Seitenzahl eines Liebesbriefstellers erwähnt wird. Die dort notierte Replik Mathildes: „Du musst mich verstehen. Ich bin doch nicht in dem Alter, dass man auf Ideale verzichten muss“ könnte einem solchen entnommen worden sein. E18 und E19 stehen in engem genetischen Zusammenhang mit TS7. In beiden Entwürfen versucht Horváth, die Konfiguration des zweiten Bildes nach dem Pfänderspiel festzulegen. Im Fall von E19 gelangt er bis zum Ende des Bildes, was neben der Übernahme einiger Änderungen für eine Entstehung nach E18 spricht. Die beiden Entwürfe dürften jedenfalls vor TS7/A28 entstanden sein, da Horváth dort eine in E18 notierte Dialogreplik aufnimmt. Beide Konfigurationspläne halten sich noch eng an die Fassung des zweiten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS3). Oskar tanzt in E19 mit den Kindern Reigen analog zum mit den Kindern spielenden Rittmeister in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 6; außerdem ist hier wie dort das Lied Brüderlein fein vorgesehen, das in der frühen Fassung von Luise gesungen wird. Beide Elemente werden von Horváth jedoch in der Folge nicht mehr verwendet. H15 = IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 31 1 Blatt unliniertes Papier (225 × 104 mm), geschnitten, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS5 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
H16 = IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 225 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS6 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
Die fragmentarische Fassung zu einer Szene zwischen Oskar und Marianne von TS5 steht in genetischem Zusammenhang mit den Korrekturen auf TS7/A22/BS 37 f [1], Bl. 35, die dann teilweise in TS7/A27/BS 37 f [1], Bl. 42 eingehen. Darauf deutet auch die später mit rotem Buntstift eingetragene „II“ hin. Der restliche Teil des Blattes, das zerschnitten wurde, konnte nicht aufgefunden werden. Auch die fragmentarische Fassung TS6 zur letzten Szene muss zumindest vor TS7/A48/BS 37 g [3], Bl. 19 entstanden sein, da der zweite Teil der Fassung dort in die masch. Grundschicht aufgenommen wird. T3 = IN 221.000/25 – BS 37 f [1], Bl. 1–22, 27–30, 32–45, 49–57, IN 221.000/26 – BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, IN 221.000/28 – BS 37 g [2], Bl. 5, 7–15, IN 221.000/29 – BS 37 g [3], Bl. 16–20 Insgesamt 75 Blatt, davon 25 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (145 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (35 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (469 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (207 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (45 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (143 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (99 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (129 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (141 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (152 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (257 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (69 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (183 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (210 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (68 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (280 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (194 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (213 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (119 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (188 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (55 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (138 × 225 mm), gerissen, 1 Blatt unliniertes Papier (276 × 25 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (93 × 225 mm), geschnit-
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Chronologisches Verzeichnis
ten, 1 Blatt unliniertes Papier (416 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (90 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (93 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (184 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (192 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (99 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (129 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (132 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (35 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (252 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (87 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (132 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (359 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (300 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (379 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (238 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (462 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (384 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (410 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (425 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (129 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (156 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (353 × 225 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (163 × 225 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (375 × 225 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Bleistift und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–3 auf BS 37 f [1], Bl. 1–3, hs. Paginierung 1 auf BS 37 f [1], Bl. 6, hs. Paginierung 2 auf BS 37 f [1], Bl. 16, 4 auf BS 37 f [1], Bl. 19, 2 auf BS 37 f [1], Bl. 20, 5 auf BS 37 f [1], Bl. 36, 6 auf BS 37 f [1], Bl. 38, 7 auf BS 37 f [1], Bl. 41, überklebte hs. Paginierung 6 auf BS 37 f [1], Bl. 43, hs. Paginierung 8 auf BS 37 f [1], Bl. 45, Paginierung 1 auf BS 37 f [2], Bl. 23, hs. Paginierung 2–4 auf BS 37 f [2], Bl. 24–26, hs. Paginierung 5 auf BS 37 f [2], Bl. 46, hs. Paginierung 7 und 6 auf BS 37 f [2], Bl. 47, hs. Paginierung 8 und 7 auf BS 37 f [2], Bl. 48, hs. Paginierung 8–11 auf BS 37 f [2], Bl. 58–61, hs. Paginierung 12–15 auf BS 37 g [2], Bl. 7–10, hs. Paginierung 12, 13 auf BS 37 g [2], Bl. 12, 13, hs. Paginierung 15 auf BS 37 g [2], Bl. 15, hs. Paginierung 12–16 auf BS 37 g [3], Bl. 16–20 TS7/A2 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [1], Bl. 1–3 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A3 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [1], Bl. 6, 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A4 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [1], Bl. 6, 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A5 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [1], Bl. 6, 2, 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A6 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 9, 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A7 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 16, 7, 2, 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A8 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 16, 10, 11, 8 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A9 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 16, 10, BS 37 f [2], Bl. 25, BS 37 f [1], Bl. 21, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A10 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 16, BS 37 f [2], Bl. 25, BS 37 f [1], Bl. 21, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A11 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23, BS 37 f [1], Bl. 15, 20, BS 37 f [2], Bl. 24, BS 37 f [2], Bl. 25, BS 37 f [1], Bl. 21, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A12 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A13 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 17, 21 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A14 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 13, 14 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
824
Konzeption 4
TS7/A15 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 18 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A16 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 19, 27, 28 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A17 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 19, BS 37 f [2], Bl. 26, BS 37 f [1], 39, 36, 29 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 7 TS /A18 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 21, 19, BS 37 f [2], Bl. 26, BS 37 f [1], Bl. 39, 36, 32 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A19 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–25, BS 37 f [1], Bl. 22 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A20 = fragm. Fassung des 2. Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [1], 39, 36–38, 33, 38, 30 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A21 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [1], 39, 36–38, 30 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A22 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [1], Bl. 39, 36–38, 34, 35 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A23 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [1], Bl. 39, 36–38, 35 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A24 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 40 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 7 TS /A25 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 40, 41 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A26 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46, BS 37 f [1], Bl. 44 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A27 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46, 47, BS 37 f [1], Bl. 42 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A28 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46, 47, BS 37 f [1], Bl. 45, 42 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A29 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46, BS 37 f [1], Bl. 43, BS 37 f [2], Bl. 46–48, BS 37 f [1], Bl. 51, 49, 50 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A30 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, BS 37 f [1], Bl. 51, 49, 50 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A31 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, BS 37 f [1], Bl. 54 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A32 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, BS 37 f [1], Bl. 52 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A33 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, 59, BS 37 f [1], Bl. 55, 50 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A34 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, 59 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A35 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, 59 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A36 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58, 59, BS 37 f [1], Bl. 56 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A37 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–60 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A38 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–60 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A39 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–60 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Chronologisches Verzeichnis
TS7/A40 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 f [1], Bl. 53 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A41 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 f [1], Bl. 57 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A42 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [2], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 7 TS /A43 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [2], Bl. 7–10 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A44 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [2], Bl. 12, 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A45 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [2], Bl. 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A46 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [2], Bl. 12, 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A47 = fragm. Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [3], Bl. 16–18, BS 37 g [2], Bl. 14, 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A48 = Fassung des zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 f [2], Bl. 23–26, 46–48, 58–61, BS 37 g [3], Bl. 16–20 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt; vgl. TS12/A2)
A2 kommt, obgleich der Dialog schon durchgehend ausgearbeitet ist, Entwurfscharakter zu. Dieser zeigt sich in den vielen masch. und hs. Korrekturen und auch in der Leerzeile im Dialog zwischen Alfred und Mathilde auf A2/BS 37 f [1], Bl. 2, mit dem Horváth bereits während des Tippens eine Umstellung der beiden Dialogpassagen antizipiert. Die Szenenanweisung entspricht fast wörtlich jener von A1. Der Gruppenaufnahme-Szene, an der Horváth nach der masch. Niederschrift einiges ändert, folgt die zweite Konfliktszene zwischen Alfred und Mathilde, die Horváth im Typoskript des zweiten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS3/BS 37 e [3], Bl. 1) bereits hs. vorbereitet hatte. Den Dialog über die Beendigung der geschäftlichen Beziehungen rahmt er mit rotem Buntstift ein und schreibt eine römische Eins dazu. Da das Material zum ersten Bild keine Spuren einer Übernahme dieser Textpassagen trägt, lässt sich vermuten, dass Horváth sich mit dieser Markierung deutlich machen wollte, dass die Konfliktszene im ersten Bild bereits ähnliche Themen enthält. Sie fehlt denn auch in A5. Danach folgt eine Szene, in der der Zauberkönig Mathilde und Alfred seinen Neffen Erich vorstellt. Sie ist der Vorstellungsszene von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 25 nachgebildet (vgl. auch E15). Auch die Dessau/Kassel-Sequenz ist dem ersten Bild der Hofrat-Konzeption (K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 26) entnommen. Im Vergleich zu den dort enthaltenen Varianten ist die gesamte Vorstellungsszene jedoch sehr stark reduziert. In den folgenden Dialog fließen Momente des Dialogs zwischen Marianne und Oskar von K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 8 ein, wo auch vom Theater die Rede ist, wobei durch die Notizen „vermeintlichen Siegeszug“ und „In den Film gehe ich nicht gern“ bereits deutlich wird, dass Horváth den Tonfilm zum Gesprächsthema machen will. Das Anbahnungsgespräch zwischen Alfred und Marianne hat seine Vorlage in K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 35. Der Ansatz schließt mit dem Sammeln zum Picknick. In A3/BS 37 f [1], Bl. 4 und A4/BS 37 f [1], Bl. 5 arbeitet Horváth an der in A2 skizzierten Wiederholung der Gruppenaufnahme. Besonderes Augenmerk legt er auf die Darstellung von Oskar, der sich mit den Kindern beschäftigt. Diese kulminiert in A3 in der nachträglich masch. hinzugefügten Replik einer Tante: „Sie werden ein guter Familienvater werden --“ (BS 37 f [1], Bl. 4). Der in A5 angefügte Teil von BS 37 f [1], Bl. 6 enthält den Streit zwischen Alfred und Mathilde. Wie das vom Autor hs. mit
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Konzeption 4
rotem Buntstift und Bleistift eingetragene „IV“ anzeigt, werden Teile davon später in die Szene der Wiederbegegnung im vierten Bild transferiert (vgl. TS18/A2/BS 38 d [5], Bl. 2a, 3a und 4a). Die mit Bleistift eingetragene „IV“ korrigiert Horváth später zu „VI“, was eine geplante Verschiebung von Textmaterial ins sechste Bild anzeigt, vermutlich wollte er Teile dieser Szene in den dortigen Versöhnungsdialog zwischen Alfred und Mathilde übernehmen (vgl. TS24/BS 38 h [12], Bl. 27f.). An A5/BS 37 f [1], Bl. 6 schließt Horváth A2/BS 37 f [1], Bl. 2 und 3 an. In A6 ersetzt er den Bildbeginn und fügt den obersten Teil von BS 37 f [2], Bl. 23 ein, der bis zum letzten Ansatz A48 erhalten bleibt. In A6 folgt auf dieses Blatt BS 37 f [1], Bl. 15, aus dem Horváth in A7 BS 37 f [1], Bl. 9 herausschneidet und durch einen weiteren Teil von BS 37 f [1], Bl. 15 ersetzt, der mit dem restlichen Blatt verklebt wird. In A6 und A7 befasst sich der Autor abermals mit der Szene der Gruppenaufnahme, ansonsten hält er sich an A5. Der Dialog zwischen Alfred und Mathilde wird erweitert; Alfred zündet sich nun beispielsweise eine Zigarette an. Wie in A5 schließt Horváth in A7 das Material von A2/BS 37 f [1], Bl. 2 und 3 an. In A8/BS 37 f [1], Bl. 11 wird die Vorstellungsszene hs. modifiziert; Alfred heißt nun mit Nachnamen Zentner und nicht Skankowski wie in A2/BS 37 f [1], Bl. 2. Die in A2 vorbereitete Szene zwischen Alfred und Marianne wird in A8/BS 37 f [1], Bl. 8 von der Fotografier-Szene zwischen Oskar und dem Zauberkönig begleitet. Ob Horváth Text von A2 weiter adaptieren wollte, ist fraglich. A9/BS 37 f [2], Bl. 25 befasst sich vorwiegend mit der Vorstellungsszene Erichs und endet mit dem Kunst-Gespräch zwischen ihm und Mathilde. Die in A10–A16 nacheinander dargestellten, die ersten drei Blätter betreffenden Ersetzungsprozesse könnten auch parallel abgelaufen sein. In A10/BS 37 f [1], Bl. 16 komprimiert Horváth das Streitgespräch zwischen Alfred und Mathilde. Der Textanschluss von BS 37 f [2], Bl. 25 aus A9 bleibt dabei gewahrt. In der hs. Korrektur ersetzt Horváth auf BS 37 f [1], Bl. 16 den „comble“ (frz. auch fig. Höhepunkt) durch den ecuadorianischen „Chimborasso“, der sich in den folgenden Ansätzen (vgl. etwa A16, A22, A30 bzw. A43/BS 37 f [2], Bl. 24) und in der Endfassung in drei Teilen (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 26) findet. In A11/BS 37 f [1], Bl. 20 und einem Teil des späteren BS 37 f [2], Bl. 24 wird der Übergang der Szene zwischen Oskar und den Tanten sowie Mathilde und Alfred verändert, auch hier besteht der Anschluss zu BS 37 f [2], Bl. 25 aus A9, wofür Horváth zur Klärung hs. einen Pfeil einträgt. In A12 wird an BS 37 f [2], Bl. 23 ein weiteres Teil angeklebt, das des Zauberkönigs „Halt! Da capo! Ich glaub, ich hab gewackelt!“ bis zur Szene enthält, in der Oskar mit dem Apparat beschäftigt ist. In der Folge fehlt ein Stück, das den Anschluss an den mittleren Teil von BS 37 f [2], Bl. 23 enthalten hat. Möglicherweise folgte auf diesen Teil wieder BS 37 f [1], Bl. 20 und der untere Teil von BS 37 f [2], Bl. 24. Die Szene, in welcher die Gruppenaufnahme wiederholt wird, komprimiert Horváth in A13/BS 37 f [2], Bl. 23 und 24 und überklebt dabei Text auf BS 37 f [2], Bl. 23, indem er dessen letztes Teilstück einfügt. Ebenfalls in A13/BS 37 f [1], Bl. 17 formuliert er den Dialog zwischen Erich und Mathilde über die Operette um. Dieses Blatt schließt oben an den mittleren Teil von BS 37 f [1], Bl. 21 an, wobei in A13 vermutlich nur die obersten zwei Repliken von Mathilde und Erich standen; der bereits in A9 eingefügte obere Teil von BS 37 f [1], Bl. 21 gilt in A13 nicht, sondern erst wieder mit A14, in dem der obere Teil von BS 37 f [1], Bl. 21 durch das Bruchstück aus A9 überklebt wird und der folgende Text des Mittelteils getippt wurde. Mit A14/BS 37 f [1], Bl. 13 und 14 geht Horváth erstmals über die Szenen von A2/BS 37 f [1], Bl. 3 hinaus und fügt die Rede des Zauberkönigs an, wo-
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Chronologisches Verzeichnis
bei die hs. Notizen am Ende der Rede inhaltlich direkt an die Korrekturen von K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 5 anschließen. Horváth bearbeitet in A15/BS 37 f [1], Bl. 18, das eine gemeinsame Schnittkante mit BS 37 f [1], Bl. 15 (A6–A11) aufweist, aber vermutlich als leer gebliebener Rest abgetrennt und erst in A15 wieder verwendet wurde, abermals die Szene zwischen Alfred und Marianne und fügt das Motiv der rhythmischen Gymnastik ein (vgl. K4/TS7/A16/BS 37 f [1], Bl. 21, TS7/A22/BS 37 f [2], Bl. 25, TS7/A43/BS 37 f [2], Bl. 25 und BS 37 f [2], Bl. 60, TS24/BS 37 h, Bl. 18 und 27, K5/TS3/A1/BS 38 a [3], Bl. 2, TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 8, TS3/A7/BS 38 a [5], Bl. 10, TS4/BS 38 b, Bl. 1, 2, TS8 und TS12/SB Arcadia 1931, S. 27f., 37, 60, 62, 64 und 100). Außerdem wird hs. die Bolschewismus-Sequenz von K3/TS10/A4/BS 37 c [5], Bl. 20 hier eingefügt, die dort noch dem Dialog zwischen dem Hofrat und dem Rittmeister angehört (vgl. die dortige Markierung mit rotem Buntstift und A22/BS 37 f [2], Bl. 25). In A16/BS 37 f [1], Bl. 21 und 19 arbeitet der Autor wiederum an der Szene zwischen Alfred und Marianne. An die Rede des Zauberkönigs von A16/BS 37 f [1], Bl. 27 fügt er auf BS 37 f [1], Bl. 28 die Szene an, in der sich die Tanten über die verstorbene Frau des Zauberkönigs unterhalten. Diese Szene ist ebenso bereits in K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 5 angelegt wie die nun stattfindende Diskussion über die Seelenwanderung (A16/BS 37 f [1], Bl. 28), die später ins Maxim-Bild versetzt wird. Auf A17/BS 37 f [1], Bl. 19 dialogisiert Horváth den Beginn der Szene zwischen Alfred und Marianne stärker. Es folgt, wie auf A16/BS 37 f [1], Bl. 27 bereits hs. angedeutet, die Diskussion über die Seelenwanderung. Hier greift Horváth wieder auf K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 6 (bzw. K3/TS3/ebd.) zurück. Die Rede des Zauberkönigs, die in A16/BS 37 f [1], Bl. 27 und 28 vor der Diskussion über Seelenwanderung stattfindet, wird an das Ende des Ansatzes verschoben (= A17/BS 37 f [1], Bl. 29). Die Dialogisierung der Szene zwischen Alfred und Marianne von A17, konkret die Passage über den Familiennamen, wird in A18 wieder zurückgenommen. A18/BS 37 f [1], Bl. 32 enthält zwei Varianten der Replik „Oder gar ein Leopard!“ aus dem Dialog über die Seelenwanderung. In der zweiten Variante zeigt sich Marianne beunruhigt über Mathildes Charakterisierung von Alfred. Horváth unterbricht in A19/BS 37 f [2], Bl. 25 die Szene zwischen Alfred und Marianne mit einer Fortsetzung des Dialogs zwischen Erich und Mathilde über Kunst. Die Szene zwischen Alfred und Marianne wird in A19/BS 37 f [1], Bl. 22 abermals stärker dialogisiert. In A20 arbeitet Horváth nochmals am Dialog zwischen Alfred und Marianne („automatische Reaktion“, „Pardon“ A20/BS 37 f [2], Bl. 26, vgl. auch K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 34). Außerdem werden die Repliken der Zuweisung von Tiernamen an einzelne Figuren von A17/BS 37 f [1], Bl. 29 auf A18/BS 37 f [1], Bl. 36 weiterbearbeitet. An die nachfolgende Rede des Vaters von A20/BS 37 f [1], Bl. 37 und 38 schließt, wie auf A16/BS 37 f [1], Bl. 28 hs. vorbereitet, das Liebesgedicht an, das ein „kleines weissgekleidetes Mädchen“ zum Besten gibt. Danach folgt die Gratulationsszene, die in dieser Form nirgendwo vorbereitet ist, was man auch optisch an den vielen Korrekturen erkennen kann. Erich spricht schon in K3/TS3/BS 37 e [4], Bl. 1 mit Luise über Rassenprobleme. Dort hat der Dialog jedoch nichts mit der Gratulation zu tun. In A20/BS 37 f [1], Bl. 38 kommen Mathilde und Erich erst durch die Gratulation („und viele brave deutsche Kinder!“) über die Rassenthematik ins Gespräch. In A21 schneidet Horváth BS 37 f [1], Bl. 33 aus und ersetzt es durch einen weiteren Teil von BS 37 f [1], Bl. 38. A22/BS 37 f [1], Bl. 34 ist eine Reinschrift der Szene zwischen Erich und Mathilde von A20/BS 37 f [1], Bl. 30. Dieser Szene folgt in A22/BS 37 f [1], Bl. 35 die Gratulation von Alfred, die Horváth von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 33 übernimmt. Das Motiv des Beneidens ist
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Konzeption 4
ebenso aus der früheren Version der Szene von K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 10 entnommen, wie die erste Replik des Dialogs nach dem Abgang Alfreds („Warum […] eingeladen?“). Der weitere Dialog wurde hs. auf TS5/BS 37 f [1], Bl. 31 vorbereitet. Nach dem Abgang von Oskar verwendet Marianne in A22/BS 37 f [1], Bl. 35 das Götz-Zitat. Es folgt die Pfand-Szene, die Horváth bereits in K1 konzipiert hat. Hier beginnt sie mit Erich, der „dreimal Muh schreien“ muss. In der Pfänderspiel-Szene von K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 7f. gibt es keine Anmerkungen, die eine Adaption des Textmaterials bezeugen. In A23 ersetzt Horváth A22/BS 37 f [1], Bl. 34 durch dessen Reinschrift BS 37 f [1], Bl. 38. Auch A22/BS 37 f [1], Bl. 35 wird bis zum Verbeugen Alfreds auf BS 37 f [1], Bl. 38 abgetippt. Das Ende der Abschrift wird auf BS 37 f [1], Bl. 35 mittels rotem Buntstift markiert, was eine Adaption nahelegt. Auf A23/BS 37 f [1], Bl. 38 und BS 37 f [1], Bl. 35 befindet sich je eine pfeilartige Markierung mit rotem Buntstift am linken Rand, die jeweils genau die Grenze der Textüberschneidung markiert. Horváth holt in A24 weiter aus als zuvor und setzt dafür neuerlich am Beginn des Gesprächs über die Seelenwanderung an, wenngleich sich textlich nicht sehr viel ändert. Neu ist, dass das Mädchen, das das Gedicht aufsagt, einen Namen bekommt (A24/BS 37 f [1], Bl. 40). Sie heißt zuerst Irene (vgl. den Namen der Mutter Mariannes in K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 5); ihr Name wird jedoch in der Korrekturschicht hs. auf Ida korrigiert. Ebenfalls neu ist die Hängematte (vgl. K1/TS1/BS 37 l [1], Bl. 3), in die sich der Onkel Ferdinand legt, der später durch den Zauberkönig ersetzt wird (A25/BS 37 f [1], Bl. 41). Die Vaterfigur legt sich indes schon in K1/E9 (ebenfalls nach dem Essen) und K1/TS1/BS 37 l [1], Bl. 3 in die Hängematte. Die Ergänzungen zur Gratulationsszene zwischen Mathilde und Marianne von A23/BS 37 f [1], Bl. 38 übernimmt Horváth nicht. Die angeheiterte Mathilde singt dort Schubert und presst Marianne fest an sich. In der Korrekturschicht von A25/BS 37 f [1], Bl. 41 singt eine Tante den Refrain des Liedes Sei gepriesen du lauschige Nacht aus der Operette Der Landstreicher (Text von L. Krenn und K. Lindau, Musik von C. M. Ziehrer) zur Laute (vgl. Ulreich 1927, S. 103f.), die anderen singen mit (vgl. die Verwendung dieses Liedes in TS4/A16/BS 37 d [6], Bl. 32 bzw. TS24/BS 37 h, Bl. 22). Später wird Oskar dieses Lied singen. Das Begleitinstrument Laute gehört auch schon in K1/TS1/BS 37 l [1], Bl. 5 zur Ausflugsszene, dort allerdings von einem „Trupp Wandervögel“ verwendet. Der Textanschluss von A25/BS 37 f [1], Bl. 41 an A23/BS 37 f [1], Bl. 38 bleibt vermutlich aufgrund der hs. Streichung der letzten Zeile auf BS 37 f [1], Bl. 41 und einer korrespondierenden Adaption des Textes mit rotem Buntstift auf BS 37 f [1], Bl. 38 gewahrt. Horváth dachte offenbar daran, Bl. 35 an Bl. 38 anzukleben. In A26/BS 37 f [1], Bl. 44 fügt Horváth den Text der ersten Strophe des Liedes Wienerwald von Adolf Hirsch (vgl. Ulreich 1927, S. 23f.) anstelle von Sei gepriesen du lauschige Nacht unmittelbar an die allgemeine Gratulation nach der Rede des Zauberkönigs an. Während in der Grundschicht die zweite Tante dieses Lied singt, fügt Horváth in der Korrektur Oskar als Sänger ein. Horváth schneidet in der Folge A26/BS 37 f [1], Bl. 44 mit dem Text des Liedes Wienerwald von A26/BS 37 f [2], Bl. 46 ab und setzt wie in A24 mit der Szene zwischen Mathilde und Erich fort (A27/BS 37 f [2], Bl. 47). Jetzt erst löst sich die Gruppe auf und hört Oskar zu, der Sei gepriesen du lauschige Nacht singt. Es folgt Alfreds Gratulation; Alfreds Repliken aus A22/BS 37 f [1], Bl. 35 werden dabei etwas umformuliert. Horváth übernimmt die auf A27/BS 37 f [1], Bl. 42 folgende Szene zwischen Oskar und Marianne ebenfalls von A22/BS 37 f [1], Bl. 35. Aus dem „taktlose[n]“
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Chronologisches Verzeichnis
Menschen Alfred, dessen Gratulation von Oskar als „unappetitlich“ qualifiziert wurde (A22/BS 37 f [1], Bl. 35), wird jetzt der „geschmacklos[e] Mensch“ (A27/BS 37 f [1], Bl. 42). Marianne sagt Oskar, dass sie Alfred schon lange kennen würde. Die eifersüchtige Reaktion Oskars auf den Bericht über die Einladung Alfreds wird ebenso von der nun sogleich anschließenden Pfänderspiel-Szene gleichsam überdeckt wie Mariannes Götz-Zitat. Nicht Erich, sondern die „Erste Tante“ muss nun dreimal „Muh“ schreien. Der Zauberkönig soll indes nicht mehr auf einem Bein „herumhüpfen“ (K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 7), sondern dreimal „Mäh“ schreien. Das Blatt mit der angekündigten Jiu-Jitsu-Demonstration Oskars fehlt. Aufgrund von Textvergleichen mit dem diesen Text ausführenden Blatt A29/BS 37 f [2], Bl. 48 ist anzunehmen, dass hier der Text von K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 7 anschließen sollte. Dass BS 37 f [1], Bl. 51 zu A27 gehört, wie die Berliner Bearbeiter vermuteten, ist mangels exaktem Textanschluss auszuschließen. Horváth schreibt in A28/BS 37 f [1], Bl. 45 die Szene um das dritte Pfand ins Reine und adaptiert für die Fortsetzung des Textes die letzte Zeile von A27/BS 37 f [1], Bl. 42. In A29/BS 37 f [2], Bl. 48 komprimiert Horváth die Gratulationsszene zwischen Marianne, Alfred und Oskar (Alfred spricht nun nicht mehr von „beneiden“ wie noch auf A22/BS 37 f [1], Bl. 35), wie auch die nachfolgende Szene zwischen Oskar und Marianne. Er korrigiert Oskars Demonstrationsrede in K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 7f. bzw. K3/TS3/BS 37 a [1], Bl. 7 und BS 37 e [4], Bl. 1 und tippt diese gemeinsam mit der ebenfalls auf BS 37 e [4], Bl. 1 ausgearbeiteten Szene unmittelbar nach der Demonstration und der Szene zwischen Alfred und der betrunkenen Mathilde auf A29/BS 37 f [1], Bl. 51 ab. In Letztere integriert Horváth die Sequenz über die Misshandlung Mathildes („Als hätt ich Dich schon mal angerührt“), die sich bereits in K3/TS10/A9/ BS 37 c [4], Bl. 36 und in K4/TS3 findet. Ähnliches gilt für Sequenzen der Szene zwischen dem Zauberkönig und Mathilde (A29/BS 37 f [1], Bl. 49), wobei diese Szene bereits in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 4 vorkommt. Die Rede des Zauberkönigs über die Zukunft ist neu, während der Dialog über die Frau des Zauberkönigs bereits in K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 37 auftaucht. Den Satz: „Ob stattlich oder nicht stattlich, ich bin eine sogenannte Pessimistin --“ (A29/BS 37 f [1], Bl. 50), der sich auch in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 4 findet, verwendet bereits die Luise des Dramenfragments Ein Fräulein wird verkauft (vgl. VA2/E7 und TS1/A22 bzw. TS3/BS 24 [5], Bl. 22). Der weitere Dialog ist neu, wenn auch das Thema des Alterns schon in K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 37 angesprochen wird, jedoch auf andere Art. Mathildes Phrase über die Ideale ist in E19 notiert und gemäß der dortigen Notizen einem „Liebesbriefsteller“ entnommen, dessen konkrete Vorlage bislang nicht gefunden werden konnte. In den meisten der greifbaren Liebesbriefsteller werden nicht nur Tipps für das Verfassen von Liebesbriefen gegeben, sondern auch eine Reihe von Musterbriefen für verschiedenste Beziehungsangelegenheiten (Heiratsantrag, erstes Treffen, abschlägige Antwort, usw.), die nicht selten von Phrasen strotzen und Horváth wohl eine Fundgrube für seine Dialoge waren. Der Zauberkönig stürzt sich in A29/BS 37 f [1], Bl. 50 auf Mathilde, ohne dass Mathilde sich erotisiert zeigt, anders als in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 5, wo es Mathilde ist, die die Initiative ergreift. Wie dort sollten die beiden zunächst „hinter das Gebüsch“ verschwinden. Als Oskar und zwei Kinder auftauchen, warnt Mathilde in einer hs. Einfügung mit den Worten: „Zurück, da kommt wer!“, weshalb der Zauberkönig und sie nun „auseinander“-„kugeln“ (A29/BS 37 f [1], Bl. 50). Eine ähnliche Szenenfolge ist auch in E19 vorgesehen, allerdings sind es dort Erich und Mathilde, die in einem Liebesspiel verstrickt sind und dabei vom Zauber-
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Konzeption 4
könig überrascht werden. Horváth schneidet in A30 mit A24/BS 37 f [1], Bl. 43 einen Teil der Diskussion über die Verwandtschaft von Mensch und Tier aus. Diese Sequenz verwendet er schließlich wieder für das fünfte Bild im Maxim (vgl. TS24/BS 38 f [6], Bl. 24f.), was auf BS 37 f [1], Bl. 43 durch Markierungen mit rotem Buntstift („V.“) gekennzeichnet ist. Der Textbestand von A30 entspricht ansonsten A29. Auf A31/BS 37 f [2], Bl. 58 nimmt Horváth im Vergleich zu A30/BS 37 f [1], Bl. 51 einige Umstellungen im Dialog nach Oskars Demonstration vor. Das Reisegrammophon spielt nun den „Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘“ und nicht mehr wie in A29/BS 37 f [1], Bl. 51 „einen flotten Marsch“. Der Ansatz endet mit dem Beginn des Gesprächs zwischen Alfred und Mathilde. Horváth korrigiert und ersetzt A31/BS 37 f [1], Bl. 54. Mathilde demonstriert in A32/BS 37 f [2], Bl. 58 nicht mehr Gleichgültigkeit, sondern spricht Alfred relativ direkt auf Marianne an. Die folgende Sequenz orientiert sich am hs. Dialogentwurf am Fuß von A29/BS 37 f [1], Bl. 51. Die Dialogpassage über den „siebzehnten März“ von A32/BS 37 f [1], Bl. 52 ähnelt der von A29/BS 37 f [1], Bl. 49, mit dem Unterschied, dass nun das Grammophon zu spielen aufhört. Horváth löscht in A33/BS 37 f [1], Bl. 55 diese Regieanweisung über das Ende des Grammophonspiels wieder. Er hält sich im Folgenden an A29/BS 37 f [1], Bl. 49 und integriert den Text von A29/BS 37 f [1], Bl. 50 durch hs. Einfügungen in den veränderten Textanschluss von A33/BS 37 f [1], Bl. 55, bevor er ihn korrigiert. Bis zum Beginn des Dialogs zwischen dem Zauberkönig und Mathilde ändert Horváth in A34 im Vergleich zu A33/BS 37 f [1], Bl. 55 wenig, außer dass der Zauberkönig am Korsett riecht (A34/BS 37 f [2], Bl. 59; vgl. die hs. Eintragungen auf A29/BS 37 f [1], Bl. 50 sowie A36/BS 37 f [1], Bl. 56 und A38/BS 37 f [2], Bl. 60). Ab der Sequenz über den Tod der Frau wird der Text stark vermehrt, wovon die vielen hs. Eintragungen auf A29/BS 37 f [1], Bl. 50 und A36/BS 37 f [1], Bl. 56 zeugen, die jedoch nur zum Teil in die Grundschicht der folgenden Ansätze übernommen werden. Mathilde zeigt sich auf A36/BS 37 f [1], Bl. 56 (wie bereits früher in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 5) erotisiert, was in A29 nicht der Fall ist. Den Dialog nach Mathildes Gymnastikübungen setzt Horváth in A38/BS 37 f [2], Bl. 60 aus hs. Skizzen von BS 37 f [1], Bl. 50 und Bl. 56 zusammen. Wie auf BS 37 f [1], Bl. 50 hs. notiert, tritt Erich mit seinem Gewehr auf, als die beiden sich küssen; in der Grundschicht von A29/BS 37 f [1], Bl. 50 waren es noch Oskar und zwei Kinder. Es kommt zu keinem Nachspiel hinter dem Busch mehr, wie ebenfalls zuvor noch in der Grundschicht von A29/BS 37 f [1], Bl. 50 ausgeführt. Das „Temperament“, das in K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 5 noch Mathilde zugeschrieben wurde, besitzt seit A29/BS 37 f [1], Bl. 50 der Zauberkönig, der dort als „temperamentvoll“ bezeichnet wird (vgl. auch „Temperament“ in A38/BS 37 f [2], Bl. 60). Die folgende Dialogsequenz, in welcher Erich den Zauberkönig um die Erlaubnis zum Schießen ersucht, ist fast wortwörtlich K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 25 und 26 entnommen, mit dem Unterschied, dass der Zauberkönig abtritt und sich nun Mathilde mit Erich über dessen Studium unterhält. Die Sequenz über Wien und die Frauen von A40/BS 37 f [2], Bl. 61 entwirft Horváth hs. auf K3/TS3/BS 37 e [5], Bl. 6. Das Ende der Szene auf A40/BS 37 f [1], Bl. 53 hat keine Vorlage. A40/BS 37 f [1], Bl. 53 wird korrigiert und in A41 durch einen weiteren Blattteil von BS 37 f [2], Bl. 61 ersetzt, wobei besonders großes Augenmerk auf den Übergang zur Szene zwischen Alfred und Marianne gelegt wird, die in dieser Phase der Entstehung kein eigenes Bild einleitet. Diese Szene wird mit dem Frühlingsstimmen-Walzer akustisch untermalt. Auf A42/BS 37 g [2], Bl. 5 arbeitet Horváth an der Begegnung zwischen Mathilde/Erich und Alfred sowie an dem Set der Szene zwischen Alfred und Marianne, die nun in der Dämmerung spielen soll.
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Chronologisches Verzeichnis
Die erste Dialogsequenz zwischen den beiden ist identisch mit der von K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 1. Auch die weiteren Repliken sind größtenteils schon in dieser Textstufe angelegt bzw. werden in dieser hs. entworfen. Mariannes Replik „Jetzt möchte ich singen. Immer wenn ich traurig bin, möchte ich singen –“ (A42/BS 37 g [2], Bl. 5) wollte Horváth schon der Figur der Leni in Italienische Nacht in den Mund legen, was das Entwurfsblatt BS 12 c, Bl. 15 beweist, das wahrscheinlich aus der Zeit der Uraufführung des Stückes datiert (vgl. auch den Kommentar zu K3/TS3). Der Text von A42/BS 37 g [2], Bl. 5 wird korrigiert und um die Kussszene zwischen Alfred und Marianne ergänzt. Auf A43/BS 37 g [2], Bl. 7 wird davor der Dialog über Kultur und Natur eingeschoben. Der folgende Dialog über wechselseitige Ergänzung und Dummheit enthält einige Sequenzen von K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 34 sowie von K3/TS3/37 g [1], Bl. 2. Die ebenfalls in K3/TS3/37 g [1], Bl. 2 geplanten Repliken über Mariannes sexuelles Vorleben entfallen. Darüber hinaus verwendet Horváth in A43/BS 37 g [2], Bl. 7 und 8 Elemente des Dialogs zwischen Agnes und Oskar von K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 12 (vgl. die Markierungen) wie zum Beispiel das Diktum vom Opfern oder das des Zu-viel-Denkens. Aus K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 7 stammt die Replik, in der Marianne vermutet, dass sich ihr Vater über sie an seiner verstorbenen Frau rächt. Im Unterschied zur Vorlage aus der Hofrat-Konzeption spricht Alfred nun schon vor dem Auftritt der Vater-Figur von Verantwortung. Die Skandalszene weitet Horváth im Vergleich zu K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 3 und 4 textlich aus, wobei die Ausführungen des Zauberkönigs über die finanziellen Probleme der Puppenklinik, die auf den Blättern von K3/TS3 hs. notiert worden sind, in A43 fehlen. Horváth zitiert indes Mariannes Replik „Du was ist das? In Deiner Nähe Du“ auf A43/BS 37 g [2], Bl. 10 an und verweist damit auf K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 2 und 3. Notizen zum nachfolgenden Dialog zwischen Alfred und Marianne finden sich auf K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 3 und 4 sowie in K4/TS6. In A44/BS 37 g [2], Bl. 12 löst Horváth bei seiner masch. Abschrift geringfügige textliche Ungereimtheiten von A43/BS 37 g [2], Bl. 7 auf. Auf A44/BS 37 g [2], Bl. 11 geht der Autor jedoch ins Skizzenhafte über, zitiert einzelne Repliken nur, unter anderem die Replik „Jetzt möcht ich singen“, die Horváth auf A42/BS 37 g [2], Bl. 5 hs. eingetragen, jedoch zuerst nicht übernommen hat. Diese Repliken werden durch hs. Nummerierung nachträglich umgestellt. Horváth nimmt die Umstellungen und die Neuformulierungen von A44/BS 37 g [2], Bl. 11 auf den in A45 bzw. A46 angeklebten Teilen von BS 37 g [2], Bl. 12 auf. Mariannes Replik über ihre Mutter ist einem hs. Dialogentwurf von A43/BS 37 g [2], Bl. 8 entnommen (vgl. auch K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 7, Korrekturschicht). Auch der weitere Dialog von A46/BS 37 g [2], Bl. 13 hat in A43/BS 37 g [2], Bl. 8 seine Vorlage, wobei Horváth vor allem ab Mariannes Reaktion auf Alfreds Frage, ob sie Oskar liebe, den Text stark verändert. Bei der Abschrift von A46/BS 37 g [2], Bl. 12 verkürzt Horváth fast ausschließlich, mit einer Ausnahme: Er fügt den Text um Alfreds Frage „Liebst Du mich?“ und „So wie Du solltest?“ auf A47/BS 37 g [3], Bl. 17 ein, der nun Marianne zu ihrer Verantwortung aufruft, ohne dies hs. vorzubereiten. Die Dialoge von A47/BS 37 g [3], Bl. 18 sind auf A46/BS 37 g [2], Bl. 13 bis einschließlich dem Auftritt des Zauberkönigs auf A43/BS 37 g [2], Bl. 9 hs. entworfen. Der Beginn der Skandalszene auf A47/BS 37 g [2], Bl. 14 ist im Vergleich zu A43/BS 37 g [2], Bl. 9 stark verändert. Der Zauberkönig schlägt auf A44/BS 37 g [2], Bl. 15 sogar Marianne mit den Worten „Brüll nicht! Bist Du daneben?!“, was schließlich der Mister im Maxim mit Valerie macht (vgl. TS19/A10/BS 38 f [6], Bl. 27). Nicht der Zauberkönig, sondern Alfred versucht nun
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Konzeption 4
Oskar zu täuschen mit der Bemerkung, dass Marianne „bis jetzt geschwommen [hat]“ (A47/BS 37 g [3], Bl. 18). Oskar zeigt sich gefasster als in den früheren Fassungen und spricht von Läuterung. Er bleibt darin dem Oskar der Hofrat-Konzeption verwandt. Mit dem Abgang des Zauberkönigs auf BS 37 g [2], Bl. 15 endet A47. In A48/BS 37 g [3], Bl. 18 sind die geringfügigen Korrekturen von A47/BS 37 g [2], Bl. 14 aufgenommen. An dem Text von A47/BS 37 g [2], Bl. 15 werden größere Umstellungen vorgenommen: Der Zauberkönig schlägt Marianne nicht, Mariannes „Ich heirat dich nicht“ wird in A48/BS 37 g [3], Bl. 19 verdreifacht und um den Zusatz versehen: „Meinetwegen soll unsere Puppenklinik verrecken, eher heut als morgen!“ Aufgrund der Schreierei Mariannes kommen nun auch die „übrigen Ausflügler“ (A48/BS 37 g [3], Bl. 19) dazu. Oskar spricht wiederum nicht mehr von Läuterung. Die letzte Szene des Bildes zwischen Alfred und Marianne (A48/BS 37 g [3], Bl. 19 und 20) wird auf A43/BS 37 g [2], Bl. 10 vorbereitet und hat ihren Vorläufer in TS6. Horváth baut dabei die letzte Replik Mariannes mit Hilfe von Material aus K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 2 und 3 aus („Und ich geh direkt aus mir heraus und schau mir nach […]“; vgl. die mit „usw.“ versehene Andeutung dieser Stelle auf A43/BS 37 g [2], Bl. 10). Wie in A43/BS 37 g [2], Bl. 10 schließt das Bild mit Mariannes schicksalhaftem Ausruf: „Von Dir möcht ich ein Kind haben --“. Die Fassung A48 wird später gemeinsam mit dem ersten Bild reingeschrieben (= TS8–TS12) und dann in die Fassung des Stückes in sieben Bildern (TS24) integriert (vgl. dazu den Kommentar zu TS24). T4 = IN 221.000/31b – BS 37 i, Bl. 1–34 34 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, Durchschlag (Kohlepapier), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, Paginierung 1–34 TS8 = Fassung des ersten und zweiten Bildes (nicht gedruckt)
T5 = IN 221.000/31a – BS 37 i, Bl. 1–34 Insgesamt 34 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, Durchschlag (Kohlepapier), 1 Blatt (285 × 224 mm), dünn, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und Bleistift, Paginierung 1–34 TS9 = Fassung des ersten und zweiten Bildes (nicht gedruckt)
T6 = IN 221.000/31c – BS 37 i, Bl. 1–34 Insgesamt 34 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, Durchschlag (Kohlepapier), 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Paginierung 1–34 TS10 = Fassung des ersten und zweiten Bildes (nicht gedruckt)
T7 = IN 221.000/30a – BS 37 h, Bl. 1–34 Insgesamt 34 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, teilweise eingerissen, 1 Blatt unliniertes Papier (285 × 224 mm), dünn, Durchschlag (Kohlepapier), hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte, Paginierung 1–34 TS11 = Fassung des ersten und zweiten Bildes (nicht gedruckt)
H17 = IN 221.000/20 – BS 37 e [1], Bl. 3 1 Blatt hochkariertes Papier (225 × 142 mm), geviertelter Bogen, schwarzblaue und violette Tinte E20 = Notizen (oben) E21 = Notizen und Dialogskizze (mittig)
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T8 = IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 1–34 Insgesamt 34 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), dünn, Durchschlag (Kohlepapier), 1 Blatt unliniertes Papier (339 × 228 mm), dünn, teils Durchschlag (Kohlepapier), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte, Paginierung 1–34 TS12/A1 = Fassung des ersten und zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 h, Bl. 1–29 (nicht gedruckt) TS12/A2 = Fassung des ersten und zweiten Bildes, konstituiert durch BS 37 h, Bl. 1–34 (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von TS24)
Bei T4–T6 und T8 handelt es sich – mit Ausnahme von Bl. 29 von T5 und T6, das kein Durchschlag ist – um vier Durchschläge einer einzigen Abschrift (T7) des ersten und zweiten Bildes (TS4/A22 und TS7/A48). Auf Bl. 29 differieren T4 und T5 von T6–T8 (vgl. die Realisierung von „lieber“ in der letzten Replik Mathildes), das Blatt von T4 dürfte dabei der Durchschlag des entsprechenden Blattes von T5 sein. In T7 ist Bl. 29 das einzige Durchschlagsblatt, während in T5 und T6 einzig dieses Blatt kein Durchschlag ist. Bei T7 handelt es sich – bis auf Bl. 29 – um das Originaltyposkript. Alle fünf Typoskripte weisen identische punktuelle Korrekturen mit schwarzblauer Tinte auf, T4 und T5 überdies Korrekturen mit Bleistift (vgl. das erwähnte „lieber“ auf Bl. 29) sowie T7 und T8 weiter reichende Korrekturen mit violetter Tinte, wobei diese in T8 am weitesten gehen, weshalb die darin enthaltene Fassung wahrscheinlich als die letztgültige anzusehen ist. In T7 und T8 sind also zwei Korrekturvorgänge zu unterscheiden, ein erster, bei dem Horváth mit schwarzblauer Tinte Korrekturen auf fast exakt den gleichen Blättern beider Exemplare vornimmt, und ein zweiter mit violetter Tinte, der sich in T7 nur auf die Bl. 17, 26 und 29 beschränkt, während in T8 auch die Bl. 3, 5, 12, 23, 25, 26, 28, 29, 30, 31 und 34 Korrekturen mit dieser Tinte aufweisen (vgl. dazu die Blattverweise für die Korrekturen in E20 und E21). Bemerkenswerterweise passt der Anschluss von Bl. 29 auf Bl. 30 in T4–T6 nicht, während Horváth in T7 unten die Regieanweisung zu Mathilde „(sie packt“, die in T4–T6 ins Leere läuft, mit schwarzblauer Tinte durch „ihn am Arm und zerrt ihn mit sich ab)“ ergänzt, was er dann in ähnlicher Form in die masch. Grundschicht des aufgeklebten Teils (siehe unten) von T8 überträgt, während der darunter befindliche Teil von Bl. 29 von T8 an dieser Stelle ebenfalls ins Leere läuft. Die Korrekturen von T8 entwickelt Horváth in E21 mit der erwähnten charakteristischen violetten Tinte; sie wurden teilweise schon durch einige umfangreichere Anmerkungen in T7/Bl. 29 vorbereitet. Da der Autor auf T8/Bl. 29 zuwenig Platz für die Änderung vorfindet, weicht er auf das Blatt H15 (= E20 und E21) aus. Erst, nachdem er sich in E21 über den Verlauf des Dialogs klar geworden ist, trägt er am Fuß von TS12/A1/BS 37 h, Bl. 29 diese präziseren Korrekturen ein. Diese wiederum überklebt er mit deren Reinschrift, die auf einem anderen Papier gefertigt ist und ein masch. Original darstellt. TS12/A1 reicht so nur bis T8/Bl. 29 (ohne den angeklebten Teil), der Rest der Fassung muss als verloren erachtet werden, TS12/A2 indes beinhaltet auch den angeklebten Teil von T8/Bl. 29 und setzt mit BS 37 h, Bl. 30–34 fort. Bei der bearbeiteten Szene handelt es sich um die symbolisch und erotisch stark aufgeladene Schieß-Szene zwischen Erich und Mathilde. Bemerkenswert ist auch die Korrektur, die Horváth auf Bl. 30 von T8 einträgt. Hier ändert er die Replik Mariannes „Das Wasser ist weich wie Samt --“ (Bl. 30), wie sie sich auch in T4–T7 (TS8–TS11; vgl. auch TS7/A43/BS 37 g [3], Bl. 16) findet, zu „Die Donau ist weich wie Samt --“ (TS12/A2/Bl. 30). Auf T8/Bl. 31 ergänzt Horváth vor Ma-
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Konzeption 4
riannes Replik „-- jetzt weiss ich es aber ganz genau“ den Satz: „Du – wie der Blitz hast Du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten – –“. Auf T8/Bl. 34 streicht der Autor in der Replik des Zauberkönigs den auf den Satz „Ich habe keine Tochter mehr!“ folgenden: „Das Fest ist aus, gehn mer zhaus!“, der Horváth letztlich wohl zu ironisch konnotiert war. Hs. Korrekturen mit Bleistift finden sich ausschließlich auf Bl. 28 und 29 von T4 und T5. Die violette Tinte verwendet Horváth genetisch gesehen erstmals bei der Ausarbeitung des dritten Bildes, dessen spätesten Ansatz (TS13/A18) er schließlich durch die hs. eingetragene Paginierung an TS12/A2 anhängt. Die Korrekturen mit violetter Tinte sind vom Autor also nicht unbedingt vor der Arbeit am dritten Bild gemacht worden. Sie könnten auch im Rahmen der letzten Arbeiten an TS13 oder aus der Phase der allmählichen, bildweisen Kompilierung der Fassung in sieben Bildern stammen.
3. Bild H18 = IN 221.000/44 – BS 38 d [1], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, gefaltet, schwarzblaue Tinte und Kopierstift E22 = Konfigurationspläne zum 3., 4. und 5. Bild (rechts) E23 = fragm. Besetzungsliste mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern von Ödön Horváth“ (links) E24 = Werkverzeichnis (mittig)
Bei der genetischen Einordnung dieses Blattes wurde davon ausgegangen, dass Horváth bei der Erstellung des Konfigurationsplans gerade damit begann, am dritten Bild zu arbeiten, denn die zu diesem Bild notierte Konfiguration entspricht tatsächlich derjenigen von TS13/A2–A4. Die Bilder beim Heurigen und im Nachtlokal sind in diesem Konfigurationsplan noch nicht zusammengelegt. Die Konfigurationen zeigen, dass Horváth sich noch stark an der Hofrat-Konzeption orientiert. Alfred tritt noch beim Heurigen auf, Gorlitzka im Maxim. Die Notiz zum fünften Bild „Rittmeister: (hat es gewusst, wo Marianne auftritt.)“ ist ein wichtiges Indiz dafür, dass E22 später entstand als E16, wo noch Mathilde „alle aus Bosheit und Männerhass ins Maxim“ führt. Die Besetzungsliste E23 ist wahrscheinlich eine Folge des Konfigurationsplans. Sie enthält mit dem Jungen Gorlitzka und dem Medizinalrat zwei Figuren, die in der Hofrat-Konzeption vorkommen, in der Zauberkönig-Konzeption jedoch keine weitere Verwendung finden. Die Schauspieler-Namen zeigen, dass sich Horváth während der Arbeit am Stück bereits konkrete Vorstellungen über die Umsetzung seines Stückes macht und dabei mit so bekannten Schauspielern wie Oskar Sima, Carola Neher und Peter Lorre spekuliert (vgl. K1/E26 und K5/E18). Sima und die ebenfalls in der Liste erwähnten Albert Hoerrmann (1899–1980; vgl. K5/E13), Oskar Höcker (1892–1959), Anton Edthofer (1883–1971) und Elsa Wagner (1881–1975) spielten bereits in der Uraufführung von Italienische Nacht am 20. März 1931 im Theater am Schiffbauerdamm (vgl. KW 3, S. 155 und K4/TS25/BS 37 b, Bl. 16). Tatsächlich waren die Rollen in der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald durch Heinz Hilpert am 2. November 1931 am Deutschen Theater (Berlin) etwas anders, aber mit fast den gleichen Schauspielern besetzt: Den Zauberkönig spielte österreichisch und für die Rezeption des Stückes folgenreich Hans Moser, die Marianne wurde tatsächlich von Carola Neher
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Chronologisches Verzeichnis
dargestellt, und Peter Lorre gab einen gerissenen Alfred (vgl. auch den Kommentar zu TS25, K5/E13 und E18). Rechts neben der Besetzungsliste befindet sich ein Werkverzeichnis (E24), in dem der Autor folgende Werke anführt: „Der ewige Spiesser“, „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“ sowie „Kinder und Militär die Hälfte“, wobei zu diesem Zeitpunkt nur Italienische Nacht und Der ewige Spießer fertig vorlagen. Das Werkprojekt Kinder und Militär die Hälfte bleibt eine fragmentarische Ausarbeitung (vgl. dazu auch die Kommentare zu K2/E16, E17 und K3/E16). H19 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), dünn, gefaltet, schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) E25 = fragm. Figurenliste mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“ (links oben) E26 = Werkverzeichnis (links unten) E27 = Werkverzeichnis (rechts)
H19 ähnelt H18 materiell und konzeptionell. Auf H19 befindet sich ähnlich wie auf H18 eine fragmentarische Figurenliste (E25) neben zwei Werkverzeichnissen (E26 und E27; vgl. E24), wobei E25 nur die Figur des Zauberkönigs anführt, mit der auch E23 beginnt. Ob das Blatt früher oder später entstanden ist als H18, lässt sich nicht endgültig klären. Das Werkverzeichnis E26 führt die folgenden Titel an: „Der ewige Spiesser“, „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Kinder und Militär die Hälfte“ und „Der Mittelstand“, wobei die letzten beiden Werke von Horváth nur fragmentarisch ausgearbeitet wurden. Rechts daneben ist ein weiteres Werkverzeichnis (E27) notiert, diesmal getrennt nach Gattungen. Unter „Die Volksstücke“ listet Horváth die folgenden Titel auf: „Italienische Nacht“, „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Kinder und Militär die Hälfte“ und „Die Arbeitslosen“; unter „Romane“: „Der ewige Spiesser“ und „Der Mittelstand“. Die beiden zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossenen Werke – Italienische Nacht und Der ewige Spießer – versieht er dort mit einem Kreuz (vgl. auch WA 14/K4/E11 und E12). Auch in E26 hat Horváth diese beiden Werke mit einem Strukturierungszeichen versehen, hier allerdings die Markierung wieder gestrichen. H20 = IN 221.000/53 – BS 38 e [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (329 × 208 mm), halbierter Bogen, geklebt (Berliner Bearbeitung), schwarzblaue Tinte TS13/A1 = fragm. Fassung des dritten Bildes (Korrekturschicht)
Zum dritten Bild gibt es aus K2 und K3 überhaupt keine Textzeugen zum Beginn, weshalb die genetische Einordnung von H20 besonders schwer fällt, zumal auch die Papiersorte keine Schlüsse zulässt. Da es sich bei dem in TS13/A1 niedergeschriebenen Text jedoch offensichtlich um eine unmittelbare Vorstufe zu den weiteren Ansätzen des dritten Bildes von K4 handelt, wurde er der Zauberkönig-Konzeption (K4) zugeordnet. Textgenetisch besonders interessant sind die Anklänge an die Domszene im frühen Dósa-Fragment (1923/24). Auch dort ertönen bald nach dem Beginn des Bildes die „Glockenzeichen der Wandlung“ (KW 16, S. 11). Bei TS13/A1 handelt es sich um eine frühe Fassung der Szene beim Antoniusaltar im Stephansdom, in der Marianne und Alfred auftreten (vgl. K3/TS4, wo sich auch Oskar und Luise im Dom befinden, und den Kommentar dazu). Weitere Figuren kommen nicht ins Bild. Alfred zeigt
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Konzeption 4
sich erstaunt über Mariannes „neue Anschauungen“ (Variante 1), wo er sie doch ihr ganzes gemeinsames Jahr bisher nie beten gesehen hat (vgl. auch die polemische Frage Alfreds „Was soll denn dieser neue Sport?“ in TS13/A8/BS 38 e [6], Bl. 10, die auch in die Gesamtfassung in sieben Bildern eingeht, vgl. TS24/BS 38 e [8], Bl. 22). Die Szene bricht ab mit der nicht angeführten Antwort Mariannes auf Alfreds Replik: „Wenn der hl. Antonius es fertig bringt, dass ich eine Vertretung bekomm – dann bete ich auch.“ T9 = IN 221.000/54 – BS 38 e [2], Bl. 1, 3–5, IN 221.000/55 – BS 38 e [3], Bl. 6, IN 221.000/56 – BS 38 e [4], Bl. 1–4, IN 221.000/57 – BS 38 e [5], Bl. 14, 15, IN 221.000/58 – BS 38 e [6], Bl. 10, 11, 13, IN 221.000/59 – BS 38 e [7], Bl. 7–9, 16–21, IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 22–25 Insgesamt 27 Blatt, davon 4 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 4 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), 2 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), halbierter Bogen, 1 Blatt unliniertes Papier (110 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (481 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (340 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (448 × 230 mm), gerissen, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (78 × 230 mm), unregelmäßig geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (105 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 233 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (291 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (214 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (85 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (387 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (347 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (464 × 229 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte, Bleistift sowie Kopierstift, hs. Paginierung 1, 3–5 auf BS 38 e [2], Bl. 1, 3–5, hs. Paginierung 1, 2 auf BS 38 e [5], Bl. 14, 15, hs. Paginierung 1, 2, 4 auf BS 38 e [6], Bl. 10, 11, 13, hs. Paginierung 35–38 auf BS 38 e [8], Bl. 22–25 TS13/A2 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [2], Bl. 1 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A3 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 e [3], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A4 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [2], Bl. 3–5 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS13/A5 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [6], Bl. 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 13 TS /A6 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [6], Bl. 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A7 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [6], Bl. 10, 11, BS 38 e [7], Bl. 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A8 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [6], Bl. 10, 11 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS13/A9 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [5], Bl. 14, 15, BS 38 e [7], Bl. 8 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A10 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [5], Bl. 14, 15, BS 38 e [7], Bl. 9, BS 38 e [6], Bl. 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A11 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [5], Bl. 14, 15, BS 38 e [6], Bl. 13 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS13/A12 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22, BS 38 e [7], Bl. 17, BS 38 e [8], Bl. 22, BS 38 e [7], Bl. 18, 19 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) 13 TS /A13 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22, BS 38 e [7], Bl. 16, BS 38 e [8], Bl. 22 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Chronologisches Verzeichnis
TS13/A14 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22, BS 38 e [7], Bl. 18, 19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A15 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22, 23, BS 38 e [7], Bl. 19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A16 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22–24, BS 38 e [7], Bl. 20 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 13 TS /A17 = fragm. Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22–25, BS 38 e [7], Bl. 21 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS13/A18 = Fassung des dritten Bildes, konstituiert durch BS 38 e [8], Bl. 22–25, vgl. Simulationsgrafik (Korrekturschicht; gedruckt als Teil von TS24) Druck von BS 38 e [2], Bl. 3, 4 und BS 38 e [6], Bl. 10, 11, 17 in: GW IV, S. 169–173.
Bei der Rekonstruktion des Arbeitsprozesses des dritten Bildes bereiten fehlende Blätter besondere Schwierigkeiten, sodass die genetische Reihung zum Teil nur aufgrund der angenommenen Arbeitsweise Horváths erfolgen kann. Besonders problematisch ist die Zuordnung von BS 38 e [2], Bl. 3–5, da ein Blatt mit der Paginierung 2 und passendem Textanschluss fehlt. Bl. 3–5 könnten ursprünglich mit A2/BS 38 e [2], Bl. 1 oder A3/BS 38 e [3], Bl. 6 zu einer Fassung gehört haben. Gegen die Zusammengehörigkeit mit BS 38 e [2], Bl. 1 spricht das Aussehen der Paginierung, die auf BS 38 e [2], Bl. 3–5 viel gedrungener ist und deshalb wahrscheinlich separat entstanden ist. Am Fuße des Bruchstücks BS 38 e [3], Bl. 6 macht sich Horváth hs. Notizen zum weiteren Textverlauf, was darauf schließen lässt, dass dieses stark korrigierte Bruchstück selbst am Ende eines Ansatzes stand. Da die Blätter nicht eindeutig zugeordnet werden können, werden sie als Teil eines eigenen Ansatzes (A4) gewertet. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die drei Typoskriptblätter vor A2 entstanden sind. A2/BS 38 e [2], Bl. 1 und A3/BS 38 e [3], Bl. 6 enthalten den Anfang des dritten Bildes. Die masch. Grundschicht von A2/BS 38 e [2], Bl. 1 hält sich zu Beginn, besonders bei der Szenenanweisung, eng an A1, weicht dann jedoch textlich ab. Die Replik „Nicht so laut! Wir sind doch in der Kirch!“ beispielsweise ist gegenüber A1 neu. Sind die Replikwechsel zuerst schneller als in A1, so fasst Alfreds letzte Replik mehrere zusammen. In dem Bruchstück A3/BS 38 e [3], Bl. 6 sind einige der Korrekturen von A2/BS 38 e [2], Bl. 1 berücksichtigt. Alfreds Frage „Seit wann bist du denn überhaupt so religiös?“ samt Replik ist neu und entstammt seiner Frage nach den „neue[n] Anschauungen“ in A1. In dieser Variante provoziert Alfred Marianne mehr als in der früheren. A4/BS 38 e [2], Bl. 3 setzt an annähernd der gleichen Textstelle ein wie K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 1, wobei die ersten beiden Repliken vertauscht sind und das Ende der Szene stärker dialogisiert wird. Danach folgt gleich die Beichtszene. Die Regieanweisung von BS 38 e [2], Bl. 3 führt die gleichen Figuren an, die in A2/BS 38 e [2], Bl. 1 vorkommen, was dafür spricht, dass diese Blätter ursprünglich einen gemeinsamen Ansatz bildeten. Die Beichtszene wird nun entgegen der früheren Fassung von K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 und 3 mit einem Dialog zwischen dem Beichtvater und Marianne eingeleitet, bevor der Beichtvater die vorangegangene Beichte rekapituliert. Die größten Unterschiede liegen darin, dass Marianne als Grund für die Abtreibung die Armut nennt, der Beichtvater sich über den Aufenthaltsort des Kindes informiert und ein zweites Mal nachfragt, ob Marianne bereut, dass sie ein Kind hat. Marianne bringt etwas ausführlicher ihre Angst zum Ausdruck, dass Alfred sie verlässt. Der Beichtvater kommentiert die langsame Auflösung der Beziehung selbst-
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Konzeption 4
gefällig mit: „Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber schrecklich klein -- --“. Dieser Satz wird im weiteren Verlauf der Arbeit auf Oskar übergehen (vgl. TS24/BS 38 d [7], Bl. 14 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 76). Die Trennungsszene zwischen Alfred und Marianne von K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 3 und 4 übernimmt Horváth nicht. Er vermerkt jedoch hs., dass der Beichtstuhl verschwindet. Danach folgt die Litanei mit der Anrufung des Heiligen Geistes und Thomas’ von Aquin sowie einem Vaterunser. Das Bild endet mit Mariannes Monolog, der seine Vorlage im Monolog der Luise Gift in der Posse Rund um den Kongreß hat und bereits in K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 4 anzitiert wurde. In A4/BS 38 e [2], Bl. 4 und 5 indes wird er von Horváth ganz ausgeführt. Zwischen A2 bis A4 und den folgenden Ansätzen herrschen große textliche und formale Unterschiede, die nur mit dem Fehlen von Material erklärt werden können, wenngleich die vielen masch. Sofortkorrekturen und versteckten Ansätze auf eine spontane Änderung, das heißt eine Änderung ohne hs. Vorbereitung, schließen lassen. In der Szenenanweisung A5 sind statt dem kleinen Mädchen zwei Erstkommunikantinnen und statt dem Greis ein „Cretin“ zugegen. Auch die „junge Frau in tiefer Trauer“ (vgl. A2/BS 38 e [2], Bl. 1) wird in der Szenenanweisung erwähnt. Der Dialog zwischen Alfred und Marianne differiert ebenfalls erheblich. Die Replik Mariannes „Ich mach Dir doch keine Vorwürf, Du kannst doch nichts dafür“ aus der Korrekturschicht von A3/BS 38 e [3], Bl. 6 ist hier bereits in der Grundschicht realisiert. Besonders auffällig ist die Gewalttätigkeit und zunehmende Radikalität Alfreds. Während Alfred in A2/BS 38 e [2], Bl. 1 noch auf eine Vertretung oder zumindest eine Stelle hofft, ist er in A5 schon Vertreter, allerdings ohne rechten Erfolg. In A7 findet sich bereits die charakteristische Replik Alfreds, die in A3/BS 38 e [3], Bl. 6 in der hs. Korrektur nur angedeutet ist: „Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem geschlagenen Jahr hab ich keinen Buchmacher mehr gesprochen -- jetzt darf ich mich natürlich aufhängen! Neue Saisons, neue Favoriten! Zweijährige, dreijährige -- ich hab keinen Kontakt mehr zur neuen Generation. Und warum nicht? Will ich stattdessen ausgerechnet eine Zahnpasta vertritt, die keiner kauft, weil sie miserabel ist!“ (vgl. TS13/A18 bzw. TS24/BS 38 e [8], Bl. 22 und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 52f., wo es allerdings eine „Hautcrème“ ist, die Alfred „verschleiss[t]“) Der gesamte Dialog zwischen Alfred und Marianne ist durchsetzt von Reaktionen der Figur des „Cretins“, an der Horváth am meisten arbeitet. Die Korrekturen zu Mariannes Reaktion auf die Zusammenfassung des Beichtvaters am Fuße von A7/BS 38 e [7], Bl. 7, die Horváth mit Kopierstift vornimmt, finden auf den drei Blättern von A4 ihre Fortsetzung, was bedeutet, dass Horváth das Material adaptierte. Ob dies auch für A8 gilt, ist schwer zu sagen, da der Pfeil, den Horváth am Fuß von BS 38 e [6], Bl. 11 macht, normalerweise einen exakten Textanschluss bedeutet, der jedoch zu keinem der überlieferten Blätter besteht. Es dürfte also zumindest ein weiteres Blatt existiert haben. In GW IV wurde dieser Ansatz mit A4/BS 38 e [2], Bl. 3–4 und A11/BS 38 e [6], Bl. 13 zu einer Fassung kompiliert, die so wohl nie bestanden hat (vgl. GW IV, S. 169–173). In A7, A8/BS 38 e [6], Bl. 11 kommt der Figur des „Cretins“ noch größere Bedeutung zu; auch ein „mageres Mutterl (in tiefer Trauer)“ (Korrekturschicht) tritt hier wieder auf. A9/BS 38 e [5], Bl. 14 und 15 stellt eine Reinschrift von A8/BS 38 e [6], Bl. 10 und 11 dar. BS 38 e [5], Bl. 14 wird später stark überarbeitet. Die Korrekturen beziehen sich vor allem auf die Positionierung der Figuren und ihr nonverbales Verhalten. Ein Blatt mit der Paginierung 3 fehlt, aufgrund von Vergleichen mit A8/BS 38 e [6], Bl. 11 lässt sich jedoch A9/BS 38 e [7], Bl. 8 als ursprünglicher Teil dieses Blattes feststellen, das die Zusammenfassung des Beichtvaters enthält. Diese unterscheidet sich
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Chronologisches Verzeichnis
stark von der auf A7/BS 38 e [7], Bl. 7, was die These des Fehlens von Blättern zu A8 erhärtet. A10/BS 38 e [7], Bl. 9 ist ebenfalls Teil des nicht überlieferten Blattes mit der Paginierung 3. Der darauf enthaltene Dialog zwischen Marianne und dem Beichtvater ist detaillierter ausgearbeitet als auf A4/BS 38 e [2], Bl. 4, die Repliken des Beichtvaters erscheinen viel unbarmherziger als in der früheren Fassung, allen voran die Weissagung, dass dem Kind ein schlechtes Leben blühen wird. Dieses Blatt wird in A10 durch den unteren Teil von BS 38 e [6], Bl. 13 fortgesetzt, das oben eine unbeschnittene Blattkante aufweist und erst in A11 mit dem oberen Teil von BS 38 e [6], Bl. 13 verklebt wird. Dieses Blatt ersetzt den Text von A10/BS 38 e [7], Bl. 9, was sich schon am Blattbeginn zeigt, wo beide Blätter mit Mariannes Worten „wollen, ein jedesmal, wenn es mich anschaut --“ einsetzen. In A11/BS 38 e [6], Bl. 13 wird die Abfolge der Repliken in der masch. Grundschicht wie auch in der Korrekturschicht noch beschleunigt. Auf die Frage des Beichtvaters, ob Marianne ihre wilde Ehe bereue, weicht diese zuerst aus, während sie nun auf die Frage, ob sie das Kind bereue, ähnlich wie in der Korrekturschicht von A4/BS 38 e [2], Bl. 4 davon spricht, dass dies unnatürlich wäre, bzw. in den hs. Notizen, dass sie Angst davor hat, dies zu bereuen und glücklich ist, dass sie es hat. Ähnliches gilt für die Aussagen Mariannes über den Grund ihres Kirchenbesuchs. Die Litanei nimmt im Vergleich zu A4/BS 38 e [2], Bl. 4 größeren Raum ein, es wird ein ganzes Vaterunser gebetet. Nach Mariannes Monolog wird es finster und Horváth vermerkt hs. das Ende dieses Bildes. BS 38 e [6], Bl. 13 weist eine gemeinsame Schnittkante mit BS 38 e [7], Bl. 9 auf; allerdings wird der Text von Bl. 9 auf Bl. 13 nicht fortgesetzt, Horváth hat hier nur den leer gebliebenen Blattteil von Bl. 9 für Bl. 13 weiterverwendet. In A12 sind die hs. Kürzungen und Umstellungen von A9 masch. umgesetzt und hs. weitergeführt. Besonders auffallend ist, dass die Frau in Trauer im Unterschied zu A8/BS 38 e [6], Bl. 11, wo sie Marianne Furcht einjagt, nicht mehr auftritt und Alfred trotzdem wie dort in der Korrekturschicht sagt: „Du siehst Gespenster“ (A12/BS 38 e [7], Bl. 19) repliziert. Der weitere Verlauf gleicht A8/BS 38 e [6], Bl. 11, wobei Marianne nun nicht mehr behauptet, dass es keinen Gott gibt. A13/BS 38 e [7], Bl. 16 sollte ursprünglich A12/BS 38 e [7], Bl. 17 ersetzen, Horváth bricht aber nach einigen Zeilen ab und setzt in der unteren Blatthälfte neu an, wobei er zwei neu eingefügte Repliken („Alfred: Beten? Mar: Ja.“) wieder entfernt. Dieser Teil des Blattes wird in A14 mit den bereits bestehenden Teilen von BS 38 e [8], Bl. 22 montiert, wobei ein Teil des zuvor zu A13/BS 38 e [7], Bl. 16 gehörigen Textes überklebt wird. Der ursprüngliche Zusammenhang von A12 bleibt bestehen, ehe Horváth dann BS 38 e [7], Bl. 18 ersetzt. In der hs. Korrektur ändert Horváth die „miserab[le]“ „Zahnpasta“ (vgl. A5–A8/BS 38 e [6], Bl. 10 bzw. A9–A11/BS 38 e [5], Bl. 15) in eine ebensolche „Hautcrème“ (A14/BS 38 e [8], Bl. 22). Auf A15/BS 38 e [8], Bl. 23 nimmt er die ordinäre Ausdrucksweise Alfreds zurück. Horváth schneidet von BS 38 e [7], Bl. 19 den unteren Teil, der Alfreds Abgang enthält, ab. Ob hier eine Ersetzung geplant war, lässt sich nicht mehr erschließen; die im Nachlass vorliegende Anklebung des zuvor abgetrennten Teiles stammt von fremder Hand (Klebestreifen, vermutlich Berliner Bearbeitung). A16/BS 38 e [8], Bl. 23 ersetzt BS 38 e [7], Bl. 19 und nimmt zudem die Regieanweisung von A8/BS 38 e [6], Bl. 11 (respektive die des verlorenen Blattes von A9–A11) wieder auf. Zum Beichtvater gibt er die Kurzbeschreibung „sieht Oskar Wilde ähnlich“. Er wird im Vergleich zu A9/BS 38 e [7], Bl. 8 strenger gezeichnet. Bei seiner Zusammenfassung schmettert er einen befürchteten Einwand Mariannes mit „-- still! Das kennen wir schon!“ (A16/BS 38 e [8], Bl. 24) nieder, danach beantwortet er die
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Konzeption 4
rhetorische Frage „Sag selbst: kann denn bei all dem etwas Gutes herauskommen?“ (A16/BS 38 e [7], Bl. 20) selbst. Nach dem Dialog über die versuchte Abtreibung, dessen unmittelbare Vorstufe nicht überliefert ist, folgt die Dialogsequenz zum Aufenthalt des Kindes und Mariannes Reue, mit der A11/BS 38 e [6], Bl. 13 einsetzt. Diese wird auf A17/BS 38 e [8], Bl. 24 und 25, einer Reinschrift von A16/BS 38 e [7], Bl. 20 bzw. A11/BS 38 e [6], Bl. 13, fertig ausgeführt; der Ansatz bricht mit der Litanei (vgl. A10/BS 38 e [6], Bl. 13) ab. Die Litanei wird in A18 schließlich in der detaillierten Form von A17/BS 38 e [7], Bl. 21 entfernt und auf A18/BS 38 e [8], Bl. 25 in einer Regieanweisung zur Figur der Marianne beschrieben. Die Fassung A18 umfasst schließlich BS 38 e [8], Bl. 22–25. Sie endet wie schon A4 und A11 mit Mariannes Monolog (vgl. auch K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 4). A18 geht in die Fassung in sieben Bildern ein und wird als Teil von TS24 gedruckt. Die hs. mit violetter Tinte eingetragene Paginierung auf BS 38 e [8], Bl. 22–25 sowie eine Reihe von Korrekturen vor allem auf Bl. 22 dürften erst nach Abschluss der Arbeiten an TS13 eingetragen worden sein und bilden den Anschluss an die masch. Pagina 34 des letzten Blattes (BS 37 h, Bl. 34) von TS12/A2 (vgl. die nicht an das zweite Bild anschließenden Paginae in TS13/A1–A11). Wahrscheinlich hat Horváth die Paginierung sogar erst eingetragen, nachdem er TS13/A18 an TS12/A2 angehängt hat. (vgl. auch den Kommentar zu TS8–TS12)
4. Bild H21 = IN 221.000/44 – BS 38 d [1], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), halbierter Bogen, unregelmäßig gerissen, Kopierstift E28 = Konfigurationsplan und Replik zum IV. Bild (rechts oben) E29 = Replik zum IV. Bild „Strasse“ (rechts unten) E30 = Konfigurationsplan, Dialogskizze und Szenenanweisung zum IV. Bild (links)
H22 = IN 221.000/45 – BS 38 d [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), halbierter Bogen, Kopierstift E31 = Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplan zum IV. Bild „Strasse“
H23 = IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 1 (vgl. H27) 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 227 mm), Kopierstift TS14 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
Die Blätter H21 und H22 gehören hinsichtlich ihrer materiellen Beschaffenheit zusammen und zeigen Nähe zum dritten Bild. H21 bildete sogar mit T9/BS 38 e [6], Bl. 13 ursprünglich einen ganzen Bogen. Da T9/BS 38 e [6], Bl. 13 das Ende des dritten Bildes in TS13/A11 enthält und Horváth in den späteren Ansätzen eine andere Papiersorte verwendete, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass er sich unmittelbar nach Beendigung von TS13/A11 an die weitere Planung des Stückes machte. E28 zeigt unter „IV. Bild“ noch Elemente und Konfigurationen des vierten Bildes der Hofrat-Konzeption, das beim Heurigen spielt, wie dies noch in E22 geplant ist. Der Rittmeister hat gemäß dieses Entwurfs wie in K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 4 und 5 zum sechsten Bild für Alfred ein Zusammentreffen mit Mathilde (in K3/TS8 noch Luise) arrangiert. Dieses Motiv kommt später im vierten Bild nicht mehr vor, stattdessen unternimmt Oskar im sechsten Bild von K4 diesen Vermittlungsversuch (vgl. TS24/BS 38 h [12], Bl. 27).
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Chronologisches Verzeichnis
In E29 spielt das Bild dann bereits in der „Strasse“. Der Rittmeister berichtet Mathilde vom Brief des Amerikaners, ein ebenfalls nicht weiter verwendetes Motiv. In E30 listet Horváth die Figuren des vierten Bildes auf. Im Vergleich zu späteren Fassungen fehlen noch Havlitschek und Emma. Der hier ebenfalls erwähnte „neue Käufer“ wird bereits in E31 gegen die gnädige Frau vom ersten Bild ausgetauscht. In der Dialogskizze von E30 rät Oskar dem Zauberkönig, wieder einmal auszugehen. Der Zauberkönig gibt ihm recht, und spricht dann davon, sein Geschäft zu verkaufen. E31 zählt den Titelwalzer zum Set des vierten Bildes. Oskar unterhält sich zu Beginn mit Havlitschek, dann mit dem Rittmeister, wobei Horváth das Sphinx-Motiv und das Motiv der Grafologie, das bereits in K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 41 vorkommt, einfügt. Horváth entwirft in der Folge das Gespräch zwischen dem Zauberkönig und der gnädigen Frau, die Zinnsoldaten kaufen möchte. Der Zauberkönig verleugnet in einer Replik seine Tochter, die gnädige Frau lobt in einer anderen die ehemalige Bedienung durch Marianne. Es folgt laut Konfigurationsplan der in E30 skizzierte Dialog zwischen dem Zauberkönig und Oskar „über das Ausgehen“. Die Szene zwischen Mathilde und Erich könnte sich auf die fragm. Fassung dieses Dialogs von TS15 beziehen. Besonders interessant sind die neuen Szenen zwischen Mathilde und dem Rittmeister, in denen die beiden über die Versöhnung zwischen Marianne und ihrem Vater reden, und die zwischen ihr und Oskar, der sich über die Probleme von Alfred und Marianne sichtlich freut („er grinst“) (vgl. TS14, TS17 und TS18/A2/BS 38 d [5], Bl. 4a). TS14 enthält eine zweite Variante dieser Sequenz. Das Schreibgerät, mit dem diese Textstufe verfasst ist, ein Kopierstift, legt die unmittelbare Entstehung nach E31 nahe, der ebenfalls mit einem solchen gefertigt wurde. Oskars Grinsen von E31 wird hier in ein Lächeln abgemildert. Die Bemerkung Mathildes, „wenn mir jemand das angetan hätt, den könnt ich nichtmehr lieben“, steht in Gegensatz zu Oskars Position, der immer wieder beteuert, er liebe Marianne immer noch und würde sie sogar noch heiraten, wenn sie nur das Kind nicht hätte (vgl. K2/E6, E11, E13, K3/E2, E4, TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 und TS8/BS 38 h [9], Bl. 7). Wie in TS17 (Korrekturschicht) soll auch schon in TS14 Erich in dieser Szene anwesend sein. Auf der Rückseite von BS 38 d [4], Bl. 1 wurde mit anderem Schreibmaterial ein weiterer Entwurf notiert, der jedoch genetisch später zu verorten ist (vgl. E34). H24 = IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (152 × 104 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, violette Tinte TS15 = fragm. Fassung des 4. Bildes (Grundschicht)
Die chronologische Einordnung dieser Fassung des vierten Bildes ist problematisch. Ähnlich wie in E28 beginnt das Bild in TS15 mit einer Szene zwischen Mathilde und Erich. Sie rechnet ihm seinen Zigarettenverbrauch vor, während Erich von der Armut seiner Eltern und dem „Ende des Bürgertums“ redet. Diese Konfiguration eröffnet in keinem weiteren Entwurf das vierte Bild. Die Figur Havlitschek, die diesem Gespräch beiwohnt, wird erstmals in E31 im Rahmen des vierten Bildes erwähnt. Dort folgt die Szene zwischen Mathilde und Erich indes erst später im Verlauf des vierten Bildes. H25 = IN 221.000/46 – BS 38 d [3], Bl. 2–4, 4v 3 Blatt kariertes Papier (152 × 104 mm), (Notizbuch), unregelmäßig gerissen, grüner Blattschnitt, schwarzblaue und violette Tinte sowie Kopierstift
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Konzeption 4
E32 = Bildtitel zum 5. Bild (Bl. 2, oben) E33 = Figurenliste zum 4. Bild „Stille Strasse im achten Bezirk“ (Bl. 2, mittig) TS16 = fragm. Fassung des Bildes „Stille Strasse“ (Bl. 2, unten, bis Bl. 4r; Korrekturschicht: violette Tinte) TS17 = fragm. Fassung eines Bildes (Bl. 4v; Korrekturschicht)
Die vorliegenden Blätter hat Horváth einem Notizbuch entnommen (vgl. dazu den Kommentar zu K2/H13–H15). Die darauf enthaltenen Entwürfe und Textstufen dürften in unmittelbarer Reihenfolge nacheinander entstanden sein. Die genetische Einordnung orientiert sich einerseits an inhaltlichen Kriterien, andererseits an der Tatsache, dass Horváth hier alle drei Schreibmaterialien, schwarzblaue und violette Tinte sowie Kopierstift, gleichzeitig verwendet und damit die Schreibmaterialien vor und nach diesen Blättern auf ihnen vereint sind. Mit den Fassungen TS15–TS17 bzw. der Figurenliste E33 nähert sich Horváth einzelnen Szenen des vierten Bildes an. In E32 fixiert er den Bildtitel des fünften Bildes, das hier erstmals „Im Moulin-bleu“ spielt, im Gegensatz zum „Maxim“, das sich in K3/TS7 noch findet (vgl. auch TS19/A1/BS 38 f [4a], Bl. 3, 4 und A15 bzw. TS24/BS 38 f [6], Bl. 23). In E33 notiert der Autor unter dem Bildtitel „Stille Strasse im achten Bezirk“ eine Figurenliste, die die Figuren in der exakten Reihenfolge ihres Auftretens in E31 nennt. TS16/BS 38 d [3], Bl. 2 sollte ursprünglich ein Konfigurationsplan werden. Horváth streicht jedoch die auf das Klavierspiel des titelgebenden Walzers (vgl. E31) folgende Szene zwischen dem Zauberkönig und der gnädigen Frau und eine weitere Szene mit Oskar und beginnt mit einer Szenenanweisung: Havlitschek „frisst Wurst“ (vgl. TS15), Mathilde „pudert sich“ und Erich „liest die Zeitung“. Auf die Szenenanweisung folgt eine Replik Mathildes über ein Gedicht Erichs, die Horváth jedoch einklammert und mit Fragezeichen versieht. Erich sollte also gemäß dieser Replik wie in K3/TS5 Literat sein. Die auf TS16/BS 38 d [3], Bl. 3 folgende Szene mit Oskar bzw. einem Mädchen streicht Horváth sofort wieder und setzt mit dem Auftritt der Figur „das Fräulein“ fort, die mit Havlitschek über Oskar spricht. In diesem Dialog sind bereits wichtige Elemente des späteren Dialogs zwischen Havlitschek und Emma in geraffter Form enthalten. Es folgt die in E31 an den Anfang gestellte Szene zwischen Oskar und Havlitschek. Durch ein Kreuzchen hebt Horváth den Auftritt des Rittmeisters ab, mit dem gleichzeitig der Walzer endet. Wahrscheinlich sollte nun die Szene zwischen ihm und Oskar folgen, die Horváth in E31 und E34 notiert. Doch die Ausarbeitung bricht an dieser Stelle ab. In TS17 skizziert Horváth eine Szene zwischen Alfred und Mathilde, zu der Erich stößt. Es ist die Szene, in der Alfred mit Mathilde über sein Befinden spricht. Horváth hat diese Szene erst im Anschluss an die darüber notierte geschrieben, der sie jedoch vorangeht. Die maßgebliche Reihenfolge zeigt er hierfür mittels Pfeilen an. Bemerkenswert ist überdies ein rechts vom Blattabriss kommender Pfeil; möglicherweise wurde hier der Anschluss an eine Ausarbeitung hergestellt, die Horváth auf der nicht überlieferten gegenüberliegenden Notizbuchseite eingetragen hat. In der auf der oberen Hälfte des Blattes verfassten Szene zwischen Mathilde und Oskar sollte zunächst auch Erich auftreten, den der Autor aber wieder streicht, sein Auftritt („tritt aus der Tabak“) ist dafür bei der ersten eingetragenen Sequenz zwischen Alfred und Mathilde vorgesehen. Bei der zweiten eingetragenen Sequenz handelt es sich um eine weitere Fassung der Szene, in der Mathilde Oskar mitteilt, dass es „ihnen“ – Alfred und Marianne – „schlecht“ geht (vgl. E31 und TS14). Oskar äußert hier wieder die be-
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Chronologisches Verzeichnis
reits aus K3 bekannte Position: „Wenn sie das Kind nicht hätte, würd ich sie noch heiraten“ (vgl. K2/E6, E11, E13, K3/E2, E4, TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 und TS8/BS 38 h [9], Bl. 7) und spricht erstmals den Wunsch aus, dass das Kind sterben soll. H26 = IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 2b 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 229 mm), violette Tinte TS18/A1 = fragm. Fassung des vierten Bildes (Korrekturschicht)
H27 = IN 221.000/47 – BS 38 d [4], Bl. 1v (vgl. H23) 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 227 mm), violette Tinte E34 = Konfigurationsplan und Dialogskizze zum vierten Bild
Papier und Schreibmaterial sowie die Schreibung des Titels „Viertes Bild“ legen einen genetischen Zusammenhang zwischen TS18/A1 und dem Konfigurationsplan und der Dialogskizze von E34 (Rückseite von H23) nahe. Das Fräulein heißt in beiden Fällen bereits wie in der Endfassung Emma, wobei der Entwurf, der den weiteren Verlauf des vierten Bildes durch einen Konfigurationsplan und eine Dialogskizze erkennen lässt, wohl erst nach der Textstufe entstanden sein dürfte. Dies kann aus der Tatsache geschlossen werden, dass das Fräulein in TS18/A1 noch „das Fräulein Emma“ genannt wird (und damit näher beim bloßen „Fräulein“ von TS16 steht), während sie in E34 nur noch Emma heißt. TS18/A1 zeigt, obwohl hs. ausgearbeitet und mit vielen Korrekturen versehen, bereits den vollständigen Beginn des vierten Bildes. In E34 folgt dieser Szene eine zwischen Havlitschek und Oskar, zu der dann der Rittmeister stößt. Horváth fügt in Klammern „Graphologie“ hinzu (vgl. E31). Daran schließt eine Szene zwischen Mathilde und dem Rittmeister an, der bei ihr die Ziehungsliste liest. Wie in E31 meint der Rittmeister, dass Marianne Unrecht geschieht, was der dazukommende Erich verneint. Horváth erwägt also, wie die konträre Meinung Erichs andeutet, den Konflikt zwischen Erich und dem Rittmeister bereits im vierten Bild vorzubereiten. Nachträglich fügt Horváth in E34 jenen Satz ein, den Mathilde in ähnlicher Form bereits im ersten Bild verwendet: „Haben wir was gewonnen?“ (vgl. TS4/A22 bzw. TS24/BS 37 h, Bl. 4) T10 = IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 1a–4a, IN 221.000/49 – BS 38 d [6], Bl. 1–4, IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 6–14, IN 221.000/51 – BS 38 d [8], Bl. 5 Insgesamt 18 Blatt, davon 5 Blatt unliniertes Papier (295 × 229 mm), 3 Blatt unliniertes Papier (293 × 229 mm), 3 Blatt unliniertes Papier (294 × 229 mm), 2 Blatt unliniertes Papier (294 × 229 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (292 × 229 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (197 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (302 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (256 × 229 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzer und violetter Tinte, Bleistift sowie Kopierstift, hs. Paginierung 3–6 auf BS 38 d [5], Bl. 1a–4a, hs. Paginierung 44 und 43 auf BS 38 d [6], Bl. 2, hs. Paginierung 40 und 39 auf BS 38 d [7], Bl. 6, hs. Paginierung 41 und 40 auf BS 38 d [7], Bl. 7, hs. Paginierung 42 und 41 auf BS 38 d [7], Bl. 8, hs. Paginierung 43 und 42 auf BS 38 d [7], Bl. 9, hs. Paginierung 43–47 auf BS 38 d [7], Bl. 10–14 TS18/A2 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 d [5], Bl. 1a–4a (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) 18 TS /A3 = fragm. Fassung des vierten Bildes, konstituiert durch BS 38 d [7], Bl. 6–9, BS 38 d [6], Bl. 1–3 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik)
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Konzeption 4
TS18/A4 = fragm. Fassung des vierten Bildes, konstituiert durch BS 38 d [7], Bl. 6–11, BS 38 d [8], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS18/A5 = fragm. Fassung des vierten Bildes, konstituiert durch BS 38 d [7], Bl. 6–11, BS 38 d [6], Bl. 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS18/A6 = Fassung des vierten Bildes, konstituiert durch BS 38 d [7], Bl. 6–14 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von TS24)
Da in A2 die beiden Blätter mit dem Beginn des Bildes fehlen, lässt sich schwer sagen, inwieweit sich Horváth bei der Ausarbeitung an A1 gehalten hat. Insgesamt kommt A2 Entwurfscharakter zu, da die masch. Grundschicht von Horváth nachträglich durch zahlreiche hs. Korrekturen ergänzt wurde. In diesen Korrekturen hält Horváth etwa den Grafologen/Sphinx-Dialog zwischen Oskar und Havlitschek fest, der auf K2 zurückgeht (vgl. K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 41) und in K4 wiederaufgenommen wird (vgl. E31, E34, TS18/A3 und A6 bzw. TS24/BS 38 d [7], Bl. 8 sowie K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 51). Interessanterweise setzt A2/BS 38 d [5], Bl. 1a ungefähr dort ein, wo der Konfigurationsplan E34 aufhört, nämlich bei der Szene zwischen Havlitschek, Oskar und dem Rittmeister, der die Blutwurst lobt. Danach geht der Rittmeister zur Trafik, wobei der Szene zwischen dem Rittmeister und Mathilde spontan – Horváth streicht dafür eine bereits getippte Replik Mathildes masch. – die Szene zwischen dem Zauberkönig und der gnädigen Frau („Zinnsoldaten“) vorgezogen wird. Diese entspricht zu Beginn jener von E31. Am Schluss lässt sich die Frau jedoch über die Angestellten aus, und der Zauberkönig schimpft ihr nach. Es folgt die in E34 entworfene Szene zwischen dem Rittmeister, Mathilde und Erich. Oskar sagt dem Zauberkönig in der folgenden Szene, dass er „Grosspapa“ (A2/BS 38 d [5], Bl. 2a) geworden ist. Dieser verleugnet seine Tochter jedoch und spricht davon, dass sie genauso wie ihr „Söhnchen“ „ein Verbrecher“ sei. Die Szene, die sich um Erichs Zigarettenverbrauch dreht, wird lediglich angedeutet. Sie ist in TS15 sowie in hs. Notizen auf A2/BS 38 d [5], Bl. 1a vorbereitet. Der Dialog zwischen Mathilde und Alfred über das gegenseitige Befinden, der in der Hofrat-Konzeption noch im Heurigen-Bild (viertes Bild) vorgesehen war (vgl. K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4–6), in dem Alfred noch zugegen war, wandert jetzt in das neue vierte Bild, das, anders als in K3, nicht mehr beim Heurigen spielt, sondern in der „stillen Strasse im achten Bezirk“, und wird gegenüber TS17 stark erweitert. Da diese Erweiterungen ohne größere Korrekturen passieren, ist anzunehmen, dass hier genetisches Material fehlt. Der Dialog zwischen Oskar und Mathilde, der das Bild in A2 abschließt, hält sich demgegenüber stärker an TS17, die religiöse Bestrafungsfantasie Oskars wurde in K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 erstmals umrissen. A3/BS 38 d [7], Bl. 6 und 7 zeigen weitgehende Übereinstimmungen mit A1. Da das Ende des Dialogs zwischen Havlitschek und Emma in A1 nicht vorbereitet ist und der Dialog zwischen Oskar und Havlitschek nicht von TS16 übernommen wurde, ist anzunehmen, dass hier genetisches Material verlorenging. Horváth könnte jedoch diesen Dialog ebenso in A2 entwickelt haben, wie er dies mit Oskars Abschlussreplik über den grafologischen Befund zu Mariannes Handschrift auf A2/BS 38 d [5], Bl. 1a macht. Diese schreibt Horváth in A3/BS 38 d [7], Bl. 8 rein. Im Anschluss daran entfaltet er die in A2/BS 38 d [5], Bl. 1a verkürzt dargestellten Szenen zwischen dem Rittmeister, Oskar und Havlitschek sowie Mathilde und dem Rittmeister. Die in A3/BS 38 d [7], Bl. 9 folgende Szene zwischen Erich und Mathilde liegt wiederum bereits in A2/BS 38 d [5], Bl. 1a in hs. Form vor. Erichs Satz über das „Ende des Bürgertums“ (vgl. BS 38 d [5], Bl. 1a und TS15) übernimmt Horváth nicht. Die Szene zwi-
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Chronologisches Verzeichnis
schen dem Zauberkönig und der gnädigen Frau ändert Horváth in A3/BS 38 d [6], Bl. 1 etwas ab. Diese Szene wird später stark überarbeitet. Auch diese Änderungen sind in A2/BS 38 d [5], Bl. 1a hs. vorweggenommen, wobei sich dort drei Schreibmaterialien unterscheiden lassen. Gerade in der Szene zwischen dem Rittmeister und Mathilde sind die Neuerungen zwischen A2 und A3 so umfangreich, dass eine zusätzliche Zwischenstufe angenommen werden könnte. Hier ist besonders das Weglassen der Figur Erich und die Einfügung der Geschichte des Rittmeisters über die Frau Oberst zu erwähnen. Ähnliches gilt auch für die folgende Szene zwischen Oskar und dem Zauberkönig. Teile dieser Sequenzen sieht Horváth in A2/BS 38 d [5], Bl. 1a für eine Verschiebung ins fünfte Bild vor. Die Dialogsequenzen über die europäische Politik, den Krieg und das „Schicksal des Mittelstandes“ (A3/BS 38 d [6], Bl. 3) sind im Vergleich zu A2/BS 38 d [5], Bl. 2a neu. Für Letzteres greift Horváth allerdings auf teils sehr frühes Textmaterial zurück (vgl. zum „Spezialgeschäft“ und dessen Bedrohung durch die „Warenhäuser“ K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 9 sowie später K2/TS2/BS 37 a [1], Bl. 4). Horváth korrigiert diesen Dialog später stark und fügt die Sequenz an, in der der Zauberkönig Oskar um Innereien bittet, in dem Fall um ein Herz. Dieser Ansatz schließt mit der „Musik lauschige Nacht“, die bereits im zweiten Bild zu hören war (vgl. etwa TS7/A27/BS 37 f [2], Bl. 47). In A4 ändert Horváth abermals einige Details. Mathilde zeigt sich auf A4/BS 38 d [7], Bl. 9 nun verletzt durch Erichs Ankündigung, die Schulden zurückzahlen zu wollen. Der Dialog zwischen dem Zauberkönig und der gnädigen Frau wird gekürzt. Die Repliken über Mariannes Verbleib im Dialog zwischen dem Rittmeister und Mathilde stellt Horváth an den Schluss der Szene, nach dessen Erzählung über die Frau des Obersten. Textlich ändert sich im Vergleich zu A3/BS 38 d [6], Bl. 2 nur wenig. Der Dialog zwischen Oskar und dem Zauberkönig ist zuerst eine bloße Reinschrift von A3/BS 38 d [6], Bl. 3. In A4/BS 38 d [8], Bl. 5 schließt Horváth zweimal an die Replik des Zauberkönigs über die Mitarbeit seiner Frau und seiner Tochter an; zuerst direkt mit der Abwehr der Bezeichnung Großvater, wonach die Bearbeitung abgebrochen wird, dann jedoch mit Oskars Frage nach der Größe Mariannes. Ein Gespräch über Marianne kommt nicht mehr auf. Der Zauberkönig reserviert sich nun statt dem „Herz“ (A3/BS 38 d [6], Bl. 3, Korrekturschicht) „ein schönes Stückerl Nieren“ (A4/BS 38 d [8], Bl. 5; vgl. den Rittmeister in K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 73) und verschwindet mit einem hs. nachgetragenen „Küssdiehand“ in seine Puppenklinik. In A5/BS 38 d [7], Bl. 11 werden diese Korrekturen aufgenommen. Zusätzlich spielt, wie in A2/BS 38 d [5], Bl. 2a notiert, am Ende der Szene zwischen Oskar und dem Zauberkönig die Realschülerin wie schon im ersten Bild den Walzer Über den Wellen (urspr. Sobre las Olas) von Juventino Rosas (vgl. den Kommentar zu TS4/A19). Ähnlich ansatzlos ändert Horváth Alfreds Auftritt: Alfred bleibt vor der Puppenklinik stehen und „macht in Erinnerung“. Außerdem starrt er in die Tabak-Trafik, ehe Mathilde herauskommt, wonach der Walzer „mitten im Takt“ abbricht. Auf A5/BS 38 d [7], Bl. 11 folgt dann der Dialog zwischen Alfred und Mathilde, der zu Beginn eng an A2/BS 38 d [5], Bl. 2a und 3a angelehnt ist. Horváth korrigiert das hier anschließende A5/BS 38 d [6], Bl. 4 hs. nicht, sondern ersetzt es gleich durch A6/BS 38 d [7], Bl. 12. Alfred gibt hier wie in TS17 vor, zufällig vorbeigekommen zu sein, und Mathilde erkundigt sich nach dem Befinden Alfreds. Horváth macht dabei aus „Wie geht’s denn dem Herrn?“ in der Korrekturschicht das noch stärker ironische „Und wie geht es denn dem Herrn Baron?“ (A6/BS 38 d [7], Bl. 12). Alfred spricht von der Trennung von Marianne, und Mathilde bezeichnet ihn als „grandiose[n] Schuft“ (ebd.).
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Konzeption 4
In der Trennungsreplik Alfreds korrigiert Horváth das Datum der Trennung von „Ende April“ zu „Mitte Juni“ (ebd.), es folgt die Sequenz über Erich von A2/BS 38 d [5], Bl. 3a. Mathilde fragt nun nochmals nach Marianne. Auf A6/BS 38 d [7], Bl. 13 zeigt sich der Text gegenüber A2/BS 38 d [5], Bl. 3a stärker verändert: Alfreds Bericht über Frankreich und der Dialog über Alfreds Zustand werden ausgetauscht. Danach kommt die Rede auf Alfreds Pferdewetten, während der Dialog über Alfreds Sehnsucht nach einem Heim entfällt. Die Szene zwischen Oskar und Mathilde wird wieder vom zuvor abgebrochenen Walzer Über den Wellen begleitet und hält sich weitgehend an die Korrekturen von A2/BS 38 d [5], Bl. 4a. Das Bild endet mit dem charakteristischen, an den Sau-Dialog des ersten Bildes bzw. den vom Beginn des vierten Bildes (vgl. TS24/BS 37 h, Bl. 2 und BS 38 d [7], Bl. 7f.) anschließenden Schluss, in dem Havlitschek Oskar fragt: „Also was ist jetzt? Soll ich jetzt die Sau abstechen oder nicht?“, und Oskar repliziert: „Nein, Havlitschek. Ich werd sie jetzt schon abstechen, die Sau -- --“ (A6/BS 38 d [7], Bl. 14). Horváth hängt schließlich A6/BS 38 d [7], Bl. 6–14 an die bereits bestehenden Fassungen des ersten bis dritten Bildes (TS12/A2 und TS13/A18) an. Die hs. Paginierung, die mit der charakteristischen violetten Tinte eingetragen wurde, dürfte er bereits im Zuge der Arbeit am vierten Bild notiert haben. Da der Autor hs. mit violetter Tinte auf BS 38 d [6], Bl. 2 bereits die Paginierung 44 (korrigiert zu 43) einträgt, nachfolgend auf die hs. Paginae 40–43 (bzw. 39–42) von BS 38 d [7], Bl. 6–9, wobei er sich wohl zunächst einfach verschrieben hatte und die Paginakorrektur keine Blatttilgung markiert, ist anzunehmen, dass er das vierte Bild bereits mit A3 zu Ende auszuarbeiten gedachte. Da er dann auf BS 38 d [6], Bl. 3 keine Pagina mehr einträgt, stattdessen aber eine Fülle von hs. Korrekturen, wurde ihm wohl bald nach der Niederschrift von Bl. 3 klar, dass das Bild so nicht enden konnte, weshalb er einen neuen Verlauf durch die Korrekturen auf dem Blatt skizzierte, der vor allem den Auftritt Alfreds (vgl. BS 38 d [7], Bl. 11–13) im weiteren Verlauf des Bildes vorsieht. Auf BS 38 d [7], Bl. 10, das schließlich BS 38 d [6], Bl. 2 ersetzt und die zweite Szene zwischen dem Rittmeister und Mathilde mit dem Gespräch über die Frau Oberst enthält, trägt Horváth denn auch (wie auf den Folgeblättern) gleich die korrekte Pagina 43 ein.
5. Bild H28 = IN 221.000/77 – BS 38 h [5], Bl. 1 (vgl. H31) 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), halbierter Bogen, schwarze und violette Tinte E35 = Konfigurationsplan zum 5. Bild mit Dialogskizzen und Notizen
E35 dürfte in Zusammenhang mit der Überarbeitung von K3/TS5 entstanden sein und dient der Festlegung der Abfolge von Konfigurationen und Musikstücken, von denen Horváth den Titel und die Seitenzahl notiert. Neben fünf dieser Titel stehen Seitenzahlen, die belegen, dass Horváth die Liedersammlung Wiener Volkslieder (1927) von Alois Ulreich vorlag (vgl. auch die Kommentare zu K3/TS5–TS7 sowie zu K4/TS7/A25 und A26). Er nennt daraus fünf Lieder:
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Chronologisches Verzeichnis
Da draußen in der Wachau: Text von Erwin Weill, Musik von Ernst Arnold (Ulreich 1927, S. 83f.) Wir gengan heut nach Nußdorf ’naus: Text und Musik von Carl Lorens (Ulreich 1927, S. 123f.), bereits in K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 1 anzitiert Mei Muatterl war a Wienerin …: Text und Musik von Ludwig Gruber (Ulreich 1927, S. 29f.) Wien, du Stadt meiner Träume: Musik von Rudolf Sieczynski (Ulreich 1927, S. 35f.), bereits in K3/TS5/Bl. 4 anzitiert Mir ist mei’ Alte g’storb’n: Text und Musik von Carl Lorens (Ulreich 1927, S. 54f.) Andere Lieder sind zum Teil bereits in der Hofrat-Konzeption ausgeführt (Es wird ein Wein sein und Ja, dort draus im Liebhartsthal, vgl. K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 1, 4 und 6) bzw. wie im Falle des Nußdorf-Liedes zitiert (vgl. ebd., Bl. 1). Horváth notiert zum Konfigurationsplan eine Replik Oskars, in welcher dieser Mathilde sagt, dass die Heurigenpartie für die seelische Gesundheit des Zauberkönigs besonders wichtig wäre, weil er sich doch sonst „noch ganz vergraben“ hätte (vgl. E30). Außerdem nimmt er eine Dialogsequenz zwischen dem Zauberkönig und Mathilde wieder auf („Du stattliche Person“), die bereits in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 9 ausgearbeitet war (vgl. auch VA2/E7 und TS1/A22 bzw. TS3/BS 24 [5], Bl. 22). T11 = IN 221.000/64 – BS 38 f [3], Bl. 3, 4, IN 221.000/66 – BS 38 f [4a], Bl. 1–4, IN 221.000/67 – BS 38 f [5], Bl. 5–10, 10a, 11–16, IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 17–32 Insgesamt 35 Blatt, davon 11 Blatt unliniertes Papier (295 × 228 mm), 7 Blatt unliniertes Papier (292 × 229 mm), 2 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 230 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (199 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (25 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (65 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (182 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (78 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (83 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (319 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (331 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (430 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (378 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (374 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (304 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (328 × 230 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzer und violetter Tinte, Bleistift sowie Kopierstift, hs. Paginierung 3 auf BS 38 f [3], Bl. 3, BS 38 f [5], Bl. 7 und 14, hs. Paginierung 7 auf BS 38 f [5], Bl. 16, hs. Paginierung 48–56 auf BS 38 f [6], Bl. 17–25 und 1–7 auf BS 38 f [6], Bl. 26–32 TS19/A1 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [5], Bl. 8, BS 38 f [4a], Bl. 1, 2, BS 38 f [3], Bl. 3, 4, BS 38 f [4a], Bl. 3, 4 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS19/A2 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17, BS 38 f [5], Bl. 9 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A3 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17, 18, BS 38 f [5], Bl. 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A4 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–22, BS 38 f [5], Bl. 10a, BS 38 f [6], Bl. 22 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A5 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–23, BS 38 f [5], Bl. 11, BS 38 f [6], Bl. 23, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS19/A6 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–24 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 19 TS /A7 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–25, BS 38 f [5], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Konzeption 4
TS19/A8 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–26, BS 38 f [5], Bl. 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A9 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–27, BS 38 f [5], Bl. 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A10 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–27, BS 38 f [5], Bl. 13, BS 38 f [6], Bl. 27 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 19 TS /A11 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–27, BS 38 f [5], Bl. 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A12 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–27, BS 38 f [5], Bl. 14, BS 38 f [6], Bl. 28, 29, BS 38 f [5], Bl. 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A13 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–31 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A14 = fragm. Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–31, BS 38 f [5], Bl. 16 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS19/A15 = Fassung des fünften Bildes, konstituiert durch BS 38 f [6], Bl. 17–32 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von TS24)
Horváth greift bei der Ausarbeitung des fünften Bildes redigierend auf K3/TS5 zurück, aus der er zwei Blätter (BS 38 f [3], Bl. 3 und 4) für A1 übernimmt. Im Unterschied zu dieser Fassung sind zu Beginn statt dem Rittmeister der Zauberkönig und Oskar mit Mathilde und Erich zugegen, wobei Horváth die Figur Oskar später streicht (vgl. A1/BS 38 f [5], Bl. 8). Wie schon einleitend zu K3/TS5 steht am Anfang ein alle einschließender Gesang (vgl. auch E35), der aber gegenüber der Fassung der HofratKonzeption noch umfangreicher ausfällt: Neu ist das Wachau-Lied, das am Beginn steht; darauf folgen in A1/BS 38 f [5], Bl. 8, wie in K3/TS5, Es wird ein Wein sein und das Nußdorf-Lied (vgl. den Kommentar zu E35). Nicht die Kontroverse zwischen Erich und Mathilde leitet nach dem Gesang die Szene ein, sondern eine Replik des Zauberkönigs über seine gute Stimmung (A1/BS 38 f [4a], Bl. 1). Diese ist ebenso wenig entwurfsmäßig vorbereitet wie Erichs Salamander auf den Wiener Heurigen, für den er bezeichnenderweise, statt des für den Heurigen üblichen Weines, Bier verlangt, sein Selbst-Kommandieren und das Zerbrechen des Stuhles des Zauberkönigs. In A1 ist es noch Oskar, der dem Zauberkönig einen anderen Stuhl anbietet (vgl. A3/BS 38 f [6], Bl. 18). Darauf folgt als ironische Kontrafaktur gewissermaßen (vgl. auch die Abfolge dieser Szene ebd.) das „Solo“ des Zauberkönigs von E35: „Ach ich hab sie ja nur auf die Schultern geküsst --“ [eigentl.: Und ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküßt!] aus der Operette Der Bettelstudent von Carl Millöcker (1842–1899). Das Lied findet sich übrigens auch in der Wiener Volkslieder-Sammlung von Alois Ulreich (vgl. Ulreich 1927, S. 98f. sowie den Kommentar zu E35). Die aus E35 entnommene Replik Oskars über das „[V]ergraben“ des Zauberkönigs wird in der Grundschicht verändert („da vergisst er seine Sorgen mal -- wenn man unter Menschen kommt“), in der wohl wenig später erfolgten Korrektur aber gestrichen, denn Oskar kommt bereits in A2, den darauf fußenden Ansätzen und in der Fassung in sieben Bildern (TS24) im Heurigen-Bild nicht mehr vor. Bei der Ess-Szene greift Horváth auf den Anfang von K3/TS5 zurück. Der Rachenkatarrh, der Erich vom Singen abhält, ist bereits im ersten Bild der Frühen Zauberkönig-Konzeption (K2/TS6/BS 37 c [7], Bl. 41) Thema. Danach tritt der Rittmeister auf. Der Streit zwischen dem Rittmeister und Erich beginnt unmittelbar nach der gegenseitigen Bekanntmachung durch Mathilde. Horváth notiert ihn auf K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 3 auf dem oberen Teil des Blattes, dessen Grundschicht er komplett streicht.
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Chronologisches Verzeichnis
Die Streichung des masch. Textes auf diesem Blatt mit der für diese Bearbeitungsphase charakteristischen violetten Tinte zeigt an, dass der Text erst ab Erichs „Herr!“ zu übernehmen ist. Die Transkription von A1, die eigentlich die Grundschicht abbildet, muss, was BS 38 f [3], Bl. 3 und 4 (aus K3/TS5, die aber auch zu K4/TS19/A1 zählen) betrifft, die großflächige Streichung von jeweils etwa dem halben Blatt realisieren, da sonst keine durchgängige Fassung herstellbar ist. Der am oberen Teil hs. notierte Text (etwa Erichs Replik: „Sie sind Österreicher. Fesch, aber feig!“) bildet die Grundlage für die masch. Grundschicht auf A1/BS 38 f [4a], Bl. 2. Dann setzt BS 38 f [3], Bl. 3, dessen oberer Teil gestrichen wurde, mit dem unteren Teil des Blattes fort. Auch der obere Teil von K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4 ist von Korrekturen übersät, die wiederum zu einem großen Teil in A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 in der Grundschicht realisiert wurden. In diesem Fall wird der untere Teil des Blattes gestrichen. An A1/BS 38 f [3], Bl. 3 und 4 zeigt sich ganz deutlich, dass sich Horváth bei der Erstellung des fünften Bildes von K4 nicht nur global an der Hofrat-Konzeption (K3) orientiert hat, sondern ganz konkret auch Material aus K3/TS5 für dieses Bild adaptiert hat. Nach K3/TS5 bzw. A1/BS 38 f [3], Bl. 3 und 4 schließen in A1 an das Lied des Misters BS 38 f [4a], Bl. 3 und 4 an. Der Dialog zwischen Erich und Mathilde findet sich ebenfalls auf K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4 hs. vorbereitet. Die Frage, wer Irene sei, wurde ganz ähnlich bereits in K1/TS3/BS 37 a [1], Bl. 5 formuliert. Eine masch. Sofortkorrektur auf A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 bezeugt, dass Horváth kurzzeitig überlegt, die Frau des Zauberkönigs wie die Trafikantin Mathilde zu nennen. Auf das Gespräch über Irene folgt, wie in E35 vorgesehen, das Lied Mir is mei‘ Alte g’storb‘n. Horváth notiert dazu neuerlich die Seitenzahlen aus Ulreich (vgl. den Kommentar zu E35). Die Tatsache, dass der Mister alle einladen will, findet sich schon in K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4. Horváth übernimmt sie in veränderter Form in die masch. Grundschicht von A1/BS 38 f [4a], Bl. 3: Während in K3/TS5 noch der Rittmeister versichert, dass der Mister alles zahlt, lädt der Mister in A1 selbst alle ein. Der weitere Text, der der Überleitung zu den Szenen im Nachtlokal dient, hat keine Vorlage. Die Gesellschaft geht, wie das die Notiz E32 vorsieht, unter Gesang ins „Moulin-bleu“ (A1/BS 38 f [4a], Bl. 4). Hierzu notiert Horváth auf demselben Blatt die Lieder Vindobona, Die Mizzi und der Jean und Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein (vgl. ebd.). A2 unterscheidet sich von A1 am Beginn lediglich in der Beschreibung der Stimmung. A2/BS 38 f [6], Bl. 17 wird durch BS 38 f [5], Bl. 9 fortgesetzt, das nur bis zu Erichs Selbst-Kommandierung reicht. Die Ausarbeitung bricht hier mitten auf dem Blatt ab. Vor dem Salamander Erichs fügt Horváth hs. das Grapschen des Zauberkönigs ein, das in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 10 schon vorgebildet ist. Die verbale Reaktion des Mädchens auf den Abwehrversuch ihres Kavaliers „Hand von der Putten!“ „Das sind doch meine Putten!“ erinnert an den Satz „Mein Körper gehört mir!“, den Marianne in K3/TS3/BS 37 g [1], Bl. 4 verwendet (vgl. den Kommentar dort). Diese hs. eingefügte Passage ist auf A3/BS 38 f [6], Bl. 18 in der masch. Grundschicht umgesetzt. Die folgende Passage wird bereits in A2/BS 38 f [5], Bl. 9 leicht abgeändert: Erich verlangt für seinen Salamander Wein, und der Zauberkönig stellt sich vor, dass Mathilde bis auf die Haut nass ist. Erst dann kommandiert sich Erich selbst. Weiters nimmt Horváth in A2/BS 38 f [6], Bl. 18 an der Salami-Szene kleinere Änderungen vor: Mathilde weist darauf hin, dass Erich auf ihre Kosten lebt. Nach dem Auftritt des Rittmeisters entwirft Horváth die Sequenz, in der der Zauberkönig auf die Toilette geht und Erich „der Brocken im Mund stecken“ (A3/BS 38 f [5], Bl. 10) bleibt, weil
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Konzeption 4
Mathilde dem Rittmeister die Salami anbietet. Der Streit zwischen den beiden beginnt also nicht so unvermittelt wie in A1 bzw. K3/TS5. In A4/BS 38 f [6], Bl. 19, das bis A15 und damit bis TS24 erhalten bleibt, wirft Mathilde Erich während der Ess-Szene zum zweiten Mal seinen Zigarettenverbrauch vor (vgl. TS15 und TS18/A6 bzw. TS24/BS 38 d [7], Bl. 9) und führt seinen „Rachenkatarrh“ darauf zurück. Der Rittmeister erzählt Mathilde vom Mister, der noch nicht auf der Bühne ist. Die Vorlage dazu ist K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 2. Als Erich bemerkt, dass der Rittmeister an Mathilde interessiert ist, spricht er ihn schroff an. Mathilde versucht die Situation zu entschärfen, indem sie die beiden einander vorstellt (A4/BS 38 f [6], Bl. 20). Die Streitszene in A4/BS 38 f [6], Bl. 20 läuft ähnlich ab wie in A1/BS 38 f [4a], Bl. 2, das aufgrund der hs. Korrekturen in K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 3 erstellt wurde. Während der Mister in A1 auftaucht, ohne vom Rittmeister angekündigt worden zu sein, greift Horváth für die Ausarbeitung von A4/BS 38 f [6], Bl. 19 wieder auf K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 2 zurück, auf dem der Rittmeister vom Mister spricht, bevor es zum Streit mit Erich kommt. Der Auftritt des Misters und der Disziplinierungsversuch Mathildes gegenüber Erich in A4/BS 38 f [6], Bl. 21 folgen der in A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 modifizierten Passage von K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 3. Der Zauberkönig kommt in dem Moment von der Toilette zurück. Die Lobrede des Misters auf Wien ist in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 9 in der Replik „Es gibt nur ein Wien --“ bzw. in K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4 (dort ausführlicher) angelegt, wird aber in A4/BS 38 f [6], Bl. 22 gemäß der hs. Notizen auf BS 38 f [3], Bl. 4 durch das Lied Mei Muatterl war a Wienerin, vorgetragen vom Mister, gefolgt von Wien, du Stadt meiner Träume, von allen gemeinsam intoniert, erweitert (zu den Liedern vgl. den Kommentar zu E35). Der Zeitpunkt der Ersetzung von A4/BS 38 f [5], Bl. 10a, die A5 einleitet, kann nicht exakt bestimmt werden, da der Textanschluss gewahrt bleibt. Der aufgrund der Überklebung auf BS 38 f [6], Bl. 22 versteckte Text weist Korrekturen zu Erichs Selbstkommandierung auf. Daran schließt die Aufbruchsszene an. Das Motiv des drohenden Regens wird ohne hs. Entwurf, aber durch die Erwähnung des Misters, dass es „kühl“ wird, in A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 eingeführt. Die Reaktionen der Gesellschaft auf die Ansage des Misters, dass sie irgendwohin gehen sollten, wo sie einen „Plafond“ über sich haben, ist ebenfalls bereits in A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 angelegt, wird aber in A5/BS 38 f [6], Bl. 23 noch ausgebaut. Der Austausch des „Moulin-bleu“, das der Mister in A5/BS 38 f [5], Bl. 11 bzw. A6/BS 38 f [6], Bl. 23 vorschlägt, durch das „Maxim“ des Rittmeisters, ist hs. nicht vorbereitet (vgl. aber E32), und erfolgt in A1/BS 38 f [4a], Bl. 3 noch umgekehrt, wobei in A5 wie in A1 zunächst der Mister, dann der Zauberkönig den Befehl zum Abmarsch erteilt. Auf A5/BS 38 f [5], Bl. 11 sind hs. Korrekturen mit schwarzer und violetter Tinte eingetragen, wobei an einer Stelle („Los, vorwärts!“ zu „Vorwärts!“) deutlich erkennbar wird, dass die violette Tinte die letzte Korrekturschicht darstellt (vgl. den Kommentar zu TS8–TS12). Die Paginierungen, die Horváth im dritten bis siebenten Bild hs. einträgt, und die an das erste und zweite Bild von TS12/A2 anschließen, sind ebenfalls mit der charakteristischen violetten Tinte gefertigt, die Horváth erst nach der Erstellung des zweiten Bildes verwendet hat. Die Paginierung des dritten, sechsten und siebenten Bildes dürfte vom Autor wahrscheinlich erst im Zuge der allmählichen Kompilierung der Fassung in sieben Bildern, also nach Abschluss der Arbeiten am jeweiligen Bild, eingetragen worden sein. Auffallend ist jedoch, dass Horváth mitten im Arbeitsprozess des fünften Bildes, ab TS19/A8, damit beginnt, die fortlaufende und an die Bilder 1 bis 4 anschließende Paginierung von BS 38 f [6], Bl. 17–25 mit einer nichtfortlaufenden Paginierung, be-
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Chronologisches Verzeichnis
ginnend bei der Pag. 1 auf BS 38 f [6], Bl. 26, fortzusetzen. Dies ist ein Indiz dafür, dass Horváth die Paginierung – zumindest für das fünfte Bild – bereits während des Arbeitsprozesses eingetragen hat. Warum er die fortlaufende Paginierung nicht fortsetzt und stattdessen neu zu paginieren beginnt, lässt sich jedoch nicht sagen. In A6/BS 38 f [6], Bl. 23 apostrophiert der Mister den Regen noch stärker („und wenns Schusterbuben regnen sollte“) als in A5/BS 38 f [5], Bl. 11. Danach zieht alles unter Gesang ins Maxim. Horváth arbeitet dafür die in A1/BS 38 f [4a], Bl. 4 notierten Titel in der dort hs. vermerkten Reihenfolge ein: Vindobona, Die Mizzi und der Jean und Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein (A6/BS 38 f [6], Bl. 23f.; vgl. den Kommentar zu E35). Der Bühnenwechsel wird ähnlich wie in A1/BS 38 f [4a], Bl. 4 von einem Gong eingeleitet (A6/BS 38 f [6], Bl. 24). Unmittelbar danach befindet sich auf BS 38 f [6], Bl. 24 eine Schnitt-/Klebekante, zu der jedoch kein Blatt überliefert ist. Auf dem neuen unteren Teil von A7/BS 38 f [6], Bl. 24 arbeitet Horváth die Begrüßung des Publikums durch den Conférencier aus. Er kompiliert dabei K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 11 und A1/BS 38 f [4a], Bl. 4. Die gesamte Vorstellung steht unter dem Motto „Himmel der Erinnerung“ (vgl. K2/E5, E7, E9 und K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 16 sowie den Kommentar zu K3/TS7). Die erste Attraktion, eine Exerzierszene, entsteht durch Kontraktion der beiden Girl-Szenen der Hofrat-Konzeption (vgl. K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 7 und 8). Danach fügt Horváth mit einigen Adaptionen in A7/BS 38 f [6], Bl. 24, 25 die Diskussion über die Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier aus dem Gespräch über Buddhismus von TS7/A16/BS 37 f [1], Bl. 28 (= zweites Bild) ein, die ihren Ursprung in K1/TS2 und TS3/BS 37 a [1], Bl. 7 hat. Die in A7/BS 38 f [6], Bl. 25 folgende Szene, in welcher der Zauberkönig an die Bar bestellt wird, ist K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 9 entnommen, Mathilde übernimmt dabei den Part des nun nicht mehr für dieses Bild vorgesehenen Oskar. Die Dialogsequenz zwischen Mathilde und dem Mister über den Zauberkönig (vgl. K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 9f.) fügt Horváth auf demselben Blatt ein, während der weitere Dialog zwischen dem Mister und Mathilde über die Planeten („Saturn“) auf A7/BS 38 f [6], Bl. 25 bereits in der masch. Grundschicht von K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 10 in großen Teilen vorliegt. Es folgt der zweite Auftritt des Conférenciers, bei dem Horváth sowohl in A7/BS 38 f [5], Bl. 5 als auch in A8/BS 38 f [5], Bl. 12 abbricht, ehe er die darauffolgende Aktplastik-Szene in A9/BS 38 f [6], Bl. 26 niederschreibt. Wie in A7/BS 38 f [5], Bl. 5 angekündigt, kommen schließlich in A9/BS 38 f [6], Bl. 26 zuerst die „Donaunixen“, dann, wie in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 11 vorgesehen, „Unser Zeppelin!“ mit anschließendem „Deutschlandlie[d]“ (A9/BS 38 f [6], Bl. 27). Der „Zeppelin“ sowie der dritte Teil der Nacktplastik mit dem Titel „Die Jagd nach dem Glück“ sind bereits in der Schellingstrassen-Konzeption eingeplant (vgl. K1/E20 und TS7/BS 37 a [1], Bl. 29). Die Erkennungsszene von A9/BS 38 f [5], Bl. 6 erarbeitet sich Horváth hs. in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 11. Bei der Abschrift lässt er die Repliken des Zauberkönigs beiseite, in denen dieser seinen Schrecken überspielen will, stattdessen hält er die „Hand auf sein Herz“. Auch der Rittmeister spricht kein Wort. Mathilde rückt szenisch in den Vordergrund, vor allem, nachdem der Vorhang gefallen ist. Horváth fügt nachträglich die Tätlichkeit des Misters gegenüber Mathilde ein, die mit einer Notiz hs. auf K3/TS5/BS 38 f [3], Bl. 4 – der Mister singt dort das Lied Mei Muatterl war a Wienerin und „sticht dabei neckisch mit dem Finger in Mathildes Bauch“ – in Zusammenhang steht. Der Conférencier versucht eine medizinische Erklärung für Mathildes Verhalten zu finden. In A10/BS 38 f [5], Bl. 13 legt Horváth leicht abgewandelt dem Mister die Worte in den Mund, die der Zauberkönig im zweiten Bild von K4 (TS7/A47/BS 37 g [2], Bl. 15;
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Konzeption 4
vgl. auch TS24/BS 37 h, Bl. 33) in der Skandal-Szene zu Marianne sagt: „Brüll nicht!! Bist denn plem-plem?!“ A10/BS 38 f [5], Bl. 13 wird schließlich ausgeschnitten und die Reinschrift A11/BS 38 f [6], Bl. 27 eingeklebt. Der Zeitpunkt dieser Ersetzung ist wiederum schwer auszumachen. Der Rest von A10 bzw. A11/BS 38 f [6], Bl. 27 ist eine Reinschrift von A9/BS 38 f [5], Bl. 6. Die auf A11/BS 38 f [5], Bl. 7 folgende Szene, in der Mathilde „nachhaus“ geschafft werden soll und der Conférencier die Aufregung überspielt, sind vollkommen neu, während der Dialog zwischen dem Zauberkönig und dem Rittmeister in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 12 hs. vorbereitet ist. Auch die Replik des Zauberkönigs und das darin erwähnte Motiv des Ansichtskartenschreibens entstammen der früheren Konzeption (vgl. K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 11). In der Abschrift dieser Passage auf A12/BS 38 f [5], Bl. 14 und BS 38 f [6], Bl. 28 nimmt Horváth einige geringfügige Änderungen vor, deren wichtigste die Replik des Rittmeisters ist, in der er sein Handeln als „Meine menschliche Pflicht --“ bezeichnet. Für A12/BS 38 f [6], Bl. 29 und BS 38 f [5], Bl. 15 greift Horváth zuerst auf 11 A /BS 38 f [5], Bl. 7 (Abgang des Rittmeisters und Ansichtskarten-Szene) und dann wieder auf K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 12 und 13 zurück. Der Zauberkönig wendet Marianne, die einen Bademantel anhat, den Rücken zu. Marianne gibt nicht vor, auf ihre Arbeit stolz zu sein. Das Gespräch über die Mutter wird vom Zauberkönig unmittelbar mit den Worten „Denk lieber an Dein Mutterl selig! Die Toten hören alles!“ (vgl. K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 13) eingeleitet und nicht mehr von Mariannes in K3/TS7/ BS 38 f [4], Bl. 13 hs. eingefügter Vermutung, dass sich der Zauberkönig über sie an seiner Mutter rächen will, was nun bereits im zweiten Bild (TS7/A43/BS 37 g [2], Bl. 8; vgl. auch K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 13, Korrekturschicht, und K4/TS24/BS 37 h, Bl. 31) passiert. Die hier fallende Bezeichnung von Marianne als Hure (in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 13 noch „Dirne“) streicht Horváth später wieder. Dafür wirft sie ihrem Vater explizit vor, dass er sie nur für die Ehe erzogen hat. Der Streit endet nicht mehr damit, dass der Zauberkönig in seiner Wut Marianne sagt, sie solle den Mister finanziell ausnehmen (vgl. K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 13), sondern damit, dass der Zauberkönig ihr Selbstmord nahegelegt. Bei der Ersetzung von A12/BS 38 f [5], Bl. 14 durch einen weiteren Teil von A13/BS 38 f [6], Bl. 28 fügt Horváth die Szenenanweisung über das Stolpern und Bluten Mathildes ein. Bei der Abschrift von A12/BS 38 f [5], Bl. 15 in A13/BS 38 f [6], Bl. 30 wird das Ohrfeigen vom Zauberkönig nicht mehr angesprochen, sondern durch eine Geste angedeutet. Außerdem spricht er nun von der Schande, sich nackt den „Blicken der Allgemeinheit“ preiszugeben. Marianne verweist darauf, dass sie nicht rhythmische Gymnastik lernen durfte (vgl. K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 27f. und 100). Am Ende des Streits, als sich der Zauberkönig, wie in A12/BS 38 f [5], Bl. 15 hs. vorbereitet, „über den Tisch“ beugt, liegt eine Schnitt-/Klebekante vor, zu der kein Anschluss überliefert ist. Die dem Streit folgende Szene zwischen Marianne und dem Mister auf dem in A14/BS 38 f [6], Bl. 31 angeklebten Teil orientiert sich an K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 13 und 14, die Horváth nur geringfügig hs. ändert. Die Szene nach dem Diebstahl erfährt weitaus größere Veränderungen. Die in der hs. Überarbeitung von K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 14 geplante Ohrfeige des Zauberkönigs entfällt, trotzdem sagt Marianne, dass sie nicht mehr geschlagen werden will. Ihren bereits in der Grundschicht von K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 14 festgehaltenen und in den dortigen Korrekturen wiederholten Ausruf „Leckts mich doch am Arsch alle miteinander“ lässt Horváth dafür fallen. Die Schlaganfall-Sequenz ist ähnlich wie in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 14, die Szene zwischen dem Rittmeister und Gorlitzka und die Einladung des Ritt-
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Chronologisches Verzeichnis
meisters in den „Himmel der Erinnerung“ entfallen, das Bild endet nun abrupt mit dem verzweifelten Ausruf „Papa! Papa!“ Mariannes. In A14/BS 38 f [5], Bl. 16 fügt Horváth noch eine Sequenz ein, in der Marianne den Zauberkönig knapp vor seinem Schlaganfall und kurz nach dem Diebstahl am Mister fragt, was sie denn machen solle, und vom Mister mit einem „Kusch!“ bedacht wird. A15/BS 38 f [6], Bl. 32 stellt eine Abschrift dieser Korrekturen dar. In der neuerlichen Überarbeitung streicht Horváth diese Sequenz jedoch wieder und ersetzt sie durch ein lakonisches „Mariann!!“ aus dem Mund des Zauberkönigs.
6. Bild H29 = IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), halbierter Bogen, gefaltet, violette Tinte und roter Buntstift E36 = gestrichener Konfigurationsplan zum VI. Bild (rechts oben) E37 = gestrichene Figurenliste (rechts mittig) E38 = gestrichener Konfigurationsplan mit Notizen und Dialogskizzen (rechts unten und links)
Die Einordnung dieses Blattes basiert auf der Tatsache, dass der Medizinalrat in E38 wie in der Fassung des sechsten Bildes von K3/TS8 am Beginn der Szene stehen sollte, während in den späteren Entwürfen bereits wie in der Gesamtfassung TS24 Mathilde und der Rittmeister das Bild eröffnen. In E36 überlegt Horváth, das sechste Bild im „Cafèhaus“ anzusiedeln, notiert darunter aber bereits den Spielort „Stille Strasse“. Gemäß den Notizen sollten Alfred, Mathilde und Marianne hier auftreten. E37 listet die Figuren des Bildes auf, wobei die Anwesenheit der Figuren Zauberkönig, Havlitschek und Emma darauf schließen lässt, dass das Bild nunmehr in der „Stillen Strasse“ spielt. Dass dies in E38 tatsächlich der Fall ist, belegt die Notiz „Wegen Geschäftsaufgabe zu vermieten“, die auf die Puppenklinik bezogen ist (vgl. E30 und TS20/A1/BS 38 h [10], Bl. 1), sowie die (wieder gestrichene) Eintragung „Balkon“, ein Überbleibsel aus K3/TS8. Die Idee, dass der Zauberkönig sein Geschäft aufgibt, bleibt in der Fassung in sieben Bildern bis zur Gesamtfassung TS24 erhalten, in der Fassung in drei Teilen (K5/TS12) nimmt Horváth diese Idee sowie (fast) die gesamte SchlaganfallProblematik wieder zurück (vgl. den Kommentar dort). Einer Szene zwischen dem Zauberkönig und dem Medizinalrat folgt in E38 der Dialog zwischen Havlitschek und Emma, in dem sich Havlitschek gegen den Besuch eines Tonfilms und für ein Fußballspiel ausspricht. Der Medizinalrat unterhält sich in der Folge mit Mathilde, die dem Zauberkönig wie Luise dem Hofrat in K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 3 Maiglöckchen bringt. Der Zauberkönig hat die beiden belauscht und weiß, dass ihm der zweite Schlaganfall droht. Mathilde geht in der Folge mit ihm spazieren. Auf der Straße treffen sich Oskar und Alfred, Marianne kommt hinzu, später Mathilde und schließlich Erich. Die Notiz „vermittelt“ bezieht sich wohl darauf, dass Oskar Alfred mit Mathilde versöhnt.
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Konzeption 4
H30 = IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 2 (vgl. H8) 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), gefaltet, schwarzblaue und violette Tinte E39 = Szenenanweisung mit Dialogskizzen und Konfigurationsplan zum 6. und 7. Bild (oben, rechts mittig bis unten) E40 = Konfigurationsplan zum 6. Bild (links mittig) E41 = Dialogskizze zum 6. Bild (links unten)
H31 = IN 221.000/77 – BS 38 h [5], Bl. 1v (vgl. H28) 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), violette Tinte E42 = Konfigurationsplan mit Dialogskizzen und Notizen zum 6. Bild (rechts) E43 = Replik zum 7. Bild (links)
H30 weist zwei Tintenfarben auf: schwarzblaue und violette Tinte. Die schwarzblaue Tinte verwendet Horváth bis zum Ende der Arbeit am ersten und zweiten Bild (vgl. den Kommentar zu TS8–TS12), die violette Tinte erst von der Arbeit am dritten Bild an. Es ist also davon auszugehen, dass die beiden Blattteile in unterschiedlichen Bearbeitungsphasen beschrieben wurden. Auf der rechten Seite des gefalteten Blattes BS 38 h [7], Bl. 2 listet der Autor mit der auf eine frühere Bearbeitungsphase verweisenden schwarzblauen Tinte folgende französische Pferderennbahnen auf: „Le Tremblay“, „Saint-Cloud“ und „Maisons-Laffitte“. Alle drei Namen fallen im ersten Bild der Fassung in sieben Bildern (vgl. TS24/BS 37 h, Bl. 13f.), weshalb davon ausgegangen werden kann, dass die Notiz einer früheren Arbeitsphase entstammt (E13). In E39 formuliert der Autor die Szenenanweisung zum sechsten Bild, die bereits jener von TS20/A1/BS 38 h [10], Bl. 1 sehr nahe steht. Havlitschek wartet zu Beginn „in Sonntagsstaat“ auf Emma. Die Figur des Medizinalrats, der gemeinsam mit dem Zauberkönig auf dem Balkon steht, wird von Horváth nachträglich in Frage gestellt, was die genetische Reihung nach E38 begründet. Es folgt eine Szene zwischen Mathilde und Alfred, in der über den Zustand des Zauberkönigs gesprochen wird. Horváth ändert später Mathilde in Oskar. Danach folgen Szenen zwischen Oskar und Alfred, Mathilde und Marianne, Oskar und Marianne sowie Alfred und Marianne. Letztere wird durch eine nachträgliche Notiz ins siebente Bild verschoben. E40 führt als erste Konfiguration nun eine Szene zwischen Oskar und Alfred an, der die Szene am Balkon zwischen dem Zauberkönig und Mathilde folgen soll. In E41 wartet Mathilde auf Erich. Der Rittmeister kommt hinzu und fragt sie nach dem Zustand des Zauberkönigs, worauf Mathilde antwortet, dass es ihm „[s]o ungefähr“ gehe. Der Rittmeister bekräftigt neuerlich, dass das Verhalten des Zauberkönigs gegenüber Marianne „nicht recht“ war (vgl. E31, E34 und TS18/A3/BS 38 d [6], Bl. 2). Mathilde vertraut ihm darauf an, dass Marianne bei ihr war und sie, Mathilde, die beiden „versöhnen“ soll: „Sie [Marianne] hat mich um Rat gefragt.“ In E42 (Rückseite von H28) wird dieser Dialog weiter ausgeführt. Mathilde will die aus dem Gefängnis entlassene Marianne mit ihrem Vater wieder versöhnen. Hier wird bereits wie in TS20/A1/BS 38 h [10], Bl. 2 der Rollstuhl mit einer Kutsche verglichen. Es folgt die in E39 erwähnte Szene zwischen Oskar und Alfred, in der die beiden sich solidarisieren und sowohl über den Schlaganfall als auch über die „Aussöhnung mit Mathilde“ sprechen. Dann erscheint der Zauberkönig mit Mathilde, die ihn in den Wagen „bettet“. Der Zauberkönig fährt ab. Mathilde trifft nun Alfred und fordert von ihm, dass er sich mit Marianne und dem Kind versöhnt. Die danach geplanten Auftritte von Marianne streicht Horváth.
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Chronologisches Verzeichnis
Am linken Rand von BS 38 h [5], Bl. 1v befindet sich eine Notiz zum siebenten Bild die zeitgleich mit E42 entstanden sein dürfte und eng mit diesem verflochten ist. In dieser Randnotiz wird eine Replik des Rittmeisters vermerkt: „Furchtbar! Und ich bin jetzt extra mitgegangen, um dieses allgemeine Glück mitzugeniessen!“ Diese Replik steht wohl in engem Zusammenhang mit der Aussöhnungspolitik des Rittmeisters, die in verschiedenen Entwürfen und Textstufen zum fünften und sechsten Bild von K4, am deutlichsten in TS19/A13–A16 bzw. TS24/BS 38 f [6], Bl. 28, zum Ausdruck kommt. (E43),
H32 = IN 221.000/79 – BS 38 h [7], Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (229 × 134 mm), geschnitten, violette Tinte und roter Buntstift E44 = Szenenanweisung zum 7. Bild (oben) E45 = Repliken zum 6. Bild (unten)
Die in E45 verfassten Repliken beziehen sich vorwiegend auf die Versöhnungsszenen am Ende des sechsten Bildes. Der skizzierte Dialog zwischen Erich und Mathilde, der als einer der ersten des Bildes steht, ist ein Rückgriff auf diese Szene, der eine nachträgliche Überklebung des Textes von TS20/A6/BS 38 h [12], Bl. 24 zur Folge hat. Die Eintragung „Mutter = Frieda!“ dürfte indes für das siebente Bild gedacht sein; die Mutter wird neuerlich in TS21 so genannt. Auch der zuerst notierte Entwurf E44 betrifft das siebente Bild. Demnach soll die Bühne sich am Ende dieses Bildes „in ein grosses Schlusstableau“ verwandeln und der Beichtvater auftreten. T12 = IN 221.000/82 – BS 38 h [10], Bl. 1–4, IN 221.000/83 – BS 38 h [11], Bl. 5–21, IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 22–30 Insgesamt 30 Blatt, davon 12 Blatt unliniertes Papier (295 × 228 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (117 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (196 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (221 × 227 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (65 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (136 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (237 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (88 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (352 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (154 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (79 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (153 × 228 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (313 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (372 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (538 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (463 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (265 × 229 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit violetter Tinte, rotem Buntstift und Kopierstift, hs. Paginierung 1–4 auf BS 38 h [10], Bl. 1–4, hs. Paginierung 5 auf BS 38 h [11], Bl. 7, 1 auf BS 38 h [11], Bl. 9, 10 auf BS 38 h [11], Bl. 15, 4 auf BS 38 h [11], Bl. 17, 8 auf BS 38 h [11], Bl. 20, hs. Paginierung 1–9 auf BS 38 h [12], Bl. 22–30, überklebte hs. Paginierung 9 auf BS 38 h [12], Bl. 29 TS20/A1 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [10], Bl. 1–4 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS20/A2 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [11], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS20/A3 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [11], Bl. 9, 6 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A4 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [11], Bl. 9, 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 20 TS /A5 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22, BS 38 h [11], Bl. 16, BS 38 h [12], Bl. 22–24 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Konzeption 4
TS20/A6 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–24, BS 38 h [11], Bl. 17, 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A7 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–24, BS 38 h [11], Bl. 17, 7 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A8 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–26, BS 38 h [11], Bl. 8 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 20 TS /A9 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–27, BS 38 h [11], Bl. 18, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A10 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–27, BS 38 h [11], Bl. 18, BS 38 h [12], Bl. 27 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A11 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–28, BS 38 h [11], Bl. 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A12 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–28, BS 38 h [11], Bl. 19, 14 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A13 = fragm. Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–28, BS 38 h [11], Bl. 19, 20, BS 38 h [12], Bl. 29, BS 38 h [11], Bl. 15, BS 38 h [12], Bl. 30v (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A14 = Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–30, BS 38 h [11], Bl. 21 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS20/A15 = Fassung des sechsten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [12], Bl. 22–30 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von TS24)
In A1 versucht Horváth, eine Vorlage für die weitere Arbeit am sechsten Bild zu finden. Die Szenenanweisung von A1/BS 38 h [10], Bl. 1 übernimmt er aus E39. Mathilde wartet nicht mehr wie in E41 auf Erich, als sie den Rittmeister trifft. Bevor der Rittmeister nach dem Befinden des Zauberkönigs fragt, lamentiert er über das Geschehene und Gott. Das Motiv der linksseitigen Lähmung ist K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 9 bzw. K4/E39 entnommen, das der Freilassung Mariannes E42. Der Rittmeister zeigt sich gegen Ende des Gesprächs auf A1/BS 38 h [10], Bl. 2 misanthropisch, weshalb Mathilde ihm nachschimpft. Die Szene zwischen Erich und Mathilde unterscheidet sich sehr von K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 5f., nur die Psychologen-Replik Mathildes bleibt gleich. Erichs Schimpf-Replik und der Einsatz des Titelwalzers finden sich in E42 skizziert. Darauf folgt der in E39 vorbereitete Dialog zwischen Oskar und Alfred auf A1/BS 38 h [10], Bl. 3. Oskar schreibt Marianne die Schuld zu und bezeichnet die Frau als aktiven Teil, was er implizit bereits in K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 2 tut. Er übernimmt die Funktion des Vermittlers, die in K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 4f. der Rittmeister innehat. Nachdem der schweigende Zauberkönig, der gemeinsam mit Mathilde die Bühne betritt, mit dem Rollstuhl abgefahren ist, treten Oskar und Alfred auf den Plan (A1/BS 38 h [10], Bl. 4). Alfred erörtert Mathilde, dass er seinen Stolz verloren hat. Sie unterstellt ihm jedoch, Marianne schlecht behandelt zu haben, worauf Alfred repliziert: „Willst mich noch mehr beschämen?“ Mit Mathildes Replik „Kann man denn das noch?“ bricht der Ansatz ab. Die weiteren Blätter, die hier wohl noch gefolgt sind, sind nicht überliefert. Die Blätter dieses Ansatzes werden in der Folge hs. überarbeitet, wobei v.a. BS 38 h [10], Bl. 1 und 2 zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen aufweisen. In A2/BS 38 h [11], Bl. 5 zeigen sich etliche Umstellungen, die bereits in A1/BS 38 h [10], Bl. 1 hs. angedeutet wurden: Der Zustand des Zauberkönigs wird nicht genau beschrieben, dafür wird sein Vorname und der des Rittmeisters (beide heißen Leopold) sowie das Phänomen der Sphärenmusik (vgl. auch K1/TS5/BS 37 a [1], Bl. 14, K2/E13 und K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 4 sowie die Kommentare zu K5/E21 und TS12) zum
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Chronologisches Verzeichnis
Gesprächsthema. Horváth skizziert hs. eine weitere Dialogsequenz über die Maiglöckchen, ehe er dann mit A3/BS 38 h [11], Bl. 9 und 6 neu ansetzt und den zuletzt in E38 sowie A1 und A2 erwähnten Maiglöckchenstrauß in die Szenenanweisung aufnimmt. Horváth ändert im Wesentlichen nur die erste Replik des Rittmeisters hs. und fügt eine veränderte Replik Mathildes über die Sphärenmusik ein, mit der dieser Ansatz endet. Mit A4/BS 38 h [11], Bl. 10 versucht Horváth A3/BS 38 h [11], Bl. 6 zu ersetzen. Er übernimmt die in A2/BS 38 h [11], Bl. 5 hs. notierte Dialogsequenz über die Maiglöckchen sowie aus A1/BS 38 h [10], Bl. 2 jene Sequenz, in der der Rittmeister Mathilde danach fragt, ob der Zauberkönig auf ihn „geärgert“ sei. Am Schluss des Ansatzes steht die Frage des Rittmeisters nach Marianne, die Horváth aus hs. Notizen von A1/BS 38 h [10], Bl. 2 nimmt. BS 38 h [11], Bl. 10 war vom Autor zur Anklebung an BS 38 h [11], Bl. 9 bestimmt, wie ein nicht beschriebener Teil am Kopf des Blattes zeigt. Er stellt diese Klebung aber nicht her und beginnt stattdessen, in A5/BS 38 h [12], Bl. 22 und BS 38 h [11], Bl. 16 A4/BS 38 h [11], Bl. 9 und Teile von A4/BS 38 h [11], Bl. 10 ins Reine zu schreiben. Auf A5/BS 38 h [11], Bl. 16 nimmt er nach Herstellung der kompletten Fassung des Bildes einige hs. Änderungen vor, die später zur materiellen Ersetzung dieses Teiles in A6 führen. Sie beziehen sich vor allem auf die erste Replik. Der Rittmeister spricht nicht sofort das Unglück des Zauberkönigs an, sondern beginnt mit einer allgemeinen Aussage. Außerdem sagt er in Anbetracht des Rollstuhls nicht mehr „Ein furchtbarer Fiaker!“, sondern „Dann schon lieber der Tod“, worauf eine Stille folgt. A6/BS 38 h [12], Bl. 22 weist gegenüber A5 nur minimale Änderungen auf. Beim restlichen Text von A5/BS 38 h [12], Bl. 23 handelt es sich um eine Neukombination einiger Passagen von A1/BS 38 h [10], Bl. 1f. zu Mariannes Haft und Mathildes geplanter Versöhnung. Die auf A5/BS 38 h [12], Bl. 24 folgende Szene zwischen Erich und Mathilde ist nur in Teilen in A1/BS 38 h [10], Bl. 2 vorbereitet. Neu ist die Sequenz, in der Erich einen toten Blumenstock gießt. Außerdem regt nun Mathilde und nicht Erich an, dass die beiden sich in Freundschaft trennen. Die Regieanweisungen dieser Passage wurden für die Einfügung von Erichs Notizbuch (in E45 vorbereitet) von Horváth in A5/BS 38 h [12], Bl. 24 derart stark korrigiert, dass er den korrigierten Text mit seiner Reinschrift nachträglich überklebt. In A6/BS 38 h [11], Bl. 17 und 11 arbeitet Horváth die Szene zwischen Alfred und Oskar von A1/BS 38 h [10], Bl. 3 aus, wobei er seine Vorlage nicht korrigiert. Alfred, der die Schuld von sich zu schieben sucht, spricht nun davon, dass sein Verhältnis mit Marianne ein Abenteuer war, dass er zu viel nachgegeben habe, dass er vorher gut versorgt war und dass es sich bei ihm nicht um Liebe gehandelt habe. Oskar gibt Alfred zu verstehen, dass er ihm deshalb nicht böse sei, Marianne allerdings schon. Hier findet sich erstmals die deutlich ausformulierte und in der Korrekturschicht noch bearbeitete Replik Oskars: „Der Mann ist ja nur der scheinbar aktive Teil und das Weib nur der scheinbar passive -- wenn man da näher hineinleuchtet --“, was Alfred mit „Abgründe tun sich auf“ kommentiert. Mit dem Ende der Szene zwischen Oskar und Alfred, die sich solidarisieren, endet der Ansatz. In A7/BS 38 h [11], Bl. 17 nimmt Horváth besonders an der Replik Alfreds über die große Liebe hs. wesentliche Änderungen vor, indem er den Anteil der Phrasen erhöht. Die Passage über die Aktivität/Passivität schreibt er ins Reine. Die Szene zwischen Mathilde und dem Zauberkönig in A7/BS 38 h [11], Bl. 7 wird mit einer langen Regieanweisung eingeleitet, in der auch der Zustand des Zauberkönigs beschrieben wird. Mathilde behandelt den Zauberkönig verbal wie ein Kind. Die weitere Szene ist
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Konzeption 4
eng an A1/BS 38 h [10], Bl. 3f. angelehnt. Die Schließung des Geschäfts spricht Mathilde nicht mehr an. Die folgende Versöhnungsszene zwischen Alfred und Mathilde wird von Horváth nachträglich hs. geändert. Bei der Reinschrift dieser Szene in A8/BS 38 h [12], Bl. 26 aktualisiert Horváth die lange Regieanweisung, indem er den Maiglöckchenstrauß und den Abbruch des Walzers berücksichtigt. A8/BS 38 h [11], Bl. 8 beginnt mit einer Reinschrift der beiden handgeschriebenen Sequenzen von A7/BS 38 h [11], Bl. 7, in denen Mathilde Oskar von ihrem Plan erzählt. Die Überleitung von der Szene zwischen Oskar und Mathilde zu jener zwischen Mathilde und Alfred wird gekürzt. Alfreds Repliken des folgenden Versöhnungsdialogs werden hs. wieder stärker mit Phrasen gespickt, und Oskar legt bei Mathilde ein gutes Wort für Alfred ein. In A9/BS 38 h [12], Bl. 27 wird die Zusammenführung von Mathilde und Alfred durch Oskar durch einen Rückgriff auf A7/BS 38 h [11], Bl. 7 wieder detaillierter in Szene gesetzt als in A8/BS 38 h [11], Bl. 8. Horváth feilt hier wie auch in A9/BS 38 h [11], Bl. 18 und 12 und in A10/BS 38 h [11], Bl. 18 besonders an der Dialogpassage, in der Mathilde Alfred vorwirft, Mathilde schlecht behandelt zu haben. Am Fuß von A9/BS 38 h [11], Bl. 12 fehlt die Fortsetzung der Replik Alfreds, hier ist wahrscheinlich Material verloren gegangen. Die Ersetzung des in A10 statt A9/BS 38 h [11], Bl. 12 angeklebten neuen Teiles von BS 38 h [11], Bl. 18 wird hier mit A11 angenommen, könnte aber auch erst später geschehen sein. A11/BS 38 h [12], Bl. 27 besteht nun zum einen aus der Reinschrift von A10/BS 38 h [11], Bl. 18, zum anderen aus neuem Text, der keine unmittelbare Vorlage hat, wenn auch eine Replikpassage Alfreds („Ich bin eine geschlagene Armee“) eng an K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 6 angelehnt ist. Auch der weitere Dialog zwischen Alfred und Mathilde in A11/BS 38 h [12], Bl. 28 hat keine Vorlage, mit Ausnahme von Alfreds Replik über Mathildes Verständnis für „jede Schweinerei“, die in E45 notiert ist. Die Szene zwischen den dreien und Marianne von A11/BS 38 h [11], Bl. 13 enthält etliche Elemente von K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 9, vor allem die Diskussion von Marianne und Oskar über das Kind, die Horváth am Ende von A11 noch hs. ausführt. In diesen Repliken wird etwas deutlicher als in der Gesamtfassung ausgeführt, dass sich Oskar den Tod des Kindes wünscht und Marianne vor diesen Gedanken Angst hat. Diese Notizen werden in A12/BS 38 h [11], Bl. 19 und 14 abgeschrieben, danach folgt die „Versöhnung“ mit Alfred. Diese Versöhnung zwischen Marianne und Alfred wird in der Hofrat-Konzeption zwar bereits im sechsten Bild von Mathilde vorbereitet (K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 9), kommt jedoch erst im siebenten Bild zustande (K3/TS9/BS 38 i [6], Bl. 4). In A12/BS 38 h [11], Bl. 14 spricht Mathilde noch davon, dass Alfred eine Wandlung vom „Gegenteil“ zum Menschen vollzogen hat. In A13/BS 38 h [11], Bl. 20 lässt der Autor Alfred das Nietzsche-Zitat „Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt“ aus Jenseits von Gut und Böse verwenden (Friedrich Nietzsche: Aus hohen Bergen. Nachgesang. In: Ders.: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. 6. Abteilung, 2. Band: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral (1886–1887). Berlin: de Gruyter 1968, S. 253–255, hier S. 255), das Horváth dem zweiten Teil seines Romans Der ewige Spießer (1930) als Motto vorangestellt hat (vgl. WA 14/K4/E4 und TS4/BS 8, Bl. 128). Oskar zitiert daraufhin eine Passage aus Goethes Gedichtzyklus West-östlicher Divan (1819/1827), die Horváth in abgewandelter Form bereits als Motto des ersten Teiles des Ewigen Spießer verwendet hat:
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1 Zeile Überhang
Chronologisches Verzeichnis
Goethe West-östlicher Divan
Horváth Der ewige Spießer
Horváth Geschichten aus dem Wiener Wald
Und so lang du das nicht hast, Dieses: Stirb und werde! Bist du nur ein trüber Gast Auf der dunklen Erde.
Denn solang Du dies nicht hast, Dieses „Stirb und werde!“, Bist Du noch ein trüber Gast Auf der schönen Erde.
Denn so lang Du dies nicht hast Dieses Stirb und werde! Bist Du noch ein trüber Gast Auf der dunklen Erde!
(Johann Wolfgang von Goethe: Selige Sehnsucht. In: Ders.: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Bd. II. Gedichte und Epen 2. Hg. v. Erich Trunz. München: Beck 1949, S. 18f., hier S. 19)
(WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 2)
(K4/TS20/A13/BS 38 h [11], Bl. 20, TS24/BS 38 h [12], Bl. 28f. und K5/TS12/SB Arcadia 1931, S. 118)
Mathilde spricht in der Folge davon, dass Marianne Alfred keinen inneren Halt gegeben hat und zu jung für ihn war, und zieht die Astrologie als Ausrede heran. Oskars Hinweis, dass die Polizei keine Glacéhandschuhe trägt, ist szenisch bereits in K3/TS10/A9/BS 37 c [4], Bl. 29 präfiguriert, wo Oskar mit Glacéhandschuhen auftritt (vgl. TS24/BS 37 h, Bl. 7). Die Versöhnungsszene zwischen Vater und Tochter ist im Vergleich zu K3/TS8/BS 38 h [9], Bl. 8f. anders angelegt: Der Vater stößt auf die Figurengruppe mit seiner Tochter. Mathilde versucht ihn zu beruhigen, indem sie zu ihm „wie zu einem kleinen Kind“ (A13/BS 38 h [12], Bl. 29) spricht. Sie beschwört ihn, sich aus egoistischen Gründen mit Marianne zu versöhnen. Alfreds in E45 vorgeformte Replik: „Zuguterletzt war ich ja auch kein Engel“ (A13/BS 38 h [12], Bl. 29) wird hier in ihre definitive Form gebracht. Die Szene, in der der Vater wieder zu gehen beginnt, wird von Horváth sehr stark korrigiert und auch in A14 und A15 mehrmals abgeändert, wobei hier die zunehmende Dialogisierung auffällt.
7. Bild H33 = IN 221.000/48 – BS 38 d [5], Bl. 4a v (vgl. T10) 1 Blatt unliniertes Papier (294 × 229 mm), gefaltet, schwarze Tinte und Kopierstift E46 = fragm. Strukturplan mit Notizen und Dialogskizzen zum 7. Bild
Entwürfe zum siebenten Bild gibt es kaum. Auf BS 38 h [5], Bl. 1v notiert Horváth eine kurze Replik des Rittmeisters, die für das siebente Bild vorgesehen war, sich aber auf einem Blatt befindet, das vornehmlich Notizen zum sechsten Bild aufweist (vgl. H31 bzw. E43). Ebenfalls zum siebenten Bild dürfte die Eintragung „Mutter = Frieda!“ in E45 gehören (vgl. den Kommentar dort). Auch E46 sollte sich ursprünglich nicht ausschließlich auf das siebente Bild beziehen. Horváth notiert auf der Rückseite eines Blattes des vierten Bildes (TS18/A2) untereinander „5. Bild“, „6. Bild“ und „7. Bild“, offenbar um Ideen zu den jeweiligen Bildern zu sammeln. Er hält jedoch schließlich nur zum siebenten Bild Notizen fest und siedelt es bei einer Ruine an (vgl. K2/E5 und E12). Die Konfiguration Rittmeister und Gorlizka zeigt, dass der Autor die Szene „Himmel der Erinnerung“ (vgl. den Kommentar zu K3/TS7) in das letzte
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Konzeption 4
Bild einfügen wollte. Den Abschluss sollte die Hochzeit bilden, zu der auch Mathilde und Alfred kommen. Mathilde freut sich über die ordenbehängte Uniform des Rittmeisters. Dass dem Schlusstableau, das Horváth bereits in E44 erwähnt, die Rittmeister-Gorlizka-Szene vorausgehen sollte, lässt sich auch an den hs. Einfügungen in K3/TS7/BS 38 f [4], Bl. 16 ablesen. Der Replik in E43 lässt sich überdies entnehmen, dass Horváth auch noch bei der Arbeit am sechsten Bild daran dachte, den Rittmeister im siebenten Bild auftreten zu lassen. H34 = IN 221.000/94 – BS 38 i [9], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), violette Tinte und roter Buntstift TS21 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht: violette Tinte)
In TS21 skizziert Horváth in zwei Anläufen den Dialog zwischen der Großmutter und der Mutter über die briefliche Mitteilung an Marianne. Den letzten Teil des Dialogs, in dem die Großmutter vermutet, dass der Tod des Kindes Marianne recht ist, und der in ähnlicher Form in TS22/A7/BS 38 i [5], Bl. 7 vorkommt, reserviert der Autor nachträglich für das zweite Gespräch der beiden Figuren, wie aus einer Notiz, die zusätzlich mit rotem Buntstift markiert wurde, hervorgeht. Der Name Frieda für die Mutter, der hier gleich zu Beginn fällt, geht auf eine Notiz in E45 zurück (vgl. auch den Kommentar dort und zu E46). T13 = IN 221.000/83 – BS 38 h [11], Bl. 20v, IN 221.000/90 – BS 38 i [5], Bl. 6–8, 8v, 13, IN 221.000/91 – BS 38 i [6], Bl. 1–4, IN 221.000/92 – BS 38 i [7], Bl. 2–4, 9–12, 14–19, IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 20–27, 27a, 28 Insgesamt 32 Blatt, davon 6 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), 4 Blatt unliniertes Papier (284 × 225 mm), 4 Blatt unliniertes Papier (295 × 229 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (349 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (88 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (115 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (149 × 226 mm), gerissen, 1 Blatt unliniertes Papier (156 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (184 × 229 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (192 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (39 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (50 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (49 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (11 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (35 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (20 × 230 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (410 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (331 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (252 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (309 × 231 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte sowie rotem Buntstift und Kopierstift, hs. Paginierung 1 auf BS 38 h [11], Bl. 20v, hs. Paginierung 12–14, 11 auf BS 38 i [5], Bl. 6–8, 13, hs. Paginierung 15–18 auf BS 38 i [6], Bl. 1–4, hs. Paginierung 1–8 auf BS 38 i [8], Bl. 20–27, hs. Paginierung 9 auf BS 38 i [7], Bl. 16, hs. Paginierung 10, 9 auf BS 38 i [8], Bl. 28 TS22/A1 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 h [11], Bl. 20v (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS22/A2 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [7], Bl. 2 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A3 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [7], Bl. 9, 3, 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A4 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [7], Bl. 9, 3, BS 38 i [5], Bl. 5 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 22 TS /A5 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [7], Bl. 9, 3, 10, BS 38 i [5], Bl. 13 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
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Chronologisches Verzeichnis
TS22/A6 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [7], Bl. 9, 3, 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A7 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 i [5], Bl. 13, 6–8, BS 38 i [6], Bl. 1–4 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS22/A8 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–23 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A9 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–26, BS 38 i [7], Bl. 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 22 TS /A10 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–26, BS 38 i [7], Bl. 14, BS 38 i [8], Bl. 27 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A11 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–26, BS 38 i [7], Bl. 14, BS 38 i [8], Bl. 27, BS 38 i [7], Bl. 15, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A12 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [7], Bl. 15, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 22 TS /A13 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [7], Bl. 15, 16, BS 38 i [8], Bl. 27a, BS 38 i [7], Bl. 17–19 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A14 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [7], Bl. 15, 16, BS 38 i [8], Bl. 27a, BS 38 i [7], Bl. 17, 18, BS 38 i [8], Bl. 28 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 22 TS /A15 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [7], Bl. 15, 16, BS 38 i [8], Bl. 27a, BS 38 i [7], Bl. 17, 18, BS 38 i [8], Bl. 28 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A16 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [7], Bl. 15, 16, BS 38 i [8], Bl. 27a, BS 38 i [7], Bl. 17, 18, BS 38 i [8], Bl. 28 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A17 = fragm. Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, BS 38 i [8], Bl. 27a (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS22/A18 = Fassung des siebenten Bildes, konstituiert durch BS 38 i [8], Bl. 20–27, 27a, 28 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik; gedruckt als Teil von K4/TS24) Druck in: GW IV, S. 200–210.
Da der Anfang des siebenten Bildes der Hofrat-Konzeption (K3/TS9) ebenso fehlt wie diesbezügliche Entwürfe aus der Zauberkönig-Konzeption, kann nicht genau gesagt werden, welche Elemente bereits aus der früheren Konzeption übernommen wurden. Die Rückseite von TS20/A13/BS 38 h [11], Bl. 20 dürfte das früheste überlieferte Typoskript zum siebenten Bild enthalten. Das Bild spielt in A1/BS 38 h [11], Bl. 20v in der Wachau und nicht mehr wie in der Hofrat-Konzeption im Wienerwald (vgl. K3/E5). Das Häuschen steht nun „am Fusse einer Burgruine“ (vgl. K2/E5, E12 und K4/E46). Die zugrunde liegende Konfiguration ist jedoch die gleiche wie in den früheren Arbeiten zu diesem Bild. Die Tochter bietet Alfred eine Besichtigung des Turmes an und erzählt die Geschichte von Ritter Blaubart. Der Ansatz bricht damit ab, dass die Großmutter auf der Zither den Doppeladlermarsch spielt. Eine Gespenstergeschichte findet sich bereits in der Grundschicht von K3/TS9/BS 38 i [1], Bl. 4, wogegen der Marsch und der Dialog über die Zither spielende Großmutter einer Korrektur dieses Blattes aus der Zauberkönig-Konzeption entstammen. Die unmittelbare Abschrift von A1 ist nicht überliefert. Von diesem Blatt dürfte das Bruchstück A2/BS 38 i [7], Bl. 2 stammen, das mit dem Zitherspiel der Großmutter einsetzt und danach die Tochter und Alfred auf dem Turm zeigt. Der Ansatz endet mit der Frage Alfreds nach dem Zitherspiel: „Wer spielt denn da so fesch?“ und dem Hinweis der Tochter: „Das ist Grossmutter“. Horváth entwirft auf demselben
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Konzeption 4
Blatt hs. auch bereits den Dialog zwischen der Großmutter und der Mutter über die Tochter bzw. deren Vater, der mit dem „Halts Maul!“ der Großmutter endet. Bei dieser Textposition setzt A3/BS 38 i [7], Bl. 3 ein, was nicht unbedingt bedeutet, dass es sich um einen zusammengehörigen Ansatz handelt. Es spricht vielmehr einiges dafür, dass BS 38 i [7], Bl. 3 mit BS 38 i [7], Bl. 9 ursprünglich einen gemeinsamen Ansatz gebildet hat. BS 38 i [7], Bl. 3 ist der Rest eines Blattes, auf dessen Kopf der Dialog zwischen der Mutter und der Grossmutter, den Letztere mit „Halts Maul!“ beschließt, gestanden hat. Der fehlende Kopf von BS 38 i [7], Bl. 9 hat einen großen Teil des Bildbeginns umfasst. Diese Textteile entsprechen im Wesentlichen denjenigen, die auf dem nicht überlieferten Blatt mit der Pagina 10, die an die Paginierung des sechsten Bildes anschließt, in A7 enthalten gewesen sein müssen. Möglicherweise hat Horváth die fehlenden Blattteile im Rahmen von A7 zu diesem Blatt verklebt. Der Text von A3/BS 38 i [7], Bl. 9 hält sich weitgehend an A1. Am Ende von A3 steht BS 38 i [7], Bl. 4 mit dem neuen Dialog zwischen Alfred und der Tochter über die Großmutter. Diesen Dialog versucht Horváth in A4/BS 38 i [5], Bl. 8 zu ersetzen, kommt jedoch über den Textbestand des vorigen Ansatzes nicht hinaus. Erst mit A5 gelingt ein weiterer Fortschritt. Dem Spiel der Großmutter folgt eine Dialogsequenz über den Wunsch der Tochter, nach Wien zu gehen und Alfreds Warnung, dass auch sie den Männern „nicht entrinnen“ (A5/BS 38 i [5], Bl. 13) würde. A5/BS 38 i [7], Bl. 10 wird gemeinsam mit A5/BS 38 i [7], Bl. 3 durch den oberen Teil von A7/BS 38 i [5], Bl. 13 ersetzt, wobei besonders der Beginn des Dialogs zwischen Alfred und der Tochter gekürzt wird. Bis auf das Fehlen des Blattes mit dem Bildanfang liefert A7 eine vollständige Fassung, in die Horváth das Ende des siebenten Bildes der Hofrat-Konzeption einbaut. Horváth klebt in A7 den oberen Teil von BS 38 i [5], Bl. 13 an den unteren Teil an, der schon zu A5 gehört hat und in A6 von BS 38 i [7], Bl. 10 abgeschnitten wurde. BS 38 i [5], Bl. 13 setzt wie schon BS 38 i [7], Bl. 3 mit dem „Halts Maul!“ der Großmutter ein. Die darauf folgende Dialogsequenz zwischen der Tochter und Alfred, die sich noch auf der „Spitze des Turmes“ befinden, über den Unglücksfall ist in K3/TS9/BS 38 i [1], Bl. 4 bereits angelegt. Der Dialog über die Großmutter von A7/BS 38 i [5], Bl. 13 ist neu, jener über Wien von BS 38 i [7], Bl. 10 wird auf dem mittleren Teil von BS 38 i [5], Bl. 13 ins Reine geschrieben. Das Gespräch über das Kind von A7/BS 38 i [5], Bl. 6 ist ebenfalls neu. Alfreds Satz: „In die Donau, in unsere schöne blaue Donau --“ (A7/BS 38 i [5], Bl. 7) entspricht einer Replik des Zauberkönigs in K2/E15, der Auftritt der Fischer ist in K2/E12 bereits geplant. Es ist anzunehmen, dass diese Elemente in dem nicht überlieferten Text von K3/TS9 ebenfalls ihren Platz hatten. Der folgende Dialogteil wie auch die vorherigen verbalen Annäherungsversuche Alfreds an die Tochter sind im Vergleich zur Hofrat-Konzeption neu. Auch der anschließende Dialog zwischen Mutter und Großmutter, der in das Schreiben des Briefes mündet (A7/BS 38 i [5], Bl. 7f.), ist, wenn auch unvollständig überliefert, in der Hofrat-Konzeption (vgl. K3/TS9/BS 38 i [1], Bl. 4 und BS 38 i [6], Bl. 1) vorbereitet. Wie dort soll im Brief in A7/BS 38 i [5], Bl. 8 auf das Entfallen der Bestattungskosten wegen der noch nicht aufgefundenen „kleine[n] Leiche“ hingewiesen werden. Mit den Streichungen auf K3/TS9/BS 38 i [1], Bl. 4 und BS 38 i [6], Bl. 1 und der Regieanweisung „Marianne: (kommt mit Zauber, Mathilde, Oskar)“ auf BS 38 i [5], Bl. 8 unten schließt Horváth K3/TS9/BS 38 i [6], Bl. 1–4 an. Ein wesentliches Indiz für den Textanschluss ist überdies die auffällige, mit rotem Buntstift eingetragene, an BS 38 i [5], Bl. 7 anschlie-
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Chronologisches Verzeichnis
ßende Paginierung, die Horváth auf BS 38 i [5], Bl. 8 und auf BS 38 i [6], Bl. 1–4 einträgt. In der Folge überarbeitet er A7 und fügt auf A7/BS 38 i [5], Bl. 13 hs. den Beginn des Dialogs zwischen der Großmutter und der Mutter über die briefliche Mitteilung des Kindstodes an Marianne ein. Die Mutter wird von der Großmutter dabei als Frieda (vgl. E45 und TS21) angeredet. Mit TS21 hatte Horváth eine Vorlage für diese in A8/BS 38 i [8], Bl. 22 ins Reine geschriebene Stelle geschaffen. Die im Vergleich dazu auf BS 38 i [8], Bl. 22 neu eingefügte Passage mit dem Zitherspiel der Großmutter, die den „Donauwellenwalzer“ spielt, und dem Abgang der Mutter weist etliche masch. Korrekturen auf. Dies spricht dafür, dass der Text nicht andernorts vorbereitet wurde, sondern erst unmittelbar während der Arbeit an A8 entstand. Mit A8 ist nach A1 erstmals wieder der Beginn des siebenten Bildes gegeben. Neu ist, dass Horváth in A8 das Bild mit „1“ beginnend paginiert. Größere textliche Änderungen gibt es zwischen A8/BS 38 i [8], Bl. 23 bzw. 24 und dem die Grundlage dafür abgebenden A7/BS 38 i [5], Bl. 6: Horváth streicht Alfreds Satz über seinen Auslandsaufenthalt und fügt Regieanweisungen ein. Auch A9/BS 38 i [8], Bl. 25 zeigt beim Dialog zwischen Mutter und Großmutter neuen Text. Die Großmutter freut sich sichtlich über den Tod des Kindes. Horváth baut hier die mit „II. Gespräch“ bezeichnete Dialogsequenz von TS21 ein. Es folgt die Abschrift einiger in A7/BS 38 i [5], Bl. 7 stark korrigierter Repliken. Beim Brief zeigen sich größere textliche Differenzen: So wird jetzt beispielsweise der Hergang des Unglücks beschrieben. Außerdem kommt der Schutzengel ins Spiel, der bereits seit der Frühen Zauberkönig-Konzeption im Zusammenhang mit der Figur der Großmutter genannt wird (vgl. K2/E5, E15 und TS4/BS 38 i [3], Bl. 2–4). Von den Bestattungskosten und den Schulden Mariannes ist keine Rede mehr, dafür wird nun beteuert, dass die Familie der Großmutter keine Schuld trifft. Sofort nach Beendigung des Briefes tritt Marianne mit den anderen auf. Diese Szene beginnt wie in A7/BS 38 i [6], Bl. 1 damit, dass Marianne den Brief zu lesen bekommt. Die dort hs. entworfene Dialogreplik, in der die Mutter dagegen protestiert, dass Marianne den Tod durch den Brief erfährt, fehlt. In den Korrekturen von A9/BS 38 i [7], Bl. 11 will Horváth Marianne der Gruppe vorauseilen lassen. Nicht mehr Marianne wie in A7/BS 38 i [6], Bl. 1, sondern die Großmutter soll mit dem Kinderspielzeug mit Glöckchen läuten. Nach Marianne liest der Zauberkönig den Brief, danach Mathilde. In der Version des Briefes von A9/BS 38 i [8], Bl. 26 fehlt der Verweis auf den Schutzengel. Die folgende Szene wird von Horváth auf A10/BS 38 i [7], Bl. 14 nach der Abschrift mindestens zweimal hs. überarbeitet und später (vgl. A12/BS 38 i [8], Bl. 26) durch eine Reinschrift ersetzt. Der Autor verstärkt dabei die nonverbale Kommunikation. Nach Mathildes Ausruf, dass das Kind tot ist, lässt der Zauberkönig, der jetzt das Kinderspielzeug mit den Glöckchen läutet, dieses fallen. Die Großmutter hebt es daraufhin auf und läutet damit, worauf Marianne sie mit der Zither erschlagen will (A10/BS 38 i [8], Bl. 27). Oskar umschlingt Marianne nicht mehr wie in A7/BS 38 i [6], Bl. 1, sondern „drückt ihr die Kehle zu“ (A10/BS 38 i [8], Bl. 27). Die nachfolgende Dialogsequenz ist gegenüber A7/BS 38 i [6], Bl. 1 drastischer formuliert. Die Großmutter entschwindet mit den Worten „Verfaulen sollt Ihr alle, die Ihr mir den Tod wünscht!“ (A10/BS 38 i [8], Bl. 27) in ihr Haus. Im Vergleich zur Korrekturschicht von A7/BS 38 i [6], Bl. 2 zeigen sich beim Gebet des Zauberkönigs (A11/BS 38 i [8], Bl. 27) und Mariannes Klagerepliken (A11 bzw. A12/BS 38 i [8], Bl. 27 und BS 38 i [7], Bl. 15) keine gravierenden Unterschiede. Erst
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bei Oskars Rede von Gott (A11 bzw. A12/BS 38 i [7], Bl. 12 und A13/BS 38 i [7], Bl. 16 und BS 38 i [8], Bl. 27a) gibt es größere Abweichungen, vor allem durch Kürzung und Umstellung. So fällt die Rede vom Schutzengel aus. Oskar verweist nicht mehr auf das Leid anderer, um Marianne zu beruhigen. Marianne trauert nicht darüber, dass es kein Grab gibt, wie sie auch nicht mehr davon spricht, allein zu sein. Die in A7/BS 38 i [6], Bl. 2 hs. eingetragene Beschimpfung Oskars durch Marianne („Du Scheisshaus, Du dreckiges –“) wird in die entsprechende Passage auf A13/BS 38 i [8], Bl. 27a nicht aufgenommen. Das Gleiche gilt für die in A7/BS 38 i [6], Bl. 3 folgende Dialogsequenz über Erlösung, Liebe und Hochzeit, die in mehreren Korrekturvorgängen reduziert wird. Die folgenden Szenen zwischen Alfred und Mathilde sowie das Schlusstableau entwirft Horváth hs. auf A7/BS 38 i [6], Bl. 4. Aufgrund des Fehlens einiger Bruchstücke kann die Genese des Schlusses nicht genau rekonstruiert werden. Statt des Hochzeitsmarsches von A7/BS 38 i [6], Bl. 4 werden in A14/BS 38 i [8], Bl. 28 die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ gespielt; das Brautpaar tanzt dazu. Horváth formuliert in dem in A15 angeklebten Teil das weitere Tableau und in dem in A16 angeklebten Teil den Dank des vor den Vorhang tretenden Rittmeisters aus (vgl. A7/BS 38 i [6], Bl. 4). In A17 ersetzt er schließlich A13/BS 38 i [7], Bl. 15–18 durch deren Reinschrift. Bei der Montage entfernt er mit BS 38 i [7], Bl. 16 auch den Teil, der die Pagina 9 getragen hat und korrigiert dementsprechend die Paginierung auf BS 38 i [8], Bl. 28 um eins nach unten.
Gesamtfassung T14 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 11–14 Insgesamt 4 Blatt, davon 3 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), 1 Blatt (137 × 230 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit violetter Tinte, Paginierung I–III auf Bl. 11, 12, 14 TS23/A1 = fragm. Titelei mit Motto, konstituiert durch BS 37 b, Bl. 13 (nicht gedruckt) TS23/A2 = Titelei mit Figurenliste und Motto, konstituiert durch BS 37 b, Bl. 11, 12, 14 (Grundschicht; gedruckt als Teil von TS24)
A2/BS 37 b, Bl. 11 trägt Titel und Untertitel des Stückes, BS 37 b, Bl. 12 die Figurenliste mit den Angaben zu Zeit und Ort der Handlung und BS 37 b, Bl. 14 das Motto, dessen Genese sich im überlieferten Material nicht manifestiert. Das Bruchstück A1/BS 37 b, Bl. 13 enthält eine wahrscheinlich frühere Niederschrift dieses Mottos, die jedoch textlich nicht differiert. Der einzige Unterschied ist, dass Horváth den Spruch tatsächlich mit „Motto“ überschreibt. Die drei von Horváth mit römischen Buchstaben paginierten Blätter dürften, das legt die Papiersorte nahe, unmittelbar nach A1 entstanden sein. T15 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 11, 12, 14, IN 221.000/30b – BS 37 h, Bl. 1–34, IN 221.000/50 – BS 38 d [7], Bl. 6–14, IN 221.000/60 – BS 38 e [8], Bl. 22–25, IN 221.000/68 – BS 38 f [6], Bl. 17–32, IN 221.000/84 – BS 38 h [12], Bl. 22–30, IN 221.000/93 – BS 38 i [8], Bl. 20–27, 27a, 28 Insgesamt 85 Blatt, davon 33 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), dünn, Durchschlag, 10 Blatt unliniertes Papier (295 × 228 mm), 9 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), 6 Blatt unliniertes Papier (294 × 229 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (293 × 227 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (292 × 229 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (295 × 225 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (339 × 228), dünn, teils Durchschlag, geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (351 × 230), geschnit-
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ten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (302 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (414 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (387 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (347 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (464 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (319 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (331 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (430 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (378 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (374 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (304 × 228 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (328 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (313 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (372 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (538 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (463 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (363 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (265 × 229 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (410 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (331 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (252 × 230 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (309 × 231 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer, schwarzer und violetter Tinte, hs. Paginierung I–III auf BS 37 b, Bl. 11, 12, 14, Paginierung 1–34 auf BS 37 h, Bl. 1–34, hs. Paginierung 40 und 39 auf BS 38 d [7], Bl. 6, hs. Paginierung 41 und 40 auf BS 38 d [7], Bl. 7, hs. Paginierung 42 und 41 auf BS 38 d [7], Bl. 8, hs. Paginierung 43 und 42 auf BS 38 d [7], Bl. 9, hs. Paginierung 43–47 auf BS 38 d [7], Bl. 10–14, hs. Paginierung 35–38 auf BS 38 e [8], Bl. 22–25, hs. Paginierung 48–56 auf BS 38 f [6], Bl. 17–25, hs. Paginierung 1–5 auf BS 38 f [6], Bl. 1–5, hs. Paginierung 5 und 6 auf BS 38 f [6], Bl. 6, hs. Paginierung 7 auf BS 38 f [6], Bl. 7, hs. Paginierung 1–9 auf BS 38 h [12], Bl. 22–30, überklebte hs. Paginierung 9 auf BS 38 h [12], Bl. 29, hs. Paginierung 1–8 auf BS 38 i [8], Bl. 20–27, hs. Paginierung 10 und 9 auf BS 38 i [8], Bl. 28 TS24 = Gesamtfassung mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern“, konstituiert aus den jeweils spätesten Ansätzen der Bilder 1–7, TS12/A2, TS13/A18, TS18/A6, TS19/A15, TS20/A15 und TS22/A18, sowie der Titelei und dem Motto von TS23/A2 (Korrekturschicht) Druck in: Horváth 1976, S. 147–230.
Die Gesamtfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald in sieben Bildern ist die einzige vollständig überlieferte masch. Fassung des Stückes und zugleich die letzte, die aus der Hand des Autors stammt. Die beiden späteren Verlagsabschriften, auf die sich Traugott Krischke beruft, liegen nicht mehr vor. Zum einen handelt es sich dabei um ein „78 Seiten umfassende[s]“ Typoskript, das Krischke beim Erstabdruck der Fassung in der Horváth-Textsammlung Ein Lesebuch (1976) als Grundlage seiner Edition angibt (vgl. Horváth 1976, S. 293), zum anderen um ein „104 Seiten umfassende[s] Typoskript“, das Krischke in der Kommentierten Werkausgabe als Druckvorlage nennt; auf diesem Exemplar soll sich laut Angaben des Herausgebers auf dem Titelblatt die hs. Ergänzung „von Ödön Horváth“ (KW 4, S. 245) befunden haben. Es ist nicht sicher, ob die von Krischke erwähnten Vorlagen tatsächlich existiert haben, oder ob er ihr Aussehen und ihre Seitenzahl aus bis heute im Nachlass befindlichen Materialien rekonstruiert hat. Von jener Fassung, die Krischke dem 104seitigen Typoskript entnommen hat, sind im Nachlass Fragmente einer Durchschrift erhalten (vgl. TS25), worunter sich auch ein Deckblatt befindet, auf dem Horváth mit violetter Tinte „von Ödön Horváth“ ergänzt hat (vgl. BS 37 b, Bl. 15). Die hs. Eintragungen des Autors dort gehören bereits K5 an und sind für die vorliegende Konzeption K4 nicht relevant. Besonders im Typoskript der ersten beiden Bilder (BS 37 h, Bl. 1–34 = TS12/A2) findet sich eine Vielzahl von Unregelmäßigkeiten bei den Zeichenabständen (zu wenige oder zu viele Leerzeichen), insbesondere etwa zwischen den Figurennamen und den
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Konzeption 4
Regieanweisungen oder aber zwischen einzelnen Wörtern und den zwei masch. Bindestrichen, die Horváth statt des langen Gedankenstrichs setzt. Diese und andere zeichenabständige Uneinheitlichkeiten werden im Apparat von TS24 nur beim ersten Vorkommen vermerkt, ansonsten aber stillschweigend korrigiert. Abkürzungen für Figurennamen wie „Zauber“ für Zauberkönig oder „Mar“ für Marianne, wie sie Horváth nach deren erstem Vorkommen oft verwendet, werden in ihrer Form belassen, da sie auch in abgekürzter Form eindeutig identifizierbar sind. Einen genauen Textvergleich der Fassung in sieben Bildern (TS24) mit jener in drei Teilen (K5/TS12) bietet Tab. 1 im Anhang dieses Bandes (vgl. S. 920–923). T16 = IN 221.000/3 – BS 37 b, Bl. 15–17, IN 221.000/52 – BS 38 d [9], Bl. 15–20, IN 221.000/61 – BS 38 e [9], Bl. 26–29, IN 221.000/69 – BS 38 f [7], Bl. 33–40, IN 221.000/85 – BS 38 h [13], Bl. 31–41, IN 221.000/96 – BS 38 i [11], Bl. 29–35, 37, 38 Insgesamt 41 Blatt, davon 12 Blatt unliniertes Papier (285 × 225 mm), dünn, Durchschlag, 1 Blatt unliniertes Papier (130 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (83 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (100 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (59 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (145 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (214 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (97 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (98 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (45 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (31 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (206 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (178 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (248 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (41 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (131 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (163 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (158 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und geklebt sowie von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (246 × 225 mm), teils dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (208 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (122 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (246 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (174 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (75 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (195 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (188 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (172 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (41 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (95 × 225 mm), dünn, Durchschlag, geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer und violetter Tinte sowie rotem Buntstift, hs. Eintragungen von fremder Hand mit Bleistift, Paginierung II, III auf BS 37 b, Bl. 16, 17, Paginierung 46, 48, 49 auf BS 38 d [9], Bl. 15, 16, 17, hs. Paginierung 52 auf BS 38 d [9], Bl. 20, Paginierung 37–40 auf BS 38 e [9], Bl. 26–29, Paginierung 59, 61, 64, 75 auf BS 38 f [7], Bl. 35, 36, 37, 40, Paginierung 76, 77, 79, 80, 82, 85, 88, 89 auf BS 38 h [13], Bl. 31, 32, 34, 35, 36, 38, 39, 41, Paginierung 90–95 auf BS 38 i [11], Bl. 29, 30, 32–35, Paginierung 101 auf BS 38 i [11], Bl. 38 TS25 = fragm. Fassung der Gesamtfassung in sieben Bildern (nicht gedruckt) Druck eines nicht überlieferten vollständigen Durchschlags in: KW 4, S. 9–100.
Bei TS25 handelt es sich um die Fragmente eines Durchschlags der Abschrift von TS24. Diese ist wie schon die Abschrift der ersten beiden Bilder (TS8–TS12) offenbar von
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Chronologisches Verzeichnis
jemand anderem als Horváth vorgenommen worden, da die Formatierung von Regieanweisungen und Figurennamen sich von der von Horváth ansonsten verwendeten unterscheidet. Analysiert man die überlieferten Bruchstücke, deren Umfang sich auf ca. ein Viertel des ursprünglichen Typoskripts beläuft, so erkennt man, dass nur das überliefert ist, was Horváth nicht oder zumindest nicht in der vorliegenden Form für die Fassung des Stückes in drei Teilen (K5/TS12) gebrauchen konnte. Es zeigt sich außerdem, dass die hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift aus der Phase dieser Überarbeitung stammen, während die wenigen Ergänzungen mit violetter Tinte (wie zum Beispiel die Einfügung der Figur der Mutter) in die Figurenliste zum Stück auf BS 37 b, Bl. 16 aus einer Redaktion der Abschrift durch den Autor stammen. Dass Horváth die nicht überlieferten Bruchstücke des ursprünglichen Durchschlags verwendete, um daraus die Fassung in drei Teilen zusammenzusetzen, belegt außerdem ein Blatt aus der Autografensammlung Jary des Wiener Stadt- und Landesarchivs (vgl. K5/TS11). Von fremder Hand wurden mit Bleistift auf BS 37 b, Bl. 16 (S. II) Namen von Schauspielern rechts neben die Figurenliste gesetzt. Die Namen von Erich Ponto (1884–1957) als Zauberkönig, Hilde Körber (1906–1969) als Marianne, Peter Lorre (1904–1964) als Oskar und Fritz Kampers (1891–1950) als Alfred konnten identifiziert werden. Von diesen Schauspielern kann nicht auf eine bestimmte Bühne geschlossen werden. Rechts neben dieser ersten Schauspielerliste notiert Horváth mit rotem Buntstift eine zweite, die sich von der ersten stark unterscheidet. Nur Lorre und Kampers bleiben, wobei Letzterer nur für den Havlitschek vorgesehen ist. Den Alfred sollte gemäß Horváths Liste Oskar Sima (1896–1969; vgl. E23, wo ihn Horváth für den Zauberkönig vorsieht) spielen, den Rittmeister Anton Edthofer (1883–1971; vgl. E23) und den Erich Otto Matthies (1899–1951). Marianne wird von Horváth wie in K5/E13 zuerst mit Paula Wessely (1907–2000), dann wie in E23 und K5/E18 mit Carola Neher (1900–1942) besetzt. Die Mathilde sollte Maria Fein (1894–1965) spielen (vgl. K5/E13), die Großmutter wie in E23 Elsa Wagner (1881–1975). Sima, Kampers, Matthies und Wagner spielten auch in der Uraufführung von Italienische Nacht am 20. März 1931 im Theater am Schiffbauerdamm (vgl. KW 3, S. 155). Von den auf BS 37 b, Bl. 16 notierten Namen werden bei der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald nur Peter Lorre und Carola Neher vertreten sein (vgl. den Kommentar zu K5/TS12). Da Horváth den roten Buntstift bei der Bearbeitung des Durchschlags für K5 verwendet, ist anzunehmen, dass diese Notizen im Zuge der oder nach der Überarbeitung gemacht wurden (vgl. den Kommentar zu K5/TS10 und TS11 sowie das Vorwort in diesem Band, S. 23f.).
Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen H1 = IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 6 Bildern mit Notizen und Repliken
E1 bezieht sich auf den zweiten Teil der Fassung in drei Teilen von Geschichten aus dem Wiener Wald. Mit dem ersten Bild „Café“ ist ein Schauplatz vorgesehen, an dem schon die zweite Hälfte des vierten Bildes der Posse Rund um den Kongreß spielt und
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Konzeption 5
den Horváth auch in den Strukturplänen K1/E11 und E12 anführt, wo er das Stück, noch unter dem Titel Die Schönheit aus der Schellingstrasse, ebenfalls in drei Teile gliedert. In K4/E36 erwägt Horváth, das sechste Bild im „Caféhaus“ spielen zu lassen, lässt diese Idee aber im Verlauf der Arbeit am sechsten Bild wieder fallen. Laut Notizen in E1 sollte im Café über Ehe und „Wirtschaftliche Sorgen“ gesprochen und der Beschluss gefasst werden, dass das Kind „hinaus aufs Land“ soll und die Frau „etwas arbeiten“ muss. Da Horváth keine Figurennamen angibt, lässt sich nur vermuten, dass dieses Gespräch zwischen Alfred und dem Hierlinger Ferdinand stattfindet. Das zweite Bild spielt „Beim Bekannten vom Ferdinand“. Die Figur der Ballettmeisterin wird von K1/E5 bis K2/E5 in beinahe jedem Strukturplan im Titel eines Bildes (meist des dritten oder vierten) genannt. Weitere wichtige Motive dieses Bildes sind die Klavier spielende Blinde (vgl. K1/TS6) und das Vorsingen Mariannes. Das dritte Bild von E1 ist ursprünglich mit „Bett“ betitelt. Horváth streicht es jedoch gemeinsam mit den Figurennamen Alfred und Hierlinger. Er plant schließlich, das dritte Bild wieder in der „Stille[n] Strasse“ spielen zu lassen, ehe er es mit „Wachau“ betitelt. In diesem Bild verspricht Alfred der Großmutter, sich von Marianne zu trennen. Beim vierten Bild ersetzt Horváth den Titel „Bett“ durch „Strasse“. Das Bild zeigt Marianne mit den Kavalieren und dem Rittmeister. Die Ballettmeisterin beschwert sich darüber, dass Marianne sich nicht auf das Knie setzen lässt. Horváth notiert in Anführungszeichen „Lieber Gott, was steht mir bevor –“ (vgl. K3/TS4/BS 38 e [4], Bl. 4 und K4/TS13/A18 bzw. TS24/BS 38 e [8], Bl. 25), womit er den Monolog Mariannes am Ende des Dom-Bildes anklingen lässt. Zum fünften Bild „Stille Strasse“ und zum sechsten Bild „Heuriger/Cabaret“ macht sich Horváth keine Notizen. H2 = IN 221.000/63 – BS 38 f [2], Bl. 2 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte TS1 = fragm. Fassung des 4. Bildes (Grundschicht)
Die Fassung TS1, die eine Reihe von Dialogen enthält, schließt an die Notizen zum vierten Bild von E1 an, das mit „Strasse“ betitelt ist. Auch dort ist der Rittmeister zugegen, und die Ballettmeisterin beschwert sich darüber, dass Marianne die Männer nicht an sich heranlässt. TS1 ist auch deshalb nach E1 anzusetzen, da Horváth schon den neuen Titel „Vor dem Maxim“ verwendet. In E2 bis E5 steht das Bild mit dem neuen Titel an der fünften Position, in TS1 noch an der vierten. In der ersten Dialogsequenz von TS1 versucht der Rittmeister den „schwer“ betrunkenen Mister, der ein „Frauerl“ will, vor dem Polizisten zu bewahren. In der letzten Dialogsequenz erscheint der Polizist, als der Mister und der Rittmeister mit dem Conférencier über die Sperrstunde debattieren. Der Mister singt den Walzer An der schönen blauen Donau und tanzt dazu. Die mittlere Dialogsequenz zeigt die Szene, in der Marianne klar wird, dass sie von der Ballettmeisterin nicht für eine künstlerische, sondern für eine erotische Tätigkeit engagiert wurde. Das Ködern von jungen Fräuleins durch zwielichtige Ballettagenturen ist ein häufiges Motiv in den zeitgenössischen Berichten und Filmen über den Mädchenhandel und führt zu den frühen Horváth‘schen Dramenprojekten Die Mädchenhändler und Von Kongress zu Kongress (1928/29), aber auch zu VA2, dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft, zurück (vgl. das Vorwort, S. 1f.).
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Chronologisches Verzeichnis
H3 = IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E2 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern zum zweiten Teil (links oben) E3 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern (rechts oben) E4 = gestrichener Strukturplan in 4 Bildern zum zweiten Teil mit Replik (links mittig) E5 = gestrichener Strukturplan in 7 Bildern mit Notiz (links unten) E6 = Dialogskizzen (rechts unten)
E2 bis E6, deren topografische Anordnung auf H3 die Reihenfolge ihrer Entstehung widerspiegelt, folgen unmittelbar auf E1 und TS1. Bei den Strukturplänen E2 bis E5 handelt es sich durchwegs um Entwürfe zum zweiten Teil des Stückes, auch wenn dies nicht immer vermerkt wird. Die ersten drei Bildtitel von E2 entsprechen denen von E1. Horváth fügt an der vierten Position ein Bild mit dem Titel „Stille Strasse“ ein, was er bereits in E1 für die dritte Position plante. Das fünfte Bild nennt er nun wie in TS1 „Vor dem Maxim“. Die Bilder 6 und 7 stimmen mit den Bildern 5 und 6 von E2 überein. E3 ist ursprünglich identisch mit E2. Erst nachträglich überlegt Horváth, die beiden Bilder in der „Stillen Strasse“ zusammenzulegen. Er tut dies jedoch nicht, und so rückt das Bild in E4 nach Streichung des Wachau-Bildes an die dritte Position. In E5 beginnt der zweite Teil mit einem Bild „Stille Strasse“, dafür ersetzt Horváth an der vierten Position das Bild „Stille Strasse“ durch „Wachau“. Ansonsten ändert sich strukturell gegenüber E2 und E3 nichts. Die Dialogskizzen E6 dürften sich auf das Bild „Vor dem Maxim“ beziehen. Der Rittmeister verabschiedet sich von Marianne, die den Monolog aus dem „Stephansdom“Bild spricht (vgl. E1). Hierlinger tritt auf, „bringt ihr die Nachricht von Alfreds Abreise“ und hinterlässt ihr den falschen Namen Joachim Pollack mit dem Hinweis, dass sie ihn anrufen könne, „wenn [s]ie einen Freund brauchen sollt[e]“, er stehe im Telefonbuch. E1, E4 und E6 deuten bereits an, dass dem Hierlinger Ferdinand in K5 eine wesentliche Rolle zukommen wird (vgl. auch das Vorwort zu diesem Band). H4 = IN 221.000/40 – BS 38 c [1], Bl. 1 1 Blatt kariertes Papier (329 × 209 mm), halbierter Bogen, schwarzblaue Tinte E7 = Dialogskizzen zum 4. Bild des II. Teiles „Wachau“ mit Konfigurationsplan
Materiell gleicht H4 den vorhergehenden H1 bis H3. E7 dürfte in engem genetischen Zusammenhang mit dem Strukturplan E5 stehen, wo das Bild in der Wachau innerhalb des zweiten Teiles erstmals an die vierte Position gerückt wird. In eckigen Klammern steht in E5 „Trennungsdialog“. Dieser würde sich gut in die in E7 skizzierten Dialoge fügen. Zu Beginn des Bildes stellt Alfred Marianne seiner Familie vor, zu der in dieser Phase noch eine Tochter gehört, die dann später nicht mehr auftaucht (vgl. K3/TS9, K4/TS22/A1, A7 und TS24). Er spricht von Mariannes Engagement als Tänzerin. Marianne bedankt sich dafür, dass die Familie das Kind in Pflege nimmt und löst damit einen Konflikt zwischen der Mutter und der Großmutter aus. Letztere ist gegen das Kind. Die folgende Szene zwischen der Großmutter und Marianne soll laut einer Notiz dem Beichtvatergespräch im Dom nachempfunden sein bzw. auf diese anspielen. In einer Dialogskizze fragt die Großmutter Marianne, ob sie das Kind abtreiben lassen wollte. Horváth plant in dieser Phase der Arbeit, das Bild „Im Stephansdom“ aufzulösen und die dortigen Elemente andernorts weiterzuverwenden (vgl. v.a. TS2 und TS3/A1–A9 sowie das Fehlen eines Dom-Bildes in E11). Tatsächlich trennt er nur
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Konzeption 5
die Dialogsequenzen von Alfred und Marianne von diesem Bild ab und fügt sie in die neu entstandenen Bilder „Möbliertes Zimmer“ und „Kleines Café im zweiten Bezirk“ ein (vgl. auch die korrespondierenden Reste des für die Arbeit an K5 zerschnittenen Durchschlags der Gesamtfassung K4/T16 in BS 38 e [9]). Es folgt eine Szene, in der Marianne Alfred einen Knopf annäht. Alfred entdeckt dabei den Anhänger mit dem heiligen Antonius (vgl. den Kommentar zu K3/TS4). Er behauptet, dass Marianne ihn absichtlich sticht. Die darauffolgende Szene, in der Alfred die Großmutter um Geld bittet und sie als Bedingung Alfreds Trennung von Marianne fordert, plant Horváth bereits in E1. Die Großmutter bestärkt Alfred in dem Wunsch, sich abzusetzen, und näht ihm den Knopf neuerlich an, der ihm von Marianne „[s]chlampig“ angenäht worden sei. Das Bild endet mit Marianne, die an der Wiege ihres Kindes das Lied Da draussen in der Wachau singt, das später ins Bild mit der Ballettmeisterin transferiert wird. Obwohl Marianne in der Endfassung (TS12) im vorliegenden Bild nicht auftritt, sind die wichtigsten Elemente der späteren Szene bereits hier vorhanden: die Rede von Mariannes Engagement, das Kind, das Motiv des Knopfannähens, die unziemliche Forderung der Großmutter und der Reiseplan. H5 = IN 221.000/35 – BS 38 a [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS2 = fragm. Fassung des 2. Bildes des zweiten Teiles (Grundschicht)
Das Manuskriptblatt H5 ist genetisch relativ schwer einzuordnen, da es sich materiell von den vorhergehenden Blättern unterscheidet. Auch ist in keinem der überlieferten Strukturpläne von einem Bild „Bei Alfred“ die Rede, und das Bild im möblierten Zimmer wird erst eingefügt, als die anderen Bilder bereits in einer Fassung vorliegen. Die Notiz „Bis zum Engel“ zum ersten Bild „Stille Strasse“ korreliert mit der Notiz in TS3/A1/BS 38 a [3], Bl. 1. Es folgt dort jedoch das Bild im Café. Der Dialog von TS2 zwischen Alfred und Marianne beginnt wie in TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 4 und könnte dessen Vorstufe sein, was die entsprechende Markierung und die Streichung des folgenden Textes mit rotem Buntstift nahelegt. Dies ist auch der wichtigste Anhaltspunkt für die genetische Einordnung. Die Streichung betrifft eine Dialogsequenz, in der Alfred Marianne zu einer Abtreibung überreden will. Diese kommt im späteren Bild im möblierten Zimmer nicht mehr vor, dafür jedoch Alfreds Vorwurf bezüglich seiner Rennplatzabstinenz, die Horváth aus dem „Stephansdom“-Bild der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24/BS 38 e [8], Bl. 22f.) entnehmen will. Marianne verspricht Alfred schließlich, dass sie sich der Prozedur unterziehen will und spricht wie im Dom vom heiligen Antonius, was sie ab TS3/A7/BS 38 a [5], Bl. 10 dann im Bild im Caféhaus macht (vgl. den Kommentar zu K3/TS4). Am Ende versichert Alfred Marianne, dass er wiederkommt. T1 = IN 221.000/36 – BS 38 a [3], Bl. 1–3, IN 221.000/37 – BS 38 a [4], Bl. 4–8, IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 10–12, 15, 16 (vgl. T4 und T6) Insgesamt 13 Blatt, davon 8 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (410 × 209 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (218 × 209 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (216 × 224 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (182 × 224 mm), geschnitten und von fremder Hand geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, hs. Paginierung 1–3 auf BS 38 [3], Bl. 1–3
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TS3/A1 = fragm. Fassung des Bildes „Cafehaus“ des zweiten Teiles, konstituiert durch BS 38 a [3], Bl. 1–3 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A2 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [4], Bl. 4–8 (Grundschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS3/A3 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) 3 TS /A4 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A5 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11, 12 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A6 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafehaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11, 12, 15, 16, 10 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS3/A7 = fragm. Fassung des II. Bildes „Kleines Cafèhaus im zweiten Bezirk“, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11, 12, 15, 16, 10 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik)
In A1/BS 38 a [3], Bl. 1 schließt das Bild „Cafehaus“ schon in der masch. Grundschicht an das Bild in der „Stillen Strasse“ an, von dem Horváth nur den Titel und das letzte Wort „Engel“ zitiert. Das bedeutet, dass die Spaltung des vierten Bildes von K4 zu diesem Zeitpunkt bereits feststand und dass sich Horváth wahrscheinlich an der Makrostruktur von E5 orientierte, wo das Bild „Café“ das zweite Bild des zweiten Teiles darstellt. Ferdinand und Alfred diskutieren in A1/BS 38 a [3], Bl. 1 über Alfreds Beziehung zu Marianne. Der Dialog zu Beginn erweckt den Eindruck, dass Alfred Marianne geheiratet hat, was durch eine hs. Einfügung („gewissermassen“, A1/BS 38 a [3], Bl. 1) in der Antwort Ferdinands später zurückgenommen wird. Alfred spricht hier auch von der versuchten Abtreibung und vom Kind, das er fast liebevoll charakterisiert (vgl. A1/BS 38 a [3], Bl. 2). Nach Mariannes Ankunft unterhalten sich die beiden darüber, wie Alfred Marianne loswerden kann (vgl. ebd.). Der Hierlinger Ferdinand besteht darauf, dass sie eine „Stelle übernehmen“ soll (ebd.). Die beiden überreden Marianne schließlich, Tänzerin zu werden. Sie ist begeistert und zeigt sich damit einverstanden, das Kind zu Alfreds Mutter in die Wachau zu geben. Während in der masch. Grundschicht zunächst eine Fortsetzung in der „Stille[n] Strasse“ vorgesehen ist, ändert Horváth in der Korrekturschicht diesen Verlauf, Ferdinand nimmt Marianne nun sofort mit zur Ballettmeisterin, bei der gemäß Korrekturschicht das folgende Bild spielen soll. Am Kopf von A2/BS 38 a [4], Bl. 4 findet sich die Zeile, mit der das erste Bild des zweiten Teiles in der „Stillen Strasse“ endet, es ist der Schluss der „Graphologie“Szene: „[D]er dritte hat gesagt, das ist die ideale Hausfrau in persona. Ein Engel.“ Diese zuvor in der Mitte des vierten Bildes von K4/TS24 situierte Szene bildet nun das Ende des ersten Bildes „Wieder in der stillen Strasse“ des zweiten Teiles. Da das erste erhaltene Blatt des fragmentarisch überlieferten Durchschlags dieses Bildes in der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24/BS 38 d [9], Bl. 15) mit exakt demselben Text einsetzt, ist anzunehmen, dass Horváth den Teil des Durchschlags, der den Anfang des Bildes enthält, materiell integrieren wollte. Da das Bild im Caféhaus unmittelbar an die letzte Replik der Grafologie-Szene anschließt, ist anzunehmen, dass es zu diesem Zeitpunkt der Genese noch das zweite Bild des zweiten Teiles darstellte, worauf auch die Nummerierung „II“ auf A2/BS 38 a [4], Bl. 4 hindeutet (vgl. auch A3–A8/BS 38 a [5], Bl. 11), die in diesem Fall keine Akt-, sondern eine Bildnummerierung darstellt. Erst mit E14 wird das Bild „Möbliertes Zimmer“ eingeführt und skizziert sowie in TS7/A1–A4 ausgearbeitet. Es befindet sich schon zu diesem Zeitpunkt und in TS12 als
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Konzeption 5
zweites Bild des zweiten Teiles zwischen dem Bild „Stille Strasse“ und dem CaféhausBild. Die Szene im Caféhaus in A2 beginnt damit, dass Marianne Alfred daran erinnert, dass er sie als Engel bezeichnet hat und ihm vorwirft, dass er ein „Vernunftmensch“ sei. Sie erinnert ihn daran, dass ihr erstes Zusammentreffen ein Jahr zurückliegt. Sie habe damals gerade das „Skelett“ „in der Auslag“ „arrangiert“, da habe Alfred „an die Scheibe geklopft“ (A2/BS 38 a [4], Bl. 4). Diese hs. nirgendwo vorbereiteten Passagen verlegt Horváth später in eine eigene Szene im möblierten Zimmer. Auf A2/BS 38 a [4], Bl. 5 fügt der Autor hs. eine Dialogsequenz aus dem Bild im Stephansdom von K4/TS24 ein, das Horváth, wie bereits in E7 bzw. TS2 ersichtlich wurde, teilweise auflöst und die frei werdenden Dialogelemente andernorts integriert. Anders als in A1 ist es in A2 der Hierlinger Ferdinand, der als Dritter dazukommt. Da Marianne im Gegensatz zu A1 bereits zu Beginn des Dialogs zwischen Alfred und dem Hierlinger anwesend ist, fällt das Gespräch zuerst auf sie, dann auf Alfreds Abwesenheit, wobei er Marianne vorwirft, sie haben ihn von seinen „Freunden abgeriegelt“ (A2/BS 38 a [4], Bl. 5). Alfreds Replik über die Abtreibung auf A2/BS 38 a [4], Bl. 6f. wird im Vergleich zu A1 ausgeweitet, während die Charakterisierung des Kindes von A1/BS 38 a [3], Bl. 2 wegfällt. Der Dialog über Mariannes Aussehen von A2/BS 38 a [4], Bl. 7 entspricht jenem von A1/BS 38 a [3], Bl. 2, mit der Ausnahme, dass Alfred den Hierlinger Ferdinand nun darum bittet, ihn aus der Bindung gleichsam herauszuholen. Der Hierlinger Ferdinand redet deshalb mit Alfred wie schon in A1 laut über die Strategie, Marianne durch Arbeit von ihm zu separieren. Dem Dialog ist zu entnehmen, dass das Kind sich bereits in der Wachau befindet. Alfred spricht nach dem Abgang des Hierlinger Ferdinand mit Marianne über die Stelle beim Ballett. In der Endfassung (TS12/SB Arcadia 1931, S. 61) bricht die Szene genau in dem Moment ab, als Alfred Marianne davon erzählen will. A3/BS 38 a [5], Bl. 11 ist im Prinzip eine Reinschrift von A2, wobei Horváth jedoch noch spontane Änderungen in der masch. Grundschicht bzw. stellenweise auch in der Korrekturschicht vornimmt. In A4 verklebt er BS 38 a [5], Bl. 11 mit Bl. 12, in dem Horváth die Dialogpassage „Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut?“, die er hs. auf A2/BS 38 a [4], Bl. 5 eingetragen hatte, ins Reine schreibt. In A5 klebt er an BS 38 a [5], Bl. 12 ein Bruchstück an, dessen Herkunft ungeklärt ist, das aber nur zwei Repliken enthält, deren zweite nicht einmal vollständig ist. Wahrscheinlich adaptiert er in A6 auch wieder Material aus dem Dom-Bild von K4, indem er vermutlich den unteren Teil von K4/TS25/BS 38 e [9], Bl. 27 (Durchschlag der Fassung in sieben Bildern von K4), der abgeschnitten wurde, aber fehlt, auf BS 38 a [5], Bl. 12 aufklebt. Auch der überlieferte Teil von BS 38 e [9], Bl. 27 endet nämlich wie BS 38 a [5], Bl. 12 mit Alfreds beginnender Replik „Wer hat mir denn die Rennplätz verleidet? Seit einem“, wonach beide Blätter abbrechen. Dieser fehlende Blattteil von BS 38 e [9], Bl. 27 wird in A6 durch BS 38 a [5], Bl. 15 fortgesetzt. Später reißt Horváth das fehlende Blatt wieder ab – die Klebespuren auf BS 38 a [5], Bl. 12 sind ein deutliches Indiz dafür –, wahrscheinlich um damit die nicht überlieferte Endfassung zusammenzumontieren. Aus diesem Grund ist A6 nur fragmentarisch überliefert. Der weitere Text von A6/BS 38 a [5], Bl. 15 und 16 ist eine Reinschrift von A2/BS 38 a [4], Bl. 5, wobei das nachträglich, wahrscheinlich im Zuge der Berliner Bearbeitung, mit Klebestreifen angeklebte Bruchstück nicht an den Text anschließt, sondern einzeln einen eigenen Ansatz A9 konstituiert. Bei A6 bzw. A7/BS 38 a [5], Bl. 10 handelt es sich um eine Reinschrift von A2/BS 38 a [4], Bl. 7 und 8, wobei diese selbst wieder einer Reihe von
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Chronologisches Verzeichnis
Korrekturen unterworfen wird. Vor BS 38 a [5], Bl. 10 fehlt, wenn man A2 als Bezugsgröße heranzieht, zumindest der Text zweier Blätter, nach ihm zumindest ein Blatt mit dem Ende des Bildes. In A8 dürfte Horváth den unteren Teil von BS 38 a [5], Bl. 15 ergänzt haben. Das dafür verwendete Papier (mit einer Breite von 224 mm) entspricht demjenigen des unteren Teiles von A9/BS 38 a [5], Bl. 16 und dürfte, wie jenes, von einem späteren Zugriff stammen (vgl. den Kommentar zu TS3/A8 und A9 weiter unten). T2 = IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 1, 2 2 Blatt unliniertes Papier (322 × 208 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) TS4 = fragm. Fassung des III. Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Auf einem Blatt (BS 38 e [9], Bl. 28) von K4/TS25 (Durchschlag der Abschrift der Fassung in sieben Bildern) skizziert Horváth hs. Dialogpassagen des Bildes bei der Ballettmeisterin. Es taucht hier die Figur der Blinden auf (vgl. E1 und K1/TS6), die „einige Takte“ „spielt“ und Marianne warnt, dass „[e]r“ – also Alfred – nicht wiederkommt. In einer später hinzugefügten Passage führt sie weiter aus: „Glauben Sie das nicht. Glauben Sie den Männern nicht.“ Diese Dialogteile fügt Horváth in K4/TS25/BS 38 e [9], Bl. 28 an das Ende der Szene zwischen Alfred und Marianne im Stephansdom an, in der Alfred Marianne verspricht, sie abzuholen. Diese Szene, die im Dom-Bild in der Fassung in drei Teilen (TS12) nicht mehr vorkommt, wollte Horváth vermutlich in das Bild bei der Ballettmeisterin aufnehmen. Nach dem Gespräch zwischen Marianne und der Blinden sollte laut den Notizen auf BS 38 e [9], Bl. 28 die Ballettmeisterin mit dem Hierlinger Ferdinand zu den beiden anderen Figuren dazukommen. TS4 kann als Weiterentwicklung dieser Notizen angesehen werden. Allerdings stellt Horváth die Konfiguration etwas um. Das Bild „Bei der Baronin“ von TS4 beginnt wie auf BS 38 e [9], Bl. 28 damit, dass die hier Helene genannte blinde Schwester der Baronin „am Klavier“ „vor sich hin“ „spielt“. Dann treten der Hierlinger Ferdinand und Marianne in den Empfangssalon der Baronin ein. Ein „Dienstbot“ (in der Grundschicht noch ein „Dienstmädchen“) stellt die beiden der Blinden vor. Alfred fehlt im Unterschied zu der Fassung dieses Bildes in der Konzeption Die Schönheit aus der Schellingstrasse (K1/TS6), wo hingegen Ferdinand nicht vorgesehen war, der hier die Fäden zieht. Die Reparatur des verstopften Ausgusses, von dem Helene spricht, erinnert an die Reinigung des verstopften Herdes von Mathilde durch den Kaminkehrer, eine Nebenhandlung, die Horváth in K4/TS4/A13/BS 37 d [5], Bl. 18 hs. skizziert und in TS4/A14/BS 37 d [4], Bl. 25 ins Reine geschrieben hat. Dieses Element scheidet bei der Weiterarbeit in K4/TS4/A17 wieder aus. Das Motiv des Handlesens findet sich bereits in der ersten Fassung des Sladek, und zwar im elften Bild „Rummelplatz“ (vgl. KW 2, S. 88f.). Die Magie, welche die Blinde noch in den Notizen hat, wird von der Baronin in TS4 relativiert, die davon spricht, dass Helene betrunken sei (vgl. BS 38 b, Bl. 2). Die körperliche Prüfung, welcher Agnes in K1/TS6/BS 37 a [1], Bl. 20 unterzogen wird, fällt weg, dafür muss Marianne vorsingen. Gemäß den Streichungen mit rotem Buntstift endet das Bild mit dem Lied „von der Wachau“, dessen Text Horváth noch nicht einsetzt. Es handelt sich dabei um das Lied Da draußen in der Wachau (vgl. E7 und den Kommentar zu K4/E35) von Ernst Arnold und Erwin Weill.
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Konzeption 5
H6 = IN 221.000/41 – BS 38 c [2], Bl. 2–5 4 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift
T3 = IN 221.000/42 – BS 38 c [3], Bl. 6–8 3 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift TS5/A1 = fragm. Fassung des 3. Bildes „Bei der Baronin“ und des 4. Bildes „Wachau“ des zweiten Teiles, konstituiert durch BS 38 c [2], Bl. 2–5 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) TS5/A2 = Fassung des IV. Bildes „Draussen in der Wachau“ und fragm. Fassung des IV. Bildes „Im Stephansdom“, konstituiert durch BS 38 c [3], Bl. 6–8 (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
In A1 notiert Horváth zum dritten Bild des zweiten Teiles „Bei der Baronin. (Schluss)“, was wahrscheinlich bedeutet, dass von diesem Bild bereits eine Fassung oder zumindest ein Entwurf existiert, woran angeschlossen werden soll. Möglicherweise fehlen von TS4 noch einige Blätter und das dritte Bild war dort schon vollständig ausgearbeitet, bevor Horváth auf BS 38 b, Bl. 2 mit rotem Buntstift das Ende des Bildes mit dem „Lied von der Wachau“, Da draußen in der Wachau (vgl. den Kommentar zu TS4 und K4/E35), anzeigt. In den beiden Repliken von Helene und Marianne spielt Horváth mit dem Motiv der sehenden Blinden. Daran schließt die umfangreiche Fassung des Bildes in der „Wachau“ an. Bei dieser Fassung fehlt im Vergleich zu E7 die Figur der Tochter, die in A2 in der Figur der „Schwester“ zumindest in der Grundschicht der Szenenanweisung noch vorgesehen ist. Das Bild beginnt mit einer Szene zwischen Alfred, Mutter und Großmutter. Alfred erzählt den beiden von der Anstellung Mariannes und dankt ihnen dafür, dass sie das Kind in Pflege nehmen. Beides ist in E7 bereits enthalten. Es entspinnt sich ein Streit über das Kind. Die Mutter sagt, dass sie „etwas kleines Liebes“ um sich haben will, was die Großmutter ihr bereits im letzten Bild der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 22) vorwirft. Das Geschrei des Babys, das in dieser Fassung Alfred und nicht Leopold heißt, stört die Großmutter. Sie fragt schließlich, ob das Kind getauft ist, worauf Alfred mit der Großmutter zu streiten beginnt. Die Replik der Großmutter: „Da kann auch nichts Gscheites herauskommen“ (BS 38 c [2], Bl. 2) als Reaktion auf die Mitteilung, dass das Kind nicht getauft wurde, spiegelt die Reaktion des Beichtvaters im DomBild (vgl. K4/TS24/BS 38 e [8], Bl. 24) wider. Eine engere Beziehung zwischen der Großmutter und dem Beichtvater wird bereits in E7 notiert. Die Sequenz, in der Alfred gekniffen wird (BS 38 c [2], Bl. 2), ist jener der Endfassung (TS12/SB Arcadia 1931, S. 67) schon recht nahe; das Wachau-Bild stellt dort jedoch das fünfte Bild des zweiten Teiles dar, bedingt durch die spätere Einführung des Bildes „Möbliertes Zimmer“ (vgl. E14). Anders als im Wachau-Bild des zweiten Teiles der Endfassung tritt nun Marianne auf und erzählt von der Probe. Sie erfährt von der Mutter, dass ihr Kind die ersten Schritte gemacht hat (BS 38 c [2], Bl. 2). Eine Dialogsequenz auf BS 38 c [2], Bl. 3, in der Alfreds Desinteresse an Marianne zum Ausdruck kommt, versieht der Autor mit mehreren Fragezeichen. Der Anschluss weiteren Textes zeigt, dass Horváth diese Sequenz ganz entfallen lassen will. Nach dem Abgang der Mutter und von Marianne tritt neuerlich die Großmutter auf und fragt Alfred, wann sie denn das Geld zurückbekäme. Alfred bittet sie um weiteres Geld, welches ihm die Großmutter wie in E7 nur unter der Bedingung geben will, dass er sich von Marianne trennt. Alfreds Replik „Das ist meine Frau!“ (BS 38 c [2], Bl. 3) und die darauffolgende Bemerkung der
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Chronologisches Verzeichnis
Großmutter „Ihr seid doch garnicht kirchlich getraut!“ (BS 38 c [2], Bl. 4) deuten darauf hin, dass Marianne und Alfred auch hier verheiratet sind, wenn auch nicht kirchlich (vgl. TS3/A1/BS 38 a [3], Bl. 1). Neu ist, dass Alfred davon spricht, dass er nach Frankreich will, weil es dort die wenigsten Arbeitslosen gibt, dass die Großmutter Mariannes Aussehen kritisiert und dass sie Alfred einzureden versucht, dass er sich mit einer Frau nie so verstehen würde wie mit ihr. Alle diese Elemente finden Eingang in die Endfassung dieses Bildes (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 66–70). Die Fassung bricht damit ab, dass die Großmutter den nicht fest angenähten Knopf bemerkt (vgl. E7) und darauf hinweist, dass das Kind auch verhindert hätte werden können. A2/BS 38 c [3], Bl. 6 führt zu Beginn die Schwester Alfreds an, ohne dass diese jedoch im weiteren Verlauf des Bildes vorkommt (vgl. E7 und den Kommentar zu TS5/A1). Anders als in A1 tritt Marianne jetzt nicht mehr auf. Das Bild beginnt mit einer Szene zwischen der Mutter und Alfred, in der sie über die finanziellen Probleme des Paares und Mariannes „künstlerische Stellung“ (BS 38 c [3], Bl. 6) sprechen, was in der Korrekturschicht durch die Frage der Mutter nach Mariannes Auftritt beim „Ballett“ (ebd.) ersetzt wird. Die Mutter übernimmt mit ihrer Frage nach der Heirat einen Teil des Parts der Großmutter von A1/BS 38 c [2], Bl. 5. Diese tritt erst im Folgenden auf, während sie in A1 gleich von Beginn des Bildes an anwesend ist. Grundschicht und Korrekturschicht der folgenden Szene zwischen Großmutter und Alfred unterscheiden sich darin, dass in der Grundschicht Alfred die Großmutter um Geld bittet, während die Bitte in der Korrekturschicht dem Dialog bereits vorausgegangen ist und die Großmutter sofort die Bedingung der Trennung stellt. Die Großmutter lässt sich auf A2/BS 38 c [3], Bl. 7 von Alfred nicht davon abbringen, die Beziehung zu Marianne als „wilde Ehe“ zu bezeichnen. Die Szene, in der die Großmutter Alfred kneift und mit ihrem Krückstock schlägt, entspricht weitgehend der Endfassung (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 67; vgl. auch A1/BS 38 c [2], Bl. 3). Nach dem Schlag, der im Vergleich zu A1/BS 38 c [2], Bl. 4 neu ist, zeigt sich die Großmutter Alfred gegenüber plötzlich freundlicher. Sie überzeugt ihn davon, dass er keine Frau braucht und sich nach Frankreich absetzen soll, was in A1/BS 38 c [2], Bl. 5 noch Alfreds Idee war. Sie versichert ihm, dass sie sich um das Kind kümmern wird. In der masch. Grundschicht von A2/BS 38 c [3], Bl. 8 sollte nun ursprünglich die Beichtszene im Stephansdom anschließen. Der masch. Hinweis „(Seite 39)“ bezieht sich auf die entsprechende Seite des Durchschlags der Fassung in sieben Bildern (K4/TS25/BS 38 e [9], Bl. 28; vgl. zu diesem Blatt auch den Kommentar zu TS4), den Horváth damit integriert. Mit rotem Buntstift streicht er jedoch in einem wohl etwas später stattgefundenen Korrekturvorgang die Nummer IV über dem Bildtitel „Im Stephansdom“ und fügt als fünftes Bild die „Strasse“ ein. Die Bilderfolge Wachau–Strasse–Stephansdom findet sich dann auch so in der Endfassung. H7 = IN 221.000/71 – BS 38 g [2], Bl. 2, 3 2 Blatt unliniertes Papier (328 × 204 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift TS6 = Fassung des 1. Bildes „Wachau“ des dritten Teiles (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
H8 = IN 221.000/71 – BS 38 g [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), schwarzblaue Tinte E8 = Konfigurationsplan und Dialogskizze zum 1. Bild des dritten Teiles
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Konzeption 5
Die genetische Einordnung von TS6 und E8 basiert auf der Annahme, dass sich Horváth nach der ersten textlichen Ausarbeitung des zweiten Teiles an diejenige des dritten Teiles macht. Die Papiersorte und die Tatsache, dass der dritte Teil hier nicht mit dem Heurigen-Bild beginnt, sprechen für die Entstehung vor dem Strukturplan E11. Das erste Bild des dritten Teiles von TS6 sollte ursprünglich mit einer Szene zwischen Oskar und der Tochter beginnen (vgl. zuletzt E7 und TS5/A2, Grundschicht). Oskar übergibt ihr für Alfred einen Brief. Horváth versieht diese Szene jedoch mit Fragezeichen und lässt das Bild dann mit der Szene zwischen Mutter und Großmutter beginnen. Die Mutter macht sich Sorgen um das erkältete Kind Mariannes und hat Angst, dass es dieselbe Krankheit wie „Karl“ (TS6/BS 38 g [2], Bl. 2) hat, wobei nirgendwo hervorgeht, wer bzw. wessen Kind Karl war. Die Mutter will es vor dem Luftzug schützen, die Großmutter ist jedoch dagegen und hält es für besser, dass das Kind nicht groß wird: „Für manche ist es besser, wenn sie hin sind“, fügt Horváth nachträglich ein. Weitere Einfügungen betreffen die Frage, ob die Großmutter auch „nichtmehr leben“ will, worauf diese antwortet, sie sei „etwas anderes“ und ihre Mutter nicht im „Zuchthaus“ bzw. ihr Vater kein „Hallodri“ gewesen (TS6/BS 38 g [2], Bl. 2; vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 105). In einer Replik auf BS 38 g [2], Bl. 3 erzählt die Großmutter von einem Traum, in dem sie Angst hatte, dass sie ein schwarzer Mann mit Messer holen würde, der jedoch das Kind mitnimmt. Diese Sequenz, die die Handlungsweise der Großmutter erklären würde, nimmt Horváth nicht in die Endfassung auf, während die darauffolgende Passage, in der die Mutter die Großmutter verdächtigt, das Kind absichtlich in die Zugluft gestellt zu haben, derjenigen der Endfassung gleicht (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 105f.). Hier wie dort steht diese Sequenz am Ende des Bildes. Horváth korrigiert in der Folge den Anfang des Bildes. Die Tochter tritt erst nach dem Gespräch zwischen Großmutter und Mutter auf. Horváth plant dann, das Gespräch der beiden über die Tochter Julie, das bereits in der Fassung in sieben Bildern vorkommt (vgl. K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 21), und die ganz am Anfang notierte und mit Fragezeichen versehene Szene zwischen Oskar und der Tochter, deren Part nun die Mutter übernehmen soll, folgen zu lassen. Der Konfigurationsplan E8 weist die von Horváth in TS6 gewonnene Konfigurationsfolge auf. Das Gespräch zwischen Oskar und der Mutter, zu dem Horváth eine Dialogskizze notiert, und der Übergang zur Schlussszene zwischen der Mutter und der Großmutter werden vom Autor hier neu entworfen. H9 = IN 221.000/74 – BS 38 h [2], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (329 × 209 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E9 = Notizen und Replik zum 3. Bild des III. Teiles
H10 = IN 221.000/95 – BS 38 i [10], Bl. 1 1 Blatt unliniertes Papier (330 × 210 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E10 = Dialogskizzen zum 4. Bild des III. Teiles
Die Eintragungen der Teil- und Bildziffern am Kopf der Blätter mit rotem Buntstift legen die Vermutung nahe, dass E9 und E10 aus derselben Entwurfsphase stammen wie TS6. In E9 plant Horváth ein Bild, das vor dem Gefängnis spielen soll. Der Zauberkönig, Oskar, Valerie und Alfred warten darauf, dass Marianne entlassen wird, was um fünf Uhr auch passiert. Der Rittmeister wartet nicht, wie Horváth in einer Notiz ver-
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merkt. Der weitere Verlauf des Bildes kann aus der Überlieferung nicht erschlossen werden. Eine Notiz in TS6 kann auf E9 bezogen werden. Dort steht „Ritt = Alfred [im 3. Bild]“, womit gemeint sein könnte, dass Alfred nicht auf Marianne wartet. Das würde wiederum bedeuten, dass E9 vor TS6 entstanden ist. In E10 versucht Horváth in mehreren Anläufen, das Ende des Stückes zu skizzieren. Zuerst setzt er bei Mariannes „Ich kann nicht mehr“ der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 27) ein, dem dann Oskars: „Dann komm.“ Und ein „Vivat!“ aus dem Hause folgen. Im zweiten Versuch ruft die Großmutter Oskar und Marianne zur Verlobung ins Haus. Oskar führt Marianne nach ihrem „Jetzt kann ich nichtmehr“ ab, und der Rittmeister dankt dem Publikum für die Glückwünsche. Eine Replik, in der sich die Großmutter bei Marianne für ihre Grobheit entschuldigt, versieht Horváth mit Fragezeichen. Gemäß den letzten Notizen spielt die Großmutter im Haus die Geschichten aus dem Wiener Wald auf der Zither, und der Rittmeister bedankt sich beim Publikum. H11 = IN 221.000/70 – BS 38 g [1], Bl. 4 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand E11 = Strukturplan in 3 Teilen mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen“ mit Notizen und Konfigurationsplan zum 3. Bild des III. Teiles „Strasse“ (oben) E12 = fragm. Strukturplan mit Konfigurationsplan und Dialogskizzen (mittig und rechts unten) E13 = fragm. Figurenliste mit Besetzungsliste (links unten)
Bei E11 handelt es sich um den einzigen Strukturplan dieser Konzeption, der das komplette Stück umfasst. Die genetische Einordnung des Plans (wie des gesamten Blattes) basiert hauptsächlich auf dem materiellen Indiz der Papiersorte, die sich vom übrigen Material unterscheidet. Die Reihenfolge der Bilder des zweiten Teiles entspricht TS3–TS5. Im Unterschied zu E5 ist das Bild „Vor dem Maxim“ weggefallen und das Bild „Heuriger – Cabaret“ in den dritten Teil verschoben. Wenn auch zumindest das dritte Wachau-Bild noch nicht fertig war, was der diesbezügliche Dialogentwurf E12 belegt, so ist die Struktur des dritten Teiles doch bereits die endgültige. Im zweiten Teil fehlen im Vergleich zur Endfassung (TS12) nur die Bilder „Möbliertes Zimmer“, das erst später von Horváth eingefügt wurde (vgl. E14 und TS7/A1–A4), und „Im Stephansdom“. Dies verwundert, weil gemäß den Anmerkungen in der Grundschicht auf TS5/A2/BS 38 c [3], Bl. 8 das Bild im Stephansdom auf das Bild in der Wachau folgen sollte, wobei Horváth später mit rotem Buntstift das Bild „Strasse“ dazwischen einfügt (vgl. den Kommentar zu TS5/A2). Es ist jedoch denkbar, dass Horváth nur jene Bilder in den Strukturplan aufnahm, die er zuvor mit rotem Buntstift markierte, was beim Dom-Bild nicht der Fall ist. In E14 führt der Autor das Bild dann wieder an. Über den Bildtiteln des Strukturplans E11 notiert Horváth die Kürzel der Hauptfiguren, die darin vorkommen. Zu den Hauptfiguren zählt er lediglich Marianne, Oskar, Alfred, Valerie, Erich, den Zauberkönig, den Rittmeister und die Großmutter. Von genetischer Aussagekraft sind die Kürzel-Notizen zum zweiten Wachau-Bild (zweiter Teil, viertes Bild): Marianne fehlt im Vergleich zu E7 und TS5/A1, was ein Indiz dafür ist, dass E11 bereits der Endfassung (TS12) genetisch näher steht. Horváth entwickelt unmittelbar nach Niederschrift des Strukturplans zum dritten Bild des dritten Teiles („Strasse“) einen Konfigurationsplan. Zur Szene zwischen dem Zauberkönig und Oskar notiert der Autor „(über Paneuropa)“. In der Endfassung (TS12/SB
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Konzeption 5
Arcadia 1931, S. 112) spricht der Zauberkönig dann mit Valerie über die notwendige Einigung Europas. Auch die weitere Konfiguration stellt Horváth um. Mit der hier an dritter Position stehenden Szene zwischen dem Rittmeister und Valerie beginnt die spätere Endfassung (TS12/SB Arcadia 1931, S. 107), zu einer Szene zwischen Marianne und dem Rittmeister kommt es in diesem Bild später nicht mehr. In E12 möchte Horváth die Struktur des dritten Teiles abermals festhalten, bleibt jedoch beim zweiten Bild desselben („Wachau“) hängen. Der Konfigurationsplan nennt eine Szene, bei der auch die Tochter zugegen ist, was sowohl in E7 als auch in TS5/A2 (Grundschicht), TS6 und E8 der Fall ist. Die Dialogskizzen nennen indes keine Tochter, sondern lassen auf eine Szene zwischen Alfred und der Großmutter die Szene zwischen Mutter und Großmutter folgen. Diese Konfigurationsfolge und etliche Dialogpassagen entsprechen der Endfassung (TS12). Die Passage über die Verkühlung Leopolds fehlt hier. Die Figurenliste E13 enthält wichtige Hinweise für die Handlung des ersten Bildes. Da Horváth die Figuren nach der Reihenfolge ihres Auftretens im Stück auflistet, lassen sich Rückschlüsse auf die Konfiguration des ersten Bildes ziehen. Die Reihenfolge Großmutter, Mutter, Tochter, Alfred, der Hierlinger Ferdinand und Valerie bedeutet, dass Alfred nicht am Beginn der Szene steht, was im Verein mit dem Auftritt der Figur der Tochter wiederum heißt, dass das erste Bild noch nicht in seiner späteren Form vorlag. Im Vergleich zur Figurenliste im Programmheft der Uraufführung fehlen der Beichtvater, der Kavalier und das Mädchen, und die Figur des Obers ist überzählig. Die Besetzungsliste weist interessante Neuerungen gegenüber K4/TS25/ BS 37 b, Bl. 16 auf (vgl. auch den Kommentar dort). Zwei der Figuren, Havlitschek und die Großmutter, sind bereits mit den Schauspielern der Uraufführung – Viktor Danegger und Frieda Richard – besetzt. Für Valerie ist wie in K4/TS25 Maria Fein vorgesehen, für Marianne die dort zuerst notierte Paula Wessely, die Horváth in K4/TS25 dann durch Carola Neher (vgl. auch K4/E23) ersetzt. Oskar Sima soll laut E13 die Figur des Oskar spielen, in K4/E23 war er noch für den Zauberkönig notiert worden, in K4/TS25 für den Alfred; für Letzteren ist in E13 wie in K4/E23 Albert Hoerrmann vorgesehen (zu Horváths Besetzungsideen vgl. auch K4/E23, TS25/BS 37 b, Bl. 16, K5/E18 und den Kommentar zu K5/TS12). T4 = IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 11, 12, 15 (vgl. T1) Insgesamt 3 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (298 × 209 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (218 × 209 mm), geschnitten und geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (216 × 224 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS3/A8 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 11, 12, 15 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt)
A8 setzt die Arbeiten am Bild „Kleines Cafèhaus im zweiten Bezirk“ von TS3/A1–A7 fort, das zu diesem Zeitpunkt immer noch das zweite Bild des zweiten Teiles darstellt (vgl. E11). Auf BS 38 a [5], Bl. 15 ist ein Bruchstück aufgeklebt, das materiell dem Papier von H11 und jenem der Blätter von T5 (mit einer Breite von 224 mm) entspricht. Dieses Bruchstück wurde von Horváth selbst aufgeklebt. Da das Papier gegenüber TS3/A1–A7 einer späteren Bearbeitungsphase entspricht, ist anzunehmen, dass A8 später als die früheren Ansätze von TS3 entstanden ist (vgl. auch TS3/A9). Das Bruchstück auf BS 38 a [5], Bl. 15 ersetzt den Beginn von BS 38 a [5], Bl. 16 von A7 und ist damit als eigener Ansatz A8 zu werten. Da es unten eine Schnittkante auf-
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weist, ist wahrscheinlich, dass ihm noch Text gefolgt ist, der BS 38 a [5], Bl. 15 fortgesetzt und damit den ursprünglichen Teil von BS 38 a [5], Bl. 16 (ohne das Bruchstück von Bl. 16) wahrscheinlich vollkommen obsolet gemacht hat. Das Bruchstück von BS 38 a [5], Bl. 15 gehört indes noch zur früheren Phase der Arbeit am Bild „Kleines Cafèhaus“ des zweiten Teiles, denn Alfred und der Hierlinger Ferdinand setzen sich hier noch zu Tisch und spielen noch nicht Billard wie in TS12 – und wahrscheinlich schon in TS3/A9. Außerdem ist Marianne – die mit Alfred den Beginn des Bildes konfiguriert – schon anwesend, weil Ferdinand noch mit den Worten „Also das wär Deine Donna“ auf sie hinweist, wohingegen sie in TS12 – und wahrscheinlich auch schon in TS3/A9 – erst im Laufe des Bildes auftaucht und sich an einen Tisch setzt, wo sie in „Modejournalen“ (TS12/SB Arcadia 1931, S. 58) blättert (vgl. TS3/A1/BS 38 a [3], Bl. 2). Es ist wahrscheinlich, dass die Blätter BS 38 a [5], Bl. 11 und 12, die den Bildbeginn von TS3/A5–A7 darstellen, auch noch für A8 gelten, da hier der Hierlinger Ferdinand erst im Verlauf des Bildes auftaucht, während der Bildbeginn durch Alfred und Marianne konfiguriert wird. Bereits mit TS3/A9 dürfte Horváth jedoch, gemäß der Einführung des Bildes „Möbliertes Zimmer“ (vgl. E14 und TS7/A1–A4), den Anfang des Caféhaus-Bildes komplett neu erarbeitet haben, denn der Bildbeginn unterscheidet sich in TS12, dem das Bruchstück von A9/BS 38 a [5], Bl. 16 entspricht, deutlich von TS3/A7. Der in TS3/A2–A8 am Beginn stehende Dialog zwischen Alfred und Marianne – u.a. „Du hast mal gesagt, ich sei ein Engel“, „Gedenktag“, „Skelett“, „Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut“, vgl. TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 4 und A5–A8/BS 38 a [5], Bl. 11, 12 – wandert dann ins Bild „Möbliertes Zimmer“ (vgl. E14 und TS7/A3/BS 37 j, Bl. 4, 5 und 2). H12 = IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 6 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E14 = Strukturplan in 7 Bildern zum II. Teil mit Dialogskizze zum 2. Bild „Möbliertes Zimmer“
In E14 setzt Horváth zu einem Strukturplan des zweiten Teiles an, um ein neues Bild einzufügen, das in einem „Zimmer“ spielen soll, wie es zuerst heißt. Der schließlich notierte neue Titel „Möbliertes Zimmer“ und die Regieanweisungen stimmen bereits weitgehend mit der Endfassung überein. Horváth zitiert dann die erste Replik von TS3/A2 bzw. TS3/A3 des „Caféhaus“-Bildes an („Du hast mal gesagt“). Es ist möglich, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt daran dachte, die Dialogsequenz über Alfreds Tätigkeit als Vertreter anzuschließen, die ursprünglich aus dem „Dom“-Bild der Fassung in sieben Bildern stammt (vgl. K4/TS24/BS 38 e [8], Bl. 22f.) und ins „Caféhaus“-Bild transferiert wurde (vgl. zuletzt TS3/A7/BS 38 a [5], Bl. 12). E14 fährt jedenfalls mit der Sockenhalter-Szene fort, die er als besondere Pointe zwischen Alfred und Marianne wiederholt (vgl. die erste Sockenhalter-Szene zwischen Marianne und dem Zauberkönig, die sich bereits in K4/TS24/BS 37 h, Bl. 6–8 findet und letztlich auf K3/TS2/BS 37 c [2], Bl. 3–6 zurückgeht). Marianne bittet Alfred, nicht so laut zu reden, damit er das Kind nicht aufweckt. Alfred bezeichnet Marianne zuerst als „Boshaftes Luder“, was Horváth später zu „Dummes Kalb“ ändert. Es folgt ein Dialog über die Dummheit und das Kind, dann bricht die Dialogskizze ab. Horváth fährt mit der Auflistung der weiteren Bildtitel fort. Zum Titel des Bildes „Café“ notiert der Autor „(Alfred spielt Billard)“, womit er ein Motiv wieder aufgreift, das bereits in dem Dramenfragment Ein Fräulein wird verkauft zum Einsatz kam (vgl. VA2/TS1/A4/BS 24 [2], Bl. 3, Korrekturschicht, und A10/BS 24 [4], Bl. 11). Horváth plant in E14 bereits die Umstellungen im „Caféhaus“-Bild, die nicht zuletzt durch die Übernahme von Text-
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material in das neue Bild „Möbliertes Zimmer“ bedingt sind. Die Abfolge der weiteren Bilder entspricht derjenigen der Endfassung. T5 = IN 221.000/32 – BS 37 j, Bl. 1–5 Insgesamt 5 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (76 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (237 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 224 mm), geschnitten und von fremder Hand geklebt, 1 Blatt unliniertes Papier (114 × 224 mm), geschnitten, 1 Blatt unliniertes Papier (91 × 224 mm), geschnitten und geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS7/A1 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 37 j, Bl. 4 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A2 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 37 j, Bl. 4, 5, 2, 3 (vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt) TS7/A3 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 37 j, Bl. 4, 5, 2, 3 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik) TS7/A4 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 37 j, Bl. 1 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik)
Bei T5 handelt es sich um die einzigen überlieferten Typoskriptblätter zum zweiten Bild des zweiten Teiles „Möbliertes Zimmer“, das Horváth mit E14 eingeführt hat. Der Anfang des Bildes ist in TS7/A1–A4 nicht überliefert. In der Endfassung (TS12/SB Arcadia 1931, S. 52) findet sich dort die „Du hast mal gesagt“-Replik Mariannes (vgl. das Caféhaus-Bild von TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 4 und A7/BS 38 a [5], Bl. 11 sowie E14, wo diese Replik erstmals ins Bild „Möbliertes Zimmer“ wandert). In A1 fällt die Rede gleich zu Beginn des überlieferten Teiles darauf, dass es sich um den Jahrestag des ersten Zusammentreffens handelt (vgl. TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 4 und A7/BS 38 a [5], Bl. 11), diese Passage verschiebt Horváth in TS12 in die Mitte des Bildes (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 53). TS7/A1 bricht bereits nach BS 37 j, Bl. 4 ab. Am Fuß dieses Blattes befinden sich zwei Repliken, die Horváth in der Folge streicht und durch A2/BS 37 j, Bl. 5 ersetzt. Marianne erinnert sich hier daran, wie sie bei ihrem ersten Zusammentreffen in der „Auslag“ gestanden ist. Alfred versteht nicht, was sie mit „Auslag“ meint, und wirft ihr deshalb vor, in „Hieroglyphen“ zu sprechen. Marianne erinnert ihn jedoch daran, wie sie das „Skelett“ „arrangiert“ und er an die „Auslag“ geklopft habe (vgl. TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 4f. und A7/BS 38 a [5], Bl. 11f.). Auch BS 37 j, Bl. 2 gehört noch zu A2, der darauf enthaltene Text thematisiert zunächst Mariannes Schlaflosigkeit, die in TS12 gleich zu Beginn nach der Passage „Du hast mal gesagt“ (vgl. oben) angesprochen wird (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 52). Alfreds Replik „Fühlst Dich nicht gut in Deiner Haut?“ geht auf eine hs. Einfügung in TS3/A2/BS 38 a [4], Bl. 5 zurück (vgl. den Kommentar dort) und folgt auch in TS12 auf die Frage nach der Schlaflosigkeit. Mit Alfreds beginnender Replik über die Rennplätze deutet Horváth diese Passage nur an und streicht sie später in der hs. Korrektur; er fährt mit der Sockenhaltersequenz fort, die bereits in E14 vorbereitet ist (vgl. den Kommentar dort) und auch in TS12 auf den Streit über Alfreds Tätigkeit als Kosmetikagent folgt (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 53). Alfred will, dass das Kind zu seiner Mutter kommt, wo es bessere Luft habe. A2/BS 37 j, Bl. 2 wird von BS 37 j, Bl. 3 fortgesetzt. Marianne vermutet hier, dass das Weggeben des Kindes der „Anfang vom Ende ist“, worauf Alfred sie als „dummes Kalb“ beschimpft (vgl. E14) und sich über ihre vermeintliche Dummheit aufregt. Horváth setzt mit Mariannes Replik über das Haareschneiden, die auf BS 37 j, Bl. 4 hs. vorbereitet wurde, neu ein. Diese Replik ist
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Chronologisches Verzeichnis
in der Endfassung am Anfang des Bildes zu finden (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 52). Danach zitiert der Autor in A2 bzw. A3 jene Dialogsequenz des „Stephansdom“-Bildes der Fassung in sieben Bildern an („Du hast mir mal gesagt, dass ich Dich erhöh“, vgl. K4/TS24/BS 38 e [8], Bl. 23), die dann auch in der Endfassung das Bild im möblierten Zimmer beschließt (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 55). Von der weiteren Arbeit an diesem Bild zeugt das Ankleben einiger Textzeilen an BS 37 j, Bl. 5, die A3 begründen. Es muss sich dabei nicht unbedingt um eine Ersetzung von A2/BS 37 j, Bl. 2 handeln, sondern könnte, das legt der Vergleich mit der Endfassung nahe, auch ein Einschub sein. Bei dem Bruchstück handelt es sich um eine Reinschrift von zwei Repliken, die Horváth auf BS 37 j, Bl. 2 zunächst hs. ausgearbeitet hatte. Unter ihnen befindet sich die Replik Alfreds: „Ueber uns webt das Schicksal Knoten in unser Leben“, auf die Marianne in A3 mit: „Ich war viel allein“ (BS 37 j, Bl. 5) antwortet, eine Dialogpassage, die sich bereits in der Fassung in sieben Bildern in ähnlicher Form findet, dort aber noch auf die Tochter und Alfred verteilt war (vgl. K4/TS24/BS 38 i [8], Bl. 25); in TS12 wandern beide Repliken, die dort voneinander getrennt werden, schließlich zu Marianne, Alfred lässt die SchicksalsReplik unkommentiert, Marianne glaubt aber, dass er sie mit „dummes Kalb“ beschimpft hat, worauf in der Endfassung die Dummheits-Rede Alfreds folgt (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 54f.). Das in A3/BS 37 j, Bl. 3 am unteren Rand hinzugefügte Bruchstück dürfte aus dem Durchschlag der Abschrift der Gesamtfassung stammen (K4/TS25) und wurde wohl nachträglich (von fremder Hand) mit Klebeband aufgeklebt. Es geht darin um die Frage der seelischen Erhöhung und Alfreds Leugnung, dass er so etwas jemals gesagt habe. Diese Passage ist auf dem ursprünglichen Blatt von A3/BS 37 j, Bl. 3 nur anzitiert. Das Bruchstück BS 37 j, Bl. 1 mit Alfreds Reaktion auf Mariannes Tränen ist als Teil eines eigenen Ansatzes A4 zu werten; die Passage findet sich in der Endfassung in unmittelbarem Anschluss auf die Skelett-Sequenz. Es geht hier wie schon auf BS 37 j, Bl. 3 um die Frage, ob das Kind aufs Land soll, wobei Alfred Marianne wie dort ihren „mütterlichen Egoismus“ vorwirft. Den Text hat Horváth zuvor hs. am Rand von A2, A3/BS 37 j, Bl. 3 entworfen. T6 = IN 221.000/38 – BS 38 a [5], Bl. 16 (vgl. T1) 1 Blatt unliniertes Papier (182 × 224 mm), geschnitten und von fremder Hand geklebt, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS3/A9 = fragm. Fassung eines Bildes, konstituiert durch BS 38 a [5], Bl. 16 (Korrekturschicht; vgl. Simulationsgrafik)
A9 setzt die Arbeiten am Bild „Kleines Cafèhaus im zweiten Bezirk“ von TS3/A1–A8 fort, das zu diesem Zeitpunkt wohl schon das dritte Bild des zweiten Teiles darstellte (vgl. die Kommentare zu TS3/A2 bzw. A8, E14 und TS7/A1–A4). Auf BS 38 a [5], Bl. 16 ist ein Bruchstück aufgeklebt, das wie jenes von TS3/A8/BS 38 a [5], Bl. 15 materiell dem Papier von H11 und H12 und jenem der Blätter von T5 (mit einer Breite von 224 mm) entspricht. Das Bruchstück auf BS 38 a [5], Bl. 16 wurde von fremder Hand (Berliner Bearbeitung) mit Klebestreifen aufgeklebt, wobei nicht klar ist, ob der von den Berliner Bearbeitern hergestellte Textanschluss von Horváth so intendiert war. Da das Papier der Bruchstücke auf BS 38 a [5], Bl. 15 und 16 gegenüber TS3/A1–A7 einer späteren Bearbeitungsphase entspricht, ist anzunehmen, dass A8 und A9 später als die früheren Ansätze von TS3 entstanden sind.
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Konzeption 5
Mit einiger Sicherheit dürfte Horváth nach der Ausarbeitung des Bildes „Möbliertes Zimmer“ (vgl. E14 und TS7/A1–A4) – dem neuen zweiten Bild des zweiten Teiles – damit begonnen haben, die anderen Bilder des zweiten Teiles zu überarbeiten. In das Bild „Möbliertes Zimmer“ hat Horváth einige Textpassagen des Dialogs zwischen Alfred und Marianne aus dem ursprünglichen „Cafèhaus“-Bild übernommen (vgl. dazu auch die Kommentare zu TS3/A8 und TS7/A1–A4), das in TS12 mit der Szene zwischen Alfred und dem Hierlinger Ferdinand beginnt, die nun Billard spielen (vgl. TS3/A1) und sich unterhalten; Marianne taucht dabei erst später auf und hat zunächst nur die Rolle einer Statistin, bevor sich Alfred zu ihr setzt und ihr Antonius-Amulett entdeckt (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 56–60), worauf sie ihre bereits aus K4 bekannte Replik über den Heiligen Antonius spricht (vgl. K4/TS24/BS 38 e [8], Bl. 23), auf die Alfred seine ebenfalls aus K4 stammende, dort allerdings jener Mariannes vorausgehende Replik über das „Fortleben nach dem Tod“ (vgl. ebd.) äußert, mit der das Bild in TS12 endet. Aus dieser Bearbeitungsphase nach der Einführung des Bildes „Möbliertes Zimmer“ dürfte das Bruchstück auf BS 38 a [5], Bl. 16 stammen, das drei Repliken enthält, die um Alfreds berufliche Situation kreisen und mit den entsprechenden Passagen der Endfassung fast identisch sind (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 56). Es ist deshalb anzunehmen, dass sie einer sehr späten Arbeitsphase entstammen. Der Hierlinger Ferdinand fragt Alfred, ob er wieder „Bankbeamter“ geworden sei und äußert auf Alfreds abwehrendes „Ist ja alles überfüllt!“ sein bekanntes Diktum: „Wenn die Lieb erwacht, sitzt der Verstand im Hintern!“ (BS 38 a [5], Bl. 16) Diese Passage steht in der Endfassung am Beginn des Bildes, weshalb man annehmen kann, dass das Bruchstück von BS 38 a [5], Bl. 16 bereits in A9 am Beginn des Caféhaus-Bildes stand, der Bildbeginn also bereits mit A9 überarbeitet wurde (in der Simulationsgrafik zu TS3/A1–A9 erscheint das Blatt dennoch weiter hinten, da diese Vermutung nicht ganz abgesichert werden kann). Es ist also wahrscheinlich, dass die Blätter BS 38 a [5], Bl. 11 und 12, die den Bildbeginn von TS3/A5–A8 darstellen, für A9 nicht mehr gelten. Hier dürfte das Bild bereits mit dem Dialog zwischen Alfred und dem Hierlinger Ferdinand, die Billard spielen, begonnen haben (vgl. auch TS3/A1, wo dieser Beginn bereits vorgebildet ist, dann aber wieder verworfen wird). Da das Bruchstück auf BS 38 a [5], Bl. 16 oben und unten eine Schnittkante aufweist, ist anzunehmen, dass zu ihm noch andere Bruchstücke existiert haben, die als verloren angesehen werden müssen, weshalb kein Anschluss zu einem überlieferten Textträger herstellbar ist. Die von den Berliner Bearbeitern vorgenommene Klebung an den oberen Teil von BS 38 a [5], Bl. 16 muss deshalb als äußerst fraglich angesehen werden, auch wenn aufgrund der Streichungen Horváths auf dem oberen Teil von BS 38 a [5], Bl. 16 ein Textanschluss zu dem Bruchstück herstellbar wäre, der aber so in keiner der überlieferten Fassungen belegt ist. T7 = IN 221.000/39 – BS 38 b, Bl. 3 1 Blatt unliniertes Papier (150 × 223 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS8 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht)
Bei TS8 handelt es sich vermutlich um ein Bruchstück, das Horváth bei der Herstellung des der Endfassung zugrunde liegenden Typoskripts ausschloss. Es beinhaltet eine fragmentarische Fassung des Bildes „Bei der Baronin“, dem vierten Bild des zweiten Teiles gemäß dem Strukturplan E14. Im Unterschied zur analogen Textpassage von TS4/BS 38 b, Bl. 2 ist nun nicht mehr von einem verstopften Ausguss, son-
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dern von einem verstopften Klosett die Rede. In die masch. Grundschicht fügt Horváth in TS8 hs. die Passage ein, in der die Baronin Helene auf deren finanzielle Abhängigkeit aufmerksam macht (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 63f.). Auf die Bitte um ein Gegengeschäft („Gefälligkeit gegen Gefälligkeit“) reagiert die Baronin mit der scharfen Bemerkung „Kleine Erpressung gefällig?“ und bezeichnet den Hierlinger Ferdinand in einer hs. Einfügung, die schon auf TS4/BS 38 b, Bl. 2 vorbereitet wurde, als „Zuhälter“, was Horváth in der Endfassung zu dem ironischen „Ein Ehrenmann --“ (TS12/SB Arcadia 1931, S. 64) zurücknimmt. Die gesamte Szene erinnert an die Verhandlungen zwischen Alfred und Luise Gift um das Fräulein in der Posse Rund um den Kongreß, in der Luise Alfred Ähnliches unterstellt (vgl. KW 1, S. 231). Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Notiz in E15, in der Horváth plant, den „Zeigefinger-Schwur: aus: Rund um den Kongress“ in das Bild bei der Baronin einzuführen. Alfred reagiert dort auf eine Drohung Luise Gifts mit den Worten: „Der Zeigefinger hat mir nicht gefallen“ (KW 1, S. 231). Diese Worte werden in der Endfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald (TS12/SB Arcadia 1931, S. 63) dem Hierlinger Ferdinand in den Mund gelegt, und zwar als Antwort auf die Bemerkung der Baronin: „Kleine Erpressung gefällig?“ und ihren erhobenen Zeigefinger, ohne dass dabei jedoch wie in der Posse auf einen Meineidschwur Bezug genommen wird. Aufgrund des offensichtlichen Bezugs zu Rund um den Kongreß wäre es durchaus denkbar, dass TS8 erst nach E15 entstanden ist. T8 = IN 221.000/43 – BS 38 c [4], Bl. 9, 10 Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (284 × 223 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (133 × 223 mm), geschnitten, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte TS9 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht)
Die beiden vorliegenden Blätter stammen aus der weiteren Arbeit am „Wachau“-Bild des zweiten Teiles, die schließlich zur nicht überlieferten Reinschrift des Bildes führt. TS9/BS 38 c [4], Bl. 9 zeigt die Szene nach dem Schlag mit der Krücke. Horváth weicht im Vergleich zu TS5/A2/BS 38 c [3], Bl. 7 davon ab, dass die Großmutter Alfred nach dem zweiten „alte Hex“ nur kneift und lässt sie abermals den Krückstock heben. Es folgt die Diskussion über Mariannes Aussehen, an der die Großmutter vor allem der große Mund stört (vgl. TS5/A2/BS 38 c [3], Bl. 8, während sie in TS5/A1/BS 38 c [2], Bl. 5 noch schlicht als „hässlich“ apostrophiert wird). Horváth bricht den Text bei Großmutters Hinweis auf die Möglichkeiten der Verhütung des Kindes vorerst ab. Das Bruchstück TS9/BS 38 c [4], Bl. 10 enthält den Schluss des Bildes, der der Endfassung (TS12) schon sehr nahe steht. Nur die erste Replik der Großmutter wird von Horváth noch stark reduziert. Die Fassung bricht mit dem Hinweis der Großmutter auf die besseren Verdienstmöglichkeiten in Frankreich ab (vgl. TS5/A1/BS 38 c [2], Bl. 5, wo Alfred noch selbst von Frankreich zu sprechen beginnt, und TS5/A2/BS 38 c [3], Bl. 8, wo der Hinweis auf Frankreich bereits von der Großmutter stammt). T9 = IN 221.000/72 – BS 38 g [3], Bl. 5–7 (vgl. H13) Insgesamt 3 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (284 × 223 mm), 1 Blatt unliniertes Papier (143 × 223 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift TS10 = fragm. Fassung des II. Bildes „Draussen in der Wachau“ (Grundschicht)
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Konzeption 5
TS10 hat in TS6 ihre Vorstufe, ist jedoch auch erst nach der Neustrukturierung des dritten Teiles entstanden, da nun das Bild beim Heurigen vorausgeht. Von diesem sind auf dem Bruchstück TS10/BS 38 g [3], Bl. 5 nur die letzten drei Zeilen überliefert. Der Anfang des Bildes „Draussen in der Wachau“ von TS10 ist der Endfassung (TS12) bereits sehr nahe: Er zeigt die Großmutter gemeinsam mit Alfred und dem Kinderwagen. Die Großmutter schimpft mit Alfred, der ihr Geld verspielt hat. Die Replik auf TS10/BS 38 g [3], Bl. 6, in der die Großmutter Gott ihr Leid klagt („Lieber Gott, mit was hab ich das verdient --“), überarbeitet Horváth hs., nimmt sie aber nicht in die Endfassung auf. Es folgt eine Szene zwischen der Mutter und der Großmutter, in der sich Letztere über Alfred beschwert. Diese Sequenz ist der Beschwerde über die Tochter Julie nachempfunden, die noch in TS6 eingeplant war. Horváth zitiert diesen Text aus dem Durchschlag der Abschrift der Fassung in sieben Bildern (K4/TS25) unter Angabe der „Seite 91“ (BS 38 g [3], Bl. 7) nur an. Wie eine Schnittkante auf dem aus dieser Abschrift überlieferten ersten Blatt mit der Pagina 91 (BS 38 i [11], Bl. 30) zeigt, hat der Autor später die hier gemeinte Textstelle abgeschnitten und zur Herstellung des der Endfassung TS12 zugrunde liegenden Typoskripts verwendet. Wie in TS6 zeigt sich die Mutter besorgt über den Zustand des „kleine[n] Leopolds“ (BS 38 g [3], Bl. 7). Sie erinnert analog zu TS6 an das Schicksal des „arme[n] Joseph“ (ebd.; in der Korrekturschicht und in TS12 „Ludwig“, in TS6 noch „Karl“), wiederum ohne die Verwandtschaftsbeziehung klar herauszustellen. Im Zuge eines hs. Korrekturvorgangs kürzt Horváth den Streit zwischen der Großmutter und der Mutter, der damit der Endfassung (TS12) sehr ähnlich wird. Die Replik der Großmutter „Für manche ist es besser wenn sie hin sind“, die sich in TS10/BS 38 g [3], Bl. 7 in der masch. Grundschicht findet, belegt die Entstehung nach TS6, wo diese Replik noch nachträglich hinzugefügt wurde. Die Fülle an hs. Korrekturen, die sich auf BS 38 g [3], Bl. 7 befinden, nähern das Bild bereits deutlich der Fassung des Bildes in der Endfassung (TS12) an. H13 = IN 221.000/72 – BS 38 g [3], Bl. 5 (vgl. T9) 1 Blatt unliniertes Papier (143 × 223 mm), schwarzblaue Tinte und roter Buntstift E15 = Notiz zum 3. Bild des II. Teiles und Dialogskizze zum 3. Bild des III. Teiles
In E15 vermerkt Horváth auf dem ersten Blatt von TS10 eine Notiz des hier als drittes Bild des zweiten Teiles bezeichneten (vgl. anders E14) Bildes „Bei der Baronin“. Demnach soll zwischen der Baronin und dem Hierlinger Ferdinand der „ZeigefingerSchwur“ aus der frühen Posse Rund um den Kongreß (1929) wieder zum Einsatz kommen. Dort behauptet Luise Gift gegenüber Alfred, dem ihr „Zeigefinger“ missfällt, mit dem Sie ihn darauf hinweist, dass er ihr „das Fräulein“ lassen solle, dass dieser Zeigefinger „doch mal für [ihn] geschworen“ (KW 1, S. 231) habe. Die Szene findet sich in ähnlicher Form im späteren vierten Bild des zweiten Teiles der Fassung in drei Bildern. Dort heißt es: „Baronin (droht ihm neckisch mit dem Zeigefinger): Kleine Erpressung gefällig? Der Hierlinger Ferdinand: Der Zeigefinger hat mir nicht gefallen, der Zeigefinger -- Baronin: Ein Ehrenmann -- (sie lässt ihn giftig stehen und geht nun um Marianne herum -- betrachtet sie von allen Seiten)“ (TS12/SB Arcadia 1931, S. 64; vgl. auch TS8 und den Kommentar dazu). In der darunter notierten Dialogskizze zum dritten Bild des dritten Teiles sprechen Valerie, Marianne und Alfred darüber, ob Marianne dumm ist (vgl. auch Alfreds Rede über Dummheit in TS7/A3/BS 37 j, Bl. 3), und greifen damit das Motto von Geschich-
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Chronologisches Verzeichnis
ten aus dem Wiener Wald wieder auf, das sich bereits in der Fassung in sieben Bildern findet (vgl. K4/TS23/A1 und A2 sowie TS24). Die Frage, ob Marianne dumm ist, wird in der Fassung in drei Teilen zwischen Valerie und dem Zauberkönig im dritten Bild des dritten Teiles diskutiert (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 114) und dann noch einmal im selben Bild zwischen Alfred und Valerie, die beteuert, dass es dumm war von Marianne, Alfred die Rennplätze zu verbieten (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 116). T10 = Autografensammlung Jary, Wiener Stadt- und Landesarchiv, ÖL 381 1 Blatt unliniertes Papier (213 × 223 mm), geschnitten und geklebt, tw. Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift TS11 = fragm. Fassung des III. Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Erstdruck als Faksimile in: Kastberger 2001c, S. 129.
Das Blatt aus der Autografensammlung Jary entstammt derselben Phase der Ausarbeitung wie TS7 bis TS10, was die Formatierung der Bildziffer, des Bildtitels und der Szenenanweisung nahelegt. Das aufgeklebte Bruchstück bildete mit K4/TS25/BS 38 h [13], Bl. 31 und 32 ursprünglich ein vollständiges Blatt. Die rote horizontale Streichung, die fast den gesamten Text des Blattes umfasste, wurde auf dem Bruchstück bei der Übernahme in TS11 aufgehoben. Im Unterschied zur Endfassung (TS12) nennt TS11 zu Beginn die Klavier spielende Realschülerin; das Motiv des Ausverkaufs der Puppenklinik, das in TS11 noch in der hs. Korrekturschicht hinzugefügt wurde, geht an deren Statt in die Endfassung ein (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 107). Auch der Dialog zwischen Valerie und dem Rittmeister ist jenem der Endfassung schon sehr nahe (vgl. ebd.). Da das Blatt unten eine Schnittkante aufweist, wäre es möglich, dass dessen unterer Teil in das Typoskript der Endfassung in drei Bildern aufgenommen wurde, die die Grundlage von TS12 bildete. H14 = IN 221.000/95 – BS 38 i [10], Bl. 2 1 Blatt unliniertes Papier (225 × 213 mm), geschnitten, schwarzblaue Tinte E16 = Dialogskizze zum IV. Bild „Draussen in der Wachau“ (links) E17 = Dialogskizze (rechts oben)
In E16 notiert Horváth punktuelle Ergänzungen zum letzten Bild in der Wachau. Demnach soll die Mutter Marianne Beileid wünschen und Marianne die Großmutter auslachen, wenn diese mit den Glöckchen läutet. Beides wird nicht in die Endfassung übernommen, dafür aber die Ohrfeige, die die Großmutter der Mutter gibt und Valeries Frage nach der Größe des Kindes. In E17 wird E16 bis zum Auslachen der Großmutter durch Marianne wiederholt. Die Beileidsbezeugung der Mutter gegenüber Marianne wird hier um den Zusatz erweitert, dass die Mutter Alfred einen Kuss auf die Wange gibt. H15 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E18 = gestrichene Besetzungsliste mit Werktitel „G.a.d.W.W.“ (oben und mittig) E19 = gestrichene Schauspielerliste (unten)
Im Notizbuch Nr. 5 finden sich einige Einträge, die in Zusammenhang mit der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald stehen. Einerseits handelt es sich
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dabei um private Notizen wie zu tätigende Anrufe und Schreiben (Bl. 1, 8v und 13) oder Treffen (Bl. 1), andererseits um werkbezogene Einträge wie Prosaskizzen unter den Titeln „Himmel der Erinnerung“, „Souvenir de Piaristengasse“ oder „Aus den Memoiren des Herrn Hierlinger Ferdinand“ (vgl. den Kommentar zu K3/TS7 sowie den Band der Kurzprosa WA 13, wo diese Texte abgedruckt werden). Weitere Notizen betreffen konkret die Probenarbeit zur Uraufführung. Dazu zählen die vorliegende Besetzungsliste E18 und die darunter notierte Schauspielerliste E19. Die Besetzungsliste E18 entspricht schon jener der Uraufführung (vgl. D1), einzig die Figur des Hierlinger Ferdinand, die hier noch mit Anton Pointner (1894–1949) besetzt ist, wird in D1 in der Korrektur durch Willy Trenk-Trebitsch (1902–1983) ersetzt (vgl. auch die früheren Besetzungslisten K4/E23, TS25/BS 37 b, Bl. 16 und K5/E13). Die Schauspielerliste E19 führt gleich zu Beginn den Namen „Neher“; damit ist Carola Neher (1900–1942) gemeint, die in der Uraufführung die Figur der Marianne spielte und mit der Horváth auch privaten Kontakt hatte, wie etwa die Anruf- und Treffenslisten im Notizbuch Nr. 5 (Bl. 1) belegen, in denen der Name gleichfalls aufscheint. H16 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 14 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E20 = Bühnenskizze (oben)
In E20, der gleichfalls im Notizbuch Nr. 5 eingetragen ist (vgl. den Kommentar zu E18 und E19), skizziert Horváth die Drehbühne des Deutschen Theaters Berlin, in dem die Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald stattfand. Die Notiz lässt vermuten, dass Horváth sich wie schon in früheren Bühnenskizzen (vgl. K3/E13, K4/E3 und E12) Gedanken über die bühnentechnische Umsetzung und die dekorative Ausstattung seines Stückes machte. Die Inszenierung der Geschichten erfolgte, dies zeigen Entwürfe wie diese, in intensivem Kontakt des Autors mit dem Regisseur Heinz Hilpert (vgl. BS 33 [1], Bl. 1) und den Schauspielern (vgl. ebd. und E19). Bei den unter E20 festgehaltenen Notizen handelt es sich um Bekannte und Geschäftspartner Horváths, mit denen er Treffen vereinbart hatte oder vereinbaren wollte, bzw. die er anzurufen beabsichtigte. Hier findet sich etwa der Name Heinz Ullstein (1893–1973), Enkel des Verlagsgründers Leopold Ullstein und zu der Zeit bereits im großväterlichen Betrieb tätig. Der Ullstein Verlag war Horváths Verlag seit der Posse Rund um den Kongreß (1929), die bereits in dem zu Ullstein gehörigen Theaterverlag Arcadia erschienen war. Der Roman Der ewige Spießer (1930) wurde indes in dem zur Ullstein-Verlagsgruppe gehörigen Propyläen Verlag veröffentlicht. Auch die Buchfassung von Geschichten aus dem Wiener Wald in drei Teilen erschien dort (vgl. D2). Der Theaterdruck der Fassung in drei Teilen (D1) wurde indes wieder im Arcadia Verlag publiziert. Der Name Krell steht wahrscheinlich für den deutschen Schriftsteller Max Krell (1887–1962), der seit den zwanziger Jahren Lektor im Ullstein Verlag war und u.a. Erich Maria Remarques Roman-Bestseller Im Westen nichts Neues (1929) im Propyläen Verlag veröffentlichte. Mit Wittner könnte eventuell der Schriftsteller Victor Wittner (1896–1949) gemeint sein, der Beiträge u.a. für die Zeitschriften Die Stunde und Bühne verfasst hat und Chefredakteur der Zeitschrift Der Querschnitt war, in der im Februar 1929 Horváths autobiografischer Text Fiume, Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien, München erschienen war. Mario Krammer (1880–1953) war Schriftsteller und Kulturhistoriker, der u.a. Arbeiten zu Theodor
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Fontane, Alexander von Humboldt und zur Geschichte Berlins veröffentlicht hat. Mit „Herr von Schramm“ könnte Wilhelm Ritter von Schramm (1898–1983) gemeint sein, der Militärschriftsteller und von 1924–1933 Redakteur der Münchener Neuesten Nachrichten war. H17 = ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 17 1 Blatt des Notizbuchs Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, kariertes Papier (150 × 87 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E21 = gestrichene Replik zum 3. Bild
In E21, der wie die vorhergehenden Entwürfe im Notizbuch Nr. 5 eingetragen wurde, vermerkt Horváth eine Replik der Valerie: „Er ist halt gebrochen –“, die er dann jedoch wieder streicht. Es handelt sich dabei um eine Replik des dritten Bildes des dritten Teiles „Und abermals in der stillen Strasse im achten Bezirk“, in dem Valerie mit dem Rittmeister über Marianne und den Zauberkönig spricht (vgl. TS12/SB Arcadia 1931, S. 108). In der Endfassung TS12 schließt diese Replik nicht mit Gedankenstrich, sondern mit Punkt, und ihr folgt noch der Satz: „Als er seinerzeit gehört hat, dass die liebe Mariann gestohlen hat, da hat ihm ja fast der Schlag getroffen!“ Die Notiz E21 lässt vermuten, dass Horváth diesen Satz (in der Uraufführung) weglassen wollte, wie ja generell das Motiv des Schlaganfalls, der in der Fassung in sieben Bildern K4/TS24 noch tatsächlich stattfindet, in TS12 – außer als Warnung davor – fast gänzlich wegfällt und nur an einer, von Horváth wohl übersehenen Stelle, wo der Zauberkönig vom „zweite[n] Schlaganfall“ (TS12/SB Arcadia 1931, S. 123; vgl. auch ebd., S. 108 und 113) spricht, implizit als bereits geschehener präsent ist (vgl. dazu auch die Hinweise im kritischen Apparat von TS12 auf die vom Autor unterdrückten Repliken zur „Sphärenmusik“, die D2 beibehält). D1 = Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen (Exemplar in: ÖLA 27/W 9) Stammbuch des Arcadia Verlags, Berlin 1931, mit hs. Eintragungen Horváths mit schwarzblauer Tinte und hs. Eintragungen mit Bleistift, Kopierstift und grünem Buntstift von fremder Hand, Paginierung 5–125 TS12 = Endfassung mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen von Ödön Horváth“ (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Das Stammbuch des Arcadia Verlags, das laut Innenseite des Umschlags von Marita Hasenclever hergestellt wurde, stellt die Basis sowohl des Erstdrucks als auch der Uraufführung dar. Hasenclever, die das Stammbuch offensichtlich in großer Eile angefertigt hat, wird im Notizbuch Nr. 5, das Horváth in der Zeit der Probenarbeiten verwendet hat, mehrfach erwähnt (vgl. Bl. 1, 8v und 13 sowie den Kommentar zu E18 und E19). Im Nachlass des Regisseurs Heinz Hilpert in der Berliner Akademie der Künste befinden sich zwei weitere Exemplare dieses Stammbuchs. Das eine wurde vom Souffleur verwendet, während das andere als Regiebuch Hilperts fungierte (beide Heinz Hilpert-Archiv, Sign. 1372, Akademie der Künste, Berlin; vgl. das Vorwort, S. 27f.). Bei D1 handelt es sich um ein Exemplar des Stammbuchs, das Korrekturen Horváths aufweist und für die Frage der Autorisation des Textes von besonderer Relevanz ist. Horváths Eintragungen auf der Seite der Figurenliste stammen zeitlich aus der Phase
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Konzeption 5
der Probenarbeit im Deutschen Theater in der Schumannstraße; die eingetragenen Schauspielernamen entsprechen der Besetzungsliste der Uraufführung vom 2. November 1931. Carola Neher (1900–1942) spielt die Marianne, Peter Lorre (1904–1964) den Alfred, Hans Moser (1880–1964) den Zauberkönig, Paul Hörbiger (1894–1981) den Rittmeister, Lucie Höflich (1883–1956) die Valerie und Frida Richard (1873–1946) die Großmutter. Horváth lässt in dieser Aufstellung dieselben Nebenrollen wie in der analogen Liste auf Bl. 9 von Notizbuch Nr. 5 (ÖLA 3/W 365) unbezeichnet (vgl. E18 und den Kommentar dazu sowie zu K4/E23, TS25 und K5/E13). Dass die Liste im Notizbuch früher anzusetzen ist, ist aufgrund der Besetzung des Hierlinger Ferdinand anzunehmen, da dieser im Notizbuch noch mit Anton Pointner (1894–1949) besetzt wird, während dieser Name dann im Stammbuch durchgestrichen und durch Willy Trenk-Trebitsch (1902–1983) ersetzt wird. D1 weist eine Vielzahl hs. Streichungen, Korrekturen und Einfügungen von Horváths Hand auf, die durchwegs in schwarzblauer Tinte gehalten sind und mit den Textänderungen im Soufflier- und Regiebuch nicht korrelieren. Bei einigen wenigen Korrekturen handelt es sich um orthografische Nachbesserungen, wie z.B. die Korrektur von „Kück“ zu „Küch“ (S. 7), die Streichung des doppelten „schon“ (S. 17) oder die Korrektur des (falschen) accent circonflexe zum accent grave bei „Hautcrême“ (S. 53). Andere Änderungen sind stilistischer Art wie zum Beispiel die Zusätze „gnädige Frau“ (S. 22) oder „Aussenseiter“ (S. 24). Die letzte Ergänzung wurde im Unterschied zum Großteil der anderen nicht in die Erstausgabe (D2) übernommen. Daneben existieren in D1 Eintragungen, die eindeutig nicht von Horváth stammen. Es handelt sich wahrscheinlich um zwei oder drei verschiedene Hände. Die Eintragungen mit grünem Buntstift sind minimal. Auf S. 22 ist eine Regieanweisung zu Marianne markiert, auf S. 51 eine Replik Havlitscheks, auf S. 104 eine Replik der Großmutter. Von größerem Umfang sind die Eintragungen mit Kopierstift. Auf S. 14 steht links neben der Zeile mit Havlitscheks Satz „Ein Gourmand“ das Wort „Gourmet“. Auf S. 17 wird mittels Nummerierung eine Umstellung von Sätzen in der Replik der gnädigen Frau vorgeschlagen. Die Fragezeichen, die am Ende des ersten Teiles sowie am Ende des ersten, zweiten und dritten Bildes des zweiten Teiles (vgl. S. 46, S. 51, S. 55 und S. 61) stehen, könnten sich bereits auf die drucktechnische Umsetzung beziehen; die briefliche Zusage des Ullstein Verlags zur Übernahme der Buchausgabe von Geschichten aus dem Wiener Wald erfolgte am gleichen Tag wie die Uraufführung des Stückes. Besonders interessant sind die Eintragungen fremder Hand auf S. 110 und 111, da sie mit Korrekturen Horváths in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Am Kopf von S. 111 steht „kürzer“. Tatsächlich sind dann etliche Zeilen der zum Teil darunter stehenden Replik Alfreds von Horváth gestrichen worden. Die Schrift (hier besonders die Fragezeichen) unterscheidet sich in Form und Dicke der Linienführung etwas von der oben erwähnten, wenn auch das Schreibmaterial dasselbe sein dürfte. Eine weitere Hand ist also nicht auszuschließen. Im Gegensatz zu den meisten seiner hs. Ergänzungen wurden die teils recht großen Streichungen Horváths (vgl. dazu neben den erwähnten die S. 108, S. 112 und S. 125; vgl. auch den Kommentar zu K2/E13) in der Erstausgabe nicht berücksichtigt. Insgesamt ergibt sich das Bild, dass es sich bei D1 um die letzte nachweisbare Bearbeitung des Textes nicht allein hinsichtlich der Uraufführung, sondern auch hinsichtlich der Erstausgabe handelt. Es wurde deshalb diese Fassung als Grundlage der Edition der Endfassung verwendet, alle Unterschiede gegenüber D2 wurden im kritischen Apparat verzeichnet – mit Ausnahme der Abwei-
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Chronologisches Verzeichnis
chungen in der s-Schreibung (in der Erstausgabe „ß“, im Stammbuch durchgängig „ss“), der Groß-/Kleinschreibung der Pronomen der zweiten Person Singular (in der Erstausgabe „du“, „dich“ etc., im Stammbuch „Du“, „Dich“ etc.) sowie in der Formatierung und Zeichensetzung der Regie- und Szenenanweisungen. Auch die Ersetzung des doppelten kurzen Bindestrichs des Stammbuchs durch einen (langen) Gedankenstrich in der Buchfassung wird im kritischen Apparat nicht nachgewiesen. Umlaute in Figurennamen, die im Stammbuch im Gegensatz zur Buchfassung als „ae“, „oe“ und „ue“ realisiert wurden, werden nur beim ersten Vorkommen vermerkt. Der Zeichenabstand zwischen den kurzen Bindestrichen wurde in TS12 stillschweigend getilgt, wie dies der Handhabung Horváths in den Typoskripten entspricht. Ein und zwei kurze Bindestriche wurden zu einem doppelten Bindestrich vereinheitlicht, drei oder mehr Bindestriche zu zwei doppelten Bindestrichen. Uneinheitliche Zeichenabstände zwischen Wörtern bzw. zwischen Wörtern und Satzzeichen wurden ebenfalls stillschweigend korrigiert. Die uneinheitliche Formatierung der Regie- und Szenenanweisungen wurde so belassen. Alle weiteren Eingriffe wurden im kritischen Apparat vermerkt. Einen genauen Textvergleich zwischen der Fassung in sieben Bildern (K4/TS24) und der Fassung in drei Teilen (TS12) bietet die Übersichtsgrafik Tab. 1 im Anhang dieses Bandes (vgl. S. 924–927). Horváth erweitert die Fassung in drei Teilen um acht Bilder auf insgesamt fünfzehn Bilder, wobei er teilweise Bilder spaltet, etwa das erste und das vierte Bild von K4/TS24, die in TS12 in zwei Bilder aufgeteilt werden. Andere Bilder werden von Horváth völlig neu konzipiert, so vor allem die Bilder des Mittelteils „Möbliertes Zimmer“ (vgl. TS7/A1–A4), „Kleines Café im zweiten Bezirk“ (vgl. TS3/ A1–A9), „Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen“ (vgl. TS4) und „Draussen in der Wachau“ (vgl. TS5/A1 und A2), aber auch das erste der beiden Wachau-Bilder des letzten Teiles. Mathilde wird in den Arbeiten zu K5 und in TS12 zu Valerie umbenannt (vgl. etwa K4/TS25/BS 38 h [11], Bl. 33, K5/E9, E11, E13 und TS11). Die Figur des Hierlinger Ferdinand erfährt eine wesentliche Aufwertung, während er in K4/TS24 nur in einem Nebensatz erwähnt wird (vgl. das Vorwort in diesem Band, S. 24–26). D2 = Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen (Exemplar in: ÖLA 27/94) Erstausgabe des Propyläen Verlags, Berlin 1931, broschiert, 144 Seiten TS13 = Endfassung mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen von Ödön Horváth“ (nicht gedruckt; Abweichungen von D2 zu D1 im kritischen Apparat von TS12 verzeichnet) Druck in: Horváth 1961, S. 51–115.
D3 = Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen (Exemplar in: ÖLA 27/W 7) Stammbuch des Georg Marton Verlags, Wien 1945, broschiert, 118 Seiten, hs. Eintragungen von fremder Hand mit Bleistift und violettem Buntstift, grüner Umschlag mit Aufschrift „Volkstheater eingerichtet“ TS14 = Endfassung mit Werktitel „Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen“ (nicht gedruckt; Grundschicht entspricht TS12)
Bei dem vorliegenden Stammbuch des Georg Marton Verlags, der Horváth in den späten dreißiger Jahren als Theaterautor übernahm, handelt es sich um die Strich-
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Endfassungen, emendiert
fassung der österreichischen Erstaufführung des Stückes am Wiener Volkstheater am 1. Dezember 1948 (vgl. das Vorwort zu diesem Band, S. 35). Das Stammbuch entspricht in der Grundschicht dem von Horváth hs. korrigierten Stammbuch des Arcadia Verlags von 1931, also der Fassung TS12. Aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Bedingungen im Österreich der frühen Nachkriegszeit erfolgte eine Fülle von Korrekturen und Streichungen in dem Stammbuch für die Erstaufführung, wobei diese in ihrer Ausrichtung nicht immer konsequent erscheinen, aber im Sinne einer „Entschärfung“ (Bartsch 2001, S. 150) das Stück für das österreichische Publikum (scheinbar) konsumierbarer machen wollten. Die Rezeption beim Publikum und in der Presse, die beide bereits anlässlich der Berliner Uraufführung 1931 verstört bis bestürzt reagiert hatten, zeigt jedoch, dass eine solche „Entschärfung“ nur bedingt möglich war (vgl. Bartsch 2001, S. 147–150 und das Vorwort zu diesem Band, S. 33–35).
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in sieben Bildern (Endfassung, emendiert) Die emendierte Endfassung der Fassung in sieben Bildern wurde auf der Grundlage der Gesamtfassung K4/TS24 erstellt. Unregelmäßigkeiten der Zeichenabstände, vor allem zwischen Figurennamen und Regieanweisung bzw. Figurennamen und Replik, aber auch zwischen einzelnen Wörtern, wurden korrigiert. Die häufig von Horváth verwendeten Abkürzungen der Figurennamen wurden durch deren vollständige Varianten ersetzt. Die emendierte Fassung folgt den Rechtschreibregeln der Entstehungszeit des Stückes (Duden 1929). Alle weiteren Normalisierungen finden sich in den Editionsprinzipien im Anhang dieses Bandes aufgelistet (vgl. S. 933f.).
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen (Endfassung, emendiert) Grundlage der emendierten Endfassung der Fassung in drei Teilen bildet die Stammbuch-Fassung des Arcadia Verlags (K5/D1), die als Ausgabe letzter Hand angesehen werden muss, da sie die spätesten Korrekturen Horváths enthält, welche noch während der Proben zur Uraufführung entstanden sind. Diese Korrekturen sind nur teilweise in die gedruckte Fassung des Stückes K5/D2 eingegangen (vgl. dazu den Kommentar zu K5/TS12). Die emendierte Fassung folgt den Rechtschreibregeln der Entstehungszeit des Stückes (Duden 1929). Alle weiteren Normalisierungen finden sich in den Editionsprinzipien im Anhang dieses Bandes aufgelistet (vgl. S. 933f.).
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Chronologisches Verzeichnis
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Simulationsgrafiken
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Simulationsgrafik zu VA2/TS1/A1–A10
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Simulationsgrafik zu VA2/TS1/A11–A22
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Simulationsgrafik zu VA2/TS2/A1–A10
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Simulationsgrafik zu VA2/TS2/A11–A18
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Simulationsgrafik zu K3/TS10/A1–A9
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Simulationsgrafik zu K4/TS4/A1–A8
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Simulationsgrafik zu K4/TS4/A9–A16
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Simulationsgrafik zu K4/TS4/A17–A22
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A1–A15
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A16–A30
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A16–A30 (Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A31–A44
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A31–A44 (Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K4/TS7/A45–A48
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Simulationsgrafik zu K4/TS13/A1–A11
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Simulationsgrafik zu K4/TS13/A12–A18
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Simulationsgrafik zu K4/TS18/A1–A6
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Simulationsgrafik zu K4/TS19/A1–A15
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Simulationsgrafik zu K4/TS19/A1–A15 (Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K4/TS20/A1–A12
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Simulationsgrafik zu K4/TS20/A13–A15
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Simulationsgrafik zu K4/TS22/A1–A12
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Simulationsgrafik zu K4/TS22/A13–A18
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Simulationsgrafik zu K5/TS3/A1–A9
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Simulationsgrafik zu K5/TS7/A1–A4
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Übersichtsgrafik
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Tab1: Textvergleich K4/TS24 und K5/TS12
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Tab1: Textvergleich K4/TS24 und K5/TS12
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Tab1: Textvergleich K4/TS24 und K5/TS12
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Tab1: Textvergleich K4/TS24 und K5/TS12
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Anhang
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Editionsprinzipien
Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (teilweise als Leihgabe der Wienbibliothek im Rathaus). Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge.
1 Textteil 1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert.
1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies der Ermöglichung einer vergleichenden Lektüre dient. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt:
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Editionsprinzipien
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Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; text|text|. Unlesbare Wörter erscheinen als { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. Unterstreichungen erscheinen als: text, text. Deutlich von einem Wort abgesetzte Punkte werden entsprechend dargestellt: text . Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: . Von Horváth zur Markierung verwendete An- und Durchstreichungen werden individuell angepasst wiedergegeben. Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben. Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in grau 50 %: text. Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer lesbarer Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in grau 50 %: text.
1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich um Fassungen oft im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: x
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Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl (im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen differenziert nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben – z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift) erfolgt im chronologischen Verzeichnis. Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im chronologischen Verzeichnis beschrieben.
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Editionsprinzipien
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Textausarbeitungen, die linear in eine Fassung nicht sinnvoll integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben.
Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisungen nur dann, wenn sie vom Autor grafisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Von Horváth hs. fallweise anstelle von (runden Klammern) gesetzte [eckige Klammern] werden als runde Klammern wiedergegeben. Autortext erscheint in Times New Roman 12 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashes in Helvetica 9 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unlesbare Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch 얍 angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B
N
1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:, gestrichen:, gemeint ist:). Autortext erscheint in Times New Roman 10 pt, Herausgebertext in Helvetica 9 pt. In der Endfassung in sieben Bildern K5/TS12 werden darüber hinaus im kritisch-genetischen Apparat auch die Abweichungen der Buchfassung im Propyläen Verlag (D2) gegenüber der Stammbuchfassung des Arcadia Verlags (D1) vermerkt, welche die Grundlage für K5/TS12 bildet.
1.2 Emendierte Endfassungen (Normierter Lesetext) Was die Gestalt der Endfassungen betrifft, werfen die bisherigen Leseausgaben Horváths zahlreiche Fragen auf. Um den Benutzern der Wiener Ausgabe einen einheitlich normierten Lesetext zu bieten, erscheinen die Endfassungen der Texte zusätz-
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Editionsprinzipien
lich in emendierter Form. Die Basis der Emendation bieten die zeitgenössischen Rechtschreibregeln (Duden 1929). Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich Abweichungen vor allem in folgenden Punkten: x
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Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt (mit Ausnahme des Doppel-s im Format Figurennamen, z.B. G ROSSMUTTER ). Die Interjektionen, bei Horváth oft: „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. Falschschreibung von Fremdwörtern wird korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Werden bereits zu Horváths Lebzeiten gemäß zeitgenössischer Rechtschreibkonvention veraltete Fremdwortschreibungen verwendet (z.B. „Affaire“, „Couvert“), so wird die Schreibung Horváths beibehalten. Fehlende Accents werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch in „usw.“ etc. Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. Die groß geschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Ebenfalls groß bleiben persönliche Anreden in Zitaten innerhalb von Figurenreden (z.B. in von Figuren vorgelesenen Briefen, Schildern etc.). Kleinschreibung am Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in als- und wie-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ Grammatikalische Fehler werden nur so weit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. Figurennamen erscheinen in Kapitälchen (auch in Regie- und Szenenanweisungen). Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.
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2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestands und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimeter, Angabe über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen fremder Hand Der Beschreibung des Textträgers folgt eine Auflistung und formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet und kommentiert. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt. Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile/sieben Bilder/etc.) und/oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt.
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Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Im Falle des Vorliegens mehrerer Vorarbeiten werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene, …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einziges Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: x
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x
Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderung wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). Skizze: Punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet. Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten.
Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel, …) reicht und (anders als der Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat. Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der
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Editionsprinzipien
Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustands (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Endfassung Der Begriff Endfassung bezeichnet eine Fassung, in der sich aus Autorensicht eine endgültige Textgestalt repräsentiert. Durch spätere Wiederaufnahme der Arbeit können innerhalb einer Werkgenese mehrere Endfassungen (meist auch als Abschluss einzelner Konzeptionen) vorliegen. Stammbuch Mit dem Begriff Stammbuch bezeichneten Horváths Theaterverlage in kleiner Auflage hergestellte Drucke, die nicht für den allgemeinen Verkauf, sondern für den Gebrauch an Theatern bestimmt waren. Oft tragen solche Stammbücher den Aufdruck: „Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt“ sowie den meist handschriftlich notierten Vermerk „ST“ (für „Stammbuch“). Mit diesen Anmerkungen wurde der für die jeweilige Aufführung autorisierte Text gekennzeichnet. Vorarbeiten und Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von TS und E erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.
2.2 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinander stehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert. Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten
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Editionsprinzipien
auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art schreibt sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes durch. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die anschließenden Blätter 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.
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Editionsprinzipien
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Siglen und Abkürzungen
Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman
Autortext
Helvetica
Herausgebertext, im Autortext unter Backslashes
Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text
getilgtes Zeichen, getilgter Text. Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt
tä|e|xt
überschriebenes und ersetzendes Zeichen
text|text|
überschriebener und ersetzender Text
text, text
unterstrichener Text
text
unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt
[text]
eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text oder Ziffer; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
Times New Roman, 50 % grau
Eintragung fremder Hand, Berliner Bearbeitung
Times New Roman, 50 % grau
aktuell nicht relevanter Text
\E1\
grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Entwürfe
Lineare Konstitutionen (Fassungen) B
textN, B N
Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber
얍
Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte eingerückt, grau hinterlegt; Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
\Abbruch der Bearbeitung\
Herausgebertext im Autortext
\Textverlust\
940
Siglen und Abkürzungen
Kritisch-genetischer Apparat text\e/
nachträglich eingefügtes Zeichen
\text/
nachträglich eingefügter Text
text[e]
getilgtes Zeichen
[text]
getilgter Text
t[ä]|e|xt
getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung
[text] |text|
getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung
[text]|text|
überschriebener Text
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
[text]
rückgängig gemachte Tilgung
text
mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text
!text"!text"
durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegenseitig ausgetauschter Text
text f text [text]f x
Text von bis Textverschiebung
x
neuer Textanschluss
text2 text1
vom Autor geänderte Wort- oder Satzfolge
(1), (2) …
Variantenfolge
gestrichen: gemeint ist: Eintragung von fremder Hand: eingefügt verweist auf K3/TS7 fehlt in D2
irrrrorrrrp
korrigiert aus:
Herausgeberkommentare in Helvetica 9 pt.
Signaturen ÖLA
(vormals: Österreichisches) Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
BS
Berliner Signatur
IN
Inventarnummer
IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 1
Signatur Wienbibliothek im Rathaus, Wien
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9
Signatur Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
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Siglen und Abkürzungen
Abkürzungen K H T TS A E Bl. Pag. hs. masch. fragm. r v o. BS
Konzeption Handschrift Typoskript Textstufe Ansatz Entwurf Blatt Pagina (vom Autor eingefügt) handschriftlich maschinenschriftlich fragmentarisch recto (Vorderseite) verso (Rückseite) ohne Berliner Signatur
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Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis GW GWA GA
Horváth 1931 Horváth 1961 Horváth 1976 Horváth 1979
Horváth 2000 Horváth 2009 Horváth 2010 KW
KW 15 KW 16 WA
WA 4
WA 6
WA 8
WA 9
WA 10
Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Dieter Hildebrandt/Walter Huder/Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970–71. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 8 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt. 2., verbesserte Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1978. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988. (= Gedenkausgabe anlässlich des 50. Todestages, Abdruck von Texten und genetischem Material aus den Gesammelten Werken und Bibliothek Suhrkamp-Bänden; der 5. Band mit Skizzen, Fragmenten und einem Gesamtkommentar ist nicht erschienen) Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen. Berlin: Propyläen 1931. Ödön von Horváth: Stücke. Hg. v. Traugott Krischke. Mit einem Nachwort von Ulrich Becher. Reinbek: Rowohlt 1961. (= Rowohlt-Paperback, Bd. 3) Ödön von Horváth. Ein Lesebuch. Hg. v. Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1976. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Hg. und mit einem Nachwort von Traugott Krischke. Erweiterte Neuausgabe. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979. (= Bibliothek Suhrkamp, Bd. 247) [darin auch enthalten: Peter Handke: Totenstille beim Heurigen] Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Erläuterungen und Dokumente. Hg. v. Christine Schmidjell. Stuttgart: Reclam 2000. Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück. Hg. v. Klaus Kastberger und Nicole Streitler. Stuttgart: Reclam 2009. Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott. Erläuterungen und Dokumente. Hg. v. Christine Schmidjell. Stuttgart: Reclam 2000. Ödön von Horváth: Kommentierte Werkausgabe in 14 Einzelbänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985–88. Ödön von Horváth: Himmelwärts und andere Prosa aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001. Ödön von Horváth: Ein Fräulein wird verkauft und andere Stücke aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005. Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Historisch-kritische Edition am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Hg. v. Klaus Kastberger. Berlin: de Gruyter 2009ff. Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2009. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 4) Ödön von Horváth: Eine Unbekannte aus der Seine. Hin und her. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2012. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 6) Ödön von Horváth: Figaro läßt sich scheiden. Hg. v. Nicole Streitler unter Mitarbeit von Andreas Ehrenreich und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2011. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 8) Ödön von Horváth: Don Juan kommt aus dem Krieg. Hg. v. Nicole Streitler unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2010. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 9) Ödön von Horváth: Der jüngste Tag. Ein Dorf ohne Männer. Hg. v. Nicole Streitler und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2011. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 10)
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Literaturverzeichnis
WA 14
WA 15
WA 16
Ödön von Horváth: Der ewige Spießer. Hg. v. Klaus Kastberger und Kerstin Reimann unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2010. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 14 [2 Teilbände]) Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2013. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 15) Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit. Hg. v. Nicole Streitler-Kastberger unter Mitarbeit von Sabine Edith Braun und Martin Vejvar. Berlin: de Gruyter 2014. (= Wiener Ausgabe sämtlicher Werke, Bd. 16)
Anonym: Ödön von Horváth in Wien. Gespräch mit dem Verfasser von Italienische Nacht. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 5.7.1931. Anonym: „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Oedön Horwath. Erstaufführung im Berliner Deutschen Theater. In: Neue Freie Presse (Wien), 3.11.1931 (Abendausgabe). Bab, Julius: „Italienische Nacht“. Theater am Schiffbauerdamm. In: Berliner Volkszeitung, 21.3.1931. Bab, Julius: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Deutsches Theater. In: Berliner Volks-Zeitung, 4.11.1931 (Morgenausgabe). Bab, [Julius]: Oedón Horvath: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Dramaturgische Blätter der Volksbühne (Berlin), 8. Jg. (1931), Nr. 6, Dezember 1931, S. 67. Barndt, Kerstin: Sentiment und Sachlichkeit. Der Roman der Neuen Frau in der Weimarer Republik. Köln [u.a.]: Böhlau 2003. (= Literatur – Kultur – Geschlecht, Studien zur Literaturgeschichte, Große Reihe, Bd. 19) Bartsch, Kurt: Frühe Horváth-Aufführungen in Österreich nach 1945. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth: Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 140–154. Bossinade, Johanna: Inzestuöse Paare in Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth: Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 74–86. Brodbeck, Albert: Berliner Theater. In: Die Volksbühne. Zeitschrift für soziale Theaterpolitik und Kunstpflege (Berlin), 6. Jg. (1931), Nr. 9, Dezember 1931, S. 378–380. Decsey, Ernst: Geschichten aus dem Berliner Wald. Und Kitschlügen um Österreich. In: Neues Wiener Tagblatt, 8.11.1931. Dillmann, Michael: Heinz Hilpert. Leben und Werk. Berlin: Akademie der Künste/Edition Hentrich 1990. Engelbrecht, Hugo: Berliner Theater. In: Wiener Zeitung, 7.11.1931. Fechter, Paul: Ödön von Horváth: „Geschichten aus dem Wiener Wald“. In: Deutsche Allgemeine Zeitung (Berlin), 4.11.1931. Fetz, Bernhard (Hg.): Wien–Berlin. Mit einem Dossier zu Stefan Großmann. Wien: Zsolnay 2001. (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 7) Feuchtmüller, Rupert: Der Wiener Stephansdom. Wien: Dom-Verlag 1978. Gartner, Erwin: „Es wimmelt von Lustmördern – –“ Schlachten und Schneiden bei Ödön von Horváth. In: Klaus Kastberger/Nicole Streitler (Hg.): Vampir und Engel. Zur Genese und Funktion der Fräulein-Figur im Werk Ödön von Horváths. Wien: Praesens 2006, S. 43–53. Gruber, Reinhard H.: Der Wiener Stephansdom. Porträt eines Wahrzeichens. Innsbruck/Wien: Tyrolia 2011. Haag, Ingrid: Fassaden-Dramaturgie. Beschreibung einer theatralischen Form. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1995. (= Literarhistorische Untersuchungen, Bd. 26) Hilpert, Heinz: Statement. In: Traugott Krischke (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970, S. 34. Jacobs, Monty: Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Vossische Zeitung (Berlin), 3.11.1931. Kastberger, Klaus: Revisionen im Wiener Wald. Horváths Stück aus werkgenetischer Sicht. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth: Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 108–130.
944
Literaturverzeichnis
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945
Literaturverzeichnis
946
Inhalt (detailliert)
Inhalt (detailliert)
Band 1 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorarbeit 1: Frühe Schönheiten: Die Schönheit von Fulda / Elisabeth, die Schönheit von Thüringen . . . . . . . . . . Figurenliste, Strukturplan (VA1/E1–E2) . . . . . . . . . Werkverzeichnis in vier Teilen (VA1/E3) . . . . . . . . Exposé (VA1/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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39 40 42 44
Vorarbeit 2: Ein Fräulein wird verkauft . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Replik, Dialogskizze (VA2/E1–E4) . . . Dialogskizzen, Replik (VA2/E5–E7) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A1) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A2) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A4) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A9) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A11) . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (VA2/TS1/A16) . Dialogskizzen (VA2/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (VA2/TS2/A1) . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (VA2/TS2/A6) . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (VA2/TS2/A16) Fragmentarische Gesamtfassung (VA2/TS3) . . . . . . . . .
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47 48 50 52 53 55 57 60 64 68 70 74 78 86
Konzeption 1: Die Schönheit aus der Schellingstrasse . . . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern (K1/E1–E3) . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E4) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E5) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben Bildern und zwei Teilen (K1/E6–E7) . . . Strukturplan in drei Teilen (K1/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen zum 1. Bild des I. Teiles (K1/E9) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K1/TS1) . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E10) . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in drei Akten und sieben Bildern (K1/E11, E13) . . Strukturplan in drei Teilen und dreizehn Bildern (K1/E12) . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E14) . . . . . . . . . . . . . Figurenliste zum 1. Bild „Wald“ (K1/E15) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern, Dialogskizze (K1/E16–E17) . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E18) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen und Notizen (K1/E19) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E20) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan, Dialogskizze (K1/E21–E22) . . . . . . . . . . . . . Notizen zur Figur Oskar (K1/E23) . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Strukturpläne in sieben Bildern (K1/E24–E26) . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K1/TS2) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. und 2. Bildes (K1/TS3) . . . . . Fragmentarische Fassung der „Agnes-Schminke-Szene“ (K1/TS4)
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947
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Inhalt (detailliert)
Dialogskizze zum 2. Bild „Wald. Weiher“ (K1/E27) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung der „Szene zwischen Alfred und Agnes“ (K1/TS5) . . Fragmentarische Fassung des 3. Bildes (K1/TS6) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K1/TS7) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 3. bzw. 4. Bild, Strukturplan in sieben Bildern (K1/E28–E29)
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148 150 153 156 160
Konzeption 2: Geschichten aus dem Wiener Wald – Früher Zauberkönig . . . Strukturpläne in drei und sieben Bildern, Notizen zum 1. Bild (K2/E1–E3) Figurenliste, Strukturplan in neun Bildern (K2/E4, E10) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K2/TS1) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen und zehn Bildern (K2/E5) . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen und acht Bildern (K2/E6) . . . . . . . . . . . Strukturplan in acht Bildern (K2/E7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K2/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen und neun Bildern (K2/E9) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K2/TS2) . . . . . . . . . . . . . . Replik zum sechsten Bild, Dialogskizzen zum 7. Bild (K2/E11–E12) . . . . Dialogskizzen zum sechsten Bild des dritten Teiles (K2/E13) . . . . . . . Dialogskizzen zum siebenten Bild (K2/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum siebenten Bild (K2/E15) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K2/TS3) . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 7. Bildes (K2/TS4) . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze zum 7. Bild (K2/E16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K2/E17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 6. Bildes (K2/TS5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des ersten Bildes (K2/TS6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des I. Bildes (K2/TS7) . . . . . . . . . . . . . .
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163 164 166 168 170 172 174 176 178 180 184 186 188 190 193 194 196 198 200 202 210
Konzeption 3: Geschichten aus dem Wiener Wald – Hofrat . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K3/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan, Strukturplan in drei Szenen (K3/E2–E3) . . . . . . Konfigurationsplan zum VI. Bild, Dialogskizze zum VII. Bild (K3/E4–E5) Konfigurationsplan zum 6. Bild, Dialogskizze zum 7. Bild (K3/E6–E7) . . Strukturplan in sieben Bildern (K3/E8) . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen, Konfigurationspläne und Dialogskizze (K3/E9–E12) . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS1) . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne und Dialogskizzen, Strukturplan (K3/E13–E15) . . . Fassung des ersten Bildes (K3/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste und Bühnenskizzen (K3/E16) . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS3) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS4) . . . . . . . . . . . . . Fassung des vierten Bildes (K3/TS5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K3/TS6) . . . . . . . . . . . . . Fassung des fünften Bildes (K3/TS7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes (K3/TS8) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS9) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K3/TS10/A1) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K3/TS10/A4) . . . . . . . . Fassung des ersten Bildes (K3/TS10/A9) . . . . . . . . . . . . . . . . .
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211 212 214 216 218 220 222 225 226 229 244 246 256 259 264 265 273 281 285 287 291
Konzeption 4: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in sieben Bildern Notizen und Konfigurationspläne (K4/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen, Bühnenskizze, Konfigurationspläne (K4/E2–E5) . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Figurenliste, Dialogskizzen (K4/E6–E10) . . . . . . . . . . Konfigurationsplan zum ersten Bild (K4/E11) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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301 302 304 306 308
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Inhalt (detailliert)
Bühnenskizze, Konfigurationsplan und Dialogskizzen (K4/E12) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . . . Notiz (K4/E13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K4/TS4/A1) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K4/TS4/A8) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des ersten Bildes (K4/TS4/A13) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern und drei Teilen (K4/E14) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A1) . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 2. Bild (K4/E15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K4/E16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notiz, Dialogskizze und Konfigurationsplan zum II. Bild (K4/E17–E18) . . . . . . Konfigurationsplan, Repliken und Dialogskizzen (K4/E19) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS5) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS6) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A2) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A8) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A16) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A22) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A30) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des zweiten Bildes (K4/TS7/A43) . . . . . . . . . . . . Notizen, Dialogskizze (K4/E20–E21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Besetzungsliste, Werkverzeichnis (K4/E22–E24) . . . . . . . Figurenliste, Werkverzeichnisse (K4/E25–E27) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K4/TS13/A1) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K4/TS13/A4) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K4/TS13/A8) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K4/TS13/A11) . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des dritten Bildes (K4/TS13/A12) . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Repliken, Dialogskizze (K4/E28–E30) . . . . . . . . . . . . Notizen, Dialogskizzen und Konfigurationsplan zum IV. Bild (K4/E31) . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS14) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K4/TS15) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bildtitel zum 5. Bild, Figurenliste zum 4. Bild (K4/E32–E33) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des Bildes „Stille Strasse“ (K4/TS16) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS17) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des vierten Bildes (K4/TS18/A1) . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan und Dialogskizze zum vierten Bild (K4/E34) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS18/A2) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des vierten Bildes (K4/TS18/A3) . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan zum 5. Bild (K4/E35) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des fünften Bildes (K4/TS19/A1) . . . . . . . . . . . . Konfigurationspläne, Figurenliste (K4/E36–E38) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Szenenanweisung, Konfigurationsplan, Dialogskizze (K4/E39–E41) . . . . . . . . Konfigurationsplan mit Dialogskizzen, Replik (K4/E42–E43) . . . . . . . . . . . Szenenanweisung, Repliken (K4/E44–E45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des sechsten Bildes (K4/TS20/A1) . . . . . . . . . . . Strukturplan (K4/E46) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS21) . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des siebenten Bildes (K4/TS22/A1) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS22/A7) . . . . . . . . . . . . . . . Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück – Gesamtfassung in sieben Bildern (K4/TS24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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310 313 314 315 316 318 320 324 328 331 332 334 336 338 341 342 343 346 349 353 359 367 380 382 384 387 389 391 393 396 398 400 402 403 404 406 407 408 410 412 416 420 423 428 430 432 434 436 440 442 443 444
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448
Inhalt (detailliert)
Band 2 Lesetext
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Konzeption 5: Geschichten aus dem Wiener Wald – Zauberkönig in drei Teilen Strukturplan in sechs Bildern (K5/E1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 4. Bildes (K5/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben und vier Bildern, Dialogskizzen (K5/E2–E6) . . . . Dialogskizzen zum 4. Bild des II. Teiles (K5/E7) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 2. Bildes des zweiten Teiles (K5/TS2) . . . . . Fragmentarische Fassung des Bildes „Cafehaus“ (K5/TS3/A1) . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des II. Bildes (K5/TS3/A2) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des II. Bildes (K5/TS3/A7) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des III. Bildes (K5/TS4) . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 3. und 4. Bildes (K5/TS5/A1) . . . . . . . . . Fassung und fragm. Fassung des IV. Bildes (K5/TS5/A2) . . . . . . . . . . . Fassung des 1. Bildes des dritten Teiles (K5/TS6) . . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan und Dialogskizze zum 1. Bild des dritten Teiles (K5/E8) Notizen und Replik zum 3. Bild des III. Teiles (K5/E9) . . . . . . . . . . . Dialogskizzen zum 4. Bild des III. Teiles (K5/E10) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Figurenliste (K5/E11–E13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K5/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS7/A3) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS7/A4) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS3/A9) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS8) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS9) . . . . . . . . . . . . . . . Fragm. Fassung des II. Bildes „Draussen in der Wachau“ (K5/TS10) . . . . . Notiz und Dialogskizze (K5/E15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des III. Bildes (K5/TS11) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen (K5/E16–E17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besetzungsliste, Schauspielerliste (K5/E18–E19) . . . . . . . . . . . . . . . Bühnenskizze (K5/E20) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Replik zum 3. Bild (K5/E21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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509 510 513 514 516 518 519 522 527 531 535 539 543 546 548 550 552 554 556 559 560 561 562 564 566 569 570 572 574 576
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück – Endfassung in drei Teilen (K5/TS12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
578
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück (Gesamtfassung in sieben Bildern, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
651
Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück (Gesamtfassung in drei Teilen, emendiert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
703
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
763
Chronologisches Verzeichnis Vorarbeit 1 . . . . . . . Vorarbeit 2 . . . . . . . Konzeption 1 . . . . . . Konzeption 2 . . . . . . Konzeption 3 . . . . . . Konzeption 4 . . . . . . Konzeption 5 . . . . . . Endfassungen, emendiert
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765 765 768 779 792 801 814 868 891
Inhalt (detailliert)
Simulationsgrafiken VA2/TS1/A1–A22 . VA2/TS2/A1–A18 . K3/TS10/A1–A9 . K4/TS4/A1–A22 . K4/TS7/A1–A48 . K4/TS13/A1–A18 . K4/TS18/A1–A6 . K4/TS19/A1–A15 . K4/TS20/A1–A15 . K4/TS22/A1–A18 . K5/TS3/A1–A9 . . K5/TS7/A1–A4 . .
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893 894 896 898 899 903 910 913 914 916 918 920 921
Übersichtsgrafik Tab1: Textvergleich K4/TS24 und K5/TS12 . . . . . . . . . . . . . . . . .
923
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
929
Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Genetisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1 1.1 1.1.2 Lineare Textkonstitution (Fassungen) . . . . . . . . 1 1.1 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Emendierte Endfassungen (Normierter Lesetext) . . . . . . 2 Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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931 931 931 931 932 933 933 935 935 937
Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
940
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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951
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